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Full text of "Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin"

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ZEITSCHRIFT 

DER 

GESELLSCHAFT 
FÜR  ERDKUNDE 
ZU  BERLIN 

Gesellschaft  für  Erdkunde  zu 

Berlin 


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WHITNEY  LIBRARY, 


HARVARD  UNIVERSITY. 


THE  GIFT  OF 

J.  D.  WHITNEY, 

Sturgis  üooptr  Profrtnor 

IN  TIIK 

MUSEUM  OP  OOMPABATIVE  ZOÖLOGY. 


mii.  COMP.  MH, 


ZEITSCHRIFT 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 


ZU  BERLIN* 


FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 


IM    AUF  I  K 


Prof.  Dr.  W.  KONER. 


FÜNFZEHNTER  BAND. 


SANDLINGEN  DER  GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 


BERLIN, 

VERLAG  VON  DIKTRICII  REIMER. 


Der  sechzehnte  Band  der  Zeitschrift  der  Gesellschaft 
für  Erdkunde  erscheint  1881  in  zweimonatlichen  Heften  von  ca. 
5  Bogen  mit  Beigabe  von  Karten  und  Abbildungen  und  ausserdem 
mit  der  Gratisbeilage:  „Verhandlungen  der  Gesellschaft  für  Erd- 
kunde. 10  Nrn."-  Der  Preis  des  Bandes  von  6  Heften  nebst  Gratis- 
beilage ist  13  Mark.  Die  „Verhandlungen"  sind  auch  allein 
zum  Preise  von  4  Mark  zu  beziehen. 

l»ie  Hämlo  1 -IV  (1KÜ6— 1S69)  sind  zum  Preise  von  8  Mark, 
der  V — VIII.  Baml  (1S70 — 1S7Ö)  zum  Preise  von  10  Mark  und  der 
IX— XV.  Band  1S80)  zum  Preise  von  13  Mark  pro  Baml. 

complet  geheftet,  ebenso  die  Verhandlungen  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde,  1874  —  1880,  complet  geheftet,  zum  Preise  von  l  Mark 
pro  Band  zu  haben. 


Preis-Ermässigung. 

Die  Bände  1— VI  und  neue  Folpe  I-X1X  der  Zeitschrift  für 
allgemeine  Erdkunde  (1853— 1S65)  sind 

zusammengenommen  zum  Preise  von  3  Mark  und  einzeln 
zum  Preise  von  4  Mark  pro  Band 

zu  beziehen. 

Berlin,  im  Januar  IsSl. 

SW.  AnkaltM  i  M(N  >o.  l'J. 

Die  Verlägshandlung  von 

Dietrich  Reimer 

(Keim er  «Sc  JLoelcr. 


ZEITSCHRIFT 


DER 


GESELLSCHAFT  FÜR  ERDKUNDE 


ZU  BERLIN. 


ALS  FORTSETZUNG  DER  ZEITSCHRIFT  FÜR  ALLGEMEINE  ERDKUNDE 

IM   AUFTRAGE  DER  GESELLSCHAFT 

HERAUSGEGEBEN 
VON 

Prof.  Dr.  W.  KOKER. 


FÜNFZEHNTER  BAND. 

MIT  VII  KARTEN. 


BERLIN, 

VERLAG  VON  DIETRICH  REIMER. 

*  1880. 


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Inhalt  des  fünfzehnten  Bandes. 


Aufsätze. 

(Für  den  Inhalt  ihrer  Aufsätze  sind  die  Verfasser  allein  verantwortlich.) 

Seite 

1.  Tasmanien.    Von  Dr.  Emil  Jung   1 

II.  Ueber  die  Col limbischen  National-Territorieu  ._,  _  ,  .   ,   ,  27 

III.  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary,  geführt 

auf  «einer  Reiae  von  Tripolis  nach  Ghftt  nnd  Air   54 

IV.  Vorläufige  Bemerkung  zu  Schweinfnrth's  Karte  vom  Fayüm. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  I)   80 

V.  West- Madagaskar.     Reiseskizzen  von  J.  M.  Hildebrandt. 

(Hieran  eine  Karte.  Taf.  II)   81 

VI.  Officielle  Bevölkerungsziffern  aus  der  asiatischen  Türkei.  Mit- 
geteilt von  Dr.  A.  D.  Mordttnann  132 

VII.  Die  Oase  Djofra.   Von  Gerhard  Rohlfs.   (Hierzu  eine  Karte-, 

Taf.  IH)  137 

VIII.    Bemerkungen    zu    der  neuen   Karte   des  Fayuni.     Von  Dr.  O. 

Schwei  nfurth  152 

IX.  Eine  Thalspalte.    Von  G.  Härtung  161 

X.  Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.    Von  K.  Himly  .  .  .  182 
XI.  Dgg  Wajdggbiet  des  oberen  Rio  Uruguay  in  der  brasilianischen 
Provinz fllfl  lVdro  do  Rio  Grande  do  Snl.  Von  Max  Beschoren. 

(Hierzu  eine  Karte  nnd  Profil,  Taf.  IV)  195 

XII.  Aufnahme  der  Flüsse  I'arannpura  und  Cahuapanas  im  Depait.i 
mento  de  Amazonas  der  Republik  Porti.  Von  Arthur  Werthe- 
mann.    (Hierzu  eine  Karte,  Taf.  V)  210 

XIII.  Neue  Nachrichten  aus  Australien.    Von  Henry  Greffrath   .  220 

XIV.  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary,  geführt 

auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghut  und  Air.    (Fortsetzung)  2'J7 
XV.  Deutsche  Aufnahmen  in  Angola.     Von  Richard  Kiepert 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  VI)  241 

XVI.  Über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen.  Von 

Dr.  (>.  F.  v.  Mollendorff  249 


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T  V 
1  V 

T„l,.,|, 

In  Malt. 

XVII. 

AusHug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar.  Von  J.M.Hilde- 

Sc  1 1<? 

263 

XVIII. 

Einiges  über  das  Si  Tu  Sinti  Tao  Ki.  (Forts.)  Von  K  Himly. 

287 

XIX. 

Die  Verteilung  der  Bevölkerung:  auf  den  britischen  Inseln.  Von 

299 

XX. 

Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Hary,  geführt 

auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghat  und  Air.  (Fortsetzung) 

315 

XXI. 

Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary,  geführt 

auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghftt  und  Air.    (Schhiss)  . 

393 

XXII. 

Das  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gebiet.    Von  Dr. 

421 

Litteratur. 

Cebertiehi  dur  vom  Novembef  1879  bis  dahin  1ÖSÜ  auf  dum  Gebiete 

der  Geographie  erschieneneu  Werke,  Aufsätze,  Karten  und  Pläne 
Von  W.  Koner  446 

Karten. 

Taf.  I.  Originalkarte  des  Fayüm,  nach  der  von  Rousseau  -Bey  im  Jahre 
1871  voranstalteten  trigonometrischen  Aufnahme  entworfen  und  ge- 
zeichnet von  G.  Schweinfurth. 

-  .,  II.  Skizze  einer  Route  im  westlichen  Madagaskar  von  J.  M.  Hildo- 
br  andt. 

„  III.  Oase  Djofra.  Mit  Benutzung  topographischer  Skizzen  von  G.  Ro  h  1  (a 
bearbeitet  von  Dr.  A.  Strecker. 

„  IV.  Karte  des  oberen  Rio  Uruguay  mit  den  angrenzenden  Teilen  der 
Municipien  Passo  Fundo,  Palmeira  and  Sto  Angelo,  Provinz  Rio 
Grande  do  Sul.    Von  Max  Besch  oren.    Maasstab  1:800,000. 

„  V.  Departamento  Fluvial  von  Peru.  Aufgenommen  von  A.  Werthe- 
raann. Maasstab  1:600,000. 
•  „  VI.  Deutsche  Aufnahmen  in  Angola.  Dr.  H.  von  Barth's  Reise  1876 
im  Gebiete  des  Bengo  und  Lucalla,  und  Ingenieur  O.  Schütt's  Auf- 
nahmen am  unteren  Quanza  1877 — 79;  gezeichnet  von  Richard 
Kiepert.    Maasstab  1:600,000. 

„  VII.  West -Abhang  des  Amber -Gebirges  auf  Madagaskar.  Von  J.  M. 
H  i  Idebrandt. 


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I. 

Tasmanien. 

Von  Dr.  Emil  Jung,  ehem.  Inspector  der  Schulen  Südaustralicns. 


Obschon  diese  schone  schildförmige  Insel  zu  dem  am  frühesten 
entdeckten  Theil  des  australischen  Kolonialbesitzes  Englands  und 
vielleicht  dem  fruchtbarsten  gehört,  so  hat  sie  sich  doch  nie  zu 
der  Prosperität  und  kommerziellen  Bedeutung  emporzuheben  ver- 
mocht, welche  die  gunstigen  Vorbedingungen  seines  Bodens  und 
seines  Klimas  erwarten  Hessen.  Bei  grossem  Wasserreichthum 
und  üppiger  Fruchtbarkeit  ist  Tasmanien  weit  hinter  den  viel 
ärmeren  Nachbarn  auf  dem  Festlande  zurückgeblieben;  die  selbst- 
ständige Energie  seiner  Bewohner  hat  es  nicht  vermocht,  die 
Kolonie  in  gedeihlichem  Fortschritt  zu  erhalten,  sobald  der  be- 
fruchtende Strom  überreich  fliessenden,  englischen  Geldes  und 
billigster  Sträflingsarbeit  zu  versiegen  anfing.  Noch  mehr  als 
Westaustralien  verdankt  es  seine  Ansiedelung  diesem  Sträflings- 
element;  wie  jenes  datirt  es  den  Rückgang  seines  Wohlstandes  von 
dem  Moment,  in  dem  England  dem  Drangen  der  eigenen  Bewohner 
willfahrte  und  die  Insel  der  Schmach  enthob,  eine  Ablagerungs- 
stätte für  den  Auswurf  der  britischen  Gesellschaft  zu  bilden. 

1.  Geschichte. 

Die  Entdeckung  der  Insel  verdanken  wir  dem,  um  Australien 
überhaupt  hochverdienten,  Tasman.  Er  segelte  am  14.  August  1642 
von  Batavia  ab  mit  zwei  Schiffen:  „Hermskirku  und  „Zeehan", 
sah  die  Küsten  am  24.  November  desselben  Jahres  und  liess  seine 
Anker  am  1.  December  in  der  Frederick  Hendrik  Bai  fallen. 
Nach  seinem  Auftraggeber,  dem  Generalgouverneur  von  Holländisch- 
Ostindien  in  Batavia,  Anton  van  Diemen,  benannte  er  die  neue 
Entdeckung,  und  dieser  Name  blieb  länger  als  zwei  Jahrhunderte 
in  Geltung  und  ist  auch  heut  noch  nicht  völlig  von  dem  neuen 
verdrängt.  Im  Jahre  1856  entledigte  sich  die  Kolonie  durch 
förmlichen  Parlamentsbeschluss  eines  Namens,  der  weder  in 
Australien  noch  in  Europa  einen  guten  Klang  hatte,  und  nannte 
sich  von  da  ab  nach  ihrem  ersten  Entdecker. 

Z*it*chr.  d.  Gcfellach.  f.  Krdk.   M,  XV.  1 


2 


Emil  Jung: 


Nach  Ta8man  wurde  das  Land  für  mehr  als  hundert  Jahre 
nicht  wieder  besucht.  Der  Franzose  Marion  landete  1772  an  dem 
kahlen  Strande  der  Frederick  Hendrick  Bai,  um  Holz  und  Wasser 
einzunehmen.  '  Er  fand  keins  von  beiden;  seine  Leute  wurden 
von  den  wilden  Eingeborenen  angegriffen  und  zurückgetrieben,  und 
er  schied  mit  einer  sehr  ungünstigen  Meinung  von  dem  ungast- 
lichen Lande.  Im  darauf  folgenden  Jahre  entdeckte  Kapitän 
Furneaux  die  Adventure  Bai,  die  1777  auch  Cook  auf  seiner 
dritten  Reise  berührte.  Der  britische  Lieutenant  Bligh  sah  Van- 
diemensland  in  den  Jahren  1788  und  1792.  Die  Expedition, 
welche  Frankreich  aussandte,  um  das  Schicksal  des  unglücklichen 
La  Perouse  aufzuklaren,  führte  zu  weiteren  Entdeckungen.  Ad- 
miral  Bruny  d'Entrecasteaux  in  der  „Recherche",  begleitet  von 
Kapitän  Huon  Kermandec  in  der  „  Esperance  u ,  segelte  in  die 
Mündungen  der  Flüsse  Huon  und  Derwent  hinein.  Mehrere  fran- 
zosische Namen  bezeugen  die  Thätigkeit  dieser  Erforscher  der 
noch  unbekannten  Küsten.  Der  britische  Kapitän  Hajes  stellte 
1794  noch  weitere  Untersuchungen  an. 

Keiner  dieser  Reisenden  hegte  irgend  welche  Zweifel,  dass 
Vandiemensland  einen  Theil  der  grossen  Terra  Australis  oder 
Neuhollands  bilde.  Die  Karten,  welche  uns  aus  jener  Zeit  über- 
liefert sind,  geben  uns  ein  Bild,  das  an  Afrika  erinnert:  dieselbe 
massige,  wagerecht  sich  streckende  Nordhälfte,  derselbe,  wenn 
auch  kleinere,  nach  Süden  zugespitzte  Theil.  Erst  1798  bewies 
Bass,  dass  Vandiemensland  vom  australischen  Festland  getrennt 
und  eine  Insel  sei.  Im  December  1797  erhielt  er  von  dem 
Gouverneur  von  Neusüdwales  die  Erlaubniss,  eine  Expedition  nach 
Süden  zu  unternehmen.  Man  gab  ihm  ein  Walfischboot,  6  Matrosen 
und  Proviant  auf  6  Wochen.  Durch  enthaltsame  Lebensweise  und 
den  gelegentlichen  Fang  von  Hoven,  Fischen,  Robben,  Gänsen 
und  schwarzen  Schwänen  wusste  es  Bass  möglich  zu  machen,  seine 
Abwesenheit  auf  11  Wochen  auszudehnen,  und  in  stürmischer 
Jahreszeit,  in  offenem  Boot  erforschte  er  die  Küste  bis  zu  Port 
Phillip  und  überzeugte  sich,  dass  Vandiemensland  vom  Festlande 
durch  die  Strasse,  die  jetzt  seinen  Namen  führt,  getrennt  sei.  Es 
war  der  Gouverneur  Hunder,  welcher  den  Namen  des  zurück- 
kehrenden kühnen  Forschers  mit  dauernder  Ehre  bekleidete,  indem 
er  ihn  an  seine  wichtige  Entdeckung  heftete,  leider  die  einzige 
Belohnung,  die  dem  Entdecker  zu  Theil  wurde. 

Man  dachte  in  Sydney  schon  früh  an  eine  Zerlegung  des  sich 
jährlich  anhäufenden  Verbrechermaterials  in  kleinere,  möglichst 
von  einander  getrennte  Abtheilungen.  Das  Zusammenschaaren 
grosser  Mengen  von  Sträflingen  bereitete  der  Verwaltung  erheb- 
liche Schwierigkeiten   und  konnte   dem   angestrebten  Zweck  der 


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Tasmanien. 


3 


Besserung  nicht  forderlich  sein.  Daher  sah  man  sich  bald  nach 
anderen  Plätzen  um.  Im  Jahre  1803  wurde  Lieutenant  Bowen  mit 
einer  kleinen  Abtheilung  Marinesoldaten  von  Sydney  abgeschickt, 
um  in  Vandiemensland  eine  Zweigstrafanstalt  zu  gründen.  Er 
landete  an  den  Ufern  des  Derwent,  aber  die  Wahl  des  Ortes,  welche 
er  traf,  wurde  von  seinem  Nachfolger  nicht  gebilligt.  Der  Oberst 
Co] lins  hatte  England  1803  mit  2  Fahrzeugen,  dem  Kriegsschiff 
»Calcutta*  von  18  Kanonen,  und  dem  Transportschiffe  „Oceanu  zu 
500  Tonnen,  verlassen.  Er  führte  100  Sträflinge  und  16  Frauen 
derselben,  nebst  einer  Abtheilung  Marinesoldaten  mit  sich.  Sein 
erstes  Ziel  war  Port  Phillip,  aber  die  südlichen  Flachküsten  dieser 
schönen  Bai  erschienen  ihm  völlig  untauglich,  und  ohne  zu  ahnen, 
welches  reiche  Land  in  kurzer  Entfernung  vor  ihm  lag,  ohne  sich 
der  Mühe  einer  auch  nur  oberflächlichen  Untersuchung  zu  unter- 
ziehen, setzte  er  im  Januar  1804  wieder  Segel  und  landete  im 
Februar  in  Sullivan's  Cove  an  der  Südküste  von  Vandiemensland. 

Die  ersten  Jahre  waren  in  jeder  Beziehung  unglücklich. 
Gleich  von  vornherein  setzten  die  Eingebornen  den  Ansiedlern 
heftigen  Widerstand  entgegen.  Schon  in  dem  dritten  Monate  nach 
der  Landung  machten  sie  einen  Angriff  auf  die  Truppen,  wurden 
aber  mit  einem  Verluste  von  40  ihrer  Krieger  zurückgeschlagen. 
Dennoch  horten  die  Feindseligkeiten  nicht  auf.  Die  Bewohner 
von  Vandiemensland  waren  aus  anderem  Stoffe  geformt  als  die 
gntmüthigen,  schwächlichen  Eingebornen  von  Port  Jackson.  Die 
Kämpfe,  offen  und  versteckt,  mit  ehrlichen  Waffen  und  mit  List 
und  Verrath,  dauerten  lange  Zeit  fort,  bis  man  durch  ein  syste- 
matisches Kesseltreiben  die  Eingebornen  nus  ihren  Schlupfwinkeln 
herausbrachte  und  auf  die  Flinders- Insel  versetzte.  Sie  waren 
dort  völlig  unbelästigt,  aber  sie  gediehen  nicht.  Ihre  Zahlen 
schwanden  bis  auf  wenige,  welche  man  endlich  nach  Hobarttown 
zurückführte;  aber  auch  von  ihnen  starb  einer  nach  dem  andern; 
die  letzte,  ihre  andren  Landsleute  bis  dahin  überlebende  Frau, 
Trucamini  oder  Lalla  Rookh,  im  Jahre  187G. 

Wie  Neusüdwales  war  auch  diese  seine  Dependenz  für  ihre 
Subsistenz  völlig  auf  die  Aussenwelt  angewiesen.  Ja  man  hatte 
noch  weit  schlechter  für  die  jüngere  Kolonie  gesorgt,  denn  wäh- 
rend schon  die  erste  Flotte  Gouverneur  Phillip's  einen  Stamm 
von  allerlei  Hausthieren  und  Geflügel  mit  sich  brachte,  erhielt 
Vandiemensland  die  ersten  Rinder  und  Schafe  erst  3  Jahre  nach 
»einer  ersten  Ansiedelung.  Mehrere  Jahre  lang  kämpfte  die  Ko- 
lonie um  ihre  Existenz.  Känguruhfleisch  wurde  von  der  Inten- 
dantur zu  8  d.  per  Pfund  eingekauft,  für  die  Tonne  Mehl  zahlte 
man  gern  112  Pfd.  Stg.;  im  Jahre  1807  erreichten  die  Preise 
sogar  fast  die  doppelte  Höhe,  denn  die  Weizenernte  schlug  fehl 

1* 


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4 


Emil  Jung: 


und  der  Bushel  galt  4  Pfd.  Stg.  Schildwachen  wurden  an  allen 
Weizenfeldern  aufgestellt,  der  Verkaufspreis  durch  eine  Regiments- 
ordre  proklamirt;  im  Jahre  darauf  stand  es  womöglich  noch 
schlimmer.  Schon  im  Juli,  also  6  Monate  vor  der  Ernte,  waren 
alle  Vorräthe  von  Weizen  und  Mais  verzehrt,  im  nächsten  Monate 
auch  die  letzten  Reste  von  gesalzenem  Rind-  und  Schweinefleisch, 
und  Känguruhs  und  andres  Wild  bildeten  nebst  ein  wenig  Gerste 
und  Reis  die  einzigen  Subsistenzmittel  der  Bevölkerung.  Nur  ein 
Schiff  lief  in  den  Hafen  ein  und  das  brachte  nur  Zucker  von  Ben- 
galen. Die  Zahlungen  der  freien  Ansiedler  an  die  Regierungen 
wurden  damals  meist  in  Weizen  gemacht.  Die  ganze  Bevölkerung 
belief  sich  1809  aber  erst  auf  1500  Seelen,  und  doch  erschien 
schon  damals  in  Hobarttown  eine  Zeitung,  der  „Derwent  Star*. 

Die  Umgegend  der  Hauptstadt  hatte  sich  für  Ackerbau  nicht 
gunstig  erwiesen;  die  Ansiedler  zogen  theilweise  zu  den  frucht- 
bareren Feldern  an  der  Nordküste,  und  bald  entstand  die  Nieder- 
lassung von  Port  Dalrymple,  von  wo  aus  in  späterer  Zeit  die 
zweite  Stadt  der  Insel,  Launceston,  gegründet  wurde.  Im  Jahre 
1821  waren  schon  14,940  Acres  unter  Kultur,  die  Bevölkerung 
war  auf  7400  Seelen  gestiegen;  der  Viehstand  auf  550  Pferde, 
34,790  Rinder  und  182,468  Schafe. 

Die  Verkehrsverhältnisse  waren  anfangs  äusserst  mangelhaft. 
Zahlungen  wurden  meist  in  Papiergeld  gemacht,  das  fast  jeder 
Geschäftsmann  für  sich  selber  anfertigen  liess  und  dessen  Werth 
von  0  d.  bis  4  sh.  rangirte.  Die  Regierung  lieferte  den  An- 
siedlern auf  ihre  Wechsel  Vorräthe  und  Werkzeuge  aller  Art. 
Für  ihre  Einlösung  (sie  waren  nach  8  Jahren  zahlbar)  wurden 
alle  Bodenerzeugnisse,  Kühe,  Schafe  etc.  angenommen. 

Im  Jahre  1813  führte  man  den  ersten  Weizen  nach  Neu- 
südwales aus,  im  Jahre  1821  schon  20,000  Bushel.  Im  Hafen 
von  Hobarttown  verkehrten  26  Schiffe,  eine  Post  ging  wöchentlich 
nach  Launceston.  Brauereien  und  Brennereien  wurden  errichtet; 
die  Kolonie  war  im  augenscheinlichen  Fortschritt  begriffen. 

Aber  schon  belästigten  die  sich  weiter  und  weiter  über  das 
Land  ausbreitenden  Ansiedler  häufige  Ueberfälle  von  Buschräubern. 
Entlaufene  Sträflinge  führten  ein  einsames  Leben  in  Wäldern  und 
Schluchten  oder  gesellten  sich  zu  den  Eingebornen  und  machten 
aus  ihren  Schlupfwinkeln  Streifzüge  auf  die  einsamen  Ackerhöfe. 
Hohe  Belohnungen  wurden  demjenigen  versprochen,  der  sie  todt 
oder  lebendig  in  die  Hand  der  strafenden  Gerechtigkeit  lieferte. 
Manch  einer,  der  es  unmöglich  fand,  sein  Leben  in  der  ärmlichen 
australischen  Wildniss  zu  fristen,  kehrte  freiwillig  in's  Gefängniss 
zurück,  mancher  fiel  unter  den  Kugeln  seiner  Verfolger  oder 
endete  sein  verbrecherisches  Leben  am  Galgen. 


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Tasmanien. 


5 


Die  Administration  des  Rechts  war  zu  jener  Zeit  keineswegs 
eine  milde.  Die  Autoritäten  der  Insel  waren  mit  nahezu  abso- 
luter Gewalt  bekleidet.  Tyrannische  Willkür  waltete  und  schal- 
tete ungestraft,  selbst  freie  Männer  wurden  auf  die  nichtigsten 
Gründe  verhaftet,  die  Prügelstrafe,  selbst  die  Folter  wurden  ohne 
Bedenken  über  Verdachtige  auch  unter  Freien  verhängt,  um  Be- 
kenntnisse auszupressen;  die  Behandlung  der  Sträflinge  war  noch 
viel  willkürlicher,  grausamer.  Nur  zu  oft  widersetzten  sich  die 
letzteren,  ermordeten  ihre  Peiniger  und  entflohen,  um  den  einmal 
eingeschlagenen  Weg  fortzusetzen.  Der  Henker,  selbst  ein  Sträf- 
ling, hatte  vollauf  zu  thun,  die  Hunderte  und  Tausende  von  Ruthen- 
streichen auszutheilen,  zu  welchen  willfährige  Magistrate  bereit- 
willig den  verurtheilten,  über  welchen  sich  der  Herr,  dem  er  zu- 
gewiesen, sei  es  mit  Recht,  sei  es  mit  Unrecht,  beklagte.  Die 
Galgen  wurden  nicht  leer. 

Anfang  1824  reichten  die  Kolonisten  von  Vnndiemensland 
eine  Bittschrift  bei  der  englischen  Regierung  ein,  in  welcher  sie 
am  Gewährung  ihrer  Unabhängigkeit  baten.  In  dem  nächst- 
folgenden Jahre  erhielt  die  Insel  ihre  eigene  Administration. 

Im  Jahre  1840  hatte  die  Deportation  nach  Neusüdwales  in 
Folge  des  Berichts,  den  ein  Comite  des  Unterhauses  im  Jahre  1839 
abgestattet  hatte,  eine  Unterbrechung  erlitten.  Die  Klasse  der 
Sträflinge,  welche  früher  auf  Neusüdwales  und  Vandiemensland 
vertheilt  worden  und  als  Arbeiter  den  Kolonien  überwiesen  war, 
wurde  nun  sammt  und  sonders  auf  die  Insel  geworfen  ond  häufte 
»ich  dort  furchtbar  an.  Da  die  Sträflinge  nicht  in  abgesonderten 
Zellen  lebten  und  keinen  zuverlässigen  Aufsehern  übergeben  waren, 
so  entstand  daraus  die  schlimmste  Brut,  welche  je  die  Bevölkerung 
eines  civilisirten  Staates  vergiftet  hat. 

Die  Bewohner  von  Vandiemensland  wurden  es  endlich  müde, 
den  Auswurf  Englands  zu  empfangen.  Das  Land  war  voll  von 
ihnen.  Zwar  hatten  die  Heerdenbcsitzer  der  Weidedistrikte  des 
benachbarten  Port  Phillip  schon  längst  ihre  Hirten  von  hier  be- 
logen;  gegen  2000  Freigelassene  waren  mit  Hülfe  einer  Sub- 
skription dort  importirt  worden.  Auch  die  1851  entdeckten  Gold- 
felder verfehlten  nicht  ihre  Anziehungskraft  auszuüben,  und  mit 
den  freien  Tasmaniern  verliessen  nicht  wenige  der  entlassenen 
Verbrecher  das  Land.  Aber  genug  blieb  zurück.  Das  Pönal- 
system,  wonach  die  Verbrecher  an  einsamen  Plätzen  in  der  Wild- 
niss  truppweise  in  zuchthausähnlicher  Abgeschlossenheit  leben 
aussten,  hatte  in  Vandiemensland  einen  Zustand  hervorgebracht, 
der  den  Fortschritten  der  ganzen  Kolonie  verhängnissvoll  und  ge- 
fährlich wurde,  sodass  man  nicht  länger  ruhig  zusehen  konnte. 
Die  Bevölkerung  war  1851  nicht  stärker  als  75000  Seelen  und 


6  Emil  Jung: 

ein  grosser  Theil  von  diesen  Sträflinge  oder  arme  Nachkommen. 
Die  Agitation  gegen  die  Deportation  begann  und  die  englische 
Regierung  gab  endlich  dem  Drängen  der  Kolonisten  nach;  mit 
dem  Jahre  1853  horte  die  Deportation  auf.  Die  Insel  nahm  nun 
statt  des  alten,  anrüchigen  Namens  nach  dem  ihres  Entdeckers 
den  neuen  Namen  an,  unter  dem  sie  jetzt  bekannt  ist. 

Aber  mit  der  Deportation  gab  die  Kolonie*  eine  sehr  bedeu- 
tende Einnahmequelle  auf.  Die  noch  vorhandenen  Sträflinge 
mussten  freilich  zum  Theil  mit  englischem  Gelde  erhalten  werden, 
aber  das  Militär,  das  früher  auf  der  Insel  statin nirt  war,  wurde 
abberufen  und  mit  jedem  Jahre  wurde  die  Anzahl  der  Sträflinge 
kleiner,  die  Einnahmen  geringer.  England  zahlte  in  den  Zeiten 
.  der  Deportation  jährlich  350,000  Pfd.  Stg.  für  die  sichere  Bewah- 
rung seiner  Gefangenen  an  Vandiemensland,  1879  betrugen  die 
Einkünfte  der  Kolonie  aus  allen  Quellen  nicht  mehr  als 
361,771  Pfd.  Stg.,  vor  einigen  Jahren  standen  sie  sogar  um  nahe 
an  100,000  Pfd.  Stg.  niedriger.  Die  Goldgruben  Victorias  und  das 
Aufhören  der  Deportation  nahmen  dem  Lande  Menschen  und  Geld 
und  die  Fortschritte  der  Kolonie  sind  seitdem  sehr  langsam  ge- 
wesen, doch  ist  in  neuester  Zeit  eine  Wandlung  zum  Besseren 
bemerkbar. 

2.  Die  Geographie  des  Landes. 

Tasmanien  ist  fast  ebenso  gross  als  Irland,  Ceylon  oder 
Holland  und  Belgien  zusammengenommen.  Es  hat  eine  Länge 
von  170,  eine  Breite  von  160  engl.  Meilen  und  ein  Areal  von 
26,215  engl.  Quadratmeilen,  67,894  qkm.,  oder  16,778,000  Acres, 
wovon  1,206,500  Acres  auf  die  zugehörigen  Inseln  fallen.  Die 
120  engl.  Meilen  breite  Bass- Strasse  trennt  Tasmanien  von  dem 
Festlande  Australiens;  die  doppelte  Reihe  felsiger  Inseln,  welche 
sich  zwischen  beiden  hinzieht,  markirt  den  Landstrich,  welcher 
hier  unter  das  Meer  versank. 

Die  Zahl  der  bedeutenderen  zu  Tasmanien  gehörigen  Inseln 
ist  55.  Oestlich  von  der  Bass-Strasse  liegt  die  Furneaux-Gruppe 
mit  der  grossen  Flinders  -  Insel  in  einem  Gesammtareal  von 
513,000  Acres,  südlich  davon  Cape  Barren  Island  110,000  Acres 
und  Clarke  Island  20,000  Acres;  ferner  Chappell-Insel  und  Kent's 
Gruppe.  Die  Bevölkerung  dieser  fast  völlig  unfruchtbaren,  fel- 
sigen und  sandigen  Inseln  besteht  ausschliesslich  aus  Robben- 
schlägern und  Mövenfängern.  Das  Fleisch  der  Möven  (man 
nennt  sie  wegen  der  sehr  entfernten  Aehnlichkeit,  welche  zwischen 
ihnen  und  Hammelfleisch  bestehen  soll,  muttonbirds)  wird  geräuchert 
und  bildet  mit  Fischen  die  Hauptnahrung  der  242  Bewohner, 
welche  eine  ziemlich  harte  Existenz  auf  diesen  einsamen  Land- 


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Tasmanien. 


7 


fragmenten  führen.  Viele  sind  Mischlinge,  Nachkommen  weisser 
Väter  uud  schwarzer  Mütter,  welche  in  früheren  Zeiten,  als  der 
Walfischfang  hier  und'  in  den  benachbarten  Gewässern  des  süd- 
lichen Australiens  noch  in  ausgedehntem  Masse  betrieben  wurde, 
»ehr  häufig  aus  ihrer  Heimath  entführt  wurden.  Clarke  Island 
und  Tasmanien  trennt  die  Banks- Strasse,  durch  sie  führt  der  See- 
weg von  Melbourne  nach  Otayo. 

An  der  Westseite  liegt  die  grosse  King-Insel,  272,000  Acres 
gross,  in  sehr  üblem  Rufe  wegen  der  vielen  Schiffbrüche,  die  sich 
an  ihren  von  Klippen  umsäumten  Küsten  zugetragen  haben.  Jetzt 
ist  ein  Leuchtthurm  an  der  Nordseite,  der  gefährlichsten,  errichtet. 
Näher  an  der  Küste  liegen  die  Hunter's  Inseln  und  die  Robbin's 
Insel.  Andere  Inaein  von  Bedeutung  an  den  südlicheren  Ost-  und 
Westküsten  sind  die  Waterhouse- ,  Swan-  und  die  Scouton-Insel, 
7000  Acres;  Maria-Insel  24,000  Acres;  Bruni-Insel  90,000  Acres; 
die  Slopen-,  Franklin-  und  Huon-Inseln. 

Die  Westküste  ist  steil,  felsig  und  schwer  zugänglich,  doch 
besitzt  sie  drei  leidliche  Häfen':  Port  Davy  (besonders  von  Wal- 
oschfangern  aufgesucht),  Pieman's  River  und  Macquarie  Harbour. 
Zwischen  diesen  Plätzen  und  Launceston  verkehrt  seit  einiger  Zeit 
ein  kleiner  Dampfer.  Die  Häfen  an  der  Nordküste  sind  Stanley 
bei  Circular  Head,  Emu  Bai,  Port  Frederick  an  der  Merseymün- 
dung,  Port  Dalrymple  am  Ausfluss  des  Tamar  und  Waterhouse 
Roads  zwischen  der  Anderson-  und  der  Ringarooma-Bai.  An  der 
Osiküste  sind  die  Georgi's,  Oyster-,  Spring-  und  Fortescue-Bai. 
Von  den  zahlreichen  Baien  und  sicheren  Ankerplätzen  an  der 
Südküste  mögen  hier  nur  Port  Arthur,  Storm-Bai,  Norfolk-Bai, 
der  D'Entrecasteaux  -  Kanal ,  Port  Esperance,  Southport-  und 
Recherche-Bai  genannt  werden. 

Tasmanien  wird  durch  eine  mittlere  Senkung  in  zwei  Hälften 
getheilt,  auf  deren  jeder  sich  ein  besonderes  System  von  Berg- 
ketten entwickelt,  ausserdem  erheben  sich  namentlich  im  Süden 
zahlreiche  isolirte  Bergkegel  zu  ansehnlicher  Höhe.  Die  ostliche 
Kette,  Dividing  Range  oder  Scheidegebirge  genannt,  bildet  in 
«einem  Zuge  von  Nord  nach  Süd  die  Gestalt  eines  lateinischen  Z, 
hat  eine  durchschnittliche  Höhe  von  3750  Fuss  und  ist  durch- 
schnittlich 40  engl.  Meilen  von  der  See  entfernt.  Die  höchsten 
Spitzen  sind  Row  Tor  3895  Fuss,  Mount  Barrow  4644,  Mt. 
Victoria  3964,  Ben  Nevis  3910,  Ben  Lomond  5010,  Mt  Nicholas 
2812  und  Brown  Mountain  2598  Fuss.  Die  westlichen  Er- 
hebungen konzentriren  sich  in  einem  massigen,  centralen  Tafel- 
lande, von  dem  nach  Nord,  West  und  Süd  zahlreiche  Bergzüge 
aasstrahlen.  Auf  dem  Tafellande  selber  erhebt  sich  eine  Anzahl 
*oa  Felskegeln,    unter  denen   die   bedeutendsten   sind:  Table 


8 


Emil  Junp: 


Mountain  3596,  Millens  Bluff  3977,  Dry's  Bluff  4257,  Quamby 
Bluff,  Ironstone  Mountain  4736,  Cradle  Mountain  5069  (der  höchste 
Berg  der  Kolonie),  ferner  die  Du  Cane  Range,  Mount  Olympus, 
Mt.  Humboldt,  Mt.  Hügel,  Mt.  William  4360  und  Mt.  Ilabhoose 
4031  Fuss.    Unter  den  ausstrahlenden  Ketten  und  isolirten  Berg- 
kegeln sind  die  höchsten,  im  Norden:   Mt.  Roland  4047,  Black 
Bluff  4381,  Valentine's  Peak  3637  Fuss;  im  Westen:   Mt.  Duridas, 
Mt.  Murchison,  die  Elden-Kette  4789,  Frenchman's  Cap  4756  Fuss; 
im  Süden:  Wyld's  Crag  4399,  Mt.  Field  4721,  Mt.  Anne;  die 
Arthur -Kette    3668,   Mt.  Picton   4340,   Mt.  Wellington  4166, 
Adamsons  Peak  4017  und  Mt.  La  Perouse  3800  Fuss.  Strzelecki. 
welcher  uns  zuerst  naher  mit  der  Gestaltung  der  Gebirge  Tas- 
maniens bekannt  machte,  vergleicht  sie  mit  einem  Netze,  dessen 
Maschen  überall  kleine  Ebenen  und  Thäler  einschliessen.  „Wie 
die  Gebirgskette  nach  ihrer  Wanderung  über  die  Inseln  aus  dem 
Meere  aufsteigt,  reicht  sie  auf  einer  Strecke  von  30  engl.  Meilen 
nicht  über  700  Fuss  hinaus.    Plötzlich  aber  steigt  sie  am  soge- 
nannten ßlackridge  zu  3000  Fuss  empor,  und  sendet  in  ihrem 
nach  Südwesten  gerichteten  Zuge  rechts  und  links  drei  lange  Aus- 
laufer  aus,  welche  dem  nordöstlichen  Theile  der  Insel  ihr  eigen- 
tümliches Gepräge  geben.     Der  erste  dieser  Ausläufer  zweigt 
sich  an  der  Quelle  des  Bobiala  ab  und  endet  in  ein  Gewirr  gra- 
nitischer Hügel,  unter  welchen  Mount  Cameron  der  merkwürdigste 
ist.    Der  nächste  Ausläufer  ist  mit   den   Grünsteinzacken  Mount 
Horror,  Mt.  Barrow  und  Mt.  Arthur  gekrönt  und  endet,  bis  zu 
Georgetown  reichend,  im  Mt.  Royal.     Auf  dem  letzten  Ausläufer 
erheben  sich  die  höchsten  Berge  Vandiemenslands:    Ben  Lomond 
und  Ben  Nevis,  beide  ebenfalls  aus  Grünstein  bestehend." 

Die  scharfkantigen  Gebirgszüge  laufen  nach  allen  Richtungen, 
verzweigen  und  verschlingen  sich  in  einander.  Zuweilen  sieht 
man  sie  von  einem  gemeinsamen  Mittelpunkt  ausstrahlend  all- 
mählich in  flache  Thäler  hinabsinken,  zuweilen  strecken  sie  ihre 
Flanken  fast  senkrecht  empor  und  verleihen  den  scharfen  Sierras 
den  Anschein,  als  wären  sie  durch  gewaltige  Naturkräfte  aus  ein- 
ander gerissen ;  zwischen  ihnen  eingeschlossen  sind  düstre  Ab- 
gründe und  Schluchten,  aus  welchen  tobende  Giessbäche  schäumend 
ihren  Weg  bahnen.  \ 

Nirgendswo  hat  man  eine  bessere  Ueberschau  als  von  d^n 
hohen,  zerrissenen  und  steilen  Zinnen  des  Mount  Lomond. 

Das  Nordende  des  Bergkegcls  senkt  sich  in  tiefe,  gewundene» 
Schluchten;  von  hier  schweift  der  Blick  ohne  Unterbrechung  über 
Ben  Nevis,  Mt.  Barrow,  Mt.  Arthur,  Mt.  Cameron,  die  Nord- 
küste und  die  hervorragendsten  Spitzen  auf  den  Inseln  der 
Bass-Strasse. 


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Tasmanien. 


9 


Von  der  Südseite  aus  übersieht  man  das  ganze  östliche  La- 
byrinth  von  Kämmen  und  Abgründen,  das  fruchtbare  Thal  des 
Break  o  Day  und  die  prachtvollen  Umrisse  der  Baien  und  Vor- 
gebirge an  der  Ostküste. 

Die  flache,  tafelförmige  Oberflache  hier  und  dort  mit  Flecken 
von  Schnee  in  der  Mitte  des  Sommers  bedeckt,  ist  mit  tausenden 
von  riesigen,  prismatischen  Säulen  aus  Grünstein  überlagert,  die 
zuweilen  acht  und  zehn  Fuss  im  Durchmesser  in  massigen  Frag- 
menten über  die  bodenlosen  Abgründe  hinüberragen. 

Von  den  Ufern  der  Seen,  wie  von  St.  Clair,  ragen  die  Berge 
in  malerischer  Wildheit  empor,  in  ihrem  ganzen  Charakter  an 
manche  Seen  der  Schweiz  erinnernd.  Die  höchsten  Spitzen  und 
Kamme  sind  überall  rauh,  zackig,  scharf,  zuweilen  aus  Quarz, 
öfter  aus  Grünstein  bestehend,  theilweise  mit  den  Pyrenäen  zu 
vergleichen. 

Auf  den  hohen  Tafelländern  liegen  zahlreiche  und  grosse 
Seen;  der  grösste:  der  Grosse  See,  bedeckt  ein  Areal  von 
28,000  Acres,  Lake  Sorell  17,000,  St.  Clair  10,000  und  Arthur' s 
See  und  der  Elcho-See  zwischen  8000  und  12000  Acres.  Diese 
Seen  bilden  die  Reservoirs,  aus  welchen  die  bedeutendsten  Flüsse 
der  Insel  nach  Süden,  Westen  und  Norden  ziehen. 

Ihre  Zahl  ist  gross.  Durch  seinen  Reichthum  an  immer 
fiiessenden  Strömen  und  Bächen  unterscheidet  sich  Tasmanien 
sehr  wesentlich  und  sehr  vorteilhaft  von  dem  australischen  Fest- 
lande. Die  meisten  haben  schnellen  Lauf,  im  Durchschnitt  93  Fuss 
auf  die  engl.  Meile.  Der  bedeutendste  ist  der  Derwent,  an  dessen 
breiter  Mündung  die  Hauptstadt  Hobarttown  erbaut  ist.  Obschon 
die  Stadt  noch  12  engl.  Meilen  von  dem  Ausfluss  des  Stromes 
in  die  Storni -Bai  gelegen  ist,  können  Schiffe  von  grösstem 
Tonnengebalt  im  Hafen  verkehren.  Der  Derwent  ist  ein  Abfluss 
des  St.  Clair-Sees  und  empfängt  vom  Norden  her  Nive,  Dee,  Ouse, 
Clyde  und  Jordan,  von  Süden  Florentine,  Russell,  Styx  und  Plenty. 
Ebenfalls  an  der  Südküste  münden  der  schiffbare  Huon  mit  Cra- 
croft  und  Picton  und  der  Coal  River,  welcher  in  der  östlichen 
Bergkette  entspringt  und  südlich  in  das  Pittwater  fliesst.  Im 
Südwesten  und  Westen  haben  wir  den  Davy,  der  in  Port  Davy 
fällt,  den  Gordon,  der  aus  dem  Richmond-See  kommt,  Wedge, 
Denison,  Serpentine  und  Franklin  aufnimmt  und  sich  in  Macquarie 
Harbour  ergiesst,  der  auch  den  Kings-River  aufnimmt;  ferner  der 
Piemans  -  River,  entstanden  aus  dem  Zusammenfluss  des  Mackin- 
tosh,  Murchison,  Huskisson  und  Donaldson  und  des  Arthur  mit 
dem  Hellyer.  Nördlich  in  die  Bass-Strasse  ergiessen  sich:  Inglis, 
Emu,  Leven,  Fort,  Mersey  und  Tamar.  In  den  letzteren,  der  aus 
der  Vereinigung  des  Nord-  und  des  Süd-Esk  bei  Launceston  ent- 


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* 


10  Emil  Jung: 

steht,  steigt  die  Fluth  weit  hinauf.  Bei  Launceston,  das  40  engl. 
Meilen  von  der  Mündung  liegt,  ist  der  Fluss  50  Meter  breit  und 
Seeschiffe  von  14  Fuss  Tiefgang  können  auf  ihm  verkehren.  Von 
seinen  beiden  Quellflüssen  nimmt  der  Nord-Esk  den  St.  Patricks- 
Fluss,  der  Süd-Esk  den  Meander,  Lake  River,  Macquarie  und 
St.  Pauls  River  auf.  In  die  Bass- Strasse  fallt  noch  der  ansehn- 
liche Ringarooma.  Der  einzige  wichtige  Fluss  der  Ostküste  ist 
Georges  River,  welcher  in  die  George's  Bai  fallt. 

3.  Klima,  Pflanzen-  und  Thierleben. 

Tasmaniens  Klima  ist  ein  ausnehmend  günstiges.  Seine  süd- 
liche Lage  und  ansehnliche  Bodenerhebung  sichern  ihm  eine  küh- 
lere und  feuchtere  Temperatur,  als  dem  Festlande  zu  Theil  wird, 
und  seine  insulare  Lage  schützt  es  vor  der  Plage,  welche  so  oft 
die  Ernten  und  Pflanzungen  der  australischen  Kolonien  gefährdet. 
Zwar  wehen  die  heissen  "Winde  auch  über  die  Bass-Strasse  hinweg, 
aber  schon  dieses  Streichen  über  die  breite  Wasserstrasse  benimmt 
ihnen  die  schadende  Kraft;  sie  erreichen  Tasmanien  nicht  ohne 
sich  mit  Wasserdampfen  zu  beladen  und  streichen  selten  niedri- 
ger als  die  höchsten  Gipfel  der  tasmanischen  Bergketten.  Daher 
kann  man  zu  Zeiten  die  merkwürdige  Beobachtung  einer  allen 
Voraussetzungen  widersprechenden ,  stets  zunehmenden  Wärme 
machen,  je  höher  man  an  den  Bergen  emporsteigt. 

Das  Klima  von  Launceston  im  Norden  entspricht  im  Winter 
dem  von  Lissabon,  im  Sommer  dem  von  La  Rochelle.  Das  Klima 
des  Südens  gleicht  im  Sommer  dem  von  Augsburg,  im  Winter 
dem  von  Smyrna.  Die  Durchschnittstemperatur  von  Hobarttown 
ist  62°Fahrcnh.,  doch  steigt  das  Thermometer  in  seltenen  Fällen 
auch  bis  zu  110°  F.  Schnee  fällt  in  der  Ebene  der  Stadt  sel- 
ten, doch  die  Seiten  von  Mt.  Wellington,  an  dessen  Fusse  sie 
liegt,  sind  oftmals  noch  in  den  Sommermonaten  in  eine  weisse 
Decke  gehüllt.  September,  October  und  November  sind  Frühlings- 
monate, mit  klarem  Wetter  und  einer  Durchschnittstemperatur  von 
54°  F.,  December,  Januar,  Februar  sind  die  Sommermonate  mit 
wenig  Regen;  die  Herbstzeit,  März,  April,  Mai  mit  55°  F.  ist 
gewöhnlich  die  angenehmste  Zeit  des  Jahres;  Juni,  Juli  und 
August  sind  der  Winter;  die  Durchschnittstemperatur  ist  47°.  Für 
das  ganze  Jahr  ergiebt  sich  aus  Beobachtungen,  welche  sich  über 
35  Jahr  erstrecken,  eine  durchschnittliche  Temperatur  von  55°  F. 
Die  Sommerzeit  hat  niemals  drückende  Hitze,  wollene  Kleider 
können  stets  getragen  werden,  und  die  Winterkälte  ist  niemals 
streng  genug,  um  den  Landmann  an  der  Bestellung  seines  Ackers 
zu  verhindern.  Die  Zahl  der  Regentage  beträgt  137 — 167  im 
Jahr;  im  September,  wo  es  am  meisten  regnet,  misst  man  15; 


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Tasmanien. 


11 


im  Februar,  wo  der  geringste  Regen  fallt,  7  Zoll.  Die  Quantität 
der  jährlichen  Regenmenge  ist  28 — 33  Zoll. 

Der  Barometerstand  für  die  schon  erwähnte  Periode  von 
30  Jahren  war  29.845,  der  jährliche  Regenfall  24.09  Zoll  und 
die  durchschnittliche  Zahl  der  Regentage  143.35  Zoll.  Der  längste 
Tag  in  Hobarttown  ist  15  Stunden  12  Minuten,  der  kürzeste 
8  Stunden  48  Minuten.  Nordost-  und  Südwestwinde  sind  vor- 
herrschend. 

Tasmanien  ist  Australiens  Sommerfrische.  Die  Zahl  derer, 
welche  die  grüne  Insel  im  Sommer  aufsuchen,  wächst  von  Jahr 
zu  Jahr.  Die  Reinheit  der  Atmosphäre  ist  nach  den  Indicationen 
des  Ozonometers  sehr  gross  und  zymotische  Krankheiten  sind  daher 
ungewöhnlich.  Die  Sterblichkeit  unter  den  Kindern  ist  den  günsti- 
gen klimatischen  Verhältnissen  gemäss  sehr  gering.  Es  wird  darin 
von  keiner  der  australischen  Kolonien  übertroffen.  Während  in 
England  von  100  Geburten  im  ersten  Jahre  15.5  sterben,"  be- 
tragen die  Verluste  in  Tasmanien  nach  einer  über  10  Jahre 
reichenden  Berechnung  10.10  Prozent.  Für  die  ganze  Bevölkerung 
betrug  die  Sterblichkeit  in  den  letzten  20  Jahren  in  England 
22.260,  in  Preussen  27.150,  in  Oesterreich  sogar  82.085,  da- 
gegen in  Tasmanien  (für  11  Jahre  berechnet)  nur  15.69.  Von 
allen  anderen  australischen  Kolonien  hat  allein  Neuseeland  vor- 
theilhaftere  Verhältnisse,  denn  dort  berechnete  man  nur  12.70 
Todesfalle  auf  das  Tausend  der  Bevölkerung. 

Die  Flora  Tasmaniens  ist  der  des  Festlandes  ähnlich.  Aus 
Eukalypten  und  Akazien  mit  ungetheilter  Blattbildung  besteht 
aoch  hier  der  grössere  Theii  der  Holzgewächse.  Doch  finden  sich 
hier  nur  66  verschiedene  Baumarten;  freilich  kolossale  Riesen 
von  300  Fuss  Höhe  und  darüber.  Hooker  berichtet  von  einem 
solchen  Mammuthbaum,  der  drei  F'uss  über  der  Erde  60  Fuss  und 
sogar  in  einer  Höhe  von  130  Fuss  noch  40  Fuss  im  Umfang 
hatte.  Palmbäume  finden  sich  hier  nicht  mehr,  wohl  aber  in  den 
feuchten  Schluchten  mächtige  Farnbäume  (Duktonia  antarcticd). 
Die  Abhänge  des  Mt.  Wellington  bedeckt  dichter  Wald  mit  dich- 
terem Schatten,  und  an  den  westlichen  Küstenflüssen  treten  die 
kräftigen,  80  — 100  Fuss  hohen  Stämme  der  Huonfichte  (Dacry- 
dium  Franklinii)  auf. 

Die  Schilderung,  welche  D'Entrecasteaux  von  den  Küsten  des 
Kanals  giebt,  welcher  seinen  Namen  trägt,  stimmt  völlig  überein 
mit  den  Worten  Perons  auf  seiner  Reise  10  Jahre  später. 
„Ueberall",  so  ruft  er  aus,  „drängen  sich  diese  schönen  Mimosen, 
diese  herrlichen  Metrosideres,  diese  Correas  zu  Gebüschen  zu- 
sammen, Pflanzen,  die  uns  ehemals  völlig  unbekannt  waren  und 
nun   den  Stolz  unserer  Gärten  bilden.    Von  den  Gestaden  des 


12 


Emil  Jung: 


Oceans  bis  zu  den  Gipfeln  der  höchsten  Berge  bedecken  mächtige 
Eucalypten,  diese  Riesen  der  australischen  Wälder,  das  Land; 
viele  von  ihnen  messen  180  Fuss  in  Höhe  und  30,  ja  selbst 
36  Fuss  im  Umfang.  Banksias  verschiedener  Arten,  die  Protea, 
Embossria,  Leptosperma  ziehen  um  die  Ränder  der  Wälder  rei- 
zende Ringe.  Hier  entfalten  Castfarinen  ihre  schönen  Formen, 
dort  streckt  der  anmuthige  Exocarpus  nachlässig  seine  Zweige 
nach  hundert  verschiedenen  Richtungen  aus.  Ueberall  schiessen 
die  entzückendsten  Dickichte  von  Melaleuca,  Thesium,  Con- 
chyum,  Evodia  auf,  alle  gleich  interessant  durch  ihre  gefälligen 
Formen,  das  liebliche  Grün  ihres  Laubes,  die  eigenthümliche 
Bildung  ihrer  Blüthen." 

Die  Fauna  ist  wie  die  des  Festlandes;  Känguruh,  Wallaby, 
Opossum,  Emu,  Kakadu,  schwarzer  Schwan,  Lori  etc.  Zwei  Thiere 
sind  aber  der  Insel  eigenthümlich ,  freilich  schon  nahezu  ausge- 
rottet: der  Zebra-  oder  Beutelwolf  (Thytacinus  cynocephcdus)  und 
der  bärenartige  Raubbeutler  (Diabolus  ursinus).  Der  erstere  er- 
schwerte in  den  ersten  Tagen  der  europäischen  Ansiedelung  die 
Viehzucht  ungemein,  indem  er  den  Schaf heerden  und  Geflügel- 
beständen fleissige  Besuche  abstattete.  Er  übertrifft  alle  seine 
Familienverwandten  an  Stärke  und  Kühnheit  und  verdient  aus 
diesem  Grunde  vollkommen  den  Namen  eines  Wolfes.  Der  Raub- 
beutler, Tasmanian  devil,  wie  er  auch  im  Lande  selber  genannt 
wird,  stellte  dem  Geflügel  in  einer  Weise  nach,  dass  er  die  Zucht 
fast  vereitelte.    Jetzt  ist  auch  er  ziemlich  selten  geworden. 

4.  Die  Bevölkerung. 

Nach  der  Schätzung  vom  31.  Dezember  1876  belief  sich 
die  gesummte  Bevölkerung  auf  105,484  Seelen,  55,663  männ- 
lichen, 49,851  weiblichen  Geschlechts.  Ihrer  Nationalität  nach 
waren  geboren:  59,119  auf  der  Insel,  1793  in  anderen  Kolonien, 
37,145  in  Grossbritannien,  506  in  Deutschland,  236  in  anderen 
europäischen  Ländern,  143  in  Amerika  und  128  in  Ostindien; 
1877  wird  die  Einwohnerzahl  auf  107,104  angegeben,  davon 
56,523  männlichen,  50,581  weiblichen  Geschlechts.  Es  ist  be- 
zeichnend für  die  Lebensweise  der  Kolonisten,  dass  von  20,643 
Gebäuden  7,844  aus  Ziegelsteinen  und  12,421  aus  Holz  und 
Eisen  erbaut  waren,  99  Zelte  dienen  ausserdem  als  Wohnungen. 
Und  es  darf  als  ein  durchaus  nicht  günstiges  Verhältniss  für  eine 
so  junge  Kolonie  angesehen  werden,  dass  nicht  weniger  als  2146 
der  Wohnplätze  leer  standen. 

Die  Beschäftigung  des  Kolonisten  richtet  sich  vorwiegend 
auf  Landwirthschaft  und  Viehzucht;  der  Census  von  1870,  der 
letzte,  welcher  genaue  Daten  liefert,  giebt  die  Zahl  der  Acker- 


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13 


bauer  und  ihrer  Arbeiter  auf  15,147,  die  der  Bergleute  und  Gold- 
gräber nur  auf  179,  der  Handwerker  auf  4,473,  Händler  1001, 
Dienstboten  4,319,  sonstigen  Arbeiter  3,701,  Lehrer  und  Leh- 
rerinnen 558  etc.  an. 

Wohl  auf  Grund  einer  geringeren  Anziehungskraft,  welche  die 
Insel  auf  die  leicht  beweglichen  Elemente  der  australischen  Bevöl- 
kerung auszuüben  im  Stande  war,  hat  sich  das  in  Australien  leider 
zu  starke  Missverhältniss  der  Geschlechter  hier  ausgeglichen.  Durch- 
schnittlich kommen  in  ganz  Australien  auf  100  Frauen  123.70 
Männer,  in  Queensland  sogar  159.83,  dagegen  steht  das  Verbält- 
□iss  in  Tasmanien  wie  100:111.75.  Die  Kolonie  wird  in  dieser 
Hinsicht  nur  von  Südaustralien  übertroffen,  wo  allerdings  nur 
108.75  Männer  auf  100  Frauen  kommen. 

Wie  günstig  die  klimatischen  Verhältnisse  für  die  Bevölke- 
rungszunahme sind,  ist  schon  erwähnt  worden.  Für  das  Jahr 
1877  werden  im  ganzen  2,038  Todesfälle  registrirt,  d.  h.  19.17 
pro  Tausend  der  Gesammtbevölkerung.  Die  Zunahme  durch  Ge- 
burten bleibt  aber  sehr  erheblich  hinter  dem  durchschnittlichen 
Prozentsatz  für  alle  australischen  Kolonien  zurück.  Für  das  ge- 
nannte Jahr  betrug  derselbe  137.33  Prozent,  während  die  Zu- 
nahme in  Tasmanien  nur  57.56  Prozent  war;  in  jeder  andern 
Kolonie  betrug  sie  mindestens  das  Doppelte,  in  Neuseeland  sogar 
259.79  Prozent. 

Für  die  freie  Einwanderung  ist  Tasmanien  schon  seit  langer 
Zeit  kein  günstiges  Feld  gewesen.  Man  kann  hier  um  so  zuver- 
lässigere Angaben  machen,  als  die  insulare  Lage  der  Kolonie 
eine  Kontrolle  der  Bewegung  der  Bevölkerung  in  dieser  Hinsicht 
sehr  wesentlich  erleichtert.  In  den  Jahren  1878  bis  1875  wan- 
derten 2241  Personen  mehr  aus  als  ein,  und  erst  in  den  Jahren 
1876  und  1877  hat  sich  das  Verhältniss  durch  eine  Mehreinwan- 
derung von  zusammen  849  Personen  einigermassen  günstiger  ge- 
staltet. Die  Ge8ammteinwanderung  freier  Ansiedler  nach  Tas- 
manien von  1838  bis  1877  (vor  1838  ist  keine  regelmässige 
Aufzeichnung  gemacht  worden)  beträgt  25,000  Seelen. 

Von  Verbrechern  wurden  1829  bis  1840  jährlich  durch- 
schnittlich 1658  Personen  nach  Vandiemensland  transport  ist:  1845 
betrug  die  Zahl  der  wirklichen  Sträflinge  25,000,  wovon  12,000 
vom  Gouverneur  unmittelbar  beschäftigt  wurden;  von  1846  bis 
1848  wurden  3154  Personen  als  Exilirte  auf  Tasmanien  ge- 
landet, welche  eine  gewisse  Strafzeit  in  englischen  Gefängnissen 
abgebüsst  hatten  und  nun  hier  fast  unmittelbar  nach  ihrer  An- 
kunft in  Freiheit  gesetzt  wurden.  Und  auch  in  den  nächsten 
fünf  Jahren  langten  kleine  Trupps  solcher  Verbrecher  an.  Man 
wird  also  eine  annähernd  richtige  Schätzung  machen,  wenn  man 


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14  Emil  Juug: 

annimmt,  dass  von  den  75,000  Menschen,  welche  Vandiemens- 
land  im  Jahre  1853,  als  die  Transportation  aufhorte,  bewohnten, 
mindestens  zwei  Drittel  Verbrecher  oder  deren  Nachkommen  waren. 

Die  Religionsgemeinschaften,  welche  in  England  zu  linden 
sind,  sind  auch  hier  vertreten.  Die  anglikanische  Kirche  ist,  wie 
überall,  numerisch  am  stärksten.  Sie  zählte  nach  dem  Census 
von  1870  53.047  Bekenner,  100  Kirchen  und  Kapellen  und  hat 
als  Haupt  einen  Bischof,  der  in  Hobarttown  residirt.  Die  romisch- 
katholische  Kirche  hatte  22,091  Bekenner  und  ebenfalls  einen 
Bischof.  Demnächst  kommen  7187  Wesleyaner,  6644  Anhänger 
der  Kirche  von  Schottland,  3931  Indepcndenten,  ferner  Baptisten, 
Quäker,  Juden  und  eine  grosse  Zahl  verschiedener  protestantischer 
Sekten.  Die  gesammte  Zahl  aller  Gebäude,  welche  zu  gottes- 
dienstlichen Zwecken  verwandt  werden,  beläuft  sich  auf  316  oder 
1  für  je  314  Personen  und  die  Zahl  der  Geistlichen  aller  Be- 
kenntnisse ist  129.  In  den  religiösen  Sonntagsschulen,  welche 
von  den  meisten  Konfessionen  unterhalten  werden,  wurden  10,101 
Schüler  und  Schülerinnen  von  480  Lehrern  und  652  Lehrerinnen 
unterrichtet. 

Für  den  Unterricht,  den  höheren  sowohl  als  den  elemen- 
taren, ist  zweckentsprechend  gesorgt.  Der  erstere  steht  unter 
einer  Behörde,  welche  den  Titel  Council  führt,  der  letztere  unter 
einem  sogenannten  Board.  Obligatorischer  Schulbesuch  ist  seit 
einigen  Jahren  eingeführt  worden;  die  Zuwiderhandelnden  Eltern 
und  Vormünder  können  mit  einer  Geldstrafe  bis  zu  2  Pfd.  Sterl. 
belegt  werden,  wenn  sie  nicht  nachzuweisen  im  Stande  sind,  dass 
das  fehlende  Kind  genügenden  Privatunterricht  erhält,  oder  dass 
Krankheit  und  ein  sonstiger  zwingender  Grund  den  Schulbesuch 
verhindert  haben.  Die  Schulen  stehen  jedem  Kinde  ohne  Unter- 
schied offen,  der  Staat  trägt  die  Kosten,  welche  sich  durchschnitt- 
lich für  jeden  Schüler  auf  2  Pfd.  9  sh.  10^  d.  belaufen.  Auf 
den  Listen  waren  12,231  Schüler  verzeichnet.  Der  durchschnitt- 
liche Besuch  für  das  Jahr  beträgt  8140  Knaben  und  Mädchen,  die 
ihren  Unterricht  durch  108  Lehrer,  132  Lehrerinnen  und  42  so- 
genannte Pupil  Teachers  und  Monitors  erhielten,  welche  ihre  Er- 
ziehung noch  nicht  vollendet  haben,  aber  die  jüngeren  Klassen 
mitunterrichten  helfen. 

Wer  diese  elementaren  Schulen  absolvirt  hat,  kann  die  4 
höheren  besuchen :  Horton  College,  High  School,  Hurchin's  School 
und  Church  Grammar  School.  Um  Unbemittelten  den  Besuch  zu 
erleichtern,  werden  jährlich  32  Stipendien  vertheilt,  von  16  Pfd. 
13  s.  4  d.  bis  20  Pf.  Sterl.  per  Jahr.  Der  Council  of  Education, 
die  Unterrichtsbehörde ,  verleiht  jährlich  den  Grad  „Associate  of 
Artstt  an  diejenigen,  welche  eine  darauf  hingehende  Prüfung  be- 


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Tasmanien. 


15 


standen  haben.  Diese  können  sich  dann  um  ein  Stipendium  von 
200  Pfd.  Sterl.  jährlich  und  auf  4  Jahre  gültig  bewerben;  dies 
Stipendium  ist  zur  Unterstützung  des  Studirenden  auf  irgend  einer 
britischen  Universität  bestimmt. 

Die  Zahl  aller  Personen,  welche  unfähig  waren  zu  lesen,  be- 
trug (alle  Kinder  eingeschlossen)  1870  29,444  oder  29.74  Prozent. 

Das  wissenschaftliche  Leben  Tasmaniens  ist  ausserordentlich 
rege  und  erhält  sowohl  von  der  Kolonialregierung  als  auch  von 
der  Bevölkerung  die  kräftigste  Unterstützung.  • 

Die  „Royal  Society  of  Tasmania",  deren  Sorgfalt  der  gross- 
artige botanische  Garten  in  Hobarttown  seine  Entstehung  ver- 
dankt, veröffentlicht  jedes  Jahr  eine  Reihe  wissenschaftlicher  Publi- 
kationen, welche  sich  zumeist  auf  die  physischen  Verhältnisse  der 
Insel  beziehen  und  wesentlich  zur  Förderung  der  Kenntniss  der- 
selben beitragen.  Die  gründliche  Vermessung  des  Landes  ge- 
stattete die  Herausgabe  einer  Karte,  welche  sich  den  gediegen- 
sten topographischen  Leistungen  an  die  Seite  stellen  mag. 

'  Oeffentliche  Bibliotheken  und  Lesezimmer  befinden  sich  fast 
in  jedem  grösseren  Orte;  die  Bibliothek  in  Hobarttown  zählte 
7375  Bände,  die  in  Launceston  7000;  in  den  kleineren  Städten 
schwanken  sie  zwischen  1500  und  2000.  Alle  werden  von  der 
Regierung  unterstützt. 

Von  den  14  Zeitungen  und  periodischen  Zeitschriften,  welche 
auf  der  Insel  erscheinen,  werden  in  Hobarttown  2:  Mercury  und 
Tasmanian  Tribüne  täglich  veröffentlicht,  2  wöchentlich  und  4  monat- 
lich, in  Launceston  erscheint  eine  Zeitung  4  Mal,  eine  andere 
3  Mal,  eine  dritte  2  Mal,  eine  vierte  1  Mal  wöchentlich;  monat- 
lich ein  illustrirtes  Blatt:  Illustrated  Tasmanian  News. 

In  den  Krankenhäusern  zu  Hobarttown,  Launceston  und 
Campbelltown ,  etwa  auf  halbem  Wege  zwischen  beiden,  war  die 
Zahl  der  behandelten  Kranken  jährlich  gegen  10,000.  Die  Zahl 
der  aufgenommenen  Patienten  betrug  durchschnittlich  158,  für 
deren  Heilung  und  Pflege  im  Durchschnitt  in  Hobarttown  43  Pf. 
St.  10  sh.  2\  d.,  in  Launceston  53  Pf.  5  sh.  ausgegeben  wurden. 

Durch  4  Armenhäuser  wird  für  die  Bedürftigen  gesorgt,  eins, 
das  Queen's  Asylum  zu  Newtown,  einem  Vororte  der  Hauptstadt, 
nimmt  nur  Kinder  auf.  In  dem  21  engl.  Meilen  nördlich  am 
Derwentflusse  gelegenen  Norfolk,  besteht  eine  Irrenanstalt,  die 
270  Geisteskranke  aufzunehmen  im  Stande  ist;  im  .  Jahre  1876 
beherbergte  sie  im  Durchschnitt  232  Personen. 

Die  bedeutendsten  Ortschaften  sind:  Hobarttown,  die  Haupt- 
stadt der  Kolonie  und  Sitz  der  Regierung,  am  Fuss  des  Mt. 
Wellington  und  an  den  Ufern  des  Derwent,  etwa  12  engl.  Meilen 
Ton  der  Mündung,  unter  42°  53  s.  Br.  und  147°  22'  östl.  Länge 


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IG 


Emil  Jung 


von  Greenwicb.  Der  Hafen  ist  leicht  zugänglich,  mit  gutem  Schutz 
gegen  Winde  und  tief  genug,  um  die  grössten  Schiffe  aufzunehmen. 
Für  Werften  zum  Laden  und  Ausladen  und  Docks  zum  Ausbessern 
von  Fahrzeugen  ist  gesorgt.  Die  eigentliche  Stadt  bildet  nahezu 
ein  Viereck  und  ist  auf  mehreren  Hügeln  erbaut;  sie  bedeckt  ein 
Areal  von  1270  Acres  und  hat  eine  Bevölkerung  von  über  20,000 
Personen,  die  in  5000  Häusern  wohnen,  deren  jährlicher  Werth 
auf  99,000  Pf.  St.  taxirt  ist.  Unter  den  zahlreichen  öffentlichen 
Gebäuden  sind  der  Palast  des  Gouverneurs,  eine  herrliche  Struktur 
aus  dem  prächtigen  weissen  Stein  der  Insel  an  den  Ufern  des 
Derwent»  die  Regierungsgebäude,  das  Rathhaus,  Postgebäude,  Mu- 
seum, die  Freimaurer-Loge  und  die  sechs  Bankgebäude  die  be- 
merkenswerthesten.  Kirchen  und  Kapellen  sind  in  grosser  Zahl 
vorhanden;  ausser  den  zwei  Kathedralen  der  anglikanischen  und 
römisch-katholischen  Kirche  nicht  weniger  als  31.  Im  Rathhaus 
befindet  sich  eine,  jedem  zugängliche  und  vom  Morgen  bis  zum 
Abend  geöffnete  Bibliothek  mit  einem  Lesezimmer,  in  dem  die 
bedeutendsten  Tages-  und  Fachzeitungen  der  Kolonien  und  Eng- 
lands ausliegen.  Die  Bibliothek  zählt  7375  Bände.  Das  sehr 
gefällige  Theater  ist  nicht  immer,  aber  doch  in  der  Regel  geöffnet 
und  Konzerte  werden  öfters  in  den  Sälen  des  Rathhauses,  der 
Freimaurerloge  und  anderer  öffentlichen  Gebäude  gegeben.  Für 
den  Unterricht  ist  durch  G2  Privatschulen,  7  Staatsschulen  und  3 
Schulen  für  verwahrloste  Kinder  gesorgt.  Unter  den  Privat- 
schulen befinden  sich  3  höherer  .Klasse,  von  religiösen  Gemein- 
schaften gegründet.  Die  Wohlthätigkeitsanstalten  für  Erwachsene 
und  Kinder  sind  zahlreich  und  gut.  Die  Industrien  der  Stadt 
bestehen  vornehmlich  in  5  Brauereien,  von  denen  zwei  sehr  be- 
deutend sind  und  auch  für  den  Export  nach  dem  Kontinent  arbeiten, 
ferner  in  5  Mehlmühlen,  6  Früchtmussfabriken,  zahlreichen  Ger- 
bereien und  einer  Wrollenzeugweberei.  Drei  Schiffswerften  der 
besten  Konstruction  und  versehen  mit  dem  neuesten  Apparat  sind 
stets  in  voller  Arbeit.  Die  Stadt  ist  mit  Gas  beleuchtet.  Die 
Wasserversorgung  ist  gut  und  für  den  inneren  Verkehr  ist  ent- 
sprechend gesorgt.  Hobarttown  besitzt  drei  Markthallen,  wovon 
die  eine  für  den  Engros- Fischhandel  bestimmt  ist.  In  geringer 
Entfernung  von  der  Stadt  sind  öffentliche  Bäder  für  Männer  und 
Frauen  innerhalb  der  öffentlichen  Anlagen  erbaut  worden.  Die 
Stadt  steht  seit  1857  unter  einem  Mayor  und  neun  Alderman. 
Die  Eisenbahn  verbindet  Hobarttown  mit  Launceston,  nach  Syd- 
ney und  Melbourne  fahren  Dampfer  alle  14  Tage.  Eine  Linie 
von  Schiffen,  welche  der  Kolonie  angehören  und  mit  Tasmaniern 
bemannt  sind,  verkehrt  regelmässig  mit  England.  Hobarttown  wird 
im  Sommer  sehr  viel  von  den  Bewohnern  Adelaide's,  Melbourne's 


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Tasmanien. 


17 


und  Sydney's  besucht,  namentlich  verfehlen  die  jährlichen  Ruder- 
wettkämpfe auf  dem  Derwent  nicht,  eine  Menge  von  Besuchern 
anzulocken.  Diese  Regatta's  sind  die  grössten  Festtage  der  Kolo- 
nisten. Für  die  Erholung  der  Einwohner  ist  durch  einen  2000 
Acres  grossen  Park,  The  Queen's  Domain,  gesorgt  worden,  und 
die  Mitte  der  Stadt  schmückt  ein  gefälliger  Platz  mit  Gartenan- 
lagen, in  dessen  Mitte  die  Statue  des  früheren  hochverdienten 
Gouverneurs  der  Insel,  Sir  lohn  Franklin,  errichtet  worden  ist. 
Id  ilobarttown  erscheinen  täglich  zwei  Zeitungen:  Tasmanian  Tri- 
büne und  Mercury,  wöchentlich:  Tasmanian  Mail,  monatlich: 
Literary  Intelligences,  Church  News,  People's  Friend  und  Ca- 
tbolic  Standard. 

Launceston  ist  die  zweite  Stadt  der  Kolonie.  Sie  liegt  unter 
dem  41°  30'  s.  Br.  unä  147°  14'  ostlicher  Länge,  am  50  Fuss 
breiten  Jamarflusse  und  ungefähr  40  englische  Meilen  von  der 
Mündung  desselben  in  die  Bass-Strasse  (Port  Dalrymple),  gerade 
an  der  Vereinigung  der  beiden  Esk  (Nord  und  Süd).  Von  Hobart- 
town,  mit  dem  sie  durch  Eisenbahn  verbunden  ist,  ist  sie  120 
englische  Meilen  entfernt.  Dampferverbindung  mit  Melbourne  be- 
steht zwei  Mal  wöchentlich,  mit  Häfen  der  Insel  zu  unregelmäs- 
sigen Zeiten.  Nach  dem  letzten  Census  von  1870  war  die  Be- 
völkerung 10,668  Seelen;  sie  wird  gegenwärtig  auf  etwas  über  11,000 
geschätzt.  Die  Stadt  hat  Gasbeleuchtung,  mehrere  schone  öffent- 
liche Gebäude,  20  Kirchen  und  Kapellen,  eine  öffentliche  Biblio- 
thek und  Lesehalle  mit  7000  Bänden,  1  höhere  Knabenschule, 
33  Privatschulen  und  3  öffentliche  Schulen.  Es  bestehen  hier 
Hauptstellen  von  5  Banken.  Die  öffentlichen  Gärten  haben  ein 
Areal  von  9  Acres.  In  Launceston  erscheinen  mehrere  Zeitungen, 
dreimal  wöchentlich:  Cornwall  Chronicle  und  Launceston  Exa- 
miner,  zweimal  wöchentlich:  Cornwall  Advertiser,  wöchentlich: 
Tasmanian  und  ein  paar  kleine  Monatschriften.  —  Von  den  übrigen 
Ortschaften  hat  keine  eine  Bevölkerung,  welche  1000  Seelen  er- 
reicht; die  bedeutendsten  sind  Deloraine,  Campbelltown ,  Glen- 
orchy,  New  Norfolk,  New  Town,  Stanley  und  die  Badeorte  George- 
town und  St.  Helen's. 

5.   Ackerbau  und  Viehzucht. 

Im  Jahre  1857  befanden  sich  208,019  Acres  unter  Kultur, 
Ende  1877  dagegen  348,841  Acres.  Nach  den  eingehenden  sta- 
tistischen Zusammenstellungen  waren  mit  Weizen  bestellt  46,719 
Acres,  mit  Hafer  21,883,  mit  Gerste  4283,  mit  Erbsen  6648,  mit 
Bohnen  548,  mit  Kartoffeln  8336,  mit  Rüben  1486,  Möhren  104, 
.  Mangelwurzeln  994,  Zwiebeln  57,  Getreide  zu  Heu  29,440,  Hopfen 
641,  Gemüse-  und  Obstgärten  6419,  Grünfutter  120,376  Acres. 

Zeitocbr.  d.  GoselUcL.  t  Erdk   Bd.  XV.  2 


18  Emil  Jung: 


Im  ganzen  waren  von  dem  Gesamratareal  der  Kolonie  von  16,777,600 
Acres,  bis  Ende  1877  verkauft  oder  verschenkt  4,091,651  Acres, 
für  die  ein  Gesaiumtbetrag  von  1,736,221  Pfd.  Stg.  bezahlt  wor- 
den war;  es  blieben  am  Anfang  1878  noch  12,685,949  Acres 
unverkauft. 

Der  Ertrag  ist  in  Tasmanien  weit  hoher  als  in  den  Kolonien 
des  Festlandes,  doch  erreicht  er  in  dieser  Beziehung  Neuseeland 
nicht,  von  dem  er  sehr  erheblich  übertroffen  wird.  "Wir  lassen  hier 
zur  Vergleichung  die  Ernteertrage  aller  australischen  Kolonien 
folgen,  um  die  Stellung  zu  kennzeichnen,  welche  die  Insel  unter 
den  übrigen  Kolonien  einnimmt.  Es  darf  nicht  unbeachtet  bleiben, 
dass  die  Durchschnittsertrage  per  Acre  in  Tasmanien  noch  ebenso 
hoch  stehen,  als  vor  20  Jahren,  während  die  Kolonien,  welche 
den  Getreidebau  am  stärksten  betreiben,  Südaustralien  und  Victoria, 
in  dieser  Beziehung  ein  bedeutendes  Heruntergehen  bemerken 
lassen. 

Ernteerträge  der  australischen  Kolonien  1877  —  78 

im  Ganzen. 

(In  Tausenden) 


Weizen 

Hafer 

Gerste 

Mais 

Kartoffeln  Heu 

Wein 

(Bushel) 

(Tons)  (Gallonen) 

7018 

2040.4 

879 

22.0 

115.4 

207 

457.5 

Ncusüdwales  .  . 

2445 

358.8 

99 

3551.8 

34.9 

154 

708.4 

Queensland  .  .  . 

92 

0.7 

11 

1262.0 

8.7 

13 

87.0 

Südaustralien  .  . 

9035 

42.0 

143 

13.4 

253 

329.3 

Westaustralien  . 

251 

18.0 

77 

0.9 

0.7 

18 

Tasmanien  .  . 

S46 

488.3 

87 

27.1 

33 

Neuseeland  .  .  . 

633G 

6029.9 

577 

94.5 

59 

Ganz  Australien 

26023 

8978.1 

1373 

4836.7 

294.7 

737 

1592.2 

Ernteerträge  der  australischen  Kolonien  1877 — 78 

per  Acre. 

Weizen    Hafer     Gerste     Mais    Kartoffeln  Heu 


(Bushel)  (Tons) 

Victoria   12.41  19.39  19.81  18.15  3.11  1.17 

Neusüdwales   13.84  19.31  19.68  33.66  2  52  1.22 

Queensland   10.63  10.11  16.86  28.22  1.91  1.30 

Südaustralien   7.76  11.96  11.97  —  2.51  1.13 

Westaustralien   11.00  14.00  13.00  20.00  2.00  1.00 

Tasmanien  .  .  .  .  .  .  .  18.12  22.32  20.28  —  3.25  1.13 

Neuseeland   26.03  31.68  25.40  —  5.38  1.30 

Ganz  Australien   11.69  26.34  19.69  31.93  3.38  1.17 


Vor  allen  australischen  Kolonien  ausgezeichnet  ist  Tasmanien 
durch  sein  Obst.     Früchte   aller  Art  gedeihen   hier  zu  höchster 


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Tasmanien. 


19 


Vollkommenheit  und  in  grösster  Fülle.  Nirgends  dürfte  man 
schönere  Kirschen,  Pflaumen,  Quitten,  Maulbeeren,  Aepfel,  Birnen, 
Aprikosen  und  Pfirsiche,  Walnüsse,  Feigen,  Mandeln,  Stachel-, 
Johannis-  und  Erdbeeren,  Himbeeren  etc.  finden.  Auch  Wein 
wird  gebaut,  doch  nur  der  Trauben  wegen.  Und  auf  diesen  Obst- 
bau 8tüt2t  sich  eine  sehr  starke  Industrie,  welche  die  Nachbar- 
kolonien mit  ihren  Produkten  versorgt.  Tasmanien  führte  1876 
3,373,642  Pfd.  Mus  und  konservirter  Früchte  aus,  deren  Werth 
auf  90,344  Pfd.  Stg.  angegeben  wurde;  von  frischer  Frucht  wur- 
den 135,352  Bushel,  46,430  Pfd.  Stg.  Werth,  exportirt.  Haupt- 
konsument ist  Neusüdwales,  das  1877  für  34,664  Pfd.  Stg.  frisches 
Obst  und  für  53,402  Pfd.  Stg.  Fruchtsmus  nahm. 

Die  Viehzucht  hat  nicht  in  demselben  Maasse  zugenommen  als 
der  Ackerbau.  Die  Weiden  Tasmaniens  waren  schon  vor  50  Jahren 
besetzt,  und  das  disponible  Areal  wird  fortwährend  durch  die 
Ackerbauer  verringert.  Nur  durch  verbesserte  Methoden,  Besäen 
des  Bodens  mit  nahrhafteren  Grasarten  hat  man  den  Viehstand 
einigerniaassen  zu  erhöhen  vermocht.  Im  Jahre  1857  zählte  man 
20,559  Pferde,  79,950  Rinder  und  175,000  Schafe,  1877  nicht 
mehr  als  22,195  Pferde,  126,882  Rinder  und  1,818,125  Schafe; 
von  den  letzteren  wurden  gegen  14,000  auf  den  Inseln  der  Bass- 
Strasse  gehalten. 

Es  ist  der  bergigen  Natur  der  Insel  zuzuschreiben,  dass  die 
Viehzucht  keine  bedeutenderen  Fortschritte  macht.  Die  maleri- 
schen und  bewaldeten  Höhenzüge  sind  für  Viehzucht  nicht  mehr 
geeignet,  als  die  Gebirgszüge  von  Neuseeland,  Neusüdwales  und 
Victoria.  Hätten  jene  nicht  ihre  weiten  rollenden  Ebenen,  so 
würde  sich  ihr  Viehstand  nicht  in  dem  Maasse  vermehrt  haben, 
dass  auf  die  engl.  Quadratmeile  in  Victoria  144.87,  in  Neusee- 
land 118.43  und  in  Neusüdwales  90.61  Stück  Vieh  kommen, 
während  man  für  Tasmanien  nur  75.44  Stück  auf  die  Quadrat- 
meile rechnen  darf. 

Aber  den  Viehstand,  Welchen  die  Insel  besitzt,  zu  verbrauchen, 
ist  ihr  unmöglich ;  sie  führt  seinen  nicht  unbedeutenden  Ueberschuss 
jährlich  nach  Victoria  und  Südaustralien  aus.  Die  tasmanischen 
Zagpferde  sind  berühmt,  sie  sind  klein  und  sehr  stark,  eine  Art 
Soffolk-Punch-Race;  die  Farmer  von  Victoria  und  Südaustralien 
riehen  dieselben  allen  anderen  vor.  Victoria  importirte  1876  von 
Tasmanien:  260  Pferde  für  7855  Pfd.  Stg.,  ferner  1100  Schafe 
für  6428  Pfd.  Stg.  und  2756  Schweine  für  4129  Pfd.  St.  Der 
Preis,  der  für  die  Schafe  gezahlt  wurde,  beweist  die  Güte  der 
Thiere. 

Und  in  der  That  erzielt  tasmanische  Wolle  hohe  Preise  auf 
den  Londoner  Märkten;  ein  grosser  Theil  der  Schafe  gehört  zu 

2* 


20 


Emil  Jung: 


den  langwolligen  Lincoln's,  welchen  das  Klima  der  Insel  natür- 
lich sehr  zusagt.  Auf  den  Wollauktionen  in  London  1877  wurden 
tasmanische  Wollen  (mittlere  bis  gute)  mit  1  sh.  6  d.  bis  1  sh.  8  d. 
bezahlt,  aber  die  Heerden  der  Herren  Gilson,  Taylor  und 
anderer  Züchter  erreichen  den  doppelten  und  dreifachen  Preiä. 
Die  Abladungen  tasmanischer  Wolle  in  London  betrugen  1877: 
21,528  Ballen. 

6.  Der  Bergbau. 

Obscbon  die  Gebirge  der  Insel  Spuren  von  fast  jedem  Mineral 
aufweisen,  so  wird  dieser  Reichthum  nur  wenig  beachtet.  In 
früheren  Jahren  war  die  Ausbeute  aber  sehr  bedeutend  und  die  mine- 
ralischen Schätze  Tasmaniens  (Gold,  Silber,  Kupfer,  Blei)  zogen 
die  fremde  Auswanderung  in  ganz  ungewöhnlichem  Grade  an. 

Im  Jahre  1876  betrug  aber  das  ganze  Quantum  des  aus- 
geführten Goldes  nur  10,278  Unzen,  dessen  Werth  man  auf 
41,861  Pfd.  Stg.  schätzte.  Doch  sind  einige  Werke  sehr  reich; 
so  erzielten  die  Goldgräbereien  bei  Nine-Mile-Springs  nordlich 
von  Launceston  bei  einem  Stampfen  von  1000  Tons  auf  die  Toune 
Quarz  2  Unzen  6  Drachmen  und  16  Gran  Gold,  ein  äusserst 
günstiges  Resultat. 

Ende  1872  wurde  die  ziemlich  ruhig  gehende  Bevölkerung 
Tasmaniens  in  nicht  geringe  Aufregung  versetzt  durch  die  Ent- 
deckung ausgedehnter  Zinninger  in  der  an  der  Nordwestecke  ge- 
legenen Provinz  Wellington,  unfern  der  Emu-Bai.  Aber  auch  im 
Nordosten  hat  man  Zinn  über  ein  sehr  ausgedehntes  Areal  ver- 
breitet gefunden.  Auch  soll  das  Erz  von  ausnehmender  Reich- 
haltigkeit sein,  man  berichtet,  dass  das  Erz  von  Mt.  Bishop 
am  oberen  Arthurflusse  70  bis  80  Prozent  reines  Zinn  ergiebt. 
Während  des  Jahre  1876  wurden  für  143,089  Pfd.  Stg.  Zinnerz 
und  Zinnbarren  ausgeführt.  Nach  den  Ausfuhrlisten  des  kleinen 
Hafenortes  Bridgeport  in  der  Grafschaft  Dorset  an  der  Nordküste 
wurden  in  den  ersten  sechs  Monaten  vbn  1877  dort  900  Tonnen 
Zinnerz,  36,000  Pfd.  Stg.  im  Werth,  verschifft.  Wismuth  ist  am 
Mount  Ramsay  gefunden  worden  und  zwar  soll  die  Ader  eine 
Mächtigkeit  von  12  Fuss  haben.  Ebenso  sind  Gänge  von  Kupfer-, 
Blei-  und  Eisenerz  entdeckt  worden;  Eisen  findet  sich  namentlich 
an  den  Ufern  des  Tamar.  Es  wird  behauptet,  dass  das  tasma- 
nische  Eisen  durch  seine  Weichheit  und  Zähigkeit  das  schwe- 
dische Eisen  noch  übertreffe.  Kalk  und  gute  Bausteine  sind 
reichlich  vorhanden  und  werden  viel  nach  Victoria  ausgeführt; 
1876  1340  Tonnen,  2307  Pfd.  Stg.  im  Werth.  Auch  die  Schiefer- 
brüche liefern  ein  gutes  Material.  Aber  noch  ist  der  Mineral- 
reichthum Tasmaniens  kaum  berührt  worden. 


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Tasmanien. 


21 


Von  den  zahlreichen  und  schon  langst  bestehenden  Industrie- 
zweigen haben  sich  einige  zu  ziemlicher  Bedeutung  gehoben.  Am 
wichtigsten  sind  die  folgenden.  Nach  der  Zählung  von  1876  gab 
e9  auf  der  Insel  20  Brauereien,  52  Gerbereien,  6  Seifensiedereien 
und  5  Lichtfabriken,  7  Muskochanstalten,  34  Sagemühlen,  40  An- 
stalten und  Werkstätten  für  die  Herstellung  landwirtschaftlicher 
Maschinen  und  Werkzeuge,  5  Messinggiessereien,  10  Wagenbau- 
anstalten, 3  Eisenschmelzen,  22  Dampf-  und  36  Wassermühlen, 
2  Töpfereien,  1  Zinnschmelze  und  2  Tuch-  und  Wollenzeugfabriken. 
Die  letztgenannten  Fabriken  wurden  durch  eine  Staatssubvention 
ins  Leben  gerufen,  welche  demjenigen  verheissen  wurde,  der  zu- 
erst eine  besondere  Quantität  Wollenzeuge  aus  tasmanischer  Wolle 
herstellen  würde.  Eine  Firma  in  Launceston  hielt  zuerst  eine 
Auction  ihrer  Hosenstoffe,  Flanelle  etc.  im  August  1874. 

7.    Verfassung,  Verwaltung,  Finanzen. 

Eine  eigentliche  Verfassung  erhielt  die  Kolonie  im  Jahre  1856, 
vorher  hatte  der  Gouverneur  in  rein  militärischem  Style  regiert. 
Nach  der  von  der  Königin  von  England  verliehenen  Konstitution 
ist  die  Regierungsgewalt  zwischen  Gouverneur,  Ober-  und  Unter- 
haus getheilt.  Dem  Gouverneur,  welcher  3000  Pfd.  Stg.  Gehalt 
und  1500  Pfd.  Stg.  Repräsentationsgelder  empfangt,  steht  ein  aus- 
führender Rath  von  24  Mitgliedern  zur  Seite,  welche  den  Titel 
„Ehrenwerth  u  führen;  sie  werden  vom  Gouverneur  auf  Lebens- 
zeit ernannt.  Das  Ministerium  zählt  vier  besoldete  Mitglieder 
und  zuweilen  eins  oder  zwei  andre  unbesoldete;  ein  Minister 
muss  entweder  in  dem  einen  oder  dem  anderen  Hause  Sitz 
haben.  Das  Oberhaus  (Legislative  Council)  besteht  aus  IG  Mit- 
gliedern, die  nicht  jünger  als  30  Jahre  alt  sein  dürfen,  und  auf 
6  Jahre  erwählt  werden.  Das  Recht,  für  das  Oberhaus  zu  wäh- 
len, haben  alle  geborenen  oder  naturalisirten  englischen  Bürger, 
welche  entweder  einen  Landbesitz  von  30  Pfd.  Stg.  Jahreswerth 
haben  oder  inactive  Offiziere  der  Armee  oder  Flotte,  Graduirte 
irgend  einer  Universität,  Geistliche  oder  Aerzte  sind.  Das  Unter- 
haus (House  of  Assembly)  zählt  32  Mitglieder.  Die  Kandidaten 
müssen  21  Jahre  alt  sein  und  das  englische  Bürgerrecht  haben; 
sie  werden  gewählt  durch  alle,  welche  Haus-  oder  Landbesitz  von 
einem  jahrlichlen  Miethwerth  von  7  Pfd.  Stg.  haben,  oder  zu  den 
obengenannten  Ständen  gehören.  Die  Wahlen  geschehen  durch 
Ballotage  und  sind  auf  5  Jahre  gültig. 

Eingetheilt  ist  die  Kolonie  in  18  Grafschaften,  die  wieder  in 
Kirchspiele  zerfallen.  Die  Namen  dieser  Grafschaften  sind  rein 
englisch,  nämlich:  Dorset,  Cornwall,  Devon,  Wellington,  Russell, 
Montagu,  Lincoln,  Westmoreland,  Somerset,  Glamorgan,  Pembroke, 


22 


Emil  Jung: 


Monmouth,  Cumberlnnd,  Franklin,  Montgomery,  Arthur,  Buckingham, 
Kent.  Dies«  Eintheilung  gilt  für  das  Landdepartement;  für  die 
Wahlen  zum  Oberhause  ist  die  Kolonie  in  13,  für  die  zum  Unter- 
hause in  32  Distrikte  getheilt.  Ferner  giebt  es  sogenannte 
Strassendistrikte,  deren  Vorstände  für  die  Kommunikation  Sorge 
zu  tragen  haben,  und  acht  Polizeidistrikte.  Ausser  Hobarttown 
und  Launceston  haben  19  Orte  eine  Municipalverfassung. 

Die  Einnahmen  betrugen  1877  361,771  Pfd.  Stg.;  davon 
waren  236,777  Pfd.  Stg.,  oder  2  Pfd.  4  sh.  6'^  d.  pro  Kopf  durch 
Steuern  erhoben,  durch  Zolle  185,037  Pfd.  Stg.,  und  die  Aus- 
gaben betrugen  352,564  Pfd.  Stg.  Die  Staatsschuld  belief  sich 
auf  1,589,705  Pfd.  Stg.,  was  14  Pfd.  16  sh.  lO1^  d.  auf  den  Kopf 
der  Bevölkerung  ergiebt.  Im  Vorjahre,  1876,  stand  die  Staats- 
schuld auf  1,520,500  Pfd.  Stg.,  diese  Summe  war  für  folgende 
Zwecke  aufgenommen  worden:  für  öffentliche  Arbeiten,  incl.  Eisen- 
bahnen 1,039,429  Pfd.  Stg.,  Einwanderung  193,700,  zur  Ablösung 
des  Staatszuschusses  an  Religionsgesellschaften,  Abzahlung  einer 
alten  Schuld  an  die  britische  Regierung  30,500,  Schatzscheine  zur 
Deckung  des  Defizits  in  den  Einnahmen  156,871  Pfd.  Stg.  Der 
grösste  Theil  dieser  Staatsschuld  ist  zu  6  %  verzinst  und  sind  die 
Zinsen  halbjährlich  zahlbar,  der  Rest  zu  5  %.  Die  Zinsen,  welche 
der  Staat  überhaupt  jährlich  für  seine  Schuld  zu  zahlen  hat,  be- 
tragen 90,000  Pfd.  Stg. 

8.  Verkehrs anstal te n  und  Verkehr. 

Im  Jahre  1859,  also  vor  20  Jahren,  betrug  die  gesammte 
Schiffstonnage  aller  in  tasmanischen  Häfen  verkehrenden  Fahr- 
zeuge 245995,  die  der  einlaufenden  Schiffe  120,906,  der  auslau- 
fenden 125,089.  Innerhalb  18  Jahren  hat  der  Tonnengehalt  des 
Schiffsverkehrs  sich  nahezu  um  das  Dreifache  vermehrt,  denn  1877 
liefen  ein:  678  Schiffe  von  159,308  Tonnen,  aus:  680  Schiffe 
von  160,209  Tonnen. 

Die  eigene  Flotte  der  Kolonie  zählte  in  demselben  Jahre 
207  Schiffe  von  19,065  Tonnen,  darunter  14  Dampfer  von  3568 
Tonnen  und  1155  Pferdekräften  und  12  Walfischfänger  von  3295 
Tonnen.  Die  Tasmanian  Steam  Navigation  Company  besitzt  5  grosse 
Dampfer  und  ein  kleineres  Boot  für  den  Küstenhandel.  Diese 
Dampfer  vermitteln  den  Verkehr  zwischen  Hobarttown  und  Sydney 
alle  14  Tage,  in  kurzen  Zwischenräumen  zwischen  Hobarttown 
und  Melbourne  und  Launceston  und  Melburne.  Die  Walfisch- 
fangerflotte war  von  315  Leuten  bemannt.  Im  Jahre  1876  brachte 
man  470  Tonnen  Walrath  ein,  deren  Werth  auf  41,740  Pfd.  St. 
geschätzt  wurde;  im  Jahre  1874  nur  451  Tonnen  126  Gallonen 
Walraththran  im  Werth  von  31,605  Pfd.  St. 


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Tasmanien. 


23 


Ancb  hier  wie  in  den  australischen  Meeren  überhaupt  ist 
der  Walfischfang  sehr  bedeutend  zurückgegangen.  Im  Jahre  18C1 
besass  die  Kolonie  noch  eine  Flotte  von  25  Schiffen  mit  5746 
Tonnen  Gehalt  und  das  Geschäft  war  sehr  einträglich.  Es  wur- 
den über  710  Tonnen  Thran  im  Werthe  von  zusammen  60,350 
Pf.  St.  verschifft.  In  der  Nähe  der  Chatham-Inseln  wurden  an 
einem  Tage  16  Walfische  barpunirt,  welche  zusammen  140  Tonnen 
Thran  im  Werthe  von  11,200  Pfd.  St.  lieferten.  Diese  25  Schiffe 
hatten  131  sogenannte  „shaleboats",  welche  auf  den  eigentlichen 
Fang  ausgehen,  un4  eine  Bemannung  von  700  Matrosen.  Ein 
Schiff  mit  3  Booten  werthet  völlig  ausgerüstet  5000  Pfd.  St. 

Für  die  Sicherstellung  der  Küsten  ist  durch  Errichtung  von 
Leuchtfeuern  gesorgt.  Auf  der  Kent- Gruppe  befindet  sich  ein 
Drehfeuer,  950  Fuss  über  Hochwasser,  auf  Gorse- Island  ein 
festes  Licht,  135  Fuss  hoch,  auf  Swan-Island  Drehfeuer  100  Fuss, 
Low  Head  Drehfeuer  142,  King's  Island  festes  Licht  280  Fuss, 
South  Bruni  Drehfeuer  335  und  Iron  Pot  festes  Licht  65  Fuss 
über  Niedrigwasser.  Zur  Erhaltung  der  zwei  nordlichsten  in  der 
Bass- Strasse  trugen  die  anderen  Kolonien  bei,  für  die  übrigen 
zahlt  Tasmanien  jährlich  eine  Summe  von  4800  Pfd.  St. 

Von  dem  gesammten  Schiffsverkehr  1877  fallt  der  grosste 
Theil  auf  Victoria.  Von  den  678  einlaufenden  Schiffen  mit 
159,308  Tonnen  Gehalt  kommen  412  mit  71,325  Tonnen  auf 
diese  Kolonie,  von  680  auslaufenden  374  Schiffe  mit  64,721  T.; 
es  liefen  ein:  von  N.-S.- Wales  113  Schiffe  (32,826  T.),  Neusee- 
land 50  Schiffe  (12,343  T.),  Queensland  11  Schiffe  (1250  T); 
aus:  nach  N.-S.-Wales  118  Schiffe  (31,735  T.),  Neuseeland  65 
Schiffe  (15501  T.),  Queensland  21  Schiffe  (3224  T.). 

Die  Ausfuhr  Tasmaniens  besteht  in  Produkten  der  Viehzucht, 
der  Landwirthst halt  und  des  Bergbaues.  Die  Einfuhr  dagegen  in 
allerlei  Fabrikaten  und  Manufakten. 

Der  Werth  der  Einfuhr  in  der  Kolonie  belief  sich  im  Jahre 
1877  auf  1,308,671  Pfd.  St.,  somit  175,668  Pfd.  St.  oder  15^ 
Prozent  mehr  als  im  Vorjahre.  Er  stieg  in  dem  verflossenen 
Jahrzehnt  um  54,84  Prozent. 

Der  Werth  der  Ausfuhr  betrug  1,416,975  Pf.  St.,  demnach 
285,992  Pfd.  St.  oder  25,29  Prozent  mehr  als  im  Vorjahr.  Seit 
1868  hat  er  um  53,88  Prozent  zugenommen.  Von  jenem  Betrag 
kamen  1,403,580  auf  tasmanische  Erzeugnisse,  13,395  Pfd.  St.  auf 
Produkte  fremder  Länder. 

Die  hauptsächlichsten  Einfuhrartikel  waren  für  1877:  Klei- 
dungsstücke, Bekleidungsstoffe  und  Möbelzeug  353,538  Pfd.  St., 
Zucker  128,000,  Eisen-  und  Stahlwaaren  etc.  81,322,  Thee  42,378, 
Papierwaaren  33,850,  Spirituosen  32,251,  Eisen  und  Zinn  30,880, 


24 


Emil  Jung: 


Steinkohlen  und  Cooks  29,118,  Stiefel  und  Schuhe  27,629  Pfd.  St. 
Unter  den  Ausfuhrartikeln  standen  obenan  Wolle  mit  1,167,879 
Pfd.  St.  und  Zinn  mit  296,941  Pfd.  Sterling,  ferner  sind  nennens- 
wert!] :  frisches  und  präservirtes  Obst,  Bauholz,  Gemüse,  Getreide, 
namentlich  Hafer,  Häute,  Felle  und  Leder.  Die  Ausfuhr  von  Gold 
betrug  3549  Unzen  oder  34  Prozent  derjenigen  des  Vorjahres,  mit 
Ausnahme  dieser  letzteren  war  sie  indessen  die  grösste  während 
des  abgelaufenen  Dezenniums»  Der  früher  sehr  bedeutende  Hopfen- 
export ging  um  122,387  Pfund  herunter,  betrug  aber  immer  noch 
726,018  Pfund.  Der  Export  von  präservirtem  Obst  und  von 
Wolle  war  grosser  als  während  irgend  eines  der  verflossenen 
zehn  Jahre.  Zinn  wurde  zuerst  1873  ausgeführt;  die  Ausfuhr 
betrug  in  diesem  Jahre  nur  4  Tons,  stieg  aber  1877  auf  5747 
Tons;  sie  war  1877  nur  um  256  Prozent  grosser  als  im  1876. 

Gerberrinde,  Butter  und  Käse,  Weizenmehl,  Gold,  Hopfen, 
Pferde  und  Oel  wurden  alle  früher  in  grosseren  Mengen  ausge- 
führt. Der  grosste  Theil  der  Produkte  nimmt  seinen  Weg  direkt 
nach  England,  ebenso  wie  auch  Tasmanien  einen  grossen  Theil 
der  fertigen  Fabrikate  von  daher  importirt,  obschon  Victoria  unter 
allen  Staaten  in  letzterer  Hinsicht  den  ersten  Rang  einnimmt. 
Nach  Herkunft  und  Bestimmung  ordnen  sich  die  verschiedenen 
Verkehrsländer  folgendermassen: 

Einfuhr  und  Ausfuhr  1877 
(in  Pfd.  Stg.). 


Einfuhr 

Ausfuhr 

Grossbritannien  und  Irland 

.  377,500 

632,741 

,  736,804 

316,729 

.  79,644 

342,590 

7,998 

72,095 

4,510 

28,474 

10,080 

21,608 

9,765 

71,645 

986 

• 

49 

10,726 

1,065 

638 

Zusammen 

1,308,672 

1,410,975 

Von  der  Einfuhr  kamen  an  in  Hobarttown  für  664,440,  in 
Launceston  für  644,232  Pfd.  Stg.;  Hobarttown  führte  für  720,13G, 
Launceston  für  696,839  Pfd.  Stg.  aus;  es  stehen  sich  also  die 
beiden  Häfen   in  Bezug   auf  den  "Werth   ziemlich   gleich.  Der 


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Tasmanien. 


25 


Handel  von  Hobarttown  mit  England  ist  aber  bedeutend  stärker  . 
als  der  von  Launceston ,  das  hauptsächlich  von  Victoria  importirt. 
Sonst    partizipiren   beide   Städte   ziemlich   gleichmässig  an  dem 
Handel  mit  den  aufgeführten  Landern. 

Der  Handel  mit  den  australischen  Kolonien  ist,  wie  aus  den 
Tabellen  ersichtlich,  lebhaft  genug.  Vor  Einführung  des  Schutz- 
zolles in  Victoria,  der  sich  immer  höher  schraubt,  fand  die  Insel 
dort  einen  sehr  günstigen  Markt,  besonders  für  ihren  enormen 
Obstreichthum,  der  theils  frisch,  theils  als  Mus  verkocht  einen 
wichtigen  Handelsartikel  Tasmaniens  bildet.  Es  wurden  1877  aus- 
geführt 3,750,719  engl.  Pfund  präservirtes  Obst  und  Mus  und 
98,267  Bushel  frisches  Obst.  Jetzt  ist  der  Markt  in  Victoria 
nahezu  verschlossen;  aber  Neusüdwales  bezieht  noch  jährlich  für 
88,000,  Neuseeland  für  30,000  Pfd.  Stg.  Obst  und  Fruchtmus. 

Der  gesammte  überseeische  Handel  repräsentirte  im  Jahre  1877 
einen  Werth  von  2,725,646  Pfd.  Stg.  gegen  2,263,986  Pfd.  Stg. 
in  1876,  somit  Mehrwerth  in  1877  461,660  Pfd.  Stg. 

Eine  Synopsis  der  letzten  5  Jahre  ergiebt  ein  bedeutendes 
Anwachsen  des  Handelsverkehrs. 


Der 

Aussenhandel  Tasmaniens. 

Einfuhr 

Ausfuhr 

1873 

1,107,167 

893,556 

1874 

1,257,785 

925,325 

1875 

1,185,942 

1,085,976 

1876 

1,133,003 

1,130,983 

1877 

1,308,671 

1,416,975 

Die  Eisenbahnen  Tasmaniens  sind  theils  Privateigenthum, 
theils  gehören  sie  dem  Staate.  Ursprünglich  wurden  sie  alle  von 
englischen  Gesellschaften  erbaut,  späterhin  aber  zum  Theil  von 
der  Regierung  angekauft.  Die  Hauptlinie  von  Hobarttown  nach 
Launceston  mitten  durch  die  Insel,  133  engl.  Meilen  lang,  wurde 
von  den  Herren  Clark,  Punchard  und  Reeve  in  London  erbaut. 
Die  Regierung  von  Tasmanien  garantirt  5  %  Zinsen  auf  die  Kosten 
des  Baues  bis  65,000  Pfd.  Stg.  nach  Eröffnung  der  ganzen  «Linie 
für  den  Verkehr  auf  30  Jahre.  Der  Western  Railway  zweigt 
sich  13  Meilen  südlich  von  Launceston  nach  Nordwesten  ab  und 
ist  bis  Deloraine  in  einer  Entfernung  von  45  engl.  Meilen  voll- 
endet. Diese  Strecke  wurde  von  einer  englischen  Gesellschaft 
mit  einem  Kostcnaufwande  von  450,000  Pfd.  Stg.  erbaut,  d.  h.  zu 
9547  Pfd.  Stg.  per  engl.  Meile.  Davon  wurden  50,000  Pfd.  Stg. 
durch  Actien  aufgebracht,  die  übrigen  400,000  Pfd.  Stg.  durch 
Regiernngsobligationen  zu  6  %  Zinsen  und  diese  Zinsen  wurden 
theilweise  von  den  Distrikten  garantirt,  durch  welche  die  Bahn 


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26  Emil  Jung: 

führte.  Am  10.  Feb.  1871  wurde  die  Linie  eröffnet  und  am 
3.  August  1872  wurde  sie  von  der  Regierung  übernommen.  Im 
Jahre  1877  betrugen  die  Gesammtkosten  für  Erhaltung  etc. 
15,782  Pfd.  Stg.,  die  Einnahmen  18,146  Pfd.  Stg..  es  ergab  sich 
also  ein  Reingewinn  von  2638  Pfd.  Stg.  Eine  dritte  Linie,  die 
Mersey-Deloraine-Eisenbahn  wurde  gebaut,  um  die  Mündung  des 
Mersey  mit  Deloraine  zu  verbinden,  indess  waren  nur  18  engl. 
Meilen 'vollendet  und  eine  Strecke  von  12  Meilen  war  noch  zu 
bauen,  als  die  Actiengesellschaft  zusammenbrach.  Der  Staat  kaufte 
dann  die  Bahn  an  und  wird  sie  vollenden.  Die  Gesammtlange 
der  tasmanischen  Bahnen  betrug  Anfang  1878  172  engl.  Meilen. 

Telegraphenlinien  verbinden  alle  Orte  von  irgend  welcher 
Bedeutung;  die  Gesammtlange  der  Linien  betrug  1877  809  engl. 
Meilen,  der  Drähte  976  engl.  Meilen;  1876  wurden  66,018  Tele- 
gramme befordert.  Seit  1869  ist  Tasmanien  durch  ein  Kabel 
mit  Victoria  verbunden;  am  21.  October  1872  konnte  man  zum 
ersten  Male  ein  Telegramm  nach  London  senden. 

Die  Zahl  der  Poststationen  ist  177,  und  Postkutschen  gehen 
täglich  nach  allen  bedeutenderen  Ortschaften  ab;  die  Zahl  der 
Bureaus  für  Postanweisungen  ist  31,  in  denen  8851  Postanweisun- 
gen für  32,427  Pfd.  Stg.  ausgegeben  und  6953  Postanweisungen 
für  22,559  Pfd.  Stg.  ausgezahlt  wurden. 

Es  bestehen  in  der  Kolonie  5»  Banken:  Die  Bank  of  Tas- 
mania,  Kapital  200,000  Pfd.  St.,  Bank  of  Vandiemensland,  einge- 
zahltes Kapital  135,000  Pfd.  St.,  Commercial  Bank,  eingezahltes 
Kaptial  115,000  Pfd.  St.,  Bank  of  Australasia,  eingezahltes  Ka- 
pital 1,200,000  Pfd.  St,  und  die  Union  Bank  of  Australia,  einge- 
zahltes Kaptial  1,250,000  Pfd.  St.  Am  31.  December  1876  hatten 
diese  Banken  umlaufende  Noten  117,558,  Depositen  1,463,008, 
Baargeld  256,499  Pfd.  St.  Das  Diskonto  war  unter  95  Tagen 
7  Prozent  pro  anno,  unter  125  Tagen  8,  unter  185  Tagen  9  Prozent. 

Sparbanken  (Saring's  Banks),  giebt  es  in  Hobarttown  und 
Launccston.  In  diesen  beiden  Banken  hatten  1877  11,514  Ein- 
zahler ein  Guthaben  von  302,272  Pfd.  St.,  der  Reservefonds  war 
28,579  Pfd.  St.,  angelegt  in  Staatsschuldscheinen  und  Hypotheken 
255,696  Pfd.  St.  Während  des  Jahres  wurden  177,679  Pfd.  St. 
ein-,  164,629  Pfd.  St.  auagezahlt. 


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lieber  die  Columbischen  National -Territorien. 


27 


II. 

Ueber  die  Columbischen  National -Territorien.*) 


L 

„Mehr  als  zwei  Drittel  von  Columbien,  die  fruchtbarsten, 
reichsten  und  schönsten  Strecken  dieses  Landes,  sind  bis  jetzt  ohne 
Anbau,  dienen  jetzt  nur  dazu,  unsere  geographischen  Karten  zu 
schmucken  und  uns  zu  zeigen,  dass  jenseits  der  Grenzen  colum- 
bischen Gebiets  hier  wie  dort  habsüchtige  Begierden  hervortreten, 
sowohl  wegen  der  Wichtigkeit  jener  Regionen,  als  auch  wegen 
unserer  gegenwärtigen  Ohnmacht."  So  urtheilte  in  einem  Official- 
bericht  vom  31.  Januar  1869  Santiago  Perez,  der  damalige 
colnmbische  Minister  für  die  auswärtigen  Angelegenheiten,  hinsicht- 
lich der  Grenzterritorien  von  Columbien. 

In  der  That  finden  sich  an  allen  Enden  des  columbischen 
Gebietes  Gegenden,  welche  die  spezielle  Bezeichnung  von  „Terri- 
torien" erhalten  haben. 

Die  ehemalige  Republik  Neu -Granada  kannte  solche  Terri- 
torien in  grosser  Anzahl,  unter  denen  einige  ein  besonderes  In- 
teresse tragen.  So  bestand  an  der  Grenze  gegen  Costarica  das 
Territorium  der  Boen  del  Toro,  das  in  den  Zählungslisten  von  1847 
mit  nur  595  Einwohnern  erscheint,  indess  einen  ziemlich  dicht 
bevölkerten  Indianer-Distrikt  bezeichnet;  aufgehoben  durch  Gesetz 
vom  29.  April  1850.  Zwischen  den  Staaten  Panama  und  Cauca 
dehnte  sich  damals  das  grosse  Danen -Territorium  aus,  in  dem 
man  1851  an  13  Dörfer  und  1300  Seelen  verzeichnete;  Zahlen, 
die  für  diesen  Indianer-  Bereich  ebenfalls  unzutreffend  sind.  Das 
Gesetz  vom  2.  Juni  1846  schuf  dieses  Territorium  aus  dem  alten 
Kanton  Darien  und  den  Gemeinden  San  Miguel  und  Chincan; 
allein  ein  anderes  Gesetz,  vom  22.  Juni  1850,  beseitigte  diese 
Schöpfung  wieder.  Am  anderen  Ende  des  Staates  Cauca  finden 
wir  das  weit  ausgedehnte  Orinoco-Territorium  Caquetä,  für  das  1851 
jedoch  nur  3676  Einwohner  angegeben  werden.  Nach  dem  Gesetz 
vom  2.  Mai  1845  umfasste  dasselbe  die  alten  Territorien  Andaquis 
und  Mocoa  und  wird  begrenzt  im  Westen  von  dem  Ost- Zweige 
der  Anden,  vom  Paramo  de  Sumapaz  bis  zur  Grenze  gegen 
Ecuador,  im  Norden  von  derjenigen  Linie,  welche  die  Quellwasser 
scheidet,  die  vom  Süden  her  zum  Guaviare-Flusse  gehen,  im  Osten 
nnd  Süden  von  den  Grenzen  des  Landes,  wie  sie  sich  aus  den 


)  geschrieben  im  Jahre  1873. 


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28 


Uebcr  die  Columbischen  National- Territorien. 


mit  Spanien  und  Portugal  geschlossenen  Vertragen  herausstellen. 
An  Caquetä  schliessen  sich  die  grossen,  Brasilien  und  Venezuela 
begrenzenden  Hinterländer  von  den  jetzigen  Staaten  Cundinamarca 
und  Boyacä.  Das  erstere  unter  dem  Namen  San  Martin  mit  der 
alten  Hauptstadt  Medinal,  erscheint  im  Census  von  1847  mit  519 
Einwohnern,  obwohl  es  nach  vielen  Tausenden  zählte  j  es  wurde 
aufgehoben  durch  Gesetz  vom  22.  Juni  1850;  das  andere,  Casanare 
genannt',  wurde  ehedem  (bis  zu  den  letzten  Zeiten  der  Republik 
Neu -Granada)  als  Provinz  behandelt,  obwohl  dort  eine  geregelte 
Organisation  so  sehr  fehlte,  dass  es  schon  früher  auf  den  Namen 
eines  „Territoriums"  hätte  Anspruch  erheben  können.  Ein  solcher 
wurde  in  vollstem  Maasse  der  Guajira-Halbinsel  zu  Theil;  als 
Territorium  umfasste  sie  nach  dem  Gesetz  vom  19.  Mai  1846 
„denjenigen  Bezirk  der  Provinz  Rio-Hacha,  welchen  im  Nordosten 
eine  Linie  abtheilt,  die  der  Rio  Colancala  vor  seiner  Mündung 
bis  zum  Vereinigungspunkte  der  Gemeinde -Grenzen  von  Soldado 
und  Barrancas  bildet,  sowie  eine  andere,  von  diesem  Punkte  süd- 
wärts bis  zu  den  Grenzen  der  Provinz  laufende  Linie". 

Zu  solchen  Grenzterritorien  rechnete  man  schon  früher  die 
Inseln  vor  den  columbischen  Küsten,  insbesondere  den  San  Andres- 
Archipelagus,  der  jedoch  als  Territorium  seit  dem  Gesetz  vom 
22.  Juni  1850  nicht  mehr  anerkannt  wurde. 

Auch  im  Inneren  der  ehemaligen  Republik  Neu-Granada  gab 
es  solche  Territorien,  unter  denen  das  von  Guanäcas  mit  der 
Hauptstadt  Inzä,  —  die  alte  Tierra  adentro  —  am  Meisten  bekannt 
ist,  ein  Gebiet,  dessen  Grenze  im  Gesetz  vom  28.  April  1847 
durch  eine  Linie  bestimmt  wird,  welche  vom  Vulkan  Purace  über 
den  Rücken  der  Cordillere  durch  die  Schneefelder  Guanäcas  und 
Huila  bis  zu  den  Quellen  des  Rio  Negro  de  Narväez  läuft,  diesen 
Strom  bis  zum  Zusammenfluss  mit  dem  Paez  begleitet,  dem  letz- 
teren stromaufwärts  folgt  bis  zur  Mündung  des  Rio  Negro  und 
diesem  wieder  bis  zu  seinen  Quellen  am  Purace.  Dieses  Territorium 
wurde  durch  Gesetz  vom  23.  April  1849  beseitigt. 

In  neugranadinischer  Zeit  fehlte  solchen  Territorien  eigene 
Bedeutung,  sie  füllten  nur  nothdürftig  die  Lücken  aus,  welche  sich 
zeigten,  wenn  man  das  Gebiet  des- Landes  mit  dessen  staatlicher 
Organisation  verglich.  Die  Verfassung  vom  20.  April  1843  be- 
stimmte: „Diejenigen  Gegenden,  welche  wegen  ihrer  Angelegenheit 
oder  Entfernung  von  anderen  bewohnten  Plätzen  nicht  wohl  Theil 
eines  Kantons  oder  einer  Provinz  werden  können,  auch  wegen 
ihrer  geringen  Bevölkerung  nicht  wohl  selber  einen  Kanton  oder 
eine  Provinz  zu  bilden  vermögen,  werden  in  Gemässheit  besonderer 
Gesetze  regiert";  dieselbe  Verfassung  bevollmächtigte  die  oberste 
Regierungsgewalt,  in  solchen  Gebieten  die  Anfänge  einer  bürger- 


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Ueber  die  Columbischen  National -Territorien.  29 


liehen  Ordnung  zu  schaffen,  und  der  Kongress  kam  spater  durch 
Bewilligung  von  Zollbefreiungen  zu  Hülfe.  Allein  die  Territorien 
blieben  auf  dem  Papier;  sie  waren  lediglich  dazu  da,  die  Karto- 
graphie vollständig  zu  machen,  führten  aber  trotzdem  oftmals  nur 
ein  sehr  kurzes  Leben,  wie  denn  z.  B.  das  Territorium  Raposo 
am  4.  Mai  18*8  begründet  und  schon  in  Jahresfrist  (1.  Juni  1849) 
aufgehoben  wurde. 

Von  diesen  alten  Territorien  besteht  seit  der  neuen  Organi- 
sation nur  noch  das  von  Caquetä,  ein  Land  von  unaussprechlichem 
Reichthum,  durchströmt  vom  Amazonenfluss,  vom  Putumayo  und 
Gnaviare,  vom  Guani'a  und  Napo:  das  Grenzland  gegen  Venezuela, 
Brasilien  und  Ecuador,  deshalb  der  Grenzstreitigkeitem  wegen 
nicht  ohne  Wichtigkeit;  zur  alten  Hauptstadt  Mocoa  gehörten  ehe- 
dem 90,000  Seelen.  Eine  Schilderung  dieses  Gebietes  findet  sich 
in  Perez,  Jeogran'a  de  los  Estados  Unidos  de  Colombia.  Tomo  I. 
p.  405  ff. 

Seit  der  Begründung  der  „Vereinigten  Staaten  von  Columbien"  ■ 
haben  die  Territorien  rechtlich  eine  weit  aus  andere  Lage  erhalten; 
sie  sind  mit  dem  Namen  von  „National -Territorien 44  direkt  unter 
die  General-Regierung  gestellt  und  die  letztere  hat  begonnen,  dieses 
Gebiet,  auf  dem  sie  ohne  Dazwischenkunft  anderweitiger  Behörden 
wirken  kann,  zum  Besten  der  Union  nutzbar  zu  machen.  Die 
Basis  für  diese  Bestrebungen  bildete  Art.  78  der  Verfassung 
vom  8.  Mai  1863;  die  erste  Ausführung  dieses  Artikels  geschah 
im  Gesetz  vom  4.  Juni  1868,  welches  zunächst  die  Nationalterri- 
torien San  Martin  und  San  Andres  schuf,  ausserdem  aber  die 
Grundlage  für  diese  Theile  des  Unionsgebietes  hinsichtlich  Ver- 
waltung, Finanzwesen  etc.  legte;  die  zweite  erfolgte  im  Gesetze 
vom  1.  Juli  1870,  welches  Goajira  und  Sierra-Nevada»für  National- 
Territorien  erklärte  und  wegen  etwaiger  Kolonisations- Projekte 
besondere  Bestimmungen  traf.  An  diese  beiden  Gesetze  schliessen 
9ich  die  über  die  Civilisirung  der  Eingeborenen  vom  5.  Juni  1858 
and  4.  Juni  1870. 

Nebst  der  betreffenden  Verfassungs- Bestimmung  sind  diese 
vier  Gesetze  in  der  Anlage  enthalten.  Zu  den  hiernach  geschaffenen 
▼ier  National-Territorien  kamen  noch  zwei  andere:  das  Territorium 
Casanare,  wegen  dessen  am  29.  März  1869  ein  eigenes  Gesetz 
erlassen  wurde,  und  das  Territorium  Boh'var,  welches  die  General- 
Regierung  in  Ausführung  des  Gesetzes  vom  1.  Juli  1870  errichtete. 

Hiernach   bestehen   zur  Zeit  sechs  National-Territorien  der 
Vereinigten  Staaten  von  Columbien: 

1.  San  Andres,  der  Union  abgetreten  durch  Gesetz  des  Staates 
Boh'var  vom  26.  September  1866;  von  der  Union  über- 
nommen durch  Gesetz  vom  4.  Juni  1868. 


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30 


Ueber  die  Colunibiscben  National  -  Territorieu. 


2.  San  Martin,  der  Union  abgetreten  durch  Gesetz  des  Staates 
Cundinamarca  vom  16.  September  1867,  von  der  Union 
übernommen  durch  Gesetz  obigen  Datums. 

3.  Casanare,  der  Union  abgetreten  durch  Gesetz  des  Staates 
Boyacä  vom  5.  September  1868;  von  der  Union  übernommen 
durch  Gesetz  vom  29.  Marz  1869. 

4.  Goajira,  der  Union  abgetreten  durch  Gesetz  des  Staates 
Magdalena  vom  11.  October  1869,  von  der  Union  über- 
nommen durch  Gesetz  vom  1.  Juli  1870. 

5.  Sierra  Nevada,  ebenso  wie  N.  4  der  Union  abgetreten. 

6.  Boh'var,  der  Union  abgetreten  durch  Gesetz  des  Staates 
Santander  vom  30.  September  1870,  von  der  Union  über- 
nommen durch  Gesetz  vom  1.  Juli  1870,  in  Kraft  der  der 
General-Regierung  verliehenen  Befugnisse. 

Die  erwähnten  Cessionen  der  einzelnen  Staaten  an  die  oberste 
Behörde  der  Vereinigten  Staaten  von  Columbien  sind  meist  nur 
auf  20  Jahre  gemacht  worden. 

Die  Lage  der  hiernach  bestehenden  sechs  National-Territorien 
ist  eine  sehr  verschiedene. 

Dies  zeigte  sich  am  Deutlichsten  bei  dem  Territorium  San 
Andres,  zu  dem  ausser  der  Insel  gleichen  Namens  noch  die  Insel 
San  Luis  de  Providencia,  ferner  die  Eilande  Albuquerque ,  Ron- 
cador  und  Quitasuenos  (zwischen  13.  und  15.°  N.  Br.),  sowie  viele 
kleine  auf  den  Karten  nicht  verzeichnete  Riffe  gehören.  Die  Insel- 
gruppe ist  dem  südamerikanischen  Festlande  sehr  wenig  verwandt; 
auf  ihr  herrscht  die  englische  Sprache;  die  Zusammengehörigkeit  mit 
dem  Staate  Bolivar,  dessen  Gesetze  niemals  vollzogen  wurden,  ist 
dem  Volke  durchaus  unbekannt  geblieben;  die  Behörden  in  Carta- 
gena  haben  seit  1864  Alcalden  ernannt,  die  jedoch  ihr  Amt  nur  dem 
Namen  nach  bekleideten.  Unter  der  Union  ist  dieses  Verhältniss 
wenig  verändert;  man  hat  jedoch  Schulen  begründet  und  die  Polizei- 
verwaitung,  die  für  Havarie-Falle  sehr  wichtig  ist,  besser  zu  organi- 
siren  versucht.  Die  Küsten  dieser  Insel  sind  sehr  klippenreich;  ihre 
Bevölkerung  zählte  1869:  3488  Seelen.  Der  vorletzte  Jahresbericht 
des  betreffenden  Staatssekretärs  besagte:  dies  Territorium  verur- 
sache relativ  die  meisten  Kosten  und  verspreche  nur  geringen 
Fortschritt;  die  Kleinheit  der  Inseln,  deren  Grundflache  kaum  der 
Ausdehnung  einer  Viehweide  in  den  Territorien  San  Martin  und 
Casanare  entspreche,  gestatte  dem  Landbau  nur  ungenügenden 
Aufschwung,  die  Guanolager  auf  den  umliegenden  Inseln  haben  • 
nur  geringen  Werth  und  liegen  an  Stellen  von  schwierigem  Zu- 
gang. -Als  Schiffahrtsstation  besitzen  diese  Inseln  ebenso  wenig 
Bedeutung,  denn  die  grosse  Zahl  der  sie  umgebenden  blinden 
Klippen  bringt  äusserste  Gefahr  für  das  Anlegen  grösserer  Fahr- 


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Ueber  die  Columbischeu  National -Territorien. 


31 


zeuge  hervor."  „Der  Hauptzweck,  den  man  durch  die  Begründung 
von  National-Territorien  erreichen  wollte,  war  die  Kolinisation  öder 
Landstriche;  unsere  Inseln  sind  jedoch  verhältnissmässig  gut  be- 
völkert, denn  sie  zählen  auf  jede  Hektare  bebauten  Landes  einen 
Bewohner."  Es  ist  unverkennbar,  dass  die  Idee,  den  San-Andres- 
Archipel  zu  einem  Territorium  von  Columbien  zu  machen,  keine 
glückliche  war;  die  Inselgruppe  führt  seit  Alters  ein  stilles  Leben 
für  sich  und  wird  von  Columbien  ebenso  wenig  herangezogen 
werden  können,  wie  früher  von  der  Provinz  Cartagena  oder  vom 
Staate  Bolivar. 

Die  übrigen  columbischen  Territorien  befinden  sich  in  engem 
Verbände  mit  dem  Staätencomplex,  der  die  Union  bildet.  Das 
der  Hauptstadt  zunächst  belegene  ist  naturgemäss  zuerst  organi- 
sirt  worden.  Das  Territorium  von  San  Martin,  dessen  Grenzen 
fast  ganz  unbestimmbar  sind,  indem  das  betreffende  Gesetz  vom 
2.  Juni  1846  nur  von  dem  ehemaligen  „ Kanton  San  Martin 
in  der  Provinz  Bogota44  redet,  reicht  auf  den  Karten  bis  weit 
am  Orinoeo- Strom  hinab,  und  in  der  Diplomatie  dieses  Landes 
haben  die  Begrenzungen  desselben  zahlreiche  Differenzen  herauf- 
beschworen. Die  jetzige  Regierung  hat  geglaubt,  für  das  ganze 
Gebiet  einen  einheitlichen  Mittelpunkt  schaffen  zu  müssen  und 
dafür  Yillavicencio  ausersehen;  ausser  dem  Bezirk  dieses  Namens 
bestehen  noch  zwei  andere  in  leidlich  geregelter  Verwaltung;  in 
den  Hauptorten  Yillavicencio,  San  Martin  und  Medina  sind  Schulen 
eröffnet  worden,  welche  Ende  1870  von  zusammen  167  Schülern 
besucht  wurden.  Die  wichtigste  Angelegenheit  für  dies  Territorium 
ist  die  Strassen -Verbindung  mit  der  Hauptstadt  und  dadurch  mit 
dem  Gebiet  des  Magdalena- Stromes.  Dieser  Strassenbau  ist  in 
zwei  Strecken  zu  theilen,  soweit  derselbe  bis  jetzt  im  Angriff  ge- 
nommen werden  konnte.  Von  der  „  Strasse  zum  Meta-Stromu  sind 
ausgeführt:  die  Linie  von  der  Brücke  Quetame  über  den  Rio 
Negro  bis  Trapichito,  sowie  die  Linie  von  der  Quebrada  de 
Tenzavita  bis  Agua  Bianca;  von  letzterem  Punkte  aus  sind  die 
Arbeiten  fortgesetzt  worden;  zwischen  Tenzavita  und  Trapichito 
schien  eine  Weiterführung  des  durchschnittlich  ebenen  Terrains 
wegen  nicht  nothwendig  zu  sein.  Die  Steigung  zwischen  der  er- 
wähnten Brücke  und  Agua  Bianca  beträgt  0,56£;  die  eröffnete 
Strecke  misst  bis  jetzt  20,000  Meter;  50,000  Meter  sind  noch  im 
Bau  zu  vollenden ,  bis  die  Hauptstadt  Villavicencio  erreicht  wird, 
und  90,000  Meter  bis  zum  Zusammenfiuss  des  Rio  Negro  und 
Rio  Guataquia,  des  ersten  für  den  Metafluss  brauchbaren  Punktes. 

Es  ist  leicht  erklärlich,  dass  ein  so  reiches  Forschungsgebiet, 
wie  das  Territorium  San  Martin  darbietet,  von  Bogota  aus  in 
mannigfachen  Richtungen  durchforscht  wird;  diese  Untersuchungen 


32 


Uebet  die  Columbischen  National -Territorien. 


haben  bis  heute  jedoch  wenig  praktische  Ergebnisse  zu  Tage 
gefordert  und  schwebt  besonders  noch  die  Idee,  der  jetzigen 
Fahrweganlage  eine  Eisenbahn  folgen  zu  lassen,  vollständig  in 
der  Luft. 

Was  die  Bevölkerung  des  Territoriums  San  Martin  betrifft, 
so  ist  sie  der  des  benachbarten  Casanare  sehr  ähnlich;  in  vielen 
Gebieten  verhindern  wilde  Indianer- Stämme  das  Vordringen  der 
Civilisation.  Unter  diesen  Stämmen  scheinen  die  Guahivos  be- 
sonders gefürchtet  zu  sein,  deren  der  Präfekt  des  Territoriums 
Casanare  specielle  Erwähnung  thut.  Derselbe  schildert  die  Gefähr- 
lichkeit dieses  Stammes,  neben  dem  übrigens  noch  mehrere  andere 
gleich  wilde  eingeborene  Völkerschaften  exlstiren,  durch  das  Sprüch- 
wort der  Viehjäger:  „Eher  wird  ein  Guahivo  zahm,  als  dieses  Rindtf. 
Grosse  Rindviehheerden  bevölkern  die  Bereebenen  des  Casanare- 
Bezirks.  Niemand  denkt  daran,  in  die  Geheimnisse  desselben  ein- 
zudringen; die  Kolonisten  bleiben  in  den  ungesunden  Gegenden  am 
Fusse  der  Gebirge,  wenn  sie  von  der  columbischen  Seite  kommen, 
und  von  Venezuela  aus  betreten  dieses  Gebiet  nur  vereinzelte, 
durch  dortige  Revolutionen  vertriebene  Personen,  welche  sich  der 
Viehzucht  zu  widmen  pflegen.  Der  letzte  Präfekt-Bericht  redet 
dem  Anbau  in  dieser  Gegend  auf  das  Wärmste  das  Wort;  die 
Ausdehnung  des  Territoriums  verhindert  jedoch  eine  Einbürgerung 
staatlicher  Organisation;  die  jetzt  eingerichteten  Bezirksverwaltun- 
gen liegen  zum  Theil  100  Leguas  von  einander  entfernt;  die  Be- 
amten sind  bei  ihrem  geringen  Gehalt  unfähig  die  ausgedehnten 
Gebiete  zu  bereisen  und  die  Hoffnung  der  General -Regierung 
richtet  sich  auf  eine  vom  Auslande  kommende  Einwanderung. 

Dieser  Gedanke  ist  hinsichtlich  der  beiden  letzterwähnten 
Territorien  vielfach  in  offiziellen  Denkschriften  besprochen  worden; 
mit  ihm  hängen  auch  die  sehr  anerkennenswerthen  fachwissenschaft- 
lichen Untersuchungen  zusammen,  die  diesen  Gebieten  von  Ge- 
lehrten Bogotä's  zugewendet  worden  sind,  Arbeiten,  die  trotz  ihres 
wissenschaftlichen  Interesses  freilich  ziemlich  unfruchtbar  bleiben 
werden,  so  lange  die  beiden  betreffenden  Territorien  so  unzugäng- 
lich sind,  wie  jetzt. 

Dieser  Mangel  haftet  den  nächstbegründeten  Territorien  nicht 
an,  indem  sie  vom  Seeverkehr  erreicht  werden  können  und  mit 
demselben  einer  neuen  Zukunft  entgegen  zu  gehen  scheinen. 

Im  Jahre  1870  trat  der  Staat  Magdalena  drei  Länder  der 
Union  ab,  nehmlich  Sierra  Nevada,  Motilones  und  Goajira,  die  Siüce 
wilder  Indianer-Stämme.  Da  die  beiden  erstgenannten  Gebiete  an 
einander  stiessen,  fasste  man  sie  als  ein  Territorium  zusammen, 
obwohl  die  gesetzgebende  Versammlung  zu  Santamarta  aus  dem 
Gebiet   der  Motilones   ein   eigenes  Territorium   errichtet  wissen 


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lieber  die  Columbiscben  National- Territorien. 


33 


wollte  und  sogar  später  noch  ein  demselben  benachbartes  Ge- 
biet als  sicheren  Aufenhalt  für  die  neuen  Behörden  überwies:  den 
Distrikt  von  Espi'ritu  Santo.  Die  General- Regierung  verblieb  aber 
bei  dem  Beschlüsse,  dass  nur  zwei  Territorien  zu  schaffen  seien, 
erklärte  jedoch  ein  neues  Gesetz  über  die  Behandlung  der  ganz 
Ton  wilden  Indianer-Stämmen  besetzten  Gebiete  für  nothwendig. 
Zur  Zeit  giebt  es  in  Folge  der  Abtretungen  des  Staates  Magdalena 
nur  zwei  Territorien:  Sierra  Nevada  und  Goajira,  welche  beide, 
da  sie  an  das  Meer  grenzen,  besondere  Beachtung  verdienen. 

Was   das   erstgenannte  Territorium  betrifft,   so   nimmt  man 
nach  den  "Worten  des  letzten  Sekretariats-Berichtes  allgemein  an, 
dass  dasselbe  für  fremde  Anbauer  ausserordentlich  geeignet  sei,  da 
es  am  Meere  belegen  und  reich  an  Wasserkraft  sei  und  in  ihm  die 
verschiedensten  klimatischen  Zonen  aufträten.    Dabei  wird  indess 
hinzugefügt,  dass  das  Innere  noch  wenig  untersucht  sei  und  man 
deshalb  die  für  Kolonisation  geeignetsten  Punkte  zur  Zeit  nicht  an- 
geben könne.    Der  Sitz  des  Präfektcn  befindet  sich  in  San  Antonio, 
einer  der  Ortschaften  in  Mitten  der  bereits  zu  civilisirtem  Leben 
herangezogenen  Stämme;  der  nächst  bedeutende  Ort  ist  San  Miguel, 
2  Miriameter  von  San  Antonio  belegen;  zwischen  beiden  •  Punkten 
liegt  der  Anbau  von  Santa  Cruz,  wo  die  Eingeborenen  Zucker, 
Bananen,  Yuca,  Yams  und  Bohnen  pQanzen;    der  Ort  zählt  20 
Rosswerke  zum  Mahlen  des  Zuckerrohrs.    San  Miguel  liegt  auf 
einer  kleinen  Ebene,   links   vom  Flusse  gleichen  Namens;  zur 
Rechten  desselben  erhebt  sich  der  Jenequen-Berg,  an  des&en  Ab- 
hängen die  Wachspalme  wächst.    Die  Temperatur  beträgt  Gl — 08° 
Fahrenh.;  angebaut  werden  Kartoffeln,  Arracacha- Wurzeln.  Trotz  der 
neuerlichteten  Kirchen  ist  die  Bevölkerung  von  San  Miguel  heid- 
nisch und  finden  sich  in  der  Nähe  7  „Götzentempel,  Cansamariäs, 
in  welchen   die  Eingeborenen  ihre  Zeit  in  eitlen  und  abergläubi- 
schen Dingen   verschwenden11;   es   ist   zu  bewundern,   fährt  der 
Präfekt  fort,  dass  die  Aurohuacos  trotzdem  dem  civilisirten  Leben 
und  den  Gebräuchen  der  katholischen  Religion  sich  unterwerfen. 
Gewichtiger  scheiut  die  Mittheilung  des  Präfekteu  zu  sein,  dass  die 
hiesige  katholische  Kirche  die  staatliche  Gewalt  in  keiner  Weise 
bei   dem   Civilisationswerk   unterstütze   und  es   selbst  geschehen 
lasse,  dass  Greise  sich  lebendig  in's  Grab  legen  lassen.  Ueberhaupt 
bestehen   unter  den  Einwohnern  viele  uralte  Gebräuche,  die  von 
der  neuen   Organisation   nicht  sofort   gebrochen  werden  können. 
Der  erste  Präfekt  hat  den  Widerstand  der  Mamas,  Doktoren  des 
Gesetzes,  beseitigt  und  eine  Volksschule  errichtet;  überhaupt  sind 
dem   Fortschreiten  der  Kultur    einige  Gegenden  ausserordentlich 
günstig,  z.  B.  Palomino,  10  Leguas  von  San  Antonio,  wo  die  Ein- 
geborenen   ausgedehnte  Viehzucht  treiben,   wo  der  Kaffee  nach 

Zeiuchr.  d.  GcselLch.  f.  Erdk.    Dd.  XV.  3 


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34 


Ueber  die  Columbischen  National  -  Territorien. 


3  Jahren  Frucht  giebt  und  von  ausserordentlicher  Güte  ist,  wo 
überhaupt  ein  neuer  Anbau  sich  zeigt,  obwohl  die  Indianer,  viel- 
fach gehetzt,  die  neuen  Pflanzungen  zerstören. 

Soweit  die  einzelnen  Daten  aus  dem  betreffenden  Präfekten- 
Bericht,  der  sonst  in  der  Hauptsache  über  das  Unvollkommene 
der  jetzigen  Gesetzgebung  handelt. 

Das  andere  im  J.  1870  vom  Staate  Magdalena  abgetretene  Ge- 
biet umfasst  die  Goiijira-Halbinsel,  deren  Bewohner,  ausgezeichnete 
Reiter  und  Pferdezüchter,  vortreffliche  Schützen  (wie  der  Official- 
Bericht  sagt,  trotz  der  preussischen  Zündnadel-Infanterie),  bis  jetzt 
noch  der  Kultur  moderner  Art  völlig  fremd  sind.  Zu  den  inneren 
Sitzen  dieses  Volkes  sind  nur  selten  Einzelne  vorgedrungen,  wie 
z.  B.  1714  Bischof  Monroi,  1827/28  Bischof  Esteves,  und  beruhen 
die  Angaben  der  Reisewerke  meistens  auf  Hörensagen.  Nach  den 
Angaben  eines  der  ausgezeichnetsten  Kaufleute  des  Magdalenen- 
stroms  ist  der  Verkehr  zwischen  den  Indianern  und  dem  von 
fremden  Schiffen  vielfach  besuchten  Hafen  Rio-Hacha  ein  sehr  be- 
deutender; jene  bringen  dorthin  Pferde  und  Maulthiere,  Rindvieh, 
Ochsen-  und  Ziegen-IIaute,  ferner  Dividivi,  Brasil,  Gelbholz  und 
Salz;  im  Austausch  erhalten  sie  dafür  grobe  Gewebe,  Branntweine 
und  Perlen.  Die  neue  Organisation  hat  bis  jetzt  sich  wenig  Bahn 
brechen  können;  man  hat  versucht  Calabacita  zu  einem  eigenen 
Marktplatz  für  die  Indianer  zu  erheben  und  jedes  sonstige  Ge- 
schäft mit  den  letzteren  von  einer  besonderen  Erlaubniss  des  Prä- 
fekten  abhangig  gemacht;  diese  seltsame  Maassregel  hat  indess  bis 
jetzt  ihrem  Zweck  nicht  entsprochen.  Ebensowenig  sind  die  vor- 
geschriebenen, französischer  Schablone  entnommenen  Regierungs- 
formen geeignet,  die  Indianer- Freiheit  zu  bandigen;  der  Präfekt 
verlangte  daher  in  seineu  letzten  Berichten  eine  weniger  gebundene 
Stellung,  die  Vollmachten  eines  Friedenrichters  und  befürwortet 
auf  das  Entschiedenste  eine  vollständige  Revision  der  jetzt  für  die 
Nationalterritorien  geltenden  Gesetze.  Als  wichtigstes  Moment  für 
die  Zukunft  des  Landes  wird  die  Entwicklung  der  Viehzucht  be- 
zeichnet, namentlich  die  der  Schafzucht.  Gefahrlich  freilich  sind  die 
Angriffe  der  Motilones,  welche  vielfach  die  Handelsleute  von  Chiri- 
guana,  Jaguar,  Becerril  und  Espiritu  Santo  bedrohen,  jedoch  einer 
friedlichen  Bekehrung  nicht  unzugänglich  zu  sein  scheinen. 

Mit  ganz  besonderem  Interesse  hat  sich  die  General-Regierung 
demjenigen  Territorium  zugewendet,  welches,  den  Magdalenen-Stroni 
berührend,  mitten  im  Herzen  des  Landes  liegt,  dem  Territorium 
Boh'var,  das  ohne  fest  bestimmte  Grenzen  die  Flussthaler  vom 
Carare-  und  Opon- Strom  umfasste.  Aus  dem  Präfekten-Bericbt 
vom  4.  Januar  1872  sind  folgende  Zeilen  wie  es  scheint,  sehr 
beachtenswert!! :   „Bei  der  Civilisirung  unserer  Eingeborenen  sind 


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Ueber  die  Columbiachen  National -Territorien. 


35 


zwei  Gesichtspunkte  entscheidend;  der  erste  besteht  darin,  dass 
kräftige,  an  das  Klima  und  an  das  Waldleben  gewohnte  Menscheu 
der  Kolonie  zugeführt  werden;  der  andere  darin,  dass  die  Furcht 
beseitigt  wird,  welche  jetzt  wegen  der  grossen  Wildheit  der  alten 
Bewohner  der  Kolonist  wie  der  Durchreisende  hegt.  Eine  plan- 
massige  Vertilgung  der  Wilden  als  solcher  ist  eine  Notwendigkeit, 
und  unter  den  Ideen,  die  sich  hierfür  darbieten,  steht  naturgemäss 
in  erster  Linie  der  Gedanke,  die  Bekehrung  durch  solche  Personen 
zu  vollziehen,  welche  den  Dialekt  der  hiesigen  Indianer  kennen 
und  als  Vermittler  zu  dienen  vermögen."  Bis  jetzt  hat  man  nur 
wenige  Personen  aufgefunden,  die  zu  solchem  Amte  tauglich  waren, 
obwohl  sich  Indianer-Jünglinge  nach  Bogota  begeben  haben,  um 
dort  die  spanische  Sprache,  Lesen  und  Schreiben  zu  erlernen. 
Verschiedene  wissenschaftliche  Untersuchungen  sind  angestellt 
worden,  um  das  Gebiet  dieser  wilden  Völkerschaften,  durch  das 
man  jetzt  eine  grosse  Bahnlinie  zu  schaffen  gedenkt,  möglichst  zu 
ergründen;  alle  diese  Anfange  sind  aber  wenig  versprechend.  Der 
Präfekt  fordert  erstens  eine  eigene  Gesetzgebung  für  das  Terri- 
toriam,  sodann  eine  gute  Fahrstrasse  zum  Magdalenen-Strom,  endlich 
energische  Durchführung  des  Volksunterrichts.  Gestützt  auf  die 
Codazzi'sche  Karte,  hat  die  General-Regierung  Landazuri  zur  Haupt- 
stadt des  neuen  Territoriums  erwählt  und  daselbst  verschiedene 
öffentliche  Gebäude  projektirt;  ob  es  indess  möglich  sein  wird,  von 
da  aus  die  Kolonisation  energisch  zu  betreiben,  wird  vielfach  be- 
zweifelt. Für  die  Strasse  zum  Magdalenen-Strom  bietet  sich  als 
Grundlage  der  Weg  von  San  Antonio  (bei  Cuevas)  und  Puerto 
San  Fernando  (am  Carare-Flusse)  dar;  der  Volksunterricht  hat  am 
2.  Januar  1872  mit  der  Eröffnung  einer  Schule  in  der  Stadt  Boh'var 
begonnen. 

Ebenso  wie  der  Präfekt  des  letzterwähnten  Territoriums 
dringend  bittet,  wissenschaftlich  gebildete  Männer  zur  Erforschung 
der  meist  noch  unbekannten  Landstriche  zu  entsenden,  hat  man 
auch  in  der  Hauptstadt  erkannt,  dass  es  nothwendig  sei,  der  fak- 
tischen Besiedelung  eine  wissenschaftliche  Erforschung  vorangehen 
zu  lassen.  Der  Staatssekretär  hat  im  letzten  uns  zugegangenen 
Bericht  dem  Gedanken  Ausdruck  geliehen ,  ein  periodisches  Blatt 
herauszugeben,  welches  die  Naturschätze  der  Territorien,  ihre  von 
selbst  sich  darbietenden  Hülfsmittel,  ihre  Vortheile  für  Ansiedlung, 
sowie  für  grössere  Verkehrsunternehmungen  darstellen  sollte;  leider 
ist  es  bis  jetzt  bei  solchem  frommen  Wunsche  geblieben. 

Aus  dem  Vorstehenden  erhellt,  dass  die  National-Territorien 
Columbiens  sich  noch  in  ihren  Anfängen  befinden;  wer  indess  diese 
Anfänge  mit  den  früheren  Zuständen  vergleicht,  darf  sich  der  Hoff- 
nung hingeben,  dass  ihre  Zukunft  hinter  den  Erwartungen  nicht 

3* 


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36  Ueber  die  Columbischen  National -Territorien. 

zurückbleiben  wird,  sobald  die  General-Regierung  ihr  jettiges 
systematisches  Vorgehen  beibehalt;  die  letztere,  sonst  durch  die 
Rechte  der  Einzel-Staaten  so  vielfach  gehemmt,  findet  dort  ein 
weites  Feld,  gesunde  wirtschaftliche  und  politische  Ideen  zum 
realen  Leben  zu  bringen.  Es  versteht  sich,  dass  das  columbiscbe 
Volk  selber  diese  Aufgabe  zu  lösen  hat  und  dass  dabei  die  hier 
nur  allzu  beliebte  Beihülfe  des  Auslandes  gar  nicht  oder  doch  nur 
in  sehr  geringem  Maasstabe  in  Anspruch  genommen  werden  darf. 

II. 

„Die  National-Territorien  Columbiens tt,  sagt  der  Staatssekretär 
für  das  Innere  in  seinem  Jahresberichte  vom  1.  Februar  1873, 
„sind  durch  ihre  Lage  und  ihre  natürlichen  Reichthümer  dazu  be- 
rufen, mit  der  Zeit  eine  Hauptrolle  in  der  Republik  zu  vertreten; 
dies  Ziel  wird  um  so  eher  erreicht,  je  mehr  Mittel  man  anwendet, 
in  ihnen  den  Segen  des  Christenthums  und  der  Arbeit  zu  ver- 
breiten. Leider  ist  bis  jetzt  nur  Wenig  hierfür  gethan,  weil  uns 
die  Mittel  fehlten;  sowie  aber  jener  Gedanke  durchgeführt  wird 
und  die  reichen,  noch  fast  ganz  unbesicdelten  Gebiete  Einwanderer 
an  sich  ziehen,  steht  ein  unberechenbarer  Aufschwung  zu  erwarten. 
Schon  jetzt  sind  die  Territorien  in  viel  besserem  Zustande,  als 
unter  der  Verwaltung  der  einzelnen  Staaten  und  dieser  Anfang 
berechtigt  zu  erfreulichen  Erwartungen;  ihre  Lage  ist  im  Allge- 
meinen eine  gute;  der  Friede  hat  über  sie  seine  Wohlthaten  aus- 
geschüttet; der  Eifer  der  Beamten  für  die  Hebung  des  Volkes 
gesorgt,  das  sich  dem  Landbau  und  der  Industrie  hat  widmen 
können,  wenngleich  einige  Landstriche  noch  immer  von  den  Ueber- 
fallen  der  Wilden  bedroht  sind.  Für  die  Verwaltung  der  National- 
Territorien  ist  das  Gesetz  vom  4.  Juni  1868  maassgebend,  dessen 
Lücken  die  Unionsregierung,  soweit  ihre  Rechte  reichten,  aus- 
gefüllt hat;  gesetzgeberische  Akte  sind  erforderlich  um  die  Vertre- 
tung dieser  Länder  im  Kongress  zu  regeln." 

Es  ist  anzuerkennen,  dass  der  Gedanke,  die  abgelegenen 
und  wenig  bevölkerten  Theile  des  Unionsgebietes  der  General- 
Regierung  unmittelbar  zu  unterstellen,  sich  praktisch  bewahrt  hat 
und  dass  letztere  in  verständiger  und  energischer  Weise  bestrebt 
gewesen  ist,  die  genannten  Bezirke  zu  heben.  Freilich  sind 
meistentheils  die  Anfänge  der  neuen  Organisation  noch  sehr  schwach, 
da  die  Entfernungen  zu  gross,  die  Gebirge  zu  hoch,  die  Einöden 
zu  unzugänglich  sind.  Es  zeigen  sich  aber  doch  überall  Spuren 
des  Fortschrittes,  besonders  in  den  bisher  kaum  bekannten  Gegen- 
den des  Innern,  und  die  National-Territorien  unterscheiden  sich 
jedenfalls  sehr  vortheilhaft  von  den  noch  zu   einzelnen  Staaten 


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Ueber  die  Columbischen  National -Territorien. 


37 


gehörenden  Territorien,  z.  B.  von  dem  zum  Staate  Cauca  gerech- 
neten grossen  Gebiet  von  Caquetä;  in  ihnen  werden  Schulen  er- 
richtet, Postverbind ungen  unterhalten,  gemeinnutzige  Unterneh- 
mungen von  Seiten  der  Behörden  gefordert,  Strassenbauten  be- 
gonnen. Sind  diese  Fortschritte  auch  überall  lediglich  die  ersten 
Anfange,  so  zeugen  sie  doch  von  Gesundheit  und  es  ist  zu 
hoffen,  dass  die  nach  und  nach  gemachten  Erfahrungen  diese  An- 
fange kräftigst  entwickeln. 

A.    Territorium  San  Andres. 

Die  Idee,  den  San  Andres-Archipel  fernerhin  nicht  als  National- 
Territorium  fortdauern  zu  lassen,  gewinnt  mehr  und  mehr  Wirk- 
lichkeit; auf  Grund  eines  Gesetzes  vom  24.  April  1871  ist  am 
17.  August  1872  die  Aufhebung  der  bisherigen  Freihafen-Eigen- 
schaft verfugt  worden,  wenngleich  die  columbischen  Zollgesetze 
nicht  ohne  Weiteres  eingeführt  sind,  vielmehr  alle  nicht  zollfreie 
Waaren  nur  5  pCt.  ihres  Werthes  bezahlen  und  die  Schifffahrt 
zwischen  jenem  Territorium  und  den  columbischen  Hafen  wie 
eine  auswärtige  behandelt  wird. 

Aufs  Neue  hat  man  versucht,  den  Guano  jener  Inseln  zu  ver- 
werthen,  obwohl  er  wegen  der  in  der  Regenzeit  eintretenden  Aus- 
waschungen nur  geringe  Kräfte  besitzen  soll;  für  5  Jahre  gedenkt 
man  die  Ausfuhr  jenes  Düngstoffes  von  den  Inseln  Albuquerque, 
Roncador  und  Quita  Buenos  (zwischen  13.  und  15.°  N.  Br.)  zu 
verpachten  und  hat  die  betreffende  Offerte  in  Newyork,  Kingston, 
Baltimore  und  Philadelphia  veröffentlicht,  aber,  wie  es  scheint,  ohne 
erheblichen  Erfolg.  Das  Terrain  soll  gemessen  und  eingetheilt 
werden,  jedes  Stück  wird  alsdann  durch  Sachverstandige  abgeschätzt 
and  an  den  Meistbietenden  gegen  Vorausbezahlung  abgegeben. 

Aehnlich  gedenkt  man  mit  dem  Rechte  zu  verfahren,  Kokos- 
nüsse zu  sammeln,  die  in  den  ausgedehnten  Waldungen  sehr  häufig 
vorkommen  und  sich  zu  einem  Ausfuhrartikel  zu  eignen  scheinen. 

Die  Verwaltung  der  Inseln,  die  so  weit  von  dem  Sitze  der 
Unionsregierung  entfernt  sind,  kämpft  mit  nicht  geringen  Schwie- 
rigkeiten, obwohl  das  Volk  willig  ist;  nur  zu  oft  fehlen  die  Mittel 
zur  Bezahlung  der  Beamten,  da  die  Postverbindung  mit  Colon  nur 
sehr  selten  stattfindet.  Die  Inseln  haben  bis  jetzt  ihre  stille  Zurück- 
gezogenheit nicht  verloren  und  ihr  Verkehr  mit  der  Aussenwelt, 
selbst  mit  Colon,  ist  ein  sehr  geringer;  weil  sie  bisher  ausser  dem 
Zollwesen  lagen,  fehlt  für  sie  die  Statistik. 

B.   Territorium  Boh'var. 

Das  Gesetz  des  Staates  Santander  vom  30.  September  1870, 
durch  welches  diese  Gegend  an  die  columbische  Union  abgetreten 


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38  üeber  die  Columbischen  National- Territorien. 


wurde,  bestimmt  die  Grenzen  «durch  eine  Linie,  welche  von 
Cruces  viejr.s  ausgeht  und  über  die  Felsen  von  Velez  längs  der 
Wasserscheide  zwischen  dem  Opon-  und  Guayavita-Flusse  bis  zur 
Mündung  des  Oponcito  in  den  letzteren  sich  hinzieht,  dann  am 
rechten  Ufer  des  Guayavita  und  des  Carare  bis  zum  Ausfluss  der 
Cienaga  de  Rabon  weiter  läuft,  wo  sie  sich  nach  Rechts  abwendet, 
um  die  Quellen  des  Cano  de  Chucun  zu  treffen,  dessen  Lauf  sie  bis 
zur  Verbindung  mit  dem  Magdalenen-Strom  verfolgt.  Von  diesem 
Punkt  aus  begleitet  die  Grenze  die  Ostseite  letztgenannten  Flusses 
bis  zu  der  Mündung  des  Baches  Ermitana ,  geht  dann  an  dem 
Staate  Cundinamarca  entlang  bis  zu  dem  Otro  Mundo  gegenüber 
liegenden  Berge,  wendet  hier  sich  nach  Norden  am  Laufe  der 
Gewässer  des  Minero  entlang,  bis  zum  Zusammenfluss  des  letzteren 
mit  dem  Ilorta.  Weiter  zieht  sich  die  Grenzlinie  von  hier  strom- 
aufwärts, dem  Horta  folgend,  sowie  seinem  Nebenflusse  Pescadero 
bis  zur  Einmündung  des  Baches  Churicurri,  dessen  Wasser  sie 
bis  zum  Ursprünge  begleitet,  um  alsdann  die  Quellen  des  Baches 
Nogales  aufzusuchen  und  dem  Laufe  der  letzteren  bis  zum  Aus- 
fluss in  den  Cuchina  sich  anzuschliessen.  Die  Grenze  folgt  ferner 
dem  Bette  des  letzteren  bis  zur  Einmündung  in  den  Türe,  geht 
bis  zum  Ursprung  des  Türe  an  der  Pena  de  Velez  und  begleitet 
den  Zug  der  letzteren  bis  zu  ihrem  Ende  bei  Cruces  viejos. u 

Die  jetzige  Hauptstadt  des  Territoriums  Boh'vsr,  Landäzuri, 
ist  die  1869  vom  Staate  Santander  begründete  Colonie  Sabana-alta, 
die  sich  noch  in  den  ersten  Anfängen  befindet  und  Ende  1872 
nur  15  Häuser  mit  ca.  100  Einwohner  zählte;  der  Name,  der 
auch  dem  ersten  Distrikt  gegeben  ist,  rührt  von  dem  Unternehmer 
der  Colonie  her.  Der  zweite  Distrikt  zählt  5000  Bewohner,  die 
sich  jedoch  nicht  in  einem  Orte  vereinigt  finden,  sondern  im  Lande 
zerstreut  leben;  er  trägt  denselben  Namen,  wie  das  Territorium  und 
besitzt  eine  leidlich  geordnete  Selbstverwaltung.  Der  neugebildete 
dritte  Distrikt  Cuevas  zählt  1,900  Seelen  und  zeichnet  sich  durch 
gesundes  Klima  aus.  Der  vierte  Distrikt,  der  lediglich  auf  dem 
Papier  steht,  enthält  in  Folge  seiner  Ungesundheit  nur  wenige 
Bewohner;  er  heisst  Bocas  de  Carare.  Zwischen  ihm  und  der  oben 
genannten  Hauptstadt  leben  die  wilden  Indianerstämme,  deren  An- 
griffe Handel  und  Verkehr  bedrohen;  dies  ist  schon  Grund  genug,- 
sie  zu  verfolgen;  sie  haben  aber  zugleich  die  schönsten  und 
reichsten  Striche  des  Territoriums  besetzt. 

Zum  Schutze  der  Behörden  befinden  sich  in  Landäzuri 
Truppen,  denen  es  jedoch  nur  zu  oft  an  Sold  fehlt  und,  was 
vielleicht  noch  schlimmer  ist,  an  Werkzeug  für  die  Urbarmachung 
des  Landes;  man  sollte  eingeborene  Landarbeiter  zum  Dienst  für 
die  Behörden,  wie  zur  Kulturarbeit  heranziehen.    Von  den  beiden 


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Ueber  die  Cohimbisclien  National -Tcrritoricu. 


39 


Volksschulen,  welche  neu  errichtet  sind,  zählte  die  eine,  im  Bezirk 
Bolivar,  50;  die  andere,  in  Cuevas  34  Schüler;  die  Begründung 
einer  Mädchenschule  war  beantragt.  Anforderungen  wegen  Ab- 
tretung des  wilden  Landes  geschehen  sehr  oft  und  machen  die 
Anstellung  eines  amtlichen  Zahlmeisters  und  Feldmessers  not- 
wendig; die  Vorarbeiten  für  die  columbische  Nordbahn,  die  man 
durch  diese  Gegend  zu  legen  beabsichtigt,  haben  das  Fehlen 
solcher  Personen  noch  schwerer  fühlbar  gemacht.  fl  Wir  sind  hier 
im  tiefsten  Frieden  und  warten  nur  auf  den  Augenblick,  dass  uns 
die  Lokomotive  aus  unserer  Armuth  herausreisst;  allein  die  Or- 
ganisation unserer  Behörden  lasst  noch  viel  zu  wünschen  übrig; 
denn  es  fehlen  nicht  bloss  jene  Beamte,  sondern  auch  ein  National- 
Richter  und  ein  Finanzbeamter;  unsere  Gefangenen  sind  gegen 
Bürgschaft  in  Freiheit  gesetzt,  da  wir  keine  Strafanstalt  besitzen; 
es  war  unmöglich,  einen  Vertreter  zum  Kongress  zu  entsenden, 
weil  wir  nicht  hinreichende  Zahlungen  annehmen  können."  Die 
vom  Magdalenen-Strom  aus  in  das  Territorium  gehende  Postliuie 
ist  wieder  aufgehoben  und  nur  von  Osten  her  besteht  eine  Postver- 
bindong  mit  Landäzuri.  Ob  man  die  Absicht,  durch  das  Terri- 
torium die  projektirte  Nordbahn  zum  Magdalena  zu  führen,  wirklich 
ausfuhrt,  wird  immer  fraglicher. 

C.  Territorium  Casanare. 

Die  Idee,  das  grosse  und  reiche  Flussgehiet  des  Casanare  zu 
einem  columbischen  National -Territorium  zu  machen,  hatte  etwas 
Gewagtes;  denn  in  den  Zeiten  der  Republik  Neu-Granada  bildete 
jenes  Land  eine  eigene  Provinz,  und  wenn  auch  die  dortigen  Ver- 
hältnisse nie  günstig  gelegen  haben ,  zumal  da  es  für  zahlreiche 
Abentheurer  und  Flüchtlinge  aus  Neugranada,  wie  aus  Venezuela 
seiner  Unzugänglichkeit  wegen  als  Sammelplatz  diente,  stand  das 
Gebiet  doch  gleichberechtigt,  ja  in  beschrankter  Weise  selbständig, 
allen  sonstigen  Theilen  der  Republik  zur  Seite.  Nach  seiner  Ein- 
verleibung in  den  Staat  Boyaca  wurde  diese  Stellung  freilich  eine 
andere.  Trotzdem  gab  die  neue  Anordnung  des  Jahres  1868  zu  ver- 
schiedenen Störungen  Anlass:  die  Einwohner  verlangten  einen  Prä- 
fekten  aus  ihrer  eigenen  Mitte,  da  die  früheren  Präfekten  nichts  für 
ihr  Land  gethan  hätten,  und  beim  Amtsantritte  des  neuen  obersten 
Regierungsbeamten  drohten  Unruhen,  zu  denen  die  Justizverwaltung 
neue  Anlässe  hinzutrug,  da  man  nicht  wusste,  welche  Gesetze  in  dem 
von  Boyaca  getrennten,  aber  einer  selbständigen  Gesetzgebung  ent- 
behrenden Lande  geltend  seien.  Auch  andere  Einrichtungen  er- 
wiesen sich  als  unzulänglich :  der  Kongress  schloss  Casanare  von 
dem  Rechte  aus,  einen  Vertreter  in  den  Kongress  zu  schicken, 
obwohl  die  frühere  Provinz  an  den  Wahlen  für  denselben  Theil 


40 


lieber  die  Columbischen  National -Territorien. 


genommen  hatte  und  in  der  gesetzgebenden  Versammlung  von 
Boyacä  ihr  Repräsentant  gesessen  hatte.  „Die  Freiheitsstrafe  ist 
hier  mehr  verhasst  als  irgendwo  sonst  und  in  sehr  vielen  Fallen 
kann  sie  durch  Bürgschaftsleistung  abgewendet  werden;  für  die 
letztere  verlangt  man  jetzt  unerschwingliche  Summen ;u  „die  aus 
Palmen  gebauten  Ilauser  sind  fast  werthlos;  baares  Geld  ist  nur  in 
kleinen  Betragen  vorhanden;  der  Grundbesitz  fallt  mehr  und  mehr, 
da  die  Regierung  immer  mehr  Liegenschaften  abtritt."  „Das 
Beamtenwesen  liisst  noch  viel  zu  wünschen  übrig;  denn  die  An- 
gestellten empfangen  ihr  Gehalt  zu  unregelmässig  und  sind  nicht 
in  der  Lage,  Monate  lang  ihre  Einnahmen  entbehren  zu  können. 
Die  Verwaltungsakten  befinden  sich  in  sehr  schlechtem  Zustande, 
und  es  hat  sich  bei  letztjähriger  Revision  herausgestellt,  dass  die 
interessantesten  Dokumente,  namentlich  die  älteren  Urkunden,  von 
den  Insekten  vollständig  zerstört  sind.44 

Vor  dem  Territorial-Richter  wurden  1872  180  Prozesse  ver- 
handelt, von  denen  die  meisten  Diebstahl  an  Gemeinde- Vieh  be- 
trafen; das  Schulwesen  entwickelt  sich  in  erfreulicher  Weise;  vor 
vier  Jahren  gab  es  3  Schulen,  die  nur  schwach  besucht  waren, 
jetzt  12  mit  450  Schülern.  „Im  Bezirk  Orocue  wird  in  diesem 
Jahr  das  Schulgebäude  fertig,  in  den  bevolkerteren  Distrikten  von 
Arauca,  Moreno  und  Pore  sind  den  Lehrern  geringere  Gehalt- 
sätze als  die  gesetzlichen  Maxima  bewilligt,  weil  die  Bezirkskassen 
Zuschüsse  zu  leisten  vermögen;  in  den  Schulen  wird  Lesen,  Schrei- 
ben und  Grammatik  gelehrt,  sowie  etwas  biblische  Geschichte  und 
Geographie.  Besonderes  Verdienst  um  den  öffentlichen  Unter- 
richt haben  sich  zwei  junge  Männer  aus  Venezuela  erworben, 
Flüchtlinge  in  Folge  der  jüngsten  Unruhen  ihrer  Heimath.*1 

Die  Angriffe  der  Indianerstämme  dauern  fort;  denn  es  ge- 
schieht nichts,  die  letzteren  in  das  bürgerliche  Leben  einzuführen. 
„Früher  war  es  den  dort  lebenden  Jesuiten  gelungen,  die  Wildheit 
einiger  Völkerschaften  zu  brechen,  z.  B.  deT  Licharas,  Tujuas  und 
Saliva8;  die  heutige  Geistlichkeit  aber  lebt  in  den  Städten  und 
macht  dort  ihren  Einfluss  mit  Hülfe  des  Fanatismus  geltend."  Zur 
Zeit  leben  im  ganzen  Territorium  nur  zwei  Geistliche.  Auch  die 
weltliche  Obrigkeit  thut  nur  sehr  wenig  für  die  Civilisation  der 
Indianer;  der  Präfekt  verlangt  im  letzten  Berichte  80,000  $  für 
die  Unterhaltung  von  Truppen  und  die  Begründung  neuer  Ort- 
schaften, die  am  Ausfluss  des  Casanare-Flusses  in  den  Meta-Strom 
projektirt  werden.  „Ich  will  keine  Indianerjagden,  aber  Schutz 
gegen  die  umherstreifenden  Horden,  welche  der  Einbürgerung  der 
Kultur  ein  beständiges  Hemmniss  bereiten. u  Mehr  jedoch,  als  die 
inneren  Feinde,  gefährden  das  Land  die  Nachbaren  von  Venezuela ; 
nicht  die  von  dort  kommenden  Einwanderer,  welche  meist  fleissige 


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lieber  die  Columbischen  National  -  Territorien. 


41 


und  rechtliche  Leute  sind,  sondern  die  über  die  Grenzen  vor- 
dringenden Truppen,  welche  mehrfach  im  Territorium,  wie  in 
Feindesland  gehaust  haben.  Diese  Gräuel  sind  sehr  verderblich 
gewesen;  sie  haben  der  Einburgerung  des  Postwesens  erheblich 
geschadet,  wie  jeden  sonstigen  Verkehr  beeinträchtigt;  deshalb 
umss  Sicherung  gegen  fremde .  Eindringlinge  ebenso  dringend  be- 
schafft werden,  wie  Schutz  gegen  die  wilden  Landeskinder;  die 
Guahivos,  Chiricoas  und  Cuivas. 

Durch  Dekret  der  Unionsregierung  vom  15.  Januar  1873 
wurde  der  Sitz  des  Präfekten  von  der  alten  Hauptstadt  Moreno 
nach  Tarne  verlegt,  also  weiter  nach  Norden,  eine  Massregel, 
deren  Erfolg  als  zweifelhaft  erscheint. 

D.   Territorium  San  Martin. 

Die  Nähe  der  Unions-IIauptstadt  lasst  die  Verhältnisse  dieses 
grossen  Orinoco -Gebietes  oft  besser  erscheinen,  als  sie  wirklich 
sind.  So  erscheint  seit  September  vorigen  Jahres  ein  Regierungs- 
blatt, redigirt  in  Villavicencio,  gedruckt  in  Bogota;  immer  neue 
wissenschaftliche  Untersuchungen  wurden  angestellt  und  rufen  den 
Eindruck  hervor,  als  befinde  man  sich  in  bedeutendem  Fortschritt; 
allein  auch  hier  sind  in  Wirklichkeit  nur  die  ersten  Anfange  vor- 
handen. Es  fehlen  eben  die  wichtigsten  Wege  für  die  Vermehrung 
des  Handelsbetriebs  und  das  Wnchsthum  der  Kultur.  San  Martin 
ist  durch  seine  Lage  einestheils  auf  die  Verbindung  mit  der  Cun- 
dinamarca- Hochebenen  angewiesen,  anderentheils  auf  die  Neben- 
flüsse des  Orinoco.  Jene  erste  Verbindung  ist  noch  nicht  genügend 
durch  den  Bau  einer  Fahrstrasse  hergestellt,  wenngleich  die  Ar- 
beiten für  .dieselbe  immerhin  rüstig  fortgehen,  trotz  der  starken 
Zerstörungen  während  der  Regenzeiten.  Von  San  Miguel  bis  zur 
Quebrada  Bianca  ist  der  Weg,  nach  den  letzten  Angaben  des 
Staatssekretärs  für  öffentliche  Arbeiten,  eröffnet;  über  letztge- 
nanntes Gewässer  wird  eine  neue  Brücke  geschlagen,  da  die  alte 
zerstört  ist;  auch  hat  man  mit  dem  Bau  von  Eisenbrücken  be- 
gonnen, welche  über  den  Hauptlauf  und  einen  Nebenarm  des  Rio 
Negro  führen  sollen,  sowie  mit  der  Ueberbrückung  der  Quebrada 
grande  bei  Quetame;  auch  wird  zur  Zeit  am  Wege  selbst  auf  den 
Strecken  zwischen  Mundo  nuevo  und  Naranjal ,  sowie  zwischen 
Marcelita  und  Tengairtä  gearbeitet.  Bis  zum  5.  Januar  1872 
waren  im  Ganzen  3,400  Meter  dieser  Strasse  vollendet. 

Die  Dampfschifffahrt  nach  dem  Orinoco  und  auf  demselben 
zum  Meere  würde  dem  Territorium  grossen  Aufschwung  verleihen 
und  mit  der  Zeit  auch  die  Einwanderung  ermöglichen.  Vor  Kurzem 
stand  der  erste  Versuch  in  Aussicht,  indem  die  Orinoco-Dampf- 
schifffahrt8  -  Gesellschaft   einen   für   den    Meta-Fluss  bestimmten 


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42 


lieber  die  Coluuilmehen  National  -  Territorien. 


Dampfer  erbauen  Hess;  die  eolumbische  Regierung  bewilligte  einen 
Zusehuss  zu  den  Kosten  der  Meta- Fahrt;  allein  die  jüngste  Re- 
volution in  Venezuela  hat  dieses  Unternehmen  verzögert,  der 
Dampfer  San  Fernando  konnte  bis  jetzt  seine  Fahrten  noch  nicht 
beginnen. 

Der  grösste  Theil  der  Bevölkerung  lebt  vom  Viehhandel; 
„ allein  Villavicencio  treibt  nur  ca.  2000  Stück  Vieh  nach  Bogota, 
San  Martin,  San  Juan,  Cabuyaro  und  Jiramena  leben  nur  von 
diesem  Geschäft,  sind  aber  zu  schwach  bevölkert,  um  dasselbe 
schwunghaft  zu  betreiben;  überall,  namentlich  auch  für  Medina,  für 
Villavicencio,  der  Hauptstadt,  fehlt  es  an  Wegen,  die  doch  auf 
den  weiten  Ebenen  so  leicht  herzustellen  sind,  gegenüber  den 
Kosten  und  Schwierigkeiten  des  Baues  von  Gebirgsstrassen. B 
„Ein  Weg  von  Medina  nach  Cabuyaro  wäre  dringend  zu  wünschen 
und  sollte  die  Regierung  für  denselben  die  Karren  stellen." 

Landbau  wird  in  grösserem  Umfange  nur  an  einzelnen  Orten 
betrieben,  wie  z.  B.  Kaffee  und  Indigo  bei  Medina;  er  lohnt  sich 
nicht,  weil  der  Transport  durch  seine  hohen  Kosten  den  Verdienst 
aufzehrt;  so  können  die  Kaufleute  z.  B.  den  Kaffee  nur  zu  8  $, 
Felle  nur  zu  5  $  rechnen.  Jedenfalls  hätte  der  Kaffee  eine  be- 
deutende Zukunft  in  diesem  Territorium;  ausserdem  müsste  Ma- 
nilla  angepflanzt  werden,  fehlen  doch  oft  für  die  Kaffeeausfuhr  die 
notwendigsten  Säcke.  Soweit  das  Volk  sich  mit  Ackerbau  be- 
schäftigt, treibt  es  meist  nur  Gemüsekultur  für  den  Hausbedarf. 
Villavicencio  schreitet  unter  solchen  Verhältnissen  nur  langsam 
voran,  jedoch  sichtbar;  man  beschäftigt  sich  dort  sogar  mit  der 
Idee  Spaziergänge  anzulegen.  In  Medina  ist  ein  öffentliches 
Krankenhaus  im  Bau. 

Ueber  die  das  Territorium  bewohnenden  Indianer  sind  die 
Nachrichten  noch  immer  dürftig;  sie  nennen  die  Stämme  der 
Churruyas,  Camuniguas,  Guayaberos,  Messayes,  Coreguayes,  Cuivas, 
Guasiros  und  Falarquerenos,  von  denen  einige  von  den  Stätten 
der  Kultur  sehr  weit  entfernt  hausen,  andere  jedoch  mit  den  civi- 
lisirten  Anbauern  einigen  Verkehr  pflegen.  Zu  den  letzteren  ge- 
hören die  Churruyas.  „Sie  sind  von  der  Farbe  des  trockenen 
Tabakkopfes;  1  m  50ctm  bis  Im  80ctm  gross;  Gesicht  länglich  vier- 
eckig, schwarzes  struppiges  Haupthaar,  Augenbrauen  fehlen  fast 
ganz;  kleine  Augen  mit  mongolischem  Schnitt,  Mund  gross  und 
dick,  platte,  breite  Nase,  kurze  breite  Zähne,  sehnige  Arme  und 
Beine,  breite  Füsse.  Ihre  Kleidung  bildet  der  Schamschurz,  der 
bei  den  Weibern  aus  Bast  gearbeitet  ist  und  an  Schnüren  über 
die  Schultern  hängt;  sie  bereiten  aus  Chica,  einer  Schlingpflanze, 
eine  rothe  Farbe,  mit  der  sie  sich  Gesicht,  Arme  und  Beine  be- 
malen;  die  Männer  zeichnen  sich  das  Gesicht  mit  Linien,  die 


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Ueber  die  Columlnschen  National« Territorien. 


4.5 


Frauen  mit  Punkten.  Hute  kennen  sie  nicht,  sondern  nur  Feder- 
kronen;  ihre  Halsbänder  bestehen  aus  Zähnen  oder  Perlen;  ihre 
Waffen  sind  Bogen  und  Pfeile,  die  Spitzen  der  letzteren  bestehen 
aas  einem  harten  dem  Bambus  sehr  ähnlichen  Holze ;  auch  be- 
nutzen  sie  zuweilen  Nägel  oder  Eisenstucke  zu  Pfeilspitzen;  sie 
schlafen  in  Hängematten  von  Bast;  ihr  Ohrschmuck  besteht  aus 
Holzpflockchen  von  der  Dicke  eines  Centimeters;  sie  lieben  sehr 
den  Geruch  der  Vanille;  ihre  Sprache  ist  noch  nicht  untersucht 
und  fallt  durch  ihre  Kehllaute  auf. tt 

Für  das  Studium  der  Ureinwohner  Südamerika^  bietet  das 
Territorium  San  Martin  unzweifelhaft  eine  sehr  günstige  Gelegen- 
heit; der  wichtigste  Theil  eines  solchen  Studiums,  die  Sprache,  ist 
ohne  fremde  Kräfte  wegen  Mangel  an  linguistischen  Kenntnissen 
von  hier  aus  nicht  zu  betreiben. 

E.   Territorien  Nevada  und  Motilones. 

Ausser  dem  Territorium  Goajira,  hat  der  Staat  Magdalena 
unterm  11.  October  1869  noch  ein  anderes  weites  Gebiet  abge- 
treten, das  zur  Zeit  obigen  offiziellen  Namen  führt.  Trotz  des  ge- 
brauchten Mehrheits-Ausdrucks  ist  der  Anfang  der  neuen  Organi- 
sation ein  einheitlicher,  beide  Gebiete  stehen  unter  einem  Präfekten ; 
es  ist  indess  klar,  dass  der  bisherige  Versuch  durchaus  ungenügend 
ist  und  steht  eine  andere  Ordnung  der  Verhältnisse  in  Aussicht. 
Der  Staatssekretär  für  das  Innere  erklärt,  der  Zustand  genannter 
Territorien  sei  im  höchsten  Grade  bedauernswerth  wegen  der  Wild- 
heit der  eingeborenen  Stämme,  der  sich  der  eivilisirtere  Theil  der 
Bewohner  nicht  erwehren  könne;  eine  sofortige  und  wirksame 
Hülfe  der  Union  sei  dringend  erforderlich  und  verdiene  die  volle 
Aufmerksamkeit  des  Kongresses;  Schutz  der  Ansiedler  gegen  die 
Angriffe  der  Araucos,  wie  der  Motilones  sei  der  einzige  Weg  das 
reiche  und  vielversprechende  Land  zu  heben. 

Die  erstgenannten  Stämme  bedrohen  das  Gebiet  Sierra  Ne- 
vada, über  das  bereits  einige  Daten  mitgetheilt  sind.  Nach  den 
Motilones-Indianern  heisst  der  andere  Distrikt,  von  dessen  Grenzen 
nor  einige  Linien  genauer  angegeben  werden  können:  die  Grenzen 
des  Departements  Valledupar  im  Staate  Magdalena,  des  Departe- 
ments Ocana  im  Staate  Santander,  sowie  des  Departements  Perija 
im  venezuelanischen  Staate  Zulia;  nach  Westen  scheint  das  ganze 
Flussgehiet  der  sich  von  der  Sierra  Nevada  zum  Rio  Cesar  er- 
messenden Ströme  hinzuzugehören,  ein  noch  fast  unbekanntes  Ge- 
biet; denn  Codazzi  starb  am  7.  Februar  1859  im  Orte  Espiritu 
Santo  im  Departement  Valledupar,  gerade  als  er  mit  seinen  karto- 
graphischen Arbeiten  in  dasselbe  vordringen  wollte,  und  das  von 
ihm  Begonnene  ist  nicht  fortgesetzt  worden. 


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44 


lTcber  die  Columbischen  National -Territorien. 


Die  Motilones  bilden  eine  Völkerschaft,  die  aus  vier  ver- 
schiedenen Stammen  zusammengesetzt  ist:  Casacarn,  Sicarare,  So- 
combns,  Yncumares  oder  Yucures;  sie  hausen  in  den  Gebirgen, 
Urwäldern,  sowie  auf  den  weiten  Savannen.  Roh,  frech  und  hinter- 
listig, fallen  sie  die  Reisenden  an  und  verüben  an  denselben  alle 
möglichen  Gräuel;  nach  massigem  Anschlag  beträgt  ihre  Zahl 
3200  Kopfe.  Sie  beherrschen  den  grosseren  Theil  des  fraglichen 
Landstriches,  der  fast  allein  in  der  Umgebung  von  Espiritu  Santo 
einen  leidlich  sicheren  Aufenthalt  gewährt.  Der  einzig  sichere 
Weg  ist  der  von  dem  genannten  Hanptort  nach  Valencia  de  Jesus 
fuhrende;  denn  selbst  auf  den  Wegen  nach  Palmira  und  Jobo 
kann  man  ohne  militärische  Begleitung  nicht  reisen.  Nach  Palmira 
mu8S  das  Wasser  etwa  1  englische  Meile  weit  getragen  werden,  und 
vereinigen  sich  für  diesen  Transport  Männer,  Frauen  und  Kinder 
und  Bewaffnete  begleiten  ihren  Zug;  diese  Lage  ist  um  so  be- 
dauerlicher, als  Palmira  wegen  seines  gesunden  Klima's  für  Alle, 
welche  in  Espiritu  Santo  und  dessen  Nachbarschaft  erkrankt  sind, 
einen  trefflichen  Kurort  abgeben  würde. 

In  Espiritu  Santo  zeigen  sich  die  ersten  Anfange  der  neuen 
Organisation.  Hier  geht  nach  den  Worten  des  Präfekten  die 
öffentliche  Verwaltung  in  allen  ihren  Zweigen  befriedigend  vor 
sich;  Jedermann  ist  zur  Unterstützung  der  Behörden  bereit,  um 
die  öffentliche  Ruhe  zu  erhalten  und  das  Eigenthum  sicher  zu 
stellen.  Körperliche  Bestrafungen  haben  1872  nicht  stattgefunden, 
kaum  einige  Polizeifalle.  Die  erste  Volksschule  ist  eröffnet  und 
wird  von  44  Knaben  besucht;  2  derselben  stammen  aus  Chiri- 
guana,  2  aus  La  Paz  und  Valencia  de  Jesus,  also  4  aus  dem  be- 
nachbarten, nicht  zum  Territorium  gehörenden  Theile  des  Staates 
Magdalena,  von  welchem  noch  mehr  Zöglinge  erwartet  werden, 
z.  B.  4  aus  San  Diego,  Distrikt  La  Paz.  Ein  gutes  Gefangniss 
und  ein  Amtsgebäude  werden  theils  auf  Kosten  des  Nationalfonds, 
theils  aus  der  Bezirkskasse  erbaut;  die  Wege  des  Ortes  sind  in 
gutem  Zustande  und  geben  dem  letzteren  ein  angenehmeres  Aus- 
sehen. Die  Kirche  steht  im  Einklänge  mit  den  bescheidenen 
Hülfsmitteln  der  Einwohner  und  ist  kürzlich  ausgebessert;  es  fehlt 
jedoch  an  Geistlichen,  wie  auch  im  benachbarten  Departement 
Valledupar  die  Kirchen  oft  Jahre  lang  wegen  Mangel  an  Pfarrern 
geschlossen  bleiben.  Nach  der  Zählung  vom  November  1872  um- 
fasst  der  Bezirk  Espiritu  Santo  1056  Bewohner,  27  mehr  als  nach 
dem  Census  von  1870;  sie  bebauen  nur  den  ebenen  Theil  des 
Bodens  und  zwar  mit  Zuckerrohr,  Mais,  Bananen,  Yuca,  Reis,  Kakao, 
Kaffee  und  Baumwolle,  wobei  sie  uralte  Methoden  anwenden;  sie 
treiben  auch  Viehzucht,  jedoch  befinden  sich  die  Heerden  in  den 
sichereren  Gebieten  der  Staaten  Santander  und  Magdalena. 


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Ueber  die  Columbischen  National -Territorien. 


45 


Zu  den  bekannten  Naturprodukten  des  Territoriums  gehören 
xwei  Arten  Vanille,  Agave  und  Manila,  Copaibaharz,  wilder  Kakao, 
Brasil-  und  Gelb-Holz,  Curara,  ätherische  und  andere  Harze,  Eben- 
uod  Cedern-Holz;  der  Reichthutn  an  letzterem  Artikel  ist  so  gross, 
dass  aus  ihm  Zaune  und  Palissaden  gemacht  werden.  Die  Jagd 
ist  sehr  ergiebig,  namentlich  an  vierfüssigem  Wild.  Kupfer-  uud 
Silber-Erz  findet  sich  in  den  Gegenden,  welche  la  Mina,  el  Interes, 
Parrille  und  las  Palomas  heissen;  Steinkohle  giebt  es  bei  Ojinegro 
aa  der  Grenze  des  Departements  Valledupar,  sowie  in  einzelnen 
Strichen  des  Inneren.  In  den  höheren  Theilen  der  Sierra  ver- 
inuthel  man  Petroleumlager,  weil  auf  solche  die  schwarze  Masse 
hinweist,  welche  die  Indianer  zum  Befestigen  ihrer  Pfeile  ge- 
brauchen. 

Genannte  Kupferminen  wurden  1871  von  zwei  nordamerika- 
nischen Ingenieuren  Farrell  und  Grow  besucht,  welche  bei  ihrer 
Abreise  eine  Gesellschaft  zur  Bearbeitung  derselben  in's  Leben 
rufen  wollten.  Im  November  1872  gingen  dorthin  J.  N.  Rowe 
und  A.  A.  Rowe,  wie  es  heisst,  im  Auftrage  der  Firma  J.  B.  Mar- 
shall aud  Broth.  in  Savannah,  Georgia;  jene  Herren  sind  sehr 
befriedigt  heimgekehrt  und  haben  eine  grosse  Menge  Mineralien  als 
Resultat  ihrer  Fortsetzung  der  Arbeiten  von  Farrell-Grow,  durunter 
eine  kostbare  Probe  von  Kupfer,  mitgebracht.  Die  Mine  „las 
Palomas u  wünscht  ein  Engländer  Jean  Bantista  Luran  zu  erhalten 
und  denkt  dieselbe  in  Gemeinschaft  mit  der  Firma  Garcia  und  ' 
Latorre  in  Paris  zu  bearbeiten.  Die  einzigen  Industrie -Artikel, 
welche  vorkommen,  sind  Matten  und  Lastsättel,  welche  nach  den 
Departements  Pavilla  und  Valledupar  verkauft  werden;  auch  ver- 
stehen die  Frauen  das  Anfertigen  guter  Hängematten.  Der  Rio 
Cesar  ist  nach  Aussage  sachverständiger  Leute  für  kleine  Dampfer 
schiffbar,  jedoch  nur  für  gewisse  Zeiten  des  Jahres. 

Der  letzte  Präfekturbericht  schliesst  mit  den  Worten:  „Um 
den  Reichthum  des  Motilones- Gebiets  in  das  rechte  Licht  zu 
stellen  und  die  wilde  Gesinnung  der  unglücklichen  Indianer  zu 
mildern,  halte  ich  es  für  nothwendig,  dort  Militär-Colonien  zu  er- 
richten; mit  diesen  würden  die  Wilden  gar  bald  in  Verkehr  treten 
und  in  nicht  langer  Zeit  hätte  das  jetzt  unbebaute  Land  arbeit- 
same und  bevölkerte  Ortschaften  aufzuweisen." 

Die  fortschreitende  Kultur  wird  im  Nevada-Gebiet  ebenso 
durch  die  Wildheit  der  Urbewohner  angefeindet,  wie  in  dem  bis- 
her besprochenen;  ihr  bietet  auch  dort  der  Präfektensitz,  San 
Antonio,  zur  Zeit  nur  sehr  geringen  Halt.  Die  von  den  Araucos 
ausgehenden  Feindseligkeiten  haben  aber  ihren  Grund  weniger 
in  der  ungebändigten  Raubsucht  und  Kriegslust  dieses  Stammes, 
als  vielmehr  in  seiner  vollständigen  Rohheit;   in  jenem  Stamme 


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4G 


Ueber  die  Columbinchcn  National -Territorien. 


kommen  nicht  die  Unordnungen  und  Feindseligkeiten  vor,  wie  bei 
anderen  wilden  Horden  Südamerika'**;  seine  Mitglieder  sind  viel- 
mehr feig,  halsstarrig  und  faul;  Züge  eines  edleren  Charakters 
fehlen  ihnen  ganz,  und  der  geringste  Dienst  muss  ihnen  mit  baarer 
Münze  bezahlt  werden.  Die  Beschreibung,  welche  Jose  Nicolas 
de  la  Rosa  1740  in  seiner  Floresta*)  von  diesen  Wilden  machte 
trifft  nicht  mehr  zu;  wie  sie  nicht  mehr  den  karibischen  Muschel- 
stirnschmuck tragen,  so  fehlen  ihnen  jetzt  auch  die  Herausforde- 
rungen und  Zweikampfe;  beachtenswerth  ist  indess  der  folgende 
Ausspruch  jenes  Schriftstellers:  Die  Eingeborenen  zwischen  Santa- 
marta  und  Rio  Hacha  rechnet  man  zu  den  friedfertigen  und  fest- 
angesessenen Indianern,  welche  der  christlichen  Lehre  und  dem 
spanischen  Wesen  zugethan  sind,  wenngleich  ihre  Sitten  sehr 
von  den  unsrigen  sich  unterscheiden. a  Das  Wort  „Arauco*  be- 
deutet „ verborgenes  Gold";  denn  die  Sierra  Nevada,  ihr  Wohn- 
sitz, bildet,  was  den  Reichthum  an  Gold,  Silber,  Kupfer,  Blei, 
Edelgestein  anbelangt,  das  Potosi  der  ganzen  Küste.  Solche 
Schätze  enthalten  die  Adern  der  Berge,  deren  Lage  schwer  zu 
ermitteln  ist,  da  die  Wahrsager  Jeden  mit  dem  Tode  bedrohen, 
der  sie  verrath.  Die  Araucos  haben  es  verdient,  vor  allen  übrigen 
Indianern  das  Evangelium  zu  hören  etc. 44 

In  oben  genannter  Hauptstadt,  wie  in  San  Miguel  besteht 
eine  Kirche.  An  den  Festtagen  der  betreffenden  Kirchenheiligen 
bringen  die  Indianer  ihre  Kinder  zur  Taufe,  hören  die  Messe  und 
lassen  sich  kirchlich  trauen;  daneben  aber  dauern  die  heidnischen 
Gebräuche  fort,  und  in  den  Götzentempeln  kommen  die  Vor- 
nehmsten des  Volks  allmonatlich  zusammen,  um  unter  Tanzen, 
Schreien  und  Trinken  den  Eintritt  des  Neumondes  zu  feiern.  Die 
nächtlichen  Schlemmereien  haben  den  Stamm  sehr  entnervt;  diese 
Schwäche  ist  den  Fortschritten  der  Kultur  sehr  hinderlich,  mehr 
aber  noch  die  Fortdauer  ganz  besonderer  Sitten:  Verheirathete 
wohnen  nicht  in  derselben  Hütte,  vielmehr  leben  Mann  und  Frau 
in  ganz  getrennten  Wohnungen;  der  erstere  geniesst  seine  Speise 
vor  der  Thür  der  letzteren.  Nur  an  den  Hochzeitstagen  tanzen 
die  beiden  Geschlechter  zusammen,  sonst  immer  getrennt,  und  um 
zur  Theilnahme  am  Tanze  zugelassen  zu  werden,  bedarf  es  einer  vier- 
jährigen Unterweisung.  Das  Loos  der  verheiratheten  Frauen  ist  sehr 
beklagenswerth,  da  der  Mann  sie  trotz  der  kirchlichen  Trauung  wie 
Sklavinnen  behandelt;  noch  schlimmer  aber  ist  die  Lüge  der  Ledigen 
oder  Verwittweten,  welche  von  den  Mamas  unter  Schlägen  und 
Beschimpfungen  zur  Arbeit  angetrieben  werden.    Die  Mamas  zer- 


*)  El  Alferez  D.  Jose  Nicolas  de  la  Rosa:  Floresta  de  la  Santa  Iglesia 
Cathedral  de  la  Ciudad  de  Santa  Martha.    Folio.    Sevilla  175G. 


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Ucber  die  Col  limbischen  National -Territorien. 


47 


fallen  in  Aerzte,  Wahrsager  und  Priester;  die  ersteren  sind  gründ- 
liche Pflanzenkenner  and  fügen  durch  Gifte  ihren  Feinden  viel- 
fach Schaden  und  Krankheit  zu.  Die  Götzentempel  sind  noch 
nicht  genügend  bekannt;  auch  die  arme  und  rauhe  Sprache,  die 
an  Kehllauten  reich  ist,  scheint  nur  wenig  erforscht  zu  sein.  Was 
die  Idee  anbelangt,  das  Nevada-Gebiet  mit  Europäern  zu  besiedeln, 
so  ist  dieselbe  schon  ziemlich  alt;  beachtenswerth  mochten  die 
Worte  eines  deutschen  Einwanderers  sein,  welche  das  „Ausland" 
im  Jahre  1861  brachte:  „Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  die 
ersten  Europäer,  welche  sich  in  der  Sierra  Nevada  niederlassen 
werden,  sich  grossen  Gefahren  und  Mühsalen  aussetzen,  bevor 
ihnen  endlich  Gelingen  zu  Theil  werden  wird ;  Sumpffieber,  schlechte 
Wege,  unzugängliche  Moräste  werden  das  Fortschaffen  ihrer  Er- 
zeugnisse hemmen,  die  Feindseligkeit  der  Tauschhändler  wird 
ihnen  Schwierigkeiten  bereiten.  Indess  werden  diese  Hindernisse, 
die  überdies  mit  dem  Fortschreiten  der  Kolonisation  allraälig  ver- 
schwinden, dazu  dienen,  ihre  Energie  zu  wecken  und  anzuspannen; 
der  Ackerbauer  hängt  weniger  an  dem  Boden  und  macht  ihn  sich 
mit  minderem  Eifer  dienstbar,  wenn  er  sich  zu  willig  seinen 
Wünschen  hingiebt."  Anfänge  solchen  Ideen  Folge  zu  geben, 
sind  jüngst  gemacht  worden;  dem  Gesuche  eines  Jean  Elie 
Ganguet,  dass  die  Generalregierung  ihm  2500  Hektaren  National- 
land am  rechten  Ufer  des  Santa  Clara  Flusses  unentgeltlich  ab- 
treten möge,  um  dort  etwa  100  seiner  franzosischen  Landsleute 
anzusiedeln,  ist  entsprochen  worden;  Gauguet  gedenkt  dort  be- 
sonders Weinbau  und  Weizenbau  zu  betreiben;  Mitte  Februar 
1873  waren  die  ersten  Sendungen  an  Bauleuten,  Werkzeugen  und 
Sämereien  in  Cartagena  eingetroffen  und  erwartete  man  damals  im 
Laufe  des  Jahres  mindestens  1200  franzosische  Kolonisten. 


III.  Zusätze. 

a.   Das  Territorium  Nevada. 

Der  Präfekt  des  columbischen  National -Territoriums  Nevada  • 
hat  der  Unionsregierung  einen  Bericht  über  das  genannte  Gebiet 
überreicht,  dd.  San  Sebastian,  6.  Februar  1873,  der  einzelne  in- 
teressante Fragen  berührt. 

Dass  in  einem  so  wenig  besiedelten  Gebiete,  wie  das  Terri- 
torium Nevada  ist,  ein  Census  sehr  grosse  Schwierigkeiten  darbietet, 
ist  natürlich,  seine  Resultate  haben  für  die  statistischen  Zwecke 
keinen  Werth,  sind  aber  für  die  Einbürgerung  einer  geregelten 
Verwaltung  von  Wichtigkeit.  Die  Zahl  der  Bewohner  von  Nevada 
tatrug  nach  der  Zählung  von  1870:  2171,   von  denen  nur  sehr 


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48  Ueber  die  Columbischen  National -Territorien. 

wenige  Durchreisende  als  civilisirt  gerechnet  werden  konnten. 
Eine  am  31.  October  1872  vom  Präfekten  verfügte  neue  Zählung 
ist  noch  nicht  vollendet,  jedoch  sind  die  Duten  für  drei  Bezirke, 
welche  bereits  aufgegeben  sind,  von  einigem  Interesse,  da  aus 

ihnen  die  Vermehrung  der  Bevölkerung  zu  ersehen  ist. 

» 

1870.  1872.  Differenz. 

Atänques    450  Einw.  618  Einw.  +  168  Einw. 

Rosario       515      „  490      „  —    25  „ 

Marocaso     187      „  450      „  +  273  , 

1152  Einw.         1558  Einw."         +  406  Einw. 

Drei  Schulen  werden  von  Seite  der  Union  im  Territorium 
unterhalten  und  sind  von  83  Schülern  besucht;  „es  steht  zu  hoffen, 
dass  unter  der  Führung  ihrer  rechtlichen  und  eifrigen  Lehrer  ein 
günstiger  Erfolg  errungen  werde,  wenngleich  die  Indianer  für  den 
Schulunterricht  wenig  oder  gar  kein  Interesse  haben  und  nur 
durch  vieles  und  eindringliches  Zureden  dahin  zu  bringen  sind 
ihre  Kinder  in  die  Schule  zu  schicken,  da  Zwang  nur  schlechte 
Folgen  haben  würde. tt 

Genauere  Grenzbestimmungen  scheinen  in  den  Gesetzen, 
welche  das  Nevada-Gebiet  zeitweilig  an  die  Union  abtreten,  nicht 
vorhanden  zu  sein.  In  der  letzten  Zeit  sind  häufig  Zwistigkeiten 
wegen  der  Grenzen  mit  einigen  Ortschaften  des  Magdalena-Staates 
vorgekommen.  „Es  wäre  desshalb  zweckmässig,  dass  man  den 
Prafekten  Vollmacht  gebe,  wegen  dieser  Angelegenheit  mit  dem 
Präsidenten  genannten  Staates  sich  in  Verbindung  zu  setzen  und 
auf  diese  Art  die  Grenzen  festzustellen,  wobei  der  Lauf  der 
Gebirgszüge  als  massgebend  anzusehen  ist." 

Die  Nachrichten  über  den  Reichthum  des  Nevada-Gebiets 
wiederholen  sich.  „Auf  den  ersten  Blick  ist  zu  erkennen,  dass 
dieses  Territorium  die  Früchte  aller  Zonen  liefern  kann;  alle 
Klimate  sind  hier  vertreten,  vom  ewigen  Schnee  bis  zur  Tempe- 
ratur für  Kaffee.  Fruchtbare  Thäler  durchschneiden  die  mit  präch- 
tigen Waldungen  bewachsenen  Berge.  Reiche  Gold-  und  andere 
Minen  finden  sieh  hier;  an  einem  Orte  Pucblo  viejo,  früher  Va- 
lencia de  Jesus,  ist  noch  ein  Schmelzofen  zu  sehen,  in  dem  nach 
Aussagen  der  Bewohner  früher  Gold  eingeschmolzen  wurde,  bis 
die  Inhaber  von  dem  wilden  Stamme  der  Chimilas  getodtet  oder 
vertrieben  wurden.  Nicht  weit  von  diesem  Ofen  finden  sich  die 
Ruinen  einer  ehemaligen  Mühle  mit  zwei  runden  Steinen.  Nach 
alten  Traditionen  soll  hier  eine  reiche  Silbermine  bearbeitet  worden 
sein,  wie  dies  auch  nach  den  gefundenen  Vorrichtungen  wohl  an- 
zunehmen ist.44 


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Ueber  die  Columbischen  National  -  Territorien. 


49 


Was  die  Indianer  de9  Nevada-Gebiets  anbelangt,  die  zum 
Stamme  der  Araucos  gehören,  so  stehen  sie  unleugbar  in  den 
Anfangen  einer  gewissen  Kultur.  Sie  besitzen  Vieh,  Pferde,  Esel, 
Schweine,  Schafe  und  einige  Arten  Hausgeflügel,  bauen  Zuckerrohr, 
Kartoffeln,  Aracacha,  Bananen  und  sonstige  Gewächse  und  Gemüse; 
sie  verfertigen  Hängematten,  Säcke,  Packzeuge,  Stricke,  Bindfaden, 
Pferdehalfter,  Schwanzriemen  und  andere  Waaren  aus  Fique 
(Manilla),  sowie  auch  die  sogenannten  Panama-  und  sonstige  Bast- 
hüte. Diese  Artikel  werden  nach  den  Staaten  Magdalena  und 
Boh'var  gebracht.  „Aus  dem  Bezirk  Atanques  sollen  jährlich  mehr 
wie  1500  Dutzend  Säcke,  im  Werthe  von  £  2—40  das  Dutzend, 
exportirt  werden.  Mit  der  Fabrikation  derselben  beschäftigen  sich 
ganz  besonders  die  Frauen,  wobei  ihnen  die  Kinder  helfen,  während 
die  Männer  leider  sehr  dem  Trunk  ergeben  sind.  Frauen  und  Kinder 
sieht  man  beständig  mit  jener  Arbeit  beschäftigt;  sie  ruhen  kaum  wäh- 
rend der  wenigen  Stunden,  in  denen  sie  schlafen,  von  dieser 
Arbeit  aus,  und  selbst  bei  Krankenbesuchen  und  Vergnügungen 
arbeiten  sie  beständig  an  ihren  Säcken.  Der  Fortschritt  des  Ortes 
Atanques  ist  durch  diesen  Industriezweig  gesichert,  und  sollte  ein- 
mal ein  Preisaufschwung  dieses  Artikels  vorkommen,  so  konnte 
sogar  dieser  Ort  wohlhabend  werden.  Der  Ort,  wo  am  meisten 
diese  Säcke  verkauft  werden,  ist  Magangue." 

Die  weitere  Heranbildung  dieser  Indianer  hat  begonnen.  Es 
ist  dem  Präfekten  mit  Hülfe  eines  beständig  jene  Regionen  be- 
reisenden Priesters  gelungen,  die  Indianer,  welche  sonst  zerstreut 
in  Sirumusque,  Potrero,  Donachui  und  Curiva  lebten,  auf  einen 
Fleck  zusammen  zu  ziehen,  welcher  San  Jose  genannt  wird  und  im 
Bezirk  Atanques  liegt.  Dieser  Ort  ist  berufen,  einst  die  Haupt- 
stadt des  ganzen  Territoriums  zu  werden.  Jener  Geistliche  hat 
es  bereits  soweit  gebracht,  dass  die  Indianer  gerne  ihre  Kinder 
zur  christlichen  Taufe  zu  ihm  bringen.  „Es  wäre  aber  sehr  zu 
wünschen,  dass  in  jedem  Bezirk  ein  Priester  ansässig  wäre,  und 
nicht  ein  einziger  beständig  von  einem  Bezirk  zum  andern  ziehen 
musste,  sodass  oft  die  Gotteshäuser  wochenlang  geschlossen  bleiben 
müssen,  bis  wieder  an  sie  die  Reihe  des  Gottesdienstes  kommt." 
Uebrigens  fröhnen  die  Indianer  doch,  wenn  sie  sich  auch  äusser- 
lich  zur  katholischen  Religion  bekennen,  noch  immer  im  Geheimen 
dem  Götzendienst,  den  sie  von  ihren  Vätern  ererbten.  Sie  glauben, 
dass  der  erste  Gründer  ihres  Stammes  aus  einer  Lagune  gekommen 
sei,  welche  sie  „Madre  del  Indio"  (Mutter  des  Indianers)  nennen, 
und  bezeichnen  den  Ursprung  anderer  Racen  als  „Madre  del  Es- 
panol."  Von  den  Frauen  glauben  sie,  dass  sie  ebenfalls  aus  dem 
Wasser  hervorgegangen  seien. 

Die  Forderung  des  Ackerbaues  erscheint  als  eine  der  ersten 

ZciUthr.  d.  Gesclhch.  f.  Erdk.   Bd.  XV.  4 


» 


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50 


Ueber  die  Columbischen  National  -  Territorien. 


Aufgaben  der  Civilisation ;  allein  sie  stösst  auf  sehr  grosse  Schwierig- 
keiten. „Die  Araucos  haben  leider  den  allen  Indianern  eigen- 
thumlichen  Fehler,  im  Bau  ihrer  Feldfruchte  nicht  von  dem  System 
abzugehen,  das  ihre  Vorfahren  beobachtet  haben.  Sie  wohnen  in 
einem,  dem  Ackerbau  so  günstigen  Terrain,  dass  sie  Grosses  er- 
zielen könnten,  wenn  sie  Rath  annehmen  wollten."  So  hat  sich 
u.  a.  der  Präfekt  sehr  bemuht,  den  Kaffeebau,  für  welchen  Klima 
und  Boden  sehr  günstig  sind,  im  Territorium  einzuführen;  er  hat 
zu  diesem  Zweck  ein  Circular  an  die  verschiedenen  Corporationen 
der  Ortschaften  erlassen,  in  welchem  er  sie  auffordert,  sich  für 
den  Anbau  des  Kaffees  zu  interessiren.  Die  Idee  ist  mit  Enthusi- 
asmus aufgenommen  und  wird  ein  Erfolg  wohl  zu  erwarten  sein, 
wenn  die  Indianer,  welche  doch  die  hauptsächlichsten  Arbeitskräfte 
bilden,  diesen  neuen  landwirthschaftlichen  Zweig  als  ihnen  vor- 
theilhaft  anerkennen  wollen.  Am  besten  ist  die  Idee  im  Bezirk 
Atänques  aufgenommen  worden,  und  hofft  der  Präfekt,  dass  dort 
wirklich  bald  ein  gutes  Ergebniss  sich  herausstellen  werde. 

Gerade  für  den  Landbau  ist  die  Ansiedlung  Fremder  von 
grosster  Wichtigkeit;  der,  wie  oben  bemerkt,  von  einem  franzosi- 
schen Unternehmer,  Jean  Elie  Gauguet,  begonnenen  Ansiedelang 
sind  von  der  Union  durch  Gesetz  vom  1.  Mai  1873  2500  Hek- 
taren am  Santa  Clara  Flusse  belegenen  Landes  zugesprochen 
worden.  „Diese  Niederlassung  von  civilisirten  Menschen  in 
Mitten  der  noch  so  weit  zurückstehenden  Indianer  wird  jeden- 
falls das  beste  Mittel  sein,  die  letzteren  zu  civilisiren.  Zugleich 
müssten  noch  drei  Schulen  mehr,  eine  in  Rosario,  eine  zweite 
in  Marocaso  und  die  dritte  in  San  Miguel  errichtet  werden, 
welche  im  Verein  mit  dem  Verkehr  civilisirter  und  arbeitsamer 
Menschen  viel  dazu  beitragen  würden,  rasch  sowohl  geistigen  als 
materiellen  Fortschritt  unter  die  Indianer  zu  bringen."  „Da  die 
französische  Kolonie  an  den  Ufern  des  Santa  Clara  gegründet 
wird,  und  diese  so  sehr  weit  im  Osten  der  Sierra  liegen,  wäre 
zu  rathen,  eine  kleine  Militär- Kolonie  im  Westen  derselben  und 
ungefähr  zwei  Tagereisen  von  Santamarta  oder  La  Cienaga  anzu- 
legen.  Es  würden  durch  diese  Anlage  folgende  Vortheile  erreicht: 

1.  Die  Kenntniss  und  den  Anbau  dieser  Gegend. 

2.  Eine  Station  in  gesundem  Klima  und  doch  in  der  Nähe 
Santamarta's  zu  haben,  wohin  sich  die  an  genanntem  Orte 
befindliche  Garnison  zur  Zeit  der  Fieber  zurückziehen  könnten. 

3.  Einen  Ort  zu  haben,  an  dem  die  Bewohner  Barranquilla's  und 
anderer  Orte  am  Magdalena,  welche  nicht  zu  Hause  ihr  Brod 
zu  verdienen  vermögen,  sich  ansiedeln  können. 

4.  Die  Auffindung  eines  Weges  zu  erleichtern,  welcher  Santa- 
marta mit  dem  Departement  Valle  Dupar  vereinigt;  es  soll 


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Ueber  die  Columbiscben  National  -  Territorien. 


51 


ein  solcher  Weg  existirt  haben,  welcher  aber  wegen  der  An- 
falle der  Chimilas-Indianer  aufgehoben  sein  soll.  Ein  guter 
und  kurzer  Weg  würde  dem  Handel  in  Santamarta  grossen 
Vortheil  bringen,  da  dann  die  reichen  Produkte  dieses  De- 
partements auch  auf  den  Markt  genannten  Hafens  kämen. 

b.   Das  Territorium  San  Martin. 

Vor  kurzem  hat  ein  Mitglied  der  columbischen  National-Uni- 
versität  in  Bogota  einen  Theil  des  grossen  Territoriums  besucht, 
welches  östlich  von  den  Gebirgen  Cundinamarca's  bis  zum  Orinoco 
sich  ausdehnt,  und  neben  naturwissenschaftlichen  Arbeiten  einige 
allgemeine  Notizen  über  diese  Reise  veröffentlicht. 

Die  Gegend  von  Bogota  bis  Villavicencio  ist  sehr  abwechselnd. 
Bis  zum  Paramo  von  Choachi  macht  die  Natur  einen  sehr  trüben 
Eindruck:  kahle  Felsen  ohne  Vegetation  und  ohne  Wasser  ziehen 
sich  bis  zum  Gipfel  der  Schneefelder;  sowie  man  aber  an  der 
andern  Seite  hinabsteigt,  ändert  sich  der  Anblick-Flüsse  und  Bäche; 
Bauiugruppen  und  ein  prächtiges  Grün  beleben  die  Gegend,  die 
nur  dann  und  wann  von  einigen  Felsen  verdüstert  wird.  Bei 
BuenaVista,  nicht  weit  von  Villavicencio,  breitet  sich  vor  dem 
Blick  des  Wanderers  die  weite  Ebene  aus.  Dichte  Waldungen 
begrenzen  an  einer  Seite  diese  ungeheure  Savanne,  während  an 
der  andern  Seite  dem  Blicke  sich  keine  Grenze  setzt. 

Villavicencio  liegt  am  Fusse  der  Cordillere  und  dem  Llano 
gegenüber.  Der  Ort  hat  reissende  Fortschritte  gemacht  in  Folge 
der  Thätigkeit  einiger  Bewohner  von  Bogota,  welche  dort  an- 
gefangen haben,  Kaffee,  Baumwolle  und  Indigo  zu  bauen,  wohl 
einsehend,  dass  die  Prosperirung  des  Osttheils  von  Cuudinamarca 
nicht  auf  den  Magdalena  sondern  auf  den  Meta  hinweist. 

Weiter  in  die  Ebene  eindringend,  erblickt  man  dann  immer 
neue  Elemente.  Die  Viehzucht  lenkt  besonders  das  Augenmerk 
auf  sich;  leider  ist  diese  bis  jetzt  nur  noch  in  sehr  kleinem  Mass- 
stabe angelegt,  sie  kann  aber  nach  einigen  Jahren  eine  erhebliche 
Ausdehnung  annehmen  und  den  grössten  Theil  des  für  Columbien 
nöthigen  Viehes  liefern.  Vermischt  mit  den  Viehheerden,  sieht 
man  Hirsche,  oft  in  Rudeln  von  40 — 50.  Auch  diese  können  mit 
ihren  Fellen  (als  Exportartikel)  viel  zum  Wohlstand  dieser  Ge- 
gend beitragen.  Dem  Meta- Flusse  näher  kommend,  trifft  man  einen 
Wechsel  der  Vegetation ;  sie  wird  üppiger,  bietet  schon  den  wilden 
Kakao,  welcher  zwar  nur  kleine  Bohnen  liefert,  aber  um  desto 
bessere;  auch  durch  Anbau  dieses  Artikels  könnte  die  Ausfuhr  der 
fraglichen  Gegend  gehoben  werden.  Ist  einmal  der  Handel  er- 
öffnet so  bietet  dieses  Land  viele  Naturprodukte;  nicht  weit  von 
Cabuyare  finden  sich  ganze  Waldungen  von  Gummi-Bäumen  (Herea 

4* 


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Ueber  die  Columbischcn  National  -  Territorien. 


cautschovJc) ,  welche  jetzt  noch  unverwerthet  daliegen;  andere 
Bäume,  die  einen  ähnlichen  Stoff  geben,  wie  der  Kuhbaum  (Ga- 
lactodendrum)  warten  auch  noch,  dass  ein  Kennerblick  ihren 
Werth  erkenne. 

Von  Cabuyare  aus  geht  der  Fluss  Tua,  der  in  den  Meta  fallt; 
an  ihm  wohnt  der  Indianerstamm  der  Goajiros,  ein  sonst  sehr 
sanftes  Völkchen,  welches  nur  zuweilen  durch  die  Brutalitäten  der 
Lianeros  zur  Rache  und  zum  Mord  gereizt  wird;  sie  selbst  wenigstens 
beschönigen  dadurch  ihre  Schandtbaten.  Ein  Reisender,  welcher 
einige  Wochen  unter  ihnen  zubrachte,  hat  ihre  Gewohnheiten  und 
sonstigen  Eigentümlichkeiten  beobachtet.  Sie  sind  wohl  gebaut  und 
von  angenehmen  regelmässigen  Gesichtszügen,  und  obwohl  sie  sehr 
von  der  Sonne  gebräunt  sind,  haben  sie  doch  eine  hellere  Gesichts- 
farbe als  die  Indianer  von  Boyacä  und  Cundinamarca;  sie  sehen 
beständig  finster  aus.  Die  Frauen,  die  nicht  hübsch  aber  keineswegs 
hässlich  sind,  haben  einen  unterthänigcn  sanften  Charakter;  ihr 
Schmuck  besteht  in  Armbändern  von  Vogelknochen,  auch  bemalen  sie 
Gesicht  und  Körper  mit  Chica,  wobei  sie  besonders  Blumenver- 
zierungen anbringen.  Die  Männer  bilden  in  ihren  Malereien 
Fischgruppen  nach;  ihre  ganze  Kleidung  besteht  in  einem  Schurz 
aus  Palmenfasern  geflochten;  sie  sind  faul  und  nur  die  grösste 
Noth  zwingt  sie  ihre  Hängematten  zu  verlassen.  Die  Frauen 
müssen  die  kleinen  Aecker  iu  Ordnung  halten  während  dessen 
die  Männer  ihre  Kinder  pflegen.  Ihre  Waffen  sind  Bogen  und 
Pfeile,  auch  haben  sie  Lanzen,  die  sie  aus  einem  harten  Palmen- 
holz verfertigen. 

Ehe  der  erwähnte  Tua-Fluss  in  den  Meta  fliesst,  breitet  er 
seine  Gewässer  weit  über  das  ebene  Land  aus  und  bildet  so  un- 
absehbare Lagunen,  die  an  allen  Arten  von  Wasservögeln  reich 
sind.    An  den  Ufern  des  Tua  wachsen  die  besten  Farbehölzer. 

Der  Reichthum  der  Naturprodukte,  trotz  der  als  schwer  zu- 
gänglich betrachteten  Lage  des  Landes,  verspricht  eine  grosse 
Zukunft.  Durch  den  Meta  kann  einst  dieser  Länderstrich,  sowie 
mit  ihm  ein  grosser  Theil  Cundinamarca's  und  ganz  Boyacä  mit 
dem  Osten  in  Verkehr  treten.  Früher  schon,  zu  Zeiten  der  spa- 
nischen Colonialregierung,  haben  die  Bewohner  dieser  damals 
besser  bevölkerten  Gegend  Handel  nach  Guayana  getrieben;  der 
Meta  war  als  Handelsstrasse  benutzt,  und  selbst  Cundinamarca  fing 
an,  diesen  Weg  der  Magdalena-Strasse  vorzuziehen,  als  Cartagcna, 
welches  bald  den  Aufschwung  bemerkte,  den  der  Handel  auf  jenem 
Wege  erhielt,  eifersüchtig  und  egoistisch  bei  dem  Vice-König 
Antonio  Caballero  i  Göngora  beantragte,  die  neue  Verkehrsstrasse 
zu  verbieten.  Leider  gelang  dies,  indem  nach  einem  Befehl  des 
Vice-Königs  die  Metn-Strasse  nur  für  Ausfuhr  von  Geld  und  ge- 


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Ueber  die  Columbischen  National- Territorien. 


53 


wohnlichen  einheimischen  Stoffen  geöffnet  bleiben  sollte,  wahrend 
die  Einfuhr  auf  diesem  Wege  verboten  wurde.  Bis  heute  hat 
dieser  Machtspruch  diese  wichtige  Flussstrasse  verschlossen. 

Die  auf  diese  Frage  bezüglichen  älteren  Dokumente,  denen 
man  jetzt  wieder  Aufmerksamkeit  zuwendet,  sind  nicht  ohne  Interesse. 
Depons  sagt  in  seiner  Reise  auf  der  Tierrafirme:  „die  Natur 
scheint  den  Meta-Fluss  bestimmt  zu  haben,  ausgedehnte  Handels- 
verbindungen zu  bilden  zwischen  Bogota  und  Guayana.  Der  Meta 
hat  seinen  Ursprung  150  Leguas  südwestlich  von  seinem  Einfluss 
in  den  Orinoco,  und  ist  in  beinahe  seiner  ganzen  Ausdehnung 
schiffbar;  die  Ufer  sind,  wo  sie  nicht  bewohnt  sind,  im  Besitz  von 
Goajiros  Indianern,  die,  wenn  sie  auch  noch  ohne  alle  Civilisation 
sich  befinden,  doch  Niemandem  etwas  zu  Leide  thun  und  eher 
den  Eindringling  fliehen  als  ihn  angreifen.  75  Leguas  oberhalb 
des  Eintritts  in  den  Orinoco  liefert  dem  Meta  der  Casanare  sein 
Wasser,  welches  reichlich  ist.  Von  hier  aus  zieht  er  sich  majestä- 
tisch, wie  seiner  Macht  bewusst,  bis  zum  Orinoco.  Die  Leichtig- 
keit der  Schifffahrt  auf  ihm,  sowie  die  Fruchtbarkeit  des  Bodens, 
welchen  der  Meta  durchzieht,  weisen  den  Handel  der  Ostgegenden 
Cundinamarca's  auf  diese  Wasserstrasse,  um  auf  ihm  die  Pro- 
dukte nach  Guayana  zu  senden. tt 

1783  unternahm  Antonio  de  la  Torre  auf  Befehl  des  Vice- 
Königs  Antonio  Caballero  i  Göngora  eine  Reise  in  jene  Gebiete. 
Er  zog  über  Tocancipa  und  Gochancipä  in  der  Richtung  von 
Tunja  und  von  hier  nach  Labranzagrande,  von  wo  aus  er  nach 
den  Llanos  de  Casanare  ging  und  auf  dem  Flusse  Cravo  kam  er 
zum  Meta;  hier  soll  dieser  FIuss  eine  halbe  Legua  (18,000')  breit 
sein  und  in  dieser  Breite  geht  er  bis  zum  Ausfluss  in  den  Orinoco 
hinunter.  An  dem  Punkte,  wo  der  Meta  sich  mit  dem  Orinoco 
vereinigt,  ist  er  eben  so  breit  wie  dieser.  In  seinem  Laufe  bis 
zum  Eintritt  in  der  Orinoco  nimmt  er  folgende  Flüsse  auf:  Macuco, 
Guanapalo,  Pauto,  Ariporo,  Aricaporo,  Chire,  Casanare  und  Ele. 
De  la  Torre  zählt  als  die  geeignetsten  Hafenplätze  folgende  auf: 
Pachaquero,  Rionegro,  Cabuyaro,  Upia,  Tua,  Garcitas,  Paya,  Mor- 
cote,  Cravo  und  Pauto. 

Die  Arbeiten  für  die  Eröffnung  einer  Bogota  mit  dem  Meta- 
Flnsse  verbindenden  Verkehrsstrasse  schreiten  fort;  der  Kongress 
von  1873  hat  für  den  Weg  von  Villavicencio  nach  Barrancas  am 
Goatiqui-Flus8e  Geldmittel  bewilligt. 


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54 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


III. 

Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary, 
geführt  auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghät 

und  Air. 


Bereits  im  XII.  Bande,  1877,  S.  161  —  198  unserer  Zeit- 
schrift theilten  wir  einen  grosseren  Bericht  des  Dr.  E.  v.  Bary 
über  seinen  Ausflog  von  Ghät  nach  Wadi  Mihero  im  Lande  der 
Hoggar  während  der  Zeit  vom  22.  October  bis  9.  November  1876 
und  in  Anschluss  daran  seine  geologischen  Bemerkungen  über  die 
Sahara  mit.  Desgleichen  wurde  in  den  Verhandlungen  unserer 
Gesellschaft  aus  demselben  Jahre  (S.  241  — 251)  ein  Bericht  des 
Reisenden  über  die  politischen  Zustande  der  Tuärik  veröffentlicht, 
welcher  fast  gleichzeitig  mit  der  betrübenden  Nachricht  von  dem 
plötzlichen  Tode  dieses  strebsamen  und  befähigten  Reisenden  in 
Berlin  eintraf.  Dr.  Erwin  v.  Bary  starb  wenige  Stunden  nach 
seiner  Rückkehr  aus  der  ungastlichen  Oase  Air  in  Ghat,  wahr- 
scheinlich am  3.  October  1877  (vergl.  Verhandl.  unserer  Gesell- 
schaft 1877,  S.  270)  in  Folge  der  übermassigen  Strapazen  auf 
seiner  Rückreise  von  Air.  Glücklicherweise  wurden  seine  sorg- 
fältig geführten  Tagebücher  gerettet  und  durch  die  Güte  der  Gattin 
des  Verstorbenen,  welche  damals  in  Malta  weilte,  unserer  Gesell- 
schaft zur  Disposition  gestellt.  Diese  ursprünglich  stenographisch 
niedergeschriebenen  und  später  in  Berlin  entzifferten  Tagebücher 
in  unserer  Zeitschrift  zum  Abdruck  zu  bringen,  halten  wir  für 
eine  Ehrenpflicht  gegen  den  Dahingeschiedenen ,  zumal  sich  die 
Reise  auf  selten  besuchten  Pfaden  durch  die  Hammäda  und  Sahara 
bewegt.  Schliesslich  bemerken  wir,  dass  wir  zur  Vermeidung  von 
Wiederholungen,  denjenigen  Abschnitt,  welcher  die  oben  erwähnte 
Reise  zum  Wadi  Mihero  behandelt  und  von  dem  Verstorbenen 
selbst  zur  Veröffentlichung  ausgearbeitet  wurde,  auslassen  werden. 
Was  die  Rechtschreibung  der  arabischen  Namen  betrifft,  so  haben 
wir  uns,  soweit  uns  nicht  berichtigende  Quellen  zu  Gebote  stan- 
den, im  Ganzen  an  die  von  Dr.  v.  Bary  gebrauchte  Schreibweise 
gehalten  und  nur  da,  wo  Zweifel  gegen  die  Richtigkeit  der 
Namen  entstanden,  ein  Fragezeichen  eingefügt. 

Red. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  55 


I.   Von  Tripolis  bis  Gbät. 

Am  29.  August  1876  um  6  Uhr  Abends  verliess  unsere 
kleine  Karawane  Tripolis.  Sobald  wir  die  Berge  von  Tripolis, 
nach  Westen  gehend,  hinter  uns  hatten,  nahm  ich  eine  Viertel- 
stunde später  Abschied  von  den  mich  begleitenden  Freunden. 
Alle  waren  sehr  herzlich,  und  ich  sah  ihnen  ihre  Rührung  an. 
Alle  hatten  die  besten  Wünsche  für  mich  und  Alle  sprachen  ihre 
Hoffnung  aus,  mich  wiederzusehen.  Die  Aaruber  wandten  sich 
nun  nach  S.  in  die  Wüste.  Unsere  Richtung  war  220°  meines 
kleinen  Compasses.  Der  von  mir  gebrauchte  Taschencompass 
trug  die  gewöhnliche  Bezeichnung,  d.  h.  Nord  =  0°,  Ost  90°, 
Süd  180°  u.  s.  w.  bis  360°.  Um  9^  hielten  wir  eine  kurze 
Rast,  da  Wasser  von  weit  her  geholt  werden  rausste.  Bei  dieser 
Gelegenheit  stellte  es  sich  heraus,  dass  mein  Hund  Tiras  ver- 
schwunden und  wahrscheinlich  nach  Tripolis  zurückgelaufen  war. 
Nach  einer  ^  Stunde  brachen  wir  wieder  auf  nach  S.  zu,  bis  wir 
endlich  um  1 1  Uhr  in  der  Wüste  Halt  machten  und  uns  schlafen 
legten.    Bar.  754  mm. 

30.  August.  Um  '^5  Uhr  Morgens  Aufbruch  vor  Sonnen- 
aufgang. Auf  dem  Marsche  durch  die  Dünenwüste  sahen  wir  oft 
eine  hellgrüne  Pflanze  mit  gegenstehenden  Blättern,  strauchformig 
mitten  auf  den  Dünen  wachsend,  deren  einheimischer  Name  Babac 
ist.  Unsere  Richtung  190°.  Um  Vi  bis  2^  Rast.  Wir  hatten 
vorher  passirt  Beni  Adam.  Um  9^  maschirten  trotz  einer  glü- 
henden Hitze,  die  meinen  Hund  Mussu  fast  todtete,  weiter.  Um 
llj^  eine  kleine  Rast  von  einer  Stunde.  Um  4J^  erreichten  wir 
Kedona,  wo  die  Thore  geschlossen  waren  und  kein  Mensch  zu 
sehen  war.  Wir  marschirten  ohne  zu  halten  weiter  und  waren 
um  6  Uhr  auf  unserem  Rastplatz  angekommen.  Wir  schliefen 
nur  kurze  Zeit  und  brachen  schon  um  ^10  Uhr  Nachts  wieder 
auf.  Ich  hatte  nur  wenig  geschlafen,  da  wir  in  der  Dunkelheit 
unsere  Zelte  einem  Ameisenhaufen  gegenüber  aufgeschlagen  hatten. 
Wir  maschirten  nun  die  Nacht  hindurch ,  kreuzten  Wadi  Haera, 
welches  kaum  vom  umgebenden  Boden  zu  unterscheiden  war,  so 
wenig  vertieft  war  das  Bett,  hierauf  später  W.  Bir  Sbaea  und 
ein  drittes  kleineres,  dessen  Namen  ich  nicht  erfahren  konnte. 

31.  August.  Um  5  Uhr  beim  Morgengrauen  waren  wir  vor 
dem  Manterus  (?)  angekommen,  den  wir  gerade  N.  vor  uns  hatten. 
Er  hat  drei  Spitzen,  die  wahrscheinlich  die  Ränder  seines  Krater- 
ringes vorstellen.  Wir  Hessen  diesen  Berg  rechts  von  uns  und 
folgten  dem  W.  Arba  aufwärts,  ein  steiler,  sehr  beschwerlicher 
Weg.  Hier  vermissten  wir  meinen  Hund  Mussu,  der  sich  nach 
Angabe  eines  Arabers  unter  den  Schatten  eines  Baumes  nieder- 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Barv. 


gelegt  hatte.  Endlich  kamen  wir  an  den  Fuss  eines  Hügels,  anf 
dem  ein  festungsähnliches  Dorf  Namens  Arba  lag.  Ich  war  zu 
ermüdet,  um  weiter  zu  gehen  und  legte  mich  unter  den  Schatten 
eines  Baumes,  wo  ich,  ich  weiss  nicht  wie  lange,  geschlafen  habe. 
Ich  fand  mich  nun  allein  und  ging  vorwärts  bis  ich  Staui  vorüber- 
reiten sah,  der  mit  einer  Wassermelone  meinen  Durst  löschte. 
Hier  rasteten  wir  zwei  Stunden  und  gingen  endlich  langsam  auf- 
wärts zur  Quelle  Ngau,  welche  noch  in  W.  Arba  fliesst.  Da, 
wo  das  Wasser  aus  dem  Felsen  springt,  soll,  wie  die  Ein- 
wohner sagen,  eine  Inschrift  gefunden  worden  sein.  Endlich 
oben  angekommen  finden  wir  ein  Dorf  ganz  in  den  Felsen  ein- 
gebaut; halb  hohlenartige  Danun  (?).  Es  wurde  nun  dunkel,  und 
wir  gingen  auf  einer  Ebene  nach  Osten.  Mein  Kameel  legte  sich 
vor  Müdigkeit  nieder,  und  wir  wussten  nicht  wohin.  Schliesslich 
gegen  Mitternacht  gingen  wir  nach  Kseba,  wo  wir  endlich 
Hadsch  Mustapha  Sammit  trafen.  Ich  wurde  sehr  freundlich 
empfangen,  mit  Kaffee  bewirthet,  mein  Zelt  aufgeschlagen  und 
bald  lag  ich  im  Schlummer. 

1.  September.  Lange  geschlafen.  Mein  Kameel  wird  als 
untüchtig  erkannt,  Sammit  will  mir  ein  anderes  kaufen.  Ich  blieb 
den  ganzen  Tag  im  Zelt.  Die  Temperatur  war  draussen  in  der 
Sonne  53.  Ich  zählte  35  C,  Bar.  Abends  9  Uhr  675 mm.  Wir 
liegen  ganz  nahe  der  Stadt  Kseba,  die  nur  wenige  Schritte  Ost 
liegt.  Heute  verkaufte  Sammit  einen  Negerknaben  ohne  ein 
Geheimniss  daraus  zu  machen. 

2.  September.  Heute  früh  nahm  Sammit  eine  genaue  Besich- 
tigung alles  Gepäcks  und  aller  Kameele  vor.  Nach  einem  unange- 
nehmen Streit  mit  meinen  Kameeltreibern,  deren  Scheich,  trotzdem 
ich  ihm  Medicin  gegeben  hatte,  sich  unverschämt  benahm,  musste 
ich  noch  ein  Kameel  mjethen  und  dafür  zwei  Thaler  bezahlen. 
Endlich  war  Alles  bereit,  da  kam  der  Mudir  des  Orts  in  Beglei- 
tung von  Arabern  zu  Pferde,  in  grossem  Staat,  aber  nur  um  von 
Sammit  schnell  einen  Negerknaben  zu  kaufen.  Um  Uhr  brachen 
wir  auf,  ich  reitend  auf  meinem  schlechten  Kameel,  welches 
wenige  Schritt  vom  Lager  schon  wieder  sich  niederliess;  mit 
vieler  Mühe  ging  es  weiter,  bis  endlich  das  Thier  ganz  ordentlich 
marschirte.  Nach  Stunde  Hessen  wir  Kuleba  links  liegen,  in 
der  Richtung  230°  marschirend.  Der  Weg  ging  hin  und  her  sich 
windend  über  flache  Hügel,  wie  ich  solche  in  Ghurian  und  Tarhun 
früher  gesehen.  Unsere  Richtung  wechselte  nun  zwischen  230° 
und  240°.  Um  10  Uhr  gingen  wir  direct  nach  Süd.  Dieses 
hügelige  Steppenland  heisst  Gadamah.  Schaat,  Matenan  und  Rimmet 
sind  fast  die  einzigen  hier  vorkommenden  Pflanzen.  Hier  und  da 
in  den  Niederungen  einige  Oelbäume,  alle  alt,  auch  Batum  kommen 


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vor.  Um  12*4  Uhr,  Richtung  200°,  nach  einer  Stunde  wieder 
direct  nach  Sud.  Der  Boden  besteht  aus  Lehm,  der  hier  und  da 
kleine  Steine  frei  zu  Tage  treten  lässt;  der  Boden  ist  in  Platten 
geschichtet,  die  an  der  Oberfläche  sehr  zersprungen  sind.  Feuer- 
stelukanäle  sind  überall  diesem  Kalkstein  eingewachsen.  Im  Lehm 
finden  sich  zahlreiche  Helix,  eine  der  Planorbis  ähnliche  Art, 
welche  ich  in  der  Umgegend  von  Tripolis  in  tieferen  Schichten 
dieses  Lehmes  fand.  Selbst  hohe  Ilügelreihen  sind  von  diesem 
Lehm  bis  zur  Spitze  bedeckt.  Um  4  Uhr  haben 4 wir  gerade  öst- 
lich von  uns  zwei  vulkanische  Kegel;  von  der  Ferne,  gesehen 
wahrscheinlich  Basalt.  Um  *^6  Uhr  lagerten  wir  in  einem  kleinen 
Wadi,  nachdem  wir  den  ganzen  Tag  ununterbrochen  marschirt 
waren.  In  der  Karawane  befanden  sich  zwei  Weiber  Mustapha 
Sanimit's,  die  eine  weiss  wie  eine  Italienerin,  die  andere  pech- 
schwarz; beide  stürzten  mit  ihren  Kameelen  zum  Gelächter  der 
Sklaven.  Sammit  selbst  blieb  weit  zurück  und  kam  erst  spät  nach, 
blieb  aber  nicht  bei  uns,  sondern  ritt  voran,  um  einen  günstigen 
Lagerplatz  auszusuchen.  Um  1%  Uhr  gelagert.  Wir  hatten  den 
ganzen  Tag  hohe  Hügelreihen  auf  beiden  Seiten  und  vor  uns. 
Die  Landschaft  wurde  oft  recht  hübsch,  wenn  nicht  die  Baura- 
losigkeit  dem  Ganzen  einen  zu  öden  Charakter  verliehen  hätte; 
nirgends  ein  Fluss,  Loch  oder  Flussbett,  alle  Thäler  mit 
Lehm  ausgefüllt.  Sammit  sagt  mir,  dass  morgen  meine  Briefe 
nach  Tripolis  gingen.  Leider  blieb  meine  Uhr  heute  stehen,  so 
dass  ich  in  grosser  Verlegenheit  bin,  da  ich  jetzt  meine  grosse 
Reiseuhr  gebrauchen  muss.  Abends  10  Uhr  Bar.  690mm.  Mein 
Kameei  raarschirte  den  ganzen  Tag  zu  allgemeinem  Erstaunen, 
frass  auch  Abends  etwas  Gerste. 

3.  September.  In  der  Frühe  kurz  nach  Sonnenaufgang  um 
S  Uhr  brachen  wir  das  Lager  ab.  Bar.  689  mm.  Unser  Ziel  war 
Misda.  Wir  überstiegen  nach  kaum  ^  Stunde  einen  hohen  Pass, 
von  dem  aus  wir  wieder  eine  Aussicht  auf  eine  Menge  fahlgelber, 
sonst  gleich  hoher  und  eine  lange  Kette  bildender  Kalkberge  haben, 
die  nur  hier  und  da  von  Basaltkegeln  unterbrochen  sind,  und  durch 
ihre  schwarze  Farbe  stark  abstechen.  Eine  Stunde  nach  dem 
Aufbruch  links  am  Wege  ist  ein  schwarzer  Kraterkegel  inmitten 
zweier  Kalkberge,  deren  Schichten  nur  an  der  Contactstelle 
etwas  divergiren.  Etwas  weiter  in  der  Ferne  liegen  zwei  solcher 
schwarzer  Kegel.  Alle  diese  vulkanischen  Berge  zeigen  mehr 
oder  weniger  deutlich  die  Kraterform.  Auffallend  ist  nur,  wie 
wenig  es  die  horizontalen  Kalksteinplatten  gestört  hat.  Gerade 
gegenüber  diesem  Berge,  der  Töschi  heisst,  ist  das  erste  offene 
Wasser,  welches  wir  bisher  auf  unserer  Reise  trafen.  Es  ist 
eine  grosse  Pfütze,   deren  Wasser  aber  dennoch  von  Jedermann 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


begierig  getrunken  wird,  obwohl  die  jungen  Kaulquappen  lustig 
darin  umher  schwimmen.  Diese  Pfütze  heisst  Meyumita;  sie  ist 
westlich  vom  Berge  dicht  an  seinem  Fuss.  Die  Frontalansicht 
des  schwarzen  Berges  ist  aber  nach  N.  gewendet  und  ist  viel 
kleiner  als  seine  beiden  kalkigen  Nachbarn.  Nachmittags  4  Uhr 
gingen  wir  auf  der  rechten  Seite  des  W.  Li  1  Iah  hinunter;  auf 
seiner  linken  Seite  in  der  Ferne  sahen  wir  mehrere  schwarze 
Kegel,  auch  weit  ausgedehnte  Basaltgiebel.  Neben  dem  W. 
Lillah  auf  unferer  Seite  dehnt  sich  eine  weite  Ebene  aus, 
ganz  mit  Steinen  bedeckt.  Der  Kalkstein  ist  rothlich  wegen 
der  Nachbarschaft  der  vulkanischen  Gesteine.  Ich  bemerkte  in 
diesen  Schichten  unregelmässiges  in  Quadern  zerklüftetes  Gestein 
von  1  —  l1^  Fuss  Durchmesser  und  fast  vollkommener  Kegel- 
gestalt; dabei  scheint  der  Kalk  in  der  Schichtung  und  Klüftung 
nicht  das  Geringste  gelitten  zu  haben.  Der  Lehm  hat  auffallend 
abgenommen  und  hört  hier  fast  ganz  auf.  Drückend  heisse  Luft 
wehte,  und  dunkle  Wolken  zogen  über  unseren  Köpfen;  es  schien 
dicht  vor  uns  zu  regnen,  so  tief  hingen  die  Wolken  in  geraden 
Strichen  herunter,  und  dennoch  blies  uns  ein  heisser,  trockner 
Wind  entgegen,  während  die  Wolken  in  entgegengesetzter  Rich- 
tung eilten.  Schliesslich  fielen  ein  paar  Tropfen  und  zahlreiche 
Windhosen  trieben  den  Staub  über  die  Steppen,  die  so  spärlich 
mit  einzelnem  Binsengestrüpp  und  Bagel  bewachsen  sind,  dass 
sie  einer  Hammäda  gleichen.  Die  Basaltbogen  waren  von  ganz 
schwarzem  Gestein  und  in  wunderschon  regelmässigen  Formen 
aufgebaut.  Bei  Sonnenuntergang  schlugen  wir  unsere  Zelte  auf. 
Morgen  soll  Rnstag  sein.  Abends  Bar.  704  mm.  Das  Zelt  ist 
in  einem  Wadi  aufgeschlagen.  Abends  ging  ich  fort,  mein  Kameel 
aufzusuchen,  fand  aber  nicht  mehr  den  Rückweg;  allein  mein 
Gewehr,  das  *ich  vorsichtiger  Weise  mitgenommen,  rief  bald  meine 
Gefährten  herbei. 

4.  September.  Heute  Rasttag  zwei  Stunden  westlich  von 
unserem  gestrigen  Lagerplatz.  Sammit  füllte  unsere  5  Schläuche 
mit  sehr  gutem  Wasser.  Sammit  ist  noch  nicht  entschieden,  ob 
er  mein  Kameel  zurückschicken  soll  oder  nicht.  Auf  jeden  Fall 
geht  ein  Bote  nach  Tripolis,  der  Briefe  an  meine  Freunde  mit- 
nehmen kann.    Bar.  708.    Etwas  Regen,  aber  nur  sehr  wenig. 

5.  September.  In  der  Nähe  unseres  Lagerplatzes  Harmel, 
dessen  Blattspitzen  röthlich  sind.  Ich  habe  Misda  noch  nicht  zu 
Gesicht  bekommen.  In  der  Frühe  kaufte  mir  Hädsch  Mustapha 
ein  Kameel  um  den  hohen  Preis  von  85  Thalern  =  100  Mabub. 
Da  sich  raein  altes  Kameel  bisher  sehr  gut  conservirt,  schickte 
er  es  nicht  zurück,  ich  hätte  sonst  noch  ein  Kameel  kaufen 
müssen.    Nach  Sonnenaufgang  etwa  um  7  Uhr  brachen  wir  auf 


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in  der  Richtung  140°.  Wir  ziehen  in  schräger  Richtung  durch 
Wadi  Sofedschin,  tbeilweise  über  Sanddunen,  die  viel  Etel-Bäume 
tragen;  der  Rest  des  Weges  ist  eine  steinige  Ebene.  Auf  der  andern 
'Seite  angekommen,  mussten  wir  bergauf  steigen.  Die  Kameele 
gehen  weidend  voran.  Unsere  Richtung  wird  um  9  Uhr  160°. 
Wir  gehen  immer  bergan,  bis  wir  einen  Höhenrücken  überstiegen 
haben,  von  dem  wir  nun  in  125°  weiter  ziehen.  Von  101/  Uhr 
an  wird  die  Gegend  öde  und  steinig;  Kalkgetrümmer  und  Kalk- 
berge zeigen  sich  auf  allen  Seiten.  Wir  kreuzen  einen  zweiten, 
Löf  genannten  Wadi  in  der  Richtung  190°  und  ziehen  über 
eine  weite  grüne  Ebene,  t?ie  auf  beiden  Seiten  von  Höhen- 
zügen eingeschlossen  ist.  Diese  Ebene  wird  gebildet  durch  einen 
Zusammenfluss  der  beiden  Wadi's  Bothma  und  Tadschgillit.  Unser 
Weg  führt  uns  hier  über  eine  schwer  zu  passirende  Höhe,  so  dass 
wir  Alle  absteigen  mnssten,  um  den  Kameelen  den  Weg  zu  er- 
leichtern. Oben  angekommen  befanden  wir  uns  auf  einer  steinigen, 
fast  ganz  pflanzenleeren  Ebene.  Sie  gleicht  schon  ganz  einer 
Hammada,  wenn  sie  auch  noch  nicht  so  genannt  wird.  Unsere 
Richtung  geht  oben  direct  nach  Süd;  Rtobel  Dschelele  ist  der 
Name  dieser  Ebene;  sie  sinkt  allmälig  nach  S.  hinab.  Wir  über- 
schreiten einen  kleinen  Wadi  und  gehen  direct  140°.  In  einem 
flachen  Wadi,  Masusa  genannt,  schlagen  wir  Lager  nach  Sonnen- 
untergang etwa  J^7  Uhr.    Eine  schöne  Mondnacht.    Barom.  710. 

6.  September.  In  der  Frühe  Himmel  umwölkt.  Wir  brechen 
spät  nach  Sonnenaufgang  auf  um  7'^  Uhr.  Unter  den  Pflanzen  in 
der  Nähe  unseres  Lagerplatzes  fiel  mir  eine  dichtwollige  behaarte, 
mit  glockenähnlichen  Blüthen  auf.  Diese  Pflanze  heisst  Danuma. 
Ich  fing  auch  hier  einen  grossen,  schwarzen  Käfer,  der  als  Mistkäfer 
in  fongiren  scheint.  Bar.  712,  Richtung  160°.  Wir  überschreiten 
eine  Ebene,  und  ich  finde  an  Pflanzen  Danuma,  Schich,  Bilbal. 
Die  Ebene  senkt  sich  etwas  nach  S.,  ist  voll  Lehm,  und  Lehm- 
inseln in  Menge ;  wir  gehen  aufwärts  zum  Wadi  Boegela  an  seinem 
linken  Ufer.  Viel  Batum  in  seinem  Bett.  10  Minuten  vor  10  Uhr 
hatten  wir  uns  diesem  Wadi  genähert,  der  in  den  W.  Dreder  fallt, 
und  dieser  wiederum  in  den  W.  Sofedschin.  Immer  ansteigend 
kreuzten  wir  um  10j^  Uhr  den  W.  Boegela.  Wir  haben  nach 
Süden  eine  weite  Aussicht.  Nachdem  wir  aber  den  W.  Boegela 
überschritten  haben,  steigen  wir  einen  schwierigen,  steilen  Ab- 
hang hinunter  in  den  W.  Talha;  unten  befinden  wir  uns  in  einer 
weiten,  überall  von  Tafelbergen  eingeschlossenen  Ebene,  deren 
Gipfel  in  einem  Niveau  liegen.  Seit  wir  hinabgestiegen  sind, 
gehen  wir  direct  Süd.  Der  W.  Talha  mündet  in  den  W.  Mursid, 
dieser  in  den  W.  Ussig  und  letzterer  endlich  in  den  W.  Junzun. 
In  dieser  Ebene  stossen  mehrere  kleine  Wadi's  zusammen  und 


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Tagebuch  des  >vrstordeneu  Dr.  Erwin  vou  Bnry. 


bilden  so  den  W.  Talha.  Man  sieht  hier  deutlich,  wie  alle  diese 
Berge  aus  lange  andauernden  Erosionen  entstanden  sind;  alle  Grade 
der  Antreibung  sind  vorhanden,  ja  vollkommene  Kegelberge  sind 
nicht  selten.  Um  11  Uhr  10  Minuten  ist  unsere  Richtung  120  °« 
Nachdem  wir  die  Ebene  durchzogen,  wenden  wir  uns  etwas  links, 
um  gleich  darauf  unsere  Richtung  von  145"  wieder  aufzunehmen. 
Um  1)^  Uhr  zeigen  sich  dicht  am  Wege  zur  Linken  die  Reste 
eines  römischen  Kastells  und  etwas  weiter  entfernt  ebenfalls  linker 
Hand  ein  romisches,  roh  gearbeitetes  und  kleines  Grabmal. 
Beide  Gebäude  stehen  auf  isolirten  Hügeln.  Seit  wir  die  Ebene 
Talha  durchzogen  hatten,  sahen  wir  den  W.  Mursid  zu  unserer 
Rechten;  erst  um  3'^  Uhr  stiegen  wir  in  eine  sanfte  Ebene  ab- 
wärts. Zu  unserer  Rechten  erblickten  wir  auf  einem  Hügel  wieder 
die  Reste  eines  romischen  Kastells.  Endlich  lagerten  wir  um  4'^ 
Uhr  im  Bett  des  W.  Mursid  bei  heftigem  Nordwind,  der  aber  nur 
einige  Regentropfen  brachte.  Die  Kameele  fanden  reiches  Futter. 
Barom.  715  Nachts  12  Uhr. 

7.  September.  Wir  brachen  um  6  Uhr  unmittelbar  nach  Sonnen- 
aufgang auf.  Unsere  Richtung  ist  140°.  Der  W.  Mursid  dehnt  sich 
zur  Linken,  in  der  Richtung  100°,  endlos  aus.  Dies  ist  die  Rich- 
tung des  weitern  Verlaufs  des  Wadi's.  Um  ^48  ist  unsere  Rich- 
tung 145°.  Um  8J^  Uhr  steigen  wir  eine  Höhe  hinan  und  ver- 
lassen hiermit  die  weite  Ebene,  in  deren  Mitte  das  verschwindend 
kleine  Bett  des  Wadi  liegt.  Nach  wenigen  Minuten,  welche 
wir  brauchten,  um  die  Höhe  zu  übersteigen,  haben  wir  schon 
wieder  einen  weiteren  Wadi  und  einen  hohen  Berg  im  Hinter- 
grund vor  uns.  Dieser  Wadi  läuft  wie  alle  anderen  nach 
Osten;  sein  Name  ist  Frothem  (?).  Wir  steigen  nun  allmälig 
herab  und  unten  angekommen  ziehen  wir  direct  nach  Süd  und 
lassen  den  Berg  Chaddamije  links  liegen;  der  Wadi  Frothem  ist 
sehr  breit.  Um  10  Uhr  steigen  wir  wieder  in  sanftem  Anstieg 
aus  dieser  Ebene  in  die  Höhe;  Richtung  Süd.  Oben  angekommen 
folgen  wir  noch  wenige  Minuten  dieser  Richtung  und  steigen  hin- 
ab in  den  langen  Wadi  Ablas,  gehen  an  dessen  linker  Seite  ab- 
wärts und  erblicken  um  10  Uhr  10  Min.  auf  der  rechten  Seite 
am  Wege  2  —  3  ruinengekrönte  Hügel.  Um  lO1^  Uhr  kreuzen 
wir  den  Wadi  Ahläs  und  passiren  um  11  Uhr  einen  Punkt,  der 
offenbar  früher  ein  Militärposten  war;  ein  Kasr  ist  noch  sichtbar. 
Der  Weg  führt  über  mässige  Höhenrücken.  Dieses  Joch  heisst 
Tagischa,  von  dem  wir  jetzt  in  den  Wadi  gleichen  Namens 
hinabsteigen.  Der  Lehm  am  Boden  ist  hier  hellgelb  und  stammt 
offenbar  vom  Mergel  des  Kalkgebirges.  10  Minuten  nach  12 
marschiren  wie  aufwärts  und  hinab  in  das  W.  Tagischa,  dessen 
trockenes    Bett  wir  um  ^3  Ulir  kreuzen.    Spuren  von  früher 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Messendem  Wasser  sind  sichtbar,  und  auf  einem  Berge  zur  rechten 
Hand  Ruinen.  Gleich  darauf  steigen  wir  hinauf  auf  das  Plateau 
om  dann  wieder  hinunterzusteigen  in  den  W.  Suk  el  lebenn, 
eben  Seitenzweig  des  W.  Fumm  e  raml,  welcher  in  den  W.  Ussig 
(Barth:  Wusik?)  geht.  Wir  verfolgen  diesen  kleinen  Wadi  auf- 
wärts, Richtung  210°,  bis  wir  gegen  5  Uhr  Halt  machen  im 
W.  Umm  el  Auhram. 

8.  September.  Aufbruch  10  Minuten  vor  6  Uhr  gerade  bei 
Sonnenaufgang.  Auf  dem  Marsche,  gerade  als  wir  uns  dem  W. 
Ussig  näherten,  sahen  wir  Gazellen.  ^7  Uhr  Richtung  210°. 
Um  7  Uhr  stiegen  wir  hinab  in  den  W.  Ussig.  In  der  Mitte 
des  Wadi  findet  sich  rother  Lehm,  wahrscheinlich  vom  Mergel 
des  Kalkgebirges.  Um  Uhr  zogen  wir  in  schräger  Richtung 
dorch  den  W.  Ussig,  welcher  reich  an  Gebüsch  ist,  das  fast 
gleichmässig  den  Boden  bedeckt.  Wie  die  Furchen  am  Boden 
zeigen,  ist  hier  viel  geackert;  um  8  Uhr  kreuzen  wir  den  Haupt- 
theil  des  Wadi  in  seinem  mittleren  Theil.  Um  ^9  steigen  wir 
über  einen  schwierigen  Theil  des  Passes.  Das  Gestein  liegt  in 
dünnen  Platten  von  2  —  4  Zoll.  Um  9  Uhr  hatten  wir  den 
Pass  glücklich  überschritten  und  ziehen  in  südlicher  Richtung. 
Das  Gestein  wird  sandig,  deutlich  geschichtet,  wie  ich  es  früher 
im  W.  Homra  und  Ghurian  beobachtet  habe.  Feuersteinknollen 
liegen  viel  umher.  Auf  beiden  Seiten  sehen  wir  hohe  Hügel 
von  hellgelbem  Lehm,  der  regelmässig  unterhalb  des  röthlichen 
Sandsteins  zu  liegen  scheint.  Diese  obere  Decke,  welche  bisher 
Kalk  war,  scheint  immer  mehr  sandig  zu  werden.  Um  9J^  Uhr 
passiren  wir  einen  schwierigen  Pass,  welcher  schon  zum  W. 
Semsem  gehört.  Wir  ziehen  einen  sanften  Abhang  hinab,  zum 
W.  Semsem,  welcher  sich  als  ein  weites,  prächtig  grünes  Thal 
zeigt.  Um  11  Uhr  machen  wir  Halt.  Zur  Mittagszeit  ausserhalb 
des  Zeltes  in  der  Sonne  57°  C.  Wir  essen  Abends  Hammel- 
fleisch und  Reissuppe,  das  erste  Mal  seit  langer  Zeit  ein  ordent- 
liches Essen.  Ich  ordnete  mein  Gepäck,  richtete  die  Waffen  her, 
gab  Sammit  seinen  Revolver,  weil  er  versicherte,  er  wäre  nicht 
ganz  sicher  wegen  'Otmän's  aus  dem  Stamme  Bü  Sef,  der  das 
Fräulein  Tinne  getödtet  hatte.  Derselbe  trieb  sich  gewöhnlich  am 
untern  Lauf  des  W.  Ussig  herum.    Abends  10  Uhr  Bar.  713. 

9.  September.  ](  auf  6  Uhr  Aufbruch.  Am  Wadi  viel  Etel- 
and  Talha-Bäume,  Richtung  170°.  Das  Kalkgebirge  hat  fort- 
während röthliche  Farbe.  Wir  ziehen  um  73^  Uhr  durch  eine 
flache  Gegend,  der  gelbe  Lehm  kommt  deutlich  von  den  Kalk- 
bergen  wie  aus  einer  Mündung.  Unsere  Richtung  180°.  Um 
j£9  Uhr  in  weiter  Ebene  gelber  Lehm.  Richtung  170°.  Dicht 
zur  Rechten  zeigt  sich  der  kegelförmige,   isolirte  Berg  Schuscht 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


el  Ab'd,  der  einen  tafelförmigen  Aufsatz  hat,  den  Rest  eines 
rothlichen  Kalksandsteins,  wie  alle  Berge  in  der  Umgegend. 
'^'lO  Uhr  kreuzen  wir  W.  Tabonja,  welchen  wir  bald  auf  dem 
einen,  bald  auf  dem  andern  Ufer  verfolgen  und  zwar  aufwärts. 
Unsere  Richtung  200°.  Hier  zum  ersten  Mal  sah  ich  einen  Strauch 
Fers  und  Bagel  mit  silberfarbenen  Blättern,  etwa  2  Zoll  lang; 
ausserdem  Getäff  und  Tebena.  Der  Wadi  ist  hier  unterhalb  mit 
Flugsand  bedeckt  und  trägt  viel  Retem.  Um  11  Uhr  Richtung 
240°,  den  Wadi  aufwärts.  Um  4  Uhr  Ankunft  am  Brunnen.  Nun 
hatten  wir  frisches  Wasser,  welches  uns  so  lange  gefehlt  hat. 
Leider  ist  es  etwas  salzig;  wir  alle  leiden  an  Diarrhöe. 

10.  September.  Rasttag;  Gepäck  geordnet,  Waffen  gepatzt. 
Wir  warten  auf  eine  Karawane,  um  zusammen  die  Hammäda  zu 
überschreiten.  Es  giebt  von  hier  einen  Weg  nach  Ghadämes. 
Nur  ein  Brunnen  am  Wege,  El  Chor,  der  60  Klafter  tief  ist  mit 
salzigem  Wasser.    12  Uhr  Nachts  Bar.  703. 

11.  September.  Wir  rasten  den  halben  Tag  und  wollen 
Nachmittags  unsern  Marsch  fortsetzen.  Um  llj^  Bar.  707.  Ich 
bemerkte  in  diesem  Thal  einen  neuen  Strauch,  hier  Chardek  ge- 
nannt; derselbe  bildet  niedrige  Gebüsche  mit  dornigen  Arsten 
und  fleischigen,  umgekehrt  herzförmig  gestalteten  Blättern,  deren 
4  bis  8  buschförmig  zusammenstehen.  Das  Blatt  hat  einen  kaum 
deutlichen  Mittel -Nerv.  Die  Leute  sagen  mir,  diese  Pflanze 
wachse  auch  in  Fezzän,  und  würde  von  den  Kameelen  gern  ge- 
fressen. Nahe  beim  Brunnen  Tabonja,  unter  den  überhängenden 
Felsblöcken,  fand  ich  einige  Felsen,  welche  entschieden  von 
Menschenhänden  gearbeitete  Verzierungen  tragen;  einer  zeigt  eine 
quadratische  Verzierung  von  grösserer  Ausdehnung.  Neben  diesen 
Blöcken  finden  sich  andere  in  Trümmern,  mit  undeutlichen  Spuren 
von  Zeichnungen. 

In  geologischer  Hinsicht  ist  zu  bemerken,  dass  die  obersten 
Gesteinschichten  von  einem  porösen,  fossilen,  aderreichen  Kalk 
gebildet  sind.  Dieser  gelblich  weisse  Kalkstein  liegt  in  horizon- 
talen Platten,  zeigt  jedoch  eine  schiefe  Schichtung.  Die  zahlreichen 
Abdrücke  von  Muscheln  in  den  oberen  Schichten  sind  meist  innere 
Abdrücke,  so  dass  schwer  auf  das  ursprüngliche  Fossil  zu  schliessen 
ist.  Eine  kleine  Cardium-Art  scheint  sehr  gewöhnlich  vorzukommen. 
Diese  Schichtung  des  Gesteins  im  Winkel  zur  horizontalen  Lagerung 
ist  nicht  constant,  oft  findet  man  sie  auch  horizontal.  Von  diesem 
Kalk,  der  so  viel  Abdrücke  zeigt,  nahm  ich  zwei  Proben  mit, 
darunter  jenen  röthlichen  Kalkstein,  den  wir  seit  Ghurian  nicht  aus 
den  Augen  verloren.  Um  b\  Uhr  Nachmittags  brachen  wir  auf, 
nachdem  sorgfältig  alle  Schläuche  gefüllt  worden  waren.  Richtung 
190°.    Wir  passiren  einige  Strohhütten  von  Arabern  bewohnt,  die 


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ersten  Hütten  dieser  Art,  welche  wir  sahen;  von  nun  an  werden 
sie  gewöhnlich.  Unter  den  Bewohnern  finden  sich  viele  Schwarze 
mit  europäischer  Gesichtsbildung.  Hier  oberhalb  des  Brunnens 
trafen  wir  noch  viele  Dünen  von  demselben  rothlichen  Sand  ge- 
bildet wie  nordlich  von  Ghurian.  Auch  sah  ich  Lchmhügel  mit 
Gebüsch  bewachsen.  Wir  steigen  eine  sanfte  Anhöhe  hinan.  Um 
7'^  Uhr  wurde  die  Gegend  so  flach,  wie  früher  noch  nicht,  aber 
vor  8  Uhr  noch  ist  der  Horizont  von  lang  gedehnten  Höhen  ein- 
genommen. Wir  behalten  bis  jetzt  den  Wadi  stets  dicht  am  Wege 
zur  Linken.  Um  8  Uhr  ziehen  wir  aufwärts  auf  die  Hammada, 
indem  wir  die  obersten  Kalksteinlagen  übersteigen  ohne  irgend 
einen  steilen  Weg  einzuschlagen.  Nur  einzelne  Sträucher  von 
Daniran  setzen  sich  fort  in  der  Richtung  des  erlöschenden  Wadi 
zur  Linken.  Die  Ebene  ist  ganz  mit  Steinen  übersäet,  von  den 
verschiedensten  Farben  und  Arten.  Die  letzten  Pflanzen,  die  uns 
so  weit  noch  folgen,  sind  Schien  und  Fers.  Um  %9  Uhr  nähern 
wir  uns  einem  kleinen  Hügel,  Liberi  genannt,  der  kaum  10  Fuss 
Höhe  hat,  aber  auf  dieser  ebenen  Fläche  weithin  sichtbar  ist. 
Aus  der  Entfernung  schien  er  mir  aus  Kalkstein  zu  bestehen. 
Wir  trafen  den  Strauch  Aschram.  Wir  wandern  die  ganze  Nacht 
hindurch,  während  welcher  Zeit  die  Kameele  mit  eiligen  Schritten 
vorwärts  ziehen.  Erst  in  der  Frühe  um  ^9  Uhr  machen  wir 
Halt  und  schlagen  unsere  Zelte  auf.    Bar.  695. 

12.  September.  Ich  war  sehr  ermattet,  da  das  salzige 
Wasser  in  Tabonje  den  Durst  nicht  löschte,  sowie  durch  die 
Diarrhöe,  welche  bei  uns  das  Bedürfniss  nach  Wasser  nur  steigerte. 
Ausserdem  hatte  ich  seit  lange  keine  ordentliche  Nahrung,  und 
so  kam  es  denn,  dass  ich,  sobald  wir  Halt  machten,  mich 
neben  dem  Kameel  niederlegte  ohne  mich  vom  Platz  zu  rühren. 
Mein  Diener  that  sein  Bestes  und  curirte  mich  durch  Thee,  Kaffee 
and  Morphium.  Die  Rast  war  von  längerer  Dauer,  und  erst 
Mittag  ging  es  wieder  weiter  in  der  Richtung  190°.  Wir  sahen 
-um  ersten  Mal  Bukeschasch,  der  sich  eilig  vor  den  Leuten 
flüchtete,  die  ihn  für  giftig  halten  und  ihn  tödten,  wo  sie  nur 
können.  Schweigsam  zieht  die  Karawane  durch  die  endlose  Ebene, 
nur  der  kleine,  schwarze  Verschnittene  macht  seine  Spässe,  schwatzt 
in  seinem  Bornu-Dialect  und  will  mich  die  Zahlwörter  lehren.  Ich 
traf  zum  ersten  Mal  Schubrum,  eine  etwa  fusshohe,  von  Dornen 
starrende  Pflanze,  die  ihre  trocknen  Fruchtkapseln  in  den  Blatt* 
acbseln  hat;  auch  diese  Fruchtkapseln  laufen  in  eine  harte  Spitze 
-äs;  doch  fressen  sie  die  Kameele.  Es  wird  Abends  empfindlich 
kalt,  so  dass  ich  Staui  meine  rothen  Pantoffel  opfere.  Unsere 
Richtung  nach  Sonnenuntergang  215°. 

13.  September.    Um  8^  Uhr  morgens  hatten  wir  Rast  von 


* 

64  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Barr. 


unserem  Nachtmarsch.  Die  Hammäda  scheint  sich  etwas  nach  Süd 
zu  neigen.  Sie  war  offenbar  früher  weiter  ausgedehnt  und  hoch  mit 
Lehm  bedeckt;  dieser  entstand  aus  der  Verwitterung  rother  Sand- 
steine. Ich  hatte  in  meiner  leichten  arabischen  Kleidung  meine  Füsse 
erkültet  und  bekam  Rheumatismus  in  beiden  Fussgelenken,  was  mir 
solche  Schmerzen  verursachte,  dass  ich  nicht  stehen  konnte;  auch 
die  Erschütterung  durch  die  Schritte  des  Kameeis  that  mir  ent- 
setzlich weh.  Staui  sorgte  viel  für  mich.  Frische  Wasserumschläge 
thaten  mir  gut  Um  ^  auf  5  Uhr  brachen  wir  schon  wieder  auf, 
also  nach  sehr  kurzer  Rast.  Der  Wind  war  so  stark,  dass  Nie- 
mand abkochen  konnte.  Ich  nahm  Proben  von  den  Steinen  mit, 
welche  frei  auf  der  Hammäda  umherliegen,  natürlich  von  den 
kleinsten;  es  giebt  welche  bis  zu  \\  Fuss  Durchmesser.  Der 
Lehm  scheint  überall  nur  in  dünnen  Schichten  zu  liegen,  gerade 
so  viel,  als  die  dicht  nebeneinander  liegenden  kalkigen  Steine 
vor  dem  Winde  zu  schützen  im  Stande  sind,  denn  jedes  Stäubchen 
vertrockneten  Lehms  fegt  der  Wind  über  die  Hammäda.  Unter 
der  ganzen  oberflächlichen  Schicht  der  zerstreuten  Steine  und  des 
Flugsandes,  etwa  1  —  2  Zoll  tief,  befindet  sich  eine  Kruste  von 
hartem  Lehm,  welche  pflasterähnliche  Figuren  aufweist.  Die  ganze 
Oberfläche  ist  netzartig  durchfurcht  und  zwar  überall  gleichmässig, 
man  darf  nur  die  Steine  und  den  Sand  etwas  bei  Seite  schieben, 
und  die  netzartigen  Furchen  kommen  zu  Tage,  so  dass  man  glauben 
könnte,  man  habe  mit  festem  Gestein  zu  thun,  während  man  mit 
dem  Nagel  das  Gestein  zerkratzen  kann. 

Nachmittag  5^  Uhr  Aufbruch.  Barom.  688  um  6^  Uhr. 
Wir  passiren  um  7^  Uhr  W.  Rejm  el  erha,  nachdem  wir  vorher 
Rejm  el  fuda  durchschritten  hatten.  Um  dieselbe  Zeit  Bar.  688, 
Temp.  C.  34,  um  1\  Barom.  690.  Wir  wandern  ohne  Aufent- 
halt die  ganze  Nacht  hindurch. 

14.  September.  Erst  am  Morgen  um  9  Uhr  machten  wir 
Halt  in  der  Gerra  m'geta.  Um  '^5  Uhr  Barom.  688;  im  Schatten 
Temp.  36  C.  Wir  brachen  um  ^6  Uhr  Nachmittags  auf.  Wir 
haben  immer  mehr  gibli  seit  mehreren  Tagen,  was  die  Hitze  uner- 
träglich macht.  Von  Pflanzen  bemerkte  ich  auf  der  Hammäda  jene 
Schubrum  genannte.  Unsere  Richtung  ist  180°  seit  unserem  Auf- 
bruch. Um  6  Uhr  überschritten  wir  El  Alga,  eine  Mulde  mit 
einigen  Sidr-Gebüschen.  Um  Uhr  passiren  wir  Duewir,  eine 
lange  Bodenvertiefung,  welche  auf  beiden  Seiten  ganz  sanft  auf- 
steigt, eine  Art  Wadi. 

15.  September.  Bisher  war  unsere  Richtung  im  Allgemeinen 
mehr  südlich,  in  der  Frühe  nach  Sonnenaufgang  um  8^  Uhr  aber 
wenden  wir  uus  nach  der  Richtung  130°,  in  welcher  wir  in  der  Ent- 
fernung etwa  drei  oder  mehr  flache  Hügel  sahen.  Schon  seit  8  Uhr 


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sahen  wir  links  von  unserem  Wege  langgedehnte  Rücken.  Um  die- 
selbe Zeit  starker  Gibli.  Wir  verlassen  Asig  sfar,  dem  wir  bisher 
gefolgt  waren,  und  lassen  ihn  westlich  von  uns,  denn  man  sagte  uns 
in  Tabonje,  dass  die  Tuarik  den  Brunnen  el  Hessi  besuchten.  Des- 
halb wandten  wir  uns  ab  vom  Wege  und  gingen  am  Rand  der 
Haiuniada  nach  Osten,  bis  wir  eine  steile  Wand  hinabsteigen  über 
schwarz  aussehenden  Sandstein,  der  an  seiner  Oberflache  oft  wie 
verglast  schien.  Die  Kameele  stiegen  auf  dem  schwierigen  Wege 
langsam  herab  von  der  Hammäda,  so  dass  es  10^  Uhr  wurde, 
bis  wir  am  Brunnen  im  Wadi  Haeran  eintrafen.  Dieser  Brunnen 
bestand  aus  zwei  Sandgruben,  die  eine  für  Menschen,  die  andere 
für  Thiere;  beide  waren  aber  gleich  schmutzig,  so  dass  ich  das 
Wasser  nur  mit  Ueberwindung  trinken  konnte.  Es  war  ein  wahrer 
Schlamm.  Der  Sandsteinfels  daneben  war  mit  Kalk  weiss  an- 
gestrichen und  mit  Seife  gewaschen,  damit  die  Araber  von  Weitem 
ein  Merkzeichen  hätten,  gleichzeitig  aber  auch  um  ihre  Wasche 
darauf  auszubreiten.  Ich  war  vom  Marsche  über  die  Hammäda 
stark  ermüdet  und  schlief  bald  ein.  In  der  Nacht  passirten  wir 
Gerra  Om  Ladebag,  ein  grosses  und  zwei  kleine,  alle  gehen  nach 
Osten.  Der  Wadi  H'memat  geht  unterhalb  der  Berge  Trik  el  Arda. 
Wir  wandten  uns  Abends  vom  Wege  und  verfolgten  den  Weg 
Tonije  Bit  Haeran.    Nachts  12  Uhr  Barom.  710,  C.  28. 

16.  September.  Thee  und  Kaffee  sowie  Suppe  in  .Honig  ge- 
kocht stillten  meinen  Hunger.  Wir  halten  Rast,  deren  Alle, 
Menschen  wie  Thiere,  sehr  bedürfen. 

17.  September.  9  Uhr  Morgens  Barom.  713  im  Wadi 
Haeran.  Ich  nahm  ein  Stück  verglasten  Mergel  mit,  der  hier 
schwarz  wie  alle  oberflächlichen  Gesteine  ist.  Wir  brachen  um 
\10  Uhr  auf  und  folgten  dem  Wadi  in  der  Richtung  120°.  Das 
Thal  ist  ungemein  öde,  überall  schwarzer  Sandstein,  theilweise 
von  gelbem  Flugsand  bedeckt;  nur  selten  erblickt  man  Talha- 
Bäume.  Um  10^  Uhr  Richtung  130°,  um  ^11  Richtung  140° 
aas  einem  Seitenthal  aufwärts.  Um  11  Uhr  biegen  wir  wieder 
in  ein  Seitenthal,  Richtung  nach  130°.  Wir  wählen  stets  die  Ab 
zweigungen  rechter  Hand  von  unserem  Wege.  Die  Vegetation 
besteht  einzig  und  allein  in  Talha-  Bäumen.  Um  1  -  steigen 
wir  sanft  aufwärts  in  einem  Seitenthal  in  der  Richtung  130°, 
welches  gleichfalls  rechts  von  unserem  Wege  liegt,  während  wir 
links  ein  anderes  liegen  lassen.  Dieses  Thal  endet  schliesslich 
in  einem  steilen  Anstieg,  viel  steiler  als  alle  übrigen  vorher. 
Es  ist  fast  ganz  pflanzenleer.  10  Minuten  nach  11^  überschreiten 
wir  ein  Bergjoch  und  gelangen  abwärts  in  ein  kleines  Wadi  in 
der  Richtung  140°.  Um  \  auf  12  ziehen  wir  über  eine  Hoch- 
fläche von   kleinen   Hügeln,  dieselbe  heisst  Mies  e  Schukrani. 

Zeiucbr.  d.  Gwellsch.  f.  Erdk.  Bd.  XV.  5 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Richtung  170°.  Um  \l  Uhr  Richtung  Süd.  Wir  sind  auf  einer 
weiten  Ebene,  zur  Linken  haben  wir  die  Berge  ganz  nahe,  zur 
Rechten  in  der  Ferne.  Die  Ebene  ist  mit  schwarzen  Steinen 
bedeckt.  Richtung  um  1  Uhr  Süd.  Um  1  Uhr  35  Minuten 
ziehen  wir  durch  eine  Lücke  jener  von  NO.  nach  SW.  streichen- 
den Hügelreihen ,  die  wir  bis  jetzt  zur  Linken  hatten,  hindurch 
und  gehen  etwas  abwärts.  Um  %  auf  2  Uhr  Barom.  711.  Diese 
kleine  Hammäda  ist  fast  ebenso  öde  als  die  grosse,  sandige; 
stets  sind  wir  umgeben  von  röthlich  gelben  Sandsteinbergen,  die 
von  der  Spitze  abwärts  schwarz  gefärbt  sind.  Selten  finden  die 
Kameele  Futter.'  Um  '^3  Uhr  wurden  wir  zu  einer  kleinen 
Rast  gezwungen,  da  ein  Oelschlauch  geplatzt  war,  so  dass  das 
Oel  umgegossen  werden  musste.  Nach  einer  Stunde  brachen  wir 
wieder  in  der  Richtung  150°  auf.  Gleich  nach  1^4  traten  wir 
in  eine  Ebene  ganz  von  Höhen  umschlossen;  alle  diese  Hügel 
sind  von  gleicher  Höhe,  etwa  200  —  300  Fuss  hoch.  Ungefähr 
in  der  Mitte  dieser  Ebene  liegt  der  W.  Aschebija,  welchen  wir 
um  4  Uhr  kreuzten.  Um  4^'  hatten  wir  die  Ebene  durchzogen. 
Um  4%  Uhr  ist  unsere  Richtung  Süd.  Die  Gegend  ist  flach,  von 
Höhen  eingeschlossen,  ohne  alle  Vegetation.  Nach  keiner  Rich- 
tung hat  man  eine  weite  Aussicht.  Wir  steigen  bald  wieder  etwas 
aufwärts  und  kommen  um  ^6  auf  eine  nirgends  von  Höhen  ein- 
geschlossene Ebene  voller  gelben  und  schwarzen  Kalksteins  und 
mit  gelbem  Lehm  bedeckt.  Um  6  Uhr  haben  wir  ringsum  schwarzen 
Kalk;  derselbe  ist  jedoch  nur  an  der  Oberfläche  schwarz,  sonst 
röthlich  oder  weisslich.  Die  Umgegend  ist  ganz  offen.  Der  Lehm 
ist  röthlicher,  vielleicht  in  Folge  des  rothen  Kalkes.  Um  j£7 
Richtung  160°,  Gegend  etwas  hügelig,  viel  schwarzer  Kalk,  deut- 
lich schiefrig.  Um  7  Uhr  Richtung  150°,  die  Gegend  wird  flacher. 
Um  8  Uhr  schlugen  wir  unser  Lager  auf  mitten  in  der  offenen 
Hammada. 

18.  September.  In  der  Frühe  um  ^9  Uhr  Barom.  703.  In 
der  Nähe  unseres  Lagerplatzes  röthlicher  Sandstein  horizontal  ge- 
schichtet, meist  in  grossen  Blöcken  zerklüftet.  Ueberall  unter 
dem  Lehm  trifft  man  sogar  auf  Sandstein,  was  beim  Aufschlagen 
des  Zeltes  sehr  hinderlich  ist.  Die  Stelle  unseres  Lagers  heisst 
Ode  oder  Aid.  Um  ^10  Uhr  brachen  wir  auf  und  zogen  über 
eine  weite  Ebene,  die  sich  zur  Rechten  etwas  senkt  und  in 
weiterer  Ferne  mit  einer  niedrigen  Hügelkette  schliesst,  während 
sie  links  ansteigt  und  dadurch  uns  den  Horizont  absperrt.  Rich- 
tung 150".  Das  Gestein  sieht  aus  wie  grauer  Schiefer,  ist  aber 
nur  veränderter  Sandstein.  Die  Platten  zeigen  eigenthümliche 
Körner  und  dem  entsprechende  Vertiefungen,  die  wie  von  Regen- 
tropfen hervorgebracht  aussehen.   Die  ganze  Ebene  ist  mit  diesen 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Platten  übersäet.  Ich  nehme  zwei  Exemplare  davon  mit.  Die 
Ebene  heisst  Gerrat  errasaf\  Um  12j|  stiegen  wir  aufwärts, 
überschritten  einen  hohen  Hügel;  von  dort  oben  sahen  wir  eine 
weite  Ebene  vor  uns,  die  sich  nach  keiner  Seite  besonders  ab- 
dacht, es  ist  also  mehr  eine  Mulde.  Um  1  Uhr  haben  wir  den 
Berg  Bu  Schaschia  zur  Rechten,  ausserdem  ringsum  eine  breite 
Ebene.  Dieser  Berg  ist  ausgezeichnet  durch  seine  schwarzen, 
lerrissenen  Gipfel.  Der  Sandstein  ist  überall  in  dieser  weiten 
Ebene  ein  stehendes  Gestein,  deutlich  blätterig.  Um  3  Uhr  ist 
unsere  Richtung  deutlich  Süd,  um  ^6  Uhr  200°;  um  ^7  160°; 
am  V£  steigen  wir  über  einen  ganz  mit  Flugsand  bedeckten 
Höhenrücken  Erg  e  Nofs  genannt,  dessen  Gipfel  mit  schwarzen 
Felsen  gekrönt,  wie  überhaupt  alles  ringsum.  Wir  lagerten  um 
8  Uhr  Abends  ohne  Zelte  aufzuschlagen,  da  wir  bald  wieder 
weiter  ziehen  wollten.    Der  Wadi  heisst  e  Sers. 

19.  September.  Um  ^  auf  7  Uhr  aufgebrochen,  da  wir  viel 
Zeit  mit  den  Karneolen  verloren  haben,  deren  Weideplätze  sehr 
entlegen  waren.  Unsere  Richtung  160°.  Um  \  auf  10  Uhr  über- 
steigen wir  einen  Höhenzug.  Um  lO1^  ist  unsere  Richtung  Süd. 
Wir  sahen  heute  stets  Flugsand,  aus  dem  nur  die  Gipfel  der  Sand- 
hügel hervorschauen.  Nachdem  wir  eine  weite  Ebene  durchzogen, 
die  ringsum  von  schwarzen  Bergen  umgeben  ist  (die  Ebene  heisst 
el  Batn  tuwilat  Ben  Asä),  übersteigen  wir  einen  Höhenzug  und 
sehen  dann  in  der  Ferne  die  Bergreihe  des  W.  Schati.  Auf 
dieser  Höhe  sah  ich  horizontal  geschichteten  Kalk  zu  Tage  treten. 
!*12  Uhr  Richtung  170°  in  "der  Ebene.  Um  2  Uhr  überschreiten 
wir  die  nächste  Höhe  und  steigen  tief  hinab,  wo  wir  uns  dann 
mitten  in  einem  Sandsteingebirge  befinden.  Auch  hier  unten  sah 
ich  Kalk  unter  dem  Sandstein.  Diese  Gegend  heisst  El  Magel: 
Ji3  Uhr  Richtung  Süd.  Wir  steigen  über  einen  langen  Rücken; 
oben  hört  plötzlich  alles  schwarze  Gebirge  auf  und  wir  sehen  eine 
flache  Gegend  vor  uns,  die  sich  etwas  abwärts  neigt  und  uns  in 
die  weite  Sandfläche  und  zu  den  Palmen  des  Wadi  führt.  Um 
5  Uhr  ziehen  wir  über  eine  mit  Salzkruste  bedeckte  Fläche  der 
Oase  zu.  Der  Ort  heisst  Uenserig.  Wir  wurden  freundlich  em- 
pfangen. Mein  Zelt  wird  zwischen  Palmen  aufgeschlagen  unter 
whönem  Schatten,  den  wir  lange  nicht  genossen  hatten.  Die  Leute 
bewundern  meine  Waffen. 

20.  September.  Rasttag.  Des  Rhamadan  wegen  durfte  nur 
Nachts  gegessen  werden;  ich  kochte  aber  heimlich  in  meinem 
Zelt  Thee  und  Kaffee  und  besuchte  das  Dorf,  dessen  Häuser 
sämmtlich  von  Lehm  mit  Stroh  gebaut  sind.  Die  Leute  wollten  alle 
*on  mir  Medicin.  Bei  diesen  ärztlichen  Besuchen  sah  ich  ein  sehr 
hübsches  Mädchen,  welches  auch  bei  uns  als  solches  gelten  würde. 

5* 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Die  Araber  sprachen  in  überschwenglichen  Ausdrucken  von  ihr. 
Sie  trug  eine  enorm  grosse,  ganz  flache  Scheibe  als  Armring. 
Die  Frauen  sind  alle  schwarz,  haben  aber  europäische  Gesichts- 
züge, wahrend  die  Männer  weiss  sind  wie  die  übrigen  Araber. 
Uenserig:  Bar.  722.   C.  28  Nachts  V4- 

21.  September.  Rasttag.  Ich  futterte  die  Kameele  mit  Datteln, 
die  sie  begierig  aus  der  Hand  frassen. 

22.  September.  Heute  Brief  an  meine  Frau  geschrieben, 
obwohl  ich  noch  keine  Gelegenheit  zum  Absenden  habe,  da  die 
Post  nicht  hier  durch  geht.  Ich  Hess  mir  für  die  Medicin  Gier, 
Gemüse,  Datteln  u.  dergl.  bringen,  wodurch  sich  bald  meine 
Küche  füllte.    Die  Leute  finden  diesen  Handel  auch  ganz  natürlich. 

23.  September.  Sammit  besorgt  für  uns  Kameele  und  Hess 
mich  die  Hälfte  voraus  bezahlen,  d.  h.  für  jedes  Kameel  3  Thaler 
und  in  Ghat  ebenso  viel.  Jedenfalls  hat  er  mich  dabei  betrogen 
und  den  Preis  für  sein  Kameel  herausgeschlagen.  Doch  besser, 
ich  gehe  mit  ihm,  als  ganz  allein;  es  ist  jedoch  eine  Schande,  dass 
selbst  ein  so  grosser  Kaufmann  das  Betrügen  nicht  lassen  kann. 

24.  September.  Sonntag.  Im  Osten  von  unserem  Lager  sieht 
man  eine  hohe  Kette,  offenbar  Sandstein,  wie  alle  übrigen  Berge 
hier;  ihr  Name  ist  Brus.  Bar.  716.  C.  34  im  Schatten.  Mittags- 
zeit. Morgen  will  Sammit  aufbrechen.  So  Gott  will,  kommen 
wir  bald  nach  Ghat.  Dieser  Berg  Brus  liegt  fast  gegen  Osten 
von  meinem  Zelt,  genau  gesagt  83°.  ^10  Uhr  Bar.  720.  C.  38. 
Mondhelle  Nacht. 

25.  September.  Zur  Zeit  des  Aufbruchs  um  \  auf  5  Uhr 
Nachmittags  Bar.  720.  Trotzdem  ich  so  vielen  Leuten  ärztlichen 
Rath  gegeben,  kam  Niemand,  um  mir  Lebewohl  zu  sagen  oder 
mir  glückliche  Reise  zu  wünschen.  Einen  Einzigen  ausgenommen, 
der  aber  dadurch  kennenswerth  ist,  dass  er  in  London  gewesen 
und  deshalb  bei  seinen  Landsleuten  nicht  wenig  über  das  Land 
der  Christen  zu  erzählen  weiss;  von  den  Engländern  blieb  ihm 
im  Gedächtuiss,  dass  sie  den  türkischen  Matrosen  sehr  freigebig 
zu  trinken  gaben.  Er  hat  einmal  als  Soldat  eines  Kriegsschiffes 
die  Reise  gemacht.  Als  wir  aufbrachen  um  ^5  Uhr  war  unsere  Rich- 
tung 182u  fast  genau  Süd.  Links  am  Wege  hatten  wir  nun  den 
Berg  Brus,  dessen  Kuppe  weithin  sichtbar  ist.  Sobald  wir  den 
bewohnten  Theil  der  Oase  verlassen  hatten,  führte  uns  der  Weg 
über  salzhaltigen  Sand,  der  an  der  Oberfläche  Wellenfiguren  zeigt, 
wie  etwa  Wäsche,  die  im  Wasser  schwimmt  und  deren  Falten 
wegen  der  zurückgehaltenen  Luft  auf  döT  Oberfläche  schwimmen. 
Denkt  man  sich  viele  von  diesen  Falten  in  der  Art  zerbrochen, 
dass  der  leere  Raum  unter  ihnen  geöffnet  ist,  so  hat  man  ein 
genaues  Bild  dieser  salzigen  Sandhaufen.    Genau  denselben  Boden 


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hatten  wir  bei  unserem  Eintritt  in  die  Oase  überschritten;  dies 
war  nun  der  gegenüberliegende  Theil  des  Wadi.  Rechts  von 
unserem  Wege  steht  das  Grab  eines  Marabut  in  einem  Hügelvor- 
sprang, der  schon  dem  gegenüberliegenden  Höhenrande  angehört. 
Noch  in  der  Ebene  überschreiten  wir  um  b%  Uhr  anstehendes 
Kalkgestein,  dessen  weisse  horizontale  Platten  aus  dem  Sande 
hervorsehen;  auch  hier  ist  dieser  Sand  noch  salzig.  5  Minuten 
später  wiederum  vorstehender  Kalk.  Nun  nähern  wir  uns  einer 
Högelreihe  links  vom  Wege,  die  bisher  weithin  von  uns  entfernt 
den  Horizont  begrenzte.  Richtung  200°.  Wir  steigen  eine  geringe 
Höhe  hinauf,  etwa  20  Fuss,  und  befinden  uns  auf  einer  Sandstein- 
ebene, auf  deren  Oberfläche  das  anstehende  Gestein  stets  schwarz 
gefärbt  erschein^.  Der  gelbe  Sand  verhüllt  alle  Abhänge,  nur  die 
Gipfel  der  Hügel  und  ihre  steilen  Ecken  und  Kanten  ragen  her- 
vor. Vor  uns  in  der  Ferne  haben  wir  nun  wieder  dieselben 
Conturen  wie  vorher,  stets  horizontale  Linien.  Alle  Hohen  scheinen 
in  einem  Niveau  zu  liegen.  5'^  Uhr  Richtung  180°  Süd.  Der 
Kalkstein  tritt  oft  in  geringer  Ausdehnung  zu  Tage.  6  Uhr  steigen 
wir  ganz  allmälig  aufwärts;  wiederholt  tritt  Kalk  auf,  der  gerade 
nur  aus  dem  Sande  hervorguckt.    Unsere  Richtung  immer  Süd. 

Uhr  unser  Weg  immer  aufwärts  über  Sandstein.  Oben  auf 
der  bisher  stets  vor  uns  liegenden  Höhe  angekommen,  sehen  wir 
vor  uns  eine  von  schwarzen  Sandsteinbergen  umgebene  Ebene. 
Vor  uns  und  rechts  Bergzüge,  alle  gelb  und  nahezu-  bis  zum  Gipfel 
mit  Sand  bedeckt.  Um  7  Uhr  geht  die  Hammada  zu  Ende,  Rich- 
tong  190°,  die  Ebene  senkt  sich  ganz  allmälig.  Auf  dem  ganzen 
Weg  nirgends  eine  Spur  von  Pflanzen.  Die  HammAda  mit  Trüm- 
mern des  schwarzen  Sandsteins  und  des  Kalksteins  bedeckt;  von 
Sand  in  der  Form  von  Dünen  ist  bis  jetzt  nichts  zu  sehen.  Etwas 
nach  7  Uhr  nähern  wir  uns  einer  mächtigen  Dünenregion,  die  mit 
hohen  Bergen  beginnt;  um  %8  Uhr  überschreiten  wir  die  Grenze 
zwischen  der  Hammada  und  den  hohen  Dünen.  Hier  machen  wir 
eine  kurze  Rast  um  zu  trinken  und  einige  Datteln  zu  essen. 
Mühsam  stiegen  die  Kameele  über  die  Dünen,  deren  Wände  oft 
steil  abfallen.  Wir  sehen  oben  angekommen  nicht  weit  von  uns 
xur  Rechten  einen  Streifen  Palmen;  es  war  dies  um  9'^  Uhr. 
Hier  wurde  Rast  gemacht,  um  zu  warten,  bis  alle  Kameele,  die 
nur  einzeln  den  Weg  hinauf  kommen  konnten,  wieder  beisammen 
waren.  Der  Sand  horte  bald  auf,  und  wir  hatten  aufs  Neue  eine 
steinige  Hammada  zu  durchwandern,  so  das»  es  scheint,  dass  jene 
Dünen  nur  die  Ausläufer  einer  stärkern  Sundregion  waren.  Es 
war  dunkle  Nacht,  und  bald  hatten  wir  den  Weg  verloren,  der 
ans  aufwärts  führte,  bis  wir  endlich  um  12  Uhr  Nachts  wieder  in 
eine  Dünenregion  kamen.    Diesmal  waren  dieselben  kleiner,  aber 


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die  Gegend  ringsum  mit  tiefem  Sande  bedeckt  ohne  eine  Spur  von 
Gestein.  Palmen  durchziehen  diese  Sandregion  ohne  eine  mensch- 
liche Niederlassung.  Wasser  ist  in  der  Nähe,  aber  salzig,  so  dass 
wir  froh  waren,  von  unserem  letzten  Aufenthaltsort  süsses  Wasser 
mitgebracht  zu  haben.  Unser  Lagerplatz,  den  wir  um  12  Uhr 
Nachts  erreichten,  heisst  Salldf.  Trotz  der  späten  Zeit  bereiteten 
wir  Thee,  da  ich  den  ganzen  Tag  nichts  gegessen  hatte. 

26.  September.  Rasttag  in  Sallüf.  Ich  ordnete  unser  Gepäck, 
begann  einen  Brief  an  Anna,  damit  bei  nächster  Gelegenheit  ein 
Brief  bereit  sei  und  nicht  wie  in  Uenserig  in  aller  Eile  erst  ge- 
schrieben werden  müsse.  Sammit  schlachtete  seinen  Ziegenbock, 
so  dass  wir  Fleisch  hatten,  was  unser  Abendessen  bildete.  Nach- 
mittag kochten  wir  Reis  in  Milch,  worüber  Staui.  sehr  erstaunte. 
In  dieser  Dünengegend  sind  viele  Lehminseln  von  Domrän  be- 
wachsen und  von  dessen  Wurzeln  durchzogen.  Nachts  4  Uhr 
Bar.  714.  C.  22. 

27.  September.  Wir  verliessen  Salluf  in  der  Frühe  9^  Uhr. 
Alle  sind  in  heiterer  Stimmung;  ringsum  dehnt  sich  die  Dünen- 
wüste aus.^  Ich  esse  Datteln  auf  meinem  Kameele,  welches  auch 
jetzt  meinen  Schreibtisch  bildet.  Richtung  200°.  Zum  ersten  Mal 
sah  ich  auf  diesem  Wege  Rischu  (Calligonum  comosum).  "Wir 
steigen  Dünen  auf  und  ab,  so  dass  die  Kameele  nur  langsam  vor- 
wärts kommen.  Um  10^  Uhr  Richtung  160°.  Man  sagt  uns,  der 
Sand  sei  nun  für  4  Tage  unser  Begleiter.  10  Uhr  20  Minuten 
Richtung  Süd.  Um  10^  Uhr  ziehen  wir  über  eine  Sandebene, 
die  nur  hier  und  da  vereinzelte  Sträucher  trägt.  Unsere  Richtung 
in  dieser  Ebene  200°.  Vor  uns  dehnen  sich  hohe  Dünenreihen  aus, 
die  alle  wieder  eine  Menge  kleinere  tragen.  Ihrer  Form  nach  zu 
schliessen,  war  der  letzte  Wind,  der  auf  sie  einwirkte,  Ostwind, 
denn  sie  fallen  steil  gegen  Westen  ab.  An  der  tiefsten  Stelle 
dieser  Ebene  sind  kleine  Kalktrümmer,  wahrscheinlich  Kalkstein, 
nahe  unter  dem  Sande.  Man  sagt  mir,  dass  der  Rischu  in  drei 
Monaten  eine  Menge  kleiner  rother  Blüthen  trage.  Hier  in  der 
Ebene  finde  ich  denselben;  es  sind  Sträucher  mit  langen,  grünen, 
blattlosen  Zweigen,  die  an  Equisetum  erinnern.  Der  niedrige 
Strauch  ist  etwa  einen  Fuss  hoch  und  breitet  sich  etwa  drei  Fuss 
aus;  die  Zweige  sind  gegliedert  und  brechen  ungemein  leicht; 
die  Kameele  versäumen  nie  im  Vorbeigehen  davon  einen  Bissen 
mitzunehmen.  —  11  Uhr  10  Minuten  steigen  wir  aus  der  Ebene 
wieder  die  Dünenkette  hinauf.  Ich  sah  Häd,  ein  einzelnes  Bäumeben 
von  Rischu  ebenso  wie  Etel.  Oben  angekommen  wandern  wir  auf 
einem  hohem  Niveau  als  früher;  die  Gegend  war  etwas  flacher,  Alles 
ringsum  Dünen.  Zweimal  sah  ich  Kalkstein  anstehend,  an  der  Ober- 
fläche wie  zerfressen  und  stets  tafelartige  Flächen  bildend.  20  Minuten 


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vor  12  ist  unsere  Richtung  190°,  gleich  darauf  200°.  Eino  flache, 
ebene  Düne  liegt  vor  uns  und  zwar  links;  leider  versperrte  eine 
hohe  Düne  die  Aussicht.  Wir  übersteigen  nochmals  hohe  Mauern 
von  Sand,  die  sich  lang  erstrecken;  sie  sind  so  steil,  dass  die 
Kameele  manchmal  stürzen;  ihr  steiler  Abfall  ist  gegen  Süd. 
10  Minuten  nach  12  Uhr  übersteigen  wir  wieder  eine  sehr  steile 
Kette.  Diese  Art  Dünen  heissen  Gurd;  ihr  Sand  ist  auffallend 
hellgelb.  Ein  ewiges  Sandmeer  umgiebt  uns,  nur  selten  etwas 
Vegetation.  *2  auf  1  links  an  unserem  Wege  Wadi  bii  Weidin. 
(Neben  diesem  Brunnen  stehen  einige  hohe  Palmen,  daher  der 
Name.)  Wir  ziehen  durch  die  Verlängerung  desselben,  welche 
den  Namen  Wadi  bil  Wurgin  en  Nachia  trägt  und  durch  nichts 
von  dem  vorigen  verschieden  ist.  Der  Brunen  bildet  die  Grenze 
zwischen  beiden.  Wir  betreten  dieses  Wadi  um  l3^  Uhr;  es  giebt 
darin  nur  einzelne  Rischu-Sträucher,  alle  auf  Lehmhügeln;  Kalk 
ist  dabei  dicht  unter  dem  Sande.  Von  Weitem  sind  Rischu  und 
Retem  nicht  zu  unterscheiden.  In  diesem  Wadi  sind  auf  weite 
Strecken  Flachen  von  verwittertem  Sandstein,  aus  dem  oft  Kalk 
hervorsieht;  beide  stets  in  horizontalen  Flächen  vorkommend. 
Nur  an  den  tiefsten  Theilen  des  Wadi  findet  sich  anstehendes 
Gestein,  gleich  darauf  deckt  der  Sand  wieder  Alles  zu.  Viele 
Lehmhügel  sind  von  knolligen  Wurzeln  durchzogen  und  bedeckt, 
auch  liegen  oft  noch  halb  zerfallene  Baumstämme  auf  den  Hügeln. 
Auf  der  Höhe  der  Thalwand  angekommen,  geht  unser  Weg  über 
eine  sanft  ansteigende  Sandfiäche,  auf  welcher  sich  das  Gebüsch 
auf  den  Lehmhaufen  fortzieht.   %  auf  3  Uhr  unsere  Richtung  240°. 

3  Uhr  10  Minuten  sind  wir  auf  der  Hohe  angekommen.  Diese 
Hohe  heisst  El  Wischka,  das  Wadi  W.  ben  Auegir.  Um  auf  4 
kommen  wir  in  unser  Lager;  ringsum  Dünen,  die  ausser  Rischu 
ohne  jegliche  Vegetation  sind.  Der  Sand  ist  seit  einigen  Tagen 
entschieden  grober. 

28.  September.  ^6  Uhr  Aufbruch  gerade  vor  Sonnenaufgang. 
Es  giebt  keinen  eigentlichen  Weg,  sondern  immer  Dünen  auf  und 
Dänen  ab.  Sebat  und  Rischu  sind  die  einzigen  Pflanzen.  Um 
9*4  Uhr  Richtung  240°,  die  Gegend  senkt  sich  etwas;  5  Minuten 
vor  10  Richtung  220°.  Wir  nähern  uns  einer  Mulde  mit  Gebüsch 
bewachsen ,  stets  Rischu  auf  Lehmhaufen.  Die  Dünen  streichen 
aber  nach  O.  und  NO.  \  auf  11  Uhr  Richtung  220°,  ein  Gewirr 
von  Dünen ;  nirgends  bekommt  man  mehr  Retem  zu  Gesicht,  während 
es  doch  im  Norden  überall  vorkommt,  wo  nur  ein  Bischen  Sand 
liegt,  selbst  wenn  es  isolirte  Haufen  sind,  hier  aber  keine  Spur 
davon,  statt  dessen  überall  Rischu.  Ganz  vereinzelt  sieht  man 
einen  kleinen  Domrän-Strauch,  dessen  weisse,  perlenschnurartige 
Zweige  scharf  abstechen   von   dem   dunkeln   Grün  des  Rischu; 


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72  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

letzterer  ist  hier  ein  höherer  Strauch  als  der  Domran,  der  hier 
klein  ist,  während  anderwärts  ebenso  grosse  Domran-Busche  vor- 
kommen. Um  11  Uhr  unsere  Richtung  250°,  vor  uns  eine  Ebene, 
in  welcher  oft  Kalk  in  kleinen  Tafelbergen  vorkommt,  bedeckt  mit 
kleinen  Steinen;  ringsum  Sand.  Um  12  Uhr  steigen  wir  aus 
dieser  Ebene  wieder  empor,  Richtung  240°.  Die  Dünen  sind  hier 
gewiss  100  — 150  Fuss  hoch.  Haben  wir  einen  Dünenrücken 
überstiegen,  so  kommen  wir  in  eine  Ebene,  dann  wieder  an  eine 
steile  Sandmauer  und  so  geht  es  weiter.  Um  1  Uhr  durchziehen 
wir  den  Wadi  l'Abid;  hier  kommen  ausser  den  gewöhnlichen  Ge- 
büschen 4  Palmen  vor.  Berge  von  hellgelb  weissem  Sande  sind 
zu  unserer  Linken,  rechts  rother  Sand,  ebenso  der  Boden  im  Thal. 
Wir  steigen  über  Dünen  empor  und  sehen  plötzlich  vor  uns  ein 
noch  palmenreicheres  Thal  oder  besser  gesagt  eine  weite  Ebene; 
sie  heisst  Wadi  Schebani.  Wir  ziehen  durch  in  der  Richtung  240°. 
Um  2  Uhr  5  Minuten  steigen  wir  über  eine  Düne  und  kommen 
in  ein  anderes  grosses,  Djumar  genanntes  Wadi.  Um  auf  3 
schlagen  wir  Lager  in  der  Mitte  des  Thalkessels  auf. 

29.  September.  In  der  Frühe  6  Uhr  Barom.  710.  C.  15. 
ein  Fuss  über  der  Erde.  Wir  warten  auf  Gerdafi  mit  Kameelen. 
Ich  kochte  Reis  in  Milch  und  fühle  meine  Kraft  bedeutend  ver- 
mehrt, so  z.  B.  kann  ich  jetzt  die  vollen  Wasserschläuche  .auf- 
heben. Staui  ist  recht  eigensinnig  und  unhöflich;  die  Leute 
nannten  mich  in  Gegenwart  von  Sammit  Christ  und  er  schwieg 
dazu,  während  er  sonst  mich  für  einen  Muselmann  ausgiebt.  Er 
sollte  doch  consequent  sein. 

30.  September.  Nachts  ^2  Uhr  noch  ganz  im  Dunkel  auf- 
gebrochen. Um  4'^  hatten  wir  zwei  ungemein  schwierige  Dünen 
überschritten.  Bei  einer  derselben  mussten  wir  mindestens  eine 
Stunde  Aufenthalt  machen,  weil  ein  Kameel  stürzte  und  die  Last 
auf  ein  anderes  Thier  geladen  werden  musste.  Wir  zogen  an 
einem  wahren  Abgrunde  von  Sand  vorbei.  Endlich  um  ^5  kamen 
wir  in  eine  Ebene,  links  von  hohen  Dünen  eingeschlossen,  reich 
an  Domran  und  Rischu;  auch  hier  alle  Sträucher  auf  Lehmhaufen. 
Unsere  Richtung  wie  bisher  im  allgemeinen  240°,  unser  Weg 
macht  aber  viele  Windungen.  Uhr  in  der  Ebene,  Richtung 
220°.  Der  Wind  hat  auch  in  dieser  Richtung  her  auf  die  Dünen 
eingewirkt,  wahrscheinlich  weil  die  Ebene  von  dort  dem  Südwinde 
offen  steht.  Kalk  ist  nirgends  sichtbar,  liegt  aber  doch  nicht  tief, 
da  ich  zahlreiche  Kalksteinbrocken  sah.  Dieser  Mulde  zur  Rechten 
hinter  den  Sandbergen  liegt  Wadi  Ogla.  Um  ^'7  Uhr  kommen 
wir  über  einen  tiefen  Gurd  auf  eine  andere  Ebene,  in  welcher 
Kalk  ansteht,  und  gerade  nur  an  dieser  Stelle  findet  sich  einige 
Vegetation.    In  dieser  Ebene  sah  ich  Blitzröhren  zerbrochen  in 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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vielen  Stucken  umherliegen.  Der  Kalkstein,  so  oft  er  an  die 
Oberfläche  trittj  ist  sehr  verwittert  und  sieht  aus  wie  vertrockneter 
Mörtel  oder  Mauersalpeter.  Daher  kommt  der  weisse  Anflug,  den 
ich  oft  am  Wege  in  den  Mulden  beobachtet  hatte.  Diesem  Kalk, 
sobald  er  zerfallen  ist,  mischt  sich.  Sand  bei  und  giebt  ihm  die 
weisse  Farbe.  Gerade  am  Ende  dieser  Ebene  steht  viel  Kalk, 
und  man  sieht  dort,  dass  nur  die  obersten  Schichten  so  weiss 
sind,  darunter  sind  graue  Schichten,  wahrscheinlich  Mergel.  Das 
Ganze  sieht  erdig,  aber  nicht  steinig  aus.  7  Uhr  10  Minuten  sind 
wir  am  Ende  der  Ebene;  wir  steigen  wieder  aufwärts  über  Dünen, 
diese  Sandberge  sind  alle  sehr  hell  weisslichgelb.  Gleich  darauf 
steigen  wir  hinab  in  eine  analoge  Ebene  wie  zuvor;  ebenfalls  ist 
hier  Kalk  anstehend,  und  finden  sich  Risehu- Büsche  zerstreut. 
Richtung  220°,  aber  stärkere  Wendungen  andern  jeden  Augenblick 
die  Richtung.  Nach  diesem  Thalkessel  überschreiten  wir  eine 
sehr  hohe  Düne,  die  höchste  von  allen  bisher,  etwa  100  Fu9s. 
Um  ^  auf  9  steigen  wir  hinab,  zunächst  in  eine  Ebene  ohne  alle 
Vegetation  und  durchziehen  dieselbe  in  der  Richtung  200°. 

Um  '^11  wird  die  Gegend  flacher,  ein  Meer  von  Sand.  Um 
11  Uhr  sahen  wir  in  der  Richtung  220°  von  unserm  Wege  über 
einer  Düne  einen  langen  schwarzen  Streifen  am  Horizont  hervor- 
ragen. Dieser  Bergrücken  soll  hinter  Ubari  liegen  und  den 
Namen  Tenda  tragen.  Um  ^12  machten  wir  Halt  mitten  in  der 
Wiste,  wo  auch  nicht  die  geringste  Spur  von  Pflanzen  sich  zeigt. 
Der  Platz  sowie  die  ganze  Gegend  ringsum  heisst  Hamriat.  Wir 
gingen  zuletzt  über  eine  ebene  Fläche  und  hatten  immer  einen 
weiten  Horizont.    7  Uhr  Bar.  705. 

1.  October.  Wegen  des  heftigen  Windes  schlug  ich  kein  Zelt 
auf,  sondern  schlief  unter  dem  Sternenhimmel.  Früh  um  2  Uhr 
25  Minuten  Bar.  706.  C.  21.  Der  Boden  ist  sehr  fest,  zeigt  aber 
doch  Wellenlinien;  links  in  der  Entfernung  Dünenrücken;  die 
Gegend  wird  immer  flacher,  schliesslich  wie  die  Hammäda,  nur 
mit  dem  Unterschied,  dass  hier  auf  dieser  harten  Sandebene  über- 
all die  Wellenlinien  deutlich  sind,  5  Uhr  Richtung  260°.  Im 
Dunklen  waren  wir  zu  weit  südlich  gegangen,  deshalb  gingen 
wir  300°  und  gleich  darauf  5  Uhr  5  Minuten  270°;  ^6  Uhr 
Richtung  250°.  Um  5  Uhr  40  Minuten  überschreiten  wir  eine 
Dünenkette,  welche  sich  quer  vor  uns  ausdehnt;  die  Ebene  setzt 
sich  aber  unter  dem  Sande  fort  und  kommt  auf  der  andern  Seite 
unverändert  zu  Tage;  Richtung  250°.  Die  Ebene  senkt  sich  nun 
sichtlich.  Eine  Schwalbe  fliegt  nahe  über  dem  Boden,  dem  Anschein 
nach  dieselbe  Art  wie  die  bei  uns  vorkommende.  Vor  uns  und 
wr  Linken  ein  Plateau,  dessen  blaue  Hohen  erfreulich  abstechen 
gegen  das  Gelb  der  Wüste.    7  Uhr  Richtung  230°.    Immer  der- 


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74  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

selbe  Sandboden  mit  Wellenlinien,  die  Gegend  sanft  hügelig,  auch 
hier;   zuletzt  sah  ich  an  einer  Stelle  in  einem  tiefen  Thalkessel 
Kalk  im  Sande  anstehen  ganz  in  derselben  Form  von  Tafelbergen 
wie  früher.    Um        biegen  wir  nach  rechts  in  der  Richtung  260° 
und  lassen  so  den  Tafelberg  etwas  zurück.    Wir  durchziehen  eine 
weite  wellige  Ebene,   in  deren  tiefsten  Stellen   ein  harter  und 
grober  Sand  ansteht.    Richtung  250°  um  8^  U.    Um  %10  Uhr 
kreuzen  wir  einen  Wadi,  welcher  nach  rechts  fliesst,  natürlich  ist 
er  gegenwartig  ohne  Wasser.    Richtung  230°  gegen  den  rechten 
Stand   des  Tafelberges.     7  Minuten  über   ^10  Richtung  220°. 
Gelber  Sand  liegt  bis  hoch  hinauf  auf  den  Abhängen  des  dunklen 
Gebirges,  welches  uns  gegenüber  sich  ausdehnt,  jedoch  nicht  all- 
gemein, sondern  nur  an  einer  Stelle,  welchem  eine  Thalniederung 
diesseits  gegenüberliegt.    Der  Sand  wird  nun  viel  grober  und  ist 
mit  vielen  schwarzen  Theilen  gemischt.    Um  1  <>'4  Uhr  sind  wir 
am  Rande  der  Dünen  angekommen.    Vor  uns  ein  hohes,  dunkles 
Plateau  mit  steilem  Abfall,  zu  dessen  Füssen  eine  weite  Ebene 
sich  ausstreckt,  die  theilweise  mit  Palmen  bewachsen  ist.  Rechts 
dehnt  sich  unabsehbar  eine  Ebene  aus  und  das  Plateau  scheint 
staffeiförmig    in   der  Ferne   unter   dem   Horizont   zu  versinken. 
Unten  im  Wadi  Laschal  ist  der  Sand  noch  grober  als  bisher, 
überall  zerstreut  sind  Rischu-Büsche  und  Getaff  sowie  Etel,  letzterer 
meist  auf  hohen  Haufen  von  dunkelbrauner  Erde,  welche  an  vielen 
Stellen  zu  Tage  tritt.    Die  ganze  Ebene  des  W.  Laschal  hatte 
also  wohl  wahrscheinlich  ein  höheres  Niveau  eingenommen,  ge- 
bildet von  dieser  dunklen  Erde,  welche  nur  stellenweise  durch 
Bäume  und  Gesträuch  erhalten  blieb;  der  Sand  kam  spater  und 
deckte  alles  gleichmassig  zu.    An  manchen  Stellen  im  Thal  tritt 
auch  Kalk  unter  der  braunen  Erde  auf.    Richtung  am  Wadi  240°. 
Brumbach  findet  sich  hier  als  hohe  Bäumchen.   Ueberall  wo  Lehm 
den  Boden  bildet,  siebt  man  jene  pflasterartigen  Formen  wie  auf 
der  nammäda.    Uni  1'^  Uhr  Ubari,  welches  umgeben  von  grünen 
Gärten,  mit  dem  hohen  Plateau  im  Hintergrunde  und  dem  weiten 
Wadi   einen  sehr  hübschen  Eindruck  macht.     Abend  \  10  Uhr 
Bar.  708.  Therm.  25  C. 

2.  October  1876.  Wir  hatten  in  einiger  Entfernung  von 
dem  Orte  unser  Lager  aufgeschlagen,  da  Sammit  fürchtete,  die 
Tuärik  möchten  uns  zu  sehr  belästigen;  auch  bat  er  mich,  mich 
ja  nicht  sehen  zu  lassen.  Ich  sah  von  fern  hier  die  ersten  Tuärik, 
welche  auf  ihen  Meheri  einen  originellen  Eindruck  machten.  Die 
vermummten  Gestalten  erinnerten  an  die  Richter  eines  Vehm- 
gerichts.  Nachts  4^  Uhr  brachen  wir  auf,  da  am  nächsten  Morgen 
eine  Menge  Tuärik  eintreffen  sollten.  Da,  wo  der  Sand  nicht 
alles  bedeckt,  z.  B  in  Mulden  und  kesseiförmigen  Vertiefungen, 


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Tagebach  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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ist  der  Boden  harter  Lehm  mit  netzrissiger  Oberflache,  ganz  wie 
in  der  Ilaramada.  Hier  in  diesem  Wadi  sah  ich  den  Uebergang 
in  Form  von  eben  getrocknetem,  vor  Kurzem  noch  feuchtem  Lehm, 
der  die  gewöhnlichen  Risse  zeigte  mit  einigen  Rändern,  so  dass 
die  einzelnen  Schollen  schüsseiförmig  aussahen  und  jene  harten, 
pflasterähnlichen  Zeichnungen  zeigten,  die  aus  ebenem  Boden  be- 
steht und  nur  etwa  fingerbreite  Rinnen  hat;  der  aufgebogene  Raud 
zerfällt  nämlich  und  so  runden  sich  die  Conturen  bis  zu  der  viel 
beobachteten  Form  auf  der  Hammada.  In  der  Mitte  des  Wadi 
Laschal  verbindet  die  beiden  Gruppen  eine  Reihe  fast  sämmtlich 
mit  Etel  bewachsener  hoher  Inseln.  Jener  von  Weitem  gesehene 
Tafelberg,  der  uns  so  sehr  in  die  Augen  fiel,  ist  nicht,  wie  es  von 
fern  den  Anschein  hatte,  isolirt  stehend,  sondern  nur  ein  in  den 
Wadi  sich  hinausstreckender  Theil  des  Gebirges,  welches  auf  seiner 
Oberfläche  die  Hammada  von  Murzuq  trägt.  Wir  gehen  nach 
Westen,  stets  am  Fuss  des  Plateau' s  in  geringer  Entfernung  von 
demselben  zur  Linken.  Zwischen  uns  und  dem  steilen  Berge  liegen 
grosse  röthliche  Lehminseln,  namentlich  3  grosse  nahe  dem  Plateau- 
abfall; rechts  in  der  Ebene  sind  zahlreiche  Palmbäume,  deren  zartes 
Laub  wir  auf  unserm  früheren  Wustemarsch  nicht  gesehen  haben. 
Unser  Ziel  ist  der  Brunnen  El  Kasr,  den  wir  um  8'^  in  der  Frühe 
erreichen.  Der  Name  rührt  von  einem  Kasr  (Burg)  her,  welches 
dicht  daneben  liegt  und  aus  Lehm,  gemischt  mit  Kieselsteinen, 
aufgebaut  ist.  Es  folgen  stets  etwa  4  Finger  dicke  Schichten 
regelmässig  aufeinander,  je  eine  Schicht  mit  Kalk  wechselnd  mit 
einer  aus  Lehm.  Alle  Schichten  enthalten  kleine  Kiesel,  die 
überall  im  Wadi  dem  Boden  beigemischt  sind.  Rings  um  diese 
vierseitigen  Bauten  ist  eine  wallartige  Erhöhung,  so  dass  das 
Ganze  einer  Festung  gleich  sieht.  Das  Kasr  liegt  in  der  Mitte 
des  Wadi  ganz  nahe  dem  Brunnen. 

Der  Brunnen  besteht  aus  einem  Loch  im  Boden  und  hat 
immer  Wasser;  gegenwärtig  ist  der  Spiegel  desselben  in  einer 
Tiefe  von  12  Fuss.  Das  Wasser  scheint  von  Westen  her  zu  fliessen, 
denn  als  die  Kameele  den  Brunnen  leer  getrunken  hatten,  sah 
ich,  wie  Wasser  von  Westen  zufloss.  Bar.  beim  Brunnen  707. 
C.  35  im  Schatten  '^12  Mittag.  Hier  sah  ich,  dass  das  Wadi  bis 
zur  Mitte  höher  liegt  als  zu  beiden  Seiten. 

Die  Lehminseln,  welche  in  der  Mitte  des  Wadi  überall  zer- 
streut sind,  scheinen  nach  West  zu  kleiner  und  niedriger  zu 
werden,  was  sich  uns  auch  später  bestätigte.  Einige  Lehm- 
haufen tragen  Talha,  andere  Etelbäume,  die  hier  ansehnlich 
gross  sind.  Viele  Lehmhaufen  sind  mit  verwitterten  Wurzeln 
und  Baumstämmen  fast  übersäet.  Nach  Sonnenuntergang  um 
7  Uhr  Abends  brachen  wir  vom  Brunnen  El  Kasr  in  der  Rich- 


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Tagebuch  des  verstorbeneu  Dr.  Erwin  von  Bary. 


tung  250°  auf.  Um  ^1  Uhr  Nachts  im  hellen  Mondschein 
trafen  wir  beim  Brunnen  Tin  Abonda  ein;  die  Gegend  erhebt 
sich  auf  unserem  Wege  gegen  diesen  Punkt;  festes  Kalkgestein 
tritt  überall  zu  Tage. 

3.  October.  In  der  Frühe  heftiger  Sturm  in  Tin  Abonda. 
Um  8^  Uhr  Bar.  707,  Temp.  25,5.  Der  Boden  hesteht  aus  Kalk 
und  grobem  Sand  mit  Kieseln;  kein  Sandmeer.  Der  Brunnen  ist 
tief,  das  Plateau  ist  hier  mehr  eingeschnitten  als  bisher,  also  die 
Vorspränge*  langer  und  die  Thäler  tiefer.  Einige  Tuärik  kamen 
an  den  Brunnen,  um  ihre  Schläuche  zu  füllen,  ich  Hess  mich  aber 
nicht  sehen.  10  Minuten  vor  5  Uhr  Abends  aufgebrochen.  Der 
Boden  war  sehr  hart,  so  dass  die  Zeltpflöcke  sehr  fest  hielten. 
Während  des  Tages  war  es  sehr  heiss  und  der  Wind  heftig,  so  dass 
das  Zelt  arg  zerrissen  wurde.  Hier  bei  Tin  Abonda  ist  das  Plateau 
in  festungsähnliche  Theile  zerklüftet,  der  Boden  grober  Kies  und 
anstehender  Kalk,  der  wie  in  Schollen  vertrocknet  aussieht. 
Gerade  über  dem  Kalk  liegt  jene  harte  Lehmschicht  mit  netz- 
rissiger Oberfläche;  sie  ist  hier  nur  etwa  l^Zoll  dick;  sie  be- 
steht nicht  aus  reinem  Lehm,  sondern  ist  mit  Kalk  oder  Gips 
vermischt  und  sieht  aus,  als  ob  sie  aus  Wasser  herauskrystallisirt 
wäre.  So  sieht  man  Schichten  von  2  mm.  Dicke  übereinander 
folgen,  die  krystallinisch  schimmern.  Rechts  von  uns  am  Wege 
sehen  wir  immer  noch  die  gelben  Dünen  in  lang  gedehnten 
Hügelreihen  sich  unabsehbar  ausdehnen.  Jene  Schicht  von  hell- 
weissem  Kalk  scheint  durch  Verdunstung  von  der  Oberfläche 
von  einer  Schicht  Lehm  herauskrystallisirt  zu  sein,  denn  darunter 
findet  man  oft  graue  Schichten  vermischt  mit  gewöhnlichem 
Lehm.  Die  Hitze  Hess  die  Feuchtigkeit  dieser  Schichten  an  der 
Oberfläche  verdpnsten  und  der  da  enthaltene  Kalk  krystallisirte 
aus;  daher  das  Aussehen  wie  Mauersalpeter.  Alle  Gesträuche 
hier  sind  Talha.  Wir  begegnen  am  Wege  6  Kameelen  mit 
Waaren  von  Ghät,  von  einem  einzigen  Führer  geführt.  Diese 
Kameele  sind  alle  mit  Stricken,  welche  von  der  Nase  des  einen 
zum  Schwanz  des  vorausgehenden  reichen,  aneinander  gebunden. 
Dass  ein  einziger  Mann  genügt,  um  die  6  Kameele  zu  führen, 
spricht  für  die  Sicherheit  der  Strasse.  Unsere  Richtung  immer 
260°.  Sehr  starker  Ostwind.  10  Minuten  nach  Mitternacht  wird 
die  Gegend  öder  und  flacher,  der  Talhabaum  seltener;  man  sieht 
keine  Lehminseln  mehr;  das  Plateau  erscheint  niedriger;  Kalk 
tritt  noch  oft  zu  Tage.  Wir  durchziehen  einen  kleinen  Wadi 
ohne  Geröll  nur  mit  Lehmgrund,  welcher  von  links  nach  rechts 
und  in  die  Ebene  hinausfliesst.  Uhr  Nachts  passiren  wir  den 
Berg  Choschm,  der  gleichfalls  nur  einen  Theil  des  Plateau  s  bildet 
und  nicht  isolirt  dasteht.    %1  Uhr  früh  machten  wir  Halt  auf 


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einer  vollkommen  ebenen  Flache.  Vom  Plateauabfall  sind  wir 
etwas  mehr  entfernt  als  früher. 

4.  October.  Wenn  wir  uns  gegen  das  Gebirge  wenden,  so 
haben  wir  zur  Linken  einen  Vorsprung,  der  die  weitere  Linie 
der  Berge  verdeckt;  dieser  äusserste  Punkt  zur  Linken  heisst 
Choschm  Fas.  Auf  unserem  Lagerplatz  sah  ich  Omm  el  Leben  zum 
ersten  Mal,  dessen  dicke,  fleischgraue  Blätter  bei  der  geringsten 
Berührung  sogleich  ihren  weissen  Milchsaft  in  Menge  ausströmen 
lassen;  die  gelben,  vertrockneten  Zweige  bleiben  Stehen;  die 
Blätter  fühlen  sich  sammetartig  an,  die  zahlreichen,  mit  Seiden- 
schöpfen versehenen  Samen  sind  in  einem  Fruchtblatt,  das  viel 
grösser  als  die  Blätter  ist,  eingeschlossen.  Ich  kochte  Kaffee  und 
Thee  und  konnte  nach  langer  Zeit  wieder  einmal  ordentlich  essen. 
Gerade  in  der  grössten  Sonnenhitze  brachen  wir  auf. '  Die  Ebene 
ist  mit  grossen  Steinen  übersäet:  rother  Thon,  der  zahlreiche 
Qaarzkiesel  einschliesst,  graue  Schiefer  und  viele  Kiesel.  Die 
Erde  ist  dunkelbraun,  lebergrau;  zur  Rechten  unseres  Weges 
gegen  die  Mitte  der  Ebene  zu  haben  wir  stets  Fata  Morgann, 
sobald  die  Sonne  etwas  heiss  scheint.  Die  Talha-  und  Etelbäume 
sind  dort  alle  von  doppelter  Hohe  wie  früher.  In  der  spiegelnden 
Fläche  bewegt  sich  die  Luft  mit  Windeseile  nach  West.  Während 
der  Nacht  war  unsere  Richtung  immer  West  oder  2G0°,  erstere 
Richtung  hielten  wir  am  letzten  Theile  unseres  Weges  ein.  Nach- 
mittags Bar.  704 ;  40  C.  im  Schatten. 

Nach  \  stündiger  Ruhe  Aufbruch  um  4  Uhr  Nachmittags. 
Zur  Rechten  noch  immer  Sanddünen,  die  sich  aber  in  der 
Ferne  immer  mehr  neigen,  bis  sie  gänzlich  unter  dem  Hori- 
zont verschwinden.  Zwischen  ihnen  und  uns  ist  stets  eine 
Reihe  von  Bäumen  und  Gebüsch;  zahlreiche  kleine  Rinnsale 
kommen  von  der  Höhe  herab  und  laufen  quer  über  unsern  Weg 
der  Mitte  des  Wadi  Laschal  zu.  Die  Leute  sagen,  dass,  sobald 
diese  Rinnsale  Wasser  enthalten,  dasselbe  unter  den  Dünen 
verschwinde,  nicht  aber  in  den  grossen  Wadi  herablaufe.  Richtung 
270°  um  5  Uhr  Nachmittag.  7  Uhr  Abends  250°.  Wir  steigen 
allmälig  aufwärts;  die  Beschaffenheit  des  Bodens  ist  dieselbe  wie 
früher,  nur  mehrt  sich  der  anstehende  Kalk,  bis  er  endlich  vor- 
herrschend wird.  Richtung  10^  Uhr  Nachts  240°.  Um  %  auf 
2  Uhr  Nachts  verlassen  wir  die  Bergkette  links  und  ziehen  in 
schräger  Richtung  über  die  Ebene.  Das  Gebirge  zeigt  uns  nun 
eine  Reihe  von  Portalen.  Um  4^'  Uhr  früh  trafen  wir  auf 
unserem  Lagerplatz,  Et  Tilen  genannt,  ein. 

5.  October.  Unser  Lagerplatz  ist  ein  kleines  Wadi,  dessen 
Wände  aus  grauem  und  rothem  Schiefer  bestehen,  der  oft  von 
ungemein   dünnen  Blättchen  gebildet  wird.    Ich  konnte  leider 


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nirgends  Versteinerungen  finden.    Um  4^  Nachmittags  Bar.  697, 
C.  36  im  Schatten.    Der  Abfall  des  Plateau's  gegen  Westen  ist 
nicht  so  schroff  als  gegen  Norden,  sondern  eine  Menge  von  Hügeln 
in  wilder  Form  liegt  zu  den  Füssen  des  Plateau's.    Hier  ist  der 
Pass,  durch  den  H.  Barth  von  Murzuq  kommend  nach  Ghät  zog. 
Auf  unserem  Lagerplatz  fand  ich  Bu  Rukba;  in  Tripolis  soll  es  eine 
gleiche  Art  geben,  die  hier  vorkommende  erreicht  eine  Höhe  von 
4  Fuss.    Das  kleine  W.  Et  Tilen  geht  bis  W.  Fao  und  dieses 
bis  W.  Ramla,   und  letzteres  nach  Nord.    Wir  verlassen  unser 
Lager  Nachmittags  um  4  Uhr  50  Min.    Richtung  250°.   Die  Gegend 
ist  hügelig  und  zahlreiche  Wadi' 8  durchschneiden  das  Land;  in 
der  Ferne  im  Nord  immer  noch  Sanddünen.    Um  5^  Uhr  Richtnng 
230°.    Wir  haben  links  die  hohen  Mauern  des  Plateau's,  rechts 
in  weiter  Ferne  die  Sanddünen.   Auf  unserem  Lagerplatz  war  Omm 
el  Leben  in  Blüthe,  ebenso  Bu  Rukba.    Wir  steigen  etwas  hinan. 
Einzelne  Hügel   mit   horizontalen  Schichten   von   Sandstein  und 
Thonschiefer  in  dünnen  Blättchen  sind  häufig.    Lehm  und  Sand 
sind  dunkelbraun,   viele  runde  Kiesel  an  der  Oberfläche;  in  der 
Ferne  links  an  unserem  Wege  sehen  wir  eine  weite  Oeffnung  in 
der  Wand  des  Plateau's,   Selatin  genannt,   dort  giebt  es  viele 
Gesträuche.    10  Minuten  auf  7  Uhr  Abends  Richtung  250°,  7  Uhr 
Abends  260°;   wir  befinden  uns  in  einer  weiten  flachen  Ebene, 
alle  Hügel  haben  uns  verlassen;  lauter  Lehm  und  grosse  Trümmer 
im  Thonschiefer  und  feinkörniger  Sandstein.    Wir  befinden  uns 
jetzt  schon  in  der  Ebene  Taita.    Die  Stelle  des  Gebirges  zwischen 
dem  Choschm  Boker  und  Fao  heisst  Adegag  Ben  Dira.    ^3  Uhr 
Nachts  steigen  wir  hinunter  über  die  lange  Terrasse  von  Sand- 
stein; unten  angekommen  ist  tiefer  Sand. 

6.  October.  ^8  Uhr  steigen  wir  wieder  eine  Terrasse  hinab 
und  kommen  dann  in  eine  weite  Ebene;  bald  darauf  überschreiten 
wir  eine  Stelle  ohne  Kiesel,  so  dass  der  Schritt  der  Kameele 
unhörbar  wird.  Es  ist  dies  dieselbe  lehmrissige  Kruste  wie  auf 
der  Hammada.  Sie  ist  nur  wenige  Schritt  breit  und  zeigt  Spuren 
von  stehendem  Wasser.  Es  ist  dies  die  tiefste  Stelle  hier  herum. 
Links  in  der  Ferne  eine  Dünenkette;  in  der  Nähe  eine  grosse 
Düne  von  O.  nach  W.  Das  niedrige  Sandsteinplateau,  welches  wir 
bis  jetzt  durchwandern,  dehnt  sich  weit  nach  N.  gegen  die  Dünen, 
welche  sich  im  N.  des  Wadi  Laschal  ausdehnen.  Die  Reihenfolge 
des  Gesteins  in  der  ganzen  Gegend,  welche  wir  vom  Gebirge  an 
durchwandert  haben,  ist  zu  oberst  rothbrauner  Sandstein,  darunter 
grauer  Kalk  und  unter  diesem  hellgelber  Thonraergel.  Der  mittlere 
graue  Kalk  ist  an  der  Oberfläche  weiss,  sobald  er  die  Oberfläche 
des  Wadi  bildet.  Um  ^  auf  9  steigen  wir  eine  Terrasse  herunter 
etwa  20  Fuss  tief  und  befinden  uns  darauf  wieder  in  einer  weiten 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Ebene.  Die  Terrasse  besteht  aus  gelbem  Thon,  darunter  Kalk. 
Der  gelbe  Thon  ist  manchmal  mit  rothem  Thon  in  Bänken 
Jarchzogen. 

9'^  Vormittags  in  der  Wüste  Lager  aufgeschlagen;  die  Um- 
gegend ist  pflanzenarm  wie  die  Hammada.  Ich  ruhte  etwas  hinter 
den  Eisten  und  den  aufgespannten  Decken;  in  der  Nähe  schoss 
ich  einen  Vogel,  Mokko  genannt,  (derselbe  soll  sehr  laut  singen) 
mit  langen  Beinen,  bis  über  das  Knie  nackt,  Schnabel  flach,  etwas 
nach  abwärts  gebogen,  an  der  Nasenwurzel  breit,  Farbe  von  oben 
sandgelb,  Flügel  schwarz  und  weiss,  was  beim  Auffliegen  sichtbar 
wird;  die  Beine  mit  weissen  Schienen;  derselbe  ist  verwandt  mit 
dem  Regenpfeifer.  Es  giebt  deren  viele  hier  in  der  Umgegend. 
Hier  fand  ich  zum  ersten  Mal  Crotolaria  Saharae  in  BLüthe;  um 
das  Gerippe  eines  todten  Kameeis  waren  zahlreiche  Spuren  von 
Schlangen. 

7.  October.  Nachmittags  5  Uhr  brachen  wir  auf  und  zogen 
in  der  bisherigen  Richtung  weiter.  Da  ich  gestern  meinen  Compass 
verloren,  kann  ich  die  Richtung  nicht  genau  angehen,  denn  um 
das  grosse  Instrument  zu  gebrauchen  fehlt  die  Zeit.  Dünen 
kommen  auf  der  Ebene  Taita  nur  da  vor,  wo  der  rothe  Sandstein 
in  einiger  Ausdehnung  vorherrscht,  indessen  steigt  immer  mehr 
die  Terrassenform  abwärts.  J^7  Uhr  haben  wir  ringsum  überall 
denselben  schwarzen  Sand,  den  wir  im  Wadi  Schati  zum  ersten 
Mal  sahen.  Er  scheint  hier  meist  schon  zerstreut  und  deshalb 
sehr  selten  sichtbar;  Alles  ist  absolut  pflanzenleer.  10  Minuten 
vor  7  Uhr  steigen  wir  tief  hinab  in  eine  weite  Ebene  und  sehen 
in  der  Ferne  vor  uns  lange  Bergketten  von  ganz  anderer  Form 
als  bisher,  nämlich  gezackt,  keine  horizontale  Conturen  tragend. 
Dies  sind  die  Berge  von  Auenat.  Bei  diesem  Hinabsteigen  fand 
ich  unter  dem  Sandstein  mit  schwarzer  Oberfläche  jenen  eigen- 
thüralichen  weissen  Kalk  und  gleich  darunter  grauen  Schiefer  in 
dünnen  Platten.  Von  der  Ebene  aus  sahen  wir  einen  Plateau- 
abfall hinter  uns  von  vielleicht  30  Fuss  Höhe.  Die  Ebene  neigt 
sich  nun  weithin.  Unter  dem  Sandstein  sah  ich  diesmal  einen 
Kalkstein  (?),  der  dem  leisen  Fingerdruck  nachgiebt,  darunter  eben- 
falls verwitterten  Mergel  von  gleicher  Beschaffenheit.  Der  Kalk, 
der  stets  nur  in  einer  dünnen  Schicht  vorkommt,  ist  eine  lockere 
Kreide.  Nirgend  eine  Spur  von  Pflanzen.  Etwas  weiter  unten 
in  einer  Ebene  ist  eine  weitere  Stufe  hinabzusteigen,  bei  welcher 
{einblättrige  Schiefer  von  brauner  und  grauer  Farbe  auftreten; 
wie  früher  unter  der  Kreide  ist  gelber  Mergel,  der  oft  in  einen 
erdigen  Thon  verwandelt  wird.  In  der  Ebene  besteht  der  Boden 
•us  gelbem  Lehm  mit  pflasterrissiger  Oberfläche  ganz  mit  schwarzen 
ond  weissen  Kieseln  überstreut.    Um  10  Uhr  steigen  wir  wieder 


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80        Vorläuöge  Bemerkung  zu  Schweinfurth's  Karte  vom  F»yüm. 

eine  Terrasse  hinab,   ebenso    um    12j^  Uhr    über    einen  sehr 

schwierig   zu   passirenden   steilen  Abhang.    Um  ^3  Uhr  Nach- 

mitags  in  Auenat  angekommen,  nachdem  wir  noch  eine  Terrasse 

hinuntergestiegen  waren.    Wir  zogen  an  der  Ruine  Serdeles  (?) 

vorbei   und   schlugen   nicht  weit  davon   auf  einem   freien  Platz 

Lager;   dicht  daneben  Strohhütten  der  Tuärik.     Ich  nahm  vom 

Wege  ein  Stück  rothen  Sandsteins  mit  weisser  Zeichnung  mit. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Vorläufige  Bemerkung  zu  Schweinfurths  Karte 

vom  Fayüm. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  I.) 

Dr.  Georg  Schweinfurth  in  Cairo  bemerkt  in  einem  an  die 
Redaction  gerichteten  Schreiben:  „Die  im  M.  1:200,000  angefertigte 
Karte  ist,  was  das  Culturland  des  Fayüm  betrifft,  eine  Reduction 
der  von  Rousseau-  Bey,  dem  General -Director  der  öffentlichen 
Bauten,  im  Jahre  1871  veranstalteten  trigonometrischen  Aufnahme, 
im  Uebrigen  aber  mit  den  vorhandenen  Karten -Quellen  (Expe- 
dition francaise  etc.)  von  mir  in  Verbindung  gebracht,  da  ich  zum 
besseren  Verständniss  das  ganze  Land  bis  an  den  Nil  bei  Benisuef 
mit  hinzugenommen  habe.  Sie  werden  sich  leicht  davon  über- 
zeugen, wie  diese  Karte  in  allen  Stücken  beträchtlich  von  den 
bisherigen  Darstellungen  der  genannten  Gegend  abweicht.  Auf 
einer  dreiwöchentlichen  Tour  durch  das  Fayüm,  die  ich  im  Früh- 
jahr unternahm,  fand  ich  Gelegenheit,»  die  Rousseau'sche  Aufnahme 
in  ihren  einzelnen  Theilen  zu  prüfen,  und  das  Ergebniss  war  ein 
völlig  befriedigendes.  Auf  jeder  Karte  von  Afrika  oder  gar  der 
von  Aegygten  wird  künftighin  eine  durchgreifende  Correction  nach 
Maassgabe  dieser  Rousseau'schen  Karte  für  das  in  Betracht  kom- 
mende Gebiet  geboten  sein.  Durch  Berücksichtigung  der  von 
Güssfeldt  1876  für  Benisuef  nachgewiesenen  Position  wird  auch 
das  Verhältniss  des  Fayüm  zum  Nil  ein  ganz  anderes.  Von 
Benisuef  existirte  bisher  nur  dje  eine,  auf  einer  einmaligen  Be- 
obachtung basirte  Positionsangabe  des  Astronomen  der  Bonaparte- 
schen Expedition,  die  um  4  Minuten  (!)  zu  nördlich  ist.  Ein 
Memoir,  welches  die  allgemeinen  Verhältnisse  des  Fa- 
yüm, die  Moeris-Frage  (mit  topographischen  Details) 
und  die  Entstehung  der  Karte  erörtern  'soll,  werde  ich 
hinzufügen. tt 


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V. 

West  -  Madagaskar. 

Reiseskizze  von  J.  M.  Hildebrandt. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  II.) 


Nach  vielen  Bemühungen  in  der  Mohammedaner-Stadt  Amba- 
noro*)  und  in  Hell-ville,  dem  franzosischen  Viertel  von  Nosi-be 
(d.  h.  grosse  Insel),  fand  ich  endlich  ein  Fahrzeug  für  eine  Tour 
längs  der  West-Küste  Madagaskars  zu  chartern.  Es  war  der 
«Voay*  (i.  e.  Krokodil),  ein  Schooner  von  30  Tonnen,  ein  plumpes 
starkgezimmertes  Schiffchen,  welches  wohl  schon  manchem  Sturme 
in  deu  wilden  Gewässern  der  Mascarenen  (es  war  in  Mauritius 
gebaut)  getrotzt  hatte.  Sein  Besitzer,  Möns.  Brun  Martin  aus 
Bourbon,  begleitete  mich. 

Neben  Forschungszwecken  war  mir  bei  dieser  Reise  die  Auf- 
gabe geworden,  die  Schicksale  des  von  den  Eingebornen  ermor- 
deten Dr.  Ch.  Rutenberg  aus  Bremen  näher  zu  erkunden. 

Die  Reiseausrüstung  und  meine  schwarze  Leibgarde,  wohl 
eingeweiht  in  die  Mysterien  des  Zündnadelgewebrs,  im  Pflanzen- 
pressen und  Vogelbalgen,  waren  schon  Tags  vor  der  Abreise  ein- 
geschifft; den  Neger-Capitain,  welcher  sich  mit  dem  billigen  Rum 
Hell-ville's  (50  Centimes  p.  Liter)  betrunken  hatte,  mussten  wir 
noch  in  der  Nacht  durch  die  Polizei  herbeiholen  lassen;  —  ein 
gutgemeintes  Sturzbad  brachte  ihm  jedoch  bald  wieder  nautische 
Pflichtgefühle  bei. 

Lange  vor  Sonnenaufgang  waren  wir  zur  Abreise  bereit,  es 
fehlten  nur  noch  die  Schiffspapiere ,  die  der  betreffende  Beamte 
„wegen  Zahnschmerzen"  auszufertigen  vergessen  hatte.  Erst  um 
1  Uhr  kam  er  damit  an.  Durch  diese  Verzögerung  hatten  wir 
den  heutigen   Landwind   versäumt  und   trieben   nun   bis  2  Uhr 


*)  o  in  den  Malagassischen  Wörtern  fast  wie  u,  franz.  on,  z.  B.  Amba- 
tmru,  Huva  n.  s.  w.  Das  offne  o  wird  (wie  im  englischen)  mit  oa  geschrieben, 
j  wie  ds  (weiches  s,  linguistisch  dz),  z  stets  wie  weiches  s. 

Zeiuchr.  d.  Cf.ell.ch.  f.  Erdk.   Dd.  XV.  6 


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82 


J.  M.  Hildebrandt: 


Nachmittags  in  der  Hell-ville-Hafenbucht  umher.  Uebrigens  war 
der  15.  Juni  (1879)  ein  herrlicher  Tag.  Die  tiefblaue,  spiegelglatte 
See  wurde  nur  zuweilen  durch  Schwärme  hochauf hüpfender  Fische 
bewegt,  welche  von  Räubern  der  Tiefe  gejagt  wurden.  Zwei  and 
drei  Meter  lange  Haie  umkreisten  unser  Schiff,  bald  sich  dicht 
an  der  Oberfläche  haltend,  bald  in  dem  klaren  Ocean  langsam 
versinkend,  zuletzt  nur  noch  kleinen  silberglänzenden  Sternen 
gleichend. 

Die  weite  Bai  von  Pasandava  (d.  h.  langer  sandiger  Strand, 
ein  in  Madagaskar  häufig  wiederkehrender  Ortsname),  im  Norden 
und  Nord-Osten  durch  die  franzosische  Insel  Nosi-be  mit  ihren 
Krater- Erhebungen  und  dem  ca.  384m  hohen,  mit  dichtestem 
Urwalde  bestandenen  Loko-be,*)  sowie  der  etwas  hohem  Berg- 
kuppel der  Schwester-Insel  Nosi-Komba  (d.  h.  Maki-Insel)  begrenzt, 
im  Süd  und  Süd-West  von  den  zerrissenen  Bergketten  Madagaskar^ 
eingefasst,  macht  einen  prächtigen  Eindruck.  Das  zart-duftige  Grau- 
blau der  fernen  Gebirge,  das  saftige  Hellgrün  üppiger  Zuckerrohr- 
felder und  das  tiefe  Blaugrün  der  schweren  Baummassen,  aus 
denen  freundlich  weisse,  rothdachige  Landhäuschen  hervorschauen; 
dann  wieder  scheintodtes,  gelbroth-gedörrtes  Grasland,  oder  starre.« 
zackiges  Korallenufer,  auf  dem  einzelne  zartfiedrige  Cocospalmen 
mit  dem  Winde  spielen;  das  blaue  Wasser  belebt  von  gross- 
segeligen  Booten  der  Eingeborenen  —  so  ist  der  Anblick  der 
Pasandava-Bai. 

Als  sich  Nachmittags  die  Segel  füllten,  kamen  wir  bei  SSW- 
Coure  rasch  vorwärts.  Das  kleine  Inselchen  Tani-Keli"),  mit 
Mangrove  und  Casuarinen  dicht  bewachsen,  war  bald  hinter  uns 


*)  Loucoubö  der  Franzosen,  von  den  Malagassen  Köngo-be*  (d.  h.  hoher 
Berg)  genannt  Dio  Waldungen,  welche  ihn  bedecken,  schont  man,  sie  dürfen 
nicht  gehauen  werden;  es  ist  der  einzig  übrig  gebliebene  regenerzeugendo  Berg 
Nosi-be"s,  nachdem  man  sonst  alles  kahl  gebrannt  hat.  Ich  bestieg  den  Loko 
bi',  mit  einem  Goldschmidt'schen  Aneroid;  meine  Messungen  ergaben: 

24.  Mai  79. 
am  Seestrande  640  Vorm.  765,4  1  7fi&n 
Red.  auf  das  Tagesmittel  -0,4  f  '00>u 

2M  RedCh«  +o!s  1  763>6?  im  Mittel  764>3  Mm.  bei  27'C. 
a.  d.  Loko-be"  1030  Vorm.  73l|6  ["  7«nß         ,  .  9ß0r 

(Gipfel)   Red.  =  -1,0/ 730'6    »     bel  ~6  ° 

Höhed.  Loko-be*  384  Meter  (1260  engl.F.)b.  Bar.-Diff.  =  33,7  Mm. 

(ohne  Rücksicht  auf  die  feineren  Correctionen). 
**)  Tani-Keli,  d.  h.  kleines  Land,  im  Gegensatz  zu  Tani-be\  grosses  Land 
(la  grande  terre  der  Franzosen),  womit  vou  den  hiesigen  Einwohnern  ganz 
Madagaskar  bezeichnet  wird.    Den  Namen  Madagaskara  kennen  nur  die 
Hova,  welche  sich  Malagasi,  im  Gegensatz  zu  andern  Stämmen  der  Insel. 
Die  Swaheli-Schiflfer  nennen  die  Insel  Bukini. 


^by 


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West -Madagaskar. 


83 


and  wir  näherten  uns  schon  der  Küste,  als  der  Wind  einkroch. 
So  mussten  wir  unsern  Schooner  mit  dem  kleinen  Ruderboot  bis 
zu  einem  Ankergrund  schleppen,  wo  wir  übernachteten. 

16.  Juni.  Mit  dem  Landwind  (Varaträza  der  Saka luven  im 
Gegensatz  zu  Tälio,  Seewind)  fuhren  wir  früh  ab,  der  bergigen 
kahlen  Küste  entlang  nach  Kizimani,  einer  Swahe  Ii- Nied  erlassung 
(Kizimani  heisst  auf  Kiswaheli:  bei  den  Brunnen)  von  einigen  30 
Lehmhütten,  welche  auf  der  Düne  am  Fusse  eines  freundlich  be- 
waldeten Insel berges  erbaut  sind.  Wir  ankerten  zwischen  mehreren 
grossen  und  kleinen  indischen  und  Zanzibar-Dau's,  welche  hier 
Reis,  Kimlshäute,  Kautschouk,  Wachs,  Ochsentalg,  Ebenholz  und 
andere  Landeserzeugnisse  einnahmen,  die  sie  gegen  europäische 
und  indische  Waaren  eingetauscht  hatten.  Mr.  Martin  glaubte  en 
passant  hier  einige  Ladung  zu  finden,  da  unser  Schiff  zu  wenig 
belastet  war.  Es  wurde  aber  Nichts  daraus.  Es  hält  für  den 
Weissen  sehr  schwer,  mit  den  mohammedanischen  Händlern  und 
Schiffseigenthümern  zu  concurriren.  Solche  Niederlassungen  finden 
sich  in  jedem  Hafen  der  West-Küste.  Erst  erscheinen  die  that- 
kräftigen,  in  ihren  Mitteln  zum  Zweck  wenig  scrupulösen  Araber 
und  Swaheli,  dann  die  mehr  friedlichen,  dafür  aber  auch  um  so 
schlanern  Indier.  Sie  vermitteln  fast  den  ganzen  Handel,  denn 
nur  in  Mojangä  und  Xosi-be  befinden  sich  europäische  Handels- 
agenturen und  auch  diese  kaufen  kaum  etwas  direct  von  den 
Malagassen,  sondern  bedienen  sich  der  Mohammedaner  als  Auf- 
käufer und  Zwischenhändler.  Natürlich  ist  der  Einfiuss  dieser 
letzteren  ein  sehr  bedeutender.  Auch  die  Verkehrssprache  von 
West-Madagaskar  ist  Kiswaheli.  Abu  Bakr,  der  Chef  von  Kizi- 
mani, war  ein  früherer  Gemahl  der  sgn.  „Königin"  Safi  Mzüngu, 
welcher  dieser  Theil  Madagaskars  gehört.  Er  zeugte  Kinder*) 
mit  ihr,  wurde  aber  nach  einigen  Jahren  wieder  in  Gnaden  ent- 
lassen. Das  ist  das  Recht  der  Malagassischen  „Königinnen". 
Jetzt  hat  Safi  Mzungu  einen  andern  Araber  als  Drohne  bei  sich. 
Sie  bewohnt  ein  kleines  Dorf  in  der  Bucht  von  Kizimani,  dem 
wir  anderen  Tags  einen  Besuch  abstatteten.  Es  war  unglücklicher 
Weise  ein  Dienstag,  welcher  Wochentag  der  Königin  „fadi"  ist, 
so  dass  sie  Niemanden  empfangen  durfte.  „Fadi,"  dem  malay- 
ischen  „tabu"  entsprechend,  heisst  so  viel  wie  verboten,  unglück- 
bringend, unantastbar,  heilig.  Vieles  ist  den  Malagassen  „fadi", 
wie  wir  noch  später  sehen  werden**). 


*)  Eines  dieser  Kinder  liegt  im  Walde  bei  Kizimani  begraben.  Keines 
Menschen  Fuss  darf  jetzt  die  Grabstätte  betreten,  sie  ist  „fadi". 

**)  Hier  nur  folgende  Thatsacbe:  Der  jetzige  Premier-Minister  (und 
dadurch  Geroahl  der  Königin)  in  Antananarivo  war  an  einem  Unglückstage 

6* 


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84 


J.  M.  Hildebrandt: 


Die  Sakalava-Dörfer  machen  keinen  freundlichen  Eindruck. 
Die  kleinen  Hütten,  meist  im  Schatten  einiger  grosserer  Bäume  — 
um  den  Stamm  eines  derselben  ist  gewöhnlich  ein  Steinkreis  ge- 
legt; dies  ist  der  Versammlungs-  und  Opferplatz  —  unregelmässig 
zerstreut,  sind  mit  Rafia-  und  Havenala-Laub  bekleidet,  die  Wände 
mit  den  Blattstielen,  die  Dächer  mit  den  Blattflächen.    Zu  Pfosten 
verwendet  man  hier  Mangrove~Stämme.    Diese  Hütten  sind  recht- 
eckig, niemals  rund.    Meistens  stehen  sie  1  —  2m  hoch  auf  Pfählen 
über  dem  in  der  Regenzeit  aufgeweichten   Boden.     Als  Dielen 
dienen   plattgedrückte   Ravenala-   oder   Palmstämme.     Die  Reis- 
magazine, von  gleicher  Construction,  sind  bis  2  m  erhoben.  Dies 
der  vielen  Ratten  wegen.     Die  Gebäulichkeiten  eines  Besitzers 
sind  mit  hohen,   dichten  Rohr-  oder  Ravenala-Blätterzäunen  um- 
schlossen, welche  den  Blick  Unbefugter  ins  häusliche  Leben  der 
Sakalaven  absperren  —  ein  mohammedanischer  Brauch.    Nur  die 
Schnapsbutiken ,   welche  in  jedem  Dorfe  zu  finden,   stehen  weit 
offen.    Hier  sitzen  auf  elenden   Bänken  oder  hocken  auf  dem 
Erdboden,  Tag  und  Nacht,  Männer  und  Weiber,  alte  wie  junge, 
selbst  Kinder.    Bei  grässlich  einförmigem  Gequiek  einer  langen- 
schwachen  Ziehharmonika  folgt  Flasche  auf  Flasche   des  schäd- 
lichen Fusels.    Die  Augen  der  Säufer  werden   nach   und  nach 
gläsern;   einer  nach  dem  andern  bricht  unter  grinsendem  Lachen 
zusammen,   bis  zuletzt  nur  noch  ein  wirrer  Haufen  scheintodter 
Gestalten  und  zerbrochener  Flaschen  den  stinkenden  Raum  an- 
füllt. —  Das  ist  der  Fluch  des   Contactes  der   sgn.  Civilisation 
mit  den  Autochthonen;  so  schafft  die  Industrie  der  Christen  den 
schlichten  Eingeborenen  „Bedürfnisse" ;  so  „civilisirt"  man  Nationen 
zu  Tode.     Vergebens  hat   1875   die   Hova-Regierung  bei  dem 
„philanthropischen"  England  petitionirt,   wobei  sich  einige  nobler 
gesinnte  Kaufleute  anschlössen,   um  die  Einfuhr  des  Rums  ganz 
zu  unterdrücken.    Die  Interessen  der  Colonie  Mauritius  würden 
zu  sehr  geschädigt,  hat  man  geantwortet.    Eine  Zeit  lang  schütteten 
die  Hova-Zollbeamten  das  Zehntel  des  Rums,   welches  in  natura 
als   Ei ni uhrsteuer  zurückbehalten  wird,   in  den  Sand.    Jetzt  ge- 
schieht dies  nicht  mehr,  der  Rum  hat  sein  Bürgerrecht  erlangt  — 
wie  das  Opium  in  China. 

Den  18.  Juni  fuhren  wir  früh  mit  dem  Landwinde  westlich 
weiter.  Die  Abhänge  der  Küstenhügelzüge  sind  kahl,  gelbgran 
vom  jetzt  —  in  der  trockenen  Zeit  —  verdorrten  Hochgrase. 
Riesige  bleigraue  Baumleichen  stehen  noch  hier  und  da  aufrecht 


geboren.  Er  hätte  getödtet  werden  müssen,  aber  die  Zauberpriester  bestimm- 
ten gegen  Geld  und  gute  Worte,  dass  ihm  nur  ein  Finger  abgeschnitten 
wurde,  was  auch  geschehen  ist. 


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West -Madagaskar. 


85 


und  zeugen  von  einstiger  Pracht  tropischen  Hochwaldes.  Als  in 
den  vierziger  Jahren»  nach  dem  Erscheinen  der  Franzosen,  die 
Sakalaven  von  Nosi-be  hierherzogen,  brannten  sie  den  frühem 
dichten  Waldbestand  schonungslos  ab,  um  2  —  3  Jahre  lang  Reis 
zu  coltiviren.  Mit  der  Zerstörung  des  Waldes  horte  aber  auch 
der  regelmässige  Regen  auf  und  der  nnbeschattete  Boden  dorrte 
steinhart  aus.  Nun  ist  dieses  Gebiet  wohl  für  ewige  Zeiten  un- 
brauchbar geworden.  Die  Pflanzungen  gedeihen  nur  noch  an  den 
Flüssen,  die  vom  (noch  bewaldeten)  Hoch-Gebirge  gespeist  werden; 
so  auf  den  Uferebenen  des  Kongöni  (Kunguni,  auf  Kiswaheli 
Wanze),  der  in  die  Bai  von  Kizimäni  mündet. 

Bald  waren  wir  auf  der  Höhe  der  Vavatobe  *)-Bucht.  Sie  zieht 
sich  zwischen  mittelhohen  Bergen  in  mehreren  Armen  tief  in's 
Land  und  bildet  einen  guten  Hafen  von  6 — 12  Faden  Ankergrund. 
Hier  wurden  in  den  fünfziger  Jahren  Steinkohlen  entdeckt,  und  es 
bildete  sich  eine  französische  Compagnie,  um  diesen  Fund  auszu- 
beuten. Man  hatte  2 — 300  Schwarze  und  10  Europäer  angestellt, 
die  Arbeit  war  schon  in  vollem  Gange,  aber  die  Hova-Regierung, 
welche  jedes  Graben  nach  Mineralien  verbietet  (und  zwar  noch 
heutigen  Tages),  sandte  Truppen  nach  Vavatobe.  Als  die  Franzosen 
anf  dreimalige  Aufforderung,  die  Arbeit  einzustellen,  nicht  achteten, 
kam  es  zum  Kampfe.  Mehrere  Weisse  verloren  das  Leben,  die 
Schwarzen  flohen  und  man  musste  die  Sache  aufgeben.  An  vielen 
Stellen  Madagaskars  sind  Kupfer,  Zinn  und  andere  Metalle  ge- 
funden worden,  aber  die  Hova-Regierung  ertheilt  keine  Erlaubniss 
zur  Ausbeute,  wohl  wissend,  dass,  wenn  einmal  ein  Strom  euro- 
päischer Goldsucher  sich  über  Madagaskar  ergösse,  ihr  Reich 
baldigst  zu  Ende  wäre. 

Das  westliche  Landende  der  Vavatobe  -  Bucht  heisst  Cap 
Kironje  (spr.  Kivündze).  Von  hier  beginnt  die  flach  ausge- 
buchtete Bai  Kakämba  mit  dem  Inselchen  Kakazo  Berävina 
(d.  h.  viel  blätterreiches  Gehölz)  von  den  Swaheli-Schiffern  Kisiwa 
a  ndimu  (Limonen-Insel),  auf  den  englischen  Karten  mit  „  Passage 
Island  *  bezeichnet.  Ihr  zackiges,  wenig  erhabenes  Gefels  ist  mit 
Mangroven,  Casuarinen,  wilden  Limonen  u.  dgl.  bewachsen.  Nicht 
weit  davon  in  SW.  steigt  aus  10  Faden  Meerestiefe  ein,  von  Ost 
gesehen,  zuckerhutförmiger  Inselberg  empor,  Kivönje  genannt, 
eine  gute  Landmarke,  welche  man  selbst  von  Nosi-be  aus  sieht. 
Die  steilen  Wände  sind  fast  kahl,  weiss  besprengt  vom  Dung  der 
Seevögel,  welche  hier  ungestört  brüten.  Mehr  von  West  betrachtet 
nimmt  der  Zuckerhut  mehr  die  Form'  eines  alt-römischen  Helmes 


»)  Vava  d.  h.  Mund,  Mündung,  Einfahrt,  vato  Stein,  Fels,  be"  gross, 
»Uo  eine  von  hohen  Felsen  eingefasste  Einfahrt,  Bucht. 


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86 


J.  M.  Hildebrandt: 


an.  Hier  endet  die  grosse  Bai  von  Pasandava  und  die  Mada- 
gaskar-Küste wendet  sich  südlich  mit  geringer  Abweichung  gegen 
West.  In  der  Kakämba-Bucht  liegt,  unweit  des  Strandes,  noch 
ein  kleines  Inselchen,  welches  ich  auf  den  Karten  nicht  angegeben 
finde.  Es  heisst  Kibuabüa  und  soll  dort  Süsswasser  aus  dem 
Boden  quellen.  Nach  der  Kakämba-Bucht  folgt  eine  ziemlich 
gerade  Küstenstrecke,  welche  den  Namen  Ber  mahamai  (viel 
Hitze)  führt  Dort  liegt  ein  kleines  Dorf  gleichen  Namens,  an 
einem  Meereinschnitt  mit  Bootankergrund,  in  welchen  das  unbe 
deutende  Flüsschen  Tetezambatu  (Weg  über  Steine)  mündet. 
Etwa  5  Meilen  seewärts  erhebt  sich  die  Insel  Ränzane  (ästiges 
Holz)  (Bermahomey  *)  Island,  Erandza  by  Natives  der  Engländer). 
Den  SW.-Abschluss  von  Ber  mahamai  bildet  das  Cap  Kamamele 
(Name  nicht  auf  den  Karten).  Hier  warfen  wir,  als  sich  Abends 
der  Talio  (Seewind)  gelegt  hatte,  Anker. 

20.  Juni.  Der  Landwind,  der  erst  nach  Sonnenaufgang 
einsetzte,  blieb  schwach.  Die  Küste  ist  einförmiges  dürres 
Hügelland,  nur  in  den  Thalschluchten  mit  Ravenala  und  Sata- 
(Hyphaene  spec.)  Palmen  dünn  hewachsen.  Am  Strande  gedeihen 
Mangrove  und  Casuarinen.  Den  Hintergrund  bilden  hohe  be- 
waldete Berge  zum  nordmalagassischen  System  gehörig,  welches 
hier  endet 

Nachmittags  erreichten  wir  den  Handelsplatz  Norontsanga 
(so  wurde  mir  der  auf  den  Karten  sehr  wechselvoll  gedruckte 
Namen  von  den  Hova- Beamten  aufgeschrieben).  Der  Meeres- 
grund ist  hier  so  flach,  dass  wir  fast  3  Kilom.  vom  Strande  bei- 
legen mussten.  Norontsanga  besteht  aus  einer  Swaheli-Stadt  am 
Strande  und  einem  Hova-Fort  auf  einer  etwa  2  Kilom.  landein- 
wärts gelegenen  Anhöhe.  Mit  Vorliebe  suchen  die  Hova,  die 
nominellen  Herrscher,  solche  Hügel  für  ihre  befestigten  An  Sied- 
lungen (Rova  genannt)  auf.  Unsere  französische  Flagge  wurde 
von  der  der  Hova,  welche  auf  weissem  Grunde  in  schwarzen 
Lettern:  Ranavalo  manjaka  ny  Madagaskara  (d.  h.  Ranavalo  (na) 
Königin  von  Madagascar)  trägt,  begrüsst 

Bald  nach  unserer  Ankunft  kam  ein  Boot  vom  Lande,  welches 
die  Zollbeamten  trug.  Der  eigentliche  Zollerheber  ist  ein  Como- 
raner.  Er  ist  zugleich  Chef  (Wokil)  des  mohammedanischen 
Stadttheils.  Ihm  sind  zur  Ueberwachung  ein  Hova  Vice-Chef 
und  einige  Aelteste  zugegeben.  Von  allen  eingeführten  und  von 
vielen  ausgeführten  Artikeln  werden  10#**)  in  natura,  seltener 

*)  während  sie  den  Tetezambatu  Baramahamai-River  nennen. 
**)  Vom  Ebenholz,  gegen  dessen  Export  sich  die  Hova  so  lange  sträubten, 
nimmt  man  sogar  die  Hälfte  der  Stücke  in  Ansprach.    Deshalb  ist  die  Aus- 
fuhr desselben  aus  den  Hova-Plätzen  auch  fast  Null. 


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West -Madagaskar. 


87 


in  Geld  erhoben.  Keiner  der  Beamten,  nicht  einmal  der  Hova- 
Commandant,  der  in  der  Rova  residirt,  erhält  irgend  welchen 
Gehalt*)  und  dennoch  sollten  sie  gesetzlich  den  ganzen  Zollerlös 
an  die  Regierung  abgeben.  In  stillschweigender  Uebereinkunft 
begnügt  man  sich  aber  in  Antananarivo  mit  einem  raisonablen 
Antheile,  welcher  theils  der  Königin,  theils  den  Ministern  und 
anderen  einflussreichen  Personen  ab  und  zu  gesandt  wird.  Das 
Uebrige  theilen  die  Zollbeamten  mit  dem  Commandanten.  Die 
Zollwächter,  welche  zu  uns  an  Bord  kamen,  notirten,  nachdem 
sie  sich  zuerst  mit  einem  Glase  Wein  gestärkt  und  eine  Cigarre 
angeraucht  hatten,  mit  möglichst  wichtiger  Miene  in  Nachahmung 
europäischer  Gebräuche,  wie  viel  Personen  wir  an  Bord  wären, 
wo  wir  herkämen,  unsern  Bestimmungsort,  ob  wir  keine  Schiess- 
gewehre hätten  u.  s.  w.;  dann  entfernten  sie  sich  wieder. 

Anderen  Tags  gingen  wir  an's  Land,  um  dem  Commandanten 
unsern  Besuch  zu  machen.  Durch  die  Mohammedaner-Stadt  (ca. 
200  Häuser),  welche  den  Eindruck  eines  Zanzibar-Küstenplatzes 
macht  mit  ihren  Korallensteinhäusern,  den  Läden  der  Indier,  den 
sandigen,  engen,  schmutzigen  Strassen,  der  schönen  Cocospflanzung 
a.  s.  w.  gelangten  wir  bald  auf  eine  weite  Strandebene,  durch  die 
ein  3  Klafter  breiter,  über  den  höchsten  Wasserstand  erhobener 
gerader  Weg  führt,  welcher  die  Verbindung  des  Handelsviertels 
mit  der  Rova  vermittelt.  Auf  dieser  Ebene  wird  in  der  Regen- 
zeit Reis  gezogen.  Jetzt  weideten  Heerden  grosshörniger  Buckel- 
ochsen das  harte  Gras  ab.  Schaaren  schneeweisser  Kuhreiher 
(Ardea  bubulcus  Sav.)  umflatterten  sie.  Die  blühenden  Bäume 
(Mango  etc.)  am  Wegrande  waren  von  glitzernden,  zartzwitschern- 
den Nectarinien  (2V.  souimanga  Gm.)  und  den  niedlichen  gelb  und 
grauen  Zosterops  madagascariensis  L.  belebt;  ebenso  bemerkte 
ich  Hypsipeies  ouvirang  Gm.,  den  tiefschwarzen  gabelschwänzigen 
Dicruru8  forUcaius  L.  (ein  guter  Sänger)  und  den  schönen  kleinen 
Eisvogel  (Corythornis  crisiata  L.).  In  der  Luft  ertönt  das  laute 
Pfeifen  gieriger  Milane  (Milvus  aegyptius  Gm.)  und  der  geister- 
hafte Ruf  des  schnellen,  insectenhaschenden  Merops  supercUiosus, 
während  am  Boden  zierliche  Bachstelzen  (MotacUla  flaviventris 
J.  Verr.)  dahin  huschen. 

Ein  gerader,  ziemlich  steiler  Anstieg  führt  zum  Hova-Fort. 


*)  Jeder  Gouvernements-Dienst  (ftinampöana)  wird  in  Madagaskar  un- 
entgeldlich  verrichtet.  Die  Soldaten  erhalten,  auch  auf  dem  Marsche,  keine 
Löhnung  oder  Verpflegung,  es  wird  ihnen  aber  manchmal  ein  Stück  Land 
rar  Beiscultur  angewiesen.  Die  1877  „befreiten"  afrikanischen  Sclaven 
müssen  nun  fast  alltäglich  „für  die  Königin"  oder  für  die  Kirche  umsonst 
arbeiten.  Nach  Sonnenuntergang  mögen  sie  dann  sehen,  wo  und  wie  sie 
ihren  Hunger  stillen. 


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88 


J.  M.  Hildebrandt: 


Etwa  auf  halber  Höhe  (ungefähr  20  m  über  dem  Meere)  fand  ich 
ca.  1  m  unter  der  jetzigen  Bodenfläche,  bedeckt  von  aufgeschwemm- 
tem, rothen  sandigem  Lehm,  eine  Schicht  Seeniuschelschalen. 
Sie  waren  wohl  Küchenüberreste  früherer  Bewohner.  Der 
Hügel  besteht  aus  geschichtetem,  feinkörnigem,  gelblichgrauem 
Granit,  dessen  Verwitterung  einen  wenig  fruchtbaren  Boden  er- 
zeugt*). Von  diesem  Gestein  sind  auch  die  Terassenwände  des 
Forts  aufgeführt.  Die  Strassen  haben,  wo  nöthig,  einen  Treppen- 
aufgang. Die  ganze  Anlage  ist  mit  einem  ca.  3  m  hohen  Palissaden- 
zaun  aus  Baumstämmen,  die  oben  zugeschärft  und  durch  Quer- 
hölzer verbunden  sind,  umgeben.  Im  Innern  stehen  die  Soldaten- 
wohnungen, einfache  aber  reinliche  Hütten  aus  Ravenala-  und 
Säta-Laub.  Zuweilen  sind,  nach  echter  Hova-Sitte,  die  Giebel- 
sparren verlängert  und  stehen  wie  Hörner  empor.  Die  Ansiedlung 
macht  einen  sehr  friedlichen  Eindruck.  In  den  Thüren  sitzen  die 
Hova-Frauen,  gelbe,  straffhaarige,  meist  zarte  Gestalten,  aber  auch 
dunkle,  negerartige  Sakalavinnen  mit  mächtigen  krausen  Toupet's. 
Sie  flechten  aus  Binsen,  welche  vor  ihnen  in  der  Sonne  trocknen, 
Matten  und  Körbe  oder  bewachen  schwatzend  ihre  spielenden 
Kinder.  Hier  und  da  hört  man  das  dumpfe  Stampfen  der  Reis- 
mörser und  das  Rascheln  der  Getreidewanne. 

Die  höchste  Spitze  der  Anhöhe  ist  abermals  von  Palissaden 
eingezäunt.  Hier  ist  die  eigentliche  Rova,  die  Wohnung  des 
Commandanten ,  des  Vertreters  der  Königin.  Beim  Eingange 
standen  2  Soldaten,  welche  ihre  riesigen  bajonettirten  Steinschloss- 
gewehre scheerenförmig  gekreuzt  hielten.  Auch  ein  Offizier  mit 
gezücktem  Nachtwächter-Säbel  stand  dabei.  Er  reichte  uns  zum 
Willkomm  die  Hand,  die  Scheere  öffnete  sich  und  wir  traten  in 
einen  ziemlich  grossen  Hofraum  ein,  auf  dem  einige  Soldaten  und 
andere  Tagediebe  umherlungerten.  Hier  steht  das  Gouvernements- 
Haus,  ein  einstöckiges  Gebäude  aus  Holz  mit  geräumiger  Veranda. 
Dort  empfing  uns  der  Commandant.  Er  ist  ein  reiner  Hova  von 
echtem  Malaientypus:  Gestalt  etwas  unter  Mittelgrösse  der  Euro- 
päer, Kopf  rund,  Gesicht  etwas  gedrückt,  Backen-Knochen  vor- 
stehend, Mund  ziemlich  gross,  Lippen  etwas  wulstig,  Nase  mehr 
stumpf,  Hautfarbe  pfropfengelb  mit  einem  Strich  in's  Olivenfarbene, 
Haare  lang,  straff,  grob,  ohne  jede  Kräuselung.  Er  war,  wie 
jetzt  die  meisten  Hova,  so  viel  wie  möglich  europäisch  gekleidet.*) 
Nur  sitzt  nichts  ordentlich,  die  Beinkleider  sind  gewöhnlich  zu 
kurz  und  um  die  Hüften  zu  eng,  die  weissen  Oberhemden  sind 

*)  Die  gesammelten  Gesteinproben  sind  dem  Berliner  mineralogischen 
Museum  übergeben. 

**)  1873  gab  die  Madagaskar-Herrscherin  ihren  Unterthanen  die  Erlaub- 
niss,  auch  bei  Hofe  in  europäischer  Tracht  erscheinen  zu  dürfen. 


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West -Madagaskar. 


89 


schief  zugeknöpft  etc.  Die  Unterhaltung  bewegte  sich  ziemlich 
frei,  ich  glaubte  mich  einem  gebildeten  Aegypter  gegenüber. 
Französischer  Vermouth-Wein  wurde  herumgereicht  *),  den  wir 
auf  das  Wohl  der  Königin  austranken,  dann  bat  er  mich  am 
Medizin  für  seine  beiden  kranken  Söhne.  Es  waren  echte  Ver- 
treter der  jungen,  verweichlichten  Hova-Generation.  Sie  trugen 
schiefe  Scheitel  und  hatten,  nach  hiesiger  Stutzerart,  die  Nägel 
an  den  kleinen  Fingern  4  cm  lang  wachsen  lassen,  ein  Zeichen, 
dass  sie  nicht  zu  arbeiten  brauchten.  Der  eine  war  abgemagert 
durch  Fieber,  dem  die  Hova,  wenn  sie  von  ihren  gesunden  Hoch- 
ländern zur  Küste  kommen,  sehr  ausgesetzt  sind,  der  andere  war 
geschlechtskrank.  Beim  Abschiede  überreichten  wir  dem  Comman- 
danten  unser  Geschenk  „für  die  Königin a  (8  franz.  5  frs.  Thaler), 
dem  bald  darauf,  nachdem  wir  zur  Araber-Stadt  zurückgekehrt 
waren,  das  Gegengeschenk  (ein  Ochse  aus  der  königlichen  Heerde, 
ein  Korb  Reis,  mehrere  Bündel  Knoblauch  aus  Antananarivo, 
Zwiebeln  und  Eier)  folgte,  wie  uns  auch  die  Söhne  des  Comman- 
danten  an  Stelle  ihres  Vaters  den  Besuch  erwiederten.  Der 
Commandant  selbst  darf  unter  keinen  Umstanden  die  Rova  ver- 
lassen, besonders  nicht  nach  Sonnenuntergang.  Zur  Zeit  Rada- 
ma's  I.  stand  Todesstrafe  darauf.  Ueberhaupt  ist  es  allen  Mala- 
gassen  bei  Todesstrafe  oder  lebenslänglicher  Zwangsarbeit  verboten, 
die  Insel  zu  verlassen,  um  in  ein  anderes  Land,  z.  B.  europäische 
Kolonieen,  zu  geben. 

Der  geschenkte  Ochse  wurde  von  den  Hova- Soldaten  an 
langen  Stricken,  die  um  die  Hörner  und  an  einem  Hinterfusse 
befestigt  waren,  unter  grossem  Lärmen  durch  die  Strassen  der 
Araber -Stadt  getrieben,  damit  ihn  jedermann  sehe.  Vor  unserm 
Absteigequartier  warfen  sie  ihn  nieder,  und  wurde  er  von  einem 
Islam-Bekenner  —  unsere  mohammedanischen  Leute  hätten  sonst 
nichts  von  seinem  Fleische  gegessen  —  abgeschlachtet.  Das 
Schwanzstück  bekam  der  Commandant  zugesandt.  Dieses  Stück 
heisst  Vody  ondry  und  wird  stets  der  Königin  oder  deren  Stell- 
vertreter übergeben,  eine  Sitte,  die  auch  von  den  unabhängigen 
Sakalaven  angenommen  ist,  wo  es  nebst  dem  Unterschenkel  eines 
Vorderbeines  der  Dorfobere  erhält.  Man  erzählt,  dass  in  alter 
Zeit  vor  einem  der  Hova -Könige  ein  Ochse  geschlachtet  wurde. 
Bei  der  Vertheilung  des  Fleisches  wollte  Niemand  das  Schwanz- 
stück. So  gebt  es  mir,  sagte  der  König.  So  geschah's  und  ge- 
schieht noch  heute**).    Auch  sonst  noch  spielt  dieses  Stück  eine 

*)  Der  Wirth  schenkt  sich  zuerst  ein,  wohl  zum  Beweis,  dass  das 
Dargereichte  kein  Gift  enthält. 

**)  Vor  etwa  2  Jahren  beanspruchte  die  Königin,  dass  man  an  diesem 
Stücke,  wie  es  in  alter  Zeit  (und  noch  heute  bei  den  Sakalaven)  Sitte  war, 


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90  J-  M.  Hildebrandt: 

Rolle  in  den  Sitten  der  Hova.  Keine  Heirat  gilt  für  gesetzlich 
und  rechtlich  geschlossen,  bei  welchem  nicht  die  Eltern  der  Braut 
das  Vody  ondry  vom  Bräutigam  angenommen  haben,  wodurch  sie 
ihre  Zustimmung  zu  der  Verbindung  kund  thun.  Uebrigens  wird 
es  in  letzter  Zeit  durch  andere  Geschenke  ersetzt,  die  dann  aber 
den  alten  Namen  beibehalten. 

Den  22.  Juni  segelten  wir  mit  gutem  Landwinde  südwestlich 
weiter  durch  die  inselreiche  Bai  von  Norontsänga.  Diese  Inseln, 
bald  klein,  bald  grosser,  sind  hügelig  oder  bergig,  das  Gestein  ist 
schichtig,  vielfach  von  grellrothem  Laterit  überlagert;  Hochgras 
an  den  Abhängen,  Hyphaene,  Ravenala  und  wenige  andere  Baum- 
arten in  den  Thalschluchten ,  Casuarinen  und  Mangroven  am 
Strande  —  das  ist  ihr  Vegetationscharakter.  Wenige  nur  haben 
Süsswasser  und  vorübergehend  hausen  Schildkrötenjäger*)  auf 
ihnen.  Nur  Nosilava  (d.  h.  lange  Insel)  mehr  im  Süden  am  Ein- 
gange der  Narinda-Bai  gelegen,  ist  bewohnt.  Hier  starb  1858  (?) 
ein  jugendlicher  Sakalava-König  mit  Namen  Rano  (Wasser).  Nach 
der  Sitte  der  Sakalaven**)  durfte  der  Name  des  Verstorbenen 
fortan  nicht  mehr  ausgesprochen  werden,  man  musste  also  für 
eines  der  gebräuchlichsten  Wörter  ein  Aequivalent  suchen  und 
fand  es  in  Maetsaka  (Feuchtigkeit).  Seit  dem  Tode  Rano's  bis 
auf  den  heutigen  Tag  benennen  wirklich  alle  Nord- Sakalaven, 
von  Cap  Amber  bis  Cap  St.  Andree  das  Wasser  Maetsaka.  Wenn 
die  Sakalaven  einen  Verstorbenen  erwähnen  müssen,  so  bezeichnen 
sie  ihn  durch  Umschreibung  als  den,  der  das  und  das  Grosse  da 
und  dort  gethan.***)  Bei  den  Hova  findet  sich  ähnliches.  Dort 
ändert  der  Herrscher  bei  Besteigung  des  Thrones  seinen  Namen. 
Die  verstorbene  Königin  hatte  den  Namen  Räsoherina  ange- 
nommen. Soherina  ist  nun  die  Bezeichnung  für  den  Seidenfalter. 
Das  Thier  bekam  einen  anderen  Namen  und  heisst  jetzt  zänä 
dändy  „das  Kind  der  Seide*  etc. 

Der  Landwind  blies  gut  bis  Mittag,  dann  trat  westliche  See- 
brise ein,  die  ziemlich  frisch  bis  11  Uhr  Abends  anhielt,  wo 
plötzlich  wieder  Landwind  eintrat,  welcher  sich  derart  steigerte, 
dass  wir  alle  Segel  reffen  mussten.   Diese  Landwinde  (Varatraza) 


die  Haut  belasse.  Natürlich  wurden  durch  dieses  Gesetz  die  Rindshäute 
Antananarivos  stark  verstümmelt  und  wollten  die  Kaufleute  sie  nicht  mehr 
annehmen.  Da  wurde  dann  das  Gesetz  aufgehoben.  Die  Häute  der  vielen 
tausend  Ochsen,  welche  am  Neujahrsfeste  in  der  Hova -Provinz  geschlachtet 
werden,  beansprucht  ebenfalls  die  Regierung. 

*)  Schildpatt  wird  in  kleinen  Quantitäten  in  ganz  Ost-Afrika  erlangt 
**)  welche  ja  auch  in  Ost-Afrika  bei  vielen  Stämmen  herrscht,  sich  aber 
auch  bei  den  Malayen  findet. 

***)  Ausführliches  über  Sitten  und  Gebräuche  des  Sakalaven  vgl.  weiter 
unten. 


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West -Madagaskar. 


91 


kommen  vom  centralen  Hochlande  und  fallen  oft  mit  grosser  Kraft 
zur  See  nieder.  Besonders  bei  Neu-  und  Vollmond  sind  sie  zu 
erwarten.  Das  Talio  setzt  dagegen  zur  Flutzeit  ein.  Es  war 
eine  verzweifelte  Fahrt,  tiefe  Dunkelheit  herrschte,  so  dass  wir 
den  Brandungen  zwischen  den  vielen  Inseln  nach  dein  Gehöre 
aasweichen  mussten.  Das  Meer  phosphoreszirte  prächtig;  ein 
schwarzer  Leichnam,  gespenstig  beleuchtet,  trieb  gegen  unser 
Schiff,  ich  konnte  ihn  aber  nicht  auffischen. 

23.  Juni.  Der  starke  Varatraza  blieb  bis  11  Uhr  stehen. 
Dann  trat  eine  halbstündige  Windstille  ein  und  Talio  folgte.  Gegen 
3  Uhr  Nachmittags  waren  wir  auf  der  Breite  der  Mazamba- 
Bucht.  Die  Küste  ist  hier  wenig  erhoben,  die  Gebirge  Nordwest- 
Madagaskar's  haben  aufgehört. 

Am  24.  Juni  liefen  wir  in  die  weite  schöne  Bucht  von 
Bombetöka  ein  und  warfen  vor  Mojangä  (spr.  Moudzangä), 
dem  Handelscmporium  West-Madagaskar's,  Anker.  In  der  Agentur 
des  französischen  Hauses  Roux  de  Frassinet  fanden  wir  freund- 
liche Aufnahme. 

Mojangä*)  ist,  wie  die  jetzt  in  Ruinen  verfallene  Stadt 
Bombetöka,  ein  uralter  Handelsplatz.  Viele  Jahrhunderte  lang 
haben  die  Schiffe  der  Araber,  Perser,  Indier  hier  verkehrt.  Viele 
Vertreter  dieser  Nationen  sind  ansässig  geworden.  So  die  sogen. 
Antalautzi,  welche  aus  dem  persischen  Golfe  stammen  und  sogar 
Mojangä  und  Boeni  (eine  andere  Stadt  in  der  Nahe)  gegründet 
haben  wollen.  Sie  haben  durch  vielfache  Blutvermischung  jetzt 
keinen  reinen  Typus  mehr,  wie  sie  auch  keine  politische  Sou- 
derrolle  mehr  spielen.  Im  vorigen  Jahrhundert  waren  die  Mo- 
hammedaner im  faktischen  Besitze  der  Stadt  und  des  Forts, 
welches  auf  einer  nahen  Anhöhe  liegt.  Sie  standen  übrigens  mit 
den  Sakalaven,  den  Eingeborenen,  auf  freundschaftlichem  Fusse 
ond  tauschten  indische  Waaren  und  afrikanische  Sklaven  gegen 
Landesproducte  aus,  welche  tief  aus  dem  Innern  der  Insel,  theils 
auf  dem  bis  90  Miles  für  Canoes  schiffbaren  Betsi  boka-Fluss, 
welcher  in  die  Bai  von  Bombetöka  mündet,  theils  auf  Landwegen, 
wie  heute  noch,  in  Mojangä  zusammenflössen.  Radama  L,  der 
die  Wichtigkeit  dieses  Platzes  wohl  erkannte,  begab  sich  1824 
mit  seiner  Armee  hierher.  Nach  vielen  Kämpfen  mit  den  kriege- 
rischen Sakalaven  kam  er,  man  sagt  durch  Verrath,  in  den  Besitz 
des  Forts  und  dadurch  auch  der  unbefestigten  Stadt,  welche  er 
niederbrannte.     Aber  die  Sakalaven  standen  immer  und  immer 


*)  Der  Name  iat  malagassisch  und  bedeutet  „Wiederhersteller  der  Ge- 
tuidheit".  Der  Sage  nach  soll  hier  ein  Medizinheiliger  (in  Kiswaheli 
M'&*Dga)  gewohnt  haben. 


92  J-  M.  Hildebrandt: 

wieder  auf.  Da  gab  Jemand  Radama  den  Rath,  die  heiligen 
Gebeine  der  alten  Sakalava -Konige,  welche  auf  einem  Hügel  in 
der  Nähe  beigesetzt  waren,  in  das  Fort  zu  bringen.  Dieser  Rath 
wurde  befolgt,  und  nun  erklärten  die  Sakalaven  ihre  Unter- 
würfigkeit, denn  gegen  die  Besitzer  ihrer  grossten  Reliquien 
konnten  sie  nicht  streiten.  Die  Hova  erlaubten  ihnen,  jedes  Jahr 
den  alten  Cultus  bei  den  Gebeinen  zu  verrichten.  In  der  letzten 
Zeit  streben  aber  die  englischen  Missionare  darnach,  diesen  Ge- 
brauch, als  heidnisch,  zu  unterdrücken. 

Die  Handelsstadt  Mojanga  liegt  auf  einer  sandigen  Land- 
zunge, die  Häuserreihen  ziehen  sich  dem  Strande  parallel.  Mehrere 
Steinbauten  im  orientalischen  Stil,  1  und  2  Stockwerke  hoch, 
ragen  aus  einem  Gewirr  kleiner  rother  Lehmhäuser  und  Palm- 
strohhütten empor.  Die  Stadt  mag  8 — 10000  Einwohner  zählen, 
ein  buntes  Gemisch  von  Swaheli,  Arabern,  Indiern,  Negern,  Sa- 
kalava und  Hova.  Das  Zollhaus  ist  sehr  belebt.  Auf  den  san- 
digen Strassen  sind  Tausende  von  Rindshäuten  zum  Trocknen  aus- 
gelegt. Kautschuk,  Wachs,  Rindstalg  und  andere  Erzeugnisse 
werden  von  schweisstriefenden  singenden  Negern  in  die  Magazine 
oder  zum  Strande  geschleppt  —  ein  reges  Bild  gedeihlichen 
Handels. 

Ganz  anders  sieht  es  in  der  oberen  Stadt,  der  Rova,  dem 
Wohnsitz  der  Hova-Bevölkerung,  wohin  man  auf  geradem,  steilem 
Wege  emporklimmt,  aus.  Hier  ist  kein  Handel,  kein  Wandel. 
Wie  ausgestorben  liegen  die  Palm  Strohhütten  da.  Nur  aus  der 
englischen  Missionsschule,  in  der  an  400  Kinder  und  Erwachsene 
—  selbst  verheiratete  sogen,  freie  Sklavenfrauen  werden  zur 
Schule  beordert  —  unterrichtet  werden,  tonen  fromme  Hymnen. 
Die  Palissaden  des  Forts  sind  verfault,  die  Gräben  verschüttet,  die 
beiden  alten  Kanonen  verrostet,  eine  Garnison  soll  nur  noch  auf 
dem  Papiere  des  über  80  Jahre  alten  Commandanten  stehen.  Es 
scheint  also,  als  ob  nun  vollständige  Ruhe  und  Frieden  im  Lande 
herrsche. 

Ich  kann  mich  des  Gedankens  nicht  erwehren,  dass  die  Hova 
durch  Nachäffung  europäischer  Civilisation  und  Frömmelei,  durch 
tief  eingefleischte  Immoralität  mit  ihren  schlimmen  Folgen,  durch 
Trunk  und  andere  Laster  in  der  jetzigen  Generation  ungemein 
geschwächt  sind  und  wohl  in  Zukunft  noch  mehr  geschwächt 
werden.  Es  wird  für  sie  sehr  schwer  sein,  ohne  Hilfe  von  euro- 
päischen Truppen  die  gesammte  Insel  Madagascar  zu  unterwerfen. 
Der  ganze  Norden  und  Westen,  mit  Ausnahme  einiger  Handels- 
plätze un  der  Küste,  ist  noch  unabhängig,  der  Süden  und  Süd- 
Osten  ebenfalls.  Als  ich  den  Commandanten  von  Mojanga  er- 
suchte, mir  bei  Aufklärung  der  Schicksale  Rutenbergs  behilflich 


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West -Madagaskar. 


93 


2a  sein,  gestand  er  verlegen,  die  Hova  hätten  keine  Autorität 
über  die  Süd-Sakalaven,  nicht  einmal  Verkehr  mit  ihnen.  Wenn 
ich  ihm  aber  die  Morder  des  Europäers  brächte,  so  würde  er  sie 
nach  Antananarivo  senden,  sie  wären  ja  doch  eigentlich  Unter- 
thanen  der  Königin,  mussten  also  in  der  Hauptstadt  gerichtet 
werden. 

Die  Mojangä-Hügelzüge,  wie  überhaupt  die  Erhebungen  um 
die  Bombetöka-Bai,  bestehen  aus  gelblich -weissem,  feinkörnigem 
Kalkstein,  dem  rother  Lehm,  oft  in  8 — 4  m  Mächtigkeit,  aufge- 
lagert ist.  Etwa  6  Meter  über  dem  jetzigen  Hochwasserstand 
fand  ich  auch  Bänke  petrifizirter  Muscheln,  durch  Madreporen- 
kalk  verkittet,  was  auf  eine  Hebung  des  Bodens  deutet,  wie 
man  sie  überhaupt  allenthalben  hier  wahrnimmt.  Dem  entgegen 
berichtet  man,  dass  seit  etwa  30  Jahren  ein  ganzer  Häuser- 
complex  Mojangä's  allmählich  in  die  See  versunken  sei. 

Am  SO.-Ende  der  Stadt,  am  Wege,  der  aus  dem  Innern 
kommt,  bemerkte  ich  einen  Steinhaufen,  zu  dem  jeder  Passirende 
einen  fernem  Stein  zufügt.  Kleine  bunte  Fähnchen  sind  darauf 
gesteckt.  Bei  welcher  Gelegenheit  dieses  Monument  gestiftet 
wurde,  konnte  ich  nicht  erfahren. 

Ich  unternahm  mehrere  Sammel- Excursionen  um  Mojangu, 
welche  aber  wegen  herrschender  Dürre  —  es  war  auf  der  Höhe 
der  trockenen  Zeit  —  nicht  viel  einbrachten. 

Den  28.  Juni  verliessen  wir  Mojangä.  Ein  frischer  Land- 
wind liess  uns  bald  Cap  Katsepe,  am  SW.-Eingange  der  Bom- 
betöka-Bai, doubliren.  Mittags  steuerten  wir  an  der  Insel  Ma- 
kamby  (Makumba  der  engl.  Karte)  vorbei,  gegen  %5  waren  wir 
bei  Cap  Tänzo,  einem  Kalksteinhügelzug,  der  sich  aus  der  sonst 
ganz  flachen  Küste  erhebt  und  die  Bai  von  Morambitz  im 
Norden  abschliesst.  Wenig  Baumwuchs  ist  bemerkbar.  Das  helle 
Kalkgestein  und  die  rothe  Lehraoberlage  sind,  wie  allenthalben 
hier,  durch  Regenfluten  malerisch  zerklüftet.  Da  sich  Abends 
heftiger  Gegenwind  aufmachte,  so  warfen  wir  in  der  Bai  von 
Marambi'tz  (Makambytra  der  Engländer)  Anker. 

29.  Juni.  Mit  schwachem  Winde  erreichten  wir  Nachmittags 
Cap  Sata  (Sada  der  englischen  Karte),  einen  niedrigen  Hügel  am 
Ost-Eingange  der  Bai  von  Baly.  Es  führt  seinen  Namen  nach 
den  Sata-  (Hyphaene)  Palmen,  welche  ihn  bedecken.  In  der 
Bncht  von  Baly  legten  wir  bei. 

Es  befinden  sich  zwei  Dörfer  an  der  Bai,  das  eine  ist  die 
Residenz  einer  Sakalava-Königin,  das  andere  ist  von  mohammeda- 
nischen Händlern  bewohnt,  welche  die  rothe  Flagge  Zanzibar's, 
resp.  des  Islam,  führen.  Die  Hova  haben  hier  keine  Macht  mehr. 
Die  Bai  ist  geräumig,  aber   sehr  seicht,  der  Meerboden  tief- 


94 


J.  M.  Hildebrandt: 


schlammig.  Grossere  Schiffe  können  deshalb  nur  am  Eingange 
ankern.  Dennoch  hat  Baly  eine  gewisse  Wichtigkeit,  da  es  der 
einzige  einigermassen  praktikable  Hafen  südlich  von  Mojangä  ist. 
Hierhin  werden  aus  weitem  Umkreise,  sogar  200  Meilen  weit 
aus  dem  Süden,  Viehheerden  getrieben,  welche  zum  Transport 
nach  Mauritius  und  Bourbon  in  möglichst  schnelle  Dampfer  ver- 
laden werden.  Ein  solcher  Dampfer,  Roux  de  Frassinet  gehörig, 
macht  diese  Reise  zweimal  monatlich.  Jedesmal  nimmt  er  an 
300  Stück  Schlachtvieh  ein.  Hier  in  Baly  und  in  den  andern 
Sakalava-Häfen  des  Nordens  wird  kein  Exportzoll  auf  Vieh  er- 
hoben, während  sich  die  Hova  durch  einen  solchen  von  8  franz. 
Thaleru  an  der  West- Küste  und  l]^  $  in  den  Ost-Häfen  ihren 
früher  blühenden  Viehhandel  verdorben  haben.  Um  nun  diese 
Schädigung  ihrer  Interessen  einigermassen  zu  decken,  hatten  die 
Königin  und  die  Minister,  welche  überall  grosse  Heerden  be- 
sitzen, die  von  den  Fort-Commandanten  bewacht  werden,  einen 
Erlass  an  alle  Hova-Küstenplätze  gesandt,  wonach  (zur  Verteue- 
rung des  Fleisches)  täglich  nur  eine  bestimmte  Anzahl  (in  Mo- 
jangä 2  Stück)  aus  den  offiziellen  Heerden  geschlachtet  werden 
durften.  Auch  war  das  kleinliche  Verbot  erlassen,  Geflügel  zu 
verkaufen  oder  Fische  zu  fangen.  Ein  strenges  Hova-Gesetz 
verbietet  seit  Alters  jegliche  Ausfuhr  von  Kühen.  An  alles  das 
kehren  sich  die  Sakalaven  natürlich  nicht. 

In  Baly  hatten  sich  früher  Jesuiten  angesiedelt,  denen  aber 
die  Eingeborenen  das  Leben  derart  verbitterten,  dass  sie  das  Feld 
räumten.  Die  „Wilden"  wollen  eben  vom  Europäer  auf  die  eine 
oder  die  andere  Weise  profitiren,  wenn  dies  nicht  durch  fried- 
lichen Handelsverkehr  geschieht,  greifen  sie  zur  Gewalt,  stehlen 
und  rauben. 

Die  Baly- Bucht  ist  von  schönem,  eigenartigem  Waldbestand 
eingefasst;  ich  begab  mich  in  unserm  kleinen  Schiffsboot  an's 
Land,  was  nicht  gerade  leicht  war,  denn  ich  musste  eine  weite 
Strecke  bis  an  den  Gürtel  durch  weichen  Schlamm  waten.  Wäh- 
rend die  Leute  Trinkwasser  einnahmen,  welches  hier  sehr  „süss" 
ist,  botanisirte  ich  und  wurde  durch  mehrere  interessante  Pflanzen 
belohnt,  holte  mir  übrigens  zum  Ueberfluss  ein  ziemlich  starkes 
Fieber.  Gern  wäre  ich  einige  Tage  an  diesem  vielversprechenden 
Platze  geblieben,  aber  ich  war  nicht  Herr  meiner  Zeit. 

30.  Juni.  Von  Baly  wird  die  Schiffahrt  schwieriger,  je 
mehr  man  sich  dem  Cap  St.  Andreas*),  wo  die  Madagaskar- 


*)  Vila  Andro  der  Malagassen  cf.  Grandidier,  8ala  ngöma  der  Swaheli, 
d.  h.  Gebetabeugungen  —  die  das  Schiff  wegen  der  hohen  Wellen  macht  — 
(begleitet  von)  der  Pauke,  wegen  der  donnernden  Brandung. 


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West -Madagaskar. 


95 


Küste  sich  nach  Süden  wendet,  nähert.  Die  geringe  Wassermasse 
(nach  20  and  mehr  Miles  seewärts  kaum  15  Faden)  wird  durch 
den  überaus  starken  Andrang  der  Strömungen  des  Mosambik- 
Canals  selbst  bei  ruhiger  Luft  in  die  wildeste  Brandung  ver- 
wandelt. Manches  schöne  Schiff,  viele,  viele  arabische  Fahrzeuge 
sind  hier  verloren.  In  gleicher  Weise  verhält  sich  die  ganze 
West-Küste  südlich  von  Cap  St.  Andreas;  alle  Häfen  sind  durch 
seichte  Barren  versperrt,  grössere  Schiffe  müssen  viele  Meilen 
vom  Lande  in  bewegter  See  und  faulem  Grunde  ankern. 

Das  NW.-Cap  der  Bai  von  Baly  führt  den  Namen  Mari- 
kafiri,  d.  h.  viele  Ungläubige,  (engl.  Karte  Barabata  Pt.).  Es 
ist  wenig  erhöht  und  mit  Sata  bewachsen.  Nachmittags  waren 
wir  auf  der  Höhe  von  Bebäre  (Beara  der  Engländer),  ein 
kleines  Dorf  an  einem  Meeresarme.  Den  Einwohnern  sind 
Hühner  „fadi",  kein  Huhn  darf  in  ihren  District  kommen.  Auch 
ist  es  dort  verboten,  Vögel  zu  schiessen. 

Abends  ankerten  wir,  weit  vom  Lande,  in  sehr  unruhiger  See. 

1.  Juli  1879.  Ein  frischer  Ostwind  brachte  uns  mit  rasender 
Schnelligkeit  weiter;  unser  Schifflein  stampfte  entsetzlich  in  den 
hohen  Wellen;  es  war  aber  dennoch  eine  lustige  Fahrt.  Den 
Küste  ist  flach,  an  den  meisten  Stellen  mit  Mangrove -Waldern 
umsäumt.  Im  Hintergrunde  erheben  sich  Bergkuppeln  (Ansingi 
genannt),  die  Sitze  der  hiesigen  Sakalava- Könige.  Um  Mittag 
fuhren  wir  am  Dorfe  Vila  masa  (Ville  massah  der  engl.  Karte) 
vorüber,  um  4  Uhr  Nachmittags  doublirten  wir  Cap  St.  Andreas. 
Hier  ändert  die  See  plötzlich  ihre  Farbe.  Daa  frühere  klare 
Grünblau  wechselt  mit  schmutzigem  Braungrün,  was  auf  grossen 
Schlammgehalt  des  Wassers  deutet.  Den  ganzen  Tag  hindurch, 
wie  auch  die  folgenden  Tage,  fuhren  wir  durch  meilenlange, 
schmälere  oder  breitere  Streifen  einer  schwimmenden  sehr  kleinen 
bündelweise  vereinigten  Algenart.  Sie  erschien  in  der  Sonne 
gelblich-grün,  im  Schatten  des  Schiffes  aber  blutroth.  Die  Mala- 
gassen  halten  diese  Alge  für  Fisch- Exkremente,  sie  soll  jahraus 
jahrein  hier  umhertreiben.  Bei  unserer  Rückkehr  sahen  wir  sie 
ebenfalls. 

Wir  erreichten  Abends  die  Breite  von  Nasi-valavo. 

Den  2.  Juli  kreuzten  wir  gegen  frischen  SW.-Monsün-Wind, 
sodass  wir  heute  nur  bis  Maro  töndro  (d.  h.  viele  Finger)  kamen. 
Hier  soll  vor  Zeiten  eine  Schlacht  zwischen  Hova  und  Sakalava 
geliefert  sein,  in  welcher  viele  der  letztern  umkamen.  In  der 
Kampfeswut  hatte  man  den  Todten  und  Gefangenen  die  Finger 
abgehackt  —  daher  der  Namen  des  Ortes.  —  Die  Küste  ist  hier 
von  zerrissenem  Gefels  gebildet. 

3.  Juli.    Kreuzten  den  ganzen  Tag,  ohne  viel  Cours  zu 


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J.  M.  Hildebrandt: 


machen.  Nachts  legten  wir  etwa  2  Miles  vom  Lande  bei.  Gegen- 
wind und  Wellengang  wurden  aber  so  stark,  dass  unser  Schiff 
vor  dem  Anker  trieb.  Nur  mit  grösster  Ruderanstrengung  ent- 
gingen wir  dem  Schicksale,  in  der  nahen  Brandung  zerschellt  zu 
werden.    Glücklich  erreichten  wir  die  hohe  See. 

4.  Juli.  Noch  immer  Gegenwind.  Es  war  um  den  Voll- 
mond und  dann  hält  nach  hiesigem  Seemannsglauben  der  starke 
Wind  3  Tage  lang  an,  eine  Regel,  die  sich  in  unserm  Falle  be- 
währte, denn 

den  5.  Juli  schwächte  der  Wind  ab  und  ging  mehr  nach 
West  herum,  sodass  wir  guten  Weg  machten.  Leider  mussten 
wir  Abends  halten,  da  kein  Mensch  an  Bord,  am  allerwenigsten 
der  Pilot,  die  Lage  Beravi's,  unseres  Reisezieles  kannte.  (Auf  der 
engl.  Karte  ist  Beravi  nicht  angegeben.) 

6.  Juli.  Der  leichte  Wind  erlaubte  uns,  ziemlich  dicht  an 
der  uniformen  Küste  entlang  zu  fahren.  "Um  4  Uhr  entdeckten 
wir  endlich  die  elenden  grauen  Palmhütten  auf  der  kahlen  Sand- 
dune. Da  Keiner  am  Bord  die  Passage  durch  die  schäumende 
Barre  kannte,  so  feuerten  wir  einige  Gewehrschüsse  ab  und 
winkten  mit  grossen  Tüchern,  welche  Signale  am  Lande  ver- 
standen wurden,  denn  bald  darauf  sahen  wir,  wie  eine  der  über- 
aus schmucken  Laka  (Canoe)  in's  Wasser  gezogen  wurde,  sich 
mit  zwei  Eingeborenen  bemannte  und  unserem  Schiffe  durch  die 
schäumende  Brandung  furchtlos  nahte. 

Es  giebt  zwei  Arten  von  Laka  in  diesen  Gewässern.  Die 
eine,  die  gewöhnliche,  ist  ein  „Einbaum"  und  demzufolge  mit 
rundem  Boden,  ohne  Kiel,  nur  manchmal  ist  eine  Planke  zur 
Erhöhung  des  Bordes  aufgesetzt.  Je  nach  der  Grösse  des  Baumes, 
aus  dem  sie  gehauen,  ändert  ihre  Tragfähigkeit.  Sie  sind,  wenn 
sie  in  See  gehen  —  und  sie  machen  weite  Küstenfahrten  —  mit 
„ Auslegern"  versehen  und  führen  grosse  viereckige  oder  lateinische 
Segel  aus  Palmstroh- Matten  oder  Zeug.  Vor  dem  Winde  gehen 
sie  mit  grosser  Schnelligkeit.  Sonst  werden  sie,  wenn  gross,  mit 
Paddel- Rudern  (bestehend  aus  ca.  1'  grosser,  rundlicher  Holz- 
scheibe an  langem  Stiele)  auf  gewöhnliche  Weise  fortbewegt,  wenn 
klein  aber  mit  Handrudern  (von  Form  der  europäischen  Ruder, 
jedoch  klein  und  mit  kurzem  Stiel,  der  oft  hübsch  verziert  ist)  ge- 
trieben. Hierbei  sitzt  der  Rudernde  mit  dem  Gesicht  zum 
Schnabel  des  Bootes  hingewandt. 

Eine  zweite  Canoe-Art  ist  die  -Laka  fiara".  Bei  ihr  be- 
steht nur  der  Boden  aus  einem  behauenen  Baumstamme,  er  ist 
sehr  scharf  gekielt.  Darauf  ist,  aus  kaum  zollstarken  Brettern, 
der  schlanke  Körper  von  elegantester  Form  gefügt.  Der  scharfe 
Schnabel  läuft  in  einen  durch  eigentümliche  Ausschnitte  verzierten 


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West  -  Madagaskar. 


07 


hochanfstehenden  Hals  aus,  was  an  venetianische  Gondelformen 
erinnert.  Auch  der  schmalzulaufende  Stern  ist  erhöht  und  ähnlich 
ornamentirt.  Die  Lnka  fiära  ist  ebenfalls  mit  „Ausleger"  ver- 
sehen. Gewöhnlich  ist  sie  6  —  8  m  lang  und  dabei  kaum  1  m 
breit.  Wie  eine  Möve  streicht  sie,  von  2  —  3  Handrudern  geschickt 
gelenkt,  über  und  durch  die  Wellen.  Selbst  die  wildeste  Bran- 
dung durchschneidet  sie  unbeschndet.  Was  thut  es,  wenn  ge- 
legentlich eine  ubereilige  Welle  sie  mit  Wasser  füllt!  Ihr  kork- 
leichtes Gefüge  hält  sich  und  seinen  Inhalt  oben.  Nur  dann  droht 
den  Insassen  Gefahr,  wenn  der  Ausleger  abbricht,  denn  ohne 
diesen  vermag  sie  sich  nur  schwer  in  bewegtem  Wasser  zu  halten. 

In  solchem  Fahrzeug  kamen  die  Beravi-Lootsen.  Einer 
kletterte  an  Bord,  wahrend  der  andere  seine  Laka,  welche  wir 
nebst  unserm  Schiffsboot  in's  Schlepptau  nahmen,  ausschöpfte. 

Der  Weisung  des  Lootsen  folgend,  lenkte  der  „Vony",  von 
starkem  Seewind  getrieben,  mit  vollen  Segeln  in  die  brausende, 
hanshohe  Brandung,  da,  wo  das  Wasser  wenigstens  einige  Tiefe 
hatte.  Unser  schwarzer  Capitain  stand  am  Steuer.  Bald  waren 
wir  mitten  in  dem  Wogenschwall.  Aufbäumte  das  Schiff  und 
nieder  stürzte  es,  als  wenn  es  sich  in  die  Tiefe  bohren  wollte. 
Aber  wir  fürchteten  nichts,  denn  noch  durchschnitten  wir  die 
Wogen  rechtwinklig.  Plötzlich  aber  wendete  sich  das  Schiff  seit- 
lich. Ich  sah  nach  rückwärts.  Der  Capitain  taumelte  hin  und 
her,  vom  losen  Steuergriff  geschleudert.  Jetzt  erst  bemerkte  ich, 
dass  er  sinnlos  betrunken  war.  Er  hatte  von  einem  der  Matrosen 
Rum  aus  dem  Schiffsraum  stehlen  lassen.  Mit  einem  wilden 
Sprunge  fasste  ich  das  herrenlose  Steuer,  eben  noch  zur  Zeit,  um 
das  Schiff  wieder  in  die  Wellen  zu  zwingen  und  so  zu  retten. 
Nor  ein  Wogenkopf  überschüttete  uns  mit*  einer  schweren  Wasser- 
nüsse. Er  warf,  scheinbar  von  oben,  hoch  über  unsern  Köpfen 
herab,  die  Laka  und  das  Boot  mit  aller  Gewalt  gegen  die  Schiffs- 
seite. Der  Strick  des  Bootes  riss,  von  Wasser  angefüllt,  trieb  es 
fort.  Die  schmucke  Laka  war  arg  am  Stern  beschädigt,  hielt 
sich  aber  wacker.  Der  darin  sitzende  Sakalave  band,  nachdem 
er  das  Gleichgewicht  wiedergewonnen,  mit  grosser  Ruhe  den  lose 
gewordenen  Ausleger  wieder  fest  und  ruderte,  begleitet  von  einem 
unserer  Matrosen ,  zurück  in  das  Wellenchaos  dem  Boote  nach, 
welches  sie  auch  spät  Abends  zum  Schiffe  zurückbrachten. 

Inzwischen  hatten  wir  die  Barre  passirt  und  fuhren  in  den 
ruhigen  Hafen  von  Beravi  ein,  wo  wir  bei  5  Faden  den  „Vonyu 
die  nächsten  Wochen  verankerten. 

Als  wir  in  Beravi  an's  Land  traten,  hatten  sich  der  Wokil 
Stadtobere)  Säleh,  ein  stattlicher,  fast  schwarzer  Swaheli  und  die 
wenigen    andern   in   diesem    trostlosen    Erdwinkel  angesessenen 

feiteekr.  a  Goacllsch.  f.  Kr.lk.    Bd.  XV.  7 


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98 


J.  M.  nildebrandt: 


mohammedanischen  Händler  —  nnter  denen  sogar  ein  Türke  — 
zu  unserm  Empfange  eingefunden,  theils  um  der  nie  nachlässigen 
orientalischen  Etikette  zu  genügen,  theils  aus  Neugierde  (denn 
Europäer  sind  hier  seltene  Gäste),  theils,  um  eine  etwaige  Ge- 
schäfts-Einleitung nicht  zu  versäumen. 

Ueber  der  weiten,  bei  Hochflut  überschwemmten  Strandfläche 
ist,  wenige  Meter  hoch,  die  feinsandige  Düne  aufgewaschen  und 
-geweht.  Hier  liegt  die  „Stadt",  bestehend  aus  50  —  60  Palm- 
strohhütten, unter  denen  eine  sich  als  Moske  kennzeichnet,  indem 
vor  ihr  ein  Brunnen  zu  den  religiösen  Waschungen  gegraben  ist. 

Die  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  besteht  im  Einhandeln 
von  Ochsen,  welche  von  den  Sakalava  der  nahen  Gebirge  in 
ungeheuren  Heerden  gezüchtet  werden.  Täglich  schlachtet  man 
5  —  6  Stück.  Häute  und  Talg  kommen  schliesslich  in  den  euro- 
päischen Handel.  Das  Muskelfleisch  wird  in  lange  Streifen  ge- 
schnitten, leicht  gesalzen  und  an  der  Sonne  getrocknet.  Unter 
dem  Namen  „  Muskita 44  (Swaheli  M'tanda)  dient  es  zum  Provian- 
tiren orientalischer  Fahrzeuge.  Knochen  und  alles  übrige  wird 
fortgeworfen,  auch  der  Kopf  bleibt,  abgesehen  von  den  Hornern, 
unbenutzt.  Die  Zunge  wird  niemals  gegessen.  Diesen  Sakalava- 
Brauch  haben  die  Mohammedaner  angenommen.  Ein  grausiger 
Schindanger-Gestank  lagert  über  dem  Orte.  Grossen  Haufen  halb 
und  ganz  verwester  Knochen,  Mägen  und  Eingeweide  begegnet 
man  bei  jedem  Schritte.  Unzählige  Milane  (Mylvus  aegyptius), 
weisshalsige  Krähen  (Corvus  scapulatus)  und  Kuhreiher  schwelgen 
im  Ueberfluss  ihres  ekelhaften  Frasses.  Hunde,  Schakale  und 
Hyänen,  die  sonst  im  Orient  die  Strassenreinigung  mit  besorgen, 
fehlen  hier. 

Eine  Seite  Beravi's  wird  durch  einen  Mangrove- Sumpf  ein- 
geschlossen, welcher  sich  an  den  Ufern  des  Mafeidäno,  eineä 
flussartigen  Meeresarmes,  tief  in's  Land  fortsetzt. 

Durch  alles  dieses  gehört  der  Ort  zu  den  denkbar  unge- 
sundesten. 

Ich  mietete  eine  Hütte  und  richtete  meinen  Hausstand  ein, 
was  bald  geschehen  war. 

Nachdem  ich  dem  Ortsvorsteher  Saleh  ein  ansehnliches  Geld- 
geschenk übergeben  hatte,  begann  ich  mit  ihm  über  den  Zweck 
meines  Hierseins  und  die  Mittel  zur  Ausführung  einer  Innlands- 
reise bis  zum  Orte,  wo  Dr.  Rutenberg  ermordet  wurde,  zu  unter- 
handeln. Anfangs  stellte  er  sich,  als  wisse  er  nicht  das  Geringste 
über  einen  früher  hiergewesenen  weissen  Reisenden  oder  gar  über 
dessen  Ermordung.  Ich  Hess  mich  jedoch  nicht  beirren,  erfuhr 
ich  doch  durch  meine  Leute,  dass  jedermann  die  genauen  Um- 
stände des  scheusslichen  Mordes  kannte,  auch,  dass  lange  vor  mir 


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West-  Madagaskar.  99 

die  Nachricht  vom  Kommen  eines  Europäers,  „der  den  Tod  seines 
Stammesgenossen  rächen  würde",  eingetroffen  sei.  Saleh  und  die 
andern  Mohammedaner  fürchteten  offenbar  zur  Rechenschaft  ge- 
zogen zu  werden,  hatten  sie  doch,  wie  ich  ebenfalls  in  Erfahrung 
brachte,  noch  vor  Kurzem  von  den  ihnen  ganz  bekannten  Mordern 
in  Beravi  Vieh  gekauft,  wohl  wissend,  dass  das  Geld  zu  diesem 
Geschäfte  von  dem  Raubmorde  stamme.  So  nützte  also  Saleh 
sein  Leugnen  nichts,  er  merkte  überhaupt  bald,  dass  er  es  nicht 
mit  einem  „M'jinga"  (unerfahrenen  Neuling)  zu  thun  habe. 
Uebrigens  hatte  er,  als  einfacher  Vorsteher  der  Stadt,  ausserhalb 
derselben  wenig  Einfluss.  Es  bedurfte  zur  Ausführung  meiner 
Reisepläne  der  directen  Verhandluug  mit  den  Häuptlingen  der 
Sakalava,  zunächst  der  der  Küstenstämme. 

Auch  zu  diesen  war  natürlich  die  Nachricht  von  der  Ankunft 
des  rachesüchtigen  Weissen  gedrungen  und  sie  hatten  den  Mördern, 
welche  sich  bis  jetzt  ruhig  bei  ihnen  aufgehalten,  den  Schutz  ver- 
sagt und  sie  des  Landes  verwiesen.  Nun  waren  die  Missethäter 
zu  einem  etwas  entfernter  wohnenden  Häuptling  —  Sauri  —  aus- 
gewandert, wo  sie  eine  Freistätte  gefunden.  Uebrigens  waren 
es  keine  Angehörigen  der  hiesigen  Sakalaven,  sondern  vom 
Stamme  der  Antankä,  welcher  in  N.-Madagaskar  seinen  Hauptsitz 
bat.  Obgleich  die  Sakalava  nunmehr,  nach  ihren  Begriffen,  ihre 
Hände  von  der  Sache  gereinigt  hatten,  waren  sie  doch  durch 
mein  Schifflein,  das  sie  voller  Kanonen  und  Bewaffneten  glaubten, 
in  nicht  geringe  Furcht  gerathen,  und  es  bedurfte  mehrerer  Frie- 
densboten, um  die  Häuptlinge  zu  bewegen,  zu  einem  „Kabäriu 
(Berathung)  nach  Beravi  zu  kommen. 

Inzwischen  machte  ich  einige  Ausflüge,  deren  Ausdehnung 
jedoch  durch  die  undurchdringlichen  Mangrove- Sümpfe  sehr  ein- 
geschränkt blieb.  Nur  die  Düne  diesseits  und  jenseits  des 
Beravi -Hafens,  wo  das  Sakalava- Dörfchen  Besaküa  liegt,  ist 
zugänglich. 

Wie  überall  in  den  Tropen,  festigen  die  dichtverwobenen 
Winden  (Ipomoea  pes  caprae  Roth.)  die  Böschung  der  Strand- 
hügel, während  fleischige,  kleinblütige  Mesembryanthemum-  Arten 
und  andere  Salzpflanzen  den  ebenen,  mehr  festen  Küstensaum  be- 
decken. Der  trockene  Sandrücken  selbst  ist  nur  von  krüppelhaftem 
Gestrüpp  dürftig  bewachsen,  vornehmlich  von  einer  Strychnos- 
Art  (Brehmia  spinosa  Harv.)  mit  grosser,  apfelsinenühnlicher 
Frucht,  unter  deren  spröder  Aussenschule,  in  herbsäuerlichem, 
aber  vom  Durstenden  gern  gegessenen  Fruchtbrei  gebettet,  die 
(giftigen?)  harten  Samen  liegen.  Auch  die  rotgelben  Blüten- 
stände einer  hochstrauchigen  Aloe  zieren  die  sonst  so  trostlose 
Landschaft.    Die  charakteristischste  Pflanzenform  dieser  Düne  ist 

7* 


100 


J.  II.  Hildebrandt: 


aber  die  bis  5  m  hohe  „Satatt  {Hyphaene  [corciacea?  No.  3052]). 
Ihre  Krone  besteht  aus  grossen  Fächerblättern,  welche,  besonders 
wenn  noch  unentfaltet  und  dann  zusammengebogen,  einen  ausser- 
ordentlich zierlichen  Umriss  bilden.  Zwischen  ihnen  hängt  eine 
Rispe  birnförmiger,  brauner,  blanker  Fruchte  herab,  deren  weniges 
süssliches  Fleisch  verschiedenen  Vögeln  und  den  bis  1  m  span- 
nenden Fledermäusen  (Pteropus)  zur  Nahrung  dient.  Aber  auch 
die  Eingeborenen  habem  gelernt,  diese  Früchte  zu  benutzen.  Sie 
werden  in  einem  grossen  Holzmörser  gestampft,  bis  die  härtliche 
Schale  zerbröckelt,  dann  in  Wasser  zum  Gähren  gebracht;  darauf 
wird  das  so  erhaltene  Gebräu,  welches  scheusslich  schmeckt,  ge- 
trunken. Die  Kunst,  durch  Verwendung  der  Stammspitze  Palmwcin 
zu  erhalten,  wie  sie  in  andern  Gegenden*)  an  ähnlichen  Hyphaene- 
Arten  geübt  wird,  scheint  man  hier  nicht  zu  kennen.  Aber  auch 
zu  nützlichem  Dingen  verwendet  man  hier,  wie  anderswo,  die 
Hyphaene.  Ihre  ausgewachsenen  Blätter  werden  doppelt  gefaltet 
zur  Bekleidung  der  Hüttenwände  benutzt,  die  noch  jungen  weichen 
Blätter  zu  Flechtwerk  mancherlei  Art:  zu  Matten  (No.  14**), 
Körben  und  Körbchen  (No.  6 — 11),  Getreidewannen  (No.  13) 
u.  s.  w.   Die  Stacheln  der  Blattstiele  liefern  Angelhaken  (No.  41). 

Die  Man gro ve-W ald ungen  machen,  wo  man  sie  auch 
trifft,  stets  einen  düstern,  unheimlichen  Eindruck.  Er  mag  wohl 
von  dem  Uebermass  gleichförmiger  Vegetation,  dem  schwarzen, 
unsichern  Boden,  welchem  bei  jedem  Schritte  Modergeruch  ent- 
quillt, der  herrschenden  Stille,  die  nur  durch  das  Rauschen  des 
nahen  nimmerruhenden  Oceans  oder  das  Gequak  der  Sumpfvögel 
(kein  Wasservogel  hat  eine  Singstimme)  unterbrochen  wird,  her- 
vorgerufen sein.  Im  Boden  wühlen  riesige,  sonderbar  geformte 
Krabben,  verschiedene  Conchylien  sitzen,  oft  in  dicken  Haufen,  an 
den  Stämmen  oder  auf  den  Blättern  der  Rhizophoren. 

Anmuthiger  belebt  ist  die  doch  so  unfruchtbare  Düne.  Zwar 
hat  sie  wenige  ihr  eigentümliche  Thiere  aufzuweisen,  aber  da,  wo 
das  Gestrüpp  höher  und  dichter  und  in  der  Nähe  menschlicher  Be- 
hausungen ist,  haben  sich  einige  Landvögel  eingefunden.  Schaaren 
der  kleinen  grünen  und  grauen  Papageien  (Psittacuhts  cana  Gm.) 
—  eine  leckere  Kost  für  Einheimische  und  Fremde  —  lärmen 
in  den  Dorfbäumen,  welche  auch  Flüge  zierlicher  langschwänziger 
Tauben  (Oena  capensis  L.)***)  vorübergehend  besuchen.  Aus 
dichtem  Gebüsch  erklingt,  bald  hell  und  klar,  bald  zart  und 
wonnig,  das  Jubellied   der  Nachtigall   Madagaskars  (Copsichus 

*)  z.  B.  bei  den  Afer.    vgl.  Zeitsch.  d.  Ges.  f.  Erdk.  X,  S.  30. 
**)  Diese  Nummern  beziehen  sich  auf  die  ethnographische  Sammlung  der 
Mnlagassen,  welche  dem  hiesigen  ethnogr.  Museum  übergeben  worden  ist. 
***)  Oena  capensis  ist  den  S.-Sakalaven  „fadi". 


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West  -  Madagaskar. 


101 


pica  Natt.)«  dagegen  flötet  in  den  Baumkronen  in  5,  nach  mensch- 
lichem Gehöre  möglichst  falsch  zusammengestellten  Tönen  die  den 
Pirolen  verwandte  Actimia  leucocephala  Gm.;  geängstigt,  geht  ihr 
Flöten  in  Krächzen  über,  welches  andere  ihres  Gleichen  herbei- 
bringt.  Einsam  und  scheu  sitzt,  in  dichtem  Gezweig  verborgen, 
ein  kräftiger  Würger  (Vanga  curvirostris  Gm.).  Er  verrät  sich 
dem  Jäger  durch  einen  in  kurzen  Zwischenräumen  weithin  er- 
schallenden Stimmlaut,  der  (von  E.  Newton)  sehr  treffend  mit 
dem  Klingen  eines  mit  schwerem  Hammer  bearbeiteten  Ambos 
verglichen  wurde.  Frei  auf  trocknem  Aste  hält,  unbeweglich,  der 
kleine  braunflügelige  Thurmfalke  {Tinnunculus  Newloni  Gurn.) 
mit  den  grossen  scharfen  Augen  nach  Eidechsen  und  anderer 
Jagdbeute  Ausschau,  eine  einzige  Bewegung  seiner  geschickten 
Flügel  bringt  ihn  in  deren  Besitz.  In  blitzschnellem  Zickzack 
durchstreicht  eine  kleine  Schwalbe  (Cypselus  gracilis  Sharpe)  die 
Lüfte,  leise  zirpend  —  ganz  wie  die  zarten  und  doch  so  gierig- 
gransamen  Fledermäuse,  welche  sie  Nachts  ablösen. 

Manchen  hübschen  Vogel  brachte  mir  auch  die  Jugend  Be- 
ravi's,  den  sie  mit  dem  Blaserohr  (Kifrötsi  No.  48)  erlegt  hatten. 

Das  Malagassische  Blaserohr  ist  2 — 3  m  lang.  Die  Pfeile 
dazu  (Anapilu)  bestehen  aus  einem  ca.  0,5  m  langen,  feinen,  zu- 
geschärften Bambus-  oder  Phragmites- Rohrsplitter  als  Schaft  und 
dem  hinten  handbreit  umgebundenen,  aus  den  Seidenfasern  ge- 
gewisser Asclepiadeen- Samen  oder  feinen  Federn  bestehenden 
Pfropfen,  welcher,  vom  Hauche  getrieben,  den  Pfeil  herausschnellt 
und  zugleich  im  Fluge  stetig  hält. 

Den  9.  Juli  langten  die  zur  Beratung  berufenen  Sakalava- 
Häoptlinge  mit  einigen  Hundert  Mann  bewaffneten  Gefolges  in 
Beravi  an.  Dies  brachte  Leben  in  den  sonst  so  stillen  Han- 
delsplatz. 

Ich  blieb,  die  Etiquette  der  Wilden  kennend,  einstweilen 
-unsichtbar tt  im  Hause,  sandte  aber  einige  meiner  Leute  aus,  um 
gegen  leere  Flaschen  —  die  in  ganz  Madagaskar  beliebt,  wenn 
auch  nicht  so  sehr  wie  volle  sind  — ,  Glasperlen,  Zeug  u.  s.  w., 
Schmucksachen,  Amulette*)  und  andere  Anhängsel  der  Krieger 
einhandeln  zu  lassen  (vgl.  die  bezügl.  No.  der  ethnogr.  Sammlung). 

Nachmittags  war  öffentliche  Vorstellung  unter  dem  Schatten- 
dache vor  der  Wohnung  Saleh's.  Im  dicht  geschlossenen  Kreise 
kauerten  die  Krieger  schweigsam  und  unbeweglich  um  ihre  auf 
Stühlen  sitzenden  Häuptlinge  —  eine  wild  romantische  Schaar. 

*)  In  vom  römischen  „Christenthum''  angehauchten  Gegenden  Mada- 
gaskars ist  es  schwierig  zu  unterscheiden,  ob  die  Amulette  von  europäischen 
Priestern  oder  von  heidnischen  Zauberern  angefertigt  sind,  so  sehr  sehen 
«ie  sich  ähnlich. 


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102 


J.  M.  Hildfln  a  ndt: 


Die  meist  schlanken,  sehnig-kraftvollen,  durchschnittlich  über  mittel- 
grossen,  tiefbruunen  Körperformen  nur  wenig  verhüllt  durch  ein 
Lendentuch  von  dunkel  gefärbtem,  eigentümlich  gemustertem  Rafia- 
Gewebe   (No.  1);    über  eine   Schulter  eine  ähnliche  „Lamba" 
nachlässig-malerisch  geworfen;   als  Schmuck  eine  einfache  Hals- 
schnur roter  Perlen,  um  die  Knöchel  eine  klirrende  Kette  aus 
Eisendraht  mit  zollgrossen  Gliedern;   die   schöngeformten  Füsse 
ungeschützt  durch  verweichlichende  Sandalen;  keck  zur  Seite  der 
Stirn  eine  schneeweisse,  zwei  thalergrosse  Scheibe  ausgeschliffener 
Meermuscheldeckel   (Fela)  oder   auch   ein  blankes,   mit  Perlen 
verziertes  kupfernes  Buckelschildchen  (No.  24),  in  dem  zu  mäch- 
tigem Wulste  ausgekämmten  Haar  einige  Perlen- Stränge,  Berg- 
krystalle  u.  dgl.;   vor   der  frei  getragenen  Brust,   am  Oberarm 
oder   Handknöchel    sonderbare   Amulette:    mit  Perlen  verzierte 
Eberzähne  (No.  31),  Crocodilknochen  (No.  30),  geweihte  Holz- 
stückchen  (No.   27 — 29),    Ziegenhörner   (No.   32),    welche  mit 
kräftiger  Medizin  gefüllt  sind,  die  gegen  alle  Fährlichkeit  schirmt 
u.  dgl.;  zwei  hohe  Lanzen  (No.  51)  in  einer  Hand,  in  der  andern 
ein  kolossales  Feuerschloss-Gewehr,  im  besten  Zustande  gehalten 
und  wie  eine  Geliebte  geziert  durch  alles,  was  blinkt  und  glitzert: 
Nägel  mit  Messingköpfen,  Perlen  u.  dgl.;   am  Gürtel  eine  viel- 
kammerige  Patronentasche,  neben  jeder  Patrone  ein  Messerchen 
steckend,  auf  dessen  Messingheft  das  Portrait  Napoleons  I.  gepresst 
—  so  ist  das  Bild  des  Sakalava-Kriegers.   Wie  mitleidig  würde  er 
den  weissen  Gelehrten  anschauen,  der  auf  der  Zwergensuche  im 
mystischen  Madagaskar,   seine  Nation   eine  Pygmäen- Rasse  ge- 
nannt hat. 

Die  unzweifelhaft  schwächlicheren  und  kleineren  Hova  wissen 
dies  besser,  indem  sie  ihnen  den  Namen  „Saka  lavau,  das  heisst 
lange  Wildkatzen,  gegeben  haben.  Dafür  revanchirten  sich  die 
Sakalava  durch  die  Bezeichnung  der  Hova  als  „Umbua  läiubo", 
wörtlich  Hundeschweine,  d.  h.  Leute,  welche  Hunde  und  Schweine 
halten.  Beide  Theile  sehen  übrigens  —  wenigstens  heute  — 
keine  Beschimpfung  in  diesen  Namen. 

Solche  Krieger  waren  es,  welche  sich;  über  6000  Mann  stark, 
in  250  Lakka  (Canoes)  im  Jahre  1816  aufmachten,  das  300  See- 
meilen entfernte  portugiesische  Fort  Ibo  bei  Mosambik  zu  erobern. 
Zwar  wurde  diese  Flotte  unterwegs  von  einem  Sturme  fast  voll- 
ständig vernichtet,  sodass  nur  einige  60  Boote  das  afrikanische 
Festland  erreichten,  aber  den  Beweis  ihres  kriegerischen  Unter- 
nehmungsgeistes haben  sie  dadurch  geliefert.  Sie  waren  es  auch, 
welche  die  an  200  Miles  entfernten  Comoro-lnseln  auf  denselben 
schwachen  Fahrzeugen  zu  vielen  Malen  aufsuchten,  raubend  und 
mordend,  was  sie  vorfanden  und  was  sich  ihnen  entgegenstellte. 


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West  -  Madagaskar. 


103 


Sie  waren  es  auch,  welche  Nosi-be  noch  unter  franzosischer 
Herrschaft  gefährdeten.  Erst  der  grosse  Hova-König,  Radama  I. 
konnte,  vermöge  seiner  europäisch  geschulten  Truppen,  das  Joch 
abschütteln,  Tribut  an  die  Sakalava  zu  zahlen,  wie  es  von  Alters 
her  geschehen  war.  Noch  jetzt  brüsten  sich  die  Süd-Sakalaven 
in  unbezwungener  Freiheit. 

In  ihrem  physischen  Aeussern,  in  vielen  ihrer  Sitten  (vgl. 
unten)  gleichen  sie  den  „Kaffern44  Afrika's,  sie,  wie  die  Pfeil  und 
Bogen  führenden  Bara  an  der  Südspitze  der  grossen  Insel.  Warum 
sollten  auch  nicht  thatkräftige  Afrikaner  ihren  Weg  hierher  ge- 
funden haben  —  in  glücklicheren  Expeditionen  als  die  war,  welche 
die  Sakalava  zurück  zur  Heimath  ihrer  Urväter  versuchten.  Viel- 
leicht auch,  dass  zur  frühen  Zeit  dieser  Völkerbesiedelung  im 
trennenden  Kanal  von  Mosambik  noch  mehr  solcher  vulkanischer 
Inseln  als  Brückenpfeiler  vorhanden  waren,  wie  sie  jetzt  die 
Comoren  zeigen.  Diese  ersten  Einwanderer  haben,  physisch  wie 
psychisch,  den  Charakter  der  afrikanischen  Nomadenvölker*)  bei- 
behalten. Ich  gestehe  offen,  dass  ich  keinen  durchgreifenden 
Unterschied  zwischen  einem  Vertreter  solcher  Stämme  und  einem 
Sakalava  zu  machen  weiss. 

Sehr  verschieden  ist  das  zweite  Element  der  Madagaskar- 
Völker,  die  Malayen,  fast  rein  erhalten  in  den  hellen,  straffhaarigen 
Hova.  Durch  welche  Mittel  sie  den  Weg  von  ihrem  fernen  Ursitz 
hierher  gefunden,  bleibt  rätselhaft.  Diese  körperlich  schwächere, 
aber  intelligentere  Race  hat  es  von  kleinen  Anfangen  —  so  sagen 
alle  ihre  Traditionen  —  dahin  gebracht,  viele  Stämme  Madagaskars 
entweder  ganz  aufzureiben,  zu  unterjochen  oder  durch  ihre  Kultur 
zu  beeinflussen.  Sie  haben  auch  —  als  geistig  höher  stehend  — 
ihre  Sprache  eingeführt.  Uebrigens  ist  diese  natürlich  nicht  rein 
geblieben  und  enthält  z.  B.  bei  den  Sakalava  viele  afrikanische 
Remini8cenze"b. 

Wie  es  sich  mit  den  „Vazimbau,  einer  vormalayischen  Be- 
TÖlkerung,  deren  Gräber  man  noch  heute  verehrt,  verhielt,  bleibt 
zu  untersuchen.  In  dem  von  mir  bereisten  Sakalava-Lande  konnte 
ich  keine  Aufschlüsse  darüber  erhalten.  — 

Doch  zurück  zum  „Kabari",  Es  wurden  für  jetzt  nur  kalt- 
höfliche  Begrüssungsformcln  ausgetauscht  —  wichtige  Verhand- 
lungen werden  nicht  vor  allem  Volke  gehalten.  Jeder  lobte  den 
andern,  sich  selbst  dabei  aber  nicht  vergessend.  Die  Sakalava 
(die  Häuptlinge  sprachen  nicht  selbst,  sondern  ihre  Räte),  indem 


*)  Diese,  von  den  ,,Nubiern"  herunter  bis  zu  den  ,.Kaffornu,  trenne  ich 
scharf  von  den  (meist  ackerbauenden)  echten  Negern  Mittel-Afrika's  und  den 
SklaveuBtämmcu  Mosambik'». 


104 


.1.  M.  H  i  1  il  cb  ra  ml  t: 


sie  mich  in  ihrem  Lande,  welches  von  Wohlstand,  d.  h.  Viehstand, 
strotze,  begrüssten  und  die  Freundschaft  mit  den  Weissen  be- 
teuerten, die,  wie  sie  wohl  wussten,  schliesslich  alle  ihre  so 
wertvollen  Producte  kauften,  ich,  indem  ich  hervorhob,  dass  ihre 
Waffen,  feinen  Kleidungen  und  Schmucksachen,  Getränke  und  die 
schönen  runden  Thaler  alles  von  den  Weissen  herkäme,  die  durch 
mich  den  edlen  Sakalava  ihr  Wohlwollen  versicherten.  Nach 
solchen  süssen  Heden  schloss  diese  öffentliche  Versammlung  und 
ohne  ein  Abschiedswort  —  welche  hier  nicht  Sitte  sind  —  zog 
ich  mich  in  meine  Behausung  zurück. 

Bald  darauf  erwiderten  die  Häuptlinge  meinen  Besuch.  Um 
das  steife  Ceremoniell  etwas  zu  sänftigen,  zeigte  ich  ihnen  meine 
Gewehre,  deren  Güte  ich  an  einem  Milan  erprobte,  zündete  die 
allen  „Wilden"  so  magisch  erscheinenden  Streichhölzer  an,  machte 
sogar  einige  kindische  Zauberkunststücke;  zeigte  mich  überhaupt 
so  liebenswürdig,  wie  ich,  ohne  mir  etwas  zu  vergeben,  durfte,  und 
die  Häuptlinge  schieden.  Sie  hatten  sich  ohne  Zweifel  „gut 
amüsirt",  wollten  es  aber  nicht  merken  lassen. 

Nun  trat  die  schwierige  Frage  der  Geschenke -Vertheilung 
an  mich  heran.  Jedem  musste,  nach  Rang  und  Einfluss,  aus 
meinem  mitgebrachten  Waarenlager  die  entsprechende  Stückzahl 
weisser,  blauer  und  bunter  Stoffe,  grobes  Pulver  in  kleinen 
Fässchen  u.  dgl.  zugesandt  werden.  Im  Ganzen  repräsentirten 
diese  Abgaben  einen  Werth  von  wohl  50  5  Francs-Thalern.  Hierzu 
kam  noch  der  leidige,  aber  unvermeidliche  Rum,  den  ich  übrigens 
—  human  Denkende  mögen  den  Betrug  verzeihlich  finden  — 
stark  mit  Wasser  verdünnte.  Alles  wurde  „dankend  mit  beiden 
Händen u  entgegengenommen;  nur  einige  Rumflaschen,  welche  in 
der  Eile  nicht  ganz  bis  zum  Rande  vollgegossen  gewesen,  schickte 
man  zur  Nachfüllung  zurück.  Solche  Vernachlässigung  wird  als 
eine  Geringschätzung  angesehen. 

Als  der  Abend  angebrochen,  fanden  sich  die  Häuptlinge  mit 
mir  im  Hause  Saleh's  zu  einer  geheimen  Beratung  zusammen. 
Hier  setzte  ich  ihnen  in  wohlüberdachter  Rede  meine  Absichten 
auseinander.  Ich  sei,  vom  Vater  gesandt,  nach  Beravi  gekommen, 
um  den  Todesort  seines  ermordeten  Sohnes  aufzusuchen  und,  wenn 
möglich,  dessen  Gebeine  zu  sammeln.  Ich  käme  nicht,  um  Rache 
zu  nehmen,  sondern  an  der  Stelle  der  Unthat  zu  beten.  Ich  er- 
suche sie,  mir  Führer  und  Begleitung  durch  ihr  Gebiet  zu  geben, 
damit  ich  in  Frieden  meinen  traurigen  Auftrag  ausführen  könne. 

Darauf  entstand  ein  langes  Hin-  und  Herreden.  Sie  ver- 
hehlten ihre  Sorge  keineswegs,  ich  käme  als  Kundschafter  einer 
grösseren  Kriegsmacht  —  glaubten  sie  doch,  dass  alle  Weissen, 
auch  der  Stamm  des  Ermordeten  (Deutschland  kennt   man  hier 


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West  -  Madagaskar. 


105 


naturlich  nicht)  Beraubung  oder  gar  Todtung  eines  ihrer  Ange- 
hörigen rächen  würde,  ebenso,  wie  sie  es  von  Franzosen  und 
Engländern  wussten.  —  Alle  meine  Versicherungen,  ich  käme  in 
der  angegebenen  friedlichen  Mission,  sei  auch  kein  Franzose  oder 
Engländer,  fanden  keinen  Glauben  und  die  Beratung  verlief 
resultatlos.  Nun  griff  ich  zu  dem  in  aller  Welt  bewahrten  System 
der  Bestechung.  Die  wortführenden  Räte  und  mehrere  der 
Häuptlinge  erhielten  geheime  Zuschüsse  und  siehe!  die  Erlaubniss 
zum  Passiren  des  Küstengebietes  erfolgte  sofort  und  stellten  sich 
die  verlangten  Führer  richtig  ein. 

Dann  reisten  die  Sakalava  ab,  nicht  ohne  sich  durch  eine 
gehörige  Dosis  Rum  für  den  Weg  gestärkt  zu  haben. 

Meine  nächste  Sorge  war,  Träger  für  den  Marsch  zu  mieten. 
Es  waren  nur  afrikanische  Sklaven  •),  die  den  Mohammedanern 
BeravTs  gehörten,  zu  haben  und  diese  hatten  niemals  getragen, 
denn  von  Beravi  gehen  keine  Handelszüge  in's  Innere.  Sie 
schreckten  selbst  vor  den  leichtesten  Paketen  zurück.  Die  For- 
derungen ihrer  Herren,  welche  mir  durch  Salch  zugingen,  waren 
Anfangs  so  übertrieben  hoch,  dass  ich  solche  Preise  meinem  Auf- 
traggeber gegenüber  nicht  hätte  verantworten  können,  und  schon 
begann  ich  an  der  Ausführung  des  ganzen  Unternehmens  zu 
zweifeln,  besonders  als  einer  der  Sclavenbesitzer  die  Lüge  in 
Umlauf  setzte,  er  hätte  von  meinen  Leuten  gebort,  ich  würde 
ihre  Schwarzen  in's  Hova-Gebiet  führen  und  sie  dort  befreien, 
d.  b.  selbst  behalten. 

Nach  vielem  Aerger  und  grossem  Aufwand  von  Geduld  waren 
endlich  auch  diese  Hemmschuhe  des  Reiseantritts  überwunden. 

So  hatte  ich  denn  die  freudige  Genugthuung,  am  11.  Juli 
Morgens  10  Uhr  vom  Dorfe  Besaküa  an  der  Spitze  von 
10  bewaffneten  Schwarzen  den  Marsch  in's  Innere  antreten  zu 
können. 

Der  Weg  führte  im  Ganzen  o.s.-ostlich  über  die  Düne  und 
durch  Mangrove-Djungel;  dann  über  weite  kahle  Ebenen,  welche, 
wie  wir  später  beim  Rückmarsch  erfuhren,  bei  Hochwasser  vom 
Meere  überdeckt  sind  und  dann,  wegen  ihres  tiefen  Schlammes, 
nur  mit  grosser  Mühe  durchwatet  werden  können.  Sie  wechseln 
mit  Dünenhügelzügen  ab,  in  deren  feinen  Sandboden  man  tief 
einsinkt,  was  ausserordentlich  ermüdet.  Hier  hat  sich  ein  ziem- 
lich dichter  Baum-  und  Strauchwuchs  eingefunden:  Tamarhinden, 
Euphorbia   Tirvcalli  (L.),   Aloe  und   struppiges,  jetzt  blattloses 


*)  Die  Freimachung  der  afrikanischen  Sklaven «Madagaskars,  welche 
<iie  Engländer  erwirkten  (vgl.  oben)  bezieht  sich  natürlich  nur  auf  die  unter 
HoTa-Regierung  stehenden  Provinzen. 


10G 


J.  M.  Hildebrandt: 


Geträuch,  sogar  eine  dolchblätterige  Orchidee,  (nebenbei  bemerkt, 
eine  der  wenigen  dieser  Familie,  die  ich  auf  meiner  Tour  im 
sterilen  West-Madagaskar  fand).  Alles  sah  trostlos-trocken  drein, 
—  es  war  eben  Winter,  die  regenlose  Zeit.  Sehr  allmählich 
erhöhte  sich  das  Terrain,  trug  aber  noch  deutlich  die  Spuren 
früheren  Meerufers.  Die  alten  Strandebenen  waren,  wo  sandig 
mit  Hyphaene. Gestrüpp,  wo  lehmig  mit  sauern  Gräsern  bewachsen. 
In  der  Regenzeit  pflanzt  man  auf  ihnen  Reis  an.  Die  früheren 
Dünen  trugen  schon  eine  etwas  reichhaltigere  Vegetation. 

Gegen  ^'12  Uhr  geboten  unsere  Führer  Halt;  wir  waren 
in  der  Nähe  des  Dorfes  Ansahafi,  nach  welchem  der  ganze 
District  seinen  Namen  hat.  Die  Führer  gingen  voraus,  um  unsere 
Ankunft  zu  melden,  als  sie  aber  nach  einer  halben  Stunde  nicht 
zurückgekommen  waren,  folgte  ich  mit  meinem  Zuge. 

Ich  traf  in  dem  kleinen  Dorfe  (ca.  30  Hütten)  einige  40 
Krieger,  welche  in  grossem  „Kabari"  begriffen  wareu.  Der  Dorf- 
chef, ein  alter  griesgrämiger  Held,  hockte  zum  Zeichen  seiner 
Würde  auf  einer  zerlumpten  Matte,  während  seine  Getreuen  auf 
der  blossen  Erde  hockten.  Er  suchte  sich  durch  beharrliches 
Schweigen  einen  sehr  wichtigen  Anstrich  zu  geben.  Seine  Räte, 
ebenso  klapperige  Gestalten  wie  er,  Hessen  sich  endlich  herbei, 
abseits  von  der  Versammlung  in  eine  geheime  Unterhandlung  zu 
treten.  Natürlich  drehte  sich  alles  um  ein  „Geschenk"  d.  h.  eine 
Durchlass-Abgabe.  Als  ich  hierfür  eine  Flasche  Rum  proponirte, 
bedeutete  man  mir,  Geschenke  müssten  stets  in  der  Zweizahl  ge- 
geben werden  (welche  Regel  ich  auch  später  bestätigt  fand).  Ich 
gab  also  zwei  Flaschen  Rum  und  der  Weg  war  offen.  Dies  war 
das  einzigste  Mal  während  der  Reise,  wo  Durchgangszoll  von  mir 
erhoben  wurde,  stets  gingen  die  Geschenke  der  Dorfchefs  deu 
meinigen  voraus.  Ansahafi  liegt  aber  noch  im  Küstengebiet  und 
die  Sitten  sind  durch  die  Mohammedaner  verdorben. 

Erst  nach  1  Uhr  waren  wir  wieder  auf  dem  Marsche.  Es 
ging  in  der  Karawane  sehr  unregelmässig  her,  wie  dies  ja  stets 
am  ersten  Reisetage  der  Fall  ist.  Wir  zogen  über  einen 
von  Regenfluten  zerrissenen  Kalksteinhügelzug,  welcher  mit  Sata- 
Palmen,  krüppelhaftem  Gesträuch,  verwildertem  Cayennepfeffer 
u.  dgl.  ziemlich  dicht  bewachsen  ist.  Hier  liegt  ein  Hirtendörfchen 
mit  wenigen  Hütten  aber  vielem  Vieh.  Dann  stiegen  wir  wieder 
abwärts  zu  einer  vormaligen  Sandebene,  die  sich  mit  Phragmites, 
andern  Gräsern  und  Salzpflanzen  zu  bedecken  anfängt.  Der 
lehmige  Boden  ist  durch  Austrocknung  rissig  geworden  und  un- 
angenehm zu  begehen.  Weiterhin  stiegen  wir  fast  unmerklich 
noch  etwas  an  und  nun  erst  war  die  breite  Meerstrandregion, 
welche  offenbar  in  Hebung  begriffen  ist,  überschritten. 


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West  -  Madagaskar. 


107 


Hochgras-Savannen,  nur  von  einzelnen  Sycomoren,  Tamarhinden 
und  Sata-Palnten  unterbrochen,  bedecken,  so  weit  das  Auge  reicht, 
das  leicht  wellige  Gelände  —  ganz  im  Character  ost-afrikanischer 
Landschaft. 

Gegen  8  Uhr  passirten  wir  die  Anpflanzung  M'baibü,  wo 
Manihot,  Bataten,  Sorghum  und  Tabak  gezogen  wird.  Sie  liegt 
am  Ufer  des  Flusses  Beturea,  der  (wie  wir  später  sehen  werden) 
im  Innern  den  Namen  Rano-be,  d.  h.  grosses  Wasser,  führt  und 
der  sich  bei  Nara,  nordlich  von  Beravi,  in's  Meer  ergiesst.  Bei 
M'baibu  ist  sein  tiefgerissenes  Bett  etwa  150  Schritt  breit.  Das 
riemlich  schnell  fliessende  "Wasser  nimmt  aber  jetzt  nur  etwa  die 
Hälfte  der  Sohle  ein;  in  der  Regenzeit  aber  ist  es  angefüllt  und 
für  Canoes  weit  hinauf  schiffbar.  Wir  folgten  seinem  Laufe  eine 
Strecke  aufwärts,  bogen  dann  rechts  ab  und  waren  wieder  auf 
der  einförmigen  Savanne,  stellenweise  ganz  im  Grase  begraben. 
Hier  und  da  war  auch  das  Gras  abgebrannt.  Durch  den  bei 
jedem  Schritte  aufwirbelnden  Kohlenstaub  erschien  sehr  bald  die 
ganze  Karawane  grau  in  grau. 

Hier  mischt  sich  unter  die  Sata  eine  prachtvolle  andere  Fächer- 
palme mit  kräftigem  Säulenstamm.  Bis  3  Meter  spannen  ihre 
derben  Blattflächen,  die  Blattstiele  sind  weiss  gestreift,  riesige 
Tranben  pflaumengrosser,  blankbrauner  Früchte  (gesammelt)  hän- 
gen herab.  Sie  sollen,  ebenso  wie  ihr  „Kohl"  (das  Stammherz) 
giftig  sein.  Ganze  Haine  dieses  urkräftigen  Gewächses  passirten 
wir.  Der  starke  Wind  blies  in  das  mächtige  Laub,  sodass  es 
klappernd  und  klatschend  zusammenschlug. 

Ich  schoss  unterwegs  für  unsere  Küche  einige  grüne  Tauben. 
Es  ergab  sich  aber,  dass  sie  ungeniessbar  waren.  Sie  hatten  sich 
nämlich  mit  Cayennepfeffer  gemästet,  dessen  Schärfe  alle  Körper- 
tbeile  durchdrungen  hatte.  Besser  mundeten  uns  schwarze  Papa- 
geien, die  truppweise  auf  den  fruchtreichen  Sycomoren  anzu- 
treffen waren. 

Um  4  Uhr  Nachmittags  rasteten  wir  bei  einigen  Tümpeln  am 
Wege,  um  die  Nachzügler  herankommen  zu  lassen.  Hier  hatten 
die  Eingeborenen  eine  tiefe  runde  Fallgrube  gegraben,  in  welcher 
sie  einige  Tage  vorher  ein  Crocodil  gefangen  hatten. 

Ueber  hügeliges  Terrain,  dessen  roter  Lehmboden  vom  Regen 
gefurcht  ist,  langten  wir  gegen  Uhr  im  Dorfe  Ansunäki, 
unserem  heutigen  Nachtquartier,  an. 

Solche  Sakalava-Dörfer  bestehen  aus  etwa  20  Hütten,  weiche 
ziemlich  weit  und  unregelmässig  von  einander  entfernt  sind.  Eine 
Befestigung  des  Dorfes  ist  nirgends  bemerkbar.  Nur  die  Kälber 
«nd  Nachts  eingezäunt.  Diese  aber  nur,  um  sie  von  der  Kuh  zu 
entwöhnen.    Die  übrige  Heerde  lagert  zwischen  den  Hütten.  Das 


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108 


J.  M.  Hildebrandt: 


hiesige  Rind  ist  ein  Zebu  und  gleicht  dem,  welches  in  ganz  Ost- 
Afrika  gehalten  wird.  Nur  die  Horner  sind  gewohnlich  etwas 
starker  entwickelt.  Zuweilen  fallen  in  der  Heerde  verkümmerte, 
zeugungsunfähige,  männliche  Rinder.  Sie  heissen  bei  den  Hova 
omby  seväli  (Pferdeochsen)  und  werden  zum  Reiten  und  Last- 
tntgen benutzt,  aber  niemals  geschlachtet  oder  gar  gegessen.  Ich 
sah  ein  Exemplar  in  Mojangä.  Es  war  unter  der  Grosse  wohl- 
gebildeter Rinder,  der  Buckel  wenig  vortretend,  das  Gehörn  ganz 
verkümmert,  die  Hornmasse  kaum  fingerlang  und  faltig,  sie  liess 
sich  bewegen  wie  ein  Hautanhängsel.  In  dem  hier  zu  beschrei- 
benden Sakalava- Gebiete  werden  nur  wenige  Schafe  —  von 
Art  der  Swaheli-Race  d.  h.  persischen  Stammes,  aber  mit  langem 
hängenden  Fettschwanz  und  längerem  Wollhaare,  braun  oder  braun 
und  weiss  gefleckt  —  gehalten.  Auch  Ziegen  —  mittelgross, 
gewöhnlich  gemähnt,  mit  massigem  Gehörn  und  starkem  Fuss  — 
sieht  man  wenige.  Hühner  findet  man  nicht  in  jedem  Dorfe. 
Gänse,  Enten,  Puter,  welche  in  keinem  Hova-Dorfe  fehlen, 
haben  bei  den  Süd-Sakalaven  noch  keinen  Eingang  gefunden. 
Schweine  werden  ebenso  wenig  gezüchtet.  Dagegen  sind  sie, 
wie  ja  auch  die  Hova,  grosse  Freunde  von  Hunden.  Diese  sind 
entweder  klein,  schakalartig  mit  aufrechtstehenden  Ohren,  gelb- 
grau, straffhaarig  mit  Ringelschwanz  (ost-afrikanischer  Abstammung, 
aber  kurzbeiniger),  oder  von  europäischem  Mischblut.  In  den 
Dörfern  stehen  Tröge  aus  gehöhlten  Rafia-Stielen,  in  denen  die 
Hunde  regelmässig  Futter  zugetheilt  bekommen.  Zum  Anlocken 
derselben  knipsen  die  Sakalaven  mit  den  Fingern.  Sie  verkaufen 
nicht  gerne  einen  Hund,  „das  brächte  Unglück".  Katzen  sind 
allen  Malagassen  Thiere  bösen  Omens. 

Der  Dorfobere  von  Ansunäki  war  abwesend,  man  bedauerte, 
uns  deshalb  nicht  in  üblicher  Weise  bewirten  zu  können,  jedoch 
räumte  man  eine  Hütte  ein.  Ich  zog  es  aber  vor,  in  meinem 
Zelte  zu  schlafen;  das  dumpfe,  fensterlose  Geraach  mit  seiner 
mächtigen,  feststehenden  Schlafstätte,  die  mit  schmutzigen  Matten 
belegt  war  —  offenbar  der  Brutplatz  von  allem  was  fleugt  und 
kreucht  —  schien  mir  nicht  allzu  einladend  zu  sein.  Erst  spät 
Abends  kam  Tsimamita,  der  Chef.  Er  war  ein  kräftiger,  etwas 
korpulenter  Mann  mit  jovialen  Zügen  und  Manieren.  Er  wollte 
uns  sofort  einen  Ochsen  zum  Schlachten  schenken,  da  ich  aber 
fürchtete,  meine  Leute  möchten  sich  bei  dem  nächtlichen  Schmausen, 
welches  gewiss  angehalten  hätte,  bis  der  letzte  Knochen  abge- 
knabbert, zerschlagen  und  noch  seines  Marks  beraubt  wäre,  für 
den  morgenden  Marsch  untauglich  machen,  so  schlug  ich  das  An- 
erbieten dankend  ab.  Nun  durchstöberte  er  sämmtliche  Hütten 
seines  Dorfes  und  brachte  Bananen  und  Manihot  in  Fülle  heran. 


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West  •  Madagaskar. 


Aach  bei  der  spätem  Rückreise  konnte  ich  den  Ochsen  des  Dorfes 
Ansanäki  nicht  annehmen,  da  wir  Provisionen  genug  hatten.  Tsi- 
mamita  liess  es  sich  aber  nicht  nehmen  mir  ein  fettes  Stück  bis 
Beravi  nachzubringen.  Diesen  Ochsen  habe  ich  als  Typus  des 
Madagaskar-Zebu  in  Haut  und  Knochen  prapnrirt  und  nach  Europa 
gesandt. 

Ich  schliesse  hier  ein  kleines  Verzeichniss  von  Benennungen 
der  Hausthiere  bei  verschiedenen  Stammen  Madagaskars  an, 
woraus  sich  manche  Winke  über  den  Weg,  auf  dem  sie  zu  ihnen 
gelangt  sind  und  die  Völker,  welche  sie  ihnen  gegeben  haben, 
finden  lassen. 


Deutsch 

Hova 

Dctsimii- 
sardka 

Sakalav  a, 

B  emerkunge  n. 

Rindvieh 

ömby 

aiiombv 

anömby 

gn<Smbe  im  Swaholi. 

Stier 

6vaby  liilii 

aüomby  lahi 

aiiombv  hihi 

Ochs 

6mby  v6sitra 

anomby  vo- 
sitrn 

aiioniby  \ü- 
sitra 

Kuh 

v&vy 

vilvy 

vavy 

Ziege 

6sy 

bengi 

bengi 

buzi  im  Swaheli. 

Schaf 

6ndry 

ondri  kondriki 

aöndry 

gnondö  im  Swaheli. 

Puter 

vöro  silotra 

kolok6le 

kolokolo 

Kolokolo  wohl  ono- 
matopoetisch. 

Ente 

voron  bazA 

giinga  gAnga 
oder 
daki  daki 

ganga  ganga 
oder 
daki  daki 

v6rou  baza  i.  e. 
Vogel  d.  Weissen, 
daki  daki  v.  engl, 
duck. 

Gans 

v6rombe 

gisy 

gisy 

voromhc  i.  e.  grosser 
Vogel,  gisi  v.  engl, 
geese. 

Huhn 

aköho 

akoho 

akoho 

Kuku  im  Swaheli. 

Ei 

atody 

atody 

fandatsaka 

fandatsaka  i.  e.  (v. 
Huhn)  was  wegge- 
worfen wird. 

Esel 

börik 

ampondro 

ainpondro 

bouriqtii  fransös. 
pimda  Kisvaheli. 

Pferd 

seviUi 

cheval  fntn/.ös. 

Huud 

alika 

ambüa 

m'hua  Swaheli. 

Katze 

piso,  k.-ui. 
saka 

piso 

bisa  arabisch ,  kari 
v.  chat  franz.  V,  siika 
v.  ptika  Kiswaheli. 

Schwein 

kisöa1) 

lainbo 

biiubo 

!)  Kisoa  (spr.  Kisüa). 


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110 


J.  M.  Hildebranrit: 


12.  Juli.  Nachdem  ich  nieine  Truppe  nochmals  gemustert 
und  jedem  Trager  seine  Last  für  die  fernere  Reise  zuertheilt  — 
was  natürlich  wieder  viel  Geschrei  und  Wehklagen  gab  — ,  auch 
durch  den  Mund  des  ältesten  Führers  die  Leute  zum  Beisammen* 
bleiben  während  des  Marsches ,  zum  freundlichen  Umgange  mit 
den  Eingeborenen  u.  dgl.  ermahnt  hatte,  setzten  wir  uns  —  gegen 
9  Uhr  —  in  Marsch.  Die  Richtung  blieb  noch  immer  OSO. 
Unterwegs  machten  wir  im  Mittel  105  Schritt  in  der  Minute. 
Der  ausgedorrte  Boden,  rother  scharfsandiger  Lehm  mit  braunen, 
glattrindigen  Steinen  und  Quarz  vermischt,  ist  mit  Hochgras, 
wenigen  Sträuchern  (z.  B.  3059)  und  Sata  bewachsen.  Das 
Gras  wird  jährlich  abgebrannt,  zur  Erneuerung  des  Viehfutters. 
Nur  auf  den  Hügelrücken  hat  sich  etwas  Baumschlag  gebildet, 
in  dessen  Schatten  eine  feinblättrige  Bambusart  gedeiht.  Farn- 
kräuter, welche  in  fruchtbaren  Erdstrichen  solche  Orte  besonders 
lieben,  sucht  man  vergebens.  Hier  vertreten  doppelt-fiederblättrige 
Sapindaceen-H&umej  welche,  besonders  in  der  Jugend,  täuschende 
Aehnlichkeit  mit  Farnen  haben,  deren  Stelle.  Die  unscheinbaren 
Blüten  struppiger  Sträucher  findet  nur  der  emsig  suchende  Botaniker. 
Kaum  eine  Vogelstimme  ist  vernehmbar;  nur  wenige  Schmetter- 
linge und  Heuschrecken  flattern  und  hüpfen  durch  das  dürre  Laub. 

Wir  befanden  uns  jetzt  im  Districte  Antzeti  und  passirten 
gegen  J^ll  Uhr  ein  verlassenes,  verfallenes  Dorf.  Sein  Häupt- 
ling war  gestorben  und  dann  ziehen  die  Einwohner  weg  und 
gründen  ein  neues  Heim.  Der  Name  des  früheren  Wohnsitzes 
wird  nicht  mehr  genannt.  Nach  wenigen  Jahren  zeigt  nur  ein 
einsamer  Grabsteinhaufen  die  Stelle  an,  wo  eine  ganze  Dorf- 
bewohnerschaft in  Lust  und  Leid  lebte  und  webte. 

Bald  darauf  erreichten  wir  einen  munter  fliessenden  Bach. 
Ansüssa  geheissen,  bei  welchem  wir  einige  Zeit  rasteten.  Sein 
Lauf  verrieth  sich  schon  von  weitem  durch  eine  Linie  10 — 15m 
hoher  Pandanus  (in  zwei  Arten).  Ihr  gerader  kurzästiger  Stamm 
ruht  auf  Stelzenwurzeln  im  Schlamme;  die  tiefgrünen,  stachel- 
randigen  Schwertblätter  stehen  in  dichten  schraubigen  Büscheln 
zusammen.  Das  ganze  Gewächs  macht  einen  steifen,  düstern  Ein- 
druck. Im  und  am  Wasser,  unter  ihrem  dichten  Schatten,  fand  ich 
manches  hübsche  Pflänzchen.  Auch  hatten  sich  einige  Vögel  ein- 
gefunden. Es  gelang  mir  sogar,  einen  der  scheuen  Wiedehopfe 
(Upupa  marginata  Pet.)  zu  erlegen. 

Im  Jagd-  und  Sammeleifer  hatte  ich  mich  etwas  vom  Lager 
entfernt,  als  mich  Zanken  und  Schreien  dorthin  zurückrief.  Der 
alte  Griesgram  vom  Dorfe  Ansahafi  hatte  uns  nämlich  einen  Tross 
seiner  Getreuen  nachgesandt,  welche  sich,  befehlend  und  tobend, 
als  unsere  „  Führer**  aufdringen  wollten.    Ich  empfahl  ihnen,  vor- 


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West  -  Madagaskar. 


111 


erst  etwas  Wasser  zu  trinken,  damit  sich  ihre  erhitzte  Zunge 
(Sprache)  abkühle.  Dnnn  würde  ich  ihre  Reden  anhören.  Ich 
hätte  übrigens  Führer  genug.  Alle  ferneren  Unterhandlungen  schnitt 
ich  dadurch  ab,  dass  ich  in  meinem  Taschenbuche  Notizen  eintrug, 
welches  nie  gesehene  Beginnen  sie  so  einschüchterte,  dass  sie  sich 
schweigend  zurückzogen.    Wir  aber  setzten  unsern  Marsch  fort. 

Es  war  inzwischen  nahe  an  Mittag  geworden  und  die  Sonne 
brannte  tüchtig,  was  besonders  in  dem  jeden  Luftzug  abhaltenden 
Hochgrase  fühlbar  war.  Nach  einiger  Zeit  erreichten  wir  Pflan- 
zungen (Manihot),  die  im  Schwemmland  des  Ansüssa  prachtvoll 
gediehen.  Hier  wurde  uns  von  den  Führern  Halt  geboten.  Wir 
roussten  warten,  bis  sie,  der  Sitte  gemäss,  unsere  Ankunft  im 
nahen  Dorfe  gemeldet  und  Erlaubniss  zum  Eintritt  in  dasselbe 
erlangt  hatten.  Zugleich  auch,  um  den  Einwohnern  Zeit  zu  lassen, 
, Toilette"  zu  machen  und  sich  zum  würdigen  Empfang  zu  ver- 
sammeln. Fast  ^  Stunden  blieben  die  Leute  aus.  Dann  geleiteten 
sie  uns  nach  Merulefu,  einer  Ansiedlung  von  einigen  20  Palm- 
strohhütten. Im  Schatten  einer  riesigen,  dichtkronigen  Sycomore, 
dem  „Kuban "-Platze,  kauerten  in  weitem  Kreise  die  männlichen 
und  einige  der  weiblichen  Bewohner,  erstere  hockend,  letztere 
knieend.  Der  Chef  nahm  den  Ehrenplatz  ein,  eine  Matte  am 
Stamme  des  Baumes,  gegen  den  er  sich  lehnte.  Ich  setzte  mich 
anf  einen  Waarenballen  als  Stuhl,  ihm  gegenüber.  Er  war  von 
meinem  Kommen  und  meinen  Absichten  wohl  unterrichtet,  lobte 
sie  und  mich  und  alle  Weissen  und  bat  mich  einen  Ochsen  als 
Geschenk  anzunehmen,  wie  er  auch  einigen  jungen  Mädchen  Befehl 
gab,  Reis  für  uns  zu  stampfen.  Ich  antwortete  ihm  entsprechend 
höflich,  dankte  ihm  für  seine  freundliche  Aufnahme  und  bat  ihn, 
etwaige  Klagen  über  meine  unbändigen  Begleiter  sofort  an  mich 
gelangen  zu  lassen,  auch  mir  zu  sagen,  was  etwa  in  seinem 
Dorfe  „faditf  sei,  damit  wir  keinen  Verstoss  gegen  seine  Gebräuche 
machten. 

Inzwischen  waren  auch  die  Kinder  herangekommen,  neugierig- 
schüchtern  den  nie  gesehenen  Geramaso  —  d.  h.  Bunt-,  anders 
als  Schwarzäugigen  (Sakalava-Bezeichnung  für  Europäer)  — ,  von 
dessen  Stamm  die  Mutter  gewiss  oft  erzählt  hatte,  betrachtend. 
Durch  Hätscheln  und  „  Bangemachen Anstaunen  ihrer  Puppen 
ans  Thon  (No.  49)  und  ernste  Besichtigung  ihrer  aus  dem  gleichen 
Material  gekneteten  Miniatur- Viehheerde  (No.  50),  sowie  durch 
einige  blanke  Spielpfennige,  die  sie  halb  ängstlich,  halb  freudig 
annahmen,  gewann  ich  bald  ihr  Herz,  machte  mir  die  Mütter  zu 
Freundinnen,  welche  gelegentlich  ihre  Männer  zu  meinen  Gunsten 
beeinflussen.  Auf  allen  meinen  Reisen  habe  ich  getrachtet,  das 
Zutrauen  der  Eingeborenen  zu  gewinnen,  indem  ich   mit  ihnen 


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112 


J.  M.  Hildebrnndt: 


umging,  als  wären  sie  meines  Gleichen.  Die  psychischen  Anlagen 
physisch  noch  so  verschiedener  Menschenrassen  scheinen  genau  die 
gleichen  zu  sein,  wenn  auch  diese  Anlagen  während  des  Lebens- 
kampfes sich  hier  starrer,  dort  zarter  entwickeln. 

Die  Weiber  hatten  sich  zum  Empfange  der  seltenen  Fremd- 
linge festlich  geschmückt  —  allerdings  nacli  ihrer  Art  —  d.  h. 
das  Gesicht  mit  weissem  Thon  (No.  35)  und  gelbem  Rindenpulver 
entweder  ganz  beschmiert,  so  dass  nur  Augenlider  und  Lippen 
freiblieben,  oder  Halbmonde,  Ringe  und  Linienmuster  darauf  ge- 
malt, auch  ihre  neuesten  Lamba  (Rafia-Tücher,  von  denen  eint* 
bis  an  die  Kniee  reicht,  das  andere  den  Oberkörper  deckt)  um- 
geschlagen. Die  Haare  werden  meistens  in  grossen  Puffen  ge- 
tragen, welche  dadurch  hervorgebracht  sind,  dass  die  Spitzenhälfte 
von  jederseits  4  —  5  Flechten  ausgekämmt  wird.  Oben  bleiben 
die  Haare  glatt  und  sind  in  einen  Mittel-  und  drei  bis  vier  Quer- 
scheitel,  je  nach  Anzahl  der  Flechten,  gctheilt.  Kinderu  ist  ge- 
wöhnlich der  Kopf  rasirt.  Manchmal  lässt  man  1  oder  2  Linien 
am  Umfange  (Anfange)  des  Haarwuchses  stehen  oder  eine  Ringel- 
Locke  auf  dem  Vertex.  Schmucksachen,  wie  Perlen  u.  dgl.  sind 
wenig  zu  sehen,  beliebter  sind  silberne  oder  messingne  Arm- 
spangen  und  Fingerringe.  Die  Nase  bleibt  unverziert.  Dagegen 
tragen  die  meisten  Weiber  die  barbarisch-afrikanischen  *)  unge- 
heuren Ohrpflöcke  (No.  21,  22).  Sie  sind  oft  7,5  cm  im  Durch- 
messer, also  von  der  Grösse  eines  Handtellers  und  drei  Finger 
dick ,  aus  nicht  gerade  sehr  leichtein  Holze  roh  geschnitzt  um! 
zuweilen  mit  Messingknopfnägeln  bespickt.  Während  die  Sakalava- 
Männer  nicht  tätovirt  sind,  bringen  sich  viele  Frauen  wenigsteus 
einige  Male  an.  Besonders  auf  dem  Oberarm  sieht  man  Umrisse 
von  aufrechten  Kreuzen,  Sternen,  Schlangenlinien  und  anderen 
Figuren. 

Sie  werden,  mit  einem  Dorn  oder  Nadel  eingestochen,  mit  Holz- 
kohlenpulver eingerieben  und  bleiben  geschwärzt.  Seltener  werden 
auch  Linien  gezogen,  die  (auf  Swaheli-Weise)  durch  das  scharte 
Oel  gerösteter  Cachu-Bohnenhülsen  eingeätzt  werden.  Zwei  solcher 
Linien  machen  sich  gelegentlich  Jungen  und  Mädchen  „aus  Liebe". 

Ein  Stirnband  irgend  welcher  Art,  und  sei  es  auch  nur  ein 
bunter  Zeugfetzen  oder  ein  Rafia-Faden,  wird  umgebunden.  Die 
Weiber  gehen,  wie  die  Männer,  barfuss.  Von  irgend  welcher 
Verschleierung  ist  keine  Rede.  Die  Stellung  der  Frau  der 
Sakalaven,  wie  überhaupt  aller  Malagassen,  ist  gegenüber  dem 
Manne  eine  wenig  untergeordnete,  oft  sogar  —  wie  z.  B.  bei 


*)  vgl.  ethnogr.  Notizen  über  Wakamba  etc.  in  Zeitschr.  d.  Ges.  i. 
Ethnol.  1878  p.  352. 


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West- Madagaskar. 


113 


der  Konigin  der  Hova,  deren  Genial  der  jedesmalige  Premier- 
Minister  ist  —  ihm  im  Ansehen  überlegen.  Wegen  der  leichten 
Lösbarkeit  der  Ehe  darf  der  Mann  sich  keine  Unterdrückungen 
erlauben. 

Wo  es,  wie  hier,  keine  Schande  ist,  gegentheils  gerne  ge- 
sehen wird,  wenn  eine  junge  Frau  voreheliche  Kinder  mitbringt, 
kann  die  Moral  nicht  sehr  gross  sein.  Weniger  wohl  noch  bei  den 
^cirilisirteren,  christlichen 44  Hova,  als  bei  den  primitiveren  heid- 
nischen Malagassen.  Denn  erstere  sollten  durch  die  Religions- 
vorschrift der  Europäer  ihr  ganzes  Leben  an  eine  Frau  —  welche 
in  diesen  Ländern  viel  früher  verblüht  als  der  Mann  —  gebunden 
sein,  während  bei  letztern  die  Polygamie  anerkannt  ist.  Die  Hova 
werden  sich  also  entweder  von  einem  hässlich  gewordenen  Weibe 
gani  scheiden  und  sie  ihrem  traurigen  Schicksale  überlassen,  oder 
neben  ihr  im  Geheimen  Concubinen  halten.  Bei  den  nicht  christ- 
lichen Stämmen  bleibt  aber  in  den  allermeisten  Fällen  eine  ver- 
blühte Frau  bei  ihrem  Manne,  ihr  und  sein  Haus  verwaltend, 
während  den  jüngern  neue  Hütten  gebaut  werden. 

Die  Beschäftigung  der  Sakalaven  ist  nicht  sehr  viel- 
seitig. Die  Männer  warten  das  Vieh  und  verhandeln  gelegentlich 
ein  oder  das  andere  Stück,  um  sich  Kleidung  und  Munition  zu 
verscharlen,  helfen  auch  wohl  den  Weibern  in  den  kleinen  Pflan- 
zungen. Diese  sind  oft  weit  vom  Dorfe  entfernt,  auf  den  Ufer- 
ebenen der  Gewässer  angelegt.  Ist  in  einem  Jahre  die  Ernte 
schlecht  ausgefallen,  so  wird  das  Feld  verlassen  und  ein  neuer 
Platz  aufgesucht.  Manihot,  Bataten  und  Bananen,  ihre  Haupt- 
Kulturpflanzen,  machen  wenig  Mühe.  Von  ersteren  beiden  wird 
einfach  ein  fusslanges  Stengelstück  in  den  mit  einem  schmalen 
Spaten  (No.  44)  gelockerten  Boden  gesteckt,  welches  nach  einem 
Jahre  —  Bataten  noch  schneller  —  die  mehlreichen  Wurzeln  aus- 
bildet. Die  Ba  nane  wird  bekanntlich  durch  .Theilung  des  Wurzel- 
stockes fortgepflanzt.  Viele  Jahre  hindurch  bringt  sie,  ohne  weitere 
Wartung  ihre  centnerschweren  Fruchttrauben  hervor.  In  den  Reis- 
districten  des  Nord-Sakalava-Landes,  wo  zur  Ausfuhr  kultivirt  wird, 
ist  allerdings  die  Feldarbeit  grösser,  dort  werden  aber  auch  viele 
Sklaven  gehalten.  Im  Innern  von  Beravi  wird  nur  wenig  Reis 
gezogen,  der,  selbst  bei  den  Häuptlingen,  nicht  immer  für  den 
Hausbedarf  ausreicht. 

Das  Enthüllen  des  Reises  fällt  den  jungen  Mädchen  zu 
oder  den  Frauen.  Zwei  und  drei  derselben  stehen  plaudernd 
(jedoch  nicht,  wie  in  Afrika,  singend)  um  den  grossen  hölzernen 
Mörser  und  stampfen  mit  wuchtigem  Stösser  das  harte  Korn,  eine 
Bewegung,  welche  wohl  viel  zu  ihrer  so  kräftigen  Entwicklung  bei- 
trägt.   Sie  holen  auch  das  Wasser  aus  dem  meist  etwas  vom  Dorfe 

Z*it*ebr.  d.  GoMÜMfa.  f.  Erdk.    Bd.  XV.  8 


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114 


J.M.  Ilildebrandt: 


entfernten  Bache  oder  Tümpel.  Hierzu  bedienen  sie  sich  arm 
dicker  und  bis  2  ra  langer  Bambus-Stücke,  deren  Knoten-Fach- 
wände durchstossen  sind.  Der  unterste  Knoten  bleibt  als  Boden 
geschlossen.  Oben,  am  Ausguss,  sind  sie  ähnlich  einer  Schreib- 
feder zugespitzt.  Beim  Tragen  werden  sie  wie  ein  Gewehr  ge- 
schultert. Zum  Transportiren  der  Wurzelfrüchte  u.  dgl.  bedient 
man  sich  sackartiger,  weitmaschiger  Netze  aus  Hafia- Fasern  (No.  5), 
welche,  wie  überhaupt  jede  sonstige  Last,  an  den  beiden  Enden 
eines  Bambus-  oder  anderen  Stockes  hängend,  über  eine  Schulter 
balancirend,  getragen  wird.  Das  in  Afrika  und  im  Orient  gebräuch- 
liche Tragen  auf  dem  Kopfe  sieht  man  in  Madagaskar  selten. 

Das  Kochen  besorgt  die  Hausfrau.  Auch  die  Kochtöpfe  (rund- 
bauchige  wie  die  ostafrikanischen)  werden  von  ihr  aus  Lehm  ge- 
formt, mit  grossen  Bohnenfrüchten  (No.  36)  geglättet  und  gewöb- 
lich  im  scharfen  Feuer  von  Reisspreu  gebrannt,  wodurch  m 
geschwärzt  werden.  Man  isst  allgemein  mit  Holzlöffeln  (No.  37}, 
an  deren  Stelle  die  Betsimitsaräka  und  andere  Stämme  gefaltete 
Ravenala- Blätter  (No.  47)  benutzen,  wie  ihnen  auch  solche 
Blätter  als  Teller  dienen.  Der  Hüttenbau  fällt  den  Männern 
*u,  das  Flechten  der  Matten,  Körbe  u.  dgl.  den  Frauen.  Hierin 
sind  sie  sehr  geschickt.  Die  Muster  der  quadratischen,  an  den 
Ecken  etwas  aufgebogenen  Getreidewannen  (No.  13)  und  Matten 
(No.  14,  15)  sind  recht  hübsch.  Kleine  Körbchen  und  Taschen, 
zuweilen  (No.  9)  in  roher  Thiergestalt,  oder  von  der  Form 
bauchiger  Flaschen  (No.  6)  werden  ebenfalls  gefertigt.  Ein 
anderes  Geflecht  von  solcher  Flaschenform,  aber  ohne  Boden, 
benutzen  die  Krieger  zum  Schutz  des  Gewehrschlosses  auf  dem 
Marsche;  es  wird  von  oben  über  den  Lauf  gezogen. 

Eine  Lieblingsbeschäftigung  der  Frauen,  welche  einen  grossen 
Theil  ihrer  freien  Zeit  ausfüllt,  ist  das  Weben  von  Lamba  aus 
Rafia-Fnser.  In  allen  Dörfern  sieht  man  grosse  Schattendächer, 
unter  denen  die  Webstühle  (No.  3)  Tags  über  aufgestellt  werden. 
Sie  lassen  sich  leicht  zusammenrollen  und,  wenn  nicht  unter  Arbeit, 
in  der  Hütte  unterbringen.  Fast  immer  sind  mehrere  Frauen  bei 
einer  Lamba  beschäftigt.  Es  dauert  oft  monatelang,  ehe  eins  dieser 
haltbaren  Gewebe  fertig  ist.  Die  Farbenmuster  sind  bei  den  Süd- 
Sakalava  meistens  düster  gehalten  (No.  1).  Die  Hova  weben 
ausserdem  bekanntlich  äusserst  kostbare,  grellfarbige  Lamba  aus 
einheimischer  Seide  (von  dem  Spinner  Brocera  cajani  Vinson.), 
aber  zum  täglichen  Gebrauch  auch  einfachere  Tücher  aus  Baum- 
wollenfäden  (No.  4),  welche  sie  seltener  aus  im  Lande  gewachsener 
Baumwolle  spinnen,  als  vielmehr  von  eingeführten  Merikani*)  aus- 


*)  ungebleichte»  amerikanisches  Zeug. 


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West  -  Madagaskar. 


115 


fransen,  die  sie  dann  färben  und  auf'8  Neue  verweben.  Auch  die 
Sakalava  nehmen,  wenn  sie  sie  bekommen  können,  solche  Faden 
als  Rand  ihrer  Rafia-Lamba.  Aus  dem  von  mir  den  Häuptlingen 
gegebenen  Merikani  sah  ich  alsbald  ausgefranzte  Faden  von  einem 
Ende  des  Dorfes  zum  andern  gespannt. 

In  allen  von  mir  passirten  Sakalava-Ansiedlungen  fand  ich 
lange  dünne  Stangen  aufgerichtet,  an  denen  —  nach  Hova-Sitte  — 
Schutzidole  hangen,  z.  B.  kleine  aus  Holz  geschnitzte  Vogel- 
gestalten, Reiherflügel  u.  8.  w.  In  Merulefu  hatte  man  den  Fett- 
backel  eines  Ochsen  auf  die  Stangenspitze  gesteckt.  Bei  der 
feierlichen  Ceremonie  der  Beschneidung  laden  die  Aeltesten  die 
Vorbaut  der  Knaben  in  ein  Gewehr  und  schiessen  sie  zu  diesen 
Bildern  empor.  Neben  der  Stange  war  auch  eine  kleine  Platt- 
form auf  Gabelstäben  errichtet,  auf  welcher  Erde,  Gras  und  ver- 
kohlte Kräuter  lagen.  Ich  konnte  nicht  erfahren,  welche  Vor- 
stellung sich  hieran  knüpft.  In  wohl  allen  Hütten  findet  man 
verschiedene  heilige  Gerätschaften:  ganz  kleine  geflochtene  Korb- 
fläschchen  oder  mit  Palme  verzierte  hornförmige,  ausgehöhlte  Holz- 
stückchen mit  „Medizin"  gefüllt  u.  dgl.  Nachbildungen  mensch- 
licher Gestalten,  wie  sie  einige  der  Hova-Götzen  hatten,  scheinen 
die  Sakalava  nicht  zu  kennen.  Ich  fand  aber  in  einer  Hütte 
eineu  aus  Wachs  gekneteten  kleinen  Ochsen,  offenbar  als  Penat, 
aufgehängt.    Ich  wusste  ihn  mir  zu  verschaffen  (No.  34). 

13.  Juli.  Nachdem  die  Leute  tüchtig  gefrühstückt,  um  sich 
für  den  heute  bevorstehenden  anstrengenden  Marsch  zu  stärken, 
brachen  wir  (es  war  bereits  nach  8  Uhr  geworden)  auf.  Merulefu 
liegt,  wie  ich  jetzt  bemerkte,  auf  einem  Plateau.  Weiter  gegen 
Ost  und  Ost-Süd-Ost,  was  unser  Cours  war,  breitet  sich  das  breite 
Thal  des  Rano-be,  in  welchen  der  Ansussa-Bach  mündet,  aus. 
Den  fernen  Horizont  begrenzen  hohe  Berge. 

Das  Thal  hat  mehr  gelben  als  roten  Lehmboden,  aus  dem 
sich  bankartige,  bröckelig- verwitterte  Granitschichten,  die  von 
Quarzgängen  durchzogen  sind,  erheben.  Es  ist  von  wogendem 
Hochgras  angefüllt,  aus  dem  sich  nur  vereinzelte  Sycomorcn, 
Hyphaenen  u.  dgl.  Bäume  erheben.  Von  einem  derselben  schoss 
ich  eine  prachtvolle  Cona  (C.  ruficeps  R.  Gray)*).  Weiterhin 
erlegte  ich  einen  mit  meinen  Literaturmitteln  unbestimmbaren 
Pierocies  (No.  29  der  ornitholog.  Sammlung).  In  einer  Wasserader, 
die  wir  auf  dem  Wege  kreuzten,  wuchs  Martilia  (No.  3066);  ein 
kleiner  schwimmender  Farn  (No.  3065)  bedeckte  die  Oberfläche 
von  Tümpeln. 

Nach  einstündigem  tüchtigen  Auschreiten  kamen  wir  wieder 


•)  Diese  Art  wurde  bis  jetzt  nur  nördl.  vom  Cap  8t.  Andras  beobachtet. 


116 


J  M.  Hildebrandt: 


an  die  Ufer  des  Rano-be,  in  dessen  fruchtbarem  Schwemmland 
prächtige  Bananenpflanzungen  gedeihen.  Selten  lässt  man  die 
Frucht  am  Stamm  reif  werden,  sondern  schneidet  die  Trauben 
grün  ab  und  schmort  sie  in  Backofen  —  Löchern  im  Boden,  die 
mit  Lehm  ausgeschmiert  sind.  Auch  Tabak  (rotblühender  „vir- 
ginischer")  wird  hier  kultivirt.  Die  Blätter  desselben  werden  in 
etwa  0,5  m  lange  Flechten  gedreht  und  diese  zusammengeknäuelt. 
(No.  45).  Der  hiesige  Tabak  ist  stark  und  schlecht  schmeckend. 
Er  wird  von  den  Sakalaven  selten  geraucht  —  aus  Wasserpfeifen, 
welche  aus  ochsenhornförmigen  Flaschenkürbissen  und  einem  Stück 
Manihot  oder  Thon  als  Kopf  hergestellt  sind  (No.  18)  — ,  niemals, 
so  viel  ich  sah,  geschnupft,  aber  desto  leidenschaftlicher  gekaut, 
wozu  er  vorher  gepulvert  wird.  Man  führt  ihn  auf  eigen thümliche 
Weise  zum  Munde,  streuet  ihn  nämlich  auf  den  untern  Theil  des 
Handtellers  und  schlürft  ihn,  dabei  die  Hand  rasch  nach  unten 
ziehend,  ein.  Ganz  dieselbe  Gestikulation  macht  der  Sakalava, 
wenn  er  „Trinken"  mimisch  darstellen  will.  Die  Tabakdosen, 
welche  jedermann  bei  sich  trägt,  bestehen  meistens  aus  Bambus- 
Stücken  (No.  20),  welche  man  durch  Einritzen  ihrer  Oberhaut 
verziert;  manchmal  auch  aus  kleinen  Flaschenkürbissen,  Stücken 
Ochsenhorn  u.  dgl. 

In  den  Pflanzungen  hatten  sich  viele  Vogel  eingefunden, 
gewöhnliche  Arten:  Hypsipetes  ouvorang  Gm.,  grüne  Tauben, 
schwarze  Papageien  (Coracopsis  nigra  L.)  u.  s.  w.,  jedoch  erlegte 
ich  auch  einen  mir  unbekannten  Raubvogel  (Accipiier  spec. 
No.  3). 

Durch  das  Davonlaufen  zweier  Träger,  die  sich  nach  ihrem 
faulen  Leben  in  Beravi  zurücksehnten,  hatten  wir  einigen  Auf- 
enthalt, da  ich  ihre  Lasten  an  die  Reserveleute  geben  musste 
und  diese,  weil  sie  nichts  trugen,  selbstverständlich  am  weitesten 
zurückgeblieben  waren. 

Ich  richte  mich  bei  meinen  Reisen  stets  auf  20  %  Verlust 
durch  Desertiren  und  Bestohlenwerden  ein. 

Der  Fiuss  macht  hier  eine  starke  Krümmung,  welche  wir 
abschnitten,  uns  einen  Weg  durch  schneidiges  Schilf  und  lianen- 
verwebtes Hochgras  bahnend.  Um  10  Uhr  erreichten  wir  den 
Rano-be  wieder  und  durchwateten  ihn  diesesmal.  Das  Wasser 
lief  in  mehreren  gürteltiefen  Adern  durch  das  ca.  200  Schritt 
breite  Bett.  Ich  schoss  auf  den  Sandbänken  einige  hübsche 
Reiher  und  den  sonderbaren  Taucher  HcJieus  africanus  (Gm.), 
den  die  Sakalava  „Rengi  voay",  Krokodil- Freu  ml  nennen,  da  er 
sich  stets  den  Krokodilen  zugesellen  soll.  Der  Rano-be.  wie  alle 
Gewässer  Madagaskars,  birgt  viele  dieser  einzig  gefährlichen  Raub- 
thiere  der  grossen  Insel.    Mein  Hund,  ein  in  Nosi-be  geborener 


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West  -  Madagaskar. 


117 


Neufundländer,  kannte  von  dort*)  die  Gefahr,  Wasser  zu  pa89iren. 
In  tollen  Angstsprüngen  eilte  er  dem  andern  Ufer  zu. 

Das  jenseitige  Ufer  des  Rano-be  ist  etwas  erhoben  und  stellt 
eine  hübsehe  Parklandschaft  dar.  Prachtige  Rindviehheerden  weiden 
das  saftige  Büschelgras,  welches  im  Baumschatten  gedeiht,  ab.  Sie 
gehören  dem  Häuptlinge  von  Merulefu,  der  hier  das  Hirtendorf, 
Pevata  besitzt,  welches  wir  gegen  11  Uhr  erreichten. 

Dies  ist  das  letzte  Dorf  vor  einem  breiten  Wildnissstreifen, 
der  die  Gebiete  der  Küsten-Sakalaven  von  denen  des  Innern 
trennt.  Hier  wollten  meine  Führer  Halt  für  heute  machen,  an- 
gebend, wir  konnten  vor  Nacht  kein  Wasser  mehr  erreichen.  In 
Wahrheit  war  es  ihnen  aber  nur  darum  zu  thun,  dass  wir  wieder 
einen  Ochsen  zum  Geschenk  erhalten  möchten  und  ihre  Freunde,  die 
Hirten,  ein  hohes  Gegengeschenk  bekämen.  Bei  der  heterogenen 
Zusammensetzung  der  Karawane  —  die  ich  mir  überhaupt  beim 
Reisen  zum  Prinzip  gemacht  habe  —  blieben  solche  kleine  und 
gelegentlich  auch  grossere  Ränke  selten  verschwiegen.  Jede  Partei 
sieht  der  andern  scharf  auf  die  Finger.  Ich  ordnete,  da  wir  noch 
hinreichend  proviantirt  waren,  den  Weitermarsch  an.  Oestlich  von 
Pevata,  im  Thale,  liegt  der  hübsche  kleine  See  Rano  vödi,  ein 
Hinterwasser  des  Rano-be.  Wir  gingen  noch  immer  OSO,  durch 
Grasland  und  dichten  Wald.  Aus  dem  dunklen  Laube  dorniger 
Gebüsche  leuchteten  hier  und  da  grosse  süsse  Citronen  hervor,  die 
in  diesem  Gebieten  häufig  verwildert  vorkommen.  Gegen  Mittag 
kreuzten  wir  eine  Wasserader,  in  welcher  Charen  (No.  3067)  und 
Moose  (No.  3068)  zu  sammeln  waren.  Eine  muntere  Quelle  rauschte 
rwischen  dem  Gefels,  welches  sie  von  Erde  reingewaschen  hatte. 
Gerne  wäre  ich  hier  länger  verweilt,  um  nach  minutiösen  Pflanzen 
und  Thieren,  an  denen  solche  Lokalitäten  reich  sind,  zu  forschen, 
aber  der  Gang  der  Karawane  konnte  deshalb  nicht  aufgehalten 
werden.  Bleibt  der  Reisende  bei  solchen  Gelegenheiten  zurück, 
so  löst  sich  seine  Truppe  gewöhnlich  in  einzelne  Theile  auf.  Die 
Tete  eilt  zu  sehr  vorwärts,  die  Nachzügler  verlieren  sich  im  Hoch- 
gras, desertiren  mit  ihren  Lasten,  werden  auch  leicht  von  feind- 
lichen Eingeborenen  abgeschnitten. 

Hier  mächt  das  Terrain  eine  Höhenstufe  und  breitet  sich 
dann  als  Plateau  aus.  Ein  höchst  sonderbarer  Anblick  entfaltet 
sich  vor  uns.  Die  geologische  Formation  hat  nämlich  plötzlich 
gewechselt,  Kalkstein  ist  aufgetreten.  In  den  abenteuerlichsten 
Formen,  bald  monströse  Thierkolosse  darstellend,  bald  wie  ver- 
fallene Burgen  oder  gigantische  Tempelbauten,  erheben  sich  graue 


*)  Ein  Krokodil  aus  einem  dieser  Kraterseeen  von  Nosi-be*  findet  sich  in 
meiner  Sammlung. 


118 


J  M.  Hildehrandt: 


Felsblocke  aus  der  gelbgedorrten  Savanne.  In  dem  Kalkgestein 
sind  nierenförmige  und  runde,  rotbbraune  Kerne  eingekeilt.  Mit 
ihnen  ist  auch  der  Boden  bestreuet.  Sie  werden  von  meinen 
Sakalaven  eifrig  gesammelt,  um  als  Flintenkugeln  zu  dienen. 
Drei  oder  vier  dieser  Steine  kommen  zugleich  auf  das  grobe 
Pulver  zu  liegen.  Auch  mit  Rinds- Backenzahnen  schiessen  sie. 
Als  Pfropfen  dient  die  ja  überhaupt  so  vielfach  gebrauchte  Rafia- 
Faser. 

Die  Sonne  brannte  fürchterlich  auf  diese  Ebene.  Deshalb 
machten  wir  im  Schatten  einiger  krüppelhafter  Sata-Palmen,  deren 
nimmer  ruhende  Blätterfächer  uns  Kühlung  zuwehten,  Mittagsrast. 
Dann  ging's  weiter.  Gegen  1  Uhr  passirten  wir  einen  „Stein- 
haufen u,  dadurch  entstanden,  dass  jeder  Vorübergehende  ein  Stein- 
stück auf  einen  bestimmten  Kalkfelsen  gelegt  hatte.  Der  Sinn 
dieses  Monumentes  war  meinen  Begleitern  nicht  bekannt. 

Nach  Ueberschreiten  des  Steinfeldes  bahnten  wir  unsern  Weg 
wieder  durch  das  leidige  Hochgras.  Der  Boden  ist  etwas  wellig,  von 
steinharten  Termitenbauten,  die  aber  1,5  m  selten  übersteigen, 
besetzt.  Um  2  Uhr  —  inzwischen  war  wieder  kurze  Rast  zam 
Sammeln  der  Karawane  notig  gewesen  —  war  das  Plateau  passirt 
und  stiegen  wir  steil  abwärts  in  ein  zerrissenes  Sandsteinthal, 
welches  mit  hochstämmigen  Fächerpalraen- Hainen  bestanden  ist. 
In  den  Schluchten  erheben  sich,  aus  dichtem  Buschwerk,  Rave- 
nalen,  eine  Dracaena- Art  (Dracaena  umbraculi/era)  und  eine  zier- 
liche Fiederpalme.  In  einer  solchen  Senkung  fanden  wir  Wasser 
vor.  Nachdem  wir  uns  hieran  erfrischt  und  etwas  geruht  hatten, 
gingen  wir  noch  bis  5  Uhr  weiter,  wo  bei  dem  Bache  Ankazo- 
näno  (d.  h.  Wasser  im  Busch,  Röhricht)  das  Lager  für  die  Nacht 
aufgeschlagen  wurde. 

14.  Juli.  Bei  unserm  Aufbruch  scheuchten  wir  grosse 
Si  haaren  schwarzer  Papageien  auf,  welche  am  Bachrande  ge- 
nächtigt hatten.  Selbst  nicht  im  Fluge,  der  sie  hoch  in  die  Lüfte 
trägt,  lassen  sie  ihre  kreischende  Stimme  ruhen. 

Die  Bodcngestaltung  bleibt  dieselbe  wie  gestern,  hellgrauer 
Sandstein  bildet  zerrissenes  Hügelland.  In  den  Schluchten  dunkles 
Buschwerk,  aus  dem  grellrothe  Bignoniaceen  -  Blüten  (3100)  her- 
vorschauen und  in  welches  sich  schneeweissblättrige  Lianen  winden ; 
auf  den  sterilen  Ebenen  und  sonnigen  Gehängen  verdorrter  Gras- 
wuchs, der  nur  durch  einzelne  krüppelhafte  Sträucher:  so  die 
Composite  No.  3075  und  den  „Kizumpa"  —  Giftstrauch  (No.  3074) 
unterbrochen  wird. 

Das  Kizumpa-Gift  vertritt  in  diesem  Theile  des  Sakalava- 
Landes  die  berüchtigte  „Tangena"  der  Hova  beim  Gottesurtheil. 
Die  streitenden  Parteien  versammeln  sich  bei  Ebbe  am  Meeres- 


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West-  Maduga-skar. 


119 


strande.  Hier  kocht  man  einen  grossen  Topf  Reis  und  reibt  die 
Wurzel  des  Strauches  auf  einem  Stein  zu  Brei.  Unter  allerlei 
Beschwörungsformeln  leckt  der  Angeschuldigte  etwas  von  diesem 
Brei  auf  und  verschlingt  darauf  grosse  Massen  des  Reises.  Bricht 
er  sich  hiernach,  so  ist  sein  Leben  gerettet  und  er  wird  als  un- 
schuldig angesehen.  Giebt  er  aber  den  Reis  und  mit  ihm  das 
Gift  nicht  von  sich,  so  soll  er  sterben  und  seine  Schuld  gilt  als 
erwiesen. 

Nach  einstundigem  Marschieren  kamen  wir  an  den  Bach 
Xtändo-Kombe,  welcher  in  einem  ca.  12  m  breiten  Bette  jetzt 
nur  in  schmalen  Rinnsalen  fliesst.  Auf  seinem  Ufersande  treiben 
flöchtige  Cicituielen  ihr  Wesen.  Am  Wasser  traf  ich  auch  eine 
Familie  des  schönen  malagassischen  Rebhuhns  (Margaroperdix 
striata  Gm.)  und  erlegte  3  Stück  derselben,  die  ebenso  will- 
kommen für  die  Küche  wie  für  die  Sammlung  waren. 

Nicht  weit  vom  Ntändo-Kömbe  ist  ein  ausgedehnter  Sumpf 
voll  blauer  Nymphaeen,  ein  prachtvoller  Anblick. 

An  ihm  vorbei,  durch  Schilf  und  Gras,  fanden  wir  nur  müh- 
sam unsern  Weg.  Stellenweise  war  aber  die  Savanne  abgebrannt 
worden  und  dann  besser  passierbar.  Iiier  lagen  schöne  versteinerte 
(verkieselte)  Baumstämme,  oft  von  Meterdurchmesser  und  mehreren 
Metern  Länge.  Von  ihnen  sammelte  ich  gutes  Material  ein. 
(vgl.  dieses). 

Um  1  Uhr  Mittags  fanden  wir  unsern  alten  Freund  Rano-be 
wieder.  Mächtige  Sycomoren  mit  faustgrossen  Früchten  beladen 
und  dichtlaubige  Tamarhinden  nahmen  uns  in  ihrem  Schatten  auf ; 
eine  reiche  Vogelwelt  zwitscherte  und  lärmte  uns  entgegen,  wäh- 
rend scharfe,  tiefe  Furchenspuren  im  Ufersande  uns  mahnten, 
vorsichtig  beim  Genüsse  des  wohlverdienten  Bades  zu  sein. 

Wir  hatten  nun  den  neutralen  Wildnissstreifen  überschritten 
und  befanden  uns  im  Gebiete  der  Inland -Stämme,  welche  mit 
denen  der  Küste  auf  keinem  guten  Fusse  stehen.  Unsere  Führer, 
welche  zu  einem  der  Dörfer,  die  etwas  oberhalb  am  Flusse  liegen, 
vorausgegangen,  kamen  sehr  kleinlaut  zurück.  Die  Eingeborenen 
hatten,  von  unserm  Nahen  unterrichtet,  grösstentheils  die  Flucht 
ergriffen,  nur  der  Dorfchef  und  einige  Krieger  waren,  nachdem 
Vieh  und  Frauen  in  sichern  Versteck  geschickt  waren,  geblieben. 
Man  Hess  mich  bitten  einen  andern  Weg  einzuschlagen.  Ich 
sandte  Friedensbezeugungen  und  folgte  meinen  Boten  mit  der 
Karawane,  den  Leuten  aufs  Strengste  untersagend,  ihre  Furcht 
—  denn  auch  sie  wurden  ängstlich  —  in  gewohnter  Weise  durch 
Lärmen  und  Schiessen  zum  Ausdruck  zu  bringen.  Ruhig  und  in 
geschlossener  Reihe  wateten  wir  also  den  Fluss  aufwärts  (das 
Wasser  war  nur  knietief)  bis  zum  ersten  Dorfe  und  gelang  es 


120 


J.  Bf.  Hildebrandt: 


mir  bald,  die  Furcht  des  Chefs  zu  beschwichtigen.  Das  Geschenk 
eines  Ochsen  von  seiner  Seite  und  meine  Gegengabe  besiegelten 
unsere  Freundschaft.  Nach  und  nach  kamen  auch  die  geflüchteten 
Dorfbewohner  zurück  und  es  entspann  sich  ein  lebhafter  Handel 
um  Manihot,  Bataten  und  ethnographische  Gegenstände  gegen 
rothe  Perlen,  kleine  Messer,  Spielmarken  und  andere  gern  ge- 
sehene Artikel.  Ich  komme  mir  bei  solchen  Tauschgeschäften 
in  primitiven  Ländern  immer  so  vor  wie  einer  jener  heimatlichen 
Krämer,  welcher  —  als  letzter  Vertreter  einer  vorgeldlichen 
Kulturperiode  —  über  Land  zieht,  gegen  Bildchen  und  bunte 
Lappen  allerlei  Haushalts-Abfälle  einzuschachern. 

Den  Namen  dieses  Dorfes,  wo  wir  auch  übernachteten,  konnte 
ich  nicht  erfahren,  alle  Bemühungen  scheiterten  an  der  abergläu- 
bischen Furcht,  denselben  uns  Fremdlingen  wissen  zu  lassen. 

Abends  versuchten  die  in  Beravi  angenommenen  Träger, 
welche  sich  gegenseitig  durch  erlogene  Geschichten  von  feindlichen 
Absichten  der  Eingeborenen  in  Angst  versetzt  hatten,  mir  einen 
Theil  ihrer  Lohnung,  welcher  erst  nach  der  Rückkunft  an  die 
Küste  fällig  war,  abzuschwatzen.  Sie  wollten  mich  ohne  Zweifel 
allesammt  im  Stich  lassen.  Natürlich  ging  ich  nicht  in  eine  so 
plump  gestellte  Falle.  Beim  Aufbruch  am  andern  Morgen  (15.  Juli) 
ergab  sich,  dass  uns  wirklich  3  der  Hauptschwätzer  verlassen 
hatten.  Ueberhaupt  licss  sich  alles  schlecht  an.  Die  Sakalaven 
stellten  keine  Begleiter,  wie  dies  stets  von  Ort  zu  Ort  geschieht, 
sagten  aber,  wir  könnten  vorwärts  gehen,  offenbar  nur,  um  uns 
aus  ihrem  Dorfe  zu  entfernen.  Meine  eigenen  Führer  erklärten, 
den  Weg  nicht  zu  kennen,  resp.  als  einem  andern,  nämlich  dem 
Küstenstamme  angehörig,  ihn  nicht  wissen  zu  dürfen.  Die  Träger 
waren  mürrisch  und  wichen  in  kleinen  Trupps  hier  und  da  vom 
Wege  ab  u.  s.  w.  —  Das  konnte  nicht  so  weiter  gehen. 

Als  wir  daher  den  Rano-be  ein  kurzes  Stück  aufwärts  ge- 
watet und  in  einen  rechts  mündenden  Nebenfluss  eingebogen 
waren,  liess  ich  an  einer  strategisch  günstigen  Stelle  Halt  machen 
und  berieth,  was  zu  thun.  Einige  Eingeborene,  die  uns  gefolgt 
waren,  zog  ich  mit  in  das  Kabari.  Es  wurde  beschlossen,  dass  einer 
meiner  Leute  und  ein  Dörfler  sofort  zum  „Panzakau  (District- 
häuptling  vom  Hova  Manjäka,  d.  h.  König,  Königin)  aufbrechen 
sollten,  um  unsere  Ankunft  officiell  zu  melden  und  Erlaubniss 
zum  Passiren  seines  Gebietes  zu  erlangen.  Inzwischen  würde  ich 
ein  Lager  beziehen.  Die  Träger  erklärten,  im  Falle  die  Antwort  un- 
günstig ausfiele,  unwiderruflich  nach  Beravi  zurückkehren  zu  wollen. 

Noch  hatten  wir  die  Einrichtung  des  Lagerplatzes  nicht  voll- 
endet, als  eine  Deputation  des  in  der  Nähe  belegenen  Dorfes 
Tamtam  zu  uns  kam,  an  der  Spitze  der  Dorfchef,  gefolgt  von 


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West  -  Madagaskar. 


121 


reichgeschruückten ,  weissbenialten  Frauen  und  Jungfrauen.  Sie 
brachten  als  Ehrengabe  einige  Netze  süsser  Kartoffeln  (Bataten) 
dar.  Zugleich  wurden  wir  freundlichst  gebeten,  in  ihrem  Dorfe  zu 
bleiben,  bis  die  Nachricht  vom  Fanzaka  ankäme.  Sie  könnten  nicht 
«□geben,  dass  so  grosse  Leute,  wie  Weisse,  in  der  Wildniss  hausten. 

Diese  Höflichkeit  hatten  wir,  wie  ich  später  erfuhr,  der  ein- 
flussreichen  Frau  des  Dorfchefs  zu  verdanken,  welche  aus  „guter 
Familie"*)  stammte,  was  auch  ihr  nobles  Wesen  und  die  für  eine 
Sakalavin  sehr  helle  Hautfarbe  bewies.  Argwöhnisch,  wie  ich 
nun  einmal  gegen  jede  Artigkeit  der  Schwarzen  geworden  bin, 
Hess  ich,  ehe  ich  die  Einladung  annahm,  durch  einige  meiner 
Getreuesten  die  Lage  des  Dorfes  erkundigen  und  beschäftigte 
inzwischen  die  Deputation  durch  Vorzeigen  von  allerhand  euro- 
päischen Curiositäten.  Da  der  Bericht  der  Kundschafter  günstig 
lautete,  so  verlegte  ich  das  Lager  in's  Dorf.  Dort  erhielten  wir 
wiederum  einen  Ochsen  zum  Geschenk. 

Der  Werth  eines  mittelmässigen  Rindes  ist  hier  etwa  12 — 
15  Mark  in  Merikano  oder  Kaniki  (mit  Indigo  gefärbtes  dünnes 
indisches  Zeug).  Ich  gab  jedoch  gewöhnlich  etwas  mehr,  da  es 
ja  galt,  ein  Geschenk  zu  erwidern.  Auch  legte  ich  ein  Tuch, 
bestehend  aus  einem  halben  Dutzend  rothbuntgedruckter  Baum- 
wollen-Taschentücher (in  einem  Stück  belassen)  als  willkommene 
Gabe  für  die  Frau  des  Chefs  bei;  ebenso  einige  Nähnadeln, 
welche  aber  weniger  zu  ihrem  technischen  Zwecke  Verwendung 
finden,  als  vielmehr  zum  Schmuck  am  Halse  getragen  werden, 
▼on  einer  feinen  Schnur  herabhängend.  Die  Spitzen  werden  ge- 
wöhnlich mit  Wachskügelchen  versehen,  damit  man  sich  nicht 
damit  verletzt.  Diese  Dinge  wurden  von  einem  Diener  ganz  im 
Stillen  in's  Haus  des  Chefs  getragen.  Der  von  ihm  vorher  ge- 
gebene Ochse  —  manchmal  auch  eine  nicht  milchende  Kuh  — 
wird  dagegen  öffentlich  aus  der  zu  diesem  Zwecke  herbeigetrie- 
benen ganzen  Heerde  herausgefangen,  und  ist  es  gern  gesehen, 
wenn  der  Beschenkte  das  Thier  vor  dem  Schlachten  in  Augen- 
schein nimmt  und  seine  Zufriedenheit  ausdrückt. 

Während  in  andern  Dörfern  auf  meine  beständige  Frage 
nach  den  Erlebnissen  und  Schicksalen  Rutenbergs  gewöhnlich 
ausweichend  geantwortet  wurde;  er  sei  nicht  in  ihrem  Gebiete 
gewesen  u.  s.  w.,  erfuhr  ich  hier  Näheres.  Er  sei  nur  zu  an- 
spruchslos gewesen,  habe  jeden  Conventionellen  Geschenkaustausch 
abgewiesen,  angebotene  Begleitung  abgelehnt,  überhaupt  wäre 
er  nur  darauf  bedacht  gewesen,   so   schnell  als  möglich  weiter 


*)  Ihr  und  ihren  Verwandten  war  —  beilÄufig  gesagt  —  der  Tabak 
..fadi".     Nicht  so  ihrem  Manne. 


122  J  M.  Hildebrandt: 

zu  kommen.  Seine  ungetreuen  Leute  seien  bereits  vor  dem  Morde 
verrufen  gewesen,  man  wollte  sogar  den  mutigen  Reisenden  ge- 
warnt haben,  er  hatte  aber  nicht  darauf  gehört. 

Die  zum  Panzaka  geschickten  Boten  kamen  bereits  in  der 
Nacht  zurück.  Sie  brachten  einen  Abgesandten  desselben  mit,  der, 
nach  seiner  schäbigen  Tracht  zu  urtheilen,  eine  hohe  Ratsperson 
sein  musste.  —  In  diesen  Ländern  nämlich,  wie  anch  in  manchen 
.  Theilen  Afrika's,  zeichnen  sich  Personen  von  Rang  und  Gelehr- 
samkeit durch  möglichst  abgetragene  Kleidung  und  vornehme 
Schweigsamkeit  aus. 

Der  Panzaka  hatte  ihm  freundliche  Grusse  an  mich  aufge- 
tragen und  ihn  zu  unserm  Führer  durch  sein  Gebiet  bestimmt. 

So  stand  denn  nichts  mehr  unserm  Weitermarsch  entgegen, 
den  wir  andern  Morgens  (16.  Juli)  antraten. 

Der  Cours  für  heute  wurde  mir  SO.  angegeben.  Anfangs 
ging  es  an  einem  Bergzuge  vorbei.  Die  Gegend,  die  wir  durch- 
zogen, war,  nachdem  der  Nebenfluss  des  Rano-be  mit  seinem 
Ufergehölz  überschritten,  wiederum  wenig  verlockend,  hügelig  und 
steinig  (Sandstein),  der  Rotlehmboden  mit  Hochgras  bewachsen, 
das  von  Convolvulus,  schlingenden  Farn  (No.  2937)  u.  s.  w.  nur 
noch  dichter  gemacht  war.  Die  haarscharfen,  widerhakigen  oder 
pfropfenzieherartig  gedrehten  Grannen  dieser  Gräser  durchbohren 
jede  Art  Kleidung  und  peinigen  den  Wanderer,  besonders  den 
beinkleidtragenden  Europäer  bis  aufs  Blut.  Auf  den  sterilen 
Gehängen  stehen,  an  unsern  Seidelbast  erinnernde,  rosa  blühende 
Sträucher  (3079)  und  weisswollige  Strohblumen  (3072 — 73  und 
3102).  Da,  wo  in  den  Thalsenkungen  einige  schattengebende 
Bäume  gedeihen,  entfalten  grossblättrige  Compositen  (No.  3091) 
ihre  lila  Blütenbouquets.  Bei  tief  eingerissenen  Wasseradern, 
deren  wir  mehrere  passierten,  wuchern  Pandanus-Bäume. 

Unterwegs  wurden  wir  von  einigen  Leuten  des  Panzaka 
überholt,  welche  ausgesandt  waren,  um  zu  erkunden,  ob  meine 
Absichten  wirklich  friedliche  seien.  Ich  übermittelte  ihm  durch 
einen  dieser  Krieger  einen  Handschlag  zum  Zeichen  meiner  Freund- 
schaft.   Nach  einigem  Kabari  gingen  sie  befriedigt,  zurück. 

Kaum  waren  wir  wieder  auf  dem  Wege,  als  plötzlich  einer 
der  Beravi-Träger  seine  Last  abwarf,  wie  toll  mit  dem  Gewehr- 
kolben den  Boden  stampfte  und  schwor,  zurückkehren  zu  wollen. 
Alles  Reden  von  Seiten  seiner  Kameraden  half  nichts,  er  ging*) 
und  ein  anderer  nahm  sein  Paket. 


*)  Derselbe  hat  auf  dem  Rückwege,  um  seine  Fahnenflucht  nicht  merken 
zu  lassen,  erzählt,  wir  wären  im  heissen  Kampfe  mit  den  Eingeborenen, 
unser  Pulver  sei  verschossen  und  er  wäre  abgesandt,  in  Beravi  neues  *u 
holen. 


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West -Madagaskar. 


123 


Weiter  ging  es,  erst  in  allmählichem,  dann  in  steilem  Anstieg 
eine  Bergkette  hinauf.  Um  ^11  Uhr  waren  wir  auf  dem  Joche. 
Hier  nahm  der  Wald  zu.  An  Stelle  der  klaglichen  Sata  der 
Küstenregion  und  der  Fächerpalme  der  ersten*  Bergstufe  traten 
hier  anmuthige  Fiederpalmen  auf,  Die  dichte,  dunkle  Laubmasse 
verschiedener  Baumformen  war  von  25  und  30  Meter  hohen, 
äusserst  zierlich  und  regelmässig  bezweigten  Bambus,  die  in 
hellstem  „  Frühlingsgrün u  prangten,  weit  überragt.  Der  geringste 
Windhauch  macht  ihre  feinen  Blättchen  erzittern  und  wiegt  die 
riesigen  Halme,  als  seien  sie  zarteste  Federn.  Eine  grosse  Vieh- 
heerde weidete  hier  oben.  Stumpf-staunend  glotzten  uns  die  lang- 
hornigen  Thiere  an.  Die  Stiere  folgten  sogar  eine  Strecke  weit 
dem  in  diesem  einsamen  Gebirge  so  ungewohnten  Zuge.  Nach 
geringem  Abstieg  kamen  wir  an  einen  Bach,  in  dessen  ca. 
'20  Schritt  breitem  Sandbett  jetzt  nur  dünne  Wasseradern  Iiiessen.  \ 
Seine  Ränder  sind  da,  wo  sie  nicht  steil  eingewaschen,  von 
Pkragmiies- Horsten  bewachsen.  Wir  folgten  seinem  gewundenen 
Laufe  eine  kurze  Strecke  aufwärts  und  bogen  dann  rechts  ab, 
um  unsern  Weg  —  jetzt  wieder  o.s.-ostl.  —  über  eine  wellige 
Savanne  fortzusetzen.  Nach  Mittag  trafen  wir  in  einem  kleinen 
Hirtendorfe,  Antsäka-maläu,  ein.  Die  Frauen  und  Kinder 
waren  vor  uns  geflohen,  der  Dorfchef  mied  uns  linkisch-furchtsam, 
so  gut  er  konnte,  gab  aber,  als  wir  gegen  3  Uhr  weiter  gingen, 
auf  Geheiss  unseres  nunmehrigen  Führers,  des  Panzaka- Rates, 
2  Leute  als  Ehrengeleit  mit. 

Von  hier  an  ging  es  ziemlich  steil  aufwärts  in's  Gebirge.  Wir 
hielten  uns  möglichst  auf  dem  Kamme,  die  tiefen,  dichtbewaldeten 
Thäler  oft  in  weitem  Bogen  umgehend. 

Es  glückte  mir,  einen  Trupp  der  seltenen,  ganz  weissen  Halb- 
affen, Propithecus  Deckeni  Pet.  anzutreffen.  Sie  sassen  auf  einem 
Baume,  scheinbar  in  ihren  Tagesschlaf  vertieft.  Zwei  Erwachsene 
traf  mein  erster  Schuss,  sie  fielen  zu  Boden  und  mir  zur  Beute. 
Eines  trug,  noch  im  Tode,  ein  Junges  am  Busen  geklammert. 
Dies  war  noch  lebend,  starb  aber  nach  mehreren  Tagen,  obgleich 
ich  es  mit  Milch  und  Bananen  aufmerksam  fütterte.  Die  beiden 
übrigen  Alten  tödtete  ich  ebenfalls,  sie  hielten  aber  beim  Sterben 
fest  am  Geäst  des  unbesteigbaren  Baumes  und  gingen  dadurch 
für  die  Sammlung  verloren. 

Auf  einem  Hügel,  etwas  abseits  vom  Wege,  ist  ein  Sakalava- 
Grabmonument.  So  viel  ich  aus  der  Entfernung  sehen  konnte, 
—  es  war  nicht  erlaubt,  näher  zu  treten,  denn  der  Ort  ist 
, fadi "  —  war  es  ein  Steinhaufen  von  etwa  5  m  Seitenlänge  und  2  m 
Höhe,  aus  Sandsteinplatten  ohne  Mörtel  aufgebaut.  Es  rausste 
die  Gebeine  eines  Häuptlings  bergen,  gewöhnlicheren  Leuten  legt 


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124 


J.  M.  Hildebrandt: 


man  nur  einen  länglichen,  weit  kleinern  Steinhaufen  auf.  So  viel 
ich  über  die  Art  der  Leichenbestattung  bei  den  Süd-Sakalava 
erfahren  konnte,*)  wird  der  Leichnam  gewaschen  und  mit  „Em- 
bokiharz"  (vom  Copalbaume,  vgl.  frühere  Sendung  aus  Nosi-be) 
geräuchert.  Die  Daumen  und  grossen  Zehen  bindet  man  mit 
Rafia-Faser  zusammen  und  legt  die  Hände  in  den  Schooss.  Der 
Körper  wird  ausgestreckt.  In  schöne  Kleider  (Lamba)  gehüllt, 
legt  man  ihn  in  ein  ca.  klaftertiefes  Grab  mit  dem  Kopfe  ost- 
wärts. Neben  ihn  —  als  Beigabe  —  legt  man  noch  mehr  Kleider, 
auf  das  Grab  stellt  man  das  Eisengeschirr  des  Verstorbenen.  Tänze 
und  Schmäuse  endigen  die  Feier.  Von  einem  Sakalava  des 
Nordens  (Loko-be)  wurde  mir  berichtet:  Nachdem  der  Leichnam 
gewaschen  und  angeräuchert  ist,  auch  seine  Daumen  und  grossen 
Zehen  gebunden  sind,  wickelt  man  ihn  in  barda  —  eine  Matte 
ein,  bis  ein  Sarg  aus  Planken  angefertigt  ist.  Hierhinein  kommt 
der  Verstorbene  nackt.  Erst  nachdem  im  Verlaufe  von  Jahren 
die  Verwesung  des  Fleisches  beendet,  nimmt  man  den  Sarg  wieder 
hervor  und  wickelt  das  Skelett  in  schöne  Kleider.  Das  Grab 
wird  nicht  mit  Erde,  sondern  mit  Steinen  angefüllt.  Die  Köpfe 
der  beim  Leichenschmause  geschlachteten  Ochsen  steckt  man  auf 
Stangen  in  der  Nähe  des  Grabes. 

Ich  bemerkte  in  verschiedenen  Hütten  Büschel  ausgekämmter 
Haare.  Als  Ursache  ihrer  Aufbewahrung  gab  man  an,  sie  würden, 
wenn  ihr  ehemaliger  Träger  auswärts  stürbe,  an  seiner  Statt  be- 
graben. 

Gegen  !^6  Uhr  Nachmittags  bogen  wir  von  dem  bis  dahin 
eingehaltenen  Wege  auf  dem  Bergrücken  ab  und  kletterten  in 
eine  enge  Tbalschlucht,  die  von  dichtestem  Bambuswalde  angefüllt 
ist.  In  der  Tiefe  zieht  ein  schmaler  Bach  dahin,  an  dessen  san- 
digem Rande  wir  einen  Lagerplatz  suchten.  Bald  wurde  es  dunkel. 
Um  prasselnde  Feuer  sasscn  und  lagen  meine  schwarzen  Reise- 
kameraden —  kochend,  kauend  und  schwatzend.  Ich  lausche  gern 
ihren  phantastischen  Erzählungen,  wie  z.  B.  der  „Fossa*  {Crypto- 
procia  ferox),  der  hiesige  Reineke- Fuchs,  in  seiner  Schlauheit 
das  heisse  Fleisch  vom  Spiesse  stiehlt,  indem  er  zum  Flusse  geht, 
seinen  Schweif  nässt  und  damit  das  Fleisch  besprengt  und  das 
Feuer  löscht.  Wie  der  „Tolo-Toloa  (Centropus  tolon  Gm.)  des- 
halb nicht  verspeist  wird  und  werden  kann,  weil  der  Kessel,  in 


*)  Als  ich  darüber  bei  einem  meiner  Führer  Nachfrage  hielt  und  er  mir 
das  Folgende  kurz  mittheilte,  wurden  wir  durch,  ein  altes  Weib  unterbrochen, 
welches  ihn  mit  folgenden  Worten  zum  Schweigen  brachte:  Schäme  Dich, 
unser  Volk  so  zu  verrathen!  Einen  andern  Berichterstatter  konnte  ich  nicht 
erhalten. 

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West  -  Madagaskar. 


125 


welchem  man  ihn  zu  kochen  versuchen  würde,  zerspringe  and  wie 
dergl.  harmlose  „  Jagdgeschich tenu  mehr  lauten. 

Nach  und  nach  wird  es  ruhig  im  Lager.  Nur  das  anmutige 
Plätschern  des  Baches,  das  sanfte  Rauschen  des  Windes  hoch  in 
den  Bambuswipfeln,  das  leise  Zirpen  emsiger  Heimchen,  die 
Flötentriller  der  schnellen  Naehtscbwalbe  (Caprimulgus  mada- 
gaicariensis)  und  das  melancholische  Gurrren  des  „  Tolo-Tolo tt, 
dem  sein  Weibchen  in  helleren  Tonlagen  antwortet,  unterbrechen 
die  Stille  der  Nacht.  Die  Feuer  brennen  nieder,  nur  hin  und 
wieder  knistern  grell- rothe  Funken  empor  und  führen  mit  den 
zartbläulichen  Irrlichtern  der  Glühwürmchen  sonderbare  Tänze 
auf,  in  welche  die  auf  den  hüpfenden  und  kräuselnden  Wellen 
des  Waldwassers  widergespiegelten  Sternbilder  sich  tändelnd  ein- 
zumischen scheinen. 

Lange  noch  lag  ich  im  Halbschlummer  da,  in  Betrachtung 
dieses  anspruchslosen  Bildes  der  ungeschminkten  Wildniss  ver- 
sunken. 

Die  Erinnerung  an  solche  Anblicke  ist  es,  welche  den  Reisenden, 
selbst  wenn  er  mitten  in  den  Vollgenuss  üppiger  Civilisation  zurück- 
gekehrt ist,  mit  einem  Gefühle  wie  Heimweh  umfangt  und  ihn 
wieder  und  immer  wieder  hinzieht  zur  einsamen  Werkstätte  der 
Natur. 

17.  Juli.  Durch  prachtvollen  Wald  wand  sich  unser  Pfad 
aufwärts.  Dichte  Bestände  des  himmelanstrebenden  Bambus,  dieser 
Palme  unter  den  Gräsern,  sind  harmonisch  untermischt  mit  fein- 
fiederigen  echten  Palmen  und  vom  Winde  ähnlich  fiederig  zer- 
schlitzten Ravenalen.  Zu  den  mächtig  gespannten  Domkuppeln 
der  Laubbäume  steigen,  als  wären  es  Wendeltreppen,  schraubig- 
geflügelte  Lianenstämme  in  kühnen  Windungen  empor. 

Schon  nach  einstündigem  Gange  zogen  wir  in's  Hirtendorf 
Belei  ein,  welches  auf  einem  kahlen  Berggipfel  in  zwei  Hütten- 
complexen  errichtet  ist.  Meine  lärmende  Schaar  wurde  vom  Chef 
des  Dorfes  unter  einem  Schattendach,  wo  sonst  der  friedliche  Web- 
stuhl steht,  erwartet.  Er  hatte  verschiedene  ältere  Ratgeber  um 
sich  und  es  entspann  sich  bald  ein  ernstes  Reden.  Er  leugne 
nicht,  versicherte  er  auf  Andringen  des  Panzaka- Gesandten ,  dass 
der  Weisse  (Rutenberg)  bei  ihm  gewesen,  sogar  übernachtet  hätte; 
aber  die  Stelle,  wo  der  Mord  geschehen,  kenne  er  durchaus  nicht. 
Er  fürchtete  offenbar,  man  würde  ihn  der  Mitschuld  anklagen, 
wenn  er  sich  als  genau  instruirt  zeige,  er  glaubte  sogar,  ich  würde 
an  ihm  Rache  nehmen.  Versprechen  ansehnlicher  Geschenke  als 
Führerlohn  machten  ihn  nur  noch  argw  oh  nischer.  Er  beriet  zu 
wiederholten  Malen  abseits  mit  seinen  Freunden,  wollte,  wir  sollten 
3  Tage  warten,  bis  er  einen  Führer  vom  entfernten  Dorfe  bei- 


126 


J.  M.  Hildebrandt: 


gebracht  hätte,  wodurch  er  wahrscheinlich  Zeit  gewinnen  wollte 
eine  genügende  Anzahl  Anhänger  zusammenzubringen,  damit  er 
in  seiner  negativen  Opposition  demonstrativer  vorgehen  könne, 
sagte  endlich,  als  ich  mich  auf  nichts  dergleichen  einlies»,  er  wolle 
zwar  dem  Befehl  seines  Häuptlings  nachkommen  und  uns  in  die 
Wildniss  folgen,  ob  er  oder  wir  aber  den  gesuchten  Ort  auffänden, 
könne  er  nicht  garantieren.  Wir  sollten  eben  die  Wildniss  durch- 
suchen, so  lange  wir  Lust  hätten,  er  stelle  nichts  in  den  Weg. 

Belei  ist  das  letzte  Sakalava-Dorf  auf  dieser  Breite  Mada- 
gaskars. Oestl ich  davon  liegt  eine  vielo  Tagereisen  weite,  unbe- 
wohnte Einöde,  die  nur  von  unsteten  Rätiberhorden  durchzogen 
ist.  Ich  hatte  also  die  Fuhrerschaft  der  Belei-Leute  durchaus  zu 
meinem  Vorhaben  nöthig. 

Dass  hier  jedermann  den  Ort  der  Unthat  kenne,  darüber  war 
ich  bald  im  Klaren,  denn  als  ich  einen  Dorfjungen  einige  Thaler 
versprach,  wenn  er  mich  dahin  brächte,  verschnappte  sich  dieser 
und  sagte,  er  dürfe  dies  ohne  Einwilligung  des  Chefs  nicht  thun. 
Durch  die  —  für  meinen  Zweck  zu  artige  —  Unachtsamkeit  einer 
Frau  gelangte  ich  in  den  Besitz  eines  neusilbernen  Löffels,  welcher 
von  dem  Raubmorde  herrührte. 

Da  längeres  Verhandeln  unnütz  gewesen  wäre,  so  kündigte 
ich  dem  Chef  an,  ich  würde  anderen  Morgens  abreisen,  entweder 
von  ihm  geleitet  zum  Orte  des  Mordes,  oder  von  ihm  sammt 
Familie  begleitet  zum  Panzaka,  wo  er  sich  dann  verantworten 
möge.  Er  wusste  recht  wohl,  dass  sein  Häuptling  alsdann  die 
Gelegenheit  ergreifen  würde,  ihn  zum  Sklaven  zu  machen. 

So  gab  er  denn  klein  bei  und  versprach,  mich  morgen  zu 
führen. 

18.  Juli.  Erst  nach  vielem  Drängen  brachten  wir  den  Chef 
mit  seiner  Begleitung  in  Bewegung.  Sie  führten  uns  anfangs 
nordöstlich  durch  ein  tiefes  Thal  mit  Bach  und  einen  ungemein 
steilen  Berg  hinan,  dann  wieder  südöstlich  über  den  wellenförmigen 
Rücken  der  Gebirgskette,  welcher  sich  fast  kahl  (d.  h.  nur  mit 
Gras  bewachsen)  aus  den  dichtbewaldeten  Thälern  erhebt.  Hell- 
gelber und  röthlicher  Sandstein  tritt  zu  Tage,  untermischt  von 
Lagern  verkieselter  Hölzer. 

Kaum  waren  wir  eine  Stunde  unterwegs,  als  der  Chef  mit 
seinen  Begleitern  plötzlich  zurückging.  Er  sagte,  wir  hätten  ihm 
seinen  Speer  gestohlen  und  zeigte  ein  zerbrochenes  Schaftstück 
vor  —  es  war  jedenfalls  zur  Aufführung  dieser  Komödie  eigen» 
mitgenommen  —  solche  tödtliche  Beleidigung  könne  er  nicht  er- 
tragen. Erst  nach  langem  Zanken  und  Drohen  von  Seiten  des 
Panzaka- Abgesandten  gelang  es,  sie  wieder  zurückzubringen.  Zorn 
zweiten  Male  entliefen  sie  und  zum  zweiten  Male  wurden  sie  wieder 


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West -Madagaskar. 


127 


geholt.  Dies  brachte  meine  Begleitschaft  in  solche  Aufregung, 
dass  einer  das  swaheli  Wort  „funga",  bindet  (ihn),  ausrief  und 
Miene  machte,  es  auszuführen.  Ich  erlaubte  dies  aber  nicht,  wohl 
wissend,  dass  dann  die  Wahnfurcht  des  Chefs,  er  solle  am  Orte 
des  Mordes  als  Sühne  getodtet  werden,  nur  verstärkt  und  wir 
niemals  dahin  gelangen  würden.  Ohne  dass  ich  es  für  den  Augen- 
blick merkte,  hatte  sich  auf  dies  unglückselige  Wort  „fünga"  hin 
der  Mann  des  Panzaka,  der  doch  immer  zu  uns  gehalten  hatte, 
«tili  entfernt.  Er  mochte  glauben,  wir  hatten  ein  allgemeines 
Massacre  der  Sakalaven  geplant  und  dieses  sei  das  Stichwort  zum 
Beginne  des  Abschlachtens.  Er  lief  zu  den  Dorfern  zurück  und 
rief  alles  Volk  zu  den  Waffen. 

Inzwischen  nahm  ich  mir  den  Dorfchef  bei  Seite,  nur  ein 
Dolmetsch  war  bei  uns.  Die  Demonstration  und  mein  Gegen- 
befehl, ihn  nicht  zu  fesseln,  hatte  offenbar  Eindruck  gemacht;  er 
war  nun  zuganglicher  für  Geschenke.  Schliesslich  versprach  er, 
ans  nunmehr  sicher  zu  führen,  räumte  auch  ein,  den  Ort,  den  ich 
sachte,  zu  kennen.  So  gingen  wir  denn  wieder  vorwärts.  In  sehr 
beschwerlichem  Anstieg,  der  hier  und  da  von  tiefen  Schluchten 
unterbrochen  ist,  durch  Hochgras  und  so  dichten  Urwald,  dass 
wir  oft  weite  Strecken  unter  Laub-  und  Lianenmassen  am  Boden 
kriechen  mussten,  wobei  die  Träger  ihre  Lasten  hinter  sich  her- 
zogen und  einer  derselben  vor  Anstrengung  von  Blutspeien 
befallen  wurde*),  erreichten  wir  gegen  1  Uhr  ein  offenes  Hoch 
plateau,  welches,  wenn  man  mich  recht  berichtete,  den  Namen 
Angäzi  führt.  Hier  fanden  wir  die  Trümmer  einiger  Hirten- 
hütten. 

Dieses  weit  gedehnte  Plateau  kann  als  Anfang  Central-Mada- 
gaskar's  angesehen  werden.  Hier  tritt  auch  Granit,  welcher  den 
Kern  der  Insel  bildet,  dominierend  auf.  Riesige  Blöcke  desselben 
sind,  besonders  gegen  den  Rand  der  Hochebene  hin  über  die 
sonst  ziemlich  ebene  Fläche  aufgerichtet. 

Unsere  Richtung  —  von  Weg  war  nichts  zu  merken  —  führte 
ans  ostsüd- östlich.  Das  Gras  war  stellenweise  abgebrannt,  und 
nan,  obgleich  kein  Regen  seitdem  gefallen,  wieder  frisch  grün  aus- 
geschlagen. Die  notige  Feuchtigkeit  zur  Entwicklung  des  Gras- 
keiraes  scheint  vornehmlich  durch  den  Salzgehalt  der  Asche,  die 
sich  bald  mit  dem  Staube  des  Bodens  vermischt,  vermittelt  zu 
werden,  indem  es  Wasser  aus  der  Luft  anzieht. 

Wir  erquickten  uns  an  einem  wildrauschenden  Gebirgsbache 
and  zogen  bis  ^3  durch  die  Savanne  weiter. 


*)  Ich  reichte  ihm  einige  Tropfen  ferrum  sesquichloratum  in  Wasser 
aod  sandte  ihn  mit  Begleitung  zurück. 


128 


J.  M.  Hildebrandt: 


Das  Plateau  zeigt  hier  mehrere  sumpfige  Einsenkungen,  die 
von  prachtvollen  Rafia-Palmen-Beständen ,  welche  allerlei  andrer 
üppiger  Pflanzenwuchs  verdichtet,  angefüllt  sind. 

Die  Rofia  (spr.  Roufia)  wächst  nur  an  nassen  Stellen,  in 
Sümpfen  und  an  Flussufern,  seltener  bei  brakigen  Hinterwassern 
des  Meeresstrandes.  In  den  ersten  Jugendjahren,  wo  der  Stamm 
noch  nicht  hoch  ist,  macht  sie  einen  wahrhaft  gewaltigen  Eindruck. 
10  Meter  hoch  und  darüber  erheben  sich  die  100  paarig  gefiederten 
Blätter.  Ihre  armdicken,  zährindigen  Stiele  werden  zur  Hütten- 
construction  und  vielen  andern  Zwecken  angewendet.  Sogar  aN 
Leiterpfosten  sah  ich  sie  benutzt.  Die  jungem,  noch  hellgrünen, 
unentfalteten  Herzblätter  liefern  die  bekannte  „Rafia- Faser*, 
welche  in  neuerer  Zeit  auch  nach  Europa  gebracht  wird,  wo  sie 
zur  Papierfabrikation  und  zum  Blumenbinden  Verwendung  findet. 
Diese  an  1,5  m  lange  „Faser44  ist  eigentlich  die  Oberhaut  der 
jungen  Fiederblättchen.  Es  gehört  eine  gewisse  Uebung  dazu, 
dieselbe  regelrecht  abzuziehen.  Man  faltet  nämlich  die  Spitze  des 
Fieders  etwa  zoll  lang  um,  kneift  stark  ein,  sodass  das  Blatt- 
tieisch  zerbricht  und  zieht,  die  Spitze  als  Griff  benutzend,  mit  einem 
Ruck  nach  unten.  Dadurch  eine  Strecke  weit  gelost,  folgt  die 
übrige  Haut  leicht  nach.  In  Madagaskar  wird  die  Rafia-  Faser 
hauptsächlich  zu  Lamba  verwoben ,  sie  lässt  sich  sehr  leicht  in 
die  nötige  Fadenfeinheit  schleissen  und  nimmt  Färbung  gut  an. 
Aber  auch  zu  festen  Schnüren  und  Stricken  eignet  sich  diese 
geschmeidige  zähe  Haut.  Der  Sitte  nach  bedient  man  sich  ihrer 
bei  der  Entbindung.  Den  Todten  werden  damit,  wie  oben  be- 
merkt, die  Daumen  und  grossen  Zehen  zusammengebunden  u.  s.  w. 

Das  zarte  Herz  der  Stammsprosse  bildet  den  beliebten  Rafia- 
Palmkohl.  Er  schmeckt  nusskernartig  und  wird  roh  oder  gekocht 
gegessen.  Ein  Salat  von  Rafia-Herz  gehört  zu  den  feinsten  Ge- 
richten der  Welt.  Die  mich  begleitenden  Sakalava  waren  sehr 
geschickt,  das  Herz  herauszunehmen,  indem  sie  an  der  bestimmten 
Stelle  die  stammumfassenden  Blattstielscheiden  mit  ihren  kleinen 
mitgeführten  Aexten  (No.  43)  durchhauend  sehr  bald  ein  länglich- 
viereckiges  Loch  bis  zum  Stammcentrum  gemacht  hatten,  welche? 
eben  den  Palmkohl  bildet.  Am  Grunde  dieses  Loches  sammelt 
sich  eine  süsse  Flüssigkeit,  Palm  wein.  Natürlich  geht  ein  so  be- 
handelter Baum  zu  Grunde.  Beim  Heranwachsen  des  Stammes 
werden  die  Blätter  allmählich  kleiner.  Der  Baum  nimmt  dann  den 
Character  einer  Cocospalme  an,  aber  das  Laub  ist  mehr  blaugrün. 
Wenn  er  er  10  bis  15  Meter  Stamm  höhe  erreicht  hat,  entwickelt 
sich  aus  der  Mitte  der  Blattkrone  ein  mächtiger  Blüten-  und 
Fruchtstand,  welcher  an  5 — 6  m  lang  herabhängendem  Stiele,  aus 
grauen  Scheiden  hervorbrechend,   die  über  wallnussgrossen ,  wie 


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West -Madagaskar. 


129 


Tannenzapfen  beschuppten,  blanken,  braunen  Früchte  tragt.  Nach- 
dem diese  gereift,  stirbt  das  ganze  Gewächs  ab.  Die  Rafia  gehört 
aämlich  zu  den  Palmen,  welche  nur  einmal  fructifiziren.  Durch 
ein  weises  Gesetz  der  Hova-Regierung ,  welches  auch  in  einigen 
Provinzen  gehandhabt  wird,  ist  es  verboten,  die  so  nützliche  Rafia 
(zur  Palmkohl-,  Wein-  etc.  Gewinnung)  zu  zerstören. 

Um  Uhr  waren  wir  genötigt  an  einem  solchen  Rafia- 
Horste  für  heute  zu  verweilen.  Die  vom  geflohenen  Panzaka- 
Gesandten  gegen  uns  aufgewiegelten  Eingeborenen  folgten  uns 
in  hellen  Haufen.  Sie  blieben  aber,  als  wir  Halt  machten,  eben- 
falls und  zwar  in  respectvoller  Entfernung  stehen.  Sie  schickten 
Spione  aus,  die  durch  das  Hochgras  gegen  uns  ankrochen.  Als 
diese  nun  sahen,  dass  die  Führer  von  Belei  keineswegs  von  uns 
getödtet  waren,  gegentheils  auf  bestem  Fusse  mit  mir  standen, 
wagten  sie  sich  näher  heran  und  nun  nahm  der  früher  so  renitente 
Dorfchef  ganz  unsere  Partei  und  sandte  die  Spione  und  einige 
seiner  Leute  mit  beschwichtigendem  Ausweis  zurück.  Manche 
der  Krieger  kehrten  daraufhin  in  ihre  Dorfer  zurück,  es  blieben 
aber  noch  genug  am  Platze,  um  Nachtwachen  notig  erscheinen 
sq  lassen. 

19.  Juli.  Um  7  Uhr  morgens  gingen  wir  weiter  und  durch- 
kreuzten das  Plateau  in  s.s. -östlicher  Richtung.  Schon  nach  wenig 
Schritten  waren  wir,  wie  jedesmal  morgens,  vollständig  vom  Thau 
dorchnässt,  der  am  Hochgras  hing.  Dieses  nimmt  die  ganze  Fläche 
ein.  Nur  die  Thalrisse  sind,  wie  gestern,  von  Rafia-Horsten  au- 
gefüllt. Zwischen  Granitfelsen  fand  ich  zwei  interessante  Pflanzen : 
eine  blendend  rotblühende  Euphorbia  (No.  8138,  an  E.  splendens?) 
und  eine  leuchtend  gelbblühende  Asclepiadee  (No.  3114).  Beide, 
obgleich  so  verschiedenen  Pflanzenfamilien  angehörig,  von  fast 
gleichem  Wuchs,  fleischiges,  fingerdickes,  stacheliges  Gezweig. 

Wir  gingen  bis  ^10,  wo  wir,  leicht  abwärts  steigend  vor 
einem  NS  streichenden  Bergzuge  einen  breiten  Bach,  Maningaza 
genannt,  erreichten.  Dies  war  unser  Ziel,  hier  ist  Dr.  Rutenberg 
im  August  1878  ermordet. 

Da,  wo  der  Strom  durch  Felsblöcke  eingeengt,  einen  wild- 
rauschenden Wasserfall  bildet,  findet  sich  eine  kleine  flache  Ufer- 
stelle. Hier  hat  sich  der  Unglückliche,  nachdem  er  sein  frugales 
Mahl  eingenommen,  zur  Nachtruhe  hingestreckt.  Im  Schlafe  über- 
fielen ihn  seine  treulosen  Begleiter,  Varaträza  und  Buana  märe. 
Mit  schweren  Knitteln  hieben  sie  ihn  in  den  Nacken  und  auf  die 
Arme.  Dolchstiche  in  den  Rücken  endeten  das  Leben  des  Wehr- 
losen. Jetzt  befestigten  die  Unmenschen  schwere  Steine  an  den 
Leichnam  und  warfen  ihn  in  den  nahen  Fluss,  da,  wo  er  am 
tiefsten   ist  und  voller  Krokodile  schwärmt.    Der  Dritte  seiner 

Z«it«chr.  d.  GoMllseh.  f.  Brdk.  Bd.  XV.  9 


* 


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130 


J.  M   Hilde  brau  dt: 


Begleiter  —  seinen  Namen  habe  ich  nirgends  erfahren  können  — 
beteiligte  sich  nicht  an  der  Unthat.  Ihn,  den  einzigsten  Zeugen, 
wollten  die  Thäter  ebenfalls  umbringen,  er  versprach  aber  ewiges 
Schweigen  und  sie  schonten  seiner.  Darauf  nahmen  die  Mörder 
alle  Habe  ihres  Opfers  an  sich,  darunter  2  —  300  französische 
Thaler  in  Silber,  Flinte  und  Revolver,  welche  ihm  seine  Freunde 
und  Landsleute  in  Loko-be  mit  auf  die  Reise  gegeben  hatten, 
Kleidung  und  auch  sein  Tagebuch  und  begaben  sich  auf  den  Rück- 
weg. Als  der  dritte  Diener  sich  in  Sicherheit  in  den  Dörfern 
sah,  erzählte  er  den  ganzen  Hergang  des  Verbrechens. 

Diese  unzweifelhaft  wahrheitsgetreue  Schilderung  des  Mordes 
entwarf  in  einer  langen  Rede  unser  Führer,  der  Dorfchef  von 
Belei. 

Ich  untersuchte  nun  mit  meinen  Leuten,  prompte,  ausge- 
zeichnete Taucher,  das  Wasser,  um  noch  Ueberreste  aufzufinden, 
aber  es  war  vergebens.  Die  reissende  Wassermasse  der  ver- 
flossenen Regenzeit  (Dezember  1878)  hatte  längst  alles  wegge- 
schwemmt. 

Dicht  bei  der  Stelle  des  Mordes,  ausserhalb  der  Hochwasser- 
marke, errichtete  ich  hierauf  einen  hohen  „  Steinhaufen tt  als  blei- 
bendes Monument.  Fortan  wird,  nach  Sitte  des  Landes,  jeder 
Vorüberziehende  einen  weitern  Stein  zu  den  schon  vorhandenen 
hinzufugen  und  noch  durch  viele  Generationen  wird  man  sich  da- 
durch des  unglücklichen  Weissen  erinnern,  der,  fern  der  Heimat, 
von  ruchloser  Mörderhand  fiel. 

Nachdem  ich  den  düstern  Ort  photographirt,  ordnete  ich  den 
Rückmarsch  an;  Mangel  an  Provisionen  und  der  Contract  mit  den 
Trägern,  die  nur  bis  hierher  gemiethet  waren,  zwang  mich  dazu. 

Wir  ereichten  die  Küste  ohne  besondere  Erlebnisse.  Eine 
Horde  Sakalava,  die  der  Mann  der  Panzaka  gegen  uns  aufgeboten 
und  die  uns  in  der  Wildniss  zwischen  den  Binnenland-  und 
Küstenstämmen  auflauerten,  fand  es  bei  unserm  Nahen  geraten, 
sich  zurückzuziehen.  Sie  überfielen  statt  unsrer  eine  Heerde  des 
Dorfes  Pevata  und  stahlen  50  Kühe,  jedenfalls  eine  bessere  Beute, 
als  sie  bei  uns  gemacht  hätten. 

In  Beravi  kaufte  ich  von  den  Mohammedanern  die  Rudimente 
des  letzten  Tagebuches  Rutenbergs.  Alles  andere  soll  noch  im 
Besitze  der  Mörder  sein.  Verhandlungen  mit  dem  Häuptlinge 
Sauri  wegen  ihrer  Auslieferung  blieben  erfolglos.  Ich  besass  nicht 
die  nötige  Macht,  sie  zu  erzwingen.  Auch  war  dies  nicht  meine 
Aufgabe.    Hoffen  wir,  dass  sie  ihrer  Strafe  nicht  entgehen. 

Ich  kehrte  gleich  darauf  nach  Nosi-be  zurück,  um  mich  zu 
neuen  Reisen  vorzubereiten. 


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West  -  Madagaskar. 


131 


Wir  bringen  hier  Hildebrandt's  Beobachtungen  der  magnetischen 
Ioclination  zu  Nossi  Be,  Nordwest-Madagaskar  vom  16.  Mai  1879, 
Vorm.  7  — 10  Uhr,  welche  in  den  Monatsberichten  der  Konigl. 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin  vom  7.  Juli  1879  ver- 
öffentlicht worden  sind,  zum  nochmaligen  Abdruck. 

•Nadel  I  (o) 
Kreis  nach  Westen  Kreis  nach  Osten 

gerichtet 

Marke  (o)  vorn  48°  20'  (o)  hinten  46°  0'     IS  —  47°  10',0 
hinten  46°  47',5        vorn  46°  45'     |    J,  =  46°  46',25 

Nadel  um  gestrichen  (Polarität  umgekehrt) 


Marke  (o)  vorn  48° 
hinten  47° 

5'  (o)  hinten 
50'  vorn 

49°  32',5  1  J„  = 
47°  45'  |/„,c= 

48°48',75 
47°47',5 

Mittel  47° 

4ö',625 

47°30',625;  it  = 

47°  38M25 

Nadel  II  (x) 
Kreis  nach  Westen  Kreis  nach  Osten 


gerichtet 

Marke  (*)  vorn  46°  45'  (x)  hinten  47°  30'     I    /  =  47°  7',5 
hinten  47°  30'  vorn  47°  40'     |    J,  =  47°  35',0 

umgestrichen 

Marke  (*)  vorn  50°  42',5  (x)  hinten  48°   2',7  I  J„  =  49°  22',5 
hinten  47°  32',5         vorn  48°  0     |  J,„  =  47°  45',25 

Mittel  48°   7',5  47°48',125;  i2  =  47°  57',813 

genäherte  Inclination  (^:^)  =  47°47',97 

in  Hell  vi Ue  (Nossi  Be)  am  16.  Mai  1879,  Vra.  7—10  Uhr. 

Das  von  Hrn.  Hildebrandt  benutzte  Instrument  ist  ein 
sehr  gutes,  und  es  sind  bereits  lange  Reihen  von  Beobachtungen 
mit  demselben  angestellt  worden,  besonders  von  Hrn.  Geh.  Admirali- 
tätsrat Neumayer  im  Qarten  der  hiesigen  Sternwarte.  Die  Er- 
gebnisse sind  ganz  befriedigend  und  entsprechen  völlig  dem  für 
jene  Gegend  zu  erwartenden  Werthe. 


9* 


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132  A.  D.  Mordtmann: 


Officielle  Bevölkerungsziffern  aus  der  asiatischen  Türkei 

Mitgeteilt  von  Dr.  A.  D.  Mordtmann. 


Der  am  30.  December  vorigen  Jahres  in  Konstantinopel  ver- 
storbene, um  die  Kenntniss  des  türkischen  Reiches  so  verdiente 
Dr.  A.  D.  Mordtmann  übersandte  Unterzeichnetem  gegen  Ende 
1879  die  unten  abgedruckten  Bevölkerungslisten,  welche  ursprüng- 
lich in  dem  halbamtlichen  „Vakyt"  („Times")  veröffentlicht  worden 
sind.  Die  Nummer  vom  22.  November  brachte  das  Vilajet  Diar- 
bekir,  die  vom  25.  November  das  Mutessarriflik  Ma'muret  ül  Aziz; 
das  übrige  erschien  bis  Anfang  December,  worauf  die  Veröffent- 
lichung abgebrochen  worden  zu  sein  scheint.  Dr.  Mordtmann  be- 
merkt dazu:  „Leider  ist  diese  Pnblication  eben  so  liederlich,  wie 
jetzt  alle  officiellen  Publicationen,  d.  h.  die  damit  Beauftragten 
können  weder  fertig  lesen  noch  richtig  addieren,  so  dass  ich  jeden 
Namen  und  jede  Zahl  controlieren  musste  durch  die  Karte  und 
durch  Addition  in  horizontaler  und  verticaler  Richtung.  Unter 
„Christen"  sind  wohl  überhaupt  Nicht-Muhammedaner  zu  verstehen, 
also  auch  wohl  die  dort  wohnenden  Juden,  Jesidier  u.  s.  w. 
Jedenfalls  ist  das  Gegebene  dankbar  anzunehmen,  da  es  gerade 
diejenigen  Provinzen  sind,  welche  die  compakteste  armenische 
Bevölkerung  enthalten,  und  die  „Armenische  Frage"  ohne  Zweifel 
in  diesem  Frühjahr  in  den  Vordergrund  kommen  wird." 

Richard  Kiepert. 


Vilajet  Diarbekir. 


1.  Sandachak  Diarbekir. 


Lokalitäten. 

1  Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

Stadt  Diarbekir  

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

Stadt  Lidacha  

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 
Stadt  Hani  (zu  Lidacha  gehörig)  .... 

,i     Selvan             „  .... 

n     Hazru             „  .... 
Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

5010 
19414 
1366 
24664 
691 
65 
995 
11790 

5645 

1780 
613 

3712 
803 
344 
575 

4335 

10655 
21194 

1979 
28376 

1494 
409 

1570 
16225 

Total: 

64095 

17807 

81902 

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Officielle  Bevölkerungsziffern  aus  der  asiatischen  Türkei.  133 


2.  Sandschak 

Söörd. 

Lokalitäten. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

Stadt  8öörd  

„    Halniz  .  . 
Amt  Schirvan  und  dazu  gehörige  Dörfer 

„  Ssassun  (Stadt)  

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden .  . 

Amt  Arde  

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden .  . 

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden .  . 

4422 
972 

21946 
171 

13361 

13558 
58 
8453 

1583 

9900 
241 

5806 
830 

2746 
455 

5946 

6005 

972 
31846 

412 
19167 

830 
16304 

513 
14399 

Total:  |  62941 
3.  Sandschak  Mardin. 

27507 

90448 

Lokalitäten. 

Muhamme- 

r1nn**r 
Uuuor. 

Christen. 

Total. 

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 
Amt  Aunie  (viersylbig  A-u-ni-e)  .... 

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

4003 
10066 
11462 
17 
24792 

1115 
10705 
10100 

3734 
1775 

593 

677 
3895 

208 
1732 

346 

7737 
11841 
12055 
694 
28687 

1323 
12437 
10446 

Total: 
4.  Sandschak  ^ 

72260 
[alatia. 

12960 

85220 

Lokalitäten. 

M  u  Iis  mm  c* 
daner. 

Christen. 

Total. 

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 
Amt  Kiachte  nebst  dazu  gehörigen  Dörfern 

8920 
11010 
15725 

3Ö12 
11138 

3652 
14054 

8205 

8595 
79 
234 
1281 
169 
780 
85 
360 

12515 
11089 
15959 

4293 
11307 

4382 
14139 

8565 

Total: 

75716 

6533 

82249 

Rekapitulation. 

Sandschake. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

Söörd  

Mardin  

64095 
62941 
72260 
75716 

17807 
27507 
12960 
6533 

81902 
90448 
85220 
82249 

Vilajet  Diarbekir  Total: 

275012 

64807 

339819 

134 


A.  D.  Mordtmann: 


Mutessarriflik   Ma'muret  ül  Aziz. 


1.  Sandschak  Ma'muret  ül  Am. 


L  okalitäten. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

Stadt  Ma'muret  ül  Aziz  (Charput)    .  .  . 
Dazu  gehörige  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

r)»7ii  ci'htirice  Dörfer  und  Gemeinden  .  . 

4096 
31633 

307 
2499 

977 
5448 

249 
1271 

943 
3883 
5628 
5787 
2156 
4736 
5998 

2867 
14838 
311 

804 
1500 

982 
2654 

996 

184 
4448 

335 

2633 
1512 
1515 

6963 
46471 

618 
2499 
1781 
694S 
1231 
3925 

996 
1127 
8331 
5963 
5787 
4789 
6248 
7513 

Total:  |     75611      |    35579    |  111190 
2.  Sandschak  Argana. 

Lokalitäten. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

Der  Kedukteur  hat  o*  nicht  for  zweckdienlich  er-  1 
achtet,  die  Namen  dieser  beiden  Lokalitäten  hin-  { 
ausu fügen.  1. 

897 
3755 

639 
7287 

668 
3464 
1240 
8921 

946 
7897 

3 

885 
2322 
26231 

849 

707 
133 
1246 
445 

656 

431 
515 

3338 

1123 
3691 

1746 
3755 
1346 
7420 
1914 
3909 
1896 
S921 
1377 
8413 

3341 

885 
3445 
29922 

Total:  ;     65155     j    13134    |  7S289 
Recapitulation. 

Sandschake. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

75611 
65155 

35579 
13134 

111190 
78289 

Mutessarriflik  Ma'muret  ül  Aziz 

Total:  |  140766 

48713 

189479 

Officielle  Bevölkerungsziffern  aus  der  asiatischen  Türkei. 


135 


Vilajet  Sivas. 


1. 

Sandschak 

Sivas. 

Lokalitäten. 

Mulmmme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

T\  _                          1    ••       •                   /V      *           1  Am 

Stadt  Divrigi  

• 

8556 
14288 
6130 
20928 
3465 
Ü060 
1903 
1994 
3629 
4155 
1064 
>880 
12474 
161 
23329 
12727 
12965 

6751 
2308 
4330 
2314 
1164 
2753 
3744 
43 
833 
262 
834 
2412 
5566 
67 
1579 
4925 
1317 

15307 
16596 
10460 
23242 
4629 
8813 
5647 
2037 
4462 
4417 
1898 
11292 
18040 
228 
24908 
17652 
14282 

Total : 

142708 

41202 

183910 

2.   Sandschak  Araasia 


Lokalitäten. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

.... 

4399 

3101 

7500 

16921 

1356 

18277 

Stadt  Zile  .... 

.... 

6184 

930 

7114 

12428 

12428 

962 

805 

1767 

4244 

257 

4501 

2136 

462 

2598 

939 

473 

1412 

3996 

2312 

6808 

3737 

87 

3824 

1991 

4 

1995 

4933 

4933 

2133 

588 

2721 

14112 

701 

14813 

881 

87 

967 

3135 

665 

3800 

654 

612 

1266 

11326 

1663 

12989 

611 

78 

689 

mm 

11262 

44 

11306 

353 

187 

540 

698 

698 

Total:  |  108035 

14912    |  122947 

Digitized  by  Google 


136  A.  D.  Mordtmann: 


3.  Sand  tcli a k  Karahissar  Scharki. 


Lok  antäten. 

Muhamme- 
dauer. 

Christen. 

Total. 

2920 

2003 

4923 

4910 

4699 

9609 

310 

S21 

1131 

6999 

6300 

13299 

7025 

366 

7391 

8279 

291 

8570 

11108 

1140 

12248 

Total: 

41551 

15620 

57171 

Recapitulation. 


Sandschake. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

|  Total. 

142708 
108035 
41551 

1  41202 
14912 
15620 

183910 
122947 
57171 

Vilajet  Sivas  Total: 

292294 

|  71734 

364028 

Vilajet  Van. 

1.  Sandschak  Van. 

Lokalitäten. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

„  Möks  

10035 
6552 
2923 
2500 
7500 
5816 
5571 

23325 
1290 
1600 
1500 
4900 
2014 
720 

33360 
7842 
4523 
4000 

12400 
7830 
6291 

Total: 

40897 

35349 

76246 

2.  8andschak  Hekkiari. 

Lokalitäten.  | 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

8835 
8858 
24139 
2430 

3789 
988 
13171 
7670 

12624 
9846 
37310 
10100 

Total: 

44262 

25618 

69880 

Digitized  by  Google 


Officielle  Bevölkerungsziffern  aus  der  asiatischen  Türkei.  137 


3.  Sandschak  Müsch. 


Lokalitäten. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

16600 
21876 
6843 
9968 
4100 

21720 
9425 
6654 
3786 
824 

38320 
31292 
13497 
13754 
4924 

Total:  |  59378 

42409 

101787 

Recapitulation. 

Sandschake. 

Muhamme- 
daner. 

Christen. 

Total. 

„  Mnsch  

40897 
44262 
59378 

35349 
25618 
42409 

76246 
69880 
101787 

Vilajet  Van  Total: 

144537 

103376 

247913 

Vilajet  Erzerum. 

Nur  die  Totalsummen  angegeben,  nämlich: 

Muhammedaner   197768 

Christen   .  55049 

Total:  252817 


VII. 

Die  Oase  Djofra. 

Von  Gerhard  ßohlfs. 
(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  III.) 


Aus  beifolgender  von  Dr.  Stecker  entworfenen  Karte,  welche 
*J)  Ort  und  Stelle,  in  der  Hauptstadt  der  Oase,  Sokna,  gezeichnet 
wurde,  ersieht  man,  dass  Djofra  östlich  vom  16°  6.  L.  v.  Gr. 
gelegen  ist,  and  vom  29.  Breitengrad  geschnitten  wird. 

Zur  Karte  selbst  haben  wir  Folgendes  zu  bemerken:  höchst 
auffallend  ist  der  grosse  Unterschied  in  der  Position  von  Sokna; 
Lyon  und  Ritchie,  sowie  auch  Vogel,  die  einzigen  Sokna  be- 
rührenden Reisenden,  welche  auf  astronomischen  Beobachtungen 
beruhende  Bestimmungen  machten,  fanden  den  Ort  Sokna  be- 
deutend weiter  nach  Norden  liegend,  als  wir,  oder  speciell  Stecker. 


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138 


Gerhard  Rohlfs: 


Ohne  die  Zuverlässigkeit  LyorVs  und  Ritcbie's,  sowie  die  Vogels 
bezweifeln  zu  wollen  —  obschon  Petermann  mehr  als  einmal 
äusserte,  die  Vogel'schen  Bestimmungen  seien  höchst  unzuver- 
lässig und  namentlich  unbrauchbar  —  mochte  ich  aber  doch  za 
bedenken  geben,  dass  Dr.  Stecker  nicht  nur  mehrere  Male  in 
Sokna  beobachtete,  sondern  das  in  diesem  Orte  gewonnene  Re- 
sultat kontrolliert  wurde  durch  die  Beobachtungen  in  den  benach- 
barten Orten  Hon  und  Uadan.  Dieser  letztere  Ort  liegt  nament- 
lich auf  der  Karte  von  Ritchie  viel  zu  nordlich  von  Sokna,  was 
sich  nicht  nur  aus  dem  Itinerar  beweisen,  sondern  durch  Peilun- 
gen von  einem  Punkte  aus  —  z.  B.  vom  Djebel  Filgi,  von  dem 
man  alle  drei  Orte  übersehen  kann  —  aufs  Genaueste  feststellen 
lässt.  Man  hat  auch  den  Einwand  erhoben,  dass  die  Gebirge 
z.  B.  Uadan  und  Machrik  als  Kettengebirge  gezeichnet  worden 
sind.  Als  ob  es  in  der  Sahara  keine  Kettengebirge  geben  könne? 
Freilich  nehmen  sich  oft  genug,  aus  der  Entfernung  gesehen,  Ge- 
birge wie  Kettengebirge  aus,  ohne  es  zu  sein.  Es  muss  deshalb 
auch  dahin  gestellt  bleiben,  ob  Dj.  Machrik  nicht  der  Steilabfall 
eines  Massengebirges  oder  einer  Hochebene  ist,  Dj.  Hon  und  Dj. 
Uadan  jedoch  können  wir  mit  Sicherheit  als  Kettengebirge  be- 
trachten, da  nordöstlich  von  ihnen  schon  die  Syrtenebene  beginnt. 

Ueber  das  als  Sebcha  (resp.  trockne,  mit  keinem  salzsumpfi- 
gen Untergrunde)  bezeichnete  Terrain  zwischen  Hon  und  Uadan 
muss  ich  noch  bemerken,  dass  in  diesem  Teile  der  Wüste  fir 
eine  solche  Formation,  die  sich  allerdings  in  vielem  von  wirklicher 
Sebchaformation  unterscheidet,  ein  besonderer  Name  existiert  Die 
eingebornen  Geographen  nennen  solches  Terrain  Djef-Dzef,  sprechen 
aber  das  Dj  nicht  wie  die  Ägypter  g  oder  wie  die  Maghrebiner 
dj  aus,  sondern  geben  dem  Buchstaben  einen  Laut,  wie  die  Fran- 
zosen ihr  g  vor  e  und  i  aussprechen. 

Die  Oase  Djofra  hat  ihren  Namen  von  der  äusserlichen 
Eigenschaft  einer  Einsenkung.  Djof  heisst  Bauch,  Einsenkung. 
Eine  eigentliche  Depression  bildet  die  Oase  aber  nicht,  denn  alle 
vom  schwarzen  Gebirge  und  vom  Dj.  Machrik  kommenden  Rinn- 
sale durchlaufen  die  Oase,  werden  stellenweise  aufgehalten, 
meistens  von  Felswänden,  und  geben  dann  Veranlassung  zum 
Entstehen  der  Palmwälder,  suchen  sich  aber  stellenweise  einen 
Ausweg  durch  die  nordöstlichen  Gebirgsketten,  um  in  regenreichen 
Jahren  das  Mittelmeer  zu  erreichen. 

Geschichtlich  unter  dem  Namen  Djofra  ist  die  Oase  erst  in 
neuerer  Zeit  bekannt  geworden,  jedoch  hat  der  Ort  Uadan  in 
mittelalterlicher  Zeit  eine  gewisse  Rolle  gespielt,  so  dass  wir  ihn 
nicht  nur  bei  arabischen  Geschichtsschreibern  und  Geographen 
angeführt  finden,  sondern,  da  nie  Sokna's  und  Hon's  Erwähnung 


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Die  Oase  Djofra. 


139 


gethan  wird,  uns  zur  Annahme  berechtigt  fohlen,  dass  jene  Ort- 
schaften damals  noch  nicht  existierten ,  oder  doch  so  unbedeutend 
waren,  dass  man  sie  mit  Stillschweigen  überging. 

In  Edrisi's  Africa,  cur.  Hartmann  p.  135  heisst  es:  4)  Terra 
Vadan.  Terra  Vadan  dicuntur  insulae  palmarum  occidentem  inter 
et  orientem  mare  versus  latissime  protentae.  Sodann  heisst  es 
in  demselben  Schriftsteller:  A  Sort  ad  Vadan  5  stationurn  iter; 
sita  autem  est  Vadan  in  australi  parte  (urbis)  Sort.  etc.  Es 
wird  sodann  noch  hervorgehoben,  dass  Vadan  von  Karar  (offen- 
bar Kauas  oder  wie  Hartmann  schreibt  Cavar)  Alaun  und  Färbe- 
kraut (lutum)  bezöge.  Auch  Barkui  nennt  Vadan  als  im  südlichen 
Africa  gelegen. 

Leo,  in  der  Lorsbach'schen  Uebersetzung  p.  449  sagt  von 
Uadan:  Gnaden  (Waden)  ist  ein  Dörfchen  in  der  numidischen 
Wüste,  an  der  Grenze  Libyens,  wo  nichts  als  eine  kleine  Quan- 
tität Datteln  wächst.  Die  Einwohner  sind  viehisch,  arm  und  fast 
ganz  nackt.  Sie  können  wegen  ihrer  Streitigkeiten  mit  den  Nach- 
barn ihre  Hütten  [fast]  nicht  verlassen.  Sie  beschäftigen  sich 
sonst  mit  der  Jagd  und  fangen  wilde  Thiere,  z.  B.  Elamth  und 
Strausse  in  Fallen*),  gemessen  auch  kein  anderes  Fleisch,  denn 
ihre  wenigen  Ziegen  halten  sie  bloss  wegen  der  Milch.  Sie  sind 
übrigens  mehr  schwarz  als  weiss. 

Sehr  interessant  ist,  was  Herr  Gottlob  Krause  im  13.  Band  der 
Zeitschrift  der  Berliner  Gesellschaft  für  Erdkunde  p.  356  ff.,  über 
Uadan  nach  seinen  geschichtlichen  Studien  mittheilt.  Nach  Herrn 
Gottlob  Krause  eroberte  im  Sommer  644  Amr  Tripolis,  und  sandte 
während  der  Belagerung  dieser  Stadt  seinen  Unterfeldherrn  Bosr 
ibn  Arta  nach  Uadan  etc.  Zwei  Jahre  später  —  ich  folge  immer 
den  Krause'schen  Angaben  —  wurde  Uadan  noch  einmal  wegen 
Treubruchs  erobert,  und  dem  Könige  dieses  Landes  sogar  als 
Strafe  ein  Ohr  abgeschnitten  etc. 

Die  erste  neuere  Beschreibung  von  Djofra  gibt  uns  dann 
Lyon,  obschon  er  den  Namen  Djofra  nicht  in  Erfahrung  gebracht 
zu  haben  scheint,  sondern  nur  von  den  drei  Orten  Sokna, 
Hoon  und  Wadan  spricht.  Lyon  sagt:  Sokna  liegt  in  einer  immen- 
sen Kiesebene,  hat  als  Südgrenze  in  etwa  15  Miles  Entfernung  die 
schwarzen  Berge,  und  im  Osten  in  einer  Entfernung  von  ca.  30 
Miles  die  Uadan-Berge,  sowie  im  Westen  einen  entfernteren  Ge- 
birgszug.   Nach  ihm  hat  Sokna  etwa  2000  Einwohner  und  200000 


*)  Diese  Angabe  ist  insofern  sehr  interessant,  als  mein  Reisebegleiter, 
Dr.  Stecker,  und  ich,  beim  Vorrücken  nach  Osten,  häufig  auf  alte  Straussen- 
ftllen  Htiessen,  obschon  jetzt  in  dieser  Gegend  Strausse  so  gut  wie  nie 
mehr  vorkommen. 


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140 


Gerhard  Rohlfs: 


versteuerte  Palmen.  Da  spater  noch  von  Lyon's  Berichten  über 
Sokna  Erwähnung  geschehen  wird,  beschranken  wir  uns  hier  auf 
diese  Angaben. 

Denhain,  der  mit  seinen  Gefährten  1822  nach  Sokna  kam, 
erwähnt  es  im  Vorübergehen;  er  lobt  die  Freundlichkeit  der  Be- 
wohner, die  Güte  der  Datteln,  die  Liebenswürdigkeit  der  Frauen 
und  schätzt  Sokna  auf  3000  Seelen. 

Heinrich  Barth  berührte  Sokna  auf  seinem  Rückwege  von 
Bornu  und  sagt  nur,  dass  die  Stadt  „  wichtig u  sei. 

Eduard  Vogel  endlich  hat  astronomische  Beobachtungen  ge- 
macht, welche  mit  denen  von  Lyon  und  Ritchie  trefflich  stimmen. 
Er  fand  die  Breite  (im  Garten  des  Gouverneurs,  nahe  beim  öst- 
lichen Stadtthor)  zu  29°  4'  4",  die  Länge  zu  15°  48'  30"  ö.  L. 
v.  G.  Alle  übrigen  Notizen,  die  Vogel  über  Sokna  gibt,  sind  fast 
garnicht  zu  brauchen,  da  es  reine  Phantasieangaben  sind.  Was 
soll  es  z.  B.  heissen,  wenn  Vogel  sagt*):  „ ostlich  vom  Meridian 
von  Sokna  bilden  die  Schwarzen  Berge  (sode)  ein  vollkommen 
ebenes  Plateau,  welches  bei  der  tief  blauen  Farbe  des  Gesteins 
täuschend  den  Anblick  des  Seehorizonts  gibt."  —  Oestlich  von 
Sokna  sieht  man  nur  die  Filgi-Berge,  und  dann  eine  weite  Ebene, 
denn  die  Uadan-Kette  tritt  nur  bei  starker  Luftspiegelung  so  über 
dem  Horizont  hervor,  dass  man  sie  deutlich  von  Sokna  aus 
sehen  kann. 

Henri  Duveyrier  schweigt  in  seinem  sonst  so  trefflichen 
Werke  über  die  Sahara  ganz  und  gar  über  Djofra  und  Sokna, 
aber  desto  ausführlicher  wird  die  Oase  behandelt  von  Nachtigal 
in  seinem  Werk  „Sahara  und  Sudan".  Letzterer  hat  jedoch  über- 
sehen, dass  zwischen  Djofra  und  den  Uadis**)  des  Tar-Gebirges 
eine  Wüstenscheide  beim  Dj.  Hamora  besteht;  es  können  also 
unmöglich  die  Uadis  aus  dem  Tar- Gebirge  die  Djofra-Oase  mit 
speisen  helfen.  Auch  geht  der  Ferdjan  nicht  nördlich  von  Sokna 
nach  Hon,  sondern  nördlich  vom  Bir  el  Hammam  zum  Gebirge 
Hon,  das  er  durchbricht.  Nachtigal  war  übrigens  nur  einige 
Tage  in  Sokna,  und  konnte  sich  in  so  kurzer  Zeit  unmöglich 
durch  eigne  Anschauung  Gewissheit  über  die  dortigen  oro-  und 
hydrographischen  Verhältnisse  verschaffen. 

Da  von  den  beiden  belgischen  Reisenden,  welche  nach  Nach- 
tigal's  Zeit  Sokna  berührten,  und  welche  hauptsächlich  die  Boden- 
gestaltung Tripolitanien's  zum  Gegenstand  ihres  Studiums  machen 
sollten,   bislang  nichts  veröffentlicht  worden  ist,  so  glauben  wir 


*)  Petermanna  Mitth.  1855  p.  244. 
**)  Der  eigentlich  arabische  Plural  von  Uadi  ist  Udian,  Uadian,  oder 
wie  Nachtigal  schreibt  Wudjan. 


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Die  Oase  Djofra. 


141 


in  Vorstehendem  alle  die  Forscher  namhaft  gemacht  zu  haben, 
welche  Djofra  besucht  und  zum  Teil  wirklich  erforscht  haben. 

Wir  wollen  jetzt  versuchen,  unsere  eigenen  Erfahrungen  hier 
niederzulegen. 

Djofra  hat  eine  längliche  Gestalt,  wird  im  Norden  von  den 
Machrik-,  Hon-  und  Uadan-Bergen  begrenzt,  während  im  Süden 
das  schwarze  Gebirge  die  natürliche  Grenze  bildet;  im  Westen 
kommen  Machrik  und  Dj.  Ssoda  zusammen,  im  Osten  aber  ver- 
flacht sich  das  Und  an  -  Gebirge  in  die  Oase  hinein,  während  nach 
Südosten  dieselbe  thatsächlich  keine  bestimmte  Grenze  hat.  So 
haben  wir  denn  auch  bei  unserer  Abreise  von  Sokna  in  jener 
letzterwähnten  Richtung  gefunden,  dass  sie  thatsächlich  grosser  ist, 
als  wir  in  unserem  Berichte*)  angegeben  hatten:  statt  1700Qkm. 
muss  man  den  Flächeninhalt  mindestens  zu  2000  Qkm.  annehmen. 
Fast  mitten  durch  die  Oase,  und  beinahe  in  nordsüdlicher  Rich- 
tung geht  durch  dieselbe  eine  Sandkalksteinkette,  welche  manch- 
mal unterirdisch  verläuft,  meist  aber  über  dem  Niveau  der  Oase 
liegt.  Im  Norden  Homora,  in  der  Mitte  Turinin  und  Filgi  ge- 
nannt, stürzt  sich  die  Gebirgskette  südlich  mittelst  des  Tassilet 
and  Afia  auf  den  Dj.  Ssoda.  Tassilet  und  Afia  konnten  schon  als 
schwarzes  Gebirge  mitgerechnet  werden,  weil  sie  ebenfalls  schönen 
schwarzen  Überzug  zeigen,  den  dies  Gebirge  so  charakteristisch 
macht,  und  der  zum  Teil  wohl  von  einer  Beimengung  von  Eisen- 
partikelchen herstammen  mag,  zum  Teil  aber  unzweifelhaft  basal- 
tischer Natur  ist.  Sehr  häufig  sieht  der  schwarze  Überzug  wie 
ein  Lava-Überguss  aus,  was  er  in  der  That  auch  zu  sein  scheint. 
Aber  dieser  Erguss  muss  so  ungeheuer  grosse  Dimensionen  ge- 
habt haben,  dass  wir  uns  heute  kaum  eine  Vorstellung  davon 
machen  können.  Denn  vindicirt  man  eine  solche  Lavaergiessung 
fnr  die  Dj.  Ssoda,  so  müssen  wir  solche  auch  für  die  anstehenden 
Bänke  bei  Beni  Ulid,  für  den  Harudj,  ja  für  die  Berge  von 
Kufra  annehmen.  Wo  war  der  Krater?  Wo  war  der  Central- 
aasbruch  ? 

Es  kommen  in  den  umliegenden  Gebirgen,  und  besonders 
in  Dj.  Ferdjan  auch  Schichten  von  Versteinerungen  vor;  indes 
sind  darunter  keine  Nummuliten,  sondern  die  denselben  ähnlich 
sehenden  Orbituliten  zu  verstehen,  wie  Zittel  nach  Besichtigung 
der  eingeschickten  Proben  erklärt  hat.  Im  Filgi  findet  sich  eine 
mächtige  Schicht  von  Feuerstein;  dieser  Flint  hat  eine  gelbbraune 
bis  ins  schwärzliche  gehende  Färbung. 

Der  Boden  der  Oase  besteht  meist  aus  Sand  mit  Kalkpar- 
tikelchen  untermischt,  bei  der  Tiefe  von  1,50m  stösst  man  auf 


•)  Mitth.  der  afrik.  Geaellach.  in  Deutschland.  1.  Jahrg.  p.  112. 


142 


Gerhard  Rohlfs: 


eine  Thonschicht.  In  dieser  Tiefe  findet  man  an  manchen  Stellea 
auch  schon  Wasser,  obschon  die  eigentliche  Wasserschicht  sich 
auf  8,50  m  Tiefe  findet  und  man  eine  Kalksteinschicht  zu  durch- 
stossen  hat,  ehe  man  auf  Wasser  trifft.  Die  Fruchtbarkeit  des 
Bodens  an  und  für  sich  ist  daher  gleich  Null,  obschon  in  den 
zahlreichen  Uidian  nach  regenreichen  Jahren  eine  verhältnissmässig 
üppige  Vegetation  sich  entwickelt. 

Dass  die  Abdachung  der  ganzen  Oase  nach  Norden  und 
Osten  Statt  hat,  geht  schon  aus  den  II  oben  Verhältnissen  der  drei 
Orte  hervor.  Sokna  liegt  268,  Hon  212  und  üadan  210  m 
über  dem  Meere.  Durch  diese  allerdings  nicht  bedeutende  Höhe 
wird  die  grosse  Hitze  etwas  gemindert.  Und  wenn  auch  die 
schwarzen  Berge  kaum  hoher  als  1000  m  sein  dürften  —  es  ist 
noch  keineswegs  ausgemacht,  dass  im  Harudj  und  in  dem  Dj. 
Ssoda  nicht  Gipfel  bis  zu  1500  m  nachgewiesen  werden  konnten 
—  so  mus8  diese  Höhe  doch  gewiss  manchmal  genügen,  dass  die 
Wolken  des  Mittelmeeres  sich  dort  niederschlagen  und  Veran- 
lassung zu  jenen  Erosionen  und  zu  jenen  zahlreichen  Uidian 
gegeben  haben,  welche  Djofra  durchziehen.  Dass  diese  Uidian 
wirklich  bedeutende  Mengen  Wasser  fortschwemmen,  ist  leicht 
nachweisbar,  und  dies  Wasser,  welches  sich  unterirdisch  ansammelt, 
muss  eben  auch  den  Wasserreichtum  der  ganzen  Oase  selbst 
nach  mehreren  trocknen  Jahren  erklären. 

Überhaupt  bin  ich  geneigt,  keineswegs  mehr  der  Annahme 
zu  huldigen,  als  ob  in  den  Teilen  der  Sahara,  wo  sich  wirkliche 
Rinnsale  befinden,  der  Regen  so  überaus  selten  und  spärlich  sei. 
Den  Angaben  der  Eingebornen  ist  in  der  Beziehung  wenig  zu 
trauen.  Und  dass  selbst  innerhalb  der  Oase  Djofra  der  feuchte 
Niederschlag  keineswegs  zu  den  Seltenheiten  gehört,  wenn  er 
auch  nicht  regelmässig  in  jedem  Jahre  sich  einstellt,  das  beweist 
der  Umstand,  dass  nach  regenreichen  Jahren  nicht  nur  von  den 
Honensern  geackert  wird,  sondern  dass  sogar  in  den  „  Geraren  * 
südöstlich  von  Djofra  und  Sulla  ab  und  zu  das  Getreide  mittelst 
des  Pfluges  eingesäet  wird.  So  weit  hin  nach  dem  Süden  mittelst 
des  Pfluges  der  Boden  bebaut  wird,  so  weit  erstrecken  sich  aber 
auch  die  Regen  des  Mittelmeeres. 

Sonst  participiert  Djofra  im  vollsten  Masse  am  allgemeinen 
Wüstenklima,  d.  h.  es  ist  während  des  grossen  Teils  des  Jahres 
innerhalb  der  trockensten  Luftregion.  Die  mittlere  Jahrestemperatur 
dürfte  dicht  an  +30°  C.  heranreichen.  Während  aber  innerhalb 
der  Oase  ein  Fallen  des  Thermometers  auf  unter  Null  wohl  nur 
äusserst  selten  vorkommen  dürfte,  friert  es  Nachts  auf  den  um- 
liegenden Bergen  und  Hochebenen  während  der  Monate  December, 
Januar  und  Februar  häufig  genug.    Dass  es  selbst  mitunter  an 


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Die  Oase  Djofra. 


143 


Schneefall  in  Djofra  nicht  mangelt,  bestätigt  Barth,  indem  er  im 
J.  1850  schreibt:  „Ebenso  haben  wir  Nachricht  aus  Fesan,  dass 
der  Schneefall  in  Sokna  Anfang  Januar  so  stark  gewesen,  dass  die 
Leute  für  den  Einsturz  ihrer  Häuser  gefürchtet  haben  etc.  etc."*) 

Die  herrschenden  Winde  sind  hier  die  nördlichen,  und 
namentlich  nordwest,  wie  überhaupt  in  der  ganzen  nördlichen 
Hälfte  der  Sahara  die  nördlichen  Strömungen  und  die  damit  com- 
ponierten  die  vorherrschenden  sind.  Erfahren  sie  eine  gewisse 
Steigerung,  dann  wandeln  sie  sich  ic  Samum  um,  denn  Samum 
oder  Simum  ist  jeder  Wind,  der  mehr  oder  grössere  Quantitäten 
Suub  und  Sand  mit  sich  führt.  Wenn  derselbe  aus  Süden,  und 
besonders  aus  SSO.  wütet,  und  namentlich  während  der  heissen 
Sommermonate,  dann  ist  er  allerdings  am  verderblichsten.  Die 
relative  Feuchtigkeit  sinkt  dann  mitunter  auf  5°,  während  15° 
schon  sehr  schädlich  für  alle  organischen  Wesen  wirken,  sobald  der 
verlorene  Feuchtigkeitsgehalt  jedes  Wesens,  der  bei  einer  so 
ausserordentlichen  Trockenheit  der  Luft  vor  sich  geht,  nicht  auf 
irgend  eine  Art  ersetzt  werden  kann.  Im  Winter  ist  der 
Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  bedeutend  grösser  und  dürfte  dann 
60  0  durchschnittlich  betragen. 

Gewitter  kommen  in  Djofra  selten  vor,  häufiger  schon  die 
sogenannten  „  trockenen u.  Von  auflallender  Klarheit  beobachteten 
wir  hier  und  auf  dem  Wege  von  Tripolis  nach  Sokna  fast  all- 
abendlich das  Zodiakallicht ;  sehr  häufig  konnten  wir  dasselbe  en 
route  auch  Morgens  wahrnehmen.  Wenn  ich  als  Nichtmeteorologe 
über  dies  Phänomen,  das  ich  allerdings  so  oft  beobachtet  habe, 
eine  Meinung  äussere,  so  soll  das  keineswegs  voraussetzen,  als  ob 
irgend  jemand  Gewicht  darauf  legen  könnte,  aber  da  je  nach 
den  verschiedenen  Auf-  und  Untergangspunkten  der  Sonne,  d.  h. 
je  nachdem  sie  z.  B.  weiter  nach  Norden  im  Westen  unter  den 
Horizont  sinkt  —  die  Erscheinung  des  Zodiakallichtes  sich  immer 
mit  verschiebt,  so  muss  doch  wohl  notwendigerweise  dies  vom 
Sonnenlicht  selbst  abhängig  sein.  Ebenso  ist  es  beim  Zodiakal- 
licht, welches  mau  vor  Sonnenaufgang  beobachtet.  Somit  ist  denn 
meine  un massgebliche  Meinung,  dass  jene  milchstrassenartige  Er- 
leuchtung des  Himmels,  von  konischer  Form,  von  der  Sonne  aus 
nach-  und  vorleuchtet. 

Höchst  eigentümlicher  Natur  und  oft  im  Widerspruch  stehend 
mit  dem  was  wir  bis  jetzt  über  Elektrizität  wissen,  sind  jene  elekt- 
rischen Äusserungen,  welche  man  Gelegenheit  hat,  während  eines 
and  nach  einem  heftigen  Samum -Orkan  zu  beobachten.  Ritchie 
hat  als  erster  jene  Beobachtungen  gemacht,  und  nach  ihm  Henri 


*)  Vgl.  Petermanns  Mitth.  1855.  p.  250  in  der  Fussnote. 


144 


Gerhard  Rohlfs: 


Duveyrier,  welcher  p.  128  seines  Werkes  notirt:  13  Janv.  1861, 
vent  violent  du  O.  S.  O.:  temperature  du  sable  —  1°  le  matin, 
celle  de  l'air  =  -f-  12°  a  a  9  h.  —  vers  le  milieu  de  la  journee 
et  dans  la  nuit  d'echarges  d'etincelle  e'Iectriques  dans  les  vetementa 
de  laine  qu'on  secoue.  —  Sodann  am  30  Mars  1861:  Vent  nul, 
temperature  13°  7  le  matin.  Le  soir  ma  jument  fait  jaillir  des 
etincelles  electriques  de  sa  queue  en  fouettant  les  mouches.  Und 
endlich  am  13.  April:  Vent  epouvantable  de  TO  %  S.  —  toute 
la  journee  et  toute  la  nuit,  ciel  ouvert,  sables  souleves.  Le  soir 
e^ectricite  dans  les  etoffes  de  soie  et  de  coton.  Am  13.  Jan. 
befand  sich  Duveyrier  in  Afara  n  Wechcheran,  am  80.  März  in 
Tinouhaouen  und  am  13.  April  in  Tary-oulli. 

Wenn  nun  auch  aus  diesen  Beobachtungen  Duveyrier' s  hervor- 
geht, dass  einmal  jene  elektrischen  Erscheinungen  bei  vollkommener 
Windstille  sich  offenbart  hätten,  so  ist  es  höchst  wahrscheinlich, 
dass  am  Tage  vorher,  oder  in  der  Nähe  der  Gegend,  woselbst  er 
sich  am  30.  Mar«  aufhielt,  Samumwind  geherrscht  hatte.  Denn 
zur  Entbindung  dieser  Elektrizität  scheint  mir  der  Sturm  durchaus 
notwendig  zu  sein,  da  die  Elektrizität  durch  die  Reibung  der 
Sandkörner  hervorgerufen  zu  werden  scheint,  kleiner  und  grosser, 
die  mit  rasender  Geschwindigkeit  über  den  vulkanischen,  und 
vielleicht  mit  Eisen  durchsetzten  Boden  dahingejagt  werden.  Und 
merkwürdig  genug,  diese  Äusserungen  finden  statt,  wenn  die  Luft 
am  trockensten  ist. 

Wolkenbildung  kommt  Morgens  und  Abends  fast  täglich  und 
zu  jeder  Jahreszeit  vor,  meist  in  Cirrus-  und  Stratusform ;  aber 
gegen  8  Uhr  Morgens  ist  der  Himmel  schon  stets  wolkenlos,  und 
wenn  auch  nicht  immer  rein  blau,  so  doch  ohne  merklichen  Dunst- 
gehalt. Anders  des  Nachts,  wo  selbst  die  im  Sommer  nicht 
seltenen,  im  Winter  aber  sehr  häufigen  Mondhofe  auf  die  in  den 
höheren  Regionen  sich  befindenden  Dämpfe  und  Dünste  hin- 
weisen. 

Die  Gesundheitsverhältnisse  sind  in  Djofra  ausgezeichnete, 
und  ausser  Augenkrankheiten  giebt  es  vielleicht  keine  wirklich 
endemischen  Übel.  Das  Wechselfieber  ist  in  Djofra  so  unbekannt, 
dass  man  diese  Krankheit,  tritt  sie  ja  einmal  auf,  die  „Fesanische* 
nennt.  Trotzdem  erfreuen  sich  die  Bewohner  gerade  keines  sehr 
gesunden  Aussehens,  was  aber  mehr  in  der  verkehrten  Lebens- 
weise und  in  mangelhaften  Ernährungsverhältnissen  liegt,  als  in 
der  Luft  der  Oase.  So  würde  man  vielleicht  auch  den  Grnnd  des 
elenden  Wesens  der  Eingeborenen  zum  Teil  in  der  Beschaffenheit 
des  schlechten  Trinkwassers  finden  können.  Denn  obwohl  Djofra 
das  süsseste  und  schönste  Trinkwasser  inmitten  seiner  Palmgärten 
in  Hülle  und  Fülle  besitzt,  scheuen  sich  aus  angeborener  Faulheit 


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Die  Oase  Djofra. 


145 


die  Eingeborenen,  davon  zu  trinken.  Sie  ziehen  es  vor,  ihren 
Bedarf  aus  den  in  ihren  Strassen  und  Haushofen  gelegenen  Brunnen 
za  entnehmen,  welche  mit  brakischem  Wasser  gefüllt  sind,  dessen 
Inhalt  durch  die  Nähe  der  Latrinen  oft  genug  mit  den  ekelerregen- 
sten  Bestandteilen  untermengt  ist. 

Da  wir  zu  einer  abnorm  trockenen  Jahreszeit  in  Djofra  waren 
and  eonstatieren  konnten,  wie  die  ganze  Oase  an  den  Folgen 
einer  anhaltenden  Dürre  litt,  so  ist  es  unmöglich,  ein  Gemälde 
des  Pflanzenwuchses  zu  entwerfen,  welches  richtig  den  Charakter 
der  Gegend  in  pflanzlicher  Beziehung  unter  normalen  Verhält- 
nissen wiedergäbe.  Einzelne  Pflanzen  wie  die  Mimosen,  die 
Tamarisken  und  der  Sarachbaum  drückten  durch  ihr  verhältnis- 
mässig frisches  Grün  den  Gegenden  den  Stempel  auf,  den  sie 
anter  allen  Umständen  haben.  Denn  wenn  schon  alle  Pflanzen 
and  Tiere,  welche  in  der  Sahara  existieren,  die  Fähigkeit  haben, 
mehr  oder  weniger  lange  der  direkten  Wasserzufuhr  entbehren  zu 
können,  so  giebt  es  zweifelsohne  Individuen  beider  Reiche,  welche 
absolut  Wasser  nicht  bedürfen,  sondern  einzig  und  allein  ihren 
Feuchtigkeitsbedarf  aus  dem  Wassergehalte  der  Luft  requirieren. 
Ich  habe  oft  genug  Ethelbäume  (Tamarix)  angetroffen,  ja  auch 
Talha-Akazien  (Ac.  Seyat),  deren  Standpunkt  ein  solcher  war,  dass 
sie  mit  ihren  Wurzeln  unmöglich  eine  etwaige  unterirdische 
Wasserschicht  —  die  aber  nicht  vorhanden  war  —  erreichen 
konnten.  Sie  standen  kräftig  genug,  und  wenn  man  nicht  an- 
nehmen will,  dass  ein  Regen,  der  vielleicht  alle  drei  bis  fünf  Jahre 
einmal  fallt,  genügt,  um  in  ihnen  das  frische  Leben  zu  erhalten, 
so  muss  man  sich  doch  wohl  zu  der  Annahme  bekennen,  dass 
der  Luftfeuchtigkeitsgehalt  genüge,  um  das  Gedeihen  der  Bäume 
rn  unterhalten.  Ich  habe  bei  anderen  Gelegenheiten  auf  den 
Salzgehalt  vieler  Pflanzen  der  Sahara  hingewiesen,  der  sie  eben- 
falls befähigt,  der  Luft  Wasser  zu  entnehmen.  Auch  die  Ethel- 
tweige  sind  meist  mit  einer  dichten  Staubschicht  von  Salz  über- 
deckt Ich  sehe  im  Geiste  schon  manche  Botaniker  über  die 
Behauptung,  so  grosse  Bäume  wie  Mimosen  und  Ethel  sollten 
ohne  direkte  Wasserzufuhr  existieren  können,  ihr  Haupt  schütteln, 
aber  es  zweifelt  doch  wohl  heute  Niemand  mehr  an  dem  Vorhanden- 
sein der  Regenbäume*),  welche  in  den  Wäldern  bei  Mogobamba  im 
nördlichen  Peru  existieren,  und  welche  (Professor  Ernst  in  Caracas 
hält  den  Regenbaum  für  Piiecolobium  Sanum)  die  Feuchtigkeit 
der  Atmosphäre  mit  so  erstaunlicher  Kraft  condensieren,  dass 
man  das  Wasser  vom  Stamme  herabrieseln  und  wie  Regen  von 
leinen  Zweigen   in  solcher  Menge  herunterfallen   sehen  kann, 


•)  vgl.  Ausland,  Jahrg.  1880,  p.  19. 

Ztiuchr.  d.  G«ell»ch.  £  Erdk.  Bd.  XV. 


10 


146  Gerhard  Rohlfs: 

dass  der  Boden  darunter  in  einen  vollständigen  Sumpf  verwan- 
delt wird. 

Die  Dattelpalmen  und  ihre  Fruchtsorten  werden  von  allen 
Reisenden  sehr  gelobt,  es  giebt  nun  an  dreissig  verschiedene 
Arten,  und  diese  Armut  der  Verschiedenartigkeit  erklärt  sich  aus 
dem  Umstände,  weil  bei  der  Züchtung  besonders  auf  das  Produkt 
einer  vorzüglichen  Mittelsorte  Gewicht  gelegt  wird.  Feinere 
Sorten  findet  man  sonst  in  Fesan,  und  die  Fesaner  werden  weit- 
aus von  den  Sorten  der  westlichen  Oasen  übertroffen,  so  dass  man 
vollkommen  Recht  hat,  zu  sagen:  je  weiter  nach  dem  Westen, 
desto  feiner  die  Dattelsorten. 

Wenn  überhaupt  in  der  Sahara  die  Heimath  der  Dattel- 
palmen gesucht  werden  darf,  was  allerdings  nach  Schweinfurth 
zweifelhaft  erscheint,  dann  müssten  wir  dies  vorzugsweise  von 
den  Syrten-Oasen,  Kufra  und  Fesan  sagen.  Dies  sind  diejenigen 
Oasen,  in  denen  Palmen  im  wilden  Zustand  vorkommen,  und 
namentlich  in  Kufra  überwiegen  die  wilden  Palmen  die  gezogenen 
in  bedeutendem  Masse.  Dass  die  wilden  Palmen  sich  durch  feinern 
Djerid  und  namentlich  durch  feinere  Fiedern  von  den  zahmen 
unterscheiden,  dass  die  Palmblätter  nicht  so  lang  werden,  dass 
die  Palmen  selbst  mehr  eine  Tendenz  zum  Yerbuschen  (sich 
verästeln  vom  Erdboden  an)  haben,  ist  in  Kufra  so  bekannt,  dass 
man  dort  selbst  die  zahmen  Palmen  schwer  davon  abhalten  kann, 
die  Verbuschung  ihrer  wilden  Nachbarn  nachzuahmen.  Es  dürften 
in  ganz  Djofra  mindestens  50,000  Palmbäume  sein;  eine  Ver- 
buschung kommt  hier  selten  vor. 

An  Gemüsen  und  Getreide  baut  man  in  Djofra  dasselbe,  was 
in  den  übrigen  Oasen  gezogen  wird,  und  die  Bearbeitung  des 
Bodens  mittelst  der  Hacke  erfolgt  wie  allerwärts  in  der  Sahara. 
Die  Düngung  wird  sehr  rationell  getrieben.  Von  Zeit  za  Zeit 
werden  die  Ziegenställe  gereinigt,  der  Mist  wird  mittelst  auf  Eseln 
geladener  Körbe  auf  die  Felder  gebracht;  auch  die  menschlichen 
Excremente  werden  derart  in  Dünger  verwandelt,  dass  von  Zeit 
zu  Zeit  die  Abtritte  mit  einer  Lage  Sand  überschüttet  werden,  so 
dass  sich  durch  Vermischung  dann  ein  vorzüglicher  Dünger  bildet. 
Die  Berieselung  der  kleinen,  kaum  einen  Qu.-Meter  grossen 
Felder  erfolgt  regelmässig,  und  sie  ist  natürlich  verschiedentlich, 
je  nachdem  der  Eigentümer  Getreide,  Gemüse  oder  melonen- 
artige Gewächse  zieht.  Da  jeder  Garteneigentümer  seinen  eigenen 
Brunnen  hat,  meist  sind  es  Ziehbrunnen,  so  sollte  man  meinen, 
dass  die  Berieselung  ganz  ohne  Streitigkeiten  abginge.  Dem  ist 
aber  nicht  so,  weil  der  Grund  und  Boden  nebst  Brunnen  oft 
einem  ganz  anderen  Individuum  angehört,  als  die  im  Garten 
wachsenden  Palmen.    Vielleicht  sind  die  Palmen  alle,  oder  einige 


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Die  Oase  Djofra. 


147 


davon,  schon  ehe  der  Besitzer  in  sein  Eigentumsverhältnis  trat, 
von  seinem  Vater  oder  Vorfahren  verkauft  worden,  vielleicht  hat 
er  selbst  einige  von  den  Palmen  verkauft  — ,  kurz,  es  kann  eine 
Person  Eigentümer  mehrerer  Hundert  Palmen  sein,  ohne  nur  einen 
Qq.-Fuss  Erde  zu  besitzen,  und  umgekehrt.  Diese  sonderbaren 
Eigentumsverhältnisse,  sodann  die  Berieselungsfragen  bilden  stets 
den  Grund  zu  den  vielen  Streitigkeiten  und  Fehden  in  Djofra. 

Aus  dem  Tierreich  ist  vor  allem  das  Uadan  (ovis  tragelaphusl), 
welches  dem  Uadangebirge  seinen  Namen  gegeben  hat,  hervor- 
zuheben. Es  kommt  hauptsächlich  im  Harudj  und  den  schwarzen 
Bergen  vor,  und  ist  selbst  noch  heute  so  zahlreich  vertreten,  dass 
wöchentlich  2  bis  3  Exemplare  in  Sokna  zu  Markt  gebracht 
werden.  Es  ist  reichlich  so  gross  wie  ein  Kalb,  von  bräunlicher 
Farbe,  mit  dicken,  gerillten  nach  rückwärts  gebogenen  Hornern, 
Schwanz  mit  einem  Büschel  langer  (2  —  3  Decimtr.)  weisser  Haare, 
ähnlich  den  Pferdehaaren.  Das  Fleisch  des  Uadan  ist  vorzüglich, 
schmackhafter  als  Hirschfleisch,  wird  aber  wei  weitem  an  Feinheit 
und  Schmackhaftigkeit  noch  übertroffen  vom  Fleische  der  Gazelle, 
welche  zahlreich  in  Djofra  und  den  einmündenden  Uidian  ver- 
treten ist.  Reissende  Tiere  fehlen,  wie  überhaupt  in  der  Sahara, 
so  auch  hier,  nur  der  Fenneg  ist  vorhanden.  Ratten  und  Mäuse, 
sowie  die  Springmäuse  kommen  in  grosser  Anzahl  vor.  Raben, 
Falken,  Bachstelzen  (ob  letztere  immer,  ist  fraglich)  bilden  den 
Vogelbestand.  Erstere  sind  so  raubsüchtig  —  obschon  stets  dies 
in  der  Oase  zu  finden  ist  —  dass  einst,  als  ich  von  Sokna  nach 
den  Gärten  gegangen  war,  ein  Rabe  während  längerer  Zeit  über 
meinem  kleinen  Hündchen  Keri  kreiste,  und  vom  Zustossen  nur 
dadurch  abgehalten  wurde,  als  der  Hund  sich  laut  bellend  gegen 
den  Vogel  in  die  Höhe  richtete,  andererseits  ich  aber  mit  meinem 
Gefährten  für  ihn  wohl  in  zu  gefährlicher  Nähe  war.  Wilde  graue 
Waldtauben  und  Turteltauben  kommen  zur  Zeit  der  Reife  des 
Korns  und  der  Datteln  vor.  Verschiedene  Zugvögel  besuchen 
Djofra  auf  kurze  Zeit,  namentlich  Schwalben,  während  Sperlinge 
nicht  vorkommen. 

Unter  den  verschiedenen  Echsen,  von  denen  die  meisten  in 
den  zur  Bestimmung  nach  Berlin  eingesandten  Exemplaren  ver- 
treten sind,  nenne  ich  als  den  grössten  Wüsten-Saurier,  den  Dub. 
Von  grauer  bis  ins  schwärzliche  spielender  Farbe,  erlangen  die 
Dub  die  Länge  bis  zu  0,50  m  und  können,  wenn  sie  gross  sind,  ge- 
fährlich beissen.  Die  Dub-Eidechse  bewohnt  Spalten  und  Höhlen 
der  Gebirge  und  befindet  sich  während  des  ganzen  Winters  in 
Erstarrung  oder  Winterschlaf.  Die  fünf  Finger  der  Vorder-  und 
Hinterfüsse  sind  mit  tüchtigen  Krallen  bewaffnet,  und  der  mit 
anfrechtstehenden  scharfen  Schuppen  bewaffnete  Schwanz  dient  als 

10* 


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148 


Gerhard  Rohlfs: 


Verteidigungswaffe.  Die  Dubs  können  ziemlich  schnell  laufen 
und  erhaschen  ihre  Beute  z.  B.  Mäuse,  Heuschrecken,  Cha- 
mäleone  etc.  sprungweise.  Jedenfalls  ist  die  Dub-Eidechse  eins 
der  grössten  Tiere  der  Sahara,  welche  nicht  nur  lange  Zeit  fasten, 
sondern  noch  längere  Zeit  ohne  Wasser  zubringen  können,  denn 
es  müssen  doch  manchmal  Jahre  vergehen,  ohne  dass  die  Dub- 
Eidechse  Wasser  zu  sehen ,  geschweige  zu  trinken  bekommt. 
Wie  viele  Tiere  giebt  es  überhaupt  in  der  Sahara,  die,  obschon 
ihre  Existenz  nach  Jahren  bemessen  ist,  nie  Wasser  trinken,  die 
in  der  Luft  enthaltene  Feuchtigkeit  genügt  ihnen.  Chamäleone 
und  Schlangen  sind  verschiedentlich  vorhanden,  diese  sowie 
Käfer  etc.,  welche  gesammelt  worden  sind,  werden  nach  Unter- 
suchung und  Bestimmung  in  einer  besonderen  Abhandlung  zur 
Kenntnis  des  Publikums  gebracht  werden. 

An  Haustieren  werden  Pferde,  Rinder  (zum  Wasser  auf- 
ziehen), Esel,  Schafe,  Ziegen,  Katzen,  Hunde,  Hühner  und  Tauben 
gehalten.  Die  Schafe  haben  in  Djofra  noch  Wolle,  während  sie 
solche  in  den  südlichen  Oasen  z.  B.  in  Tuat  und  Bilma  verlieren. 
Es  sind  Fettschwänzer.  Von  den  Hunden  hat  man  Slugi  (Wind- 
hunde) und  jene  gewohnlichen  tripolitanischen  Araberhunde,  welche 
den  Spitzen  angeboren.  Die  Esel  sind  vorzüglich,  während  sich 
das  Gleiche  nicht  von  den  wenigen  Pferden  sagen  lässt. 

Die  Bewohner  der  Oase,  welche  man  der  Mehrzahl  nach  zu 
den  Arabern  rechnen  muss,  belaufen  sich  der  Gesammtzahl  nach 
auf  etwa  5000,  höchstens  6000  Seelen.  Während  Uadan  nur  ron 
Schürfa  (PI.  von  Scherif  d.  h.  Abkömmling  von  Mohammed)  und 
einigen  gewöhnlichen  Arabern,  Hon  ausschliesslich  von  Arabern 
und  die  Hauptstadt  Sokna  zu  zwei  Dritteln  von  Berbern,  und 
einem  Drittel  von  Arabern  bewohnt  wird,  muss  man  in  jedem 
Ort  eine  grosse  Anzahl  Sclaven  hinzurechnen,  denn  es  giebt 
wohl  kaum  einen  Freien  in  Djofra,  der  nicht  mindestens  einen 
Sclaven  zu  seiner  Verfügung  hätte.  Sodann  kommt  zur  Bevöl- 
kerung eine  ganze  stehende  Colonie  von  Fesanern,  welche  sich 
hauptsächlich  in  Kessir  aufhalten,  und  die  manchmal  Jahre 
bleibend,  eine  Art  von  Kuli-Verhältniss  mit  Berbern  und  Arabern 
eingehen,  indem  sie  sich  verpflichten,  auf  so  und  so  lange  bei 
einem  Grundbesitzer  Sclavendienst  (Wasser  ziehen,  Land  behacken, 
Palmbäume  warten,  Ausmisten  der  Latrinen  mit  Eseln)  gegen 
eine  geringe  jährliche  Ablöhnung  (meist  nur  120  Piaster  und 
Nahrung*)  zu  leisten,  um  später  wieder  nach  ihrem  Vaterlande 
zurückzukehren. 


*)  120  Piaster  sind  etwa  20  Frcs.  oder  16  Mark.  Wenn  man  bedenkt, 
dass  die  Kost,  die  erbärmlich  genug  ist,  und  welche  aus  Basina,  d.  h.  jener 


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Die  Oase  Djofra. 


149 


Den  vornehmsten  Rang  in  der  Bevölkerung  nehmen  naturlich 
die  Schürfa  von  Uadan  ein.  Es  ist  das  auch  ganz  natürlich! 
Man  denke  nur,  dass  sie  als  wirkliche  Abkömmlinge  Mohammed's 
des  Stifters  der  mohammedanischen  Religion  gelten!  Wie  würden 
wir  in  Europa  die  Nachkommen  verehren,  wenn  solche  von 
Jesus  Christus,  oder  auch  nur  von  seiner  Familie  mit  einiger 
Sicherheit  nachzuweisen  wären !  Bei  den  Mohammedanern  schwört 
aber  jeder  auf  die  Echtheit  der  Schürfa,  sobald  diese  nur  wahrend 
einiger  Generationen  sich  im  selben  Orte  aufgehalten  haben.  Und 
die  Schürfa  von  Uadan  wollen  sogar  von  Uesan  stammen! 
Sonderbar!  Alle  in  Nordafrika  wohnenden  arabischen  Triben 
haben  das  Eigentümliche,  dass  sie,  je  nobler  sie  scheinen  wollen, 
desto  weiter  vom  eigentlichen  Urheimatlande  Arabien  ihre  Her- 
kunft datieren.  Von  der  Sekial  el  Hamra  herstammen,  gilt  in  den 
Augen  aller  arabischen  Triben  als  etwas  ungemein  Vornehmes. 
So  gelten  auch  die  Schürfa,  die  aus  Marokko,  also  aus  dem  fernen 
Westen  kommen,  dem  Rharb  el  Djoani,  für  viel  heiliger,  als  die, 
welche  aus  Arabien,  und  wäre  es  selbst  aus  Mekka,  stammen. 
Ich  führe  dies  als  Thatsache  an,  Vergleiche  mit  unseren  eigenen 
Verhältnissen  liegen  übrigens  nahe. 

Den  zweiten  Rang  in  der  Vornehmheit  der  Bevölkerung 
sollten  eigentlich  die  Araber  einnehmen;  thatsächlich  ist  das  aber 
nicht  der  Fall.  Die  Berber  in  Sokna  nehmen  an  Vornehmheit 
als  Grundbesitzer  den  zweiten  ,  und  was  Reichtum  anbetrifft,  den 
ersten  Platz  ein.  Ihr  Ansehn  wird  noch  dadurch  erhöht,  dass 
sich  aus  ihrer  Mitte  —  abgesehen  vom  Kaimakam,  der  meistens 
ein  Türke  ist  —  die  Regierungsbeamten  rekrutieren,  dass  jener 
>elbst  in  ihrer  Mitte  weilt,  und  sie  selbst  verschiedene  Privilegien 
gemessen ,  welche  durch  Alter  und  Herkommen  geheiligt  er- 
scheinen. So  dürfen  die  in  Sokna  sich  aufhaltenden  Araber- 
Stämme  nur  in  bestimmten  Strassen  Häuser  erbauen  und  erwer- 
ben, in  den  eigentlichen  Berberquartieren  aber  nicht.  Durch 
zahlreiche  Verheirathungen  mit  den  Berbern  verwandt  und  ver- 
schwägert, kann  ein  Araber  doch  kein  Berbergrundstück  erben, 
sondern  dies  fallt  erst  dem  Seitenverwandten  berberischen  Ur- 
sprungs zu,  oder,  ist  ein  solcher  nicht  vorhanden,  an  den  Stamm 
zurück.  Geld  und  bewegliches  Gut,  sowie  —  merkwürdiger 
Weise  —  Palmbäume,  sind  hiervon  ausgenommen.    Diese  kann 


indifferenten  Gerstenmehlpolenta  besteht  und  nur  mit  Datteln  abwechselt, 
Unm  veranschlagt  werden  kann,  wird  man  sich  in  Europa  genugsam 
andern ,  dass  es  Leute  in  Fesan  giebt ,  welche  zeitweise  auswandern, 
*el<>he  sich  als  Leibeigene  verdingen  gegen  den  geringen  Lohn  von 
16  Mark  jährlich,  also  gegen  den  täglichen  Lohn  von  nicht  ganz 
o  Pfennigen. 


150 


Gerhard  Rohlfs: 


ein  Araber  erben,  er  kann  auch  Palmen  durch  Kauf  erwerben, 
aber  nicht  den  zu  den  Palmen  gehörenden  Grund  und  Boden. 
Übrigens  leben  arabische  und  berberische  Stämme  in  Sokna  in 
gutem  Einvernehmen,  und  brechen  z.  B.  Feindseligkeiten  zwischen 
Sokna  und  einem  der  anderen  Orte  aus,  so  sieht  man  in  Sokna 
Berber  und  Araber  wie  Ein  Mann  gegen  den  äusseren  Feind 
auftreten. 

Gemeinsames  vaterländisches  Oasengefühl  ist  vollkommen  un- 
bekannt, und  man  muss  es  in  der  That  als  einen  Fortschritt  be- 
trachten, dass  die  Leute  es  zu  einem  genieinsamen  Ortsgefühl  ge- 
bracht haben.  Ich  erinnere  nur  daran ,  dass  den  Rhadamsern, 
welche  bis  zur  Ankunft  der  Türkenherrschnft  stets  an  grossen, 
inneren,  meist  blutigen  Zwisten  laborirten,  das  Gefühl  gemein- 
samer Interessen  erst  gewaltsam  durch  die  Osmanli  beigebracht 
worden  ist.  Und  so  mag  es  in  Sokna  und  in  den  anderen  Orten 
auch  wohl  gewesen  sein,  denn  aus  alter  Leute  Mund  hört  man 
noch  Erzählungen  von  inneren  Kämpfen,  während  heute  nnr 
solche  zwischen  den  verschiedenen  Ortschaften  vorkommen.  Diese 
allerdings  sind  häufig  höchst  blutiger  Natur. 

Einen  äusserlichen  Unterschied  in  der  Körper-,  Gesichts-  und 
Kopfbildung  ist  zwischen  den  verschiedenen  Bewohnern  der  Djofra- 
Oase  nicht  wahrzunehmen.  Wenn  man  sonst  recht  gut  den  Berber 
vom  Araber  unterscheiden  kann  (nicht  etwa  daran,  dass  erstere 
helles  Haar  hätten,  das  ist  vollkommen  irrtümlich,  sondern  an 
anderen  wesentlichen  Merkmalen),  besteht  ein  Unterschied  zwischen 
den  in  Sokna  wohnenden  Berbern  und  Arabern  nicht.  Die  seit 
Jahren  stattfindenden  Verheiratungen  haben  eine  vollkommene 
Verschmelzung  beider  Völker  herbeigebracht:  bis  auf  die  Sprache. 
Wie  in  Bremen  und  Hamburg  die  alten  Familien  darauf  halten, 
dass  innerhalb  ihrer  Familie  das  Plattdeutsch  nicht  ausstirbt,  so 
halten  die  edlen  Soknensisch-berberischen  Familien  darauf,  dass 
alle  ihre  Familienmitglieder  von  klein  auf  masigh  oder  berberisch 
oder  wie  die  Araber  sagen  „rhtana"  lernen.  Es  ist  das  auch  ein 
Zeichen  der  Zeit.  Denn  früher  pflegten  Berber  so  viel  wie  mög- 
lich ihren  Ursprung,  ihre  Herkunft  zu  verheimlichen  und  zu 
verdunkeln,  heute  aber  fangen  sie  an  stolz  zu  sein  auf  ihre  Ab- 
stammung, und  wenn  es  gelänge,  diesem  alten  Volke  die  Zu- 
versicht seiner  Existenzberechtigung  wieder  zu  erwecken,  wenn  es 
gelänge,  diesem  Volke  Sinn  für  die  grosse  geschichtliche  Ver- 
gangenheit beizubringen,  dann  dürfte  an  eine  Regeneration  Nord- 
afrika's  Seitens  der  Eingeborenen,  d.  h.  Seitens  der  Berber,  nicht 
gezweifelt  werden.  Ob  dies  in  unserer  schnelllebigen  Zeit  noch 
möglich  ist,  wage  ich  allerdings  nicht  zu  behaupten.  Durch  die 
Araber,  durch  dieses  Volk,  das,  wie  ehemals  die  Juden,  nur  durch 


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Die  Oase  Djofra. 


151 


und  für  die  Religion  existiert,  das  über  ganz  Nordafrika  zerstreut 
ist,  kann  aber  nie  eine  staatliche  Neubildung  erfolgen,  die  Araber 
müssen  durch  ihre  eigene '  religiöse  Eitelkeit  zu  Grunde  gehen. 
Die  Religion  ist  Schuld  am  Verfall  der  Völker  in  Afrika. 

Die  Bewohner  Djofra's  kleiden  sich,  was  die  Vornehmen 
anbetrifft,  wie  die  Tripoliner,  und  das  uhrige  Volk  wie  die  Wüsten- 
bewohner; sie  sind  massig  in  ihren  Begierden,  und  allzu  schädlich 
haben  die  Snussi  mit  ihren  verderblichen  Lehren  hier  nicht  wirken 
können.  Sie  finden  in  Djofra  einfach  deshalb  keinen  Boden,  weil 
Uadan  von  Schürfa  bewohnt  ist,  die  natürlich  in  ihrem  Interesse 
einer  anderen  Sekte  keine  allzugrosse  Berechtigung  einräumen 
können,  denn  wie  in  allen  Religionen  kommen  in  erster  Linie 
die  pecuniären  Interessen  der  Träger  der  Religionen  ins  Spiel. 
Aach  bei  den  Mohammedanern  macht  kein  Geistlicher  in  Religion 
umsonst!  Sodann  aber  darf  in  Sokna  der  Fanatismus  sich  nicht 
allzu  geltend  machen,  weil  Sokna  Karavanenstadt,  Sitz  der  welt- 
lichen Regierung  und  Ort  zweier  verschiedener  Stämme  ist,  bei 
welchen  sich  immer  wiederholt,  dass  der  eine  Stamm  stets  das 
Gegenteil  von  dem  will,  was  der  andere  thut.  Die  Honnenser 
dürften  den  Snussi  noch  am  meisten  ihre  Thore  geöffnet  haben, 
aber  Hon  liegt  so  ausser  dem  Verkehr,  dass  es  für  die  Europäer 
wenigstens  nicht  in  Betracht  kommt. 

Von  den  drei  Ortschaften  ist  Hon  am  bevölkertsten ,  es 
dürfte  2000  Einwohner  haben.  Sokna*)  mit  ca.  1500  Einw. 
ist,  wie  bemerkt,  Regierungssitz,  und  Uadan  dürfte  einer  gleichen 
Seelenzahl  wie  Sokna  sich  erfreuen;  im  Ganzen  kann  man  also 
in  der  Oase  die  Bewohnerschaft  auf  6000  Menschen  veranschlagen, 
da  in  den  Palmgärten,  namentlich  in  Kessir,  auch  stets  ein 
Contingent,  wenn  auch  nicht  vollkommen  sesshafter  Bevölkerung 
anzutreffen  ist**). 


*)  Vogel  giebt  für  Sokna  2500,  Lyon  2000,  Denham  über  3000  und 
Xachtigal  gegen  3000  Einwohner  an. 

**)  vgl.  Mittheil,  der  afrikanischen  Gesellsch.  in  Deutachland,  Juni  1879, 
p.  111  und  Westermann's  illustr.  Monatshefte  1879,  p.  80. 


152 


G.  Schweinfurth: 


VIII. 

Bemerkungen  zu  der  neuen  Karte  des  Fayüm. 

Von  Q.  Schweinfurth. 
(Vergl.  Taf.  I  dieses  Bandes). 

Ein  Blick  auf  das  vorliegende  Blatt  wird  den  Sachkundigen 
bald  davon  uberzeugen,  dass  die  der  Zeichnung  zu  Grunde  lie- 
genden Elemente  sehr  ungleichwertiger  Natur  waren.  Bei  Karten 
von  Ägypten,  wo  die  genauere  Landesvermessung  bisher  nicht 
über  Versuche  an  einzelnen  Stücken  hinaus  gekommen  ist,  kann 
eine  solche  Ungleichheit  nicht  überraschen;  weist  doch  schon  die 
grosse  Karte  der  französischen  Expedition  unter  Bonaparte  alle 
Grade  einer  grösseren  oder  geringeren  topographischen  Genauig- 
keit auf,  von  der  sorgfältigen  Triangulirung  bis  zum  Notbebelf 
flüchtig  ausgeführter  Recognoscirungen,  von  der  durch  mathematische 
Konstruktion  niedergelegten  Gestalt  der  Stromcurven,  der  Kanäle, 
der  Lage  der  Ortschaften  bis  zu  der  der  Phantasie  des  Karten- 
stechers überlassen  gebliebenen  Terrainzeichnung.  Die  vielseitigen 
Vervollständigungen,  die  Linant  de  Bellefonds  im  Verlaufe  von 
Jahren  eines  rastlosen  Schaffens  für  die  Karte  von  Ägypten  er- 
zielte, dann  die  Arbeiten  des  Astronomen  Mahmud,  der,  gestützt 
auf  eine  weit  grössere  Anzahl  astronomisch  bestimmter  Punkte, 
als  sie  die  französische  Expedition  zu  Wege  gebracht,  eine  neue 
Aufnahme*)  vom  Lande  versucht  hat,  sie  vermochten  nicht  die  in 


*)  Von  dieser  ist  der  Oberägypten  umfassende  Teil  noch  Manuskript; 
die  Karte  von  Unterägypten  dagegen  ist  bereits  vor  vier  Jahren  bei  Brock- 
haus in  Leipzig  im  Maasstabe  von  1  : 200,000  chromolithographisch  mit 
arabischer  Schrift  im  Druck  erschienen.  Kataster- Vermessungen  wurden  be- 
reits im  Jahre  1822  in  Ägypten  begonnen,  unter  Leitung  des  Italieners  Mazi, 
der  dieselben  in  einigen  Teilen  von  Unterägypten  auszuführen  unternahm.  Die 
Aufnahmen  sind  aber  verloren  gegangen,  da  es  in  Ägypten  keine  Archive 
gab,  wo  dergleichen  aufbewahrt  werden  konnte.  In  späterer  Zeit  sind,  wie 
Linant  berichtet  (Memoires  p.  495),  von  Bayad-Pascha  Katasterpläne  in  den 
Provinzen  von  Benisuef,  Menüfieh  und  Gharbieh  hergestellt  worden,  die  in 
der  Mahmud'schen  Karte  von  Unterägypten  verwertet  wurden.  Erst  im  Jahre 
1879  wurde  für  Ägypten,  auf  Betrieb  der  für  die  Finanzlage  von  Ägypten  unter 
Rivers  Wilson  ernannten  Untersuchungs- Commission ,  ein  eigenes  Kataster- 
amt geschaffen,  das  denn  auch  sofort  in  verschiedenen  Provinzen  des  Landes 
seine jThätigkeit  begann,  mit  dessen  Leistungen  man  aber  in  Ägypten  bis- 
her, wegen  dilettantischer  Organisation  des  ganzen  Werks,  sehr  unzufrieden 
war.  Mahmud-Bey  hat  ferner  die  Umgegend  von  Alexandria  und  vom  Mareotis- 
See  besonders  genau  vermessen,  da  der  Kaiser  Napoleon  III.  dieser  Arbeiten 
ür  sein  Werk  über  das  Leben  Casars  bedurfte.    Die  Mahmud'sche  Karte  ist 


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Bemerkungen  zu  der  neuen  Karte  des  Fayüm. 


153 


den  einzelnen  Kartenteilen  sich  verratende  Ungleichwertigkeit  zu 
beseitigen. 

Am  meisten  vernachlässigt  in  kartographischer  Hinsicht  ist 
big  auf  den  heutigen  Tag  das  Fayüm  geblieben;  denn  ein  selt- 
sames Mi ss beschick  hat  über  den  topographischen  Arbeiten  ge- 
waltet, die  in  dieser  eigentümlichen,  historisch  wie  geographisch 
hoch  interessanten  Landschaft  in's  Werk  gesetzt  wnrden.  Die 
französischen  Topographen  sahen  sich  im  März  des  Jahres  1801 
infolge  der  politischen  Ereignisse  gezwungen,  ihre  soeben  be- 
gonnenen Arbeiten  abzubrechen*)  und  Linant  de  Bellefouds-Pascha, 
der  im  Jahre  1840  auf  Befehl  Mehemed  Ali's  eine  genaue  Karte 
des  Fayüm  im  Maasstabe  von  1  :  10,000  von  einem  europäischen 
Ingenieur  und  nnter  seiner  personlichen  Leitung  ausführen  liess, 
erzählt  in  seinem  inhaltsreichen  Quellenwerke  über  die  ägyptischen 
Bauten  (Memoires  p.  492)  die  sonderbaren  Zufälligkeiten,  die 
ihren  Verlust  herbeiführten.  Eine  Reduction  der  betreffenden 
Karte  in  1  :  20,000  befand  sich  zuletzt  (1866)  in  den  Händen 
des  Chedivs  Ismail;  aber  auch  dieser  besass  weder  Archive  noch 
Privatbibliothek,  und  die  vielen  Werke,  die  ihm  von  europäischen 
Autoren  zugeeignet  wurden,  pflegten,  nach  einigen  Wochen  müs- 
sigen Paradeliegens  auf  den  Tischen  seiner  Salons,  den  Weg  der 
Vergessenheit  zu  wandeln. 

Die  dem  Werke  Linant-Paschas**)  beigegebene  Karte  (PI.  II. 
2me  ed.  1870)  giebt  im  gleichen  Maasstabe  wie  die  in  dieser 
Zeitschrift  veröffentlichte,  ein  nur  skizzenhaftes  Bild  vom  Fayüm, 
das  zwar  in  grossen  Zügen  von  der  Meisterschaft  zeugt,  mit  der 
er  seinen  Stoff  beherrschte,  aber  doch  nur  eben  eine  Skizze 
bleibt***),  die  den  Zweck  hat,  den  Text  durch  mehr  oder  minder 


die  erste  mit  arabischer  Schrift  veröifentlichte  Originalarbeit  der  Art,  und 
zugleich  die  vollständigste  und  der  heutigen  Beschaffenheit  des  Kanalsystems, 
des  Kulturlandes  und  der  Nomenclatur  am  meisten  entsprechende,  die  wir 
Ton  Unterägypten  haben.  Dessenungeachtet  kann  man  bei  ihrem  Gebrauch 
der  alten  französischen  Aufnahme,  die  bei  doppeltem  Maasstabe  manche  Ein- 
zelheiten weit  deutlicher  und  genauer  zum  Ausdrucke  bringt,  nicht  entbehren. 
Die  technischen  Mängel  der  arabischen  Karte  verdienen  bei  dem  gänzlichen 
Mangel  einer  kartographischen  Schule  in  dieser  schwierigen  Schriftart  die 
▼ollste  Nachsicht 

*)  Description  de  l'Egypte,  Etat  moderne  T.  XVI,  p.  60. 
.    **)  Memoires  sur  les  principaux  travaux  d'utilite'  publique  exccutes  en 


***)  Die  Örtlichkeiten  sind  auf  dieser  Karte  undeutlich  und  ungenau 
Sxirt,  die  Nomenclatur  derselben  ist  sehr  verstümmelt  und  das  Nilthal  in 
einem  falschen  Grössenverhältnisse  zu  dem  das  Fayüm  einnehmenden  Stücke 
eingetragen.  Das  Kanalsystem  ist  dagegen  in  seinen  grossen  Zügen  charak- 
teristisch wiedergegeben. 


J572 — 73. 


■ 


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154  0-  Schweinfurth: 

schematische  Darstellung  zu  erläutern.  Diese  Linant'sche  Karten- 
skizze des  Fayüm  ist  bei  allen  neuen  Karten  benutzt  worden;  da 
aber  der  Verfasser  über  die  Art  ihrer  Entstehung  keine  genauere 
Auskunft  gab  und  die  Karte  dazu  noch  in  allen  Stucken  erheb- 
lich von  der  in  ihrem  grössten  Teile  nur  auf  Recognoscirnng 
beruhenden  Karte  der  französischen  Expedition  abweicht,  so  hat 
die  geographische  Kritik  sich  vergeblich  bemüht ,  die  auf  beiden 
Seiten  begangenen  Ungenauigkeiten  gleichsam  durch  Intuition  aus- 
zumerzen und  die  Vorzüge  der  einen  oder  anderen  gebührend  zar 
Anschauung  zu  bringen. 

Einen  grossen  Fortschritt  in  der  kartographischen  Kunde  von 
Ägypten  bezeichnet  die  der  hier  veröffentlichten  Karte  zu  Grunde 
liegende  Aufnahme  des  Fayüm,  die  Rousseau- Bey,  damals  Chef- 
ingenieur der  chedivischen  Domänen*)  und  bei  der  Einrichtung 
grosser  Zucker-Raffinerieen  in  jener  Provinz  beschäftigt,  von  den 
ihm  unterstehenden  Ingenieuren  und  Werkleuten  ausführen  liess. 
Über  die  bei  der  Vermessung  befolgte  Methode  vermag  ich  keinen 
näheren  Aufschluss  zu  erteilen,  da  die  Betreffenden  Ägypten 
verlassen  haben;  ich  weiss  aber  aus  dem  Munde  eines  der  In- 
genieure, der  mir  die  Karte  vor  einigen  Jahren  zeigte,  dass  die 
Lage  aller  in  die  Augen  springenden  Punkte,  wie  Minarets  der 
Dörfer,  Schcch- Gräber  etc.  mit  dem  Messtisch  genau  bestimmt 
wurde  und  dass  der  Lauf  der  verschiedenen  Gräben  und  Kanäle 
mit  dem  Kompasse  in  allen  ihren  Windungen  abgeschritten  wurde, 
indem  ein  jeder  der  bei  der  Arbeit  Beteiligten  eine  bestimmte  An- 
zahl davon  übernahm. 

Die  erwähnte  Karte  ist  im  Maasstabe  von  1  : 40,000  ent- 
worfen, mit  arabischer  Schrift  versehen  und  amfasst  das  gesamte 
Kulturland  der  Provinz  Fayüm  mit  alleiniger  Ausnahme  eines  un- 
bedeutenden Streifens  desselben ,  der  sich  am  Südufer  des  süd- 
westlichen Zipfels  des  Birket-el-Qurün  hinzieht.  Die  Grenze  des 
Wüstenterrains  ist  überall  genau  angegeben ,  desgleichen  die  Ge- 
stalt der  Ortschaften  im  Grundriss,  dagegen  sind  von  den  sehr 
veränderlichen  Ufern  des  Sees,  ausser  der  südlichen  Uniriss- 
linie, nur  die  Inseln  und  die  spitze  Halbinsel  auf  der  Nordseite 
eingetragen.  Die  umliegenden  Höhen  sind  gar  nicht  berück- 
sichtigt worden. 

Dass  zwischen  dieser,  jedenfalls  auf  selbständigen  und  gewissen- 
haften Messungen  beruhenden  Karte  und  jener  verloren  gegangenen, 
welche  1840  Linant  de  Bellefonds  anfertigen  liess,  irgend  ein 
genetischer  Zusammenhang  vorhanden  sei,  ist  aus  verschiedenen 


*)  Gegenwärtig  General -Direktor  der  öffentlichen  Bauten  im  Arbeits- 
Ministerium. 


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Bemerkungen  zu  der  neuen  Karte  des  Fayüm. 


155 


Gründen  unthunlich  zu  vermuten;  jedenfalls  dürfte  es  nicht  zum 
Nachteil  der  ersteren  ausgefallen  sein,  falls  die  letztere  bei  dem 
Entwürfe  mit  zu  Rate  gezogen  worden  wäre. 

Auf  einer  mehrwöchentlichen  Rundreise  durch  das  Fayüm, 
die  ich  im  vergangenen  Frühjahre  ausführte,  habe  ich  an  ver- 
schiedenen Stellen  die  Korrektheit  der  Karte  zu  prüfen  unter- 
nommen, teils  vermittelst  Messungen  von  Entfernungen,  teils 
durch  vorgenommene  Peilungen,  und  jedesmal  war  das  Resultat 
ein  befriedigendes.  Das  verwickelte  System  der  vielverzweigten, 
nnendlich  gewuudenen  Gräben  und  Flussarme*),  in  welche  der 
Bahr  Jussnf  sich  bei  seinem  Eintritte  in  das  Fayüm -Becken  ver- 
zweigt, sind  mit  minutiöser  Genauigkeit,  wie  es  namentlich  der 
grössere  Maasstab  des  Originals  gestattete,  daselbst  wiedergegeben 
worden  **). 

Nachdem  ich  mich  auf  diese  Art  von  dem  geographischen 
Werte  der  Karte  zur  Genüge  überzeugt  hatte,  erschien  es  mir 
>ehr  wünschenswert,  dieselbe  in  haudlicher  Gestalt  zur  Veröffent- 
lichung zu  bringen.  Das  Fayüm,  diese  hohe  Schule  aller  gewe- 
senen und  zukünftigen  Wasserbaumeister  von  Ägypten  ,  ist  ein  so 
eigenartiges  Stück  Erde,  bietet  für  die  wichtigsten  Fragen  der 
•ilten  Geschichte,  ja  der  praehistorischen  Geographie  des  nörd- 
lichen Afrika's  ein  so  hohes  Interesse  dar,  es  wird  zu  alledem 
in  jedem  Jahre  von  einer  so  grossen  Anzahl  europäischer  Rei- 
senden besucht,  dass  es  mir  als  ein  Unrecht,  begangen  an  der 
allgemeinen  Wissbegierde,  erscheinen  musste,  diese  nützliche  Arbeit 
noch  länger  dem  wissenschaftlichen  und  dem  reisenden  Publikum 
vorenthalten  zu  wollen.  Dem  freundlichen  Entgegenkommen  ihres 
Urhebers,  des  verdienstvollen  General -Direktors  im  Ministerium 
der  öffentlichen  Bauten  von  Ägypten,  der  mir  das  Original  behufs 
Kopie  übcrliess,  ist  es  zu  danken,  dass  gegenwärtig  ein  Bild  des 
Fayüm  vorliegt,  das  für  allgemeine  Zwecke  als  zuverlässiger 
Föhrer  dienen  kann. 


*)  Kanäle  kann  man  dieso  unregelmässigen  Wasserfurchen  des  Fayüm 
eigentlich  nicht  nennen,  da  ihre  Betteu  natürliche  sind,  diu  sie  sich  selbst 
im  lockeren  (minder  zähen  als  im  Nilthal)  Erdreiche  ausgruben.  Als  der 
Moeris  angelegt  wurde,  waren  sie  wahrscheinlich  schon  vorhanden,  ob- 
gleich bei  dem  starken  Gefälle  (1,5  :  1000)  eine  verhältnismässig  kurze 
Zeit  ausreicht,  um  die  Herstellung  der  50  bis  80  Fuss  tiefen  Betten  zu 
erklären. 

**)  Ein  kleiner  Fehler  hat  sich  bei  dem  Stich  der  Karte  eingeschlichen. 
Von  den  9  Kanälen,  welche  am  Westende  der  Stadt  Fajum  auslaufen,  werden 
die  fünf  südlicher  entspringenden  von  einem  Seitenkanal ,  dem  Kanal  von 
Ghand,  der  oberhalb  der  Stadt  am  linken  Ufer  des  Bahr  Jussuf  seinen 
Ursprung  hat,  auf  brückenartigen  Uebergängen  durchschnitten.  Eine  Lücke 
zwischen  dem  vierten  und  fünften  Kanal  existiert  nicht. 


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156 


G.  Schweinfurth: 


Um  auf  den  im  Eingange  gebrauchten  Satz  zurückzukommen, 
habe  ich  noch  der  Mittel  zu  erwähnen,  deren  ich  mich  bei  Her- 
stellung des  Blattes  zum  Gesaratbilde  im  Anschlüsse  an  die  an- 
grenzenden Teile  des  Nil -Thals  und  der  das  Fayüm  oasenartig 
umgebenden  Wüste  bediente.  Der  Zusammenhang  des  von  der 
Rousseau'schen  Karte  umfassten  Gebiets  mit  dem  Nil  war  durch 
die  Aufnahme  des  Ingenieurs  Martin  von  der  franzosischen  Ex- 
pedition im  Jahre  1800  geboten,  der  die  Strecke  zwischen  Beni- 
soef  und  Medinct-el-Fayüm  vermittelst  genauer  Triangulirung  ver- 
messen hat,  wobei  er  sich  auf  die  Punkte:  Minaret  von  Büsch, 
Pyramide  von  el-Lahun,  Pyramide  des  Labyrinths*),  Moschee 
Rubi  in  Medineh  und  nordliches  Minaret  in  Benisuef  stutzte.  In 
dem  Memoire  zu  Blatt  19**)  der  Jacotin'schen  Karte  der  fran- 
zösischen Expedition  wird  auch  ausdrucklich  die  Genauigkeit  her- 
vorgehoben, mit  welcher  der  Lauf  des  Bahr  Jussuf  von  el-Lahun 
bis  Medineh  niedergelegt  wurde.  Ich  habe  daher  die  gegenseitige 
Lage  der  angegebenen  Punkte  beibehalten  und  das  übrige  mehr 
auf  blosse  Recognoscirungen  Martins,  Jomards  etc.  Beruhende  auf 
dem  in  den  Bereich  der  Karte  fallenden  Stücke  Nil-Thal  adoptiert. 
Nur  musste  infolge  der  von  Dr.  P.  Güssfeldt  im  März  und  April 
1876  genauer  berechneten  Lage***)  von  Benisuef  die  ganze  Karte 
um  3'  58"  mehr  nach  Süden  und  um  6'  5"  mehr  nach  Westen 
gerückt  werden,  da  von  Medinet-el-Fayüm  keine  astronomische 
Position  bekannt  ist  und  dieser  Punkt  (Moschee  Rubi)  einzig 
durch  die  obenerwähnte  Triangulirung  Martins,  als  26475m  in 
Nord  und  26540m  in  West  vom  nördlichen  Minaret  in  Benisuef, 
sichergestellt  worden  istf). 

Der  Nil-Lauf  hat,  wie  im  Laufe  von  76  Jahren  wohl  nicht 
zu  verwundern  war,  seine  Gestalt  vielfach  geändert;  ich  habe  da- 
her die  Umgebung  der  Stadt  Benisuef  durch  Peilungen  und  Schritt- 
zählungen so  genau  wie  möglich  niederzulegen  versucht,  samt  dem 
anstossenden  Eisenbahnstrange,  der  im  Osten  der  Stadt  hinter  dem 


*)  Auf  unserer  Karte  ist  für  das  Zeichen  dieser  Pyramide  ans  Versehen 
ein  Fünfeck,  das  daselbst  adoptirte  Zeichen  der  Wassermühlen,  zur  Anwen- 
dung gelangt. 

**)  DcSscr.  de  l'Egypte,  Etat  mod.  T.  XVII,  p.  528—539. 
***)  Nouet,  der  Astronom  der  französischen  Expedition,  hat  bei  Benisuef 
nur  eine  Beobachtung  (am  22.  August  1799)  auf  dem  Nil  (ohne  genaue  An- 
gabe, wo)  angestellt  und  für  die  Breite  29°  8'  28",  für  die  östliche  Länge 
von  Paris  28°  52'  25"  erhalten.  Dr.  P.  Güssfeldt,  der  eine  ganze  Reihe 
von  Beobachtungen  in  dieser  Stadt  (Nordostecke,  nahe  dem  Bahnhof)  aus- 
führte, fand  dagegen  für  die  Breite  29°  4'  30"  und  für  die  östliche  Länge 
von  Greenwich  31°  6'  34"  (=  28°  46'  20"  östl.  Lange  von  Paris).  Mah- 
mud Bey  fand  nahezu  dieselben  Werte, 
t)  L  c  p.  525. 


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Bemerkungen  zu  der  neuen  Karte  des  Fayüm. 


157 


Bahnhofe  einen  Winkel  macht  und  bis  zur  nächsten  Station  von 
Escbment  in  ununterbrochen  gerader  Linie  verläuft,  welche  Strecke 
den  in  den  ägyptischen  Stationshäusern  aushängenden  Tabellen 
rufolge  9  englische  Meilen  76  Ketten  betragen  soll,  waa  genau 
16  Kilometer  ausmacht. 

Eins  der  ungenauesten  Stücke  der  franzosischen  Expeditions- 
karte bildet  die  Gegend  zwischen  der  Pyramide  von  Medun  und 
denen  von  Lischt,  mit  ihrer  irrigen  Zeichnung  des  libychen  Wüsten- 
randes, der  daselbst,  statt  sich  mit  einer  vorstehenden  Kurve  dem 
Nil  zu  nähern,  fast  geradlinig  und  in  weit  zu  grossein  Abstände 
vom  Flusse  verläuft.  Die  nach  eigener  Anschauung  in  der  Um- 
gegend der  Eisenbahnhaltestelle  von  Girsa  genommene  Korrektur 
bat  auf  unserer  Karte  nur  andeutungsweise  durch  die  veränderte 
Lage  des  Dorfes  Maarqab  zum  Ausdruck  zu  gelangen  vermocht, 
da  diese  Strecke  vom  östlichen  Kartenrande  bedeckt  wird. 

Was  die  Terrainzeichnung  der  Wüste  im  Umkreise  des  Fayüm 
anlangt,  so  bin  ich  nur  für  den  zwischen  dem  Bahr  Jussuf  und 
dem  Südende  der  Provinz  fallenden  Teil  der  alten  franzosischen 
Karte  gefolgt,  ohne  indes  die  daselbst  viel  zu  stark  ausgeprägte, 
in  Wirklichkeit  aber  sehr  sanfte  Abdachung  nach  Westen  nach- 
zuahmen. Hinsichtlich  der  übrigen  Höhenzeichnung  habe  ich  mich 
aof  meine  eigenen  Wahrnehmungen  gestützt,  darf  aber  für  die 
Konfiguration  der  westlich  vom  Birket  fallenden  Gebirge  keinen 
besonderen  Grad  von  Genauigkeit  beanspruchen,  da  eine  anhaltend 
stanberfüllte  Atmosphäre  mir  das  Ausfindigmachen  sicherer  natür- 
licher Peilungsobjecte  bei  der  grossen  Entfernung  sehr  erschwerte. 
Eine  offene  Frage  bleibt  es  nach  wie  vor,  ob  eine  Einsenkung 
in  den  Höhenabfällen  nördlich  vom  See,  durch  die  seine  Wasser 
bei  dem  früheren  mindestens  50  m  höheren  Stande  derselben 
sich  in  dieser  Richtung  hätten  weiter  ausdehnen  oder  gar  einen 
Abfluss  nehmen  können  (als  ein  „Lycus  fluvius"?),  vorhanden  sei 
oder  nicht*).  Auch  Linant  betrachtet  die  angedeutete  Möglichkeit 
für  eine  höchst  unwahrscheinliche.  Thatsache  ist,  dass  der  hohe 
Steilabfall,  der  sich  in  einer  mit  dem  Nordufer  des  Sees  diver- 
gierenden Richtung  von  SW.  nach  NO.  hinzieht,  mit  einer  scharfen 
Ecke  nach  Nord  oder  Nord-West  einbiegt  und  solchergestalt  im 
Norden  der  nordöstlichen  See-Ecke  ein  geringeres  Gesenke  offen 
läaat,  das  sich  indes,  so  weit  der  Augenschein  darthut,  ringförmig 
in  weitem  Abstände  um  den  See  zu  schliessen  scheint. 

Die  Terrainzeichnung  innerhalb  des  Kulturlandes  im  Fayüm 
Ut  auf  der  Rousseau'schen  Karte  mit  grosser  Genauigkeit  ausge- 
führt worden,  und  war  der  Maasstab  1  :  200,000  kaum  genügend, 


*)  Vergl.  Descriptiou  de  l'fcgypte,  £tat  mod.  T.  XVm,  p.  536. 


158 


G.  Schweinfurtb: 


um  alle  Einzelheiten  nach  fünffacher  Reduction  genügend  zum 
Ausdruck  bringen  zu  können*). 

Einen  auffalligen  Mangel  bekundet  die  Karte  in  der  gewiss 
sehr  ungenauen  Umrisszeichnung  des  Birket-el-Quruui ,  der  dem 
Bodensee  wenig  an  Grosse  nachsteht  und  daher  den  physiogno- 
misclien  Charakter  der  Karte  von  Ägypten  wesentlich  beeinflusst. 
Zweierlei  Ursachen  werden  es  aber  immerdar  zu  einem  schwer- 
ausführbaren  Unternehmen  machen,  die  exacte  Gestalt  dieses  merk- 
würdigen Binnenwassers  zu  graphischem  Ausdrucke  zu  bringen: 
1)  die  Beschaffenheit  seiner  Ufer,  die  grösstenteils  weder  zu  Boot 
noch  zu  Fuss  zu  erreichen  sind,  wegen  der  Flachheit  des  Wassers 
auf  der  einen  und  der  Bildung  trügerischer,  schlammbedeckter 
Salzkrusten  auf  der  anderen  Seite;  2)  die  wechselnde  Wasser- 
hohe, nach  den  Perioden  des  Nil -Standes,  die  man  auf  3  m 
im  Maximum  veranschlagen  kann.  Der  einzige  Europaer,  der 
den  ganzen  See  Umschriften  hat,  war  der  Ingenieur  Martin.  Auf 
seinem  flüchtigen  Streifzuge  gelang  es  ihm  nicht  (7.  Januar  1801) 
sich  dem  nordlichen  Ufer  der  Nordostecke  des  Sees  zu  nähern. 
Es  ist  leicht  möglich,  dass  der  See  an  dieser  Stelle  bei  hohem 
Wasserstande  eine  weit  ausgedehntere  Bucht  nach  Norden  zu  be- 
schreibt, als  es  die  vorliegende  Karte  darthut.  Die  westliche  In- 
sel „el  Qornu  und  die  benachbarte  Halbinsel  am  Nordufer  habe 
ich  eingehend  in  Augenschein  genommen  und  deren  richtige  Lage 
in  Übereinstimmung  zur  Karte  constatiert. 

In  der  Nomenclatur  bin  ich  bezüglich  des  Fayüm  der  ara- 
bischen Schrift  der  Rousseau'schen  Karte  gefolgt,  habe  mich  aber 
für  die  Mehrzahl  der  Ortsnamen  im  anstossenden  Nilthale  an  die 
Schreibweise  der  Jacotin'schen  Karte  gehalten.  Die  Umschreibung 
der  arabischen  Laute  ist,  so  weit  sie  hier  in  Betracht  kam,  auf 
einer  Randnote  der  Karte  erklärt  worden. 

Nur  in  wenigen  Stücken  habe  ich  mir  Abweichungen  von 
dem  Original  erlaubt:  1)  durch  Hinzufügung  einzelner  Lokalitäten 
und  neuerworbener  Kulturstrecken,  2)  indem  ich  den  Verände- 
rungen Rechnung  trug,  die  Eisenbahnlinien  erfahren  haben,  3) 
durch  Weglassung  des  seit  1878  trocken  gelegten  Wasserbehälters 
(„Chasan")  von  Sirbe  und  Hinzufügung  eines  neugebildeten  im 
Nordosten  von  Adueh. 

Über  die  der  Karte  beigefügte  Profillinie  vom  Nil  zum 
Birket- el- Qurun  vermag  ich  keinen  anderen  Aufschluss  zn  er- 
teilen, als  den,  dass  ich  die  von  Rousseau-Bey  ohne  nähere  Angabe 


*)  Die  inselartigen  Wüstenstrecke n  im  Bansin  von  Gharaq  sind  erhaben 
und  nickt,  wie  die  Terrainzeichnung  unserer  Karte  irrtümlicherweise  dar- 
thut, als  Depressionen  zu  denken. 


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Bemerkungen  zu  der  neuen  Karte  des  Fayüm. 


159 


über  die  Art  ihrer  Berechnung  erhaltenen  Höhenangaben  zu  gra- 
phischer Darstellung  zu  bringen  versucht  habe.  Nach  den  ge- 
wonnenen Eindrücken  habe  ich  Grund,  dieselben  für  zutreffend  zu 
halten.  Das  Nivellement  ist  auf  der  Eisenbahn,  die  in  der  Rich- 
tung von  WNW.  vom  Nil  aus  das  Fajum  durchschneidet,  wahr- 
scheinlich während  des  Baues  derselben,  hergestellt  worden. 

In  einem  auffallenden  Widerspruch  zu  diesen  Angaben  und 
den  daraus  abzuleitenden  Höhen  für  benachbarte  Lokalitäten  stellt 
sich  der  von  Linant  de  Bellefonds  seiner  Karte  vom  Fayüm  (Mem. 
pl.  II.)  beigefügte  Profildurchschnitt,  der  dem  Bahr  Jussuf  fol- 
gend das  Fayüm  in  der  Richtung  SO. — NW.  teilt.  Die  verworrene 
Zeichnung  und  die  undeutlich  eingetragenen  Ziffern  lassen  das- 
jenige, was  der  Verfasser  gemeint  hat,  nur  mit  Mühe  erkennen. 
Eä  scheint,  dass  Linant-Pascha  im  Jahre  1840,  als  er  die  grosse 
verloren  gegangene  Karte  vom  Fayüm  ausarbeiten  Hess,  auch  ein 
Nivellement  veranstaltet  hat,  dessen  Ergebnisse  mit  seinen  ge- 
retteten Notizresten  wohl  auf  dem  letzterwähnten  Profildurchschnitte 
vor  gänzlichem  Vergesse nwerden  bewahrt  bleiben  sollten.  In  dem 
Werke  über  die  ägyptischen  Bauten  thut  Linant-Pascha  nur  an 
einer  einzigen  Stelle  eines  solchen  Nivellements  Erwähnung,  und 
zwar  ganz  nebensächlich  in  einem  Zwischensatze.  Seite  64  heisst 
es:  „et  com  ine  cela  existait  encore  lorsque  j'ai  fait  faire  des 
nirellements".  Die  auf  dem  Linant' sehen  Profildurchschnitt  be- 
findlichen Ziffern  ergeben  (falls  man  es  nicht  mit  Druckfehlern 
rn  thun  hat,  deren  in  den  Erratis  indes  keinerlei  Erwähnung  ge 
schiebt)  die  nachfolgenden  Höhenangaben: 

Aostrittstelle   des  Bahr  Jussuf  aus 

dem  Nil  bei  Derut-el-Scherif .  .  .  59,8  m  ü.  d.  Mittl.  Meere. 
Hochwasser  des  Moeris,  als  er  in 

Wirksamkeit  war  45,4   „  „    „     „  „ 

Heutiges  Erdreich  am  Bahr  Jussuf 

im  Fayüm  41,8   „  „    „     „  „ 

Hochwasser  im  Bahr  Jussuf  daselbst  39,8   „  „    „     „  „ 

Niedriger  Wasserstand  34,8   „„    „     „  „ 

Sohle  der  Felsenschwelle  von  Hau- 

waret-el-Macta*),  wo  der  Bahr 

Jussuf  in  das  Bassin  des  Fayüm 

eintritt  (Linant  setzt  Benisuef  in 

gleiche  Höhe)  32,8  „  „   „     „  „ 


*)  Hauwaret-el-Macta  heisst  „das  Hauwareh  des  Durchbruchs",  weil  im 
Jahre  1820,  als  die  Schleusendilmme  von  el-Lahün  durch  Hochwasser  zer- 
stört waren,  dasselbe  an  dieser  Stelle  einen  Durchbruch  zum  Bats  bewerk- 


160  O.  Schweinfurth:  Bemerkungen  zu  der  neuen  Karte  des  Fayüm. 


Erdreich  bei  Cairo 
Senhur   


Heutiger  Spiegel  des  Birket-el-Qurun  29      „  u.  d.  Mittl.  Meere. 


Überraschend  ist  die  Übereinstimmung  der  aus  Anerold-Ab- 
lesungen,  die  Prof.  P.  Ascherson  auf  seiner  Reise  nach  der 
kleinen  Oase  1876  in  Medinet-el- Fayüm  machte,  von  Prof.  Jordan 
in  Karlsruhe  berechneten  Hohe  dieser  Stadt  mit  der  im  Rons- 
seau'schen  Nivellement  angegebenen.  Nach  Ascherson's  Beobach- 
tungen ergeben  sich  nachfolgende  Höhen  für  den  Bereich  der 
Karte  des  Fayüm: 

Stadt  Benisuef  28  m  5.  d.  MitÜ.  Meere. 

Medinet-el- Fayüm  23  „   „    „     „  „ 

Neslet  -  Djali    Abu    Haramedah  bei 

Medinet-el-Gbaraq   2„„„     „  „ 

Thaldepression  von  Rajan  am  Abstürze 

des  libyschen  Wüstenplateaus  im  SW. 

von  Gharaq  29  m  u.  d.  Mittl.  Meere. 


stelligte,  der  in  Folge  dessen  so  stark  anschwoll,  dass  der  Damm,  der  den 
Chasan  von  Tamieh  staut,  in  Trümmer  fiel  (1834  wieder  hergestellt)  und 
unendlicher  Schaden  an  den  Kulturen  verursacht  wurde.  Das  Defilä,  durch 
welches  die  Wasser  sich  in  den  Bats  ergossen,  war  bereits  zur  Zeit  der  fran- 
zösischen Expedition  vorhanden  und  zum  Teil  wassererfüllt  In  neuerer  Zeit 
hat  man  den  Wasser- Austritt  des  Bats  auf  die  Stelle  zwischen  den  Dörfern 
Uhafe  und  Senofer  beschränkt,  die  unsere  Karte  angiebt.  Der  Name  Hau 
wäret  -el-Macta  ist  durch  den  gebräuchlicheren  Hauwaret-el-Qassab  zu  er 
setzen.  Die  Jacotin'sche  Karte  nennt  den  Ort  „Hauwaret-es-Sogheir",  d.  h. 
das  kleine  Hauwareh. 


Boden  des  Sees 


33 


nun 


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IX. 

Eine  Thalspalte. 

Von  G.  Härtung. 


Über  die  Entstehung  der  Gebirgsthäler  herrschen  nach  wie 
vor  einander  entgegengesetzte  Ansichten.    Darin  sind  alle  Forscher 
einig,  dass  der  Faltenwurf  und  die  Verwerfung  der  Schichtenfolgen 
überhaupt  einen  Einfluss  auf  die  Gestaltung  von  Thalbildungen  üben 
mussten.    Allein  während  nach  Einigen  die  Erosion  ausreichte  um 
Gebirgsthäler  herzustellen,  bedurfte  es,  wo  dieselben  vorkommen, 
nach  Anderen  stets  voraufgehender  Aufberstungen  des  Bergkörpers, 
am  dem   fliessenden   Wasser   die   Wege  zu  bahnen.    Als  thal- 
bildende Kraft  ist  die  Erosion  in  Gebirgen  durch  unmittelbar  be- 
obachtete Thatsachen  festgestellt.    Wo  dann  in  einer  Thalbildung 
die  links-  und  rechtsseitigen  Schichtenfolgen  einander  nicht  ent- 
sprechen und  zweifellos  eine  Verrückung  angezeigt  ist,   da  fallen 
Berstung  und  Verwerfung  mit  der  jetzigen  Thalbildung  zusammen 
und  müssen  zur  Deutung  der  letzteren,  samt  den  Einwirkungen 
des  Dunstkreises  in  Betracht  gezogen  werden.    Wo  aber  derartige 
Verhältnisse  nicht  vorliegen,  da  mussten,  nach  der  Ansicht  Der- 
jenigen, welche  die  Entstehung  aller  Gebirgsthäler  stets  auf  eine 
voraufgegangene  Berstung  des  Bergkörpers  zurückführen  wollen, 
an  vielen  Orten  auch  Schichtenfolgen,   die  nur  unter  schwachen 
Neigungswinkeln  gleichmässig   einfallen  und  durchaus  keine  ge- 
waltsame Verschiebung  verraten,   von  Thalspalten  durchbrochen 
werden,  die  dann  später  unter  dem  Einfluss  des  Dunstkreises  so 
weit   aus-   und   umgebildet    wurden,    dass   von    ihrem  einstigen 
Dasein  gegenwärtig  keine  Spur  mehr  vorbanden  ist.    Lässt  sich 
denigemäss   diese   Auffassung  nur  mittelbar  durch  den  Hinweis 
auf  das  Vorkommen  von  sicher  festgestellten    Berstungen,  oder 
auf  gewisse  Erscheinungen,  die  übrigens  auch  eine  andere  Deu- 
tung zulassen,  oder  endlich  auf  die  Unzulänglichkeit  einer  anderen 
Erklärungsart  erhärten:  so  scheint  in  dem  merkwürdigen  Schluchten- 
tbal   Jutulhugget  im  südlichen   Norwegen   das   Ergebnis  einer 

Zmueht.  «L  GeeelWi.  f.  Erdk.   Bd.  XV.  1  \ 


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162 


G.  Härtung: 


solchen  Aufberstung  des  Bergkörpers  bis  zu  einem  ungewöhn- 
lichen Grade  der  unmittelbaren  Beobachtung  zugänglich  zu  sein. 

Jutulhugget  bildet  selbst  für  den  Laien  eine  höchst  eigen- 
artige Erscheinung.  Das  deutet  schon  der  Namen  an,  welchen 
der  Volksmund  der  Oertlichkeit  beilegte,  indem  er  den  tiefen 
Einschnitt  mit  dem  Ergebnis  eines  Hiebes  verglich,  den  einer 
der  Marcbenriesen  an  dieser  Stelle  auf  das  Gebirge  geführt  haben 
sollte*).  Dies  Jutulhugget  durchbricht  nun  in  die  Quere  den 
Bergrücken,  welcher  die  Flussthäler  des  Glommen  und  der  Tysla 
scheidet,  als  eine  tiefe  und  enge,  von  annähernd  senkrechten 
Wänden  eingefasste  Schlucht.  Vom  Glommen  ist  dieselbe  durch 
eine  Bergwand  getrennt  und  am  Fusse  der  letzteren,  von  den 
Trümmermassen,  die  den  eigentlichen  Grund  verdecken,  gerechnet, 
150  F.  tiefer  als  das  Bett  jenes  Flusses  eingesenkt.  In  ihrem 
Grunde  strömt  gegenwärtig  kein  Bach,  und  lässt  sich  ihre  Ent- 
stehung überhaupt  nur  unter  bislang  unerklärlichen  Voraussetzungen 
auf  die  Einwirkungen  der  Erosion  zurückführen.  Dieses  eigen- 
artige Schluchtenthal  hat  Dr.  H.  H.  Reusch  untersucht  und  in  der 
in  Christiania  erscheinenden  illustrirten  Monatsschrift  „Naturen" 
(No.  5.  Mai  1878)  beschrieben.  Ich  selbst  war  zweimal  dort 
(1878  und  1879).  Das  einemal  beging  ich  die  Umgebungen  von 
Jutulhugget  auf  der  Höhe  und  an  den  Abdachungen  des  die  beiden 
Flussthäler  scheidenden  Bergrückens,  das  anderemal  stieg  ich  in 
den  Grund  hinab.  Kann  ich  in  Folge  dessen  die  von  H.  H.  Reusch 
gegebene  Darstellung  der  Verhältnisse  in  allen  Punkten  als  zu- 
treffend bestätigen,  so  will  ich  hier  zunächst  über  den  That- 
bestand  selbständig  berichten ,  und  dann  die  von  meinem  Vor- 
gänger gebrachte  Erklärung  kritisch  beleuchten,  indem  ich  ein 
paar  Züge  hinzufüge  und  andere  etwas  verschieden  betone.  In 
Bezug  auf  den  ersteren  Punkt  sehe  ich  mich  veranlasst  einige 
wenige,  zur  richtigen  Auffassung  der  Verhältnisse  durchaus  not- 
wendige Bemerkungen  über  die  Topographie  dieses  Theiles  des 
norwegischen  Gebirges  vorauszuschicken. 

Auf  der  nebenstehenden,  nach  Art  einer  Karte  angelegten 
schematischen  Uebersicht  ist  der  Lauf  von  Glommen  und  Tysla 
durch  Punkte  angedeutet,  welche  Orte  oder  Eisenbahnstationen 
bezeichnen,  deren  Meereshöhen  die  daneben  stehenden  Zahlen  in 
norwegischen  Fussen  angeben**).  Da  jene  Punkte  zwar  nirgends 
bedeutend,  aber  doch  hier  etwas  mehr,  dort  etwas  weniger  über 

*)  Jutul  oder  Jötul,  ein  Riese;  Hug,  Hieb;  et,  der  angehängte 
(flächliche)  Artikel. 

**)  1  norweg.  Fuss  =  0.31385  (3^0)  Meter.  Die  Höhenangaben  theUs 
nach  A.  Vibe's  Zusammenstellung,  theils  nach  Th.  Kjerulf,  theils  nach  den 
an  Eisenbahnstationen  vermerkten  Zahlen. 


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Eine  Thalspalte. 


163 


28°0.v.Ferro  20* 

62=40' 

T  =  Tronfjeld,  4288 
Tk  —  Tronkalven,  2600 


40'  29°  20' 

Jena?old»2034Aur8und-See62» 

2220  40' 


Tolgen 
1770 


Q 


Oll8< 

1918 


0N 


O  2830 

Röros 
2002.75 


o  Hummel  Fj. 
4970 


30' 


20' 


4664 
0 


ö  2  Tönaät 
~Z  §5  1680 

I 


10'  J 
3 

Lille-  Elvedalen« 
1612 


62»    o  4510 
O6000 


T 
o 


Tk 

°0  Tyslabro 
1930 
•  Engen 
1170  o 
.  3300 
3510  3 


20' 


3 

0» 


O5150 


10' 


Barkalden 
1420  • 


3710 


o 
5 
3 


O  a 


0  4620 

40' 


Hanestad 
1217 


Ätna 
1137 


2130 

26°50 
o 

2220 
o 


ö 

es 

Midskogeo 

1250— Thalsohle,  1050 


62« 


a 

Ä  Bergaät 
960 

•         0  3518 


053 10 


50' 
3495  o 


30' 


28» 


4030  o 


Q 
y 
0 

2360 
Store-  O 
Elvedalen  850 
Stai  839  # 
3080  O 


2210 
o 


«* 
o 

\  * 

29« 


O2590 
O3300 


40' 


3580  O 


30' 
3500  o 


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164 


G.  Härtung: 


den  Klvbetten  liegen,  so  können  die  Zahlen  den  eigentlichen  Fall 
der  letzteren  nur  im  Grossen  und  Ganzen  andeuten,  und  sollen 
wo  es  darauf  ankommt  spater  die  betreffenden  Unterschiede  er- 
wähnt werden.    Der  Glommen,  Norwegens  grösste  Elv,  entspringt 
auf  2220  F.   Meereshöhe   bei   etwa   62°  45'  n.  Br.   aus  dem 
Aursund-See.    Nahe  diesem  See  wird  sein  Entwässerungsgebiet 
nach    N.   hin    begrenzt   von    der    Wasserscheide    zwischen  dem 
atlantischen  Ocean  einerseits  und  dem  Skagernk  wie  der  Ostsee 
andrerseits.    Oben  reicht  dieses  Entwässerungsgebiet  ostwärts  bis 
zum  Kjölen  und  westwärts  noch  viel  weiter  bis  über  Gaustigen 
und  Rundane,  südwärts  aber  zieht  es  sich  zusammen,  indem  seine 
östliche   Grenze  vom  Hummelfjeld    4970  F.   über   die  höchsten 
Erhebungen  bis  zu  der  in  der  rechten  unteren  Ecke  mit  3500  F. 
bezeichneten  verläuft,   während  die  westliche  Grenze  (links)  bei 
4620  F.  ins  Bereich  unserer  Übersicht  und  von  da  nach  S.  dem 
Glommen   noch  etwas  näher  tritt.     Von   den    Nebenflüssen  des 
Glommen  dürfen  wir  nur  die  den  Storsö  durchfliessende  Ren-Elv 
erwähnen,  welche  aus  den  Gebirgsbächen  des  Findstad-  und  Tysla- 
Thales  hervorgeht,  und  von  diesen  wiederum  kommt  hier  nur  das 
letztere   in  Betracht.     Das  Tyslathal  nimmt   seinen   Anfang  am 
Fusse  der  zum  Gabbrokegel  des  Tronfjeld  (T.)  gehörenden  seit- 
lichen Erhebung  des  Tronkalven  (Tk.)  und  vertieft  sich  so  schnell, 
dass  seine  Thalsohle  an  der  Mündung  des  Jutulhugget  (bei  Midskogen) 
etwa  400  F.  unter  derjenigen  des  Glommen  (bei  Barkalden)  liegt. 
Dieser  Höhenunterschied  macht  sich  weiter  thalabwärts  nicht  nur 
ebenfalls  geltend,  sondern  steigert  sich  sogar  im  Binnensee  Storsö 
bis  auf  etwa  1000  F.  senkrechten  Abstandes.    Während  die  Ober- 
fläche des  im  Renthaie  gelegenen  Sees  beinah  dieselbe  Höhe  wie 
der   Kopangsund   des   Glommenthales   erreicht,    senkt   sich  sein 
Grund   bei  960  F.  Tiefe  um   140  F.   unter  den  Meerespiegel 
hinab.    Vom  Abfluss  des  Sees  verlaufen  dann  beide    Elven  auf 
annähernd    gleicher   Meereshöhe   bis   zu   ihrer   Vereinigung  bei 
Aamot.    In  gerader  (Luft-)  Linie  und  in  runder  Zahl  beträgt  die 
Entfernung  vom  Ursprung  der  Tysla  bis  zur  Mündung  vom  Jutul- 
hugget 8,  von  da  bis  zur  Vereinigung  der  beiden  parallelen  Thäler 
der   Ren-Elv   und  des  Glommen   13  deutsche   (geogr.)  Meilen. 
Wo  die  Tysla  entsteht,  hat  der  diese  Thäler  scheidende  Berg- 
rücken eine  Breite  von   1,   in  der  Gegend  von  Lille-Elvedalen 
erweitert  er  sich  bis    l]f  Meilen,   am   Jutulhugget   beträgt  der 
Abstand  nur  9 — 10,000  F.;    dann  wächst  die  Breite  des  Berg- 
zuges auf  1*3  und  2^  deutsche   Meilen  und  beträgt  am  Storsö 
sowie  weiter  thalabwärts,   bis  zur  Stelle  wo  das  Renthal  beinah 
rechtwinkelig  gegen  das  Glommenthal  sich  wendet,  mit  Ausnahme 
einer  unbeträchtlichen  Erweiterung,  durchschnittlich  1  Meile. 


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Eine  Thalapalte. 


Ißt  die  Hohe  des  Gebirges,  welches  die  beiden  Thüler  durch- 
schneiden, auf  der  Übersicht  durch  mehrere  Zahlen  ungefähr  an- 
gedeutet, so  muss  noch  Einiges  über  die  geologischen  Verhältnisse 
hinzugefügt  werden.    Nach  Th.  Kjeralf  *)  fallt  unser  Gebiet  in  die 
untere  Abteilung  des  Sparagnüt-Gebirges,  und  gerade  in  den  Um- 
gebungen von  Jutulhugget  stehen  die  Felsarten  an,  welchen  Esmark 
zuerst  den  obigen,  nunmehr  die  ganze  Schichtenfolge  bezeichnen* 
den  Namen  beilegte.    Diese  Bruchstücke-Felsart  ((fnctQayfia)  be- 
steht ausser  Feldspat  hauptsächlich  aus  Quarz,  der  meist  mit  einem 
dünnen   Häutchen   eines  hellen  talkartigen  Minerals  umhüllt  ist, 
and  erscheint  bald  mehr  als  Breccie,  bald  als  Konglomerat,  bald 
als  ein  Sandstein  ausgebildet,  der  oft  ein  flasriges  Ansehn  annimmt 
oder  in  Quarzit  übergeht.   Daneben  finden  sich  andere  Felsarten  — 
Quarzte,  verschiedene  Schiefer,  Kalksteine,  Dolomit  —  und  gleich 
südlich  von  unserm   Gebiete  fossile   Reste   der  Primordialfauna. 
Die  hier   in    Betracht   kommende   untere  Sparagmitformation  ist 
bisher  versteinerungsleer   befunden,   liegt   auf  oder   neben  dem 
azoischen  Grundgebirge  und  besteht,  wenngleich  dieselben  Fels- 
arten in  Schweden  unter  anderen  Verhältnissen  beobachtet  wurden 
und  eine  Übereinstimmung   auf  beiden  Seiten  des  Kjölen  noch 
nicht  hergestellt  ist,  jedenfalls  aus  geologisch  sehr  alten  Schichten- 
folgen, deren  Entstehung  allenfalls  nur  ein  Stück  in  dem  Primär 
hinaufreichen  könnte.    Was  dann  die  Lagerung  betrifft,  so  finden 
sieh  die  Gebirgsschichten  mehrfach  steil  aufgerichtet,  gefaltet  und 
geknickt,  aber  auch  auf  bedeutende  Erstreckungen  hin  unter  ver- 
hältnissmässig  nur  unbeträchtlichen  Neigungswinkeln  ausgebreitet, 
und  diese  sogenannte   schwebende  Lage  herrscht  gerade  in  den 
weiteren  Umgebungen  von    Jutulhugget.     Unter   der  Sparagmit- 
formation, aber  auch  wenngleich  hier  nur  ausnahmsweise  mit  ihr 
verflochten,   treten  Augengneisse   und   andere  grobkrystallinische 
Felsarten  auf,  die  Th.  Kjerulf  als  Grundgebirge  anspricht.  So 
aufgefasBt  musste  dieses  Grundgebirge,   wie  die  Ausflüge  dieses 
Sommers  mir  zeigten,   stellenweise   Bodenverhältnisse   von  sehr 
ungleicher  Erhebung  darstellen  als  die  Sparagmitformation  darüber 
sich  ablagerte.    Wenn  dann  auf  der  Ostseite  des  Storso  unter  der 
Sparagmitformation  der  Granit,  welcher  auf  der  Westseito  fehlt, 
hervortritt,  und  wenn  bei  der  bedeutenden  Vertiefung,  welche  die 
Sohle  des  Renelv-Thales  am  Grunde  des  Storso  gerade  hier  er- 
fährt, auf  eine  Berstung  des  Bergkörpers  summt  Aufrichtung  des 
einen  Randes  geschlossen  werden  mag:   so  darf  doch,  wo  sonst 
die  Schichten  an  beiden  Seiten  von  alten,   breiten,  mit  rnulden- 


•)  Dr.  Theodor  Kjerulf,  Udsigt  over  det  sydlige  Norges  Geologi, 
Übersicht  der  Geologie  von  8üd-Norwegen),  Christiania  1879. 


166 


G.  Härtung: 


formigen  Böden  eingesenkten  Thälern  nicht  genau  sich  entsprechen, 
jene  oben  angeführte  Thatsache  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden. 
An  den  Wanden  von  Jutulhugget  ist  von  einer  solchen  Verschieden- 
heit nichts  wahrzunehmen,  und  in  dem  Bergrucken,  der  Glommen- 
und  Tyslathal  scheidet,  kann  erst  weiter  nordwärts  ein  Bruch  in 
den  Schichtenfolgen  überhaupt  in  Frage  kommen.  Unfern  des 
Tronfjeld  legen  sich  dann  an  und  auf  die  Konglomerate,  Sand- 
steine und  Quarzite  der  Sparagamitformation  grüne  glänzende 
Schiefer,  und  auf  diesen  erhebt  sich  die  mächtige  Gabbromasse 
ansehnlich  über  die  nächsten  Umgebungen. 

Der  Bergkörper,  welcher  Glommen-  und  Renelvthal  scheidet, 
bildet  vom  Tronfjeld  nach  südwärts  eine  unregelmässig  gestaltete, 
von  einzelnen  Höhenpunkten  überragte  Gebirgsfläche;  an  der 
schmälsten  Stelle  aber,  wo  Jutulhugget  durchsetzt,  erhebt  sich 
einfach  ein  flach  gewölbter  Bergrücken.  Die  Tysla  durchströmt 
ein  Gebirgsthal,  dessen  Seitenwände  zwar  hier  und  da  unter 
Winkeln  von  40  bis  50°  einfallen,  jähe  Stellen  aufweisen  und 
einander  mehr  genähert  sind,  aber  gewöhnlich  nur  Abdachungen 
von  20  bis  30°  erkennen  lassen,  die,  nach  abwärts  auf  die  Hälfte 
verringert,  in  eine  muldenförmige  Sohle  mit  flachem  bebautem 
Boden  übergehen.-  Gestalten  sich  die  Verhältnisse  ebenso  an 
einzelnen  Stellen  des  Glommenthaies,  so  ist  dieses  im  Ganzen 
bedeutender  erweitert  und  bietet  zwischen  sanfter  abgedachten 
Seitenwänden  einen  breiter  abgeflachten  und  daher  auch  stärker 
bebauten  Muldenboden.  Dieser  Unterschied  ist  nun  gerade  wo 
Jutulhugget  einschneidet  deutlich  ausgeprägt  und  bewirkt  daher, 
dass  der  die  beiden  Thäler  scheidende  flach  gewölbte  Bergrücken 
an  seiner  Ostseite  stärker  gegen  das  Tyslathal  als  an  der  West- 
seite gegen  das  Glommenthal  abfällt.  Dazu  kommt,  dass  die  Sohle 
des  Tyslathales  nahezu  400  F.  unter  derjenigen  des  Glommen- 
thales liegt.  Bei  Barkalden  fliesst  der  Glommen  nach  Ingenieur 
Bruff*)  1420  F.  über  dem  Meere  und  im  andern  Thale  die  Tysla 
ungefähr  200  F.  unter  Midskogen,  dessen  Meereshöhe  von  Th. 
Kjerulf  auf  1250  F.  angegeben  wird,  also  etwa  bei  1050  F., 
welche  Zahl  wir  auch  als  einen  Mittelwerth  zwischen  1170  F., 
Engen,  und  960  F.,  Bergsät,  erhalten.  An  dem  die  beiden 
Thäler  scheidenden  Bergrücken  sind  also  die  Gehänge  auf  der 
Westseite  gegen  den  Glommen  nicht  nur  sanfter  abgedacht,  sondern 
auch  weniger  hoch  als  an  der  Ostseite  gegen  das  Tyslathal. 

Betrachtet  man  bei  Barkalden  vom  Glommen  aus  die  linke, 
östliche  Thalwand,  so  verrät  kein  Kennzeichen  das  Dasein  einer 
querlaufenden  Thalbildung.    Geht  man  aber  erst  über  Acker  und 


*)  H.  H.  Keusch  in:  „Naturen". 


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Eine  Thalspalte.  167 

Wiese,  dann  im  Walde  an  dem  allmälig  mehr  ansteigenden  Ge- 
hinge herauf,  so  gelangt  man  höher  oben  sehr  bald  an  den  Rand 
einer  Ravine,  welche  in  der  Richtung  von  W.  nach  O.  tief  in 
dem  Bergkörper  eingesenkt  ist  und  das  Gepräge  der  bekannten 
wilden  canarischen  Barrancos  zur  Schau  trägt.    Das  Schluchten- 
thal ist  hier  nicht  nur  seitlich  von  jähen,  annähernd  senkrechten 
Abstürzen  eingefasst,  es  endet  auch  mit  einer  ebensolchen  Wand 
scharf  abgegrenzt  an  der  Abdachung  gegen  die  Glommenseite  hin. 
Dieser  westlichste  Theil  von  Jutulhugget  hat  daher  eine  kessel- 
forniige  Gestaltung  und  gleicht,  da  er  auch  etwas  erweitert  ist, 
gewisserroassen  einem  Krater,  dessen  Umfassungswände  rings  von 
Klüften  und  Schrunden  durchzogen,  aber  auf  der  einen  Seite,  hier 
gegen  Osten,  in  einer  Schlucht  nach  auswärts  bis  tief  herab  ge- 
öffnet sind.     Wo  diese   Schlucht  aus  dem  westlichsten,  kessel- 
forntigen   Theil  von   Jutulhugget  herauskommt,   sind  die  Wände 
onten  im  Grunde  nicht  mehr  als  100  F.  von  einander  entfernt; 
gegen  das  Tyslathal  treten  sie  wieder  weiter  auseinander,  auch 
wird  hier  die  Richtung  der  Gesamt -Thalbildung  etwas  gegen  NO. 
abgelenkt,  indessen  der  unterste  Theil  gegen  SO.  abgebogen  in 
die  Tysla  mundet.    Gemäss  der  unzweideutigen  Ausmündung  ge- 
hört Jutulhugget  somit   eigentlich  der   östlichen  Abdachung  des 
flach  gewölbten  Bergruckens  an.    Allein  diese  Thulbildung  durch- 
bricht nicht  nur  den   Kamm  des  letzteren,   sondern  reicht  auch 
noch  ein  Stuck  weit  in  dessen  westliche  Abdachung  hinein.  Diese 
Verhältnisse  bedingen  dann  wiederum  die  relative  Höhe  der  Seiten- 
and  Umfassungswände.     Au  dem  kesseiförmig  gestalteten  West- 
ende ist  der  Westrand  in  der  Mitte  am  niedrigsten,  und  unterhalb 
dieser  Stelle  liegt  der  Grund  150  F.  tiefer  als  der  Spiegel  des 
Glommen.    Von  hier  aus  aber  erheben  sich  die  jähen,  annähernd 
senkrechten  Seitenwände  nach  NO.  SO.  und  namentlich  nach  O. 
mehr  und  mehr  bis  sie  700  F.*)  über  dem  Grunde  emporragen. 
Ebenso  ist  in  der  nach  0.  fortsetzenden  Schlucht  gerade  unterhalb 
des  Kammes  die  Höhe  der  Seitenwände  am  bedeutendsten,  während 
dieselbe  der  Abdachung  des  Bergrückens  entsprechend  gegen  das 
Tyslathal  mehr  und  mehr  abnimmt. 

Die  Seitenwände  sind  in  des  Wortes  verwegenster  Bedeutung 
jähe  oder  schroff;  aber  sie  bilden  nur  stückweise  wirklich  senk- 
rechte Abstürze.  Ausser  wagrecht  heraustretenden  Leisten,  auf 
denen  sogar  hier  und  da  ein  paar  Nadelhölzer  Fuss  fassten, 
nnterscheidet  man  Vorsprünge,  die,  oben  mitunter  zugeschärft, 
gleich  Strebepfleilern  aufragen,  und  dazwischen  Schründe,  welche 
an  ein   paar  Stellen  beinahe  als  Seitenschluchten  angesprochen 


*)  H.  H.  Keusch  in:  „Naturen". 


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168 


G.  Härtung: 


werden  könnten  und  von  denen  die  eine,  überhaupt  zugängliche, 
später  eine  eingehende  Erörterung  erheischen  wird.  Diese  Wände, 
an  deren  Fuss  gewaltige,  unten  zusammenfliessende  Trümmerkegel 
lehnen,  sind  einander  durchweg  stark  genähert.  In  den  west- 
lichsten Teil  blickt  man  vom  Rande  aus  wie  in  einen  Trichter 
hinab,  und  die  Fortsetzung  der  Schlucht  macht,  wie  erwähnt, 
mit  ihren  jähen,  unersteigbaren  Wänden  gleich  vielen  der  cana- 
rischen  Barrancos  den  Eindruck  einer  engen  Spalte. 

Der  felsige  Grund  von  Jutulhugget  wird  durch  Massen  eckiger 
Trümmer  vollständig  verdeckt.    Flechten  und  namentlich  Rentier- 
moos erteilen  den  Schutthalden  eine  gelblich  grauliche  Färbung, 
von  welcher  an  dem  tiefsten  Punkte  des  kesseiförmig  gestalteten 
Westendes  eine  mit  grünen  Algen  bekleidete  Stelle  sich  abhebt. 
Mag  hier  Feuchtigkeit  sich  sammeln,  ein  eigentlicher  Teich  bildet 
sich  nicht  und  es  muss  somit,  wie  Reusch  annimmt,  alles  Wasser 
durch  Risse  nach  abwärts  versinken.     Von  hier  aus   der  Tiefe 
des   Trichters   steigt  auch  nach  O.  die  Schutthalde  derartig  an, 
dass  der  Grund  von  Jutulhugget  an  der  Stelle,  wo  das  kesselartig 
erweiterte  Westende  in  den  Barranco  übergeht,  durch  einen  hoch- 
ragenden Trümmerwall  in  einen   westlichen  und  einen  östlichen 
Teil  gesondert  wird.    Je  mehr  mau  dem  Gipfel  dieser  Abdäm- 
mung sich  nähert,  um  so  grösser  werden  die  Bruchstücke,  welche 
mitunter  als  riesige  Blöcke  von  den  Thalwänden  heruntergestürzt 
sind;  und  hier  sind  denn  auch  die  letzteren  bis  auf  100  F.  ein- 
ander genähert.    In  der  Mitte  und  an  den  Seiten  hört  man  das 
Wasser  unter  den  Trümmern  rieseln,  und  über  ebensolche  ange- 
häufte eckige  Bruchstücke  geht  es  steil  hinab  in  den  östlicheren 
längeren   Teil  des  Thalgrundes.    Erst  unfern  der  Mündung,  wo 
die  Seitenwände  nur  noch  eine  ganz  geringe  Höhe  haben,  sammelt 
sich  Wasser  in  einem  länglichen  Teich;  im  Übrigen  ist  der  sicht- 
bare Grund  des  eigentlichen  Schluchtenthaies  wasserleer  und  ohne 
Gerolle.    Wie  tief  in  Jutulhugget  der  Felsenboden  überhaupt  unter 
den  Schutthalden  hinabreicht,   ob  unter  dem  Trümmerwall  auch 
noch  ein  Riegel  anstehenden  Gesteins  den  Grund  des  westlicheren 
kesseiförmigen  Teils  abschließt,  oder  ob  die  bis  auf  100  F.  ein- 
ander genäherten  Seitenwände  einem  tief  herabreichenden  Engpass 
angehörten,   der  seitdem  durch  heruntergestürzte  Massen  bis  zu 
ansehnlicher  Höhe  angefüllt  wurde:   darüber  lässt  sich  mit  Be- 
stimmtheit nichts  sagen.    H.  H.  Reusch  giebt  an,  dass  er  in  dem 
westlichsten  Teile   das  Rieseln   des  Wassers   auf  beiden  Seiten, 
von  W.  wie  von  O.,  also  auch  von  dem  scheidenden  Trümmer- 
wall gegen  die  Mitte  des  Trichters  und  zwar  stets  etwa  in  dem 
gleichen  Abstand  von  der  Oberfläche  der  Schutthalden  vernommen 
habe.    Ohne  diese  Beobachtung  anzuzweifeln,  möchte  ich  ihr  doch 


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Eine  Thalspalte 


169 


kaum  eine  Bedeutung  beimessen,  die  aus  der  Thatsache  in  Bezug 
auf  das  Dasein  eines  unter  dem  Trümmerwall  vorhandenen  Felsen- 
riegels wohl  hergeleitet  werden  könnte,  an  die  aber  H.  H.  Reusch 
selbst  nicht  gedacht  zu  haben  scheint.  Denn  wie  wir  später  sehen 
werden  spricht  er  sich  schliesslich  für  die  Annahme  aus,  nach 
welcher  Jutulbugget  zu  einer  früheren  Zeit  in  der  Richtung  von 
W.  nach  O.  vom  fliessenden  Wasser  durchströmt  ward.  Die 
Möglichkeit  eines  solchen  Vorganges  ist  denn  auch  dem  Anschein 
nach  immerhin  vorhanden.  Da  der  tiefste  Punkt  des  Westendes 
150  F.  unter  dem  Glommen  (1420  F.),  also  1270  F.  über  dem 
Meere  Hegt,  so  erhalten  wir  bis  zur  Mündung  in  die  Tysla  auf 
8000  F.  wagrechten  Abstand  einen  Fall  von  etwu  200  F.,  was 
(bei  1:40)  einem  Neigungswinkel  von  etwas  mehr  als  l1^  Graden 
entsprechen  würde. 

Ist  in  Obigem  der  Thatbestand  in  knappem  Umriss  dargelegt, 
so  sollen,  um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  die  noch  nicht  er- 
wähnten Züge  in  der  nunmehr  folgenden  Erörterung  der  Ver- 
hältnisse eine  Stelle  finden.  Erwägt  man  zunächst  die  Anzeichen, 
welche  für  eine  Entstehung  in  Folge  von  Erosion  sprechen,  so 
fesselt  in  der  Umgebung  der  grossen  Schlucht  ein  Einschnitt,  der 
eine  selbständige,  aber  in  letztere  ausmündende  Thalbildung  dar- 
stellt, die  Aufmerksamkeit  des  Beobachters.  Nördlich  und  unweit 
von  Jutulhugget  zieht,  mit  diesem  parallel,  eine  ansehnliche  Runse 
an  der  Ostseite  unseres  flach  gewölbten  Bergrückens  herab.  Oben 
beginnt  die  Schlucht  als  unbedeutender  Einschnitt,  dessen  Boden 
Moor  und  Grasnarbe  decken ;  nach  abwärts  vertieft  sie  sich  rasch 
über  Felsenstufen,  zwischen  denen  das  anstehende  Gestein  eine 
sanfter  geneigte  Sohle  darstellt,  bis  sie  umbiegend,  da  wo  die 
Seitenwände  von  Jutulhugget  bereits  stark  an  Höhe  eingebüsst 
haben,  oberhalb  eines  jähen  Absturzes  über  dem  noch  ansehnlich 
tiefer  eingeschnittenen  Grunde  der  grossen  Thalschlucht  ausmündet. 
Die  Seitenwände,  welche  immerhin  eine  Höhe  von  ein  paar  hundert 
Fuss  erreichen,  sind  wohl  steil  aber  nicht  schroff,  sondern  mehr 
oder  minder  abgerundet  und,  so  wie  die  Sohle,  dünn  mit  losem 
Wald  bekleidet.  Obschon  im  Sommer  beinah  trocken,  fehlen 
Sparen  des  fliessenden  Wassers  nicht,  das  zu  gewissen  Zeiten 
mit  verheerender  Gewalt  den  Weg  zurückgelegt  und  das  Bette 
aasgetieft  haben  mag.  Eine  Schlucht  wie  diese,  welche  keine 
Spalte  sondern  einen  Felsenkanal  darstellt,  und  zu  welcher 
Seitenstücke  an  ähnlich  gestalteten  Bergrücken  vorkommen,  kann 
immerhin  einen  beachtenswerten  Wink  erteilen  über  die  Ein- 
wirkungen der  Erosion  wie  sie  auch  an  verhältnismässig  un- 
beträchtlichen Niederschlagsgebieten  vorkommen :  aber  sie  zeigt 
gleichzeitig,   dass  Wassermassen,  welche  zur  Auswaschung  eines 


170 


G.  Härtung 


Jutulhugget  erforderlich  waren,  aus  einer  ganz  anderen  Quelle 
stammen  mussten. 

Spricht  man  sodann  Glommen-,  Tyslathal  und  Jntulhagget 
allesamt  als  Erosionsthäler  an,  so  zeigt  schon  ein  flüchtiger  Blick, 
dass  die  Entstehung  der  beiden  ersteren  von  derjenigen  des  letzteren 
durch  einen  langen  Zeitabschnitt  getrennt  sein  rauss.  Während  in 
jenen  Hauptthälern  die  Seitenwände  über  einem  muldenförmigen 
Boden  auseinander  gerückt  sind  und  in  auffallender  Weise  an 
Steilheit  eingebüsst  haben,  fallen  sie  in  unserm  engen  Querthal 
schroff  gegen  einen  verhältnismässig  ebenso  engen  Grand  ein, 
dessen  wahre  Tiefe  durch  Anhäufungen  eckiger  Bruchstücke  ver- 
deckt wird.  Auch  die  oben  beschriebene  Seitenschlucht,  deren 
unteres  Ende  letzteres  ab-  oder  durchschneidet,  giebt  sich  nur  als 
ein  weiterer  Zug  des  Gesammtcharokters  von  Glommen-  und  Tysla- 
thal, während  neben  allen  diesen  und  andern  ungleich  tiefen  Ein- 
schnitten in  unserm  Gebiet  Jutulhugget  als  eine  eigenartige  Er- 
scheinung sich  abhebt.  Wie  hier  von  vornherein  betont  sei,  müsste 
derselbe  Zeitunterschied  selbstverständlich  auch  dann  in  Betracht 
kommen,  wenn  eine  Spaltenbildung  als  die  Ursache  der  Ent- 
stehung der  drei  genannten  Tbäler  angenommen  würde.  Nnn 
lassen  zwar  die  Bodenverhältnisse  deutlich  wahrnehmen,  dass  der 
Bergrücken,  welcher  die  beiden  von  N.  nach  S.  herabziehenden 
Thäler  scheidet,  gerade  an  der  Stelle,  wo  Jutulhugget  einschneidet, 
am  niedrigsten  ist.  Sollte  aber  etwa  das  Glommenwasser  einst 
über  diese  Einsattelung  sich  ergossen  haben  und  durch  die  tiefer 
gelegene  Sohle  des  Renthaies  abgeflossen  sein,  wobei  allerdings 
ein  Querthal  wie  Jutulhugget  entstehen  konnte,  dann  müsste  der 
Muldenboden  des  Glommenthaies  nicht  nur  höher  liegen,  sondern 
auch  von  einer  Rinne  durchzogen  sein,  deren  Seitenwände  an 
Steilheit  denen  des  Jutulhugget  gleich  kämen.  Solche  Thalbil- 
dungen, die  man  in  der  Schweiz  als  „Rofflen"  bezeichnet,  kommen 
an  andern  Punkten  im  Gebirge  des  südlichen  Norwegen  wohl 
ebenfalls  vor,  hier  ist  indessen  ebenso  wenig  wie  im  Renthal  eine 
Spur  davon  wahzunehmen. 

Versetzt'  man  demgemäss  die  Anfänge  der  Entstehung  von 
Glommen-  und  Renthal  in  weit  zurückliegende  Perioden  und  tritt 
man  in  Betreff  der  Herausbildung  von  Jutulhugget  auf  die  Ein- 
wirkungen der  Eiszeit  ein,  so  fehlen  auch  da  alle  und  jede  irgend- 
wie sichere  Anhaltspunkte.  Überreste  einer  riesigen  Endmoräne, 
welche  das  Glommenthal  abgedämmt,  in  einen  See  verwandelt  und 
das  Wasser  über  die  Einsattelung  nach  dem  Renthal  abgelenkt 
haben  könnte,  sind  unterhalb  Jutulhugget  nicht  aufgefunden.  Die 
Moränen,  welche  Th.  Ejerulfs  neuestes  Werk  über  die  Geologie 
von  Südnorwegen  in  den  beiden  Thälern  anführt,  liefern  keinen 


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Eine  Thalspalte 


171 


Beitrag  zur  Deutung  von  Jutulhugget,  und  wenn  hier  eine  den- 
noch oamhaft  gemacht  wird,  so  geschieht  es  nur  um  die  Schilderung 
unserer  örtlichkeit  zu  vervollständigen.  Unten  an  der  linken, 
östlichen  Seite  der  Tysla,  der  Mündung  von  Jutulhugget  gerade 
gegenüber,  bildet  Midskogen  eine  jener  Felspartien,  welche  in  der 
Richtung  des  Thalwegs  gestreckt  sind  und,  diesen  überragend, 
anter  der  Einwirkung  der  tiefer  herabschneidenden  Erosion  als 
Reste  der  einst  höher  gelegenen  Sohle  zurückblieben.  Wie  an 
den  Küsten  die  alten  Strandlinien  den  ehemaligen  Stand  des 
Meeres  im  Verhältnis  zum  Lande  andeuten,  so  verweisen  an  den 
Wänden  von  Gebirgsthälern  leistenartige,  nach  abwärts  leicht  ab- 
gedachte Vorsprünge,  oder  deren  Reste,  auf  alte  einst  weniger 
tiefe  Thalwege.  Zwischen  jenem  mit  eckigen  Bruchstücken  be- 
deckten Felsenüberreste  und  der  Thalwand  führt  die  Strasse  bei 
Midskogen  auf  höherem  Niveau  als  der  Tyslabach  durch;  an  seiner 
Westseite  wie  an  der  gegenüberliegenden  Thalwand,  wo  Jutul- 
hugget ausmündet,  ist  Gletscherschutt  angehäuft  und  dazwischen 
hindurch  hat  der  Gebirgsbach  seinen  Weg  sich  gebahnt.  Dieser 
Gletscberschutt  reicht  hier  hoch  herauf  an  der  linken,  nordlichen 
Seite  des  Jutulhugget,  und  auf  der  rechten,  südlichen  zeigen  die 
Felsen  oben  abgerundete  Formen;  zur  Deutung  des  inneren  tiefern 
Qaerthals  können  diese  Züge  ebensowenig  in  Betracht  kommen 
als  die  zugerundete  Oberfläche  des  Bergrückens,  den  unsere  enge 
Thalschlucht  durchbricht.  Gewiss  hat  das  Landeis  einst  auch  hier 
das  ganze  Gebirge  bedeckt  und  Glommen-  wie  Tyslathal  erfüllt; 
Sparen  seines  Rückzuges  sind  in  den  beiden  Thälern  als  Moränen- 
reste vorhanden,  im  eigentlichen  Jutulhugget  aber  ist  kein  Gletscher- 
schntt  beobachtet  und  die  etwaigen  leichten  Spuren  von  Abrundung 
der  Felsen,  die  unten  im  Grunde  zu  erkennen  sind,  möchte  H.  H. 
Reusch  eher  der  Einwirkung  des  fliessenden  Wassers  zuschreiben. 
Wenn  derselbe  dann  „das  letzte  Reservoir  von  Schnee  und  Eis", 
in  jener  Zeit  als  das  Klima  der  Gletscherperiode  bereits  milder 
geworden,  aber  noch  kälter  als  gegenwärtig  war,  in  den  Grund 
der  tiefen  und  engen  Thalschlucht  verlegt,  so  konnten,  wie  er 
selbst  zugesteht,  solche  Anhäufungen  überhaupt  nur  geringe  Spuren 
hinterlassen;  diese  aber  scheinen  ebenso  wie  diejenigen,  welche 
aus  der  grossen  Eiszeit  etwa  zurückgeblieben  sein  mochten,  durch 
die  von  den  Wänden  losgelösten  und  heruntergestürzten  Bruchstücke 
vollständig  vertilgt  oder  verdeckt  zu  sein. 

Betrachten  wir  nach  obigen  Erörterungen  die  Thatsachen, 
welche  eine  Spaltenbildung  andeuten  könnten,  so  sind  zunächst 
die  Lagerungsverhältnisse  des  rothen  Sparagmites  einer  solchen 
Annahme  nicht  günstig.  Die  Bänke  des  feldspathführenden  Sand- 
steins,  der  mehrfach  in  Konglomerat  übergeht,  fallen  im  Mittel 


172 


G.  Härtung: 


unter  Winkeln  von  etwa  18°  gegen  NO.  (etwas  nach  O.  hin)  ein 
und  diese  massig  geneigte  Schichtenfolge  durchbricht  die  Schlacht 
ohne  dass  an  der  einen  oder  anderen  Seite  Spuren  einer  gewalt- 
samen  Aufrichtung  wahrzunehmen   sind.     Die  Gesteinsschichten 
der  einander  gegenüberliegenden  Thalwände  verrathen  keine  Ver- 
werfung, keine  Verschiebung  der  Ränder  eines  etwaigen  Spaltes. 
Nördlich  und  südlich  von  Jutulhugget  ist  wohl   der  Kamm  des 
Bergrückens  etwas  höher,  aber  seine  Oberfläche  senkt  sich  wie 
an  einer  flachen    Einsattelung   allmälig   gegen  die  oberen  Thal- 
ränder.   Hier  nun  gewahrt  man  in  den  Gesteinsplatten  zahlreiche 
Sprünge.    Dieselben  sind  ein  paar  Zoll  bis  ein  paar  Fuss  breit, 
jedoch  nur  selten  von  der  Oberfläche  aus  bis  in  eine  irgend  be- 
deutendere Tiefe  offen,  sondern  meist  mit  Schutt  erfüllt  oder  gani 
mit  Moos  überwachsen.    Vom  Rande  aus  zeigen  sich  dann  an  den 
jähen  Wänden  der  Schlucht  einzelne  schräg  laufende  Spalten  von 
ein  paar  Fuss  Breite,  die  den  Eindruck  hervorbringen  als  könne 
das  ganze  darüber  hangende  Stück  über  Jahr  und  Tag  losgelöst 
in  den  Thalgrund  gleiten.    Überdies  setzen  an  den  strebepfeiler- 
artigen Vorsprüngen,  besonders  von  zugeschärften  und  ausgezackten 
Kämmen,  Risse  mehr  oder  minder  tief  herab,  während  oben  der 
Zusammenhang  oft  völlig  gelockert  erscheint  und  da  und  dort  los- 
gelöste Teilstücke  auf  eckigen  Säulenstümpfen  über  dem  Abgrund 
balanciren.    Da  diese  Sprünge  in  einander  kreuzende  Richtungen 
durchziehen,   sondern  sie   Theilstücke   verschiedensten  Umfanges 
ab,  jedoch  muss  bei  Beurtheilung  dieser   Erscheinung  auch  die 
Zerklüftung  der  Sandstein-  und  Konglomeratbänke  und,  wie  wir 
später  sehen  werden,  der  Schichtenfall  in  Betracht  kommen. 

Auf  diese  zahlreichen,  engen,  höchstens  bis  ein  paar  Fuss 
breiten  Sprünge  und  Risse  gründet  H.  H.  Reusch  seine  Erklärung 
der  Entstehung  von  Jutulhugget.  welche  er  übrigens  nur  als  eine 
Hypothese  hinstellt,  indem  er  weitere  Aufklärung  von  ferneren 
Forschungen  erwartet.    Gestützt  auf  frühere  Arbeiten,  in  denen  er, 
wie  wir  demnächst  sehen  werden,  das  Dasein  ähnlicher  Spaltungen 
an  andern   Orten  nachwies,   denkt  er  sich  das  massig  geneigte 
Schichtensystem  von   Rissen  und  Sprüngen  durchsetzt  und  diese 
in  Folge  eines  Erdbebens  zu  offenen,  quer  durch  den  Bergrücken 
laufenden  Spalten  erweitert.    Durch  die  letzteren  wurde  sodann 
der  Glommen  nach  dem  tiefer  gelegenen   Tyslathale  abgeleitet, 
und  „als  das  Wasser  mit  Macht  durch  die  engen  Klüfte  des  über- 
all aufgesprungenen  Gebirges  strömte,  bedurfte  es,  geologisch  ge- 
sprochen, gewiss  keine  lange  Zeit  um  das  auszuführen,   was  uns 
jetzt  als  ein  solches  Riesenwerk  erscheint".    Die  damals  offene 
Verbindung  zwischen  Jutulhugget  und  Glommenthai  aber  glaubte 
er  in  der  Seitenschlucht,  durch  welche  das  erstere  allein  von  W. 


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Eine  Thalspalte. 


173 


her  zugänglich  wird,  gefunden  zu  haben;  und  diese  für  die  Ent- 
stehuug  unserer  Thalbildung  wichtige  Oertlichkeit  müssen  wir  nun- 
mehr genauer  betrachten. 

Wie  bereits  erwähnt  wurde,  und  wie  hier  nochmals  hervor- 
gehoben sei,  endet  die  Gesammt-Thalbildung  von  Jutulhugget  nach 
Westen  gleich  einer  Sackgasse  in  einem  von  jähen  Felswänden 
rings  umschlossenen,  trichterartig  gestalteten  Kessel.  In  dem 
Rande  aber  macht  eine  Scharte  (Hak),  wie  H.  H.  Keusch  den 
Einschnitt  nennt,  fast  den  Eindruck  einer  Seitenschlucht.  Denn 
gleich  einer  solchen  zieht  die  Kerbe  in  der  äussersten  Nordwest- 
Ecke  des  Kessels  mit  ganz  kurzer  Sohle  vom  oberen  Rande  gegen 
den  Grund  herab.  Diese  Sohle  aber  ist  so  abschüssig,  dass  sie 
allein  durch  die  angehäuften  Trümmer  überhaupt  gangbar  wird. 
Rnnd  um  das  kesselartige  Westende  wird  der  obere  Rand  von  an- 
stehendem Gestein  gebildet;  nur  hier  allein  bedecken,  auf  eine  Ent- 
fernung von  mehreren  hundert  Fuss,  Gletscherschutt  und  Trümmer 
die  fortlaufende  Oberfläche  des  Bergrückens,  von  welcher  aus  die 
Schlucht  gegen  den  Grund  so  schnell  sich  vertieft.  Allein  schon 
oben  am  Ursprung  der  Schlucht  erhebt  sich  anstehendes  Gestein 
aus  der  losen  Decke.  Zwischen  dieser  Felsenklippe  und  der  un- 
unterbrochenen Umfassungswand  des  Kessels  beträgt  der  wage- 
rechte Abstand  nach  O.  20  Schritte  oder  50  F.,  nach  W.  dagegen 
das  Mehrfache  dieser  Entfernung.  Klettert  man  sodann  über  die 
Trümmer  tiefer  abwärts,  so  stösst  man  senkrecht  unterhalb  der 
letzteren  Stelle,  an  welcher  oben  die  bedeutendste  Unterbrechung 
der  Felswand  vorausgesetzt  werden  kann,  wiederum  auf  anstehen- 
des Gestein.  Es  ragt  dasselbe  breit  und  nach  W.  allem  Anschein 
nach  mit  der  ganz  nahe  gelegenen  fortlaufenden  Wand  unter  dünner 
Deeke  zusammenhängend  etwa  40  F.  hoch  aus  der  letzteren  empor, 
die  Schichten  haben  dieselbe  Lage  und  denselben  Fall  wie  in  den 
Umfassungswänden,  es  kann  schon  deshalb  ebensowenig  wie  die 
obere  Klippe  als  ein  herabgerutschtes  Felsenstück  angesprochen 
werden.  Nach  O.  ist  die  untere  Klippe  wohl  scharf  von  der  fort- 
laufenden Wand  getrennt,  aber  es  beträgt  der  wagrechte  Abstand 
our  20  Schritte  oder  50  F.  Hier  hat  man  dann  in  der  Schlucht 
das  obere  Ende  des  gewaltigen  Schuttkegels  erreicht,  der  bis  zum 
Grunde  des  Kessels  und  150  F.  unterhalb  des  Glommenbettes 
herabreicht.  Aber  wenigstens  um  mehr  als  das  Doppelte  dieses 
senkrechten  Abstandes  liegt  der  Punkt,  wo  in  unserer  Seitenschlucht 
n  unterst  anstehendes  Gestein  hervorbricht,  über  der  tiefsten  Stelle 
des  Thalkessels. 

Von  dem  soeben  genannten  Punkt  musste  also  der  Spalt, 
welcher  hier  mit  Trümmern  erfüllt  und  50  F.  breit  ist,  wenigstens 
einige  hundert  Fuss  herab-  und  bis  zum  Glommen  hinüberreichen, 


174 


ü.  Härtung: 


um  dessen  Gewässer  nach  dem  Tyslathale  abzuleiten.    Durch  einen 
so  engen  Kanal  musste  das  Wasser  von  NW.  hereinströmen  um 
den  Thalkessel,  den  nun  das  Westende  von  Jutulhugget  darstellt, 
auszuwaschen;    uud  ferner  musste  das  gesamte  Gesteinsmaterial, 
welches  anstehend  den  Raum  jenes  Kessels  einnahm ,   durch  die 
enge,  unten  nur  100  F.  breite,  am  Ostende  des  letzteren  vor- 
handene  Öffnung   nach   dem   Tyslathal    und   durch   dieses  dano 
weiter   südwärts    abgeführt   werden.     Wenn   aber   etwa   in  der 
Seitenschlucht  neben  der  unteren  Klippe,  ebenso  wie  gegen  0. 
auch  gegen  W.  ein  zweiter  50  F.  breiter  Kanal  dageweseo  wäre 
—  und  viel  breiter  konnte  dieser  gar  nicht  sein  —  so  war  der 
dem  Wasser  geöffnete  Weg  immer  noch  sehr  enge  und   ist  es 
überdies    nicht    leicht    einzusehen,    weshalb    gerade     hier  so 
hohe,  dicht  aneinander  gerückte  senkrechte  Wände  stehen  blieben, 
während  dieselben  in  dem  unmittelbar  angrenzenden  Thalkessel  in 
ansehnlichem   Umfang  samt  und    sonders    einstürzten.  Rechnet 
man  aber  in  Betreff  der  letzteren  Thatsache  mit  den  Spaltungen, 
die  in  der  Hauptrichtung  von  Jutulhugget   östlich   westlich  ein- 
barsten, dann  ist  es  noch  schwerer  erklärlich,  weshalb  diese  tief 
herabsetzenden   Sprünge   gegen  W.  hin  derartig  scharf  begrenzt 
ihr  Ende  erreichten,  dass  der  Westrand  des  Thalkessels  in  so  be- 
deutendem Umfang  eine  geschlossene  Wand  bilden  konnte.  Natur- 
gemäss  hätte  hier,  gerade  in  der  Mitte  und  an  der  tiefsten  Stelle 
des  Bergrückens,  nicht  aber  weiter  nach  NNO.  hin,  da  wo  dieser 
bereits  merkbar  sich  erhöht,  eine  Verbindung  mit  dem  Glommen- 
thal   sich   öffnen  sollen.    Mag  daher  die  zum  grössten  Teil  niit 
Trümmern  erfüllte  Schlucht  nach  wie  vor  einen  dunkeln  Punkt 
bilden;  mag  es  unentschieden  bleiben,  ob  sie  nur  als  eine  Seiten- 
runse  oder  aber  als  eine  wirkliche  Scharte  aufzufassen  sei,  und 
mag  demgeraäss  die  Annahme,  nach  welcher  durch  diese  seitliche 
Kerbe  die  Gewässer  einströmten,  mittels  deren  die  einst  geschlossen 
anstehenden,  von  Spaltungen  zerrissenen  Gesteinsmassen  nach  dem 
tiefer  gelegenen  Tyslathale  entfernt  wurden,  immerbin  als  über- 
haupt denkbar  eine  Berechtigung  beanspruchen:  so  hat  diese  Auf- 
fassung doch  keineswegs  die  Wahrscheinlichkeit  für  sich.  Deno 
einestheils  ist  auf  der  Glommenseite  am  Westhang  des  Bergrückens 
sowie  in  jenem  Tbale  selbst  bis  jetzt  nirgends  eine  Spur  von  dem 
Dasein  einer  so  tief  herabreichenden  Scharte  aufgefunden  worden, 
während  anderntheils  auch  östlich  von  unserer  Seitenschlucht  eine 
dieser  sehr  ähnliche,  tiefe  und  steile  Runse  herabsetzt,  die  eben- 
falls im  Grunde  mit  Trümmern  erfüllt  ist,   aber  oben  auf  dem 
Bergrücken  den  Zusammenhang  des  anstehenden  Gesteins  deutlich 
erkennen  lässt.    Beide  trennt  ein  Stück  Bergkörper,  das,  einem 
Strebepfeiler  vergleichbar,  ebenso  wie  die  andern  mehr  oder  minder 


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Eine  Thalapalte. 


175 


massigen  Felsvorsprünge  die  Umfassungswände  der  Gesamt-Thal- 
bildung  zu  stützen  scheint.  Wie  auch  diese  Strebepfeiler-  oder 
Kulissen- Vorsprünge  geformt  sein  mögen,  sie  enden  allesamt, 
gleich  dem  hier  in  Frage  kommenden,  schliesslich  mit  schroffen 
Winden  über  dem  mittleren  Thal  weg,  der  sie  der  Quere  nach 
abschneidet  und  von  welchem  die  Schutthalden  höher  als  an  den 
Abstürzen  in  den  dazwischen  geöffneten  Einschnitten  hinaufreichen. 
Fliesst  nun  die  lose  Decke  des  Thalgrundes  mit  derjenigen  der 
Gebirgsoberfläche  gerade  in  dem  am  weitesten  westlich  vorge- 
schobenen Einschnitt  der  Umfassungswände  zusammen,  indem  sie 
hier  das  darunter  liegende  Gestein  bis  auf  die  erwähnten  Klippen 
verdeckt,  so  erklärt  sich  dieser  Umstand  schon  daraus,  dass  an 
dieser  Stelle  am  Westabhang  des  Bergrückens  die  Oberfläche  des 
letzteren  im  Bereich  des  Jutulhugget  bereits  ansehnlich  tiefer  als 
weiter  ostwärts  liegt. 

Wäre  es  nicht  darauf  angekommen   zur   Erklärung  dieser 
rätselhaften  Thalbildung  einen  Anhaltspunkt  zu  finden,  es  hätte 
die  soeben  besprochene  Seitenrunse  schwerlich  die  Beachtung  der 
Beobachter  in  dem    oben    angedeuteten   Masse  herausgefordert. 
Dasselbe  kann  ebenfalls  von  den  ein  paar  Zoll  bis  ein  paar  Fuss 
breiten  Rissen  und  Sprüngen  gesagt  werden,  welche  die  jähen 
Wände  der  Thalbildung  sowie  an  deren  Rand  die  Gebirgsober- 
fläche  durchsetzen.    Auch  die  Bedeutung,  welche  solchen  Spalten 
in  Betreff  der  Entstehung  eines  Jutulhugget  beigemessen  werden 
kann,  bedarf  augenscheinlich  noch  einer  eingehenderen  Erörterung. 
Ans  den  bereits  flüchtig  erwähnten  Arbeiten  von  H.  H.  Reusch,  in 
denen  er  auch  an  anderen  Orten  das  Dasein  ähnlicher  Spaltungen 
nachwies,  ersehen  wir  wie  er  dieselben  aufTasst*).    Er  unterscheidet 
zwischen  geschlossenen  und  offenen  Spalten.    Die  ersteren,  die 
„Sletter"  oder  Kluftflächen,  sind,  wo  nicht  Verwitterung  auf  sie 
einwirkte,  meist  so  enge,  dass  eine  Messerklinge  nicht  hineingeht. 
Die  letzteren,  die  offenen  Spalten  entstanden  dadurch,  dass  Erd- 
beben,  vielleicht  solche,   die   des  Landes  spätere  Niveauverän- 
derungen begleiteten,  bereits  vorher  vorhandene  Kluftflächen  er- 
weiterten.    „Während   die   Erdbebenwellen   die  feste  Erdkruste 
durcheilen  tritt  ein  Moment  ein,  wo  die  Kluftflächen  an  gewissen 
Stellen  aufgerissen  werden.    Wenn  dann  die  Seiten  auch  später 
zusammenklappen,  so  schliessen  sie  doch  nicht  mehr  so  dicht  als 

*)  H.  H.  Reusch.  En  Hule  paa  Gaarden  Njöa  (Eine  Höhle  beim  Hof 
Nj.),  Leganger,  Bergens  Stift.  Chriatiania  Videnskabs-Selskabs  Forhandlinger 
for  1874. 

H.  H.  Reusch.  Träk  af  Havets  Virkninger  paa  Norges  Vestkyst  (Züge 
von  den  Einwirkungen  des  Meeres  auf  Norwegens  Westküste)  Nyt  Magazin 
for  Naturvidenskaberne.    Christiania.    22  Bind.  Pag.  169. 


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176 


G.  Härtung: 


früher;  die  geöffneten  Kluftflächen  sind  zu  Spalten  verändert,  da» 
Gebirge  hat  eine  wunde  Stelle  erhalten."  Bei  den  merkwürdigen 
Höhlenbildungen,  die  an  der  Westküste  von  Norwegen  vorkommen, 
stellt  er  es  als  allgemeine  Regel  auf,  dass  Spalten  und  Kluft- 
flachen ihre  Gestaltung  bedingten,  während  ihre  Entstehung  von 
den  Einwirkungen  einer  weiteren  Kraftäusserung  abhängig  war. 
Allesamt  sind  sie  theils  im  Bereich  der  heutigen  Brandung, 
theils  mehr  oder  minder  darüber,  aber  immer  so  gelegen,  das«, 
wie  es  die  erwiesenen  Niveauveränderungen  anzeigen,  das  Meer 
zu  einer  Zeit  freien  Zutritt  hatte.  So  entstanden  diese  Höhlen- 
bildungen,  welche  oft  mehrere  hundert  Fuss  landeinwärts  vor- 
dringen, stets  da  wo  offene  Spalten  vorhanden  waren,  und  ebenso 
fanden  sich  diese  letzteren  im  Bereich  des  heutigen  Jutulhugget, 
aber  die  Kraft,  welcher  die  eigentliche  Entstehung  desselben  zu- 
zuschreiben ist,  war,  statt  der  Brandung  des  Meeres,  dus  fliessende 
Wasser  des  Glommen. 

Die  oben  wiedergegebene  Auffassung  der  Verhältnisse  bedarf 
noch  einer  weiteren  Erwägung.  Während  und  seit  jene  Verän- 
derungen im  Niveau  des  Landes  eintraten,  umgiebt  das  Meer 
ringsum  die  Küsten  der  Inseln  wie.  alle  Vorsprünge  des  Fest- 
landes; es  konnte  somit,  wo  immer  im  Bergkörper  wunde  Stellen, 
vereinzelt  oder  zusammengruppirt,  vorhanden  waren,  jederzeit  so- 
fort seine  Arbeit  beginnen.  Dagegen  genügte  im  Gebirge  von 
Osterdalen  das  Dasein  gleichwerthiger  Angriffspunkte  noch  keines- 
wegs, um  die  Entstehung  des  Querthaies  zu  erklären.  Bevor  die 
Gewässer  des  Glommen  unter  rechtem  Winkel  nach  O.  in  die 
Tysla  strömen  konnten,  müsste  der  Bergrücken,  welcher  die  beiden 
Thäler  scheidet,  der  Schauplatz  von  noch  anderen  Vorgängen  ge- 
wesen sein.  Ein  solcher  Fluss,  der  in  seinem  alten  Thale  ab- 
wärts strömte,  konnte,  in  dem  Masse  um  ein  Jutulhugget  auszu- 
waschen, nur  durch  einen  echten  und  wirklichen  Kanal  von  seinem 
Laufe  abgelenkt  werden.  Mit  den  offenen  Spalten,  welche  gegen- 
wärtig an  der  Thalschlucht  die  schroffen  Wände  und  neben  dem 
Rand  die  Gebirgsoberfläche  durchsetzen,  käme  man  in  der  Rich- 
tung nicht  weit.  Hätten  einige  derartige  Spalten  den  Glommen 
im  Grunde  seines  breiten,  muldenförmigen  Thalwegs  erreicht,  so 
wären  sie  bald  durch  Geschiebe  verstopft  worden  und  der  Fluss 
hätte  wie  früher  seinen  alten  Lauf  fortgesetzt.  Bis  zur  Tysla  be- 
trägt der  Abstand  mindestens  '4  norwegische  Meile  oder  liOGO  F. 
(%  deutsche  Meile)  und  über  der  Linie  die  relative  Höhe  des 
Bergrückens  mehr  als  600  F.  In  einem  solchen  Stück  Berg- 
körper würde  ein  System  von  offenen  Spalten,  wie  man  sie  heute 
im  Bereich  von  Jutulhugget  sieht,  sicher  schnell  durch  Trümmer 
geschlossen  sein  und  nur  noch  Wasser  wie  durch  Dräniruugsgräben 


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Eine  Thalspalte. 


177 


durchsickern  lassen.  Um  dem  mit  Gewalt  stromenden  Wasser 
einen  Weg  zu  offnen,  musste  hier  offenbar  ein  viel  weiterer 
Spielraum  etwa  dadurch  geschaffen  werden,  dass  zu  beiden  Seiten 
des  durch  offne  Spalten  gelockerten  schmalen  Striches  der  zu- 
sammenhaftende Bergrücken  nach  N.  u.  S.  genügend  auswich  oder 
an  dem  betreffenden  Zuge  ein  theilweises  Herabsinken  nach  der 
Tiefe  ermöglicht  ward. 

Die  Klüfte  und  Spalten,  welche  gegenwärtig  die  schroffen 
Seitenwände  und  neben  denselben  die  Gebirgsoberfläche  durch- 
setzen, konnten  auch  ohne  Erdbebenerschütterung  einfach  dadurch 
entstehen,  dass  die  wuchtigen,  von  Kluftflächen  durchzogenen 
Felsenmassen  der  Sandstein-  und  Conglomeratschichten  am  Rande 
der  Schlucht  der  seitlichen  Stützung  beraubt  waren  und  in  Folge 
dessen  hier  und  da  in  Sprüngen  aufbarsten.  In  Sandsteingebieten 
sind  an  schroffen  Wänden  solche  Stellen,  wo  Kluftflächen  zu 
offenen  Spalten  sich  erweiterten,  eine  allgemein  verbreitete  Er- 
scheinung, die  überdies  hier  noch  durch  ein  anderes  Verhalten 
erklärlich  wird!.  Es  fallen  nämlich  die  Schichten  nicht  einfach 
nur  gegen  NO.  ab;  sie  sind  auch  nach  O.  und  selbst  gegen  SO. 
geneigt  Um  unter  solchen  Umstanden  die  wahre  mittlere  Fall- 
richtung der  Schichtenfolge  zu  finden,  sucht  man  die  steilsten 
Neigungswinkel  zu  bestimmen.  Auf  diese  Weise  ergab  sich  hier 
der  allgemeine  Fall  zu  etwa  18°  aus  Winkeln,  die  an  den  ver- 
schiedenen Wänden  des  zerklüfteten  und  ungleichartig  gestalteten 
Thalinnern  gemessen  wurden,  und  die  in  südöstlicher  Richtung 
die  kleinsten,  in  östlicher  schon  grössere,  in  nordöstlicher  aber 
die  höchsten  Zahlen  ergaben.  Es  ist  somit  an  den  schroffen 
Wänden  der  Strebepfeflervorsprünge  gegen  das  Innere  von  Jutul- 
hagget  in  den  Schichtenfolgen  immer  noch  ein  Fall  und  demge- 
mäss  auch  in  den  Gesteinsmassen  eine  Neigung  vorhanden,  der 
Schwere  zu  folgen  und  an  einzelnen  Kluftflächen  zu  Spalten  sich 
zu  öffnen.  Diese  Neigung  ist  an  der  südlicheren,  rechten  Seite 
am  bedeutendsten;  und  hier  gerade  sind  denn  auch  die  schroffen 
Wände  am  meisten  von  Sprüngen  durchsetzt,  durch  Leisten  im 
Querschnitt  terrassenartig  gesägt  und  oben  an  den  Vorsprüngen 
zogeschärft,  kurz,  am  stärksten  zerrüttet. 

Somit  würden  auch  die  Sprünge,  welche  gegenwärtig  in  den 
schroffen  Wänden  und  gleich  oberhalb  derselben  in  den  Gesteins- 
platten vorkommen,  schwerlich  die  Beachtung  in  dem  früher  er- 
wähnten Grade  herausgefordert  haben,  wenn  es  eben  nicht  darum 
sich  gehandelt  hätte,  einen  Gesichtspunkt  für  die  Erklärung  der 
räthselhaften  Thalbildung  zu  gewinnen.  Damit  soll  jedoch  keines- 
wegs behauptet  werden,  dass  aus  Kluftflächen  derartige  Spalten 
nicht  auch  durch  Erderschütterungen  entstanden  sein  könnten,  die 

ZcitMhr.  d-  Gewsllich.  f.  Erdk.   Bd.  XV.  12 


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178 


G.  Härtung: 


überdies  immerhin  unser  Gebiet  betroffen  'und  auf  dasselbe  ihre 
Wirkung  geübt  haben  mögen.    Die  Kluftflächen  sind  zwar  hier 
mehr  dort  weniger  dicht  gedrängt,  aber  allüberall  verbreitet.  Die 
offnen  Spalten  kommen  ebenfalls,  jedoch  nicht  so  häufig  und  nur 
an  'gewissen   Stellen  vor.    Die  Erdbebenwellen  aber  durcheilen 
grosse   Länderstrecken,   und  wenn  sie  da  auf  ihrem  Wege  die 
Kluftflächen  einer  und  derselben,  rings  weit  verbreiteten,  Schichten- 
folge an  einer  bestimmten  Stelle  zu  Spalten  offnen,  die  so  weit 
klaffen,  dass  ein  Fluss,  der  in  seinem  alten  und  tiefen  Thale  ab- 
wärts strömt,  für  eine  längere  Zeitdauer  quer  durch  einen  Berg- 
rücken nach  dem  Nachbarthal  abgeleitet  werden  kann:   so  nmss 
das  einen  ganz  besonderen  Grund  haben.    Kurz  und  mit  andern 
Worten,  es  müsste  hier  das  Erdbeben  ganz  örtlich  gewirkt  haben. 
Erdbeben  sind  unter  Anderem  die  Folge  von  Vorgängen,   die  in 
unbekannten  Tiefen  satthaben  und  zu  gewissen  Zeiten  ruckweise 
Ausgleichungen  von  allmälig  angehäuften  Spannungen  verursachen. 
Die  Lagerungsverhältnisse   der  Schichtenfolgen,   welche  die  der 
Beobachtung  zugänglichen  unterteufen,  kennen  wir  nicht,  dürfen 
aber  voraussetzen,  dass  sie  vielfach  ganz  anders  als  die  letzteren 
gestaltet  sind.    Ebensowenig  ausserhalb  des  Bereiches  der  Mög- 
lichkeit liegt  die  Annahme,   dass  hier  und  da  ein  unterirdischer 
Bergsturtz  stattfand,  dessen  Einwirkung  gelegentlich  bis  zur  Gebirgs- 
oberfläche  heraufreichen  mochte.    Wenn  man,   diese  Möglichkeit 
erwägend,   Jutulhugget  vom  Westrande  aus  überblickt,  erinnert 
man  sich  des  ,,Stötenu  von  Falun  in  Schweden,  welcher  in  Folge 
nachlässigen  Bergbau's  im  Jahre  1687  durch  einen  Einsturz  ent- 
standen sein  soll  und  gegenwärtig  einen  gähnenden  Abgrund  von 
200  Klafter  Länge,  110  Klafter  Breite  un'd  50  Klafter  Tiefe  dar- 
stellt*).   Ein  ähnlich  gearteter  Einsturz  mochte  unter  der  Stelle 
stattgefunden  haben,  wo  die  Schichtenfolge  der  Sparagmite  durch 
den  Lauf  der  beiden  von  N.  nach  S.  gerichteten  Thäler  zu  einer 
schmalen  Scheide,  deren  Oberfläche  gerade  hier  die  geringste 
Meereshöhe  erreichte,  eingeschränkt  war.    Gelingt  es  nun  nicht, 
unsere  Thalbildung  nur  durch  die   Einwirkungen  der  Erosion  zu 
erklären  und  rechnet  man  demgemäss  mit  einer  örtlichen  Auf- 
berstung  des  Bergkörpers,   dann  müsste  diese,  wie  wir  gesehen 
haben,   klaffend  eine  grössere  Breite  auch  dann  erreicht  haben, 
wenn  das  Glommenwasser  während  eines  gewissen  Zeitabschnittes 
sie  durchströmte.    Ist  dem  aber  so,   dann  mag  hier  ebensowohl 
nur  eine,  im  Westen,  in  der  Mitte  und  im  Osten  etwas  ungleich- 
artige Abstürzung  vorliegen,  welche   mit  den  von  den  Wänden 


*)  Diese  Maasse  finden  sich  in:  Dr.  C.  F.  Frisch,  Schweden,  Handbncb 
für  Heisende. 


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Eine  Thalspalte.  179 

losgelösten  Bruchstucken  allmälig  sich  anfüllt.  Ward  aber  über- 
haupt einmal  ein  solcher  Spalt  gebildet,  so  mussten  die  Gesteins- 
massen an  den  Rändern  der  Schwere  folgen,  zum  Theil  gleich 
herabrutschen,  zum  Theil  an  diesen  oder  jenen  Kluftflächen  zu 
offnen  Spalten,  wie  sie  noch  heute  da  sind,  sich  erweitern  und 
im  Laufe  der  Zeit  stückweise  abbröckeln. 

Die  soeben  angeführte  Auffassung  kann,  da  sie  in  die  Abysso- 
logie  sich  vertieft,  schon  deshalb  nur  als  Hypothese  gelten.  Ueber- 
dies  soll  sie  neben  der  zuvor  wiedergegebenen  nicht  einmal  in 
den  Vordergrund  gestellt  werden,  sondern  es  dem  Leser  über- 
lassen bleiben,  selbständig  eine  Wahl  zu  treffen,  oder  nach  eigenem 
Ermessen  eine  von  beiden  abweichende  Ansicht  sich  zu  bilden. 
Wo  nicht  gerade  überkommene  Anschauungen  einen  Druck  üben, 
bedingt  ja  gewöhnlich  das  Ergebniss  aus  der  Abwägung  aller  be- 
kannten Beobachtungen  den  theoretischen  Standpunkt  des  Einzelnen. 
Wer  bei  seinen  Forschungen  einmal  die  Ueberzeugung  gewann, 
dass  die  Gebirgsthäler  schon  allein  in  Folge  der  Erosion  ent- 
standen, der  lässt  sich  nicht  so  leicht  durch  Verhältnisse,  welche 
er  augenblicklich  nicht  zu  deuten  vermag,  beirren,  sondern  zieht 
es  vor,  die  letzteren  einstweilen  als  unerklärlich  aufzufassen,  statt 
ihretwegen  von   seinem   theoretischen   Standpunkte  abzuweichen. 
Und  ebensowenig  stosst  sich  Derjenige,  welcher  bei  der  Entstehung 
aller  Gebirgsthäler  Spaltenbildung  voraussetzt,  an  Erscheinungen, 
die  für  ihn  bislang  aller  Erklärungsversuche  spotten.    So  dürfte 
vielleicht  Mancher,  ungeachtet  aller  Schwierigkeiten  und  ob  nun 
fernere  Untersuchungen  diese  wegräumen  mögen  oder  nicht,  Jutul- 
hugget  dennoch  als  ein  Erosionsthal  ansprechen.    Allein  da  keine 
der  soeben  genannten  Theorien  die  Entstehung  aller  Thalbildung 
rollständig  zu  erklären  vermag,  und  somit  auch  keine  von  beiden 
in  der  Wissenschaft  als  die  einzig  fragwürdige  erscheinen  kann, 
so  wäre  es  selbst  für  Denjenigen,  welcher  die  Erosion  an  und  für 
sich  als   thalbildende   Kraft  gelten  lässt,   bei  den  vorliegenden 
Verhältnissen  angezeigt,  hier  auf  eine  Spaltenbildung  Rücksicht 
zu  nehmen. 

Wenn  nun  in  Folge  von  noch  nicht  aufgeklärten  aber  immer- 
bin denkbaren  Vorgängen  an  unserem  Bergrücken  etwas  wie  eine 
Spaltenthal-Bildung  eintrat,  so  ist  es  nach  dem  Thatbestande  klar, 
dass  dieselbe  nicht  denjenigen  Aufberstungen  gleich  gestellt  werden 
kann,  welche  gemäss  dem  einen  theoretischen  Standpunkt  die  Ent- 
stehung aller  Gebirgsthäler  verursacht  haben  sollen.  Hätten  die 
Seitenwände  in  Jutulhugget  in  demselben  Masse  wie  im  Glommen- 
und  Tyslatbale  durch  Abwittern  an  Steilheit  eingebüsst,  dann  wäre 
ersteres  am  Westende  bis  auf  eine  schüsseiförmige  Vertiefung,  an 
der  engsten  Stelle  beinahe  ganz  nnd  in  der  östlichen  Fortsetzung 

12» 


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180  G.  Härtung: 

bis  auf  einen  wenig  tiefen  Einschnitt  aufgefüllt  worden.  Von 
diesem  Gesichtspunkt  betrachtet,  markirt  sich  schon  ein  Alters- 
unterschied zwischen  dem  Hauptthal  des  Glommen  und  dessen 
Nebenthal,  das  nach  der  Ren-Elv  den  Namen  führt.  Das  letztere 
ist  im  Allgemeinen  enger  und  weniger  bevölkert,  aber  gleichzeitig 
in  seinem  Ober-  und  Mittellauf  tiefer  eingeschnitten  als  das  erstere. 
Dieses  merkwürdige  Verhalten  wurde  an  einem  anderen  Orte  ein- 
gehend besprochen*);  hier  dürfen  den  bereits  früher  gebrachten  An- 
deutungen nur  ein  paar  weitere  Angaben  hinzugefügt  werden.  Wie 
die  auf  Seite  163  gegebene  schematische  Uebersicht  zeigt,  ist  das 
Nebenthal  3  deutsche  (geogr.)  Meilen  unterhalb  seines  Ursprungs 
an  der  Mündung  von  Jutulhugget  bereits  gegen  400  F.  tiefer  ein- 
geschnitten als  das  Ilauptthal.  Annährend  in  der  gleichen  Weise 
ziehen  dann  die  beiden  Thäler  weiter  gegen  S.  neben  einander 
her  bis  in  ersterem,  etwa  G1^  Meilen  (immer  in  gerader  Linie  ge- 
rechnet) unterhalb  der  Mündung  von  Jutulhugget,  im  Storso,  einem 
Binnensee  von  %  bis  Meile  Breite  und  4%  Meilen  Länge,  der 
Grund  140  F.  unter  den  Meeresspiegel  und  annährend  1000  F. 
unter  die  Sohle  des  Hauptthaies  des  Glommen  herabreicht,  das 
hier  nach  W.  eine  Meile  entfernt  liegen  mag.  Von  dieser  Stelle 
steigt  der  Grund  bis  zu  dem  etwa  3  Meilen  weiter  südlich  ge- 
legenen Ende  des  Sees  mehr  und  mehr  an.  Aber  von  da  an,  wo 
die  Ren-Elv  den  Storso  verlässt,  hält  sich  die  Sohle  im  Unterlauf 
des  Nebenthaies  bis  zu  dessen,  bei  Aamot  (760  F.)  vollzogener 
Vereinigung  mit  dem  Hauptthale  auf  ungefähr  der  gleichen  Meeres- 
hohe wie  in  letzterem.  Gemäss  weiterer  Erwägungen  erscheint 
die  Annahme  als  die  wahrscheinlichste,  nach  welcher  an  der  Stelle 
des  Storso  im  Mittellauf  von  Rendalen  eine  im  Bergkörper  ent- 
standene Spaltenbildung  sich  öffnete  und  dadurch  auch  jene  be- 
deutendere Vertiefung  des  Oberlaufes  veranlasste,  von  der  südlich 
der  Aufberstung  im  Unterlauf  des  Nebenthaies  nichts  mehr  wahr- 
zunehmen ist.  Während  in  Jutulhugget  der  Grund  offen  liegt, 
ist  er  im  Storso  der  Beobachtung  entzogen.  Aber  wie  in  jenem 
werden  auch  in  diesem  Schuttanhäufungen  die  wahre  Tiefe  der 
Felsensohle,  und  zwar  wegen  des  höheren  Alters  aller  Wahr- 
scheinlichkeit nach  in  noch  grösserem  Umfang  bedecken.  Diese 
Felsensohle  ist  wohl  in  den  Thalwegen  von  Glommen-  und  Ren- 
dalen ebenfalls  meistentheils  mit  losen  Massen,  ■  nämlich  mit  Ge- 
rollen überführt,  allein  es  fehlt  beiden  nicht  an  Stellen,  wo  von 
Abschnitt  zu  Abschnitt  immer  wieder  das  anstehende  Gestein  unter 
jenen  heraustritt  und  somit  anzeigt,  dass  die  Thäler  das  Gebirge 


*)  G.  Uartung,  Beitrag  zur  Kenntniss  von  Thal-  und  Seebildungen  in: 
Zeitschrift  der  Oesellschaft  für  Erdkunde,  XIII.  Band. 


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Eine  Thalspalte. 


als  Felsenrinnen  durchziehen,  von  denen  die  eine  an  einem 
Punkte,  von  der  allgemeinen  Regel  abweichend,  eine  höchst  auf- 
fallende Vertiefung  erleidet. 

Wie  man  immer  diese  ortlichen  Aufrisse  und  Verstürzungen  sich 
denken  mag,  so  ist  es  klar,  dass  die  eine  im  Bereich  des  heutigen 
Storso  lange  vor  der  anderen,  welche  Jutulhugget  hervorbrachte, 
eingetreten  sein  musste.  Will  man  dann  in  Betreff  der  Entstehung 
der  Gebirgsthäler  überhaupt  mit  Spaltenbildungen  rechnen,  so  zeigt 
der  vorliegende  Fall,  dass  diese  der  Zeit  nach  weit  von  einander 
getrennt  sein  können.  Solche  Fälle  werden  und  können  nicht 
vereinzelt  dastehen.  Mit  seinem  Gefolge  von  Hebung,  Senkung, 
Scbichtenfaltung  und  Verwerfung  gilt  der  Mechanismus  der  Gebirgs- 
bildung  gegenwärtig  allgemein  als  eine  langsam  und  allmälig 
wirkende  Kraft;  aber  trotzdem  mag  diese  in  Folge  angesammelter 
Spannungen  zuweilen  örtlich  und  zeitlich  Vorgänge  anbahnen,  die 
einen  rascheren  Verlauf  nehmen.  Auf  solche  Vorgänge,  die  nicht, 
wie  man  früher  lehrte,  im  Gebirgskörper  mit  einem  Schlage  die 
Thalwege  öffneten,  sondern  vielmehr  hier  früher,  dort  später,  an 
den  meisten  Orten  garnicht  statthatten,  konnte  das  Wasser,  das 
za  allen  Zeiten  fliessen  musste,  natürlich  nicht  warten.  War  es 
doch  unablässig  an  der  Arbeit  Thalfurchen  zu  bilden  und  schnitt 
diese,  wie  E.  Tietze  zeigte,  selbst  durch  Bodenwellen,  wenn  solche 
auf  seinem  Wege  langsam  genug  ihm  sich  entgegen  wölbten;  denn 
.ein  Fluss  war  durchschnittlich  eher  in  der  Lage,  die  Wirkungen 
der  Gebirgsfalten  zu  überwinden,  als  die  Faltung  im  Stande  war, 
den  Fluss  zu  stauen"*)..  Wo  aber  jene  Prozesse  sich  vollzogen, 
indem  sie  hier  eine  echte  Verwerfung,  dort  einen  Einsturz  zu 
Wege  brachten,  da  fielen  diese  Stellen  später  den  Einwirkungen 
des  Dunstkreises  anheim,  welche  meistenteils  die  Spuren  der 
einstigen  Vorgänge  verlöschten  und  mit  ihrer  Hinterlassenschaft 
verdeckten.  Gewiss  selten  und  nur  ausnahmsweise  dürfte  es  du 
vorkommen,  dass  Solche  Spuren,  wenigstens  in  soweit  als  es  der  in 
Jutulhugget  gefundene  Thatbestand  voraussetzen  lässt,  überhaupt 
noch  der  Beobachtung  zugänglich  bleiben. 


*)  Tietze,  Dr.  £.  Einige  Bemerkungen  über  die  Bildung  von  Quer- 
ihälern.  Jahrbuch  der  k.  k.  geol.  Reichsanatalk  Bd.  XXVIII,  Wien  1878, 
und:  Verhandlungen  der  Ges.  für  Erdkunde.    Bd.  V,  Berlin  1878. 


182 


K.  Himly: 


X. 

Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 

Von  K.  Himly. 

In  der  Sammlung  der  Deutschen  Morgenlandischen  Gesellschaft 
in  Halle  befindet  sich  unter  2734  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki,  „ Auf- 
zeichnungen über  die  Wasserlaufe  der  Westmarken  u,  ein  Werk 
von  um  so  anziehenderem  Inhalt,  als  der  Gegenstand,  das  östliche 
Turkistan  und  die  Dsungarei,  jetzt  gerade  vorzugsweise  die  Augen 
der  der  Erdkunde  Beflissenen  auf  sich  gezogen  hat. 

Der  Verfasser  Sü  Sung  Sing  Po  war  im  Jahre  1817  selber 
als  Verbannter  in  Iii,  und  1824  erschien  das  Buch  mit  Vorreden 
seines  Freundes  Lung  Wan  Yü,  dessen  Bekanntschaft  er  während 
seiner  Verbannung  gemacht  und  der  Sü's  Bemerkungen  nieder- 
schrieb, sowie  eines  Oberstatthalters  der  beiden  Kuang,  Namens 
Töng  Thing. 

Das  Buch  enthält  5  Hefte,  von  denen 
Heftl  u.  Heft  2  die  mit  dem  Lob-Noor  zusammenhängenden  Ge- 
wässer, 


3  die  desXara-Noor*),  etwa.  . 

40° 

N.  B., 

24°W.L.  vonPeki. 

n 

„  Barkul-Noor,     „    .  . 

44° 

n 

II 

22° 

i» 

ii 

il 

t 

ii 

n 

„  Ebin-gesün  oder  Ayar- 

45° 

»1 

30° 

ii 

ii 

ii 

ii 

11 

,,  Xara-tala-essik-Noor, 
Burghatshi  noor  oder 

Boro-tala-omo  .... 

45° 

11 

»1 

32° 

ii 

ii 

ii 

ii 

4  „ 

„  Balkash-Sees, 

5  », 

44° 

11 

11 

34° 

ii 

ii 

ii 

ii 

43° 

11 

»> 

3&° 

»» 

ii 

ii 

»» 

» 

46° 

11 

II 

34° 

>i 

II 

ii 

n 

„  Galgar  bash  oder Qyzyl- 

47° 

11 

11 

27° 

ii 

II 

ii 

ii 

11 

„  Dzaisang-Sees 

behandeln. 

Der  erste  von  den  Gewässern  des  Lob-Noor**)  handelnde  Teil 


*)  x  nach  Lepsius  in  mongolischen  Wörtern  =  ch  in  ach;  derselbe 
Laut  wird  in  chinesischen  Wörtern  durch  h  wiedergegeben,  da  er  mundartlich 
mit  unserm  einfachen  Hauchlaut  „h"  wechselt.  Lage  nach  dem  I  thung  yü  Üni. 

**)  Die  chinesische  Umschreibung  lautet  Lö-pu-nfto'r.  Der  chinesische 
Laut  Äo  wird  auch  im  Mandschu  durch  oo  umschrieben,  und  so  haben  wir 
eine  möglichst  genaue  Annäherung  an  das  neumongolische  noor,  welches 


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Einiges  Über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


183 


beginnt  mit  dem  Satze:  „Der  Lob-Noor  wird  durch  da9  Stehen- 
bleiben der  Gewässer  des  Quellflusses  des  Huang-Ho  gebildet." 

„Das  Ör-Ya  sagt",  heisst  es  weiter,  der  „Flosa"  (ho  wie 
gewohnlich  für  Huang-Ho  „Gelber  Flu98u)  tritt  aus  den  Schluchten 
des  Khun-Lun  hervor,  seine  Farbe  ist  weiss.  Die  „Flusskarte" 
(ho-thu,  vermutlich  für  tshl-ho-thu  ho,  Name  eines  gegen  Mitte  des 
14.  Jahrhunderts  von  "Wang-Hi  verfassten  mit  6  Karten  erläuterten 
Buches  über  den  Huang-Ho)  sagt  zu  Anfang:  „Aus  den  Schluchten 
des  Khun-Lun  treten  die  Gewässer  des  „Flusses"  oder  „der 
Flüsse"  nach  den  vier  Himmelsgegenden,  und  Khun-Lun  ist  so 
viel  wie  Kang-Ti-Sz'."  Man  sieht,  dass  man  hier  aus  der  un- 
mittelbar auf  Khung-fu-tz'  folgenden  Zeit,  in  welcher  das  Ör-Ya 
verfasst  wurde,  sogleich  in  die  Anschauungen  der  Buddhaiehre  ver- 
setzt wird,  wie  sie  seit  der  Zeit  des  nach  Indien  gereisten  Mönches 
Huan-Tshuang  gang  und  gebe  geworden  waren.  Der  Verfasser 
unseres  Buches  giebt  uns  hier  gleich  einen  Beweis  seiner  Sprachen- 
gelehrsamkeit, indem  er  in  einer  Anmerkung  erklärt,  dass  in  der 
Sprache  des  Herrscherhauses  (also  Mandschu)  alle  Berge  alin 
heissen,  mongolisch  ola*),  türkisch  (hui  =  uigurisch)  thag  (mit 
hartem  Anlaut),  tibetisch  (Si-fan)  Ii  (=  ri);  der  Schnee*  aber 
mandschuisch  nimanggi,  tibetisch  kang  (=  gangs).  Nun  folgt  frei- 
lich eine  Verwechselung,  indem  er  ti-sz'  für  das  Sanskrit- Wort 
(fan)  für  „Schnee"  ausgiebt  und  obigen  Namen,  tibetisch  gangs- 
te-se,  dessen  letzter  Teil,  wenn  wirklich  indisch,  dem  Worte  deca 
„Land"  entsprechen  müsste,  eine  müssige  Wiederholung  enthalten 
lässt.  Was  die  Sache  anlangt,  ist  es  nur  folgerichtig,  dass  wie 
der  Huang-ho  mit  dem  Yaru-tsang-po,  so  auch  der  Khun-Lun  mit 


t 

aas  naghor  entstanden  ist.  NÄo'r  wird  eigentlich  zweisilbig  durch  n&o-ör 
im  Chinesischen  wiedergegeben;  indessen  pflegt  der  Anlant  der  Silbo  ör, 
wenigstens  in  den  mit  ör„Sohn"  gebildeten  Verkleinerungswörtern  mit  den 
vorhergehenden  Lauten  zu  verschmelzen  und  es  ist  hier  für  dieses  gewöhnliche 
Anhängsel  wohl  nur  deshalb  ein  anderes  gewählt,  weil  letzteres  nur  einen 
Laut  ohne  alle  Nebenbedeutung  ausdrücken  sollte.  Das  lantgebende  Zeichen 
in  nÄo,  —  welchem  als  Begriffzeichen  dasjenigo  für  „Wasser"  beigegeben 
ist  — ,  wird  gewöhnlich  tshö  oder  tshao  gelesen,  und  dieser  Umstand  hatte 
mich  veranlasst,  lange  in  den  Wörterbüchern  nach  einem  mongolischen  Worte 
tshor  oder  einem  ähnlichen  Laute  zu  suchen.  Obgleich  jedoch  die  Aus- 
sprache tsho  und  tshao  für  das  mit  dem  für  „Wasser"  zusammengesetzte 
Zeichen  ebenfalls  vorkommt,  ist  nao  doch  die  gewöhnlichere,  und  scheint  so- 
ear  gerade  dieses  Zeichen  nicht  ohne  Absicht  gewählt  zu  sein.  Das  Jahr- 
tausende alte  8han-hai-king  („Lehrbuch  der  Berge  und  Meere")  sagt  nämlich: 
„Nordwestlich  in  der  grossen  Wildnis  ist  das  „Drachengebirgo"  (Lung-shan), 
in  welchem  Sonno  und  Mond  untergehen.  Dort  sind  drei  Sümpfe,  welche 
die  san  („3")  nÄo  heissen."  (S.  Kang-Hi  unter  nao.)  Dass  diese  Angabe 
»ich  auch  auf  den  Lob-Noor  bezieht,  ist  wohl  nicht  unwahrscheinlich. 
*)  Dieses  ist  also  schon  neumongolisch  für  aghola. 


184 


K.  Himly: 


dem  Himälaya  verwechselt  wird.  In  dem  mongolischen  Wörter- 
bnche  von  Kowalewski  findet  sich  S.  1778  disa,  Sanskrit  deca, 
tibetisch  ti-se  und  tese,  allein  schon  als  ..Schneeland"  und  „höchster 
Teil  des  Himälaya",  in  Schmidts  tibetischem  Wörterbucho  S.  204  f. 
ti-se  und  te-se  ebenfalls  in  letzterer  Bedeutung  erwähnt. 

„Im  I  Thung  Tshl"  (d.  h.  der  „Allgemeinen  Beschreibung 
des  chinesischen  Reiches"  Ta  Thsing  I  Thung  TshI  aus  dem 
vorigen  Jahrhundert)  „ist  das  Kang-ti-sz'  =  Gebirge,"  —  so 
heisst  es  im  vorliegenden  Werke  weiter,  „310  Ii  nordostlich  von 
der  Stadt  Dagla*)  in  Ngari  aufgeführt  (Anm.  im  westlichsten  Ge- 
biete von  Tibet)  und  über  5590  Ii  südwestlich  von  Si-Ning-fu  in 
Shän-Si  (Schensi);  das  Gebirge  ist  über  5500  chinesische  Fuss 
hoch.  Es  ist  ein  nach  allen  Seiten  steil  abfallender  Felsengrat, 
der  mehr  als  1000  Fuss  alle  Berge  überragt.  Der  angesammelte 
Schnee  leuchtet,  ein  schwebender  Abhang.  Auf  den  reinen  weissen 
Scheiteln  rieseln  100  Quellen  den  Berglehnen  zu  und  fliessen  ver- 
borgen unter  der  Erde,  um  früher  oder  später  alle  Berge  zu  um- 
schlängeln. Die  abschüssigen  Felsen,  die  steilen,  wunderbaren 
Gipfel  werden  unter  dem  Gesamtnamen  Anouta-Gebirge  verehrt." 

In  einer  Anmerkung  wird  nun  das  Si  Yü  Ki  angeführt,  dem- 
zufolge der  See  Anaphotato  (sanskr.  Anavatapta)  in  der  Mitte  des 
Dächambudvipa ,  südlich  vom  Hiang-shan  (dem  „wohlriechenden 
Berge",  Gandhamadana  nach  St.  Julien)  und  nordlich  vom  „grossen 
Schneegebirge"  (tasüeshan  =  Himälaya  oder  Himavat,  da  süe  = 
hima  =  Schnee)  liegt  und  einen  Umfang  von  800  Ii  hat.  Die 
Bedeutung  des  Namens  ist  =  wu  zho  nao  „ohne  Wallung",  welcher 
in  der  Reise  des  Hüan-Tshuang  vorkommende,  auch  im  vor- 
liegenden Werke  erwähnte  Ausdruck  die  bildliche  Bedeutung  des 
Sanskrit- Wortes  der  Art  wiedergiebt,  das«  das  Wort  zho  „heiss" 
der  Wurzel  tap  entspricht.  Im  Tibetischen  entsprechen  zwei  Aus- 
drücke, nämlich  ma-dros-pa  (spr.  ma-doi-pa)  =  nicht  warm  ge- 
worden, „kalt"  (s.  Schmidts  tibetisches  Worterbuch  S.  261)  und 
der  wohl  gewöhnlichere  Ausdruck  ma-pham.  Die  in  Rede  stehende 
Bemerkung  will  das  auch  auf  das  Gebirge  übertragene  Anonta 
nicht  anerkennen,  welches  als  älterer  Name  angeführt  ist  und 
wohl  einem  Sanskrit-Ausdruck  entsprechen  mag.  Schmidts  Wörter- 
buch hat  mthso-ma-pham  als  „See"  (mthso)  Manasarovara,  Kowa- 
lewski (S.  1285)  ese  bülitüksen  ghadzhar  eigentlich  „unerwärmtes 
Land",  setzt  aber  tibetisch  ma-dros-mthso,  nazwani  ozera,  „lac 
de  Napang"  daneben.    Ihre  Quellen  sind  mir  einstweilen  noch 


*)  Zu  vergleichen  ist  Taglakot  am  Karnali  oder  Ma-tschu,  auf  der 
Karte  des  I  Thung  Yü  Thu  die  Stadt  Ngari,  oder  Burma- Daglar  am  selben 
Flusse,  etwa  37°  W.  von  Peking. 


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Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


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unbekannt.  Nach  dem  im  vorliegenden  Werke  angeführten  Hua- 
yen-king  sollen  Anouta  shan  und  Hiang-shan  dieselben  sein. 

Hierauf  folgt  eine  auf  eine  der  Ausgaben  des  Shui-king  ge- 
stützte Erklärung,  dass  der  Ausdruck  Anouta  der  Buddhalehre  dem 
KhoD-Lun  der  Khungfutze-Anhänger  entspreche  und  dieses  wieder 
mit  Kang-ti-sz'  ubereinstimme.  Die  Lage  wird  zu  87°  50'  W.  L. 
von  Peking  und  34°  20'  N.  B.  angegeben*).  Das  Gebirge  soll 
sich  in  vier  Stamme  theilen,  einen  ostlichen,  das  „Pferdemaul- 
Gebirge*',  tibetisch  rta-mtshog-kha-ababs-gangs**)-ri  (spr.  tamtshog- 
kbababgangri) ,  an  dem  der  Yaru-tsang-po-tshu  entspringe  mit 
südlichem  Laufe  dem  Südmeere  zu***),  —  einen  südlichen,  das 
„Elefantenmaul-Gebirgeu ,  tibetisch  glang-tshen-kha-ababs-gang-ri 
(spr.  langtshenkhababgangri),  an  dem  der  lang-tshu  entspringe  (der 
Setledsch,  nach  dem  Si  Yü  Ki  der  Sintu  oder  Indus),  —  einen 
westlichen,  das  „Pfauenmund-Gebirge",  tibetisch  rma-bya-kha- 
ababs-gang-ri  (spr.  madschakhababgangri),  an  dem  der  ma-tshu 
(nach  der  Wu-Tschang-Karte  der  Ganges)  entspringe  (Anm.  nach 
dem  Sü  Yü  Ki  entspringe  aus  der  Westseite  aus  dem  Maule  des 
Lasur-Pferdes  der  in  das  Nordwest-Meer  mündende  Fu-thshu  oder 
Oxus,  tibetisch  Paksha)  —  und  einen  nördlichen,  das  „Löwen- 
maul-Gebirge*4, tibetisch  Seng-ge-kha-ababs-gang-ri,  an  dem  der 
La-tshu  (Indus)  entspringe.  Das  Si  Yü  Ki  lässt  aus  dem  nördlich 
belegenen  Maule  des  krystallenen  Löwen  den  Si-to-ho  entstehn, 
der  in  das  Nordost-Meer  münden  soll.  Zum  genauem  Verständnis 
obiger  tibetischer  Namen  möge  folgendes  aus  dem  tibetischen 
Wörterbuche  Entnommene  dienen: 

1.  die  Thiernamen  sind  rta  Pferd,  ^lang-tshen  Elefant,  rma- 
(bya)  Pfau  (bya  =  Vogel),  seng-ge  Löwe ; 

2.  mtshog  ist  Kopf,  kha  Mund; 

3.  abab  bedeutet  „herabkommen'*,  z.  B.  abab-tshu  fliessendes 
Wasser,  Flus8.  Hiernach  lassen  sich  die  verschiedenen  Fluss- 
namen, wie  glang-tshen-kha-abab-tshu,  bilden,  und  aus  diesen 


*)  Das  in  Wu-Tschang  herausgegebene  grosse  Kartenwerk  Ta  Thsing 
i  thung  yü  thu  setzt  den  „Löwenmaul-Schneeberg"  als  den  nördlichsten  der 
rier  hier  genannten  auf  31°  N.  B. 

**)  Das  sonst  vorkommende  gangs  „Schnee"  ist  im  vorliegenden  Werke 
*asgela«sen. 

***)  In  der  Anmerkung  folgt  die  Angabe  des  8i-yü-ki ,  der  östlich  vom 
See  aus  dem  Maule  des  silbernen  Rindes  fliessende  Ganges  (King-kia-hü) 
münde  in  das  Südostmeer.  Kang-Hi's  Wörterbuch  giebt  dem  King-kia-ho 
den  Namen  Ta-tsang,  womit  tibetisch  tsang  Strom  zu  vergleichen,  vorzugs- 
weise der  Yaru-tsang-po ,  und  erwähnt  der  Bedeutung  „Himmel",  welche 
buddhistische  Wörterbücher  gilben.  Das  i  ist  in  der  chinesischen  Wieder- 
gabe um  so  auffallender,  als  die  Silbe  kang  nicht  ungewöhnlich  ist.  Vgl. 
nach  Bopp  gloss.  sanscr.  „coelum". 


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K.  Himly: 


Flassnamcn  scheinen  wieder  die  Bergnamen  entstanden  zn 
sein.    Für   die  Flüsse   müssen   aber  auch  kürzere  Namen, 
wie   rma-tshu  „Pfauenfluss",   „Ganges"   üblich  sein.  Nach 
Schmidts  tibetischem  Worterbuche  ist  rma-tshu  zugleich  Name 
des  Huang-ho.    Die  Wu-Tschang-Karte  und  Williams  geben 
den  Namen   freilich   dem  Oberlaufe  des  Ya-Iung-kiang;  es 
fragt  sich  jedoch,   ob   der  gleichlautende  Name  nicht  etwa 
Veranlassung  zur  Verwechselung  der  Flüsse  gegeben  hat. 
Schmidt  erwähnt  auch  u.  a.  O.  rma- tshen- abom-ra  als  Namen 
des  „Herrn  des  gelben  Stromes";  in  diesem  ist  der  Floss- 
name rma*)   noch   durch  die  Beifügung  tshen  „gross"  aus- 
gezeichnet,  und   mit  Weglassung  der   letztern  und  Vorsatz 
des  Wortes  yi  „Geist"  erinnert  derselbe  an  den  rätselhaften 
auf  chinesischen  Karten  für  den  Khun-Lun  vorkommenden 
Namen  Yirma-bumla-khi**),  der  durch  Tegri-tha  (=  Tegri- 
tagh   „Gotterberg"?)   erklärt   wird.  —  Der  in   einer  An- 
merkung erwähnte  Name  TshI-hu-li-ta-kiang  für  den  Ganges 
ist  mir  unerklärlich.   Dann  sind  noch  die  Angaben  desHua- 
yen-king  angegeben,  denen  zufolgo  der  Se-to-ho  ostlich  aus 
dem  Maule  des  diamantenen  Löwen,  der  Ganges  südlich  ans 
dem  des  silbernen  Elefanten,  der  Indus  (Sintu)  aus  dem  des 
goldenen   Rindes    und   der  Oxus   (Futhshu    mit  denselben 
Zeichen  wie  oben)  nordlich  aus  dem  des  krystallenen  Pferdes 
entspringen   sollen.    Unklar  ist  die  Bemerkung,   dass  die 
drei  Gewässer  (es  sind  La-tshu,  Ma-tshu  und  Lang-tshu  vor- 
hergegangen)  zusammen   den   Kang-kar-tshu   oder  Kang-ka 
(Gangga)-kiang  bilden,  der  südostlich  fliessend  in  s  Südmeer 
münde;   gangs-dkar-tshu   würde   tibetisch   „Weiss - Schnee- 
Flus8"  sein. 

„Da",  so  heisst  es  weiter,  „das  Seng-ge-kha-abab-Gebirge,  der 
Grundstock  aller  Berge  der  Westlande  (Si-yü)  ist,  so  sagt  das 
Sht-san-tshou-ki"  (die  „Aufzeichnungen  über  die  13  Landes- 
theile"),  „der  Khun-lun  habe  vier  grosse  Eckgebirge,  und  Huai- 
nan-tze  (der  Tao- Anhänger  Liu-Ngan  f  122  v.  Chr.,  s.  Mayers, 
the  Chinese   reader's   manual  S.  132)  sagt,   der  Khun-Lun  habe 

*)  Mongolisch  lieisst  der  Huang-ho  der  „schwarze  Strom",  xara  müren, 
auch  xatun  ghool,  „Königin-"  oder  „Gattin-Fluss"  (s.  Kowalewshi,  mongoL 
Wörterbuch  8.  781,  wo  ebenfalls  rma-tshu  als  tibetischer  Name  des  Flusses 
steht  und  xatun  ghoolun  edzen  Herr  des  „gelben  Flusses",  tibetisch  rau- 
tshen-abom-ra  und  rma- tshen -sbom-ra).  Der  Quellfluss  heisst  Aktan  ghool 
,, wallach.  s=  Fluss". 

**)  Die  Endung  khi  war  mir  erst  zweifelhaft;  doch  sehe  ich  in  Jäschke's 
Bemerkungen  im  30.  Jahrgang  der  Zeitschrift  der  Deutschen  MorgenlHudischen 
Gesellschaft,  dass  khyi  in  Ost-Tibet  für  yi  auch  nach  Selbstlautern  steht  Es 
wäre  dann  noch  ri  „Berg"  zu  ergänzen. 


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Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


187 


vier  Gewässer.  Das  Seng-ge-kha-abab- Gebirge  liegt  auf  34°  55' 
N.B.  und  37°  30'  W.  L."  (von  Peking),  „gerade  sudlich  von 
Xoten"  (also  das  Tshang-Tshen-Mo- Gebirge?*);  „wenn  man  über 
Xoten  hinaus  nach  NW.  eilt,  so  erhebt  sich  nach  einer  Reise 
Ton  über  1600  Li  der  Tshitsheklik- Pass  und  der  Kash-tash- 
Pass."  Ich  übersetze  hier  durch  „Pass"  das  chinesische  Wort 
ling,  welches  auch  in  der  Anmerkung  des  vorliegenden  Werkes 
mit  dem  entsprechenden  mandschuischen,  mongolischen,  türkischen 
und  tibetischen  Worte  durch  da-baghan,  daba  (nach  Kowalewski 
and  Zwick  westmongolisch),  la  erklärt  ist.  Auf  der  Wu-Tschang- 
Karte  pflegt  bald  ling,  bald  ta-pa-ban  zu  stehen;  ob  das  türkische 
taban  „Sohle"  etwas  damit  zu  thun  hat,  weiss  ich  nicht,  es 
scheint  mir  jedoch  z.  B.,  dass  der  ungarische  Name  der  Raizen- 
stadt  in  Ofen  Taban  in  der  Türkenzeit  den  Einschnitt  zwischen 
dem  Blocks-  und  dem  Schlossberge  bezeichnete.  Tshitshek  ist 
türkisch  „Blume",  tshitsheklik  „Blumenbeet",  kashdash  „glasirter 
Ziegelstein".  Unser  Verfasser  geht  hier  in  Unterscheidung  der 
Sprachen,  ja  der  Mundarten  zu  weit,  indem  er  thsi-thsi-khe  für 
dsungarisch  (es  lautet  im  Westmongolischen  tsetsek,  wie  im  Ost- 
mongolischen), li-khe  für  türkisch  •  erklärt,  während  doch  das 
ganze  Wort  türkisch  ist.  Kashi  wird  auf  der  folgenden  Seite 
unter  Kaschgar  als  „bunt"  erklärt,  tashi  (türkisch  dash)  richtig 
als  „Stein".  Käsh  oder  käshy  hat  obige  Bedeutung  („bunter 
glasirter  Ziegelstein")  im  Persischen  und  ist  im  Türkischen  ein 
Fremdwort,  das  nicht  mit  dem  alten  qäsh  (das  Türkische  unter- 
scheidet übrigens  beide  Anlaute  nicht),  dem  Namen  des  Nephrits, 
verwechselt  werden  muss. 

„Weiter  nach  Westen",  fahrt  der  Verfasser  fort,  „ist  das 
Xoshikhudzbuk- Joch  **)  (Anm.  früher  wiedergegeben  durch  ho-sz1- 


*)  Die  Wu-Tschang-Karte  setzt  den  Seng-ge-khn-ababs-ri  auf  31°  N.  B., 
setzt  aber  auch  Leh  (Ladak)  etwa  3°  zu* weit  westlich  und  etwa  ebenso- 
viel zu  weit  südlich.  Wohl  aus  Verkennung  der  Kreisbogengestalt  des  Hima- 
laja, s.  Petermanns  Mittheil.  1871.  Taf.  14.  Als  Bedeutung  giebt  Schmidt 
für  btshang-rgya-tschen-po  „weit  umfassend";  rgya  (spr.  dzha)  ist  „Land"  oder 
N  dient  als  Verstärkung,  po  ist  männliche,  mo  weibliche  Endung.  In  Petermann's 
Mittheil.  1871  H.  VII  S.  270  sehe  ich  Tschang  Tschenmo  durch  „grosses 
nördliches  Thal",  Tschang  La  durch  „Nordpass"  erklärt.  In  dem  Falle 
wäre  byang  (spr.  dzhang  —  Nord,  la  =  Pass,  tschen  mm  gross,  mo  ist  Be- 
stimmungswort) also  tzhang-la-tshen-mo.  S.  271.  Tschang-lang-Pass  scheint 
der  Laag-Ia  (ling)  auf  ungefähr  37°  W.  L.  von  Peking  der  Wutschang-Karte 
zu  sein,  in  der  Nähe  des  Seng-ge-kha-abab-gang-ri.  Der  Tshitsheklik -Pass 
liegt  nach  Petermann's  Karte  zu  Hayward's  Reise  (Mittheilungen,  Jahrg.  1871, 
Taf.  14)  auf  37°  40'  N.  Br.  und  etwa  75°  15'  0.  L.  v.  Greenw. 

**)  Der  Xoshikudzhuk-ling  liegt  uach  der  Karte  des  I  Thung  Yü  Thu 
etwa  auf  39 0  47 '  N.  Br.  und  beinahe  3  Längengrade  westlich  von  Kaschgar. 
Xoshi-kütshük  würde  übrigens  „der  kleine  Xosh"  bedeuten. 


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K.  Himly: 


khuluk,  welches  nach  der  Erklärung  in  der  Gedichtsammlung  des 
Kaisers  Kao  Tsung  Sbun  haang  ti,  dessen  Herrscherzeit  Khien- 
Lung  heisst,  soviel  wie  „beide  Ohren,  Ohrenpaar"  bedeutet) 
Nach  vorstehender  Erklärung  wäre,  da  das  mongolische  Wort 
für  Ohr  (tshigin)  zu  unähnlich  ist,  eine  Zusammensetzung  aus  khos, 
oder  dem  Anfang  des  Wortes  khoshiyaghat  „beide,  Paar"  und  dem 
türkischen  kulak  „Ohr"  zu  vermuthen,  wenn  nicht  persisch-türkisch 
khoshkulak  „Schonohr"  gemeint  ist.  Unter  diesem  Bergjoche 
sollen  drei  entscheidende  Schlachten  und  Siege  des  Unterstatt- 
halters  Ming  Kung  Zhui  über  den  altern  und  jüngern  Chodscha 
(Ho-tsho-mo)  *)  stattgefunden  haben.  „In  einer  Biegung  nach  Norden 
und  dann  nach  Osten  zwergt  sich  das  Kopuko-Gebirge**)  ab  (türk. 
qobqa  „Eimer,  Sternbild  des  Wassermannes");  noch  weiter  nach 
N.O.  ist  das  „Kokshan-Gebirge".  Dieses  findet  sich  augenschein- 
lich als  Kokshal-Gebirge  in  Petermann's  Mittheilungen  1871  H.  VII, 
Tafel  14  auf  40°  30';  ein  türkisches  Wort  kogushan  würde  sich 
auf  zwei  „sich  gegenseitig  Verfolgende"  beziehen  können.  Viel- 
leicht heisst  die  betreffende  Kette  auch  Kogushan  daghy,  eigent- 
lich „Berg  der  sich  Verfolgenden". 

„Von  Tshitsheklik  bis  Kokshan  umfasst  ein  Ring  von  über 
1800  Li  die  Westlande  von  Westen,  um  sie  auch  von  Norden  zu 
umgeben.  Mit  einem  allgemeinen  Namen  heisst  er  Tsung-Ling: 
von  aussen  ist  derselbe  wie  ein  Halbkreis,  in  der  Mitte  ist  es 
leeres  Land.  Es  ist  das,  was  man  die  „Leere  der  Khun-Lun"  nennt."* 
(Khun-Lun  tshl  hü  oder  khü,  das  eine  „leer",  das  andere  mit 
Beifügung  des  Begriffzeichens  für  „Erde"  =  „Schlucht").  Es  ist 
dieses  wieder  die  obige  Stelle  des  Ör-Ya  in  einer  Anwendung, 
wie  sie  von  dessen  Verfasser  gewiss  nicht  beabsichtigt  war. 

Es  folgt  eine  Anmerkung,  derzufolge  sich  eine  Stelle  des 
Shan-hai-king,  welche  von  dem  Verschwinden  des  Huang-ho  im 
Yu-T8Ö  („verborgenen  Sumpfe")  ostlich  vom  nicht  umgebenden 
Gebirge  (pu  tshou  tshl  shan)  handelt,  auf  das  Tsung-Ling-Ge- 
birge  beziehen  soll.  Kuo  erkläre  den  Namen  pu  tshou  tshl  shan 
aus  einer  Lücke  in  der  Umfassung  der  Berge,  und  pu  tshou 
„nicht  umgeben"  nähere  sich  der  Bedeutung  eines  Halbkreises; 
also  sei  vielleicht  das  Tsung-Ling-Gebirge  gemeint. 

Der  Abschnitt  schliesst  mit  der  Bemerkung:  die  ursprüng- 
lichen Quellen  des  Huang-ho  entsprängen  hier;  die  folgende  Seite 


*)  Der  chinesische  Name  dieser  um  1759  geschlagenen  Fürsten  scheint 
als  Endlaut  —  m  „mein"  su  enthalten,  Xodzham  könnte  wie  moaseigneur, 
„mein  alter  Herr",  bedeuten. 

**)  Kopuko-Gebirge  nach  dem  I  Tbung  Yii  Thu  südlich  von  der  Quelle 
des  Kyzyl-Yart-Flusses,  wie  auf  der  unserm  Werke  bei  gegebenen  Karte,  welche 
jedoch  das  Xoshikudzhuk-Gebirgo  viel  näher  an  den  Kara  göl  verlegt 


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Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


189 


belehrt  uns  schon,  dass  die  Worte  in  der  Mehrzahl  zu  verstehen 
sind,  da  die  Eintheilung  nach  den  drei  „Quellen",  dem  Kaschgar-, 
dem  Jarkand-  und  dem  Xoten-Flusse  sich  im  Folgenden  durch- 
geführt findet. 

Der  Kaschgar-Fluss. 

Die  Beschreibung  des  Flusslaufes  beginnt  mit  einer  Über- 
setzung des  Namens  Kaschgar;  kasch  soll  türkisch  „bunt",  gar 
ein  „Backsteinhaus"  bedeuten,  wie  die  reicheren  Einwohner 
meistens  besässen*). 

Als  Grenzen  des  Gebietes  von  Kaschgar  werden  angegeben 
im  Südosten:  Yarkand,  im  Westen  der  Buluten-Stamm**)  Kortimien, 
im  Norden  der  Buluten-Stamm  Tschung-Baghaschi  (tschung  soll  alt- 
türkisch  für  „gross",  baghaschi  bulutisch  =  „Handgelenk"  sein). 

Der  Kaschgar-Fluss  entsteht  aus  dem  nordlichen  Ulan  ussu 
and  dem  südlichen  Yamanyer-Flusse. 

a.  Der  Ulan  ussu. 

Der  Name  bedeutet  auf  mongolisch  „Rotwasser"  und  wird 
auch  im  Zusammenhang  durch  Ho-szö-lö-ling-schui  wiedergegeben; 
da  nun  ho-szö-lö  auch  sonst  dem  türkischen  kyzyl  „roth"  ent- 
spricht, ling  das  chinesische  Wort  für  „Bergjoch",  shui  =  „Wasser" 
ist,  sollte  man  einen  Namen  wie  „kyzyl- daban- Wasser"  er- 
warten; es  ist  jedoch  vielleicht  in  diesem  Falle  Kyzyl- Yart-suyu 
(soyu  „sein  Wasser"  vom  türkischen  su  „Wasser"). 

Der  Verfasser  bringt  erst  einige  Bemerkungen  aus  dem  Lo- 
yang-kia-lan-ki ,  der  „Beschreibung  der  Klöster  von  Lo-yang", 
welche  eine  Erzählung  der  im  Jahre  518  angetretenen  Wan- 
derungen der  Buddha-Geistlichen  Hui-Schong  und  Sung-Yün  in 
Inner-Asien  enthält***).  Aus  dem  Gebiete  von  Yü-tien,  welches 
sich  über  3000  Li  von  Osten  nach  Westen  erstrecke,  sei  Sung- 
Yün  nach  dem  Lande  Tschu-kü-po  gekommen,  von  wo  man  in 
fünf  Tagen  nach  dem  Lande  Han-Pan-To  gelangen  könne,  nach 
weiteren  sechs  Tagen  den  Tsung-Ling  zu  besteigen  habe.  In 
tier  Tagen  komme  man  zum  Fasse.  Han-Pan-To  befinde  sich 
gerade  auf  dem  Gipfel  des  Gebirges  und  sei  das  jetzige  Alai- 
Gebiet,  welches  die  Kortimien-Buluten  f)  bewohnten.    In  der  Ge- 

*)  Das  persisch-türkische  kasch,  kasch»  bedeutet  Glasur,  Schmelz,  buntes 
Steingut;  gar  soll  wohl  das  gewöhnliche  mongolische  Wort  für  „Haus",  ger  sein? 

**)  Chinesisch  pu  „Stamm",  sonst  dem  chinesischen  schöng  „Provinz" 
entsprechend,  wird  in  einer  Anmerkung  dem  (mongolischen)  otok  als  gleich- 
bedeutend an  die  Seite  gestellt. 

***)  S.  v.  Richthofen,  Chiua  1,  8.  517  f. 

f)  In  dem  Kartenwerke  Ta  Thsing  i  thung  yü  thu  ist  dieser  Name 
etwa  auf  46°  10'  W.  L.  von  Peking  und  40°  10'  N.  B.  gesetzt.  Alai  ist  hier 
über  den  41°  N.  B.  mehr  als  einen  halben  Grad  nördlich  von  Osch  versetzt!!! 


190  K.  Himly: 

schiebte  der  Ilan  werde  es  Si-shang-Tsung-Ling,  „westlicher  oberer 
Tsung-Ling",  genannt  und  sei  gleichbedeutend  mit  Hiu-Sün.  Süd- 
ostlich von  Alai  sei  das  Kobuko-Gebirge*),  welches  auch  Kyzyl- 
Ling  (also  wohl  Kyzyl-Yart)  heisse.  Die  von  den  vier  Bergen 
(mutmasslich  den  ringsum  nach  allen  vier  Weltgegenden  liegenden 
Bergen)  herabkommenden  Gewässer  vereinigen  sich  am  Fusse  des 
Joches  zu  einem  kleinen  See.  Das  Joch  sei  rot  und  kahl,  das 
Gras  der  Felsen  welk  und  kurz.  Kalte  Winde  wehen  dort.  Des- 
halb sage  Sung-Yün,  der  Tsung-Ling  sei  steil,  und  es  wachse 
dort  weder  Gras  noch  Baum. 

Von  Kyzyl-Yart  fliesse  der  Fluss  nach 

Osten  120  Li  und  an  Mukexun  vorbei,  nach 

100  Li  an  Mingtikan, 
nach  120  Li  nordlich  vom  Ayat-ling, 
„      120  Li  an  Kang-schi-pa, 
„      100  Li   „   Bisch  toxai, 
wo  der  Fluss  sich  mit  dem  Thung-pulun-  (=  burun)  ling- Wasser 
vereinige,  welches  von  Nordwesten  komme. 

Wenn  ein  grosseres  Gewässer  in  einen  zu  beschreibenden 
Fluss  mündet,  so  pflegt  das  Werk  abzubrechen,  um  erst  das 
erstere  von  der  Quelle  bis  zur  Mündung  zu  verfolgen.  Es  folgt 
daher  erst  der  Lauf  des  Thung-pulun-ling- Wassers. 

Dieses  Gewässer  also  kommt  nach  unserem  Verfasser  aus 
der  Ostseite  des  Thung-pulun-ling  hervor,  50  Li  weiter  nach  Osten 
geht  es  an  Kadi-bulak  vorbei,  wo  sich  ein  von  Norden  kommendes 
Gewässer  mit  ihm  vereinigt;  dann  fliesst  der  Fluss  weiter  nach 
SO.  und  nach  40  Li  an  Nula  vorbei,  nach  weiteren  50  Li  an 
Kialiti-bulak,  wo  ein  Gewässer  von  Norden  hineinmündet.  Nach 
weiterem  südöstlichem  Laufe  von  70  Li  fliesst  der  Fluss  an  I-höng 
(Iken?)  vorbei. 

Hier  folgt  eine  Anmerkung,  welche  sich  auf  den  von  I-hong 
abgehenden  Weg  nach  Khokand  bezieht. 

Von  I-hong  also  geht  es  nach  Nordwesten  200  Li  bis  nun 
Scha-li-tö-Pass  (Schart  westlich  vom  Terek  daban  ?)**). 

100  Li  bis  Murda, 


*)  Ta  Thsing  i  tkung  yü  thu  etwa  44°  10'  W.  L.  von  Peking, 
39°  25'  N.  13.  zwischen  dem  Quellsee  des  Kyzyl-Yart-Flusses  und  dem  Kara- 
göl  oder  „schwarzem  See",  aus  dem  der  Yaman-yer-Fluss  seinen  Aus- 
fluss  hat. 

**)  Tung-puh-lun  ist  demnach  wohl  =  Tau -burun  (zwischen  TS 
bis  74°  U.  L.  auf  der  Petermannschen  Karte  zu  Fed-tachenko's  Reise. 
Peterm.  Mittbeil.  1874  VI.).  Tau  oder  Tagh  (dau  oder  dagh)  ist  türkisch  = 
Berg,  burun  „Nase,  Vorgebirge".  Es  ratisste  aber  wohl  Tau  burnu  dem 
„Berg  seine  Nase",  „Nase  des  Berges"  sein.  Vergl.  Kum  burnu  „Sandvor- 
gebirge" bei  Smyrna,  Zeitin  burnu  bei  Konstantinopel. 


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Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tau  Ki.  191 

120  Li  bis  Ko-li-hia, 
100  Li   „  Ha-pu-lang-ku-i, 
20  Li   „  Kogar, 

80  Li  ,,  Osch,  kleiner  Ort  mit  Stadtmauer,  wo  man  auf 
Khokandiscbes  Gebiet  komme*).  Dort  sei  ein 
Gewässer  Namens  Ak  bugular**), 

50  Li   ,,  Arban, 

100  Li   „    Ming  tuba  (Ming  tepe  „1000  Hügel";  tepe,  depe 

westtürkisch,  tuba  osttürkisch), 
60  Li   „  Xuba, 

100  Li   „    Margalang  (Margljan), 
100  Li   „    Xoshitu  ghurman, 
80  Li  „•  Khokand. 

Nun  fahrt  der  Verfasser  in  der  Beschreibung  des  Laufes  des 
Thung-pulun-ling- Flusses  fort: 

15  Li  südöstlichen  Laufes  bis  La-ka-laka-la***), 
10  Li         „  „       „  La-ha-la-kou-tze, 

Mündung  des  von  Norden  kommenden  Flusses  (kou- 
tze  chinesisch  =  Mündung), 

Shao-li-to-xai  (Shahlü  tughai?), 
Uluxukat,  Fluss  von  Norden. 
Yeskekik, 

Shao-bulak,  Zufluss  von  Norden, 
Wei  hu  su  lu, 
Kusuhu, 

Shao-bulak  (derselbe  Name  wie 

oben), 
Khan-ti-lik, 

Bagha  bulak  (mongolisch  „kleine 
Quelle*',  türkisch  Kütschük 
bungarf), 
Han-yo-huan,  südl.  Zusammen- 
fluss  mit  dem  Kyzyl-Yart- 
Flusse. 


60 

Li  südostlichen  Laufes  bis 

10 

Li 

>> 

11 

« 

11 

60 

Li 

»1 

11 

60 

Li 

11 

11 

50 

Li 

11 

11 

40 

Li 

11 

11 

11 

70 

Li 

11 

»5 

»> 

20 

Li 

11 

11 

11 

50 

Li 

11 

11 

»' 

40 

Li 

11 

»» 

11 

*)  Das  Ta  Thsing  I  Thung  yü  thu  verlegt  die  Grenze  noch  weiter  nord- 
westlich und  lisst  sie  zwischen  An-Thsi-yen  (Andidsh&u)  und  Arkolang  (Mar- 
gilan)  und  lshitarkan  (Isitalkhan)  nördlich  laufen. 

**)  Ak  türkisch  „weiss"  ist  unverkennbar,  bugur  „Kamelhengst",  lar 
Endung  der  Mehrzahl.  Die  Petermannsche  Karte  hat  Akbura.  Ein  Wort 
Tür  „Wasser"  oder  dgl.  bliebe  immerhin  zu  ergänzen.  Vielleicht  ist  es  auch 
Akbongar  „Weissenquell". 

**»)  kal'a  =  Burg,  Schloss  oder  Thurm? 
f)  Wo  kein  Zweifel  ist,  steht  im  Obigen  das  richtige  mongolische  oder 
türkische  Wort,  welches  doch  nicht  Jeder  gleich  in  der  chinesischen  Um- 
schreibung (z.  B.  ho-sö-lö  =  kyzyl,  pu-la-khö  =  bulak)  erkennen  würde. 


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192 


K.  Himly: 


Die  zum  vorliegenden  Werke  gehörige  Karte,  wie  auch  das 
Kartenwerk  Ta-thsing-i-thung-yü-thu,  haben  Han-yo-huan  nördlich 
von  der  Mündung,  setzen  Pie-schl-to-xai  jedoch  weit  südlich;  dass  pie- 
schi  das  türkische  bisch  „fünf"  ist,  möchte  kaum  zu  bezweifeln  sein, 
tughai  ist  „Flusskrümmung",  „Wiese"  (vergl.  Zenkers  türkisches 
Wörterbuch).  Von  dort  an  soll  der  vereinte  Fluss  Derbitschuk 
heissen,  ein  Name,  den  im  Ta  Thsing  I  Thung  Yü  thu  der  eben 
beschriebene  nördliche  Fluss  führt.  Der  Verfasser  giebt  die  Lage, 
wie  gewöhnlich,  viel  zu  weit  nördlich  43°  45'  und  44°  20'  W.  L. 
von  Peking  an.  Im  eben  erwähnten  Kartenwerk  stimmt  sie  mehr 
mit  den  europäischen  Angaben  überein.  Am  nördlichen  Ufer, 
heisst  es  weiter,  seien  die  Weideplätze  der  Tschung-Baghaschi- 
Buruten,  welche  sich  nördlich  vom  Th'ie-yer-li-yek-Joch  von  der 
Tuschuktaschi- Wache*)  drei  Tagereisen  nach  Norden  von  der 
Yilan-Uwas- Wache  drei  Tagereisen  nordöstlich,  von  der  Bart- 
schang-Wache nordöstlich  zwei  Tagereisen  ausdehnten.  Die  dem 
Werke  beigegebene  Karte  giebt  den  Tuschuk-taschi-Fluss,  das 
Ta  Thsing  -  thung  -  yü  -  thu  auch  die  gleichnamige  Wache  auf 
etwa  39°  50'  N.  Br.  und  42°  52'  W.  L.  südlich  vom  gleich- 
namigen Flusse.  Yilan  wird  von  unserem  Verfasser  für  das  im 
Türkischen  „Schlange"  bedeutende  Wort  erklärt,  üwes  ist 
„Eberesche";  yilan  üwesi  würde  also  „Schlangen-Eberesche"  be- 
deuten**). Die  Wache  ist  zwischen  dem  gleichnamigen  (auf  der  dem 
Si  yü  shui  tao  ki  beigegebenen  Karte  unbenannten)  Flusse  und 
dem  Tüschuk-tasch-Flus8e  und  zwar  etwa  auf  39°  42'  N.  Br.  und 
42°  4'  W.  L.  im  Ta-thsing-i-thung-yü-thu  verzeichnet,  Bartschang 
ebenda  auf  dem  Wege  von  Kaschgar  nach  Uschi  ein  wenig  öst- 
lich von  der  Vereinigung  beider  Flüsse.  Die  Entfernung  der 
fraglichen  und  einiger  anderer  Wachtposten  sind  im  vorliegenden 
Werke  wie  folgt  angegeben: 

Tüschük  tasch  NW.  von  Kaschgar  90  Li,  bis  Karangoi 
140  Li  (von  Kaschgar?), 

Islik  östlich  (d.  h.  von  Tüschük  tasch,  nach  dem  i  thang 
yü  tu  aber  nordöstlich)  60  Li;  Grenzwache  zur  Be- 
wachung der  einheimischen  Stämme; 

*)  Mandschu  karun  =  türkisch  karaul ;  daschy  „sein  Stein"  von  dascli, 
osttürkisch  tasch.  Da  übrigens  das  Chinesische  das  sch  als  Auslaut  nicht 
wiedergeben  kann,  ist  vielleicht  tüschük  (düschük)  tasch,  der  „gefallene 
Stein"  gemeint;  das  tü  ist  keine  chinesiche  Silbe  und  also  nur  durch  tn 
wiederzugeben.  Das  Russische,  aus  dem  das  Teschek  der  Karten  stammt 
hat  weder  ö  noch  ü.  Da  freilich  ü  durch  yu  ersetzt  zu  werden  pflegt,  könnte 
man  hier  vermuthen,  dass  wirklich  e,  oder  doch  ö  gemeint  ist.  Dem  wider- 
spricht jedoch  die  chinesische  Schreibweise. 

**)  Wahrscheinlich  ist  jedoch  yilan  owasy  „Schlangenebene",  „Schlangen- 
bof"  von  owa  „Ebene",  nach  Vambe'ri  auch  „Gehöft",  gemeint. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


193 


Yilan  Üwes  NÖ.   von  Kaschgar   120  Li,   westlich  nach 

Islik  60  Li  (I  thung  yüthu  NW.); 
Bartschang   NÖ.   von  Kaschgar   160  Li,   westlich  nach 
Yilan  Üwes  70  Li. 

Der  Derbitschuk-Fluss  fliesst  südostlich  bis  Karangui.  Eine 
Anmerkung  belehrt  uns,  dass  ha-lang-kuei  „dunkel"  auf  türkisch 
bedeute,  und  der  Ort  den  Namen  von  seiner  Lage  im  Schatten 
der  Berge  führe*).  Südlich  davon  stehe  ein  schwarzer,  weissge- 
streifter  Stein  an.  Westlich  fliesse  ein  rotliches  Gewässer 
nach  Süden  zu  in  den  Fluss.  Hier  nun  folgen  die  Erklärun- 
gen des  mongolischen  Namens  Ulan  ussu  und  des  türkischen  ho- 
8*ö-lö  =  kyzyl  (s.  o.). 

Nach  einem  weitern  südostlichen  Laufe  von  50  Li  komme 
der  Fluss  vorbei  an  dem  Gebiete  von  Ming-yar,  einem  alten  Wach- 
posten, nach  weitern  40  Li  gleichen  Laufes  an  den  Landhäusern 
Muachi  und  Suluk,  die  zusammen  Muschi-Suluk  genannt  würden, 
SO  Li  NW.  von  Kaschgar.  Muschi  wird  in  einer  Anmerkung  als 
Name  eines  Mannes  erklärt.  Das  Muschi- Wasser  entspringe  aus 
drei  Quellen  an  einem  westlich  vom  gleichnamigen  Landgute  be- 
findlichen Berge;  nachdem  die  Quellen  sich  vereinigt,  teile  sich 
das  Gewässer  noch  einmal  in  zwei  Arme,  der  eine  fliesse  ostlich 
und  bewässere  das  Landgut,  der  andere  südlich  bis  zu  seiner 
Mündung  80  Ii  unterhalb.  Der  Ort  soll  ein  alter  Wachposten 
gewesen  sein.  Nordwestlich  von  da  könne  man  nach  Khokand 
gehen. 

Dieser  Weg  ist  folgendermassen  angegeben: 
von  Muschi  nach  Han-yü-han  60  Li, 
Terlek  60  Li  (Bleigruben), 
Kusu  Udschuxe  60  Li, 

Öksülür  30  Li  (über  ein  kleines  Bergjoch), 
Öskekik  70  Li, 
Serlik  Yesai  30  Li,    .  . 
Naxar  tschalti  40  Li, 
Iken  20  Li, 
Toghai  baschi  50  Li, 
Ike  Itsak-Joch  10  Li, 
•   Ike  Itsag  bulak  30  Li, 

Kukusu  40  Li  (=  Goksu  „Blauwasser"?), 
Thie-yer-li  yek  =  Pass  30  Li  (Terek  daban?),  vom 
Fusse  bis  zur  Spitze  je  10  Li  und  über  den  Pass 
70  Li  nach  Seli  kütschük, 
'  Targhalak  60  Li, 


*)  karang,  karangu  =  „dunkel". 
Zoiuchr.  d.  OeBollsch.  f.  Erdk.   Bd.  XV.  13 


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194  Himly:  Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


Tubarlaktam  30  Li  (zerstörte  Stadt  von  mehr  als  einem 

Li  Umfang,  den  Edegene-Buruten  gehörig), 
Gulscha  40  Li, 

Tugurke  toxai  70  Li  mit  zwei  Bergjochen, 
Osch  90  Li. 

Von  Osch  an  sei  der  Weg  derselbe  mit  dem  oben  beschrie- 
benen von  I-hong  ausgehenden. 

Der  Ulan-ussu  fliesse  nun  weiter  südostlich  und  theile  sich 
in  verschiedene  Wasserleitungen,  von  denen  eine  ostlich  und  an 
Suluk  vorbeifliesse,  ein  nördlicher  Arm  an  dem  Gute  Horkan 
(30  Li  nordöstlich  von  Kaschgar),  dann  nördlich  von  Arbat  (30  Li 
östlich  von  Kaschgar),  darauf  südlich  von  Bischkelem  („Fünf 
=  Kohlu  erklärt,  da  hier  früher  fünf  Kohlgärten  gewesen  seien) 
30  Li  nordöstlich  von  Kaschgar,  wo  auch  das  Wasser  nicht  weiter 
fliesse;  wie  weiter  unten  erklärt,  fliesse  es  um  diese  Gärten  herum. 
Im  Jahre  1760  habe  der  Beg  dieses  Gutes,  Niyas,  es  mit  Mai- 
la-mu  gehalten,  und  die  Truppen  hätten  Besitz  davon  ergriffen, 
vier  Jahre  später  habe  der  Sultan  von  Badakschan  sich  nach 
Peking  gewandt,  um  das  Gut  für  seine  Frau  zu  erhalten. 

Nachdem  diese  Wasserleitung  besprochen  ist,  fährt  der  Ver- 
fasser mit  dem  Laufe  des  Flusses  fort,  welcher  südöstlich  und  nach 
40  Li  südlich  am  Gute  Sulung  vorbeifliesse,  wo  sich  wieder  Ableitun- 
gen fänden,  welche  das  am  westlichen  Ufer  belegene  Gut  Tokusak 
bewässerten  (30  Li  westlich  von  Kaschgar)  und  nicht  weiter  flössen. 

Nach  weiterm  südöstlichen  Laufe  von  40  Li  erreiche  der 
Fluss  die  Stadt  Kaschgar.  Am  östlichen  Ufer  seien  zwei  Ab- 
leitungen, eine  nördliche,  die  nördlich  an  Kaschgar  vorbei  und 
dann  wieder  östlich  nach  der  Stadt  der  Musslims  (hwui  thsching) 
fliesse,  um  sich  nördlich  um  sie  herumzuschlängeln  und  östlich 
von  ihr  wieder  in  den  Fluss  zurückzufliesscn ;  ferner  eine  südliche, 
welche  das  Gut  Sermen  bewässere,  südwestlich  um  die  Stadt  gehe 
und  sich  wieder  mit  dem  Flusse  vereinige.  Von  dem  Westthore 
fliesse  auch  eine  Leitung  nach  Sermen. 


Berichtigungen 
zu  des  Verfassers  Aufsatze  im  vorigen  Jahrgange  dieser  Zeit- 
schrift, S.  181  ff.: 

S.  185,  Z.  10  v.  o.  statt  phien-thie  lies  pkien-thu. 

„  18  „  „  lies  Kü-yung-kuan. 

„  189,  „  22  „  „  statt  der  lies  die  „Weisswassersee". 

190,  „  18  „  „     „    San  lies  Shan. 

„  192,  „  12  „  „     „    Tshao-Se  lies  Tshao-Sien. 

„  193,  „  19 

»»  >»     »    8°f>  Hos  Snng. 

„  194,  „  5  v.  u.  lies  Wylie. 


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Max  Beschoron:  Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay.  195 


XL 

Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay  in  der 
brasilianischen  Provinz  Säo  Pedro  do  Rio  Grande  do  Sul. 

Von  Max  Beschoren. 
(Mit  einer  Karte  und  Profil,  Taf.  IV.) 


Der  langjährige  Bewohner  und  grundliche  Kenner  Brasiliens, 
Dr.  Robert  Ave-Lallemant,  welcher  im  Jahre  1858  auch  die  Provinz 
Rio  Grande  do  Sul  bereiste,  schrieb  aus  Lübeck  unterm  16.  Januar 
1874  an  Herrn  von  Koseritz,  den  Redacteur  der  Deutschen  Zei- 
tung von  Porto  Alegre:  „Die  ganze  Gegend  am  Uruguay  sollte 
von  der  Regierung  zurückerworben  und  dann  folgende  Anlage 
gemacht  werden: 

1.  Kolonisation  am  Quaraim  mit  der  Hauptstadt  Uruguayana; 

2.  Kolonisation  des  Ibicuhy,  die  grösste  von  allen,  mit  der 
Hauptstadt  Itaqui; 

3.  Kolonisation  des  Camaquam  mit  Sao  Borja; 

4.  Kolonisation  des  Piratinim  mit  Wiederbelebung  der  alten 
Mission  Sao  Nicoiao  als  Centraipunkt  dieses  grossen 
Koloniedistrikts. 

„So  hatten  alle  jene  Kolonien  ihre  Verkehrsstadt  erhalten. 
Alle  hätten  einen  mit  Canons  schiffbaren  Koloniefluss  für  sich 
gehabt,  alle  hätten  am  Uruguay  einen  gemeinsamen  Verkehrs- 
strom besessen.  Was  aus  jenen  Gegenden  zu  machen  war,  haben 
die  Jesuiten  bewiesen,  indem  ihre  dortigen  Anlagen  von  unge- 
meinem Kolonisationstalent  Zeugniss  geben!  Dort  sind  auch  die 
Landwege  so  leicht  zu  machen  —  kurz,  als  ich  jene  Gegenden 
durchstreifte,  stand  mir  ein  wirklich  gpttliches  Kolonisationsproject 
vor  der  Seele.  Uruguayana,  Säo  Borja,  Itaqui  sehnen  sich  förm- 
lich nach  Menschen!  Uruguayana  ist  ein  prachtvoller  Punkt,  die 
anderen  Ortschaften  sind  so  herrlich  lebensfähig.  Aber  zu  so 
etwas  Weitumfassendem  kommt  man  bei  Ihnen  noch  nicht!  Sehen 
Sie  sich  den  Plan  auf  der  Karte  einmal  an  und  dann  reisen  Sie 
am  Uruguay  —  und  Sie  werden  von  meinem  Plan  entzückt  sein! 
Bis  zum  Ijuhy  hinauf,  an  dem  das  einsame  Santo  Angelo  in 
Rainen  liegt,  sollte  meine  Kolonie  gehen.  Ein  neues  Pentschab, 
„ein  Fünfflussland tt  wäre  dort  entstanden! 

Vielleicht  erzählen  Sie  einmal  meinen  Plan  in  Ihrer  Zeitung 
und  regen  die  Provinz  an,  am  Uruguay  zu  colonisiren.  Ich  kenne 
Land  und  Leute  dort  sehr  genau,  der  Plan  ist  nicht  nur  lohnend, 
sondern  sehr  ausführbar,  ja,  seine  Ausführung  ist  noth- 
wendig!" 

13* 


196 


Max  Iiischoren: 


Zwei  Jahre  später  sagte  die  Russische  Kommission,  welche 
die  3  Südprovinzen  bereist  hatte,  in  ihrem  an  das  Ackerbau-Mi- 
nisterium gerichteten  Berichte :  » Das  unbedingt  beste  Terrain  für 
uns,  sowohl  in  Klima  als  Güte  des  Bodens,  ist  in  der  Provinz 
Rio  Grande  do  Sul.  Es  ist  dies  die  Gegend  am  Alto  Uruguay, 
zwischen  den  Flüssen  Piratinim  und  Nhucovä!" 

Diese  zwei  Urtheile,  die  von  zwei  sehr  verschiedenen  Seiten 
abgegeben  wurden,  —  das  erste  von  einem  bekannten  deutschen 
Gelehrten  und  wissenschaftlichen  Reisenden,  das  andere  von  prak- 
tischen Ackerbauern,  den  Vertretern  einer  auswanderungslustigen 
Bevölkerung  von  mehr  als  einer  halben  Million  Seelen  —  sprechen 
sich  auf  das  Günstigste  über  die  heute  noch  einsam  und  öde 
liegenden  Landereien  am  Uruguay  aus,  weisen  darauf  hin,  dass 
die  Zukunft  unserer  deutschen  Kolonisation  in  der  Provinz  hier 
im  „fernen  Westen tt  liegt. 

Ich  habe  als  Einleitung  diese  beiden  Aussprüche  angeführt, 
um  die  Berechtigung  der  folgenden  Ausführungen  zu  begründen 
und  als  Empfehlung  des  zu  behandelnden  Gegenstandes. 

Dr.  Ave-Lalleraant  befürwortet,  wie  auch  Herr  Sellin  in 
seinem  am  11.  December  1878  im  Central -Verein  für  Handels- 
geographie etc.  in  Berlin  gehaltenen  Vortrage,  die  Zurückerwerbung 
der  ganzen  Campdistricte  am  Uruguay  von  Seiten  der  Regierung, 
und  gründet  darauf  sein  wirklich  grossartiges  Kolonisationsprojekt. 
Abgesehen  von  der  Kostspieligkeit  ist  diese  Zurückerwerbung 
wohl  auch  unnothig,  denn  sobald  die  Nordbahn  erst  vollendet  ist, 
werden  die  grossen  Grundbesitzer  von  selbst  ihre  Besitztümer 
parcelliren  und  an  Einwanderer  verkaufen,  sodass  diese  Gegenden 
alle  wieder  dem  Ackerbau  zurückerobert  werden. 

In  Folgendem  möchte  ich  die  Aufmerksamkeit  des  Lesers 
nur  auf  das  eigentliche  Waldgebiet  des  Uruguay  zwischen  seinen 
Nebenflüssen  Passo  Fundo  und  Ijuhi  guassü  und  dem  zwischen 
diesem  und  dem  Piratinim  liegenden  Teile  der  „Sete  Missoes K 
lenken. 

Das  in  Frage  stehende  Waldgebiet  liegt  in  den  Municipien 
am  Passo  Fundo,  Palmeira  und  Santo  Angelo  und  bedeckt  einen 
Flächenraum  von  ohngefahr  12,000  Quadratkilometern,  während 
die  Gesammtoberfläche  der  3  Municipien  an  40,000  Quadratkilo- 
meter betragen  mag.  Nach  der  letzten  Volkszählung  von  1 872 
hatte  Passo  Fundo  7287  Einwohner  mit  1002  Feuerstellen,  Pal- 
meira 6640  Einwohner  mit  1020  Feuerstellen,  Santo  Angelo 
10,865  Einwohner  mit  1682  Feuerstellen.  Diese  Bevölkerung 
ist  nur  in  den  Municipalstädten  in  grösserer  Anzahl  concentrirt; 
der  grösste  Theil  derselben  wohnt  zerstreut  in  grossen  Zwischen- 
räumen auf  den  Campos  und  längs  dem  Rande  des  Waldes,  wäh- 


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Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay, 


197 


rend  der  grosste  Theil  des  Waldes  vollständig  unbewohnt  ist,  so 
dass  mehr  als  10,000  Quadratkilometer  des  prachtigsten  Urwald- 
landes unberührt  liegen. 

Herr  Dr.  Henry  Lange  hat  in  seiner  vorzuglichen  Skizze  von 
Süd- Brasilien*)  eine  längere  Untersuchung  über  den  Lauf  des 
Uruguay  gegeben,  sodass  ich  mich  hier  darauf  beschränken  kann, 
»einen  Lauf  nur  in  den  betreffenden  Staaten  genauer  zu  schildern. 

Die  Ostgrenze  des  hier  zu  behandelnden  Territoriums  bildet 
der  Rio  Passo  Fundo  oder  Uruguay  mirim ,  kleiner  Uruguay, 
(Uruguay  =  Hühnerschwanz),  welcher  südöstlich  der  gleichna- 
migen Stadt  entspringt  und,  fast  durchweg  nordliche  und  nord- 
westliche Richtung  beibehaltend,  dem  Uruguay  zufliesst.  Er  ist 
in  seinem  Unterlaufe  gut  mit  Canoas  schiffbar,  sein  Thal  ist  eng, 
aber  nicht  tief;  von  grosser  Bedeutung  wird  der  Fluss  wohl  nie 
werden,  denn  der  sich  auf  seinem  linken  Ufer  hinziehende  Wald- 
streifen ist  nur  sehr  schmal,  nur  l-»-2  Legoas  breit.  —  Genau 
am  Vereinigungspunkt  mit  dem  Uruguay,  der  hier  allgemein  noch 
den  Namen  Gayo-En  (grosses  Wasser)  führt,  befindet  sich  der 
Passo  reiuno  oder  Passo  do  Gayo-En,  die  Uebergangsstelle  der 
nach  Paranä  und  Sao  Paulo  führenden  Hauptstrasse;  meistentheils 
mus8  der  Uebergang  mit  Fähren  bewerkstelligt  werden,  da  der 
Floss  nur  selten  so  flach  ist,  dass  er  das  Durchreiten  erlaubt.  — 
Das  Thal  des  Uruguay  ist  hier  noch  eng,  der  Abfall  des  Hoch- 
landes kurz  und  steil ;  je  weiter  abwärts,  desto  mehr  erweitert  es 
sich,  das  Gebirge  nimmt  an  Hohe  ab  und  tritt  mehr  zurück,  und 
ohngefähr  4  Legoas  abwärts,  bis  wohin  ich  im  Jahre  1875  mit 
meinen  Messungsarbeiten  gelangte,  ist  keine  Spur  mehr  vom  Ge- 
birge zu  sehen;  zu  beiden  Seiten  des  Flusses  erstreckt  sich  meilen- 
weit eine  fruchtbare  Niederung.  Bis  dahin  sind  die  Ufer  auch 
spärlich  bewohnt,  und  widmen  sich  die  Bewohner  besonders  dem 
Anbau  des  Zuckerrohrs  und,  in  kleinerem  Maassstabe,  der  Kultur 
des  Kaffeebaums. 

Der  nächste  bedeutendere  Zufluss  ist  auf  dem  rechten  Ufer; 
es  ist  dies  der  Chapecö,  erwähnenswerth  deshalb,  weil  vor  einigen 
Jahren  an  seiner  Mündung  Heilquellen  (der  Beschreibung  nach 
warme  Schwefelquellen)  entdeckt  wurden,  und  weil  unsere  spa- 
nischen Nachbarn  jenseits  des  Uruguay  ihr  Territorium  gern  bis 
hierher  ausdehnen  mochten,  indem  sie  vorgeben,  dass  dieser  Fluss 
der  wirkliche  Pepery  guassd  sei,  welcher  als  Grenzfluss  bestimmt 
wurde. 


*)  Geographische  Nachrichten  für  Welthaudel  und  Volkswirthschait. 
Herausgegeben  vom  Central- Verein  für  Tlandelsgeographie  und  Förderung 
Matscher  Interessen  im  Auslände.    II.  III.  Berlin. 


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198  .  Max  Beschoren: 

Der  Uruguay,  welcher  bis  hierher  vorwiegend  nordliche  Rich- 
tung einhielt,  wendet  sich  hier  nach  Süden,  dann  nach  Westen, 
empfangt  auf  dem  linken  Ufer  den  bedeutendsten  aller  bisherigen 
Zuflüsse,  den  Rio  da  Varzea,  und  biegt  an  dieser  Stelle  plötzlich 
wieder  nach  Norden  um. 

Der  Rio  da  Varzea,  Uruguay  puitam  =  rother  Uruguay,  ent- 
springt auf  der  von  Passo  Fundo  nach  Santo  Angelo  ziehenden 
Coxilha  gründe  und  ist  schon  dort,  wo  er  vom  Campo  in  den 
Wald  eintritt,  mit  Canöas  schiffbar.  Am  Uebergangspunkte  der 
von  Palmeira  nach  Nonohay  führenden  Strasse  hat  er  eine  Breite 
von  88  Meter;  bis  dorthin  ist  auch  sein  oberer  Lauf  durch 
mancherlei  Messungsarbeiteu  aufgenommen,  wahrend  der  grösste 
Theil  seines  weiteren  Laufes  ganz  unbekannt  ist  und  bis  zu  Anfang 
dieses  Jahres  auch  noch  nie  befahren  war.  Im  Februar  dieses 
Jahres,  als  ich  meine  Explorationstour  durch  den  noch  nie  durch- 
kreuzten Urwald  im  nordlichen  Theile  des  Municipiums  von  Pal- 
meira unternahm,  um  einen  Weg  nach  dem  Uruguay  aufzusuchen 
und  den  Schleier  des  Geheimnisses  von  diesem  grossen  und  so 
nahe  liegenden  Territorium  zu  lüften,  hatte  ich  die  Absicht,  eine 
genaue  Recognoscirung  dieses  bedeutenden  Flusses  vorzunehmen 
und  liess  deshalb  abwärts  des  erwähnten  Uebergangspunkte:* 
3  Mann  in  einem  grossen  Canoa  einschiffen,  um  den  Rio  da  Varzea 
abwärts  zu  fahren,  den  Uruguay  zu  erreichen  und  daselbst  obn- 
gefähr  4  Legoas  abwärts  zu  kreuzen ,  um  sich  später  mit  der 
Landexpedition  zu  vereinigen.  Wir  trafen  glücklich  zusammen, 
jedoch  konnte  ich  mein  Project  bezüglich  der  Recognoscirung  des 
Flusses  nicht  ausführen,  da  bei  dem  dermaligen  niedrigen  Wasser- 
stande die  Boot  fahrt  ganz  unmöglich  war;  die  Schiffer  erklärten 
mir  aber,  dass  der  Fluss  bei  Mittelwasser  der  Schifffahrt  durch- 
aus keine  Hindernisse  böte.  Im  oberen  Theile  der  von  ihnen 
befahrenen  Strecke  tritt  das  Gebirge  an  vielen  Stellen  mit  ziem- 
lich steilem  Abfall  bis  an  den  Fluss  heran;  aber  4  Legoas  auf- 
wärts der  Mündung  verschwindet  das  Gebirge  vollständig  und 
durchströmt  der  Fluss  die  prächtigste,  fruchtbarste  Niederung. 

Vor  dem  Uebergangspunkte  der  nach  Nonohay  führenden 
Strasse  ist  das  linke  Ufer  theilweise  bewohnt,  und  kultivireu  die 
Bewohner,  ausser  den  Hauptnahrungsmitteln,  besonders  Zuckerrohr 
und  Tabak. 

Ohngefahr  3  Legoas  abwärts  der  Mündung  des  Rio  da  Varzea 
bietet  der  Uruguay  eine  sehr  flache  Stelle,  welche  ich  gelegentlich 
meiner  Exploration  besuchte  und  welche  ich  nach  allen  einge- 
zogenen Informationen  für  den  Punkt  halte,  an  welchem  die  Indier 
in  früheren  Zeiten  ihren  Uebergang  bewerkstelligten.  \  Legoa 
weiter  abwärts  befindet  sich  der  Passo  da  Bon  Esperanca,  Furth 


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Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay. 


199 


zur  guten  Hoffnung,  der  Punkt,  an  welchem  ich  am  23.  Marz 
nur  von  4  Personen  begleitet  (4  andere  waren  mir  unterwegs 
desertirt)  den  Uruguay  erreichte  und  am  26.  mich  mit  den  Schif- 
fern vereinigte;  an  dieser  Stelle  biegt  der  aus  Norden  kommende 
Fluss  plötzlich  nach  West  und  dann  nach  Nordwest  um.  Die 
mittlere  Breite  desselben  beträgt  hier  300  Meter  und  bietet  er 
ausser  flachen  auch  sehr  tiefe  Stellen  dar;  sein  Bett  wird  auf  der 
Strecke,  soweit  ich  ihn  kennen  lernte,  von  Basalt  gebildet. 

Der  nächste  grossere,  aber  doch  unbedeutende  Zufluss  ist  der 
Rio  Pardo,  fälschlicherweise  auf  allen  Karten  als  die  Mündnng 
des  bei  Palmeira  entspringenden  Rio  da  Fortaleza  bezeichnet; 
dieser  mundet  jedoch  nicht  in  den  Uruguay,  sondern  vereinigt 
sich  mit  dem  Rio  da  Guarita,  während  der  als  Rio  Pardo  be- 
zeichnete Zufluss  erst  im  Urwalde  entspringt;  ich  folgte  ihm  eine 
Strecke  bei  der  Exploration  meines  Weges,  musste  ihn  aber  bald 
verlassen,  da  an  vielen  Stellen  steile  Felsparthien  bis  an  seine 
Ufer  treten. 

Dann  kommt  der  Rio  da  Guarita,  früher  Albery  genannt, 
der,  vereinigt  mit  dem  Rio  da  Fortaleza,  einen  bedeutenden  Zu- 
fluss repräsentirt;  beide  sind  schon  beim  Eintritt  in  den  Wald 
mit  grossen  Canöas  schiffbar,  die  weitere  Schiffbarkeit  findet  aber 
in  verschiedenen  Wasserfallen  grosse  Hindernisse;  der  Unterlauf 
ist  vollständig  unbekannt. 

Verfolgen  wir  den  Uruguay  abwärts,  so  treffen  wir  auf  dem 
rechten  Ufer  die  Mündung  des  Pepery  guassü  (Fluss  von  der 
Farbe  des  gelben  Strohs),  des  Grenzflusses  zwischen  Brasilien 
and  Argentinien,  welchen  die  Argentiner  gern  nach  dem  Chapeco 
verlegen  möchten.  Die  Mündung  liegt  unter  27°  9'  s.  Br.  und 
10°  47'  17"  w.  v.  R.  de  Jan.  (53°  56'  17"  von  Greenwich). 
Hier  ist  der  Endpunkt  der  Picade,  welche  in  den  fünfziger  Jahren 
von  einer  Kommission  von  Ingenieuren  aufgeschlagen  wurde,  ohne 
dass  diese  Arbeit,  welche  Hunderte  von  Contos  de  Reis  gekostet 
hat,  irgendwelche  Früchte  getragen  hätte.  Der  Anfangspunkt  der 
Picade,  genannt  Picada  do  Pary,  liegt  in  der  nördlichsten  Spitze 
der  Rincao  da  Guarita;  ihre  ganze  Länge  beträgt  10  Legoas, 
heute  ist  sie  jedoch  wieder  fast  ganz  intransitiv,  und  der  von  ihr 
durchkreuzte  Urwald  vollständig  unbewohnt. 

1  ^  Legoas  abwärts  des  Pepery  guassü  ist  der  Salto  grande 
oder  Salto  da  Mucunao,  27°  8'  18,45"  s.  B.  und  10°  52'  47" 
w.  von  R.  de  Jan.  —  Ueber  die  Höhe  dieses  Wasserfalles  hört 
man  sehr  verschiedene  Angaben,  welche  zwischen  2  und  10  Meter 
schwanken;  alle  Berichte  stimmen  aber  darin  überein,  dass  bei 
Hochwasser  grosse  beladene  Boote  von  3000  Arrobas  (ä  15  Kilogr.) 
Tragfähigkeit  den  Punkt  passiren ,  ohne  ein  Hindernis  zu  finden. 


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200 


Max  ßeschoren: 


Bei  unsern  brasilianischen  Verhältnissen  wird  dieser  Punkt  wohl 
immer  ein  Hindernis  für  die  freie  Schiffahrt  bleiben,  doch  wird 
er  kein  Hindernis  sein  für  die  Kolonisirung  der  oberhalb  ge- 
legenen prachtvollen  und  fruchtbaren  Ländereien. 

Der  Uruguay,  welcher  bis  hierher  im  Allgemeinem  nord- 
westliche und  westliche  Richtung  als  Hauptrichtung  eingehalten 
hat,  wechselt  diese  hier  und  nimmt  Südwest  als  Hauptrichtung 
an.  Seine  Zuflüsse  am  rechten  Ufer  werden  ganz  unbebeutend, 
da  er  in  nur  unbedeutender  Entfernung  dem  mächtigen  Rio  Paranä 
parallel  läuft. 

Der  nächste  bedeutendere  Nebenfluss  vom  linken  Ufer  ist 
der  Rio  Turvo  oder  Rio  Cebolaty  =  Zwiebackfluss.  Er  ent- 
springt auf  der  Coxilha  do  Rincao  da  Guarita  unter  27°  59' 
13,8"  s.  B.  und  10°  22'  30"  w.  R.  de  Jan.,  begrenzt  den  wie 
eine  Insel  im  Urwalde  liegenden  Campo  Novo  an  seiner  östlichen 
Seite,  bildet  hier  zwei  nicht  unbedeutende  Wasserfalle,  ist  aber 
dann  von  seinem  abermaligen  Eintritt  in  den  Wald  an  mit  grossen 
Canoas  schiffbar.  Eine  Befahrung  dieses  Flusses  bis  zu  seiner 
Mündung  ist  bis  heute  nur  einmal  von  einem  Franzosen  Namens 
Dumoncel  in  den  sechsziger  Jahren  versucht  worden,  welcher  mir 
sein  bezügliches  Tagebuch  nebst  Croquis  freundlichst  zur  Benutzung 
überlassen  hat.  Ich  glaube  jedoch,  dass  hier  nicht  der  Platz  ist, 
eingehend  diesen  Punkt  und  auch  noch  manche  andere  zu  be- 
handeln, da  der  Zweck  dieser  Arbeit  nur  ist,  einen  allgemeinen 
Ueberblick  über  das  ganze  Waldgebiet  des  Uruguay  zu  geben.  — 
In  seinem  unteren  Laufe  hat  der  Fluss  eine  mittlere  Breite  von 
70  Metern. 

2  Legoas  abwärts  von  seiner  Mündung  liegt  der  Passo  grande, 
der  Uebergangspunkt  der  vom  Campo  Novo  nach  Corrientes  führen- 
den Strasse.  Die  Breite  des  Uruguay  betragt  hier  schon  500  Meter, 
beide  Ufer,  an  denen  das  Terrain  stark  ansteigt,  sind  hier  be- 
wohnt, wie  auch  beide  Seiten  der  nach  dem  Campo  Novo  füh- 
renden Strasse.  Gegenwärtig  ist  ein  Detachement  Nationalgarden 
daselbst  stationirt,  und  es  wird  jetzt  eine  Kommission  von  Offizieren 
vom  Ingenieurcorps  erwartet,  welche  am  Ufer  des  Uruguay  eine 
grossere  Militairkolonie  anlegen  soll ;  zur  Anlage  ist  vorläufig  das 
Terrain  unterhalb  der  Mündung  des  Rio  Turvo  bestimmt  worden, 
doch  glaube  ich,  dass  die  Anlage  des  Centraipunktes  gerade  am 
Salto  de  Mucunäo  die  vortheilhafteste  wäre,  denn  der  Pnnkt 
würde  den  Stapelplatz  für  den  ganzen  Handel  und  Verkehr  mit 
den  oberhalb  gelegenen  Gegenden  bilden. 

Der  Arraio  do  Herval  grande,  welcher  im  Campo  Novo  ent- 
springt nnd  3  Legoas  unterhalb  des  Passo  grande  in  den  Uruguay 
mündet,  ist  von  untergeordneter  Bedeutung. 


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Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay. 


201 


Der  Rio  Nhucora,  welcher  im  Rincao  gleichen  Namens  auf 
der  Coxilha  de  Sao  Jacob  entspringt,  vereinigt  sich  nach  seinem 
Eintritt  in  den  Wald  mit  dem  gleichgrossen  Rio  Burrica  und  ist 
von  diesem  Punkte  an  zu  jeder  Jahreszeit  mit  grossen  Canoas 
schiffbar.  An  einem  seiner  Zuflüsse  auf  dem  rechten  Ufer  liegt 
eine  grossere  Indianerniederlassung  (Aldearnento),  welche  unter 
dem  Befehle  des  einstigen  Kaziken,  Major  Fongui,  steht. 

Ein  bedeutender  Zufluss  ist  der  nächste,  der  Rio  de  Santa 
Rosa,  welcher  nicht  weit  von  den  Quellen  des  Rio  Burrica  ent- 
springt; sein  alter  Name  ist  Albutiahy,  und  ist  er  wohl  derselbe, 
den  man  auf  alten  Karten  als  Albulahy  (=  Sohn  der  Tochter) 
bezeichnet  findet.  Schon  vor  seinem  Eintritt  in  den  Wald  ist  er 
mit  grossen  Canoas  schiffbar  und  wird  er  eine  bedeutende  Ver- 
kehrsader werden,  sobald  der  von  ihm  durchströmte  Urwald 
kolonisirt  wird. 

Die  nächsten  beiden  Zuflüsse,  Rio  Santo  Christo  oder  Pindahy 
(Angelfluss)  und  Rio  da  Boa  Vista  sind  nur  auf  längeren  Strecken 
von  ihrer  Mündung  aufwärts  schiffbar,  etwas  mehr  der  grössere 
Rio  Commandahy  (Bohnenwasser).  Gegenüber  der  Mündung  des 
letzteren ,  auf  dem  rechten  Ufer  des  Uruguay,  erhebt  sich  der 
Serro  do  Mango,  der  höchste  Berg  der  Gegend,  auf  welchem  vor 
Jahren  ein  italienischer  Mönch  sich  aufhielt. 

1^  Legoas  abwärts  dieser  Mündung  tritt  der  Campo  zum 
ersten  Male  mit  einer  schmalen  Zunge  bis  an  den  Fluss  heran ; 
es  bildet  auf  dem  linken  Ufer  die  nördlichste  Spitze  der  Campos  do 
Serro  peludo,  welche  sich  von  hier  in  einem  schmalen  Streifen 
parallel  dem  Rio  Ijuhy  guassu  in  einer  Länge  von  10  Legoas  bis 
zum  Passo  de  Quaresma  erstrecken.  —  Hier  befindet  sich 
der  Passo  do  Sao  Xavier,  ein  nur  wenig  frequentierter  Ueber- 
gangspunkt  nach  Corrientes,  der  seinen  Namen  dem  auf  dem 
rechten  Ufer  circa  ^  Legoa  entfernt  liegenden  Missionsort  Sao 
Xavier  verdankt;  dieser  Ort  ist  heute  nur  ein  Trümmerhaufen, 
bedeckt  von  üppiger  Vegetation. 

Der  Campo  tritt  auf  dem  linken  Ufer  sehr  bald  wieder 
zorück,  und  zieht  sich  dann  ein  Waldstreifen  von  wechselnder 
Breite  bis  zur  Mündung  des  Ijuhy  guassu  hin,  des  bedeutendsten 
aller  bisherigen  Nebenflüsse  des  Uruguay. 

Der  Ijuhy  guassu,  Fluss  der  grossen  Frosche ,  hat  ver- 
schiedene Quellbäche,  dessen  grösster  der  Arroio  de  Palmeira 
ist  (28°  9'  36"  s.  B.,  10°  9'  11"  w.  v.  R.  de  Jan.)  Sein 
Hauptzufluss  ist  der  Ijuhy  mirim ,  kleiner  Ijuhy,  welcher  bei  der 
alten  Estanzia  der  Jesuiten  Tupasseretan  entspringt  (29°  2'  47,6" 
s.  B.;  10°  46'  30"  w.  v.  R.  de  Jan.).  Beide  Flüsse  vereinigen 
sich  etwas  südwestlich   von  Santo  Angelo  und  fliessen  in  nord- 


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202 


Max  Beschoren: 


westlicher  Richtung  dem  Uruguay  zu.  Von  sonstigen  Zuflüssen 
ist  keiner  bemerkenswerth,  da  die  Wasserscheiden  im  Süden  und 
Norden  in  der  geringen  Entfernung  von  höchstens  2  Legoas  sich 
hinziehen.  —  Abgesehen  von  vielen  Stromschnellen  und  Untiefen 
würde  der  Fluss  doch  bei  Mittelwasser  immer  die  Schiffahrt  bis 
Santo  Angelo  erlauben,  wenn  nicht  der  Salto  de  Pirapo,  4.]^  Legoas 
aufwärts  der  Mündung,  ein  grosses  Hindernis  böte:  die  Wasser- 
masse, die  oberhalb,  beim  Passo  da  Quaresma,  eine  Breite  von 
über  100  Meter  hat,  wird  hier  auf  weniger  als  die  Hälfte  zu- 
sammengedrängt und  schiesst  über  eine  sehr  schiefe  Ebene  in 
der  Ausdehnung  von  180  Metern  hin.  —  Der  Fluss  hat  ver- 
schiedene Uebergangspunkte;  ausser  einigen  oberhalb  seiner  Ver- 
einigung mit  dem  Ijuhy  mirim,  sind  zu  erwähnen  der  Passo  da 
Capilha,  Passo  da  Quaresma  und  der  neue  Passo  da  Colonia. 

Der  Ijuhy  guassü  bildet  die  Südgrenze  des  Sertao,  des  eigent- 
lichen Waldgebietes  des  Alto  Uruguay,  denn  die  Waldungen,  die 
sich  auf  seinem  linken  Ufer  hinziehen  und  welche  den  Uruguay 
bis  zum  Piratinim  begleiten,  sind  verhältnissmässig  unbedeutend. 
Von  der  Mündung  des  Ijuhy  guassü  bis  zu  der  des  Piratinim  sind 
4^  Legoas,  und  findet  man  auf  dieser  Strecke  zwei  steile  Strom- 
schnellen, wo  sich  zugleich  die  beiden  Uebergangspunkte  befinden, 
die  von  Santa  Maria  und  Santo  Isidro.  —  Der  Rio  Piratinim 
(Fisch,  der  summt)  ist  bis  zur  Mündung  des  Pirajü,  Fluss  der 
Goldfische,  mit  Canöas  schiffbar. 

Den  weiteren  Lauf  des  Uruguay  zu  beobachten,  liegt  nicht 
im  Zweck  dieser  Arbeit. 

An  Inseln  und  an  Stromschnellen  ist  der  Uruguay  reich ; 
vom  Salto  abwärts  sind  von  letzteren  besonders  zu  erwähnen:  die 
an  der  Mündung  des  Commandahy  Legoa  lang),  die  von  Santa 
Maria  und  Santo  Isidro,  welche  bei  niedrigem  Wasserstande  wirk- 
liche Hindernisse  für  die  Schifffahrt  bieten;  doch  sind  sie  leicht 
zu  beseitigen  und  noch  leichter  zu  umgehen.  Bei  Mittelwasser 
findet  die  Schiffahrt  bis  zum  Salto  de  Mucunäo  kaum  ernstliche 
Hindernisse.  —  Wird  dann  hier  an  diesem  Salto  der  Centraipunkt 
der  zu  gründenden  Militairkolonie  angelegt,  wie  ich  glaube  be- 
stimmt annehmen  zu  können,  und  somit  hier  ein  Stapelplatz  für 
Handel  und  Verkehr  geschaffen ,  so  ist  auch  die  Schiffahrt  auf 
dem  Oberlauf  bis  Nonohay  bei  Mittelwasser  immer  möglich.  Bei 
jeder  Anschwellung  des  Flusses  machen  alljährlich  eine  grosse 
Anzahl  von  Booten  von  1000  bis  3000  Arrobas  Tragfähigkeit  die 
Thalfahrt  von  Nonohay  bis  Sao  Borja  und  Itaqui. 

Die  Terrainverhältnisse  des  grossen  Territoriums  können 
gegenwärtig,  da  der  grösste  Theil  unerforschte  Wildniss  ist,  eben- 
falls nur  im  Allgemeinen  geschildert  werden. 


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Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay. 


203 


Das  Territorium  gehurt  theilweise  zum  Hochlande,  zum 
grössten  Theil  aber  zum  Abfalle  desselben  nach  dem  Uruguay. 
Wahrend  das  sudbrasilianische  Hochland  nach  Osten  zum  Meero 
und  nach  Süden  nach  den  Campos  des  Tieflandes  steil  abfällt 
und  Terrassen  von  wechselnder  Breite  bildet,  verflacht  es  sich 
langsam  nach  Westen,  jenseits  des  Uruguay  in  die  Tiefebene  von 
Corrientes  übergehend,  und  nach  Norden  nach  dem  Uruguay,  auf 
dessen  anderem  Ufer  es  wieder  langsam  zu  den  Campos  von  Pal- 
mas und,  jenseits  des  Iguassü,  zum  Hochplateau  von  Guarapuäna 
ansteigt. 

Die  zwischen  den  Nebenflüssen  des  Uruguay  sich  hinziehenden 
Höhenzüge,  Coxilhas,  sind  Ausläufer  des  Hochlandes,  welche 
anfangs  allmählich  und  erst  in  der  Nähe  des  Uruguay  schroff 
abfallen,  während  die  Abhänge  nach  den  durch  sie  getrennten 
Flüssen  steiler  sind.  —  Vergleicht  man  die  hiesigen  Terrainver- 
bältnisse  mit  denen  der  Serra  geral,  dem  Abfall  des  Hochlandes 
nach  Süden,  so  findet  man  sie  hier  weit  günstiger,  denn  das 
ganze  Territorium  ist  mehr  Hügelland  als  Gebirge. 

Genaue  Bestimmungen  der  absoluten  Höhe  des  Hochlandes 
existiren  noch  nicht,  man  kennt  noch  nicht  die  Meereshöhe  eines 
einzigen  Punktes,  welcher  als  Basis  weiterer  Bestimmungen  dienen 
könnte.  Ich  habe  in  neuerer  Zeit  eine  Reihe  von  relativen  Höhen- 
bestimmungen  vermittelst  des  Barometers  vorgenommen,  und  sind 
diese  alle  auf  mein  Observatorium  in  Palmeira  bezogen;  nach 
ihnen  ist  das  beifolgende  Profil  construirt. 

Nach  diesen  meinen  Barometerbestimmungen  liegt  der  Passo 
de  Palmeira,  dicht  an  der  Quelle  des  Ijuhy  guassü,  103  Meter, 
der  Anfangspunkt  meiner  Explorationspicade  114  Meter,  die  Coxilha 
Cima  da  Serra  do  Uruguay  49  Meter  und  der  Passo  do  Boa 
Esperanca  am  Uruguay  436  Meter  tiefer  als  mein  Observatorium 
in  Palmeira. 

Ueber  die  Seehöhe  von  Palmeira  kann  ich  noch  keine  genaue 
Bestimmung  angeben;  als  Anhaltspunkt  erwähne  ich,  dass  meine 
bisherigen  siebenmonatlichen  Barometerbeobachtungen  einen  mitt- 
leren Barometerstand  von  712,47  —  gaben,  also  einer  nahen  See- 
höhe von  535  Metern  entsprachen. 

Nur  an  einer  Stelle  finden  wir  in  diesem  grossen  Territorium 
eine  Costa  da  Serra,  d.  h.  den  Abfall  eines  waldigen  Hochlandes 
nach  der  mit  Gras  bedeckten  Tiefebene;  es  ist  dies  nördlich  vom 
Ijnby  guassü,  wo  der  zwischen  diesem  Fluss  und  dem  Rio  Com- 
mandahy  sich  hinziehende  Höhenzug  nach  dem  Campo  do  Serro 
pelado  abfällt.  Dieser  Höhenzug  hat  in  dem  Serro  pelado  (kahler 
Berg,  weil  er  nicht  mit  Wald  bedeckt  ist),  welcher  sich  193  Meter 
hoch  über  die  Ebene  erhebt,   seinen  westlichsten  Ausläufer  und 


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204 


Max  Beschoren 


gipfelt  einige  Legoas  südostlich  in  dem  zuckcrhutförmigen  Serro 
do  Nhacurutü. 

Was  die  geologischen  Verhältnisse  der  uns  beschäftigenden 
Region  anbetrifft,  so  haben  sie  mit  vielen  nnserer  gegenwärtigen 
Koloniezonen  das  Uebereinstimmende,  dass  man  es  auch  hier 
mit  einem  ausgedehnten  Trappgebirge  zu  thun  hat  Zu  wenig 
Mineraloge,  stütze  ich  mich  in  Folgendem  auf  die  Angaben  eines 
Sachverständigen.  Herr  Bartholomay  aus  Santa  Cruz,  welcher 
Anfang  1875  die  Missionen  und  den  Uruguay  aufwärts  bis  zum 
Commandahy  bereiste,  spricht  sich  folgendermassen  aus: 

„Das  Bett  des  Uruguay  und  aller  Nebenflüsse,  welche  ich 
untersucht  habe,  ist  von  einem  dunkelbraunen,  resp.  rothen  und 
grünen  Gestein  gebildet,  welches  mit  Quarzkrystallen  reichlich 
durchsetzt  ist.  Die  Grundmasse  dieses  Gesteins,  welches  selten 
dicht,  dann  aber  von  ausserordentlicher  Schönheit  ist,  ist  meistens 
unregelmässig  locherig  und  sind  die  Oeffnungen  mit  Krystallen 
ausgefüllt;  wir  haben  es  hier  mit  bedeutenden  Lagern  von  Jaspis- 
Hornsteinporphyren  zu  thun.  Die  grosseren  Felsparthien  der  Ufer 
weisen  Ablagerungen  von  Basalt  auf.  Die  auf  den  Hohen  sich 
vorfindenden  röthlichen,  braunen,  grauen  und  schwarzgrünen  Steine 
haben  eine  ganz  merkwürdig  gezeichnete  Verwitterungsrinde  von 
dunkelbrauner,  gelber  und  zuweilen  ganz  weisser  Farbe  und 
krystallinisches  Gefüge ;  ob  alle  diese  Steine  zu  den  Melaphyren 
gehören,  wage  ich  nicht  zu  behaupten,  da  das  Verwitterungsprodukt 
ein  sehr  verschiedenes  ist.  An  vielen  Stellen,  besonders  zwischen 
Ijuhy  und  Commandahy,  findet  man  die  Oberfläche  bedeckt  mit 
Chalcedon,  Bergkrystallen,  Quarzgeschieben  und  Achaten. 

F.  Sellow  behauptet,  dass  die  ganze  Serra  am  obern  Uruguay 
und  Paranä,  beinahe  ganz  Entre  Rios,  die  Missionen  und  ganz 
Cima  da  Serra  den  Basalt -Eruptionen  ihr  Entstehen  verdanke. 
Mir  scheint  diese  Behauptung  etwas  gewagt,  besonders  was  den 
Teil  der  Serra  do  Uruguay  betrifft,  der  mich  speciell  beschäftigt. 
Die  Basaltberge  sind  durch  ihre  ganz  besondere  Gestalt  ausge- 
zeichnet; sie  erheben  sich  entweder  als  mehr  oder  weniger  spitze 
Kegel  oder  bilden  schroffe  Spitzen  und  Gerolle  mit  auffallend 
schroffen  Kontouren.  Solche  Berge  nun  mit  den  angegebenen 
abnormen  Bildungen  findet  man  am  Uruguay  entweder  gar  nicht 
oder  doch  äusserst  selten,  und  ich  bin  der  Meinung,  dass  der 
Basalt  nur  in  mächtigen  Gängen  vorkommt  und  nur  selten  ganze 
Berge  und  Hügel  constituirt. a 

Mit  diesen  Ausführungen  des  Herrn  Bartholomay  stimmen 
meine  Beobachtungen  überein.  —  Das  Wenige  von  Edelmetallen, 
was  man  bis  heute  durch  Zufall  gefunden  hat,  lässt  darauf  schliessen, 
dass  das  weite  Territorium  ganz  besonders  damit  gesegnet  ist.  — 


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Das  Waldgebiot  des  oberen  Rio  Uruguay. 


205 


Dass  die  Jesuiten  in  ihren  Missionen  früher  reiche  Minen  ausbeuteten, 
ist  ohne  Zweifel:  sie  hatten  Goldminen  bei  Sao  Tome  und  Sao 
Joao,  Silberminen  bei  Sao  Lourenco,  Kupferminen  bei  Sao  Luiz 
and  Sao  Lourenco.  —  Vor  einigen  Jahren  wurde  im  Campo  Novo 
eine  Kupfermine  entdeckt,  wer  denkt  aber  hier  an  Ausbeute?  — 
Vor  4  Jahren  drang  ein  Bewohner  von  Palmeira  mit  mehreren 
Indianern  vom  Stamme  des  Kaziken  Fongui  in  den  Urwald 
zwischen  den  Flüssen  Turvo  und  Guarita  ein,  und  brachte  bei 
seiner  Rückkehr  verschiedene  Krystalle  und  ein  Säckchen  Gold- 
staub mit;  beides  wurde  in  Cruz  Alta  untersucht  und  unter  ersteren 
zwei  kleine  Diamanten  entdeckt,  sowie  auch  der  Goldstaub  als  echt 
erkannt.  Der  glückliche  Finder  war  jedoch  nicht  im  Stande,  den 
Fandort  anzugeben,  da  ihn  die  Indianer  planlos  durch  den  weg- 
und  steglosen  Urwald  geführt  hatten,  und  die  Indianer  selbst  sagen 
darüber  kein  Wort.  Ich  bemühte  mich  viel,  um  Einem  derselben 
das  Geheimniss  abzulocken,  er  sagte  mir  ziemlich  zuletzt:  „Es  ge- 
hört der  Erde,  die  Erde  mag  es  behalten!!" 

Wenn  wir  es  in  vorliegender  Arbeit  eigentlich  nur  mit  dem 
„Waldgebiete"  zu  thun  haben,  so  können  wir  doch  die  Campos 
nicht  unerwähnt  lassen,  welche  sich  an  einzelnen  Punkten  mit 
schmalen  Zungen  weit  in  den  Urwald  erstrecken.  —  Zwischen 
dem  Rio  Passo  Fundo  und  dem  Urwald  des  Rio  de  Varzea  er- 
strecken sich  die  Campos  do  Bugre  morto,  welche  erst  1820  von 
Süden  aus  entdeckt  und  besiedelt  wurden;  an  sie  schliessen  sich 
im  Norden  die  Campos  von  Nonohay,  welche  erst  in  den  vierziger 
Jahren  von  Parana  aus  entdeckt  wurden;  mit  ihrer  nördlichsten 
Spitze  sind  sie  nur  lj^  Legoas  vom  Uruguay  entfernt,  und  hier 
liegt  die  schmälste  Stelle  des  Urwaldes  des  Uruguay. 

Am  meisten  nördlich  erstreckt  sich  dann  der  Rincno  do 
Fortaleza,  weshalb  ich  ihn  auch  zum  Ausgangspunkt  meiner 
schon  erwähnten  Explorationstour  annahm. 

Der  Campo  Novo  ist  eine  langgestreckte  Campinsel  im  Ur- 
walde,  welche  in  den  dreissiger  Jahren  entdeckt  und  deren  Besitz 
von  den  ersten  Bewohnern  im  fortwährenden  Kampfe  gegen  die 
Indianer  siegreich  behauptet  wurde. 

Ebenfalls  ganz  abgeschlossen  sind  die  Campos  do  Serro  pelado, 
welche,  obgleich  sehr  steinig,  doch  zu  den  besten  gerechnet  werden; 
was  die  Compos  der  Missöes  zwischen  Ijuhy  und  Piratinim  anbe- 
trifft, so  sagt  die  schon  erwähnte  Russische  Kommission  in  ihrem 
Berichte:  „dass  dieselben  nur  des  Pfluges  warten,  um  in  fruchtbare 
Weizen-  und  Roggenfelder  umgewandelt  zu  werden." 

Der  Charakter  aller  dieser  Campos  ist  derselbe  einförmige, 
nar  die  in  ihnen  auftretenden  Capöes  (Waldinseln)  bieten  in  den 
verschiedenen  Gegenden  verschiedene  Pflanzengestalten.    Die  Cam- 


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20C 


Max  Beschoren: 


pos  von  Pnsso  Fundo,  Palmciru  und  theilweise  Nonohay  bekommeD 
ihr  characteristisches  Gepräge  durch  die  zahlreichen  an  einige 
hervorragende  Pinheiros  und  Palmen  gleichsam  eich  anschmiegenden 
Capoes.  —  Die  Campos  do  Bugre  morto  sind  meilenweit  mit  der 
Botia  bedeckt,  einer  Zwergpalrae,  welche  entweder  auf  dem  Boden 
sich  ausbreitet  oder  sich  nur  bis  Mannshöhe  erhebt.  Die  Cämpos 
da  Nonohay  und  Campo  Novo  sind  oft  durchbrochen  von  lichten 
Hainen  von  Timbe,  die  letzteren  oft  gemischt  mit  der  prächtigen 
Buriti,  der  einzigen  Fächcrpalme  der  Provinz.  —  Die  Capoes  der 
westlicher  gelegenen  Campos  das  Missoes  bestehen  hauptsachlich 
aus  dem  Eisenbaum  Grundahy. 

Zwei  Pflanzengestalten  sind  charakteristisch  für  das  ganze 
südbrasilianische  Hochland:  der  Pinheiro  {Araucaria  brasiliensis) 
und  der  Theebaum  {Hex  paraguayensis).  Die  westliche  Grenze 
des  Auftretens  des  ersteren  wird  vom  Rio  Turvo  gebildet;  abwärts 
der  Mündung  desselben  findet  man  weder  im  Walde  noch  in  den 
Capoes  Pinheiros;  diejenigen  vereinzelten  Exemplare,  welche  man 
heute  noch  in  den  verwilderten  Gartenanlagen  der  Jesuiten  in 
Säo  Nicoiao  und  Sao  Miguel  trifft,  müssen  von  den  Patres  ge- 
pflanzt worden  sein.  Am  Rande  der  östlich  des  Turvo  gelegenen 
Campos  tritt  der  Pinheiro  in  grossen  Waldungen  auf,  welche  sieb 
an  einigen  Stellen  bis  in  das  Flerz  des  Urwaldes  hineinziehen.  — 
Gelegentlich  meiner  Exploration  Hess  ich  schon  am  zweiten  Tage 
den  Pinha  (Tannenwald)  hinter  mir. 

Ebenso  zieht  sich  hauptsächlich  am  Saume  des  Waldes  der 
„Theewald"  hin,  welcher  dem  allergrössten  Teile  der  Bevölkerung 
den  Lebensunterhalt  gewährt;  wo  der  Wald  Theebäume  enthält, 
ist  er  auch  weiter  im  Innern  bewohnt.  Es  ist  dieser  Thee,  Herva 
mate,  der  wichtigste  Gegenstand  unseres  Handels;  leider  wird  über 
der  Fabrikation  desselben,  zum  Nachtheil  der  materiellen  Lage  der 
Bevölkerung,  der  Ackerbau  ganz  vernachlässigt,  obgleich  gerade 
dieser  in  den  über  alle  Maasscn  gesegneten  und  fruchtbaren  Ge- 
genden die  glänzendsten  Resultate  geben  würde. 

Der  Laubwald,  der  den  überwiegenden  Theil  des  Urwaldes 
bildet,  besteht  im  Ganzen  aus  denselben  Pflanzenformen  wie  der 
der  Serra  geral  und  wiegen  hier  wie  dort  besonders  die  Myrtaceen 
und  Laurineen  vor;  zu  den  ersteren  gehören  4  Species,  die  alle 
ihrer  Früchte  halber,  zum  Teil  auch  des  Holzes  wegen  geschätzt 
sind:  Goabiröba  {Campomanesia  crenata),  Araca  (P&idium  Ara$a), 
Pitanga  {Eugenia  pitanga)  und  Jaboticäba  {Eugenia  ceniiflora), 
welche  letztere  dem  Walde  der  Serra  geral  fremd  ist;  zu  dem  letz- 
teren gehören  die  vielfachen  Arten  von  Canella,  unter  denen  beson- 
ders der  Sassafras  zu  erwähnen  ist,  der  ebenfalls  in  der  Serra  geral 
nicht  auftritt.     Als  Vertreter  der  Begoniaceen  ist  besonders  der 


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Das  Waldgebiet  des  oberen  Rio  Uruguay. 


207 


Hipe  (Tecoma  Ipi>)  in  verschiedenen  Varietäten  zu  erwähnen, 
geschätzt  wegen  seines  ungemein  harten  Holzes;  von  den  Mimo- 
saceen  der  Angico,  eine  Acacie,  in  verschiedenen  Varietäten;  von 
den  Euphorbiaceen  die  ebenfalls  sehr  geschätzte  Canella  da  veado 
(Aciinostetnon  lanceolatus) ;  von  den  Malvaceen  der  KÖnigsbaum, 
Paö  rei  (Sterculia  rex),  im  Volksmunde  Farinha  secca.  Führen 
wir  noch  die  Canjerana  (Cabralea  canjerana)^  die  Ceder  (Cedrela 
brastliensis ,  zu  den  Cedrelaceen  gehörig),  Canna  fistula  oder 
weisser  Angico  {Cassia  brasiiiensis) ,  werthvoll  für  die  Gerberei, 
die  viel  geschätzte  Guajavira  und  Grapiapunha  an,  wie  auch  den 
besonders  im  Westen  auftretenden  Eisenbaum,  Grundahy,  und 
ausser  den  auch  in  der  Serra  geral  vorkommenden  zwei  Palmen- 
arten Coqueiro  und  Palmito  noch  die  Fächerpalme  Buriti  und 
die  Zwergpalme  Guariganna,  so  haben  wir  die  Liste  der  über- 
wiegend auftretenden  Bäume  erschöpft.  Das  Unterholz,  welches 
meistentheils  den  Wald  fast  undurchdringlich  macht,  wird  von 
verschiedenen  Sorten  Rohrgras  und  Bambus,  von  Farnkräutern 
und  kleinen  Repräsentanten  der  erwähnten  Familien  gebildet;  zu 
erwähnen  sind  noch  verschiedene  Brennne89elarten,  von  denen  eine, 
die  Urtica  brava,  ganz  ungeheure  Dimensionen  erreicht.  Lianen 
oder  Cipös,  von  der  wunderbarsten  Form  und  mannigfaltigsten  Ge- 
stalt, schlingen  sich  von  einem  Baum  zum  andern,  die  Baumstämme 
und  Aeste  sind  bedeckt  mit  üppig  wuchernden  Orchideen,  die  die 
sonderbarsten  bizarren  Blüthen  treiben.  —  Von  den  Schmarotzern 
verdient  Erwähnung  der  Goimbe,  mit  seiner  bis  einen  Meter  hohen 
prachtvollen  Blattkrone  und  den  unzähligen  Lianen,  die  den  Baum, 
dem  sie  entsprungen,  wie  einen  Mantel  einschliessen. 

An  manchen  Stellen,  besonders  an  steilen  Abhängen  und 
Bächen,  nimmt  der  Wald  oft  einen  ganz  eigenthümlichen  Charakter 
an,  da  die  Farne  die  Oberhand  bekommen:  man  befindet  sich 
plötzlich  inmitten  eines  Wäldchens  von  Baumfarn  bis  Mannes- 
höhe und  höher.  —  Wir  haben  hier  2  Arten  von  diesen  Baum- 
farn: die  eine,  deren  Stamm  ausser  dem  harzigen  Marke,  welches, 
von  weisser  Farbe,  auf  dem  Querschnitt  die  wunderlichsten  Figuren 
zeigt,  aus  einem  fasrig-wolligen  Gewebe  von  sammetbrauner  Farbe 
besteht  (Jajim)  und  die  andere,  Tamanbajä- Palme  oder  Jajim 
d'espinhos,  deren  äussere  Schale  von  blättrig  übereinander  ge- 
legten, losen  und  dünnen  Schalen,  die  mit  Dornen  besetzt  sind, 
gebildet  wird. 

Gleicht  auch  der  Urwald  de8  uns  hier  beschäftigenden  Ter- 
ritoriums im  Allgemeinen  dem  der  Serra  geral,  so  unterscheidet 
er  sich  doch  dadurch,  dass  er  ungleich  kräftiger  in  seinen  ein- 
zelnen Bestandtheilen  und  dass  er  aus  voller  entwickelten  Pflan- 
zengestalten zusammengesetzt  ist. 


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208 


Max  Bcsckoreu 


Zur  Darstellung  der  klimatischen  Verhältnisse  der  Region 
fehlen  bis  heute  noch  alle  positiven  numerischen  Angaben,  welche 
nur  durch  fortgesetzte  Temperaturbeobachtungen  erhalten  werden 
können,  sodass  ich  mich  auf  eine  allgemeine  Schilderung  derselben 
beschränken  muss. 

In  klimatischer  Beziehung  sind  zwei  durchaus  getrennte 
Zonen  zu  unterscheiden:  das  Hochland  einerseits,  und  der  Abfall 
nach  dem  Uruguay  und  seinen  grossen  Nebenflüssen  und  deren 
Niederungen  andererseits.  Für  das  Hochland  werde  ich  durch 
meine  regelmässigen  meteorologischen  Beobachtungen  sichere  An- 
haltspunkte gewinnen,  vorläufig  können  aber  diese  nur  7  Monate 
umfassenden  Beobachtungen  nicht  als  Basis  dienen. 

Ist  in  den  Wintermonaten  auf  dem  Hochlande  Schnee,  Eis 
und  Reif  keine  seltene  Erscheinung,  so  ist  sie  am  Uruguay  und 
seinen  Nebenflüssen  vollständig  unbekannt;  nicht  allein  die  grossen 
Zuckerrohrpflanzungen  der  Bewohner  der  Ufer  des  Rio  Passo 
Fundo,  Rio  da  Varzea  und  Uruguay  haben  nie  gelitten,  sondern 
auch  die  viel  empfindlicheren  Kaffeebäume,  welche  in  kleinen 
Pflanzungen  am  Passo  do  Gayo-Eu  und  Passo  grande  am  Uruguay 
existiren,  haben  nie  oder  höchstens  in  ganz  geringem  Maassstabe 
die  schädliche  Einwirkung  dieses  Feindes  aller  Pflanzungen  em- 
pfunden. Abgesehen  von  der  niederen  geographischen  Breite  und 
der  bedeutend  tieferen  Lage,  mögen  besonders  die  ausserordentlich 
starken  Nebel,  welche  sich  erst  gegen  9  Uhr  Morgens  heben,  die 
Reifbildung  verhindern.  Das  Auftreten  der  baumartigen  Brenn- 
nessel, Urtica  brava,  in  kolossalen  Exemplaren  auf  den  dem  Uru- 
guay nächsten  Höhen  ist  ebenfalls  ein  Beweis,  dass  der  Reif  der 
Vegetation  nicht  schadet. 

Die  natürlichen  Verhältnisse,  Klima  und  Bodenbeschaffenheit 
sind  in  dem  grossen  uns  beschäftigenden  Territorium  gunstiger 
als  in  allen  anderen  Theilen  der  Provinz.  Steht  der  Ackerbau 
überhaupt  in  der  ganzen  Provinz  auf  einer  sehr  tiefen  Stufe  und 
ist  nur  in  den  deutschen  Kolonien  und,  durch  das  von  diesen  ge- 
gebene Beispiel,  in  den  angrenzenden  Gegenden  eine  Besserung 
eingetreten,  so  ist  er,  der  die  ganze  Zone  zu  einem  Paradies  um* 
wandeln  würde,  gerade  hier  noch  mehr  vernachlässigt.  Der  Rio- 
grandense  taugt  nicht  zum  Ackerbauer,  er  ist  nur  Viehzüchter, 
Campeiro,  und  im  Walde  Theeraacher;  wo  durch  den  Ackerbau 
befriedigende  Resultate  erzielt  wurden,  da  geschah  dies  entweder 
durch  Ausländer  oder  Bewohner  von  anderen  Provinzen,  besonders 
von  Paranä,  Sao  Paulo  und  Minas  geraes. 

Namentlich  das  Thal  des  Uruguay  und  die  Thäler  aller  seiner 
Nebenflüsse  sind  ganz  besonders  von  der  Natur  bevorzugt  und  wie 
geschaffen  zur  Aufnahme  einer  thätigen,  arbeitsamen  und  intelligenten 


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Das  Waldgebiet  de»  oberen  Rio  Uruguay. 


209 


Bevölkerung.  Ich  kenne  in  der  ganzen  Provinz  keinen  Punkt,  kein 
so  herrliches  Stuckchen  Erde,  das  so  gesegnet  ist  wie  das  Thal  des 
Gayo-En  in  Nonohay.  Dort  herrscht  nie  Mangel,  obgleich  der 
Ackerbau  immerhin  nur  in  sehr  bescheidenem  Maassstabe  betrieben 
wird;  dort  giebt  es  Alles  zu  jeder  Jahreszeit,  und  wenn  andere 
Gegenden  darben  und  leiden,  in  Nonohay  herrscht  Ueberfluss  I 
Wie  nirgends  an  einem  anderen  Punkte  der  grossen  Provinz  sieht 
man  hier  die  tropischen  Produkte  gedeihen  neben  denen  der  ge- 
mässigten Zone,  den  Kaffeebaum  und  das  Zuckerrohr  neben  der 
Kartoffel  und  dem  Mandioca,  den  Tabak  und  die  Baumwolle  neben 
dem  Mais  und  den  Bohnen!  —  Was  das  Thal  und  das  ganze 
Waldgebiet  des  Uruguay  sein  und  werden  konnten  —  davon  kann 
man  hier  in  Nonohay  einen  kleinen  Begriff  bekommen. 

Und  dieses  Hunderte  von  Quadratmeilen  umfassende  Terri- 
torium ist  zum  allergrössten  Theil  heute  noch  eine  Wildniss, 
bedeckt  vom  jungfräulichen  Urwaide,  den  noch  keines  civilisirten 
Menschen  Fuss  betreten.  —  Vollständig  menschenleer  ist  er  in 
seinen  weitesten  Tiefen,  denn  die  Indianer,  die  diese  Waldungen 
einst  als  ihr  Eigenthum  und  als  ihre  Jagdgründe  betrachteten,  die 
einstige  grosse  eingeborene  Bevölkerung  ist  verschwunden  und 
reducirt  sich  auf  kleine  Reste,  welche  sich  in  Nonohay  und  zwischen 
Campo  Novo  und  Nhucovä  niedergelassen  haben  und  dem  Acker- 
bau und  Einsammeln  der  Herva  da  mate  obliegen. 

Seit  Jahren  hat  sich  schon  die  allgemeine  Aufmerksamkeit 
auf  diese  prächtigen  Ländereien  des  Uruguay  gerichtet.  Alle, 
die  jene  Gegenden  kannten,  hatten  schon  seit  Jahren  darauf  hin- 
gewiesen, dass  hier  der  Schwerpunkt  unserer  deutschen  Koloni- 
sation liegen  wird,  dass  hier  und  allein  hier  am  Uruguay  und 
Paranä  die  Zukunft  derselben  liegt,  dass  allein  hier  eine  grosse 
nationale  deutsche  Kolonisation,  die  sich  das  ganze  fruchtbare 
Hochland  von  Paranä  erobern  würde,  in's  Werk  gesetzt  werden 
kann.  Alle  sind  darüber  einig,  dass  es  in  den  Südprovinzen  kein 
zweites  Gebiet  geben  kann,  welches  dem  deutschen  Fleiss  ein  so 
vorteilhaft  gelegenes  und  von  der  Natur  so  günstig  ausgestattetes 
Feld  für  seine  Thätigkeit,  dem  deutschen  Elemente  ein  so  riesiges 
Territorium  für  seine  freie  ungehinderte  Entwickelung  bietet,  wie 
dieses  Waldgebiet  am  Uruguay. 

Schon  zweimal  wurden  Anfänge  mit  der  Kolonisation  der  Uru- 
guayländer  gemacht:  In  den  fünfziger  Jahren  wurde  an  der  Mün- 
dung des  Ijuhy  guassu  und  des  Uruguay  eine  Kolonie  vermessen, 
jedoch  nie  bevölkert,  weil  die  Sache  schlecht  angefangen  war  und 
zu  jener  Zeit  noch  Platz  genug  für  Tausende  von  fleissigen  Kolo- 
nisten in  den  Wäldern  der  Serra  geral  war.  Vor  5  Jahren  wurde 
der  Gesellschaft  Pereira  und  Comp,  in  Porto  Alegre,  zu  welcher 

Z.iuehr.  d.  GetellMh.  t  Brdk.   Bd.  XV.  14 


210 


A.  Wartheaann: 


einflussreiche  Deutsche  gehörten,  eine  Concession  von  100  Quadrat- 
legoas  gemacht  mit  der  Bedingung,  dieselben  zu  kolonisiren.  Die 
Gesellschaft  verfügte  über  bedeutende  Mittel  und  traf  mit  Umsicht 
und  Energie  die  nöthigen  M.  -regeln  and  Vorbereitungen  zur  Aus* 
führung  des  grossartigen  Kolonisationsprojekts,  so  dass  man  die 
Kolonisation  des  Uruguay  schon  als  eine  vollendete  Thatsache  an- 
sah. —  Jedoch  politische  Intriguen  machten  die  Sache  zu  Schanden; 
die  Regierung  erklärte,  dass  bei  Abschluss  des  Kontrakts  ein  Irr- 
thum stattgefunden  habe  und  dass  es  sich  nicht  um  100,  sondern 
nur  um  4  Quadratlegoas  handele.  Mit  dieser  Erklärung  Hess  die 
Gesellschaft  das  Projekt  fallen. 

Damit  ist  die  Kolonisation  des  Ober-Uruguay  durch  Deutsche 
wohl  wieder  auf  Jahre  hinausgeschoben  worden.  Mochte  der 
deutschen  Arbeit  und  den  deutschen  Elementen  nur  nicht  dieses 
Eldorado  verloren  gehen!  Ich  schliesse  mit  dem  Wunsche  des 
Herrn  Sellin,  der  uns  Alle,  die  wir  Land  und  Leute  kennen  und 
Interesse  an  unserm  hiesigen  so  prächtig  entwickelten  Deutschthum 
nehmen,  aus  dem  Herzen  gesprochen  ist:  „Eine  herrliche  Sache 
wäre  es,  wenn  durch  die  Anregung  unseres  Vereins  die  Beschleu- 
nigung  dieses  grossartigen  kolonisatorischen  Unternehmens  veran- 
lasst würde,  sei  es  durch  genossenschaftliches  Vorgehen  oder  durch 
Staatsverträge,  die  unter  selbstverständlicher  Wahrung  der  Inte- 
grität der  brasilianischen  Uberhoheit  und  Verfassung  zwischen  dem 
deutschen  Reiche  und  Brasilien  abzuschliessen  wären!44 


XII. 

Aufnahme  der  Flüsse  Paranapura  und  Cahuapanas  im 
Departamento  de  Amazonas  der  Republik  Perü. 

,  Von  Arthur  Werthemann. 

(Hierzu  eine  Karte,  Taf.  V.) 


Seit  einer  Reihe  von  Jahren,  teils  auf  Befehl  der  Regierung, 
teils  auf  eigene  Kosten,  mit  der  Untersuchung  des  der  Republik 
Perü  gehörigen  Theiles  des  Amazonas -Gebietes  beschäftigt,  war 
es  meine  Absicht,  im  Jahre  1878  und  1879  den  Versuch  zu 
machen,  einige  der  grosseren  Nebenflüsse  des  Amazonas,  nament- 
lich den  Rio  Napo,  genauer  aufzunehmen.  Um  eine  wissenschaft- 
liche Kommission  zu  bilden,  um  die  unerlässliche  Hülfe  der  Re- 


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Anfnahmc  der  Flüsse  Paranapura  und  Cahtiapnnaa  im  Depart  Amazonas.  2 1 1 

gierungsdampfer  zu  erlangen,  musste  ich  mich  nach  Yquitos  begeben, 
woselbst  ich  hoffen  konnte,  von  Seiten  des  der  Kriegsmarine 
unterstellten  Chefs  der  Amazonas  -  Dampfer,  die  nötige.  Unter- 
stützung zu  erlangen. 

Da  ich  schon  früher  mehrfach  versucht  hatte,  einen  bequemen 
Verbindungsweg  zwischen  Chachapoyas  (Hauptstadt  des  Departa- 
mento  de  Amazonas)  und  dem  Flusse  selbst  zu  suchen,  so  wollte 
ich  die  Gelegenheit  der  Reise  benutzen ,  um  diese  Untersuchung 
weiter  zu  fördern.  Die  Fahrt  auf  dem  Rio  Utcubamba  und  dann  auf 
dem  Maranon  durch  den  Pongo  de  Manseriche  hatte  sich  als  zu 
gefährlich  erwiesen;  den  Rio  Aichiyacu  hatte  ich  bis  an  den  Fuss 
des  Gebirges  befahren;  diesmal  galt  es,  den  bisher  ganz  unbe- 
kannten Verlauf  der  Flüsse  Cahuapanas  und  Potro  zu  erforschen. 
Der  Plan  der  Reise,  welcher  fast  ganz  zur  Ausführung  kam,  war 
der  folgende:  Von  meinem  Wohnsitze,  Chachapoyas,  zu  Maultier 
nach  Moyobamba,  von  dort  zu  Fusse  nach  Balzapuerto  auf  dem 
von  den  Warenkarawanen  nach  Yurimaguas  begangenen  Wege. 
Von  Balzapuerto  aus  sollte  das  Gepäck  zu  Lande  nach  dem  Dorfe 
Paranapura  befördert  werden,  während  ich  selbst  mit  den  nötig- 
sten Instrumenten  den  Rio  Cachiyacu  bis  zu  seiner  Mündung  in 
den  Paranapura  und  dann  den  letzten  Fluss  aufwärts  bis  zum 
Dorfe  desgleichen  Namens  befahren  wollte.  Vom  Dorfe  Parana- 
pnra zu  Fusse  über  Chayavita  nach  Cahnapanas.  Dort  wollte  ich 
mich  abermals  einschiffen,  den  Rio  Cahuapanas  bis  zu  seiner 
Mündung  in  den  Maranon  verfolgen,  im  Maranon  aufwärts  fahren 
bis  zur  Mündung  des  Rio  Potro  und  dann  den  Lauf  dieses 
Flusses  bis  an  den  Fuss  der  Cordilleren  aufnehmen.  Nach  voll- 
brachter Arbeit  gedachte  ich  stromabwärts  nach  Yquitos  zu  ge- 
langen. Der  Rückweg  von  Yquitos  nach  Chachapoyas  sollte 
über  Yurimaguas,  Shapaja,  Tarapoto  und  Moyobamba  genommen 
werden. 

Wie  bereits  bemerkt,  kam  der  Plan  richtig  zur  Ausführung, 
mit  Ausnahme  jedoch  der  Untersuchung  des  Rio  Potro,  denn 
hier  entflohen  die  meisten  der  mich  begleitenden  Indianer,  als 
sie  erfuhren,  dass  nach  einem  siegreichen  Kriege  mit  den 
Hnambisos  die  wilden  Aguarunos  sich  am  Rio  Potro  nieder- 
gelassen hätten.  Die  Aguarunos  wohnten  früher  an  der  Mün- 
dung des  Flusses  Imasa  (Chuchunga  oder  Rio  de  Olleros),  wo- 
selbst ich  im  Jahre  1870  einen  Häuptling  nebst  3  anderen 
gefangen  nahm;  gegenwärtig  wohnen  sie  diesseits  des  Pongo  de 
Manseriche. 

Ich  werde  mich  hier  darauf  beschränken,  die  Reise  von  Balza- 
puerto über  Chayavita  und  Cahuapanas  nach  Harra  neu,  der  Mün- 
dung des  Cahuapanas  in  den  Maranon,  zu  beschreiben,  da  sowohl 

14* 


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A.  Werthemann: 


212 


der  Weg  von  Moyobamba  nach  Balzapuerto,  als  auch  der  von  Yuri- 
maguas  über  Shanusi  und  Tarapoto  bereits  von  Herrn  Raimondi  aus- 
führlich geschildert  wurde*). 


Sogleich  nach  unserer  Ankunft  in  Balzapuerto  (4.  Sept.  1878) 
wurden  die  nötigen  Vorbereitungen  zur  Fahrt  auf  dem  Rio  Cnchi- 
yacu  getroffen.  Des  niederen  Wasserstandes  wegen  mussten  zwei 
kleine  Canons  zum  Transport  gewählt  werden.  Am  6.  war  Alles 
zur  Reise  bereit,  doch  aber  mussten  wir  bis  zum  9.  unsere  Ab- 
fahrt verzögern,  da  der  Geistliche  (Cura)  des  Ortes  ein  Kirchen- 
fest feierte.  Bei  solchen  Gelegenheiten,  welche  sich  leider  nur 
zu  oft  im  Laufe  des  Jahres  wiederholen,  ist  in  der  Regel  Alles, 
vom  Gobernador  bis  zum  letzten  Indianer,  betrunken;  bei  grossen 
Festlichkeiten  dauern  diese  Trinkgelage  oft  wochenlang,  und  ist 
es  dann  unmöglich  die  Indianer  zu  irgend  einer  Arbeit,  am  we- 
nigsten aber  zu  einer  Abreise  zu  bewegen. 

Am  10.  gelangten  wir  an  die  Mündung  des  Cachiyacu:  die 
Fahrt  bot  wegen  des  niederen  Wasserstandes  und  wegen  der  noch 
immer  andauernden  Trunkenheit  der  Indianer  einige  Schwierig- 
keiten. An  einigen  Stellen  war  das  Flussbett  durch  zusammen- 
getriebene Baumstämme  vollständig  gesperrt,  so  dass  die  Canoas 
über  das  Land  getragen  werden  mussten;  an  anderen  Stellen  wur- 
den wir  in  Stromschnellen  durchnässt,  welche  bei  höherem  Wasser- 
stande völlig  verschwinden. 

Der  Rio  Paranapura,  in  welchen  wir  jetzt  gelangten,  ist  nahe 
ebenso  wasserreich  wie  der  Cachiyacu,  hat  aber  ein  geringeres 
Gefalle.  Zur  Zeit  unserer  Fahrt  betrug  die  Breite  35  Meter,  bei 
einer  Tiefe  von  1.50  Meter  und  einer  Strömung  von  5.4  Kilom. 
in  der  Stunde.  Doch  ändern  sich  diese  Verhältnisse  fast  taglich, 
und  bei  hohem  Wasserstande  können  kleine  Dampfer  von  Yuri- 
maguas  aus  den  Fluss  bis  oberhalb  der  Mündung  des  Cachiyacu 
befahren.  Ich  selbst  befuhr  im  Jahre  1871  den  Fluss  mit  dem 
Dampfer  nCecilia^  und  wurde  nur  durch  die  vielen  herabgeschwemm- 
ten  Baumstämme  von  der  weiteren  Fahrt  abgehalten.  Die  Baum- 
stämme Hessen  sich  beseitigen,  wodurch  die  Schiffahrt  weiterhin 
ermöglicht  würde. 

Von  der  Mündung  des  Cachiyacu  aufwärts,  bis  nahe  zum 
Dorfe  Paranapura  sind  die  Ufer  des  Flusses  nicht  bewohnt,  weil 
die  Indianer  die  hier  aussergewöhnlich  heftig  auftretende  Plage 


*)  Raimondi:  Apuntes  »obre  la  Provincia  Htoral  de  Loreto,  auch  abge- 
druckt iu  Paz  Soldan:  Geografia  del  Peru,  p.  593—713. 


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Aufnahme  der  Flüsse  Paranapura  und  Cahuapanas  im  Depart.  Amazonaa.  213 

der  Sandflöhe  (span.:  Piques,  quecbua:  Kinchul)  fliehen.  Noch 
nach  Wochen  litten  wir,  trotz  unseres  kurzen  Aufenthaltes,  an 
den  Folgen  der  von  diesen  Tierchen  erzeugten  Übel.  Auch  die 
Isangues,  ein  mikroskopischer,  roter  Acarus,  sind  in  so  ungeheu- 
rer Menge  vorhanden,  dass  sie  zu  einer  wahren  Qual  werden. 

Bis  zur  Mündung  des  Yanayacu,  welche  wir  am  Abend  des 
12.  erreichten,  ging  die  Schiffahrt  den  Paranapura  aufwärts  ohne 
Schwierigkeit  von  statten.  Der  Yanayacu  ist  etwas  wasserreicher 
als  der  Paranapura,  hat  aber  ein  stärkeres  Gefälle.  Wir  folgten 
dem  Paranapura,  dessen  Befahrung  von  hier  ab  sehr  schwierig 
wurde.  An  vielen  Stellen  ist  der  Fluss  kaum  20  Meter  breit,  und 
grosse,  quer  über  den  Fluss  gestürzte  Baumstämme  (hauptsächlich 
Barigudos)  versperrten  den  Weg.  Das  Flussbett  besteht  teilweise 
aus  feinem  quarzigen  Sande,  teilweise  aus  hartem  blauen,  tho- 
nigen Mergel.  Weder  Steine,  noch  Gerolle,  noch  Kies  wurden 
big  «um  Dorfe  Paranapura  angetroffen. 

Das  Dorf,  welches  wir  am  Abend  des  14.  Sept.  erreichten,  liegt 
ungefähr  500  Meter  in  nordwestlicher  Richtung  vom  Flusse  ent- 
fernt und  besteht  aus  einer  Kirche  und  15  Häusern,  wahren  Tam- 
bos von  15  Meter  Länge  bei  8  Meter  Breite.  Die  Dächer  der 
Tambos  sind  aus  Palmblättern  (Yarina)  und  die  Wände  aus  Palmen- 
bolz (Chonta)  verfertigt;  jeder  ist  mit  zwei  Thüren  versehen,  von 
welchen  die  eine  nach  dem  Walde,  die  andere  nach  der  Dorfseite 
sich  öffnet.  Tritt  eine  unbekannte  Person  in  das  Haus,  so  fluch- 
ten die  Bewohner  durch  die  entgegengesetzte  Thüre  nach  dem 
Walde;  denn  obgleich  noch  wenig  durch  die  eindringende  Civili- 
sation  verdorben,  sind  die  Indianer  doch  anfangs  scheu  und  mis- 
trauiscb,  zeigen  sich  aber  bei  näherer  Bekanntschaft  gutmütig  und 
willig.  Paranapura  zählt  etwa  40  Familien.  Meist  besitzen  meh- 
rere Familien  ein  gemeinschaftliches  Haus  im  Dorfe,  doch  bleibt 
es  den  grössten  Teil  des  Jahres  unbewohnt,  denn  nur  zur  Zeit 
der  Feste  vereinigen  sich  die  Bewohner  in  der  Nähe  der  Kirche. 
Die  Paranapurns,  die  Chayavitas  und  Cahupanas  leben  nämlich, 
wie  auch  die  meisten  anderen  Indianerstämme  des  Amazonas,  von 
der  Jagd  und  dem  Fischfang;  sie  haben  in  Folge  dessen  alle  die 
gemeinsame  Sitte,  zerstreut  an  den  Ufern  der  Flüsse  und  Lagunen 
(Cochas)  zu  leben ,  welche  eine  unerschöpfliche  Menge  grosser 
Fische  besitzen  und  deren  Wälder  reiche  Jagdbeute  versprechen. 
Dort,  in  der  Nähe  ihrer  kleinen  Tambos,  legen  die  Indianer  auch 
„Chacras"  an,  d.  h.  sie  kultivieren  das  Land,  bauen  Yuca,  Bana- 
nen, Mam,  Camote  und  Mais,  sowie  einige  Früchte,  besonders 
Ananas,  Pacay  und  Caimitos. 

In  den  Wäldern  des  Paranapura  finden  sich  nicht  selten 
grosse,   mit   manneshohem  Grase  (Gamalote)  bedeckte  Prairien, 


214 


A  Werthemaiin: 


welche  sich  viele  Meilen  weit  an  beiden  Seiten  des  Flusses  aus- 
dehnen, namentlich  so  vom  Yanayacu  aus  gegen  Westen. 

Ein  vierstündiger  Marsch  auf  gutem  ebenen  Pfad  durch  schönen 
Wald  brachte  uns  nach  dem  Dorfe  Chayavitas,  dem  ehemaligen 
Centraipunkte  der  „Mision  altau.  Damals  existierte  ein  Reif  weg 
von  hier  nach  Jeveros,  welches  zu  jener  Zeit  Bischofssitz  der  Pro* 
vinz  Mainas  war.  Auch  sind  noch  Überreste  eines  Pfades  vor- 
handen, welcher  in  vier  Tagereisen  über  die  Quebrada  Pucayacu 
nach  Moyobamba  führte. 

Chayavitas  liegt  auf  einer  Hochebene  und  besitzt  das  ange- 
nehmste Klima  von  ganz  Mainas.  Ein  prächtiges  Panorama  er- 
götzt den  Reisenden,  nach  dem  auf  engen  Pfaden  ausgeführten 
Marsche  durch  dichten  Urwald,  nach  dem  Anblick  der  monotonen 
Ufer  der  vielfach  sich  windenden  Flüsse.  Vom  Platze  ChayavitAS 
übersieht  man  die  leicht  undulierte  Waldebene,  welche  gegen  Nor- 
den und  Osten  bis  zum  äussersten  Horizonte  sich  ausdehnt,  wäh- 
rend gegen  Westen  und  Süden  die  nahen  Cordilleren  von  Balza- 
puerto  sich  erheben.  Im  Gegensatze  zu  den  weit  ausgedehnten 
Ebenen  erscheinen  diese  steilen  Bergabhänge  höher  als  dies  sonst 
der  Fall  sein  würde,  denn  in  Wirklichkeit  dürften  sie  keine  2000 
Meter  Höhe  erreichen. 

Der  Ort  Chayavitas  besteht  aus  22  Häusern  mit  45  Familien, 
einem  Cabildo  und  einer  zerfallenen  Kirche. 

Die  Entfernung  von  Chayavitas  nach  Cahuapanas,  am  linken 
Ufer  des  Flusses  gleichen  Namens,  beträgt  acht  Wegstunden, 
welche  in  zwei  Tagen  zu  Fuss  zurückgelegt  werden.  Der  Pfad 
ist  meist  eben,  nur  muss  man  mehrere  Thaleinschnitte  kreuzen, 
um  die  dem  Cahuapanas  zufliessenden  Bäche  zu  überschreiten. 
Früher  war  das  Dorf  Cahuapanas  von  grösserer  Bedeutung  und 
heute  noch  wird  es  von  etwas  über  hundert  Familien  bewohnt, 
welche  allerdings,  wie  die  Paranapuras  und  Chayavitas,  den  grösa- 
ten  Teil  des  Jahres  in  ihren  entfernt  liegenden  Tambos  zubringen- 
Das  Land  ist  sehr  frachtbar  und  eignet  sich  besonders  für  Kaffee, 
Tabak  und  Zuckerrohr;  das  Klima  ist  warm  und  feucht.  In  den 
umgebenden  Wäldern  finden  sich  die  Tapire  (Granbestia,  Sacha- 
vaca)  in  grosser  Menge,  sie  werden  namentlich  den  Bananenpflan- 
zungen gefahrlich.  Gewöhnlich  gehen  diese  Thiere  nur  einzeln 
oder  höchstens  paarweise,  hier  aber  haben  wir  mehrmals  ganze 
Heerden  angetroffen. 

Da  der  Fluss  vom  Dorfe  ab  für  kleine  Dampfer  schiffbar  ist, 
konnten  wir  in  aller  Bequemlichkeit  die  Fahrt  auf  einem  grösse- 
ren Flosse  unternehmen.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  drei  grosse 
Canoas  so  nebeneinander  gestellt,  dass  etwa  40  Cm.  Zwischen- 
raum blieb.      Durch  quer  gelegte  Balken  wurden  alle  drei  fest 


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Aufnahme  der  Flüsse  Paranapura  und  Cahuapanas  im  Depart.  Amazonas.  2 1  5 


verbunden,  mit  einem  aus  Rohr  (Carla  brava)  gebildeten  Deck 
verseben,  und  darüber  ein  fünf  Fuss  hohes  Palmendach  errichtet 
Sechs  Ruderer  nahmen  auf  beiden  Seiten  in  der  Spitze  der  äusse- 
ren Canoas  Stellung,  während  hinten  zwei  Steuerleute  genügten. 

Am  23.  September  verliessen  wir  den  Ort  Cahuapanas  und 
bereits  am  27.  trafen  wir  an  der  Mündung  des  Flusses  in  den 
Amazonas  ein.  Der  Rio  Cahuapanas  ist  auf  dieser  ganzen  Strecke 
mindestens  1.20  Meter  tief  und  70  Meter  breit.  Die  Strömung 
beträgt  im  Durchschnitt  vier  engl.  Meilen  in  der  Stunde.  Als 
grossere  Nebenflüsse  sind  zu  erwähnen:  Yanayacu  und  Hongoyacu 
von  der  linken  und  Rio  Sillai  von  der  rechten  Seite.  Viele  kleine 
Seen  finden  sich  zu  beiden  Seiten,  die  meisten  stehen  durch 
einen  oder  mehrere  Kanäle  mit  dem  Flusse  in  Verbindung:  es 
sind  Altwasser,  die  Zeugen  oftmaliger  Veränderungen  des  Fluss- 
bettes. Solche  alte  Flussläufe  werden  von  den  Indianern  als 
„Tipisca"  bezeichnet,  ein  Name,  dessen  häufige  Wiederholung  auf 
der  Karte  befremden  könnte.  Ein  grösserer  See  dieser  Art,  der 
„Lago  Mashico",  ist  mehrere  Meilen  lang  und  communiciert  mit 
dem  Flüsschen  Yanayacu,  welcher  in  den  Rio  Potro  mündet,  so 
dass  man  zu  Wasser  in  drei  Tagen  von  dem  Cahuapanas  nach 
dem  Rio  Potro  gelangen  kann. 

Das  Wasser  des  Cahuapanas  ist,  wie  das  des  Rio  Paranapura, 
sehr  warm.  Abends  6  Uhr  besass  es  gewöhnlich  eine  Tempera- 
tur von  29°  5  und  Morgens  5  Uhr  von  28°  C.  Dies  hat  zur 
Folge,  dass  gewöhnlich  von  6  Uhr  Morgens  ab  eine  Schicht  von 
1.50  Meter  Höbe  dichten  Wasserdampfes  sich  erhebt,  wie  von 
einem  warmen  Bade.  Oft  steigt  auch  dieser  Nebel  höher  und 
verschwindet  dann  erst,  wenn  gegen  halb  neun  Uhr  die  Sonne 
die  Luft  schon  beträchtlich  erwärmt  hat.  Im  Flussbett  finden  sich 
bis  zum  Dorfe  Cahuapanas  Gerolle  von  quarzigem  Sandstein  und 
von  blauem  Kalkstein  (Liaskalk?);  etwas  unterhalb  des  Dorfes 
bestehen  die  Schichten  aus  hartem  blauen  Thon  und  feinem  Sand, 
welchen  an  vielen  Stellen  meilenweit  ausgedehnte,  bis  zwei  Meter 
mächtige  Lignitschichten,  aus  Baumstämmen  und  Blättern  bestehend, 
eingelagert  sind. 

Auf  dem  rechten  Ufer  des  Cahuapanas  existierte  früher  ein 
grosses,  „Barranquita"  genanntes  Dorf.  Heute  sind  nur  noch  10 
Häuser  vorhanden ,  bald  wird  es  ganz  verlassen  sein ,  da  die 
Eingeborenen  sich  zerstreut  haben  und  an  die  Ufer  des  Maranon 
übergesiedelt  sind.  Die  meisten  derselben  haben  ihre  Chacras  in 
Huri  pari  und  Shapaja,  gegenüber  den  Inseln  gleichen  Namens, 
etliche  engl.  Mellen  unterhalb  Barranca. 

Die  Indianer,  welche  das  Gebiet  des  Cahuapanas  bewohnen, 
nennen  sich  zwar  Christen  im  Gegensatz  zu  den  wilden  Indianern, 


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216 


A.  Wertheinann: 


welche  im  allgemeinen  als  „Infieles"  bezeichnet  werden.  In  Wirk- 
lichkeit jedoch  haben  diese  sogenannten  Christen  keinen  Begriff 
von  der  christlichen  Religion  and  wenn  auch  alle  zwei  Jahre  ein 
Priester  diese  Gegenden  bereist,  so  geschieht  dies  nicht  in  der 
Absicht,  Beiehrang  zu  erteilen,  sondern  nur  um  Geld  zu  er- 
pressen. Dann  werden  die  Indianer  scharenweise  getauft,  wo- 
für jeder  vier  Realen  in  Silber  bezahlen  muss ;  den  Taufnarrjen 
vergessen  die  Indianer  jedoch  bald  und  gebrauchen  nur  die- 
jenigen Namen,  welche  sie  bei  ihrer  Geburt  von  dem  Ältesten 
der  Familie  erhalten  haben. 

An  der  Mündung  des  Cahuapanas  in  den  Maranon  wurde  das 
Flos8  auseinandergenommen,  um  in  den  leichter  beweglichen  Ca- 
noas  die  Reise  stromaufwärts  fortzusetzen;  doch  gelangten  wir 
nur  bis  nach  dem  Orte  Barranca,  da  dort,  wie  bereits  berichtet, 
die  uns  begleitenden  Indianer  die  Flucht  ergriffen  und  so  unsere 
weiteren  Pläne  vereitelten.  Nach  einem  Besuch  in  Yquitos  wurde 
die  Ruckreise  nach  Chachapoyas  auf  dem  Wege  über  Shanusi,  Tara- 
puto  und  Moyobamba  genommen. 


Die  beigegebene  Karte,  auf  welcher  die  Resultate  der  oben 
geschilderten  Reise  eingetragen  sind,  stützt  sich  auf  eine  grosse 
Reihe  von  astronomischen  Beobachtungen,  deren  Details  in  den 
Archiven  der  Junta  Central  de  Ingenieros  del  Estado,  in  Lima, 
aufbewahrt  werden.  Viele  der  Punkte  sind  zu  verschiedenen 
Malen  bestimmt  und  die  Zeitübertragungen  in  verschiedenen  Rich- 
tungen und  zu  verschiedenen  Zeiten  ausgeführt,  so  dass  sie  ge- 
wissermassen  als  Stützpunkte  der  weiteren  Aufnahmen  dienen 
können.  Mehrere  der  Flüsse  sind  vollständig  aufgenommen,  so 
der  Amazonas,  der  Huallaga,  Cahuapanas,  Paranapura,  Cachiyaeu 
und  Shanusi. 


Einige  der  astronomisch  bestimmten  Längen 

und  Breiten. 

Ort  der  Beobtehtone  Ltnge  W.  So d liehe 

•*  t.  Green  wich.  Breit«. 

Wiederholt  bestimmte  Orte,  welche  als 
Ausgangspunkte  gedient. 

1.  Chachapoyas   77°50'  50"  6o13'40" 

2.  Moyobamba   76  58  14    6    1  52 

3.  Yurimaguas    76    4  30    5  53  50 

4.  Yquitos   73  11  25    3  45  23 


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Anfnahme  der  Flüsse  Paranapura  und  Cahuapanas  im  Depart.  Amaasonas.  217 


Ort  der  BeobMhtang.  ÄJL  Ä 

Weg  von  Moyobaraba  nach  Balzapuerto. 

5.  Jesus  del  Monte  (Hacienda)  ....    76°  49'   6"  6°  4' 31" 

6.  Tambo  Pingullu    5  59  16 

7.  Cachipuerto                                           76  35  34  5  52  46 

8.  Balzapuerto  (Rio  Cachiyacu)  ....    76  35  22  5  49  45 

Unterer  Teil  des  Rio  Paranapura. 

9.  Mündung  des  Paranapura  in  den  Iluallaga  76    5    2  5  43  5 

10.  Limon  (Hacienda)                                76  10    3  5  53  30 

11.  Munichi  (Dorf)                                     76  13  00  5  52  5 

12.  Mauca  Baradero  (Chacras)  .....    76  18    1  5  51  86 

13.  Uculisa  (Playa)                                    76  20  47  5  46  4 

14.  Mündung  des  Rio  Cachiyacu  ....    76  28    7  5  43  40 

Oberer  Teil  des  Rio  Paranapura. 

15.  Pirinqui  (Chacras)                                76  28  54  5  42  21 

16.  Playa  Shapaja                                     76  29  24  5  40  32 

17.  Playa  Yarina   76  30  00   

18.  Playa  Palisada                                     76  33  30  5  38  18 

19.  Playa  Ucayali                                      76  37  30  5  36  25 

20.  Paranapura  (Dorf)                                76  41  36  5  33  1 

21.  Chayavitas  (Dorf)                                76  47  56  5  26  25 


Rio  Cahuapanas. 

22.  Cahuapanas  (Dorf)   76  59  00  5  16  29 

23.  Rumipoza   77    2  45  5  13  48 

24.  Curaca  Tipisca   76  57  20  5  8  17 

25.  Playa  Muyuma   76  57  00  5  1  37 

26.  Parola  Playa   76  45  56  4  58  14 

27.  Playa  sin  nombre   76  38  4  4  53  19 

28.  Mündung  des  Cahuapanas  in  den  Ma- 

raüon   76  37  31  4  52  82 

Oberer  Amazonas  oder  Maranon. 

29.  Borja  (Ruinen)   77  30  40  4  28  30 

30.  Mündung  des  Rio  Apaga   77    7  40  4  45  40 

31.  „         „     „    Morona   77  00  45  4  46  30 

32.  „         „     „    Potro   76  52  20  4  52  40 

33.  Barranca  (Dorf)   76  39  20  4  49  25 

34.  San  Antonio  (Dorf)   76  27  45  4  53  55 


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218 


A.  Wertheraann: 


Ort  der  Beobachtung.  t.  Green wieh. 

35.  Mündung  des  Rio  Pastaza   76°  22' 40"  4° 53' 40" 

36.  Batadero  de  San  Antonio   76  17  45  4  59  30 

37.  Chirrhui  (Dorf)   76    4  20  4  58  00 

38.  Cedro  Isla  (Chacras)   75  45    5  4  59  21 

39.  Mündung  des  Rio  Huallaga  ....  75  34  52  5  6  20 

40.  Jeveros  (Dorf)   76  13  30  5  17  4 


Rio  Huallaga. 

41.  Tipisca  (Dorf)   75  48  10  5  25  30 

42.  Santa  Maria  (Dorf)   76    4  55  5  47  30 

43.  Mündung  des  Kainarachi   76    4  30  5  53  50 

44.  Huimbayo  (Dorf)   75  54  25  6    8  00 

45.  Quillucaca  (Dorf)   75  47  55  6  25  20 

46.  Pongo  Huamanhuasi   75  49  30  6  25  50 

47.  Chasuta  (Dorf)   75  57  35  6  30  10 

48.  Shapaja  (Dorf)   76  10  32  6  35  3 

Rio  Shanusi. 

49.  Juan  del  Monte  (Hacienda)   ....  7610    2  6    2  3 

50.  Shanusi  (Dorf)   76  16  15  6    7  27 

Weg  von  Tarapoto  nach  Chachapoyas. 

51.  Tarapoto  (Dorf)   76  26  00  6  29  38 

52.  Lamas  (Dorf)   76  37  14  6  25  55 

53.  Tabalosos  (Dorf)   7B  41  58  6  23  54 

54.  Rioja  (Dorf)   77    9  30  6    3  43 

55.  Yumbite  (Tambo)   77  15  10  6    7  25 

56.  Bagazan  (Tambo)   77  29  00  6    7  16 

57.  Molinopampa   77  39  53  6  12  23 


Höhenverzeichnis. 

Ort  der  Beobachtung.  Meerenhohe  in  Metern.  Feuchtigkeit. 

Weg  von  Chachapoyas  nach  Moyobamba. 

1.  Chachapoyas   2324 

2.  Molinopampa   2364 

3.  Ventilla  (Tambo)   2550 

4.  Puca  Ladrillo  .   .   3586 


Aufnahme  der  Flüsse  Paranapura  uud  Cahuapana*  im  Depart  Amazonas.  2 1 9 


Ort  der  Beobachtung.  Meere*böhe  in 

5.  Bagazan  (Tambo)   3026 

6.  Almirante  (Tambo)   2075 

7.  Yumbite  (Tambo)   1546 

8.  Rioja  (Dorf)   850 

9.  Moyobamba   866  76.2  % 

Weg  von  Moyobamba  nach  Balzapuerto. 

10.  Jesus  del  Monte   1175 

11.  Chontasapa  (Tambo)   1295 

12.  Cinami  (Tambo)    1447 

13.  Punta  de  la  Jalca   1655 

14.  Pinguilla  (Tambo)   1250 

15.  Mapa  (Tambo)   915 

16.  Chulluyacu  (Tambo)   885 

17.  Mashuyacu  (Tambo)   770 

18.  Cbimbahuasi  (Tambo)   1280 

19.  Escalerayacu  (Tambo)   326 

20.  Cachipnerto  (Tambo)   257 

21.  Balzapuerto  (Plaza  des  Dorfes)    .  .     220  77.3  * 

Oberer  Paranapura. 

22.  Playa  Yarina   164 

23.  Playa  Ucayali   220 

24.  Paranapura  (Dorf)   243  83.5  % 

25.  Chayavitas  (Dorf)   316  77.2  % 

26.  Cahuapanas  (Dorf)   168  81.0  % 

Oberer  Amazonas  oder  Maranon. 

27.  Bdrja  (Puerto)   174 

28.  Barranca  (Plaza  des  Dorfes)  ....  172 

29.  Barranca  (Puerto)   140 

30.  Nauta  (Puerto)   114 

31.  Yquitos  (Ort)   127 

32.  Yquitos  (Puerto)   106  83.2  X 

Rios  Huallaga,  Shanusi  und  Kainarachi. 

33.  Yurimaguas  (Ort)   170 

34.  Yurimaguas  (Puerto)   146 

35.  Shanusi  (Puerto)   190 

36.  Tambo  Huascar   201 

37.  Tambo  Shitariyacu   2111 


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Henry  Greffrnth: 


220 

Ort  der  Beobachtung. 

38.  Cerro  Otanahui  .   .  . 

39.  Cerro  Ponaasa    .  .  . 

40.  Cerro  Escalera   .    .  . 


Mecreehöhe  in  Metern.  Feuchtigkeit. 

.  .  1121 
.  .  1350 
.   .  1390 


Weg  von  Tarapoto  nach  Moyobamba. 

41.  Tarapoto  (Dorf)    374  63.8  % 

42.  Lamas  (Dorf)  ..."   835 

43.  Tabalosos  (DorQ   648 

Ablenkung  der  Magnetnadel  im  Jahre  1878. 

1.  Moyobamba   7°  52'  Ost 

2.  Balzapuerto   7  44  „ 

3.  Cahaapanas   7  41  „ 

4.  Barranca   7  28  „ 

5.  Yqaitos   7  30  „ 

6.  Juan  del  Monte   7  40  „ 

7.  Tarapoto   7  51  „ 

8.  Chachapoyo8   8    6  „ 


XIII. 

Neue  Nachrichten  aus  Australien. 

Von  Henry  Greffrath. 
1. 

Forschungsreise  des  Mr.  W.  H.  Tietkins  in  den  Norden 
der  grossen  Australischen  Bucht. 

Mr.  W.  II.  Tietkins,  welcher  als  Zweiter  im  Kommando  den 
Mr.  Ernest  Giles  auf  dessen  Reisen  durch  das  westliche  Australien 
begleitete,  unternahm  um  Mitte  vorigen  Jahres  von  Fowler's  Bay 
aus,  in  32°  südl.  Br.  und  182°  30'  ostl.  L.  Gr.,  eine  neue  Ent- 
deckungsreise. Es  handelte  sich  um  die  Erforschung  des  un- 
bekannten Gebietes,  welches  sich  von  Oldea  oder  Ooldea,  einem 
in  30°  24'  südl.  Br.  und  131°  51'  ostl.  L.  Gr.  oder  1 1 2  Miles 
nordnordwestlich  von  Fowler's  Bay  gelegenen  Wasserbache, 
nördlich  nach  den  Musgrave  Ranges  in  36°  südl.  Br.  und  32 
ostl.  L.  Gr.  hinzieht.  Für  den  Transport  dienten  Kameele.  Mr. 
Tietkins  berichtet  über  diese  seine  Reise,  wie  folgt. 


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Neue  Nachrichten  aus  Australien. 


221 


„Nördlich  von  Oldea  erblickt  man  in  der  Entfernung  von 
etwa  10  Miles  eine  lange,  nach  Nordwest  streichende  Sandhügel- 
kette, welche  1000  Fuss  über  Oldea  ansteigen  mag.  Von  ihrer 
Höhe  aus  gewinnt  man  eine  Fernsicht  nach  Süd  und  Südwest 
über  eine  weite  Ebene,  auf  der  die  einzelnen  Sandhügel,  zwischen 
welchen  Oldea  liegt,  so  gut  wie  verschwinden.  Das  Range  wird 
von  tiefen  Thälern  und  Schluchten  mit  Mallee  Scrub  (einer  Euca- 
lyptusart)  und  Spinifex  (Stachelschweingras)  durchzogen.  Erst 
wenn  man  30  Miles  nach  Norden  zu  vorgedrungen  ist,  hat  man 
das  Ende  desselben  erreicht  und  gelangt  auf  ein  offenes  Kalkstein- 
terrain  von  12  Miles  Länge.  An  dieses  schliessen  sich  wieder 
Sandhügel  an,  deren  Mulga  Scrub  (Acacia)  und  Gras  einem  Vor- 
dringen weniger  hinderlich  sind,  als  die  gummigen  Mallee  und 
Spinifex.  Ungefähr  12  Miles  davon  entdeckten  wir  in  29°  15' 
40",  etwas  südlich  von  zwei  abgeplatteten  Sandhügeln,  einen 
Brunnen  der  Eingeborenen,  von  ihnen  Punthi  genannt,  welcher 
aus  der  Drainirung  in  einem  grösseren  Granitbecken  gespeist 
wird.  Das  Wasser  ist  jedoch  nicht  permanent.  Die  Eingeborenen 
hatten  auf  der  südlichen  Seite  einen  zwei  Miles  hingen,  schnur- 
graden  Weg  auf  den  Brunnen  zu  angelegt. 

Indem  wir  unsere  Reise  nach  Norden,  mit  geringer  west- 
licher Abweichung  fortsetzten,  kamen  wir  über  niedrige,  mit 
eisenhaltigen  Konglomeraten  bedeckte  Hügel  und  stiessen,  nach- 
dem wir  23  Miles  zurückgelegt  hatten,  auf  einen  Damm  der  Ein- 
geborenen, welchen  sie  Winderabbi  hiessen  und  der  uns  hin- 
reichend Wasser  lieferte. 

Die  gewaltige  Ausdehnung  der  tertiären  Formation,  welche 
sich  von  der  südlichen  Meeresküste  der  grossen  Australischen 
Bucht  nach  Norden  hinzieht,  hörte  jetzt  auf.  Wenn  wir  bislang 
über  traurige,  unfruchtbare  Gegenden  gereist  waren,  so  trat  nun- 
(uehr  eine  wesentliche  Veränderung  zum  Bessern  ein.  Der  Gras- 
bestand wurde  reichlicher,  Wild  zeigte  sich  in  grösserem  Ueber- 
flusse  und  die  Eingeborenen  erschienen  zahlreicher.  Wir  befanden 
uns  bei  den  Leisler  Hills,  welche  ich,  als  ich  den  Mr.  Ernest 
Cüles  auf  dessen  Reise  durch  das  westliche  Australien  begleitete, 
entdeckte,  die  aber  dann  später  von  keinem  Weissen  wieder  be- 
sucht wurden.  Meine  Reise  brach  hier  ab.  Es  fehlte  mir  an 
Zeit,  die  verschiedenen  Wasser,  welche  uns  von  den  Eingeborenen 
bezeichnet  wurden,  aufzusuchen.  Das  Land  steigt  von  Oldea  bis 
tu  den  Musgrave  und  Mann  Ranges  continuirlich  an.  Da,  wo  wir 
umkehrten,  befanden  wir  uns  900  Fuss  über  dem  Meeresspiegel. 
Von  der  Gegend,  welche  westlich  und  nordwestlich  von  Oldea 
liegt,  läast  sich  nur  sagen,  dass  der  Reisende  sich  dort  auf 
70  Miles   mit  Spinifex,    Mallee   und    lästigen    hohen  Sundhügeln 


900  Henry  Groffrath: 

bekannt  zu  machen  hat.  Und  darüber  hinaus  wird  Alles  so  über- 
aus erbärmlich,  dass  ich  keine  Lust  empfand,  dorthin  weiter  vor- 
zudringen. 

Regen  war  in  der  letzten  Saison  nicht  viel  gefallen,  und  nor 
so  viel,  um  den  Graswuchs  hervorzurufen.  Da  wir  Kameele  hatten, 
so  litten  wir  eben  keinen  Mangel  an  Wasser.  Diese  wunder- 
baren Thiere  ziehen  für  sich  Feuchtigkeit  genug  aus  den  saftigen 
Kräutern  zu  ihrer  Nahrung. 

Von  Oldea  bis  zu  dem  40  Miles  davon  gelegenen  Brunnen 
mit  gutem  Wasser  für  Vieh  haben  wir  einen  passablen  Weg  ein- 
gerichtet. Von  da  bis  zu  den  Leisler  Hills  dient  unser  Kameel- 
pfad,  über  welchen  wir  mehrere  Male  mit  schweren  Ladungen 
gezogen  sind,  zum  Führer.  Wenngleich  unser  Versuch,  durch 
Senken  Wasser  zu  gewinnen,  wenig  lohnend  war,  so  wird  doch 
wohl  in  der  von  uns  betretenen  Richtung  die  Fahrstrasse  liegen, 
welche  einst  von  der  südlichen  Meeresküste  aus  zu  den  Gebirgen 
des  Innern  fuhren  wird.  Der  Grasreichtum,  welcher  dort  nach 
den  übereinstimmenden  Berichten  der  Reisenden  Gosse,  Forrest 
und  Giles  herrscht,  wird  sicherlich  in  nicht  zu  ferner  Zeit  die 
Squatter  mit  ihren  Viehheerden  anziehen.  Ob  in  jenen  Gebirgen 
auch  Mineralien  existieren,  ist  noch  unbekannt". 

Soweit  Mr.  Tietkins.  Wir  wollen  noch  hinzufügen,  dass  die 
südaustralische  Regierung  einen  Bohrnpparat  der  vorzüglichsten 
Konstruction  (diamand -drill)  aus  Amerika  importirt  hat,  welcher 
im  Stande  ist,  in  einer  Minute  einen  Zoll  tief  in  den  härtesten 
Felsen  zu  bohren.  Dieser  Apparat  soll  nach  Port  Bucla,  auf  der 
Hohe  der  grossen  Australischen  Bucht  und  von  dort,  für  Bohr- 
versuche auf  Wasser,  auf  Kameelen  landeinwärts  geschafft  werden. 


Forschungsreise  des  Mr.  Winnecke  im  ostlichen 

Central-Australien. 

In  Band  XIV,  S.  159  ff.  dieser  Zeitschrift  besprachen  wir 
bereits  den  Misserfolg  einer  Reise,  welche  der  Marinelieutenant 
Henry  Vere  Barclay,  im  Auftrage  der  südaustralischen  Regierung 
von  der  Station  Alice  Springs  am  Überlandtelegraphen  aus,  in 
23"  48'  südl.  Br.  und  183°  45'  östl.  L.  Gr.  und  987  Miles 
südlich  von  Port  Darwin ,  unternommen  hatte.  Diese  Reise  be- 
zweckte die  Erforschung  des  grossen,  noch  unbekannten  Gebietes, 
welches  sich  von  Alice  Springs  in  ostnordöstlicher  Richtung  bis 
an  den  Herbertfluss,  an  der  Westgrenze  von  Queensland,  hinzieht. 


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Nene  Nachrichten  ans  Australien. 


Als  Mr.  Barclay  bei  seiner  Rückkehr  die  Leitung  der  Expedition 
niederlegte,  wurde  Mr.  Charles  Winnecke,  bisher  Zweiter  im 
Kommando,  damit  beauftragt.  Er  erhielt  per  Telegraph  die  Ordre, 
von  Alice  Springs  nach  der  318  Miles  weiter  nordlich  gelegenen 
Station  Tennant's  Creek,  in  19°  32'  südl.  Br.  und  134  östl.  L. 
Gr.,  aufzubrechen  und  dann  einen  neuen  Versuch  in  gerader  öst- 
licher Richtung,  wie  der  Herbert  von  dort  aus  liegt,  zu  machen. 

Mr.  Winnecke  erreichte  mit  seinen  Gefährten  im  November 
vorigen  Jahres  den  Herbert.  Über  den  Erfolg  seiner  Reise  hat 
er  bis  jetzt  zwei  Schreiben  an  seinen  Chef,  den  Generalfeldmesser 
Mr.  G.  W.  Goyder  in  Adelaide,  gerichtet,  welche  im  März  dieses 
Jahres  amtlich  publicirt  wurden.  Sie  lauten  der  Hauptsache  nach 
wie  folgt: 

Camp  No.  9,  1.  August,  1879. 

„Wir  befinden  uns  jetzt  in  Lager  No.  9;  es  liegt  130  Miles 
östlich  von   Tennant's  Creek   und  in   der  Nähe   eines  grossen 
Wasserbaches  in  einem  Sumpfe.    Es  kostete  sehr  viel  Mühe  und 
Anstrengung,    unsere    zweirädrigen    kleinen    Wagen,    denn  die 
grösseren  musste  ich  bald  nach  Tennant's  Creek  zurückschicken, 
sowie  die  Packpferde  bis  hierher  zu  bringen.    Hatten  wir  doch 
103  Miles,  ohne  Wasser  anzutreffen  zu  marschieren  und  dabei  uns 
durch  dichtes  Gestrüpp  Bahn  zu  machen.    Ich  hoffe  im  November 
den  Herbert  zu  erreichen.    Die  Gegend,  welche  wir  berührten, 
war  bald   gut  bald  schlecht.    Von  Tennant's  Creek  aus  führten 
ans  die  ersten  14  Miles  über  gutes,  schonbegrastes  und  offenes 
Land.     Auf  den  nächsten  92  Miles  dominirte  Spinifex  (Stachel- 
schweingras), der  hier  und  dort  mit  kleinen  Stellen  Grasland  ab- 
wechselte.   Auf  den  letzten  24  Miles  gelangten  wir  in  eine  vor- 
züglich begraste  Ebene  mit  geringer  Wellung.    Die  anscheinend 
sehr  grosse  Ausdehnung  derselben  werde  ich  bemüht  sein,  karto- 
graphisch genau  anzugeben.    Regen  ist  nur  ostlich  von  136°  36' 
östl.  L.  Gr.  so  viel  gefallen,  um  den  Graswuchs  hervorzurufen. 
Die  Position  des  Buchannan's  Creek  will  ich  feststellen ,  sobald 
sich  die  Pferde  von  ihren  letzten  Strapazen  etwas  erholt  haben." 

• 

Rockland's  Station,  Herbert  River, 
November  10.  1879. 

„Unser  Lager  liegt  jetzt  24  Miles  westlich  von  dem  Zusammen- 
flusse der  Flüsse  Herbert  und  James.  Der  Flächeninhalt  des 
grossen-  von  uns  bereisten  Gebietes  mag  ungefähr  80,000  Quadrat- 
Miles  umfassen.  Mit  Ausnahme  eines  kleinen  Theiles,  60  Miles 
östlich  von  Tennant's  Creek,  besteht  es  aus  reichen  Alluvial- 
ebenen, welche  aufs  herrlichste  (magnificently)  begrast  sind.  Der 


224 


Henry  Greffrath: 


ostliche  Theil  wird  durch  bedeutende  Flüsse  und  Creeks  vollauf 
mit  Wasser  versehen.  Zwar  existieren  hier  auch  viele  grosse  und 
permanente  Wasserlocher,  von  denen  einige  als  kleine  Landseeo 
bezeichnet  werden  können.  Der  Boden  auf  den  Ebenen  besteht 
hauptsächlich  aus  schwarzem  und  braunem  Lehm,  mit  Letten  ge- 
mischt, das  Scrubland  dagegen  aus  rothem  Lehm  und  an  Stellen 
aus  Sand.  Das  ganze  Areal  eignet  sich  ohne  Zweifel  in  vorzüg- 
licher Weise  nicht  allein  zu  Viehweiden,  sondern  auch  für  Acker- 
bau. —  Da  sich  diese  Gegend  nicht  gut  trianguliren  lässt,  so  bin 
ich  bemüht  gewesen,  durch  zahlreiche  Observationen  und  Ortsbe- 
stimmungen den  Charakter  des  Landes  im  Binzeinen  karto- 
graphisch darzustellen.  —  Die  Eingeborenen  sind  sehr  zahlreich. 
Sie  verfolgten  uns  fortwährend  in  grosser  Menge  und  beobachteten 
uns.  Zweimal  versuchten  sie  vergeblich,  verräterische  Freund- 
schaft an  uns  zu  üben.  Sonst  belästigten  sie  uns  nicht  weiter.  — 
Sobald  ich  mit  einem  vollständigen  Kartenplan  der  von  mir  er- 
forschten Gegend  fertig  bin,  werde  ich  die  Rückreise  nach  Alice 
Springs  antreten  u.  8.  w." 

Es  scheint,  als  ob  das  Gebiet  in  Central- Australien,  welches 
östlich  vom  Oberlandtelegraphen  liegt,  ein  bei  weitem  besseres 
und  der  Cultur  zugänglicheres  ist,  als  das  westliche. 


3. 

Captaiu  Francis  Cadell. 
Eine  biographische  Skizze. 

Es  läuft  erst  jetzt  die  bestimmte  Nachricht  ein,  dass  Captain 
Francis  Cadell  um  Mitte  vorigen  Jahres  auf  der  Banda-Insel  im 
Indischen  Archipel,  welchen  er  in  letzter  Zeit  des  Handels  wegen 
mit  seinem  eigenen  Schiffe  zu  besuchen  pflegte,  von  einem  Malaien 
ermordet  wurde.  Cadell  hat  geographische  Bedeutung,  und  darum 
werden  einige  biographische  Notizen  über  ihn  willkommen  sein. 
In  Schottland  geboren,  erhielt  er  teils  in  Edinburg  teils  in  Deutsch- 
land seine  Erziehung.  Sein  Vater  hatte  ihn  für  den  gelehrten 
Stand  bestimmt;  allein  der  unstäte  und  nach  Abenteuern  in  der 
weiten  Welt  strebende  Geist  des  jungen  Cadell  Hess  das  nicht  zu. 
Er  trat,  noch  Knabe,  in  den  Seedienst,  zuerst  bei  der  ostindischen 
Compagnie  und  dann  auf  der  englischen  Marine,  und  zeichnete 
sich  im  Jahre  1840  bei  mehreren  Affairen  in  China  rühmlichst 
aus.  Schon  im  Alter  von  22  Jahren  wurde  ihm  das  Commando 
einer  Schaluppe  übertragen.  Er  verliess  dann  den  Dienst,  um 
auf  den  Werften  on  the  Tyne  und  the  Clyde  Scbiffsbaukunst  n 


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Neue  Nachrichten  aus  Australien. 


225 


studieren.  Aber  was  er  hier  lernte,  genügte  ihm  bald  nicht  mehr 
und  er  besachte  Havre,  Cherbourg  und  andere  wichtige  Hafenplätze 
des  Kontinents.  Hierauf  reiste  er  nach  Amerika,  wo  er  sich  der 
Flussschiffahrt,  namentlich  auf  dem  Amazonas  etc.  zuwandte  nnd 
hierin  grosse  Erfahrungen  sammelte.  Dieselben  kamen  ihm  sehr 
zu  Statten,  als  er  sich  im  Jahre  1848  nach  Australien  begab. 
Vom  Murray-Flasse,  „the  father  river  of  Australia,"  war  damals 
kaum  mehr  bekannt,  als  dass  ihn  Captain  Charles  Sturt  im  Jahre 
1830  entdeckt  hatte.  Man  legte  seinen  Wert  nur  darein,  dass  er 
die  an  seinen  Ufern  weidenden  Schafherden  mit  Wasser  versorgen 
konnte.  An  die  Möglichkeit,  dass  er  schiffbar  sei,  dachte  Niemund. 
Cadeil  fand  bei  seiner  Ankunft  in  Australien  besonderes  Interesse 
daran,  den  Murray  zu  untersuchen,  und  da  vermutete  er,  auf  Grund 
seiner  gesammelten  Erfahrungen  in  Amerika,  sofort,  dass  er  es 
mit  einem,  wenigstens  in  der  Winter-  oder  Regenzeit  fahrbaren- 
Flusse  zu  thun  habe.  Er  zimmerte  sich  am  oberen  Murray  ein 
schwaches  Boot,  21  Fuss  lang  und  3^  Fuss  breit,  aus  den  Dauben 
alter  Fässer  und  aus  Canevas  zusammen,  und  damit  fuhr  er  im 
J.  1851  von  Swan  Hill  oder  Castle  Donningston  aus,  wie  ein  in 
35°  20'  südl.  Br.  und  143°  35'  östl.  L.  Gr.  im  Wimmera-Distrikte 
gelegener  Ort,  welcher  gegenwärtig  350  Einwohner  zählt,  heisst, 
den  Murray  auf  1500  engl.  Meilen  bis  zum  Lake  Alexandrina 
hinunter.  Hier,  wo  er  in  die  Nähe  der  Mündung  in  die  See  kam, 
musste  er  die  gefährliche  Fahrt  abbrechen.  Der  Versuch  war 
glücklich  gelungen,  und  die  sorgfaltigen  Untersuchungen,  welche 
von  Cadell  unterwegs  überall  waren  angestellt  worden,  hatten 
die  Gewissheit  geliefert,  dass  der  Murray  in  der  Winter-  oder 
Regenzeit  für  flach  gebaute  Fahrzeuge  schiffbar  sei,  vorausgesetzt, 
dass  er  von  den  in  seinem  Bette  angesammelten  Baumstämmen, 
den  sogenannten  snags,  gesäubert  würde.  Diese  Entdeckung  des 
Captain  Cadell  war  für  Australien  von  ganz  ausserordentlicher 
Wichtigkeit,  und  ich  erinnere  mich  aus  jener  Zeit  der  ungeteilten 
Freude,  welche  sich  über  dieses  Ereignis  überall  kund  gab.  Der 
glänzende  Erfolg  bildete  auf  längere  Zeit  die  Parole  der  Unter- 
haltung in  allen  Kreisen  der  Gesellschaft.  Es  wurden  nun  sehr 
bald  einige  kleine  Dampfer  auf  dem  Muray  in  Fahrt  gesetzt,  und 
man  hatte  die  Genugthuung,  dass  sie  einen  beträchtlichen  Handels- 
verkehr vermittelten. 

Die  Mündung  des  Murray  wird,  wie  es  bei  den  meisten 
Flüssen  Australiens  der  Fall  ist,  durch  Sandbarren  eingeengt, 
und  ausserdem  ist  die  Richtung  der  Strömung  einer  öfteren  Wan- 
delung ausgesetzt,  wozu  die  in  der  Nähe  befindlichen  lockeren 
Sandhügel  die  Veranlassung  geben.  Es  galt  daher  allgemein  als 
eine  Unmöglichkeit,  die  Mündung  mit  einem  Schiffe  zu  passieren. 

Zeiuehr.  J.  GeMlUeh.  f.  Brdk.   Bd.  XV,  15 


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226  Henry  Grc  ff  rat  h:  Nene  Nachrichten  au»  Australien. 


Cadell'8  kühner  Geist  fand  hier  wieder  eine  ihm  zusagende  Auf- 
gabe zu  losen.  Er  baute  sich  einen  kleinen  Dampfer,  und  mit 
diesem  gelang  es  ihm  in  der  That,  am  27.  August  1853  die 
Murray-Mündung  zu  passieren.  Es  war  ein  Triumph  für  ihn, 
kaum  geringer  als  der  frühere.  Und  wenn  auch  die  Durchfahrt 
immer  noch  ausserordentliche  Vorsicht  und  grosse  lokale  Kenntnis 
erheischt,  so  passiert  doch  jetzt  der  Dampfer  „Queen  of  the  South" 
regelmässig  —  im  Jahre  1879  nicht  weniger  als  28  mal  —  die 
Murray-Mündung.  Mit  Ausnahme  eines  einzigen  Falles  geschah 
es  bisher  immer  glücklich. 

Nachdem  die  Schiffbarkeit  des  Murray  constatiert  war,  gingen 
die  diesem  Flusse  anliegenden  Gegenden  einer  raschen  Kultur- 
forderung entgegen.  Die  Schiffahrt  auf  dem  Murray  und  einigen 
wichtigen  Nebenflüssen  desselben  nahm  von  Jahr  zu  Jahr  an 
Umfang  und  Bedeutung  zu,  und  gegenwärtig  vermitteln  dort 
schon  mehr  denn  150  kleine  Dampfer  und  Barken  den  Handels- 
verkehr. Aber  es  war  nicht  allein  der  Murray,  auch  der  in 
diesen  einmündende  Murrurabidgee  wurde  von  Cadell  erforscht, 
und  es  ergab  sich,  dass  dieser  Fluss,  wenigstens  bis  zu  dem 
jetzigen  Orte  Hay  mit  2000  Einwohnern,  ebenfalls  zur  Winterzeit 
schiffbar  sei. 

Zu  diesen  grossen  Verdiensten  Cadell's  um  die  Erforschung 
Australiens  müssen  wir  noch  die  Leitung  einer  Expedition  hinzu- 
fugen, welche  ihm  von  Seiten  der  südaustralischen  Regierung  im 
J.  1867  übertragen  wurde.  Es  sollte  um  diese  Zeit  an  der 
Nordküste  von  Australien  eine  junge  Kolonie  angelegt  werden, 
und  da  das  von  dem  Obersten  Finniss  zu  einer  Hafenstadt  aus- 
ersehene Escape  Cliffs  den  Anforderungen  keineswegs  genügte, 
so  wurde  unserm  Cadell  die  Aufgabe  gestellt,  die  Küste  von 
Arnheim's  Land  näher  zu  erforschen  und  nach  einem  günstigeren 
Hafenorte  zu  suchen.  Gelang  ihm  dies  Letztere  auch  nicht,  so 
bereicherte  er  doch  die  geographischen  Kenntnisse  über  das 
damals  noch  undekannte  Nord-Australien,  und  namentlich  war  sein 
Bericht  über  den  wichtigen  schiffbaren  Roper-Fluss  und  die  an- 
liegende Gegend  von  besonderem  Interesse. 

Eine  Bemerkung,  welche  wir  noch  zum  Schlüsse,  freilich 
ungern,  hinzufügen,  könnte  dazu  führen,  die  hohen  Verdienste  des 
Mr.  Cadell  zu  trüben.  Es  war  in  letzter  Zeit  in  Australien  das 
Gerücht  ziemlich  allgemein  verbreitet,  dass  er  mit  seinem  Waaren- 
handel  in  der  Südsee  auch  den  mit  Eingeborenen  der  dortigen 
Inseln  verbinde,  welche  er  unfreiwillig  auf  seinem  Schiffe  festhalte, 
um  sie  dann  den  Plantagenbesitzern  in  Queensland  u.  s.  w.  gegen 
gute  Zahlung  zuzuführen.  Man  nennt  das  in  Australien  „black- 
birding".     Es  liegen  allerdings  starke  Verdachtsgründe  vor,  aber 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


227 


CadelTs  spezielle  Freunde  in  Australien  haben  sie  immer  mit 
Entschiedenheit  zurückzuweisen  versucht.  Und  so  möge  denn 
.weh  nun,  da  er  todt  ist,  „the  benefit  of  the  doubt,"  wie  der 
Engländer  sich  ausdrückt,  zu  seinem  Gunsten  sprechen. 


XIV. 

Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary, 
geführt  auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghat 

und  Air. 

(Fortsetzung.) 


8.  October  1876.  Saatfelder  von  hoher  Negerhirse  sind  in  der 
Nähe.  Die  Tuarik  kommen  in  aller  Frühe  and  betteln  unauf- 
hörlich. Sammit  will  mit  mir  allein  vorauseilen  nach  Ghät,  um 
mich  nicht  in  diesem  kleinen  Orte  zurückzulassen,  da  er  von  den 
Tuarik  nichts  Gutes  erwartet.  So  verliess  ich  denn  ganz  allein 
orn  ^12  Uhr  Auenat,  denn  Sammit  wollte  später  nachkommen.  Ein 
Neger  war  meine  einzige  Bedeckung.  Wir  gehen  nach  W.; 
ringsum  Moorland,  Binsengestrüpp,  eine  lange  gezackte  Bergkette 
im  W.  vor  mir.  Viele  Esel  auf  der  Weide,  der  Boden  mit  Lehm 
überwachsen ;  Dünen  treten  vor  dem  Moorboden  anf,  gleich  darauf 
beginnt  plötzlich  eine  Hammada,  schwarzer,  ebener  Boden,  ganz 
überstreut  mit  dunkelgrauem  Schiefer  ohne  irgend  welche  andere 
Steine,  darunter  Lehm.  Nachdem  wir  die  Ebene  durchzogen, 
in  welcher  Auenat  liegt,  kommen  wir  an  eine  Hügelkette  von 
schwarzem  Sandstein,  genau  wie  Wadi  Schati.  Das  Gestein  ist 
von  Weitem  gesehen  kohlschwarz,  zieht  sich  quer  von  uns  von 
N.  nach  S.  Die  Zusammensetzung  des  Gesteins  ist  hier  sehr  weit 
Torgeschritten,  da  die  grossen  schwarzen  Blocke  zu  Mauern  auf- 
gethürmt  sind  und  überall  freie  Gänge  dazwischen  lassen;  es 
kommen  die  allersonderbarsten  Formen  vor.  Wir  durchziehen 
dieses  schwarze  Gebirge  immer  gegen  W.;  an  den  tiefsten  Stellen 
tritt  oft  jene  Kreide  zu  Tage,  so  dass  dies  ein  Beweis  ist,  dass 
wir  stets  dieselbe  Formation  vor  uns  haben.  Die  Steinschichten 
liegen  stets  horizontal.  Alles  ist  absolut  pflanzenleer.  ^2  Uhr 
treten  wir  in  eine  kleine  Ebene  von  Bergen  umgeben,  welche  in 
den  Furchen,  die  von  ihrer  Höhe  herablaufen,  weisse  Ablagerungen 
tragen,  weil  jetzt  jene  Kreideschicht  und  der  graue  Mergel  darunter 
zu  Tage  treten,  und  zwar  ist  diese  Schicht  von  weisser  Kreide 
in  einer  Höhe  von   12  Fuss  über  dem  Boden;   der  Anblick  ist 

15* 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


eigentümlich;  jene  weisse  Ablagerung  auf  den  schwarzen  Bergen 
sieht  aus,  als  wäre  weisses  Pulver  von  der  Höhe  herausge- 
schweramt.  Wir  durchschneiden  Anfangs  diese  Ebene  in  der 
Richtung  NW.,  einige  Etelbäume  in  der  Ebene  bilden  die  alleinige 
Vegetation;  sonst  absolut  nichts,  keine  Dünen.  Unsere  Richtung 
in  der  Ebene  ist  W.  Auf  einem  ungemein  steilen  Wege  treten 
wir  durch  eine  Lücke  im  Gebirge  auf  eine  weite  Ebene;  dieser 
Pass  heisst  Schuera,  ist  aber  so  eng,  dass  Karawanen  nicht  durch- 
ziehen können;  diese  wählen  den  Weg  hinter  dem  Berg  uns  zur 
Rechten,  der  den  Namen  Chormet  trägt.  In  der  Ferne  sehen 
wir  Kasr  Djenun  (Geisterschloss)  mit  seinen  zackigen  Conturen 
vor  uns.  Als  wir  diesen  Pass  durchziehen  ist  es  4  Uhr  Nach- 
mittags; wir  steigen  gewiss  mehrere  hundert  Fuss  tief  hinab. 
In  dem  steilen  nur  fussbreiten  Weg  sehe  ich  an  der  Wand  Kalk 
und  Mergelschiefer,  letzterer  ungemein  feinblätterig,  er  verwittert 
zu  gelbem  Lehm.  Ausserhalb  der  Berge,  die  wir  wie  eine  Wand 
hinter  uns  lassen,  ist  unsere  Richtung  S.  ein  klein  wenig  W. 
Rechter  Hand  haben  wir  hohe  Dünenreihen,  links  eine  steile 
Bergkette,  welche  senkrecht  abfallt,  vor  uns  das  Kasr  Idinen. 
Der  Boden  besteht  aus  Lehm  und  Sand,  der  von  den  Dünen  in 
der  Mitte  der  Ebene  kommt.  Der  Boden  neigt  sich  von  den 
Dünen  gegen  die  Berge  zur  Linken.  Diese  Vertiefung,  in  welcher 
wir  Spuren  von  früherem  Wasser  finden,  ist  der  W.  Tanesruft. 
Wir  verfolgen  unseren  Weg  bei  hellem  Mondschein,  bis  wir  Nachts 
l£3  Uhr  den  Brunnen  Tala  zwischen  Sanddünen  finden.  Wir 
trinken  gierig,  essen  etwas  Brod  und  halten  \  Stunde  Rast,  da 
wir  Alle  sehr  erschöpft  waren.  Wir  nähern  uns  einer  Ebene 
mit  zahlreichen  Etelbäumen  und  Gebüschen,  zur  Linken  haben 
wir  die  Bergreihe  jetzt  ganz  nahe.  Eine  Tuarik-Karawane  zieht 
mit  uns  denselben  Weg;  stattliche  Leute;  einzelne  Reiter  sind 
reich  gekleidet;  wir  begrüssen  uns.  Um  3^  Uhr  machen  wir 
einen  kurzen  Halt. 

9.  October.  Ankunft  in  Ghat.  3^  Nachmitttag  wird  ein 
kurzer  Aufenthalt  gemacht,  um  bessere  Kleider  anzulegen,  denn 
mit  unseren  schmutzigen  Reisekleidern  können  wir  uns  nicht  in 
Ghät  sehen  lassen.  Die  Hitze  ist  furchtbar;  zahlreiche  Dünen  in 
der  Nähe.  Um  5  Uhr  brachen  wir  wieder  auf  über  eine  weite 
Ebene  von  Lehmboden.  Wir  ziehen  an  dem  Berge  Kokumen  vor- 
über, an  den  sich  die  Stadt  anlehnt.  Dieselbe  sieht  ganz  grau 
aus,  da  sie  aus  Lehm  gebaut  ist,  jedoch  macht  sie  einen  hüschen 
Eindruck,  denn  oben  auf  den  Mauern  sind  zackige  Linien  und  in 
der'  Mitte  auf  einem  erhabenen  Punkt  weht  eine  türkische  Fahne. 
Es  kommen  uns  die  Freunde  Sammit's  entgegen.  Dieser  war 
vorausgeritten ,  um  den  früheren  Sultan,  jetzt  Kaimakam  Safi  zu 
begrüssen,  so  dass  ich  mit  einem  Führer  allein  die  Stadt  betrat 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


229 


Einige  Neugierige  erwarteten  mich  um  Thor.  Mt:in  Gepäck  wurde 
von  Soldaten  in  Sammit's  Haus  getragen.  Eine  Menge  Tuärik 
kam,  mich  zn  sehen.  Vor  allen  fanden  sich  meine  Freunde  von 
Tripolis,  Mohammed  Dedekora  and  ein  junger  Mann,  den  ich 
ebenfalls  in  Tripolis  wegen  Hustens  mit  Medicin  versehen  hatte, 
Hassan  von  Tunin,  welcher  unter  einem  Scherif  steht,  bei  mir 
ein.  Ich  schlief  mit  Sammit  im  Hofe  des  Hauses,  denn  alle 
Zimmer  waren  voll  Waaren. 

10.  October.  Zahlreiche  Besuche  von  Tuärik.  Man  glaubt, 
ich  bliebe  nun  stets  in  der  Stadt  als  Militärarzt. ,  Sammit  ver- 
sichert stets,  ich  sei  Moslem.  Er  hat  schon  mit  dem  Scherif 
von  Tunin  gesprochen,  der  mich  ins  Hoggar-Gebirge  bringen  will, 
meint  aber,  ich  soll  sogleich  aufbrechen,  bevor  es  in  der  Stadt 
bekannt  werde.  Er  will,  mit  mir  bis  zum  Berge  Eliman  gehen, 
denn  dort  seien  die  Medicinkräuter.  Mohammed  Dedekora  theilt 
mir  mit,  dass  ein  grosser  Fels  hier  in  der  Nähe  voll  Inschriften 
des  Tefinagh  sei;  er  kennt  alle  Stellen  und  hat  viele  Freunde. 
Er  sagt,  er  könne  sogar  die  Fusstapfen  unterscheiden  von  Hoggar 
und  Asgar,  denn  erstere  gehen  sehr  auswärts.  Die  Imanan  zählen 
jetzt  nur  noch  2  Männer  und  7  Frauen,  denn  von  den  noch 
vorhandenen  Männern  wurden  von  den  Oragen  im  letzten  Kampf 
5  getodtet.  Die  Imanan  waren  hier  früher  als  die  Tuärik,  wurden 
mit  der  Zeit  aber  von  den  Stärkeren  unterjocht.  Mohammed 
Dedekora  hat  den  direkten  Weg  von  hier  nach  Sokoto  gemacht.  — 
Alle  Tuärik  haben  nur  eine  Frau,  selbst  keine  Sklavinnen.  Die 
Iman  haben  die  schönsten  Frauen.  Dedekora  heisst  der  Grosse 
in  der  Ghadamsi-Sprache. 

Ich  miethete  ein  Haus,  welches,  freilich  nur  für  die  Zeit 
eines  Marktes,  40  Realen  kostet. 

11,  October.  In  der  Frühe  kommt  unsere  Karawane  in 
Ghat  an  und  ich  gehe  vor  das  Thor  hinaus  ihr  entgegen.  Alle 
sind  recht  freundlich  gegen  mich.  Von  Mohammed  Bü  Sefi  kaufen 
wir  Datteln.  Dedekora  theilt  mir  Näheres  mit  über  die  Er- 
mordung Dournenux  Dupere's.  Er  wurde  auf  dem  westlichen 
Wege  nach  Ghat  zwischen  el-Moilah  und  Temassiuin  in  der  Ham- 
mäda  getodtet.  Die  vier  Ifogas,  welche  mit  ihnen  von  Ghada- 
mes  kamen,  hatten  seine  Ermordung  schon  vorher  geplant.  Auf 
der  IIa  mm  Ada  in  einem  Zelt  warteten  vier  andere  Ifogas;  als 
die  Reisenden  sich  ihnen  näherten,  wollte  der  Kaufmann  Joubert 
sein  Gewehr  ergreifen,  seine  Ifogas- Begleiter  aber  beruhigten  ihn, 
indem  sie  sagten,  dass  es  Leute  von  Ichenuchen  wären.  Hierauf 
Hess  dieser  sich  beschwichtigen  und  wurde  sogleich  niedergehauen. 
In  Folge  dessen  wollte  der  Arzt  Dupere  fliehen,  wurde  aber  so- 
gleich eingeholt  und  getodtet,  da  er  keine  Waffe  zur  Hand  hatte. 
Unter  den  Mordern,  und  zwar  unter  jenen,  die  im  Hause  warteten, 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary 


soll  ein  Cbainta  gewesen  sein.  Die  Franzosen  wussten  von  dem 
Streite  zwischen  Ifogas  und  Ichenuchen.  Man  sagte  mir,  dass  sie, 
selbst  wenn  sie  mit  Ketama  gegangen  waren,  wohl  auch  getödtet 
worden  waren.  Der  Kaufmann  Joubert  starb  also  zuerst,  darauf 
sein  Begleiter,  der  fliehen  wollte;  beide  waren  sogleich  todt.  — 
Wenn  ein  Tuarik  etwas  eidlich  versichert  und  sein  Wort  wirklich 
hält,  so  berührt  er  mit  der  rechten  Hand  dreimal  die  Stirn. 
Alle  Tuarik  haben  diese  Sitte,  die  timmi  heisst.  Dies  ist  not- 
wendig beim  Aman-geben,  sonst  kann  man  sich  auf  das  Wort  der 
Tuarik  nicht  verlassen. 

Steingräber  giebt  es  eine  Menge  hier  in  der  Gegend,  selbst 
auf  dem  Berge  Kokumen,  sie  heissen  auf  arabisch  Kobb'  er  Rum, 
in  der  Sprache  der  Tuarik  Ed  debeni;  es  sind  Turnuli,  in 
welchen  die  Leichen  sitzend  begraben  worden  sind.  Ghat,  Hog- 
gar  und  Tadrart  sind  voll  davon.  Senam  giebt  es  nirgends  im 
Lande,  ein  Araber  versichert  mir  aber,  solche  in  Fezzän  und 
Zuila  gesehen  zu  haben.  In  den  Bddebeni  findet  man,  nach  der 
Aussage  Dedekora's,  manchmal  einhenklige  Krüge  mit  langem 
Halse,  sonst  aber  keine  Alterthümer.  —  Der  kleine  Sohn  des 
Egebeker  kommt  zu  mir  ins  Haus  und  begehrt  durchaus  einen 
Tuchburnuss;  er  ist  sehr  ungehalten,  dass  ich  ihn  abweise.  Sein 
Vater  ist  der  Mörder  des  Fräulein  Tinne*). 

Der  Kaimakara  liess  mich  rufen,  um  mir  über  die  Persön- 
lichkeiten des  Landes  Aufschluss  zu  geben,  war  aber  nicht  zu 
Hause,  als  ich  zu  ihm  kam.  Mein  Freund  von  Tunin  sagt  mir, 
die  Asgar  alle  zusammen  zählten  nur  800,  die  Hoggar  1000 
Männer,  während  früher  die  Asgar  zahlreicher  waren. 

12.  October.  Ich  gehe  mit  Hassan  nach  Tunin,  welches  ganz 
nahe  im  Norden  der  Stadt  liegt.  Es  ist  ein  Dorf  für  sich;  die 
Einwohner  sind  aber  den  Hoggar  befreundet.  Deshalb  kann  auch 
ein  Junge  von  Tunin  sich  nicht  nach  Ghät  wagen;  er  würde  von 
allen  Kindern  dieser  Stadt  geprügelt  werden.  Dagegen  sind  die 
Scherfa  in  grossem  Ansehen.  Sie  stammen  von  Tuat.  In  dem 
von  Palmbäumen  beschatteten  Garten  sah  ich  zwei  Orangen-  und 
Citrouen-Bäume,  die  der  Scheich  erst  seit  3  Jahren  von  Tripolis 
hierher  gebracht  hatte ;  der  eine  Stamm  starb  ab,  der  andere  aber 
war  hoch  aufgeschossen  und  voller  Orangen,  die  schon  theilweise 
gelbe  Farbe  hatten.  Das  Bäumchen  wächst  sehr  schnell.  Die 
Feigenbäume  tragen  soeben  Früchte,   die  aber  noch  sehr  klein 


*)  Als  Haupimörder  wird  Bü  Sefi  'Otmftn  bezeichnet  Vergl.  den  aus- 
führlichen Bericht  über  die  Ermordung  der  Fräulein  Alexandrine  Tinne  in 
Nachtigal's  „Saharft  und  Südftn".  Thl.  I.  8.  468  ff.  Nachtigal,  welcher  alle 
bei  der  Ermordung  der  Fräulein  Tinne  betheiligten  Personen  namentlich 
auffährt,  nennt  den  Namen  Egebeker  nicht.  Sollte  hier  also  nicht  ein 
Irrthum  E.  v.  Bary 's  obwalten?  Red. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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»iud.  Granatäpfel  giebt  es  in  Menge;  die  Früchte  sind  aber  weiss 
*utt  roth.  Weinstöcke  werden  über  horizontale  Gitter  in  einer 
Höhe  von  3  Fuss  vom  Boden  gezogen.  Brombach  wächst  hier  wild 
und  trägt  enorm  grosse  Blätter.  Mein  Begleiter  erzählte  mir, 
dass  wenn  es  regnet,  der  Regen  meist  von  S.  komme,  hier  und 
da  aber  auch  von  N.  In  einer  Quelle  von  Tunin  und  den 
Berieselungsgräben  findet  sich  Melania  teberodata  in  grosser  Menge 
meist  in  kleinen  Exemplaren.  Ich  bemerkte  dort  auch  eine 
Libellula  mit  feuerrothem  Leib  und  die  Hinterflügel  im  Grunde 
orangengelb. 

Auf  dem  Heimwege  vom  Garten  sah  ich  in  der  Ferne  die 
Hätten  des  Ichenuchen  und  diesen  selbst  davor  sitzen;  er  zählt 
jet*t  102  Jahre.  Sein  rechtmässiger  Nachfolger  ist  Kelala,  dieser 
aber  sehr  schwach,  mehr  ein  Marabut;  desshalb  hat  Egebeker 
den  grössten  Einfluss.  Als  die  Araber  vom  Wadi  Schati  gegen 
Hoggar  zogen,  lieferten  sie  ihm  eine  Schlacht  beim  Berge  Tifedest. 
Trotz  der  Niederlage  haben  die  Hoggar  doch  noch  mehr  Beute  in 
Händen,  und  dies  ist  der  Grund,  weshalb  Ichenuchen  noch  nichts 
vom  Frieden  wissen  will,  weil  er  all  sein  Hab  und  Gut  und  dazu 
zwei  seiner  Söhne  verloren  hat.  —  Der  Kaimakam  hatte  von 
mein».- in  Spaziergange  nach  Tunin  gehört  und  schickte  sofort  zu 
mir,  um  mich  zu  warnen,  nicht  vor  die  Thore  der  Stadt  ohne 
Begleitung  von  einem  Soldaten  hinauszugehen,  da  den  Tuärik 
nicht  zu  trauen  sei.  Wo  auch  immer  ich  hingehen  wollte,  sollte 
ich  es  ihm  sagen,  und  würde  er  mir  dann  eine  Begleitung  mit- 
geben. Abends  ging  ich  zu  ihm  und  fragte  ihn,  ob  er  die  In- 
schriften auf  den  Bergen  lesen  könne.  Er  meinte,  meistens  sei 
nichts  anderes  zu  lesen  als:  „ich,  der  oder  der,  Sohn  des  oder 
des,  bin  hier  gewesen u;  oder  über  einem  Brunnen:  „Dieser 
Brunnen  hat  Wusser  genügend  für  so  und  so  viele  Kumeele,  ich 
oder  dieser  Brunnen  dauern  das  ganze  Jahr".  Duveyrier  soll 
eine  Inschrift  gelesen  haben,  in  der  geschrieben  stand,  „hier  ist 
Wasser  unter  dem  Felsen". 

Die  Reinsten  vom  Blute  der  Tuärik  sind  die  AueHmidden, 
die  auch  die  zahlreichsten  sind.  Sie  liegen  jetzt  im  Kampfe 
unter  einander.  Im  Kriege  zwischen  Hoggar  und  Asgar  haben 
letztere  viel  Leute  verloren.  Jetzt  grade  wollen  die  Leute 
Ichenuchen's  gegen  Hoggar  ziehen  und  warten  nur  noch  auf  die 
Araber  von  Schati. 

Der  Kaimakam  zeigte  mir  einen  Crinoiden-Stiel,  in  der  Nähe  von 
Ghät  gefunden.  Der  Berg  Udan  soll  Gold  enthalten,  die  Tuärik 
nieinen  aber,  nur  die  Christen  verständen  dasselbe  zu  holen. 

'Othmuii,  Neffe  des  Ilatita,  kommt  zu  mir  in's  Haus,  be- 
gleitet von  Egebeker.  Ersterer  verlangt  von  mir  100  Thaler  und 
sein  Begleiter  50.    Auf  meine  Bemerkung,   warum  ich  so  viel 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


suhlen  solle,  meint  'Othman,  ilass  ich  nicht  für  meine  Waaren, 
sondern  für  meinen  Hals  zu  zahlen  habe.  Ich  jagte  den  Unver- 
schämten fort  und  erklärte  ihm,  dass  dies  jetzt  nicht  mehr  sein 
Land  sei,  sondern  dem  Sultan  gehöre,  was  ihn  sehr  ärgerte.  So 
oft  ein  Tuarik  vom  Sultan  spricht,  pflegt  er  Sand  auf  seine  Hand 
zu  legen  und  ihn  fortzublasen.  Dem  kleinen  Sohn  des  Safid 
schenkte  ich  eine  kleine  Pistole  mit  Knallpapier,  welche  ihm 
sehr  gefiel,  dem  Vater  aber  Thee  und  Cigarren  und  später  einen 
Burnuss. 

13.  October.  Besuch  von  meinem  Freunde  Hassan  aus  Tonin. 
Er  leidet  vom  Fieber,  ich  gab  ihm  Chinin.  Es  herrscht  im  Ganzen 
viel  Fieber  in  der  Gegend.  Egebeker  hält  zu  Ichenuchen,  da  er 
dessen  Tochter  zur  Frau  hat;  stirbt  dieser,  so  ist  Kelala  von 
Rechtswegen  Chef,  allein  dieser  ist  so  sanft  und  mild,  dass  er 
gar  keinen  Einfluss  hat,  wogegen  Egebeker  durch  seine  Roheit  von 
Allen  gefürchtet  ist  und  deshalb  den  grossten  Einfluss  hat.  Die 
Friedensbestrebungen  scheitern  an  dem  Widerstande  Ichenuchen's, 
der  zwei  Söhne  und  viel  Hab  und  Gut  verloren  hat.  Heute  kamen 
viele  Mädchen  vor  meine  Thür;  ich  schenkte  ihnen  kleine  Schmuck- 
gegenstände, was  sie  nur  um  so  gieriger  machte;  man  kann  sie 
nicht  zufrieden  stellen.  Die  Alten,  denen  ich  nichts  gab,  nannten 
mich  Kafir  beim  Fortgehen.  Mittags  ging  ich  zum  ersten  Mal 
in  die  Moschee,  die  ebenfalls  von  Lehm  gebaut  und  niedrig  und 
inwendig  schmutzig  ist;  sie  war  gedrängt  voll.  Die  Leute  guckten 
mich  an,  sagten  aber  nichts.  Sammit  wollte  mich  begleiten,  war 
aber  im  letzten  Moment  nicht  zu  finden. 

17.  October.  Nach  den  Angaben  meines  Freundes  Dedekora 
wohnen  in  Ghät  vier  Stämme,  nehmlich: 

1.  Ihadschenen,  bestehend  aus  den  drei  Stämmen: 

a.  Ait  Tedschenen  Hana;  dieselben  sind  zahlreich, 

b.  Ait  el  Mocbtar,   mit  nur   wenig  Leuten;    von  ihnen 
stammt  Safid, 

c.  Ait  Hamuden. 

Alle  diese  Ihadschenen  stammen  aus  Tinylkum. 

2.  Kel  Rhapsa;  auch  sie  stammen  aus  Tinylkum,  gehören 
aber  nicht  zu  den  Ihadschenen.  In  alter  Zeit,  bevor  diese 
Stämme  nach  Ghät  kamen,  war  diese  Stadt  von  den  Imekamesen 
und  Kel-tellek  besetzt,  von  denen  es  noch  einige  Reste  in  der 
Stadt  giebt*).  Die  genannten  vier  Stämme  kamen  nach  Gh&t  nach 
der  Zeit  des  Propheten  und  fanden  daselbst  die  beiden  Stämme 
Imekamesen  und  Kel-tellek  vor.  Der  frühere  Wohnsitz  der 
Imekamesen  vor  der  Zeit  des  Propheten   war  HÜ  elberes  gani 


*)  Bei  H.  Barth,  Reisen  I.,  8.  257:  Kel-tellek  und  Makamnmmaseu. 

Red. 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


233 


nahe  der  Stadt;  die  Kel-tellek  aber  wohnten  früher  in  Angaian 
ebenfalls  in  der  Nähe  der  Stadt;   dort  befand  sich  eine  Festung. 

15.  October.  Heate  ist  der  dritte  Tag,  der  wie  immer 
Gibli  hat,  weshalb  der  Himmel  ganz  grau  umwölkt  ist  und  rings- 
um auf  der  Gegend  Nebel  zu  liegen  scheint.  Die  Leute  sagen, 
es  sei  oft  so  in  Ghät.  Der  Barometer  zeigte  am  13.  698  mm, 
am  14.  696mm  und  heute  694mm  um  10  Uhr  früh;  der  Thermo- 
meter 26°  C.  im  Schatten.  Alle  Leute  fühlen  sich  krank,  klagen 
über  Abgeschlagenheit  in  allen  Gliedern,  Viele  haben  Conjuncti- 
vitis. Mittags  grosser  Sandsturm.  Bar.  692  mm,  heftiger  Süd- 
wind; Alles  ist  in  grau  gehüllt,  man  sieht  selbst  von  meiner 
kleinen  Terasse  aus  die  nächsten  Häuser  nicht  mehr,  und  in  den 
Augen  fühlt  man  schmerzhaft  den  Sandstaub;  es  blitzt  im  Süden, 
und  so  bald  der  Sturm  etwas  nachlässt,  regnet  es  heftig,  aber  nur 
wenige  Minuten.  —  Der  Onkel  Hassan's  von  Tunin  sagt  mir,  es 
gebe  einen  gewissen  Baum  mit  eisenhartem  Holz,  der  ausschliess- 
lich auf  dem  Berge  Udan  vorkommt,  selbst  nicht  im  Sudän. 

Nachmittags  erhalte  ich  Besuch  von  Mohammed  Tini,  dem 
jungem,  der  von  mir  Medicin  will.  Ich  zeige  ihm  das  Buch  von 
Rohlfs,  die  Zahlen  sind  correct.  Tini  hat  Sklaven  als  Commis  in 
Timbuktu,  Kano,  Kuka  und  Adamaua.  Er  meint,  wenn  ich  zu 
den  Hoggar  kommen  konnte,  so  sei  dies  der  nächste  Weg  nach 
Timbuktu;  ein  anderer  Weg  geht  direkt  nach  W.,  ist  aber  wegen 
der  räuberischen  Auelimmiden  sehr  gefährlich.  Der  sicherste  ist 
immer  durch  den  Sudän,  aber  auch  der  längste. 

16.  October.    Heute  erfuhr  ich,   dass  eine  grosse  Karawane 
aus  Algier  nach  Ghadämes  angekommen  sei;   darunter  seien  drei 
Franzi iso n  mit  einem  Diener,  der  Moslem  ist;   sie  wollen  nach 
Hoggar  und.  sollen  viel  Waaren  mitgebracht  haben.  Egcbeker 
und  Hadsch  Esch  Schech  ist  eine  und  dieselbe  Person.  'Othman 
und  Ufenait  sind  Kinder  der  Schwester  des  Hatita,  und  darauf 
gründen  sich  die  Ansprüche  'Othman's,   der  alle  Engländer  und 
Deutsche  unter  seinen  Schutz  nehmen   will.     Heute   Hess  mich 
Safi  rufen,   ich  traf  dort  Hadsch  Mustafa  Sammit,  'Othman  und 
drei  andere  Tuarik.    Safi  erklärte  mir  in  etwas  feierlicher  Weise, 
dass  die  Tuarik  unter  sich  übereingekommen  seien,  dass  'Othman 
das  meiste  Recht  auf  mich  habe;   ich  sollte  daher  diesem  ebenso 
viel  geben  als  die  Ghadamesiner;  da  er  keinen  Burnuss  will,  son- 
dern Geld,  so  meint  Sammit,  dass  ich  10  Thaler  geben  solle.  'Oth- 
man erklärt  sich  bereit,  morgen  mit  mir  nach  Mihero  aufzubrechen, 
ich  will  aber  abwarten,  ob  nicht  von  anderer  Seite  noch  Anspruch 
gemacht  wird,   damit  nicht  etwa  auf  dem  Wege  mir  Hindernisse 
in  den  Weg  treten.    'Othman  trägt  den  Stempel  eines  Spitzbuben 
im  Gesicht,  seine  schiefen,  blinkenden  Augen  erinnern  an  Japanesen. 
Sein  Bruder  soll  ganz  das  Gegentheil  sein,  ein  ausgezeichneter 


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234  Tagebuch  dea  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

Mensch  in  jeder  Hinsicht;  allein  die  Hoggar  haben  ihn  so  schwer 
verwundet,  dass  er  Zeitlebens  nicht  mehr  gesunden  wird;  ich  will 
ihn  morgen  besuchen  in  Begleitung  von  'Othman.    Heute  ging  ich 
mit  Letzterem  zu  Ichenuehen,  traf  ihn  aber  nicht  zu  Hause.  Et 
war  in  Tunin.     Hoffentlich  kann  ich  fortgehen  bevor  die  Fran- 
zosen kommen,  damit  es  kein  Gerede  bringt,  was  ihnen  und  mir 
schaden  würde.    Dedekora  erklärt  mir,  das  ich  jetzt  alle  Rechte 
eines  Moslem  habe,  kein  Moslem  würde  es  wagen,  nachzusehen, 
ob  ich  beschnitten  sei  oder  nicht;  wie  dieselbe  gemacht  sei,  wäre 
ganz  gleichgiltig.    Ich  besuchte  Mohammed  Dedekora  in  seinem 
Hause.     Er   besitzt   den    Ibn   Chaldun    und    Bochari   und  viele 
andere  Bücher.    Mein  Koran  gefallt  ungemein  und  Mehedi  wünscht 
sich  sehr  einen  solchen,   wie  ich  habe;   er  wollte  ihn  um  jeden 
Preis  kaufen.    Heut  am  Tage  viel  Wind  und  Regen.     Ich  sah 
einige  Tibbu,  die  auf  eine  Ghazia  warten;  hoffentlich  aber  kommt 
sie  nicht  zustande.    Die  Leute  sehen  hässlich  aus,  tragen  grosse 
Lederschilde;  alle  sind  schwarz,  haben  einen  grossen  Mund,  und 
sind  au  Statur  kleiner  als  die  Tuärik.     Ich  gab  heute  meinem 
Freunde  Mohammed  Dedekora  einige  Kleinigkeiten  zum  Geschenk, 
da  er  mir  so  viel  und  so  oft  in  meinen  Erkundigungen  über  den 
Süden  und  alle  Gegenden  ringsum  hilft;  ich  gab  ihm  rotes  und 
weisses  Tuch  um  den  Turban  zu  winden,  ein  Messer,  drei  Streifen 
Seife  und  eine  Schachtel  mit  Wachsstreichholzern.    Er  war  sehr  zu- 
frieden, und  ich  bin  überzeugt,  dass  er  mir  von  Herzen  zugethau 
ist.     Er  gestand  mir  im  Geheimen,  dass  er  vielleicht  selbst  nach 
Air  gehen  würde,  nachdem  der  Markt  vorüber  sei,  dann  mache  er 
mich  mit  seinen  Freunden  bekannt,  auf  diese  Weise  konnte  ich 
sicher   den   direkten  Weg   nach  Westen  durch   das   Gebiet  der 
Auelimmiden  antreten.    Es  sei  jetzt  nirgends  Krieg,  so  dass  kaum 
Schwierigkeiten  zu  erwarten  seien.   Die  ghadamesinischen  Katifleute 
würden   mir  schon  Geld  vorschiessen,  ich  soll  nicht  Thaler,  son- 
dern das  landesübliche  Geld  im  Süden  nehmen,  das  komme  viel 
billiger.  —  Heute  Nacht  K)1^  Uhr  Bar.  604. 

17.  October.  Um  11  Uhr  Vormittags  Bar.  696,  27  °  C.  in» 
Schatten.  Schönes  Wetter.  Nachmittags  kamen  'Othman  und 
Ufeuait.  Letzterer  verlangte  von  mir  auch  die  Aäda  and  'Oth- 
man meinte,  ich  solle  ihm  etwas  geben,  denn  Beide  seien  Scheichs; 
da  mir  aber  Safi  ausdrücklich  erklärte,  ich  hätte  nur  dem  einen 
etwas  zu  geben,  wies  ich  die  Forderung  ab.  Dadurch  entstand 
ein  unangenehmes  Gezänk  zwischen  Beiden,  das  ich  damit  endete, 
dass  ich  sie  aufforderte,  mit  mir  zum  Kaimakam  zu  gehen,  was 
sie  auch  thaten.  Wir  trafen  denselben  auf  der  Strasse  mit  vielen 
Freunden,  unter  denen  auch  Sammit,  auf  einer  Lehmbank  sitzend. 
Sobald  wir  uns  näherten,  Hessen  sie  mich  allein.  Ich  ging  auf 
Safi  zu  und  erzählte  ihm  die  Sache,  worauf  er  beruhigend  mir 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


235 


versicherte,  ich  hätte  nur  'Othman  etwas  zu  geben,  sonst 
Niemandem.  Nach  und  nach  kamen  die  andern  Scheichs  hinzu, 
ohne  jedoch  ein  Wort  über  unsere  Angelegenheit  zu  sprechen. 
Von  dort  ging  ich  mit  'Othman  und  einem  Unteroffizier  und  einem 
Soldaten  zu  Sidi  Mohammed,  dem  Bruder  'Othman's,  der  im 
Kampfe  mit  den  Hoggar  schwer  verwundet  worden  war  und  seit 
dieser  Zeit  immer  krank  liegt;  er  hatte  eine  Schusswunde  im 
Hodensack  und  einen  Schwerthieb  im  Hals  und  Arm,  war  aber 
vor  allem  vom  Fieber  heruntergebracht.  Ich  verlangte,  dass  er 
in  die  Stadt  ziehe  und  seine  elende  Hütte  verlasse  und  verordnete 
warme  Bäder;  ausserdem  werde  ich  ihm  Medicin  geben.  Auf  dem 
Heimwege  besuchte  ich  Ichenuchen,  den  uralten  Scheich.  Ein 
Mädchen  oder  eine  Frau  sass  verhüllt  neben  ihm.  Fr  sprach  viel 
von  den  Franzosen  und  meinte,  Preussen  und  Kussland  seien  zu- 
sammen gegen  Frankreich,  wir  seien  immer  in  Verbindung  mit 
den  Hussen ,  auch  seien  wir  gegen  den  Sultan.  Meine  Ver- 
sicherung des  Gegenteils  glaubte  er  nicht  und  lächelte  immer  in 
etwas  kindischer  Weise.  Ich  ging  bald,  da  der  Scheich  der 
Tuärik  von  Fezzän  eintraf.  Auch  warten  die  Tibbus  hier  auf  die 
Ghazia,  über  deren  Zustandekommen  die  verschiedensten  Meinungen 
herrschen;  für  mich  wäre  allerdings  der  Friede  von  ganz  un- 
gemeinem Vortheil.  Abends  schickte  ich  Safi  eine  Flasche 
Lawendelwasser  und  ein  elegantes  Riechfläschchen. 

18.  October.  Am  frühen  Morgen  von  der  Terrasse  aus  sah 
ich  auf  dem  freien  Platze  im  Süden  der  Stadt  die  Tuärik  in  ihren 
dunkelblauen  Gewändern  vor  ihren  Strohhütten  liegen,  die  langen 
Speere  vor  ihnen  im  Sande  stecken.  Oft  lagern  sie  auch  auf  den 
zahlreichen  Dünen,  die  sich  im  Osten  der  Stadt  hinziehen. 
Grosse  Herden  kleiner  Ziegen  gehen  auf  die  Weide  von  einem 
Sklaven  begleitet.  Die  Frauen  gehen  zu  den  Quellen,  deren  es 
eine  Menge  in  der  Umgebung  giebt,  und  holen  in  grossen  runden, 
bombenähnlichen  Krügen  Wasser;  andere  Sklaven  treiben  Esel 
vor  sich  her,  um  Mist  in  die  Gärten  zu  bringen.  Der  Himmel 
ist  ebenso  wie  bei  uns  im  Sommer  nicht  wolkenrein.  Heute  kam 
Othman  zu  mir  und  empting  7  Thaler  (=  1 1  Keal)  als  die 
bestimmte  Abgabe  für  Jeden,  der  von  Tripolis  hierher  kommt; 
kommt  er  aus  Algier,  so  gehört  er  in  den  Bereich  Ichenuchen's. 
Ich  zahlte  dieselbe  Abgabe  wie  die  Ghadamesiner  und  verdanke 
dies  Safi,  da  ich  darauf  bestand,  wie  die  anderen  Moslems  be- 
handelt zu  werden.  Dem  Bruder  'Othman's  schickte  ich  heute 
i'illen.  Später  kamen  zwei  Ifogas  zu  mir,  der  eine  am  Fieber, 
der  andere  an  den  Augen  leidend.  Einer  von  ihnen  versicherte  mir, 
er  habe  mich  bis  jetzt  noch  nicht  gesehen,  nur  von  mir  gehört; 
ich  sei  ein  hübscher  Mann  und  habe  ein  gutes  Herz;  ich  gab 
ihnen   nämlich  Medicin.    Derselbe  hatte   auch   die  Franzosen  in 


230 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Cihadames  gesehen  und  diesen  abgeraten  von  dem  Wege  nach 
Ghät.  Um  12  Uhr  Mittags  Bar.  694,  C.  30°.  Nachmittags  ging 
ich  mit  einem  türkischen  Unteroffizier  um  die  Stadt  und  besuchte 
den  Berg  Kokumen,  der  mit  seiner  Südseite  eben  die  Stadt  über- 
ragt. Ich  fand  zahlreiche  kleine  Tumuli  aus  Bruchsteinen  auf- 
gehäuft, in  der  Mitte  mit  grossen  Steinen  ausgekleidet  und  mit 
einem  grossen  Stein  zugedeckt.  Die  meisten  waren  geöffnet,  weil 
man  nach  Schätzen  gesucht  hatte.  Die  Knochen  lagen  überall 
umher,  selbst  ganze  Gerippe  sahen  hervor.  Diese  Tumuli  finden 
sich  in  grosser  Zahl  auf  dem  Kokurnen,  der  früher  vor  der  Ent- 
stehung von  Ghät  bewohnt  gewesen  sein  soll.  Diese  Hügel 
haben  5  —  6  Fuss  Durchmesser  und  etwa  4  Fuss  Hohe.  Der 
ganze  Bergrücken  ist  fast  kahl,  nur  die  gelbe,  vertrocknete  Pflanze 
Et  Hichen  fand  ich  überall. 

19.0ctober.  Sammit's  Kamele  gehen  nach  Fezzan  auf  die  Weide, 
deshalb  muss  ich  die  meinigen  jetzt  in  der  Stadt  behalten,  während 
sie  seither  mit  jenen  zusammen  gehütet  wurden.    Heute  Regen. 

20.  October.  In  aller  Frühe  ging  ich  vor  die  Stadt  hinaus, 
wo  auf  einem  freien  Platz  gebetet  wurde.  Alles  war  im  grössten 
Staat,  auch  war  die  Garnison  ausgerückt  und  die  Kanonen  wurden 
abgefeuort.  Viele  Leute  kamen  zu  mir  ins  Haus,  wünschten  mir 
guten  Feiertag  und  erwarteten  von  mir  ein  Geschenk.  Soldaten 
brachten  eine  Schüssel  mit  etwas  süssem  Teig;  ich  kostete  nur 
einen  Löffel  davon  und  zahlte  Jedem  eine  Kleinigkeit,  worauf  die 
Schüssel  weiter  wanderte.  Mittags  ging  ich  in  die  Moschee. 
Nach  dem  Gebet  sah  ich  im  Hofe  Idukr,  der  geleitet  wurde  von 
meinem  Freunde  Mohammed  Dedekora  von  der  Sauja  Medenia. 
Nachmittag  \0  Uhr  Bar.  692,  C.  34°,  Himmel  umwölkt.  Auch 
heute  kommen  viele  Heuschrecken.  Meine  guten  Freunde,  z.  B. 
Tini  und  Abd-es-Salam  kommen  alle  zu  mir,  um  mir  guten  Feier- 
tag zu  wünschen.  Spat  Abends  wurde  ich  zum  kranken  Egebeker 
gerufen,  der  am  Typhus  danieder  liegt.  Seine  hässliche  Physiognomie 
war  durch  die  Krankheit  und  die  Delirien  noch  mehr  entstellt. 
Aus  Vorsicht  gab  ich  ihm  keine  Medicin,  damit,  wenn  er  stirbt, 
man  nicht  sagen  könne,  ich  hätte  ihn  vergiftet.  Es  ist  auffallend, 
wie  alle  Teilnehmer  am  Morde  des  Fräulein  Tinne  zu  Grunde  gehen. 

21.  October.  Heute  kam  'Othman  und  versprach,  alles  auf- 
zubieten, um  mich  auf  der  Reise  zufrieden  zu  stellen;  ich  möchte 
ihm  aber  die  3  Thaler  für  den  Diener  voraus  geben.  Ich  Hess 
ihn  lange  bitten  und  erst  am  Abend,  als  er  mit  seinem  Bruder 
bei  mir  gegessen  und  versprochen  hatte,  nie  mehr  etwas  von  mir 
zu  verlangen,  gab  ich  ihm  das  Geld  zu  seiner  grossen  Freude. 
Dieser  Mensch,  welcher  mir  anfangs  so  roh  vorkam,  ist  jetzt 
ganz  manierlich  geworden,  und  ich  zweifle  nicht,  dass  er  sich 
unterwegs  gut  benehmen  wird.    Ich  besuchte  heute  Abd-es-Salam, 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


237 


wo  ich  Hadsch  Admed,  den  Ghadamesiner,  antraf;  beide  sind 
sehr  befreundet  mit  mir,  vielleicht  weil  sie  beide  den  Arzt 
brauchen.  Als  Sammit  erfuhr,  ich  reise  mit  'Othman,  so  schickte 
er  zu  mir  und  liess  mich  bitten,  ich  mochte  ihm  eine  schrift- 
liche Erklärung  lassen,  dass  er  mich  wohlbehalten  hierher  ge- 
bracht habe.  £r  befürchtete  offenbar,  ich  möchte  nicht  wieder- 
kommen, und  die  Verantwortung  dafür  möchte  auf  ihn  fallen, 
lloffentlich  hat  er  sich  geirrt.  Abends  11  Uhr  Bar.  698,  Starker 
Regen,  C.  24°. 

Hier  folgt  der  Bericht  über  v.  Bary's  Reise  in  das 
Wadi  Mihero,  welcher  im  XII.  Bande  (1877)  dieser 
Zeitschrift  S.  174  ff.  von  dem  Reisenden  zur  Veröffent- 
lichung ausgearbeitet  worden  ist.  Nach  seiner  Ruck- 
kehr am  11.  November  heisst  es  in  seinen  Tagebuch- 
Notizen  wie  folgt: 

12.  November.  Wiederum  erschienen  Tuarik,  um  Bubekr's 
Ansprüche  an  mich  zu  erneuern,  indem  er  erklärte,  dass  die  englische 
Expedition  seinen  Verwandten  etwas  gegeben  habe,  ich  daher  ein 
Gleiches  thun  müsse.  Ich  liess  ihm  sagen,  ich  sei  mit  den  Ghada- 
mesinern  in  der  gleichen  Lage ;  diese  bezahlten  ihm  je  einen  Thaler, 
und  sei  auch  ich  dazu  bereit.  Damit  endeten  diese  neuen  An- 
sprüche. 

13  — 16.  November.  Stani  hat  den  ganzen  Tag  über  zu  kochen, 
da  ich  noch  recht  matt  bin.  'Othmun  kehrt  zurück  nach  Tintorha, 
da  man  einen  Einfall  der  Hoggar  fürchtet,  nachdem  die  Asgar 
den  Taitaks  5  Leute  getötet  und  ihre  Kameele  weggenommen 
haben.  —  Ich  hatte  Briefe  für  Tripoli  hurgerichtet,  da  Tini  mir 
gesagt,  es  ginge  ein  Eilbote  nach  Ghadames,  nun  aber  höre  ich, 
dass  in  wenig  Tagen  die  Ghadamesiner  selbst  heimkehren.  —  Die 
Uoggar  fielen  über  Djanet  her  und  nahmen  den  Ihadanaren  ihre 
Kameele  weg.  —  Mein  Freund  Hassan  von  Tunin  liegt  ebenfalls 
im  Fieber;  ich  schicke  ihm  Chinin. 

17.  Freitag.  Ich  ging  zur  Moschee.  Es  sagt  nun  Niemand 
mehr  ein  Wort  darüber.  Glücklicherweise  habe  ich  endlich  Opium 
aufgetrieben,  wenn  auch  sehr  theuer;  ich  erhole  mich  nun  rasch, 
so  dass  ich  ausgehen  kann.  'Othman  kam  zurück  und  besuchte 
mich  heut. 

18.  November.  Besuch  von  'Othman,  der  mir  bei  der  Durch- 
sicht des  Tagebuchs  hilft.  Heute  schnitt  ich  mir  den  Bart  ab, 
was  nach  hiesigen  Begriffen  eine  grosse  Sünde  ist,  so  dass  ich 
nun  nach  Art  der  Tuarik  mein  Gesicht  verbinden  muss;  dies 
dient  gleichzeitig  dazu,  eine  etwaige  Verkältung  der  Kiefern  zu 
verhindern.  Man  spricht  von  Friedensverhandlungen,  die  ein  Mann 
aus  Djanet  eingeleitet  hat;  Alle  wünschen,  dass  endlich  der  Friede 
zustande  kommt,  da  diese  fortwährenden  Ghazien  die  Wege  un- 


238 


Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Krwin  von  Hary. 


sicher  raachen.  Beide  Teile  scheinen  dem  Frieden  geneigt.  80 
wäre  es  vielleicht  möglich,  dass  ich  von  Air  aus  doch  noch  ins 
Land  der  Hoggar  käme.  Ich  will  wenigstens  nichts  unversucht 
lassen.  Meine  Gesundheit  bessert  sich  rasch  bei  guter  Nahrong 
und  dem  Gebrauch  von  Opium.  Hoffentlich  bringt  mir  die  nächste 
Post  Briefe  und  Zeitungen. 

19.  November.  Ich  besuchte  Safi  und  wurde  sehr  freundlich 
von  ihm  empfangen.  Diesem  Mann  bin  ich  sehr  zu  Dank  ver- 
pflichtet; er  sorgt  für  mich,  wie  er  nur  immer  kann.  Heute  teilte 
er  mir  mit,  dass  gleich  nach  meiner  Rückkehr  von  Mihero  der 
Scheich  wieder  mit  seinen  Ansprüchen  aufgetreten  sei  und,  wie 
es  scheint,  Drohungen  habe  fallen  lassen.  Safi  aber  entgegnete 
ihm :  Du  kannst  vielleicht  Einen  oder  den  Andern  toten,  aber  Da 
kannst  sicher  sein,  dass  ich,  wenn  Du  heute  meinem  Gast  Ge- 
walt anthust,  morgen  auf  Deiner  Spur  bin  und  ich  mit  den  Arabern 
von  Fezzan  dann  Hundert  für  jenen  toten  werde.  Der  Scheich 
entfernte  sich  und  Hess  kein  Wort  mehr  von  sich  hören.  Safi 
meint,  ich  könne  getrost  mit  der  grossen  Karawane  nach  An- 
gehen; durch  eine  Empfehlung  des  Sultan's  von  Kgedes  könnte  ich 
die  Freundschaft  des  Scheich's  der  Auelimmiden  gewinnen,  der  mich 
ganz  sicher  nach  Timbuktu  bringen  könnte.  Andererseits  sei  der 
Weg  von  Egedes  nach  Sokoto  ganz  sicher.  Es  hält  sich  hier 
einer  der  Grossen  von  Air  auf,  mit  dem  Safi  mich  bekannt  mnchen 
will,  so  dass  ich  in  seiner  Begleitung  und  unter  seinem  Schutz  nach 
ATr  reisen  kann.  Die  Karawane  geht  in  etwa  15  Tagen  ab. 
Nach  den  Sudan  kann  ich  nur  in  Begleitung  von  Kelgeres;  nach 
Timbuktu  nur  in  Begleitung  der  Auelimmidden  reisen.  Je  nach- 
dem ich  von  Berlin  unterstützt  werde,  schlage  ich  den  kurzen 
oder  längeren  Weg  ein.  Westlich  von  Egedes  führt  der  Weg 
durch  viele  neue  Länder  von  grossem  Interesse,  auch  wäre  e? 
vielleicht  möglich,  von  Timbuktu  aus  Sego  zu  besuchen,  falls  in 
jenen  Ländern  kein  Krieg  herrscht  und  die  Sultane  mir  nicht  mit 
Misstrauen  begegnen.  Tini  hat  leider  den  Eilboten  nach  Ghadames 
gehen  lassen,  ohne  mich  davon  in  Kenntnis  zu  setzen.  Nun  wird  er 
selbst  meinen  Brief  mitnehmen.  Man  erwartet  morgen  die  Post  von 
Mursuk,  ich  hoffe,  dass  sie  mir  endlich  etwas  bringt.  Ich  schreibe 
an  Nachtigal  und  v.  Richthofen.  Wenn  mir  das  Fieber  keine  Schwie- 
rigkeiten macht,  denke  ich  den  Sudan  glücklich  zu  durchforschen; 
hätte  ich  nur  Oliver's  Flora  of  tropical  Africa  bei  mir.  Gegen 
Abend  erschienen  hier  viele  TuArik  -  Mädchen ,  die  sich  alle  für 
Verwandte  von  'Othmann  ausgaben,  was  aber  wohl  nicht  immer 
der  Wahrheit  gemäss  ist.  Ich  bin  nun  beschäftigt  mit  Ausbessern 
unserer  Wäsche,  Kleider,  des  Zeltes  und  anderer  Effekten,  am 
für  die  weite  Reise  nach  ATr  Alles  in  gutem  Stande  zu  haben. 
Die  Karawanen  gehen  langsam,  auf  dem  Wege  ist  nichts  zu  haben. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


239 


Von  den  Hoggar  höre  ich,  dass  sie  wirklich  Frieden  wollen ,  Safi 
will  diesen  unter  Zuziehung  der  türkischen  Behörden  ins  Werk 
setzen,  was  gerade  die  Hoggar  vermeiden  wollen  und  damit  sind 
die  Friedensverhandlungen  überhaupt  in  Frage  gestellt.  Ich  sehe 
die  Hoggar  immer  mehr  unter  den  Einfluss  von  Ghat  d.  h.  der 
Türken  kommen,  denn  diese  dürfen  nur  die  Araber  nach  Ahagar 
entsenden,  um  die  Hoggar  gefügig  zu  machen.  Dieser  Kriegszug 
mit  Pferden  in  ein  ödes  und  so  entferntes  Land  ist  eine  wichtige 
Lehre  für  die  Franzosen ,  die  sich  ein  Beispiel  daran  nehmen 
können ,  was  man  in  der  Sahärä  mit  leichter  Kavallerie  leisten 
kann. 

20.  November.  Ich  besuchte  Safi  Vormittags,  bei  dem  ich 
den  Sohn  Tufik's  traf,  mit  dem  Safi  mich  bekannt  machte.  Der- 
selbe geht  zunächst  nach  Djanet  zu  seinem  Vater,  der  gerade  bei 
den  Hoggar  mit  der  Friedensmission  beschäftigt  ist.  Safi  meint, 
in  seiner  Begleitung  hätte  Niemand  etwas  zu  fürchten,  er 
bringe  mich  sicher  nach  Egedes.  Jener  junge  Mann  hat  trotz 
seiner  schwarzen  Hautfarbe  ganz  europäische  Gesichtszüge  und 
etwas  Gewinnendes;  er  will  aber  schon  in  drei  Tagen  von  hier 
fort,  während  ich  erst  auf  die  Karawane  von  Fezzan  werten  muss, 
am  Lebensmittel  zu  kaufen,  z.  B.  Korn,  Gerste,  um  daraus  Mo- 
hammes  und  Sumita  zu  bereiten;  auch  müssen  viele  Gepäckstücke 
aasgebessert  werden,  bevor  ich  mich  wieder  auf  eine  so  weite 
Reise  begeben  kann.  Während  ich  bei  Safi  war,  kam  Ichenuchen, 
der  in  der  Tuärik-Sprache  zu  reden  begann.  Ich  erfuhr  später, 
dass  jener  Kelowi  ihn  frug,  ob  ich  Moslem  sei,  was  er  bejahte. 
Tufik's  Sohn  will  mich  nur  dann  in  sein  Land  mitnehmen,  wenn 
ich  Moslem  sei.  Später  kam  Ufenait  hinzu.  Ich  verliess  mit 
ihm  das  Haus,  um  ihn  zu  fragen,  ob  er  für  den  Fall,  dass  ein 
Engländer  oder  Deutscher  ihm  einen  Brief  schreibe,  worin  er  bitte, 
nach  Ghadames  zu  gehen  und  ihn  abzuholen,  er  bereit  sei,  diesem 
Rufe  zu  folgen,  was  Ufenait  unbedingt  bejahte  und  versicherte, 
in  diesem  Falle  hätte  Ichenuchen  nichts  darein  zu  reden ;  dagegen 
müsste  unbedingt  jeder  Franzose  sich  an  Ichenuchen  wenden,  d.  h. 
ihm  Aäda  zahlen.  Nachmittags  kam  'Othman  zu  mir,  der  eben- 
falls seine  Bereitwilligkeit  erklärte,  Reisende  von  Ghadames  ab- 
zuholen. Wolle  ein  Franzose  sich  unter  seinen  Schutz  stellen,  so 
brauche  er  sich  nur  für  einen  Deutschen  oder  Engländer  auszu- 
geben, und  könne  dann  selbst  über  Ghadames  kommen,  ohne  dass 
Ichennchen  Ansprüche  machen  könne.  Von  christlichen  Reisenden 
erwarten  die  Tuärik  100  Thaler  als  Aäda.  —  Der  Sohn  Hadsch 
Ibrahim's  kam  zu  mir  und  amüsierte  sich  mit  meinen  Büchern, 
namentlich  mit  den  zoologischen  Illustrationen,  sowie  mit  dein  Fern- 
rohr. Auf  meine  Frage  über  den  Sohn  Tufik's  riet  er  mir,  nicht 
mit  diesem  zu  gehen;  derselbe  sei  zu  jung,  um  mein  Reisegefährte 


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240 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Hary. 


zu  sein;  auch  seien  die  Zeiten  zu  unruhig,  um  sich  ihm  anzuver- 
trauen. Dagegen  empfiehlt  er  mir  einen  gewissen  Saddik,  eben- 
falls Scheich  der  Kelowi,  der  sich  gerade  hier  aufhalt;  dieser 
sei  bejahrt,  allgemein  bekannt  und  gefürchtet,  da  er  viele  Krieger 
zur  Verfügung  habe,  während  Jener  nur  als  Anislim  gesucht  aber 
nicht  gefürchtet  sei. 

Ich  ging  nun  zu  Safi,  um  ihn  darüber  auszufragen  und  er- 
hielt zwar  seine  Zustimmung,  doch  zweifelte  er  daran,  dass  mein 
Besuch  des  Sudan  überhaupt  notwendig  sei.    Ich  antwortete,  dass 
diese  Reise  mir  nur  gewissermassen  als  Ersatz  für  die  nicht  aus- 
führbare Reise  in  das  Ahaggar-Gebiet  bieten  solle.    Hierauf  meinte 
Safi  geheimnisvoll,  ich  solle  noch  etwas  warten,  es  sei  nicht  alle 
Hoffnung  geschwunden,  und  Hess  durchblicken,  ich  könne  mich  ja 
allenfalls  einer  Ghazia  der  Araber  anschliessen ,   die  weiter  ins 
Land  vordringen  würde,  und  in  deren  Begleitung  ich  nichts  «u 
fürchten  hätte.    Es  scheint,  Safi  hat  schon  um  den  Beistand  der 
Araber   nach  Fezzän   geschrieben   und   erwartet  täglich  Antwort. 
Es  wäre  dies  wirklich  eine  gute  Gelegenheit,  um  das  Land  za 
sehen,  wenn  auch  natürlich  die  hohen  Berge  dabei  nicht  besucht 
werden   können.    Abends   kam  Hassan,   der  Arznei   für  seinen 
Onkel  Mehedi  holte  und  mich  morgen  nach  Tunin  bringen  wird, 
um  den  Kranken  zu  sehen.    Ich  teilte  ihm  mit,  ich  hätte  die  Ab- 
sicht, in  den  Orden  der  Senüsija  zu  treten,  was  er  sehr  billigte, 
indem  er  meinte,  dass  hierzu  nur  zwei  Tage  nötig  wären;  er  will 
sich   mit  dem  Mehedi   darüber   verständigen.     Abends    ging  ich 
nun  zu  Dedekora,  der  ebenfalls  mir  riet,  einem  der  Orden  bei- 
zutreten; ich  würde  die  praktischen  Folgen  namentlich  im  Sudan 
bei  den  fanatischen  Chatäs  würdigen  lernen.    Ich  gab  als  Grund 
dieses  Schrittes  an,  dass  ich  auf  der*  Reise  durch  das  Mihero,  als 
ich  krank  lag  und  vor  den  Hoggar  mich  zu  fürchten   hatte,  den 
Entschlu88  gefasst  habe,  falls  ich  glücklich  von  dieser  Reise  zurück- 
gekehrt und  von  meiner  Krankheit  derartig  genesen  wäre,  dass 
ich  die  Reise  fortsetzen  könne,  einem  religiösen  Orden  beizutreten. 
Er  riet  mir   einige  Waschungen  und  Gebete   vor  dem  Schlafen- 
gehen zu  verrichten,  und  sodann  das,   was   mir   im  Schlafe  oder 
in  der  Frühe  gut  dünke,  zu  thun.    Ich  denke,  ich  teile  ihm  mor- 
gen mit,   ich  hätte   geträumt,   ich  gehöre  beiden  Orden  an,  dem 
der  Senüsija  und  der  Muley  Taijib;  ersterem  gehören  meine  Freunde 
in  Tunin  und  letzterem  Dedekora  an.    Falls  ich  nach  Timbuktu 
gehe,  wird  für  mich  der  Orden  Muley  Taijib   sehr  einflussreich, 
im  Sudan  der  andere  Orden  sein.    Den  ganzen  Abend  verbrachte 
ich  bei  Hadsch  Mustafa  Sammit. 

(Fortsetzung  folgt.) 


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XV. 

Deutsche  Aufnahmen  in  Angola. 

Von  Richard  Kiepert. 
(Mit  einer  Karte,  Tafel  VL) 


Die  Grundlage  der  beigegebenen  Karte  bilden  ausser  der 
englischen  Küstenaufnahme  die  topographischen  Arbeiten  des  In- 
genieurs Otto  Schutt,  welcher  im  Auftrage  der  „ Afrikanischen 
Gesellschaft  in  Deutschland wie  bekannt,  über  Angola  in  das 
Gebiet  der  sudlichen  Kongo-Zuflüsse  vordrang  und  sowohl  auf  der 
Hin-,  wie  auf  der  Rückreise  den  in  letzter  Zeit  viel  beschriebenen, 
aber  nie  aufgenommenen  Weg  in  das  Innere,  d.  h.  den  unteren 
Quanza  bis  Dondo  und  die  Strasse  von  dort  über  Pungo  Andongo 
nach  Malange  für  die  Karte  festlegte.  Nun  ist  seine  im  Winter 
1877 — 78  ausgeführte  Quanza-Aufnahme  zwar  schon  im  13.  Bande 
dieser  Zeitschrift  (Tafeln  VII  und  VIII)  sehr  detaillirt  und  fast 
als  Facsimile  veröffentlicht  worden,  doch  ist  das  ohne  die  Absicht 
des  Reisenden  geschehen,  welcher  mit  dem  Einsenden  der  Karte 
nur  bezweckt  hatte,  dieselbe  vor  seinem  Eindringen  in  das  Innere 
einstweilen  in  Sicherheit  zu  bringen.  Ein  genauer  Vergleich  jener 
ersten  Publikation  mit  der  als  definitiv  anzusehenden  Tafel  VI 
ergiebt  zahlreiche  Berichtigungen  und  Vervollständigungen,  welche 
Schürt  bei  der  Rückreise  anzubringen  Gelegenheit  fand ;  ausserdem 
erhielt  er  von  portugiesischen  Ingenieuren  in  Dondo  die  Tracen 
zweier  projektirten  Eisenbahnen,  durch  deren  eine  Pamba,  der 
Hauptort  des  an  Pflanzungen  reichen  Distriktes  Ambaca,  mit 
Dondo,  wo  der  Quanza  schiffbar  wird,  in  Verbindung  gesetzt 
werden  soll,  wahrend  die  andere  von  Calumbo  unweit  der  Mündung 
nach  der  Haupt-  und  Hafenstadt  S.  Paulo  de  Loanda  führen  wird, 
um  den  zeitraubenden  Umweg  über  den  Ocean  und  die  Barre  des 
Quauza  zu  vermeiden.  Ob  dieselben  je  gebaut  werden,  ist  freilich 
eine  andere  Frage;  genug,  dass  durch  diese  Projekte  dem  Karto- 

Zeit*chr.  <L  üeMÜMb.  f.  Brdk.    Bd.  XV.  16 


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242 


Richard  Kiepert: 


graphen  ein  kleiner  Beitrug  zur  Darstellung  der  so  unbekannten 
portugiesischen  Kolonie  und  in  Pamba  ein  relativ  fester  Punkt  für 
die  Anknüpfung  der  von  Barthschen  Route  geliefert  worden  ist. 

Über  die  Schüttschen  Aufnahmen  habe  ich  in  den  „  Mittheilungen 
der  Afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland44  (Bd.  II,  Heft  I 
S.  14)  einige  Bemerkungen  gemacht,  auf  welche  ich  hier  verweise. 
Von  den  16  Blättern  im  Maasstabe  1  :  400,000,  aus  welchen  die- 
selben bestehen,  sind  auf  Tafel  VI  die  drei  ersten,  auf  ou'oöö 
verkleinert  wiedergegeben,  nur  dass  ich  an  der  Küstenlinie,  wie 
sie  die  englische  Seekarte  giebt,  festgehalten  habe,  während  Schutts 
Original,  den  Beobachtungen  des  Observatoriums  in  S.  Paulo  de 
Loanda  folgend,  die  geographische  Länge  dieses  Ortes  um  5 
Minuten  nach  Osten  verschiebt.  Dondo  hat  dieselbe  Lage  behalten, 
welche  es  auf  der  provisorischen  Karte  Schutts  hatte,  nämlich 
14°  49',  wie  er  auch  an  den  dort  eingetragenen  Höhen  nichts  zu 
ändern  gefunden  hat,  und  dieselben  deshalb  hier  einfach  wieder- 
gegeben wurden.  Pungo  Andongo  ist  dagegen  um  ein  Geringes 
(c.  6')  nach  Osten  verschoben  worden,  wie  denn  überhaupt  nach 
Schutt  die  Orte  M alange,  Sanza,  Cassange  und  Quimbundo,  die 
Hauptstationen  auf  der  Reise  in  das  Innere,  sämmtlich,  und  zum 
Theile  um  ein  Bedeutendes  weiter  ostlich  zu  liegen  kommen,  als 
auf  den  bisherigen  Karten.  Zu  bemerken  ist,  dass  Schutt  die 
Felsen  um  Pungo  Andongo  und  die  von  Guingo  insgesammt  einzeln 
aufgenommen  und  festgelegt  hat,  ebenso  die  höheren  Berge  südlich 
und  nördlich  von  seiner  Route,  wie  den  990m  hohen  Tumba, 
den  Tunibe  Cätete  (1200  m),  den  Lungue  de  Quitamba  und 
M'Be;  zwei  Berge  nördlich  vom  Lucalla  -  Flusse,  die  er  als 
Camana  und  Casasse  bezeichnet,  entsprechen  den  Gipfeln  des 
Gamana-Gebirges  bei  H.  von  Barth.  Die  (portugiesische)  Schreib- 
weise Schütts  ist  übrigens  beibehalten  worden,  ebenso  diejenige 
von  Barths. 

Es  ist  hier  nicht  die  Stelle,  eine  Beschreibung  des  von  Schutt 
zurückgelegten  Weges  zu  geben;  theils  wird  es  voraussichtlich  in 
seinem  bald  zu  erwartenden  Reisewerke  selbst,  theils  ist  es  in 
jüngster  Zeit  mehrfach  schon  durch  deutsche  Reisende  geschehen; 
man  vergleiche  namentlich  II.  Soyaux,  Aus  West-Afrika  (Leipzig 
1879)  Bd.  II,  Kapitel  1  —  6;  E.  Mohr  in  „ Korrespondenzblatt 
der  Afrikanischen  Gesellschaft"  II  S.  38 — 48,  und  Dr.  Buchner 
in  „Mittheilungen  der  Afrikanischen  Gesellschaft  iu  Deutschland"  I 
S.  133  ff.  und  222  ff. 

Ist  es  also  überflüssig,  die  Schüttsche  Route  hier  zu  be- 
schreiben, so  ist  es  leider  andererseits  unmöglich,  von  der  unweit 
nördlich  von  jener  verlaufenden  des  Freiherrn  Hermann  von 
Barth- Harmating  eine  eingehendere  Schilderung  zu  geben,  weil 


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Deutsche  Aufnahmen  in  Angola.  243 

die  hinterlassenen  Aufzeichnungen  dazu  nicht  ausreichen.  Doch 
gestatteten  sie  wenigstens,  nicht  ohne  zeitraubende  Mühe  und 
keineswegs  immer  mit  genügender  Sicherheit,  eine  Konstruktion 
seines  Weges,  die  ich  den  Fachgenossen  auf  Tafel  VI  vorlege. 
Die  erste  Hälfte  desselben,  von  der  Küste  bis  Pamba  (Ambaca) 
wurde  bereits  früher  von  Livingstone  zurückgelegt,  aber  nicht  im 
Einzelnen  aufgenommen,  so  dass  auch  hier  die  Karte  Neues  bringt; 
die  zweite  Hälfte,  der  grosse  nördliche  Bogen  über  Duque  de 
Braganza  und  die  Banza  Mambulu  wieder  zurück  nach  Pamba,  ist 
dagegen  unbetretenes  jungfräuliches  Terrain  gewesen. 

v.  Barths  Aufzeichnungen  sind  in  zwei  kleinen  Notizbüchern 
enthalten,  in  deren  jedem  sie  etwas  über  100  Seiten  füllen.  Wie 
wir  aus  einem  sehr  warm  empfundenen  Nachrufe  Professor  K. 
ZitteTs  in  der  Beilage  zur  Allgemeinen  Zeitung  vom  27.  Februar 
1877,  welchem  auch  sonst  verschiedenes  entnommen  ist,  erfahren, 
hatte  sich  v.  Barth  auf  den  Capverdischen  Inseln  zum  ersten  Mal 
in  topographischen  Specialaufnahmen  versucht.  „Zu  diesem  Zwecke 
wurden  alle  Gipfel  der  Inseln  S.  Antao  und  S.  Jago  bestiegen, 
und  indem  er  die  Mängel  seiner  einfachen  Methode  durch  unge- 
wöhnlich zahlreiche  Beobachtungen  corrigirte,  gelang  es  ihm  die 
vorhandenen  Karten   in  wesentlichen  Punkten  zu  verbessern  und 
der  portugiesischen  Regierung  schon  in  den  ersten  Wochen  seines 
Aufenthaltes  in  Angola  die  vollendeten  Blätter  abzuliefern. "  Obige 
Charakterisirung  seiner  Methode  hat  durchaus  Geltung  auch  für 
die  Tagebücher  der  Angola -Reise:  m  v.  Barth  trug  nicht,  wie  es 
leider  noch  so  vielfach  von  Entdeckungsreisenden  geschieht,  eine 
Beschreibung  der  durchwanderten  Gegend  mit  umständlichen  Worten 
in  sein  Notizbuch  ein,  sondern  er  zeichnete  das  Land  und  seine 
Eigenthümlichkeiten  so,  wie  sie  sich  seinen  Blicken  darboten,  to- 
pographisch ab  und  setzte  zur  Erläuterung  eine  grosse  Fülle  von 
geologischen,  botanischen  und  sonstigen  Notizen,  Profilen,  Detail- 
skizzen u.  s.  w.  hinzu.    Nur  für  die  ersten  sechs  Tagereisen  bis 
Calolo  findet  sich  eine  ausführlichere  Beschreibung  in  Worten; 
dann  gab  er  diese  zeitraubende  Beschäftigung  auf,  wohl  in  der 
Hoffnung,  dass  er  nach  Beendigung  der  auf  keine  lange  Dauer 
berechneten  Reise  die  Einzelheiten  derselben  an  der  Hand  seiner 
topographischen  Skizzen  sich  leicht  in  das  Gedächtnis  werde  zurück- 
rufen können.    Es  ist  leider  anders  gekommen.    Hätte  er  selbst 
die  Verarbeitung  seiner  Route  ausgeführt,  so  wäre  gewiss  manches 
in  der  Konstruktion  genauer  ausgefallen,  als  es  so  möglich  war. 
Weder  ist  es  mir.  gelungen,  alle  Abkürzungen  und  Andeutungen 
zu  entziffern,  noch  konnten  die  zahlreichen  Aneroid-  und  Ther- 
mometer-Beobachtungen verwerthet  werden  —  die  Instrumente  selbst 
sind  verloren  gegangen  —  theils  sind  viele  der  mit  Bleistift  ge- 

16* 


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244  Richard  Kiepert: 

schriebenen  Notizen  zu  undeutlich  und  verwischt,  um  benutzt 
werden  zu  können.  Aber  auch  so  ist  das  Itinerar  so  fleissig  und 
vollständig  geführt,  wie  selten,  und  es  hat  mit  befriedigender  Ge- 
nauigkeit konstruirt  werden  können.  Weitaus  die  meisten  geolo- 
gischen Notizen  von  Barths  sind  an  den  betreffenden  Stellen  der 
Route  auf  Tafel  VI  beigeschrieben  worden,  ebenso  die  wenigen 
Höhen,  die  sich  in  seinem  Tagebuche  berechnet  fanden  (Pamba 
714  m,  Cadiombo  730m,  Cariangue  912  m,  Sambacango  1084  m, 
Mussalala  1016m,  Cassange  1149m  und  Duque  de  Braganza 
1090  m). 

Die  ganze  Route  wurde  in  36  Reisetagen  zurückgelegt,  welche 
sich  auf  die  Zeit  vom  30.  Juli  bis  12.  Oktober  1876  vertheilen, 
und  zwar  folgendermassen: 

S.  Paulo  nach  Fundo  ....  40km  in  9  St.  —  Min. 

Icolo  e  Bengo  13  „  „  2  „  30  „ 

Tanda  Bondo  22  „  „  4  „  —  „ 

Tenda  Riachico  50  „  „  8  „  30  R 

Calumguembo  31  „  „  5n  —  „ 

Calolo  35  „  „  Ü  „  25  „ 

Trombeta  42  »  „  8  „  10  „ 

Golungo  Alto  42  „  „  8  „  —  a 

Caluia  25  „  ,  5  »  35  , 

Kitanda  27  A  „  5  _  25  „ 

Pamba  (Ambaca)  16  „  „c.  8  -  —  „ 

Cadiombo  12  „  „  2  „  15  , 

Lucome  35  „  „  6  „  15  s 

Nohango  13  „  „  2  „  35  , 

Mussalala  c.  28  „  B  5  „  15  , 

Luxillo  35  „  „  6  „  15  „ 

Duque  de  Braganza  14  „  „  2  ^  10  „ 

7.  September  Besuch  der  Csichoeira  des  Lucall.-») 

Banza  do  Macuri    ....    c.  26  km  in  4  St.  20  Min. 

Banza  do  Quitamba  ...    c.  25  „  „  4  „  55  9 

Cansele  ....   24  „  „  5  „  10  , 

Banza  Quissange    ....    c.  17  „  „  3  „  50  • 

Banza  do  Soba  Tmgu  .    c.  22  „  „  4  n  50  n 

Banza  do  Soba  Macuri  .  .  .  16  „  „  8  »  30  - 

Banza  Mambulu  .  .  .  c.  22 — 23  n  n  5,    5  „ 

Banza  Massangu    ....    c.     7  „  „  1  „  3<>  * 

Nvunda  c.  19  —  20  B  „  4  „  15  * 

Banza  do  Soba  Nsage  c.  10 — 11  „  „  2,  15  * 


80. 

Juli 

von 

31. 

nach 

3. 

Aug. 

4. 

5. 

n 

6. 

n 

7. 

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8. 

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11. 

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21. 

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23. 

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24. 

n 

25. 

n 

(• 

m  6. 

und 

13. 

Sept.  nach 

16. 

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18. 

n 

19. 

20. 

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22. 

n 

23. 

M 

28. 

r> 

29. 

» 

30. 

2. 

Okt.  nach 

3. 

iWM<  *  »  5 

Banza  do  Soba  Cahenda  .  c.  18  „   „    3  „  55 


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Deutsch.  Aufnahme 

n  in  Angola. 

245 

4.  Okt.  nach 

ßanza  do  Mulengo  . 

.  .  c.  5 — 6km 

• 

ii 

i  ISt.  45 

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Calulu  

.  .  .  c.  19  „ 

4,  50 

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12.  „ 

n 

.  .  .  c.  27  „ 

II 

7  *  ~ 

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Man  ersieht  aus  diesem  Itinerar,  dessen  Distanzangaben  zum 
Theil  etwa  vom  12.  September  ab  aus  der  aufgewendeten  Zeit  ab- 
geleitet sind,  sonst  aber  von  dem  Reisenden  selbst  herrühren,  wie 
derselbe  allmählich,  durch  Krankheit  und  den  Widerstand  der  Ein- 
geborenen herabgestimrnt,  ein  immer  langsameres  Marschtempo 
annimmt.  Anfänglich  legt  er  in  der  Stunde  durchschnittlich  5,3 — 
5,4km  zurück;  gleich  hinter  Duque  de  Braganza,  wo  er  stark  am 
Fieber  gelitten  hatte,  sinkt  die  Geschwindigkeit  auf  5km,  weiter 
auf  4,6  km,  dann  auf  4,5  km,  und  die  letzten  zwei  Reisetage  gar 
auf  nicht  ganz  4  km  pro  Stunde. 

Aus  von  Barths  Terrainzeichnung  ergiebt  sich  die  Stelle 
nicht,  wo  er,  von  der  Küste  kommend,  das  niedrige  Hügelland 
verlässt  und  der  Aufstieg  zu  der  höheren  Terrainstufe  beginnt; 
etwas  weiter  im  Süden  liegt  diese  Stelle  bei  Dondo  (s.  Buchner 
in  Mitth.  der  Afrik.  Ges.  I.  S.  147  u.  222),  und  wir  werden 
wohl  nicht  fehl  gehen,  wenn  wir  sie  weiter  nordlich  ungefähr  in 
derselben  geographischen  Länge  suchen,  etwa  bei  Trombeta. 
Westlich  von  diesem  Orte  ist  nur  Hügelland,  und  die  Abbildungen 
der  Hohen  bei  Calumguembo,  der  Mungolo-  und  Calolo-  Berge 
(Profil  IV,  V,  VI)  strafen  diese  Ansicht  nicht  Lügen.  Ein  so 
prononcirter  Aufstieg  zum  Hochlande,  wie  bei  Dondo,  findet  sich 
indessen  bei  v.  Barth  nicht  vermerkt;  Livingstones  Karte  setzt 
ihn  bei  Calolo.  Uber  Golungo  Alto ,  eine  Tagereise  östlich  von 
Trombeta,  heisst  es  in  einem  Barth'schen  Briefe  (Zittel  a.  a.  O.): 
„Hier  ist  ein  prächtiges  Land,  eine  üppige  Tropenvegetation,  die 
schönsten  Gebirgspanoramen  (vergl.  die  Profile  VII  —  X),  an- 
genehme Luft  und  eine  Temperatur,  die  selten  32°  C.  übersteigt. 
Auch  das  Wasser  ist  herrlich  wie  bei  uns  im  Gebirge.  Ich  fühle 
mich  kerngesund  und  vergesse  beinahe,  dass  ich  mich  in  Afrika 
befinde. *  Dieses  Wohlbefinden  änderte  sich  leider  sehr  bald,  als 
der  Reisende  beim  Rastplatze  Quilessa  am  Lucalla  das  Gebiet 
der  krystallini8chen  Gesteine  und  das  koupirte  Terrain  verliess. 
Von  Golungo  Alto,  das  etwa  570  m  hoch  liegt,  stieg  er  stufen- 
weise an;  für  Pamba  (Ambaca)  fand  er  mittels  Aneroid  eine  Höhe 
von  748  m,  mittels  Kochthermoineter  von  714  m,  für  den  Lager- 
platz Cadiombo  eine  solche  von  726  (nach  einer  anderen  Messung 


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246  Bichard  Kiepert: 

733  m).  Kurz  vor  dem  Rastplatze  Quilessa  findet  sich  zum  letzten 
Male  das  Vorkommen  von  Quarzit,  Gneiss  und  Hornblende 
notirt;  dann  erreicht  er  ebenes ,  flachwelliges  Land  mit  rother 
Erde  und  rothem  Sandstein,  auf  welchem  er  allmählich  zu  etwa 
1100m  Meereshohe  ansteigt.  Während  vorher  die  Landschaft 
einen  alpinen,  wechselvollen  Charakter  hatte,  die  Gebirge  von 
massiger  Hohe  und  schonen  Formen  und  reich  an  Wasserläufen 
waren,  gelangte  Barth  nun  in  eine  weite  Ebene,  „welche  an  Ein- 
förmigkeit fast  mit  dem  Dachauer  Moos  wetteifert."  Die  einzige 
landschaftliche  Schönheit  hier  ist  der  Wasserfall  (cachoeira)  des 
Lucalla,  den  der  Reisende  am  6.  u.  7.  September  von  Dnqne 
aus  besuchte  und  der  auf  Sa  da  Bandeira's  Karte  als  „Faba 
Cataracta  de  80  pes*  bezeichnet  ist  (s.  Ansicht  XI  der  Karte). 
Von  dort  aus  sah  er  nach  Süden  gleichfalls  weit  hinaus  in  flache 
Gegend;  auch  der  westlich  stromende'  Fluss  tritt  bald  unterhalb 
des  Falles  in  tiefer  liegendes,  flaches  Land,  in  welchem  er,  ruhig 
dahinziehend,  Windungen  beschreibt. 

Schon  am  18.  August  war  v.  Barth  in  Pamba  an  Magenver- 
gallung  erkrankt,  am  22.  wiederholte  sich  das  im  Postenhause 
No hango,  während  seines  Aufenthaltes  (25.  August  bis  12.  Sept.) 
in  Duque  de  Braganza  (1090  m),  dem  fernsten  von  den  Porta- 
giesen besetzten  Punkte,  hatte  er  wiederholt  am  Fieber  zu  leiden, 
und  als  er  endlich  abmarschirte ,  geschah  das  nur  „bei  leidlicher 
Gesundheit u.  Hier  in  Duque  trug  er  folgende  Erkundigung  ein, 
die  mehrfach  interessantes  bietet:  „Sr.  Figueira,  ein  Kaufmann 
von  Pungo  Andongo,  sagt,  dass  jenseit  des  Lucalla  in  nordöstlicher 
bis  östlicher  Richtung  eine  Anzahl  kleiner  Seen  sich  befinde. 
Von  dem  Aquilonda-See  weiss  er  nichts,  hat  nie  von  einem 
grossen  See  in  jener  Gegend  gehört.  Die  Ebene  soll  sich  in  der 
bezeichneten  Richtung  noch  weit  forterstrecken,  nach  etwa  drei 
Tagemärschen  aber  sollen  neuerdings  Gebirge  auftreten.  Bis  an 
den  Quango  sollen  es  sieben  Tagemärsche  sein.  Jenseit  des  Lu- 
calla sitzen  die  Ginga,  in  Duque  und  Umgebung  viel  als  Träger 
gebraucht.  Die  Residenz  ihres  Königs  („  Corte u)  soll  vier  Tage- 
reisen entfernt  sein.  Nach  Sr.  Figueira  soll  es  keine  Schwierig- 
keit haben,  sowohl  den  Quango  direkt  zu  erreichen,  als  auch 
ihn,  eventuel  von  Cassange  aus,  bis  zum  Congo  zu  verfolgen  (??).* 
Hierzu  ist  zu  bemerken:  die  kleinen  Seen  jenseit  des  Lucalla  sind 
in  der  That  vorhanden ,  wenigstens  verzeichnet  sie  die  bekannte 
Karte  von  Sa  da  Bandeira.  Von  Interesse  ist  sodann,  dass.  der 
erst  1862  durch  B.  Hassenstein  wieder  in  die  Karten  eingeführte 
See  Aquilonda  oder  Chilande  nicht  zu  erfragen  war;  da  wir  nur 
durch  Erkundigungen  einiger  Missionäre  des  16.  u.  17.  Jahr- 
hunderts von  ihm  etwas  erfahren  und  kein  glaubwürdiger  Reisender 


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Deutsche  Aufnahmen  in  Angola. 


247 


ihn  je  besacht  hat  (s.  Hassenstein  in  Petermanns  Mittheilungen 
1862.  S.  445),  so  wird  er  auch  wohl  nicht  existiren.  Möglich, 
daas  besonders  ausgedehnte  Sümpfe  und  Überschwemmungen  im 
Thale  des  Barbela  —  oder  wie  ein  solcher  westlicher  Zufiuss  des 
Quango  sonst  heissen  mag  —  Anlass  zum  Entstehen  jener  Be- 
richte gegeben  hat;  und  solche  Sümpfe,  aus  denen  die  Flüsse 
entspringen,  sind  in  dem  ganzen  südlichen  Congobecken  durchaus 
die  Regel.  Was  die  Gebirge  3  Tagemärsche  jenseits  des  Lucalla 
anlangt,  so  steht  an  sich  ihrer  Existenz  nichts  im  Wege;  wir 
werden  aber  wohl  nicht  irren,  wenn  wir  in  ihnen  nichts  anderes 
sehen,  als  die  nördliche  Fortsetzung  des  Talla  Mungongo  d.  h. 
des  Abfalles  des  Plateaus  zum  tief  eingeschnittenen  umfangreichen 
Becken  des  Quango  und  seiner  Zuflüsse  (vgl.  Schutt  in  „Mit- 
theilongen der  Afrikanischen  Gesellschaft  in  Deutschland  u  I,  S.  195). 
Das«  es  endlich  von  Duque  bis  an  den  Quango  selbst  7  Tage- 
reisen weit  sei,  mag  stimmen;  die  Entfernung  wird  etwa  250km 
betragen. 

Der  lange  Aufenthalt  von  Barths  in  Duque  de  Braganza  war 
übrigens  nicht  allein  durch  seine  Erkrankung  veranlasst,  sondern 
auch  durch  Beschaffung  von  Tauschwaren  und  die  Verhandlungen 
ojit  den  benachbarten  unabhängigen  Negerhäuptlingen  oder  Sobas, 
durch  deren  Gebiet  er  nordwärts  bis  Encoge  (etwa  7 0  48 '  s.  Br.) 
vordringen  wollte,  um  von  dort  die  Küste  bei  Ambriz  zu  erreichen. 
Als  er  endlich  am  13.  September  mit  sehr  geschwächter  Gesund- 
heit von  Duque  aufbrach,  nahmen  die  Widerwärtigkeiten  und 
Anstrengungen  erst  ihren  Anfang.  Die  gemietheten  Träger  er- 
wiesen sich  als  unzuverlässig  und  liefen  davon,  sobald  sie  einen 
Theil  ihres  Lohnes  in  Händen  hatten.  Die  Negerfürsten  machten 
unverschämte  Forderungen,  der  Führer  verschleuderte  in  sinnloser 
Weise  die  Tauschwaren  und  benahm  so  dem  Reisenden  das  einzige 
Mittel  um  weiter  zu  kommen.  Nach  zehntägiger,  durch  vielerlei 
Unfälle  verzögerten  Reise  durch  das  Gebiet  der  Gentio- Neger, 
,der  niederträchtigsten  und  verworfensten  Race,  welche  man  sich 
denken  kann",  gelangte  er  nach  Mambulu  (etwa  unter  8°  2'  s.  Br.), 
wo  die  Träger  den  Weitermarsch  verweigerten.  Zwei  Tage  lang 
Hessen  sie  den  erkrankten  Reisenden  ohne  Erbarmen  liegen  5 
seinen  Plan,  Encoge  zu  erreichen,  musste  er  aufgeben,  trotzdem 
er  schon  zwei  Drittel  der  Entfernung  von  Duque  dorthin  zurück- 
gelegt hatte  und  unter  unsäglichen  Leiden  nach  der  nächsten 
portugiesischen  Station  Pamba  (Ambaca)  zurückkehren. 

Das  Gebiet ,  welches  er  zwischen  Quilessa  und  Duque  und 
von  dort  bis  Mambulu  durchzog,  gehört  seiner  Beschaffenheit  nach 
schon  vollständig  zum  weiten  innerafrikanischen  Hochlande,  wie 
wir  es  durch  Dr.  Pogge  und  namentlich  0.  Schütt  kennen  gelernt 


r 


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248 


Richard  Kiepert: 


haben.  Es  ist  ein  allmählich  gegen  Norden  sich  abdachendes 
Plateau,  das  von  zahllosen,  theil weise  sehr  breiten  nnd  tiefen 
Thälern  durchschnitten  wird,  oben  auf  den  Rucken  ein*  spärliche 
Vegetation  trägt  nnd  fast  Steppencharakter  hat.  Die  Abhänge  und 
Sohlen  der  Thäler,  auch  zum  Theil  die  höheren  Flächen,  von 
denen  der  viele  Regen  rasch  abfliesst,  sind  von  mächtig  hohem 
Grase  (capim  der  Portugiesen)  bestanden,  zwischen  denen  einzelne 
Busche  und  kümmerliche  Bäume  zerstreut  sind,  und  längs  der 
Flüsse  und  Bäche  ziehen  sich  in  einer  Breite  von  10 — 15  m 
scharf  abgegränzte,  verfilzte  Geholze  (muchito)  meist  hochstämmiger 
Bäume  hin  auf  graslosem,  modrigen  Boden,  während  sich  an  den 
Quellen  der  Wasserläufe  sehr  häufig  Sümpfe  finden,  die  mit 
einzelnen  kurzen  dunkelgrünen  Grasbüscheln  bestanden,  sonst  aber 
gänzlich  kahl  sind.  Alle  diese  Kennzeichen  finden  sich  in 
von  Barths  Routen skizzen  wieder:  die  weite,  nur  mit  lichtem 
Mato  (Wald),  Gras  oder  niedrigem  Gebüsche  bestandene,  oft  auch 
ganz  kahle  Ebene,  meist  aus  Sandstein  bestehend  und  die  darin 
eingeschnittenen,  wasserreichen  Thäler,  theils  mit  Bächen  und 
Flüssen,  theils  mit  Sümpfen,  fast  immer  aber  mit  üppiger  Vegetation 
(dichter  Laubhochwald,  herrticher  Urwaldbaumwuchs,  baumreiches 
Thal,  hohe  schöne  Bäume  und  ähnliche  Ausdrücke  finden  sich  in 
dem  Tagebuche  fast  jedem  Gewässer  beigeschrieben). 

Am  28.  September  trat  Barth  von  Mambulu  aus  seinen  ge- 
zwungenen Rückmarsch  nach  Süden  an  und  erreichte  am  9.  Okto- 
ber Pamba.  Der  Weg  führte  ihn  bald  wieder  in  bergiges  Land, 
in  jene  Mittelstufe  zwischen  dem  Hochplateau  und  dem  Hügellande 
zunächst  der  Küste;  es  ist  das  Gebiet,  in  welchem  die  Flüsse 
Dande,  Lasina  nnd  vielleicht  auch  der  Ouzo  ihre  Quellen  haben. 
Anfangs,  etwa  bis  zur  Banza  des  Soba  Nswge ,  herrscht  noch  der 
eben  geschilderte  Plateaucharakter  vor,  tiefe  bewaldete  Thäler 
zwischen  kahlen,  mit  Eisenstein  bedeckten  flachen  Rücken;  dann 
aber  tritt  wieder  krystallinisches  Gestein  auf.  Zur  Linken  erhebt 
sieh  100  bis  150  m  relativ  hoch  das  aus  Kalk  bestehende  Bango- 
Gebirge  mit  seinen  scharfen  Formen,  dahinter  (östlich  vom  Wege) 
in  c  8 — 4  Stunden  Entfernung  ein  noch  höheres  Gebirge  mit 
auffallenden  Gipfeln  und  ebenso  zeigen  sich  gegen  Westen  eineeine 
hohe  Gipfel  und  Gebirge.  Am  2.  Oktober  erreichte. er  das  erste 
portugiesische  Dorf  Totu,  wo  ihm  die  Träger  entliefen.  Die 
folgenden  Tage  notirt  er  noch  fleissig  und  beobachtet  grünen, 
gelblichen  und  röthlichen  Sandstein ,  Quarzgeröll  und  schwarzen 
Tbonschiefer;  am  6.  Oktober  aber  hinter  Ngopire  ist  eine  grosse 
Lücke  in  seinen  Aufzeichnungen  „  wegen  vollständiger  Schwäche  *; 
die  wenigen  mit  vom  Fieber  zitternder  Hand  eingetragenen  Striche 
und  Buchstaben   machen   einen   überaus  wehmüthigen  Eindruck; 


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Deutsche  Aufnahmen  in  Angola. 


249 


auch  noch  den  folgenden  Tag  sind  die  Eintragungen  sehr  spärlich, 
während  sie  am  9.  September  zwischen  Dualume  und  Pamba 
wieder  die  gewohnte  Vollständigkeit  zeigen  und  am  11.  u.  12., 
während  welcher  Tage  er  sich  über  Caculu  nach  Cazengo  tragen 
lies,  sogar  überraschend  reich  sind.  Dort  aber  brechen  sie  plötz- 
lich ab,  um  nie  wieder  aufgenommen  zu  werden.  Er  wurde  nach 
Dondo  am  Quanza  hinabgeschafft  und  von  dort  per  Dampfer  nach 
St.  Paulo  de  Loanda,  wo  er  von  Fieber  und  Dysenterie  gemartert 
am  7.  Deceraber  in  einem  Augenblicke  völliger  Umnachtung  des 
Geistes  sich  das  Leben  nahm.  Mit  ihm  starb  ein  Forscher,  der, 
wie  das  vorliegende  Bruchstück  seiner  Arbeiten  beweist,  zu  den 
höchsten  Erwartungen  berechtigte.  Möge  dasselbe  beitragen, 
seinem  Namen  den  verdienten  Ehrenplatz  unter  den  Afrika-Reisen- 
den zu  sichern ! 


XVI. 

Über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen. 

Von  Dr.  0.  F.  v.  Möllendorff. 


Eine  allgemein  gültige  Umschreibung  der  chinesischen  Namen 
mit  europäischen  Lettern  ist  noch  heute  ein  frommer  Wunsch; 
das  Ziel  einer  unanfechtbaren,  den  Anforderungen  der  Sprach- 
wissenschaft genügenden  Orthographie  ist  nur  durch  eine  physio- 
logische Untersuchung  der  Laute  zu  erreichen,  welche  meines 
Wissens  noch  nicht  unternommen  worden  ist.  Aber  auch  ohne 
dies  Ziel  erreichen  zu  können,  ist  eine  Reform  wenigstens  auf 
geographischem  Gebiet  unbedingt  erforderlich.  Die  Verwirrung, 
die  hier  noch  herrscht,  ist  in  der  That  eine  ausserordentliche. 
Wir  finden  Namen,  die  nach  der  alten  Schreibweise  der  franzö- 
sischen Sinologen  geschrieben  sind,  neben  solchen  nach  den  ver- 
schiedenen neueren  englischen  Systemen,  daneben  aber  solche,  die 
von  der  8prache  nicht  mächtigen  Reisenden  nach  dem  Gehör  ent- 
stellt und  irrig  notiert  wurden;  andere  sind,  und  nicht  immer 
glücklich,  aus  der  fremden  Schreibweise  deutsch  transscribiert, 
s.  B.  aus  dem  Chinesischen  ins  Russische,  aus  dem  Russischen 
ins  Deutsche,  beide  Male  mit  unvollkommenen  Methoden,  um- 
schrieben (was  Ungeheuer  wie  Kchu-schui-pch  u  [ku,  pu],  Din- 
bän-ssän  [Ding^- bien-hsien]  hervorbringt).  Beispiele  aller  dieser 
Systeme  finden  sich  oft  gleichzeitig  in  ein  und  derselben  Karte. 


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250 


v.  Möllendorff: 


Bekannte  Namen  finden  sich  in  den  verschiedensten  Schreibungen; 
Hoangho,  Hwangho,  Whang-ho,  Huang-'ho,  Chwang-cho  — 
Yang-tse-kiang,  Yang-tseu-kiang,  Yang-tszü-chiang,  Jang-tze-kiang 
—  Foochow,  Fou-tcheou,  Futschau,  Fuchow,  Fu-tschea  —  Chefoo, 
Tschifu  —  Liu-kiu,  Lieu-khieu,  Lieu-kieu,  Lewkew,  Lutscho, 
Liutschiu,  Liu-chiu,  Lju-tschiu,  Lou-tchou,  Loo-choo,  Lewchew  u.  s.w. 

Die  Hauptfrage  nun,  die  in  nicht  sinologischen  Kreisen  noch 
zu  wenig  beachtet  worden,  ist  die,  welche  chinesischen  Worte  man 
überhaupt  der  Transscription  zu  Grunde  zu  legen  hat.  Es  ist 
bekannt,  dass  die  verschiedenen  Dialekte  Chinas  sehr  bedeutend 
von  einander  abweichen  und  fast  auf  den  Rang  verschiedener 
Sprachen  Anspruch  haben,  dass  auch  keiner  der  Dialekte  eigent- 
lich ein  herrschender  genannt  werden  kann.  Wohl  werden  sämt- 
liche Lokaldialekte  der  nordlichen,  centralen  und  z.  T.  südwest- 
lichen Provinzen  als  zusammengehörig  betrachtet  und  mit  dem 
glücklichen  Ausdrucke  (Schott's)  „  Hochchinesisch "  bezeichnet. 
Chinesisch  heissen  dieselben  Dialekte  gemeinsam  guan-hua  (kuan- 
hua),  gewöhnlich  „  Mandarindialekt"  übersetzt.  Abgesehen  von  dem 
gänzlich  unnöthigen  Fremdwort  Mandarin  —  unser  „Beamter" 
giebt  das  chinesische  guan  ebenso  weit  wieder  als  mandarin  — , 
so  heisst  guan-hua  gar  nicht  Beamtensprache,  sondern,  wie  S.  Julien 
schon  hervorgehoben  hat,  Sprache  des  öffentlichen  Lebens,  etwa 
„allgemeine  Sprache". 

Dies  ist  jedoch  nicht  so  zu  verstehen,  als  ob  „  Hochchinesisch 1 
in  einer  so  ausgedehnten  Weise  vorherrsche,  wie  etwa  unser 
„Hochdeutsch";  ist  das  guan-hua  auch  der  am  weitesten  ver- 
breitete Zweig  des  Chinesischen,  so  giebt  es  doch  zu  weite  Länder- 
strecken, wo  es  nicht  verstanden  wird,  als  dass  man  es  als  herr- 
schende Sprache  Chinas  hinstellen  könnte. 

Es  würden  drei  Methoden  möglich  sein,  chinesische  geo- 
graphische Namen  wiederzugeben:  1.  die  Lokalaussprache  zu 
wählen,  2.  ausschliesslich  das  Guan-hua  anzuwenden,  oder  3.  eklek- 
tisch zu  verfahren. 

Die  erstgenannte  Methode  erscheint  zunächst  vom  topographi- 
schen Standpunkt  aus  als  die  natürlichste  und  zweckmäasigste, 
stösst  jedoch  praktisch  auf  mancherlei  Schwierigkeiten.  Einmal 
würden  wir  bei  der  noch  mangelhaften  Kenntnis  mancher  nament- 
lich südlicher  Dialekte  für  die  meisten  Namen  die  richtige  lokale 
Aussprache  vor  der  Hand  nicht  erlangen  können,  und  dann  wür- 
den viele  Namen,  die  in  einer  andern  Form  uns  schon  geläufig 
geworden,  geändert  werden  müssen.  Auch  ist  die  Kenntnis  der 
meisten  Dialekte  unter  den  Europäern  noch  so  wenig  verbreitet, 
dass  durch  die  Einführung  derselben  in  die  Geographie  die  Schwierig- 
keiten und  die  Verwirrung  voraussichtlich  nur  vermehrt  werden  dürften. 


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Über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen.  251 


Das  Hochchinesische  kann  nun  zwar  wie  erwähnt  nicht  die 
herrschende  Sprache  Chinas  genannt  werden,  wird  aber  in  einem 
grosseren  Gebiet  gesprochen,  als  irgend  ein  anderer  Dialekt  und 
auch  in  den  südlichen  Provinzen  von  den  hoher  gebildeten  Chinesen 
verstanden.  Die  Methode,  alle  Namen  in  diesem  Dialekte  zu 
schreiben,  könnte  daher  ohne  weiteres  acceptiert  werden,  wenn  die 
Frage,  ob  es  eine  normale,  allgemein  gültige  Aussprache  des 
Guanhaa  giebt,  schon  endgiltig  entschieden  wäre.  Es  ist  auch  die 
Aassprache  des  Guanhua  in  den  einzelnen  Provinzen  stark  varürend; 
die  beiden  prävalierenden  sind  die  in  Nanking  und  Peking 
gebräuchlichen,  auch  als  nördliches  und  südliches  Guan-hua  unter- 
schieden. Erstere  ist  von  grösserer  historischer  Bedeutung  und 
steht  höchst  wahrscheinlich  der  alten  Aussprache  des  Chinesischen 
näher,  letztere  die  gegenwärtig  am  weitesten  verbreitete  und  gilt 
unter  den  Chinesen  selbst  als  die  vornehmste.  Beide  bilden  die 
Extreme  einer  Reihe  von  Lokaldialekten,  die  vermittelnde  Über- 
gänge zeigen.  Es  wird  nun  vielfach  behauptet,  dass  die  Chinesen 
eine  normale  Aussprache  des  Guanhua  annehmen,  die  über  den 
lokalen  stehe  und  von  den  beiden  genannten  in  vielen  Punkten 
abweiche,  sich  aber  der  Nanking- Aussprache  nähere.  Dies  wird 
von  anderer,  vielleicht  kompetenter  Seite  bestritten;  das  Guanhua 
der  einzelnen  Provinzen  sei  gleichberechtigt,  eine  allgemein  gültige 
Aassprache  existiere  nicht.  Es  kann  unsere  Sache  nicht  sein,  hier 
diese  schwierige  sprachwissenschaftliche  Frage,  die  wohl  noch  nicht 
spruchreif  ist,  zu  erörtern.  Wir  haben  uns  bei  Wahl  des  Guan- 
haa überhaupt  für  einen  Lokaldialekt  desselben  zu  entschliessen, 
and  da  kann  denn  mit  Sicherheit  behauptet  werden,  dass  das 
Pekinger  Guanhua  unter  den  Chinesen  selbst  als  die  Sprache  des 
Hofes  am  angesehensten  und  von  den  Europäern  am  besten  ge- 
kannt ist.  Wenn  daher  für  die  Schreibung  aller  geographischer 
Namen  Chinas  das  Guanhua  gewählt  werden  soll,  so  scheint 
auch,  dass  man  dann  am  besten  die  Pekinger  Form  desselben 
der  Schreibung  zu  Grunde  legt. 

Es  fragt  sich  aber,  ob  man  nicht  gut  thut,  dieser  Methode 
zwar  im  Allgemeinen  zu  folgen,  aber  in  gewissen  Fällen  abzu- 
weichen. Auszunehmen  würden  jedenfalls  von  vorn  herein  die- 
jenigen Namen  sein,  die  uns  schon  in  einer  bestimmten  Form 
geläufig  geworden  sind.  Namen  wie  Peking,  Canton,  Hongkong, 
Swatow  u.  a.  rn.  wird  man  nicht  versuchen  wollen  zu  ändern. 
Aber  auch  für  andere  Namen,  namentlich  auf  Spezialkarten,  möchte 
eine  Abweichung  von  der  uniformen  Schreibweise  vorzuziehen  sein. 
Es  erscheint  doch  bedenklich,  auf  Spezialkarten,  die  schliesslich 
wesentlich  für  den  Gebrauch  des  Reisenden  bestimmt  sind,  kleinere 
Ortschaften  in  einer  Form  zu  benennen,  die  am  Orte  selbst  nicht 


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252 


v.  Möllendorff: 


verstanden  wird.  Vielleicht  sollte  man  die  Guanhua-Form  des 
Namens  für  Städte,  grössere  Flüsse  nnd  Gebirge  wählen,  dagegen 
die  kleineren  Orte  in  der  an  Ort  und  Stelle  gesprochenen  Form 
schreiben.  Es  wurde  also  z.  B.  eine  Karte  von  ganz  China  oder 
einem  grösseren  Teil  des  Reiches,  welche  schwerlich  mehr  als  die 
Kreisstädte  geben  würde,  alle  Namen  in  der  Guanhua  -  Form 
führen ;  auf  spezielleren  Karten  würden  die  auf  den  allgemeinen 
Karten  vorkommenden  Namen  in  dieser  und  der  Lokalform,  die 
Namen  der  kleineren  Punkte  nur  in  der  Lokalform  zu  geben 
sein.    In  Büchern  wären  womöglich  stets  beide  Formen  anzuführen. 

Es  kann  nicht  geleugnet  werden,  dass  sich  auch  gegen  diese 
Methode  manches  wird  einwenden  lassen ;  bei  besserer  topographi- 
scher Kenntnis  der  südlichen  Provinzen,  um  die  es  sich  dabei 
wesentlich  handelt,  wird  das  Bedürfnis  über  diese  Frage  zu  ent- 
scheiden haben.  Wir  wollen  einstweilen  den  Pekinger  Dialekt 
zu  allgemeinerer  Annahme  empfehlen  und  zu  dem  Ende  die  Um- 
schreibung der  Laute  desselben  einer  kurzen  Besprechung  unter- 
werfen. Für  die  Provinz  Dsehyli  (Petschili)  würde  er  ohnehin 
der  allein  annehmbare  sein. 

Freiherr  von  Richthofen  hat  in  seinem  Werke  „ China u  eine 
uniforme  Schreibung  der  chinesischen  Namen  angewendet,  die 
durchweg  Hochchinesisch  ist,  sich  mehr  dem  südlichen  als  dem 
nördlichen  Guanhua  nähert,  im  Ganzen  aber  eine  Mischung  aus 
verschiedenen  Dialekten  bildet  Bei  der  Verbreitung,  welche  das 
bedeutende  Buch  in  Deutschland  und  Europa  findet,  würden  wir 
am  liebsten  die  Richthofen'sche  Schreibweise  en  bloc  angenommen 
haben,  wenn  nicht  gewichtige  Gründe  dagegen  sprächen.  Richt- 
hofen sagt,  dass  er  in  solchen  Fällen  von  der  Pekinger  Aussprache 
abweiche,  „wo  der  Mandarindialekt  von  Peking,  indem  er  in  einen 
Provinzialjargon  ausartet,  isolirt  dasteht  und  der  im  ganzen  übrigen 
China  üblichen  Aussprache  gegenübersteht".  Was  sind  nun  die 
Punkte,  in  denen  Richthofen  vom  Pekinger  „ Jargon u  abweicht? 
Der  Hauptpunkt  ist  das  k  und  ts  vor  i  und  ü  statt  des  Pekinger 


Schreibt  Richthofen  also  king  und  tsing,  so  folgt  er  einem  Lokal« 
dialekt,  der  sich  räumlich  nicht  weiter  ausdehnt,  als  der  Pekinger. 
Nun  behält  Richthofen  aber  das  rein  Pekinger  oder  doch  nördliche 
hs  bei,  welches  im  Süden,  ähnlich  wie  tsh  in  k  und  ts,  in  h  und  i 


tsh.    Wir  haben  da  z.  B. 
im  südlichen  Mandarin 


king     und  tsing 


in  der  ganzen  Provinz  von  Peking  und 

mehreren  Nachbarprovinzen 
in  Tientsin  u.  a.  O. 


in  vielen  Dialekten  Ccntralchinas 


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Ober  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen.  253 


zerfallt;  in  den  Vokalen  folgt  er  Peking  in  Fällen,  wo  es  fast 
ganz  isolirt  steht.  In  Summa,  die  Richthofen'sche  Schreibweise 
ist,  ganz  abgesehen  von  der  Orthographie,  ein  willkürliches  Ge- 
misch ans  verschiedenen  Dialekten,  oder  wenn  man  lieber  will, 
ein  Versuch,  ein  ideales  Guan-hua  zu  konstruieren,  welcher  nicht 
als  gelungen  bezeichnet  werden  kann.  Auf  Einzelheiten  werden 
wir  noch  zurückkommen.  Ein  anderer  gewichtiger  Grund  gegen 
Richthofen's  System  ist  das  Zusammenwerfen  von  zwei  Klassen 
ganz  verschiedener  Laute,  die  wir  (und  die  Russen)  b,  d,  g  und 
p,  t,  k,  die  meisten  andern  Systeme  p  und  p'  (in  älterer  Zeit  p 
und  ph)  schreiben.  Richthofen  schreibt  stets  p,  t,  k  (und  ts,  tsh), 
was  nur  zu  grossen  Verwechslungen  führen  kann;  er  ist  auch 
selbst  genöthigt,  davon  abzugehen  und  schreibt  (die  Dynastien) 
Tain  und  Ts*in.  Aber  was  ihm  selbst  einmal  aufgefallen  ist, 
kommt  hunderte  von  Malen  vor,  es  sind  die  sogenannten  „  aspi- 
rierten und  unaspirierten  •  Laute  eben  zwei  ganz  verschiedene 
Laote,  die  nicht  willkürlich  kombiniert  werden  dürfen. 

Richthofen  spricht  sich  sehr  abfallig  über  die  russische  Me- 
tbode, das  Chinesische  zu  transscribieren,  aus;  indessen  kommen 
die  allerdings  barbarischen  Entstellungen  in  deutschen  Über- 
setzungen russischer  Werke  über  China  lediglich  auf  Rechnung 
der  Übersetzer.  Das  russische  System  hat  seine  Mängel,  ist  aber 
ganz  konsequent  durchgeführt.  Da  sich  viele  chinesische  Laute 
im  Russischen  (wie  im  Deutschen  und  allen  anderen  europäischen 
Sprachen)  nicht  genau  wiedergeben  lassen,  so  sind  Hülfszeichen 
eingeführt,  deren  Bedeutung  man  natürlich  bei  Umschreibung  ins 
Deutsche  kennen  muss.  Um  z.  B.  dsh  (tsh  unaspiriert)  zu  schrei- 
ben, nimmt  das  russische  System  den  scharfen  tsch -  Laut  (l)  und 
schwächt  denselben  vermittelst  des  summenden  sch  (»)  ab.  Wer 
die  Kombination  buchstäblich  transscribiert,  erhält  im  Deutschen 
tschsch ! 

Wir  wollen  im  Nachstehenden  zunächst  die  im  Pekinger 
Guanhua  vorkommenden  Laute  einer  Besprechung  unterwerfen. 

I.  Als  Initialen  kommen  vor:   1.  vokalische:  a,  ö,  o,  i. 

In  vielen  Dialekten  lauten  die  mit  Vokalen  beginnenden 
Sylben  mit  schwachem  Nasallaut  ng  (wie  in  singen,  sprach- 
wissenschaftlich n)  an,  auch  in  Peking  ist  davon  mitunter  ein 
Anklang  zu  spüren,  aber  im  Allgemeinen  kann  man  in  Peking 
von  vokalischem  Anlaut  sprechen,  z.  B.  Nganging,  M'An-dshing, 
Andshing  (Stadt  am  Yangdsy,  nicht  zu  verwechseln  mit  Nanking). 

e*  ist  ein  schwer  zu  beschreibender  Vokal,  dessen  Eigentüm- 
lichkeit jeder  Wiedergabe  in  andern  Sprachen  spottet.  Es  ist  ein 
dunkles  e  mit  Anklängen  an  o,  englisch  a  in  all,  ö  und  ä.  Richt- 
hofen schreibt  ihn  als  Auslaut  ä,  vor  n  und  ng,  wo  er  etwas 


254 


v.  Möllendorff: 


heller  und  kürzer  ist,  ö.  Aber  in  beiden  Fällen  steht  er  immer 
dem  e  näher  und  darf  nicht  mit  zwei  so  verschiedenen  Lauten 
wie  ä  und  o  wiedergegeben  werden.  Im  sprachwissenschaftlichen 
Alphabet  nach  Steinthal  steht  er  zwischen  o  und  §.  Wir  schlagen 
vor,  das  durch  Wade  eingeführte  und  schon  ziemlich  eingebürgerte 
e  zu  behalten. 

2)  Von  den  konsonantischen  Anlauten  bedürfen  f,  1,  m, 
n  keiner  Erläuterung;  j  ist  das  französische  j,  sprachwissenschaft- 
lich i  oder  /.  h  ist  ein  starker  Hauch  wie  deutsches  ch  in  ach; 
da  ein  anderer  Hauchlaut  im  Pekinger  Chinesisch  nicht  vorkommt, 
so  kann  ein  diakritisches  Zeichen  wie  tf  oder  h  fuglich  weg- 
gelassen werden. 

s  ist  immer  scharf,  wie  deutsches  ss,  sh  =  sch. 

w  wie  im  Englischen,  y  desgleichen,  wie  deutsches  j. 

hs,  die  Wade'sche  Schreibweise  für  einen  zwischen  stark  ge- 
hauchtem h,  scharfem  s  und  leichtem  sch  schwankenden,  specifisch 
nordchinesischen  Laut,  die  auch  Richthofen  beibehält.  Im  sprach- 
wissenschaftlichen Alphabet  finde  ich  nichts  was  ihm  ähnlich  ist. 

Die  Crux  aller  Orthographiesysteme  sind  die  oben  schon  kort 
berührten  Laute,  für  welche  wir  b,  p;  d,  t;  g,  k  vorschlagen,  und 
die  wie  erwähnt,  bei  Wade  und  sonst  p,  p(,  t,  t*,  k,  k*  geschrieben 
werden,  bei  Richthofen  aber  stets  p,  t  und  k  lauten. 

Die  drei  unaspirierten  Laute  sind  nach  Ansicht  der  meisten 
Sinologen  tenues,  die  aber  ohne  jeden  Hauch  ausgesprochen  wer- 
den und  dadurch  den  mediae  näher  kommen.  Wie  sie  nach  streng 
sprachwissenschaftlichen  Principien  geschrieben  werden  niüssten, 
ob  als  modificierte  tenues  oder  Abart  der  mediae,  kann  nur  durch 
physiologische  Untersuchung  festgestellt  werden.  Dass  sie  weder 
unseren  tenues,  noch  unseren  mediae  ganz  entsprechen,  darüber 
sind  wohl  alle  einig;  für  unsern  praktischen  Zweck  mache  ich 
folgende  Gründe  geltend  sie  als  mediae  zu  schreiben. 

1)  Ein  Europäer,  der  die  drei  Laute  wie  deutsches  b,  d,  g. 
spricht,  macht  wohl  einen  geringen  Fehler,  wird  aber  von  den 
Chinesen  stets  verstanden.  Wer  sie  wie  p,  t,  k  spricht,  wird  von 
Chinesen,  die  nicht  schon  an  diese  harte  Aussprache  durch  Ver- 
kehr mit  Europäern  gewöhnt  sind,  nicht  verstanden.  Dies  Ex- 
periment habe  ich  selbst  und  Andre  oft  gemacht. 

2)  Die  Chinesen  benutzen,  um  europäische  mediae  in  ihrer 
Sprache  wiederzugeben,  stets  diese  drei  Laute,  z.  B.  Deutsch 
chinesisch  de-i-tshy,  nach  der  andern  Schreibweise  tß.  Im 
Mandschuischen  und  Mongolischen  werden  die  betreffenden  Laote 
stets  mit  den  mediae  wiedergegeben,  ebenso  bei  persischen,  ara- 
bischen, türkischen  Schriftstellern. 

3)  Durch  die  Wiedergabe  dieser  chinesischen  Laute  mit  tenues 


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über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen.  255 


kommen  wir  fortwährend  in  die  Lage,  geographische  utid  historische 
Namen  anders  zu  schreiben,  wenn  sie  aus  chinesischen,  anders 
wenn  aus  persischen  u.  a.  Quellen  stammen,  z.  B.  Bokhara, 
chinesisch  Bu-hua-la,  Pu-hua-la,  Bishbalik,  chinesisch  Bie-shy- 
ba-li,  Pie-shy-pa-li,  Bardaa,  chinesisch  Ba-rh-da-a,  Pa-rh-ta-a. 

4)  Bei  Anwendung  der  deutschen  mediae  für  die  eine,  der 
tenaes  für  andere  Gruppe  von  Lauten  schreiben  wir  zwei  im 
Chinesischen  verschiedene  Laute  einfach  mit  zwei  verschiedenen 
deutschen,  die  den  chinesischen  für  praktische  Zwecke  genau  ge- 
nug entsprechen,  und  vermeiden  jedes  diakritische  Zeichen,  den 
leicht  zu  übersehenden  Apostroph  oder  das  abscheuliche  kh,  th,  ph. 

Man  muss  nur  festhalten,  dass  wir  durchaus  nicht  behaupten, 
das  chinesische  d,  b,  oder  g  entspreche  genau  dem  unsern;  viel- 
mehr sind  sie  etwas  härter  als  unsre  mediae  auszusprechen,  und 
was  wir  t,  p,  k  schreiben,  ist  noch  stärker  explosiv  als  unsere 
tenues. 

An  diese  sechs  Laute  schliessen  sich  ds,  ts  (ts,  ts')  und  dsh, 
tsh  (ch,  ch*  bei  Wade).  Hier  schliesse  ich  mich  Richthofen  in 
der  Wahl  des  tsh  für  das  einseitig  englische  ch  freudig  an. 

Wir  müssen  hier  noch  einmal  auf  die  obenangedeutete  Modi- 
fikation des  südlichen  k  und  ts  vor  i  und  ü  in  nördliches  tsh  zu- 
rückkommen. Während  wir  im  südlichen  Guanhua  für  die  Aus- 
laote  in,  ien,  ing,  ia,  ie,  iang,  ün  etc.  je  zwei  Sylben  mit  k  oder 
ts  (g  oder  ds)  anlautend  haben,  werden  dieselben  im  nördlichen 
Mandarin  beide  zu  ein  und  derselben  mit  einem  eigentümlichen 
Quetschlaut  modificiert,  d.  h.  also  südlich  king  und  tsing  werden 
nördlich  tshing.  Ganz  genau  genommen  ist  dieses  tsh  vor  i  und 
ü  ein  anderer  Laut  als  vor  a  und  u,  wo  es  genau  unserem  tsch 
entspricht,  und  man  müsste  da  eigentlich  noch  einen  neuen  beson- 
deren Laut  kreiren.  Er  steht  zwischen  ts  und  tsh  etwa  in  der 
Mitte  und  hat  zugleich  einen  schwachen  Anklang  an  ty  (deutsch 
tj  oder  tch).  Die  Russen  setzen  hier  stets  ds  oder  ts,  was  sich 
aber  meiner  Ansicht  nach  weiter  von  der  Wahrheit  entfernt  als 
dsh  und  tsh,  bei  denen  ich  zunächst  bleibe. 

Diese  Modifikation  des  Nordens  ist  es  hauptsächlich,  weswegen 
der  Pekinger  Dialekt  nicht  zur  allgemeinen  Annahme  empfohlen 
wird,  da  eventuell  zwei  verschiedene  Namen,  im  Süden  verschie- 
den ausgesprochen,  im  Pekingescben  identisch  sein  würden.  Ich 
glaube  nicht,  dass  das  praktisch  zu  Verwechslungen  führen  würde, 
aber  wie  eben  schon  angedeutet,  die  Unterschiede  gehen  noch 
weiter.  In  allen  Dialekten,  wo  vor  i,  g  oder  k,  ds  oder  ts  statt 
dsh  und  tsh  stehen,  zerfällt  auch  Pekingisches  hs  in  s  und 
einfach  gehauchtes  h.  Hsi  (Westen)  ist  im  Süden  si,  Iis  ien 
(Distrikt)  im  Süden  bien.    Dieser  Unterschied  ist  ebenso  durch- 


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256  v.  Möllendorff: 

greifend  und  wichtig  als  der  zwischen  k  und  teh;  das  Initial  hs 
ist  jedenfalls  specifischer  nordchinesisch  als  die  Wandlung  des  k. 
Ein  System,  das  also  specielle  Eigentümlichkeiten  des  Pekinger 
Dialekts  vermeiden  wollte,  wie  Richthofen  will,  dürfte  noch 
weniger  hsien  für  hien  und  sien,  als  tshing  für  king  and 
tsing  schreiben.  Weitere  Unterschiede  zwischen  nördlichen  and 
südlichen  Abarten  des  Hochchinesischen  sind  in  den  Vokalen  zu 
beobachten,  wie  wir  gleich  sehen  werden. 

II.  Zu  den  oben  besprochenen  Initialen  können  folgende 
Endungen  treten: 

a,  ai,  an,  ang,  au,  e,  ei,  £,  en,  eng,  £rh,  i,  ia,  iang,  iau. 
ie,  ien,  in,  ing,  io,  iu,  iung,  o,  on,  u,  ü,  üan,  üe,  ün,  no,  ua, 
uai,  uan,  uang,  ni,  un,  ung,  y. 

1.  au,  iau.  Wir  nehmen,  wie  Richthofen,  au  statt  ao,  zumal 
auch  das  allgemeine  sprachwissenschaftliche  Alphabet  den  Diphthong 
so  schreibt. 

2.  e,  ie,  üe,  bei  Wade  eh,  ieh,  üeh.  Das  finale  h  soll  nicht, 
wie  Richthofen  glaubt,  die  Kürze  des  e  andeuten,  weswegen  er 
ein  Kürzezeichen,  setzt  (i$),  sondern  bezeichnet  die  eigentümliche 
Intonation,  die  der  Chinese  ju-sheng  nennt  und  welche  in  einem 
jähen  Abbrechen  des  Lauts  besteht,  als  ob  die  Sylbe  mit  einem 
Hanch  schlösse.  Der  Vokal  ist  vielmehr  ein  gedehnter,  offener,  fast 
wie  ein  deutsches  ä.  Will  man  ihn  besonders  markiren  (etwa  um 
Verwechslung  mit  deutschem  ie  zu  verhüten  1),  so  schreibe  man  e, 
e  oder  e,  aber  keinen  Falls  e. 

3.  ei,  ein  langes  e  mit  nachklingendem  kurzen  i,  besser  ei 
oder  ei  zu  schreiben;  doch  möchte  ich  diakritische  Zeichen  mög- 
lichst vermeiden. 

4.  e,  en,  eng  siehe  oben  bei  den  Initialen. 

5.  ia,  ie,  iu  u.  s.  w.;  das  i  ist  ein  kurzer  Vorschlag  und  das 
Wort  ist  stets  einsylbig  z.  B.  dshiang  fast  wie  deutsches  dschjang. 

6.  ien.  Die  besondere  Markirung  des  e  bei  Richthofen,  ien. 
ist  unnötig.  Richthofen  hat  ganz  recht,  dass  ien  oft  wie  iän  ge- 
sprochen wird.  Dagegen  sollten  Namen  wie  Thiantsin  (Tiendsio). 
Thianshan  (Tienshan)  endlich  ausgemerzt  werden. 

6.  ang,  £ng,  iang  etc.  —  ng  am  Ende  wie  n  des  sprach- 
wissenschaftlichen Alphabets  oder  wie  in  singen,  d.  h.  ohne  hör- 
bares g. 

7.  ou  =  langes  o  mit  nachklingendem  u,  oft  fast  wie  deutsches 
langes  o,  seltener  mit  einem  Anklang  nach  au  hin.  Bei  Richt- 
hofen öu ;  der  Accent  ist  entbehrlich. 

Die  älteren  französischen  Sinologen  schrieben  im  Anschluss  an 
eine  modifizierte  Aussprache  in  gewissen  Dialekten  eou,  woraus 
auf  deutseben  Karten  eu  wurde  (z.  B.  das  hässliche  Futsche«  suö 


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Über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen.  257 


Fndshou).  Die  Engländer  schreiben  häufig  ow,  neuere  Franzosen 
oou.  Auf  deutschen  Karten  findet  sich  auch  au  für  diesen  Laut; 
dies  ist  ganz  unzulässig,  da  echtes  au  auch  vorkommt  (s.  o.). 

8.  uan,  üan.  Wenn  Richthofen  üen  gehört  hat  (1.  c.  p.  XXIV), 
so  war  es  eine  lokale  Modifikation.  Das  a  der  Endung  ist  aller- 
dings kein  reines  volles,  sondern  geht  in  das  sogenannte  zweite 
englische  a  (z.  B.  in  have)  über.  Die  mehr  a  ähnliche  Aussprache 
ist  durchaus  nicht  auf  Peking  beschränkt,  und  chinesische  Philo- 
logen des  Südens  wie  des  Nordens  setzen  z.  B.  yüan  mit  han, 
man,  shan  in  eine  Reimklasse. 

9.  y  soll  den  Halbvokal  darstellen,  welchen  Wade  nach  ch, 
j  und  sh  mit  ih ,  nach  ss  und  tz  mit  ü  wiedergiebt,  und  der  von 
andern  Autoren  mit  i,  I,  e,  e,  e,  u,  y,  eu,  u,  a,  auch  bloss  durch 
ein  Apostroph  geschrieben  wird.  Er  entspricht  ziemlich  gut  dem 
e  des  sprachwissenschaftlichen  Alphabets  nach  Steinthal ,  klingt 
aber  mehr  nach  i  und  ü  hin.  Um  Verwechslungen  mit  normalem 
i  oder  e  zu  verhüten,  und  diakritische  Zeichen  zu  umgehen,  nehme 
ich,  wie  schon  früher  durch  andere  geschehen,  y. 

Die  Unterschiede  des  nordlichen  und  südlichen  Oaanhua  in 
den  Vokalen  sind  wesentlich  folgende: 

1.  en  und  eng  nach  sh,  dsh  und  tsh  werden  im  Süden  häufig 
in  und  ing,  z.  B.  nördlich  shen  =  südlich  shin,  shäng  =  shing, 
dsheng  =  dshing  u.  s.  w. 

So  hcis8t  der  chinesische  Name  von  Kukuhotun  in  Peking 
Gui-hua-tsheng  (Richthofen:  Kwei-hua-tshöng),  im  Süden  Gui-hua- 
tshing;  der  Hafen  am  Ianzdsy,  vulgo  Chinkiang,  im  Süden  Dsh  i  n- 
giang-fu,  im  Norden  Dshen-dshiang-fu.  Die  Vokalisation  steht 
and  fällt  mit  der  Schreibung  der  Initialen;  eine  Mischung  aus 
beiden,  wie  Dshen-giang-fu,  ist  unzulässig. 

2.  Unser  Halbvokal  y  wird  im  Süden  mitunter  einfaches  i. 

3.  feng,  meng  u.  a.  sind  in  südlichen  Dialekten  fung,  mung, 
etc.  z.  B.  Kaiser  Hsien-feng  =  Hien-fung. 


Syllabar  des  Pekinger  Hochchinesisch. 


Vorge- 
schlagene 
Schreib- 
weise. 

Annäh- 
ernde 
deutsche 
Ausspr. 

Richt- 
hofen. 

Wade. 

Vorge- 
schlagene 
Schreib- 
weise. 

Annäh- 
ernde 
deutsche 
Ausspr. 

Richt- 
hofen. 

Wade. 

a 

ai 

an 

ang 

au 

a 

ai 

an 

ang 

au 

d.  Gmell« 

nga 

ngai 

ngan 

ngang 

ngau 

a 

ai 

an 

ang 

ao 

Bd.  XV. 

ba 

bai 

ban 

bang 

T» 

n 

pa 

pai 
pan 
pang 
17 

pa 

pai 

pan 

pang 

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v.  Möllendorff: 


Vorge- 

Annäh- 

Vorge- 

Annäh- 



schlagene 

ernde 

Richt- 

Wade. 

schlagene 

ernde 

Rieht- 

Wade. 

Schreib- 

deutsch« 

hofen. 

Schreib- 

deutsche 

hofen. 

weise. 

Ausspr. 

weise. 

Ausspr. 

Hau 
UHU 

b\ 

pau 

pao 

dsa 

dl 

}sa 

tsa 

tsa 

bei 

p' 

pei 

pei 

dsai 

V  f 

ben 

b!  - 
Jonn 

pönn 

pen 

dsang 
dsau 

Deng 

pong 

peng 

J  A 

uso 

tri 

vi 

• 

PJ 

• 

P1 

/ 1  u  4*  n 
U»c  II 

r\l  *1  Ii 

piau 

piao 

asrng 

hif» 

Ha 
p' 

pie 

pien 

dso 
dsou 

hiVn 
i  >  i  *  *  1 1 

pien 

_  •  _ 
pien 

*  1  a  Ii 
USU 

bin 

pin 

pin 

dsuan 

bing 

■ 

ping 

• 

ping 

dsui 

bo 

po 

po 

dsun 

bou 

bl  - 

i  ou 
P' 

pöu 

pou 

dsung 

|  dss  l 
\dssU 

bu 

pu 

pu 

dsy 

tsze 

tri 

da 

dsna 

dscna 

tsha 

_i 

cha 

t  • 

t ' 

ta 

ta 

dshai 

dai 

dshan 

dan 

dshang 

dang 

dshau 

chao 

dau 

di  II 

dsne 
dsnen 

• 

tsha 

che 

de 

ta 

te 

dsneng 

dei 

dshi 

i  Aal 
1  dal 

i  dschi 

kl  1 

•  1 

tsi  1 

chi 

di 

diau 

dshia 

/   t    •  \ 

/ k,a  \ 

l  tsia  1 

chia 

die 

• 

uslnang 

dien 

dsmau 

ding 

dshie 

diu 

dshien 

do 

dahin 

don 

dshing 

■ 

du 

dshio 

duan 

dsbiu 

dui 

dshiung 

dun 

dabo 

dang  t 

• 

dshou 

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Über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer 


Namen. 


259 


Vorge- 

Vorge- 

A 

nuäh- 

Q\  ;l 

>cbreJb- 

erude 
deutsche 

Rieht- 
hofeu. 

Wade. 

schlagcno 
Schreib- 

ernde 
deutsche 

Rieht- 
ho  fen. 

Wade. 

■ 

weUe. 

Ausspr. 

weise. 

Ausspr. 

dshä 

* 

geng 

dshüan 

go 

■ 

dsboe 

gou 

J.L- 

usnun 

|  kun  1 

Wsünl 

chun 

gu 

kwa 

kua 

gua 

dshu 
dshoa 

dschu 

tdnu 
tsnwa 

CDU 

chua 

• 

guai 
guan 

dshuai 
dshuan 

guang 

kwei 

kuei 

dshuang 

gun 

dshui 
dshun 

«ung 
guo 

dshung 

ha 

cha 

ha 

'ha 

dshy 

fdsch  \ 
Whll 
1  ö  . 

kahl 

ehifa 

baj 

han 

hau«; 

X 
V 

e 

1  e  f 

nga 

e,  nge 

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hei 

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I  enn  \ 
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Sri 

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fan 

liuai 

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fei 

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Inn  • 

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881  > 

hsi 

i 

nsi 

ga 

kl  a 

schij 

gai 

hsia 

gan 

hsiang 

gang 

hsiau 

gau 

hsie 

gei 

hsien 

gen 

• 

hsin 

• 

4 

■  ja  * 

17* 


260 


v.  Möllendorff: 


TT 

Vorge- 

Ann&h- 

Vorge- 

Annäh- 

schlagene 

ernde 

K>cht- 

Wade. 

schlagene 

ernde 

Sohrvih- 

1 1  (Ml f  ap  }i . . 

1 1  o  t  ü  u . 

UtrU Vn\  llt 

weise. 

Ausspr. 

r 

w«ise. 

Ausspr. 

hsing 

•  • 

KOI 

*  * 

hsio 

kun 

hsiu 

kung 

bsiung 

kuo 

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Richt- 
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Wade. 


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Über  die  Schreibung  chinesischer  geographischer  Namen.  261 


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Schreib- 

deutsche 

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262  v.  Möllendorff:  Über  die  Schreibung  chine*.  geograph.  Namen. 


Vorge- 

Annftb- 

Vorge- 

Annäh- 

schlagene 

ernde 

Ki  cht- 

Wade. 

schlagene 

ernde 

Kicnt- 

Wade 

Schreib- 

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Schreib- 

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J.M.  Hildebrandt:  Ausflog  zum  Arabergebirge  in  Nord-Madagaskar.  263 


XVII. 

Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 

Von  J.  M.  Hildebrandt. 
(Hierzu  eine  Karten-Skizze,  Taf.  VH.) 


Unter  den  Hügel-  und  Bergketten,  welche  die  Küstenlinie 
Nordwest-Madagaskars  bedingen,  ist  das  Amber-Gebirge  (Amböhitsi 
der  Eingeborenen  d.  b.  der  über  alle  anderen  Berge  erhabene) 
weitaus  am  höchsten.  Vom  Meere  aus  gesehen  erscheint  der  Am- 
böhitsi als  mächtiger  dreihöckeriger  Köcken,  mit  dichtem  dunklen 
Walde  bekleidet  Leicht  welliges,  sanft  ansteigendes  Vorland,  von 
Graswucbs  bedeckt,  welches  von  spitzgipfeligen  Hügeln,  die  ebenfalls 
bewaldet  sind,  unterbrochen  wird,  bildet  den  Mittelgrund  des  schönen 
Bildes,  während  im  Vordergrunde  dunkle  Mangrove - Djungel  im 
seichten  Wasser  der  Buchten  oder  schmale  Sanddünen  ersichtlich  sind. 

Vom  Amböhitsi  durch  Flachland  getrennt  erstreckt  sich  gegen 
NW.  der  Höhenzug  Morontäni  (Cap  St.  Sebastian).  Im  Norden 
erheben  sich  verworrene  Bergraassen,  welche  von  einer  vielbuchtigen 
Küste  umzogen  sind.  Sie  enden  in  dem  vom  Seefahrer  mit  Recht 
gefürchteten  Cap  Amber,  dem  Nord-Cap  Madagaskars. 

Cap  Amber  führt  den  Namen  Buba  ariömbe  (d.  h.  viele 
Rinder).  Die  Eingeborenen  versichern ,  dort  seien  grosse  Herden 
wilden  Viehs,  welche  sich  beim  Naben  eines  Menschen  in's  Meer 
flüchteten.  Die  Stürme,  welche  dieses  Vorgebirge  umtosen  und  den 
hohen  Wellengang  der  See  suchen  die  Eingeborenen ,  wenn  sie  in 
schwachen  Baumkähnen  diese  Gewässer  befahren,  durch  Opfern  von 
Geldstücken ,  die  sie  in  die  Tiefe  werfen ,  zu  beschwichtigen.  Um 
den  Geist  des  Wassers  nicht  zu  erzürnen,  wagen  sie  nicht,  irgend 
welchen  Unrat  Uber  Bord  zu  werfen,  ja,  sie  speien  nicht  einmal 
in's  Meer. 

Der  Nordteil  Madagaskars  bis  Nosi-be  ist  vulkanischen  Ur- 
sprungs. An  vielen  Stellen  sind  die  Lavaströrae  noch  deutlich  zu 
erkennen.  Die  Krater  mit  ihren  Seeen  auf  Nosi-be  sind  wohlbekannt. 
Ein  kleines  Inselchen  bei  Nosi-Mitsio  besteht  aus  den  schönsten 
Basaltkrystallen. 

Die  Eingeborenen  dieses  Gebietes  heissen  Antankärana,  das 
bedeutet  Leute  der  Felsen,  welchen  Namen  sie  ihrer  gebirgigen 
Heimat,  besonders  aber  dem  steilen  Berge  Aukärana,  wo  sich  der 
Sitz  ihrer  ersten  Könige  befunden  hat,  verdanken.  In  diese  Berg- 
feste flohen  die  Antankärana  vor  den  andringenden  Hovasoldaten 
der  grossen  Königin  Rauavalona  I.     ErBt,  nachdem  die  Hova,  von 


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264 


J.  M.  Hildebrandt: 


den  Belagerten  unbemerkt,  mit  grosser  Mühe  Stufen  in  die  Fels- 
wand gehauen  hatten,  konnten  sie  den  Ankärana  erstürmen.  Der 
Berg  bat,  wie  sich  das  auch  vielfach  in  andern  Bergen,  z.  B.  im 
Ambdhitsi  vorfindet,  eine  tiefe  Spalte  bis  in  sein  Inneres  —  ein 
Riss,  der  beim  Erkalten  der  Lavamassen,  die  den  Berg  gebildet 
haben,  entstanden  ist.  Zu  diesem  Thal-Riss,  auf  dessen  Boden  die 
Antankärana  während  der  Belagerung  hausten,  fuhrt  ein  ganz 
schmaler,  stollenartiger  Eingang;  über  eigentliche  Hohlen,  die  in 
diesem  Distrikte  häufig  sein  sollen  und  von  denen  vieles  gefabelt 
wurde  und  noch  wird,  habe  ich  nichts  sicheres  in  Erfahrung 
bringen  können. 

Die  Antankärana  bilden  einen  Zweig  des  grossen  Sakalava- 
Stammes,  welcher  die  Westhälfte  Madagaskars  bis  tief  im  Süden 
inne  bat.  Als  solche  gehören  sie  zu  der  dunkelhäutigen,  kraus- 
lockigen Menscbenrace  und  sind  von  den  gelben ,  eingewanderten 
Mainyen  wohl  unter  schieden.  Sie  werden  von  einem  Könige  regiert. 
Der  jetzige  heisst  Tsimihäro  (i.  e.  der  Unvermischte,  Reine).  Nach 
den  heissen  Kämpfen  mit  den  Hova  hat  er  zwar  deren  Hoheit  an- 
erkennen müssen  und  entrichtet  ihnen  einen  kleinen  jährlichen 
Tribut  unter  dem  Titel  eines  Geschenkes,  im  Übrigen  steht  er  aber 
ganz  unabhängig  da.  So  verrichten  auch  die  Antankärana  der 
West-Küste  keine  „Fanampoanaa  (unbezahlte  Regierungsarbeit)  an 
die  Hova.  Überhaupt  sieht  man  keinen  Hova  im  Gebiete  Tsimi- 
haro's.  In  einigen  Handelsplätzen  der  Ost-Küste  dagegen  ist  das 
Hova-Regiment  mit  allen  seinen  Chikanen  befestigt. 

Tsimihäro  bezieht  von  der  französischen  Colonie  Nosi-be  und 
Nosi-Komba  eine  Jahresrente  von  1200  Frs.    Die  Besitzergreifung 
dieser  Inseln  ist  aus  politischen,  weniger  ökonomischen  Gründen  ge- 
schehen.   Solche  kleine  Colonien  bringen  dem  Mutterlande  niemals 
etwas  ein,  müssen  gegenteils  stets  unterstützt  werden.     Im  Jahre 
1837  hatte  sich  die  Sakalava  -  Königin  Tsiomöika,  durch  die  Hova 
ans   ihrem  Reiche   Boäni   (südlich  von  Modjanga)  vertrieben,  mit 
vielen  ihrer  Getreuen  nach  Nosi-Komba  und  später  nach  Nosi-be 
geflüchtet.    Täglich  stand  zu  erwarten,  dass  die  Verfolger,  welche 
bereits  an  der  nahen  Festlandsküste  (in  Ankifi)  standen,  auch  gegen 
Hova-Sitte  über  den  schmalen  trennenden  Meeresarm  setzen  würden. 
Die  Hilfe,  welche  Tsiomeika  von  Seid-Said,  dem  Imftm  von  Maskat 
und  Eroberer  des  Suahelilandes,  erfleht  hatte,  blieb  aus.    Die  Fran- 
zosen  in  Reunion   bekamen   von  diesen  Vorgängen  Kenntnis  und 
wurde  es  ihnen  leicht,  die  Königin  zu  bewegen,  sich  unter  ihre 
Protektion   zu  stellen  und  die  Inseln  Nosi-be   und  Nosi-Komba, 
welche  ihr  nicht  einmal  gehörten,  ihnen  abzutreten,  sowie  zu  Gunsten 
Frankreichs  auf  ihr  Land,  den  grossen  Distrikt  Boeni,  Verzicht  zu 
leisten.    Die  Franzosen  bauten  ihr  ein  Steinhaus  auf  Nosi-be,  um 


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Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar.  265 


welches  sich  bald  andere  gruppirten.  So  entstand  Hell-Ville.  Es 
hat  den  Namen  nach  de  Hell,  dem  damaligen  Gouverneur  von 
Reunion. 

Als  Tsimiharo  vernommeu,  was  sich  zugetragen  hatte,  reklamirte 
er  natürlich  sein  Besitztum,  er  Hess  sich  aber  mit  obengenannter  Rente 
abfinden.  Als  1849  mehrere  tausend  Sakalava  auf  Nosi-b6  landeten, 
um  die  Franzosen  zu  verjagen,  beobachtete  Tsimiharo  eine  bewaff- 
nete, abwartende  Neutralität.  Übrigens  endete  die  Affaire  bald 
genug.  Die  Sakalava-Krieger,  in  vollem  Glauben  an  die  Wirksam- 
keit der  „Medizin*4  ihrer  Priester,  durch  welche  keine  Kanone  der 
Weissen  losgehen  solle,  gingen  furchtlos  auf  den  armirten  Wall  zu. 
Wirklich  versagte  der  erste  Kanonenschuss  und  mit  tollen  Freuden- 
sprüngen gingen  sie  zur  Sturmattaque  über.  Da  aber  erdröhnte  der 
zweite  Schuss  und  schlug  eine  Lichtung  durch  ihren  dichten  Haufen. 
Schrecken  erfasste  Bie  und  sie  flohen  allesammt. 

Vor  etwa  10  Jahren  sind  einige  unzufriedene  Antankärana- 
Familien  ausgewandert  und  haben  sich  südlich  vom  Cap  St.  Andreas 
zwischen  die  Sakalava  angesiedelt.  Zu  ihnen  gehören  die  beiden 
Mörder  Rutenbergs. 

Den  Reichtum  der  Antankararta  bilden  ihre  Rinderherden, 
welche  in  halbwildem  Zustande  auf  den  ausgedehnten  Weiden ,  die 
je  nach  der  Jahreszeit  zwischen  Hoch-  und  Tiefland  gewechselt 
werden,  prächtig  gedeihen.  Einzelne  Trupps  haben  sich  ganz  in 
der  Wildnis  verloren  und  dort  vermehrt.  Sie  werden  mit  der 
Büchse,  die  der  Antankärana  gut  handhabt,  lieber  aber  mit  dem 
altgewohnten  Speere  gejagt.  Oft  wenden  sich  dabei  die  gehetzten 
Thiere  gegen  ihre  Verfolger. 

Das  Zeichen  des  Besitzers  wird,  wie  in  ganz  Madagaskar, 
durch  Einschnitte  in  die  Ohren  angebracht.  Es  ist  bei  den  Antan- 
kararta Gebrauch,  die  Ohren  jedes  geschlachteten  Stückes  Vieh 
öffentlich  auszuhängen,  damit  jedermann  sehen  kann,  es  sei  nicht 
gestohlen  gewesen. 

Milch  wird,  selbst  von  den  Hirten,  selten  genommen;  die 
Kühe  müssen  während  dem  ihnen  so  ungewohnten  Melken  ge- 
knebelt werden.  Die  Bereitung  von  Butter  kennt  kein  Mada- 
gassen-Stamm. 

Die  Kälber  werden  gewöhnlich  nicht  künstlich  entwöhnt, 
saugt  aber  eins  ganz  übermässig  langt»,  so  wird  ihm  ein  grosser 
Ring  von  einem  Baumzweige  durch  die  Nasenscheidewand  gezogen, 
damit  es  das  Euter  nicht  mehr  erreichen  kann. 

Der  Haupterwerb  aus  den  Herden  besteht  im  Verkauf 
von  Ochsen,  welche  von  gelegentlich  an  dieser  Küete  verkehrenden 
Schiffen  verladen  werden,  um  Mauritius,  Bourbon,  Mayotte  und  Jo- 
hanna mit  Schlacht-  und  Zugvieh  zu  versorgen.    Der  Wert  eines 


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266 


J.  M.  Hildebrandt: 


Ochsen  ist  im  Gebiete  des  Amböhitsi  2- — 3  Thaler*)  steigt  aber 
bei  der  Anwesenheit  von  Schiffern,  die  ihre  Ladung  schnell  bei- 
sammen haben  wollen,  bis  aufs  Doppelte. 

Hier,  wie  in  ganz  Madagaskar,  überhaupt  in  Ost- Afrika,  ge- 
hört das  Rind  zur  Zebu-Race.  Der  Name  aönbe,  fast  gleichklingend 
mit  dem  Suaheli-Wort  gnömbe,  deutet  auf  Einführung  von  Afrika  hin. 

Ziegen  werden  im  Distrikte  westlich  vom  Amber-Gebirge 
durchaus  nicht  gehalten,  sie  sind  „fadiu  (tabu);  sonst  trifft  man  sie 
bei  den  Antankarana  an.  Ihr  Fleisch  ist  gut  zu  essen.  Weniger 
züchtet  man  Schafe. 

Ziegen   wie  Schafe  unterscheiden  sich   nicht   von  denen  der 
Ost-Küste  Afrika  s. 

Geflügel:  Gänse,  Enten,  Hühner,  ist  in  Menge  vorhanden, 
ebenso  sieht  man  Hunde  in  allen  Dörfern,  zuweilen  auch  eine 
Katze.    Letztere  ist  hier  nicht,  wie  bei  den  Süd-Sakalava,  f'adi. 

Die  heidnischen  Bewohner  des  Innern  essen  Wildschwein. 

Das  Hauptnahrungsmittel  der  Bewohner  ist  der  Reis, 
vary  (im  Suaheli  bedeutet  wali  gekochten  Reis,  paddy  der  Indier 
ist  ungehülster  Reis).  Er  wird  in  den  vielen  Sümpfen  und  an 
durch  Feuer  abgeholzten  Blossen  gezogen.  Ein  Teil  der  Ernte 
bleibt  für  den  Export  nach  Nosi-be  übrig. 

Ferner    pflanzt   man    etwas    Mais,    Sorghum,  Manihot, 
Bataten,  Kürbisse  u.  dgl. 

Früher  wurden  bedeutende  Massen  Bauholz  ausgeführt,  jetzt 
ist  dieser  Handel,  der  grossen  Gewinn  brachte,  ganz  dahin.  Die 
Inseln  und  Ktistenhügelzüge  sind  mit  Feuer  und  Axt  entwaldet,  um 
Reis  zu  ziehen. 

In  Sprache  und  den  meisten  Sitten  stimmen  die  Antan- 
karana mit  den  übrigen  Sakalava  fast  ganz  überein.  Die  an  der 
West-Küste  kennen  meistens  einige  mohammedanische  Gebetsformeln 
und  Flüche,  tragen  auch,  wenigstens  die  in  den  Handelsplätzen,  die 
Kleidung  der  vielen  Suaheli-  und  Comoro- Händler,  welche  bwr 
verkehren.  An  der  Ost-Küste  sind  die  Eingeborenen  ursprünglicher 
geblieben. 

Einige  Gebräuche  derselben,  die  zugleich  mehr  oder  weniger 
abweichend  von  denen  der  Sakalava  sind,  mögen  hier  Plate  finden: 

Ein  Kind,  welches  bei  oder  kurz  nach  seiner  Gebart  niest, 
ebenso  ein  solches,  welches  dabei  seine  Bedürfnisse  verrichtet,  ferner 
eins,  welches  mit  bereits  durchgebrochenen  Zähnen  zur  Welt  kommt 
wird  von  den  Eltern  Verstössen.  Man  nennt  dieses  Geschöpf  Ma- 
herianda  i.   e.  Waise.    Es  ist   dem  Tode  verfallen.    Irgend  ein 


*)  Es  sind  stet«  5 francs-Thaler  „Piaster",  welche  in  Madagaskar  den 
Standard  bilden,  gemeint. 


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Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 


267 


Mann  aus  der  Bekanntschaft  tragt  es  in  den  dichtesten  Wald,  legt 
es  dort  nieder,  sucht  eine  milchende  Pflanze  auf,  bricht  einen  Zweig 
ab.  träufelt  den  Milchsaft  auf  die  Brust  der  verstossenen  und  ver- 
lässt  die  hilflose  Kreatur.  Übrigens  wird  dieser  Brauch  in  letzter 
Zeit,  wo  durch  den  Mohammedanismus  Oberhaupt  viele  solche 
schroffe  Sitten  gesanftigt  wurden,  vielfach  umgangen.  Er  folgt 
nämlich  im  Geheimen  ein  anderes  Weib  in  den  Wald  und  holt  sich 
das  Kind,  um  es  aufzuziehen  und  Mutterpflicht  an  ihm  zu  Ubon. 
Niemals  wird  es  aber,  auch  wenn  erwachsen,  seinen  Eltern  zurück- 
gegeben. Niemand  darf  seine  wahre  Herkunft  erfahren.  Zwillinge 
werden  nicht  getötet.  Stirbt  die  Mutter  eines  Säuglings,  so  wird  er 
einer  Verwandten  übergeben ,  niemals  einer  andern  Frau.  Eher 
noch  zieht  man  das  Kind  mit  Kuhmilch  auf.  Die  Beschneidung 
der  Knaben  geschieht  in  keinem  bestimmten  Alter  derselben,  sondern 
findet  statt,  wenn  sich  mehrere  Kinder,  Säuglinge  und  solche  bis 
zu  6  Jahren,  eingefunden  haben.  Der  angesehenste  dieser  Familie 
(gewöhnlich  der  älteste)  verrichtet  die  Ceremonie.  Nachdem  sich 
die  Kinder  mit  ihren  Eltern  und  sonstigen  Verwandten  in  seinem 
Dorfe  eingefunden  haben  und  man  sich  durch  Trinken  und  Essen 
in  die  richtige  Feststimmung  versetzte,  wird  ein  Ochse  gebracht,  zu 
Boden  geworfen  und  durch  Zusammenbinden  der  Beine  gefesselt. 
Den  Kopf  des  Tieres  richtet  man  nach  Osten.  Nun  nimmt  der 
Alte  einen  Topf  Wasser  und  begiesst  unter  Gebetemurmeln  das 
liegende  Tier  vom  Kopf  bis  zum  Schweife.  Dann  stellt  oder  setzt 
er  sich  hinter  den  Ochsen,  in  der  Hand  ein  Stäbchen  haltend.  Mit 
diesem  klopft  er  viermal  auf  die  Rippen  des  Opfers,  dabei  Gesund- 
heit, Reichtum  und  anderes  Gute  für  die  Kinder  erflehend.  Darauf 
wird  der  Ochse  durch  Zerschneiden  der  Halsader  geschlachtet  und 
sein  Fleisch  —  bei  den  An  tank  Tirana  ist  kein  Körperteil  des  Viehs 
^faditt  —  gegessen.  Die  Hörner  mit  einem  Stück  Schädeldecke 
steckt  man  auf  lange,  oben  zugespitzte  Stangen  mitten  im  Dorfe. 
Hier  wurde  aus  Bootsegeln  und  anderen  Tüchern  ein  dicht  ver- 
schlossenes Zelt  aufgestellt,  in  welchem  die  Beschneidung  durch  den 
Alten  vorgenommen  wird.  Einen  der  Knaben  nach  dem  andern 
geleitet  man  hinein.  Die  Operation  geschieht  mit  einem  beliebigen 
Messer,  gewöhnlich  Rasiermesser  in  gleicher  Weise  wie  bei  den 
Orientalen.  Die  abgeschnittene  Vorhaut  laden  die  Verwandten  in 
eine  Flinte  und  schiessen  sie  unter  Frohlocken  in  die  Luft  oder 
gegen  die  aufgespiessten  Ochsenhörner  hin.  Essen,  Trinken  und 
Tanzen  beschliessen  das  Fest. 

Vor  der  Heirat  lebt  das  Paar,  welches  Neigung  zu  einander 
za  haben  glaubt,  einige  Zeit  gleichsam  zur  Probe  beisammen. 
Dies  ist  als  eine  Art  Verlobung  anzusehen.  Vertragen  sie  sich 
nicht,  so  gehen  sie  wieder  auseinander.  Dabei  etwa  erzeugte  Kinder 


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268 


J.  M.  Hildebrandt: 


nimmt  das  Madchen  mit  eich.  Sie  sind  ihr  nicht  zur  Schande, 
sondern  werden  gegenteils  gerne  gesehen  und  von  einem  spateren 
reelleren  Freier  ohne  weiteres  mit  in  die  Ehe  genommen.  Gefällt 
sich  aber  das  Paar,  so  geht  der  Bräutigam  zum  Vater  des  Mädchens 
und  erbittet  sie  zur  Frau.  Sie  wird  befragt  und  stimmt  sie  ein,  so 
ist  der  Pact  geschlossen.  Gewöhnlich,  aber  nicht  gesetzlich,  erhalt 
der  Vater  ein  Geschenk.  Je  nach  den  verfügbaren  Mitteln  des 
Bräutigams  werden  die  Hochzeitsgelage  in  grösserem  oder  kleinerem 
Stile  gehalten. 

Ehebruch  kann  vom  Manne  durch  eine  Tracht  Prügel  oder 
mit  einigen  Messerstichen  geahndet  werden.  Kommt  der  Fall  vor 
das  Gericht  Tsimihäro's,  so  wird  der  Schuldige  mit  möglichst  hoher 
Erpressung  an  Vieh  und  Geld  gestraft,  wovon  die  eine  Hälfte  dem 
Könige  zufallt,  die  andere  dem  Geschädigten.  Tsimibaro  selbst 
steht  aber  über  diesem  Gesetze.  Er  wählt  unter  den  Töchtern 
seines  Landes,  welche  ihm  gefällt,  ob  sie  nun  ledig  oder  verheiratet 
sei.    Er  entlässt  sie  auch  nach  Belieben  wieder. 

Gegen  Totschlag  kann  Blutgeld  entrichtet  werden. 

Bei  der  Aussaat  und  Ernte  des  Reises  werden  Feste  gehalten. 

Über  Totenbestattungs-Ceremonien  werde  ich  weiter 
unten  Näheres  berichten. 

Nach  diesen  einleitenden  Bemerkungen  will  ich  etwas  Ober 
meine  Reiseerlebnisse  erzählen,  die  in  naturhistorischen  Samm- 
lungen bestehenden  Ergebnisse  lassen  sich  erst  bei  deren  Bear- 
beitung erkennen. 

Man  riet  mir  in  Nosi-be"  von  verschiedenen  Seiten  ab,  zum 
Norden  zu  gehen.  Die  Regenzeit  sei  noch  nicht  vorüber,  die  Äqui- 
noctial-Stürme  und  hoher  Seegang  machten  die  Schiffahrt  gefährlich, 
das  Einvernehmen  der  Franzosen  mit  Tsimibaro  sei  nicht  das  beste, 
niemals  sei  ein  Europäer  in  die  Berge  der  Antankarana  vorge- 
drungen u.  dgl.  Aber  der  Reisende  kann  nicht  immer  jeden,  wenn 
auch  noch  so  wohl  gemeinten  Rat  befolgen.  Sein  Grundsatz  muss 
sein,  so  weit  wie  thuulich  vorzudringen  und  im  Notfalle  den  richtigen 
Augenblick  nicht  vorüber  gehen  zu  lassen ,  sich  zurückzuziehen. 
Letzteres  war  aber  zum  Glück  nicht  notwendig. 

Ich  mietete  in  Nosi-be"  für  2  Thaler  täglich  ein  kleines, 
9  Tonnen  haltendes  Fahrzeug  arabischer  Bauart,  welches  als  flotter 
Segler  bekannt  war.  Da  ich  während  meiner  früheren  Reisen 
manche  Woche  auf  solchen  Schiffen  zugebracht  hatte,  so  kannte  ich 
die  kleinen  Unbequemlichkeiten,  denen  man  auf  ihnen  ausgesetzt 
ist  und  wusste  manche  derselben  zu  verbessern.  Da  wurde  vorerst 
eine  Reinigung  des  Bootes  vorgenommen,  das  geringe  Takelwerk  in- 
spizirt,  dann  ein  Sonnendach  gemacht,  gutes  Trinkwasser  an  Bord 
gebracht  u.  dgl.  mehr. 


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Auaflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 


269 


Am  1.  März  1880  schiffte  ich  mich  mit  5  meiner  schwarzen 
Diener  ein.  Der  Talio  (Seewind),  der  um  2  Ulir  Nachmittags  gut 
einsetzte,  brachte  uns  mit  grosser  Schnelligkeit  vorwärts.  Am 
prachtvoll  bewaldeten  Lokobe-Berg  vorbei,  der  sich  steil  aus  der 
Flut  erhebt  und  durch  die  Strasse,  welche  ihn  von  der  Insel  Nosi- 
Knmba  mit  ihrer  mächtigen  Granit kuppcl  trennt,  erreichten  wir  das 
offne  Meer.  Hier  verstärkten  sich  Wind  und  Wellen,  so  dass  unser 
Schifflein  tüchtig  stampfte  und  rollte;  aber  es  hielt  sich  wacker. 
Bereits  um  5  Uhr  erreichten  wir  die  Insel  Nosi-fali,  welche  als 
niedriges  Vorland  nahe  der  Küste  liegt.  Ihr  rotbrauner,  lehmiger 
oder  grobsandiger  Boden  ist  unfruchtbar  und  von  Baumwuchs  fast 
entblöst.  Der  Strand  dagegen  ist  dicht  mit  Mangrove  bewachsen. 
Auf  der  Sanddüne  liegen,  beschattet  von  Kokospalmen,  kleine 
Dörfchen  von  5  —  20  Hütten.  Hier  wohnen  Lakka-  (Baumkahn) 
Besitzer,  welche  den  Handel  der  nahen  Küste  mit  Nosi-be  ver- 
mitteln. Die  reicheren  hahen  Viehherden,  die  am  Festlande  weiden. 
Sie  würden  dahin  übersiedeln ,  fühlten  sie  sich  nicht  auf  der  Insel 
sicherer  vor  den  Hova  und  anderen  Gefahren. 

Vor  einer  dieser  Ansiedelungen  ankerten  wir.  Sogleich  suchte 
ich  den  Vorsteher  derselben  auf.  Ks  war  eine  Prinzessin  aus  dem 
Hause  Tsi  miliar  os,  ein  feistes  Frauenzimmer,  welche  möglichst  wenig 
bekleidet  im  Sande  vor  ihrer  Hütte  auf  dem  Bauche  lag  und  Tabak 
kaute.  Sie  derangierte  sich  durch  mein  Kommen  durchaus  nicht. 
Ich  sagte,  wir  würden  die  Nacht  über  hier  bleihen;  die  übliche 
Hütte  (die  man  Gasten,  die  voraussichtlich  ein  Geschenk  entrichten, 
als  Wohnung  giebt)  brauche  ich  nicht,  da  ich  eine  solche  aus  Zeug, 
mein  Zelt,  mitführe. 

Das  Lager  war  bald  eingerichtet.  Dann  wurde  gekocht.  Die 
Leute  hatten  Reis  mit  getrocknetem  Haifisch,  der  über  dem  offenen 
Feuer  geröstet  wird.  Ich  erlaubte  mir  den  Luxus  eines  Gurkensalats 
mit  Hühnerkoteletten.  Im  Dorfe  war  nichts  zu  kaufen,  nicht  einmal 
Fische.  Die  Leute  sind  eben  zu  faul,  sie  zu  fangen.  Sie  essen 
tagtäglich  ihren  Reis  mit  einer  Sauce  von  irgend  welchen  Kräutern 
(Chenopodiaceen,  Portulaceen,  Mesembryanthemum- Arten  u.  s.  w.), 
die  wild  um  ihre  Wohnplätze  wachsen. 

Ein  kurzer  Sammelausflug ,  den  ich  unternahm,  brachte  nichts 
Bemerkenswertes  ein. 

In  der  Nacht  wurden  wir  tüchtig  von  Moskitos,  dieser  ersten 
unter  den  madagassischen  Plagen,  gepeinigt.  Wir  begrüssten  des- 
halb den  Morgenstern,  beluden  unser  Boot  und  reisten  weiter.  Der 
kühle  Landwind,  der  vom  nahen  Gebirge  Madagaskar^  niederfiel, 
war  nicht  günstig  zum  segeln,  daher  musste  gerudert  werden.  Wir 
kamen  aber  nur  langsam  vorwärts,  denn  die  plumpe  Bauart  solcher 
Fahrzeuge  lässt  sie  nur  schwer  das  Wasser  durchschneiden.  Auch 


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270 


J.  M.  Hildebraiidt: 


waren  die  Leute  noch  schläfrig  und  handhabten  die  langen  Paddel- 
Ruder  (Stangen   mit  Scheiben  am  Ende)  nur  lässig.     Erst  durch 
den  begleitenden  Gesang  der  neuesten  Zanzibar- Lieder  wurde  der 
Takt  des  Kuderns  lebhafter. 
Eines  darunter  hiess: 

Ya,  Ya  d.  h.   Ja,  Ja 

si  nyema  es  ist  nicht  schön  (von  dir) 

watscha  mtöto  das  junge  (Kind) 

ku  lia  schreien  zu  lassen, 

und  der  zweite  Vers: 

Ya,  Ya,  d.  h.  Ja,  Ja, 

si  nyema  es  ist  nicht  schön 

watscha  mtschele        den  Reis  zu  behalten 

ku  pika  tschenga  und  (mir)  die  Kleie  zu  kochen. 
Als  wir  die  Nord-Spitze  von  Nosi-fali  doublirt  hatten,  konnten 
wir  Segel  setzen.  Es  war  inzwischen  7  Uhr  geworden.  Bis  gegen 
10  blieb  der  Wind  frisch  und  machten  wir  guten  Weg.  Dann 
trat,  wie  das  hier  täglich  der  Fall  ist,  totale  Windstille  ein,  die  bis 
gegen  2  Uhr  anhielt.  Das  sind  die  schlimmsten  Stunden  des  Ta<r<-&. 
Die  Hitze  ist  fürchterlich,  (irell  -  blendend  wirft  das  spiegelglatte, 
stahlblaue  Meer  den  Sonnenglanz  zurück.  Von  der  Strömung  ge- 
trieben dreht  sicli  das  Schiff  bald  so,  bald  so.  steuern  ist  nutzlos. 
Die  Neger  verkriechen  sich  in  den  unteren,  feucht-schwulen  Raum 
des  Botes,  wo  sie  schweisstriefend  schlafen  Ich  sitze  in  dumpfem 
Hinbrüten  unter  dem  doppelten  Schutze  des  Sonnensegels  und  eines 
Korkhutes,  mechanisch  bewegt  die  Hand  den  Fächer  aus  Satalaub; 
aber  er  weht  keine  Kühlung  zu.  Schlafen,  wozu  auch  der  Europäer 
in  solchen  Lagen  Neigung  hat,  ist  gefährlich.  Erschöpfender 
Schweis»  tritt  aus  allen  Poren,  trifft  gar  ein  Sonnenstrahl  den  Kopf 
des  Halbbetäubteu,  so  ist  Sonnenstich  gewisse  Folge.  Werden 
andere  entblöste,  oder  nur  leicht  bekleidete  Körperteile  der  Sonne 
ausgesetzt,  so  schwellen  sie  an,  die  Haut  versengt  und  wird  spröde. 
Es  stellen  sich  Fieber  ein. 

Ein  schwarzblauer  Strich  am  Seehorizonte,  hervorgebracht 
durch  Kräuseln  der  Wellen,  zeigt  an,  dass  der  ersehnte  Seewind  im 
Anzüge  ist.  Er  verbreitet  sich  immer  mehr.  Zugleich  wird  hier 
und  da  die  sonst  noch  ruhige  Wasserfläche  von  lokal  entstandenem 
schwachen  Windhauche  zitternd  bewegt.  Das  Fahrzeug  wird  durch 
den  Druck  kaum  erkennbarer,  langgeschwungener  Wellen  leicht  ge- 
wiegt. Die  Segel  beginnen  zu  klappern.  Inzwischen  naht  sich, 
erkennbar  an  den  gekräuselten  Wellen,  der  Talio.  Alle  Mann  an 
Deck!  Jetzt  fasst  er  das  Segel.  Mit  mächtigem  Stoss  treibt  er 
das  Schifflein  vor  sich  hin.  Die  Leute  haben  sich  an  Bord  zn 
verteilen,  um  durch  ihre  Körperschwere  das  Gleichgewicht  des  Boote« 


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Ausflug  zum  Ambergebirgo  in  Nord-Madagaskar.  271 


zq  halten.  Die  Wellen  werden  höher  und  höher.  Stampfend  und 
rollend  durchfurchen  wir  pfeilschnell  die  Flut.  Eine  lustige  Fahrt!  — 
aber  man  muss  seefest  sein. 

Bereits  um  5  Uhr  waren  wir  inmitten  der  auf  den  englischen 
Karten  Minow  genannten  Inselgruppe.  Sie  hat  bei  den  Eingeborenen 
keinen  Kollektiv-Namen,  sondern  jede  Insel  wird  für  sich  benannt 
An  schwarzbraunen  Basalt-  und  Lava-Felsen-lnseln  vorbei!  steuerten 
wir  Nosi-Mitsio  (i.  e.  entfernte  —  vom  Festland  Madagaskar-Insel), 
Great  Minow  der  Engländer,  zu.  Wir  hatten  die  hochaufbäumende 
Brandung  über  einer  seichten  Barre  zu  durchschneiden,  wobei  wir 
tüchtig  Wasser  einschöpften. 

Nosi-Mitsio  ist  in  Folge  der  oben  erwähnten  Entwaldung  dürr 
und  unfruchtbar  geworden.  Die  Reisernten  haben  längst  aufgehört. 
Der  frühere  Wald-Humus  ist  von  den  Gehängen  in's  Meer  gespült. 
Am  sandigen  Ufer  liegen  viele  Dörfer,  ganz  wie  auf  Nosi-fäli.  In 
einem  derselben  residiert  der  König  Tsimihäro.  Dieses  aber  konnten 
wir  heute  nicht  erreichen.  Wir  landeten  also  bei  einem  anderen, 
wo  ein  Bruder  des  Herrschers  Haus  und  Hof  halt.  Er  war  ein 
sehr  gemütlicher  Alter,  der  mit  mir  noch  bis  spät  in  die  Nacht 
hinein  plauderte. 

Von  ihm  erfuhr  ich  auch  die  Entstehung  des  AntaAkärana- 
Namens  für  die  Kokosnuss  „Vda  niow  das  heisst  „  diese  Frucht  dau. 
Ein  Mann  ging  in  einen  Wald  und  schliff  unter  einer  Kokospalme. 
Eine  reife  Frucht  fiel  herab  und  ihm  auf  den  Kopf.  Das  that  weh 
und  er  schrie  laut.  Darauf  kamen  Leute  herbei  und  fragten:  „Wer 
hat  dir  etwas  gethan?"  >,Vöa  n{o,  diese  Frucht  da,tt  antwortete 
er.  Man  untersuchte  die  bis  dahin  unbekannte  grosse  Frucht,  fand, 
dass  sie  gut  sei  und  gab  ihr  den  Namen  Vöa  nio. 

So  spiegelt  sich  im  naiven  Märchen  die  Thatsache  ab,  dass 
die  Kokos  in  Madagaskar,  wie  ja  überhaupt  in  Ost -Afrika,  nicht 
ursprünglich  heimisch  war.  Das  Suaheli- Wort  m'näzi  unterscheidet 
sich  wenig  vom  arabischen  Nargil  und  dieses  von  den  indischen 
Bezeichnungen:  Narikela  (Sans.),  Narikel  ^Beng.),  Narel  (Hind.). 
Im  Malayisehen  aber  heisst  die  Kokos  „Nuru,  also  ein  ganz  anderer 
Laut,  woraus  sich  schliefen  lässt,  dass  die  malayisehen  Einwanderer 
die  Frucht  nicht  nach  Madagaskar  gebracht  haben.  Die  AntaU- 
kaVatta  schreiben  der  Kokosnuss  kräftige  Zauberwirkung  zu.  Sie 
befestigen  eine  solche  in  ihren  Hütten  über  der  Eingangsthür. 
Auch  diese  Verehrung  scheint  mir,  ebenso  wie  die  Unkenntnis  der 
Tor  M  \  -  (Palmwein)  Bereitung  und  des,  ausser  Verspeisung  der  Nuss, 
so  geringen  Niessbrauchs  dieser  nützlichsten  aller  Palmen  darauf 
hinzudeuten,  dass  sie  erst  nach  Einwanderung  der  jetzigen  Bevölke- 
rung, wohl  von  den  Suaheli,  hier  hingebracht  wurde. 

In  aller  Frühe  des  anderen  Morgens  ging  unsere  Fahrt  weiter. 


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272 


J.  M.  Hildebrandt: 


Wir  mussten  wieder  zu  den  Rudern  greifen  und  kamen  nur  lang- 
sam vorwärts,  der  Residenz  Tsimihäro's  zu.  Keiner  an  Bord,  wie 
sie  jetzt  gestanden,  kannte  das  Dorf  genau,  wir  hofften  es  aber  an 
der  Flaggenstange,  die  dort  aufgerichtet  ist,  zu  erkennen.  Wir 
hielten  uns  dicht  unter  der  Küste  von  Nosi-Mitsio,  deren  kahle 
niedrige  Hügelketten,  nachdem  man  das  nahe  gelegene  Inselcben 
aus  prachtigen  Basalt  kry  stallen ,  von  dem  ich  oben  sprach,  passiert 
hat.  in  den  spitzkegelförmigen  Berg  Ankaratia  (i.  e.  Fels)  enden. 
Dies  ist  das  weithin  sichtbare  NO.-Cap  der  Insel.  Hier  trafen  wir 
günstigen  Wind,  der  uns  bald  zum  gesuchten  Ziele,  dem  Dorfe  mit 
der  Flaggenstange,  brachte.  Ich  sandte  durch  den  Besitzer  des 
Bootes,  Bedera,  welcher  feinere  Sitten  und  „ süssere  Sprache  auch 
ein  weisseres  Hemd  als  meine  etwas  verwilderten  Diener  hatte,  einen 
Einführungs-Brief  des  Kommandanten  von  Nosi-be  an  S.  M.  Tsimi- 
haro  und  Hess  zugleich  um  Erlaubnis  bitten,  diesem  meine  Auf- 
wartung machen  zu  dürfen. 

Bald  kam  Bedera,  begleitet  von  mehreren  Brüdern,  Söhnen  und 
Söhnes- Söhnen  des  Königs  zurück,  um  mich  zum  Audienzsaal  zu 
geleiten.  In  einem  rechteckigen  Pal mstroh hause,  in  dem  wohl  500 
Personen  hockend  Platz  finden  könnten,  traf  ich,  durch  mehrere 
Dutzend  ehrerbietig  grüssende  Höflinge  schreitend,  den  greisen  Be- 
herrscher aller  Antankäraüu.  Er  erhob  sich  von  einer  einfachen 
Bank,  machte  zwei  Schritte  vorwärts,  reichte  mir  die  Hand  und 
wies  auf  einen  europäischen  Küchenstuhl,  der  ihm  gegenüber  stand, 
mir  dort  Platz  anbietend. 

Er  ist  ein  Mann  von  über  65  Jahren.  Sein  negerähnlicher 
Kopf  mit  krausen  grauen  Haaren  ist  weniger  würdevoll  als  gemüt- 
lich, sein  ganzes  Gebahren  aber  sicher  und  ruhig  überlegend.  Die 
sehr  korpulenten  Gliedmassen  verhüllt  er  in  ein  weitfaltiges  buntes 
Tuch.  Auf  dem  Kopfe  trägt  er  eine  dick  mit  bunten  Baumwollen- 
faden in  hübschen  Mustern  bestickte  schirmlose  Kappe,  wie  man  bei 
den  aus  dem  persischen  Golfe  kommenden  Mohamedanern ,  in  den 
Städten  an  der  Süd-Somal-Küste  und  auf  den  Comoren  sieht 

Tsimihäro  bekennt  sich  zum  Islam  und  ist  stolz  darauf.  Fast 
sein  erstes  Wort  gegen  mich  war,  er  bedaure,  mich  nicht  mit 
Schweinefleisch  und  anderer  Kost  der  Europäer  bewirten  zu  können, 
ich  möge  mit  einer  Ziege  und  einigen  Enten  vorlieb  nehmen.  Ich 
verschluckte  die  Pille  und  sagte  meinerseits,  er  möge  entschuldigen, 
dass  ich  nicht  gleich  mein  Antritts -Geschenk  überreicht  hätte,  es 
sei  noch  im  Boote.  Dann  teilte  ich  ihm  kurz  den  Zweck  meines 
Hierseins  mit.  Man  hätte  selbst  in  Uleia  (Europa)  von  einem  hohen 
Berge  in  seinem  Lande,  dem  Ambdhitsi  (Amber)  gehört  und  mir 
aufgetragen,  denselben  zu  besichtigen  und  über  ihn  zu  berichteu. 
Ich  bäte  ihn,  mir  Führer  zu  demselben  zu  geben.    Auch  noch  in 


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Ausflug  zum  Ambergebirgo  in  Nord-Madagaakar. 


273 


anderer  Angelegenheit  käme  ich  zu  ihm.  Mein  Landsmann 
(Dr.  Rutenberg)  sei,  wie  er  wisse,  von  Antänkäraua  ermordet  wor- 
den, er  möge  befehlen,  dass  die  Mörder  ausgeliefert  wtirden. 

Einen  Führer  versprach  Tsimiharo  zu  geben,  wenn  ich  diesem 
einen  Piaster  pro  Tag  der  Reise  zahle,  in  Sachen  Rutenbergs  könne 
er  aber  nichts  thun,  da  die  Antankarana  Familien  beim  fernen  Cap 
St.  Andreas  ganz  seiner  Gewalt  entrückt  seien. 

Darauf  verabschiedete  ich  mich  und  besichtigte  die  Wohnung, 
welche  mir  überwiesen  wurde.  Es  war  eine  hübsche  reinliche 
Palmstrolihütte  mit  einem  Anbau  als  Küche.  Sie  gehörte  einem 
Bruder  des  Königs.  Dieser  Hess  die  ganze  Einrichtung:  Bett  mit 
Moskitonetz,  Tisch  mit  einer  Aufstellung  hübscher  Glaswaaren  und 
Teller,  Kisten  und  Kasten  im  Hause  stehen,  lest  auf  die  Ehrlich- 
keit des  Europäers  bauend. 

Hier  wurde  mir  der  Geleitsbrief  des  Kommandanten  von  Nosi- 
be  zurückgebracht  und  musste  ich,  als  einziger,  der  französisch  lesen 
konnte,  mein  eigenes  Lob  singen.    Der  Brief  empfahl  mich  auf's 
dringlichste.     Der  Inhalt  desselben   wurde  Tsimiharo   von  seinem^ 
Bruder  mitgeteilt 

Inzwischen  war  mein  Gepäck  in's  Haus  gebracht  und  über- 
sandte ich  dem  König  durch  Bedera  meine  Geschenke.  Sie  bestan- 
den in  einer  Kiste  Getränke,  d.  h.  4  Flaschen  Wein,  4  Wermuth 
und  4  Absynth.  Tsimiharo  soll,  als  eifriger  Mohammedaner,  den 
ordinären  Rum  verabscheuen,  trinkt  aber  den  fast  doppelt  so  starken 
Absynth-Extract  ohne  Wasser  und  ohne  Skrupel.  Ferner  Hess  ich 
10  ganz  neue  blanke  5  frs  Stücke  überreichen,  „  womit  er  Fingerringe 
schmücken  möge."  Solcher  überaus  lästiger  Händeschmuck  wird 
nämlich  hier  getragen. 

Die  Getränke-Kiste  Hess  der  König,  wie  Bedera  erzählte,  ohne 
weiteres  in  sein  Wohnhaus  bringen,  die  Thaler  aber  teilte  er  mit 
seinen  Brüdern  und  Söhnen,  d.  h.  er  gab  ihnen  zusammen  10  Rupien 
(hatte  also  25*  Agio  gewonnen).  Die  neuen  freuten  ihn  so,  dass 
er  sie  nicht  heraus  geben  wollte.  Man  sieht,  es  geht  am  Hofe 
Tsimiharo's  recht  gemütlich-patriarchalisch  zu. 

Dass  aber  dieser  in  der  Jugend  als  Krieger  so  gefürchtete  Mann 
noch  nicht  verweichlicht  ist.  zeigt  folgender  Vorfall:  Eine  Frau 
hatte  aus  begründeter  Eifersucht  ihren  Mann  emasculiert  und  war 
er  an  der  Verwundung  gestorben.  Zum  König  vor  Gericht  ge- 
bracht, gestand  sie  den  Mord  ein.  «Mit  diesem  Messer  also  hast 
du  die  That  vollbracht?"  fragte  Tsimiharo,  das  Mordinstrument  zur 
Hand  nehmend.  „Ja,tt  antwortete  sie.  „So  stirb  auch  du  damit!" 
sprach's  und  schnitt  ihr  eigenhändig  die  Kehle  durch. 

Vor  der  Audienzhalle  ist  ein  grosser  Platz,  in  dessen  Mitte 
die  Flaggenstange  emporragt.    Neben  der  Thür  der  Halle  ist  ein 

Zeiuchr.  d.  GeMlhch.  f.  Erdk.    Bd.  XV.  18 


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274 


J.  M.  Hildebrandt: 


etwa  2qm  grosser  Steintisch  errichtet,  d.  b.  vier  ca.  Im  hohe  Ba- 
saltsäulen tragen  eine  unbehauene  dicke  Steinplatte.  Ein  vorgelegtes 
Stück  Basalt  bildet  eine  Art  Fussbank.  Hier  sitzt  Tsimiharo  bei 
grossen  Staatshand lungen.    Es  ist  sein  Thron. 

Ferner  steht  auf  dem  Platze  eine  Reihe  roh  bearbeiteter  Stäbe 
und  Planken,  8  an  der  Zahl,  sie  entsprechen  8  Söhnen  Tsimihäros. 
Zwei  darunter  sind  oben  2  armig,  diese  wurden  seinen  beiden  ersten 
(Haupt-)  Söhnen  gewidmet.  Alle  sind  zugespitzt  und  dienten  bei 
der  Ceremonie  der  Beschneidung,  um  darauf  Ochsenhörner  zu  stecken 
(vgl.  oben).  Auch  einige  Steine  sind  aufrecht  mit  in  die  Reihe  ge- 
stellt, auf  ihnen  sassen  die  Beschneide  r ,  als  sie  den  Opferochsen 
segneten.  Die  Antankarana  geben  nicht  gern  Auskunft  über  solche 
ihre  „Sitten"  betreffende  Dinge. 

Nachmittags  liess  mich  der  König  wieder  zu  sich  bescheiden. 
Er  dankte  für  mein  Geschenk  und  legte  mir  dann  die  in  Ost-Afrika 
nun  schon  so  oft  gehörten  Fragen  vor,  ob  Franzosen  oder  Engländer 
stärker  seien  (Deutschland  kennt  man  hier  kaum  dem  Namen  nach), 
#wie  viele  Schiffe  sie  besässen,  in  welchem  Verhältnis  sie  zum  Sultan 
der  Türkei  ständen,  der  natürlich  immer  noch  der  Beherrscher  des 
Weltalls  sei  u.  dgl.  mehr.  Dann  wurden  meine  Gewehre  besichtigt 
und  machte  ich,  zum  höchsten  Vergnügen  aller  Anwesenden,  einige 
Zauberkunststücke.  Tsimiharo  war  bei  bester  Laune.  Er  instruierte 
den  Führer ,  den  er  für  mich  bestimmt  hatte ,  er  solle  iu  jedem 
Dorfe,  welches  wir  besuchten,  alles  Nötige  und  Angenehme  für 
mich  und  mein  Gefolge  requirieren,  ich  sei  sein  Gast,  sein  Haus 
und  das  jedes  seiner  Unterthaneu  sei  mein  Haus  u.  s.  w.  Ich 
wusste  ans  Erfahrung  sehr  wohl,  was  ich  von  solcher  Gastlichkeit 
zu  halten  haben  würde.  Man  erhält  nämlich  alles  wirklich  umsonst, 
nie  wird  ein  Preis  angegeben,  aber  die  Gegengeschenke,  die  man 
zu  machen  hat,  müssen  stets  den  Wert  des  Erhaltenen  mindestens 
um  das  10  fache  übersteigen,  sonst  kommt  man  nicht  vorwärts.  Des- 
halb verkaufen  auch  die  Eingeborenen  nichts,  sie  „verschenken*4  alles. 

Da  ich  auf  Nosi-Mitsio  nichts  weiter  zu  thun  hatte,  auch  für 
meine  Sammlungen  wenig  Neues  zu  finden  war,  so  reiste  ich  bereits 
anderen  Morgens  ab.  Der  offizielle  Führer,  Mänaftö,  hatte  sich 
richtig  eingestellt.  Ich  fand  in  ihm  einen  sehr  aufgeweckten,  ge- 
fälligen Menschen. 

Die  Fahrt  ging  nord-östlich,  Madagaskar  zu.  Vor  uns  türmte 
sich  in  blauer  Ferne  das  Amber- Gebirge  auf.  Ein  leichter  Land- 
wind trieb  uns  an  mehreren  vulkanischen >  ziemlich  kahlen,  unbe- 
wohnten Inselchen  vorbei,  deren  einheimische  Namen  ich  Auf  der 
Karte  verzeichnete.  Auf  den  engl.  Seekarten  stehen  für  alle  diese 
Inseln  und  Buchten  nur  englische  Bezeichnungen,  die  natürlich  kein 
einheimischer  Lotse  kennt. 


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Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 


275 


Nachdem  wir  eine  4 stündige  Windstille  um  Mittag  überstanden, 
setzte  kräftigste  Seebrise  ein,  die  uns  mit  rasender  Schnelligkeit 
weiter  brachte.  Wir  liefen  dicht  an  Nosi-läva  (i.  e.  lange  Insel, 
Little  Minow  der  Engl.)  entlang.  Sie  ist  hügelig,  ebenfalls  vulkanisch. 
Früher  waren  Dörfer  darauf,  aber  nach  fast  vollständiger  Abbolzung, 
also  Verwüstung  haben  die  Eingeborenen  sie  verlassen.  Der  Führer 
erzählte  mit  Begeisterung,  wie  Tsimihäro  einst  diese  Insel  mit  seinem 
Besuche  beehrt  habe.  Der  Dünensand  einer  weiten  Bucht  sei  nicht 
zu  sehen  gewesen  vor  der  Menge  der  Lakka,  die  hier  aufs  Trockne 
gezogen  waren. 

Gegen  4  Uhr  rollte  düsteres  Gewittergewölk  vom  Amböhitsi 
Diederwfirts  und  gegen  Süden.  Wir  glaubten  schon  mit  Regenböen, 
die  an  dieser  Küste  häufig  und  selbst  für  grössere  Schiffe  gefährlich 
sind,  zu  kämpfen  zu  haben,  langten  aber  noch  glücklich  am  Lande 
an,  ehe  das  Wetter  losbrach.  Fürchterliche  Regengüsse  wurden  von 
heulenden  Windstössen  gepeitscht.  Es  war  sehr  unbehaglich  in  dem 
engen  Boote.  Eine  Lakka,  die  vom  Stranddorfe  zu  uns  gesandt 
wurde,  brachte  mich  endlich  an's  Land. 

Wir  befanden  uns  in  Nosi  na  andiana  (i.  e.  Insel  des  Herr- 
schers). Der  Distrikt  und  das  Dorf  haben  diesen  Namen  nach 
einer  kleinen  Insel,  welche  der  Begräbnisplatz  der  Umwohnenden 
ist  Zugleich  werden  die  Toten  unter  den  Anzuäli  (eine  Art 
Priesterkaste,  die  früher  nur  unter  sich  heiratete  und  vor  Ver- 
breitung des  Mohammedanismus  grossen  Einfluss  gehabt  zu  haben 
scheint)  aus  dem  ganzen  Antankarana-Gebiete  hier  beigesetzt. 

Die  ganze  Dorfbewohnerschaft  kam  zu  meinem  Empfange  her- 
bei, war  ich  doch  der  erste  Weisse,  der  sie  besuchte.  Man  ge- 
leitete mich  zur  Hütte  des  alten  Chefs  Andamita.  Dieser  war 
betrunken  und  führten  seine  beiden  etwas  nüchterneren  Söhne  für 
ihn  das  Wort,  Sie  entschuldigten  sich,  dass  sie  mich  nicht  im 
vollen  Kleiderstaat  empfangen  könnten,  es  sei  eine  Leiche  im  Dorfe, 
sie  müssten  sich  deshalb  möglichst  einfach  kleiden. 

Ich  sollte  bald  Näheres  von  dieser  Leiche  hören,  sehen  und  — 
riechen.  Sie  war  unter  einem  kleinen  Dache  auf  etwa  1,5  m  hohen, 
oben  gabeligen  Pfählen  (die  Füsse  etwas  tiefer  als  der  Kopf)  im 
Dorfe  bereits  sechs  Tage  lang  aufgestellt  gewesen,  daher  in  vollster 
Verwesung.  Man  hatte  sie  nackt  und  ungewaschen  in  eine  Hülle 
von  unter  sich  losen  Bambusbrettein*)  gleichsam  eingewickelt  (vgl. 
No.  74  der  ethnogr.  Sammlung),  um  welche  Stricke  aus  Raphia- 
Faser  gebunden   waren.     Diese  Stricke'  weiden  vom  dritten  Tage 


*)  Solche  Barabusbrcttcr,  welche  auch  zum  Hüttenbau  u.  8.  w.  benutzt 
werden,  stellt  man  her,  indem  man  die  Bambusrohre  an  einer  Seite  aufspleisst, 
die  Fachwande  zerstört  und  das  Kohr  auseinander  breitet. 

18« 


276  J-  M.  Hildebrandt: 

nach  dem  Tode  an  jed<  m  Tage  enger  angezogen  und  zwar  so  stark, 
dass  das  verfaulte  Fleisch  durch  die  Zwischenräume  und  Ritzen  der 
Bretter  quillt.  Es  träufelt  in  eine  etwa  0,5  m  tiefe  Grube.  Ein 
furchtbarer  Gestank  verbreitet  sieb,  es  darf  aber  niemand  eine  Ge- 
berde des  Ekelns  machen,  weder  die  Nase  rümpfen  noch  gar  aus- 
speien, er  müBSte  „nach  der  Sitte"  erschlagen  werden.  Man  kann 
es  den  Leuten  wirklich  nicht  verargen,  dass  sie,  um  dies  aushalten 
zu  können,  Tag  und  Nacht  betrunken  sind.  Saufen  und  Fressen 
spielt  natürlich  bei  den  Totenfesten  eine  grosse  Rolle.  Jeden  Tag 
wird  wenigstens  ein  Ochse  geschlachtet.  Reis  kocht  man  in  grossen 
Massen.  Ist  das  Mahl  bereitet,  so  schreitet  ein  alter  Mann  durch 
das  Dorf  und  ruft  mit  lauter  Stimme  zur  allgemeinen  Teilnahme  an 
demselben.  Den  ganzen  Tag  über  sitzen  Männer  und  Weiber  um 
den  Cadaver  und  singen  düstere  Totenlieder.  Dabei  werden  Flinten 
abgefeuert,  so  lange  das  Pulver  reicht.  Am  Kopfende  der  Leiche 
brennt  fortwährend  ein  Feuer,  bei  den  Schultern  und  Füssen  steht 
je  ein  Räuchertöpfchen,  in  welchem  Harze  verbrannt  werden. 
Nachts  schlafen  3  Männer  dicht  bei  dem  Cadaver.  Zu  jeder  Seite 
einer  und  der  dritte  quer  am  Fussende.  Wenn  die  Mittel  der  Ver- 
wandten des  Verstorbenen  durch  solche  Gelage  erschöpft  sind  (oft 
halten  sie  bis  zwei  Monate  lang  aus),  so  legt  man  die  Überreste 
des  Leichnams  in  einen  Sarg,  der  aus  einer  der  Quere  nach  Lai- 
birten Lakka  (Baumkahn)  besteht.  Dies  geschah  am  Morgen  des 
zweiten  Tages  meine«  Hierseins.  Vier  Freunde  trugen  den  Sarg 
auf  Stangen  auf  der  Schulter.  Mit  möglichster  Schnelle  liefen  sie 
vorwärts,  von  schreiendem  und  schiessendem  Volk  gefolgt.  Einer 
trug  einen  Glasballon  Rum  hinterher.  Der  Zug  ging  zur  Insel 
Nosi  na  andiann,  wo  der  Sarg  hingestellt  wurde. 

Im  Boden  desselben  ist  ein  Loch,  wodurch  die  Verwesungs- 
flüssigkeit ablaufen  kann.  Man  versicherte  mich  von  verschiedenen 
Seiten,  dass  die  Sklaven  eines  verstorbenen  Königs  sich  mit  dieser 
ekelhaftesten  aller  Flüssigkeiten  das  Gesicht  einschmieren,  damit 
„waschen4*  müssten.  Ist  ein  König  gestorben,  so  nennt  man  seinen 
Namen  nicht  mehr,  man  sagt  nicht  einmal,  „er  ist  gestorben", 
sondern  „das  Land  ist  zerbrochen u.  Ist  er  krank,  so  nennt  man 
es:  „er  ist  heisstt.  Jeder  Unterthan,  der  von  dem  „Heisssein* 
seines  Königs  hört,  muss  diesem  ein  Geschenk  bringen.  Man 
sagt,  die  Könige  seien  selten  ganz  wohl.  Der  Thronerbe  ist  stets 
der  älteste  Sohn,  die  Antankarana  lassen,  wie  dies  ja  auch  bei 
den  Sakalava  geschieht,  'keine  Weiber  zur  Regierung  kommen. 
Die  Hinterlassenschaft  gewöhnlicher  Antankarana  wird  unter  die 
Kinder  geteilt  und  zwar  erhalten  die  Töchter  den  gleichen  Anteil 
wie  die  Söhne.  Nur  der  Älteste  wird  bevorzugt.  Die  Hütte  eines 
Verstorbenen  wird  eingerissen  und  in  den  Wald  gebracht,  oft  auch 


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Au86ug  zum  Ambergebirge  in  Nord- Madagaskar.  277 


verbrannt.  Das  Dorf  wird  aber  (nicht  so  wie  bei  den  Sakalava) 
nicht  verlassen. 

Nachdem  der  Trauerransch  des  Dorfchefs  etwas  verraucht  war, 
überbrachte  er  mir  einen  alten  zähen  Hahn  und  ein  Körbchen  Reis, 
wofür  ich  ihm  einen  Piaster  zusandte.  Vom  Requirieren  der  Ver- 
pflegung meiner  ganzen  Karawane,  wie  sie  Tsimiliaro  befohlen  hatte, 
war  natürlich  keine  Rede  mehr.  Ich  bestand  aber  auch  durchaus 
nicht  darauf. 

Jetzt  entstand  die  schwierige  Frage  der  Beschaffung  von 
Trägern.  Niemand  wollte  sich,  selbst  gegen  Angebot  von  Geld, 
hierzu  finden.  Der  Bote  des  Königs  gab  sich  zwar  alle  Mühe  und 
stellte  den  Chefs  der  umliegenden  Dörfer,  die  zu  einem  Palaver 
zusammengerufen  waren,  vor,  dass  es  Tsimihäro's  Befehl  sei,  mich 
befördern  zu  lassen,  aber  alles  fruchtete  nichts.  Erst  als  ich  sie 
fest  versicherte,  ich  würde,  falls  die  verlangten  Leute  bis  Sonnen- 
untergang nicht  zur  Stelle  seien,  nach  Nosi-Mitsio  zurückkehren,  sie 
verklagen  und  Schadenersatz  für  meine  misslungene  Heise  fordern, 
suchten  sie  Träger  zusammen  und  brachten  sie  5  Uhr  Nachmittags 
zu  mir.  Ich  schrieb  sofort  ihre  Namen  in's  Notizbuch,  sie  dadurch 
gleichsam  bannend.  Die  Verhandlungen  betreffs  der  Löhnung 
dauerten  lange.  Sie  stellten  die  unsinnigsten  Forderungen;  ich 
setzte  es  aber  durch ,  dass  V  Piaster  pro  Mann  und  Tag  zu  ent- 
richten sei.  Auch  versprach  ich,  diejenigen,  welche  sich  auf  der 
Reise  gut  benehmen  würden,  bei  der  Rückkehr  noch  besonders  zu 
belohnen. 

Kaum  hatten  sich  die  Angeworbenen,  die  scheinbar  ganz  zu- 
frieden waren,  zerstreut,  als  die  Söhne  des  Dorfchefs  mir  mitteilten, 
die  Leute  würden  dennoch  nicht  mit  mir  gehen. 

Da  machte  sich,  es  war  inzwischen  spät  Abends  geworden, 
mein  Führer  auf  und  ging  zu  einem  einflussreichen  Chef,  ich  glaube 
er  war  ein  Mitglied  der  königl.  Familie,  der  in  einem  entfernten 
Dorfe  wohnte,  um  dort  Rat  zu  holen.  Von  diesem  brachte  er  ge- 
gen Morgen  den  strengen  Befehl,  die  eingeschriebenen  Leute  müss- 
ten,  selbst  mit  Gewalt,  zum  Tragen  angehalten  werden. 

Ich  hatte  mir  durch  die  Sorge  um  das  Gelingen  meines  Reise- 
plans und  durch  die  ärgerlichen  aufregenden  Verhandlungen  ein 
Fieber  zugezogen,  welches  aber  sofort  wich,  als  wir  gegen  %8  Uhr 
Morgens  unseren  Marsch  in's  Innere  antraten. 

Vier  der  Angeworbenen  waren  nicht  erschienen;  ich  musste  da- 
her die  für  sie  bestimmt  gewesenen  Lasten  zurücklassen,  bis  ich 
Leute  vom  ersten  Halteplatz  retour  senden  könnte,  sie  zu  holen. 
Ich  hoffte  unterwegs  noch  Träger  zu  bekommen. 

Der  wenig  betretene  Pfad  führt,  nachdem  der  etwas  erhöhte 
Strandwall  erstiegen,  über  fast  ebenes,  sehr  allmählig  ansteigendes 


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278 


J.  M.  Hildebrandt: 


steiniges  Grasland.  Ein  Gnidium  ähnlicher  kleiner  Strauch  mit 
orange  Blütenknäueln  und  eine  prachtvoll  violett  blühende  halbwin- 
dende  Cynanchacee  erheitern,  ebenso  wie  die  flinken  grellroten 
Feuerfinken  (Fondia  madagascariensis  L.)  die  im  übrigen  dürrgelbe 
monotone  Savanne.  Sata-Palmen  (Hyphaene  coriacea)  mit  zuweilen 
gäbe! ig  geteiltem  plumpen  Stamm  bilden  fast  die  einzige  Baumart 
der  Ebene.  In  Senkungen,  welche  von  Sümpfen  angefüllt  sind, 
stehen  Rofia-Horste.    Hier  wird  auch  etwas  Reis  gezogen. 

Weiter  landeinwärts  erheben  sich  einzelne  Hügel,  bald  mit 
Kuppelgipfeln,  bald  spitz  verlaufend.  Letztere  sind  mit  dichtestem 
Wald  bedeckt.  Ich  konnte  aber  die  Vegetation  nicht  näher  unter- 
suchen, da  ich  möglichst  schnell  den  nächsten  Halteplatz  erreichen 
musste.  Wir  gingen  am  Berge  Kinimbi  vorbei.  Er  ist  eine  wild- 
zerrissene Lavamasse  mit  fast  kahlen  Abhängen.  Die  ihn  treffen- 
den Regen  sammeln  sich  in  dem  Bache  Antsahälingo,  der  zwischen 
Geröll  und  Steinblöcken  hinzieht.  In  der  trocknen  Zeit  ist  er 
wasserlos. 

Im  Ufergehölz  schoss  ich  einen  Halbaffen  (Propiihecus  Macaco). 
Meine  Antankärana-Begleiter  baten  mich,  die  Beute  liegen  zu  lassen, 
es  sei  „fadi",  einen  Halbaffen  zu  schiessen  oder  gar  den  Cadaver 
eines  solchen  in  ein  Dorf  zu  bringen.  Wir  würden  die  grössten 
Unannehmlichkeiten  haben,  wenn  wir  das  thäten.  Der  Führer  sagte, 
es  sei  deshalb  verboten,  diese  Thiere  zu  töten,  weil  sie  ihre  früheren 
Mitmenschen  gewesen  seien,  man  könne  ihre  Menschenähnlichkeit 
noch  jetzt  besonders  beim  Sterben  erkennen.  Der  verklärte  vor- 
wurfsvolle Blick,  mit  dem  sie  den  Mörder  treffen,  die  krampfhafte 
Bewegung  der  Arme,  sei  ganz  wie  bei  einem  verscheidenden  Men- 
schen. Dann  erzählte  er  über  ihre  Transformation  in  Affen  dasselbe 
Märchen,  welches  ich  in  Johanna  breits  gehört  und  veröffentlicht 
habe*). 

Durch    Hochgras    und    über    schwarzbraune   Lavaflachen  — 
Ströme  der  einst  flüssigen  Masse  — ,  auf  denen  eine  kleine  Abart 
von  Pteris  radiaia  und  einige  andere  Pflänzchen  kümmerliche  Nah- 
rung finden,  zogen  wir  weiter  und  erreichten  gegen  ^12  Uhr  den 
reissenden  Bach  Antanimena  (i.  e.  bei  der  roten  Erde),  wo  wir  ein 
höchst  erfrischendes  Wellenbad  nahmen.    Nachdem  er  ohne  Unfall 
überschritten  war,  gelangten  wir  bald  zum  Dörfchen  Ambuände  (i.  e. 
beim  See,  Sumpf),  unserm  heutigen  Ziele.    Es  war  die  erste  Wohn- 
statte, welche  wir  seit  Verlassen  der  Küste  sahen.    Ambuände  besteht 
aus  6  Hütten,  die  aus  Pfahlwerk  mit  einer  Füllung  von  schmalen  zn 
Brettern  gespaltenen  Rofia-Blattstielen  aufgebaut  sind.    Das  Giebel- 


*)  Vgl.  Naturhistorischc  ßkizze  der  Insel  Johanna  in  Zeitschr.  d,  Ge*.  f. 
Erdk.   Bd.  XI. 


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Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 


279 


dach  wird  mit  dem  gleichen  leicht  zu  bearbeitenden  Material  belegt 
oder  —  und  dies  läset  den  Regen  weniger  leicht  durch  —  mit 
Gras.  Die  Hütten  der  Antaükaraiia  sind  länglich-viereckig,  ihre 
Giebelseiten  stets  nach  Nord  und  Süd  gelegen.  Fragt  man  warum? 
so  erhält  man  zur  Antwort:  „Weil  es  so  Sitte  ist."  Die  beiden 
schmalen  Thüren,  die  gewöhnlich  nicht  in  Angeln  hängen,  son- 
dern durch  seitiges  Schieben  oder  auch  einfaches  Hin  wegnehmen 
geöffnet  werden,  sind  an  beliebiger  Stelle  der  Wände  angebracht, 
möglichst  gegen  den  Mittelpunkt  des  Dorfes  hin.  Diese  Hütten 
sind  nicht  in  Zimmer  geteilt.  Die  meisten  dielt  man  mit  breitge- 
klopften  Palmstämmen.  Das  Mobilar  ist  einfachster  Art:  ein  fest- 
stehendes Ruhebett  mit  geflachtem  Bambus  belegt  und  mit  einer 
Palmstrohmatte  bedeckt,  auf  dem  ein  mit  buntem  Zeug  überzogenes 
und  mit  Wollbaum-  (Bombax)  Haaren  gestopftes  Kopfkissen  liegt; 
3  Steine  als  Feuerherd;  einige  von  den  Weibern  aus  Thon  ge- 
formte Koch-  und  Wassertöpfe ;  von  Europa  importierte  grossblumige 
Schüsseln,  aus  denen  mit  hübsch  geschnitzten  Holzlöffeln  gegessen 
wird;  ein  eigentümlich  geformtes  Beil  zum  Holzhauen  und  -bearbei- 
ten; etwa  noch  ein  schmaler  Spaten;  die  beiden  Speere  und  die 
Flinte  des  Mannes;  der  Webestuhl  der  Frau  —  das  ist  wohl  alles, 
was  in  einer  gewöhnlichen  Antankärana-Bebausung  zu  finden  ist. 

In  der  Mitte  des  Dorfes  stand  ein  Schattendach,  gleichsam  das 
Rathaus.    Hier  Hessen  wir  uns  nieder. 

Ambudnde  ist  die  Residenz  von  Voland^ni,  einer  Schwester 
des  Königs.  Nachdem  die  hohe  Frau  durch  Umschlagen  eines 
grossen  bunten  Tuches  —  bestehend  aus  6  in  einem  Stück  ge- 
lassenen baumwollenen  Taschentüchern  —  ihre  im  Übrigen  etwas  ne- 
gligierte  Toilette  vervollständigt  hatte,  schritt  sie,  von  einigen  Dorf- 
weibern begleitet,  würdevoll  auf  mich  zu.  Ich  kam  ihr  einige  Schritte 
entgegen  und  geleitete  sie  zu  meinem  eisernen  Feldbett,  wo  sie  neben 
mir  Platz  nahm.  Sie  hatte  grosse  Ähnlichkeit  mit  Tsimihdro. 
Dasselbe  runde  Negergesicht  mit  demselben  gutmütigen  Ausdrucke. 
Ihre  kurzen  krausen  Haare  waren  bereits  ergrauet,  ein  kleines,  noch 
dunkles  —  da  erst  spät  entstandenes  —  Bärtchen  stand  ihrem 
Alter  nicht  übel. 

Nach  dem  Ableiern  der  üblichen  Begrüssungsformeln  hielt  mein 
Führer  eine  lange  Rede,  welche  uns  ein  Körbchen  Reis  und  2  ur- 
alte Hähne  einbrachte,  welches  mit  grossem  Pompe  übergebene 
B Geschenk"  ich  später  mit  einem  Piaster  bezahlen  musste.  Solche 
Reden  werden  mit  der  leisesten  Stimme  vorgetragen.  Den  Ange- 
redeten schauet  man  dabei  nicht  an,  sondern  spricht  gleichsam  zu 
einer  andern  Person  oder  in's  Blaue.  Man  hockt  dabei  auf  der 
Erde  und  spielt  mit  einem  Steinchen  oder  macht  mit  einem  Stäbchen 
Figuren  in  den  Sand.    Es  ist  erstaunlich,  was  die  Antaukärana  für 


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280 


J.  M.  Hildebrandt: 


feine  Ohren  Laben.  Ich  selbst  habe  nie  ein  einziges  Wort  des 
Geflüsters  erhaschen  können.  Dann  fragte  mich  die  Alte  einigeß 
Über  Europa.  Ob  es  dort  auch  Ochsen  gebe  und  der  Reis  gut 
gedeihe.  Als  ich  ihr  sagte,  bei  uns  wüchse  kein  Reis,  fragte  sie 
höchlichst  erstaunt:  „Wie  könnt  ihr  denn  leben,  wenn  ihr  nicht« 
zu  essen  habt?-  Ist  doch  Reis  und  -Speise  bei  den  Madagassen 
fast  gleichbedeutend.  Die  Hova  sagen:  „der  Reis  ist  fertig"  d.  h. 
das  Essen  ist  servirt.  Man  ladet  sich  zum  „Reisessen"  ein  wie  bei 
uns  zu  einem  „Teller  Suppe". 

Aus  solchen  Gesprächen  wurden  wir  plötzlich  durch  das  laute 
Aufschreien  eines  der  Weiber  geschreckt.  Sie  hatte  einen  Trapp 
wilder  Rinder  gesehen  und  rief  zu  den  Waffen.  Im  Nu  hatte  jeder 
seinen  Speer  zur  Hand  und  fort  raste  der  Tross  durch  Dick  und 
Dünn.  Zum  Laden  der  Gewehre  war  keine  Zeit.  Sobald  die 
Tiere  die  Andringenden  ansichtig  wurden,  rannten  sie  in  wildem 
Galopp  davon,  nur  ein  Bulle  trabte  langsam  und  schaute  sich  oft 
um.  Die  vordersten  der  Verfolger  nahten.  Da  blieb  er  stehen, 
drehte  sich  gegen  sie  und  fuhr  wutschnaufend  auf  sie  ein.  Rasch 
sprangen  die  Jäger  zur  Seite,  aus  sicherer  Hand  geschleudert 
schnellte  ein  Speer  und  sass  fest  in  der  Schulter.  Da  wandte  der 
Stier  zur  Flucht,  aber  ein  anderer  und  noch  ein  anderer  Speer  traf 
ihn,  ein  letzter  hinter  das  Schulterblatt.  Er  blieb  stehen,  sein 
mächtiger  Körper  zitterte  einige  Sekunden  lang,  dann  brach  er  zu- 
sammen. 

Im  Handumdrehen  war  er  zerlegt,  das  nächste  Gebüsch  lieferte 
Tragstangen  und  zurück  ging  es  zum  Dorfe,  wo  das  Fleisch  unter 
dem  Schattendache  aufgehängt  wurde.  Nun  ging  es  an  die  Ver- 
teilung. Das  Schwanz- Stück  bekam,  nach  madagassischer  Sitte*), 
die  Prinzessin.  Darauf  hatte  ich  die  Auswahl.  Das  Übrige  ver- 
schwand in  den  Hütten  oder  wurde,  in  lange  Streifen  geschnitten, 
über  Li  ('stelle  gehängt,  um  in  der  Sonne  zu  trocknen. 

Lange  hing  es  dort  aber  heute  nicht,  denn  es  begann  gegen 
3  Uhr  zu  regnen,  so  dass  auch  die  Feuer  unter  den  Fleischtöpfen 
meiner  Leute  erloschen.  Es  regnete,  wie  es  nur  in  tropischen  Berg- 
ländern regnen  kann.  In  wenigen  Augeublicken  war  die  ganze 
Umgebung  in  eine  Schlammpfütze  verwandelt,  in  der  sich  kaum 
eine  andere  Kreatur  wohl  fühlt  als  die  dumm -dreisten  Dorfenten. 
Wie  das  Vieh  in  den  Ohren  gezeichnet  ist,  so  die  Enten  und  Gänse 
in  den  Schwimmhäuten.  An  Beschäftigung  irgend  welcher  Art  ist 
während  solcher  Regen  nicht  zu  denken,  man  sucht  sich,  so  gut  es 
geht,  die  Moskitos  und  Fliegen  abzuwehren  und  erfreut  sich  der 
erfrischten  Luft. 


*)  Vgl.  We&t-Madag.  in  Zeiuschr.  d.  Ges.  f.  Erdk.   Bd.  XV.   p.  S9. 


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Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar.  281 


Gegen  Abend  wurde  es  wieder  leidlich  nnd  ich  trat  in  Unter- 
handlungen zur  Beschaffung  der  fehlenden  4  Träger  ein.  Nach 
langem  Gerede  stellten  sich  3,  die  ich  anderen  Tags  mit  einem 
meiner  Leute  nach  Nosi  na  andiana,  dem  Küstenplatz,  sandte,  um 
die  zurückgelassenen  Lasten  herbeizuholen. 

Wahrend  der  Nacht  lief  einer  der  Triger  weg,  ein  anderer 
stellte  sich  krank  oder  war  es  wirklich,  denn  seine  Kameraden  er- 
zählten ,  er  hätte  unglaubliche  Massen  Ochsenfleisch  verschlungen. 
Später  am  Tage  kam  die  Schwester  und  Schwägerin  eines  dritten 
und  sagten,  seine  Mutter  sei  krank,  er  solle  eiligst  zur  Küste  zu- 
rückkehren. Er  aber  weigerte  sich  zu  gehen,  die  Nachricht  sei 
unwahr,  sagte  er.  Ich  fragte  dann,  was  der  Mutter  fehle,  ich  würde 
ihntn  Medizin  für  dieselbe  mitgeben  und  nach  der  Rückkehr  weiter 
nach  ihr  sehen.  Das  verdutzte  sie,  sie  sagten  nichts  weiter  und 
gingen  allein  zu  ihrem  Dorfe  zurück.  Es  stellte  sich  nun  heraus, 
dass  sie  von  der  jungen  Frau  meines  Angeworbenen  ausgesandt 
waren,  welche  teils  Sehnsucht  nach  ihm  haben  mochte,  teils  fürchtete, 
ihm  möge  schweres  Unglück  treffen.  Es  hatte  sich  nämlich  die 
Nachricht  vom  Erlegen  des  Halbaffen  telegraphisch-schnell  verbreitet, 
es  hiess  sogar,  ich  ginge  mit  dem  furchtbaren  Gedanken'  um, 
Schlangen,  diese  Fadisten  aller  Fadi-Kreaturen,  zu  fangen.  Sie  kannte 
die  Tollkühnheit  ihres  Mannes,  es  war  derselbe  gewesen,  der  gestern 
den  ersten  Speer  in  die  Schulter  des  Stiers  warf.  „Wie,  wenn  er 
sich  verleiten  Hesse,  dem  weissen  Zauberer  bei  seinen  höllischen 
Unternehmungen  beizustehen?44  Er  aber  sagte  einfach:  „Ich  will 
Geld  verdienen!"  und  blieb  bei  mir. 

In  der  Umgebung  meines  Lagerplatzes,  die  ich,  so  gut  es  die 
vielen  Sümpfe  zuliessen,  durchsuchte,  fand  ich  manches  Interessante, 
besonders  für  die  botanische  Sammlung.  Tiere  waren  auffallend 
sparsam  zu  sehen.  Die  Vögel  mochten  sich  in  weniger  regnerische 
Striche  zurückgezogen  haben. 

Die  Plackereien  wegen  der  Träger  sollten  noch  nicht  enden. 
Sie  sind  wenig  angenehm  zu  lesen,  weniger  noch  zu  notieren,  am 
wenigsten  zu  erleben.  Die  im  Dorfe  angenommenen  3  Träger 
weigerten  sich  zuerst,  in  Nosi  na  andiana  die  Pflanzenpakete,  die 
allerdings  etwas  gross,  aber  ganz  leicht  waren,  zu  tragen.  Schliess- 
lich bequemten  sie  sich  aber  doch,  nur  Hessen  sie  eine  Last  zurück. 
Der  Inhalt  diese*  Sackes,  halbtrockne  Herbarpflanzen  in  Pressen, 
verdarb,  da  das  Papier  nicht  erneuert  werden  konnte.  Als  ich 
dann  anderen  Tags  weiter  reisen  wollte,  hatten  sich  alle  drei  Träger 
vom  Dorfe  entfernt.  An  meiner  Behandlung  lag  dies  gewiss  nicht. 
Die  Eingeborenen  sind  eben  zu  stolz,  um  zu  arbeiten  und  zu  arm, 
Sklaven  halten  zu  können.  Auch  einige  Kautschouksammler,  die  mit 
ihrer  Ausbeute,  etwa  20  Kilo  in  2  grossen  Ballen,  das  Dorf  pas- 


282 


J.  M.  Hildebrandt: 


sirten,  suchte  ich  vergebens  zum  Tragen  zu  bewegen.  Sie  dtinkten 
sich  reiche  Leute,  denn  jeder  besass  etwa  2  Thaler  Anteil  an  der 
gemeinsamen  Ernte.  Der  27  Tage,  die  sie  dafür  im  Urwalde  zu- 
gebracht, gedachten  sie  nicht  mehr. 

Der  Kautsch  ouk  Madagaskar'*  rührt  von  verschiedenen, 
Milchsaft  enthaltenden  Lianen  des  dichten  Urwaldes  her.  Die  bis 
armdicken  Stämme  werden,  statt  sie  vorsorglich  nur  anzuzapfen,  ge- 
kappt und  in  spannenlange  Stücke  zerhauen.  Diese  läset  man  in 
ein  Bambusrohr,  welches  als  Gefäss  dient  und  während  des  Sam- 
meins über  der  Schulter  getragen  wird,  auslaufen.  Andere  Stücke 
nehmen  dann  ihre  Stelle  ein,  bis  eine  gewisse  Menge  Milch  beisam- 
men ist.  Diese  wird  am  Lagerplatz  aufbewahrt.  Von  Zeit  zu  Zeit 
stellt  man  dort  den  Kautschouk  aus  ihr  dar.  Hierzu  wird  dem 
Milchsaft  sehr  verdünnte  Schwefelsäure,  in  Ermanglung  dieser  See- 
wasser oder  Salzlauge,  oder  auch  Citronensaft  beigesetzt,  worauf  er 
coaguliert  und  sich  das  fertige  Produkt  sondert.  Wird,  wie  es 
manchmal  aus  Unkenntnis  geschieht,  der  Saft  mit  den  erwähnten 
Zusätzen  gekocht,  so  verliert  der  erhaltene  Kautschouk  bedeutend 
an  Güte.  Die  nach  dem  Coagulieren  übrig  bleibende  Flüssigkeit 
essen  die  Eingeborenen  gerne  als  Sauce  am  Reis.  Man  formt  den 
Kautschouk  in  grosse  Bälle,  welche  im  innern  aber  viele,  mit  wert- 
loser Flüssigkeit  gefüllte  Hohlräume  haben.  Beim  schliesslichen  An- 
kauf durch  die  Europäer  werden  deshalb  diese  Bälle  in  Stücke  zer- 
schnitten. Man  erkennt  dadurch  auch  die  Verfälschungen  mittels 
eingewickelter  Steine  u.  dgl.  Durch  Austrocknen  in  den  Magazinen 
und  auf  dem  Transporte  nach  Europa  verliert  diese  wertvolle  Waare 
bedeutend  an  Gewicht,  wenn  auch  nicht  an  Qualität  Die  Ausfuhr 
Madagaskars  von  Kautschouk  beträgt  wohl  kaum  noch  ein  Zehntel 
früherer  Jahre,  zerstören  doch  die  sorglosen  Eingeborenen  jede 
Pflanze  durch  Abhauen,  auch  werden  schonungslos  die  Urwälder, 
in  denen  sie  nur  gedeihen  kann,  vernichtet. 

Das  Ebenholz  des  Amböhitsi  gewinnt  man  von  3  verschie- 
denen Bäumen.  Leider  blühte  keiner  derselben  bei  meinem  Besuche, 
so  das  ihre  botanische  Stellung  noch  unentschieden  bleiben  muss. 
Es  wird  übrigens  von  hier  kaum  ausgeführt.  Die  Hauptmasse  des 
Madagassischen  Ebenholzes  kommt  aus  den  SW.-Provinzen  der  Sä- 
kalava. 

Die  Reihe  meiner  Träger  hatte  sich  also  sehr  gelichtet.  So 
wurde  denn  beschlossen,  dass  die  Übriggebliebenen  zuerst  die  Hälfte 
des  Gepäcks  zur  nächsten  Station  bringen  sollten,  dann  zurückkehr- 
ten, um  das  andere  zu  holen,  wofür  ihnen  doppelter  Tagelohn  an- 
zusetzen war.    So  geschah's. 

Die  Sonne  stand  bereits  hoch,  als  wir  endlich  in  Marsch  ka- 
men.   Gleich  hinter  dem  Dorfe  beginnen  Reissümpfe,  in  denen  troti 


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Ansflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 


283 


der  Abzngscanäle,  welche  die  Eingeborenen  gezogen  haben,  das 
Wasser  knietief  und  der  Schlamm  noch  tiefer  ist.  Es  ist  sehr  be- 
schwerlich hier  durchzuwaten. 

Nach  einiger  Zeit  kamen  wir  an  den  brausenden  Bach  Anta- 
nonflitsi,  der  vom  nahen  dichtbewaldeten  Spitzberge  Vatsumtsatsau 
kommt,  wo  er  einen  weit  hörbaren  Wasserfall  bildet.  Am  anderen 
Ufer  des  Baches  setzten  sich  die  Sümpfe  fort,  es  mischen  sich  aber 
bereits  viele  Steine  mit  dem  Schlamm.  Das  üppig  emporgeschossene 
Gras  ist  nur  schwer  zu  passieren,  die  Blätter  der  meisten  Arten  sind 
starr  und  schneidig,  einige  darunter  wohlriechend.  An  mehr  trocke- 
nen Stellen  stehen  prächtige  Baumgruppen.  Zur  Linken  (N.)  ist 
dieses  Sumpfland  von  einer  begrasten  Bergkette  begrenzt,  deren 
steile  Böschung  wir  anstiegen. 

Die  Aussicht  von  hier  oben  ist  prachtvoll.  Den  Horizontbogen 
NO.  bis  SO.  beschreibt  die  mächtige  Wand  des  Ambdhitsi,  vielge- 
staltige Vorberge,  raeist  mit  gelbem  Graskleide,  fallen  in  Thal- 
ebenen ab.  In  diesen  wechseln  gelbgedürrte  Savannen  mit  Wald- 
partien ab,  welche  den  Lauf  der  Wasseradern  und  die  Sümpfe  andeuten. 

Fern  im  West  ist  ein  schmaler,  scharf  abgegrenzter,  graublauer 
Streif  zu  sehen  —  das  Meer.  Hierin  die  bekannte  Silhouette  von 
Nosi-Mftsio. 

Nachdem  ich  die  nötigen  Wrinkel  zur  Anfertigung  der  Karte 
notiert  hatte,  zogen  wir  weiter  über  den  Bergrücken.  Er  steigt  in 
nördlichen  und  nordöstlichen  Windungen  zum  Hochgebirge  an.  Es 
ging  über  Gefels  und  hartgedörrten  gelbroten  Boden,  in  welchem 
nur  kümmerlich  etwas  Gras  sprosst.  Kein  Baum,  kein  Strauch; 
ausser  einem  hoch  über  uns  schwebenden  Bussard  kein  Vogel  zu 
sehen;  die  Insectenwelt  war  nur  durch  gewöhnliche  Fliegen  vertre- 
ten, welche  uns  vom  Dorfe  gefolgt  waren  und  unaufhörlich  tormen- 
tierten. 

Nach  etwa  einer  Wegstunde  eröffnet  sich  links  vom  Pfade  der 
Blick  in  ein  weites  Thal,  in  welchem  der  Buba-Kilända-Bach  (nach 
weissen  Steinflechten,  die  dort  häufig,  benannt)  flicsst.  Hier  waren 
in  früheren  Zeiten  Ansiedelungen.  Auf  einem  nahen  Hügel  steht 
noch  ein  aus  Steinen  aufgeführtes  Grabmonument,  ganz  von  der 
Art,  wie  ich  sie  im  Süd -Sakalava- Lande  angetroffen  habe*).  Es 
rührt  von  einem  Volke  her,  welches  vor  dem  Auftreten  der  Antan- 
karana  diese  Gegend  bewohnte.  Diese  Stelle  ist  den  Antankärana 
„fadia;  ich  durfte  mich  ihr  nicht  nahern,  wenn  ich  nicht  etwa  noch 
mehr  Träger  verlieren  wollte. 

Wenige  Kilometer  weiter  steht  am  Anfange  einer  von  nackten 
Bergketten  eingerahmten  freundlich  grünen  Thalebene  eine  einzelne 


*)  Vgl.  West-Madagaskar  in  Zeitechr.  d.  Ges.  f.  Erdk.   Bd.  XV. 


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284 


J.  M.  Hildebrandt: 


Hütte.  Sie  war  von  einem  Greise,  zwei  kräftigen  Mannern  und  zwei 
Knaben  bewohnt.  Der  Alte  war  der  Besitzer  grosser  Viehherden, 
die  in  der  Nahe  weideten,  von  den  andern  bewacht.  Er  war  an- 
wesend und  setzten  wir  uns  zu  ihm  in  die  schattige  Behausung. 
Dicht  daneben  schlug  ich  ein  Zelt  auf.  Es  wurde  schnell  abgekocht, 
mu88ten  doch  die  meisten  der  Leute  zum  Dorfe  zurück,  die  restie- 
renden Lasten  zu  holen.  Um  sie  vor  Regen  zu  schützen,  der  sie 
zweifellos  treffen  musste  und  auch  traf,  gab  ich  ihnen  geölte  Tucher, 
womit  sie  während  der  Schauer  die  zusammengelegten  Ballen 
(Herbar-Pflanzen  in  Löschpapier)  bedeckten.  Alles  erreichte  Abends 
glücklich  den  Lagerplatz. 

Die  eine  Hütte  ist  zugleich  die  letzte  Wohnstätte  auf  dem 
Amböhitsi.  Aus  Mangel  an  Trägern  musste  ich  sie  zu  meinem 
Standquartier  machen,  von  welchem  Ausflüge  in  die  Umgegend  und 
in  höhere  Kegionen  zu  unternehmen  blieben. 

Ich  hatte  geglaubt,  hier  eine  vom  Nosi-bc-District  sehr  abwei 
chende  Flora  und  Fauna  anzutreffen,  fand  aber,  dass  fast  alle  die 
gleichen  Formen  sind.  Allerdings  ist  die  Meereshohe  bei  der  Hütte 
noch  keine  bedeutende  (ca.  2b0  m).  Auffallender  Mangel  war  auch 
hier,  wie  auf  der  ganzen  durchreisten  Strecke,  an  Vögeln,  überhaupt 
Tieren.  Man  rnuss  schon  den  Mulm  in  den  Tiefen  des  Urwaldes 
durchwühlen,  um  wenigstens  einige  allerdings  hübsche  Schnecken  zu 
finden. 

Nachdem  ich  2  Tage  hier  umhergestreift,  brach  ich  am  dritten 
zum  Gipfel  des  Amböhitsi  auf.  Zwei  meiner  Leute  Hess  ich  im 
Lager  als  Wache  und  um  die  Sammlungen  zu  präparieren  zurück. 
Die  übrigen  trugen  nur  leichte  Bündel  des  Allernotwendigsten. 

Ein  erfrischend  kühler  Wind  fiel  vom  Hochlande  nieder;  er 
war  um  so  kälter  anzufühlen,  als  er  die  vom  Thau  (den  wir  vom 
Grase  streiften)  durebnassten  Kleider  traf.  Wir  schritten  einem  jäh- 
abstürzenden  breiten  Bergspalt  entlang,  dessen  Tiefen  wohl  nie  ein 
menschlicher  Fuss  betreten  hat.  Dieser  Spalt  trennt  die  Thalebene, 
die  wir  durchzogen,  gegen  Süd  von  dem  sie  umrahmenden  Höhen- 
zug. Gegen  Nord  wird  sie  vom  Bache  Buba- Kilanda  umzogen, 
welcher  wildschäumend  zwischen  Felsblöcken  und  über  wie  unter 
brückenbogenähnlichen  Lavaschichten  dahin  eilt.  Wir  begegneten 
einigen  Trupps  des  halbwilden  Viehs.  In  tollem  Rennen  stürzten 
sie  auf  uns  zu,  blieben  aber  einige  Schritte  von  uns  plötzlich  stehen, 
uns  neugierig  betrachtend.  Meinen  Hund  verfolgten  sie  eine  weite 
Strecke. 

Nachdem  wir  die  Ebene  durchkreuzt,  begann  der  beschwerliche 
Anstieg.  Auf  Höhen  folgen  Thäler,  auf  diese  wieder  grössere  Höben. 
Rings  umher  ist  alles  von  eintönigem  Hochgras  bewachsen,  aus  dem 
nur  in  den  tiefsten  Senkungen,  aus  den  Wabserläufen,  einiger  Baum- 


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Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 


285 


schlag  hervorragt.  Endlich  hatten  wir  den  höchsten  Punkt  dieser 
Vorberge  erreicht,  den  Mahalohani-Pass.  Das  Aneroid  zeigte 
717,8  mm  (Temp.  desselben  31°  C),  was  eine  Meereshöhe  von  etwa 
475  m  andeutet.  Uns  trennte  jetzt  nur  noch  ein  ausgedehntes  Thal 
vom  höchsten  Kamm,  welcher  sich  nach  meiner  Schätzung  bis  nahe 
an  600  m  erhebt. 

Das  Thal  zu  unsern  Füssen,  teils  mit  grünem  Gras  bekleidet, 
teils  mit  grossen  Waldpartien,  welche  den  Anfang  des  ununter- 
brochenen Urwaldes  bilden,  der  sich  bis  zum  höchsten  Berggipfel 
ausdehnt,  gewährt  einen  prächtigen  Anblick.  Es  ist  das  Quellge- 
biet des  Buba-Kilända  und  von  seinem  Geäder  durchzogen.  Gegen 
NO.  steigt  einer  jener  spitzen  Hügel  aus  der  Thalsohle.  Er  heisst 
Antsaiuiva.  Hierhin  wandten  wir  uns.  Die  hintere  Partie  des  Tha- 
ies, gegen  Ost,  ist  „fadiu,  niemand  darf  sie  betreten. 

Es  ist  alles  eigenartig  stille  hier  umher,  weder  Mensch  noch 
Tier  zu  gewahren.  Aber  der  Tengdne  täno  takatza,  wie  der  Oberlauf 
des  Buba-Kilanda  heisst,  plätschert  munter  dahin.  Auf  Steinen  in 
seinem  Bette,  da  wo  das  Wasser  am  stärksten  fliesst,  fand  ich  ein 
äusserst  zierliches  Gewächs,  eine  Hydroslachys  der  Botaniker, 
Tsemberavary  (i.  e.  Reis  des  vielen  [reissenden]  Wassers)  der  Ein- 
geborenen. Die  aufs  zierlichste  zerschlitzten  Blätter  lassen  sich  nur 
mit  einigen  Moosformen  vergleichen.  Sie  sind  in  Rosetten  gestellt, 
aus  deren  Mitte  eine  einfache,  dünne  Ähre  hervorragt.  Beim  Öff- 
nen der  wohlriechenden  Blüten  streckt  sie  sich  über  Wasser.  Die 
Wurzeln  sind  dick  und  ganz  kurz,  sie  kleben  fest  auf  dem  glatten 
Stein  und  halten  die  Pflanze  selbst  beim  stärksten  Wasserdrange. 

Sehr  erfreute  mich  auch  eine  hellblaue  Glockenblume.  Sie 
erinnerte  mich  an  die  Heimat.  Wie  anmutig  sind  doch  unsere  Wie- 
sen, besonders  die  Gebirgsmatten ,  welche  Fülle  schöner  Blüten 
lässt  sich  nicht  auf  einer  derselben  zu  einem  stattlichen  Bouquet  zu- 
sammenfinden. In  den  Tropen  dagegen,  wenigstens  in  Ost-Afrika 
und  West-Madagaskar,  decken  nur  starre  Gräser  die  Savanne,  Wie- 
sen giebt  es  nicht.  Sobald  das.  gierige  Hochgras  Besitz  von  einer 
Waldblösse  genommen  hat,  lässt  es  kein  anderes  Gewächs  neben  sich 
aufkommen,  weder  Baum  uoch  Strauch  noch  Kraut. 

Übrigens  sind  auch  die  klimatischen  Verhältnisse,  besonders  in 
West-Madagaskar,  wenig  geeignet,  zarteren  Gewächsen  eine  Existenz 
zu  ermöglichen.  Während  drei  Viertel  des  Jahres  herrscht  absolute 
Dürre,  in  welcher  jedes  nicht  derbe  Blatt  versengt  würde.  Die  Re- 
gengüsso  der  feuchten  Zeit  strömen  mit  solcher  Gewalt  nieder,  dass 
sie  das  Erdreich  nach  allen  Richtungon  durchfurchen.  Was  da  nicht 
zähe  Wurzeln  hat,  muss  vergehen.  Dadurch  erklärt  sich  das  fast 
vollständige  Fehlen  von  eigentümlichen  einjährigen  Kräutern  und 
zarten  Farrn  in  West-Madagaskar.     Pflanzengeographisch  zu  spre- 


286  J  M.  Hildebrandt:  Ausflug  zum  Ambergebirge  in  Nord-Madagaskar. 

eben  herrscht  die  Lorbeerform  unter  den  Baumen  nnd  Sträuchern 
vor.  Ihr  sind  fiederblättrige  Typen  untermischt.  Palmen  stehen  im 
weBtmadagassischen  Landschaftsbilde  ganz  zurück,  nur  im  Küsten- 
saum  sieht  man  Haine  derselben.  Ein  sehr  auffallender  Unterschied 
von  der  Vegetation  Ähnlicher  Districte  in  Afrika  liegt  in  der  Sel- 
tenheit dorniger  und  stachlicher  Gewächse,  welche  ja  so  charakteris- 
tisch für  Afrika  sind.  Ultra- Darwinisten  würden  sagen,  es  fehlten 
Madagaskar  ja  auch  die  pflanzenfressenden  Säugetiere,  also  hätten 
die  Pflanzen  auch  keine  scharfe  Waffe  zum  Kampf  um's  Dasein 
hervorgebracht. 

Doch  zurück  zum  Hochland.  Jenseits  des  Baches  stiegen  wir 
etwas  an  und  hielten  uns  auf  dem  Kücken  einer  geringen  Erhebung, 
die  zum  Antsatuiva-Hügel  leitet.  Wir  zogen  dicht  an  demselben 
vorbei,  er  ist  bis  zur  Spitze  bewaldet;  seine  steilen  Wände  sind  un- 
besteigbar.  Weiterhin  kreuzten  wir  eine  Bachader  und  erreichten 
bald  darauf  den  Saum  des  Urwaldes,  also  die  eigentliche  Gipfelre- 
gion des  Amber- Gebirges.  Hier  machten  wir  Halt,  denn  es  war 
der  letzte  Wasserplatz.  Unser  frugales  Mahl  war  schnell  bereitet  und 
noch  schneller  verzehrt.  Dann  drang  ich  mit  meinen  Sammlern  in 
den  Wald  ein.  Ein  dichteres  Gezweig  ist  mir  niemals  begegnet. 
Keine  Hochstämme,  sondern  gauz  nahe  bei  einander  stehende  gerad- 
aufgesehossene  Stangen,  durchflochten  von  zähen  Lianen,  oder  niedri- 
ges wirrästiges  Gesträuch  versperren  den  Weg.  Mit  der  Axt  rich- 
tet man  in  diesem  dünnen  Geästet  nichts  aus,  man  muss  schon  zum 
Messer  greifen  und  jeden  Zweig  einzeln  abschneiden.  Dabei  ist  der 
Anstieg  äusserst  steil.  Grosse  und  kleine  Felsblöcke  türmen  sich 
übereinander.  Schliesslich  standen  wir  vor  einer  tiefen  Schlucht 
mit  senkrechten  Wänden.  Sie  war  mit  unsern  Mitteln  schlechterdings 
nicht  zu  übersteigen;  auch  konnte  sie  nicht  umgangen  werden. 
Ich  markirte  unsere  Meereshöhe  (530  m)  und  dann  kehrten  wir  um. 
Wir  hatten  nicht  viel  Bemerkenswertes  gefunden;  überhaupt  ist  das 
Innere  der  hiesigen  Urwälder  wenig  belebt.  Auch  die  Beute  für 
meine  Sammlung  neuer  Pflanzen  war  gering,  man  sieht  vor  lauter 
Wald  den  Baum  nicht.  Einen  interessanten  Fund  that  ich  aber 
dennoch,  nämlich  Adansonia  madagascariensis  Baillon,  der  Baobab 
Madagaskars,  mit  feurigroten  mächtigen  Blüten,  von  denen  ich  zwei 
erlangte.  Die  spannenlangen  Kelchzipfel  sind  während  dem  Blühen 
uhrfederartig  eingerollt.  Der  Entdecker  dieses  merkwürdigen  Bau- 
mes*) ist  Alfred  Grandidier,  welcher  ihn  in  der  Diegosoarez  -  Bai, 
also  nicht  weit  vom  Amber-Gebirge  antraf.    Derselbe  brachte  Früchte 


*)  Es  ist  die  dritte  Art  der  Gattung  Adansonia.  Die  erste  ist  der  afri- 
kanische Affenbrodbaum ,  die  »weite  wurde  auf  dem  australischen  Contincnte 
aufgefunden. 


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K.  Hinily:  Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.  287 


und  eine  Blüte  nach  Paris,  welche  leider  beim  Trocknen  ganz  zer- 
fiel. Die  beiden  von  mir  angetroffenen  Exemplare  werden  also  immer 
noch  von  Wert  sein. 

Hiermit  schliesse  ich  meinen  Reisebericht.  Auf  der  Rückfahrt 
nach  Ko8i-b6  trug  sich  nichts  Besonderes  zu. 


XVIII. 

Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 

Von  K.  Himly. 
(Fortsetzung.) 


Yaman-Yar-Fl  uss. 

Nach  dem  Si  Yü  Shui  Tao  Ki,  welches  in  der  Regel  die 
Breiten  3  Grade  zu  weit  nordlich  annimmt,  liegt  der  Kara  Kul 
(westtürkisch  ausgesprochen  Kara  göl),  der  „schwarze  See44,  der 
Quell- See  des  Yaman-Yar,  östlich  vom  Xoshi-Kudzhuk  von  43°  50' 
bis  44°  10'  N.  Br.  und  von  45°  bis  46°  W.  L.  von  Peking 
(I  th  ung  yu  thu  39°  N.  Br.,  44  — 45°"W.  L.)  und  hat  einen  Um- 
fang von  mehreren  Hunderten  von  Li.  Dort,  heisst  es,  seien  die 
Weideplätze  der  Ha -pu-tschik*)- Buruten.  Das  im  Osten  den 
See  verlassende  Wasser  fliesse  östlich,  während  das 
auf  der  Westseite  nach  Westen  zu  fliesse**).  Dieser  Be- 
merkung folgen  hier  Ortsangaben  aus  der  näheren  Umgebung, 
welche  nicht  dem  Wallfahrer  Hüan-Tshuang  entlehnt  sind.  Viel- 
mehr folgt  ihnen  unmittelbar  eine  Erzählung  aus  dem  Kriege  der 
beiden  Xodzha's  vom  Jahre  1759,  demselben,  welchem  wir 


*)  Etwa  Hi-pu-tschak  =  Kiptechak? 
**)  s.  Ritter,  Asien  5.  Band,  S.  496.  Ritter  lässt  Hüan-Tschuang  am 
Kara -Kul  vorbeigehen,  während  sein  russischer  Übersetzer  Grigorief  mit 
Vivien  de  Saint  Martin  (s.  St  Julien,  memoires  sur  les  contrees  occidentales 
traduits  du  sanscrit  en  chinois  en  Tan  648  pnr  Hiouen  Thsang,  II  S.  426), 
den  Sirikol  für  den  „Drachen- See''  des  Wallfahrers  angesehen  wissen  will 
(S.  497  Anm.  CDXXX  der  russischen  Bearbeitung  des  Ritter'schen  Werkes). 
Yale  in  seiner  Abhandlung  über  die  Quellen  des  Oxus  ist  unschlüssig,  ob  er 
sich  für  den  westlichen,  oder  den  östlichen  Ausfluss  erklären  soll.  Fedtschenko 
wollte  von  einem  westlichen  Ausflusse  Nichts  wissen,  hielt  aber  die  obigen 
Ortsangaben  des  Si-yü-8chuei-tao;ki  für  zu  rätselhaft,  (s.  Izwiestija  Imp. 
Russk.  geogr.  obszczestwa  1873.  Übersetzung  und  Anmerkungen  zu  Yule's 
Abhandlung.) 


288  K-  Hiraly: 

die  Aufnahmen  d'Arocha's  verdanken.     Dieses  Jahr  ent- 
spricht dem  24.  Jahre  Khien-Lung;  am  25.  Tage  des  6.  Schalt- 
monats  desselben  stiegen  die  Truppen   nach  unserer  Er- 
zählung am  Kara-göl  aufwärts  und  sahen  in  einer  Entfernung 
von  50  bis  60  Li  Staub  aufsteigen,  worauf  1300  Soldaten  zum 
Hinaufklettern   ausgewählt  wurden.     Darauf  am    28.  Tage  des 
Monats   holten   sie   die   Aufständischen   (tsei   „ Diebe ")    ein  am 
Xoshi-Kudzhuk-Joche.     Die  Letzteren,   6000  Mann  stark, 
verteilten  ihre  Feuerwaffen  am  Joche  entlang  und  stürzten  sich 
auf  den  Vortrab  des  chinesischen  linken  Flügels.    Die  chinesischen 
Krieger  hätten  sich  den  Aufständischen  entgegengeworfen,  und  an 
den  Abhang  des  Joches  gelangt  wären  sie  kämpfend  den  Berg 
hinan  vorgedrungen;  nach  dreimaligem  Handgemenge  wären  dann 
die  Aufständischen  zerstreut  und,  nachdem  sie  sich  nochmals  ver- 
einigt, hätte  man  die  Scharen  verteilt  und  sie  umzingelt,  worauf 
die  Truppen  gegen  Abend  den  Aufständischen  von  einem  Hinter- 
halte  aus  eine  entscheidende  Niederlage  beigebracht  hätten,  in 
Folge  deren  die  Letzteren  über  das  Gebirge  entflohen  wären. 

Man  sieht  hieraus,  dass  nicht  Einzelne  allein,  sondern  ganze 
Scharen  nach  dem  Kara-göl  gezogen  sind,  ein  Umstand,  welcher 
den  hier  einzurückenden,  im  Buche  aber  vorangeschickten  Orts- 
angaben einiges  Gewicht  verleiht.     Das  Ufer  des  östlichen  'Aus- 
flusses heisst  nach  dem  letzteren  Shao  bulak  (Shah  bulak  „  Königs- 
Quelle").    Von  letzterer  Gegend  an  der  Nord- Seite  des  Sees. 
130  Li  weit  nach  Westen,  soll  Nai-tze-tashi  (tashi  =  dashy  türkisch 
„sein  Stein«)  sein,  110  Li  weiter  westlich  Tsie-tir-tashi,    110  Li 
weiter  westlich  Subashi  (türkisch  „Wasser-Kopf  sein"  =  „Quelle"), 
80  Li  weiter  westlich  Ku-tzer- kun-bai  (persisch  gudzcr  kunbadi 
„Zelt  des  Reisenden"?),  120  Li  weiter  westlich  Yekilikung,  60  Li 
weiter  westlich  Mardzhaas,   noch    100  Li   weiter  nach  Westen, 
wenn  man  am  westlichen  Ausflusse  des  Sees  entlang  geht,  Bolu- 
man,  130  Li  weiter  westlich  Unutu,  150  Li  weiter  westlich  Kola- 
bai, 180  Li  weiter  nach  Nord- Westen  überschreitet  man  in  west- 
licher Richtung  den  Fluss  bei  einem  Orte,  der  „Brücke  des  grossen 
Flusses"  genannt  wird,  100  Li  westlich  davon  soll  Urtasxun  liegen. 
90  Li  weiter  westlich  die  Stadt  Shiknan.    Nach  Erwähnung  diesej 
Stadt  folgt  die  geschichtliche  Abschweifung,  welche  den  Krieg  der 
beiden  Xodzha's  zum  Gegenstande  hat.     Nachdem  dieselben  sich 
nördlich  vom  Sai-lö-kul  (Sari  göl)  im  Gebirge  versteckt,  hätten 
die  Herzöge  Tshao  und  Ming  sie  verfolgt  etc.  s.  o. 

Auf  diese  Erzählung  folgt  erst  die  bekannte  Beschreibung 
des  „Drachen- Sees"  durch  den  Wallfahrer  Hüan-Tshunng,  die 
Ritter  auf  den  Kara-göl,  Vivien  de  St.  Martin  und  GrigoriefT  auf 
den  weit  südlicher  liegenden  Siri-kol  bezogen.    Ritter  hielt  den 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


289 


entgegengesetzten  Lauf  der  Ausflösse  so  gut  für  möglich,  wie  das 
Beispiel  der  Reuss  und  des  Tessins  am  St.  Gotthard;  einen  ge- 
wichtigen Gegner  hatte  aber  diese  Ansicht  an  Fedtschenko,  welcher 
von  allen  befragten  Eingeborenen  vernommen  hatte,  dass  die  Ge- 
wässer des  Kara-kul  nach  Kaschgar  zuflössen.  An  und  für  sich 
möchte  die  Sache  bei  einem  grossen  See  nicht  unwahrscheinlicher 
sein,  als  dass  Flüsse,  wie  der  Hwai  und  das  Li-shwei,  ein  Neben- 
fluss  des  in  den  Han-kiang  fliessenden  Thangho,  dicht  nebenein- 
ander ihre  Quelle  haben;  und  doch  finde  ich  beide  Flüsse  auf 
einer  amtlichen  Darstellung  friedlich  unter  einem  Dache  abgebildet. 
Dennoch  sind  die  Chinesen  selber  wieder  von  der  alten  Ansicht 
abgegangen ,  dass  die  Gewässer  des  Sees  nach  zwei  entgegenge- 
setzten Seiten  abfliessen.  Das  I-thung-yü-thu  nämlich  giebt  dem 
Kara-göl  einen  nordwestlichen  Zufluss  statt  zweier  Abflüsse,  die 
im  Si-yü-shwei-tao-ki  angenommen  sind,  verteilt  die  in  diesem  er- 
wähnten Örtlichkeiten  Unutu,  Kolabai,  Ta-ho-khyao-lyang  („Brücke 
des  grossen  Flusses u),  Urtasxun  und  Shiknan  an  dem  genannten 
Zaflusse  und  teilt  diesen  zum  Zwecke  der  „Brücke  des  grossen 
Flusses"  von  dieser  Örtlichkeit  an  in  eine  nördliche  und  eine 
südliche  Quelle.  Dabei  aber  - behält  das  I-thung-yü-thu  den  Oxus 
(Aksu)  bis  in  die  Gegend  von  Shiknan  in  der  Nähe  und  lässt 
ihn  einen  ungeheuren  Bogen  nach  Norden  machen.  Das  Siknan 
auf  etwa  37°  N.  Br.  (36°  47'  nach  d'Arocha)  hat  neben  dem  ähn- 
lichen Anlaut  mit  jenem  Shiknan  die  übrigen  beiden  chinesischen 
Zeichen  gleich,  und  da  letzteres  etwa  auf  39°  47'  angegeben  ist, 
so  könnte  man  sich  versucht  fühlen,  hier  etwa  den  Grund  für  die 
im  Si-yü-shwei-tao-ki  gewöhnliche  Breiten- Abweichung  von  etwa 
3  Graden  zu  suchen,  zumal  auch  sonst  dieselben  oder  ähnliche 
Xamen  mehrfach  in  diesen  Gegenden  wiederkehren.  Zu  der 
grossenteils  wörtlich  angeführten  Stelle  des  Si-yü-ki  (d.  h.  der 
Reise  des  Hüan-Tshuang),  finden  sich  im  Si-yü-shwei-tao-ki  einige 
Bemerkungen.  Zu  den  Worten,  dass  „der  westliche  Ausfluss  des 
Sees,  mit  westlichem  Laufe  an  die  Ostgrenze  des  Landes  Ta-mo- 
si-thie-ti  gelangt,  sich  mit  dem  Oxus  vereinige  und  nach  Westen 
fliesse",  bemerkt  der  Verfasser  unter  dem  erwähnten  Namen  des 
Landes,  dass  dasselbe  sich  westlich  vom  Thsung-Ling,  auf  dem 
Süd -Ufer  des  Oxus  und  nördlich  von  dem  dortigen  grossen  Ge- 
birge befinde,  sowie  unter  den  Worten  „nach  Westen  fliesse", 
dass  derzeit  zwei  westliche  Ausflüsse  vorhanden  seien. 
Auf  der  den  Schluss  des  Abschnittes  der  in  den  Lob-Noor  fliessen- 
den Gewässer  bildenden  Karte  sind  beide  letzteren  mit  der  aus- 
drücklichen Bemerkung  dargestellt,  dass  sie  nach  Westen  fliessen ; 
der  nördliche  Abfluss  stimmt  auffallend  mit  dem  Zuflüsse  des 
I-thung-yü-thu,  welches  den  südlichen  Abfluss  einfach  weggelassen 

Z«ttcbr.  d.  üe«ll»ch.  f.  Erdk.  Bd.  XV.  19 


I 


290  K.  Himly: 

zu  haben  scheint.  Über  die  Beschwerlichkeit  des  von  dem  Wall- 
fahrer zurückgelegten  Weges  sagt  der  Verfasser,  dass,  wenn  heut- 
zutage Jemand,  der  bereits  von  Prayäga  (Allahabad)  ausgehend 
über  das  Gebiet  von  Kabish  gekommen,  den  Thsung-Ling  ober- 
stiegen und  den  Pamir-thshuan  überschritten  habe  (tu  über  einen 
Fluss  setzen;  thshwan  „ Bergstrom u  kommt  gewöhnlich  nicht  für 
Thal  vor*)),  dann  noch  wiederumkehrend  nach  Yü-tien  (Xoten) 
hinübergehe,  beinahe  die  grosste  Wahrscheinlichkeit  dafür  sein 
würde,  dass  ihn  die  Erschöpfung  tödtete.  Der  hier  Durchreisen- 
den seien  übrigens  Viele,  und  wenn  sie  nicht,  um  ein  wenig  aus- 
zuruhen, Reittiere  hätten,  so  gingen  sie  an  diesem  See  vorbei. 
Der  Ausdruck  lung-thshi  „Drachen-Teich",  aus  der  Zeit  der  Thang, 
entspreche  dem  Ausdruck  khu-lö  (göl)  in  der  Sprache  der  I,  oder 
westlichen  Ausländer,  und  da  die  Farbe  etwas  blauschwarzes  habe, 
so  nenne  man  ihn  xala  (mongolisch  xara,  türkisch  kara  „  schwarz u). 
Das  sei  die  südliche  Quelle  (der  Ulan  ussu  war  die  nordliche  8.  o.). 

Nach  einem  ostlichen  Laufe  von  100  Li  iiiesse  der  Fluss  au 
Thsha-xar-aler  vorüber,  100  Li  weiter  vom  Joche  des  Kara-tash 
(des  „ schwarzen  Steins u)  nordlich   und  von  dem  des  Ulu -Kala 
südlich   (ulu   ist   das  türkische  Wort  für  „ gross "  nach  der  An- 
merkung; da  die  Karte  Kala-thö  hat,  gehe  ich  wohl  nicht  fehl^ 
wenn  ich  das  bekannte  arabische  qafa  „Burg,  Schloss"  darunter 
verstehe,  welches  bei  Arabern  und  Türken  bald  mit,  bald  ohne 
den  Auslaut- 1  erscheint;   es  wäre   also   ein   „Joch  des  grossen 
Schlosses").     Das  I-thung-yü-thu  setzt  das  Ulu -kala- Joch  in  die 
Nähe  des  Kyzyl-Yart- Flusses,  das  des  Kara-Tush  an  den  südlicher 
gelegenen,  bei  uns  gewöhnlich  sogenannten  Xanaryk- Fluss  und 
leitet  über  beide  Joche  Reisewege,  deren  ersterer  aber  nicht  viel 
weiter  fortgeführt  ist,  während  der  letztere  vom  Ausflusse  des 
Kara- göl  nach  Yengishar  führt.    Diese  Strecke  des  Yaman-yar- 
Flusses  heis9t  nach  dem  Si-yü-shwei-tao-ki  der  Fluss  von  Tubalvk 
(tuba  =  tepe  Thal,  lyk  gewöhnliche  Endung).    Da  dieser  Name 
urkundlich  unter  einigen  Flussnamen  vorkommt,  die  bei  Erwähnung 
einer  in  Kaschgar  anhängig  gemachten  Klage  in  der  amtlichen 
Geschichte  des  Reiches  zur  Erläuterung  aufgeführt  werden ,  be- 
nutzt der  Verfasser  die  Gelegenheit,  die  verschiedenen  Flüsse  des 
Gebietes  von  Kaschgar  (Kashgar-ho)  aufzuführen.     Bei   den  im 
28.  Jahre  Khien-Lung  (1763)  in  Kaschgar  geführten  Verhandlungen 
habe  der  Anführer  des  linken  Flügels,  Hofrat  Yung-Kwei,  in  Be- 
zug auf  den  Ausdruck  Kashgar-ho,  welcher  in  der  Klage  des 

*)  Das  arabische  „wadi"  Thal  wird  zu  Flussnamen,  wie  Gnadifl.ua  etc. 
gebraucht;  da  das  chinesische  Wort  sich  aber  sonst  nicht  in  der  Bedeutung 
findet,  ist  zu  vermuten,  dass  etwa  ein  Schreibfehler,  z.  B.  eine  Vcrwechselnmr 
mit  dem  ähnlichen  Zeichen  für  tschou  „Gegend"  zu  Grunde  liegt. 


Einige«  über  das  8i  Yü  8hui  Tao  Ki.  291 

Gadairaot  wider  die  türkischen  Stämme  wegen  der  für  deren 
Läadereien  gewährten  Wasserrechte  vorkomme,  folgende  Angaben 
gemacht : 

1.  Der  erste  der  „Kashgar-hö"  sei  der  Ho-szö-lö-ho  (Ky-zyl-su, 
oder  „roter  Fluss",  mongolisch  Ulan  ussu),  welcher  von 
dem  westlich  von  Kaschgar  belegenen  Ko-pu-ko-Gebirge*) 
komme  und  die  südöstlich  davon  liegenden  Dokuz-kyat 
(türkisch  =  „9  Dörfer u  nach  der  Anmerkung;  dokuz  ist 
in  der  That  =  „9U,  Dorf  heisst  im  Westtürkischen  kyöi), 
bewässere,  ferner  Sermen,  Kashgar  und  Kara-kor  (ha-la,  d.  h. 
kara  „schwarz"  und  kor  „Damm"  nach  der  Anmerkung), 
To-lo-thö-bag  (nach  der  Erläuterung  des  Verfassers  ist 
jedenfalls  das  persische  bäg  „Garten,  Hain"  gemeint; 
vielleicht  ist  das  erste  Wort  dort  „vier",  also  dort  bäg 
„4  Gärten"),  Arbat  und  Faizabad.  Arbat  soll  ein  türkisches 
Wort  sein,  welches  Freude  bedeute;  es  scheint  jedoch  so- 
viel wie  das  sonst  gewöhnliche  robät,  oder  eigentlich 
arabisch  ribät  zu  sein,  welches  ein  Blockhaus  bezeichnet, 
ribäte  bedeutet  „frohen  Mut",  was  die  Auffassung  des 
Verfassers  erklären  würde.  Indessen  geht  aus  der  fol- 
genden, Faizabad  geltenden  Anmerkung  hervor,  dass  er 
das  Wort  nur  gleichsam  als  andere  Aussprache  von  äbftd 
angesehen  hat,  welches  im  Persischen  als  Endung  von 
Städtenamen  sehr  gewöhnlich  ist,  aber  auch  sonst  in  der 
Bedeutung  „willkommen"  vorkommt.  Faiz  wird  richtig 
als  „Gottes  Gabe"  erklärt**).  Dann  gehe  der  Fluss  am 
Bartschuk  vorbei  und  ergiesse  sich  nach  dem  Lob  Noor 
zu  (bar  ist  „es  ist  vorhanden",  tshuk  als  „Alles  vorbanden" 
erklärt;  in  der'  That  hat  bar  die  angegebene  Bedeutung, 
tshok  ist  „viel",  bartscha  osttürkisch  „alle").  Nach  dem 
I-thung-yü-thu  liegt  dieser  Ort  etwa  auf  39°  32'  N.  Br. 
und  37°  20'  W.  L.  von  Peking. 

2.  Ein  anderer  „Kashgar- ho",  soll  sein  der  To-yung-ho, 
(wohl  Toyn  der  Petermann'schen  Karte  1869  Taf.  9), 
welcher  nordwestlich  von  Kaschgar  auf  dem  To-yung-shan 
entspringe  und  südöstlich  von  dort  Üstün  Aratüschi  (üstün 

*)  Kopuko  erinnert  an  verschiedene  ähnlich  klingende  Namen  von 
Bergen  dieser  Gegenden  sowie  an  den  Caucasus  Indicus.  Ein  Khawak  findet 
sich  auf  etwa  35*  40'  N.  Br.  und  70°  O.  L.  von  Greenwich  der  Kiepert'schen 
Karte  von  Ost-IrAn,  über  den  13S00'  hohen  Kawuk-Pass  kehrte  Fedtschenko 
aus  Alai  nach  Fergana  zurück.  (39°  40'  N.  Br.  72  o  24'  O.  L.  v.  Gr.  der 
Petermann'schen  Karte,  Mitth.  1874,  Taf.  11.)  Zu  vergleichen  ist  das  persische 
Kuh,  im  Z. mli  kaufa,  kurdisch  kuekä,  ossetisch  khokh. 

**)  Das  Wort  faidh,  dessen  Auslaut  die  Perser  und  Türken  als  Zischlaut 
sprechen,  bedeutet  im  Arabischen  Überüuss  und  göttliche  Gnade. 

19* 


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292 


K.  Himly 


„oben",  ara  angeblich  „aus  einer  Schlucht  herausfliessen", 
gewöhnlich  aber  einfach  „Zwischenraum",  tüsh  „gegenüber- 
liegendes Dorf,  oder  Landgut")  bewässere,  sowie  das 
Landgut  Arxu,  Horkan,  Astyn  Aratüschi  und  Bish  Kelem. 
Bei  Arxu  steht  eine  Anmerkung,  der  zu  Folge  dieses 
„Landgut"  100  Ii  nordöstlich  von  Kaschgar  am  Ost- Ufer 
des  Flusses  von  Yilan-Owasy  liege ;  dorthin  (d.  h.  an  das 
Ost- Ufer  dieses  Flusses  in  eine  nordöstliche  Entfernung 
von  80—90  Ii  von  Kaschgar)  versetzt  jedoch  das  I-thung- 
yü-thu  eine  „Stadt  der  Muslims"  Namens  Argu  und  westlich 
von  der  Quelle  des  Flusses  das  Argu- Gebirge ,  westlich 
von  diesem  aber  die  Quelle  des  Tüschük-dasch- Flusses, 
Üstü-Artushi  östlich  vom  Laufe  des  letzteren,  Astu-Artushi 
aber  weiter  unterhalb  südlich.  Horkan  ist  nach  der  bei- 
gegebenen Erklärung  „kleine  Stadt  mit  Wall  und  Graben" 
(den  letzteren  Beisatz  setzt  das  chinesische  thschöng  vor- 
aus), eine  Entstellung  des  türkischen  Kurgan  „Burg, 
Festung",  Astyn  Aratüschi  ist  der  Anmerkung  nach  dem 
oberen  als  das  „untere"  Aratüschi  entgegengesetzt.  Bish 
Kelem  ist  schon  oben  erwähnt;  dort  scheinen  Wasser- 
leitungen die  verschiedenen  Flüsse  zu  verbinden.  Der 
To-yung-ho  soll  sich  sodann  mit  dem  Kyzyl-su  verbinden. 
3.  Der  diese  Einschaltung  aus  älteren  Urkunden  veranlassende 
Tubalyk-Fluss  soll  von  dem  südwestlich  von  Kaschgar 
belegenen  Ki-sze- Joche*)  und  dem  an  der  Westgrenze 
liegenden  U-pa-lö- Gebirge  herabkommen  und  sich  nach 
östlichem  Laufe  mit  dem  Thu-men  verbinden  (dem  Kasch- 
gar-Flusse  oder  Temen  des  Dschihan-Numa  bei  Ritter?). 
Dieser  Fluss  rliesse  in  seinem  Oberlaufe  nach  Osten  in  künst- 
lich angelegte  Gräben  und  bewässere  Xanaryk,  Tiskun  und 
Kyzilbui.  Die  Bedeutung  des  ersteren  dieser  drei  Namen  ist 
Kuan-kü  „Beamtengraben",  da  Xan  nach  der  Anmerkung  so- 
viel wie  kün  „Landesfürst"  und  aryk  „Graben"**)  ist;  so 
nennt  man  eine  Landstrasse  gelegentlich  „Kaiserstrasse",  in 
Spanien  Camino  real,  während  man  dem  entsprechend  einen 
öffentlichen  Weg  in  China  kuan-lu  „Beamtenweg"  nennt 
(„Graben"  soll  auch  hai-li  ma  auf  türkisch  heissen).  Tiskun 
wird  durch  das  persische  tis  „schnell"  und  angebliches  kun 


*)  Kiz  türkisch  „Mädchen,  Jungfrau'4,  oder  abgekürzt  für  Kyzyl  Yart? 
**)  Zu  vergleichen  ist  das  ungarische  ilrok,  obgleich  dieses  mit  dem 
Zeitworte  aani  „graben1*  zusammenhangt.  Das  türkische  aryk  scheint  wegen 
der  Umgebung  mit  einem  Graben  auch  die  Bedeutung  einer  Burg  bekommen 
zu  haben,  wie  ich  auf  dem  Plan  von  Samarkand  sehe,  welcher  1865  in  den 
Petermaunschen  Mitteilungen  erschien. 


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Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


293 


„versammeln"  erklärt;  es  ist  aber  offenbar  soviel  wie  das 
untenstehende  tashkyn.  Kyzylbui  besteht  aus  kyzyl  „rot" 
und  bui,  was  auf  Türkisch  „Grenze"  bedeuten  soll,  wes- 
halb der  Verfasser  die  Farbe  auch  auf  das  Erdreich  be- 
zieht; Zenker  in  seinem  türkischen  Wörterbuche  sagt  unter 
buj:  „bei  den  Turkomanen  der  Teil  des  Stammes,  der 
sich  von  den  übrigen  getrennt  hat".  In  seinem  unteren 
Laufe  soll  der  Fluss  nach  Nordosten  fliessen,  bis  er  sich 
mit  dem  Kyzyl-Flusse  vereinige.  (Es  ist  also  augen- 
scheinlich der  Yaman-yar-Fluss  nach  einer  anderen  Be- 
schreibung; der  Xanaryk  aber  ist  nach  Namen  und  Be- 
schreibung eine  Wasserleitung). 
4.  Der  vierte  der  hier  angeführten  Flüsse  ist  der  Küsintashkyn. 
Nach  der  Anmerkung  ist  khu-sön  „wünschen"  auf  Türkisch. 
Für  Khu-son-ti-sz'kun  soll  es  auch  heissen  können  Khu- 
sön-tha-sz'kun.  Hiernach  ist  der  Name  ziemlich  deutlich 
kennbar,  da  sich  alles  Übrige  genügend  aus  Zenkers 
türkischem  Wörterbuche  erklärt,  demgemäss  die  Wurzel 
küs,  kyz  Groll  und  Brunst  und  tashkyn  „überschwemmend" 
bedeutet  (Zenker  sagt  z.  B.  tashkyn  yrmak  „ein  aus- 
getretener Fluss"),  so  dass  an  dem  Namen  des  Küsin- 
tashkyn oder  des  „grollend  überschäumenden"  Flusses 
kaum  ein  Zweifel  übrig  bleibt,  zumal  auch  im  Allgemeinen 
die  Wurzel  des  Wortes  bald  tash  bald  tish  lautet*).  Der 
Fluss  soll  südwestlich  von  Kashgar,  westlich  von  Yengishar 
(„Neustadt",  eigentlich  Yengi  shehr)  vom  Kyang-hun- 
Gebirge  herabkommen  und  die  Felder  der  im  Bezirke  von 
Yengishar  belegenen  Dörfer  nach  Nordosten  zu  bewässern, 
worauf  er  sich  über  die  Steinwüste  (sha  tsi  „Sand  und 
Gerolle")  hin  zerteile  und  in  ihr  verschwinde.  Nach 
dem  I-thung-yü-thu  verschwindet  der  aus  drei  Quellen- 
flüssen entstehende  Fluss  bei  Kurtelim  in  der  Wüste  etwa 
um  die  Länge  eines  Grades  östlich  von  Yengishar;  westlich 
von  diesem  Orte  steht  dort  der  mongolische  Ausdruck 
ghobi,  östlich  ein  türkisch-chinesischer  po-szS-han  (bozgan) 
sha-tsi;  im  Chinesischen  ist  sha  „Sand",  tsi  „Geröll",  im 
Türkischen  bozmak  „zerstören",  im  Ost- Türkischen,  in 
welchem  nach  dem  Abuschka  genannten  Wörterbuche  bozug 
ein  Ausdruck  für  „Wüste"  ist,  könnte  bozgan  etwa  ein 
Mittelwort  mit  der  Bedeutung  „zerstörend"  sein,  wie  bozug 
in  der  Vergangenheit  als  das  „zerstörte"  aufzufassen  ist. 


*)  Die  Wörter  tisch  und  tasch  bedeuten  beide  die  Aussenseite,  taschmak 
ist  „überschwemmen"  u.  s.  w. 


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294 


K  Himly: 


Wir  kommen  nun  zu  dem  Kerne  der  Sache,  welche 
zu  dieser  Aufzählung  von  Flüssen  den  Anlass  gegeben 
hat.  Da  aber,  heisst  es  weiter,  die  drei  Ortschaften  Kyzylbui, 
Tiskun  und  Xanaryk  das  Wasser  des  einen  Flusses,  nämlich 
des  Tubalyk,  verteilt  und  abgeleitet  hätten  mit  Ausschluss 
jeder  anderweitigen  Benutzung,  so  hätte  er,  der  berichtende 
Hofrat,  sich  mit  dem  Gadaimot  (dem  Kläger)  zur  In- 
augenscheinnahme an  Ort  und  Stelle  begeben,  and  sei 
vom  Kyzyl-  Flusse  nach  Südosten  ein  Graben  von  über 
40  Li  Länge  bis  in  das  Dorf  Kyzylbui  geleitet  worden. 
Dann  auch  sei  wegen  des  reissenden  Gefälles  des  To-yung- 
Flusses,  (vgl.  Toin  auf  russischen  Karten)  welcher  viel 
Ackerland  weggerissen  habe,  die  Errichtung  eines  Dammes 
aus  Erde  und  Steinen  beschlossen,  und  man  habe  sogar 
die  Felsen  ausgehauen,  um  die  Gewalt  des  Stromes  ab- 
zuschwächen. Letzteres  berichte  er  von  Hörensagen.  (Es 
bezieht  sich  auf  die  Gegend  nordlich  von  Kaschgar.) 
Der  Verfasser  des  Si-yü-shuei-tao-ki  kehrt  nach  der  Ein- 
schaltung, zu  der  ihn  der  Name  Tubalyk-Fluss  geführt  hat,  zum 
Laufe  des  Yaraanyar  zurück,  den  er  bei  dem  Ulu-Kala- Joche  ver- 
lassen hatte. 

Nach  90  Li  weiteren  östlichen  Laufes  fliesst  der  Tubalyk- 
Fluss  an  Keserya  vorbei,  100  Li  weiter  östlich  an  Kuiruk ,  nach 
125  Li  östlichen  Laufes  nördlich  vom  Gebirge  Wei-Tag  vorüber, 
sodann  nach  66  Li  östlichen  Laufes  nördlich  von  der  Wache  II- 
gutshu,  noch  einige  Li  weiter,  immer  mit  der  Richtung  nach  Osten 
fliesst  er  nördlich  am  Landgute  Taahbalik  („steinerner  Fisch*) 
vorbei*),  welches  nach  der  Anmerkung  auch  Ta-sbi-mi-lik  (vielleicht 
Tashymlyk  etwa  Ort  der  „Überschwemmung?")  geschrieben  worden, 
wo  man  ihn  Yaman-yar-Östeng  nenne.  Die  Türken?  heisst  es 
weiter,  nennten  das  „Verworfene"  yaman,  einen  Abgrund  yar; 
da  der  Fluss  tief  und  schwer  zu  überschreiten  sei,  so  dass  mau 
ihn  verschmähe,  habe  man  den  Ausdruck  gewählt.  Ein  gegrabener 
Fluss  heisse  östeng  (östen  nach  Radi  off);  da  bei  diesem  Flusse 
Spuren  von  Wasserleitungen  zu  finden  seien,  so  werde  er  von 
einem  derya  unterschieden**). 


*)  Tasch  balyk  könnte  auch  eine  „steinerne  Stadt"  bedeuten,  wie  es 
Ritter  aufgefaßt  bat.  Unser  Verfasser  spricht  von  einer  Buhne,  die  tum 
Angeln  diene  (yü  ki ,  yü  =  Fisch  und  mit  dem  Begriffzeichen  für  Wasser 
auch  „fischen",  ki  mit  dem  Begriffzeichen  für  „Stein"  «=  Buhne).  Eine  Sage 
von  einem  versteinerten  Fische,  gestützt  auf  eine  Felsenbildung,  könnte  sich 
später  gebildet  habeu. 

**)  Der  Verfasser  hielt  das  persische  „Meer4*  bedeutende  und  wie  das 
arabische  bahr  für  Fluss  gebrauchte  Wort  derya  (ta-li-ya)  für  türkisch  nach 


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Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki.  295 

Das  Wort  yaman  scheint  mundartlich  für  das  westtürkische  yaban 
„wild"  zu  sein,  da  auch  sonst  osttürkisches  m  dem  westtürkischen 
b  entspricht,  wie  z.  B.  in  „hing,  ming,  tausend".  Yaman  yar  wäre 
also  das  „ wilde  Loch14*),  während  yaman  yer  der  wilde  „Ort* 
wäre  (yaban  ist  ein  Ausdruck  für  „Wüste"  auch  ohne  hinzuge- 
fügtes yer**)).  Letztere  Deutung  scheint  aber  ausgeschlossen  durch 
die  nun  folgende  Bemerkung  des  Verfassers,  dass  das  Ackerland 
längs  des  Flusses  fetten  Boden  habe.  Am  Nordufer  des  Küsen- 
Flusses,  also  südlich  vom  Yaman -yar -Flusse,  sollen  die  Weide- 
plätze der  Kiptschak-Buruten  sein;  an  der  vorliegenden  Stelle  ist 
die  erste  Sylbe  der  chinesischen  Wiedergabe  des  in  der  Geschichte 
so  berühmt  gewordenen  Namens  Kip tschak  wirklich  ki  (wie 
die  Russen  gewöhnlich  das  Chinesische  wiedergeben,  gi),  nicht  hi, 
wie  sich  sonst  meistens  auf  den  chinesischen  Karten,  auch  auf 
der  dem  vorliegenden  Werke  beigegebenen,  findet. 

Nach  weiterem  östlichen  Laufe  münde  ein  westlich  an  dem 
Landgute  Upar  herfliessender  Nebenfluss  (Turnen  ?),  welches  letztere 
100  Li  südwestlich  von  Kaschgar  liege  (das  I  thung  yü  thu  lässt 
den  Nebenfluss  42°  24'  W.  L.  von  Peking,  von  Nordwesten  her 
einmünden  und  setzt  Upar  etwa  43  Li  weit  oberhalb  der  Mündung, 
in  gerader  Entfernung  62  Li  südwestlich  von  Kaschgar.)  Weiter 
östlich  werde  der  Fluss  zum  Thaily-Butshuk-Flusse***)  und  fliesse 
später  nördlich  an  dem  Landgute  Kusen-Tiskun  vorüber,  welches 
110  Li  südlich  von  Kaschgar  in  der  Nähe  einer  kleinen  Festung 
(kün  thai)  liege.  Der  Ort  diene  als  erstes  Nachtlager  auf  dem 
Wege  von  Kaschgar  aus  (nach  Yengischar  nämlich).  Hier  sollen 
die  beiden  Xodzha's  vor  ihrem  Rückzüge  nach  Badakschan  zu- 
sammen getroffen  sein,  nachdem  Abdulkerim  von  dem  hier  sich 
verbergenden  Pön-tura  Ho-tsi-tshan  (Hädzhi  Dzhehän?)  also  dem 
sogenannten  jüngern  Xodzba,  an  Paranatu,  den  ältern,  abgeschickt 
worden  wäre.    Es  findet  sich  bald  der  Name  Küsen  Tiskun,  bald 


der  Anmerkung,  die  auch  die  Ausdrücke  der  Mandchus  und  Mongolen  bira 
und  ghool  erwähnt 

*)  yar  ist  im  Türkischen  ein  Schlund,  in  dem  sich  das  Wasser  durch 
die  FeU-ii  Bahn  bricht,  es  ist  zugleich  die  Wurzel  des  Zeitwortes  yarmak, 
spalten,  furchen,  durchbrechen,  yarym  ist  die  „Hälfte",  mit  yarmak  wechselt 
yirmak;  ähnlich  ist  yrmak  „zerreissen"  als  Hauptwort  =  „Fluss",  z.  B. 
Kyzyl  Yrmak  der  „rote  Fluss"  (Name  des  Halys  in  Klein- Asien). 

**)  Zenker  leitet  yab&n  aus  dem  persischen  biyaban  „Wüste"  ab,  welches 
aus  bi  „ohne"  und  ab  „Wasser"  mit  der  Endung  an  gebildet  ist.  Das  Wort 
scheint  jedoch  ächt  türkisch  zu  sein,  zumal,  da  auch  im  Westtürkischen 
yaman  in  der  Bedeutung  von  „böse"  vorkommt. 

***)  tai  ist  nach  Zenker  die  halbe  Ladung  eines  Packtieres,  budzhuk  be- 
deutet ebenfalls  „Hälfte",  von  tai  lässt  sich  ein  Eigenschaftswort  taily 
bilden.    Es  wird  wohl  eine  Ortschaft  des  Namens  dort  liegen. 


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296 


K.  Himly: 


abgekürzt  Tiskun,  es  ist  wahrscheinlich  das  Tasgam  auf  Peter- 
mann'8  Karte  zu  Hayward's  Reise,  da  man  bald  Tischkun,  bald 
Taschkun  zu  sagen  scheint. 

Nach  einem  nordöstlichen  Laufe  vereinige  sich  der  Fluss 
darauf  mit  dem  Kyzyl  -  Flusse ,  nachdem  Wasserleitungen  sein 
Wasser  teilweise  bis  östlich  vom  Landgute  Yaburgu  im  Südosten 
von  Kaschgar  (nach  dem  Buche  200  Li,  nach  dem  I  thung  yü  thu 
gerade  gemessen  aber  nur  etwa  100  Li)  getragen  haben. 

Hier  endet  eigentlich  die  Verfolgung  des  Laufes  des  Yamao- 
Yar- Flusses,  die  es  wohl  angemessen  ist  hier  noch  einmal  kurz 
zusammenzufassen: 

Karagöl  —  Tschahar  Aler  100  Li, 

Tchahar  Aler  —  Kara  Tasch   im   Süden,   Ulu  kala  im 
Norden  100  Li  (Name  Tubalyk-Fluss), 
Kara  Tasch  —  Kesarya  90  Li, 
Kesarya  —  Kuiruk  100  Li, 
Kuiruk  —  Wei  Tag  125  Li, 
Wei  Tag  —  Ilgutschu  Karaul  60  Li, 

Ilgutschu  —  Taschymlyk  (Tasch  balik)  einige  Li  weiter  östlich. 

Dann  folgen  das  aus  dem  Namen  zu  schliessende  Yaman 
yar  die  „ wilde  Schlucht44,  ferner  die  Mündung  des  üpar- Flusses 
(Name  Tailibutschuk- Fluss),  Küsin- Tiskun,  Vereinigung  mit  dem 
Kyzyl  Derya.  Das  I  thung  yü  thu  weist  zwischen  dem  See  und 
Ilgutschu  in  der  Richtung  von  Westen  nach  Osten  eine  gerade 
Entfernung  von  etwa  225  Li  auf. 

Bevor  der  Verfasser  den  dem  Yaman -yar -Flusse  eigentlich 
gewidmeten  Abschnitt  mit  den  Worten  schliesst,  dass  die  südlich 
von  Kaschgar  sich  vereinigenden  Flüsse  den  Tsung-  lir\g-pei-ho, 
oder  „  Nördlichen  Tsung-ling-Fluss*  bildeten,  geht  er  noch  einmal 
auf  den  Lauf  des  schon  erwähnten  Küsen-taschkyn- Flusses  und 
der  beiden  sich  oberhalb  Yengischar's  mit  ihm  vereinigenden  Flüsse 
von  Tergetschik  und  des  Uluk  oder  „grossen  Flusses**  ein. 

Der  Küsen-taschkyn- Fluss,  heisst  es,  komme  aus  dem  Kiang- 
Hun-Gebirge  (auch  Kiang-Hul  genannt).  Auf  seiner  Flucht  nach 
Westen  sei  Ho-tsi-tschan  durch  die  Schlucht  von  Bey  Holomuda 
(Armudu?)  in  dieses  Gebirge  gelangt.  Das  Gewässer  entspringe 
an  der  Ostseite  des  Berges  und  fliesse  südlich  vom  Wei  Tag  vor- 
über, wo  wegen  des  steilen  Ufers  eine  Mauer  gezogen  sei,  deren 
Grund  das  Wasser  rings  umspüle.  Weiter  nach  Osten  fliesse  der 
Fluss  nördlich  von  der  Wache  Tumschug*)  60  Li  nordwestlich, 


*)  Tumschug  bedeutet  nach  dem  Abuschka,  einer  osttürkischen  Wörter- 
snmmlung,  ein  .Vorgebirge",  Abuskn,  csagatajtörök  sz6g>  üjtem^Dy  fordi'totu 
Vamben.    Pest  1862. 


Einiges  über  das  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


297 


von  Y'engischar,  von  wo  die  Wache  Tergetschik  50  Li  nach  Süd- 
osten liege  und  der  Fluss  Tumschug-Fluss  heisse.  Nach  weiterem 
südöstlichen  Laufe  fliesse  er  ostlich  von  der  Wache  Tergetschik 
vorbei;  diese  soll  60  Li  westlich  ven  Yengischar  (wie  es  augen- 
scheinlich statt  „nordwestlich44  heissen  müsste)  liegen,  von  dort 
80  Li  südöstlich  die  Wache  Tebis.  Dann  vereinigte  sich  der 
Fluss  mit  dem  Tergetschik-Flusse. 

Letzterer  entspringe  bei  dem  Stamme  der  Kiptschak,  fliesse 
nach  Südosten  und  südlich  von  der  Wache  Tergetschik  vorbei, 
dann  nach  östlichem  Laufe  südlich  von  der  Wache  Tebis,  welche 
30  Li  südwestlich  von  Yengischar  liege  und  von  der  90  Li  nach 
Südosten  die  Wache  Üluk  (die  „grosse"4,  also  Uluk  karaul),  oder 
etwa  Uluk  sai  karaulü  „die  Wache  des  grossen  Flusses wenn 
nicht  der  Fluss  von  der  Wache  den  Namen  hat,  belegen  sei. 
Dann  vereinige  sich  der  Tergetschik-Fluss  mit  dem  Uluk- Flusse. 

Letzterer  entspringe  ebenfalls  im  Gebiete  der  Kiptschak  und 
fliesse  nördlich  von  der  Uluk -Wache  vorbei,  welche  100  Li  süd- 
lich von  Yengischar  liege  und  von  der  die  Tielik- Wache  60  Li 
östlich  belegen  sei.  Nachdem  der  Uluk  sich  mit  dem  Tergetschik- 
Flusse  vereinigt  habe,  mündeten  beide  vereinigt  in  den  Tumschug- 
Fluss. 

Der  so  vereinigte  Fluss,  den  der  Verfasser  fortfährt  nach 
dem  nördlichen  Quellflusse  Tumschug-Fluss  zu  nennen,  fliesse 
nach  Osten  und  südlich  von  der  Türken-Stadt  Yengischar  vorbei. 
Die  Stadt  habe  der  Befehlshaber  eines  tui  (50—100  Mann)  ,  unter 
sich,  auf  den  Gütern  der  Türken  lägen  9  Abteilungen  von  den 
Bannermännern  von  Urumtschi  und  vom  grünen  Banner  von 
Schän-Si  (Sehen- Si).  Die  alte  Mauer  habe  einen  Umfang  von 
2%  Li  und  sei  17  Fuss  hoch.  Im  vierzigsten  Jahre  Khien  Lung 
(1775)  seien  7  Aussenwerke  errichtet  worden  und  zwar  vor  dem 
Xord-  und  dem  Süd-Thore,  eine  Süd-Schanze,  welche  zugleich  die 
Nord-Schanze  der  Türken-Stadt  sei,  und  die  östlich  und  westlich 
von  der  Türkenstadt  belegenen,  und  die  nördliche  und  die  süd- 
liche Festung.  Die  Festung  sei  ein  Drittel  vom  Ganzen,  und 
durch  sie  führe  der  Zugang  von  Osten.  Ein  Akim  (Ilakim?)  Beg 
vom  vierten  Range  sei  über  die  Türkenstadt  gesetzt. 

Einige  Li  südlich  sei  der  Sand  einige  tschang  (zu  je  10 
thschi  oder  Fuss)  hoch  aufgeschüttet  100  Li  weit,  um  die  Ge- 
wässer des  Tumschug  zusammenzuhalten.  Der  Verfasser  erzählt 
von  der  Gefahr,  in  der  sein  Sohn  bei  einem  abendlichen  Ritte 
über  die  von  dem  donnernden  Wasser  erzitternde  Brücke  ge- 
schwebt habe. 

Weiter  nach  Osten  trete  der  Fluss  auf  Yarkandisches  Gebiet 
und  fliesse  nördlich  an  dem  Gute  Kurtarym  vorbei,  welches  230 


298 


K.  Hiraly: 


Li  nördlich  von  Yarkand  liege.  Der  Name  des  Gates  wird  ans 
einem  vermeintlichen  dsongarischen  kur  „Schneehaufen"  (kar  ist 
das  türkische  Wort  für  Schnee,  tsasun  das  mongolische)  und  dem 
unten  zu  erklärenden  tarym  erklärt.  Letzteres  findet  sich  im 
zweiten  Hefte  S.  10  erklärt  als  der  dsungarisch-türkische  Ausdruck 
für  „  bestellbares  Land";  in  der  That  findet  sich  taryk  in  der 
Bedeutung  von  „Saatfeld,  oder  Ackerland"  in  türkischen  Wörter- 
büchern, die  Endung  ym  ist  auch  sonst  nicht  ungebräuchlich,  and 
auch  das  Zeitwort  tarmak  „säen"  ist  im  Osttürkischen  noch  vor- 
handen. Die  chinesischen  Karten  geben  den  Namen  Tarym  erst 
dem  unterhalb  des  gleichnamigen  Ortes  (nach  dem  I  thung  yü  thu 
31—33°  W.  L.  von  Peking,  und  etwa  40°  31'  N.  Br.)  weiter 
nach  Osten  fliessenden  Flusse. 

Weiter  nach  Osten,  —  wie  schon  oben  erwähnt,  —  verliert 
sich  der  Fluss  im  Sande. 

Als  Ergebnis  finden  wir  zunächst  als  Zugabe  zu  den  ab- 
weichenden Meinungen  abendländischer  Gelehrter,  zu  der  Lehre 
von  zwei  Kara  göl,  einem  die  Rolle  des  Yaman-yar-Flusses  über- 
nehmenden Xanaryk,  ferner  zu  der  Auffassung  des  I  thung  yü  thu. 
als  sei  der  Xanaryk  der  nordliche  Quellfluss  des  Tumschug-Flusses — 
ein  Wirrsal  von  Wasserleitungen,  welches  wohl  nur  zu  sehr  der 
Wirklichkeit  in  einem  wasserbedürftigen  und  im  Sommer  wasser- 
armen Lande  entspricht.  Die  obigen  auf  Tiskun  bezüglichen 
Stellen  scheinen  keine  andere  Deutung  zuzulassen,  wenn  man 
anders  unter  Kyzyl-Fluss  nicht  einen  andern  als  den  von  Kasch- 
gar  versteht,  als  dass  die  Anwohner  zur  Bewässerung  ihrer  Felder 
einmal  den  ganzen  Yaman  yar-Fluss  abgeleitet  haben,  so  dass  die 
oben  angeführten  Ortschaften  einmal  nordlich  vom  Yaman-yar- 
Flussc  Felder  gehabt  haben  müssten,  die  später  zum  Ersätze  vom 
Kyzyl  su  aus  bewässert  wurden.  Andererseits  ist  es  nicht  un- 
wahrscheinlich, dass  der  obere  Tumschug- Fluss,  oder  Küsen- 
taschkin,  einmal  nordlich  geleitet  der  gleichnamigen  Ortschaft  den 
Namen  gegeben  habe. 

(Fortsetzung  folgt.) 


Bemerkungen   und  Berichtigungen 

zum  ersten  Abschnitte  der  Abhandlung: 

8.  184  unten  „nazwanie  ozera". 
„  185  Zeile  18  S»  YÜ  Ki. 
„  1S6     „      7  a.  a,  O. 

„  186  Anmerkung  Walacheu- Fluss,  d.  h.  Fluss  der  geschnittenen 
Hengste;  aktan  ghool  ist  ein  mongolischer  Name. 

S.  187  kftsh,  kftshv  wird  abgeleitet  von  der  Stadt  Käschftn  in  Pcrsien 
(34°  N.  B.  und  51°  27'  W.  L.  v.  G.  nach  Schindlers  Karte  im  Jahrg.  14 


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Einiges  über  .las  Si  Yü  Shui  Tao  Ki. 


299 


d.  Zeitschrift).  VambeYi  sagt  in  seinen  «Wanderangen  nnd  Erlebnissen  in 
Persien "  8.  149  von  dieser  Stadt  nach  einem  gebührenden  Lobe  ihrer  Kupfer- 
schmiede, dass  die  berühmten  Jazirten"  (glasierten)  Ziegeln  in  dieser  Stadt 
erfanden  sein  sollten,  früher  Kaschani,  heute  aber  Kaschi  hi  essen  u.  s.  w. 
Unter  dem  Namen  liu-li,  der  eigentlich  den  Lasur-Stein  bezeichnet,  sind  diese 
Ziegel  seit  Jahrhunderten  in  China  verbreitet ;  z.  B.  der  von  uns  sogenannte 
Porzellan- Thurm  in  Nanking,  welcher  Anfang  der  sechziger  Jahre  während 
des  Aufstandes  zerstört  wurde,  war  mit  solchen  Ziegeln  bekleidet  und  hiess 
im  Munde  des  Volkes  liu-li-pao-tha  „ Lasur- Pagode" ;  der  Bau  stammte  in 
dieser  Gestalt  aus  dem  Anfange  des  fünfzehnten  Jahrhunderts.  Später  scheinen 
derartige  chinesische  Erzeugnisse  auch  im  westlichen  Asien  berühmt  geworden 
za  sein,  so  dass  man  jetzt  für  kaschi  auch  tschini  sagt  mit  einem  persischen 
Worte,  welches  „chinesisch"  bedeutet,  gleich  als  hätte  Persien  seinen  alten 
Gewerbfleiss  vergessen. 

8.  188  Z.  20  lies  Vom  Tschitscheklik. 

„  189  „  15   „    Yaman  yar. 

„  191  ,  22  statt  Yeskekik  vielleicht  Yas  kütsehük,  da  altes  khi  jetzt 
thschi  ausgesprochen  wird  im  Norden  China's;  daher  wohl  das  Jassy-kitschik 
Petermann's  nach  russischen  Quellen. 


XIX. 

Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen 

Inseln. 

Von  E.  H.  Wichmann. 


Die  Verbreitung  des  Menschengeschlechts  über  die  Erde  hat 
von  jeher  das  Interesse  der  Gebildeten  erweckt,  und  die  Grosse 
der  Bevölkerung  der  Erde  hat  seit  Jahrhunderten  nicht  nur  die 
wissenschaftlichen  Kreise  beschäftigt,  wenn  auch  erst  in  den  letzten 
Jahrzehnten  und  auch  nur  in  den  civilisierten  Staaten  eine  wirk- 
liche Volkszahlung  eingeführt  ist. 

Im  Allgemeinen  ist  man  wohl  zu  der  Annahme  geneigt,  dass 
die  fruchtbaren,  gesunden  und  schönen  Erdstriche  auch  am  besten 
bevölkert  seien;  indessen  wird  man  sehr  oft  von  dem  Gegenteil 
überrascht;  denn  während  in  unfruchtbaren,  ungesunden  und  ein- 
förmigen Gegenden  die  Menschen  dicht  gedrängt  wohnen,  findet 
man  die  fruchtbarsten ,  gesundesten  und  schönsten  fast  menschen- 
leer. Ebenso  geht  es  mit  dem  Stand  der  Bevölkerung  mancher 
Gegenden  in  den  verschiedenen  Zeitperioden,  die  Ebenen  von 
Mesopotamien  waren  z.  B.  im  Altertum  sehr  dicht  bevölkert,  durch 
die  Kriege  zwischen  den  Parthern  und  Römern  wurden  sie  in 
Einöden    verwandelt,   der  Fleiss   der  Araber   schuf  hier  wieder 


300 


E.  H.  Wichmann: 


blühende  Gefilde  mit  einer  ausserordentlich  dichten  Bevölkerung 
und  jetzt  sind  sie  wieder  fast  menschenleer.  Ähnliche  Erschei- 
nungen treten  uns  in  der  Ebene  von  Turan  entgegen,  während 
die  chinesischen  und  ostindischen  Tiefebenen  seit  Jahrtausenden 
stets  eine  dichte  Bevölkerung  gehabt  haben. 

Ebenso  wechselt  aber  auch  die  Neigung  der  Bevölkerung 
einer  und  derselben  Gegend,  bald  drangt  sie  sich  nach  den  Städten, 
bald  zieht  sie  sich  von  denselben  mehr  zurück,  bald  klagen  die 
Städte,  bald  die  Dorfschaften  über  Mangel  an  Arbeitskräften.  In 
den  letzten  Jahrzehnten  hat  sich  in  allen  civilisierten  Staaten  ein 
starker  Andrang  nach  den  Grossstädten  gezeigt,  indessen  zeigen 
die  einzelnen  Städte  wieder  eine  sehr  verschiedene  Anziehungs- 
kraft. London,  Paris,  Berlin,  Wien  etc.  haben  im  Laufe  dieses 
Jahrhunderts  ihre  Einwohnerzahl  fast  vervierfacht,  während  Peters- 
burg, Kopenhagen,  Madrid,  Konstantinopel  etc.  kaum  oder  nur 
eine  sehr  geringe  Vermehrung  aufzuweisen  haben,  obgleich  sie 
auch  Haupt-  und  Residenzstädte  grosser  Reiche  sind.  Noch  auf- 
fallender ist  der  Unterschied  bei  Handels-  und  Industrieplätzen, 
man  vergleiche  z.  B.  Liverpool  und  Milford,  Boston  und  Newyork, 
Hamburg  und  Lübeck,  warum  hat  der  eine  Ort  so  ausserordentlich 
rasch  sich  gehoben,  während  der  andere  bei  sehr  ähnlicher  Lage 
ganz  zurück  geblieben  ist? 

So  interessant  es  ist,  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  in  den 
verschiedenen  Teilen  der  Erdoberfläche  mit  einander  zu  vergleichen, 
so  erregt  es  andererseits  auch  ein  grosses  Interesse,  warum  die 
Menschen  an  einigen  Punkten  sich  so  massenhaft  zusammendrängen, 
während  andere  mehr  und  mehr  von  ihnen  verlassen  werden,  und 
gerade  in  dieser  Hinsicht  liefert  die  Bevölkerung  der  britischen 
Inseln  ein  sehr  lehrreiches  Bild. 

Die  Verteilung  der  Menschen  über  die  Erde  ist  ja  eine  sehr 
ungleiche,  und  unter  allen  Erdteilen  ist  Europa  am  besten  be- 
völkert, denn  während  in  Europa*)  auf  lqkm  31,6  Menschen  leben, 
finden  wir  in  Asien  nur  18,5,  in  Afrika  so  weit  wir  jetzt  an- 
nehmen dürfen,  6,9,  in  Amerika  2,1  und  in  Australien  nur  0,5; 
aber  diese  Zahlen  geben  nur  ein  relativ  richtiges  Bild,  denn 
wir  finden  in  Asien  z.  B.  China  mit  100,6,  Japan  mit  88,6  nnd 
Britisch-Indien  mit  89  Menschen  auf  1  qkm,  also  eine  Dichtigkeit 
der  Bevölkerung,  .wie  sie  nur  in  sehr  wenigen  Strichen  von 
Europa  übertroffen  wird,  und  das  chinesische  Reich  mit  Japan, 
welche  Europa  fast  um  \  an  Raum  übertreffen,  haben  eine  Be- 
völkerungsdichtigkeit von  38,6  aufzuweisen;  es  ist  daher  auch  nar 
beziehungsweise  richtig  zu  behaupten,  dass  Europa  der  am  besten 

*)  Behm  und  Wagner,  Bevölkerung  der  Erde  1878. 


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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln.  301 


bevölkerte  Erdteil  ist,  denn  es  ist  nicht  der  am  besten  bevölkerte 
Teil  der  Erde. 

Man  muss  also,   um  sich  ein  richtigeres  Bild   machen  zu 
können,  die  räumliche  Ausdehnung  hinzunehmen;  doch  hat  auch 
dies  seine  schwache  Seite,  denn  innerhalb  eines  solchen  Kreises 
ist  ja  wiederum  die  Verteilung  der  Bevölkerung  eine  sehr  un- 
gleiche.   Leben  in  Centrai-Europa  70  Menschen  auf  1  qkm,  so 
finden  sich  in  Nord-Europa  nur  13,3,  in  West-Europa  78,4  und 
in  Süd-Europa  45  Menschen,  und  noch  grösser  wird  der  Unter- 
schied, wenn  wir  noch  kleinere  Kreise  nehmen,  denn  wahrend  in 
Finland  nur  5,  in  Norwegen  5,7  Menschen  auf  1  qkm  leben,  hat 
Grossbritannien  108,7,  die  Niederlande  117,2  und  Belgien  sogar 
181   aufzuweisen.    Nehmen   wir  aber  die  Kreise  zu  klein,  so 
werden  wir  uns  wieder  ganz  unrichtige  Vorstellungen  einprägen; 
denn  welches  Bild  erweckt  es,  wenn  wir  finden,  dass  Malta  eine 
Bevölkerungsdichtigkeit  von  394,1,  Aden  1135,  Helgoland  8826, 
Gibraltar  5028  und  Macao  sogar  von  17958  hat?   Um  also  zu 
einem   annähernd   richtigen  Bilde   zu   gelangen,   muss   man  die 
Kreise  nicht  zu  klein,  aber  auch  nicht  zu  gross  nehmen,  und  wenn 
man  Vergleiche  anstellen  wird,  nur  die  Dichtigkeit  aus  Gegenden 
von  ungefähr  gleichem  Umfange  berechnen.   Was  wir  oben  schon 
bei  dem  Vergleich  zwischen  Europa  und  Asien  gesehen  haben,  das 
zeigt  sich  auch  bei  den  einzelnen  Staaten.   Vergleichen  wir  z.  B. 
die  gegenwärtig  einflussreichsten  europäischen  Staaten  mit  einander: 


Areal, 
qkm. 

Bevölkerung. 

Bevölkerung 
auf  1  qkm*). 

Europäisches  Russland  .  . 

4999688 
539829. 
622441 
528571 
314951 
296323 

72392927 
42727360 
37350000 
36905788 
34242966 
27769475 

14,5 
79,1 
60,0 
69,8 
108,7 
93,7 

so  treten  uns  hier'wieder  auffallende  Erscheinungen  entgegen,  denn 
dass  Russland  mit  einer  grösseren  Bevölkerung  als  Grossbritannien 
und  Frankreich  zusammen  genommen,  keine  mehr  dominierende 
Stellung  im  Rat  der  Völker  einnimmt,  erklärt  allerdings  seine 
geringere  Bevölkerungsdichtigkeit,  allein  es  würde  seinen  gegen- 
wärtigen Einflu8S  nicht  behaupten  können,  wenn  es  nicht  bedeutend 
besser  bevölkerte  Provinzen  aufzuweisen  hätte  als  der  mittlere 
Durchschnitt  zeigt;   ebenso  wird  der  geringe  Einfluss  Italiens  bei 


*)  Behm  und  Wagner,  Bevölkerung  der  Erde  1878  Seite  VII. 


302 


E.  H.  Wichmann: 


der  ausserordentlich  dichten  Bevölkerung  nicht  durch  die  geringere 
Einwohnerzahl  erklärt.  Unter  den  europäischen  Staaten  sind 
Belgien  mit  181  Menschen  auf  1  qkm  und  die  Niederlande  mit 
117,2  auf  1  qkm  am  dichtesten  bevölkert,  aber  dies  giebt  ans 
wieder  ein  irriges  Bild  von  der  Bevölkerung  Europas,  denn  wir 
finden  manche  Distrikte  von  ähnlichem  Umfang  in  Europa  mit 
noch  dichterer  Bevölkerung. 

Wir  wollen  in  dem  Nachstehenden  versuchen,  die  Verteilung 
der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln  nach  der  Volkszählung 
von  1871,  der  letzten  allgemeinen  Zählung,  darzustellen  und 
folgen  hierin  der  offiziellen  Einteilung  nach  den  Grafschaften. 
Die  offiziellen  Listen  geben  das  Areal  in  englischen  Acres,  wir 
haben  dieses  (1  Acre  =  40,467  Ar)  auf  qkm  reduziert.  Man 
ist  bisher  gewohnt  gewesen,  die  Bevölkerungsdichtigkeit  auf  eine 
geogr.  Quadrat- Meile  reduziert  zu  sehen,  bei  der  allmählichen 
weiteren  Verbreitung  des  Metermasses  wird  man  sich  auch  bei 
derartigen  Untersuchungen  an  das  neue  Mass  gewöhnen  müssen, 
und  wir  haben  daher  die  Bevölkerungsdichtigkeit  auf  10000  engl. 
Acres,  etwa  s^  geogr.  Quadrat-Meilen  und  auf  1  qkm  reduziert. 


Areal  in 

Bevölke- 

Bevölkerung auf 

Acres. 

qkm. 

rung. 

10000  A. 

1  qkm. 

England  

3259739S 

131911,89 

21495131 

6594 

162,95 

Grafschaften: 

Bedford  

295509 

1195,84 

146257 

4950 

122,31 

Berks  

450132 

1821,55 

196475 

4365 

107,86 

Buckingham  .... 

467009 

1889,85 

175879 

3766 

93,06 

Cambridge  .... 

524926 

2124,22 

186906 

3561 

87,99 

Chester  

705493 

2854,93 

561201 

7955 

196,57 

Com  wall  

869878 

3520,14 

362343 

4165 

102,93 

Cumberland  .... 

970161 

«925,95 

220253 

2270 

56,10 

Derby  

656243 

2655,62 

379394 

5781 

142,81 

Devon   

1655161 

6697,94 

601374 

3633 

89,78 

Dorset  

627265 

2538,35 

195537 

3U7 

77,03 

Durham  

647592 

2620,61 

685089 

10579 

261,42 

Essex  

1055133 

4269,81 

466436 

4421 

109,24 

Glouccster  .... 

804977 

3257,50 

534640 

6642 

164,13 

Hereford  

532898 

2156,48 

125370 

2353 

58,14 

Hertford  

391141 

1582,83 

192226 

4915 

121,44 

Huntington  .... 

229515 

928,78 

63708 

2776 

68,59 

Kent  .  

1004984 

4066,87 

848294 

8441 

208,59 

Lancaster  ..... 

1207926 

4860,12 

2819405 

23341 

580.11 

Leicester  

511719 

2070,77 

269311 

5263 

130,05 

Lincoln  

1767962 

7154,41 

436599 

2470 

61,02 

Middlesex  

321229 

1299,92 

2539765 

79064 

1953,79 

Norfolk  

1356173 

5488,03 

438656 

3235 

79,93 

Northamptou.    .    .  . 

629912 

2549,07 

243891 

3872 

95,7S 

Northumberland     .  . 

1290312 

5221,51 

386646 

2997 

74,05 

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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln.  303 


Areal  in 
Acres.  qkm. 


Bevölke- 
rung. 


Bevölkerung  auf 
10000  A.     1  qkm. 


Nottingham  .  . 
Oxford  .... 
Kutland  .  .  . 
Salop  .  .  .  . 
Somerset  . 
Southampton.  . 
Stafford  .  .  . 
Suffolk.  .  .  . 
Sarrey  .... 
Sussex  .... 
Warwick  .  .  . 
Westnioreland  . 
Wilts  .  .  .  . 
Worcester .  .  . 
York*) 

East  Riding  . 

North  Riding. 

West  Riding  . 


526176 
470095 
94889 
841167 
1049815 
1032105 
732434 
949825 
483178 
934006 
566458 
500906 
859303 
472453 

750828 
1361664 
1770359 


2129,28 
1902,34 
384,00 
3403,96 
4248,29 
4176,63 
2963,95 
3843,67 
1955,28 
3779,65 
2292,29 
2027,02 
3477,35 
1911,88 

3038,38 
5510,26 
7164,12 


319758 
177975 
22073 
248111 
463483 
544684 
858326 
348869 
1091635 
417456 
634189 
65010 
257177 
338837 

268466 
293278 
1874611 


6077 
3786 
2326 
2949 
4415 
5277 

11719 
3673 

22593 
4469 

11196 
1298 
2993 
7172 

3576 
2154 
10589 


150,17 
93,56 
57,48 
72,89 
109,10 
130,41 
289,59 
91,03 
558,30 
110,45 
276,66 
32,07 
73,76 
177,23 

88,36 
53,22 
261,67 


England  ist  also  über  zweimal  so  dicht  bevölkert,  als  das 
deutsche  Reich,  aber  die  mittlere  Dichtigkeit  wird  nur  in  wenigen 
Counties  erreicht  und  bleibt  in  einer  grösseren  Anzahl  selbst  noch 
hinter  der  Dichtigkeit  der  deutschen  Bevölkerung  zurück.  Am 
schwächsten  bevölkert  ist  "Westmoreland,  obgleich  es  wegen  seiner 
malerischen  Landseen  und  reizenden  Thäler  das  Ziel  vieler  Ver-  . 
gnügungsreisenden  ist,  und  manche  Familien  auf  längere  Zeit  hier 
ihren  Sommeraufenthalt  nehmen,  aber  im  Innern  seiner  Berge  hat 
man  bisher  noch  keine  wertvollen  Mineralien  entdeckt,  und  ein 
grosser  Teil  der  Oberfläche  ist  nicht  kultivierbar;  indessen  über- 
trifft die  Bevölkerung  noch  die   mittlere  Bevölkerungsdichtigkeit 
von  Europa  (31,6)  und  erreicht  fast  die  Dichtigkeit  der  Bevölke- 
rung von  Spanien  (33).     In   den  beiden  west-  und  nordwärts 
angrenzenden  Counties,  Cumberland  und  Northumberland ,  steigt 
die  Dichtigkeit  schon  erheblich,  obgleich  die  Terrainverhältnisse 
hier  ungefähr  dieselben  sind,  aber  beide  haben  eine  nicht  unbe- 
deutende Küstenentwickelung,  weshalb  hier  Fischerei  und  Schiff- 
fahrt als  Erwerbsquelle  hinzutreten,  und  für  Northumberland  kommt 
ausserdem  die  Steinkohle  hinzu,  welche  eine  wichtige  Erwerbs- 
quelle für  viele  Bewohner  wird. 

Die    östlichen   Grafschaften   liegen  grossenteils  im  wellen- 


*)  Wir  fähren  Yorkshire  in  drei  getrennten  Teilen  auf,  weil  diese  den 
übrigen  Grafschafton  ungefähr  an  Umfang  gleichkommen,  hauptsächlich  aber, 
weil  die  Bevölkerungsdichtigkeit  in  den  3  Teilen  sehr  verschieden  ist. 


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304 


E.  H.  Wichmann: 


formigen  Tiefland,  haben  meist  einen  sehr  fruchtbaren  Boden, 
und  daher  ist  Landwirtschaft  hier  die  Haupterwerbsquelle,  ausser- 
dem kommen  noch  Handel,  Schiffahrt  und  Fischerei  hinzu,  da 
die  meisten  Grafschaften  eine  längere  oder  kürzere  Küsten- 
entwicklung haben,  mit  Ausnahme  von  Rutland,  Huntington  and 
Cambridge.  North  Riding,  Rutland  und  Lincoln  sind  teilweise 
von  unfruchtbaren  Gebirgen  durchzogen,  was  die  geringere  Be- 
völkerungsdichtigkeit erklärt,  sonst  nimmt  die  Dichtigkeit  von 
Norden  gegen  Süden  allmählich  zu.  Eine  Ausnahme  bildet  in 
dieser  Reihe  East  Riding,  und  wird  die  dichtere  Bevölkerung 
hier  durch  den  Bergbau  und  grössere  Handelsthätigkeit  verur- 
sacht. In  Essex  wird  die  bedeutend  dichtere  Bevölkerung  er- 
klärlich durch  die  grössere  Küstenentwickelung,  hauptsächlich  aber 
durch  die  Nähe  von  London,  denn  viele  der  westlichen  Ort- 
schaften, wie  Plaistow,  Harn,  Leyton,  Tottenham  etc.  sind  eigent- 
lich als  Vorstädte  von  London  zu  betrachten,  und  die  Bewohner 
suchen  ihren  Erwerb  in  der  Hauptstadt,  nicht  in  der  Grafschaft. 
Wenn  nun  aber  in  Huntington*),  wo  Ackerbau  und  Viehzucht, 
fast  allein  die  Erwerbsquelle  bilden,  die  Dichtigkeit  der  Bevölke- 
rung 68,59  erreicht,  so  können  wir  diese  Zahl  wohl  als  diejenige 
betrachten,  welche  bei  gutem  Boden  und  guter  Bewirtschaftang 
ein  Land  in  Westeuropa  zu  ernähren  vermag,  und  da  Deutsch- 
land, Frankreich  und  Österreich -Ungarn  nicht  unbedeutende  In- 
dustrie betreiben,  so  könnte  die  Bevölkerung  sich  hier  recht 
•  erheblich  steigern,  indessen  sehen  wir  auch,  dass  Deutschland 
seine  Einwohnerzahl  nicht  mehr  ernähren  kann,  sondern  be- 
reits mehr  Nahrungsmittel  einführen  muss,  als  es  ausführen  kann. 
Die  9  östlichen  Grafschaften  umfassen  einen  Flächenraum  von 
32741,56  qkm  mit  2  524  991  Einwohnern,  also  77,1  Menschen 
auf  1  qkm,  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  kommt  also  der  des 
deutschen  Reiches  nahe. 

Die  beiden  Grafschaften  Middlesex  und  Surrey  dürfen  wohl 
nicht  in  Vergleich  gestellt  werden,  da  hier  die  Hauptstadt  Lon- 
don mitzählt,  denn  für  dieselbe,  als  Centraipunkt  des  grossen 
Reiches  und  als  Bankplatz  fast  der  ganzen  Welt,  kommen  andere 
Erwerbsquellen  hinzu,  dass  sich  dieselben  mit  den  übrigen  Gegen- 
den des  Landes  nicht  vergleichen  lassen. 

Die  südlichen  Grafschaften  liegen  zwar  teilweise  in  der 
wellenförmigen  Tiefebene,  doch  sind  sie  von  den  sterilen  Downs 
durchzogen   und   im   Westen   von   dem   Gebirge   von  Cornwales 


*)  Die  kleinen  Grafschaften  Bedford,  Rutland  und  Huntington  hätten 
wir  ihres  geringen  Umfangs  wegen  von  der  Vergleichung  ausschliessen 
können,  doch  weicht  das  Resultat  nicht  wesentlich  von  den  übrigen  ab. 


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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln.  305 


ganz  angefallt.  Die  Landwirtschaft  bildet  daher  nicht  mehr  die 
Haupterwerbsquelle,  dagegen  tritt  hier,  in  Folge  der  starken 
Küstenentwickelung,  der  vielen  guten  Häfen  und  der  Nähe  der 
grossen  Welthandelsstrasse  (des  Canals)  der  Seehandel  in  den 
Vordergrand,  und  dies  ist  die  Ursache,  dass  die  Bevölkerung  nicht 
nnr  ebenso  dicht  ist,  wie  in  den  ostlichen  Grafschaften,  sondern 
in  Cor ii wüll,  Sussex  und  Southampton  sich  schon  über  100  er- 
hebt, für  Kent  kommt  aber  nicht  nur  die  lange  Küste,  sondern 
wie  bei  Essex  die  Nähe  von  London  in  Betracht,  und  dies  erklärt 
die  ausserordentlich  dichte  Bevölkerung  von  208,59.  In  Cornwall 
tritt  «war  der  Seehandel  etwas  zurück,  dafür  bildet  der  Bergbau 
hier  eine  bedeutende  Erwerbsquelle.  Die  7  südlichen  Grafschaften 
umfassen  also  ein  Areal  von  26  601,13  qkm,  welches  nur  um 
%  kleiner  ist,  als  das  Königreich  der  Niederlande,  und  haben  eine 
Bevölkerung  von  3  166  168  Menschen,  also  119,02  auf  1  qkm, 
während  in  dem  Königreiche  der  Niederlande  3  865  456  Menschen, 
also  117,2  auf  1  qkm  leben.  Die  südlichen  Grafschaften  Eng- 
lands sind  also  schon  besser  bevölkert  als  die  Niederlande,  trotz- 
dem wir  Surrey  hier  nicht  mitgerechnet  haben,  stellen  wir  dies 
aber  mit  in  Rechnung*),  so  erhalten  wir  auf  einem  Areal  von 
28  556,41  qkm  4  257  768  Bewohner,  also  149,10  auf  1  qkm,  und 
die  8  südlichen  Grafschaften  zeigen  dann  schon  eine  dichtere  Be- 
völkerung als  die  Niederlande  (Holland  and  Belgien)  zusammen. 
Die  beiden  westlichen  Grafschaften  Hereford  und  Salop  liegen 
wieder  fast  ganz  im  wellenförmigen  Tiefland,  auch  haben  sie,  wie 
Rutland,  Huntington  und  Cambridge,  keine  Küste,  hier  bildet  die 
Landwirtschaft  daher  die  Haupterwerbsquelle ,  und  die  Bevöl- 
kerungsdichtigkeit hält  sich  ungefähr  auf  derselben  Höhe,  wie  in 
den  östlichen  Grafschaften. 

Bei  den  noch  übrigen,  innern  Grafschaften  können  wir  zwei 
Reihen  unterscheiden.  Die  äussere  Reihe  beginnt  im  Südwesten  mit 
Sommerset,  wo  die  Dichtigkeit  über  100  sich  erhebt,  in  Wilts  geht 
sie  zwar  auf  73,5  zurück,  hebt  sich  aber  in  Oxford,  Bucks  und 
Northampton  wieder  über  90  und  erreicht  in  Hertford  und  Bedford 
schon  die  Höhe  von  über  120.  In  diesen  Grafschaften  wird  zwar 
noch  Landwirtschaft  betrieben,  von  Seehandel  kann  hier  aber  kaum 
die  Rede  sein,  da  sie  nur  in  Sommerset  eine  kleine  Küste  haben,  die 
Ursache  der  dichteren  Bevölkerung  ist  die  Industrie,  welche  hier 


*)  Man  kann  Surrey  wohl  ohne  Bedenken  mitzählen,  da  ja  bei  Holland 
auch  Amsterdam  mitgerechnet  ist,  obgleich  hier  als  Hauptstadt  des  ganzen 
niederländischen  Reiches  ebenfalls  andere  Erwerbsquellen  mit  in  Betracht 
kommen. 

ZeiUchr.  J.  G«ell»cb.  f.  Brdk.  Bd.  XV.  20 


306  E.  H.  Wichmann: 


schon  mehr  und  mehr  in  den  Vordergrund  tritt.  Die  Linie  wendet 
sich  nun  nach  Norden  über  Leicester  und  Derby  nach  Nottingham, 
in  welcher  die  Industrie  schon  die  wichtigste  Erwerbsquelle  bildet, 
und  die  Bevölkerungsdichtigkeit  steigt  hier  auf  130,  140  und  150. 
In  den  bisher  betrachteten  Grafschaften  wird  also  die  mittlere 
Dichtigkeit  der  Bevölkerung  von  ganz  England  (163)  nicht  er- 
reicht, wenn  sie  in  den  drei  letzten  Grafschaften  derselben  auch 
ziemlich  nahe  kommt.  Die  nun  noch  übrigen  8  Grafschaften  bilden 
die  innere  Reihe,  welche  im  Südwesten  mit  Gloucester  beginnt,  sie 
zieht  sich  nach  Nordosten  überWorcester  und  Warwick  nach  Stafford, 
wendet  sich  dann  westlich  nach  Cheshire,  geht  darauf  nördlich  nach 
Lancashire,  und  nun  wieder  nordöstlich  nach  North  Riding,  um  in 
Durham  ihr  Ende  zu  erreichen.  Auch  diese  Grafschaften  haben 
verhältnismässig  nur  geringe  Küsten,  sie  erreichen  in  Sommerset. 
Chester,  Lancaster  und  Durham  das  Meer,  wo  sie  in  Liverpool, 
aber  auch  Birkenhead,  Sunderland  etc.  sehr  gute  Häfen  haben, 
aber  es  kann  wohl  nicht  davon  die  Rede  sein,  dass  Seehandel 
und  Schiffahrt  die  Ursache  der  ausserordentlich  dichten  Bevölke- 
rung sind,  obgleich  dieselben  für  Lancaster  ihre  sehr  grosse  Be- 
deutung haben,  sondern  vor  allen  Dingen  ist  es  die  Industrie, 
welche  die  Menschen  in  solchem  Masse  hier  zusammen  drängt. 
Es  wird  zwar  Aufgabe  der  Staatsmänner  und  Nationalökonomen 
sein,  den  Gründen  und  Ursachen  dieser  Erscheinung  nachzu- 
forschen, indessen  können  wir  nicht  unterlassen,  hier  daran  zu  er- 
innern, dass  die  wichtigsten  Produkte,  welche  diese  Fabriken  ver- 
arbeiten, von  anderen  Gegenden  eingeführt  werden  (Baumwolle 
aus  Amerika  und  Asien,  Wolle  aus  Afrika  und  Australien,  Eisen 
produziert  England  zwar  selbst,  führt  aber  doch  noch  bedeutende 
Mengen  aus  Schweden,  Spanien  etc.  ein)  und  mithin  in  vielen 
Teilen  Europa's  ebenso  leicht  zur  Verarbeitung  zu  beziehen  sein 
würden.  Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  alle  diese  Grafschaften 
von  einem  dichten  Netz  von  Eisenbahnen  und  Kanälen  durch- 
zogen sind. 

Wir  haben  schon  oben  darauf  hingewiesen,  dass  es  zu  irrigen 
Begriffen  führt,  wenn  man  Europa  als  den  am  dichtesten  bevöl- 
kerten Erdteil  hinstellt,  obgleich  ein  Teil  von  Asien,  grösser  als 
Europa,  viel  dichter  bevölkert  ist.  Noch  deutlicher  tritt  dies  bei 
England  hervor.  In  den  geographischen  Handbüchern  wird  Bel- 
gien als  der  am  besten  bevölkerte  Staat  von  Europa  bezeichnet, 
verbindet  man  nun  damit  den  Begriff,  dass  er  die  am  dichtesten 
bevölkerte  Gegend  Europas  sei,  so  ist  das  ganz  irrig.  Die  letzten 
8  Grafschaften  umfassen  einen  Flächenraum  von  27  925,40  qkm, 
auf  welchen  8  306  298  Menschen,   mithin  auf  1  qkm  297  leben 


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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln.  307 

während  in  Belgien  auf  29  455  qkm  5  386  185  Menschen,  also 
auf  1  qkm  181  leben,  folglich  ist  dieser  Teil  von  England  lj^ 
mal  so  dicht  bevölkert  als  Belgien.  Ähnlich  ist  das  Verhältnis, 
wenn  wir  beide  Niederlande  (Holland  und  Belgien)  zusammen- 
nehmen. Die  zuletzt  betrachteten  18  innere  Grafschaften  haben 
ein  Areal  von  53  448,13  qkm,  auf  welchen  10  870  947  Menschen, 
mithin  auf  1  qkm  203 ,  während  in  den  Niederlanden  auf 
62  426  qkm  nur  9  204  641  Menschen,  also  147  auf  1  qkm  leben, 
folglich  übertrifft  dieser  Teil  von  England  die  Niederlande  in  der 
Bevölkerungsdichtigkeit  ebenfalls  fast  l1^  mal.  Mit  ebenso  grossem 
Unrecht  wird  in  den  geographischen  Handbüchern  auf  die  sehr 
dichte  Bevölkerung  von  Malta  hingewiesen.  In  Malta  leben  zwar 
394  Menschen  auf  1  qkm,  aber  was  bedeutet  das  369  qkm 
grosse  Malta  gegen  das  4860  qkm  umfassende  Lancaster ,  wo 
580  Menschen  auf  1  qkm  leben!  Diese  Beispiele  werden  ge- 
nügen, uro  zu  beweisen,  dass  man  die  Bevölkerungsdichtigkeit 
von  ungefähr  gleichem  Areal  berechnen  muss,  wenn  man  nur 
einigermassen  richtige  Vergleiche  anstellen  will. 


Areal  in 

Bevölke- 

Bevölkerung auf 

Acres. 

qkm. 

rung. 

10000  A. 

1  qkm. 

4721823 

19107,80 

1217135 

2578 

63,70 

193511 

783,08 

51040 

2638 

65,18 

460158 

1862,12 

59901 

1302 

32,17 

443387 

1794,25 

73441 

1656 

40,93 

Caermarthen  .  .  . 

606172 

2453,00 

115720 

1909 

47,17 

Caernarvon  .... 

369482 

1495,18 
1586,33 

106121 

2872 

70,98 

392005 

105102 

2656 

66,25 

Flint  .... 

169162 

684,55 

76312 

4511 

111,48 

Glanmorgan    .  .  . 

547070 

2213,83 

397859 

7273 

179,72 

Merioneth  .... 

385291 

1559,16 

46598 

1209 

29,89 

Montgomery    .  .  . 

485351 

1964,07 

67623 

1393 

34,43 

Pembroke  .... 

393682 

1593,11 

91998 

2337 

57,75 

276552 

1119,12 

25430 

920 

22,72 
130,43 

368399 

1490,80 

195448 

5305 

Wales  ist  Gebirgsland,  einige  kleine  Küstenstriche  ausge- 
nommen finden  sich  fast  gar  keine  Ebenen  und  Ackerbau  kann 
daher  nur  in  den  schmalen  Thalsohlen  betrieben  werden,  aber  es 
ist  reich  an  schönen,  romantischen  Partieen  und  daher  besonders 
Nord-Wales  das  Ziel  vieler  Vergnügungsreisenden.  Es  hat  unge- 
fähr dieselbe  Bevölkerungsdichtigkeit  wie  die  Schweiz,  mit  welcher 
auch  die  Formation  am  meisten  Ähnlichkeit  hat,  doch  besitzt  die 

20* 


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308 


E.  H.  Wichtnann: 


Schweiz  ausgedehnte  Ebenen,  wogegen  Wales  eine  gnte  Kosten- 
entwicklung mit  ganz  vortrefflichen  Häfen  aufzuweisen  hat.  Aber 
der  Boden  bereitet  dem  Bau  der  Landstrassen  und  besonders  den 
Eisenbahnen  grosse  Schwierigkeiten,  weshalb  auch  Wales  in  seiner 
Entwicklung  lange  hinter  den  englischen  Grafschaften  zurückge- 
blieben ist. 

Wie  in  England  ist  auch  hier  die  Verteilung  der  Bevölke- 
rung sehr  ungleich,  während  aber  in  England  die  am  stärksten 
bevölkerten  Grafschaften  in  der  Mitte  liegen,  finden  wir  bei  Wales 
in  der  Mitte  gerade  die  am  schwächsten  bevölkerte  Grafschaft 
Radnor;  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  steigt  dann  in  Brecon, 
Cardigan  und  erreicht  in  Pembroke  fast  schon  die  mittlere  Dich- 
tigkeit von  ganz  Wales,  geht  in  Caermarthen  wieder  etwas  zurück, 
um  in  Glanmorgan  ihre  grösste  Höhe  zu  erreichen,  und  fallt  über 
Moninouth  nach  Hereford  wieder  ab.  Die  Grafschaft  Monmonth 
gehört  politisch  allerdings  zu  England,  geographisch  zählt  sie  aber 
mehr  zu  Wales,  und  zum  Vergleich  der  Bevölkerung  schliesst  sie 
sich  besser  hier  an.  Cardigan,  Pembroke  und  Caermarthen  haben 
eine  gute  Küstenentwicklung  und  sehr  schöne  Häfen,  es  bilden 
hier  Schiffahrt  und  Fischerei  daher  eine  wichtige  Erwerbsquelle, 
Glanmorgan  und  Monmouth  dagegen  verdanken  ihre  ausserordent- 
lich dichte  Bevölkerung  dem  Bergbau,  ihrem  Reichtum  an  Kohlen 
und  Eisen,  und  wie  in  England  finden  wir  hier  ein  ausserordent- 
lich dichtes  Netz  von  Eisenbahnen  und  Kanälen,  bezeichnend  aber 
ist  es,  dass  die  Kanäle  und  Eisenbahnen  fast  ausschliesslich  von 
dem  Innern,  den  Gruben,  nach  den  Küsten  führen,  also  haupt- 
sächlich den  Zweck  haben,  die  Produkte  nach  den  Ausfuhrhäfen 
zu  befördern.  Nach  Norden  hebt  sich  die  Dichtigkeit  der  Bevöl- 
kerung allmählich  in  Merioneth  und  Montgomery,  um  in  den 
Grafschaften  an  der  Küste,  Caernarvon,  Anglesey  und  Denbigh 
die  mittlere  Dichtigkeit  von  Wales  und  in  Flintshire  ihre  grösste 
Höhe  zu  erreichen.  In  diesen  letzten  4  Grafschaften  bilden 
Handel  und  Schiffahrt  einen  sehr  wichtigen  Erwerbszweig,  in 
Flintshire  kommt  noch  Industrie  hinzu,  und  hier  finden  wir  im 
Anschluss  an  Cheshire  ein  mehr  entwickeltes  Eisenbahnsysteni. 
Wie  in  England  sich  ein  breiter  Gürtel  sehr  hoher  Bevölkerungs- 
dichtigkeit von  der  Mündung  des  Severn  bis  zur  Mündung  des  Tyne 
hinzieht  und  isolirt  hiervon  im  Südosten  in  Middlesex  und  Sorrey 
ein  Centrum  von  noch  bedeutender  Bevölkerungsdichtigkeit  auf- 
steigt, so  finden  wir  auch  in  Wales  einen  Streifen  dichterer  Be- 
völkerung von  Anglesey,  Caernarvon,  Denbigh  und  Flint,  und  iso- 
liert hiervon  im  Südosten  in  Glanmorgan  und  Monmouth  ein  Cen- 
trum von  sehr  hoher  Dichtigkeit  aufsteigen. 


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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln.  309 


Areal  in 

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Bevölkerung  auf 

Acres. 

ii  1  -  m 

qkm. 

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1  qkm. 

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Orkney  j 

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2422,87 

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25,95 

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Clackmannan  .  .  . 

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200908 

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L  (OU 

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564284 

2283,50 

765339 

13563 

335,19 

Wigtown  

310742 

1257,48 

0 O 0  0/\ 

3oSoO 

1282 

30,90 

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574587 

2325,18 

IOJJ 

729 

18,00 

680217 

2752,63 

74808 

1099 

27,14 

Roxburgb  .... 

425638 

1722,43 

53558 

1258 

31,09 

Selkirk  

164545 

665,86 

14005 

851 

21,03 

226899 

918,19 

12330 

543 

13,43 

294805 

1192,99 

36486 

1238 

30,58 

Haddington.  .  .  . 

173298 

701,28 

37755 

2178 

53,84 

Linlithgow  .... 

76S0O 

310,79 

41379 

5388 

133,14 

Edinburgh  .... 

231724 

927,72 

328138  | 

14161 

353,70 

Schottland  ist  hauptsächlich  Gebirgslund,  namentlich  die  nord- 
westliche Hälfte  ist  ganz  von  hohen  und  wilden  Gebirgsketten  er- 
füllt, über  auch  der  Süden  bildet  einen  ziemlich  hohen  Gebirgs- 
stock;  zwischen  beiden  breitet  sich  ein  Tiefland  aus,  die  schotti- 
schen Niederlande,  welche  sich  an  der  Nordseeküste  einerseits 
bis  Aberdeen,  anderseits  bis  Berwick  fortpflanzt.  Die  Bevölkerung 
ist  daher  hier  noch  weit  ungleicher  verteilt,  als  in  England  und 
Wales,  und  in  einigen  Grafschaften  ist  die  Bevölkerung  60  bis  70 
mal  so  dicht  als  in  andern.  Für  die  Vergleichung  bilden  die 
Grafschaften  allerdings  ein  sehr  ungenügendes  Material,  denn 
einige  Grafschaften  übertreffen  andere  20,  ja  80  mal  an  Umfang, 
indessen  in  Ermangelung  eines  besseren,  müssen  wir  uns  einst- 
weilen  damit  behelfen.    Die  schottischen   Hochlande  sind  noch 


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310 


E.  H.  Wich  mann: 


heute  mit  weiten  Moor-  und  Haidestrecken  angefüllt  und  haben 
namentlich  im  Herbst  und  Winter  ein  sehr  rauhes  unfreundliches 
Klima,  aber  in  den  Sommermonaten  bilden  die  romantischen,  zum 
Teil  mit  prachtvollen  Seen  angefüllten  Thäler  das  Ziel  vieler  Ver- 
gnügungsreisenden. Die  Bevölkerung  ist  eine  sehr  dünne,  und  in 
Sutherland  nicht  einmal  so  dicht  als  in  Finnland;  während  wir  in 
England  die  am  besten  bevölkerten  Gegenden  Europas  gefunden 
haben,  so  gehören  die  schottischen  Hochlande  wenigstens  zu  den 
am  schwächsten  bevölkerten  Gegenden,  denn  auch  in  Argyle,  In- 
verness,  Ross  und  Cromarty  ist  die  Bevölkerung  sehr  dünn,  nur 
in  den  Küstengegenden  und  auf  den  Inseln  ist  sie  etwas  dichter, 
und  die  Dichtigkeit  steigt  hier  auf  20  bis  30  Menschen  auf  1  qkni. 
Auch  im  südschottischen  Gebirgsland  ist  die  Bevölkerung  noch 
sehr  dünn;  obgleich  doch  mehrere  der  Grafschaften  eine  gute 
Küstenentwicklung  und  gute  Häfen  haben,  erreicht  hier  die  Dich- 
tigkeit kaum  30  Menschen  auf  1  qkm,  also  noch  nicht  die  von 
Westmoreland,  der  am  schwächsten  bevölkerten  Grafschaft  von 
England.  In  den  schottischen  Niederlanden  hebt  sich  die  Bevöl- 
kerung sehr  rasch,  in  den  Übergangsbezirken,  Berwick,  Hadding- 
ton,  Ayr,  Aberdeen  etc.,  erreicht  sie  schon  die  Höhe  der  Östlichen 
englischen  Grafschaften,  in  Stirling,  Dumbarton,  Forfar,  File  und 
Linlithgow  die  der  südlichen  englischen  Grafschaften,  um  dann 
plötzlich  in  Renfrew,  Lanark  und  Edinburgh  eine  Höhe  zu  er- 
reichen, dass  sie  sämtliche  englische  Grafschaften,  mit  Ausnahme 
von  Lancashire,  überragt.  Während  in  England  die  am  besten 
bevölkerte  Grafschaft  die  schwächste  ungefähr  18  mal,  in  Wales 
8  mal  übertrifft,  finden  wir  in  Schottland  das  Verhältnis  1  : 70; 
doch  wie  in  England  und  Wales  ist  auch  hier  der  Strich  der 
dichtesten  Bevölkerung  durch  ein  ausgebildetes  Kanal-  und  Eisen- 
bahnnetz ausgezeichnet,  und  wie  dort  einem  zusammenhängenden 
Strich  mit  sehr  dichter  Bevölkerung  ein  zweites  Centrum  isoliert 
gegenübersteht,  haben  wir  in  Schottland  den  Strich  Lanark,  Ren- 
frew, Dumbarton,  Stirling,  Clackmannan,  Linlithgow  und  Edinburgh 
gegenüber  isoliert  Fife  und  Forfar,  nur  mit  dem  Unterschied,  dass 
in  England  und  Wales  in  den  isolierten  Centren  die  Bevölkerung 
die  grösste  Dichtigkeit  erreicht,  während  in  Schottland  dies  in  dem 
zusammenhängenden  Streifen  der  Fall  ist. 

Eine  eigentümliche  Erscheinung  ist  endlich  noch,  dass  in 
England,  Wales  und  Schottland  die  am  dichtesten  und  schwächsten 
bevölkerten  Grafschaften  einander  berühren ;  in  England  grenzen 
Westmoreland  und  Lancashire,  in  Schottland  Peebles  und  Lanark 
an  einander  und  in  Wales  sind  Glanmorgan  und  Radnor  nur 
durch  einen  Teil  von  dem  ebenfalls  sehr  schwach  bevölkerten 
Brecon  getrennt. 


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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln.       3 1 1 


Werfen  wir  nun  noch  einen  Blick  auf  die  Veränderungen, 
welche  die  Bevölkerung  von  Grossbritannien  im  Laufe  dieses  Jahr- 
hunderts erfahren  hat.  England  mit  Wales  zählte  1801  nur 
8  892  536  Einwohner,  1871  aber  22  712  266  Einwohner,  also  hat 
sich  die  Bevölkerung  in  70  Jahren  um  13  819  730  Einwohner  ver- 
mehrt; Schottland  zählte  1801  nur  1  608  420  Einwohner,  1871  aber 
3  360  018  Einwohner,  mithin  hat  sich  auch  hier  die  Bevölkerung 
mehr  als  verdoppelt.  1801  betrug  die  Bevölkerung  von  ganz 
Grossbritannien  10  500  956  Köpfe  und  diese  Zahl  hat  sich  in  70 
Jahren  um  15  571  828  Köpfe  vermehrt.  Woher  stammt  nun  dieser 
ausserordentliche  Zuwachs? 

Nach  den  Resultaten  der  verbesserten  Methode  der  Volkszählung 
übertrifft  in  guten  Jahren  die  Zahl  der  Geburten  die  der  Sterbe- 
falle  um    1  %   der  Bevölkerung,   und  wenn  keine  Unglücksfälle 
dazwischen  treten,  würde  sich  also  die  Bevölkerung  eines  Landes 
in  circa  72  Jahren  verdoppeln,  die  Einwohnerzahl  von  Grossbri- 
tannien würde  sich  also  bis  1871  auf  21  000  000  gehoben  haben, 
und  5  !^Mill.  müssten  aus  der  Fremde  eingewandert  sein.  Während 
dieses  Zeitraums  hat  England  zwar  mehrere  recht  schwere  Kriege 
auszufechten  gehabt,  allein  da  England  noch  das  Werbesystem  hat, 
und  diese  Kriege  ausserhalb  des  Landes  ausgefochten  worden  sind, 
so  wurde  die  eigentliche  Bevölkerung  in  dieser  Hinsicht  viel  weniger 
von  den  Folgen  eines  Krieges  berührt,  als  in  anderen  Staaten,  und 
wir  können  also  hier  den  Menschenverlust  durch  einen  grossen 
Krieg  ausser  Betracht  lassen.     Dagegen  ist  das  Land  im  Laufe 
des  Jahrhunderts  mehrere  Male  von  schweren  Epidemieen,  von 
schlechten  Ernten   und   namentlich  von   schweren  Handelskrisen 
heimgesucht  worden,  und  wir  werden  nicht  weit  fehlgreifen,  wenn 
wir  den  Verlust,  welche  die  Vermehrung  der  Bevölkerung  dadurch 
erlitten  hat,  auf  2  Mill.  anschlagen.     (Die  Volkszählungen  sind 
noch  zu  neu,  um  aus  ihren  Ergebnissen  ein  sicheres  Fundament 
für  derartige  Schätzungen  ableiten  zu  können.)   Nun  kommt  aber 
noch  ein  sehr  wichtiger  Moment  in  Betracht.    Abgesehen  davon, 
dass  in  allen  Handels-  und  Hafenplätzen  der  ganzen  Welt  Eng- 
länder ansässig  sind,  und  welche  unbedingt  schon  nach  Hundert- 
tausenden  zählen,  fällt  in  diese  Periode  die  starke  Auswanderung, 
besonders  infolge  der  Entdeckung  der  Goldfelder  in  Californien 
und  Australien,   Afrika   etc.   (die  Einwohnerzahl   von  Australien 
hat   sich   im  Laufe   des  Jahrhunderts  fast  um  4  Mill.  vermehrt), 
und   bringt   man   die  Verluste   an  Menschen,  welche   durch  die 
Auswanderung   nach   den  Kolonien   dem  Mutterlande  erwachsen 
sind,   mit   in   Rechnung,   so   wird   man   den   Zuwachs   der  Be- 
völkerung auf  dem  Wege  der  naturgemässen  Vermehrung  höchstens 
auf  50  #  veranschlagen  dürfen,  und  ohne  Einwanderung  von  aussen 


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312 


E.  H.  Wiebmann: 


würde  also  1871  die  Bevölkerung  von  Grossbritannien  kaum  lÖMill. 
betragen  haben,  in  Wirklichkeit  betrug  sie  aber  über  25  MilL,  und 
es  müssen  also  in  70  Jahren  über  lOMill.  Menschen  eingewandert 
sein.  Und  in  der  That  finden  wir  in  allen  Fabrik-  und  Handels- 
bezirken eine  grosse  Anzahl  Fremder  aller  Nationen,  vorzugs- 
weise Skandinavier  und  Deutsche,  aber  auch  Franzosen,  Italiener, 
Spanier  etc.,  alle  verwandeln  sich  über  kurz  oder  lang  nach 
Sprache  und  Sitten  in  Englander,  und  schliesslich  weisen  nur  noch 
die  Namen  auf  ihre  Herkunft  hin.  Es  ist  sehr  viel  über  die 
starke  Auswanderung  nach  den  Vereinigten  Staaten  und  Australien 
geschrieben  und  gesprochen  worden,  die  starke  Einwanderung 
in  Grossbritannien  ist  jedoch  kaum  beachtet,  sie  hat  sich  ganz 
in  der  Stille,  ganz  allmählich  vollzogen.  Nun  wollen  wir 
nicht  behaupten,  dass  die  Lage  einer  dichten  Fabrikbevölkerung 
sehr  beneidenswert  ist,  wenn  aber  die  Macht  und  der  Einfluss 
der  modernen  Staaten  von  der  Bevölkerungsdichtigkeit  abhängig 
sind,  so  wird  es  Aufgabe  der  Staatsmänner  und  der  National- 
ökonomen sein,  den  Ursachen  nachzuforschen,  wodurch  England 
eine  so  grosse  Anziehungskraft  auf  die  Bewohner  Europas  aus- 
geübt hat. 

Ein  ganz  anderes  Bild  zeigt  uns  Irland;  wie  sein  orographi- 
scher  Bau  ist  auch  die  Verteilung  der  Bevölkerung  viel  gleich- 
massiger  als  in  England  und  Schottland. 


Areal  in 

Bevölke- 

Bevölkerung auf 

Acres. 

qkm. 

rung. 

10000  A. 

1  qkm. 

20819947 

84252,08 

5412377 

2600 

64,24 

Prov.  Leinster  .  .  . 

4876933 

19735,49 

1339451 

2747 

67,87 

226895 

918,09 

405262 

17861 

441,42 

202123 

817,93 

84021 

4157 

102,72 

Menth  

579861 

2346,52 

95558 

1648 

40,72 

West  Meath    .  .  . 

45346S 

1835,05 

78432 

1730 

42,74 

269409 

1090,22 

64501 

2394 

59,26 
37,97 

Kings  County.  .  . 

493985 

1999,00 

75900 

1537 

Queeiis  County  .  . 

424854 

1719,26 

79771 

1878 

46,40 

418497 

1693,53 

83614 

1998 

4938 

500178 

2024,07 

78697 

1573 

38,88 

576588 

2333,28 

132666 

2301 

56,86 

221343 

895,71 

51650 

2333 

57,66 

509732 

2062,73 

109379 

2146 

53,03 

Prov.  Munster    .  .  . 

6067722 

24554,25 

1393485 

2297 

56,75 

Cork  

1849686 

7485,12 

517076 

2790 

69,08 

1185918 

4799,06 

196586 

1658 

40,97 

680842 

2755,16 

191936 

2820 

69,67 

Waterford  .... 

461552 

1867,76 

123310 

2672 

66,02 

Tipperary  .... 

1061731 

4295,51 

216713 

2041 

50,45 

827994 

3350,64 

147864 

1786 

44,13 

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Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln. 


313 


Areal  in 

I>    ..."  1 1- 

IJevoiKe- 

Bevölkerung  auf 

Aores. 

qkm. 

rung. 

1  AATin  A 

1UUUU  A. 

1  qkm. 

Prov.  Connaught  .  . 

43» /UoO 

1  T779  A  K 
1  <  <  i  .;,4.t 

846213 

1  QO"7 

4o,17 

Galway  

o3o8,ü6 

248458 

lOoo 

39,20 

Hayo  

1363883 

ef  in  a« 

00 19,23 

246030 

1804 

44,58 

Ro.Hcommon.  .  .  . 

du  <t>y i 

140670 

Ol  i  t 

ZolO 

.".7  OA 

Ol  yi\J 

Sligo  

46179b 

I8oö,70 

115493 

JoOl 

fal,b6 

Lei  tri  m  

1587  77 

iwU  1)11 

95562 

2436 

60  86 

Prov.  Ulster  .... 

5483207 

22188,89 

1833228 

3343 

82,62 

Cavan   

477394 

1931,87 

14Ul oO 

2948 

72,80 

Fermanagh  .... 

457369 

1850,84 

92794 

2029 

50,14 

Monaghan  .... 

319741 

1293,90 

114969 

3596 

88,85 

Armagh  

328086 

1327,66 

179260 

5464 

135,02 

Down  

612409 

2478,24 

293449 

4792 

118,41 

Antrim  

762080 

3083,91 

404015 

5301 

131,01 

Londonderry  .  .  . 

522315 

2113,65 

173906 

3330 

82,28 

Tyrone   

806658 

3264,30 

215766 

2675 

66,10 

Donegal  

1197154 

4844,52 

218334 

1824 

45,07 

Irland  ist  also  etwas  besser  als  Wales  bevölkert.    Wenn  wir 
Dublin  ausnehmen  (und  wir  müssen  diese  wohl  ausnehmen,  weil 
in  der  kleinen  Grafschaft  die  Hauptstadt  so  sehr  überragt)  erreicht 
keine  einzige  Grafschaft  eine  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  wie  in 
England,  Schottland  oder  Wales,  dagegen  ist  aber  auch  nicht  eine 
einzige  so  schwach  bevölkert,  wie  Westmoreland,  Radnor  oder  wie 
die  hochschottischen  Grafschaften.    Mit  wenig  Ausnahmen  bildet  in 
ganz  Irland  die  Landwirtschaft  die  Ilnuptnahrungsquelle,  und  daher 
richtet  sich  im  allgemeinen  die  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  nach 
der  Fruchtbarkeit  des  Bodens.    Da  aber  der  Boden  im  allgemeinen 
recht   fruchtbar  ist,   so   würden   die   meisten  Grafschaften  mehr 
Menschen   ernähren  können;   denn  wahrend  in  England   in  den 
eigentlich  ackerbautreibenden  Grafschaften  die  Bevölkerung  auf  70 
steigt,  hält  sie  sich  in  Irland  zwischen  50  und  60.    Wie  sehr  in 
Irland   die  Landwirtschaft  überwiegt,    beweist  auch  der  geringe 
Einfluss  der  Küste  trotz  der  vorzüglichen  Häfen  auf  die  Dichtig- 
keit der  Bevölkerung;  während  in  Galway  die  Bevölkerung  nur 
39,20,  in  Mayo  44,58,  Donegal  45,07  erreicht,  steigt  sie  in  Ros- 
common  ohne  Küste  auf  57,20,  in  Longford  auf  59,26,  in  Tippe- 
rary  auf  50,45  etc.    Vergleichen  wir  die  4  Provinzen  mit  ein- 
ander, so  zeigt  sich,  dass  im  allgemeinen  der  Osten  besser  als 
der  Westen,  der  Norden  besser  als  der  Süden  bevölkert  ist;  doch 
ändert  sich  dies  Verhältnis,  wenn  wir  die  einzelnen  Grafschaften 
vergleichen,   und  dies  hat  seinen  Grund  in  dem  überwiegenden 
Einfluss  der  Hauptstadt.     So  ist  z.  B.  Kings  County  trotz  der 
Nähe  von  Dublin  die  am  schlechtesten  bevölkerte  Grafschaft,  und 
Wicklow,  Menth,  West  Meath  und  Queens  County  gehören  zu  den 


314  Wich  mann:  Die  Verteilung  der  Bevölkerung  auf  den  britischen  Inseln. 

am  schwächsten  bevölkerten  Grafschaften,  während  im  Westen 
Sligo  und  Leitrim,  im  Süden  Cork,  Waterford  und  Limerick  eine 
gute  mittlere  Dichtigkeit  aufzuweisen  haben.  Eine  grossere  Dich- 
tigkeit der  Bevölkerung  findet  sich  nur  im  Nordosten,  wo  sie  in 
Antrim,  Armagh  und  Down  100  übersteigt,  und  hier  sehen  wir 
auch  das  Eisenbahn-  und  Kanalnetz  besser  entwickelt. 

Ebenso  haben  sich  auch  die  Veränderungen  im  Laufe  des 
Jahrhunderts  in  der  Dichtigkeit  der  Bevölkerung  in  Irland  ganz 
anders  gestaltet,  als  in  England  und  Schottland.  Bis  1841  zeigt  sich 
eine  langsame  Steigerung,  von  da  an  nimmt  sie  aber  in  schrecken- 
erregender Weise  ab.  1841  zählte  Irland  8  175  624  Einw.,  wäh- 
rend England  und  Wales  gleichzeitig  17  Mill.  Einw.  hatte.  1871  hatte 
Irland  5  412  377,  England  und  Wales  22  712  266  Einw.  Während 
in  England  und  Wales  die  Zahl  der  Bewohner  sich  am  mehr  als 
%  vermehrt,  hat  sie  sich  in  Irland  um  mehr  als  %  vermindert; 
1841  hatte  Irland  ungefähr  halb  so  viele  Einwohner  als  England 
und  Wales,  1871   nur  noch  Es  ist  hier  ebenfalls  nicht  der 

Ort  den  Ursachen  nachzuforschen,  welche  eine  so  starke  Abnahme 
der  Bevölkerung  verursacht  haben,  keinenfalls  ist  dieselbe  auf 
Epidemieen,  Missernten,  Kriege  etc.  zurückzuführen,  die  Ursachen 
müssen  tiefer  liegen. 

Werfen  wir  schliesslich  noch  einen  vergleichenden  Blick  anf 
die  hauptsächlichsten  Staaten  Europas.  In  Grossbritannien  ist  also, 
abgesehen  von  Middlesex,  Lancashire  am  dichtesten  bevölkert,  mit 
580  Menschen  auf  1  qkm,  im  Deutschen  Reich  hat  der  Reg.-Bez. 
Düsseldorf  243,  Zwickau  207,  Neckarkreis  165,  Bezirk  Karls- 
ruhe 143,  Oberhessen  182,  in  Österreich:  Österreich  unter  der 
Ens  100,  Böhmen  99,  Mähren  91,  in  der  Schweiz:  Genf  329, 
Basel  222,  Zürich  165,  in  den  Niederlanden:  Süd- Holland  23K, 
Nord-Holland  221,  Utrecht  128,  in  Belgien:  Ostfiandern  279, 
Brabant  268,  Hennegau  241,  in  Frankreich:  Nord  255,  Rhone 
240,  Pas  de  Calais  115,  in  Portugal:  Porto  192,  Brega  118,  in 
Italien:  Ligurien  158,  Lombardei  147,  Campanien  153,  in  Russ- 
land: Moskau  50,  Kaluga  32,  St.  Petersburg  26,  Warschau  66 
Menschen  auf  1  qkm.  In  ganz  Europa  hat  also  nur  der  Kanton 
Genf  über  300,  während  in  England  und  Schottland  6  Grafschaften 
Genf  noch  bedeutend  überragen  und  die  am  besten  bevölkerten 
Provinzen  in  Deutschland,  den  Niederlanden,  Frankreich,  Italien 
und  der  Schweiz  nur  den  innern  Grafschaften  in  England  nahe 
kommen.  Am  schwächsten  bevölkert  in  England  ist  Westmorelantl 
32,  in  Wales:  Radnor  23,  in  Schottland:  Sutherland  5,  in  Irland: 
Kings  County  38,  in  Deutschland:  Meckl.-Strelitz  31,  in  Ostreich: 
Salzburg  21,  in  der  Schweiz:  Graubündten  13,  in  Schweden: 
Norrbotton  0,8,  in  Norwegen:    Finnmarken  0,4,  in  den  Nieder- 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


315 


landen:  Drenthe  40,  in  Belgien:  Luxemburg  47,  in  Frankreich: 
Basses  Alpes  20,  Hautes  Alpes  21,  in  Spanien:  Albacete  14,  in 
Portagal:  Beja  13,  in  Italien:  Sardinien  26,  in  Russland:  Ar- 
changel 0,4,  Finnland  5  auf  1  qkm.  Wenn  wir  also  den  höchsten 
unwirtlichen  Norden  ausnehmen,  so  finden  wir  in  Grossbritannien 
(Schottland)  ebenfalls  die  am  schwächsten,  wie  die  am  besten  be- 
völkerten Gegenden  Europas. 


XX. 

Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary, 
geführt  auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghat 

und  Air. 

(Fortsetzung.) 


21.  November.  In  aller  Frühe  ging  ich  nach  Tunin,  um  den 
Onkel  meines  Freundes  Mehedui  zu  besuchen.  Ich  fand  ihn  sehr 
leidend  an  Kolik,  Husten  und  grosser  Schwäche,  doch  ohne  Fie- 
ber. Kaum  hatte  ich  das  Zimmer  verlassen,  musste  ich  mich 
übergeben  und  fühlte  mich  sehr  schwach;  heimgekehrt  legte  ich 
mich  sofort  nieder.  'Othmann  wollte  Abends  mich  besuchen,  mein 
Diener  Hess  ihn  aber  nicht  ein.  Sobald  ich  etwas  geschlafen 
hatte,  fohlte  ich  mich  besser. 

22.  November.  In  der  Frühe  konnte  ich  wieder  ausgehen.  Ich 
machte  meinen  Besuch  bei  Saß,  wo  ich  gerade  bei  einer  wichtigen 
Verhandlung  eintraf.  Ichenuchen  war  dort,  ebenso  Ufenait,  der 
in  sehr  heftiger  Sprache  eine  Rede  hielt,  wahrend  ihn  Ichenuchen 
immer  zur  Ruhe  aufforderte.  Ein  Bote  von  Tuat,  von  Hadsch 
Abd  el  Kader  war  auch  gegenwartig.  Die  Sache  verhielt  sich, 
wie  mir  später  Safi  erzählte,  folgendermassen:  Die  Tuärik  Iche- 
nuchens  hatten  ganz  in  der  Nähe  von  Tuat  den  Hoggar  zahlreiche 
Kamele  weggenommen,  dabei  auch  viele  der  Leute  von  Tuat  ge- 
fangen und  diese  verlangte  nun  Abd  el  Kader  zurück.  Er  steht  in 
grossem  Ansehen.  Der  Bote  hatte  die  Reise  in  15  Tagen  ge- 
macht, konnte  mir  aber  seine  Tour  nicht  angeben,  da  er  zum 
ersten  Male  den  Weg  zurückgelegt  hat;  er  hatte  einen  Führer  bei 
sich.  Nur  soviel  konnte  er  mir  angeben,  dass  sein  Weg  zwischen 
Ghadames  und  Temassanin  hindurchführte.  Nachmittags  kam  Ha- 
medn ,  der  Sohn  Hadsch  Ibrahims,  zu  mir  und  lud  mich  in  sein 


316 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Haus  ein,  wo  wir  mit  Thee  bewirtet  wurden.  Er  bat  mich  um 
einen  Uhrschlüssel,  da  in  der  Stadt  keiner  aufzutreiben  war;  Ha- 
medu  ist  ein  hübscher  sympathischer  Mann  von  sehr  angenehmen 
Äussern.  Ich  ersuchte  ihn  um  Briefe  für  den  Sudan,  was  er  be- 
reitwilligst versprach,  da  er  nahe  Verwandte  sowohl  in  Egedes  aU 
auch  in  Sokoto  hat. 

23.  November.  In  der  Frühe  wollte  ich  Safi  besuchen,  fand 
aber  die  Thür  verschlossen,  da  er  krank  liegt.  Auch  ist  Achmed,  der 
Schreiber  Sammit's,  ernstlich  krank.  Dieses  Fieber  schwächt  rasch 
und  ist  nicht  leicht  durch  Chinin  zu  vertreiben.  Morgen  soll  eine 
Karawane  von  Fezzan,  mit  Korn  und  Gerste  beladen,  kommen, 
woran  in  der  Stadt  grosser  Mangel  ist.  Datteln  giebt  es  gegen- 
wärtig hier  gar  nicht,  sie  werden  erst  aus  Fezzan  erwartet.  Nach- 
mittags hatte  ich  Besuch  von  Abd  el  Kader  aus  Ghadaraes,  der  wegen 
Zahnschmerzen  bei  mir  Hilfe  suchte  und  mir  von  seinen  Reisen  im 
Sudan  erzählte  und  mir  Empfehlungsbriefe  nach  Sokoto  und  Tini- 
buktu  zu  geben  versprach.  Er  hatte  in  Ghadames  die  beiden  fran- 
zösischen Reisenden  gesehen  und  sie  gewarnt;  sie  hätten  ihm  aber 
nicht  geglaubt,  da  sie  durchaus  in  Ichenuchen  ihr  Vertrauen  setz- 
ten. Der  Mann  war  in  Europa  und  ist  mir  durch  sein  Gespräch 
und  seinen  Charakter  nicht  angenehm.    Ich  traue  ihm  nicht  sehr. 

24.  November.  In  aller  Frühe  zu  Sali,  aber  wiederum  nicht 
eingelassen,  da  er  sehr  krank  sei.  Ich  ging  zu  Beschir  e  Tini, 
der  mir  Briefe  nach  Kano  und  Timbuktu  versprach ;  er  erklärte 
mir  ausdrücklich,  dass  ich  dorthin  Geld  nachgeschickt  erhalten 
könne.  Abd  es  Salam  hut  nur  Freunde  in  Kano,  auch  auf  seine 
Briefe  hin  kann  ich  Geld  erheben.  Ausserdem  will  er  mir 
Waren  mitgeben,  so  viel  ich  will  und  dafür  den  Geldbetrag  in  Tri- 
polis erheben.  Ich  fürchte  nur,  es  möchte  dabei  nicht  ganz  ohne 
seinen  Vorteil  ablaufen,  doch  muss  ich  froh  sein,  solche  Freunde 
gefunden  zu  haben,  durch  deren  Briefe  allein  mir  die  Weiterreise  er- 
möglicht wird,  da  von  Europa  gar  nichts  eintrifft.  Zur  Gebetsstunde 
besuchte  ich  wie  gewöhnlich  die  Moschee,  in  welcher  heute  einige 
Fledermäuse  lange  Zeit  zwischen  den  Gläubigen  hin-  und  her- 
flatterten. Vorher  hatte  ich  einen  langen  Besuch  von  dem  Sohne 
Tufik's,  der  einen  Begleiter  mitbrachte.  Er  ist  sehr  neugierig 
und  interressiert  sich  für  alles  Fremdartige,  was  ich  ihm  zeige. 
Er  selbst  ist  sehr  unwissend,  selbst  über  sein  eigenes  Land;  so 
konnte  er  mir  nicht  angeben,  ob  dort  religiöse  Genossenschaften 
seien  oder  nicht.  Er  teilte  mir  mit,  dass  es  dort  viele  Löwen  und 
Strausse  gäbe,  die  zu  Pferde  gejagt  würden,  auch  Leoparden  (felis 
jubata)  seien  häufig,  aber  nicht  gefürchtet.  Das  Tuarik-Wort  für 
Krokodil  verstand  er  nicht,  da  in  Air  ein  anderes  Wort  dafür 
gebraucht  wird;  überhaupt  bemerkte  ich,  dass  viele  Benennungen 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Barj. 


317 


Duveyriers  für  Pflanzen  und  Tiere  in  Air  anders  lauten ;  dieselben 
sind  wahrscheinlich  meist  der  Haussa-Sprache  entnommen. 

25.  November.  Als  ich  noch  im  Bette  lag,  kam  der  Sohn 
Tafik's  mit  der  Nachricht,  dass  er  heute  abreise;  er  wollte  mich 
abholen.  Naturlich  konnte  ich  nicht  so  plötzlich  ohne  irgend 
welche  Vorbereitungen  abreisen  und  Hess  ihn  daher  ziehen.  San* 
und  Hadsch  Mustafa  meinen,  ich  solle  noch  etwas  warten ;  viel- 
leicht ginge  die  Ghazzia  der  Araber  nach  dem  Ahaggar,  mit  der 
ich  getrost  mitgehen  könnte.  Allein  ich  fürchtete,  umsonst  hier 
10  warten,  da  jener  Kriegszug  nicht  sicher  ist.  San*  meint,  falls 
Frieden  eintrete,  würde  es  immerhin  noch  2 — 3  Monate  dauern, 
bis  die  Verhandlungen  zu  Ende  seien,  und  ich  mich  in  ihr  Land 
wagen  könne;  von  Air  oder  sonst  einem  anderen  Lande  aus 
sollte  ich  es  nicht  unternehmen,  zu  den  Hoggar  zu  gehen.  Im 
Ganzen  scheint  mir  Safi's  Meinung  dahin  zu  gehen,  dass  es  um- 
sonst sei,  eine  günstige  Zeit  zum  Besuch  des  Ahaggar  abzuwarten; 
es  sei  am  besten,  wenn  ich  mit  der  grossen  Karawane  nach  Air 
ginge,  wohin  ich  an  gute,  zuverlässige  Personen  gewiesen  werden 
könne.  —  Ich  brachte  Safi  heute  Chininpillen,  da  er  seit  einigen 
Tagen  am  Fieber  leidet.  Er  nahm  sie  dankbar  an.  'Othtnan 
besuchte  mich  und  erzählte  mir  von  den  Hochzeitsgebräuchen  der 
Tnärik.  Ich  revidierte  mit  ihm  mein  Herbarium ,  um  die  ein- 
heimischen Pflanzen-Namen  zu  ermitteln.  Die  meisten  dieser 
Pflanzen  und  viele  neue  werde  ich  in  Air  wiederfinden.  —  Hadsch 
Abd-el-Kader,  über  den  Safi  ein  nicht  sehr  günstiges  Urteil  fällte, 
kam  wieder  zu  mir  wegen  Zahnweh;  ich  hatte  Geduld  mit  ihm, 
werde  mich  aber  sonst  nicht  näher  einlassen,  denn  ich  fürchte,  er 
wird  mir  auf  der  Reise  lästig  werden,  namentlich  durch  sein 
Gerede  über  meine  Herkunft  u.  8.  w.  den  Fremden  gegenüber. 
Der  Scherif  von  Tunin,  den  ich  auf  der  Strasse  traf,  erinnerte 
sich  noch  gut  der  englischen  Expedition.  Er  war  es,  der  eine 
lange  Liste  von  arabischen  Wörtern  in  die  Sprache  der  Tuärik 
übersetzte,  wofür  er  30  Maria  Ther.-Thaler  erhielt. 

26.  November.  Ich  besuchte  Safi,  der  heute  zum  ersten 
Mal  in  Folge  des  Chinin  fieberfrei  ist.  In  der  Stadt  ist  grosse 
Not  an  Lebensmitteln  und  jedermann  drängt  sich  um  den  Scheich 
fcl  beled,  der  die  Preise  festsetzt,  nach  welcher  die  von  Fezzän 
gebrachten  Vorräte  verkauft  werden  dürfen,  wahrscheinlich  um  zu 
verhüten,  dass  die  Unbemittelten  ganz  leer  ausgehen.  Man  gab 
ans  2  Kel  Gerste  für  23  Piaster  und  dies  war  noch  eine  grosse 
Gunst.  Nachmittags  legte  ich  mich  wegen  Kopfwehs  zu  Bett  und 
schlief  während  des  ganzen  Tages  und  der  Nacht. 

27.  November.  Heute  früh  stand  ich  genesen  und  in  gutem 
Zustande  auf.     Besuch  bei  Safi,  der  nun  täglich  meine  Chinin- 


318 


Tagebuch  des  verstorbeneu  Dr.  Erwin  von  Bary 


pillen  zu  sich  nimmt.  Er  spricht  sehr  vorteilhaft  von  den  Leuten  in 
Air,  namentlich  von  Hadsch  Bilchu.  Von  ihm  ging  ich  zu  Dedekora, 
dem  ich  Vorwürfe  über  sein  Nichtkommen  machte,  allein  er  ver- 
sicherte, nur  durch  viele  Geschäfte  abgehalten  zu  sein.  In  Bezog 
auf  meinen  Eintritt  in  religiöse  Orden  empfahl  er  mir  die  Mulai 
Taijib,  während  er  selbst  doch  den  Medeni  angehört.  Er  meint, 
von  Schwierigkeiten  dabei  sei  keine  Rede.  So  will  ich  denn 
diesem  Orden  und  der  Senüsija  beitreten.  Leider  zeigt  sich  mein 
Freund  Hassan  Mehedin  sehr  lässig,  da  ich  ihn  bei  meinem  Be- 
such in  Tunin  nicht  gesehen  habe.  Dedekora  rät  mir,  zum  Kadi 
zu  gehen  und  dort  in  Gegenwart  zweier  Zeugen  die  Glaubens- 
formel zu  wiederholen;  darauf  hin  hätte  ich  in  die  Moschee  zu 
gehen  und  dort  zwei  Rika  zu  beten.  Der  Kadi  werde  mir  dann 
darüber  eine  schriftliche  Deklaration  einhändigen,  so  dass  von  nun 
ab  ein  Dokument  in  meiner  Hand  wäre,  falls  meine  Recht- 
gläubigkeit angezweifelt  würde.  Bevor  ich  diesen  Schritt  thue, 
will  ich  doch  Sali  davon  in  Kenntnis  setzen.  Abends  besuchte 
ich  noch  Achmed,  den  Schreiber  Samil's,  der  mir  ja  von  der  Reise 
her  befreundet  ist,  und  fand  ihn  zu  meiner  Freude  auf  dem  Wege 
der  Besserung.  Er  will  mir  morgen  früh  jene  Waren  zeigen, 
die  im  Sudan  notwendig  sind.  So  bin  ich  doch  nicht  ganz  und 
gar  auf  die  Worte  Abd  es  Salami  allein  angewiesen. 

28.  November.  In  der  Frühe  zu  Safi,  wo  ich  Dedekora 
traf;  ausserdem  drei  Tuärik,  die  soeben  von  Ghadames  eingetroffen 
waren;  es  waren  die  Freunde  des  Scheichs,  hübsche  junge  Leute. 
Gegen  mich  benahmen  sie  sich  nicht  sehr  höflich,  indem  sie  in 
ihrer  Sprache  über  mich  Bemerkungen  machten  und  dazu  lachten. 
Alles  was  zum  Scheich  gehört,  kann  ich  nicht  zu  meinen  Freunden 
zählen.  Von  hier  ging  ich  zum  Kadi,  einem  älteren  Mann  von 
dunkler  Farbe  und  gewöhnlichen  Manieren.  Bei  ihm  war  ein 
Ghadamsi,  der  eifrig  sich  bemühte,  ihm  zu  erklären,  dass  wir 
Europäer  die  Länder  bereisen,  nur  um  sie  kennen  zu  lernen;  er 
machte  dabei  schmeichelhafte  Vergleiche  mit  Ibn-Khaldun.  Auch 
zog  er  die  französische  Expedition  nach  Ghadames  in  diesen  K : 
Mir  war  dies  nicht  sehr  angenehm,  und  ich  zog  es  daher  vor, 
das  Gespräch  auf  das  medicinische  Gebiet  zu  wenden,  was  denn 
auch  für  mich  sehr  vorteilhaft  war,  da  der  Kadi  presbyops  und 
ohne  passende  Brille  fast  blind  war.  Ich  eilte  nach  Hanse  und 
fand  glücklicherweise  passende  Gläser,  die  dem  alten  Mann  so  w 
sagen  das  Augenlicht  wiedergaben,  was  natürlich  den  Kadi  ent- 
zückte und  ihn  mir  zum  besten  Freunde  machte.  Er  erkundigte 
sich  über  meine  Verwandte,  Frau  und  Kinder,  ob  alle  Moslems 
seien,  und  war  sehr  erfreut,  als  ich  dies  bejahte;  er  versprach 
mir  für  die  Zukunft  besonders   eine  Zauberschrift,   die  mir  auf 


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Tagdimch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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meiner  Reise  alles  ebnen  würde.  Ich  war  zufrieden  mit  meinem 
Erfolge  und  will  alles  thun,  um  diesen  Herrn  mir  geneigt  zu  er- 
halten. Abends  Besuch  von  Hamedu  und  Amr;  ich  beschenkte 
den  ersteren  mit  Scheere,  Bleistift,  Zündhölzchen  u.  8.  w.,  fand 
aber  zu  meiner  Enttäuschung,  dass  je  mehr  ich  gebe,  desto  mehr 
Unzufriedenheit  entsteht  und  will  mir  dies  eine  Lehre  sein  lassen. 
Saddig,  der  Führer  der  Kelowi  -  Karawane ,  sollte  heute  ab 
gegangen  sein. 

29.  November.     Besuch  von   Dedekora,    der  mir  ein  Blatt 
Papier  bringt  von  der  Hand  Stanhope  Freeman  geschrieben,  auf 
dem    die   Tuarik-Zeichen   mit   arabischen   und   englischen  Buch- 
staben   wiedergegeben   sind.    Der  Sohn  jenes  Arabers,  der  ihm 
jene  Angaben  gemacht  hat,  ist  gegenwärtig  hier.    Dedekora  meint, 
wenn  der  Kadi  keine  Glaubensformel  von  mir  zu  hören  verlangt, 
so  genüge  es  und  ich  könnte  ohne  Weiteres  in  einen  religiösen 
Orden   eintreten.    Ich  ging  nach  Tunin,  um  den  Scherif  zu  be- 
suchen, fand  aber  nur  meinen  Freund  Hassan,  der  mir  riet,  zuerst 
in  den  Orden  der  Mulai  Taijit  einzutreten,  es  sei  dies  für  mich 
leichter;  denn  die  Vorschriften  bei  den  Orden  zu  erfüllen,  sei  für 
mich  zu  schwer;  danach  könne  ich  zu  dem  Senüsija  gehen;  allein 
es  macht  auf  mich  den  Eindruck,  als  ob  der  Scherif  es  nicht  gut 
hiesse  oder  gar  zu  verhindern  wünsche,  dass  ich  überhaupt  den 
Senüsija  beitrete,  wenigstens  entfiel  Hassan  das  Wort:  der  Scherif 
meint,  du  sollst  überhaupt  nur  dem  Orden  der  Mulay  Taijit  bei- 
treten.   Vielleicht  aber  ist  das  nur  so  gemeint,  dass  es  nicht  gut 
sei,  mehreren  Orden  anzugehören,  weil  die  dem  einzelnen  gewid- 
mete Andacht  darunter  leide.  Ich  will  deshalb  weiter  darüber  nach- 
forschen.    Auf  dem  Rückwege   stattete  ich  dem  Scheich  einen 
Besuch  ab,  da  Hassan  dazu  riet.    Er  benahm  sich  ganz  ordentlich; 
hernach  aber  erzahlte  mir  Hassan,  dass  er  immer  noch  Geschenke 
erwarte,  ja  wirklich  gedroht  habe,  ohne  Geschenke  käme  ich  nicht 
nach    dem  Sudan;    er  fürchte,  ich   sei   ein  Vetter  des  Fräulein 
Tinne,    und  könnte  in  Stambul   angeben,   dass  ich  den  Mörder 
dieser  Dame   kenne   und  ihm  dadurch  Unannehmlichkeiten  ver- 
ursachen würde. 

30.  November.  In  der  Frühe  suchte  ich  den  Kadi  auf,  fand 
ihn  aber  nicht  zu  Hause,  sondern  unter  den  Kaufleuten  im  Hause 
Yuni's,  wo  die  Hinterlassenschaft  geordnet  und  zu  Gelde  gemacht 
wurde.  Es  waren  dort  auch  San*  und  die  anderen  Grossen  der 
Stadt  und  unter  ihnen  auch  Dedekora;  ich  erinnerte  diesen  daran, 
mir  Jemand  zu  nennen,  der  im  Lesen  des  Tefinag  erfahren  sei, 
um  die  Inschrift  in  dem  Buche  Duveyrier's  zu  entziffern.  Leider 
hat  Dedekora  in  seinem  Eifer  für  mich  sehr  nachgelassen  und 
lässt  mich  immer  warten,  obgleich  er  weiss,  dass  mir  daran  liegt, 


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320 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


in  den  Orden  der  Mulay  Taijit  einzutreten.  Nachmittags  beim 
Kadi  einer  Streitsache  zwischen  Abd  es  Salam  und  einem  Skiaren 
beigewohnt.  Der  Sklave  war  vorher  schon  von  Polizeisoldaten 
geprügelt  worden,  aber  in  sehr  milder  Weise;  ich  vermute,  er 
hatte  die  Soldaten  vorher  mit  Geld  geschmeidig  gemacht.  Der 
Kadi  entschied  nach  meiner  Ansicht  mit  grosser  Gerechtigkeit, 
trotzdem  dass  Abd  es  Salam,  auf  seine  hohe  Bekanntschaften 
pochend,  ein  strenges  Urteil  erzwingen  wollte.  Der  Sklave  kam 
aber  mit  der  blossen  Drohung  davon,  dass,  wenn  er  wieder 
ertappt  würde,  ihm  die  Hände  abgehauen  werden  würden.  Der 
Empfehlungsbrief  von  Kerkeny  hat  sich  heute  als  wertloses 
Papier  entpuppt,  da  Abd  es  Salam  erklärte,  er  könne  mir  kein 
Geld  geben.  Ich  fürchte  fast,  dass  ich  bei  Tini,  der  sich  auf- 
fallend von  mir  entfernt  hält,  eine  gleiche  Erfahrung  machen 
werde.  Auf  der  Strasse  begegnete  ich  meinem  Freunde  Hassan 
von  Tunin,  der  mich  warnte,  jetzt  nicht  nach  Tunin  zu  gehen; 
ich  vermute  hierin  eine  Drohung  des  Scheich  Egebeker,  der  um- 
sonst auf  Geschenke  wartet! 

1.  December.  In  der  Frühe  wurde  ich  vom  Bruder  Hassan'« 
nach  Tunin  abgeholt,  wo  el  Mehedin  mich  erwartet  hatte.  Ich 
war  aber  nicht  gekommen ,  da  Hassan  mich  gewarnt  hatte.  Wie 
ich  nun  erfuhr,  war  meine  Ahnung  richtig,  der  Scheich  hatte 
geschworen,  wenn  ich  ihm  nicht  50  Thaler  und  einen  Burnus  gebe, 
sollte  ich  nicht  lebendig  nach  den  Sudan  kommen.  Mehedin 
zeigte  mir  eine  Menge  Arzeneien  und  Gifte,  die  er  von  Tunis 
mitgebracht  hatte.  Nachmittags  wohnte  ich  lange  Zeit  dem  Verkauf 
der  Hinterlassenschaft  Yuni's  bei,  bei  dem  Safi  und  alle  Grossen 
der  Stadt  anwesend  waren.  Dort  traf  ich  auch  den  Scherif  Mo- 
hammed und  bei  ihm  den  Scheich  Ouinsig  von  den  Ihadanaren, 
der  mir  von  seinem  Einfluss  bei  den  Tuärik  eine  grosse  Meinung 
zu  geben  versuchte,  während  ich  von  Safi  das  Gegenteil  erfuhr. 
Der  Kadi  fährt  fort,  mich  mit  grosser  Aufmerksamkeit  zu  be- 
handeln, aber  heute  bewunderte  er  meinen  Burnus  auf  sehr 
verdächtige  Weise,  es  wird  wohl  ein  Opfer  gebracht  werden 
müssen;  vielleicht  erklärt  er  mich  dann  für  einen  Gläubigen  und 
giebt  es  mir  schriftlich.  Abends  teilte  ich  Safi  mit,  was  ich  vom 
Scheich  gehört;  er  meinte,  ich  soll  ihn  nur  reden  lassen,  ohne 
einen  sicheren  Gefährten  könne  ich  Ghät  nicht  verlassen  und  mit 
einem  solchen  hätte  ich  nichts  zu  fürchten.  Eine  traurige  Erfahrung 
inachte  ich  heute  mit  Ichenuchen ,  der  mit  einigen  Freunden  am 
Wege  sass  als  ich  vorüberkam  und  sich  die  Bemerkung,  wo  geht 
denn  der  Kafir  (Ungläubige)  hin,  so  laut  erlaubte,  dass  ich  es 
hörte.  Ich  konnte  nicht  umhin  auf  ihn  zuzugehen  und  ihm  vor 
allen  Leuten  sein  Benehmen  vorzuwerfen;  bei  seinem  Alter  und 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  321 

seiner  Stellang  sei  das  eine  doppelte  Schande;  die  Zuschauer 
suchten  es  mir  auszureden ,  meinten  aber  auch ,  es  sei  nicht  klug 
von  mir,  stets  so  offen  zu  reden.  Allein  ich  denke,  es  ist  ganz 
gut,  den  Leuten  zu  zeigen,  dass  ich  mich  vor  ihrem  Urteil  nicht 
scheue.  In  der  Moschee  machte  ich  leider  einen  kleinen  Verstoss, 
indem  ich  zu  beten  anfing,  nachdem  der  Geistliche  schon  zu  sprechen 
begonnen,  so  dass  Einige  sich  darüber  lustig  machten.  Sobald  ich 
aber  meinen  Irrtum  bemerkte,  setzte  ich  mich  ruhig  nieder. 
Es  ist  dringend  notwendig,  dass  ich  einmal  in  den  Formen  des 
Gebets  gründlich  eingeübt  werde,  schon  deshalb  will  ich  in  einen 
Orden  eintreten.  Morgen  soll  endlich  Dedekora  mit  mir  zum 
Mokaddem  gehen. 

2.  Dezember.  Heute  kam  eine  grosse  Karawane  von  Fezzän 
mit  Lebensmitteln.  Die  ganze  Stadt  war  darüber  in  freudiger 
Bewegung.  Als  ich  meinen  ärztlichen  Morgenbesuch  beim  Kadi 
machte,  erzählte  er  mir,  die  Djin  (Geister)  hätten  ihm  während 
des  Schlafes  gesagt,  ich  sei  ein  frommer  Gläubiger  und  müsse 
von  ihm  unterstützt  werden;  er  will  mir  daher  Briefe  an  seinen 
Freund  Tufik  und  Andere  geben,  sobald  ich  von  hier  abreise. 
Später  machte  ich  Besuch  bei  Beschir,  der  mich  wie  immer  kalt 
empfing,  jedoch  Briefe  für  den  Sudan  zusagte  und  wiederholte, 
ich  könnte  Geld  darauf  hin  entnehmen,  was  natürlich  ist.  Am 
Schluss  frug  ich  ihn,  ob  er  mir  Geld  geben  könne,  sobald  ich 
welches  brauche,  da  mir  sein  Bruder  doch  in  dem  Sinne  Empfehlungs- 
briefe ausgestellt  habe.  Er  gab  vor,  gegenwärtig  kein  Geld  zu 
haben ;  eine  offenbare  Lüge.  So  bin  ich  trotz  meiner  zwei 
Creditivbriefe  ganz  verlassen  und  muss  sehen,  wie  ich  Geld  zur 
Reise  bekomme,  sonst  muss  ich  noch  viele  Monate  hier  warten, 
bis  Geld  von  Tripolis  kommt.  Abends  Besuch  vom  Scherif,  der 
auch  nicht  sehr  freundlich  war,  sondern  den  Besuch  so  schnell 
wie  möglich  zu  beendigen  suchte. 

Dedekora  vermeidet  sichtlich  meine  Gegenwart;  als  ich  ihn 
endlich  auf  der  Strasse  traf  und  er  nicht  mehr  ausweichen  konnte, 
frug  ich  ihn  wegen  meines  Eintritts  in  den  Orden  der  Mulay 
Taijit;  er  meinte,  der  Mokaddem  hätte  gesagt,  ich  solle  mich  an 
den  Scherif  wenden.  Also  eine  Ausrede,  die  gewiss  damit  endet, 
dass  man  mich  nicht  aufnehmen  will.  Um  so  wertvoller  wird 
mir  nun  die  Freundschaft  des  Kadi.  Ich  will  Safi  direkt  fragen, 
woher  es  kommt,  dass  alle  meine  Freunde  sich  zurückziehen. 
Vielleicht  kann  er  auch  auf  Tini  günstig  einwirken.  Safi  ist  der 
Einsige,  der  sich  stets  gleichmässig  freundschaftlich  benommen  hat. 
Auf  ihn  habe  ich  das  meiste  Vertrauen.  —  Als  ich  den  Scherif 
frag,  wohin  ich  gehen  soll,  um  einen  grossen  Mrabet  zu  lernen, 
ob  nach  Timbuktu  zum  Bakay  oder  anderswohin,  so  meinte  er, 

Zeiuchr.  d.  Ge.oll.eh.  I  Erdk.  Bd.  XV.  21 


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Tagebuch  dea  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


ich  solle  nach  Sokoto  gehen,  dort  sei  die  berühmteste  Schule  und 
viele  Meister.  Wird  also  wohl  ein  rechtes  Nest  von  FanaüV 
ni us  sein! 

3.  Dezember.  Ich  Hess  mir  von  Tini  jene  Empfehlungsbriefe 
zurückgeben,  um  einen  Beweis  von  dessen  Nichtinteresse  in  der 
II  and  zu  haben;  da  er  seinem  Bruder  auch  nicht  einmal  empfahl, 
mir  Briefe  für  den  Sudan  zu  geben,  so  wollte  ich  ihn  auch  nicht 
weiter  darum  bitten.  Morgen  gehen  die  Ghadamesiner  ab,  ich 
will  daher  doch  einen  Brief  mitsenden,  den  Iludsch  Abd  el  Kader 
besorgen  will.  Beim  Kadi  traf  ich  heute  einen  Pilger  aus  Schingit, 
der  mir  durch  seine  Gesichtsbildung  auffiel;  sie  gleicht  denen  der 
Hindu's.  Als  der  Kadi  auf  meine  Rechtgläubigkeit  zu  sprechen 
kam  und  mich  zu  loben  anfing,  sah  ich  deutlich  ein  spöttisches 
Lachein  auf  den  Lippen  des  Pilgers.  Er  glaubt  offenbar  nicht 
ein  Wort  davon.  Er  sprach  viel  von  N'deren,  wahrscheinlich 
St.  Louis  (Senegal);  dorthin,  sagte  er,  kämen  viele  Karawanen 
von  Timbuktu.  Der  Weg  sei  nicht  schwierig,  nur  sei  Krieg 
zwischen  Timbuktu  und  den  Fula's.  Er  meinte,  ich  solle  den  Weg 
über  Sokoto  vorziehen;  die  Auelimmidden  hätten  viele  seiner 
Gefährten  getötet. 

4.  Dezember.  Heute  früh  ging  ich  zu  Hadsch  Abd  el  Kader 
mit  dem  Briefe  an  den  italienischen  Consul,  der  auch  den  Brief 
an  Anna*)  enthält.  Er  schrieb  die  arabische  Adresse  an  seinen 
Verwandten  in  Ghadames  darauf,  und  wird  ihn  einem  Sklaven 
ubergeben,  der  heute  mit  dieser  Karawane  geht.  Er  erzählte  mir, 
dass  Barth  in  Timbuktu  ganz  leicht  Geld  gefunden  und  war  über 
das  Benehmen  von  Beschir  erstaunt.  Ich  wollte  Safi  besuchen, 
derselbe  war  aber  ausserhalb  der  Stadt.  Beim  Kadi  traf  ich  auch 
heute  wieder  den  Pilger  aus  Schingit,  der  auf  den  Kadi  nicht 
günstig  für  mich  wirkte.  Der  Mchedi  soll  ernstlich  krank  sein; 
wenn  er  stirbt,  wird  mein  Freund  Hassan  Alles  erben.  Ich  hoffe 
auf  Safi,  der  mir  immer  guten  Rat  geben  wird;  im  schlimmsten 
Fall  bleibe  ich  hier  bis  Geld  kommt. 

5.  Dezember.  In  der  Frühe  an  dem  Bericht  für  die  Berliner 
geographische  Gesellschaft**)  gearbeitet.  Nachmittags  Besuch  bei 
Abd  es  Salam,  der  die  Schwester  Safi's  zur  Frau  hat:  ein  sehr 
angenehmer,  offener  Mann,  den  ich  schon  im  Hause  Safi's  kennen 
gelernt  hatte.  Er  gab  mir  den  Rat,  mit  Saddik  nach  Air  zu 
gehen;  auch  will  er  mit  dem  Scheich  reden,  um  ihn  zu  über- 
zeugen, das  sich  nicht  so  leicht  Geschenke  austeilen  könne,  als 

*)  Gattin  des  Reisenden,  welche  sich  damals  in  Malta  aufhielt 

Red. 

**)  Es  ist  diese*  der  im  XII.  Bde.  dieser  Zeitschrift  abgedruckte  Bericht 

Red. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


323 


er  sich  einbildet  Von  ihm  erfuhr  ich,  dass  Safi  mir  Empfehlungs- 
briefe für  Air  nnd  Sinder  geben  will.  Abd  es  Salam  meint,  ich 
soll  nicht  von  Egede  direkt  nach  den  Sudan  gehen,  d.  h.  Sokoto, 
denn  der  "Weg  sei  nicht  sicher.  Es  wäre  viel  besser,  nach  Kano 
iq  gehen  durch  das  Gebiet  der  Duggama-Tuärik,  wo  ich  nichts 
zu  furchten  hätte.  Auch  hält  sich  gegenwärtig  ein  Scheich  dieses 
Stammes  hier  auf,  dem  ich  mich  vorstellen  will.  Diese  Bekannt- 
schaft mit  Abd  es  Salam  hat  meine  Hoffnung  wieder  etwas  erhöht, 
denn  ich  bin  überzeugt,  derselbe  wird  mir  ans  der  Klemme  helfen. 
Abd  es  Salam  wird  mein  Oukit  in  Gbät  sein,  der  meine  Sendung 
nach  Tripoli  besorgt,  hoffentlich  auch  die  Sendung  von  Geld 
vermittelt. 

6.  Dezember.   Es  kamen  Kelowi  zu  mir,  um  mir  ihre  Kamele 
anzubieten.    'Othman   empfiehlt  sie  und  steht  für  sie  ein.  Ich 
muss  leider  immer  noch  warten  bis  ich  endlich  Safi  allein  ge- 
sprochen habe,  was  ungemein  schwierig  ist,  da  er  stets  von  Leuten 
umgeben  ist.    Ich  versuchte  mehrmals  ihn  allein  zu  treffen  aber 
vergebens.    'Othman  meint,   meine  Empfehlungsbriefe  an  Hadsch 
Ann  Allah's  "Sohn  wurden  gewiss  von  besserem  Erfolge  sein  als 
der  von  Tini.    Sein  Rat  ging  dahin,  ich  solle  den  Friedensscbluss 
zwischen  den  Tuärik  abwarten  und  dann  zu  den  Iloggar  gehen, 
denn  lange  konnte  der  Friede  nicht  auf  sich  warten  lassen.  Viel- 
leicht einen,  höchstens  zwei  Monate  würde  ich  die  Zeit  opfern, 
wenn  ich  wüsste,  dass  ich  dann  in  jene  Gebiete  eindringen  könnte, 
allein  Safi  scheint  dagegen  zu  sein.    In  der  Zwischenzeit  könnte 
ich  mit  'Othman  die  Gegend  von  Tadrart  besuchen,  überhaupt  die 
nahe  gelegenen  Punkte  absuchen  und  Pflanzen  sammeln.  Auch 
Abd  es  Salam  aus  Gh&t  meint,  ich  soll  hier  bleiben  und  warten. 
Safi,   den  ich  Abends  in  Gesellschaft  von  vielen  Bekannten  sah, 
giebt  mir  keinen  bestimmten  Rat,  sondern  ist  bereit,  sobald  ich 
gehen  will,  mir  Führer  und  Kamele  zu  besorgen;   auch  will  er 
mich  an  die  Scheich's  von  Air  empfehlen.    Er  rief  mir  beim  Fort- 
gehen zu,  ich  solle  morgen  früh  wiederkommen.   Hoffentlich  treffe 
ich  ihn  allein. 

7.  Dezember.  Alle  meine  Bemühungen,  Safi  allein  zu 
sprechen,  sind  vergebens.  Jedoch  riet  er  mir,  lieber  noch  zu 
warten  als  plötzlich  aufzubrechen,  «während  'Othman  für  mein  Da- 
bleiben ist  und  den  Versuch  machen  will,  mit  mir  in  das  Land 
der  Hoggar  zu  dringen.  Der  Friede  scheint  noch  ganz  unbestimmt, 
so  dass  ich  wohl  besser  thue,  nicht  darauf  meinen  Plan  zu  bauen. 
Falls  ich  Geld  auftreiben  kann,  gehe  ich  nach  Air  und  warte  dort 
die  Geldsendung  von  Hause  ab;  denn  dort  ist  das  Leben  billig 
und  mit  meinen  Geschenken  richte  ich  dort  mehr  aus  als  hier. 
In  meiner  gegenwärtigen  Lage  that  es  mir  wohl,   dass  Hassan 

21* 


324  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

zu  mir  kam  und  mich  seiner  Freundschaft  für  immer  versicherte. 
Ufenait,  den  ich  bei  Sari  traf,  erzahlte  mir  von  der  Gegend  Mihero, 
dass  die  Strecke,  innerhalb  welcher  einzelne  Seen  mit  Krokodilen 
vorkommen,  drei  Tagemärsche  lang  sei;  von  Zeit  zu  Zeit  treffe 
man  dort  stehendes  Wasser.  Diese  Reihe  von  Seen  nennt  er 
Tarera ;  die  grossen  Krokodile  kämen  nur  in  den  grossen  Wasser- 
ansammlungen vor.  Er  war  voll  Lobes  dieser  Thäler,  denn  dort 
ist  sein  Vaterland,  in  dem  er  sich  mit  seinen  Leuten  in  Friedeos- 
zeiten  aufhält,  und  wo  er  auch  geboren  ist. 

8.  Dezember.  Bei  meinem  ärztlichen  Besuch  bei  dem  Kadi 
traf  ich  wieder  jden  Pilger  aus  Schingit,  der  mich  nach  Hause 
begleitete,  wo  ich  ihm  den  Koran  und  meine  Landkarte  zeigte. 
Er  kannte  die  europäischen  Zahlen,  die  arabischen  dagegen  waren 
ihm  unbekannt.  An  einen  Christen,  Namens  John  Nicola,  erinnerte 
er  sich  mit  grosser  Treue,  er  meint,  es  sei  dies  sein  bester  Freund 
in  N'deren.  Das  Land  südlich  von  Schingit  nennt  er  AI;  nach 
ihm  gehört  die  ganze  Gegend  südlich  von  Baghena  dem  Sultan 
von  Sego,  dessen  Gebiet  sich  demnach  sehr  erweitert  haben  rauss. 
Ueber  seine  Reise  berichtete  er  mir  viel  Interessantes.  Auf  dem 
Wege  aus  seinem  Vaterlande  nach  Timbuktu  war  er  von  den 
Tuärik  geplündert  worden,  so  dass  er  seinen  Weg  als  Bettler  fort- 
setzen musste.  Im  Lande  von  Kano  scheint  man  ihn  reichlich 
unterstützt  zu  haben,  denn  er  spricht  mit  grossem  Entzücken 
davon.  Bei  den  Auhen  fand  er  weniger  Freigebigkeit.  Ich  be- 
schenkte ihn  mit  einem  neuen ,  grossen  Stück  Musselin ,  was  ihn 
sehr  zu  befriedigen  schien.  Safi  konnte  ich  einige  Minuten  allein 
sprechen;  er  meinte,  der  Kadi  sei  keine  Person  von  Einfluss, 
allein  wenn  er  mir  einen  Empfehlungsbrief  gebe,  der  namentlich 
meinen  Charakter  als  Moslem  hervorhebe,  so  sei  es  immerhin 
eine  gute  Zuthat;  er  fügte  hinzu,  ohne  sich  loben  zu  wollen:  sein 
eigener  Brief  sei  besser  als  alle  anderen  und  würde  mir  für  Air 
in  seiner  ganzen  Ausdehnung  vollkommen  genügen.  Auch  würde 
er  mir  stets  Briefe  nachsenden  oder  mich  auf  Dinge  aufmerksam 
machen,  die  für  mich  von  Interssse  sind.  Er  spricht  wie  ein 
langjähriger  Freund  zu  mir.  Von  Gefahr  sei  nirgends  mehr  die 
Rede;  ich  könne  jetzt  sogar  ganz  allein  in  der  Umgebung  aus- 
gehen. Nachmittag  traf  ich  Ichenuchen  und  andere  Bekannte  auf 
der  Strasse.  Wir  gingen  zusammen  zu  Dedekora  und  tranken 
dort  Thee.  Ichenuchen  wunderte  sich,  wie  wir  Deutschen  es  an- 
gefangen hätten,  die  Franzosen  zu  besiegen.  Er  ist  jetzt  viel 
freundlicher  und  höflicher  gegen  mich  als  früher;  offenbar  hat  der 
Kadi  gunstig  auf  ihn  eingewirkt.  Abends  bei  Safi.  Man  wartet 
auf  die  Post,  von  der  sich  Jeder  die  Erfüllung  seiner  Hoffnungen 
verspricht.    Ich   kann  kaum  hoffen,  dass  sie  mir  Gutes  bringt. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


325 


denn  das,  was  ich  vor  allem  Andern  brauche,  Geld,  um  das  habe 
ich  ja  nicht  geschrieben.  Bei  Hadsch  Aun  Allah  habe  ich  mehr- 
mals vorgesprochen ,  ihn  aber  nicht  zu  Hause  angetroffen.  Wird 
wohl  auch  nichts  helfen.  Diese  Geldschwierigkeit  ist  ein  bedeuten- 
des Hindernis.  'Othman  ist  wieder  von  seinem  Wadi  Taneskruft 
zurückgekehrt,  und  will  mich  begleiten,  wenn  ich  Ghät  verlasse; 
er  zeigt  sich  in  jeder  Beziehung  des  Vertrauens  würdig. 

9.  Dezember.  Die  Nachrichten  über  die  Friedensaussichten 
nehmen  einen  günstigen  Charakter  an.  Ahitagel  soll  einen  sehr 
schönen  Brief  an  Icbenuchen  geschrieben  haben,  worin  er  sagt, 
es  seien  anf  beiden  Seiten  genug  tüchtige  Leute  gefallen  und 
lange  genug  habe  der  Kampf  gedauert;  von  aussen  her  blickten 
die  Franzosen,  Türken  und  Tibbu  auf  die  Tuärik  und  freuten 
sich  über  deren  Zerwürfnis  und  deren  innere  Schwächung;  deshalb 
sei  der  Friede  besser.  Aber  nicht  aus  Furcht  mache  er  diesen 
Vorschlag,  denn  trotz  der  Türken  ist  Gbät  nicht  im  Stande 
Icbenuchen  und  seine  Leute  zu  vernichten,  auch  die  Araber  konnten 
nichts  dagegen  thun ;  er  nehme  den  Kampf  auf  mit  allen  Stammen 
ringsum  zu  gleicher  Zeit  und  fürchte  sich  nicht;  aber  im  Herzen 
thäte  es  ihm  leid,  zu  sehen,  wie  die  Tuarik  sich  unter  einander 
vernichten  und  den  Fremden  ihr  Land  offnen.  Sein  Vorschlag 
solle  dahin  gehen,  dass  die  Grossen  des  Landes  sich  in  der  Ebene 
Admar  bei  Djanet  zu  einer  Beratung  versammeln  sollten,  zu  der 
auch  von  Air  drei  Scheichs,  sowie  der  Scherif  von  Tunin  kommen 
sollten.  Diese  Neuigkeiten  teilte  mir  Mehedi  mit,  den  ich  Nach- 
mittags besuchte.  Er  meinte,  ich  konnte  recht  wohl  in  das  Land 
der  Hoggar  reisen,  wenn  Friede  geschlossen  sei;  er  ginge  viel- 
leicht mit  mir,  versprach  es  aber  nicht  sicher;  offenbar  will  er 
nur  gegen  hohe  Bezahlung  gehen.  Allein  Abd  es  Salam  von 
Ghät  sagte  mir,  im  Fall  Friede  geschlossen  sei,  brauchte  ich  über- 
haupt nicht  den  Beistand  anderer  Leute  als  solcher,  die  ich  schon 
zu  meinen  Freunden  zahle,  d.  h.  Safi's  und  'Othman's. 

10.  Dezember.  Ich  sah  zwei  Scherife  von  Mekka,  die  auf 
der  Reise  nach  dem  Sudan  sind  und  welche  bei  San*  einen  Besuch 
machten.  Solche  Pilger  kommen  hier  durch  und  gehen  in  die 
Negerländer,  wo  sie  bei  den  Grossen  des  Landes  reiche  Almosen 
erhalten.  Hadsch  Mustafa  übergab  mir  Abends  ein  Briefpaket, 
das  erste  seit  meiner  Reise.  Einen  frühern  Brief  habe  ich  nicht 
erhalten;  Gott  sei  Dank  Alles  wohl;  Anna  schreibt  offenbar,  um 
meinen  Mut  aufrecht  zu  erhalten  in  Bezug  auf  Geldmittel;  ich 
glaube  nicht  von  der  geographischen  Gesellschaft  viel  zu  erhalten*). 


•)  Die  au«  den  Mitteln  der  Afrikanischen  Gesellschaft  zur  Erforschung 
des  aequatorialen  Afrika'»  dem  Reisenden  übersandten  Geldmittel  in  der 


326 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Von  Rohlfs  kommen  Journale,  für  die  ich  sehr  dankbar  bin. 
Dem  Kadi  machte  ich  heute  einen  schönen  schwarzen  Burnus 
zum  Geschenk,  nachdem  er  ausdrucklich  mich  darum  gebeten 
hatte ;  sein  Gegengeschenk  bildet  ein  7  Fuss  langer  Talisman,  von 
ihm  verfasst,  den  ich  nun  im  Turban  tragen  muss. 

11.  Dezember.  Mit  Ausbessern  meines  Bettes  beschäftigt, 
indem  ich  es  mit  Lederstreifen  versehe.  Besuch  von  'Othman,  der 
ein  neues  Schwert  gekauft  hat  und  von  mir  Geld  haben  will;  ich 
musste  es  ihm  aber  abschlagen,  weil  ich  selbst  knapp  daran  bin 
und  auch  fürchte,  diese  Anforderungen  konnten  periodisch  werden. 

12.  Dezember.  Von  früh  bis  abends  Briefe  geschrieben;  ein 
Paket  ging  schon  heute  Abend  an  den  italienischen  Konsul  mit 
Briefen  an  Nachtigal  und  Anna,  letzterer  8  Bogen  stark,  ab. 
Den  Bericht  an  die  geographische  Gesellschaft  vollendete  ich  bis 
zu  meiner  Ankunft  in  Ghät.  Die  Beschreibung  meiner  Tour  nach 
Marcharere  will  ich  spater  schicken*),  damit  doch  wenigstens  jetzt 
etwas  von  mir  veröffentlicht  wenden  kann.  Ich  besachte  den  Kadi, 
der  mir  aufs  Neue  Empfehlungsbriefe  versprach,  sobald  ich  ab- 
reisen wolle.  Dedekora  traf  ich  auf  der  Strasse;  er  war  auffallend 
freundlich  und  schien  zum  Besten  verändert.  Er  versicherte  mir 
ernstlich,  er  werde  mich  dem  Mokaddem  der  Mulay  Taijit  vor- 
stellen; meine  Aufnahme  sei  nicht  zu  bezweifeln.  Ich  vermnte, 
mein  letztes  Gespräch  mit  Mehedi  ist  die  Ursache  dieser  Ände- 
rung. Heute  erkannte  ich  jenen  kranken  Scherif  wieder,  den 
ich  in  Tripolis  mit  Arzeneien  versehen;  er  begrüsste  mich,  be- 
handelte mich  aber  vor  den  Leuten  nicht  als  alten  Bekannten, 
wie  das  wohl  natürlich  gewesen  wäre;  er  fürchtet  wohl,  meine 
Bekanntschaft  könnte  ihm  bei  den  Leuten  in  Bezug  auf  Almosen- 
gaben schaden. 

13.  Dezember.  Heute  ging  ein  zweites  Briefpaket  mit  Briefen 
an  Rohlfs  etc.  ab.  Ich  war  bis  Mittag  mit  Schreiben  beschäftigt.  Nach- 
mittags, als  ich  vor  dem  Hause  des  Safi  mit  vielen  Leuten  plauderte, 
gingen  zwei  junge  Leute  vorbei  und  nannten  mich  lautKafir,  so  das* 
es  Alle  hörten.  Ich  ging  ihnen  nach  bis  in  ihr  Haus  und  forderte 
sie  auf,  mit  mir  zum  Kadi  zu  kommen.  Dieser  hielt  ihnen  eine 
heftige  Strafpredigt  und  schickte  nach  dem  Polizeidiener,  dem  er 
befahl,  jene  Leute  in's  Gefängnis  zu  führen  und  zu  prügeln.  Da 
die  jungen  Leute  nahe  Verwandte  Safi's  waren,  machte  dieser 
Befehl   wenig  Eindruck  auf  sie,   weil  sie  nicht  daran  glaubten. 

 •  ■ — — — ■  ■  • 

Höhe  von  1000  M. ,  sowie  Instrumente  und  Bücher,  fand  derselbe  erst  in 
Air  vor.  Ein  Teil  dieser  Bücher  und  Inatrumente  wurden  nach  v.  Bar/s 
Tode  nach  Berlin  zurückgesandt.  » 

Red. 

*)  Derselbe  ist  nicht  eingetroffen.  Bed. 


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Tagebuch  dos  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


327 


Als  aber  Safi  das  Urteil  bestätigte ,  waren  sie  nicht  wenig  über- 
rascht. Es  wird  dies  eine  gute  Lehre  für  die  Uebrigen  sein;  ich 
bin  überzengt,  dass  mich  jetzt  Niemand  mehr  „Ungläubiger* 
nennen  wird.  Der  Kadi  hat  in  diesen  Tagen  allgemein  bekannt 
gemacht,  dass  ich  Moslem  sei,  und  dass  Jeder,  der  mich  Kafir 
nennen  wurde,  eine  schwere  Sünde  begehe,  und  zugleich  dem 
Gesetz  verfalle.  Es  hat  dies  äusserlich  wenigstens  eine  gute 
Wirkung.  Den  Wechsel  in  dem  Benehmen  des  Scherif  von  Tunin 
schreibe  ich  diesem  Akte  des  Kadi  zu. 

14.  Dezember.  Die  beiden  jungen  Leute,  welche  mich  gestern 
insultiert  hatten,  waren  über  Nacht  im  Gefängnis  und  mussten 
Jeder  5  real  Strafe  zahlen.  Der  Kaimakam  zankte  sie  vor  den 
Leuten  tüchtig  aus,  Manche  sagen  sogar,  er  habe  seine  Brüder 
tüchtig  geprügelt.  Der  Kadi  stellte  mir  heute  einen  Jungen  vor, 
den  er  auferzogen  hatte,  einen  Scherif.  Dieser  Junge  ist  über- 
schwenglich in  seinen  Freundschaftsbezeugungen  und  versichert,  er 
wolle  stets  mit  mir  gehen  und  mich  nie  verlassen;  als  Scherif 
könne  er  mich  überall  schützen;  natürlich  will  er  auf  meine  Kosten 
reisen.  Ich  lies  ihn  ruhig  reden,  die  Enttäuschung  wird  kommen, 
wenn  er  sieht,  dass  ich  überhaupt  nicht  mit  der  Karawane  abgehe. 
Er  begleitete  mich  Nachmittags  auf  einem  Spaziergang  ausserhalb 
der  Stadt.  Er  zeigte  mir  Feuet,  welches  in  der  Tiefe  des  W. 
Gates  liegt.  Abends  wollte  ich  zu  Safi,  um  mein  Bedauern  aus- 
zusprechen, da  ich  seine  Brüder  nicht  gekannt  und  so  die  unan- 
genehme Scene  vermieden  haben  würde,  allein  ich  fand  die  Thür 
verschlossen     Hoffentlich  trägt  er  mir  nichts  nach. 

15.  Dezember.  Heute  hatte  ich  Besuch  von  Hassan  el 
Mehedi  von  Tunin.  Er  war  vorher  im  Hause  Sammit's  gewesen, 
wo  er  Stani  und  den  Scheich  Egebeker  getroffen.  Letztere  Beide 
gerieten  in  heftigen  Wortwechsel,  ja  sogar  in  Schimpfen,  weil  der 
Scheich  mich  Kafir  genannt  und  meinen  Diener  einen  noch  grossem 
Kafir.  Auch  wiederholte  er,  dass  er  mich  auf  dem  Wege  nach 
dem  Sudan  toten  werde.  Es  beweist  dies  die  Schwäche  der 
Regierung,  dass  dieser  Mörder  mitten  in  der  Stadt  vor  Allen  mich 
mit  Ermordung  bedrohen  kann.  Abends  sah  ich  Safi,  der  ebenso 
freundlich  ist  als  früher  war,  so  dass  ich  gewiss  nichts  eingebüsst 
habe.  'Othman  ist  nach  Fezzän  wegen  seiner  Kamele  gegangen. 
Er  trug  mir  auf,  ihm  zu  schreiben,  wann  ich  abreisen  wollte, 
denn  er  will  mich  begleiten.  Jch  fürchte,  aus  dem  Frieden 
zwischen  den  Tuärik  wird  so  bald  nichts,  Niemand  spricht  davon. 
Ichenuchen  ist  nach  dem  W.  Taneskruft  auch  wegen  seiner  Kamele. 
Ich  bin  immer  noch  im  Zweifel,  ob  ich  gehen  oder  bleiben  soll. 
In  Air  sind  die  Leute  weniger  misstrauisch,  namentlich  wenn  ich 
ein  Schreiben  des  Kadi  mitbringe. 


328  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


16.  Dezember.  In  der  Frühe  ging  Stani  mit  einer  schönen 
rothen  Djnbba  zu  Safi  und  überbrachte  sie  ihm  als  Geschenk;  sie 
wurde  sehr  freundlich  aufgenommen.  Nachmittags  auf  einem  Spazier- 
gange von  der  Stadt  traf  ich  den  Scherif  Mohammed,  der  mir  von 
Weitem  zurief  und  mich  frug,  ob  ich  nach  den  Sudan  ginge.  Ich 
antwortete,  ich  sei  noch  im  Zweifel,  worauf  er  meinte,  ich  solle 
nur  warten  und  nach  dem  Friedensschluss  mit  ihm  in  das  Hoggar- 
Land  gehen.  Es  war  mir  auffallend,  von  diesem  sonst  so  stolzen 
Manne  auf  diese  Weise  angesprochen  zu  werden.  Abends  traf  ich 
Safi  für  kurze  Zeit  allein  und  frug  ihn,  wie  die  Aussichten  mit 
der  Reise  in  das  Hoggar- Gebiet  ständen.  Die  Aufforderung  des 
Scherif  erklärte  er  einfach  als  Lüge.  Niemand  könne  es  wagen, 
mich  in  jenes  Land  zu  bringen,  ja,  die  volle  Wahrheit  sei,  selbst 
nach  dem  Frieden  bedürfe  es  noch  eines  Jahres  bis  die  Hoggar 
hierher  in  die  Stadt  kämen  und  so  eine  Garantie  für  den  Frieden 
böten.  Ich  war  überrascht,  schliesslich  nach  so  langem  Warten 
einen  so  entscheidenden  Aufschluss  zu  erhalten.  Er  scheint  ge- 
glaubt zu  haben,  ich  würde  vielleicht  die  Reise  nach  dem  Sudän 
ganz  aufgeben.  Mit  jener  Karawane,  die  nach  dem  Feste  geht, 
meinte  er,  könnte  ich  ohne  Furcht  reisen;  namentlich  sei  von  dem 
Scheich  nichts  zu  fürchten,  denn  wohin  sollte  er  dann  gehen, 
nachdem  er  etwas  mir  zu  Leide  gethan,  da  alle  Länder  ihm  ver- 
schlossen sein  würden. 

17.  Dezember.  Safi  teilte  mir  mit,  dass  die  Kelowi  schon 
vor  dem  Feste  gehen  wollen,  so  dass  ich  mich  sehr  beeilen  muss, 
f.. Iis  ich  mit  ihnen  reisen  will.  Allein  nach  dem  Feste  geht  eine 
Anzahl  von  Ihadanarem  nach  Air  unter  Führung  des  Ouinsig, 
welche  Waren  der  Ghadamesine'r  nach  Air  bringen  sollen.  Diese 
nehmen  ihren  Weg  über  Dider  und  gehen  von  dort  nach  Air. 
Könnte  ich  mit  diesen  gehen,  so  würde  ich  einen  neuen,  sehr 
interessanten  Weg  einschlagen  können.  Safi  wird  sich  nun  er- 
kundigen und  mit  Ouinsig  sprechen.  Die  grössere  Karawane 
bietet  jedenfalls  mehr  Schutz  als  die  geringe  Anzahl  unter  Ouin- 
sig. Abends-  lud  ich  den  Scherif  Mohammed  von  Schingit  zum 
Thee  ein.    Er  geht  nach  Ghadames. 

Ich  übergab  Safi  mein  Geld  zum  Wechseln,  da  dasselbe  hier 
sehr  gesucht  ist,  so  dass  ich  ihm  damit  zugleich  einen  Gefallen 
erweise.  Safi  wird  sich  morgen  erkundigen  über  die  Zeit  der 
Abreise  der  Ihadanarem  und  ihre  Anzahl.  Nur  wenn  ihre  Be- 
gleitung genügenden  Schutz  gewährt,  lässt  er  mich  mit  ihnen 
ziehen,  wenn  nicht,  so  muss  ich  in  Kürze  abreisen.  Der  Scherif 
aus  Schingit  erzählte  mir,,  in  seinem  Vaterlande  gebe  es  ein 
grosses  Gebirge  mit  schönen  Bergen,  und  will  es  selbst  gesehen 
haben;  ob  der  Schnee  das  ganze  Jahr  dort  liegen  bleibt,  weiss 


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Tagebuch  des  verstorbeneu  Dr.  Erwin  von  Bary. 


329 


er  nicht  anzugeben;  er  meint,  wenn  ich  in  sein  Land  käme, 
würde  ich  sehr  gut  aufgenommen  werden.  Wer  weiss,  wohin 
mich  das  Geschick  treibt?  Jedoch  bin  ich  sehr  erfreut,  nach  Air 
za  kommen  und  dort  mit  Hilfe  eines  Briefes  von  Saft  freundlich 
aufgenommen  zu  werden.  So  kann  ich  doch  das  Land  mit  Ruhe 
studieren,  bis  die  Geldsendung  aus  Berlin  eintrifft.  Hatte  ich  nur 
Barth's  Reisewerk*). 

18.  Dezember.  Safi  Hess  mir  in  der  Frühe  sagen,  ich  solle 
mich  innerhalb  vier  Tagen  fertig  halten;  er  habe  Leute  gefunden, 
die  verlässlich  seien  und  bereitwillig  mich  hinzubringen,  wohin 
ich  will.  Stani  fing  Streit  an  mit  dem  kleinen  Scherif,  so  dass 
dieser*  entrüstet  das  Haus  verliess;  seine  böse  Zunge  wird  ihm 
noch  einmal  teuer  zu  stehen  kommen.  Abends  Safi  gesprochen; 
er  meint,  ich  soll  mich  nur  nach  Korn  und  Gerste  umsehen  und 
Alles  möglichst  schnell  vorbereiten,  denn  nachdem  diese  Karawane 
abgegangen  sei,  gebe  es  keine  sichere  Gelegenheit  mehr,  sondern 
nur  einzelne  Trupps  von  Tuärik's,  auf  die  man  sich  nicht  verlassen 
könne.  Wie  soll  ich  noch  in  der  kurzen  Zeit  Alles  reisefertig 
machen ! 

19.  Dezember.  In  der  Frühe  kamen  Kelowi  zu  mir,  darunter 
ein  Sohn  des  bekannten  Hussein  aus  Air;  sie  wollten  hören,  ob 
ich  ihre  Kamele  begehre  oder  nicht;  allein  ich  musste  ihnen 
noch  immer  dieselbe  Antwort  wie  gestern  geben,  nämlich  dass 
ich  noch  Lebensmittelvorrat  kaufen  müsste ;  wenn  ich  solche  fände, 
ginge  ich  mit  ihnen,  wenn  nicht,  sei  es  unmöglich.  Nirgends 
verkauft  man  mir  Getreide;  Stani  giebt  sich  übrigens  auch  gar 
keine  Muhe,  da  er  durchaus  nicht  nach  dem  Sudan  will.  Ich  traf 
heute  Hadsch  Mustafa  allein  und  frug  ihn,  ob  er  mir  Geld  geben 
wolle,  falls  ich  dessen  bedürfe;  er  meinte,  er  habe  keins,  dagegen 
könnte  ich  von  seinen  Waren  nehmen  z.  B.  Burnusse  und  dergl. 
Überall  dieselbe  Geschichte.  Ich  bin  nicht  in  geringer  Verlegen- 
heit. Wenn  ich  diese  Gelegenheit,  mit  den  Kelowi  abzureisen, 
versäume,  muss  ich  sehen,  wie  ich  später  weiter  komme,  denn  ich 
bin  entschlossen  abzureisen,  da  ich  hier  nur  Geld  und  Zeit  ver- 
liere. Es  fiel  mir  heute  auf,  dass  Safi,  dem  ich  15  Goldstücke 
zum  Wechseln  gegeben,  sich  mit  dem  Zurückzahlen  Zeit  lässt. 
Hoffentlich  keine  unangenehme  Erfahrung  von  dieser  Seite! 

20.  Dezember.  Ich  arbeitete  den  ganzen  Tag  daran,*  die 
Kisten  mit  Leder  zu  beziehen  für  die  Reise  nach  Air.  Nach- 
mittags kam  ein  Briefpaket,  welches  Anna's  ersten  Brief  enthielt, 
so  dass  derselbe  nach  dem  zweiten  ankam,  auch  ein  freundliches 
Schreiben  des  italienischen  Konsul. 


*)  Auch  dieses  befand  sich  unter  den  nachgesandten  Büchern.  Red. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


21.  Dezember.    Ohne  Notizen  im  Tagebuch. 

22.  Dezember.    Vormittags  am  Zelt  gearbeitet  and  in  die 
Moschee  gegangen.    Nach  dem  Gebete  war  ich  nicht  wenig  über- 
rascht, plötzlich  meinen  Namen  zu  hören  und  eine  lange  Erklärung, 
dass  ich  Moslem  sei.   Es  war  ein  Brief  des  Kadi  an  Hadsch  Bilcha, 
den  er  in  der  Moschee  verlesen  Hess,  um  ihn  bekannt  zu  machen. 
Nachmittags  traf  ich  den  Scherif  Mohammed,  der  mir  erklärte,  er 
gehe   nicht  zu  den  I loggar,   dagegen  will  er  mir  einen  Ersati 
stellen  in  dem  Marabut  Mohammed,  dem  Nachfolger  Si  'Othman  n 
zanga  von  Timassenin.    Dieser,  den  Ifoga's  angehörig,  machte  mir 
einen  sehr  guten  Eindruck.    Er  erbietet  sich,  mich  heimlich  nach 
dem  Berge  Udars   zu  fuhren,  nur  müsste  ich  mich  als  Tuärik 
kleiden.    Er  gab  zu,  dass  etwas  Gefahr  für  mein  Leben  dabei  sei 
und  meint  selbst,  es  sei  besser,  zu  warten  bis  Frieden  geschlossen 
würde,  der  nicht  lange  auf  sich  warten  lassen  könne.    Ich  ziehe 
diesen  Begleiter  fast  dem  'Othman  vor;  er  spricht  besser  arabisch 
und  ist  schon  im  Lande  der  Hoggar  gewesen,  kennt  auch  viele 
Personen  daselbst.    Morgen  will  die  grosse  Karawane  nach  dem 
Sudan  abgehen,  allein  abends  höre  ich  die  überraschende  Nach- 
richt, dass  11  Kamele  fehlen  und  wahrscheinlich  in  Titersin  ge- 
stohlen wurden,  folglich  bleiben  die  Kelowi  noch  mehrere  Tage 
hier,  was  vielleicht  mir  doch  noch  zur  Abreise  verhilft.  Wörde 
nur  Safi   mir  mein  Geld  zurückgeben.    Ufenaid  sagte  mir  heute 
in  Gegenwart  Safi's,  dass  er  um  keinen  Preis  in  der  Welt  mit 
mir  zu  den  Hoggar  ginge,  selbst  nicht,  nachdem  Friede  geschlossen 
sei,  denn  es  seien  wortbrüchige  Leute,  und  keiner  ihrer  Gäste  «ei 
sicher,  nicht  von  ihnen  getötet  zu  werden. 

23.  Dezember.  Ich  traf  Dedekora,  der  mir  wieder  freundlich 
entgegenkam  und  sein  früheres  Wesen  entschuldigte,  nachdem  er 
so  sehr  mit  Geschäften  überhäuft  gewesen  sei;  nun  aber  habe  er 
alles  hinter  sich.  In  Air  konnte  ich  getrost  umherreisen,  es  sei 
dort  nichts  zu  fürchten.    Ouinsig  sei  ein  sicherer  Führer. 

24.  Dezember.  Safi  hat  mir  noch  immer  nicht  mein  Geld 
zurückgegeben,  was  ich  ihm  nur  um  es  zu  wechseln  gegeben  hatte. 
Es  ist  doch  eine  Schande  für  einen  Mann  in  seiner  Stellung. 
Sam mit  bot  mir  an,  Waren  zu  geben,  allein  Lebensmittel  sind 
nicht  aufzutreiben.  Das  fehlt  mir  noch  in  meiner  Lage ,  dass  der 
Kaimakam  mir  all  mein  Geld  zurückbehält. 

25.  Dezember.  Ich  sah  heute  meine  Kelowi,  die  mich  nach 
ATr  bringen  sollen.  Sie  erkundigten  sich  eifrig,  ob  ich  endlich 
Lebensmittel  gefunden  habe;  da  sie  nämlich  viele  Kamele  haben 
ohne  für  sie  Ladung  gefunden  zu  haben,  liegt  ihnen  sehr  daran, 
wenigstens  für  meine  4  Kamele  Ladung  zu  erhalten.  Sie  gehen 
nach  Sinder,  sind  aber  bereit  mich  zu  bringen,  wohin  ich  will. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Safi  redet  mir  zu,  mich  einige  Zeit  bei  Hadsch  Bilchu  aufzuhalten, 
an  den  ich  empfohlen  bin,  bis  ich  meinen  Weg  ausführe,  denn  in 
Agades  kenne  ich  Niemand  und  habe  gar  keinen  Anhaltspunkt. 
Besser  ich  bleibe  bei  Bilchu,  denn  so  lerne  ich  auch  die  Tuarik 
näher  kennen.  Safi  zögert  immer  noch  mit  der  Zurückgabe 
meines  Geldes!  Ufenait  erklärte  mir  heute,  dass  er  mein  Freund 
bleibe,  ich  möge  ihm  etwas  geben  oder  nicht.  Es  ist  wahr,  dass 
er  der  Einzige  ist,  der  nicht  gebettelt  hat;  deshalb  thut  es  mir 
leid,  ihm  kein  grosses  Geschenk  geben  zu  können,  aber  etwas 
wenigstens  soll  er  erhalten,  vielleicht  kommt  es  andern  Reisenden 
zu  gut.  Der  Imam  sprach  mich  heute  um  Arzeneien  für  seine 
Augen  an  und  liess  merken,  dass  er  eigentlich  auch  etwas  be- 
anspruchen könne  wegen  des  Schreibens  an  Hadsch  Bilchu,  das 
er  in  der  Moschee  vorgelesen  hat.  Woher  soll  ich  die  Mittel 
nehmen  allen  diesen  Forderungen  zu  genügen? 

26.  Dezember.  In  der  Frühe  kam  Ufenait,  den  ich  bestellt 
hatte,  um  ihm  den  roten  Eaftan  mit  goldgestickten  Ärmeln  zu 
geben.  Als  ich  ihm  denselben  überreichte,  rief  er  aus:  ma- 
schallah.  Offenbar  hatte  er  ein  solches  brillantes  Geschenk  nicht 
erwartet.  In  sehr  wenigen  aber  herzlichen  Worten  versicherte 
er,  dass  ich  jederzeit  ihr  Land  durchstreifen  könne,  sofern  ich  nur 
-wolle.  Er  zog  das  Kleid  an  und  ging  eilig  nach  Hause,  um  sich 
wahrscheinlich  mit  den  Seinen  daran  zu  erfreuen.  Morgen  am 
Festtage  wird  er  zum  ersten  Mal  öffentlich  darin  erscheinen.  Es 
war  ein  Vergnügen  ihm  zuzusehen,  wie  sehr  er  entzückt  war. 

27.  Dezember.  Ich  arbeitete  fleissig  an  meinem  Bericht  an 
die  geographische  Gesellschaft,  damit  er  vor  meiner  Abreise  nach 
Air  abgehen  kann.  Safi  hat  mir  leider  mein  'Geld  immer  noch 
nicht  zurückgegeben.  Ich  will  jetzt  Abd  es  Salam  beauftragen, 
ihn  daran  zu  erinnern.  Die  Folga's  Hessen  sich  nicht  wieder 
blicken.  Vielleicht  sind  sie  schon  nach  Ghadames  zurückgekehrt. 
Ich  hätte  ihnen  gern  den  Brief  an  den  englischen  Konsul  mitge- 
geben. Da  ich  keine  festlichen  Kleider  anzuziehen  habe,  ging  ich 
in  der  Frühe  nicht  zum  öffentlichen  Gebet. 

28.  Dezember.  Der  Kelowi,  den  mir  Safi  empfohlen  hat, 
kam ,  um  mein  Gepäck  zu  besehen  und  machte  dann  die  unver- 
schämte Forderung  von  25  real  für  jedes  Kamel  bis  zum  Hadsch 
Bilchu.  Er  will  mich  um  jeden  Preis  nach  dem  Sudan  bringen, 
um  mehr  Geld  für  die  Kamelmiete  zu  erhalten,  allein  im  Sudan 
kann  ich  nicht  so  viel  Geld  bezahlen,  da  mir  nichts  übrig  bleibt 
zu  leben.  Er  will  nämlich  von  Sinder  nach  Sokoto,  d.  h.  viel- 
leicht mich  in  ersterer  Stadt  anderen  Leuten  übergeben.  Wer 
leiht  mir  etwas  in  Sinder?  Ich  bin  deshalb  gezwungen,  von  hier 
nur  einen  kleinen  Schritt  vorwärts  zu  machen,  bis  Bilchu;  der 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Verkauf  der  Kamele  wird  mir  dann  weiter  helfen.  Abends  sah 
ich  Abd  es  Salam,  der  bisher  noch  nichts  davon  gewusst  hatte, 
dass  ich  dem  Kaimakam  Geschenke  gemacht  habe.  Er  meinte, 
über  mein  Geld  konnte  ich  ruhig  sein,  ich  würde  es  jedenfalls 
zurückerhalten. 

29.  Dezember.  Amr  Tschwausch  teilte  mir  mit,  dass  er  selbst 
gehört  hat,  wie  Safi  von  mir  als  Kafir  gesprochen  hat,  and 
meinte,  ich  solle  ihm  nicht  trauen.  Ich  hatte  Besuch  vom  Imam, 
der  wegen  Augenleidens  zu  mir  kam ;  ich  gab  ihm  gute  Augen- 
gläser,  die  ihn  sehr  erfreuten.  Er  glaubt,  wenn  ich  mit  diesen 
Kelowi  ginge,  hätte  ich  nichts  zu  fürchten,  auch  Ouinsig  sei  ver- 
lässlich. Dagegen  meinte  er,  ich  solle  von  dem  Kadi  ein  Schrift- 
stück anfertigen  lassen,  worin  mir  mein  Führer  verspricht,  mich 
sicher  nach  Sinder  zu  bringen.  Ich  denke  nämlich,  dass  es  doch 
besser  ist,  gleich  bis  Sinder  zu  gehen,  weil  dies  eine  billige  Ge- 
legenheit ist  und  weil  ich  dort  eher  etwas  geliehen  erhalte  als 
sonstwo.  Ich  werde  also  in  Sinder  auf  Geld  warten  und  dann 
nach  Sokoto  gehen.  Mein  Geschenk  wird  gewiss  gut  aufgenommen 
vom  Sultan  in  Sinder,  während  ich  bei  Bilchu  drei  Monate  sicher  auf 
Geld  warte.  Vielleicht  nehmen  mich  die  Kelowi,  ohne  dass  ich 
sogleich  die  Miete  bezahle.  In  diesem  Falle  würde  ich  mit  ihnen 
bis  Sinder  gehen;  denn  sie  fordern  dafür  gerade  soviel  als  bis 
Air.  Gefällt  mir  Bilchu,  so  kann  ich  immer  mit  seiner  Hilfe  auf 
freundschaftlichem  Wege  vom  Kontrakt  loskommen.  Wäre  nnr 
mein  Bericht  an  die  geographische  Gesellschaft  fertig! 

30.  Dezember.  Heute  kamen  die  beiden  Fogas  von  Timas- 
sinin  zu  mir.  Ich  gab  ihnen  den  Brief  des  englischen  Consuls, 
sowie  jenen  an  .den  Kerkeny.  Sie  versprachen  getreulich  die 
Briefe  zu  überbringen;  wenn  eine  günstige  Antwort  erfolgt,  so 

'  will  der  Marabut  dieselbe  Antwort  an  Abd  es  Salam  Kinami  mit- 
teilen, der  sie  mir  zuschicken  wird.  Ich  beschenkte  beide  mit 
Messer  und  Schere;  Ersterer  war  sehr  glücklich,  weil  das  ihm 
geschenkte  Messer  englisches  Fabrikat  war,  während  die  Schere 
als  französisches  als  von  geringem  Werte  angesehen  wurde.  Nach- 
mittags ging  ich  zum  Safi,  erhielt  aber  trotz  der  wiederholten  Ver- 
sicherung nichts;  dagegen  versprach  er  mir  einen  Brief  von  Bilchu 
und  einen  Versicherungsschein  für  die  Forderung  der  Leute. 
Abends  ging  ich  zu  Abd  es  Salam  Sinam  und  teilte  ihm  meinen 
Misserfolg  bei  Safi  mit;  er  versicherte  aber,  ich  würde  das  Geld 
erhalten.  Vom  Scheich  Bubekr  erzählte  er  mir,  sie  hätten  zu- 
sammen mit  Sammit  eine  Unterredung  gehabt,  aus  der  hervorging, 
der  Scheich  verlange  einen  Burnuss  und  2  real.  Da  diese  For- 
derung wirklich  eine  gerechte  ist,  so  lasse  ich  mich  dazu  herbei, 
und  hiermit  fällt  der  letzte  Feind  hinweg. 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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31.  Dezember.  In  der  Frohe  erhalte  ich  die  Nachricht,  dass 
Scheich  Egebeker  plötzlich  mein  bester  Freund  geworden  sei  und 
selbst  das  Geschenk  zurückschicken  wolle,  um  seine  uneigennützige 
Freundschaft  zu  zeigen.  Er  wird  mir  aus  eigenem  Drang  einen 
Brief  an  die  Tuarik  in  ATr  geben.  Am  Vormittag  brachte  mir 
ein  Soldat  das  Geld,  welches  ich  dem  Safi  geliehen;  es  fehlten 
aber  2  Thaler,  die  erst  auf  mein  Verlangen  zurückgegeben  wurden. 
Mein  altes  Kamel  verkaufte  ich  heute  für  77  real,  da  ich  fürchte, 
dass  es  den  langen  Weg  nach  dem  Sudan  nicht  aushält.  Den 
ganzen  Tag  packe  ich,  doch  da  die  Nachricht  eintrifft,  dass  die 
Karawane  in  mehreren  Tagen  abgeht,  so  bin  ich  recht  froh,  denn 
jetzt  kann  ich  den  Bericht  an  die  geographische  Gesellschaft  be- 
enden. Hassan  von  Tunin  kam  zu  mir,  und  will  mir  ebenfalls 
einen  Brief  an  seinen  Bruder  in  Sinder  mitgeben.  Vielleicht  leiht 
mir  sein  Onkel  einiges  bares  Geld.  Der  heutige  letzte  Tag  des 
Jahres  brachte  mir  viele  gute  Nachrichten,  so  dass  ich  getrost  der 
Zukunft  entgegensehe. 

1.  Januar  1877.  Die  Kelowi  kamen  um  das  Gepäck  zu 
besehen.  Sie  verstehen  kein  arabisch,  so  dass  ich  unterwegs 
Haussa  lernen  muss.  Ich  ging  den  ganzen  Tag  nicht  aus,  sondern 
war  mit  Packen,  Beendigung  des  Berichtes  für  die  geographische 
Gesellschaft  und  Briefschreiben  beschäftigt. 

2.  Januar.  Sammit  will  mir  nur  unter  der  Bedingung  Waren 
geben  und  sich  dieselben  in  Tripolis  bezahlen  lassen,  wenn  ich 
25  %  im  Preise  zuschlage.  Deshalb  habe  ich  gar  nichts  von  ihm 
genommen,  auch  alles  früher  von  ihm  Entnommene  bezahlt.  Nach- 
mittags ging  ich  nach  Tunin  zu  Mehedi,  um  zu  sehen,  ob  er  mir 
etwa  Geld  leihen  könne.  Ich  legte  es  ihm  nahe  genug,  aber  er 
bot  mir  nichts  an.  Morgen  will  er  zu  mir  kommen,  um  meine 
Notizen  über  Timbuktu  zu  bestätigen,  vielleicht  giebt  er  mir  doch 
wenigstens  50  Thaler.  Heute  kaufte  ich  eine  schwarze  Tobe  und 
dazu  die  Kopfbiode.  Das  Kleid  färbt  ungemein  ab,  ist  aber  sehr 
warm.  Alle  Leute  amüsieren  sich  sehr,  mich  so  gekleidet  zu 
sehen.  Ich  Hess  heute  alles  Gepäck  wiegen,  wobei  sich  die  Ke- 
lowi sehr  anständig  benommen  haben  und  mich  nicht  zu  übervor- 
teilen suchten.  Das  Haupt  meiner  Kelowi  heisst  Bindurmas  und 
ist  mir  sehr  sympatisch.  Abends  bis  tief  in  die  Nacht  hinein  an 
meinem  Bericht  geschrieben  und  glücklich  vollendet.  Ich  verlasse 
Ghät  im  Besitz  von  180  M.  Th. 

3.  Januar.  Mehedi  kam  zu  mir,  erzählte  mir  sehr  eilig  von 
Timbuktu  und  eilte  wieder  davon;  mir  kam  es  vor,  als  fürchte 
er,  von  mir  um  Geld  angeredet  zu  werden.  Safi  ist  freundlich 
wie  immer  und  übergab  mir  Briefe  an  alle  Scheichs  und  Sultane 
auf  meinem  Wege.    So   wird   es  mir  überall  an  nichts  fehlen. 


334  Tagebuch  de«  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

Abends  war  ich  bei  ihm  und  Amr  Aachanseh;  ich  glaabe  wirklich, 
ich  kann  mich  anf  San*  verlassen  insoweit  es  meine  Korrespondenzen 
und  Pakete  betrifft. 

4.  Januar.  In  der  Frühe  kam  einer  der  Kelowi,  um  das 
Gepäck  fortzuschaffen;  da  wir  aber  noch  alle  Hände  voll  zu  thun 
hatten,  ging  er  wieder  fort.  Ich  Hess  die  Blechkiste  mit  Steinen 
für  Anna  zulöten  und  so  einfach  an  Sammit  übergeben.  Bar.  727. 
Safi  gab  mir  4  Briefe  an  alle  Scheichs  und  Sultane  am  "Wege, 
wogegen  ich  ihm  einen  Schein  ausstellte,  dass  mir  während  meines 
Aufenthalts  in  Ghat  kein  Grund  zur  Klage  vorgekommen  sei. 
Die  beiden  Briefe  an  den  Consul  und  an  Anna  übergab  ich  ihm. 
In  letzterem  war  mein  Bericht  an  die  geographische  Gesellschaft, 
in  dem  andern  ein  Brief  an  den  englischen  Consul  und  Labi. 
Endlich  war  alles  bereit,  und  das  Gepäck  konnte  hinunter  geschafft 
werden.  Safi  sowie  Insbaschi  kamen  mir  Lebewohl  zu  sagen,  als 
ich  mit  meinem  Gepäck  neben  den  Gärten  vor  der  Stadt  lag. 
Weder  Dedekora  noch  Hamedu  zeigten  sich.  Als  das  Aufladen 
begann,  stellte  sich  heraus,  dass  der  Kelowi  nur  2  Kamele  mit- 
gebracht hatte!  Er  schlug  vor,  die  Hälfte  des  Gepäcks  fortzu- 
schaffen,  dann  wiederzukommen  und  die  andere  Hälfte  zu  holen. 
Stani  wurde  ungemein  heftig  und  erklärte,  er  gehe  nicht  mit  diesen 
Leuten,  und  als  ich  darauf  bestand,  suchte  er  wirklich  seine  Suchen 
zusammen  und  machte  Anstalten  mich  zu  verlassen.  Schliesslich 
mietete  ich  2  Kamele  für  den  enormen  Preis  von  4  real  und  liess 
aufladen.  Ich  versuchte  einen  neuen  Diener  zu  bekommen  und 
wollte  eben  deshalb  zu  Safi  gehen,  als  Stani  sich  eines  bessern 
besann  und  mitging.  So  waren  wir  endlich  nach  allen  diesen 
Widerwärtigkeiten  um  5  Uhr  abends  zum  Abmarsch  bereit.  Amr 
begleitete  uns  eine  Strecke  bis  auf  die  Ebene,  welche  Ghät  von 
Barakat  scheidet.  Wir  zogen  an  den  Gärten  von  Barakat  vorbei, 
die  weithin  zerstreut  liegen,  bis  wir  gegen  Mitternacht  im  Wadi 
Issejen  ankamen  und  hier  auf  einer  weiten  Ebene  inmitten  von 
FlugSandhügeln  und  Ethel- Gebüschen  die  grosse  Karawane  gelagert 
fanden.  Alles  lag  in  tiefem  Schlaf,  so  dass  wir  unbemerkt  blieben, 
obwohl  wir  unsere  Zelte  aufschlugen. 

5.  Januar.  Man  sieht  von  unserem  Lager  aus  das  Idinen- 
Gebirge  in  der  Richtung  7  °.  Nach  langer,  unangenehmer  Dis- 
kussion mit  Biduma  bezahlte  ich  den  Mann,  der  uns  die  zwei 
Kamele  gebracht  hatte,  und  sprach  die  Hoffnung  aus,  von  jetzt  an 
werde  alles  glatt  gehen.  Wir  blieben  diesen  Tag  im  Lager,  wai 
uns  recht  wohl  that  nach  dem  Nachtmarsch,  denn  wir  beide  waren 
zu  Fuss.  Bar.  722.  Das  Tasili  ist  nun  näher  zur  Rechten  und 
der  Akakus  zur  Linken.  Überall  derselbe  Sandsteinboden.  Das 
Wadi  gehört  dem  Taneskruft  an. 


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335 


6.  Januar.  In  der  Frühe  fanden  wir  zu  unserer  Überraschung, 
dass  kein  Kamel  für  uns  zum  Reiten  da  war,  so  dass  Biduma 
offenbar  gai  nicht  für  uns  gesorgt  hatte.  Er  Hess  alle  Leute  reden 
und  blieb  still,  da  er  wohl  wusste,  dass  er  die  Schuld  trage.  Um 
10  Uhr  vormittags  brachen  wir  auf  und  kreuzten  bald  darauf  das 
Wadi,  so  dass  wir  nun  an  dessen  rechter  Seite  aufwärts  gehen. 
An  mehren  Stellen  tritt  zinnoberroter  Ocker  auf  von  ungemeiner 
Reinheit.  Beide  Seiten  des  Thalweges  sind  pflanzenleer.  11  Uhr 
15  Idinen  10  ,  wir  gehen  immer  aufwärts.  Bar.  713.  Uns  zur 
Rechten  das  Wadi  mit  Flugsand,  während  unser  Weg  über  Ha- 
mäda-Boden  führt,  der  an  beiden  Seiten  des  Wadi  sich  ausdehnt. 
\  auf  4  Uhr  gehen  wir  etwas  links  von  dem  Wadi  während  das 
frühere  sich  rechts  fortsetzt  (so  wenigstens  schien  es  mir).  Jfö  Uhr 
schlugen  wir  unser  Lager  an  einer  öden  Stelle  auf.  Bar.  77. 
W.  Tineikum. 

7.  Januar.  In  der  Frühe  um  \  auf  11  Uhr  aufgebrochen,  den 
steilen  Abfall  des  Akakus  zur  Linken ;  die  Gegend  ist  felsig-sandig, 
unsere  Richtung  140.  Uhr  haben  wir  nun  die  hohen  Bergwände 
des  Akakus  und  kleinere  Höhenzüge  hinter  uns,  uns  zur  Linken 
setzt  das  Plateau  sich  fort.  Um  3  Uhr  machen  wir  am  Ende  einer 
weiten  Ebene  Halt,  die  den  Namen  Akauf  trägt.  Bar.  abends 
9  Uhr  712.  Der  Südabhang  des  Akakus  lässt  vielfach  Flugsand- 
anhäufungen erkennen,  die  gleichsam  an  die  Wände  angelehnt 
sind.  Das  Tasili  erscheint  jetzt  niedriger  als  vorher.  Alles 
schwarzes  Gestein,  Pflanzen  sehr  spärlich.  Hier  und  da  kleine 
Sanddünen,  aber  nie  isoliert,  stets  nur  au  die  Felswände  angeweht. 

8.  Januar.  In  der  Frühe  fand  sich  das  Wasser  in  der  offenen 
Schüssel,  in  welche  wir  das  schlammige  Wasser  gelassen  hatten, 
damit  sich  die  Erde  darin  setzen  sollte,  gefroren.  Um  8  Uhr 
früh  diesmal  ohne  Streit  aufgebrochen.  Einem  der  Kclowi,  der 
unsere  Kamele  führte,  versprach  ich  Essen,  wenn  er  unser  Gepäck 
ordentlich  besorge,  und  er  besserte  sogleich  sein  Benehmen. 
Richtung  140.  Wir  steigen  bald  darauf  etwas  in  die  Hohe,  gehen 
über  den  mit  Felsen  übersäeten  Tasili.  Um  8^  Uhr  Richtung  170 
am  Wege  mehrere  Steinlinien.  Um  12  Uhr  ziehen  wir  über  eine 
weite  Ebene,  zur  Rechten  ein  Wald  von  Steinsäulen,  die  einen 
weiten  Abhang  oft  brückenartig  verdecken.  Bunter  Schiefer  tritt 
auf  an  den  grossen  Thalwänden,  ganz  derselbe  wie  in  Taita.  Um 
*j  auf  1  Uhr  haben  wir  zur  Linken  ein  Wadi  mit  Sandboden  und 
um  2  Uhr  machen  wir  Halt  auf  einer  weiten  Ebene.  Zur  Linken 
einige  Gärten  und  Hütten ;  der  Ort  heisst  Arikin.  Hohe  Gebirgs- 
züge waren  uns  bisher  zur  linken  Seite  gefolgt,  während  der 
niedrige  Tasili  uns  dicht  zur  Rechten  war.  Die  Gegend  wird 
offener.    Abends  kommen  einige  Tuärik  vom  Orte  zu  uns,  arme, 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


harmlose  Leute,  die  um  Zucker  bitten.  Hoggar  haben  sie  keine 
gesehen;  sie  stehen  mit  ihnen  auf  keinem  guten  Fusse.  Sie  er- 
zählen mir,  die  Leute  von  Djanet  seien  gute  Freunde  mit  den 
Hoggar,  daher  ihnen  von  diesen  nie  etwas  geschehen.    Bar.  714. 

9.  Januar.  8'^  Uhr  früh  brachen  wir  auf  in  der  Richtung 
Süd  und  zwar  einem  kleinen  Wadi  entlang  aufwärts,  welches  nach 
Arikin  hinabfliesst.  Der  Weg  führt  stets  über  eine  absolut  kahle, 
steinige  Wüste ,  selbst  pflanzenarmer  als  die  grosse  Hammada  el 
Hamm,  nur  ist  der  Eindruck  weniger  abschreckend,  wegen  der 
abwechselnden  Bergformen.  Um  12  Uhr  kreuzen  wir  diesen 
Zweig  des  Wadi,  welches  uns  zur  Linken  bleibt,  wo  wir  es  bald 
aus  dem  Gesichte  verlieren.  In  dieser  Gegend  sah  ich  einen  Fuss- 
weg, der  links  nach  Bilma  führen  soll.  Um  1  Uhr  wird  die 
Gegend  flacher,  nachdem  wir  über  Felsen  etwas  in  die  Hohe  ge- 
stiegen waren.  Unsere  Richtung  war  bisher  direkt  Süd.  Um  1  Uhr 
Richtung  240  über  eine  weite  Fläche  eines  -öden  Wadi  ohne 
Pflanzen ;  dasselbe  scheint  nach  rechts  zu  gehen,  es  ist  aber  kaum 
zu  unterscheiden,  ob  dasselbe  etwas  weiter  zu  verfolgen  ist.  Von 
nun  an  geht  unser  Weg  über  eine  neue  Hammäda.  In  der  Ferne 
direkt  Nord  sehe  ich  noch  eine  terassenartige  Hohe  des  Akakns, 
an  dessen  Südabhang  Sandhügel  zu  erkennen  sind;  vor  uns  wird 
eine  zackige  Linie  von  schwarzen  Bergen  sichtbar,  während  jene 
Berglinie,  die  uns  bisher  zur  Linken  begleitet  hatte,  nicht  mehr 
sichtbar  ist,  da  sie  sich  immer  mehr  entfernt  hat.  Das  Gestein 
ist  meist  jener  Schiefer  von  Taita.  (Ich  nehme  einen  Stein  mit) 
Um  3  Uhr  machen  wir  Halt  am  Wadi  Ivseti  und  zwar  jenseits 
desselben.  Dies  ist  eine  weite,  mit  Trümmern  des  Schiefers  wie 
Steinen  bedeckte  Fläche,  wo  nur  Fagonia  arabica  in  verdorrten 
gelben  Sträuchern  wächst.  Mein  Führer  versicherte,  dass  das 
Wadi  Eseti  von  hier  nach  Süd  und  später  nach  Südost  gehe. 
Jeden  Abend  schnitten  die  Kelowi  ihr  Gras  für  die  Kamele,  da 
sie  es  sonst  nicht  frassen.  Die  Karawane  hält  viel  mehr  Ordnang 
als  die  Araber  und  die  Leute  sind  alle  freundlicher. 

10.  Januar.  Mein  Barometer  zeigt  heute  früh  728,  während 
es  gestern  auf  707  (?)  stand.  Wir  brachen  um  7^  Uhr  auf.  An- 
fangs hielten  wir  die  Richtung  West  über  eine  vollkommen  flache 
Hammada,  bald  darauf  220.  Wir  gehen  immer  aufwärts  jener 
zackigen  Linie  von  schwarzen  Bergen  zu,  die  wir  schon  gestern 
gesehen.  Hinter  uns  sehen  wir  den  steilen  Akakus  oder  wie  die 
Leute  jetzt  sagen,  die  Berge  von  Arikin.  Von  diesem  steilen 
Abfall  an  zieht  sich  eine  unterbrochene  Reihe  von  Bergen  weit« 
hin  zu  unserer  Linken  gegen  Süd-Ost,  allein  nirgends  sieht  man 
Terassen,  sondern  dasselbe  ist  nun  aufgelöst  in  eine  Menge  von 
einzelnen  Bergen   mit  sandigen  Wadis  dazwischen.     Um  \  auf 


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Tagebuch  dea  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


337 


10  Uhr  kreuzten  wir  ein  kleines  Wadi,  das  hier  nach  Nord  lauft. 
Unsere  Richtang  ist  230  über  die  flache  Hammada  in  Windungen. 
Um  11  TJhr  Richtung  240.  Um  12  Uhr  sind  wir  bei  jenen 
schwarzen  Hügeln  angekommen,  die  uns  von  Weitem  als  Berg-: 
linie  imponierten,  die  aber  nichts  weiter  sind  als  niedrige  Hügel 
Ton  etwa  30 — 40  Fuss  Höhe,  die  einer  aufsteigenden  Hammada 
aufgesetzt  sind.  Die  Hügel  sind  alle  aus  schwarzem  Sandstein 
und  auffallend  regelmässig  konisch  oder  pyramidenförmig;  die 
Schichten  liegen  horizontal.  Überall  Sand  in  dem  Wadi,  aber 
keine  isolierten  Dünen.  Die  Vegetation  ist  die  der  Hammada,  wie 
ich  sie  bisher  kennen  gelernt.  Starker  Wind  in  diesem  hohen 
Plateau  und  empfindlich  kalt.  2  Uhr  machen  wir  jenseits  dieser 
Höhenlinie  in  »einem  Wadi  Halt.    Dasselbe  heisst  Tuhinakaham. , 

11.  Januar.  Wir  bleiben  diesen  Tag  hier,  da  wir  nun  vier 
Tage  vor  uns  haben  ohne  Wasser  und  ohne  Vorräte  für  die  Ka- 
meele;  deshalb  muss  dafür  gesammelt  werden,  und  alle  Eameele 
tragen  Bündel  mit  Gras.  Ich  benutze  die  Zeit  und  unternehme 
einen  Streifzug  in  die  Umgegend.  Ich  besteige  einen  der  vielen 
Hügel  und  sehe  gegen  Nord  hohe  Bergzüge,  auch  im  Osten  zahl- 
reiche Hügel,  dagegen  im  Nord -West  flache  Höhen.  Die  Leute 
amüsierten  sich  mit  Scheibenschiessen.  Es  giebt  viele  Fussspuren 
von  Gazellen  und  bekr  el  uaset;  wir  bekommen  aber  keine  zu 
Gesicht.  In  der  Flora  kommt  noch  keine  neue  Pflanze  vor.  Im 
Gestein  sind  viele  grosse  Quarzkörner  eingeschlossen. 

12.  Januar.  In  der  Frühe  fanden  wir  das  Wasser  gefroren 
in  einer  weiten  Schüssel,  in  welcher  es  über  Nacht  ausserhalb 
des  Zeltes  stehen  geblieben  war.  Das  Eis  muss  erst  über  dem 
Feuer  auftauen,  so  fest  ist  die  Kruste.  Dichter  Nebel  liegt  über 
der  Landschaft  und  bei  Sonnenuntergang  ziehen  die  schweren 
Schichten  langsam  in  die  Höhe,  wie  wir  es  in  Deutschland  ge- 
wohnt sind.  Wir  brachen  um  8  Uhr  auf  und  ziehen  in  der  Rich- 
tung NW.  über  die  Ebene,  in  der  wir  gelagert  hatten.  Bald 
darauf  befinden  wir  uns  aber  wieder  zwischen  Hügeln  von  Granit 
9'^  Uhr  Richtung  290.  Um  10  Uhr  erblicken  wir  vor  uns 
gerade  im  Westen  einen  hohen  genau  kegelförmigen  Berg,  der 
sich  später  als  der  Berg  Tisga  herausstellt.  Die  Kelowi  bezeichnen 
die  verschiedenen  Lokalitäten  mit  allen  möglichen  Namen;  sie 
sind  überhaupt  sehr  schlechte  Ratgeber  in  Bezug  auf  den  Weg, 
obwohl  sie  ihn  so  oft  gemacht;  die  Tuäreg  wissen  viel  besser 
Bescheid.  Unser  Weg  windet  sich  hin  und  her  zwischen  den 
Bergen,  bald  auf,  bald  ab,  durchschnittlich  aber  immer  in  der  Rich- 
tung auf  den  Berg  Tisga  etwa  180°  um  10  Uhr.  In  diesem 
Th:ile  traf  ich  Rhus  dioica  an,  aber  immer  nur  in  einzelnen  Exem- 
plaren.   Auf  dem  Rücken  der  Abhänge  liegt  flach  rother  Granit- 

ZeiUcbr.  d.  GoacllBch.  £  Brdk.  Bd.  XY.  22 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


sand.  Kantige  Stacke  weissen  Quarzes  sind  häufig.  Das  ganze 
Land  ist  Granitgegend.  12  Uhr  45  Min.,  Richtung  24Ö;  wir  stei- 
gen über  einen  hohen  Pass  und  gehen  dann  in  der  Richtung  290. 
2  Uhr  15  Min.  durchziehen  wir  ein  schönes  Wadi  mit  vielen 
Talch-Bäumen ,  welche  von  den  Leuten  der  Karawane  eilig  für 
die  Kameele  ihrer  grünen  Zweige  beraubt  werden.  Hierauf  geben 
wir  wieder  aufwärts  West.  2  Uhr  35  Min.,  Richtung  220;  gleich 
darauf  biegen  wir  wieder  etwas  nach  West  und  setzen  diese  Rich- 
tung fort,  bis  wir  G'^  Uhr  in  einem  Thale  in  der  Nähe  des  Berges 
Tisga  Halt  machen.  Das  Thal  führt  denselben  Namen  wie  der 
Berg,  wenigstens  nennen  es  die  Leute  so.  Hier  in  der  Nähe 
unseres  Lagerplatzes  sehe  ich  grauen  Basalt  im  Granit  einge- 
schlossen, was  ich  später  noch  oft  bestätigt  fand.  * 

13.  Januar.  Sehr  kalt.  Wegen  des  starken  Windes  konnte 
kein  Zelt  aufgeschlagen  werden.  Wasser  auch  heute  gefroren, 
also  schon  drei  Nächte  hintereinander.  Vor  uns  der  steile  Berg 
Tisga,  überall  Granit  und  Granitsand.  Der  Berg  Tisga  heisst 
auch  Urtudunker.  (Ich  nahm  schwarzgraues  Gestein  von  hier 
mit.)  Derselbe  tritt  in  Adera  im  Granit  auf,  bisher  stets  in  ge- 
ringer Ausdehnung. 

Um  8  Uhr  aufgebrochen.  Um  12'^  Uhr  ziehen  wir  am  Fuss 
des  Tisga  vorüber,  der  jedenfalls  aus  Granit  besteht.  Die  Gegend 
wird  hier  etwas  offener,  unsere  Richtung  260.  Um  2  Uhr  steigen 
wir  eine  lange  Granitwand  hinab,  die  Egefnerischin  heisst,  und 
nun  liegt  eine  weite  Ebene  vor  uns  und  unter  uns  zur  Linken 
haben  wir  in  dieser  Ebene  den  bedeutenden  Bergrücken  Marian,  den 
wir  um  2  Uhr  15  Min.  passieren.  Er  trägt  viele  Zacken  und  besteht 
offenbar  aus  Granit.  Diese  Ebene,  die  wir  nun  durchwandern, 
liegt  tiefer  als  jene  Granitgegend,  die  wir  vorher  durchzogen.  In 
ihr  ist  jenes  graue  Gestein  (Basalt)  oft  anstehendes  Gestein, 
während  es  bisher  nur  selten  zum  Vorschein  kam.  Pflanzen 
fehlen  absolut.  6  Uhr  20  Min.  machen  wir  Halt  mitten  auf 
offener  Serir.  Die  ganze  Ebene  ist  mit  schwerem  Granitsand  be- 
deckt, trägt  aber  keine  Dünen  und  ist  ohne  Pflanzen  und  Tiere, 
Raben  ausgenommen,  die  überhaupt  an  den  ödesten  Stellen  der 
Wüste  vorkommen.  In  der  Ferne  ist  hier  und  da  ein  einzelner 
Berg  zu  erkennen. 

14.  Januar.  Wasser  gefroren.  Der  Berg  Marian  liegt  gerade 
142°  von  unserem  Platze  aus.  Wir  halten  dieselbe  Richtung 
wie  gestern  (260°)  über  die  Ebene  inne,  in  der  oft  Basaltblocke 
umherliegen  und  das  darunter  liegende  Gestein  verraten.  Vor- 
gestern trafen  wir  etwas  Wasser  am  Wege  am  Fuss  eines  Berges, 
welcher  Tinakasim  heisst  und  die  Quelle  Tameschwed.  Um  l1^  Uhr 
kamen    wir    bei    Dünen    an    und    nahmen    hier    die  Richtong 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  339 


300°.  Am  Wege  fand  ich  im  Sande  Heuschreckenflügel  und  die 
geröbrten  nnd  zackigen  Samen  einer  Pflanze  (Probe  mitgenommen). 
Bald  darauf  Richtung  270  '^5  SW.,  dann  wieder  West.  Um 
7'^  Uhr  lassen  wir  uns  zwischen  den  Dunen  nieder.  Dieser  Platz 
heisst  Egeschin. 

15.  Januar.  Aufbruch  8  Uhr.  Eine  weite  Ebene  vor  uns. 
Richtung  300,  von  Dunen  eingeschlossen.  9  Uhr  West,  9'^  Rich- 
tung 240.  Offene  Wüste  und  Dunen  vor  uns..  Um  llj^  Uhr 
Richtung  250.  Um  2%  Uhr  bei  den  Dünen  angekommen;  Rich- 
tung 300.  Um  S1^  Uhr  übersteigen  wir  eine  hohe  Düne  und 
sehen  nun  das  Wadi  Falesles  als  einen  grünen  Streifen  vor  uns. 
Um  4]4  Uhr  Lager  beim  Brunnen  gleichen  Namens,  in  der  Mitte 
dieses  Wadi  gelegen. 

16.  Januar.  Um  10  Uhr  verliessen  wir  Falesles.  Dieser 
grüne  Streifen  besteht  nur  aus  Had;  eine  andere  Pflanze  kommt 
nicht  vor  und  diese  selbst  wächst  nur  auf  Hügeln  im  Wadi.  Un- 
sere Richtung  250.  Um  l^Uhr  Richtung  240.  Sand-  und  Kies- 
wüste. Rechts  Berge,  links  Dünen  in  der  Ferne.  Wir  gehen 
aufwärts.  Um  3!^  Uhr  steigen  wir  in  ein  Wadi  hinab,  wo  röt- 
lich-graues Gestein  auftritt,  schieferartig,  wahrscheinlich  jener  Sand- 
stein von  Gath,  durch  den  Contact  mit  Granit  etwas  verändert. 
Steinige  Hamäda.  Um  4  Uhr  45  Min.  steigen  wir  hinab  von  der 
hoch  gelegenen  Sandstein  -  Hamäda  in  eine  tiefe  Ebene  von  Kies- 
boden; hier  tritt  nun  wieder  jener  graue  Basalt  auf,  der  früher 
nur  gangartig  im  Granit  vorkam.  Um  8  Uhr  machen  wir  Lager 
auf  der  Hamäda. 

17.  Januar.  Aufbruch  um  8  Uhr.  Richtung  230.  Sand- 
stein und  viele  isolierte  Berge  uns  zur  Rechten.  Um  9^  Uhr 
dehnt  sich  eine  Bergkette  vor  uns  aus  (Tanet?).  Auf  diesem  Sand- 
steinplateau kommt  nur  etwas  Had  vor.  Wir  steigen  hinab,  bevor 
wir  uns  den  Bergen  nähren,  weshalb  sie  nicht  von  weitem  sicht- 
bar sind.  Diese  Vertiefung  ist  das  Wadi  Tireren,  eben  so  weit 
und  breiter  als  Falesles.  Um  12  Uhr  steigen  wir  an  dem  jen- 
seitigen Ufer  des  Wadi  wieder  in  die  Höhe  und  stossen  auf 
Granit,  gleich  darauf  Hamäda  von  grobem  Sandstein.  2  Uhr  15 
Min.  aufwärts  durch  den  Hamäda-Granit.  Um  6  Uhr  15  Min. 
Lager  aufgeschlagen.  Nirgends  Wasser,  das  wir  nur  von  Fales- 
les mitgenommen  hatten. 

18.  Januar.  Um  6  Uhr  80  Min.  aufgebrochen.  Ich  erfahre, 
dass  der  Sklave  Ibrahims  schon  mehrmals  in  Adamaua  war  und  so 
entzückt  von  dem  Lande  ist,  dass  er  es  selbst  Käno  vorzieht.  Stets 
gehen  Karawanen  dorthin.  Es  herrscht  vollkommene  Sicherheit. 
Unsere  Richtung  West.  Alle  Wadis  gehen  von  rechts  nach  links 
über  unseren  Weg.    Basalt  durchbricht  den  Sandstein  und  wird 

22* 


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340  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

• 


durchbrochen  von  Granit.  Quarzadern  aberall  reichlich  vorhanden, 
wo  der  Granit  durchbricht.  Um  9  Uhr  25  Min.  biegen  wir  vom 
Wege  ab  nach  Süd  zwischen  Bergen  von  Granit;  gleich  darauf 
Richtung  250.  10  Uhr  30  Min.  wieder  240.  Um  1  Uhr  Rich- 
tung 250;  Granit  vorherrschend.    Um  3  Uhr  Lager  aufgeschlagen. 

19.  Januar.  Aufbruch  um  8  Uhr.  Richtung  280,  karte 
Zeit  West  zwischen  hohen  Bergen  von  Granit.  Um  ll1^  Uhr 
tritt  Glimmerschiefer  auf,  unsere  Richtung  WSW.  Stets  bleibt 
die  Gegend  vollkommen  pflanzenleer.  Um  l1^  Uhr  kreuzen  wir  W. 
Tuffok  und  um  1  Uhr  40  Min.  machen  wir  in  demselben  auf  dem 
jenseitigen  Ufer  Halt.  Asin  soll  5  Tage  von  hier  entfernt  sein 
gegen  W.  zu.  Die  gestern  passierten  Berge  hiessen  Ereren.  Das 
Wadi  Tuffok  zieht  sich  in  das  Gebiet  der  Tibba  und  Auelommidden. 

20.  Januar.  Die  Berge  sind  hier  bedeutender  als  bisher 
und  das  Wadi  ist  eng  von  jenen  eingeschlossen.  Bäume  sind 
zahlreich  in  demselben.  Um  7  Uhr  aufgebrochen;  Richtung  240. 
Um  10j^  Uhr  trafen  wir  in  einem  Wadi  zum  ersten  Mal  Bäume 
mit  starken  stachligen  Zweigen,  Ebora  genannt,  in  der  Haussa- 
Sprache  Aduä.  Davon  heisst  das  Wadi  selbst  Tebora  (?).  In 
den  Thälern  ist  viel  Grün  anzutreffen,  auch  sind  die  Talch-Bäunie 
nun  höher  und  kräftiger  als  vorher.  Um  11  Uhr  30  Min.  Süd; 
um  12  Uhr  gehen  wir  ein  Wadi  aufwärts.  Um  3  Uhr  Nachmit- 
tags Halt  gemacht  im  breiten  und  grünen  Wadi  Arokam. 

21.  Januar.  8  Uhr  aufgebrochen;  Richtung  Süd,  stets  dem 
Lauf  des  Wadi  Arokam  entlang.  Hier  wird  nur  Gras  geschnitten, 
da  nun  mehre  Tage  kein  Futter  für  die  Kameele  zu  finden  ist.  Eine 
Karawane  von  Ghat  stösst  zu  uns;  unter  den  Leuten  der  Kara- 
wane ist  besonders  freundlich  mit  uns  Hadj  Bilchu  aus  Ghat. 
Auch  der  Sklave  des  Sammit  Ibrahim  will  mich  dem  Sultan  von 
Sinder  vorstellen,  über  dessen  Verhältnis  zu  Scheich  Omar  von 
Kuka  er  mir  wertvolle  Aufschlüsse  giebt  Wir  bereiten  uns  auf 
die  schwierige  Reise  vor. 

22.  Januar.  Wir  blieben  diesen  Tag  im  Lager  im  Wadi 
Arokam,  um  die  Kameele  sich  durch  gutes  Futter  etwas  kräftigen 
zu  lassen.  Die  Nachricht,  dass  die  Hogar  eine  Karawane  bei  Tadent 
überfallen  und  alles  Gut  geraubt  hatten,  bestätigt  sich.  Es  ist 
dies  jene  Karawane  von  Ihadanarem- Sklaven  von  Ooinsig,  mit  der 
ich  gehen  sollte!  In  der  Frühe  ging  ich  mit  dem  Kelowi  Akerus 
auf  die  Gazellenjagd,  wir  bekamen  aber  kein  Tier  zu  Gesicht, 
obwohl  viele  Spuren  im  Sande  zu  sehen  waren.  Die  Wadis  der 
Umgebung  sind  reich  an  Etel,  Ana,  tullut,  Om  el  leben,  taned- 
fert,  Talch-Bäumen  u.  s.  w.  Nirgends  ist  eine  neue  Pflanze  an- 
zutreffen. Das  Gestein  ist  überall  Granit,  in  dem  oft  Hornblende- 
schiefer (?)  auftritt.    Ich  nehme  Proben  dieses  schwarzen  crystal« 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


341 


linischen  Gesteins  mit.  Wir  bereiten  uns  auf  die  neuen  Strapazen 
vor.  Leider  sind  meine  Vorrate  an  Milch  zu  Ende,  ebenso  fehlt  es  an 
Fleisch.    Immer  nur  Mohana,  was  meine  einzige  Nahrung  bildet. 

28.  Januar.  In  der  Frühe  finden  wir  wieder  das  Wasser 
dick  gefroren.  Wir  brechen  um  7\  Uhr  auf;  alle  Kameelc  tragen 
hohe  Grasbündel  ausser  ihrer  Last.  Ein  Tier  kann  nicht  mehr 
aufstehen  und  wird  sogleich  getötet;  jeder  eilt  herbei,  um  Fleisch, 
so  viel  er  will,  für  sich  zu  nehmen.  Wir  gehen  quer  durch  das 
Wadi  Arokam  in  der  Richtung  240.  Dieses  Wadi  geht  nach  Süd 
weiter,  in  den  Wadis  viel  Ameoo-Gras,  welches  oft  die  alleinige 
Flora  auf  der  ganzen  Strecke  bildet.  Wir  ziehen  über  Granit- 
bügel und  steigen  hinab  in  einem  Nebenzweige  des  Wadi  Arokam. 
Viele  Spuren  wilder  Kühe.  Um  9\£  Uhr  unsere  Richtung  220; 
der  Quarzsandstein  wird*  schiefrig,  da  wo  ihn  Granit  durchzieht. 
Um  10]^  Uhr  steigen  wir  über  einen  schwierigen  Platz  und  kommen 
jenseits  in  eine  tiefe  Schlucht,  welche  uns  in  das  Wadi  Tadonet 
führt.  Wir  steigen  tiefer  hinab  als  wir  irgend  waren  und  ziehen 
längere  Zeit  in  dieser  Schlucht  von  Granit,  wo  wieder  jener  Horn- 
blendeschiefer zu  Tage  tritt,  in  dem  Granit  Gange  bildend.  Um 
10  Uhr  45  Min.  erreichen  wir  ein  schönes,  stilles  Wadi,  in  wel- 
chem jene  Schlucht  mündet.  Wir  biegen  rechts  in  dasselbe  ein 
and  folgen  ihm  aufwärts  in  der  Richtung  260;  eine  grosse  Menge 
von  Ana-Gebüschen  bis  zu  Baumeshohe  ist  überall  zerstreut,  ausser 
grossen  Talch- Bäumen,  die  in  ihrer  Gestalt  und  ihrem  Habitus 
an  Eichen  erinnern,  sobald  sie  eine  bedeutende  Grosse  erreicht 
haben.  Im  Sande,  der  den  Boden  'des  Wadi  bildet,  ist  viel  Glim- 
mer anzutreffen.  Es  ist  zum  ersten  Mal,  dass  ich  Ana-Gebüsche 
in  solcher  Menge  antraf.  Um  J^12  Uhr  Richtung  250,  stets  das 
Wadi  aufwärts  verfolgend.  Um  11  Uhr  55  Min.  biegen  wir 
plötzlich  vom  Wege  in  eine  Seitenschlucht  und  lagern  um  12  Uhr 
Mittags.  In  der  Nabe  lagerte  eine  kleine  Karawane,  ebenfalls 
aus  Ghät.  Gleich  unseren  Karawanen  eilen  die  Leute  mit  ihren 
Kameelen  zum  Brunnen,  der  ziemlich  weit  entfernt  von  hier  ist, 
so  dass  ich  ihn  bei  einem  Spaziergange  nicht  erreichen  konnte. 
Abends  kommen  die  Leute  zurück,  hatten  aber  nur  wenig  Wasser 
gefunden,  so  dass  wir  morgen  in  der  Nähe  einen  andern  Brunnen 
aufsuchen  müssen,  um  genügend  mit  Wasser  versehen  zu  sein. 
Ich  hatte  zwei  Leuten  der  Karawane  Arzneien  für  ihre  wunden 
Augen  gegeben  und  erntete  für  den  guten  Erfolg  viel  Lob.  Einer 
von  ihnen  versprach  mir  sogar,  in  ATr  ein  Lamm  für  mich 
schlachten  zu  wollen.  Es  ist  dies  jener  kleine  Schwarze  aus 
Käno,  der  übrigens  sehr  gut  die  Tuaregsprache  spricht  und  in 
der  Gegend  besser  Bescheid  weiss,  als  die  anderen  Leute.  Heute 
Abend  ist  es  auffallend  wärmer  als  bisher. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


24.  Januar.    In  der  Frühe  erfuhren  wir,  dass  die  Leute,  die 
zum  Brunnen  gegangen  waren,  nur  6  Schläuche  füllen  konnten, 
da  nur  80  weit  Wasser  vorhanden  war;   es  hatte  das  vorige  Jahr 
so  wenig  geregnet,  dass  es  nicht  hinreichte,  den  Brunnen  zu  füllen. 
Daher  waren  wir  gezwungen ,  anderswo  nach  Wasser  zu  suchen. 
Wir  verliessen  daher  den  Tadonet  8  Uhr  45  Min.  und  gingen 
das  kleine  Wadi,  in  welchem  wir  gelagert  hatten,  aufwärts  gegen 
Süden,  auf  beiden  Seiten  von  hohen  Wänden  der  Granithügel  ein- 
geschlossen.   Um  9  Uhr  30  Min.  gehen  wir  auf  dessen  rechtem 
Ufer  aufwärts,  sind  um   9  Uhr   55  Min.   auf   der  Höhe  ange- 
kommen und  ziehen  in  der  Richtung  210  durch  die  flache  Gegend, 
die  überall  ringsum  nur  Granithügel  zeigt.    Hier  sah  ich  wieder 
Cassia  odorata,  welche  Pflanze  nicht  gewöhnlich  angetroffen  wird. 
10  Uhr  15  Min.,  Richtung  183°;  in  der  Ferne  vor  uns  eine 
Reihe  von  Bergen  mit  zackigen  Linien  am  Horizont.    An  ihren 
Abhängen   ist  heller   Sand  hinaufgeweht.     Bald   darauf  wenden 
wir  uns  180  und  um  11  Uhr  30  Min.  nach  West  240,  dann  210 
und  sehen  vor  uns  einen  hohen  Granitkamm,  der  wie  ein  Hahnen- 
kaium  aus  den  beiden  Geröllgehängen  hervorsteht.    Diese  Form 
kommt   hier   oft   vor.      Um   12  Uhr  Richtung  280.    Um  1  Uhr 
10  Min.  ziehen  wir  in  südlicher  Richtung  abwärts,   immer  von 
Granitbergen  umgeben,  und  steigen  um  1*^  Uhr  in  eine  Schlucht 
hinab,  die  uns  zu  einem  weiten  Wadi  führt,  das  wir  um  1%  Uhr 
in  NW.-Richtung  kreuzen;   dasselbe  geht  nach  Süd;  die  Kelowi 
können  mir  keinen  Namen  dafür  angeben.    Wir  ziehen  in  dem 
Wadi  eine  Strecke  aufwärts,  bis  wir  um  2'^  Uhr  aufs  Neue  ein 
Wadi  kreuzen,  das  ebenfalls  nach  Süd,  also  nach  links  läuft.  Um 
3  Uhr  machen  wir  höher  oben  Halt  in  demselben,  von  wo  es 
einen  gewundenen  Lauf  nach  Süd  nimmt.    Auf  unserem  Wege 
treffen  wir  oft  Granit  mit  porphyrartiger  Struktur  durch  grosse 
eingesprengte  Feldspatcrystalle.    Auch  Amphibol   und  Amphibol- 
Schiefer  tritt  auf.    Die  Gegend  ist  ungemein  öde.    Ein  Brunnen 
liegt  in   der  Nähe  mit   Namen  Katelet.    Abends  kommt  Hadj 
Biichu  von  Gbät  zu  mir,  versichert  mich  seiner  Freundschaft  und 
verspricht  in  Käno  Alles  für  mich  zu  thun.    Er  ist  mir  sympa- 
thisch, und  ich  glaube,  dass  er  die  Wahrheit  spricht. 

25.  Januar.  Wir  blieben  heute  im  Lager  wegen  der  Schwie- 
rigkeit, alle  Schläuche  mit  Wasser  zu  füllen,  da  nach  Wasser 
gegraben  werden  musste.  Ich  sah  hier  wieder  denselben 
kleinen  Geier  mit  schwarzen  Schwungfedern,  den  ich  zum  ersten 
Mal  im  Wadi  Taffoth  gesehen  hatte.  Es  ist  Neophron  perenop- 
terus.  Ich  streifte  in  der  Umgegend  umher  in  der  Hoffnung,  Ga- 
zellen zu  scbiessen,  bekam  aber  keine  einzige  zu  Gesicht;  überall 
öde  Granitberge,  halb  im  Sande  steckend.    Diese  Berge  stellen 


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meist  langgestreckte,  bogenförmige  Kämme  dar,  die  aus  Geröll- 
abhängen hervorragen.  Diese  Kämme  streichen  in  der  Hegel  von 
NW.  nach  SO.  oder  auch  von  S.  nach  N.,  in  der  Richtung  der 
grossen  Wadi;  die  Flora  besteht  nur  in  einigen  elenden,  kleinen 
Talch-Bäumen;  kein  Grashalm  wächst  hier. 

26.  Januar.  Endlich  heute  verliessen  wir  dus  öde  Thal  von 
Katelet  7 '4  Uhr,  alle  mit  Wasserschläuchen  versehen,  denn  die 
Kelowi  erklärten  uns,  dass  es  nun  für  7  Tage  keinen  Tropfen 
Wasser  gebe.  Unsere  Richtung  156.  Um  10  Uhr  180,  um  '^11 
Uhr  240;  wir  gehen  im  Allgemeinen  abwärts  und  gelangen 
schliesslich  in  ein  felsiges  Wadi,  wo  früher  durch  laufendes  Was- 
ser die  Structur  der  Gesteine  hübsch  dargelegt  worden  war. 
Granit  durchsetzt  hier  in  Gängen  steinigen  Gneis,  der  ungemein 
leicht  «erbröckelt  wie  faules  Holz,  er  sieht  weiss  und  schwarz 
geschiefert  aus.  Wir  ziehen  in  dem  Wadi  abwärts  in  der  Rich- 
tung 160.  Um  11  Uhr  treffe  ich  einen  Gang  von  du nkol schwar- 
zem Basalt  von  etwa  2  Fuss  Mächtigkeit  im  Gneis.  Im  Gneis 
treten  auch  Gänge  von  Hornblendefels  auf,  welcher  ebenfalls  von 
Granit  durchsetzt  wird.  Um  12  Uhr  Richtung  120.  Wir  sind 
nun  aus  der  Schlucht  heraus  und  auf  einer  offenen  Ebene ,  von 
Granitbergen  umgeben.  Auf  dieser  Ebene  treffen  wir  um  1  Uhr 
wieder  ausgedehntes  Basaltgeröll  in  grossen  Blöcken,  wie  dies 
beim  Wadi  Falesles  der  Fall  war;  es  scheint  eine  Zone  von  Ba- 
salt das  Granitgebirge  zu  umgeben.  Grauer  Granit  oder  Felsit-Por- 
phyr  mit  roten  Feldspatcrystallen  bildet  ein  Hanfwerk  von  runden 
Blöcken,  die  stark  verwittert  sind  und  leicht  zerfallen.  Überall  ist 
die  Wirkung  des  vom  Winde  getragenen  Sandes  auf  die  Unter- 
lage der  Blöcke  deutlich.  Einige  zerbrechen  schwellenforraig  und 
grosse  Kugeln  fallen  aus  den  Hüllen.  Dies  war  häufig  zu  treffen, 
es  blieben  infolge  davon  runde  grosse  Höhlen  in  den  Blöcken, 
die  auf  den  ersten  Blick  künstlich  gemacht  erschienen,  1%  Uhr 
Richtung  200.  Um  J^7  Uhr  Lager  aufgeschlagen  mitten  in 
der  Wüste.  Wir  marschierten  ohne  nur  eine  Minute  anzuhalten. 
In  der  Karawane  befinden  sich  schwarze  Sklaven,  einer  dem  Ibra- 
him, der  andere  dem  Bilchu  gehörend,  die  beide  guten  Bescheid 
wissen  über  Adamaua,  wohin  sie  regelmässig,  um  Sklaven  zu 
kaufen,  reisen.  Der  dortige  Fulla-Gouverneur  entrichtet  eine  jähr- 
liche Abgabe  von  tausend  Sklaven  an  den  Sultan  von  Soloto. 
Man  kauft  die  Sklaven  mit  Toben,  von  denen  2  bis  8  den  Wert 
eines  Sklaven  haben.  Alle  sprechen  von  den  Niam  Niam,  die  mit 
vergifteten  Pfeilen  schiessen,  sobald  die  Fulla's  auf  Sklavenjagden 
ausgehen,  aber  der  Name  Monbutta  ist  hier  nicht  bekannt.  Ngaun- 
dere  scheint  ein  Hauptsklavenmarkt  zu  sein.  Auch  Kontscha 
wird  viel  genannt.   —  Om  el  leben  in  Blüte  und  Frucht  ange- 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


troffen.  Unser  Trinkwasser  gefroren.  Unser  Lager  ist  mitten 
in  der  Wüste,  einzelne  Granitberge  ringsam. 

27.  Januar.  8  Uhr  aufgebrochen  zitternd  vor  Kalte.  Rich- 
tung 200.  Vor  uns  in  der  Ferne  zwei  isolierte  Berggruppen,  die 
sich  später  als  drei  herausstellen,  nämlich  zwei  zur  Rechten  and 
eine  links.    Diese  drei  Kegel  heissen  zusammen  Tinkerades.  Um 

2  Uhr  gehen  wir  zwischen  ihnen  durch  und  betreten  damit  eine 
weite,  öde  Sandwüste.  Das  Terrain  neigt  sich  abwärts.  Um  2 
Uhr  Richtung  190.  Um  6  Uhr  40  Min.  Lager  aufgeschlagen  in 
der  offenen  Wüste.  Seit  wir  in  der  Ebene  sind,  ist  wieder  Ba- 
salt vorherrschend,  es  scheint  also  der  Granit  von  einem  Gürtel 
von  Basalt  umgeben,  denn  bevor  wir  von  Falesles  kamen,  war 
ebenfalls  Rasalt  das  vorherrschende  Gestein. 

28.  Januar.  Aufgebrochen  um  8^  Uhr.  Zur  Linken  einige 
Bergrücken.  Richtung  200.  Der  schwarze  Basalt  durchsetzt  den 
Granit;  der  graue  aber  wird  vom  Granit  durchsetzt,  wie  ich  an 
Einschlüssen  erkennen  kann.  Um  12  Uhr  Richtung  180  gegen 
einen  Berg  von  Granit  zu,  Timuletin  genannt.  Um  5]£  Uhr  pas- 
sieren wir  zur  Rechten  eine  niedrige  Granitkuppe  mit  hoher  Stein- 
pyramide, aus  umherliegenden  Trümmern  aufgerichtet  Diese  Kuppe 
mit  Pyramide  heisst  Tignutin.  Um  6  Uhr  85  Min  Lager  aufge- 
schlagen in  der  Wüste.  Mehre  Neophron  peren.  folgen  unserer 
Karawane  wegen  der  gefallenen  Kameele,  die  wir  mehrmals  zu- 
rücklassen.   Ein  Kameel  gebiert  hier  ein  totes  Junges. 

29.  Januar.  Aufgebrochen  9  Uhr  früh  in  der  Richtung  190.  Um 
1  \2  Uhr  passieren  wir  Timuletin,  eine  Gruppe  von  kleinen  Granit- 
kegeln, von  denen  etwa  5  zu  unterscheiden  sind;  die  meisten  liegen 
zur  Linken.  Um  6'^  Uhr  zeigen  sich  Bergzüge  an  der  Rechten  in 
weiter  Ferne.  Um  8  ]/A  Uhr  Lager  aufgeschlagen.  Es  war  dies  ein 
eiskalter  Tag,  stets  Nordwind.  Von  unserem  Lager  aus  haben  wir 
mehre  Berge  zur  Rechten  und  2  grosse  zur  Linken,  Granit  und  Felsit- 
Porphyr  oft  wechselnd,  in  letzterem  graues  Gestein  eingeschlossen. 

30.  Januar.    Um  9  ^  Uhr  aufgebrochen.    Richtung  180.  Um 

3  Uhr  45  Min.  erblicken  wir  die  ersten  Talch-Bäume  auf  dieser 
Wüstenreise  in  einem  sandigen  Wadi,  in  das  wir  eintreten  und 
das  sich  nach  West  zu  wenden  scheint.  Es  heisst  dies  Wadin- 
kerat,  weil  hier  einst  drei  Brunnen  waren,  die  noch  vor  Menschen- 
gedenken Wasser  enthielten,  aber  jetzt  leer  sind.  Ich  sah  deut- 
lich die  drei  kraterform  igen  BrunnenÖffhungen.  Um  5'^  Uhr 
passierten  wir  mehre  Sandhaufen  mit  Resten  von  Wurzeln  und 
Baumstammen.  Wir  nähern  uns  einem  Tafelland  von  demselben 
Sandstein  wie  das  nordliche  Tasili  gebildet,  auch  jener  Taita- 
Schiefer  tritt  stellenweise  auf.  Lager  geschlagen  um  7  Uhr.  Wir 
sind  auf  einer  öden  Sandstein-Hamäda. 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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31.  Januar.  Aufbrach  um  8  Uhr.  Richtung  180.  Überall 
dehnt  sich  die  schwarze  Hamada  höher  vor  uns  und  zur  Linken 
ans.  Um  10  Uhr  Richtung  190.  Um  2  Uhr  Richtung  210.  Um 
4  Uhr  Tafelberg  zur  Linken.  Die  Humada  steigt,  je  weiter  wir 
vorwärts  gehen,  fortwährend  gegen  Süden  an.  Die  Kameele  sind 
aofs  Änsser8te  erschöpft.  Gegen  Abend  nähern  wir  uns  einem 
Wadi,  welches  quer  über  unsern  Weg  streicht,  und  zwar  gegen 
West,  wir  erreichen  es  um  7^  Uhr,  gehen  aber  noch  Stunde 
dasselbe  abwärts,  um  wenigstens  ein  wenig  Futter  für  die  Kameele 
ro  finden,  die  sehr  hungrig  sind.  Um  8  Uhr  Lager  in  diesem 
Wadi,  welches  Immider  heisst  und  das  erste  Wadi  in  Air  ist 

1.  Februar.  Aufgebrochen  8^  Uhr.  Richtung  180.  Das 
Wadi  aufwärts  verfolgend,  kreuzen  wir  um  9  Uhr  45  Min.  das 
Wadi  Immider.  Stets  aufwärts  steigend.  Um  10*^  Uhr.  Ankunft 
beim  Brunnen  Täderä,  der  auf  einem  Plateau  liegt.  Er  ist  voll 
Wasser,  dasselbe  ist  salzig,  jedoch  nicht  unangenehm,  wenigstens 
fnr  unsern  heutigen  Durst.  Wir  füllen  unsere  Schläuche  zum  er- 
sten Mal  mit  Wasser  von  Air.  Dieser  Bronnen  soll  stets  Wasser 
enthalten.  Bald  darauf  tritt  wieder  Granit  auf  und  zwar  von  der- 
selben Gattung  als  in  der  Wüste  zuvor.  Um  4  Uhr  Richtung 
BW.,  um  6  Uhr  160.  Um  8  Uhr  Abends  Ankunft  im  Wadi  Silel, 
wo  wir  Gras  in  Menge  für  die  Kameele  finden;  reiche  Vegetation 
von  Adjar  und  Talch. 

2.  Februar.  Rasttag.  Ich  bin  sehr  begierig  nach  Fleisch,  und 
schiesse  in  der  Not  zwei  kleine  gelbgraue  Vogel,  die  Leute  nennen 
ihn  hier  Kerukeru.    Mein  Diener  machte  eine  gute  Suppe  davon. 

8.  Februar.  Um  8]^  Uhr  aufgebrochen  in  der  Richtung  160. 
Stets  im  Wadi  geblieben.  Um  9J^  Uhr  in  der  Nähe  des  Wadi 
Tiut  gelagert.  Süsses  Wasser  zum  ersten  Mal.  Maerua  riffida 
und  Talch  bilden  die  gewöhnlichsten  Bäume,  erstere  in  Blüte. 

4.  Februar.  Wir  verlassen  den  Brunnen  in  der  Frühe  um 
8  Uhr;  Richtung  SW.  Der  Talchbaum  kommt  hier  in  sehr  gros- 
sen Exemplaren  vor.  Ich  sah  mehre  Pflanzen.  Aluad  blühend, 
bildet  2 — 3  Fuss  hohe  grüne  Büsche,  und  wird  von  Kameelen 
begierig  gefressen.  Sbat  in  Menge.  Um  9  Uhr  Richtung  180  stets 
in  Windungen  zwischen  Granitbergen.  In  der  Ferne  prächtige 
hohe  Berge.  Unser  Weg  steigt  stets  an.  Am  Wege  traf  ich  ein 
debbent.  Um  11  Uhr  Richtung  120.  Um  12  Uhr  180.  Um  5 
Uhr  80  Min.  Lager  aufgeschlagen  in  einem  reichen  Wadi,  wo  sich 
Spuren  von  Schafen  zeigen.  Es  müssen  Menschen  in  der  Nähe 
sein.  Auch  dieses  Wadi  soll  noch  Silel  oder  wohl  besser  Silen 
heissen.     Der  richtige  Name  aber  ist  Wadi  Zerzu. 

5.  Februar.  Wir  verlassen  Wadi  Zerzu  um  8  Uhr.  Rich- 
tung 180  fortwährend  in  Windungen.    Endlich  halten  wir  um 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


6%  Uhr  zwischen  zwei  nahe  beisammen  gelegenen  Granithügeln, 
die  Tschikeduen  nrach  oder  Goldberge  heissen.  Ich  fand  nichts 
Besonderes  in  dem  Gestein. 

6.  Februar.  Aufgebrochen  9^  Uhr.  Richtung  180;  am 
11%  Uhr  Richtung  SO.;  es  weht  kalter  Wind;  wir  begegnen  cum 
ersten  Mal  einer  Ziegenheerde,  aber  die  sie  treibenden  Mädchen 
wollen  uns  nichts  verkaufen.  Um  8  Uhr  45  Min.  Lager  aufge- 
geschlagen.  Wir  haben  nun  eine  grosse  Bergkette  vor  uns.  Um 
12^  Uhr  war  unsere  Richtung  bis  «um  Lagerplatz  180.  Zwei  Mal 
bogen  wir  westlich  aus,  um  Berge  zu  umgehen.  In  der  Nähe 
unseres  Lagers  tritt  ein  bläulich  -  weisses  Crystallgestein  auf, 
Quarzit!    Heute  und  gestern  war  das  Wasser  nicht  mehr  gefroren. 

7.  Februar.  Aufbruch  um  Uhr.  Richtung  ISO;  um 
2  Uhr  Richtung  220;  um  4  Uhr  Lager  aufgeschlagen  an  der 
westlichen  Seite  des  grossen  Bergzuges.  Einzelne  Tuärik  kommen 
zu  uns.    Morgen  betreten  wir  bewohntes  Gebiet. 

8.  Februar.  In  aller  Frühe  kommen  zwei  Tuärik  in  schwar- 
zen Toben  vor  mein  Zelt  und  verlangen  Zoll  für  das  Wasser  des 
Brunnens  Tiut,  es  sind  Ifadun.  Ich  schickte  sie  zum  Führer  der 
Karawane  Biduma,  der  ihnen  versicherte,  dass  sie  ihren  Zoll 
nicht  allein  von  mir,  sondern  von  Allen  zusammen  erhalten  wür- 
den. Unzufrieden  ziehen  sich  die  Tuärik  zurück.  Aufgebrochen 
9  Uhr  früh,  meist  durch  flache  Wadis,  alle  reich  mit  Adjar  und 
Talch  bestanden.  Schliesslich  durch  ein  ausgedehntes  Dickicht 
von  Brambach,  das  hoch  über  unsere  Kameele  hinausragt  und 
gerade  in  Blüte  steht,  erreichen  wir  das  erste  Dorf  Gurbi,  und 
machen  \  auf  1  Uhr  beim  Brunnen  Halt  im  Schatten  von  Ge- 
büschen von  Salva  dora  persica.  Die  Einwohner  sind  mehr 
Neger  als  Tuärik,  sprechen  auch  alle  Haussa,  Wenige  verstehen 
Targi.  Die  Weiber  sind  alle  hasslich,  die  Kinder  ganz  nackt. 
Die  Männer  kleiden  sich  alle  in  schwarze  Toben  und  tragen  eine 
schwarze  Kopfbinde.  Die  bienenkorbartigen  Hütten  sind  von 
Brambach-Zäunen  umgeben  und  sehen  recht  wohnlich  aus.  Viele 
der  Neger  kommen  die  Karawane  zu  begrüssen,  Scheich  'Omar 
aus  Ghät  und  der  Ukit  des  Sultan  von  Egedesen,  ein  schwarzer 
Mann,  aber  mit  europäischer  Gesichtsbildung;  er  trägt  weissen 
Litham  (Schleier),  grüsst  manchen  von  der  Karawane;  an  mir 
aber  reitet  er  vorbei.  Abends  schickte  mir  der  Ukit  des  Sultan 
von  Egedesen  getrocknetes  Wadam fleisch.  Scheich  'Omar,  ein 
Verwandter  von  Hadsch  Bilchu,  der  in  Kano  wohnt,  erzählt  mir, 
dass  mich  die  Leute  längst  erwarteten.  Anfangs  aber  hätte  man 
gehört,  dass  ein  Kafir  ins  Land  käme,  was  die  Leute  nicht  woll- 
ten. Da  kam  die  Nachricht,  dass  Safi  seine  eigenen  Brüder,  die 
mich  Kafir  genannt  und  einen  zweiten  Einwohner  von  Ghät  aus 


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demselben  Grunde  ins  Gefängnis  hatte  sperren  lassen,  und  dies 
machte  hier  grosses  Aufseben,  so  dass  die  Leute  sich  über 
mein  Kommen  beruhigten.  Ich  schenkte  Scheich  'Omar  eine  rote 
Leibbinde. 

9.  Februar.  Heute  wurden  von  allen  Kaufleuten  Ab- 
gaben abgenommen  und  zwar  vom  Ukit  des  Sultans  von  Ege- 
desen,  der  sich  Turaua  nennt.  Dieser  Schwarze  setzte  sich  auf 
eine  Strohmatte  gerade  meinem  Zelte  gegenüber,  und  mir  ahnte 
nichts  Gutes.  Richtig  verlangte  er  auch  von  mir  Tribut;  Biduma 
aber  übernahm  die  Unterhandlung,  und  das  Resultat  war,  dass 
ich,  weil  ohne  Waaren,  nichts  zu  bezahlen  hatte.  Die  Leute 
brachten  viel  Käse,  Tikammarin,  der  aber  ohne  Salz  und  ohne 
Grün  ziemlich  fade  schmeckte;  Butter  war  sehr  schwer  zu  haben, 
und  musste  ich  für  eine  kleine  Quantität  einen  Thaler  zahlen. 

10.  Februar.  Heute  früh  wurde  ich  schon  von  Biduma 
in  Kenntnis  gesetzt,  dass  Turaua  viel  Geld  von  mir  erwarte. 
Wenn  er  kommt,  soll  ich  mich  nur  an  ihn  wenden.  Es  dauerte 
denn  auch  nicht  lange,  so  erschien  der  geldgierige  Turaua,  kam  in 
mein  Zelt  und  verlangte  zu  meinem  Erstaunen  100  Th.  und  zwei 
Burnus.  Meine  Freunde  in  der  Karawane  waren  alle  sehr  unge- 
halten darüber.  Biduma  half  mir  durch  die  Versicherung,  dass 
ich  wirklich  nichts  hätte,  als  Bücher  und  Medicin.  Schliesslich 
blieb  es  bei  10  Thaler,  die  der  Räuber  von  mir  erpresste,  ob- 
wohl ich  ihm  schon  malti  im  Werthe  von  2  Thalern  gegeben.  Damit 
war  leider  die  Sache  noch  nicht  abgethan.  Gegen  Abend,  als  ich 
beim  Zelte  vor  dem  Feuer  sass,  kam  ein  Haufen  Tuärik ,  alle 
bewaffnet  mit  Lanzen  und  Schwertern,  direkt  auf  mein  Zelt  zu; 
wie  ich  später  hörte,  fiel  dies  meinem  Zeltnachbarn  auf  und  er 
liess  sogleich  Biduma  herbeirufen.  Die  Tuarik  kamen  dicht  zu 
mir  heran  und  umstanden  mich,  da  sie  aber  Haussa  sprachen, 
konnten  sie  nicht  direkt  mit  mir  verkehren.  Ich  blieb  also  ruhig 
am  Boden  sitzen,  als  ob  es  mich  nicht  anginge.  Bald  hörte  ich 
das  Wort  Kafir,  und  das  Gespräch  zwischen  den  Tuarik  und  Bi- 
duma wurde  immer  lebhafter.  Schliesslich  hörte  ich,  dass  sie 
verlangten,  ich  soll  die  Einheit  Gottes  bezeugen;  Biduma  aber 
blieb  standhaft  und  versicherte,  auch  dies  würde  er  nicht  zugeben, 
dass  ich  mit  Gewalt  gezwungen  würde,  die  Einheit  Gottes  zu  be- 
zeugen. Seine  Leute  kamen  herbei,  und  als  die  Tuärik  schliess- 
lich mit  der  wahren  Absicht  herausrückten,  nämlich  mein  Gepäck 
zu  plündern,  das  sie  voll  Thaler  glaubten,  so  erklärte  Biduma, 
sie  müssten  vorher  die  ganze  Kavawane  plündern,  nicht  mich 
allein.  Unterdes  war  die  Zeit  des  Gebetes  herangekommen,  und 
ich  entfernte  mich  auf  einen  nahe  gelegenen  Hügel,  um  mein 
Gebet   zu   verrichten;   dies   änderte  die  Scene,   da  Biduma  die 


348  Tagebuch  den  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

Leute  darauf  aufmerksam  machte.  Sie  konnten  nicht  mehr  daran 
zweifeln,  dass  ich  gläubig  war. 

11.  Februar.  Ich  hatte  gestern  genug  erfahren,  um  diese 
Leute  zu  meiden  und  in  ihrer  Gegenwart  nichts  zu  thun,  was  Auf- 
sehen erregen  konnte,  also  musste  ich  es  unterlassen,  die  Compass- 
richtung  zu  notiren,  so  lange  ich  gesehen  wurde.  Wir  brachen 
auf  um  8  Uhr  in  der  Richtung  150,  um  11'^  Uhr  Richtung  140, 
um  11^  Uhr  Richtung  150  und  schlugen  um  l){  Uhr  unser  Lager 
in  einem  kleinen  Wadi  auf.    Wir  waren  abwärts  gegangen. 

12.  Februar.  Aufgebrochen  um  9  Uhr;  Scorpionenspinnen 
zum  ersten  Mal  angetroffen .  Richtung  190,  um  ll1^  Uhr  Rich- 
tung 170,  um  12  Uhr  Richtung  180;  ebenes  Terrain;  um 
1  Uhr  Richtung  170.    Wir  lagern  am  5j|  Uhr. 

13.  Februar.  Um  9^  Uhr  aufgebrochen  in  Richtung  170. 
Uns  zur  Rechten  in  der  Ferne  hohe  Bergketten,  zur  Linken 
Berge  ganz  nahe.  Ich  bemerkte  in  dem  grossen  Wadi  einen 
neuen  Strauch,  Dilu  genannt,  mit  lorbeerartigen  Blättern.  Vorher 
macht  der  Weg  viele  Windungen  zwischen  S.  und  SO.  Um  2VUbr 
Lager  im  Wadi  Egulaf.  Auf  den  Talchbäumen  wachst  eine 
Schmarotzerpflanze,  eine  Loranthusart  mit  roter,  röhriger  Blumen- 
krone, deren  Blätter  paarweise  gekreuzt  sind.  Asodi  lassen  wir 
heute  rechts  liegen.    Viele  von  der  Karawane  gehen  dahin  zu  Fuss. 

14.  Februar.  Um  8  Uhr  aufgebrochen,  um  10  Uhr  haben 
wir  zur  Linken  den  bedeutenden  Gebirgsstock  des  Bendai.  Um 
12'^  Uhr  passieren  wir  einen  Brunnen  im  Wadi  Unankeren,  und 
kommen  um  4  Uhr  in  das  Wadi  Hassan,  in  welchem  wir  um 
5  Uhr  Lager  aufschlagen,  etwa  2  Stunden  vom  sudlichen  Fnss 
des  Bendai.    Ich  kaufte  Esswaaren  gegen  Medicin. 

15.  Februar.  Aufgebrochen  um  9  Uhr,  in  Richtung  140, 
um  10  Uhr  35  Min.  Richtung  180,  um  10^  Uhr  links  vom  Wege 
nur  durch  ein  Wadi  getrennt  ein  vollkommen  isolierter  Berg.  Er 
trügt  den  Namen  Aurer,  ausserdem  ist  links  kein  bedeutender 
Berg  oder  überhaupt  eine  Hohe.  Um  *^11  Uhr  Richtung  200; 
12  Uhr  übersteigen  wir  einen  beschwerlichen  Pass.  Um  1  Uhr 
Richtung  150.  Ich  sehe  einen  Upupa  Epops,  Wiedehopf,  «nm 
ersten  Mal  in  Air.  Früher  in  Ifernan  hatte  ich  Elstern  mit 
weisser  Brust  gesehen.  Um  4  Uhr  haben  wir  einen  grossen 
Berg,  genannt  Mari,  zur  Linken,  zur  Rechten  Tschehemia.  Vor- 
her um  3^  Uhr  passieren  wir  dicht  den  Felsen  Doku  von  mas- 
siger Höhe,  aber  auffallend  durch  seine  obeliskenartige  Spitze  und 
noch  mehr  dadurch,  dass  Zeichnungen  von  Männern  und  Kameelen 
und  Pferden,  nicht  eingemeisselt,  sondern  nur  eingekratzt,  hier 
angetroffen  werden.  Um  4!^  Uhr  Lager  auf  einer  Höhe  mit 
Aussicht  auf  den  Bagzen  gegen  SW. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Barr. 


349 


16.  Februar.  Aufgebrochen  um  0]^  Uhr,  gegen  den  Tsche- 
hemia  in  Richtung  250 j  die  Tschehemia- Kette  zählt  5  bis  6 
Koppen  oder  Rücken.  Als  wir  etwa  denselben  gegenüber  waren, 
schlagen  wir  um  10  Ubr  Richtung  200  ein;  um  12  Uhr  Rich- 
tung 240,  um  2^  Uhr  Richtung  120.  Um  2  Uhr  45  Min.  Lager 
im  Wadi  Amfisak,  einem  weiten  Plateau,  welches  sich  gegen  den 
Bagzen  herabsenkt,  gegen  Ost  sieht  man  Bergconturen  horizontal, 
die  dem  Tibbu-Lande  angehören. 

17.  Februar.  Nach  langen  Hin-  und  Herreden  ent- 
schliesse  ich  mich  die  Karawane  zu  verlassen  und  nach  Adschiro 
ram  Scheich  Hadsch  Bilchu  zu  gehen  und  dort  weitere  Sendungen 
von  Hause  abzuwarten.  Ich  trug  den  Freunden  der  Karawane 
auf,  dass,  wenn  Hossaini  in  Sinder,  der  augenleidend  ist,  mich  als 
Arzt  wünsche  und  er  nach  mir  schicke,  ich  sogleich  kommen 
würde;  so  aber  schämte  ich  mich  ohne  Mittel  nach  dem  Sudan 
zu  gehen.  Auch  fürchte  ich  die  Regenzeit.  Alle  versicherten 
mir,  dass  wenn  selbst  nur  ein  Sklave  des  Hadsch  Bilchu  im 
Hanse  sei,  ich  vollkommenen  Schutz  hätte.  Der  Scheich  ist 
nämlich  abwesend  auf  einer  Rhazzia.  Ich  teilte  Geschenke  unter 
meinen  Bekannten  aus,  zahlte  die  Kameelmiethe  und  kaufte  Einiges 
von  den  Kaufleuten  als  Geschenke  für  die  Leute  in  Adschiro. 
Um  9^  Uhr  verlassen  wir  die  Karawane,  begleitet  von  vielen 
Freunden.  Alle  hatten  sich  gut  benommen,  und  ich  trennte  mich 
ungern.  Wir  gehen  westlich  gegen  den  nördlichen  Fuss  des  Bag- 
zen bis  '^12  Uhr,  dann  in  einem  kleinen  Wadi  aufwärts  gegen 
N.,  hierauf  NW.  in  einem  andern  Wadi,  wo  ich  zum  ersten  Male 
graue  kleine  Wildschweine  traf  mit  breitem  Rüssel  und  erhobenem 
Schwanz  mit  Quasten,  unseren  Möpsen  ähnlich.  Um  2^  Uhr 
kamen  wir  in  dem  ausgedehnten  Dorf  von  Djiro  an,  das  am  Fusse 
eines  nördlichen  Ausläufers  des  Bagzen  liegt.  Der  Scheich  hatte 
einen  Turgi  abgesandt,  um  mich  zu  empfangen,  dieser  aber  stand 
vor  mir  wie  ein  Stock  und  konnte  kein  Wort  arabisch.  Mein 
Zelt  wurde  bei  der  Hütte  des  Scheich  aufgeschlagen.  Abends 
wurde  Schaffleisch  gebracht. 

18.  Februar.  Alle  Einwohner  sammeln  sich  um  mein 
Zelt.  Jeder  verlangt  für  die  Dienstleistung  sogleich  ein  Geschenk; 
offenbar  hält  man  mich  für  sehr  reich.  Wie  sich  später  heraus- 
stellte, haben  die  Sklaven,  welche  mein  Gepäck  besorgten,  bös- 
willig oder  nicht,  enorme  Beschreibungen  von  meinen  Gold  Vor- 
räten gemacht.  In  der  Nähe  auf  dem  Bagzen  soll  es  Löwen 
geben;  auch  soll  dort  oben  auf  der  Höhe  ein  Dorf  mit  Palmen 
und  rieselndem  Wasser  sein. 

19.  Februar.  Im  Süden  des  Dorfes  ist  das  Bett  eines 
Baches,  das  aber  jetzt  trocken  ist;  mehre  versandete  Brunnen  sind 


350 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


dort  zu  erkennen.  Gegen  Nachmittag  kommt  Tnraua,  der  Ukit 
von  fcgedes,  und  mir  ahnt  nichts  Gutes.  Doch  gehe  ich  ihm 
entgegen  und  begrüsse  ihn,  trotzdem  er  mir  in  Iferwan  10  Thlr. 
abgenommen  hatte.  Später  höre  ich,  dass  mit  der  letzten  Kara- 
wane von  Gh&t  zwei  Briefe  gekommen  sind  an  den  Ulema  in 
Reser,  einer  von  Saß,  der  mich  ihnen  empfiehlt  und  ein  zweiter 
von  Ichenuchen,  der  meine  Rückkehr  nach  Ghät  verlangt.  Ich 
kann  nicht  klug  daraus  werden.  Der  schwarze  Junge ,  Musa  ge- 
nannt, der  den  Dolmetsch  zu  machen  sucht,  aber  nur  das  Arabisch 
des  Koran  versteht  und  nicht  von  der  lebenden  Sprache,  erzählt, 
als  der  Ulema  in  Reser  in  Gegenwart  von  Turaua  beide  Briefe 
gelesen,  habe  er  den  von  Ichenuchen  mit  Heftigkeit  bei  Seite 
geworfen  und  versichert,  dass  ich  das  Land  nicht  verlassen  solle, 
bevor  mich  Hadsch  Bilchu  gesehen  hätte.  Wahrscheinlich  nur 
um  zu  erpressen. 

20.  Februar.  Heute  in  aller  Frohe  kamen  Turaua  und 
Musa  in  mein  Zelt,  und  ersterer  meint,  ich  solle  ihm  etwas 
schenken,  etwas  weniges,  wie  er  sagte.  Ich  gab  ihm  2  Acbat- 
steine  und  eine  Scheere,  die  er  aber  zurückwies.  Nun  frug  ich, 
was  er  denn  wolle,  und  da  ruckte  er  mit  der  Sprache  henns 
und  sagte,  er  wisse  wohl,  ich  hätte  keine  Waaren,  ich  soll  daher 
100  Thaler  geben,  dann  könne  ich  ungehindert  nach  Egedes  und 
Sokoto  reisen.  Alle  meine  Gegenvorstellungen,  ich  besässe  nicht 
so  viel,  waren  umsonst.  Die  Räuber  waren  schamlos  genug,  mir 
zu  sagen,  die  Araber  der  Karawane  hätten  ihm  gesagt,  dass  ich 
einen  Sack  voll  Thaler  hätte;  als  ich  ein  Schaf  kaufte,  habe  man 
diesen  Sack  gesehen!  Ich  forderte  ihn  auf,  selbst  danach  zu  so- 
eben. Er  Hess  mich  nun  alle  Kasten  offnen  und  nahm  alles  in 
seine  Hände,  wovon  er  glaubte,  es  enthalte  Geld;  so  zog  er  auch 
ziemlich  enttäuscht  den  Sack  mit  Bleikugeln  aus  meiner  Bücher- 
kiste. Als  er  in  der  ersten  Kiste  nichts  fand,  ging  er  zur  zwei- 
ten, und  entdeckte  da  mein  elegantes  Kistchen  mit  Revolver,  welches 
er  mich,  da  er  es  voll  Geld  wähnte,  offnen  Hess.  Ich  hatte  aber 
den  Schlüssel  nicht  bei  der  Hand  und  wollte  nicht  darnach  soeben 
aus  Furcht,  dabei  Sachen  zum  Vorschein  zu  bringen,  die  er  für 
sich  nehmen  würde.  Nun  glaubte  er  erst  recht,  dass  Geld  darin 
steckte  und  Hess  es  aufbrechen.  Ich  sagte  ihm  zwar,  es  sei  für 
den  Sultan  von  Sokoto  bestimmt,  doch  suchte  er  weiter,  bis  er 
auf  die  Kleider  und  Geld  stiess.  Er  raubte  mir  meine  roten 
Beinkleider,  meine  Achatsteine  und  22  Thaler,  und  verlangte  noch 
weitere  40  Thalerl  Ich  zog  den  Schleier  über  mein  Gesiebt 
und  sprach  kein  Wort  mehr.  Ein  Targi,  von  dem  mir  Musa 
sagte,  es  sei  der  Sohn  des  Hadsch  Bilchu,  war  gegenwärtig.  Ich 
dachte  daran,  den  Schurken  niederzuschiessen,   da  fiel  mir  aber 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


351 


Frau  und  Kind  ein,  und  ich  begann  heftig  zu  weinen.  Der 
Räuber  glaubte,  es  sei  wegen  des  Verlustes  an  Geld  und  ver- 
langte nichts  mehr.  Er  wollte  mir  aber  beim  Fortgehen  die  Hand 
reichen,  womit  das  Geraubte  sein  rechtmassiges  Eigentum  gewor- 
den wäre.  Ich  verweigerte  es  aber,  ohne  ein  Wort  zu  sprechen. 
Er  ging  und  kam  zum  zweiten  Mal,  mir  die  Hand  zu  geben,  und 
auch  diesmal  reichte  ich  sie  ihm  gleichfalls  nicht.  Die  Sache 
machte  grosses  Aufsehen,  alle  waren  erstaunt,  dass  ich  so  wenig 
Geld  hatte.  Von  nun  an  zeigte  ich  mein  Gesicht  Niemandem 
mehr  und  sprach  mit  Niemandem  ein  Wort;  denn  diese  grobe 
Verletzung  des  Gastrechts  konnte  ich  nicht  ignorieren. 

21.  Februar.    Ich  blieb  in  meinem  Zelt.    Viele  Leute  ver- 
sachten, mich  zum  Sprechen  zu  bewegen,  aber  umsonst. 

22.  Februar.  Es  kommen  Leute  von  Hadsch  Bilchu,  da- 
runter einer,  angeblich  sein  Bruder,  der  in  meiner  Gegenwart 
äusserte,  es  sei  eine  Schande,  dass  man  mich  so  behandelt  habe. 
Ein  Anderer  will  Arznei,  aber  ich  spreche  nicht.  Stani  ist  dar- 
öber'sehr  ungehalten.  Ich  höre,  der  Scheich  soll  in  4  bis  5  Tagen 
hier  sein.  Man  sagte  mir,  wäre  sein  Abgesandter  Bubu  hier  ge- 
wesen, so  hätte  Turaua  nichts  nehmen  können.  Nachmittags 
machte  ich  einen  Spaziergang  über  die  Berge  sudlich  von  Dschiro, 
dabei  traf  ich  in  den  hoch  gelegenen  Felsschluchten  zahlreiche 
Exemplare  von  Stapelia  in  Fruchtreife.  In  den  Wadis  habe  ich 
diese  Pflanze  nie  gesehen.  Ferner  traf  ich  den  Sidr-Strauch  un- 
verhofft wieder  an.  Beim  Nachhausegehen  dicht  am  Wege  neben 
dem  Dorf  stiess  ich  auf  Grabmäler  von  grösseren  Dimensionen 
als  bisher,  eines  davon  war  von  einem  weiten  Steinkreis  umgeben, 
aus  meist  aufrecht  stehenden  Platten  bestehend.  Es  sah  ziemlich 
neu  und  ursprünglich  aus.  Ferner  fand  ich  an  derselben  Stelle 
Reste  von  roh  gebauten  Steinhäusern  von  grobem  Geröll  und 
und  Sand  gebaut,  auffallend  klein,  so  dass  ich  sie  von  Weitem 
für  Tumuli  hielt;  alle  sind  verfallen. 

23.  Februar.  Heute  traf  plötzlich  zu  meiner  Überra- 
schung der  Gadamsi  Sermoi  ben  Darar,  der  mit  uns  von  Ghat 
bis  Air  gegangen  war,  hier  ein.  Er  war  Geschäfte  wegen  zu- 
rückgeblieben, und  als  er  nun  mit  seiner  Karawane  hier  in  die 
Nähe  kam,  horte  er  von  dem  Raube  Turraua's  und  war  von  allen 
meinen  Bekannten  der  Einzige,  der  sich  die  Mühe  gab,  mich  auf- 
zusuchen. Er  ist  fast  schwarz,  da  seine  Mutter  eine  Sklavin  von 
Tirobuktu  ist,  hat  aber  ein  besseres  Herz  als  alle  Araber.  Er 
kam  in  Begleitung  eines  Kelowi  von  Asadi  und  blieb  den  gröss- 
teu  Teil  des  Tages  hier.  Er  versicherte,  wenn  Hndsch  Bilchu 
käme,  würde  er  mir  Alles  zurückerstatten.  Jedermann  sei  er- 
staunt über  diese  Verletzung  des  Gastrechts,  und  gerade  im  Hause 


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Tagebuch  dea  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


des  Hadsch  Bilchu  hatte  dies  Niemand  erwartet.  Er  brachte  mir 
GrÜ88e  von  Kurusan,  wohnhaft  in  Katehna,  der  bereit  wäre,  mich 
nach  Adamaua  zu  begleiten.  Ich  versprach  Sermoi  für  diesen 
Beweis  seiner  Freundschaft,  dass  er  mich  in  meiner  Verlegenheit 
aufgesucht  habe,  ein  schönes  Schwert  zu  besorgen  and  bat  ihn, 
von  Sinder  aus  nath  Ghät  zu  berichten,  wie  man  mich  hier  ausge- 
plündert habe,  damit  Safi  meine  Sachen  nicht  nach  Dschiro,  son- 
dern nach  Kauo  sende,  da  ich  furchte,  sonst  auch  diese  durch 
Turaua's  Habsucht  zu  verlieren.  Sermoi  verspricht,  allen  Leuten 
in  Sinder  dieses  schändliche  Verfahren  Turaua's  zu  erzählen.  Ich 
begleitete  ihn  eine  Strecke  heim  und  nahm  dann  Abschied  von 
dem  letzten  Mitglied  der  Karawane,  die  mit  uns  von  Ghat  ge- 
kommen war. 

24.  Februar.  Ich  machte  einen  Spaziergang  nach  dem 
Vulkan  Teginduhir,  d.  h.  in  der  Richtung,  denn  er  ist  zn  weit 
von  hier  entfernt,  als  dass  ich  ohne  Begleiter  es  gegenwärtig 
wagen  konnte,  mich  so  weit  zu  entfernen.  Unterwegs  traf  ich 
Steinhäuser,  die  noch  bewohnt  und  von  aussen  alle  mit  Lehm 
überstrichen  sind,  so  dass  keine  Steine  sichtbar  sind,  aber  die 
Ruinen  von  solchen  Häusern  bieten  nur  Steinhaufen  dar.  Der 
Vulkan  hat  seine  Ausflussöffnung  an  der  Nordseite,  allein  da  dort 
bald  Höhen  den  Fluss  der  Lava  hemmten,  so  dehnt  sich  das 
Lavafeld  vorzugsweise  nach  Süden  ans.  Alles  ist  schwarz  und 
ohne  Pflanzenwuchs. 

25.  Februar.  Gestern  kam  Bubu  und  nahm  meine  Em- 
pfehlungsbriefe von  Safi  an  Hadsch  Bilchu  mit  und  ging,  wie  ich 
höre,  damit  nach  Reser,  es  scheint  mir  also,  dass  dort  Berat- 
schlagung gepflogen  wird.  Gegen  Mittag  machte  ich  einen  Ver- 
such den  Vulkan  zu  erreichen  und  ging  vom  Dorf  Dschiro  gerade 
auf  den  Berg  zu;  dabei  kreuzte  ich  jenes  Wadi,  welches  südlich 
von  dem  Dorfe  vorbeigeht,  und  ging  durch  eine  Ebene,  die  park- 
ähnlich mit  Talch  und  Adjar  bewachsen  ist.  Nach  etwa  l1^  Stun- 
den kam  ich  an  den  Rand  des  Lavafeldes,  das  gegen  das  Wadi 
zu  wie  eine  Mauer  von  etwa  20  bis  25  Fuss  Höhe  abfallt.  Mit 
Mühe  kletterte  ich  die  rauhen  und  zackigen  Lavablöcke  hinauf, 
fand  es  aber  unmöglich,  über  das  wild  zerrissene  und  von  eisen- 
harten Spitzen  starrende  Lavafeld  zu  klettern.  Ich  will  es  das 
nächste  Mal  von  der  Nordseite  versuchen,  wo  ich  die  Kluft  des 
Kraters  und  den  Eingang  zu  ihm  erwarte.  In  der  Nähe  gesehen 
hat  der  Kegel  des  Vulkans  den  Anschein,  als  ob  er  aus  Asche 
bestände,  obwohl  der  Winkel  seiner  südlichen  Seite  etwa  45°  be- 
trägt. Viele  kleine  Rinnen  laufen  an  dem  Kegel  heraus  und  ge- 
ben ihm  ein  gestreiftes  Ansehen,  wahrscheinlich  durch  Lapilli  ge- 
bildet.   Auf  dem  Heimwege  traf  ich  zwei  Wildschweine,  die  mich 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  353 

■ 

in  nächster  Nahe  ruhig  betrachteten.  Ich  sah  nun,  dass  ihre 
Schwänze  mit  Quasten  geradeaus  hingen,  wie  beim  Esel,  sobald 
sie  aber  in  Erregung  davon  eilten,  erheben  sie  sich,  wie  früher 
beschrieben.  Die  enormen  Hauer  ragen  sehr  seitwärts  heraus. 
Ich  brachte  ein  Stuck  Lava  mit,  fand  es  aber  sehr  schwer, 
ohne  Hammer  ein  Stück  loszutrennen. 

26.  Februar.    Vom  gestrigen  Tage  ermüdet  und  es  mit  wun- 
den Füssen  zurückgekehrt,  raste  ich  heute.    Gegen  Nachmittag 
erschienen  5  bis  6  Mehari-Reiter  und  ein  alter  Mann  auf  einem 
Esel.    Ich  erriet,   dass  dies  wahrscheinlich   der   lang  ersehnte 
Scheich  sei.    Sogleich  eilte  ich  in  mein  Zelt  und  lud  zur  Vor- 
sorge meine  Gewehre,  denn  falls  dieser  nocb  schlimmer  wäre  als 
Taraua  wollte  ich  doch  nicht  wie  ein  Hund  sterben.    Der  Scheich 
begab  sich  in  das  Gebäude,  welches  bisher  als  Bethaus  gedient 
hat.    Lange  verlautete  nichts  und  Niemand  kam  zu  mir  von  seinen 
Begleitern.    Nach  etwa  \±  Stunde  erschien  der  Schmied  des  Ortes 
and  forderte  mich  auf,  zum  Scheich  zu  kommen.    Ich  folgte  ihm 
and  trat  grüssend  in  die  Hütte.    Da  sassen  auf  einer  Strohmatte 
zwei  Tuärik  und  um  sie   herum   mehre   andere.    Ich  gab  den 
Beiden  die  Hand  und  Hess  mich  unaufgefordert  auf  der  Stroh- 
matte zu  ihnen  nieder.    Nun  erkannte  ich  sogleich  -den  Scheicli, 
einen  alten  Mann  von  dunkelbrauner  Farbe,  offenbar  von  Neger- 
blut herrührend.    Er  trug  einen  schneeweissen  Backenbart,  das 
Gesicht  unter  dem  schwarzen  Litham  verhüllt;   er  war  in  eine 
alte,  blaue  Tobe  gekleidet.    Er  empfing  mich  arabisch  grüssend; 
ich  sah  aber  sogleich,  dass  er  in  heftiger  Erregung  war,  stirnrun- 
zelnd und  fast  zitternd  vor  Aufregung  fragte  er  mich  schnell  nach- 
einander, wie  es  mir  gehe.    Da  ich  nicht  wusste,   ob  sein  Zorn 
gut  oder  schlecht  zu  deuten  sei,  so  antwortete  ich  nur:  Gott  sei 
gelobt!    was   ihm   offenbar   nicht  genügte,   da   er  mich  arabisch 
fragte:   "Wie  ist  es  Dir  ergangen  in  meiner  Abwesenheit?  Ich 
antwortete  so  ausweichend  wie  möglich,  falls  er  gegen  mich  oder 
gegen  den  Räuber  aufgebracht  sei.    Seine  Erregung  ertrug  aber 
diese  leeren  Antworten  nicht  mehr  und  er  sagte:  Ich  habe  Deine 
zwei  Briefe  erhalten  und  gelesen.    Und  als  ich  nichts  darauf  ant- 
wortete, sprach  er  mit  solcher  Heftigkeit,  dass  ich  jedes  Zweifels 
enthoben  war -und  nun  ebenso  heftig  antwortete:   Was  wollte  ich 
thun,  wenn  dein  Sohn  daneben  sitzt  und  ruhig  zusieht,  wie  Turaua 
mich  plündert,  ich  musste  annehmen,  Ihr  wäret  miteinander  ein- 
verstanden.   Mit  steigender  Erregung  rief  der  alte  Scheich:  Weisst 
Du  nicht,  dass  ich  keinen  Sohn  habe?    Ich  antwortete:  Ich  komme 
aus  fernen  Landen  und  kann  das  nicht  wissen,  wenn  mir  Deine 
Leute  im  Dorfe  schworen,  dies  sei  Dein  Sohn.    Er  frug  weiter, 
was  mir  Alles  vom  Turaua  genommen   worden  sei.    Ich  zählte 

Zcitachr.  d.  G«««ll»ch.  f.  Erdk   Bd.  XV.  23 


354 


Tagebach  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bark- 


auf: 22  Thaler,  Djubba  von  rotem  Tuch,  sowie  Serwal  von  dem- 
selben Stoffe,  ausserdem  5  Achate;  dies  sei,  was  ich  selbst  ge- 
sehen, was  er  sonst  genommen,  wisse  ich  nicht.  Wie,  rief  der 
Scheich,  Da  hast  es  ihm  nicht  mit  eigener  Hand  gegeben?  Ant- 
wort: Nein,  er  hat  selbst  aas  den  Kisten  genommen  and  behalten, 
was  ihm  beliebte.  Sogleich  wurde  der  Schreibkundige  des  Orts 
gerufen  und  folgender  Brief  diktirt:  Nach  den  üblichen  Grössen 
hiess  es  darin:  Sobald  Du  diesen  Brief  vor  Augen  hast,  giebst 
Du  Alles,  was  Du  meinem  Gaste  genommen,  zurück  und  zwar 
augenblicklich.  Auelimmidden  und  Kelgeres  haben  noch  nicht 
mein  Haus  geplündert,  nur  Du  willst  es  thun!  Wisse,  dass  ich 
jeden  toten  werde,  d^r  mein  Haus  mit  Gewalt  betritt.  Ein  zwei- 
ter Brief  wurde  an  Scheich  Bubekr  geschrieben,  der  über  die 
schnelle  und  gewissenhafte  Ausführung  der  im  Briefe  enthaltenen 
Befehle  wachen  sollte.  Obwohl  gerade  von  einer  Rhazzia  gegen 
die  Kel-fuday  zurückgekehrt,  wurde  dennoch  einer  der  Tuärik,  der 
kaum  von  seinem  Kameele  abgestiegen  war,  beordert,  sogleich 
nach  Reser  zu  eilen  und  alles  Geraubte  unverzüglich  zurückzu- 
bringen. Zu  gleicher  Zeit  teilte  mir  der  Scheich  mit,  dass  Turana 
in  Dschiro  unter  den  Leuten  von  dem  Raube  verteilt  habe  und 
gab  mir  3  Thaler  und  die  roten  Hosen  zurück.  Spater  folgten 
noch  3  Achate  und  3  Thaler,  die  Turaua  den  Frauen  gegeben 
hatte.  Der  alte  Scheich  erklärte,  nichts  von  diesem  Geraubten  an- 
nehmen zu  wollen.  Ich  kehrte  zufrieden  in  mein  Zelt  zurück 
und  schickte  noch  an  demselben  Abend  mein  Geschenk  an  den 
Scheich,  nämlich  einen  Revolver  mit  6  Schüssen  und  18  Patronen, 
einen  goldgestickten  Kaftan  und  rote  Hosen.  Allein  die  präch- 
tigen Kleider  wurden  vom  Scheich  zurückgegeben  mit  der  Bemer- 
kung, dies  sei  für  die  Sultane  des  Sudan,  aber  für  ihn  passe  es 
nicht;  wenn  er  solche  Kleider  anziehe,  würde  ihn  bald  jedermann 
bitten,  sie  ihm  zu  leihen  und  so  würde  er  jeden  Genuss  ver- 
lieren; dagegen  liess  er  mir  andeuten,  ein  Gewehr  oder  etwas 
Geld  oder  Achatsteine  für  seine  Kinder  wären  erwünscht.  Nnn 
konnte  ich  ihm  ganz  unmöglich  mein  Gewehr  geben;  ich  liess 
ihn  daher  bis  zum  nächsten  Tage  warten  und  besann  mich,  was 
zu  thun  sei.  Abends  wurde  ein  junger  Stier  mir  als  Geschenk 
vom  Scheich  zugeführt. 

27.  Februar.  Viele  Tuarik  sitzen  vor  meiner  Zeltthür 
und  bewundern  alles,  was  ihnen  fremd  vorkommt.  Alle  wollen 
etwas,  der  eine  Geld,  der  andere  Arzneien  u.  s.  w.  Sie  scheinen 
alle  noch  der  Ansicht  zu  sein,  ich  sei  ein  voller  Geldsack.  Aber 
von  mir  abgewiesen,  sind  sie  nicht  ungehalten.  Die  Dorfbewohner, 
die  früher  meine  Beraubung  ruhig  mitangesehen,  ja  darüber  ge- 
lacht haben,  sind  nun  alle  auf  meiner  Seite  und  loben  den  Scheich. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


355 


Diesem  Hess  ich  meine  letzten  20  Maria-Theresia  Thaler  geben, 
die  mir  noch  geblieben.  Die  Achate  konnte  ich  bis  jetzt  nicht  finden. 
Wie  man  mir  sagt,  herrschen  in  Egedes  die  Blattern  und  treten 
mit  Heftigkeit  auf;  die  Sterblichkeit  soll  gross  sein.  Ich  wurde 
gewarnt,  nicht  hinzugehen.  Die  Kelowi  sind  gegenwartig  im 
Kampf  mit  den  Auelimmidden,  die  keine  Gewehre  haben  und  Pulver 
farchten  sollen,  dafür  sind  sie  aber  mit  Pferden  versehen,  wäh- 
rend diese  bei  den  Kelowi  selten  sind. 

Der  Stier  wurde  in  der  Frühe  vom  Schmied  geschlachtet, 
wofür  er  den  Kopf,  die  Haut  und  die  Eingeweide  erhielt.  Der 
Scheich  trug  mir  auf,  niemandem  etwas  davon  zu  geben,  sondern 
das  Feisch  an  der  Sonne  zu  trocknen;  wenn  dies  verzehrt  sei, 
würde  er  mir  wieder  einen  Stier  schicken. 

28.  Februar.  Heute  kam  der  Scheich  zu  mir  und  sagte, 
in  1  bis  2  Monaten  würde  ein  wirklicher  Sultan  nach  Egedes 
kommen,  dann  wolle  er  mit  mir  zusammen  hingehen  und  mich 
seinem  Schutze  übergeben,  und  ich  könnte  dann  ohne  jede  Furcht 
nach  Sokoto  kommen.  Dies  entsprach  ganz  meinem  Wunsche,  da 
ich  ja  doch  so  lange  auf  Brief  von  Safi  warten  muss  und  dann  in 
Egedes  etwa  einen  Monat  zubringen  will,  um  diese  Stadt  kennen  zu 
lernen;  auch  die  heissen  Quellen  im  Westen  will  ich  dann  besuchen. 

1.  März.  Heute  Hess  mir  der  Scheich  eine  Hütte  in  die 
Nähe  meines  Zeltes  tragen.  Es  beteiligten  sich  daran  eine 
Menge  Frauen,  Mädchen  und  Männer;  nachdem  die  schweren 
Pflöcke  entfernt  waren,  trugen  sie  von  innen  die  ganze  Hütte 
hierher.  Man  nennt  solche  runde  Hütten  Desü,  und  den  Vorhof 
and  die  aufrecht  stehenden  Strohmatten  Eggegali.  Strohhütten  von 
der  Form  der  steinernen  Häuser  heissen  Gidda,  dasselbe  Wort 
wie  in  Tamisgidda. 

Ich  ging  heute  zum  ersten  Mal  in  die  Hütte  des  alten  Hadschi 
and  brachte  ihm  ein  Paar  Augengläser,  dieselben,  die  Annas  Mutter 
so  lange  getragen,  in  Horn  gefasst.  Der  Scheich  freute  sich  sehr 
darüber  und  sagte,  seit  er  von  Mekka  Augengläser  mitgebracht 
habe,  hätte  ihm  niemand  solche  verschafft.  Ich  fragte  ihn  über 
die  Herknnft  der  Kelowi;  er  wusste  aber  nur,  dass  sie  von  Elak- 
kos  zwischen  Sinder  und  Kukaua  kamen.  Der  ganze  Rand  im 
Süden  der  Sahara  ist  von  Tuärik  eingenommen;  Duggaua-  und 
Damergu-Tuarik  seien  alle  Kelowi,  meinte  mein  Gewährsmann. 
Auf  der  Höhe  des  Bagzen  gebe  es  Palmenpflanzungen  und  Korn- 
saaten; dieser  Berg  ist  auch  der  einzige,  der  Löwen  beherbergt. 
Sie  werden  nur  in  Fallen  gefangen.  Im  Hanssa  giebt  es,  nach  dem 
Scheich,  keine  Löwen,  dagegen  Kura,  die  kleiner  seien  als  Löwen, 
aber  gefährlicher.  Der  Löwe  steigt  oft  von  dem  Berge  Bagzen 
aus  und  fällt  Esel  nnd  Kameele  an. 

23* 


356  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

Das  Land  der  Auelimmidden,  seiner  westlichen  Feinde,  nennt 
er  Bogael;  es  bilde  eine  felsige  Ham&da,  aber  ohne  fruchtbare 
Wadi  und  Wasser. 

Als  die  Aulad  Soliman  vor  ungefähr  5  Jahren,  nach  Aussage 
eines  Kaufmanns  aus  Kano,  das  Land  Air  mit  Krieg  überzogen 
und  viele  Leute  töteten,  kam  Bilchu  vom  Sudan  und  vertrieb  diese 
Räuber;  wie  er  selbst  sagte,  waren  auch  Aulad  Ali  und  Urfilla 
mit  ihnen.  Er  verfolgte  sie  bis  Kanem,  ihrem  gegenwärtigen  Wohn- 
sitz, und  soll  nach  seiner  eigenen  Aussage  1000  getötet  haben, 
was  wohl  etwas  übertrieben  ist. 

2.  März.  Heute  wurde  rüstig  an  meiner  Hütte  gearbeitet, 
ich  setzte  mich  in  die  Nähe  und  versuchte  mit  den  Mädchen 
in  Temahag  zu  plaudern.  Es  gelang  mir  besser  als  in  der 
Haussasprache.  Eine  von  ihnen,  des  Scheichs  Sklavin,  war  mir 
durch  ihre  Schönheit  und  den  Ausdruck  von  Feinheit  vor  allen 
aufgefallen.  Da  ich  keine  Ahnung  hatte,  dass  sie  Sklavin  war, 
frug  ich  sie,  ob  sie  des  Scheich's  Tochter  sei,  was  sie  in  nicht  ge- 
ringe Verlegenheit  brachte,  doch  war  sie  für  das  Compliment  em- 
pfänglich. In  meiner  Unbesonnenheit  frug  ich  weiter,  ob  ihre 
Eltern  Tu&rik  oder  Haussa  seien,  worauf  sie  endlich  antwortete, 
sie  wisse  nicht,  denn  sie  sei  als  ein  kleines  Kind  ins  Land  ge- 
kommen, sie  sei  tullani.  Als  ich  hierauf  frug,  ob  es  in  der  Stadt 
Egedes  Tullani  gebe,  antwortete  sie  unter  Lachen,  ja,  es  gebe 
viele,  und  sagte  zu  ihrer  Freundin,  es  scheint,  er  will  sich  welche 
kaufen.  Als  meine  Hütte  vollendet  und  mit  Vorhof  versehen  war, 
brachten  wir  das  Gepäck  herein  und  fanden  es  viel  bequemer  als 
unser  Zelt;  es  ist  kühl  und  luftig.  Abends  brachte  mir  jene  Tul- 
lanija  eine  Art  Pfannkuchen  und  fügte  bedeutsam  hinzu,  es  sei 
dies  von  ihr;  ich  hatte  ihr  nämlich  ein  Paar  Ohrringe  geschenkt. 
Sie  hat  von  ihrem  dunklen  Gemahl  »wei  Kinder;  eines  davon 
schwarz,  das  andere  braun.  Sie  selbst  hält  den  Vergleich  mit  einer 
Italienerin  recht  gut  aus.  Überhaupt  haben  alle  Sklaven  dieser 
Nation  sehr  schone  Hände  und  Füsse;  das  Gesicht  ist  bei  der 
reinen  Race  ganz  europäisch;  kleine,  feine  Nase,  schone,  grosse 
Augen,  schwarzes,  schlichtseidenes  Haar,  nur  die  Lippen  sind  ein 
klein  wenig  aufgeworfen,  aber  nicht  in  dem  Grade,  dass  es  un- 
schön wäre. 

3.  März.  Heute  liess  der  Scheich  eine  fette  Kuh  schlach- 
ten und  verteilte  das  Fleisch  an  Alle;  auch  wir  erhielten  unser 
Teil.  Es  ist  nämlich  das  Fest  des  Milud.  Dazu  haben  die  Mos- 
lem heute  Freitag.  Trotz  aller  Bemühungen  kann  ich  leider 
nicht  genug  Milch  bekommen.  Die  Leute  behaupten,  es  gebe  nnr 
sehr  wenig,  allein  da  sie  alle  viel  Käse  besitzen,  so  glaube  ich, 
sie  wollen  die  Milch  alle  zu  diesem  Zwecke  verwenden.  Wenn 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  vou  Hary. 


357 


mir  die  Sklavin  des  Scheich  Milch  bringt,  so  sind  es  immer  nur 
ein  paar  Esslöffel  voll.  Wahr  ist,  dass  die  Ziegen  alle  nur  sehr 
kleine  Euter  haben,  ebenso  die  Schafe  und  Kühe.  Gegen  Nach- 
mittag ging  ich  zu  dem  schwarzen  Sohn  des  Scheich,  Susso,  der 
ao  Rheumatismus  leidet;  ich  riet  ihm  warme  Bäder  an,  allein  er 
glaubt  nicht  daran  und  sitzt  halb  nackt  im  Freien;  natürlich  wird 
Mio  Leiden  nicht  besser.  Der  Figi  ist  rot;  der  Vater  jenes 
schwarzen  Burschen,  der  Musa  beisst  und  von  seinen  Bekannten 
Sufu  genannt  wird,  machte  mir  einen  ungünstigen  Eindruck,  es 
ist  ein  falscher,  anmassender  Tropf,  wie  all  dieses  Gesindel.  Er 
behauptet  das  Arabische  zu  verstehen,  spricht  aber  nur  die 
Schriftsprache. 

4.  Marz.  Seit  4  bis  5  Tagen  ist  der  Himmel  nicht  mehr 
wolkenlos  wie  bisher;  es  sind  lauter  feine  Federwolken,  die  von 
W.  und  NW.  heranziehen.  Von  S.  her  habe  ich  keine  kommen 
sehen.  Die  Hitze  ist  sehr  massig,  so  dass  ich  das  Klima  sehr 
dem  italienischen  ahnlich  finde.  Ich  verteilte  gestern  an  alle 
Kinder  und  Mädchen,  die  zum  Ausbau  meiner  Hütte  geholfen  und 
Sand  getragen  haben,  Nadeln  und  zwar  je  3  für  alle  Kinder  und 
6  für  die  Grossen.  Der  Tullanija  gab  ich  meinen  letzten  Achat, 
da  sie  mich  so  sehr  darum  gebeten.  Es  kamen  Viele  und  woll- 
ten Achat  von  mir  kaufen,  Andere  brachten  mir  Turkedi  zum 
Tausch,  aber  Alles  war  umsonst,  da  ich  keine  Steiue  mehr  besass. 
Eine  Flasche  von  Fernet  brauca  wusste  ich  jetzt  sehr  zu  schätzen,  da 
derselbe  in  Thee  mir  in  etwas  den  fehlenden  Zucker  ersetzt.  Ich 
fürchte,  der  Mangel  an  passender  Nahrung  wird  mich  hier  nicht 
lange  ruhen  lassen;  ich  komme  noch  mehr  von  Kräften  als  bis- 
her. Ich  möchte  daher  bald  nach  der  Stadt  Egedes,  wo  ich  viel- 
leicht meine  Kameele  verkaufen  und  so  mir  Lebensmittel  ver- 
schaffen kann.  Die  Ihadanaren  sind  gegenwärtig  hier  in  Air  und 
sollen  in  grosser  Zahl  ausgewandert  sein  wegen  der  Hoggar,  die 
ihnen  alle  Kameele  weggenommen  haben;  sie  befinden  sich  jetzt 
NW.  von  Dschiro  an  einem  Ort  genannt  Telak,  wie  mir  eine 
Sklavin  sagt,  im  Wadi  Anderas. 

5.  März.  Diese  Nacht  fortwährend  kalter,  heftiger  Wind, 
ebenso  bei  Tage.  In  der  Frühe  kam  der  Scheich  zum  Besuch 
and  fand  Gelegenheit  nach  Einigem  zu  fragen.  Die  Kelgercs 
und  Kolowi,  sagt  er,  seien  ein  Stamm,  sie  hätten  dieselbe  Sprache. 
Die  Auelimmidden  dagegen  sprechen  wie  die  Hoggar.  Der  Häupt- 
ling von  Gober-Damboskori  ist  mit  Hadsch  Bilchu  befreundet  und 
Letzterer  erzählte  mir,  die  Vorfahren  jenes  seien  die  ursprünglichen 
Sultane  von  Haussa  gewesen,  auch  sei  gegenwärtig  in  Gober  die 
Sprache  Tessaua  und  Haussa.  Die  militärische  Macht  des  Landes 
betrüge  bis  2000  Reiter,  die  durch  allerlei  kriegslustige  Leute 


358  Tagebuch  des  verstorbeneu  Dr.  Erwin  von  Bary. 

vermehrt  wird,  denen  der  Sklavenraub  die  Hauptsache  ist.  Mit 
den  Hoggar  steht  Hadsch  Bilchu  gegenwärtig  auf  gespanntem 
Fuss  seit  der  Plünderung  der  Karawane  der  Ihadanaren  beim 
Brunnen  Tadent,  denn  es  wurden  dabei  Waren  geraubt,  welche 
den  Kelowi  gehörten  und  gegen  tausend  Thaler  bares  Geld.  Tufik  ist 
noch  gegenwartig  in  Ahaggar,  und  Hadsch  Bilchu  sagt,  wenn  die 
geraubten  Sachen  nicht  zurückgegeben  werden,  dürfe  kein  Hoggar 
mehr  sein  Land  betreten,  dann  hätten  dieselben  keinen  Ort  mehr, 
wo  sie  ihr  Getreide  und  ihre  anderen  Bedürfnisse  kaufen  könnten. 
Wirklich  scheint  Hadsch  Bilchu  ein  braver  Mann  zu  sein,  allein 
er  ist  nicht  gefürchtet;  in  Folge  dessen  thut  jeder  Scheich,  wa& 
ihm  beliebt.  Die  Auelimmidden  haben  jetzt  keinen  grossen  Führer, 
da  ihr  früherer  berühmter  Scheich  von  Hadsch  Bilchu  bei  einem 
Einfall  in  Air  getötet  wurde ;  sein  Sohn  ist  aber  noch  zu  klein,  am 
von  Einfluss  zu  sein.  Hadsch  Bilchu  sagt,  bei  den  AuelimmiddeD 
folge  nie  der  Sohn  der  Schwester  in  der  Regierung. 

Abends  tritt  zu  meiner  Überraschung  abermals  eine  schlimme 
Wendung  meiner  Lage  ein.  Der  Scheich  Hess  meinen  Diener  so 
sich  rufen  und  verlangt,  nachdem  ich  ihm  schon  an  50  Thaler  Geld 
und  Geldeswert  gegeben,  noch  5  Achate  mit  der  Bemerkung, 
ich  hätte  ihm  noch  nicht  gegeben,  was  ihm  gebühre !  Diese  Sprache 
lässt  mich  nichts  Gutes  voraussehen  und  ich  bin  auf  totale  Plün- 
derung gefasst.  Die  schamlose  Habgier  des  Scheich  quält  mich 
täglich  mit  neuen  Anforderungen;  das  Schlimmste  ist,  dass  er  ein 
Auge  auf  mein  Gewehr  geworfen  und  in  dieser  Hinsicht  meinem 
Diener  einen  Wink  gegeben  hat!  Was  soll  ich  im  Sudan  ohne 
Gewehre  anfangen! 

6.  März.  Nachts  Wind  und  Kälte,  bei  Tage  hellt  sich  der 
Himmel  wieder  auf  und  der  Wind  lässt  nach.  Ich  habe  den 
Scheich  noch  nicht  wieder  besucht  und  will  auch  vor  der  Hand 
die  Sache  tot  zu  schweigen  suchen.  Er  blieb  den  ganzen  Tag  in 
meiner  Hütte. 

7.  März.  In  aller  Frühe  vor  Sonnenaufgang  bemerkte  ich 
drei  fremde  Tuärik  neben  dem  Hause,  das  für  Neuangekommene 
bestimmt  ist,  sitzen.  Ich  achtete  anfänglich  nicht  viel  darauf,  bis 
ich  sie  wieder  aus  dem  Gesicht  verlor.  Nach  Sonnenuntergang 
kamen  aber  alle  drei  zu  mir  mit  dem  Dolmetscher,  und  es  fand 
sich,  dass  die  Hauptperson  jener  Scheich  Kelgeres  Bubekr  war, 
der  gegenwärtig  in  Egedes  an  Stelle  des  Sultan  herrscht.  Der- 
selbe, ein  langer,  magerer  Mann,  machte  mir  einen  sehr  günstigen 
Eindruck.  Es  freut  mich  sehr,  zu  sehen,  dass  man  schon  in 
Egedes  Nachricht  von  mir  hat,  so  dass  Scheich  Bilchu  doch  Rück- 
sicht darauf  nehmen  muss,  da  er  auch  mit  der  öffentlichen  Mei- 
nung zu  rechnen  hat.    Auffallenderweise  kamen  die  drei  Tuirik, 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  359 

die  zu  den  Kel-ferwant  gehören,  ohne  vom  Scheich  begleitet  2a 
sein  in  meinen  Vorhof.  Ich  deutete  dies  auf  Meinungsverschie- 
denheiten unter  ihnen.  Die  erste  Frage  des  Bube  kr  war,  ob  ich 
mit  nach  Egedes  wolle,  worauf  ich  erwiderte,  dass,  wenn  er  mir 
Schutz  zusagte  für  mich  und  mein  Gepäck,  ich  bereit  sei.  Er 
versicherte,  ich  brauche  nur  Gott  zu  furchten,  aber  sonst  Niemand. 
Ich  sagte  ihm,  gegenwärtig  sei  ich  ohne  Mittel,  er  müsse  mich 
daher  nach  Sokoto  bringen  und  dort  erst  die  Bezahlung  in  Empfang 
nehmen,  was  ihn  auch  nicht  zu  genieren  schien.  Er  war  vorher 
in  langer  Unterredung  mit  dem  Scheich  gewesen  und  gewiss  in  alle 
Einzelheiten  eingeweiht.  Er  frug  mich,  ob  ich  keine  Seide  zu  ver- 
kaufen habe,  was  ich  natürlich  verneinte  und  zugleich  erklärte  ich 
ihm,  kein  Kaufmann,  sondern  Arzt  zu  sein ;  ich  hätte  deshalb  nur 
Arzneien,  worauf  ich  die  Bemerkung  horte,  dass  dies  noch  besser 
sei  als  Kaufmann.  Hierauf  entfernten  sie  sich  und  es  eröffnete  sich 
uns  die  Hoffnung,  endlich  von  hier  aus  dieser  Art  Gefangenschaft 
£U  entkommen.  Ich  erwartete  zwar  einigen  Widerstand  vom 
Hadsch  Bilchu,  hoffte  aber,  dass  der  interimistische  Sultan  von 
Egedes  mehr  Einfluss  habe.  Die  Fremden  blieben  lange  in  der 
grossen  Hütte  neben  der  Moschee,  wurden  mit  Milch  und  Käse 
bewirtet,  und  hatten  offenbar  viel  zu  reden.  Als  Scheich  Bubekr 
in  die  Hütte  des  Hadsch  Bilchu  trat  und  dort  mit  ihm  verkehrte, 
horte  ich  deutlich,  dass  von  Turaua  die  Rede  sei;  später  wurde 
besagt,  Turaua  sei  nach  Akans  verschwunden.  Als  ich  die  Reit- 
kameele  für  die  Fremden  bringen  sah,  entschloss  ich  mich,  selbst 
zu  erforschen,  was  das  Resultat  der  vielen  Unterredungen  sei, 
und  ging  zu  ihnen,  wurde  aber  keinen  Moment  dort  allein  ge- 
lassen, sondern  stets  vom  Dolmetsch  oder  dessen  Vater  bewacht, 
am  nichts  über  Hadsch  Bilchu  sagen  zu  können.  Auf  meine 
Frage,  ob  Bubekr  wieder  nach  Dschiro  zurückkäme  und  mich 
von  hier  abholen  würde,  war  die  Antwort,  ich  weiss  nicht.  Es 
stellte  sich  nun  heraus,  dass  der  alte  Scheich  gegen  meine  Ab- 
reise war,  indem  er  versicherte,  er  würde  mich  selbst  nach  Egedes 
bringen.  Wann?  das  weiss  der  Himmel.  Offenbar  will  er  nun 
aus  mir  erpressen,  was  möglich  ist.  Ich  Hess  die  Fremden  mer- 
ken, dass  ich  nicht  gern  hier  sei,  gab  aber  in  Gegenwart  des 
Dolmetschers  vor,  es  sei  dies  wegen  des  Mangels  an  passender 
Nahrung,  da  nichts  als  Käse  und  Fleisch  hier  zu  haben  sei,  nicht 
einmal  Zwiebeln  oder  Milch  oder  Butter,  während  in  der  Stadt 
Egedes  an  all  diesem  Überfluss  ist.  Die  Blattern  herrschen  zwar 
noch  dort,  allein  nach  Bubekr 's  Aussage  nur  noch  in  geringem 
Grade  und  ohne  irgendwelche  Sterblichkeit  von  Bedeutung.  Er 
konnte  mir  nicht  angeben,  von  welcher  Gegend  die  Krankheit  zu 
ihnen  gekommen  sei.    Von  hier  nach  Egedes  seien  es  3  Tage 


360 


Tagebuc  h  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


langsam  zu  gehen,  von  Egedes  nach  Sokoto  10  Tage  und  auf  dem 
Wege  sei  nichts  zu  fürchten.  Etwas  enttäuscht  verliess  ich  die 
Fremden,  nicht  sehr  erbaut  über  meinen  Gefängniswärter.  Dass 
meine  Unterredung  diesem  sogleich  hinterbracht  wurde,  konnte 
ich  daran  merken,  dass  mir  gleich  darauf  frischer  Käse  gebracht 
wurde,  um  meinem  Nahrungsmangel  abzuhelfen.  Aber  was  hilft 
dieser  ewige  Käse?  So  sehe  ich  denn  noch  nicht  das  Ende 
meines  unfreiwilligen  Aufenthaltes  in  Adschiro.  Ich  hoffe  im 
Stillen,  es  wird  Tufik,  oder  wie  sie  hier  sagen,  Etefik  Briefe 
von  Ghät  bringen,  die  dem  Hadsch  Bilchu  nicht  ganz  passen 
werden.  Auch  von  Sinder  könnten  Schreiben  kommen,  mich 
ziehen  zu  lassen,  da  der  Sultan  sicherlich  von  meinen  Gewehren 
gebort  hat  und  sie  zu  sehen  resp.  zu  haben  wünscht. 

8.  März.  Heute  begann  die  Quälerei  von  Neuem.  Der 
habgierige  Scheich  sagte  meinem  Diener:  Wenn  dein  Herr  mir 
nicht  5  Thaler  mehr  gibt,  thue  ich  nichts  für  ihn!  Dies  nachdem 
er  50  Maria-Theresia-Thaler  im  Besitz  hat!  Alles,  was  ich  an 
Geld  noch  habe,  sind  3  Thaler!  Der  Scheich  hat  nun  alle  Le- 
bensmittel mir  vorenthalten,  Niemand  bringt  Käse  oder  Butter, 
offenbar  will  er  mich  durch  Hunger  zur  Herausgabe  grosser  Ge- 
schenke zwingen!  Ich  lebe  daher  nur  noch  von  Weizenmehl  und 
Linsen!  Bevor  ich  mich  aber  dem  Hungertode  unterziehe,  schiesse 
ich  ihm  und  dann  mir  eine  Kugel  durch  den  Kopf.  Da  eine  Krisis 
der  Art  höchst  wahrscheinlich  eintreten  wird,  schreibe  ich  dies 
mit  gewöhnlicher  Schrift  (d.  h.  nicht  stenographisch),  damit  meine 
Angehörigen  meine  letzten  Notizen  lesen  können.  Mein  Diener 
Stani  hat  den  Auftrag,  falls  er  selbst  dem  Tode  entgeht,  dieses 
Tagebuch  so  sorgfaltig  als  möglich  zu  bewahren  und  dem  Consul 
von  Italien  in  Tripolis  einzuhändigen.  Noch  halte  ich  meine  Si- 
tuation nicht  für  hoffnungslos,  da  Briefe  vom  Sudan  oder  Gbat 
jeden  Tag  eintreffen  können,  die  meine  Befreiung  verlangen,  da 
die  Leute  im  Sudan  wissen,  dass  ich  Geschenke  bringe. 

9.  März.  Stani  wollte  heute  jenes  Dorf  am  Berge  Bagzen 
besuchen,  um  dort  Lebensmittel  einzutauschen,  allein  der  Scheich 
gab  ihm  weder  mein  eigenes  Kameel,  das  schon  seit  mehreren 
Tagen  verschwunden  ist,  noch  lieh  er  ihm  einen  Esel  zum  Reiten; 
für  meinen  alten  Diener  war  also  die  Tour  unmöglich!  Nach- 
mittag ging  mein  Diener  zum  Scheich,  da  wir  keine  Butter  mehr 
hatten,  und  ersuchte  ihn,  solche  gegen  Waren  einzutauschen.  Der 
alte  Scheich  vertröstete  ihn  auf  morgen;  ich  bin  aber  gewiss,  dass  er 
alle  nötigen  Lebensmittel  im  Überfluss  besitzt,  denn  heute  kamen 
über  30  mit  Lebensmitteln  beladene  Esel  von  auswärts.  Ich  glaubte 
anfänglich,  sie  kämen  aus  dem  Sudan,  hörte  aber  später,  sie 
seien   von  Air.    Die  Lebensmittelkarawane  vom  Sudan   wird  in 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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2  biß  3  Tagen  erwartet,  dann  ist  Überfluss  an  Lebensmitteln.  Ich 
hoffe,  zu  gleicher  Zeit  kommen  vielleicht  Briefe,  die  den  Scheich 
xur  Änderung  seines  Verfahrens  gegen  mich  bewegen.  Der  Scheich 
sprach  auch  heute  zu  meinem  Diener  seine  Missbilligung  über 
mich  aus,  fügte  aber  keine  Drohung  hinzu,  sondern  sagte,  da  ich 
unter  seinem  Schutze  lebe,  wolle  er  mich  nicht  ins  Blaue  ziehen 
lassen,  sondern  ich  müsse  warten  bis  ein  grosser  Sultan  nach  der 
Stadt  Egedes  komme,  dem  er  mich  übergeben  könne.  Wenn  es 
sich  nur  bewahrheitet!  Über  die  3  Tuärik,  die  von  dort  kamen 
und  mich  hinbringen  wollten,  sagte  er  noch  kein  Wort.  Himmel 
heute  Vormittag  umzogen,  Federwolken  und  etwas  grössere  von 
West  nach  Ost. 

10.  März.  Heute  überraschte  uns  der  Scheich  mit  einem 
Geschenk,  bestehend  in  einer  E^chse  voll  Butter.  Korn  und  Reis 
aber,  sagte  er,  müssten  wir  selbst  kaufen.  Wie  soll  ich  aber  die 
Mittel  dazu  finden,  nachdem  ich  Alles  ausgegeben?  Als  mein 
Diener  zum  Brunnen  ging,  sagten  ihm  die  Weiber,  lauter  Skla- 
vinnen, ich  sei  ein  Ungläubiger,  esse  Schweinefleisch  und  trinke 
geistige  Getränke;  offenbar  hören  sie  so  über  mich  beim  Scheich 
reden.  Ich  sehe  nichts  Gutes  voraus.  Vormittags  kommen  oft 
heftige  Westwinde,  die  Massen  von  Staub  mit  sich  führen,  so 
dass  selbst  die  nächst  gelegenen  Berge  verschwinden.  Nachmit- 
tags klärt  sich  dann  wieder  das  Wetter.  In  meiner  Hütte  ist  die 
Temperatur  28  C. 

11.  März.  Ich  entschloss  mich,  dem  Scheich  einen  Besuch 
iu  machen  und  dabei  über  die  Dauer  unseres  Hierbleibens  mich 
«u  erkundigen.  Als  ich  zu  ihm  ging,  las  er  gerade  im  Koran,  so 
dass  ich  \  Stunde  darauf  warten  musste,  bis  es  ihm  beliebte, 
das  Buch  zuzumachen.  Ich  erzählte  ihm,  dass  ich  in  Ghät  so 
gute  Aufnahme  gefunden,  dass  Safi  mit  meinen  geringen  Geschenken 
-ehr  zufrieden  gewesen  und  nie  nach  mehr  verlangt  habe,  dass  ein 
Mann,  der  mich  Kafir  schimpfte,  sogleich  ins  Gefängnis  kam,  wo- 
rauf er  nichts  erwiderte;  wahrscheinlich  glaubte  er  nichts  von 
alledem.  Als  ich  von  unserem  Fortgehen  sprach,  meinte  er,  warum 
ich  denn  so  eile,  es  sei  ja  ganz  gleichgiltig,  ob  ich  ein  paar 
Monate  mehr  oder  weniger  hier  sei,  worauf  ich  ihm  erklärte,  mir 
sei  es  nicht  einerlei,  denn  ich  hätte  nichts  zu  essen,  da  mein 
Geld  zu  Ende  sei.  Unter  diesen  Umständen  fände  ich  Niemanden, 
der  mir  etwas  leiht,  während  ich  im  Sudan  viele  Freunde  hätte, 
die  mir  helfen  würden.  Der  Scheich  meinte,  in  jedem  Falle 
würde  er  mir  aushelfen!  (wahrscheinlich  um  ein  Recht  auf  meine 
Sachen  zu  begründen),  gegenwärtig  könne  ich  nicht  abreisen,  da 
keine  Karawane  abgehe,  und  nur  mit  Einzelnen  abzureisen  sei  zu 
gefährlich;  da  ich  in  seinem  Schutz  stände,  könne  er  mich  nicht 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


einer  Gefahr  aussetzen.  Ich  muss  daher  warten,  bis  eine  Kara- 
wane nach  dem  Sudan  geht,  etwa  in  1  bis  2  Monaten.  Ich  weiss 
wohl,  dass  keine  andere  Karawane  geht  als  die,  welche  von  Ghät 
kommt;  es  ist  also  die  Aussicht,  noch  3  bis  4  Monate  hier  iu 
bleiben!    Abends  der  Himmel  umwölkt,  von  Sud  und  West. 

12.  März.  Nachmittag  gegen  2  Uhr  Temperatur  max.  52°  C. 
in  der  Sonne,  in  der  Hütte  28°  C.  Von  S.  und  W.  kommen  oft 
Winde,  die  die  Luft  undurchsichtig  machen,  scr  dass  die  Berge 
ganz  verschwinden,  obwohl  sie  kaum  2  Stunden  entfernt  sind. 
Offenbar  kommen  diese  Staubmassen  aus  der  Wüste.  Ich  besuchte 
den  Tegindschir  abermals,  und  zwar  diesmal  seinen  NW.-Rand, 
von  wo  aus  er  einen  ganz  anderen  Anblick  gewährt,  da  der  Krater 
weit  offen  ist,  so  dass  etwa  %  desselben  links  auf  dem  Lavafelde 
in  Trümmern  liegt;  von  hier  aus  wäre  vielleicht  ein  Erstcigfn 
möglich,  da  die  ausgeworfenen  Lavastrome  von  hier  aus  nach 
Süden  umbiegen  und  eine  sanfte  Anhöhe  bilden,  auf  der  man 
vielleicht  ins  Innere  klettern  könnte.  Da  ich  zu  Fuss  war  und 
auf  dem  rauhen  Gestein  mit  meinen  zerrissenen  Schuhen  nur 
langsam  vorwärts  kann,  wurde  es  Nacht,  bevor  ich  wieder  zurück- 
kam. Die  Sterne  standen  schon  am  Himmel.  Der  Scheich  sowie 
die  anderen  Bewohner  waren  etwas  in  Unruhe  über  mein  langes 
Ausbleiben.  Der  alte  Räuber  liess  mir  sagen,  ich  solle  künftig 
in  der  Frühe  auf  die  Jagd  für  Gazellen  ausgehen,  nicht  aber 
gegen  Abend.  In  meiner  Abwesenheit  war  ein  Hoggar  von  den 
Kel  Rharis  aus  Telak  gekommen,  mit  welcher  Botschaft  konnte 
ich  nicht  erfahren. 

13.  März.  Ich  blieb  heute  in  meiner  Hütte  und  rastete  aus. 
Morgen  gehen  der  bisherige  Dolmetscher,  Musa  und  einige  andere 
Leute  von  hier  nach  Egedes;  wir  wollen  sehen,  ob  nicht  mein  Diener 
mitgehen  kann  und  einige  Lebensmittel  einkaufen.  Nachmittags 
kam  ein  gut  gekleideter  Targi  zu  mir,  Namens  Bina,  der  dem 
hiesigen  Orte  angehört,  und  frug  mich,  wie  viel  ich  dem  Scheich 
an  Geschenken  gegeben  und  ob  ich  ihm  eine  gute  Belohnung 
geben  würde,  wenn  er  mich  über  Egedes  nach  Kano  brächte. 
Ich  versprach  ihm,  nach  der  Ankunft  in  letzter  Stadt  einen  Burnuss 
und  andere  Kleinigkeiten;  schliesslich  aber  rückte  er  mit  dem 
Verlangen  heraus,  die  Hälfte  der  Geschenke  schon  im  Voraus  in 
erhalten,  und  als  ich  ihm  erklärte,  ich  könne  darauf  nicht  ein- 
gehen, ging  er  zum  Scheich  und  erzählte  ihm  unsere  ganze  Unter- 
redung, wobei  er  erwähnte,  dass  ich  mich  nicht  gescheut  hätte  zu  er- 
klären, genügend  Geschenke  gegeben  zu  haben  und  dass  mir  nie  ein 
Scheich  vorgekommen  wäre,  der  mich  so  ungastlich  behandelt  habe. 
Dies  machte  natürlich  auf  den  Scheich  keinen  guten  Eindruck,  nnd  ich 
hörte  Abends  deutlich,  wie  sie  lachten  und  über  den  Kafir  sprachen. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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14.  März.  Heute  früh  ging  Statu,  dem  der  Scheich  zu  meinem 
grösßten  Erstannen  einen  Esel  gegeben  hatte,  mit  mehreren  anderen 
Leuten  nach  Egedes  ab.  Ich  hatte  ihm  Alles  mitgegeben ,  was 
ich  noch  Brauchbares  besass,  um  Lebensmittel  einzukaufen,  Spiegel, 
rote  Leibbinden,  ausserdem  wollene  Stoffe,  Nadeln  u.  s.  w.  Bevor 
mein  Diener  fortging,  bemerkte  der  Scheich  so  laut,  dass  ich  es 
hören  konnte:  Wenn  Du  nicht  wärst,  hätte  ich  Deinen  Herrn 
nicht  angenommen,  sondern  längst  fortgeschickt.  Dies  war  offen- 
bar die  Folge  der  gestrigen  Unterredung.  Den  ganzen  Vormit- 
tag war  die  Luft  voll  feiner  Staubteilchen,  so  dass  die  nahen 
Berge  in  Nebel  gehüllt  und  dadurch  unsichtbar  gemacht  wurden, 
and  zugleich  die  Hitze  drückend  fühlbar  war.  In  meiner  Hütte 
28°  C.  Gegen  Abend  zwang  ich  mich  zu  einem  Besuch  bei 
dem  habgierigen  Scheich.  Er  empfing  mich  ohne  Unhöflichkeit 
und  betonte,  dass,  wenn  ich  es  ausdrücklich  wünsche,  er  mich 
anch  nach  Egedes  bringen  werde,  falls  der  neue  Saltan  ein  tüch- 
tiger, verlässlicher  Mann  sei;  er  wolle  ihn  zuerst  fragen  lassen, 
ob  er  mir  Schutz  verspreche;  es  sei  besser,  wenn  er  vorher  sage, 
dass  er  mich  in  seiner  Stadt  nicht  haben  wolle.  Gegenwärtig, 
raeinte  der  Scheich,  sei  der  Weg  zwischen  Egedes  und  Sokoto  zu 
gefahrlich,  und  ich  würde  sicherlich  ausgeplündert  und  getötet, 
denn  Jedermann  vermutet  viel  Reichtümer  in  meinem  Gepäck. 
Über  die  Waren  liess  er  sich  kein  Wort  entschlüpfen.  Es  scheint 
mir,  es  wird  noch  Monate  dauern,  so  dass  wahrscheinlich  eine 
Karawane  vom  Sudan  noch  vorher  eintreffen  wird,  was  vielleicht 
meine  Befreiung  bewirkt.  Über  Sali  äusserte  sich  der  Scheich,  dass 
dies  der  einzige  Mann  sei,  der  die  Türken  liebe,  alle  Tuärik 
seien  ihnen  feindlich.  Falls  die  Türken  Abgaben  von  den  Tuärik 
verlangen,  würden  alle  Wege  den  Karawanen  unsicher  und  abge- 
sperrt werden.  Er  scheint  die  Nähe  der  Türken  für  sein  eigenes 
Land  nicht  zu  lieben.  Der  neue  Sultan  von  Egedes,  sagte  er, 
sei  ein  Tu&rik  von  Kelgeres,  die  er  für  die  zahlreicheren  hält 
als  die  Auelimmidden;  er  kennt  offenbar  nur  den  Teil  der  Letz- 
teren, die  seinem  Lande  am  nächsten  wohnen,  die  übrigen  in  der 
Nähe  von  Timbuktu  nennt  er  Araber.  Die  Blattern  in  Egedes 
seien  vom  Sudan  eingeschleppt,  von  wo  sie  stets  kommen;  anch 
in  Air  träten  sie  hier  und  da  auf,  aber  nicht  mit  grosser  Sterblich- 
keit; Fieber  kämen  alle  vom  Sudan  mit  der  Regenzeit,  und  selbst 
nach  Air,  aber  viel  schwächer  als  im  Sudan.  Das  Wadi,  welches 
bei  dem  Dorfe  vorüberführt,  sei  dann  voll  Wasser  und  gehe  nach 
Süd.  Der  Lanf  des  Wadi  aber,  so  viel  ich  gesehen  habe,  geht 
am  Tegindschir  vorbei  nach  N.  und  biegt  vielleicht  später  um. 

15.  März.  Ich  blieb  den  ganzen  Tag  in  meiner  Hütte.  Der 
Scheich  macht  mir  nie  einen  Gegenbesuch.    Zur  heissesten  Zeit, 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Baxy. 


Nachmittags  sowie  nach  Sonnenuntergang  meist  heftiger  Wind. 
Das  Zodiacallicht  Abends  prachtig,  aber  nie  konnte  ich  einen 
Gegenschein  bemerken. 

16.  März.  Heute  wurde  ich  überrascht  durch  einen  Besuch 
des  gegenwärtigen  Kadi  von  Egedes;  offenbar  haben  alle  diese 
Leute  von  mir  gehört  und  übertriebene  Vorstellungen  von  meinem 
Reichtum,  sonst  würden  sie  gewiss  nicht  so  viel  Interesse  an  mir 
nehmen.  Der  alte  Kadi  gefiel  mir;  er  kannte  mehrere  meiner 
Freunde  in  GhÄt  uud  sprach  ziemlich  gut  arabisch.  Durch  ihn  erfuhr 
ich,  da ss  jener  Scheich  der  Kelgeres,  Bubekr,  der  früher  hier  war, 
nicht  gegenwärtig  in  Egedes  das  Regiment  führt,  sondern  nur  ein 
Tuarik-Chef  ausserhalb  der  Stadt  sei.  So  werde  ich  von  allen 
Seiten  belogen,  um  eine  hohe  Meinung  von  den  Leuten  zu  be- 
kommen, die  mich  besuchen.  Der  Kadi  teilte  mir  mit,  dass 
gegenwärtig  der  Höchste  in  Egedes  der  sogenannte  Sultan  des 
Marktes  sei,  mit  dem  Hadsch  Bilchu  nicht  befreundet  ist  In 
etwa  4  Monaten  kämen  die  Kelgeres  und  brächten  einen  neuen 
Sultan,  wahrscheinlich  den  Sohn  des  früheren,  einen  gewissen 
Dschafo,  wie  der  Kadi  sagte,  einen  tüchtigen  Mann.  Ich  glaube 
also,  Hadsch  Bilchu  will  mich  4  Monate  hier  behalten!  Eine 
schöne  Aussicht!  —  Abends  Wolken  von  SW. 

17.  März.  Heute  früh  wurde  ich  zum  Scheich  gerufen,  um 
in  Gegenwart  eines  Targi  von  auswärts  den  Gebranch  meines  Re- 
volvers zu  zeigen,  auch  forderte  der  alte  Geizhals,  ich  solle  Korn 
kaufen,  das  ein  Targi  gebracht  hat;  aber  nur  Achate  oder  Reale 
seien  brauchbar.  Ich  sagte,  er  wisse  doch,  dass  ich  davon  nichts  be- 
sässe, sonst  hätte  ich  es  ihm  längst  gegeben,  da  er  mich  stets  darum 
angegangen  habe.  Er  antwortete,  er  wisse  nicht,  was. in  meinem 
Gepäck  sei.  Ich  sagte  ihm  endlich,  er  solle  doch  sich  die  Mühe 
nehmen  und  in  meine  Hütte  kommen  und  die  Kisten  alle  durch- 
sehen, da  er  noch  immer  glaube,  es  sei  Wertvolles  darin.  Dies 
überraschte  ihn  offenbar,  denn  er  sagte,  es  sei  nicht  möglich,  dass 
Einer  von  so  weit  herkomme  und  kein  Geld  besässe;  alle  Leute 
sagten,  ich  hätte  viel  Geld,  worauf  ich  nur  erwidern  konnte, 
früher  hätte  ich  Geld  gehabt,  aber  jetzt  besässe  ich  nichts  mehr. 
Dann  sprach  er  in  Targi  offenbar  geringschätzig  von  einem  Rei- 
senden, der  kein  Geld  besässe.  Aach  meinte  er,  wie  ich  denn 
die  Kameele  von  hier  nach  dem  Sudan  bezahlen  wolle  und  dergl-, 
worauf  ich  ihm  erklärte,  dieselben  würden  erst  in  Kano  bezahlt, 
wo  ich  Geld  von  den  Gadamesinern  auftreiben  könnte.  Er  ist 
nun  endlich  in  seiner  ursprünglichen  Meinung,  dass  ich  viel  Geld 
hätte,  irrig  geworden. 

18.  März.  Heute  ist  der  Himmel  ganz  wolkenfrei;  in  der 
Nacht  Kälte   und  Wind;  in  meiner  Hütte  Nachmittags  22°  C. 


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Tagebuch  den  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Seit  die  Leute  keine  Geschenke  mehr  von  mir  bekommen,  bringt 
auch  Niemand  mehr  Esswaren,  wie  Käse  und  dergl.  Hoffent- 
lich kommt  Stani  bald  zurück  und  bringt  vielleicht  Nachrichten 
über  Freunde  in  der  Stadt.  Auffallend,  dnss  der  Marabut  von 
Rheser,  Etefok,  wie  sie  ihn  hier  nennen,  so  lange  ausbleibt.  Ich 
glaube  annehmen  zu  dürfen,  dass  er  mir  Briefe  von  Ghat  bringen 
wird,  da  er  gewiss  vor  seiner  Abreise  noch  einen  Besuch  bei 
Safi  gemacht  haben  wird. 

19.  März.  Es  wird  offenbar  kühler,  denn  die  Temperatur  in 
meiner  Hütte  steigt  nicht  über  22°  und  draussen  ist  es  noch  kalter 
wegen  des  Windes.  Ich  ging  heute  zum  Muallem,  der  die  Hütte 
in  meiner  Nähe  bewohnt,  zeigte  ihm  meinen  Koran,  der  ihm  sehr 
gefiel  und  den  er  genau  durchsah  und  hierauf  den  Brief  des  Kadi 
Ton  Ghat  und  Tufik  an  Bilchu.  Er  war  sehr  überrascht  und  offen- 
bar erfreut  über  meinen  Glaubenswechsel  und  ging  sogleich  zum 
Scheich,  um  ihm  den  Brief  vorzulesen  und  den  Koran  zu  zeigen. 
Dieser  schien  weniger  befriedigt,  dass  er  keinen  Vorwand  mehr 
habe,  mich  zu  plündern,  sagte  aber  doch  zu  mir:  Du  bist  den 
Andern  von  uns  ganz  gleich  und  hast  nichts  zu  fürchten,  weder 
hier  noch  im  Sudan,  nur  von  den  Ungläubigen.  Der  Muallem 
versicherte  mir,  er  werde  es  allen  Leuten  mitteilen,  damit  Nie- 
mand mehr  von  Kafir  spreche!  Der  Mann  scheint  wirklich  fromm 
and  gutmütig  und  wird  thun ,  was  er  für  seine  Pflicht  hält.  Der 
Scbeich  schenkte  mir  heute  trockenes  Fleisch  von  Wadan,  worauf 
ich  ihm  einige  messingene  Nägel  mit  flachen  Köpfen  verehrte. 
Hoffentlich  tritt  nun  eine  Besserung  in  unser  gegenseitiges  Ver- 
hältnis ein.  Abends  heftiger  Wind.  Nachts  kommt  ein  Abaikos  in 
meine  Hütte,  um  zu  stehlen,  wird  aber  von  mir  mit  dem  Stock 
erwartet.  Diese  armen  Hunde  werden  von  den  Tuärik  gar  nicht 
gefuttert,  also  aufs  Stehlen  angewiesen. 

20.  März.  In  der  Frühe  heftiger  Wind,  aber  der  Himmel 
blieb  den  ganzen  Tag  wolkenfrei.  Bei  einem  Besuch  beim  Scheich 
erfahr  ich  durch  ihn,  dass  das  Wadi  Falesles  nicht  in  den  Tafusaeset 
mündet,  sondern  nach  Kauar  gehe,  weiterhin  sei  sein  Lauf  unbe- 
kannt. Auch  meint  der  Scheich,  es  ginge  in  den  Tsad^See,  dessen 
Wasser  er  in  den  Nil  fliessen  lässt  Wenn  die  Kelowi  nach 
Bilma  gehen,  um  Salz  zu  holen,  gehen  sie  in  sehr  grosser  Kara- 
wane von  hier  aus  5  Tage  bis  Aschagur,  wo  Wasser  zum  ersten 
Mal  zu  treffen  ist.  Gras  muss  mitgenommen  werden.  Die  Kara- 
wane geht  Tag  und  Nacht,  denn  man  findet  nichts  als  Hamäda, 
einzelne  Berge  und  kein  Wadi.  Von  Aschagur  bis  Bilma  sind 
es  2  Tage;  nirgends  trifft  man  unterwegs  Bewohner,  es  scheint 
also  eine  äusserst  öde  Hamäda  zu  sein;  muss  auch  sehr  hoch  ge- 
legen sein,  denn  man  spricht  viel  von  der  strengen  Kälte  unterwegs, 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


während  es  in  Air  nie  so  kalt  sein  soll.  Die  Karawane  sollte  in 
diesem  Monate  abgeben,  allein  gegenwärtig  sind  alle  Kameele  im 
Sudan,  so  dass  es  hier  gar  keine  Kameele  mehr  giebt;  so  wie 
sie  zurückkommen,  geht  eine  Karawane  nach  Bilma.  Wird  mich 
der  geizige  Scheich  mitgehen  lassen?  Offenbar  sind  die  Kolowi 
arm  an  Kameelen.  Über  die  Tibbu,  die  sich  nur  Karaden  nennen, 
hört  man  nur  ein  ungünstiges  Urteil. 

21.  März.  In  der  Frühe  und  Vormittags  heftiger  Wind  om 
die  Gipfel  der  Berge  im  Süden  von  unserem  Dorfe.  Temperatur 
Vormittag  in  meiner  Hütte  22 — 23°  C,  wie  sonst  immerwährend. 
Ich  bore  die  Dorfbewohner  viel  davon  sprechen,  dass  ich  Moslem 
sei  und  nicht  Kafir;  der  Muallem  hat  es  also  verkündigt,  das« 
ich  zu  den  Gläubigen  gehöre.  Um  Mittag  Temperatur  in  meiner 
Hütte  25°  C.  Niemand  kommt  zu  mir  und  ich  gehe  zu  Niemand, 
da  ich  überall  angebettelt  werde.  Sobald  ich  keine  Geschenke 
bringe,  bin  ich  nicht  willkommen.  Wie  viel  besser  sind  in  dieser 
Beziehung  die  nördlichen  Tuärik,  gesprächig,  gesellig  und  heiter! 
Der  Himmel  war  den  ganzen  Tag  wolkenlos.  Abends  war  das 
Zeodiacallicht  nicht  sichtbar,  da  die  Mondsichel  so  nahe  dem  Licht- 
kegel stand,  dass  er  durch  sein  Licht  jenes  zerstörte. 

22.  März.  Ich  fühle  die  Einsamkeit  seit  mein  Diener  fort 
ist,  hoffentlich  kommt  er  in  1 — 2  Tagen;  habe  ich  doch  dann  einen 
Menschen,  mit  dem  ich  reden  kann,  ohne  dass  ich  meine  Gedanken 
verbergen  muss. 

23.  März.  Früh  heftiger  Wind,  auch  Nachts  kalt;  bei  solchem 
Winde  muss  es  freilich  auf  der  Hochebene  der  Tibbu  kalt  sein. 
Es  sind  nun  10  Tage  seit  mein  Diener  fort  ist.  In  meiner  Hütte 
Nachmittags  27°  C.  max.  Heftiger  Wind  mit  feinem  Staub,  so 
dass  die  Berge  grau  erscheinen. 

24.  März.  In  der  Frühe  musste  ich  die  Sklavin  des  Scheich 
um  Salz  bitten,  da  ich  kein  Körnchen  mehr  hatte;  ich  gab  daftr 
einen  Spiegel,  was  mit  grosser  Genugthuung  angenommen  wurde, 
allein  ich  bin  überzeugt,  sie  sagt  dem  Scheich  kein  Wort  davon, 
so  dass  er  meint,  dies  sei  alles  von  ihm  mir  unentgeltlich  geliefert 
Auch  heute  viel  Wind  und  Staubatmosphäre.  Temperatur  gegen 
Mittag  stieg  bis  auf  30°  C.  in  meiner  Hütte. 

25.  März.  Auch  heute  Sandatmosphäre,  die  Hitze  steigt  des- 
halb schon  in  den  Vormittagsstunden  auf  32°  C.  in  meiner  Hütte; 
ausserhalb  natürlich  ist  es  heisser  wegen  des  erhitzten  Staubes. 
Ich  warte  mit  Ungeduld  auf  raeinen  Diener. 

26.  März.  Niemand  kommt  zu  mir  seit  ich  keine  Geschenke 
mehr  zu  verteilen  habe.  Dies  ist  die  gerühmte  Gastlichkeit  der 
Kelowi !  Ich  höre  den  Scheich  vor  seiner  Hütte  sehr  oft  sprechen, 
woraus  hervorgeht,  dass  er  noch  weitere  Ansprüche  an  mich  machen 


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wird.  Mein  Diener  ist  nun  13  Tage  fort  und  konnte  wohl  zurück 
sein;  hoffentlich  ist  ihm  nichts  zugestossen.  Die  Temperatur  stieg 
heute  in  meiner  Hütte  bis  auf  30°  C,  auch  draussen  ist  es  drückend 
heiss,  weil  sich  kein  Lüftchen  regt.  Der  Scheich  hatte  heute 
Besuch  von  einem  gut  gekleideten  Schwarzen,  wie  ich  glaube, 
aus  Egedes;  es  war  viel  die  Rede  von  mir  und  so  viel  ich  ver- 
stand, sprach  der  Fremde  zu  meinen  Gunsten. 

27.  März.  Heute  früh  wurde  Tabol  (die  Kriegstrommel)  ge- 
schlagen. Alles  war  in  Aufregung.  Die  Kel-Fafey  sollen  nahe 
sein.  Einige  Manner  bewaffnen  sich  eiligst  und  gehen  fort.  Der 
Scheich  macht  sich  auch  auf  den  Weg,  wurde  aber  wieder  zurück- 
gerufen, wahrscheinlich  von  Weibern  und  Kindern.  So  blieben 
etwa  4  —  5  Mann  zur  Verteidigung  des  Dorfes  gegen  Räuber. 
Die  Ziegenherden  werden  in  die  Bergschluchten  geborgen,  auch 
viele  Frauen  ziehen  mit  ihren  Habseligkeiten  in  die  Berge.  Der 
Scheich  lässt  sich  von  mir  den  ihm  geschenkten  Revolver  laden. 
Den  ganzen  Tag  ist  die  Atmosphäre  mit  Staub  erfüllt.  In  meiner 
Hütte  Mittags  32°  C,  ausserhalb  52°.  Das  Dorf  ist  nun  von 
allen  Frauen  und  Kindern  verlassen,  nur  einige  Sklaven  sind  da 
geblieben,  Alles  ist  in  die  Berge  geflohen.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit erfuhr  ich,  dass  dort  oben  Wasser  existiere.  Mein  Gewehr, 
das  sich  der  Scheich  zeigen  lässt,  hat  offenbar  seine  Habgier  er- 
weckt. Abends  stellte  sich  heraus,  dass  der  ganze  Lärm  auf 
Irrtum  beruht,  da  man  in  einer  vom  Sudan  kommenden  Kara- 
wane Feinde  zu  erblicken  glaubte.  Infolge  dessen  kehrten  die 
Frauen  und  Kinder  mit  ihren  Herden  von  den  Bergen  zurück 
and  Alles  dankte  Gott  für  diese  Losung  von  der  scheinbaren 
Gefahr.  Ich  bin  nur  froh  wegen  meines  Dieners;  sonst  wären 
mir  die  Kel-Faday  nicht  erwünscht. 

28.  März.  Heute  bemerkte  ich,  dass  Sträucher  von  Talch 
zu  blühen  begannen.  Marita  rigida  ist  ebenfalls  in  Blüte  und 
zwar  auch  die,  welche  Bäume  bildet;  sie  spreizen  ihre  langen 
Staubfaden  auseinander.  Ich  finde  nur  Zwitterblüten.  Die  Vögel 
erscheinen  jetzt  meist  paarweise :  Raben,  Elstern,  Geier,  und  zwar 
diese  zuerst  von  allen,  wie  der  kleine  Temulet.  Auch  einen  Lonius 
ähnlichen  Vogel  habe  ich  bemerkt,  unter  den  Seiten  des  Kopfes 
hell,  am  Leib  weiss,  Seiten  grau  mit  schwarzem  Augenstreifen, 
der  sich  an  dem  Flügelrand  fortsetzt.  Mit  jener  Karawane  kam 
ein  leiblicher  Bruder  des  Scheichs,  hoffentlich  nicht  so  habgierig 
wie  er.  Nachmittag  erschien  zu  meiner  Freude  mein  Diener  Stani; 
er  ist  mit  den  Bewohnern  von  Egedes  sehr  zufrieden  und  be- 
richtete, Alle  seien  über  mein  Kommen  erfreut  und  laden  mich 
ein.  Es  scheint,  dieser  Scheich  wünscht  nur  meine  Ankunft,  um 
niich  auszuziehen,  wie  viele  Andere.    Von  der  Stadt  berichtete 


368 


Tagebach  de«  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


mein  Diener,  sie  sei  sebr  in  Verfall,  viele  Hauser  eingestürzt. 
Da  ihm  viele  Gegenstände  abgebettelt  oder  abgefordert  wnrden, 
hat  er  ausser  Korn  keine  grossen  Einkaufe  gemacht  Doch  bin 
ich  herzlich  froh,  ihn  wieder  zu  haben,  als  meinen  einzigen  Ge- 
fährten. Er  hat  unterwegs  ganz  in  der  Nahe  viele  Bäume  ge- 
troffen, Faraun  genannt,  mit  einer  Frucht,  die  hier  bei  den  Kin- 
dern allgemein  beliebt  ist.  Die  Temperatur  stieg  heute  ebenfalls 
auf  35°  C.  in  meiner  Hütte. 

29.  März.  Stani  ging  vor  Sonnenaufgang  mit  meinem  Ge- 
wehr fort,  in  der  Hoffnung  Gazellen  zu  schiessen,  da  er  auf  seioem 
Wege  viele  gesehen  hatte;  allein  er  kam  zur  Mittagszeit  ohne 
Beute  heim.  Nachmittags  hatte  er  eine  Unterredung  mit  dem 
Scheich  in  der  Hoffnung,  unsere  Abreise  zu  bewirken,  kam  aber 
zurück  ganz  von  der  Richtigkeit  der  Ansichten  des  Scheich  über- 
zeugt, nämlich  dass  wir  warten  müssen,  bis  ein  neuer  Sultan  in 
Egedes  eingetroffen  sei.  Der  Scheich  versicherte,  wenn  ich  wirk- 
lich fort  wollte,  könnte  ich  morgen  früh  abreisen,  allein  er  wasche 
seine  Hände  in  Unschuld,  da  er  überzeugt  sei,  man  werde  mich 
in  Egedes  ausplündern,  indem  man  nun  überall  von  mir  als  Kafir 
und  meinen  Reichtümern  gehört;  sogar  im  Sudan  wisse  man  bereits 
von  mir,  wie  sein  Sohn,  der  eben  von  Sinder  zurückkam,  erfahren 
hat.  Dieses  Gerede  von  mir  als  Kafir  rührt  offenbar  von  den 
Leuten  von  Ghät  her  und  besonders  habe  ich  die  Scherife  von 
Tuat  und  Mekka  im  Verdacht.  Der  Scheich  sagte,  er  wünsche 
in  seinem  eigenen  Interesse,  dass  ich  noch  warte,  denn  es  sei 
nicht  geziemend  für  ihn ,  dass  ich  den  Wegräubern  in  die  Hände 
falle,  er  wolle  mich  sicheren  Händen  übergeben.  Also  Geduld  noch 
2. Monate!  Vielleicht  kommen  unterdess  Nachrichten  vom  Hanse. 
Abends  schickte  der  Scheich  mir  einen  Sack  mit  kleinen  Bananen, 
die  ich  sehr  dankbar  annahm.    Ich  gab  ihm  dafür  eine  Blechbüchse. 

30.  März.  Die  ganze  Nacht  wurde  gesungen,  da  heute  das 
Milud-Fest  ist.  Darin  bestand  aber  auch  die  ganze  Feier.  Wäh- 
rend des  Tages  wurde  weder  etwas  geschlachtet,  noch  kleideten 
sich  die  Leute  festlich.  Nur  ich  und  mein  Diener  hatten  nene 
Kleider  angezogen.  Trotzdem  kam  es  heute  zum  ersten  Mal  vor, 
dass  die  Kinder  mir  Kafir  nachriefen,  obwohl  kaum  eines  der- 
selben sein  Gebet  ordentlich  hersagen  kann.  Mein  Diener  war 
heute  sehr  beschäftigt  mit  Reparatur  meiner  Schuhe,  die  mir  schon 
längst  nicht  mehr  erlaubten,  spazieren  zu  gehen,  da  sie  von  den 
langen  Dornen  des  Talch  überall  durchbohrt  waren. 

81.  März.  Heute  starker  Wind,  in  aller  Frühe  kühl.  Der 
Mangel  an  Trinkwasser  wird  immer  mehr  fühlbar.  Die  Sklavin, 
welche  unsern  Krug  zu  füllen  hat,  braucht  zwei  Stunden  daiu, 
bis  sie  so  viel  Wasser  zu  sammeln  vermag.    Alle  Brunnen  an 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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der  Oberfläche  der  Ebene  von  Dschiro  sind  dem  Versiegen  nahe, 
nur  hoher  oben  auf  den  Bergen  sind  noch  volle  Brunnen;  es  ist 
aber  sehr  mühsam,  das  Wasser  von  der  Höhe  herzuholen. 

1.  April.  Starker  Wind,  kühl,  Max.  26°  C.  Auf  einem 
Spaziergange  in  der  Umgegend  traf  ich  Stapelia  in  Blüte  und 
Frucht;  die  faustgrossen  kugelförmigen  Blütenstauden  sitzen  am 
Ende  der  Fleischzweige.  Die  sternförmigen  Blumen  drängen  sich 
derartig  aneinander,  dass  ihre  Blumenstiele  vollständig  verdeckt 
sind;  sie  erscheinen  purpurrot,  sonst  schwarz  und  mit  Haaren  be- 
deckt, namentlich  an  den  Zipfeln  der  Blumenkrone.  Ich  nahm 
ein  Exemplar  mit  und  erkundigte  mich  nach  dem  Namen,  der,  wie 
man  mir  sagte,  Okua  heisse.  Ausserdem  traf  ich  einen  neuen 
Strauch  in  Blüte.  Kleine,  ovale,  gesägte  Blätter,  die  auf  den 
Asten  sitzen.  Blüten  einzeln,  wenig,  ebenfalls  auf  dem  berindeten 
Stamm  sitzend;  der  aus  zungenförmigen  Blättern  bestehende  Kelch 
länger  als  die  fünfblättrige  Blumenkrone.  Blumenblätter  weiss, 
etwas  ausgezackt  am  Ende,  5  Staubgefässe,  zahlreiche  Gipfel,  mit 
den  Stanbgefässen  gleich  lang,  Narben  grün,  schildförmig;  ein 
mannshoher  Strauch. 

2.  April.  Der  Scheich  liess  mir  zum  ersten  Mal  Gumach  in 
Milch,  aber  ganz  ohne  Salz,  schicken,  so  dass  ich  es  meinem 
Diener  gab.  Diese  Aufmerksamkeit  überraschte  mich  sehr.  Tem- 
peratur Max.  26°  in  meiner  Hütte.  Die  Talch-  Bäume  sind  nun 
mit  gelben  Blütenköpfchen  besäet  und  die  Adular- Bäume  sehen 
ganz  weissfleckig  aus  von  den  langen,  weissen  Staubfäden  ihrer 
Blüte.  Der  Frühling  ist  offenbar  angebrochen.  Alle  Vögel  er- 
scheinen paarweise. 

3.  April.  Ich  machte  einen  Ausflug  mit  meiner  Büchse,  falls 
ich  Gazellen  antreffen  sollte,  den  Bakun  entlang  auf  steilen  Ge- 
birgspfaden.  Dabei  sah  ich  mehrere  mir  bisher  neue  Pflanzen,  be- 
sonders einen  Strauch,  der  dein  Sidr  sehr  ähnlich  sieht,  aber  dop- 
pelt gefiederte  Blätter  hat,  deren  Federteile  grösser  sind  als  bei 
dem  Talch.  Die  Frucht  besteht  aus  einer  papierdünnen  Hülse 
mit  einem  bis  drei  Samen.  Einen  Strauch,  viel  kleiner  als  der 
vorige,  mit  herzförmigen,  filzigen  Blättern  und  zurückgebogenen 
Stacheln,  traf  ich  ebenfalls  in  Blüte;  derselbe  gehört  den  Solaneen  an. 

4.  April.  Max.  Temperatur  27°  C.  in  meiner  Hütte.  Auf 
einem  Spaziergange  nach  dem  Wadi  traf  ich  einen  Strauch  oder 
Bäumchen,  mit  einfachen,  ganz  runden,  lorbeerartigen  Blättern; 
die  Blüten  waren  schon  getrocknet  und  die  Fruchtbildung  hatte 
begonnen,  grün,  kugelrund,  zweifurchig;  die  Blüten  sind  sehr 
klein,  Blumenkrone  mit  langen  Blättern,  vierteilige  Staubgefässe, 
Griffel  einfach,  Narben  ebenso,  Kelch  ist  wahrscheinlich  schon 
abgefallen! 

Zeit« br   d.  Gebüsch.  L  Erdk.    Bd.  XY.  24 


370  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

5.  April.  Sehr  hciss,  in  der  Hatte  Max.  30°,  zur  Zeit  der 
grössten  Hitze  heftiger  Wind.  In  der  Frühe  Hess  der  Scheich 
ein  Schaf  schlachten  nnd  mir  bringen,  obwohl  ich  nicht  danach 
verlangt  hatte.  Ich  schenkte  ihm  dafür  eine  silberne  Schnalle. 
Bei  einem  Besuch,  den  Stani  ihm  machte,  wobei  dieser  frug,  ob 
ich  nach  Ghat  zurückgehen  sollte,  wurde  dies  vom  Scheich  befür- 
wortet. Er  sagte,  er  schäme  sich  meiner,  da  jetzt  Jedermann  im 
Sudan  gehört  habe,  ich  sei  sein  Gast,  und  wenn  ich  nun  zu  den 
Leuten  ginge,  horten  sie,  ich  hätte  kein  Geld.  Bei  gleicher  Ge- 
legenheit versicherte  er,  seine  Leute  müssten  sehr  bald  vom  Su- 
dan kommen. 

6.  April.  Stets  wolkenloser  Himmel.  Temperatur  Max.  83°  C. 
in  der  Hütte.  Abends  das  Zodiacallicht  sehr  schön  sichtbar,  wäh- 
rend es  einige  Abende  vollkommen  verschwunden  war,  selbst  bei 
ganz  reinem  Himmel. 

7.  April.  Der  Scheich  schickte  einiges  Korn,  wie  er  ver 
sprach,  als  ich  ihm  die  silberne  Schnalle  schickte,  die  ihm  offen- 
bar sehr  gefiel.  Max.  heute  35°  C.  Hütte.  Ich  ging  Abend« 
zum  Scheich  und  erklärte  ihm,  ich  sei  entschlossen,  lieber  selbst 
nach  Ghät  zu  gehen  und  mein  Gepäck  zu  holen,  als  auf  das  Un- 
bestimmte zu  warten.  Er  billigte  diesen  Entschluss  sehr  und  ver- 
sprach, Kameele  und  gute  Sklaven  mitzugeben.  Die  erste  Kara- 
wane, meinte  er,  müsse  jeden  Tag  kommen,  es  seien  Leute  von 
Sinder,  die  Sklaven  bringen. 

8.  April.  Es  wird  täglich  he  isser,  so  heute  maxim.  38°  C. 
in  der  Hütte,  so  dass  man  während  des  Tages  nicht  das  Geringste 
thun  kann,  ohne  sehr  zu  ermüden. 

9.  April.  Mittag  89°  C.  in  der  Hütte,  draussen  im  Schatten 
gegen  den  Wind  geschützt  37,  in  der  Sonne  55°  C.  Gegen  Abend 
ging  ich  auf  einen  Hügel  in  der  Nähe,  nm  die  Zeichnung  des 
Vulkans  zu  beginnen,  als  ich  aber  das  trockene  Wadi  hinter  dem 
Dorf  überschritt,  erblickte  ich  ein  mir  unbekanntes  Tier  von  der 
Grosse  eines  Panthers  (so  schien  es  mir  wenigstens),  das  aber, 
sobald  es  mich  gewahr  wurde,  in  grossen  Sätzen  davon  sprang, 
Als  ich  zurückkehrte  und  dem  Scheich  davon  erzählte,  in  der 
Meinung,  es  könnte  vielleicht  ein  Raubtier  sein,  ging  er  mit  mir, 
um  die  Spur  zu  sehen.  Es  stellte  sich  heraus,  dass  es  ein  grosser 
Affe  war,  von  den  Leuten  hier  Urked  genannt;  es  soll  deren 
Hunderte  auf  dem  Bagzen  geben,  in  der  Nähe  des  Wassers. 
Merkwürdig  ist  die  gelbe  Farbe  des  Tieres,  von  hinten  gesehen 
erschienen  die  Hinterbeine  weiss  von  oben  bis  unten,  das  Ge- 
sicht schwarz. 

10.  April.  Vor  Sonnenaufgang  21°  C.  in  der  Hntte  und 
draussen.    Nachts  kamen  Leute  auf  Reitkameelen,  aber  von  einer 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Karawane  war  noch  keine  Nachricht.  Bei  einem  Spaziergang  in 
der  Nähe  des  Wadi  traf  ich  eine  Eidechse  (Ignana?)  auf  Granit- 
blöcken dahin  eilend,  etwa  1%  Fuss  lang,  Kopf  und  Hals  hell, 
gelblich  weiss,  Korper  stahlblau  oder  grau,  keine  Mackeln  weder 
am  Kopf  noch  Rücken,  dagegen  am  Schwanz  oben  und  auf  den 
Seiten  einige  Erhabenheiten,  die  ich  in  der  Entfernung  nicht  deut- 
lich unterscheiden  konnte.  Abends  als  ich  vom  Zeichnen  des 
Vulkans  zurückkehrte,  schoss  ich  eine  Ohreule,  die  eben  aus  einer 
Felsspalte  fuhr:  mittlerer  Grosse,  Schnabel  und  Augen  schwarz, 
Gefieder  ganz  gleichfarbig  mit  graubraunen  Querbändern.  Hier 
nennen  die  Leute  diese  Eule  Gümag. 

11.  April.  In  aller  Frühe  auf  Gazellen  ausgegangen  mit 
dem  jungen  Barka,  der  mir  unterwegs  die  Namen  der  Bäume  an- 
gab. Tamat  heisst  jener  kleine  Baum  mit  gelbbrauner  Rinde, 
von  dem  meist  gelbe  Oberhäutchen  in  losgelösten  Fetzen  hingen. 
Diese  Acacia  ist  es,  welche  gegenwärtig  blüht.  Ferner  der  Talch- 
baum  wird  Tegart  genannt  und  hat  eine  glatte,  helle,  langrissige 
Rinde,  blüht  aber  gegenwärtig  noch  nicht;  dann  Taselrha  oder 
Talch-Strauch.  Ich  traf  einen  grossen  Baum  jener  Species,  die 
ich  bisher  unter  dem  Namen  Doku  kannte.  Barka  sagte:  er 
heisse  Tadomt,  wahrscheinlich  heisst  er  Tadomunt  in  der  Haussa- 
sprache. Diesen  Baum  habe  ich  bis  jetzt  nur  selten  getroffen. 
Abends  war  ich  ebenfalls  auf  der  Gazellenjagd.  Das  Dorf  auf 
der  Höhe  des  Bagzen  heisst  Ageläblaben  und  wird 

von  Sklaven  bewohnt;  nicht  ein  Tu&rik  wohnt  dort. 

12.  April.  Himmel  wolkenlos.  Max.  Temperatur  36°  C. 
in  der  Hütte.  Senecio  coronopifolius,  welches  so  stark  aromatisch 
riecht  und  von  Duveyrier  Temasaseri  genannt  wird,  heisst  hier 
Tobera8. 

13.  April.  Vor  Sonnenaufgang  25°  C.  in  meiner  Hütte. 
Ich  ging  auf  die  Gazellenjagd  und  sah  ein  Tier  wie  ein  Murmel- 
tier aussehend,  es  verschwand  aber  zu  schnell  in  den  Felsspalten, 
so  dass  ich  nur  sehen  konnte,  dass  es  von  breiter,  auf  den  Hin- 
terbeinen höherer  Form  war  und  einen  kurzen  Schwanz  besass, 
der  anf  der  untern  Seite  weisslich  war;  Gangart  der  einer  Ratte. 
Auf  demselben  Spaziergang  traf  ich  mehrere  Steingräber  mit  Resten 
von  früheren  Häusern  in  der  Mitte,  so  dass  darüber  kein  Zweifel 
mehr  sein  kann.  Sie  scheinen  nicht  sehr  alt  zu  sein.  Der  Ab- 
fall der  Abhänge  vom  Tegindschir  macht  östlich  einen  Winkel 
von  35°,  westlich  30°  mit  der  Ebene.  Max.  Temperatur  37°. 
Nachmittags  ziehen  dünne  Wolkenschleier  gegen  West. 

14.  April.  Jene  obengedachte  Solanee  mit  lila  Blüten  und 
gelber,  trockener  Frucht,  weissen,  filzigen  Blättern  und  zurückge- 
krümmten Stacheln  heisst  Tadegra.     Die  Sklavin  des  Scheich 

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372  Tagebuch  de«  verstorbeneu  Dr.  Erwin  von  Bary. 

brachte  mir  zu  meiner  Überraschung  20  Hühnereier,  ich  fand  aber 
später,  dass  sie  schon  angebrütet  waren.  Der  Scheich  dachte 
wohl,  der  Ungläubige  wird  sie  schon  essen;  ich  liess  sie  weg- 
werfen. Nachmittags  ging  ich  wieder  zwischen  jenen  Felsen,  wo 
ich  jenes  Murmeltier  verschwinden  sah  und  schoss  diesmal  eis 
junges  Tier,  von  den  Leuten  Tarhalam  genannt,  von  der  Gestalt 
einer  Ratte,  aber  mit  kurzen  Füssen  und  ganz  kleinem  Schwani; 
alle  Füsse  tragen  4  Zehen,  diese  sind  von  steifen  Haaren  über- 
ragt, die  an  der  Spitze  weiss  lieh  sind;  der  Rücken  des  Tieres 
graubraun,  mausefarben,  Bauchseite  silbergrau,  Pelz  seidenweich, 
Schwanz  etwa  1 V  Zoll  lang,  allseitig  behaart,  am  Ende  aber 
keine  Spitzen  tragend,  starke  Schnurrborsten,  Ohren  breit  und  offen, 
am  innern  Rande  mit  steifen  Haaren  besetzt;  die  Zehen  tragen 
kleine  schwarze  Krallen,  Korper  breit  aber  flach,  Farbe  des 
Schwanzes  wie  die  obere  Seite  des  Korpers.  Das  von  mir  er- 
legte Tier  war  ein  Männchen;  Spitze  der  Schnauze  stumpf. 

15.  April.  Der  Scheich  kam  zu  mir  und  ersuchte  mich  am 
ein  Vorlegeschloss ,  was  ich  ihm  sogleich  gab.  Seine  Höflichkeit 
fiel  mir  auf.  Er  versprach  ein  Schaf  zu  schlachten,  ich  sagte 
ihm  aber,  es  sei  nicht  notwendig,  da  ich  ja  jetzt  arm  wäre! 
Nachmittags  graue,  schwere  Wolken  im  Süden;  es  tröpfelte  aber 
nur  wenig.  (Das  erste  Mal  Regen.)  Der  Scheich  hatte  Besuch 
von  drei  Tuärik  und  teilte  mir  später  mit,  es  seien  Tineikum 
nach  Rheser  gekommen  mit  der  Nachricht,  der  Marabut  Tufik  sei 
noch  in  Ghät,  habe  aber  den  Frieden  zustande  gebracht;  hoffent- 
lich bestätigt  sich  dieses. 

16.  April.  Gestern  spät  Abend  kamen  10  Tuärik  auf  ihren 
Reitkameelen  und  gingen  heute  früh  wieder  fort;  sie  sollen  aus  der 
Nähe  sein.  Der  Zweck  ihres  Kommens  blieb  mir  unbekannt 
Temperatur  38°  C.  Hütte  Max.  Heftiger  Wind.  Nachmittag  and 
bis  in  die  Nacht  hinein  sehr  heftiger  Wind  ohne  Staub.  Der 
Himmel  mit  starkem  Schleier  überzogen. 

17.  April.  Vor  Sonnenaufgang  19,5°  C,  auch  Morgens  ist 
der  Himmel  verschleiert.  Die  Taselrha  Acacia  blüht  noch  immer, 
während  die  übrigen  Arten  von  Talch  noch  keine  Blüten  auf- 
weisen. Der  Himmel  bleibt  den  ganzen  Tag  in  Dunstschleier  ge- 
hüllt, Wind  den  ganzen  Tag  sehr  heftig  von  Süd,  aber  kein  Staub. 
Temperatur  Max.  33°  C.  Hütte.  Die  Leute  bessern  ihre  Hütten 
vor  der  Regenzeit  aus;  sie  führen  diese  Arbeit  sehr  sauber  und 
dicht  aus.  Die  Sonne  war  heute  den  ganzen  Tag  verhüllt,  so 
dass  es  kühl  war. 

18.  April.  Heute  früh  kam  Bu  Tassa,  der  junge  Bursche, 
von  dem  Stani  mir  sagte,  er  sei  der  einzige  Ordentliche  seiner 
Begleiter  nach  Egedes  gewesen.    Ich  will  daher  mit  ihm  nach 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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jenem  Dorfe  aaf  dem  Bagzen.  Vor  Sonnenaufgang  18,5°  C.  Der 
Himmel  noch  nicht  ganz  rein  vom  Dunstschleier,  aber  jetzt  kein 
heftiger  Wind  mehr,  die  Sonne  scheint  wieder  grell.  Als  ich  dem 
Scheich  sagen  Hess,  ich  wolle  mit  Bu  Tassa  nach  dem  Berge, 
war  sein  erstes  Wort,  was  giebst  Du  ihm  für  die  Begleitung  (?!) 
und  er  schlug  mir  vor,  dem  Barschen  leinene  Beinkleider  zu 
geben;  Stani  hat  ein  Paar  neue.    Mittag  35°  C.  Hütte. 

Der  Scheich  teilt  mir  mit,  gestern  sei  der  Kadi  von  Ingal 
hier  gewesen,  einer  grossen  Oase  mit  gemischter  Bevölkerung  von 
Tnärik,  etwa  wie  Ghät;  das  Land  ringsum  soll  Hamäda  sein,  aber 
mit  fruchtbaren  Thalern.  Die  Auelimmidden  versehen  sich  mit 
Salz  von  Tigida,  wo  Salzseen  vorkommen  sollen.  Diese  Auelim- 
midden kommen  weder  nach  dem  Sudan  noch  sonst  in  Länder  mit 
geordneten  Zustanden;  auch  giebt  es  keine  Stadt  in  ihrem  Gebiet, 
sie  leben  in  Freundschaft  mit  dem  Auelimmidden  el  Antsar  (ge- 
sprochen El  lusar),  einem  sehr  mächtigen  Häuptling,  zu  dem  man 
von  Sokoto  aus  kommen  kann,  da  er  mit  diesem  Reich  in  Freund- 
schaft lebt,  ebenso  mit  den  Bakay.  Hoggar  und  Auelimmidden 
sollen  gegenwärtig  nicht  miteinander  verkehren,  da  die  Aithogen 
Kameele  des  Bakay  geraubt  haben  und  sie  trotz  eines  Besuches 
dieses  grossen  Marabut  bei  ihnen  nicht  zurückgeben. 

19.  April.  Ich  stand  in  aller  Frühe  vor  Sonnenaufgang  auf, 
hatte  mein  Gepäck  hergerichtet  zur  Partie  auf  den  Bagzen;  wer 
aber  nicht  kam,  war  Bu  Tassa.  Als  Stani  ihn  holte,  frug  er, 
was  der  Preis  seiner  Begleitung  sei,  und  als  mein  Diener  ihm 
die  neuen  Beinkleider  zeigte,  fand  er  sie  zu  kurz  und  verlangte 
Thaler  oder  malti.  Damit  war  die  Partie  zu  Ende.  Der  Scheich 
sagte  mir  später,  das 8  er  mich  von  seinen  eigenen  Leuten  be- 
gleiten lassen  würde,  ich  solle  nur  noch  etwas  warten,  bis  das 
Korn  dort  auf  dem  Berge  vollkommen  reif  sei.  Bu  Tassa  sei 
nicht  angesehen  genug,  um  mir  den  notwendigen  Respekt  zu  ver- 
schaffen ;  er  will  mir  tüchtige  Leute  geben !  Vor  Sonnenaufgang 
19°  in  und  ausserhalb  meiner  Hütte.  (Der  kleine  Specht  heisst 
Tes-chabet,  der  Wiedehopf  Enat.) 

Ich  frug  den  Scheich,  auf  welchem  Wege  die  Tineikum  nach 
Air  gekommen  seien  und  erfuhr,  dass  sie  von  ihrem  Lande 
einen  Weg  einschlagen  ostlich  von  dem  Tinkeradet  und  west- 
lich vom  Tibbulande.  Es  soll  dort  reichlich  Wasser  geben,  und 
erst,  wenn  man  sich  ATr  nähert,  kommt  man  an  eine  dürre 
Strecke.  Wäre  dies  vielleicht  der  alte  Weg  der  Garamanten? 
Diese  Tineikum,  sagt  der  Scheich,  gehen  nach  Kano,  sie  hatten 
Ghät  nicht  berührt,  sondern  kamen  direkt  von  ihrer  Heimat 
Tadrat  —  Max.  35.  Staubatmosphäre  ohne  Wind.  Die  Berge  wie 
in  Nebel  gehüllt,  die  Luft  drückend  schwül. 


374  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

20.  April.  Wind;  die  Luft  verschleiert.  Es  kamen  zwei 
Tuarik  vom  Bagzen,  die  mein  Gewehr  zu  sehen  wünschten.  Beide 
waren  in  ihrem  Leben  nicht  über  Air  hinausgekommen,  und  kannten 
nur  noch  das  Land  der  Aaelimmidden  und  der  Tibbu.  Gestern 
gab  ich  dem  Scheich  meinen  eisernen  Kochtopf,  um  dafür  etwas 
Butter  zu  kaufen.  Es  fand  sich  aber,  dass  keine  Butter  zu  haben 
ist,  so  dass  ich  dafür  ein  Schaf  erhielt,  wovon  aber  ein  grosser 
Teil  für  die  Tuarik-Gäste  des  Scheich  in  Abzug  gebracht  wurde. 

21.  April.  Früh  war  der  Himmel  stark  überzogen,  so  dass 
die  Sonne  nicht  durchdringt.  Es  fielen  einige  Tropfen.  Vor- 
mittag starker  Wind.  Temperatur  84°  Max.  in  der  Hütte.  Gegen 
Mittag  war  der  Himmel  wieder  wolkenfrei,  Nachmittag  wieder 
Alles  umwölkt  und  drückend  schwül.  Von  dem  schwarzen  Sohn 
des  Scheich  erfahre  ich:  dass  die  Kelfaday  ein  bergiges  Land 
bewohnen,  Kelfo  genannt;  sie  haben  nur  Lederzelte,  sind  mit  den 
Hoggar  befreundet;  ihr  gegenwärtiger  Scheich  heisst  Baka.  Sie 
sind  Kelowi,  aber  leben  mit  denen  von  Air  im  Kriege.  —  Abends 
schwere  Regenwolken  von  Süd -Ost.  Temperatur  bei  Sonnen- 
untergang 32°  in  der  Hütte. 

22.  April.  Sehr  heftiger  Wind  und  der  ganze  Himmel  mit 
grauen,  dichten  Wolken  überzogen.  Die  Sonne  dringt  nicht  durch. 
Temperatur  Vormittags  25°  in  der  Hütte.  Der  Scheich  schickte 
einen  Tuarik  zu  mir,  um  sein  Gewehr  zu  reparieren.  Heute  sah 
ich  mehrere  Vogel  einer  neuen  Art,  die  ich  bisher  nirgends  gesehen 
hatte;  sie  Hessen  mich  aber  nicht  in  die  Nähe  kommen,  so  das« 
ich  nur  unterscheiden  konnte,  dass  dieselben  ungefähr  die  Grosse 
einer  Haubenlerche,  und  eine  ganz  ähnliche  Crista  wie  diese 
haben;  was  sie  aber  am  meisten  charakterisiert,  ist  ein  langer 
Schwanz,  der  beim  Fliegen  nicht  ausgebreitet  wird,  sondern  wie 
eine  einzige  lange  Feder  gerade  absteht.  Der  Vogel  stösst  einen 
langgedehnten,  oft  wiederholten  Laut  aus.  Einen  Baum,  den 
ich  bisher  mit  Marua  rigida  verwechselte,  sah  ich  heute  in  Blüte, 
wodurch  er  sich  von  ersterem  sehr  wesentlich  unterscheidet,  da 
er  nur  5  Staubgefässe  besitzt  und  5  schmale,  wollige,  nach  der 
Fläche  gebogene  Blätter,  die  an  der  Spitze  leicht  lila  gefärbt 
sind,  sonst  aber  weiss;  das  fünfte  Blatt  hat  die  Form  einer  Röhre, 
die  am  Grund  mit  dem  Gynophor  zusammenhängt.  —  Max.  33° 
in  der  Hütte.  Abends  sehr  schönes  Abendrot.  —  Ich  fand  auf 
einem  Spaziergang  mehrere  Exemplare  jenes  dem  Sidr  ähnlichen 
Strauches  mit  einfach  gesägten  Blättern  und  vierfachen  Beeren.  — 
Abends  nach  Sonnenuntergang  Wetterleuchten  im  West  und  Nord. 

23.  April.  Als  einheimischer  Name  für  Lavandula  muUi- 
fi da  wurde  mir  von  einem  Sklaven  Alanödrag  angegeben.  — 
Tagestemperatur  35°.    Am  Tage  keine  Wolken,  Abends  solche 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  375 

im  SO.  —  Ich  ging  nach  dem  Wadi  in  das  Dorf,  um  jenen 
Baum  wieder  zu  unterauchen,  der  Abagu  heisst;  die  enge  Röhre, 
welche  seitlich  absteht  vom  Grunde  des  Gynophor  ist  an  der  Öff- 
nung in  5  ungleiche  Zipfel  zerschlitzt,  sodass  sie  zweilippig  er- 
scheint, 3  Zipfel  für  die  längere  Lippe,  die  2  anderen  Kelch- 
blätter sind  trockenhäutig,  kannenförmig;  Blumenblätter  an  der 
Spitze  weiss,  oval,  deutlich  gestaltet 

24.  April.  Staubatmosphäre,  Wind  SSO.,  Abends  SW.  und 
regelmässige,  heftige  Windstösse;  Max.  Temperatur  31°.  Die 
Staubatmosphäre  dauert  den  ganzen  Tag. 

25.  April.  Früh  war  der  Himmel  klar;  wenig  Wind.  — 
Der  Scheich  wendet  sich  an  meinen  Diener,  ihn  höflich  um  eine 
meiner  Packkisten  ersuchend,  da  ich  ja  doch  kein  Gepäck  hätte. 
Was  wird  wohl  noch  folgen,  bevor  ich  von  diesem  unersättlichen 
Geizhals  loskomme?  —  Temperatur  33°;  Abends  Wolken  von 
SW.  Stani  will  nach  jenem  Dorfe  auf  dem  Bagzen,  um  Lebens- 
mittel zu  kaufen,  deshalb  liess  der  Scheich  unser  Kameel  holen, 
welches  offenbar  gar  nicht  entfernt  auf  der  Weide  war,  denn  in 
wenigen  Stunden  kam  es  und  zwar  glücklicherweise  in  sehr 
gutem  Zustande. 

26.  April.  Stani  reitet  in  aller  Frühe  auf  dem  Kameel 
and  von  einem  Sklaven  Bu  Tassa's  begleitet  fort.  Ich  gab  ihm 
mein  Gewehr  mit.  Der  Scheich  war  sehr  freundlich  und  lieferte 
sogar  Mundvorrath  für  den  Weg,  da  er  glaubte,  dass  ich  mit- 
ginge; ich  aber  habe  eine  Scheu  zu  gehen.  —  In  der  Frühe 
Wolken  von  SW.,  der  Himmel  ganz  überzogen.  —  Mehrere 
Stunden  nach  Sonnenaufgang  Temperatur  22°.  —  Bei  jener  von 
mir  erwähnten  und  Abagu  genannten  Capparidee  stehen  von  den 
14  Blumenblättern  je  2  vor  den  inneren  Kelchblättern,  während 
die  Röhre,  welche  von  derselben  Farbe  ist  wie  die  Blumenblätter, 
vor  dem  oberen  äusseren  Kelchblatt  steht  und  das  Gynophor  vor 
dem  unteren  äusseren  Kelchblatt.  —  Temperatur  31°  Abends. 
6  Tuärik  sind  beim  Scheich  zum  Besuch  als  Imagaren  d.  h.  als 
Gäste.  —  Der  Himmel  ist  stets  umwölkt.  —  Abends  liess  der 
Scheich  einen  Ziegenbock  für  mich  schlachten,  wohl  als  Gegen- 
geschenk für  die  Packkiste. 

27.  April.  Himmel  rein.  Ich  schlief  ausserhalb  der  Hütte 
im  Freien  und  fand  es  nicht  kalt  trotz  meiner  luftigen  Bekleidung. 
In  der  Frühe  kam  der  Scheich  recht  freundlich  zu  mir.  Ich 
frag  ihn,  ob  ich  nach  meiner  Rückkehr  von  Ghät  nicht  direkt 
ober  Egedes  nach  Sokoto  gehen  könnte,  da  ich  diesen  Weg  dem 
ober  Sinder  vorzöge.  Er  meinte  jedoch,  er  wolle  sehen,  ob  der 
Sultan  von  Egedes,  Achmed  R'fai,  mir  genügenden  Schutz  ver- 
spräche, in  welchem  Falle  ich  nichts  zu  fürchten  hätte.    Es  ist 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


dies  nicht  etwa  ein  neuer  Sultan,  wie  ich  früher  glaubte,  sondern 
derselbe  ist  schon  vorher  in  Egedes  gewesen,  aber  wegen  des 
Todes  einer  seiner  Frauen  nach  Sokoto  gegangen.  Der  Scheich 
meinte,  der  Sultan  von  Egedes  würde  in  1 — l1^  Monaten  sicher 
zurückkehren,  und  konnte  ich  dann  mit  den  Kelgeres  nach  Sokoto 
gehen;  auch  mit  den  Auelimmidden  von  Sokoto  konnte  ich  Verbin- 
düngen  anknüpfen.  —  Himmel  rein,  wenig  Wind,  33,5°,  Himmel 
stets  ganz  wolkenlos. 

28.  April.  Himmel  wolkenlos,  Temperatur  85°  in  der  Hütte; 
ich  schlief  Nachts  ausserhalb  der  Hütte.    Angenehm  kühl. 

29.  April.  Nachts  war  der  Himmel  überaus  klar.  Heute 
am  Tage  Max.  37°  in  der  Hütte.  Windstille.  Die  Ziege  verdarb 
durch  die  Hitze,  so  dass  ich  sie  einer  Sklavin  schenkte. 

30.  April.  Vor  Sonnenaufgang  24°  in  der  Hütte.  Ich  sah 
heute  zum  ersten  Mal  mehrere  grosse  Geier  in  der  Nähe  des 
Dorfes  auf  den  Hohen  der  Felsen  sitzen,  sie  hatten  ihre  Jungen 
bei  sich;  es  waren  ihrer  5 — 6;  sie  sind  viel  grosser  als  die 
ägyptischen  Geier:  Körper,  Schwanz,  Kopf  sowie  Brust  weiss, 
Füsse  weissgelb.  Ich  konnte  keinen  schiessen.  —  Heute  Staub- 
atmosphäre seit  früh.  —  Der  Scheich  schickte  mir  4  Käse,  worauf 
ich  ihm  eine  eiserne  schwere  Kette  sende,  die  früher  meinem 
armen  Mosu  gehörte.  —  Temperatur  Max.  35°.  Windstosse  von 
S.  —  Abends  kam  endlich  Stani  ohne  irgend  welche  Lebens- 
mittel, da  man  solche  nur  gegen  baares  Geld  oder  Baumwollen- 
stoffe abgeben  wollte.  Für  den  Scheich  dagegen  hatte  der  Sklave, 
der  mit  meinem  Diener  gegangen  war,  viel  Korn  gebracht. 

1.  Mai.  Stani  erzählt,  dass  der  Weg  nach  dem  Dorfe 
Agelablaben  sehr  steil  und  schwierig  gewesen  sei,  so  dass  das 
Karneol  oft  stürzte.  Er  fand  dort  ein  laufendes  Wasser,  von  dem 
Quell  herrührend  und  in  Bewässerungsgräben  fortgeleitet.  Dattel- 
palmen seien  häufig;  Korn  und  Gerste  würden  angebaut.  Die  Leute 
waren  sämtlich  Sklaven,  die  alle  dem  Scheich  angehören.  Abends 
werden  dort  alle  Ziegen  sorgfältig  eingeschlossen  aus  Furcht  vor 
den  Löwen,  deren  es  viele  ringsum  geben  soll.  Der  Scheich 
äusserte  sich  verächtlich  über  die  Waren,  welche  Stani  mitge- 
nommen hatte;  wenn  er  gewusst  hätte,  dass  er  nichts  Besseres 
bei  sich  gehabt,  hätte  er  meinen  Diener  nicht  fortgelassen! 

2.  Mai.  Staubatmosphäre.  —  Der  Scheich  lässt  sich  von 
meinem  Diener  seine  Wäsche  waschen;  seine  Sklavin  giebt  dazu 
die  Wanne  her.  —  Temperatur  36°  Abends;  Wind  von  SW.  und 
einige  leichte  Wolken. 

8.  Mai.  Staubatmosphäre,  Windstille,  Nachmittags  Max.  38,5* 
Hütte,  viele  Staubwirbelwinde  ringsum.  Ich  schlief  ausserhalb 
der  Hütte  wegen  der  Hitze. 


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4.  Mai.  Viel  Wind  von  SO.  Kühles  Wetter,  bald  darauf 
Sudwind  und  Hitze.  —  Ich  erhalte  Besuch  von  3  Tuärik,  begleitet 
vom  Sohne  des  Scheich,  der  mich  ersucht,  ihnen  meine  Tefinag- 
Bücher  zu  zeigen;  Keiner  davon  konnte  aber  lesen;  sie  sagten 
mir,  in  der  Nähe  gäbe  es  einen  Fels  voll  Inschriften,  ich  solle 
mit  ihnen  gehen  und  sehen,  ob  dort  kein  Wasser  zu  finden  ist 
Ich  war  gern  bereit  und  versprach,  mit  ihnen  zu  gehen.  — 
Max.  89°. 

5.  Mai.  Vormittag  kein  Wind.  —  Am  Abend  erhielt  ich 
eine  Ziege  vom  Scheich.  Mein  Diener  ist  den  ganzen  Tag  ab- 
wesend; er  war  in  ein  entferntes  Dorf  gegangen,  wo  laufendes 
Wasser  war,  d.  h.  Bewässerungsrinnen;  das  Dorf  heisst  Immidian  (?). 
—  Max.  39°. 

6.  Mai.  Nachts  starke  Kuhle.  Ich  hatte  ausserhalb  der 
Hütte  geschlafen,  da  im  Innern  Fleisch  aufgehängt  war,  das  mein 
Diener  an  der  Sonne  trocknete,  damit  wir  längere  Zeit  zu  leben 
hätten.  Ich  ging  zum  Geistlichen  des  Orts,  er  Hess  sich  arabisch 
alle  Lebensmittel  und  Ziegen,  die  der  Scheich  uns  gegeben,  auf- 
schreiben, da  ich  in  Ghät  dafür  bezahlen  will,  obschon  ich  schon 
hier  jedesmal  Geschenke  dafür  gegeben  habe.  Heute  kamen 
3  Kelfaday  auf  ihren  Reitkameelen  ins  Dorf  und  besuchten  mich. 
Zwei  derselben  trugen  lang  herunterhängende  Zöpfe  (?),  was  ich 
sonst  nie  bei  den  Tu&rik  gesehen;  Einer  sogar  hatte  auf  jeder 
Seite  dünne  geflochtene  Zipfel,  die  ihm  einen  etwas  sanften  Aus- 
druck verliehen.  Es  waren  schone  Leute  von  weisser  Hautfarbe. 
Ihr  Land  heisst  wirklich  Kelfo,  wie  ich  schon  früher  notierte.  — 
Regenwolken  von  SW.  Temperatur  37°.  Nachmittags  Himmel 
umwölkt,  drückend  schwül. 

Der  Vogel,  der  mir  bisher  durch  seinen  langen,  schmalen, 
geraden  Schwanz  aufgefallen  war,  Hess  sich  heute  in  der  Nähe 
sehen ;  er  trägt  einen  scharf  begrenzten  schwarzen  Fleck,  der  die 
Gegend  rings  um  den  Schnabel,  Vorderhals  und  Vorderbrust  ein- 
nimmt. Dieser  Fleck  grenzt  an  einen  hellgrauen,  welcher  an 
dem  Rücken  etwas  dunkelgrau  wird;  Flügel  spitz,  sowie  der 
lange  Schwanz  ganz  schwarz,  auf  der  Seite  der  Flügelbeuge  einige 
schwarze,  kleine  Flecken  mit  grau.  Diese  Vögel  kamen  ganz 
Hahe,  um  gemeinschaftlich  mit  den  Tauben  Körnchen  aufzupicken; 
Schwanz  beim  Fliegen  nicht  ausgebreitet. 

7.  Mai.  In  der  Frühe  heftiger  Wind.  —  Ein  Targi  kommt 
zu  mir  und  bringt  mir  3  Kopien  von  Tefinag- Inschriften,  die  er 
in  der  Nähe  an  einem  Felsen  fand,  es  waren  aber  nur  Namen 
wie :  nekku  Osman  u.  dgl.  m.  Ich  frug  denselben  Mann  über 
die  Eddebeni  aus  und  er  behauptete,  es  seien  keine  Tu&rik  darin 
begraben;  es  seien  vielmehr  Gräber  aus  der  Vorzeit  Aür's  und 


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378  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

sehr  alt.  Er  wusste  recht  wohl,  dass  die  Leichen  darin  in  sitzen- 
der Stellung  sich  finden,  oft  zwei  Individuen  in  einem  und  dem- 
selben Grabe  anzutreffen  seien.  Von  ihm  erfuhr  ich  auch,  dass 
die  Eddebeni  oben  in  der  Vertiefung  eine  Schicht  weisser  Quarz- 
stucke haben,  was  ich  schon  mehrmals  gesehen,  aber  bisher  nicht 
weiter  beachtete;  es  scheint  dies  in  Air  allgemein  zu  sein,  soweit 
weisser  Quarz  in  der  Nähe  vorkommt,  was  meist  der  Fall  ist  wegen 
der  zahlreichen  Quarzadern  im  Granit.  —  Temperatur  36°;  heftiger 
Wind  von  S.  und  SO.,  Abends  Staubatmosphäre;  gleichzeitig  hat 
der  Wind  nachgelassen.    Ich  schlief  ausserhalb  der  Hütte. 

8.  Mai.  Es  kamen  Gäste  für  den  Scheich.  Die  Eelowi  er- 
kennen alle  Sultane  als  Chalifen  an  und  beten  für  sie,  wo  sie 
Moscheen  haben,  wollen  aber  nichts  wissen  vom  Steuerzahler  — 
Temperatur  37°.  —  Der  Scheich  lässt  mich  zu  seinen  Gästen 
rufen,  um  ihnen  mein  Gewehr  zu  zeigen.  Ich  blieb  lange  bei 
ihnen,  zeigte  ihnen  meine  Bücher  mit  Abbildungen  der  Tuärik, 
aber  Keiner  konnte  Tefinag  lesen.  Der  Figi  las  den  Brief  des 
Kadi  von  Ghat,  damit,  wie  er  meinte,  überall  bekannt  werde,  ich 
sei  gläubig.  Auch  der  Koran  wurde  gezeigt.  Dem  Figi  hatte 
ich  nämlich  vorher  ein  Paar  Augengläser  geschenkt,  und  seitdem 
ist  er  sehr  aufmerksam  für  mich.  Abends  schickte  mir  der  Scheich 
etwas  Korn. 

9.  Mai.  Windstille,  was  einen  heissen  Tag  verspricht,  auch 
zeigt  das  Thermometer  schon  Vormittags  37°  bis  88°  im  Schatten, 
Nachmittag  ein  wenig  Wind  von  SO.  —  Abends  kamen  2  Tuärik, 
um  meine  Bücher  zu  sehen.  Später  hatten  diese  Tuärik  heftigen 
Streit  wegen  Zurückgabe  eines  Sklaven,  den  sie  mit  3  Kamelen 
von  armen  Leuten  geraubt  hatten. 

10.  Mai.  Der  Scheich  der  Kel  Irar  heisst  Abba  und  lebt 
in  Asadi.  —  Temperatur  zur  Zeit  des  Sonnenaufgangs  37°.  — 
Abends  machte  ich  dem  Figi  einen  Rosenkranz  zum  Geschenk. 

11.  Mai.  Früh  vor  Sonnenaufgang  ausserhalb  der  Hütte  20°, 
innerhalb  23°,  Mittag  37°  in  der  Hütte.  —  Der  Scheich  sagt 
mir,  die  Duggera  Tuärik  und  die  Alakwas  seien  ein  and  der- 
selbe Stamm. 

12.  Mai.  Der  Scheich  schickt  wieder  etwas  Korn,  bis  jetzt 
im  Ganzen  kaum  35  Kel,  also  etwa  für  2%  Maria-Theresia-Thaler. 
—  Temperatur  38°,  Staubatmosphäre. 

13.  Mai.  Ich  erhielt  Besuch  von  2  Kel-Faday;  auch  sie 
tragen  Zöpfe  und  glänzend  schwarzes  Haar.  Sie  sahen  meine 
Bücher.  Der  Scheich  der  Kel-Faday  heisst  Nefsar;  sie  waren 
erstaunt  über  meine  weisse  Haut  und  trugen  mich,  ob  in  meinem 
Lande  alle  so  weiss  seien,  befühlten  auch  meine  Fusssohlen  und 
staunten  über  die  Dünne  der  Haut,  was  bei  ihnen  als  ein  Zeichen 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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von  Vornehmheit  gilt,  da  es  ein  Beweis  ist,  dass  man  stete  raucht 
Sie  sagten  mir,  in  ihrem  Stamme  zeichneten  sich  die  Frauen  der 
Iwarwaren  durch  weisse  Hautfarbe  aus;  ihre  Wohnsitze  sollen 
nur  4  Tage  (?)  von  hier  entfernt  sein.  Sie  besitzen  nur  Leder- 
gelte.  In  Dschiro  verfertigen  die  Leute  Armringe  von  Thon,  der 
von  sehr  fern  herkommt,  von  einem  Platz,  Deffer  genannt;  doch 
brechen  diese  Ringe  sehr  leicht  und  werden  nicht  so  geschätzt 
wie  jene  von  Serpentin  aus  dem  Lande  der  Auelimmidden.  —  Tem- 
peratur 36,5°,  Staubatmosphäre.  —  Der  Scheich  lässt  eine  Kuh 
schlachten  und  das  Fleisch  an  alle  Frauen  verteilen.  Es  schien 
mir,  dass  danach  die  Familien  gezählt  wurden.  Es  waren  55 
kleine  Portionen.  Wir  aber  bekamen  viel  mehr,  etwa  10  Por- 
tionen und  die  besten  Stücke. 

14.  Mai.  Früh  heftiger  Wind  von  S.  und  SO.  Temperatur 
in  der  Hütte  36,5°,  häufig  Sandwirbelwind  in  der  Nähe.  —  Abends 
machte  ich  dem  Scheich  einen  Besuch.  Er  litt  an  einer  Trübung 
der  Hornhaut  und  bat  mich  um  etwas  Kohel,  was  er  auch  sogleich 
erhielt.  Er  erzählte  mir,  eine  Rhazzia  sei  nach  dem  Wadi  Telak 
gekommen  vom  fernen  West,  bestehend  aus  Berabra,  die  auch 
den  Namen  Eel  Eidilet  (Ait  Ilet?)  tragen;  auch  die  Ifogas  seien 
dabei  gewesen.  Erste  re  nannte  er  Araber  von  Gharb,  nahe 
Tademekket.  Diese  Bande  wurde  von  den  Kelowi  in  Verbindung 
mit  den  Ihadanaren  geschlagen,  so  dass  nur  7  Leute  entkamen, 
obwohl  die  Eindringlinge  reichlich  mit  Gewehren  versehen  waren. 
Tank  ist  noch  in  Chat,  er  soll  den  Frieden  zustande  gebracht 
haben.  Nun  sollten  Asger  und  Hoggar  nach  Djanet  kommen, 
aber  sie  fürchten  in  eine  Falle  zu  geraten.  Die  Annäherung  soll 
zwischen  Immangasaten  und  Ghadames  und  den  Hoggar  gelungen 
sein.    Die  Karawane  vom  Sudän  wird  alle  Tage  erwartet. 

15.  Mai.  Der  Scheich  schickte  4  Käse  in  der  Frühe,  wahr- 
scheinlich als  Gegengeschenk  für  das  Kohel,  das  ich  ihm  gestern 
gab.  Vormittags  und  Mittags  war  die  Bergkette  ganz  unsichtbar, 
so  stark  war  der  Staub  in  der  Atmosphäre.  Temperatur  37°. 
Nachts  starker  Wind  von  Ost. 

16.  Mai.  Die  schwarze  Sklavin  des  Scheich  bringt  meinem 
Diener  wieder  eine  Jacke  zum  Waschen.  Die  Kinder  essen  die 
Früchte  von  CercUonia  Liliqua,  welche  hierher  importiert  werden, 
ich  konnte  aber  nicht  erfahren  woher.  —  Temperatur  37°,  heisser 
Wind  von  SO.  Ich  finde  ein  Stück  von  grauem  Thon,  welches 
man  weggeworfen  hat,  da  es  der  Rest  eines  grossen  Stückes  war, 
woraus  man  Armringe  gemacht  hat.  —  Zur  Mittagszeit  einzelne 
kleine  Wolken  im  NO. 

17.  Mai.  Zur  Mittagszeit  Wind  von  NO.  Temperatur  38°. 
—  Die  Leute  essen  hier  die  Häute  der  Ziegen  und  Schafe,  indem 


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380  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary, 

sie  das  von  Haaren  befreite  Fell  in  kleine  Streifen  zerschneiden 
und  etwas  über  dem  Feuer  anbrennen;  auch  die  Knochen  werden 
von  ihnen  zu  Pulver  zerstossen  und  gegessen.  —  Abends  schwere 
Regenwolken  von  NNW.    Nachts  kein  Zodiacallicht  sichtbar. 

1 8.  Mai.  Himmel  ganz  wolkenfrei.  —  Nachts  waren  2  Tuarik 
gekommen  von  dem  Stamme  der  Kelowi  von  Adschiro.  Heate 
sagte  der  Scheich  meinem  Diener,  die  Karawane  käme  in  2  Tagen. 

—  Südwind  besonders  heftig  Abends. 

19.  Mai.  Himmel  wolkenfrei.  —  Es  kamen  Leute  mit  der 
Nachricht,  2  Tagereisen  von  hier  werde  der  Karawane  von  Räu- 
bern der  Auelimmidden ,  Kelfaday  und  Kelgeres  in  grosser  Zahl 
an  einem  Brunnen  aufgelauert.  Die  Kelowi  gehen  eilig  ab,  um 
ihrer  Karawane  zu  helfen. 

20.  Mai.  Heftige  Windstösse  von  SW.  und  S.,  sonst  Wind- 
stille, drückend  heiss.  Temperatur  39°.  —  Stani  ist  sehr  unver- 
schämt, so  dass  ich  ihm  drohe,  dass  er  in  Tripolis  dafür  büssen 
solle.  Bei  einem  Besuch  des  Scheich  versprach  mir  derselbe 
alles  Mögliche  für  meine  Reise  nach  Ghät;  ich  lasse  ihm  immer 
die  Hoffnung  auf  meine  Rückkehr,  da  ich  sonst  fürchte,  er  nimmt 
mein  Gepäck  als  Unterpfand.  Er  meint,  ich  soll  über  Damergo 
nach  Sokoto  gehen,  was  ich  thun  konnte  ohne  Kano  zu  berühren. 

—  Der  Strauch  mit  vierteiligen,  kleinen,  roten  Beeren  und  fünf- 
blättriger  weisser  Blumenkrone  heisst  hier  TeVrakat.  Die  roten 
Früchte  werden  oft  unter  das  Brod  gemischt  (siehe  1.  April). 

21.  Mai.  Tamat  ist  nun  voll  grüner  Blätter,  offenbar  bildet 
dieser  Talch-Baum  die  Hauptmasse  der  hiesigen  Baumvegetation, 
denn  erst  jetzt  erscheint  von  weitem  das  Wadi  zwischen  dem  Dorf 
und  Vulkan  grün,  während  vorher  Taschralt  und  Adscher  nnr 
einzelne  grüne  Punkte  bildeten.  Der  Terrakat  in  Blute  und 
Frucht  ist  in  der  Nähe  des  Dorfes  zu  treffen.  Heuschrecken 
traten  seit  gestern  einzeln  auf;  ein  schwarzer  Vogel,  Temulet  ge- 
nannt, frisst  sie.  Der  Scheich  teilt  mir  mit,  dass  seine  Lente 
mit  seiner  Zustimmung  eine  Rhazzia  gegen  die  Tibbu  in  der  Oase 
Abo,  ungefähr  17  Tage  von  hier  entfernt,  unternehmen  wollen. 
Er  will  aber  nicht,  dass  man  Leute  tote  oder  Kinder  als  Sklaven 
wegführe,  dagegen  soll  man  ihnen  alle  Kameele  nehmen ;  ober  den 
Grund  dieser  Massregel  Hess  er  sich  nicht  aus.  Der  Scheich  'Omar 
von  Bornu  soll  tot  sein.  Die  Mädchen  des  Dorfes  tragen  Körbe 
voll  von  Blättern  des  Abesgi  hinaus  als  Futter  für  die  Ziegen. 
Akokapalmen  giebt  es  in  Menge  am  Wadi  Anderas;  dies  scheint  der 
niedrigste  Punkt  ihres  Vorkommens  zu  sein.  —  Temperatur  36,5*. 

22.  Mai.  Der  Scheich  lässt  in  aller  Frühe  eine  Ziege  für 
uns  schlachten.  —  Temperatur  87°.  Der  Granitsand  vor  meiner 
Hütte  lässt  das  Quecksilber  im  Thermometer  auf  71°  C.  steigen,  da« 


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381 


Instrument  ist  nicht  weiter  graduiert;  ich  furchte  ein  Zerspringen 
und  nehme  es  weg;  ich  glaube  aber,  dass  die  Temperatur  noch 
höher  ist.  —  Die  Tuärik  in  den  Thälern  des  Tschemia  heissen 
Kel  Tschemia,  die  des  Timge-Gebirges  Kel  Timige. 

23.  Mai.  Der  Taraat-Baum  ist  nun  dicht  mit  frischem  Laub 
besetzt  und  besäet  mit  weissen  Blütenköpfchen.  Du  dieser  Baum 
die  Hauptbase  der  Holzgewächse  in  den  Thälern  bildet,  ist  dort 
das  Grün  nur  vorherrschend;  auch  giebt  es  unter  den  Tamat 
Bäume,  die  dichten  Schatten  bilden.  Dieses  Gedeihen  der  Vege- 
tation ist  überraschend,  da  bisher  noch  kein  Tropfen  Regen  ge- 
fallen ist,  wenigstens  nicht  der  Rede  wert.  Der  Himmel  ist  über- 
zogen. Der  Scheich  schickt  nach  der  Sklavin  Chadidscha,  welche 
meinen  Diener  bat,  ihr  zur  Flucht  zu  helfen.  —  Der  Himmel 
während  des  ganzen  Tages  überzogen.  Temperatur  35°,  aber 
sehr  schwül.  Donner  von  Süd  her;  der  Scheich  meint  freilich, 
es  seien  Gewehrschüsse. 

24.  Mai.  Auch  Nachts  ist  der  Himmel  von  dichtem  Wolken- 
schleier überzogen.  In  der  Frühe  fallen  einige  Regentropfen,  die 
Wolken  kommen  von  Süd;  Temperatur  zur  Zeit  des  Regens  in 
der  Frühe  23°  C.  in  der  Hütte.  Der  Hadschilidsch  beginnt  seine 
Blütenknospen  zu  zeigen.  Die  Blätter  des  Taschralt  sind  kleiner 
und  spärlicher  als  die  des  Tamat,  daher  der  erstere  oben  eine 
dichte  Laubkrone  zu  bilden  im  Stande  ist.  Ich  erhalte  Besuch 
von  einem  Bruder  des  Scheich,  einem  Schwarzen,  der  aber  viel 
zuganglicher  und  freundlicher  ist  als  der  Scheich.  Dieser  Schwarze 
teilt  mir  mit,  dass  Abo,  Suar  und  Marmar  in  der  Nähe  von  Tibesti 
beisammen  liegen,  welches  Land  den  Kelowi  durch  ihre  Räuber- 
züge bekannt  ist;  auch  erzählt  mir  der  Bruder  des  Scheich  von 
einem  hohen  Berge  (wohl  der  Tusside).  Die  Kelowi  halten  den 
Sultan  von  Kuka  für  den  Sultan  der  Tibbu,  obwohl  sie  wissen, 
dass  in  Bardai  ein  Scheich  der  Feda  wohnt.  —  Temperatur  37°, 
drückend  schwül.  —  Die  Frucht  des  Abagu,  der  dem  Adscha  so 
ähnlich  sieht,  spaltet  sich  bei  der  Reife  in  die  Schoten,  biegt  sich 
in  2  Zipfel  zurück,  und  dazwischen  tritt  der  feuerrote  Samen  her- 
vor, der  sehr  leicht  zerbrechlich  ist.  —  Nachmittags  Staub- 
atmosphäre, Südwind,  und  viel  unregelmässige  Windstösse,  aber 
niemals  von  NO.  —  Der  Stellvertreter  des  Sultan  von  Egedes 
in  Rheser,  der  den  Titel  Turaua  führt  und  mich  plünderte, 
beisst  Waschiga;  er  soll  für  den  Sultan  von  Egedes  jährlich  an 
2 — 3000  Thaler  an  Zöllen  einliefern.  Sein  jetziger  Nachfolger 
ist  Moli,  wahrscheinlich  derselbe,  den  Stani  in  Egedes  kennen 
lernte  und  günstig  schilderte. 

25.  Mai.  Früh  Himmel  nahezu  wolkenrein,  starker  Wind 
von  SO.    Temperatur  Max.  37°  in  der  Hütte. 


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382  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

26.  Mai.  Kühler  Wind.  Wir  warten  mit  Ungeduld  auf  die 
Karawane,  statt  dessen  aber  trifft  die  Nachricht  ein,  dass  eine  grosse 
Schaar  von  vereinigten  Kelfaday,  Kelgeres  und  Auelimmidden  von 
Erhalgewen  (?)  derselben  auflauern.  Die  Karawane  aber  wurde 
zeitig  davon  unterrichtet  und  kehrte  eilig  nach  Damargu  zurück. 
Dafür  wollte  sich  diese  Rhazzia  nun  durch  einen  Raubzug  nach 
Air  entschädigen  und  drang  bis  Afasas  vor.  Nachts  bei  Mond- 
schein floh  die  ganze  Bevölkerung  des  Dorfes  in  die  Berge  mit 
all  ihrer  Habe  und  Gut,  Ziegen  u.  s.  w.  Der  Scheich  meint,  ich 
solle  auch  mein  Gepäck  in  einer  nahen  Schlucht  verstecken,  eine 
solche  Rhazzia  sei  wie  das  Feuer,  d.  h.  so  schnell.  Auch  liest 
er  noch  Nachts  unser  Kameel  bringen,  so  dass  ich  und  Stani  all' 
unser  Gepäck  in  ein  nahes  Wadi  brachten.  Der  Scheich  selbst 
sass  schon  auf  seinem  Reitkameel  und  wartete  ungeduldig  bis 
wir  fertig  wurden,  verliess  aber  noch  vor  uns  das  Dorf,  um  mit 
den  Nachbarn  gegen  den  Feind  zu  ziehen.  Wir  schliefen  also 
Nachts  unter  freiem  Himmel,  die  geladenen  Gewehre  zur  Hand 
und  Revolver  unter  dem  Kopfkissen;  ich  wurde  aber  nur  durch 
einen  grossen  Skorpion  aufgeschreckt,  der  hinter  meinem  Kopf- 
kissen hervorkroch. 

27.  Mai.  In  den  Bergen.  In  der  Frühe  ging  ich  vorsichtig 
um  mich  blickend  ins  Dorf  zurück,  um  einen  Wasserschlauch,  den 
wir  vergessen  hatten,  zu  holen.  Stani  führte  das  Wagestück  aus, 
vom  Brunnen  Wasser  zu  holen.  Die  Todesstille  im  Dorfe  machte 
einen  eigentümlichen  Eindruck;  alle  Thüren  sind  niedergeworfen, 
so  dass  die  Hütten  offen  stehen.  —  Temperatur  bei  geschlossenem 
Etui  39°  C.  Mittags.  Wir  sind  sehr  knapp  an  Lebensmitteln, 
denn  bevor  der  Scheich  uns  verliess,  schickte  er  ein  klein  wenig 
Korn,  und  es  blieb  keine  Zeit,  dieses  zu  mahlen,  wir  aasen  es 
also  geröstet. 

28.  und  29.  Mai.  Gestern  Abend  entwischte  unser  Kameel, 
und  trotz  allen  Suchens  konnten  wir  es  nicht  finden.  Als  Stani 
Wasser  vom  Brunnen  holte,  glaubte  er  Spuren  des  Kameeis  ge- 
funden zu  haben  und  meinte,  es  sei  auf  seinen  früheren  Weide- 
platz zurückgekehrt.  —  Temperatur  Max.  in  geschlossenem 
Holz- Etui  42°  C.  Auf  einem  Streifzug  auf  die  Höhe  des  Abhanges 
des  Bagzen,  wobei  ich  den  Schlupfwinkel  der  Sklavinnen  finden 
wollte,  damit  Stani  ihnen  das  Korn  zum  Mahlen  bringen  könnte, 
traf  ich  einen  neuen  Strauch  über  Manneshöhe  mit  lorbeerartigen 
Blättern,  einzeln  stehend,  lang  gestaltet,  ganz  rundlich,  zugespitzt, 
wechselständig;  Blüte  und  Frucht  unbekannt;  einheimischer  Name 
Teffa,  mit  dem  Artikel:  Etefa.  Der  Genuss  von  wenigen  Blattern 
soll  den  Kanieelen  den  Tod  bringen;  für  Menschen  scheint  die 
Pflanze   weniger   gefährlich  zu  sein,   doch  wird  der  Genuss  ge- 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  B&rj. 


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mieden.  Wir  wurden  überrascht  durch  den  Besuch  von  zwei 
Leuten  des  Schmiedes,  die  von  einer  Sendung  zurückkehrten;  sie 
nahmen  Wasser  bei  uns  ein  und  gaben  mir  obige  Mitteilung  über 
den  Teffa-Strauch.  Ich  teilte  ihnen  mit,  wie  knapp  wir  an  Lebens- 
mitteln seien,  damit  man  uns  doch  etwas  schicke.  Diese  Leute 
erzählten,  der  Feind  sei  gestern  in  Afasas  gewesen.  Die  Kelowi 
lauern  ihnen  beim  Brunnen  Erhalgewen  auf.  —  Nachmittag 
Regenwolken  von  Süd,  Temperatur  im  Freien,  im  Schatten,  dem 
Luftzug  ausgesetzt  39°. 

30.  Mai.  Früh  Alles  in  dichten  Nebel  gehüllt,  kühl.  So- 
bald aber  die  Sonne  durchdringt,  grosse  Hitze.  Der  neblige  Schleier 
dauert  auch  nach  Sonnenuntergang  fort,  also  Staub  und  Windstille. 
—  Stani  kehrt  zurück  von  einem  Besuch  im  Dorf  und  berichtet, 
die  Thür  zu  unserer  Hütte  sei  nicht  mehr  zugebunden,  wie  früher, 
also  habe  sie  Jemand  neugierig  geöffnet!  Vielleicht  die  Leute  des 
Schmiedes.  —  Temperatur  im  Schatten  40°.  —  In  den  ersten 
Stunden  des  Nachmittags  glauben  wir  Gewehrfeuer  zu  hören; 
später  stellt  es  sich  aber  als  ferner  Donner  heraus,  da  ein  Ge- 
witter heranzog.  Dasselbe  entstand  im  Osten  und  zog  nach  Nord. 
Temperatur  31°  im  Schatten  zur  Zeit  der  grössten  Kühle,  wäh- 
rend der  Himmel  bedeckt  war.  Abends  bis  spät  in  die  Nacht 
Blitz  und  Donner,  Nachts  etwas  Regen,  aber  nur  für  kurze  Zeit. 

31.  Mai.    Ich  ging  zum  Brunnen  und  zum  Hause,  fand  aber 
keine  Spur  von  Menschen.    Hernach   ging  Stani  zum  Brunnen, 
um  Wasser  zu  holen,  ebenfalls  ohne  irgend  etwas  zu  sehen  oder 
zu  hören.    In  der  Nähe  unseres  Lagers  sah  ich  wieder  jene 
Eidechse  mit  gelbem  Kopf  und  stablgrauem  Korper;  diesmal  konnte 
ich  unterscheiden,  dass  auf  dem  Rücken  eine  leichte  und  gleich- 
massige  Crista  verläuft.    Die  gelbe  Farbe  des  Kopfes  geht  über 
die  Schulter  in  eine  rötliche  über  und  die  Kniee  der  Hinterbeine 
sind  nach  vorn  gerichtet.  —  In  der  Sonne  51°,  im  Schatten  89°  C. 
Nachmittags  Regen  bis  spät  in  die  Nacht  ohne  Gewitter.  —  Da 
wir  ohne  allen.  Schutz  gegen  den  Regen  waren,  denn  die  Fels- 
wände des  Thaies  sind  zu  niedrig  dazu,  zog  ich  es  vor,  in  das 
Dorf  zurückzukehren  und  unser  Haus  wieder  zu  beziehen.  Nach- 
mittag hörte  ich  vom  Dorfe  Jemanden  aus  rufen  und  ging  sogleich 
mit  meinem  Gewehr  auf  der  Schulter  dorthin,   um  nachzusehen. 
Ich  sah  einen  Sklaven  zum  Brunnen  gehen  und  Wasser  holen; 
es  war  But  Ku,  der  einmal  unser  Kameel  zurückgebracht,  als  es 
sich  verlaufen  hatte.    Er  meint,  die  Auelimmidden  seien  zurückge- 
eilt in  ihr  Land.    Er  selbst  blieb  aber  nicht  im  Dorfe  über  Nacht, 
sondern  ging  nach  West  zu  den  übrigen  Bewohnern.    Als  wir 
gegen  Abend  in  unser  Haus  zurückkehrten,  fand  ich  die  Thür 
anders  zugebunden,  als  ich  es  gethan,  offenbar  war  Jemand  ein- 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


gedrungen;  ich  konnte  aber  kein  fehlendes  Stack  entdecken, 
wahrscheinlich  hält  jener  Sklave  nichts  für  mitn ehmenswert;  seine 
Absicht  zu  stehlen,  bezweifele  ich  aber  nicht,  denn  er  ist  keines- 
wegs ein  verlässlicher  Mensch.  Stani  kam  erst  Nachts  zurück, 
da  er  einen  Überfall  fürchtete  und  hielt  sich  am  Tage  in  der 
Umgegend  hinter  Felsen  auf.  Ich  halte  Wache,  indem  ich  durch 
unsere  Strohwand  sorgfaltig  ausluge. 

1.  Juni.  Nachts  habe  ich  zwei  Revolver  unter  dem  Kopf- 
kissen. Stani  ist  beunruhigt.  Die  Todesstille  im  Dorfe  niiss  fallt 
ihm.  Nachmittags  Gewitter  im  Ost,  heftiger  anhaltender  Platz- 
regen, so  dass  wir  recht  froh  waren,  wieder  in  der  Hütte  zu  sein. 
Aus  Mangel  an  Lebensmitteln  kochte  ich  Kaffeesatz  und  Mehl 
(cornflower),  fand  den  Brei  nicht  sehr  schlecht;  auch  Stani  asi 
davon;  wir  waren  froh,  wenigstens  dies  zu  haben.  Wenn  alle 
Mittel  zu  Ende  gehen,  bleibt  uns  noch  übrig,  Tauben  zu  schiessen, 
auf  die  Gefahr  hin  den  Feind  heranzuziehen.  —  Temperatur 
während  des  starken  Regens  27°.  —  Um  Mitternacht  hörten  wir 
plötzlich  Hundegebell  und  Menschenstimmen;  sogleich  schlich  ich 
mit  Gewehr  und  gefüllter  Patrontasche  hinaus,  um  nachzusehen; 
es  war  der  Schmied  mit  seinen  Leuten,  die  ins  Dorf  mit  Weib 
und  Kind  zurückkehrten.  Sie  begrüssten  mich  alle  sehr  freundlich, 
freundlicher  als  je  und  baten  mich  um  Wasser  und  Feuer,  da  sie 
während  des  starken  Regens  nicht  im  Stande  waren,  Feuer  anzuzün- 
den. Ich  sass  eine  Zeit  lang  bei  den  Leuten  am  Feuer  und  kehrte 
dann  wieder  auf  mein  Lager  zurück,  vergnügt,  doch  wieder  mensch- 
liche Stimmen  zu  hören.    Auch  Stani  ist  wieder  besserer  Laune. 

2.  Juni.  Von  den  Leuten  des  Haddad  höre  ich,  in  Afas&s 
seien  10  Feinde  getötet  worden;  aber  später  stellte  sich  heran:*, 
dass  dies  unrichtig  war.  Die  Rhazzia  hatte  durch  Durst  viel  zo 
leiden,  sodass  Einige  das  Blut  ihrer  Pferde  tranken  und  sie  so 
töteten.  Die  Kelowi  verfolgten  den  Feind.  Heute  gegen  Mittag 
kommt  die  ganze  Bevölkerung  des  Dorfes  zurück  mit  Sack  and 
Pack,  Alle  sehen  nach  uns  und  fragen,  wie  es  jins  erginge  in 
unserer  Einsamkeit.  —  Nachmittags  Regen,  aber  den  meisten 
trägt  der  Wind  nach  Nord  oder  Ost.  Die  Frauen  des  Scheich 
bringen  uns  einen  Widder  zum  Schlachten.  Korn,  sagen  sie, 
gäbe  es  nicht  mehr.  Erst  die  Karawane  vom  Sudan  bringt  wie- 
der Korn.  Gott  sei  Dank,  wir  haben  noch  etwas  Reis,  so  daaa 
wir  heute  uns  für  die  Fastenzeit  entschädigen  können.  Die  Leute 
begrüssen  uns  alle  recht  freundlich,  was  ihrem  Charakter  Ehre 
macht,  denn  bisher  haben  alle  nur  so  weit  Interesse  an  uns  ge- 
nommen, als  wir  ihnen  Geschenke  geben  konnten.  —  Tem- 
peratur zur  Mittagszeit  in  der  Hütte  32°  C,  zur  Zeit,  als  der 
Himmel  sehr  umwölkt  war. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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3.  Juni.  Während  der  Nacht  horten  wir  starkes  Rauschen 
von  den  Höhen  des  Berges  heraus,  und  gegen  Morgen  floss  der 
erste  Bach  durch  das  Wadi  ostlich  vom  Dorf.  In  der  Frühe 
Alles  ringsum  in  dichte  Nebel  gehüllt,  wie  wir  es  nur  im  Winter 
sahen,  so  dass  die  Sonne  den  ganzen  Tag  nicht  durchdringen 
kann.  Temperatur  ausserhalb  der  Hütte  22°  einige  Zeit  nach 
Sonnenaufgang.  Die  Tochter  Fazimata's  bringt  uns  eine  grosse 
Schüssel  Gsob  und  erhält  dafür  Fleisch,  wie  auch  die  übrigen  Frauen 
des  Scheich  damit  beschenkt  werden.  Nachmittag  kommt  endlich  der 
Scheich  selbst  in  Begleitung  eines  Targi,  der  grosse  Trommeln  am 
Sattel  seines  Reitkameeis  hängen  hat.  Ich  begrüsse  ihn,  ziehe  mich 
aber  dann  zurück,  da  alle  Mädchen  und  Weiber  herbeiströmen,  um 
ihren  Herrn  zu  begrüssen.  Der  Scheich  schickt  sogleich  wieder 
Gsob  und  eine  grosse  Zahl  herrlicher  Zwiebeln  von  ungemeiner 
Grösse,  so  dass  Stani  ganz  in  Ekstase  ist.  —  Himmel  stets  ganz 
bedeckt,  so  dass  die  Sonne  auch  nicht  ein  einziges  Mal  durchdringt. 

4.  Juni.  Heute  früh  bei  Sonnenaufgang  Temperatur  22° 
im  Freien.  —  Ich  besuchte  den  Scheich,  der  mich  freundlich 
empfängt  und  von  seinem  Kriegszuge  erzählt.  Sobald  die  Rhazzia 
von  der  Annäherung  der  Kelowi  erfahr,  floh  sie  zurück,  so  dass 
kein  Kampf  stattgefunden  hat.  Einige  Sklaven  waren  Alles,  was 
sie  geraubt  hatten.  Der  Scheich  meint,  es  seien  im  Ganzen  etwa 
500  Leute  gewesen,  während  die  Kelowi  1500  Mann  zählten  (?). 
Die  grossen  Zwiebeln  sind  vom  Wadi  Auderas,  wo  es  nach  An- 
gabe des  Scheichs  deren  in  Menge  gäbe,  aber  Niemand  kaufe  sie. 
Von  der  Karawane  hat  er  leider  noch  keine  Nachricht,  doch  sei 
sie  nahe;  dagegen  sei  eine  kleine  Karawane  von  Ifädem  nach 
Ghät;  ich  frug,  ob  ich  nicht  Briefe  schicken  könne,  da  ich  furchte, 
San  möchte  mein  Gepäck  nach  Kano  schicken,  aber  der  Scheich 
meint,  diese  Leute  blieben  jedenfalls  in  Ghät,  bis  die  nächste 
grosse  Karawane  käme.  —  Nachmittags  etwas  Regen  mit  Ge- 
witter. Vorher  Mittags  Temperatur  32°  in  der  Hütte.  —  Eine 
Schwester  des  Scheich  gibt  meinem  Diener  etwas  Lubia,  aber 
alles  ist  durch  Insektenstiche  verdorben.  Wadi  Telak  soll  im  Ge- 
biet der  Ifädem  liegen. 

5.  Juni.  Temperatur  34°  in  der  Hütte,  drückend  schwül. 
—  Ich  sehe  heute  jenen  kleinen,  taubenähnlichen  Vogel,  der  in 
die  Nähe  der  Hütte  kommt  und  durch  seinen  rauschenden  Flug 
auffallt,  sowie  durch  einen  schmalen,  geraden  Schwanz;  aber  dieses 
Exemplar  hatte  keinen  schwarzen  Halsfleck  um  Schnabel  und 
Hals,  sondern  Kopf  und  Hals  waren  gl  eich  massig  grau.  Viel- 
leicht ist  dies  ein  Weibchen;  es  war  grösser  als  jenes  mit  dem 
schwarzen  Fleck  um  Schnabel  und  Hals;  die  Analogie  mit  den 
Tauben  war  frappierend  bei  diesem  jungen  Exemplar. 

Zciuchr.  d.  UeMllMh.  f.  Brdk.   Bd.  XV.  25 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


6.  Juni.  In  aller  Frühe  geht  der  Scheich  fort  nach  Tafidet, 
zu  jenem  Stamm,  der  durch  die  letzte  Rhazzia  heimgesucht  wor- 
den ist.  Wir  erfahren  jetzt,  dass  doch  gegen  30  Sklaven,  viele 
Esel  und  Ziegen  fortgeführt  wurden.  Man  glaubt,  die  Sklaven 
hätten  dazu  geholfen.  —  Temperatur  Nachmittags  38°  in  der 
Hütte.  —  Nachmittag  Besuch  von  mehreren  Kelfaday,  deren 
einer  Tefinar  versteht  und  meine  Bücher  zu  sehen  wünscht;  auch 
mein  Gewehr  wird  gezeigt.  Über  die  Zündhölzchen  sind  .sie  sehr 
erstaunt.  Heute  kein  Gewitter;  die  Regenwolken  ziehen  vorbei, 
nur  einige  Tropfen  fallen.  Die  Kelowi  trugen  langes  Haar,  etwa» 
gelockt  und  durch  die  Kopfbinde  so  befestigt,  dass  nur  zwei  Locken 
zur  Seite  herabhängen.  Sie  frugen  mich,  ob  ich  keine  Fraa 
wolle;  ich  sagte:  ja,  aber  keine  Sklavin,  sondern  eine  freie,  vor- 
nehme Targi,  was  sie  sehr  amüsierte,  so  dass  sie  mir  die  Hand 
unter  vielem  Lachen  streichelten.  Kota  meint  scherzend,  er  wolle 
mir  Eine  bringen  von  den  Iwarwaren,  diese  seien  weiss  wie  ich 
selbst.  Namentlich  meine  Hauptfarbe  wird  allgemein  bewundert 
wegen  ihrer  Weisse. 

7.  Juni.  Die  Kelgeres  leben  nur  von  Milch  und  haben  sehr 
viel  Pferde,  Kameele,  Ziegen  und  Kühe.  Auch  bei  diesen  giebt 
es  Akokai-NÜ38e.  In  ihrem  Lande  Ader  giebt  es  viele  fliessende 
Wasser.  Dieses  Land  ist  ohne  Berge,  nur  Ebene  (Teuere).  Tem- 
peratur Max.  36°;  Abends  Gewitter  in  der  Ferne  im  W. 

8.  Juni.  Der  Scheich  lässt  eine  Kuh  schlachten  und  wir 
bekommen  eine  gute  Portion  Fleisch  davon,  das  Übrige  wurde 
an  die  Leute  verteilt.  Ich  sah  heute  die  erste  Schlange  (in  Afrika), 
es  war  eine  Cerastes  carn.,  etwas  über  einen  Fuss  lang.  KörpeT 
dick,  Schwanz  sehr  kurz,  kaum  2  Zoll,  Farbe  rotlich  gesprenkelt, 
so  dass  sie  schwer  von  dem  Granitboden  zu  unterscheiden 
ist.  Der  Kopf  war  zerstört,  die  Bauchschilder  nehmen  die  ganze 
Breite  des  Leibes  ein,  Schilder  auf  dem  Rücken  gekeilt.  Sie 
soll  sehr  heftig  sein,  wird  hier  Taschelt  genannt.  —  Temperatur 
32°,  Himmel  überzogen,  Nachmittag  Regenwolken  von  West, 
und  bald  darauf  kam  ein  anhaltender  heftiger  Platzregen,  so  dass 
das  Wadi  in  voller  Stärke  vorbeirauschte.  —  Zahlreiche  Wasser- 
fälle stürzen  von  den  Südabhängen  herab.  Die  Frau  des  Scheich 
sagte,  das  Gewässer  verlaufe  sich  in  der  Ham&da  im  S.  und  er- 
reiche nie  den  Sudan.  Ich  besuchte  den  Scheich  und  sprach  mit 
ihm  über  meine  Heimreise  und  spätere  Rückkehr  zu  ihm.  Er 
ist  freundlich  und  hoflich.  Bei  dieser  Gelegenheit  erfahre  ich, 
dass  seine  eigentliche  Heimat  Katschna  ist,  von  dort  au9  hat  er 
vor  etwa  10  Jahren  seine  Rhazzia  gegen  Kanem  unternommen. 
Die  Aulad  Sliman  im  Wadi  Ali  waren  damals  durch  viele  Tibbu 
aus  Borgu  verstärkt  und  blieben  13  Monate  in  Anr  unter  fort- 


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währendem  Rauben  und  Plündern,  wahrend  die  Einwohner  alle 
auf  den  Bergen  wohnten;  von  beiden  Seiten  seien  viele  im  Kampfe 
gefallen.  Der  Marabut  Tufik  ist  noch  in  Ohät.  Ich  schlng  dem 
Scheich  vor,  er  sollte  seinen  Brader  Egkelui  mit  mir  ziehen  lassen, 
ich  würde  für  ihn  sorgen;  er  will  aber  offenbar  dies  nicht  zu- 
geben, denn  seine  Antwort  ist  nur,  so  Gott  will.  Dagegen  ver- 
sprach er  mir,  einen  Brief  an  Safi  zu  geben.  Der  Sultan  von 
Sokoto  soll  tot  sein.  Wie  der  Scheich  meint,  sollen  diese  Herr- 
scher stets  nur  kurze  Zeit  regieren,  etwa  3  bis  5  Jahre  (?)  und 
dann  abtreten.  Hadsch  Bilchu  hat  noch  viele  Verwandte  in  Katschna. 
Er  will  mich  über  Tessaua  nach  Sokoto  bringen.  Nach  seiner 
Behauptung  seien  die  Herrscher  von  Bornu  und  Haussa  befreundet, 
vor  längerer  Zeit  hätten  sie  Krieg  geführt,  jetzt  aber  sei  Haussa 
zwischen  ihnen  verteilt.  Die  Einwohner  von  Borgu  stehen  unter 
dem  Sultan  von  Wadai,  sagt  Hadsch  Bilchu,  doch  kennt  er  das 
Land  nicht  aus  eigener  Erfahrung. 

9.  Juni.  Das  Wadi  von  Dschiro  ist  nun  voller  Kröten,  die 
die  ganze  Nacht  hindurch  ihr  Concert  hören  lassen.  Die  Kelui 
nennen  die  Krokodile  Kefifi;  in  ihrem  Lande  giebt  es  aber 
keine,  sie  kennen  diese  nur  vom  Sudan  her.  —  Temperatur  32°  C. 
—  Gestern  Nacht  frass  der  Hund  meine  arabischen  Schuhe,  so 
dass  ich  jetzt  Sandalen  tragen  muss.  Ich  benutze  die  Wasser- 
menge  im  Wadi,  um  mein  erstes  Bad  (in  Afrika)  zu  nehmen, 
rief  aber  grosse  Sensation  damit  hervor,  da  Weiber  und  Mädchen 
herbeiliefen,  um  meine  weisse  Hautfarbe  zu  bewundern;  auch 
waren  sie  erstaunt,  dass  ich  schwimmen  könnte.  Nur  Einige  aus 
dem  Sudan  verstehen  es,  von  den  Tuärik  aber  kein  einziger. 
Ich  sah  mehrere  Kröten  in  der  Nähe;  sie  sind  klein  wie  Frösche, 
haben  die  Augen  nach  dem  Kopfende,  Hals  dick,  Farbe  grau- 
braun, gekrönt  auf  dem  Rücken,  untere  Seiten  weiss,  Beine  kurz, 
Iris  gelb.  Auch  schwarze  Käfer  tummeln  sich  auf  der  Ober- 
fläche; sie  heissen  Tarat-n-amau,  die  Kröten  Aguras.  —  Heute 
kein  Regen  gefallen. 

10.  Juni.  Auch  Nachts  nicht  geregnet,  den  ganzen  Tag 
keine  Wolken  am  Himmel,  nachher  Temperatur  34°  in  der  Hütte. 
Abends  Wolken  Ton  W.,  aber  kein  Regen.  —  Bu  Tassa  kam  zu- 
rück von  dem  Wadi  Auderas  mit  viel  Eselladungen  von  Akokai- 
Nüssen;  auch  brachte  er  Zwiebeln  für  uns;  aber  von  jener  Sklavin, 
die  arabisch  spricht,  hören  wir  nichts  mehr.  Der  Scheich  will 
sie  nicht  verkaufen  oder  kann  nicht. 

11.  Juni.  In  der  Frühe  schönes  Wetter,  Himmel  wolkenlos. 
Ich  wasche  meine  Wäsche  im  Wadi,  wo  noch  reichliches  Wasser 
vorhanden  ist,  so  dass  Esel,  Ziegen  und  Kühe  zur  Tränke  kommen. 
Die  Bewohner  des  Wadi  Auderas  sind  vom  Stamm  der  Kel  Ataram. 

25» 


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888 


Tagebuch  de«  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Vormittags  35°  C.  in  der  Hatte,  im  Freien  aber  kohler  Wind, 
zur  Gaila  34°. 

12.  Juni.  Besach  vom  schwarzen  Bruder  des  Scheich,  der 
etwas  Mesmesu  bringt,  jenen  länglichen,  ölhaltigen  Samen  vom 
Sudan,  der  etwas  gerostet  recht  gut  schmeckt.  —  Nachmittag 
heftiger,  aber  wenig  Regen,  Temperatur  drückend  schwul.  Regen 
auf  den  Bergen  im  S. 

13.  Juni.  Ich  besuchte  die  Schmiede  und  sah  ihnen  zu,  wie 
sie  jene  Holz-  und  Trinkloffel  verfertigen.  Sie  frugen  mich,  ob 
ich  keine  Frau  wolle  und  schlagen  mir  zum  Scherz  mehrere  der 
anwesenden  Madchen  vor.  Einer  von  den  Schmieden  leidet  au 
nervösem  Asthma  von  Jugend  auf,  so  auch  gegenwärtig.  Ich  gab 
ihm  Chloral,  und  damit  die  Leute  nicht  furchten,  dass  es  etwas 
Schlechtes  sei,  nahm  ich  selbst  davon;  zum  Unglück  aber  wirkte 
die  Dosis,  während  ich  beim  Scheich  war,  so  dass  ich  wankend 
zurückkehre  und  er  behauptete,  ich  sei  betrunken. 

14.  Juni.  Als  der  Scheich  von  der  wunderbaren  Medicin 
hört,  will  er  jenes  Salz  sehen,  das  Schlaf  macht.  Erst  jetzt  glaubt 
er,  dass  es  Medicin  gewesen  sei.  Die  jüngste  Frau  des  Scheich 
ist  ganz  weiss,  ein  Mädchen  von  den  Kelgeres  geraubt;  sie  scheint 
sich  gefühllos  in  ihr  Geschick  zu  finden. 

15.  Juni.  Ich  machte  einen  Ausflug  und  komme  dabei  links 
um  den  Tegindschir,  sehe  12  Affen  beisammen  am  Rande 
der  Lava  sitzen,  ferner  einen  Fuchs  (Schakal?),  mit  schwaner 
Schwanzspitze.  Auf  der  Nordseite,  nahe  dem  Westende  des  Lava- 
feldes, ist  eine  Stelle,  von  wo  aus  man  die  Kegel  vielleicht  über- 
steigen konnte,  da  hier  nur  eine  schmale  Zone  von  Lava  den 
Kegel  uragiebt.  Der  Vulkan  scheint  bis  jetzt  nur  einen  einzigen 
Ausbruch  gehabt  zu  haben,  der  ganz  nach  Ost  floss  and  wahr- 
scheinlich vor  dem  Ausfliessen  die  ostliche  Wand  des  Kegels 
einstürzen  Hess. 

16.  Juni.  Gestern  Abend  war  ich  wieder  bei  den  Schmieden 
und  sah,  wie  sie  die  Kameele  mit  dem  Laube  jenes  Strauches 
fütterten,  der  mir  schon  aufgefallen  war.  Er  hat  schwarze,  kurze, 
zurückgekrümmte  Dornpaare  und  gefiederte  Blätter,  und  zwar  die 
folialen  sichel-  oder  mondformig  umbogen.  Die  Blüten  sind  weiss  wie 
diejenigen  des  Talch,  stehen  aber  in  fingerlangen,  lockeren  Ähren. 
Der  einheimische  Name  dieses  Strauches  ist  Asa ;  er  giebt  gutes  Kameel- 
futter  und  blüht  jetzt.  —  Temperatur  34°  C.  —  Der  Scheich  schickt 
etwas  frische  Datteln,  die  von  Tscheneia  stammen.  Ich  gab  der 
Sklavin,  die  uns  dieselben  brachte,  ein  Paar  Ohrringe.  Der 
Bruder  des  Scheich  kam  zu  mir  und  erhielt  als  Gegengeschenk 
für  sein  Mesmesu  einen  Rosenkranz,  was  ihn  sehr  freute.  Dieser 
Schwarze  benimmt  sich  allein  höflich  und  anständig  und  verlangt 


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Tagebach  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


389 


nie  Geschenke.  Von  der  Karawane  keine  Nachricht!  —  Nach- 
mittag drückend  schwül;  Abends  nur  sehr  feiner  Regen. 

17.  Juni.  Schönes  Wetter,  klarer  Himmel.  —  Drei  Cetoniden 
gefangen,  die  in  Menge  den  Talch-Baum  neben  unserer  Hütte 
omsummen.  Mittag  starkes  Regenwetter,  wobei  die  Temperatur 
in  der  Hatte  auf  25°  C.  sinkt.  Ich  fing  in  der  Nahe  des  Wadi 
zwei  rote  Käfer,  die  ich  im  Begriff  traf,  ihre  Mistkngel  zu  rollen; 
sie  gehen  dabei  rückwärts  auf  den  Hinterbeinen.  In  der  Hütte 
Besuch  von  zwei  Tu&rik  vom  Bagzen. 

18.  Juni.  Nachts  nicht  geregnet.  In  der  Hütte  zwei  nächt- 
liche Käfer  gefangen.  Zur  Mittagszeit  Gewitter  im  Nord,  welches 
allmalig  nach  West  zieht.  Abends  brachte  mir  einer  der  Schmiede 
4  Käse,  die  einzigen  Menschen  im  Dorfe,  die  mir  meine  Bitten 
erfüllen,   deshalb   beschenkte   ich  sie  mit  eisernen  Werkzeugen. 

19.  Juni.  Besuch  von  einem  schwarzen  Targi,  der  wieder 
alles  Mögliche  bettelt  und  dafür  erklärt,  er  sei  mein  Freund t 
Temperatur  36°,  drückend  schwul.  —  Nachmittag  kommen  wieder 
drei  Tuarik;  sie  benehmen  sich  aber  so  ungeschliffen,  dass  ich 
ihnen  verweigere,  irgend  etwas  zu  zeigen,  worauf  sie  sich  ent- 
fernen und  nicht  wiederkommen.  Abends  nahe  gegen  Mitternacht 
bringt  der  Schmied  wieder  verstohlen  drei  Käse  und  erhält  dafür 
gegen  das  Versprechen,  noch  mehr  zu  bringen,  einen  Hammer. 

20.  Juni.  Stani  spricht  mit  dem  Scheich,  wobei  Letzterer 
ihn  frag,  ob  ich  alles  Gepäck  nach  Gh&t  mitnehmen  wolle!  Also 
doch  misstrauisch!  —  Temperatur  87°  C.  Den  ganzen  Tag  schönes 
Wetter,  hier  und  da  heftiger  Wind  von  Süd.    Nirgends  Wolken. 

21.  Juni.  In  der  Frühe  kommen  einige  Leute  von  Egedes 
und  bringen  Gsob,  das  sie  gegen  Salz  eintauschen  wollen,  auch 
Reis  vom  Sudan.  Mit  ihnen  kommt  auch  der  nichtsnutzige  Sohn 
des  Figi.  Die  Nachricht  vom  Tode  des  Sultans  Hamadu  von 
Sokoto  bestätigt  sich.  Der  Scheich  schickt  mir  etwas  Gsob;  er 
ist  offenbar  selbst  knapp  daran,  denn  er  gab  mir  kaum  genügend 
für  einen  Tag.  —  Temperatur  36°  C.  —  Ich  besuche  den  Scheich, 
wobei  dieser  meinte,  es  gebe  jetzt  keine  Lebensmittel,  Alles  warte 
auf  die  Karawane,  ohne  diese  könne  Air  nicht  existieren!  Dies 
soll  als  Entschuldigung  gelten  für  unsere  schlechte  Kost.  Ich 
sprach  wieder  von  meiner  Reise  nach  Sokoto;  er  will  mir  Em- 
pfehlungsbriefe an  die  Sultane  von  Damesgu  und  Tessaua,  oder 
falls  ich  über  Egedes  ginge,  an  diese  Herrscher  geben,  meinte 
aber,  nur  wenn  ein  guter  Friede  geschlossen  würde  zwischen 
Kelowi  und  Kelgeres,  könne  ich  letzteren  Weg  ziehen.  Ich  frug 
ihn ,  was  er  für  diese  Protektion  verlange ,  doch  blieb  er  mir  die 
Antwort  schuldig.  —  Abends  vor  Sonnenuntergang  sehr  starker 
Sandsturm  von  Ost,  Alles  schwefelgelb,  verfinstert,  Sonne  nicht 


390  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

mehr  sichtbar,  dauert  mehrere  Standen.  Anfangs  kamen  einige 
Heuschrecken  mit  dem  Winde,  auch  etwas  Regen  fiel.  Während 
der  Verfinsterung  war  die  Temperatur  kaum  verändert. 

22.  Juni.  Mittag  etwas  Regen,  Nachmittag  Temperatur  Max. 
34°  C.  Ein  Gadamusi  von  Egedes  lässt  mich  durch  den  Figi  um 
Medicin  bitten,  der  Beschreibung  nach  leidet  er  an  Gelbsucht. 

23.  Juni.  Nacht  sternenklar,  auch  am  Tage  Himmel  blau. 
Temperatur  35°  C.  Der  Schmied  lässt  sich  nicht  wieder  sehen, 
seit  er  den  Hammer  in  Händen  hat  Nachmittag  in  weiter 
Ferne  im  West  ein  Gewitter,  bei  uns  aber  hier  regnete  es  nur 
einige  Tropfen. 

24.  Juni.  Besuch  vom  Bruder  des  Scheich.  Er  sagt,  die 
Karawane  sei  unterwegs.  Wie  oft  habe  ich  nun  dies  schon  ge- 
hört! —  Staubatmosphäre;  36,5°  C. 

25.  Juni.  Der  Scheich  schickt  wieder  etwas  Gsob,  aber 
immer  nur  wenig.  Auch  heute  noch  Staubatmosphäre.  Jene 
Akacie  mit  gebogenen,  gekrümmten  Federblättchen  und  4  Zoll 
langen  Blütenkerzen  heisst  Asa  (?},  wird  von  den  Kameelen  sehr 
gern  gefressen.  Dieser  Baum  ist  jetzt  in  voller  Blüte;  oft  ist  er 
strauchartig,  meist  ein  kleines  Bäumeben  voll  weisser  Blüten, 
sehr  aromatisch  duftend.  Ich  erhalte  Besuch  von  einem  Targi 
aus  Eralgewen.  Er  gehört  zu  dem  Stamm  der  Fogas!  —  Tem- 
peratur 37,5°  C.  —  Abends  Besuch  von  einem  schwarzen  Figi  aus 
dem  nächsten  Dorfe,  westlich  von  den  Hütten  der  Schmiede  gelegen. 
Derselbe  wollte  Pulver  gegen  Datteln  eintauschen;  ich  will  aber 
mein  Pulver  nicht  sehen  lassen  und  fürchte  deshalb,  darum  ange- 
sprochen zu  werden.  Von  diesem  Figi  hörte  ich,  dass  in  Air 
viele  Felsen-Inschriften  seien  und  auf  dem  Bagzen  viele  alte,  jetzt 
nicht  bewohnte  steinerne  Häuser. 

26.  Juni.  Gegen  ein  billiges  Taschenmesser  tauschte  ich 
Käse  und  Bohnen  ein,  was  für  uns  jetzt  ein  herrliches  Essen  dar- 
stellt. Zur  Zeit  des  Docher  38°  C.  Mittags  Gewitter  von  Ost, 
massiger  Regen,  der  sich  Nachmittags  wiederholt.  —  Der  Strauch 
Terrakad  steht  jetzt  allgemein  in  Blüte;  die  einzeln  stehenden 
grossen,  weissen  Blütensterne  sind  sehr  zierlich,  Blätter  einfach, 
einzeln  stehend,  etwa  \\  Zoll  lang,  oft  etwa«  kleiner,  am  Rande 
gesägt.  Die  Blüte  ist  fünftlattrig,  Kelch  und  Blumenblätter  schmal, 
zungenförmig,  Blumenblätter  etwas  schmäler  als  Kelchblätter,  auch 
kürzer;  die  Blumenblätter  tragen  auf  der  inneren  Seite  am  Grunde 
Schuppen  mit  breiter  Basis;  Griffel  länger  als  die  Staubgefäße ; 
Kelchblätter  aussen  grün,  innen  weiss;  Frucht  eine  vierteilige 
zusammengesetzte  Steinfrucht,  die  bei  der  Reife  brannrot  wird. 

27.  Juni.  Staubatmosphäre.  Temperatur  Max.  40°  C.  in  der 
Hütte.    Nachmittag  Regen  von  NO.  und  S.    Heuschrecken  oft  ü» 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  391 

sehr  grosser  Hohe  fliegend,  von  zwei  verschiedenen  Arten,  die 
eine  von  weitem  gelb,  die  andere  rot  aussehend. 

28.  Juni.  Temperatur  37°,  Südwind;  Staubatmosphäre  starker 
als  gestern.  —  Mein  Diener  wurde  von  einem  jungen  Burschen, 
der  eu  den  Zöglingen  des  Figi  gehört,  Kafir  genannt  und  wäh- 
rend des  Gebets  mit  einem  Stein  geworfen.  Er  beklagte  sich 
beim  Figi  und  dem  Scheich.  Letzterer  versprach  tüchtige  Strafe, 
was  er  auch  gehalten  hat,  denn  er  prügelte  den  Jungen  eigen- 
händig durch. 

29.  Juni.  Temperatur  38°.  Staubatmosphäre  ist  jetzt  in 
immer  mehr  oder  weniger  vorherrschendem  Orade  vorhanden,  nur 
bemerkbar,  wenn  man  gegen  die  Gebirge  im  N.  sieht,  die  ver- 
verschleiert erscheinen.  —  Heute  kamen  endlich  zwei  Tu&rik,  die 
zu  einer  Karawane  gehören,  welche  aus  Kel  Tschemi  und  Leuten 
aos  Sinder  bestehen.  Sie  bringen  die  Nachricht,  das  in  Sokoto 
nun  der  Bruder  des  verstorbenen  Sultan  regiere,  der  Mosa  (?) 
heisse.  Der  Scheich  verspricht  uns  Kameele  zu  besorgen  und  uns 
nach  Rheser  zu  schicken,  da  seine  eigenen  Leute  erst  später 
kämen.  Die  Karawane  will  bald  nach  Ghat  weiter.  Der  Scheich 
sagt,  er  habe  Briefe  von  den  Herrschern  von  Sinder  und  Sokoto; 
Letzterer  ersuche  ihn,  mit  den  Kelgeres  Frieden  zu  schliessen. 
Vielleicht  ist  dies  nur  Prahlerei  vom  Scheich.  Er  ist  jetzt  immer 
höflich  und  freundlich.  Er  behauptet,  wenn  mit  den  Kelgeres 
Frieden  geschlossen  wäre,  so  sei  auch  zwischen  Sokoto  und  Tes- 
saua  Friede. 

30.  Juni*  Der  Scheich  schickt  etwas  Korn  aus  Maradi,  eine 
kleine  und  schmutzig  weisse  Sorte,  aber  doch  hundertmal  besser 
als  Gsob.  Mein  Diener  ist  so  glücklich,  gegen  ein  Messer  etwas 
Butter  einzutauschen,  so  dass  wir  endlich  uns  satt  essen  können. 
—  Nachts  heftiger  Sandsturm.  In  der  Frühe  kühl,  beim  höchsten 
Stand  der  Sonne  Temperatur  29°.  —  Der  Sultan  der  Kelgeres 
ist  Warsagen.  Der  Sultan  von  Egedes,  der  nun  bald  von  Sokoto 
kommen  wird,  heisst  Achmed  Refai,  ist  ziemlich  alt  und  mit  den 
Kelui  nicht  sehr  befreundet,  wenigstens  nicht  mit  Hadsch  ßilchu. 
Die  Auelimmidden  stehen  mit  allen  Nachbaren  im  Kriege,  auch 
mit  den  Hoggar.  Die  Stadt  Kelfo,  die  sehr  gross  sein  soll,  liegt 
in  ihrem  Gebiet!  Keine  einzige  Karawane  durchzieht  ihr  Land, 
sondern  nuT  einzelne  Kaufleute  aus  Egedes  kommen  zu  ihnen  nnd 
verkaufen  Schwerter  und  Dolche  gegen  Kameele  und  Esel.  Zwischen 
den  Auelimmidden  und  Hoggar  wohnen  arabische  Stämme  (Ganata?) 
genannt.  Ingal  und  Dscheboli  sind  die  bedeutendsten  Städte  bei 
den  Kelgeres.    Der  jetzige  Sultan  von  Timbuktu  heisst  Abid. 

1.  Juli.  Nachts  kamen  Leute  zum  Scheich,  darunter  Scheich 
Moli  von  Tafidet.    Heute  heisst  es,  die  Karawane  gehe  erst  in 


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892  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

7  Tagen  ab.  Der  Scheich  verspricht  aber  wiederholt,  für  meine 
Sicherheit  auf  der  Reise  Sorge  zu  tragen.  In  der  Hütte  Tem- 
peratur 36°  C.j  Sandhosen  von  O.  Hitze  empfindlich.  —  In  der 
Hütte  eine  grün  schillernde  Fliege  gefangen.  Heute  Abend  über- 
zeugte ich  mich,  dass  jetzt  bei  sternenheller  Nacht,  bevor  der 
Mond  aufgeht,  keine  Spur  von  dem  Zodiacallicht  zu  sehen  sei. 

2.  Juli.  Ich  höre,  dass  der  Scheich  nach  Egedes  geben 
werde,  sobald  die  grosse  Karawane  der  Kelgeres  dort  angekommen 
ist.  Er  wird  also  nicht  in  Adschiro  sein,  wenn  unsere  Karawane 
von  Ghat  zurückkommt.  Die  Kelgeres  kommen  nicht  nach  Air, 
weil  sie  sich  vor  den  Kelowi  fürchten,  daher  diese  nach  Egedea 
zum  Handel  kommen.    Temperatur  37°. 

3.  Juli.  Ein  Targi  des  benachbarten  Ortes  bietet  sich  ans 
an,  Kameele  zu  vermieten  und  will  seinen  Sohn  mit  uns  schicken. 

—  Temperatur  37°.    Heftige  Windstösse  von  S.  und  O. 

4.  Juli.  Der  Scheich  schickt  wiederum  ein  wenig  Gsob. 
Wir  sehen,  obschon  4  Tage  verstrichen  sind,  immer  noch  nicht* 
von  den  Kameelen,  hören  auch  nichts  von  Vorbereitungen  zur  Ab- 
reise. —  Temperatur  36°.  Heftige  Windstösse  von  O.  und  S., 
den  ganzen  Tag  blieb  der  Himmel  wolkenlos;  überhaupt  erscheint 
schon  seit  einiger  Zeit  keine  Regenwolke  mehr. 

5.  Juli.    Temperatur  37°  in  der  Hütte,  Himmel  wolkenlos. 

—  Ich  erhalte  Besuch  von  dem  Bruder  des  Scheich  Kelui;  er 
teilt  mir  mit,  die  Karawane  der  Kel  Tschenna  gehe  nicht  fort, 
bevor  die  nächste  komme,  denn  sie  wollen  zusammen  gehen; 
letztere  müsse  in  5  Tagen  kommen.  Wir  werden  .immer  von 
einem  Tage  zum  andern  vertröstet. 

6.  Juli.  Auch  in  Egedes  ist  die  Sultanwürde  in  zwei  Fami- 
lien erblich,  abwechselnd  wie  in  Bilma  bei  den  Tibbu.  Gegen- 
wärtig kommt  Achmed  Refai.  Datteln  sind  in  Air  schlecht,  wer- 
den daher  auch  von  Fessan  importiert.  —  Temperatur  36°.  — 
Zum  Scheich  kamen  drei  Kelfaday,  dieselben,  welche  schon  einmal 
früher  da  waren,  und  beklagten  sich  über  die  Ifarer;  schliesslich 
gab  ihnen  der  Scheich  einen  Brief,  der  offenbar  sehr  ungünstig 
für  die  Letzteren  lautete.  —  Den  ganzen  Tag  schlechtes  Wetter, 
einzelne  weisse  Wolken  am  Himmel. 

7.  Juli.  Ich  versuchte  durch  meinen  Diener  Datteln  gegen 
eine  Blechbüchse  einzutauschen,  in  der  früher  Bisquit  war,  eben- 
so gab  ich  ihm  Ohrringe  und  Rosenkränze,  aber  er  kam  unv er- 
richteter Sache  wieder  zurück.  —  Temperatur  36°,  Vormittag 
Sandwind  von  O.,  Nachmittag  Wolken  von  W. 

(Fortsetzung  folgt) 


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XXI 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary, 
geführt  auf  seiner  Reise  von  Tripolis  nach  Ghat 

und  Air. 

(Schluaa.) 


8.  Juli.  Obwohl  wir  der  Sklavin  Mada  schon  gestern  Abend 
gesagt  hatten,  dass  wir  kein  Gsob  mehr  hätten,  lässt  uns  der 
Scheich  immer  noch  warten,  so  dass  Stani  seine  Lieblingssklavin 
Fanata  darum  anredete,  worauf  sie  ein  wenig  bringt,  aber  meine 
Blechschüssel  als  Geschenk  verlangt,  was  ich  ihr  aber  abschlage. 
Vormittags  lässt  mich  der  Scheich  rufen  und  zeigt  mir  zwei  Tuärik, 
die  zu  seinen  Leuten  gehören  und  nach  Ghat  gehen,  der  eine 
nach  Mekka,  der  andere  nur  bis  Ghat.  Letzterer  will  uns  drei 
Kameele  vermieten,  deren  Preis  festgesetzt  wird.  Temperatur  37°. 
Die  Kameele  sollen  schon  heute  Nacht  kommen,  so  dass  wir  morgen 
aufbrechen  können;  inschallah!  —  Temperatur  37°.  —  Abends 
wird  gepackt.  Der  Scheich  schickt  als  Provision  für  die  Reise 
eine  Menge  Gsob,  lässt  auch  ein  Schaf  für  uns  schlachten,  giebt 
ausserdem  noch  Reis  und  Käse,  den  uns  zwei  Sklaven  überbringen; 
sie  suchen  zuletzt  noch  etwas  zu  erpressen  und  mit  Mühe  rette 
ich  meine  Essschüssel  vor  ihrer  Habgierde. 

9.  Juli.  Wir  stehen  sehr  früh  vor  Sonnenaufgang  auf,  um 
Alles  zur  Abreise  fertig  zu  machen.  Unsere  Kameele  wurden 
noch  während  der  Nacht  gebracht.  Der  Scheich  kommt  zu  mir, 
und  blass  vor  Aufregung  (wahrscheinlich  schämt  er  sich)  sagt  er, 
er  habe  gegenwärtig  keine  Lebensmittel,  bis  seine  Karawane  aus 
dem  .Sudan  käme,  deshalb  könne  er  keine  Butter  u.  s.  w.  geben, 
dafür  aber  wolle  er  uns  einen  Brief  an  Hadsch  lata  in  Tinta- 
ghode  geben,  von  dem  wir  Alles  erhalten  würden.  Jene  Preisliste 
der  von  uns  verzehrten  Lebensmittel,  welche  wir  notiert  haben, 
gab   er  zurück  mit  der  Bemerkung,   er  habe   nie   so   etwas  in 

ZeiUchr.  d.  Getellich.  f.  Erdk.   Bd.  XV.  25** 


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394 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


seinem  Leben  geschrieben;  wenn  ich  zu  guten  Leuten  gehöre, 
wüsste  ich  schon  selbst,  was  ich  zu  thun  hätte,  wenn  nicht,  so 
wolle  er  nichts  von  mir!  Etwa  eine  Stunde  nach  Sonnenaufgang 
wurde  aufgebrochen.  Alle  Angehörigen  des  Scheich  verabschie- 
deten sich,  dagegen  Hessen  sich  die  Sklavinnen  nicht  sehen.  Der 
Scheich  selbst  sowie  der  Figi  gaben  uns  eine  Strecke  das  Geleit. 
Der  Scheich  gab  mir  zwei  Briefe,  einen  an  Hadsch  lata,  einen 
zweiten  für  Jemand  in  Fessan,  den  ich  dem  Gadhamesiner  über- 
geben soll.  So  hatten  wir  endlich  dieses  verwünschte  Dorf  ans 
dem  Gesicht  und  zogen  freudig  fort.  Wir  schlugen  eine  NW.- 
Richtung  ein  und  kamen  an  dem  Dorfe  Immendad  vorbei,  wo 
jener  Bruder  des  Scheich,  Egkelui,  wohnt.  Die  Gegend  wurde 
mehr  und  mehr  hügelig  und  deshalb  beschwerlich.  Wir  kreuzten 
nochmals  W.  Tegindschir,  ein  breites,  sehr  scharf  markiertes  Fluss- 
bett, in  dem  noch  stellenweise  Wasser  zu  treffen  war.  Dieses 
Wadi  soll  nach  Rheser  gehen  und  dort  Te  Rheser  genannt  werden. 
Wir  mochten  3  Stunden  marschiert  sein,  als  wir  ein  tiefes  Thal 
durchzogen,  in  welchem  ein  Lavastrom  mit  steilen  Wänden  von 
15  Fuss  Höhe  endigte.  Bei  näherer  Untersuchung  fand  sich  hoch 
oben  nahe  dem  Gipfel  eines  Granithügels  ein  kleiner,  schwarzer 
Kegel  von  20  Fuss  Höhe,  von  dem  sich  bis  tief  ins  Thal  hinab 
ein  schwarzer  Lavastrom  hinabzog,  der  sich  durch  die  dunkle 
Farbe  scharf  abgrenzte  von  dem  hellrötlichen  Granit.  Letzterer 
scheint  durch  den  vulkanischen  Kegel  gestört  worden  zu  sein. 
Dieses  Thal  gehört  einem  Seitenzweige  des  grossen  Wadi  Tegin- 
dschir an,  in  welchem  ich  zum  ersten  Male  Gruppen  von  Faraon- 
Palmen  traf,  die  ziemlich  häufig  wurden.  Jener  kleine  vulkanische 
Kegel  heisst  Tarhel,  wie  mir  mein  Führer  sagt,  vor  dem  ich 
übrigens  jede  schriftliche  Notiz  sorgfältig  verberge.  Wir  folgen 
dem  Wadi  und  gehen  grösstenteils  in  seinem  Bett,  welches  in 
vielen  Windungen  nach  N.  geht.  Endlich,  als  die  Sonne  hoch 
über  unseren  Köpfen  stand,  kommen  wir  an  eine  kleine  Gruppe 
von  Strohhütten,  den  Aufenthalt  des  Scheich  Kindirka,  der 
aber  gerade  abwesend  war.  Dieses  Dorf  liegt  an  dem  Zusammen- 
flüsse von  zwei  bedeutenden  Wadis,  und  zwar  waren  wir  durch 
den  westlichen  Zweig  marschiert.  Die  Vegetation  ist  überraschend 
reich  an  Bäumen,  worunter  viele  für  mich  neue  sich  befinden,  die 
aber  im  Habitus  keine  neue  Formen  zeigten;  darunter  ist  einer, 
den  ich  bisher  für  Sidr  gehalten  habe,  der  aber  dadurch  von 
ihm  unterschieden  ist,  dass  die  Dornen  gerade,  die  Blätter  gezackt 
und  sehr  klein  sind.  Stani  war  kurz  vor  unserer  Ankunft  w 
ermattet,  dass  ich  ihm  auf  das  Kameel  helfen  rousate.  Die 
Hitze  war  auch  unterwegs  ungewöhnlich,  dennoch  ging  ich  unge- 
straft mit  blossen)  Kopf,  nur  mit  dem  luftigen  Schasch  (Turban- 


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Tagebuch  de«  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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Musselin)  umwunden.  In  der  Nahe  des  vulkanischen  Kegels 
Tarhel,  etwas  westlich  davon,  liegen  auf  der  Höhe  des  Granit- 
hügels drei  aufeinander  geschichtete  Blocke ,  auf  welchen  eine 
Inschrift  zu  stehen  schien.  Ich  konnte  leider  nicht  vom  Wege 
ablenken,  um  mich  davon  zu  überzeugen.  Im  Dorfe  des  Scheich 
Kindirka  lagerten  wir  uns  in  dem  Schatten  von  Abesgi-Gesträuch, 
das  voll  reifer,  schwarzer  Früchte  war,  die  stark  pfeffer-  oder 
meerrettigähnlich  schmecken.  Die  Vegetation  war  in  den  Wadis 
unterwegs  bedeutend  reicher  als  in  Adjiro.  Unterwegs  sah  ich 
zum  ersten  Mal  ein  Akaokas  (?),  welches  schnell  in  sein  Fels- 
loch schlüpfte  und  uns  so  entging.  Es  lief  so  hurtig,  dass  ich 
es  Anfangs  für  ein  wildes  Schwein  hielt,  welches  hier  sehr  klein 
vorkommt;  allein  die  Füsse  sind  bedeutend  kürzer,  der  Körper 
länger  und  schwerfalliger;  der  Schwanz  scheint  ganz  zu  fehlen, 
Farbe  ein  graues  Braun,  ganz  gleichmassig.  Ich  war  von  der 
Grösse  des  Tieres  überrascht.  Es  mag  ungefähr  12  Uhr  gewesen 
sein,  als  wir  ankamen,  und  etwa  8  Uhr,  als  wir  unsere  Abreise 
von  Adjiro  antraten. 

10.  Juli.  Aufgebrochen  mit  Sonnenaufgang.  Wir  zogen  in 
dem  Wadi,  durch  welches  wir  gestern  gekommen  waren,  eine 
Strecke  weiter,  bogen  aber  dann  in  einen  Seitenzweig,  der  fast 
ebenso  breit  ist  als  der  bisherige  Zweig.  Dieser  Seitenzweig 
liegt  zur  Rechten  unseres  Weges,  ist  also  ein  linker  Zweig  des 
Wadi,  stets  scharf  begrenzt  und  offenbar  zur  Regenzeit  ein  ansehn- 
licher Fluss,  wenigstens  der  Breite  nach.  Zu  beiden  Seiten  starker 
Baum  wuchs,  der  oft  zur  Höhe  von  Eichen  sich  erhebt.  Bald 
hatten  wir  zur  Rechten  unseres  Weges  eine  steil  abfallende  Wand 
eines  Lava-  (Basalt-)  Stromes,  die  wir  während  des  ganzen  Weges 
nur  auf  kurze  Zeit  verloren.  Dieser  breite  vulkanische  Strom  zieht 
sich  in  die  Höhe  zu  den  Bergen  Tschimilen  und  Tschemia.  Auf  der 
Höhe  hat  sich  das  Wasser  einen  Weg  unter  der  Lava  gebahnt, 
während  ein  Teil  über  die  steilen  Lavawände  hinausfiiesst.  Auch 
hier  noch  kann  das  Bett  ein  Flussbett  genannt  werden  und  ist 
an  beiden  Seiten  reich  an  Bäumen.  Wir  stiegen  einen  sehr 
engen  Pfad  zwischen  senkrechten  Lavawänden  empor.  Der  Führer 
sagte,  dass  dies  der  Engpass  zum  Lande  der  Kel-tschemia  sei; 
nie  wäre  eine  Rhazzia  hier  durchgekommen,  die  Feinde  kennen  ihn 
nicht  und  wenige  Menschen  genügten  den  Pass  zu  verteidigen. 
Unser  Kameel  mit  den  Kisten  konnte  nur  mit  Mühe  hindurch- 
kommen und  beide  Kisten  streiften  an  die  Wand.  Nachdem  wir 
wieder  im  breiten  Wadi  oben  angelangt  waren ,  erschienen  die 
Kronen  von  Dattelpalmen  zur  Linken  in  einer  Schlucht.  Zur 
Mittagszeit  waren  wir  im  Dorfe  angekommen,  welches  in  einer 
weiten  Ebene  liegt,  rings  von  Bergen  eingeschlossen;  den  Aus- 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


gangspunkt  des  Lavastromes  konnte  ich  aber  noch  nicht  sehen, 
obwohl  er  in  der  Nähe  sein  rnuss.  Es  empfing  ans  ein  alter 
Scheich,  Haja,  und  sein  Sohn  Bubekr;  beide  benahmen  sich  sehr 
würdig  und  freundlich.  Oberhalb  des  Engpasses  sahen  wir  zahl- 
reiche Spuren  von  Affen ,  die  zum  Trinken  gekommen  waren. 
Unser  Weg  heute  war  immer  ostlich  und  wir  hatten  zur  Linken 
den  Berg  Tschimilen  und  zur  Rechten  den  Tschemia-Gebirgsstock. 
Wir  schliefen  unter  einem  grossen  Taschrat- Baum ,  obwohl  uns 
die  Leute  wiederholt  aufgefordert  hatten  eine  Hütte  zu  beziehen; 
wir  hofften  jedoch  bald  wieder  von  hier  fortzukommen. 

11.  Juli.  Die  Leute  benahmen  sich  zuvorkommend.  Nachts 
viele  Mosquitos  und  andere  Insekten,  die  von  den  Baumzweigen 
fielen,  namentlich  viele  Raupen.  In  der  Frühe  sah  ich  eine  grosse, 
hellbraun  gefärbte  Grille.  Über  Nacht  war  neben  unserem  Lager 
ein  fleischroter  Hutpilz  gewachsen.  Wenige  Schritte  vom  Dort 
entfernt,  in  einem  weiten  Wadi,  ist  ein  ansehnlicher  Palmengarten 
reich  an  Wasser,  dort  ist  Ricinus  communis  angebaut,  welcher 
als  Medicin  für  Kameele  dient;  ferner  sah  ich  Mais,  Tabak, 
Gsob  und  Pfeffer  in  den  Beeten.  Das  Wadi,  in  welchem  sich 
dieser  Palmengarten  befindet,  ergiesst  sich  in  das  Wadi  Te  Rheser. 
Das  Wadi,  an  dessen  linken  Uferseite  das  Dorf  Tschemia  auf  einer 
weiten,  mit  Bäumen  übersüeten  Ebene  liegt,  heisst  Engi;  weiter 
unten  gegen  West  Te  Rheser  und  Tschemia,  wo  wir  auf  unserer 
Herreise  übernachtet  hatten,  und  noch  weiter  unten  Tegingert. 

12.  Juli.  In  der  Frühe  wollten  wir  aufbrechen,  als  die 
Nachricht  eintraf,  dass  MarabutTufik  in  Rheser  angekommen  sei  und 
dringend  abgeraten  habe,  die  Karawane  nach  Ghät  zu  dirigieren, 
da  die  Aithogen,  Tibbu  und  Araber  unterwegs  nach  verschiedenen 
Richtungen  die  Gegend  unsicher  machten.  Die  Aithogen  hätten 
den  Kampf  bestanden  mit  den  Elborä  und  dreissig  derselben  ge- 
tötet; diese  seien  Auläd  Soliman,  mit  Doppelgewehren  bewaffnet. 
Man  wartet  nun  auf  die  Karawane  von  Hadsch  Bilchu,  welche  schon 
in  Erhalgawen  sein  soll.  Ich  hoffe,  dass  Tufik  Briefe  von  Ghat 
für  mich  mitgebracht  hat.  Die  Leute  des  Dorfes  bringen  uns  auch 
heute  Speisen.  Gestern,  als  ich  im  Schatten  des  Palmengartens 
sass,  frug  mich  ein  Targi,  ob  ich  ein  Jude  sei,  worauf  ich  ihn 
selbst  einen  Juden  nannte,  und  als  er  sich  heftig  dagegen  verwahrte, 
frug  ich,  warum  er  mich  denn  so  nenne.  Als  er  mir  Datteln 
anbot,  nahm  ich  keine  an,  auch  sprach  ich  nicht  wieder  mit  ihm. 
Abends  kam  nun  dieser  Targi  in  Begleitung  eines  Ghati,  Namens 
Echean,  zu  mir  und  Hess  mir  durch  diesen  erklären,  dass  er  mich 
nicht  habe  beleidigen  wollen  und  mit  mir  wieder  Freundschaft  zu 
schliessen  wünsche.  Er  selbst  nahm  etwas  Sand  vom  Boden  and 
Hess  ihn  wieder  fallen.    Er  schien  in  der  That  sehr  betreten  und 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  397 

Echean  meinte,  jener  sei  ein  guter  Moslem  und  es  thue  ihm  wirk- 
lich leid,  dass  er  mich  Jude  genannt;  wenn  er  Gott  nicht  furchte, 
wäre  er  nicht  gekommen,  um  wieder  Frieden  mit  mir  zu  machen. 
Meine  Erklärung,  dass  ich  ihm  gern  verzeihe,  genügte  nicht,  bis 
ich  ebenfalls  mit  beiden  Händen  Sand  aufgehoben  und  wieder 
fallen  gelassen  hatte  als  Beweis,  dass  Alles  abgethan  sei.  Diese 
Handlang  eines  strengen  Muselmanns  gegen  einen  Europäer  er- 
staunte mich  nicht  wenig  und  freute  mich  so,  dass  ich  ihm  einen 
wertvollen  Rosenkranz  schenkte  zum  Beweis,  dass  ich  ihm  ver- 
ziehen habe.  Im  Dorf  haben  einige  Kaufleute  ihr  Gepäck  und 
ihre  Waaren  der  Obhut  der  Leute  anvertraut;  überhaupt  stehen 
die  Kel  Tschemia  im  besten  Ruf.    Ihr  Scheich  heisst  Kindirka. 

13.  Juli.  Da  die  Aussicht  auf  baldige  Abreise  geschwunden 
war,  beziehen  wir  in  der  Frühe  eine  Hütte  und  erhalten  gleich 
nach  unserem  Einzüge  den  Besuch  von  den  Leuten  ;  auch  wurden 
ebenso  wie  zur  Mittagszeit  Speisen  gebracht.  Morgen  will  ich 
nach  Tintaghode  gehen,  um  Lebensmittel  zu  erhalten  mit  Hilfe 
des  Briefes  von  Hadsch  lata.  Der  junge  Kaufmann  aus  Ghät, 
Echean,  geht  ebenfalls  dorthin  und  nach  Iferwan,  um  Kameele 
zn  holen.  Dem  Sohne  unseres  Wirtes,  Bubekr,  gab  ich  eine 
Blechkiste  für  seine  Bücher,  worauf  er  mir  Sudan -Sandalen 
schenkte;  es  war  das  erste  Mal,  dass  mir  ein  Targi  etwas  schenkt. 

14.  Juli.  Bei  Sonnenaufgang  Aufbruch  nach  Tintaghode.  Wir 
durchzogen  den  Palmenhain.  Unsere  Richtung  meist  NO.  Nach 
einer  halben  Stunde  passieren  wir  Wadi  Esellil  und  das  Dorf  Tegir 
mit  Palmen,  den  Brunnen  Erres.  Zur  Zeit  des  Gaila  (Mittagszeit)  er- 
reichen wir  das  Dorf  Esellil  in  einer  weiten  Ebene  gleichen  Namens, 
reich  an  Bäumen  und  Gras.  Nach  einer  Rast  und  nachdem  die 
Kameele  etwas  Futter  genommen,  gingen  wir  wieder  weiter,  meist  im 
Wadi  Esellil,  wo  ich  viele,  grosse  Ahates  (Duveyr.)  sah.  Wir  Hessen 
Esellil  links  in  der  Nähe  und  sehen  nun  in  der  Ferne  im  West 
die  Berge  von  Assodi.  Bei  Anbruch  der  Dunkelheit  passieren  wir 
das  Dorf  Serar  und  lagern  nicht  weit  davon  im  Wadi  Wanankerad. 

15.  Juli.  Die  Leute  von  den  nächst  gelegenen  Hütten  be- 
suchen uns  und  schicken  in  später  Nacht  ein  reichliches  Mahl. 
Ein  Kranker  will  mit  mir  nach  dem  Tschemia  kommen,  um  ärzt- 
liche Hilfe  zu  erhalten.  Wir  passieren  nach  kurzem  Marsch  den 
Brunnen  Wanankerad,  in  Granit  ausgearbeitet  und  sehr  tief.  Wir 
bekamen  nun  die  Bergkette  Serra  zu  Gesicht,  die  rechts  von  uns 
bleibt,  links  in  der  Ferne  den  zweigipfeligen  Berg  von  Assodi. 
Abends  Hessen  wir  den  Berg  Afödet  links  und  gehen  nach  dem 
Dorfe  Ageräger  am  Fusse  der  Berge  gleichen  Namens  (auch  Afis 
genannt),  dessen  äusserste  Ecke  Tagul  heisst.  Nachts  brachten  die 
Leute  wieder  zu  essen. 


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898  Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

16.  Juli.  Eine  weite  Ebene  liegt  zwischen  den  Bergen  tob 
Ageräger  und  Afodet.  Wir  geben  wieder  eine  Strecke  zurück 
und  nähern  uns  dem  Berge  Afodet,  lassen  aber  auch  diesen  links, 
passieren  einen  bedeutenden,  aus  Granit  gearbeiteten  Brunnen, 
Audet  oder  Afodet  (?)  genannt,  an  dem  unsere  Kameele  getränkt 
werden,  und  kommen  spät  am  Abend  nach  Tintaghode,  welches 
sich  sogleich  vorteilhaft  durch  seine  vielen  Steinhäuser  und  seine 
hübsche  Lage  aaszeichnet,  da  die  Häusergruppen  auf  einzelnen 
Granithügeln  liegen.  Der  Ort  liegt  dicht  am  Fuss  der  steilen 
Timgeg- Kette.  Wir  halten  vor  der  Häusergruppe  des  Hadsch 
lata.  Sklaven  laden  unser  Gepäck  ab  und  fordern  uns  auf,  unter 
der  Veranda  auszuruhen.  Der  Scheich  ist  abwesend,  kommt  erst 
spät  in  der  Nacht,  und  bevor  wir  ihn  zu  sehen  bekommen,  prü- 
gelt er  einen  Sklaven,  weil  dieser  ihn  nicht  von  unserer  Ankunft 
in  Kenntnis  gesetzt  hatte.  Er  ist  ein  alter,  sehr  freundlicher  Herr 
von  ungewöhnlich  höflichen  Manieren  und  bewirtet  uns  mit  grosser 
Auszeichnung. 

17.  Juli.  Echean  geht  in  der  Frühe  fort  nach  Iferwan  zum 
Hadsch  Omar,  seinem  Verwandten;  ich  lieh  ihm  mein  Kameel  und 
bleibe  bei  Hadsch  lata.  Diesem  ühergab  ich  eine  rote  Tuchhose, 
die  er  wegen  des  guten  Stoffes  sehr  bewunderte.  Ich  werde  wie 
ein  Sohn  des  Hauses  behandelt,  schlafe  in  der  Nähe  des  Scheichs, 
esse  reichlich  und  ausgezeichnet,  und  erhalte  sogar  Kaffee  nnd 
Thee.  Ein  Pilger,  der  mich  in  Wenserig  gesehen,  kam  zu  mir 
auf  Besuch.  Ich  erkannte  ihn  nicht,  da  er  sich  als  Targi  kleidete. 
Dieser  junge  Bursche,  Hadsch  Achmed  genannt,  kehrt  nun  von 
Mekka  zurück  in  das  Land  der  Kunta  nicht  weit  von  Timbuktu. 
Von  ihm  erfahre  ich,  dass  die  Eidilen  Araber  sind.  Auch  erzählt 
er,  Hoggar  kämen  nicht  nach  Timbuktu,  da  sie  mit  den  Auelim- 
miden  im  Kriege  sind.  Der  Scheich  El  Bekay  sei  bei  den  Hoggar 
ohne  Einfluss,  die  überhaupt  noch  als  Kafir  gelten,  da  sie  die  Vor- 
schriften der  Religion  sehr  wenig  beachten  und  selbst  die  vornehm- 
sten Marabuts  plündern,  ja  selbst  töten.  Hadsch  lata  ist  bereit, 
mir  Lebensmittel  zu  besorgen  gegen  Bezahlung  in  Ghät;  er  liest 
mir  den  Brief  des  Hadsch  Bilchu  vor  und  giebt  mir  ihn  dann  zu- 
rück. Auf  dem  Timgeg  kommen  Löwen  (taua  genannt)  nicht 
mehr  vor. 

18.  Juli.  Ich  ging  mit  Hadsch  lata  zum  Besuch  des  Tunk, 
der  einen  fern  gelegenen  Hügel  dicht  an  dem  Berge  bewohnt.  Ich 
traf  in  ihm  einen  weissbärtigen,  sehr  menschenfreundlich  aussehen- 
den Mann,  dessen  beide  Söhne  sich  ebenfalls  durch  sympathisches 
Wesen  auszeichnen.  Einer  derselben  schenkte  mir  auf  meine  Bitte 
seinen  Dolch.  Der  Marabut  kommt  nicht  direkt  von  Ghät,  hat 
also  keine  Briefe  für  mich,  sondern  kommt  von  Ahaggar,  wo  er 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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alle  Scheich  besucht  und  sich  vergebens  abgemüht  hat,  den  Frieden 
zwischen  den  Tuarik  herzustellen.  Er  schreibt  diesen  Misserfolg 
den  Türken  zu,  die,  wie  er  glaubt,  gar  nicht  wünschen,  dass  die 
Tuarik  Frieden  schlössen.  Tufik  erzählt,  dass  Ahitarhel  keine 
Briefe  von  mir  erhalten  habe;  dagegen  habe  er  durch  den  Scheich 
Ouinsig  (Ihadanaren)  von  mir  gehört  und  erfahren,  dass  ich  den 
Berg  Udan  zu  besuchen  wünsche.  Wie  Tufik  sagt,  hat  Ahitarhel 
geäussert,  wenn  ich  in  seiner  Begleitung  käme,  würde  er  mich 
gut  aufnehmen.  Hadsch  lata  will  mich  an  Moli  in  Egedes  em- 
pfehlen und  meint,  so  könnte  ich  sicher  nach  Sokoto  reisen,  Nie- 
mand würde  etwas  von  mir  nehmen.  Der  Sultan  von  Egedes 
fürchte  sich  vor  den  Sokoto. 

19.  Juli.  Gestern  kam  die  Nachricht,  Sidi-erkeb,  der  Scheich 
der  Aithogen,  sei  auf  einem  Raubzug  begriffen.  Der  junge  Hadsch 
Achmed  el  Kunti  teilt  mir  mit,  Tas-e  Dao  heisse  das  Land  der 
Motti  bodal  (Auelimroiden),  welches  nicht  weit  von  Egedes  zu 
sein  scheint.  Der  Berichterstatter  giebt  eine  günstige  Beschreibung 
dieser  Auelimmiden,  die  sehr  wohlhabend  an  Kameelen  und 
Pferden  sein  sollen.  Zwischen  den  Adgag  und  den  Hoggar  leben 
mehrere  arabische  Stämme.  Ich  besuchte  wieder  den  Tufik,  er 
sprach  aber  nicht  mehr  von  den  Hoggar;  offenbar  ist  es  nicht 
ernstlich  gemeint,  dass  er  mich  dorthin  bringen  will;  es  war  ihm 
ja  selbst  Geld  verloren  gegangen  bei  der  Plünderung  der  Kara- 
wane durch  die  Hoggar,  und  er  konnte  nur  den  zehnten  Teil 
zurückerhalten.  Hadsch  lata  meint,  Imerhad  heissen  solche  Leute, 
welche  sich  ursprünglich,  von  anderen  Gegenden  kommend,  in  den 
Gebieten  eines  Stammes  niedergelassen  haben  und  unter  dessen 
Herrschaft  gekommen  seien;  Alle  seien  Imaschagen  gewesen  (?), 
so  die  Ifarer,  die  Inirhad,  die  Kelfaday.  In  ATr  selbst  gilt  aber 
diese  Unterscheidung  nicht  mehr,  wahrscheinlich  wegen  der  stärkern 
Vermischung  mit  den  Haussa-Negern.  Auch  ist  bei  den  Kelui 
ein  von  einer  Sklavin  geborener  Sohn  eines  Kelui  ebenso  wie 
sein  Vater  frei  und  ebenbürtig.  In  Tintaghoda  hörte  ich  zum 
ersten  Mal  von  einem  Geisteskranken,  der  an  Mordmanie  leiden 
soll.  Die  Leute  hier  sagen,  es  seien  die  Dschenun  in  ihm.  In 
Agellal,  einem  Gebirgsland  westlich  von  ATr  (man  sieht  es  in  der 
Ferne  von  hier),  wohnen  Kel  Rheser.  Sidi,  der  Führer  der 
Aithogen,  ist  der  Sohn  eines  Bruders  des  Ahitarhel,  kümmert  sich 
aber  nicht  um  seinen  Onkel.  Abends  kam  ein  Mann  des  Stammes 
der  Ifadeen,  um  von  mir  Arzeneien  für  einen  Verwandten  zu 
holen;  derselbe  war  durch  einen  Schuss  ins  Kniegelenk  verletzt 
worden  bei  einem  Einfall  der  Meschägra- Araber,  von  denen  100 
getötet  sein  sollen.  Diese  Meschägra  wohnten  neben  den  Kunta 
bei  Timbuktu,  haben  aber  jetzt  ihre  dortigen  Wohnsitze  verlassen 


400 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Hary. 


wegen  des  Krieges  zwischen  den  Kunta  und  Igdalen,  und  wohnen 
in  Adgag  bei  den  Auelimmiden.  Von  dort  her  sind  sie  in  das 
Gebiet  der  Ifadeen  eingefallen. 

20.  Juli.  Hadsch  lata  verspricht,  dass  Tufik  bei  Ahitarbel 
anfragen  solle,  ob  er  mich  gut  aufnehmen  will,  wenn  ich  ihn  von 
hier  aus  besuche.  Es  hält  sich  gegenwärtig  ein  Sklave  des  Abi» 
tarhel  hier  auf  und  wird  nächstens  nach  dem  Ahaffgar  gehen. 

21.  Juli.  Echean,  der  in  drei  Tagen  zurück  sein  sollte,  lässt 
immer  noch  nichts  von  sich  hören.  Hadsch  lata  schickt  eine  Bot- 
schaft an  ihn,  um  Nachricht  einzuholen.  Die  Berge  von  Agerager 
heissen  Afis.  Westlich  von  Agellal  sind  keine  Berge  mehr. 
Abends  kam  Echean,  aber  wir  gingen  noch  heute  fort  und  schliefen 
Nachts  in  einem  Wadi  im  Freien.  Kameelhirten  in  der  Nahe 
brachten  Milch.  Hadsch  lata  hatte  mich  eingeladen,  zu  ihm  zu 
ziehen  und  bei  ihm  zu  bleiben  und  zu  dem  Zwecke  mir  Briefe 
für  Hadsch  Bilchu  und  Kiudirka  mitgegeben;  auch  versah  er  mich 
mit  Adschira  für  den  Weg. 

22.  Juli.  Wir  zogen  am  Brunnen  von  Afodet,  den  wir  auf 
der  Herreise  besuchten ,  vorbei ,  Hessen  Agerager  links  am  Wege 
und  gingen  in  der  Richtung  auf  den  zweigipfligen  Berg  von  Asodi 
su.  Agerager  soll  sehr  gross  sein,  und  der  Führer  behauptet,  es  sei 
früher  so  gross  wie  Egedes  gewesen,  bis  es  von  den  Kelgeres 
zerstört  wurde.  In  der  Ferne  sieht  man  zwei  grosse  Gebirgs- 
massen,  Egululaf  und  Tschemia  zur  Linken,  beide  nach  West  steil 
abfallend,  nach  Ost  aber  allmälig  sich  abflachend.  Wir  übernachten 
mitten  in  einer  offenen  Ebene. 

23.  Juli.  Wir  erreichten  Wadi  Wanaukerad  und  übernachten 
in  der  Nähe  eines  einsamen,  von  einer  einzigen  Familie  bewohnten 
Hauses.  Trotzdem  wurden  wir  sehr  gut  bewirtet.  Unterwegs 
wurden  wir  von  Gewitterregen  überrascht,  seit  langer  Zeit  der 
erste  Regen. 

24.  Juli.  Tschemia  Nachmittags  erreicht,  Briefe  übergeben, 
Nachts  einer  Hochzeitsfeierlichkeit  beigewohnt;  diese  besteht  nur 
aus  Tamburin -Musik  von  3  bis  4  Männern  und  aus  Tänzen  von 
bewaffneten,  schwer  gekleideten,  jungen  Leuten  ausgeführt,  die 
langsam  auf  die  Musiker  zuhüpfen  und  mit  dem  rechten  Fuss 
stampfen.  Der  Tanz  ist  sehr  ruhig  und  hat  etwas  Ernstes;  Mädchen 
und  Männer,  getrennt  in  Gruppen  sitzend,  schauen  zu.  In  Air 
tanzen  die  Mädchen  nicht,  während  bei  den  Tuärik  in  Ghat  auch 
die  Mädchen  tanzen.  Wahrend  einer  Pause  wird  reichlich  ge- 
gessen. Bei  dieser  Gelegenheit  sah  ich  den  Scheich  Tirgirka,  der 
mit  uns  aus  einer  Schüssel  ass;  er  ist  ein  junger  Mann,  der  sich 
gut  benahm,  obwohl  ich  ihm  kein  Geschenk  gegeben  hatte. 

25.  Juli.    Mein  Diener  war  während  meiner  Abwesenheit 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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nicht  bewirtet  worden,  lebte  also  nur  von  Gsob.  Ich  will  daher 
so  schnell  als  möglich  weiter  reisen.  Die  Leute  aber  scheinen 
meine  Abreise  nicht  gern  zu  sehen,  da  sie  wahrscheinlich  Geschenke 
von  mir  erwarten ;  auch  machen  sie  viele  Schwierigkeiten  wegen 
der  Kameelmiete  und  fordern  Bezahlung  in  Tintaghode.  Bubeker 
überrascht  mich  durch  unverschämte  Forderung  für  die  Miete, 
nämlich  das  Doppelte  des  Preises,  welchen  andere  Leute  zahlen. 
Nach  heftigem  Wortwechsel  erscheint  der  Scheich  und  verspricht 
Kameele  auf  morgen;  auch  will  er  mir  Briefe  an  Hadsch  lata 
geben.  Abends  wird  mir  eine  Schüssel  Reis  vom  Scheich  ge- 
schickt. 

26.  Juli.  Isa,  der  Targi,  welcher  uns  von  Tintaghode  her 
begleitet  hat,  zeigt  sich  sehr  anständig  und  gutmütig.  Er  erklärt 
sich  bereit,  mit  mir  nach  dem  Sudan  zu  gehen.  Er  gehört  zu  den 
Kel  Tadek,  im  Lande  Agellal.    Morgen  sollen  wir  aufbrechen. 

27.  Juli.    In  aller  Frühe  das  Gepäck  hergerichtet.  Echean 
hielt  uns  sehr  lange  auf,  da  er  nicht  fertig  wurde.    Als  ich  schon 
auf  dem  Wege  war,  kam  Adal  zu  mir,  so  heisst  jener  Targi,  der 
mich  Jude  genannt  hatte,  und  schenkte  mir  seine  schönen  Arm- 
ringe.   Es  war  7  Uhr  Morgens  als  wir  aufbrachen.    Wir  zogen 
durch   den  Palmengarten   in  N.-Richtung  und   gingen  das  Wadi 
aufwärts  bis  7^  Uhr,  zu  welcher  Zeit  wir  es  verliessen  und  nach 
O.    über  Granithügel  wanderten.     ^9  Uhr  Richtung  wieder  W. 
Um  9^  Uhr  steigen  wir  abwärts  in  ein  kleines  Wadi,  welches 
uns  in  das  Wadi  Tegert  führt,  dem  wir  nun  immer  folgen.  Um 
11  Uhr  passieren  wir  eine  Dattelpflanzung  und  kurz  vorher  ein 
Dorf  zur  Rechten.    Um  J^12  Uhr  kommen  wir  an  einen  Brunnen 
mitten  im  W.  Tegert  und  verlassen  nun  dasselbe,  welches  links 
weiter  läuft,  steigen  über  Granithügel,  und  haben  zu  unserer  Linken 
den  Rand  des  Benday-Gebirgsstockes.    Um  3'^  Uhr  machen  wir 
Halt  in  einer  Ebene  Angesichts  des  Benday.    Dieses  weite  Wadi 
heisst  Tegedmauen,   ebenso   wie  das  Dorf  in  der  Nähe.  Hier 
kamen  Leute  zu  mir  mit  der  Bitte,  ich  möge  ihnen  einen  Brunnen 
zeigen,  da  sie  weit  vom  nächsten  Brunnen  entfernt  seien.  Vor 
längerer  Zeit  hätten  sie  einen  Brunnen  in  der  Nähe  gehabt,  jetzt 
gebe  er  kein  Wasser  mehr.    Ich  war  aber  zu  ermüdet,  um  die 
Gegend  zu  durchziehen. 

28.  Juli.  Die  Berge  sind  in  der  Frühe  in  dichten  Nebel 
gehüllt.  Um  7'^  Uhr  Aufbruch.  Um  11  Uhr  erreichten  wir  ein 
grosses,  baumreiches  Wadi,  Richtung  350  im  Wadi.  Um  12  Uhr 
Ankunft  am  Brunnen,  einem  einfachen  Loch  im  Sande;  er  heisst 
Dakereser.  Nachdem  wir  uns  mit  Wasser  versehen  hatten,  kreuzen 
wir  das  Wadi,  ziehen  wieder  über  Granithügel  und  kommen  in 
ein  weites  Wadi,  dem  wir  lange  folgen,  bis  wir  um  4  Uhr  neben 

Z«itwhr.  <L  GewlUch.  f.  Brdk.   Bd.  XV.  26 


402 


Tagebuch  de«  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  B.iry. 


einem  kleinen  Dorfe  Halt  machen.  Die  Hitze  ist  unerträglich 
und  die  Staubatmosphäre  so  dicht,  dass  die  Berge  ganz  unsichtbar 
sind.     Abends  von  Dorfbewohnern  bewirtet. 

29.  Juli.  Um  1\  Uhr  aufgebrochen.  Richtung  NO.  Um 
8  Uhr  kreuzen  wir  Wadi  Tinjeres,  welches  nun  links  fliesst. 
Dieses  Wadi  ist  sehr  weit,  und  reich  an  Bäumen.  Um  J«,12  Uhr 
Ankunft  in  der  Ebene  von  Agerager;  der  Berg  Afodet  liegt  zur 
Linken.  Um  2^  Uhr  machen  wir  Halt  in  einem  kleinen  Wadi. 
Wir  hatten  einen  falschen  Weg  eingeschlagen  und  mussten  wieder 
eine  Strecke  zurück.  In  der  Nähe  unseres  Rastplatzes  war  ein 
Brunnen  von  der  Ferne  kenntlich  durch  Palmen.  Um  J^7  Uhr 
wieder  aufgebrochen,  um  9*4  Uhr  wird  der  Brunnen  Afodet  passiert, 
und  gegen  10  Uhr  Rast  in  einer  kleinen  grasreichen  Ebene. 

30.  Juli.  Um  8  Uhr  Aufbruch.  Hitze  unterwegs  sehr  gross. 
Als  wir  um  3  Uhr  Nachmittags  in  der  Ebene  von  Tintaghode 
ankamen,  wurden  wir  sogleich  vom  Scheich  Hadsch  lata  sehr 
freundlich  aufgenommen  und  reichlich  bewirtet.  Zahlreiche  Besuche 
füllten  den  ganzen  Tag  meine  Hütte;  auch  der  Marabut  Tufik  kam 
und  Alle  versicherten,  ich  konnte  nun  ganz  ruhig  das  Land  durch- 
ziehen, hätte  keine  Beraubung  zu  fürchten  und  würde  wohl  hören, 
wie  Turaua  für  seinen  Raub  gezüchtigt  worden  sei.  Hadsch  lata 
meint,  ich  solle  mein  Gepäck  hier  lassen,  da  die  Leute  wüssten, 
dass  ich  kein  Geld  hätte,  und  nicht  mehr  wie  früher  Reichtümer 
in  den  Kisten  vermuten  würden. 

31.  Juli.  Wir  wohnen  in  einer  Hütte,  die  ein  weiter  Hof 
umgiebt,  der  ganz  von  Tuntafia-Zaun  umgeben  ist.  Heute  wieder 
viel  Besuch;  alle  Leute  geben  vor,  krank  zu  sein  und  wollen 
Medizin.  Unter  den  Besuchenden  interessierte  mich  vor  allen  ein 
Fullani,  Namens  Ibrahim  aus  Sokoto,  der  nach  Mekka  pilgert,  nun 
aber  wegen  der  Unsicherheit  des  Weges  wieder  zurückkehrte;  viel- 
leicht wartet  er,  bis  ich  von  Ghät  zurückkehre,  und  begleitet  mich. 
Ich  schenkte  ihm  einen  seidenen  Geldbeutel  und  eine  Blechbüchse, 
was  ihn  sehr  glücklich  machte.  Er  meint,  der  Sultan  von  Sokoto 
würde  mich  sehr  gut  aufnehmen  und  reichlich  beschenken.  Ibra- 
him hat  einen  Bruder,  der  Scheich  el  beled  ist.  Dieser  Fullani 
benimmt  sich  sehr  anständig  und  gebildet  im  Vergleich  zu  den 
Arabern  und  Tuärik.  Er  war  in  Adamaua  und  kennt  den  Weg 
sehr  gut;  er  meint  aber,  dass  der  Dorna  der  schönste  und 
sicherste  sei.  —  Gilgoschi  gehört  unabhängigen  Negern.  Die 
Reise  nach  Gondscha,  dem  Lande  der  Guro- Nüsse,  dauert  drei 
Monate;  dieses  Land  wird  von  Asanti  bewohnt.  In  Bautscl>i 
trifft  man  Niam-Niam,  welche  als  Anthropophagen  verrufen  sind. 
Heute  etwas  Gewitter  in  N.,  aber  hier  kein  Regen,  der  gegen 
S.  zu  fällt. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  Ton  Bary.  403 

1.  August.  Fortwährend  viel  Besuch,  so  dass  ich  kaum  Zeit 
für  meine  Notizen  habe.  Der  Brief  des  Kadi  von  Ghät  wird  von 
Hadsch  lata  sehr  gelobt  und  hoch  geschätzt ;  er  meint,  ich  solle  ihn 
überall  vorzeigen.  Ibrahim  will  mit  mir.  Der  Weg  nach  Gond- 
seba  führt  durch  das  Land  Mossi  nicht  ohne  Gefahr;  diese  Neger 
erheben  Zoll  von  den  Karawanen.  Ibrahim  sagt,  die  Fullani 
fürchten,  die  Christen  möchten  den  ganzen  Sudan  erobern,  und 
lassen  deshalb  keinen  Christen  nach  Illori  in  die  Stadt  kommen. 
Nachmittags  Gewitter  mit  Regen.  —  Hadsch  lata  versichert,  dass 
die  Löwen  von  Air  eine  starke  Mähne  hätten,  was  er  recht  gut 
weiss,  da  er  selbst  von  einem  Löwen  angefallen  und  in  den  Arm 
gebissen  worden  ist,  wovon  er  mir  die  Spuren  zeigt.  Dies  ge- 
schah in  der  Nähe  des  Dorfes.  Auch  Giraffen  giebt  es  in  der 
Nähe  von  Air,  nur  etwa  drei  Tage  westlich;  sie  heissen  Amderh. 
Wir  werden  stets  reichlich  bewirtet. 

2.  August.  Nachmittags  Gewitterregen,  geringe  Regenmenge; 
gegen  Abend  wiederholt  heftiger  Wind  mit  Regen.  Ein  kleiner 
Junge,  Machmud,  leistet  mir  Gesellschaft;  er  hat  ein  hübsches, 
sympathisches  Gesicht;  er  und  seine  Kameraden  essen  die  Samen 
der  Hülsen  von  Agerger.  Nachts  Medizin  an  Hadsch  lata  ver- 
schenkt. 

3.  August.  Auch  heute  viel  Medizin  ausgeteilt.  Von  dem 
kleinen  Machmud  erfahre  ich,  dass  man  hier  die  Tinte  von  dem 
Tamat-Baum  bereitet.  Von  der  Karawane  noch  keine  Nachricht; 
Tufik  ist  noch  nicht  zurückgekommen.  Man  sagt  zwar,  dass  mit 
nächstem  eine  grosse  Karawane  vom  Sudan  kommen  werde,  mit 
welcher  vereint  dann  Alle  aufbrechen  werden.  Ibrahim  bringt 
mir  seinen  Sklaven,  der  aus  dem  Lande  der  Tikar  stammt,  die 
wie  die  Niam-Niain  Menschenfresser  sind;  er  hat  aber  nicht  die 
Tätowirung  auf  der  Brust,  die  Schweinfurth  als  Stammzeichen  an- 
giebt.  Ihre  Sprache  ist  verschieden  von  der  der  Niam-Niam; 
überhaupt  giebt  es  in  Adamaua  viele  verschiedene  Sprachen.  Dieser 
Sklave  ist  von  kleiner  Statur  und  hat  im  Gesicht  eine  körnige 
Haut,  wie  etwa  die  Kröten.  Ibrahim  besucht  mich,  um  den  Brief 
des  Kadi  von  Ghät  den  Leuten  vorzulesen;  ich  gebe  ihm  densel- 
ben und  er  schickt  ihn  bald  durch  den  Tikar-Sklaven  zurück.  Ibra- 
him benimmt  sich  höflicher  und  feiner,  als  ich  bisher  von  Musel- 
männern gesehen  habe.  Abends  Kranke  in  Menge  bei  mir,  dar- 
unter ein  an  Epilepsie  Leidender.  Diese  Krankheit  heisst  hier 
Karkar.  Der  Betreffende  hatte  den  ersten  Anfall  im  Sudan,  also 
im  Mannesalter. 

4.  August.  Man  spricht  von  einer  Karawane,  die  morgen 
abgehen  soll.  Hadsch  lata  riet  mir  aber,  nicht  mit  ihr  zu  gehen, 
da  sie  gar  keine  Sicherheit  biete;  ich  solle  nur  mit  einer  grossen 

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404  Tagebuch  den  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 

Karawane  reisen.  Die  Berge  sind  vor  Nebel  unsichtbar,  die  Mit- 
tagsbitze ist  nnerträglich;  Gewitter  mit  heftigem  Regen  stellen  sich 
ein.  —  Ibrahim,  der  Fullani,  kommt  zu  mir  und  erzählt,  die 
Niam-Niam  (Tikar)  hätten  ihren  Sultan  zehn  Tagereisen  von  Ti- 
bati,  an  einem  Orte,  genannt  Dschattam  oder  Tattam;  dorthin 
zögen  Kaufleute  regelmässig  in  grosser  Zahl;  vereinzelte  Reisende 
wurden  aber  aufgefressen.  Einmal  seien  sogar  300  Reisende, 
teils  Fullani,  teils  Haussa,  getötet  und  gefressen  worden.  Wenn 
ich  aber  mit  einer  grossen  Karawane  dorthin  ginge,  hätte  ich 
nichts  zu  fürchten.  In  Ngaundere,  Kontscha  und  Maubeli  wohnen 
sehr  viele  Fullani,  und  jeder  dieser  Plätze  hat  einen  Sultan,  d.  h. 
Statthalter. 

5.  August.  Gestern  Abend  grosser  Aufruhr  im  Dorf,  weil 
die  Nachricht  kam,  die  Kel  Ifadeen  wollten  mit  Gewalt  in  Sulfiet 
Datteln  nehmen,  und  hätten  deshalb  18  Bewaffnete  geschickt. 
Alle  Männer  eilen  zu  Fuss  dorthin.  Heute  früh  aber  traf  beruhi- 
gende Nachricht  ein,  die  Sache  ist  ohne  Blutvergiessen  abgegangen. 
Ibrahim  kommt  auch  heute  zu  mir,  liest  in  meinem  Koran,  dessen 
Seitenzahlen  ihn  sehr  verwundern,  da  er  nicht  gewohnt  ist,  die  Seiten 
numeriert  zu  sehen.  Er  meint,  dieser  Koran  würde  seinen  Sultan 
sehr  erfreuen.  Er  erzählt  ferner,  die  Christen,  welche  nach 
Nuffi  kamen,  seien  sehr  schlechte  Leute,  betränken  sich  und 
gingen  oft  zu  den  Weibern;  auch  behauptet  er,  die  Engländer 
hätten  in  Ikko  Soldaten  und  eine  Regierung.  Er  wiederholt  seine 
Befürchtung,  dass  die  Engländer  Kano  und  das  ganze  Land 
nehmen  würden.  —  Der  Schwiegersohn  des  Hadsch  lata,  Hadsch 
Mohammed,  erzählt,  dass  früher  in  Egedes  Imrhad  der  Auelimmiden 
vom  Stamm  der  Etaggan  billig  als  Sklaven  verkauft  worden  seien, 
jetzt  aber  von  den  Ghadamesinern  sehr  gesucht  und  theuer  be- 
zahlt würden.  Kinder  und  Frauen  der  Imoschagen  würden  nicht 
geraubt,  nur  Imrhad;  sie  sollen  eine  reinweisse  Hautfarbe  haben. 

6.  August.  Nachmittags  heftiges  Gewitter.  Ibrahim  will  in 
7  Tagen  über  Egedes  in  sein  Land  zurückkehren.  Hadsch  lata 
wird  für  mich  ein  Schreiben  verfassen  an  den  Sultan  von  Sokoto, 
worin  ich  ihn  bitte,  dass  er  die  Sultane  von  Sinder,  Kano  und 
Egedes  benachrichtige,  dass  sie  mich  ungehindert  ziehen  lassen 
sollten;  auch  werde  ich  ihm  von  der  Plünderung  durch  Turaua 
schreiben.  Hadsch  lata  sagt,  dieser  Turaua  sei  ein  uneheliches 
Kind,  von  Niemand  geachtet  oder  geliebt,  da  er  wegen  seiner 
Schlechtigkeit  bekannt  ist.  In  jüngster  Zeit  ist  einer  seiner 
Söhne  in  Sinder  gestorben.  —  Nachmittags  Gewitterregen  von  Ost 
kommend. 

7.  August.  Nachts  Regen,  so  dass  das  Wadi  noch  in  der 
Frühe  einen  Wasserlauf  enthält.    Früh  am  Morgen  ist  alles  in 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


405 


dichten  Nebel  gehüllt,  der  selbst  bis  Mittag  anhält.  Hitze  un- 
erträglich. Das  Gebiet  der  Kelui  reicht  von  Aschägur  im  Osten 
bis  zum  Brunnen  Engischan  im  Westen;  dieser  Brunnen  liegt  auf 
der  Hamäda  in  unbewohnten  Gegend.  Hadsch  lata  teilt  mir  mit, 
dass  Streitigkeiten  zwischen  Kelui  und  Tibbu  ausgebrochen  seien 
und  dass  Letztere  den  Sultan  von  Stambul  aufgefordert  haben, 
ihr  Gebiet  zu  besetzen.  Deshalb  habe  der  Hadsch  Bilchu  nach 
Mursuk  geschrieben,  worin  er  sagt,  man  soll  nicht  auf  das  Gerede 
der  Tibbu  hören,  und  den  Frieden  zwischen  ihnen  herstellen. 
Hadsch  lata  meint,  das  ganze  Gebiet  von  Bilma  gehöre  dem  Scheich 
Hosseini  von  Asanares;  wenn  auch  ein  Kelui  in  Bilma  residiere, 
äo  geschehe  doch  in  Bilma  Alles  nach  dem  Willen  der  Kelui, 
die  das  Land  eroberten.  Die  Imrhad,  welche  im  Sudan  als  Sklaven 
verkauft  werden,  sind  vom  Stamm  Etaggan,  die  Imrhad  der 
Aaelimmiden  sind  aber  von  reinweisser  Hautfarbe.  Von  den 
Ghadamesinern  werden  diese  Sklaven  sehr  gesucht  und  sind  daher 
in  letzter  Zeit  sehr  im  Preise  gestiegen.  —  Den  ganzen  Tag  über, 
selbst  zur  heissesten  Zeit,  Nebelatmosphäre.  —  Hadsch  lata  blieb 
lange  in  meiner  Hütte;  wir  trinken  Thee  zusammen  und  er  giebt 
mir  Ratschläge  für  die  Reise  nach  Sokoto,  überhaupt  für  Reisen 
in  diesem  Lande.  Bei  den  Kelui  <  die  von  dunkler  Farbe  sind, 
traf  ich  auffallend  viel  Krankheiten,  während  ich  bei  den  Tuärik, 
von  reinweisser  Hautfarbe,  so  gut  wie  gar  keine  Krankheiten  ge- 
funden habe.  Hier  in  Tintaghoda  sah  ich  Beispiele  von  Epilepsie, 
Atrophie  bei  Kindern  der  Schmiede,  Leberkrankheiten  nach  Fieber 
bei  Leuten  vom  Sudan,  Syphilis  meist  aus  dem  Sudan  eingeführt,  breite 
Condylome,  Hautausschläge  (ein  Beispiel  von  15  Jahren  Dauer), 
Blattern  allgemein,  oft  mit  perf.  Hornhautgeschwüren.  Sehr  häufig 
sind  Verdauungsbeschwerden  wegen  schlechter,  unzureichender  Nah- 
rung, Melancholie,  zeitweilige  Tobsucht,  Mondsucht  in  mehreren  Fällen ; 
bei  einer  sehr  fetten  Frau  Struma.  Ausserordentlich  fette  Frauen 
sind  überhaupt  bei  den  Kelui  häufig,  und  sollen  insbesondere  in 
Damergu  zu  treffen  sein.  Dagegen  habe  ich  solche  fette  Frauen 
bei  den  weissen  Tuärik  nie  gesehen.  Unregelmässige  Menstru- 
ation sehr  häufig  bei  den  farbigen  Kelui;  Scorbut  in  zwei  Fällen. 
Hadsch  lata  antwortet  auf  meine  Frage  über  den  Lauf  des  Wadi 
Talesles  auf  dem  Wege  von  Tinkeradet,  mit  Bestimmtheit,  dass 
dieses  Wadi  auf  dem  Wege  nach  Asiu  vom  Winde  stirbt,  d.  h. 
sein  Lauf  vom  Sande  verweht  ist.  Er  sagte  wörtlich:  jenuit  fi 
rieh.  Ein  Tinterhoda,  wie  auf  meiner  Karte  verzeichnet  ist,  giebt 
es  nicht,  sondern  nur  dies  Tintaghoda.  Die  Gewässer  zwischen 
Tintaghoda  und  Adschiro  fliessen  alle  gegen  Westen.  —  Der  Ful- 
!ani  Ibrahim  erzählt,  Soggone  zahle  gegenwärtig  Tribut  an  drei 
Staaten,  nämlich  au  Bornu,  Baghirmi  und  Adamaua.    Baghirmi  sei 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Pr.  Erwin  von  Bary. 


gegenwärtig  ganz  verlassen  und  öde,  weil  es  kürzlich  von  Wadai 
geplündert  und  verwüstet  worden  sei. 

8.  Augast.  Gestern  Abend  kam  Bellutu,  der  Sohn  des  Tufik, 
der  mir  seinen  Armdolch  geschenkt,  zu  mir.  Ich  sprach  über 
die  Ahaggar  und  erfuhr  so  zu  meiner  Überraschung,  dass  schon 
drei  Tage  vor  meiner  Ankunft  in  Tintaghoda  ein  Sklave  des  Ahi- 
tarhel  mit  einem  Briefe  Tufik's  zu  den  Ahaggar  gegangen  sei, 
worin  Abitarhel  gebeten  wird,  verlässliche  Männer  zu  senden,  um 
mich  von  hier  abzuholen,  falls  er  überhaupt  meinen  Besuch  gern 
sehe.  Bellutu  sagt,  er  würde  mich  begleiten,  da  er  Straussen- 
federn  nach  Ghät  bringen  wolle.  Er  hat  daher  schon  seit  langer 
Zeit  einen  Mann  nach  Westen  auf  seinem  guten  Pferde  gesandt, 
um  Strausse  zu  jagen.  —  Ibrahim  teilt  mir  mit,  dass  der  Sultan 
von  Sokoto  Maisa  heisse  und  über  70  Jahre  alt  sei;  fast  ebenso 
alt  ist  sein  Bruder  Said.  Ich  solle  nicht  nach  Adamaua  gehen, 
da  dort  die  Weissen  vielen  Krankheiten  unterworfen  wären. 
Wenn  mir  auch  der  Sultan  50  Sklaven  schenkte,  die  ich  erst 
in  Adamaua  empfangen  würde,  so  taugten  sie  doch  nicht  viel; 
besser  seien  Sklaven  anderer  Länder.  Borgu,  Iorriba,  Gurma 
und  Gilgoschi  stehen  noch  unter  Gando.  Bogo  an  der  N0.- 
Grenze  von  Adamaua  wird  noch  von  Fullani  besetzt  gehalten; 
es  wird  aber  dort  täglich  mit  den  Musgo  gekämpft,  die  sehr  zahl- 
reich sein  sollen  und  ganz  verschieden  sind  von  den  Bewohnern 
von  Baghirmi. 

9.  August.  Ibrahim  erzählt  mir,  dass  die  Torenkaua  weder 
Fische  noch  Vögel,  noch  Ziegenfleisch  ässen,  letzteres,  weil  sie 
fürchten,  davon  krank  zu  werden.  Auch  gilt  es  für  ein  schäd- 
liches Zeichen,  wenn  man  bei  Tage  den  Mond  sieht,  deshalb 
ziehen  sie  sich  in  solchen  Fällen  in  ihre  Häuser  zurück.  Ein 
Tikar-Sklave  erzählt  mir,  dass  der  Sultan  von  Tikar  in  Dschat- 
tam  über  viele  kleinere  Sultane  herrsche.  Alle  Tikar  sind  ohne 
Tätowirungszeichen.  Dieser  Tikar  spricht  noch  die  Sprache  seines 
Stammes,  da  er  in  Sokoto  stets  mit  neuankommenden  Lands- 
leuten im  Verkehr  ist.  Ich  erfahre  heute  zu  meinem  Erstaunen, 
dass  eine  Karawane  vor  4  Tagen  nach  Ghat  abgegangen  sei  und 
ich  stellte  Hadsch  lata  darüber  zur  Rede;  er  schien  dies  absicht- 
lich verheimlicht  zu  haben  aus  Furcht,  ich  möchte  mit  dieser 
Karawane  ziehen.  Wie  er  sagt,  bietet  sie  gar  keine  Sicherheit, 
da  sie  viel  zu  klein  sei;  ich  muss  also  auf  eine  grössere  warten. 
Es  thut  mir  nur  leid,  dass  ich  nicht  wenigstens  einen  Brief 
schicken  konnte,  damit  Anna  aus  ihrer  Sorge  erlöst  wird.  Hadsch 
lata  erzählt,  in  Ghadames  sei  sehr  viel  Gold  aufgehäuft,  da  jeder 
reiche  Kaufmann  für  die  Zeit  der  Not  sich  einen  Rest  Geld 
zurücklegt. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary.  407 


10.  August  Zwei  Ihadanaren  besuchen  Iladsch  lata,  wäh- 
rend er  in  meinem  Zelte  war;  sie  machen  es  sich  sehr  bequem 
und  schlafen  in  meiner  Hütte. 

11.  August.  In  der  Frühe  ist  Alles  in  dichtem  Nebel  ge- 
hüllt. Solchen  Nebel  nennen  die  Kelui  Tara  oder  Dara.  Ibra- 
him bringt  mir  Zucker  und  Thee  von  Tufik.  Nachmittags  wieder- 
holt Regen  mit  Gewitter.  Ein  Mann  kommt  zu  mir  von  Agelal, 
iui  Westen  von  hier,  wegen  Zahnschmerzen.  Dieses  Land  ist 
our  von  Marabutin  bewohnt;  von  Agelal  ist  das  Wadi  Telak 
nur  einen  Tag  entfernt.  Bis  zum  Lande  der  Auelimmiden  Mossi- 
bodal  sind  es  10  Tage;  die  Kel  Tedeli  im  Norden  von  Agelal 
sind  Imrhad  der  Kelferwan,  diese  selbst  halten  sich  teils  in  Ifer- 
wan  auf,  teils  in  Egedes. 

12.  August.  Leute  von  Wadigi  (Kel  Rheser)  kommen,  um 
Medicin  zu  holen.  Diese  Gegend  ist  nur  einen  Tag  von  hier  ent- 
fernt und  gehört  noch  dem  Scheich  von  Tintaghoda.  Ein  Mann 
aas  Selufiet  kommt  zu  mir,  dessen  Sohn  verrückt  ist;  auch  der 
Vater  giebt  an,  dass  er  selbst  zeitweise  das  Bewusstsein  verliere 
und  zwar,  sobald  er  in's  Feuer  oder  in  die  Sonne  sieht.  Mond, 
Sterne,  selbst  das  Feuer  bei  Nacht  hat  oft  denselben  Einfluss  auf 
ihn.  —  Besuch  von  dem  Tikar,  der  mit  grösstem  Vergnügen  mir 
Aufschlüsse  über  sein  Land  und  seine  Sprache  giebt;  er  fühlt  sich 
stolz,  soviel  Interesse  erwecken  zu  können,  was  ihm  bisher  noch 
nicht  begegnet  sei.  Nachmittags  heftiger  Sturm  und  etwas  Regen 
von  SO.,  beim  Beginn  heftiger  Sandwind. 

13.  August.  Ich  ging  Vormittags  mit  Hadsch  lata  und  Bel- 
lum nach  Selufiet.  Auf  dem  "Wege  sahen  wir  die  Fussspuren 
von  Tekonischit  (Igel),  Kaschan  (Stachelschwein),  auch  Bersim  ge- 
nannt, Haussa:  Begua,  ferner  Gerbra-edauwi.  Wir  folgen  stets  dem 
Wadi  von  Tintaghoda  nach  N.  Zur  Rechten  bleiben  uns  die 
Berge  stets  in  gleicher  Nähe.  In  der  Ferne  sehen  wir  in  der 
verlängerten  Richtung  von  Selufiet  eine  hohe  zackige  Berggruppe, 
die  den  Namen  Echsan  trägt;  sie  ist  unbewohnt.  Iferwan  ist 
von  Selufiet  ebensoweit  entfernt,  als  dieses  von  Tintaghoda.  Ich 
brachte  Arzneien  mit  für  den  Scheich  in  Selufiet,  so  dass  wir  bei 
unserer  Ankunft  sehr  freundlich  aufgenommen  wurden.  Selufiet  ist 
ein  sehr  freundlich  aussehender  Ort;  die  Steinhäuser  und  Hütten 
sind  meist  von  einem  Tuntafia-Zauu  umgeben,  der  kreisförmig  alle 
Wohnräume  umschliesst.  Ein  solcher  Komplex  liegt  stets  auf  einem 
Hügel  oder  auf  alten  Flussterrassen,  welche  von  dem  Wadi  durch- 
schnitten werden;  in  diesem  liegt  der  Palmenhain,  der  die  Haupt- 
zierde von  Selufiet  bildet.  Hier  haben  sich  einige  Ifoga's  seit  Jah- 
ren niedergelassen,  die  mir  von  ihrer  Heimat  Tademekket  erzählen. 
Sie  tragen  auf  jeder  Seite  einen  langen  Zopf,  ebenso  einen  nach 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


hinten,  der  aber  wegen  der  Kopfbinde  sehr  wenig  sichtbar  ist. 
Die  Ifoga's  von  Tademekket  (es  suk)  zahlen  gegenwärtig  Garama 
an  Ahitarhel,  um  vor  Plünderung  der  Hoggar  sicher  zu  sein.  Ihr 
Land  soll  dem  A  haggar  nahe  sein.  Ihre  Sprache  ist  dieselbe  wie 
die  der  I haggaren,  denen  sie  auch  in  Hautfarbe  und  Kleidung 
gleich  sind.  Wir  wurden  sehr  reichlich  bewirtet  und  zahlreiche 
Kranke  wünschten  Arzneien.  Gegen  Abend  beziehen  wir  das 
Haus  des  Tufik,  dessen  Frau  und  Familie  hier  wohnt,  und 
schlafen  auf  der  Terrasse  dieses  Hauses  bei  sternklarem  Himmel. 

14.  August.  Unter  den  Kranken  ist  ein  Geisteskranker,  den 
man  schon  von  Weitem  hört,  da  er  mit  lauter,  kreischender 
Stimme  den  Koran  liest.  Man  sagt  mir,  dass  er  alle  Leute  um- 
bringen will;  als  ich  aber  mit  Bellutu  zu  ihm  kam,  benahm  er 
sich  ziemlich  gut,  nur  sprach  er  kein  Wort,  Hess  sich  aber  den 
Puls  fühlen,  und  als  ich  ihn  frug,  ob  ich  nicht  sein  Freund  sei, 
bejahte  er  es  lächelnd.  Die  Leute  bringen  mir  Datteln  für  die 
Medicin  und  der  Scheich  giebt  mir  einen  Ledersack  voll  Korn. 
Der  Ort  Selufiet  liegt  auf  alten  Flussterrassen  zerstreut.  In  der 
Vertiefung  des  Wadi  dehnt  sich  ein  langer,  grüner  Streifen  Palmen- 
bäume aus.  Nachts  wieder  auf  der  Terrasse  geschlafen.  Der 
junge  Achmedu,  Sohn  des  Tufik,  ist  bei  uns. 

15.  August.  Nachmittags  besuchte  ich  wieder  den  Geistes- 
kranken und  versuchte  ihn  zu  bewegen,  etwas  Wasser  und  Honig 
zu  trinken.  Ich  hatte  keine  Arznei  in  den  Trank  gemischt  und 
hoffte,  er  würde  davon  trinken  und  später  keine  Schwierig- 
keiten machen,  wenn  Arznei  darin  wäre;  er  weigerte  sich  aber 
entschieden  und  gab  an,  er  wisse  wohl,  dass  Geschriebenes  vom 
Koran  darin  sei!  Früher  hatte  man  in  der  That  das  Wasch- 
wasser mit  solchen  Sprüchen  gemischt.  Wir  gingen  Vormittags 
wieder  nach  Tintaghoda  zurück.  —  Hadsch  lata  sagt,  Air  sei 
früher  von  Haussa-Negern  bewohnt  gewesen.  —  Auf  unserm 
Heimwege  trafen  wir  einen  sehr  grossen  Grabhügel:  oben  sehr 
flach,  mit  kleinen  Steinen  dicht  bedeckt  und  als  Unterlage  ein 
natürlicher  Kreis  von  niedrigen  Felsen;  der  Durchmesser  betrug 
etwa  10  Schritt.  Die  Leute  sagen  hier,  man  finde  Gold  unter 
solchen  Grabhügeln,  weshalb  schon  sehr  viele  Gräber  zerstört 
worden  sind.  Auf  meine  Frage  giebt  lata  an ,  dass  auch  in  Air 
noch  jetzt  die  Sitte  allgemein  sei,  dass  die  Frauen  auf  den  Edib- 
beni  schlafen,  um  Nachricht  über  ihre  abwesenden  Männer  zu  er- 
halten; zu  diesem  Zwecke  kleiden  sie  sich  in  ihre  besten  Kleider 
und  schlafen  oben  auf  dem  Grabhügel.  Im  Schlafe  kommt  der 
Freund  des  Grabhügels  =  M'schin  edibbeni  und  bringt  verlässliche 
Mitteilung  über  den  Mann,  der  auf  einem  Kriegszuge  abwesend 
ist.  —  Nachmittags  heftiges  Gewitter  von  Ost.    Nachdem  dieses 


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Tagebuch  de»  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bnry. 


400 


vorüber  war,  ging  ich  mit  Hadsch  lata  gegen  Süden  in  ein  nahes 
Dorf,  Tanit  mulet,  zu  einer  Hochzeitsfeierlichkeit.  Dort  hat  auch 
Achmed,  der  älteste  Sohn  TufiVs,  sein  Haus,  weil  seine  Frau 
dort  lebt.  Der  Bräutigam  ist  der  Sohn  des  Scheich  von  Sclufiet. 
Es  kommen  daher  eine  Menge  Gaste,  alle  in  grossem  Staat,  auf 
prächtig  angeschirrten  Reitkameelen.  Wir  übernachten  im  Hause 
Achmed's. 

16.  August.  Die  Hauptfeierlichkeit  besteht  in  der  Musik,  die 
von  Sklaven  und  den  Schmiedeleuten  gespielt  wird,  und  diese 
werden  von  den  festlich  gekleideten  Tuarik  im  Kreise  langsam 
umritten.  Hier  und  da  tanzen  die  Sklaven  ringsum,  während 
die  Kameele  etwas  rasten.  Wenn  die  Sklaven  tanzen,  bewegen 
sie  sich  in  langsam  hüpfendem  Tritt  um  die  Musik  und  schlagen 
mit  den  Zipfeln  ihrer  Oberkleider  nach  rechts  und  links  im  Takte. 
Wir  werden  ungemein  reich  bewirtet.  Ein  Stier  wird  von  den 
Kameelreitern  auf  den  Festplatz  gehetzt,  wo  der  erste  Speer  auf 
ihn  geworfen  wird;  sodann  stürzen  sich  die  Sklaven  mit  gezogenen 
Schwertern  nach,  um  dem  Tiere  die  Sehne  des  Hinterfusses 
durchzuhauen.  Ist  das  Tier  so  zu  Boden  gebracht,  so  wird  es 
gebunden  und  bleibt  verwundet  liegen,  bis  man  es  schlachten  will. 
Ich  erhalte  viel  Besuch  von  den  vornehmen  Tuarik,  die  mich  in 
Gegenwart  des  Hadsch  lata  alle  mit  grosser  Höflichkeit  behandeln. 
Zu  meiner  freudigen  Überraschung  kommt  auch  Winsig,  der 
Scheich  der  Ihadanaren  vom  Wadi  Telak.  lata  ist  sehr  mit  ihm 
befreondet.  Er  spricht  fliessend  arabisch  und  ist  einer  der  gebildet- 
sten Tuarik,  die  ich  kenne.  Von  Winsig  höre  ich,  dass  etwa 
500  Leute  im  Wadi  Telak,  etwa  zwei  Tagereisen  westlich  von  Selu- 
tiet,  lagerten.  Auch  Kelfaday's  kommen  zur  Hochzeit  und  unter 
ihnen  Abba,  den  ich  schon  in  Adschiro  gesehen  hatte.  Ich  konnte 
bemerken,  dass  niemand  die  Kelfaday's  gern  sieht  und  erfahre, 
dass  sie  immer  nur  das  Land  ausspionieren  und  dann  den  Auelim- 
miden  verraten,  wohin  eine  Rhazzia  mit  Erfolg  auszuführen  sei. 

17.  August.  Es  kommen  Ifadeen  zu  uns  in  die  Hütte,  rohe 
Leute,  von  denen  einer  meint,  er  wolle  mit  mir  in  mein  Land 
zurückkehren,  und  mich  fragt,  ob  mein  Sultan  ihm  1000  Thaler 
geben  würde.  Ich  bejahe  natürlich  die  Frage,  füge  aber  hinzu, 
er  müsse  mir  vorher  zwei  Kameele  und  drei  Sklaven  geben, 
was  bei  den  Tuarik  allgemeine  Heiterkeit  hervorruft.  Alle  fragen 
nur,  wie  viel  Geld  ich  hätte,  bis  endlich  lata  die  Geduld  verliert 
und  mit  mir  die  Hütte  verlässt.  Der  Marabut  Tufik  lagert  mit 
Weib  und  Kind  unter  einem  Lederzelt. 

18.  August.  In  der  Frühe  vor  Sonnenaufgang  kehre  ich  nach 
Tintaghoda  zurück.  Ich  hatte  noch  in  Tanitmulet  viele  Kranke 
zu  besuchen,  die  alle  später  Arzneien  von  mir  holen  wollen;  ich 


4]0  Tagebuch  »los  verstorbenen  Dr.  Krwin  von  Bary. 

erhalte  ausgezeichnete  Datteln ,  die  von  dem  kleinen  Orte  Im- 
berkan,  ganz  in  der  Nähe  in  den  Bergen  gelegen,  stammen.  Nach 
meinem  Haus  in  Tintaghoda  zurückgekehrt,  traf  ich  dort  einen 
jungen  Burschen,  18  Jahre  alt,  aus  Tuat,  der  schon  zweimal  in 
Egedes  mit  seinem  Vater  gewesen  ist,  um  Straussenfedern  zu  kaufen. 
Dieser  Junge  amüsiert  mich  und  giebt  mir  Nachricht  über  die 
Iloggar.  Er  wundert  sich,  dass  ich  keine  Straussenfedern  kaufe 
und  sagt,  die  Hoggar  seien  seine  Freunde,  er  ginge  stets  bei 
ihnen  ein  und  aus;  nie  habe  er  Plünderung  von  ihnen  zu  fürchten, 
selbst  nicht  von  den  Aithogen.  lata  erzählt,  früher  hat  ein  ein- 
ziger Mann  hier  in  einem  einzigen  Jahre  80  Straussenfelle  nach 
Ghät  geschickt,  jetzt  seien  aber  diese  Tiere  so  ausgerottet,  dass  man 
innerhalb  eines  Jahres  mit  Mühe  10  Felle  zusammenbringt.  Der 
Preis  für  ein  Straussenfell  in  Tripolis  ist  nach  lata  gegenwärtig 
150  Thaler,  gute  und  schlechte  Felle  zusammengerechnet;  so 
wenigstens  werden  die  Felle  bezahlt,  die  lata  dorthin  schickt. 

19.  August.  Gestern  Abend  Besuch  von  Winsig,  der  nun 
in  Iata's  Hause  wohnt.  Er  ist  stets  sehr  höflich  und  versichert 
sogar,  dass  er  vom  ersten  Moment,  als  er  mich  gesehen,  Sympathie 
für  mich  gefühlt.  Die  Meschagra- Araber  kleiden  sich  wie  die 
Tuarik,  reiten  Pferde  und  Kameele,  zahlen  Garama  an  Ahitarhel, 
ebenso  die  Ifogas  von  Tademekket.  Winsig  versichert  bestimmt, 
dass  kein  Hoggar  nach  Timbuktu  ginge,  weil  sie  von  den  Auelini- 
miden  getötet  werden  würden.  —  Der  junge  Bursche  von  Tuat 
erzählt,  dass  gegenwärtig  zwei  Juden  in  Tuat  leben,  einer  mit 
Namen  Jakob,  der  zum  Islam  übergetreten  sei,  der  andere  Jusuf. 
der  Jude  geblieben  sei.  Niemand  thut  ihnen  etwas  zu  Leide, 
nachdem  man  ihnen  einmal  Aman  gegeben  hat,  aber  man  lässt 
nicht  zu,  dass  mehr  Juden  kommen  und  sich  in  Tuat  nieder- 
lassen. Der  Bursche  von  Tuat  ist  der  Obhut  von  Winsig  anver- 
traut, bis  dessen  Vater  vom  Sudan  zurückkommt.  —  Wadi  Telak 
ist  einen  Tag  westlich  von  Selufiet  entfernt.  Im  Sommer,  zur 
Regenzeit,  herrschen  dort  viel  Fieber.  Ich  gab  Winsig  eine  rote 
Leibbinde  zum  Geschenk.  —  Abends  kamen  Kranke  zu  mir, 
einer  leidet  an  Stein  und  Impotenz,  der  andere  hat  eine  Hernie; 
letzterer  will  nichts  davon  wissen,  dass  er  eine  Binde  tragen  soll, 
und  verlangt  nur  Arznei  zum  Trinken. 

20.  August.  In  der  Frühe  bringt  mir  Hadsch  lata  2  Thaler, 
für  ärztliche  Behandlung  seiner  Leute,  ich  nahm  sie  aber  nicht 
an  und  schenke  ihm  für  seinen  guteu  Willen  ein  Trinkglas.  Vor- 
mittags kam  Bellutu  und  wir  gehen  zusammen  nach  Selufiet,  wo 
ich  erwartet  werde,  da  man  meine  ärztliche  Behandlung  wünscht. 
Ich  reite  den  ganzen  Weg  auf  der  einem  grossen,  weissen  Mebari 
aufgeschnallten  Rachla,  das  Bellutu  seit  16  Jahren  reitet;  es  ist  ein 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Hary. 


III 


sehr  schönes,  kräftiges  Tier.  Er  hat  es  von  den  Igelad  gekauft.  Ich 
finde  diese  Art  zu  reiten  viel  bequemer,  als  die  Art  der  Araber. 
In  Selafiet  treffe  ich  dieselben  Kelfaday,  die  ich  in  Tanitmulet 
gesehen.  Sie  wollen  alle  meine  Sachen  in  die  Hand  nehmen, 
das  Gewehr,  die  Arzneiflasche  u.  8.  w.,  so  dass  ich  gern  Abends 
wieder  zurückkehre.  Auch  auf  dem  Heimwege  reite  ich  die 
Rachla.  Stani  hat  heute  zum  ersten  Male  selbst  gekocht,  da  uns 
die  Wartezeit  bis  spät  Nachts  zu  lang  wird.  Die  Tuarik  kochen 
nämlich  nicht  vor  Sonnenuntergang.  Der  kleine  Bruder  des  Bellutu, 
den  ich  beim  Abschied  frug,  was  ich  ihm  von  Ghät  mitbringen 
solle,  war  zu  schüchtern,  um  selbst  einen  Wunsch  zu  äussern; 
sein  Bruder  aber  meint,  ein  Schwert  würde  ihn  mehr  als  alles 
Andere  glücklich  machen.  Tufik  verspricht  mir  für  den  Heimweg 
nach  Ghat  20  Mud  Korn  als  Kuskusu  bereiten  zu  lassen.  Ich 
bringe  Datteln  als  Geschenk  nach  Hause. 

21.  August.  In  der  Frühe  Besuch  von  Bellutu.  Ich  schenke 
ihm  einige  Nähseide  für  seine  Frau  und  verspreche  ihm  englisches 
Pulver,  um  welches  er  mich  gebeten.  Als  auch  lata  hinzukam, 
zeigte  ich  ihm  das  amerikanische  Feldbett,  bemerkte  aber,  dass 
es  ihm  nicht  lieb  war,  in  Gegenwart  Bellutu's  ein  Geschenk  zu 
erhalten,  obwohl  er  sehr  befreundet  mit  ihm  ist.  Nachdem  Bellutu 
sich  entfernt  hatte,  schlage  ich  mein  Zelt  auf  und  gebe  es  lata 
zum  Geschenk.  Er  bat  sich  gegen  mich  besser  benommen,  als 
alle  anderen  Leute  in  Air,  und  durch  seinen  Brief  nach  Sokoto 
sowie  seinen  Freund  Moli  in  Egedes  wird  er  mir  sehr  nützlich 
sein.  Auch  für  eine  spätere  Reise  nach  Air  werden  seine  Dienste 
stets  wertvoll  sein.  Deshalb  gab  ich  ihm  gern  mein  Zelt  und 
Feldbett,  das  ich  ohnehin  nicht  brauchte,  da  beides  zu  viel  Auf- 
sehen erregt.  Hadsch  lata  ist  ganz  verlegen  über  die  Grösse 
des  Geschenks.  —  Abends  brachte  Winsig  die  Nachricht,  dass  die 
Leute  Ichenuchen's  mit  den  Arabern  des  Wadi  Schati  und  anderen 
nach  dem  Abaggar  ziehen.  Einer  der  Leute  von  den  Ihadanaren 
hat  diese  Nachricht  von  Anahef  gebracht.  Er  glaubt,  die  Hoggar 
werden  fliehen  und  keinen  Kampf  annehmen,  nach  Rückkehr  de 
Araber  aber  würden  sie  jeden  Karawanenweg  zerstören.  Daher 
sind  die  Ghadamesiner  dem  Kriege  abgeneigt  und  lassen  sich  lieber 
einige  Plünderung  gefallen.  Aber  seit  die  Aithogen  bis  nach 
Tegrifa  bei  Mursuk  vorgedrungen  sind,  wo  sie  die  Kameele 
Ichenuchen's  raubten,  ist  es  den  Arabern  von  Fessan  doch  zu 
stark  gewesen.  —  Abends  heftiger  Sandsturm  von  SO. 

22.  August.  Ich  gab  Bellutu  gestern  Abend  etwas  englisches 
Pulver,  wofür  er  sehr  dankbar  war.  Gestern  und  heute  heftiger 
Sandsturm  während  des  ganzen  Tages.  Man  bringt  die  Nachricht, 
dass  die  Kelgeres  den  Frieden  suchen.    lata  meint,   in  diesem 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Falle  sei  der  Weg  zwischen  Egedes  und  Sokoto  offen.  Von  ihm 
höre  ich,  dass  Turana  beim  Sultan  von  Sokoto  häufig  aus-  und 
eingeht,  in  der  Hoffnung,  von  diesem  in  seinem  Streben  nach  dem 
Sultanat  in  Egedes  unterstutzt  zu  werden.  Achmed  Refai  ist  aber 
wohl  aus  demselben  Grunde  kein  Freund  von  Turana.  —  Kaosan 
ist  der  Name  eines  Stammes  räuberischer  Kelgeres.  —  Nachmittags 
Regen  ohne  Gewitter. 

23.  August.  Hadsch  Mohammed,  der  Schwiegersohn  des  Hadsch 
lata,  kommt  zu  mir  und  äussert,  dass  er  auch  nach  Ghät  gehen 
wolle  und  bereit  sei,  mir  Kameele  zu  vermieten.  Ich  Hess  mir 
heute  die  Amulette,  die  mir  der  Kadi  von  GhAt  gegeben,  in  rote 
Ledersäckchen  nähen,  wie  solche  die  Tuärik  zu  tragen  gewohnt 
sind.  Die  Frau  des  Schmiedes  besorgt  diese  Arbeit.  —  Nach- 
mittags und  Nachts  Regen.  Ich  besuchte  Winsig  im  Hause  des 
Hadsch  lata  und  erfuhr  von  ihm,  dass  wirklich  ein  Anai  nahe 
bei  Ghät,  6  Tage  östlich,  existiere;  der  Scheich  war  selbst  dort 
und  erzählt,  es  sei  dies  nur  ein  Brunnen  auf  der  Hainada  ohne 
Umwohner;  auch  ist  ihm  bekannt,  dass  es  einen  alten  Weg  von 
Djerma  über  Anai  nach  Air  giebt,  dessen  Spur  man  noch  recht 
gut  sehen  könne;  von  Wagengeleisen  weiss  er  jedoch  nichts,  eben- 
sowenig von  Inschriften  oder  Zeichnungen.  Von  einem  See  im 
Wadi  Tanah  weiss  Winsig  nichts,  doch  ist  er  nicht  conipetent  in 
seinen  Angaben,  da  ich  mich  überzeugt  habe,  dass  er  auf  der 
Höhe  des  Tasili  überhaupt  nicht  gut  Bescheid  weiss,  sondern  nur 
südlich  davon  die  Gegend  kennt.  In  den  Stellen,  welche  ich  ihm 
aus  Duveyrier's  Werk  vorlese,  erkennt  er,  dass  dessen  Angaben 
von  den  Oragen  stammen,  und  meint,  dass  der  schlechte  Charakter, 
der  in  diesem  Buche  den  Ihadanaren  zugeschrieben  sei,  hente 
nicht  mehr  gelten  könne,  da  sie  sich  sehr  gebessert  haben. 

24.  August.  Von  einem  grossen  Tiere,  welches  allgemein, 
und  so  auch  in  Air  Tirhes,  von  den  nördlichen  Tuärik  Adschule 
genannt  wird,  während  die  Kelui  es  mit  dem  Namen  Agoles 
bezeichnen,  erzählt  man  mir,  dass  es  deren  viele  hier  im  Lande 
gebe,  besonders  zwischen  Damerghu  und  Air,  sowie  zwischen  ATr 
und  Ahaggar.  Im  Sudan  sollen  keine  mehr  vorkommen  (?).  Alle 
sind  einstimmig  über  die  Gefährlichkeit  dieses  Tieres  und  Hadsch 
lata  meint,  dass  es  das  einzige  Tier  sei,  welches  den  Strauss 
ereilt  und  tötet;  hierbei  geht  der  Agoles  schlau  zu  Werke,  indem 
er  langsam  dem  Strauss  nachschleicht,  ohne  ihn  aus  den  Augen 
zu  verlieren,  bis  dieser  Vogel  so  ermüdet  ist,  dass  er  nicht  mehr 
mit  den  Füssen  schlagen  kann  und  so  eine  leichte  Beute  des  Ver- 
folgers wird.  Junge  Agoles  werden  manchmal  von  den  Tuärik 
in  Egedes  verkauft  und  als  Hunde  verwendet;  sie  sollen  sich  ganz 
gut  zähmen  lassen.    Ich  konnte  bis  jetzt  jedoch  noch  kein  Exemplar 


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Tagebuch  des  verstorbeneu  Dr.  Erwin  von  Bary. 


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dieses  merkwürdigen  Tieres  zu  Gesicht  bekommen*).  Hadsch  lata 
bat  gestern  für  mich  einen  Brief  an  den  Sultan  von  Sokoto  ge- 
schrieben, worin  er  seinerseits  bittet,  der  Sultan  möge  für  mein 
sicheres  Geleite  Sorge  tragen,  da  ich  sonst  nicht  zu  ihm  kommen 
könne.  Im  Briefe  heisst  es,  es  sei  ein  Mann  von  der  Seite  des 
Meeres  zu  ihnen  gekommen,  der  bezeugt,  dass  nur  ein  Gott  sei 
und  Mohammed  sein  Prophet. 

25.  August.  Der  kleine  Achmed,  Sohn  des  Tufik,  besucht 
mich,  um  Arznei  von  mir  zu  erbitten,  da  er  seit  7  Tagen  starkes 
Jacken  am  Leib  verspüre.  Winsig  war  heute  lange  bei  mir  und 
berichtigte  die  Darstellung  Duveyrier's  über  den  Raub,  den  seine 
Leute  an  El-Bekay  begangen;  es  seien  nur  38  Kameele  geraubt 
worden,  und  zwar  von  Air  und  im  Verein  mit  anderen  Stämmen, 
uicht  etwa  war  den  Ihadanaren  allein.  —  Heute  grosse  Hitze. 

26.  August.  Es  kommen  Leute  von  Asanares  mit  der  Nachricht, 
die  Karawane  sammle  sich,  Hosseini  selbst  komme  von  Damerghu. 
Damboskori  soll  einen  siegreichen  Einfall  bis  vor  die  Thore  von 
Katschna  gemacht  und  eine  Menge  Leute  als  Sklaven  weggeführt 
baben,  so  dass  die  Kelui  meinen,  man  würde  jetzt  billig  Sklaven 
kaufen.  Die  Auelimmidcn  haben  in  diesen  Tagen  Salz  von  Ingal 
resp.  Tigida  geholt,  welches  nur  einen  Tag  von  Ingal  entfernt 
liegt.  Sie  sollen  eine  feindliche  Haltung  zeigen.  —  Hadsch  Bilchu 
ist  nach  Egedes  gegen  die  Kelgeres  aufgebrochen,  ob  zum  Krieg 
oder  Frieden,  ist  noch  ungewiss. 

27.  August.  Die  Karawanen  sammeln  sich  allmählich.  Hadsch 
lata  giebt  an,  dass  eine  Kameeiladung  Straussenfedern  aus  40 
Fellen  bestehe,  je  20  auf  jeder  Seite.  Jedes  einzelne  Fell  gilt 
jetzt  100 — 200  Thaler.  Gestern  und  heute  herrscht  drückende 
Hitze,  bis  endlich  heute  Nachmittag  mit  heftigem  Winde  Regen  fiel. 

28.  August.  Hadsch  lata  verspricht,  meinen  Briefen  an  den 
Sultan  von  Sokoto  noch  einen  von  ihm  selbst,  sowie  von  den 
Marabuts  hier  hinzuzufügen  und  meint,  dass  ich  mich  darauf  ver- 
lassen dürfe,  dass  er  Alles  gut  besorgen  werde.  —  Die  Aulad 
Solimän  werden  von  den  Haussa:  Mini-Mini  genannt.  —  Nach- 
mittags Regen  mit  heftigem  Wind  von  SO. 

29.  August.  Ich  lasse  mir  von  Fatimata,  der  Frau  des 
Schmiedes,  eine  lederne  Schnur  flechten  und  schenke  ihr  dafür 
ein  Alescho,  so  heisst  das  schwarze  Tuch,  mit  dem  alle  Frauen 
und  Mädchen  Kopf  nnd  Schultern  bedecken.  Sie  freute  sich  so 
darüber,  dass  sie  versicherte,  sie  wolle  2  oder  3  solche  Schnüre 

*)  Auch  Dr.  Nachtigal  hörte  mehrfach  von  einem  seltenen,  Leopardeu- 
äbnlichcn  Tiere  in  dem  südlichen  Teile  der  wcptlicbcn  SaharA.  sprechen, 
hält  es  aber  nicht  für  unwahrscheinlich,  dass  es  sich  nur  um  einen  Jagd- 
Leoparden  handelt  Red. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


flechten.  —  Nachmittags  heftiger  Wind  von  Ost.  Der  Berg  östlich 
zunächst  Selafiet,  von  Tintaghoda  aus  gesehen  der  äusserste  links, 
wenn  man  sich  gegen  Ost  wendet,  heisst  Efaf  wegen  seines  finger- 
ähnlichen Gipfels. 

30.  August.  In  der  Frühe  bei  einer  alten  Frau  Reclination 
des  Staars  versucht.  Diese  Leute  halten  mich  noch  immer  für 
sehr  reich,  und  fragen,  wie  viel  Geld  ich  hätte. 

1.  September.  Sehr  heiss.  Eine  Sklavin  von  dem  Lande 
Maradi  kommt  wegen  Rheumatismus  zu  mir;  sie  ist  fast  hübsch 
zu  nennen  und  hat  ein  sehr  gutes  Benehmen,  wird  aber  hier  von 
den  Leuten  für  eine  Wilde  angesehen,  da  sie  aus  einem  Lande 
der  Ungläubigen  stammt. 

2.  September.  Besuch  von  Etufik.  Sein  Bruder  geht  mit 
der  Karawane  nach  Ghät  und  will  mich  mitnehmen.  Tufik  selbst 
will  mich  zur  Karawane  bringen  und  den  Leuten  empfehlen. 
Von  Egedes  kommt  die  Nachricht,  dass  Hadsch  Bilchu  mit  den 
Kelgeres  Frieden  schliessen  wird.  Er  sei  sehr  erzürnt  über  den 
Scheich  Bubekr  von  den  Kelferran,  weil  er  erfahren  habe,  dass 
dieser  den  Kelfaday  und  Auelimmiden  stets  Nachricht  gebe,  sobald 
seine  Leute  gerade  abwesend  seien ,  um  einen  Einfall  in  Air  zu 
machen.  Hadsch  Bilchu  will  nur,  dass  der  Sultan  von  Egedes 
über  diese  Leute  eine  Art  Regierung  ausübe.  Dieser  Scheich 
Bubekr  ist  derselbe,  der  Stani  ein  Messer  abnahm.  Vom  Schmied 
höre  ich,  dass  die  Agoles  (jene  Tiere,  deren  ich  in  meinem 
Tagebuch  unter  dem  24.  August  gedacht  habe)  im  Sommer  hierher 
bis  auf  die  Berge  streifen,  um  die  Viehheerden  anzugreifen;  sie 
kämen  meist  in  Schaaren  von  4 — 5,  und  seien  schwarz  und  weis* 
gestreift,  doch  herrsche  das  Schwarz  vor;  ihr  Kopf  sei  lang  und 
schmal,  die  Eckzähne  sehr  gross,  Schwanz  lang  und  dunkel;  sie 
greifen  selbst  Ochsen  und  Stiere  an  und  bewältigen  sie.  In 
Issauan,  in  der  Nähe  von  Erhalganan  (?),  giebt  es  gegenwärtig 
viele  dieser  Tiere,  da  sie  dort  immer  Wasser  finden.  Zur  Zeit 
der  grössten  Hitze,  wenn  Regen  mangelt,  erscheinen  sie  hier  in 
der  Nähe  der  Berge,  wahrscheinlich  durch  den  Wassermangel 
getrieben.  Der  Schmied  vergleicht  sie  mit  dem  Löwen  in  Bezog 
auf  ihre  Gefährlichkeit.  Sie  fressen  nur  Fleisch,  und  stellen  be- 
sonders dem  Aase  nach.  —  Nachmittags  etwas  Regen. 

3.  September.  Ein  Sklave  kommt  zu  mir  wegen  Fieber. 
Er  ist  aus  Baghirmi  und  versteht  kein  Wort  Haussa.  Den  ganzen 
Tag  dichte  Nebelatmosphäre  (Staubatmosphäre),  Hitze  unerträglich. 
Wäsche  trocknet  schnell.  Nachmittags  ist  der  Nebel  so  dicht, 
dass  man  die  nächsten  Berge  kaum  sieht.  Nachmittags  heftiger 
Regen  mit  Gewitter,  dem  ein  Sandsturm  aus  SO.  vorherging,  wie 
dies  bei  dieser  Nebelatmosphäre  fast  immer  der  Fall  ist. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Billy.  415 


4.  September.  Ich  werde  noch  von  Kranken  viel  in  Anspruch 
genommen.  Heute  Hitze,  aber  keine  Staubatmosphäre.  Stani 
zeigt  grosse  Gier,  sich  von  meinen  Reisegegenständen  für  seine 
Heimreise  soviel  als  möglich  anzueignen.  Hadsch  lata  bietet  mir 
von  selbst  Geld  an,  das  ich  dankbar  annehme.  Mittag  kommen 
endlich  die  Kameele  von  Belluti,  der  etwas  niedergeschlagen  zu 
sein  scheint,  weil  er  aus  Mangel  an  Geld  nicht  Handel  treiben 
kann.  Er  mochte  gern  nach  Sokoto  zum  Sultan.  —  Spät  Abends 
brachte  ich  selbst  meine  Kisten  in  Ordnung;  Nachts  gingen  wir 
nach  Selufiet.    Es  regnete. 

5.  September.  Von  Selufiet  2  Uhr  Nachmittags  aufgebrochen, 
nachdem  Tufik  mir  noch  Zucker  und  Datteln  gebracht  hatte.  Wir 
marschieren  bis  1  Stunde  nach  Sonnenuntergang  nach  Wadi  Tachwen, 
wo  wir  mit  anderen  Karawanen  zusammentreffen.  Iferwai  blieb 
links  liegen.    Wir  hatten  über  Tag  die  Berge  nahe  zur  Rechten. 

6.  September.  Bekannte  erzählen,  es  seien  2  Sklaven  von 
Ghät  gekommen  mit  der  Nachricht,  dass  der  Weg  frei  von  Ban- 
diten sei.  Um  10!^  Uhr  Aufbruch  nach  dem  Brunnen  Taroi  in 
dem  kleinen  Wadi.  Um  ll3^  Uhr  passieren  wir  die  letzte  Ecke 
des  Gebirges  zur  Rechten  gelegen.  Grosse  Hitze,  Nebel.  Um 
2  Uhr  in  Tadek  angekommen,  wo  wir  Tufik  mit  einer  grossen 
Karawane  treffen. 

7.  September.  Ungefähr  um  10  Uhr  aufgebrochen.  Richtung 
350.  Gegen  4  Uhr  Nachmittags  befinden  wir  uns  mitten  in 
bergiger  Gegend.  Zum  ersten  Male  Lager  ohne  Brunnen.  Der 
Sohn  des  Hadsch  lata  behandelt  mich  mit  viel  Aufmerksamkeit. 

8.  September.  Aufgebrochen  9  Uhr,  Nachtlager  um  x^7  Uhr 
auf  einer  weiten  Ebene.  Die  Gegend  bisher  gebirgig;  ein  wüstes 
Gebirge;  kein  Wasser  seit  Tadek. 

9.  September.  Sandsturm  von  Ost.  Da  einige  Kameele  sich 
verlaufen,  brechen  wir  erst  zur  Mittagszeit  auf.  —  Halt  zur  Zeit 
des  Sonnenuntergangs  in  einem  schönen,  grasreichen  Wadi. 
Richtung  N.    Dieses  Wadi  heisst  Schersuf. 

10.  September.  Früh  bei  Sonnenaufgang  aufgebrochen  und 
das  Wadi  aufwärts  verfolgt.  Ohne  Aufenthalt  zogen  wir  weiter, 
bis  etwa  eine  Stunde  vor  Mittag,  also  11  Uhr,  wo  wir  in  einer 
weiten,  grasreichen,  rings  von  Bergen  eingefassten  Ebene,  Halt 
machten. 

11.  September.  Bei  Sonnenaufgang  aufgebrochen.  Gegend 
gebirgig.  Wadi  Taglaubit  (?)  dicht  zur  Linken  passiert;  mehrere 
breite  Wadi  überschritten.  Als  die  Sonne  im  Zenith  stand,  den 
Brunnen  Tiüt  erreicht.  Die  Einwohner  von  Atanaces  (?)  sind  Kel 
Inga].  Der  Brunnen  Tiüt  genügt,  um  unsere  500  Kameele  rasch 
zu  tränken.    Esembi  (Haussa)  am  Brunnen  Tiüt  getroffen,  2  Fuss 


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416 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


hohes  Finger-Ährengra8 ,  12  Ähren,  die  Blüten  sitzen  auf  der 
Aussenseite. 

12.  September.  Zwei  Stunden  nach  Sonnenaufgang  waren 
wir  aufgebrochen  und  verfolgen  eine  Zeitlang  das  Wadi.  Bis 
Mittag  waren  wir  in  den  Bergen,  von  Mittag  an  aber  begann 
die  Wüste.  Wir  marschierten  bis  kurz  nach  Sonnenuntergang. 
Richtung  2. 

13.  September.  In  der  Frühe  vor  Sonnenaufgang  aufge- 
brochen. Nach  einer  Stunde  den  Brunnen  Tadera  erreicht.  Dort 
beginnen  langgestreckte  Plateau's,  die  bald  in  Tafelberge  auf- 
gelöst sind;  beide  bestehen  aus  Sandstein  und  damit  beginnt 
zum  Teil  eine  endlose  Hammada.  Zur  Rechten  Berge  in  der 
Ferne,  links  endlose  Hammada.  Wir  kreuzen  zwei  grosse  Thal- 
mulden. Richtung  12.  Bei  Sonnenuntergang  Halt  gemacht  neben 
der  Haramada  Tagerba  (?). 

14.  September.  Vor  Sonnenaufgang  aufgebrochen.  Vor- 
mittags Wadi  Kerad  passiert,  wo  der  Sandstein  aufhört  und 
Granit  beginnt.  Diese  Sandstein-Hammada  fallt  staffelförniig  nach 
N.  ab,  so  dass  Wadi  Kerad  der  tiefste  Punkt  ist.  Nun  geht  es 
wieder  aufwärts  durch  Granitwüste.  Abends  spät  Regen  von  NW. 
Etwas  nach  Sonnenuntergang  Halt.    Richtung  O. 

15.  September.  Eine  Stunde  vor  Sonnenaufgang  aufgebrochen. 
Nachmittags,  ungefähr  um  3  Uhr,  eine  Stein-Pyramide  auf  einem 
öden  Plateau  erreicht.  Hier  sind  viele  pilzförmige  Felsen  von 
sonderbarer  Form.    Bei  Sonnenuntergang  Halt.    Richtung  5. 

16.  September.  Eine  Stunde  vor  Sonnenaufgang  aufgebrochen. 
Mittags  die  drei  Berge  von  Tonkeradet  passiert  und  bei  Sonnen- 
untergang Halt.    Sehr  heiss. 

17.  September.  Nachdem  wir  unser  Essen  gekocht  hatten, 
brachen  wir  nach  zwei  Stunden  wieder  auf  und  marschierten  die 
ganze  Nacht,  bis  zum  nächsten  Mittag.  Um  3  Uhr  erreichen  wir 
Tikatelet  auf  gewundenen  Wegen. 

18.  September.  Rasttag.  Ich  besuche  den  Brunnen.  Ein 
interessanter  Punkt.  Agilmam  ist  ein  Teich  in  einer  von  senk- 
rechten Wänden  eingeschlossenen  Felsschlucht.  Inschriften  dicht 
neben  dem  Teich,  aber  nur  Namen  aus  neuerer  Zeit. 

19.  September.  Aufbruch  zwei  Stunden  nach  Sonnenaufgang- 
Richtung  Anfangs  70.  Zur  Mittagszeit  ziehen  wir  durch  eine 
enge,  tiefe  Felsschlucht  in  vielen  Windungen,  die  uns  viel  Zeit- 
verlust verursacht.  Das  Wadi  erweitert  sich  nach  S.  Wir  be- 
schreiben einen  grossen  Bogen  gegen  N.  Bei  Sonnenuntergang 
in  Wadi  Arskam  angekommen.  Alte  Flussterrassen  auf  beiden 
Seiten,  stellenweise  etwa  20  Fuss  hoch. 

20.  September.    Rasttag  am  Lagerplatz. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


417 


21.  September.  Früh  eine  Stunde  nach  Sonnenaufgang  auf- 
gebrochen. Richtung  50  bis  40.  Gegen  1  Uhr  Nachmittags  Halt 
gemacht  in  der  Nähe  des  Brunnens  Taffok.  Die  Vegetation  ist 
selbst  in  den  Thälern  nur  sehr  spärlich;  wenig  Bäume. 

22.  September.  Aufgebrochen  zwei  Stunden  nach  Sonnenauf- 
gang; immer  zwischen  Granitbergen;  Richtung  im  Allgemeinen  50. 
Bei  Sonnenuntergang  Halt.  Auf  dem  Wege  zum  ersten  Mal  die 
Fährten  des  Strausses  gesehen. 

23.  September.  Aufgebrochen  \  Stunde  nach  Sonnenaufgang. 
Sehr  bald  kamen  wir  aus  den  Bergen  heraus  und  auf  die  Ham- 
mada, womit  zugleich  wieder  jener  Sandstein  begann,  der  uns 
nun  heute  nicht  mehr  verliess.  Richtung  G0.  Halt  eine  Stunde 
vor  Sonnenuntergang.    Die  Kameele  finden  Had. 

24.  September.  Nachts  aufgebrochen,  etwa  drei  Stunden  vor 
Sonnenaufgang.  Richtung  40.  Eine  Stunde  vor  Mittag  Halt  am 
Brunnen  Felesho,  neben  hohen  Sanddünen.  Dieser  Teil  der 
Wüste  ist  der  ödeste  und  flachste;  nirgends  zeigt  sich  anstehendes 
Gestein;  aber  den  Trümmern  nach  zu  urteilen,  gehen  wir  über 
Sundstein.  Bei  unserer  Ankunft  finden  wir  den  Brunnen  ver- 
schüttet, daher  kein  Wasser,  bis  er  ausgeräumt  ist.  Es  wurde 
daran  gearbeitet  bis  zum  Abend,  bis  wir  endlich  auf  Wasser 
stiessen.  ' 

25.  September.  Rasttag.  Die  Kameele  werden  getränkt,  was 
sehr  langsam  geht.    Der  Brunnen  ist  etwa  10  Ellen  tief. 

26.  September.  Auch  heute  Rasttag.  Vormittags  kam  eine 
kleine  Karawane. 

27.  September.  Bei  Sonnenaufgang  aufgebrochen.  Rich- 
tung 62.  Sandwüste  mit  Dünen.  Halt  gemacht  bei  Sonnenunter- 
gang.   Richtung  gegen  den  Berg  Tosga. 

28.  September.  Aufgebrochen  bei  Sonnenaufgang;  durch 
die  Dünenwüste,  dieselbe  Richtung  wie  gestern,  bis  wir  Abends 
bei  Sonnenuntergang  zwischen  Tosga  und  Elschefners  Halt  machen. 

29.  September.  Früh  beim  Sonnenaufgang  aufgebrochen. 
Richtung  80.  Gegen  Mittag  beginnt  ein  Sandstein -Tafelgebirge. 
Anfangs  einzelne  Berge,  bald  darauf  ein  Plateau.  Resu  und  Etel 
erscheinen  zum  ersten  Male  wieder.  Stunde  vor  Sonnenunter- 
gang Halt  im  Wadi  Egoie.  —  Ich  ging  auf  die  Höhen  und  hatte 
ringsum  ein  freies  Plateau  um  mich. 

30.  September.  Nach  Mitternacht  aufgebrochen.  An  dem 
Agelman  fanden  wir  einen  sehr  steilen  Weg;  oben  angekommen 
Richtung  20  bis  gegen  10  Uhr;  von  da  an  Richtung  O.  Halt 
Nachmittags  3  Uhr.  Gegend:  Felsthal,  Hammada.  In  der  Nähe 
ein  weites  Feld  von  Steinsäulen.  Nirgends  Versteinerung  gefun- 
den.   Rechts  von  uns  in  der  Ferne  Gebirge,  scheinbar  Granit. 

Zeiucbr.  d.  GenelUch.  f.  Erdk.    Bd.  XV.  27 


418 


Tapebncli  des  verstorbenen  Pr.  Erwin  von  Hary. 


1.  Oktober.  Nach  Sonnenaufgang  aufgebrochen;  einen  lang- 
wierigen Pass  hinabgestiegen  in  eine  weite  Ebene,  die  bis  Egeg- 
gen  reicht,  wo  wir  halten.  Gras,  Etel  und  Agelman.  Hier  treffen 
wir  zum  ersten  Male  Menschen,  und  zwar  alte  Weiber,  welche 
Ziegen  hüten.  Von  ihnen  erfahren  wir,  dass  Karawanen  nach 
Aleggar  ziehen,  dass  die  Hoggar  vor  Kurzem  südlich  von  Klet 
eine  Menge  Leute  getötet  hätten,  und  dnss  jetzt  alle  Leute  gegen 
die  Ahagar  etwa  vor  einem  Monat  aufgebrochen  seien.  Eine 
grasreiche  Schlucht,  die  uns  auf  dem  Wege  zur  Linken  blieb, 
mündet  hier. 

2.  Oktober.  Eine  Stunde  vor  Sonnenaufgang  aufgebrochen. 
Bald  trafen  wir  auf  Wadi  Tinylkum,  wo  ich  Häusergruppen  auf 
einer  Anhöhe  bemerkte.  Das  Wadi  ist  eines  der  weitesten  und 
grasreichsten ,  die  ich  gesehen  habe.  Dieses  Wadi  bleibt  uns  bis 
Mittag  zur  Linken;  zu  Mittag  kreuzen  wir  dasselbe  und  lagern 
auf  der  anderen  Seite.  Richtung  O.  Wir  steigen  tief  hinab 
zum  Wadi  

3.  Oktober.  Nachts  aufgebrochen.  Richtung  O.  Gegen  Mor- 
gen das  Plateau  von  Ghat  erreicht,  und  ziehen  Vormittag  1 1  Uhr 
in  Ghät  ein;  viele  Leute  grüssen  mich. 

Hier  schliesst  das  Tagebuch  des  Reisenden.  Nach 
dem  amtlichen  Bericht  (vgl.  Verhandl.  der  Gesellschaft  für 
Erdkunde  in  Berlin,  1877,  S.  270ff.)  wurde  Dr.  v.  Bary,  nach- 
dem derselbe  noch  in  Gesellschaft  ihm  befreundeter 
Bewohner  von  Ghat  bis  Mitternacht  beim  Kaimakam 
gewesen  war,  am  folgenden  Morgen  auf  seinem  Lager 
entseelt  aufgefunden. 

Schliesslich  bemerken  wir  noch,  dass  das  Routier  des  Dr.  v.  Barr 
nur  an  zwei  Punkten  mit  der  von  H.  Barth  eingeschlagenen  Route 
von  Ghat  nach  Air  zusammenfallt.  Leider  besass  unser  Reisender 
nicht  das  Barth'sche  Reisewerk,  welches  ihm  nachgesandt  worden 
war  und  das  er  erst  bei  seiner  Rückkehr  nach  Ghat,  also  kuri 
vor  seinem  Tode,  vorfinden  sollte. 

■ 

Anhang. 

Vokabular  der  Tikar-Sprache,  erkundet  von  einem  Tikar- 

Sklaven  (vergl.  oben  S.  407). 


Sultan  —  mbo. 
Mensch  —  indu. 
Frau  —  mnem. 
Vater  —  ija. 


Mutter  —  mong  (ma). 
Kind  —  mascho. 
Zahn  —  mi*). 
Auge  —  tsi. 


*)  Männer  und  Frauen  spitzen  die  oberen  Schneidezähne  mittels  Hammer 
und  Meisael,  und  soll  diese  Operation  durchaus  schmerzlos  sein. 


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Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


419 


Nase  —  itschu. 

Lippe  —  akoung. 

Ohr  —  aii 

Hand  —  maja. 

Fuss  —  roeku. 

Knie  —  adii. 

Schulter  —  ndoja. 

Finger  —  ngo. 

Bart  —  iijung*). 

Ilaupthaar  —  tang. 

Brust  —  akoma,  menjdng. 

Rücken  —  ijar. 

Nabel  —  ngi. 

Zunge  —  adlmek. 

Oberarm  —  bong. 

Oberschenkel  —  sein. 

Hinterteil  —  atung. 

M&unlichc  Geschlechtsteile  —  ellji. 

Weibliche         do  —  elluk. 

Sonne  —  ünu. 

Mond  —  iwi. 

Stern  —  iwot. 

Wasser  —  mna. 

Fluss  —  sug. 

Regen  —  mvo. 

Berg  —  (i)ngö. 

Donner  —  mouiri. 

Haus  —  nan. 

komm  —  kij. 

fort,  gehe  —  kenan. 

ja  —  tonai. 

uein  —  barg. 

hübsch  —  uanka. 

hasslich  —  ubanto. 

Eisen  —  urtö  (?). 


Nacht  —  bong. 
Tag  —  uno. 
Ziegenbock  —  ndi. 
Ziege  —  po. 

Schaf,  männlich  —  zunga. 

do.     weiblich  —  gepo. 
Geld  —  memblepa. 
Gewehr  —  mpa**). 
Kleid,  Tobe  —  ple. 
Beinkleid  —  schilla. 
Ohrring  —  aiischewadoki. 
krank  —  nöng. 
iss  - —  tschi. 
viel  —  man. 
wenig  —  sodi  sodi. 
sehr  gross  —  nanka. 
klein  —  maschi  schodi. 
gross  —  maschankoni. 
was  ist  das?  —  eschi  schi. 
sehr  viel  —  man  man. 
ich  —  mu. 
du  —  ija. 
er  —  n  an. sc. 
jetzt  —  afeschischi. 
Schlange  —  njo***). 
Stein  —  ngor. 
Zuckerhut  —  akömime. 
Feuer  —  aviinf). 
kleiner  Löffel  —  braschoili. 
Spiegel  —  atatt. 
Pfeife  —  ischü. 
Tabak  —  ndu  akff). 
Schüssel  —  brandulo. 
Wurflanze  —  okö. 
Messer  —  tittongftf). 


*)  Die  Tikar  tragen  nur  einen  Knebelbart. 
**)  Die  Tikar  haben  Gewehre. 
***)  Eb  giebt  dort  sehr  grosse  Schlangen,  die  von  den  Tikar  gegessen 
werden. 

f)  Die  Tikar  bedienen  sich  zum  Feueranmachen  des  Stahls, 
ff)  Tikar,  Kotofo  und  Buti  rauchen  Tabak  aus  Pfeifen,  kauen  jedoch 
denselben  nicht.    Die  Frauen  rauchen  nicht. 

fft)  Wird  ganz  wie  der  Dolch  am  linken  Vorderarm  durch  einen  Leder- 
ring befestigt. 

27* 


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420 


Tagebuch  des  verstorbenen  Dr.  Erwin  von  Bary. 


Schwert  —  kafa. 

Sandalen  der  Tikar  —  raedawi. 

Perlenhalsband  derFrauen  —  ndu*j. 

es  giebt —  amikuuu=okoi(Haussa). 

Taschenmesser  —  mbe\ 

Bogen  —  allad. 

Pfeil  —  essang. 

Elephant  —  mbla**). 

Vogel  —  ije. 

Fisch  —  gessi. 

Gruss  der  Tikar  lautet  —  madschi- 
kilu. 

die  Antwort  lautet  —  kina. 
beim  Abschied  —  flädscho  bekana. 
sieb  die  Hand  geben  —  nankomu. 
beim  Händeschütteln  —  ntankomi, 

tonlu***). 
gestorben  —  aiijaf). 
Sprache  —  alle. 
Buckelochse  —  nda. 
Esel  —  inbleam. 
Hippopotamus  —  nta. 
Pferd  —  ndo. 
Affe  —  ngua,  nsi. 
Rhiuoceros  —  n'na  (?). 
A  meisen  —  essong. 
Ameisenfresser  —  köatt. 
Käfer  —  nka.. 
Frosch  —  d8chirö. 
Schildkröte  —  konkuru. 
Hirsch,  Antilope  —  mböo. 
Krokodil  —  nga  (?,. 
Katze  —  gonsang  (gonta). 


Huhn,  Hahn  —  ndi  (?). 
Hund  —  ndschi,  katt. 
Hammel  —  ndscho,  ndschong. 
Tiger,  Löwe  —  tschiwi  (?). 
Schmetterling  —  akäka. 
Papagei  —  kuku,  gügu. 
Pfau  —  It. 
Kröte  —  dschörüg. 
Schneckenhaus(Schnecke?)  —  mbui. 
Maus  —  gadü. 
Spinne  —  kakang. 


1  —  mbo. 

2  —  mbi. 

3  —  la. 

4  —  ija. 

5  —  eschan. 

6  —  hale. 

7  —  ßchambe. 

8  —  mba. 

9  —  gossembo. 

10  —  äo. 

11  —  fio  lambo. 

12  —  aö  melambi. 
20  —  maobi. 

30  —  maola  ao  maoien. 

50  —  mschaschan. 

60  —  machale. 

70  —  maoschambe. 

80  —  maombe. 

90  —  uiHogossembe. 

100  —  nschaschan. 


*)  Die  Tikar  haben  keine  Tittowirung.  Die  Buti  tragen  Einschnitt« 
auf  beiden  Seiten  des  Leibes  unterhalb  der  Brust;  die  Kotofo  solche  nnr 
in  der  Schläfengegend.  Tikar  und  Kotofo  sind  ein  und  dasselbe  Volk,  haben 
aber  beide  ihren  eigenen  Sultan. 

**)  Im  Lande  der  Tikar  giebt  es  sehr  viele  Elephanten. 
***)  Sie  geben  sich  die  Hand  mehrmals,  wie  die  Kelui. 
f)  Die  Leute  werden  in  gestreckter  Lage  begraben. 


C.  Martin:  Dn.«  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gebiet.     4  21 


XXII. 

Das  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gebiet. 

Von  Dr.  C.  Martin. 


Die  Chilenen  haben  in  dem  gegenwärtigen  Kriege  eine  Anzahl 
sreographischer  Abhandlungen  veröffentlicht,  zum  Teil  in  der  Absicht, 
ihren  Soldaten  und  Matrosen  bei  der  Besetzung  der  bolivianischen 
Kliete  und  der  Blokado  einiger  peruanischen  Ilflfen  Wegweiser  mit- 
zugeben. Sie  haben  dabei  wahrscheinlich  die  Tliätigkeit  unseres 
deutschen  Gcneralstabs  während  des  französischen  Krieges  nachge- 
ahmt. Von  derartigen  Schriften,  welche  mir  durch  die  Göte 
meines  Freundes,  Francisco  Vidal  Gormaz,  Chef  der  dem  Marine- 
ministerium beigegebenen  Oficina  hidrogräfica  zugesandt  worden  sind, 
erlaube  ich  mir  zwei,  die  „ Jeografia  nautica  de  Bolivia  por  Ramon 
Vidal  G.,  Capt.  de  fragata,  con  una  carta,  Santiago  1879 u  und 
die  „Noticias  del  desierto  i  sus  recursos,  Santiago  1879u  von  Fran- 
cisco Vidal  G.  selbst,  im  Auszuge  mitzuteilen  und  durch  Zusätze 
ans  anderen  neuen  Abhandlungen  zu  ergänzen.  Dieselben  dürften  für 
das  Verständnis  des  gegenwärtig  dort  sich  abspielenden  Dramas 
förderlich  sein.  Denn  fast  alle  in  Europa  gebräuchlichen  Karten  nnd 
Beschreibungen  entsprechen  nicht  dem  jetzigen  Zustande  des  Landes, 
geben  nicht  die  neugegründeten  Städte,  die  neugebauten  Eisenbahnen, 
die  jetzt  benutzten  Wege  nnd  Häfen  an*)/ 

Die  Republik  Bolivia,  durch  deren  Massregeln  gegen  die  an 
ihrer  Grenze  lebenden  Chilenen  der  jetzige  Krieg  entstanden  ist, 
besteht  aus  zwei  Teilen,  einem  sehr  grossen  Binnenlande,  welches 
ziemlich  die  ganze  bolivianische  Nationalität  beherbergt  und  einem 
kleinen  hauptsächlich  von  Chilenen  bewohnten,  an  der  Küste  sich 
hinziehenden  Streifen  Landes.  Das  erstere,  das  eigentliche  Bolivia, 
trüber  Alto  Peru"  (Hochperu)  genannt,  ist  weniger  offen  für  den 
Weltverkehr  als  irgend  ein  anderer  der  Staaten  Südamerikas.  Seine 
Xordgrenze  erstreckt  sich  von  dem  einsam  auf  dem  Hochplateau 
der  Anden  ausgebreiteten  Titicacasee  über  die  Quellen  mächtiger 
Nebenflüsse  des  Amazonenstroms  hinaus  nach  den  die  Mitte  des 
Erdteils  bedeckenden  Urwäldern.  Die  Ostgrenze  läuft  in  diesen  fast 
noch  ganz  unbekannten  Gegenden  bis  zum  oberen  Paraguayflusse, 
der  aber  von  dem  bewohnten  Teile  der  Republik  durch  unwegsame 
Sümpfe  getrennt  ist.    Die  Södgrenze  geht  von  diesen  Sümpfen  aus 


*)  Eine  naturwissenschaftliche  Beschreibung  des  Landes  besitzen  wir  in 
Philippis  Reise  durch  die  Wüste  Atacama,  Halle  1860. 


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422 


C.  Martin: 


an  den  Abhängen  des  bolivianischen  Plateau«  hin  bis  zu  den  hoben 
Salzsteppen,  welche  die  Stufenländer  der  Südwestecke  dieses  Plateaus 
einnehmen.  Die  Grenze  überschreitet  hier  die  Anden  an  dem 
Vereinigungspunkt  der  getrennten  bolivianischen  Ketten  zu  dem 
zusammengedrängten  Kücken,  welcher  weiter  südlich  Chile  von  der 
argentinischen  Confbrderation  scheidet. 

An  dieser  Ecke  schlicsst  sich  der  kleine,  das  Meer  berührende 
Streifen  von  Bolivia  an  die  Hauptmasse  des  Landes  an.  Auf  der 
Westseite  der  Anden  zieht  er  südwärts,  bis  er  in  das  chilenische 
Gebiet  übergeht.  An  dem  Ocean  besitzt  Bolivia  aber  keinen  guten 
Hafen:  nur  eine  kleine  Strecke  Küste  ist  der  Republik  vergönnt; 
an  dem  ersten  Flusse,  welcher  durch  6cin  Wasser  die  Reise  aus  dem 
Innern  nach  dem  Meere  möglich  macht,  dem  Loa,  wird  Bolivia 
durch  Peru,  einst  seinem  Rivalen,  jetzt  ausnahmsweise  seinem  Bundes- 
genossen, von  dem  Ocean  weggedrängt  und  die  Grenze  der  beiden 
Staaten  läuft  auf  der  sehr  unwegsamen  Andenkette  bis  in  die  Nähe 
des  Titicacasees. 

Fast  der  ganze  Handel  Bolivias  findet  auf  drei  Strassen  statt. 
Die  eine  geht  vom  Titicacasee  westlich  über  den  peruanischen  Binnen- 
hafen Puno,  von  da  mit  der  Eisenbahn  über  die  westliche  Anden- 
kette nach  Arequipa,  einer  der  giö'ssten  Städte  Perus,  und  endigt 
in  Mollendo,  wo  die  Eisenbahn  den  Ocean  erreicht.  Die  andere 
überschreitet  das  Hochgebirge  von  Tacora  und  endigt  in  Tacoa 
und  Arica.  Die  dritte  Handelsstrasse  endlich  zieht  über  das  schwer 
zu  passirende,  an  Hülfsmitteln  arme  Hochplateau  des  Landes  süd- 
westlich jenem  Grenzfluss  zwischen  Peru  und  Bolivia,  dem  Loa,  zu. 
Sie  erreicht  in  jenem  Küstenstreifen  nahe  der  Mündung  des  L0.1 
das  Meer.  Hier  vermittelten  früher  ein  paar  unbedeutende  Factoreien 
an  den  offenen  Rheden  von  Tocopilla  und  Cobija  den  geringen 
Verkehr  mit  der  Aussenwelt.  Hinter  denselben  befanden  sich  im 
Innern  des  wüsten  Küstenstreifens  an  einigen  oasenartigen  Stellen 
mehrere  Gehöfte,  Stationen  für  die  Maultiertruppen  und  einige  wenig 
zahlreiche  Horden  indianischer  Nomaden. 

Diese  zogen  meist  an  der  Küste  umher,  um  von  den  Producten 
der  See  zu  leben;  einige  andere  Indier  und  Mischlinge  bedienten 
die  Maultierzüge,  welche  den  geringen  Verkehr  von  der  Küste  nach 
dem  Innern  von  Bolivia  und  den  benachbarten  argentinischen  Pro- 
vinzen besorgten. 

Übrigens  war  der  Mineralreichtum  der  Gegend  nicht  ganz 
unbekannt.  Seit  der  Entdeckung  hatten  ja  die  Spanier  in  Süd- 
amerika, besonders  aber  in  den  abgelegneren  Teilen  Gold  und 
Silber  vermutet  und  ihre.  Eldorados  dorthin  verlegt.  Aber  auch 
der  Guano  (Jeographia  nautica ;  derrotero  de  las  costns  del  Peru» 
entrega  1?  Santiago  1879,   pag.  7)   wurde  schon  von  den  Inc^ 


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Das  zwischen  Chile-  und  Bolivia  streitige  Gebiet. 


423 


viel  benutzt.  Humboldt  war  es,  der  das  ausgezeichnete  Düngemittel 
1802  den  Europäern  bekannt  machte.  Von  1842  an  bis  1857 
hat  die  Zollbehörde  von  Valparaiso  (Cuestion  chileno  -  boliviana, 
Valparaiso  1879  pag.  6  ff.)  mehreren  Schiffen  verschiedener  Na- 
tionen im  Ganzen  113  „Licencias"  erteilt,  Erlaubnisscheine  Guano 
in  Mejillones,  Augaraos,  Santa  Maria  und  anderen  Häfen  der  jetzt 
streitigen  Küste  zu  verladen. 

Als  nördliche  Grenze  ihrer  Republik  sah  damals  die  chilenische 
Regierung  nach  der  Bestimmung  der  ehemaligen  spanischen  Com- 
mission  von  Malaspina  und  Bustamante  (1799)  den  22.  Grad  südl. 
Breite  an.  Danach  hätte  allerdings  die  gesamte  jetzige  bolivianische 
Küste  den  Chilenen  gehört.  186G,  als  die  drei  jetzt  sich  bekrie- 
genden Republiken,  zusammen  von  Spanien  bedrängt,  sich  verbündeten, 
schloss  Chili  mit  Bolivia  einen  Vertrag,  nach  welchem  als  Grenze 
der  24.  Grad  angesehen  werden  sollte.  Freilich  sollte  von  den 
Erträgen,  welche  der  Bergbau  und  die  Gewinnung  des  Guano  in 
dem  Gebiete  zwischen  23  und  24°  abwarfen,  jede  der  beiden 
Nationen  die  Hälfte  erhalten.  Drittens  wurde  in  dem  Vertrage  von 
1866  bestimmt,  dass  Bolivia  in  Mejillones  einen  Hafen  för  die 
Ausfuhr  der  genannten  Produkte  einrichten,  und  viertens,  dass  der 
Export  und  der  Import  aus  Chile  in  das  Land  zwischen  23  und 
24"  frei  von  Zöllen  sein  solle.  Eine  Reihe  anderer  Bestimmungen 
stellte  die  Rechte  beider  Nationen  auf  den  gemeinsam  zu  bearbei- 
tenden Landstrich  weiter  fest.  1874  wurde  dann  der  Vertrag 
ergänzt,  ohne  dass  derselbe  wesentlich  verändert  worden  wäre. 

Wie  schon  vorher,  so  haben  besonders  nach  diesem  Zeitpunkt 
viele  Chilenen,  aber  kaum  irgend  welche  Bolivianer  jene  Gegend 
nach  ihren  Erzeugnissen  durchforscht.  1868  begaben  sich  zu  diesem 
Zwecke  zwei  Männer  aus  Valparaiso,  Garin  und  Aguito  (Noticias 
del  desierto  pag.  7),  nach  Cobija.  Viele  Monate  lang  durchstreiften 
sie  die  Stufenländer  und  Abhänge  der  Andyn  nach  vielen  Rich- 
tungen. Als  sie  nach  Chile  zurückgekehrt  waren,  lockten  ihre 
begeisterten  Erzählungen  von  den  grossen  Reichtümern  jener  Gegend 
viele  Abenteurer  dorthin.  Besonders  eine  Stelle  am  westlichen  Fusse 
der  Anden,  wo  viele  Ammoniten  der  Juraperiode  den  Boden  be- 
deckten, wurde  das  Ziel  der  neuen  Auswanderung.  Der  Ort  wurde 
nach  den  Versteinerungen  mit  dem  in  Chile  häufigen  Namen  „Caracolesu 
belegt.  Bald  war  an  demselben  eine  provisorische  Stadt  von  mehr 
als  10,000  Einwohnern  emporgewachsen.  Mehr  als  5000  Gesuche 
um  Berechtigung  zum  Bergbau  (peticiones  de  minas),  meist  auf  Silber, 
wurden  eingereicht.  Bald  enstanden  Kirche,  Schule,  Hotels;  auch 
eine  Markthalle,  eine  Kaserne  und  ein  Gefängnis  wurden  gebaut. 
Jetzt  bat  die  Stadt,  in  welcher  zwar  Manche  Reichtümer,  Viele  aber 
bittere  Enttäuschung  gefunden  haben,  etwa  5000  Einwohner. 


424 


C.  Martin: 


Caracoles  liegt  nahe  dem  Fusse  der  Anden  auf  der  Hochebene, 
welche  sich  hinter  den  von  der  Küste  aufsteigenden  Bergen  ausbreitet. 
Die  Wege  dahin  waren  alle  beschwerlich;  sie  hatten  auch  den 
Mangel,  dass  sie  alle  nach  nördlich  gelegenen  Kostenpunkten  führten, 
während  doch  der  gesamte  Handel  der  Bergwerke  von  Valparaiso 
aus  vermittelt  oder  von  dort  geleitet  wurde.  Es  wurde  daher  ein 
Ort,  welcher  einen  halben  Grad  weiter  südlich  liegt,  die  Bucht  von 
Antofagasta  unter  dem  23°41  südl.  Breite,  zur  Dampferstation  für 
Caracoles  bestimmt. 

In  Antofagasta  hatten  schon  1866  und  1868  zwei  Chilenen 
sich  den  Besitz  des  salpeterhalt  igen  Bodens  und  das  exclusive  Pri- 
vilegium auf  15  Jahre  für  die  Gewinnung  und  freie  Ausfuhr  von 
Salpeter  erworben.  Sie  bildeten  eine  Gesellschaft  für  Salpeterhandel 
(Companfa  salitrera),  welche  für  jenes  Privilegium  der  Staatskasse 
von  Bolivia  10  000  Pesos  (1  Peso  ungefähr  gleich  4  Mark)  zahlen 
und  auf  ihre  Kosten  einen  Landungsplatz  (muelle)  in  Antofagasta 
und  einen  Fahrweg,  25  Leguas  lang,  in  das  Innere  des  Landes 
bauen  musste.  Unterdessen  war  Antofagasta  zu  einer  Stadt,  welche 
1875  die  Zahl  von  6000  Einwohnern  aufwies,  herangewachsen. 
Unter  diesen  befanden  sich  4800  Chilenen,  450  Bolivianer  and 
viele  Fremde  aus  verschiedenen  Nationen  von  Europa  und  Amerika. 
1878  enthielt  die  Hafenstadt  und  ihre  Umgebung  8554  Personen, 
von  denen  drei  Viertel  aus  Chile  eingewandert  waren. 

Nun  war  aber  die  bolivianische  Regierang,  welche  jener  Ge- 
sellschaft das  Privilegium  der  Salpetergewinnung  gegeben  hatte, 
1871  durch  eine  Revolution  gestürzt  worden  und  die  neuen  Staats- 
lenker zeigten  wenig  Lust,  die  Verträge  zu  Gunsten  der  Gesellschaft 
aufrecht  zu  erhalten.  Dennoch  erbaute  die  Salpetergesellschaft  eine 
schmalspurige  Eisenbahn,  die  erste  in  Bolivia,  von  22  Seemeilen 
Länge,  welche  bestimmt  war,  bis  nach  Caracoles  weitergeführt  zu 
werden  (Jeogr.  nautica  pag.  19).  Da  beschloss  die  bolivianische 
Nationalversammlung,  entgegen  dem  gegebenen  Privilegium  und  dem 
Staatsvertrage  mit  Chile,  einfach  die  Regierung  zu  beauftragen,  jeden 
auf  der  Eisenbahn  verladenen  Centner  Salpeter  mit  einem  Ausfuhr- 
zoll von  10  Cents  oder  mehr  zu  belegen.  Da  die  Gesellschaft 
für  Salpeterhandel  sich  ihr  Recht  nicht  nehmen  lassen  wollte, 
belegte  die  bolivianische  Regierung  den  Schienenweg  und  das 
sonstige  Eigenthum  mit  Sequester  und  schritt  dazu,  diese  Gegenstände 
einzeln  zu  versteigern. 

Dieses  Vorgehen  erregte  in  Chile,  wo  stets  jedes  gewerbliche 
Unternehmen  mit  ängstlicher  Sorgfalt  gefördert  worden  ist,  und  seit 
1829  keine  Revolution  den  regelmässigen  Fortgang  der  Geschäfte 
unterbrochen  hat,  grosse  Bestürzung.  Um  die  gänzliche  Zerstörung 
ener  Eisenbahu  zu  verhindern,   erklärte  die  chilenische  Regierang 


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Das  «wischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gehiet. 


425 


im  Februnr  1870  den  Krieg  und  besetzte  sofort  den  streitigen 
Landstrich,  an  dessen  Stielende  Antofogasta  liegt. 

Die  kurze  Küste,  welche  Bolivia,  zum  Teil  gemeinsam  mit 
Chile  besitzt,  läuft  ziemlich  gerade  von  Süden  nach  Norden.  Nur 
wenig  tritt  eine  rechteckige  Halbinsel  hervor,  welche,  indem  ihre 
breiten  Seiten  dem  Festlande  und  dem  Ocean  zugekehrt  sind,  der 
allgemeinen  Richtung  der  Strandlinie  kaum  Eintrag  thut.  Von  der 
Küste  aus  steigt  das  Land  fast  überall  mehrere  hundert  Meter  steil 
an.  Die  Höhen,  welche  an  vielen  Stellen  durch  Schluchten  einge- 
rissen sind,  gehen  weiter  landeinwärts  in  ein  Hochland  über,  welches 
auf  seiner  mässig  ebenen  Oberflache  viele  kleinere  Erhebungen  zeigt 
und  bald  allmählich,  bald  stufenweise  nach  den  Anden  zu  an  Höhe 
zunimmt.  Schliesslich  steigen  dann  oft  in  ziemlich  regelmässiger 
Kegelform  die  meist  von  einander  getrennten  Gipfel  der  Anden 
empor. 

Die  erwähnte  Halbinsel,  fast  ganz  aus  schroffen  Felsen  gebildet, 
beginnt  gleich  im  Norden  von  Antofagasta.  An  ihrem  Südende 
erhebt  sich  wie  ein  Eckpfeiler  1290  Meter  hoch  der  Morro  Moreno. 
Seine  Spitze  ist  fast  stets  in  Wolken  gehüllt;  seine  Abhänge  tragen 
keine  Pflanzendecke.  —  An  der  Nordecke  der  Halbinsel  steht  ein 
ähnlicher  Berg,  der  Morro  Mejillones  (sprich:  Mechiljdnes).  Er 
sowie  der  Morro  Moreno  birgt  in  seinen  Schluchten  viel  Guano. 
Freilich  ist  das  Düngemittel  hier  lange  nicht  von  der  Güte  dos 
peruanischen  Guano.    Es  enthält  im  Durchschnitt  der  Guano  von 


Peru,  von  Bolivia 


10 

10* 

Flüchtige  organ 

.  Substanzen 

5 

9„ 

Phosphorsauren 

Kalk  . 

72 

77„ 

Kieselerde  und 

unlösl.  Subst. 

1 

3„ 

12 

i  / 

Nördlich  vom  Berge  Mejillones  breitet  sich  die  schöne  Bai 
gleichen  Namens  aus,  vor  den  in  dieser  Gegend  fast  unaufhörlich 
wehenden  Südwinden  geschützt  durch  den  obengenannten  Bercf.  Die 
Bai  ist  8  Seemeilen  breit  und  reicht  4  Seemeilen  tief  in  das  Land 
hinein.  Mehrere  gute  Landungsplätze  sind  mit  hölzernen  Werften 
(Muelles)  versehen.  Hinter  denselben  liegt  das  kleine  Hafenstädtchen 
San  Luciano  mit  etwa  500  Einwohnern,  hauptsächlich  Chilenen. 
Vor  1859  befanden  sich  da  nur  die  Ruinen  eines  Bergwerks,  1863 
entstand  der  neue  Ort.  Lebensmittel  und  Quellwasser  giebt  es  hier 
ebensowenig  als  in  Antofagasta;  fünf  Destillirmaschinen  machen  das 
Seewasser  trinkbar.  Nur  Seefische  und  andere  essbare  Seetiere: 
Austern,  sonstige  Muscheln,  Seeigel  etc.  sind  reichlich  vorhan- 
den.    An   der  nördlichen  Küste   wächst  Cactus,    dessen  trockne 


426 


C  Martin: 


Stengel  zum  Feuern  benutzt  werden.  —  Auch  von  hier  aus  bat 
man  begonnen,  eine  Eisenbahn  zn  bauen,  welche  sich  mit  der 
von  Antofagasta  vereinigen  und  so  den  Weg  nach  Caracoles  ab- 
kürzen sollte. 

30  Seemeilen  im  Norden  von  Mejillones  breitet  sieh  die  Rhede 
von  Cobija  aus.  Wenn  dieselbe  auch  den  besuchtesten  und  früher 
den  einzigen  Hafen  der  bolivianischen  Küste  darstellt,  so  ist  in 
derselben  das  Landen  doch  durchaus  nicht  leicht.  Zwar  schützt  sie 
vor  den  herrschenden  Südwinden  die  kleiue  felsige  Spitze  Cobija, 
die  von  dem  hier  610 — 914  Meter  hoben  steilen  Bergen  aus  her- 
vortritt; aber  viele  Felsklippen  und  der  stets  hohe  Seegang  gefährden 
die  Boote  auf  dem  Weg  von  den  Schiffen  zum  Lande.  Eine  Lan- 
dungsbrücke (muelle)  hat  neuerdings  die  Anfahrt  etwas  erleichtert 
Die  Bevölkerung  kann  man  zu  etwa  2000  Seelen  annehmen,  ohne 
die  Bergleute  der  Umgegend  zu  zählen.  Cobija  dient  der  ehemaligen 
Hauptstadt  von  Bolivia,  Chnquisaca,  und  der  früher  bedeutenden 
Bergwerksstadt  Potosi  als  Stapelplatz.  Sie  führen  über  diesen  Hafen 
ihre  Minen produkte  aus  und  einige  europäische  Wnaren,  sowie 
mancherlei  chilenische  Erzeugnisse  ein.  Aber  Chuquisaca  und  Potosi 
sind  einigermassen  heruntergekommen  und  bilden  durchaus  nicht 
den  Mittelpunkt  der  bolivianischen  Bevölkerung.  Als  solcher  gilt 
mit  Kecht  die  jetzige  Landeshauptstadt  La  Paz,  welche  aber  mit 
ihrem  Handel  ganz  auf  Arequipa  und  Arica  in  Peru  angewiesen 
ist.  Bis  jetzt  sind  Saumtiere  die  einzigen  Transportmittel  für  den 
Handel  von  Cobija  mit  dem  Binnenlande.  Der  Weg  dahin  führt 
erst  in  steilen  Schluchten  hinauf  auf  die  Hochebene,  oben  teilt  er 
sich :  am  bequemsten  ist  es  für  den  Reisenden,  die  Richtung  nach 
dem  Loafluss  zu  nehmen,  dem  man  dann  in  der  später  zu  beschrei- 
benden Weise  folgt.  Der  Pfad  an  dem  Fluss  erreicht  die  vollständige 
Höhe  der  Ebene  auf  dem  halben  Wege.  Diese,  die  Wüste  Atacama. 
i?t  135  Seemeilen  breit;  die  Maultiertruppen  brauchen  zur  Über- 
schreitung derselben  3  Tage.  Die  zu  Fusse  gehenden  indischen 
Boten,  die  berühmten  „Chasquesu  (sprich:  Tschaskes),  die  seit  den 
Zeiten  der  Incas  die  Regierungsbefehle  und  jetzt  auch  die  Briefe 
befördern,  reisen  schneller.  Sie  legen  den  Weg  von  Cobija  bis 
Potosi.  540  Seemeilen  weit  (etwa  eben  so  weit  wie  von  Tricst  bis 
Stettin),  in  10  Tagen  zurück.  Natürlich  müssen  sie  sich  in  kurren 
Stationen  ablösen ;  denn,  um  ihre  Briefsacke  auf  dem  furchtbar 
bergigen  Wege  in  dieser  kurzen  Zeit  zu  befördern,  ist  es  notwendig, 
dass  manche  Wegstrecken  von  60  Seemeilen,  das  heisst  15  deutschen 
Meilen,  in  24  Stunden  zurückgelegt  werden. 

In  Cobija  betrug  die  Ausfuhr  des  Jahres  1862,  hauptsächlich 
aus  Zinn.  Kupfer,  Guano,  Silber  bestehend,  2  207  520  Pesos.  Der 
Staat  Bolivia  gewann  1870  aus  den  Zöllen  dieses  Hafens  148  473 


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Da»  zwischen  Chile  und  Bollvin  streitige  Gebiet. 


4  27 


Pesos,  während  seine  Gesamteinnalmie  zu  2  252  752  Pesos  geschätzt 
wurde.  Wie  die  vorhergenannten  Plätze  bekommt  auch  Cobija  seine 
Lebensmittel  meist  auß  Chile;  Vieh  wird  über  die  Anden  von  Ar- 
gentinien herübergetrieben.  —  Durch  eine  Schlucht  im  Norden  der 
Stadt  kommt  ein  dünner  Faden  Wasser  herab,  gespeist  aus  den 
Nebeln,  welche  häufig  die  Gipfel  der  felsigen  Berge  umgeben. 
Aber  derselbe  genügt  lange  nicht  für  die  Bedürfnisse  aller  Ein- 
wohner; auch  hier  muss  destilliertes  Wasser,  von  welchem  stets  ein 
grosser  Vorrat  gehalten  wird,  aushelfen.  Man  hat  allerdings  auch 
Bronnen  gegraben ,  aber  diese  liefern  ein  so  salziges  Wasser,  dass 
nur  Tiere  es  trinken  können. 

Nahe  bei  Cobija  liegt  die  kleine  Rhede  von  Gatico,  deren  Be- 
schaffenheit das  Einschiffen  der  Kupfererze  aus  den  benachbarten 
Bergwerken  sehr  erleichtert.  Der  Transport  der  Steine  findet  in 
Sacken  auf  Flössen  statt,  welche  die  kurze  Entfernung  von  der 
Landungsbrücke  (rauelle)  nach  dem  27  Meter  tiefen  Ankerplatz  zu- 
rücklegen. An  einem  Tage  werden  bis  50  Tons  transportiert.  Gleich 
hinter  dem  kleinen  Orte  erheben  sich  die  Berge  1006  Meter  hoch. 

Sechs  Seemeilen  nördlich  von  Cobija  befindet  sich  die  kleine 
Bucht  (caleta)  Guanillo,  in  welcher  am  Strande  Schmelzöfen  erbaut 
sind.  Aus  diesen  wird  auf  einem  kleinen  Schienenstrang  das  durch 
englische  oder  chilenische  Kohlen  hergestellte  Kupfer  nach  einem 
Krahnen  gefahren,  unter  welchem  die  Boote  zu  jeder  Zeit  anlegen 
können. 

Nun  erstreckt  sich  weit  nach  Norden  die  Küste,  steil  und 
hafenlos,  öde  und  unbewohnt,  bis  nahe  dem  22.  Grade.  Da  bietet 
wieder  eine  flache  Einbiegung  den  Schiften  Schutz  dar.  Es  ist  die 
Bai  von  Algodon.  Hier  treten  reiche  Kupferadern  an  drei  Stellen 
des  Strandes:  Bellavista,  Tocopilla  und  Duendes  und  an  vielen 
anderen  weiter  im  Innern  zu  Tage.  In  Conchi,  36  Seemeilen  von 
der  Küste  entfernt,  wurden  früher  ausgezeiehnete  Minen  auf  Kupfer 
und  Gold  betrieben;  es  scheint,  dass  sie  jetzt  wieder  aufgenommen 
werden.  Ein  bequemer  Fahrweg  verbindet  dio  Stelle  mit  dem 
Hafen.  Aber  jetzt  schon  führt  Tocopilla  viel  Kupfer  aus.  1862 
wurden  413  Tons  Kupfer  und  4540  Tons  Kupfererz  eingeschifft  und 
seitdem  hat  der  Bergbau  dort  noch  bedeutend  zugenommen.  Die 
Hauptmineu  und  Hüttenwerke  gehören  einer  englischen  Gesellschaft, 
welche  eine  Landnngsbrücke  mit  Schienenweg  gebaut  hat,  um  die 
Einfuhr  der  Kohlen  und  Ausfuhr  der  Erze  zu  erleichtern.  Auch 
andere  Gegenstände  des  Bergbaus  fehlen  nicht:  Bleiglanz  von 
grossem  Reichtum  tritt  nahe  bei  Tocopilla  zu  Tage,  wird  aber  bei 
dein  hohen  Tagelohn  und  dem  bedeutenden  Preise  der  Steinkohlen 
nicht  bearbeitet.  Ferner  breiten  sich  45  Seemeilen  im  Osten  des 
Ortes  unabsehbare  Lager  von  Natronsalpeter  aus. 


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428  C.  Martin: 

Tocopilla  ist  die  gewerbfleissigste  Stadt  an  der  bolivianischer 
Küste:  4  Kupferscbmelzereien ,  jede  mit  3  Öfen  (borno  de  rever- 
bero),  vorarbeiten  die  aus  den  Bergen  dicht  hinter  dem  Orte  ge- 
wonnenen Erze.  Die  Zahl  der  Einwohner  beträgt  ungefähr  Tausend: 
es  sind  meist  Englander  und  Chilenen.  Frische  Lebensmittel  nn<1 
Wasser  sind  hier  verhältnismässig  billig.  Die  ersteren  müssen 
natürlich  zur  See  durch  Segelschiffe  oder  durch  die  Dampfer,  welche 
den  Postverkehr  vermitteln ,  herbeigeschafft  werden.  Wasser  wird 
sowohl  in  Destilliermaschinen  gewonnen,  als  auch  aus  einer  reichlichen 
und  guten  Quelle  herbeigebracht.  Dieselbe  entspringt  aus  einem 
Felsen  7  Seemeilen  nördlich  von  der  Stadt,  1'^  landeinwärts  von 
der  Küste.  In  Schläuchen  von  Seehundsfell,  jeder  zu  einigen  3<"' 
Litern,  wird  es  nach  dem  Hafen  geschafft. 

Nach  den  Grenzansprüchen  der  Peruaner  gehört  schon  Toco- 
pilla zu  ihrer  Republik  und  nicht  mehr  zu  Bolivia.  Dieselbe  Un- 
sicherheit, welche  freilich  bei  der  schwachen  Verwaltung  beider 
Staaten  nicht  besonders  schädlich  einwirkt,  gilt  natürlich  auch  für 
die  nun  folgenden  Punkte.  Am  Vorgebirge  Paqnica,  10  Seemeilen 
nördlich  von  der  Algodonbai,  wird  der  beste  bolivianische  Guano 
gewonnen.  Er  wird  in  Flössen  von  Seehundsfell  nach  den  Schiffen 
transportiert.  1862  wurden  19  Schiffe  mit  16  739  Tons  von  diesem 
Guano  beladen.  —  Wieder  16  Seemeilen  weiter  im  Norden  li«-gt 
ein  Dörfchen  von  Fischern,  Resten  von  Ureinwohnern.  Dasselbe 
befindet  sich  nur  12  Seemeilen  südlich  von  der  Mundung  des  Flnsses 
Loa,  welcher  die  Gebietsanspröche  Bolivias  im  Norden  abschließt. 

Der  Loa  fliesst  durch  ein  von  steilen  Bergen  eingefasstes  Thal 
in  schnellem  Laufe  von  der  Hochebene  herab.  Dadurch,  dass  er 
dies  nicht  in  gerader  oatwestlicher  Richtung,  sondern  in  einem  sehr 
grossen  nach  Süden  convexen  Bogen  thut,  erreicht  er  ohne  grösseren 
Wasserfall  das  so  tief  unter  seinem  oberen  Laufe  liegende  Nivean 
des  Oceans.  In  diesen  selbst  sieht  man  ihn  insofern  nicht  einfliessen. 
als  sein  Wasser  400  Meter  vorher  im  Sande  verschwindet.  Dennoch 
ist  er  der  einzige  Fluss  an  der  Küste  von  Bolivia,  und  auf  grosse 
Entfernungen  hin  haben  auch  Chile  und  Peru  keinen  grösseren. 
Einige  Meilen  über  seinem  Ende  ist  der  Flnss  im  Sommer  5  Meter 
breit  und  3  Deciraetcr  tief.  Das  Wasser  ist  sehr  ungesund;  es  s«il! 
viel  Salpeter  enthalten.  Auch  der  Anblick  der  Ufer  erfreut  das 
Auge  nicht:  keine  Bäume  zieren  das  öde  Thal,  nur  an  seltenen 
Stellen  umsäumt  Schilfdickicht  das  unwirtbare  Flussbett.  In  früheren 
Zeiten  stand  ein  grosses  Dorf  in  Chapel,  eine  halbe  Meile  nördlich 
von  der  Mündung,  aber  jetzt  wohnen  nur  ein  paar  Familien  um  das 
stille  Kirchlein.  Jenseits  des  Loa  nach  Peru  hin  liegt  das  trost- 
loseste unbewohnteste  Stück  der  Wüste  von  Atacaraa.  Dasselbe 
wird  erst  unter  dem  20.°  durch  die  Stadt  Tquique  unterbrochen. 


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Das  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gehiet. 


429 


Von  der  Küste  führen  zwei  Gruppen  von  Wegen  über  die  zu 
den  Anden  ansteigende  Wüste  nach  dem  Innern.  Erstens  im  Norden 
durch  das  Thal  des  Loa  diejenigen,  welche  Potosi  im  Innern  Boli- 
via's  mit  dem  Meere  verbinden,  zweitens  im  Süden  die  direct  nach 
Osten  über  Caracoles  und  Atacama  nach  den  La  Plata- Staaten 
weisenden.  Letztere  sind  beschwerlicher,  weil  sie  keinen  Fluss  oder 
Bach,  keine  Quelle  berühren,  ehe  sie  auf  der  Hochebene  der  Anden 
an  den  salzigen  See  von  Alacama  gelangen.  Aber  sie  werdeu  durch 
die  Eisenbahn  der  Salpetergesellscbaft  von  Antofagasta  um  ein  gutes 
Stück  abgekürzt.  Auf  diesem  Schienenweg  steigt  der  Zug  erst 
langsam  die  Binnenebene  hinauf.  Oben  halt  er  an  bei  dem  gross- 
artigen Hauptwerke  der  Compania  salitrera,  Salar  del  Carmen. 
Zahlreiche  Arbeiter  beuten  da  den  Salpeter  aus.  Die  Wüste  von 
Atacama  dehnt  sich  nach  allen  Seiten  hin.  Auf  der  mit  kleinen 
und  grossen  Steinen  bedeckten  vegetationslosen  Fläche  liegen  in 
grossen  Entfernungen  an  den  dieselbe  kreuzenden  Wegen  kleine 
Wirtshäuser.  Weiter  aufwärts  dampft  der  Zug  nach  Salinitas,  einem 
Stationsort  mit  Hotels,  filtriertem  Wasser,  Ziegen  und  Hühnern, 
Lastwagen  und  Kutschen,  Maultieren  und  Pferden.  Von  hier  führt 
eine  Tagereise  von  12  Leguas  nach  Punta  Negra,  wo  einige  Häuser 
einen  Kuhepunkt  gewähren.  Nach  dieser  Station  muss  das  ohnehin 
mangelhafte  Trinkwasser  von  Salinitas  gebracht  werden.  Eine  weitere 
Tagereise  von  9  Leguas  bringt  uns  zu  dem  vielersehnten  Caracoles 
mit  seinen  Silberminen.  Da,  wo  vor  10  Jahren  nur  rauhe  Felsen 
and  Steinwüsten  sich  ausbreiteten,  ist,  vom  Schweisse  der  chilenischen 
Bergleute  benetzt,  eine  hübsche  Stadt  entstanden.  Die  ersten  An- 
siedler mussten  ihr  WTasser  zuerst  von  „Liinon  Verde44,  9  Leguas 
weiter  im  Nordosten  der  Stadt,  wo  eine  gute,  aber  sparsame  Quelle 
dem  Felsen  entspringt,  beziehen.  Aber  jetzt  hat  man  einen  reich- 
liche] en  Wasserfund  6  Leguas  von  der  Stadt  entfernt,  gemacht. 

Der  nördliche  Weg  quer  durch  die  Wüste  ist  der  der  boli- 
vianischen Postläufer.  Diese  gehen  von  Cobija  aus.  Besser  aber 
ist  als  Ausgangspunkt  für  denselben  Tocopilla.  Von  Cobija  aus 
eiTeicht  der  Weg  den  Fluss  in  Miscante,  von  Tocopilla  in  Chacance. 
Hier  ist  ein  Hüttenwerk  und  vor  allem  sind  dort  gute  Weideplätze 
tür  die  Saumtiere.  In  Miscante,  wo  sich  beide  Wege  vereinigen, 
ist  weniger  Anbau.  3  Leguas  weiter  den  Loa  hinauf  bietet  Huacate 
wieder  Hüttenwerke  und  einige  künstlich  bewässerte  Luzernefelder 
dar.  "Weiter  thalaufwärts  liegt  Calama,  von  Wiesen,  welche  durch 
die  Gebirgswässer  und  den  Loafluss  frisch  erhalten  werden,  umgeben. 
Diese  grünen  Stellen  nehmen  einen  Kaum  von  8  Quadratleguas  ein. 
Das  Städtchen  Calama  hat  500  Einwohner.  Die  Gebäude  sind 
schlecht  und  zeigen  viele  Spuren  der  hier  häufigen  Erdbeben.  Das 
Wasser  des  Loa  hat  hier  einen  schlechten  Geschmack  und  ist  schädlich: 


430 


C.  Martin: 


es  soll  die  Atemwege  reizen  und  Warzen  an  den  damit  benetztea 
II  ausstellen,  besonders  an  allen  wunden  Stellen  hervorrufen.  Daseien 
ist  es  zum  Waschen  ganz  vortrefflich.  Ks  reinigt  die  Wäsche  so 
gut  wie  die  beste  Seife,  greift  sie  aber  an.  Die  Luft  ist  sehr 
trocken  und  gefährlich  für  solche  Personen,  welche  die  Nacht  im 
Freien  zubringen.  Es  entsteht  dann  die  Krankheit,  welche  hier 
Puntada  oder  Costado*)  genannt  wird.  Diese  Krankheit  wird 
manchmal  in  den  ersten  drei  Tagen  tödlich.  Gegen  dieselbe  wird 
als  Volksmittel  Eidotter  mit  pulverisiertem  Weihrauch  gebraucht. 

Von  Calama  aus  geht  der  grosse  Fahrweg  nach  dem  Innern 
von  Bolivia  über  Chiuchiu  (sprich  Tsehiu  tschm),  Santa  Barbara  und 
andere  kleine  Stationen.  Chiuchiu  liegt  auf  der  Südseite  des»  Loa. 
es  hat  300  Einwohner.  Hier  ist  das  Wasser  des  Loa  nicht  mehr 
so  schädlich,  das  Klima  ist  gesünder,  wenn  auch  die  Puntada  noch 
vorkommt.  Neben  der  Luzerne  werden  weiter  oben  am  LoanW 
auch  Mais,  Gerste,  und  sehr  gute  Kartoffeln  gezogen.  Von  hier  ab 
ist  auf  dem  Wege  nach  Potosi  auch  die  bolivianische  Bevölkerung 
vorherrschend  und  die  chilenische  wird  spärlich.  12  Leguas  ober 
halb  Chiuchiu  wird  der  Weg  sehr  gefährlich,  weil  er  in  kurzen 
Entfernungen  an  mehr  als  70  steilen  Schluchten  vorbeiführt.  Die- 
selben werden  erst  in  unmittelbarer  Nähe  sichtbar,  sie  sind  zwischeu 
30  und  70  Meter  tief.  In  einigen  entspringen  Quellen  trinkbaren 
Wassers,  an  denen  ein  paar  Indier  mit  ihrem  Vieh  wohnen.  Dort 
befinden  sich  auch  die  Kuinen  einer  alten  Goldmine. 

Bei  Chiuchiu  gehen  auch  mehrere  Wege  nach  Süden,  verbinden 
also  das  am  Loa  sich  hinziehende  Wegsystem  mit  dem  südlicheren 
über  Caracoles  nach  Atacama  führenden.  Der  beste  Weg  zwischen 
Chiuchiu  und  Atacama  berührt  die  Indianerdörfer  Aiquina  (sprich 
Ahikina)  und  Incaliri.  Bei  diesen  befinden  sich  Schafweiden,  Feld.: 
mit  Luzerne,  Mais  und  Gerste.  Ja,  es  wird  in  ihrer  Nähe  selbst 
etwas  Gesträuch  gefunden,  welches  Brennholz  liefert  —  ein  Scha:; 
in  dieser  baumlosen  Gegend.  Weiter  nach  Süden  erreicht  der  W«g 
den  vom  Hochgebirge  umgebenen  Salzsee  von  Atacama,  der  eine 
schöne  Oase  in  der  Wüste  bildet.  In  denselben  mündet  der  fal- 
zige Bach  San  Bartolo.  An  dem  oberen  Laufe  desselben  wird  B 
dem  gleichnamigen  Bergwerke  viel  Kupfer  gewonnen.  Die  vortreff- 
lichen Baulichkeiten  haben  mehr  als  400  000  Pesos  (Dollars)  ge- 


*)  Puntada  heisst  Seitenstechen,  und  mancherlei  Krankheiten,  bei  d»ner, 
dieser  Schmerz  vorkommt,  besonders  Brustfellentzündung,  werden  so  geninni. 
Costado  hat  dieselbe  Bedeutung.  Im  südlichen  Chile  habe  ich  ciue  E^deroi? 
von  Fleckfieber  bcobaeht' t  (besehrieben  in  der  Rcvista  mediea  de  Chile  IS"-)- 
bei  welcher  linsten  und  Seitensteehen  häufig  vorkam.  Die  Krankheit  wunde 
auch  allgemein  als  „Puntada"  bezeichnet.  Wahrseheinlich  ist  die  Puntada  fJ> 
Calama  ein  den  Wcch.selfiebern  ähnliches  Übel. 


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Das  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gebiet 


431 


kostet.  Über  200  Arbeiter,  meist  Chilenen,  sind  hier  beschäftigt 
Grosse  Wiesen  breiten  sich  um  das  Bergwerk  ans.  Zwischen  den- 
selben windet  sieb  der  Salzbach  durch:  Seitsarn  contrastieren  die 
«rünen  Pflanzen  mit  den  weissen  Salzfiguren,  welche  sich  am  Rande 
des  Wassers  bilden. 

Da  wo  der  Bach  mit  anderen  Wasserläufen  vereinigt  in  einen 
Salzsee  mündet,  liegt  das  Städtchen  Atacama  mit  mehr  als  200 
Häusern  und  1500  Einwohnern,  meist  Indiern.  Das  ist  der  llaupt- 
ort  in  dieser  Wüste.  Hier  giebt  es  Fleisch  im  UberHuss,  weil  viel 
Vieh  aus  der  argentinischen  Bepublik  an  dein  See  hin  nach  der 
Küste  getriebeu  wird.  Einer  von  den  Einwohnern  besitzt  gegen 
600  Maultiere,  darunter  100  ausgesuchte,  welche  „Pianerns*  ge- 
nannt werden.  Nur  solche  nämlich  können  grössere  Gegenstände, 
wie  Pianos  Ober  die  Anden  tragen.  Der  Transport  eines  Piano's 
(oder  Pianino's,  wie  man  sie  in  Südamerika  in  den  abgelegensten 
Orten  findet)  kostet  600—1000  Pesos,  ein  solches  Maultier  400— 
500  Pesos.  —  In  Atacama  giebt  es  alle  Arten  Gemüse  und  Frueht- 
bäume.  Die  Gärten  müssen  freilich  besonders  durch  Canäle  be- 
wässert werden.  An  den  Bächen  befinden  sich  Mühlen  für  den 
Weizen  und  den  Mais.  Das  Klima  ist  das  beste  des  ganzen  Land- 
strichs bis  zur  Küste  hin.  Doch  kommt  auch  hier  die  Puutada 
vor.  —  In  der  Nähe  hat  man  eine  Grotte,  genannt  „Gruta  de  Sau 
Pedro44,  mit  prachtvollen  Salzstalaktiten  gefunden. 

Von  da  an  beginnen  auf  dem  Wege  nach  der  argentinischen 
Republik  allmählich  an  den  Stationen  Baunireihcn  einen  in  der  Wüste 
ganz  ungewohnten  Anblick  zu  gewähren.  —  Weiter  südlich  berührt 
der  Weg  einen  kleinen  Indianerstamm,  genannt  der  Stamm  der 
Ksquiveles.  Derselbe  besitzt  gegen  1000  Alpacas,  700  Llamas  und 
grosse  Schafheerden.  — 

Dieser  ganze  nun  von  dem  chilenischen  Heere  besetzte  Land- 
strich hat  ein  sehr  trocknes  Klima.  Die  Temperatur  desselben  ist  weit 
unter  der,  welche  ihm  bei  der  Nähe  des  Äquators  zukommen  inüsste; 
er  liegt  ja  unter  dem  Wendekreise.  Aber  im  Innern  des  Landes 
bedingt  die  hohe  Lage  des  Bodens  dicht  an  ewig  beschneiten 
Andengipfeln  eine  bedeutende  Erniedrigung  der  Luftwftrme.  An 
der  Koste  aber  wirken  eben  so  kräftig  abkühlend  die  vom  Südpole 
kommenden  kalten  Gewässer  der  Humboldströmung  und  die  häufigen 
Südwinde.  Diese  wechseln  nie  mit  Nordwinden  ab,  wenn  sie  aller- 
dings auch  oft  von  Windstillen  unterbrochen  werden.  Am  Tage 
stürmt  meist  ein  von  der  See  kommender  Südwestwind  über  die 
W  üste.  Nachts  fliesst  der  sanftere  Südostwind  von  den  eisigen 
Höhen  der  Anden  herab  durch  die  Thäler  nach  dem  Strande.  Im 
Herbst  (März ,  April  und  Mai)  bildet  sich  von  9  Uhr  Abends  an 
ein  dichter  Nebel.    Derselbe  pflegt  dann  die  Küste  und  das  Meer 


432 


C.  Martin: 


in  der  Nabe  des  Landes  bis  10  Uhr  Morgens  zu  bedecken.  Aus 
diesem  Nebel  fällt  ein  ausserordentlieh  reichlicher  Thau ,  der  alle 
Gegenstande  ebenso  wie  ein  starker  Kegen  durchfeuchtet.  Er  bildet 
die  einzige  flussige  Nahrung  für  die  spärliche  Vegetation  der  Küsten- 
berge.  —  Die  durchschnittliehe  Luftw&rme  betragt  an  der  Küste, 
wenigstens  in  Mejillones  das  ganze  Jahr  ungefähr  13,3°  des  hundert 
teiligen  Thermometers.  Nach  dieser  kann  man  die  Temperatur  jedes 
Küstenorts  bcbtimmen,  wenn  man  nach  den  Untersuchungen  des 
Professor  Moesta  auf  jeden  Breitengrad  nach  dem  Äquator  zu  eine 
Temperaturerhöhung  von  einem  halben  Grad  oder  genauer  0,405° 
rechnet. 

Hinter  der  Küste  erhebt  sich  eine  Terrasse  fast  gleichförmig 
wie  ein  Wall,  meist  mehrere  hundert,  an  manchen  Stellen  tausend 
Meter  hoch:  die  Wüste  von  Atacama.  Sic  erstreckt  sich  von 
Copiapö  in  Chile  uuter  dem  27°  bis  nach  Iquique  in  Peru,  also 
bis  zum  20°  südlicher  Breite.  Demnach  ist  sie  etwa  100  deutsche 
Meilen  lang  bei  einer  Breite  von  30  deutschen  Meilen.  Übrigens 
gleichen  die  Küstenstriche  und  Andenterrassen  südlich  von  Copiapo 
und  nördlich  von  Iquique  auch  sehr  denen  von  Atacama,  nur  sind 
sie  häufiger  von  grünen  Stellen  unterbrochen.  Die  Wüste  steigt 
langsam  an  bis  zu  den  Kegeln,  welche  einzeln  zu  massiger  Höhe 
aufsteigend,  hier  den  Rückgrat  der  Anden,  4 — 5000  Meter  hoch, 
bezeichnen.  Die  Oberfläche  der  Terrasse  bildet  meist  eine  ziemlich 
regelmassige  Ebene,  hie  und  da  von  einzelnen  Hügeln  unterbrochen. 
In  dem  schmalen  Streifen  der  Wüste  zwischen  dem  Strandsaum  und 
dem  Hochgebirge  regnet  es  vom  25.  bis  zum  22.  Grade  nie;  woh! 
regnet  und  schneit  es  aber  in  denselben  Breitengradeu  auf  den 
Anden  und  ihren  Abhängen,  zum  Beispiel  in  Caracoles.  Indessen 
verschwindet  das  Kegcnwasser  sofort  in  dem  Sande  und  dem  Stein- 
getrümmer,  welches  dort  den  Boden  bildet.  An  manchen  entfernten 
Stellen  tritt  das  Wasser  dann  wieder  als  Quelle  hervor. 

Die  ganze  Wüste  besteht  aus  einem  groben  Sande  mit  vielen 
Steinsplittern  und  Felsstüeken  von  so  scharfen  Kanten  und  Ecken, 
dass  die  Pferde  mit  Hufeisen,  welche  sie  sonst  in  Südamerika  selten 
erhalten,  und  sogar  die  Hunde  mit  einer  Art  Schuhen  versehen 
werden  müssen.  Dieser  aller  Vegetation  baare  Fussboden  scheint 
einst  von  mancherlei  Tieren  verhältnismässig  belebt  gewesen  zu 
sein.  Vielleicht  gaben  die  wenigen  Oasen,  welche  sich  am  Loaflussc 
um  den  See  von  Atacama  und  an  anderen  Stellen  ausbreiten,  einst 
vielen  die  Wüste  durcheilenden  Tieren  Futter  und  Tränke,  wie  sie 
jetzt  zahlreiche  Saumtiere  ernähren.  Grosse  Schaaren  der  für  die 
andinischen  Hochländer  so  charakteristischen  lamaartigen  Tiere  sollen 
früher  hier  ihr  Leben  gefristet  haben.  Jetzt  sind  die  Guanacos 
auf  einige  Berge  an  der  Küste,   besonders  den  Morro  Moreno  be- 


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Das  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gebiet 


433 


schränkt.  Lamas  giebt  es  nur  noch  an  einigen  Punkten  im  Innern. 
Wohl  deshalb,  weil  jenes  Wild  selten  geworden  ist,  wird  auch  der 
Puma  (der  amerikanische  Löwe),  der  einst  hier  häufig  gewesen  sein 
soll,  nur  noch  selten  angetroffen. 

Wenn  also  Tier-  und  Pflanzenwelt  für  die  Belebung  dieser 
Gegend  kaum  ins  Gewicht  fällt,  so  haben  dagegen  die  Schätze  des 
Mioeralreichs  in  die  traurigen  Einöden  zahlreiche  Schaaren  fleissiger 
Menschen  herangelockt;  sie  schmücken  manchen  einsamen  Felsen- 
winkel mit  schlanken  Schloten  und  lassen  das  sonst  dort  allein 
hörbare  Geheul  der  Stürme  durch  das  Stampfen  gewaltiger  Maschinen 
übertönen.  —  Von  den  Bestandteilen  des  Erdreichs  fallen  natürlich 
am  meisten  die  hellen  Flächen  der  Alkalisalze  in  die  Augen:  An 
vielen  Stellen  des  Innern  werden  grosse  Stücke  reinen  Kochsalzes 
gefunden,  an  mehreren  vermischt  mit  Kalk  und  mit  verschiedenen 
Sodasalzen.  Mehr  Bedeutung  haben  die  ausgebreiteten  Lager 
schwefelsauren,  kohlensauren  und  salpetersauren  Natrons.  Femer 
finden  sich  Gyps  und  kohlensaurer  Kalk,  Substanzen,  die  sonst  an 
der  Westküste  nicht  häufig  sind,  so  dass  man  in  Chile  zur  Her- 
stellung des  Mörtels  meist  den  viel  schlechteren  Kalk,  welcher  aus 
Muscheln  gebrannt  wird,  benutzen  muss. 

Die  wertvollsten  Erzeugnisse  dieser  Gegend  sind  aber  an  der 
Küste  der  Guano  und,  über  die  ganze  Ausdehnung  des  Landes  hin 
zerstreut,  reiche  Minen  von  Silber  und  Kupfer,  Wismuth  und  Gold. 
Ausserdem  giebt  es  Zinn,  Blei,  Nickel,  Kobald,  Eisen  und  Schwefel. 
Die  Erze  sind  meist  leicht  zu  behandeln,  da  viele  leicht  trennbare 
Verbindungen,  wie  Chlormetallc,  statt  der  schwerer  aufschliessbaren 
Schwefel  und  Arsenverbindungen  vorkommen.  Viele  Fundorte  werden 
bei  dem  jetzigen  Zustande  des  Verkehrs  nicht  benutzt.  Es  werden 
meist  nur  solche,  welche  in  der  Nähe  der  Häfen  zu  Tage  treten, 
bearbeitet.  Freilich  haben  kühne  Abenteurer  aus  Chile  auch  eine 
Anzahl  reicher  Minen  im  Innern  in  Angriff  genommen,  vorzüglich 
in  der  Gegend  von  Caracoles.  —  Dort  liegen  manche  Bergwerke 
in  sehr  bedeutenden  Höhen,  zum  Beispiel  die  von  Limon  Verde, 
in  denen  3109  Meter  über  dem  Niveau  des  Meeres  Silber  ge- 
wonnen wird. 

Neben  den  Erzeugnissen  unseres  Planeten  sollen  auch  5  ver- 
schiedene Arten  von  Meteorsteinen  gefunden  worden  sein. 

Ausser  dem  Bergbau  muss  noch  der  Handel  erwähnt  werden, 
wenn  von  dem  Leben  in  der  Wüste  von  Atacama  dio  Rede  ist. 
Auch  dieser  zeigt  die  innige  Verbindung  von  Bolivia  mit  Chile. 
Aus  ihren  von  der  Natur  so  stiefmütterlich  behandelten  Häfen  hat 
die  Republik  Bolivia  im  Jahre  1874  nach  Chile  2263321  Pesos 
(Dollars)  Silber-  und  Kupfererze  ausgeführt.  Aus  Chile  bezog  sie 
in  demselben  Jahre  für  1919  218  Pesos  in  chilenischen  Erzeugnissen 

ZeiUchr.  d.  OeaeUach.  f.  Erdk.  Bd.  XV.  28 


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434     C.  Martin:  Das  zwischen  Chile  und  Bolivia  streitige  Gebiet 


und  728  529  in  solchen,  welche  über  Chile  aus  dem  Auslande  ge- 
kommen waren.  Aus  Chile  kommen  hauptsächlich  Kleie,  Brannt- 
wein, Vieh,  Holz  und  Steinkohlen,  Bier,  Nudeln,  getrocknete  FrOchte, 
Schiffszwieback,  Fett,  Mehl,  Seife,  frische  Gemüse,  Bauholz,  Mais, 
Butter,  Ndsse,  Kartoffeln,  Heu,  Käse  und  Wein.  Über  Chile  kamen 
vorzüglich  Manufakturerzeugnisse. 

Dieser  lebhafte  Verkehr  verdankt  vielleicht  zum  Teil  seine 
Existenz  dem  Umstände,  dass  Bolivia  seine  einzigen  nationalen 
Häfen  in  dieser  Gegend  besitzt.  Es  spricht  also  dafür,  dass  die 
Ausfuhrhafen  dieser  binnenländischen  Republik,  Cobija  und  Toro- 
pilla,  ihr  erhalten  bleiben  mögen;  freilich  gehören  geographisch  Oft 
noch  mehr  Recht  zu  Bolivia  Iquiquo  und  Arica,  die  jetzt  von  Peru 
regiert  werden.  Auf  der  anderen  Seite  geht  der  Minenverkehr  von 
Caracoles,  Mejillones  und  Antofagasta  ganz  nach  Valparaiso  nnd 
lässt  diese  Plätze  als  natürlich  zu  Chile  gehörig  erscheinen. 


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Üebersicht  der  vom  November  1879  bis  dahin  1880 
auf  dem  Gebiete  der  Geographie  erschienenen  Werke, 
Aufsfitze,  Karten  und  Plane. 

Von  W.  Kon  er. 


Allgemeines.    Geschichte,  Wörterbücher  der  Geographie, 
Biographien,  Methodologie  des  geographischen 

Unterrichts. 

Adams  (W.  H.  D.),  Some  heroes  of  travel;  or  chapters  from  the  history  of 
geographical  discovery  and  enterprise.  London  (Christian  Knowledge 
Soc.)    1880.    8.    (5  s.) 

Adan  (E.),  La  geograpbie  k  l'Exposition  universelle  de  1878.  —  Bullet,  de 
la  Soc.  Beige  de  giographie.    III.    1879.    p.  373. 

Adler,  De  l'influence  de  la  geograpbie  physique  sur  le  developpement  des 
peuples.  Trad.  par  M.  J.  L.  Soubeiraii.  —  Bullet,  de  la  Soc.  Latujuc- 
doeienne  de  Geogr.    III.    1880.    p.  250. 

Barbier  (J.  V.),  Kapport  gnr  le  Congres  international  de  geographie  com- 
merciale,  tenue  k  Bruxelles  du  26  septembre  au  1er  octobre  1879.  — 
Bullet,  de  la  Soc.  de  geogr.  de  VEst.    1879.    p.  393.  502. 

de  Beaumont  (Bouthillier),  Discours  prononce"  k  la  seance  anniversaire 
de  la  XX  9  annee  de  fondation  de  la  Societt5  de  geographio  de  Geneve.  — 
Le  Globe  (Geneve).    XVIII.    p.  1G9. 

Berger  (H ),  Die  geographischen  Fragmente  des  Eratostbenes.  Leipzig 
(Teubner)  1880.    8.    (M.  8,40.) 

Breusing  (A),  Lebensnacbrichten  von  Bernhard  Varenius.  —  Petermannt 
Mitthl.    1880.    p.  13G. 

de  Bude  (E.),  Un  mot  sur  le  role  des  missionaires  au  point  de  vue  geo- 
grapbique.  —  U  Globe  (Geneve).    XVIII.    1879.    p.  194. 

Bunbury  (E.  H.),  A  history  of  ancient  geograpby  atnong  the  Greoks  and 
Romans,  from  the  earliest  ages  tili  the  fall  of  the  Roman  Empire.  Witb 
20  illustr.  maps.    2  vols.    London  (Murray)  1879.    1410  S.   8.   (42  s.) 

Cailleaux  (F.),  Pays  Atlantiques  decrits  par  Homere.  Iberie,  Ganle,  Bre- 
tagne, Archipels,  Amerique.  Theorie  Nouvelle.  Paris  (Maisonneuve) 
1879.    485  S.  8. 

Claas  (G.),  Ueber  moderne  Alpenreisen.  Heidelberg  (Winter,  Samml.  von 
Vorträgen  Bd.  IV.  Hft.  G.)  1880.    8.    (G0  Pf.) 

Congres,  deuxieme,  des  Societes  francaises  de  geographio  de  1879  k  Mont- 
pellier. —  Bullet,  de  la  Soc.  Languedocienne  de  Qiogr.  II.  1880.  p.  401.  599. 

Congres  internationale  de  Bruxelles.  —  Bullet,  de  la  Soc.  giogr.  d? Anters. 
IV.    1879.    p.  214. 

28* 


436  Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie. 


Dolairo  (A.),  Les  Stüdes  geographiques,  explorations  et  voyages  depuis 

dix  ans.    Paris  1879.  8. 
Desdevises  du  DtSzert,  Le  mouvement  geographique  en  France  et  i 

l'c'tranger,  et  les  Societes  de  Geographie.  —  Bullet,  de  la  Soc.  normaruic 

de  Geographie.    II.    1880.    p.  5. 
Dozy  (G.  J.),  Die  geographischen  Arbeiten  der  Niederländer.  —  Z.  f.  wissensch, 

Geographie.    I.    1880.    p.  118. 
— ,  Die  Geographie  in  den  Niederlanden.    Uebersicht  über  die  im  J.  1879 

erschienenen  Arbeiten.  —  Ebds.    I.    1880.    p.  167. 

Egli  (J.  J.),  Etymologisch-geographisches  Lexikon.    Leipzig  (Brandstetter) 
1880.    8.    (M.  12.) 

— ,  Der  Dienst  der  geographischen  Namen  im  Unterricht.  —  Z.  f.  Schul- 

Geographie.    L    1880.    p.  243. 
Embacher  (F.),  Die  wichtigeren  Forschungsreisen  des  19.  Jahrhundert«. 

In  synchronistischer  Uebersicht.   Braunschweig  (Vieweg  &  Sohn)  1880. 

4.    (M.  4.) 

L'enseignement  do  la  geographie  en  France.  —  Bullet.de  la  Soc.  de  geogr. 
commerc.  de  Bordeaux.    1879.    p.  438.    1880.    p.  5. 

Favre  (E.),  Louis  Agassiz:  a  biographical  notice.  —  Report  of  the  Smith- 

sonian  Institution.    1878  (1879).    p.  236. 
Ferreiro  (M.),  Memoria  sobre  el  progresso  de  los  trabajos  geogräficos,  leidi 

en  la  Junta  general  de  6d°  Mayo  de  1880.  —  Bold,  de  la  Soc.  geogr. 

de  Madrid.    VIII.    1880.    p.  378. 
du  Fief  (J.),  Congrös  de  geographie  commerciale.   Session  de  Bruxelles. — 

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Geschichte,  Methodologie  etc.  der  Geographie. 


437 


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Oliver  and  Boyd's  pronouncing  gazetteer  of  the  world.    Descriptive  and 

Statistical,  with  etymological  notices;  being  a  geographica l  dictionary. 

Edinburgh  (Oliver  &  Boyd)  1879.    462  S.    8.    (5  s.) 
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Regist  rande  der  geographisch-statistischen  Abtheilung  des  Grossen  General- 
stabes.   10.  Jahrg.    Berlin  (Mittler  &  8ohn)  1880.    8.    (M.  14.) 

Rittor  (C),  Geschichte  der  Erdkunde  und  der  Entdeckungen.  Vorlesungen. 
Heranag.  von  H.  A.  Daniel.  2.  Aufl.  Berlin  (G.  Reimer)  1880.  8. 
(M.  4,50.) 


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Geographische  Lehr-  und  Handbücher. 


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With  a  chart  showing  the  Ocean  routes  etc.    London  (Churchill)  1S80 
270  S.    8.    (7  s.  6  d.) 

Wolf,  Ueber  das  Zeichnen  beim  geographischen  Unterricht.  —  Z,  f.  Schul- 
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Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1880.    8.    (M.  1.) 

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knnde;  benevens  van  eenigo  belangrijko  gebeurtenissen  op  gebied  der 
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Geographische  Lehr-  und  Handbucher. 

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Arendts  \  K.  I.  Leitfaden  für  den  ersten  wissenschaftlichen  Unterricht  in  der 
Geographie.    19.  Aufl.    Regensburg  (Manz)  1880.    8.    (M.  1,80.) 

Baker  (W.  G.),  Elementarv  geography.  Standard  2.  London  (Blakie* 
comprehensive  School  Series)  1880.  8.  (3  d.)  —  Standard  3:  England 
and  Wales.  —  Ebds.    (5  d.) 

Bellinger  (J.),  Leitfaden  der  Geographie.  24.  Aufl.  Wien  (Gerold's  Sohn) 
1880.    8.    (60  Pf.) 

Blakiston  (J.  R),  Glimpses  of  the  Globe:  a  first  geographical  reading 

book.    5lhedit.    London  (Griffith)  1880.    110  8.    12.    (9  d.) 
B oeser  (J.  C.)  en  D.  C.  van  Neck,  Beknopte  anrdrijkskuude   voor  uit- 

gebreld  lagere  Scholen  en  normaal -inrichtingen.     Arnhem  (Voltelen) 

1880.    8.    (f.  0,70.) 
Bog  (P.  R),  Beknopt  leerboek  der  aardrijkskunde.    4.  druk.    Met  54  platen 

en  figuren.    Groningen  (Wolters)  18S0.    8.    (f.  1,50.) 
Bosio  (D.),  Nozioni  clementari  di  geografia,  lettura  delle  carte  topografiche 

e  geometria.    Tarento  1879.    50  S.  16. 


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Geographische  Lehr-  und  Handbücher. 


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v.  Bnrger  (C.  H.  A.),  Allgeineiner  Umriss  der  Erdbeschreibung  für  die 

unterste  Klasse  der  lateinischen  Schule.    33.  Aufl.    Erlangen  (Deichert) 

1879.  8.    (40  Pf.) 

Christophe,  Geographie  d'Ammien  Marcellin;   Asie   centrale,  ancienno 

Gaule,  Egypte.    Lyon  (impr.  Pitrat)  1880.    117  8.  8. 
Coles  (J.)  and  J.  H.  Tomlin,  The  geographical  reader:  a  book  of  modern 

travel  and  adventure.    London  (Simpkin)  1880.    302  S.    8.    (2  b.  6  d.) 
Daniel  (H.  A.),  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Geographie.    130.  Aufl. 

herausg.  von  A.  Kirch  ho  ff.     Halle  (Waisenhausbuchhdl.)  1880.  8. 

(SO  Pf.) 

— ,  Lehrbuch  der  Geographio  für  höhere  Unterrichtsanstalten.  54.  Aufl. 
herausg.  von  A.  Kirch  hoff.  Halle  (Waisenhausbuchhdl.)  1880.  8. 
(M.  1,50.) 

—  (le  R.  P.  C),  La  gcographie  dans  les  Colleges  des  jesuites  au  X\TIe  et 

XVIII  °  siecles.    Paris  1879.  8. 
v.  Dittmann  (A.),  Lehrbuch  der  Geographie.    1.  Abthl.  Vorbereitender 

Cursus.    5.  Aufl.    Leipzig  (Siegismund  &  Volkening)  18S0.    8.   (80  Pf.) 
Duchosal,  Petit  cours  de  gcographie  a  l'usage  des  ecoles  et  des  classes 

ck-mentaires.    Geneve  (Lagier)  1879.  8. 
Egli  (J.  J.),  Kleine  Erdkunde.    9.  Aufl.    St.  Gallen  (Hubor  &  Co.)  1880. 

8.    (M.  1.) 

Friedemann  (H.),  Kleine  Schulgeographie  von  Europa.  Dresden  (Huhle) 
18S0.    8.    (40  Pf.) 

Gaucher  (N),  Cours  de  geographie,  &  l'usage  dos  «Scoles  primaires.  Paris 
(Fouraut)  1879.    159  S.  12. 

Geistbeck  (M.),  Leitfaden  der  Geographie  für  Latein-,  Real-  und  Präpa- 
raudenschulen.  3.  Tbl.  Europa.  München  (Exped.  d.  K.  Zentral-Sebul- 
bücher-Verl.)  1880.    8.    (50  Pf.)  —  Dass.  Thl.  1-2.    2.  Aufl.  Ebda. 

1880.  8.    (ä  50  Pf.) 

Geographie  preparatoire  aux  oxamens  d'admission  a  l'ecole  militaire  speciale 

de  8t.-Cyr.    Toulouse  (HtSbrail)  1879.    565  S.  18. 
Geographical  rcaders.  First  geographical  reader  for  Standard  2.  London 

(Isbister)  1879.    168  S.    12.    (I  s.) 
Harbison  (M.),  School  manual  of  geography;  mathematical,  physical,  and 

political.    2nd  edit.    London  (Longmans)  1880.    190  S.    8.    (1  s.) 
Hart  mann  (G.  A.),  Leitfaden  in  zwei  getrennten  Lehrstufen  für  den  geo- 
graphischen Unterricht  in  höheren  Lehranstalten.    13.  Aufl.  Osnabrück 

(Rackhorst)  1880.    8.    (M.  1.) 
Heissler  (M.),  Kleine  Erdbeschreibung  in  Fragen  und  Autworten.   27.  Aufl. 

Regensburg  (Coppenrath)  1880.    8.    (15  Pf.) 
Herr  (G.),  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschreibung.    1.  u.  2.  Cursus. 

Wien  (Graeser)  1879.    8.    (M.  4.) 
Hertz  (Ch.),  La  gcographie  contemporaine,  d'apres  les  voyageurs,  les  emi- 

grants  et  les  commercants.    Livr.  4—30.    Paris  (Tolmer)  1879/80.  8. 

(ii  fr.  0,30.) 

Holl  (C),  Die  Erdbeschreibung.  8.  Aufl.  Stuttgart  (Metzler)  1880.  8. 
(1  M.  20  Pf.) 

Horn  (J.  8.),  The  scholar's  geography,  specially  designed  for  the  use  of 
elementary  schools.  Corrected  to  the  present  date.  London  (Heywood) 
1880.    176  S.    12.    (1  s.). 


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440 


Geographische  Lehr-  und  Handbücher. 


Inclan  (J.  S.),  Tratado  de  Topografia.  Madrid  (Imprenta  Nacional)  1879. 
558  S.    4.    m.  Atlas  in  41  Uli. 

Johnston  (Reith),  A  pbysical,  historical,  political,  and  descriptive  geo- 
graphy. With  maps  and  illustrations.  London  (Stanford)  1880.  470  8. 
8.    (12  s.) 

Johnston  -  pupil  teachcr's  third  year-book;  atlas  and  geography  of  Am 

and  Africa.    London  (W.  &  A.  K.  Johnston)  1880.    12.    (1  s.  6  d ) 
—  pupil  teacher's  geographical  year-books.    Fourth  year-book:  Atlas  and 

geography  of  America  and  the  Oceans.    London  (W.  &  A.  K.  Johnston) 

1880.    12.    (1  s.  6  d.) 
Johnston  (R.),  Competitive  geography.    4th  edit.    London  (Longmans) 

1879.    520  8.    8.    (5  s.) 
— ,  Handbook  to  the  terrestrial  globe.    London  (Johnston)  1879.    8.  (1  «.) 

Reilner  (F.  W.),  Rurzer  Abriss  der  Erdkunde.    2.  Aufl.    Reval  (Rluge) 

1879.  8.    (80  Pf.) 

— ,  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Geographie.  5.  Aufl.  Ebds.  8. 
(M.  1,50.) 

Rlcin  (H.  J.),  Leitfaden  der  Erdkunde  für  die  unteren  Rlassen  der  Gym- 
nasien, Realschulen  etc.  Braunschweig  (Vieweg  &  Sohn)  1880.  8. 
(M.  1,20.) 

Rlein  und  Thome\  Die  Erde  und  ihr  organisches  Leben.    Lief.  1 — 32. 

Stuttgart  (Spemann)  1879/80.    8.    (a  50  Pf.) 
 ,  Le  globe  terrestre  et  ses  merveilles  naturelles,  ses  profondeurs,  ** 

surface  et  son  atmosphere.    Ed.  franc.  par  Ch.  Baye.    Livr.  1 — 9. 

Paris  (Ebhardt)  1880.    8.    (a  40  Pf.) 
Rleinpaul  (B.),  Allgemeine  Erdkunde.  In  Tabellcnform.  2.  Aufl.  Dresden 

(Meinhold  &  Söhne)  1880.    4.    (M.  2.) 
v.  Rlöden  (G.  A.),  Leitfaden  beim  Unterricht  in  der  Geographie.    7.  Aufl. 

Berlin  (Weidmann)  1880.    8.    (M.  1,60.) 
R rüger  (C.  A.),  Schui-Geographie  in  Abrissen  und  Charakterbildern.  4.  Aufl. 

Danzig  (Gruihn)  1880.    8.    (50  Pf.) 
— ,  Rleine  Erdbeschreibung  für  niedere  Volksschulen.  3.  Aufl.   Danzig  (Axt) 

1880.  8.    (25  Pf.) 

Ruy  per  (J.),  Beknopt  aardrijksbeschrijving.  (Naar  Dr.  v.  Rl  ö  d  e  n.)  2.  druk. 
Goriuchen  (Noorduijn  &  Zn.)  1880.    8.    (f.  0,90.) 

Langler  (J.  R.)  and  Hughes  (J.),  Geography.  Standard  II.  London 
(Hughes'  Educational  Course)  1880.  144  S.  12.  (1  s.)  —  Dass.  Stan- 
dard V.  Ebds,  1879.  18.  (3  d.)  —  Dass.  Standard  VI.  Ebds.  1879. 
12.  (3d.) 

Lehmann  (A.),  Geographische  Charakterbilder  in  lithographirten  Wandtafeln 
zur  Belebung  des  geographischen  Unterrichts.  1.  u.  2.  Ser.  a  6  Bl> 
Chromolith.    Leipzig  (Heitmann)  1880.    Fol.    (k  M.  1,20.) 

L  et  tau  (H.),  Rleine  Geographie  für  Elementarschulen.  5.  Aufl.  Leipiig 
(Peter)  1880.    8.    (35  Pt.) 

Levasseur  (E.),  L'enseignement  de  la  gdographie  dans  l'ecole  primaire. 
Paris  (Delagrave)  1879.   50  S.  8. 

Lüben  (A.),  Leitfaden  zu  einem  methodischen  Unterricht  in  der  Geographie. 
20.  Aufl.,  bearb.  von  Winkler.  Berlin  (Friedberg  &  Mode)  1880-  8. 
(80  Pf.). 

Lüttringhaus  (J.  D.),  Rleine  Länder-  und  Völkerkunde.  2.  Thl.  Das  übrige 
Europa  und  die  anderen  Erdtheile.  3.  Aufl.  Lüdenscheid  (Crone  jnn  ) 
1880.    8.    (M.  L) 

Mann  (F.),  Rleine  Geographie  für  die  Hand  der  Rinder  in  Volksschulen. 
17.  Aufl.    Langensalza  (Beyer  &  Söhne)  18S0.    8.    (30  Pf.) 


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Geographische  Lehr-  und  Handbücher. 


441 


Manzer  (R.),  Lehrbuch  der  Geographie  für  Volks-  und  Bürgerschulen. 

3.  Tbl.    Wien  (Pichler's  Wwe.  &  Sohn)  1880.    8.    (60  Pf.) 
Marknell  (J.),  A  junior  geography  on  the  principles  of  comparison  and 

contrast,  with  numerous  exercise.    New  edit.    London  (Morell's  Series) 

1879.  108  S.    8.    (1  s.  6  d.) 

Meinzer  (A.),  Handbuch  für  den  Unterricht  in  der  Geographie.  Karlsuhe 

(Reiff)  1880.    8.    (M.  1,50.) 
Meyer  (L.),  Geographie  für  höhere  Lehranstalten.    4.  Aufl.  Celle  (Capaun- 

Karlowa)  1879.    8.    (M.  1,50.) 
Moberly  (C.  £.),  Geography  of  n orthern  Europe.    London  (Rivingtons) 

1880.  156  S.    12.    (2  s.  6  d.) 

Möb us  (A.),  Geographischer  Leitfaden  für  Bürgerschulen.    1.  Abth.  Für 

Mittelklassen.    6.  Aufl.    Berlin  (Gärtner)  1880.    8.  (50  Pf.) 
Morel  Ts  first  step  in  geography.    London  (Chambers)  1879.    12.    (9  d.) 

Neu  mann  (G.),  Schul-Geographie.    9.  Aufl.    Berlin  (G.  W.  F.  Müller)  1880 
8.    (60  Pf.) 

van  Osterloo  (A.),  Handels  -  Aardrijkskunde,  naar  de  nieuwste  bronnen 
be werkt.    1.  gedeelte.    Dordrecht  (Morks  Izn.)  1880.    8.    (f.  2,50.) 

Pari  IIa  (J.  P.),  Compendio  de  geografia  gcneral  con  un  prologo  del  senor 
D.  Sabino  Berthelot.    Santa-Cruz-de-Tenerife  1878.  8. 

Peschel  (O ),  Europäische  Staateukunde.  Mit  einem  Anhang:  Die  Ver- 
einigten Staaten  von  Amerika.  Bearb.  von  O.  Krümmel.  Bd.  L  Abth.  1. 
Leipzig  (Duncker  &  Humblot)  1880.    8.    (M.  9.) 

Polack  (F.),  Kleine  geographische  Skizzen  und  Bilder  für  Volksschulen. 
6.  Aufl.    Berlin  (Hofmann)  1880.    8.    (30  Pf.) 

Pütz  (W.),  Gmndriss  der  Geographie  uud  Geschichte  der  alten,  mittleren 
und  neueren  Zeit;  für  die  oberen  Klassen  höherer  Lehranstalten.  Tbl.  II. 
Das  Mittelalter.    14.  Aufl.    Leipzig  (Bädecker)  1S80.    8.    (M.  2.) 

Reclus  (E.),   Nouvelle  geographie  universelle.    V.    L'Europe  scandinave 

et  russe.    Paris  (Hachette)  1880.    944  8.  8.    (fr.  30.) 
Huck  he  im  (J.),  Hülfsbuch  für  den  Unterricht  in  der  Geographie.  Berlin 

(Schlesier)  1879.    8.    (60  Pf.) 
Schmidt  (K.)  und  O.  Bräunlich,  Aus  aller  Herren  Länder.  Beiträge 

zum  geographischen  Unterricht  und  zur  Hausfreude  in  Wort  und  Bild. 

1.  Heft.    Leipzig  (Abel)  18S0.    fol.    (60  Pf.) 
Scholar1  s  manual  of  geography,  systematically  arranged  for  training  the 

reason  as  well  as  the  memory.  London  (Allraan)  1879.  202S.  12.  (1  s  6d.) 
Scholz  (A.),  Lehrbuch  der  Geographie  für  Handels-  und  Gewerbeschulen. 

3.  Aufl.    Wien  (Braumüller)  1880    8.    (M.  4.) 
Schulz-Sei poldt  (Kl,  Leitfaden  der  Schulgeographie  für  die  drei  unteren 

Klassen  höherer  Lehranstalten.  Berlin  (Weber)  1880.   8.    (M.  1,2a) 
Schroeder  (H),  Kleiue  Geographie.    Fortsetzung  der  Heimatkunde  der 

Rheinprovinz,  für  die  Volksschulen  des  Reg. -Bez.  Trier.  Saarlouis 

(Hansen)  1880.    8.    (30  Pf.) 
Seibert  (A.  E.),  Lehrbuch  der  Geographie  für  österreichische  Lehrerbildungs- 
anstalten.   1—3.  Thl.    Prag  (Tempsky)  18S0.    8.    (M.  4.) 
v.  Seydlitz  (E.),   Geographie.    18.  Bearbeitung.  Ausg.  A.   Grundzüge  der 

Geographie.    Breslau  (Hirt)  1880.    8.    (75  Pf.) 

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—  — ,  Ausg.  C.  Grössere  Schul-Geographie.  Ebds.  1880.  8.  (M.  3,75.) 
Sluys  (A.),  Exercises  preparatoires  de  geographie  intuitive.  Bruxelles 

(Muquardt)  1880.    8.    (M.  1,50.) 
Sommer  (O.),  Leitfaden  der  Geographie.    7.  Aufl.    Braunschweig  (Bruhn) 

1880.    8.   (60  Pf.) 


442  Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.  Nautik. 


Sonklar,  Edler  v.  Innstädten  (C),  Lehrbuch  der  Geographie  für  die 

k.  k.  Militär-,  Real-  und  Kadettenschulen.    1.  Thl.  2.  Aufl.  2.  Thl.  4.  Aufl. 

Wien  (Seidel  &  Sohn)  1879.  80.    8.    (k  M.  5.) 
Spitzmüller  (J.),  Kurzgefasste  Erdbeschreibung  für  Volsksschulen.  4. Aufl. 

Bruchsal  (Katz)  1880.    8.    (25  Pf  ) 
Stolte  (K.),  Lehr-  und  Uebungsbuch  für  den  Unterricht  in  der  Geographie. 

1.  u.  2.  Kursus.   3.  Aufl.    Neubrandenburg  (Brünslow)  1880.   8.   (50  PI] 
Su  Iii  van  (R.),  A  introduction  to  geography  and  history,  ancicut  and  mo- 
dern.   New  edit.    Dublin  (Sullivan)  1880.    210  S.  8.    (1  s.) 
Sullivan  (R.),  Geography  generalised.  With  maps  and  illustrations.  Edit.  by 

Rev.  S.  Haughton.  61Bt  edit.  Dublin  (Sullivan)  1880.  438  S.  12.  (2  s.) 
8undt  (M.),   Geografi  for  Smaaklasserne  og  Almueskolerne.  Kristiania 

(Dybward)  1879.    94  S.    8.    (K.  0,50.) 
Supan  (A.),  Lehrbuch  der  Geographie  nach  den  Principien  der  neueren 

Wissenschaft   für  österreichische  Mittelschulen.    4.  Neudr.  der  3-  Aufl. 

Laibach  (v.  Kleinmayr  &  Bamberg)  1880.    8.    (M.  2.) 
Tuczynski  (F.  X.),  Handbach  für  den  geographischen  Unterricht  in  ein- 

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8.    (ä  M.  2,20.) 

Wiederholungsstoff  für  den  Unterricht  in  der  Geographie  in  der  Knaben- 
Mittelschule  zu  Görlitz.    2.  Aufl.    Görlitz  (Remer)  1880.  8.  (30  Pf.) 

Winslow  (F.),  The  children's  fairy  geography;  or,  a  merry  trip  round 
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von  8.  Kalischer.    1.— 3.  Lief.     Berlin  (Hempel)  1880.    8.    (a  55  Pf.) 

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Zinck  (A.),  Handreichung  in  der  Geographie  für  Volksschulen.  5.  Aufl. 
Langensalza  (Schulbuchhdl.)  1880.    8.    (30  Pf.) 

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lijst  van  gelijkluidende  en  verwante  platsnamen,  en  een  aanhangsei. 
Utrecht  (Bijleveld)  1880.    8.    (f.  0,80  ) 

Zuidema  (E.),  Geographie.  Leerboek  voor  Gymnasien,  Hoogde  Burger- 
scholen en  eigen  studie.  Met  33  flg.  en  kaarten  en  3  platen.  Sneek 
(van  Druten)  1880.    8.    (f.  3,90.) 

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Geographie.    3.  Lehrstufe.    1.  u.  2.  Abthl.    2.  Aufl.    Hannover  (Hahm 

1879.  8.   (a  50  Pf.) 

Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie. 

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Allgemeine  mathematische  und  physikalische  Geographie.  Nautik.  443 


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und  Vergleichung  derselben  mit  derjenigen  im  Atlantischen  Ocean.  — 
Verhandl.  d.  Herl  Oes.  f.  Krdk.    VI.    1879.    p.  382. 

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Erd  feste,   die   langsamen   Veränderungen   der.    —    Gaea.     XVI.  1880. 

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Ein  Leitfaden  der  astronomischen  und  physischen  Geographie,  Geologie 

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de:  Prince  Edouard,  Crozet,  Kergnelen,  Mac  Donald,  Rodriguez,  Maurice, 
La  Rdunion,  St.  Paul  et  Amsterdam,  les  Seychelles,  Madagascar  et  Ma- 
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(Strömungsverhältnisse  und  oceanographische  Beobachtungen  auf  der 
Reise  von  Yokohama  nach  Shanghai  im  April  1880;  Ausegelung  des 
Yangtsee-Kiang;  Hafen  von  Oö-sima.)  —  Annalen  d.  Hydrographie. 
1880.    p.  352. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M. S.  „Bismarck",  Korv.-Kpt  Deinhard.  (Upolu, 
Apia,  Sydney,  Valparaiso,  Apia,  1879.)  —  Annalen  d.  Hydrographie. 

1879.  p.  574.  621. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  8.  „Freya",  Korv.-Kpt.  V.Hippel.  (Ueber 
einige  Häfen  in  der  Magellan-Strasse ;  Panama,  Honolulu).  —  Annalen 
d.  Hydrographie.    18S0.    p.  306.  458. 

Aus  den  Reiseberichten  8.  M.  S.  „Hansa",  Korv.-Kpt.  Hcusuer.  (Hafen 
von  Bahia.  Von  Montevideo  durch  die  Magellan-Strasse  nach  Val- 
paraiso im  Juli  und  August  1879).  —  Annalen  d.  Hydrographie.  1879. 
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Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  S.  „Leipzig1*,  Kpt  z.  See  Paschen.  (Strom- 
und  Meeresteraperatur- Beobachtungen  zwischen  Yokohama  und  Hong- 
kong im  Mai  1879;  von  Hongkong  —  Singapore  —  Mauritius  —  Simons- 
town  —  Plymouth;  Mai  — Sept.  1879.  —  Annalen  d.  Hydrographie,  1879. 
p.  569. 

Aus  den  Reiseberichten  S.M.S.  „Luise",  Korv.-Kpt.  Schering.  (Nagasaki, 
Kobe,  Yokohama.  Hakodate,  Tschifu;  Juli- August  1879.)  —  Annalen 
d.  Hydrographie.    1879.   p.  616. 

Aus  den  Reiseberichten  S.M.S.  „Medusa",  Korv.-Kpt.  Matthesen.  (Fun- 
chal,  Bahia,  Georgetown;  Sept.  u.  Octbr.  1879.)  —  Annalen  d.  Hydrogr. 

1880.  p.  31. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  Kbt.  „Nautilus",  Korv.-Kpt.  Chüden.  (Auck- 
land, Apia,  Upolu,  Havaii;  Novbr.  u.  Decbr.  1879.)  —  Annalen  der 
Hydrographie.    1880.    p.  144.  199. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  S.  „Vineta",  Kpt.  z.  See  Zirzow.  (Monte- 
video, Valparaiso,  Callao,  Panama  Acapulco,  Honolulu,  Yokohama;  März 
—Juni  1880.)  —  Annalen  d.  Hydrographie.    1880.    p.  256.  456. 

Aus  den  Reiseberichten  S.  M.  Kbt.  .Wolf44,  Korv.-Kpt.  Becks.  (Tschifu, 
Tientsin,  Newchwang;  Septbr.  u.  Octbr.  1879.)  —  Annalen  d.  Hydrogr. 
1880.    p.  34. 

Aus  den  Reiseberichten  des  deutschen  Schiffes  „Jupiter",  Kpt  C.  H.  F. 
Ringe.  (Newcastle,  Tahiti,  Callao,  Pisagua,  Valparaiso,  Concepcion- 
Bai,  Talcahuano,  Tome;  1878/79.)  —  Annalen  d.  Hydrographie.  1S79. 
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di  scienze,  lettere  ed  arti.    Anno  XV.    2.  Ser.    Vol.  19.    Fase.  2. 
Miklosich  (F.),  Ueber  die  Mundarten  und  die  Wanderungen  der  Zigeuner 

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Bracheiii  (H.  F.),  Statistische  Skizze  der  Europäischen  Staaten.  Neue 

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448 


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Reisen  durch  mehrere  Erdtheile  und  Länder. 

(Vergl.  den  Abschnitt:    Allgemeine  mathematische  und  physikalische 

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Reisen  durch  mehrere  Erdtheile  und  Länder. 


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Cook' s  tourist'8  handbook  for  Rolland,  Belgium  and  the  Rhine.    New  edit. 

London  (Cook)  1880.    300  8.    12.    (3  s.  6  d.) 
Cox  (S.  8.),  A  search  for  winter  sunbeams  in  the  Riviera,  Corsica,  Algiers 

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Dietrich  (E.) ,  Von  Breitungen   im  Harz  bis  Kimberley  in  Südafrika. 

Reisebilder.    Halle  (Fricke)  1880.    8.    (M.  1,20.) 
Doblhoff  (J.),  Von  den  Pyramiden  zum  Niagara.     Eine  Reise  um  die 

Erde.    Tagebuchnotizen  und  Schilderungen  aus  Aegypten,  Indien,  China, 

Cochinchina,  Japan  und  Nordamerika.    Mit  65  Original- Abbildungen. 

Wien  (Schlieper,  in  Comm.)  1880.    8.    (M.  15.) 
Ornbe  (A.  W.),  Bilder  und  Scenen  aus  dem  Natur-  und  Menschenleben  in 

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1879.  8.   (a  M.  2,25.) 

Guide,  practical,  for  the  Continent  of  Europe.   New  edit   London  (Trübner) 

1880.  495  8.    12.    (5  s.) 

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Germany  to  Switzerland.    New  edit.    Ebds.    12.    (1  s.) 

Gutzkow  (K.),  Reiseeindrücke  aus  Deutschland,  der  Schweiz,  Holland  und 
Italien.    3.  Aufl.    Jena  (Costenoble)  1879.    8.    (M.  5.) 

Heilquellen  und  Curorte  Mittel-Europas.  Wegweiser  zu  den  bekannteren 
Quellen  und  Curorten,  nebst  Angabe  ihrer  Höhenlage,  sowie  dir  Tem- 
peratur und  des  Characters  der  Quellen.  Wien  (Braumüller)  1880.  8. 
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Die  Polar-Regionen. 


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In  mezzo  ai  ghiacci,  viaggi  celebri  al  polo  uord :  Sir  John  Franklin,  K  :. 
Mac-Clintock,  Haye»,  Hall,  Tyson,  Hegemann,  Koldevey,  Payer  e  Wey- 
precht,  Nordenskiöld  o  Nares,  narrati  dei  viaggiatori  stesso,  con  pre- 
facione  del  prof.  G.  Deila  Vedova,  con  343  incisioni  etc.    Milano  1879. 
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vege.    Stockholm  1879.    36  8.  8. 

— ,  Communication  sur  les  points  de  l'Ocean  aretiquo  de  Siberie,  qui  pr^- 
sentent  la  plus  d'obstacles  pour  la  navigation.  —  Compte  rend.  de  VAca- 
demie  d.  Sciences.    1880.    5  avril. 

Nordenskiöld'schen  Expedition,  meteorologische  und  physisch-ocea- 
nische  Beobachtungen  während  der  Ueberwinterung  der,  bei  der  Berinp- 
Strasse  1878/79,  und  Vergleich  derselben  mit  den  Beobachtungen  einiger 
anderen  arktischen  Expeditionen.  —  Annalen  d.  Hydrographie.  188Ö. 
p.  389. 


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Die  Polar- Regionen. 


453 


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Nordenskiöld's  overwintering  in  het  land  der  Tsjoektsjen.  —  Aardrijktk. 

Weekblad    I.    1880.    N.  16. 
Nordöstliche  Durchfahrt,  die  Auffindung  der.  —  Grenzboten.  1880. 

X.  25. 

Nordpool-Expeditie,  de  amerikaansche.  —  Aardrijhsk.  Weekblad.  I. 
1880.    N.  4ff. 

Notizen,  hydrographische,  von  der  Nordenskiöld'schen  Eismeer-Expedition 
längs  der  Nordküste  von  Sibirien  bis  zur  Bering-Strasse  1878  und  1879. 

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Die  Vorexpedition  der  „Florence",  Capitän  G.  E.  Tyson  nach  dem  Cum- 
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N.  5. 


4  54 


Deutschland. 


Europa. 

Deutschland. 

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IS!  Aufl.    Breslau  (Thiemnnn)  1879.    8.    (30  Pf.) 

— ,  Schlesien  nach  seinen  physischen,  topographischen  und  statistischen  Ver- 
hältnissen.   5.  Aufl.    Breslau  (Trewendt)  1SS0.    8.    (M.  1.G0.) 

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Anding  u.  Radefeld.  Thüringen.  7.  Aufl.  Leipzig  (Exped.  von  „Mever's 
Rcisebücher'O  1880.     16.  (M2.) 

Apian's  (Ph.)  Topographie  von  Bayern  und  bayerische  Wappensammlung. 
München  (Franz,  in  Comm  )  1880.    8.    (M.  12  ) 

Arendts  (K.),  Geographie  des  Königreichs  Bevern.  4.  Aufl.  Regensburg 
(Hans)  1880.    8.   (M.  1.) 

Arnold  (W.).  Ansiedelungen  und  Wanderungen  deutscher  Stämme.  2.  Ausg. 
Abthl.  1.    Marburg  (Elwert)  1800.    8.    (M.  5.) 

Das  Augustusbad  bei  Radeberg.    Dresden  (Axt)  1880.    16.    (30  Pf.) 

Auswanderung,  die  deutsche,  nach  überseeischen  Ländern  im  I.Viertel- 
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Bnbenzien  (G.),  Führer  durch  Berlins  Umgegend,  nebst  Fahrplänen  etc. 
Berlin  (Walther  &  Apolaut)  1880.    12.    (15  Pf.) 

Baden-Baden,  Wegweiser  durch  Stadt  und  Umgegend.  8.  Aufl.  (Baden- 
Baden  (Marx)  18S0     8.    (M.  1,40.) 

Bädeker  (K.),  Mittel-  und  Nord  -  Deutschland,  westlich  bis  zum  Rhein. 
Handbuch  für  Reisende.    19.  Aufl.   Leipzig  (Bädeker)  1880.   8.   (M.  7.) 

— ,  Les  bords  du  Rhin  de  la  froutiere  suisse  h  la  froutiere  de  Hollande. 
ll»"-c'dit.    Leipzig  (Bädeker)  1880.    8.    (M.  0.) 

— ,  The  Rhine  from  Rotterdam  to  Constance.  Handbook  for  travellers. 
7«h  edit.    Leipzig  (Bädeker)  1880.    8.    (M.  6.) 

Bau  mann  (F.  L.)f  Die  Gaugrafschnften  im  Württembergischen  Schwabeu. 
Ein  Beitrag  zur  historischen  Geographie  Deutsehlands.  Stuttgart  (Kohl- 
hammer) 1879.    8.    (M.  3.) 

— ,  Abgegangene  und  unbekannte  Orte  der  badischen  Baar  und  der  Herr- 
schaft Hewe&«  —  Schriften  d.  Ter.  /.  Geschichte  u.  Katurgesch.  der  Baar. 
Hft.  3.  1880. 

Baum  gart  en  (J.).   Coblenz  und  seine  Umgebungen.     Führer.    2.  Aufl. 

Coblenz  (Denkt  rt  &  Groos)  1880.    8.    (M.  1,50.) 
Bayern,  die  Bewegung  der  Bevölkerung  des  Königreichs,  im  J.  1877.  — 

Z.  d.  legi.  Bayer.  Statist.  Bureaus.    XI.  1879. 
Benecke  (B.),   Beiträge   zur  Geschichte   der  Fischerei   in  Ost-  und  West- 

preussen.  —  Altj.reussische  Monutsschr.    XVII.  1880. 
Bereu  dt  (G.),  Die  Riesentöpfe  und  ihre  allgemeine  Verbreitung  in  Nord- 
Deutschland.  —  Z.  d.  Deutsch,  gcol.  Ges.    XXXII.    1880.    S.  57. 
Bergbaus   ;  A. ),   Der  Mark   Brandenburg  frühere  Oberflächengestalt.  — 

Die  Natur.    1880.    N.  1  ff. 
— ,  Das   Düuengebiet   längs   der  Ostsee  im  Stettiner  Regierungsbezirk.  — 

Ausland.    1880.    N.  35 
Berlin   nebst   Potsdam   und   Umgebungen.     Leipzig  (Bädeker)   1880.  8. 

(M.  1,50) 

Bergwerke,  Salinen  und  Hütten,  die  Produktion  der,  im  Deutschen 
Reiche  und  in  Luxemburg  für  1878.  —  Monatshefte  z.  Statistik  d.  Beut 
tchen  Bdclis.    1879.    XXXVII.    Hft.  10. 


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Deutschland. 


455 


Der  Berg^ werksbctrieb  im  Prenssischen  Staate  im  J.  1878.  —  Z.  f.  d. 

Berg-,  Hütten-  und  Salinentresen.    XXVII.    3.  statist.  Hft.    1S79.    p.  97. 
Die  Bergwerksindustrie  und  Bergverwaltung  Preussens  im  J.  1879.  — 

Z.  f.  d.  Berg-,  Hütten-  und  Salinentresen.    XXVIII.    1880.    p.  354. 
Beriet  (B.),  Wegweiser  durch  das  sächsisch-böhmische  Erzgebirge.   3  Aufl. 

Annaberg  (Graser)  1880.    16.    (M.  2.) 
Ans  dem  Bernsteinlande.  —  Europa.    1880.    N.  35  ff. 
Biberach,  das  Oberamt,  nebst  Karte.    Bearbeitet  von  den  Lehrern  des 

Oberamtsbezirks  unter  Leitung  von  Stehrer.    Biberach  (Dorn)  1880.  8. 

(80  Pf.) 

Birlinger  (A.).   Die  Hohenzollerischen  Orts-,  Flur-  und  Waldnamen.  — 

Alemannia.    VII.     1879.    p.  91.    VIII.     1880.    p.  1. 
—    und  W.  Crecelius.   Ueber  die  Schwaben  und  Alemannen.    II.  Vom 

Allgau  und  den  Allgäuern.  —  Alemannia.    VIII.    1880.    p.  263. 

Bissing  (F.),  Die  Nachbarschaften  von  Ueberlingen  am  Bodensee.  —  Litcrar. 

Beil  d.  KarUrtJier  Ztg.     1880.    N.  36. 
Blenke  (R),   Der  Lnacher  See  nnd   seine   vulkanische  Umgebung.  Ein 

Führer  für  die  Besucher  des  vulkanischen  Maifeldes.   Neuwied  (Heuser) 

1880.    16.    (M.  1,20.) 
Bockeuheimer  fK.  G.),  Mainz  und  Umgebung.    Mainz  (Diemer)  1880.  8. 

(M.  2,50.) 

Bode,  Ansichten  der  Stadt  Lüneburg.  —  2.  Jaliresber.  (1879)  d.  Museumaver. 

f.  d.  Fürstenth.  Lüneburg.     1880.    p.  3. 
Die  Bodenbenutzung  im  Deutschen  Reiche  nach  den  landwirtschaftlichen 

Aufnahmen  des  J.  1878.  —  Monat sh.  z.  Statistik  d.  Deutschen  Heidts. 

18S0.  Februar. 

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Borkum,  Von  der  Insel.  —  Europa.    1879.    N.  12  f. 

Brandt  (H.),  Die  Städte  und  Flecken  der  Preussischen  Monarchie.  Berlin 

(Sensenhauser)  1880.    8.    (M.  1.) 
— ,  Die   Städte  des  Königreichs  Sachsen  nebst  den  Ortschaften  von  über 

2000  Einwohnern.    Berlin  (Sensenhauser;   geogr.-stat.  Handbibliothek. 

Bd.  II.)  1880.    8.    (25  Pf.) 
Bremen'«  Handel  und  Schifffahrt  in  1878.  —  Preuss.  Handelsarcli.  1879. 

N.  50. 

Bremische  Statistik,  Jahrbuch  für.  Jahrg.  1879.  Hft.  I.  Zur  Statistik 
des  Schiffs-  und  Wasserverkehrs  im  J.  1879.  Bremen  (v.  Halem)  1880. 
8.    (M.  7,50.) 

v.  d.  Brüggen  (E.),  Reiseeindrückc  nus  Samogitien.  —  Preuss.  JaJirbücher. 
XLVI.    1880.    p  333. 

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reich Preussen.  1—8.  Lief.  Berlin  (Bickhardt,  in  Comm.)  1880.  4. 
fa  M.  5.) 

Buchner  (O.),  Gicssen  und  seine  Umgebung.  Ein  Führer  durch  Vogels- 
berg, Wetterau,  Lahn-  und  Ultimi.    Giessen  (Roth)  1880.    8.    (M.  2.) 

Buck  |R),  Schwierigere  württembergische  Ortsnamen.  —  Württemberg.  Jalirb. 
f.  Statistik  u.  J^tndeskunde.    1880     II.  Bd.  1.  Hälfte. 

— ,  Noch  einmal  die  Alemannen.  —  Alemannia.    VIII.     1880.    p.  215. 

— ,  Vordentsehe  Fluss-  und  Ortsnamen  in  Schwaben.  —  Z.  d.  hist.  Ver.  /. 
Schwaben  tu  Neuburg.    VII.    1880.    p.  1. 

Chemnitz,  Die  Bewegung  der  Bevölkerung  in,  in  den  J.  1877  und  1878. 
—  Mitthl.  d.  statist.  Bureau  der  Stadt  Cliemnilz.    5.  Hft.  1880. 


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Deutschland. 


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— ,  Die  römischen  Grenzlinien  im  Odenwald  und  der  Limes  transrhenanui 

überhaupt.  —  Literar.  Beil.  der  Karlsruher  Ztg.    1880.    N.  32. 

Cl aussen  (A.  P.  L.),  Geographie  der  Provinz  8chleswig-Holstein.  Eckern- 
förde (Heidt)  1880.    8.    ('20  Pf.) 

Constanz,  Führer  durch,  und  dessen  Umgebung.  Constanz  (Sartori)  1880. 
16.    (50  Pf.) 

v.  Cohausen  (A.),  Zur  Topographie  des  alten  Wiesbaden.  —  Annal.  d.  Ver. 

f.  Nassauische  Alterthumsk.    XV.    1879.    p.  388. 
— ,  Die  Wallburgen,  Landwehren  und  alten  Schanzen  des  Regierungsbezirks 

Wiesbaden.  —  Annal.  d.  Ver.  f.  Nassauische  Alterthumsk.    XV.  1879. 

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Credner  (H.),  Ueber  die  Vergletscherung  Norddeutschlands  wahrend  der 
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Czerwenka  (F.  J.),  Heimatskunde  von  Mittweida  und  Umgebung.  Haupt- 
stufe.  Mittweida  (Polytecb.  Buchhdl.)  1880.  8.  (M.  1.)  Vorstufe  (40  Pf.) 
—  Fragen  und  Aufgaben  zur  Heimatskunde  von  Mittweida.  Ebds. 
Hauptstufe  (15  Pf.);  Vorstufe  (12  Pf.) 

Czerweny  (Jos.),  Geschichte  der  Schwarzenthaler  Goldgruben  im  Riesen- 
gebirge. —  Mitthl.  d.  Ver.  f.  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.  XVIII. 
1880.    p.  210. 

Dahlström  (H.),  Der  Nord-Ostsee-Kanal  als  Durchstich  mit  Endschleusen 

zwischen  der  Elbmündung,  dem  Eidergebiet  und  der  Kieler  Bucht. 

Hamburg  (Friedrichsen  &  Co.)  1879.    8.    (M.  3.) 
Del  Usch  (O.),  Das  norddeutsche  Tiefland.  —  Aus  allen  Welttheilen.  XI. 

1880.    p.  185.  209.  227. 
Diefenbach  (K.),  Der  Regierungsbezirk  Cassel  in  seinen  geographischen 

und  geschichtlichen  Elementen.    4.  Aufl.    Frankfurt  a.  M.  (Jäger)  1880. 

8.    (40  Pf.) 

— ,  Der  Regierungsbezirk  Wiesbaden  (Nassau)  in  seinen  geographischen 
und  geschichtlichen  Elementen.    7.  Aufl.    Ebds.  1880.    8.    (40  Pf.) 

Diercke  (C.)  u.  R,  Schröder,  Heimatskunde  der  Herzogthümer  Bremen 
und  Verden  und  des  Landes  Hadeln.  Stade  (Pockwitz)  1SS0.   8.  (M.  2) 

Dresden  und  die  sächsische  Schweiz.  10.  Aufl.  neu  bearb.  von  G.  Stiehler. 
Berlin  (Goldschmidt;  Grieben'*  Reisebibl.  N.  4)  1880.    (M.  1,60.) 

— ,  a  guide  to  its  buildings,  institutions  and  environs.  2.  edit.  Dresden 
(Burdach)  1880.    8.    (M.  2.) 

Dreymann  (A.),  Alphabetisches  Ortschafts- Verzeichniss  für  den  Oberlands- 
gerichtsbezirk Hamm.  1.  Die  Provinz  Westfalen.  Hamm  (Grote)  1S80. 
8.    (M.  3,60.) 

Duncker  (A.),  Der  römische  Mainübergang  zwischen  Hanau  und  Kessel- 
stadt. —  Annalen  d.  Ver.  f.  Nasiauische  Alterthumsk.   XV.   1879.  p.  281. 

— ,  Die  rechtsmainische  Limesforschung.  —  Ebds.    XV.    1879.   p.  295. 

—  (E.),  Schiller  und  die  Weser.  -  Mitthl.  d.  Ver.  f.  Erdkunde  m  ffaUe. 
1880.    p.  28. 

Eberswalde  und  Chorin,  Führer  durch.  Eberswalde  (Rust)  1880.  16. 
(50  Pf.) 

Eisenbahnen,  statistische  Nachrichten  von  den  preussischen.  Bd.  26., 
enth.  die  Ergebnisse  des  J.  1878.  Berlin  (Ernst  &  Korn)  1880.  fol. 
(M.  18.) 

Elsass- Lothringen,  statistische  Mittheilungen  über.    13.  Hft.  Strassburg 

(Schultz  &  Co.)  1879.    8.    (M.  8.j 
Elm  (H.),  Führer  durch  Gera  und  Umgebung.  Gera  (Hahn)  1880.  8.  (M.  1.) 


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Deutschland 


457 


Bad  Em 8,  neuester  Fremdenführer  in,  und  Umgegend,  mit  amtlichen  Taxen 

und  Situationsplan.    8.  Aufl.    Ems  (Pfeffer)  1880.    16.    (M.  1.) 
Fix  (W.),  Bilder  aus  der  Heimatskunde  der  Provinz  Westfalen.    2.  Aufl. 

Leipzig  (Amelang)  1880.    8.    (50  Pf.) 
Flensburg,  illustrirter  Reise-  und  Badeführer  für,  und  Umgegend.   2.  Aufl. 

Flensburg  (Westphalen)  1880.    16.    (M.  1,80.) 
Fontane  (Th.),  Wanderungen  durch  die  Mark  Brandenburg.  Thl.  II.  3.  Aufl. 

III.    2.  Aufl.    Berlin  (Besser)  1880.    8.    (ä  M.  7.) 
Fraas  (O.),  Württembergs  Eisenbahnen  mit  Land  und  Leuten  an  der  Bahn. 

Stuttgart  (Schweizerbart)  1S80.    S.    (M.  4,40.) 
Franc ke  (L.),  Preussens  Handel  nach  den  Handelskammer- Berichten  für 

das  J.  1878.  —  Z.  d.  I.  Preuss.  statistischen  Bureaus.  XX.  1880.  S.  154. 
Franz  ins  (L.),  Die  Unter- Weser  von  Bremen  bis  Bremerbaven.  —  Peter- 

mann's  Mittfd.    1880.    p.  294. 
Friedemann  (H),  Kleine  Schnlgeographie  von  Deutschland  für  die  Hand 

der  Kinder  in  Bürger-  und  Volksschulen.    4.  Aufl.   Dresden  (Hnhle)  1879. 

8.   (40  Pf.)  —  Dass.  5.  Aufl.  Ebds.   1880.  8.   (40  Pf.) 
— ,  Kleine  Schulgeographie  von  Sachsen.  Dresden  (Huhle)  1880.  8.  (30  Pf.) 
Führer  der  Touristen  durch  die  Gebiete  der  Leine  und  Innerste,  das 

Wesergebiet  von  Miuden  bis  Münden  nebst  Kassel,  den  Teutoburger 

Wald  etc.    Hannover  (Kriep)  1880.    8.    (M.  1,50.) 
Gaedechens  (C.  F.),  Historische  Topographie  der  Freien  und  Hansestadt 

Hamburg  und  ihrer  nächsten  Umgebung  von  der  Entstehung  bis  zur 

Gegenwart.    Hamburg  (Mauke  &  Söhne)  1880.    8.    (M.  10.) 
Gampe's,  Dresden  und  seine  Umgebung.    Dresden  (Axt)  1S80.  8.  (50  Pf.) 
— ,  Dresden  und  die  sächsisch -böhmische  Schweiz.    Ebds.    8.    (M.  1.) 
— ,  Sächsisch -böhmische  Schweiz.    Ebds.    8.    (50  Pf.) 

Gei ssler  (A.),  Die  Bewegung  der  Bevölkerung  im  Königr.  Sachsen  wäh- 
rend des  J.  1878.  —  Z.  d.  K.  iSächs.  statist.  Bureaus.  XXV.  1879.  p.  135. 

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hardt) 1879.    8.    (M.  4.) 

Gei  ssler  (P.),  Album  von  Wolgast  und  Zinnowitz.  6  Erinnerungsblätter. 
Wolgast  (Reinecke)  1879     8.    (M.  3.) 

Girschner  (W.),  Nordhausen  und  Umgegend.  Nordhausen  (Wimmer)  1880. 
8.    (M.  1,25.) 

Ger  Und  (G.),  Merkwürdige  Vogesenberge.  —  Globus.  XXXVIII.  1880. 
N.  14  ff. 

Gotha,  Führer  durch,  und  Umgebungen.  Gotha  (Windaus)  1880.  8. 
(M.  1,50.) 

Gottschalk's    Dresden    und    seine   Umgebungeu.      14.  Aufl.  Dresden 

(Kaemmerer)  1880.    16.    (M.  1.) 
— ,  Dasselbe  und  die  sächsisch  -  böhmische  Schweiz.    14.  Aufl.    Ebds.  16. 

(M.  1,50.) 

Grad  (Ch.),  Les  voies  de  communication  en  Alsace.  — -  Bullet,  de  la  Soc.  de 

giogr.  de  FEst.    1879.    p.  480. 
Gräf  (C),  Fremdenführer  durch  Weimar  und  seine  Umgebung.    3.  Aufl. 

Weimar  (Geogr.  Instit.)  1880.    16.    (75  Pf.) 
— ,  Die   deutsche   Nordseeküste   mit   ihrem   Bollwerk  Wilhelmshaven.  — 

XVJLJahresber.  d.  Dresdner  Ver.  f.  Erdk.  Wissensch.  Thl.  1879/80.  p.  47. 
Grote  (O.  Frhr.)  ,  Lexicon  deutscher  Stifter,  Klöster  und  Ordenshäuser. 

Lief.  1.    Osterwick  (Zickfeldt)  18S0.    8.    (M.  1.) 
Grundschöttel  (11.),  Der  Donnersberg  und  das  pfälzische  Hochland.  — 

Gartenlaube.    1880.   N.  36. 
G  s  e  1 1  -  F  e  1  ■ ,  Der  Rhein  von  den  Quellen  bis  zum  Meere.  Bilder  von  Scheuren. 

Lief.  1.    Lahr  (Schauenburg)  1880.    fol.    (M.  12.) 


458 


Deutschland. 


IlnaRe  (C.  W,),  Regulation  oder  Canalisation  der  deutschen  Hauptströme 
Weichsel,  Oder,  Weser,  Elbe  und  Rhein.  Breslau  (Trewcndt  &  Granier) 
1880.   8.    (M.  1.) 

Rapen  (G.),  Uebcr  Veränderungen  der  Wasserstände  in  den  preussischen 
Strömen.    Berliu  (Diimmler,  in  Comm.)  1880.    4.    (M.  1,50). 

Hager  (L.),  Heimatskunde  des  Amtsbezirks  Lichtenfels.  Lichtenfels  (Ehrhnrd) 
1880.    8.    (40  Pf.) 

Hahn  (S  ),  Bad  Elster;  seine  Heilmittel,  Heil-Anzeigen  und  Knrdiät.  Nebst 
Führer  durch  die  Umgebung  des  Kurorts.  4.  Aufl.  Berlin  (MüncbhoflF) 
1*80.    16.    (M.  1,50.) 

Haid   (M.),    Untersuchung  der   Beobachtungsfehler   und   Genauigkeit  de* 

bayerischen  Präcisions-Nivellements.    Jena  (Deistung)  1S80.  8.   (Ii.  1.) 
Hamburg,   drei  Tage  in.    Ein  praktischer  Führer  für  Fremde.    13.  Aufl. 

Hamburg  (Gassmann)  1SS0.    8.    (M.  2.) 
Hamburg.    Neuer  Wegweiser  mit  Plan  von  Hamburg  -  Altona.  Hamburg 

(Schönwandt)  1S80.    8.    (75  Pf.) 
Hamburg- AI  tonn  und  Umgegend,  Führer  durch.    Hamburg  (Seclig)  1880. 

8.    (80  Pf.) 

Ha mburgi sehen  Handels,    tabellarische  Ubersicht  des,    im  J.  1ST9. 

Hamburg  (Nolte)  1880.    4.    (M.  2,40  ) 
Uamburgischen  Staats,  Statistik  des.    10.  Aufl.    Hamburg  (Meissner) 

1880.    4.    (M.  8.) 

Hamburg'*  Schiffsverkehr  und  Handel  in  1878  und  1870.  —  Freu**.  /Tan- 
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Hannover,  Führer  durch  die  Kgl.  Residenzstadt  und  Umgegend.  Hannover 

(Klindworth)  1S79.    8.    (M.  1,50.) 
Hannover,  Führer  und  Plan  von.   42.  Aufl.   Hannover  (Klindworth)  1S80. 

IG.    (60  Pf.) 

Hannover  und  Umgebungen.  Neuester  Führer  für  Fremde  und  Ein- 
heimische.   Hannover  (Knicp)  1880.    8.    (M.  1.) 

Harz.    7.  Aufl.    Leipzig  (Meyers  Reiseb.)  1880.    16.    (M.  2.) 

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(Haendel)  1880.    16.    (M.  1,50.) 

Herzog  Die  Vermessung  des  römischen  Grenzwalls  in  seinem  Liuf 

durch  Württemberg  in  ihren  Resultaten  dnrgestellt.  —  Württemberg. 
Jahrb.  f.  Statistik  u.  Laniedemde.    1880.    II  Bd.    1.  Hälfte. 

Hessen.  Beiträge  zur  Statistik  des  Grossherzogthums.  Herausgeg.  von  der 
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Hft.  I.    (M.  3.)    Darmstadt  (Jonghaus)  1880.  4. 

v.  Heyd,  Oberschwäbischer  Handel  mit  Italien  und  Spanien. —  Württemberg. 

Jahrb.  f.  Statistik  u.  Ltnuletkunde.     1880.    II.  Bd.     1.  Hälfte. 
He  vi  (F.),  Wiesbadener  Fremden-Fuhrer.    10.  Aufl.    Wiesbaden  'Feller  & 

'  Geck)  1880.    8.    (M.  1.) 
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Der  Bär.    VII.    1880.    N.  4. 
Hildesheim  und  seine  Umgebung.  3.  Aufl.  Hildesheim  (Gerstenberg)  1880. 

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II  iiier  (R.),  Das  Voigtland.  Materialien  zur  Heimatskunde.  Planen  (Kell) 
1880.    16.    (50  Pf.) 


Dig 


Deutschland. 


459 


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Darmstadt  (Kochler)  1S79.    fol.    (M.  20.) 
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pnnkten  nach  Aquarellen.    Mit  Schilderungen  von  H.  Schwerdt.  Ebds. 

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Kraatz,    Topographisch  -  statistisches  Handbuch   des  Preussischen  Staates. 

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460  Deutschland. 

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Kuh  (K.),  Neuester  Lahuführer.  Mit  besonderer  Berücksichtigung  von  Nassau 

und  Ems.    2.  Aufl.    Leipzig  (Giegler,  in  Coinm.)  1880.    16.    (M.  1.) 
Kutzeu  (J.),   Das  deutsche  Land»  in  seinen  charakteristischen  Zügen  und 

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(Stiller)  1880     4.    (M.  4.) 

Mecklenburg- Schwerin  und  -  S  trel  i  tz  ,  alphabetisches  Verzeichniss 
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Moser  (O.),  Führer  durch  das  Mulden-Thnl  von  Würzen  bis  Glauchau. 

3.  Aufl.    Leipzig  (Bauer)  1880.    16.    (50  Pf.) 
Müller  (E.),  Die  .sächsisch-böhmische  Schweiz.    9.  Aufl.    Berlin  (Barthol) 

1880.    16.    (M.  1.) 
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und  Greifawald.    10.  Aufl.    Berlin  (Barthol  &  Co.)  1880.    16.   (M  1,5a) 


Deutschland. 


401 


München,  Ausflüge  von,  auf  1  bis  2  Tage.    2   und  3.  Aufl.  München 

(Lindauer)  1880.    S.    (50  Pf.) 
Mulden-  und  Zschopauthal,  Album  vom.    21  Ansichten.  Chemnitz 

(Friese)  1880.    16.    (M.  1,50.) 
Natorp  (G.),  Ruhr  und  Lenne.    Führer  durch   das  südliche  Westfalen. 

3.  Aufl.    Iserlohn  (Bädeker)  1879.    8.    (M.  6.) 
Naumann,  Ort« -Verzeichnis*  sämmtlicher   zum  Oberlandosgerichtsbe/.irk 

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Neh  ring  (Alfr.),  Lössablagerungen  in  Norddeutschland.  —  Globiu.  XXXVII. 

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Deutschland.  —  Ausland  1880.    N.  26. 
Neugebauer  (H.),  Das  Isergebirge  und  insbesondere  der  Kurort  Flinsberg 

in  demselben.    Görlitz  (Vierling)  1880.    16.    (60  Pf.) 
de  Neyremaud  (E.),  Les  chemins  en  Alsace  au  dix-septieme  siecle.  — 

Revue  Alsacienne.    III.    1880.    p.  571. 
Nivellements    der    trigonometrischen    Abteilung    der  Landesaufnahme. 

Bd.  IV.    Berlin  (Mittler  &  Sohn,  in  Comm.)  1880     4.    (M.  15.) 
Noack  (Th.),  Die  Jamunder  (Pommern).  —  Amallen  Welttheilen.   XI.  1880. 

p.  120.  135. 

Nürnberg.  Ein  Führer  durch  die  Stadt  und  ihre  Sehenswürdigkeiten. 
5.  Aufl.    Nürnberg  (v.  Ebner)  1880.    16.    (M.  I.) 

v.  Orff  (C),  Astronomisch-geodütische  Ortsbestimmungen  in  Bayern.  Mün- 
chen (Franz,  Verl.  Cto.,  in  Comm.)  1880.    4.    (M.  10.) 

0  r  ts  ch  afts  -  Ve  r  ze  i  chn  i  ss  für  die  Provinzen  Ost-  und  Westpreussen.  Nach- 
trag.   Königsberg  (Härtung)  1880.    4.    (10  Pf.) 

Ost-Schleswig,  Führer  durch.    Hamburg  (Seelig)  18S0.    8.    (M.  1.50.) 

Peter  (A.),  Heimatkunde  des  Herzogtums  Schlesien.  T eschen  (Proehaska) 
1880.    8.    (H.  I.) 

Pieler  (F.  J  .),  Das  Ruhrthal.  Reise  auf  der  Ruhrthal-Ei.senbahn  mit  Aus- 
flügen in  der  Umgegend.    2.  Aufl.    Werl  (Stein)  18»0.    8.    (M.  4.) 

Piper  (O.),  Rheinische  Spaziergänge.  Feuilleton-Aufsätze  aus  Natur,  Kunst 
und  Geschichte  und  Stromgebiet  des  Rheines.  Ivostock  (Stiller)  1880. 
8.    (M  2.) 

Potsdam  und  Umgebung,  neuester  Führer  durch.  Potsdam  (Rentel)  1880. 
8.    (75  Pf.) 

Production  der  Bergwerke,  Salinen  und  Hütten  im  Preussischen  Staate  in 
1879.  —  Z.  f.  d.  Berg-,  Nutten-  und  Salinemraen.  XXVIII.  1880. 
Statist.  Lief  S.  4. 

Pröhle  (H.),  Der  Harz.     Praktisches  Handbuch  für  Reisende.     17.  Aufl. 

Berlin  (Goldschmidt)  1880.  16. 
— ,  Dasselbe.    Kleine  Ausgabe.    EM*.     16.    (75  Pf.) 

Puls  (O.),  Dio  Volkswirtschaftliche  Bedeutung  der  Kanalisirung  deH  Mains 

von   Frankfurt  bis  zum  Rhein.     2.  Aufl.     Frankfurt  a,   M.  (Jügel's 

Nachf.)  1880.    8.    (M.  2.) 
Renz  (W.  Th.),  Das  Wildbad  und  seine  Umgebung.    3.  Aufl.  Wildbad 

(Hase)  1880.    6.    (M.  3.) 
Der  Rhein.    Aquarelle  und  Schilderungen  und  Sagen  herausgegeben  von 

DrUxler-Manfred.    Neue  Ausgabe.    Lief.  1.    Darmstadt  (Köhler)  1880. 

fol.    (M.  I.) 

De  Rijn  van  zijn  oorsprong  tot  aan  zee,  door  K.  Stiel  er,  Hans  Wachen- 
husen en  F.  W.  nackländer.  Geillustreerd.  Afl.  1 — 21.  Arabern 
(v.  Egmond  &  Hawelink)  fol.    (a  f.  1.) 

Riesel  (C),  Reise-Literatur.  V.  Riesengebirge.  Berlin  (Riesel's  Selbst- 
verlag) 1880.    16.    (M.  1,50) 


1 


462  Deutschland. 

Das  Kiesengebirge  nebst  dem  Iscr-  und  Lausitzer  Gebirge.  7.  Anfl. 
bearb.  von  J.  Ebert.  Berlin  (Goldschmidt;  Grieben'«  Reisebibl.  N.  18.) 
1880.    16.    (M.  2.) 

—  Kleine  Ausgabe.    Ebds.    (80  Pf.) 

Ristelb  über  (P.),  Le  chäteau  de  Spesbourg.  —  Revue  d'Alsacc.  1880. 
p.  171. 

Kotb  (K.),  Friedrichsroda  mit  seiner  nächsten  und   weiteren  Umgebung. 

2  Aufl.    Ohrdruf  Stadermann  jun.)  1880.    16.    (M.  2.) 
Rothe,  Die  untergegangenen  Dorfer  im  Kreise  Zeitz.  —  X.  Mitthl.  aus  tlen 

Gebiet  hist.-antif/uar.  Forschungen.    XV.     1880.    p.  214. 
Rutscb  (C\),  Eupen  und  Umgegend.    Aachen  Jacobi)  1879.    8.    (M.  3.) 
Der  Salinenbetrieb  im  Preussiscbea  Staate  im  J.  1878.  —  Z  f.  d.  Berg-, 

Hütten  und  Salinen- Wesen.    XXVII.    3.  statist.  Hft.  1879.    p.  201. 
Schäfer  (Tb.),   Neues  Wanderbuch  durch   Sachsen.     2.  Tbl.  Dresdens 

Umgebungen  in  72  Ausflügen.    Dresden  (Meinhold  &  S.)  1880.  IC 

(M.  1,50.) 

Scheuch  (F.),  Some  weeks  of  rustication  in  the  Hartz  mountains,  and  as- 
cent  of  the  mysterious  Brocken,  called  also  Blocksberg.  Edinburgh 
(Maclachlan)  1SS0.    42  S.    8.    Ii  s.) 

Schick  (F.),  Homburg  und  Umgegend,  der  obere  Taunus,  Feldberg.  Alt- 
könig, Königstein,  Soden  etc.,  Frankfurt  a.  M.  12.  Aufl.  Homburg 
(Schick)  18S0.    IG.    (M.  1,20.) 

Schmarje  (J.),  Führer  durch  das  östliche  Holstein  und  die  schönsten 
Gegenden  der  Ostküste  Schleswigs.  Hamburg  (Grädener)  1880.  16. 
(M.  2,50.) 

Schmidt  (K.)  u.  0.  Bräunlich,  Bilder  aus  Deutschland  für  den  geogra- 
phischen Unterricht  in  Volksschulen  und  für  Schulbibliotheken.  Leipzig 
(Abel)  1879.    8.    (II.  1.) 

—  (II.)  u.  K.  Stiel  er,  Wanderungen  im  bayerischen  Gebirge  und  Salx- 
kammergut.  2.  Aufl.  18.  (Sehluss-)Lief.  Stuttgart  (Gebr.  Krüuer)  1SS0. 
Fol.    (a  75  Pf.) 

Schuars  (C.  W.l,  Neuester  kleiner  Führer  durch  den  Schwarzwald.   2.  Ausg. 

Heidelberg  (Winter)  1880.    16.    (H.  2,S0.) 
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Baden-Baden  (Wild)  18F0.    16.    (M.  2.) 
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1880.    8.    (50  Pf.) 

Schwarz wald,  Odenwald,  Berg.stra.sse  und  Heidelberg,  Wegweiser  durch 
den.  2.  Aufl.  Leipzig  (Exped.  von  „Meyer's  Reisehandbücher1')  1880. 
16.    (M.  2.) 

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2.  Hamburg  Altona  und  Umgegend.  Wegweiser.  (80  Pf.)  3.  Ost-Holstein. 
Touristen  Führer.  (M.  2.)  4.  Ost-Holstein.  Wegweiser.  (M.  1.)  Hamburg 
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— ,  Kurzgefasste   Geographie  und  Geschichte  von  Württemberg.     12.  Aufl. 

Ebds.    8.    (40  Pf.) 

St  rose  (A.),  Anhaltische  Heimatskunde.  2.  Aufl.  Zerbst  (Luppe)  1880.  8. 
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Herausg.  von  H.  v.  Sc  hm  id.  33— 64.  (Schluss-)Lief.  Stuttgart  (Kröner) 

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von  F.  Umlauft.  2.  Das  Erzher/ogth.  Oesterreich  ob  der  Euns.  Ge- 
schildert von  F.  Gassauer.  3  Die  gefürstete  Grafschaft  Tirol  und 
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Oesterreich-Ungarn 


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1S80.    fol.    (M.  1.) 
Salzkammergut,  Führer  durch  das,  und  die  angrenzenden  Gebiete  zwischen 

Salzach  und  Enus.   Herausgeg.  von  der  Section  Austria.  Wien  (Lechner) 

1S80.    55  8.  8.    (fl.  2,50.) 
Das  Salzkammergut,  Salzburg  und  Tirol.    12.  Aufl.,  neu  bearb.  von  R. 

Freisau  ff  v.  Neudegg.    Berlin  (Goldschmidt;  Grieben's  Reise -Bibl. 

N.  20)  1880,    16.    (M.  2.) 
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(Pichler's  Ww.  &  Sohn)  1880.    8.    (20  Pf.) 
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6.  Aufl.  bearb.  von  B.  M.  Schön  pflüg.   Berlin  (Goldschmidt;  Grieben'* 
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Wien  im  Jahre  1880.  Illustrirter  Führer.  Wien  (Hartleben)  1880.  16. 
(75  Pf.) 

Wiener  Touristen-Führer.  Hft.  2.  Das  Triestingthal.  Von  J.  Rabl. 
Wien  (Holder)  1880.    8.    (M.  3,60.) 

Wien  und  seine  Umgebungen.  Neuester  illustrirter  Fremdenführer.  12.  Aufl. 
Wien  (C.  A.  Müller)  1880.    16.    (M  2,40.) 

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Roterodamum  illustraturo.  Beredeneerde  beschrijving  van  den  geschicd- 
kundigen  atlas  in  het  archief  der  Gemeente  Rotterdam  aauwezig  be- 
trekkelijk  het  Huugheemraadschap  Schieland  en  de  Stad  Rotterdam. 
4  gedeelte.  Gedruckt  op  last  van  Buigemeester  en  Wethuuders.  Rotter- 
dam (Van  Hengel  &  Eeltjes)  1880.    (Ü.  1,50.) 

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door  het  Ministerie  von  waterstaat,  handel  en  nijverheid.  's  Hage  (Ykema) 
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Grossbritannien. 

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(1  s.  fi  d.) 

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Lief.  1.  2.    Leipzig  (Spamer)  18S0.    8.    (ä  75  Pf.) 
Li  bau' s  Handel  in  1878  und  1879.  —   Preuss.  Handelsarch.    1880.    N.  1. 

Deutsclies  Handelsarch.    1880.    N.  24. 
Die  Liven  in  Kurland.  —   Globus.    XXXVIII.    1880.    N.  5. 
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1879.  8.  (russisch.) 

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Narva's   Handel   mit   dem   Auslande   in    1879.    —    Preuss.  Handelsarch, 

18S0.    N.  13. 

Neese  (N.)i  Ein  Ausflug  in  die  Krim.  —  Baltische  Monatssehr.  Bd.  XXVIL 
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1880.  N.  5. 

P  e  r  n  a  u  •  s  Handel  und  Schifffahrt  in  1879.  -  Deutsclies  Handelsarch.  1880.  ET.  Ii 


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Die  Pyrenäen-Halbinsel. 


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Die  Balkan -Halbinsel. 

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Brassey  (Mrs.),  Suushine  and  storm  in  tho  East;  or,  crnises  to  Cyprns  and 

Constantinople.  With  upwards  of  100  illustratious,  chiofly  from  drawings 

by  the  Hon.  A.  Y.  Bingham.  London  (Longmans)  1879.  450  S.  8.  (21s.) 
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Magaz.    1880.  July. 
Fl i gier,   Neuere   ethnologische   Entdeckungen   auf  der  Balkanhalhinsel. 

Wien  (Helf)  1880.    8.    (80  Pf.) 
— ,  Ethnologische  Entdeckungen  im  Rhodope- Gebirge.  —  Z.  d.  Antfiropdog- 

Ges  in  Wien.    IX.    1879.    p.  165. 
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Zompolides,    Daa   Land   und  die  Bewohner  von  Epirua.  —  Ausland. 

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Griechenland. 

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Corfu's  Handel  und  Schifffahrt  in  1879.  -  Ebds.    1880.    N.  18. 

F  Ii  gier  (C  ),  Die  Ursitze  der  Hellenen.  —  Gaea.    XVI.     1880.    p.  238. 

— ,  Die  Urbevölkerung  Griechenlands  und  der  gegenüberliegenden  Küsten- 
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Gregorovius  (F.),  Korfu.  —  Unsere  Zeit.    1880.    Hft.  10 f. 

Griechenland,  vom  Ursprung  und  Ursitz  des  Handels  im  alten.  —  Aus- 
land.   1880.    N.  15. 

— ,  das  heutige:  der  Peloponnesos.  —  Aus  allen  Welttheileiu  XVI.  1SS0. 
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Loiting  (H.  G.),  Prasiä.  —  Mühl.  d.  deutschen  arcJiaolog.  ListittUs  in  Athen. 

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Asien. 

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VIII.    1880.    p.  385. 
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Paris  (Leroux)  1878.    380  S.  8. 
Tholozan,  Sur  les  tremblemeuts  de  terre  qui  out  eu  lieu  en  Orient  du 

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d.  Herl.  Oes.  f.  Erdkunde.    VI.    1879.    p.  373. 
Die  Chunchusen  im  Süd-Ussuri-Gebiet.   Nach  dem  Russischen.  —  Gleina. 

XXXVIII.    1880.    N.  Ii. 
Egli  (J.  J.J,  Jermaks  Kriegszug  und  die  Lage  von  Ssibir.  —  Z.  f.  teissensek. 

Geographie.    L    1880.    p.  93. 
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Kiachta,  Uebersicht  des  auswärtigen  Handels  in,  für  1879.  —  Deut*)** 

Ilandelsarch.    1880.    N.  '24. 
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III.    1879.    p.  223. 
Irkutzk,   die  Bevölkerung  von,  nach  ihrer  Beschäftigung.   —  Ausland 

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N.  L    p.  33. 

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Besnard,  Exploration  du  Song-cao  et  de  se«  affluents.  —  Ebds.  N.  1. 
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Briere,  Rapport  sur  la  circumscription  de  Ca-mau.  —  Cochinchine  francaue. 

Excurtion»  et  BeconnaUaance».    N.  1.    1880.    p.  5. 
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N.  1.    1880.    p.  35. 
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504 


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Excursions  et  Beconnaissances.    N.  3.    1880.   p.  331. 
Lagröe,  dernier  rapport  de.    Lettre  du  Commandant  de  Villemerenil  tu 

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de  Paris.    6»«»  Se>.  XIX.    1880.    p.  546. 
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Inaein  des  indischen  Archipels. 


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1880.    p.  127. 

— ,  Etüde  d'un  projet  de  canal  entre  le  Vaico  et  le  Cua-tieu.  —  Ebda. 

N.  3.    18S0.    p.  315. 
— ,  Projet  de  creusement  d'un  chenal  aur  le  banc  de  corail,  riviere  de 

Saigon.  —  Ebda.   N.  3.    1880.    p.  385. 
--,  Etüde  d'un  projet  de  canal  de  Mytho  au  Bassac.  —  Ebds.    N.  4.  1880. 

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Rüttinmeyer,    Pulo   Penaug.    —    2.  Jahreiber,   der  geogr.  Ges.   in  Hern. 

1879/80.    p.  58. 

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aus,  in  1879.  —  Deutsches  HandeUarch.  1880.    N.  24. 

Silvestre,  Etüde  sur  l'Indo-Chine.  —  Bullet,  de  la  Soc.  glogr.  de  Bochefort. 
X.    p.  57. 

Sianis  Bodener  Zeugnisse.  —  DeutscJies  Jlantlelsarch.    1880.    N.  20. 
Silvestre  (J.),  Rapport  sur  l'esclavage.  —  Cochinchine  francaise.  Excursions 

et  Beconnaissanccs.    N.  4.    1880.    p.  96. 
Swetterham  (F.  A.),  From  Perak  to  Slim,  and  down  the  Slim  and  Ber- 

nam  rivers.  —  Journ.  of  the  Stroit  Brauch  of  the  Boy.  Asiatic  Soc.   N.  4. 

1880.   p.  51. 

Tran-ba-loc,  Ce  que  deairent  les  indigenes.  Lettre  adressee  au  Gouver- 
neur de  la  Cochinchine.  —  Cochinchine  francaise.  Excursions  et  Becon- 
naissances.    N.  2.    1880.    p.  146. 

Troeung,  Annam.  —  China  Beriete.    IX.    1880.    p.  37. 

Vossion  (L.),  Birraah  en  de  Birmahnen.  —  Tijdsclir.  voor  Nedcrlandsch  lndi'i. 
N.  Ser.    1880.   Mai.    p.  359. 

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Bullet,  dt  la  Soc.  de  giogr.  commerc.  de  Paris.    VII.    1879/80.    p.  12. 

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Bergsina  (P.  A.),  Aadbevingen  in  den  Indischen  Arcbipel,  gedurende  het 

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XXXVIII.    1879.    p.  43.  133. 
— ,  Uitbarstingen  van  Vulkanen  en  andere  bizondere  natuurverschijnselen 

in  1877.  —  Ebds.    XXXVIII.    1879.    p.  144. 
Blumentritt  (F.),  Die  Erdbeben  des  Juli  1880  auf  den  Philippinen.  — 

Globus.    XXXVIII.    1880.    N  20. 
Canamaque  (G.),  Recuerdos  de  Filipinas.  II.    Madrid  1879.    276  8.  8. 

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Centraal  Sumatra,  Annexaties  in.  —  Tijdschr.  voor  Nederlandsch  Indiü. 

N.  8er.    1880.    I.    p.  57.  161. 
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vgl.  Globus.    XXXVIII.    1880.    N.  1. 


506 


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van  Eck  (R.),  8chetsen  van  het  eiland  Bali.  —  Tijdtchr.  voor  Nederlandtch 

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Flage  n  (F.),  Ethnographisches  von  Sumatra 's  O  .st  käste.  —  QfrrespondensH. 

d.  dexUtchen  Oes.  f.  Anthropologie  etc.    1880.    N.  5. 
v.  Hassel  t  (J.  C),  De  onderafdeeling  Bankala.  —  Tijdschr.  van  het  aardrijksk. 

Oenootschap.    IV.    1880.    p.  362. 
Holle  (G.  du  Rij  van  Beest),  Beschrijving  van  de  Hindoe  oudheden  to 

Moeara  Takoes,    XII  Kotta  Kampar.  —   Tijdtchr.  voor  Indische  tad-, 

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Ho ogh winkel  (A.  P.),  De  reede  Analaboe  (Sumatra.)  —  Tijdtchr.  van  het 

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Indie,  jets  over  hydrographie  in.  —  Tijdtchr.  van  het  Nederlandtch  aardrijhtk. 

Qcnoottch.    IV.    1880.    p  191. 
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van  Nederland.  -  Tijdtchr.  voor  Nederlandtch  Indiü.    N.  Ser.    1880.  I. 

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volkenkunde  van  Nederlandtch- Indie".    4.  Volg.    III.    1879.    p.  224. 
Meinsma  (J.  J.),   Over  de  tijdrekening  bij  de  Tengerezen.   —  Bijdragen 

tot  de  taal- land -en  volkenkunde  van  Nederlandtch  Indie.    4.  Volg.  III. 

1879.  p.  131. 

tc  Mochelen  (Ch.),  Eenige  dagen  het  desa-leven  mee  geleeft.  —  Tijdtchr. 

voor  Inditche  taal-,  land-  en  volkenkunde.    XXV.    1879.    p.  165.  256. 
Metzger  (E.),  Zustände  in  den  niederländisch- ostindischen  Colonien.  — 

Autland.    1880.    N.  41. 
Meyners  d'Estrey,  L'ancien  empire  d'Atchin.  —    Annalet  de  textrim 

Orient.    1880.    N.  21.    p.  257. 
v.  Miklucho-Maclay  (R.),  Die  Melanesier  der  Malaiischen  Halbinsel.  — 

Olobut.    XXXVII.    1880.    N.  1. 
Mohnike,  Die  Chinesen  in  Niederländisch  Indien.  —  Olobut.  XXXVIL 

1880.  N.  17. 

Moens  (Bernelot),   Verslag  nopens  de  Gouvernements  -  Kina- onderneming 

op  Java  over  het  jaar  1876  en  1877.  —   Natuurknnd.    Tijdtchr.  d.  K. 

Natuurkund.  Ver.  in  Nederlandtch  Indie.    XXXVIII.    1879.    p.  1. 
Montano,  Lettre  au  Dr.  Hamy,  d.  Soulou,  31.  ddeembre  1879.  —  Bullet. 

de  la  Soc.  de  Oeogr.  de  Parit.    6«*«  Se>.    XIX.    1880.    p.  353. 
Mundt-Lauff  (Th.),  Land  und  Leute  von  Manila  auf  Lucon.  —  Autland. 

1880.    N.  3  ff. 
Die  Insel  Nias.  —  Autland.    1880.    N.  38. 

Niederländisch  -  Ostindische  Kolonien,  Handel  der,  in  1878.  — 

Preutt.  Handeltarch.    1880.    N.  3. 
Padang,  Ueber  den  Hafen  von.  —  Annalen  d.  Hydrograph,    1880.   p.  4S4. 
— ,  Handel  von,  in  1878.  —  Deutschet  Handelsarch.    1880.    N.  19. 
de  Pazos  (P.),  Die  Bewohner  des  Sulnh-Archipels.    Nach  dem  Spanischen 

von  F.  Blumentritt  —   Globus.    XXXVII.    1880.    N.  6. 
Philippinen,  auswärtiger  Handel  und  Schifffahrt  der,  in  1878. —  Deutsches 

Handeltarch.      1880.    N.  6. 
de  Pina  (A.),  Deux  ans  dans  lo  pays  des  epices  (lies  de  la  Sonde.)  Pari* 

(Quantin)  1880.    327  S.    18.    (fr.  3.) 


Inseln  des  indischen  Archipels. 


507 


PoloeBras.  —  Tijdachr.  von  het  Nederlandsche  aardrijksk.  Genootach.  IV. 
1880.    p.  200. 

Post  (C.  L.  F.),  Waterstaat  in  Nederlandsch-Indie.  Amsterdam  (Schuitemaker 

&  Co.)    1879.    8.    (f.  1,90.) 
Potthamas  (N.  W.),  Onze  bezittingen  in  andere  werelddeelen.   Een  leer- 

boek,  voornamelijk  ter  dienste  der  hoogere  burgerscholen.    Tiel  (Cam- 

pagne)  1879.    8.    (f.  0,75.) 
Raffray  (A.),  Eine  Forschungsreise  nach  den  Molukken  und  Neuguinea.  — 

Aus  allen  WeUtheüen.    XI.    1880.    p.  339.  356. 
▼an  Rijckevorsel,  Verslag  van  zijne  Exc.  den  Minister  van  Kolonien  over 

eene  magnetische  opneming  van  den  Indischen  Archipel,   in  de  jaren 

1874 — 77  gedaan.    Üitgeg.  voor  de  Kgl.  Akademie  van  Wetenschappen 

te  Amsterdam.    Amsterdam  (Job.  Müller)  1880.    8.    (f.  1,30.) 
— ,  Report  to  His  Exc.  the  Minister  for  the  Colonies  on  a  Magnetic  8urvey 

of  the  Indian  Archipelago  made  in  the  years  1874—77.  —  Kgl.  Akademie 

te  Amsterdam.  Verhdl.  1879. 
v.  Rosenberg  (H.),   Les  iles  Kei.    Notes  ethnographiques.  —  Annale»  de 

Vestreme  Orient.    1880.    N.  20.    p.  231. 
v.  Rupp recht  (F.  A.),  Missigits  in  Niederländisch- Ostindien.  —  Globus. 

xxxvni.  N.  10. 

Schaden  berg  (A.),  Ueber  die  Negritos  der  Philippinen.  —  Z.  f.  Ethnologie. 
XII.    1880.    p.  133. 

Semper  (C),  Reis  en  im  Archipel  der  Philippinen.  2.  Thl.  Wissenschaft- 
liche Resultate.  3  Bd.  Landmollusken.  5.  Hft  Wiesbaden  (Kreidel) 
1880.    4.    (M.  14.) 

8enn  van  Basel  (W.  H  ),  De  onbebouwde  gronden  op  Borneos  Westkust. 

—  Tijdschr.  voor  Nederlandsch  Indie.    N.  Ser.    1880.    I.    p.  81. 

On  the  name  „Sumatra".  —   Journ.  of  the  Strati  Brauch  of  the  R.  Asiatic 

Soc.    N.  4.    1880.    p.  58. 
Tau  Her  (G.),  L'archipel  des  Philippines.    Avignon.    1879.  8. 
Tiele  (P.  A.),  De  Europäers  in  den  Maleischen  Archipel.   (Forts.)  —  Bijdr. 

tot  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  van  Nederlandsch  IndVi.    4.  Volg.  III. 

1879.  p.  1.    IV.    1880.    p.  261. 

Toelicbti ngen  behoorende  bij  de  kaart  van  de  Bocht  van  Tomini  of 
Gorontalo  en  anngrenzenden  landen.  —  Tijdschr.  van  het  Nederlandsche 
aardrijksk.  Genootsch.     IV.    1879.    p.  93. 

Tolson  (G.  P.),  Acheh.  —  Journ.  of  the  Stroit  Brauch  of  the  R.  Asiatic.  Soc. 
N.  4.    18S0.    p.  37. 

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dische taal-,  land-  en  volkenkunde.    XXV.    1879.    p.  108. 

Ver Stege  (Ecoma), ,  Verslag  eener  reis  naar  de  Noe-mina  river  en  aan- 
grenzenden landstrecken ,   gelegen  aan  de  Zuid  -  Ooskust  van  Timor. 

—  Tijdschr.  voor  Indiscfic  taal-,  land-  en  volkenkunde.  XXV.  1879. 
p.  121. 

Veth  (P  J.),  Notizia  su  Selajar  ed  isole  adiacenti.  —  Cosmo»  di  Coro.  VI. 

1880.  p.  41. 

— ,  The  Dutsch  Expedition  to  Centrai-Sumatra.  —  Froceed.  of  the  R.  Geogr. 
JSoc.    I.    1879.    p.  759. 

— ,  Die  Expedition  nach  Central -Sumatra,  ausgeführt  von  der  nieder- 
ländischen geographischen  Gesellschaft.  —  Fetertnanh's  Mitthl.  18S0. 
p.  1. 

Vliet  (J.  V.  D.),  Pandoe  (Wayang-Vorhaal.)  —  Bijdragen  tot  de  taal-,  land- 
en volkenkunde  ran  Nederlandscli- Indie.    4.  Volg.    III.    1879.    p.  273. 

Wallace  (A.  R.),  The  Malay  Archipelago.  7^  edit.  London  (Macmillan) 
1880.    8.    (7  g.  6  d.) 


508 


Afrika:  Allgemeines. 


Wal  Ion  (L.  H.),  Kloewang  en  zijgne  groten  (Westkust  van  Atjeh.)  — 

Aardrijksk    Weekblad.    L     1880.    p.  75. 
Wostpalm   van  Hoorn  tot  Burgh,  Geography  of  Achin.    Trensl.  bv 

Bieber.   —  Journ.  of  the  Stroit  Brandt  of  the  Roy.  Asiatic  Soc.    N.  3. 

1879.    p.  121. 

Afrika. 

Allgemeines. 

De  Afrikaausche  hand  eismarkt.  —  Aardrijksk.  Weekblad.  L  1879/80. 
N.  48. 

d'Anvers  (N.),  Heroes  of  North  African  Discovery.    2nd  edit.  London 

(Ward)  1880.    8.    (3  s.  6  d.) 
— ,  Heroen  of  South  African  Discovery.    2 ^  edit.    Ebds.    8.    (3  s.  6  d.) 
Autruches,  l'elevago  des,  au  Cap  et  en  Algerie.  —  BtUtet.  de  la  Soc.  not- 

mande  de  geographie.     II.     1880.    p.  149. 
Brucker  (P.),   L'Afrique  centrale  des  cartes  du  XVI«  siecle.  —  Bullet,  dt 

la  Soc.  de  Oeogr.  de  lAfon.    III.    1880.    p.  252. 
Bullock  (T.  A.),  Wild  Africa,  the  beuighted  continent  of  to-day,  containing 

stränge  pictures  of  Negro  Savage  Life.  London  (Hey  wood)  1880.  200  S. 

8.    (3  s.  6  d.) 

Le  Cannibalisme  en  Afrique.  -  L'Afrique  erplorie  et  ciüilisce.  II.  1880/81. 
p.  99. 

Delavaud  (L.),  Lea  Italiens  et  le«  Fran^ais  en  Afrique.  —  IS  Exploration. 
X.    1880.    p.  697. 

Er  man  (Ad.),  Die  Volksverhältnisse  Afrika's.  —  Globus.  XXXVIII.  1880. 
N.  10. 

lieber  die  Ethnologie  Afrika's.  —  Ausland.    1880.    N.  10. 
L'Explorntion  moderne  de  I1  Afrique.  —  V Afrique  exploree  et  civilisee.  I. 
1879/80.    p.  5. 

Fontaine  (M.),  Association  internationale  africaine;  Comite'  francai*.  — 

V Exploration.    X.    1880.    p.  206. 
Friederichsen  (L.),  Der  geographische  Standpunkt  Afrika's  Ende  1879.— 

Mitthl.  d.  Hamburger  geogr.  Oes.    1878/79.    p.  178. 
Les  gisements   aurifercs   en   Afrique.  —  L'Afrique  exploree  et  citüuec. 

II.    1880/81.    p.  18. 
Hamy  (E.  T.),   Essai  de  coordination  de  materiaux  recemment  recueillis 

sur  l'ethnographie  des  n^grilles  ou  pygmees  de  l'Afrique  equatoriale. 

Paris  1879.  8. 

Hü  bbe- Sehl  ei  den,  KulturfUhigkeit  der  Neger.  —  Mitthl.  d.  Hamburger 

geogr.  Oes.    1878  79.    p.  72. 
Inf  lue  nee  civilisatrice  des  missionnaires.  —  Ij  Afrique  exploree  et  cirilUe*- 

II.    1880/81.    p.  53.  76.  93. 
I  radier  (M.),  Associacion  Euskara  para  la  exploraciön  y  civili*aci6n  del 

Africa  Central.  —  Bold,  de  la  Soc.  geogr.  de  Madrid.    VIU.  1SS0. 

p.  137. 

— ,  Informa  de  la  Comision  ejecutiva  sobre  el  plan  de  una  exploraciön  poi 
el  Centro  de  Africa.  —  Ebds.    VIII.    1880.    p.  141. 

Lepitre,  De  iis  qui  ante  Vascum  a  Gnma  Africam  legere  tentarerunU 
Paris  1880.    121  S.  8. 

Les  missionaires  explorateure.  —  V Afrique  explorie  et  civilis.  I.  1879/80- 
p.  215. 

Normand  (Ch.),  Les  explorations  en  Afrique  pendant  lo  premier  trimestre 
1879.  —  Bullet,  de  la  Soc.  normande  de  geogr.    I.    1879.    p.  15. 


eö  by  Goo 


Der  Nordosten  Afrika'*. 


509 


Paulitschke  (Pk.),  Die  geographische  Erforschung  des  afrikanischen  Con- 

tinents  von  den  ältesten  Zeiten  bis  auf  unsere  Tage.    2.  Aufl.  Wien 

(Brockhausen  &  Bräuer)  1880.    8.    (M.  6.) 
Westendarp  (W.),  Das  Gebiet  der  Elephanten  und  der  Elfenbeinreichthum 

Indiens  und  Afrikas.  —  Mitthl.  d.  Hamburger  geogr.  Ges.    III.  1878/79. 

p.  201. 

Der  Nordosten  Afrika's. 

Ascherson  (P.),  Einige  Bemerkuugcn  zu  Dr.  Pfund's  Reisebriefen.  —  Mit  (hl. 

d.  Hamburger  geogr.  Ges.    1878/79.    p.  124. 
Beltrame  (G.),  II  8ennaar  e  lo  Scingallah.   2  vol.  Verona  1879.  8.  (1.  8.) 
— ,  I  Turchi  nel  Sudan.  —  Atti  d.  B.  Istituto  Lombardo.  1878/79.  VIII.  IX. 
Berghoff  (K.),  Skizzen  aus  Aegypten.  —  Aus  allen  WeUtlieilen.    XI.  18S0. 

p.  309.  335. 
— ,  Bir  Mussa.  —  Ebds.    XI.    18S0.    p.  3G8. 

Blind  (K.),  Spuren  uralter  Bildung.  Der  Suez-Canal  und  die  Umschiffung 
Afrika's.  —  Vossische  Ztg.    Sonntagsbeil.    1880.    N.  45  f. 

Bosonnet,  Abyssiuie  et  Choa.  —  Bullet,  de  la  Soe.  de  giogr.  commerc.  de 
Bordeaux.    1880.    p.  80. 

Camperio  (M.),  Die  Europäer  im  Sudan  und  die  Sklavenfrage.  —  Peter- 
manns Mitthl.  1879.    N.  426. 

Charmes  (G.),  Cinq  mois  au  Caire  et  dans  la  Basse-Egypte.  Paris  (Char- 
pentier)  1880.    372  S.    18.    (fr.  3,50.) 

Chartum,  Mittheilungen  aus.  —  Mitthl.  d.  Wiener  geogr.  Ges.  XXIII.  18S0. 
p.  232. 

Chiariui  (G.)  e  A.  Cechi,  Kelazione  sui  mercati  dclle  Scioa.  —  Bollet. 

deüa  Soc.  geogr.  iudiana.    II.    Sor.  IV.    1879.    p.  445. 
—  ,  Nota  sugli  usi  e  costumi  dei  Galla.  —  Ebds.    IV.    1879.    p.  456. 
Christophe  (l'abbe),  La  geographie  d'Amien  Marcelliu;  le  Nil  ancien.  — 

Bullet,  de  la  Soc.  de  Geogr.  de  I/yon.    II.    1779.    p.  573. 
Ebers  (G.),  Aegypten  in  Bild  und  Wort.    2.  Aufl.    19—21.  (Schluss-)Lief. 

Stuttgart  1880.  Fol- 
Egitto,  Notizie  intorno  al  movimento  della  popolazione  dell'.  —  Annali  di 

StatistUa.    8er.  2».    Vol.  IX.    1879.    p.  161. 
Egypte,  l'esclavage  et  la  traite  en.  —  L'Afrüpte  exploree  et  civilisee.  II. 

1880/81.    p.  39. 

Essai  de  statistique  generale  de  l'Egypte.  Annees  1873—77.  Vol.  5.  Le 
Caire  1879.  4. 

Gaffarel  (P.),  Obock.  -  Bullet,  de  la  Soc.  normande  de  Giogr.  L  1879.  p.  123. 
Ginstiniani  (F.),  Considerazioni  sull'  Italia  e  la  baia  di  Assab.  Koma 

(tip.  Chiera)  1879.    46  8.    16.    (1.  2.) 
de  Gonzague  (L.),  Mgr.  Massaja  et  l'Empereur  Joannes.  —  V Exploration. 

X.    1880.    p.  4.  71. 
Hann  (J.),  Einige  Resultate  neuerer  meteorologischer  und  hypsometrischer 

Beobachtuugen  im  äquatorialen  Ost- Afrika.  —  Betermann' s  MUtlU.  1880. 

p.  373. 

Hoffmann  (C),  Ein  Schlosser  in  Egypten.  Meine  Erlebnisse  während  eines 

zehnjährigen  Aufenthalts    im    Laude    der  Pyramideu.     IUustr.  Ausg. 

1.  Lief.    Berlin  (Zollern)  1SS0.    8.    (50  Pf.) 
Hunt  (Mrs  Sara  K.),  Ou  tho  Nile:  a  story  of  family  travel  and  ndventure 

in  the  land  of  Egypt.  With  16  illustr.  London  (Nelsons)  1880.  240  S. 

8.    (3  s.  6  d.) 

Junker  (W.),  Beise  durch  die  Libysche  Wüste  nach  den  Natron-Seen. — 
Petermann's  MittlU.    1880.    p.  184. 


510  Der  Nordosten  Afrika'«. 


Junker  (W.),  Die  ägyptischen  Aequatorial  -  Provinzen.    Reisen  im  Westen 

des  Weissen  Nils.  —  Ebds.    1879.    p.  81.  445.    Vgl.  Istvxstija  d.  Kai*. 

Mass,  geogr.  Ges.    XV.    1879.    Heft  2.  (russisch.) 
Loftie  (W.  J.),  A  ride  in  Egypt,  from  Sioot  to  Luxor,  in  1879.  With 

notes  on  the  present  State  and  ancient  history  of  the  Nil  valley.  With 

illustrations.    London  (Macmillan)  1879.    8.    (10  s.  6  d.) 
Marno  (E.),  Ueber  die  Pflanzenbarren  im  oberen  Weissen  Nil.  —  Mitthl.  d. 

Wiener  geogr.  Oes.    XXIII.    1880.    p.  401. 
Mason-Bey  (A.),  Dar-For.  —  Petermann's  Mitthl.     1880.    p.  381. 
Mitchell  (L.  H.),  Reconuaissance  des  anciennes  raines  de  Hammamat  — 

Bullet,  de  la  Soc.  Khtdivialc  de  Giogr.    N.  6.    1879.    p.  15.    Vgl.  Revue 

giogr.  internationale.    1880.    N.  54. 
Moktar-Bey  (Mohamed),  Une  reconnaissance  au  pays  des  Gadibonrsia.  — 

Bullet,  de  la  Soc.  KMdiviale  de  Geogr.    N.  7.    1880.    p.  5. 
Mook  (F.),  Der  heutige  Sudan.  —  Augsburg.  Allgem.  Ztg.    Beilage.  18S0. 

N.  121. 

Murray's  handbook  for  travellers  in  Lower  and  Upper  Egypt.  6*^  edit 
with  33  maps,  plana  etc.  2  parte.  London  (Murray)  1880.  560  S.  12. 
(15  s.) 

Nil,  Nachrichten  vom  oberen:  Wilh.  Junker's  Reise.  Beseitigung  der 
Grasbarren  im  Bahr- el-Gebel  durch  Ernst  Marno.  Emil  Bey's  Reise 
nach  der  Westseite  des  Albert-See's.  —  Petermann  8  Mitthl.   1880.   p.  261. 

Pennazzi  (L.),  Massauah.  —  Nuova  Antologia  di  scienze  etc.  Anno  XV. 
2.  Ser.  Vol.  XXII.    Fase.  14. 

Dr.  Potago's  Reise  im  Gebiete  des  Nil  und  üelle.  —  Globus.  XXXVIII. 
1SS0.    N.  9  f. 

Prout  (H.  G.),  Notes  upon  some  astronomical  observations  made  in  Kordofan 
and  Darfur.  —  Journ.  of  the  Roy.  Geogr.  Soc.    XLIX.    1879.    p.  392. 

de  Rivoyre  (D.),  Mer  Rouge  ot  Abyssinie.   Pari?  (Plön)  1880.   312.  S.  12. 

Sapeto  (G.),  Assab  e  i  suoi  critici.  Genova  (Pellas)  1879.  238  8.  8. 
(1.  2.50.) 

Schweinfurth  (G.)  Bemerkungen  zu  seiner  Karte  vom  Fayüm.  —  Z.  d. 

Berlin  Ges.  f.  Erdkunde.    XV.    1880.    p.  80.  152. 
— ,  Briefe  aus  Egypten.  —  Oesterreich.  Monatsschr.  f.  d,  Orient.     1880.   N.  5- 
— ,  Dr.  Wilh.  Junker's  travels  on  the  Upper  Nile.   —  Athenaeum.  1879. 

N.  2704. 

Schweinfurth,  Roth  und  Gessi  Pascha,  Briefe  über  die  Wiederauf- 
lebung  des  Sklavenhandels  in  Egypten.  —  Oesterreich.  Monatsschr.  f.  d. 
Orient.    1880.    N.  6. 

Scioa,  terzo  viaggio  del  cap.  8.  Martini  allo.  —  Cosmos  di  Coro.  VI. 
1880.    p.  65. 

Slavenhandel,  jets  over  den,  in  Soedan  en  aan  de  kusten  der  Roode  zee. — 
Tijdschr.  van  het  Nederlandsche  aardrijaksk.  Genootsch,   IV.    1880.    p.  197. 

Stuart  (Villiers),  Nil  gleanings  concerning  the  ethnology,  history,  and  art 
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8.    (14  s  ) 

Le  haut  Zambize.  —  Tj  Exploration.    X.    1880.    p.  164. 
De  Zoeloes.  —  Aardrijksk.   )Vcekbl.    I.    1880.    N.  14. 

33* 


516 


Ostküste  Süd-Afrika's.    Nord-Centrai- Afrika. 


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1880.   N.  3.  18. 

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1880.  p  255.   Vgl.  Ausland.   1880.  N.  3.   VAjrique  txphric  et  cirili*k. 

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vgl.  Rcponse  au  rapport  de  M.  Baudot  par  M.  Duponchel.  —  Ebds. 
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Lieber  die  Entdeckung  der  Niger-Quellen.    —   Verfidl.  d.  Berlin.  Ges.  j- 
Erdkunde.   VII.    1880.    p.  149.   Vgl.  Aardrijhsh  Wcekblad.  I.    1880  N  17 

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Nord-Central-Afrika. 


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kundige  toelichtigen  door  P.  J.  B.  C.  Robidö  van  der  Aa.  Uitgeg.  door 
het  Kon.  Instituut  voor  de  taal-,  land-  en  volkenkunde  van  Nederlandsch- 
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you!  A  book  of  gratcfull  recollectious  of  a  winter-residence  in  th* 
Hawaian- Island.  With  a  map  and  illustratious.  Boston  1879.  16 
(7  s.  fi  d.) 

Honolulu'»  Handel  und  Schifffahrt  in  1878.  —  l*rewts.  Handelsarch.  1880 
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Atlanten.     Karten.    Plilne.    Einleitendes.    Weltkarten.  5  .S  «I 


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nnd  das  nördliche  Melanesien.  —  fsttrestija  d.  Kai«.  Rum.  Oeogr.  Ges. 
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Atlanten.   Karten.  Pläne. 

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3.  Aufl.    Strassburg  (Schultz  &  Co.)  1879.    4.    (80  Pf.) 

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&  Widraayer)  1880.    fol.    (M.  3;  col.  6.) 

Der  Soldat  im  Terrain.  Leitfaden  zum  Selbstunterricht  im  Karten- Lesen 
und  Karten-Zeichnen.    2.  Aufl.   München  (Oldenbourg)  1879.   8.    (36  Pf.) 

Wenz  (G.).  Karten-Netze.  Für  den  Schulgebrauch  entworfen  und  systematisch 
geordnet.  Hft.  1—4.  München  (Exped.  d.  Kgl.  Zentral-Schulbücher- Verl.) 
fol.    (M.  2.) 

Keil's  hydrographische  Kartenetze  auf  Schieferpergament.  N.  2:  Deutsch- 
land.   N.  13:  Afrika.    Gotha  (Keil)  1879.    4.    &  30  Pf.) 


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540 


Allgemeine  Atlanten. 


de  Li  Uro  w  (E.),  Sülle  carte  idrografiche  e  sulle  rappresentazioue  del 
fondo  del  mare  mediante  linee  isobate  o  in  plastica.  —  Riviita  marittima. 
1879.  Angnst 

Drei  Weltkarten  in  Mercator's  Projektion  zur  Veranschanlichnng  1)  der 
Linien  gleicher  magnetischer  Variation  (Deklination)  1880;  2)  die  Linien 
gleicher  magnetischer  Inklination  1880;  3)  der  Linien  gleicher  magne- 
tischer Horizontal  -  Intensität  nach  Ganss'schen  Einheiten  1880.  Lith. 
Hamburg  (Friedrichsen  &  Co )    fol.    (M.  3  ) 

Stanford'»  Library  map  of  the  world,  in  four  sheets,  5  by  5  ft  London 
(Standford)  1879.    (14  s.) 

Bergbau»  (H),  Allgemeine  Weltkarte  in  Mercator's  Projection.  3.  Aufl. 
Chromolith.  Gotha  (Perthes)  1880.  Mit  Text  8.  (Auf  Leinw.  in  Mapp« 
M.  5,60;  mit  Stäben  M.  7;  lackirt  M.  7,60.) 

—  ,  Chart  of  the  world.  9.  Aufl.  9  Bll.  Chromolith.  Gotha  (Perthes)  1880. 
Fol.    (M.  13;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  17.) 

Vogel  (C.)  und  O.  Delitsch,  Wandkarte  der  Hemisphäreu  (auf  Wachstuch.) 
2  Bll.     Neue  verb.  Aufl.     Leipzig  (Hinrichs'sche  Buchhdl.  Verl.  Cto.) 

1879.  Fol.  (Mit  Rollen  auf  schwarzem  Grunde  M.  48.;  auf  blauem 
Grunde  M.  54.) 

Kiepert  (H.),  Physikalische  Schul- Wandkarten.  Chromolith.   2.  Aufl.  X.3- 

Europa.    9  Bll.    1  : 4,000,000.    (M.  9.)  —   N.  6.  Nord-Araerica    5  Bll. 

1:8,000,000.   (M.  7.)  —  N.  7.  Süd-America.  4  Bll.   1:8,000,000.  (M.  6) 

Berlin  (D.  Reimer)  1880.  Fol. 
Gerster  (J.  S.),  Geographische  Anschauungslehre.    Grosse  Wandkarte  in 

6  Bll.  Farbendruck.    Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1880.    Fol.    (M.  7;  auf 

Leinw.  in  Mappe  M.  10,50.) 
Weltkarte  zur  Übersicht  der  grossen  Verkehrswege.    Ausg.  1880.     5  Bll. 

Kpfrst.  u.  col.    Weimar  (Geogr.  Inst.)  1SS0.    Fol.    (M.  2.) 

Allgemeine  Atlanten. 

Amthor  u.  Issleib,  Volks- Atlas  über  alle  Theile  der  Erde  für  Schule  und 
Haus.    40  Karten  in  Farbendr.    27.  Aufl.     Gera  (Issleib  &  Rietzscbel) 

1880.  4.    (M.  1.) 

Andree  (R.),  Allgemeiner  Handatlas  in  86  Karten.  Lief.  1—6.  Bielefeld 
(Velhagen  &  Klasing)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Bog'  Schoolatlas  der  geheele  aarde.  2.  druck.  Groningen  (Wolters)  1879. 
Fol.    (f.  3,75.) 

Broichmann  (J.),  Neuer  Volksschul- Atlas  über  alle  Theile  der  Erde.  23 

Karten  in  Farbendr.    Cöln  (Du  Mont-Schauberg)  1880.    4.    (M.  1.) 
Bruins  (F.),  Kleine  schoolatlas  in  16  gekleurde  plnten.  2.  druck.  Groningen 

(Noordhoff  &  Smit)  1880.    (f.  0,60.) 
Col  lins,   Student's  atlas  of  historical  and  classical  geograpby.  London 

(Collins)  1S80.    8.    (1  s.) 
Debes'  (E.)   kleiner  Schul -Atlas  in  20  Karten.    Wien  (Klinkhardt)  187a 

4.    (80  Pf.) 

Frijlink  (H.),   Nieuwe  Hand-Atlas  der  aarde  in  hären  tegenwoordigen 

toestand.    In  32  kaarten.     Oorsponkelijk  naar  de   beste   bronnen.  8. 

verm.  uitg.   geheel  herzieu  dor  A.  v.  Otterloo.     Afl.  8.  9.  Leiden 

(Noothoven  van  Goor)  1879.    Fol     (a  f.  0.50.) 
Gotthold's  (A.)  Karteunetze.    5.  A.  Asien  ohne  Grenzangaben.    B.  Asien 

mit  Grenzen.    6.  A.  Afrika  ohne  Grenzaugaben.    B.  Afrika  mit  Grenzen. 

7.   Nord  »Amerika.     8.  Süd- Amerika.     9.  Australien  und  Polynesien. 

Kaiserslautern  (Gotthold)  1879.    4.    (ä  6  Pf.) 


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Karten  von  Europa. 


541 


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larged  edition,  extented  and  completed  by  E.  O.  Ravenstein.  London 
(Philip)  1880.    Fol.    (18  s.) 

Johnston's  historical  atlas.  2  vols.  London  (W.  &  A.  K.  Johnston)  1880. 
roy.  8.    (21  8.) 

Johnstou  (A.  K.),  Physical  atlas  of  natural  phenomena.    London  (W.  &  A. 

K.  Johnston)  1879.    Fol.    (52  s.  6  d.) 
Johnston's  half  crown  national  atlas  of  general  geography.    London  (W. 

&  A.  K.  Johnston)  1880.    4.    (2  a.  6  d.) 
Keppel'«  (K.),  Geschichta-Atlas  in  27  Karten.    3  Aufl.  Hof  (Büching)  1S80. 

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Kühn  <A.),  Die  Staaten  Europas.    Schul- Atlas  in  27  Karten.  Gehweiler 

(Bolze)  1880.    4.    (M.  I.) 
Kuiper  |J.),  Nieuwe  Atlaa  der  wereld,  naar  de  laatste  ontdekkingen ,  vers- 
lagen, mededeelingen ,   reisbeschrijvingen  enz.    Met  33  folio  gekleurde 

Karten.    12.  druk.    Amsterdam  (Stemler)  1880.    (f.  6,50.) 
—    en  N.  W.  Posthumus,  Oro-hydrografische  en  staatskundige  Atlas  der 

geheele  aarde,  in  29  kaarten  en  fraaie  vlaggekaart  in  kleurendruk. 

4.    druk    Ebds.    (f.  3.) 
Letts'  populär  atlas.    A  complete  series  of  maps  delineating  the  whole  sur- 

face  of  the  globe.    P.  1.   London  (Letts)  1880.    Fol.    (7  d.) 
Putzger  (F.  W.),  Historischer  Schulatlas  für  Oesterreich.    2.  Aufl.  Wien 

(Pichler's  Wtw.  &  Sohn)  1880.    Fol.   (M.  2.) 
Rohmeder  (W.)  und  G.  Wenz,  Methodischer  Atlas  für  bayerische  Schulen. 

Tbl.  I.    Süddeutschland.    München  (Exped.  d.  K.  Zentral-Schulbücher- 

Verl.)  1880.    4.    (50  Pf.) 
8c  he  da  u.  Steinhauser,  Handatlas  der  neuesten  Geographie  für  höhere 

Bildungsanstalten   2.  Abthl.   Bl.  1.3.   Chromolith.  Wien  (Artaria  &  Co.) 

1879.    Fol.    (ä  M.  1,60.) 
Seibert  (A.  E.),  Geschichtskarten  für  Volks-  und  Bürgerschulen.    N.  1—4. 

Chromolith.    Wien  (Holzel)  1880.    4.    (a  24  Pf.) 
Serth  (E.),  Karten  zur  Handelsgeographie.    Bl.  I— IV.    Chromolith.  Stutt- 
gart (Schaber)  1880.    Fol.    (a  M.  1.) 
Stiel  er's  (A.),  Hand-Atlas  über  alle  Theile  der  Erde.    Neu  bearb.  von 

A.   Petermann,   H.   Berghaus  und  C.   Vogel.    Neue  Ausg.    10.  18. 

Lief.  Kupferet  u.  col.    Gotha  (J.  Perthes)  1879/80.    Fol.    (a  M.  1,80). 
_  _  _.  Neustiche.    N.  8.  9.  22.  68.  69.  79—82.  (a  M.  1.) 
Wettstein  (H.),  Schul- Atlas  in  29  Blättern,  bearb.   von  J.  Ranegger. 

2  Aufl.    Zürich  (Wurster  &  Co.)    1880.    Fol.    (M.  3.) 
Kleiner  Volksschulatlas.    24  Karten  in  Farbendr.    Leipzig  (Peters)  1880. 

8.    (50  Pf.) 

Instructive  atlas  of  modern  geography.  London  (Stanford)  1879.  Fol. 
(7  s.  6  d.) 

Karten  von  Europa. 

Franz  (J.),  Eisenbahn-  und  Dampfschiffrouten-Karte  von  Europa.  6  Bll. 
1:3,000,000  Ausg.  1880.  Chromolith.  Glogau  (Flemmiug)  1880.  Fol. 
(M.  6;  auf  Leinw.  M.  13;  m.  rohen  Holzrollcn  M.  15;  m.  polirten  Holz- 
rollen  M.  16.) 

Jaeger's  kaart  van  Europa,  voor  school  en  handelsgebruik  op  niew  be- 
werkt en  verbeterd  door  A.  van  Otterloo.  6  B1L  3.  druk.  Meppel 
(ten  Brink)  1879.    8.    (f.  6,50.) 

Jons  ton,  Wall  map  of  Europe.  Four  coloured  sheets,  each  about  36  by  30 
inches,  with  a  handbook,  four  sheets.  London  (Johnston)   1880.  (21  s.) 


f»42 


Karten  von  Mittel-Europa  und  Deutschland. 


König  (Th.),  Reisekarte  von  Europa  mit  Angabe  aller  Eisenbahnen.  21.  Ann. 
4  Bll.  Chromolith.  Berlin  (Mitscher  &  Röstell)  1880.  Fol.  (M.  3,50; 
cart.    M.  4.) 

Lange  (H.),  Eisenbahn-,  Post-  u.  Dampfschiff-Karte  von  Europa,  1:400,000. 

15.  Aufl.  Lith.  und  col.  Berlin  (Barthol  &  Co.)  18S0.  Fol.  (M.4,50.) 
Schlacher   (J.),   Karte  von  Central-,  Süd-  und  West-Europa.  1:500,000. 

Chromolith.    Wien  (Lechner)  1880.    Fol.    (M.  3;  auf  Leinw.  M.  4.) 
v.  Stülp  na  gel  (F.),  Wandkarte  von  Europa  zur  Uebersicht  der  statistischen 

Verhältnisse.    9  Bll.    1  : 4,000,000.    3.  Auflage.   Lith.  und  col.  Gotha 

(Perthes)  1SS0.    Fol.    (M.  3,60;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  8;  auf  Leiuw. 

m.  Stäben  M.  11,60.) 
Weiland  (C.  F.)  und  H.  Kiepert,  Generalkarte  von  Frankreich,  Elsass- 

Lothringen,   Piemont,   Schweiz,    Baden,   Württemberg,  Rheinproviux, 

Hessen  u.  Belgien.  Neu  bearb.  unter  Red.  von  F.  H.  Arnd.   1 :  1,200,000. 

4  Bll.    Kupferst.  und  Farbendr.    Weimar  (Geogr.  Instit.)  1880.  Fol. 

(M.  8,50;  auf  Leinw.  in  Etui  M.  13,50;  m.  Rollstäben  M.  14,50.) 
Hand-  und  Eiseubahu  Karten  über  alle  Theile  Deutschlands  und  Oestereichs, 

sowie  alle  Länder  Europas  und  der  Welt,   bearb.   von  H.  Kiepert, 

C.  F.  Weiland,  A.  Graef,  C.  Graef.  Ausg.  1880.    N.  6.  8.  11— 36.  38. 

41—67,  69.  73,  86  Kupferst.  u.    col.    Weimar   (Geogr.  Instit.)  18S0. 

Fol.    (a.  M.  1,60.) 

Karten  von  Mittel-Europa  und  Deutschland. 

BarthoPs,  Eisenbahnkarte  von  Mittel-Europa.  Entworfen  von  J.  Straube. 
1:2,702,700.   Lith.  u.  col.   Berlin  (Barthol  &  Co.)  1880.  Fol.  (M.  1,50  ) 

Düms'  Comptoir-  und  Reisekarte  von  Mittel-Europa,  mit  einem  alphabeti- 
schen Ortschafts  -  Verzeichniss.  2.  Aufl.  1880.  Chromolith.  Wesel 
(Düms)  1880.    Fol.    (60  Pf.) 

Fr iede man n  (H  ),  Schulkarte  vom  deutschen  Reich.  4.  Ausg.  Chromolith. 
Dresden  (Huhle)   1880.    Fol.  (20  Pf.) 

Friedrich  (L.),  Post-  und  Eisenbahnkartu  von  Deutschland,  den  Nieder- 
landen, Belgien  und  der  Schweiz.  1:1,800,000.  Ausg.  1880.  KupfrsL 
und  col.    Gotha  (Perthes)  1880.    Fol.    (M.  1,60.) 

Geyer  (F.),  Karte  der  Zuckerfabriken  Deutschlands.  2.  Aufl.  Chromolith. 
Magdeburg  (Rathke)  1879.    Fol.    (M.  5.) 

Gross  (R.),  Neueste  Post-  und  Eisenbahnkarte  des  Deutschen  Reichs,  der 
Niederlande,  Belgien,  Schweiz,  Oesterreich,  Nord- Italien  nebst  angrenzen- 
den Ländern.  Ausg.  1880.  Chromolith.  Stuttgart  (Nitzschke).  Fol. 
(M.  1,80;  in  Carton  M.  2,75.) 

Handtke  (F.),  General  karte  von  Deutschland  und  der  Schweiz.  Ans?. 
1880.  Lith.  u.  col.  Glogau  (Flemming)  1880.  Fol.  (M.  1,50:  auf 
Leinw.  in  Carton  M.  3.) 

— ,  Post-,  Reise-  und  Eisenbahukarte  von  Deutschland,  der  Schweiz,  der 
Niederlanden  und  Belgien.  Ausg.  1880.  Chromolith.  Glogau  (Flemming) 
1880.    Fol.    (M.  6;  m.  Rollstäben  M.  7,50.) 

He  mm  leb  (H.),  Neueste  Reisekarte  von  Deutschland  und  den  angrenzen- 
den Ländern.  2.  Aufl.  Chromolith.  Weimar  (Daum)  1880.  Fol. 
(50  Pf.) 

Hendschel  (U.),  Neueste  Eisenbahnkarte  von  Central-Enropa.   Ausg.  1SS0. 

Chromolith.    Frankfurt  a/M.  (Jügel)  1880.    Fol.    (M.  3,30.) 
Henzler   (G.  .  Schulwandkarte  von  Deutschland.    2.  Aufl.    4  Bll.  Lith. 

und  col.    Stuttgart  (Rieger)  1879.    Fol.    (M.  9.) 
Hermann    (M.),  Reisekarte  von  Mitteleuropa.    Ausg.  1S80.  Chromolith. 

Glogau  (Flemming)  1S80.    Fol.    (60  Pf.;  mit  Ortsverzeichnis*  75  Pf.) 


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Karten  von  Mittel  Europa  und  Deutschland.  f>4  3 

Hob  off  (TL.),  Politische  Eiutheiluntr  des  deutschen  Reiches  in  Verwaltungs- 
bezirke.   Chromolith.    Berlin  (Lithogr.  Instit.)  1880.    Fol.    (M.  1.) 

König  (Th.),  Neueste  Post-  und  Eisenbahnkarte  von  Mitteleuropa.  Ausg. 
1880.    Chromolith.    Berlin  (Schindler)  1880.    Fol.    (M.  1,80.) 

Kuusch  (H.),  Post-,  Heise-  und  Eisenbahnkarte  von  Deutschland  und  den 
Nachbarstaaten.  Ausg.  1880.  Chromolith.  Glogau  (Flemming)  1880. 
Fol.    (M.  1 ;  auf  Leinwand  in  Cartou  M.  3.) 

Lehmann  (C),  Eisenbahnknrte  der  Bahngebiete  Mittel-Europas.  Rev.  von 
W.  Koch.  Ausg.  1880.  1:2,000,000.  Chromolith.  Berlin  (Barthol 
&  Co.)  1S80.    Fol.    (M.  1,50.) 

— ,  Eiseubahukarte  der  Bahngebiete  Mittel-Europas,  nebst  einem  Verzcich- 
niss  der  Eisenbahnen  im  Deutschen  Reiche.  3.  Aull.  Chromolith. 
Berlin  (Hermann)  1880.   Fol.    (M.  2.) 

Liebenow  (W.),  Special-Karte  von  Mittel-Europa.  1:300,000.  Sect.  51. 
64.  70.  71.  78.  84.  85.  Chromolith.  Hannover  (Oppermanu)  1880. 
Fol.    (ä  M.  1  ;  auf  Leinw.  k  M.  1,40.) 

— ,  Karte  von  Centrai-Europa.  6  BD.  Lith.  u.  col.  Berlin  (Lith.  Instit.) 
1880.    Fol.    (M.  6) 

—  .Eisenbahn-  und  Reise-Karte  von  Mittel-Europa.  1:2,000,000.  Chro- 
molith.   Ebds.  1880.    Fol.    (M.  2.) 

— ,  Eisenbahn  karte  von  Deutschland.  Ausg.  1880.  4  Bll.  Lith.  u.  col. 
Ebds.  1880.    Fol.    (M.  1.) 

— ,  Eisenbahn-  und  Reise -Karte  vom  Deutschen  Reich.  1  :  2,000 ,000. 
Chromolith.    Ebda.  1880.    Fol.    (75  Pf.) 

Muller  (H.),  Karte  der  Eisenbahnen  Mittel- Europas.  Ausg.  1880.  Chro- 
molith. Glogau  (Flemming)  1  SSO.  Fol.  (M.  2,10;  auf  Leinw.  in  Carton 
M.  4,80.) 

Pape  (R.),  Eisenbahnkarte  von  Deutschland  und  den  angrenzenden  Landern. 
1  :  2,000,000.  Chromolith.  Langensalza  (Beyer  &  Sühne)  1S80.  Fol. 
(60  Pf.) 

Petermann   (A ) ,   Wandkarte  von  Deutschland.    1:1,000,000.     8  Aufl. 

9.  Bll.    Chromolith.    Gotha  (Perthes)  1880.    Fol.    (M.  5;  auf  Leinw. 

in  Mappe  M.  10,60.) 
Raab  (C.  J.  C),  Spezial-Karte  der  Eisenbahn-  Post-  und  Dampfschiffver- 

bindungen  Mittel-Europas.    1:1,250,000.    17.  Aufl.    1880.    4  Bl.  Lith. 

u.  col.    Glogau  (Flemming)  1SS0.    Fol.    (M.  4,80;  auf  Leinw.  in  Mappe 

M.  8,60;   mit  Ortsehaftsverzeichniss  M.  5,10;  auf  Leinw.   in  Mappe 

M.  9.) 

Serth  (E.),  Eisenbahnkarte  von  Deutschland  und  den  angrenzenden  Ländern, 

mit  Angabe  der  Entfernungen  in  Kilometern.    1  :  2,000,000.  Chromolith. 

Stuttgart  (Schaber)  1880.    Fol.    (M.  1,20  ) 
Streich  ^T.  F.),   Handkarte   von   Deutschland  (Fluss-   und  Gebirgskarto). 

5.  Aufl.    Chromolith.    Esslingen  (Weismaun)  1880.    8.    (30  Pf.) 
— ,  Uebersicbtskarte  des  Deutscheu  Reichs.    5.  Aufl.    Chromolith.  Ebds. 

Fol.    130  Pf.) 

Wagner  (H.),  Wandkarte  des  Deutschen  Reichs  und  seiner  Nachbargebiete. 
1:800,000.  12  Bll.  2.  Aufl.  Lith.  u.  col.  Gotha  (Perthes)  1879.  Fol. 
(M.  10;  auf  Leinwand  in  Mappe  M.  17.) 

Walseck  (G.),  Neueste  Eisenbahn-Karte  von  Deutschland  und  den  an- 
grenzenden Ländern,  mit  numerirter  Bandvorrichtuug.  Ausg.  1880. 
4  Bll.    Lith.  u.  col.    Berlin  (Abelsdorff)  1880.    Fol.    (M.  6.) 

Wauder  (J.),  Eisenbahn- Karte  von  Mittel-Europa.  Neueste  Ausg.  Chro- 
molith.   Dresden  (Jänicke)  1880.    Fol.    (30  Pf.) 

Winkler  (E.),  Eisenbahn -Routen -Karte  von  Mittel -Europa.  Ausg.  1880. 
4  Bll.    Lith.    Dresden  (Türk)  1880.    Fol.    (M.  1,50.) 


544 


Specialkarten  von  Deutschland. 


Karte  de«  deutschen  Reiches.  1:100.000.  Abthl.  Königr.  Prenssen.  Hernusgg. 
von  der  kartographischen  Abthciiung  der  K.  Preussischen  Landesauf- 
nahme. 1880.  Sect.  6.  Gramm;  7.  Hadersleben;  13.  Apenrade;  H.Tarup; 
23.  Flensburg;  24.  Augustenburg;  39.  Kappeln;  40.  Westcr- Markelsdorf; 
58.  Kiel;  59.  Lütjenburg;  60  Oldenburg;  61.  Müritz;  84.  Grömitz;  8& 
Kröpelin;  86.  Rostock;  114.  Lübeck;  115.  Schönberg;  116.  Wismar; 
335.  Einbeck;  336.  Goslar;  3«5.  Heiligenstadt;  435.  Hersfeld;  436. 
Eisenach.    Berlin  (Schropp)  1880.    (a  M.  1,50) 

Karte  des  deutschen  Reiches.  1  :  100,000.  Herausgg.  von  dem  topo- 
graphischen Bureau  des  kgl.  sächsischen  Generalstabes.  Kpfr.  u.  col. 
Sect.  391.  Ochatz;  392.  Grossenhain;  .393.  Kamenz;  394.  Milkel;  415. 
Borna;  416.  Döbeln;  417.  Dresden;  418.  Bischofewerda;  419.  Bautzen; 
420.  Ostritz.  441.  Altenbnrg;  442.  Chemnitz;  443.  Dippoldiswalde; 
445.  Zittau;  446.  Hirschfelde;  470.  Sayda.  Leipzig  (Hinrichs 'sehe 
Buchh.,  Sort.-Cto.)  1880.  Fol.  (a  M.  1,50.) 

Uebersichts-  Karte  der  Eisenbahnen  Deutschlands.  Bearb.  im  Reichs- Eisen- 
bahn-Amt  1880  (am  1.  April).  4  Bll.  1:1,000,000.  Chromolith.  Berlin 
(Mittler  &  Sohn)  1880.    Fol.    (M.  5.) 

Neueste  Eisenbahukarte  von  Central -Europa.  Chromolith.  Gera  (Isaleib 
&  Rietzschel).    1880.    Fol.    (50  Pf.) 

Neueste  Eisenbahnkarte  von  Deutschland.  Chromolith.  Ebds.  1880.  Fol. 
(50  Pf.) 

Specialkarten  von  Deutschland. 
Preussen.    Mecklenburg.    Die  Hansestädte.    Oldenburg.  Anhalt. 

Musterblätter  für  die  topographischen  Arbeiten  der  kgl.  preussischen  Landes- 
Aufnahme.    Grosse  Ausg.    Berlin  (Mittler  &  Sohn)  1880.    8.    (M.  11) 

Messtischblätter  der  Königl.  Preussischen  Landes  -  Aufnahme.  Vermessung: 
1878.  Publication:  1880.  Masastab:  1:25,000.  1.  Lintrup;  2.  Schott- 
burg; 3.  Skudstrup;  4.  Hügum;  5.  RÖdding;  6.  Jels;  7.  Hvidding-Ufer; 
8.  Hvidding;  9.  Spandet;  10.  Gramm;  11.  Skrydstrup;  12.  Haff-Sand; 
13.  Kirkeby;  14.  Brüns;  15.  Arrild;  16.  Branderup;  17.  Rauberg; 
18.  List;  19.  Jerpstedt;  20.  Schads;  21.  Lügumkloster;  22.  Bedstedt: 
23.  Jordkirch;  24.  Westerland;  25.  Kampen;  26.  Emmerleff- Kliff; 
27.  Hoyer;  28.  Tondern;  29.  Bülderup;  30.  Tingleff;  31.  Ranram; 
32.  Gr.  Morsum;  33.  Horsbfill;  34.  Neukirchen;  35.  Süd-Lügum; 
36.  Ladelund;  37.  Weibeck;  38.  Hörnnm-Odde;  39.  Borgsum;  40.  Mid- 
lum; 41.  Deezbüll;  42.  Leck;  43.  Achtrnp;  44.  Wallsbüll;  45.  Kniep- 
Hafen;  46.  Nieblum;  47.  Wyk;  48.  Ockholm;  49.  Bredstedt;  50.  Drels- 
dorf;  51.  Gr.  Jörl;  52.  See-Sand;  53-  Hooge;  54.  Nordstrand  ischmoor; 
55.  Wobbenbüll;  56.  Hattstedt;  57.  Viölj  58.  Süderoog;  59.  8udfall; 
60.  Simonsberg;  61.  Husum;  62.  Ostenfeld;  63.  Ording;  64.  Garding; 
65.  Tönning;  66.  Friedrichstadt;  67.  Süderstapel :  68.  Böhl  (Kr.  Eider 
stedt);  69.  Vollerwiek;  70.  Wesselburen;  71.  Weddingstedt;  72.  Tel- 
lingstedt;  73.  Döllstedt;  74.  Hamdorf;  75.  Bokelholm;  76.  Blauort; 
77.  Büsum;  78.  Heide;  79.  Nordhastedt:  80.  Hademarschen;  81.  Toden- 
büttel;  82.  Holtdorf;  83.  Buschsand  (West);  84.  Buschsand  (Ost); 
85.  Dieksand;  86.  Meldorf;  87.  Süderhastedt;  88.  Schenefeld ;  89.  Hohen 
westedt;  90.  Hennstedt;  91.  Insel  Neuwerk  (West);  92.  Insel  Neuwerk 
(Ost);  93.  Kaiser  Wilhelm-Koog;  94.  Marne;  95.  Buchholz;  96.  Wüster; 
97.  Itzehoe;  98.  Kellinghausen ;  99.  Bramstedt;  100.  Heidmühlen; 
101.  Segeberg;  102.  Alten walde;  103.  Cuxhaven;  104.  Otterndorf; 
105.  Neuhaus  (a.  d.  Oste);  106.  Freiburg  (a.  d.  Elbe);  107.  Krempe: 
108.  Hohenfelde;    109.  Hörnerkirchen;    110.  Kaltenkirchen;    111.  Stu- 


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Specialkarten  von  Prenssen.  545 

Yenborn;  112.  Leezen;  113.  Gliickstadt;  114.  Elmshorn;  115.  Barm- 
stedt; 116.  Quickborn;  117.  Wakendorf;  118.  Bargteheide;  119.  Stade; 
120.  Otersen;  121.  Pinneberg;  122.  Niendorf;  123.  Bergstedt;  124.  Ah- 
rensburg; 125.  Hagen;  126.  Horneburg;  127.  Wedel;  128.  Hamburg; 
129.  Waudsbeck;  130.  Glinde;  131.  Harburg;  132.  Allermöhe;  133.  Berge- 
dorf; 134.  Hittfeld;  135.  Stelle;  136.  Winsen  (a.  d.  Luhe). 

Zschech,  Repetitionskarte  der  preussischen  Provinzen.  Lith.  Neumünster 
(Brumby)  1879.    Fol     (15  Pf.) 

Karte  über  die  Production,  Consumtion  und  die  Circulation  des  Roheisens 
nnd  des  schmiedbaren  Eisens  in  Preussen  während  des  J.  1878.  Her- 
ausgeg.  im  Kgl.  preuss.  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten.  2  Karten 
a  2  BU.  Chromolith.  Berlin  (Schropp)  1880.  Fol.  m.  Text  (ä  Karte 
M.  3  ) 

Seekarten  der  kaiserl.  deutschen  Admiralität  Herausg.  vom  hydrographischen 

Amt.    N.  30.  Ostsee.   Schleswig- Holstein.    Neue  Ausg.    N.  65.  Ostsee. 

Pommern.    Berlin  (D.  Reimer)  1880     Fol.    (a  M.  2,50.) 
Neuester  Plan    und  Wegweiser    von   Königsberg.     5.  Aufl.  Königsberg 

(Strübig)  1880.    (75  Pf.) 
Neuester  Plan  von  Danzig.    Lith.    Danzig  (Bertling)  1880.    Fol.    (40  Pf.) 
Baltique:  Neufahrwasser.    Chenal  et  port  de  Pillau.    Paris,  Ddpöt  de  la 

Marine.    1880.    (N.  3751.) 
Karte  der  Umgegend  von  Thorn  in  4  Bll.    Kgl.  Preuss.  Landesaufnahme 

1876.    Herausg.  1879.    1:25,000.    Chromolith.    Berlin  (8chropp)  1879. 

Fol.    (M.  6) 

Engelhardt  (F.  B.),  Karte  des  Reg.-Bezirks  Cöslin.    1:325,000.  Lith. 

u.  col.    Berlin  (8chropp)  1S80.    Fol.    (M.  3.) 
Kreiskarten,  aufgenommen  vom  Kgl.  Preuss.  Generalstab  1874—75.  1 : 100,000. 

Kreis  Schlochau.    Lith.  u.  col.    Berlin  (Schropp)  1880.    Fol.    (M.  2.) 
Plan  und  neuester  Fremdenführer  von  Posen.    2.  Aufl.    Posen  (Rehfeld) 

1879.  S.    (M.  1.) 

Wandkarte  des  Kreises  Krotoschin.  1  : 45,000.  6  Bll.  Lith.  Ostrowo 
(Priebatsch)  1880.    Fol.    (M.  9;  auf  Leinw.  mit  Stäben  M.  13.) 

Worpitzky  (F.),  Situations-Plan  des  Ostseebades  Heringsdorf.  Neue  Ausg. 
mit  einer  Karte  der  Umgegend.  Chromolith.  Berlin  (D.  Reimer)  1880. 
Fol.    (M.  1,20.) 

No  wack,  Specialkarte  von  dem  Reg.- Bezirk  Potsdam.  Rev.  1880.  1 : 300,000. 

Kpfrst  u.  col.    Berlin  (Schropp)'  1880.    Fol.    (M.  3.) 
Plan  von  Berlin  mit  Strasaenverzeichniss.   Chromolith.    Berlin  (Goldschmidt) 

1880.  Fol.    (60  Pf.) 

Straube  (J.),  Umgegend  von  Berlin  und  Potsdam  mit  Ortschafts-Verzeich- 
niss.    Chromolith.    Berlin  (Geogr.  Institut)  1880.    Fol.    (M.  1.) 

Delius  (Th.),  Neuester  Plan  der  königl.  Residenzstadt  Potsdam  und  Um- 
gebung.   Lith.    Potsdam  (Rentel)  1880.    Fol.    (35  Pf.;  col.  50  Pf.) 

Holzhauer  (C),  Plan  von  Brandenburg.  Chromolith.  Brandenburg  (Müller) 
1880.    Fol.    (M.  1,50.) 

Nowack,  Specialkarte  von  dem  Reg.-Bezirk  Frankfurt  a.  O.  Rev.  1880. 
1:300,000.    Kpfrst    Berliu  (Schropp)  1880.    Fol.    (M.  3.) 

Sauer,  Plan  der  Umgegend  von  Brandenburg.  6  Bll.  Lith.  u.  col.  Bran- 
denburg (Koch)  1880.    Fol.    (M.  6;  auf  Leinw.  M.  9,50.) 

Lee  der  (E.),  Karte  der  Provinz  Schlesien.  Für  den  Schulgobrauch.  5.  Aufl. 
Lith.  u.  col.    Görlitz  (Vierling)  1880.    Fol.    (40  Pf.) 

Liebenow  (W.),  Generalkarte  von  der  kgl.  preussischen  Provinz  Schlesien 
nnd  den  angrenzenden  Ländertheilen,   nebst  einer  Specialkarte  vom 
Riesengebirge.  2  Bll.  7.  Aufl.  Breslau  (Trewendt)  1880.   Fol.  (M.  4,70; 
m.  col.  Grenzen  M.  5,40;  auf  Leinw.  in  Carton  M.  7,60.) 
Zeiucbr.  d.  Gowllach.  f.  Krdk.  Bd.  X?.  35 


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546 


Specialkarten  von  Preussen. 


Specialkarte  der  oberschlesischen  Bergreviere.  1  :  10,000.  Nack  eigenen 
Aufnahmen  nnd  nnderem  amtlichen  Material  kartirt  von  dem  kgl.  Ober- 
Bergamt  zu  Breslau.  Lief.  1.  10  Bll.  Lith.  Berlin  (Sckropp)  1880. 
(a  M.  1,50.) 

Hil scher  (A.),  Karte  des  Kreises  Trebnitz.    6  Bll.    Chromolith.  Medzibor 

(Warteuberg)  1880.    Fol.    (M.  9;  auf  Leinw.  m.  SUiben  M.  12.) 
— ,  Karte  des  Kreises  Polnisch  -  Wartenberg.     6  Bll.    Chromolith.  Ebds. 

1880.    Fol.    (M.  9;  auf  Leinw.  m.  SUiben  M.  12.) 
Zachrau  (G.),   Neuester  Taschenplan  von  Breslau.    3.  Aufl.  Chromolith. 

Breslau  (Max  &  Co.)  1880.    Fol.    (40  Pf.) 
Hil  scher  (A.),  Karte  des  Stadt-  und  Landkreises  Breslau.  6  Bll.  Chromolith. 

Breslau  (Priebatsch)  1880.    Fol.    (auf  Leinw.  m.  Stäben  M.  12.) 
Leeder  (L\),  Karte  des  Riesen-  und  Iser-Gebirgcs  mit  dem  Hirschbergei 

Thal.  1:30,7050.  2.  Aufl.  Lith.  Görlitz  (Vierling)  1880.  Fol.  |M.  6.) 
Handtke  (F)  und  Ö.  Richter,  Schul- Wandkarte  der  Provinz  Sachsen  und 

des  Herzogth.  Anhalt  in  9  Bll.    Chromolith.    Glogau  (Flemming)  1S80. 

Fol.    (M.  6;  auf  Leinw.   M.   10,50;  m.  rohen   Holzrollen  M.  12;  m. 

schwarzen  Ilolzrollen  M.  13,50.) 
Nowacki  Specialkartc  von  dem  Reg.-Bez.  Merseburg.  Rev.  18S0.  1  :  300,000. 

Kupferst.  u   col.    Berlin  (Schropp)  1880.    Fol.    (M.  3.) 
Taubert,    Croquis   der    Umschau  von  Torgau.     1:50,000.  Chromolith. 

Berlin  (Schropp)  1880.    Fol.    (M.  3.) 
Reymann's  (G.  D  )  Specialkarte  vom  Harzgebirge  und  seinen  Umgebungen. 

1:200,000.    Lith.    Glogau  (Flemming)  1880.    Fol.    (M.  3.) 
Blumenau  'E),   Specialkartc  des   Bodethals   von  Thale  bis  Treseburg. 

1:25,000.  Chromolith.  Leipzig  (131umcnau\s  Selbstverl.)  1880.  4.  (3C  P£] 
Ströse  (A.),  Karte  des  Herzogth.  Anhalt.  Chromolith.  Zerbst  (Luppe)  1880. 

4.    (20  Pf.) 

lrmer  (A.),  Neuester  Plan  von  Zerbst.  1:12,000.  Chromolith.  Zerbst 
(Luppe)  1880.    Fol.    (60  Pf.) 

Engel  (B.  F.),  Karte  der  Grossherzogthümer  Mecklenburg- Schwerin  und 
Mecklenburg  Strolitz.    Lith.    Stavenhagcu  (Beholtz)  2S79.    Fol.   (M.  1.) 

Karte  der  Umgegend  von  Lübeck.  1  :  25,000.  6  Bll.  Kgl.  preussische 
Landesaufnahme  1877.  Hcrausgcg.  1880.  Chromolith.  Berlin  ^Schropp) 
1880.    Fol.    (k  M.  1,50.) 

Baltique:  Baio  dEckerufördc.    Paris,  Dopöt  de  la  Marine  1880.    (N.  3749.) 

Seekarten  der  kaiserl.  deutschen  Admiralität,  hcrausgeg.  vom  hydrographi- 
schen Bureau.  N.  31.  Ostsee.  Fehmarn-Sund.  Specialkarte  der  Sect. 
II.  1:40,000.  (M.  1.)  N.  62.  Das  Kattegat.  (M.  3.)  N.  64.  Nord- 
see. Ostfriesische  Insclu.  Sect.  IV.  (M.  9.)  Kpfrst.  Berlin  (D.  Reimer) 
1880.  Fol. 

Eisenbahn-  und   Strassenkarte   vou  Schleswig -Holstein.    1:400,000.  Lith. 

Hamburg  (Seelig*  1SN0.    Fol.    (M.  1,50.) 
Baltique:  Fiord  de  Kiel.    Paris,  Depot  de  la  Marine  1880.    (N.  3734.) 
Hamburg-Altonaer  Fremdenführer  mit  Situationsplan.    2.  Jahrg.  pro  18S0  81. 

Hamburg  (Nicmoyer)  1880.  Fol. 
North  Sea:   Elbe,   Weser  nnd  Jado  rivers.    London,   Hydrographie  Office 

1880.    (N.  1875.)   (2  s.  6  d.) 
Plan  von  Norderney.    Lith.    Norden  (Soltau)  1880.    4.    (25  Pf.) 
Plan  der  Residenzstadt  Oldenburg  mit  Vorstadt  Osternburg  und  Führer  durch 

ihre  Sehenswürdigkeiten.    Oldenburg  (Schulze)  1880.    Fol.    (M.  1.) 
Gier  (H.),  Plan  der  Stadt  Celle.  Lith.   Celle  (Schulze)  1880.    Fol.    (M.  3.) 
— ,  Plan  der  Stadt  Hildesheim.  Lith.  Hildesheim  (Gude)  1880.  Fol.  (M.  2.) 
Winter,  Topographische  Karte  von  Osuabrück  und  Umgegend.   1  :  120,000. 

Chromolith.    Osnabrück  (Veith)  1880.    Fol.    (M.  2,50.) 


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Karten  des  Königr.  Sachsen,  von  Thüringen  u.  d.  Grossh.  Hessen.  547 


Wiggers  (H.),  Neuer  Plan  der  Stadt  Emden.   Chroniolith.   Emden  (Haynel) 

1880.    Fol.    (11  1,50.) 
Leeder  (E  ),  Wandkarte  der  Provinzen  Rheinland  nnd  Westfalen.    6  Bll. 

Lith.  n.  col.    Essen  (Bädeker)  1879.    FoL    (M.  5;  auf  Leinw.  in  Mappe 

M.  12;  m.  Rollstaben  M.  14.) 
Liebenow  (W),   Karte   der   Rheinprovinz   und   der   Provinz  Westfalen 

1:240,000.    3.  Aufl.    6  Sectionen.    Lith.    Berlin  (Lithogr.  Inst.)  1880. 

FoL    (ä  M.  1,50.) 

Vorländer  (J.  J.),  Karte  vom  Kreis  Minden  im  Regierungsbez.  Minden. 
1:80,000.   Lith.  Leipzig  (Siegismund  &  Volkening)  1879.  Fol.  (M.  1,20.) 

Karte  des  Regierungsbez.  Arnsberg  nach  Amtsgerichten.  Lith.  Arnsberg 
(Ritter)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Saile  (F.  X.),  Wandkarte  des  Kreises  Iserlohn.  4  Bll.  Lith.  u.  col.  Geb- 
weiler (Boitze)  1880.    Fol.    (M.  9.) 

Manskopf  (F.),  Plan  der  Stadt  Hagen.  1:7,500.  Lith.  Hagen  (Butz) 
1880.    Fol.    (M.  2.) 

Petry,  Uebersichtskarte  der  Stadt  Dortmund.  Chromolith.  Dortmund 
(Koppen)  1879.    Fol.    (M.  4,50;  aufgezogen  auf  Leinw.  M.  7.) 

Saile  (F.  X),  Wandkarte  des  Kreises  Altena.    4  Bll.    Chromolith.  u.  col. 

Gebweiler  (Boitze)  1880.    Fol.    (M.  9.) 
— ,  Wandkarte  des  Kreises  Lippstadt.    1:32,000.    4  Bll.    Chromolith.  u. 

col.    Gebweiler  (Boitze)  1880.    Fol.    (M.  9.) 

Algermissen  (J.  L.),  Topographische  Specialkarte  der  Umgegend  von 
Köln.  4.  Aufl.  1  : 50,000.  Lith.  Köln  (Warnitz  &  Co.)  18S0.  Fol. 
(M.  2,50;  auf  Leinw.  M.  4.) 

Plan  der  Stadt  Düsseldorf.  Chromolith.  Düsseldorf  (Deiters)  1880.  Fol. 
(75  Pf.) 

Saile  (F.  X.),  Karte  der  nächsten  Umgebung  von  Saarbrücken  und  St.  Jo- 
hann.   Lith.    Saarbrücken  (Klingebeil)  18S0.    Fol.    (60  Pf.) 

Müser,  Plan  von  St  Johann.  Chromolith.  Saarbrücken  (Klingebeil)  1880. 
Fol.    (M.  4,50.) 

Karte  der  Umgebung  von  Wiesbaden  und  Karte  der  näheren  Umgebungen 
des  „Kellerkopfes".    Lith.    Wiesbaden  (Nico!)  1880.    Fol.    (30  Pf.) 

Bebauungsplan  für  die  Erweiterung  der  Stadt  Wiesbaden.  2.  Aufl.  Chro- 
molith.   Wiesbaden  (Limbarth)  1879.    Fol.    (M.  G.) 

Karte  de«  Frankfurter  Stadtwaldes  und  Umgebung.  1  :  38,000.  Oestlicher 
und  westlicher  Theil.  Chromolith.  Frankfurt  a.  M.  (JUger)  1880.  4. 
(a  50  Pf.) 

Knrten  des  Königreichs  Sachsen,  von  Thüringen  und  des  Gross- 
herzogthums Hessen. 

Topographische  Karte  des  Königreichs  Sachsen.    1  :  25,000.    VI.  Lief.  N. 

47.  Lommatzsch;  133.  Rauschwitz;  134.  Treuen;  141.  Misslareuth;  142. 

Plauen;    143.  Ölsnitz;   149.  Blossenberg  (Hof);   150.  Bobenneukirchen ; 

151.  Adorf;  154.  Brambach;  155.  Hennebach;  156.  Schönberg.  Leipzig 

(Engelmann)  1879.    (a  M.  1,50.) 
Friedemann  (H.) ,  Schulkarte  vom  Königreich  Sachsen.    12.  Aufl.  Lith. 

u.  col.    Dresden  (Huhle)  1S80.    Fol.    (10  Pf.) 
Kiecke  (F.),  Handkarte  des  Herzogthums  Sachsen- Altenbnrg.  1:260,000. 

Chromolith.    Gera  (Issleib  &  Rietzschel)  1880.    Fol.    (40  Pf.) 
v.  Bomsdorff  (Th.),  Karte  des  Königreichs  Sachsen.    1:260,000.    4  Bll. 

4.  Aufl.    Chromolith.    Leipzig  (Hinrichs,  Verl.-Cto.;  1880.    Fol.    (M.  4; 

auf  Leinw.  u.  Carton  M.  6.) 

35* 


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548      Karten  von  Elsass-Lothringen,  Baden,  Württemberg,  Bayern. 


Seifert  (M.),  Specialkarte  des  gesammten  Mulden-  und  Zschopauthales. 

1:125,000.  2.  Aufl.   Chromolith.  Chemnitz  (Friese)  1880.  Fol  (M.  1,20.) 
Touristen-Karte  der  Umgegend  von  Dresden ,  Meissen  und  der  sächsischen 

Schweiz.     1  :  105,000.    Neue  Ausg.     Chromolith.     Dresden  (Jänicke) 

1880.    Fol.    (M.  1.) 
Plan  von  Dresden.    1  :  10,000.    Bearb.  von  Stadtvermessungsamte.  Ausg. 

1880.    Lith.    Dresden  (Meinhold  &  Söhne)  1880.    Fol.    (M.  1.) 
Flau  der  Stadt  Meissen  und  Umgegend.    Meissen  (Bärmann)  1880.  Fol. 

(M.  1.) 

Busch  ,  Plan  von  Leipzig  in  Vogelschaumanier.  Erweiterte  Ausg.  in  Farben- 
druck mit  Quadratnetz  und  Strassenverzeichniss.  Chromolith.  Leipzig 
(Busch's  Selbstverlag)  1880.    Fol.    (M.  1.) 

Neuester  Plan  von  Qrossenhain.    Lith.    Grossenhain.    1880.    Fol.    (25  PI) 

Fleichhauer  (O  ),  Karte  in  Reliefmanier  von  der  Thüringer  Wald-Gegend 
beim  Inselberg.    Chromolith.    Gotha  (Keil)  1880.    4.    (60  Pf.) 

Thüringen.  5  Bll.  Ausg.  1880.  Kpfrst.  u.  Farbendr.  Weimar  (Geogr. 
Institut)  1880.    Fol.    (a  M.  1.) 

Karte  von  Mittweida  und  Umgebung.  Chromolith.  Mittweida  (Polytechn. 
Buchhdl.)  1880.    Fol.    (60  Pf.) 

Plan  von  Mittweida.    Chromolith.    Ebds.    Fol.    (40  Pf.) 

Plan  der  Stadt  Saalfeld.  Mit  dem  projectirten  Strassennetz  in-  und  ausser- 
halb der  Stadt.    Lith.    Saalfeld  (Niese)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

v.  Arnswald  (B),  und  H  Kiepert,  Der  beste  Führer  durch  Eisenach 
und  Umgegend.  Neu  bearb.  von  C.  Griif.  Chromolith.  Weimar  (Geogr. 
Institut)  1880.    Fol.    (50  Pf.) 

Geometrischer  Plan  der  Provinzini-Hauptstadt  Giessen.  Chromolith.  Giessen 
(Roth)  1880.    Fol.    (M.  6.) 

Karte  der  Umgegend  von  Giessen.  Zusammengestellt  aus  Theilen  der  See- 
tionen  Allendorf,  Giessen,  Gladenbach  und  Gross-Linden  der  Karte  des 
Grossherzogl.  Hessischen  Generalquartiermeisterstabes.  1  :  50,000.  Lith. 
Darmstadt  (Joughausj  1880.    Fol.    (M.  1,80.) 

Karte  der  Umgegend  von  Mainz.  1 :  25,000.  Lith.  Darmstadt  (Jonghaus) 
1880.    Fol.    (M.  4,50.) 

Karten  von  Elsass-Lothringen,  Baden,  Württemberg  und  Bayern. 

Kirchner  (M.),  Karte  des  Elsass  im  J.  1789.  1:320,000.  Cbromolitb. 
Strassburg  (Trübner)  1880.    Fol.    (M.  5.) 

Reuter  (C),  Distanz-Karte  des  Bezirks  Unter-Elsass.  Lith.  u.  col.  Strass- 
burg (Schmidt)  1879.    Fol.    (M.  2.) 

Plan  der  Stadt  Strassburg.  1  :  5000.  Neue  Ausg.  Chromolith.  Strassburg 
(Schultz  &  Co.)  1880.    Fol.    (M.  1.) 

Plan  der  Stadt  Strassburg  und  ihrer  Erweiterung.  1 : 5000.  2  Bll.  Stras- 
burg (Schultz  &  Co.).    1880.    Fol.    (M.  5.) 

Algermissen  (J.),  Specialkarte  von  Elsass-Lothringen.  2  Bll.  1:300.000. 
3.  Aufl.  Chromolith.  Metz  (Deutsche  Buchhdlg.)  1880.  Fol.  (M.  6; 
auf  Leinw.  M.  10,50.) 

— ,  Topographische  Generalkarte  von  Elsass-Lothringen.  1:400,000. 
2.  Aufl.    Chromolith.    Ebds.    Fol.    (M.  2 ;  auf  Leinw.  in  Etui  M.  3.60.) 

— ,  Uebersichtskarte  von  Elsass-Lothringeu.  2.  Aufl.  Chromolith.  Ebds. 
Fol.    (M.  1.) 

— ,  Specialkarte   von  Lothringen.     1 :  200,000.     Aufl.  1880.  Chromolith. 

Ebds.   Fol.    (M.  3.) 
— ,  Specialkarte  von  Ober-Elsass.    1:200,000.    Aufl.  1880.  Chromolith. 

Ebds.    Fol.    (M.  1,60;  auf  Leinw.  M.  3.) 


Karton  von  Elsass-Lothringen,  Badeu,  Württemberg,  Bayern.  549 


Algermissen  (J.),  Speeialkarte  von  Unter-EIsass:  1  :  200,000.  Aufl.  1S80. 
Chromolith.  Metz  (Deutsche  Buchhdl.)  1880.  Fol.  (M.  1,60;  auf  Loinw. 
M.  3.) 

— ,  Topographische  Karte  der  Umgegend  von  Metz.  1  :  50,000.  4.  Aufl. 
Chromolith.    Ebds.    Fol.    (M.  2,50.) 

— ,  Karte  der  Kriegsoperationen  um  Metz  im  J.  1870.  1  : 50,000.  Chro- 
molith.   Ebds.    Fol.    (M.  2,40.) 

Touristen-Karte  des  untern  und  mittlem  badischen  Schwarzwaldes.  Chro- 
molith.   Baden-Baden  (Wild)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Uebersichtskarte  der  Umgegend  von  Karlsruhe.  Chromolith.  Baden-Baden 
(Wild)  1870.    4.    (40  Pf.) 

Baur  (C.  E.),  Karte  von  Württemberg,  Baden  und  Hohenzollern.  1 :  815,000. 
Neue  Ausg.  1880.  Lith.  u.  col.  Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1879.  Fol. 
(M.  6.) 

H enzler  (O.),  Schulkarte  von  Württemberg,  Baden  und  Hohenzollern. 
8.  Aufl.    Chromolith.    Heilbronn  (Scheurlen)  1880.    Fol.    (35  Pf.) 

Moosmai  r  (A.),  Neueste  Eisenbahn-,  Post-  und  Telegraphen -Karte  des 
Königreichs  Württemberg.  1  :  350,000.  Lith.  u.  col.  Stuttgart  (Rieger) 
1880.    Fol.    (M.  1,50.) 

Streich  (T.  F.),  Handkarte  von  Württemberg,  Baden  und  Hohenzollern. 
4.  Aufl.    Chromolith.    Esslingen  (Weismanu)  1880.    Fol.    (30  Pf.) 

Karte  von  Württemberg,  Baden  und  Hohenzollern  mit  siimmtlichen  Eisen- 
bahnen 1  : 450,000.    Lith.  u.  col.    Stuttgart  (Müller)  1880.   Fol.   (M.  2.) 

Karte  des  Neckarthals.   1:200,000.   Lith.  Tübingen  (Fues)  1880   Fol.  (M.  1.) 

Karte  der  Schwäbischen  Alb  und  des  oberen  Donauthals.  1  :  200,000.  Lith. 
Ebds.  1880.    Fol.    (M.  1,20.) 

Karte  des  Schwarzwalds.    1 :  200,000.    Lith.    Ebds.  1880.    Fol.    (M.  1,60.) 

Karte  von  Tübingen,  Reutlingen,  Urach  und  Umgebungen.  1:200,000. 
Lith.    Ebds.  1880.    Fol.    (80  Pf.) 

Bofinger,  Karte  des  nördlichen  Theiles  der  Schwabischen  Alb.  1  :  70,000. 
Chromolith.    Reutlingen  (Kocher,  in  Comm.)  1880.    Fol.    (M.  1,10.) 

Plan  von  Cannstadt    Lith.    Cannstadt  (Bosheger)  1879.    4.    (40  Pf.) 

Metzger  (K),  Plan  von  Ludwigsburg  und  Umgegend.  1:25,000.  Lith. 
Stuttgart  (Metzler)  1880.    Fol.    (M.  2,50.) 

Generalstabskarte  von  Bayern.  1:50,000.  Bl.  395.  Würzburg;  417.  Be- 
rolzheim;  418.  Treuchtlingen;  420.  Titting;  497.  Bissingen;  498. 
Ebermergen;  564.  Au;  626.  Hofstarringen;  628.  Eberspaint;  659. 
Taufkirchen.    Photolitb.    München  (Mey  &  Widmayer)  1879. 

Positionskarte  vom  Königreich  Bayern.  1 :  25,000,000.  Bl.  15.  Markleuthen; 
22.  Tirschenreuth;  36.  Preimt;  47.  Dietfurt;  70.  Dachau;  83.  Wolf- 
ratshausen.   Photolith.    Ebds.    Fol.    (a  M.  1.) 

Arendts  (C),  Specialkarte  des  Königreichs  Bayern  und  seiner  neuen  Ge- 
richt«- und  Verwaltungs-Eintheilung.  4  BU.  1  :  400,000.  Lith.  u.  col. 
Stuttgart  (Bruchmann)  1880.    Fol.    (M.  6.) 

Eulenhaupt,  Schul- Wandkarte  vom  Königr.  Bayern.  Zugleich  Uebersichts- 
karte von  Süddeutschland.  G  BU.  Chromolith.  Würzburg  (Stahel)  1879. 
Fol.    (M.  10;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  15.) 

Pfeiffer  (G.),  Karte  von  Mittelfranken.  Lith.  u.  col.  Fürth  (Kühl)  1880. 
4.    (10  Pf.) 

Hans  er,  Post-  und  Eisenbahnkarte  des  Königreichs  Bayern.    Neue  Ausg. 

Lith.    Regensburg  (Coppenrath)  1880.    Fol.    (M.  1,50.) 
Hammer,  8pecialkarten  der  Kreise  Mittelfrankeu,  Niederbayern,  Oberbayern, 

Oberfranken,  Oberpfalz  und  Regeusburg,  Pfalz,  Schwaben  und  Neuburg, 

Unterfranken  und  Aschaffenburg.     Neue  Aufl.     Lith.  u.  col.     8  BU. 

Regensburg  (Coppenrath)  1880.    Fol.    (ä  M.  1,50.) 


550 


Karten  von  Oesterreich-Ungarn. 


Arendt  (C),  Karte  des  „bayerischen  Veteranen-,  Krieger-  und  Kampfgenossen- 

Bundesu  nebst  der  militärischen  Eintheilung  des  Konigr.  Bayern.  Lith. 

u.  col.    Weiden  (Taubald.)    Fol.    (M.  2,50.) 
Gebirgs-,  Post-  und  Reise-Karte  von  Südbayern  und  Deutsch-Tyrol.  Cbromo- 

lith.    München  (Franz,  Verl.  Cto.)  1880.    Fol.    (M.  1,40;   auf  Leinw. 

M.  2,40.) 

Michel  (C),  Specielle  Gebirgs-,  Post-,  Eisenbahn- Reise-Karte  vom  Bayeri« 
sehen  Hochlande,  Salzburg,  Tyrol   etc.     1:600,000.     Kpfrdr.  u.  col. 

3.  Ausg.     München  (Finsterlin)  1880.    Fol.     (Auf  Leinw.  in  Carlon 
(M.  3,60.) 

Glas  (G.),  Der  bayerische  Wald.  Gebirgs-,  Post-  und  Eisenbahn  -  ReUe- 
Karte.    Lith.  u.  col.    München  (Finsterlin)  1880.    4.    (M.  11.) 

Specialkarte  der  fränkischen  Schweiz  nebst  der  Umgegend  von  Nürnberg. 
1  : 200,000.    Lith.    Bayreuth  (Giessel)  1880.    Fol.    (M.  1,30.) 

Neuester  Plan  von  München  mit  Umgebung«-  und  Eisenbahn  -  Kärtchen. 
11.  Aufl.    München  (Kaiser)  1880.    16.    (M.  1.) 

Hager  (H.),  Special  -  Karte  des  Amtsbezirkes  Lichtenfels.  Chromolitb. 
Lichtenfels  (Ehrhard)  1880.    4.    (75  Pf.) 

Karte  der  Umgegend  von  Oberammergau  —  Murnau  —  Partenkirchen  —  Mitten- 
wald. 1  :  50,000.  Lith.  München  (Lit.  artist  Anstalt)  1880.  gr.  Toi. 
(M.  2,20.) 

Karten  von  Oesterreich -Ungarn. 

Special-Karte  der  Oesterreichisch-Uugarischen  Monarchie.  Herausg.  vom  K. 
K.  militär.-geograpbischen  Institut.  1:28,000.  Zone  2,  Col.  X:  Boden- 
bach;  XIII:  Harrachsdorf.  —  3,  XIV:  Trautenau;   XV:  Schönau.  —  • 

4,  XII:  Jungbunzlau.  —  5,  XIII:  Königgrätz;  XV:  Senftenberg.  —  6,  XIII: 
Czaalau;  XVII:  Freudenthal.  —  7,  XVII:  Weisskirchen  i.  M.;  XVIII: 
Neutitachein;  XIX:  Teschen;  XXII:  Rabka.  —  8,  XII:  Kamenitz;  XV: 
Boakowitz;  XVI:  Prossnitz;  XVII:  Kremsier;  XVIII:  Wal.-Meseritoch ; 
XXII:  Nowytarg.  —  9,  XI:  Wittingau;  XIV:  Trebitsch;  XVI:  AusterliU; 
XVII:  Ung.-Hradisch;  XXI:  Lipto  Szt.  Miklös;  XXII:  Hohe  Tat»; 
XXIV:  KisSzebeu.  —  10,  XI:  Budweiss;  XIII:  Iglo;  XXVI:  Homonn*. 
—  11,  XXI:  Detwa.  —  22,  VIII:  Strassoldo.  —  23,  VIII:  Porto  Boao. 
Heliogr.  in  Kpfr.  color.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    (a  fl.  0,50.) 

Administrativ -Karte  von  Nieder -Oesterreich.     1:28,000.    Bl.  10:  Harbad; 

15:  Geras;    22:  Karlsstift;    57:  Wallsee;    84:   Ybsitz;    85:  Gaming. 

Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    (a  fl.  0,60.) 
Steinhauser  (A),  Uebersichts-Karte  von  Oesterreich-Ungarn.    1  :  2,500,000. 

Mit  Terrain.    Chromolitb.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1879.    Fol.    (M  3; 

ohne  Angabe  der  Ortsnamen  M.  2.) 
Handtke  (F.),   General  -  Karte  vom  österreichischen  Kaiserstaat.    2.  Aufl. 

1 :  863,880.    Lith.  u.  col.    Glogau  (Flemming)  1880.    Fol.    (M.  1,20.) 
v.  Haardt  (V.),  Uebersichts-Karte  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie, 

mit  Angabe  der  politischen   Eintheilung.     1  : 3.000,000.  Chromolitb. 

Wien  (Holzel)  1879).    Fol.    (40  Pf.) 
Liebenow  (W.) ,   Verkehrskarte  von  Oesterreich  -  Ungarn.    1  :  1.250,000. 

6  Bll.    Lith.  u.  col.    Berlin  (Berlin,  lith.  Inst)  1880.    Fol.    (M.  5.) 
Karte  der  österreichisch-ungarischen  Eisenbahnen  der  Gegenwart  und  Zukunft 

Ausg.  1880.  Chromolitb.  Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.  Fol.  (M.  1,50.) 
Eisenbahn-Karte  von  Oesterrreich-Ungarn.  Ausg.  1880.  Lith.   Wien  (Hölxel; 

1880.    Fol.    (M.  2.) 
Eisenbahn -Karte  von  Oesterreich -Ungarn.    43.  Aufl.    1880.     Lith.  u.  col. 

Teschen  (Prochaska)  1880.    Fol.    (M.  2.) 


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Karten  vou  Oesterreich- Ungarn. 


551 


Karte  der  Donau  von  ihrem  Ursprünge  bis  an  die  Mündung.    1  : 300,000. 

16  Sectionen  auf  9  131).    Wien  (Hartleben)  1880.    Fol.    (M.  3.60.) 
Wagner  (J.  E.),   General  -  Karte  vom   nördlichen   Böhmen.    Lith.  Prag 

(Kytka)  im.  Fol. 
Neuester  Plan  der  kgl.  Landeshauptstadt  Prag  und  der  Vororte.    2.  Aufl. 

Chromolith.    PrAg  (Kvtka)  1880.   Fol.   (80  Pf. ;  mit  1 9  Ansichten  M.  I.) 
Reisinger  (F.),  Karte  der  Umgebung  von  Komotan,  Brüx,  Belin,  Teplitz, 

Aussig,  Leitmeritz  und  Theresienstadt.    1  :  150,000.    Chromolith.  Brüx 

(Kunz)  1S80.    Fol.    (M.  1,50.) 
Karte  der  Umgegend  von  Marienbad.   Herausg.  vom  k.  k.  militär.-geograph. 

Institut.     1:12,500.     Chromolith.     Wien  (Artaria  &  Co.)   1880.  Fol. 

(M.  S.) 

Karte  der  Umgebung  von  Karlsbad.  Herausg.  vom  k  k.  militär.-geogr.  Inst. 
1  :  12,000.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    Fol.    (M.  3.) 

Wien.    (Artaria  &  Co.)  1879.    Kpfrdr.    Fol.    (k  M.  1,20  ) 

Neuester  Plan  von  Wien  mit  Vororten  (bis  Schönbrunn.)  Ausg.  1880. 
Chromolith.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Berg  er  (F.),  Neuester  Plan  von  Wien  und  der  angrenzenden  Vororte. 
6.  Aufl.   Chromolith.  Mit  Führer.   Wien  (Lechner)  1880.  Fol.  (M.  1,60.) 

Förster's  neuester  Plan  von  Wien.  13.  Aufl.  Chromolith.  Wien  (Holder) 
1880.    Fol.    (60  Pf.) 

Neuester  und  vollständigster  Plan  von  Wien  und  den  Vororten.  Chromolith. 
Wien  (Hartleben)  1880.    Fol.    (50  Pf.) 

Neuester  Plan  von  Wien.  Chromolith.  Fol.  Mit  kurzem  Fremdenführer. 
Wien  (C.  A.  Müller)  1880.    16.    (M.  1,20.) 

Plan  von  Wien  und  den  Vororten.  In  Farbendruck.  5.  Aufl.  Wien  (Brau- 
müller) 1880.    Fol.    (80  Pf., 

Karte  der  Umgebung  Wiens.  1  :  100,000.  Zusammengestellt  im  k  k.  militär.- 
geograph.  Institut.  Chromolith.  Wien  (Lechner)  1880.  Fol.  (M.  3; 
auf  Leinw.  M.  4.) 

Haas  (C),  Panorama  vom  Hcrmannskogel  bei  Wien.    Lith.   Wien  (Holder) 

1880.    Fol.    (M.  1,60.) 
— ,  Panorama  vom  Leopoldsberg  bei  Wien.    Lith.    Ebds.    Fol.    (M.  1,60.) 
Penhart  (M.),  Panorama  vom  Hochschwab.   Lith.  Wien  (Hölder)  1880.  Fol. 

(M.  1,60.) 

Albach  (J.),  Karte  des  Salzkammergntes.  1  :  12 5, 000.  6  B1I.  Chromolith. 
Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    Fol.    (a  M.  2.) 

Karte  des  Salzkammergutes  und  der  angrenzenden  Gebiete  zwischen  Salzach 
und  Enns.  1:100,000.  Zusammengestellt  im  k.  k.  militär- geographi- 
schen Institute.  Bl.  II.  Aussec  bis  Hieflau.  Lith.  Wien  (Lechner)  1880. 
Fol.    (M.  2,40.) 

Baumgartner,  Panorama  von  der  Feste  Höhen-Salzburg.  Salzbnrg  (Dieter) 

1880.    Fol.    (M.  1,20.) 
Panorama  vom  Gaisberg  bei  Salzburg,  mit  Beschreibung.    Ebds.    1880.  8. 

(M.  1,20.) 

Moschek  sen.  (R.),  Neueste  Touristenkarten.  1:129,000.  N.  9.  Oetz- 
thaler  Ferner  (südlicher  Theil),  Meran,  Ortler-Gruppe.  Lith.  Wien 
(Artaria  &  Co)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Frey  tag  (G.),  Specialkarte  der  Gross-Glockner-Gruppe.  1:40,000.  Chromo- 
lith.   Wien  (Hartleben)  1880.    Fol.    (M.  1,80.) 

Karte  vom  Kaisergebirge.    1  :  50,000.   München  (Liudaucr)  1880.  Fol.  (M.  1.) 

Lergetbohrer  (B.),  Panorama  der  Amthorspitze  früher  Hühnerspiel)  bis 
Gossensass  in  Tirol.    3  BU.    Lith.    Gera  (Amthor)  1880.    Fol.  (M.  2.) 

Ravenstein  (L.),  Karte  der  West-Tiroler  u.  Engadiner  Alpen.  1:250,000. 
Chromolith.    Frankfurt  a/M.  (Ravenstein)  1880.    Fol     (M.  5 ) 


552 


Kurten  der  Schweiz. 


Penbart  (M.),  Panorama  vom  Dobratech  (Villacher  Alpe).  Litb.  Klagen- 
furt  (Leon  sen.)  1880.    Fol.    (80  Pf.) 

Schulz  (R.  A.),  Karte  der  Gegend  von  Maria-Zell  bis  zur  Schneealpe,  vom 
Schneeberg  und  der  Raxalpe.  2  Bll.  Kpfrst.  Wien  (Artaria  &  Co.) 
1880.    Fol.    (M.  3.) 

v.  Stcrzeozewski  (A.),  Umgebung  von  Bad- Gastein  und  Umschau  vom 
Gamskahrkogel.    Phololith.    Wien  (Hölzel)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Neuester  Plan  von  Graz  und  nächster  Umgebung.  Chromolith.  Graz  (Ley- 
kaul-Josefsthal)  1880.    Fol.    (M.  2.) 

Adriatic  Sea:  Porte  and  anchorages  in  Dalmatia.  Porte:  Trau;  Spalato; 
Makarska;  S.  Giorgio;  Verboska  and  Geisa.  Almissa  road;  Spalmadori 
Channel.  Citta  Vecchia  bay.  London,  Hydrogr.  Office.  1SS0.  (N.  1612.) 
(1  s.  6  d.) 

Golfe  de  Quarnero:  Cöte  Orientale  de  Ia  mer  Adriatique,  de  l'ile  de  Cherso 

a  Novigrad.    Paris,  Depot  de  la  Marine.    18S0.  (N.  3744.) 
Specialkarte  von  Ungarn.    1:144,000.    F,  14:  Djakovar;  G,  14:  Palanka; 

15:  Raca.    H,  15:  Mitrovic;  L,  13:  Karansebes;  14:  Krassowa;  15:  Üj. 

Moldowa;  M,  10:  Resbänya;  11:  Körösbanya.  Heliogr.  in  Kupfer.  Wien 

(Milit.  Geogr.  Instit.)  1880.    (ä  fl.  0,70.) 
Plan  von  Pressburg.  2.  Aufl.  Lith.   Pressburg  (Steiner)  1880.  Fol.  (40  Pf  ) 
Umgebungs-Karte  von  Kaschau.    1  : 75,000.    Lith.    Wien  (Artaria  &  Co.) 

1880.    Fol.    (M.  1,80.    Chromolith.    M.  2,60.) 
—    von  Przmysl.    1:75,000.    Lith.   Ebds.   (M.  1,60;  chromolith.  M.  2,40-1 
Denarowski    (K.),    Sanitätekarte    der  Bukowina.     2  Bll.  Chromolith 

Czernowitz  (Pardini)  1880.    Fol.    (M.  10.) 
Umgebungskarte  von  Hermannstadt.    Herausgeg.  vom  k.  k.  Milit.-Geogr. 

Instit.    1  : 75,000.    Lith.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    Fol    (M.  1,60; 

chromolith.  M.  2,40) 


Karten  der  Schweiz. 

Kaltenborn  (R.),  Zur  Geschichte  dei  Schweizerkarte.   —  Aus  allen  Welt- 

theUen.    XI.    1880.    p.  369. 
Topographischer  Atlas  der  Schweiz  im  Massstab  der  Original-Aufnahmen. 

14—16.  Lieferung.    Bern  (Dalp)  1880.    Fol.    (ä  M.  12,80.) 
Michel  (C),  Alpenkarte.   Sect.  3.  Bodensee;  4.  Hohenschwangau;  9.  Bhein- 

thal.    15.  Comosee.    Photolith.  und  color.    München  (Finsterlin)  1880. 

4.    (i  60  Pf.) 

Steinhauser  (A.),  Wandkarte  der  Alpen.    1:500,000.    9  Bll.    Ausg.  1S80. 

Lith.    Wien  (Artaria  &  Co.)  1880.    Fol.    (M.  15.) 
Leuzinger  (R.)  Billige  Karte  der  Schweiz  und  der  angrenzenden  Länder. 

1:400,000.    Chromolith.    Bern  (Dalp)  1880.    Fol.    (M.  2.) 
— ,  Neue  Karte  der  Schweiz.    1880.    Chromolith.    Ebds.  (6,40.) 
Handkarte  der  Schweiz.    I  :  930,000.  Chromolith.   Gera  (lasleib  &  Rietzschel) 

18S0.    Fol.    (40  Pf.) 
v.  Tschudi  (J.),  Touristen  -  Atlas    der    Schweizer    Eisenbahnen.  Lith. 

St.  Gallen  (Scheitlin  &  Zollikofer)  1SS0.    8.    (M.  2,40.) 
— ,  Kleine  Touristenkarte  der  Schweiz.    1:800,000.    Lith.    Ebds.  1880. 

Fol.    (M.  1,40.) 

— ,  Touristenkarte  der  Centraischweiz.    1:250,000.    Kpfrst    Ebds.  1880. 
Fol.    (M.  2,80.) 

Karte  des  Bodensees.    1:200,000.    Lith.    Tübingen   (Fues)   1880.  Fol. 
(60  Pf.) 

Leuzinger  (R.),  Karte  des  Kantons  Aargau.     2.  Aufl.    1:200,000.  Chro- 
molith.   Aarau  (Sauerländer)  1880.    Fol.  (80.) 


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Karten  von  Frankreich.  553 

Oeneralkarte  der  Gotthard-Bahn  nebst  Längenprofilen.    2.  Aufl.  Project 

von  1879.    1:100,000.    7  Bll.    Lith.    Zürich  (Orell,   Füssli  &  Co.) 

1880.    Fol.    (H  8.) 
Habisreutinger  (A.),  Panorama  vom  Nollen- Hosenruck   bei  Wyl.  8t. 

Gallen  (Scheitlin  &  Zollikofer)  1879.    Fol.    (M.  3.) 
Taschenplan  der  Stadt  St.  Gallen.    Neue  Aufl    Lith.    Ebds.    Fol.    (50  Pf.) 
Auf  dem  Vierwaldstüttersee.    Gebirgs-  und  Uferansichten.    Zürich  (Keller) 

1880.    Fol.    (80  Pf.) 
Südliche  Ansicht  von  der  Weid  bei  Zürich.    Ebds.    Fol.    (M.  1,20.) 
Imfeid  (X.),  Panorama  von  Monte  Rosa.    Zürich  (Wurster  &  Co.)  1880. 

Fol.    (M.  8.) 

Karten  von  Frankreich. 

Carte  de  la  France,  dresse'e  par  ordre  du  Ministre  de  1'InteVieur:  Reims 
(Sud);  Epernay;  Vertus;  lle  de  Noirmoutier  (N.  et  8.);  Pornic;  Nantes; 
Cholet;  Challans;  Montaigu;  Les  Herbiers;  Pouznuges;  lle  d'Yeu; 
Saint  Gilles;  La  Roche-sur-Yon ;  Cbantonnay;  Parthenay;  Les  Sables 
d'Olonne;  Lucon;  Talmont;  Fortenay-le-Comte ;  Niort  Paris  (Hachette) 
1879. 

de  Crisenoy  et  Bouteron,  Extrait  de  la  carte  de  France,  dresse'e  par 
ordre  du  Ministre  de  l'Inteneur.  4  Bll.  Paris  (chromolith.  Erhard)  1880. 

Carte  de  France,  dressoe  aux  depöt  des  fortifications.  1  :  500,000.  PI.  2. 
Londres,  Boulogne,  Dankerque,  Amiens,  Lille,  Roubaix,  Tourcoing, 
Bruges,  Touruay,  Gand.  —  PI.  3.  La  Haye,  Leyden,  Utrecht,  Arnhem, 
Rotterdam,  Anvers,  Malines,  Bruxelles,  Louvain,  Aix-la-Cbapelle,  Liege, 
Verviers,  Krefeld,  Essen,  Dortmund,  Düsseldorf,  Elberfeld,  Barmen,  Co- 
logne,  Mayeuce,  Francfort,  Darmstadt.  PI.  8.  Tours.  PI.  11.  Tou- 
louse Paris  (Erhard)  1879/1880.    (a  fr.  2,50.) 

Malte- Brun  (V.  A.j.  Atlas  de  la  France  illustree;  Departement  des 
Bouches-du-Rhöne ;  Indre-et-Loire ;  Vosges ;  Pas-de-Calais ;  Loire-Infd- 
rieure;  Dordogne;  Plan  de  Marseille.   Paris  (Rouff)  1880. 

Vuillemin  (A.),  Carte  politique  et  administrative  de  la  France  et  de  ses 
principales  colonies.    Paris  (Delalain)  1880. 

Leuzinger  (R.),  Carte  physique  et  geographique  de  la  France.  1  :  2,000,000. 
Chromolith.    Bern  (Dalp)  1880.    Fol.    (M.  1,80.) 

Caillaux  (A.),  Carte  miniöre  de  la  France.    Paris  (Baudry)  1880. 

Saga n »an  (L.),  Carte  de  la  France  k  l'nsage  des  ecoles,  indiquant  les 
chemins  et  les  voies  navigablcs.    6  Bll.    Paris  (Lemercier)  1879. 

Departement  de  l'Aisne.  Atlas  cantonal :  Canton  de  Laon.  Lith.  St.-Quentin 
(Moureau)  1880. 

Cöte  üuest  de  France.    Embouchure  de  la  Charente,  rades  de  Hie  d'Aix  et 

des  Trousses.    Paris,  Depöt  de  la  Marine  1880.    (N.  3711.) 
Corae:  Baie  d'Ajaccio.    Ebds.  1880    (N.  3760.) 

Atlas  general  du  Gers.  Carte  du  canton  de  Masseubo.  Lith.  Auch  (Clan che) 
1880. 

Carte  du  d»5partement  de  la  Gironde:  Bordeaux,  la  Teste  de  Buch.  Bor- 
deaux 1879. 

Valteau  (A.),  Carte  generale  de  la  Gironde  vinicole,  agricole,  routiere, 
hydrographique,  topographique  et  statistique.    Bordeaux  (Duthu)  1880. 

Goudey  (A.),  Lyon  et  ses  environs:  1:20,000.    Lyon  (Pelletier)  1879. 

Lau  (L  ),  Plan  topographique  de  la  commune  de  Marseille.  4  Bll.  Paris 
(Erhard)  1879. 

Garnier  (A.),  Carte  topographique  du  d«5partement  de  Meurthe-et-Moselle. 
Chromolith.    Paris  (Erhard)  1SS0. 


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554  Karten  von  Belgien,  den  Niederlanden,  Grossbritannien. 


Carte  du  departcmeut  de  la  Nievre:  Canton  de  Dosnes.    Nevers  1879. 
Plan  gi'neral   de   la  riviere  de   TOrne  et  du  canal  entre  Caen  et  la  roer. 

Paris  (impr.  Chaix)  1879. 
v.  Tschudi  (J.),  Kleine  Touri.ntenkarte  von  8avoyen.    Lith.    St.  Gallen 

(Scheitlin  &  Zollikofer)  1880.    Fol.    (M.  1.) 
Delessc,   Carte  agronomique  du  departoment  de  Seine-et-Marne.  —  Bullet. 

de  la  Sog.  nationale  aVaarictUhtre  de  France.  1880. 
Cütc  Nord  du  France:  Baie  de  la  Somme.    Paris,  Depöt  de  la  Marine  1880. 

(N.  3783.) 

Le  Treport  et  ses  environs.    Ebds.  1880.    (N.  3771.) 
Carte  du  Canton  de  Valence.    Auch  1879. 

de  Girardin  et  Pr<Hvoteau,  Carte  routicre  et  hydrographique  du  depar- 

U'inent  de  la  Vendee.    Paris  (Erhard)  1879. 
Dutev  (L.),   Carte  des  cantons  de  Voiron,  de  St.-Laurent-du-Pont  et  du 

Touvet.    Chromolith.    Paris  (Erhard)  1880. 

Karten  von  Belgien  und  den  Niederlanden. 

Carte  de  la  Belgique ,  reproduetion  des  planchettes  minutes.  1  : 20,000. 
F.  52,  PI.  5:  Grandrieu;  7:  Silenvienx.  —  53,  7:  Hastiere-Lavaux.  - 
56,  1:  Vielsalm.  —  58,  6:  Treignes.  —  59,  1:  Houyet;  2:  Han-sor- 
Lesse;  3:  Rocbefort;  4:  Nassogne;  5:  Pondröme;  8:  St.  Hubert  — 
60,  1:  Champion;  2:  La  Koche;  3:  Wibrin;  4:  Houffalize;  5:  Amber- 
loup;  6:  Flamierge;  7:  Longchamps;  8:  Longvilly.  —  61,  1:  Limerlt. 
Bruxelles  1879. 

Waaterstaatskaart  van  Nederland,  vervaardigd  op  de  schaal  van  1  :  50.000- 
Uitgeg.  op  last  van  het  Ministerie  van  Waterstaat,  Handel  en  Nijver 
heid.  Bl.  Geertruidenberg.  N.  1;  Bl.  Harderwijk.  N.  1.  —  's  Bosch.  S.i 
s'Gravenhage  (M.  Nijhoff)  1879/80.    (a  f.  1,50.) 

Atlas  van  Nederland  en  zijne  Overzeeschc  Bezittingen,  naar  de  groote  topo- 
graphische kaart  van  het  Ministerie  van  oorlog,  de  Overzeesche  Bezit- 
tingen, bewerkt  onder  toezicht  van  P.  J.  Veth.  Zestien  kaarteu  met 
en  aardrijkskundig  overzicht  etc.    Leiden  (Sijthoff)  1879.    4.    (f.  0,65.) 

Witkamp  (P.  H.),  Nieuwe  Atlas  van  Nederland  en  zijne  overzeesche  bezit- 
tingen.   20  kaarten.    3.  druk.    Aruhem  (Voltelen)  1880.    (f.  2,65.) 

— ,  Nieuwe  Schoolatlas  van  Nederland  en  zijne  bezittingen.  2.  druk. 
14  kaarten.    Ebds.    (f.  1,25.) 

— ,  Kleine  Schoolatlas  van  Nederland  en  zijne  overzeesche  bezittingen. 
7.  druk.    17  kaarten.    Ebds.    (f.  0,40;  in  14  kaarteu  f.  0,35.) 

Kruijder  (C.  A.  C),  Kleine  geologische  wandkaart  van  Nederland.  Zwollt 
(de  Erven  J.  J.  Tijl).    (f.  3,75.) 

Kaart  van  de  provincie  Noord-Holland,  naar  de  beste  geologische,  topo-  en 
hydrographische  kaarten  geteekned  op  de  schaal  von  1  :  1,000,000,  door 
J.  H.  Geraets.  Amsterdam  (Seijffardt)  1880.  (f.  4,  50;  op  1  innen  in 
portefeuille  f.  8,10.) 

L  i  e  s  c  h  (J.  B.),  Plan  de  la  ville  de  Lnxembourg.  Dresse'  k  Nchelle  d* 
1  : 27,500  m.    Lith.    Luxembourg  (Brück)  1880.    Fol.    (M.  1,50.) 

Karten  von  Grossbritannien. 

Wichmann  (E.  H.),  Great  Britain  and  Ircland.  1:900,000.  2  Bll.  Chromolith. 

Hamburg  (Selbstverlag)  1880.    Mit  Index.    Fol.    (M.  12.) 
Gall  and  Inglis'  Travelling  map  of  England.    London  (Gall)  1879.  S. 

(2  8.) 


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Karten  von  Dünemark,  Skandinavien,  Russlaud,  Iber.  Halbinsel.  555 


Tount  (H.  W.)»  New  map  of  tbe  river  Thames,  from  Thames  Head  to 

London,  on  a  scale  of  two  incbes  to  a  mile,  from  entirely  new  surveys 

finished  during   tbe   summer  of  1878.     Illustr.  by   100  photographs. 

3«*  edit.    Oxford  (Tount)  1  SSO.    8.    (15  a.  6  d.) 
Hey  wo  od  (J.),  County  atlas  of  Wale»,  with  all  the  railways  and  roads. 

London  (J.  Heywood)  1880.    4.    (3  d.) 
England.    South  Coast:   Portland  to  Owers.    London,  Hydrographie  Office 

1880.   (N.  2450.)   (2  a.  6  d.) 
—    Last  Coast:   North  Foreland  to  Orfordness,  including  the  entrance  to 

tbe  Tbames.    Ebda.    1880.    (N.  1610.)    (2  s.) 
Piano  de  las  radas  de  Cardiff  y  Penarth.    Madrid,  Hydrogr.  Amt  1879. 

(N.  747.) 

England.  Bristol  Channel:  Lundy  ialaud.  London,  Hydrogr.  Office  1880. 
(N.  36.) 

Carta  del  canal  de  Bristol.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.  1879.    (N.  774.) 

Karten  von  Dänemark  und  Skandinavien. 

Generalatabens  Atlasblade  over  Danmark.  1  : 40,000.  Bl.  Rye,  Bording  og 
Nörre-Snede.    Kjöbenhavn  (Tryde)  1879.    (a  Kr.  1,65;  col.  Kr.  2.) 

Beggreen  (V.  F.  A.),  Kjöbenhavn  med  naermeste  Omegn.  4  Bll.  Kjöben- 
havn 1880.    (Kr.  10.) 

Generalstabena  karta  öfver  Sverige.  1:100,000.  III,  34:  Finsparg;  IV, 
34:  Norrköping;  V,  29:  Löfsla;  VI,  29:  Grundkallegrund;  80:  Griale- 
haron;  32:  Vaxholm;  VII,  32:  Svenaka  Högarne.    Stockholm  1880. 

Karta  öfver  ängbatsleden  fron  Stockholm  tili  Gripsholm,  Strengnäs,  Soden- 
telje  och  Drottningholm.    1  Bl.    Stockholm  (Noratedt)  1880.    (Kr.  0,75.) 

Schollert  (C),  Kaart  over  Norge  og  Sverige  til  8koleborg.  Kristiania 
(Opmaalingskontor  Forlug)  1880.    (Kr.  1.) 

Mer  du  Nord:  Carte  des  cötes  ouest  de  Norvege,  de  Feyeö  ä  RundÖ.  Paris, 
Depot  des  Cartes.    1879.    (N.  3628.) 

Piano  del  puerto  de  Cbristiausand.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.  1880.  (N.  766) 

Karten  des  europaischen  Russlands. 

Eisenbahnkarte  des  europäischen  Rusalands.  1  :  8,400,000.  Lith.  St.  Peters- 
burg (Rottger)  1880.    Fol.    (75  Pf.) 

t.  Tröltsch  (E.),  Dislocations-Kartc  der  russischen  Armee.  4  Bll.  Chro- 
molith.    Stuttgart  (Aue)  1880.    Fol.    (M.  3.) 

Bühl  er  (E.),  Karte  von  Curlnnd  und  einem  Theil  der  angrenzenden  Gou- 
vernements Livland  und  Litthauen.  Rev.  18S0.  Lith.  u.  col.  Berlin 
Bichteler  &  Co.)  1880.    Fol.    (M.  3.) 

Plan  der  inneren  Stadt  Riga.    Lith.   Riga  (Helms)  1880.    Fol.    (60  Pf.) 

Karten  der  iberischen  Halbinsel. 

Valverde  y  Alvarez  (E.) ,   Atlas  geogräfico  descriptivo  de  la  Peninsula 

Iberica,  Isias  Bnleares,  Canarias  y  Poaesiones  Espanolas  de  Ultramar. 

Madrid  (Dulau)  1880. 
Borouat  *(F.),  Espana  geographica,  historica,  illustrada.    49  Bll.  Chrorao- 

litb.    Madrid  1879. 
Cötc  8  E.  d'Espagne:  Anse  de  Mazarron  et  mouillage  de  la  Subida.  Paria, 

Depot  de  la  Marine.    18S0.    (N.  3645.) 
Spahl,  north  coast:  San  Sebastian.    London,  Hydrographie  Office.  1880. 

(N.  88.)   (1  a.) 


556 


Karten  von  Italien  und  der  Balkan-Halbinsel. 


Piano  de  la  ria  de  Tina  Mayor.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.    1879.    (N.  460.) 
Piano  del  puerto  de  D<5nia.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.    1879.    (N.  293  A  ) 
Piano  de  la  rada  de  Vinaroz.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.    1879.    (N.  771.) 
Vuillemin  (A  ),  Bassin  dn  Tage,  Gnadiana,  Guadalquivir,  Xucar  et  de  la 

Segura.    1:2,000,000.    Paris  1880.    (fr.  1,50.) 
Piano  del  puerto  de  Cabrera  (Baleares).    Madrid,  Hvdrogr.  Amt.  1879. 

(N.  764.) 

Piano  de  los  islotes  Columbretes  y  placer  de  la  Barra  Alta.  Madrid,  Hy- 
drograph. Amt.    1879.    (N.  768.) 

Karten  von  Italien. 

Tavolette  di  campagna  del  regno  d'Italia.  71.  Voghera.  1  : 50,000.  16  BU. 
—  72.  Fioreazuola  d'Arda.  1:50,000.  16  Bll.  —  84.  Pontremoli. 
1:25,000.  4  Bll.  —  Spezia.  1:50,000.  4  Bll.  -  106.  Firenzc.  4  B1L 
1  :  25,000.  Photolith.  u.  Pbotoziukotyp.  Firenze  (Instituto  topogr.  mi- 
litare)  1879.    (a  1.  0,50.) 

Michel  (C),  Specielle  Gebirgs-,  Post-  und  Eisenbahn-Karte  von  Nord- 
Italien.  1  : 600,000.  Kpfrdr.  u.  col.  2.  Ausg.  München  (Finsterlin) 
1880.    Fol.    (Auf  Leinw.  in  Carton  M.  3,60.) 

Carta  topografica  delle  Provincie  meridionali ,  riprodotta  dai  rilievi  di  cam- 
pagna dall'  Istituto  topograf.  militare.  1  :  50,000.  PI.  256.  Pantelleria; 
265.  Lampedusa  e  Linosa,  Lampione.    Photozinkogr.    Roma  1878. 

Giuseppe  (C),  Carta  itineraria  del  regno  d'Italia.  1:760,000.  8  Bll. 
Padova.  1878. 

Salivetto  (F.),  Carta  geografica  postale  d'Italia.     16  Bll.     1  : 400,000. 

Torino  (Loescher)  1878. 
Neuburger  (L.),  Carte  generale  delle  »trade  ferrate  d'Italia,  presenti  e 

future.    Roma  (Libreria  centrale)  1879. 
Mer  Adriatique:  Port«  et  canaux  de  Venise;  Entr«5e  de  Malamocco;  Port  de 

San  Nicolas  du  Lido.    Paris,  Döpdt  dos  Carte«.    1879.    (N.  3695.) 
Piano  de  la  rada  de  Villafranca  y  Puerto  de  Niza.    Madrid,  Hvdrogr.  Amt 

1879    (N.  741.) 

Bufalini  (L.),  La  pianta  di  Roma,  da  un  esemplare  a  penna  gia  cou«er- 

vato  in  Cuueo,  riprodotto  per  cura  del  Ministero  della  Publica  Istruzione. 

12  Bll.    Roma  1879. 
Cöte  8  E.  de  Sicile:  Du  cap  Scolanbri  ä  l'entree  du  detroit  de  Messine. 

Paris,  Depöt  de  la  Marine.    1880.    (N.  3790.) 
Sicile:  De  Trapani  a  Marsala.    Paris,  Depöt  de  la  Marine.    1880.  (N. 

3684.) 

Mediterrane^.  Ile  de  Sardaigne.  Paris,  Depöt  de  la  Marine.  1880.  (N.3675.) 

Karten  der  Balkan-Halbinsel. 

Arendts  (C),  Wandkarte  der  europäischen  Türkei  und  Griechenland«. 

1:1,425,000.    2.  Ausg.    4  Bll.    Lith.  u.  col.    Miltenberg  (Halbig)  1879. 

Fol.  (M.  8;  auf  Leinw.  in  Mappe  M.  11.) 
Kiepert  (H.) ,  Karte  der  neuen  Grenzen  auf  der  Balkan- Halbinsel.  1 : 3,000,000. 

Lith.  u.  col.    Berlin  (D.  Reimer)  1880.    Fol.    (M.  1,20.) 
Marmara  sea:  Marmara  island  and  Pas  ha  Liman  group.    London,  Hydro- 
graphie Office.    1880.    (N.  2242.)   (1  s.  6  d.) 
v. -Scheda  (J.),  General  -  Karte  der  Balkan -Länder.     13  Bll.  1:864,000. 

Neue  Ausg.  von  1880,  neubearb.  von  A.  Steinhauser.  Chromolith. 

(M.  18);  der  Plan  von  Constantinopel  apart  (M.  3.).    Wien  (Artari* 

&  Co.)  1880.  Fol. 


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Karten  vou  Asien. 


557 


Kiepert  (H.),  Neue  General-Karte  der  Unter-Donau  und  Balkan-Länder 

mit  den  neuen  Grenzen  von  Serbien,  Bulgarien  und  Ost-Rumelien,  nach 

den  im  J.  1379  ausgeführten  officiellen  Aufnahmen.    2  BU.    1 :  1,500,000. 

Chromolith.    Berlin  (D.  Reimer)  1880.    Fol.    (M.  2,40;  in  Carton  M.  3; 

auf  Leinw.  in  Carton  M.  5.) 
— ,  Carte  de  l'Epire  et  de  la  Thessalie.    Nouv.  «Sdit.    1:500,000.    Ausg.  mit 

Terrain.  Chromolith.  u.  color.  Berlin  (D.  Reimer)  1880.  Fol.  (M.  4.) 
— ,  Politische  Uebersichts-Karte  vom  Königreich  Hellas  oder  Griechenland. 

1:1,000,000.  Lith.  u.  col.  Berlin  (D.  Reimer)  1880.  Fol.  (M.  1,20.) 
v.  Reitz ner  (V.),  General-Karte  von  Griechenland,  Thessalien  und  Epirus 

mit  einem  Suppl.-Bl.,  enthaltend:  Albanien,  Rnmelien  und  Macedonien. 

1:1,000,000.    Chromolith.     Wien  (Schworella  &  Heick)  1880.  Fol. 

(M.  3,20.) 

Mediterrane^.    Mer  Ionienne.    Paris,  De*pöt  de  la  Marine.    1880.    (N.  3745.) 
Adriatique:  Ile  de  CtSphalonie.    Port  Argostoli.    Paris,  Depöt  de  la  Marine. 
1880.    (N.  3728.) 

Ile  Saint-Maure:  Chenal  de  Meganisi  et  port  Vlico.  Paris,  Depot  de  la 
Marine.    1880.    (N.  3747.) 

Karten  von  Asien. 

Handtke  (F.)  und  O.  Herkt,   Schul  -  Wandkarte  von  Asien  in  9  Bll. 

6.  Aufl.    Chromolith.     Glogau  (Flemming)  1880.    Fol.     (M.  4.50;  auf 

Leinw.  9;  mit  rohen  Holzrollen  10;  mit  polirten  Holzrollen  11.) 
Holmboe  (O.),  Oversigtskaart  over  Nordpolarlandene  efter  de  nveste  Kilder 

tilligemed  Vegas  Kurs  fra  Jenisei  til  Östkap  1878  —  79.     l":  8,000,000. 

Christiauia  (Cappeler)  1880.    (Kr.  2.) 
Chavanne  (J.),  Karte  von  Centrai-Asien.   1:5,000,000.  Chromolith.  Wien 

(Hartlebcn)  1880.    Fol.    (M.  4;  Pracht- Ausg.  M.  5.) 
Johnston's  war  map  of  Afghanistan.    London  (Johnston)  1879.   8.    (1  s.) 
— ,  Bible  Atlas.    London  (Simpkin)  1880.    12.    (6  d.) 

Streich  (T.  F.),  Handkarte  zur  biblischen  Geographie,  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung des  heiligen  Landes.  Chromolith.  Esslingen  (Weismann) 
1880.    Fol.    (30  Pf.) 

Ries s  (R.),  The  lands  of  holy  scripture.  A  geographical  and  historical  atlas 
of  the  Bible.    Freiburg  i.  Br.  (Herder)  1880.    Fol.    (M.  2,40.) 

Palestine  Exploration  Fund.  Map  of  Western  Palestine  in  26  sheets. 
1  :  63,360.    Photozinkotypie.    London  (Stanford)  1880.    (63  s.) 

Mer  Rouge:  Plan  de  Djeddah  et  de  ses  approches.  Paris,  D<5pÖt  de  la 
Marine.    1880.    (N.  3750.) 

Mer  Rouge:  mouillage  interieur  de  Djeddah.  Paris,  D^pot  de  la  Marine. 
1880.    (N.  3723.) 

Indian  Government  Surveys.  —  Indian  Atlas.  Quarter  sheet.  Sheet  72  N. 
E.  —  Nagpoor  [Nagpur],  Seonee  [Seoni],  &c. ,  Central  Provinces.  — 
Lower  Provinces  Revenue  Survey.  District  Fureedpoor  [Fureedpore]. 
Scale  1  mile  to  1  inch.  Sheets  4,  II,  and  12.  Lower  Provinces  Revenue 
Survey.  District  Rajshahee  [Rajshahi].  Sheets  1,  2,  3,  4,  5.  Scale  1 
mile  to  l  inch.  —  North- West  Provinces  Revenue  Survey.  Preliminary 
Map  of  District  Moradabad  and  Pargana  Kashipur  of  District  Tarai, 
1871—77.  Scale  4  miles  to  1  inch.  —  Pnnjab  Revenue  Survey.  8hekh 
Budin  Sanitarium.  Districts  Bannu  and  Dera  Ismail  Khan.  Seasons 
1876—77—78.  Scale  12  inches  to  1  mile.  —  Punjab  Revenue  Survey, 
District  Gurgaon.  Plan  of  the  City  and  Environs  of  Sohna.  Scale  16 
inches  to  1  mile.  Season  1874 — 75.  On  2  sheets.  —  Punjab  Revenue 
Survey,  District  Gurgaon.    Plan  of  the  City  and  Environs  of  Farukhna- 


558 


Karton  von  Asien 


gar.    Scale  16  inche»  to  1  mile.    Season  1874— 75.  —  Pnnjab  Revenue 
Survey,  District  Gurgaon.    Plan  of  the  City  and  Environs  of  Rewari. 
Scale  16  inches  to  1  mile.    Season  1874—75.   —   Bhopal  and  Malwa 
Topographical  Survey.    Sheets  23,  25,  43.    Parts  of  Gwalior,  Indore, 
and  Dewaa.    Scale  1  mile  to  1  inch.  —  Central  Provinces  and  Vizaga- 
patam  Agency  Topog-raphical  Survey.    Sheet  14.    New  Serie*.  Parts 
of  Jeypur  [Jaipur]  and  Karond.    Scasons  1861 — 62,  1866 — 68,  1869—70. 
Scale  1  mile  to  1  inch.  —  Mysore  Topographical  8urvey.    Sheet*  34. 
57.    Part  of  Tumkoor  [Tumknr],  Mysore,  aud  Hassan  District*.  Scale 
1  mile  to  1  inch.    Seasons  1876—78.  —  Guzerat  [Gujarat],  1876—77. 
Scale  2  inches  to  1  mile.    Sheet  28.    Sections  1 ,  2,  3,  4.    Parts  of  Kaira, 
Baroda,  and  Panch  Mahals.  —  Rampa,  District  Godavari,  Madras  Pre- 
sidency,  and  surrounding  Country.    Scale  4  mile*  to  1  inch.  Transfer 
from  the  Atlas  of  India.   —  The  two  routes  to  Kabul ,  via  Jellalabad 
and  viÄ  the  Kurum  Valley.    Taken  principally  from  the  surveys  and 
reconnaissance*  by  Officers  of  the  Survey  of  India,  1878 — 79.    Scale  4 
miles  to  1  inch.    Size  52  inches  by  34.    Second  Edition,  with  conside- 
rable  additions.  —  Bombay  Presidency,  Central  Portion,  1879.    Scale  8 
miles  to  1  inch.    Size  32  inches  by  40.  —  Bombay  Presidency,  Southern 
Portion,  1878.    Scale  8  miles  to  1  inch.    Size  27  inches  by  32.  —  Map 
showing  the  Bombay,  Baroda  and  Central  India  and  Great  Indian  Pen- 
insula  Railways.    June  1878.    Scale  16  miles  to  1  inch.    On  2  sheet». 
Size  40  inches  by  46.  —  Bombay:  Map  of  the  Island  of  Bombay,  con- 
strueted  from  surveys  made  in  the  years  1865 — 71  ,  under  the  superin- 
tendence  of  Lieutenant-Colonel  G.  A.  Laughton,  k  r.  o  s.,  Bombay  Staff 
Corps,  and  based  upon  Triangulation*  executed  under  the  ordere  of  Cap 
tains  Nasmyth  and  Haig,  Roval  Engineers,  in  the  vears  1S65,  1866. 
Scales,  Nos.  I  to  68,  110  to  il6,  165  to  169,  205  to  221,  are  100  feet 
to  1  inch;  the  remainder  are  40  feet  to  1  ineh.    The  complete  Map. 
including  both  Scales,  is  on  221  sheets.    Size  of  each  27  inches  by  40. 
The  following  are  additions  to  the  sheets  previously  supplied  and  en- 
tered in  the  Catalogue,  pages  425,  426,  427:  —  Sheet*  4,  5,  8,  9,  14. 
17,  18,  21,  22,  25,  28,  29,  30,  36,  37,  45,  46,  55  to  60,  64,  66,  67,  73. 
75  to  79,  86,  89,  90,  102,  103,  107,  109,  121,  122,  123,  192,  193,  194. 
—  Nasik  Collectorate:  Map  of  the  Na*ik  Taluka  of  the  Na*ik  Zill*. 
Prepared  from  the  Revenue  Survey,  1879.    Scale  1  mile  to  1  inch.  Sir* 
30  inches  by  44.    Map  of  the  Nandgaon  Taluka  of  the  Nasik  Zill*. 
From  the  Revenue  Survey,   1879.    Scale  1  mile  to  1  inch.    Size  44 
inches  by  39.  —  Panch  Mahals  Collectorate:  Map  oftheDohad  Taluka, 
Panch  Mahals  District.    Scale  2  miles  to  1  inch.    Size  17  inches  by 
1».    Map  of  the  Godbra  Taluka,  Panch  Mahals  District,    Scale  2  mile* 
to  1  inch.    Size  19  inches  by  24.    Map  of  the  Halol  Taluka,  Panch 
Mahals  District.    Scale  2  miles  to  1  inch.    Size  20  inches  by  16.  Map 
of  the  Jhalod  Taluka,  Panch  Mahals  District    Scale  2  miles  to  1  inch. 
Size  15  inches  by  15.    Map  of  the  Khalol  Talnka,  Panch  Mabals  Di« 
trict.    Scale  2  miles  to  1  inch.    Size  15  inches  by  22.  —  Thana  Col- 
lectorate: Plan  of  Matheran.    Lithographed  at  Poona,  1879.    Scale  660 
feet  to  1  inch.    Size  27  inches  by  40.  —  Bombay,  Southern  Division. 
Ahmednagar  Collectorate:  Plan  of  Ahmednagar  City.    Snrveyed  in  sea- 
son 1877-78.    Scale  66  feet  to  1  inch.    Size  3i   inches  "by  46.  - 
Poona  Collectorate:  Plan  of  the  City  and  Cantonment  of  Poona.  Con> 
piled  in  the  Quartermaster-General's  Office,  1879.    Scale  200  yards  % 
1  inch.    On  2  sheets.    Size  40  inches  by  39.    Plan  of  the  Cantonments 
of  Poona  and  Kirkee.    1879.    Scale  5  inches  to  1  mile.    Size  31  inches 
by  39.  —  City  of  Poona.    Snrveyed  in  1869—72,  under  the  snperintend- 


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Karten  von  Asien. 


559 


ence  of  Mr.  R.  E.  H.  Light.  Scale  200  feet  to  1  inch.  On  4  sheets. 
Size  58  inches  by  72.  —  Bombay,  Sind  Division:  Map  of  the  Town 
and  Environs  of  Sukkur.  Reduced  from  Surveys  undertaken  in  tlie  years 
1876,  1877,  under  the  superintendence  of  Colonel  G.  A.  Laughton,  Bom- 
bay Staff  Corps.  Scale  300  feet  to  1  inch.  On  2  sheets.  Size  62 
inches  by  47.  Including  the  Island  of  Btikknr  and  part  ff  Rohri.  — 
Palanpnr  Agency:  Country  20  miles  round  Deesa.  Scale  4  miles  to  1 
inch.  Size  15  inches  by  14.  —  Portuguese  Territory:  Map  of  the  Por- 
tugiese Territory  of  Goa,  showing  also  the  principal  places  of  Sattari 
(in  Savantvadi),  the  whole  examined  and  revised  under  the  immedinte 
superintendence  of  Lieutenant  James  Garling,  of  Madras,  in  the  year 
1814.  Corrected  and  divided  into  Provinces  by  C.  S.  R.  Nunes.  Poona, 
1887.    Scale  2  miles  to  1  inch.    On  2  sheets.    Size  38  inches  by  25. 

-  Aden:  Sketch  of  Towella  and  Kussaf  Valleys.  1879.  Scale,  200 
yards  to  1  inch.  Size  21  inches  by  16.  —  Madras:  Cuddapah  District. 
Map  of  the  Jammulamadugu  |  Jammalamadugu]  Taluq,  Cuddapah  Dis- 
strict.  Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue  Survey ,  completed  in 
1872.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m.  a.,  Deputy  Superintendent.  Scalo  1 
mile  to  1  inch.  Size  34  inches  by  44.  —  Map  of  the  Budvail  [Bad- 
vel]  Taluq,  Cuddapah  District.  Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue 
Survey,  completed  iu  1874.  By  Lieutenant- Colonel  W.  Crewe,  Staff 
Corps,  and  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m  a.  ,  Deputy  Superintendent^.  Scale 
1  mile  to  l  inch.  On  2  sheets.  Size  40  inches  by  54.  —  Map  of  the 
Cuddapah  Taluq,  Cuddapah  District.  Reduced  from  the  Revenue  Sur- 
vey, completed  in  1873.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  >t.  .\.,  Deputy  Superintendent. 
Scale  1  mile  to  1  inch.  Size  40  inches  by  54.  —  Map  of  the  Poddu- 
tur  [Proddutur]  Taluq,  Cuddapah  District.  Reduced  from  the  Revenue 
Survey,  completed  in  1S72.  By  Lieutenaut-Colonel  W.  Crewe,  Staff 
Corps,  and  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m.  a. ,  Deputy  Superintendents.  Scalo  l 
mile  to  1  inch.  On  2  sheets.  Size  40  inches  by  40.  —  Map  of  the 
Pullampet  Taluq,  Cuddapah  District.  Survey  Office,  Madras,  1877. 
Scale  1  mile  to  1  inch.  On  4  sheets.  Size  56  inches  by  42.  —  Map 
of  the  Rayachoti  Taluk,  Cuddapah  District.  Surveyed  and  mapped  under 
the  direction  of  F.  C.  Puckle,  Esq.,  Deputy  Superintendent,  Madraa 
Revenue  Survey.  Completed  in  1S73  and  1875.  Published  in  1879. 
Scale  in  l  mile  to  1  inch.  On  4  sheets.  Size  42  inches  by  G0.  — 
Map  of  the  Sidhout  [SiddhavattnmJ  Taluq,  Cuddapah  District.  Reduced 
from  the  Maps  of  the  Revenue  Survey,  completed  in  1874.  By  F.  C. 
Puckle,  Esq.,  h.a.,  Deputy  Superintendent.  Scale  l  mile  to  1  inch. 
On  2  sheets.  Size  40  inches  by  50.  —  Kistna  District:  Map  of  tho 
Kistna  District.  Reduced  from  the  Revenue  Survey  Maps.  Chepauk, 
1874.    Scale  2  miles  to  1  inch.    On  8  sheets.    Size  60  inches  by  86. 

—  Ncllorc  District:  Map  of  the  Ncllore  Taluk,  Nelloro  District.  Re- 
duced from  the  Maps  of  the  Revenue  Survey.  Surveyed  in  1861  and 
1862.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m.  a.,  Deputy  Superintendent.  Scale  1 
mile  to  1  inch.  On  2  sheets.  Size  40  inches  by  44.  —  North  Arcot 
District:  Map  of  the  Arcot  Taluq,  North  Arcot  District.  Reduced  from 
the  Maps  of  the  Revenue  Survey,  completed  in  1874.  By  W.  Beau- 
mont,  Esq.,  Deputy  Superintendent.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On  2 
sheets.  Size  40  iuehes  by  48.  -  Map  of  the  Arni  Jagir,  North  Arcot 
District  Scale  1  milo  to  1  inch.  Size  40  inches  by  27.  —  North  Ar- 
cot District:  Kalastri  [Kalahasti]  Zemindari.  Scale  1  mile  to  1  inch. 
On  4  sheets.  Size  60  inches  by  53.  —  Map  of  the  Vellore  Taluq, 
North  Arcot  District.  Survey  Office,  Madras,  1S76  Scale  1  mile  to 
1  inch.    On  2  sheets.    Size  40  inches  by  54.  —  Map  of  the  Wallajah 


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Karten  von  Asien. 


[Walajapetl  Talnq,  North  Arcot  District  Central  Survey  Office,  Che- 
pauk,  1876.  Scale  1  tnile  to  1  inch.  On  2  sheets.  Size  40  inches  by 
54.  —  Salem  District:  Map  of  the  Attur  [Atur]  Taluq,  Salem  District. 
Reduced  from  tbe  Maps  of  the  Revenue  Survey,  completed  in  1862.  By 
Captain  W.  H.  Hessey,  21  st  Madras  Native  Infantry,  and  W.  Beaumont 
Esq.,  Beputy  Suporintendents.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On  2  sheets. 
Size  40  inches  by  42.  —  Map  of  the  Namakal  Taluq ,  Salem  District. 
Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue  Survey,  completed  in  1872,  by 
Lieutenant- Colonel  W.  H.  Hessey,  2 Ist  Madras  Native  Infantry,  Depnty 
Superintendent.  Scale  1  mile  to  1  inch  On  2  sheets.  Size  40  inches 
by  53.  —  Map  of  the  Salem  Taluq,  Salem  District.  Reduced  from  tbe 
Maps  of  the  Revenue  Survey,  completed  in  1867.  By  Major  W.  H. 
Hessey,  21  st  Madras  Native  Infantry,  Deputy  Superintendent  Central 
Survey  Office,  Madras,  1876.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On  4  sheets. 
Size  48  inches  by  48.  —  Map  of  the  Shervaroy  [Sbevaroy]  Hills,  Sa- 
lem District,  Madras  Presidency.    Survey  Office,  Madras,  1877.  Scale 

1  mile  to  1  inch.  Size  20  inches  by  22.  —  Map  of  the  Trichengode 
[Tiruchengode]  Taluk,  Salem  District  Survey  Office,  Madras,  187S. 
Scale  l  mile  to  1  inch.  On  2  sheets.  Size  40  inches  by  54.  —  Tin- 
nevelly  District:  Map  of  the  Tinnevelly  District  Reduced  from  the 
Revenue  Survey  Maps.    Central  Survey  Office,  Chepauk,  1874.  Scale 

2  miles  to  1  inch.  On  4  sheets.  Size  48  inches  by  62.  —  Map  of  the 
Ambasamudram  Taluq,  Tiunevolly  District.  Reduced  from  the  Revenne 
Survey,  completed  in  1871.  By  Major  W.  Barber,  33 rd  Madras  Native 
Infantry,  and  H.  C.  Puckle,  Esq. ,  m  a  . .  Deputy  Suporintendents.  Scale 
1  mile  to  1  inch.  Size  35  inches  by  46.  —  Map  of  Ettiyapuram  [Ktai- 
yapuram]  Estate,  Tinnevelly  District.  No  date.  Scale  1  mile  to  1  inch. 
On  4  sheets.  Size  50  inches  by  46.  —  Map  of  the  Nanganeri  [Nangu- 
neri]  Taluq,  Tinnevelly  District  Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue 
Survey,  completed  in  1872.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m.  a. ,  Deputy 
Superintendent  With  a  list  of  villages.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On 
1|  sheets.  Size  48  inches  by  41.  —  Map  of  Ottapidaram  [Otapidaram] 
Taluq,  Tinnevelly  District  Reduced  from  the  Map  of  the  Revenue  Sur- 
vey, completed  in  1872.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m.  a.,  Deputy  Super- 
intendent, and  Captain  W.  Freeth,  r.  a.,  Acting  Depnty  Superintendent. 
Scale  1  mile  to  l  inch.  On  4  sheets.  Size  72  inches  by  52.  —  Map 
of  the  Saukaranainarkovil  [Sankaranainarkoi]  Taluq,  Tinnevelly  District. 
Reduced  from  the  Maps  of  tbe  Revenue  Survey,  completed  in  1872.  By 
F.  C.  Puckle,  Esq.,  u.  a. ,  and  Captain  J.  G.  Cloete,  31  st  Light  In- 
fantry, Deputy  Superintendents.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On  2  sheets. 
Size  40  inches  by  42.  —  Map  of  the  Sattur  iSatur]  Taluq,  Tinnevelly 
District.  Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue  Survey,  completed  in 
1875.  By  Lieutenant-Colonel  W.  Crewe,  St  äff  Corps,  and  H.  Oomperü, 
Esq.,  Deputy  Superintendents.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On  2  sheets, 
Size  40  inches  by  46.  —  Map  of  the  Strivilliputtur  [Srivilliputur]  Ta 
luq,  Tinnevelly  District  Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue  Sur- 
vey, completed  in  1874.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  m.  a. ,  and  H.  Gom- 
pertz,  Esq.,  Deputy  Superintendents.  Scale  1  mile  to  1  inch.  On  2 
sheets.  Size  40  inches  by  46.  —  Map  of  the  Tenkarai  Talnq,  Tinne- 
velly District  Reduced  from  the  Maps  of  the  Revenue  Survey,  com- 
pleted in  1872.  By  F.  C.  Puckle,  Esq.,  u.a.,  Deputy  Superintendent. 
Scale  1  mile  to  1  inch.  On  2  sheets.  Size  34  inches  by  44.  —  Map 
of  the  Tenkasi  Taluq,  Tinnevelly  District  Reduced  from  the  Maps  of 
the  Revenue  Survey,  completed  in  1872.  By  Captain  J.  G.  Cloete,  31  st 
Light  Infantry,  Deputy  Superintendent.    Scale  1  mile  to  1  inch.    On  i 


Karten  von  Asien. 


561 


sheets.  Size  40  inches  by  54.  —  Map  of  the  Tinnevelly  Talnq,  Tinne- 
veily  District.    Reduced  frora  the  Maps  of  the  Revenue  Survey,  com- 
pleted  in  1866.    By  Major  W.  Barber,  33  rd  Madras  Native  Infantry, 
Depnty  Superintendent.    Scale  1  mile  to  1  inch.    On  2  sheets.    Size  36 
inches  by  46.  —  Trichinopoly  District:  Map  of  the  Trichinopoly  Dis- 
trict.   8urvey  Office,  Madras,  1877-78.    Scale  2  miles  to  1  inch.  On 
4  sheets.   Size  50  inches  by  56.  —  Great  Trigonometrical  8urvey  of  India. 
Preliminary  Chart  of  the  Eastcrn  Frontier  Series.  Season  1877-78.  Scale 
4  miles  to  1  inch.    With  Addendum  to  Chart  for  1876-77  on  the  same 
sheet     Preliminary  Chart  of  Secondary  Triangulation,  executed  by  the 
Burmah  Party.    Season  1878-79.    1.  Thayetmyo,  via  Prome,  Myanaung, 
and  Bassein,  towards  Cape  Negrais;  2.  Pegu,  Rangoon  and  Coast.  Pre- 
liminary Chart  of  the  Madras  Coast  Series.    Season  1878-79.  Pondi- 
cherry  and  Porto  Novo.     Southern  continuation  of  the  Preliminary 
Chart  of  the  Kumaon  and  Garhwal  Series.    Season  1871-72.  Northern 
Continuation  of  the  same.     Seasons  1864  to  1878.    On  2  sheets.  — 
Bengal.    Lower  Provinces  Revenue  Sarvey.    District  Fureedpoor  IFa- 
ridpnr].    Scale  1  inch  to  1  mile;  on  13  sheets.   Sheet  13*    Lower  Pro- 
vinces Revenue  Survey.    District  Rajshahee.    Scale  1  inch  to  1  mile; 
on  11  sheets.    Sheets  6,  7,  8,  9,  10.  —  North- West  Provinces.  Dehra 
Dun  and  Siwaliks.     1873-76.    Scale   1  inch  to  1  mile;  on  3  sheets. 
Dehra  Municipality  and  Cantonment.     Surveyed  in  1875-76.  Photo- 
zincographed  in  1880.     Scale   12  inches  to  1  mile;  on  2  sheets.  — 
Punjab.    Simla  and  Kalka  Road  Survey.    1877-78.    8cale  6  inches  to 
1  mile.    Sheets  2b,  3b,  4b,  5b,  6b;  3c,  4c,  5c,  6c,  7c;  5d  and  6n 
on  1  sheet,  7d,  8d,  9d.  —  Rajputana.    Fort  and  City  of  Chitor.  Sur- 
veyed and  drawn  under  the  Superintendence  of  Captain  C.  Strahan,  c.b., 
Deputy-8uperintendeut  Topographical  Survey,  1877-78.    Scale  6  inches 
to  1  mile;  on  2  sheets.    City  of  Oodeypore  and  Environs,  Rajputana. 
1877-78-79.    Scale  12  inches  to  1  mile;  on  6  sheets.    Lnni  River  Sur- 
vey, [Jodhpur]  Jodhpore  Native  State,  Rajputana.  1878-79.   Scale  1  inch 
to   1  mile;  on  3  sheets.     Gwalior  and  Central  India  Topographical 
Survey.     Portion  of  Jodhpore.     1878-79.     Scale  1  inch  to   1  mile. 
Sheet  93.    Plan  of  the  Pachpadra  Salt  Pits,  Jodhpore  Native  State, 
Rajputana.    1878-79.    Scale  4  inches  to  1  mile;  on  2  sheets.  —  Cen- 
tral Provinces.    District  Balagbat    1861  to  1864,  and  1874  to  1876. 
Scale  4  miles  to   1  inch.    Ganjam  and  Orissa  Topographical  Survey. 
Old  Series,  1864-65.    Parts  of  District  H ilaspur  and  of  Korba  Estate. 
Sheets  85  and  87  on  1  sheet.    Scale  2  miles  to  1  inch.  —  Mysore. 
Mysore  Topographical  Survey.    1878-79.    Parts  of  Tumkar  and  Kolar 
Districts.    Scale  1  mile  to  1  inch.    Sheets  36,  39.  —  Assam.  Assam, 
1879.    In  9  sheets.    Scale  8  miles  to  1  inch.    Sheets  5,  6,  containing 
parts  of  Districts  Kamrup,  Darrang,  Nowgong,  Sylhet,  Cachar,  Khasi, 
Jaintia  and  Naga  Hills,  and  Manipur.    Khasi,  Garo,  and  Naga  Hills 
Topographical  Survey.    1873-74.    Scale  2  miles  to  1  inch.    8heets  107, 
third  edition,  111,  125,  126,  129.    North  Brahmaputra  Exploration  Sur- 
vey.  1877-78.    Part  of  the  Miri  Hills.  8cale  4  miles  to  1  inch.  Sheets 
161,  162,  163.  165,  168,  170,  171,  all  on  1  sheet.    Part  of  the  Mishmi 
Hills,  North- East  Frontier,  Assam.    Surveyed  by  Captain  R.  G.  Wood- 
thorpe,  b.e.,  and  Mr.  W.  Robert.    1877-78.    Scale  4  miles  to  1  inch. 
Degree  Sheets  20,  21,  24,  25,  all  on  1  sheet  —  Guzerat.    Sheet  No.  6 
of  Guzerat    Sheet  No.  7  of  Guzerat    Parts  of  the  Ahmedabad  and 
Kaira  Collectorates  of  the  Gaekwar's  Territory,  and  of  the  Main  Kanta 
Stetes.    1877-78.  Scale  1  inch  to  1  mile.  Guzerat.  Sheet  29,  Section  L 
Season  1876-77.   Parts  of  Anand  and  Borsad  Talukas  of  the  Kaira  Col- 
Zeiuchr.  d.  G«Mllsch.  t  Erdk.   Bd.  XV.  36 


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5(52 


Karten  von  Asien. 


lectorate  etc.  Scale  2  inches  to  1  mile.  —  Kattywar.  Sheet  No.  41  and 
part  of  Sheet  No.  30  of  Kattywar.    Part  of  Sorath.    1S70,  1871-72, 

1877-  78.  Scale  1  inch  to  1  mile.  Sheet  N.  51  of  Kattywar.  Part  of 
Hillar.  187S-79.  Sheet  No.  52  of  Kattywar.  Part  of  Hillar.  1878-79. 
Sheet  No.  60  of  Kattywar.  Parts  of  Hillar  and  Barda.  1878-79.  - 
Indo-Cbinese  Frontier.  Hundes,  or  Narikhorsum,  and  Monyul,  with 
parts  of  the  surronnding  Districts.  Scale  8  miles  to  1  inch.  Compiled 
from  Strachey's  Map  of  Hundes,  1851;  Trans-Himalayan  Exploration« 
by  the  Pundits,  etc.;  and  Topogrnphical  Sketches  and  Triangulation 
Charts,  by  Messr.  Ryall  and  Kinney,  1S77-78.  On  2  sheets.  —  North- 
Western  Frontier  of  India.  Sketch  of  the  Countries  between  Hindustan 
and  the  Caspian  Sea,  with  Additions  to  April  1879.  Scale  64  miles  to 
1  inch.  Seat  of  War  in  Northern  Afghanistan;  taken  principally  from 
Surveys   and   Reconnaissances   by   Officers   of  the  Survey  of  India, 

1878—  80.  Scale  4  miles  to  1  inch.  Map  of  the  Country  between 
Kalat-i-Gilzai  and  Ghazni.  In  continuation  of  the  Map  of  the  Seat  of 
War  in  Northern  Afghanistan. 

India,  west  coast:  Rajapur  bay  and  Yiziadurg  harbour.  London,  Hjdro- 
graphic  Office.    (N.  57.)    (2  s.  6  d.) 

India,  west  coast:  Ratnagiri,  Mirya  and  Kalbadavie  bays.  Ebds.  1S80- 
(N.  56.)    (1  s  6  d.) 

— ,  bay  of  Beugal:  Mutiah  river  to  Elephant  point.  Ebds.  1880.  (N.  859.) 
(2  s.  6  d.) 

Golfe  du  Bengale:  Port  de  Puket  on  Tonkah  (cöte  Est  de  l'ile  Junkseylon.) 

Paris,  D«5pöt  de  la  Marine.    1880.    (N.  3741.) 
Archipel  Mergui :    Bentinck  Sound.     Paris,  DepÖt  de  la  Marine.  1880. 

(N.  3793.) 

Carta  del  puerto  de  Punta  Galle  y  sus  inmediaciones.    Madrid,  HydrogT. 

Amt.    1879.    (N.  761.) 
Siam  Gulf:    Pulo  Kapas  to  Lacon  roads.    (Plans,  Singora  roads.  Patani 

roads.  Great  Reday  harbous.  Tringano.    London,  Hydrogr.  Office.  1S80. 

(N.  998.)    (2  s.  6  d.) 
Gulf  of  Siam:   Lacon  roads  to  Lern  Tane.    London,  Hydrographie  Office. 

18S0.    (N.  989.)    (2  s.) 

Cöte  de  Martaban:  Riviere  Tavoy.  Paris,  Depot  de  la  Marine.  1880. 
(N.  3794.) 

Carte  des  missions  francaises  de  l'Indo-  Chine.   Paris  (Hausermaun)  1879. 

Golfe  du  Tong-kin:  Plan  de  la  baie  Oanh-XuOn.  Cap  Pac-Lung.  Paris, 
Depot  de  la  Marine.    18S0.    (N.  3729.) 

Tongkin:  Cours  du  Song  Caü  et  du  Thuong  Gian.  Paris,  DtSpöt  de  la  Ma- 
rine.   1880.    (N.  3752.) 

— :  Cours  de  fleuve  Dai.    Ebds.    1880.    (N.  3753.) 

— :  Cours  de  Song  Cuong  et  du  Cua-Traly.    Ebds.    (N.  3743.) 

— :  Cours  du  Dem  Gian  ou  reviere  Phuro.    Ebds.    1880.    (N.  3742.) 

Cochin- China,  Tong-Kin  gulf:  Delta  of  the  Song-ka.  Pak-Hoi  auchorage. 
Guil-Chau  island.  London,  Hydrographie  Office.  1879.  (N.  875.) 
(1  b.  6  d.) 

Cöte  Orientale  de  la  Chine:  Entre  la  pointe  Black  Head  et  la  pointe  Crab, 
comprenant  la  passe  Blackeney.  Paris,  Depot  de  la  Marine.  1879. 
(N.  3725.) 

 :  Chenaux  interieurs  du  ddtroit  de  Hai- Tau.    Ebds.    (N.  3732.) 

 :  Baie  Tanga  et  ses  approches.    Ebds.    1880.    (N.  3762.) 

 :  Mouillages  des  pointes  Cupchi  et  Beaker.    Ebds.    (N.  3733.) 


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Karten  der  Inseln  des  Indischen  und  Stillen  Oceans. 


563 


China,  east  coast,  Ou-kiang:    Wen-chau  port  and  approaches.  London, 

Hydrographie  Office.    1S&0.    (N.  1763.)    (3  s.) 
China.   Golf  de  Pet-chtMy.   Croquis  de  la  haie  Shallow.    Paris,  Depöt  de  la 

Marine.    18S0.    (N.  3772.) 
China,  Hainan  island:   Hoi-how  bay.    London,  Hydrographie  Office.  1880. 

(N.  37.)    Iis.  6  d) 
Japan:  Aburatani  harbour.   London,  Hydrogr.  Office.   1879.  (N.  457.)   (1  s.) 
Japon:  Detroit  de  Simonoseki,   entre'e  occidentale  du  8eto-Uchi.  Paris, 

D«?pÖt  de  la  Marine.    1880.    (N.  3735.) 
West  coast  of  Kiusiu:  Kuchi-no-tsu  and  Tomioka  Bays.    Hydrogr.  Office  of 

Japanese  Naval  Depart.    1879.    (N.  103.) 
 Haya  8aki  Channel.    Ebds.    1879.    (N.  104.) 

Japan:  Tsa  Sima:  Ajiro  bay,  Itstihara  and  Asu  harbours.  London,  Hydrogr. 

Office.  1879.    (N.  871.)    (1  s.) 
Liu-Kiu  Islands:    Oö-sima  group  (plans,  Naze  harbour,   Oö-sima  strait.) 

London,  Hydrographie  Office,    1878.    (N.  873)    (1  s.  6  d.) 

Karten  der  Inseln  des  Indischen  and  Stillen  Oceans. 

South  Indian  Ocean:  Kerguelen  Island.    London,  Hydrographie  Office.  1880. 

(N.  2398.)    (2  s.  6  d  ) 
Piano  del  rio  de  Davao  (Mindanao).   Madrid,  Hydrogr.  Amt.  1879.  (N.  765.) 
Mindauao:  Ports  de  Pollock  et  Leback.    Baie  Basianang.    Paris,  Depot  de 

la  Marine.    1880.    (N.  3787.) 
Soulou:  Mouillage  de  Mainbun  et  de  Lamenusa.    Ebds.    (N.  3789.) 
--:  Port  Dalrymplo.    Ebds.    (N.  3791.) 

Australia,  south  coast:    King  George  Sound  and  Princess  Royal  harbour. 

London,  Hydrographie  Office.    1879.    (N.  2619.)    (2  s.) 
Australia,  east  coast.    Queensland:  Mary  river.     London,  Hydrogr.  Office. 

1^80.    (N.  649.)    (2  s.) 
Australia,  east  coast:  Percy  islands.    London,  Hydrographie  Office.  1880. 

(N.  351.)    (1  s.  6  d.) 
Australia:  North  west  coast  of  Australia  between  the  parallels  of  10° 8'  and 

21°  S,  with  the  off-Iying  islands  and  reefs.    London,  Hydrogr.  Office. 

1880.    (N.  475.) 

Forrest  (A.),  Map  showing  the  route  from  Nickol  Bay  to  S.  A.  Tele- 
graph, which  was  followed  by  the  expedition  despatched  by  the  Western 
Australia  Goveruement  in  1879.  1:2,250,000.  Perth  (Surreyor's  Gen. 
Office)  1880. 

Australia,  west  coast:  Hamelin  bay,  Flinders  bay.    London,  Hydrographie 

Office.    1879.    (N.  1037.)    (I  s.  6  d.) 
 Warnbro  sound.    Ebds.    (N.  1038.)    (1  s.  6  d.) 

Nouvelle  Zulande,  Ile  du  Milieu:  De  la  presqu'  ile  Banks  au  port  Otago. 

Paris,  Depöt  de  la  marine.    1880.    (N.  3769.) 
Cöte  Est  de  la  Nouvelle  Caledonie.    Paris,  Depöt  de  la  marine.  1880. 

(N.  3785.) 

Massoni  (J.),  Plan  de  la  commune  de  Noumea.    Paris  (Erhard)  1879. 

Archipel  des  Marquises.  Baie  Perigot,  cöte  Nord  de  l'ile  Hiva  Oa.  Paris, 
Depot  de  la  marine.    1880.    (N.  3590.) 

South  west  Pacific:  Anchorages  iu  the  New  Hebrides:  plans,  ports  Reso- 
lution, Stanley;  Lisburn,  Dip  Point,  Rodds,  Sangalie,  Sakau  auchorages; 
Lakova,  Sout  West,  Steep  Cliff  bays;  Maskeleyne,  Stepherd  islands  and 
Bice  Road.    London,  Hydrographie  Office.    1880.   (N.  1508.)  (1  s.  6d.) 

West  Pacific:  Solomon  islands,  Marau  sound.  London,  Hydrograph.  Office. 
1  S80.    (N.  880.)   (1  8.  6  d.) 

36* 


564 


Karten  von  Afrika. 


Tahiti  and  Moorea  (Otaheitd  and  Eimeo)  plans,  Papetoai  and  Cook  bays. 
Harbours  and  anchoragcs  on  the  north  coast  of  Tahiti.  London,  Hy- 
drographie Office.    1880.    (N.  1382.)   (2  s.  6  d.) 

Carte  de  las  isla«  Carolinas.  (Hoya  I.  H.).  Madrid,  Hydrogr.  Amt  1879. 
(N.  762.  763.) 

Karten  von  Afrika. 

Kiepert  (H.),  Politische  Uebersichts-Karte  von  Afrika.   1:20,000,000.  Lith. 

und  col.    Berlin  (D.  Reimer)  1880.    Fol.    (M.  1,20.) 
Charmetant  (R.  P.  Fx.),  Carte  partielle  des  Missions  de  l'Afrique  Equa- 

toriale.  1  :  2,600,000.  Publik  par  les  Missions  catholiques.  Paris  1879. 
Mer  Rouge:  Chenal  de  Musawaia  (ou  Massouah).  Paris,  D«5pöt  de  la  Marine. 

1880.    (N.  3773.) 
— :  Port  Musawwa  ou  Massouah.    Ebds.    (N.  3730.) 
Erhard,  Carte  de  la  Basse-Egyte.    Paris  1880. 
Piano  de  Post  Said.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.    1879.    (N.  679  A.) 
Vuillemin  (A.),  Carte  de  la  province  d'Oran.    Paris  (Migeon)  1879. 
Piano  del  puerto  de  Orän  y  Marza-el-Kebir.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.  1879. 

(N.  68  A.) 

Piano  del  puerto  de  Mostaganem.  Madrid,  Hydrogr.  Amt.  1879.  (N.  767.) 
Africa,  west  coast:  Sherbro  island  to  cape  Mesurado.  (plans,  Gallinas  river. 

Cape  Mount  river).  London,  Hydrogr.  Office.  1880.  (N.  1363.)  (2  s.) 
Piano  de  los  rios  Bonny  y  Calabar  nuevo.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.  1879. 

(N.  745.) 

Africa,  west  coast:  Garraway  point  to  Growa  point,  including  Cape  Palmas. 

London,  Hydrogr.  Office     1880.    (N.  1697.)    (I  s.  6  d.) 
— ,  — :  Cape  Mesurado  to  Baffou  bay.    (Plans,  Junk  river.    Edina  and 

Bassa.  Cestos  bay.  Monrovia  bay.).  Ebds.  1880.  (N.  1364.)  (2  s.) 
— ,  — :  Baffou  bay  to  Grand  Bereby,   including   cape    Palmas.  (Plans, 

Siuou  bay.    Sargwin  river.    Tabou  to  Wappoo.    Poor  river  to  Katum 

rock.    Tabou  river.)    Ebds.    1880.    (N.  1365  )    (2  s.  6  d.) 
— ,  — :  Donkin   by  to  Milkbosch  point  (plans,  Hondeklip   and  Roodewall 

bays.)    Ebds.    1879.    (N.  896.)   (2  s.  6  d.) 
— ,  — :  Great  Fish  bay  to  Walfisch  bay  (Plan,  Great  Fish  bay).  Ebds. 

1880.    (N.  1806  )   (2  s.  6  d.) 
Cöte  Orientale  d'Afrique.    Du  cap  Dclgado  k  Ras  Pekawi.   Paris,  D«$p6t  de 

la  marine.    1880.    (N.  3758.) 
Wyld  (J.),  Map  of  eastern  south  Africa  from  the  Limpopo  River  to  Algoa 

Bay,  embracing  the  Transvaal,  Orange  Free  Stete,  Natal,  Zulu  and 

Griqua-Land  West;  showing  the  British  Settlements  and  Native  Loca 

tions.    1:742,400.    London  (Wyld)  1880. 
Cöte  Orientale  d'Afrique:  He  Pemba  a  Tile  Mafia,  comprenant  llle  de  Zan- 

zibar,  ses  chenaux  et  ses  atterrages.   Paris,  Depot  de  la  marine.  1880. 

(N.  3713.) 

Africa,  east  coast:  Kiuyu,  George,  Cockburn,  ports.    Cbaki  Chaki  bay. 

London,  Hydrograph.  Office.    1880.    (N.  1812.)    (2  s.  6  d.) 
— ,  — :  8heet  I.  Tugela  river  to  Delagoa  bay.  Ebds.  (N.  2089.)  (2s.  6  d) 
Africa,  east  coast:  Delagoa  bay  to  Marangzani  bay  (plans,  Sofala  river,  In- 

hambane    river.).     London,    Hydrographie    Office.     1879.     (N.  648.) 

(2  s.  6  d.) 

lies  Seychelles.    Atterages  et  Barachois  du  part  de  Mahe\    Paris,  Dep6t  de 

la  marine.    1880.    (N.  3774.) 
Mer  des  Indes.    Archipel  des  Seychelles  et  lies  environnantes.  Ebds.  1SS0. 

(N.  3781.) 


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Kartell  von  Amerika. 


565 


Carta  de  la  Babia  de  las  Palmas  (Gran  Canaria.)    Madrid,  Hydrogr.  Amt 
1879.    (N.  770  ) 

South  Atlantic  Ocean:  8t  Helena  island.    London,  Hydrogr.  Office.  1879. 
(N.  1771.)    (2  s.  6  d.) 


Karten  von  Amerika. 

Kiepert  (H.),  Politische  Schul  -  Wandkarte  von  Nord- Amerika.  6  BU. 
1  : 800,000.    Chromolith.    Berlin  (D.  Reimer)  1880.    Fol.    (M.  7.) 

 von  8üd-Amerika.    4  Bll.     1:1,800,000.     Ebds.     1880.  Fol. 

(M.  6.) 

Handtk  e  (F.),  Schul  -  Wandkarte  von  Nordamerika  in  9  Bll.  3.  Aull- 
Chromolith.  Glogau  (Flemming)  1880.  Fol.  (M.  4,50;  auf  Leinw- 
M.  9;  m.  rohen  Holzrollen  M.  10;  m.  polirten  Holzrollen  M.  11.) 

Ravenstein  (£.  G.),  Eisenbahn- Karte  der  Vereinigten  Staaten  von  Nord- 
Amerika  und  von  British  Canada.  3.  Aufl.  1  :  5,000,000.  Chromolith. 
Frankfurt  a/M.  (Jaeger)  1880.    Fol.    (M.  3  ) 

New  official  railway  map  of  the  United  States  and  Canada.  1  :  4,500,000. 
Chicago  1880. 

Newfoundland:  Duck  island  to  Ship  rock  schoal,  including  port  Basque. 

London,  Hydrogr.  Office.    1880.    (N.  2828.)   (1  s.  6  d.) 
Cöte  N  E  de  Terre  Neuve:  Baie  de  Canada.    Paris,  Depot  de  la  marine 

1880.    (N.  3666.) 

Terre  Neuve:  Canal  oonduisant  ä  la  baie  de  l'Ariege  et  croquis  de  l'Ariege 

(baie  auz  Lievres.)    Paris,  Depöt  de  la  marine.    1880.    (N.  3768.) 
North  American  Lakes:  River  St.  Lawrence,  Quebec  to  Kingston;  with  lake 

Ontario  and  lake  Champlain.    London,  Hydrographie  Office.  1880. 

(N.  797.)   (2  s.  6  d.) 
Cöte  N  O  de  l'Ame>ique  du  Nord :  Havre  de  Sitka.    Paris ,  Depot  de  la 

marine.    1880.    (N.  3779.) 
North  America  east  coast:   Nantucket  shoals  to   Block  island  (plan  added, 

Vineyard   haven).    London,   Hydrographie    Office.    1880.    (N.  2890.) 

(2  s.  6  d.) 

Neil  (L.),  Topographical  and  township  map  of  part  of  the  State  of  Colo- 
rado.   1  :  570,240.    Washington  1880. 

— ,  White  River  Indian  Reservation,  Colorado.    1:570,240.    Ebds.  1880. 

Piano  del  rio  Savannab.    Madrid,  Hydrogr.  Amt.    1879.    (N.  750.) 

Nord  Pacific:  Entrde  du  golfe  de  Californie  et  partie  de  la  cöte  du  Mexique, 
du  cap  Corrientes  a  Mazatlan.  Paris,  Depot  de  la  marine.  1880. 
(N.  3719.) 

Cöte  Ouest*  d'Amerique:  Partie  centrale  de  la  basse  Californie  et  du  golfe 
de  Californie.    Paris,  Depöt  de  la  Marine  1880.    (N.  3717.) 

Cöte  Ouest  d'Amerique:  Partie  sud  de  la  hasse  Californie  et  du  golfe  de 
Californie.    Ebds.   1880.    (N.  3736.) 

West  Indies,  Jamaica:  Pedro  bluff  to  South  Negril  point  London,  Hydro- 
graphie Office  1880.    (N.  448.)   (2  s.  6  d.) 

— ,  — :  Montego  and  Carlisle  bays,  port  Maria,  Dry,  Green  Island,  St. 
Lucea  and  Marchioneal  harbours,  Mosquito  cove,  Blewfields  anchorage. 
Ebds.  1880.    (N.  459.)    (1  s.  6  d.) 

Martinique:  Cardnage  de  Fort  de  France.  Paris,  Despot  de  la  Marine  1880. 
(N.  3782.) 

Antilles.    La  Dominique.    Ebds.  1880.    (N.  3775.) 

Piano  de  Puerto-Plata  (San  Domingo).  Madrid,  Hydrogr.  Amt  1879. 
(N.  773.) 


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566 


Karten  von  Amerika. 


Piano  del  puerto  de  Jagua  6  Cienfuegos.    Madrid,  Hydrogr.  Amt  1879. 

(N.  383  A.) 

Piano  de  la  Isias  Mona  y  Monito.    Ebda.  1879.    (N.  769. 

Piano  de  la  rada  de  Cullera.    Ebds.  1879.    (N.  294  A.) 

Martin  (A.),  Mapa  de  America  central.  Costa  Rica.  Guatemala.  Honduras. 

Nicaragua.  San  Salvador.    Chromolith.    Paris  (Dufrönoy)  1880. 
Brochet  (P.),  Mapa  historico  geografica  de  la  America  del  Sur.    2  Bll. 

Paris  (Becquet)  1S80. 
Cöte  du  Venezuela:  Plan  du  canal  Sud  de  l'ile  Coche.    Paris,  Depot  de  la 

Marine  1880.    (N.  8722.) 
Colombie:  Emboucbure  du  rio  Magdalena.    Ebds.  1880.    (N.  3770.) 
South  America,  west  coast:  Tom  bay  anchorages.    London,  Hydrographie 

Office  1880.    (N.  588.)    (1  s.  6  d) 
— ,  — :  Anchorages  in  Wide  Channel  and  Indian  reacb.  —  Grau,  Elena, 

Sandy  coves,  Port  Micaela,  Chacabuco  bay.    Ebds.  1880.    (N.  865.) 

(1  s.) 

— ,  — :  Coronel,  Lota  and  Colcura  bays.  Ebds.  1880.  (N.  647.)  (1  s.  6  d.) 
Atlas  geografieo  de  la  repüblica  Argentina  comprendiendo  el  mapa  general 

y  los  de  cada  provincia.    Chromolith.    Paris  (Garnier)  1880. 
Dufour  (F.),  Mapa  de  la  repüblica  Argentina.    Paris  (Dufrdnoy)  1880. 
Olascoaga  (M.  J.),  Piano  del  territorio  de  la  Pampa  y  Rio  Negro  y  de 

las  ouce  provincias  Chilenas,  que  lo  aveciadan  por  el  oeste.  1  :  2,000,000. 

Lith.  u.  col.    Hur  mos  Aires  1880. 
de  Mot  (Ch.),  Carte  de  la  province  de  Buenos- Aires.    4  Bll.  1:750,000. 

Bruxelles  (Gruweloos)  1880.    (fr.  20.) 
South  America,   west  coast:  Patagonia,  Molyneux  sound ,  Portland  bay. 

London,  Hydrogr.  Office  1880.    (N.  15.)    (1  s.) 
Detroit  de  Magellan.    Croquis  de  la  baie  Guirior.    Paris,  Ddpöt  de  la  Ma- 
rine 1880.    (N.  3778.) 
Venezuela.    Mouillage  de  Cumana.    Ebds.  1880.    (N.  3780.) 
Eutrope  (L.),  Carte  ge'ographo-ge'ologique  de  la  Guyane  francaise  d'apres 

les  reconnaissances  et  observations  faites  de  1867  ä  1878.   2  Bll.  Paris 

(Erhard)  1879. 

Guyane  francaise.    Croquis  de  la  rivi&re  de  Kourou.    Paris,  Depöt  de  1» 

Marine  1880.    (N.  3761  ) 
— .   Croquis  de  l'entree  de  la  ri viere  de  Kourou.    Ebds.    1880.    (N.  3763.) 
Plans  des  terrains  auriferes  de  la  Guyane  francaise.    Paris  (Erhard)  1879. 
Falkland  Islands:  Bay  of  Harbours  and  Bullroad.    London,  Hydrographie 

Office  1880.    (N.  1935.)    (I  s.) 


Druck  »on  W.  Forme Uer  in  Berlin  C,  >"eue  Urun«tras»e  30. 


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Verlag  von  Dietrich  Reimer  in  Berlin,  SW. 

Anhaltstrasse  No.  12. 


Beiträge  zur  Entdeckungsgeschichte  Afrikas.  Drittes  Heft: 

Dr.  P.  Pogge,  Im  Beiche  des  Muata  Jamwo.  Tagebuch  meiner 
Reise  in  die  Lunda- Staaten.  Mit  Holzschnitten,  Abbildungen 
und  einer  Karte.    1880.    Preis  geh.  6  Mark. 

0.  Blau,  Reisen  in  Bosnien  und  der  Herzegowina.  Topo- 
graphische und  pflanzengeographische  Aufzeichnungen.  Mit 
einer  Karte  und  Zusätzen  von  H.  Kiepert.  1877.  Preis  geh. 
6  Mark. 

Consulatskarte.  —  Kartographische  Uebersicht  der  Kaiserlich 
Deutschen  Consulate.  Aufgestellt  im  Auswärtigen  Amte  des 
Deutschen  Reiches.  Vierte  Auflage.  Redigirt  von  H.  Kiepert. 
1879.    Preis  3  Mark. 

E.  Curtius  und  J.  A.  Kaupert,  Atlas  von  Athen,  im  Auf- 
trage des  Kaiserlich  Deutschen  Archäologischen  Instituts  heraus- 
gegeben.   1878.    Preis  gebunden  24  Mark. 

Karten  von  Attika.    Blatt  I:  Plan  von  Athen  mit  Umgebung. 

Kupferstich.  1878.  Preis  2  Mark.  —  Aufgezogen  auf  Lein- 
wand (Taschenform.)  3  Mark  60  Pf. 

H.  W.  Dove,  das  Gesetz  der  Stürme  in  seiner  Beziehung  zu 

den  allgemeinen  Bewegungen  der  Atmosphäre.  Vierte  Auflage. 
Mit  Holzschnitten  und  zwei  Karten.   1873.  Preis  geh.  6  Mark. 

H.  Kiepert,  Politische  Uebersichtskarte  von  Afrika.  Nach 

den  neuesten  Forschungen  und  Reise -Ergebnissen  berichtigt 
und  ergänzt.    1  :  20,000,000.    1880.    Preis  1  Mark  20  Pf. 

H.  Kiepert,  Karte  der  neuen  Grenzen  auf  der  Balkan-Halbinsel 

nach  den  Bestimmungen  des  Vertrages  von  Berlin  vom 
13.  Juli  Itf78  und  der  Conferenz  von  Berlin  vom  24.  Juni  1880, 
nach  amtlichen  Quellen.  1  :  3,000,000.  1880.  Preis  1  Mark  20  Pf. 

H.  Kiepert,  Neue  General  -  Karte  der  Unter -Donau-  und 

Balkan -Länder  mit  den  neuen  Grenzen  von  Serbien,  Bulgarien 
und  Ost-Ruraelien.  2  Blätter.  1  :  1,500,000.  1880.  Preis  in 
Carton  3  Mark.  —  Auf  Leinwand  in  Carton  5  Mark. 

H.  Kiepert,  New  original  map  of  Cyprus.  i :  400,000.  1878. 

Preis  gefalzt  und  etik.  2  Mark. 

H.  Kiepert's  Specialkarte  des  Deutschen  Reichslandes  Eisass- 

Lothringen.  4  bi.  i  :  250,000.  1879.  p  reis  in  Umschlag  8  Mark. 

—  Auf  Leinwand  in  Mappe  12  Mark.  —  Auf  Leinwand  mit 
Stäben  14  Mark. 

H.  Kiepert,  Lehrbuch  der  alten  Geographie.  1878.  Preis  geh. 

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H.  Kiepert,  Carte  de  Tapire  et  de  la  Thessalie.  2  bi.  i  :  500,000. 

Neue  Ausgabe.  Mit  Terrain.  1880.  Preis  in  Umschlag  4  Mark.— 
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H.  Kiepert's  Generalkarte  von  Europa.   Mit  einem  Carton : 

Ethnographische  Uebersicht  von  Europa  nach  den  Volks- 
sprachen. 9  Blätter.  1  :  4,000,000.  Zweite  Auflage.  1879. 
Preis  in  Umschlag  12  Mark.  —  Auf  Leinwand  in  Mappe 
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H.  Kiepert  s  Hand- Atlas.  Auswahl  von  18  Karten.  Dritte  be- 
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H.  Kiepert's  Kleiner  Hand-Atlas  der  neueren  Geographie 

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Ausgabe.    Preis  geh.  6  Mark.  —  Eleg.  geb.  7  Mark  50  Pf. 

H.  Kiepert,  Karte  vom  Königreich  Hellas  oder  Griechenland 

mit  Angabe  der  neuen  Nordgrenze  nach  der  Conferenz  von  Berlin 
vom  24.  Juni  1880.    1  :  1,000,000.    1880.   Preis  1  Mark  20  Pf. 

H.  Kiepert,  Carte  de  l'Empire  Ottoman  en  Europe  et  en  Asie. 

4  Bl.  1  :  3,000,000.  Zweite  Anflage.  Nene  Ausgabe.  1878.  Preis 
in  Umschlag  8  Mark.  —  Auf  Leinwand  in  Mappe  12  Mark. 

H.  Kiepert  u.  C.  Wolff,  Historischer  Schul -Atlas  zur  alten, 

mittleren  und  neueren  Geschichte  in  36  Karten.  1879.  Preis 
gebunden  :H  Mark  60  Pf.  Prospect  gratis! 

J.  G.  Kohl,  Geschichte  der  Entdeckungsreisen  und  Schiff- 
fahrten zur  Magellan's-Strasse  und  zu  den  ihr  benach- 
barten Ländern  u.  Meeren.  Mit  8  Karten.   1877.  Preis  geh.  3  M. 

W.  Koner,  Zur  Erinnerung  an  das  fünfzigjährige  Bestehen 
der  Gesellschaft  für  Erdkunde  zu  Berlin.  Sep.-Ausgabe. 

Mit  einem  Portrait  Carl  Ritter' s.    1878.    Preis  geh.  1  Mark. 

F.  Marthe,  Was  bedeutet  Carl  Ritter  für  die  Geographie? 

Festrede  zur  Säcularfeier  am  Ii.  October  1879.  Separat-Aus- 
gabe  mit  Anmerkungen.    1880.    Preis  geh.  1  Mark. 

H.  Mohn,  GrundzUge  der  Meteorologie.  Die  Lehre  von  Wind 

Und  Wetter  nach  den  neuesten  Forschungen  dargestellt. 
Deutsche  Original-Ausgabe.  Zweite  Auflage.  1879.  Mit  24  Kar- 
ten und  35  Holzschnitten.    Preis  geb.  6  Mark. 

F.  Freiherr  von  Richthofen,  China.  Ergebnisse  eigener  Reisen 

und  darauf  gegründeter  Studien.  Erster  Band.  Mit  29  Holz- 
schnitten und  1 1  Karten.    1877.    Preis  geb.  36  Mark. 

J.  F.  Julius  Schmidt,  Charte  der  Gebirge  des  Mondes  nach 

eigenen  Beobachtungen  in  den  Jahren  1840—1874.  1878.  Preis 
der  Charte  von  25  Blättern  in  Mappe  36  Mark.  Preis  des  Er- 
läuterungsbandes cartonnirt  16  Mark. 

E.  WeiSS,  Zwei  Sternkarten.    No.  l:  Nördlicher  Sternhimmel; 

No.  2:  Südlicher  Sternhimmel.  1874.  Preis  in  Umschlag  2  Mark. 
C.  Wolff'S  Historischer  AtlaS.    19  Karten  zur  mittleren  und 

neueren  Geschichte.    Mit  erläuterndem  Text.    Preis  geheftet 

12  Mark.  -  Eleg.  geb.  14  Mark. 


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