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Full text of "Chronik für das Jahr"

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Chronik  für 
das  Jahr 


Schlesische 


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<  h ronik 


der 


Königlichen  Universität 


zu  Breslau 


für  das  Jahr 


vom   1.  April  1900  bis  31.  März  1901. 


Jahrgang  15. 


Breslau. 

I  >,-ii€-k   von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich.) 

(901. 


Chronik 

der 

Königlichen  Universität 


zu  Breslau 


für  das  Jahr 


vom  1.  April  1900  bis  31.  März  1901. 


Jahrgang  15. 


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Breslau. 

Druck  von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich.) 

1901. 


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1,1.:.-^  r  '       » *  ■     - ' s 


I.   Behörden  der  Universität. 

1.  Cnratorium. 

Dem  Herrn  Universitäts-Curator,  Oberpräsidenten  von 
Schlesien  Herzog  zu  Trachenberg,  Fürsten  von  Hatz- 
felds wurde  aus  Anlass  des  Krönungs-  und  Ordensfestes  am 
18.  Januar  1901  der  Schwarze  Adler-Orden  verliehen. 

Am  22.  Februar  dess.  Js.  wurde  derselbe  von  der  medici- 
nischen  Facultat  zum  Doctor  der  Medicin  und  Chirurgie  honoris 
causa  promovirt.  Das  ihm  hierüber  ertheilte  Diplom  sagt  als 
Veranlassung  dieser  Ehrung  wörtlich: 

„Tum  semper  singulare  scientiae  medicae  studium  ex- 
hibuit  non  solum  exaedificationi  institutionis  medicae  et 
quae  ad  hanc  pertinent  institutorum  universitatis  pro- 
spiciens  sed  etiam  sanitatis  quaestiones  administrationi 
provinciae  Silesiae  propositas  admirabili  intelligentia  per- 
cipiens  perceptisque  soluendis  magnum  inomentum  atTerens." 

Der  Universitäts-Curatorialrath  und  Vertreter  des  Univer- 
sitäts-Curators  in  Behinderungslallen,  Regierungsrath  v.  Haug- 
witz,  ist  in  Folge  seiner  Ernennung  zum  Oberregierungsrath 
und  Dirigenten  der  Kirchen-  und  Schulabtheilung  bei  der  König- 
lichen Regierung  in  Magdeburg  mit  dem  11.  Juli  1900  von  seinen 
hiesigen  Dienstgeschäften  entbunden  worden. 

An  seiner  Stelle  hat  der  Herr  Minister  der  geistlichen  etc. 
Angelegenheiten  im  Einverständniss  mit  dem  Herrn  Finanz- 
minister durch  Erlass  vom  17.  August  1900  die  erledigten  Ob- 
liegenheiten dem  im  hiesigen  Königlichen  Oberpräsidium  be- 
schäftigten Regierungsrath  Schimmelpfennig  übertragen. 

2.   Akademischer  Senat. 

a.    Sommer-Semester  1900. 
Rector:  Prof.  Dr.  J.  Partsch; 
Prorector:  Domherr  Prof.  Dr.  Koenig; 

Universitäts-Richter:  Ober-Regierungs-Rath,  Director  des  Kgl. 
Provinzial-Schul-Collegiums  Dr.  Mager; 


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Decane: 

der  evangelisch-theologischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Schmidt, 
der  katholisch-theologischen  Facultfit:  Prof.  Dr.  Pohle, 
der  juristischen  Facultät:  Geh.  Justiz-Rath  Prof.  Dr.  Brie, 
der  medicinischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Uhthoff, 
der  philosophischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Hillebrandt. 
Gewählte  Senatoren: 
Prof.  Dr.  Caro, 

Geh.  Justiz-Rath  Prof.  Dr.  Leonhard, 
Med.-Rath  Prof.  Dr.  Wernicke, 
Prof.  Dr.  Appel, 
Prof.  Dr.  Hintze, 
Prof.  Dr.  Wrede. 

b.   Winter-Semester  1900/1901. 

Rector:  Geh.  Med.-Rath  Prof.  Dr.  Flügge; 
Prorector:  Prof.  Dr.  J.  Partsch; 

Universitäts-Richter:  Ober-Reg.-Rath,  Director  des  Provinzial- 

Sehul-Collegiums  Dr.  Mager; 
Decane: 

der   katholisch  -  theologischen    Facultät:     Professor  Dr. 
Krawutzcky, 

der  evangelisch-theologischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Arnold, 
der  juristischen  Facultät:  Geh.  Justiz-Rath  Professor  Dr. 
Leonhard, 

der  medicinischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Fi  lehne, 
der  philosophischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Kaufmann. 
Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Rosanes, 
Geh.  Justiz-Rath  Prof.  Dr.  Fischer, 
Prof.  Dr.  Schaefer, 
Prof.  Dr.  Jörs, 
Prof.  Dr.  Hintze, 
Prof.  Dr.  Wrede. 

Dem  Universitäts-Richter,  Ober-Reg.-Rath  Dr.  Mager 
wurde  aus  Anlass  des  Krönungs-  und  Ordensfestes  am 
18.  Januar  1901  der  Rothe  Adler-Orden  III.  Klasse  mit  der 
Schleife  verliehen. 


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IL  Lehrkörper  der  Universität. 
Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle. 

Es  sind  gestorben: 
am  6.  Juli  1900  der  ordentliche  Honorarprofessor  in  der 
medicinischen  Facultät,  I.  Prosektor  und  Vorsteher  der 
Abtheilung  für  Entwickelungsgeschichte   am  anato- 
mischen Institut,  Dr.  Gustav  Born; 
am  27.  August  1900  der  ordentliche  Professor  in  der 
katholisch-theologischen  Facultät,  Fürsterzbischöfliche 
Geistliche  Rath  Dr.  Paul  Scholz; 
am  10.  December  1900  der  ordentliche  Professor  in  der 
philosophischen  Facultät  und  vormalige  Director  des 
landwirtschaftlichen  Instituts  Dr.  Walter  von  Funke. 
Näheres  hierüber  enthalten  die  unter  Abschnitt  X  beige- 
fügten Nekrologe. 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in  andere 
Stellungen,  Ruhestandsbewilligungen  etc. 

Der  ordentliche  Professor  in  der  katholisch-theologischen 
Facultät  Dr.  Ernst  Commer  ist  in  Folge  seiner  Be- 
rufung an  die  Universität  Wien  am  1.  October  1900 
ausgeschieden; 

der  ordentliche  Honorarprofessor  in  der  evangelisch-theo- 
logischen Facultät,  Wirkliche  Ober-Consistorialrath  und 
General-Superintendent  von  Schlesien,  Dr.  theol.  et  phil. 
David  Erdmann  hat  in  Folge  seiner  Emeritirung  mit 
Schluss  des  Sommer-Semesters  1900  seinen  Wohnsitz 
nach  Dresden-Plauen  verlegt; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Facultät 
Dr.  Clemens  Baeumker  wurde  vom  1.  October  1900 
ab  an  die  Universität  Bonn  versetzt; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Facultät 
Dr.  Ulrich  Wilcken  ist  in  Folge  seiner  Berufung 
an  die  Universität  Würzburg  mit  Schluss  des  Sommer- 
Semesters  1900  ausgeschieden; 


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ebenso  der  ausserordentliche  Professor  in  derselben  Facullät 
Dr.  Heinrich  Zimmern,  welcher  einem  Rufe  an  die 
Universität  Leipzig  zur  Uebernahme  einer  ordentlichen 
Professur  gefolgt  ist; 

dem  ausserordentlichen  Professor  in  derselben  Facultät 
und  Vorsteher  der  Thierklinik  am  Institut  für  landwirt- 
schaftliche Thierproductionslehre  und  Veterinärkunde 
Dr.  Berthold  Peter  ist  die  nachgesuchte  Entlassung 
aus  seiner  hiesigen  Stellung  vom  15.  Februar  1901  ab 
ertheilt  worden,   (siehe  Zugang.) 

B.  Zugang. 

1.    Berufungen  bezw.  Versetzungen. 

a.  In  der  juristischen  Facultät: 
Der  bisherige  Professor  an  der  Universität  Bern  Dr.  Xaver 
Gretener  ist  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  hiesige 
Universität  berufen  und  der  bisherige  Privatdocent  an 
der  Universität  Göttingen  Dr.  Walther  Schücking  zum 
ausserordentlichen  Professor  an  der  hiesigen  Universität 
ernannt  worden. 

b.    In  der  medi cinischen  Facultät: 
ist  der  bisherige  Privatdocent  an  der  Universität  Strass- 
burg  Dr.  Georg  Thilenius  zum  ausserordentlichen 
Professor  und  zum  Custos  der  anatomischen  Sammlung 
am  anatomischen  Institut  ernannt  worden. 

c.    In  der  philosophischen  Facultät: 
Der  bisherige  ausserordentliche  Professor  an  der  Univer- 
sität Jena  Dr.  Theodor  Pfeiffer  ist  als  ordentlicher 
Professor  an  die  hiesige  Universität  berufen  und  mit  der 
Direction  des  agricultur-chemischen  und  bacteriologischen 
Instituts  betraut  worden; 
der  bisherige  Kreisthierarzt  Dr.  Berthold  Peter  in  Anger- 
münde ist  zum  ausserordentlichen  Professor  an  der 
hiesigen  Universität  ernannt  und  mit  der  Leitung  der 
Thierklinik  beauftragt  worden; 
der  bisherige  ausserordentliche  Professor  an  der  Univer- 
sität Leipzig  Dr.  Conrad  Cichorius  ist  als  ordentlicher 


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Professor  an  die  hiesige  Universität  berufen  und  zum 
Mitdirector  des  historischen  Seminars  bestellt  worden; 
der  bisherige  ordentliche  Professor  an  der  Universität 
Freiburg  i.  B.  Dr.  Mathias  Baumgartner  ist  in  gleicher 
Eigenschaft  an  die  hiesige  Universität  berufen  worden. 

2.  Ernennungen. 
Es  sind  ernannt  worden: 

a.    in  der  katholisch-theologischen  Facultät: 
der  ausserordentliche  Professor  Dr.  Johannes  Nikel  zum 
ordentlichen  Professor; 

b.  in  der  medicinischen  Facultät: 
der  Privatdocent  Prof.  Dr.  Stern  zum  ausserordentlichen 
Professor  und  Director  der  zu  errichtenden  selbst- 
ständigen medicinischen  Poliklinik,  sowie 
der  I.  Prosector  am  anatomischen  Institut  hiesiger  Uni- 
versität Prof.  Dr.  Alfred  Schaper  zum  ausserordent- 
lichen Professor; 

c.    in  der  philosophischen  Facultät: 
die  Privatdocenten  Prof.  Dr.  Abegg  und  Dr.  Brockel- 
mann zu  ausserordentlichen  Professoren. 

3.  Habilitationen. 
Als  Privatdocenten  habilitirten  sich: 

a.    in  der  juristischen  Facultät: 
Dr.  Feodor  Kleineidam  am  25.  Juli  11)00  für  Römisches 

und  Deutsches  Bürgerliches  Recht; 
Dr.  Alfred  Manigk  am  2.  November  1900  für  Römisches 
und  Deutsches  Bürgerliches  Recht; 

b.    in  der  medicinischen  Facultät: 
Dr.  Paul  Jensen  am  19.  Juni  1900  für  Physiologie; 
Dr.  Martin  Thiemich  am  22.  October  1900  für  Kinder- 
heilkunde; 

c.   in  der  philosophischen  Facultät: 
Dr.  Walter  Herz  am  16.  Juli  1900  für  Chemie; 
Dr.  Emil  Bose  am  25.  Juli  1900  für  Physik; 
Dr.  Walt  her  Stein  am  27.  October  1900  für  Geschichte; 
Dr.  Alfred  Pill  et  am  G.  Februar  1901  für  romanische 
Philologie. 


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C.  Beurlaubungen. 

Es  waren  beurlaubt: 

a.    für  das  ganze  Jahr: 

der  ordentliche  Honorarprofessor  in  der  katholisch -theo- 
logischen Facultät  Dr.  Erich  Frantz; 

der  ausserordentliche  Professor  in  der  philosophischen 
Facultät  Dr.  Otto  Auhagen  behufs  Uebernahme  eines 
Commissoriums  als  landwirtschaftlicher  Sachverstän- 
diger bei  dem  General  -  Consulat  in  St.  Petersburg 
(vom  1.  5.  00.  ab). 

b.  für  das  Sommer-Semester  1900: 
der  ausserordentliche  Professor  in  der  katholisch -theolo- 
gischen Facultät  Dr.  Johannes  Nikel  zur  Wahr- 
nehmung der  Obliegenheiten  eines  Professors  am 
Priester-Seminar  zu  Weidenau  in  Oesterreich-Schlesien. 
Ausserdem  ist  der  ordentliche  Professor  in  der  philoso- 
phischen Facultät  Dr.  Carl  Appel  zu  einer  wissen- 
schaftlichen Reise  nach  Spanien  und  Portugal  vom 
1.  März  bis  15.  Mai  lfd.  Js.  beurlaubt. 

D.  Auszeichnungen. 

1.  Es  erhielten: 

den  Rothen  Adler-Orden  III.  Klasse  mit  der  Schleife: 
der  ordentliche  Professor,  Geh.  Reg  .-Rath  Dr.  Brefeld; 
den  Rothen  Adler-Orden  IV.  Klasse: 

die  ordentlichen  Professoren  DDr.  Krawutzcky,  Pohle, 
Caro  und  Vogt; 
den  Kronen-Orden  III.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor,  Geh.  Justiz-  und  Oberlandes- 
gerichtsrath Dr.  Fischer  und 
der  Lehrer  am  akademischen  Institut  für  Kirchenmusik, 
Musikdirector  Prof.  Dr.  Schaeffer. 

2.  Sonstige  Auszeichnungen  erhielten: 

den  Charakter  als  Geheimer  Regierungsrath: 

der  ordentliche  Professor  in  der  katholisch -theologischen 
Facultät,  Prälat  Dr.  Laemmer; 

den  Charakter  als  Geheimer  Medicinalrath: 
der  ordentliche  Professor  Dr.  Uhthoff; 


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das  Prädikat  Professor: 

der  Privatdocent  in  der  medicinischen  Facultät  Dr.  He  nie 
und 

die  Privatdocenten  in  der  philosophischen  Facultät  DDr. 
Jiriczek,  Rosen  und  Milch. 

£.   Sonstige  Veränderungen. 

Der  ordentliche  Professor  in  der  katholisch-theologischen 
Facultät,  Domherr  Dr.  Koenig  ist  zum  Dompropst  und 

der  ordentliche  Professor  in  derselben  Facultät  Dr.  Sdral  ek 
zum  Domherrn  an  der  hiesigen  Kathedralkirche  ernannt 
worden; 

der  dem  Gerichtsassessor  Dr.  Jacobi  ertheilte  Lehrauftrag 
ist  auf  ein  weiteres  Jahr  verlängert  worden; 

der  Professor  Dr.  Schaper,  bisher  in  Boston,  ist  mit  der 
Wahrnehmung  einer  Prosectorstelle  am  hiesigen  anato- 
mischen Institut  und  mit  der  Leitung  der  entwickelungs- 
geschichtlichen  Abtheilung  desselben  beauftragt  worden, 
siehe  auch  B  2b; 

dem  Zahnarzt  Dr.  Walther  Bruck,  welcher  beauftragt 
war  im  Sommer-Semester  1900  die  Stelle  eines  Lehrers 
der  Zahnheilkunde  am  zahnärztlichen  Institut  hiesiger 
Universität  wahrzunehmen,  ist  diese  Stelle  nunmehr 
übertragen  worden; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Facultät 
Dr.  Vogt  ist  an  Stelle  des  nach  Bonn  versetzten  Pro- 
fessors Dr.  Baeumker  zum  Director  des  akademischen 
Instituts  für  Kirchenmusik  ernannt  worden; 

der  ordentliche  Professor  in  derselben  Facultät  Dr.  Hille- 
brandt ist  auf  seinen  Antrag  von  demjenigen  Theil 
seines  Lehrauftrages,  welcher  sich  auf  die  vergleichende 
Sprachwissenschaft  bezieht,  bis  auf  Weiteres  entbunden 
worden ; 

dem  ordentlichen  Professor  in  derselben  Facultät  Dr.  Koch 
ist  das  neu  begründete  Ordinariat  für  neuere  deutsche 
Sprache  und  Litteratur  unter  Erneuerung  des  bisherigen 
Lehrauftrages  verliehen  worden; 


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dem  ausserordentlichen  Professor  Dr.  Ahrens  ist  das 
in  der  hiesigen  philosophischen  Facultät  neu  begründete 
Extraordinariat  mit  der  Verpflichtung  verliehen  worden, 
die  landwirthschaftliche  Technologie  und  die  technische 
Chemie  in  Vorlesungen  und  Uebungen  zu  vertreten; 

der  Privatdocent  in  der  philosophischen  Facultät  Professor 
Dr.  Jiriczek  ist  für  das  Sommer-Semester  1900  und 
das  Winter-Semester  1900/01  mit  der  Vertretung  des 
beurlaubten  ausserordentlichen  Professors  Dr.  Einenkel 
an  der  Akademie  Münster  beauftragt  worden; 

der  Lehrauftrag  des  Professors  Dr.  Gretener  ist  nach- 
träglich dahin  erweitert  worden,  auch  den  Civilprocess, 
mit  Ausschluss  von  Zwangsvollstreckung  und  Concurs, 
in  Vorlesungen  und  Uebungen  zu  vertreten. 


HI.   Beamte  der  Universität. 

(Akademische  Verwaltung.) 

Der  Hilfspedell  John  ist  vom  1.  April  1900  ab  zum  etats- 
mässigcn  Universitäts- Unterbeamten  (Pedell)  ernannt 
worden ; 

der  Universitäts -Kassendiener  und  Ililfspedell  Noack  ist 
vom  1.  April  1900  ab  in  den  Ruhestand  versetzt  und 
an  seiner  Stelle  der  bisherige  Bibliothekdiener  Fleger 
definitiv  mit  den  Functionen  des  Universitäts-Kassen- 
dieners  und  Hilfspedellen  betraut  worden; 

der  Hausdiener  und  Pförtner  am  grossen  Universitäts- 
gebäude Zebe  ist  vom  1.  Juli  1900  ab  in  die  durch  das 
am  25.  März  1900  erfolgte  Ableben  des  Hausdieners 
Achtert  frei  gewordene  Hausdienerstelle  am  Convict- 
gebäude  versetzt  worden,  während  an  seine  Stelle  der 
Militairanwärter  Franz  Urban  getreten  ist; 

dem  Hausdiener  und  Heizer  am  grossen  Universitätsgebäude 
Tautz  wurde  aus  Anlass  des  Krönungs-  und  Ordens- 
festes am  18.  Januar  1901  das  Allgemeine  Ehrenzeichen 
verliehen. 


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IV.   Anstalten  ond  Commissionen  der 

Universität. 

I.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.   Die  Königliche  und  UniversitÄts-Wbliothek. 

I.    Vermehrung  des  Bücherbestandes. 

Vom  1.  April  1900  bis  31.  März  1901  wuchs  der  Bücher- 
besland um  10 153  Bünde.  Durch  Kauf  erworben  wurden 
davon  2374  Bände,  geschenkt  wurden  423,  als  Pflichtexemplare 
eingereicht  966  Bände,  der  Tauschverkehr  brachte  6390  Bände 
bezw.  Programme,  Dissertationen  und  andere  Gelegenheits- 
schriften. 

II.  Rechnungswesen. 

Die  Ausgaben  für  den  Bücherkauf  beliefen  sich  auf  27  089 
Mark  63  Pf.  Davon  entfallen  auf  Zeitschriften  rd.  8072  Mark, 
auf  Fortsetzungen  rd.  8348  Mark,  auf  Nova  rd.  8301  Mark,  auf 
Antiquaria  rd.  2367  Mark.  Die  Bindearbeiten  erforderten  rd. 
5911  Mark,  die  übrigen  sächlichen  Ausgabetitel  rd.  3452  Mark. 

III.  Benutzung. 

Auf  Grund  eingereichter  Bestellzettel  wurden  49  645  Bände 
benutzt  (43  733  im  Vorjahr);  die  Leseräume  waren  an  290  Tagen 
geöffnet  und  wurden  von  11  875  Personen  (10  626  im  Vorjahr) 
besucht.  —  In  12  254  Fällen  waren  Bücherbestellungen  erfolg- 
los; 6475  der  gewünschten  Werke  waren  nicht  vorhanden, 
5779  anderweit  verliehen.  Für  die  Handbibliothek  und  die 
Bücherräume  lassen  sich  Benutzungsziffern  nicht  angeben. 

Während  des  Sommer-Semesters  1900  haben 

a.  888  einheimische  (950  im  Vorjahr), 

b.  175  auswärtige  (165  im  Vorjahr),  davon  48  ausserhalb 
Schlesiens  wohnende  Benutzer  Bücher  entliehen; 

im  Winter-Semester  1900/01 

a.  1030  einheimische  (961  im  Vorjahr), 

b.  251  auswärtige  (208  im  Vorjahr),  davon  69  ausserhalb 
Schlesiens. 


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Die  auswärtigen  Entleiher  haben  3349  Bände  (2818  im 
Vorjahr)  in  770  Sendungen  (663  im  Vorjahr)  erhalten. 

Von  der  Gesammtzahl  der  immatriculirten  Studenten  haben 
etwa  29  Procent  Bücher  entliehen;  im  Einzelnen  schwanken 
die  Ziffern  zwischen  63  Procent  bei  Philologen  und  Historikern 
und  16  Procent  bei  den  Medicinern. 

Handschriften  auswärtiger  Bibliotheken  sind  wieder  in 
grösserer  Anzahl  in  dtm  diesseitigen  Arbeitsräumen  benutzt 
worden.  —  Der  Leiheverkehr  mit  der  Königlichen  Bibliothek 
zu  Berlin  erfuhr  eine  weitere  nicht  unerhebliche  Steigerung.  — 
Gemäss  Erlass  des  Cultusministeriums  vom  31.  October  1897 
entliehen  Bücher  37  Bibliotheken  höherer  Lehranstalten  in 
Schlesien  und  Posen. 

IV.  Personal. 
Zu  Anfang  September  trat  Herr  Dr.  Schneider  aus 
Görlitz  als  Volontair  ein.  Herr  Oberbibliothekar  Professor 
Dr.  de  Boor  wurde  vom  1.  October  ab  auf  ein  Jahr  behufs 
Vollendung  wissenschaftlicher  Arbeiten  beurlaubt;  es  wurde 
dafür  Herr  Assistent  Dr.  Priesack  aus  Göttingen  der  hiesigen 
Bibliothek  überwiesen. 

Staender. 

b.   Das  akademische  Lese-Institut. 

Der  Vorstand  des  Instituts  war  ebenso  wie  im  Vorjahre 
zusammengesetzt. 

Die  Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  betrug  zu  Anfang 
des  Jahres  1901  96,  die  der  nichtakademischen  ausserordent- 
lichen Mitglieder  20,  die  der  Theilnehmer  am  Lesezirkel  92. 
Die  Zahl  der  Studirenden,  welche  sich  am  Vereine  betheiligten, 
zeigt  gegen  das  Vorjahr  eine  nicht  unerhebliche  Vermehrung: 
sie  belief  sich  im  Sommer  1900  auf  105  (gegen  75  im  Sommer 
1899),  im  Winter  1900/01  auf  99  (gegen  81  im  Winter  1899/1900). 

Die  Einnahmen  des  Vereins  betrugen  mit  dem  Staats- 
zuschuss  von  600  Mark  3936  Mark  75  Pf.,  die  Ausgaben 
4092  Mark  93  Pf.  Der  Kassenbestand  belief  sich  zu  Anfang 
des  Jahres  1901  auf  212  Mark  69  Pf. 

Brie. 


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c.  Seminare. 

1.    Das  evangelisch-theologische  Seminar. 

Die  Uebungen  der  alttestamentliehen  Abtheilung  des 
theologischen  Seminars  wurden  im  Jahre  1900/01  unter  der 
Leitung  des  D.  Cornill  in  gewohnter  Weise  fortgeführt.  Im 
Sommer- Semester  hatten  sie  bei  7  Theilnehmern  und  einer 
Hospitantin  die  Paralleltexte  Jesaja  36—39  u.  II.  Könige  18—20 
zum  Gegenstand,  im  Winter-Semester  bei  6  Theilnehmern  die 
Eliaerzählungen  I.  Könige  17 — 21.  Ausserdem  wurden  im 
Sommer-Semester  4,  im  Winter-Semester  3  schriftliche  wissen- 
schaftliche Arbeiten  eingereicht  und  mit  den  Verfassern  gründ- 
lich durchgesprochen. 

In  der  neutestamentlichen,  von  D.  Wrede  geleiteten 
Abtheilung  wurden  im  Sommer -Semester  ausgewählte  Ab- 
schnitte der  Apostelgeschichte  exegetisch  und  kritisch  be- 
sprochen, im  Winter-Semester  1900/01  war  die  im  Markus- 
evangelium vorliegende  Ueberlieferung  über  Jesus  als  den 
Messias  der  Gegenstand  der  Verhandlungen. 

Schriftliche  Arbeiten  wurden  in  beiden  Semestern  von 
allen  Theilnehmern  gefordert  und  geliefert;  eine  Besprechung 
derselben  fand  in  den  letzten  Stunden  statt. 

In  der  kirchengeschichtlichen  Abtheilung  unter  der  Leitung 
D.  Müllers  wurden  im  Sommer  1900  die  Quellen  für  die 
Wittenberger  Unruhen  während  Luthers  Aufenthalts  auf  der 
Wartburg  1521/22  behandelt,  im  Winter  1900/01  die  Quellen 
zur  Geschichte  der  Christenverfolgungen  bis  auf  Decius  ein- 
schliesslich besprochen.  Beide  Male  wurden  schriftliche 
Arbeiten  gemacht. 

In  der  systematischen  Abtheilung  war  Gegenstand  der 
von  D.  Schmidt  geleiteten  Uebungen,  Sommer-  und  Winter- 
Semester  in  fortlaufender  Folge,  Schleiermachers  „Der  christ- 
liche Glaube  nach  den  Grundsätzen  der  evangelischen  Kirche 
im  Zusammenhange  dargestellt/'  Einleitung  §§  1 — 19.  Ziel 
war  das  eindringende  Verständniss  des  fortschreitenden  Ge- 
dankenbaues, sowie  ein  selbständiges  Urtheil  über  die  ver- 
arbeiteten Grundprincipien  und  der  eigenthümlichen  Stellung 
des  Autors  zu  ihnen,  immer  im  Vergleich  mit  der  von  heute 


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und  den  actuellen  Fragen  des  Tages.  In  diesem  Zusammen- 
hang kamen  sowohl  die  falsche  Problemstellung  über  den  Be- 
weis des  Christenthums  in  Björnson's  „Ueber  die  Kraft"  als 
auch  Ad.  Harnacks  „Das  Wesen  des  Christenthums"  1900  zur 
eingehenden  Besprechung.  Dem  Schleiermacher'schen  Text 
gemäss  gestellte  Themata  sollten  die  Verhandlungen  verwerthen. 
Sehr  umfassend  wurde  über  das  Verhältniss  von  Religion  und 
Sittlichkeit  gearbeitet. 

D.  Arnold,  z.  Zt.  Decan. 

2.   Das  praktische  Institut  der  evangelisch- 
theologischen Facultät. 

Homiletisches  Seminar. 

An  den  Uebungen  des  homiletischen  Seminars  nahmen  im 
Sommer  -  Semester   1900   13,    im  Winter  -  Semester  1900/01 

12  Mitglieder  Antheil.  Es  wurden  im  Sommer  -  Semester 
11  Predigten  gehalten  und  ausserdem  2  Predigten  ausgearbeitet 
und  gemeinsam  besprochen;   im  Winter  -  Semester  wurden 

13  Predigten  in  den  Gottesdiensten  des  Seminars  gehalten. 

Katechetisches  Seminar. 

Dem  Seminar  gehörten  im  Sommer-Semester  11  Mitglieder 
an,  die  in  11  Katechesen  ausgewühlte  Texte  aus  dem  Alten 
und  Neuen  Testament  behandelten.  Im  Winter-Semester  be- 
theiligten sich  17  Mitglieder,  von  denen  16  Katechesen  theils 
über  neutestamentliche  Texte,  theils  über  Katechismus- 
Abschnitte  gehalten  wurden.  Die  Katechesen  wurden  hinterher 
gemeinsam  besprochen. 

Kawerau. 

3.   Das  katholisch-theologische  Seminar. 

Mit  dem  Beginne  des  Winter-Semesters  1900/01  wurden 
dem  katholisch-theologischen  Seminar  neue  Räume  im  1.  Stock 
des  Convictgebäudes,  welche  bisher  dem  physikalischen  Institute 
dienten,  überwiesen.  Dieselben  bestehen  in  einem  Uebungs- 
saale,  zwei  Bibliothekräumen  und  einem  Garderobenzimmer 
und  sind  ihrem  Zweck  entsprechend  renovirt  worden.  Auch 
eine  Neuordnung  der  Seminarbibliothek  fand  bei  dieser  Ge- 
legenheit statt.    Sowohl  die  gesteigerte  Betheiligung  an  den 


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Uebungen  als  insbesondere  die  regere  Benutzung  der  Bibliothek 
gab  von  der  Vortheilhaftigkeit  der  getroffenen  Aenderungen 
Zeugniss. 

In  der  kircliengeschichtlichen  Seminarabtheilung  unter 
Leitung  des  Prof.  Dr.  Sdralek  beschäftigten  sich  im  Sommer- 
halbjahr 1900  die  Mitglieder  (51)  mit  den  wichtigsten  Rich- 
tungen der  Geschichtsphilosophie.  Es  wurde  nachgewiesen, 
welche  Dienste  die  Geschichtsphilosophie  der  Geschichts- 
forschung dadurch  geleistet  hat,  dass  sie  die  allgemeinen  Be- 
dingungen und  Processe,  auf  denen  der  Zusammenhang  der 
geschichtlichen  Thatsachen  beruht,  die  Art  ihres  Wirkens  und 
das  Maass  ihres  Einflusses  auf  den  geschichtlichen  Verlauf  auf- 
deckt und  bestimmt.  —  Im  Winterhalbjahr  1900/01  kehrte  der 
Unterricht  zu  den  Anfängen  historischer  Methodik  zurück,  in- 
dem die  Mitglieder  (60)  in  den  Kriterien,  an  welchen  man  die 
Fälschung  und  Interpolation  der  Quellen  erkennt  und  nach- 
weist, unterwiesen  wurden  und  deren  praktische  Anwendung 
an  dem  Nachweis  der  Unechtheit  der  den  Christen  von  den 
römischen  Kaisern  Tiberius,  Trajan,  Hadrian,  Marc  Aurel  ge- 
währten Toleranzedikte,  der  Unechtheit  des  Briefwechsels 
zwischen  Jesus  und  Abgar  von  Edessa  und  der  Interpolation 
der  Chronik  des  Martinus  von  Troppau  geübt  wurde. 

In  dem  von  Prof.  Dr.  A.  Schaefer  geleiteten  neu  testa- 
mentliche n  exegetischen  Seminare  wurden  im  Sommer- 
Semester  1900  in  der  Abtheilung  für  Anfänger  die  textkritischen 
Mittel  und  Grundsätze  dargelegt  und  an  Beispielen  gehand- 
habt, ferner  die  wesentlichen  Regeln  der  biblischen  Herme- 
neutik unter  Zugrundelegung  von  Beispielen  und  im  Hinblick 
auf  die  Geschichte  der  Exegese  besprochen.  In  der  anderen 
Abtheilung  wurde  von  fortgeschritteneren  Mitgliedern  die  Er- 
klärung des  zweiten  Briefes  an  die  Thessalonicher  versucht. 
Dabei  ward  besonders  das  Verhältniss  desselben  zum  ersten 
Briefe  und  die  xaie^wv-Frage  eingehender  erörtert.  Im  Winter- 
Semester  1900/01  wurden  der  III.  und  II.  Johannesbrief  und 
Theile  des  I.  Johannesbriefes  zur  Erklärung  vorgelegt  und  zwar 
unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Verfasserfrage. 

Im  Sommer  -  Semester  1900  bestanden  die  praktischen 
Uebungen  des  dogmatischen  Seminars  —  unter  Leitung  des 


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IG 


Prof.  Dr.  Pohle  —  in  einlässlichen  Untersuchungen  über  das 
Verhältniss  des  biblischen  Hexaemeron  zu  den  Thatsachen  der 
Geologie  und  Paläontologie.  Dabei  wurde  den  sog.  idealen 
und  concordistischen  Harmonisirungsversuchen  eine  besondere 
Aufmerksamkeit  gewidmet  und  die  richtige  Mitte  zwischen  dem 
extremen  Idealismus  und  Concordismus  aufgesucht,  nachdem 
die  Institutions-  und  die  Sintfluththeorie  als  veraltet  beseitigt 
worden  waren.  Im  Winter  -  Semester  1900/01  wurden  die 
Uebungen  auf  die  Biologie  oder  die  Entstehungsweise  der 
irdischen  Organismenwelt,  zunächst  des  Pflanzen-  und  Thier- 
reiches, ausgedehnt.  Im  Besonderen  wurde  die  von  der  an- 
thropologischen Section  des  internationalen  Gelehrtencongresses 
zu  Brüssel  1894  angeregte  Frage  beantwortet,  ob  und  inwieweit 
der  moderne  Entwickelungsgedanke  sich  mit  dem  mosaischen 
Schöpfungsbericht  vereinbaren  lasse.  Bezüglich  der  Ent- 
stehungsweise des  ersten  Menschen  wurde  der  atheistische 
Darwinismus  als  Vernunft-  und  glaubenswidrig  zurückgewiesen, 
während  hinsichtlich  der  Mivart'schen  Hypothese  von  der 
natürlichen  Emporentwickelung  des  ersten  Menschenleibes  ge- 
zeigt wurde,  dass  sie  zwar  nicht  direct  gegen  den  Glauben 
verstösst,  wohl  aber  dem  natürlichen  Wortsinn  des  mosaischen 
Berichtes  Gewalt  anthut.  Der  beschriebene  UebungsstofT,  der 
in  beiden  Halbjahren  eine  zahlreiche  Zuhörerschaft  anzog, 
wurde  theils  in  Vorträgen  des  Leiters,  theils  in  schriftlichen 
Arbeiten  und  Vorträgen  der  Mitglieder  mit  darauf  folgender 
Discussion  methodisch  verarbeitet  und  praktisch  eingeübt. 

Die  exegetischen  Uebungen  in  der  alttestamcntlichen 
Seminarabtheilung  wurden  im  Sommer  -  Semester  1900  von 
Prof.  Dr.  Scholz  geleitet.  Die  ausserordentlichen  Mitglieder, 
deren  Zahl  10  betrug,  erklärten  ausgewählte  Abschnitte  aus 
Michäas  und  Malachias;  die  3  ordentlichen  Mitglieder  hatten 
abwechselnd  in  lateinischer  Sprache  ein  Referat  über  einen 
schwierigeren  Abschnitt  aus  der  Genesis  vorzutragen;  an  das 
Referat  knüpfte  sich  die  Discussion  in  derselben  Sprache. 
Nachdem  Prof.  Dr.  Scholz  am  27.  August  1900  gestorben  war, 
wurden  im  Winter-Semester  1900/01  die  Uebungen  von  dem 
zum  Ordinarius  ernannten  Prof.  Dr.  Nike  1  in  zwei  Cursen  ab- 
gehalten, von  welchen  der  eine  18,  der  andere  3  Mitglieder 


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zählte.  In  dem  ersten  Cursus  wurden  die  ersten  6  Kapitel  des 
Buches  Josua  gelesen  und  erklärt,  im  zweiten  wurden  Aus- 
arbeitungen über  ausgewählte  Abschnitte  aus  den  Proverbien 
angefertigt  und  besprochen. 

Krawutzcky,  z.  Zt.  Decan. 

4.   Das  juristische  Seminar. 

Die  Uebungen  im  juristischen  Seminar  standen  unter  der 
Leitung  derjenigen  Professoren  der  Facultät,  in  deren  Fach  sie 
einschlugen. 

Die  Bibliothek  verwaltete  Prof.  Dr.  Fischer. 

Prof.  Dr.  Dahn  leitete  im  Sommer  1900  die  Auslegung 

der  Germania  des  Tacitus  und  im  Winter  1900/01  Uebungen 

auf  den  von  dem  Bürgerlichen  Gesetzbuch  nicht  berührten 
Gebieten  des  Deutschen  Privatrechts. 

Prof.  Dr.  Brie  leitete  in  beiden  Semestern  staatsrechtliche 
Uebungen.  Im  Sommerhalbjahr  wurde  die  Preussische  Ver- 
fassungs-Urkunde, im  Winterhalbjahr  die  Deutsche  Reichsver- 
fassung den  Uebungen  zu  Grunde  gelegt. 

Prof.  Dr.  Leonhard  leitete  im  Winterhalbjahr  Besprechung 
neuerer  Schriften  über  das  Deutsche  Bürgerliche  Gesetzbuch. 

Prof.  Dr.  Fischer  veranstaltete  im  Sommer  -  Semester 
processtheoretische  Referate.  Im  Winter  fanden  unter  Theil- 
nahme  von  Juristen  und  Theologen  Uebungen  in  der  Inter- 
pretation des  corpus  juris  canonici  (Lehre  vom  Eheconsens) 
statt. 

Prof.  Dr.  Jörs  veranstaltete  in  beiden  Semestern  Uebungen 
im  Römischen  Recht  mit  mündlichen  Vorträgen  der  Studirenden 
und  zwar 

im  Sommer-Semester  1900  über  die  Rechte  des  Zwölf- 
Tafel-Gesetzes  nach  Bruns  fontes  iuris  Romani  antiqui, 

im  Winter-Semester  1900/01  im  Anschluss  an  die  Insti- 
tutionen des  Gaius. 

Prof.  Dr.  Gretener  leitete  im  Sommer-Semester  1900  die 
kritische  Besprechung  des  Schweizerischen  Strafgesetzentwurfs. 

Leonhard,  z.  Zt.  Decan. 

-2 


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5.   Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar. 

In  dem  von  Professor  Dr.  Wolf  geleiteten  Seminar  fanden 
im  Sommer-Semester  1900  11,  im  Winter -Semester  1900/01 
12  Sitzungen  statt.  Zur  Besprechung  gelangten  verschiedene 
Themata  aus  dem  Gebiete  theils  der  theoretischen,  theils  der 
praktischen  Nationalökonomie.  U.  a.  wurde  im  Sommer-Semester 
Henry  George,  Fortschritt  und  Armuth  gelesen,  weiterhin  die 
Verelendungstheorie  und  überhaupt  die  Fragen  der  Einkommens- 
vertheilung,  sodann  Schriften  über  den  wirtschaftlichen  Auf- 
schwung Deutschlands  discutirt.  Im  Winter-Semester  waren 
die  behandelten  Themen:  Theorie  des  Geldes,  Schutzzoll  und 
Freihandel,  die  „Kohlennoth",  die  Waarenhäuser  und  ihre  Be- 
steuerung. 

Professor  Dr.  Sombart  hielt  in  beiden  Semestern  in  ge- 
wohnter Weise  Uebungen  ab.  Im  ersten  Semester  wurden 
verschiedene  Themata  in  Vorträgen  und  Discussionen  behandelt. 
Im  zweiten  Semester  wurde  ausschliesslich  der  Kapitalbegriff 
erörtert. 

Die  für  das  Seminar  ausgeworfenen  Geldmittel  sind  vor- 
schriftsmässig  verwendet  worden.  Die  Seminarbibliothek  war 
auch  in  diesem  Jahre  von  Herrn  Dr.  Max  Gebauer  aufs 
Sorgfaltigste  verwaltet.  Sie  war  jeweils  an  3  Tagen  der  Woche 
geöffnet,  insgesammt  fanden  im  Sommer-Semester  41,  im 
Winter-Semester  47  Bibliotheksstunden  statt.  Die  Zahl  der 
Bibliotheksbesucher  war  148  und  167. 

Wolf.  Sombart. 

6.  Das  historische  Seminar. 
Durch  die  Bewilligung  einer  namhaften  Summe  als  ausser- 
ordentlichen Zuschusses  zur  laufenden  Dotation  des  Seminars 
konnten  wenigstens  die  dringlichsten  Bedürfnisse  für  den 
Unterricht  und  die  selbstständigen  Uebungen  der  Studirenden 
befriedigt  und  manche  Lücken  in  der  Büchersammlung  aus- 
gefüllt werden.  Bei  dieser  ausserordentlichen  Vermehrung  der 
Bücher  ist  ebenso  wie  bei  den  alljährlichen  Ankäufen  die  alte 
Geschichte  mit  einem  Drittel  der  verfügbaren  Mittel  bedacht 
worden.  Die  Geschäfte  wurden  im  Winter-Semester  1899/1900 
von  Prof.  Dr.  Wilcken  geführt.    Im  Sommer-Semester  1900 


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übernahm  sie  Prof.  Dr.  Caro  vertretungsweise  und  führte  sie 
im  Winter-Semester  1900/01  im  Turnus  fort. 

Prof.  Dr.  Caro  behandelte  im  Sommer  abschliessend  die 
aus  dem  vorangegangenen  Semester  noch  unerledigten  Fragen 
über  den  Ursprung  des  siebenjährigen  Krieges  und  ging  dann 
auf  die  historischen  Quellenschriften  der  Epoche  vom  Inter- 
regnum bis  zum  Ausgang  des  14.  Jahrhunderts  ein.  Besondere 
Analysen  wurden  von  der  Gruppe  der  Königssaaler  Chroniken 
gegeben.  —  Im  Winter-Semester  1900/01  wurden  die  deutschen 
Chroniken  der  genannten  Epoche  noch  weiter  behandelt,  dann 
richtete  sich  das  Augenmerk  auf  die  italienischen,  französischen 
und  englischen  Schriftsteller  derselben  Zeit,  und  namentlich 
wurde  die  Florentiner  Geschichtsschreibung  des  14.  Jahrhunderts 
eingehend  besprochen. 

Prof.  Dr.  Kaufmann:  Im  Sommer  1900  nahmen  an  den 
von  mir  geleiteten  Uebungen  22  Mitglieder  theil,  darunter  vier 
Damen.  Referate  der  Mitglieder  über  Abschnitte  aus  Froude, 
The  growth  of  the  English  Constitution,  Baumgarten,  Bezold, 
Ritter,  Voigt,  Ranke  u.  a.,  sowie  über  einige  Monographieen 
und  Quellenschriftsteller,  namentlich  des  Mittelalters,  bildeten 
den  Ausgangspunkt  der  Untersuchungen. 

Im  Winter  1900/01  nahmen  26  Mitglieder,  darunter  wieder 
4  Damen,  an  den  Uebungen  theil,  die  in  gleicher  Weise  wie 
im  Sommer  gehalten  wurden.  So  wurden  z.  B.  behandelt: 
Joh.  Janssen's  Geschichte  des  deutschen  Volkes  —  Die  Litteratur 
über  die  Pack'schen  Händel  —  E.  Gothein,  Jura  Curiae  in 
Munchwilare  —  Kranz,  Bauerngut  und  Frohndienste  —  Das 
Zollgesetz  von  1818  —  Lamennais,  Paroles  d'un  Croyant  — 
Eine  Urkunde  Ottos  I.  und  ein  Kapitular  Ottos  III. 

Prof.  Dr.  Schulte:  Im  Sommer  1900  wurden  bei  21  Theil- 
nehmern  zunächst  die  Urkundenfälschungen  des  Reichskanzlers 
Kaspar  Schlick  untersucht.  Dann  wurden  einzelne  Theile  der 
Geschichte  der  französischen  Revolution  behandelt:  Militair- 
edict  von  1781,  Notabelnversammlung,  einzelne  Cahiers  aus 
Lothringen  und  die  Flucht  des  Königs.  Es  schlössen  sich 
daran  biographische  Skizzen  einzelner  Personen. 

Im  folgenden  Winter-Semester  wurde  bei  1 1  Theilnehmern 
die  Geschichte  der  ältesten  Zeitungen  und  ihre  Kritik  metho- 

2* 


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disch  behandelt;  dann  folgten  Untersuchungen  und  Vorträge 
über  den  ghibellinischen  Imperialismus  unter  Heinrich  VI.  und 
endlich  solche  über  die  Disposition  der  Goldenen  Bulle. 

Prof.  Dr.  Wilcken  und  Prof.  Dr.  Cichorius:  Im  alt- 
historischen Seminar  behandelte  während  des  Sommer- 
Semesters  1900  Prof.  Wilcken  Aristoteles*  üoXtTtxa  als  Mittel- 
punkt seiner  üebungen.  Im  Besonderen  wurde  die  Frage  ge- 
nauer untersucht,  in  welchem  Verhältniss  die  Aftrjvefov  TcoXtxefa 
zu  den  IloXtxtxa  stehe.  Während  des  Winter-Semesters  1900/01 
besprach  sein  Nachfolger,  Prof.  Dr.  Cichorius,  historische 
Fragen  im  Anschluss  an  Cicero's  Briefe.  Von  letzterem  wurden 
das  siebente  Buch  der  Briefe  an  Atticus,  sowie  einzelne  Stücke 
aus  den  Büchern  VI  u.  VIII  und  aus  der  Sammlung  ad  fami- 
liäres gelesen,  und  besonders  Ciceros  Provinziahrerwaltung  und 
Vorgeschichte  und  der  Ausbruch  des  Bürgerkrieges  unter  Heran- 
ziehung der  betreffenden  Partieen  von  Caesars  Commentarien 
eingehend  untersucht. 

Caro.   Kaufmann.    Schulte.  Cichorius. 

7.   Das  kunstgeschichtliche  Seminar. 

Es  wurden  in  zwangloser  Weise  kunstgeschichtliche  Fragen 
erörtert  und  Arbeiten  der  einzelnen  Mitglieder  besprochen. 
10  Studirende  nahmen  an  den  Uebungen  Theil,  4  promovirten 
in  Kunstgeschichte.  Muther. 

8.   Das  philologische  Seminar. 

Prof.  Foerster  Hess  im  Seminar  im  Sommer-Semester 
den  Agamemnon,  im  Winter -Semester  die  Choephoren 
des  Aischylos  interpretiren  und  einen  Theil  der  Ergebnisse 
der  Erklärung  und  der  metrischen  Analyse  in  schriftlichen 
Ausarbeitungen  einzelner  Mitglieder  niederlegen.  Ausserdem 
wurde  im  Winter-Semester  über  die  schriftliche  Arbeit  eines 
Mitgliedes  disputirt. 

Im  Sommer-Semester  1900  behandelte  Prof.  Norden  mit 
den  ordentlichen  Mitgliedern  des  Seminars  Plaut us'  Pseudolus, 
im  Winter-Semester  1900/01  mit  den  ausserordentlichen  aus- 
gewählte griechische  Elegiker  und  Cicero  de  oratore  B.  III. 


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Professor  Skutsch  leitete  im  Sommer-Semester  1900 
die  Uebungen  des  25  Mitglieder  zählenden  Proseminars.  Inter- 
pretirt  wurden  der  Epitaphios  des  Lysias  und  Catulls  Lesbia- 
lieder.  Um  für  eine  vergleichende  Betrachtung  der  lysianischen 
Rede  und  die  Entscheidung  der  Echtheitsfrage  Stoff  zu  ge- 
winnen, waren  einerseits  die  übrigen  Reden  des  Lysias, 
andererseits  die  übrigen  Epitaphien  unter  die  Mitglieder  zu 
eingehender  Leetüre  vertheilt;  das  Facsimile  von  Catulls 
Sangermanensis  gab  Gelegenheit  zur  ersten  Einführung  in  die 
Paläographie.  Im  Winter-Semester  1900/01  Hess  Professor 
Skutsch  von  6  ordentlichen  Mitgliedern  und  einem  Hospes 
Vergils  Eklogen  interpretiren  und  für  das  Verständniss  der 
Eklogen  wichtige  Stücke  aus  den  griechischen  Bukolikern  sowie 
aus  Georgica  und  Ciris  kursorisch  lesen.  Ausserdem  wurden 
einige  schriftliche  Arbeiten  besprochen. 

Die  Geschäftsführung  lag  in  den  Händen  des  Prof.  Norden. 

Foerster.   Norden.  Skutsch. 

9.  Das  archäologische  Seminar. 

Im  Sommer-Semester  wurden  von  13  ordentlichen  und 
2  ausserordentlichen  Mitgliedern  Vasenbilder  desDuris,  sowie 
die  archaische  Vase  mit  der  Darstellung  des  Kampfes  des 
Herakles  und  der  Hydra,  welche  sich  im  archäologischen 
Museuni  befindet,  interpretirt.  Im  Winter-Semester,  in  welchem 
sich  7  Studirende  als  ordentliche  und  9  als  ausserordentliche 
Mitglieder  an  den  Uebungen  betheiligten,  wurde  mit  der  Er- 
klärung von  Vasenbildern  des  Museums  fortgefahren,  ausser- 
dem wurden  ausgewählte  „Bilder"  des  älteren  Philostrat  inter- 
pretirt und  theils  mit  den  Rekonstruktionen  der  Künstler  der 
Renaissance,  theils  mit  altchristlichen  Mosaiken  verglichen. 
Die  Ergebnisse  wurden  in  Ausarbeitungen  der  Mitglieder,  in 
einem  Falle  auch  in  einer  Federzeichnung  des  ausserordent- 
lichen Mitgliedes  Herrn  Regierungsbaumeister  Burgemeister 
niedergelegt.  Als  Amanuensen  fungirten  die  Herren  Dr.  Erwin 
Hintze  und  Stud.  phil.  Jos.  Mikolajczak. 

Foerster. 

10.  Das  germanistische  Seminar. 

Im  Sommer  1900  veranstaltete  Professor  Vogt  gothische 
Uebungen  unter  Betheiligung  von  16  ordentlichen  Mitgliedern 


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und  13  Hörern;  im  Winter  1900/01  wurde  das  Nibelungenlied 
zum  Gegenstande  schriftlicher  und  mündlicher  Uebungen  ge- 
macht; es  betheiligten  sich  16  ordentliche  Mitglieder  und  acht 
Hörer. 

In  der  Abtheilung  für  neuere  Litteratur  betheiligten  sich 
im  Sommer-Semester  1900  an  der  Interpretation  von  Klopstocks 
Oden  27  Mitglieder;  im  Winter-Semester  1900/01  an  der  Er- 
klärung von  Graf  Platens  „Verhängnissvoller  Gabel"  und 
„Romantischem  Oedipus"  26  Mitglieder.  Unter  ihnen  waren 
im  Sommer-Semester  eine,  im  Winter-Semester  zwei  Damen. 

Vogt.  Koch. 

11.    Das  romanisch-englische  Seminar, 
a.  Die  romanische  Abthetlnng. 

In  der  philologischen  Abtheilung  des  romanischen  Seminars 
wurden  im  Sommer-Semester  1900  philologische  und  litterar- 
historische  Uebungen  an  Corneilles  Cid  vorgenommen,  im 
Winter-Semester  1900/01  eine  Anzahl  von  Stücken  aus  des 
Unterzeichneten  provenzalischer  Chrestomathie  interpretirt. 

Es  betheiligten  sich  in  beiden  Semestern  ausser  den 
12  ordentlichen  Mitgliedern  noch  eine  Anzahl  von  Hospitanten 
an  diesen  Uebungen. 

An  den  praktischen  neufranzösischen  Uebungen  bei  Prof. 
Pill  et  nahmen  Theil  im  Sommer- Semester  12  ordentliche 
Mitglieder  und  2  Hospitanten,  im  Winter-Semester  12  ordent- 
liche Mitglieder  und  1  Hospitant.  In  beiden  Semestern  wurden 
Arbeiten  litterarischen  Inhalts  geliefert  und  durchgenommen. 
Ausserdem  wurde  Schillers  „Verschwörung  des  Fiesco"  theils 
schriftlich,  theils  mündlich  übersetzt.  Im  Winter  sind  auch 
noch  Arbeiten  über  die  „Simplification  de  l'enseignement  de 
la  syntaxe  francaise  (Arrete  du  31.  juillet  1900)'*  gemacht  und 
besprochen  worden. 

Appel. 

b.  Die  englische  Abthelloiig. 

In  der  philologischen  Section  wurde  im  Sommer-Semester 
1900  Shakespeare's  Hamlet  gelesen  und  interpretirt,  sowie  im 
Anschluss  daran  philologische,  litterar-historische  und  ästhe- 
tische Fragen  erörtert.   32  Studirende  und  Hospitanten  be- 


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[heiligten  sich,  darunter  14  als  active  Mitglieder.  Im  Winter- 
Semester  1900/01  wurden  Gedichte  von  Robert  Bums  übersetzt 
und  erläutert,  auch  Vortrüge  gehalten,  welche  das  Leben  und 
Dichten  Robert  Burns'  und  überhaupt  die  Litteratur  dieser 
Periode  betrafen.  36  Studirende  und  Hospitanten  nahmen 
Theil,  darunter  16  active  Mitglieder. 

In  Folge  der  reichlichen  Zuwendungen  ausserordentlicher 
Geldmittel  konnten  mehrere  werthvolle  Anschaffungen  für  die 
Seminarbibliothek  gemacht  und  die  wichtige,  noch  von  Prof. 
Kolbing  bestellte  Sammlung  der  Early  English  Text  Society 
bezahlt  werden.  Sarrazin. 

12.   Das  slavisch-philologische  Seminar. 

Im  slavisch-philologischen  Seminar  wurden  im  Sommer- 
Semester  1900  in  der  I.  Abtheilung  mit  9  Mitgliedern  die  Nach- 
richten über  die  ältesten  altslovenischen,  glagolitischen  und 
cyrillischen  Bücher  zusammengestellt,  insbesondere  die  Schick- 
sale des  altslovenischen  Evangelienbuches  bis  in  das  XV.  Jahr- 
hundert verfolgt.  In  der  II.  Abtheilung  wurden  nach  einer 
Einleitung  über  die  Litteratur  der  Fabeln  bei  den  Slaven  und 
über  die  Stellung  Krasicki's  in  der  polnischen  Litteratur  die 
Fabeln  dieses  Dichters  mit  besonderer  Rücksicht  auf  einige 
Fabelstoffe  gelesen  und  erörtert.    Mitgliederzahl  22. 

In  beiden  Abtheilungen  wurden  in  herkömmlicher  Weise 
Vorträge  über  gegebene  oder  im  Anschluss  an  das  Vorgetragene 
selbstgewählte  Themata  gehalten  und  besprochen. 

Im  Winter-Semester  1900/01  wurden  in  der  I.  Abtheilung 
die  ersten  Anfänge  der  slavischen  Philologie  und  die  Haupt- 
verdienste der  hervorragendsten  älteren  Slavisten  bis  auf 
Schafarzik  und  Sresnewskij  eingehend  erzählt  unter  Hervor- 
hebung der  grundlegenden  Werke  derselben.  In  der  zweiten 
Abtheilung  wurden  nach  Feststellung  der  Grundsätze  der 
slavischen  Ortsnamenforschung  die  wichtigsten  Gruppen  der 
urkundlich  überlieferten  mittelalterlichen  Ortsnamen  in  Schlesien 
und  Posen  durchgenommen. 

In  beiden  Abtheilungen  wurden  von  den  Seminarmitgliedern 
im  Anschluss  an  die  vorgetragenen  Belehrungen  am  Schlüsse 
des  Semesters  drei  Vorträge  gehalten  und  besprochen. 


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Die  Theilnahme  an  den  Uebungen  (in  der  ersten  Abthei- 
lung 10,  in  der  zweiten  18  Mitglieder)  war  mit  geringen  Aus- 
nahmen eine  recht  rege,  die  Seminarbibliothek  wurde  fleissig 
benutzt. 

Nehring. 

13.    Das  geographische  Seminar. 

Im  Sommer  1900  wurde  den  Uebungen,  für  welche  sich 
11  Theilnehmer  meldeten,  das  klassische  Reisewerk  Leopolds 
von  Buch  über  Norwegen  und  Lappland  zu  Grunde  gelegt, 
seine  Lesung  aber  verbunden  mit  der  Behandlung  derselben 
Gebiete  durch  andere  Reisende  (von  Hausmann  bis  auf 
Ed.  Richter)  und  einheimische  Forscher  (namentlich  Kjerulf). 
Die  Ergebnisse  der  einzelnen  Verhandlungen  wurden  zum 
Gegenstand  freier  Ausarbeitungen  der  Seminarmitglieder. 

Für  den  Winter  1900/01  wurde  die  Lesung  von  Humboldts 
Ansichten  der  Natur  in  Angriff  genommen.  Aber  der  Schwer- 
punkt der  Arbeit  für  die  10  Mitglieder,  2  Hospitanten  und  eine 
Hospitantin  lag  in  der  Vorbereitung  der  Festschrift  zur  Be- 
grüssung  des  XIII.  Deutschen  Geographentages,  zu  deren  Aus- 
arbeitung die  Theilnehmer  der  Uebungen  sich  vereinigt  hatten. 
Eine  ausserordentliche  Bewilligung  aus  dem  Titel  Insgemein, 
zu  welcher  auf  besondere  Empfehlung  des  Planes  durch  den 
Herrn  Universitäts-Curator  der  Herr  Minister  sich  entschlossen 
hatte,  schuf  die  Grundlage  dieses  für  die  Thätigkeit  des 
Seminars  überaus  anregenden  und  zu  vollstem  Erfolge  ge- 
deihenden Unternehmens. 

In  der  Bibliothek  und  dein  Arbeitsraume  des  Seminars 
herrschte  demgernäss  eine  besonders  erfreuliche,  gesteigerte 
Thätigkeit,  zumal  neben  den  Aufsätzen  für  die  Festschrift  auch 
drei  grössere  Arbeiten  rüstig  gefördert  wurden. 

J.  Partsch. 

14.    Das  mathematisch-physikalische  Seminar. 

In  der  von  Professor  Rosanes  geleiteten  Abtheilung 
wurden  im  Sommer-Semester  1900  Aufgaben  aus  der  ana- 
lytischen Geometrie  der  Ebene  (für  Anfänger)  behandelt,  daneben 
arbeiteten  Fortgeschrittene  über  conjugirte  bilineare  Formen. 


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Im  Winter-Semester  1900/01  wurde  über  lineare  Substitutionen 
gearbeitet. 

In  der  von  Professor  Sturm  geleiteten  Abtheilung  des 
Seminars  wurden  im  Sommerhalbjahr  1900  Aufgaben  aus  dem 
Anhange  des  Theils  I  von  Reye's  Geometrie  der  Lage  gelöst, 
während  im  Winterhalbjahr  1900/01  Uebungen  in  den  Elementen 
der  Differential-  und  Integralrechnung  vorgenommen  wurden. 

In  der  physikalischen  Abtheilung  wurden  im  Sommer- 
Semester  Aufgaben  aus  der  Mechanik,  im  Winter  aus  der  Lehre 
von  der  Fortpflanzung  der  Wärme  behandelt. 

Rosanes.   Sturm.  O.E.Meyer. 

15.    Das  philosophische  Seminar. 

In  der  historisch-systematischen  Abtheilung  des  philoso- 
phischen Seminars  setzte  Professor  Baeumker  im  Sommer- 
Semester  1900  die  Uebungen  über  Piatons  Politeia  mit  7  Theil- 
nehmern  fort.  Im  Winter-Semester  1900/01  musstc  die  histo- 
risch-systematische Abtheilung  des  Seminars  seiner  Unter- 
weisung entbehren,  da  er  am  Ende  des  Sommers  1900  einem 
Rufe  an  die  Bonner  Universität  gefolgt  war. 

Professor  Freudenthal  veranstaltete  im  Sommer  1900 
Uebungen  über  Aristoteles'  Metaphysik,  an  denen  13  Studirende 
theilnahmen.  —  Im  Winter-Semester  1900/01  ward  von  ihm 
Spinozas  Ethik  den  Besprechungen  zu  Grunde  gelegt.  23  Stu- 
dirende betheiligten  sich  an  diesen  Uebungen. 

Auch  in  diesem  Jahre  ward  dem  philosophischen  Seminar 
vom  Königlichen  Ministerium  ein  besonderer  Zuschuss  gewährt, 
durch  welchen  empfindliche  Lücken  in  den  Beständen  der 
Bibliothek  ausgefüllt  werden  konnten. 

In  der  psychologischen  Abtheilung  des  Seminars  behandelte 
Prof.  Ebbinghaus  während  des  Sommer-Semesters  1900  durch 
Referate  und  Discussionen  die  Theorie  des  psycho-physischen 
Parallelismus  und  die  Psychologie  des  Gefühls  und  der  Aflfecte, 
unter  Theilnahme  von  17  Mitgliedern.  Im  Winter-Semester 
lOOCyoi  wurden  in  ähnlicher  Weise  Gehörslokalisation,  Syn- 
asthesie,  die  Psychologie  der  Zahl  und  die  neuesten  Arbeiten 
über  das  Gedächtniss  besprochen.  Ausserdem  wurden  die 
Seminararbeiten  in  Beziehung  gesetzt  zu  der  gleichzeitigen 


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systematischen  Vorlesung  über  Psychologie  und  zu  deren  Er- 
gänzung durch  Demonstrationen  und  Erläuterungen  benutzt. 
Die  Zahl  der  Theilnehmer  betrug  41.  Aus  den  jederzeit  neben- 
hergehenden Versuchen  einzelner  Theilnehmer  zu  selbständigen 
experimentellen  Arbeiten  ging  eine  Druckschrift  hervor: 
Kramer  u.  Moskiewicz,  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Lage- 
und  Bewegungsempfindungen.  Zeitschr.  für  Psychologie,  Bd.  25, 
S.  101—125.  1901. 

Im  Hinblick  auf  die  wachsende  Betheiligung  an  den 
Uebungen  der  Seminarabtheilung  bewilligte  die  Königl.  Unter- 
richtsverwaltung während  des  Berichtsjahres  einen  ausser- 
ordentlichen Zuschuss  zur  Vervollständigung  der  Bibliothek 
und  an  seinem  Ende  einen  abermaligen  und  grösseren  Zu- 
schuss zur  Beschaffung  von  Apparaten.  Mit  dessen  Hilfe  wird 
es  nunmehr  möglich  sein,  einige  der  empfindlichsten  Lücken 
in  den  Unterrichtsmitteln  des  Seminars  auszufüllen. 

Freudenthal.  Ebbinghaus. 

d.   Die  Kunst-Institute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte. 
(Archäologisches  Museum.) 
In  einer  an  den  Herrn  Minister  gerichteten  Denkschrift 
vom  29.  April  hat  der  Unterzeichnete  die  Nothwendigkeit  eines 
Neubaues  für  das  Museum  begründet,  sowie  dargelegt,  dass  bis 
zur  Errichtung  eines  solchen  die  Anbringung  einer  Heizungs- 
vorrichtung im  jetzigen  Gebäude  und  die  Einrichtung  einer 
Dienerwohnung  ganz  besonders  dringlich  seien.  Der  akademische 
Senat  hat  sich  der  auf  einen  Neubau  gerichteten  Vorstellung 
angeschlossen.  Durch  Curatorialschreiben  vom  3.  December 
ist  der  Unterzeichnete  benachrichtigt  worden,  dass  es  leider 
nicht  möglich  gewesen  ist,  die  Mittel  zur  Einrichtung  einer 
Dienerwohnung  in  den  Staatshaushaltsetat  für  1901  einzustellen. 

Die  sächlichen  Fonds  sind  zur  Vermehrung  der  neuange- 
legten Sammlung  von  Photographieen  und  zur  Ergänzung  der 
sehr  beträchtlichen  Lücken  in  der  Büchersammlung,  wie  des 
Mionnet  und  der  Halleschen  Winckelmanns-Programme,  ver- 
wendet worden.   Für  Geschenke  an  die  Bibliothek  ist  das  In- 


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stitut  dem  Herrn  Minister  und  Herrn  Professor  Dr.  theol.  Karl 
Müller  bierselbst  zu  Dank  verpflichtet 

Im  Juli  fand  eine  Revision  des  Inventars  des  Museums 
statt. 

Der  geschäftsführende  Ausschuss  des  im  Jahre  1898  zu 
einer  Ehrung  des  vormaligen  Directors  des  Museums,  Professor 
Dr.  August  Rossbach  zusammengetretenen  Comites  hat  nach 
Errichtung  eines  Denkmals  für  den  Verstorbenen  den  Rest- 
bestand der  gesammelten  Gelder  nebst  den  aufgekommenen 
Bankzinsen  im  Betrage  von  680  Mk.  30  Pf.  der  hiesigen  Uni- 
versität zur  Begründung  einer  „August  Rossbach -Prämien- 
Stiftung"  überwiesen.  Nachdem  die  akademischen  Behörden 
sich  zur  Annahme  dieser  Schenkung  bereit  erklärt  und  den 
hierüber  aufgestellten  Satzungen  zugestimmt  haben,  ist  das 
aufgesammelte  Kapital  auf  Veranlassung  des  Unterzeichneten, 
als  des  Vorsitzenden  des  erwähnten  geschäftsführenden  Aus- 
schusses, am  10.  September  von  dem  Schatzmeister  des  Comite, 
Herrn  Geh.  Commerzienrath  H.  Heimann  hierselbst,  an  die 
Königliche  Universitätskasse  abgeführt  und  von  dieser  zinsbar 
angelegt  worden.  Das  vom  Herrn  Curator  am  30.  September 
erlassene  und  vom  Herrn  Minister  am  20.  October  bestätigte 
Statut  der  Stiftung  ist  den  Studirenden  durch  Anschlag  am 
schwarzen  Brett  der  Universität  und  des  Museums  zur  Kennt- 
niss  gebracht  worden. 

Foerster. 

2.    Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere 

Kunstgeschichte. 

Ein  Hilfsarbeiter,  für  den  das  Königliche  Staatsministerium 
600  M.  bewilligte,  vollendete  die  Neuordnung  der  Sammlung. 
Der  Jahresetat  wurde  zur  Completirung  der  Bibliothek  und  der 
Photographieensammlung  verwendet.  Ein  ausserordentlicher, 
vom  Königl.  Universitäts-Curatorium  bewilligter  Zuschuss  von 
300  Mark  ermöglichte  es  dem  Unterzeichneten,  auf  seiner 
spanischen  Reise  die  Reproductionen  vieler  wichtigen  und 
wenig  bekannten  Kunstwerke  für  die  Sammlung  anzukaufen. 

Muther. 


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3.    Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik. 

Durch  die  Vorbereitungen  zu  einer  Wiederherstellung  des 
Musiksaales  wurde  dieser  seit  Ende  Mai  der  Benutzung  für  die 
Aufgaben  des  Instituts  entzogen.  Nur  durch  die  Hingabe  und 
Umsicht  des  damaligen  Institutsdirectors  Prof.  Dr.  Baeumker 
und  durch  das  Entgegenkommen  der  akademischen  Behörden 
gelang  es  gleichwohl,  einer  Unterbrechung  der  Thätigkeit  des 
Instituts  vorzubeugen.  Während  der  Pfingstferien  wurde  die 
schwierige  Ueberführung  der  Orgel  in  das  Auditorium  maximum 
bewerkstelligt,  und  ebendaselbst  wurde  das  Klavier  aufgestellt, 
so  dass  nun  sowohl  die  Orgelcurse  als  auch  die  Uebungen  der 
Chorklasse  in  diesem  Hörsaal  abgehalten  werden  konnten. 
Trotzdem  hatte  das  Institut  unter  dieser  Veränderung  in 
mancherlei  Hinsicht  zu  leiden.  Da  das  Auditorium  maximum 
in  erster  Linie  nach  wie  vor  für  Vorlesungszwecke  in  Anspruch 
genommen  wurde,  so  war  es  schwierig,  geeignete  Stunden  für 
die  Uebungen  des  Instituts  zu  gewinnen.  Völlig  unmöglich 
war  es,  einen  geeigneten  Raum  für  die  Abhaltung  des  öffent- 
lichen Jahres-Specimens  in  Orgel-  und  Gesangvorträgen  zu 
finden,  so  dass  das  Specimen  für  dieses  Jahr  ganz  ausfallen 
musste.  Zudem  hat  die  ohnehin  schon  altersschwache  Orgel 
durch  die  Neuaufstellung  so  gelitten,  dass  auch  die  regel- 
mässigen Orgelübungen  durch  die  Mängel  des  Instrumentes 
mehrfach  gestört  wurden.  So  macht  sich  immer  wieder  das  Be- 
dürfniss  dringend  fühlbar,  dass  der  Musiksaal  baldigst  in  einen 
für  die  Zwecke  des  Instituts  benutzbaren  Zustand  versetzt  und 
zugleich  die  neue  Orgel  möglichst  bald  aufgestellt  werde. 

Auch  der  bereits  im  vorigen  Jahresbericht  hervorgehobene 
Mangel  geeigneter  Räume  für  die  Unterbringung  der  neuen 
Bibliotheksschränke  sowie  für  die  Geschäftsführung  des  In- 
stituts macht  sich  nach  wie  vor  fühlbar. 

Das  durch  die  Versetzung  des  Herrn  Prof.  Dr.  Baeumker 
nach  Bonn  erledigte  Directorat  des  Instituts  wurde  durch  Er- 
lass  des  Herrn  Cultusministers  vom  20.  August  dem  Unter- 
zeichneten vom  1.  October  1900  ab  übertragen;  derselbe  über- 
nahm bereits  am  3.  September,  zunächst  in  Vertretung  des 
bisherigen  Directors,  die  Amtsgeschäfte. 


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Dem  Lehrer  am  Institut  und  Director  der  Singakademie, 
Herrn  Professor  Dr.  Schaeffer  wurden  am  17.  Mai  zur  Feier 
des  75jährigen  Bestehens  der  Singakademie  die  Glückwünsche 
der  philosophischen  Facultät  durch  eine  vom  Decan  und  dem 
Director  des  kirchenmusikalischen  Instituts  geführte  Deputation 
überbracht.  Am  1.  Januar  1901  legte  Herr  Professor  Schaeffer 
die  Leitung  der  Singakademie  nach  40jähriger  Führung  nieder. 
Durch  seine  Ernennung  zum  Ehrendirector  derselben  blieb 
auch  die  altüberlieferte  Verbindung  dieses  Instituts  mit  dem 
kirchenmusikalischen  bestehen.  Seine  Majestät  der  Kaiser 
zeichnete  Herrn  Professor  Schaeffer  durch  Verleihung  des 
Kronenordens  3.  Klasse  aus. 

Die  Thätigkeit  der  einzelnen  Abtheilungen  des  Instituts 
gestaltete  sich  wie  folgt: 

1.  Die  Chorklasse  hat  unter  Leitung  des  Königlichen 
Musikdirectors  Prof.  Dr.  Schaeffer  ihre  Uebungen  in  üblicher 
und  vorschriftsmässiger  Weise  fortgesetzt. 

Die  Betheiligung  der  Schüler  hiesiger  höheren  Schulen  zur 
Besetzung  der  Sopran-  und  Altstimmen  stellte  sich  heraus  wie 
folgt: 

Im  Sommer  1900  nahmen  24  Schüler  theil,  und  zwar 
11  Sopranisten  und  13  Altisten.  Von  diesen  sandte  das 
Matthias- Gymnasium  15,  das  Elisabeth-Gymnasium  7,  das  Real- 
Gymnasium  zum  heiligen  Geist  2,  in  Summa  24  Schüler. 

Im  Winter  1900/01  nahmen  21  Schüler  theil  und  zwar 
10  Sopranisten  und  11  Altisten.  Von  diesen  sandte  das 
Matthias-Gymnasium  14,  das  Elisabeth-Gymnasium  5,  das  Real- 
Gymnasium  zum  heiligen  Geist  2,  in  Summa  21  Schüler. 

Als  Grund  der  Nichtbetheiligung  der  hier  nicht  aufgeführten 
Schulen  wurde  von  den  betreffenden  Schuldirectoren  Collision 
mit  Sing-  oder  Turnstunden  ihrer  Schüler  angegeben. 

Die  Tenor-  und  Bassstimmen  wurden  wiederum  von  den 
Zöglingen  des  Königlichen  katholischen  Schullehrer-Seminars 
ausgeführt,  deren  Obercursus  jedoch  zu  seiner  weiteren  Aus- 
bildung zur  Breslauer  Singademie  delegirt  war  und  somit 
Gelegenheit  hatte,  in  den  Aufführungen  derselben  mitzuwirken. 

Bei  der  akademischen  Feier  des  Geburtsfestes  Sr.  Maj.  des 
Kaisers  wurden  von  der  Chorklasse  unter  Mitwirkung  einiger 


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Mitglieder  der  Singakademie  der  Choral  „Lobe  den  Herrn"  und 
das  Salvum  fac  Imperatorem  gesungen. 

Für  das  Specimen  der  Chorklasse,  das  wegen  Local- 
schwierigkeiten  in  diesem  Jahre  nicht  wie  sonst  im  Verein  mit 
der  Orgelklasse  des  Herrn  Prof.  Dr  Bohn  vor  geladenen  Zu- 
hörern abgehalten  werden  konnte,  waren  folgende  Gesänge 
vorbereitet:  1.  Adoramus  te  Christe  von  Perti;  2.  0  bone  Jesu 
von  Palaestrina;  3.  0  vos  omnes  von  Vittorin;  4.  Ave  verum 
von  Mozart;  5.  3  Chöre  aus  „Paulus"  von  Mendelssohn,  a.  Der 
Herr  wird  die  Thränen  etc.,  b.  Wie  lieblich  sind  die  Boten, 
c.  Sehet,  welch  eine  Liebe.  Diese  Stücke  wurden  dem  in  der 
letzten  Uebung  am  12.  Marz  d.  J.  anwesenden  Herrn  Direclor 
Professor  Dr.  Vogt  vorgesungen. 

Die  angekündigten  Vorlesungen  kamen,  wohl  auf  Grund 
von  Collisionen,  nicht  zu  Stande. 

2.  Der  Leiter  der  Orgelklasse,  Herr  Prof.  Dr.  E.  Bohn 
hielt  folgende  Vorlesungen  und  Uebungen  ab: 

1.  Harmonielehre,  1.  Theil,  2 stündlich,  26  Zuhörer. 

2.  Orgel  Unterricht,  2  stündlich,  18  Theilnehmer. 

3.  Ueber  R.  Wagners  „Meistersinger  von  Nürnberg",  ein- 
stündlich, 104  Zuhörer. 

4.  Orgelunterricht  für  Seminaristen,  2  stündlich,  6  Theil- 
nehmer. 

Im  Winter-Semester  1900/01  fanden  folgende  Vorlesungen 
resp.  Uebungen  statt: 

1.  Harmonielehre,  2.  Theil,  9  Zuhörer. 

2.  Orgelunterricht,  2 stündlich,  12  Theilnehmer. 

3.  Orgelunterricht  für  Seminaristen,  2  stündlich,  6  Theil- 
nehmer. 

Der  Orgelunterricht  wurde,  namentlich  im  Winter-Semester, 
dadurch  erheblich  erschwert,  dass  eines  Theils  nicht  genügend 
Uebungsstunden  im  Auditorium  maximum  erlangbar  waren, 
und  anderen  Theils,  weil  die  Orgel  auf  Grund  der  oben  er- 
wähnten Uebelstände  häufig  ihren  Dienst  versagte. 

Im  Auftrage  der  Königlichen  Regierungen  von  Breslau  und 
Oppeln  wurde  in  gewohnter  Weise  eine  Anzahl  von  Kosten- 
anschlägen für  den  Bau  neuer  und  die  Reparatur  schadhafter 


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Orgeln  erledigt,  sowie  neu  hergestellte  und  reparirte  Orgeln 
geprüft  und  abgenommen. 

3.  Johannes-Chor  der  Studirenden  der  evangelischen 
Theologie  unter  Leitung  des  ord.  Professors  Dr.  Wrede. 

In  diesem  Jahre  wurde  die  bisherige  Weise  des  Unterrichts 
insofern  abgeändert,  als  ein  regelmassiger  Wechsel  von  Semester 
zu  Semester  zwischen  den  Uebungen  im  Choral-  und  Altar- 
gesang und  der  Vorlesung  über  die  Geschichte  des  evangelischen 
Gemeindegesanges  eingeführt  wurde.  Bestimmend  war  hierfür 
der  Umstand,  dass  bei  dem  fortdauernden  Sinken  der  Zahl  der 
evangelische  Theologie  Studirenden  für  ein  Abhalten  der 
Uebungen  in  jedem  Semester  ein  Bedürfniss  nicht  vorlag,  ja 
die  geringe  Zahl  der  bei  dieser  Praxis  zu  erwartenden  Theil- 
nehmer  sogar  einen  entschiedenen  Nachtheil  für  die  Uebungen 
bedeutete.  Andererseits  erschien  es  wünschenswerth,  dass  die 
genannte  Vorlesung  öfter  gehalten  werde  als  nur  alle  vier 
Semester. 

Die  Vorlesung  fand  im  Sommer  statt;  die  Zahl  der  Zu- 
hörer betrug  32.  An  den  im  Winter  gehaltenen  Uebungen  be- 
theiligten sich  30  Herren. 

4.  St.  Caecilien-Chor  der  Studirenden  der  katholischen 
Theologie. 

Im  Sommer-Semester  1900  waren  die  Uebungen  von  circa 
70  Herren  besucht.  Es  wurden  neben  einigen  theoretischen 
Erklärungen  auch  mehrstimmige  Werke  einstudirt,  wie  folgt: 
a.  Kyrie,  b.  Gloria,  c.  Sanctus,  d.  Benedictus,  e.  Agnus  aus  der 
Missa  op.  12  mit  Orgelbegleitung  von  J.  Schwarz,  ferner:  Credo: 
Gregorianischer  Choral,  mit  vierstimmigen  Einlagen:  Et  in- 
carnatus  und  et  vitam  venturi  von  Schild  und  Knecht.  Ausser- 
dem wurden  die  Responsorien  zur  Missa  gesungen,  so  zwar, 
dass  die  Herren  diese  Werke  im  Dom  am  6.  Juli  1900  mit 
Begleitung  der  Orgel  auf  dem  Domchor  singen  konnten. 

Im  Winter-Semester  1900/01  wurden  folgende  Werke  ein- 
studirt: 

1.  O  bone  Jesu,  vierstimmig  von  Palestrina. 

2.  Ave  Maris  Stella,  vierstimmig  von  Peter  Damiani,  be- 
arbeitet von  B.  Kothe. 

3.  Bonum  est  confiteri,  vierstimmig  von  M.  Filke. 


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4.  Caecilienhymne  von  Deigendesch,  vierstimmig  mit  Be- 
gleitung des  Pianoforte. 

5.  Geistliches  Abendlied  von  Fr.  Hegar. 

6.  Cantus  gregorianus:  Missa  feria  sexta  post  dominicam 
Passionis.  a.  Introitus:  miserere  mihi,  b.  Graduale: 
pacifice,  c.  Offertorium:  Benedictus  es,  d.  Communio: 
Ne  tradideris  me. 

Besucht  waren  die  Uebungen  von  mehr  als  40  Herren. 

In  Folge  des  Umbaues  des  Musiksaales  der  Königlichen 
Universität  konnte  eine  Aufführung  dieses  Programmes  leider 
nicht  ermöglicht  werden. 

5.  Die  B ibliothek  des  Instituts  wurde  auch  in  diesem 
Jahre  nicht  nur  durch  Neuanschaffungen,  sondern  auch  durch 
werthvolle  Schenkungen  des  Königlichen  Cultusministeriums 
vermehrt.  Auch  die  Lehrapparate  des  Johanneschores  und  des 
St.  Caecilienchores  wurden  in  angemessener  Weise  ergänzt. 

Am  3.  Juli  wurde  die  Institutsbibliothek  durch  den  da- 
maligen Director  Professor  Dr.  Baeumker  revidirt  und  in 
Ordnung  befunden.  Vogt. 

e.   Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.    Das  physikalische  Institut. 

Im  August  1900  wurden  die  alten  Räume  im  Instituten- 
gebäude und  im  Convicthause  verlassen  und  der  Neubau  an 
der  Kreuzkirche  bezogen.  Die  im  Convicthause  und  zwar  in 
dessen  1.  Stockwerk  gelegenen  Zimmer  haben  der  Physik  seit  der 
Gründung  der  Universität  im  Jahre  1811,  also  im  Ganzen 
89  Jahre  lang,  als  Heim  gedient,  die  Räume  des  Instituten- 
gebäudes erst  seit  1866,  also  34  Jahre  lang.  Sie  waren  beide 
für  physikalische  Zwecke  untauglich  geworden,  die  älteren, 
weil  sie  zu  finster  sind,  die  neueren,  weil  der  gewaltig  ange- 
wachsene Verkehr  auf  der  Schuhbrücke  und  auf  der  Burg- 
strasse für  Beobachtungen  gar  zu  störend  geworden  war.  Die 
neuen  Räume  zeichnen  sich  in  beiderlei  Hinsicht  vor  den 
alten  vortheilhaft  aus,  sie  sind  ausserordentlich  hell,  und  die 
Ruhe  des  stillen  Winkels,  in  dem  das  neue  Haus  erbaut  ist, 
wird  fast  nie  gestört.   Frei  von  dem  Einflüsse  der  von  der 


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elektrischen  Strassenbahn  und  anderen  elektrischen  Betrieben 
in  den  Erdboden  entsendeten  Ströme,  über  welche  ich  im 
7.  Jahrgang  1892/93  der  Chronik  berichtete,  ist  der  Platz  freilich 
nicht;  aber  diese  Ströme,  welche  in  der  ganzen  Stadt  Breslau 
zu  finden  sind,  erreichen  im  Neubau  nicht  die  Stärke,  wie  in 
jenen  älteren  Gebäuden. 

Mit  dem  Umzüge  ins  neue  Gebäude  erhielt  das  Institut 
zugleich  Geldmittel,  um  die  bisher  aus  allgemeinen  Fonds  der 
Universität  bestrittenen  Ausgaben  für  Beleuchtung,  Heizung, 
Wasser  und  Reinigung  leisten  zu  können.  Leider  zeigte  sich, 
dass  der  anscheinend  reichlich  bemessene  Betrag  im  letzten 
Winter  nicht  ausreichte.  Durch  eine  gütige  Nachbewilligung 
deckte  aber  der  Herr  Universitäts-Curator  den  Fehlbetrag. 

Auch  zur  Ausrüstung  des  Neubaues  mit  Apparaten  war 
dem  Institut  eine  beträchtliche  Summe  bewilligt  worden,  aus 
welcher  eine  grosse  Reihe  von  werthvollen  Apparaten  ange- 
schafft wurde,  wie  Lindes  Maschine  zur  Verflüssigung  von  Luft, 
ein  grosser  Elektromagnet  nach  Dubois  von  Hartmann  und 
Braun,  ferner  von  Zeiss  in  Jena  ein  stereoskopischer  Ent- 
fernungsmesser, ein  Refractometer  und  ein  Focometer,  dann 
von  der  Societe  Genevoise  eine  Theilmaschine,  ein  Heliostat 
nach  Foucault,  dessen  Apparat  zur  Messung  der  Licht- 
geschwindigkeit und  ein  Amperescher  elektrodynamischer 
Apparat,  ausserdem  die  vollständige  Einrichtung  eines  photo- 
graphischen Ateliers,  einige  Galvanometer  und  manches  andere. 
Aus  den  Mitteln  des  laufenden  Jahres  wurden  hauptsächlich 
Röhren  für  elektrische  Lichterscheinungen,  Galvanometer  und 
kleinere  Apparate  angeschafft. 

Für  die  Wartung  und  den  Betrieb  der  Gasmaschinen,  der 
dynamo-elektrischen  Maschinen  und  der  Accumulatoren-Batterien 
wurde  ein  Maschinist  angestellt  und  für  ihn  eine  Wohnung  im 
Institutsgebäude  eingerichtet. 

Die  praktischen  Uebungen  im  Experimentiren  wurden  im 
Sommer  von  38,  im  Winter  von  37  Theilnehmern  besucht. 

0.  E.  Meyer. 
3 


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34 


2.   Die  Sternwarte. 

Der  Assistent  Dr.  Mainka  wurde  am  1.  December  in  das 
geodätische  Institut  berufen.  An  seine  Stelle  trat  an  diesem 
Tage  der  Cand.  astr.  Walter  Zimmermann  ein.  Das  übrige 
Personal  ist  unverändert. 

Zur  Revision  der  Bestimmung  der  stenographischen  Coor- 
dinaten  von  150  hellen  und  kleinen  Mondkratern  durch  Ver- 
messung der  photographischen  Platten  der  Lichtsternwarte 
machte  ich  mit  Dr.  Rechenberg  noch  5804  Einstellungen  an 
dem  Ausmesser  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften. 

Am  8  zölligen  Refraktor  beobachtete  Stud.  D  int  er  an  acht 
Abenden  Vergleichsterne  zum  Kometen  1888  V,  dessen  Bahn- 
rechnung er  unternommen  hat,  durch  Anschluss.  Von  dem 
Kometen  1900  b  machte  ich  an  15  Abenden  zwischen  dem 
2G.  Juli  und  28.  August  20  Positionsbestimmungen  und  beob- 
achtete an  5  Abenden  Vergleichsterne  dieser  Kometen  durch 
Anschluss. 

Am  3  V*  zölligen  gebrochenen  Passage-Instrument  beob- 
achtete ich  zur  Bestimmung  der  Polhöhe  nach  der  Ilorrebow- 
Talcott'schen  Methode  an  10  Abenden  104  Sterne  und  darauf 
Dr.  Rechenberg  an  14  Abenden  9G  Sterne.  Ausserdem  be- 
nutzte letzterer  dies  Instrument  zu  den  regelmässigen  Zeit- 
bestimmungen. 

Am  3 zölligen  Fraunhofer'schen  Heliometer  maass  Stud. 
Harry  Meyer  zur  Bestimmung  des  Temperatur-Coefficienten 
und  des  Skalenwertlies  die  Plejadendistanzen  17 — yj  an 
IG  Abenden,  yj— 27  an  15  und  %x— o,  Capricerni  an  8  Abenden. 
Zur  Ausmessung  des  Steinhaufens  der  Hyaden  beobachtete  er 
an  13  Abenden  33  Distanzen.  Endlich  machte  er  4  Bestim- 
mungen der  parallaktisthen  Aufstellung. 

Publicirt  wurden  aus  Anlass  der  Promotion  2  Disserta- 
tionen und  zwar: 

1.  von  Dr.  Carl  Mainka  über  die  Verlängerung  des  Mondes 
nach  der  Erde  zu, 

2.  von  Dr.  Paul  Victor  Neugebauer  ein  Beitrag  zur 
Theorie  der  speciellen  Störungen  mit  Anwendung  auf 
eine  Verbesserung  der  Bahn  der  Planeten  (196)  Philomela. 


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35 


Die  Oderinsel,  auf  der  die  oben  genannten  Instrumente 
vorläufig  aufgestellt  sind,  wird  im  Norden  von  der  Bürger- 
werder-Schleuse begrenzt.  Bei  jedem  Schiffsdurchgang  wird 
diese  mit  Wasser  gefüllt,  und  der  Wasserdruck  erniedrigt  das 
Bett  der  Schleuse  und  drückt  zugleich  die  Insel  mit  durch,  so 
dass  sich  die  Zenitlinie  nordwärts  neigt.  Die  hierdurch  ent- 
stehenden Schwankungen  des  Bodens  haben  nach  den  ersten 
Bestimmungen  eine  Amplitude  von  durchschnittlich  3",  über- 
treffen also  die  Polhöhenschwankungen  um  ein  Vielfaches. 
Wenn  hiernach  der  Platz  zur  dauernden  Aufstellung  astrono- 
mischer Instrumente  ganz  ungeeignet  erscheint,  so  wird  er  es 
noch  mehr  für  die  im  vorigen  Jahresbericht  erwähnten  sechs- 
zölligen  Meridianinstrumente,  Durchgangsrohr  mit  Registrir- 
mikrometer  und  Höhenkreis  zur  Beobachtung  der  Zenitdistanz 
jeden  Sternes  in  beiden  Lagen  kurz  vor  und  nach  dem  Meridian, 
die  demnächst  von  Hamburg  in  Breslau  eintreffen  werden. 
Ausserdem  birgt  die  benachbarte  offene  Schleuse,  die  man  in 
dunkler  Nacht  kaum  bemerkt,  eine  unverantwortliche  Gefahr. 
Zwei  Studirende  der  Astronomie  sind  beinahe  ertrunken. 

Die  Verlegung  der  Sternwarte  ist  dringend  geboten. 

J.  Franz. 

3.    Das  chemische  Institut. 

Die  Frequenz  des  Instituts  ist  auf  der  früher  angegebenen 
Höhe  geblieben:  es  arbeiten  etwa  110 — 120  Praktikanten, 
90—95  Chemiker,  etwa  20  Mediciner  und  2—3  Landwirthe. 

Leider  hat  das  Institut  den  Weggang  des  Vorlesungs- 
assistenten Dr.  C.  Krügel  zu  beklagen,  der  seine  Stellung  in 
ausgezeichneter  Weise  ausfüllte  und  für  den  vorläufig  kein  ge- 
nügender Ersatz  gefunden  werden  konnte. 

Folgende  wissenschaftliche  Arbeiten  wurden  ausgeführt 
und  veröffentlicht: 

1.  Sommer,  Ueber  m-Xylylamin  und  m-Methylphenyläthyl- 
amin.    (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

2.  Schlossberg,    Zur  Kenntniss   einiger  Racemkörper. 
(Doctor-Dissertation  Breslau.) 

3« 


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3G 


3.  Engels,  Ueber  Anlagerung  von  Formaldehyd  an 
ay-Lutidin  und  Spaltung  von  ay-Lupetidin  in  seine 
optischen  Isomeren.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

4.  Samelson,  Ueber  Azoverbindungen  aus  Dimethyl-m- 
Toluidin.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

5.  Roth,  Ueber  o-Nitrophenyl-a-Picolylalkin  und  Phenyl- 
a-Picolylalkin.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

6.  Gaus,  Partialdrucke  des  Ammoniaks  über  ammoniaka- 
lischen  Metallsalzlösungen.  (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

7.  Freiherr  von  Brackel,  Ueber  untersalpetrige  Säure 
und  über  Derivate  des  Metacyanbenzylchlorids.  (Doctor- 
Dissertation  Breslau.) 

8.  Bienenthal,  Ueber  Verbindungen  von  Glycerinchlor- 
hydrin  mit  tertiären  Basen.  (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

9.  Frl.  Clara  Immer  wahr,  Löslichkeit  schwerlöslicher 
Metallsalze.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

10.  De hnel,  Ueber  Condensationen  des  Methylphenylpyridins. 
(Doctor-Dissertation  Breslau.) 

11.  Jaegcr,  Löslichkeit  schwerlöslicher  Fluoride.  (Doctor- 
Dissertation  Breslau.) 

12.  Hoff  mann,  Gleichgewichtse'rscheinungen  zwischen  Ferri- 
cyankalium  und  Zinksalzen  und  über  eine  neue  Gewichts- 
bestimmung des  Zinks. 

13.  Abegg  und  Herz.  Chemisches  Practicum. 

14.  Abegg  und  Herz,  Berichtigung  zu  dem  systematischen 
Analysengang  der  Anionen. 

15.  Abegg  und  Frl.  Immerwahr,  Ueber  den  Einfluss  des 
Bindemittels  auf  den  photochemischen  Effect  in  Brom- 
silberemulsionen und  die  photochemische  Induction. 

IG.  Abegg,  Ueber  das  elektrische  Leitvermögen  reiner 
Substanzen. 

17.  Herz,  Ueber  das  Gleichgewicht  zwischen  schwerlöslichen 
Metalloxyden  und  Ammoniaksalzen.  (Habilitationsschrift 
Breslau.) 

18.  Herz,  Ueber  Aluminate. 

19.  Herz,  Ueber  das  Verhalten  von  Zinksalzen  gegen  Methyl- 
und  Dimethylamin. 


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37 

20.  Herz  und  Drucker,  Ueber  die  quantitative  Bestimmung 
des  Magnesiums  durch  organische  Basen. 

21.  Frese,  Spaltung  von  a-Aethylpiperidin  in  seine  optischen 
Componenten. 

22.  Steele,  Neue  Methode  zur  Bestimmung  der  Wanderungs- 
geschwindigkeiten der  Jonen. 

23.  v.  Schroeder,  Zur  Theorie  des  Gerbeprocesses. 

24.  Sackur,  Dissociationsgesetz  starker  Electrolyte. 

25.  Scholtz,  Bestimmung  der  Alcaloide  durch  titrirte  Jod- 
lösung. 

26.  Scholtz  und  Müller,  Ueber  stereoisomere  o-Phenyl- 
a'-Methylpiperidine. 

27.  Ladenburg  und  Scholtze,  Ueber  aa'-Methylpyridin- 
carbonsäure. 

28.  Ladenburg,  Ueber  das  Ozon.   (4.  Mittheilung.) 

29.  Ladenburg,  Ueber  das  Krypton.    (2.  Mittheilung.) 

30.  Ladenburg,    Ueber    die    Hydrirungsmethode  durch 
Natrium  und  Alcohol. 

31.  Ladenburg,  Neue  Methode  zur  Bestimmung  der  Mole- 
culargrösse  des  Ozons. 

Ladenburg. 

4.    Das  pharmaceutische  Institut, 
a.   Chemische  Abthetlang. 

In  der  inneren  Einrichtung  des  Instituts,  sowie  in  den 
Vorlesungen  und  praktischen  Uebungen  fanden  gegen  die  Vor- 
jahre Aenderungen  nicht  statt. 

Die  praktischen  Arbeiten  der  Studirenden,  von  denen  im 
Sommer-Semester  63  und  im  Winter-Semester  46  Plätze  im 
chemischen  Laboratorium  des  Instituts  belegt  hatten,  wurden 
in  gewohnter  Weise  planmässig  fortgesetzt. 

Neu  war  die  Einrichtung  eines  Feriencursus  für  praktische 
Apotheker  im  März  1901,  an  dem  sich  eine  Anzahl  Apotheken- 
besitzer aus  Breslau  und  der  Provinz  betheiligten  und  dessen 
Leitung  dem  langjährigen  ersten  Assistenten  des  Instituts 
Dr.  Grützner  anvertraut  war.  Gegenstand  des  Cursus  waren 
die  neuen  Prüfungsmethoden  der  vierten  Ausgabe  des  deutschen 
Arzneibuchs,  die  gleichzeitig  praktisch  geübt  wurden. 


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38 


Der  chemische  Apparat,  die  Sammlungen  und  die  Bibliothek 
wurden  den  Mitteln  des  Instituts  entsprechend  vermehrt.  Neu 
angeschafft  wurden  ein  Viscosimeter,  ein  Autoclav  nach  Soxhlet, 
ein  Apparat  zur  Demonstration  der  Osmose,  eine  Spectrallampe 
nach  Beckmann,  ein  Milliamperimeter. 

Im  Laufe  des  Jahres  wurden  nachstehende  wissenschaft- 
liche Arbeiten  mit  den  Hilfsmitteln  des  Instituts  ausgeführt 
und  veröffentlicht: 

1.  Dr.  Grützner:  Ueber  Verunreinigungen  in  officinellen 
Eisenpräparaten  1900.    Pharmaceutische  Zeitung  Nr.  50. 

2.  Dr.  Höhne  1:  Untersuchung  der  gelben  Vaseline  1901. 
Pharm.  Zeitung  Nr.  3. 

3.  Dr.  Grützner:  Ueber  die  Fällbarkcit  von  Ei  weiss  im 
Harn  bei  Anwendung  von  Klärmitteln  1901.  Pharm. 
Zeitung  Nr.  8. 

4.  Dr.  Höhnel:  Die  chemischen  und  physikalischen  Eigen- 
schaften der  natürlichen  Vaseline  1901.  Pharm.  Zeitung 
Nr.  39. 

b.  PliarmakoguoHthrhe  Abtheilnng. 

Die  Sammlung  von  Drogen  wurde  im  verflossenen  Etats- 
jahre durch  eine  grosse  Zahl  neu  eingeführter  pflanzlicher 
Rohstoffe  vermehrt. 

An  den  mikroskopischen  Uebungen  betheiligten  sich  im 
Sommer-Semester  58,  im  Winter-Semester  48  Studirende. 

Der  Bestand  an  Instrumenten  wurde  vermehrt  durch  vier 
Mikroskope  aus  der  Werkstatt  von  Leitz- Wetzlar,  je  2  mit 
Oc.  I,  III  und  Obj.  3,  5,  7  und  je  2  mit  Oc.  I,  II  und  Obj.  3,  5,  7. 

Poleck.  Pax. 

5.    Das  mineralogische  Museum  und  Institut. 

Die  Verwaltung  wurde  wie  bisher  fortgeführt.  Die  Samm- 
lungen und  die  Bibliothek  wurden  durch  zahlreiche  neue  Er- 
werbungen vergrössert.  Auch  mehrere  werthvolle  Geschenke 
wurden  dem  Museum  zu  Theil. 

Nachdem  durch  die  Verlegung  des  physikalischen  Instituts 
in  einen  Neubau  das  erste  Stockwerk  des  Institutengebäudes 
im  Herbst  1900  frei  geworden  war,  wurde  vom  Herrn  Minister 


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30 


der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal -Angelegenheiten, 
wie  der  Herr  Universitätscurator  unter  dem  3.  December  1900 
eröffnete,  in  Aussicht  genommen,  durch  den  Staatshaushalts- 
etat für  1901  die  Mittel  zu  einer  Institutserweiterung  flüssig  zu 
machen;  inzwischen  ist  auch  die  Ausführung  der  baulichen 
Arbeiten  unter  dem  13.  April  1901  verfügt  worden.  Es  steht 
somit  eine  Erweiterung  resp.  theilweise  Verlegung  der  Instituts- 
räume  im  Laufe  des  Jahres  1901  bevor.  Der  Unterzeichnete 
verfehlt  nicht,  auch  an  dieser  Stelle  den  vorgesetzten  hohen 
Behörden  seinen  ganz  ergebensten  und  gehorsamsten  Dank  für 
jene  Förderung  der  Institutsinteressen  abzustatten. 

Als  Museumsassistent  fungirte  Herr  Dr.  Bau  mann,  während 
Herr  Privatdocent  Professor  Dr.  Milch  (wie  in  den  vorher- 
gehenden Jahren)  mit  dankenswerther  Bereitwilligkeit  als 
Unterrichtsassistent  bei  den  Uebungen  und  dem  Praktikum, 
und  ebenso  Herr  Dr.  Sachs  bei  den  Uebungen  thätig  war. 

Mit  den  Hilfsmitteln  des  Museums  wurden  im  mineralo- 
gischen Institut  die  Untersuchungen  zu  folgenden  Publicationen 
ausgeführt: 

A.  Sachs:  Krystallographisch-optische  Studien  an  synthe- 
tisch dargestellten  Verbindungen.  Zeitschrift  für  Krystallo- 
graphie,  Bd.  34. 

L.  Milch:  Ueber  den  Granitgneiss  des  Roc  noir  im  Wallis. 
Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc.  1901,  Bd.  1. 

—  Ueber  alpine  Centraimassive.    Sitzungsberichte  der  Schle- 

sischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur  vom 
19.  Juli  1900. 

G.  Gürich:  Geologischer  Führer  in  das  Riesengebirge. 
Berlin  1900. 

—  Edelopal  von  White  Clififs  in  Australien.  Sitzungsberichte 

der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur 
vom  29.  November  1900. 

—  Neue  geologische  Aufschlüsse  im  Riesengebirge.  Ebenda, 

Sitzungsberichte  vom  28.  Februar  1901. 

—  Ein  diluvialer  Nephritblock  im  Strassenpflaster  von 
Breslau.    Centralblatt  für  Mineralogie  1901,  Nr.  3. 

C.  Hintze:  Handbuch  der  Mineralogie.  17.  u.  18.  Lieferung. 
Leipzig  1900-1901. 


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40 


—   Ueber    ungewöhnliche    Ausbildung    eines  Karlsbader 
Zwillings  von  Striegauer  Kalifeldspath.    Zeitschrift  für 
Krystallographie,  Bd.  33. 
Ferner  brachte  Herr  Professor  Dr.  Milch  den  zweiten 
Theil  seiner  Studien  über  die  granitischen  Gesteine  des  Riesen- 
gebirges  zum  Abschluss    und   bearbeitete   die   von  Herrn 
Dr.  R.  Leonhard  von  seiner  Reise  aus  Kleinasien  mit- 
gebrachten Gesteine.    Herr  C.  Eisenhuth  war  mit  einer 
krystallochemischen  Untersuchung  der  Bitterspäthe  beschäftigt. 
Die  krystallograpisch- optische  Untersuchung  neuer,  in  den 
chemischen  Instituten  der  Universitäten  Breslau,  Berlin  und 
Bonn  dargestellter  Verbindungen  wurde  von  Herrn  Oberlehrer 
Geipel  ausgeführt.  Hintze. 

5a.   Die  geologisch-paläontologische  Abtheilung  des 
mineralogischen  Museums. 

(Geologisch-paläontologisches  Institut.) 

Von  den  im  vorigen  Bericht  erwähnten,  von  Herrn  Com- 
merzienrath  Haase  geschenkten  Pampasthieren  wurde  im  Laufe 
des  Jahres  1900/01  der  fast  vollständige  Panzer  des  31/,  m 
langen  Glyptodon  unter  Leitung  des  Assistenten  Herrn  Dr. 
Wysogörski  aufgestellt.  Der  für  die  mühevolle  Zusammen- 
setzung des  in  einige  Hundert  Bruchstücke  zerschlagenen 
Skeletts  nöthige  Platz  konnte  nur  dadurch  gewonnen  werden, 
dass  das  Museum  für  das  Publikum  geschlossen  wurde.  Durch 
die  in  Folge  der  Räumung  der  ersten  Etage  in  Aussicht  ge- 
stellte Erweiterung  wird  es  zwar  möglich  sein,  einen  Theil 
der  Pampasskelette  zu  montiren,  aber  ein  ebenso  grosser  Theil 
der  grossartigen  Schenkung  muss  nach  wie  vor  in  Kisten  ver- 
bleiben, und  der  Raummangel  des  geologischen  Museums  und 
Instituts  wird  sich  zu  einer  chronischen  Calamität  auswachsen. 
Ist  doch  schon  wieder  eine  neue  Schenkung  des  Herrn  Dr.  Fritz 
Noetling  von  Himalaya-,  Salt-Range-  und  tibetanischen 
Fossilien  unterwegs;  wo  diese  in  ihrer  Art  einzigen,  in  euro- 
päischen Museen  überhaupt  noch  nicht  vertretenen  wissen- 
schaftlichen Schätze  untergebracht  werden  sollen,  ist  —  auch 
nach  der  Ausführung  der  geplanten  Raumerweiterung  —  dem 
unterzeichneten  Director  völlig  unklar. 


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Der  Besuch  der  Praktikanten  und  Zuhörer  zeigt  eine  so 
steigende  Tendenz,  dass  auch  in  dieser  Hinsicht  die  geplante 
Erweiterung  durchaus  unzulänglich  ist.  Ausserdem  hat  sich  — 
abgesehen  von  kürzeren  Besuchen  der  Herren  Prof.  Potoniö- 
Berlin,  Privatdocent  Dr.  von  Arthaber-Wien,  Dr.  Philippi- 
Berlin  —  der  kgl.  ungarische  Landesgeologe  Dr.  Papp  behufs 
Untersuchung  der  Korallen  fauna  des  Bakony  während  des 
Sommer-Semesters  1900  hier  aufgehalten. 

Vom  Personal  des  Museums  war  der  Unterrichtsassistent 
Herr  Privatdocen  Dr.  Volz  während  des  ganzen  Jahres  zu  einer 
wissenschaftlichen  Reise  nach  Java,  Borneo  und  Sumatra  be- 
urlaubt. Der  Director  benutzte  einen  Besuch  des  Pariser  Jardin 
des  plantes  zu  eingehenderen  Studien  über  die  Aufstellung 
fossiler  Säugethiere. 

Aus  den  vielen,  dem  Museum  überwiesenen  Schenkungen 
seien  die  folgenden  hervorgehoben: 

1.  Herr  Dr.  Huth  aus  Agram:  eine  Suite  Tertiär- Verstei- 
nerungen von  Petrinja; 

±  Herr  Rittergutsbesitzer  Madelung  aufSacrau:  prächtige 
Saurier  und  Crinoidenplatten  des  oberschlesischen 
Muschelkalkes; 

3.  Die  Direction  der  Gogolin  -  Gorasdzer  Kalk-A.-G.  durch 
Herrn  Betriebsinspector  Kubaczek- Gogolin:  Saurier- 
reste von  Gogolin; 

4.  Herr  Hofsteinmetzmeister  Niggl-Breslau:  2  Seesterne 
aus  dem  Quadersandstein  der  Heuscheuer; 

5.  Die  Fürstlich  Pless'sche  Verwaltung  zu  Waldenburg:  un- 
gewöhnlich schöne  Schlieren  von  Porphyr  der  Walden- 
burger Steinkohlenformation. 

Geologische  Excursionen  wurden  ausgeführt  nach: 

1.  Trebnitz, 

2.  Waldenburg  und  Ober-Salzbrunn, 

3.  Silberberg,  Ebersdorf  und  Neurode, 

4.  Gl  atz,  Kieslingswalde  und  Wölfeisgrund, 

(3.  u.  4.  mit  theilweiser  Benutzung  des  Fahrrades), 


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5.  Excursion  in  den  oberschles.  Industriebezirk:  Heinitz- 
grube bei  Beuthen  (Steinkohlen),  Roccocogrube  (Zink) 
und  Zinkhütte,  sowie  der  neu  in  der  Abteufung  be- 
griffene Hildebrandschacht  in  Antonienhütte. 

6.  Siebentägige  kartographische  Uebungen  fanden  nach 
Schluss  des  Sommer-Semesters  in  der  Umgegend  von 
Landeshut,  Grüssau,  Gross-Hartau  und  Klein-Henners- 
dorf  unter  Betheiligung  von  8  Studirenden  unter  Leitung 
des  Directors  und  des  Assistenten  statt. 

Mit  den  Mitteln  des  Instituts  wurden  die  in  Folgendem 
aufgezählten  Arbeiten  ausgeführt  und  veröffentlicht: 

Dr.  Fr.  Sturm:  Der  Sandstein  von  Kieslingswalde  in  der 

Grafschaft  Glatz  und  seine  Fauna.   Jahrbuch  der  Königl. 

preuss.  geolog.  Landesanstalt  und  Bergakademie  1900 

Mit  11  Tafeln  und  geologischer  Karte. 
Dr.  K.  Papp:  Triaskorallen  aus  dem  Bakony.   Resultate  der 

wissenschaftlichen  Erforschung  des  Balatonsees.   I.  Bd. 

I.  Theil.    Budapest  1900. 
Dr.  J.  Wysogörski:  Ueber  einen  neuen  Fundpunkt  nordischen 

Diluviums  bei  Landeshut  in  Schlesien.    Centralblatt  für 

Mineralogie,  Geologie  etc.    Stuttgart  1900. 
Dr.  W.  Volz:  Zur  somatischen  Anthropologie  der  Battaker 

in  Nord-Sumatra.    Archiv  für  Anthropologie  XXVI. 
Prof.  Dr.  Gürich:  Geologischer  Führer  in  das  Riesengebirge. 

Berlin  1900. 

Prof.  Dr.  Frech:  Lethaea  palaeozoica.  2.  Bd.  3.  Lief,  die 
Dyas.  pag.  430—578  mit  13  Tafeln  und  235  Figuren. 
Stuttgart  1901. 

—  Wann  sind  unsere  Kohlenlager  erschöpft?  Zeitschrift 
für  Socialwissenschaft  1900. 

—  Ueber  das  Rothliegende  an  der  schlesisch- böhmischen 
Grenze.  Centralblatt  für  Mineralogie,  Geologie  etc. 
Stuttgart  1900. 

Frech. 

6.   Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum. 

Vom  1.  April  1900  ab  erhielt  der  bisherige  Hilfsassistent 
Dr.  Wilhelm  Grosser  die  neu  bewilligte  Stelle  eines  etats- 


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massigen  zweiten  Assistenten.  An  den  Ordnungsarbeiten  in 
den  Sammlungen  nahmen  die  Herren  Dr.  Friedrich  Fedde 
und  Dr.  Hubert  Winkler  in  dankenswerther  Weise  regen 
Antheil. 

1.  Der  Bestand  an  Arten  des  Gartens  wurde  durch  Kauf 
und  Tausch  erhalten  und  vermehrt.  Leider  hat  der  überaus 
strenge  Winter  1900/01  durch  den  Mangel  einer  Schneebedeckung 
während  der  kältesten  Monate  den  Stauden  des  Gartens  em- 
pfindlichen Schaden  bereitet,  der  vermuthlich  nicht  bald  völlig 
beseitigt  werden  dürfte.  Während  des  Etatsjahres  gingen  dem 
Garten  lebende  Pflanzen  geschenkweise  zu  von  den  Herren 
R.  Behnsch  -  Breslau,  Dr.  Brunies  -  Zürich,  Stadtgärtner 
Diedler-Glogau,  Max  Geissler-Görlitz,  Lehrer  Liebig- 
Forstbauden,  Landgerichtsrath  S c hm ula- Oppeln,  Professor 
Dr.  Sc  hübe- Breslau,  Thom.  Ware-Tottenham  bei  London. 
Versandt  wurden  -2-200  Samenproben,  eingetauscht  etwa  1000. 

2.  Die  Sammlungen  wurden  weiter  durchgearbeitet  und 
von  einheimischen  sowie  auswärtigen  Botanikern  zu  mono- 
graphischen und  anatomischen  Studien  vielfach  benutzt. 

a.  Das  Herbarium  wurde  vermehrt  durch  folgende  Samm- 
lungen: 7  Centurien  Karpathenpflanzen  aus  dem 
Herbarium  G.  Schneider,  die  Originale  zu  dessen 
Flora  Carpathorum  central.;  Ross,  Fl.  sicula  Cent.  11; 
195  Nummern  Kamerunpflanzen,  gesammelt  von 
Zenker;  393  Nummern  Plantae  Schlechterianae  aus 
Südafrika;  730  Nummern  Coloradopflanzen  (Coli. 
Baker);  922  Nummern  Pflanzen  aus  dem  Yellowstone 
Park  (Coli.  Aven  Nelson);  260  Nummern  Mexikaner 
(Coli.  Pringle);  150  Nummern  Portoricopflanzen  (Coli. 
Heller);  200  Nummern  Brasilianer  (Coli.  Reineck); 
60  Nummern  Lebermoose,  gesammelt  von  Schiffner 
auf  Java. 

Geschenkweise  erhielt  das  Herbarium  überwiesen: 
500  Nummern  nordamerikanische  Pflanzen  von 
Dr.  Heuser-Brooklyn;  235  Nummern  Floridapflanzen 
von  Th.  Ho  Im- Washington;  eine  Anzahl  Alpenpflanzen 
von  Behnsch- Breslau;  Lief.  9  des  Herbar.  cecidiol. 


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44 

von  Prof.  Dr.  Pax -Breslau;  endlich  eine  kleine  Samm- 
lung von  Caryophyllaceen  vom  Pamir- Plateau, 
Doubletten  des  Kgl.  botan.  Museums-Kopenhagen. 

b.  Das  Gartenmuseum  wurde  vermehrt  durch  einen 
prächtig  erhaltenen  Stamm  von  Protopteris  aus  dem 
Quadersandstein  von  Löwenberg  (Geschenk  von  R.  Ende- 
Löwenberg);  eine  Anzahl  Tertiärpflanzen  von  Bilin  in 
Böhmen;  55  Holzproben  von  Kamerun. 

c.  Die  Bibliothek  wurde  zweckentsprechend  vermehrt. 

3.  Im  Institut  wurden  die  üblichen  mikroskopischen 
Uebungen  abgehalten.  Im  Sommer-Semester  betrug  die  Zahl 
der  Theilnehmer  am  mikroskopischen  Praktikum  58,  im  Winter- 
Semester  48;  ausserdem  arbeiteten  mehrere  Herren  dauernd 
an  eigenen  Untersuchungen. 

Die  veröffentlichten  Arbeiten  sind  folgende: 

I.  F.  Pax: 

1.  Drei  neue  Euphorbiaceengattungen  aus  Afrika.  Jahres- 
bericht der  Schles.  Gesellschaft  f.  vaterl.  Cultur.  1899. 

2.  Die   von    W.    Goctze    im    Ulugurugebirgc  gesammelten 
Euphorbiaceen.    Englers  Jahrb.  XXVIII. 

3.  Primitiae  Florae  costaricensis.    Fase.  5.   San  Jose  de  Costa 
Rica.  1900. 

4.  Neue  Pflanzenformen  aus  den  Karpathen.   III.  Oesterr.  bot. 
Zeitschr.  1901. 

II.  K.  Schott,  Der  anatomische  Bau  der  Blätter  der 
Gattung  Quercus.    Diss.  Heidelberg  1900. 

III.  W.  Rem  er,  Anatomie  und  Mechanik  tordirender 
Grannen  bei  Graminen.    Diss.  Breslau  1900. 

IV.  H.  Wink ler,  Pflanzengeographische  Studien  über  die 
Formation  des  Buchenwaldes.    Diss.  Breslau  1901. 

V.  R.  Mal  gut  h,  Biolog.  Eigenthümlichkeiten  der  Früchte 
epiphyt.  Orchideen.    Diss.  Breslau  1901. 

Im  Druck  befinden  sich  grössere  Abhandlungen  von 
A.  Weberbauer,  W.  Grosser,  F.  Fedde  und  II.  Winkler. 

F.  Pax. 


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4f. 


7.   Das  pflanzen-physiologische  Institut  und  das 

botanische  Museum. 

Am  pflanzen-physiologischen  Institute  ist  mit  dem 
1.  October  1900  Herr  Richard  Falck  (Apotheker  und  Nah- 
rungsmittelchemiker) als  Assistent  an  Stelle  des  Herrn 
Dr.  Felix  Rosen  eingetreten.  Der  letztere  ist  zu  Anfang 
dieses  Jahres  zum  Professor  ernannt  und  setzt  seine  wissen- 
schaftliche Thätigkeit  im  Institute  fort 

In  dem  Versuchsgarten  des  pflanzen-physiologischen  In- 
stitutes ist  im  Sommer  des  verflossenen  Jahres  ein  Vegetations- 
haus für  physiologische  Versuche  neu  errichtet  und  noch  in 
der  zweiten  Hälfte  des  Sommers  für  Versuchszwecke  in  Betrieb 
genommen. 

Im  Institute  selbst  hat  die  Organisation  für  die  Ausführung 
von  mykologischen  Untersuchungen  und  Culturen  weitere  Fort- 
schritte gemacht  —  es  sind  Culturgefässe,  Sterilisationsapparate 
und  Schränke  für  die  Aufstellung  der  Culturen  in  dem  Um- 
fange angeschafft  worden,  der  für  die  Bedürfnisse  der  laufenden 
Untersuchungen  nothwendig  war.  Ausserdem  haben  weitere 
Mikroskope  für  Praktikanten  und  ein  mikrophotographischer 
Apparat  aus  den  verfügbaren  Mitteln  angeschafft  werden 
können.  Ganz  besonders  hat  der  Demonstrationsapparat  in 
Wandtafeln  für  den  Unterricht  eine  erhebliche  Erweiterung 
erfahren  und  zwar  zum  grösseren  Theile  durch  eigene  Her- 
stellung, bei  welcher  sich  in  erster  Linie  Professor  Dr.  Bosen 
bethätigt  hat. 

Im  botanischen  Museum  wurde  die  Sammlung  von 
vegetabilischen  Fasern  und  Faserstoffen  durch  werthvolle 
Gaben  der  Firma  Leopold  Cuhn  hierselbst,  welcher  unser 
besonderer  Dank  hierdurch  ausgesprochen  werden  soll,  be- 
reichert und  zugleich  neu  organisirt;  daneben  erfuhr  die 
Sammlung  von  Pilzen,  namentlich  von  parasitischen,  ver- 
schiedene und  wichtige  Ergänzungen.  —  Im  Herbariumzimmer 
des  Museums  wurde  das  Pilzherbar  neu  aufgestellt  und  ebenso 
die  Sammlung  der  Moose  neu  geordnet,  wobei  die  Damen 
Frl.  Dyhrenfurt  und  Frl.  Lettgau  sich  in  dankenswerthester 
Weise  bethätigt  haben. 


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4f> 


Von  wissenschaftlichen  Untersuchungen  im  Institute  sind 
veröffentlicht  worden: 

1.  Zur  Aetiologie  der  Brandkrankheiten  und  Infection  der 
Culturpflanzen  mit  Brandpilzen  von  0.  Brefeld. 

2.  Versuche  über  die  Assimilation  des  Stickstoffes  bei  den 
Pflanzen  von  0.  Brefeld. 

3.  Ueber  die  geschlechtlichen  und  ungeschlechtlichen  Frucht- 
formen bei  den  copulirenden  Pilzen  von  0.  Brefeld. 

Weiter  sind  an  wissenschaftlichen  Arbeiten  fertiggestellt, 
aber  noch  nicht  veröffentlicht:  die  Gattung  Chlamydomucor 
unter  den  copulirenden  Pilzen  von  O.  Brefeld;  die  Cultur 
von  Sporodinia  grandis,  einer  Form  der  Zygomyceten,  von 
R.  Falck;  die  Cultur  der  Oidien  bei  den  höheren  Pilzen  von 
R.  Falck. 

Ausser  diesen  Arbeiten  ist  von  F.  Rosen  die  V.  Lieferung 
der  Wandtafeln  zur  Analyse  der  Nahrungsmittel  fertiggestellt. 

Weiter  wurden  von  demselben  in  einem  Vortrage  ver- 
öffentlicht: experimentelle  Untersuchungen  über  die  Zulässig- 
keit  von  Fabrikabwässern  zu  Rieselzwecken,  praktische  Unter- 
suchungen, welche  nur  in  dem  neu  errichteten  Vegetationshaus 
des  Instituts  ausgeführt  werden  konnten. 

Von  demselben  wurden  Studien  über  das  Pflanzensystem 
zum  Druck  fertiggestellt,  Theile  davon  auch  in  Vorträgen  ver- 
öflentlicht. 

Desgleichen  wurde  ein  Nachruf  auf  den  verstorbenen  Be- 
gründer des  Instituts,  Ferdinand  Cohn,  von  F.Rosen  ver- 
öffentlicht. Brefeld. 

8.    Das  zoologische  Institut  und  Museum. 

Am  1.  November  1900  legte  Dr.  F.  Römer  seine  Assistenten- 
stelle nieder,  um  einem  Rufe  als  Custos  an  das  Sencken- 
bergische  Museum  in  Frankfurt  a.  M.  zu  folgen.  Die  Ver- 
waltung dieser  Stelle  übernahm  bis  zum  31.  März  1901  Fräulein 
Clara  Hamburger.  Als  zweiter  Assistent  und  Bibliothekar 
fungirte  Stud.  Th.  Krambach.  Für  das  zoologische  Museum 
wurde  als  wissenschaftlicher  Hilfsarbeiter  Dr.  E.  G.  0.  Müller 
eingestellt,  dem  die  Schaffung  einer  Insectenschausammlung 


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47 


übertragen  wurde.  Vollendet  wurde  diese  Aufgabe  von  dem 
als  Hilfsassistenten  thätigen  Dr.  S.  Süssbach. 

Der  Conservator  Fr.  Tiemann  wurde  im  März  dieses 
Jahres  krankheitshalber  auf  ein  halbes  Jahr  beurlaubt. 

Der  Hilfspräparator  M.  Senf  war  wie  im  vorigen,  so  auch 
in  diesem  Jahre  im  Museum  thätig. 

An  der  Neuordnung  der  Sammlungen  betheiligten  sich  wie 
im  vorigen  Jahre  die  Herren  Dr.  C.  Zimmer,  Oberlehrer 
Dr.  Götschmann  und  Polizeirath  Kuschel.  Letzterer  Herr 
hat  die  Auswahl  einer  Schausammlung  der  Vögel  in  dankens- 
werther  Weise  vollendet. 

Die  Sammlungen  des  Museums  wurden  vermehrt  durch 
Ankauf  einer  Sammlung  ostafrikanischer  Käfer  und  Schmetter- 
linge von  N.  Stichel  in  Schöneberg,  zweier  Bälge  von 
Moschusochsen  durch  Vermittelung  von  Conservator  Sp. 
Schneider  in  Tromsö,  einer  Sammlung  seltener  Schmetter- 
linge aus  Sumbawa  durch  Vermittelung  von  Geh.  Rath  Pagen- 
stecher in  Wiesbaden,  einer  Collection  mariner  Thiere,  welche 
von  Dr.  Römer  in  Rovigno  und  Triest  gesammelt  wurden. 
Ferner  wurde  eine  Anzahl  verendeter  Thiere  aus  dem  hiesigen 
Zoologischen  Garten  theils  angekauft,  theils  geschenkt. 

Unter  den  Schenkungen,  welche  dem  Museum  in  diesem 
Jahre  zugeflossen  sind,  steht  obenan  die  grosse  Sammlung 
exotischer  Käfer  und  Schmetterlinge  aus  dem  Nachlass  des 
verstorbenen  Herrn  Prof.  Dr.  Th.  Beinling  in  Breslau,  ferner 
eine  Sammlung  conservirter  Seethiere  in  356  Gläsern,  sowie 
eine  Collection  ausgesucht  schöner  Conchylien  von  Herrn 
Dr.  R.  Ilartmeyer  in  Berlin.  Herr  Rentmeister  Hanke  in 
Kentschkau  bei  Breslau  schenkte  eine  Sammlung  von  44  Vogel- 
nestern schlesischer  Vögel  mit  Eiern.  Weitere  Schenkungen 
machten  die  Herren  Ober-Thierarzt  Dr.  Marschner  (Breslau), 
M.  Brave rman  (Visalia,  Californien),  Graf  von  der  Recke- 
Volmerstein  (Kraschnitz),  Dr.  Ad lo ff  (Königsberg),  Geh.  Rath 
Dr.  Pagenstecher  (Wiesbaden),  Director  Dr.  0.  Hermes 
(Berlin),  Dr.  Reinecke  (Breslau),  Polizeirath  Kuschel  (Breslau), 
A.  C.  Scholz  (Breslau),  Kreisthierarzt  Knau  ff  (Trebnitz), 
Dr.  Zimmer  (Sagan),  Privatdocent  Dr.  Kühn  au  (Breslau), 
Cand.  phil.  Sindermann  (Breslau). 


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48 


Von  Unterzeichnetem  wurden  dem  Museum  überwiesen 
eine  Sammlung  von  Fischen  aus  den  Molukken  in  86  Gläsern, 
43  Gläser  Orthopteren  und  eine  200  Nummern  umfassende 
Collection  malayiscber  Schmetterlinge  und  Käfer. 

In  Tauschverkehr  trat  das  Museum  mit  dem  Kgl.  Museum 
für  Naturkunde  in  Berlin  und  dem  Senckenbergischen  Museum 
in  Frankfurt  a.  M. 

Wie  im  vorigen  Jahre,  so  wurden  auch  in  diesem  Jahre 
die  Lehrmittel  für  das  Institut  vermehrt  durch  Anschaffung 
5  neuer  Mikroskope,  sowie  die  Herstellung  einer  grösseren 
Anzahl  von  Anschauungsbildern. 

Die  Bibliothek  erhielt  Geschenke  vom  Zoologischen  Institut 
in  Tokyo,  dem  Museo  nacional  in  Montevideo,  Dr.  S.  Süss- 
bach  und  den  Beamten  des  Instituts. 

Publicationen: 

1.  Kükenthal,  Die  Wale  der  Arktis.    Fauna  arctica  Bd.  1. 

2.  Hartmeyer,  R.,  Monascidien  von  Ternate.  Abhandl. 
Senckenb.  Gesellsch.    Frankfurt  a.  M.   25.  Bd.  Heft  1. 

3.  Hamburger,  Clara,  Studien  zur  Entwicklung  der 
Mammarorgane.  I.  Die  Zitze  von  Pferd  und  Esel. 
Anatom.  Anzeiger  Bd.  18. 

4.  Pütter,  A.,  Alcyonaceen  des  Breslauer  Museums.  Zool. 
Jahrb.  Syst.  Bd.  13. 

5.  Römer,  Fr.,  gemeinsam  mit  Fr.  Schaudinn:  Fauna 
arctica  Bd.  1  Lief.  2.   Jena,  G.  Fischer. 

G.  Kükenthal,  Ergebnisse  einer  zoologischen  Forschungs- 
reise in  den  Molukken  und  in  Borneo.  Zweiter  Theil, 
Wissenschaftliche  Reiseergebnisse  Bd.  3  Heft  1. 

7.  Zimmer,  C,  Die  arctischen  Cumaceen  in  „Fauna  arctica." 
Bd.  1  Lief.  3. 

8.  Süssbach,  S.,  Der  Darm  der  Celaceen.  Diss. 

Kükenthal. 


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49 


f.   Landwirtschaftliche  Institute. 

I.  Allgemeines. 

Im  Jahre  1900/01  ist  von  den  „Mittheilungen  der  land- 
wirtschaftlichen Institute  der  Königlichen  Universität"  Heft  IV 
veröffentlicht,  enthaltend: 
Dr.  H.  Ullrich,  Untersuchungen  über  das  schlesische  Rind. 
Dr.  F.   Brössling,   Die  Lage    der  landwirtschaftlichen 
Arbeiter  in  Schlesien  am  Ende  des  19.  Jahrhunderts 
vom  Standpunkte  des  Landwirths  aus. 
Dr.  A.  Reimann,   Die  Organe  der  landwirthschaftlichen 
Verwaltung,    die    landwirthschaftlichen   Vereine  und 
Körperschaften  Preussens  in  ihrer  historischen  Ent- 
wickelung  und  ihren  Beziehungen  zur  Entwickelung  der 
Landwirtschaft. 
Prof.  Dr.  Stutzer  wurde  im  April  1900  als  Ordinarius 
für  Agriculturchemie  nach  Königsberg  versetzt;  an  seine  Stelle 
trat  zum  October  Prof.  Dr.  Th.  Pfeiffer  aus  Jena  als  Ordi- 
narius für  Agriculturchemie  und  übernahm  die  Direction  des 
agriculturchemischen  und  bacteriologischen  Instituts  der  Uni- 
versität. 

Nachdem  der  bisherige  commissarische  Vertreter  der 
Veterinärkunde,  Corpsrossarzt  Strauch  schon  während  des 
grössten  Theiles  des  Sommer- Semesters  wegen  Krankheit 
seine  Vorlesungen  ausgesetzt  hatte,  wurde  endlich  im  November 
1900  der  bisherige  Kreisthierarzt  in  Angermünde  Dr.  Peter 
zum  ausserordentlichen  Professor  für  Veterinärkunde  an  die 
hiesige  Universität  berufen.  Leider  aber  konnte  er  wegen 
Krankheit  von  Neujahr  1901  an  seine  Thätigkeit  nicht  mehr 
ausüben  und  hat  alsbald  seine  Stellung  wieder  aufgegeben. 
An  seine  Stelle  ist  der  bisherige  Medicinalassessor  und  Docent 
für  Thierheilkunde  Dr.  Künnemann  aus  Jena,  in  Aussicht 
genommen;  doch  kann  dieser  erst  zum  Herbst  1901  hier  ein- 
treffen. 

Die  Frequenz  des  Studiums  der  Landwirtschaft  betrug: 

Gesammtzahl:     darunter  Landwirthe 

von  Beruf: 

Sommer-Semester  1900  ...  54  42 
Winter- Semester  1900/01  .  .    87  59 

4 


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50 


Ein  Studirender  der  Landwirtschaft,  Schul te-Buuming- 
haus,  bearbeitete  experimentell,  zur  Lösung  einer  von  der 
Universität  gestellten  Preisaufgabe,  die  Frage  des  Ueberganges 
von  mineralischen  Stoffen  (Kalk,  Phosphorsäure,  Chlor  und 
Eisen)  aus  der  Nahrung  in  die  Milch  bei  Kühen  und  erhielt 
für  diese  Arbeit  den  vollen  Preis. 

Ferner  kam  die  zweite  Preisaufgabe  der  Landwirthschafls- 
kammer  für  die  Provinz  Schlesien  zur  Bearbeitung;  ihr  Thema 
war  ebenfalls  dem  Gebiete  der  Thierproductionslehre  entnommen 
und  lautete:  t,Es  soll  untersucht  werden,  ob  es  möglich  ist,  einen 
in  der  Praxis  schon  vielfach  vermutheten  Einfluss  besonderer 
Kraftfuttermittel  auf  die  Qualität  des  Milchfettes  nachzuweisen, 
und  zwar  insbesondere  in  Bezug  auf  Schmelz-  und  Erstarrungs- 
punkt des  Butterfettes,  sowie  auf  dessen  Gehalt  an  flüchtigen 
und  löslichen  Fettsäuren."  Auch  dem  Bearbeiter  dieser  Auf- 
gabe, Stud.  agr.  Harnoth,  wurde  der  volle  Preis  zuerkannt. 

Von  den  Studirenden  der  Landwirthschaft  wurden  im 
Laufe  des  Jahres  vier  zu  Doctoren  der  Philologie  promovirt, 
und  drei  bestanden  die  landwirtschaftliche  Abgangsprüfung. 

In  Bezug  auf  das  Prüfungsregulativ  für  die  landwirt- 
schaftliche Abgangsprüfung  wurde  durch  Ministerialerlass  die 
Aenderung  genehmigt,  dass  die  Prüfung  in  der  Chemie  sich 
nicht  mehr  wie  bisher  nur  auf  anorganische,  sondern  auch 
auf  organische  Chemie  zu  erstrecken  hat. 

Es  wurde  im  Berichtsjahre  als  Centralverwaltungsstelle 
der  landwirtschaftlichen  Institute  ein  Secretariat  eingerichtet 
und  ein  Rechnungsführer  dafür  vom  1.  April  1901  angestellt, 
welcher  die  gemeinsame  Bibliothek,  die  Sammlungen  und  das 
gemeinsame  Schreibwerk  für  die  landwirtschaftlichen  Institute 
zu  verwalten  hat.  Die  Geschäftsführung  der  inneren  Ver- 
waltung der  landwirtschaftlichen  Institute  ging  am  1.  April  1901 
von  Prof.  v.  Rümker  für  ±  Jahre  auf  Prof.  Holdefleiss  über. 

II.  Specielles 

a.   Das  Institut  für  land wirtschaftliche  Pflanzen- 

productionslehre. 
Prof.  Dr.  von  Rümker  teilt  mit: 

Im  Berichtsjahre  wurde  die  Wetterwarte  des  landwirt- 
schaftlichen Versuchsfeldes  aufgestellt  und  vom  Juli  an  Beob- 


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51 

achtungen  gemacht.  Die  officielle  Führung  der  Journale  für 
die  Wetterwarte  begann  aber  erst  mit  dem  1.  Januar  lWl. 
Seit  diesem  Tage  wird  auch  täglich  Morgens  um  7*9  Uhr  die 
Morgenmelde  der  Wetterwarte  nebst  einem  kurzen  Bericht 
über  das,  was  an  diesem  Tage  in  der  Versuchswirthschaft  ge- 
arbeitet wird,  nach  dem  Institutsgebäude  am  Matthiasplatz 
telephonirt  und  am  schwarzen  Brett  angeschlagen,  um  die 
Studirenden  für  das  Versuchsfeld  und  die  meteorologischen 
Beobachtungen  zu  interessiren. 

Der  landwirtschaftlich  -  botanische  Garten  enthielt  im 
Berichtsjahre  schon  1300  Aussaatnummern  und  zeigte  z.  B. 
das  System  der  Getreidearten  in  grosser  Vollständigkeit. 

Der  permanente  Düngungsversuch  mit  135  Parcellen 
ä  25  qm  wurde  eingerichtet,  und  im  Herbst  1900  wurden  die 
ersten  Düngungen  nach  dem  Versuchsplane  ausgeführt. 

Der  statische  Versuch  (G  Feldsysteme  in  3G  Parcellen  zu 
je  10  aj  wurde  ebenfalls  in  Gang  gesetzt,  und  von  beiden 
Versuchen  wurden  sämmtliche  Ernteproducte  chemisch  unter- 
sucht. 

Auf  den  grösseren  Schlägen  des  Versuchsfeldes  wurde  nur 
ein  Anbauversuch  mit  Futterrüben  ausgeführt,  dessen  Resultat 
noch  der  Veröffentlichung  harrt.  Im  Uebrigen  wurden  auf  den 
grossen  Schlägen  eine  Anzahl  von  Sorten  in  Originalsaat  an- 
gebaut; der  Ertrag  wurde  durch  die  grosse  Dürre  zum  Theil 
erheblich  herabgedrückt. 

Die  Planirungsarbeiten  erstreckten  sich  im  Berichtsjahre 
wesentlich  auf  das  für  den  landwirtschaftlich- botanischen 
Garten  bestimmte  Gelände,  in  welchem  eine  tiefe  Senkung  be- 
seitigt wurde. 

Zur  Ergänzung  der  Wetterwarte  wurde  eine  Strauch-  und 
Baumpflanzung  für  phänologische  Beobachtungen  ausgeführt. 

Die  im  Kreise  Jauer  auf  Anregung  des  Ref.  schon  im 
Vorjahre  begonnenen  Gerstensorten-Anbauversuche  wurden 
fortgesetzt  und  über  das  Resultat  des  ersten  Versuchsjahres 
nach  Untersuchung  der  dem  Ref.  eingeschickten  Ernteproben 
im  Laboratorium  des  Versuchsfeldes  von  letzterem  ein  kritischer 
Bericht  an  die  Versuchsansteller  erstattet. 

i* 


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52 


Excursionen  mit  Studirenden  fanden  verschiedene  auf 
das  Versuchsfeld  statt  und  eine  nach  Saborwitz  im  Kreise 
Guhrau,  wo  den  Studirenden  das  Büttner'sche  Rübenkamm- 
Drillverfahren  vorgeführt  wurde.  Dieselben  fanden  rege  Be- 
theiligung. 

Publikationen: 

1.  Ueber  die  Bedeutung  der  landwirthschaftlichen  Versuchs- 
stationen etc.   Journal  für  Landwirthschaft  1900,  Heft  II. 

2.  Die  Bedeutung  leistungsfähigen  Saatgutes.   Mitthlg.  der 
D.  L.  G.  1900,  Stück  44. 

3.  Ueber  Braugerstenproduction.   Fühlings  Idw.  Ztg.  1901, 
p.  53  u.  95. 

Die  Lehrthätigkeit  umfasste  im  Berichtsjahre  nur  die  Fächer 
der  landwirthschaftlichen  Pflanzenproductionslehre,  während 
Ref.  die  Fächer  der  allgemeinen  Landwirthschaftslehre  an  Herrn 
Dr.  v.  Nathusius  abtrat.  Unter  Leitung  des  Ref.  wurden  im 
Berichtsjahre  zwei  Doctorarbeiten  von  Landwirthen  gefertigt 
und  von  der  Facultät  angenommen.    (Brössling,  Reimann.) 

Die  amtliche  Correspondenz  erreichte  wieder  400  Nummern. 

Vorträge  in  landwirthschaftlichen  Vereinen  innerhalb  und 
ausserhalb  der  Provinz  Schlesien  wurden  vom  Ref.  wieder  in 
grosser  Zahl  gehalten. 

In  dem  Personal  des  Instituts  sind  keine  Veränderungen 
eingetreten. 

von  Rümker. 

b.    Das  Institut  für  landwirthschaftliche  Thier- 
productionslehre  und  Veterinärkunde. 

Im  Rasseviehstall  des  Instituts  fand  ein  Ersatz  der  in  den 
früheren  ungenügenden  Räumen  nicht  ganz  repräsentabel  ge- 
bliebenen Schafe  durch  neue  charakteristische  Typen  der  zur 
Zeit  in  Schlesien  gehaltenen  wichtigsten  Schafrassen  statt. 
Es  wurden  neu  aufgestellt:  feinste  Tuchwollschafe,  Kammwoll- 
Merino-Schafe,  Rambouillet-Schafe,  Oxfordshiredown-  und 
Elbmarsch -Schafe.  Auch  konnten  endlich  Schweine  aufge- 
stellt werden,  und  zwar  zunächst  solche  der  Meissner  Rasse. 

Der  Rasseviehstall  gab  das  Material  zu  einer  Reihe  von 
wissenschaftlichen  Arbeiten,  und  zwar  sowohl  zu  Futterungs- 


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53 


versuchen,  als  auch  zu  züchterischen  und  solchen  der  ver- 
gleichenden Rassenlehre  auf  Grund  von  Viehmessungen.  Diese 
Arbeiten  wurden  zum  Theil  von  Studirenden  ausgeführt  behufs 
Erlangung  von  experimentellen  Grundlagen  zu  Promotions-  und 
Preisarbeiten.  Ausser  der  von  Wilhelm  Wut  he  vollendeten 
Promotionsarbeit  über  den  Nähreffect  der  Melassepräparate 
waren  es  die  oben  im  allgemeinen  Theil  genannten  Arbeiten 
von  Ullrich,  Schulte-Bäuminghaus  und  Harnoth,  welche  in 
diesem  Institute  angefertigt  wurden  und  zum  Theil  noch  weiter 
bearbeitet  wurden. 

Holdefleiss. 

c.    Das  agricultur  -  chemische   und  bacteriologische 

Institut. 

Am  1.  April  1900  folgte  der  bisherige  Institutsdirector 
Professor  Dr.  Stutzer  einem  Rufe  an  die  Universität  Königs- 
berg und  wurde  erst  nach  einem  halben  Jahre  durch  den 
Unterzeichneten  ersetzt. 

In  Folge  dessen  kann  nur  auf  die  im  Laufe  der  letzten 
sechs  Monate  ausgeführten  Arbeiten  Bezug  genommen  werden. 
Diese  erstreckten  sich  in  erster  Linie  auf  die  vom  Unter- 
zeichneten in  seiner  früheren  Stellung  in  Jena  begonnenen 
Versuche  über  das  verschiedene  Verhalten  der  Stickstoffver- 
bindungen im  Stallmiste  beim  Lagern  resp.  bezüglich  ihrer 
Ausnutzung  durch  die  Pflanzen.  Es  hat  sich  gezeigt,  dass 
weder  die  analytische  Bestimmung  der  verschiedenen  Stick- 
stoffformen, noch  die  sogenannte  Denitrificationstheorie  eine 
genügende  Erklärung  für  die  so  ausserordentlich  wechselnde 
Wirkung  verschiedener  Stallmistsorten  zu  bieten  vermögen, 
dass  vielmehr  höchst  wahrscheinlich  die  durch  Fäulniss- 
bacterien  bewirkten  Zersetzungen  und  die  sich  in  genau  um- 
gekehrter Richtung  bewegende  Festlegung  löslicher  Stickstoffver- 
bindungen durch  verschiedene  Organismen  zu  dem  so  äusserst 
verworrenen  Bilde  Veranlassung  geben.  Das  Institut  wird  sich 
auch  in  den  nächsten  Jahren  bemühen,  diese  offenbar  sehr 
verwickelten  Verhältnisse  mehr  und  mehr  aufklären  zu  helfen, 
wobei  allerdings  vorausgesetzt  werden  muss,  dass  die  dem 
Institute  leider  noch  immer  fehlende  Vegetationsstation,  deren 


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51 


Mangel  bei  dieser  und  allen  ähnlichen  Fragen  ein  äusserst 
fühlbarer  ist,  zur  möglichst  baldigen  Ausführung  gelangt. 

Auf  dem  Gebiete  der  Thierernährungslehre  wurde  mit 
Untersuchungen  über  den  Kraftumsatz  begonnen,  für  welchen 
Zweck  ein  Laufrad,  das  die  Arbeitsleistung  mit  genügender 
Genauigkeit  zu  messen  gestattet,  Aufstellung  fand.  Ferner 
wurden  Versuche  über  die  Bildung  der  Hippursäure  im  Thier- 
körper eingeleitet.  Ein  Studirender  beschäftigte  sich  mit  dem 
experimentellen  Studium  der  Frage  über  die  Beziehungen 
zwischen  Nahrungsfett,  Körperfett  und  Milchfett. 

Die  Methoden  zur  Bestimmung  des  Schwefels  im  Boden 
wurden  in  Veranlassung  eines  Specialfalles  von  Rauchgas- 
beschädigungen einer  eingehenden  Prüfung  unterworfen. 

Als  Assistenten  fungirten  Dr.  C.  Bloch  und  Cond.  ehem. 
Rieh.  RieCke.  Pfeiffer. 

d.    Das  landwirtschaftlich  -  technologische  Institut. 

Im  Berichtsjahre  1900/01  fungirte  als  Assistent  Herr  Dr. 
Fritz  Zimmer  aus  Breslau,  welcher  am  1.  April  1900  an  die 
Stelle  des  aus  Gesundheitsrücksichten  ausscheidenden  Herrn 
Dr.  Curt  Schottländer  trat.  Die  Thätigkeit  des  Instituts 
gestaltete  sich  in  derselben  Weise  wie  in  den  Vorjahren. 
Täglich  wurden  im  Sommer  von  8 — 6,  im  Winter  von  0 — 6  Uhr 
praktische  Uebungen  abgehalten,  die  bei  voll  besetzten  Arbeits- 
plätzen stattfanden.  Die  Praktikanten  des  Instituts  betheiligten 
sich  stets  zahlreich  an  den  von  dem  Unterzeichneten  unter- 
nommenen Excursionen  in  Fabrikbetriebe  von  Breslau,  sowie 
der  näheren  und  entfernteren  Theile  der  Provinz  Schlesien. 

Mehrfach  hatte  das  Institut  Gelegenheit,  sich  Staatsbehörden 
durch  gutachtliche  Aeusserungen  und  in  anderer  Weise  gefällig 
zu  erweisen,  wie  es  auch  von  Industriellen  und  Landwirthen 
öfters  um  Rath  angegangen  worden  ist. 

Der  Unterzeichnete  betheiligte  sich  u.  a.  an  den  von  der 
Akademie  des  Humboldt-Vereins  veranstalteten  Volkshochschul- 
cursen  und  hielt  im  schl -  sischen  Zweigverein  der  Rübenzucker- 
fabrikanten, sowie  in  den  Bezirksvereinen  deutscher  Chemiker 
für  Mittel-  und  Niederschlesien  und  für  Oberschlesien  mehr- 
fach wissenschaftliche  Vorträge. 


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55 


Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind  aus  dem  Institute 
folgende  hervorgegangen: 

1.  Hans  Wangnick:  Ueber  die  Einwirkung  von  rauchen- 
der Salpetersäure  auf  Benzolsulfonpiperidin.  Dissertation. 
Königsberg  1900. 

2.  Julius  Sprinz:  Ueber  Isoalantolakton.  Dissertalion. 
Breslau  1901. 

3.  Derselbe:  Ueber  ein  bei  der  Fabrikation  von  Helenin 
fallendes  Nebenproduct.  Ber.  d.  deutsch,  ehem.  Gesell- 
schaft 1901. 

4.  Felix  B.  Ahrens:  Ueber  zufallige  Verunreinigungen 
von  Calciumcarbid.    Z.  angew.  Chem.  1900. 

5.  Derselbe:  Ueber  zellenfreie  Gährung,  ein  Beilrag  zur 
Gährungsfrage.    Z.  angew.  Chem.  1900. 

6.  Derselbe:  Ueber  auffällige  Nebenproducte  der  Anilin- 
fabrikation.   Z.  angew.  Chem.  1901. 

7.  Derselbe:  Anleitung  zur  chemisch-technischen  Analyse. 
Stuttgart  1901. 

8.  Derselbe:  Sammlung  chemischer  und  chemisch-tech- 
nischer Vorträge.    Band  V.    Stuttgart  1900. 

Ahrens. 

e.    Der  culturtechnische  Apparat. 

Bücherei  und  Sammlungen  konnten  mit  Hilfe  der  bereit- 
gestellten Mittel  vervollständigt  werden.  Ueber  Personal  oder 
irgend  welche  Laboratoriums-Einrichtungen  verfügt  der  cultur- 
technische Apparat  leider  nicht;  indessen  konnte  das  im 
Sommer-Semester  in  Folge  Wegganges  des  Prof.  Stutzer  leer- 
stehende Laboratorium  des  agricultur-chemischen  Instituts  be- 
nutzt, und  mit  dessen  Mitteln  eine  Untersuchung  der  Böden  in 
der  Nähe  von  Salzbrunn  theilweise  fertiggestellt  werden.  Eine 
in  den  früheren  Jahren  ausgeführte  Arbeit  über  die  Boden- 
und  Wasserverhältnisse  des  Odenwaldes  wurde  zum  Druck 
fertig  gemacht  und  kommt  in  den  „Mittheilungen  der  land- 
wirtschaftlichen Institute  der  Universität  Breslau"  zum  Ab- 
druck. 

C.  Luedecke. 


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r>6 


g.  Die  theoretischen  Institute  der  medicinischen  Facultäl. 

1.    Das  anatomische  Institut 

In  dem  verflossenen  Rechnungsjahre  sind  wichtige  Ver- 
änderungen eingetreten. 

Tief  zu  beklagen  war  der  Tod  des  hochverdienten  lang- 
jährigen Prosectors  und  Abtheilungsvorstandes  Prof.  Dr.  Born. 
Die  Lücke,  welche  dadurch  in  dem  anatomischen  Lehrkörper 
entstand,  wurde  durch  die  Berufung  des  Herrn  Professor 
Dr.  Schaper  aus  Boston  als  erster  Prosector,  Abtheilungs- 
vorsteher und  ausserordentlicher  Professor  ausgefüllt.  Zu 
gleicher  Zeit  wurde  durch  die  Berufung  des  Privatdocenten  an 
der  Strassburger  Universität  Herrn  Dr.  Thilenius  als  Custos 
und  ausserordentlicher  Professor  mit  dem  Lehrauftrage  für 
Anthropologie  und  Ethnologie  nicht  allein  eine  dankenswerthe 
und  nothwendige  Ergänzung  und  Erweiterung  des  anatomischen 
Unterrichts  ermöglicht,  sondern  es  wurde  durch  diese  Er- 
nennung auch  die  Möglichkeit  geschaffen,  besser  und  schneller 
als  bisher  die  kostbaren  wissenschaftlichen  Sammlungen  der 
Anatomie  aufzustellen,  zu  ordnen,  zu  katalogisiren  und  damit 
der  wissenschaftlichen  Benutzung  zugänglicher  zu  machen. 
Nachdem  die  nöthigen  Mittel  zur  Anschaffung  von  Schränken 
u.  s.  w.  bereitgestellt  sind,  wird  die  Ordnung  in  den  Samm- 
lungen im  Laufe  des  nächsten  Jahres  hergestellt  sein,  und 
damit  findet  dann  die  innere  Einrichtung  der  neuen  Anatomie 
ihren  Abschluss. 

Die  Inangriffnahme  und  die  Veröffentlichung  wissenschaft- 
licher Arbeiten  werden  durch  die  Veränderungen  nicht  gestört, 
sondern  auf  den  verschiedensten  anatomischen  Gebieten  theils 
durch  das  wissenschaftliche  Personal  der  Anstalt,  theils  durch 
eine  Anzahl  (8)  Mitarbeiter  gesichert. 

C.  Hasse. 

±    Das  physiologische  Institut. 

Nach  Vollendung  der  inneren  Einrichtung  wurde  das  neue 
Institut  am  1.  Juni  1900  von  einer  grösseren  Zahl  geladener 
Gäste  besichtigt.  Die  Besichtigung  war  mit  Demonstration 
physiologischer  Versuche  am  neuen  Projectionsapparat  ver- 
bunden. 


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57 


Personalien:  Am  31.  März  1900  verliess  der  Assistent 
für  Physiologie  Dr.  Georg  Wetzel  seine  Stelle,  um  sich  der 
anatomischen  Laufbahn  zu  widmen;  in  seine  Stelle  rückte  der 
bisherige  Assistent  für  experimentelle  Histologie  Dr.  Paul 
Jensen  ein. 

Die  Stelle  des  letzteren  wurde  auf  die  Dauer  eines  Jahres 
Herrn  Dr.  med.  R.  Burton-Opitz  aus  Chicago  übertragen, 
der  seit  mehreren  Jahren  im  Institut  gearbeitet  hatte. 

Von  wissenschaftlichen  Untersuchungen  wurden  in 
diesem  Jahre  fertiggestellt: 

K.  Hürthle:  Ueber  eine  Methode  zur  Bestimmung  der 
Viscosität  des  lebenden  Blutes  und  ihre  Ergebnisse. 
Pflüger's  Archiv,  Band  8:2. 

Derselbe:  Ueber  die  Veränderung  des  Seitendruckes  bei 
plötzlicher  Verengung  der  Strombahn.  Ebenda. 

R.  B.  Opitz:  Ueber  die  Veränderung  der  Viscosität  des 
Blutes  unter  dem  Einfluss  verschiedener  Ernährung  und 
experimenteller  Eingriffe.  Ebenda. 

Derselbe:  Vergleich  der  Viscosität  des  normalen  Blutes  mit 
der  des  Oxalatblutes,  des  defibrinirten  Blutes  und  des 
Blutserums  bei  verschiedener  Temperatur.  Ebenda. 

R.  Thome:  Arteriendurchmesser  und  Organgewicht.  Ebenda. 

G.  Wetzel:  Ueber  Veränderungen  des  Blutes  durch  Muskel- 
thätigkeit,  ein  Beitrag  zu  Studien  an  überlebenden  Or- 
ganen. Ebenda. 

K.  Hürthle:  Ueber  die  Leistungen  des  Tonographen.  Ebenda. 

F.  Steinitz:  Ueber  Versuche  mit  künstlicher  Ernährung. 
Inaug.-Diss. 

E.  Gott  stein:  Ueber  das  Verhalten  von  Calcium  und  Mag- 
nesium in  einigen  Stoffwechselversuchen  mit  phosphor- 
haltigen  und  phosphorfreien  Eiweisskörpern.  Inaug.- 
Dissertation. 

R.  Weigert:  Ueber  das  Verhalten  der  in  Aether  löslichen 
Substanzen  des  Blutes  bei  der  Digestion.  Pflüger's 
Archiv,  Bd.  82. 


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58 

Ueber  weitere  laufende  Arbeiten  hielt  der  Unterzeichnete 
am  24.  Februar  1901  einen  Vortrag  in  der  III.  Versammlung 
der  Aerztevereine  der  Provinzen  Schlesien  und  Posen. 

K.  Hürthle. 

3.    Das  pathologisch-anatomische  Institut. 

Die  Zahl  der  Obductionen  hat  sich  zwar  auch  im  ver- 
flossenen Jahre  nicht  unerheblich  verringert,  indem  sie  nur 
388  betrug  gegenüber  408  im  Jahre  1900  und  461  in  1899. 
Sie  entspricht  aber  fast  genau  der  Durchschnitts-Stcrblichkeit 
von  392,  wie  sie  sich  aus  einer  Zusammenstellung  der  letzten 
6  Jahre  ergiebt. 

Auch  im  abgelaufenen  Jahre  hat  die  Menge  der  secirten 
Kinder  mit  148  die  Frequenz  aller  anderen  Kliniken  bedeutend 
überstiegen,  indem  sie  sich  auf  mehr  als  38  pCt.  sämmtlicher 
Sterbefalle  belief. 

Angesichts  des  Nachlassens,  ja  Zurücksinkens  der  aufsteigen- 
den Bewegung,  welche  bis  1898/99  zu  beobachten  gewesen  war, 
von  da  ab  jedoch  einer  rückläufigen  Platz  gemacht  hatte, 
leuchtet  es  ein,  wie  unerlässlich  es  sei,  die  bisher  bestandene 
Verbindung  mit  dem  Allerheiligen-Hospitale  auch  ferner- 
hin aufrecht  zu  erhalten.  Die  Zahl  der  Obductionen  belief 
sich  dort  auf  863. 

Mit  der  Aufgabe,  den  Director  im  „alten"  Institute  zu 
vertreten,  war  auch  heuer  der  1.  Assistent  Herr  Privatdocent 
Dr.  Henke  betraut,  der  dabei  im  Sommer-Semester  von  den 
„Freiwilligen",  Herrn  Dr.  Ploeger  aus  Bielefeld  und 
Dr.  Roemer  aus  Zittau,  im  Winter-Semester  überdies  von 
Herrn  Dr.  Vagedes  aus  Osnabrück  unterstützt  ward. 

Im  „neuen"  Institute  waren  als  etatsmässige  Assistenten 
thätig  die  Herren  Dr.  Carl  Winkler  und  Wilhelm  Klimm, 
als  „Freiwillige"  die  Herren  Dr.  Miodowski  aus  Bojanowo, 
Hermann  Rothe  aus  Guben  und  Wilhelm  Hoffmann  aus 
Wismar. 

Die  Zahl  der  Anfragen,  welche  theils  hiesige,  theils  aus- 
wärtige Aerzte  und  Anstalten  behufs  Erlangung  eines 
diagnostischen  Gutachtens  an  das  Institut  richteten,  hat 
die  vorjährige  Höhe  zwar  nicht  ganz  erreicht,  indem  sie  bloss 


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59 


175  betrug  gegenüber  195  im  Vorjahre;  trotzdem  ist  diese 
Seite  der  den  Hilfskräften  zufallenden  Obliegenheiten  in  solchem 
Maasse  angewachsen,  dass  die  volle  Thätigkeit  eines  Assistenten 
dadurch  in  Anspruch  genommen  wird. 

An  Veröffentlichungen  sind  während  des  abgelaufenen 
Stndienjahres  aus  dem  Institute  hervorgegangen: 

Ponfick:  Die  Entwickelung  der  Entzündungslehre  im 
19.  Jahrhundert  (Säcular-Artikel).  Berl.  Klin.  Wochen- 
schrift 1900,  S.  224  u.  flgde. 

Derselbe:  Ueber  die  Beziehungen  zwischen  Scrofulose  und 
Tuberculose.    Arch.  d.  Kinderheilk.  1900,  S.  1. 

Derselbe:  Topographischer  Atlas  der  medicin.-chirurg. 
Diagnostik.   Jena,  Gustav  Fischer,  1901. 

Derselbe:  Ueber  die  Wucherungsvorgänge  im  Lungengewebe 
bei  Emphysema  verum  pulmonum.  Verhandl.  d.  deutsch, 
patholog.  Gesellsch.,  Bd.  3,  S.  15—19. 

Fr.  Henke:  Zur  Endocarditis  pneumococcica.  Virchow's 
Archiv,  Bd.  163,  S.  141-150. 

Derselbe:  Zur  Casuistik  der  retrouterinen  subperitonealen 
Tumoren  (mit  Winternitz).  Beiträge  zur  Geburtshilfe 
und  Gynäcologie,  Bd.  IV,  Heft  1. 

Derselbe:  Die  angeblich  parasitäre  Aetiologie  grosser 
Cystenbildungen  an  den  abführenden  Harnwegen  (Vortrag 
in  der  Medicin.  Section  der  Schles.  Gesellsch.  f.  Vaterl. 
Cultur).   Allgem.  Medicin.  Central-Ztg.  1900,  Nr.  28. 

Karl  Winkler:  Das  Myelom  in  anatomischer  und  klinischer 
Beziehung.    Virchow's  Archiv,  Bd.  161,  S.  252. 

Derselbe:  Die  Placentar-Stelle  des  graviden  menschlichen 
Uterus.   Archiv  für  Gynäkologie,  Bd.  62,  S.  1—50. 

E.  Borrmann:  Ein  Fall  von  Magentumor  nebst  einem  An- 
hange über  Tumoren  des  Netzes.  Grenzgebiete  der 
Chirurgie  und  Medicin,  Bd.  VI,  S.  529. 

Derselbe:  Ein  diffuses  Riesenzellen-Sarkom  der  Cervix 
uteri  mit  Metastasen  in  beiden  Ovarien,  complicirt  durch 
Schwangerschaft  und  Abort  im  4.  Monat.  Zeitschr.  für 
Geburtshilfe  und  Gynäkologie,  Bd.  43,  Heft  2. 


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60 


Derselbe:  Ueber  die  congenitalen  Lebercysten.  Biblioth. 
med.  1900. 

P  r  e  y  s  i  n  g :  Topographie  und  Operationstechnik  der  otitischen 
Schläfenlappen-Abscesse.   Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  37. 

Derselbe:  Die  gesunde  menschliche  Paukenhöhle  ist  keim- 
frei.   Centralbl.  f.  Bacteriologie,  Bd.  35. 

Ponfick. 

4.   Das  pharmakologische  Institut. 

Im  verflossenen  Jahre  gingen  aus  dem  Institut  folgende 
Arbeiten  hervor: 

W.  Filehne:  Zur  Beeinflussung  der  Sinne,  insbesondere  des 

Farbensinnes   und   der  Reflexe  durch  Strychnin.  — 

Pflüger's  Archiv,  Bd.  83,  S.  369. 
D.  Biberfeld:    Zur  Wirkungsweise   des  Strychnins  auf 

Rückenmark  und  periphere  Nerven.  —  Ebenda,  Bd.  83, 

S.  397. 

II.  Eckhardt:  Chemische  und  thermische  Reizung  am 
strychninisirten  Frosche.  —  Ebenda,  Bd.  83,  S.  403. 

H.  Kionka:  Zur  Theorie  der  Narkose.  —  Eine  vergleichende 
Untersuchung  über  die  Wirkungen  des  Acetaldehyds  und 
Chlorais,  des  Methans  und  seiner  Chlorderivate.  — 
Internat.  Archiv  für  Pharmakodynamie  und  Therapie, 
Bd.  VII,  S.  475. 

Ausserdem  gemeinsam  aus  dem  pharmakologischen  Institut 
und  der  chirurgischen  Klinik: 

P.  Lengemann:  Sind  die  schädlichen  Nachwirkungen  des 
Chloroforms  von  der  Technik  der  Narkose  abhängig?  — 
Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie,  Bd.  27,  S.  805. 

Filehne. 

5.   Das  hygienische  Institut. 

Als  erster  Institutsassistent  fungirte  Dr.  B.  Hey  mann, 
die  zweite  ausseretatsraässig  remunerirte  Assistentenstelle  be- 
kleidete Dr.  von  Schuckmann,  vom  1.  Januar  1901  ab 
Dr.  Eckhardt.  Assistenten  der  Diphtheriestation  waren 
Dr.  Maeder  und  Dr.  Stein itz,  vom  1.  Januar  1901  ab 
Dr.  Lieb  er  t  und  Dr.  Paul.    An  Stelle  des  als  Stabsarzt  nach 


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61 


Posen  versetzten  Dr.  Herr  wurde  Oberarzt  Dr.  Nötel  vom 
Niederrheinischen  Füsilier-Regiment  Nr.  39  als  Volontärassistent 
an  das  hygienische  Institut  commandirt. 

In  den  Vorlesungen  und  Cursen  hat  gegen  das  Vorjahr 
keine  Aenderung  stattgefunden.  —  Die  wissenschaftlichen 
Arbeiten  des  Instituts  betrafen:  Weitere  Experimente  über 
die  Verbreitungsweise  und  Verhütung  der  Phthise;  Ver- 
besserungen der  Formalindesinfection ;  die  Carcinomverb  reitung; 
das  biologische  Verhalten  der  Bacterien  des  Wassers;  die 
bactericiden  Eigenschaften  des  Blutes;  die  Bestimmung  der 
Luftkeime;  die  Abkühlung  des  menschlichen  Körpers  durch 
bewegte  Luft.  —  Die  abgeschlossenen  Arbeiten  sind  in  der 
„Zeitschrift  für  Hygiene  und  Infectionskrankheiten",  theilweise 
im  „Klinischen  Jahrbuch11  veröffentlicht. 

Die  sanitätspolizeilichen  Untersuchungen  haben  eine  weitere 
Zunahme  erfahren.  —  Besonders  wurde  das  Institut  in  Anspruch 
genommen  durch  die  im  Sommer  im  Landkreise  Beuthen 
herrschende  sehr  ausgedehnte  Typhusepidemie.  Um  ein  wirk- 
sameres Eingreifen  des  hygienischen  Instituts  zu  ermöglichen, 
wurde  auf  Verfügung  des  Herrn  Cultusministers  Anfang  August 
eine  Abtheilung  des  hygienischen  Instituts  als  hygienische 
Station  in  Beuthen  eingerichtet;  die  Leitung  derselben  wurde 
bis  zum  25.  September  dem  Privatdocenten  Professor  Günther 
aus  Berlin,  von  da  ab  Dr.  Beninde,  früheren  Assistenten  des 
Breslauer  hygienischen  Instituts,  übertragen. 

Flügge. 

h.   Die  klinischen  Institute. 

1.    Die  medicinische  Klinik  und  Poliklinik. 

Im  Berichtsjahre  1900/01  betrug  die  Frequenz  der  klinisch 
behandelten  Kranken  1678  (858  Männer,  820  Frauen)  gegen 
1889  Kranke  (1029  Männer,  860  Frauen)  im  Vorjahre. 

In  der  Poliklinik  wurden  behandelt  5695  Kranke  (2628 
Männer,  3067  Frauen)  gegen  5700  Kranke  (2697  Männer  und 
3009  Frauen)  im  Vorjahre. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  Sommer-Semester  1900 
74,  im  Winter-Semester  190001  86,  gegen  75  im  Sommer- 
Semester  1899,  96  im  Winter-Semester  1899/1900. 


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 62 

Im  Aerztepersonal  sind  folgende  Aenderungen  eingetreten: 
Am  1.  November  1900  trat  Herr  Dr.  Ebstein  aus  Breslau 

als  Volontärassistent  ein. 

Am  1.  März  1901  schied  der  Secundärarzt  der  Klinik  Herr 

Dr.  Ercklentz   und  der  Volontärassistent  Herr  Dr.  Cohn, 

am   1.  April   der   Assistenzarzt  Herr  Dr.   Schulz  aus  der 

Klinik  aus. 

Der  Kaiserliche  Marine-Stabsarzt  Dr.  Nenninger  wurde 
am  16.  Juli  1900  nach  China  commandirt. 

An  seine  Stelle  trat  am  1.  November  1900  der  Kaiserliche 
Marine-Stabsarzt  Dr.  Weber. 

Am  1.  April  1901  trat  der  bisherige  Assistenzarzt  am 
Neuen  allgemeinen  Krankenhause  zu  Hamburg-Eppendorf  Herr 
Dr.  Paul  Krause  als  Oberarzt  der  Klinik  ein. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  gingen  folgende  aus  der 
Klinik  hervor: 

1.  Professor  Dr.  A.  Kast:  „Zur  Kenntniss  der  Be- 
ziehungen zwischen  Schwerhörigkeit  und  Wort- 
taubheit." Deutsche  Zeitschrift  für  Nervenheilkunde, 
Bd.  18. 

2.  Dr.  Martin  Krüger:  „Ueber  1 — Methylxanthin." 
Berichte  der  Deutschen  chemischen  Gesellschaft,  Bd.  33, 
3605. 

3.  Dr.  Martin  Krüger  und  Dr.  Julius  Schmid:  „Die 
Bestimmung  des  Amidosäurenstickstoffes  im 
Harne."  Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  Bd.  XXXI, 
Heft  5  u.  6. 

4.  Dr.  Martin  Krüger  und  Dr.  Julius  Schmid:  „Der 
Einfluss  der  Coffeins  und  Theobromins  auf  die 
Ausscheidung  der  Purinkörper  im  Harne.14  Zeit- 
schrift für  physiologische  Chemie,  Bd.  XXXII,  Heft  1  u.  2. 

5.  Dr.  Martin  Krüger  und  Dr.  Julius  Schmid:  „Das 
Verhalten  von  Theobromin  im  Organismus  des 
Menschen."  Zeitschrift  für  experimentelle  Pathologie 
und  Therapie.  Bd.  24. 

6.  Dr.  Bergell:  „Darstellung  des  Lecithi ns.u  Bericht 
der  Deutschen  ehem.  Gesellsch.  1900,  Bd.  XXXIII,  2384. 


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GH 


7.  Dr.  Karfunkel:  „Bestimmungen  der  wahren 
Lage  und  Grösse  des  Herzens  und  der  Gefässe 
mittelst  Röntgenstrahlen."  Vortrag,  gehalten  in 
der  schles.  Gesellsch.  für  vaterl.  Cultur. 

Dissertationen: 

8.  Eugen  Werner:  „Beiträge  zur  Pathologie  der 
Arsen  Vergiftung." 

9.  Fritz  Fränkel:  „Ein  Beitrag  zur  Therapie  des 
Morbus  Addisonii  mit  Nebennierenpräparaten." 

Kast. 

2.    Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik. 

Im  Personalbestand  der  Klinik  ist  eine  Aenderung,  von 
Assistenten  und  Volontären  abgesehen,  nicht  eingetreten. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  Sommer-Semester  80,  im 
Winter-Semester  94. 

In  der  stationären  Klinik  wurden  behandelt  989  Männer, 
671  Frauen,  gegen  975  Männer  und  642  Frauen  im  Vorjahre. 

In  der  Poliklinik  wurden  5834  Patienten  behandelt  gegen 
6027  im  Vorjahre. 

Während  des  Etatsjahres  1900/01  sind  an  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  erschienen: 

1.  Geheimrath  Professor  Dr.  v.  Mikulicz-Radecki: 

1.  Verletzungen  und  Erkrankungen  des  Magens  und 
Darmkanals  (gemeinsam  mit  Dr.  Kausen).  Hand- 
buch der  praktischen  Chirurgie,  herausgegeben  von 
v.  Bergmann,  v.  Bruns,  v.  Mikulicz. 

2.  Ueber  Ileus.    Therapie  der  Gegenwart,  Jahrg.  1900, 
Heft  1. 

2.  Professor  Dr.  A.  He  nie: 

1.  Die  Verletzungen  und  Erkrankungen  des  Rückenmarks 
und  der  Wirbelsäule.  Handbuch  der  praktischen 
Chirurgie,  herausgeg.  von  v.  Bergmann,  v.  Bruns, 
v.  Mikulicz. 

2.  The  conservativ  treatment  of  tubercular  joint 
disease  etc.,  translated  by  Ch.  Cathcart,  Edinburgh 
1900. 


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C4 


3.  Privatdocent  Dr.  Kausch: 

1.  Siehe  Nr.  1,  1. 

2.  Ueber  das  Verhalten  der  Sehnenreflexe  bei  totaler 
Querschnittsunterbrechung  des  Rückenmarks.  Mit- 
theilungen aus  den  Grenzgebieten  der  Medicin  und 
Chirurgie,  Bd.  VII,  Heft  4  u.  5. 

3.  Ueber  Magenectasie  bei  Rückenmarkslaesion.  Eben- 
daselbst. 

4.  Dr.  G.  Gottstein: 

1.  Technik  und  Klinik  der  Oesophagoscopie.  I.  Theil: 
Technik.  Mittheilungen  aus  den  Grenzgebieten  der 
Medicin  und  Chirurgie,  Bd.  VI,  Heft  4  u.  5. 

2.  Pseudostimme  nach  Totalexstirpation  des  Larynx. 
Verhandlungen  der  Deutschen  Gesellschaft  für 
Chirurgie,  Bd.  29,  und  Archiv  für  klinische  Chirurgie, 
Bd.  62. 

3.  Ueber  den  heutigen  Stand  der  Haut-  und  Hände- 
desinfection.    Allg.  medic.  Centralztg.  1900,  Nr.  G3. 

4.  Automatischer  Thermoregulator  für  permanente  Bäder. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1900,  Nr.  49. 

5.  Zur  Frage  der  Händedesinfection,  eine  Abwehr. 
Berl.  klin.  Wochenschr.  1900,  Nr.  51. 

5.  Dr.  W.  An  schütz:  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der 
Jodoformvergiftung.  Bruns'  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie, 
Bd.  28,  Heft  1. 

G.  Dr.  P.  Lengemann; 

1.  Knochenmarksveränderungen  als  Grundlage  von  Leu- 
cocytose  und  Riesenkern  Verschleppungen  (Myelo- 
kinese).  Ziegler's  Beiträge  zur  patholog.  Anatomie 
und  allgem.  Pathologie,  Bd.  29. 

2.  Aus  der  chirurgischen  Klinik  und  dem  pharmako- 
logischen Institut:  Sind  die  schädlichen  Nach- 
wirkungen des  Chloroforms  von  der  Technik  der 
Narcqse  abhängig?  Bruns*  Beiträge  zur  klinischen 
Chirurgie,  Bd.  27,  Heft  3. 

7.  Dr.  G.  Drehmann:  Seitliche  Rückgrats  Verkrümmungen, 
gemeinsam  mit  Dr.  A.  He  nie,  enthalten  in  2,  1  (siehe 
oben). 


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65 

8.  Dr.  FL  Wagner:  Nachweis  von  Nierensteinen  mit 
Röntgenstrahlen.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der 
Röntgenstrahlen,  Bd.  III. 

9.  Dr.  V.  Chlumsky: 

1.  Weitere  Erfahrungen  über  die  Gastroenterostomie. 
Bruns'  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie,  Bd.  27,  Heft  1  u.  2. 

2.  Ueber  die  Wiederherstellung  der  Beweglichkeit  des 
Gelenkes  bei  Ankylose.  Centralbl.  f.  Chirurgie  1900, 
Heft  37. 

10.  Dr.  E.  Krahn:  Ein  Beitrag  zur  Aetiologie  der  Noma. 
Mittheilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medicin  und 
Chirurgie,  Bd.  6,  Heft  4  u.  5. 

11.  Dr.  O.  Fittig:  Ein  Fall  von  scheinbar  primärem 
Cancroid  der  Ulna.  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  primären 
Knochencarcinome.  Bruns'  Beiträge  zur  klinischen 
Chirurgie,  Bd.  29,  Heft  3. 

12.  Dr.  H.  Schumacher:  Beitrag  zur  Frage  der  Desinticir- 
barkeit  der  Haut.  Bruns'  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie, 
Bd.  29,  Heft  3. 

13.  Dr.  FL  Miyake:  Zur  experimentellen  Erzeugung  der 
Gallensteine  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  baete- 
riellen  Verhaltens  der  Gallenwege.  Mittheilungen  aus 
den  Grenzgebieten  der  Medicin  und  Chirurgie,  Bd.  0, 
Heft  4  u.  5. 

14.  Dr.  Hans  Kontny:  Ueber  die  Fracturen  des  Fersen- 
beins und  ihre  Folgezustände.  Inaug.-Diss. 

15.  Ernst  Bröer:  Ueber  einen  Fall  von  extraduralem 
Haematom  der  Dura  mater  mit  abnormem  Verlauf. 
Inaug.-Diss. 

16.  Alfred  Stehr:  Erfahrungen  über  die  Bottini'sche 
Operation  der  Prostatahypertrophie.  Inaug.-Diss. 

v.  Mikulicz-Radecki. 

3.   Die  Klinik  für  Augenkranke. 
Personalien.    Als  Assistenten  fungirten  im  Jahre  1900/01 
die  Herren  Privatdocent  Dr.  Heine,  Assistenzarzt  Dr.  W.  Meyer, 
zufolge  Verfügung  des  Königl.  Universitäts-Curatoriums  vom 

5 


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60 


7.  Mai  1900  ist  der  praktische  Arzt  Herr  Dr.  Kunz  eben- 
ebenfalls  als  Assistent  mit  Genehmigung  des  Herrn  Ministers 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal- Angelegenheiten 
eingetreten.  Der  bis  zum  18.  August  1900  als  wissenschaft- 
licher Assistent  commandirte  Oberarzt  im  Grenadier-Regiment 
König  Friedrich  III.  (2.  Schles.)  Nr.  11  Herr  Dr.  Seydel 
wurde  als  Stabsarzt  nach  Schleswig  versetzt;  an  dessen  Stelle 
wurde  seitens  des  General-Commandos  vom  10.  November  1900 
ab  der  Assistenzarzt  vom  Schles.  Train-Bataillon  Nr.  C  Herr 
Dr.  Enslin  bis  auf  Weiteres  an  die  Klinik  commandirt. 

Gebäude.  Grössere  Reparaturen  oder  sonstige  bauliche 
Veränderungen  fanden  in  diesem  Jahre  nicht  statt. 

Kranken  zahlen.  In  der  poliklinischen  Abtheilung 
wurden  neu  aufgenommen: 

a.  im  Sommer-Semester  2709  Kranke, 

b.  im  Winter-Semester   .  2221 

während  des  ganzen  Jahres   4930  Kranke. 

Von  diesen  Kranken  wurden  der  stationären  Klinik  über- 
wiesen 911. 

An  wichtigen  Operationen  wurden  ausgeführt: 

a.  im  Sommer-Semester   292  Operationen, 

b.  im  Winter-Semester   2l)i2  *  

zusammen    584  Operationen. 

Die  Zahl  der  zum  Unterricht  und  an  die  Studirenden  zur 
Untersuchung  vertheilten  Kranken  betrug: 

a.  im  Sommer-Semester   242  Kranke, 

b.  im  Winter-Semester   127 

zusammen    869  Kranke. 

Studirende.  Die  Vorträge  und  die  klinischen  Demon- 
strationen wurden  besucht: 

a.  im  Sommer-Semester  von  65  Studirenden, 

b.  im  Winter-Semester  von   .    .    .    .    .    59  «  

zusammen  von  124  Studirenden. 

Auditorium.  Der  klinische  Unterricht  wurde  im  Sommer 
und  im  Winter  in  dem  klinischen  Gebäude  Maxstrasse  2  ab- 
gehalten. 


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67 


Aus  Ersparnissen  der  alten  Klinik  wurden  eine  Reihe  von 
Neuanschaffungen  für  den  Unterricht  gemacht.  Ein  Projections- 
apparat  für  Demonstrationen  und  Mikrophotographie  wäre  be- 
sonders zu  erwähnen. 

Ausser  dem  klinischen  Unterricht  wurde  im  Sommer  die 
Lehre  von  den  Augenoperationen  mit  praktischen  Uebungen, 
im  Winter  ein  Collegium  über  den  Zusammenhang  der  Augen- 
erkrankungen mit  den  Allgemeinkrankheiten,  beides  einstündig 
und  publice,  von  Herrn  Geh.  Rath  Professor  Dr.  Uhthoff 
gehalten. 

Curse.  Der  Augenspiegelcursus  wurde  im  Sommer  wie 
im  Winter  für  Anfanger  von  Herrn  Professor  Dr.  Groenouw, 
für  Geübtere  von  Herrn  Dr.  Heine  gehalten. 

Weitere  Curse  und  Vorlesungen  hielten  im  Sommer- 
Semester  1900: 

Professor  Dr.  Groenouw:  Functionsprüfung  des  Auges  mit 

praktischen  Uebungen  (einstündlich). 
Dr.  Heine:  Ausgewählte  Kapitel  der  Augenheilkunde. 

Dr.  Mann:  Praktischer  Cursus  in  der  Diagnostik  der  Nerven- 
krankheiten mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Elektro- 
diagnostik  (zweistündig). 

Im  Winter-Semester  1900/01: 
Professor  Dr.  Groenouw: 

1.  Ueber  die  wichtigsten  Arbeiterversicherungsgesetze  in 
ihrer  Bedeutung  für  die  klinische  Medicin  mit  praktischen 
Uebungen  in  der  ärztlichen  Sachverständigen-Thätigkeit 
gemeinschaftlich  mit  den  Herren  Dr.  Mann,  Professor 
Dr.  Stern  und  Dr.  Tietze  (1 V* stündig). 

2.  Pathologische  Anatomie  des  Auges  (einstündig). 

Dr.  Heine:  Functionsprüfungen  des  Auges  mit  praktischen 
Uebungen  (einstündig). 

Wissenschaftliche  Arbeiten.  Geh.  Rath  Professor 
Dr.  Uhthoff: 

1.  Ueber  infectiöse  Neuritis  optica.  Berichte  der  ophth. 
Gesellschaft.    Wiesbaden  1900. 

2.  Die  toxische  Neuritis  optica.  Kl.  Monatsbl.  für  Ahkd. 
1900. 

5* 


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f.8 


3.  Nevrite  optique  toxique.  XIII.  Congr.  intern,  der  Med. 
Paris  1900. 

4.  Ein  Fall  von  traumat.  acutem  Hirnabscess  mit  rechts- 
seitiger Hemianopsie  und  Gesichtshalluzinationen. 

5.  Bemerkungen  zur  Scrophulose  und  Tuberculose  nebst 
einem  Fall  von  Tuberculose  der  Conjunctivae  Berlin 
1900. 

G.  Ueber  die  Entdeckung  des  Augenspiegels  und  ihre  Folgen 
(ein  50jähriger  ophthalmologischer  Gedenktag).  Vortrag, 
gehalten  in  der  Schles.  Gesellsch.  für  vaterländ.  Cultur. 
Febr.  1901. 

Professor  Dr.  Groenouw:  Die  Augenentzündung  der  Neu- 
geborenen.   Graefe's  Archiv  1900. 

Dr.  Otto  Meyer:  Ein-  und  doppelseitige  Hemianopsie  mit 
Orientirungsstörungen.  Monatsschrift  für  Psychologie 
und  Neurologie  1900. 

Dr  Heine: 

1.  Sehschärfe  und  Tiefenwahrnehmung.  Graefe's  Archiv 
1900. 

2.  Orthoscopie  oder  die  Abhängigkeit  relativer  Entfernungs- 
schätzungen von  der  Vorstellung  absoluter  Entfernung. 
Graefe's  Archiv  1900 

3.  Ueber  bimaculäres  Sehen.  Heidelberger  Sitzungsberichte. 
Wiesbaden  1900. 

4.  Hydrophthalmus  und  Myopie.  Ebenda. 

5.  Krankheiten  der  Bindehaut  und  Thränenorgane  in  Nagels 
Jahresberichte  1900. 

6.  Die  Projections- Vorrichtungen  der  Breslauer  Universitäts- 
Augenklinik.    Kl.  Mon.-Bl.  1901. 

Dr.  W.  L.  Meyer:  Ueber  Polioenrephalitis  superior.  Schles. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur. 

Dr.  Stock:    Ueber  Fremdkörpertuberculose.  Ebenda. 

Dr.  Roscher:  Ueber  Stauungspapille  bei  Glaukom. 

Dr.  Kunz:  Ueber  Erfahrungen  bei  Magnet-Operationen. 

Dr.  Seydel:  Ueber  die  Ausbreitung  des  Glioma.  Kl.  Monats- 
blätter 1900. 


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69 

Dr.  R.  Depene:  Ueber  den  Einfluss  seitlicher  Blendung 
a.  d.  centrale  Sehschärfe.    Klin.  Mon.-Bl.  1900.  Dissert. 

Dr.  Marbe:    Erkrankungen  des  Auges  bei  Tabes.  Dissert. 

Dr.  Gatzek:  Zur  Glaucombehandlung.  Dissert. 

Dr.  Murakamie:  Netzhautgefassveränderungen  bei  Leukämie. 
Kl.  Mon.-Bl.  f.  A.  1900. 

Uhthoff. 

4.    Die  Frauenklinik  und  Poliklinik. 
In  den  Personalien  vollzogen  sich  folgende  Veränderungen : 
Von  den  Assistenzärzten  schieden  aus:  Dr  Otto  Schmidt 
und  Dr.  Gustav  Herrmann.   Als  neue  Assistenzärzte  traten 
ein:  Dr.  Wilhelm  Ponfick  und  Dr.  Kurt  Grosser. 

Als  Volontärärzte  waren  thätig  die  Herren  Drd.  Arthur 
Heyn,  Drd.  Walther  Hannes  und  Drd.  Bruno  Faehnrich. 


Der  Krankenbestand  betrug  am  1.  April  1900  .    .  81 
Im  Ganzen  wurden  in  der  stationären  Klinik  be- 
handelt   1 545 

Im  Vorjahre  wurden  behandelt   1  559 

Verpflegungstage  im  Berichtsjahre   30  484 

.   Vorjahre   31  381 

Krankenbestand  am  31.  März  1901   82 

Ambulant  wurden  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   2  786 

b.  poliklinisch  entbunden    684 

Im  Vorjahre  wurden  ambulant  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   2  654 

b.  poliklinisch  entbunden   670 


Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommer-Semester 
1900  von  64,  im  Winter-Semester  1900/01  von  67  Praktikanten 
besucht;  ausserdem  nahm  wie  gewöhnlich  an  den  klinischen 
Vorlesungen,  den  Kranken-  und  Operationsbeobachtungen  eine 
Anzahl  in-  und  ausländischer  Aerzte  Theil. 

* 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen 
und  erschienen  im  Druck: 
Küstner: 

1.  Die  Verletzungen  des  Kindes  bei  der  Geburt  (in  v.  Herff- 
Sänger's  Encyklopädie  der  Geburtshilfe  und  Gynäkologie). 


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70 


2.  Ein  operatives  Palliativ-Verfahren  bei  inoperablem  Car- 
cinoma uteri.    Centraiblatt  für  Gynäkologie  1900. 

3.  Operation  einer  Nabelschnurhernie  mit  Resection  des 
vorgefallenen  Leberlappens. 

4.  Ueber  Ileus.    Allg.  med.  Centraizeitung. 

5.  Defectus  vaginae  und  Colpoplastik.  Ebendaselbst. 

6.  Ueber  Wertheims  Prolapsoperation.  Ebendaselbst. 

7.  Peritoneale  Sepsis  und  Schock.  Tagebuch  der  Natur- 
forscherversammlung zu  München. 

Dr.  Dienst:  Ueber  ein  Capillarangiom  der  Placenta.  Allg. 
med.  Centraizeitung  1900. 
Dr.  Sticher: 

1.  Zur  Controle  von  Dampfsterilisirapparaten.  C.  f.  Chirurgie 
1900,  Nr.  25. 

2.  Uteruscarcinom;  Tubencarcinom;  Missed  abortion.  De- 
monstrirt  in  der  schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Cultur;  be- 
schrieben Allg.  Centraizeitung  1900,  Nr.  57. 

3.  Discussionsbemerkungen  anlüsslich  eines  Vortrages  des 
Herrn  Dr.  Gottstein,  die  Händedesinfection  betreffend; 
publ.  Allg.  Centraizeitung  1900,  Nr.  G5. 

4.  Die  Bedeutung  der  Scheidenkeime  in  der  Geburtshilfe. 
Zeitschr.  f.  Geb.  u.  Gyn.,  Bd.  XLIV,  Heft  I. 

5.  Ueber  die  Behandlung  der  Nachgeburtsperiode.  Vortrag 
im  Breslauer  Hebammen-Verein,  mit  Demonstration  von 
Modellen.    December  1900. 

(>.  Das  Vorbereitungsbad  der  Kreissenden  als  Infections- 
quelle.    Centr.  f.  Gyn.  1901,  Nr.  9. 

7.  Zur  Controle  unserer  Dampfsterilisirapparate.  Centr.  f. 
Gyn.  1901,  Nr.  10. 

8.  Eineiige  Zwillinge  mit  Hydramnios.  Acardius  acephalus. 
Frühgeborene  Frucht.  Demonstrirt  in  der  schles.  Gesell- 
schaft f.  vaterl.  Cultur  im  März  1901.  (Public,  erfolgt 
in  der  Allg.  med.  Centralzlg.) 

Dr.  Schmidt: 

1.  Ovarialcarcinom,  conibinirt  mit  Magencarcinom. 

2.  Vagina  duplex.    Allg.  med.  Centraizeitung  1900. 

Dr.  Herr  mann:    Ueber  Phokomelie.    Allg.  med.  Centrai- 
zeitung 1900. 


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71 


Dr.  Heinsiiis: 

1.  Carcinoma  ligamenti  lati. 

2.  Wiederholte  Tubengravidität. 

3.  Osteomalacie.   Allg.  med.  Centraizeitung. 
Dr.  Ponfick: 

1.  Uterus  bicorus  mit  verkümmertem  Nebenhorn. 

2.  Ueber  Polydactylie.   Allg.  med.  Centraizeitung. 

Dr.  Deckart:  Die  Hystereuryse  in  der  Praxis.    Münch,  med. 

Wochenschr.  1900. 
C.  Kunike:    Ueber  Geburten  in  Gesichts-  und  Stirnlage. 

Diss.  inaug.  Breslau. 
J.  v.  Fl  ans  z:  Ueber  alte  Erstgebärende.   Diss.  inaug.  Breslau. 

Küstner. 

5.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 

Krankheiten. 

Die  Zahl  der  im  Berichtsjahre  in  der  Poliklinik  behandelten 
Personen  betrug  4327.  Die  klinische  Belegzahl  ist  gegen  das 
Vorjahr  um  etwa  40  gestiegen. 

Bauliche  Veränderungen  fanden  nicht  statt.  Dagegen 
wurde  eine  für  die  Poliklinik  wichtige  Aenderung  insofern  vor- 
genommen, als  es  durch  Benutzung  des  Vorraums  des  neuen 
Hörsaals  möglich  wurde,  getrennte  Warte-  und  Abfertigungs- 
räume  für  Männer  und  Frauen  einzurichten. 

Für  den  Röntgenapparat  wurden  mehrere  Neuanschaffungen 
nothwendig,  insbesondere  mussten  eine  grössere  Anzahl  von 
Röhren,  die  für  therapeutische  Zwecke  geeignet  waren,  ange- 
schafft werden,  auch  ein  neuer  Inductor  mit  einer  Funkenlänge 
von  30  cm  wurde  von  der  Allgemeinen  Elektricitäts-Gesellschaft 
bezogen. 

Der  Krankenbestand  im  Berichtsjahre  betrug: 

1.  In  der  Klinik:  893  Männer,  320  Frauen,  zus.  1123. 

2.  In  der  Poliklinik:  2621  Männer,  1706  Frauen,  zusammen 
4327  Personen. 

Der  bisherige  Secundärarzt,  Privatdocent  Dr.  Schäffer 
erhielt  den  Titel  Oberarzt. 

Die  etatsmässigen  Assistenten  waren  Dr.  Scholtz  und 
Dr.  Plato. 


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72 


Als  unbesoldete  Assistenten  waren  thätig:  Dr.  Gut h, 
Dr.  Herrinann,  Dr.  Juliusberg,  Dr.  Klingmüller,  Dr.  Lion, 
Dr.  Mann,  Dr.  Pick,  Dr.  Plönings,  Dr.  Rau,  Dr.  Sachs, 
Dr.  Sklarek,  Dr.  Schmidt. 

Die  von  Herrn  Geh.  Rath  Neisser  abgehaltene  Klinik  und 
Poliklinik  der  Haut-  und  venerischen  Krankheiten  wurde  belegt: 

im  Winter-Sernester  von  20  Hörern, 

im  Sommer-Semester  von  48  Hörern. 

Privatdocent  Dr.  Schäffer  las: 

im  Sommer- Semester:    Pathologie  und  Therapie  der 

Hautkrankheiten  mit  praktischen  Uebungen, 
im  Winter  -  Semester:    Pathologie  und  Therapie  der 
Gonorrhoe  mit  praktischen  Uebungen. 
Das  klinische  Material  setzte  sich  zusammen  aus: 

550  Hautkranken,  573  venerisch  Kranken; 
poliklinisch  wurden  behandelt: 

2787  Hautkranke,  1540  venerisch  Kranke. 

Folgende  wissenschaftliche  Arbeiten  gingen  in  dem  Berichts- 
jahre aus  der  Klinik  hervor: 

Prof.  Dr.  Neisser:  Syphilis  und  ihre  Beziehungen  zu  gleich- 
zeitig vorhandenen  Infectionskrankheiten.  Intern,  med. 
Congress.    Paris  1900. 

—  Zueignung.    Festschrift  zu  Ehren   von  Moriz  Kaposi. 
Wien  und  Leipzig  bei  Braumüller  KHK). 

—  Ueber  das  Jucken  und  die  juckenden  Hautkrankheiten. 
Deutsche  Klinik  Berlin  bei  Urban  u.  Schwarzenberg  1901. 

—  Geschlechtskrankheiten  und  Krankenkassen- Arbeiterver- 
sorgung.   Leipzig  bei  Oscar  Brandstetter. 

—  Heirathsfahigkeit.    Lesser's  Encyklopädie. 

—  Immunität.    Lesser's  Encyklopädie. 

Prof.  Dr.  Neisser  und  Jadassohn:  Lehrbuch  der  Haut- 
krankheiten. Handbuch  Epstein  -  Schwalbe.  Stuttgart 
bei  Enke. 

Privatdocent  Dr.  Schäffer:  Arthritis  gonorrhoica,  Epididy- 
mis gonorrhoica,  Leucoderma  syphiliticum,  Arsen- 
Melanose,  Syphilitische  Zungenaflectionen  und  sonstige 
kürzere  Beiträge  in  Lesser's  Encyklopädie. 


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73 


Dr.  Klingmüller:  Ueber  Jodipin.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1900  Nr.  26. 

—  Ueber  Tuberculose  ähnliche  Veränderungen  der  Haut  mit 
Auftreten  von  epithelioiden  Riesenzellen  und  Necrose 
bei  Lepra  raaculo-anaesthetica.  Lepra,  Biblioth.  internat. 
Leipzig  bei  Joh.  Andr.  Barth. 

—  Der  gegenwärtige  Stand  der  Syphilis -Therapie.  Klin. 
Monatsbl.  f.  Augenheilkunde.    Stuttgart  bei  Enke. 

—  Ueber  „Erythromelie"  (Pick).  Kaposi,  Festschrift,  bei 
Wilh.  Braumüller,  Leipzig  und  Wien. 

—  Tuberculin.   Lesser's  Encyklopädie. 

Dr.  Scholtz  und  Klingmüller:  Ueber  Züchtungsversuche 
des  Leprabacillus  und  über  sogenanntes  „Leprin".  Lepra, 
Biblioth.  internat.    Leipzig  bei  Joh.  Andr.  Barth. 

Dr.  Scholtz:  Ueber  die  Bekämpfung  der  Geschlechtskrank- 
heiten unter  den  Studenten.  Münch,  med.  Wochenschr. 
Nr.  5.  1901. 

—  Ueber  die  moderne  Therapie  der  Gonorrhoe  des  Mannes. 
Deutsche  Praxis.   München  1901,  bei  Seitz  u.  Schauer. 

—  Ueber  Favuspilze  und  eine  kleine  Favusendemie.  Kaposi, 
Festschrift.    Wilh.  Braumüller,  Leipzig  und  Wien. 

—  Untersuchungen  über  die  parasitäre  Natur  des  Eczems. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1900,  Nr.  29  u.  30. 

—  Ueber  die  Bedeutung  und  die  bacteriologische  Unter- 
suchung der  Urinfilamente  bei  Urethritis  nach  Gonorrhoe 
mit  specieller  Berücksichtigung  des  Kulturverfahrens. 
Neumann,  Festschrift,  bei  Deuticke,  Leipzig  und  Wien. 

—  Untersuchungen  über  die  Aetiologie  der  Impetigo  conta- 
giosa. Zeitschr.  f.  prakt  Aerzte.  Seitz  u.  Schauer, 
München. 

—  Gonococcus.    Lesser's  Encyklopädie. 

Dr.  Scholtz  et  Raab:  Recherches  sur  la  nature  parasitaire 
de  l'eczema  et  de  l'impetigo  contagiosa.  Annal.  de 
Dermat.    Paris  b.  Masson  u.  Cie. 

Dr.  Plato:  Ueber  die  Beurtheilung  des  Lebenszustandes 
und  der  Leistungen  der  Phagocyten  mittels  der  vitalen 
Neutralrothfärbung.  Münch,  med.  Wochenschr.  Nr.  36, 
1900. 


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71 


Dr.  Plato:  Ueber  die  „vitale"  Färbbarkeit  der  Phagocyten 
des  Menschen  und  einiger  Säugethiere  mit  Neutralroth. 
Archiv  für  mikroskop.  Anatomie.   Bonn  1900. 

—  Ueber  Gonococcenfärbung  mit  Neutralroth  in  lebenden 
Leucocyten.   Berl.  klin.  Wochenschrift. 

Dr.  Juliusberg:  Eigenthümliche,  Liehen  ruber  ähnliche 
Hautveränderungen  des  Unterschenkels  bei  Prurigo 
Hebrae  mit  vergleichenden  Bemerkungen  über  Liehen 
ruber  verrucosus.  Kaposi,  Festschrift,  Wien  bei  Brau- 
müller, 1900. 

—  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Quecksilber- 
resorption bei  der  Schmierkur.  Aren.  f.  Derm.  u.  Syph. 
1901,  Heft  1.    Wien  bei  Willi.  Braumüller. 

Dr.  Berliner:  Die  Beziehungen  der  Akne  und  anderer  Er- 
krankungen der  Gesichtshaut  zu  den  Veränderungen  des 
Naseninnern.    Deutsche  Medicinal-Zeitung  1900. 

Dr.  R.Sachs:  Beitrag  zur  Behandlung  der  Scabies.  Deutsche 
med.  Wochenschr.  1900,  Nr.  39. 

Dr.  0.  Sachs:  Vier  Fälle  von  sogenannter  plastischer  In- 
duration der  corpora  cavernosa  penis  nebst  besonderer 
Berücksichtigung  der  übrigen  im  corp.  cav.  vorkommen- 
den Verhärtungen.  Wiener  klin.  Wochenschr.  Nr.  5,  1901. 

Dr.  Lion:  Zur  Resorptionsfähigkeit  der  Haut  für  Jod-Kali 
in  verschiedenen  Salbengrundlagen.  Kaposi,  Festschrift, 
Wien  bei  Braumüller,  1900. 

—  Zur  Statistik  der  tertiären  Syphilis.  Neumann,  Fest- 
schrift, bei  Deutsche,  Leipzig  und  Wien. 

Dr.  Guth:  Ueber  Haemangioendothelioma  tuberosum  mul- 
tiplex. Festschrift  für  Kaposi,  bei  Braumüller,  Leipzig 
und  Wien. 

Dr.  Raab:  Ein  Fall  von  Urticaria  pigmentosa.  Kaposi, 
Festschrift  bei  Braumüller,  Leipzig  und  Wien. 

In  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  wurden  folgende  Demonstrationen  und  Vorträge  gehalten: 
Prof.  Dr.  Neisser:    Discussionsbemerkungen  zum  Vortrag 
des  Herrn  Ponfick  „Ueber  die  Beziehungen  der  Scro- 
phulose  zur  Tuberculoseu. 


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75 


Prof.  Dr.  Neisser:    Discussionsbemerkungen  zum  Vortrag 

des  Herrn  Scholtz  „Gonorrhoe  und  Eheconsens". 
Privatdocent  Dr.  Schaff  er:  Ueber  Lues  maligna.  Mehrere 

Fälle  von  tuberösem  Bromexanthem. 
Dr.  Scholtz:    Ueber  die  Wirkung  der  Röntgenstrahlen  auf 

die  Haut  und  ihre  Verwendung  bei  der  Behandlung  der 

Hautkrankheiten. 

—  Gonorrhoe  und  Eheconsens. 

—  Demonstration  eines  Falles  von  Sclerodermie  der  Arme. 

—  Discussionsbemerkungen  zum  Vortrage  „Gonorrhoe  und 
Eheconsens". 

Dr.  Plato:  Untersuchungen  über  die  Fettsecretion  der  Haut. 
Dr.  Juliusberg:    Ueber  die  Resorption  des  Quecksilbers 

durch  Lungen  und  Haut. 
Dr.  Pick:    Ein  Fall  von  „Urticaria  perstans". 

In  der  Breslauer  dermatologischen  Vereinigung 
wurden  Vorträge  und  Demonstrationen  abgehalten  von  den 
Herren  Neisser,  Schäffer,  Klingmüller,  Scholtz, 
Juliusberg,  Plato,  Pick,  Herrmann,  Rau.  (Berichte  er- 
scheinen gedruckt  im  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis.) 

Die  einzelnen  Positionen  des  Etats  vertheilen  sich  wie 
folgt: 

Zur  An-  und  Abfuhr  von  Kranken  etc.  und  zu  Reiseunter- 

stützungen  100,oo  Mark, 

für  Verbandstoffe  <5000,oo 

für  die  Sammlung  und  Bibliothek    ....  500,oo 

für  Begräbnisskosten   40,oo  * 

für  Anfertigungen  von  Zeichnungen  etc.  .    .     700,oo  - 
Die  Verpflegungskosten  für  die  Kranken,  welche  aus  dem 
allgemeinen  Fonds  der  Verwaltung  der  Königlichen  Universitäts- 
kliniken bestritten  werden,  betragen  für  Patienten  I.  und  II. 
Klasse  1,60  Mark,  für  Patienten  III.  Klasse  83  Pfg. 

Für  Warte-  und  Dienstpersonal  wurden  3772,98  Mark  ver- 
ausgabt. 

Die  Gehälter  des  Oberarztes  und  der  Assistenzärzte  be- 
trugen zusammen  3600  Mark. 

Die  Einnahmen  der  Klinik  beliefen  sich  auf  48448,30  Mark. 

Neisser. 


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7(> 


0.    Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für 

Nervenkrankheiten. 

Aus  der  Chronik  des  vergangenen  Jahres  ist  erinnerlich, 
dass  das  Vertragsverhaltniss  zwischen  Staat  und  Städtischer 
Verwaltung,  wodurch  die  psychiatrischeKlinik  in  dem  Städtischen 
Irrenhause  untergebracht  war,  mit  dem  1.  April  1900  ein  Ende 
fand.  Auf  die  von  der  Facultät  beantragte  Schaffung  eines 
Provisoriums  in  den  leerstehenden  Räumen  der  alten  Augen- 
klinik auf  dem  Burgfelde  wurde  nicht  eingegangen  und  auch 
sonst  keinerlei  Fürsorge  für  das  Fortbestehen  der  stabilen 
Klinik  getroffen.  So  hat  denn  seit  dem  1.  April  1900  die 
stabile  Klinik  aufgehört  zu  existiren,  es  giebt  seitdem  keinen 
klinischen  Unterricht  in  der  Psychiatrie  an  der  Breslauer 
Universität,  die  Studirenden  der  klinischen  Semester  müssen 
entweder  auf  diesen  wichtigen  Theil  ihrer  ärztlichen  Aus- 
bildung verzichten  oder  andere  Universitäten  aufsuchen. 
Director  und  Assistenten  der  psychiatrischen  Klinik  sind  ohne 
Krankenmaterial.  Die  „Krankenvorstellungen  der  psychia- 
trischen Klinik  zu  Breslau44,  das  erste  Unternehmen  der  Art, 
welches  aus  einer  psychiatrischen  Klinik  hervorgegangen  ist, 
haben  ein  vorzeitiges  Ende  gefunden,  und  auch  die  mehr 
theoretischen  Arbeiten  des  psychiatrischen  Laboratoriums  sind 
schwer  geschädigt  worden.  Besonders  missliche  Verhältnisse 
bestanden  in  den  ersten  Wochen  des  Berichtsjahres,  indem 
der  Director  der  Klinik  von  den  städtischen  Behörden  gedrängt 
wurde,  mit  dem  Inventar  der  Klinik  und  des  Laboratoriums 
zu  räumen,  aber  ohne  Anweisung  blieb,  wohin.  Schliesslich 
wurde  auch  der  Zutritt  zu  dem  Laboratorium  seitens  der  Stadt 
gesperrt,  und  wichtige  anatomische  Präparate  mussten  dem 
Verderben  preisgegeben  werden.  Ueber  ein  Vierteljahr  ver- 
ging, ehe  die  fortlaufenden  Arbeiten  des  Laboratoriums  wieder 
aufgenommen  werden  konnten.  Dem  Einschreiten  des  Herrn 
Universitäts-Curators  war  es  zu  verdanken,  dass  schliesslich 
das  Laboratorium  in  leerstehenden  Räumen  der  alten  Augen- 
klinik eine  provisorische  und  jederzeit  widerrufliche  Unterkunft 
gefunden  hat.  Auch  das  übrige  Inventar  ist  z.  Z.  daselbst 
untergebracht. 


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77 


Mit  dem  Eingehen  der  stabilen  Klinik  wurde  auch  der 
eine  etatsmässige  Assistent  beschäftigungslos.  Seitens  des 
Ministeriums  ist  genehmigt  worden,  dass  derselbe  als  zweiter 
Assistent  an  der  Poliklinik  für  Nervenkrankheiten  eingetreten 
ist,  wo  der  bis  dahin  fungirende  einzige  Assistent  ohnehin  stark 
überlastet  war.  Der  andere  etatsmässige  Assistent  der  stabilen 
Klinik  fand  am  Laboratorium  weitere  Verwendung.  Die  Haupt- 
aufgabe der  Arbeiten  im  Laboratorium  blieb  wie  bisher  die 
Vorbereitung  des  3.  Bandes  des  Gehirnatlas. 

Der  klinische  Unterricht  musste  sich  auf  das  alt  einge- 
führte zweistündige  Publikum  über  Nervenkrankheiten  be- 
schränken. 

Dr.  Kutner  verblieb  Assistent  der  Poliklinik,  Dr.  Storch 
trat  zur  Poliklinik  über.  Als  Assistent  am  Laboratorium 
fungirte  bis  zum  1.  Januar.  1901  Dr.  Schröder,  von  da  ab 
Dr.  O.  Foerster. 

Als  Volontärärzte  fungirten  an  der  Poliklinik  die  Herren 
Dr.  O.  Foerster  bis  1.  Januar  1901,  Dr.  Glaser  im  Sommer- 
Semester  1900  und  der  prakt.  Arzt  F.  Kram  er  vom  1.  März 
1901  ab. 

Aus  der  Klinik  bezw.  Poliklinik  sind  folgende  Publicationen 
hervorgegangen: 

1.  Atlas  des  Gehirns:  Schnitte  durch  das  menschliche  Ge- 
hirn in  photographischen  Originalen.  Herausgegeben 
von  Professor  Dr.  Carl  W ernicke.  Abtheilung  IL 
20  Horizontalschnitte  durch  eine  Grosshirnhemisphäre, 
hergestellt  und  erläutert  von  Dr.  Paul  Schröder, 
Breslau  1900.    Verlag  der  psychiatrischen  Klinik. 

2.  C.  Wernicke:  Ueber  Hallucinationen,  Rathlosigkeit 
und  Desorientirung  in  ihren  wechselseitigen  Beziehungen. 
Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie,  9.  Bd.  p.  1. 

3.  Dr.  O.  Förster:  Untersuchungen  über  das  Localisations- 
vermögen  bei  Sensibilitätsstörungen.    Ibidem  p.  31. 

4.  Dr.  P.  Schröder:  Das  fronto-occipitale  Associations- 
bündel.    Ibidem  p.  81. 

Wernicke. 


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78 


7.   Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten. 

Die  Zahl  der  poliklinischen  Patienten  hat  sich  im  Berichts- 
jahre fast  um  Vs  vermehrt,  sie  betrug  in  ihm  3298. 

In  noch  höherem  Grade  hat  die  Zahl  der  grösseren  ope- 
rativen Eingriffe  zugenommen.  An  den  Vorlesungen  nahmen 
insgesammt  102  Zuhörer  Theil.  Dass  dadurch  die  bereits 
früher  beklagten  Uebelstände  —  Fehlen  einer  stationären  Ab- 
theilung, Unzulänglichkeit  der  für  den  Unterricht  verwendeten 
Räume  etc.  —  noch  fühlbarer  wurden,  ist  leicht  verständlich. 
Aber  auch  schon  für  die  Abfertigung  der  gestiegenen  Zahl 
poliklinischer  Patienten  erwiesen  sich  jetzt  die  dazu  bestimmten 
Räume  kaum  ausreichend,  und  die  vorhandenen  Arbeitskräfte  — 
der  unterzeichnete  Director  und  ein  Assistent,  Dr.  V.  Hins- 
berg,  —  konnten  trotz  der  Mitwirkung  freiwilliger  Hilfskräfte 
das  klinische  Material  kaum  bewältigen.  Vor  allem  wurde 
aber  die  für  wissenschaftliche  Untersuchungen  verfügbare  Zeit 
auf  ein  Minimum  reducirt. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten,  die  zum  Abschluss  ge- 
bracht wurden,  sind  ausser  mehreren  kleineren  Mittheilungen 
zu  nennen: 

Hinsberg:  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  otogenen 
Meningitis.    Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde,  Bd.  38. 

—  Ueber  die  Entwicklungsgeschichte  der  Nasenhöhle  bei 
Amphibien.    I.  Theil :  Anuren  und  Urodelen  (im  Druck). 

Ferner  die  Inaugural-Dissertationen  von: 

Schwenn:  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  bösartigen  Ge- 
schwülsten der  Nebenhöhlen  der  Nase.  Archiv  für 
Laryngologie,  Bd.  XI. 

Croce:    Die  Urticaria  der  oberen  Luftwege. 

Gläser:  Erfahrungen  über  57  Eröffnungen  des  Warzen- 
fortsatzes bei  Mittelohr-Eiterungen. 

Zilla:  Die  Beziehungen  der  Rachenmandelvergrösserung 
zur  Gaumen-,  Schädel-,  Obergesichts-  und  Nasenbildung. 

Küm  mel. 


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79 


8.    Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder. 

Im  Berichtsjahre  wurde  der  Neubau  der  Kinderklinik  be- 
gonnen und  soweit  geführt,  dass  das  Hauptgebäude  noch  vor 
Eintritt  des  Winters  unter  Dach  war. 

Als  2.  Rate  wurden  für  den  Neubau  88  000  Mark  in  den 
Staatshaushaltsetat  eingestellt. 

Auf  der  Klinik  wurden  200,  in  der  Poliklinik  7315  Kinder 
behandelt. 

Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommer-Semester 
von  23,  im  Winter-Semester  von  91  Hörern  besucht.  Die 
geringe  Hörerzahl  im  Sommer-Semester  ist  auf  die  Aenderung 
der  Vorlesungsstunden  durch  die  neue  Studienordnung  zurück- 
zuführen. 

Als  Assistenten  fungirten  die  Herren  DDr.  M.  Tb ie mich, 
A.  Keller  und  C.  Gregor,  als  Volontärassistenten  die  Herren 
DDr.  W.  Freund,  Bartenstein  und  Freyberger.  Ferner 
waren  an  der  Klinik  beschäftigt  die  Herren  Aerzte  DDr.  Hirai, 
Stein,  Preisig,  Baraniay,  Pedersen,  sowie  die  Herren 
Candidaten  Hannes,  Schikora  und  Schlesinger. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen  und 
veröffentlicht: 

Czerny  und  Keller:  Des  Kindes  Ernährung,  Ernährungs- 
störungen und  Ernährungstherapie.  Wien,  Deuticke, 
1.  Lieferung. 

Czerny:  Ueber  Kinderernährung.  Die  deutsche  Klinik, 
7.  Band. 

Keller:  Phosphor  und  Stickstoff  im  Säuglingsorganismus. 
Archiv  für  Kinderheilkunde,  29.  Bd.,  1.  Heft. 

Derselbe:  Ueber  Nahrungspausen  bei  der  Säuglingsernährung. 
Centr.  f.  innere  Med.  1900,  Nr.  6. 

Derselbe:  Ueber  das  Vorkommen  von  Rhodau  im  Nasen- 
secret.    Münch,  med.  Woch.  1900,  Nr.  4G. 

Derselbe:  Kranke  Kinder  an  der  Brust.  Jahrb.  f.  Kinder- 
heilkunde, 53.  Bd.,  1.  Heft. 

Derselbe:  Malzsuppe  in  der  Praxis.  Therapie  der  Gegen- 
wart.   Februar  1901. 


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80 


Keller:  Verwendung  der  organischen  Phosphorverbindungen 
in  der  Ernährungstherapie.  Zeitschr.  f.  Diät,  u  phys. 
Therapie,  4.  Bd. 

Gregor:  Zur  Behandlung  der  Folliculitis  abscedens.  Zeit- 
schrift f.  prakt.  Aerzte,  1900,  Nr.  7. 

Derselbe:  Ueber  einen  bei  innerlicher  Anwendung  von 
Pyramidon  im  Harn  auftretenden  rothen  Farbstoff. 
Therap.  Monatshefte,  Juni  1900. 

Derselbe:  Ueber  die  Berechtigung  des  Aderlasses  bei  Säug- 
lingen zu  therapeutischen  Zwecken.  Jahrb.  f.  Kinder- 
heilkunde, 52.  Bd. 

Derselbe:  Casuistischer  Beitrag  zur  Frage  der  erregenden 
Wirkung  des  Alkohols.  Jahrb.  f.  Kinderheilkunde,  52.  Bd., 
S.  120. 

Derselbe:  Ueber  die  Verwendung  des  Mehles  in  der  Säug- 
lingsernährung.   Arch.  f.  Kinderheilk.,  29.  Bd.,  1.  Heft. 

Derselbe:  Ueber  die  Verwendung  des  Leimes  in  der  Säug- 
lingsernährung.  Centr.  f.  innere  Med.  1901,  Nr.  3. 

Derselbe:  Ein  bemerkenswerther,  seinem  Ursprünge  nach 
nicht  aufgeklärter  Auscultationsbefund  bei  einem  Säug- 
ling.   Deutsche  med.  Woch.  1901,  Nr.  20. 

Heim:  Das  Verhalten  des  Blutdruckes  bei  neuropathischen 
Kindern.    Deutsche  med.  Woch.  1900,  Nr.  20. 

Freund:  Ueber  einen  Fall  von  cardiopulmonalem  Geräusch. 
Jahrb.  f.  Kinderheilkunde,  52.  Bd.,  3.  Heft. 

Derselbe:  Die  Sterblichkeit  der  hereditär-luetischen  Säug- 
linge.  Jahrb.  f.  Kinderheilkunde,  52.  Bd.,  S.  485. 

Neumann:  Ueber  dilatative  Herzschwäche  im  Kindesalter. 
Jahrb.  f.  Kinderheilkunde,  52.  Bd.,  3.  Heft. 

Thiemich:  Ueber  Schädigung  des  Centrainervensystems 
durch  Ernährungsstörungen  im  Säuglingsalter.  Habili- 
tationsschrift.  Jahrb.  f.  Kinderheilkunde,  52.  Bd. 

von  Zaremba:  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Schutzvorrich- 
tungen des  Darmtractus.  Archiv  f.  Verdauungskrank- 
heiten, VI.  Bd.,  4.  Heft. 

Czerny. 


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81 


9.    Das  provisorische  zahnärztliche  Institut 

wurde  im  Jahre  1901  von  3701  Patienten  hesucht.  Davon 
kamen  1502  (G8Ö  Manner  und  810  Frauen)  auf  die  Poliklinik 
für  Mund-  und  Zahnkrankheiten.  An  diesen  kamen  zur  Beob- 
achtung  217  Entzündungen  des  Zahnmarks,  324  Entzündungen 
der  Wurzelhaut,  57  Knochenhautentzündungen  des  Kiefers, 
57  fistulöse  Durchbrüche  durch  Zahnfleisch,  Wangen  und  Mund- 
boden, 12  Kiefercysten,  5  Empyeme  der  Kieferhöhle.  Die  Er- 
krankungen machten  ausser  der  Extraction  von  2037  Zahnen, 
97  Narcosen  und  eine  grössere  Anzahl  von  anderen  Eingriffen, 
Abscessspaltungen,  Auslöffelungen,  Entfernung  abgestorbener 
Knochentheile  erforderlich.  In  100  Fällen  handelte  es  sich  um 
die  Störungen  in  der  Entwicklung  des  zweiten  Gebisses. 

In  der  Abtheilung  für  Zahnfüllung  wurden  an  2107 
Patienten  an  208  Arbeitstagen  2429  Füllungen  gelegt,  und  zwar 
kamen  zur  Ausführung  778  Goldfüllungen,  Hl  Zinngoldfüllungen, 
858  Goldamalgamfüllungen,  487  Cementfüllungen,  197  doublirte 
Goldamalgamfüllungen,  12  Kupferamalgamfüllungen,  11  Gutta- 
perchafüllungen, 28  Porzellanfüllungen  und  3  Glasfüllungen. 
Ausserdem  wurden  53  Mal  die  üeberkappung  des  Zahnmarks, 
(105  Arseneinlagen,  803  Wurzelfüllungen  und  21  Zahnstein- 
reinigungen ausgeführt. 

In  der  technischen  Abtheilung  kamen  295  Patienten  zur 
Behandlung.  1180  künstliche  Zähne  wurden  auf  155  Ober- 
stücke und  39  Unterstücke  verarbeitet.  Ausserdem  wurden 
3  Obduratoren,  ein  Kieferersatz,  3  Interdentalschienen  bei 
Kieferbrüchen  und  4  Regulirungsapparate  gefertigt.  Endlich 
kamen  ausser  40  Reparaturen  noch  29  Kronen-  und  4  Brücken- 
arbeiten zur  Ausführung. 

Auch  in  diesem  Jahre  hat  die  Bibliothek  durch  Zuwendung 
Privater  und  durch  die  Redaction  von  Zeitschriften  und  durch 
zahlreiche  Neuanschaffungen  erhebliche  Vermehrung  des  Be- 
standes erfahren.  Die  Sammlung  stereoskopischer  Aufnahmen 
und  Projectionsbilder,  sowie  die  der  mikroskopischen  Präparate 
ist  weiter  fortgeführt  worden.  Aber  leider  ist  es  immer  noch 
nicht  möglich  geworden,  dem  Institute  neue  Räume  zur  Ver- 
fügung zu  stellen,  in  denen  es  sich  gedeihlich  fortzuentwickeln 


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82 


vermag.  Die  im  August  1900  erweckte  Hoffnung,  dass  das 
Institut  in  den  schon  seit  dem  Jahre  189:3  erbetenen  Räumen 
der  alten  Augenklinik  am  Burgfeld  Unterkunft  erhalten  könnte, 
ist  leider  durch  einen  Bescheid  im  December  1900  zu  nichte 
gemacht  worden,  so  dass  an  den  Leiter  des  Instituts  die  Frage 
herantrat,  ob  er  noch  weiter  die  Verantwortung  übernehmen 
könne  für  die  Leitung  des  Instituts,  so  lange  es  in  so  unzu- 
länglichen Räumen  untergebracht  ist,  wie  das  bisher  der  Fall. 
Waren  ja  doch  die  Missstände,  welche  durch  die  jetzige  Unter- 
bringung des  Instituts  hervorgerufen  waren,  sogar  Gegenstand 
der  Erörterung  im  Abgeordnetenhause  geworden.  Am  Ende 
des  Etatsjahres  ist  endlich  Wandel  geschaffen  worden,  insofern 
die  Kündigung  der  bisher  gemietheten  Räume  erfolgt  ist,  ohne 
dass  es  aber  bisher  möglich  gewesen  ist,  Bestimmtheit  über 
die  weitere  Unterbringung  des  Instituts  zu  erlangen.  Durch 
den  vorjährigen  Etat  ist  dem  Institut  eine  jährliche  Subvention 
von  4000  Mark  bewilligt  worden,  mit  der  Massgabe,  dass  zu- 
nächst aus  denselben  die  persönlichen  Ausgaben  zu  bestreiten 
sind  und  andererseits  die  bisher  als  Einnahmen  des  Instituts 
verwendeten  Praktikantenbeiträge  in  Zukunft  in  den  Titel 
Insgemein  vereinnahmt  werden. 

In  den  persönlichen  Verhältnissen  des  Instituts  ist  insofern 
eine  Aenderung  eingetreten,  als  die  Stelle  eines  Leiters  der 
Zahnfüllungsabtheilung  nach  dem  Rücktritt  des  Herrn  Pro- 
fessors Dr.  Sachs  Herrn  Dr.  ds.  Walther  Bruck  übertragen 
worden  ist.  An  Stelle  des  am  1.  April  ausscheidenden 
Assistenten  Herrn  Zahnarzt  Hübner  ist  Herr  Zahnarzt 
Erich  Bock  getreten. 

Herr  Professor  Sachs  hat  das  Andenken  an  ihn  im  In- 
stitut dadurch  wach  erhalten,  dass  er  eine  Wilhelm  Sachs- 
Stiftung  für  Studirende  der  Zahnheilkunde  an  der  Universität 
zu  Breslau  errichtet  hat,  durch  Ueberweisung  eines  Kapitals 
von  3000  Mark  zur  Begründung  eines  Stipendiums  für  Studirende 
der  Zahnheilkunde,  dessen  Verleihung  dem  jedesmaligen  Director 
des  Instituts  anheimgegeben  ist.  Für  die  dadurch  bewirkte 
Förderung  des  Studiums  der  Zahnheilkunde  an  der  Universität 
Breslau  sei  von  der  Leitung  des  Instituts  an  dieser  Stelle  der 
beste  Dank  ausgesprochen.    Die  schon  in  früheren  Jahren  von 


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83 


dem  Institut  übernommene  zahnärztliche  Behandlung  der 
Schüler  der  Unteroffizierschule  in  Wohlau  ist  auch  in  diesem 
Jahre  nach  den  früheren  Bedingungen  weiter  fortgeführt  worden. 
Ausserdem  ist  mit  der  Arrnenverwaltung  der  Stadt  Breslau 
eine  Vereinbarung  getroffen  worden  über  zahnärztliche  Hilfe- 
leistungen für  Arme  der  Stadt,  besonders  durch  Herstellung 
erforderlichen  Zahnersatzes. 

An  Arbeiten  sind  aus  dem  Institut  hervorgegangen: 

1.  Partsch:  Die  Krankheiten  der  Kiefer-  und  der  Mund- 
rachenhöhle in  dem  Handbuch  der  praktischen  Chirurgie, 
herausg.  von  v.  Bergmann,  v.  Bruns  und  v.  xMikulicz. 
Stuttgart,  Enke. 

2.  Partsch:  Ueber  seltene  Verbreitungswege  der  von 
den  Zähnen  ausgehenden  Eiterungen.  Vortrag  im 
Centraiverein  Deutscher  Zahnärzte  in  Berlin.  Monats- 
schrift f.  Zahnheilkunde,  Jahrg.  1900. 

3.  Partsch:  Abschnitt  der  Krankheiten  des  Mundes,  des 
Gesichts  und  der  Mundhöhle  in  Ilildebrandts  Jahres- 
bericht über  die  Fortschritte  der  Chirurgie. 

4.  Walther  Bruck:  Ein  Kall  von  Kiefer-  und  Wangen- 
prothese nach  Resection  des  linken  Oberkiefers.  Monats- 
schrift 1900,  Maihefl. 

5.  Walther  Bruck:  Die  Regulirung  des  mordex  prominens. 
Wiener  Monatsschrift,  Juniheft  1900. 

6.  Walther  Bruck:  Die  Thätigkeit  der  Abtheilung  für 
conservirende  Zahnheilkunde  am  zahnärztlichen  Institut 
der  Königl.  Universität  Breslau  während  des  Sommer- 
Semesters  1900.    Monatsschrift  1900,  Septomberheft. 

7.  Walther  Bruck:  Die  Einführung  der  Zahnpflege  in 
Heer  und  Marine.  Breslau  1901.  Verlag  von  S.  Schott- 
länder. 

8.  Walther  Bruck:  Die  Thätigkeit  der  Abtheilung  für 
conservirende  Zahnheilkunde  am  zahnärztlichen  Institut 
der  Königl.  Universität  Breslau  während  des  Winter- 
Semesters  1900,01.    Monatsschrift  1901,  Aprilheft. 

C.  Partsch. 

6* 


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84 


2.   Die  Professoren-Wittwen-  und  Waisen-Versorgungs- 
Anstalt 

Vermögensstand. 
Das  Vermögen  bestand  am  Ende  des  Etatsjahres  1900: 


in  Hypotheken   144  000,oo  M. 

in  Effecten   249  200,oo  * 

in  einem  Baarbestande  von   1  079,9  o  * 

395  479,90 


einschliesslich  eingezahlter  Antritts-Kapitalien  von  900  Mark. 

Zahl  der  Mitglieder  und  Pensionsberechtigten. 
Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  am  Ende  des  Etatsjahres 
91.    Pensionsberechtigt  waren  in  derselben  Zeit  20  Wittwen 


und  8  Halbwaisen. 

Einnahmen. 

Bestand  aus  dem  Vorjahre   540,42  M. 

Mitgliederbeiträge   144,oo  * 

Aus  Staatsfonds   19  700,oo  * 

Zinsen  von  Kapitalien   14  209,6 1  « 

Zurückgezahlte  Kapitalien   900,oo  • 

Summa  der  Einnahmen  35  559,9  3  M. 

Ausgaben. 

Wittwen-  und  Waisengelder   30  093,83  M. 

Zinsen  von  einem  Stiftungs-Kapital   222,15  • 

Verwaltungskosten   7,4  o  * 

Zur  Kapitalisirung  verwendet   2  957,i&  * 

Ueberschuss  als  Betriebsfonds   1  079,90  « 

Restausgabe   — 

Summa  der  Ausgaben  35  559,93  M. 


In  dem  Etatsjahre  1900  wurde  eine  ordentliche  General- 
Versammlung  am  21.  December  1900  abgehalten,  in  welcher 
auf  Grund  der  §§10  und  20  der  Statuten  vom  19.  September 
1889  zu  Vorstehern  der  Anstalt  Geheimer  Justizrath  Professor 
Dr.  Brie  und  Geheimer  Regierungsrath  Professor  Dr.  Rosanes 
wiedergewählt  wurden. 

Flügge.    Brie.  Rosanes. 


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85 


3.    Die  Hilfskasse  der  Universität  zur  Unterstützung 
von  Hinterbliebenen  der  Docenten  und  Beamten. 

In  der  am  23.  Juni  1900  stattgehabten  Generalversammlung 
wurde  der  Bericht  erstattet  und  erfolgte  die  Vorstandswahl, 
bei  der  die  bisherigen  Mitglieder  wiedergewählt  wurden. 

Im  Laufe  des  Berichtsjahres  verlor  die  Kasse  8  Mitglieder, 
davon  3  durch  den  Tod;  es  traten  dafür  11  Mitglieder  ein,  so 
dass  sich  die  Mitgliederzahl  von  99  auf  102  hob. 

Die  Einnahmen  bestanden  aus: 


1.  Laufende  Beiträge   1  334,oo  M. 

i>.  Zinsen   4(>1,7  5  . 

3.  Insgemein   38,oo  * 

4.  Bestand  des  Vorjahres   21,3  9  * 


Zusammen    1  855,7  4  M. 

Der  Posten  Insgemein  stammt  aus  der  zwischenzeitlichen 
zinsbaren  Anlegung  verfügbarer  Bestände  der  Universitäts- 
quästur  gemäss  Senatsbeschluss. 

Auch  in  diesem  Jahre  wurden  300  Mark  für  Unterstützungen 
verwendet.  Sachliche  Ausgaben  wurden  nicht  gemacht,  zur 
Kapitalisirung  wurden  1507,  lo  Mark  verwendet.  Es  verbleibt 
somit  ein  Bestand  von  48,64  Mark. 

Das  Vermögen  der  Hilfskasse  bestand  am  Ende  des  Berichts- 
jahres in 

Effecten  nach  Nominalwerth   14G50,oo  M. 

Baar    48,6  4  * 

Zusammen    14(*>98,64  M. 

gegen  im  Vorjahr   13  171,99  M. 

Flügge.    Hasse.    Brie.    Kawerau.  Schulte. 


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s6 


4.   Honorar-  und  Stundungswesen. 


Eingegangen  sind 

Neu- 

Facultat 

Semester 

laufende  |  {.'estun-lete 
Honorare 

gr-Uindel. 
>in«l 

U  £ 

cH 

iH 

*> 

S.-S.  1900 
\\  .-s.  r.»o<>oi 

• 

■Km  — 
1  uu>  — 

vr>s9 

"  1 

— 

1  53s 
1  568 

— 

ZUS. 

3  996  — 

7  940 

5  lim 

s.-s.  1900 

Y\.-S.  1900,01 

2  51S  50 
•2  1«!  50 

9  22G 
9  0*Vs 

75 
50 

11  926 

10  -20  * 

50 

ZUS. 

4  683  — 

18  295 

25 

22  134 

50 

S.-S.  1900 

370/2  riO 

37-205 

• 

2  /8/ 
2  587 

•jO 

4  2+2 
6010 

50 

74  277  50 

5  374 

50 

10  252 

50 

S.-S.  1900 
W.-S.  1900/01 

30  498  — 

29  496  — 

4  930 
4  310 

37 

6  706 

7  497 

zus. 

59994  - 

9  240 

37 

14  203 

S.-S.  1900 
W.-S.  1900/01 

39  879  ~ 
42  149  -25 

15  510 
15  490 

87 
93 

10  702 
10  334 

25 

zus. 

82  028  25 

31  031 

80 

21036 

[25 

Uesanmits. 

224  978  75 

i 

71  881 

92 

70  73'2 

25 

1 

5.   Stipendien  und  Stiftungen  für  Studirende. 

a.   Studenten  -  Unterstützung*  -  Fonds. 

Zu  demselben  flössen  im  Rechnungsjahre  H>00  bei  einem 


Bestände  von   (5  975,60  M. 

1.  der  jährliche  Staatszuschuss  mit   4  5r>0,oo  ; 

2.  an  Collectengeldern  für  Studirende  der 
evangelischen  Theologie   ti5'J9,0  3  * 

3.  desgleichen  für  Studirende  der  katholischen 
Theologie   201, 1 4  * 

4.  das   für  Juristen,   Mediciner  und  Philo- 
sophen bewilligle  jährliche  Extraordina- 

rium  von    1  800,0  o  * 


Seitenbetrag    20  135,67  M. 


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*7 


Ucbertrag  20  135,67  M. 

5.  an  Zinsen  von  Kapitalien   2  401,7  5  » 

(i.  von  Iramatriculations-Gebühren   1  433,oo  . 

7.  von  Promotionen   39,oo  s 

8.  Geschenk  von  Stud.  med.  Leo  Schaps  .  18,oo  * 

9.  ■       des  Herrn  Rectors    2,oo  » 

im  Ganzen  24  029,42  M. 
Hieraus  wurden  für  Studirende  gewährt: 

für  Freitische   13  780,2  o  M. 

und  zwar: 


für     329  Portionen  an  Studirende  der  kath.- 

theol.  Facultät, 

>    11  739 

an  Studirende  der  ev.- 

theol.  Facultät, 

•     2  243 

an  Studirende  der  jurist. 

Facultät, 

*     1  431 

* 

an  Studirende  der  me- 

dicinischen  Facultät, 

*     3  944 

* 

an  Studirende  der  phi- 

losophischen Facultät, 

zus.  für  19  086  Portionen  an  Studirende, 
an  Unterstützungen  an  arme  Studirende  auf 

Anweisung  des  Universitäts-Curators  ....      1  <UX),oo  * 
an  Unterstützungen  aus  den  Immatriculations- 

Gebühren  auf  Anweisung  des  Rectors  ...      1  517,oo  - 

b.  Stipendien-Fonds. 

Von  den  auf  privaten  Stiftungen  beruhenden  Stipendien 
wurden  im  Rechnungsjahre  1900  gewährt: 
beim  Abegg' sehen  Fonds  ein  Stipendium   in  Höhe  von 
105,oo  M., 

beim  Berliner  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von  123,oo  M., 
beim  von  Bi smarck' sehen  Fonds    ein   Stipendium  von 
141,oo  M., 

beim  Brachvogel' sehen  Fonds  drei   Stipendien   von  je 

149,67  bez.  149,6  6  M., 
beim  Breslauer  Jubel-Fonds  von  früheren  Commilitonen  ein 

Stipendium  von  900,oo  M., 


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88 


beim  Breslauer  städtischen  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von 
220,50  M., 

beim  Brückn er'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  172,50  M., 
beim  Cause* sehen  Fonds  sieben  Stipendien  mit  zusammen 

653too  M.  und  drei  Familien-Stipendien  mit  zusammen 

1024,50  M., 

beim  von  Closter'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  135,50  M., 
beim  Cz er nikow* sehen  Fonds   zwei  Stipendien    von  je 
115,oo  M., 

beim  Duflos'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,30  M., 
beim  Dy c fei d' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  385,0 o  M., 
beim  Fonds  „ex  cassa  montis  pietatis"  aus  der  Kasse  des 
mont.  pietat.  in  Berlin  zwei  Stipendien  von  je  60,oo  M., 
beim  Feige' sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  40,50  M., 
beim  Ficker' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  205,34  M. 

und  eins  von  106,0 o  M., 
beim  Göl  icke'schen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  160,oo  M., 
beim  Göppert'schen  Fonds  (für  Studirende  der  Natur- 
wissenschaft) zwei  Stipendien  von  je  302,76  M.,  ein 
Stipendium  von  486, 5 o  M., 
beim  Göppert'schen  Fonds  (für  Studirende  der  Pharmacie) 

ein  Stipendium  von  130,so  M., 
beim    Grafen  hörst' sehen    Fonds    ein    Stipendium  von 
170,oo  M., 

beim  Grötzner'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  500, oo  M., 
vier  Stipendien  von  je  400,oo  M.  und  ein  Stipendium 
von  300,oo  M., 

beim  Grüneberg' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  60,76  M., 
beim  Guhrauer'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  lll,oo  M., 
beim  Haase' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,75  M., 
H an u senke  ein  Familien-Stipendium  von  960, oo  M., 
beim  Hei  den  reich' sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je 
210,oo  M., 

beim  Hirt' sehen  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von  66,50  M., 
beim  Jungnitz' sehen  Fonds  (für  katholische  Theologen) 

zwei  Stipendien  von  je  109,50  M., 
beim  Jungnitz'schen  Fonds  (für  Philologen)  ein  Stipendium 

von  106,7  5  M., 


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89 


beim  Kahler t' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  052,50  M., 
beim  Kaiser' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  247, 5 o  M., 
beim  Kottula'schen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  81,76  M., 
beim  Korn' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  600,oo  M., 
beim  Krainski 'sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  75,oo  M., 

beim  Kr  am  er*  sehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  400,oo  M. 

und  vier  Stipendien  von  je  3<>5,oo  M., 
beim  Lew ald' sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  (>0,oo  M., 
beim  Löwig'schen  Fonds  (für  Pharmaceuten)  ein  Stipendium 

von  108,50  M., 

beim  Löwig'schen  Fonds  (für  Studirende  der  Naturwissen- 
schaft) ein  Stipendium  von  120,oo  M., 
beim  Menschig' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  157,50  M., 
beim  Müll  er' sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  150,oo  M., 
beim  Poleck'schen  Fonds  (für  stud.  Pharmaceuten)  ein 

Stipendium  von  14-5,2  5  M., 
beim  Primker'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  213,oo  M., 
beim  Pro  IT  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,oo  M., 

beim  P  ruckmann 'sehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je 
G0,05  M.  bez.  00,04  M., 

beim  Rem  er' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  109, 6 o  M., 

beim  Rosenthal' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  108,oo  M., 

beim  Sachs' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  51, 10  M., 

beim  von  Schlegell'schen  Fonds  ein  Stipendium  von 
141,75  M., 

beim  von  Schönaich-Amtitz'schen  Fonds  vier  Stipendien 
von  je  180,oo  M.,  ein  Stipendium  mit  1^0,oo  M., 

beim  von  Schönaich-Gersdorf' sehen  Fonds  zwei  Sti- 
pendien von  je  180,oo  M., 

beim  von  Schuckman n'schen  Fonds  ein  Stipendium  von 
52,60  M., 

beim  Schulz' sehen  Fonds  ein  Stipendium  für  evangelische 
Theologen  von  161, oo  M.,  ein  Stipendium  für  Philologen 
von  gleicher  Höhe, 


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90 


beim  Schwabe-Priesemuth'schen  Fonds  im  Sommer- 
Semester  1900  vier  Stipendien  von  je  375,00  M.  und 
17  Stipendien  von  je  120,oo  M.;  im  Winter -Semester 
1900/01  vier  Stipendien  von  je  375,oo  M.  und  IG  Stipen- 
dien von  je  180,oo  M., 
beim  Stegmann'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  3GÜ,oo  M., 
beim  Stenzler 'sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  4f>,5  0  M., 
beim  Stendal'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  112,50  MM 

beim  Strobcl'schen  Fonds  vier  Stipendien  von  je  103,3 1 
bez.  103,32  M.t 

beim  Werl ie nus 'sehen  Fonds  zwei  Stipendien  für  Theo- 
logen, zwei  Stipendien  für  Juristen,  zwei  Stipendien  für 
Mediciner,  in  Höhe  von  je  118,96  bez.  118,95  M., 

beim  Wimpinas'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  8l,oo  M., 

beim  Stipendium  Wolfianum  philologicum  zwei  Stipendien 
von  je  138,38  bez.  138,37  M., 

beim  Stipendium  Wolfianum  alterum  ein  Stipendium  von 
1  Iii, 2 5  M. 

Das  nach  der  vorjährigen  Chronik  im  Entwurf  eingereichte 
Statut  der  Chemiker  Krämer 'sehen  Stiftung  ist  nunmehr  mit 
folgendem  Wortlaut  bestätigt  worden: 

Statut 
der  Chemiker  Kramer'schen  Stiftung. 

Der  1890  zu  Rossberg  bei  Beuthen  verstorbene  Chemiker 
Gustav  Kramer  hat  durch  Testament  vom  10.  April  1889 
die  Universität  Breslau  zur  Erbin  seines  Nachlasses  im  Wege 
der  Substitution  mit  der  Bedingung  eingesetzt,  dass  die  Er- 
trägnisse des  Nachlasses  „immer  nach  dem  Ermessen  der 
philosophischen  Facultät  zur  Unterstützung  von  talentirten, 
unbemittelten  Studirenden  ohne  Unterschied  des  Standes  und 
der  Confession  unter  besonderer  Berücksichtigung  der  Chemie- 
und  Physik-Studirenden  für  die  Dauer  ihres  Studiums  ver- 
wendet werden". 

Dieser  Nachlass  ist  mit  Genehmigung  des  Herrn  Ministers 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal-Angelegenheiten  an 


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91 


die  Kr  am  er' sehen  Erben,  vertreten  durch  den  Amtsrichter 
Victor  Kram  er  zu  Beuthen  0/S.,  für  die  Summe  von  70  000 
Mark  cedirt  worden. 

§  I. 

Das  Stiftungskapital  wird  unter  der  Bezeichnung: 
Gustav  Kramer'sche  Stipendienstiftung 
von  dem  Universitäts-Curatorium  verwaltet;  die  Kassengeschäfte 
werden  durch  die  Universitätskasse  wahrgenommen.    Die  Ver- 
leihung der  Stipendien  erfolgt  durch  die  philosophische  Facultät 
nach  Maassgabe  der  nachstehenden  Bestimmungen. 

§  2. 

Aus  den  Zinsen  des  Kapitals  werden  zuerst  drei  Stipendien 
in  Höhe  von  je  400  Mark  (A)  gebildet,  sodann  wird  die  übrig 
bleibende  Summe  in  vier  Stipendien  (B)  von  unter  sich  unge- 
fähr gleicher  Höhe  zerlegt. 

§  3. 

Die  drei  Stipendien  zu  je  400  Mark  (A-Stipendien)  werden 
an  Studirende  der  Chemie  oder  Physik  verliehen,  die  anderen 
vier  (B-Stipendien)  an  Studirende  der  philosophischen  Facultät 
überhaupt  und  zwar  mit  der  Maassgabe,  da?s  in  der  Regel  zwei 
sämmtlichen  Fächern  der  mathemathisch-  naturwissenschaft- 
lichen Abtheilung,  zwei  der  philosophisch-historischen  Ab- 
theilung zufallen. 

§  4. 

Ist  nach  dem  Urtheil  der  Professoren  der  Chemie  und 
Physik  für  eins  der  A-Stipendien  kein  geeigneter  Bewerber 
vorhanden,  so  ist  dieses  nicht  vergebene  A-Stipendium  an 
einen  Studirenden  der  anderen  naturwissenschaftlichen  Fächer 
oder  der  Mathematik  zu  verleihen;  jedoch  nur  auf  ein  Jahr. 
Ist  auch  hier  kein  geeigneter  Bewerber  vorhanden,  so  können 
andere  Studirende  der  philosophischen  Facultät  in  gleicher 
Weise  berücksichtigt  werden. 

§  5- 

Die  Ausschreibung  aller  Stipendien  findet  zu  Anfang  des 
Semesters  in  der  üblichen  Weise  statt.  Sie  werden  in  der 
Regel  auf  1  Jahre  vom  1.  April  oder  1.  October  ab  verliehen; 


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92 


doch  können  sie  auf  ein  drittes  Jahr  vergeben  werden,  aber 
es  ist  dazu  ein  besonderer  Facultätsbeschluss  erforderlich. 

§  6. 

Die  Bewerber  müssen  rite  immatriculirt  sein  und  haben 
ihrem  Gesuch  das  Reifezeugniss,  ein  Fleiss-  und  ein  Sitten- 
zeugniss,  sowie  ein  vorschriftsmässiges  Zeugniss  über  ihre  Be- 
dürftigkeit beizulegen.  Sie  müssen,  um  erkennen  zu  lassen, 
ob  sie  den  Ansprüchen  des  Stifters  hinsichtlich  ihrer  Begabung 
entsprechen,  2  Semester  vollendet  haben,  ehe  sie  in  den 
Genuss  des  Stipendiums  treten  können.  Sie  haben,  um  darin 
zu  verbleiben,  halbjährlich  durch  Vorlegung  eines  Fleiss-  und 
eines  Sittenzeugnisses  den  Beweis  ihrer  Würdigkeit  zu  führen. 
An  Stelle  eines  Diligenzexamens  kann  der  Nachweis  der  Be- 
schäftigung mit  einer  grösseren  wissenschaftlichen  Arbeit 
treten.  Genügt  eins  dieser  Zeugnisse  nicht,  so  kann  das 
Stipendium  durch  Beschluss  der  Facultät  wieder  entzogen 
werden. 

8  7. 

Das  Stipendium  kann  nur  einem  solchen  Studirenden  ver- 
liehen werden,  welcher  bei  der  Universität  Breslau  immatri- 
culirt ist. 

Wenn  ein  Studirender  ohne  Verlust  seines  hiesigen  aka- 
demischen Bürgerrechtes  aus  wissenschaftlichen  Gründen  seinen 
Aufenthalt  an  einem  anderen  Orte  nimmt,  so  kann  ihm  während 
desselben  auf  die  Dauer  von  höchstens  zwei  Semestern  durch 
besonderen  Beschluss  der  philosophischen  Facultät  der  Fort- 
bezug des  Stipendiums  gestattet  werden. 

Machen  aber  die  Studien  des  Nutzniessers  es  wünschens- 
wert^ dass  er  an  einer  auswärtigen  Hochschule  ein  bis  zwei 
Semester  studirt,  so  kann  die  Facultät  ihm  auch  in  diesem 
Falle  für  ein  bis  höchstens  zwei  Semester  den  Fortbezug  des 
Stipendiums  gestatten,  doch  bleibt  er  in  der  durch  §  (>  vor- 
geschriebenen Weise  verpflichtet,  halbjährlich  der  Breslauer 
Universität  den  Beweis  seines  Fleisses  und  seiner  Würdigkeit 
zu  führen. 

9  8. 

Die  x\uszahlung  des  Stipendiums  findet  halbjährlich  im 
Voraus  statt. 


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93 


§  9. 

Wenn  ein  Stipendium  nicht  vergeben  oder  abgehoben 
werden,  oder  durch  die  Schuld  des  Empfängers  verfallen  sollte, 
so  wird  die  frei  werdende  Summe  zum  Kapital  geschlagen, 
damit  die  Stipendien  erhöht  oder  vermehrt  werden  können. 
Breslau,  den  12.  Juni  1900. 

Der  Universitäts-Curator. 
In  Vertretung: 
von  Haugwitz. 

Die  Stiftung  ist  damit  ins  Leben  getreten,  und  sind  die 
hierdurch  geschaffenen  7  Stipendien,  wie  die  obige  Uebersicht 
ergiebt,  erstmalig  vom  1.  April  1900  ab  auf  die  Dauer  von 
3  Jahren  vergeben  worden. 

Die  ferner  nach  derselben  Chronik  nachgesuchte  landes- 
herrliche Genehmigung  zur  Annahme  der  von  Korn* sehen 
Stipendienstiflung  ist  durch  Allerhöchsten  Erlass  vom  21.  Mai 
1900  ertheilt  worden.  Das  für  diese  nunmehr  gleichfalls  ins 
Leben  getretene  Stiftung  bestätigte  Statut  lautet  wie  folgt: 

Statut 

für  die  Dr.  von  Korn'sche  Stipendien-Stiftung. 
Der  am  27.  November  1899  anlässlich  der  Eröffnung  des 
Schlesischen  Museums  für  Kunstgewerbe  und  Alterthümer  von 
der  philosopischen  Facultät  zum  Dr.  phil.  h.  c.  ernannte  Stadt- 
älteste und  Verlagsbuchhändler  von  Korn  hat  mit  Schreiben 
vom  12.  December  1899  der  philosophischen  Facultät  der 
hiesigen  Universität  die  Summe  von  20  000  Mark  in  3proc. 
Schlesischen  Landschaftlichen  Pfandbriefen  zur  Begründung 
einer  Stiftung  für  Studirende  geschenkt. 

§  1. 

Das  Stiftungskapital  wird  unter  der  Bezeichnung: 
Dr.  Heinrich  von  Korn'sche  Stiftung 
von  dem  Universitäts  -  Curatorium  verwaltet.  Die  Kassen- 
geschäfte werden  durch  die  Universitätskasse  wahrgenommen. 
Die  Verleihung  erfolgt  durch  die  philosophische  Facultät  auf 
Grund  der  folgenden  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Herrn 
Stifter  getroffenen  Bestimmungen. 


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94 


§  2- 

Aus  den  jährlich  auflaufenden  Zinsen,  gegenwärtig  GOO  M., 
wird  nach  Abzug  etwaiger  Verwaltungskosten  ein  Stipendiuni 
gebildet;  eine  Theilung  in  zwei  Theile  ist  nur  ausnahmsweise 
gestattet. 

§  3. 

Das  Stipendium  wird  am  12.  December  in  der  üblichen 
Weise  ausgeschrieben  und  auf  zwei  hintereinander  folgende 
Jahre  vom  1.  April  ab  vergeben,  doch  kann  der  Nutzniesser, 
damit  er  seine  Studien  zum  Abschluss  bringt,  wenn  er  durch 
besondere  Begabung  und  Fleiss  sich  auszeichnet,  es  ausnahms- 
weise noch  auf  ein  drittes  Jahr  erhalten,  wozu  es  eines  be- 
sonderen Facultätsbeschlusses  bedarf. 

Die  erstmalige  Ausschreibung  soll  unmittelbar  nach  der 
Allerhöchsten  Genehmigung  slattlinden. 

§  4. 

Bei  der  Vergebung  des  Stipendiums  entscheiden  Begabung 
und  Fleiss;  nicht  die  Bedürftigkeit.  Der  Bewerber  muss  aber 
mindestens  4  Semester  studirt  haben,  ehe  er  in  den  Genuss 
des  Stipendiums  gelangen  kann.  Es  ist  der  ausdrückliche 
Wunsch  des  Stifters,  dass  auch  die  Söhne  der  ordentlichen 
Professoren  der  philosophischen  Facultät  berücksichtigt  werden. 

§5. 

Das  Stipendium  wird  in  der  Regel  abwechselnd  an  einen 
Studirenden  (bezw.  ausnahmsweise  an  zwei  Studirende)  der 
philosophisch-historischen  und  an  einen  Studirenden  (bezw. 
zwei)  der  mathematisch- naturwissenschaftlichen  Fächer  ver- 
liehen. 

§  6. 

Der  Nutzniesser  muss  im  Besitz  des  Reifezeugnisses  sein 
und  hat  jährlich  durch  Ablegung  eines  Diligenzexamens  und 
Einreichung  eines  testimonium  morum  den  Nachweis  seiner 
Würdigkeit  zu  führen.  An  Stelle  eines  Diligenzexamens  kann 
der  Nachweis  der  Beschäftigung  mit  einer  grösseren  wissen- 
schaftlichen Arbeit  treten. 


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95 


Vermag  der  Nutzniesser  keinen  Beweis  seines  Fleisses  zu 
liefern,  so  ist  ihm  das  Stipendium  zu  entziehen. 

8  7. 

Die  Auszahlung  des  Stipendiums  findet  halbjährlich  statt. 

§  8- 

Andere  etwa  von  ihm  bezogene  Universitäts-Stipendien 
muss  der  Nutzniesser  während  dieser  Zeit  aufgehen.  Mit  Ge- 
nehmigung der  Facultät  darf  der  Nutzniesser  des  Stipendiums 
ein  oder  zwei  Semester  ausserhalb  Breslau's  studiren,  doch 
soll  dies  nicht  die  Regel  sein. 

Wird  ein  Stipendium  nicht  abgehoben,  oder  verfällt  es 
durch  die  Schuld  des  Studirenden,  so  werden  die  frei  werdenden 
Summen  bis  zu  der  Höhe  angesammelt,  dass  sie  als  einmaliges 
ausserordentliches  Stipendium  von  000  Mark,  bezw.  300  Mark 
nach  den  Normen  des  Grundstipendiums,  vergeben  werden 
können. 

§  10. 

Herrn  Dr.  von  Korn  weiden  die  Namen  der  Empfänger 
des  Stipendiums  bei  der  Vergebung  mitgetheilt. 

Breslau,  den  28.  Juni  1900. 

Der  Universitäts-Curator. 
In  Vertretung: 
von  Haugwitz. 


Eine  weitere  dankenswerthe  Vermehrung  haben  die  wohl- 
thätigen  Stiftungen  an  unserer  Hochschule  dadurch  erfahren, 
dass  der  bisherige  Lehrer  am  zahnärztlichen  Universitäts- 
Institut,  Zahnarzt  Professor  Dr.  Wilhelm  Sachs,  anlässlich 
seines  Scheidens  aus  diesem  Lehrverhältniss  der  Universität 
ein  Kapital  von  3000  Mark  zur  Begründung  eines  seinen  Namen 
tragenden  Stipendiums  für  Studirende  der  Zahnheilkunde  zum 
Geschenk  gemacht  hat,  dessen  Verwaltung  durch  das  nach- 
stehende Statut  geregelt  ist: 


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9G 


Statut 

der  Wilhelm  Sachs  -  Stiftung  für  Studirende  der 
Zahnheilkunde  an  der  Universität  zu  Breslau. 

Anlässlich  meines  Scheidens  aus  dem  Verhältniss  als 
Lehrer  am  zahnärztlichen  Institut  hiesiger  Königlicher  Univer- 
sität übereigne  ich  der  Letzteren  ein  Kapital  von 

„3000  M.,  in  Worten:  Dreitausend  Mark" 
zur  Begründung  eines  meinen  Namen  tragenden  Stipendiums 
für  Studirende  der  Zahnheilkunde,   dessen   Verwaltung  und 
Verwendung    in    der    nachstehend  bezeichneten  Weise  ge- 
schehen soll. 

§  1. 

Das  Stiftungskapital  wird  unter  der  Bezeichnung: 

„Wilhelm  Sachs  -  Stiftung" 

von  dem  Herrn  Universitäts-Curator  nach  den  Vorschriften 
über  die  Anlegung  etc.  von  Mündelgeldern  verwaltet. 

Die  Kassengeschäfte  werden  durch  die  Universitätskasse 
wahrgenommen. 

§2. 

Die  Zinsen  dieses  Kapitals  werden  zu  einem  Stipendium 
für  einen  bedürftigen  Studirenden  der  Zahnheilkunde  an  der 
Breslauer  Universität  verwendet,  der  sich  durch  gute  Führung, 
Talent  und  Fleiss  auszeichnet  und  bereits  ein  Jahr  an  dieser 
Universität  Zahnheilkunde  studirt  hat. 

§  3. 

Die  Verleihung  des  Stipendiums  erfolgt  zunächst  für  die 
Dauer  eines  Jahres;  dasselbe  kann  jedoch  im  Falle  besonderer 
Würdigkeit  bis  zur  Beendigung  des  zahnärztlichen  Studiums  in 
Grenzen  eines  weiteren  Jahres  belassen  werden. 

§  *• 

Die  Auszahlung  des  Stipendiums  erfolgt  halbjährlich  zu 
Anfang  Juli  und  Januar  und  zwar  erstmalig  auf  Grund  des 
Collationsscheines,  der  zweiten  oder  der  weiteren  Raten  hin- 
gegen nach  Vorlegung  einer  Bescheinigung  des  Directors  des 
zahnärztlichen  Instituts,  dass  der  Weitergewährung  des  Stipen- 
diums nichts  entgegensteht. 


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97 


Zu  diesem  Zweck  ist  dem  Herrn  Collator  (§  0)  vor  der 
Erhebung  des  Stipendiums  neben  dem  Ausweise  über  fort- 
gesetzten Fleiss  ein  akademisches  Führungsattest  vorzulegen. 

§  5. 

Erweist  sich  der  ßeliehene  durch  Unfleiss  oder  schlechte 
Führung  zum  Fortbezuge  des  Stipendiums  unwürdig,  so  kann 
ihm  dasselbe  nach  Ablauf  des  ersten  Halbjahres  der  Verleihung 
wieder  entzogen  werden. 

§  6. 

Die  Verleihung  des  Stipendiums  erfolgt  durch  den  Director 
des  zahnärztlichen  Instituts,  der  dasselbe  am  schwarzen  Brett 
des  Instituts  und  der  Universität  in  der  üblichen  Weise  aus- 
schreiben wird,  jedoch  behalte  ich  mir  vor,  einen  Stipendiaten 
zu  präsentiren.  falls  mir  ein  solcher  bekannt  ist,  und  soll  der 
Herr  Collator  alsdann  an  die  Präsentation  gebunden  sein, 
sofern  nicht  dringende  Gründe  den  Präsentirten  ungeeignet 
erscheinen  lassen. 

Breslau,  den  30.  Mai  1900. 

gez.  Professor  Dr.  Wilhelm  Sachs. 

Das  zu  einer  Ehrung  des  verstorbenen  Professors  der 
classischen  Alterthumswissenschaft  an  hiesiger  Universität, 
Geheimen  Regierungsraths  Dr.  Rossbach  zusammengetretene 
Comite  hat  den  nach  Errichtung  eines  Denkmals  verbliebenen 
Restbestand  der  gesammelten  Gelder  in  Höhe  von  (»67, 4o  Mark 
zur  Begründung  einer  „August  Rossbach-Prämienstiftung"  der 
Universität  überwiesen,  deren  Verwaltung  und  Verwendung  in 
nachstehender  Weise  zu  erfolgen  hat: 

§  1. 

Das  Stiftungs-Kapital  wird  unter  der  Bezeichnung: 
„August  Rossbach -Prämien-Stiftung" 
von  dem  Universitäts-Curator  nach  den  Vorschriften  über  die 
Anlegung  etc.    von  Mündelgeldern   verwaltet.    Die  Kassen- 
geschäfte werden  durch  die  Universitätskasse  wahrgenommen. 

7 


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98 


§  2. 

Die  Zinsen  des  Kapitals  werden  alle  drei  Jahre  durch  den 
Director  des  Archäologischen  Museums  der  hiesigen  Universität 
an  einen  Studirenden  der  classischen  Alterthumswissenschaft 
vergeben,  welcher  sich  besonders  durch  archäologische  Studien 
auszeichnet,  aber  auch  durch  ein  Zeugniss  der  Direction  des 
philologischen  Seminars  den  Nachweis  philologischer  Tüchtig- 
keit erbringt. 

Ist  ein  solcher  nicht  vorhanden,  wird  die  Prämie  nicht 
vergeben. 

In  diesem  Falle,  sowie  wenn  die  Prämie  nicht  abgehoben 
wird,  werden  die  Zinsen  zum  Kapital  geschlagen. 

§  3. 

Die  Verleihung  der  Prämie  erfolgt,  ohne  vorherige  Aus- 
schreibung, gegen  Anfang  des  Winter-Semesters. 

§  4. 

Der  Director  des  Archäologischen  Museums  zeigt  dem 
Universitäts-Curator  an,  wem  er  die  Prämie  verliehen  hat,  mit 
dem  Ersuchen,  die  Universitätskasse  zur  Zahlung  anzuweisen, 
und  setzt  die  philosophische  Facultät  durch  schriftliche  Mit- 
theilung von  der  Verleihung  in  Kenntniss. 

§5. 

Der  Director  des  Archäologischen  Museums  hat  den 
Studirenden  durch  einen  öffentlichen  Anschlag  den  wesent- 
lichen Inhalt  der  §§  2—4  zur  Kenntniss  zu  bringen. 


Ein  sodann  noch  von  der  am  11.  Februar  1900  hierselbst 
verstorbenen  unverehelichten  Bauer- Auszüglerstochler  Paul  ine 
Walke  aus  Lindewiese,  Kreis  Neisse,  für  arme  Studirende  der 
Theologie  testamentarisch  ausgesetztes  Legat  von  150  Mark  ist 
mit  Zustimmung  des  Herrn  Universitäts-Curators  der  katholisch- 
theologischen Facultät  zur  entsprechenden  Verwendung  über- 
wiesen worden. 


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99 


6.  Kranken-  und  Begräbniss-Kasse  für  Studirende. 

a.   Die  Studenten-Kranken-Kasse. 

Eine  Aenderung  der  Satzungen  und  der  Beiträge  ist  nicht 
erfolgt.  Die  aus  früheren  Semestern  eingegangenen  Beiträge 
sind  wie  im  Vorjahre  kapitalisirt  worden.  Es  wurden  im  Be- 
richtsjahre 1000  Mark  4proc.  Schlesische  Pfandbriefe  neu  er- 
worben. 

Die  Einnahmen  haben  im  Jahre  1900  betragen  und  zwar: 

a.  Beiträge  der  Studirenden   8  903,4 o  M. 

b.  Zinsen  von  Kapitalien   1  565,15  * 

c.  dem  Bestände  aus  dem  Jahre  1899   1  994,2  7  » 

Summa  der  Einnahmen    12  522,91  M. 
Die  Ausgaben  betrugen: 

1.  Remunerationen  an  Aerzte  und  Beamte..      1  791, oo  • 

2.  Unterstützungen  an  Studirende  zu  Bade- 

und  Brunnenkuren   850,oo  , 

Es  erhielten  1  Studirender    150  M.  =  150  M. 

4  Studirende  je  100  M.  =  400  M. 
3  Studirende  je  80  M.  —  240  M. 
J_Studirender     60  M.  ^   60  M. 

9  Studirende  zusammen  850  M. 

3.  Für  Arzneien  und  ärztliche  Behandlung: 

a.  für    Medicamente,     Brillen,  Bruch- 
bänder etc   3105,5  8  M. 

899  Studirenden  wurden 

in  2197  Fällen  ärztliche 
Medikamente  verordnet. 

b.  55  Studirende  wurden 
während  1115  Tagen  in 
den  üniversitäts  -  Kliniken 
und  im  Garnison-Lazareth 
verpflegt  und  behandelt . .  2857,80 

//     5  963,3  8  . 

4.  Zur  Kapitalisirung   1  002,8  5  * 

5.  Verwaltungskosten   99,2 o  * 


Summa  der  Ausgaben     9  700,4  3  M. 

7* 


100 


Uebertrag:    Summa  der  Ausgaben     9  706,43  M. 
Die  Einnahmen  betrugen   12  522,5*2  « 

Mithin  bleibt  Bestand     2  816,49  M. 

Kast. 

b.   Die  Studenten -Begräbnis« -Kasse. 

A.    Die  Einnahmen  im  Jahre  11)00  haben  betragen: 

1.  Bestand  aus  dem  Vorjahre   338, 3 1  M. 

2.  Zinsen  von  Kapitalien   217,oo  • 

Summa  der  Einnahmen      555,31  M. 

B.  Ausgaben: 

1.  Begräbnisskosten  für  verstorbene  Studirende     — , —  M. 

2.  Zur  Kapitalisirung   — , —  * 

Bleibt  Bestand   555,3 1  M. 


V.  Akademische  Grandstücke  und  Kapitalien. 

I.  Grundstücke. 

Im  Rechnungsjahr  1900  wurde  begonnen: 
der  Neubau  der  Kinderklinik; 

vollendet  wurde: 

der  Neubau  des  physikalischen  Instituts.  (Uebergabe  am 
29.  September  1900.) 

Ferner  gelangten  zur  Ausführung: 

der  Neubau  eines  Vegetationshauses  für  das  Pflanzen- 
physiologische Institut; 

der  Neubau  eines  Sargschuppens  und  eines  Fahrrad- 
schuppens beim  anatomischen  Institut; 

der  Aufbau  eines  Bodenraumes  auf  dem  westlichen 
Flügel  des  Stallgebäudes  des  Wirthschaftshofes  des 
landwirtschaftlichen  Versuchsfeldes  zu  Rosenthal; 

die  Errichtung  von  zwei  Lauben  in  den  Gärten  der 
Augenklinik. 


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101 


Am  11.  Juni  1900  erfolgte  die  Uebergabe  des  ehemaligen 
Anatomiegrundstücks  an  der  Catharinenstrasse  an  die  Reichs- 
Post- Verwaltung;  der  Erlös  für  das  94  a  22  qm  grosse  Grund- 
stück beträgt  716600  Mark. 

2.  Kapitalien. 

Das  Vermögen  der  Universität  betrug  am  Schlüsse  des 

Etats-Jahres  1900   593  250, oo  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken   326  100,oo  M., 

in  Werthpapieren  . . . .  267  150.QQ  « 

593  250,oo  M. 

Die  Stiftungs-Fonds  der  Universität  weisen  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1900  ein  Vermögen  von   67  305  M. 

nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken   23  340,oo  M., 

in  Werthpapieren   44025,oo  * 

Ausserdem  besitzt  der  v.  Hackemann 'sehe  Professoren- 
Wittwen-Pensions-Fonds  an  Ländereien  36  ha  43  a  90  qm, 
welche  im  Etats-Jahre  1900  einen  Pachtzins  von  3836,oo  Mark 
und  an  Jagdpachtgeldern  36,27  Mark  eingebracht  haben. 

Das  Vermögen  der  Stipendien-Fonds  betrug  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1900   839  185,6  3  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken  mit   435  200,0 o  M., 

in  Werthpapieren  mit  .  . .  403  600,oo  • 
in  Sparkassenbüchern  mit       385,63  * 

839  185,6  3  M. 

Der  Studenten-Unterstützungs-Fonds  weist  am  Schlüsse 
des  Etats-Jahres  1900  ein  Kapitalvermögen  von..  63  775,oo  M. 


nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken  von   34  500  M., 

in  Effecten  von    29  275  * 


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102 


VI.  Wichtigere  Ministerial-Erlasse,  Curatorial- 
schreiben  und  Senatsbeschlüsse. 

I.  Für  die  Universität  Uberhaupt. 

a,   Ministerial-Erlasse  und  Coratorialschreiben. 

Durch  Erlass  vom  31.  März  1900  theilt  der  Herr  Minister 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal-Angelegenheiten 
den  Wunsch  der  Ober-Post-Direction  zu  Berlin  zur  Beachtung 
mit,  in  der  Aufschrift  der  an  Behörden  in  Berlin  gerichteten 
Postsendungen  die  Lage  der  in  Betracht  kommenden  Dienst- 
räume nach  Postbezirk,  Strasse  und  Hausnummer  anzugeben. 
In  Bezug  hierauf  giebt  dieselbe  in  einem  die  gleiche  Angelegen- 
heit betreffenden  Erlasse  vom  10.  Januar  1901  Beispiele  über  die 
Adressirungsweise  der  nach  Berlin  bestimmten  Briefsendungen. 

Nach  einem  Ministerial-Erlass  vom  3.  April  1900  darf 
die  Entsendung  von  Delegirten  der  Universitäten  zu  Festfeiern, 
Congressen  und  sonstigen  Veranstaltungen  aller  Art  ausserhalb 
des  Reichsgebietes  nur  mit  ministerieller  Genehmigung  er- 
folgen. 

Unterm  10.  April  1900  hat  der  Herr  Ressortminister  be- 
stimmt, dass  künftig  von  der  Veröffentlichung  des  Vorlesungs- 
Verzeichnisses  in  Tagesblättern  und  Zeitschriften,  ausser  in 
den  Hochschulnachrichten,  soweit  dadurch  Kosten  entstehen, 
allgemein  abzusehen  ist,  und  etwaige  weitere  Anzeigen  in  der 
Presse  auf  die  Mittheilung  zu  beschränken  sind,  dass  das 
amtliche  Vorlesungs-Verzeichniss  erschienen  und  von  wem  es 
bezogen  werden  kann. 

Nach  einem  Curatorialschreiben  vom  11.  April  1900  sind 
die  Anmeldungen  für  den  Staatshaushalts-Etat  spätestens  bis 
zum  15.  Juni  j.  J.  einzureichen. 

Durch  Schreiben  vom  23.  Mai  1900  erklärt  sich  der  Herr 
Universitäts-Curator  damit  einverstanden,  dass  die  im  §  58 
der  Geschäftsanweisung  für  die  hiesige  Universitätskasse  vor- 
geschriebene Revision  des  Universitäts-Depositoriums  fortan 
alsbald  nach  dem  Rectorwechsel  und  zwar  bei  der  Uebergabe 
des  Schlüssels  zum  Depositorium  an  den  neuen  Rektor  vorge- 
nommen wird. 


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1()3 


Durch  Erlass  vom  31.  Mai  1900  hat  der  Herr  Minister  die 
Bestimmung,  dass  die  jedesmalige  Aufnahme  der  Universitäts- 
Statistik  für  die  Ortsanwesenheits-Controle  der  Studirenden 
nutzbar  zu  machen  ist,  aufgehoben. 

Unter  dem  29.  Juni  1900  bestätigt  der  Herr  Universitäts- 
Curator  die  von  Rector  und  Senat  entworfene  und  vorgelegte 
Geschäftsanweisung  für  eine  Honorarien  -  Commission  zur 
Prüfung  sämmtlicher  auf  das  Honorar -Wesen  bezüglichen 
Bücher  und  Akten  der  Quästur,  nachdem  der  Herr  Minister 
gegen  dieselbe  nichts  zu  erinnern  gefunden  hatte. 

Nach  einem  Erlasse  des  Herrn  Ministers  vom  18.  August  1900 
dürfen  aus  den  staatlichen  Unterstützungs-Fonds  für  Wittwen 
und  Waisen  von  Beamten  etc.  Unterstützungen  an  verheirathete 
oder  verheirathet  gewesene  Kinder  von  Beamten  etc.  nicht 
mehr  gewährt  werden. 

Durch  Allerhöchsten  Erlass  vom  3.  September  1900  ist 
genehmigt  worden,  dass  in  Abänderung  des  §  14  Abschnitt  III 
der  Universitäts-Statuten  die  Ausloosung  der  Senatoren,  welche 
aus  dem  jedesmaligen  alten  Senate  in  den  neuen  hinüber- 
genommen werden,  nicht  in  der  die  Neuwahl  des  Senates 
selbst  vollziehenden  Plenar-Versammlung  der  Professoren  vor- 
genommen wird,  sondern  in  einer  mindestens  drei  Tage  vor 
dieser  Versammlung  anzuberaumenden  Senatssitzung. 

Nach  einem  Erlasse  des  Herrn  Ministers  vom  21.  Sep- 
tember 1900  ist  in  Zukunft  auch  der  griechische  Erlöserorden 
bei  seinem  Freiwerden  durch  das  Ableben  des  Inhabers,  bezw. 
bei  dem  Aufrücken  des  Inhabers  in  eine  höhere  Klasse  die 
untere  Klasse  dieser  Decoration  zurückzugeben. 

Durch  Erlass  vom  5.  October  1900  macht  der  Herr  Minister 
darauf  aufmerksam,  dass  das  nach  einer  Mittheilung  des  Herrn 
Staatssecretärs  des  Reichspostamtes  von  Staatsbehörden  be- 
obachtete Verfahren,  bei  der  Unterbringung  von  Lieferungen 
und  Leistungen  den  Unternehmern,  also  Privatleuten,  zur  Be- 
nutzung bei  den  Antworten  mit  dem  Aversionirungsvermerk 
versehene  Briefumschläge  zuzusenden,  unzulässig  ist. 

Durch  Erlass  vom  10.  October  1900  hat  sich  der  Herr 
Minister  mit  den  in  Folge  des  Inkrafttretens  des  Bürgerlichen 
Gesetzbuches  vorgenommenen  Abänderungen  der  Bestimmungen 


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104 


über  die  Meldung  der  Studirenden  zu  den  Vorlesungen,  sowie 
über  die  Entrichtung,  die  Stundung  und  den  Erlass  der 
Honorare  einverstanden  erklärt.  Von  einer  Drucklegung  ist 
wegen  der  in  Aussicht  genommenen  einheitlichen  Gestaltung 
des  Stundungswesens  für  alle  Landes-Üniversitäten  vorläufig 
abzusehen. 

Dem  Vorschlage  der  Universitäts-Quästur  und  dem  bezüg- 
lichen Antrage  von  Rector  und  Senat  entsprechend  hat  sich 
der  Herr  Universitäts-Curator  durch  Schreiben  vom  13.  Oc- 
tober  1900  damit  einverstanden  erklärt,  dass  zeitweise  sich 
anhäufende  Quästurgelder  unter  den  dafür  festgesetzten  näheren 
Bedingungen  bei  der  Schlesischen  landschaftlichen  Bank  hier- 
selbst  vorübergehend  zinsbar  angelegt  und  die  einkommenden 
Zinsbeträge  der  Hilfskasse  zur  Unterstützung  der  Hinterbliebenen 
von  Docenten  und  Beamten  zugeführt  werden. 

Durch  Erlass  vom  17.  October  1900  hat  der  Herr  Minister 
auf  Antrag  der  katholisch-theologischen  Facultät  genehmigt, 
dass  die  Bestimmung  des  §  41  des  Reglements,  nach  welcher 
sich  zur  Erlangung  des  Grades  eines  Doctors  der  Theologie 
nur  derjenige  melden  kann,  der  bereits  vier  Jahre  das 
Universitätsstuditim  beendet,  oder,  falls  er  in  einem  bischöf- 
lichen Seminar  gebildet  worden,  dasselbe  eben  so  lange  ver- 
lassen hat,  in  Wegfall  kommt. 

Nach  einer  Entscheidung  des  Herrn  Ministers  vom 
1.  November  1900  sind  die  von  der  Universität  den  Studiren- 
den zur  Verwendung  in  Angelegenheiten  der  Heeresergänzung 
auszustellenden  Zeugnisse  kostenfrei  zu  ertheilen. 

Durch  Erlass  vom  14.  December  1900  theilt  der  Herr 
Ressortminister  einen  Runderlass  der  Herren  Minister  der 
Finanzen  und  des  Innern  vom  26.  November  desselben  Jahres, 
betreffend  die  Berechnung  der  pensionsfähigen  Dienstzeit  eines 
Beamten,  zur  gleichmässigen  Beachtung  mit. 

Durch  Erlass  vom  26.  Februar  1901  hat  der  Herr  Minister 
bezüglich  der  Zulassung  von  Frauen  zum  gastweisen  Besuche 
von  Universitäts-Vorlesungen  bestimmt,  dass  die  für  die  männ- 
lichen Hospitanten  geltenden  Erfordernisse  auch  für  die 
weiblichen  maassgebend  sein  sollen,  und  zwar  ist  allgemein 


105 


daran  festzuhalten,  dass  ohne  eine  mindestens  der  Obersekunda 
einer  inländischen  höheren  Lehranstalt  bezw.  der  wissenschaft- 
lichen Reife  für  den  Einjahrig-Freiwilligen-Militärdienst  ent- 
sprechende Vorbildung  der  Besuch  von  Universitäts-Vorlesungen 
nicht  gestattet  werden  kann.  Da  die  Vorbildung  der  Volks- 
schullehrer zum  Einjährig-Freiwilligen-Militärdienst  berechtigt, 
so  genügt  auch  für  die  Zulassung  weiblicher  Hospitanten  das 
Lehrerinnen-Zeugniss.  Dagegen  ist  das  blosse  Entlassungs- 
zeugniss  einer  höheren  Töchterschule  als  ausreichend  nicht  zu 
erachten,  vielmehr  darf  in  solchem  Falle  die  Zulassung  nur 
ganz  ausnahmsweise  beim  Vorliegen  anderweiter  vollgültiger 
Ausweise  über  die  erforderliche  Vorbildung  erfolgen. 

Durch  Erlass  vom  28.  Februar  1901  hat  der  Herr  Minister 
bestimmt,  dass  künftig  auch  die  Söhne  der  wissenschaftlichen 
Bibliotheksbeamten  in  gleicher  Weise  wie  die  Söhne  der 
ordentlichen  und  ausserordentlichen  Professoren  zum  unent- 
geltlichen Besuche  der  Privatvorlesungen  aller  akademischen 
Lehrer  zuzulassen  sind. 

In  Folge  der  Gleichstellung  der  Reifezeugnisse  von  den 
Realgymnasien  und  Oberrealschulen  mit  denen  der  deutschen 
Gymnasien  für  die  unbeschränkte  Zulassung  zur  Prüfung  für 
das  Lehramt  an  höheren  Schulen  sind  durch  Ministerial-Erlass 
vom  20.  März  1901  die  erforderlich  gewordenen  Abänderungen 
der  §§5,  17  und  19  der  bezüglichen  Prüfungsordnung  vom 
12.  September  1898  mitgetheilt  worden. 

b.  Senats-Beschlüsse. 

Im  Hinblick  auf  den  Ministerial-Erlass  vom  3.  Februar  1880 
—  U.  I.  151  —  beschloss  der  Senat  in  den  Sitzungen  vom 
12.  und  26.  Mai  1900  gerichtliche  oder  polizeiliche  Bestrafungen 
fernerhin  in  dem  am  Schlüsse  des  Abgangs-Zeugnisses  befind- 
lichen Führungs-Attest  nicht  mehr  zu  erwähnen,  geringere 
disciplinarische  Bestrafungen  bis  zu  3  Tagen  Karzer  nicht 
ausdrücklich  zu  vermerken,  sondern  nur  mit  „nichts  Wesent- 
liches" anzudeuten,  Disciplinarstrafen  von  mehr  als  3  Tagen 
Karzer  hingegen  dem  Wortlaut  nach  aufzunehmen  und  dabei 
ausdrücklich  hervorzuheben,  dass  evtl.  kein  Verstoss  gegen  die 
akademische  Disciplin  vorgekommen  ist.    Das  Gleiche  gilt  für 


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106 

die  zu  anderen  Zwecken  den  Studirenden  auszufertigenden 
Sittenzeugnisse. 

Auf  eine  bezügliche  Anfrage  des  Herrn  Ministers  beschloss 
der  Senat  in  seiner  Sitzung  vom  23.  Juni  1900  zu  antworten, 
dass  er  keine  Anträge  zu  stellen  habe,  welche  eine  Ein- 
schränkung der  noch  in  Kraft  stehenden  Vorschriften  zum 
Gebrauch  der  lateinischen  Sprache  bezwecken  und  die  Ab- 
standnahme von  einer  derartigen  Beschränkung  durch  nach- 
drückliche Betonung  des  Werthes  der  lateinischen  Sprache 
für  das  akademische  Studium  zu  begründen. 

Nachdem  die  Aufnahme  der  Universitäts-Statistik  nicht 
mehr  für  die  Ortsanwesenheits-Controle  der  Studirenden 
nutzbar  zu  machen  ist,  hat  der  Senat  in  seiner  Sitzung  vom 
21.  Juli  1900  beschlossen,  vom  Winter-Semester  1900/01  ab  die 
Zählkarten  im  unmittelbaren  Anschluss  an  das  Belegen  der 
Vorlesungen  ausfüllen  zu  lassen. 

In  der  Senatssitzung  am  10.  November  1900  wurden  bei 
der  erstmaligen  Ausloosung  der  Senatoren  in  der  letzten 
Senatssitzung  des  Studienjahres  bestimmte  Normen  für  das 
Loosungsgeschäft  festgesetzt. 

In  der  Sitzung  vom  1.  December  1900  beschloss  der  Senat, 
die  letztmalig  im  Jahre  1875  erschienenen  Nachrichten  von 
den  Freitischen  und  Stipendien  bei  der  Universität  neu  be- 
arbeiten zu  lassen  und  hiermit  den  Universitäts  -  Secretär 
Richter  zu  betrauen. 

2.  Für  die  einzelnen  Facultäten. 

Philosophische  Facultät. 

Ministerial-Erlasse. 
Auf  Antrag  der  Facultät  hat  der  Herr  Minister  durch 
Erlass  vom  7.  Juli  1900  unter  Abänderung  des  §  21  deren 
Reglements  genehmigt,  dass  die  an  den  Herrn  Minister  zu 
erstattenden  Berichte  fortab  nur  von  dem  Dekan  und  seinen 
beiden  Amtsvorgängern  unterschrieben  werden. 

- 

Ebenso  hat  der  Herr  Minister  unterm  11.  August  1900 
genehmigt,  dass  dem  §  87  Absatz  1  des  Facultäts-Reglements 
die  Bestimmung  hinzutritt,   dass  Ausländer   nur  dann  zur 


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107 


Promotion  zugelassen  werden,  wenn  sie  das  Reifezeugniss 
einer  Schule  besitzen,  die  dem  humanistischen  Gymnasium, 
dem  Realgymnasium  oder  der  Oberrealschule  des  Deutschen 
Reiches  als  gleichwerthig  angesehen  werden  kann. 


VII.   Universität»- Ereignisse,  Feierlichkeiten, 
Programme,  Adressen  etc. 

1.    Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse. 

Am  15.  October  1900  fand  in  herkömmlicher  Weise  die 
Uebergabe  des  Rectorats  von  Seiten  des  bisherigen  Rectors, 
Professor  Dr.  J.  Partsch  an  den  neugewählten  Rector,  Ge- 
heimen Medicinalrath  Professor  Dr.  Flügge  statt.  Nach 
Ableistung  des  vorgeschriebenen  Eides  hielt  dieser  seine 
Antrittsrede:  „Die  Entwickelung  der  wissenschaftlichen 
Hygiene". 

Zur  Feier  des  200jährigen  Bestehens  des  Königsreichs 
Preussen  fand  gemäss  Allerhöchster  Bestimmung  am  18.  Januar 
1901  ein  Festactus  statt  und  in  Verbindung  hiermit  die  aka- 
demische Feier  des  Geburtstages  Sr.  Majestät  des  Kaisers  und 
Königs.  Die  Festrede  hielt  der  Professor  der  Eloquenz, 
Geheime  Regierungsrath  Professor  Dr.  Foerster  über  das 
Thema:  „Das  preussische  Königthum  und  die  klassische 
Kunst". 

Den  Schluss  der  Feier  bildete  die  alljährliche  Preisver- 
teilung, über  die  der  im  Druck  erschienene  bezügliche 
Bericht  das  Nähere  besagt.    (Siehe  auch  VIII.  3.) 

Durch  die  mittelst  Erlasses  des  Herrn  Ministers  vom 
5.  December  1900  erfolgte  Genehmigung  der  Satzungen  einer 
Senatskasse  der  Universität  zur  Bestreitung  solcher  Ehren- 
ausgaben, welche  nicht  aus  anderen  amtlichen  Mitteln  gedeckt 
werden,  ist  eine  Institution  in's  Leben  gerufen  worden,  die 
seit  1864  bisher  vergeblich  erstrebt  wurde,  und  durch  die 
nunmehr  einem  dringenden  Bedürfniss  begegnet  ist. 


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108 


Die  Satzungen  lauten  wie  folgt: 

Satzungen 
der  Senatskasse  bei  der  Kgl.  Universität  zu  Breslau. 

§  1. 

Zur  Bestreitung  von  Ehren  -  Ausgaben  der  Universität 
Breslau,  welche  nicht  aus  anderen  amtlichen  Mitteln  gedeckt 
werden,  wird  eine  Senatskasse  gegründet. 

Die  erforderlichen  Mittel  werden  aufgebracht: 

1.  durch  Beiträge  der  ordentlichen  Professoren;*) 

2.  durch  eine  Beisteuer  des  Rectors  und  der  Decane  von 
1  pCt.  der  ihnen  zufliessenden  Gebühren ; 

3.  aus  Geschenken,  Vermächtnissen  und   sonstigen  Zu- 
wendungen ; 

4.  aus  Zinsen  von  Kapitalien. 

§  2. 

Von  den  zur  Zeit  angestellten  und  hier  wohnhaften 
61  ordentlichen  öffentlichen  Professoren  verpflichten  sich  59, 
per  Semester  einen  Beitrag  von  1,50  Mark  zu  entrichten. 

Für  die  neu  anzustellenden  Ordinarien  ist  dieser  Beitrag 
obligatorisch. 

§3. 

Die  in  einem  Jahre  nicht  verbrauchten  Einnahmen  sind 
auf  das  folgende  Jahr  zu  übertragen. 

§  4. 

Ausgaben  im  Betrage  von  höchstens  50  Mark  können  von 
dem  Rector  allein  verfügt  werden.  Grössere  Ausgaben  be- 
dürfen der  Bewilligung  des  Senates. 

§5. 

Am  Schluss  jedes  akademischen  Jahres  ist  nicht  nur  dem 
Senat  und  den  zur  Entgegennahme  des  Jahresberichts  des 
Rectors  versammelten  Professoren,  sondern  auch  dem  Cura- 
torium  über  die  vollzogenen  Bewilligungen  und  den  Stand  der 
Kasse  Bericht  zu  erstatten. 


*)  Dem  Universitfits-Richter  steht  in  Folge  seines  Ranges  eines  wirk- 
lichen ordentlichen  Professors  der  Zutritt  zur  Beitragsleistung  frei. 


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109 


Eine  Mitwirkung  der  Ober-Rechnungskammer  bei  Controle 
der  Verwaltung  und  Verwendung  von  Kassengeldern  ist  aus- 
geschlossen. 

Wegen  der  im  §  1  unter  2  festgesetzten  procentualen 
Beisteuer  des  Rectors  und  der  Decane  sind  entsprechende 
Zusätze  zu  den  deren  Einnahmen  behandelnden  Paragraphen 
der  Universitäts-Statuten  und  Facultäts-Reglements  erforderlich 
geworden,  welche  die  Allerhöchste  bezw.  die  ministerielle  Ge- 
nehmigung erhalten  haben. 

Am  29.  September  1900  hat  die  Verlegung  des  physi- 
kalischen Instituts  in  den  Neubau  an  der  Kreuzkirche  statt- 
gefunden. 

Die  dadurch  im  Convictgebäude  frei  gewordenen  Räume 
sind  bis  auf  ein  Zimmer,  das  dem  Lector  für  Photographie 
überlassen  worden  ist,  zur  Verlegung  des  katholisch-theolo- 
gischen Seminars  aus  seinen  bisherigen  Lokalitäten  im  II.  Stock 
des  Gebäudes  bestimmt  worden,  wogegen  die  bisherige  Dienst- 
wohnung des  Instituts-Assistenten  zur  Herrichtung  je  eines 
orientalischen  Unterrichts-  und  Bibliothekszimmers  Verwendung 
fmdet.  In  dem  letzteren  hat  nunmehr  die  bisher  in  der 
Universitäts-Bibliothek  unter  der  Bezeichnung  „Bibliotheka 
Linkiana44  aufbewahrte  orientalische  Büchersammlung  Auf- 
stellung gefunden. 

Durch  Aufstellung  von  Fahrradständern  in  dem  Erd- 
geschoss  des  Süd-  und  Ostflügels  des  grossen  Universitäts- 
Gebäudes  ist  einem  längst  empfundenen  Bedürfniss  in  recht 
geeigneter  Weise  entsprochen  worden. 

Der  Universität  zu  Czernowitz  wurden  zur  25jährigen 
Jubelfeier  am  2.  December  1900  die  Glückwünsche  der  hiesigen 
Universität  übermittelt. 

2.  Programme 

sind  nicht  erschienen. 

3.  Adressen. 

Zu  der  am  7.  Juni  1900  stattgefundenen  Fünfhundert ah r- 
feier  der  Universität  Krakau  entsandte  die  hiesige  Universität 
den  zeitigen  Senator,  Professor  Dr.  Caro  und  den  Geheimen 


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1 10 


Regienings-Rath,  Professor  Dr.  Nehring  als  ihre  Vertreter, 
welche  folgende  Gratulations-Adresse  überreichten: 

Der  Jagellonen-Uni  versität  Krakau  zum  Gedenktage 

ihrer  Begründung. 

Zu  dem  Jubelfeste  der  altehrwürdigen  Hochschule  der  uns 
benachbarten  Gemarkung  bringen  wir,  Rector  und  Senat  der 
Universität  Breslau,  in  freudiger  Theilnahme  Ihnen  die  leb- 
haftesten Glück-  und  Segenswünsche  dar.  Wir  begrüssen 
diesen  Fest-  und  Freudentag  der  Schwesteranstalt  mit  einem 
besonderen  Recht.  Ist  doch  in  dem  genugthuungsreichen 
Rückblick  auf  ein  halbes  Millennium  treuer  Hingebung  im 
Dienste  menschheitlicher  Ideale,  der  sich  heute  Ihnen  auf- 
drängt, auch  ein  wesentliches  Stück  der  Bildungsgeschichte 
unserer  eigenen  Provinz  eingeschlossen.  War  doch  unser 
Schlesien  damals  noch  in  demselben  Metropolitanverbande 
mit  Ihrer  Heimath,  als  der  ruhmreiche  Stifter  seinem  eigenen 
Ausdruck  nach  „die  Perle  der  grossmächtigen  Wissenschaften" 
einsetzte  und  seiner  Schöpfung  den  Beruf  zubestimmte,  „ein 
nie  versiegender  Quell  der  Gelehrsamkeit  zu  werden,  aus 
dessen  Fülle  Alle  schöpfen  können,  die  reif  und  klar  im  Rath, 
mit  dem  Schmuck  der  Tugend  geziert  und  in  den  mannig- 
faltigsten Befähigungen  bewandert  werden  wollen". 

Und  was  der  Stifter  in  edlem  Geiste  erstrebt,  was  der 
hochsinnigen  Königin  aus  anjovinischem  Stamme,  die  sterbend 
ihre  Geschmeide  dieser  Gründung  überwiesen  hatte,  vor  Augen 
stand,  das  wurde  im  Zeitenstrom  reichlich  erfüllte  Wahrheit. 
Nicht  nur  die  lerneifrige  Jugend  aus  allen  Theilen  Ihres  Landes, 
auch  aus  jenen  östlichen  Districten,  in  denen  das  Licht  des 
Christenthums  eben  erst  über  den  Rand  des  Horizonts  ge- 
stiegen war,  sondern  auch  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  Jünglinge 
aus  allen  Stämmen  und  Provinzen  des  kaiserlichen  Deutsch- 
land suchten  die  hehre  Bildungsstätte  an  der  Weichsel  auf, 
um  zu  den  Füssen  erlauchter  Lehrer  die  Richtung  und  Weisung 
zu  den  höchsten  Erkenntnissen  zu  empfangen.  Mit  weiser 
Vorsicht  war  hier  der  hochherzigen  Bestimmung  des  Stiftungs- 
briefes gemäss  die  Pforte  für  Alle  aufgethan,  und  aus  den 
Institutionen  die  sonst  fast  immer  gegebene  Gelegenheit  zu 


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in 


Reibungen  der  Nationalitäten  ausgeschlossen.  Zahlreiche 
Sterne,  die  in  der  Litteratur-  und  Gelehrten -Geschichte 
Deutschlands  glänzen,  haben  hier  die  ersten  Strahlen  ihres 
Feuers  empfangen,  und  mit  dankbarer  Anerkennung  erfüllt 
sich  unser  Gefühl,  wenn  wir  in  den  inhaltsschweren  Columnen 
Ihrer  Matrikel  unter  viel  hundert  deutschen  Namen  dem  eines 
Conrad  Geltes,  eines  Thomas  Murner  oder  des  herrlichen 
Aventin  begegnen. 

Enger  aber  als  alle  diese  waren  unsere  Schlesier  mit 
Ihnen  verbunden.  Durch  Ihre  Hörsäle  waren  in  dem  ersten 
Jahrhundert  die  meisten  Männer  gegangen,  die  in  Schlesien 
irgend  ein  Amt  im  profanen  oder  Kirchendienst  bekleideten. 
Oft  genug  sass  dem  Schlesier  auf  dem  Professoren-Katheder 
eine  Schaar  Schlesier  auf  den  Schulbänken  gegenüber.  War 
doch  der  erste  Decan  der  ArUsten-Facultät,  der  erste  im  Liber 
promotionum  genannte,  der  die  erste  Prüfung  pro  magisterio 
abhielt,  ein  Schlesier,  und  gegen  Ende  des  Jahrhunderts 
klangen  die  stolzen  Verse  unseres  Laurentius  Corvinus  mit 
den  sapphischen  Strophen  Ihres  Paul  von  Crosno  und  Jan 
von  Wislica  in  harmonischem  Accord.  So  sehr  war  Ihre 
Alma  rnater  auch  die  geistige  Ernährerin  unserer  Provinz, 
dass,  als  ein  Jahrhundert  nach  ihrer  Gründung  bei  der  hiesigen 
Bürgerschaft  der  Gedanke  erwachte,  eine  eigene  Hochschule 
zu  errichten,  der  blosse  Hinweis  auf  ihre  grossen  Leistungen 
genügte,  um  solche  Pläne  zu  verwehen  und  für  lange  zu 
vertagen. 

Wer  aber  wollte  so  vermessen  sein,  den  Umfang  und  die 
Mannigfaltigkeit  dieser  Arbeit  für  das  Gedeihen  der  Cullur  in 
knappen  Worten  zu  preisen?  Giebt  es  doch  innerhalb  der 
schier  unennesslich  reichen  Litteratur,  deren  Nährmutter  und 
Pflegerin  die  Jagellonen-Stiftung  geworden  ist,  noch  eine  be- 
sondere Litteratur,  deren  Gegenstand  die  „Laudes  Cracovienses" 
bilden.  Wie  viel  tausend  Mal  wurde  mit  gutem  Recht  das 
freudige  Erstaunen  variirt,  dass  auf  den  sarmatischen  Gefilden 
die  Sonne  Ausoniens  aufgegangen  wäre!  Wie  fand  doch  hier 
der  uinhergescheuchte  Genosse  und  Freund  des  Pomponius 
Laetus  den  Geist  und  die  Schwungkraft  der  heimischen 
römischen  Akademie,  der  Ahnherrin  aller    Akademien  der 


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112 


Welt,  in  sicher  geschütztem  Wirken  wieder,  und  wie  jener 
Philippo  Buonacorsi  nicht  Worte  genug  zum  Preise  Ihrer 
Lehrstätte  finden  konnte,  so  trug  unser  Nürnberger  Weltchronist 
Hartmann  Schedel  kein  Bedenken,  ihr  die  Palme  vor  allen 
derzeitigen  deutschen  Hochschulen  zu  reichen.  Welch'  einen 
lehrreichen  Ausschnitt  aus  der  Entwickelungsgeschichte  der 
Pädagogik  stellt  doch  Ihr  unvergleichlicher  Liber  diligentiarum 
dar,  die  leuchtende  Statistik  einer  Pflanzung  jeder  über  die 
Schranken  der  Natur  den  Menschen  erhebenden  Erkenntniss. 
Wie  reiht  sich  hier  Stern  an  Stern,  und  mit  kühnerem  Eifer 
als  irgendwo  wagt  man  es  hier  die  Symmetrie  des  Weltbaus 
durch  Maasse  und  Zahlen  zu  ergründen.  So  lange  die  Wissen- 
schaft ein  Bewusstsein  ihres  Werdegangs  haben  wird,  wird 
die  Thatsache  als  ein  leuchtender  Punkt  angemerkt  werden, 
dass  hier  zu  den  Füssen  Ihres  Albert  Blar  Brudzewski,  der 
nach  zeitgenössischem  Urtheil  den  Scharfsinn  eines  Euklid 
und  Ptolemaeus  sich  zu  eigen  gemacht,  der  Jüngling  gesessen, 
dem  der  unsterbliche  Ruhm  zu  Tlieil  geworden,  den  Ordnungs- 
plan der  Weltschöpfung  zu  ergründen,  nach  zu  denken,  und 
die  Harmonie  der  Sphären  der  Menschheit  zu  enthüllen. 

Solches  Streben  aber  und  solche  Erfolge  verleihen  auch 
die  Kraft,  den  Stürmen  der  Zeit  zu  widerstehen,  und  den 
Stützpunkt  im  Aufruhr  bewegter  Leidenschaften.  Gleich  in 
dem  ersten  Jahrhundert  ihres  Daseins,  dessen  Rinnen  und 
Kreisen  von  den  Gegensätzen  religiöser  Denkungsart  bestimmt 
war,  hat  die  Jagelionen-Universität  Schulter  an  Schulter  mit 
den  deutschen  Universitäten,  jeder  sinnvollen  Verbesserung 
zugänglich,  doch  dem  Radicalismus  in  muthiger  Abwehr  sich 
entgegengeworfen.  Als  die  wissenschaftlichen  Kreise  Europas 
von  dem  tobenden  Contrast  zwischen  Scholastik  und  Humanis- 
mus bis  in  den  Grund  erschüttert  wurden,  bot  die  akademische 
Schule  an  der  Weichsel  das  imposante  Schauspiel  dar,  dass 
beide  Ströme  in  tief  gefurchten  Rinnsalen  wetteifernd  neben 
einander  fliessen  durften.  Und  als  dann  im  Entwickelungsgang 
der  europäischen  Bildung  durch  die  sich  erweiternde  Trennung 
nationaler  Formationen  die  Stellung  der  wissenschaftlichen 
Körperschaften  zu  den  sittlichen  Problemen  sich  veränderte, 
da  hat  die  universale  Stiftung  des  letzten  Piasten-  und  des 


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113 


ersten  Jagellonenkönigs  sich  der  engern  aber  nicht  minder 
ehrenreichen  Aufgabe  unterzogen,  den  ihrer  Pflege  anvertrauten 
Volksgeist  erziehend  zu  adeln  und  zu  charaktervoller,  den 
Unbilden  der  Zeit  Trotz  bietender  Individualität  auszugestalten. 
Keine  andere  Universität  kann  wie  Ihre  sich  dessen  rühmen, 
an  der  Schaffung  der  Nation  mit  ihrem  Sonderwerth  den 
Hauptantheil  gehabt  zu  haben. 

In  dieser  Phase  Ihres  erfolgreichen  Schaffens  wurde  zur 
Befriedigung  der  heimischen  Zwecke  unsere  Leopoldina  ge- 
gründet, in  welcher  manche  Züge  und  Zeichen  noch  von  dem 
Einfluss  sprachen,  den  Ihre  Hochschule  auf  die  Bildung  in 
Schlesien  ausgeübt  hatte.  Auf  dem  Unterbau  der  Leopoldina 
aber  ist  unsere  alma  mater  Viadrina  aufgebaut.  Doch  nicht 
diese  äussere  Beziehung  allein  ist  es,  die  unsere  Huldigung  an 
dem  seltenen  Erinnerungsfeste  zum  Ausdruck  einladet.  Wissen 
wir  uns  doch  enger  noch  mit  Ihnen  vereint  durch  das  überein- 
stimmende Bewusstsein,  dass  über  allen  Scheidungen  und 
Trennungen  hinaus  ein  Band  der  Liebe  alle  diejenigen  um- 
schlingt, welche  —  mit  den  Worten  Ihres  Stiftungsbriefes  zu 
reden  —  an  dem  unversieglichen  Quellborn  reiner  Wissenschaft 
Reife  der  Einsicht  in  alles  dem  Menschen  Begreifliche,  den 
Ruhmesglanz  der  Tugend  und  die  Fähigkeit  zu  edlem  Handeln 
schöpfen  wollen,  dass  sie  Alle  eine  zusammengeschlossene 
Gemeinde  bilden,  in  welcher  der  Sonnenschein  göttlichen 
Wohlgefallens  segnend  wirkt  und  waltet. 

In  solchem  Geiste  reichen  wir  Ihnen  an  dem  fünften 
Säculartage  Ihrer  Hochschule  die  Bruderhand  dar,  und  in 
solchem  Geiste  rufen  wir  von  der  Oder  her  der  Jagellonen- 
üniversität  an  der  Weichsel  zu:  Vivas,  floreas,  crescas! 

Breslau,  Pfingsten  1900. 
Rector  und  Senat  der  Universität  Breslau. 


s 


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11+ 


VIII.  Studirende 

1.   Hörerzali  I. 

Sommer-Semester  1900: 
a.   Immatriculirte  Studirende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben    HOC 

Neu  hinzugekommen    530 

zusammen  1636 

Davon  zählte: 

die  evangelisch  -  theologische  f  Deutsche   71 

Facultät  \  Nichtdeutsche  2_  73 

die   katholisch  -  theologische  /  Deutsche   320 

Facultät  I  Nichtdeutsche     —  320 

....         /Deutsche  ....  479 
die  juristische  Facultät  {  Wichtdeutgche     -  479 

.  •   ,    r.     w-4       I  Deutsche   243 

die  medicinische  Facultät  . .  f  XT.      ,    .    .         ,  0,u 

l  Nichtdeutsche       5  24s 


o 

.SU  0.3 

.2  £ 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugniss  der  Reife  315 

b.  Deutsche  ohne  Zeugniss  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  October  1879   174 


Deutsche   489 

c.  Nichtdeutsche   27_  516 

b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schliesslich 44  Hörerinnen)   127 

Die  Gesammtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1763 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immalriculirten  Studirenden   1618 

von  den  Hospitanten   127 

zusammen  1745 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensirt: 
in  der   katholisch  -  theologischen  Facultät  4,   in  der 
juristischen  Facultät  6,  in  der  medicinischen 
Facultät  1  und  in  der  philosophischen  Facultät  7, 
zusammen   18 


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115 


Winter-Semester  1900/01: 
a.    Immatriculirte  Studirende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1182 

Neu  hinzugekommen    428 

zusammen    IG  10 

Davon  zählte: 

die    katholisch  -  theologische  (  Deutsche   2GG 

Facultät  \  Nichtdeutsche — _  2GG 

die  evangelisch -theologische  J  Deutsche   G0 

Facultät  I  Nichtdeutsche  4  G4 

die  juristische  Facultät .  . . .  {  ^Sfie  ' '  53,i 

l  Nichtdeutsche  1_  537 

die  medicinische  Facultät . . .  j  Pf^f^16  ' 7 '  21'J 

l  Nichtdeutsche       7  222 


« 1.3 

-o  o  8 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugniss  der  Reife  31G 

b.  Deutsche  ohne  Zeugniss  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  October  1879   182 

Deutsche   498 

c.  Nichtdeutsche   23  521 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schliesslich G9  Hörerinnen)   177 

Die  Gesammtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1787 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatriculirten  Studirenden   1598 

von  den  Hospitanten   177 

zusammen  1775 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensirt: 

in  der  katholisch-theologischen  Facultät  2,  in  der  evang.- 

theologischen  Facultät  1,   in  der  juristischen  » 
Facultät  5  und  in  der  philosophischen  Facultät  4, 

zusammen    12 

8* 


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2.   Betheiligung  an  den  Yorlesnngen. 

a.   Es  haben  lnscriptionen  stattgefunden: 

1.  bei  der  evangelisch-theologischen  Facultät 


im  Sommer-Semester  1900: 

zu  18  theol.  Privatvorlesungen   239 

*  5     *     öffentlichen  Vorlesungen   95 

»    5     *     seminaristischen  Uebungen   58 

im  Winter-Semester  1900/01: 

zu  18  theol.  Privatvorlesungen   200 

*  7     *     öffentlichen  Vorlesungen   127 

*  5     *      seminaristischen  Uebungen   45 

2.  bei  der  katholisch-theologischen  Facultät 
im  Sommer-Semester  1900: 

zu  12  theol.  Privatvorlesungen   1110 

«    8     *     öffentlichen  Vorlesungen   591 

*  4     *     seminaristischen  Uebungen   267 

im  Winter-Semester  1900/01: 

zu  11  theol.  Privatvorlesungen   1140 

«12     *     öffentlichen  Vorlesungen   959 

*  4     *     seminaristischen  Uebungen   443 

3.  bei  der  juristischen  Facultät 


unter  Einschluss  der  staatswissenschaftlichen  Disciplinen 


im  Sommer-Semester  1900: 
31  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2581 

6  -       *         *       öffentlichen  Vorlesungen   438 

7  *       *         *       seminaristischen  Uebungen  ...  133 

im  Winter-Semester  1900/01: 

37  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   3012 

7    *       *         *       öffentlichen  Vorlesungen   504 

7   *  *       seminaristischen  Uebungen  ...  292 

4.  bei  der  medicinischen  Facultät 
im  Sommer-Semester  1900: 
zu  72  medicinischen  Privatvorlesungen   1640 

*  38  *  öffentlichen  Vorlesungen . .  686 

im  Winter-Semester  1900/01: 
zu  67  medicinischen  Privatvorlesungen   1511 

*  42  -  öffentlichen  Vorlesungen  . .  814 


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117 


5.  bei  der  philosophischen  Facultät 
im  Sommer-Semester  1900: 


zu  127  Privatvorlesungen   294-1 

52  öffentlichen  Vorlesungen...  1116 

*  28  Seminarien   476 

im  Winter-Semester  1900/01: 

zu  125  Privatvorlesungen   3217 

*  44  öffentlichen  Vorlesungen .. .  1277 
26  Seminarien   484 

1.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  evangelisch-theolo- 
gischen Facultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1900  bei  einer  Anzahl  von  73  Hörern 

zu  18  theol.  Privatvorlesungen   239  Inscriptionen, 

*  5     *      öffentlichen  Vorlesungen   95  * 

5     »      seminaristischen  Uebungen...     58  • 

*  ausserfachlichen  (philos.,  historischen, 

litterar.,  philologischen)  Vorlesungen  83 
(9  private,  11  öffentliche) ; 


im  Winter-Semester  1900/01  bei  einer  Anzahl  von  64  Hörern 

zu  18  theologischen  Privatvorlesungen   200  Inscriptionen, 

7     *     öffentlichen  Vorlesungen   127 

«    5     *     seminaristischen  Uebungen ...  45 

-  ausserfachlichen  Vorlesungen   71 

(16  private,  12  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  der  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1900  (Zahl  73): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,2  6  Inscriptionen, 

*     öffentlichen  Vorlesungen  . . .  1,30 

•       *      seminaristischen  Uebungen.  0,7  9  * 

*  *   ausserfachlichen  Vorlesungen   1,13  • 

im  Winter-Semester  1900/01  (Zahl  64): 
zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,  i*  Inscriptionen, 

*  «       *     öffentlichen  Vorlesungen  ...  1,98 

*  *       »      seminaristischen  Uebungen.    0,7 o 

ausserfachlichen  Vorlesungen   l,io 


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IIS 


2.  Von  Seiten  der  Studirendcn  der  katholischen  Theologie 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1900  bei  einer  Anzahl  von  320  Hörern 


zu  12  theol.  Privatvorlesungen   1110  Inscriptionen, 

»     8     »     öffentlichen  Vorlesungen   591 

*  4     »     seminaristischen  Uebungen  . .  267 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   502 

(38  private,  19  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1900/01  bei  einer  Anzahl  von  266  Hörern 

zu  11  theol.  Privatvorlesungen   1140  Inscriptionen. 

»12     »     öffentlichen  Vorlesungen   959  » 

*  4     s     seminaristischen  Uebüngen . . .  443  * 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   269  * 

(34  private,  20  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 


im  Sommer-Semester  1900  (Zahl  320): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,46  Inscriptionen, 

>     «       *     öffentlichen  Vorlesungen...  1,84  * 

•  seminaristischen  Uebungen .  0,8  3 

»     *   ausserfachlichen  Vorlesungen   1,56 

im  Winter-Semester  1900/01  (Zahl  266): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen    4,36  Inscriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen  ...  3,6 o 

seminaristischen  Uebungen.  1,66 

■~    ausserfachlichen  Vorlesungen   l,oi 

3.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  juristischen  Facultftt 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1900  bei  einer  Anzahl  von  479  Hörern 

zu  31  juristischen  Privatvorlesungen    2581  Inscriptionen, 

»    6         ■         öffentlichen  Vorlesungen  438 

*  7        *         seminar.  Uebungen   133 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   133 

(9  private,  13  öffentliche); 


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119 


im  Winter-Semester  190001  bei  einer  Anzahl  von  537  Hörern 


zu  37  juristischen  Privatvorlesungen   3012  Inscriptionen, 

-    7        *         öffentlichen  Vorlesungen   504  * 

>    7         *         seminar.  Uebungen   292 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   185  - 

(16  private,  12  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 


im  Sommer-Semester  1900  (Zahl  479): 

zu  den  juristischen  Piivatvorlesungen   5,3  8  Inscriptionen, 

öffentl.  Vorlesungen..  0,9 1 

seminar.  Uebungen  .. .  0,t7 

*  *    ausserfachlichen  Vorlesungen   0,2  7 

im  Winter-Semester  1900/01  (Zahl  537): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   5,6 o  Inscriptionen, 

*  *  öffentl.  Vorlesungen  . .  0,93 

»  seminar.  Uebungen  ...  0,64 

*  *    ausserfachlichen  Vorlesungen   0,84 

4.  Von  Studirenden  der  medicinischen  Facultät  haben, 
wenn  die  von  ihnen  gehörten  obligatorischen  naturwissen- 
schaftlichen Vorlesungen  zu  den  medicinischen  gezählt  werden, 
stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1900  bei  einer  Anzahl  von  248  Hörern 
zu  72  Privatvorlesungen   1640  Inscriptionen, 

*  38  öffentlichen  Vorlesungen   686 

im  Winter-Semester  1900/01  bei  einer  Anzahl  von  222  Hörern 

zu  67  Privatvorlesungen   1511  Inscriptionen, 

*  42  öffentlichen  Vorlesungen   814 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1900  (Zahl  248): 

zu  den  Privatvorlesungen   6,6 1  Inscriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen   2,76 

im  Winter-Semester  1900/01  (Zahl  222): 
zu  den  Privatvorlesungen   6, so  Inscriptionen, 

*  *    öffentlichen  Vorlesungen   3,66 


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V20 

5.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  philosophischen  Fa- 
cultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1900  bei  einer  Anzahl  von  516  Hörern 

zu  127  Privatvorlesungen   2944  Inscriptionen, 

*  52  öffentlichen  Vorlesungen   1116 

*  28  Seminarien   476 

Ausserfachliche  Vorlesungen  sind  in  der  philosophischen 
Facultät  in  der  Regel  solche,  die  einem  vom  Specialfache  ver- 
schiedenen Fache  dieser  Facultät  selbst  angehören: 

im  Winter-Semester  1900/01  bei  einer  Anzahl  von  521  Hörern 

zu  125  Privatvorlesungen   3217  Inscriptionen, 

*  44  öffentlichen  Vorlesungen   1277 

*  26  Seminarien   484 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1900  (Zahl  516): 
zu  den  Privatvorlesungen   5,7o  Inscriptionen, 

*  öffentlichen  Vorlesungen   2,u 

*  »   Seminarien   0,92 

im  Winter-Semester  1900/01  (Zahl  521): 
zu  den  Privatvorlesungen   6,i7  Inscriptionen, 

*  «   öffentlichen  Vorlesungen    2,46 

*  Seminarien   0,92 


3.   Lösungen  von  Preisaufgaben. 

Bei  der  Preisvertheilung  gelegentlich  der  diesmal  in 
Verbindung  mit  der  Feier  des  200jährigen  Bestehens  des 
Königreichs  Preussen  veranstalteten  Feier  des  Geburtstages 
Sr.  Majestät  des  Kaisers  und  Königs  am  18.  Januar  1901 
haben  folgende  Studirende  nach  dem  hierüber  besonders 
erschienenen  gedruckten  Bericht  der  Facultäten  Preise  und 
Anerkennungen  erhalten  und  zwar: 

von  der  katholisch-theologischen  Facultät: 

der  Stud.  thcol.  cath.  Ferdinand  Piontek  aus  Ratibor 

*/s  des  Preises  und 
der  Stud.  theol.  cath.  Carl  Arnold  aus  Lauban  Y3  des 

Preises ; 


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121 


von  der  evangelisch-theologischen  Facultät: 

der  Stud.  theol.  ev.  Karl  Speck  aus  Breslau  den  halben 
Preis ; 

von  der  juristischen  Facultät: 

der  Referendar  Franz  Hertel   aus  Ziegenhals    Vs  des 
Preises  und 

der  Stud.  iur.  Martin  Schlesinger  aus  Breslau  s/s  des 
Preises; 

von  der  medicinischen  Facultät: 
der  Stud.  med.  Otto  Brucauff  aus  Breslau  und 
der  Stud.  med.  Arthur  Heyn  aus  Breslau 
je  den  vollen  Preis; 

von  der  philosophischen  Facultät: 

der  Stud.  phil.  Walter  Loewig   aus  Warmbrunn  eine 

lobende  Anerkennung; 
der  Predigtamts-Candidat  Karl  Weidel  aus  Breslau,  z.  Zt. 

im  Pädagogium  des  Klosters  U.  1.  Fr.  in  Magdeburg; 
der  Stud.  phil.  Alexander  Matschoss  aus  Bunzlau  und 
der  Stud.  phil.  Clemens  Schulte  -  Bäuminghaus  aus 

Breslau 
je  den  vollen  Preis. 

4.   Verbindungen  und  Vereine. 

Für  das  abgelaufene  Jahr  sind  folgende  Veränderungen  zu 
verzeichnen: 

Es  sind  ausgeschieden: 
die  studentisch -wissenschaftliche  Verbindung,  welche 
durch  Erkenntniss   des   akademischen  Senats  vom 
10.  November  1900  aufgelöst  worden  ist. 

Neugebildet  haben  sich: 

Im  Juni  1900  eine  katholische  Studenten- Verbindung 

„Rheno-Palatia", 
im  Januar  1901    eine   deutsch  -  nationale  Verbindung 

„Hermunduria"  und 
im  Februar  1901   ein  akademischer  Zweigverein  des 

„Humboldt-Vereins  für  Volksbildung". 


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122 


5.   Akademische  DiscipUn. 

Von  der  akademischen  Disciplinarbehö rde  bezw. 
von  dem  Rector  wurden  bestraft: 

a.  Im  Sommer-Semester  1900: 

Wegen  Zuwiderhandlung  gegen  §  25  Abs.  1  und  §  1  der 
allgemeinen  Studenten- Vorschriften  vom  1.  October  1870: 

1  Studirender  mit  der  Entfernung  von  der  Universität 
(Consilium  abeundi). 

Wegen  thätlicher  Beleidigung  eines  Commilitonen  in  einem 
Unterrichtsraume : 

1  Studirender  mit  der  Entfernung  von  der  Universität 
(Consilium  abeundi). 

Wegen  Vergehens  gegen  Sitte  und  Orduung  des  aka- 
demischen Lebens: 

1  Studirender  mit  1  Woche  Karzer  und 
1  Studirender  mit  3  Tagen  Karzer. 

Wegen  unerlaubter  längerer  Abwesenheit  von  Breslau: 
1  Studirender  mit  einem  Verweise. 

b.  Im  Winter-Semester  1900/01. 

Wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung  des  akademischen 
Lebens,  begangen  durch  ein  in  sinnloser  Trunkenheit  gegebenes 
öffentliches  Aergerniss: 

1  Studirender  mit  der  Entfernung  von  der  Universität 
(Consilium  abeundi). 

Wegen  Störung  der  Sitte  und  Ordnung  des  akademischen 
Lebens,  begangen  durch  eine  verübte  Körperverletzung: 

1  Studirender  mit  der  Entfernung  von  der  Universität 
(Consilium  abeundi). 

Wegen  körperlicher  Misshandlung  eines  Commilitonen: 
1  Studirender  mit  der  Entfernung  von  der  Universität 
(Consilium  abeundi). 

Wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung  des  akademischen 
Lebens,  begangen  durch  Misshandlung  einer  Frauensperson: 
1  Studirender  mit  der  Androhung  der  Entfernung  von 
der  Universität  (Unterschrift  des  Consilium  abeundi) 
und  1  Woche  Karzer. 


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Wegen  Vergehens  gegen  Sitte  und  Ordnung  des  aka- 
demischen Lebens: 

1  Studirender  mit  3  Tagen  Karzer  und 

1  Studirender  mit  1  Tage  Karzer. 
Wegen  Herausforderung  zum  Zweikampf: 

1  Studirender  mit  1  Tage  Karzer. 
Wegen  Beleidigung  von  Commilitonen: 

1  Studirender  mit  1  Tage  Karzer. 


IX.  Promotionen. 

1.  Ehren-Promotionen  utid  Diplom-Erneuerungen. 

Von  der  niedicinischen  Facultät  wurde 
der  Ober  -  Präsident  von  Schlesien  und  Universitäls- 
Curator  Herrnann  Herzog  zu  Trachenberg,  Fürst 
von  Hatzfeldt 
am  22.  Februar  1901  zum  Doctor  der  Median  und  Chirurgie 
hon.  causa  promovirl. 

Das  Diplom  wurde  erneuert   in   Folge  des  50jährigen 
Doctor-Jubiläums : 
von  der  medicinischen  Facultät: 

dem  Direclor  der  Provinzial- Irren -Anstalt  zu  Kreuz- 
burg O/S.,  Dr.  med.  Arthur  Brückner; 
von  der  philosophischen  Facultät: 

dem  Director  des  Königlichen  Wilhelms-Gymnasiums  zu 
Berlin,  Geheimen  Regierungsrath  Dr.  Otto  Küble r. 

2.  Promotionen  auf  Grnnd  von  Dissertationen  und 

Prüfungen. 

(Hinter  Namen  und  Datum  werden  einfach  die  Dissertationen  ffenannt.) 

I.   Von  der  katholisch-theologischen  Facultät  wurde  promovirl: 

Johannes  Garbas  aus  Breslau,  23  Mai  1900:  auf  Thesen; 
Lic.  theol. 

II.    Von  der  juristischen  Facultät  wurden  promovirl: 

1.  Martin  Bruck,  aus  Löwen  i.  Schi.,  30.  April  1900: 
„Das  Wesen  der  Anfechtbarkeit." 


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124 

2.  Waldemar  Jestel,  aus  Breslau,  1.  August  1900:  „Die 
historische  und  dogmatische  Begründung  eines  beson- 
deren Handelsrechts  neben  dem  bürgerlichen  Recht  in 
dem  Gesammtkreise  der  europäischen  Civilisation. 
I.  Theil:  Für  Italien  und  Deutschland.14 

3.  Ismar  Freund,  aus  Breslau,  1.  August  1900:  „Die 
Regentschaft  nach  preussischem  Staatsrecht.    I.  Theil." 

4.  Fritz  Klingmüller,  aus  Strehlen,  2.  August  1900: 
„Zur  Delictsfähigkeit  juristischer  Personen." 

5.  Julius  Steinitz,  aus  Beuthen  O/S.,  17.  November  1900: 
„Der  Dispensationsbegriff  auf  dem  Gebiete  des  Deutschen 
Staatsrechts." 

6.  Leo  Rosenberg,  aus  Fraustadt,  7.  December  1900: 
„Die  Beweislast  nach  der  Civilprocessordnung  und  dem 
Bürgerlichen  Gesetzbuche." 

7.  Rudolf  Thiele,  aus  Ostrowo,  10.  December  1900: 
„Die  Laudatio  auctoris  im  römischen  Recht." 

8.  Carl  Walter,  aus  Dittersbach,  17.  December  1900: 
„Die  Furcht  vor  persönlicher  Gefahr  nach  §  49  Absatz  1 
des  Militär-Strafgesetzbuchs." 

9.  Max  Gaertner,  aus  Steinau  a.  0.,  21.  December  1900: 
„Die  Berechtigung  zur  Klage  wegen  Besitzverlustes  im 
gemeinen  Recht." 

10.  Richard  Peltason,  aus  Fraustadt,  9.  Januar  1901: 
„Das  Recht  des  Pfandgläubigers  auf  die  Früchte  der 
Pfandsache  (nach  gemeinem  und  bürgerlichem  Recht)." 

11.  Arthur  Krug,  aus  Königshütte,  16.  Januar  1901:  „Das 
unverschuldete  Unvermögen  zu  einer  versprochenen 
Leistung." 

12.  Otto  Rosanes,  aus  Breslau,  30.  Januar  1901:  „Die 
Voraussehbarkeit  des  Erfolges  bei  der  Schadenersatz- 
pflicht Unzurechnungsfähiger." 

13.  Josef  Nitsche,  aus  Bischofswalde,  Kreis  Neisse, 
16.  Februar  1901:  „Der  strafrechtliche  Nothstand  nach 
Grund  und  Ausdehnung  mit  Berücksichtigung  der 
modernen  Entwürfe." 

14.  Georg  Tarnowski,  aus  Breslau,  16.  Februar  1901: 
„Die  fiduciarische  Abtretung  von  Forderungen." 


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125 


III.   Von  der  medicinischen  Facultät  wurden  promovirt: 

1.  Hans  Baruch,  aus  Breslau,  11.  Mai  1900:  „Ueber  den 
galvanischen  Leistungswiderstand  am  Kopfe  unter  nor- 
malen Verhältnissen  und  bei  traumatischen  Neurosen." 

2.  Hans  Kontny,  aus  Breslau,  31.  Mai  1900:  „Ueber  die 
Fracturen  des  Fersenbeins  und  ihre  Folgezustände." 

3.  Gustav  Arndt,  aus  Breslau,  G.  Juni  1900:  „Beiträge 
zur  Kenntniss  des  malignen  Chorion-Epithelioms." 

4.  Max  Marbe,  aus  Lissa  i.  P.,  20.  Juni  1900:  Beitrag 
zu  den  Erkrankungen  des  Auges  bei  der  Tabes  dorsalis 
und  zur  juvenilen  Tabes." 

5.  Richard  Depene,  aus  Breslau,  2.  Juli  1900:  „Experi- 
mentelle Untersuchungen  über  den  Einfluss  seitlicher 
Blendung  auf  die  centrale  Sehschärfe." 

G.  Willy  Richter,  aus  Breslau,  2.  Juli  1900:  „Beitrag 
zur  operativen  Behandlung  subduraler  Haematome." 

7.  Moriz  Kurt  Wohl,  aus  Breslau,  3.  Juli  1900:  „Beitrag 
zur  Kenntniss  der  Tuberculose  der  weiblichen  Genitalien." 

8.  Ernst  Bröer,  aus  Breslau,  4.  Juli  1900:  „Ueber  einen 
Fall  von  extraduralem  Haematom  der  Dura  mater  mit 
abnormem  Verlauf." 

9.  Paul  Zastera,  aus  Antonienhütte  O/S.,  20.  Juli  1900: 
„Ueber  die  Bedeutung  der  Oberlappen -Pneumonien  im 
frühen  Kindesalter." 

10.  Reinhold  Halben,  aus  Altona,  28.  Juli  1900:  „In 
welchem  Verhältniss  wächst  das  menschliche  Auge  von 
der  Geburt  bis  zur  Pubertät?  Es  soll  durch  directe 
Messungen  die  Länge  der  Augenachse  bestimmt  werden." 

11.  Franz  Grüner,  aus  Modlau,  29.  August  1900:  „Beitrag 
zu  der  Lehre  von  der  Lactationsatrophie  des  Uterus." 

12.  Georg  Gläser,  aus  Pöpelwitz,  3.  September  1900: 
„Erfahrungen  über  57  Eröffnungen  des  Warzenfortsatzes 
bei  Mittelohr-Eiterungen." 

13.  Fritz  Fränkel,  aus  Cosel  O/S.,  18.  September  1900: 
„Ein  Beitrag  zur  Therapie  des  Morbus  addisonii  mit 
Nebennierenpräparaten." 

14.  Max  Cohn,  aus  Breslau,  20.  September  1900:  „Ueber 
die  Dauerresultate  der  antefixirenden  Operationen." 


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m 

15.  Robert  Lubowski,  aus  Breslau,  26.  September  1900: 
„Ueber  einen  atoxischen  und  avirulenten  Diphtherie- 
stamm und  über  die  Agglutination  der  Diphtherie- 
bacillen." 

IG.  Richard  Weigert,  aus  Konstadt,  26.  September  1900: 
„Ueber  das  Verhalten  der  in  Aether  löslichen  Substanzen 
des  Blutes  bei  der  Digestion." 

17.  Emil  von  Swinarski,  aus  Breslau,  19.  October  1900: 
Beitrag  zur  Kenntniss  der  Geschwulstbildungen  der 
Genitalien  bei  Pseudohermaphroditen." 

18.  Jacob  Cohn,  aus  Inowrazlaw,  9.  November  1900:  „Ueber 
otogene  Meningitis." 

19.  Wilhelm  Foerster,  aus  Breslau,  17.  November  1900: 
„Ueber  die  Beeinflussung  der  Harnsäure-Ausscheidung 
mit  specieller  Berücksichtigung  der  Chinasäure  und  der 
chinasauren  Salze." 

20.  Franz  Stein itz,  aus  Beuthen  O/S.,  30.  November  1900: 
„Ueber  die  Versuche  mit  künstlicher  Ernährung." 

21.  Alfred  Heinrich  Stehr,  aus  Halle,  12.  December 
1900:  „Erfahrungen  über  die  Bottini'sche  Operation  der 
Prostatahypertrophie." 

22.  Robert  Cohn,  aus  Breslau,  14.  December  1900:  '„Die 
Dauererfolge  der  Ovariotomie  bei  den  malignen  Tumoren 
und  papillären  Kystomen  des  Ovarium." 

23.  Otto  Croce,  aus  Johnston,  22.  December  1900:  „Die 
Urticaria  der  oberen  Luftwege." 

24.  Georg  Ku nicke,  aus  Klein-Muritsch,  Kreis  Trebnitz, 
1.  Februar  1901:  „Ueber  Gesichts-  und  Stirnlagen  in 
der  Poliklinik  der  Breslauer  Universitäts- Frauenklinik 
aus  den  Jahren  1894-1900." 

25.  Johann  von  Flansz,  aus  Breslau,  2.  Februar  1901: 
„Ueber  alte  Erstgebärende  (nach  den  poliklinischen 
Journalen  vom  1.4.  94  bis  1./4.  00  der  Königlichen 
Universitäts-Frauenklinik  zu  Breslau)." 

26.  Hans  Eckhardt,  aus  Breslau,  8.  Februar  1901:  „Che- 
mische und  thermische  Reizung  am  strychninisirten 
Frosche." 


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127 


27.  Richard  Schwenn,  aus  Wronke,  15.  Februar  1901: 
„Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  bösartigen  Geschwülsten 
der  Nebenhöhlen  der  Nase." 

28.  Franz  Gatzek,  aus  Gr.-Chelm  O/S.,  19.  Februar  1901: 
„Beiträge  zur  Glaucombehandlung  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung der  Iridektomie." 

29.  Eugen  Werner,  aus  Liegnitz,  27.  Februar  1901 :  „Bei- 
träge zur  Pathologie  der  Arsenvergiftung." 

30.  Ernst  Gott  stein,  aus  Breslau,  8.  März  1901:  „Ueber 
das  Verhalten  von  Calcium  und  Magnesium  in  einigen 
Stoffwechselversuchen  mit  phosphorhaltigen  und  phos- 
phorfreien Eiweisskörpern." 

31.  Paul  Kinner,  aus  Breslau,  21.  März  1901:  „Ueber  die 
Behandlung  der  Rachitis  mit  Neben nierensubstanz." 

IV.    Von  der  philosophischen  Facultät  wurden  promovirt: 

1.  Wilhelm  Schubart,  aus  Liegnitz,  18.  April  1900: 
„Quaestiones  de  rebus  militaribus  quales  fuerint  in  regno 
Lagidarum." 

2.  Otto  Beyer,  aus  Katholisch-Hammer,  Kreis  Trebnitz, 
5.  Mai  1900:  „Schuldenwesen  der  Stadt  Breslau  im 
14.  u.  15.  Jahrhundert,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Verschuldung  durch  Rentenverkauf.    I.  Theil." 

3.  Alfred  Schneider,  aus  Görlitz,  9.  Mai  1900:  „Zur 
lautlichen  Entwicklung  der  Mundart  von  Bayonne." 

4.  Otto  Engels,  aus  Holthausen  (Rheinland),  21.  Mai 
1900:  „Ueber  Anlagerung  von  Formaldehyd  an  a-y-Lutidin 
und  Spaltung  des  a-y-Lupetidins  in  seine  optischen  Iso- 
meren." 

5.  Fritz  Sommer,  aus  Pr.-Eylau,  23.  Mai  1900:  „Ueber 
m-Xylylamin  und  "m-MeUiylphenyläthylamin." 

6.  Fritz  Wolff,  aus  Wien,  23.  Mai  1900:  „Mitlielozzo  die 
Bartolommeo." 

7.  Hugo  Haberfeld,  aus  Oswiecim  in  Oesterreich, 
27.  Juni  1900:    „Piedro  di  Cosimo." 

8.  Arnold  Oskar  Meyer,  aus  Breslau,  7.  Juli  1900:  „Die 
englische  Diplomatie  in  Deutschland  zur  Zeit  Eduards  VI. 
und  Mariens." 


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12* 


9.  Heinrich  Ullrich,  aus  Piltsch  0,S.,  14.  Juli  1900: 
„Untersuchungen  über  das  schlesische  Rind." 

10.  Magnus  Blümel,  aus  Berlin,  IG.  Juli  1900:  „Die 
Unterhaltungen  Lord  Byrons  mit  der  Gral  in  Blessington 
als  ein  Beitrag  zur  Byronbiographie  kritisch  untersucht." 

11.  Israel  Schlossberg,  aus  Bobruisk,  am  21.  Juli  1900: 
„Beitrag  zur  Kenntniss  einiger  Racemkörper." 

12.  Paul  Kara-Mursa,  aus  Russland,  30.  Juli  1900:  „Die 
Bedeutung  der  Jahrmärkte  in  der  Gegenwart  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Breslauer  Jahrmärkte." 

13.  Emil  Jaeschke,  aus  Wioske,  Kreis  Gr  .-Wartenberg, 
4.  August  1900:  „Die  Antike  in  der  bildenden  Kunst 
der  Renaissance  (I.  Die  Antike  in  der  Florentiner  Malerei 
des  Quattrocento)." 

14.  Heinrich  May,  aus  Neisse,  0.  August  1900:  „Die  Be- 
handlungen der  Sage  von  Eginhard  und  Emma." 

15.  Siegfried  Samelson,  aus  Berlin,  6.  August  1900: 
„Ueber  Dimethylmetatoluidinazobenzol  und  verwandte 
Körper." 

IG.  Hans  Guradze,  aus  Breslau,  11.  August  1900:  „Die 
Reye'sche  Geometrie  der  Mannigfaltigkeiten  projectiver 
Grundgebilde,  behandelt  mittels  einer  besonderen  Art 
bilinearer  Formen." 

17.  Wilhelm  Gaus,  aus  Braunschweig,  13.  August  1900: 
„Ammoniak-Partialdrucke  über  ammoniakalischen  Metall- 
salzlösungen; ein  Beitrag  zur  Electroaflinitätstheorie." 

18.  Bernhard  Dentzer,  aus  Reichthal,  14.  August  1900: 
„Zur  Beurtheilung  der  Politik  Wibalds  von  Stablo  und 
Korvei." 

19.  Georg  Stecher,  aus  Breslau,  14.  August  1900:  „Bei- 
träge zur  Erklärung  und  Textkritik  des  mittelenglischen 
Prosaromans  von  Merlin.   Zweite  Hälfte." 

20.  Emil  Roth,  aus  Peiskretscham,  15.  August  1900: 
„Ueber  O-Nitro-Phenyl-a-Picolyl-Alkin  und  einige  seiner 
Derivate.   Ueber  Phenyl-a-Picolyl-Alkin." 

21.  Carl  Mainka,  aus  Oppeln,  30.  August  1900:  „Unter- 
suchung über  die  Verlängerung  des  Mondkörpers  nach 
der  Erde  zu." 


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129 


22.  Artur  Schneider,  aus  Neustadt  0/SM  27.  September 
1900:    „Beiträge  zur  Psychologie  Alborts  des  Grossen." 

23.  Otfried  Schwarzer,  aus  Laskowitz,  Kreis  Ohlau, 
13.  October  1900:  „Das  Kanzleramt  an  der  Universität 
Frankfurt  a.  O." 

24.  Wilhelm  Remer,  aus  Görlitz,  15.  November  1900: 
„Beiträge  zur  Anatomie  und  Mechanik  tordirender 
Grannen  bei  Gramineen,  nebst  Beobachtungen  über  den 
biologischen  Werth  derselben/' 

25.  Alexis  Gabriel,  aus  Breslau,  10.  November  1900: 
„Friedrich  von  Heyden,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Hohenstaufen-Dichtungen." 

26.  Alexander  Bienenthal,  aus  Warschau,  7.  December 
1900:  „Ueber  die  Einwirkung  des  Glycerin-a-Chlorhydrins 
auf  einige  tertiäre  Aminbasen." 

27.  Friedrich  Sturm,  aus  Breslau,  18.  December  1900: 
„Der  Sandstein  von  Kieslingswalde  in  der  Grafschaft 
Glatz  und  seine  Fauna." 

28.  Fritz  Brössling,  aus  Breslau,  22.  December  1900: 
„Die  Lage  der  landwirtschaftlichen  Arbeiter  in  Schlesien 
am  Ende  des  19.  Jahrhunderts  vom  Standpunkte  des 
Landwirthes  aus." 

29.  Clara  Immer  wahr,  aus  Trachenberg,  22.  December 
1900:  „Beiträge  zur  Löslichkeitsbestimmung  schwer- 
löslicher Salze  des  Quecksilbers,  Kupfers,  Bleis,  Cad- 
miums  und  Zinks." 

30.  Ivan  Sajkovic,  aus  Nakucani  in  Serbien,  22.  December 
1900:  „Die  Betonung  in  der  Umgangsprache  der  Ge- 
bildeten im  Königreich  Serbien." 

31.  Paul  Victor  Neugebauer,  aus  Breslau,  5.  Januar 
1901:  „Ein  Beitrag  zur  Theorie  der  speciellen  Störungen 
mit  Anwendung  auf  eine  Verbesserung  der  Bahn  des 
Planeten  (196)  Philomela." 

32.  Hubert  Winkler,  aus  Prenzlau,  11.  Januar  1901: 
„Pflanzengeographische  Studien  über  die  Formation  des 
Buchenwaldes." 


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130 


33.  Johannes  Wolfgang  Freund,  aus  Breslau,  14.  Januar 
1901:  „De  C.  Suetonii  Tranquilli  usu  atque  genere 
dicendi." 

34.  Erwin  Hintze,  aus  Breslau,  25.  Januar  1901:  „Der 
Einfluss  der  Mystiker  auf  die  ältere  Kölner  Malerschule, 
den  „Meister  der  Madonna  mit  der  Bohnenblüthe'4  und 
Stephan  Lochner.44 

35.  Oswald  Freiherr  von  Brackel,  aus  Paderborn, 
1.  Februar  1901:  „Ueber  die  Umwandlung  von  unter- 
salpetriger Säure  in  Hydrazin.  Einige  Abkömmlinge  des 
m-Cyanbenzylchlorids.44 

36.  Gustav  Müncheberg,  aus  Königswalde  N/M.,  2.  Februar 
1901:  „Beiträge  zur  Geschichte  der  bäuerlichen  Lasten 
in  Mittelschlesien.44 

37.  Alfred  Reimann,  aus  Dittersbach,  8.  Februar  1901 
„Die  Organe  der  landwirtschaftlichen  Verwaltung, 
die  landwirtschaftlichen  Vereine  und  Körperschaften 
Preussens  in  ihrer  historischen  Entwickelung  und  ihren 
Beziehungen  zur  Entwickelung  der  Landwirtschaft  (ein 
Beitrag  zur  Geschichte  der  Landwirtschaft).44 

38.  Erich  Dehnel,  aus  Breslau,  19.  Februar  1901:  „1.  Ueber 
a'-Phenyl-a-Stilbazol  und  a'-Phenyl-a-O-Stilbazol.  II.  Ein- 
wirkung von  Brom  auf  ß-Picolin." 

39.  Walter  Herberz,  aus  Breslau,  19.  Februar  1901: 
„Der  Zweckbegriff  bei  Lotze.44 

40.  Albert  Jaeger,  aus  Gleiwitz,  1.  März  1901:  „Ueber  die 
Löslichkeit  von  Fluoriden.  Ein  Beitrag  zur  Chemie  der 
Halogene.44 

41.  Jan  Ziel ewiez,  aus  Posen,  1.  März  1901:  „Prolegomena 
in  pseudocelli  de  universi  natura  libellum." 

42.  Oswald  P autsch,  aus  Kieslingswalde,  28.  März  1901: 
„Grammatik  der  Mundart  von  Kieslingswalde.  Ein  Bei- 
trag zur  Kenntniss  des  glätzischen  Dialekts.  I.  Theil: 
Lautlehre.44 


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X.  Nekrologe. 

Paul  Scholz. 

Binnen  Jahresfrist  hat  die  katholisch-theologische  Facultät 
drei  ihrer  ältesten  Mitglieder  verloren.  Am  27.  August  1900 
folgte  der  ordentliche  Professor  der  alttestamentlichen  Exegese 
Dr.  Paul  Scholz  seinen  Amtsgenossen  Probst  und  Friedlieb 
in  die  Ewigkeit  nach. 

Paul  Scholz  war  am  29.  Juni  1828  zu  Sagan  als  Sohn 
des  dortigen  Kaufmanns  Josef  Scholz  geboren.  Die  Gymnasial- 
studien absolvirte  er  am  königlichen  katholischen  Gymnasium 
zu  Sagan.  Michaelis  1848  bezog  er  die  Universität  Breslau, 
um  daselbst  Theologie  zu  studiren.  Mit  besonderer  Vorliebe 
widmete  er  sich  dem  Studium  der  alttestamentlichen  Exegese 
und  der  semitischen  Sprachen,  angeregt  durch  seinen  Lehrer, 
Professor  Dr.  Movers,  in  dessen  Seminar  er  länger  als  zwei 
Jahre  ordentliches  Mitglied  war.  Nach  Ablauf  des  akademischen 
Trienniums  wurde  er  in  das  Klerikalseminar  aufgenommen 
und  am  1.  Juli  1852  zum  Priester  geweiht.  Bald  darauf 
decretirte  ihn  seine  geistliche  Behörde  als  Kaplan  nach 
Guhrau.  Aber  schon  nach  einem  Vierteljahr  verlieh  ihm  der 
damalige  Fürstbischof,  Cardinal  Melchior  von  Diepenbrock, 
eine  Stelle  als  Repetent  am  katholisch-theologischen  Studenten- 
Convict  in  Breslau.  In  dieser  Stelle  promovirte  er  am 
23.  April  1853  zum  Licentiaten  der  Theologie. 

Nachdem  am  29.  März  1853  der  erste  Religionslehrer  am 
königlichen  katholischen  Matthias -Gymnasium  Josef  Kühn 
zum  Stadtpfarrer  von  Gleiwitz  gewählt  worden  war,  wurde 
Lic.  Paul  Scholz  zu  seinem  Nachfolger  bestimmt;  er  trat 
seine  neue  Stellung  am  22.  Juni  desselben  Jahres  an.  Von 
verschiedener  Seite  ermuntert,  habilitirte  sich  Scholz  am 
16.  December  1857  als  Privatdocent  für  alttestamentliche 
Exegese.  Die  damaligen  Verhältnisse  in  der  katholisch-theo- 
logischen Facultät  brachten  es  mit  sich,  dass  er  veranlasst 
wurde,  vom  Winter-Semester  1800/61  ab  neben  seinen  exe- 
getischen Vorlesungen  auch  solche  über  Encyklopädie  der 
Theologie  und  Moral  zu  lesen.    Es  zeugt  von  der  gewaltigen 

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132 


Arbeitskraft  des  Verewigten,  dass  er  in  der  Lage  war,  neben 
den  Functionen  als  Religionslehrer  an  einem  stark  besuchten 
Gymnasium  noch  eine  so  ausgedehnte  akademische  Lehrtätig- 
keit auszuüben,  ganz  abgesehen  von  den  in  dieselbe  Zeit 
fallenden  schriftstellerischen  Publicationen. 

Da  Scholz  sich  als  Gelehrter  und  als  akademischer  Lehrer 
bewährt  hatte,  wurde  er  am  19.  April  1864  zum  ausserordent- 
lichen Professor  für  alttestamentliche  Exegese  ernannt  und 
zugleich  von  der  ferneren  Thätigkeit  am  Gymnasium  ent- 
bunden. Ein  Jahr  vorher  war  ihm  der  Doctorgrad  in  der 
Theologie  verliehen  worden.  Auch  jetzt  musste  Scholz  noch 
einige  Zeit,  nämlich  bis  zum  Sommer- Semester  1866  ein- 
schliesslich, neben  den  exegetischen  Vorlesungen  solche  über 
Moraltheologie  halten.  Am  10-  September  1868  wurde  er, 
nachdem  er  mehr  als  zehn  Jahre  lang  unter  sehr  schwierigen 
Verhältnissen  als  akademischer  Lehrer  gewirkt  hatte,  zum 
Ordinarius  ernannt. 

Scholz  hat  seitdem  ohne  Unterbrechung  bis  zum  Sommer- 
Semester  1900  einschliesslich  seine  akademische  Lehrtätigkeit 
ausgeübt.  Schon  seit  mehreren  Jahren  hatte  seine  geistige 
Spannkraft  merklich  nachgelassen,  obwohl  er  körperlich  ver- 
hältnissmässig  rüstig  war.  Im  Frühjahre  1900  stellte  sich  als 
Folge  von  Influenza  ein  Herzleiden  ein,  welches  den  nunmehr 
Verewigten  nöthigte,  den  Beginn  der  Vorlesungen  am  Anfange 
des  Sommer-Semesters  um  vierzehn  Tage  hinauszuschieben. 
Trotz  körperlicher  Beschwerden  las  er  dennoch  bis  zum 
Schlüsse  des  Semesters.  Am  25.  August  trat  plötzlich  eine 
in  zunehmender  Herzschwäche  sich  äussernde  Verschlimmerung 
seines  körperlichen  Leidens  ein.  Scholz  bereitete  sich  nun 
sorgfältig  auf  sein  Ende  vor.  Schon  nach  zwei  Tagen,  am 
27.  August  Nachmittags  gegen  fünf  Uhr,  erlöste  ihn  ein  sanfter 
Tod  von  allen  körperlichen  Beschwerden. 

In  dem  Verewigten  hat  die  katholische  Theologie  einen 
nicht  unbedeutenden  Vertreter  verloren.  Als  Gelehrter  war 
Scholz  in  wissenschaftlichen  Kreisen  zunächst  bekannt  durch 
seine  Veröffentlichungen  aus  dem  Gebiete  der  alttestament- 
lichen  Theologie.  Gegenüber  der  wüsten  Religionsmengerei, 
welche  auf  dem  Gebiete  der  alttestamentlichen  Offenbarungs- 


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geschiente  sich  breit  machte,  suchte  Scholz  den  übernatür- 
lichen Charakter  der  Religion  Israels  zu  vertheidigen.  Von 
Movers  beeinflusse  ist  er  doch  in  mancher  Beziehung  auf 
anderen  Wegen  gewandelt  als  sein  genialer  Lehrer,  da  er 
dessen  Auffassung  über  den  Einfluss  der  religiösen  Ideen  der 
vorderasiatischen  Völker  auf  die  religiöse  Entwickelung  Israels 
nicht  in  allen  Punkten  theilte.  Scholz'  erste  Veröffent- 
lichung aus  dem  Gebiete  der  alttestamentlichen  Theologie 
führte  den  Titel:  De  origine  nominis  Jehova,  Habilitationsschrift, 
Breslau,  1857.  Auf  diesen  ersten  Versuch  folgte  im  Jahre  1861 
das  „Handbuch  der  Theologie  des  Alten  Bundes  im  Lichte 
des  Neuen",  zwei  Abtheilungen,  Regensburg  1861 — 62.  Scholz 
bevorzugte  in  diesem  Werke,  dem  damaligen  Gebrauche  ent- 
sprechend, das  dogmatische  Schema  und  Hess  die  historische 
Entwickelung  der  religiösen  Erkenntniss  weniger  deutlich 
hervortreten,  obschon  er  dem  dogmatischen  Theile  einen 
geschichtlichen  Ueberbliek  vorangehen  liess.  Es  folgten  nun 
zwei  mit  einander  zusammenhängende  Abhandlungen:  a)  die 
Ehen  der  Söhne  Gottes  mit  den  Töchtern  der  Menschen ;  eine 
exegetisch-kritische,  historische  und  dogmatische  Abhandlung 
über  den  Bericht  Gen.  6,  1—4,  Regensburg  1865;  b)  die 
Stellung  des  Hieronymus  zur  Erklärung  der  Stelle  Gen.  6,  1 — 4, 
ein  Beitrag  zur  Engellehre  des  Hieronymus  (Oesterr.  Viertel- 
jahrsschrift für  katholische  Theologie,  V.  Bd.  3.  Heft,  Wien, 
1866).  Dass  Scholz  dem  historischen  Werden  der  alttesta- 
mentlichen Religion  gerecht  zu  werden  suchte,  bewies  er  in 
seinem  Werke:  Götzendienst  und  Zauberwesen  bei  den  alten 
Hebräern  (Regensburg,  1877),  in  welchem  er  den  Einfluss  der 
vorderasiatischen  Völker  auf  die  religiösen  Verhältnisse  in 
Palästina  in  einigen  wichtigen  Punkten  zu  erforschen  suchte. 
Das  Buch,  die  Frucht  langjähriger  Beschäftigung  mit  den  ge- 
sammten  in  Betracht  kommenden  Werken  des  Alterthums, 
einschliesslich  der  bis  dahin  veröffentlichten  ägyptischen  und 
assyrischen  Litteraturdenkmäler,  wurde  von  der  Kritik  günstig 
aufgenommen  und  allgemein  als  eine  sehr  instruktive,  für  die 
weitere  Forschung  unentbehrliche  Verarbeitung  des  vorhandenen 
Materials  bezeichnet. 


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134 


Die  meiste  Verbreitung  erlangte  jedoch  das  schon  vorher 
erschienene  Werk  von  Scholz,  das  den  Titel  führt:  Die 
heiligen  Alterthümer  des  Volkes  Israel,  zwei  Abtheilungen, 
Regensburg,  1868.  Der  Verfasser  steht  hier  noch  unter  dem 
Einflüsse  der  älteren  Richtung,  welche  neben  der  systema- 
tischen Darstellung  des  Ceremonialgesetzes  vor  allem  die 
Darlegung  der  im  alttestamentlichen  Gesetze  vorhandenen 
Symbolik  bevorzugte  und  die  historische  Entwickelung  des 
alttestamentlichen  Cultus  wenig  oder  gar  nicht  berücksichtigte. 

Eine  Frucht  der  Beschäftigung  mit  der  Moraltheologie  war 
Scholz'  Abhandlung:  Commentarium  de  caritate  christiana 
intra  familiae,  civitatis,  ecclesiae  fines  actionibus  exhibenda 
quod  supplementum  compendii  ethicae  christianae  a  Bernardo 

Dieckhoff  professoris  editi  conscripsit  Paulus  Scholz, 

Paderbornae,  1863. 

Scholz'  wissenschaftliches  Interesse  ging  aber  über  sein 
eigentliches  Fach  hinaus.  Mit  Vorliebe  betrieb  er  in  den 
Jahren  seiner  vollen  körperlichen  Rüstigkeit  auch  botanische, 
mineralogische  und  geologische  Studien.  Die  von  ihm  hinter- 
lassenen,  zum  Theil  sehr  werthvollen  Sammlungen  zeugten 
von  tieferem  Eingehen  auf  die  betreffenden  Zweige  der  Natur- 
wissenschaften und  waren  von  Kennern  geschätzt. 

Als  akademischer  Lehrer  war  Scholz  bei  den  Stu- 
denten sehr  beliebt.  Schon  als  Religionslehrer  am  Matthias- 
gymnasium hatte  er  Gelegenheit  gehabt,  sein  Interesse  für  die 
studirende  Jugend  zu  bekunden.  Die  ehemaligen  Schüler  des 
Matthiäsgymnasiums  aus  den  Jahren  1853 — 64  erinnern  sich 
mit  Freuden  ihres  jugendlichen  Religionslehrers,  welcher  im 
amtlichen  und  ausseramtlichen  Verkehr  Strenge  mit  Wohl- 
wollen, Ernst  mit  Humor  glücklich  zu  verbinden  wusste  und 
um  das  Wohl  der  Schüler  in  jeder  Hinsicht  auf  das  Liebe- 
vollste besorgt  war.  Die  lehramtliche  Thätigkeit  am  Gymnasium 
kam  dem  späteren  akademischen  Lehrer  wohl  zu  statten;  sie 
schärfte  seinen  Blick  für  die  richtige  Auswahl  und  Begrenzung 
des  den  Studenten  darzubietenden  Stoffes.  In  seinen  akade- 
mischen Vorträgen  legte  Scholz  weniger  Werth  auf  schwung- 
volle Darstellung  als  auf  klare  und  interessante  Behandlung 
des   Stoffes.     Die  Beweisführung  war  stets    scharf,  wenn 


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auch  manchmal  etwas  schematisch.  Anregend  waren  insbe- 
sondere die  Seminarübungen,  da  Scholz  es  verstand,  die 
Seminarmitglieder  durch  glückliche  Auswahl  des  Stoffes  und 
durch  passende  Vertheilung  der  Aufgaben  gleichmässig  zu 
regelmässiger  Arbeit  heranzuziehen  und  zur  Bearbeitung  wissen- 
schaftlicher Aufgaben  anzuleiten.  Wie  sehr  Scholz'  päda- 
gogisches Geschick  geschätzt  wurde,  beweist  der  Umstand, 
dass  derselbe  viele  Jahre  hindurch  Mitglied  verschiedener 
bischöflicher  Prüfungscommissionen  sowie  wiederholt  Mitglied 
der  staatlichen  Prüfungscommission  für  die  Candidaten  des 
höheren  Lehramts  gewesen  ist.  Er  verstand  es  zu  beurthcilen, 
welche  Ansprüche  er  billiger  Weise  an  den  Prüfling  stellen 
durfte,  und  wusste  in  der  Beurtheilung  der  Leistungen  Gerechtig- 
keit und  Wohlwollen  zu  verbinden. 

Bei  seinen  Amtsgenossen  war  Scholz  wegen  seines 
offenen  Wesens,  seiner  concilianten  Natur,  seiner  Vorurteils- 
losigkeit und  Unbefangenheit  und  nicht  zum  mindesten  wegen 
seines  Humors  geschätzt  und  geachtet,  wie  dies  auch  in  dem 
von  Rector  und  Senat  ihm  gewidmeten  Nachrufe  in  warm 
empfundenen,  die  Freunde  des  Verstorbenen  äusserst  sym- 
pathisch berührenden  Worten  zum  Ausdruck  gelangt  ist. 

Scholz  war  als  Mensch  ein  höchst  achtungswerther, 
nobler  Charakter,  welcher  in  vielen  Fällen  Beweise  von  grosser 
Selbstverleugnung  gegeben  hat.  Er  besass  ein  äusserst  reiches, 
empfindsames  Gemüth,  wie  man  es  hinter  seinem  Aeusseren 
kaum  vermuthet  hätte.  Ein  grosser  Freund  der  Natur,  reiste 
er  in  den  Jahren  seiner  vollen  körperlichen  Rüstigkeit  Jahr 
für  Jahr  nach  den  österreichischen  und  schweizerischen  Alpen- 
ländern, woselbst  er  nicht  blos  Erholung,  sondern  auch  Aus- 
beute für  seine  naturwissenschaftlichen  Sammlungen  suchte. 
Er  war  ein  Freund  geselligen  Verkehrs  und  besass  einen 
ausgedehnten  Bekanntenkreis.  Wem  sich  sein  Herz  erschloss, 
der  besass  in  ihm  einen  treuen  und  hingebenden  Freund. 
Fast  alle  seine  intimsten  Freunde  sind  vor  ihm  aus  dem  Leben 
geschieden,  und  so  fühlte  sich  Scholz  in  den  letzten  Tagen 
oft  vereinsamt. 

Für  Arme  und  Bedürftige  hatte  er  stets  eine  offene  Hand; 
schon  zu  seinen  Lebzeiten  vertheilte  er  den  grössten  Theil 


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13C, 


seines  Vermögens  an  arme  Angehörige  und  an  Wohlthätigkeits- 
anstalten.  Seinen  nicht  sehr  bedeutenden  Nachlass  vermachte 
er,  von  Legaten  an  arme  Verwandte  abgesehen,  einem  der 
grössten  hiesigen  Krankenhäuser.  Daselbst  wird  sein  wohl- 
getroffenes Bildniss  das  Andenken  an  den  edlen  Menschen- 
freund stets  erhalten,  und  wenn  von  seinen  Freunden  und 
seinen  zahlreichen  Schülern  keiner  mehr  leben  wird,  dann 
werden  die  Kranken  und  ihre  frommen  Pflegerinnen  ihres 
Wohlthäters  gedenken. 

Johannes  Nikel. 


Walter  von  Funke. 

Walte  r  Funke  wurde  am  18.  August  1832  zu  Königs- 
berg i.  Pr.  geboren;  sein  Vater  war  dort  Kaufmann  und  Stadt- 
rath, besass  aber  zugleich  in  der  Nahe  der  Stadt  ein  Landgut, 
Ackerau,  durch  dessen  Besitz  der  Sohn  früh  mit  Interesse  für 
den  Betrieb  der  Landwirthschaft  erfüllt  worden  sein  mag. 
Nachdem  er  in  Königsberg  seine  Schulbildung  erhalten  hatte, 
begann  er  im  Frühjahr  1850  sich  der  landwirthschaftlichen 
Thätigkeit  zu  widmen.  Den  Entwickelungsgang  seiner  prak- 
tischen Beschäftigung  und  seines  Studiums  richtete  er  so  ein, 
dass  er  nicht  —  wie  es  wohl  in  der  Regel  geschieht  —  nach 
vorbereitender  praktischer  Thätigkeit  sich  dauernd,  bis  zu 
einem  gewissen  Abschluss  der  Studien,  an  höheren  wissen- 
schaftlichen Bildungsstätten  aufhielt,  um  vielleicht  dann  noch 
einmal  zur  Praxis  zurückzukehren.  Seine  ausgesprochene 
Neigung  zu  praktischer  Bethätigung  zog  ihn  vielmehr  nach 
kurzem  Studium  immer  wieder  hinaus,  um  das  Erlernte  in 
praktischer  Arbeit  zu  erproben,  und  andererseits  drängte  ihn 
immer  wieder  sein  reger  Wissensdrang  und  seine  Gründlichkeit 
zum  Studium  zurück,  um  für  die  in  der  Praxis  offen  bleiben- 
den Fragen  eine  Lösung  zu  suchen. 

Er  widmete  sich  naturwissenschaftlichen,  volkswirthschaft- 
lichen  und  landwirthschaftlichen  Studien: 

vom  Herbst  1851  bis  dahin  1852  in  Königsberg,  in  diesem 
Jahre  zugleich  seiner  Militärpflicht  genügend; 


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137 


vom  Herbst  1853  bis  dahin  1855  in  Hohenheim,  wo  er  die 
landwirtschaftlichen  Prüfungen  bestand; 

vom  Herbst  1858  bis  dahin  1859  in  Berlin. 

In  den  Zwischenzeiten  war  er  auf  verschiedenen  Land- 
gütern in  Ostpreussen,  Mecklenburg  und  der  Mark  thätig. 

Seine  Neigung  insbesondere  zur  Verfolgung  nationalöko- 
nomischer und  betriebswirthschaftlicher  Fragen  rang  auch  in 
der  Zeit  seiner  Praxis  nach  Bethätigung  und  Hess  ihn  einige 
wissenschaftliche  Arbeiten  veröffentlichen,  welche  die  Auf- 
merksamkeit der  Fachkreise  auf  ihn  lenkten.  Das  hatte  den 
Erfolg,  dass  er  im  April  1862  als  Lehrer  der  Landwirtschaft 
und  Dirigent  der  Versuchswirthschaft  an  die  Kgl.  landwirt- 
schaftliche Akademie  Proskau  berufen  wurde,  wo  unter  dem 
2.  December  1864  seine  Ernennung  zum  Professor  erfolgte. 
Seine  Lehrtätigkeit  erstreckte  sich  auf  die  Wirthschaftslehre 
des  Landbaues  (Betriebs-  und  Taxationslehre),  auf  die  allge- 
meine und  einen  Theil  der  speciellen  Thierzuchtlehre,  auf 
Geschichte  der  Landwirtschaft  und  auf  landwirtschaftliche 
Maschinen-  und  Geräthekunde. 

Im  October  1865  folgte  er  einem  Rufe  an  die  Kgl.  Württem- 
bergische land-  und  forstwirtschaftliche  Akademie  Hohenheim 
und  vertrat  dort  dieselben  Lehrfacher  wie  in  Proskau.  Am 
7.  Januar  1868  wurde  er  von  der  staatswirthschaftlichen 
Facultät  der  Universität  Tübingen  zum  Doctor  der  Staats- 
wissenschaften promovirt,  insbesondere  auf  Grund  der  kurz 
zuvor  als  Hohenheimer  akademisches  Programm  erschienenen 
Schrift:  „Betrachtungen  über  die  Wirtschaftsorganisation  von 
Landgütern  im  Lichte  der  neueren  landwirtschaftlichen 
Untersuchung". 

Im  Jahre  1877  wurde  ihm  von  Sr.  Majestät  dem  Könige 
von  Württemberg  das  mit  dem  persönlichen  Adel  verbundene 
Ritterkreuz  I.  Cl.  des  Ordens  der  württembergischen  Krone 
verliehen. 

Nachdem  er  verschiedene  kleinere  Abhandlungen  veröffent- 
licht hatte,  legte  er  in  einem  besonderen  Werke  sein  wohl- 
durchdachtes geistreiches  Programm  für  ein  erfolgversprechendes 
Zusammenwirken  von  Wissenschaft  und  Praxis  auf  dem  Gebiete 
der  allgemeinen  Landwirthschaflslehre  vor.    Es  war  das  Buch: 


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ins 


„Grundlagen  einer  wissenschaftlichen  Versuchsthätigkeit  auf 
grösseren  Landgütern  zur  Förderung  der  Wirthschaflslehre 
des  Landbaues  und  zur  Erweiterung  der  Agrarstatistik",  als 
Festschrift  von  der  Akademie  Hohenheim  der  Universität 
Tubingen  zur  vierten  Säcularfeier  dargebracht.  Er  zeigte 
hierin,  wie  ernst  es  ihm  mit  seiner  Forschungsthätigkeit  war, 
welche  hohen  Ziele  er  sich  und  der  von  ihm  vertretenen 
Wissenschaft  stellte,  und  wie  eingehend  er  neben  den  wissen- 
schaftlichen Ansprüchen  die  Leistungsfähigkeit  der  landwirt- 
schaftlichen Praxis  für  Lösung  von  theoretischen  Fragen 
kannte. 

In  dieser  Hohenheimer  Zeit  nahm  er  Theil  an  den  sehr 
bekannt  gewordenen  Versuchen  Emil  Wolff's  auf  dem  Ge- 
biete der  Fütterungslehre,  und  sein  Name  erscheint  meistens 
neben  demjenigen  dieses  hochgeschätzten  Forschers  auf  den 
zahlreichen  Veröffentlichungen  aus  der  Hohenheimer  Versuchs- 
anstalt. 

Nach  15 jähriger  Thätigkeit  in  Hohenheim  wurde  er  im 
Frühjahr  1881  als  ordentlicher  Professor  nach  Breslau  berufen 
und  mit  der  Direction  des  neu  einzurichtenden  landwirt- 
schaftlichen Instituts  an  der  Universität  beauftragt. 

Mit  liebevollster  Hingabe  an  seinen  Beruf  übernahm  er 
die  Aufgabe,  das  landwirtschaftliche  Studium  auch  dem  Lehr- 
gebiet der  hiesigen  Universität  einzufügen.  Stets  den  höchsten 
Zielen  seiner  Wissenschaft  nachstrebend,  suchte  er  das  Ideal 
für  die  Vertretung  der  Landwirthschaftslehre  an  der  Universität 
in  der  rein  wissenschaftlichen  Behandlung  seines  Gebietes, 
ohne  Rücksichtnahme  auf  Tagesströmungen,  wie  sie  draussen 
in  der  Praxis  des  Gewerbes  aufzutreten  pflegen.  Sein  Lehr- 
gebiet war  in  Breslau  dasselbe,  in  welchem  er  sich  schon 
früher  bewährt  hatte:  die  Wirthschaflslehre  des  Landbaues, 
allgemeine  Thierzuchtlehre,  Rinderzucht  und  Geschichte  der 
Landwirtschaft.  Eine  Reihe  von  Jahren  verwandte  er  dazu, 
die  Lehrsammlungen  des  Instituts  zu  schaffen,  zu  ordnen  und 
immer  wieder  zu  ergänzen,  und  er  schuf  hierdurch  ein  wert- 
volles  Material  an  Lehr-  und  Demonstrationsmitteln,  welches 
noch  heute  den  Grundstock  der  umfangreichen  Sammlungen 
der  hiesigen  landwirtschaftlichen  Institute  bildet. 


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IM 


Am  6.  August  1884  wurde  der  ihm  in  Württemberg  ver- 
liehene persönliche  Adel  für  Preussen  bestätigt. 

Im  Herbst  1890  fand  seine  Thätigkeit  an  hiesiger  Uni- 
versität auf  seinen  Antrag  ein  Ende.  Nach  Mittheilung  von 
befreundeter  Seite  waren  die  Gründe  hierzu  folgende: 

„Mit  grosser  Liebe  und  vielen  Perspectiven  hatte  sich 
Funke  den  weitläufigen  Aufgaben,  die  hier  in  einer  vorwiegend 
agricolaren  Provinz  seiner  warteten,  gewidmet.  So  gross  auch 
seine  Hingebung  war,  so  gelang  es  ihm  doch  nicht,  ein  solches 
Verhältniss  zu  den  praktischen  Verbänden  und  Instituten  dieser 
Provinz  zu  gewinnen,  das  fruchtbar  für  das  Fach  und  erfreu- 
lich für  ihn  gewesen  wäre.  Es  erwuchsen  ihm  aus  den 
Reibungen,  die  z.  Th.  auch  aus  den  ungünstigen  Vertrags- 
verhältnissen zwischen  der  Universität  und  dem  ehemaligen 
landwirthschaftlichen  Centraivereine  entsprangen,  Verdriesslich- 
keiten,  die  er  bei  seiner  Empfindlichkeit  etwas  tragisch  auf- 
fasste,  und  die  sich  am  Ende  in  seiner  Auffassung  derartig 
steigerten,  dass  er  dazu  gelangte,  den  Antrag  auf  Entbindung 
von  seinen  amtlichen  Verpflichtungen  an  der  Universität  zu 
stellen."  Dem  Antrage  wurde  entsprochen,  und  ihm  zugleich 
der  Kronenorden  III.  Cl.  verliehen;  die  hiesige  philosophische 
Facultät  gewährte  ihm  im  Juli  1891  die  Auszeichnung  der 
Promotion  zum  Dr.  phil.  hon.  causa.  Er  wohnte  seitdem  in 
Berlin;  dass  er  aber  auch  in  dieser  Zeit  der  landwirthschaft- 
lichen Forschung  noch  sein  Interesse  zuwandte,  documentirte 
er  durch  eine  im  Journal  für  Landwirthschaft  1893  erschienene 
Abhandlung:  „Zur  Frage  von  der  Verfütterung  roher  Kartoffeln, 
mit  einem  Anhang  über  die  Brühfutterbereitung  mittelst  Selbst- 
erhilzung". 

Bei  Allen,  die  mit  ihm  im  Verkehr  waren,  bleibt  sein 
Andenken  als  das  eines  Mannes  von  streng  wissenschaftlicher 
Objectivität,  von  treuem  Sinn,  von  liebenswürdigem,  unbedingt 
zuverlässigem  Wesen. 

Er  starb  am  10.  December  1900. 

Holdefleiss. 


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14() 


Gustav  Born. 

Gustav  Born  wurde  am  22.  April  1851  zu  Kempen  in 
der  Provinz  Posen  geboren.  Er  war  das  älteste  der  5  Kinder, 
welche  der  glücklichen  Ehe  des  praktischen  Arztes  Dr.  Marcus 
Born  und  seiner  Gattin  Fanny  geb.  Ebstein  entsprossen 
sind.  Schon  im  Jahre  1852  siedelte  die  Familie  nach  Görlitz 
über,  wo  Gustav  seine  Jugendzeit  verlebte,  bis  er  Ostern  1869 
mit  dem  Reifezeugniss  von  dem  Gymnasium  entlassen  wurde. 

Der  Vater  war  ein  hervorragender  Mann,  von  hoher  all- 
gemeiner Bildung,  idealem  Streben,  strengstem  Pflichtgefühl 
und  grosser  Herzensgüte.  Schon  in  Kempen,  wo  er  die  ersten 
9  Jahre  seiner  ärztlichen  Thätigkeit  zubrachte,  genoss  er  un- 
gewöhnliches Ansehen.  In  Görlitz  wurde  er  im  Jahre  1860 
zum  Kreisphysicus  ernannt,  erwarb  sich  um  die  sanitären 
Verbesserungen  der  aufblühenden  Stadt  bedeutende  Verdienste, 
war  auch  schriftstellerisch  thätig  und,  als  er  am  23.  December 
1874,  erst  56  Jahre  alt,  den  Anstrengungen  einer  umfangreichen, 
mit  selbstloser  Hingebung  ausgeübten  Praxis  erlag,  wurde  sein 
Hinscheiden  von  seinen  Mitbürgern  als  das  eines  ihrer  Edelsten 
tief  betrauert 

Das  Verhältniss  zwischen  Vater  und  Sohn  war  das  denk- 
bar schönste.  Vom  Vater  hat  Gustav  die  stärksten  und 
dauerndsten  Eindrücke  empfangen,  in  ihm  verehrte  er  das 
edelste  Vorbild,  ihm  eröffnete  er  als  seinem  treuesten  Freunde 
jede  Falte  seines  Herzens.  Sie  waren  beide  von  gleichem 
Stoffe.  Wie  der  Vater,  so  hatte  der  Sohn,  von  Kindheit  an, 
den  Blick  stets  auf  das  Wesentliche,  das  Grosse  und  Gute 
gewandt.  Dem  begabten  Knaben  bot  die  Schule  keine  Schwierig- 
keiten. Seine  liebenswürdige  Natur,  sein  angeregter  Geist, 
verbunden  mit  der  Neigung  sich  mitzutheilen,  seine  selbstlose 
Theilnahme  für  die  Interessen  Anderer,  sein  bei  sittlich- 
ernstem Streben  fröhliches  Herz  gesellten  ihm  von  früh  an 
viele  Freunde.   So  hat  er  eine  glückliche  Jugend  verlebt. 

Seiner  ausgesprochenen  Neigung  für  die  Naturwissen- 
schaften folgend,  studirte  Gustav  Born  Medicin  auf  den 
Universitäten  Breslau  (April  1869  bis  October  1871),  Bonn 
(Winter  1871/72),  Strassburg  (Sommer  1872)  und  Berlin  (Winter 


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Iii 


1872/73).  Im  Sommer  1873  wurde  er  zum  Doctor  medicinae 
promovirt  und  zu  Anfang  des  Jahres  1874  als  Arzt  approbirt. 
Nach  der  Staatsprüfung  ging  er  nach  Heidelberg  zu  Gegen  bau  er, 
um  unter  diesem  geistvollen  Forscher  Studien  der  vergleichen- 
den Anatomie  zu  treiben.  Von  seinen  akademischen  Lehrern 
haben  am  meisten  Heidenhain,  Gegenbauer  und  Wal- 
deyer  auf  Born  gewirkt.  Heiden hain  dankte  er  die  Grund- 
lage seines  gediegenen  Wissens  und  Könnens  auf  den  Gebieten 
der  Physiologie  und  Histologie.  Bei  Waldeyer  war  er  ein 
Semester  Amanuensis,  und  von  dem  Aufenthalte  in  Heidelberg 
schreibt  er  dem  Vater  am  1.  April  1874:  „Ich  kam  vollständig 
rudis  in  der  vergleichenden  Anatomie  hierher.  Gegenbauer 
hat  mir  in  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  Methode  der  Forschung, 
Gedankengang  und  eine  Reihe  positiver  Kenntnisse  beigebracht, 
die  mich  jetzt  fähig  machen,  auf  eigenen  Füssen  weiterzu- 
arbeiten". 

Am  1.  Mai  1874  trat  er,  zunächst  als  Assistent,  in  das 
anatomische  Institut  der  Universität  Breslau  ein,  dem  er 
26  Jahre  lang,  bis  zu  seinem  Tode,  angehören  sollte.  Am 
1.  October  1876  wurde  er  interimistischer  und  am  1.  April  1877 
etatsraässiger  Prosector. 

Im  Jahre  1877  habüitirte  er  sich  als  Privatdocent  für 
Anatomie  und  Entwickelungsgeschichte,  am  3.  Mai  1884  wurde 
er  zum  Professor  extraordinarius  und  am  12.  März  1898  zum 
ordentlichen  Honorarprofessor  befördert. 

Im  Herbste  des  Jahres  1897  zeigten  sich  die  ersten  Er- 
scheinungen eines  schweren  Herzleidens,  einer  Sclerose  der 
Kranzarterien.  Born  hat  bis  zum  letzten  Athemzuge  geistig 
gearbeitet,  gelehrt  und  geforscht,  seine  körperlichen  Kräfte 
aber  verfielen  in  den  letzten  Jahren  mehr  und  mehr.  Am 
0.  Juli  1900  in  früher  Morgenstunde  endete  ein  plötzlicher 
Tod  dies  Leben,  das  karg  an  Dauer,  aber  reich  war  an  Arbeit, 
reich  an  wissenschaftlichen  Erfolgen  und  reich  an  Werken 
der  Liebe. 

Die  Bedeutung  Borns  als  Gelehrter  und  Universitätslehrer 
zu  würdigen,  ist  einer  anderen  Feder  im  Folgenden  über- 
lassen.   Aber  Gustav  Born  war  nicht  nur  bedeutend  als 


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142  

Forscher  und  Lehrer,  er  war  auch  der  reinsten  und  edelsten 
Menschen  Einer.    Seine  Herzensgute  war  unbegrenzt. 

Born  war  zweimal  verheirathet.  Die  erste  geliebte  Frau, 
Margarethe,  geb.  Kauffmann,  entriss  ihm  nach  fünfjähriger 
Ehe  der  Tod  im  Jahre  1886.  Sechs  Jahre  später  schloss  er 
einen  neuen  Ehebund  und  hatte  das  Glück,  in  seiner  zweiten 
Gattin  Bertha,  geb.  Lipstein,  eine  Gefährtin  zu  finden,  die 
mit  dem  vollen  Verständniss  für  sein  Denken  und  Streben  die 
hingebungsvollste  und  selbstloseste  Liebe  verband. 

Wenden  wir  uns  nun  einer  eingehenden  Betrachtung  von 
Born's  wissenschaftlicher  Thätigkeit  zu,  so  entrollt  sich 
uns  hier  ein  äusserst  sympathisches  Bild  eines  vielseitigen, 
von  ernstem  Streben  durchdrungenen  Gelehrtenlebens.  Born 
war  ein  Biologe  im  vollsten  Sinne  des  Wortes;  alle  seine 
Untersuchungen  legen  beredtes  Zeugniss  davon  ab.  Auch  seine 
frühesten  descriptiven  Arbeiten  vergleichend-anatomischer 
und  entwicklungsgeschichtlicher  Natur  zeichnen  sich  alle  durch 
eine  klare  morphologische  Betrachtungsweise  aus.  Es  genügte 
ihm  nicht,  lediglich  histologische  oder  entwicklungsgeschicht- 
liche Thatsachen  zu  registriren,  sondern  das  causal  verknüpfende 
Band  der  Erscheinungen  war  es,  das  sein  Interesse  in  hervor- 
ragendem Maasse  fesselte.  Die  Beobachtung  am  Lebenden  zog 
ihn  somit  besonders  an,  und  der  vorwiegend  experimentelle 
Charakter  seiner  späteren  Arbeiten  zeigt  deutlich,  wie  Born's 
Bestrebungen  stets  auf  die  Gewinnung  eines  Einblicks  in  den 
Mechanismus  morphologischen  Geschehens  gerichtet  war. 

Unverkennbar  in  Born's  Denk-  und  Arbeitsweise  sind  die 
Lehren  und  Eindrücke,  die  er  schon  als  junger  Student  be- 
sonders unter  der  anregenden  Leitung  Pflüger's  und 
Heidenhain's  empfangen  hatte,  und  es  war  wohl  mehr  Zu- 
fall als  eigene  Neigung,  dass  er  sich  nicht  der  physiologischen, 
sondern  der  anatomischen  Laufbahn  zuwandte. 

Born  besass  eine  Reihe  für  einen  Forscher  werthvollster 
Eigenschaften:  liebevollste  Hingabe  an  seinen  Beruf,  uner- 
müdlichen Fleiss,  klares  und  vorsichtiges  Denken,  und  eine 
ausserordentliche,  mit  Geduld  gepaarte  technische  Fertigkeit 
und  technische  Erfindungsgabe,  welche  ihn  Schwierigkeiten 


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WA 


überwinden  liess,  die  einen  anderen  vielleicht  von  vornherein 
von  der  Lösung  einer  Frage  zurückgeschreckt  hätten. 

So  tragen  denn  Born's  Arbeiten  sämmtlich  das  Gepräge 
grösster  Zuverlässigkeit  der  Beobachtung  und  Exactheit  der 
Darstellung,  Eigenschaften,  die  bereits  in  seiner  unter  Heiden- 
hain entstandenen  Doctordissertation  „Beiträge  zur  Ent- 
wicklungsgeschichte der  quergestreiften  willkür- 
lichen Muskeln  der  Säugethiere"  (1873)  deutlich  hervor- 
treten. 

Nachdem  Born  im  Jahre  1874  in  Berlin  die  Staatsprüfung 
bestanden  hatte,  arbeitete  er  zunächst  ein  Jahr  lang  in  Heidel- 
berg unter  Gegenbaur.  Seine  erste  grössere  Untersuchung, 
die  er  zwei  Jahre  später  als  Assistent  am  anatomischen  Institut 
zu  Breslau  veröffentlichte,  war  denn  auch  in  Folge  der  in 
Heidelberg  erfahrenen  Anregung  vergleichend -anatomischen 
Inhalts  und  handelte  über  den  Carpus  und  Tarsus  der 
Saurier.  Im  Jahre  1879  erhielt  dieselbe  noch  einen  gleich- 
betitelten Nachtrag.  Auf  Grund  dieser  Arbeiten  gab  Born 
verschiedenen  Theilen  des  Hand-  und  Fussskeletts  der  Saurier 
eine  von  der  damaligen  Auffassung  abweichende  Deutung,  die 
noch  heute  zu  Recht  besteht.  Er  wies  bei  einem  Theile  der 
Saurier  im  Carpus  ein  Intermedium  nach,  zeigte,  dass  das 
Skelett  des  Greif fusses  des  Chamäleon  demjenigen  der  übrigen 
Reptilien  ähnlicher  beschaffen  sei,  als  ältere  Untersuchungen 
ergeben  hatten,  und  dass  der  Bau  des  Tarsus  bei  allen 
Sauriern  im  Wesentlichen  derselbe  sei. 

Hierauf  folgte  nun  eine  Reihe  entwickelungsgeschichtlicher 
Arbeiten,  von  denen  zunächst  eine  grössere  Anzahl,  theilweise 
recht  umfangreicher  Publicationen  über  die  Entwickelung 
des  Thränennasenganges  und  der  Nasenhöhle  bei 
Amphibien  und  amnioten  Wirbelthieren  (1876 — 1883) 
zu  erwähnen  sind.  Diese  Arbeiten  enthalten  zum  ersten  Male 
eine  genaue  Beschreibung  der  Entwickelung  des  Geruchsorganes 
in  den  einzelnen  Vertebratenklassen,  und  zwar  auf  Grund  von 
Plattenmodellen,  die  durch  eine  von  ihm  selbst  erfundene  und 
hier  zum  ersten  Male  erfolgreich  angewandten  Modellirtechnik 
gewonnen  wurden.   Sie  gaben  eine  Fülle  von  neuen  Thatsachen 


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144 

und  fruchtbaren  Gedanken.  Die  erste,  welche  als  Habilitations- 
schrift publicirt  wurde,  lehrte  ein  neues  Organ  der  Amphibien, 
den  Thränennasengang,  kennen,  und  beschreibt  genau  die 
Entwickelung  der  Nasenhöhle  und  ihrer  Knorpelkapsel  bei 
Anuren  und  Urodelen.  Die  Untersuchungen  bei  höheren 
Wirbelthieren  —  für  die  Säuger  hat  sie  Legal  unter  Born's 
Leitung  ausgeführt  —  ergaben  interessante  Gesichtspunkte  für 
die  Entstehung  des  Thränenkanals  bei  Reptilien,  Vögeln  und 
Säugern,  der  als  solide  Epithelwucherung  (nicht,  wie  bis  dahin 
angenommen  wurde,  als  zunächst  offene  Rinne)  sich  vom 
Mutterboden  abschnürt  und  in  verschiedenem  Grade  durch 
weiteres  Aussprossen  die  Thränenröhrchen  liefert.  Ein  Lumen 
entsteht  erst  später  durch  Auseinanderweichen  der  Zellen. 
Gleichzeitig  wurde  die  Entwickelung  der  Nasenhöhle  und  des 
Jacobson' sehen  Organ  es  so  ausführlich  dargelegt,  dass  seitdem 
keine  eingehendere  Beschreibung  der  Verhältnisse  sich  nöthig 
gemacht  hat.  Dabei  wurde  zum  ersten  Male  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  bei  der  Ringelnatter  nicht  der  Oberkieferfortsatz, 
sondern  der  äussere  Nasenfortsatz  sich  mit  dem  inneren 
Nasenfortsatz  zur  Bildung  des  Bodens  der  Nasenhöhle  vereinigt. 

In  dieselbe  Zeit  (1879)  fallt  auch  eine  mit  Professor 
C.  Hasse  gemeinschaftlich  unternommene  Untersuchung  über 
die  Morphologie  der  Rippen.  Gestützt  auf  ausgedehnte 
Untersuchungen  über  die  Entwickelung  des  Achsen skeletts  der 
höheren  Wirbelthierklassen  gelangten  Hasse  und  Born  zu 
dem  wichtigen  Resultat,  dass  in  Uebereinstimmung  mit  gleich- 
zeitigen Beobachtungen  von  E.  Fick  an  Tritonen,  die  Rippen 
selbständige  Bildungen  des  intermuskulären  Bindegewebes  der 
Myomeren  sind,  die  erst  bei  fortschreitendem  Wachsthum  mit 
dem  Achsenskelett  und  zwar  mit  den  gleichfalls  selbständig 
entstehenden  Querfortsätzen  in  Verbindung  treten;  dass  ferner 
die  Knorpel  der  Rippen  zunächst  in  der  Nähe  der  Wirbelkörper, 
aber  unabhängig  von  ihnen,  auftreten  und  die  Verknorpelung 
des  Septums  dann  ventralwärts  fortschreitet. 

Im  Jahre  1883  brachte  Born  eine  weitere  höchst  be- 
deutungsvolle Arbeit  zum  Abschluss  über  die  Derivate  der 
embryonalen  Schlundspalten  und  Schlundbogen. 
Diese  Untersuchungen,   die   an  Schweinsembryonen  vorge- 


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nommen  wurden,  förderten  wiederum  mancherlei  neue  und 
vielfach  grundlegende  Thatsachen  zu  Tage.  Von  den  mancherlei 
zahlreichen  Einzelbefunden  ist  vielleicht  als  wichtigster  die 
Entdeckung  hervorzuheben,  dass  die  Entwicklung  der 
Thyreoidea  keine  einheitliche  ist,  sondern  dass  sie  aus  dem 
Zusaminenfliessen  zweier  ursprünglich  räumlich  getrennter  und 
histologisch  verschiedener  Bestandteile,  eines  paarigen  und 
eines  unpaarigen,  hervorgeht,  und  zwar  so,  dass  der  letztere, 
median  gelegene,  als  eine  Einwachsung  des  Epithels  am  Boden 
der  Mundhöhle  entsteht,  während  die  seitlichen  paarigen  Theile 
jederseits  aus  dem  Epithel  einer  Kiemenspalte,  wahrscheinlich 
der  vierten,  sich  anlegen.  Daneben  wurde  die  Anlage  der 
Thymus  als  eine  selbständige  hohle  Ausstülpung  des  Bodens 
der  Mundhöhle  zwischen  den  dritten  Kiemenspalten  gedeutet, 
welche  Annahme  sich  allerdings  später  als  irrthümlich  erwies. 

In  dieses  erste  Decennium  Born's  wissenschaftlicher 
Thätigkeit  fallen  nun  auch  bereits  die  ersten  Versuche  der 
Anwendung  der  ihm  schon  als  Student  besonders 
liebgewordenen  experimentellen  Methode  der  Physio- 
logie auf  die  Morphologie,  und  in  der  That  trügt  die 
Mehrzahl  seiner  späteren  Arbeiten  den  Charakter  des  morpho- 
logischen Experiments  und  der  causalen  Forschung.  Es  unter- 
liegt wohl  keinem  Zweifel,  dass,  abgesehen  von  dem  Born 
innewohnenden  selbständigen  Trieb  zu  einer  derartigen 
Forschungsrichtung,  er  gleichzeitig  auch  durch  die  Cooperation 
mit  Prof.  W.  Roux,  dem  damaligen  Leiter  des  entwickelungs- 
geschichtlichen  Instituts  in  Breslau,  dessen  Nachfolger  er 
später  wurde,  er  vielfach  fördernde  Anregung  auf  diesem 
Arbeitsgebiet  erhielt.  Haben  doch  Roux's  entwickelungs- 
mechanische  Studien  in  weiteste  Kreise  der  Fachgenossen 
hinein  anregend  gewirkt,  und,  wenn  auch  nicht  gerade  eine 
durchaus  neue  biologische  Forschungsmethode,  so  doch  jeden- 
falls eine  wohlgegründete  Basis  für  causal-analytische  Be- 
trachtungsweise und  experimentelle  Inangriffnahme  morpho- 
logischer Probleme  geschaffen. 

So  unternahm  Born  schon  im  Jahre  1870  eine  Reihe 
origineller  Versuche,  um  Eier  von  Salamandra  maculata 
ausserhalb  des  Leibes  der  Mutter  aufzuziehen,  und 

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14Ö 


zwar  zum  Theil  mit  gutem  Erfolg.  Er  übertrug  die  dem 
Mutterthier  entnommenen  Embryonen  von  9—10  mm  Länge  in 
physiologische  Kochsalzlösung,  und  gelang  es  ihm  auf  diese 
Weise,  unter  Anwendung  besonderer  Vorsichtsmassregeln,  die- 
selben mehrere  Wochen  hindurch  zur  Weiterentwickelung  zu 
bringen. 

Danach  bestrebte  Born  sich  von  1879—1882  als  Erster, 
die  schwierige  Frage  nach  der  Ursache  der  Geschlechts- 
bestimmung durch  methodisch  angestellte  Experimente  zu 
lösen.  Er  bediente  sich  zu  diesen  Zwecken  künstlich  be- 
fruchteter Eier  von  Rana  fusca  und  variirte  in  parallelen  Ver- 
suchsreihen verschiedene  Momente,  nämlich  Grössen-  und 
Altersverhältnisse  der  Eltern,  und  Temperatur,  Beleuchtung 
und  Ernährungsweise,  bei  welcher  die  Larven  aufwuchsen. 
Die  erhoffte  Wirkung  blieb  jedoch  aus,  indem  sich  ergab,  dass 
in  allen  Versuchsaquarien  fast  lauter  Weibchen  (circa  95  pCt.) 
und  keine  sicheren  Männchen  vorhanden  waren.  Ein  irgendwie 
bestimmender  Einfluss  gewisser  Entwickelungsbedingungen  auf 
die  Geschlechtsdifferenzirung  wurde  bei  diesen  Versuchen  nicht 
offenbar.  Bemerkenswerth  war  jedoch,  dass  in  einem  einzigen 
Aquarium,  das  bei  der  Aufstellung  verschlammt  und  dann  ver- 
nachlässigt wurde,  sich  28  pCt.  sichere  Männchen  entwickelt 
hatten.  Born  schloss  aus  dieser  überraschenden  Erscheinung, 
dass  der  Schlamm  mit  seinem  Gehalt  an  mikroskopischen 
Organismen  die  geeignetste  und  naturgemässeste  Nahrung  der 
Froschlarven  ist,  und  dass  die  inadaequate  Nahrung  in  den 
übrigen  Aquarien  die  Bildung  von  Männchen  verhindert  hat. 
Und  somit  schien  es  ihm  wahrscheinlich,  dass  eine  Beein- 
flussung des  Geschlechts  noch  nach  der  Befruchtung 
möglich  sei.  Wenngleich  nun  diese  durch  drei  Jahre  mit 
unermüdlicher  Geduld  fortgesetzten  Versuche  Born  nicht  zu 
dem  gewünschten  Ziele  geführt  hatten,  so  bleibt  ihm  doch  das 
Verdienst,  auch  andere  hervorragende  Forscher  wie  Pflüger 
und  0.  Hertwig  zu  ähnlichen"  Versuchen  angeregt  zu  haben. 
Trotzdem  haben  uns  alle  Versuche  der  Lösung  der  vorliegenden 
Frage  bisher  kaum  näher  gebracht.  Das  Problem  der  Ursache 
der  Goschlechtsbestimmung  harrt  heute  noch  seiner  Lösung. 


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147 


In  den  folgenden  drei  Jahren  finden  wir  Born  nach  dem 
Vorgange  von  Pf  lüg  er  beschäftigt  mit  Versuchen  über 
Bastardirung  zwischen  einheimischen  Anurenartent 
wobei  im  Einzelnen  wieder  manche  interessante  und  biologisch 
wichtige  Ergebnisse  erzielt  wurden.  Zur  Kreuzung  verwandt 
wurden  Rana  arvalis,  Rana  fusca,  Rana  esculenta,  Bufo  varia- 
bilis  und  Bufo  cinereus,  und  zwar  in  den  verschiedensten 
Combinationen.  Die  Resultate  waren  theils  positiv,  theils 
negativ.  Die  besten  positiven  Ergebnisse  gaben  Kreuzungen 
zwischen  Rana  fusca  J  und  Rana  arvalis  sowie  zwischen 
Bufo  variabilis  ö*  und  Bufo  cinereus  die  Eier  furchten  sich 
in  regelmässiger  Weise,  und  die  Embryonen  Hessen  sich  bis 
zum  Ausschlüpfen  aufziehen.  Es  stellte  sich  dabei  heraus, 
dass,  wie  schon  Pflüger  angegeben  hatte,  das  Gelingen  der 
Bastardirung  ganz  besonders  davon  abhängt,  dass  die  benutzten 
Thiere  sich  auf  der  Höhe  der  Brunst  befinden  und  die  Samen- 
flüssigkeit eine  hohe  Concentration  besitzt.  Anderenfalls  trat 
überhaupt  keine  Befruchtung  ein,  oder  die  Furchung  verlief  in 
ganz  unregelmässiger  Weise  („Barockfurchung")  und  führte  zu 
rascher  Decomposition  des  Eies.  Ausserdem  konnte  Born  die 
interessante  Thatsache  constatiren,  dass  eine  Bastardirung  um 
so  leichter  und  sicherer  gelingt,  je  weniger  die  Spermatozoen 
der  beiden  verwandten  Arten  in  Form  und  Dimensionen  von 
einander  abweichen.  Die  Art  der  Mischung  der  väterlichen 
und  mütterlichen  Charaktere  in  den  aufgezogenen  Bastarden 
war  eine  sehr  ungleiche. 

Diese  Bastardirungsversuche  wurden  im  Jahre  1894  unter 
Born's  Leitung  durch  seinen  Schüler  W.  Gebhardt  fort- 
geführt und  besonders  dadurch  erweitert,  dass  Gebhardt 
durch  Untersuchung  von  Schnittserien  durch  Bastardeier 
zwischen  Rana  esculenta  und  Rana  arvalis  die  inneren,  nicht 
ganz  normal  verlaufenden  und  zum  frühzeitigen  Absterben  der 
Eier  führenden  Vorgänge  während  der  Furchung  und  Gastru- 
lation  uns  kennen  lehrte. 

Als  Roux  und  Pflüger  im  Jahre  1883  unabhängig  von 
einander  ihre  bekannten  analytisch-morphologischen 
Experimente  an  Froscheiern  angestellt  hatten,  wandte 
sich  auch  Born  derartigen  Versuchen  zu  und  unterzog  zu- 

10* 


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US 


nächst  Pflüger's  Experimente  über  die  Einwirkung  der 
Schwerkraft  auf  die  Richtung  der  Zelltheilung  einer 
eingehenden  Nachprüfung.  Pflüger  hatte  nämlich  gezeigt, 
dass,  wenn  durch  geeignete  Mittel  das  Froschei  in  abnorme 
Zwangsstellung  gebracht  wird,  so  dass  die  Eiachse  mit  der 
Senkrechten  einen  Winkel  bildet,  die  erste  Furche  nicht  wie 
im  regulären  Falle  in  der  Mitte  des  dunklen  Poles  auftritt, 
sondern  durch  den  jeweilig  höchsten  Punkt  des  Eies  geht  und 
die  erste  Furchungsebene  immer  senkrecht  steht.  Die  Ursache 
für  diese  merkwürdige  Erscheinung  glaubte  Pflüger  in  einer 
directen,  richtenden  Wirkung  der  Schwere  auf  die  Theilung 
des  Eies  suchen  zu  müssen. 

Born  konnte  nun  zunächst  durch  seine  eigenen  Experi- 
mente die  Beobachtungen  Pflügers  in  vollem  Umfange  be- 
stätigen, ergänzte  sie  aber  sehr  wesentlich  dadurch,  dass  er  die 
Versuchseier  später  in  Schnitte  zerlegte,  um  einen  Einblick  in  die 
innere  Structur  derselben  unter  diesen  abnormen  Stellungs- 
verhältnissen zu  gewinnen.  Hierbei  machte  er  die  äusserst 
wichtige  Entdeckung,  dass  bei  aus  ihrer  Gleichgewichtslage 
gebrachten  Froscheiern  die  verschieden  schweren  Dotter- 
substanzen eine  derartige  Umordnung  erfahren,  dass  der 
specifisch  leichtere  Bildungsdotter  und  mit  ihm  der  stets  ex- 
centrisch  gelegene  Eikern  unter  dem  seitlich  verschobenen 
schwarzen  Polfeld  hinwegziehen  und  sich  senkrecht  unter  dem 
jeweilig  höchstgelegenen  Punkt  der  Eioberfläche  einstellen. 

Durch  diese  Beobachtung  wurde  Born  zu  dem  bedeutungs- 
vollen Schlüsse  geleitet,  dass  es  sich  bei  jenen  Erscheinungen, 
die  Pflüger  an  dem  in  Zwangslage  befindlichen  Froscheie 
kennen  gelehrt  hat,  nicht  um  eine  directe  Einwirkung 
der  Schwere,  sondern  um  eine  indirecte  handelt,  die 
dieselbe  vermöge  der  eigentümlichen  Anordnung 
und  Beschaffenheit  der  verschieden  specifisch 
schweren  Eibestandtheile  an  dem  sich  entwickeln- 
den Froschei  hervorzurufen  vermag. 

Der  Umstand  ferner,  dass  aus  Eiern,  die  sich  unter  der- 
artigen Umständen  entwickelten,  vollständig  normale  Quabben 
hervorgingen,  Hess  Born  darauf  hinweisen,  dass  solche  Er- 
fahrungen für  jene  Theorie  der  Vererbung,  nach  welcher  eine 


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möglichst  frühzeitige,  specielle  und  örtlich  feste  Austheilung 
des  Eimaterials  je  nach  seiner  zukünftigen  Bestimmung  statt- 
findet, nur  wenig  günstig  sind. 

Aus  demselben  Jahre  stammt  eine  andere  analytisch- 
morphologische Arbeit;  nämlich  ein  Versuch,  die  Hypothese 
der  Erzeugung  von  Doppelbildungen  durch  Ein- 
dringen von  zwei  Samenkörperchen  am  Froschei 
experimentell  zu  prüfen.  Es  gelang  durch  künstliche, 
vierzehn  Tage  nach  normaler  Laichzeit  vorgenommene  Be- 
fruchtung der  Eier  eines  Froschweibchens,  das  längere  Zeit 
in  Gefangenschaft  gehalten  war,  zwölf  ausgeprägte  Doppel- 
missbildungen (Duplicitas  anterior)  zu  erhalten,  ein  Befund, 
der  bei  der  ausserordentlichen  Seltenheit  von  Doppelembryonen 
aus  der  Klasse  der  Amphibien  an  und  für  sich  von  grossem 
Interesse  ist.  Berne rkenswerth  war  ausserdem,  dass  kaum 
Zweidrittel  des  gesammten  Geleges  sich  überhaupt  entwickelte 
und  von  diesen  noch  ein  grosser  Theil  in  abnormer  Weise. 
Ein  derartiges  Verhalten  Hess  Born  die  Ansicht  gewinnen, 
dass,  ähnlich  wie  bei  Beobachtungen  von  Fol  an  Echinodermen, 
auch  hier  die  Eier  durch  „Ueber  reife"  (Gefangenleben  des 
Mutterthieres  und  Befruchtung  nach  Ablauf  der  Laichzeit)  ge- 
schwächt und  zu  Polyspermie  geneigt  waren.  So  konnte  es 
kommen,  dass  ein  Theil  der  Froscheier  sich  gar  nicht  mehr 
entwickelte,  ein  anderer  in  abnormer  Weise,  und  dass  eine 
beschränkte  Anzahl  endlich  in  Folge  des  Eindringens  zweier 
Spermatozoen  Doppelbildungen  lieferte.  Einen  positiven  Be- 
weis aber  für  die  letztere  Annahme  konnte  auch  Born  noch 
nicht  erbringen. 

Erwähnt  sei  auch  gleich  hier  eine  weitere  Beobachtung 
Born's  über  die  Furchung  des  Eies  bei  Doppelbil- 
dungen aus  dem  Jahre  1887. 

Die  Untersuchungen  wurden  an  künstlich  befruchteten 
Hechteiern  vorgenommen  und  genaueste  Notizen  über  den 
Ablauf  der  Furchung  und  die  weitere  Entwickelung  der  Eier 
gemacht.  Dabei  stellte  sich  zunächst  heraus,  dass  in  vielen 
Fällen  von  Abnormität  der  ersten  Furche  sich  gleichwohl  ein 
einfacher  Embryo  bildete;  nur  zweimal  gingen  aus  vielen 
Hunderten  derartiger  Fälle  Doppelbildungen  hervor.  Born 


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150 


konnte  im  Gegentheil  auf  Grund  einer  stattlichen  Anzahl  von 
Beobachtungen  den  wichtigen  Satz  aufstellen,  dass  diejenigen 
Eier,  welche  zu  Doppelbildungen  werden,  eine  ebensolche  ein- 
fache und  regelmässige  erste  Furche  bilden,  wie  diejenigen, 
aus  denen  ein  einfacher  Embryo  hervorgeht.  (In  ähnlicher 
Weise  war  allerdings  dieser  Satz  schon  bei  einer  früheren 
Gelegenheit  von  Roux  formulirt  worden.)  Born  nimmt  dem- 
entsprechend an,  dass  die  erste  Theilung  des  Eies  in 
solchen  Fällen  die  Quantitäten  des  Mutterkernes 
halbirt  und  congruent  ordnet,  während  die  zweite 
Theilung  das  Material  symmetrisch  ordnet. 

Im  Jahre  1803  und  1894  machte  Born,  angeregt  durch 
gleichartige  Versuche  von  Roux  und  Pflüger  Compressions- 
versuche  an  Froscheiern,  um  an  der  Lösung  der  Frage 
nach  der  Beziehung  der  Furchungsrichtungen  und  Furchungs- 
zellen  zu  den  Hauptrichtungen  und  Haupttheilen  des  Embryo 
unter  abnormen  Verhältnissen  mitzuwirken. 

Es  wurden  Eier  von  Rana  fusca  oder  arvalis  zwischen 
Glasplatten  comprimirt  und  zwar  entweder  parallel  zu  ihrer 
Achse  oder  senkrecht  dazu.  Derartig  montirte  Eier  wurden 
dann  künstlich  befruchtet  und  die  Glasplatten  je  nachdem  so 
in  Wasser  aufgestellt,  dass  die  primäre  Eiachse  stets  senkrecht 
stand.  In  allen  Fällen  wurden  typische  Abweichungen 
der  Furchungsrichtungen  beobachtet.  Diese  Abweichungen 
nun  führte  Born  nicht  auf  den  primären  Einfluss  des  Druckes 
resp.  der  Richtung  desselben  zurück,  sondern  lediglich  auf 
die  durch  den  Druck  gesetzten  Formveränderungen  des  Ei- 
protoplasmas  zurück,  und  zeigte,  dass  auch  unter  diesen 
abnormen  Entwickelungsbedinj^ungen,  die  Einstellungen  der 
Kernspindeln  und  der  sich  daraus  ergebende  Verlauf  der 
Furchungsebenen  den  von  0.  Hertwig  aufgestellten  Regeln 
folgt,  wonach  einerseits  der  Kern  während  der  Theilung  stets 
die  Mitte  seiner  Wirkungssphäre  (eigentliches  Protoplasma) 
einnimmt,  und  die  Kernspindeln  sich  so  einstellen,  dass  die 
beiden  Pole  der  Theilungsfigur  in  der  Richtung  der  grösstcn 
Protoplasmamasse  zu  liegen  kommen. 

In  einer  späteren  Versuchsreihe  wurden  die  die  Eier 
comprimirenden  Platten  so  aufgestellt,  dass  die  primäre  Ei- 


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151 


achse  entweder  horizontal  oder  in  einem  Winkel  zur  Senk- 
rechten zu  liegen  kamen.  Es  traten  dann  zunächst  die 
bekannten,  schon  früher  von  Born  beschriebenen  Strömungs- 
erscheinungen im  Inneren  des  Eies  ein,  indem  die 
schwerere  Masse  des  weissen  Nahrungsdotters  an  der  einen 
Seite  absinkt,  das  pigmentirte  leichtere  Protoplasma  an  der 
anderen  Seite  aufsteigt.  Der  Verlauf  der  Furchungen  und 
ersten  Entwickelung  derartig  in  Zwangslage  befindlicher  Eier 
führte  Born  zu  folgenden  Schlüssen: 

1.  Der  Urmundanfang  liegt  im  Strömungsmeridian  und 
zwar  an  der  Seite  desselben,  an  welcher  das  helle  Feld 
abgesunken  ist,  ziemlich  genau  am  höchsten  Punkte  des 
durchgefurchten  hellen  Feldes. 

2.  Die  durch  die  Strömung  des  Dotters  gesetzte  bilaterale 
Symmetrie  des  Eies  fixirt  die  Medianebene  des  Embryo; 
die  Richtung,  in  welcher  die  ersten  Theilungen  des 
Eies  erfolgen,  wird  durch  die  Form  des  Bildungsdotters 
bestimmt  und  hat  durchaus  keine  Beziehungen  zur  Lage 
der  Medianebene.  Hierdurch  ist  jedoch  nicht  ausge- 
schlossen, dass  in  anderen  Fällen,  vor  allen  Dingen  bei 
normalen  Verhältnissen,  erste  Furche  und  Modianebene 
zusammenfallen,  wie  Roux  vorher  gezeigt  hatte. 

Die  vieldiscutirte  Frage  nach  der  Bedeutung  der 
Furchung  für  die  Organisation  des  zukünftigen  Em- 
bryo, ob  durch  die  Theilung  des  Eies  die  Anlagesubstanz 
qualitativ  gesondert  wird  (Roux*  Princip  der  organbildenden 
Keimbezirke)  oder  nicht  (0.  Hertwig,  Driesch  u.  a.)  konnte 
auch  durch  Born's  Versuche  nicht  entschieden  werden.  Man 
gewann  daraus  die  Ueberzeugung,  dass  dies  Thema  mit  den 
bisher  angewandten  Methoden  nicht  erschöpfend  behandelt 
werden  konnte. 

Den  vielleicht  grössten  und  bedeutungsvollsten  Erfolg  auf 
entwickelungsmechanischem  Gebiete  brachten  ihm  endlich  seine 
in  den  Jahren  1 894/95  angestellten  Verwachsungsversuche 
an  Amphibienlarven. 

Die  aufsehenerregenden  Resultate  dieser  Experimente  be- 
dürfen ihrer  Originalität  wegen  sowohl  als  besonders  wegen 
der  sich  daraus  ergebenden,  für  die  Entwickelungsmechanik 


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15ä 


so  hochwichtigen  Folgerungen  noch  einer  etwas  eingehenderen 
Darstellung. 

Fussend  auf  den  Erfahrungen  früherer  Beobachter  (Fraisse, 
Roux,  Barfurth)  über  das  ausgezeichnete  Wundheilungs- 
vermögen  junger  Amphibienlar\ren,  besonders  in  physiologischer 
Kochsalzlösung,  stellte  Born  zunächst  eine  Reihe  von  Versuchen 
an  über  das  Verhalten  abgetrennter  Stücke  junger 
Froschlarven  (besonders  Rana  arvalis  und  esculenta)  und 
beobachtete,  dass  derartige  Theilstücke  —  häufig  ohne  Herz, 
Blut  und  Gefässe  —  auf  Kosten  ihres  Dotterbesitzes  im  Wachs- 
thum und  Entwickelung  fortfahren. 

„Dabei  stellte  sich  mit  vollkommener  Evidenz  heraus, 
dass  die  Entwickelung  jedes  Organes  bis  zur  Schnitt- 
fläche, so  gut  wie  bei  der  normalen  Larve,  fortschreitet, 

mag  sie  liegen  wie  sie  will  Es  spricht  dies 

für  ein  hochgradiges  Selbstdiflferenzirungsvermögen  der 
Theile  unserer  Larven  im  Sinne  Roux';  eine  wesent- 
liche Beeinflussung  der  Entwickelung  durch  den  Wegfall 
der  normalen  Nachbarschaft  (Correlation)  ist  nicht  er- 
weisbar Von  unserem  Anfangsstadium  an  ge- 
schieht die  Entwickelung  unserer  Froschlarven,  also 
wesentlich  nach  den  Principien  der  Mosaiktheorie." 

Nach  diesen  Erfahrungen  wurden  dann  unter  geeigneten 
Vorsichtsmaassregeln  Versuche  angestellt,  um  Theilstücke 
von  Froschlarven  einer  Art  oder  auch  verschiedener 
Arten  an  ihren  Schnittflächen  zu  gegenseitiger  Ver- 
wachsung zu  bringen,  und  zwar  mit  überraschendem 
positiven  Erfolg.  In  diesen  Verwachsungslarven,  also  künstlich 
hervorgebrachten  Einfachbildungen  sowie  Doppelbildungen  der 
verschiedensten  Art,  entwickelte  sich  nun  jedes  Theilstück 
selbständig  weiter  unter  vollständig  normaler  Differenzirung 
seiner  Gewebe  und  Organe.  Ja,  die  Verwachsung  der  Compo- 
nenten  war  in  vielen  Fällen  nicht  nur  eine  anatomische, 
sondern  auch  eine  physiologisch-functionelle,  worauf  dann  die 
Organe  beider  Stücke  so  zusammenarbeiteten,  wie  die  einheit- 
lichen Organe  einer  normalen  Larve.  Born  konnte  hieraus 
folgenden  hochbedeutsamen  Schluss  ziehen: 


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153 


„Das  Individuum  (die  Person)  ist  nicht  gebunden 
an  die  Abstammung  von  einem  Ei  —  auch  Theilstücke 
zweier  Larven,  die  von  verschiedenen  Eiern  abstammen, 
können  sich  zu  einem  vollkommenen  Wirbelthiere  ver- 
einigen; —  die  überschüssigen  Theile  ändern  daran  nichts. 
Wir  haben  unum  vivum  ex  duobus  ovibus,  oder,  was 
richtiger  und  wichtiger  ist,  einen  einheitlichen  Organis- 
mus aus  zwei  Eiern  hergestellt/4 
Im  Einzelnen  bietet  die  aus  diesen   Versuchen  hervor- 
gegangene, mit  werthvollem  Beweismaterial  an  Schnittserien, 
Reconstructionen  und  Photographien  so  reich  ausgestattete 
Arbeit  (1896)  Born's  noch   eine  Fülle   biologisch  höchst 
wichtiger  Thatsachen  und  zu  weitere  Forschung  anregender 
Hinweise,  auf  die  näher  einzugehen,  mir  an  dieser  Stelle  leider 
versagt  ist.    Die  weittragende  Bedeutung  des  Gesammtergeb- 
nisses  dieser  Experimente  wurde  von  Born  selbst  in  folgendem 
Satze  zusammengefasst: 

„Die  Entwickelung  beruht  von  unserem  Ausgangs- 
stadium an  wesentlich  auf  SelbstdifTerenzirung  der  ein- 
zelnen Theile;  ein  correlativer  Einfluss  der  Nachbarschaft, 
wie  des  Ganzen  lässt  sich  nirgends  erkennen  —  weder 
negativ  noch  positiv;  die  Entwickelung  entspricht  also 
von  unserm  Ausgangsstadium  an  durchaus  der  Mosaik- 
theorie Roux';  die  organbildenden  Keimbezirke  (His.) 
sind  ausgetheilt." 


Neben  diesen  hier  im  Zusammenhang  aufgeführten  experi- 
mentellen und  analytisch-morphologischen  Arbeiten  entstanden 
gleichzeitig  noch  solche  histologischen  und  entwickelungs- 
geschichtlichen  Inhalts,  die  zum  Theil  von  ihm  selbst,  zum 
anderen  Theil  unter  seiner  Leitung  von  seinen  Schülern  aus- 
geführt wurden. 

Besonders  hervorzuheben  sind  hier  die  grundlegenden 
Untersuchungen  über  die  Entwickelung  des  Säugethier- 
herzens  (1888  — 1889)  und  Beobachtungen  über  Ei- 
structur,  Eireifung  (1892— 1894),  Befruchtung  und 
erste  Entwickelungsvorgänge.  Die  so  unendlich  compli- 
cirten  Verhaltnisse  in  der  Herzentwickelung  wurden  durch 


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154 

Born  zum  ersten  Male  in  durchaus  einwandsfreier  Weise  mit 
Hilfe  der  Plattenmodellirung  dargestellt,  wodurch  von  früheren 
Angaben  wesentlich  abweichende  Resultate  erzielt  wurden. 
Auch  über  die  Defecte  der  Herzscheidewände  schafften  diese 
Befunde  mancherlei  Aufklärung. 

Die  Arbeiten  über  Reifung  des  Amphibieneies  (1 892) 
und  Structur  des  Keimbläschens  im  Ovarialei  von 
Triton  taeniatus  (1894)  sind  zu  reich  an  Einzelheiten,  als 
dass  es  der  Platz  hier  erlaubte,  darüber  im  Zusammenhange 
zu  berichten.  Sie  gehören  jedenfalls  zu  dem  Besten,  was  auf 
diesem  Gebiete  geliefert  worden  ist. 

Zum  Schluss  haben  wir  noch  Born's  vielseitiger  Ver- 
dienste um  die  mikroskopische  Technik  zu  gedenken. 
Neben  zahlreichen  technischen  Hinweisen  in  den  meisten 
seiner  Arbeiten  und  verschiedenen  kleineren  mikroskopischen 
Hilfsapparaten,  die  z.  Th.  nicht  einmal  publicirt  sind,  ist  vor 
Allem  die  von  ihm  erfundene  und  wiederholt  verbesserte 
Reconstructionsmethode,  die  Platte nmodellirmethode  her- 
vorzuheben. Die  Reconstructionsmethoden  waren  aus  dem 
Bedürfniss  hervorgegangen,  kleinste  in  Serienschnitte  zer- 
legte Embryonen  oder  einzelne  Organe  derselben  unter 
geeigneter  Vergrösserung  im  Ganzen  zu  reproduciren,  um 
sie  so  unserer  Anschauung  zugänglicher  zu  machen.  Schon 
verschiedene  Versuche  waren  in  dieser  Richtung  gemacht 
worden,  ohne  jedoch  das  Ziel  in  wünschenswerther  Voll- 
kommenheit zu  erreichen.  Es  blieb  der  Erfindungsgabe 
Born's  vorbehalten,  eine  Methode  auszuarbeiten,  die  eine 
durchaus  fehlerfreie,  mechanische  Uebertragung  des  mikro- 
skopisch Kleinen  ins  Makroskopische  ermöglichte.  Das  Wesen 
dieser  Methode  besteht  nun  darin,  dass  die  Contouren  der 
einzelnen  Schnitte  einer  lückenlosen  Mikrotomserie,  etwa  eines 
Embryo,  bei  einer  bestimmten  Vergrösserung  der  Reihe  nach 
auf  Wachsplatten  von  entsprechender  Dicke  gezeichnet,  die 
Wachsplatten  alsdann  ausgeschnitten,  in  der  Reihenfolge  der 
Serie  übereinandergeschichtct  und  schliesslich  an  ihren  Rändern 
vermittelst  eines  erhitzten  Eisens  miteinander  zu  einem  Ganzen 
verschmolzen  werden.  Das  Schwierigste  in  der  Ausarbeitung 
der  Methode  war  jedenfalls,  die  nöthigen  Anhaltspunkte  zu 


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155 

gewinnen,  nach  denen  die  Wachsplatten  derartig  übereinander 
geschichtet  werden  konnten,  dass  alle  Krümmungen  und 
Windungen  des  Objects  in  gleicher  Orientirung  im  Räume 
sich  am  Modelle  wiederholten.  Auch  hier  führte  Born's 
unermüdliche  Geduld  nach  zahlreichen  Versuchen  endlich  zum 
Ziele.  Es  war  die  Anlage  einer  sogenannten  „Richtebene" 
an  dem  das  zu  schneidende  Object  einschliessenden  Parafifin- 
block,  das  diesen  Anforderungen  genügte.  Es  ist  unmöglich, 
hier  auf  weitere  technische  Einzelheiten  in  der  Herstellung 
dieser  Ebene  und  deren  spätere  Verwendung  beim  Zusammen- 
setzen des  Modelles  einzugehen.  Erwähnt  möge  nur  sein,  dass 
besonders  in  diesem  Punkte  die  Methode  von  Jahr  zu  Jahr 
Verbesserungen  erfuhr,  bis  sie  schliesslich  im  Jahre  1898  unter 
gleichzeitiger  Mitwirkung  von  Dr.  K.  Peter  zu  ihrer  heutigen 
Vollkommenheit  gebracht  wurde. 

Die  Erfindung  der  Plattenmodellirmethode  ist  eine  der 
anatomischen  und  speciell  entwickelungsgeschichtlichen  For- 
schung zu  unschätzbarem  Nutzen  gereichende  Leistung,  die 
wir  Born  nicht  genug  danken  können.  Ihr,  in  Gemeinschaft 
mit  dem  Microtome,  sind  nicht  zum  Mindesten  die  grossen 
Fortschritte  der  Entwickelungsgeschichte  in  den  letzten  De- 
cennien  zuzuschreiben;  und  beide  Methoden  werden  für 
alle  Zeiten  unentbehrliche  Hilfsmittel  der  morphologischen 
Forschung  bleiben. 

Schreiber  Dieses  hat  in  vorstehender  üebersicht  von  Born's 
wissenschaftlicher  Thätigkeit  in  Anpassung  an  den  zur  Ver- 
fügung stehenden  Raum  sich  möglichster  Kürze  befleissigt. 
Möge  es  ihm  dennoch  gelungen  sein,  auch  durch  diese  frag- 
mentarische Darstellung  dem  Leser  die  gewünschte  Vorstellung 
von  dem  nach  aussen  und  innen  so  reichen  und  fruchtbarem 
Leben  des  Verstorbenen  zu  geben. 

Nicht  minder  wie  sein  Schaffen  als  Forscher  war  seine 
2ojährige  Lehrthätigkeit  von  idealem  wissenschaftlichen  Ernst 
durchdrungen,  reich  an  Anregungen  und  reich  an  Erfolgen. 
Born  verstand  es,  seine  Schüler  nicht  nur  mit  werthvollen 
Kenntnissen  auszurüsten,  sondern  sie  auch  tiefer  in  den  Geist 
seiner  Wissenschaft  einzuführen,  sie  dieselbe  lieben  und 
schätzen  zu  lehren.    Das  Gefühl  tiefempfundener  Dankbarkeit 


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für  solche  Mitgift  für  Beruf  und  Leben  wird  seine  Schüler 
niemals  verlassen. 

Der  Tod  hat  ihn  inmitten  eifrigsten  Schaffens  überrascht 
und  manche  Pläne,  manche  gedankenreichen  und  vielver- 
sprechenden Untersuchungen  blieben  unvollendet.  Die  letzte 
Saat  jedoch,  die  Born's  fruchtbarer  Geist  noch  kurz  vor 
seinem  Ende  ausstreute,  hat  ihn  selbst  überlebt!  Noch  heute 
arbeiten  Schüler  unter  seiner  Inspiration  und  schaffen  zu 
seiner  Ehre  und  seinem  Andenken  an  der  Fortführung  werth- 
voller Untersuchungen,  die  auf  seine  Anregung  in's  Werk 
gesetzt  waren. 

Die  anatomische  Wissenschaft  hat  in  Gustav  Born  einen 
vielseitig  veranlagten,  erfolgreichen  Förderer  verloren.  Er  hat 
sich  als  Forscher  und  Lehrer  ein  bleibendes  Denkmal  gesetzt; 
und  seinem  Amtsnachfolger  wird  als  besonders  ehrenvolle 
Aufgabe  am  Herzen  liegen,  das  Andenken  Born's  an  der 
Stätte  seines  einstigen  Wirkens  stets  lebendig  zu  erhalten. 


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Inhalts-  Verzeichniss. 

I.  BehOrden  der  Universität.  Seite 

1.  Curatorium   3 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1900    3 

b.  Winter-Semester  1900/1901    4 

II.  Lehrkörper  der  Universität. 
Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle   5 

2.  Bernfungen  an  andere  Universitäten  oder  in  andere 
Stellungen,  Ruhestands-Bewilligiingen  etc   5 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen   6 

2.  Ernennungen   7 

3.  Habilitationen   7 

C.  Beurlaubungen   8 

D.  Auszeichnungen   8 

E.  Sonstige  Veränderungen   !> 

III.  Beamte  der  Universität  (Akademische  Verwaltung)   10 

IV.  Anstalten  und  Commlssionen  der  Universität. 

1.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.  Die  Königliche  und  Universitäts-Bibliothek   11 

b.  Das  akademische  Lese-Institut   12 

c.  Seminare. 

1.  Das  evangelisch-theologische  Seminar   13 

2.  Das  praktische  Institut  der  evangelisch-theologischen 
Facultat   II 

3.  Das  katholisch-theologische  Seminar   14 

4.  Das  juristische  Seminar    17 

5.  Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar  .  .  18 
Ct.  Das  historische  Seminar   18 

7.  Das  kunsthistorische  Seminar   20 

8.  Das  philologische  Seminar   20 

9.  Das  archäologische  Seminar   21 

10.  Das  germanistische  Seminar   21 

11.  Das  romanisch-englische  Seminar   22 

12.  Das  slavisch-philologiscbe  Seminar   23 

13.  Das  geographische  Seminar                           ...  24 

14.  Das  mathematisch-physikalische  Seminar     ....  24 

15.  Das  philosophische  Seminar   25 


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15S 


Seite 


d.  Die  Kunst-Institute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte  (archäologisches 
Museum)  46 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere  Kunst- 
geschichte  27 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik  ....  28 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Cabinet   32 

2.  Die  Sternwarte   34 

3.  Das  chemische  Institut   35 

4.  Das  pharmaceutische  Institut   37 

5.  Das  mineralogische  Museum  und  Institut  ....  38 
5  a.  Die  geologisch  -  paläontologische   Abtheilung  des 

mineralogischen   Museums    (geologisch  •  paläontolo- 
gisches Institut)  40 

6.  Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum    .    .  42 

7.  Das  pflanzen-physiologische  Institut  und  das  botanische 
Museum   45 

8.  Das  zoologische  Institut  und  Museum  46 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 

L  Allgemeines   49 

II.  Specielles   50 

a.  Das  Institut   für   landwirtschaftliche  Fflanzen- 
productionslehre   50 

b.  Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Thierproduc- 
tionslehre  und  Veterinärkunde   52 

c.  Das   agricultur-cheinische   und  bacteriologiscbe 
Institut   53 

d.  Das  landwirthschaftlich-technologische  Institut  54 

e.  Der  culturtechnische  Apparat    55 

> 

K.  Theoretische  Institute  der  medicinischen  Facultät. 

1.  Das  anatomische  Institut   56 

2.  Das  physiologische  Institut   56 

3.  Das  pathologisch-anatomische  Institut   58 

4.  Das  pharmakologische  Institut    60 

5.  Das  hygienische  Institut   60 

h.  Klinische  Institute. 

1.  Die  medicinische  Kliuik  und  Poliklinik  61 

2.  Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik   63 

3.  Die  Klinik  für  Augenkranke  65 

4.  Die  Frauenklinik  und  Poliklinik  69 

5.  Die  KUnik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 
Krankheiten  71 

6.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für  Nerven- 
krankheiten  76 

7.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten  78 


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1511 


Seite 

8.  Die  Klinik  und  Poüklinik  für  kranke  Kinder    ...  79 

9.  Das  provisorische  zahnärztliche  Institut  81 

2.  Die  Professoren-Wittwen  und  Waisen- Versorgungs-Anstalt  84 

3.  Die  Hilfskasse  bei  der  Universität  zur  Unterstützung  von 


Hinterbliebenen  der  Docenten  und  Beamten   85 

4.  Honorar*  und  Stundungswesen   86 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studirende. 

a.  Studenten-Unterstützungs-Fonds   86 

b.  Stipendien-Fonds   87 

6.  Kranken»  und  Begräbniss-Kasse  für  Studirende. 

au  Die  Studenten-Kranken-Kasse   99 

b.  Die  Studenten-Begräbniss-Kasse   100 

T.  Akademische  Gmndstflcke  und  Kapitalien. 

1.  Grundstücke   100 

2.  Kapitalien   101 


Tl.  Wichtigere   Minister!»! -Erlasse,   Curatorlalschrelben  und 


Senatsbesrhlüsse. 

1.  Für  die  Universität  überhaupt. 

a.  Hinisterial-Erlasse  und  Curatorialschreiben  .   ...  102 

b.  Senats-Beschlüsse  105 

2.  Für  die  einzelnen  Facul taten. 

Hinisterial-Erlasse  106 

TII.  Universit&ts-Ereignlsse,  Feierlichkeiten,  Programme, 
Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse    .  107 

2.  Programme  (sind  nicht  erschienen)  109 

3.  Adressen  109 

Till.  Studirende. 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1900    114 

Winter-Semester  1900/1901    115 

2.  Beteiligung  an  den  Vorlesungen   116 

3.  Lösungen  von  Preisaufgaben   120 

4.  Verbindungen  und  Vereine   121 

5.  Akademische  Disciplin   122 

IX.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen  ....  123 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  und  Prüfungen  123 

X.  Nekrologe. 

Professor  Dr.  Paul  Scholz   131 

-   Walter  von  Funke   136 

.    Gustav  Born   140 


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Chronik 


rfer 


Lglichen  TJniversitä 


zu  Breslau 


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vom   I-  April  1901  bis  31.  März  1902. 


Ja h  ro\-i  n  o-  l  r>. 


Breslau. 

l>rn<k  von  Grass,  Rartli  \-  C.wn|,.  (VV.  Friedrich.) 


Chronik 

der 

Königlichen  Universität 

zu  Breslau 

für  das  Jahr 

vom  I.  April  1901  bis  31.  März  1902. 


Jahrgang  16. 


Breslau. 

Druck  von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich.) 

1902. 


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I.  Behörden  der  Universität. 

1.  Curatorium. 

(Wie  bisher.) 

2.   Akademischer  Senat. 

a.    Sommer-Semester  1901. 
Rector:  Geh.  Med.-Rath  Prof.  Dr.  Flügge; 
Prorector:  Prof.  Dr.  J.  Parts ch; 

Universitäts- Richter:    Ober -Regierungs- Rath,    Director  des 

Provinzial-Schul-Collegiums  Dr.  Mager; 
Decane: 

der   katholisch -theologischen    Facultät:     Professor  Dr. 
Krawutzcky, 

der  evangelisch-theologischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Arnold, 
der  juristischen    Facultät:   Geh.  Justiz -Rath  Prof.  Dr. 
Leonhard, 

der  medicinischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Fi  lehne, 
der  philosophischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Kaufmann. 
Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Rosanes, 
Geh.  Justiz-Rath  Prof.  Dr.  Fischer, 
Prof.  Dr.  Schaefer, 
Prof.  Dr.  Jörs, 
Prof.  Dr.  Hintze, 
Prof.  Dr.  Wrede. 

b.    Winter-Semester  1901/02. 
Rector:  Prof.  Dr.  Hillebrandt; 
Prorector:  Geh.  Med.-Rath  Prof.  Dr.  Flügge; 
Universitäts-Richter:  Ober-Reg.-Ralh,  Director  des  Provinzi;»l- 
Schul-Collegiums  Dr.  Mager; 

l* 

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4 


Decane: 

der  evangelisch-theologischen  Facultät:  Consistorial-Rath 

Prof.  Dr.  Kawerau, 
der  katholisch-theologischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Schaefer, 
der  juristischen  Facultät:   Geh.   Justiz -Rath  Prof.  Dr. 

Fischer, 

der  medicinischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Hürthle, 
der  philosophischen  Facultät:  Prof.  Dr.  Wolf. 

Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rath  Prof.  Dr.  Rosanes, 

Prof.  Dr.  Vogt, 

Prof.  Dr.  Jörs, 

Prof.  Dr.  Cornill, 

Prof.  Dr.  Holdefleiss, 

Prof.  Dr.  Pohle. 


IL  Lehrkörper  der  Universität. 
Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle. 

Am  10.  Februar  1902  verstarb  der  Lehrer  am  academischen 
Institut  für  Kirchenmusik,  Königliche  Musikdirector  Professor 
Dr.  Julius  Schaeffer. 

Näheres  hierüber  enthält  der  unter  Anschnitt  X  beigefügte 
Nekrolog. 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in  andere 
Stellungen,  Ruhe  Standsbewilligungen  etc. 

Der  Privatdocent  in  der  juristischen  Facultät  Dr.  Richard 
Schott  ist  in  Folge  seiner  Ernennung  zum  ausser- 
ordentlichen Professor  an  der  Universität  in  Jena, 

der  Privatdocent  in  der  medicinischenFacultät  Dr.  Heinrich 
Kionka  in  Folge  seiner  Ernennung  zum  ausserordent- 
lichen Professor  und  Director  des  pharmakologischen 
Instituts  an  derselben  Universität  mit  Schluss  des 
Sommer-Semesters  1901  und 


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5 


der  Privatdocent  in  letzterer  Facultät  Prof.  Dr.  Max 
Ne isser  nach  längerer  Beurlaubung  im  Februar  1902 
ausgeschieden; 

der  ausserordentliche  Professor  in  der  philosophischen 
Facultät  Dr.  Adolf  Heydweiller  ist  mit  Beginn  des 
Sommer-Semesters  11)01  zum  ordentlichen  Professor  an 
der  Akademie  in  Münster  ernannt  worden; 

der  Privatdocent  in  derselben  Facultät  Dr.  Emil  Bose 
ist  in  Folge  seiner  Habilitation  an  der  Universität  in 
Göttingen  nach  Schluss  des  Sommer- Semesters  1901 
ausgeschieden ; 

der  Lector  der  englischen  Sprache  Dr.  Frank  H.  Pughe 
ist  mit  Beginn  des  Winter- Semesters  1901/02  zur  Uni- 
versität Wien  übergetreten. 

B.  Zugang. 

1.    Berufungen  bezw.  Versetzungen. 

a.    In  der  juristischen  Facultat: 
Der  seit  dem  Sommer- Semester  1899  mit  Halten  von 
Vorlesungen  beauftragte  Gerichts-Assessor  Dr.  Ernst 
Jacobi  ist  zum  ausserordentlichen  Professor  ernannt 
worden. 

b.    In  der  philosophischen  Facultät: 
Der  bisherige  Lector  der  Thierheilkunde  zu  Jena,  Medicinal- 
Assessor  Dr.  Otto  Künnemann  ist  zum  ausserordent- 
lichen Professor  ernannt  und  mit  der  Leitung  der  Thier- 
klinik beauftragt, 

der  bisherige  Privatdocent  zu  Halle  Dr.  Ernst  Neumann 
ist  zum  ausserordentlichen  Professor  und 

der  Lehrer  Ralph  G.  Watkin  aus  Süd-Wales  in  Eng- 
land ist  zum  Lector  der  englischen  Sprache  ernannt 
worden. 

2.   Ernennungen  innerhalb  des  Lehrkörpers. 

Der  ausserordentliche  Professor  in  der  katholisch -theolo- 
gischen Facultät  Dr.  Nürnberger  ist  zum  Ordinarius 
ernannt  worden. 


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3.  Habilitationen. 
Als  Privatdocenten  habilitirten  sich: 
a.    in  der  katholisch-theologischen  Facultät: 
Dr.  Franz  Triebs  am  8.  März  1002  für  Kirchenrecht; 

b.    in  der  juristischen  Facultät: 

Dr.  Fritz  Klingmüller  am  16.  Juli  1901  für  Civilprozess, 
römisches  und  bürgerliches  Recht; 

c.    in  der  medici nischen  Facultät: 

Dr.  Georg  Reinbach  am  13.  Mai  1901  für  Chirurgie; 

Dr.  Roland  Sticher  am  1.  Juli  1901  für  Gynäkologie; 

Dr.  Victor  Hinsberg  am  31.  October  1901  für  Otologie, 
Rhinologie  und  Laryngologie; 

Dr.  Karl  Winkler  am  13.  November  1901  für  patholo- 
gische Anatomie  und 

Dr.  Ernst  Storch  am  9.  December  1901  für  Psychiatrie. 

C.  Beurlaubungen. 

Es  waren  beurlaubt: 

a.    für  das  ganze  Jahr: 

der  ordentliche  Honorarprofessor  in  der  katholisch-theo- 
logischen Facultät  Dr.  Erich  Frantz  und 

der  ausserordentliche  Professor  in  der  philosophischen 
Facultät  Dr.  Otto  Auhagen; 

b.    für  das  Sommer-Semester  1901: 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Facultät 
Dr.  Freudenthal  zur  Wiederherstellung  seiner  Ge- 
sundheit; 

c.    für  das  Winter-Semester  1901/02: 

der  ausserordentliche  Professor  in  der  juristischen  Facultät 
Dr.  Felix  Bruck  zur  Wiederherstellung  seiner  Ge- 
sundheit; 

der  Privatdocent  in  derselben  Facultät  Dr.  Freudenthal 
in  Folge  eines  Rufes  als  Docent  an  die  neu  eröffnete 
Academie  für  Social-  und  Handelswissenschaften  in 
Frankfurt  a/M. 


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7 


D.  Auszeichnungen. 

1.  Von  preussischen  Orden  erhielten: 

den  Rothen  Adler-Orden  III.  Klasse  mit  der  Schleife: 
die  ordentlichen  Professoren  Geh.  Justiz-Rath  Dr.  Brie 
und  Geh.  Med.-Rath  Dr.  Flügge; 
den  Rothen  Adler-Orden  IV.  Klasse: 

die  ordentlichen  Professoren  Geh.  Med.-Rath  Dr.  Küstner 
und  Geh.  Reg.-Rath  Dr.  Rosanes; 
den  Kronen-Orden  II.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor  Geh.  Reg.-Rath  Dr.  Poleck  und 
der   ausserordentliche  Professor  Geh.  Archiv -Rath  Dr. 
Grünhagen. 

2.  Von  nichtpreussischen  Orden  erhielten: 

das  Offizier-Ehrenkreuz  des  Fürstlich  Schaumburg- 
Lippe'schen  Hausordens: 
der  ordentliche  Professor  Geh.  Justiz-Rath  Dr.  Brie. 

3.  Sonstige  Auszeichnungen  erhielten: 
das  Prädikat  „Professor44: 

der  Privatdocent  in  der  medicinischen  Facultät  Dr.  Neisser. 

£.   Sonstige  Veränderungen. 

Der  ordentliche  Professor  in  der  medicinischen  Facultät 
Geh.  Med.-Rath  Dr.  v.  Mikulicz- Rad ecki  ist  mittelst 
Allerhöchsten  Erlasses  vom  27.  Januar  1902  in  der 
Armee  als  Generaloberarzt  ä  la  suite  des  Sanitutscorps 
angestellt; 

dem  ausserordentlichen  Professor  in  derselben  Facultät 
Dr.  Lesser  ist  das  neu  begründete  Extraordinariat  für 
gerichtliche  Medicin  und 

dem  ausserordentlichen  Professor  Dr.  Stern  dasjenige  für 
innere  Medicin  verliehen  worden; 

dem  ordentlichen  Professor  in  der  philosophischen  Facultät 
Dr.  Schulte  wurden  durch  Verfügung  des  Herrn  Präsi- 
denten des  Staatsministeriums  vom  2.  December  1901 
die  Obliegenheiten  des  ersten  Secretairs  bei  dem  König- 
lichen historischen  Institut  in  Rom  commissarisch  über- 
tragen ; 


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8 


der  ordentliche  Professor  in  derselben  Facultät  Dr.  Baum- 
gartner ist  zumMitdirector  des  philosophischen  Seminars 
bestellt  worden; 

dem  ordentlichen  Professor  in  der  philosophischen  Facultät 
Dr.  Pfeiffer  wurde  das  neu  begründete  etatsmässige 
Ordinariat  für  Agriculturchemie  und  Thierernährungs- 
lehre unter  Erneuerung  seines  bisherigen  Lehrauftrages 
verliehen ; 

der  dem  Privatdocenten  in  der  philosophischen  Facultät 
Professor  Dr.  Jiriczek  ertheilte  Auftrag  zur  Vertretung 
des  Professors  Dr.  Einenkel  in  Münster  ist  auf  zwei 
Semester  verlängert  worden; 

dem  Privatdocenten  in  derselben  Facultät,  Bibliothekar  an 
der  Königlichen  und  Universitäts- Bibliothek,  Professor 
Dr.  Cohn  istderTitel  „Oberbibliothekar"  beigelegt  worden. 


III.   Beamte  der  Universität. 

(Akademische  Verwaltung.) 

Der  seit  dem  1.  November  18Ü9  als  Bureauhilfsarbeiter 
im  Universitäts-Secretariat  beschäftigte  Militäranwärter 
Wilhelm  Kussmann  ist,  nachdem  der  zur  Remuneri- 
rung  eines  Hilfsarbeiters  erforderliche  Betrag  dauernd 
bewilligt  wurde,  vom  1.  April  1901  ab  definitiv  als  solcher 
angenommen  worden. 


IV.   Anstalten  und  Commissionen  der 

Universität. 
I.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.   Die  Königliche  und  Universitäts-Bibliothek. 

I.  Allgemeines. 

Durch  Ministerialerlass  vom  10.  September  1901  erhielten 
die  8§  r>  und  8  der  Bestimmungen  über  die  Benutzung 
vom  10.  März  1873  folgende  Fassung: 


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0 
§  5. 

Die  zum  Entleihen  gewünschten  Bücher  müssen  vorher 
bestellt  werden  und  zwar  jedes  einzelne  Werk  durch  einen 
besonderen  Zettel,  der  den  Titelt  womöglich  mit  Angabe  von 
Druckort  und  Erscheinungsjahr,  sowie  den  Namen,  Stand  und 
Wohnort  des  Entleihers  enthält.  Die  für  die  Bestellungen  zu 
verwendenden  gedruckten  Formulare  werden  im  Ausleihe- 
ziinmer  und  in  den  Räumen  des  Akademischen  Lesevereins  in 
der  Universität  verkauft  zum  Preise  von  5  Pfennig  für  je 
25  Stück.  Alle  bis  9  Uhr  Vormittags  in  die  am  Universitäts- 
und am  Bibliotheks- Gebäude  angebrachten  Kästen  gelegten 
oder  durch  die  Post  eingesandten  Bestellzettel  werden  von 
11  Uhr  ab  zur  Abholung  bereit  gestellt. 

§  8- 

Die  Bestellzettel  gelten,  nachdem  sie  bei  der  Ausgabe  der 
Bücher  mit  dem  Tagesstempel  versehen  worden  sind,  als 
Empfangsscheine. 

ü.  Statistik. 

A.  Ausgaben 


1.  für  Bücherkauf: 

a.  Neue  Bücher   7  2 IG  Mark 

b.  Fortsetzungen   9  888  * 

c.  Zeitschriften   8  25:2 

d.  Antiquaria   3  240  > 

Summa  28  596  Mark 

2.  für  Einband   5  044  * 

3.  für  sonstige  sächliche  Ausgaben   3  795 

4.  Summa   37  435  Mark 

5.  davon  aus  Extrafonds   5  079 


B.  Vermehrung. 

Erwerbungen : 

a.  durch  Kauf   2  865  bibliographische  Bände 

b.  durch  Tausch   6  702 

c.  Pflichtlieferungen   750 

d.  Geschenke   427 

e.  Summa   10  744 


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10 


C.  Benutzung. 

I.  Bücherbestellung. 

Von  den  eingereichten  Bestellzetteln  (deren  Zahl  bisher 
nicht  festgestellt  wurde)  mussten  7311  mit  dem  Bescheid  „ver- 
liehen", 7407  mit  dem  Bescheid  „nicht  vorhanden"  versehen 
werden.  Auf  Grund  der  Bestellungen  wurden  im  Ganzen  ver- 
abfolgt: 45092  Buchbinderbände. 

II.  Benutzung  im  grossen  Lesesaal.  (Ueber  die  Be- 
nutzung des  Docentenlesezimmers  fehlt  eine  Statistik.) 

1.  Zahl  der  Oeflfnungstage:  285 

2.  Zahl  der  Benutzer:  ca.  13400 

3.  taglicher  Durchschnitt  der  Benutzer:  48 

4.  Zahl   der    benutzten   Bände    (ungerechnet   die  Hand- 
bibliothek): 12871  Druckwerke  und  251  Handschriften). 


III.  Ausleihung  am  Ort. 
Zahl  der  Entleiher  in  Breslau: 


Sommer-Semester  1901 

Winter-Semester  1901/2 

Univ.-Docenten  .  . 

98 

98 

Studirende 

der  evang.  Theol. 

43  = 

57%  aller  Stud.d.evang.Theol. 

42  =  600/o  aller  Stud.  d.evang.Theol. 

der  kath.  Theol. 

81  = 

250/0          >    .  kath.  Theol. 

87^33<>/o   .      .    >  kath.  Theol. 

der  Hechtswiss.  . 

106  = 

20%  Hechtswiss. 

158  =  27<>/o    «  Rechtswisa. 

der  Mediein  .  .  . 

4*2: 

16%              -  Mediein 

44=19%    *  Mediein 

der  pliilos.  Fac.  . 

194^ 

33%                 philos.  Fac. 

220  =  360/o   .            philos.  Fac. 

Summe  d.Studircnd.  466  = 

26%  aller  Studirenden 

551=31%  aller  Studirenden 

Andere  Entleiher . 

408 

500 

Summe  aller  Ent- 

972 

1149 

IV.  Auswärtiger  Leihverkehr. 

1.  Verleihung  nach  auswärts. 

a.  Zahl  der  Entleiher  im  S.-S.  1901:  170,  im  W.-S.  1901/2:  149 
a.  Einzelpersonen         *       >      —  -  *  93 

ß.  Behörden  u.  Institute  —    >  50 


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11 


b.  Zahl  der  versandten  Bände  im  ganzen  Jahr: 

a.  Bucher  3321  (darunter  im  regelmässigen  Leihverkehr  an 
die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin  37  Bände,  und  au 
höhere  Lehranstalten  in  Schlesien  und  Posen  771)  Bände), 
ß.  Handschriften  17  (9  in  Preussen,  8  ausser  Preussen). 

2.  Entleihung  von  auswärts. 

a.  Zahl  der  verleihenden  Bibliotheken  15. 

b.  Zahl  der  erhaltenen  Bände: 

a.  Bücher  1031  (darunter  im  regelmässigen  Leihverkehr  von 

der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  877  Bände), 
ß.  Handschriften  15. 

III.  Personal. 

Am  1.  Juli  1901  wurde  der  Director  der  Bibliothek,  Ge- 
heimer Regierungsrath  Professor  Dr.  Staender,  der  seitdem 
1.  October  1886  der  hiesigen  Bibliothek  vorgestanden  hatte, 
in  gleicher  Eigenschaft  an  die  Königliche  Universitäts-Bibliothek 
zu  Bonn  versetzt.  An  seine  Stelle  trat  der  Unterzeichnete, 
bisher  Director  der  Königlichen  Universitäts  -  Bibliothek  zu 
Berlin. 

Am  1.  April  1901  wurde  der  Hülfsbibliothekar  Dr.  Otto 
Schultz  als  Bibliothekar  an  die  Königliche  Bibliothek  in 
Berlin  versetzt,  der  Hülfsbibliothekar  an  der  Berliner  Univer- 
sitäts-Bibliothek Dr.  Karl  Pretzsch  und  der  Hülfsbibliolhekar 
an  der  hiesigen  Bibliothek  Dr.  Friedrich  Kuhn  zu  Biblio- 
thekaren an  der  letzteren  ernannt. 

Zur  Vertretung  des  bis  zum  30.  September  1901  im  In- 
teresse seiner  wissenschaftlichen  Arbeiten  beurlaubten  Ober- 
bibliothekar Prof.  Dr.  d  e  B  o  o  r  war  der  Assistent  Dr.  P  r  i  e  s  a  c  k 
vorübergehend  hier  beschäftigt. 

Der  Volontär  Dr.  Georg  Schneider  wurde  am  1.  Oct. 
1901  an  die  Göttinger  Universitäts -Bibliothek  versetzt;  am 
14.  Deceraber  1901  trat  der  Dr.  phil.  Alfred  Schneider  als 
Volontär  ein. 

Am  13.  Februar  1902  wurde  dem  Bibliothekar  Professor 
Dr.  L.  Cohn  der  Titel  Oberbibliothekar  verliehen. 

W.  Er  man. 


12 


b.  Das  akademische  Lese -Institut. 

Die  gewählten  Mitglieder  des  Vorstandes  waren  dieselben 
wie  im  Vorjahre.  An  Stelle  des  bisherigen  Rectors  der 
Universität,  Geh.  Medicinalraths  Prof.  Dr.  Flügge,  trat  mit 
dem  15.  October  der  neue  Rector,  Professor  Dr.  Hillebrandt, 
in  den  Vorstand;  ebenso  am  1.  Juli  an  Stelle  des  bisherigen 
Directors  der  Königl.  und  Universitäts-Bibliothek,  Geh.  Regicrungs- 
raths  Prof.  Dr.  Staender,  dessen  Nachfolger  Dr.  Er  man. 

Die  Zahl  der  ordentlichen  und  der  ausserordentlichen 
Mitglieder  sowie  der  Theilnehmer  am  Lesezirkel  zeigt  nur 
unerhebliche  Abweichungen  gegen  das  Vorjahr.  Dagegen  hat 
in  der  Zahl  der  Studirenden,  welche  am  Vereine  sich  be- 
theiligten, gegenüber  der  im  Vorjahre  erfolgten  Zunahme  eine 
bedauerliche  Verminderung  stattgefunden:  während  im  Sommer 
1900  105  Studirende  dem  Verein  angehört  hatten,  betrug  die 
Zahl  derselben  im  Sommer  1901  nur  83  (im  Winter  1901/02 
85  gegen  97  im  vorhergehenden  Winter). 

Die  Einnahmen  beliefen  sich,  mit  Einschluss  des  Staats- 
zuschusses von  600  Mk.  sowie  der  Valuta  für  einen  veräusserten 
vierprocentigen  Schlesischen  Rentenbrief  im  Nominalbetrage 
von  300  Mk.,  auf  4017  Mk.  98  Pf.,  die  Ausgaljen  auf  3962  Mk. 
67  Pf.  Der  Kassenbestand  betrug  zu  Ende  des  Jahres  1901 
268  Mk. 

Brie. 

c.  Seminare. 

1.  Das  evangelisch-theologische  Seminar. 

Die  Uebungen  der  alttestamentlichen  Abtheilung,  zu 
denen  sich  in  beiden  Semestern  1 1  Theilnehmer  gefunden  hatten, 
wurde  in  gewohnter  Weise  von  D.  Com  i II  geleitet.  Im 
Sommer-Semester  1901  waren  ihnen  Micha  Kapitel  1—3,  im 
Winter-Semester  1901/02  die  Erzählungen  von  Gideon  und 
Abimelech  Jud.  6 — 9  zu  Grunde  gelegt.  Ausserdem  wurden 
während  des  Sommer  -  Semesters  4,  während  des  Winter- 
Semesters  2  schriftliche  Arbeiten  von  Mitgliedern  des  Seminars 
eingereicht  und  mit  den  Verfassern  gründlich  durchgesprochen. 

In  der  neut  es  tarn  entlichen  Abtheilung  wurden  unter 
der  Leitung  von  D.  Wrede  im  Sommer-Semester  1901  die 


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13 


Fragmente  älterer  apokrypher  Evangelien,  insbesondere  des 
Petrus-  und  des  Hebräerevangeliums  besprochen,  im  Winter- 
Semester  1901/02  Probleme  der  neutestamentlichen  Christologie, 
grossentheils  an  der  Hand  wichtiger  christologischer  Stellen, 
behandelt.  Wie  bisher  hatten  sämmtliche  Mitglieder  schrift- 
liche Arbeiten  zu  liefern. 

In  der  kirchengeschichtlichen  Abtheilung  wurden 
unter  der  Leitung  D.  Müllers  im  Sommer  1901  die  Regel 
Benedikts  von  Nursia  und  im  Anschluss  daran  die  Anfänge  des 
Mönchthums  untersucht,  im  Winter  1901/02  Kalvins  Be- 
kehrung und  Stücke  aus  seinem  Werk  in  Genf  nach  den  Quellen 
behandelt,  beidemal  auch  schriftliche  Arbeiten  geliefert. 

In  der  systematischen  Abtheilung  schlössen  sich  die 
von  D.  Schmidt  geleiteten  Uebungen,  Sommer-  und  Winter- 
Semester  in  fortlaufender  Folge,  an  Schleiermachers  Werk: 
„Der  christliche  Glaube  nach  den  Grundsätzen  der  evangelischen 
Kirche  im  Zusammenhange  dargestellt44:  „Von  der  Methode  der 
Dogmatik"  und  „Der  Glaubenslehre  erster  Theil"  §  20  bis 
§  G2  an. 

Gefordert  wurde  gründliche  Vorbereitung  auf  das  jedes- 
malige Pensum,  erstrebt  eindringendes  Verständniss  des  Textes, 
Förderung  im  dogmatischen  Denken  und  Bildung  des  eigenen 
Urtheils  über  die  verhandelten  Fragen. 

Schriftlich  ist  über  die  Prädestinationsfrage  und  über  das 
normale  Verhällniss  der  Dogmatik  zur  praktischen  Theologie  im 
Allgemeinen,  wie  zur  Predigt  im  Besonderen  gearbeitet  worden 

Kawerau,  z.  Zt.  Dekan. 

2.   Das  praktische  Institut  der  evangelisch- 
theologischen Facultät. 

Homiletisches  Seminar. 

An  den  homiletischen  Uebungen  nahmen  im  Sommer  23, 
im  Winter  25  Studirende  theil.  Es  wurden  von  diesen  im 
Sommer  12  Predigten  in  den  Gottesdiensten  des  Seminars 
gehalten,  11  Predigten  ausserdem  nach  gegebenen  Texten  an- 
gefertigt; alle  diese  Arbeiten  wurden  hernach  gemeinsam 
besprochen. 


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KatechetlHchea  Seminar. 

An  den  katechetischen  Uebungen  betheiligten  sich  im 
Sommer  18,  im  Winter  20  Seminarmitglieder.  Jedem  wurde 
Gelegenheit  geboten,  eine  Katechese  auszuarbeiten  und  zu  halten. 
Zu  Grunde  gelegt  waren  dabei  theils  Bibeltexte,  theils  Katechismus- 
Abschnitte.  Alle  Katechesen  wurden,  nachdem  sie  gehalten 
worden  waren,  gemeinsam  besprochen. 

Kawerau. 

3.  Das  katholisch-theologische  Seminar. 

In  der  kirchenges  chic  htlichen  Seminarabtheilung  unter 
Leitung  des  Prof.  Dr.  Sdralek  wurde  im  Sommerhalbjahr  1901 
den  Mitgliedern  zunächst  die  Bedeutung  erläutert,  welche  die 
Bestimmung  der  Abfassungszeit  einer  Quelle,  ihres  Entstehungs- 
ortes und  der  Person  sowie  der  Lebensverhältnisse  ihres 
Autors  für  die  Beurtheilung  des  Werthes  der  Quelle  als  Zeug- 
nisses für  die  darin  berichteten  Thatsachen  besitzen.  Unter 
den  Arbeiten,  welche  darauf  die  Seminaristen  zur  Einübung 
der  methodischen  Mittel  für  Bestimmung  der  Quellen  nach  den 
genannten  Gesichtspunkten  unternommen  haben,  waren  die 
Untersuchungen  über  die  anonymen  gesta  inter  Liberium  et 
Felicem  episcopos  (collectio  Avellana  Nr.  I)  und  die  Wieder- 
aufnahme der  kritischen  Untersuchungen  über  die  Schrift 
Isidors  von  Sevilla  de  viris  illustribus  von  so  günstigen 
Ergebnissen  begleitet,  dass  letztere  in  zwei  wissenschaftlichen 
Zeitschriften  haben  veröffentlicht  werden  können.  —  Im  Winter- 
halbjahr 1901/02  wurden  die  Unterweisungen  und  Uebungen  in 
demselben  Kapitel  der  Quellenkritik  fortgesetzt.  Ihr  Object 
bildeten  meistens  die  pseudo-justinischen  und  die  pseudo- 
cyprianischen  Schriften,  bei  denen  die  neueren  Hypothesen 
über  Autor,  über  Zeit  und  Ort  der  Entstehung  nachgeprüft 
wurden  und  zwar  nicht  ohne  den  Erfolg  neuer  und  selbst- 
ständiger Ergebnisse.  —  Von  früheren  Mitgliedern  des  Seminars 
hat  einer,  nachdem  ihm  der  akademische  Senat  das  Commili- 
tonen-Jubel-Stipendium  zu  einer  Reise  nach  Italien  verliehen 
hatte,  die  Monographie  über  P.  Nicolaus  III.  nunmehr  beendet; 
ein  zweiter,  dem  die  Verleihung  eines  Stipendiums  durch  den 
akademischen  Senat  eine  Reise  nach  Paris  ermöglicht  hatte, 


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15 


vollendete  die  Geschichte  des  Vorlebens  des  P.  Clemens  IV., 
die  von  einer  Edition  seines  Legalenregisters  begleitet  ist. 

In  dem  von  Prof.  Dr.  A.  Schaefer  geleiteten  neu- 
testamentlichen  exegetischen  Seminare  wurden  im  Sommer- 
Semester  1901  in  der  Abtheilung  für  Anfänger  die  textkritischen 
Mittel  und  Grundsätze  besprochen  und  an  Beispielen  aufgezeigt, 
ferner  die  wesentlichen  Grundsätze  und  Hegeln  der  Hermeneutik 
an  der  Hand  von  Beispielen  und  in  Anlehnung  an  die  Ge- 
schichte der  Exegese  dargelegt.  In  der  anderen  Abtheilung 
wurden  von  fortgeschritteneren  Mitgliedern  auf  Grund  der 
Berichte  aller  vier  Evangelien  harmonistische  Versuche  der 
Auferstehungsgeschichte  vorgenommen.  Im  Winter-Semester 
1901/02  versuchten  und  trugen  vor  Mitglieder  des  Seminars 
Erklärungen  zu  den  Kapiteln  12  —  15  des  ersten  Corintherbriefes 
und  zwar  im  Anschluss  an  die  im  vorausgegangenen  Semester 
in  Vorlesungen  gebotene  Erklärung  der  Kapitel  1—11  desselben 
Schreibens. 

Der  Gegenstand  der  seminaristischen  Uebungen  im  dog- 
matischen Seminar,  welches  Prof.  Dr.  Pohle  leitete,  bildete 
während  des  ganzen  Berichtsjahres  die  dogmatisch  und  apolo- 
getisch gleich  wichtige  und  in  der  neuesten  Literatur  wieder  heiss 
umstrittene  Frage  nach  der  Arteinheit  des  Menschengeschlechtes, 
eine  Frage,  welche  ihren  religiösen  Anstrich  durch  den  Umstand 
empfangt,  dass  mit  diesem  empirischen  Grundfactum  die  christ- 
liche Lehre  von  der  Allgemeinheit  der  Erbsündeund  Erlösungsteht 
und  fällt.  Für  die  Uebungen  handelte  es  sich  um  die  grundsätzliche 
Entscheidung,  ob  dem  Polygenismus  ebenso  beweiskräftige  und 
zwingende  Thatsachen  zur  Seite  stehen  wie  dem  Monogenismus, 
bezw.  ob  dem  mit  der  christlichen  Lehre  allein  verträglichen 
Monogen ismus  von  Seiten  der  Naturwissenschaften  wirklich 
sicher  constatirbare  und  unwiderlegliche  Erfahrungsbeweise  im 
Wege  stehen.  Dass  die  Naturforschung  das  historische  Factum 
des  Ursprunges  der  jetzt  lebenden  Menschheit  aus  einem 
einzigen  Urpaare,  welche  die  biblische  Schöpfungsurkunde  als 
Adam  und  Eva  bezeichnet,  aus  ihren  eigenen  Mitteln  weder 
beweisen  noch  widerlegen  kann,  das  gilt  bei  Allen  als  aus 
gemacht.  Während  im  Sommer-Semester  1901  die  mündlichen 
Vorträge  des  Leiters,  sowie  die  schriftlichen  Arbeiten  der  Mit- 


16 


glieder  sic  h  nur  mit  den  geographisch-chromatischen  Systemen 
von  Linne,  Piekering,  Winchell,  Topinard,  sowie  mit  den  der 
Haarstructur  entnommenen  Klassificationen  von  Prichard, 
Pruner-Bey,  Virchow,  Friedr.  Müller,  Waldeyer,  Häckel  u.  A. 
einlässlich  beschäftigten,  wurden  im  Winter-Semester  1901/02 
die  mannigfaltigen,  auf  den  Schädelbau  gegründeten  sogen, 
kraniologischen  Systeme  von  Camper,  Aeby,  Blumenbach, 
Retzius,  Broca,  Kollmann,  Joh.  Ranke  u.  A.  einer  gründlichen 
Untersuchung  unterzogen  und  mit  der  kritischen  Besprechung 
der  combinirten  Systeme  von  Huxley  und  Quatrefages  be- 
schlossen. Gegen  das  Ende  des  Semesters  konnte  das  aus  der 
Rassenfruchtbarkeit  gezogene  Argument  zu  Gunsten  der  Art- 
einheit aller  Menschen  nur  noch  in  seinen  Hauptmomenten 
dargelegt  und  wissenschaftlich  begründet  werden.  Obschon 
der  interessante  Stoff  unter  den  Mitgliedern  durchweg  hohes 
Interesse  fand,  wie  der  zahlreiche  und  rege  Besuch  bewies, 
so  wurden  dennoch  die  aus  dem  behandelten  Gesammtgebiet 
gestellten  Aufgaben  nur  zum  Theil  gelöst,  vermuthlich  weil  die 
Themata  wegen  der  Voraussetzung  tieferer  naturwissenschaft- 
licher Bildung  für  die  Meisten  zu  hoch  lagen. 

Die  von  Prof.  Dr.  Nikel  geleiteten  exegetischen  Uebungen 
der  alttestamentlichen  Seminarabtheilung  wurden  im 
Sommer-Semester  1901  in  zwei  Cursen  abgehalten,  welche  zu- 
sammen 23  Mitglieder  zählten.  In  der  Abtheilung  für  Fort- 
geschrittene hatten  die  Theilnehmer  ausgewählte  Abschnitte  aus 
den  Büchern  der  Könige  unter  eingehender  Berücksichtigung 
der  keilschriftlichen  Parallelen  zu  erklären.  Im  zweiten  Cursus 
wurde  nach  vorausgegangener  Einführung  in  das  biblisch- 
aramäische  Idiom  das  Buch  Esra  gelesen.  Im  Winter- 
Semester  1901/02  betheiligten  sich  in  zwei  Cursen  33  Mitglieder 
an  den  abgehaltenen  Uebungen.  In  der  Abtheilung  für  Fort- 
geschrittene wurde  zunächst  ein  Ueberblick  über  die  Ent- 
wicklung und  den  Inhalt  der  nachbiblischen  Literatur  des 
Judenthums  gegeben.  Daran  schloss  sich  die  Leetüre  von 
17  ausgewählten  Abschnitten  der  Mischnah  (nach  Geigers 
Lehr-  und  Lesebuch  zur  Sprache  der  Mischnah),  wobei  neben 
den  archäologischen  Fragen  insbesondere  die  sprachliche 
Eigenart  des  Neuhebräischen  berücksichtigt  wurde.  Im  zweiten 


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17 


Cursus  wurden  die  lyrischen  Abschnitte  des  Pentateuchs  ge- 
lesen und  diejenigen  sprachlichen  und  sachlichen  Momente, 
welche  für  die  Frage  nach  der  Entstehungszeit  der  betreffenden 
Stücke  in  Betracht  kommen,  eingehender  erörtert. 

A.  Schaefer,  z.  Zt.  Dekan. 

4.  Das  juristische  Seminar. 

Die  Uebungen  im  juristischen  Seminar  standen  unter  der 
Leitung  derjenigen  ordentlichen  Professoren  der  Facultät,  in 
deren  Fach  sie  einschlugen. 

Die  Bibliothek  verwaltete  Prof.  Dr.  Fischer. 

Prof.  Dr.  Dahn  hielt  im  Sommerhalbjahr  handelsrechtliche, 
im  Winterhalbjahr  privatrechtliche  Uebungen  ab. 

Prof.  Dr.  Brie  hielt  im  Winter-Semester  1901/02  staats- 
rechtliche Uebungen,  bei  denen  die  deutsche  Reichsverfassung 
zu  Grunde  gelegt  wurde.  Die  Betheiligung  war  eine  besonders 
grosse. 

Prof.  Dr.  Leonhard  veranstaltete  im  Sommer-Semester  eine 
Besprechung  ausgewählter  Schriften  aus  dem  Gebiete  der 
römischen  Rechtsgeschichte. 

Prof.  Dr.  Fischer  veranstaltete  im  Sommer- Semester 
processtheoretische  Referate.  Im  Winter-Semester  gab  er  in 
Gemeinschaft  mit  Dr.  Nacndrup  und  Dr.  Klingmüller  An- 
leitung zu  selbständigen  wissenschaftlichen  Arbeiten  auf  dem 
Gebiete  des  Civilrechts. 

Prof.  Dr.  Jörs  hielt  im  Winterhalbjahr  1901/02  Uebungen 
in  der  Auslegung  römisch-rechtlicher  Urkunden  ab. 

Prof.  Dr.  Gretener  veranstaltete  im  Sommer-Semester  1901 
eine  kritische  Besprechung  moderner  Strafgesetzentwürfe,  ins- 
besondere des  Norwegischen. 

Fischer,  z.  Zt.  Dekan. 

5.    Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar. 

Im  Sommer-Semester  1901  wurden  in  dem  von  Professor 
Dr.  Wolf  geleiteten  Seminar  9  Sitzungen  abgehalten.  (1.  Sitzung 
2.  Mai,  letzte  Sitzung  1.  August.)  Zur  Besprechung  gelangten 
folgende  Themata:  1.  Die  Kohlennoth  der  Jahre  1898,  1899  und 
1900.    2.  Die  Malthus'sche  Lehre.    3.  Handelspolitik  und  Han- 


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18 


delsbilanz.  4.  Geld  und  Währung.  Ferner  wurden  2  Excur- 
sionen  unternommen,  die  erste  nach  der  Papierfabrik  in  Sacrau, 
die  zweite  nach  den  Werkstätten  der  oberschlesischen  Eisen- 
bahn. 

Im  Winter-Semester  1901/02  wurden  13  Sitzungen  abge- 
halten. (1.  Sitzung  7.  November,  letzte  Sitzung  27.  Februar.) 
Die  in  den  Sitzungen  erörterten  Themata  waren  folgende: 
1.  Börsen wesen.  2.  Börsensteuer.  3.  Steuerprogression.  Von 
den  3  Excursionen,  welche  in  diesem  Semester  stattfanden, 
hatte  die  erste  eine  andere  als  die  im  Sommer  besuchte  Be- 
triebswerkstätte der  oberschlesischen  Eisenbahn,  die  zweite  die 
Kauffmann'sche  Spinnerei,  die  dritte  die  Druckerei  des  „General- 
anzeiger41 zum  Ziel. 

Auch  Professor  Dr.  Sombart  hielt  in  beiden  Semestern 
in  gewohnter  Weise  Uebungen,  zum  Theil  im  Anschluss  an 
schriftliche  Arbeiten,  ab.  Im  Sommer*Semester  wurde  vor- 
nehmlich behandelt:  Die  Theorie  des  Geldes;  im  Winter- 
Semester:  Die  Theorie  der  Städtebildung  und  die  Theorie  der 
Concurrenz. 

Die  für  das  Seminar  ausgeworfenen  Geldmittel  sind  nach 
Vorschrift  verwendet  worden.  Die  Seminar-Bibliothek,  auch 
in  diesem  Jahre  auf  das  Sorgfältigste  von  Dr.  Max  Gebauer 
verwaltet,  war  während  beider  Semester  an  drei  Tagen  der 
Woche  (Dienstags,  Donnerstags  und  Sonnabends)  mehrere 
Stunden  hindurch  geöffnet,  im  Sommer-Semester  an  30,  im 
Winter-Semester  an  18  Tagen.  Die  Zahl  der  Benutzer  der 
Bibliothek  war  im  Sommer- Semester  177,  im  Winter -Se- 
mester 215. 

Zum  Schluss  sei  erwähnt,  dass  in  Anerkennung  der 
Leistungen  des  bisherigen  Seniors  des  Seminars,  Dr.  Max 
Gebauer,  diesem  durch  den  Herrn  Minister  der  Titel  eines 
„Assistenten"  am  Seminar  verliehen  wurde. 

Wolf.  Sombart. 

6.    Das  historische  Seminar. 

Die  Führung  der  Geschäfte  lag  bis  zum  October  1901  in 
den  Händen  des  Professor  Dr.  Caro.  Dann  wurde  sie  von 
Professor  Dr.  Kaufmann  übernommen.     Wegen  Unzuträg- 


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10 


lichkeiten,  die  sich  aus  dem  Wechsel  der  Geschäftsleitung  in 
der  Mitte  des  Etatsjahres  ergaben,  wurde  beschlossen,  diesen 
Wechsel  fortan  nur  mit  dem  Beginn  des  Sommer-Semesters 
eintreten  zu  lassen.  Gleichzeitig  wurde  mit  Rucksicht  auf  den 
Umfang  der  Bibliothekverwaltung  der  Beschluss  gefasst,  diese 
letztere  derart  zu  trennen,  dass  der  Vertreter  der  alten  Ge- 
schichte die  einschlägliche  Abtheilung  selbständig  zu  besorgen 
übernimmt. 

Prof.  Dr.  Caro  behandelte  im  Sommer -Semester  1901 
einige  italienische  Geschichtsschreiber  des  15.  Jahrhunderts, 
insbesondere  Leonardo  Bruni,  Flavius  Blondus,  Enea  Sylvio 
Piccolomini  und  endlich  in  umfänglichster  Ausführung  Macchia- 
velli,  wobei  nicht  sowohl  der  Theoretiker,  als  vielmehr  der 
Geschichtsschreiber  und  der  Verfasser  der  Legationen  ins 
Auge  gefasst  wurde.  —  Im  Winter-Semester  1901/02  wurden 
die  deutschen  Geschichtsschreiber  der  Renaissance,  des  Re- 
formationszeitalters und  namentlich  in  das  Einzelne  eingehend 
die  chronistische  Quellenlitteratur  der  Schmalkaldischen  Kriege 
der  Betrachtung  unterzogen. 

Professor  Dr.  Kaufmann.  Im  Sommer  1901.  Abschnitte 
aus  verschiedenen  Chronisten,  aus  Capitularien  und  Urkunden 
bildeten  den  Gegenstand  der  Untersuchungen,  daneben  Referate 
der  Mitglieder. 

Im  Winter  1901/02.  Hauptgegenstand  war:  Einführung  in 
die  Werke  Ranke's.  Die  Referate  der  Mitglieder  gaben  daneben 
Gelegenheit  zu  kritischen  Erörterungen  aus  den  Gebieten  des 
Mittelalters  und  der  Neuzeit. 

Im  Sommer-Semester  1901  wurden  in  der  von  Professor 
Dr.  AI.  Schulte  geleiteten  Abtheilung  Uebungen  zur  Ein- 
führung in  die  Kenntniss  der  Hilfsmittel  der  Geschichtsforschung 
abgehalten,  vor  Allem  wurden  die  grossen  Publicationsinstitute  be- 
sprochen und  im  Anschlüsse  daran  das  Leben  der  dabei  betheiligten 
Forscher  und  ihre  Werke  besprochen:  Stein,  Pertz,  Waitz, 
Böhmer,  Ficker,  Sickel  u.  s.  w.  Eingeschoben  wurde  eine 
Studie  über  die  Disposition  der  goldenen  Bulle. 

Irn  Winter-Semester  wurden  die  Einführungsübungen  fort- 
gesetzt und  beendet,  wobei  auch  Geographie,  Genealogie,  Sprach- 
wissenschaft u.  A.  behandelt  wurden.   Es  schlössen  sich  daran 

4* 


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20 


Uebungen  aus  der  Geschichte  Napoleons  I.  an:  Kritik  der  Aus- 
gaben der  Correspondance,  dann  einzelne  Fragen:  Brief- 
falschungen,  Schlacht  von  Castiglione.  Auch  wurde  eine  mittel- 
alterliche Legende  kritisch  behandelt.  Die  Theilnehmerzahl 
war  in  beiden  Semestern  so  gross,  dass  im  zweiten  ein  Hör- 
saal benutzt  werden  musste. 

Im  althistorischen  Seminare  wurde  im  Sommer-Semester 
zunächst  eingehend  über  Leben  und  Werke  des  Xenophon  und 
des  Ktesias  gehandelt  und  sodann  unter  Zugrundelegung  von 
Xenophons  Anabasis  die  Geschichte  des  Kyroszuges  und  der 
10  000  Griechen  kritisch  erörtert. 

Im  Winter -Semester  war  die  Geschichte  des  Pyrrhos 
Gegenstand  der  Seminarübungen  und  zwar  wurden,  nachdem 
die  verlorenen  Quellen  zur  Diadochengeschichte,  vor  Allem 
Hieronymos,  Duris,  Timaios  und  Phylarch  behandelt  worden 
waren,  die  Feldzüge  des  Pyrrhos  in  Macedonien,  gegen  Sparta 
und  in  Argos,  vorwiegend  an  der  Hand  von  Plutarchs  Bio- 
graphie des  Pyrrhos  untersucht. 

Caro.   Kaufmann.    Schulte.  Cichorius. 

7.  Das  kunstgeschichtliche  Seminar. 
Im   kunstgeschichtlichen    Seminar    wurden  stilkritische 
Uebungen  abgehalten  und  Arbeiten  der  Mitglieder  besprochen. 
Es  nahmen  10  Studirende  an  den  Uebungen  theil. 

Muther. 

8.  Das  philologische  Seminar. 

Prof.  Foerster  Hess  im  Sommer-Semester  im  Proseminar 
die  Aulidensische  Iphigenie  des  Euripides  und  ausgewählte 
Elegien  des  Properz,  im  Winter- Semester  im  Seminar  die 
Eumeniden  des  Aischylos  interpretiren  und  über  schriftliche 
Arbeiten  der  Mitglieder  disputiren. 

An  den  Uebungen  des  Proseminars  betheiligten  sich  23  Mit- 
glieder und  1  Hospes,  an  denen  des  Seminars  8  Mitglieder 
und  4  Hospites. 

Prof.  Norden  Hess  im  Sommer-Semester  im  Seminar 
Senecas  Briefe,  im  Winter -Semester  ebenda  Apuleius'  Meta- 
morphosen interpretiren  von  8  Mitgliedern  und  einem  aus 
besonderen  Gründen  ausnahmsweise  zugelassenen  Hospes. 


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Prof.  S kutsch  interpretirte  im  Sommer-Semester  mit  den 
8  ordentlichen  Mitgliedern  Herondas'  Mimiamben  und  liess 
gleichzeitig  die  bezüglichen  Gedichte  Theokrits  cursorisch  lesen. 
Im  Winter-Semester  hatte  er  die  Leitung  des  27  Mitglieder 
zählenden  Proseminars  und  liess  Plutarchs  Trostschrift  an 
Apollonios  mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Quellenfrage  sowie 
ausgewählte  Tibullische  Elegieen  interpretiren. 

Durch  Curatorialschreiben  vom  14.  December  ging  dem 
Seminar  die  Mittheilung  zu,  dass  der  Betrag  von  1200  Mk.  für 
einen  Assistenten  am  Seminar  als  dauernde  Mehrausgabe  in 
den  Entwurf  des  nächstjährigen  Staatshaushalts  eingestellt 
worden  sei. 

Die  Geschäftsführung  lag  in  den  Händen  des  Prof.  Foerster. 

Foerster.    Norden.  Skutsch. 

9.  Das  archäologische  Seminar. 

Im  Sommer- Semester  wurden  die  auf  das  Opfer  der 
Iphigenie  in  Aulis  bezüglichen  Kunstdenkmäler  interpretirt.  Es 
betheiligten  sich  an  den  Uebungen  12  ordentliche,  11  ausser- 
ordentliche Mitglieder  und  1  Hospes. 

Mit  Beginn  des  Winter-Semeslers  trat,  herbeigeführt  einer- 
seits durch  die  grosse  Zahl  der  Theilnehmer,  andererseits 
durch  den  grossen  Unterschied  in  der  Vorbildung  und  Reife 
derselben,  eine  Theilung  des  Seminars  in  2  Abtheilungen,  eine 
für  Fortgeschrittnere  (1),  eine  für  Anfänger  (II),  ins  Leben.  Der 
ersten  Abtheilung  gehörten  ausser  einem  wissenschaftlichen 
Hilfslehrer,  welcher  als  Hospes  an  den  Uebungen  Theil  nahm, 
10,  der  zweiten  Abtheilung  10  Mitglieder  an.  In  der  ersten 
Abtheilung  wurden  Vasenbilder  des  Asteas  und  Originale  des 
archäologischen  Museums  (Terrakotten  und  Broncen)  behandelt, 
in  der  zweiten  ausgewählte  Denkmäler,  besonders  Sarkophag- 
reliefs nach  den  Wiener  Vorlegeblättern  interpretirt. 

Foerster. 

10.  Das  germanistische  Seminar. 

Im  Sommer-Semester  wurden  bei  Prof.  Vogt  von  24  Theil- 
nehmern  8  auf  Grund  schriftlicher  Arbeiten  zu  ordentlichen 


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Mitgliedern  ernannt.  Den  Interpretationsübungen  wurde  Wolframs 
Parzival  zu  Grunde  gelegt. 

Im  Winter  -  Semester  wurden  Denkmäler  altdeutscher 
Alliterationspoesie  unter  Betheiligung  von  11  ordentlichen  und 
15  ausserordentlichen  Mitgliedern  interpretirt. 

In  der  Abtheilung  des  germanistischen  Seminars  für  neuere 
deutsche  Literatur  nahmen  im  Sommer-Semester  1901  29  Mit- 
glieder (eine  Dame),  im  Winter-Semester  1901/02  22  Mitglieder 
(zwei  Damen)  an  den  Uebungen  Theil.  Im  Sommer-Semester 
wurden  ausgewählte  Gedichte  und  Briefe  Schillers,  besonders 
aus  der  ersten  Periode,  erläutert,  im  Winter  Goethes  „Dichtung 
und  Wahrheit"  unter  besonderer  Berücksichtigung  des  ersten 
Entwurfs  (biographisches  Schema)  durchgegangen. 

Besonderen  Dank  haben  wir  dem  Kgl.  Curatorium  ab- 
zustatten, durch  dessen  Bewilligung  eine  der  empfindlichsten 
Lücken  in  der  Seminarbibliothek  durch  Anschaffung  der 
Suphan'schen  Herderausgabe  endlich  ausgefüllt  werden  konnte. 

Vogt.  Koch. 

11.  Das  romanisch-englische  Seminar, 
a.  Die  romanische  Abtheilnn?. 

Die  philologische  Abtheilung  beschäftigte  sich  im  Sommer- 
Semester  1901  mit  südfranzösischen  Dialectübungen  (Inter- 
pretation von  Mistrals  Isclo  d'or).  Im  Winter-Semester  1901/02 
wurde  eine  grössere  Zahl  der  Canti  Leopardis  gelesen  und 
sprachlich  und  literarhistorisch  erklärt.  An  den  süd französischen 
Dialectübungen  nahmen  12  Mitglieder  Theil,  an  den  italienischen 
Uebungen  10,  wozu  aber  einige  Hospitanten  traten,  die  im  Laufe 
des  Semesters  sich  auch  activ  an  den  Arbeiten  des  Seminars 
betheiligten. 

An  den  praktischen  Uebungen  betheiligten  sich  im  Sommer- 
Semester  10  ordentliche  Mitglieder  und  4  Hospitanten,  im 
Winter-Semester  10  ordentliche  Mitglieder  und  1  Hospitant. 
In  beiden  Semestern  wurden  Arbeiten  literarischen  Inhalts 
geliefert  und  durchgenommen;  ausserdem  sind  „die  Leiden  des 
jungen  Werther44  theils  schriftlich,  theils  mündlich  übersetzt 
worden. 

Appel. 


gle 


23 


b.  Die  englische  Abtheilung. 

Sommer-Semester  1901. 
Altenglische  Uebungen  (nach  Zupitza-Schippers  Alt-  und 
mittelenglischem  Uebungsbuch).    Leetüre,  Interpretation,  gram- 
matische und  literarhistorische  Vorträge,  zwei  Stunden  wöchent- 
lich.   16  active  Mitglieder. 

Winter-Semester  1901/02. 

Leetüre  und  Interpretation  kleinerer  Gedichte  von  Milton. 
Literarhistorische  Vorträge,  Milton  und  seine  Zeit  betreffend. 
Zwei  Stunden  wöchentlich.    20  active  Mitglieder. 

Herr  Lector  Dr.  Pughe  hat  im  Sommer-Semester  1901 
zweistündig  neuenglische  Uebungen  abgehalten  (12  Mitglieder); 
während  des  Wintersemesters  1901/02  übernahm  der  Un- 
terzeichnete an  Stelle  des  nach  Wien  berufenen  Lectors  ver- 
tretungsweise (bis  Weihnachten  1901)  die  angekündigten  neu- 
englischen Uebungen,  welche  danach  von  dem  neuernannten 
Lector,  Herrn  Ralph  Watkin,  zweistündig  fortgesetzt  wurden. 
15  Theilnehmer. 

Sarrazin. 

12.  Das  slavisch-ph ilologische  Seminar. 

In  dem  akademischen  Jahre  1901/02  wurden  in  der  ersten 
Abtheilung  altslovenische  Texte  in  dem  „Handbuch  der  alt- 
bulgarischen (altkirchenslavischen)  Sprache"  von  Leskien  in  der 
üblichen  Weise  gelesen,  übersetzt  und  grammatisch  erklärt. 
Die  Betheiligung  betrug  im  Sommer  13,  im  Winter  12. 

In  der  zweiten  Abtheilung  wurde  in  dem  Sommer-Semester 
ein  Lebensbild  des  russischen  Schriftstellers  Nicolaus  Gogol 
in  umfassender  Weise  entworfen  und  die  namhaftesten  Schriften 
desselben  in  Bezug  auf  ihren  Inhalt  und  Werth  wurden  be- 
sprochen; im  Winter-Semester  wurde  die  Erzählung  Gogols 
„Taras  Bulba"  in  der  Weise  durchgenommen,  dass  die  acht 
Theilnehmer  angehalten  wurden,  das  Buch  partienweise  zu 
Hause  zu  lesen  und  das  Gelesene  in  russischer  Sprache  zu 
erzählen  und  auf  gestellte  Fragen  den  Inhalt  zu  erklären.  Die 
Betheiligung  belief  sich  im  Sommer  auf  18,  im  Winter-Semester 
war  sie  beschränkt,  aber  sehr  rege. 

Nehr  ing. 


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13.  Das  geographische  Seminar. 
Im  Sommer  1901  waren  die  Uebungen,  zu  denen  13  Theil- 
nehmer  sich  meldeten,  den  Elementen  der  mathematischen 
Geographie  zugewendet,  für  deren  anschauliche  Behandlung 
Mangs  Universal-Apparat  benutzt  wurde. 

Reges  Leben  führte  in  diesem  Semester  der  XIII.  Deutsche 
Geographentag  den  Bestrebungen  des  Seminars  zu,  das  — 
gestützt  auf  eine  ausserordentliche  Bewilligung  des  Herrn 
Ministers —  dieser  Versammlung  einen  literarischen  Willkommen- 
gruss  entbieten  durfte  in  der 

Festschrift  des  geographischen  Seminars  der  Universität 
Breslau  zur  Begrüssung  des  XIII.  Deutschen  Geographen- 
tages. Mit  einem  Porträt  in  Heliogravüre,  zwei  Karten  in 
Farbendruck  und  drei  Skizzen  im  Text.  Breslau  1901  V 
und  230  S. 

Dem  einleitenden  Aufsatz  des  Direclors  über  die  Geographie 
an  der  Universität  Breslau  ward  eingeflochten  die  Eröffnungs- 
rede der  Geographischen  Vorlesungen  Carl  Neumanns  (18G3), 
dessen  Bildniss  ein  würdiger  Schmuck  des  Bandes  war.  Die 
kartographische  Anstalt  von  Carl  Flemming  in  Glogau  fügte 
der  Isochronenkarte  Breslaus,  deren  Ausführung  für  den  letzten 
der  9  Aufsätze  der  Seminar-Mitglieder  ihr  übertragen  war,  aus 
eigenen  Mitteln  noch  als  besondere  Festgabe  die  Isochronen- 
karte  des  Berliner  Schnellverkehrs  hinzu. 

Auch  an  der  geographischen  Ausstellung,  welche  dem 
Cougress  geboten  wurde,  betheiligte  sich  das  Seminar  nicht 
nur  durch  die  Mitarbeit  seiner  Mitglieder,  sondern  es  ver- 
mochte durch  seine  Vermittlung  dieser  Ausstellung  auch  werth- 
volle Unterstützung  zuzuführen.  Da  das  Archiv  des  grossen 
Generalstabs  und  die  Topographische  Landesaufnahme  nicht 
selbständig  als  Aussteller  aufzutreten  geneigt  waren,  entlieh 
das  Seminar  diesen  Hohen  Behörden  für  den  Ausstellungs- 
zweek  werthvolle  Karten,  die  nicht  nur  den  gegenwärtigen 
Stand  der  Kartographie  Schlesiens,  sondern  deren  ganze 
Entwicklung  seit  der  preussischen  Besitzergreifung  vorführten. 
Besonderen  Dank  schuldet  das  Seminar  dem  Herrn  Chef  der 
Landesaufnahme,  Seiner  Excellenz  General  Oberhoffer  für  die 
wohlwollende  Verfügung,  dass  die  von  der  Landesaufnahme 


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zur  Verfügung  gestellten  Karten,  die  ausser  dem  Grundstock 
der  modernen  Karten  der  Provinz  Schlesien  auch  eine  dem 
Rheingebiet  angehörige  Reihe  der  neuen  Topographischen 
Karte  1  :  200  000  und  Proben  anderer  Veröffentlichungen  um- 
fassten,  in  Besitz  des  Seminars  verbleiben  sollten. 

Im  Winter-Semester  1901/02  vereinigten  sich  12  Theil- 
nehmer  der  Seminar-Uebungen  zu  wirthschaftsgeographischen 
Studien.  Ausgehend  von  einer  kritischen  Lecture  des  Buches 
von  G.  Blondel,  L'essor  industriel  et  commercial  de  l'AUemagne 
(:J.  edition  1900)  wurde  die  Lage,  die  Bedeutung  und  der 
Verkehr  der  deutschen  Nordseehäfen  an  der  Hand  der  neuesten 
statistischen  Nachweisungen  näher  betrachtet  und  dann  zu  einer 
näheren  Untersuchung  der  Verbreitung,  der  Wachsthumsbe- 
dingungen  und  der  Bedeutung  einiger  wichtiger  überseeischer 
Erzeugnisse  (Baumwolle,  Kaffee,  Thee,  Reis,  Tabak)  über- 
gegangen. 

Die  Bibliothek  des  Seminars  wurde  von  den  Studirenden 
rege  benutzt.  Von  ihren  Arbeiten  trat  eine  grössere  als 
Dissertation  an  die  Oeffentlichkeit,  zwei  andere  sind  dem 
Abschluss  nahe. 

J.  Partsch. 

14.    Das  mathematisch-physikalische  Seminar. 

Die  physikalische  Abtheilung  ruhte  während  des  ganzen 
Jahres.  Im  Sommer-Semester  war,  da  keine  ausreichende  Be- 
theiligung  erwartet  werden  konnte,  eine  Ankündigung  von 
Uebungen  unterblieben.  Für  das  Winter -Seinester  waren 
freilich  wieder  Uebungen  angekündigt  worden,  aber  sie  mussten 
wegen  Krankheit  des  leitenden  Docenten  ausfallen. 

In  der  von  Professor  Rosanes  geleiteten  Abtheilung 
wurden  im  Sommer-Semester  1901  Aufgaben  aus  der  ana- 
lytischen Geometrie  der  Ebene,  im  Winter-Semester  1901/02 
aus  der  analytischen  Geometrie  des  Raumes  bearbeitet. 

In  der  von  Professor  Sturm  geleiteten  Abtheilung  des 
Seminars  wurden  im  Sommerhalbjahr  1901  graphische  Uebungen 
in  der  darstellenden  Geometrie  vorgenommen;  im  Winterhalb- 
jahr 1901/02  wurde  mit  der  Bestimmung  von  Mannigfaltigkeiten 
geometrischer  Gebilde  und  der  Vielfachheiten  ihnen  auferlegter 


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Bedingungen  begonnen,  sodann  wurden  verschiedene  Abschnitte 
aus  der  Theorie  der  Collineation,  der  Correlation  und  der 
Kreisverwandtschaft  ebener  Felder  eingehender  bearbeitet.  — 

Am  Beginn  des  Sommer-Semesters  1901  konnte  eine 
wesentliche  Lücke  in  der  Bibliothek  des  Seminars  durch  das 
bereitwillige  Entgegenkommen  des  mathematischen  Vereins 
der  Studirenden  ausgefüllt  worden.  Es  fehlten  derselben  bis 
dahin  die  Mathematischen  Annalen.  Die  ihm  gehörigen  40 
ersten  Bünde  hat  der  Verein  im  Seminarlocale  zur  Benutzung 
aufgestellt;  durch  einen  besonderen  Zuschuss  des  Königlichen 
Ministeriums  konnten  dann  die  nächsten  13  Bände  angeschafft 
werden. 

0.  E.  Meyer.    Rosanes.  Sturm. 

15.    Das  philosophische  Seminar. 

Die  Bibliothek  der  historisch- systematischen  Abtheilung 
konnte  auch  in  diesem  Jahre  durch  einen  seit  einer  Reihe  von 
Jahren  vom  Königl.  Ministerium  bewilligten  ausserordentlichen 
Fonds  in  erwünschter  Weise  um  mehrere  für  die  Studien  der 
Besucher  nothwendige  Werke  vermehrt  werden.  Freilich  weist 
sie  noch  immer  empfindliche  Lücken  auf. 

Professor  Freudenthal  musste  im  Sommer  -  Semester 
1901  seine  Uebungen  aussetzen,  da  Krankheit  ihn  zwang,  Ur- 
laub zu  nehmen.  Im  Winter-Semester  1901/02  wurde  unter 
seiner  Leitung  mit  25  Theilnehmern  Leibniz'  „Schrift  La  mona- 
dologie"  gelesen  und  mit  steter  Berücksichtigung  der  von 
anderen  Philosophen  und  von  Leibniz  in  anderen  Schriften 
gegebenen  Lösungen  philosophischer  Probleme  erörtert. 

Professor  Baumgartner  hielt  im  Sommer-Semester  1901 
erkenntnisstheoretische  Uebungen  im  Anschluss  an  die  Leetüre 
wichtiger  Kapitel  von  Locke's  Untersuchungen  über  den  mensch- 
lichen Verstand.  Behandelt  wurde  in  Vorträgen  und  Dis- 
cussionen  der  Theilnehmer,  deren  Zahl  31  betrug,  Locke's 
Lehre  von  den  zusammengesetzten  Vorstellungen  (II,  12),  ins- 
besondere die  Substanzvorstellung  (II,  23)  und  die  Weiter- 
bildung des  Substanzgedankens  durch  Hume.  Im  Winter- 
Semester  1901/02  wurden  die  Uebungen  bei  einer  Betheiligung 
von  27  Mitgliedern  fortgesetzt.    Die  Erörterungen  bewegten 


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sich  um  die  Frage  der  Erkennbarkeit  der  Substanzen  oder 
Wesenheiten  (II,  31)  und  um  den  Locke'schen  Wissensbegriff 
(IV,  1). 

In  der  philosophischen  Abtheilung  des  Seminars  gab 
Professor  Ebbinghaus  in  einem  grösseren  zusammenhangen- 
den Cursus  eine  Einführung  in  die  experimentelle  Behandlung 
der  verschiedenen  Gebiete  der  Psychologie.  Im  Sommer- 
Semester  1901  wurde  die  Empfindungspsychologie,  namentlich 
die  allgemeinen  Fragen  über  Unlerschiedsempfindlichkeit  und 
das  Weber'sche  Gesetz  behandelt  (mit  ;U  Theilnehmern),  im 
Winter-Semester  1901/02  die  Psychologie  des  Vorstellens,  der 
Aufmerksamkeit,  des  Gedächtnisses,  sowie  die  Untersuchungen 
über  Reaktionszeiten  (mit  15  Theilnehmern). 

Am  Anfange  des  Berichtsjahres  standen  aus  einer  ausser- 
ordentlichen Bewilligung  der  König!.  Unterrichtsverwaltung 
grössere  Geldmittel  zur  Verfügung,  aus  denen,  abgesehen  von 
kleineren  Apparaten,  ein  Zimmermann'sches  Kymographion  mit 
vollständigem  Zubehör  und  eine  Reihe  Stimmgabeln  von 
R.  König  in  Paris  angeschafft  wurden. 

Freudenthal.    Baumgartner.  Ebbinghaus. 

d.   Die  Kunst- Institute. 

1.    Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte. 

(Archäologisches  Museum.) 

Der  Unterzeichnete  hat  die  am  29.  April  v.  J.  an  den 
Herrn  Minister  gerichtete  Vorstellung  betr.  Anbringung  einer 
Heizungsvorrichtung,  Anstellung  eines  Dieners  und  Einrichtung 
einer  Dienerwohnung,  sowie  den  Antrag  auf  Errichtung  eines 
Neubaues  in  diesem  Jahre  erneuert.  Doch  ist  auf  das  Schreiben 
vom  12.  Juni  durch  Curatorialerlass  vom  10.  December 
wiederum  der  Bescheid  ergangen,  dass  bei  den  Vorverhand- 
lungen zum  Staatshaushalt  für  1902  von  einer  Einstellung 
jener  Forderungen  in  den  Etatsentwurf  hätte  Abstand  ge- 
nommen werden  müssen.  Die  Beseitigung  des  Nothstandes 
bleibt  ein  dringendes  Bedürfniss. 

Die  sächlichen  Fonds  sind  zur  Anschaffung  von  Abgüssen 
(des  Wagenlenkers  von  Delphi,  des  Pariser  Fragmentes  der 
Inschrift  von  Gortyn),  galvanoplastischen  Nachbildungen  von 


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ausgewählten  mykenischen  Fundstücken  und  den  Bechern  von 
Vaphio),  von  Bildwerken,  Büchern  und  Karten  verwendet  worden. 

Für  Geschenke  ist  das  Museum  dem  Herrn  Minister,  der 
Centraldirection  des  Kaiserlichen  Archäologischen  Instituts, 
sowie  Herrn  Privatdocent  Dr.  Leonhard,  welcher  eine  von 
seiner  Reise  in  Galatien  und  Pamphylien  mitgebrachte  Terra- 
kotta und  gläserne  Flasche  dem  Museum  überwiesen  hat,  zu 
Dank  verpflichtet. 

Am  12.  December  wurde  das  Winckelmannsfest  durch  einen 
Vortrag  des  Unterzeichneten  im  Auditorium  des  Museums  ge- 
feiert. 

Als  Custoden  fungirten,  wie  im  Vorjahre,  die  Herren 
Drr.  Hintze  und  Mikolajczak. 

Foerster. 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere 

Kunstgeschichte. 

Der  Jahresetat  des  kunstgeschichtlichen  Instituts  wurde 
wie  immer  zur  Completirung  der  Bibliothek  und  des  Ab- 
bildungsmaterials verwendet. 

Muther. 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik. 
Auch  in  dem  verflossenen  Berichtsjahr  hatte  das  Institut 

empfindlich  darunter  zu  leiden,  dass  der  Musiksaal  dem  Gebrauch 
entzogen  war.  Die  bereits  in  dem  vorjährigen  Bericht  hervor- 
gehobenen Uebelstände,  welche  sich  daraus  besonders  für  die 
Orgelübungen  ergaben,  haben  in  verstärktem  Masse  fortgedauert. 
Auch  auf  die  Abhaltung  der  öffentlichen  Specimens  musste  in 
Ermangelung  eines  geeigneten  Raumes  wiederum  verzichtet 
werden. 

Einen  sehr  schweren  Verlust  erlitt  das  Institut  durch  den 
am  10.  Februar  1902  erfolgten  Tod  seines  ältesten  Lehrers, 
des  Kgl.  Musikdirectors  Professor  Dr.  Julius  Schaeffer,  der  seine 
hervorragenden  Fähigkeiten  41  Jahre  hindurch  auch  in  den 
Dienst  unseres  Instituts  gestellt  hatte.  Seine  Verdienste  werden 
an  einer  andern  Stelle  dieser  Chronik  gewürdigt  (s.  Abschnitt  X.). 

Die  Uebungen  der  Chorklasse  hat  Prof.  Schaeffer  im 
Sommer-Semester   1901   noch  in  herkömmlicher  Weise  mit 


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Zöglingen  des  katholischen  Lehrerseminars  und  hiesiger 
Gymnasien  abgehalten.  Im  Beginn  des  Winter-Semesters  musste 
er  sich  einer  Augenoperation  unterziehen  und  Herr  Prof.  Bohn 
übernahm  statt  seiner  für  dieses  Semester  die  Abhaltung  der 
Chorübungen  in  wöchentlich  2  Stunden.  Geübt  wurden  Com- 
positionen  von  Mozart,  Mendelssohn,  Bach,  Eccard  und  Sehaeflfer. 

An  Stelle  des  öffentlichen  Specimens  wurde  am  25.  Februar 
eine  Uebung  abgehalten,  welcher  der  Director  des  Instituts, 
Prof.  Vogt,  beiwohnte.  Zum  Vortrage  gelangten:  6  Mendels- 
sohn'sche  Compositionen  (3  Chöre  aus  dem  Oratorium  Paulus 
und  3  Lieder  für  gemischten  Chor).  —  31  Gymnasiasten,  zum 
grössten  Theil  Schüler  des  Matthiasgymnasiums,  bildeten  die 
Sopran-  und  Altstimmen,  während  die  Tenor-  und  Bass- 
stimmen wieder  durch  die  Zöglinge  des  katholischen  Lehrer- 
seminars ausgeführt  wurden. 

Ausserdem  hat  Herr  Prof.  Bohn  folgende  Vorlesungen 
und  Uebungen  abgehalten: 

A.  Im  Sommer-Semester  1901. 

1.  Harmonielehre.    Erster  Theil,  wöchentlich  2  Stunden, 
35  Zuhörer; 

2.  Orgelunterricht  für  Studenten,  2  Stunden,  15  Theilnehmer, 
darunter  3  Lehrer; 

3.  über  R.  Wagners  Lohengrin,    1  Stunde,  110  Zuhörer 
und  eine  Anzahl  nicht  eingeschriebener  Hospitanten; 

4.  Orgelunterricht  für  Seminaristen,  2  Stunden,  7  Theil- 
nehmer. 

B.  Im  Winter-Semester  1001/02. 

1.  Harmonielehre.    Zweiter  Theil,  wöchentlich  3  Stunden, 
11  Zuhörer; 

2.  Orgelunterricht  für  Studenten,   2  Stunden,  13  Theil- 
nehmer, darunter  4  Lehrer. 

3.  Orgelunterricht  für  Seminaristen,  2  Stunden,  7  Theil- 
nehmer. 

Im  Auftrage  der  Königlichen  Regierungen  zu  Breslau  und 
Oppeln  wurden  durch  Prof.  Bohn  in  gewohnter  Weise  neu 
erbaute  und  reparirte  Orgelwerke  revidirt  und  abgenommen, 
sowie  eine  Anzahl  von  Kostenanschlägen  geprüft. 


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Die  Vorlesungen  und  Uebungen  für  Studirende  der 
evangelischen  Theologie  hielt  Herr  Prof.  Dr.  W rede  als  Leiter 
des  evangelischen  Johanneschors  ab,  und  zwar  wurde  im 
Sommer-Semester  1901  die  Vorlesung  über  Geschichte  des 
evangelischen  Gemeindegesanges  von  20  Studirenden  besucht; 
im  Winter-Semester  1901/02  nahmen  an  den  Uebungen  im 
Choral-  und  Altargesange  21  Studirende  Theil.  Im  Winter- 
Semester  war  es  möglich,  eine  Anzahl  von  Stunden  auf  die 
Pflege  des  vierstimmigen  Gesanges  zu  verwenden. 

Die  von  Herrn  Musikdirector  und  Domcapellmeister  Filke 
geleiteten  Uebungen  des  St.  Cäcilienchores  der  Studirenden 
der  katholischen  Theologie  wurden  im  Winter-  wie  im  Sommer- 
Semester  von  50—70  Herren  besucht.  Im  Sommer- Semester 
1901  wurden  gregorianische  Gesänge  aus  dem  Ordinarium 
Missae:  Kyrie,  Gloria,  Sanctus,  ferner  wurden  die  Tonarten, 
Schlüssel  und  die  Notation  erklärt,  die  Psalm-Töne  gesungen. 
Im  mehrstimmigen  Männerchor  wurde  eine  Messe  von  Boegner 
einstudirl,  welche  nebst  einem  Motett  „O  bone  Jesu44  (Palestrina) 
am  7.  Juli  von  dem  gesammten  Chor  im  Dom  zum  Hochamt 
gesungen  wurde. 

Im  Winter-Semester  wurde  eine  dreistimmige  Messe  von 
Foschini  und  ein  Ave  Maria  von  Rheinberger  gesungen.  Von 
gregorianischen  Gesängen  wurden  gesungen:  Salve  Regina,  das 
Magnificat  in  verschiedenen  Modis  und  ausserdem  die  liturgischen 
Messgesänge  und  Responsorien  der  Missa. 

Die  Bibliothek  des  Instituts  wurde  auch  in  diesem 
Jahre  durch  Neuanschaffungen  und  durch  werthvolle 
Schenkungen  des  Königlichen  Cultusministeriums  vermehrt. 
Nachdem  durch  den  Tod  des  Prof.  Dr.  Schaeffer  das  Amt 
des  Bibliothekars  erledigt  worden  war,  veranstaltete  der  Director 
des  Instituts  behufs  Uebergabc  der  Bibliothek  an  Prof.  Dr.  Bonn 
in  Gemeinschaft  mit  diesem  und  Herrn  Musikdirector  Filke 
eine  Revision,  bei  der  alles  in  Ordnung  befunden  wurde. 

Die  Lehrapparate  des  Johanneschores  und  des  St.  Cäcilien- 
chores wurden  den  Bedürfnissen  gemäss  ergänzt. 

Vogt. 


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e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Institut. 

Im  April  1901  wurde  der  ausserordentliche  Professor  der 
Physik  Dr.  Hey dw ei  11  er  als  Ordinarius  nach  Münster  i.  W. 
versetzt.  Es  war  zu  spät,  noch  einen  Ersatz  für  das  Sommer- 
Semester  zu  gewinnen.  Im  Herbst  trat  Dr.  Ernst  Neumann, 
der  bis  dahin  Privatdocent  der  Mathematik  in  Halle  a.  S.  ge- 
wesen war,  als  ausserordentlicher  Professor  der  mathematischen 
Physik  an  seine  Stelle.  Da  inzwischen  Prof.  O.  E.  Meyer  er- 
krankt war  und  lange  Zeit  krank  blieb,  so  fiel  Neu  mann 
auch  die  Aufgabe  zu,  die  Vorlesung  über  Experimental-Physik 
zu  halten  und  die  experimentellen  Uebungen  allein  zu  leiten. 
Er  bewältigte  seine  doppelte  Arbeitslast  mit  grossem  Geschick 
und  höchst  dankenswerthem  Eifer. 

Um  zu  verhüten,  dass  nach  Heydweillers  Abgang  die 
nöthige  Aufsicht  bei  den  praktischen  Arbeiten  der  Studenten, 
denen  er  stets  ganz  besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet  hatte, 
fehlen  könne,  wurde  im  Mai  einer  der  älteren  Praktikanten, 
Stud.  Hans  Kochan  neben  den  beiden  Assistenten  Dr.  Böse 
und  Dr.  Ludwig,  von  denen  der  erstere  seit  dem  Ende  des 
Sommer-Semesters  1900  auch  Privatdocent  war,  zum  Ililfs- 
assistenten  bestellt.  Doch  entstand  derselbe  Mangel  wieder, 
als  Dr.  Bose  im  Herbste  1901  Breslau  verliess  und  nach 
Göttingen  übersiedelte.  Zum  Winter-Semester  wurde  deshalb 
der  Stud.  Erich  Wiek  als  zweiter  Hilfsassistent  angenommen. 
Mit  dem  Ende  des  Winter-Semesters  hat  auch  Dr.  Ludwig 
seine  Stelle  als  Assistent  aufgegeben,  und  es  sind  die  bis- 
herigen beiden  Hilfsassistenten  in  die  etatsmässigen  Stellen 
aufgerückt. 

Trotz  dieses  vielfachen  Wechsels  und  der  bedauerlichen 
Störungen  hat  der  Unterricht  im  Institute  nur  wenig  gelitten. 
Vorlesungen  und  Uebungen  waren  so  zahlreich  wie  bisher 
besucht,  und  es  arbeitet  eine  Heine  von  älteren  Studenten  im 
Institut  an  Untersuchungen,  die  zum  Zwecke  der  Promotion 
als  Dissertationen  veröffentlicht  werden  sollen.  Zu  bedauern 
ist  nur,  dass  die  Ordnung  der  Apparatensammlung  und  die 
Umarbeitung  des  Inventars,  welche  nach  dem  Einzüge  in  das 


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32 


neue  Haus  begonnen  wurden,  sehr  verzögert  worden  sind  und 
daher  bis  jetzt  noch  nicht  vollendet  werden  konnten. 

0.  E.  Meyer. 

2.  Die  Sternwarle. 

Die  erforderliche  Verlegung  der  Sternwarte  hat  1901  in- 
sofern einen  Fortschritt  gemacht,  als  die  Sternwarte  zwei 
zusammengehörige  grössere  Fernrohre,  welche  als  Haupt- 
instrumente der  neuen  Sternwarte  dienen  sollen,  vom  Ministerium 
erhielt.  Es  ist  dies  ein  „Durchgangsrohr"  von  163  mm 
ObjectivöfTnung  mit  Registrirmikiometer  zur  Bestimmung  ab- 
soluter Rectascensionen  und  ein  umlegbarer  „Höhenkreis"  mit 
Fernrohr  gleicher  ObjectivöfTnung  zur  Beobachtung  der  Zenit- 
distanzen jedes  Sternes  in  beiden  Lagen  kurz  vor  und  nach 
dem  Meridian,  so  dass  bei  jedem  der  beiden  Instrumente  sich 
die  Aufmerksamkeit  des  Beobachters  nur  auf  eine  Coordinate 
concentrirt.  —  Leider  mussten  beide  Instrumente  bisher  in  den 
11  grossen  Frachtkisten  unausgepackt  verbleiben,  weil  noch 
kein  Bauplatz  zu  ihrer  Moritirung  beschafft  ist.  Es  besteht 
daher  vorläufig  der  Uebelstand,  dass  diese  beiden  vorzüglichen 
Fernrohre  nicht  in  Gebrauch  genommen  werden  können. 

Die  Sternwarte  veröffentlichte  einen  Band  „Mittheilungen", 
enthaltend  Ortsbestimmung  von  150  Mondkratern  vom  Unter- 
zeichneten, ferner  eine  von  der  Facultät  preisgekrönte  Unter- 
suchung über  die  Figur  des  Mondkörpers  von  Dr.  Mainka 
und  endlich  einen  Beitrag  zur  Theorie  der  speciellen  Störungen 
der  Planetenbahnen  von  Dr.  F.  V.  Neugebauer. 

Das  Fraunhofer'sche  Heliometer  war  Herrn  Dr.  Harry 
Meyer  überwiesen.  Dieser  beobachtete  in  152  Nächten  zahl- 
reiche Sterndistanzen  in  den  Plejaden,  Hyaden,  dem  Cygnus 
und  in  der  Vulpecula  und  hat  auch  letztere  nach  Bonner  und 
Breslauer  photographischen  Aufnahmen  ausgemessen.  Er  be- 
stimmte die  Theilungsfehler  der  Objectivscalen  und  erhielt  an 
40  Tagen  84  Messungen  des  Sonnendurchmessers. 

Der  genannte  Beobachter  promovirte  hier  am  21.  März 
und  siedelte  darauf  nach  der  Strassburger  Sternwarte  über. 

Ein  von  der  Sternwarte  erworbenes  7  zölliges  photo- 
graphisches Objectiv  hat  Unterzeichneter  nebst  Kamera  an  der 
Deklinationsbüchse  des  8  zölligen  Refractors  angebracht  und 


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JW  

erhielt  eine  Reihe  von  Aufnahmen  besonders  aus  den  Hyaden 
und  der  Vulpecula,  die  durchmustert  wurden.  Das  Objectiv 
zeichnet  mit  einer  Genauigkeit  von  1". 

Im  Refraktor  hat  Unterzeichneter  Nova  Persei  und  den 
Planeten  (196)  Philomela  wiederholt  beobachtet,  am  gebrochenen 
Passageinstrument  von  den  G  Hauptsternen  des  Sternhaufens 
der  Vulpecula  in  10  Nächten  die  Rectascensionen,  in  7  die 
Deklinationsdifferenzen  bestimmt.  Die  Zeitbestimmungen  wurden 
von  ihm  und  von  Dr.  Meyer  an  demselben  Instrument  gemacht. 

Auf  Wunsch  der  Studirenden  wurde  seit  dem  Sommer 
trotz  der  ungünstigen  Lage  der  Sternwarte  ein  astronomisches 
Praktikum  eingerichtet,  das  von  4  Astronomen  besucht  wurde. 

Die  Verlegung  der  Sternwarte  wird  eine  immer  dringendere 
Nothwendigkeit. 

Franz. 

3.  Das  chemische  Institut. 
Die  Frequenz  des  Instituts  ist  insofern  gestiegen,  als  die 
Zahl  der  prakticirenden  Chemiker  noch  weiter  in  die  Höhe 
gegangen  ist  und  im  letzten  Winter-Semester  105  erreicht  hat. 
Dagegen  ist  der  Besuch  der  Curse  für  Mediciner  recht  gering 
gewesen,  im  vorigen  Sommer  ist  die  Zahl  der  Theilnehmer 
auf  6  gesunken. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  folgende  aus- 
geführt und  veröffentlicht: 

1.  Müller:  Ueber  die  optisch  Isomeren  des  Phenylmethyl- 
piperidins.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

2.  Manoukian:  Ueber  die  Verbindung  von  p.  Xylylenbromid 
mit  primären,  sekundären  und  tertiären  Basen.  (Doctor- 
Dissertation  Breslau.) 

3.  Krannich:  Ueberdie  Einwirkung  von  Ortho-Sulfobenzoe- 
säure- Anhydrid  auf  Benzol  und  Homologe  bei  Gegen- 
wart von  Aluminiumchlorid.  (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

4.  Jüttner:  Zur  Theorie  der  Lösungen.  (Doctor-Dissertation 
Breslau.) 

5.  Goldschmidt:  Physikalisch  -  chemische  Studien  an 
wässerigen  Ammoniaklösungen.  (Doctor  -  Dissertation 
Breslau.) 

3 


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34 

G.  Heid  rieh:  Beitrag  zur  Charakteristik  aromatischer  Amine 
und  Pyridine.    (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

7.  Frese:  Zur  Kenntniss  der  Pyridinreihe.  (Doctor-Disser- 
tation Breslau.) 

8.  Backe:  Einwirkung  von  Cuminol  auf  a-Picolin.  (Doctor- 
Dissertation  Breslau.) 

9.  Castner:  Beiträge  zur  Kenntniss  des  Aldehydcollidins. 
(Doctor-Dissertation  Breslau.) 

10.  Sackur:  Ueber  den  Einfluss  gleichioniger  Zusätze  auf 
die  elektromotorische  Kraft  von  Flüssigkeitsketten.  (Doctor- 
Disseriation  Breslau.) 

11.  Rieger:  Ueber  die  Existenz  complexer  Jonen  in  Doppel- 
salzen.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

12.  Jaross:  Einwirkung  von  Aldehyden  und  von  Carbonyl- 
chlorid  auf  Diamine.    (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

13.  Andree:  Condensation  von  Methyl-  und  Aethylamin 
mit  Aldehyden.    (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

14.  T  ho  rausch:  Einwirkung  von  Aldehyden  auf  Methyl- 
phenylpyridin.    (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

15.  Riescnfcld:  Lösungsvermögen  von  Salzlösungen  für 
Ammoniak.   (Doctor-Dissertation  Breslau.) 

10.  Ab  egg:  Ueber  die  Elektrochemie  des  Eisens. 

17.  Ab  egg:  Apparat  zur  Demonstration  und  Bestimmung 
von  Jonenbeweglichkeiten. 

18.  Abegg:  Ein  einfacher  Flüssigkeitswiderstand  zum 
Laboratoriumsgebrauch. 

19.  Steele:  The  measurement  of  ionic  velocities  in  aequeous 
Solution  and  the  existence  of  complexions. 

20.  Drucker:  Die  Dissociationsverhältnisse  ternärer 
Electrolyte. 

21.  Drucker:  Zur  Geschwindigkeit  und  Katalyse  im  in- 
homogenen Systeme. 

22.  Drucker:  Ueber  die  Löslichkeitsverhältnisse  des  Silber- 
sulfats und  des  Mercurosulfats. 

23.  Sackur:  Ueber  elektrolytische  Kurzschlüsse  in  Flüssigkeits- 
ketten. 

24.  S  a  c  k  u  r :  Zur  Kenntniss  des  Dissociationszustandes  starker 
Elektrolyte. 


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  35 

25.  Sackur:  Bemerkungen  zu  der  Abhandlung  des  H.Kühling: 
„Ueber  die  Einwirkung  von  Kohlensäure  und  Alkali- 
salzen auf  Metalloxyde". 

2G.  Sackur:  Zur  physikalischen  Chemie  der  Schwefelsäure. 

27.  Jüttner:  Kritisches  zur  physikalisch-chemischen  Unter- 
suchung der  Mineralwässer. 

28.  Steele  und  Denison:  Transport  nuinbers  of  dilute 
Solutions. 

20.  Herz:  Ueber  quantitative  Metallfällungen  durch  organische 
Basen. 

30.  Herz:  Ueber  das  Cobaltsulfid. 

31.  Herz:  Zur  Kenntniss  einiger  allotroper  Modifikationen 
anorganischer  Verbindungen. 

32.  Herz:  Ueber  die  Hydroxyde  von  Zink  und  Blei. 

33.  Herz:  Zur  Praxis  von  Chromat-  und  Manganatanalysen. 

34.  Scholtz:  Stereoisomere  aa-Diphenylpiperidine. 

35.  Scholtz:  Versuch  der  Spaltung  einer  optisch  inactiven 
Base  durch  ein  actives  Halogenalkyl. 

36.  Scholtz:  Ein  neues  Oxydationsproduct  der  Harnsäure. 

37.  Renz:  Ueber  Indium. 

38.  Renz:  Ueber  Verbindungen  von  Thalliumcbloiid  mit 
organischen  Basen. 

39.  Laden  bürg  und  Quasig:  Quantitative  Bestimmung  des 
Ozons. 

40.  Laden  bürg:  Ueber  das  Ozon. 

41.  Ladenburg:  Ueber  die  Bildung  von  Ozon. 

42.  Ladenburg:  Tropin  aus  Tropidin  und  die  Synthese 
des  Atropins. 

43.  Ladenburg:  Reines  Jod. 

44.  Sackur:  Nachtrag  zu  der  Abhandlung:  Ueber  den 
Einfluss  gleichioniger  Zusätze  auf  die  elektromotorische 
Kraft  von  Flüssigkeitsketten. 

Ladenburg. 

4.  Das  pharmaceutische  Institut, 
a.  Chemische  Abtheilniig. 
Das  pharmaceutische  Institut  hat  bei  der  Auftheilung  des 
früheren  physikalischen  Instituts  einen  Zuwachs  von  Räumlich- 

3* 


36 


keiten  erhalten,  wie  er  dringend  geboten  war  zur  Schaffung 
von  weiteren  Arbeitsräumen  und  zur  Unterbringung  derBibliothek 
und  der  Sammlungen. 

Die  Vorlesungen  und  die  praktischen  Üebungen  der 
Studiienden,  von  denen  im  Sommer-Semester  62  und  im 
Winter-Semester  58  Plätze  im  chemischen  Laboratorium  des 
Instituts  belegt  hatten,  wurden  in  gewohnter  Weise  planmässig 
fortgesetzt.  An  die  Stelle  des  ausscheidenden  langjährigen 
Assistenten  Dr.  Höhnet  ist  Dr.  Kühl  mann  getreten. 

Die  Einrichtung  eines  Ferien  -  Cursus  für  praktische 
Apotheker  im  März  1901  hatte  sich  bewährt  und  so  wurde  im 
August  desselben  Jahres  wieder  ein  Cursus  eingerichtet,  an 
dem  sich  15  Apothekenbesitzer  aus  Breslau  und  der  Provinz 
betheiligten.  Seine  Leitung  war  wieder  dem  bewährten  lang- 
jährigen Assistenten  des  Instituts  Dr.  Grützner  anvertraut 
und  Gegenstand  des  Cursus  waren  die  neuen  Prüfungsmethoden 
des  deutschen  Arzneibuchs,  die  auch  praktisch  geübt  wurden. 

Der  chemische  Apparat,  die  Sammlungen  und  die  Bibliothek 
wurden  den  Mitteln  des  Instituts  entsprechend  vermehrt.  Neu 
angeschafft  wurden  eine  Filterpresse,  ein  Wasserstrahlgebläse 
von  Glas  mit  Saugpumpe  zur  Demonstration  und  eine  Hand- 
centrifuge,  sowie  die  Verbindung  des  Instituts  durch  ein  Kabel 
mit  dem  städtischen  Elektricitätswerk  hergestellt. 

Die  Stadt  Karlsbad  überwies  dem  Institut  als  Geschenk 
graphische  Darstellungen  von  Karlsbad,  seiner  Mineralquellen 
und  sanitären  Einrichtungen,  sowie  die  Einzelphasen  der 
Sprudelsalzgewinnung  mit  den  entsprechenden  Präparaten. 

Im  Laufe  des  Jahres  wurde  nur  eine  wissenschaftliche 
Arbeit  veröffentlicht  von  Dr.  Grützner:  Titration  des  Blut- 
laugensalzes mit  Kaliumpermanganat  Archiv  derPharmacie  1902. 
Bd.  240. 

Poleck. 

b.  Pharmacognostlsche  Abteilung. 

Die  Sammlungen  von  Drogen  wurden  den  Bedürfnissen 
des  Unterrichts  entsprechend  vermehrt;  die  mikroskopischen 
Uebungen  in  gewohnter  Weise  abgehalten.  Die  Zahl  der  Theil- 
nehmer  an  diesen  Cursen  betrug  im  Sommer-Semester  45,  im 
Winter-Semester  48.    Um  den  Unterricht  erfolgreich  zu  gc- 


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stalten,  musste  Dr.  C.  G.  Richter  aushilfsweise  zu  Assistenz- 
leistungen herangezogen  werden.  Angeschafft  wurden  zwei 
Mikroskope  aus  der  Werkstatt  von  Leitz- Wetzlar  (Oc.  I,  II; 
Obj.  3,  5,  7). 

Im  Etatsjahr  hat  der  Assistent  am  pharmacognostischen 
Institut  R.  Schulz  eine  umfangreiche  Arbeit  über  die  Gattung 
Phvteuma  fertig  gestellt,  die  demnächst  zum  Druck  gelangt. 

Pax. 

5.    Das  mineralogische  Institut  und  Museum. 

Die  Sammlungen  und  besonders  auch  das  Instrumentarium 
wurden  durch  zahlreiche  neue  Erwerbungen  vermehrt  und  be- 
reichert, indem  ausser  den  laufenden  Fonds  besondere  Mittel 
durch  Curatorial-Verfügungen  vom  13.  April  1901  (U.  C.  935) 
und  20.  April  1901  (U.  C.  981)  anlässlich  der  Uebersiedelung 
des  Instituts  in  die  ehemaligen  Räume  des  physikalischen 
Instituts  im  ersten  Stockwerk  des  Institutengebäudes  (Schuh- 
brücke 38/39  —  Burgstrasse  9  —  Universitätsplatz  20/22)  zur 
Verfügung  standen.  Der  Unterzeichnete  verfehlt  nicht,  auch 
an  dieser  Stelle  den  vorgesetzten  hohen  Behörden  seinen  ganz 
ergebensten  und  gehorsamsten  Dank  für  diese  Förderung  der 
Institutsinteressen  auszusprechen.  Durch  jene  Uebersiedelung 
ist  die  räumliche  Abtrennung  vom  geologisch-paläontologischen 
Institut  weiter  geführt  und  besitzt  das  mineralogische  Institut 
(zum  Vortheil  gegen  früher)  mehrere  einzelne  kleine  Arbeits- 
zimmer für  krystallographisch-optische  Untersuchungen.  Da- 
gegen ist  das  mineral-chemische  Laboratorium  noch  im  zweiten 
Stockwerk  (nach  Art  einer  Enclave  im  geologischen  Institut) 
untergebracht  und  sind  die  Museumsräume  auf  nur  einen  grösseren 
und  einen  ganz  kleinen  Saal  (Ecksaal)  beschränkt,  indem  die 
im  Stockwerk  des  mineralogischen  Instituts  belegenen  Räume 
der  ehemaligen  Dienstwohnung  des  Directors  vom  physikalischen 
Institut  zur  Zeit  Zwecken  des  pharmaceutischen  Instituts 
dienen. 

Als  Museums  -  Assistent  fungirte  Herr  Dr.  Baumann, 
während  Herr  Privaldocent  Prof.  Dr.  Milch  ebenso  wie  in  den 
vorhergehenden  Jahren  mit  dankenswerther  Bereitwilligkeit  als 
Unterrichts-Assistent  bei  den  Uebungen  und  der  Anleitung  zu 


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selbständigen  Arbeiten  thätig  war,  ebenso  wie  Herr  Dr.  Sachs 
als  zweiter  Unterrichts- Assistent.  Bei  der  Abhaltung  der 
Uebungen  wurde  der  Unterzeichnete  auch  durch  die  freund- 
liche Beihilfe  der  Herren  Privatdocenten  Dr.  Volz  und  Dr. 
Herz  unterstützt. 

Mit  den  Hilfsmitteln  des  Museums  wurden  im  mineralo- 
gischen Institut  die  Untersuchungen  zu  folgenden  Publicationen 
ausgeführt: 

G.  Geipel:  Krystallographisch-optische  Studien  an  synthe- 
tisch hergestellten  Verbindungen.  Inaugural-Dissertation 
vom  2.  August  1901. 

K.  Eisenhuth:  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Bitterspäthe. 
Inaugural-Dissertation  vom  5.  August  1901. 

A.  Sachs:  Ueber  Anapait,  ein  neues  Kalkeisenphosphat  von 
Anapa  am  Schwarzen  Meere.  Sitzungsberichte  der  Kgl. 
Preuss.  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin,  Januar 
1902. 

—  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Krystallform  des  Langbeinits 

und  zur  Auffassung  der  regulären  Tetartoödire.  Ebenda, 
April  1902. 

—  Ueber  neue  Kalkspathformen  von  Tharandt  in  Sachsen. 

Zeitschrift  für  Krystallographie,  Bd.  3G. 
L.  Milch:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  granitischen  Gesteine 
des  Riesengebirges;  zweiter  Theil.    Neues  Jahrbuch  für 
Mineralogie,  Beil.-Bd.  15,  S.  105—204,  mit  2  Taf. 

—  Ueber  basische  Concretionen  in  Tiefengesteinen.  Ver- 

sammlung deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  Hamburg, 
22.  October  1901. 

—  Ueber  den  sogenannten  ächten  Granit  des  Riesengebirges. 

Jahresbericht  der  Schles.  Gesellschaft  für  vaterl.  Cultur, 
Sitzung  vom  27.  November  1901. 

—  Petrographische  Untersuchung  andesitischer  Gesteine  aus 

Kleinasien.  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie,  1902 (im  Druck). 
G.  Gürich:  Edelopal  und  Opal-Pseudomorphosen  von  White 
ClifTs,  Australien.  Ebenda,  Beil.-Bd.  14,  472. 
Entstehungsweise  schlesischer  Erzlagerstätten  (Ober- 
schlesien und  Kupferberg).  Sitzungsbericht  der  Schles. 
Gesellschaft  für  vaterl.  Cultur  vom  6.  März  1902. 


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39 


C  Hintze:  Handbuch  der  Mineralogie.     19.  Lief.,  Leipzig 
1902. 

Ausserdem  vollendete  Herr  Dr.  A.  Sachs  eine  Arbeit 
über  den  Weissstein  des  Jordansmühler  Nephritvorkommens. 

Die  krystallographisch- optische  Untersuchung  neuer,  in 
den  chemischen  Instituten  der  Universitäten  Breslau,  Berlin 
und  Bonn  dargestellter  Verbindungen  (ausser  der  oben  er- 
wähnten, schon  publicirten)  wurde  von  den  Herren  Prof. 
Dr.  Milch,  Dr.  Sachs,  Oberlehrer  Dr.  Täuber  und  Ober- 
lehrer Dr.  Geipel  ausgeführt. 

Hintze. 

6.    Das  geologisch-palaeontologische  Institut  und 

Museum. 

Im  Verlaufe  des  verflossenen  Jahres  wurde  der  Ausbau 
der  Räume  des  Instituts  und  Museums  ausgeführt,  sodass 
wenigstens  ein  Theil  der  störendsten  Baumängel  abgestellt 
werden  konnte.  Die  neu  eingerichteten  Sammlungssäle  machen 
einen  gefalligen  und  übersichtlichen  Eindruck,  während  im 
Institut  die  unerwartete,  sehr  erhebliche  Zunahme  der  Prak- 
tikanten die  neu  gewonnenen  Zimmer  schon  mehr  als  ausgefüllt 
haL  Leider  hat  sich  trotz  des  besten  Willens  aller  Retheiligten 
eine  TJeberweisung  des  ganzen  II.  Stocks  an  das  Institut  nicht 
ermöglichen  lassen.  Die  für  die  mineral-chemischen  Arbeiten 
vorgesehenen  Räume  liegen  derart  zwischen  Museum  und 
Institut,  dass  Director-  und  Praktikantenzimmer  gleichzeitig  als 
Corridor  dienen  müssen;  während  der  Vorlesungen  ist  jede 
Verbindung  zwischen  den  beiden  integrirenden  Theilen  des 
zweiten  Stocks,  ausser  der  über  den  Hof  des  Institutengebäudes, 
unterbrochen. 

Von  Geschenken  wurdedie  schon  angekündigte  Noetling'sche 
Sammlung  durch  den  Donator  selbst  tiusgepackt;  bei  der  Auf- 
stellung und  Ordnung  derselben  ergab  sich  das  hervorragende 
wissenschaftliche  Interesse  dieser  in  Europa  bis  jetzt  einzig 
dastehenden  Zusammenstellung  aus  Iiimalaya  und  Salt  Range. 
Nicht  geringeres  Interesse  verdient  die  Volz'sche  Sammlung 
von  Versteinerungen  und  Vulcanproducten  aus  Borneo,  Java 


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44) 


und  Sumatra,  das  Ergebnis  mehrjähriger,  mühevoller  Reisen 
in  dem  unwirklichen  Gebiet.  Von  besonderer  Bedeutung  sind 
die  Tertiär  -Conchylien  aus  Java,  die  von  dem  Donator  auf 
Sumatra  neu  entdeckte  marine  Trias,  sowie  die  prachtvollen 
Bomben  und  Lavastromenden  javanischer  Vulcane,  deren  Vor- 
kommen durch  die  im  selben  Räume  des  Museums  aufgestellten 
Zeichnungen  und  Skizzen  des  Reisenden  erläutert  werden. 
Ausserdem  verdanken  wir  der  Pless'schen  Verwaltung  in  Wal- 
denburg ein  sehr  lehrreiches  Modell  der  Waldenburger  Stein- 
kohlenmulde, deren  Verwerfungen  und  Eruptivgesteine. 

Die  folgenden  auswärtigen  Gelehrten  haben  das  Institut 
zum  Zweck  wissenschaftlicher  Arbeiten  aufgesucht:  Professor 
Kilian-Grenoble,  Dr.  Noetli  ng-Calcutta,  Dr.  von  Huene- 
Tübingen,  Dr.  E.  Philippi,  z.  Z.  Deutsche  Südpol-Expedition, 
Dr.  Perner-Prag,  Landesgeologe  Prof.  Dr.  Jentsch-Berlin, 
Prof.  Dr.  Schenk-Halle,  Prof.  Dr.  Wisniowski-Lemberg, 
Prof.  Dr.  Szajnocha-Krakau. 

Als  zweiter  (Hilfs-)Assistent  fungirle  während  des  grösstcn 
Theils  des  Jahres  Herr  Drd.  R.  Kirchner. 

Geologische  Excursionen  wurden  ausgeführt  nach: 

1.  Aunaberg  0  -S.  und  Gogolin, 

2.  eine  mehrtätige  Excursion  nach  dem  oberschlesischen 
Industriebezirk  (Königin  Luise-Grube,  Donnersmarckhütte 
und  Borsigwerk), 

3.  eine  mehrtägige  nach  Albcnriorf,  Friedland  und  Walden- 
burg, 

4.  nach  Königshütte  und  Beuthen, 

5.  nach  Trebnitz, 

6.  nach  Wiese. 

Mit  den  Mitteln  des  Instituts  wurden  die  in  Folgendein 
aufgezählten  Arbeiten  ausgeführt  und  veröffentlicht: 

Dr.   Wysogörski:    Der  oberschlesische  Muschelkalk  (ein 

Führer  für  den  XIII.  Geographentag). 
Dr.  Volz: 

1.  Die  Anordnung  der  Vulcane  auf  Sumatra.  (Jahresbericht 
der  Schles.  Gesellschaft  für  vaterl.  Cultur  1901.) 

2.  Ueber  die  Vulcane  Javas.  (Schles.  Gesellsch.  für  vaterl. 
Cultur  1901.) 


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41 


3.  Die  Insel  Pulu  Laut  im  SO.  von  ßorneo.  (Schlesische 
Gesellsch.  für  vaterl.  Cultur.  1901.) 

4.  Cenoman  und  Turon  am  Annaberge  in  Ober-Schlesien. 
(Zeitschr.  der  deutschen  geol.  Gesellsch.  1901.) 

5.  Proneusticosaurus,  eine  neue  Sauropterygier- Gattung 
aus  dem  untersten  Muschelkalk  Ober  -  Schlesiens. 
(Palaeontographica  1902.) 

Prof.  Dr.  Gürich: 

1.  Jura-  und  Devon-Fossilien  von  White  Cliffs,  Australien. 
(N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.  Band  XIV.) 

2.  Ueber  eine  neue  Lichas-Art  aus  dem  Devon  von  Neu- 
Süd- Wales  und  über  die  Gattung  Lichas  überhaupt. 
(N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  Beil.  Band  XIV.) 

3.  Cambrium  in  Deutsch-Südwest-Afrika.  (Centraiblatt  für 
Min.  etc.  1902.) 

Prof.  Dr.  Frech: 

1.  Geologie  der  Radstädter  Tauern.  Mit  geolog.  Karte  und 
zahlreichen  Abbildungen.   Jena  1901. 

2.  Wilhelm  Barnim  Dames.    Ein  Nachruf.   Jena  1901. 

3.  Ueber  glaciale  Druck-  und  Faltungserscheinungen  im 
Oder-Gebiet.  (Zeitschrift  der  Gesellsch.  f.  Erdkunde  in 
Berlin  Bd.  XXXVI,  6  Tafeln.) 

1.  Ueber  Trias-Ammoniten  aus  Kaschmir.  (Centralblatt  für 
Min.  etc.  1902.) 

5.  Ueber  Epitornoceras  und  Tornoceras.  (Centralblatt  für 
Min.  etc.  1902.) 

6.  Ueber  devonische  Ammoneen.  Mit  4  Tafeln  und  35 
Textbildern.   Wien  1902. 

7.  Führer  in  den  oberschlesischen  Industriebezirk.  1901. 
(XIII.  Geographentag.) 

8.  Führer  in  das  Diluvium  von  Trebnitz.  1901. 

Frech. 

7.  Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum. 
Vom  1.  August  1901  ab  wurde  der  Assistent  am  botanischen 
Garten,  Privatdocent  Dr.  August  Weberbauer,  zum  Zweck 
einer  wissenschaftlichen  Reise  nach  den  südamerikanischen 
Anden  auf  zwei  Jahre  beurlaubt;  sein  Vertreter  war  Dr.  Hubert 
Winkler. 


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42 


1.  Im  Garten  wurden  wesentliche  Veränderungen  nicht 
vorgenommen,  der  Bestand  an  Arten  durch  Tausch  und  Kauf 
erhalten.  Lebende  Pflanzen  erhielt  der  Garten  geschenkweise 
überwiesen  von  Frau  Inspector  Freudenberg-Breslau  und 
den  Herren  R.  B eh n sc h- Breslau,  J.  Bornmüller- Berka  a.  IM 
Godefroy-Lebeuf  -  Paris,  G.  Götz  -  Breslau,  Stadtrath 
Leichtlin  -  Baden,  Liebig- Forstlangwasser,  Baron  von 
Ohlendorf-Harnburg,  Prof.  Dr.  Rosen -Breslau,  Landschafts- 
gärtner Sch  wabe- Gnadenfeld,  Prof.  Dr.  Sc  hübe -Breslau. 
Zum  Versand  gelangten  2050  Samenproben  gegen  einen  Eingang 
von  1430  Nummern. 

2.  Die  Sammlungen  wurden  vielfach  von  auswärtigen 
und  einheimischen  Botanikern  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten 
benutzt,  auch  zur  Lösung  praktischer  Fragen  von  der  Steuer- 
behörde und  Privaten  in  Anspruch  genommen. 

a.  Das  Herbarium  wurde  vermehrt  durch  folgende  Samm- 
lungen: Lief. 8— 10  der  Carices  exsiccatae  von  Kneucker; 
Lief.  IX  der  Fl.  exsicc.  Poloniae  von  Woloszczak; 
ferner  903  Nummern  von  den  canarischen  Inseln  (Coli. 
Bornmüller);  200  Nummern  siamesischer  Pflanzen  von 
Dr.  Zimmermann;  579  Nummern  Angolapflanzen  von 
H.  Baum;  143  Nummern  aus  Kamerun  (Coli.  Zenker); 
190  Nummern  Mexikaner  von  Pringle;  54  Nummern 
Brasil ianer  von R  e  i  n  e  c k  e ;  467  Nummern  westaustralische, 
Pflanzen  von  Dr.  Pritzel. 

Durch  Tausch  wurden  erworben  288  Nummern 
vom  Botanischen  Museum  in  Berlin,  Pflanzen  aus  ver- 
schiedenen Theilen  Afrikas  und  aus  Ecuador  enthaltend. 

Als  Geschenk  erhielt  das  Herbarium  einen  Zuwachs 
durch  Lief.  10  des  Herbar.  cecidiolog.,  ferner  150  Nummern 
Alpenpflanzen  vom  bithynischen  Olymp,  327  Spannblülter 
Primelarten  und  etwa  3  Centuricn  Acerformen  von  Prof. 
Pax;  vor  Allem  aber  übergaben  die  Erben  des  ver- 
storbenen Geh.  Sanitätsrathes  Prof.  Dr.  Wagner  in 
Königshütte  O/S.  durch  Herrn  Apotheker  Wagner  in 
Beuthen  das  überaus  werthvolle  Herbar  des  Ver- 
storbenen dem  Garten  als  Geschenk;  es  umfasst  rund 
etwa  150  Fascikel  vorzüglich  conservirter  Pflanzen  aus 


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43 


der  Flora  Europas,  namentlich  auch  sehr  werthvolle 
Exsiccatenwerke. 

b.  Das  Gartenmuseum  wurde  durch  selbst  gesammeltes 
Demonstrationsmaterial  wesentlich  bereichert. 

c.  Der  Bibliothek  wurden  geschenkweise  übergeben  einige 
botanische  Werke  aus  dem  Nachlass  von  Geh.  Rath 
Prof.  Dr.  Wagner  in  Königshütte  und  von  Oberlehrer 
Dittrich  in  Breslau. 

3.  Im  Institut  nahmen  an  den  mikroskopischen  Uebungen 
Theil  im  Sommer-Semester  55,  im  Winter-Semester  64  Studirende ; 
ausserdem  arbeiteten  mehrere  Herren  ständig  an  eigenen 
Untersuchungen. 

Die  veröffentlichten  Arbeiten  sind  folgende: 

1.  F.  Pax,  Monographie  der  Aceraceae.    Leipzig  1902. 

2.  A.  Weberbauer,  Ueber  die  Fruchtanatomie  der 
Scrophulariaceae.    Cassel  1001. 

3.  H.  Winkler,  Cnryophyllaceae  in  Asia  centrali  a  cl. 
0.  Paulsen  lectae  determinavit.    Kopenhagen  1901. 

4.  W.  Limpricht,  Beiträge  zur  Kenntniss  der  Taccaceae. 
Inaug.-Diss.  Breslau  1902. 

5.  R.  Knuth,  Beiträge  zur  geographischen  Verbreitung  der 
Geraniaceae.   Diss.  Berlin  1902. 

6.  Th.  Schübe,  Zur  Kenntniss  der  Verbreitung  der  Gefäss- 
pflanzen  in  Schlesien.   Breslau  1901. 

7.  Th.  Schübe,  Resultate  der  Durchforschung  der  schle- 
sischen  Phanerogamenflora  im  Jahre  1900.  Breslau  1901. 

Die  sehr  mühsame  und  umfangreiche  Monographie  der 
Cistaceae  von  W.  Grosser  und  die  Monographie  der  Gattung 
Phyteuma  von  R.  Schulz  befinden  sich  im  Druck. 

F.  Pax. 

8.  Das  pflanzenphysiologische  Institut  und  das 

botanische  Museum. 

Im  verflossenen  Jahre  ist  das  Auditorium  des  pflanzen- 
physiologischen Institutes  einer  eingehenden  Erneuerung 
unterzogen  worden.  Es  sind  namentlich  auch  die  beiden 
Fenster  am  Katheder  soweit  vergrössert,  dass  nun  der  Raum 
für   die  Aufstellung   von   Demonstrationsobjecten    und  der 


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Kathedertisch  eine  ausgiebige  Beleuchtung  erfahren  haben,  die 
bisher  empfindlich  entbehrt  wurde.  Gleichzeitig  mit  dem 
Auditorium  ist  auch  der  Vorbereitungsraum  mit  neuen  Schränken 
und  Regalen  versehen  worden,  in  welchen  die  Herbarien,  die 
Modelle  und  die  Wandtafeln  für  den  Unterricht  eine  über- 
sichtliche und  handliche  Ausstellung  gefunden  haben.  —  In 
den  Räumen  des  Institutes  konnten  nach  der  Entlastung  der 
Modellsammlungen  neue  Schränke  aufgestellt  werden,  in  welchen 
die  Apparate  nunmehr  ordnungsmässig  untergebracht  wurden, 
soweit  der  Raum  nicht  für  Culturen  von  Pflanzen  vorgesehen 
werden  musste.  An  Apparaten  wurden  1  grosses  und  2  kleine 
Mikroskope  angeschafft,  2  weitere  Sterilisatoren  und  ein  neuer 
photographischer  Apparat  mit  moderner  Einrichtung.  —  In 
dem  Versuchsgarten  des  pflanzen -physiologischen  Institutes 
wurde  das  neu  errichtete  Vegetationshaus  mit  der  erforder- 
lichen inneren  Einrichtung  versehen.  Für  die  Versuchsfläche 
des  Gartens  wurde  durch  die  Beseitigung  abständiger  Bäume 
eine  bessere  Beleuchtung  herbeigeführt  und  dadurch  die  Ver- 
suchsfläche selbst  um  einen  wesentlichen  Theil  vergrössert; 
dem  wachsenden  Bedürfnisse  für  unsere  Freilandculturen 
konnte  hierdurch  wenigstens  zunächst  genügt  werden. 

Am  botanischen  Museum  ist  zum  1.  April  v.  J.  die 
Assistentenstelle  durch  Herrn  Dr.  Max  von  Minden  aus  Varel 
besetzt  worden,  die  nach  dem  Tode  meines  Vorgängers  im 
Amte  verwaist  geblieben  ist.  —  Es  wurde  im  Museum  zunächst 
eine  Neuordnung  der  einzelnen  Abtheilungen  vorgesehen  und 
damit  zugleich  eine  übersichtliche  Beschilderung  der  einzelnen 
Schränke  und  Sammlungsgegenstände  durchgeführt.  Nachdem 
diese  allgemeine  übersichtliche  Ordnung  der  Sammlungen  ab- 
geschlossen war,  wurden  die  einzelnen  Abtheilungen  einer 
genaueren  und  engeren  Durchsicht  und  Ordnung  unterzogen. 
Diese  konnte  in  dem  verflossenen  Jahre  nicht  über  die  xylo- 
tomische  Sammlung  und  über  die  Samen  und  Fruchtsammlung 
hinaus  ausgedehnt  werden.  —  Neben  der  Neuordnung  der  vor- 
handenen Sammlungsgegenstände  sind  nicht  unwesentliche 
Ergänzungen  im  Verlauf  des  Jahres  eingetreten.  Diese  be- 
treffen vorzugsweise  die  xylotomische  Sammlung,  die  Sammlung 
der  Gespinnstfasern  und  die  mykologische  Abtheilung. 


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45 


Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  erstreckten  sich 
über  „die  Untersuchung  von  Plankton  -  Organismen",  über 
„physiologische  Versuche,  die  Stickstoff-Assimilation  betreffend", 
über  „Infectionsversuche  mit  parasitischen  Pilzen,  vorzugs- 
weise mit  Brandpilzen",  denn  weiter  über  „Wasserpilze,  ihre 
Entwickelung  und  Verbreitung",  über  „die  Cultur  baum- 
bewohnender Hutpilze  und  ihre  Fruchtformen"  und  über  „die 
Cultur  von  Schimmelpilzen  aus  der  Gruppe  der  Zygomyceten". 

Zur  Veröffentlichung  gelangten: 

1.  Eine  Arbeit  über  die  Pleomorphie  und  Chlamydosporen- 
bildung  bei  niederen  Pilzen  von  O.  Brefeld. 

2.  Ueber  die  Fäulniss  und  Conservirung  des  Obstes  von 
O.  Brefeld. 

3.  Fortsetzung  der  von  F.  Cohn  begründeten  Zeitschrift: 
„Beiträge  zur  Biologie  der  Pflanzen",  achter  Band,  2.  Heft 
von  0.  Brefeld. 

In  diesem  Hefte  sind  an  Arbeiten  aus  dem  pflanzen- 
physiologischen Institute  erschienen: 

I.  „Studien  über  das  natürliche  System  der  Pflanzen, 
I.  Theil  von  F.  Rosen"  und 

II.  „die  Bedingungen  und  die  Bedeutung  der  Zygoten- 
bildung  bei  Sporodinia  Grandis  von  R.  Falck". 

4.  Ueber  wasserbewohnende  Saprolegniaceen  von  M.  von 
Minden. 

Brefeld. 

9.   Das  zoologische  Institut  und  Museum. 

Am  1.  April  1901  wurde  die  bisherige  erste  Assistenten- 
stelle in  eine  Custodenstelle  umgewandelt  und  Dr.  C.  Zimmer 
mit  deren  Verwaltung  beauftragt.  Die  definitive  Ernennung 
Dr.  Zimmers  zum  Custos  erfolgte  am  1.  Januar  1902.  Als 
•zweiter  Assistent  und  Bibliothekar  fungirte  stud.  Th.  Krum- 
bach, als  Hilfsassistent  Dr.  S.  Süssbach. 

Am  1.  Mai  1901  starb  der  bisherige  Conservator  Fr. 
Tie  mann,  nach  42  jähriger  Thätigkeit  am  hiesigen  Museum. 
Sein  auch  im  hohen  Alter  nie  erlahmendes  Pflichtgefühl 
sichern  ihm  ein  ehrendes  Andenken.  Seine  Arbeit  übernahmen 
die  zunächst  probeweise  angestellten  Präparatoren  M.  Senf 
und  L.  Pohl. 


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4r, 


Die  Lehrmittel  des  Instituts  wurden  durch  eine  Anzahl 
neu  gezeichneter  Unterrichtstafeln  vermehrt.  Bei  der  grossen 
Zahl  der  an  den  Uebungen  theilnehmenden  wie  mit  eigenen 
wissenschaftlichen  Untersuchungen  beschäftigten  Praktikanten 
erwies  sich  die  Anzahl  der  Arbeitsplätze  wie  der  vorhandenen 
brauchbaren  Mikroskope  als  ganz  unzureichend. 

Im  Museum  wurde  die  Arbeit  der  Neuordnung  der  Samm- 
lungen fortgesetzt  Wie  im  vorigen,  so  betheiligte  sich  auch 
in  diesem  Jahre  Herr  Oberlehrer  Dr.  Götschmann  an  der 
Neuordnung  der  Lepidopteren,  während  Herr  Rechnungsrath 
Langner  die  Neuordnung  der  Conchyliensammlung  übernahm. 
Ferner  bearbeitete  von  Museumssammlungen  Herr  Dr. 
Michaclsen  (Hamburg)  die  Oligochaeten,  Herr  Oberstabsarzt 
Dr.  von  Linstow  (Göttingen)  die  Rundwürmer,  Herr  Prof. 
Dr.  Zschokke  (Basel)  einige  Cestoden,  Herr  Cr.  Bernhauer 
(Stockerau)  einige  Staphyliniden,  Herr  Prof.  Dr.  Döderlein 
(Strassburg)  einige  Echinodermen,  Herr  Hofrath  Prof.  Dr. 
von  Graff  (Graz)  die  Turbellarien,  Herr  Oberlehrer  Breddin 
(Halle)  ostindische  Rhynchoten,  Herr  Dr.  Verhoeff  (Bonn) 
Myriapoden. 

Von  grösseren  Ankäufen  für  das  Museum  sind  zu  erwähnen 
eine  grosse  Collection  paläarktischer  Myriapoden  und  Isopoden 
von  Dr.  Verhoeff  in  Bonn,  sowie  zahlreiche  Cadaver  aus  dem 
hiesigen  Zoologischen  Garten.  Getauscht  wurden  einige 
Doubletten  mit  dem  Senckenbergischen  Museum  zu  Frank- 
furt a.  M. 

Unter  den  Schenkungen,  welche  auch  in  diesem  Jahre  dem 
Museum  in  reichem  Maasse  zugeflossen  sind,  steht  obenan  die 
grosse  zoologische  Reiseausbeute  aus  Sumatra  und  Borneo 
von  Herrn  Privatdocent  Dr.  Volz.  Weitere  Geschenke  gingen 
ein  von  Prof.  Dr.  Bruck  (Breslau),  Prof.  Dr.  Dittricli. 
(Breslau),  Oberlehrer  Dr.  Götschmann  (Breslau),  Director 
Grabowski  (Breslau),  Hofrath  Prof.  Dr.  von  Graff  (Graz), 
Frl.  M.  Gruhl  (Fürstenau),  Dr.  Ho  ff  bau  er  (Trachenberg), 
Thierarzt  Kolbe  (Breslau),  Director  Kuntz  (Alt-Bernau),  cand. 
phil.  Leidicke  (Breslau),  Dr.  Lubosch  (Breslau),  Oberthierarzt 
Dr.  Marschner  (Breslau),  stud.  phil.  Muhs  (Breslau),  Dr. 
Runschke  (Breslau),  Rechnungsrath   Schnabel  (Breslau), 


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47 


Prof.  Dr.  Thilenius  (Breslau),  Zahnarzt  Thon  (Breslau),  Dr. 
med.  Thilo  (Riga). 

Die  Bibliothek  wurde  wie  alljährlich  aus  der  dafür  be- 
stimmten Gravenhorst'schen  Stiftung  vermehrt,  und  erhielt 
ausserdem  Geschenke  von  Prof.  Dr.  Rud.  Di tt rieh,  Prof.  Dr. 
Pax,  Rittmeister  a.  D.  von  Roberti,  vom  Verein  für 
schlesische  Insectenkunde,  vom  kaukasischen  Museum 
in  Tiflis,  vom  Zoologischen  Institut  in  Tokyo,  vom  Museo 
nacional  in  Montevideo,  •  von  der  Senckenbergischen 
naturforschenden  Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  und 
von  den  Beamten  des  Instituts. 

Publicationen. 

1.  Marschner,  L.:  Beiträge  zur  Anatomie  und  Physiologie 
des  Herzens  und  der  grossen  Gefässstämme  der  Wasser- 
säugethiere.    1901.  Dissertation. 

2.  Pütt  er,  A.:  Das  Auge  der  Wassersäugethiere.  1901. 
Dissertation. 

3.  Bild,  A.:  Die  Entwickelungsgeschichte  des  Zahnsystems 
bei  Sus  domesticus  und  das  Verhältniss  der  Lippen- 
furchenanlage  zur  Zahnleiste.    1901.  Dissertation. 

4.  Kükenthal:  Leitfaden  für  das  zoologische  Praktikum. 
2.  Auflage.   Jena  1901. 

Kükenthal. 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 
I.  Allgemeines. 

Im  Berichtsjahre  ist  von  den  „Mittheilungen  der  land- 
wirthschaftlichen  Institute  der  Königlichen  Universität  Breslau" 
Heft  V  erschienen. 

Die  Frequenz  des  Studiums  der  Landwirtschaft  an  der 
Universität  betrug: 

Gesammtzahl:     darunter  Landwirthe 

von  Beruf: 

Sommer-Semester  1901  ...  70  53 
Winter-Semester  1901/02  .  .    112  81 

Von  den  Studirenden  der  Landwirthschaft  wurden  zwei 
zu  Doctoren  der  Philosophie  promovirt  und  einer  bestand  die 
landwirtschaftliche  Abgangs -Prüfung.     Die  für   1900  aus- 


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48  _ 

geschriebene  Preisaufgabe  der  Landwirthschaftskammer  hatte 
von  stud.  Harnoth  eine  Bearbeitung  gefunden,  welchem  im 
Berichtsjahre  der  volle  Preis  zuerkannt  wurde,  ebenso  wurde 
am  Geburtslage  Sr.  Majestät  des  Kaisers  dem  stud.  Schulte- 
Bäuminghaus  für  die  Bearbeitung  der  von  der  Universität 
gestellten  landwirtschaftlichen  Preisaufgabe  der  volle  Preis 
ertheilt 

Der  im  Vorjahre  eingetretene  neue  Vertreter  der  Veterinär- 
kunde, Prof.  Dr.  Peter,  stellte  leider  gesundheitshalber  mit 
Ende  des  Jahres  1900  seine  Thätigkeit  wieder  ein  und  verliess 
Breslau.  Als  Nachfolger  wurde  Dr.  Künnemann,  bisher 
Medicinal-Assessor  und  Leiter  der  Thierklinik  in  Jena,  zum 
ausserordentlichen  Professor  ernannt,  doch  konnte  dieser  erst 
am  1.  October  1901  seine  hiesige  Thätigkeit  beginnen. 

II.  Specielles. 

a.  Das  Institut  für  land wirthschaftliche  Pflanzen- 

productionsleh  re. 

Auf  dem  landwirtschaftlichen  Versuchsfelde  in  Rosenthal 
hatten  Witterungseinflüsse  und  Pflanzenschädlinge  die  Erträge 
im  Berichtsjahre  erheblich  geschädigt. 

Die  Wetterwarte  des  Versuchsfeldes  functionirte  glatt 
und  ohne  Unterbrechung  ihrer  Beobachtungen. 

Der  statistische  Versuch  lieferte  die  ersten  Zahlen- 
ergebnisse. 

Der  permanente  Düngungsversuch  litt  sehr  unter 
der  Ungunst  der  Witterung  und  Hess  im  Berichtsjahre  noch 
gar  nichts  für  das  Auge  erkennen. 

Der  landwirthschaftlich-botanische  Garten  wurde 
fertig  planirt  und  aufgeteilt;  er  erhielt  2  abessynische  Brunnen, 
die  Wege  wurden  geschottert.  Ferner  wurde  in  demselben 
eine  Abtheilung  als  Bienennahrungsgarten  abgezweigt  für 
den  Lehrbienenstand  des  Generalvereins  der  schlesischen 
Bienenzüchter,  der  dort  seine  Aufstellung  gefunden  hatte. 

Auch  dem  Obst-  und  Gartenbau  wurde  ein  Quartier 
eingeräumt:  die  Anlage  des  Obstgartens  (Zwergpyramiden 
und  Spalierformen)  wurde  soweit  gefördert,  dass  die  Pflanzung 
der  Stämme  im  Frühjahr  1902  erfolgen  konnte.    Es  wurden 


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19 


die  auf  hiesigem  Boden  sicher  gedeihenden  feinsten  Tafel- 
obstsorten angepflanzt. 

Eine  besondere  Abtheilung  des  Iandwirthschaftlich- 
botanischen  Gartens  wurde  für  pflanzen-pathologische 
Studien  (Infections-  und  Culturversuche)  reservirt  und  dem 
Director  der  agriculturbotanischen  Versuchsstation  Dr.  Rem  er 
zur  Verfügung  gestellt,  mit  der  Maassgabe,  das  ganze  land- 
wirtschaftliche Versuchsfeld  der  Universität  als  für  seine 
Studien  zur  Disposition  stehend  zu  betrachten. 

Der  landwirtschaftlich  -  botanische  Garten  zählte  im 
Berichtsjahre  ca.   1500  Einzelaussaaten  verschiedener  Sorten. 

Im  Zuchtgarten  des  Versuchsfeldes  wurde  die  Züchtung 
eines  grünkörnigen,  eines  gelbkörnigen  und  eines  braun- 
körnigen  Stammes  des  Petkuser  Roggens  fortgesetzt.  Die 
zweite  Generation  zeigte  deutlich  die  Neigung  zur  Steigerung 
der  Grünkörnigkeit,  während  die  beiden  anderen  Farben  nur 
schwache  Fortschritte  erkennen  Hessen.  Die  Selection  fand 
von  diesem  Jahre  an  mit  Hilfe  der  Quetelet-Galton'selien  Curven 
statt,  einer  statistischen  Methode  zur  Verfolgung  der  Vererbung, 
die  ungemein  scharf  und  klar  die  Entwicklung  der  Formen  zu 
beobachten  gestattet.  Auch  eir.e  Fortzucht  spontaner  Variationen 
aus  Teverson-Weizen  und  Fruchtbarkeitsversuche  mit  Roggen 
wurden  fortgesetzt»  und  ebenso  wurden  einige  neue  Gersten- 
kreuzungen  gemacht  behufs  weiterer  Aufklärung  der  Gersten- 
systematik. 

Die  chemische  Arbeit  des  Laboratoriums  des  Versuchs- 
feldes durch  Dr.  H.  Ho  ff  mann  musste  sich  in  diesem  Jahre 
auf  das  sehr  umfangreiche  Material  beschränken,  welches  der 
statische  und  der  permanente  Düngungsversuch  lieferten. 

Der  Besuch  des  Versuchsfeldes  von  Seiten  der  Land- 
wirthe  der  Provinz  und  des  Auslandes  war  wieder  ein  sehr 
reger.     Auch    kamen   verschiedene  Excursionen  aus  Wien 
Krakau  etc.  her,  um  sich  die  Rosenthaler  Versuchswirthschaft 
anzusehen. 

Bauliche  Veränderungen:  Die  Düngerstätte  wurde 
fast  um  das  Doppelte  vergrössert  und  der  neu  angebaute  Theil 
mit  einem  Dache  versehen,  um  in  Zukunft  die  Frage,  ob 'der 

4 


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50 


Stallmist  von  einer  gut  angelegten  offenen  oder  überdachten 
Dungstätte  besser  wirkt,  experimentell  prüfen  zu  können. 

Der  landwirthschaftlich-botanische  Garten  und  die  Garten- 
bauabtheilung darin  erhielten  Umzäunungen  von  Maschendraht- 
gellecht. 

Berichterstatter  machte  mit  Studirenden  stark  besuchte 
Excursionen  nach  Koppitz,  Koberwitz  und  Lichiniat  und 
hielt  mehrere  Demonstrationen  auf  dem  Felde  ab. 

Von  Publikationen  des  Referenten  liegen  im  Berichts- 
jahre vor: 

1.  Mittheilungen  vom  landwirtschaftlichen  Versuchsfelde 
(Zeitschrift  der  Landwirthschaftskammer  für  die  Provinz 
Schlesien  1901,  Nr.  21-23,  25  und  26). 

2.  Zur  Ausbildung  des  Landwirthes  (ebendaselbst,  Nr.  38). 

3.  Originalsaat  und  Nachbau  (Deutsche  landwirtschaftliche 
Presse  1901,  Nr.  77). 

4.  Der  Boden  und  seine  Bearbeitung  (Tagesfragen  aus  dem 
modernen  Ackerbau,  Heft  I.    Parey  1901.) 

5.  Zuckerrübenzüchtung  (Jahrbuch  der  deutschen  Land- 
wirthschafts-Gesellschafl  1901). 

Unter  Leitung  des  Referenten  schloss  Dr.  Büttner  seine 
umfangreiche  Dissertation,  die  Monographie  eines  schlesischen 
Rittergutes  ab,  welche  in  Heft  V  der  Breslauer  „Mittheilungen" 
erschien. 

Die  Lehrthätigkeit  des  Referenten  blieb  im  Jahre  1901 
unverändert. 

Die  amtliche  Correspondenz  des  Instituts  erreichte 
wieder  gegen  400  Journalnummern. 

Im  Personal  des  Institutes  trat  insofern  eine  Veränderung 
ein,  als  der  bisherige  landwirtschaftliche  Gärtner  Richter  aus 
dieser  Stellung  ausschied  und  die  gemeinsame  Rechnungs- 
führerstelle aller  landwirtschaftlichen  Institute  nebst  Ver- 
waltung der  Bibliothek  und  Sammlungen  übernahm.  An  seine 
Stelle  trat  der  bisherige  Lehrer  an  der  Gartenbauschule  zu 
Koschmin  in  Posen,  Herr  Thomas.  Ausserdem  wurde  dem 
Referenten  gestattet,  einen  Volontär-Assistenten  aus  dem  Kreise 
der  Studirenden  anzunehmen  zur  Hilfe  für  diverse  Beobach- 
tungen auf  dem  Felde  etc. 


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51 


Auf  Vorschlag  von  Herrn  Prof.  Holdefleiss  vertauschte 
Referent  zum  Winter-Semester  sein  Laboratorium  und  Amts- 
zimmer mit  dem  des  Genannten,  wodurch  für  das  Laboratorium 
des  Versuchsfeldes  grössere  Räume  gewonnen  wurden  und  die 
Anstellung  eines  zweiten  chemischen  Assistenten  beantragt 
werden  konnte,  der  auch  vorläufig  äusseret alsniäss ig  für  zwei 
Jahre  bewilligt  wurde  und  im  Februar  1902  seine  Arbeit 
aufnahm. 

von  Rümker. 

b.  Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Thier- 
productionslehre  und  Veterinärkunde. 

Im  Rasseviehstall  wurden  zur  Ergänzung  des  Bestandes 
und  zum  Ersatz  einiger  abgehender  Thiere  mehrere  neue  Kühe 
eingestellt.  Der  Thierbestand  diente  wie  früher  zu  wissen- 
schaftlichen Untersuchungen.  Die  von  stud.  Harnoth  be- 
arbeitete Peisaufgabe  der  Landwirthschaftskammer  über  den 
Einfluss  bestimmter  Futtermittel  auf  die  Qualität  des  Butter- 
fettes wurde  weiter  fortgesetzt  und  erweitert,  um  sie  zu  einer 
Doctor-Dissertation  zu  verwerthen.  Es  kam  insbesondere  darauf 
an,  zu  untersuchen,  ob  besondere  Futtermittel,  deren  specilische 
Wirkung  auf  die  Güte  der  Butter  in  der  Praxis  schon  längere 
Zeit  Gegenstand  widerstreitender  Erörterungen  ist,  wirklich 
einen  nachweisbaren  derartigen  Einfluss  ausüben.  Es  gilt,  für 
die  Güte  der  Butter,  ausser  dem  für  Sachverständige  ja  höchst 
maassgebenden  Geschmack,  noch  andere  analytisch  feststellbare 
Anzeichen  zu  benutzen,  und  als  solche  können  ausser  anderen 
gelten:  die  Höhe  des  Schmelz-  (und  Erstarrungs-)  Punktes, 
weil  mit  diesem  die  Festigkeit,  „Kernigkeit"  der  Butter  zu- 
sammenhängt, und  der  Gehalt  an  flüchtigen  Fettsäuren,  weil  diese 
nur  in  der  Butter  in  erheblicher  Menge  vorhanden  sind.  Die  Arbeit 
ergab  unter  anderem  folgende  Resultate:  Malzkeime  erniedrigen 
den  Schmelzpunkt  der  Butter,  erhöhen  dagegen  den  Gehaltan  flüch- 
tigen Fettsäuren.  Leinkuchen  und  Leinöl  erhöhen  den  Schmelz- 
punkt und  verringern  den  Gehalt  an  flüchtigen  Fettsäuren.  Palm- 
kernkuchen und  Palmkernfett  erhöhen  den  Schmelzpunkt,  ohne 
auf  den  Gehalt  an  flüchtigen  Fettsäuren  günstig  einzuwirken. 
Das  so  vielfach  als  ungünstig  für  die  Butterqualität  gefürchtete 

4' 


 52 

Baumwollsaatmehl  und  Baumwollsaatöl  erhöhen  auffallender 
Weise  den  Schmelzpunkt,  verringern  aber  den  Gehalt  an 
flüchtigen  Fettsäuren. 

Ebenso  wurde  die  von  stud.  Schulte-Bäuminghaus 
bearbeitete  landwirtschaftliche  Preisaufgabe  der  Universität 
durch  weitere  Thierversuche  vervollständigt,  um  die  Arbeit  zu 
einer  Doctor-Dissertation  zu  erweitern.  Die  in  umfänglichster 
Weise  angestellten  Untersuchungen  ergaben,  dass  nur  der 
Kalkgehalt  der  Milch  durch  Fütterung  zu  vermehren  ist,  während 
der  Gehalt  der  Milch  an  Kochsalz  (Chlornatrium),  Phosphor- 
säure und  Eisen  durch  die  Fütterung  nicht  beeinflusst  werden 
kann. 

Die  Thierklinik  war  unter  den  bisherigen  langjährigen 
Wechselfällen  ihren  eigentlichen  Zwecken  nur  wenig  nutzbar 
gemacht  worden.  Da  bei  der  provisorischen,  nebenamtlichen 
Anstellung  eines  Veterinärs  eine  stationäre  Klinik  nicht  ein- 
gerichtet wurde,  so  waren  die  Stallräumc  lange  Zeit  zum  Auf- 
stellen von  Rassevieh  von  Seiten  des  Instituts  für  landwirth- 
schaftliche  Thierproductionslehre  benutzt  worden.  Auch  das 
Abhalten  der  Poliklinik  geschah  durch  den  früheren  Leiter, 
Corpsrossarzt  Strauch,  nur  in  sehr  beschränkten  Zeilen,  so 
dass  sich  ein  regelmässiger  Betrieb  nicht  entwickeln  konnte. 
Der  nur  1  '/*  Monate  dauernden  Thätigkeit  des  Prof.  Dr.  Peter, 
welche  plötzlich  und  unvermittelt  zu  Weihnachten  1900  wieder 
abgebrochen  wurde,  folgte  leider  wieder  bis  zum  1.  October  1901 
eine  drei  vierteljährige  Pause,  in  welcher  ein  Vertreter  der 
Veterinärkunde  vollständig  fehlte.  Erst  seit  dieser  Zeit  ist  die 
Stelle  definitiv  besetzt  durch  Prof.  Dr.  K ünnemann,  welcher 
Folgendes  berichtet: 

Die  Thätigkeit  des  Genannten  musste  sich  in  der  kurzen 
Zeil  seit  Uebernahme  der  Thierklinik  naturgemäss  nur  auf 
Vorbereitungsarbeiten  zur  Ein-  und  Durchführung  einer  ge- 
regelten klinischen  Thätigkeit  beschränken.  Nach  der  bis- 
herigen provisorischen  Verwaltung  der  Thierklinik  sind 
mancherlei  Schwierigkeiten  zu  überwinden,  um  dieselbe  in 
Gang  zu  bringen.  Immerhin  muss  es  als  ein  erfreuliches 
Zeichen  für  die  Zukunft  angesehen  werden,  wenn  seit  Eröffnung 
der  Thierklinik  am  1.  November  bereits  705  Thiere,  darunter 


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53 


80  Pferde,  bis  zum  1.  April  poliklinisch  untersucht  und  be- 
handelt wurden.  Auch  wurden  in  etwa  30  Fällen  Cadaver  zur 
Feststellung  der  Todesursache  oder  zu  anderen  diagnostischen 
Zwecken  eingesandt  und  untersucht.  So  wurde  in  2  Fallen 
der  Ausbruch  der  Geflügelcholera  in  hiesigen  Beständen  fest- 
gestellt und  in  mehreren  Fällen  durch  Untersuchung  der  ein- 
gesandten Eihäute  von  Kühen,  die  verkalbt  hatten,  das  Vor- 
handensein des  seuchenhaften  Verkalbens  ermittelt. 

Die  Grundlagen  für  eine  gedeihliche  Entwickelung  sind 
vorhanden,  allerdings  bedarf  es  für  den  weiteren  Ausbau  der 
Thierklinik  zu  einem  allen  Anforderungen  genügenden  Veterinär- 
institute noch  einer  bedeutenden  räumlichen  Erweiterung  mit 
entsprechend  umfangreicheren  Einrichtungen  und  grösseren 
Mitteln.  Mit  der  sehr  dankenswerthen  Einstellung  von  Mitteln 
in  den  Etat  für  die  dauernde  Anstellung  eines  Assistenten  ist 
der  Anfang  für  eine  weitere  Entwickelung  des  Instituts  gemacht. 

Holdefle  iss. 

c.  Das  agrikulturchcmische  und  bakteriologische 

Institut. 

Die  Thätigkeit  des  Institutes  wird  durch  den  bereils  im 
vorjährigen  Berichte  beklagten  Mangel  einer  Vegetalionsstation 
in  höchst  unerwünschter  Weise  beschränkt,  und  die  dem 
Referenten  bei  seiner  Berufung  an  die  hiesige  Universität  in 
gedachter  Beziehung  gemachten  Versprechungen  werden  leider 
auch  im  nächsten  Jahre  abermals  nicht  erfüllt  werden.  Ein 
nothdürftiger  Ersatz  für  die  fehlenden  Einrichtungen  ist  aus 
den  laufenden  Institutsmitteln  durch  Errichtung  eines  kleinen 
Schutzhauses,  in  das  die  auf  zwei  Wagen  untergebrachten 
Vegetationsgefässe  bei  ungünstiger  Witterung  geschoben  werden 
können,  geschaffen  worden.  Den  nöthigen  Platz  hierfür  hat 
Herr  Prof.  von  Rümker  in  dankenswert  her  Weise  im  Zucht- 
garten des  landwirtschaftlichen  Versuchsfeldes  zur  Verfügung 
gestellt.  Das  Ganze  trägt  aber  den  Stempel  des  Provisoriums 
deutlich  an  der  Stirn  und  ist  demnach  auch  mit  zahlreichen 
schwerwiegenden  Mängeln  behaftet,  die  die  Ausführung  der 
bescheidensten  Versuche  ungemein  erschweren,  wenn  nicht  gar 
unmöglich  machen.  Somit  kann  in  fraglicher  Beziehung  wohl 
von  völlig  unhaltbaren  Zuständen  gesprochen  werden. 


 54 

Die  im  Vorjahre  begonnenen  Untersuchungen  über  den 
Kraftumsalz  der  Thiere  sind  noch  nicht  abgeschlossen,  haben 
aber  bereits  einige  bemerkenswerthe  Ergebnisse  gezeitigt. 

Die  Frage  nach  der  Entstehung  der  Hippursäure  im 
thierischen  Organismus  soll  einer  erneuten  gründlichen  Prüfung 
unterworfen  werden.  Vorher  musste  jedoch  versucht  werden 
eine  wirklich  zuverlässige  Methode  zur  Bestimmung  fraglicher 
Substanz  im  Harne  zu  ermitteln,  da  die  bislang  diesem  Zwecke 
dienenden  Verfahren  mehr  oder  weniger  unvollkommen  sind. 
Nach  ausserordentlich  zahlreichen  und  zeitraubenden  Versuchen 
sind  wir  zu  der  Erkenntniss  gekommen,  dass  es  eine  ganze 
Reihe  von  Mitteln  und  Wegen  giebt,  die  Hippursäure  in 
wässrigen  Lösungen,  auch  neben  Harnstoff,  Harnsäure  u.  s.  w., 
scharf  zu  bestimmen,  dass  der  Harn  der  Pflanzenfresser  aber 
gewisse  Substanzen  enthält,  die  dem  gesteckten  Ziele  leider 
unüberwindliche  Hindernisse  entgegenstellen.  Unter  diesen 
Verhältnissen  haben  wir  schliesslich  mit  der  Anstellung  der 
in  Aussicht  genommenen  Thierversuche  unter  Benutzung  einer 
etwas  modificirten  älteren  Methode  begonnen. 

Vorarbeiten  für  Versuche  über  den  Fleischansatz  aus- 
gewachsener Thiere  haben  zur  Construction  eines  neuen 
Apparates  für  die  Bestimmung  von  Fett  im  Fleische  und  in 
ähnlichen  Substanzen  geführt,  der  sich  bei  den  damit  bislang 
angestellten  Untersuchungen  sehr  gut  bewährt  hat. 

Ausserdem  wurden  mit  den  Hilfsmitteln  des  Instituts  von 
Studirendeii  folgende  Arbeiten  begonnen  resp.  abgeschlossen: 

1.  Beziehungen   zwischen  Nahrungsfett,    Körperfett  und 
Milchfett; 

2.  Studien  über  die  „Festlegung"  des  Stickstoffs  durch 
Bodenorganismen ; 

3.  künstliche  und  natürliche  Verdauung  stickstoffhaltiger 
Futterbestaudtheüe; 

4.  Absorption  des  Amidstickstoffs  durch  verschiedene  Boden- 
arten; 

5.  kalorimetrische  Bestimmungen    der  Benetzungswärme 
verschieden  behandelter  Culturböden. 

Von  Publikationen  des  Referenten  liegen  aus  dem  Berichts- 
jahre folgende  vor: 


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55 


1.  Die  Prümiirung  von  Felddüngungsversuchen,  ein  Mittel 
zur  Förderung  der  rationellen  Düngung  (Mittheilungen 
der  landwirtschaftlichen  Institute,  Breslau,  Heft  V); 

2.  über  die  Bestimmung  des  Schwefels  im  Ackerboden 
(Ebenda); 

3.  der  Wirkungswerth  des  Stallmiststickstoflfs  und  seine 
analytische  Bestimmung  (Ebenda); 

4.  der  Stoffwechsel  des  Pferdes  (Landwirtschaftliche 
Versuchsstationen,  Bd.  56). 

Personalveränderungen  haben  nicht  stattgefunden. 

Pfeiffer. 

d.   Das  Landwirthschaftlich-technologische  Institut. 

Im  Personalbestande  des  Instituts  fanden  Aenderungen 
nicht  statt,  und  der  Betrieb  des  Laboratoriums  nahm  den  ge- 
wohnten und  bewährten  Gang.  In  sehr  erfreulicher  Weise  ist 
ein  weiteres  Ansteigen  in  der  Theilnahme  der  Studirenden  an 
den  technologischen  Studien  zu  verzeichnen,  die  im  Winter-Se- 
mester des  Berichtsjahres  sogar  trotz  mannigfacher  Abweisungen 
zu  einer  starken  Ueberfüllung  von  Auditorium  und  Laboratorium 
fährte.  Das  erstere,  welches  24  Sitzplätze  besitzt,  sollte  35 
bezw.  46  Hörern  Platz  gewähren,  im  Laboratorium  mit  seinen 
14  Arbeitsplätzen  fanden  35  Praktikanten  Unterkunft,  was  sich 
allerdings  nur  durch  Vertheilung  derselben  auf  verschiedene 
Curse  ermöglichen  Hess.  Es  sprechen  diese  Zahlen  am  besten 
für  die  absolute  Unzulänglichkeit  der  Institutsräuine  und  für  die 
dringende  Nothwendigkeit  baldigster  anderweiter  Unterbringung 
des  technologischen  Instituts. 

Auch  in  diesem  Berichtsjahre  hatte  der  Unterzeichnete 
häufig  Veranlassung,  Behörden  und  Industriellen  Auskünfte  und 
Rathschläge  zu  ertheilen.  Derselbe  hielt  ferner  eine  Reihe 
fachwissenschafllicher  Vorträge,  so  im  Fortbildungseursus  für 
praktische  Landwirthe,  im  Bezirksverein  deutscher  Chemiker 
für  Mittel-  und  Niederschlesien  in  Breslau,  im  oberschlesischen 
Bezirksverein  deutscher  Chemiker  in  Kattowitz,  im  schlesischen 
Brennereiverwalter- Verein,  in  der  naturforschenden  Gesellschaft 
in  Danzig  u.  a.  m. 


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56 


Abgeschlossen  wurden  folgende  Arbeiten: 
Vater:  Ueber  den  Kaolin  von  Kreisau. 
F.  Zimmer:  Ueber  die  Umwandlung  von  Cellulose  in  Zucker. 
Felix  B.  Ahrens:  Ueber  den  Stärkegehalt  der  Kartoffeln 

und  seine  Bestimmung. 
Derselbe:  Ueber  Conium-Alkaloide. 

Derselbe:  Einführung  in  die  praktische  Chemie  I.  (anorgan.) 

Theil.    Stuttgart  1901. 
Derselbe:  Sammlung  chemischer  und  chemisch-technischer 

Vorträge,  Band  VII.    Stuttgart  1901. 

A  hren  s. 

e.    Der  culturtechn ische  Apparat. 

Auch  im  vergangenen  Jahre  standen  dem  culturtechnischen 
Apparat  entsprechende  Laboratoriums-Einrichtungen  nicht  zur 
Verfügung,  so  dass  auch  wissenschaftliche  Arbeiten  nicht  aus- 
geführt werden  konnten.  Es  wurden  deshalb  nur  in  früheren 
Jahren  hergestellte  Untersuchungen  über  die  „Boden-  und 
Wasserverhältnisse  des  Odenwaldes  und  seiner  Umgebung44 
zum  Druck  fertiggemacht  und  in  den  Abhandlungen  der  Gross- 
herzogl.  hessischen  geologischen  Landesanstalt  veröffentlicht. 

Luedecke. 

g.   Die  theoretischen  Institute  der  medicinischen  Facultät. 

1.    Das  anatomische  Institut. 

Die  Lernsammlungi  n  der  königlichen  Anatomie  wurden  im 
verflossenen  Jahre  vervollständigt«  und  die  wissenschaftlichen 
Sammlungen  geordnet,  zum  grossen  Theile  aufgestellt  und 
damit  wissenschaftlich  nutzbar  gemacht.  Die  wissenschaftlichen 
Arbeiten  des  Personals  der  Anstalt  sowie  Anderer  nahmen 
Fortgang  und  gelangten  zur  Veröffentlichung.  Personalverän- 
derungen fanden  nicht  statt. 

C.  Hasse. 
2.    Das  physiologische  Institut 

Personalien:  Am  31.  März  1901  schied  Herr  Dr.  med. 
R.  Burton-Opitz  aus  seiner  Stelle  als  Assistent  für  experi- 
mentelle Histologie;  diese  wurde  Herrn  Dr.  med.  Ulrich 
Gerhardt  aus  Berlin  übertragen. 


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57 


Der  Institutsetat  wird  laut  Mittheilung  des  Herrn  Uni- 
versität s-Curators  vom  Rechnungsjahr  1902  ab  um  800  Mark 
jährlich  erhöht. 

Wissenschaftliche  Arbeiten: 
K.  Hürth le:  Ueber  eine  selbstregistrirende  Stromuhr  und 
ihre  Leistungen.    Vortrag,  gehalten  auf  dem  V.  inter- 
nationalen Physiologen -Congress  in  Turin,    (s.  Arch. 
Ital.  de  Biol.  T.  XXXV.) 
Derselbe:  Ueber  mikro-photographische  Momentaufnahmen 
lebender  Muskelfasern  während  der  Thätigkeit.  Ebenda. 
Fritz  Wiener:  Ueber  Veränderungen  der  Schilddrüse  nach 
Anlegung  einer  Fistel  der  Gallenblase.  Diss.  Breslau  1901. 
Paul  Jensen:  Zur  Analyse  der  Muskelcontraction.  Pflügers 
Archiv  Bd.  86. 

Derselbe:     Untersuchungen    über  Protoplasmamechanik. 

Ebenda  Bd.  87. 
J.  Nagano:    Beobachtungen  an  einer  Thiry'schen  Fistel 

beim  Menschen.    Mitth.  aus  d.  Grenzgebieten  d.  Medic. 

und  Chirurg.  Bd.  9. 

Hürthle. 

3.    Das  pathologisch-anatomische  Institut. 

Die  Zahl  der  Obductionen  ist  auch  im  verflossenen 
Jahre  etwas  zurückgegangen,  indem  sie  nur  373  betragen  hat. 
Dabei  hat  auch  diesmal  die  Menge  der  secirten  Kinder  die 
Frequenz  aller  anderen  Kliniken  bedeutend  übertroffen,  indem 
sie  sich  auf  141,  also  —  wie  im  Vorjahre  —  auf  38  pCt. 
sämmtlicher  Sterbefalle  belief. 

Das  Zurücksinken  der  Mortalitätsziffer  im  „neuen44 
Institut  beweist  aufs  Schlagendste,  wie  richtig  es  war  und  wie 
unerlässlich  es  bleibt,  die  seit  nun  10  Jahren  festgehaltene 
Verbindung  mit  dem  Allerheiligen-Hospitale  auch  weiterhin  zu 
bewahren.  Die  Zahl  der  dort  ausgeführten  Obductionen  be- 
trägt 807. 

Mit  der  Aufgabe,  den  Director  im  alten  Institute  zu 
vertreten,  war  auch  heuer  der  erste  Assistent,  Herr  Priv.-Doc. 
Dr.  Henke,  betraut.  Hierbei  wurde  er  im  Sommer-Semester 
von  den  „Freiwilligen44  Herren  Dr.  Römer  aus  Zittau  und  Dr. 


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  58 

Nolten  aus  Dortmund,  im  Winter  -  Semester  überdies  von 
Herrn  Dr.  Vage  des  aus  Osnabrück  unterstützt. 

Im  neuen  Institute  waren  als  etatsmässige  Assistenten 
thätig  die  Herren  Dr.  Winkler,  welcher  sich  unter  dem 
13.  November  1901  als  Privatdocent  habilitirte,  und  Miodowski; 
als  „Freiwillige"  im  Sommer  die  Herren  Dr.  Wilhelm  Hoff- 
mann aus  Wismar,  Hermann  Rothe  aus  Guben  und  Willy 
Scholz  aus  Breslau;  im  Winter  die  Herren  Dr.  Rauenbusch 
aus  Berlin,  Arndt  aus  Petersdorf  und  Adolf  Hoffmann  aus 
Zabrze. 

Ausserdem  wurde  am  1.  Januar  1902,  gemäss  Verfügung 
des  Generalstabsarztes  der  Armee,  Herrn  Prof.  v.  Leuthold 
Excellenz,  Herr  Oberarzt  Dr.  Rohrbach  zur  Dienstleistung 
am  pathologischen  Institut  commandirt  und  ihm  die  unmittel- 
bare Unterstützung  des  Herrn  Privat-Docenten  Dr.  Henke  im 
Allerheiligen-Hospitale  übertragen. 

Die  Zahl  der  Anfragen,  welche  theils  hiesige,  theils  aus- 
wärtige Aerzte  und  Anstalten  an  das  Institut  richteten,  hat 
alle  bisherigen  Ziffern  erheblich  übertrolTen.  Sie  betrug  näm- 
lich 230  (gegen  175  im  verflossenen  Jahre  und  195  im  vor- 
letzten). Hiervon  entfielen  auf  die  Provinz  Schlesien  225 
(davon  auf  den  Regierungs- Bezirk  Breslau  150,  Oppeln  48, 
Liegnitz  27).  Aber  auch  aus  den  Provinzen  Posen  und  Bran- 
denburg, sowie  aus  den  Königreichen  Sachsen  und  Württem- 
berg wurde  der  Rath  des  Instituts  mehrfach  in  Anspruch  ge- 
nommen. Es  bedarf  wohl  nicht  der  Hervorhebung,  dass  ein 
solches  Anwachsen  dieser  Seite  der  täglichen  Obliegenheiten 
die  volle  Kraft  mindestens  eines  Assistenten  erfordert. 

Eine  schätzbare  Vermehrung  der  Unterrichts-  und  An- 
schauungsmittel wurde  dem  Institute  dadurch  zu  Theil,  dass 
ihm  Frau  Sanitätsrath  Dr.  Viertel- Breslau  die  ungemein 
lehrreiche  Sammlung  zum  Geschenke  machte,  welche  ihr 
verstorbener  Gatte  auf  dem  ihm  engvertrauten  Gebiete  der 
Harnblasen-,  Prostata-  und  Harnröhren  -  Erkrankungen  an- 
gelegt hatte.  Die  ansehnliche  Collection  enthält  nicht  nur 
eine  Menge  interessanter  Präparate,  —  theils  in  natura,  theils 
in  Gestalt  von  Moulagen,  —  sondern  auch  eine  grosse  Zahl 
von  Blasensteinen,  Gipsabgüssen,  Photogrammen  u.  s.  w. 


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59 


Es  ist  mir  eine  angenehme  Pflicht,  für  das  dem  Institut 
hiermit  bewiesene  Wohlwollen  auch  an  dieser  Stelle  aufrich- 
tigen Dank  zu  sagen. 

An  Veröffentlichungen  sind  während  des  abgelaufenen 
Studienjahres  aus  dem  Institute  folgende  hervorgegangen: 

Ponfick:  Topographischer  Atlas  der  medicinisch- chirur- 
gischen Diagnostik.  2.  Lieferung,  Jena,  Gustav  Fischer.  1901. 

Derselbe:  Ueber  congenitale  Myome  des  Herzens  und 
deren  Combination  mit  der  disseminirten  Form  echter 
Hirnsklerose.  Mit  1  Tafel.  Verhandlungen  der  deutsch, 
patholog.  Gesellschaft.   4.  Tagung,  S.  226. 

Henke:  Die  Pathogenese  des  Chalazion  nebst  Bemerkungen 
zur  histologischen  Differentialdiagnose  der  Tuberculose 
und  über  Fremdkörper  -  Riesenzellen.  Mit  1  Tafel. 
Ebenda  S.  1G6. 

Derselbe:  Cystenleber  und  Cystennieren  bei  einem  Neu- 
geborenen. Allgem.  medicin.  Centraizeitung.   1902.  Nr.  5. 

Derselbe:  Demonstration  eines  kleinen  Carcinoins  des 
Rectums,  entstanden  in  einem  tuberculösen  Geschwüre. 
Ebenda  Nr.  14. 

Derselbe:  Anatomische  Demonstrationen.  Ebenda.  1901 
Nr.  55  und  1902  Nr.  12. 

Karl  Winkler:  Das  Deciduom.  Zeitschrift  für  Geburts- 
hülfe  und  Gynaekologie.    1901.    Bd.  02,  S.  147. 

Römer:  Ueber  scheinbar  primäre,  in  Wirklichkeit  meta- 
statische  Krebserkrankungen  der  inneren  Geschlechts- 
organe bei  Tumorbildung  in  Abdominalorganen.  Archiv 
für  Gynaekologie.    1902.    Bd.  66,  S.  1. 

Heyn,  Arthur:  Ueber  disseminirte  Nephritis  bacillaris 
Tuberculöser  ohne  Nierentuberkel.  (Von  der  Breslauer 
med.  Facult.  preisgekrönt.)  Virchow's  Archiv.  Bd.  165,  S.42. 

Brucauff.  Ueber  die  Heilungsvorgänge  bei  disseminirten 
infectiösen  Nephritiden,  insbesondere  bei  der  Pyelone- 
phritis ascendens.  (Von  der  Bresl.  med.  Facult.  preis- 
gekrönt.)   Virchow's  Archiv.    Bd.  166,  S.  317. 

Cimbal:  Beiträge  zur  Lehre  von  den  Geschwülsten  im 
IV.  Ventrikel.    Virchow's  Archiv.    Bd.  166,  S.  289. 

Ponfick. 


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60 


4.    Das  pharmakologische  Institut. 

Der  Assistent  des  Instituts,  Privatdocent  Dr.  Kionka  er- 
hielt während  des  Sommer- Semesters  1901  einen  Ruf  als 
Professor  der  Pharmakologie  nach  Jena,  dem  er  zu  Beginn  des 
Winter-Semesters  folgte. 

An  seine  Stelle  trat  am  1.  October  1901  der  Dr.  med.  et 
phil.  Walther  Huschhaupt  aus  Bielefeld. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  im  Institute  fol- 
gende angefertigt: 

F,  Bannes:  Das  Wesen  der  genuinen  und  künstlichen  Vogel- 
gicht und  deren  Beziehungen   zur  Arthritis  urica  des 
Menschen.  —  Archives  internationales  de  Pharmacodyna- 
mie  et  de  Therapie  IX  S.  125;  —  auch  als  Inaugural- 
Dissertation  veröffentlicht. 
H.  Kionka:  Die  Giftwirkungen  des  als  „Präservesalz"  zur 
Fleischconservirung  verwandten  schwefelsauren  Natrons. 
—  Deutsche  medicinische  Wochenschrift  1902  No.  6.  — 
Derselbe:  Die  Unzulässigkeit  des  schwefligsauren  Natrons 
(Präservesalz)   zur    Fleischconservirung.    —  Aerztliche 
Sachverständigen-Zeitung  1902  No.  4.  — 
Die  beiden  letzten  Arbeiten  wurden  von  Jena  aus  ver- 
öffentlicht. 

Dr.  Ercklentz  arbeitete  über  die  Wirkung  der  Infusion  von 
physiologischer  Kochsalzlösung  bei  Vergiftungen. 

Ausserdem  wird  im  Institut  auf  dem  Gebiete  der  Diurese 
gearbeitet.  An  diesen  Arbeiten  sind  betheiligt,  ausser  dem 
Unterzeichneten,  Dr.  Ercklentz,  Dr.  Rusch haupt,  Dr.  Bi- 
berfeld und  cand.  med.  Pototzky. 

Filehne. 

5.   Das  hygienische  Institut. 

Als  erster  Instituts-Assistent  fungirte  Dr.  Eckhardt,  als 
zweiter  Assistent  Dr.  Paul.  Assistenten  der  Diphtheriestation 
waren  Dr.  Frief  und  Dr.  Gotschlich.  Das  Commando  des 
Oberarztes  Dr.  Nötel  an  das  hygienische  Institut  wurde  auf 
ein  Jahr  verlängert.  —  Der  Magistrat  der  Stadt  Breslau  traf 
zu  Beginn  des  Etatsjahres  eine  Vereinbarung  mit  dem  hygie- 
nischen Institut  betreffs  hygienischer  und  bakteriologischer 


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Untersuchungen  im  Interesse  der  Stadt;  die  zu  diesem  Zwecke 
eingerichtete  Station  wurde  der  Leitung  des  bisherigen  ersten 
Instituts-Assistenten  Dr.  Hey  in  arm  übergeben. 

Die  Leitung  der  im  Vorjahre  in  Beuthen  O./Schl.  als  Ab- 
theilung des  hiesigen  hygienischen  Instituts  errichteten  hygie- 
nischen Station  übernahm  der  Privatdocent  Dr.  von  Lingels- 
heim. 

In  den  Vorlesungen  und  Cursen  hat  gegen  das  Vorjahr 
keine  Aenderung  stattgefunden.  —  Die  wissenschaftlichen  Ar- 
beiten des  Instituts  betrafen:  Weitere  Experimente  und  Unter- 
suchungen über  die  Verbreitungswei.se  und  Verhütung  der 
Phthise  (8  Abhandlungen  hierüber  wurden  im  Juli  1901  in  der 
„Zeitschrift  für  Hygiene"  veröffentlicht);  die  Carcinomverbreitung 
in  Breslau;  die  Heutieber-Aetiologie;  den  Einfluss  bewegter 
Luft  auf  leblose  Objecte  und  auf  den  Menschen;  die  Aufnahme 
von  Mikroorganismen  mit  der  Inspirationsluft;  das  Klima  von 
Breslau;  die  Einwirkung  der  durch  menschliche  Exspiiations- 
producte  verunreinigten  Luft  auf  gesunde  und  kranke  Menschen. 
—  Die  abgeschlossenen  Arbeiten  sind  in  der  „Zeitschrift  für 
Hygiene  und  Infectionskrankheiten"  veröffentlicht. 

Durch  bakteriologisch-diagnostische  und  sanitätspolizeiliche 
Untersuchungen  wurde  das  Institut  auch  im  abgelaufenen  Etats- 
jahre  stark  in  Anspruch  genommen. 

Plügge. 

h.    Die  klinischen  Institute. 

1.    Die  medicinische  Klinik  und  Poliklinik. 

Im  Berichtsjahre  190102  betrug  die  Frequenz  der  klinisch 
behandelten  Kranken  1805  (902  Männer,  903  Frauen)  gegen 
1678  Kranke  (858  Männer,  820  Frauen)  im  Vorjahre. 

In  der  Poliklinik  wurden  behandelt  6041  Kranke (2658 Männer, 
3383  Frauen)  gegen  5695  Kranke  (2628  Männer,  3067  Frauen) 
im  Vorjahre. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  Sommer-Semester  1901  70, 
im  Winter-Semester  1901/02  70,  gegen  74  im  Sommer-Semester 
1900,  86  im  Winter-Semester  1900,01. 

Im  Aerztepersonal  sind  folgende  Aenderungen  eingetreten: 
Am  1.  October  1900  schieden  die  Herren  Assistenzärzte 
Dr.  Bergell  und  Dr.  Fr om herz  aus  der  Klinik  aus,  an  ihre 


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G2 


Stelle  traten  die  Herren  Dr.  J.  Schulz  und  Dr.  Ebstein, 
ferner  traten  als  Volontärärzte  die  Herren  Dr.  Tollens  und 
Dr.  Müller  an  demselben  Termine  ein. 

Das  Commando  des  Kaiserlichen  Marine-Stabsarztes  Dr. 
Weber  wurde  vom  1.  November  1901  auf  ein  Jahr  verlängert. 

Am  1.  April  1902  schieden  die  Herren  Dr.  Ebstein  und 
Dr.  Müller,  am  1.  März  Herr  Dr.  Ercklentz  aus  der  Klinik 
aus,  es  trat  der  bisherige  Volontärassistent  am  pathologisch- 
anatomischen Institut  Herr  Victor  Grospietsch  aus  Bres- 
lau ein. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind  folgende  im  Berichts- 
jahre aus  der  Klinik  hervorgegangen: 

I.    Im  Druck  erschienen: 

1.  Prof.  Dr.  A.  Kast:  Ueber  lymphagoge  Substanzen  im 
Blutserum  Nierenkranker.  Archiv  für  klinische  Medicin 
Bd.  73. 

2.  Dr.  W.  Ercklentz:  Pulsirender  Exophthalmus,  hervor- 
gerufen durch  Encephalocele  orbital.  Klin.  Monatsblätter 
1901. 

3.  Dr.  W.  Ercklentz:  Beiträge  zur  Frage  der  traumatischen 
Herzerkrankungen.    Zeitschrift  für  klin.  Medicin  Bd.  44. 

4.  Dr.  M.  Krüger  und  Dr.  Jul.  Schmid:  Die  Entstehung 
der  Harnsäure  aus  freien  Purinbasen.  Zeitschrift  für 
physiolog.  Chemie  Bd.  34. 

5.  Dr.  M.  Krüger  und  Dr.  A.  Schittenhelm:  Die  Purin- 
körper  der  menschlichen  Faeces.  Zeitschrift  für  physiolog. 
Chemie  Bd.  3.">. 

G.  Dr.  P.  Berg  eil:  Zur  Bestimmung  der  ß  Oxybultersäure 
im  Harne.    Zeitschrift  für  physiolog.  Chemie  Bd.  33. 

7.  Dr.  P.  Bergeil:  Ueber  die  Spaltung  des  Lecithins  durch 
den  bei  vollständigem  Darmverschluss  abgesonderten 
Darmsaft.    Centralbl.  für  allgem.  Pathologie  Bd.  12. 

8.  Dr.  A.  Schittenhelm:  Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der 
Osteoarthropathie  hypertrophiante  Maries.  Berl.  klin. 
Wochenschr.  1901. 

9.  Dr.  E.  Cohn:  Purpura  haemorrhagica  bei  Lungentuber- 
culose.    Münch,  med.  Wochenschr.  1901. 


63 


10.  Dr.  L.  Ebstein:  Ueber  einen  Protozoenbefund  in  einem 
Falle  von  acuter  Dysenterie.  Arch.  für  experiment.  Pa- 
thol.  u.  Pharmakologie  Bd.  46. 

11.  Semesterbericht  Nr.  XV  und  XVI. 

II.  Dissertationen. 

1.  Dagobert  Bergel  aus  Schweidnitz:  Ein  Fall  von 
Cantharidin-  Vergiftung. 

2.  Georg  Liebert  aus  Sagan:  Ueber  Venenthrombose  bei 
Chlorose. 

3.  A.  Neumann  aus  Grossenhain:  Beitrag  zur  Pathologie 
des  ductus  thoracicus  und  den  chylösen  Ergüssen. 

4.  Carl  Ullrich  aus  Kreuzburg:  Neun  Fälle  von  Tetanus. 
Ein  Beitrag  zur  Antitoxinbehandlung  dieser  Krankheit. 
(Aus  der  Chirurg,  und  medicin.  Klinik.) 

III.  Vorträge  resp.  Demonstrationen  in  der  Schlesischen 
Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur: 

1.  Prof.  Dr.  A.  Kast: 

1.  Ueber  Osteo  arthropathie  hypertrophiante. 

2.  Ueber  einen  Fall  von  Brown-Sequard'scher  Lähmung. 

3.  Ueber  Flint'sche  Geräusche. 

4.  Zur  Diagnose  von   Lungengangraen.  (Discussions- 
bemerkungen.) 

2.  Dr.  Paul  Krause: 

1.  Ueber  einen  Fall  von  Raynaud'scher  Krankheit. 

2.  Die  Bedeutung  der  Radiographie  bei  der  Diagnose  von 
Lungenkrankheiten.  (Discussionsbemerkungen.) 

3.  Dr.  W.  Ercklentz:  Ueber  einen  Fall  von  pulsirendem 
Exophthalmus. 

4.  Dr.  E.  F  r  o  m  h  e  r  z :  Ueber  Retinalpuls  beiHerzerkrankungen . 

5.  Dr.  Weber:  Ueber  einen  Fall  von  pulsirendem  Gaumen 
bei  Aorten insufficienz. 

6.  Dr.  Ebstein:  Ueber  Anorexia  hysterica. 

Kast. 

2.    Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik. 
Im  Personalbestand  der  Klinik  trat  eine  Aenderung  ein, 
indem  Herr  Assistenzarzt  Dr.  Reinbach  am  1.  April  1901 
austrat  und  Herr  Dr.  Lengemann  dafür  als  Assistent  eintrat. 


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64 


Ferner  wechselten  mehrere  Volontärärzte.  Während  des 
Sommer-Semesters  wurden  zahlreiche  bauliche  Veränderungen 
in  der  Klinik  in  Angriff  genommen:  der  Neubau  einer  ortho- 
pädischen Abtheilung,  die  Vergrösserung  und  der  Umbau  der 
septischen  Baracke,  der  Aufbau  eines  Stockwerks  über  dem 
Verbindungsbau  zwischen  den  unteren  Krankenabtheilungen 
und  dem  Mittelbau. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  Sommer-Semester  81,  im 
Winter-Semester  87. 

In  der  stationären  Klinik  wurden  behandelt  9%  Männer, 
7322  Frauen,  gegen  989  Männer  und  671  Frauen  im  Vorjahre. 

In  der  Poliklinik  wurden  6948  Patienten  behandelt  gegen 
5834  im  Vorjahre. 

Während  des  Etatsjahres  1901/02  sind  an  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  erschienen: 

1.  Geheimrath  Professor  Dr.  v.  Mikulicz-Radecki: 

1.  Ueber  die  Narcose.  Die  deutsche  Klinik  am  Eingang 
des  20.  Jahrhunderts,  (v.  Leyden-Klemperer)  Bd.  VIII, 
Lief.  22—24. 

2.  Die  verschiedenen  Methoden  der  Schmerzbetäubung 
und  ihre  Indication.  Verhandlungen  der  deutschen 
Gesellschaft  für  Chirurgie.    1901.    II.  S.  560. 

3.  Chirurgische  Erfahrungen  über  Magen carcinom. 
73.  Versammlung  Deutscher  Naturforscher  und  Aerzte 
in  Hamburg. 

4.  J.  v.Mikulicz  und  G.  Reinbach:  Ueber  Thyreoi- 
dismus  bei  einfachem  Kropf.  Ein  Beitrag  zur  Stellung 
der  Schilddrüse  im  Basedowschen  Krankheitsbild. 
Mitth.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.Chir.  Bd.  VIII,  Heft  3. 

2.  Professor  Dr.  A.  He  nie: 

1.  Zur  Technik  der  Sondirung  schwer  permeabler 
Speiseröhrenverengungen.  Centralbl.  für  Chirurgie. 
1901.    No.  34. 

2.  Der  Kurzschlussunterbrecher  für  die  Zwecke  der 
Endoskopie.    Centralbl.  f.  Chirurgie.   1901.  No.  34. 

3.  Pneumonie  und  Laparotomie.  Verhandl.  d.  deutsch. 
Gesellsch.  f.  Chirurgie.  1901. 


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65 


4.  Zur  Technik  der  Resection  des  Mastdarmvorfalls. 
Bruns'  Beitr.  XXXIII.  lieft  3. 

3.  Privatdocent  Dr.  Kausen: 

Cucullarisdefect  als  Ursache  des  congenitalen  Hoch- 
standes der  Scapula.  Mitth.  aus  den  Grenzgeb.  der 
Med.  u.  Chir.   Bd.  IX,  3.  Heft,  S.  415. 

4.  Dr.  W.  An  schütz: 

1.  Bauchfelltuberculose  in  Encyklopädie  von  Kocher 
und  Quervain. 

2.  Selbstverstümmelungen.    Bruns'  Beitr.  Bd.  31. 

3.  Versteifung  der  Wirbelsäule.  Grenzgeb.  d.  Med.  u. 
Chir.    Bd.  VIII. 

4.  Knochenatrophie  und  Osteomalacie.  Grenzgeb.  der 
Med.  u.  Chir.    Bd.  IX. 

5.  Dr.  G.  Gott  stein: 

1.  Ein  Fall  von  Fremdkörper  in  der  pars  cardiaca  des 
Magens.  Deutsche  Med.  Wochenschr.  1901.  No.  23. 

2.  Technik  und  Klinik  der  Oesophagoscopie.  Jena  1901. 

3.  Die  diagnostische  Bedeutung  der  Probeexcision  auf 
oesophagoskopisohem  Wege.  Arch.  f.  klin.  Chirurg. 
1902.    Bd.  G5. 

4.  Mitarbeit  an  der  Encyklopädie  von  Kocher  und 
Quervain. 

6.  Dr.  P.  Lengemarin: 

1.  Statistisches  über  Chloiofomiverbrauch.  Beitr.  zur 
klin.  Chirurg.    Bd.  XXXI,  Heft  3. 

2.  Eine  operative  Heilung  von  Gastrit.  phlegmonosa 
diff.  Mitth.  a.  d.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  IX.  Bd., 
Heft  4  u.  5. 

7.  Privatdocent  Dr.  Reinbach: 

1.  Siehe  No.  1,  4. 

2.  Congenitale  Lageanomalie  des  Dickdarms  und  Defect 
des  Colon  ascend.,  combinirt  mit  erworbener  Stenose 
des  Ileum.   Bruns*  Beitr.    Bd.  XXX,  Heft  1. 

3.  Untersuchungen  über  den  Bau  verschiedener  Arten 
von  menschlichen  Granulationen.  Habilitationsschrift, 
Breslau  1901.    Ziegl.  Beitr.    Bd.  XXX.  1901. 

5 


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4.  Ueber  Haeraorrhoiden  im  Kindesalter  und  über  das 
Wesen  der  Haemorrhoidalaffection  überhaupt,  Allg. 
med.  Centraizeitung  1001  No.  96. 

8.  Dr.  B.  Heile: 

Experimentelles  zur  Frage  der  Operationshandschuhe 
nebst  Beiträgen  zur  Bedeutung  der  Luftinfection. 
73.  Versammlung  Deutscher  Naturforscher  und 
Aerzte  in  Hamburg  und  Bruns'  Beiträge.  Bd.  XXXII, 
Heft  3. 

9.  Dr.  v.  Mieczkowski: 

1.  Desinfectionsversuche  am  menschlichen  Dünndarme. 

Mitth.  a.  d.  Grenzgeb.  f.  Med.  u.  Chir.  Bd.  IX,  Heft  3. 
4.  Zur   Bacteriologie  des  Gallenblaseninhaltes  unter 

normalen  Bedingungen  und  bei  der  Cholelithiasis. 

Grenzgeb.  f.  Med.  u.  Chir.    Bd.  VI,  Heft  1  u.  2. 

10.  Dr.  E.  G.  Stumme: 

Ueber  die  Spätresultate  der  Resection  des  Kopf- 
nickers beim  musculären  Schiefhalse  nach  Mikulicz. 
Zeitschr.  f.  Orthopäd.  Chir.  Bd.  IX. 

11.  Dr.  S.  Pförringer: 

Bimsteinalcoholseife  in  fester  Form  als  Desinficiens 
für  Haut  und  Hände.  Deutsche  med.  Wochenschr. 
1901  No.  30. 

12.  Dr.  R.  Pichler: 

Ueber  den  Werth  des  Aluminiumbroncedrahtes  in 
der  Chirurgie.    Centraizeitung  f.  Chir.   1901.  No.  16. 

13.  Dr.  Nagano: 

Beobachtungen  an  einer  Thiry'schen  Fistel  beim 
Menschen.  Grenzgeb.  d.  Med.  u.  Chir.  Bd.  EX,  Heft  3. 

14.  Paul  Nachtigall: 

Ein  Fall  von  median.  Nasenspalte.  Inaug.-Dissert. 

15.  Heinrich  John: 

Ueber  die  Behandlung  veralteter  Luxationen  des 
Schulter-  und  Ellbogengelenkes.  Inaug.-Dissert. 

16.  Erich  Schäffer: 

Beitrag  zur  chirurg.  Behandlung  der  Trigeminus- 
neuralgie.  Inaug.-Dissert. 


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(V7 


17.  G.  Rothe: 

Beitrag  zur  Statistik  der  eingeklemmten  Hernien 
Inaug.-Dissert. 

18.  F.  Balzer: 

Ueber  Blasensteine  und  Blasen frenidkörper.  Inaug.- 
Dissert. 
10.  Karl  Schinke: 

Die  Nierenexstirpation  in  ihrer  Entwickelung  nebst 
Beiträgen.  Inaug.-Dissert. 

20.  Georg  Teichmann: 

Ueber  Hallux  varus.  Inaug.-Dissert. 

21.  Karl  Ullrich: 

Neun  Fälle  von  Tetanus,  ein  Beitrag  zur  Antitoxin- 
behandlung. Inaug.-Dissert. 
Ausserdem   fanden  zahlreiche  Demonstrationen  statt  in 

der  medicinischen  Section  der  schlesischen  Gesellschaft  für 

vaterländische  Cultur. 

v.  Mikulicz-Radecki. 

3.    Die  Klinik  für  Augenkranke. 

Personalien.  Als  Assistenten  fungirten  im  Jahre  1901/02 
Privatdocent  Dr.  Heine,  Dr.  W.  L.  Meyer,  Dr.  R.  Depene; 
Assistenzarzt  Dr.  Ens  1  in,  welcher  seitens  des  General -Com- 
mandos  zur  Klinik  commandirt  war,  verblieb  auch  bis  auf 
Weiteres  an  derselben.  Am  1.  November  1901  gab  Dr.  W. 
Loth.  Meyer  seine  bisher  innegehabte  Assistentenstelle  auf. 
An  seine  Stelle  wurde  mit  Genehmigung  des  Ministers  der 
geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinal-Angelegenheiten  Dr. 
med.  Paul  Steffens  berufen.  Dr.  R.  Depene  ist  für  den 
im  März  1901  ausgeschiedenen  Dr.  med.  Kunz  am  1.  April  1901 
eingetreten. 

Gebäude.  Grössere  Reparaturen  oder  sonstige  bauliche 
Veränderungen  fanden  in  diesem  Jahre  nicht  statt. 

Krankenzahlen.  In  der  poliklinischen  Abtheilung  wurden 
neu  aufgenommen: 

a.  im  Sommer-Semester  2597  Kranke, 

b.  im  Winter-Semester   .  2925 

Während  des  ganzen  Jahres   5522  Kranke. 

5* 


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68 

Von  diesen  Kranken  wurden  1011  der  stationären  Klinik 
überwiesen. 

An  wichtigen  Operationen  wurden  ausgeführt: 

a.  im  Sommer-Semester  311  Operationen, 

b.  im  Winter-Semester  326  « 

zusammen    637  Operationen. 
Die  Zahl  der  zum  Unterricht  und  an  die  Studirenden  zur 
Untersuchung  vertheilten  Kranken  betrug: 

a.  im  Sommer-Semester  233  Kranke, 

b.  im  Winter-Semester   .  171 

zusammen    404  Kranke 
Studirende.    Die  Vorträge  und  die  klinischen  Demon- 
strationen wurden  besucht: 

a.  im  Sommer-Semester  74  Studirende, 

b.  im  Winter-Semester  ....    ...  47 

zusammen    121  Studirende. 

Auditorium.  Der  klinische  Unterricht  wurde  im  Sommer 
und  im  Winter  in  dem  klinischen  Gebäude  Maxstrasse  2  ab- 
gehalten. 

Ausser  dem  klinischen  Unterricht  wurde  im  Sommer  die 
Lehre  von  den  Augenoperationen  mit  praktischen  Uebungen, 
im  Winter  ein  Kolleg  über  den  Zusammenhang  der  Augen- 
erkrankungen mit  den  Allgemeinkrankheiten  beides  einstündig 
und  publice  von  Geh.  Hath  Professor  Dr.  Uli  t  ho  ff  gelesen. 

Curse.  Der  Augenspiegel-Cursus  wurde  im  Sommer  wie 
im  Winter  für  Anfänger  von  Professor  Dr.  Groenouw,  für 
Geübtere  von  Privatdocent  Dr.  Heine  gehalten. 

Weitere  Curse  und  Vorlesungen  hielten  im  Sommer- 
Semester  1901: 

Professor  Dr.  Groenouw:  Functionsprüfung  des  Auges  mit 

praktischen  Uebungen  (einstündig). 
Privatdocent  Dr.  Heine:   Ausgewählte  Kapitel  der  Augen- 
heilkunde. 
Im  Winter-Semester  1901/02: 
Professor  Groenouw: 
1.  Ueber  die  wichtigsten  Arbeiterversicherungsgesetze  in 
ihrer  Bedeutung  für  die  klinische  Medicin  mit  praktischen 


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69 


Uebungen  in  der  ärztlichen  Sachverständigen-Thätigkeit 
gemeinschaftlich  mit  den  Herren  Privatdoc.  Dr.  Mann, 
Prof.  Dr.  Stern  und  Privatdoc.  Dr.  Tietze  (1 72  stündig). 
2.  Pathologische  Anatomie  des  Auges  (einstundig). 

Privatdocent  Dr.  Heine:  Functionsprüfungen  des  Auges  mit 
praktischen  Uebungen  (einstündig). 

W i s  s e n  s c  h af 1 1  i c h e  A r b e i  t e n.  Geh. Med.-Rath Professor 
Dr.  Uhthoff: 

1.  Beschreibung  der  neuen  Königl.  Universitäts- Klinik  für 
Augenkranke  in  Breslau.  Klin.  Monatsbl.  für  Augen- 
heilk.  1901. 

2.  1.  Tetanie  und  Katarakt. 

2.  Optikus -Atrophie  bei  einem  7jährigen  Knaben  mit 
Schilddrüsen- Atrophie.  Allg.  med.  Cent r.- Zeitung 
1001,  No.  2. 

3.  Bemerkungen  zur  Erfindung  des  Augenspiegels  vor 
50  Jahren.  Bericht  über  d.  29.  Vers.  d.  Ophth.  Gesellsch. 
Heidelberg.    S.  33. 

4.  Beitrag  zur  Kenntniss  der  Sehnervenveränderungen  bei 
Schädelbrüchen,  speziell  des  Hämatoms  der  Sehnerven- 
scheiden. 29.  Vers.  d.  Ophth.  Gesellschaft.  Heidelberg. 
S.  33. 

5.  Demonstration  von  stereoskopischen  Photographien. 
Ebendaselbst 

6.  Beziehungen  der  Allgemeinleiden  und  Organerkrankungen 
zu  Veränderungen  und  Krankheiten  des  Sehorgans. 
Erster  Theil:  Sehstörungen  bei  Vergiftungen.  (Handbuch 
d.  Augenheilk.  v.  Graefe  und  Saemisch.) 

7.  Weitere  Beiträge  zur  congenitalen  totalen  Farbenblind- 
heit. Zeitschr.  f.  Psychologie  u.  Physiologie  der  Sinnes- 
organe 1901.    Bd.  XXVII. 

Professor  Dr.  Groenouw:  Die  Augenentzündung  der  Neu- 
geborenen in  klinischer  und  bakteriologischer  Hinsicht, 
v.  Graefe's  Arch.  f.  Ophth.    LH.    S.  1. 

Dr.  Heine: 

1.  Ueber  Orthostereoskopie.  v.  Graefe's  Arch.  f.  Ophth. 
LIII.    S.  306. 


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70 


2.  Dritte  Mittheilung,  betreffend  die  Anatomie  des  myopischen 
Auges.    Archiv  f.  Augcnheilk.    XLIII.    S.  05. 

3.  Vierte  Mittheilung,  betreffend  die  Anatomie  des  myopischen 
Auges.    Archiv  f.  Augenheilk.    XLIII.   S.  66. 

4.  Die  Unterscheidbarkeit  rechtsäugiger  und  linksäugiger 
Wahrnehmungen  und  deren  Bedeutung  für  das  körperliche 
Sehen.    Mon.-Bl.  f.  Augenheilk.  1901.   S.  615. 

5.  Ueber  den  skiaskopischen  Strahlenverlauf.  Mon.-Bl.  f. 
Augenheilk.  1901.    S.  621. 

6.  lieber  die  Vollkorrektion  der  Myopis.  Bericht  der  29.  Vers, 
d.  Ophth.  Gesellsch.    Heidelberg.    S.  114. 

7.  Demonstration  des  Zapfenmosaiks  der  menschlichen 
Fovea.    Ebenda.    S.  265. 

8.  Ueber  den  Einfluss  des  intraarteriellen  Druckes  auf  Pupille 
und  intraoeularen  Druck.  Klin.  Mon.-Bl.  f.  Augenheilk. 
XL.  1902. 

9.  Pathologiseh-anatomischeBilder.  Lief. 44  desNeisser'schen 
Stereosk-Atlas. 

Dr.  Marschke:  Beiträge  zur  pathologischen  Anatomie  der 
Mvopie  und  des  Hydrophthalmus.  Klin.  Mon.-Bl.  f. 
Augenheilk.    S.  705  u.  Inaug.-Dissertation. 

Dr.  Frey:  Ueber  die  Behandlung  hochgradiger  Kurzsichtig- 
keit.   Inaug.-Dissertation.  Breslau. 

Dr.  Meyer  ho  f: 

1.  Ueber  seltenere  Ausbreitungsarten  und  Folgezustände 
von  Uvealsarkomen.    Klin.  Mon.-Bl.  f.  Augenheilk.  91H. 

2.  Albrecht  v.  Graefe's  Lidschlussreaction  der  Pupille.  Klin. 
Mon.-Bl.  f.  Augenheilk.  1902.    S.  245. 

Dr.  Seydel:  Ein  Beitrag  zum  Wiedersehenlernen  Blind- 
geborener.   Klin.  Mon.-Bl.  f.  Augenheilk.  1902.    S.  97. 

Dr.  Masugi:  Experimentelle  Untersuchungen  über  den 
Heilungsvorgang  bei  perforirenden  und  nicht  perforiren- 
den  Hornhautwunden,  mit  besonderer  Berücksichtigung 
der  Cocain -Einwirkung.  Klin.  Mon.-Bl.  f.  Augenheilk. 
XXXIX.  1901  u.  Inaug.-Dissertation. 

W.  Uhthoff. 


71 


4.  Die  Frauenklinik  und  Poliklinik. 
Bereits  im  vorigen  Berichtsjahre  wurde  eine  bauliche 
Veränderung  in  der  Klinik  begonnen  und  zu  Ende  geführt, 
welche  von  hoher  Bedeutung  ist  und  deren  in  diesen  Berichten 
noch  nicht  gedacht  wurde.  Die  bis  dahin  absolut  unzuläng- 
lichen Laboratoriumsräumlichkeiten  erfuhren  eine  Eweiterung. 
Es  wurde  der  überflüssige  Esssaal  für  Schwangere  im  Souterrain 
und  ein  kleiner  benachbarter  Vorraum  zum  eigentlichen 
Laboratorium  umgestaltet,  mit  einigen  neuen  Apparaten  und 
Inventarstücken  ausgestattet,  seine  Thür  nach  dem  Seiten- 
corridore  vermauert,  eine  neue  Thür  nach  dem  Mittelcorridor 
durchgebrochen.  Der  kleine  einfenstrige  im  Erdgeschoss  ge- 
legene, bis  dahin  als  Laboratorium  bezeichnete  Raum  blieb  für 
einfachere  mikroskopische  Untersuchungen  und  für  Aufstellung 
von  allmählich  sich  immer  mehr  ansammelnden  Präparaten 
disponibel. 

Eine  bedeutungsvollere  bauliche  und  zwar  fundamentale 
Umgestaltung  erfuhren  im  Berichtsjahre  die  aseptischen 
Operationsräume  der  gynäkologischen  Abtheilung. 

Der  eigentliche  Operationsraum  erhielt  zweckmässige  Vor- 
räume zur  Aufstellung  von  Sterilisations-Apparaten,  zur  Auf- 
bewahrung von  sterilisirtem  Verband-,  Tupf-,  Näh-  und  Be- 
kleidungsmaterial, für  die  Vorbereitung  der  zu  Operirenden. 
Zu  diesen  Vorräumen  wurden  zwei  anstoßende  disponible, 
gelegentlich  mit  Kranken  belegte  Zimmer,  ein  ebenfalls  be- 
nachbartes, bis  dahin  zum  Cloroformiren  benutztes  Zimmer 
und  ein  durch  eine  Wand  in  zwei  Abschnitte  zerlegtes  Stück 
des  anstossenden  Corridors  umgebaut. 

Ferner  wurden  aus  diesen  sämmtlichen  Räumen  die  Oefen 
entfernt  und  für  sie  eine  Centraiheizung,  gespeist  von  einem 
im  Keller  aufgestellten  Niederdruckdainpfapparat  geschaffen. 

Endlich  wurden  die  Fussboden-  und  Wandbekleidungen  aller 
dieser  Räume  den  aseptischen  Principien '  entsprechend  ein- 
gerichtet, so  wie  das  Oberlicht  des  eigentlichen  Operationsraumes 
bedeutend  vergrössert.  Es  steht  noch  aus  die  Anschaffung  eines 
im  Keller  aufzustellenden  Dampfkessels,  von  welchem  aus  die 
Slerilisatoren  in  Function  gesetzt  und  so  die  theure  Gasheizung 
umgangen  werden  kann. 


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72 


Diese  Einrichtungen  haben  sich  in  den  4  Monaten,  in 
welchen  sie  in  Gebrauch  sind,  ausserordentlich  bewährt;  es 
besitzt  jetzt  die  Breslauer  Frauenklinik  bauliche  und  apparative 
Einrichtungen,  welche  den  hochgestellten  Anforderungen  einer 
operativen  Richtung  auf  dem  Gebiete  der  Gynäkologie  voll 
entsprechen. 

In  den  Personalien  vollzogen  sich  folgende  Veränderungen: 
Von  den  Assistenzärzten  schieden  aus:  Dr.  Heinsius, 
Dr.  Grosser. 

Als  neue  Assistenzärzte  traten  ein:  Dr.  Hayn,  Dr.  Hannes. 

Als  Volontärärzte  waren  thätig  die  Herren  Dr.  Fähnrich, 
Dr.  Rothe,  Dr.  Tietze,  Dr.  Strempel,  Dr.  Vagedes. 


Der  Krankenbestand  betrug  am  1.  April  1901  .    .  82 
Im  Ganzen  wurden  in  der  stationären  Klinik  be- 
handelt   1  577 

Im  Vorjahre  wurden  behandelt   1  545 

Verpflegensta^e  im  Berichtsjahre   33  544 

*   Vorjahre   30  484 

Krankenbestand  am  31.  März  1902   63 

Ambulant  wurden  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   3  285 

b.  poliklinisch  entbunden   725 

Im  Vorjahre  wurden  ambulant  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   2  786 

b.  poliklinisch  entbunden   684 


Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommer-Semester 
1901  von  80,  im  Winter-Semester  1901/02  von  63  Praktikanten 
besucht;  ausserdem  nahm,  wie  gewöhnlich  an  den  klinischen 
Vorlesungen,  den  Kranken-  und  Operationsbeobachtungen  eine 
Anzahl  in-  und  ausländischer  Aerzte  Theil. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen 
und  erschienen  im  Druck: 

Küstner: 

1.  Kurzes  Lehrbuch  der  Gynäkologie,  von  welchem  einzelne 
Kapitel  bearbeitet  sind  von  Bumm  (Halle),  Doederlein 
(Tübingen),  Gebhard  (Berlin),  v.  Rosthorn  (Graz).  Jena, 
Fischer  1901. 


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73 


2.  Die  blutige  Reinversion  des  Uterus  durch  Spaltung  der 
hinteren  Wand  nach  Eröffnung  des  hinteren  Douglas 
(Hagars  Beiträge,  Bd.  V,  Heft  2). 

3.  Abdominale  Operationen  bei  Uteruscarcinom.  Verh.  der 
Deutsch.  Gesellsch.  f.  Gyn.  1901. 

4.  Methodik  der  gynäkologischen  Laparotomie  ebendaselbst. 

5.  Das  Princip  der  medianen  Uterusspaltung,  seine  weitere 
Verwendung  im  Dienste  operativer  Maassnahmen.  Central- 
blatt  f.  Gyn.    1901.    No.  44. 

6.  Ueber  Kaiserschnitt  bei  Eclampsie.  Verh.  der  Deutsch. 
Gesellsch.  f.  Gyn.  1901. 

7.  Antiseptische  Vorbereitung  für  Blasenoperationen.  Allgem. 
und  Centraizeitung.    1902.   No.  2. 

8.  Ueber  Ileus.    Ebendaselbst.    1901.   No.  61. 

9.  Verwendung  von  Gummihandschuhen  am  Gebärbett. 
Ebendaselbst    1901.   No.  93. 

10.  Operative    Behandlung   des    Uteruscarcinoms.  Eben- 
daselbst. 1902. 

Dr.  Dienst: 

1.  Kritische  Studien  über  die  Pathogenese  der  Eclampsie 
auf  Grund  pathologisch  -  anatomischer  Befunde,  Blut- 
und  Harnuntersuchungen  eclamptischer  Mütter  und  deren 
Früchte  (Vorl.  Mittheil.)  Centralblatt  f.  Gyn.  1901,  No.  19. 

2.  Experimentelle  Beiträge  zur  Frage  der  Pathogenese  der 
Eclampsie.    Verh.  der  deutsch.  Gesellsch.  f.  Gyn.  1901. 

3.  Kritische  Studien  über  die  Pathogenese  der  Eclampsie 
auf  Grund  pathologisch-anatomischer  Befunde,  Blut-  und 
Harn-Untersuchungen  eclamptischer  Mütter  und  Früchte. 
Archiv,  f.  Gyn.    Bd.  65,  Heft  2. 

4.  Neuere  Untersuchungen  über  das  Wesen  der  Eclampsie 
und  Gesichtspunkte  über  die  Behandlung  der  Krankheit. 
Allg.  med.  Centraizeitung  1902,  No.  23. 

Dr.  Sticher: 

1.  Händesterilisation  und  Wochenbettsmorbidität.  Habili- 
tationsschrift, Zeitschr.  f.  Gyn.  und  Geburtshilfe,  Bd.  45. 

2.  Vortrag  und  Discusionen  über  dasselbe  Thema  in  der 
schles.  Gesellsch.  f.  vaterländ.  Cultur.    November  1901. 


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74 

3.  Histologische   und   bakteriologische   Untersuchung  in 

Küstners  Lehrbuch  der  Gynäkologie. 
Dr.  Christiani:   Beitrag  zur  operativen  Behandlung  des 

Gebärmuttervorfalls. 
Dr.  M.  Cohn:  Ueber  die  Dauerresultate  der  antifixirenden 

Operationen. 

F.  Gaus:  Ueber  Nahrungsausnutzung  des  Neugeborenen. 
Jahrb.  für  Kinderheilkunde  von  Heubner.    N.  F.  LV,  2. 

B.  Faehnrich:  Beitrag  zur  Kenntniss  der  typischen  Bauch- 
deckenfibrome.   D.  i.  Breslau  1901. 

F.  Kobrak:  Ueber  Kindszerstückelnde  Operationen.  D.  i. 
Breslau  1902. 

H.  Thomas:    Zur  Indioationsstellung    und  Technik  des 

Kaiserschnittes.    D.  i.  Breslau  1902. 
M.  Schmidt:  Ueber  Nabelschnurvorfall.    D.  i.  Breslau  1902. 
M.  Gassmann:  Indication  und  Prognose  der  Zange.    D.  i. 

Breslau  1902. 

Küstner. 

5.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 

Krankheiten. 

Im  Berichtsjahr  1901  02  wurden  in  der  Poliklinik  behan- 
delt: 4677  Personen  und  zwar  2756  Männer  und  1921  Frauen. 
Gegen  das  Vorjahr  um  350  Personen  mehr.  Die  klinische  Be- 
legzahl betrug  801  Männer,  340  Frauen,  zusammen  1141  Per- 
sonen. Gegen  das  Vorjahr  72  Personen  weniger.  Das  klinische 
Material  setzte  sich  zusammen  aus  663  Hautkranken,  478  vene- 
risch Kranken,  das  poliklinische  aus  2992  Hautkranken,  1685 
venerisch  Kranken. 

An  baulichen  Veränderungen  wurde  der  Ausbau  des  Dach- 
geschosses vorgenommen.  In  demselben  wurden  untergebracht 
2  Assistentenwohnungen  (1  grosses  und  2  kleinere  Zimmer), 
1  Wohnung  für  die  poliklinische  Wärterin  und  1  Schwester- 
wohnung. 

In  dem  Röntgenziinmer  gelangte  der  neue  Strebel'sche 
Belichtungsapparat  zur  Aufstellung. 

In  der  Pfingstwoche,  vom  28. — 30.  Mai,  fand  der  VII.  Con- 
gress  der  Deutschen  dermatologischen  Gesellschaft  statt,  welcher 


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75 


zum  grössten  Theil  in  den  Räumen  der  Klinik  abgehalten 
wurde.  Zur  Demonstration  von  Scioptikon-Präparaten,  Röntgen-, 
elektrischen  und  anderen  Apparaten  wurde  der  Hörsaal  des 
hiesigen  physiologischen  Instituts  zur  Verfügung  gestellt.  Die 
Zahl  der  Theilnehmer  betrug:  159. 

Als  Oberarzt  der  Klinik  fungirte  Privatdocent  Dr.  J. 
Schäffer. 

Als  etatsmässige  Assistenten  waren  angestellt  Dr.  Scholtz 
und  Dr.  Plato,  an  Stelle  von  Dr.  Scholtz,  welcher  Ende  des 
Sommer-Semesters  die  Klinik  verliess,  um  sich  in  Königsberg 
als  Privatdocent  für  Dermatologie  und  Syphilis  zu  habilitiren, 
trat  Dr.  Juliusberg,  für  Dr.  Plato,  welcher  im  Januar  1902 
nach  langer  Krankheit  starb,  Dr.  Klingmüller  als  etats- 
mässige Assistenten  ein.  Für  Dr.  Juliusberg,  welcher  am 
1.  März  die  Klinik  verliess,  wurde  Dr.  Tomascze wski  als 
etatsmassiger  Assistent  berufen,  welcher  als  ausseretatsmässiger 
Assistent  durch  Dr.  Sklarek  ersetzt  wurde. 

Als  ausseretatsmässige  Assistenten  fungirten  Dr.  Tomas- 
czewski,  Dr.  Schirr macher,  Dr.  Baum. 

Als  unbesoldete  Assistenten  waren  thätig:  Dr.  Baum, 
Dr.  Guth,  Dr.  Halkin,  Dr.  Herrinann,  Dr.  Juliusberg, 
Dr.  Klingmüller,  Dr.  Lesser,  Dr.  Mann,  Dr.  Pick,  Dr. 
Pollio,  Dr.  Sachs,  Dr.  Sklarek,  Dr.  von  Winiwarter 
und  Dr.  Ziegler. 

Die  von  Geh.  Rath  Neisser  abgehaltene  Klinik  und  Poli- 
klinik der  Haut-  und  venerischen  Krankheiten  wurde  belegt: 

im  Sommer-Semester  von  32  Hörern, 

im  Winter-Semester  von  27  * 

Folgende  wissenschaftlichen  Arbeiten  gingen  in  dem  Be- 
richtsjahre aus  der  Klinik  hervor: 

Prof.   Dr.   Neisser:    Die  tuberculösen  Hauterkrankungen, 
Deutsche  Klinik  1902. 

—  Betrachtungen  zur  Diagnose  der  Syphilis.  Deutsche 
Klinik  1901. 

—  Ueber  Versuche,  Syphilis  auf  Schweine  zu  übertragen. 
Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis,  1902.  LIX.  Bd. 
2.  Heft. 


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76 

Prof.  Dr.  Neisser:  Plato's  Versuche  über  die  Herstellung 
und  die  Verwendung  von  „Trichophytin".  Archiv  für 
Dermatologie  und  Syphilis  LX.  Bd.  1.  Heft 

—  Zur  Erinnerung  an  den  25jährigen  Bestand  der  Breslauer 
Hautklinik.  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LX.  Bd.  1.  Heft. 

—  Syphilisbehandlung  im  Krankenhaus.  Die  Krankenpflege. 
1901.    Bd.  I.  Heft  2. 

Ashihara:  lieber  das  Lupus-Carcinom,  Inaugural- Disser- 
tation.   Breslau  1900. 

Herr  mann:  Eine  eigenthümliche  mit  Hyperhidrosis  einher- 
gehende entzündliche  Dermatose  an  der  Nase  jugend- 
licher Individuen.  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LX.  Bd.  1.  Heft. 

Juliusberg:  Ueber  Wirkung,  Anwendungs weise  und  Neben- 
wirkungen des  Thiosinamins.  Deutsche  medicinische 
Wochenschrift  1901  Nr.  35. 

—  Referat  über  neuere  Methoden  der  Scabiesbehandlung. 
Therapeutische  Monatshefte  1901.  Oktober. 

Dr.  Klingmüller:  Mikroskopische  Untersuchungen  über  die 
Bedeutung  der  Reactionszone  nach  Tuberculin  -  Injec- 
tionen.  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis.  LX.  Bd. 
1.  Heft. 

Lesse r:  Ueber  die  gleichzeitige  therapeutische  Anwendung 
von  Quecksilber-  und  Jodpräparaten.  Deutsche  medi- 
cinische Wochenschrift  1901  Nr.  47  und  48. 

—  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  gleichzeitige 
Darreichung  von  Quecksilber-  und  Jodpräparaten.  Ar- 
chiv für  Dermatologie  und  Syphilis.   LX.  Bd.  1.  Heft. 

Lion:  Die  Resorptiousfähigkeit  der  Haut  für  Jodkali  in  ver- 
schiedenen Salbengrundlagen.  Kaposi,  Festschrift.  Wien 
bei  Braumüller.  1900. 

R.  Müller:  Beitrag  zur  Lehre  vom  Mal  perforant  du  pied. 
Stereoskopisch-medicinischer  Atlas.  Leipzig  bei  Barth. 
Lief.  37. 

Pick:  Psoriasis  und  Glykosurie.  Berliner  klinische  Wochen- 
schrift.   1902  Nr.  3. 


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77 


Pick:  Die  Beziehungen  des  Lupus  erythematosus  discoides 
zur  Tuberculose,  mit  besonderer  Vorwerthung  der  Tuber- 
culinreaction.  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LVIII.  Bd.    Hea  3. 

—  Ueber  das  Epithelioma  adenoides  cysticum  (Brooke) 
und  seine  Beziehung  zum  Adenom  der  Talgdrüsen 
(Adenocytheliom).  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LX1II.  Bd.  Heft  1  und  2. 

Plato:  Ueber  den  Werth  und  die  Anwendungs weise  des 
Protargols  bei  der  Bekämpfung  der  Gonorrhoe.  Die 
Heilkunde.    August  1901. 

Plato  und  Guth:  Ueber  den  Nachweis  feinerer  Wachsthums- 
vorgänge in  Trichophyton  und  anderen  Fadenpilzen 
mittels  Neutralroth.  Zeitschrift  für  Hygiene  und  Infec- 
tionskrankheit.  1901. 

Pollio:  Ueber  die  Action  des  Quecksilbers  auf  das  syphi- 
litische Gewebe.  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LX.  Bd.  1.  Heft. 

Schaff  er:  Die  Visceralerkrankungen  der  Leprösen.  Lepra 
Bibliotheca  international.    Leipzig  bei  Barth  1901. 

Sclioltz:  Ueber  den  Einfluss  der  Röntgenstrahlen  auf  die 
Haut  in  gesundem  und  krankem  Zustande.  Archiv  für 
Dermatologie  und  Syphilis.    LIX.  Bd.  3.  Heft. 

—  Welche  Gesichtspunkte  sind  bei  der  Beurtheilung  der 
Infectiosität  chronischer  postgonorrhoischer  Urethritiden 
maassgebend?  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LVI.  Bd.  2.  Heft. 

Zarubin:  Ueber  atrophische  und  serpiginöse  Formen  des 
Liehen  ruber  plan.  Archiv  für  Dermatologie  und  Syphilis. 
LVIII.  Bd.  3.  Heft. 
Auf  dem  VII.  Congress  der  Deutschen  dermatologischen 
Gesellschaft,  welcher  vom  28.  bis  30.  Mai  in  Breslau  abgehalten 
wurde,  wurden  folgende  Vorträge,  Referate  und  Demonstrationen 
abgehalten : 

Lion:  Zur  Behandlung  der  Hautkrankheiten  mit  Röntgen- 
strahlen. 

Schaff  er:  Zur  Verhütung  der  Lungenembolien  bei  der  Injec- 
tion  unlöslicher  Quecksilberpräparate. 


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78 


Stern  und  Sachs:  Experimentelle  Untersuchungen  über 

Harnantiseptica. 
Herrman«:  Zur  Naevusfrage. 
Juliusberg:  Zur  Tuberkulidfrage. 

Klingmüller:  Schlusssätze  zu  der  Demonstration  von  Präpa- 
raten von  Lepra  maculo-anaesthetica. 

Klingmüller  und  Scholtz:  Ueber  den  Werth  des  alten 
Koch'schen  Tuberculin. 

Plato:  Ueber  den  Einfluss  von  Spiritusverbänden  auf  Ent- 
zündungsprocesse  in  der  Haut. 

Schäffer:  Ueber  den  Einfluss  von  Hitze,  Kälte  und  feuchter 
Wärme  auf  Entzündungsprozesse  in  der  Haut. 

Scholtz:  Zur  Ekzemfrage. 

Tomasczewki:  Ueber  Acanthosis  nigricans. 

Prof.  Neisser:  Pityriasis  rubra  pilaris. 

Herrmann:  Ein  Fall  von  streifenförmiger  Sklerodermie  an 
Stirn  und  Nase. 

Juliusberg:  Thiosinamintherapie. 

Scholtz:  Demonstration  von  mit  Thiosinamin  behandelten 

schweren  Lupusfällen. 
Sachs:  Ein  Fall  von  Urticaria  pigmentosa. 
Schäffer:  Demonstration  von  Kranken  mit  atypischem  Liehen 

ruber  planus. 
Rau:  Ein  Fall  zur  Diagnose. 
Klingmüller:  Fälle  von  atrophisirender  Alopecie. 
Schäffer:  Mehrere  Fälle  von  tuberösen  Bromausschlägen. 
Scholtz:  Demonstration  eines  Falles  von  Keratoma  heredi- 

tarium  palmare  et  plantare. 
Juliusberg:  Ein  Fall  von  „Folliclis". 

Schäffer:  Ein  Fall  von  Mykosis  fungoides  von  Liehen  ruber 
planus  ähnlichem  Aussehen. 

Herrmann:  Ein  Fall  von  Raynaud'scher  Krankheit. 

Scholtz:  Mehrere  Fälle  von  sogenannter  Dermatitis  liche- 
noides pruriens  (Liehen  chronicus  Vidal  Neurodermitis- 
Brocq). 

Schirrmacher:  Ein  Fall  von  primärem  Hautsarcom  des 
rechten  Armes  nach  einem  Trauma. 


79 


Juliusberg:  Ein  Fall  von  Prurigo  Hebrae  mit  eigenartigen 
verrucösen  Veränderungen. 

—  Einige  Fälle  von  Pityriasis  lichenoides  chronica. 
Mann:  Partielle  Atrophia  culis  mit  auffallend  symmetrischer 

Vertheilung. 

Sch  äff  er:  Hauterkrankungen  mit  bemerkenswerther  Loca- 
lisation. 

Scholtz:  Mit  Röntgenstrahlen  behandelte  Hautkranke. 

—  Lupus  des  Gesichts  mit  hochgradigsten  Entstellungen. 

—  Zur  Differentialdiagnose  von  Lupus  und  Lues. 
Juliusberg:  Ein  Fall  von  Dystrophie  der  Haut  und  Hyper- 

keratose  (Keratodermie). 

—  Circumscripte~  flächenhafte  Atrophie  oder  Sklerodermie 
der  Haut. 

Sachs:  Demonstration  eines  Falles  von  Erythema  exsudat. 
perstans. 

Sch  äff  er:   Demonstration  von  gefärbten,    auf  Agarmem- 
branen gezüchteten  Pilzculturen. 
Herrmann:  Milzbrand  der  Haut  und  der  inneren  Organe. 
Scholtz:  Demonstration  von  Röntgenröhren  verschiedener 
Construction  und  mit  verschieden  hohem  Vacuum. 
In  der  Medicinischen  Section  der  Schlesischen  Ge- 
sellschaft für  vaterländische  Cultur  wurden  folgende  Vorträge 
Discussionen  und  Demonstrationen  gehalten: 

Prof.  Dr.  Neisser:  Ueber  Versuche,  Syphilis  auf  Schweine 
zu  übertragen. 

Dr.  Juliusberg:  Auf  welchem  Wege  gelangt  bei  der  Ein- 

reibungscur  das  Quecksilber  in  den  Körper? 
Prof.  Dr.  Neisser:  Discussionsbemerkungen  hierzu. 

—  Discussionsbemerkungen  zu  dem  Vortrage  des  Herrn 
Dr.  Lesser:  Ueber  die  gleichzeitige  therapeutische  An- 
wendung von  Quecksilber-  und  Jodpräparaten. 

—  Diskussionsbemerkungen  zu  dem  Vortrage  des  Herrn 
Dr.  Löwenheim:  „Ueber  die  Infectiosität  alter  epidi- 
dymitischer  Reste". 

—  Discussionsbemerkungen  zum  Vortrag  des  Herrn  Prof. 
Stern:  „Ueber  Harnantiseptica". 

Dr.  Guth:  Ein  Fall  von  Lupus  vulgaris. 


80  

In  der  Breslauer  dermatologischen  Vereinigung 
wurden  Vorträge  und  Demonstrationen  abgehalten  von  den 
Herren  Dr.  /uliusberg,  Scholtz,  Plato,  Klingmüller, 
Guth,  Lesser,  O.  Sachs,  Toniasczewski,  Sklarek, 
Neisser,  Schäffer. 

Im  Sommer-Semester  las: 
Geh.  Rath  Neisser  publice:  Pathologie  und  Therapie  der 
Syphilis, 
Privatdocent  Dr.  Schäffer  las: 

im  Sommer-Semester:  Pathologie  und  Therapie  der  Haut- 
krankheiten mit  praktischen  Uebungen, 

im  Winter-Semester:  Pathologie  und  Therapie  der  Go- 
norrhoe mit  praktischen  Uebungen. 

Die  einzelnen  Positionen  des  Etats  vertheilten  sich  fol- 
gendermaassen: 

Zur  An-  und  Abfuhr  von  Kranken  etc.  und  zu  Reiseunter- 
stützungen   7,oo  Mark, 

für  Verbandstoffe  und  Instrumente  .  .  .  10  284,54  * 
für  die  Sammlung  und  Bibliothek  ....     1  168,05  * 

für  Begräbnisskosten   — 

für  Anfertigung  von  Zeichnungen  und  für 

Versuchsthiere  etc   3  344,48 

Die  Verpflegungskosten  für  die  Kranken,  welche  aus  dem 
allgemeinen  Fonds  der  Verwaltung  der  Kliniken  bestritten 
werden,  betragen  für  Patienten  I.  und  II.  Klasse  1,60  Mark, 
für  Patienten  III.  Klasse  83  Pfg.  täglich. 

Für  Warte-  und  Dienstpersonal  wurden  verausgabt:  95  Pfg. 
für  den  Tag. 

Die  Gehälter  des  Oberarztes  und  der  Assistenzärzte  be- 
trugen zusammen:  3600  Mark. 

Die  Einnahmen  der  Klinik  beliefen  sich  auf  51  243,39  Mark. 

Neisser. 

C.    Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für 

Nervenkrankheiten. 

Auf  Einreichung  eines  Berichts  verzichtet. 


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81 


7.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten. 

In  dem  Berichtsjahre  wurde  die  seit  Jahren  bestehende 
finanzielle  Nothlage  dadurch  wesentlich  erleichtert,  dass  von 
Seiten  des  hohen  Ministeriums  für  die  Beschaffung  von  Appa- 
raten und  Instrumenten  die  Summe  von  3000  Mark  in  dankens- 
werther  Weise  zur  Verfügung  gestellt  wurde.  Es  wurden  da- 
durch eine  Reihe  dringend  nöthiger  Neubeschaffungen  ermög- 
licht. Die  Errichtung  einer  stationären  Abtheilung  ist  leider 
wiederum  nicht  möglich  gewesen,  und  die  vielfach  in  diesen 
Berichten  beklagten  Uebelstände  blieben  demnach  fortbestehen. 

Die  Zahl  der  poliklinischen  Patienten  hat  weiter  zuge- 
nommen —  auf  3548,  und  dadurch  hat  sich  auch  die  zu  leistende 
Arbeit  wesentlich  gesteigert.  Ausser  dem  Unterzeichneten  und 
dem  Assistenten  Dr.  Hinsberg  wirken  stets  noch  4  bis  5  frei- 
willige Hilfsärzte  mit  Leider  erweisen  sich  die  Räumlichkeiten 
immer  weniger  ausreichend,  die  Abfertigung  der  Patienten  und 
die  Abhaltung  der  Vorlesungen  in  der  wünschenswerthen 
Weise  zu  ermöglichen.  —  Die  wissenschaftliche  Thätigkeit  der 
an  der  Poliklinik  beschäftigten  Aerzte  konnte  unter  diesen 
Umständen  nur  beschränkt  sein. 

Im  Berichtsjahre  erschienen  folgende  Arbeiten: 

Hinsberg:  Ueber  Augenerkrankungen  bei  Tuberculose  der 
Nasenschleimhaut  und  die  Milchsäurebehandlung  der 
letzteren.    Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde,  Bd.  39. 

—  Ueber  den  Infectionsmechanismus  bei  Meningitis  nach 
Stirnhöhleneiterung.  Verhandlung  der  deutschen  oto- 
logischen  Gesellschaft,  X.  Versammlung. 

—  Ueber  Labyrintheiterungen.  Zeitschrift  für  Ohrenheil- 
kunde, Bd.  40.  Habilitationsschrift. 

—  Die  Entwickelung  der  Nasenhöhle  bei  Amphibien.  Theil 
I  und  II.  Archiv  für  mikroskopische  Anatomie  und  Ent- 
wickelungsgeschichte,  Bd.  58. 

—  Dasselbe,  Theil  III.    Ebenda  Bd.  60. 

Zilla:  Die  Beziehungen  der  Rachenmandelvergrösserung  zur 
Gaumen-,  Schädel-,  Obergesichts-  und  Nasenbildung. 
Inaugural-Dissertation. 

o 


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83 


Rummler:  Den  Dermatosen  analoge  Schleimhauterkrankungen 

des  Kehlkopfes.  Inaugural-Dissertation. 
Hilfermann:    Die  Betheiligung  des  Ganglion  Gasseri  bei 
Mittelohreiterungen.     Zeilschrift    für  Ohrenheilkunde, 
Bd.  40.  Inaugural-Dissertation. 
Kohlmeyer:  Beitrag  zur  Histologie  der  Ohrpolypen.  Inau- 
gural-Dissertation. 
An  den   Vorlesungen    des  Unterzeichneten  nahmen  im 
Sommer -Semester  23,  im  Winter -Semester  30  Zuhörer  Theil. 

Der  Assistent  der  Poliklinik,  Dr.  V.  Hinsberg,  habilitirte 
sich  am  31.  October  1901.  Leider  verliess  er  Ende  März  seine 
Stellung,  um  sich  in  Königsberg  neu  zu  habilitiren. 

Kümm  el. 

8.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder. 

Im  Berichtsjahre  wurde  der  Neubau  der  Kinderklinik  so- 
weit gefördert,  dass  das  Hauptgebäude  am  15.  November  be- 
zogen werden  konnte.  Gleichzeitig  mit  dem  Hauptgebäude 
wurde  der  Bau  der  Absonderungsbaracke  beendet.  Die  innere 
Einrichtung  derselben  konnte  jedoch,  da  die  Mittel  nicht  aus- 
reichten, nur  soweit  beschafft  werden,  dass  nur  eine  Hälfte 
der  Baracke  seit  dem  1.  Januar  in  betriebsfähigem  Zustande  ist. 

Mit  Rücksicht  auf  die  Platzfrage  wurde  der  Bau  des  im 
Kostenanschlage  vorgesehenen  Nebengebäudes  (Stallung,  Schup- 
pen) bisher  nicht  in  Angriff  genommen,  was  sich  als  ein  sehr 
fühlbarer  Mangel  geltend  macht.  Die  Uebergabe  des  Neubaues 
wurde  am  10.  Dezember  durch  Herrn  Curatorialrath  Schimm  el- 
pfennig  vollzogen.  Am  4.  November  wurden  in  einer  Eröff- 
nungsvorlesung durch  den  Director  der  Klinik  die  Bedeutung, 
die  Aufgaben  und  Ziele  der  neuen  pädiatrischen  Klinik  gewür- 
digt. Mit  dem  Neubau  der  Klinik  sind  zwar  nicht  alle,  aber 
wohl  die  notwendigsten  Bedingungen  erfüllt,  um  einen  modernen 
wissenschaftlichen  Anforderungen  entsprechenden  Unterricht 
in  der  Pädiatrie  durchzuführen. 

Auf  der  Klinik  wurden  210,  in  der  Poliklinik  8070  Kinder 
behandelt. 

Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommer -Semester 
von  40,  im  Winter-Semester  von  13  Hörern  besucht. 


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8:3 


Als  Assistenten  fungirten  die  Herren:  DDr.  M.  Thiemich 
A.  Keller,  K.  Gregor  und  W.  Freund,  als  Volontärassistenten 
die  Herren:  DDr.  Bartenstein,  Freyberger  und  Steinitz. 

Ferner  waren  an  der  Klinik  beschäftigt  die  Herren  Aerzte: 
Arndt,  Dotti,  Hedenius,  Kaliski,  Leschz i ner,  Rom m el, 
Schatz,  sowie  die  Herren  Kandidaten:  Neumann,  Kiewe, 
Schaps,  Herrmann,  Gallewski  und  Ullmann. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen  und 
veröffentlicht: 

Czerny  und  Keller:  Des  Kindes  Ernährung,  Ernährungs- 
störungen und  Ernährungstherapie.  Wien,  Deutieke, 
II.  Lieferung,  Bogen  10  bis  20. 

Czerny:  Kinder  neuropathischer  Eltern.  Deutsche  Aerzte- 
Zeitung.   Mai  1901. 

Derselbe:  Ein  Vorschlag  zur  Abgrenzung  des  Begriffes  Skro- 
fulöse. Zeitschrift  für  Tuberculose  und  Heilstättenwesen. 
Bd.  II,  S.  204. 

Derselbe:  Rohe  Milch  als  Säuglingsnahrung.    Centralbl.  für 
Stoffwechsel-   und  Verdauungskrankheiten.     3.  Jahrgang 
Nr.  4. 

Thiemich:  Ueber  plötzliche  Todesfälle  im  Kindesalter. 
Vierteljahresschrift  für  gerichtliche  Medicin.  3.  Folge 
XXI.  2. 

Derselbe:  Ueber  Enuresis  im  Kindesalter.  Berlin,  klin. 
Wochenschria.    1901,  Nr.  31. 

Derselbe:  Klinische  Beobachtungen  über  die  Funktionsfähig- 
keit der  motorischen  Rindenfelder  beim  Säuglinge.  Ver- 
handlungen der  18.  Versammlung  der  Gesellschaft  für 
Kinderheilkunde  in  Hamburg  1901. 

Gregor:  Der  Fettgehalt  der  Frauenmilch  und  die  Bedeutung 
der  physiologischen  Schwankungen  desselben  in  Bezug 
auf  das  Gedeihen  des  Kindes.  Volkmanns  Sammlung 
klin.  Vorträge,  Nr.  302. 

Derselbe:  Ueber  Muskelspasmen  und  Muskelhypertonie  im 
Säuglingsalter  und  ihre  Abhängigkeit  von  der  Ernährung. 
Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie.  Bd.  X, 
Heft  2. 

G* 


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84 


Freund:  Zur  Kenntnis  der  Oxydationsvorgänge  bei  gesunden 
und  kranken  Säuglingen.  Verhandlungen  der  18.  Ver- 
sammlung der  Gesellschaft  für  Kinderheilkunde  in  Ham- 
burg, 1901. 

Gallewski:  Histologische  und  klinische  Untersuchungen 
über  die  Pyramidenbahn  und  das  Babinski'sche  Phänomen 
im  Säuglingsalter.  Inaugural-Dissertation. 

Herr  mann:  Ueber  Kopfschmerzen  bei  Schulkindern  und 
ihre  Beeinflussung  durch  suggestive  Behandlung.  Inaug.- 
Dissertation. 

Arndt:  Das  Verhalten  der  Kalksalze  in  den  Faeces  und  im 
Harne  von  Säuglingen  bei  Darreichung  gekochter  und 
ungekochter  Milch.  Inaugural-Dissertation. 

Hannes:  Ueber  die  Beziehungen  der  Leukocytose  zu  der 
spontanen  sowie  der  durch  Wärme  hervorgerufenen 
Schweissbildung.  Inaugural-Dissertation. 

Schikora:  Zur  Kenntnis  der  GallenfarbstofTe  in  den  Faeces 
der  Säuglinge.  Inaugural-Dissertation. 

Czerny. 

9.  Das  zahnärztliche  Institut. 

Das  abgelaufene  Jahr  war  für  das  zahnärztliche  Institut 
insofern  bedeutungsvoll,  als  dieses  endlich  aus  den  unzuläng- 
lichen Räumlichkeiten  des  Hauses  Feldstrasse  5  in  die  würdigen 
Räume  der  alten  Augenklinik  am  Burgfeld  17/19  überführt 
wurde.  Nachdem  am  31.  März  die  früheren  Räume  gekündigt 
worden  waren,  bis  Anfang  August  aber  kein  endgiltiger  Be- 
scheid über  die  anderweitige  Unterbringung  des  Instituts 
Seitens  des  hohen  Ministeriums  ergangen  war,  wurden  durch 
die  dankenswerthe  Fürsorge  des  Herrn  Curators  der  Universität 
dem  Institut  die  Räume  des  Hauses  Burgfeld  17/19  angewiesen, 
welche  schon  im  Vorjahre  dafür  in  Aussicht  genommen  worden 
waren.  Wenn  auch  damit  noch  nicht  allen  Bedürfnissen  des 
Instituts  Rechnung  getragen  worden  ist,  insbesondere  eigene 
Warteräume  für  das  hilfesuchende  Publikum  sich  nicht  haben 
herstellen  lassen,  so  ist  doch  die  Lage  des  Instituts  durch  die 
Unterbringung  in  hohen,  über  eine  grosse  Lichtmenge  ge- 
bietenden Räumen  ganz  erheblich  verbessert  worden.  Hoflfent- 


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85 

lieh  gelingt  es  auch  in  dem  nächstjährigen  Etat  ausreichende 
Mittel  zu  einer  entsprechenden  Ausstattung  der  Räume  bereit 
zu  stellen. 

Mit  der  Uebersiedelung  war  aber  eine  erhebliche  Unter- 
brechung des  Institutsbetriebes  verbunden,  da  die  bauliche  Ein- 
richtung der  Räume  und  die  Instandsetzung  des  lange  unbe- 
bewohnt  gewesenen  Hauses  trotz  eifrigster  Thätigkeit  der 
Bauverwaltung  nicht  vor  dem  1.  December  fertig  zu  stellen 
war.  Diese  Pause  im  Betriebe  des  Instituts  wirkte  drückend 
auf  die  Zahl  der  Studirenden  und  der  Patienten;  dieser  Rück- 
gang ist  schnell  wieder  ausgeglichen  worden. 

Die  Poliklinik  für  Mund-  und  Zahnkrankheiten  wurde  be- 
sucht von  1203  Patienten  (508  männlichen,  695  weiblichen).  An 
diesen  kamen  zur  Beobachtung  174  Pulpitiden,  223  Erkran- 
kungen der  Zahnwurzelhaut,  davon  56  mit  gingivalen  Fisteln, 
95  Knochenhauterkrankungen,  davon  42  acute,  53  chronische, 
25  abscedirend,  14  mit  Wangenfisteln  und  5  palatinale  Ab- 
scesse.  Dentitionsstörungen  und  Stellungsanomalien  kamen 
92  mal  zur  Behandlung,  10  Stomatitiden,  5  Spaltbildungen, 
6  Epuliden,  5  Unterkieferfracturen.  Ausserdem  wurden  7  Em- 
pyeme der  Kieferhöhle  und  12  Cysten  operirt.  Extrahirt 
wurden  1854  Zähne  und  Wurzeln,  und  zwar  85  mal  in  Narkose. 
Zungenerkrankungen,  Geschwülste  der  Kiefer  nnd  andere  Fälle 
mit  chirurgischen  Erkrankungen  der  Mundhöhle  kamen  reichlich 
zur  Vorstellung. 

In  der  Füllabtheilung  wurden  1G26  Füllungen  gelegt,  davon 
413  in  Gold,  31  in  Zinngold,  671  in  Goldamalgam,  14  in  Kupfer- 
amalgam, 360  in  Cement.  Viel  geübt  wurden  die  Füllungen  in 
Email,  und  zwar  wurden  24  nach  Jenkins,  13  nach  Dali,  2  nach 
Moeser  gefertigt.    Arseneinlagen  waren  377  mal  nothwendig. 

In  der  technischen  Abtheilung  kamen  ausser  zahlreichen 
Ober-  und  Unterstücken,  Kronen,  Obtuiatoren,  Richtmaschinen 
und  Schienen  zur  Behandlung  von  Brüchen  und  Nachbehand- 
lung von  Resectionen  zur  Ausführung. 

Für  zahlreiche  Geschenke  an  die  Bücherei  und  die  Samm- 
lungen sei  den  gütigen  Gebern  hiermit  der  beste  Dank  ausge- 
sprochen. 


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86 


Mit  dem  Magistrat  der  Stadt  Breslau  kam  ein  Abkommen 
über  die  Behandlung  von  armen  Kranken  zu  Stande.  Die 
Unteroffizierschule  in  Wohlau  wurde,  wie  in  früheren  Jahren, 
auch  in  diesem  Jahre  zahnärztlich  durch  den  Assistenten  des 
Instituts  versorgt. 

An  Arbeiten  sind  aus  dem  Institut  hervorgegangen : 

1.  Partsch:  Jahresbericht  der  Fortschritte  der  Chirurgie 
(Abschnitt  Mund,  Kiefer,  Zähne). 

2.  —  Ueber  das  dentale  Empyem.  Vortrag  auf  der  Ham- 
burger Naturforscherversammlung,  comb.  Sitzung  der 
Laryngologen  und  Zahnärzte. 

3.  Riegner:  Ueber  einige  Erleichterungen  beim  Abdruck- 
nehmen mit  Gips. 

4.  —  Das  Aufsetzen  von  Kronen-  und  Brückenarbeiten  mit 
Guttapercha  und  die  Halbringkrone. 

5.  Bruck:  Das  Füllen  der  Zähne  mit  Porzellan  (System 
Jenkins).  Daher  die  Nothwendigkeit  der  Einführung  der 
Zahnheilkunde  im  Heere.  Wiener  med.  Wochenschr. 
11)02. 

6.  —  Die  Thätigkeit  der  Abtheilung  für  Zahnfüllung  am 
zahnürztlichenlnstitut  der  Universität  Breslau  im  Sommer- 
Semester  1901  und  Winter-Semester  1901/02. 

7.  —  Eine  Ohrprothese,  österr.-ungar.  Wochenschift.  1902. 

Partsch. 

2.  Die  Professoren-Wittwen-  und  Waisen-Versorgungs- 
Anstalt. 

Vermögensstand. 
Das  Vermögen  bestand  am  Ende  des  Etatsjahres  1901: 

in  Hypotheken   144  600,oo  M. 

in  Effecten   251  200,oo  * 

in  einem  Baarbestande  von   3  266,2  0  * 

399  066,2  0  M. 

einschliesslich  eingezahlter  Antritts-Kapitalien  von  900  Mark. 
Zahl  der  Mitglieder  und  Pensionsberechtigten. 
Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  am  Ende  des  Etatsjahres 
93.    Pensionsberechtigt  waren  in  derselben  Zeit  20  Wittwen 
und  9  Halbwaisen. 


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87 


Einnahmen. 

Bestand  aus  dem  Vorjahre   1  679,90  M. 

Mitgliederbeiträge   144,oo  = 

Aus  Staatsfonds   18  000,oo 

Zinsen  von  Kapitalien   14  474,00  - 

Zurückgezahlte  Kapitalien   900  oo  ; 

Summa  der  Einnahmen  35  197,9 o  M. 
Ausgaben. 

Wittwen-  und  Waisengelder   30  760,oo  M. 

Zinsen  von  einem  Stiftungs-Kapital   211,9  5  * 

Verwaltungskosten   42,2 o  * 

Zur  Kapitalisirung  verwendet   917,55  * 

Ueberschuss  als  Betriebsfonds   3  266,20  * 

Restausgabe    . 

Summa  der  Ausgaben  35  197,90  M. 


In  dem  Etatsjahre  1901  wurde  eine  ordentliche  General- 
Versammlung  am  20.  December  1901  abgehalten,  in  welcher 
auf  Grund  der  §§  16  und  20  der  Statuten  vom  19.  September 
1889  zu  Vorstehern  der  Anstalt  Geheimer  Justizrath  Professor 
Dr.  Brie  und  Geheimer  Regierungsrath  Professor  Dr.  Rosanes 
wiedergewählt  wurden.  Ferner  wurde  beschlossen,  das  Ver- 
mögen der  Anstalt,  soweit  es  in  preussischen  Consols  angelegt 
ist,  in  das  Staatsschuldbuch  eintragen  zu  lassen. 

Hillebrandt.    Brie.  Rosanes. 

3.  Die  Hilfskasse  der  Universität  zur  Unterstützung 
von  Hinterbliebenen  der  Docenten  und  Beamten. 

Die  Generalversammlung  fand  am  2:J.  Juni  1901  statt.  Nach 
Erstattung  des  Berichts  erfolgte  die  Vorstandswahl,  die  zum 
Ergebniss  hatte,  dass  die  bisherigen  Mitglieder  wiedergewählt 
wurden. 

Im  Laufe  des  Berichtsjahres  verlor  die  Kasse  9  Mitglieder, 
davon  2  durch  den  Tod;  es  traten  dafür  17  Mitglieder  ein,  so 
dass  sich  die  Mitgliederzahl  von  102  auf  110  hob. 

Die  Einnahmen  setzen  sich  zusammen  aus: 


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88 


1.  Laufenden  Beiträgen   1  368,0  o  M. 

2.  Zinsen   529,7  5  = 

3.  Insgemein   488,45  * 

4.  Bestund  des  Vorjahres.    48,64  * 


Zusammen    2  434,84  M. 

Da  Unterstützungen  nicht  bewilligt  wurden,  auch  sachliche 
Ausgaben  nicht  entstanden,  so  konnte  die  Einnahme  lediglich 
zur  Kapitalisirung  verwendet  werden. 

Das  Vermögen  der  Hilfskasse  bestand  am  Ende  des  Berichts- 


jahres in 

Effecten  nach  Nominalwerth   16  850,00  M. 

Baar   209,89  * 

zusammen  17  059,89  M. 

gegen  im  Vorjahre   14  698,64  M. 


Hillebrandt.    Hasse.    Brie.    Kawerau.  Schulte. 


4.  Honorar-  und  Stundungswesen. 


Eingegangen  sind 

Neu 

F  a  c  ii  1 1  /i  t 

Semester 

laufende   |  gestundete 
Honorare 

gestundet 
sind 

M 

A 

M 

M 

S.-S.  1901 
W.-S.  1901/02 

2  478 
2  750 

1914  j 

2  372  | 

1  401 
1  320 

zus. 

5228 

4  2S6 

2  721 

S.S.  1901 

2  655 

5  873 

24 

11446 

50 

W.-S.  1901/0-2 

3  826 

12  433 

20 

1 1  208 

zus. 

6  4SI 

I  S  306 

44 

22  654 

50 

S.-S.  1901 
W.-S.  1901,02 

36  902 
42  367 

50 

1  987 

2  293 

09 
65 

5  359 
5162 

50 

zus. 

79  269 

50 

4  280 

74 

10  521 

50 

S.-S.  1901 
W.-S.  1901/02 

29  683 

30  524 

50 

4288 
4  664 

50 

6386 
6  190 

zu*. 

60  207 

50 

8  953 

12  576 

S.-S.  1901 

35  599 

60 

11801 

10 

12  754 

W.-S.  1901/02 

46  661 

12  819 

12  00h 

!  50 

zw*. 

82  260 

60 

24  620 

10 

25  302 

50 

Gesammls. 

233  446 

60 

60  446 

28 

73  835 

1" 

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80 


5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studirende. 

a.  Studenten -Unterstützung* -Fonds. 

Zu  demselben  flössen  im  Rechnungsjahre  1901  bei  einem 


Bestände  von    0  936,37  M. 

1.  der  jährliche  Staatszuschuss  mit   4  560,oo  * 

±  an  Collectengeldern  für  Studirende  der 

evangelischen  Theologie   6  979,io  * 

3.  desgleichen  für  Studirende  der  katholischen 
Theologie   176,70  ~ 

4.  das  für  Juristen,  Mediciner  und  Philo- 
sophen bewilligte  jährliche  Extraordina- 

rium  von   1  800, oo  * 

5.  Zuschuss  für  Studirende,  welche  Söhne 

von  Geistlichen  oder  Lehrern  sind   900,oo  - 

G.  an  Zinsen  von  Kapitalien   2  407,38  * 

7.  von  Immatriculations-Gebühren   1  542,oo  * 

8.  von  Promotionen   G3,oo  * 

9.  Geschenk  des  Herrn  Rectors   65,oo  * 

im  Ganzen  25  429,55  M. 
Hieraus  wurden  für  Studirende  gewährt: 

für  Freitische   14  101,2  0  M. 


und  zwar: 

für      358  Portionen  an  Studirende  der  kath.- 

theol.  Facultät, 
*    10415        ■       an  Studirende  der  ev.- 

theol.  Facultät, 
2  599        9       an  Studirende  der  jurist. 

Facultät, 

883        *       an  Studirende  der  me- 
dicinischen  Facultät, 
»     5  183        *       an  Studirende  der  phi- 

 losophischen  Facultät, 

zus.  für  19  438  Portionen  an  Studirende, 
an  Unterstützungen  an  arme  Studirende  auf 

Anweisung  des  Universitäts-Curators   2  625,oo  * 

an  Unterstützungen  aus  den  Immatriculations- 
Gebühren  auf  Anweisung  des  Rectors  ...     1  662,oo  * 


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b.  Stipendien-Fonds. 

Von  den  auf  privaten  Stiftungen  beruhenden  Stipendien 
wurden  im  Rechnungsjahre  1901  gewährt: 
beim  Ahegg' sehen  Fonds  ein  Stipendium  in  Höhe  von 
105,oo  M., 

beim  Berliner  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von  123,oo  M., 
beim  von  B ismarck' sehen  Fonds   ein  Stipendium  von 
126,60  M., 

beim  B  räch  vogel'ichen  Fonds   drei  Stipendien  von  je 

149,67  bezw.  149,66  M., 
beim  Breslauer  Jubel -Fonds  von  früheren  Commilitonen  ein 

Stipendium  von  900,0 o  MM 
beim  Breslauer  städtischen  Jubel -Fonds  ein  Stipendium  von 

226,60  M., 

beim  C aus se  sehen  Fonds  sieben  Stipendien  mit  zusammen 
653,oo  M.  und  drei  Familien -Stipendien  mit  zusammen 
1024,60  M., 

beim  von  Closter'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  135,50  M., 
beim  Czernikow' sehen  Fonds   zwei  Stipendien  von  je 
115,oo  M., 

beim  Duflos' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  125,65  M., 
beim  Dycfeld'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  385,oo  M., 
beim  Feige* sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  46, 6 o  M., 
beim  Ficker'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  232,oo  M. 

und  eins  von  106,0 o  M., 
beim  Gölicke'schen  Fonds  zwei  Stipendien  vonjel60,oo  M., 
beim  Göpper  t'schen   Fonds  (für  Studirende  der  Natur- 
wissenschaften) zwei  Stipendien  von  je  302,7  5  M.,  ein 
Stipendium  von  486, 5 o  M., 
beim  Göppert' sehen  Fonds  (für  Studirende  der  Pharmacie) 
ein  Stipendium  von  130,50  M., 
beim  Grafenhorst'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  179,oo  M., 
beim  Grötzner'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  500,oo  M., 
vier  Stipendien  von  je  400,oo  M.  und  ein  Stipendium 
von  300,oo  M., 

beim  G rüneberg'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  61, 13  M., 
beim  Guhrau  er  'sehen  Fonds  ein  Stipendinm  von  96,9  o  M., 
beim  Haase'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,75  M., 


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91 


beim  Hanuschke' sehen  Fonds  ein  Familien-Stipendium  von 
613,33  M., 

beim  Heidenreich'schen  Fonds  vier  Stipendien  von  je 
210,oo  M.t 

beim  Hirt' sehen  Jubel- Fonds  ein  Stipendium  von  66,50  M., 
beim  Jungnitz' sehen  Fonds   (für  katholische  Theologen) 

zwei  Stipendien  von  je  109,60  M., 
beim  Jungnitz'schen  Fonds  (für  Philologen)  ein  Stipendium 

von  106,7  5  M., 

beim  Kahlert'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  671,26  M., 
bei  Kottula' sehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  81,75  M., 
beim  Korn' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  600,00  M., 
beim  Krainski'schen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  75,oo  M., 
beim  Kramer'schen  Fonds  drei  (A)  Stipendien  von  je400,ooM. 

und  vier  (B)  Stipendien  von  je  354,38  M.  bezw.  354,37  M., 
beim  Lewald'schen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  60,oo  M., 
beim  Löw ig' sehen  Fonds  (für  Pharmaceuten)  ein  Stipendium 

von  108,50  M., 

beim  Löwig'schen  Fonds  (für  Studirende  der  Naturwissen- 
schaften) ein  Stipendium  von  120,oo  M., 
beim  Menschig'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  157,60  M., 
beim  Müller'schen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  150,oo  M., 
beim  Poleck'schen  Fonds  (für  stud.  Pharmaceuten)  ein 

Stipendium  von  145,25  M., 
beim  Pri mker' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  213,oo  M., 
beim  Pro  IT  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  1:20,0 o  M., 
beim  P  ruck  man  n 'sehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  58,ioM., 
beim  Rem  er' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  109,60  M., 
beim  Rose nthal' sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  108,oo  M., 
beim  Sachs'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  51, 10  M., 
beim  von  Schlcgell'schen  Fonds   ein  Stipendium  von 
111,75  M., 

beim  von  Seh önaich- Amtitz'schen  Fonds  vier  Stipendien 
von  je  180,oo  MM  ein  Stipendium  mit  120,oo  M., 

beim  von  Schönaich-Gersdorf  sehen  Fonds  zwei  Sti- 
pendien von  je  180,oo  MM 

beim  von  Schuck  mann*  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von 
52,60  M., 


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92 


beim  Schulischen  Fonds  ein  Stipendiuni  für  evangelische 
Theologen  von  161, oo  MM  ein  Stipendium  für  Philologen 
von  gleicher  Höhe, 
beim  Seh w ab e- Pries emuth 'sehen  Fonds   im  Sommer 
Semester  1901  fünf  Stipendien  von  je  375,oo  M.  und 
13  Stipendien  von  je  120,oo  M.;  im  Winter- Semester 
1901/1902  drei  Stipendien  von  je  375,oo  M.  und  17  Sti- 
pendien von  je  180,oo  M., 
beim  Stegmann 'sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  360,0  o  M., 
beim  Stenzler'schen  Fonds  eine  Prämie  von  46,50  M., 
beim  Stendal'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  112,50  AI., 
beim  Stro  bei 'sehen  Fonds  vier  Stipendien  von  je  103,3 1 

bezw.  103,32  M., 
beim  Werl ie  nus' sehen  Fonds  zwei  Stipendien  für  Theo- 
logen, zwei  Stipendien  für  Juristen,  ein  Stipendium  für 
Mediciner,  in  Höhe  von  je  118.96  M., 
beim  Wimpina'schen  Fonds  ein  Stipendium  von  84,oo  M., 
beim  Wolf  sehen  Fonds  (philologicum)  zwei  Stipendien  von 
je  132,80  M. 

beim   Wolf 'sehen    Fonds   (alterum)    ein  Stipendium  von 
150,oo  M. 

Die  langjährige  Pächterin  der  academischen  Freitische 
Fräulein  Anna  Scheer  hat  ihr  Contractverhältniss  mit  der 
Universität  mit  Schluss  des  Winter- Semesters  1901/02  gelöst. 
Der  academische  Senat  hat  in  Folge  dessen  beschlossen,  die 
Bespeisung  der  Studirenden  am  Freitisch  provisorisch  zunächst 
für  das  Sommer-Semester  1902  dem  RestaurateurThau,  Matthias- 
platz 1,  zu  übertragen. 

Nach  einem  Senatsbeschlusse  vom  15.  Februar  1902  soll  in 
Zukunft  die  vom  Stifter  der  Causse'schen  Stipendien  angeord- 
nete Voranzeige  der  alljährlich  von  der  evangelisch -theolo- 
gischen Facultät  vorzunehmenden  Preis verlheilung  zu  Beginn 
des  vorhergehenden  Sommer- Semesters  durch  einen  Anschlag 
der  Facultät  am  schwarzen  Brett  erfolgen. 

Nachdem  die  mit  der  Nutzniessung  des  von  dem  Sanitäts- 
rath Dr.  Hanuschke  in  Ottmachau  der  Universität  letztwillig 
vermachten  Kapitals  von  24000  Mark  zur  Errichtung  eines 


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93 


Stipendiums  für  einen  Privatdocenten  der  Chirurgie,  bedachten 
drei  Geschwister  von  Wahlen  -Jürgass  verstorben  sind,  hätten 
die  Bestimmungen  des  für  diese  Stiftung  unterm  8.  Februar  1881 
bestätigten  Statuts  in  Kraft  treten  können.  Der  akademische 
Senat  hat  jedoch  in  seiner  Sitzung  vom  1.  März  1902  auf  An- 
trag der  medicinischen  Facultät  beschlossen,  das  Stiftungs- 
kapital so  lange  auf  Zinseszins  ruhen  zu  lassen,  bis  es,  dem 
Wunsche  des  Stifters  gemäss,  ein  jährliches  Stipendium  von 
1500  Mark  abwirft. 


6.   Kranken-  und  Begräbniss-Kasse  für  Studirende. 

a.  Die  Studenten- Kranken- Kasse. 

Eine  Aenderung  der  Satzungen  und  der  Beiträge  ist  nicht 
erfolgt.  Die  aus  früheren  Semestern  eingegangenen  Beiträge 
sind  wie  im  Vorjahre  kapitalisirt  worden.  Es  wurden  im  Be- 
richtsjahre 2500  Mark  4proc.  Schlesische  Pfandbriefe  neu 
erworben. 

Die  Einnahmen  haben  im  Jahre  1901  betragen  und 
zwar: 

a.  Beiträge  der  Studirenden   9  404,60  M. 

b.  Zinsen  etc.  von  Kapitalien   2  645,2  5  * 

c.  Bestand  aus  dem  Jahre  1900    -   2  816,49  * 

Summa  der  Einnahmen  14  866,34  M. 
Die  Ausgaben  betrugen: 

1.  Remunerationen  an  Aerzte  und  Beamte . .  2  044, 1 5  > 

2.  Unterstützungen  an  Studirende  zu  Bade- 

und  Brunnenkuren   942,oo  * 

Es  erhielten 

1  Studirender  150  M.  =  150  M. 

7  Studirende  je  100  M.  =  700  M. 

1  Studirender  50  M.  =  50  M. 

1  Studirender  42  M.  =  42  M. 

10  Studirende  zusammen  . .    942  M.  

Seitenbetrag     2  986,  i  5  M. 


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Uebertrag   2  986, 1 6  M. 

3.  Für  Arzneien  und  ärztliche  Behandlung: 

a.  für    Medicamente,    Brillen,  Bruch- 
bänder etc   2  757,93  M. 

899  Studirenden  wurden 

in  2197  Fällen  ärztliche 
Medicamente  verordnet. 

b.  Für  Verpflegung  und  Be- 
handlung von  Studiren- 
den in  den  Universitäts- 
Kliniken  und  im  Garnison- 

Lazareth   3  279,8 o  * 

//     6  037,13  M. 

4.  Zur  Kapitalisirung   2  573,20  * 

5.  Verwaltungskosten   94,6 o  * 

Summa  der  Ausgaben   11  690,98  M. 
Die  Einnahmen  betrugen   14  866,34  s 

Mithin  bleibt  Bestand     3  175,86  M. 

Kast. 

b.  Die  Studenten-B egriibniss-Kas s e. 

A.  Die  Einnahmen  im  Jahre  1901  haben  betragen: 

1.  Bestand  aus  dem  Vorjahre   555, 3 1  M. 

2.  Zinsen  von  Kapitalien   217,oo  « 

Summa  der  Einnahmen    772,3 1  M. 

B.  Ausgaben: 

1.  Begräbnisskosten  für  verstorbene  Studirende     — M. 

2.  Zur  Kapitalisirung   503,95  * 

Bleibt  Bestand   268,36  M. 


V.  Akademische  Grundstücke  und  Kapitalien. 

I.  Grundstücke. 

Im  Rechnungsjahre  1901  haben  nachstehende  Veränderungen 
und  Erweiterungen  an  den  Grundstücken  der  Universität  statt- 
gefunden: 


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Im  Universitätsgebäude  wurde  die  Wiederherstellung 
des  Musiksaales  mit  der  Inangriffnahme  der  Instandsetzung  der 
Architektur  sowie  der  Deckengemälde  eingeleitet. 

Im  Institutengebäude  fanden  in  Folge  der  nach  Ueber- 
siedelung  des  physikalischen  Instituts  in  seinen  Neubau  (S. 
Chronik  1900)  vorgenommenen  neuen  Raumvertheilung  not- 
wendige bauliche  Veränderungen  sowie  Ergänzungen  der  inneren 
baulichen  und  apparativen  Einrichtungen  statt. 

Das  pflanzenphysiologische  Institut  erfuhr  durch 
Vergrösserung  der  Fenster  des  Hörsaals  eine  wesentliche  Ver- 
besserung der  Beleuchtungsverhältnisse. 

Im  Wirthschaftshofe  des  landwirtschaftlichen  Ver- 
suchsfeldes wurde  die  Düngerstätte  vergrössert  und  ein  Apparat 
zur  Enteisenung  des  Wassers  aufgestellt. 

Der  im  Vorjahre  begonnene  Neubau  der  Kinderklinik 
wurde  Anfang  November  in  Benutzung  genommen. 

Die  chirurgische  Klinik  wurde  durch  einen  Erweiterungs- 
bau der  Poliklinik,  welcher  medico-mechanischen  und  ortho- 
pädischen Zwecken  zu  dienen  bestimmt  ist,  sowie  durch  eine 
Aufstockung  der  niedrigeren  Bautheile  neben  dem  Operations- 
saalbau zwecks  Gewinnung  von  Zimmern  für  Viktoriaschwestern 
vergrössert;  wesentlich  umgestaltet  und  vergrössert  wurde 
gleichzeitig  die  Absonderungsbarake  der  Klinik  durch  Ver- 
legung des  Eingangs  und  Anbau  einiger  Krankenzimmer,  eines 
grösseren  Operationsraumes  und  einiger  wirtschaftlichen  Neben- 
räume. 

In  der  Frauenklnik  fand  ein  umfassender  Umbau  statt, 
durch  welchen  der  aseptische  Operationssaal  mit  zugehörigen 
Nebenräumen,  den  neuzeitlichen  Anforderungen  entsprechend, 
in  Bezug  auf  die  Beleuchtung,  die  Heizung  und  die  innere  Aus- 
stattung erheblich  verbessert  wurden. 

Die  Hautklinik  erhielt  durch  einen  Ausbau  des  Dach- 
geschosses einen  Zuwachs  an  Raum,  der  zur  Unterbringung 
von  ärztlichem  Personal  Verwendung  finden  soll. 

Das  Wirthschaftsgebäude  der  Kliniken  wurde  durch 
Umgestaltung  der  Desinfektionsräume  und  Aufstellung  neuer 
Apparate  zur  Desinfection  von  Betten  und  Kleidern  u.  s.  w. 
verbessert. 


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96 


2.  Kapitalien. 

Das  Vermögen  der  Universität  betrug  am  Schlüsse  des 

Etats-Jahres  19<31    593  250,oo  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken   326  100,oo  M., 

in  Werthpapieren   267  150,oo  * 

593  250,oo  M. 

Die  Stiftungs- Fonds  der  Universität  weisen  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1901  ein  Vermögen  von   67  365  M. 

nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken   23  340,oo  M., 

in  Werthpapieren   44025,00  * 

Ausserdem  besitzt  der  v.  Hackemann'sche  Professoren- 
Wittwen -Pensions -Fonds  an  Ländereien  36  ha  43  a  90  qm 
welche  im  Etats-Jahre  1901  einen  Pachtzins  von  3836,oo  Mark 
und  an  Jagdpachtgeldern  36,2  7  Mark  eingebracht  haben. 

Das  Vermögen  der  Stipendien -Fonds  betrug  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1901    839  185,63  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken  mit   435,200,00  M., 

in  Werthpapieren  mit   403  600,oo  * 

in  Sparkassenbüchern  mit        385,63  * 

839  185,63  M. 

Der  Studenten  -  Unterstützungs  -  Fonds  weist  am  Schlüsse 
des  Etats-Jahres  1901  ein  Kapitalvermögen  von.    63,775,oo  M. 


nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken  von   34500  M., 

in  Effecten  von    29  275  * 


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VI.  Wichtigere  Ministerial-Erlasse,  Curatorial- 
schreiben  und  Senatsbeschlüsse. 
I,  Für  die  Universität  überhaupt. 

a  Ministerial-Erlasse  und  Curatorialschreiben. 

Unterm  1.  Juni  1901  hat  der  Herr  Minister  der  geistlichen, 
Unterrichts-  und  Medicinal-Angelegenheiten  eine  neue  Honorar- 
stundungsordnung für  die  Universitäten  Bonn,  Breslau,  Göttingen, 
Greifswald,  Halle  und  Königsberg,  sowie  die  Akademie  Münster 
erlassen,  die  mit  dem  1.  October  1901  in  Kraft  getreten  ist. 

Auf  eine  vom  akademischen  Senat  angeregte  Frage  macht 
der  Herr  Minister  in  einem  Erlasse  vom  15.  Juni  1901  darauf 
aufmerksam,  dass  nach  §  3  der  Vorschriften  für  die  Studirenden 
der  Landesuniversitäten  vom  1.  October  1879  nicht  alle  die- 
jenigen, welche  die  wissenschaftliche  Reife  für  den  Einjährig- 
Freiwilligen  Dienst  besitzen,  ohne  Weiteres  zur  Immatriculation 
zugelassen  sind,  es  vielmehr  Recht  und  Pflicht  der  Imma- 
triculations-Commission  ist,  die  Zulänglichkeit  der  Vorbildung 
im  einzelnen  Falle  zu  prüfen.  Wenn  zwar  bei  denjenigen 
akademischen  Berufsarten,  wo  —  wie  bei  den  Apothekern, 
Zahn-  und  Thierärzten  —  nach  den  massgebenden  Prüfungs- 
bestimmungen  der  Besitz  des  Reifezeugnisses  einer  neun- 
stufigen höheren  Lehranstalt  nicht  erforderlich  ist,  auch  für 
die  Immatriculation  höhere  Anforderungen  nicht  zu  stellen 
seien,  bleibe  es  dagegen  der  Immatriculations-Commission  um 
so  mehr  vorbehalten,  da  wo  das  Universitätssludium  nicht  zu 
den  ordnungsmässigen  Erfordernissen  der  Berufsbildung  ge- 
höre, auf  Grund  sorgfältiger  Erwägung  nach  Lage  des  Einzel- 
falles zu  entscheiden,  ob  die  nachgewiesene  Vorbildung  für  die 
Zwecke  des  Studiums  als  genügend  anzusehen  ist. 

Der  Herr  Finanzminister  hat  unterm  1.  Juni  1901  zur 
Herbeiführung  eines  einheitlichen  Verfahrens  bestimmt,  dass 
die  für  ausgeschiedene  Beamte,  sowie  für  Wittwen  und 
Waisen  von  Beamten  angewiesenen,  bis  zum  Ableben  der  Be- 
zugsberechtigten von  diesen  nicht  abgehobenen  Monatsbeträge 
von  widerruflich  bewilligten  laufenden  Unterstützungen,  sowie 
die  noch  bei  Lebzeiten  bewilligten,  aber  nicht  abgehobenen 

7 


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einmaligen  Unterstützungen  an  die  Erben  ausgezahlt  werden, 
wenn  diese  unbemittelt  sind  und  der  Bezugsberechtigte  die 
Nachricht  von  der  Bewilligung  der  Unterstützung  vor  seinem  Ab- 
leben erhalten  hat. 

Nach  einer  Mittheilung  des  Herrn  Universitäts-Curators  vom 
9.  August  1901  ist  vom  Beginn  des  laufenden  Rechnungsjahres 
ab  für  die  in  Betrieben  oder  im  unmittelbaren  Dienste  des 
Staates  gegen  Entgelt  voll  beschäftigten  Personen  Fürsorge  in 
Krankheitsfällen  getroffen  worden,  soweit  sie  nicht  kraft  des 
Gesetzes  der  Krankenversicherung  unterliegen  oder  eine  ander- 
weite Fürsorge  für  sie  getroffen  ist 

Durch  Erlass  vom  26.  August  1901  hat  der  Herr  Minister 
genehmigt,  dass  bei  den  dem  Honorarabzugsverfahren  unter- 
liegenden Professoren  diejenigen  Honorarantheile,  welche  die- 
selben an  Assistenten,  Diener  oder  sonstiges  Hülfspersonal 
für  Hülfeleistungen  bei  ihren  Vorlesungen  und  Uebungen  zahlen, 
von  der  gesammten  baaren  Honorareinnahme  mit  den  Kassen- 
verwaltungskosten  vorweg  in  Abzug  gebracht  werden.  Zu 
diesem  Zwecke  sind  solche  Antheile  entweder  von  der  Quästur 
auf  Anweisung  der  einzelnen  Professoren  an  die  Empfanger 
direct  zu  zahlen,  oder  von  den  Professoren  der  Quästur  zur 
Buchung  im  Honorarconto  nachzuweisen. 

Auf  Antrag  des  Herrn  Universitäts-Curators  hat  der  Herr 
Minister  durch  Erlass  vom  5.  September  1901  bestimmt,  dass 
die  rechnerische  Prüfung  derjenigen  Rechnungen,  welche  von 
den  Instituts-Directoren  selbstständig  zur  Zahlung  angewiesen 
werden,  nicht  mehr  durch  Beamte  des  Curatorial  -  Bureaus, 
sondern  durch  Beamte  des  Universitäts  -  Secretariats  zu  er- 
folgen hat. 

Durch  Erlass  des  Herrn  Ministers  vom  10.  September  1901 
haben  die  §§  5  und  8  der  Bestimmungen  über  die  Benutzung 
der  hiesigen  Königlichen  und  Universitäts-Bibliothek,  betreffend 
die  Bestellung  der  zum  Entleihen  gewünschten  Bücher,  eine 
andere  Fassung  erhalten. 

Unter  dem  21.  October  1901  hat  der  Herr  Minister  bestimmt, 
dass  die  Stundungsgesuche  fernerhin  nicht  mehr  an  die  Quästur, 
sondern  an  den  Rector  einzureichen  sind. 


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Durch  Erlass  vom  28.  October  1901  hat  der  Herr  Minister 
die  in  Folge  des  Erscheinens  der  neuen  Honorarstundungs- 
ordnung abgeänderten  Bestimmungen  über  die  Meldung  der 
Studirenden  zu  den  Vorlesungen,  über  Entrichtung  und  die 
kurze  Stundung  der  Honorare»  sowie  über  Befreiung  von  der 
Honorarzahlung  genehmigt. 

Unter  Hinweis  auf  §  6  der  mit  dem  1.  October  1901  in 
Kraft  getretenen  neuen  Prüfungsordnung  für  Aerzte  vom 
28.  Mai  1901  macht  der  Herr  Minister  mittelst  Erlasses  vom 
19.  November  1901  darauf  aufmerksam,  dass  vom  genannten 
Zeitpunkte  ab  auch  das  Zeugniss  der  Reife  von  einem  Deutschen 
Realgymnasium  für  das  Reichsgebiet  als  Nachweis  der  erfor- 
derlichen schulwissenschaftlichen  Vorbildung  für  das  Studium 
der  Medicin  anzusehen  ist. 

Auf  Antrag  des  akademischen  Senats  hat  der  Herr  Curator 
unterm  8.  Januar  1902  genehmigt,  dass  die  unter  den  Ver- 
mögensobjecten  der  hiesigen  Universität  beziehungsweise 
deren  Stiftungsfonds  befindlichen  und  die  später  etwa  noch 

« 

zu  erwerbenden  preussischen  consolidirten  Staatsanleihen 
grundsätzlich  in  das  Staatsschuldbuch  eingetragen  werden. 

Nach  einem  Ministerial- Erlass  vom  17.  Januar  1902  steht 
allen  nicht  besoldeten  Universitätslehrern  auch  fernerhin  das 
Recht  der  Stundungsversagung  zu. 

Durch  den  Staatshaushaltsetat  für  1901  sind  zur  Her- 
stellung eines  Turn-  und  Spielplanes  für  Studirende  4400  Mark 
bewilligt  worden. 

b.  Senats -Beschlüsse. 

In  der  Senats-Sitzung  vom  4.  Mai  1901  wurde  die  von  dem 
Herrn  Decan  der  katholisch  -  theologischen  Facultät  zur  Ent- 
scheidung gestellte  Frage,  ob  die  Facultät  allein  berechtigt  sei,  die 
Zahl  der  von  den  Promovenden  einzureichenden  Pflichtexem- 
plare der  Dissertationen  herabzusetzen,  einstimmig  verneint. 

Am  22.  Juni  1901  beschloss  der  Senat,  den  zur  Imma- 
triculation  gelangenden  Abiturienten  der  Realgymnasien  und 
Ober  -  Realschulen  die  gleichen  Matrikelscheine  auszustellen, 
wie  solche  bisher  die  Abiturienten  der  humanistischen  Gymna- 
sien erhalten  haben. 

7* 


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100 


In  Rücksicht  auf  die  Festsetzungen  der  zahnärztlichen 
Prüfungsordnung  hat  der  Senat  in  der  Sitzung  vom  7.  De- 
cember  1901  folgende  Bestimmungen  getroffen:  Ein  vorherge- 
gangenes auswärtiges  Studium  bildet  kein  Hinderniss,  dass 
Studirende  der  Zahnheilkunde  sofort  auf  4  Semester  imma- 
triculirt  werden,  so  jedoch,  dass  im  Ganzen  G  Semester  nicht 
überschritten  werden. 

In  der  Senats  -  Sitzung  vom  15.  Februar  1902  wurde  be- 
stimmt, dass  den  Immaturis  die  leihweise  Herausgabe  der  bei  der 
Iramatriculation  abgegebenen  Studienzeugnisse  zur  Erlangung 
des  Reifezeugnisses  zu  verweigern  ist.  Dieselben  haben  zu 
diesem  Zwecke  das  Abgangszeugniss  zu  entnehmen.  Durch 
einen  Vermerk  auf  dem  Formular  zum  Immatriculationsgesuche 
ist  auf  diese  Bestimmung  besonders  aufmerksam  zu  machen. 

2.  Für  die  einzelnen  Facultäten. 

a.  ftinisterial-  Erlasse. 

K atho lisch- theo logis che  Facul tat. 
Durch  Erlass  vom  17.  Juni  1901  hat  der  Herr  Minister 
genehmigt,  dass  der  Honorarsatz  für  die  Vorlesungen  in  der 
katholisch-theologischen  Facultät  der  hiesigen  Universität  von 
3  auf  4  Mark  für  die  Wochenstunde  erhöht  wird. 

b.  Senats -Beschlösse. 

Für  alle  Facultäten. 
In  der  Senats -Sitzung  vom  9.  November  1901  wurde  an 
die  Herren  Decane  das  Ersuchen  gerichtet,  alle  den  Facultäten 
von  den  vorgesetzten  Behörden  zugehenden  Verfügungen  auch 
dem  Secretariat  zur  Vervollständigung  der  Acten  zugänglich 
zu  machen. 


VII.  Universitäts-Ereignisse,  Feierlichkeiten, 
Programme,  Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse. 

Am  15.  October  1901  fand  in  herkömmlicher  Weise  die 
Uebergabe  des  Rectorats  von  Seiten  des  bisherigen  Rectors, 


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101 


Geheimen  Medicinal-Raths  Professor  Dr.  Flügge  an  den  neu- 
gewählten Rector,  Professor  Dr.  Hillebrandt  statt.  Nach 
Ableistung  des  vorgeschriebenen  Eides  hielt  dieser  seine  An- 
trittsrede: „Altindien  und  die  Cultur  des  Ostens4'. 

Bei  der  akademischen  Feier  des  Geburstages  Sr.  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1902  hielt  der  ordent- 
liche Professor  in  der  katholisch-theologischen  Facultät,  Dom- 
propst Dr.  Koenig  die  Festrede  über  das  Thema:  „Geistes- 
leben und  Unterrichtswesen  zur  Zeit  Karls  des  Grossen14. 

Den  Schluss  der  Feier  bildete  die  alljährlich  stattfindende 
Preisvertheilung,  über  die  der  im  Druck  erschienene  bezügliche 
Bericht  das  Nähere  besagt  (siehe  auch  VIII,  3).  Am  Nach- 
mittage fand  wiederum  ein  Festmahl  der  Docenten  und  Beamten 
statt,  bei  dem  der  zeitige  Rector  das  Kaiserhoch  ausbrachte. 

Bei  der  am  16.  Juni  1901  erfolgten  feierlichen  Enthüllung 
des  in  Berlin  errichteten  Nationaldenkmals  für  den  verewigten 
Reichskanzler  Fürsten  von  Bismarck  war  die  hiesige  Universität 
durch  den  Rector  und  die  Decane  der  juristischen  und  der 
philosophischen  Fakultät  vertreten. 

Bei  der  Feier  des  450jährigen  Jubiläums  der  Universität 
in  Glasgow  vom  12. — 14.  Juni  1901  vertrat  Geh.  Medicinalrath 
Professor  Dr.  von  Mikulicz-Radecki  die  hiesige  Universität. 

Den  X.  Blindenlehrer-Congress,  welcher  im  Juli  1901  hier 
tagte,  hat  Geh.  Medicinalrath  Professor  Dr.  Uhthoff  als  Ver- 
treter der  Universität  begrüsst. 

Der  Yale- Universität  in  New- Häven,  mit  welcher  unsere 
Hochschule  seit  mehreren  Jahren  im  Schriftenaustausch  steht, 
wurden  auf  die  ergangene  Einladung  zu  der  in  den  Tagen 
vom  20.  bis  23.  October  1901  stattfindenden  Feier  ihres  zwei- 
hundertjährigen Bestehens  die  Glückwünsche  durch  ein  bezüg- 
liches Schreiben  zum  Ausdruck  gebracht. 

In  Folge  des^linscheidens  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin  und 
Königin  Friedrich  richteten  Rector  und  Senat  an  Se.  Majestät 
den  Kaiser  und  König  eine  Beileidsadresse  und  an  Ihre  König- 
liche Hoheit  die  Frau  Erbprinzessin  von  Sachsen -Meiningen 
ein  Beileidsschreiben. 


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102 


Bei  der  am  26.  October  1901  erfolgten  feierlichen  Ent- 
hüllung des  Kaiser  Friedrich  -  Denkmals  hierselbst  war  die 
Universität  durch  Rector  und  Senat,  sowie  durch  die  studen- 
tischen Corporationen  mit  ihren  Fahnen  vertreten. 

Dem  von  seinen  amtlichen  Functionen  entbundenen  zur 
Zeit  in  Potsdam  wohnenden  ordentlichen  Professor  in  der  philo- 
sophischen Facultät,  früheren  Director  der  Universitäts-Stern- 
warte, Geh.  Regierungsrath  Dr.  Galle  wurden  zu  seinem  fünf- 
zigjährigen Professoren  -  Jubiläum  am  15.  October  1901  die 
Glückwünsche  des  Senats  in  einem  Schreiben  übermittelt. 

Der  ordentliche  Professor  und  Director  des  pharma- 
ceutischen  Instituts,  Geh.  Regierungsrath  Dr.  Pol  eck,  wurde 
zu  seinem  80.  Geburtstage  am  10.  November  1901  durch  eine 
Senatsdeputation  beglückwünscht. 

2.  Programme  und  Adressen 

sind  nicht  erschienen. 


VIII.  Studirende. 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1901: 
a.   Immatriculirte  Studirende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1171 

Neu  hinzugekommen    575 

zusammen  1746 

Davon  zählte: 

die   katholisch  -  theologische  J  Deutsche   317 

Facultät  l  Nichtdeutsche     —  317 

die  evangelisch  -  theologische  f  Deutsche  ....  74 

Facultät  l  Nichtdeutsche  2_  76 

j.    .    ■       .    n     i.-i         f  Deutsche  .....510 

die  juristische  Facultät   4!,  , , ,       ,    0  _ 

J  l  Nichtdeutsche  2_  512 

,.  .  .   ,    „     .....       (  Deutsche   253 

die  medicinische  Facultät . . .  <  ....  ,  t ,       ,  „ 

l  Nichtdeutsche       6  259 


Seitenbetrag  1164  1746 


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^5  o  « 

«  CS 
GL 


103 


Uebertrag  1 1G4  1746 

a.  Deutsche  m.  d.  Zeugniss  der  Reife  368 

b.  Deutsche  ohne  Zeugniss  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  October  1879  . .  187 

Deutsche   555 

c.  Nichtdeutsche   27  582 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schliesslich 46  Hörerinnen)   141 

Die  Gesammtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1887 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  iramatriculirten  Studirenden   1733 

von  den  Hospitanten   141 

zusammen  1874 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensirt: 
in  der   katholisch  -  theologischen  Facultät  3,    in  der 
juristischen  Facultät  2,  in  der  medicinischen 
Facultät  2  und  in  der  philosophischen  Facultät  6, 
zusammen   13 

Winter-Semester  1901/02: 
a.    lmmatriculirte  Studirende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1280 

Neu  hinzugekommen    470 

zusammen  1750 

Davon  zählte: 

die  evangelisch  -  theologische  i  Deutsche   68 

Facultät  l  Nichtdeutsche  2_  70 

die    katholisch  -  theologische  i  Deutsche   262 

Facultät  l  Nichtdeutsche     —  262 

....         /  Deutsche  ....  582 
die  juristische  Facultät  .  ...<„...,,  , 

J  \  Nichtdeutsche       1  583 


die  medicinische  Facultät . . .  {  ^fU.*fj^V  V 

l  Nichtdeutsche 


227 
7  234 


Seitenbetrag  1149  1750 


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.2  g.  3 
<«  cd 


104 


Uebertrag  1119  1750 

a.  Deutsche  m.  d.  Zeugniss  der  Reife  372 

b.  Deutsche  ohne  Zeugniss  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften*  vom 

1.  October  1879   198 

Deutsche   570 

c.  Nichtdeutsche   31  601 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schliesslich 79  Hörerinnen)   188 

Die  Gesammtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1938 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatriculirten  Studirenden   1738 

von  den  Hospitanten   180 

zusammen  1918 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensirt: 
in  der  katholisch  -  theologischen  Facultät  1 ,    in  der 
juristischen  Facultät  2,    in  der  medicinischen 
Facultät  2  und  in  der  philosophischen  Facultät  7, 

zusammen   12 

Von  der  ertheilten  Erlaubniss  zum  gastweisen  Be- 
suche von  Vorlesungen  machten  keinen  Gebrauch   8 

2.    Betheiligung  an  den  Vorlesungen. 

a.    Es  haben  lnscriptionen  stattgefunden: 

1.  bei  der  evangelisch-theologischen  Facultät 

im  Sommer-Semester  1901: 
zu  17  theol.  Privatvorlesungen   223 

*  7     *     öffentlichen  Vorlesungen   167 

«    5     *     seminaristischen  Uebungen ....  61 

im  Winter-Seinester  1901/02: 

zu  16  theol.  Privatvorlesungen   226 

6     *      öffentlichen  Vorlesungen   138 

*  4     *      seminaristischen  Uebungen   41 

2.  bei  der  katholisch-theologischen  Facultät 

im  Sommer-Semester  1901: 

zu  13  theol.  Privatvorlesungen   1083 

11     »     öffentlichen  Vorlesungen   918 

4     »     seminaristischen  Uebungen   202 


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105 


im  Winter-Semester  1901/02: 

zu  11  theol.  Privatvorlesungen   1273 

*  10     «     öffentlichen  Vorlesungen   674 

3     «     seminaristischen  Uebungen   144 

3.  bei  der  juristischen  Facultät 
unter  Einschluss  der  staatswissenschaftlichen  Disciplinen 
im  Sommer-Semester  1901: 
zu  30  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2304 

*  9   *  *       öffentlichen  Vorlesungen   630 

*  3   >       *  «        seminaristischen  Uebungen  ...  91 

im  Winter-Semester  1901/02: 
zu  34  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2568 

*  6   »  *       öffentlichen  Vorlesungen   949 

»    3   *  «       seminaristischen  Uebungen  ...  168 


4.  bei  der  medicinischen  Facultät 
im  Sommer-Semester  1901: 
zu  52  medicinischen  Privatvorlesungen   1646 

*  26  *  öffentlichen  Vorlesungen..  719 

im  Winter-Semester  1900/01: 
zu  54  medicinischen  Privatvorlesungen   1463 

*  32  *  öffentlichen  Vorlesungen  . .  610 


5.  bei  der  philosophischen  Facultät 

im  Sommer-Semester  1901: 
zu  121  Privatvorlesungen   3493 

*  48  öffentlichen  Vorlesungen  ...  1548 
«    22  Seminarien   478 

im  Winter-Semester  1901/02: 
zu  120  Privatvorlesungen   3693 

*  36  Öffentlichen  Vorlesungen...  1316 

*  26  Seminarien   517 

1.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  evangelisch-theolo- 
gischen Facultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1901  bei  einer  Anzahl  von  76  Hörern 
zu  17  theol.  Privatvorlesungen   223  Inscriptionen, 

*  7    >      öffentlichen  Vorlesungen   167  * 

*  5    •      seminaristischen  Uebungen .. .  61 

*  ausserfachlichen  (philos.,  historischen, 

litterar.,  philologischen)  Vorlesungen     63  * 
(13  private,  8  öffentliche); 


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106 


im  Winter-Semester  1901/02  bei  einer  Anzahl  von  70  Hörern 
zu  16  theologischen  Privatvorlesungen          226  Inscriptionen, 

*  6     *     öffentlichen  Vorlesungen   138 

«    4     *     seminaristischen  Uebungen ...  41 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   31 

(11  private,  16  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  der  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1901  (Zahl  76): 
zu  den  theol.  Privatvorlesungen   2,93  Inscriptionen, 

*  *       *     öffentlichen  Vorlesungen...  2,i9 

*  *     seminaristischen  Uebungen.    0,80  » 

*  »   ausserfachlichen  Vorlesungen   0,83 

im  Winter-Semester  1901/02  (Zahl  70): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,2  3  Inscriptionen, 

*     öffentlichen  Vorlesungen  .. .    1,9  7 
«    *       *     seminaristischen  Uebungen.  0,58 

*  *   ausserfachlichen  Vorlesungen   0,44  » 

2.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  katholischen  Theologie 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1901  bei  einer  Anzahl  von  317  Hörern 

zu  13  theol.  Privatvorlesungen   1083  Inscriptionen, 

-11     -     öffentlichen  Vorlesungen   918 

*  4     *     seminaristischen  Uebungen  . .    202  » 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   252  * 

(46  private,  18  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1901/02  bei  einer  Anzahl  von  262  Hörern 

zu  11  theol.  Privatvorlesungen   1273  Inscriptionen, 

»   10     *     öffentlichen  Vorlesungen   674 

*  3     *     seminaristischen  Uebungen .. .    144  * 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   171  * 

(29  private,  14  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1901  (Zahl  317): 
zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,4 1  Inscriptionen, 

*  *     öffentlichen  Vorlesungen  . . .  2,86 

*  »       «     seminaristischen  Uebungen  .0,64 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   0,79  * 


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107 


im  Winter-Semester  1901/02  (Zahl  262): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   4,86  Inscriptionen, 

*  *       *     öffentlichen  Vorlesungen  ...  2,57 

*  *     seminaristischen  Uebungen .    0,5  6 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   0,65 

3.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  juristischen  Facult&t 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1901  bei  einer  Anzahl  von  512  Hörern 

zu  30  juristischen  Privatvorlesungen   2304  Inscriptionen, 

*  9        -         öffentlichen  Vorlesungen  630 

3        *         seminar.  Uebungen   91  * 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   343 

(14  private,  24  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1901/02  bei  einer  Anzahl  von  583  Hörern 

zu  34  juristischen  Privatvorlesungen   2568  Inscriptionen, 

-    6        *         öffentlichen  Vorlesungen  949 

*  3        *         seminar.  Uebungen   168 

*  ausserfachlichen  Vorlesungen   110 

(Ii  private,  12  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1901  (Zahl  512): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   4,60  Inscriptionen, 

*  *  öffentl.  Vorlesungen..  1,23  * 

*  *  *  seminar.  Uebungen...  0,17  « 
«    *   ausserfachlichen  Vorlesungen   0,6  7  * 

im  Winter-Semester  1901/02  (Zahl  583): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   4,4  o  Inscriptionen, 

*  -  öffentl.  Vorlesungen..  1,6  2  * 

*  *  *  seminar.  Uebungen  ...  0,S9  • 

*  *   ausserfachlichen  Vorlesungen   0,i9  * 

4.  Von  Studirenden  der  medicinischen  Facultät  haben, 
wenn  die  von  ihnen  gehörten  obligatorischen  naturwissen- 
schaftlichen Vorlesungen  zu  den  medicinischen  gezählt  werden 
stattgefunden: 


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108 


im  Sommer-Semester  1901  bei  einer  Anzahl  von  259  Hörern 
zu  52  Privatvorlesungen   1646  Inscriptionen, 

*  26  öffentlichen  Vorlesungen   719 

im  Winter-Semester  1901/02  bei  einer  Anzahl  von  234  Hörern 

zu  54  Privatvorlesungen   1463  Inscriptionen, 

*  32  öffentlichen  Vorlesungen   610 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1901  (Zahl  259): 

zu  den  Privatvorlesungen   6,36  Inscriptionen, 

*  -    öffentlichen  Vorlesungen   2,79 

im  Winter-Semester  1901/02  (Zahl  234): 

zu  den  Privatvorlesungen   6,2  6  Inscriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen   2,6 1 

5.  Von  Seiten  der  Studirenden  der  philosophischen  Fa- 
cultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1901  bei  einer  Anzahl  von  582  Hörern 

zu  121  Privatvo liesungen   3493  Inscriptionen, 

*  48  öffentlichen  Vorlesungen   1548 

*  22  Seminarien   478 

Ausserfachliche  Vorlesungen  sind  in  der  philosophischen 
Facultät  in  der  Regel  solche,  die  einem  vom  Specialfache  ver- 
schiedenen Fache  dieser  Facultät  selbst  angehören: 

im  Winter-Semester  1901/02  bei  einer  Anzahl  von  601  Hörern 


zu  120  Privat  Vorlesungen   3623  Inscriptionen, 

*  36  öffentlichen  Vorlesungen   1316 

*  26  Seminarien   517 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1901  (Zahl  582): 
zu  den  Privatvorlesungen   6,oo  Inscriptionen, 

•  öffentlichen  Vorlesungen   2,68  « 

*  »   Seminarien   0,8? 

im  Winter-Semester  1901/02  (Zahl  601): 
zu  den  Privatvorlesungen   6,03  Inscriptionen, 

•  öffentlichen  Vorlesungen    2,18 

■    Seminarien   0,86 


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101) 


3.  Lösungen  von  Preisaufgaben. 

Bei  der  Preisverteilung  am  Geburtstage  Sr.  Majestät  des 
Kaisers  und  Königs  den  27.  Januar  1902  haben  folgende  Stu- 
dirende  nach  dem  hierüber  besonders  erschienenen  gedruckten 
Bericht  der  Facultäten  Preise  und  Anerkennungen  erhalten 
und  zwar: 

von  der  evangelisch-theologischen  Facultät: 

der  Stud.  theol.  ev.  Wilhelm  Dorn  aus  Breslau  %  des 
Preises  und  der  Stud.  theol.  ev.  Johannes  Woblack 
aus  Cottbus  7s  des  Preises, 

von  der  katholisch-theologischen  Facultät: 

der  Stud.  theol.  cath.  Franz  Bromm  aus  Biskupitz  den 
halben  Preis. 

4.  Verbindungen  und  Vereine. 

Für  das  Berichtsjahr  sind  folgende  Veränderungen  zu 
verzeichnen  : 

Ausgeschieden  ist: 

die  deutsch  -  nationale  Studenten -Verbindung  Hermun- 

duria,  welche  sich  am  11.  Mai  1901  bis  auf  Weiteres 

suspendirt  hat. 
Neugebildet  haben  sich: 

Im   Juli   1901    eine  Zweigvereinigung   der  deutschen 
christlichen  Studenten-Vereinigung. 

Im  October  1901  die  Verbindung  Thuringia. 

Im  Januar  1902  der  akademisch-jüdische  Verein  Makkabäa. 

5.  Akademische  Disciplin. 

Von  der  akademischen  Disciplinarbehörde  bezw. 
von  dem  Rector  wurden  bestraft: 
a.  Im  Sommer-Semester  1901: 
Wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung  des  akademischen 
Lebens : 

2  Studirende  mit  der  Entfernung  von  der  Universität 

(Consilium  abeundi), 
2  Studirende  mit  der  Androhung  der  Entfernung  von 

der  Universität  (Unterschrift  des  Consilium  abeundi) 

und  mit  je  1  Woche  Karzer, 
2  Studirende  mit  je  5  Tagen  Karzer. 


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110 


Wegen  Vergehens  gegen  die  Sitte  und  Ordnung  des  aka- 
demischen Lebens: 

3  Studirende  mit  je  3  Tagen  Karzer, 

1  Studirender  «   3  +  3  «= 

1        -  2 

1        *  *      einem  Verweise. 

b.  Im  Winter-Semester  1901/02. 
Wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung  des  akademischen 
Lebens : 

1  Studirender  mit  der  Androhung  der  Entfernung  von 
der  Universität  (Unterschrift  des  Consilium  abeundi) 
und  mit  12  Tagen  Karzer. 
Wegen  Vergehens  gegen  die  Sitte  und  Ordnung  des  aka.- 
demischen  Lebens: 

1  Studirender  mit  3  Tagen  Karzer, 

1  -    1  Tage 

1        -  *   einem  Verweise  und 

1        *  Nichtanrechnung  des  Semesters. 


IX.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen. 

Das  Diplom  wurde  erneuert  in  Folge  des  50jährigen 
Doctor-Jubiläums 

von  der  medicinischen  Facultät: 

dem  Sanitätsrath  Dr.  Carl  Dittrich  in  Breslau; 
von  der  philosophischen  Facultät: 

dem  Director  des  Königlichen  Wilhelms-Gymnasiurns 
zu  Berlin,  Geh.  Regierungsrath  Dr.  Otto  Kubier  und 
dem  Gymnasial  -  Director  a.  D.,   Geh.  Regierungsrath 
Dr.  Gustav  Sorof. 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen 

und  Prüfungen. 

I.  Von  der  katholisch-theologischen  Facultät  wurden  promovirt: 
1.  Lic.  theol.  Kasimir  von  Miaskowski,  aus  Posen, 

3.  August  1901:  „Die  Correspondenz  des  Erasmus  von 
Rotterdam  mit  Polen". 


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111 


2.  Heinrich  Krug,  aus  Speier,  25.  November  1901:  „De 
pulchritudine  generatim  spectana." 
IL  Von  der  juristischen  Facultat  wurden  promovirt: 

1.  Paul  Veith,  aus  Breslau,  3.  April  1901:  „Die  Be- 
schränkung der  Gattungsschuld  auf  eine  bestimmte 
Sache/' 

2.  Adolf  Wernicke,  aus  Gleiwitz,  IG.  April  1901:  „Zur 
Construction  des  amtsrichterlichen  Strafbefehls  unter 
theilweiser  Berücksichtigung  der  polizeilichen  Straf- 
verfügung und  des  Strafbescheids  der  Verwaltungs- 
behörde/' 

3.  Max  Stein i tz,  aus  Breslau,  29.  April  1901:  „Die  Vor- 
aussetzungen der  Rechte  auf  Wandelung  und  Minderung." 

4.  Kurt  Rawitscher,  aus  Liegnitz,  20.  Mai  1901:  „Der 
Inhalt  der  Haftung  des  Verkäufers  nach  Deutschem 
Bürgerlichen  Recht  (mit  Ausschluss  der  Haftung  für 
physische  Eigenschaften,  bezw.  Mängel  der  Kaufsache).44 

5.  Georg  Hamburger,  aus  Breslau,  23.  Mai  1901:  „Die 
staatsrechtlichen  Besonderheiten  der  Stellung  des  Reichs- 
landes Elsass-Lothringen  im  Deutschen  Reich.  I.  Theil.44 

6.  Erhard  Kaiser,  aus  Breslau,  18.  Juni  1901:  „Beiträge 
zur  Lehre  von  der  Handlungsagentur.44 

7.  Arthur  Wolffsohn,  aus  Schrimm,  24.  Juni  1901: 
„Nothwehr,  Nothstand  und  Nothhilfe  in  Voraussetzungen 
und  Wirkungen  nach  dem  B.  G.  B." 

8.  Erwin  Gauss,  aus  Bunzlau,  8.  Juli  1901:  „Erpressung 
und  Raub  (ihre  Schutzobjecte  und  die  Mittel  ihrer 
Begehung).'4 

9.  Alfons  Dierschke,  aus  Breslau,  20.  Juli  1901:  „Zur 
Lehre  von  der  Exhibitionspflicht". 

10.  Eduard  Magnus,  aus  Breslau,  26.  Juli  1901:  „Die 
Ausgleichungspflicht  nach  dem  Bürgerlichen  Gesetzbuch.44 

11.  Romuald  Paczkowski,  aus  Kletzko  in  Posen,  2.  August 
1901:  „Das  „Unternehmen44  des  Hochverraths  im  Ver- 
hältniss  zu  Versuch  und  Vorbereitung.44 

12.  Georg  Seeliger,  aus  Posen,  7.  August  1901:  „Der 
Bruch  des  amtlichen  Gewahrsams  im  Sinne  des  §  133 
des  Strafgesetzbuchs.44 


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112 


13.  Wilhelm  Cuno,  aus  Berlin,  11.  August  1901:  „Ueber- 
gang  der  Gefahr  bei  Gattungsschulden  nach  dem  Bürger- 
lichen Gesetzbuche.14 

14.  Paul  Posner,  aus  Rawitsch,  31.  October  1901:  „Bundes- 
recht und  Landesrecht.  Eine  geschichtliche  Darstellung 
ihres  Verhältnisses  zu  einander." 

15.  Otto  Dra heim,  aus  Bunzlau,  2.  November  1901:  „Un- 
treue und  Unterschlagung." 

IG.  MaxWeigelt,  aus  Breslau,  30.  November  1901:  „Vor- 
merkung und  Widerspruch  im  Deutschen  Grundbuch- 
recht." 

17.  Franz  Hertel,  aus  Breslau,  9.  Januar  1902:  „Der 
Wahrheitsbeweis  bei  Injurien  und  seine  Beschränkungen. 
Unter  Berücksichtigung  der  ausländischen  Gesetzgebung 
der  Gegenwart." 

18.  Martin  Wasser,  aus  Wollstein,  H.Januar  1902:  „Das 
eigenhändige  Testament  des  römischen  Rechts  und  seine 
rechtsgeschichtliche  Bedeutung." 

19.  Reinhold  Bernau,  aus  Glogau,  3.  März  1902:  „Die 
Amtsniederlegung  der  Mitglieder  des  Aufsichtsraths 
einer  Actiengesellschaft." 

20.  Hellmuth  Bänke,  aus  Haynau,  8.  März  1902:  „Ueber 
die  Rechtsunwirksanikeit  von  Verfügungen  während  des 
Schwebens  einer  aufschiebenden  Bedingung." 

21.  Max  Fleischer,  aus  Görlitz,  8.  März  1902:  „Mehrere 
Fälle  der  Zuständigkeit  des  Deutschen  Bundesraths  für 
Erledigung  von  öflfentlichrechtlichen  Streitigkeiten." 

III.  Von  der  medicinischen  Facultät  wurden  promovirt: 

1.  Ignaz  Zilla,  aus  Neustadt  W/Pr.,  3.  April  1901: 
„Die  Beziehungen  der  Rachenmandelvergrösserung  zur 
Gaumen-,  Schädel-,  Obergesichts-  und  Nasenbildung." 

2.  Theodor  Griessdorf,  aus  Hünern  bei  Breslau, 
17.  Mai  1901:  „Die  klinische  Bedeutung  des  hoch- 
stehenden Contractionsringes  am  kreissenden  Uterus." 

3.  Arthur  Haeckel,  aus  Hirschberg  in  Schi.,  25.  Mai  1901: 
„Ueber  zwei  Fälle  von  traumatischer  Erkrankung  des 
Conus  medullaris." 


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113 


4.  Heinrich  Schneider,  aus  Görbersdorf,  12.  Juni  1901: 
„Die  normale  Temperatur  bei  initialer  Lungentuber- 
culose  in  Ruhe  und  Bewegung." 

5.  Ernst  Schikora,  aus  Gleiwitz,  18.  Juni  1901:  „Zur 
Kenntniss  der  Gallenfarbstoffe  in  den  Faeces  der 
Säuglinge." 

6.  Curt  Manteufel,  aus  Berlin,  19.  Juni  1901:  „Ein  Bei- 
trag zur  Statistik  der  Peniscarcinome." 

7.  Leo  Bork,  aus  Motylewo  in  Posen,  22.  Juni  1901: 
„Beitrag  zur  Kenntniss  der  Nierenkapsel-Geschwülste.4' 

8.  Ludwig  Oelsner,  aus  Breslau,  22.  Juni  1901:  „Ana- 
tomische Untersuchungen  über  die  Lymphwege  der 
Brust  mit  Bezug  auf  die  Ausbreitung  des  Mammacar- 
cinoms." 

9.  Alfred  Clusius,  aus  Breslau,  25.  Juni  1901:  „Ein  Bei- 
trag zur  Casuistik  der  kryptogenetischen  Septicopyäinie." 

10.  Salo  Lewin,  aus  Glogau,  2.  Juli  1901:  „Ueber  Nerven- 
nath,  Nervendehnung  und  Nervenlösung  pheripherer 
Nerven." 

11.  Hans  Hauffe,  aus  Breslau,  12.  Juli  1901:  „Ein  Beitrag 
zur  Kenntniss  der  Leberkolik  durch  Echinococcus 
hepatis." 

12.  Adolf  Schöngarth,  aus  Löwenberg,  13.  Juli  1901: 
„Ueber  die  Eröffnung  der  grossen  Körperhöhlen  bei 
Rippentumoren." 

13.  Georg  Krischke,  aus  Breslau,  24.  Juli  1901:  „Ein 
Beitrag  zur  Lehre  von  den  tödtlichen  Ausgängen  bei 
Ohrerkrankungen." 

14.  Hermann  Falk,  aus  Breslau,  27.  Juli  1901:  „Beilrag 
zum  Studium  des  Dermographismus." 

15.  Arthur  Heyn,  aus  Breslau,  27.  Juli  1901:  „Ueber 
disseminirte  Nephritis  bacillaris  Tuberculöser  ohne 
Nierentuberkel." 

16.  Georg  Neustadt,  aus  Breslau,  27.  Juli  1901:  „Ueber 
das  Epyema  necessitatis  der  Gallenblase." 

17.  Franz  Bannes,  aus  Breslau,  1.  August  1901:  „Das 
Wesen  der  genuinen  und  künstlichen  Vogelgicht  und 
deren  Beziehungen  zur  Arthritis  urica  des  Menschen." 

8 


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1 1i- 


IS.  Ernst  Frey,  aus  Steinau  a/0.,  3.  August  1901:  „Ueber 
die  Behandlung  hochgradiger  Kurzsichtigkeit.44 

19.  Walther  Hannes,  aus  Breslau,  3.  August  1901: 
„Ueber  die  Beziehungen  der  Leukocytose  zu  der  spon- 
tanen, sowie  der  durch  Wärme  hervorgerufenen  Schweiss- 
bildung.44 

20.  Waldemar  Eieke,  aus  Breslau  -  Pöpelwitz,  27.  Sep- 
tember 1901 :  „Ueber  den  Zungenkrebs  und  dessen  Heil- 
barkeit auf  operativem  Wege.44 

21.  Paul  Langer,  aus  Neisse,  8.  October  1901:  „Erfolg- 
reiche Exstirpation  eines  grossen  Haemangions  der 
Leber.44 

22.  Atsuhiko  Masugi,  aus  Japan,  14.  October  1901: 
„Experimentelle  Untersuchungen  über  den  Heilungs- 
vorgang bei  perforirenden  und  nicht  perforirenden  Horn- 
hautwunden mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Co- 
caln-Einwirkung." 

23.  Ernst  Marsch ke,  aus  Conradsdorf,  Kreis  Neisse, 
19.  October  1901:  „Beiträge  zur  pathologischen  Ana- 
tomie der  Myopie  und  des  Hydrophthalmus.44 

24.  Georg  Preiser,  aus  Fraustadt  in  Posen,  2.  Novem- 
ber 1901 :  „Ein  Beitrag  zur  Lehre  von  den  Tuboovarial- 
cysten.44 

25.  Paul  Nachtigall,  aus  Tschirne,  Kreis  Breslau,  19.  No- 
vember 1901:  „Ein  Fall  von  medianer  Nasenpalte.44 

26.  Bruno  Faehnrich,  aus  Solben,  Kreis  Meseritz,  3.  De- 
cember  1901:  „Beitrag  zur  Kenntniss  der  typischen 
Bauchdeckenfibrome.44 

27.  Dagobert  Bergel,  aus  Schweidnitz,  13.  December  1901 : 
„Ein  Fall  von  Candaridin-Vergiftung.44 

28.  Heinrich  John,  aus  Glogau,  20.  December  1901: 
„Ueber  die  Behandlung  veralteter  Luxationen  des 
Schulter-  und  Ellbogengelenkes.44 

29.  Johannes  Arndt,  aus  Petersdorf,  Kreis  Hirschberg, 
21.  December  1901:  „Das  Verhalten  der  Kalksalze  in 
den  Faeces  und  im  Harn  von  Säuglingen  bei  Darreichung 
gekochter  und  ungekochter  Milch.44 


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115 


30.  Richard  Rummler,  aus  Gnesen,  21.  December  1901: 
„Den  Dermatosen  analoge  Schleimhauterkrankungen  des 
Kehlkopfes." 

31.  Georg  Lieber t,  aus  Sagan,  21.  December  1901:  „Ueber 
Venenthrombose  bei  Chlorose." 

32.  Max  Tiegel,  aus  Wansen,  21.  December  1901:  „Ueber 
die  Vortheile  des  suprasymphysären  Fascienquerschnitts 
nach  Pfannenstiel." 

33.  Robert  Hilgermann,  aus  Breslau,  27.  December  1901: 
„Die  Betheiligung  des  Ganglion  gasseri  bei  Mittelohr- 
eiterungen." 

34.  Fritz  Wiener,  aus  Liegnitz,  27.  December  1901: 
„Ueber  Veränderungen  der  Schilddrüse  nach  Anlegung 
einer  Fistel  der  Gallenblase." 

35.  Walter  Cimbal,  aus  Neisse,  4.  Januar  1902:  „Beiträge 
zur  Lehre  von  den  Geschwülsten  im  4.  Ventrikel." 

36.  Franz  Kobrak,  aus  Breslau,  16.  Januar  1902:  „Ueber 
kindszerstückelnde  Operationen  an  der  Hand  von  83  Fullen 
der  geburtshilflichen  Universitäts-Poliklinik  zu  Breslau." 

37.  Erich  Schäffer,  aus  Breslau,  16.  Januar  1902:  „Beitrag 
zur  chirurgischen  Behandlung  der  Trigeminusneuralgie." 

38.  Franz  Kramer,  aus  Breslau,  23.  Januar  1902:  „Rücken- 
marksveränderungen bei  Polyneuritis." 

39.  Hans  Thomas,  aus  Frankfurt  a/O.,  23.  Januar  1902: 
„Zurlndicationsstellung  und  Technik  des  Kaiserschnittes." 

40.  OttoBrucauff,  aus  Breslau,  15.  Februar  1902:  „Ueber 
die  Heilungsvorgänge  bei  disseminirten  infectiösen  Ne- 
phritiden,  insbesondere  bei  der  Pyelonephritis  ascendens." 

41.  Max  Schmidt,  aus  Ohlau,  15.  Februar  1902:  „Ueber 
Nabelschnurvorfall." 

42.  Paul  Galley,  aus  Breslau,  28.  Februar  1902:  „Ueber 
Augenerkrankungen  bei  Bleivergiftung." 

43.  Alfred  Neu  mann,  aus  Grossenhain,  28.  Februar  1902: 
„Beitrag  zur  Pathologie  des  Ductus  thoracicus  und  zu 
den  chy lösen  Ergüssen." 

44.  Hermann  Rothe,  aus  Frankfurt  a/O.,  1.  März  1902: 
„Beitrag  zur  Statistik  der  eingeklemmten  Hernien." 

8* 


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1  IG 


45.  Franz  Balzer,  aus  Sampohl,  Kreis  Schlochau,  11.  März 
1902:  „Ueber  Blasensteine  und  Blasenfremdkörper." 

46.  Max  Gallewsky,  aus  Breslau,  14.  März  1902:  „Histo- 
logische und  klinische  Untersuchungen  über  die  Pyra- 
midenbahn und  das  Babinski'sche  Phänomen  im  Säug- 
lingsalter." 

47.  Arthur  Herrmann,  aus  Breslau,  14.  März  1902:  „Ueber 
Kopfschmerzen  bei  Schulkindern  und  ihre  Beeinflussung 
durch  suggestive  Behandlung." 

48.  Fritz  Reche,  aus  Breslau,  17.  März  1902:  „Ueber 
antiseptische  Beeinflussung  des  Harns  durch  innerlich 
dargereichte  Antiseptica." 

49.  Ernst  Kohlmeyer,  aus  Metz,  19.  März  1902:  „Beitrag 
zur  Histologie  der  Ohrpolypen." 

50.  Karl  Sc  hink,  aus  Gleiwitz:  „Die  Nierenexstirpation  in 
ihrer  Entwickelung  nebst  Beiträgen." 

51.  Georg  Teichmann,  aus  Posen,  19.  März  1902:  „Ueber 
Hallux  varus." 

52.  Ernst  Mühsam,  aus  Breslau,  23.  März  1902:  „Ein 
Beitrag  zur  Histologie  der  Mycosis  fungoides." 

53.  Max  Gassmann,  aus  Myslowitz,  26.  März  1902:  „Indi- 
cation  und  Prognose  der  Zange  an  der  Hand  der  Er- 
fahrungen in  der  geburtshilflichen  Poliklinik  der  König- 
lichen Frauenklinik  zu  Breslau." 

IV.   Von  der  philosophischen  Facultät  wurden  promovirt: 

1.  Siegmund  Sussbach,  aus  Breslau,  1.  April  1901: 
„Der  Darm  der  Cetaceen." 

2.  Ludwig  Marschner,  aus  Breslau,  3.  April  1901:  „Bei- 
träge zur  Anatomie  und  Physiologie  des  Herzens  und 
der  grossen  Gefassstämme  der  Wassersäugethiere." 

3.  Rudolf  Malguth,  aus  Breslau,  12.  April  1901:  „Bio- 
logische Eigenthümliclikeiten  der  Früchte  epiphytischer 
Orchideen." 

4.  Victor  Bernatzky,  aus  Peiskretscham,  15.  April  1901: 
„Die  Promotion  in  der  philosophischen  Universität  der 
Universität  Frankfurt  a/O." 


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117 


5.  Albrecht  Brehmer,  aus  Heidersdorf,  Kreis  Nimptsch, 
25.  April  1901:  „Die  volkswirtschaftlichen  Artikel  der 
grossen  Encyklopädie.44 

6.  Siegfried  Behrens,  aus  Rethem,  Prov.  Hannover: 
„Mose  ben  Maimüni's  Mischnah-Commentar  zum  Tractat 
Megillah  nebst  der  hebräischen  Uebersetzung  des  Josef 
ibn  Al-Fawwal." 

7.  Stephan  Gloeckner,  aus  Calbis,  Provinz  Sachsen, 
6.  Mai  1901:  „Quaestiones  rhetoricae.  Historiae  artis 
rhetoricae  qualis  fuerit  aevo  imperatorio  capita  selecta." 

8.  Friedrich  Pradel,  aus  Goldberg,  0.  Mai  1901:  „De 
praepositionum  in  prisca  latinitate  vi  atque  usu." 

9.  Wahan  Manoukian,  aus  Konstantinopel,  15.  Mai  1901: 
„Ueber  die  Entwickelung  des  p-Hylylenbromids  auf 
einige  primäre,  secundäre,  tertiäre  Amine  und  Alkaloide.44 

10.  Helmut h  Müller,  aus  Troppau,  Oesterreich-Schlesien, 
15.  Mai  1901:  „Ueber  die  stereoisomeren  Formen  der 
a-Phenyl-a-methylpiperidins.4' 

11.  Paul  Bürger,  aus  Schönbrunn,  Kreis  Sagan,  24.  Mai 
1901 :  „Ueber  typische  Durchbrechungen  der  dramatischen 
Einheit  im  französischen  Theater  in  seiner  Entwicke- 
lung bis  an  den  Ausgang  der  klassischen  Zeit.  I.  Theil: 
Das  mittelalterliche  Theater.44 

12.  Carl  Krannich,  aus  Zabrze  O/S.,  21.  Juni  1901:  „I. 
Ueber  partielle  Racemie.  II.  Benzophenon-o-sulfosäure 
und  einige  ihrer  Homologen.44 

13.  Julius  Wolff,  aus  Dürr -Kunzendorf,  25.  Juni  1901: 
„De  clausulis  Ciceronianis.44 

14.  Alfred  Pennrich,  aus  Breslau,  1.  Juli  1901:  „Die 
Urkundenfälschungen  des  Reichskanzlers  Kaspar  Schlick 
nebst  Beiträgen  zu  seinem  Leben.44 

15.  Franz  Goldschmidt,  aus  Breslau,  9.  Juli  1901: 
„Physikalisch- chemische  Studien  an  wässerigen  Ammo- 
niaklösungen.44 

16.  Emil  Dreesbach,  aus  Westerhüsen,  20.  Juli  1901: 
„Der  Orient  in  der  altfranzösischen  Kreuzzugslitteratur.44 

17.  Hans  Frese,  aus  Hamburg,  20.  Juli  1901:  „Beiträge 
zur  Kenntniss  der  Pyridinreihe." 


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118 


18.  Martin  Heidrich,  aus  Reichenbach  0/L.,  27.  Juli  1901: 
„Ein  Beitrag  zur  Charakterisirung  aromatischer  Amine, 
Amidosäuren  und  Pyridine." 

19.  August  Pütter,  aus  Breslau,  27.  Juli  1901:  „Das  Auge 
der  Wassersäugethiere." 

20.  Hermann  Bach,  aus  Lemberg,  31.  Juli  1901:  „I.  Ueber 
Condensationsreactionen  des  Aldehydcollidins  mit  sub- 
stituirten  aromatischen  Aldehyden.  II.  Ein  Beitrag  zur 
Kenntniss  des  Phenyl-a-Picolylalkins." 

21.  Paul  Backe,  aus  Ida  -  Marienhütte,  Kreis  Striegau, 
31.  Juli  1901:  „Ueber  die  Einwirkung  von  Cuminol  auf 
a-Picolin." 

22.  Ferencz  Jüttner,  aus  Berlin,  31.  Juli  1901:  „Beiträge 
zur  chemischen  Auffassung  des  Lösungsvorganges." 

23.  Otto  Sackur,  aus  Breslau,  31.  Juli  1901:  „Ueber  den 
Einfluss  gleichioniger  Zusätze  auf  die  elektromotorische 
Kraft  von  Flüssigkeiten.  Ein  Beitrag  zur  Kenntniss  des 
Verhaltens  starker  Eleklrolyte." 

24.  Georg  Geipel,  aus  Breslau,  2.  August  1901:  „Krystallo- 
graphisch -optische  Studien  an  synthetisch  hergestellten 
Verbindungen." 

25.  Ludwig  Schütte,  aus  Gleiwitz,  2.  August  1901:  „Der 
Apenninenpass  des  Monte  Bardone  und  die  deutschen 
Kaiser,  Theil  I." 

26.  Alfred  Bild,  aus  Breslau,  3.  August  1901:  „Die  Ent- 
wicklungsgeschichte des  Zahnsystems  bei  Sus  do- 
mesticus  und  das  Verhältniss  der  Lippenfurchenanlage 
zur  Zahnleiste." 

27.  Friedrich  Lillge,  aus  Breslau,  3.  August  1901:  „De 
elegiis  in  maecenatem  quaestiones." 

28.  Walther  Castner,  aus  Breslau,  5.  August  1901:  „Bei- 
träge zur  Kenntniss  des  Aldehydcollidins." 

29.  Kornel  Eisenhut,  aus  Agram,  5.  August  1901:  „Bei- 
träge zur  Kenntniss  der  Bitterspäthe." 

30.  Konrad  Jaross,  ausRawitsch,  10.  August  1901:  „Ueber 
die  Einwirkung  von  Aldehyden  und  von  Carbonylchlorid 
auf  Diamine." 


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119 

31.  Walter  Loewig,  aus  Warmbrunn,  10.  August  1901: 
„Ueber  Teleologie  und  Mechanismus  in  der  Philosophie 
Lotze's." 

32.  Emil  Rieger,  aus  Reichenstein,  10.  August  1901: 
„Ueber  die  Existenz  complexer  Ionen  in  Doppelsalzen 
auf  Grund  von  Ueberführungsbestimmungen." 

33.  Carl  Kuberczyk,  aus  Grochowitz,  12.  August  1901: 
„Canones  Johannis  bar  Cursus,  Tellae  Mauzlatae  epi- 
scopi,  e  codicibus  Syriacis  Parisino  et  quattuor  Londi- 
niensibus  editi.44 

3i.  Stanislaus  W^ckowski,  aus  Posen,  12.  August  1901 : 
„Die  romanischen  Einflüsse  in  der  polnischen  Literatur 
bis  zum  Ausgange  des  17.  Jahrhunderts.44 

35.  Ludwig  Bürge meister,  aus  Breslau,  12.  September 
1901 :  „Die  Jesuitenkunst  in  Breslau.4* 

36.  Alfred  Hoffmann,  aus  Antonienhüjte,  12.  September 
1901:  „Untersuchungen  über  Gleichgewichtszustände  im 
System:  Ferricyankalium  und  Jodkalium.44 

37.  Hans  Büttner,  aus  Königsberg  N/M.,  30.  September 
1901 :  „Ein  schlesisches  Rittergut.  Ein  Beitrag  zur 
landwirtschaftlichen  Betriebslehre.44 

38.  Franz  Hannig,  aus  Bürgerbezirk,  12.  November  1901: 
„De  Pegaso.44 

39.  He rmann  Sacher,  aus  Schreiberhau,  18.December  1901: 
„Die  Cartell-Organisation  der  russischen  Zuckerindustrie 
auf  Grund  des  Steuergesetzes  von  1895  und  die  voran- 
gegangenen Bestrebungen.44 

40.  Alfred  Graden witz,  aus  Breslau,  9.  Januar  1902: 
„Ueber  eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  von  Capillar- 
constanzen  verdünnter  Salzlösungen." 

41.  Kurt  Nitschke,  aus  Breslau,  24.  Januar  1902:  „Ein- 
kommen und  Vermögen  in  Preussen  und  ihre  Entwicke- 
Iung  seit  Einführung  der  neuen  Steuern  mit  Nutzanwen- 
dung auf  die  Theorie  der  Einkommensentwickelung." 

12.  Erich  Klossowski,  aus  Ragnit  O/Pr.,  1.  Februar  1902: 
„Michael  Willmann.44 

13.  Bernhard  Patzak,  aus  Liegnitz,  15.  Februar  1902: 
Friedrich  Hebbel's  Epigramme.44 


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120 


44.  Hans  Riesen feld,  aus  Kattowitz,  4.  März  1902:  „Ueber 
das  Lösungsvermögen  von  Salzlösungen  für  Ammoniak 
nach  Messungen  seines  Partialdrucks." 

45.  Julius  Lewkowitz,  aus  Georgenberg  O/S.,  6.  März  1902: 
„Spinoza 's  Cogitata  metaphysica  und  ihr  Verhältniss  zu 
Descartes  und  zur  Scholastik." 

46.  Wolfgang  Li mp rieht,  aus  Breslau,  7.  März  1902: 
„Beitrag  zur  Kenntniss  der  Taccaceen." 

47.  Emil  Hackauf,  aus  Breslau,  8.  März  1902:  „Die  älteste 
mittelenglische  Version  der  Assumptio  Mariae." 

48.  Ernst  Thorausch,  aus  Leutinannsdorf,  11. März  1902: 
„Ueber  die  Condensation  des  a-Phenyl-a-Methylpyridins 
mit  Aldehyden." 

49.  Josephat  Mikolajczak,  aus  Gola,  17.  März  1902: 
„De  septem  sapientium  fabulis  quaestiones  selectae." 

50.  Carl  Andree,  aus  Hamburg,  19.  März  1902:  „Ueber 
die  Einwirkung  einiger  Aldehyde  auf  Methyl-  resp. 
Aethylamin  und  die  Reduction  der  Condensations- 
produete." 

51.  Harry  Meyer,  aus  Hannover,  21.  März  1902:  „Aus- 
messung eines  Sternhaufens  in  der  Vulpecula." 


X.  Nekrologe. 

Julius  SchäfTer. 

Am  10.  Februar  1902  verschied  nach  kurzem  Krankenlager 
der  Lehrer  am  königl.  akademischen  Institut  für  Kirchenmusik 
Dr.  Julius  Schäffer,  königl.  Musikdirector  und  Professor. 
Schaff  er  wurde  am  28.  September  1823  zu  Crevese  bei  Oster- 
burg  in  der  Altmark  geboren,  wo  sein  Vater  als  Cantor  fungirte. 
Nachdem  er  das  Gymnasium  in  Stendal  absolvirt  hatte,  bezog 
er  die  Universität  Halle,  um  ev.  Theologie  und  Philosophie 
zu  studiren.  In  Halle  war  damals  Robert  Franz  Universitäts- 
Musikdirector  und  zugleich  Leiter  der  Singakademie  und  des 
akademischen  Gesangvereins.  Schäffer,  von  Haus  aus  gut 
musikalisch  veranlagt  und  gründlich  vorgebildet,  schloss  sich 
eng  an  Robert  Franz  an,  dessen  künstlerische  Bestrebungen 


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121 


keineswegs  allgemeine  Anerkennung  fanden;  nur  einzelne 
musikalische  Grössen,  wie  Robert  Schumann,  erwärmten  sich 
für  den  gänzlich  neue  Bahnen  einschlagenden  Liedercomponisten. 
Sc h äffe r  war  es  vergönnt,  den  grössten  Theil  der  Franz' sehen 
Lieder  entstehen  zu  sehen,  und  bald  wurde  er  mit  Franz's 
Schaffen  so  intim  bekannt,  dass  er  es  als  eine  seiner  Lebens- 
aufgaben betrachtete,  für  den  Halle'schen  Meister  mit  Wort 
und  That  energisch  einzutreten.  Sein  Wunsch,  sich  gänzlich  der 
Musik  zu  widmen,  Hess  sich  erst  verwirklichen,  nachdem  er  zwei 
Jahre  als  Erzieher  in  Jassy  zugebracht  hatte.  Seine  musikalische 
Bildung  vervollständigte  er  bei  dem  Berliner  Theoretiker  Dehn, 
einem  der  angesehensten  Contrapunktisten  der  damaligen  Zeit. 
Neben  den  strengen  Studien  war  Schäffer  vielfach  als  Dirigent 
und  als  Kritiker  in  Fachzeitschriften  erfolgreich  thätig.  Durch 
eine  glänzend  geschriebene  Recension  des  „Lohengrinu  wurde 
Schäffer  in  Wagnerkreisen  bekannt;  gewandte  Federn,  wie  die 
seinige,  konnte  man  dort  brauchen,  und  Wagner  selbst  dedicirte 
ihm  als  Zeichen  seiner  Zustimmung  ein  Exemplar  der  eben 
erschienenen  Lohengrin-Partitur.  Die  Hoffnung,  Schäffer  als 
entschiedenen  Parteigänger  für  die  neue  Richtung  zu  gewinnen, 
schlug  fehl;  seine  Kunstansichten  gestatteten  ihm  ebenso  wenig, 
wie  seinem  Lehrerund  Freunde  R.  Franz  mit  dem  späteren 
Wagner  Hand  in  Hand  zu  gehen.  —  Im  Jahre  1855  erhielt  er  einen 
Ruf  nach  Schwerin,  wo  er  den  Schlosskirchen-Chor  organisirte 
und  namentlich  im  a-capella-Gesange  zu  hoher  Blüthe  brachte. 
Seine  Stellung  in  Schwerin  war  eine  angenehme  und  behagliche, 
aber  sie  war  eng  umgrenzt  und  gewährte  dem  aufstrebenden 
Künstler  nur  selten  Gelegenheit,  sein  reiches  musikalisches 
Können  auch  ausserhalb  seiner  dienstlichen  Stellung  zu  be- 
thätigen.  Was  ihm  Schwerin  nicht  bieten  konnte,  fand  er  in 
Breslau.  Im  Herbst  1858  war  Mosewius,  der  langjährige 
Leiter  der  Singakademie  und  Lehrer  am  akademischen  Institut 
für  Kirchenmusik,  gestorben.  Sein  College  Dr.  E.  Baum  gart 
leitete  interimistisch  den  Verein  bis  gegen  Mitte  des  Jahres  1859 
und  übergab  ihn  sodann  dem  definitiv  berufenen  Carl  Reinecke. 
Bereits  im  nächsten  Jahre  verliess  dieser  Breslau  und  siedelte 
als  Dirigent  der  Gewandhaus-Concerte  nach  Leipzig  über.  —  Das 
musikalische  Leben  Breslau's  bewegte  sich  damals  in  be- 


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schränkten  Geleisen,  und  Reineckes  Wirken  war  zu  kurz,  um 
einen  entscheidenden  oder  gar  reformatorischen  Einfluss  auf 
die  hiesigen  Musikverhältnisse  auszuüben,  ganz  abgesehen 
davon,  dass  er  in  erster  Linie  als  Componist  thätig  sein  wollte 
und  die  Leitung  der  Singakademie  wohl  nur  als  ein  Nebenamt  oder 
als  eine  Art  Durchgangsstufe  betrachten  mochte.  Was  Mose  wius 
angebahnt  und  theilweise  bereits  vollendet  hatte,  konnte  nur 
durch  einen  Mann  erhalten  und  weiter  fortgebildet  werden, 
der  in  seinem  Berufe  vollständig  aufging  und  in  diesem  für 
längere  Zeit  thätig  sein  konnte.  Schäffer  war  der  Mann,  den 
man  brauchte;  durch  40 jähriges  segensreiches  Wirken  hat  er 
es  bewiesen.  Im  October  1860  übernahm  er  die  Direction  der 
Singakademie  und  wurde  zugleich  zum  Lehrer  am  Königl. 
akademischen  Institut  für  Kirchenmusik  ernannt.  Als  Leiter 
der  Singakademie  ist  er  bis  Ende  1900  thätig  gewesen;  mit 
Schumanns  Oratorium  „Paradies  und  Peri",  das  er  einst  in 
Breslau  eingeführt  hatte,  verabschiedete  er  sich  (am 21.  November) 
von  seinen  zahlreichen  Freunden  und  Verehrern.  Seines  Amtes 
als  Universitätslehrer  hat  er  bis  zum  Winter-Semester  1901 
gewaltet;  eine  Augenoperation,  die  zwar  glücklich  verlief,  ihm 
aber  weiteres  anstrengendes  Arbeiten  unmöglich  machte,  zwang 
ihn,  im  Winter-Semester  1901/02  auf  seine  Lehrthätigkeit  zu 
verzichten. 

Schäffer's  Thätigkeit  als  akademischer  Lehrer  ist,  wie 
dies  in  der  Natur  der  Sache  liegt,  eine  weniger  bekannte  und 
deshalb  schwerer  zu  würdigende.  Die  Zahl  der  Studirenden, 
die  Zeit,  Lust  und  die  nöthigen  Vorkenntnisse  besitzen,  um  sich 
neben  ihrem  Brotstudium  mit  den  schönen  Künsten  zu  be- 
fassen, ist  leider  eine  sehr  geringe;  diejenigen  aber,  die 
Schäffer's  Vorlesungen  auch  nur  kurze  Zeit  besucht  haben, 
werden  sich  gewiss  stets  der  mannigfach  anregenden  Stunden 
dankbar  erinnern.  Schäffer's  akademische  Lehraufgabe 
bestand  zunächst  darin,  die  Studirenden  der  evangelischen 
Theologie  mit  dem  Wesen  und  der  Bedeutung  des  Gemeinde- 
und  Altargesanges  bekannt  zu  machen,  und  sodann  den 
Studenten  überhaupt  Gelegenheit  zu  geben,  sich  im  mehr- 
stimmigen Gesänge  zu  vervollkommnen.  Ausserdem  hatte  er 
den  aus  Gymnasiasten  und  Seminaristen  bestehenden  Chor  des 


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Instituts  für  Kirchenmusik  zu  leiten,  dessen  vorgeschrittene 
Zöglinge  sich  zugleich  an  den  Uebungen  und  Aufführungen 
der  Singakademie  betheiligten.  Diese  Chorübungen  haben  es 
Hunderten  von  jungen  Leuten  ermöglicht,  gründliche  Gesangs- 
studien zu  machen  und  mit  den  Meisterwerken  der  musikalischen 
Klassiker  bekannt  zu  werden.  Der  Einfluss,  den  Schäffer 
dadurch  auf  die  Geschmacksrichtung  und  musikalische  Durch- 
bildung von  zwei  Generationen  ausgeübt  hat,  lässt  sich  mit 
Hilfe  statistischer  Tabellen  allerdings  nicht  nachweisen.  Wie 
gross  dieser  Einfluss  aber,  und  wie  nachwirkend  er  gewesen 
ist,  lässt  sich  aus  dem  Umstände  schliessen,  dass  die  ehe- 
maligen Zöglinge  des  Instituts,  die  in  späteren  Jahren  in  Breslau 
ansässig  wurden,  nur  in  seltenen  Fällen  versäumt  haben, 
ihrem  ehemaligen  Lehrer  ihre  treue  Anhänglichkeit  durch 
thatkräftige  Mitwirkung  an  den  Uebungen  und  Concerten  der 
Singakademie  zu  beweisen. 

Als  der  37jährige  Schäffer  an  die  Spitze  der  Sing- 
akademie trat,  bestand  diese  aus  einem  kleinen  Häuflein  von 
Sängern,  die  allerdings  von  Mosewius  tüchtig  geschult  und 
auch  schwererem  Aufgaben  völlig  gewachsen  waren.  Unter 
Schäffer  ist  die  Singakademie  zu  einem  aus  mehreren 
Hunderten  von  Sängern  bestehenden  Verein  emporgewachsen, 
der  in  dem  wohlverdienten  Rufe  steht,  zu  den  besten  deutschen 
Gesangvereinen  zu  gehören.  Die  Grundtendenz  der  Sing- 
akademie blieb  unter  Schäffer  dieselbe,  wie  unter  seinen 
Vorgängern;  die  Pflege  ernster,  klassischer  Vokalmusik,  vorzugs- 
weise des  Oratoriums  bildete  die  Hauptaufgabe.  Aber  diese 
Hauptaufgabe  ist  von  Schäffer  keineswegs  in  einseitiger  oder 
engherziger  Weise  aufgefasst  worden.  Bach,  Händel,  Haydn, 
Mozart,  Beethoven  und  Mendelssohn  sind  allerdings  stets 
bevorzugt  worden,  aber  auch  die  modernen  Componisten,  in- 
sofern sie  einer  ernsten  und  strengeren  Richtung  angehörten, 
sind  nach  Gebühr  berücksichtigt  worden.  Die  Zahl  der  Werke, 
die  unter  Schäffer's  Aegide  zum  ersten  Male  in  Breslau  auf- 
geführt worden  sind,  ist  eine  erstaunlich  grosse;  ein  genaues 
und  vollständiges  Verzeichniss  würde  mehrere  Seiten  füllen. 
Es  wird  genügen,  nur  die  hauptsächlichsten  anzuführen.  Die 
vornehmsten  grösseren  Werke,  die  wir  durch  Schäffer  kennen 


121- 


gclernt  haben,  sind:  J.  S.  Bach's  „Johannes -Passion",  das 
Magnificat  in  D-dur,  9  Kantaten  und  eine  Menge  kleinerer 
Compositionen  (die  h-moll-Messe  war  zuerst  im  hiesigen  Stadt- 
Theater  aufgeführt  worden,  aber  in  so  mangelhafter  und  ver- 
stümmelter Weise,  dass  man  die  von  Schaff  er  spater  ver- 
anstaltete Aufführung  als  die  erste  wirkliche  betrachten 
kann);  G.  Fr.  Händel's  „Heracles",  „L'Allegro  ed  il  Pensieroso44 
und  die  kleine  Caecilienode;  Beethoven's  „Missa  solemnis44; 
Mendelsohn's  „Lobgesang44  und  eine  grosse  Anzahl  von  Psalmen 
und  Motetten;  Schumann's  „Paradies  und  Periu;  Gade's 
„Comala"  und  „Erlkönigs  Tochter44;  Ferd.  Hiller's  „Zerstörung 
Jerusalems";  Max  Bruch's  „Odysseus44,  „Achilleus44,  „Das  Lied 
von  der  Glocke44,  „Arminius44  und  „Das  Feuerkreuz44;  Brahms' 
„Deutsches  Requiem44;  Kiels  „Requiem44;  Cesar  Franck's 
„Seligkeiten44;  Verdis  „Requiem4';  G.  Henschel's  „Stabat mater44 
u.  A.  —  Schaf f er' s  Wirken  in  der  Singakademie  ist  aber 
nicht  nur  für  Breslau  tonangebend  gewesen,  sondern  hat  auch 
für  die  ganze  Provinz  segensreiche  Folgen  gehabt.  Die  vielen 
jungen  Männer,  Seminaristen,  Lehrer  und  Studenten,  denen 
Schäffer  einen  tieferen  Einblick  in  das  Wesen  der  Kunst 
vermittelt  hat,  haben  das  in  Breslau  Gelernte  mit  in  ihre 
nachherigen  Wirkungskreise  hinübergenommen,  und  wenn  in 
Schlesien,  selbst  in  kleineren  Städten,  gute  ernste  Musik  zu 
hören  und  ein  höheres  Interesse  für  die  musikalische  Kunst 
vorhanden  ist,  so  kann  man  dies  mit  gutem  Gewissen  zum 
grossen  Theil  auf  Schäffer's  Einfluss  zurückführen. 

Richtete  die  Singakademie  ihr  Augenmerk  hauptsächlich 
auf  grössere  Werke  geistlichen,  oder  doch  wenigstens  ernsteren 
Inhalts,  so  fand  die  musikalische  Kleinkunst,  zumal  der  welt- 
liche Solo-  und  Chorgesang,  im  musikalischen  Cirkel  sorgsame 
Pflege.  Im  ersten  Jahrzehnte  der  Thätigkeit  Schaffe rs  war 
der  Cirkel  fast  die  einzige  Stätte  in  Breslau,  wo  die  kleineren 
Formen  der  Gesangsmusik  ein  freundliches  Heim  fanden,  und 
wo  angehenden  Solisten  Gelegenheit  geboten  wurde,  vor  einem 
kleinen,  aber  distinguirten  Publikum  ihre  ersten  Sporen  zu 
verdienen. 

Sc  Ii  äffer  brachte,  als  er  seine  Breslauer  Aemter  antrat, 
das  nöthige  Rüstzeug  mit.   Er  war  nicht  nur  ein  in  allen 


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Zweigen  der  praktischen  Kunst  wohlerfahrener  Musiker,  sondern 
auch  ein  universell  gebildeter  Mann,  der  die  Musikliteratur  der 
älteren  und  neueren  Zeit  aus  dem  Grunde  kannte  und  auch 
mit  der  Feder  gut  umzugehen  wusste.  —  Als  Clavierspieler  stand 
Schäffer  hoch  angesehen  da.  Er  war  kein  moderner  Tasten- 
titane, aber  er  verstand  es,  die  Componisten,  deren  Werke  er 
spielte,  in  ihren  intimsten  Empfindungen  zu  belauschen  und 
in  ihre  Eigenart  sich  hinein  zu  leben.  Chopin  lag  seinem 
sensitiven  und  träumerischen  Naturell  ganz  besonders  gut; 
doch  auch  Bach,  Mozart,  Beethoven  und  Schumann  fanden  an 
ihm  einen  feinfühligen  und  discret  nachschauenden  Interpreten. 
—  Der  „Verein  für  klassische  Musik44  hat  während  der  Zeit  seines 
Bestehens  in  Schäffer  eine  kräftige  Stütze  gehabt,  und  auch  der 
Orchesterverein  hat  sich  seiner  Mitwirkung  wiederholt  erfreut. 
Als  Begleiter  hat  Schäffer  in  Breslau  kaum  je  einen  Rivalen 
gehabt.  —  Als  Orchesterdirigent  ist  Schäffer  im  Anfange 
der  60er  Jahre  häufig  erfolgreich  hervorgetreten;  die  von  ihm 
geleiteten  Sinfonie-Concerte  im  Musiksaale  der  Universität,  an 
denen  sich  auch  auswärtige  Solisten,  wie  Klara  Schumann, 
Alfred  Jaell  u.  A.  betheiligten,  galten  damals,  wo  der 
Orchesterverein  noch  nicht  existirte,  als  Kunstbethätigungen 
ersten  Ranges.  —  Hinter  dem  Clavierspieler  und  Dirigenten 
Schäffer  stand  der  Stimmbildner  Schäffer  nicht  zurück; 
nicht  nur  das  Institut  für  Kirchenmusik,  die  Singakademie  und 
der  Cirkel  haben  sich  seiner  Fürsorge  zu  erfreuen  gehabt,  auch 
anderen  Vereinen,  so  dem  Wätzold'schen  Männergesangverein 
und  dem  Universitäts-Gesangverein  (jetzt  Fridericiana)  hat  er, 
der  Vielbeschäftigte  und  oft  mit  Arbeit  Ueberlastete,  sein  ge- 
sangliches Wissen  und  Können  zur  Verfügung  gestellt. 

Als  Componist  und  Schriftsteller  ist  Schäffer  zwar  nicht 
mit  grösseren  Publicationen  hervorgetreten,  aber  was  er  in 
Wort  und  Ton  veröffentlicht  hat,  das  hatte  Hand  und  Fuss. 
Seine  Ciavierstücke,  seine  zahlreichen  einstimmigen  Lieder  mit 
Clavierbegleitung  und  seine  gemischten  Chorlieder  legen 
Zeugniss  ab  von  seinem  geläuterten  Geschmack,  seinem  gut 
fundirten  Wissen  und  seinem  feinen  Kunstverständniss.*)  —  Die 

*  Die  Opuszahlen  1—6  existiren  zweifach.  Die  bei  Challier  u.  Comp, 
in  Berlin  als  op.  1—6  veröffentlichten  Compositionen  hat  Schäffer  später 


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Compositionen,  die  er  für  das  50jährige  Jubiläum  der  Breslauer 
Universität  (1861)  und  für  sonstige  akademische  Feierlichkeiten 
schrieb  —  sie  sind  leider  nicht  gedruckt  —  stehen  wesentlich 
höher,  als  dies  sonst  bei  Gelegenheits-Composition  der  Fall  zu 
sein  pflegt.  Seine  2- und  4händigen  Uebertragungen  Beethoven- 
scher Sinfonien  und  Streichquartette  und  anderer  Werke  stehen 
den  besten  Arbeiten  auf  diesem  Gebiete  nicht  nach. 

Von  weittragender  Bedeutung  sind  Schäffer's  Choral- 
bücher. Im  Jahre  1880  erschien  sein  „Vierstimmiges  Choral- 
buch enthaltend  sämmtliche  Melodien  zum  Gesangbuch  für 
evangelische  Gemeinden  Schlesiens".  Das  Werk  war  nicht  für 
die  Gemeinde,  sondern  für  den  Chor  bestimmt;  seine  nächste 
Aufgabe  war,  „ein  künstlerischer  Schmuck  der  Liturgie  zu 
sein.4*  Als  Muster  hatte  sich  Schäffer  die  Bach'sche  Form 
der  Choräle  vorgesetzt.  In  der  Vorrede  sprach  er  sich  u.  A. 
auch  über  die  sonntägliche  Kirchenmusik  mit  Sologesang  und 
Instrumentenspiel  aus,  die  nach  seiner  Ansicht  mehr  als  eine 
Auflösung  des  Kultus  in  die  Kunst,  als  ein  Aufgehen  der  Kunst 
in  den  Kultus  seien.  Eine  Reform  aber  erscheine  dringend 
geboten,  und  die  Einführung  seines  Gesangbuches  könne  ein 
erster  Schritt  dazu  sein,  dass  der  Chor  sich  wieder  der 
Gemeinde  nähere.  Diese  Schäffer' sehe  Tendenz  ist  vielfach 
angegriffen  worden;  die  Choralbearbeitungen  selbst  sind  auch  von 
den  Gegnern  des  Verfassers  als  echt  kirchliche  und  musikalisch 
unanfechtbare  Arbeiten  anerkannt  worden. 

Schäffer's  schlesisches  Choralbuch  erregte  in  kirchlich- 
musikalischen  Kreisen  derartiges  Aufsehen,  dass  wenige  Jahre 
später  das  Königl.  Preussische  Consistorium  zu  Magdeburg  ihm 
die  Abfassung  des  „Choralbuches  für  die  Provinz  Sachsen" 
übertrug.  Es  war  dies  um  so  ehrenvoller  für  Schäffer,  als 
es  in  der  Provinz  Sachsen  nicht  an  Männern  fehlte,  die  — 
ich  erinnere  nur  an  Robert  Franz,  der  in  Choralsachen  als 
Autorität  galt  —  für  die  Herstellung  der  Choralsätze  durchaus 
geeignet  erscheinen  mussten.  Schäffer  löste  die  ihm  ge- 
stellte Aufgabe  in  anerkannt  vortrefflicher  Weise;  sie  war  um 

als  Jugendarbeiten  verworfen;  an  ihre  Stelle  traten  die  bei  Breitkopf  und 
Härtel  ersebieneuen  op.  1—4  und  6,  sowie  das  von  Trautwein  in  Berlin 
verlegte  op.  5. 


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so  schwieriger  zu  lösen,  als  die  Commission,  die  sich  mit  der 
Herstellung  eines  einheitlichen  Melodienbuches  für  die  Provinz 
Sachsen  zu  befassen  hatte,  bestimmte  Principien  aufgestellt 
hatte,  welche  die  Bearbeitung  der  Choräle  nicht  unerheblich 
erschwerten.  Es  sei  hierzu  noch  bemerkt,  dass  das  sächsische 
Choralbuch  keineswegs  etwa  eine  Art  zweiter  Auflage  des 
schlesischen  Choralbuches  ist;  der  Melodienstoff ist  zum  grossen 
Theil  wohl  der  gleiche,  aber  die  Behandlung  im  Einzelnen  ist 
durchaus  selbständig  und  unabhängig  von  der  früheren  Arbeit.  — 
Schäffer's  Choralbuch  für  die  Provinz  Sachsen  erschien  1880; 
Robert  Franz  hatte  dabei  seinen  jüngeren  Freund  mit  seinem 
Rathe  freigebig  unterstützt.  In  den  letzten  Lebensjahren 
Robert  Franz 's  ist  das  gute  Einvernehmen  zwischen  beiden 
Männern  einigermaassen  getrübt  worden;  die  Schuld  lag  nicht 
an  Schäffer.  Das  Opfer,  das  Franz  beanspruchte,  das  theil- 
weise  Aufgeben  wohl  begründeter  künstlerischer  Ueber- 
zeugungen,  konnte  Schäffer  nicht  bringen.  Der  ungemein 
lebendige  Briefwechsel  zwischen  Franz  und  Schäffer,  der 
sich  über  mehrere  Jahrzehnte  erstreckt,  wird  in  einer  dem- 
nächst erscheinenden  Biographie  Robert  Franz's  (von  R. 
von  Prochazka)  verwendet  und  verwerthet  werden. 

Schäffer's  literarische  Thätigkeit  kristallisirt  sich,  mit 
Ausnahme  einer  bei  Gelegenheit  des  50jährigen  Bestehens  der 
Singakademie  (1875)  veröffentlichten  Brochure,*)  um  Robert 
Franz  herum.  Robert  Franz  ist  in  zweifacher  Beziehung 
epochemachend  thätig  gewesen:  als  Liedercomponist  und  als 
Bearbeiter  älterer,  namenlich  Bach'seher  und  Händel'scher 
Werke.  An  Widersachern  und  prinzipiellen  Gegnern  hat  es  ihm 
auf  beiden  Gebieten  nicht  gefehlt;  unter  denen,  die  für  ihn 
und  seine  Kunstansichten  eintraten,  nimmt  Schäffer  die  erste 
Stelle  ein.  Bereits  im  Jahre  1847  hatte  er  in  der  „Neuen 
Zeitschrift  für  Musik"  einige  Artikel  „Ueber  musikalische 
Recensionen"  veröffentlicht  und  „das  vorlaute  und  an- 
maassende  Treiben   unberufener  Kritiker   zu  geissein  ver- 


*)  Die  Breslauer  Singakademie.  Ihre  Stiftung,  weitere  Entwicklung 
und  Thätigkeit  in  den  ersten  50  Jahren  ihres  Bestehens  dargestellt  von 
Julius  Schäffer. 


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sucht".  Die  schiefen  Beurtheilungen,  die  den  Franz' sehen 
Liedern  in  Zeitschriften  und  Büchern  reichlich  zu  Theil  ge- 
worden waren,  gaben  Schaff  er  15  Jahre  später  Veranlassung, 
auf  dieses  Thema  zurückzukommen.  1863  erschien  bei  F.  E.  C. 
Leuckart  in  Breslau  die  Brochure  „Zwei  Beurtheiler  Robert 
Franz' s.  Ein  Beitrag  zur  Beleuchtung  des  Unwesens  musi- 
kalischer Kritik  in  Zeitungen  und  Broschüren".  Das  Schriftchen 
richtete  sich  gegen  Carl  Debrois  van  Bruyck  und  August 
Reissmann;  dem  Letztgenannten  namentlich  wurde  darin 
recht  übel  mitgespielt,  indem  Schäffer  nachwies,  dass 
Reissmann's  in  zwei  Publicationen*)  niedergelegte  Ansichten 
in  directem  Widerspruche  standen.  Schaffe r's  mannhaftem 
Eintreten  für  die  Franz'schen  Lieder  ist  es  zu  danken,  dass 
diese  Perlen  deutscher  Tonpoesie  sich,  langsam  zwar  aber 
sicher,  einen  Kreis  von  Gönnern  eroberten,  und  dass  das  fein- 
gebildete Dilettanten -Publicum  ihnen  allmählich  die  Werth- 
schätzung angedeihen  liess,  welche  die  Zunflgenossen  ihnen 
versagten. 

Der  Streit  um  die  Franz'schen  Lieder  war  indess  harm- 
loses Geplänkel  gegen  die  erbitterte  Polemik,  die  sich  in  den 
70er  Jahren  zwischen  Schäffer  einerseits,  und  Friedrich 
Chrysander  und  Philipp  Spitta  andererseits  entspann. 
Beide  waren  nicht  zu  verachtende  Gegner.  Spitta  hatte  sich 
durch  den  ersten  Band  seiner  Bach-Biographie  (Leipzig  1873) 
einen  Namen  gemacht  und  Chrysander  stand  als  Händel- 
Forscher  in  hohem  und  berechtigtem  Ansehen.  Ueber  Bach  und 
Händel  durften  Beide  also  mit  reden.  Vor  seiner  Berufung  nach 
Berlin  hatte  Spitta  (1874)  mitgeholfen,  den  Leipziger  Bach- 
Verein  zu  gründen,  und  dieser  war  unvorsichtig  genug  ge- 
wesen, zunächst  mit  der  von  A.  Volkland  bearbeiteten  Bach- 
schen  Cantate  „Sie  werden  aus  Saba  Alle  kommen", 
in  die  Oeffentlichkeit  zu  treten.  Von  Franz  lag  dieselbe 
Cantate  im  Druck  vor,  und  Schäffer  war  es  nun  vorbehalten, 
nachzuweisen,  um  wie  viel  die  vom  Leipziger  Bach-Verein 
approbirte  Volkland'sche  Bearbeitung  hinter  der  Franz'schen 


*)  „Das  deutsche  Lied  in  seiner  historischen  Entwicklung"  und 
„Encyclopädie  von  Ersch  und  Gruber",  öl.  Band. 


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zurückstehe.  (Seb.  Bach's  Cantate:  „Sie  werden  aus  Saba 
Alle  kommen44  in  den  Ausgaben  von  Robert  Franz  und  dem 
Leipziger  Bach- Verein  kritisch  beleuchtet  von  Julius  Sc  h  äff  er, 
Leipzig  1877.)  Die  Brochure  und  ein  2  Jahre  vorher  im 
„Musikalischen  Wochenblatt44  veröffentlichter  und  später  eben- 
falls in  Brochurenform  allgemein  zugänglich  gemachter  Artikel 
„Robert  Franz  in  seinen  Bearbeitungen  älterer  Vocalwerke4' 
veranlassten  Spitta  zu  einer  geharnischten  Entgegnung,  auf 
welche  Schaff  er  die  Antwort  nicht  schuldig  blieb.  (Ent- 
gegnung auf  Philipp  Spitta's  Artikel  „Ueber  das  Accompagne- 
ment  in  den  Compositionen  Sebastian  Bach's44.)  Der  Streit 
wurde  von  beiden  Seiten  auf  das  Rücksichtsloseste  weiter 
geführt;  mit  Schäffer's  Beleuchtung  des  Spitta'schen 
„Schlussworts"  wurde  die  Discussion  vorläufig  abgebrochen. 
Die  vom  Leipziger  Bach-Verein  in  Obhut  genommenen  Arrange- 
ments Bach' scher  Cantaten  galten  zum  grossen  Theil  als 
gerichtet,  und  für  die  Franz 'sehen  Arbeiten  waren  die  Wege 
einigermaassen  geebnet. 

In  Schäffer's  Absicht  hatte  es  ursprünglich  nicht  gelegen, 
Chrysander  mit  in  den  Streit  hineinzuziehen;  in  den  ersten 
Scharmützeln  mit  Spitta  war  sein  Name  nur  beiläulig  genannt 
worden.  Als  jedoch  der  nicht  angegriffene  Chrysander  sich 
offen  auf  Spitta's  Seite  stellte  und  in  der  „unerhörtesten44  Weise 
gegen  Schäffer  vorging,  fiel  für  diesen  jeder  Grund,  „gegen 
Chrysander  noch  irgend  welche  Rücksicht  walten  zu  lassen, 
hinweg44.  „Friedrich  Chrysander  in  seinen  Ciavieraus- 
zügen zur  deutschen  Händel-Ausgabe,  beleuchtet  von  Julius 
Schäffer44  war  der  den  Chry sander'schen  Ciavierauszügen 
sehr  energisch  zu  Leibe  gehende  Artikel  betitelt,  der  bald 
darauf,  mit  einigen  Zusätzen  versehen,  als  selbständige  Brochure 
im  Leuckart'schen  Verlage  erschien.  Als  Anhang  war  bei- 
gegeben ein  „Verzeichniss  einiger  incorrekt  und  schülerhaft 
gearbeiteter  Stellen44  aus  den  verschiedenen  Clavierauszügen.  Es 
kamen  in  dieser  Brochure  recht  unliebsame  und  unerbauliche 
Dinge  zu  Tage.  Schäffer  beschränkte  sich  aber  nicht  auf 
blosses  Kritisiren,  sondern  machte  seine  Kritik  zu  einer  pro- 
duetiven,  indem  erden  Chrysander'schen  Bearbeitungen  ver- 
fänglicher Stellen    seine    eigenen  entgegensetzte.     Wer  un- 

u 


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befangen  urtheilt,  wird  leicht  herausfinden,  dass  die  Wahrheit 
in  allen  Fällen  auf  Schäffer's  Seite  ist.  —  Im  Jahre  1880 
kam  Schäffer  nochmals  auf  die  Bearbeitungen  Händel'scher 
Tonsätze  zurück.  Frau  Victorie  Gervinus  hatte  eine  Sammlung 
von  Sologesängen  aus  Handels  Opern  und  Oratorien 
(390 Nummern  in  7  starken  Bänden)  herausgegeben,  und  Robert 
Franz  hatte  auf  seine  36  Arien  und  Duette  aus  Händel'schen 
Werken  eine  „Anthologie"  aus  Opern  und  Oratorien  desselben 
Componisten  folgen  lassen.  Ein  Vergleich  dieser  beiden  Aus- 
gaben, die  eine  Fülle  neuen  und  interessanten  Stoffes  enthielten, 
lag  nahe.  Schäffer  wies  durch  zahlreiche  Belege  nach,  dass 
die  Gervinus'sche  Ausgabe  „ein  grosses  Attentat  gegen  die 
Kunst  des  hohen  Meisters  sei"  und  dass  in  der  R.  Franz 'sehen 
Anthologie  der  Genius  Händeis  „in  unversehrter  Lebendigkeit, 
jugendlicher  Fülle,  blühender  Schönheit4'  entgegen  leuchte.  — 
Schäffer's  Publicationen  in  der  Bearbeitungs-Frage  haben  un- 
streitig in  hohem  Grade  belehrend  und  reinigend  gewirkt;  sie 
sind  nicht  nur  Robert  Franz,  sondern  der  gesainmlen  Kunst 
zu  Gute  gekommen.  Es  wird  heut  zu  Tage  an  musikalischer 
Polemik  erstaunlich  viel  geleistet,  aber  nur  sehr  wenig  von 
diesem  Vielen  ist  mit  so  umfassender  Sachkenntniss,  durch- 
dringendem Scharfsinn  und  unerbittlicher  Logik  geschrieben, 
wie  Schäffer's  an  die  Adressen  von  Spitta  und  Chrysander 
gerichtete  Brochuren.  Selbstverständlich  sind  die  schlechten 
Bearbeitungen  älterer  Werke  dadurch  nicht  aus  der  Welt 
geschafft  worden,  und  noch  1889  konnten  Friedrich  des  Grossen 
Werke  in  einer  vom  Preussischen  Staate  unterstützten  und  von 
Ph.  Spitta  besorgten  Neuausgabe  erscheinen,  deren  Ciavier- 
bearbeitungen von  der  objectiven  Kritik  ebenso  unbarmherzig 
mitgenommen  wurden,  wie  die  Chrysander'sche  Händel- 
Ausgabe  durch  Schäffer. 

In  seinen  letzten  Lebensjahren  ist  Schäffer  auf  die  oben 
erwähnte  Streitfrage  nicht  mehr  zurückgekommen.  Er  trug 
sich  mit  der  Absicht,  einige  grössere  Compositionen  (darunter 
ein  Oratorium  „Jephta's  Tochter"),  die  er  früher  begonnen 
hatte,  zu  vollenden;  ein  unerwarteter  Tod  hinderte  den  für 
seine  hohen  Jahre  körperlich  und  geistig  noch  sehr  rüstigen 
und  regsamen  Künstler  in  der  Verwirklichung  dieser  Absicht.  — 


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131 


An  äusseren  Ehren  hat  es  Schäffer  nicht  gefehlt.  Im 
Jahre  1861  wurde  er  zum  Königl.  Musikdirector,  1872  zum 
Ehrendoctor,  1879  zum  Königl.  Professor  ernannt;  die  Sing- 
akademie überreichte  ihm  bei  seinem  Scheiden  aus  dem  Directo- 
rate  das  Diplom  eines  Ehrendirectors.  Decorirt  wurde  er 
vom  Grossherzog  zu  Mecklenburg-Schwerin  mit  der  goldenen 
Verdienstmedaille  am  Bande  und  dem  Verdienstkreuz  der 
wendischen  Krone,  vom  Könige  von  Preussen  mit  dem  rothen 
Adlerorden  4.  Klasse  und  dem  Kronenorden  3.  Klasse.  — 
Schäffer's  Leben  ist  ein  ungewöhnlich  arbeitsreiches,  aber 
auch  segensreiches  gewesen;  selten  wird  einem  Künstler  das 
Glück  zu  Theil,  eine  so  lange  Spanne  Zeit  auf  einem  so  ver- 
antwortlichen Posten  zu  stehen  und  seine  schweren  Pflichten 
von  der  ersten  bis  zur  letzten  Stunde  gewissenhaft  erfüllen 
zu  können.  —  In  der  Kunstgeschichte  Breslaus  wird  Schäffer's 
Name  stets  als  einer  der  ersten  genannt  werden. 

E.  Bonn. 


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Inlialts-Verzeichniss. 


I.  Behörden  der  Universität.  Seite 

1.  Curatoriuin   3 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1901   3 

h.  Winter-Seinester  1901/1902    3 

II.  LehrkOrpcr  der  UniversItBt. 

Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle   4 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in  andere 
Stellungen,  Ruhestands-Bewilligungen  etc   4 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen   5 

2.  Ernennungen  innerhalb  des  Lehrkörpers   n 

3.  Habilitationen   G 

C.  Beurlaubungen   6 

D.  Auszeichnungen   7 

E.  Sonstige  Veränderungen   7 

III.  Beamte  der  Universität  (Akademische  Verwaltung)   8 

IV.  Anstalten  nnd  Commlsslonen  der  Universität. 

1.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.  Die  Königliche  und  Universitäts-Bibliotbek   8 

b.  Das  akademische  Lese-Institut   12 

c.  Seminare. 

1.  Das  evangelisch-theologische  Seminar   Ii 

2.  Das  praktische  Institut  der  evangelisch-theologischen 
Facultät   13 

3.  Das  katholisch-theologische  Seminar   14 

4.  Das  juristische  Seminar    17 

5.  Das  staatswissenschaftlich-slatistische  Seminar   .    .  17 

6.  Das  historische  Seminar   18 

7.  Das  kunstgeschichtliche  Seminar   20 

8.  Das  philologische  Seminar   20 

9.  Das  archäologische  Seminar   21 

10.  Das  germanistische  Seminar   21 

11.  Das  romanisch-englische  Seminar   22 

12.  Das  slavisch-philologiscbe  Seminar   23 

13.  Das  geographische  Seminar                           ...  24 

14.  Das  mathematisch-physikalische  Seminar     ....  S5 

15.  Das  philosophische  Seminar   56 


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133 


Seite 


d.  Die  Kunst-Institute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte  (archäologisches 
Museum)   27 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere  Kunst- 
geschichte   28 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik  ....  28 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Institut   31 

2.  Die  Sternwarte   32 

3.  Das  chemische  Institut   33 

4.  Das  pharmaceutische  Institut   35 

5.  Das  mineralogische  Institut  und  Museum     ....  37 

6.  Das  geologisch-paläontologische  Institut  und  Museum  39 

7.  Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum    .    .  4-1 

8.  Das  pflanzen-physiologischelnstitut  und  dashotanische 
Museum    4:i 

9.  Das  zoologische  Institut  und  Museum   4-5 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 

I.  Allgemeines   17 

II.  Specielles. 

a.  Das  Institut   für    landwirtschaftliche  Pflanzen- 
productionslehre   48 

b.  Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Thierproduc- 
tionslehie  und  Veterinärkunde   51 

c.  Das   agricultur-chemische   und  bacleriologische 
Institut   53 

d.  Das  landwirthschaftlich-technologische  Institut  55 

e.  Der  culturtechnische  Apparat    56 

g.  Theoretische  Institute  der  medicinischen  Facultät. 

1.  Das  anatomische  Institut   56 

2.  Das  physiologische  Institut   56 

3.  Das  pathologisch-anatomische  Institut   57 

4.  Das  pharmakologische  Institut    60 

5.  Das  hygienische  Institut   60 

h.  Die  Klinischen  Institute. 

1.  Die  medicinische  Klinik  und  Poliklinik   61 

2.  Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik    63 

3.  Die  Klinik  für  Augenkranke   67 

4.  Die  Frauenklinik  und  Poliklinik   71 

5.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 
Krankheiten   74 

6.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für  Nerven- 
krankheiten   80 

7.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten   81 

8.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder    ...  82 

9.  Das  zahnärztliche  Institut   84 


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134 

Seite 

2.  Die  Professoi  en-Wittwen-  und  Waisen- Versorgungs-Anslalt  86 

3.  Die  Hilfskasse    der  Universität   zur   Unterstützung  von 
Hinterbliebenen  der  Docenten  und  Beamten   87 

4.  Honorar-  und  Stundungswesen   88 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studirende. 

a.  Studenten-Unterstützungs-Fonds   89 

b.  Stipendien-Fonds   90 

6.  Kranken-  und  Begräbniss-Kasse  für  Studirende. 

a.  Die  Studenten-Kranken-Kasse   93 

b.  Die  Studenten-Begrftbniss-Kasse   9* 

V.  Akademische  Grundstücke  and  Kapitalien. 

1.  Grundstücke  94 

2.  Kapitalien  96 

VI.  Wichtigere   Ministerial-Erlasse,   Caratorlalschrelben  und 
Senatsbeschlttsse. 

1.  Für  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  und  Curatorialschreiben  ....  97 

b.  Senats-Beschlüsse  99 

2.  Für  die  einzelnen  Facultaten. 

a.  Ministerial-Erlasse  100 

b.  Senats-Beschlüsse  100 

TU.  Universitäts-Ereignisse,  Feierlichkeiten,  Programme, 
Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse  100 

2.  Programme  und  Adressen  (sind  nicht  erschienen).    .   .  102 

VIII.  Studirende. 

1.  Horerzahl. 

Sommer-Semester  1901   102 

Winter-Semester  1901/1902   103 

2.  Betheiligung  an  den  Vorlesungen   104 

3.  Lösungen  von  Preisaufgaben   109 

4.  Verbindungen  und  Vereine   109 

5.  Akademische  Disciplin   109 

IX.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen  ....  110 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  und  Prüfungen    1 10 

X.  Nekrologe. 

Professor  Dr.  Julius  Schaffer  120 


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Chronik 


der 


Königlichen  Universität 


zu  Breslau 


für  das  Jahr 


vom  I.  April  1902  bis  31.  März  1903. 


Jahrgang  17. 


Breslau. 

Druck  von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich.) 

1903. 


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I.   Behörden  der  Universität. 

1.  Kuratorium. 

(Wie  bisher.) 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1902. 
Rektor:  Professor  Dr.  Hillebrandt; 
Prorektor:  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Flügge; 
Universitätsrichter:  Ober-Reg.-Rat,  Direktor  des  Provinzial- 

Schulkollegiums,  Dr.  Mager; 
Dekane: 

der   evangelisch -theologischen   Fakultät:  Konsistorialrat 

Prof.  Dr.  Kawerau, 
der  katholisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Schäfer, 
der  juristischen  Fakultät:  Geh.  Justizrat  Prof.  Dr.  Fischer, 
der  medizinischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Hürth le, 
der  philosophischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Wolf. 
Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Rosanes, 

Prof.  Dr.  Vogt, 

Prof.  Dr.  Jörs, 

Prof.  Dr.  Cornill, 

Prof.  Dr.  Holdefleiss, 

Prof.  Dr.  Pohle. 

Senator  Prof.  Dr.  Vogt  schied  infolge  seiner  Versetzung 
an  die  Universität  Marburg  am  1.  Oktober  1902  aus  dem 
Senat;  an  seine  Stelle  trat  der  Geh.  Reg.-Rat  Professor  Dr. 
Ladenburg. 

b.  Winter-Semester  1902/03. 
Rektor:  Geh.  Justizrat  Prof.  Dr.  Leonhard; 
Prorektor  Prof.  Dr.  Hillebrandt; 

Universitätsrichter:    Ober-Reg.-Rat,  Direktor  des  Provinzial- 
Schulkoüegiums,  Dr.  Mager; 

1* 


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Dekane: 

der  katholisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Nikel, 
der  evangelisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Müller, 
der  juristischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Jörs, 
der   medizinischen  Fakultät:    Geh.  Med.- Rat  Professor 

Dr.  Flügge, 
der  philosophischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Appel. 
Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Laden  bürg, 
Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Ponfick, 
Prof.  Dr.  Part  sc  Ii, 
Prof.  Dr.  Holdefleiss, 
Prof.  Dr.  Fraenkel, 
Prof.  Dr.  Pohle. 


II,  Lehrkörper  der  Universität. 

Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle. 
Es  sind  verstorben: 
am  20.  April  1002  der  Privatdozent  in  der  medizinischen 

Fakultät  Prof.  Dr.  Julius  Bruck; 
am  7.  Juli  1902  der  ordentliche  Professor  in  der  medi- 
zinischen  Fakultät   und   frühere  Direktor  der  Uni- 
versitäts -Augenklinik,    Vertreter  der  Universität  im 
Herrenhause,  Geh.  Medizinalrat  Dr.  Richard  Förster; 
am  6.  Januar  1903  der  ordentliche  Professor  in  derselben 
Fakultät,    Direktor    der    medizinischen    Klinik  und 
Kurator  der  Studenten-Krankonkasse,  Geh.  Medizinal- 
rat Dr.  Alfred  Kast 
Näheres  hierüber  enthalten  die  unter  Abschnitt  X  bei- 
gefügten Nekrologe. 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in 
andere  Stellungen,  Ruhestandsbewilligungen  etc. 
Der  ordentliche  Professor  in  der  evangelisch-theologischen 
Fakultät  Dr.  Karl  Müller  ist  infolge  seiner  Berufung 


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an  die  Universität  Tübingen  mit  Schluß  des  Winter- 
semesters 1902/03  ausgeschieden: 

der  außerordentliche  Professor  in  der  juristischen  Fakultät 
Dr.  Ernst  Jacobi  ist  mit  Beginn  des  Winter-Semesters 
1092/03  zum  ordentlichen  Professor  an  der  Universität 
Münster  ernannt  und 

der  außerordentliche  Professor  Dr.  Walther  Schücking 
vom  1.  Oktober  1902  ab  in  gleicher  Eigenschaft  an  die 
Universität  Marburg  versetzt  worden; 

die  Privatdozenten  in  derselben  Fakultät  DDr.  Hubert 
Naendrup  und  Alfred  Manigk  wurden  zu  außer- 
ordentlichen Professoren  an  der  Universität  Münster 
bezw.  Königsberg  ernannt; 

der  außerordentliche  Professor  in  der  medizinischen 
Fakultät  und  Direktor  der  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen- 
und  Kehlkopfkrankheiten  Dr.  Werner  Kümmel  ist 
einem  Rufe  an  die  Universität  Heidelberg  gefolgt  und 
hat  seine  hiesige  Lehrtätigkeit  am  10.  November  1902 
aufgegeben ; 

der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Prof.  Dr.  Johannes 

Pfannenstiel  ist  als  ordentlicher  Professor  an  die 

Universität  Giessen  berufen  worden  und 
der  Privatdozent  Dr.  Viktor  Hinsberg  infolge  seiner 

Habilitation  an  der  Universität  Königsberg  ausgeschieden; 

(siehe  auch  unter  B.  Zugang.) 
der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 

Dr.  Friedrich  Vogt  ist  am  1.  Oktober  1902  in  gleicher 

Eigenschaft  an  die  Universität  Marburg  versetzt  worden 

und 

der  außerordentliche  Professor  Dr.  Otto  Künnemann  in- 
folge seiner  Berufung  an  die  Tierärztliche  Hochschule  in 
Hannover  am  1.  Oktober  1902  ausgeschieden; 

der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Dr.  Simon  von 
Nathusius  folgte  einem  Rufe  als  außerordentlicher 
Professor  an  die  Universität  Jena  und 

der  Privatdozent  Dr.  Richard  Wünsch  einem  Rufe  als 
ordentlicher  Professor  an  die  Universität  Giessen; 


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6 


der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Geh.  Regierungsrat  Dr.  Theodor  Poleck  ist  auf  seinen 
Antrag  von  Ende  September  1902  ab  vom  Halten  von 
Vorlesungen  und  von  der  Direktion  des  pharmazeutischen 
Instituts  entbunden  worden. 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen. 

a.  In  der  evangelisch-theologischen  Fakultät: 

der  außerordentliche  Professor  an  der  Universität  in  Bonn 
Lic.  theol.  et  Dr.  phil.  Eduard  Bratke  ist  vom  1.  April 
1903  ab  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  hiesige  Univer- 
sität versetzt  worden. 

b.  In  der  juristischen  Fakultät: 

der  außerordentliche  Professor  an  der  Universität  in 
Freiburg  i.  B.  Dr.  Konrad  Beyerle  ist  in  gleicher 
Eigenschaft  an  die  hiesige  Universität  berufen, 

der  Privatdozent  an  der  Universität  in  Berlin  Dr.  Paul 
H eil  bor n  ist  zum  außerordentlichen  Professor  und 

der  Oberlandesgerichtsrat  Dr.  Arthur  Engelmann  aus 
Breslau  zum  ordentlichen  Honorar- Professor  ernannt 
worden. 

c.  In  der  medizinischen  Fakultät: 

der  Privatdozent  an  der  Universität  in  Königsberg 
Dr.  Viktor  Hinsberg  ist  zum  außerordentlichen  Pro- 
fessor und  Direktor  der  Poliklinik  für  Nasen-,  Ohren- 
und  Kehlkopfkrankheiten  ernannt  worden. 

d.  In  der  philosophischen  Fakultät: 

Der  Privatdozent  an  der  Universität  in  Marburg  Dr. 
Johannes  Gadamer  ist  zum  ordentlichen  Professor 
und  Direktor  des  pharmazeutischen  Instituts  und 

der  außerordentliche  Professor  an  der  Universität  in 
Greifswald  Dr.  Theodor  Siebs  zum  ordentlichen  Pro- 
fessor und  Mitdirektor  des  germanistischen  Seminars 
ernannt  worden; 


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7 


der  Sekretär  an  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München 
Dr.  Franz  Kampers  und  Dr.  med.  Max  Casper  aus 
Höchst  a.  Main  wurden  zu  außerordentlichen  Professoren 
ernannt  und  letzterer  mit  der  Leitung  der  Tierklinik 
beauftragt ; 

der  Landgerichtsdirektor  Max  Seile  aus  Breslau  wurde 
als  nicht  remunerierter  Lektor  der  Stenographie  zuge- 
lassen. 

2.  Habilitationen. 
Als  Privatdozenten  habilitierten  sich: 

a.  In  der  juristischen  Fakultät: 

Dr.  jur.  Herbert  Meyer  am  7.  Februar  1903  für  deutsche 
Rechtsgeschichte,  Deutsches  Privatrecht  und  Deutsches 
bürgerliches  Recht. 

b.  In  der  medizinischen  Fakultät: 

Dr.  med.  Viktor  Klingmüller  am  23.  Juli  1902  für 
Dermatologie, 

Dr.  med.  Paul  Krause  am  1.  August  1902  für  innere 
Medizin, 

Dr.  med.  Willy  Anschütz  am  4.  November  1902  für 
Chirurgie, 

Dr.  med.  Paul  Stolper  am  21.  November  1902  für  ge- 
richtliche Medizin, 

Dr.  med.  Georg  Gott  st  ein  am  3.  Dezember  1902  für 
Chirurgie, 

Dr.  med.  Wilhelm  Ercklentz  am  11.  Dezember  1902  für 
innere  Medizin, 

Dr.  med.  Arthur  Dienst  am  10.  Januar  1903  für  Gynä- 
kologie und  Geburtshilfe, 

Dr.  med.  Karl  Ludloff  am  2.  März  1903  für  Chirurgie. 

c.  In  der  philosophischen  Fakultät: 

Dr.  phil.  Max  Gebauer  am  25.  Oktober  1902  für  National- 
ökonomie, 

Dr.  phil.  ArthurSachsam8.  Januar  1903  für  Mineralogie. 


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8 

C.  Beurlaubungen. 

Es  waren  beurlaubt  für  das  ganze  Jahr: 
der  ordentliche  Honorarprofessor  in  der  katholisch- 
theologischen Fakultät  Dr.  Erich  Frantz, 
der    außerordentliche    Professor   in    der  juristischen 

Fakultät  Dr.  Felix  Bruck, 
der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Dr.  Bert  hold 

Freudenthal  und 
der  außerordentliche  Professor  in  der  philosophischen 
Fakultät  Dr.  Otto  Auhagen. 
Außerdem  wurde  der  ordentliche  Professor  in  der  philo- 
sophischen Fakultät  Dr.  Aloys  Schulte  vom  Beginn  des 
Sommer-Semesters  1902  ab  auf  6  Wochen  zur  kommissarischen 
Wahrnehmung  der  Amtsobliegenheiten  des  ersten  Sekretärs 
bei  dem  Königl.  historischen  Institut  in  Rom  beurlaubt. 

D.  Auszeichnungen. 

1.  Von  preußischen  Orden  erhielten: 

den  Roten  Adler-Orden  III.  Klasse  mit  der  Schleife: 

der  ordentliche  Professor  Geheime  Med. -Rat  Dr.  von 
Mikulicz-Radecki; 

den  Roten  Adler-Orden  IV.  Klasse: 

die  ordentlichen  Professoren  Dr.  Freudenthal  und 
Dr.  Hillebrandt; 

den  Stern  zum  Kronen-Orden  II.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor  Geh.  Reg. -Rat  Dr.  Galle. 

2.  Sonstige  Auszeichnungen: 

den  Privatdozenten  in  der  medizinischen  Fakultät  DDr. 

Tietze,  Kausch  und  Bonhoeffer,  sowie 
dem  Privatdozenten  in  der   philosophischen  Fakultät 

Dr.  Scholtz  wurde  das  Prädikat  „Professor"  verliehen. 

£.  Sonstige  Veränderungen. 

Die  Privatdozenten  in  der  juristischen  Fakultät  DDr.  Manigk 
und  Kleineidam  haben  im  Auftrage  des  Herrn  Ministers  im 
Sommer-Semester  1902  und  Winter -Semester  1902/1903  ver- 


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9 


tretungsweise  Vorlesungen  und  Übungen  über  Römisches  Recht 
und  Deutsches  Bürgerliches  Recht  an  der  Universität  Königsberg 
bezw.  Greifswald  gehalten  (bezügl.  Manigk  s.  Abgang); 

dem  außerordentlichen  Professor  in  der  medizinischen 
Fakultät  Dr.  Schaper  ist  die  durch  den  Staatshaushaltsetat 
für  1902  errichtete  Stelle  eines  Abteilungsvorstehers  beim 
anatomischen  Institut  übertragen; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Geh.  Reg.-Rat  Dr.  E.  0.  Meyer  ist  auf  seinen  Antrag  von  der 
Direktion  der  physikalischen  Abteilung  des  mathematisch» 
physikalischen  Seminars  entbunden  und  der  außerordentliche 
Professor  Dr.  Neumann  hiermit  betraut  worden; 

der  ordentliche  Professor  in  derselben  Fakultät  Dr.  Schulte 
wurde  durch  Allerhöchste  Bestallung  vom  21.  September  1902 
zum  ersten  Sekretär  des  historischen  Instituts  in  Rom  unter 
Beilegung  des  Titels  „Direktor4'  vom  1.  Oktober  1902  ab  er- 
nannt. Derselbe  behält  die  hiesige  Professur  bei  und  wird  im 
Sommer-Semester  regelmäßig  Vorlesungen  halten; 

der  Privatdozent  Dr.  Wünsch  ist  vom  1.  Juni  1902  ab 
zum  Assistenten  des  philologischen  Seminars  ernannt  worden 
(s.  Abgang); 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Dr.  Hillebrandt  wurde  anstelle  des  verstorbenen  Geheimen 
Med.-Rats  Professor  Dr.  Förster  durch  Allerhöchste  Kabinetts- 
ordre  vom  24.  November  1902  als  Mitglied  des  Herrenhauses 
auf  Lebenszeit  berufen. 


III.  Beamte  der  Universität. 

(Akademische  Verwaltung.) 

Der  Seminardiener  Leus  ebner  ist  infolge  eingetretener 
Dienstuntahigkeit  am  1.  Oktober  1902  in  den  Ruhestand  ver- 
setzt und  an  seiner  Stelle  der  Militäranwärter  Hermann 
Wolter  zum  Seminardiener  ernannt  worden. 


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IV.   Anstalten  und  Kommissionen  der 

Universität. 

1.    Wissenschaftliche  An^lalten. 

a.   Die  Königliche  und  Universitäts- Bibliothek. 

Etat  und  Ausgaben. 

Für  Anschaffung  und  Einband  waren  verfügbar: 
der  etatsmäßige  Fond  von   20  000  Mark; 

die  Zinsen  des  S tei nweh rschen  und  des  Oelrichsschen 
Vermächtnisses  mit  1307  Mark  und  52  Mark; 

von  dem  durch  Ministerial- Erlaß  vom  21.  Juni  1900  zur  Aus- 
füllung von  Lücken  bewilligten  Zuschuß  von  10000  Mark 
ein  Rest  im  Betrage  von  2257  Mark. 

Für  sonstige  sächliche  Ausgaben  sind  etatsmäßig 
bestimmt  3460  Mark. 

Verwendet  wurden  für: 

Bücheranschaffungen    ....    24298  Mark, 

Einband   5  645  * 

sonstige  sächliche  Ausgaben  .    .     3  059 

Von  den  Ausgaben  für  Bücheranschaffungen  entfielen: 

auf  Zeitschriften   12  068  Mark, 

auf  Fortsetzungen   5  638 

auf  neue  Bücher   5  290 

auf  Antiquaria  1  302 

Die  erhebliche  Abweichung  der  Angaben  über  die  Aus- 
gaben für  Zeitschriften  und  Fortsetzungen  gegenüber  den 
früheren  Jahresberichten  ist  nur  eine  scheinbare  und  beruht 
auf  einer  anderen  Begrenzung  des  Begriffs  Zeitschrift.  Als 
Zeitschriften  sind  jetzt  alle  Veröffentlichungen  gerechnet,  bei 
denen  von  den  Herausgebern  ein  bestimmter  Abschluß  nicht 
in  Aussicht  genommen  ist. 


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Vermehrung. 

Der  Bücherbestand  wurde  vermehrt  durch; 


Kauf  um  .  .  .  . 
Schenkung  um  .  . 
Tausch  um  .  .  . 
Pflichtlieferung  um 


2  259  bibliographische  Bände, 

863 
7054 

726 


insgesamt  um  10  902  bibliographische  Bände. 
Davon  entfielen  auf: 

Allgemeines  ....  396Bände(daruntergekauft:  121)  Bände), 

Theologie   365  *  »  223 

Rechtswissenschaft    .    343  *  -  *  218 

Staatswissenschaft.    .  395  «  *  «•  138 

Medizin   307  «  .  .  179 

Naturwiss.  u.  Mathem.    369  *  «  222 

Ökon.,  Technol..    .    .     93  -  *  -  17 

Geschichte  u.Hilfswiss.  779  *  *  »  469 

Sprachen  u.  Litteratur  694  -  «  *  480 

Philos.  u.  Pädag.  .    .    240  «  *  >  109 

Kunst  148  .  .  »  75 

Univ.-u.  Schulschriften  6773  .  •  — 

Unter  den  der  Bibliothek  von  Privaten  gemachten  Schen- 
kungen sind  besonders  zu  erwähnen:  39  Bände  juristischer 
Werke  aus  dem  Nachlaß  des  Oberlandesgerichts rats  Hassen- 
pflug  in  Breslau,  überwiesen  durch  die  Witwe,  und  228  Bände 
aus  verschiedenen  Fächern,  aus  dem  Nachlaß  des  Staatssekre- 
tärs Dr.  Herzog  in  Berlin,  überwiesen  durch  Herrn  Staats- 
anwaltschaftsrat  Freiherrn  v.  Stillfried  in  Breslau. 

Die  bisher  vom  Sekretariat  der  Universität  besorgte  Ver- 
sendung der  Breslauer  Universitätsschriften  im  Tausch- 
verkehr wird  fortan  und  zwar  zum  ersten  Mal  im  August  1903  von 
der  Königlichen  und  Universitäts- Bibliothek  ausgeführt  werden. 

Benutzung 

Die  Zahl  der  abgegebenen  Bestellzettel  betrug  50  800. 

Von  den  bestellten  Büchern  wurden  verabfolgt  32  716  =  64%, 

als  verliehen  bezeichnet   8  567  =  1 

als  nicht  vorhanden  bezeichnet  .  .  .  7  491 
als  nicht  benutzbar  bezeichnet.    .    .    .  2  026 


/Ol 


*•/•• 


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Unter  den  „nicht  benutzbaren"  sind  mitgerechnet  die  wegen 
ungenügender  Angaben  auf  den  Bestellzetteln  nicht  auffind- 
baren Werke. 

Der  allgemeine  und  der  Dozenten-Lesesaal  waren  geöffnet 
an  292  Tagen;  die  Zahl  der  Benutzer  betrug  rund  15  000;  die 
tagliche  Durchschnittszahl  der  Besucher  also  51.  In  die  zum 
Zwecke  der  Statistik  ausgelegten  Benutzerlisten  trugen  sich 
13  777  Besucher  ein,  davon  im  Dozentenlesezimmer  877.  Da 
ein  Teil  der  Benutzer  die  kleine  Mühe  der  Eintragung  scheut, 
ist  die  Gesamtzahl  wie  oben  mindestens  auf  15000  zu  erhöhen. 

Abgesehen  von  der  Handbibliothek,  deren  Benutzung 
nicht  gezählt  werden  kann,  wurden  in  den  Lesesälen  benutzt 
18389  Bände  Druckschriften  und  15  Handschriften  unserer 
Bibliothek. 

Die  Zahl  der  in  Breslau  ansässigen  Entleiher  betrug  1784; 
die  Zahl  der  an  dieselben  nach  Hause  verliehenen  Bände:  32 139. 

Nach  auswärts  wurden  Bücher  verliehen: 
an  361  Einzelpersonen  und 
an  71  Behörden  und  Institute. 

Nach  auswärts  versandt  wurden: 

5336  Bände  Druckschriften  (darunter  im  regelmäßigen 
Leihverkehr  an  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin 
18  Bände  und  an  die  höheren  Lehranstalten  in  Schle- 
sien und  Posen  962  Bände); 

8  Handschriften. 

Von  auswärts  entliehen  wurden: 

1902  Bände  Druckschriften  (darunter  im  Leihverkehr  von 
der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  937  Bände)  und 
53  Handschriften  von  zusammen  41  Bibliotheken. 

Die  Zahl  der  von  auswärts  entliehenen  Druckschriften 
war  in  diesem  Jahre  ganz  ungewöhnlich  hoch  infolge 
der  starken  Benutzung  auswärtiger  Bibliotheken  für 
die  von  dem  Unterzeichneten  in  dienstlichem  Auftrage 
bearbeitete  Bibliographie  der  deutschen  Universitäten. 

Von  den  Dozenten  der  Universität  benutzten  118  =  60°/0 
die  Bibliothek. 


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Benutzung  durch  die  Studierenden: 


Studierende'       Sommer -Semester  1902            Winter- Semester  1902/3 

der ev. Theol.  36  ^- 55% aller Stud.d.  ev. Theol. 
■  kath.  -     '  96  =  29<>o  «       •    «  kath.  - 

Rechtsw.  144  =  270/o  «       -     =  Kechtsw. 
-  Medizin  J  37  =  16<>/o  -      •  -Medizin 
.  philos.Fak.;249-:380/o  •       •  »philos. 

Fakultät 

38  ^60%  aller  Stud.d.  ev.  Theol. 
UO  —  47%          *     «  kath.  - 
1 75  =  3 1  °/0  "       *    '  Rechtsw. 

39=19<Vo  •      -  -Medizin 
268  =  39«/o  •           •  philos. 

Fakultät 

Studierende 
Überhaupt 

562  =  31%  aller  Studierenden 

630  =  36%  aller  Studierenden 

Hörerinnen   J  27  =  42°/0  aller  Hörerinnen 

35  =  31%  aller  Hörerinnen 

Katalogisierung. 

Durch  die  Instruktion  für  die  alphabetischen  Kataloge  der 
preußischen  Bibliotheken  vom  10.  Mai  1899  ist  eine  Um  Ord- 
nung unseres  Zettelkatalogs  nach  den  neuen  Ordnungs- 
grundsätzen vorgeschrieben.  Da  sich  herausstellte,  daß  die 
strenge  Durchführung  der  Neuordnung,  welche  hier  zunächst 
versucht  worden  war,  bis  zum  Beginn  der  Arbeiten  am  Gesamt- 
katalog der  preußischen  Bibliotheken  unmöglich  vollendet  werden 
konnte,  so  wurde  die  Umordnung  vom  Oktober  1901  ab  auf 
die  Berichtigung  des  ersten  Ordnungswortes  beschränkt.  Sie 
ist  in  dieser  Beschränkung  bis  auf  einen  geringen  Rest  zum 
Abschluß  gebracht. 

Die  volle  Durchführung  der  Vorschriften  der  neuen  Instruk- 
tion für  die  Ordnung  der  Titel  wird  nun  im  Anschluß  an  die 
Vergleichung  unseres  Katalogs  mit  dem  Gesamtkatalog  ausge- 
führt Diese  Vergleichung  hat  hier  am  3.  Januar  1903  be- 
gonnen und  umfaßte  bis  Ende  März  den  Abschnitt  A  — Ahle 
(etwa  V90  des  ganzen).  Da  der  Vergleichung  eine  Abschrift 
des  Katalogs  der  Berliner  Königlichen  Bibliothek  zu  Grunde 
gelegt  wird  und  unsere  Bibliothek  die  erste  ist,  an  welche 
diese  Abschrift  zur  Vergleichung  gelangt,  so  ergibt  sich  ein 
interessanter  Vergleich  des  Bestandes  beider  Bibliotheken. 

Von  den  7057  Werken,  welche  die  Berliner  Bibliothek 
(abgesehen  von  Universitäts-  und  Schulschriften,  die  vom 
Gesamtkatalog  zunächst  ausgeschlossen  bleiben)  in  dem  Ab- 
schnitt A  — Ahle  besitzt,  waren  hier  nur  1415  =  20°/0  vor- 


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handen;  dagegen  besitzt  Breslau  1024  Werke,  die  in  Berlin  fehlen. 
Von  dem  ganzen  bisher  verglichenen  hiesigen  Bestand  von 
2439  Werken  waren  also  nur  58%  auch  in  Berlin  vorhanden, 
42%  sind  Breslau  eigentümlich. 

Bei  dieser  Sachlage  ist  der  der  Breslauer  Bibliothek  zu- 
fallende Anteil  an  der  Arbeit  ein  sehr  beträchtlicher  und  die 
Vergleichung  einschließlich  der  weiteren  Berichtigung  des 
eigenen  Katalogs  würde  in  den  vorgeschriebenen  kurzen  Fristen 
nicht  durchführbar  sein,  wenn  nicht  durch  die  Fürsorge  des 
vorgesetzten  Ministeriums  der  Bibliothek  zwei  Hilfsarbeiter  von 
Anfang  März  ab  für  diese  Arbeiten  bewilligt  worden  wären. 

Eine  solche  außerordentliche  Hilfe  ist  um  so  dringender 
notwendig,  als  leider  noch  umfangreiche  Reste  aus  alter  Zeit 
teils  ganz  unbearbeitet,  teils  nicht  in  den  Zettelkatalog  auf- 
genommen sind. 

Die  überaus  dringliche  Erledigung  dieser  Reste  konnte  aus 
Mangel  an  Arbeitskräften  und  infolge  der  unten  zu  erwähnen- 
den vielfachen  Krankheitsfälle  im  abgelaufenen  Jahre  leider  nur 
eben  begonnen  werden.  Von  etwa  3000  unkatalogisierten  alpha- 
betisch aufgestellten  Pflichtexemplaren  wurden  die  Buchstaben 
A— G  für  den  Zettelkatalog  aufgenommen.  Die  im  Jahre  1891 
der  Bibliothek  als  Besitz  überwiesenen  Reste  der  alten  Studen- 
tenbibliothek (ca.  10000  Werke)  wurden  mit  dem  Bestand  ver- 
glichen, wobei  sich  ergab,  daß  gegen  4000  hier  nicht  vorhanden 
sind.  Mit  der  Katalogisierung  konnte  noch  nicht  begonnen 
werden. 

Nachdem  die  Lesesaalbibliothek  im  Laufe  der  Jahre 
1900  und  1901  mit  Hilfe  eines  außerordentlichen  Zuschusses 
von  8000  Mark  eine  Erneuerung  und  Vervollständigung  erfahren 
hatte,  wurde  in  diesem  Jahre  durch  den  Bibliothekar  Dr.  M Ols- 
dorf unter  teilweiser  Benutzung  von  Vorarbeiten  des  Biblio- 
thekars Dr.  Ockler  ein  neuer  Katalog  mit  Standortsnummern 
angefertigt  und  ein  alphabetisches  Register  hinzugefügt. 

Im  Auftrage  der  Bibliotheksverwaltung  hat  der  Bibliothekar 
Dr.  K.  Pretzsch  in  außerdienstlicher  Arbeit  die  Anfertigung 
eines  für  den  Druck  bestimmten  Gesamtverzeichnisses  der 
Breslauer  Universitätsschriften  von  1811  bis  1885  (d.  h. 


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bis  zum  Beginn  der  Jahresverzeichnisse  der  deutschen  Univer- 
sitätsschriften) begonnen.  Das  vorgesetzte  Ministerium  hat 
die  Ausführung  dieser  Arbeit  durch  einen  außerordentlichen 
Zuschuß  ermöglicht  und  die  Verlagsbuchhandlung  von 
W.  G.  Korn  in  Breslau  hat  sich  zur  Übernahme  des  Verlags 
bereit  erklärt.  Herr  Dr.  Pretzsch  hat  die  Mehrzahl  der 
Schriften  aufgenommen  und  die  Vollständigkeit  durch  Ver- 
gleichung  der  Akten  der  Universität  und  der  Fakultäten,  deren 
Einsicht  bereitwilligst  gewährt  wurde,  zum  Teil  bereits  fest- 
gestellt 

Personal. 

Am  1.  April  1902  wurde  der  Bibliothekar  Dr.  0 ekler  an 
die  Universitäts-Bibliothek  in  Halle  versetzt  und  der  bisherige 
Hilfsbibliothekar  in  Göttingen  Dr.  Wilhelm  Molsdorf  zum 
Bibliothekar  an  der  hiesigen  Bibliothek  ernannt. 

Am  23.  Mai  1902  trat  Dr.  phil.  Georg  Prochnow  als 
Volontär  ein. 

Vom  1.  Oktober  1902  ab  wurde  der  Oberbibliothekar  Pro- 
fessor Dr.  de  Boor  im  Interesse  seiner  wissenschaftlichen 
Arbeiten  auf  ein  Jahr  beurlaubt;  er  wird  vom  1.  November  ab 
durch  den  Assistenten  Dr.  Georg  Schneider  vertreten. 

Am  1.  Januar  1903  wurde  der  Volontär  Dr.  Alfred  Schneider 
nach  Göttingen  versetzt. 

Der  regelmäßige  Dienst  erfuhr  leider  vielfache  und  sehr 
störende  Unterbrechungen  durch  zum  Teil  langwierige  Erkran- 
kungen von  6  Beamten  und  dadurch,  daß  Professor  de  Boor 
während  eines  Monats  ohne  Vertretung  beurlaubt  war. 

Erman. 

b.  Das  akademische  Lese -Institut. 

Der  Vorstand  des  Instituts  war  zunächst  ebenso  wie  im 
Vorjahre  zusammengesetzt.  Mit  dem  15.  Oktober  trat  in  den- 
selben an  Stelle  des  bisherigen  Rektors  der  Universität,  Prof. 
Dr.  Hille  b  ran  dt,  der  neue  Rektor,  Geh.  Justizrat  Professor 
Dr.  Leonhard;  für  den  mit  dem  1.  Oktober  nach  Marburg 
versetzten  Professor  Dr.  Vogt  wurde  Prof.  Dr.  Koch  zum 
Vorstandsmitglied  gewählt. 


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In  der  Zahl  der  ordentlichen  und  der  außerordentlichen 
Mitglieder  sowie  der  Teilnehmer  am  Lesezirkel  traten  nur  un- 
erhebliche Veränderungen  ein.  Die  Zahl  der  Studierenden, 
welche  sich  am  Verein  beteiligten,  zeigte  eine  weitere  Abnahme. 

Die  dringend  erforderliche  Renovation  der  Lesezimmer 
sowie  die  Herstellung  elektrischer  Beleuchtung  erfolgte  während 
der  großen  Ferien;  dagegen  wurden  die  Mittel  für  neue  innere 
Einrichtung  der  Räume  von  dem  hohen  Ministerium  noch 
nicht  bewilligt. 

Die  Einnahmen  beliefen  sich,  mit  Einschluß  des  Staats- 
zuschusses von  600  Mark  sowie  der  Valuta  für  einen  ver- 
äußerten Schlesischen  Rentenbrief  im  Nominal  betrage  von 
300  Mark,  auf  3887  Mark  50  Pf.,  die  Ausgaben  auf  4018  Mark 
36  Pf.  Der  Kassenbestand  betrug  zu  Ende  des  Jahres  1902 
137  Mark  14  Pf.  Brie. 

c.  Seminare. 

1.    Das  katholisch-theologische  Seminar. 

In  der  kirchengeschichtlichen  Seminar  -  Abteilung 
unter  Leitung  des  Professors  Dr.  Sdralek  war  im  Sommer- 
halbjahr 1902  die  Stellung  der  Päpste  zur  Inquisition,  zur 
Hexenverfolgung  und  zu  den  Ordalen  Gegenstand  von  Vor- 
trägen, Referaten  und  Besprechungen.  Drei  Studien  älterer 
Mitglieder  des  Seminars  wurden  in  einem  Bande  vereinigt  und 
unter  dem  Titel  „Kirchengeschichtliche  Abhandlungen"  als 
Festschrift  der  Generalversammlung  der  Görresgesellschaft  im 
Oktober  1902  gewidmet.  —  Als  im  Winterhalbjahr  1902/03 
das  Seminar  überwiegend  aus  neu  eingetretenen  Mitgliedern 
bestand,  wurden  letztere  mit  den  wichtigsten  Quellen  der 
Kirchengeschichte,  deren  Sammlung,  Ausgaben  und  Gebrauch 
bekannt  gemacht.  Außerdem  haben  alle  Mitglieder,  soweit  sie 
nicht  schon  mit  selbständigen  wissenschaftlichen  Arbeiten 
befaßt  sind,  durch  Privatlektüre  je  eine  methodisch  vorbildliche 
Untersuchung  über  wichtige  Punkte  mittelalterlicher  Kirchen- 
geschichte kennen  zu  lernen  und  darüber  am  Schluß  des 
Semesters  im  Seminar  durch  Referat  und  durch  Antwort  auf 
gestellte  Fragen  Rechenschaft  abzulegen  gehabt. 


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In  dem  von  Prof.  Dr.  Schaefer  geleiteten  neutesta- 
roentlichen  exegetischen  Seminar  wurden  im  Sommer- 
semester 1902  in  einer  Abteilung  für  Anfänger  das  textkritische 
Material  und  die  Grundsätze  der  Textkritik  besprochen  und 
an  einer  Anzahl  von  Beispielen  angewendet,  woran  sich  eben- 
falls an  der  Hand  von  Beispielen  eine  kurze  Darlegung  der 
hermeneutischen  Grundsätze  und  der  exegetisch-methodischen 
Regeln  schloß.  In  einer  anderen  Abteilung  für  Fortgeschrittenere 
wurden  unter  Berücksichtigung  des  Gesamtzusammenhanges 
ausgewählte  Abschnitte  des  Hebräerbriefes  erklärt.  Im  Winter- 
semester 1902/03  wurden  die  Berichte  des  ersten  Corinther- 
briefes  und  der  synoptischen  Evangelien  über  die  Einsetzung 
der  Eucharistie  erklärt  und  dabei  insbesondere  von  einem 
Mitgliede  des  Seminars  die  Frage  nach  der  Echtheit  von 
Luk.  22,  19  b,  20  eingehend  untersucht. 

In  dem  unter  Leitung  des  Professors  Dr.  Pohle  stehenden 
dogmatischen  Seminar  bildete  während  des  ganzen  Berichts- 
jahres den  Gegenstand  der  Übungen  die  Lektüre,  Übersetzung 
und  Erklärung  wichtiger  Quästionen  aus  der  theologischen 
Summe  des  hl.  Thomas  von  Aquin,  wobei  neben  dem  sach- 
lichen Interesse  vor  allem  die  Rücksicht  maßgebend  war,  daß 
die  Mitglieder  zu  selbständigem  Thomasstudium  im  späteren 
Leben  angeleitet  und  mit  der  Art  und  Weise  vertraut  gemacht 
wurden,  wie  man  die  Geistesschätze  der  Scholastik  für  die 
theologische  Forschung  nutzbar  macht.  Im  Sommersemester 
1902  wurde  die  natürliche  Erkennbarkeit  Gottes  nach  Thomas 
(S.  th.  1  p.  qu.  2)  behandelt;  insbesondere  wurden  die  fünf 
thomistischen  Gottesbeweise  auf  ihren  Wert  kritisch  geprüft 
und  in  ergänzenden  Vorträgen  des  Leiters  in  modernem  Lichte 
vertieft  und  erweitert.  Im  Wintersemester  1902/03  wurden 
im  Anschluß  an  die  Privatvorlesungen  über  Christologie  und 
Soteriologie  passende  Quästionen  des  hl.  Thomas  (S.  th.  3 
p.  qu.  1—2)  gelesen,  erklärt  und  kritisch  erörtert. 

In  den  von  Prof.  Dr.  Nikel  geleiteten  Übungen  der  alt- 
testamentlichen  Seminarabteilung  wurden  während  des 
Sommerseraesters  1902  die  Klagelieder  gelesen.  Es  wurden 
hierbei  im  Anschluß  an  die  Lektüre  die  Fragen  über  den 

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Verfasser  und  die  Entstehungszeit  dieser  Lieder  erörtert 
Ferner  wurden  nach  einleitenden  Vorträgen  über  die  Kunst- 
formen der  hebräischen  Poesie  einige  metrische  Systeme  ge- 
prüft. Im  Wintersemester  1902/03  wurden  ausgewählte  Stücke 
des  Buches  Koheleth  gelesen.  Hierbei  wurden  die  Fragen 
nach  dem  sittlich-religiösen  Standpunkt  des  Verfassers,  dem 
geschichtlichen  Hintergrunde,  dem  Plan  und  der  Anlage  sowie 
der  Sprachform  des  Buches  untersucht.  Zum  Schluß  wurde 
ein  Überblick  über  die  Hauptprobleme  der  alttestamentlichen 
Ethik  gegeben.  Nikel,  z.  Zt.  Dekan. 

2.    Das  evangelisch-theologische  Seminar. 

Die  Übungen  der  alttestamentlichen  Abteilung  des  evan- 
gelisch-theologischen Seminars  nahmen  in  dem  verflossenen 
Jahre  1902/03  unter  Leitung  des  Dr.  Cornill  ihren  ge- 
wohnten Fortgang.  Im  Sommersemester  wurde  mit  vier  Teil- 
nehmern und  einem  Hospitanten  das  große  Orakel  gegen 
Babylon,  Jeremia  50—51,  gelesen  und  durchgearbeitet,  im 
Wintersemester  mit  sechs  Teilnehmern  die  Erzählung  von  dem 
Übergänge  über  den  Jordan,  Josua  3 — 4. 

Schriftliche  Arbeiten  sind  in  keinem  der  beiden  Semester 
eingegangen. 

In  der  n eutest amen tlic he n  Abteilung  unter  der  Leitung 
des  D.  Wrede  wurden  im  Sommer  1902  die  7  Sendschreiben 
der  Apokalypse  exegetisch  behandelt,  im  Winter  1902/03  aus- 
gewählte Stücke  aus  den  sog.  apostolischen  Vätern,  insbesondere 
dem  ersten  Klemensbriefe,  interpretiert.  Die  schriftlichen 
Arbeiten,  die  von  sämtlichen  Mitgliedern  gefordert  und  von 
fast  allen  geliefert  wurden,  wurden  zum  Teil  in  den  Übungen, 
zum  Teil  privatim  besprochen. 

In  der  kirchengeschichtlichen  Abteilung  wurden  unter 
Dr.  Müllers  Leitung  im  Sommersemester  1902  das  erste  Buch 
von  Origenes  de  prineipiis,  im  Wintersemester  1902/03  Luthers 
Schriften  über  das  Abendmahl  behandelt.  Beidemal  wurden 
Arbeiten  geliefert. 

In  der  systematischen  Abteilung  schlössen  sich  die  von 
D.  Schmidt  geleiteten  Übungen  im  Sommersemester  auf 
Wunsch  der  Teilnehmer  an  A.  Harnacks  „Das  Wesen  des 


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Christentums"  kritisch  an.  Im  Wintersemester  wurde  das 
Studium  vou  Schleiermacher,  „Der  christliche  Glaube  nach  den 
Grundsätzen  der  evangelischen  Kirche  im  Zusammenhange  dar- 
gestellt": „Entwicklung  der  Tatsachen  des  frommen  Selbst- 
bewußtseins, wie  sie  durch  den  Gegensatz  bestimmt  sind44, 
§§  62—73,  fortgesetzt.  Gefordert  wurde  vollständige  Beherr- 
schung der  Gedanken  des  vorliegenden  Textabschnittes,  erstrebt 
Übung  im  selbständigen  Denken  und  Erfassen  der  maßgeben- 
den Probleme  von  der  Vorlage  aus  in  konservativem  Interesse 
bei  völlig  freier  Entfaltung  der  Gedanken  und  der  Fähigkeiten. 
Eine  Sitzung  diente  der  Kenntnisnahme  von  Wilhelm 
Walther,  „Ad.  Harnacks  Wesen  des  Christentums",  1902. 
Schriftlich  wurde  „Über  die  Bedeutung  des  Todes  Christi", 
nach  den  Synoptikern,  nach  den  johanneischen  Schriften,  mit 
je  dogmatischem  Ergebnis,  sowie  nach  den  symbolischen 
Büchern  gearbeitet. 

Kawerau,  z.  Zt.  Dekan. 

3.    Das  praktische  Institut  der  evangelisch- 
theologischen Fakultät. 
Homiletisches  Seminar. 
An  den  homiletischen  Übungen  nahmen   im  Sommer- 
semester 1902  20,  im  Wintersemester  1902/03  16  Studierende 
teil,  von  denen  Predigten  nach  gegebenen  Texten  gearbeitet 
wurden,  die  zum  größten  Teil  in  den  Gottesdiensten  des 
Seminars  (Kapelle  in  der  Sternstraße  38)  gehalten  und  darauf 
eingehend  besprochen  wurden. 

Katechetisches  Seminar. 
An  den  katechetischen  Übungen  beteiligten  sich  im 
Sommersemester  18,  im  Wintersemester  13  Mitglieder,  die 
sämtlich  über  ihnen  gegebene  Bibeltexte  Katechesen  aus- 
arbeiteten und  vor  Schülern  hielten;  diese  Versuche  wurden 
sodann  eingehend  besprochen. 

Kawerau. 

4.    Das  juristische  Seminar. 
Die  Übungen  im  juristischen  Seminar  standen  unter  der 
Leitung  derjenigen  ordentlichen  Professoren  der  Fakultät,  in 
deren  Fach  sie  einschlugen. 

3* 


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Die  Bibliothek  verwaltete  Prof.  Dr.  Fischer. 

Prof.  Dr.  Dahn  leitete  Übungen  im  deutschen  Handelsrecht 

Prof.  Dr.  Brie  leitete  im  Sommersemester  1902  kirchen- 
rechtliche Übungen. 

Prof.  Dr.  Förster  ließ  im  Wintersemester  Streitfragen 
des  bürgerlichen  Rechts  unter  Bestellung  eines  Referenten  und 
eines  Korreferenten  mündlich  erörtern. 

Prof.  Dr.  Jörs  führte  im  Wintersemester  1902/03  die 
Studierenden  durch  Lektüre  geeigneter  Stücke  in  die  Quellen 
des  römischen  Rechts  ein. 

Prof.  Dr.  Grete ner  leitete  im  Sommersemester  1902  eine 
Besprechung  der  Reichsmilitärstrafgerichtsordnung. 

Jörs,  z.  Z.  Dekan. 

5.   Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar. 

Im  Beginn  des  Sommer-Semesters  1902  wurde  die  Ver- 
legung der  Seminarräume  aus  dem  Gebäude  der  Universitäts- 
Bibliothek  in  das  sogenannte  alte  Konvikt  vorgenommen. 

In  dem  von  Professor  Dr.  Wolf  geleiteten  Seminar  wurden 
im  Sommer-Semester  1902  9  Sitzungen  abgehalten.  Zur  Be- 
sprechung gelangten  Bernsteins  „Voraussetzungen  des  Sozi- 
alismus44 und  Kautskys  Gegenschrift  „Bernstein  und  das  sozial- 
demokratische Programm44.  Über  die  einzelnen  miteinander 
korrespondierenden  Kapitel  beider  Bücher  wurde  von  ver- 
schiedenen Seminarmitgliedern  referiert. 

Zweimal  im  Semester  traten  Exkursionen  an  die  Stelle 
der  Sitzungen.  Die  erste  derselben  hatte  das  an  der  Bahnlinie 
Breslau-Zobten  belegene  Dominium  Puschkowa  zum  Ziel,  die 
zweite  diente  der  Besichtigung  der  chemischen  Fabriken  in 
Saarau  bei  Königszelt. 

Auch  im  Winter-Seraester  1902/03  wurden  9  Sitzungen 
abgehalten.  Die  behandelten  Themen  waren:  1.  Bevölkerungs- 
theorien, 2.  Kindersterblichkeit,  3.  Arbeiterversicherung,  4.  Ver- 
staatlichung der  Eisenbahnen,  5.  Biersteuer,  6.  Verhältnisse  der 
Eisenindustrie.  Im  Übrigen  gaben  auch  die  Exkursionen,  deren 
im  Ganzen  4  veranstaltet  wurden,  mehrfach  Anlaß  zu  Erör- 
terungen.   Es  wurden  besichtigt  die  Dampfmühle  in  Schottwitz, 


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die  Bäckerei  und  die  sonstigen  Einrichtungen  des  Breslauer 
Konsumvereins,  die  Cigarettenfabrik  der  Firma  Przedecki,  die 
Haasesche  Brauerei  an  der  Ohlauer  Chaussee. 

Professor  Dr.  Sombart  besprach  im  Sommei -Semester 
1902  größere  wissenschaftliche  Arbeiten  mit  ihren  Verfassern, 
im  Winter -Semester  1902/03  wurde  in  Vortragen  und  Dis- 
kussionen das  Thema  der  wirtschaftlichen  Krisen  erörtert. 

Die  für  das  Seminar  ausgeworfenen  Geldmittel  sind  nach 
Vorschrift  verwendet  worden.  Die  Seminar-Bibliothek,  auch 
in  diesem  Jahre  auf  das  Sorgfaltigste  von  Privatdozent  Dr.  Max 
Gebauer  verwaltet,  war  während  beider  Semester  an  drei 
Tagen  der  Woche  mehrere  Stunden  hindurch  geöffnet,  im 
Sommer-Semester  insgesamt  an  38,  im  Winter-Semester  an 
44  Tagen.  Die  Zahl  der  Besucher  der  Bibliothek  war  im 
Sommer-Semester  163,  im  Winter-Semester  188. 

Wolf.  Sombart. 

6.    Das  historische  Seminar. 

Die  Leitung  der  Geschäfte  lag  in  den  Händen  des  Prof. 
Dr.  Kaufmann. 

Professor  Dr.  Caro  erörterte  im  Sommerseinester  das 
Verhältnis  Friedrichs  des  Großen  zu  Voltaire,  woran  sich  die 
Untersuchung  über  die  diplomatischen  Verhandlungen  zwischen 
Preußen  und  Frankreich  seit  dem  Breslauer  Frieden,  über  die 
Kaiserwahl,  über  den  zweiten  schlesischen  Krieg  und  über  die 
ganze  Zeit  bis  zum  französisch-österreichischen  Bündnis  an- 
schloß. Im  Wintersemester  wurden  die  mittelalterlichen 
Quellen  zur  Geschichte  des  brandenburgisch-preußischen  Staats 
provinzenweis  durchgesprochen.  Den  größten  Teil  der  Unter- 
suchungen nahmen  die  Schriften  zur  Geschichte  des  deutschen 
Ordens  in  Anspruch.  Die  letzton  Stunden  waren  vornehmlich 
Pufendorf  gewidmet.  Über  vereinzelte  neuere  Erscheinung 
auf  dem  Gebiete  der  Geschichte  wurde  referiert. 

Professor  Dr.  Kaufmann  machte  im  Wintersemester  zum 
Hauptgegenstand  der  Untersuchungen  die  Quellen  des  zehnten 
Jahrhunderts,  insbesondere  Widukind,  eine  Urkunde  Ottos  I. 
von  936,  Regino,  Hrotsuit  u.  a.    Dazu  kamen  Untersuchungen 


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im  Anschluß  an  die  Referate  der  Mitglieder  über  Carlyle, 
Cromwell,  P.  Villari,  Macchiavelli,  H.  Baumgarten,  Jovellanos, 
Sackur,  Dictatus  Papae  und  über  die  Litleratur  zur  italienischen 
Politik  Ottos  I.  Im  Sommersemester  wurden  in  gleicher  Weise 
die  Quellen  der  sächsischen  Periode  zu  Grunde  gelegt.  Da- 
neben beschäftigte  man  sich  mit  Untersuchungen  im  Anschluß 
an  Referate  der  Mitglieder  über  verschiedene  Gegenstände  aus 
anderen  Perioden.  Die  Beteiligung  der  Studierenden  an  diesen 
Übungen  war  eine  sehr  lebhafte. 

Professor  Schulte  besprach  in  den  2  Monaten  seiner 

- 

Anwesenheit:  Einzelne  Momente  von  der  Geschichte  von 
Ravenna,  vor  allem  die  wechselnde  Weltstellung,  dann  einzelne 
Teile  der  Typographie  des  mittelalterlichen  Rom. 

Professor  Dr.  Cichorius  behandelte  im  Seminar  für  alte 
Geschichte  während  des  Sommersemesters  die  Geschichte  der 
catilinarischen  Verschwörung  unter  Zugrundelegung  von 
Plutarchs  Biographie  Ciceros  und  von  Sallusts  Catilina,  sowie 
unter  ständiger  Heranziehung  der  in  Betracht  kommenden 
ciceronianischen  Reden.  Es  wurde  dabei  vor  allem  versucht, 
die  verlorene  Schrift  Ciceros  über  sein  Konsulat  zu  rekon- 
struieren. Im  Wintersemester  bildeten  die  zeitgenössischen 
Quellen  zur  Geschichte  des  peloponnesischen  Krieges  den 
Gegenstand  der  Seminarübungen.  Einesteils  wurde  an  der 
Hand  von  Thukydides  Buch  IV  der  Feldzug  um  Pylos  und 
Sphakteria  historisch  und  kritisch  untersucht,  andernteils  die  Be- 
deutung der  attischen  Komödie  als  Quelle  der  Zeitgeschichte 
und  die  Art  ihrer  Verwertung  für  die  Kenntnis  des  politischen 
Parteilebens  und  der  verschiedenen  Staatsmänner  des  damaligen 
Athen  eingehend  besprochen.  Von  den  Komödien  des  Aristo- 
phanes  wurden  die  Ritter  ganz  und  die  Acharner  zum  Teil 
gelesen. 

Caro.    Kaufmann.  Cichorius. 

7.   Das  kunstgeschichtlichc  Seminar. 

Es  wurden  stilkritische  Übungen  vorgenommen  und  die 
Arbeiten  der  Mitglieder  besprochen.  Im  Sommer-  und  Winter- 
semester nahmen  je  7  Studierende  an  den  Übungen  teil. 

Muther. 


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8.    Das  philologische  Seminar. 

Professor  Foerster  ließ  im  Sommer-Semester  im  Seminar 
dieChoephoren  desAischylos  interpretieren  und  über  schriftliche 
Arbeiten  der  Mitglieder  disputieren.  Im  Winter- Semester 
leitete  er  im  Proseminar  die  Interpretation  der  Taurischen 
Iphigenie  des  Euripides  und  des  Taciteischen  Agricola. 

An  den  Übungen  des  Seminars  beteiligten  sich  11  Mit- 
glieder und  4  Hospites,  an  denen  des  Proseminars  24  Mitglieder. 

Im  Winter-Semester  hielt  derselbe  an  Stelle  des  fehlenden 
Assistenten  in  einer  wöchentlichen  Stunde  eine  Führung  durch 
die  Bibliothek  des  Seminars.  Es  beteiligten  sich  an  ihr  24  den 
ersten  Semestern  angehörende  Studierende. 

Professor  Norden  interpretierte  im  Sommer -Semester 
mit  42  Mitgliedern  im  Proseminar  die  Charaktere  des  Theophrast 
und  die  pseudocaesanische  Schrift  de  bello  Africo.  Im  Winter- 
Semester  interpretierte  er  mit  den  9  ordentlichen  Mitgliedern 
des  Seminars  die  nikomachische  Ethik  de3  Aristoteles. 

Professor  S kutsch  las  im  Sommer-Semester  1902  mit 
11  ordentlichen  Mitgliedern  und  5  Hospitanten  die  Ciris  des 
Cornelius  Gallus  und  setzte  diese  Übungen  mit  9  ordentlichen 
Mitgliedern  und  6  Hospitanten  im  Winter-Semester  1902/03  fort. 
In  beiden  Semestern  wurde  eine  Anzahl  schriftliche  Arbeiten 
über  litterargeschichtliche,  grammatische  und  metrische  Themen 
besprochen. 

Die  Geschäftsführung  lag  während  des  Jahres  1902/03  in 
den  Händen  von  Prof.  S kutsch.  Da  das  Ordinarium  des 
Etats  vorzeitig  erschöpft  war,  bewilligte  der  Herr  Kurator  ein- 
malig 800  Mark  zu  Bücheranschaffungen,  womit  einige 
schmerzlich  empfundene  Lücken  der  Bibliothek  ausgefüllt 
werden  konnten.  Unter  den  von  mehreren  Seiten  an  das 
Seminar  gelangten  Bücherspenden  ist  wegen  ihres  Wertes  eine 
besonders  hervorzuheben:  die  Königl.  Akademie  der  Wissen- 
schaften zu  Berlin  schenkte  ein  vollständiges  Exemplar  der 
von  ihr  herausgegebenen  Aristoteleskommentare. 

Die  im  Staatshaushalt  1902/03  geschaffene  Stelle  eines 
Serainarassistenten  wurde  am  1.  Juni  1902  dem  Privatdozenten 
Dr.  Richard  Wünsch  übertragen.    Dieser  legte  das  Amt 


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leider  schon  am  15.  Oktober  infolge  seiner  Berufung  als 
Ordinarius  nach  Glessen  nieder,  hat  aber  in  dem  Katalog  der 
Einzelschriften  eine  dauernde  Spur  seiner  Tätigkeit  hinterlassen. 
Da  ein  Nachfolger  für  ihn  zunächst  nicht  zu  finden  war,  über- 
nahmen für  das  Wintersemester  1902/03  die  drei  Direktoren 
die  Leitung  der  Anfangerübungen  und  die  Führung  der  Bibliothek. 

Foerster.    Norden.  Skutsch. 

9.  Das  archäologische  Seminar. 

Im  Sommer-Semester  wurden  in  Abteilung  I  (für  Fort- 
geschrittenere) teils  Vasenbilder  mit  Unterweltsdarstellungen 
nach  Serie  E  der  Wiener  Vorlegeblätter,  teils  Originale  des 
Museums  (Terrakotten)  interpretiert.  In  Abteilung  II  (für  Anfänger) 
wurde  den  Mitgliedern  eine  Auswahl  von  Kunstwerken  geschicht- 
lichen Inhalts,  sowie  Abgüsse  von  Grabreliefs  zur  Interpretation 
vorgelegt. 

Im  Winter-Semester  bildeten  in  Abteilung  I  Vasenbilder 
des  Hieron,  in  Abteilung  II  auf  die  Taurische  Iphigenie 
bezügliche  Denkmäler  den  Gegenstand  der  Erklärung.  Außer- 
dem wurde  in  Abteilung  II  der  Anfang  mit  einer  Besprechung 
der  Rekonstruktionsversuche  der  Iliupersis  des  Polygnot  gemacht. 

An  Abteilung  I  nahmen  im  Sommer-Semester  Teil  14  Mit- 
glieder und  1  Hospes,  im  Winter -Semester  13  Mitglieder  und 
8  Hospites;  an  Abteilung  II  im  Sommer-Semester  31  Mitglieder 
und  1  Hospes,  im  Winter-Semester  16  Mitglieder. 

Foerster. 

10.  Das  germanistische  Seminar. 

Im  Sommersemester  1902,  in  welchem  Professor  Dr.  Vogt 
zum  letzten  Male  die  Abteilung  für  Germanistik  leitete,  nahmen 
an  dessen  Übungen  24  Mitglieder  teil,  im  Wintersemester 
1902/03  an  Professor  Dr.  Siebs'  Erläuterung  der  Gedichte 
Walters  von  der  Vogel  weide  und  der  Volsungasaga  17  Mit- 
glieder. In  der  Abteilung  für  neuere  Literatur  nahm  Professor 
Dr.  Koch  im  Sommersemester  ausgewählte  Abschnitte  von 
Lessings  Hamburgischer  Dramaturgie,  im  Wintersemester  die 
Schiller-Goetheschen  Xenien  durch;  in  den  ersteren  Übungen 
waren  23  Teilnehmer  (darunter  eine  Dame),  in  den  letzteren 
21  Mitglieder  und  1  Hörer. 


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Dem  hohen  Ministerium  und  der  wohlwollenden  Empfehlung 
des  Kgl.  Kuratoriums  haben  wir  für  eine  einmalige  außerordent- 
liche Bewilligung  zur  Ausfüllung  von  Lücken  in  unserer  Seminar- 
bibliothek erneuten  Dank  abzustatten.  Nicht  ohne  Dankesgruß 
ist  aber  auch  das  Scheiden  des  14  Jahre  lang  das  germanistische 
Seminar  leitenden  Direktors  Prof.  Dr.  Vogt  in  der  Chronik  zu 
verzeichnen.  Unter  seiner  Leitung  und  dank  seinem  eifrigen 
Bemühen  hat  das  Seminar  seine  jetzigen  Räume  erhalten,  die 
gegen  das  frühere  Zimmer  im  dritten  Stockwerke  eine  be- 
deutende Verbesserung  sind,  und  ist  die  Seminarbibliothek  wie 
der  Besuch  der  Bibliothek  erfreulich  angewachsen.  Die  Be- 
nutzung der  Seminarbibliothek  ist  eine  äußerst  rege,  und  an  dem 
Besuche  fallt  auch  den  studierenden  Damen  ein  großer  Anteil  zu. 

Der  geschäftsführende  Direktor 
Koch. 

11.    Das  romanisch-englische  Seminar, 
a.  Die  romanische  Abteilung. 

Die  philologische  Abteilung  des  romanischen  Seminars 
zählte  im  Sommer  1902  15  ordentliche  Mitglieder  und  eine 
Anzahl  von  Hospitanten.  Den  Übungen  wurde  Victor  Hugos 
Legende  des  Siecles  zu  gründe  gelegt,  aus  der  eine  größere 
Reihe  von  Gedichten  sprachlich  und  literarhistorisch  inter- 
pretiert wurde.  Im  Wintersemester  1902/03  beschäftigte  sich 
eine  gleiche  Zahl  von  ordentlichen  Mitgliedern  mit  der  kritischen 
Herstellung  altfranzösischer  lyrischer  Gedichte  aus  handschrift- 
lichen Texten. 

An  den  praktischen  Übungen  nahmen  im  Sommer  13,  im 
Winter  14  ordentliche  Mitglieder,  außerdem  eine  Anzahl  von 
Hospitanten,  teil.  In  beiden  Semestern  wurden  von  den  Mit- 
gliedern literarische  Arbeiten  angefertigt;  außerdem  wurde 
Kleists  Käthchen  von  Heilbronn  teils  schriftlich,  teils  mündlich 
übersetzt.  Appel. 

b.   Die  englische  Abteilung. 

Im  Sommer-Semester  1902  wurde  in  den  zweistündigen 
Seminarübungen  der  Gebrauch  der  englischen  Präpositionen 
erörtert  (16  aktive  Mitglieder). 


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Im  Winter-Semester  1902/03  wurden  mittelenglische  Texte 
(nach  Zupitza-Schippers  Übungsbuch)  gelesen,  interpretiert, 
und  durch  sprachgeschichtliche  und  litterarhistorische  Vorträge 
erläutert  (15  aktive  Teilnehmer). 

Herr  Lektor  Watkin  hielt  mit  10  bis  20  Teilnehmern 
englische  Stilübungen  verschiedener  Art  ab. 

Die  Bibliothek  des  Englischen  Seminars  wurde  durch  die 
freigebige  Zuwendung  einer  größeren  Anzahl  von  Büchern 
vermehrt,  welche  Herr  Professor  Dr.  Appel  aus  der  Bibliothek 
seines  verstorbenen  Bruders  überwies. 

G.  Sarrazin. 

12.    Das  slavisch-philologische  Seminar. 

Im  verflossenen  Etatsjahre  1902/03  wurden  in  der  I.  Ab- 
teilung in  beiden  Semestern  altslovenische  Texte  aus  dem 
Handbuche  Leskiens  gelesen,  übersetzt,  textkritisch  und  gram- 
matisch erklärt,  wobei  bestimmte  Spracherscheinungen  aus 
verschiedenen  Sprachdenkmälern  zur  Vergleichung  herangezogen 
wurden;  in  dem  Wintersemester  wurden  auch  altslovenische 
Texte  von  Miklosich,  in  dessen  beiden  Chrestomathien  behufs 
Beurteilung  der  richtigen  Behandlung  von  altkirchenslavischen 
Texten  gelesen  und  erläutert. 

In  der  II.  Abteilung  wurde  im  Sommersemester  nach  einer 
längeren  Einleitung  in  die  Geschichte  der  kroatischen  Poesie 
seit  dem  XV.  Jahrhundert  das  epische  Gedicht  Osnian  von 
Gundulic  in  der  Weise  behandelt,  daß  der  Inhalt  mit  charakteri- 
stischen Proben  angegeben  und  mit  den  historischen  Tatsachen 
verglichen,  die  poetische  Komposition  aber  im  Anschluß  an 
die  vorhandenen  Arbeiten  darüber  gezeigt  und  schließlich  die 
poetische  Form  im  Zusammenhange  mit  den  anderen  üblichen 
epischen  Formen  geprüft  wurde.  Im  Winterhalbjahre  bildeten 
altpolnische  Schriftdenkmäler  den  Gegenstand  der  Besprechungen 
in  den  Sitzungen;  vornehmlich  wurden  die  religiösen  Sprach- 
und  Literaturdenkmäler,  prosaische  wie  poetische,  eingehend 
behandelt;  eine  versifizierte  Legende  bot  reichlich  Stoff  zur 
Textkritik  und  zu  mannigfachen  anregenden  Bemerkungen. 

Die  Beteiligung  war  in  beiden  Abteilungen  im  allgemeinen 
eine  sehr  rege.  Nehring. 


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13.  Das  geographische  Seminar. 
Die  Übungen  des  Somniersemesters  1902  (17  Teilnehmer) 
beschäftigten  sich  mit  Ch.  Darwins  Reise,  speziell  den  auf  das 
atlantische  Gebiet  und  die  Ostabdachung  Sud-Amerikas  bezüg- 
lichen Abschnitten.  Außer  dem  Hauptwerk  des  Reiseberichtes, 
an  dessen  Vervollkommnung  Darwin  noch  später  Hand  anlegte, 
wurden  nicht  nur  die  naturwissenschaftlichen,  insbesondere  die 
geologischen  Monographien  des  Naturforschers  mit  herange- 
zogen, sondern  auch  das  in  andrer  Richtung  bedeutsame  Werk 
des  Kapitän  Fitzroy  und  die  von  Beaufort  entworfenen, 
mannigfach  lehrreichen  Instruktionen  für  die  ganze  Weltum- 
seglung  des  „Beagle".  Für  einzelne  Gebiete  (die  Inseln  des 
Grünen  Vorgebirges,  die  Pampas)  wurden  auch  die  neuesten 
literarischen  Erscheinungen  verwertet,  um  den  gegenwärtigen 
Stand  der  von  Darwin  behandelten  Probleme  zu  beleuchten. 
Die  Ergebnisse  wurden  bisweilen  im  Kartenbilde  oder  in 
kleinen  Ausarbeitungen  von  den  Teilnehmern  zusammengefaßt 

Dem  Wintersemester  brachte  das  Erscheinen  des  zweiten 
Hauptteils  von  Nissens  Italischer  Landeskunde  den  Übungen 
(15  Teilnehmer)  einen  für  die  historische  Länderkunde  besonders 
wertvollen  Stoff.  Die  Kapitel  über  Latium  und  Etrurien  wur- 
den ausgewählt,  ihre  Lesung  verknüpft  mit  der  Behandlung 
geeigneter  Partien  aus  Frontin  und  Rutilius  Namatianus  und 
Einblicken  in  die  wichtigsten  neueren  Werke  über  dieses 
Gebiet. 

Die  Bibliothek  und  der  Arbeitsraum  wurden  von  den 
Studierenden  eifrig  benutzt.  Von  den  hier  geförderten  Arbeiten 
trat  eine  als  Dissertation  an  die  Öffentlichkeit. 

J.  Partsch. 

14.    Das  mathematisch-physikalische  Seminar. 

Im  Anfang  des  Sommersemesters  1902  ersuchte  Professor 
0.  E.  Meyer  den  Herrn  Minister  um  Entbindung  von  seinen 
Pflichten  als  Direktor  des  Seminars.  Als  sein  Nachfolger  wurde 
im  Herbst  der  mitunterzeichnete  außerordentliche  Professor 
E.  Neumann  ernannt.  Infolge  dessen  ruhte  die  physikalische 
Abteilung  während  des  Sommersemesters. 


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Professor  Rosanes  Irug  im  Sommersemester  1902  über 
bestimmte  Integrale  vor;  im  Wintersemester  1902/03  wurden 
Aufgaben  aus  der  Differentialrechnung  und  den  Elementen  der 
Integralrechnung  bearbeitet. 

In  der  von  Professor  Sturm  geleiteten  Abteilung  wurden 
im  Sommerhalbjahr  1902  folgende  geometrischen  Themen  be- 
arbeitet: konfokale  Flächen  2.  Grades  in  kollinearen  Räumen, 
das  Nullsystem,  die  konjugierten  Elemente,  Durchmesser, 
Fokalstrahlen  und  Orthogonalpunkte  einer  kubischen  Raum- 
kurve, die  Geraden  einer  Fläche  3.  Ordnung,  speziell  der 
Diagonalfläche. 

Im  Winterhalbjahr  1902/03  wurden  dann  behandelt:  har- 
monische und  verbundene  Involutionen,  Tetraedereigenschaften, 
Polfünfecke  und  Polsechsecke  einer  Fläche  2.  Grades,  die 
Kollineation  zwischen  zwei  Flächen  2.  Grades,  Übertragung 
einer  eindeutigen  Verwandtschaft  auf  die  Fläche  3.  Ordnung. 

Die  von  Professor  Neu  mann  in  der  physikalischen  Ab- 
teilung während  des  Winters  abgehaltenen  Übungen  im  Seminar 
lehnten  sich  an  seine  Vorlesung  über  Potentialtheorie  an. 
Etwas  eingehender  wurden  einige  Aufgaben  aus  der  Theorie 
der  Attraktion  von  Ellpisoiden,  sowie  aus  der  Theorie  des 
logarithmischen  Potentials  behandelt. 

Durch  eine  außerordentliche  Zuwendung  seitens  des  Uni- 
versitätskuratoriums wurde  es  möglich,  Lücken  in  der  Biblio- 
thek, die  sich  besonders  fühlbar  gemacht  hatten,  in  erwünschter 
Weise  auszufüllen. 

Rosanes,  Sturm,  Neumann. 


15.    Das  philosophische  Seminar. 

Der  Bücherstand  der  historisch -systematischen  Abteilung 
konnte  auch  dieses  Jahr  wieder  durch  die  vom  Königlichen 
Ministerium  bewilligten  Mittel  ergänzt  werden.  Um  aber  die 
immer  noch  vorhandenen  Lücken  wenigstens  einigermaßen 
auszufüllen,  wurde  vom  Herrn  Kurator  noch  ein  besonderer 
Zuschuß  gewährt. 


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Professor  Freudenthal  hielt  im  Sommer-Semester  1902 
mit  35  Teilnehmern  Übungen  über  Humes  Treatise,  wobei  die 
Bedeutung  der  Schrift  besonders  für  Psychologie,  wie  ihre 
Schwächen  hervorgehoben  wurden.  Im  Winter- Semester 
1902/03  ward  mit  28  Mitgliedern  des  Seminars  Kants  Kritik 
der  reinen  Vernunft  gelesen  und  eingehend  besprochen. 

Professor  Baumgartner  behandelte  im  Sommer-Semester 
1902  mit  31  und  im  Wintersemester  1902/03  mit  38  Teil- 
nehmern erkenntnistheoretische  Probleme  im  Anschluß  an  die 
Lektüre  von  Lockes  Untersuchungen  über  den  menschlichen 
Verstand.  Zur  Erörterung  kamen  in  schriftlichen  Bearbeitungen 
und  mündlichen  Besprechungen  vom  vierten  Buch  die  in 
Kapitel  1—4  und  Kapitel  11  behandelten  Fragen  nach  Wesen, 
Graden,  Grenzen  des  Wissens,  speziell  des  Wissens  um  die 
Existenz  einer  Außenwelt. 

In  der  psychologischen  Abteilung  des  Seminars  wurde  im 
Sommer-Semester  die  experimentelle  Behandlung  des  Gefühls- 
lebens sowie  der  optischen  Täuschungen  durch  Referate  und 
Vornahme  von  Experimenten  erläutert  Die  Zahl  der  Teil- 
nehmer betrug  13.  Im  Winter-Semester  wurden  die  Seminar- 
übungen in  Beziehung  gesetzt  zu  der  gleichzeitigen  Vorlesung 
über  Psychologie  und  dienten  teils  der  eingehenderen  Behandlung 
der  Frage  über  das  Verhältnis  von  Leib  und  Seele,  teils  der 
näheren  Erläuterung  der  Psychologie  des  Empfindens.  Zahl 
der  Teilnehmer  55. 

Aus  den  in  dem  Laboratorium  ausgeführten  selbständigen 
Arbeiten  gingen  folgende  Druckschriften  hervor: 

Ebbinghaus,  Ein  neuer  Fallapparat  zur  Kontrolle 
des  Chronoskops.  Zeitschrift  für  Psychologie, 
Bd.  30.  1902. 

Stern,  Der  Tonvariator.  Zeitschrift  für  Psychologie, 
Bd.  30.  1902. 

Sobeski,  Über  Täuschungen  des  Tastsinns.  Dissert.  1903. 

Freudenthal.  Baumgartner. 
Ebbinghaus. 


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d.  Die  Kunstinstitute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte. 
(Archäologisches  Museum.) 

Der  Antrag  auf  Neubau  eines  Museums  wurde  unter  dem 
10.  Juni  aufs  dringlichste  erneuert.  Derselbe  fand  auch  die 
Unterstützung  der  philosophischen  Fakultät  Ein  Bescheid  des 
Herrn  Ministers  ist  noch  nicht  erfolgt.  Dagegen  hat  ein 
früherer  Antrag  insoweit  Berücksichtigung  gefunden,  daß  im 
Juni  d.  J.  drei  Räume  der  ehemaligen  Roßbachschen  Dienst- 
Wohnung  zu  einer  Wohnung  für  den  Diener  des  Museums 
eingerichtet  und  ihm  als  Teil  seines  Lohnes  unentgeltlich  über- 
wiesen worden  sind. 

Die  sächlichen  Fonds  sind  zur  Beschaffung  von  Photo- 
graphien, Bilderwerken  und  Büchern  verwendet  worden. 

Durch  Verfügung  des  Herrn  Ministers  vom  28.  Juni  und 
des  General-Direktors  der  Königlichen  Museen  vom  28.  Oktober 
sind  aus  den  Doubletten  der  Schliemann-Sammlung  37  Gefäße 
und  Gefäßteile,  23  Gegenstände  aus  Metall,  Stein,  Knochen, 
Ton,  eine  Anzahl  verzierter  und  unverzierter  Spinnwirlel  und 
durchlochter  Tonscheiben  und  eine  Anzahl  Scherben  aus  allen 
Schichten  von  Troja  an  das  Museum  abgegeben  worden. 

Desgleichen  sind  aus  den  1901/02  bei  Abusir  gemachten 
Ausgrabungen  dem  Museum,  als  Mitglied  der  Deutschen  Orient- 
gesellschaft, von  derselben  ein  Kalksteinrelief,  mehrere  Bruch- 
stücke von  solchen,  ein  Sargdeckel  in  Mumienform,  ein  Unter- 
teil eines  mumienartigen  Sarges,  mehrere  Tonkrüge,  ein 
Schlachtmesser  aus  Feuerstein,  ein  Fingerring  aus  blauer 
Fayence,  ein  Armband  aus  Leder  und  Bruchstücke  von  Glas- 
gefäßen überwiesen  worden. 

Dem  Herrn  Minister  ist  das  Museum  für  Übersendung 
eines  Exemplares  des  Werkes  „Das  Kaisergrab  in  den  Vati- 
kanischen Grotten4'  von  Karl  Maria  Kaufmann  zu  Dank  ver- 
pflichtet. 

Am  12.  Dezember  wurde  das  Winckelmannsfest  durch 
einen  Vortrag  des  Unterzeichneten  über:  „Philostrats  Gemälde 
und  Moritz  von  Schwind"  im  Vortragssaal  des  Schlesischen 
Museums  der  bildenden  Künste  gefeiert. 


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31 


Als  Kustoden  fungierten  im  Sommer-Semester  die  Herren 
Dr.  Mikolajczak  und  Stud.  phil.  Sniehotta,  im  Winter- 
Semester  der  letztere  und  Stud.  phil.  Kurt  Müller. 

Foerster. 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere 

Kunstgeschichte. 

Der  Jahresetat  wurde  in  gewohnter  Weise  zur  Vervoll- 
ständigung der  Bibliothek  und  des  Abbildungsmaterials  ver- 
wendet. Ein  außerordentlicher,  vom  Königl.  Kuratorium  be- 
willigter Zuschuß  von  700  Mark  ermöglichte,  auch  eine  ikono- 
graphische  Sammlung  anzulegen. 

Muther. 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik. 

Am  1.  Oktober  1902  schied  der  bisherige  Direktor  des 
Instituts,  Prof.  Dr.  Vogt,  infolge  seiner  Berufung  nach  Mar- 
burg aus  seinem  Amte;  ein  Nachfolger  wurde  weder  ernannt, 
noch  eine  Stellvertretung  a^eordnet.  Es  wäre  dies  um  so 
mehr  zu  wünschen  gewesen,  als  das  Institut  sich  gerade  im 
verflossenen  Wintersemester  in  äusserst  schwieriger  Lage 
befand,  da  der  Musiksaal  noch  immer  nicht  zu  Unterrichts- 
und Übungszwecken  benutzt  werden  konnte.  Das  Auditorium 
maximum  stand,  da  es  von  den  Herren  Professoren  mehr  als 
sonst  für  ihre  Vorlesungen  beansprucht  wurde  und  in  den 
Abendstunden  vom  Humboldtverein  besetzt  war,  dem  Institut 
nur  für  wenige  Stunden  zur  Verfügung.  Der  Orgelunterricht 
mußte,  da  es  unmöglich  war,  eine  zweite  passende  Stunde  aus- 
findig zu  machen,  auf  eine  Stunde  beschränkt  werden;  die  Teil- 
nehmer, die  früher  mindestens  je  zwei  Übungsstunden  erhielten, 
konnten  im  günstigsten  Falle  mit  einer  Stunde  bedacht  werden. 
Einzelne  Schüler  erhielten  überhaupt  keine  Übungsstunden.  Die 
Folge  davon  war,  daß  nur  geringe  Erfolge  erzielt  wurden  und  daß 
dem  Institut  eine  Anzahl  tüchtiger  und  fleißiger  Schüler,  nament- 
lich aus  nicht-studentischen  Kreisen  (Volksschullehrer,  Musik- 
lehrer, Organisten)  verloren  ging.  Dazu  kam,  daß  die  Orgel, 
die  schon  vor  ihrer  Überführung  ins  Auditorium  maximum  in 
sehr  schlechtem  Zustande  gewesen  war,  häufig  den  Dienst 


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32 


versagte,  so  daß  die  Unterrichts-,  sowie  die  Übungsstunden 
abgebrochen  werden  mußten.  Sollte  das  Auditorium  maximum 
noch  mehr  als  bisher  für  Vorlesungen  in  Anspruch  genommen 
und  der  Musiksaal  noch  für  längere  Zeit  dem  Institut  entzogen 
werden,  so  steht  zu  befürchten,  daß  der  Orgelunterricht  gänz- 
lich eingestellt  werden  muß.  —  Nicht  minder  hatten  unter  den 
bestehenden  mißlichen  Verhältnissen  die  Übungen  der  Chor- 
klasse zu  leiden.  Nach  getroffener  Vereinbarung  mit  den  hiesigen 
Lehranstalten,  welche  der  Chorklasse  ihre  Schüler  zuweisen,  finden 
die  Übungen  seit  Jahrzehnten  Dienstag  von  4 — 6  Uhr  statt. 
Da  jedoch  im  Wintersemester  die  Stunde  Dienstag  von  5 — 6 
anderweitig  vergeben  war,  mußten  die  Übungen  auf  die  Stunden 
4 — 5  und  6 — 7  angesetzt  werden;  die  Folge  dieser  überaus 
ungünstigen  Zeiteinteilung  war,  daß  die  zweite  Stunde  über- 
haupt nicht  besucht  wurde.  —  Das  übliche  Jahresspecimen 
konnte  auch  diesmal  nicht  abgehalten  werden,  da  es  an  einem 
dafür  geeigneten  Räume  mangelte. 

Die  Tätigkeit  der  einzelnen  Abteilungen  des  Instituts  ge- 
staltete sich  wie  folgt:  • 

1.  Im  evangelischen  Johanneschor  (Leiter  Professor  Dr. 
Wrede)  alternierten  im  Sommersemester  1902  und  im 
folgenden  Wintersemester  wiederum  die  Vorlesung  über 
Geschichte  des  evangelischen  Gemeindegesanges  und  die 
Übungen  im  Choral-  und  Altargesange.  In  beiden  Semestern 
beteiligten  sich  etwa  20  Studierende.  In  den  Übungen 
wurde  auch  dieses  Mal  ein  Teil  der  Zeit  auf  vierstimmigen 
Gesang  von  Chorälen  und  Stücken  wie  Bortnianskis  Doxo- 
logie  verwendet. 

2.  a.  Die  Übungen  des  katholischen  St.  Cäcilienchors 
(Leiter  Kgl.  Musikdirektor  und  Domkapellmeister  Filke) 
wurden  im  Sommersemester  von  ca.  60,  im  Wintersemester 
von  ca.  40  Herren  besucht.  Im  Sommersemester  wurden 
die  alten  Tonarten  erklärt  und  Übungen  im  Intonieren 
derselben  veranstaltet.  Außerdem  wurden  geübt  mehrere 
Messen  aus  dem  „Ordinarium  missae",  die  Altarsgesänge 
und  die  8  Psalmtöne,  sowie  eine  3  stimmige  Messe  von 
Perosi  und  Palestrinas  „0  bone  Jesu".    Die  beiden  letzt- 


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33 


genannten  Werke  gelangten  am  G.  Juli  1902  im  Dom  zur 
Aufführung.  —  Im  Wintersemester  beschäftigten  sich  die  ♦ 
Teilnehmer  mit  dem  gregorianischen  Choral  und  übten 
M.  Filkes  „Lobgesang  zum  Herrn"  und  A.  Beckers 
„Salvum  fac  regem44;  diese  beiden  Chöre  gelangten  bei 
der  Feier  des  Geburtsfestes  Seiner  Majestät  (27.  Januar 
1903)  in  der  Aula  Leopoldina  zur  Aufführung. 

b.  Die  Chorklasse  übte  im  Sommersemester  die  Chöre 
aus  Haydns  „Jahreszeiten",  im  Wintersemester  Chöre  aus 
dem  Oratorium  „Canticum  canticorum"  von  Enrico  Bossi, 
sowie  einzelne  Teile  aus  Orlando  di  Lassos  Messe  „Qual 
donna"  und  Rheinbergers  Messe  „Misericordias  Domini4'. 

3.  Prof.  Dr.  Bohn  hielt  im  Sommersemester  folgende  Vor- 
lesungen und  Übungen  ab: 

a.  Harmonielehre,  erster  Teil;  2 stündlich.    28  Zuhörer. 

b.  Orgelunterricht;  2 stündlich.    13  Teilnehmer. 

c.  Über  Richard  Wagners  „Walküre44;  1  stündlich.  72  Zu- 
hörer. 

d.  Orgelunterricht  für  Seminaristen;  2 stündlich.   0  Teil- 
nehmer. 

Im  Wintersemester  fanden  nachstehende  Vorlesungen  bez. 
Cbuugen  statt: 

a.  Harmonielehre,  zweiter  Teil;  2 stündlich.    10  Zuhörer. 

b.  Orgelunterricht;  1  stündlich.    8  Teilnehmer. 

c.  Orgelunterricht  für  Seminaristen;   2 stündlich.    G  Teil- 
nehmer. 

Im  Auftrage  der  Kgl.  Regierungen  von  Breslau  und  Oppeln 
wurden  von  Prof.  Dr.  Bohn  in  gewohnter  Weise  eine  Anzahl 
von  Kostenanschlägen  für  Orgelbauten  begutachtet,  sowie  neu 
hergestellte  und  reparierte  Orgeln  geprüft  und  abgenommen. 

Die  Bibliothek  des  Instituts  wurde  auch  in  diesem  Jahre 
durch  Neuanschaffungen  und  durch  Geschenke  des  Kgl.  Kultus- 
ministeriums vermehrt;  die  Lehrapparate  des  Johanneschores 
und  des  St.  Cäcilienchores  wurden  in  geeigneter  Weise  ergänzt. 

I.  A.:  Bohn. 
3 


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34  

e.   Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.    Das  physikalische  Institut. 

Personalveränderungen  traten  im  Laufe  des  Etatsjahres 
beim  physikalischen  Institut  nicht  ein.  Mit  dem  Schlüsse  des 
Jahres  aber  gibt  Stud.  Erich  Wiek  seine  Stellung  als  Assistent 
auf,  und  an  seine  Stelle  tritt  Dr.  Georg  Berndt,  welcher 
schon  im  Wintersemester  als  freiwilliger  Assistent  an  der  Auf- 
sicht über  das  experimentelle  Praktikum  teilgenommen  hat. 

Von  wertvollen  Apparaten,  welche  für  das  Institut  er- 
worben wurden,  ist  ein  astronomisches  Fernrohr  von  4  Zoll 
(108  mm)  Öffnung  zu  nennen;  es  wurde  aus  dem  Reste  der 
Mittel  angeschafft,  welche  im  Jahre  1900  zur  Ausrüstung  des 
Neubaus  mit  Apparaten  bewilligt  worden  waren;  hergestellt 
ist  es  in  der  Werkstatt  von  Hein feld er  &  Hertel  in  München, 
das  Stativ  lieferte .  Dr.  Erich  Frantz,  Professor  in  der 
katholisch-theologischen  Fakultät,  aus  den  entbehrlich  gewor- 
denen Beständen  seiner  Sternwarte  in  Pasing  bei  München. 

Aus  der  regelmäßigen  Jahres-Dotation  des  Instituts  konnte 
kein  besonders  wertvoller  Apparat  angeschafft  werden,  weil  es 
an  Mitteln  fehlte.  Denn  es  entstand  ein  sehr  bedauerlicher 
Geldmangel  durch  die  großen  Kosten,  welche  Heizung  und 
Beleuchtung  des  Instituts  verlangten.  Die  Gasmotoren,  welche 
die  Kraft  für  die  elektrische  Beleuchtung  liefern,  und  die  zur 
Heizung  der  Zimmer  dienenden  Gasöfen  verlangen  einen  weit 
größeren  Verbrauch  von  Gas,  als  sich  vorausberechnen  ließ. 
Dadurch  wurden  schon  in  den  letzten  Jahren  Etatsüber- 
schreitungen veranlaßt,  welche  höchst  dankenswerter  Weise 
durch  das  Königliche  üniversitäts  -  Kuratorium  gedeckt 
wurden. 

Um  die  Wiederkehr  einer  Überschreitung  zu  vermeiden 
und  die  Zufriedenheit  des  hohen  Ministeriums  zu  finden,  be- 
fleißigte ich  mich  in  diesem  Jahre  der  äußersten  Sparsamkeit 
im  Heizen.  Aber  diese  Bemühung  hatte  üble  Folgen;  denn  in 
einem  ungeheizten  Räume  gefror  das  Wasser  in  der  Rohr- 
leitung, die  Röhre  barst,  das  Wasser  floß  bei  Eintritt  von 
Tauwetter  aus  und  überschwemmte  mehrere  Zimmer. 


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35 


Der  dadurch  an  den  Apparaten  angerichtete  Schaden  ist 
glücklicher  Weise  nicht  groß  gewesen.  Aus  dieser  Erfahrung 
aber  ergibt  sich  die  Lehre,  daß  eine  so  weit  getriebene  Spar- 
samkeit untunlich  ist,  und  man  erkennt,  daß  eine  Erhöhung 
des  für  Heizung  und  Beleuchtung  bestimmten  Etatstitels  unab- 
weisbar notwendig  ist. 

Die  Vorlesungen  fanden  die  gewohnte  Zahl  von  Zuhörern; 
die  Zahl  der  Teilnehmer  am  Übungspraktikum  ist  noch  weiter 
gestiegen.  Von  den  im  Institut  begonnenen  wissenschaftlichen 
Untersuchungen  sind  4  vollendet,  eine  derselben  schon  als 
Dissertation  gedruckt. 

0.  E.  Meyer. 

♦ 

2.  Die  Sternwarte. 
Da  die  orthographische  Projektion,  in  der  wir  den  Mond 
sehen,  die  Landschaften  seiner  Oberfläche  um  so  mehr  radial 
verkürzt  und  dadurch  verzerrt,  je  näher  sie  dem  Rande  stehen, 
so  sind  die  randnahen  Gebiete  des  Mondes  wenig  bekannt. 
Deshalb  unternahm  es  die  Sternwarte,  diese  Gegenden  durch 
Messung  von  photographischen  Mondaufnahmen  starker  Libra- 
tion  möglichst  aufzudecken.  Hierbei  wurde  besonders  die 
Hälfte  der  uns  zugekehrten  Mondhalbkugel  außerhalb  60° 
selenozentrischem  Abstände  ins  Auge  gefaßt.  Sie  nimmt  in 
orthographischer  Projektion  '/o  in  stereographischer,  winkel- 
treuer Abbildung  %  der  Scheibe  ein. 

Für  die  Messung  des  südwestlichen  Bandes  erhielt  die 
Sternwarte  von  Prof.  Vogel  aus  Potsdam  eine  Aufnahme  vom 
9.  Januar  1900,  für  den  nordwestlichen  Rand  10  Aufnahmen 
von  Prof.  Küstner  aus  Bonn,  die  er  auf  hiesigen  Wunsch  zu 
vorher  angegebenen  Zeiten  gemacht  hatte,  und  2  Aufnahmen 
der  Licksternwarte  von  Prof.  Weinek  aus  Prag  übersandt. 
Für  den  Südostrand  erhielt  sie  2  Lickplatten  aus  Prag  und 
2  Bonner  Aufnahmen. 

Im  Jahre  1902  wurde  die  Potsdamer  Platte  und  die  Lick- 
platte  des  Nordwestrandes  vom  30.  Juli  1895  mit  8580  Ein- 
stellungen ausgemessen  und  hieraus  die  selenographischen 

3* 


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:ir, 


Längen  und  Breiten  der  Mondkrater  und  Grenzpunkte  der  von 
Unterzeichnetem  hierbei  entdeckten  Mondmeere  berechnet. 

Am  Refraktor  machte  Unterzeichneter  Kometenbeobach- 
tungen mit  Positionsmikrometer  und  sandte  sie  an  die  Redaktion 
der  Astronomischen  Nachrichten  ein. 

Am  Heliometer  beobachtete  Herr  Przybyllok  die  Sterne 
des  Cynusbogens  und  Plajadenbogens,  sowie  durch  Querein- 
stellung randnahe  Mondkrater. 

Am  Passageinstrument  beobachtete  Dr.  Rechenberg  mit 
Auge  und  Ohr  394  Zeitsterne  und  269  Mondsterne  der  Nautical 
Almanac,  um  ihre  Rektaszensionen  genauer  zu  bestimmen,  da 
das  Instrument  ohne  Kreis  und  daher  zur  Deklinationsbestim- 
mung nicht  geeignet  ist. 

Am  Refraktor  wie  am  Passageinstrument  machte  sich  das 
Fehlen  von  Chronographen  und  von  guten  Pendeluhren  störend 
merkbar. 

Dr.  Harry  Meyer  promovierte  hier  am  21.  Mai  und  ging 
dann  an  die  Straßburger  Sternwarte.  Dr.  Walter  Zimmer- 
mann promovierte  hier  am  7.  August  und  verblieb  Assistent 
der  hiesigen  Sternwarte.  Dr.  Albert  Dinter  promovierte 
hier  am  18.  März  und  ging  an  die  Potsdamer  Sternwarte. 

Die  Übungen  im  Beobachten  wurden  von  14  Praktikanten 
besucht  und  umfaßten  außer  astronomischen  auch  geodätische 
Operationen.  An  den  Übungen  im  Bahnrechnen  nahmen  drei 
Praktikanten  teil. 

Am  9.  Juni  1902  überreichte  Unterzeichneter  in  Begleitung 
von  Dr.  Rechenberg  dem  Senior  der  Fakultät  und  früheren 
Direktor  der  Breslauer  Sternwarte,  Prof.  Dr.  J.  G.  Galle,  zu 
seinem  90.  Geburtstag  von  Seiten  der  Sternwarte  eine  Fest- 
schrift, bestehend  aus  3  Abhandlungen:  1.  Methode  der  helio- 
metrischen  Quereinstellung;  2.  Bahnen  von  14  Düsseldorfer 
Planeten  von  Prof.  Neugebauer;  3.  Der  Westrand  des  Mondes 
nach  Ausmessungen  der  obengenannten  Potsdamer  Aufnahme ; 
und  freute  sich,  den  verdienten  Astronomen  an  seinem  hohen 
Festtage  frisch  und  munter  zu  finden. 


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37 


Die  neuen  Haupt instruraente  für  die  neuen  geplanten  Sterne 
konnten  wegen  Mangel  eines  Grundstücks  noch  nicht  aufgestellt 
werden,  und  ihre  Teile  mußten  leider  noch  unverpackt  in  den 
zahlreichen  großen  Kisten  verbleiben. 

Die  Verlegung  der  Sternwarte  ist  dringend  notwendig. 

Franz. 

3.    Das  chemische  Institut. 

Um  dem  Raummangel  des  chemischen  Institutes  einiger- 
maßen abzuhelfen,  ist  nach  Genehmigung  des  Herrn  Ministers 
der  Raum  für  Chemikalien  als  Praktikantenzimmer  eingerichtet 
worden,  wodurch  etwa  8  neue  Arbeitsplätze  entstanden. 

Folgende  wissenschaftliche  Untersuchungen  wurden  aus- 
geführt und  veröffentlicht: 

1.  Schwab  bau  er:  Einwirkung  von  Methyl-  und  Äthyl- 
amin  auf  Cuminol  und  Furfurol.  Doktor-Dissertation 
Rreslau. 

2.  Bialon:  Einwirkung  von  Anisaldehyd  auf  a-Picolin, 
Chinaldin  und  Aldehydcollidin.  Doktor- Dissertation 
Breslau. 

3.  W  o  l  f :  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Leitfähigkeit  gemischter 
Lösungen  von  Elektrolyten.  Doktor  -  Dissertation 
Breslau. 

4.  W.  F  i  s  c  h  e  r :  Löslichkeit  von  Chromhydroxyd  in  Basen. 
Doktor-Dissertation  Breslau. 

5.  Knick:  Über  die  Kondensation  von  ;>-Nitrobenzaldehyd 
mit  a-Picolin  und  ay-Lutidin.  Doktor-Dissertation 
Breslau. 

6.  v.  Grabsky:  Einwirkung  von  Cuminol  und  j;-Tolylal- 
dehyd  auf  Chinaldin.    Doktor-Dissertation  Breslau. 

7.  Sorge:  Kondensation  aromatischer  Ketone.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

8.  v.  Kowalewski:  Verhalten  wässriger  Zinnchlorid- 
lösungen.   Doktor-Dissertation  Breslau. 

9.  Wuth:  Löslichkeit  von  Chlor-  und  Bromsilber  in 
organischen  Basen.    Doktor-Dissertation  Breslau. 


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38 


10.  Fox:  Über  die  Einwirkung  von  Schwefeldioxyd  auf 
Salze.   Doktor-Dissertation  Breslau. 

11.  Lipinsky:  Über  Derivate  des  Octylbenzols.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

12.  Renz:  Über  Thallium-  und  lndiumverbindungen. 
Doktor-Dissertation  Breslau. 

13.  Ollendorff:  Einwirkung  von  Aldehyden  auf 
a'-Methyl-  a-Phenylpyridin.  Doktor-Dissertalion Breslau. 

14.  v.  Balicki:  Pipecolylhydrazin.  Doktor  -  Disserlation 
Breslau. 

15.  Dierig:  Über  Kondensation  von  a-Methyl-  a'-Phenyl- 
pyridin  mit  j?-Toluylaldehyd  und  anderen  Aldehyden. 
Doktor-Dissertation  Breslau. 

16.  Gaebel:  Reduktion  des  Dinitrothymoläthers.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

17.  Halfpaap:  Verbindungen  des  m-Xylylenbromids  mit 
primären,  sekundären  und  tertiären  Basen.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

18.  Low:  Kondensation  von  Chinaldin  und  Lepidin  mit 
Aldehyden.    Doktor-Dissertation  Breslau. 

19.  Rudorf:  Zur  Kenntnis  der  Leitfähigkeit  und  der 
inneren  Reibung  von  Lösungen.  Doktor-Dissertation 
Breslau. 

20.  Jander:  Über  Komplexsalze  des  Quecksilbers.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

21.  Renz:  Verbindung  von  Chlorsilber  mit  organischen 
Basen. 

22.  Ab  egg  und  Bodländer:  Elektoaffinity  as  a  basis 
for  the  systematisation  of  inorganic  Compounds. 

23.  Dieselben :  Das  Problem  der  Systematisierung  der  an- 
organischen Verbindungen. 

24.  Abegg:  Über  mechanische  Rechenhilfsmittel  nach 
logarithmischem  Prinzip. 

25.  Derselbe:  Versuch  einer  Theorie  der  Valenz  und  der 
Molekularverbindungen. 

26.  Derselbe:  Ein  einfacher  Flüssigkeitswiderstand  und 
andere  kleinere  Mitteilungen. 


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39  _ 

27.  Ahegg  und  Riese nfeld:  Über  das  Lösungsvermögen 
von  Salzlösungen  für  Ammoniak  nach  Messungen 
seines  Partialdrucks. 

28.  Ahegg  und  Gauss:  Beiträge  zur  Theorie  der  direkten 
Bestimmungsmethode  von  Jonenbeweglichkeiten. 

29.  Steele:  Die  Messung  von  Jonengeschwindigkeiten  in 
wässerigen  Lösungen  und  die  Existenz  komplexer  Jonen. 

30.  0.  Sackur:  Das  elektrische  Leitvermögen  und  die 
innere  Reibung  von  Lösungen  des  Caseins. 

31.  Scholtz:   Über  cyklische  Diammoniumverbindungen. 

32.  Scholtz  und  Wiedemann:  Synthese  aa-substituierter 
Pyridine.    Beitrag  zur  Konstitution  des  Pyridins. 

33.  Herz:  Über  die  Löslichkeit  von  Zinkhydroxyd  in 
Ammoniak  und  Amnioniakbasen. 

34.  Derselbe:  Dialysatorversuche  mit  Metall-hydroxyden 
und  -sulfiden.    2  Mitteilungen. 

35.  Derselbe:  Gleichzeitige  titrimetrische  Bestimmung  von 
Borsäure  und  starken  Säuren. 

36.  Derselbe:  Löslichkeit  der  Borsäure  in  Salzsäure. 

37.  Derselbe:  Notiz  über  die  Löslichkeit  der  Borsäure 
in  Säuren. 

38.  Meyer:  Bildung  der  Dithionsäure. 

39.  Derselbe:  Umwandlung  polymorpher  Körper. 

40.  Laden  bürg:  Atomgewicht  des  Jods. 

41.  Derselbe:    Umwandlung  von  Tropidin  in  Tropin. 

42.  Ladenburg  und  Kröner:  Abkömmlinge  des  Stilb- 
azols. 

43.  Ladenburg:  Nebenprodukt  bei  der  Darstellung  des 
Stilbazols. 

44.  Ladenburg:  Özonbestimmungsinethoden. 

Ladenburg. 

4.   Das  pharmazeutische  Institut. 

Das  pharmazeutische  Institut  stand  in  seiner  chemischen 
Abteilung  im  Sommersemester  1902  unter  der  Leitung  des 
Geh.  Regierungsrats  Prof.  Dr.  Po  leck,  in  der  pharmakognos- 


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tischen  unter  der  des  Geh.  Regierungsrats  Pol  eck  und  Prof. 
Dr.  Pax.  Am  1.  Oktober  trat  an  Stelle  des  ersteren  für  beide 
Abteilungen  Prof.  Dr.  G  ad  am  er. 

a.  Chemische  Abteilung. 
Als  Assistenten  waren  tätig  die  Herren  Dr.  Grützner, 
Apotheker  R.  Schulz  und  Dr.  Kühl  mann.  Anstelle  der  letzt- 
genannten beiden  Herren  traten  im  Wintersemester  die  Apo- 
theker O.  Gaebel  und  W.  Urban,  die  im  Laufe  des  Semesters 
zu  DDr.  phil.  in  Breslau  resp.  in  Marburg  promoviert  wurden. 
Das  Laboratorium  wurde  im  Sommersemester  von  58,  im  Winter- 
semester von  63  Praktikanten  besucht.  Der  Lehrplan  blieb 
im  Ganzen  unverändert. 

Bibliothek,  Sammlung  und  chemische  Apparatur  wurden 
namentlich  im  Wintersemester  bedeutend  vermehrt,  die  Biblio- 
thek durch  Erwerbung  der  Berichte  der  Deutschen  chemischen 
Gesellschaft,  die  chemische  Apparatur  unter  anderem  durch 
Aufstellung  eines  modernen  Dampfapparates,  an  den  ein  um- 
fangreiches Dampfdigesterium,  kupferner  Kochtopf,  und  ein 
großer  Extraktionsapparat  angeschlossen  worden  sind.  Eine 
weitere  Vermehrung  der  Lehrmittel  ist  für  das  kommende 
Etatsjahr  in  Aussicht  genommen,  in  dem  auch  die  Arbeits- 
räume durch  Angliederung  der  bisherigen  Direktorwohnung 
eine  willkommene  Erweiterung  erfahren  werden.  Die  Aus- 
stattung dieser  Räume  zu  Laboratorien  für  Fortgeschrittenere 
und  Nahrungsmittelchemiker  wird  dank  dem  Wohlwollen  der 
hohen  Staatsregierung  einem  schon  lange  schwer  empfundenen 
Bedürfnisse  abhelfen. 

Größere  wissenschaftliche  Arbeiten  konnten  infolge  der 
inneren  Umwälzungen  nicht  ausgeführt  werden;  es  gelangte 
nur  eine  Arbeit  zur  Veröffentlichung,  deren  praktischer  Teil 
bereits  in  Marburg  beendet  worden  ist: 

J.  G adamer  und  T.  Amenomiya:  Beiträge  zur  Kenntnis 
der  Sesquiterpene  und  Sesquiterpenalkohole. 

Die  ebenfalls  in  Marburg  experimentell  durchgeführte 
Promotionsarbeit  des  Herrn  Dr.  Urban  hatte  den  Titel: 


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41 


Über  alkylierte  d-sec-Butylthioharnstoflfe  und  Harnstoffe. 
(Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Abhängigkeit  des 
Drehungsvermögens  von  Größe  und  Struktur  der 
die  Asymmetrie  bedingenden  Atome  oder  Atom- 
komplexe.) Gadamer. 

b.   Pharmakognen  tische  Abteilung. 

Die  Sammlung  der  Drogen  wurde  durch  eine  Anzahl  neuer 
Handelssorten  vermehrt.  Die  Übungen  im  mikroskopischen 
Untersuchen  wurden  in  gewohnter  Weise  weiter  geführt,  doch 
wurde  gemäß  den  Forderungen  des  neuen  deutschen  Arznei- 
buches auf  die  Prüfung  der  pulverförmigen  Drogen  ein  größeres 
Gewicht  gelegt  als  bisher. 

Als  Hilfsassistent  fungierte  Dr.  R.  Mal  gut h. 

P  a  x.    G  a  d  a  m  e  r. 

5.    Das  mineralogische  Institut  und  Museum. 

Die  Sammlungen  und  das  Instrumentarium  wurden  durch 
zahlreiche  neue  Erwerbungen  vermehrt,  besonders  aber  wurde 
das  mineral-chemische  Laboratorium  nunmehr  vollständig  ein- 
gerichtet und  in  Betrieb  gesetzt. 

An  Geschenken  gingen  dem  Museum  zu:  eine  Suite  chile- 
nischer Sulfate  durch  Herrn  Prof.  Dr.  Haber  in  Karlsruhe  in 
Baden,  ein  Exemplar  des  neuen  Minerals  Koenenit  durch  den 
Autor  Herrn  Prof.  Dr.  Rinne  in  Hannover. 

Als  Museumsassistent  fungierte  Herr  Dr.  Baumann, 
während  die  Herren  Privatdozenten  Prof.  Dr.  Milch  und 
Dr.  Sachs  mit  dankenswerter  Bereitwilligkeit  als  Unterrichts- 
assistenten bei  der  Anleitung  zu  selbständigem  Arbeiten,  sowie 
bei  der  Abhaltung  der  Übungen  tätig  waren,  bei  letzteren  auch 
die  Herren  Privatdozenten  Dr.  Volz  und  Dr.  Herz. 

Mit  den  Hilfsmitteln  des  Museums  und  Instituts  wurden 
die  Untersuchungen  zu  folgenden  Publikationen  ausgeführt: 

A.  Sachs:    Der  Weißstein   des  Jordansmühler  Nephrit-Vor- 
kommens.   Zentralbl.  f.  Mineral,  u.  s.  w.  1902,  S.  385. 
—  Über  die  Krystallform  des  Rotnickelkieses.  Sitzungsber. 
der  Kgl.  Preuß.  Akad.  d.  Wissensch.    Berlin,  17.  Juli  1902. 


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42 


A.  Sachs:  Über  Anpassungserscheinungen  bei  Karlsbader  und 
Bavenoer  Verwachsungen  des  Kalifeldspaths.  Habilitations- 
schrift.   Breslau  1903. 

—  Über  die  Bildung  von  Erzlagerstätten  durch  magmatische 
Ausscheidung.  Probevorlesung. 

—  Die  Entwicklung  der  Mineralogie  im  19.  Jahrhundert 
Antrittsvorlesung. 

L.  Milch:  Die  Ergußgesteine  des  galatischen  Andesitgebietes 
nördlich  von  Angora.  Neues  Jahrb.  f.  Mineral,  u.  s.  w., 
Beilage-Bd.  16,  S.  110. 

—  Über  Malchit  und  Durbachit  und  ihre  Stellung  in  der  Reihe 
der  Ganggefolgschaft  granitodioritischer  Tiefengesteine. 
Zentralblatt  f.  Mineral,  u.  s.  w.  1902,  S.  078. 

—  Über  eine  Schmelze  von  Quarzkörnern  und  Kalk.  Ebenda 
1902,  S.  713. 

—  Über  die  Entstehung  der  Tiefengesteins-Massive.  Schles. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur.  Sitzungsber.  der  naturwiss. 
Sektion  vom  28.  Januar  1903. 

C.  Ilintze:  Handbuch  der  Mineralogie.  19.  Lief.  Leipzig  1902. 

Außerdem  führte  Herr  Dr.  Karl  Renz  eine  Untersuchung 
über  die  Trennung  von  Tonerde  und  Beryllerde,  quantitative  Be- 
stimmung und  Reindarstellung  der  Beryllerde  aus,  ferner  über 
Doppelverbindungen  von  Goldchlorid  und  Urantetrachlorid  mit 
organischen  Basen,  sowie  Analysen  von  Auripigment  und 
Realgar.  Herr  Cand.  phil.  Hoppe  war  mit  einer  Arbeit  über 
die  Andesite  der  Vulkane  Sago,  Kaba,  Manindju  und  Merapi 
auf  Sumatra  beschäftigt. 

Die  krystallographisch-optische  Untersuchung  neuer,  in  den 
chemischen  Instituten  der  Universitäten  Breslau,  Berlin  und 
Bonn  dargestellter  Verbindungen  wurde  von  den  Herren  Prof. 
Dr.  Milch,  Dr.  Sachs  und  Oberlehrer  Dr.  Geipel  ausgeführt. 

Hintze. 

6.  Das  geologisch-paläontologische  Institut  und 

Museum. 

Nach  Fertigstellung  der  baulichen  Arbeiten  wurde  im  ver- 
flossenen Jahre  die  Neuaufstellung  des  Museums  ausgeführt  5 
als  neue  Abteilungen  der  Aufstellung  sind  zwei  für  Theorie  und 


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43 


Praxis  wichtige  Räume  hinzugekommen:  1.  Raum  für  allge- 
meine Geologie;  2.  Raum  für  technische  Geologie.  Mit  Hilfe 
einiger  weniger,  schon  vorhandener  Modelle,  vornehmlich  aber 
mit  Zugrundelegung  der  Aufsammlungen  des  Unterzeichneten 
sind  die  Phänomene  des  Vulkanismus,  der  Gebirgsbildung, 
Wind-  und  Eiswirkung,  Erosion  des  fließenden  Wassers  und 
der  Meeresbrandung  zur  Anschauung  gebracht.  Der  Raum  für 
technische  Geologie  veranschaulicht  den  Kohlenbergbau,  Eisen- 
hüttenbetrieb, die  Zink-,  Blei-,  Kupfer-  und  Silberproduktion 
Schlesiens.  Für  die  Zusendung  der  Rohmaterialien,  Halb-  und 
Ganzfabrikate  ist  der  Unterzeichnete  den  verschiedenen,  unten 
angeführten  Direktionen  zu  ganz  besonderem  Danke  verpflichtet. 
Auch  die  übrigen  Sammlungen  des  Museums  sind,  soweit  es 
der  stark  beengte  Raum  gestattete,  durch  Dr.  Wysogörski 
in  erweiterter  Form  neu  aufgestellt  worden. 

Eine  Abstellung  der  in  der  vorjährigen  Chronik  geschil- 
derten räumlichen  Mißstände  hat  sich  leider  immer  noch  nicht 
ermöglichen  lassen.  Vielmehr  sind  die  Unbequemlichkeiten 
dur<  h  die  weiter  fortschreitende  Zunahme  der  Hörer-  und 
Praktikantenzahl  immer  gestiegen.  (Hörer  des  Hauptkollegs 
der  Geologie  49  und  25  Praktikanten.)  Infolge  dessen  nahm 
auch  die  Zahl  der  für  Spezialkollegs  und  Übungen  notwendigen 
Stunden  erheblich  zu,  und  die  störende  Unterbrechung  der 
Kommunikation  zwischen  Institut  und  Museum  war  gerade 
während  der  Hauptarbeitsstunden  chronisch. 

Aus  den  vielen,  dem  Museum  überwiesenen  Schenkungen 
seien  die  folgenden  mit  nochmaligem  Ausdruck  des  Dankes 
hervorgehoben : 

A.  Proben  zur  Veranschaulichung  des  oberschlesischen 
Hüttenbetriebs  und  Kohlenbergbaus,  geschenkt  durch: 

1.  Direktion  der  Donnersmarckhütte, 

2.  Direktion  des  Borsigwerks, 

3.  Fürstlich  von  Donnersmarcksche  Bergwerks-  und  Hütten- 
Direktion, 

4.  General-Direktion  der  Grafen  Hugo,  Lazy,  Arthur  Henckel 
von  Donnersmarck-Beuthen, 

5.  Direktion  der  Vereinigten  Königs-  und  Laurahütte, 


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44 


G.  Direktion  der  Aktiengesellschaft  „Oberschlesische  Eisen- 
Industrie", 

7.  Direktion  der  Schlesischen  Aktien -Gesellschaft  für  Berg- 
bau und  Zinkhüttenbetrieb, 

8.  Direktion  der  Emmagrube- Birtultau, 

9.  Direktion  des  Eisenwerks  Herminenhütte-Laband, 

10.  Direktion  der  Oberschlesischen  Eisenbahnbedarfs-Aktien- 
Gesellschaft  Friedenshütte, 

11.  Direktion  des  Bergwerks  „Samuelsglück*'  Birkenhain  bei 
Beuthen. 

B.  Versteinerungen  aus  der  französischen  unteren  Kreide 
durch  Herrn  Professor  Kilian,  Grenoble. 

Als  zweiter  (Hilfs-)  Assistent  fungierte  während  des 
Sommersemesters  Herr  Dr.  Carl  Andree,  im  Wintersemester 
Herr  Bergreferendar  Axel  Schmidt. 

Außer  den  üblichen,  in  früheren  Chroniken  genannten 
Exkursionen  wurde  während  der  Pfingstfeiertage  ein  größerer 
Ausflug  mit  23  Studierenden  nach  Budapest,  dem  Bakonygebirge 
und  dem  Plattensee  unternommen. 

Mit  den  Mitteln  des  Instituts  wurden  die  in  folgendem 
aufgezählten  Arbeiten  ausgeführt  und  veröffentlicht: 
Bergreferendar  A.  Schmidt:    Über  neue,    den  Sattelflözen 

äquivalente  Sleinkohlenfunde    in    der  Grafschaft  Glatz. 

Schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur,  1902. 
Dr.  Fr.  Sturm:  Das  sudetische  Erdbeben  vom  10.  Januar  1901 

mit  zwei  Karten.    Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc. 

XVI.  Beilage-Band  1903. 
Dr.  J.  Wysogörski:    Die  Trias  Oberschlesiens.    In  Lethaea 

mesozoica,  Abt.  I,  1903. 
Dr.  W.  Volz:    Über  eine  Korallenfauna  aus  dem  Neokom  der 

Bukowina  mit  2  Tafeln.    Beiträge   zur   Geologie  und 

Paläontologie  Österreich-Ungarns  und  des  Orients.  XV. 

1902. 
Prof.  Dr.  Gürich: 
1.  Bericht  über  die  geologischen  Aufschlüsse  an  der  Bahnlinie 

Siegersdorf-Lorenzdorf  bei  Bunzlau.    Jahrbuch  der  königl. 

preuß.  geolog.  Landesanstalt  für  1901. 


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45 


2.  Zur  Diskussion  über  das  Profil  von  Ebersdorf.  Zeitschr. 
der  deutschen  geolog.  Gesellschaft,  Bd.  54. 

3.  Cber  das  sog.  Lepidophyllum  Waldenburgense  Pot.  Zen- 
tralblatt für  Mineralogie  etc.  190:2. 

Prof.  Dr.  Frech: 

1.  Lethaea  palaeozoica.  Lieferung  4,  Schluß  lieferung  des 
zweiten  Bandes  bis  pag.  788  mit  13  Tafeln  und  186  Figuren. 
Stuttgart  1902. 

2.  Studien  über  das  Klima  der  geologischen  Vergangenheit 
mit  2  Tafeln.  Zeitschrift  der  Gesellschaft  f.  Erdkunde  zu 
Berlin,  1902. 

3.  Berichtigung  der  Angaben  E.  Dathes  über  das  Carbon  bei 
Ebersdorf.  Zeitschrift  der  deutschen  geolog.  Gesellschaft, 
54.  Bd.,  1902. 

4.  Über  Gervillei*.    Zentralblatt  für  Mineralogie  etc.  1902. 

5.  Cber  Diceras-ähnliche  Zweischaler  aus  der  mittleren  Alpen- 
trias. Mit  2  Tafeln.  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc. 
1902. 

C.  Cber  den  Bau  der  schlesischen  Gebirge.  Eine  tektonische 
Skizze.  Mit  1  Tafel.  Geographische  Zeitschrift.  Leipzig 
1902. 

Frech. 

7.    Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum. 

1.  Der  für  den  beurlaubten  Dr.  Weberbauer  vertretungs- 
weise beschäftigte  Dr.  Hubert  Winkler  wurde  am  1.  Mai 
als  Assistent  an  den  botanischen  Garten  nach  Berlin  berufen; 
an  seine  Stelle  trat  Dr.  W.  Limp rieht  aus  Breslau. 

2.  Der  Garten.  Die  Abgrenzung  des  Terrains  gegen  das 
neu  errichtete  zoologische  Museum  wurde  definitiv  festgelegt. 
Damit  waren  einige  wesentliche  Veränderungen  in  der  Anlage 
des  Gartens  notwendig  verbunden.  Zunächst  wurde  die  japa- 
nische Partie,  die  bis  dahin  vor  dem  Palmenhause  untergebracht 
war,  nach  den  östlichen  Teilen  des  Gartens  im  Anschluß  an 
die  nordamerikanischen  Anlagen  verlegt.  Hier  stand  ihr  auch 
ein  größerer  Baum  zur  Verfügung,  und  so  konnte  bei  der 
Neuanlage  die  Trennung  von  nordjapanischer  und  südjapanischer 


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4fi 


Flora  und  die  Vegetation  des  Amurlandes  durchgeführt  werden. 
Der  Garten  hat  dadurch  an  Holzgewächsen,  die  zum  Teil 
erst  im  letzten  Jahrzehnt  nach  Europa  eingeführt  worden  sind, 
eine  ganz  wesentliche  Bereicherung  erfahren. 

Auf  das  freigewordene  Terrain  vor  dem  Palmenhaus  ge- 
langten dieSalicaceen  und  Fagaceen  mit  ihren  Verwandten. 
So  wurde  auf  dem  Grundstück  der  ehemaligen  Militärbäckerei 
Platz  gewonnen  für  die  provisorische  Unterbringung  der  Nutz- 
pflanzen, die  im  Unterricht  eine  bevorzugte  Rolle  spielen 
müssen.  Freilich  ist  zur  Zeit  diese  Abteilung  des  Gartens 
keine  recht  befriedigende,  doch  steht  zu  erwarten,  daß  in  den 
nächsten  Jahren  durch  den  zu  einer  dringenden  Notwendigkeit 
gewordenen  Neubau  der  Kulturhäuser  eine  Anordnung  durch- 
geführt werden  kann,  durch  welche  nicht  nur  die  Nutzpflanzen 
größere  Berücksichtigung  finden,  sondern  auch  Raum  gewonnen 
wird  für  Versuchsbeete  und  die  Anzucht  von  Holzgewächsen 
und  wertvolleren  Stauden  aus  importierten  Samen. 

Lebende  Pflanzen  und  Samen  erhielt  der  Garten  geschenk- 
weise überwiesen  von  Obergärtner  Görth  -  Proskau,  Frau 
Apotheker  Hoff  mann  -  Breslau,  Frau  Oberlehrer  Laube- 
Breslau,  Sekretär  Mittmann- Breslau,  Prof.  Dr.  Oberdieck- 
Breslau,  Seminarlehrer  E.  Richter  -  Ober-Glogau,  Handels- 
gärtner Wohnig-Gräbschen. 

An  Samenproben  erhielt  der  Garten  im  Tausch  1065 
Nummern  gegenüber  2730  versandten  Priesen. 

3.  Die  Sammlungen  wurden  in  noch  größerem  Umfange 
wie  bisher  von  einheimischen  und  auswärtigen  Botanikern  zu 
wissenschaftlichen  Zwecken  benutzt  und  vielfach  auch  zur 
Bearbeitung  praktischer  Fragen  von  Behörden  und  Privaten 
in  Anspruch  genommen. 

a.  Das  Herbarium  umfaßt  gegenwärtig  nach  einer  kürzlich 
vorgenommenen  Schätzung  rund  etwa  530 000  Spann- 
blätter. Es  wurde  durch  Kauf  vermehrt  um  30  Num- 
mern bosnischer  Hieracien  (G.  Schneider),  3  Centurien 
nordpersischer  Pflanzen  (Sintenis),  450  Nummern  Ost- 
afrikaner (Dr.  Busse),  125  Nummern  Kamerunpflanzen 


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47  

(Zenker),  1380  Nummern  kalifornischer  Arten  (Baker, 
Heller)  und  543  Nummern  Westaustralier,  gesammelt 
von  Pritzel.  Mit  ganz  besonderem  Dank  muß  der 
Ankauf  des  Berthold  Steinschen  Flechtenherbars  von 
der  Schleichen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur 
in  Breslau  durch  die  von  dem  Herrn  Minister  bereit 
gestellten  Mittel  erwähnt  werden.  Durch  Tausch 
wurden  erworben  56  Nummern  Canaren  vom  Botani- 
schen Museum  Berlin,  50  Nummern  Alpenpflanzen 
von  R.  Behnsch-Breslau,  durch  Geschenk  Lief.  XI 
des  Herbar.  cecidiolog.  von  Prof.  Fax,  135  Nummern 
italien.  Pflanzen  von  Dr.  Leid  icke,  350  Nummern  aus 
Madeira,  Surinam,  Australien  und  Brasilien  von  Apo- 
theker R.  Fritze. 

Die  Arbeiten  im  Herbarium  sind  so  weit  gediehen, 
daß  bisher  die  Phanerogamen  des  Herbar.  Henschelianum 
und  das  Herbar.  Wagner  vollständig  inseriert  sind. 

b.  Das  Gartenmuseum  wurde  durch  selbst  gesammelte 
Demonstrationsobjekte  bereichert,  ferner  durch  die  Er- 
werbung eines  verkieselten  Coniferenstammes,  von 
Querschliffen  fossiler  Archegoniaten  und  durch  in- 
teressante Fasciationen  an  Weiden  (Geschenk  von 
von  Loeben-Mittelschosdorf). 

c.  Die  Bibliothek  wurde  zweckentsprechend  vermehrt. 

4.  Im  Institut  nahmen  an  den  mikroskopischen  Übungen 
Teil  im  Sommersemester  47,  im  Wintersemester  Gl  Studierende. 
Außerdem  arbeiteten  mehrere  Herren  an  eigenen  Unter- 
suchungen. 

Die  veröffentlichten  Arbeiten  sind  folgende: 

1.  F.  Pax,  Euphorbiaceae  africanae  VI.  —  Englers  Jahr- 
büch. XXX11I. 

2.  F.  Pax,  Trois  especes  cactiformes  d'Euphorbes  de  la 
cöte  occidentale  d'Afrique.  —  Bull,  du  Museum  d'hist. 
nat.    Paris  1902. 

3.  F.  Pax,  Claoxyton  Menyharti.  —  Bull.  Herb.  Boissier 
ser.  2.  Nr.  9. 


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48 


4.  F.  Pax,  Fund  prähistorischer  Pflanzen  in  Schlesien.  — 
Jahresb.  Schles.  Gesellsch.  für  1902. 

5.  F.  Pax,  Führer  durch  den  Kgl.  botan.  Garten.  —  2.  Aufl. 
Breslau,  1903. 

6.  W.  G  rosser,  Monographie  der  Cistaceae.  —  Leipzig  1903. 

7.  W.  L  i  m  p  r  i  c  h  t ,  Rabenhorsts  Kryptogamenflora.  —  IV.  Bd. 
3.  Abt.  Lief.  38.    Leipzig,  1903. 

8.  J.  W.  Leid  icke,  Beiträge  zur  Embryologie  von  Tro- 
paeolum.  —  Diss.  Breslau,  1903. 

9.  A.  Knauf,  Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung 
Cluytia.  —  Diss.  Breslau,  1903. 

10.  Th.  Schübe,  Resultate  der  Durchforschung  der  schle- 

sischen  Phanerogamenflora  im  Jahre  1902.  —  Jahresber. 

der  Schles.  Gesellsch.  für  1902.  n 

Pax. 

8.    Das  pflanzenphysiologische  Institut  und  das 

botanische  Museum. 

Die  im  vorigen  Jahre  begonnene  Erneuerung  im  Auditorium 
des  pflanzen-physiologischen  Instituts  erreichte  in  diesem  Jahre 
ihren  Abschluß  durch  die  Anlage  von  Klapptischen  an  den 
noch  freien  Stellen  zur  Aufstellung  von  Demonstrationsmaterial 
zugleich  mit  der  Anbringung  einer  größeren  abnehmbaren 
Zeichentafel. 

Im  Vorbereitungsraum  für  das  Auditorium  wurde  das  vor- 
handene morphologische  und  systematische  Herbar  zum  Aus- 
legen für  das  Kolleg  ergänzt  und  nach  den  derzeitigen  Bedürf- 
nissen erweitert. 

An  Apparaten  wurden  für  das  pflanzen-phvsiologische  In- 
stitut 2  Sterilisationskästen,  1  kleiner  photographischer  Apparat 
und  6  kleinere  Mikroskope  für  das  Praktikum  angeschafft. 
Außerdem  wurden  namentlich  die  Glasutcnsilien,  soweit  sie  für 
Pilzkulturen  in  Betracht  kommen,  in  den  verschiedensten 
Formen  ergänzt  und  in  den  geeigneten  Schränken  gesondert 
und  geordnet  für  den  Gebrauch  aufgestellt. 

Im  Versuchsgarten  des  pflanzen-physiologischen  Instituts 
wurde  ein  Schuppen  zur  Aufbewahrung  von  8  Fahrrädern  für 
die  Studierenden  neu  errichtet.    Im  vorderen  Teile  des  Gartens 


49 


wurden  die  Lücken  in  den  Staudenquartieren  nach  Möglichkeit 
ergänzt,  und  im  hinteren  Teile  desselben  wurde  die  freie  Fläche 
einheitlich  für  Versuchszwecke  über  parasitisch  lebende  Pilze 
und  Püanzenkrankheiten  hergerichtet. 

Im  botanischen  Museum  wurde  die  im  vorigen  Jahre  mit 
der  Ordnung  der  xylotomischen  und  carpologischen  Sammlung 
begonnene  Neuordnung  zunächst  auf  die  biologische  Abteilung, 
und  ebenso  auf  die  in  der  Textil-  und  Cellulose-Industrie  in 
Betracht  kommenden  Rohstoffe  und  Produkte  ausgedehnt. 
Ferner  wurden  die  als  Arznei-  und  Nahrungsmittel  wichtigen 
Pflanzenstoffe  wesentlich  ergänzt  und  in  getrennten  Schränken 
neu  geordnet. 

Die  Organisation  des  Herbariums  mußte  für  das  nächste 
Jahr  hinausgeschoben  werden,  da  hierfür  Zeit,  Raum  und  Hilfs- 
mittel nicht  mehr  ausreichten. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  erstreckten  sich: 

auf  Kulturversuche  mit  den  Fruchtformen  der  höheren  Pilze, 
speziell  der  Oidien  und  der  Chlamydosporen; 

weitere  auf  die  Untersuchung  und  die  Kultur  des  Haus- 
schwammes; 

ferner  auf  die  Kultur  und  die  Untersuchung  der  Saproleg- 
niaceen,  soweit  sie  vegetabilische  Substrate  bewohnen. 

Endlich  und  vornehmlich  wurden  Kultur  und  -Infektionsver- 
suche mit  den  getreidebewohnenden  Brandpilzen  im 
weitesten  Umfange  auf  Grund  der  im  vorigen  Jahre  ge- 
wonnenen Resultate  weitergeführt. 

Zur  Veröffentlichung  gelangten: 

1.  Das  dritte  Heft  des  achten  Bandes  der  „Beiträge  zur 
Biologie  der  Pflanzen".    Herausgegeben  von  0.  Brefeld. 

2.  Die  Kultur  der  Oidien  und  ihre  Rückführung  in  die 
höhere  Fruchtform  bei  den  Basidiomyceten.  In  den 
vorgenannten  Beiträgen  von  R.  Falck. 

3.  Eine  vorläufige  Mitteilung  über  die  Ergebnisse  der  Sapro- 
legniaceen-Kulturen  im  bakteriologischen  Zentralblatt  von 
M.  v.  Minden. 

4.  Ein  größeres  Werk  von  Professor  F.  Rosen,  betitelt: 
„Die  Natur  in  der  Kunst41.  Brefeld. 


50 


9.    Das  zoologische  Institut  und  Museum. 

Am  1.  April  1902  wurde  der  Präparator  L.  Pohl  definitiv 
angestellt,  während  M.  Senf  als  Hilfspräparator  beibehalten 
wurde. 

Die  Lehrmittel  des  Instituts  wurden  durch  Ankauf  von 
10  Kursmikroskopen,  sowie  durch  Anfertigung  einer  Anzahl 
von  Unterrichtstafeln  vermehrt. 

Die  Arbeit  der  Neuordnung  der  Sammlungen  nahm  ihren 
Fortgang.  Es  beteiligten  sich  daran  in  dankenswertester  Weise 
Herr  Prof.  Dr.  Götschmann,  der  die  schlesischen  Lepidop- 
teren  zusammenstellte,  während  Herr  Rentner  Gärtner  und 
Herr  Prov.-Steuersekretär  Schumann  die  Neuordnung  der 
exotischen  Lepidopteren  übernahmen.  Herr  Lehrer  Merkel 
bearbeitete  die  Süßwasser-  und  Landkonchylien,  Herr  Rech- 
nungsrat Lang  ner  die  Meereskonchylien,  Herr  Rentner  Di etel 
die  schlesischen  Käfer,  die  Herren  Cand.  med.  Natorp  und 
Seiffert  die  schlesischen  Vögel.  Von  den  Beamten  wurde 
die  Neuaufstellung  der  Reptilien  und  Amphibien  beendet,  die 
der  Vögel  begonnen;  ferner  wurden  die  Echinodermen  geordnet 
und  50  Biologien  schlesischer  Vögel  fertiggestellt. 

Größere  Ankäufe  konnten  nicht  gemacht  werden,  mit  Aus- 
nahme von  2  Eisbärfellen,  einigen  Paradiesvögeln,  sowie  der 
im  hiesigen  zoologischen  Garten  eingegangenen  Tiere.  Im 
Tauschverkehr  stand  das  Museum  mit  dem  Münchener  und 
Berliner  Museum. 

Von  den  zahlreichen  Schenkungen,  welche  auch  in  diesem 
Jahre  dem  Museum  in  dankenswertester  Weise  zugeflossen 
sind,  seien  zunächst  die  größten  erwähnt.  Die  Erben  des  ver- 
storbenen Schriftstellers  und  Stadtrats  Adolf  Streckfuß  in 
Berlin  schenkten  dessen  kostbare  Sammlung  europäischer 
Schmetterlinge  in  2  großen  Schränken,  umfassend  2800  Arten 
und  Varietäten  in  9127  Exemplaren.  Herr  Custos  Dr.  Zimmer 
in  Breslau  überwies  dem  Museum  seine  Sammelausbeute 
mariner  Tiere  aus  der  Umgebung  von  Bergen,  371  Nummern 
umfassend,  Herr  Dr.  R.  Hartmeyer  in  Berlin  eine  Kollektion 
mariner  Tiere  des  roten  Meeres,  darunter  eine  fast  vollständige 
Sammlung  der  dortigen  Riflfkorallen.    Herr  Regierungsrat  a.  D. 


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51 


Dr.  v.  Wiedenfeld  in  Silberkopf  bei  Ratibor  schenkte  als 
Ausbeute  seiner  Reisen  in  China  und  Japan  129  Vogelbälge 
und  500  Schmettterlinge.  Herrn  Lehrer  E.  Merkel  in  Breslau 
verdankt  das  Museum  seine  Sammlung  schlesischer  Konchylien, 
sowie  eine  große  Anzahl  außerdeutscher  Formen.  Herr  Rent- 
meister Hanke  in  Kentschkau  lieferte  viele  Bälge  schlesischer 
Vögel,  sowie  deren  Nester,  Herr  Kapitän  z.  S.  Stiegel,  Com- 
modore  des  ostamerikanischen  Geschwaders,  schenkte  einen  tadel- 
losen Balg  des  Quezals  (Callornis  splendens),  Herr  Cand.  med. 
Natorp  eine  Anzahl  von  ihm  selbst  ausgestopfter  schlesischer 
Vögel,  die  deutscheDampffischereigesellschaft  „Nordsee44  mehrere 
große  Fische.  Weitere  Schenkungen  gingen  ein  von  den  Herren: 
Rentier  W  Utzdorf,  Rechnungsrat L  a  n  g  n  e  r ,  Rentner  K  u  n  i  c  k  e , 
Graf  Matuschka,  Lehrer  Nagel,  Rechnungsrat  Schnabel, 
Tierarzt  Rautenberg,  Dr.  Gerhardt,  Rechtsanwalt  Grün- 
berger,  Direktor  Grabowsky,  Professor  Dr.  Dittrich, 
Dr.  Niebenfeld,  Dr.  Eckhardt,  Stadtältesten  Kletke,  Ober- 
Tierarzt  Dr.  Marschner,  Menageriebesitzer  Froese,  Professor 
Küken  thal,  sämtlich  in  Breslau,  sowie  den  Herren  Dr.  Weber- 
bauer, z.  Z.  in  Peru,  Rittmeister  v.  Prittwitz  und  Gaffron 
in  Berlin,  Prof.  Hieronymus  in  Berlin,  Lehrer  Tischler  in 
Rodeland,  Fabrikbesitzer  Pieper  in  Mörs,  Major  Woite  in 
Trebnitz,  Obermaschinistenmaat  Most  von  S.  M.  S.  „Geier". 

Die  Zahl  der  Museumseingänge  betrug  insgesamt  1067 
Nummern. 

Die  Bibliothek  wurde  aus  den  Mitteln  der  Gravonhorst- 
schen  Stiftung  vermehrt  und  erhielt  Geschenke  vom  Verein 
für  schlesische  Insektenkunde,  dem  Zoologischen 
Institut  zu  Tokyo,  dem  College  of  Science  ebenda,  Prof. 
Körner  in  Rostock,  dem  Museo  nacional  de  Montevideo, 
Dr.  Lonsky,  Dr.  Lubosch,  E.  Fischer,  Dr.  Zimmer,  Prof. 
Kükenthal. 

Arbeiten  des  Instituts: 

1.  Zimmer,  C:    Cumaceen.    Hamburger  Magalhaensische 
Sammeireise.    Hamburg  bei  L.  Friederichsen  u.  Co. 

2.  Kükenthal,  W.:    Diagnosen  neuer  Alcyonarien  aus  der 

4* 


52 


Ausbeute  der  Deutschen  Tiefsee-Expedition.  Im  Zoolog. 
Anzeiger,  Bd.  25. 

3.  Bönninghaus,  C:  Der  Rachen  von  Phocaena  communis. 
Eine  biologische  Studie.  Zoolog.  Jahrbücher  (Anatomie), 
17.  Bd. 

4.  Pütter,  A. :  Die  Anpassung  des  Säugetierauges  an  das 
Wasserleben.  Vortrag  auf  dem  5.  internat.  Zoologen- 
Kongreß. 

5.  Kükenthal,  W.:  Versuch  einer  Revision  der  Alcyonarien. 
I.  Die  Familie  der  Xeniiden.  Zoolog.  Jahrbücher  (Syste- 
matik), 15.  Bd. 

6.  Lonsky,  F.:  Zur  Anatomie  des  Darmrohrs  und  des  Uro- 
genitalsystems von  Hyrax.  Inaugural-Dissertation. 

7.  Kükenthal,  W. :  Diagnosen  neuer  Umbelluliden  aus  der 
Ausbeute  der  Deutschen  Tiefsee-Expedition.  Zoologischer 
Anzeiger,  25.  Bd. 

8.  Zimmer,  C:  Die  von  Prof.  Thilenius  gesammelten  Cuma- 
ceen.    Zoolog.  Jahrbücher  (Systematik),  17.  Bd. 

9.  Pütt  er,  A.:  Die  Augen  der  Wassersäugetiere.  Zoolog. 
Jahrbücher  (Anatomie),  17.  Bd. 

10.  Bild,  A.:  Die  Entwicklungsgeschichte  des  Zahnsystems 
bei  Sus  domesticus  und  das  Verhältnis  der  Lippenfurchen- 
anlage  zur  Zahnleiste.   Anatomischer  Anzeiger,  20.  Bd. 

11.  Kükonthal,  W.;  Über  eine  neue  Nephthyidengattung  aus 
dem  südlich,  atlant.  Ozean.    Zoolog.  Anzeiger,  Nr.  694. 

12.  Kükenthal,  W.:  Ergebnisse  einer  zoologischen  Forschungs- 
reise in  den  Molukken  und  Borneo.    4.  Bd.  3.  Heft. 

de  Man:  Die  Dekapoden  und  Stomatopoden. 

13.  Rohde,  E.:  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Zelle.  I. 
Kern  und  Kernkörper.  Zeitschrift  für  wissensch.  Zoologie, 
73.  Bd. 

14.  Lonsky,  F.:  Beiträge  zur  Anatomie  und  Entwicklungs- 
geschichte des  Darmrohrs  und  des  Urogenitalsystems  von 
Hyrax.   Jenaische  Zeitschrift  f.  Naturwissensch.,  30.  Bd. 

15.  Fischer,  Erich:  Bau  und  Entwicklung  des  Carpus  und 
Tarsus  vom  Hyrax.  Jenaische  Zeitschrift  f.  Naturwissen- 
schaft, 30.  Bd. 

Kükenthal. 


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53 


f.   Landwirtschaftliche  Institute. 
I .  Allgemeines. 

Im  Berichtsjahre  erschien  von  den  „Mitteilungen  der  land- 
wirtschaftlichen Institute  der  Königlichen  Universität  Breslau'' 
Bd.  II,  Heft  1. 

Die  Frequenz  des  Studiums  der  Landwirtschaft  an  der 
Universität  betrug: 

Gesamtzahl : 
Sommer-Semester  1902:  85, 
Winter-Semester  1902/03:  88, 

darunter  Landwirte  von  Beruf: 
Sommer-Semester  1902:  61, 
Winter-Semester  1902/03:  64. 
Von  den  Studierenden  der  Landwirtschaft  .wurden  vier  zu 
Doktoren  der  Philosophie  promoviert;  ferner  bestanden  drei 
die  landwirtschaftliche  Lehramtsprüfung  und  sechs  die  land- 
wirtschaftliche Abgangsprüfung. 

Leider  hatte  die  Tierklinik  wiederum  darunter  zu  leiden, 
daß  von  neuem  ein  Wechsel  in  der  Leitung  eintrat.  Der  erst 
am  1.  Oktober  1901  eingetretene  Professor  Dr.  Künnemann, 
welcher  es  in  der  kurzen  Zeit  seiner  Tätigkeit  ausgezeichnet 
verstanden  hatte,  die  Arbeiten  dieses  Institutes  zu  fördern, 
verließ  leider  seine  Stelle  schon  wieder  am  1.  Oktober  1902, 
da  er  an  die  tierärztliche  Hochschule  zu  Hannover  versetzt 
wurde.  Der  zu  seinem  Nachfolger  ernannte  Professor 
Dr.  Ca s per,  bisher  Leiter  des  bakteriologischen  Instituts  der 
Höchster  Farbwerke  in  Höchst  am  Main,  kann  leider  seine 
hiesige  Tätigkeit  erst  am  1.  April  1903  beginnen. 

Der  Privatdozent  Dr.  S.  von  Nathusius,  welcher,  neben 
der  Vorlesung  über  Pferdezucht,  ganz  besonders  diejenigen 
über  Wirtschaftslehre  des  Landbaues  (Betriebslehre  und  land- 
wirtschaftliche Taxationslehre  nebst  Buchführung)  vertreten 
hatte,  wurde  am  1.  April  1902  als  außerordentlicher  Professor 
nach  Jena  berufen;  die  hierdurch  entstandene  Lücke  macht 
sich  um  so  mehr  fühlbar,  als  Herr  Professor  Dr.  von  Rümker, 
nachdem  er  1  Jahr  lang,  bis  Ende  des  W.-S.  1902/03,  die 


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54 


Fächer  der  Betriebs-  und  Taxationslehre  wiederum  vertreten 
hatte,  sich  aus  Gesundheitsrücksichten  gezwungen  sah,  den 
Herrn  Minister  um  Entbindung  von  dein  Lehrauftrage  für  all- 
gemeine Landwirtschaftslehre  zu  bitten.  Schon  vorher  hatte 
die  philosophische  Fakultät  die  Errichtung  eines  neuen  Extra- 
ordinariats für  dieses  Fach  beim  Herrn  Minister  beantragt, 
welchem  Antrag  aber  leider  bisher  nicht  stattgegeben  werden 
konnte. 

2.  Spezielles. 

a.    Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Pflanzen- 
Pro  duktions  lehre. 

Die  Wetterwarte,  der  statische  Versuch  und  der  permanente 
Düngungsversuch  wurden  im  regelrechten  Betriebe  erhalten 
und  die  Ergebnisse  der  Untersuchungen  in  entsprechender 
Weise  für  spätere  wissenschaftliche  Verwertung  ordnungs- 
mäßig gesammelt. 

Der  landwirtschaftliche  botanische  Garten  wurde  in  seiner 
Anlage  beendet  und  ein  Katalog  desselben  angefertigt,  welcher 
in  Heft  II  des  zweiten  Bandes  der  „Mitteilungen  der  Breslauer 
landwirtschaftlichen  Institute*4  veröffentlicht  werden  wird. 

Die  Abteilung  für  Obst-  und  Gartenbau  wurde  ebenfalls 
in  der  Anlage  und  Pflanzung  beendet  und  ein  Teil  der 
Spalieranlagen  gesetzt. 

Die  Pflanzenpathologische  Abteilung  wurde  ihrer  ersten 
Benutzung  übergeben. 

Der  Lehrbienenstand  und  Bienennahruncrsgarten  wurden 
ebenfalls  in  Betrieb  gesetzt.  Die  Züchtung  von  grünen,  gelben 
und  braunkörnigen  Roggenstämmen  wurde  fortgesetzt  und  die 
Herbstauslese  ergab  noch  einen  blaukörnigen  und  einen  aus- 
gesprochen kurzkörnigen  Roggenstamm.  Die  Vererbung  be- 
sonders grüner  Kernfarbe  zeigte  bedeutende  Fortschritte. 

Die  Züchtung  von  Weizenformen  aus  spontanen  Variationen 
wurde  fortgesetzt  und  ließ  ebenfalls  eine  deutliche  Konsoli- 
dierung der  neuen  Formen  erkennen. 

Die  Gerstenkreuzungen  wurden  fortgesetzt  und  neue  Weizen- 
kreuzungen gemacht. 


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55 

Die  chemische  Arbeit  des  Laboratoriums  des  Versuchs- 
feldes wurde  durch  2  Assistenten  in  größerem  Umfange 
betrieben. 

Der  Besuch  des  Versuchsfeldes  von  seiten  in  und  aus- 
ländischer Landwirte  und  Vereine  war  ein  sehr  reger.  Auch 
die  Breslauer  Studierenden  der  Landwirtschaft  zeigten  durch 
fleißigen  Besuch  des  Feldes  ein  reges  Interesse  für  die  dortigen 
Arbeiten. 

An  Baulichkeiten  ist  ein  Zuwachs  von  2  Schuppen  zu 
verzeichnen,  welche  dringenden  wirtschaftlichen  Bedürfnissen 
abhalfen. 

Berichterstatter  machte  mit  den  Studierenden  3  gut  be- 
suchte Exkursionen  auf  Landgüter  in  der  Provinz  und  hielt 
mehrere  Demonstrationen  auf  dem  Versuchsfelde  und  im  land- 
wirtschaftlichen botanischen  Garten  ab. 

4 

Von  Publikationen  des  Referenten  liegen  im  Berichts- 
jahre vor: 

1.  Die  Bewurzelung  unserer  Kulturpflanzen  und  ihre  Be- 
ziehungen zur  Drainage.  (Kulturtechniker,  Bd.  III,  p.  1.) 

2.  Winke  für  die  Frühjahrsbestellung  Illustrierte  landwirt- 
schaftliche Zeitung  1902,  Nr.  26 

3.  Grundfragen  der  Düngung  (Tagesfragen  aus  dem  modernen 
Ackerbau,  Heft  II,  Parey). 

4.  8  Monatsaufsätze  in  der  Illustrierten  landwirtschaftlichen 
Zeitung  1902  Nr.  36,  52,  61,  70,  78,  88,  97  und  1903 
Nr.  18. 

5.  Welche  Mittel  gibt  es  bei  den  heute  schwierigen  Ver- 
hältnissen möglichst  hohe  Reinerträge  zu  erzielen? 
Illustrierte  landwirtschaftliche  Zeitung  Nr.  1,  13,  14,  15. 

6.  Rübenbau  und  Zuckerkonvention,  Blätter  für  Zucker- 
rübenbau 1903,  Nr.  4,  5,  6. 

Unter  Leitung  des  Referenten  schlössen  Dr.  Perlitius 
und  Dr.  Weiß  ihre  Dissertationen  ab,  welche  beide  in  den 
Breslauer  „Mitteilungen"  Aufnahme  fanden. 


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5f> 


Die  Lehrtätigkeit  mußte  Referent  leider  aus  Gesundheits- 
rücksichten erheblich  einschränken;  er  sah  sich  aus  demselben 
Grunde  sogar  gezwungen,  den  Herrn  Minister  um  Entbindung 
von  dem  Lehrauftrage  für  „allgemeine  Landwirtschaftslehre'* 
zu  bitten. 

Im  Personal  des  Institutes  trat  eine  Änderung  ein,  indem 
der  chemische  Assistent  Herr  Dr.  H.  Ho  ff  mann  durch  den 
Tod  zum  großen  Leidwesen  des  Referenten  abberufen  wurde. 

An  seine  Stelle  trat  Herr  Dr.  Bloch,  und  als  zweiter 
chemischer  Assistent  wurde  Herr  Dr.  Jan  der  angestellt. 

Durch  Gewährung  eines  Zuschusses  von  seiten  der 
Deutschen  Landwirtschaftsgesellschaft  wurde  es  möglich, 
bakteriologische  Studien  über  den  Boden  aufzunehmen.  Herr 
Dr.  Thiele  siedelte  zu  dem  Zwecke  nach  Breslau  über  und 
Referent  schaffte  demselben  einen  Arbeitsraum,  in  dem  er  die 
Sammlungen  für  Gartenbau  und  tropische  Landwirtschaft  in 
Kisten  verpackt  auf  den  Boden  brachte  und  die  beiden  Zimmer 
dem  Bakteriologen  zur  Verfügung  stellte.  Das  Instrumentarium 
dieses  bodenbakteriologischen  Laboratorium  wurde  großenteils 
von  Herrn  Professor  Pfeiffer  aus  dem  agrikulturchemischen 
Institute  zur  Verfügung  gestellt,  teils  vom  Referenten,  soweit 
nötig,  ergänzt. 

Die  Anlage  der  Gas-  und  Wasserleitung  ließ  die  Schlesische 
Landwirtschaftskammer  in  liebenswürdigstem  Entgegenkommen 
herstellen. 

Es  ist  damit  die  Möglichkeit  gegeben,  eine  der  brennendsten 
Tagesfragen:  „Die  Bodenbearbeitung"  bakteriologisch  zu  durch- 
forschen. Ähnliche  Arbeitsstätten  wurden  in  Halle  und 
Göttingen  eingerichtet  und  gemeinsame  Konferenzen  in  Berlin 
regeln  die  Arbeit  derselben. 

v.  Rümker. 

b.    Das  Institut  für  landwirtschaftliche 
Tierproduktionslehre  und  Veterinärkunde. 

Im  Institut  wurden  von  Studierenden  der  Landwirtschaft 
folgende  größere  experimentelle  Arbeiten  teils  vom  Vorjahre 
übernommen  und  zu  Ende  geführt,  teils  neu  in  Angriff  ge- 
nommen : 


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57 

Von  Schulte-Bäuminghaus:  Über  die  Wirkung  und 
den  Verbleib  einiger  an  Milchkühe  gefütterten 
Mineralstoffverbindungen.  Dissertation,  veröffentlicht 
in  den  „Mitteilungen44,  Bd.  IT,  Heft  1. 

Von  Harnoth:  Versuche  über  den  Einfluß  einiger  Futter- 
mittel auf  die  Beschaffenheit  des  Milchfettes.  Disser- 
tation, veröffentlicht  ebenda. 

Von  v.  Roberti:  Über  die  Zucht  der  Milchkuh.  Disser- 
tation, veröffentlicht  ebenda. 

Die  letztere  Arbeit,  welche  ein  reiches  Material  von 
15jährigen  genauen  Beobachtungen,  Untersuchungen  und  Auf- 
zeichnungen aus  der  praktischen  Bewirtschaftung  eines  Land- 
gutes verarbeitet,  gibt  insbesondere  wertvolle  Aufschlüsse  und 
Regeln  über  die  Vererbung  von  Milchergiebigkeit  und  Fett- 
gehalt bei  Rindern,  und  über  die  durch  solche  Vererbung 
beeinflußten  Rentabilität  der  Viehhaltung. 

Eine  weitere  Arbeit  von  Frank  über  das  Kuhländer  Rind, 
welche  ebenfalls  als  Doktor-Dissertation  benutzt  wurde,  sieht 
noch  der  Veröffentlichung  entgegen. 

Vom  Referenten  wurde  ein  Aufsatz  über  Wirtschaft s-  und 
Handelsfuttermittel  veröffentlicht  (Illustrierte  landwirtschaftliche 
Zeitung  1902  Nr.  75,  76,  77,  80,  81,  82,  83). 

In  Bezug  auf  die  Lehrtätigkeit  ist  zu  berichten,  daß  der 
Referent  im  Winter-Semester  1902/03  wieder  die  Vorlesung 
über  Ackerbaulehre  übernahm. 

Holdefleiß. 


c.    Das  agrikultur-chemische  und  bakteriologische 

Institut. 

Die  seit  mehreren  Jahren  an  dieser  Stelle  wiederkehrende 
Klage  über  die  fehlende  Vegetationsstation,  deren  Einrichtung 
der  Referent  bei  seiner  Berufung  an  die  hiesige  Universität 
zur  Bedingung  gemacht  hatte,  muß  leider  abermals  erhoben 
werden.  Selbstverständlich  wird  die  Tätigkeit  des  Institutes 
durch  den  berührten  Mangel  arg  geschädigt. 


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58 


Die  im  Vorjahre  begonnenen  Untersuchungen  wurden  fort- 
gesetzt und  zum  Teil  abgeschlossen.  Von  neuen  Versuchen 
konnten  nur  solche  über  die  Wirkung  des  Perchlorats  auf  das 
Wachstum  der  Pflanzen  in  beschränktem  Umfange  unternommen 
werden. 

Von  Publikationen  des  Referenten,  zum  Teil  in  Geraein- 
schaft mit  seinen  Mitarbeitern  R.  Riecke  und  C.  Bloch, 
liegen  aus  dem  Berichtsjahre  vor: 

1.  Stallmist-Konservierung  mit  Superphosphatgips,  Kainit 
und  Schwefelsäure.  (Arbeiten  der  Deutschen  Land- 
wirtschafts-Gesellschaft, Heft  73.) 

2.  Mustergültige  Einführung  des  Torfstuhlverfahrens  in 
kleineren  und  mittleren  Städten  (ebenda,  Heft  74). 

3.  Die  Geldwertberechnung  der  Futtermittel  (Mitteilungen 
der  landwirtschaftlichen  Institute,  Breslau,  Bd.  II,  Heft  2). 

4.  Eine  neue  Methode  zur  Bestimmung  der  Hippursäure 
(ebenda). 

5.  Beiträge  zur  Frage  der  Fettbestimmung  in  tierischen 
Geweben,  Futtermitteln  und  dergl.  (ebenda). 

G.  Die  Konservierung  des  Stallmistes  (Jahrbuch  der  Deutschen 

Landwirtschafts-Gesellschaft  1902). 
7.  Über  Zuckerfütterung  (Blätter  für  Zuckerrübenbau  1902). 
Zur  Einführung  der  Studierenden  der  Landwirtschaft  in 
die  Grundlehren  der  allgemeinen  Chemie  wurde  ein  propä- 
deutisches Praktikum  eingerichtet,  in  welchem  namentlich  die 
wichtigsten  Vorlesungsversuche  von  den  Praktikanten  ausgeführt 
werden.  Die  für  diesen  Zweck  erforderlichen  baulichen  Än- 
derungen hat  die  Landwirtschaftskammer  als  Grundstück- 
eigentümerin in  dankenswerter  Weise  ausführen  lassen. 

Als  Assistenten  fungierten  die  Herren  cand.  ehem. 
R.  Riecke,  Dr.  C.  Bloch  (bis  1.  November  1902)  und  cand. 
ehem.  A.  Ein  ecke  (seit  1.  November  1902). 

Pfeiffer. 

d.    Das  landwirtschaftlich  -  technologische  Institut. 

Im  Personalbestande  des  Instituts  fanden  Änderungen 
nicht  statt  und  der  Betrieb  des  Laboratoriums  nahm  den 
gewohnten  und  bewährten  Gang.    Vorlesungen  und  Übungen 


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59 


erfreuten  sich  wiederum  sehr  guten  Besuchs,  so  daß  die 
Institutsräume  mehr  als  eigentlich  zulässig  in  Anspruch  ge- 
nommen wurden.  Mit  besonderer  Befriedigung  und  mit  größtem 
Dank  gegen  den  Herrn  Universitäts-Kurator  und  den  Herrn 
Kultusminister  ist  zu  verzeichnen,  daß  das  Institut  in  die  Lage 
versetzt  wurde,  durch  eine  besondere  Zuwendung  von  5000  Mark 
eine  Reihe  wichtiger  Anschaffungen  für  den  chemisch-technischen 
Unterricht  zu  machen.  So  wurde  u.  A.  ein  kleiner  Projektions- 
apparat angekauft,  eine  größere  Anzahl  von  Diapositiven  nach 
Aufnahmen  in  Fabriken  angefertigt,  Apparate  zur  analytischen, 
photometrischen  und  kalorimetrischen  Bestimmung  von  Gasen 
und  flüssigen  Leuchtstoffen,  eine  kalorimetrische  Bombe,  eine 
Anzahl  Wandtafeln,  ein  Demonstrations-  und  Experimentier- 
gasmesser usw.  angeschafft.  Die  Düsseldorfer  Industrie-  und 
Gewerbeaussteilung  gab  Gelegenheit,  einige  schöne  Serien  zur 
Demonstration  gewisser  Fabrikationen  in  allen  ihren  Phasen 
zu  erwerben;  endlich  glückte  es,  durch  großes  Entgegenkommen 
der  Maschinen-  und  Armaturfabrik  vorm.  H.  Braeuer  Sc  Co.  in 
Frankfurt  a./M.,  eine  prachtvolle  und  kostbare  Modellanlage  zur 
Demonstration  der  Herstellung  von  Ammonsulfat,  Teer  und 
Kraftgas,  das  in  Düsseldorf  berechtigtes  Aufsehen  erregt  hatte, 
zu  einem  Bruchteile  des  Herstellungspreises  zu  erwerben. 
Aus  Raummangel  hat  dieses  Modell  noch  keine  geeignete 
Aufstellung  finden  können,  doch  ist  die  Errichtung  eines 
neuen  Heimes  für  die  chemische  Technologie  jetzt  erfreulicher- 
weise ja  nur  noch  eine  Frage  hoffentlich  recht  kurzer 
Zeit. 

Dankbar  habe  ich  ferner  hervorzuheben,  daß  für  das 
Institut  zur  Verstärkung  seiner  sächlichen  Ausgabefonds  dauernd 
850  Mark  mehr  in  den  Etat  eingestellt  worden  sind. 

Auch  in  diesem  Berichtsjahre  hatte  der  Unterzeichnete 
häufig  Veranlassung,  Behörden  und  Industriellen  Auskünfte  und 
Ratschläge  zu  erteilen.  Derselbe  hielt  ferner  eine  Anzahl 
fachwissenschaftlicher  Vorträge,  so  im  Fortbildungskursus  für 
praktische  Landwirte,  im  Bezirksverein  Deutscher  Chemiker 
für  Mittel-  und  Niederschlesien,  im  schlesischen  Brennerei- 
verwalterverein etc. 


60 


Abgeschlossen  wurden  folgende  Arbeiten: 
Waldemar  Blümel:  Über  Neutralöle  einer  Anilinfabrik 
Dissertation. 

Hugo  Soll  mann:  Elektrolyse  von  Nitrosopiperidinen 
Dissertation. 

Gorkow:  aß'  und  ß?'  Dimethylpyridin,  ihre  Isolierung 
aus  Steinkohlenteerölen  und  ihre  Eigenschaften. 
Dissertation. 

Fritz  Zimmer:    Zucker  aus  Holz. 

Felix  B.  Ahrens:  Über  Kupfer  Verluste  an  Telefon- 
drähten. 

Derselbe:  Einführung  in  die  praktische  Chemie  II  (organ.) 
Teil.    Stuttgart  1902. 

Derselbe:  Sammlung  chemischer  und  chemisch -tech- 
nischer Vorträge,  Bd.  VIII.  Stuttgart  1902. 

Ahrens. 

e.    Der  kulturtechnische  Apparat. 

Im  verflossenen  Jahre  wurde  die  Sammlung  für  Maschinen- 
kunde durch  Ankauf  von  Modellen  sowie  Original-Maschinen- 
teilen vervollständigt;  ferner  schenkten  die  Fabriken  Epple  & 
Buxbaum  in  Augsburg,  Siedersieben  in  Bernburg  und  Mayfarth 
in  Frankfurt  a./M.  aus  den  Originalteilen  ihrer  Maschinen  her- 
gestellte Säeapparate,  und  die  Fabriken  von  Richter  &  Co.  in 
Rathenow,  Ilaigerhütte  in  Nassau  und  Badenia  in  Weinheim 
Originallager  ihrer  Dreschmaschinen. 

Auch  für  die  kulturtechnische  Sammlung  konnten  einige 
Neuanschaffungen  stattfinden. 

Dagegen  verfügt  der  kulturtechnische  Apparat  immer  noch 
nicht  über  eine  entsprechende  Laboratoriumseinrichtung,  so 
daß  wissenschaftliche  Arbeiten  nur  in  äußerst  beschränktem 
Umfange  zur  Ausführung  kommen  konnten.  Personal  ist 
gleichfalls  nicht  vorhanden.  Außer  der  Ausübung  seiner  Lehr- 
tätigkeit und  der  praktischen  Tätigkeit  als  kulturtechnischer 
Sachverständiger  der  Landwirtschaftskammer  mußte  sich  daher 
der  Unterzeichnete  auf  gelegentliche  Mitarbeit  an  landwirt- 
schaftlichen und  technischen  Zeitschriften  beschränken. 

Luedecke. 


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Ol 


g.  Die  theoretischen  Institute  der  medizinischen  Fakultät. 

1.    Das  anatomische  Institut. 

Nach  dem  Abgange  des  Herrn  Dr.  Lubosch  wurde  die 
Stelle  des  zweiten  Assistenten  in  der  Anatomie  dem  praktischen 
Arzte  Herrn  Dr.  Mertz  verliehen. 

Die  Lernsammlungen  wurden  an  Sonn-  und  Feiertagen 
dem  allgemeinen  Publikum  geöffnet  und  von  diesem  fleißig  zum 
Studium  besucht. 

Dank  der  Beihilfe  der  Königlichen  Universitätskuratoriums 
wurde  ferner  die  Bücherei  der  Anatomie  neu  eingerichtet  und 
geordnet,  und  das  Grundstück  der  Anatomie  endgültig  gegen 
die  akademischen  Spielplätze  abgegrenzt  und  bepflanzt. 

Zahlreiche  wissenschaftliche  Arbeiten  wurden  sowohl  von 
dem  wissenschaftlichen  Personal  der  Anstalt,  wie  von  Vorge- 
schrittenen und  fremden  Gelehrten  teils  begonnen,  teils  fort- 
gesetzt und  beendet. 

C.  Hasse. 

2.    Das  physiologische  Institut. 

In  den  Personalien  hat  eine  Änderung  gegen  das  Vorjahr 
nicht  stattgefunden. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  sind  veröffentlicht  worden: 

P.  Jensen: 

1.  Einige  allgemein-physiologische  Begriffe.  Verworns  Zeit- 
schrift f.  allg.  Physiol.    Bd.  I,  1902. 

2.  Über  den  Glykogenstoffwechsel   des  Herzens.  Hoppe- 
Seylers  Zeitschr.  f.  physiol.  Chem.    Bd.  35,  1902. 

3.  Weitere  Untersuchungen  über  das  Herzglykogen.  Ebenda. 

4.  Die  Pfotoplasmabewegung.    Ergebn.  d.  Physiol.    Bd.  I, 
1902. 

5.  Zum  Verhalten  der  Muskeln  bei  der  Thomsenschen 
Krankheit.   Allg.  Med.  Zentralzeitung,  1902. 

L.  Hirschstein.  Über  die  therapeutisch  verwendeten  Silber- 
verbindungen, insbesondere  über  die  Silbereiweißver- 
bindungen unter  spezieller  Berücksichtigung  der  Silber- 
verbindungen des  Caseins.  Inaug.-Dissert.  Breslau,  1902. 


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62 


J.  Nagano.  Zur  Kenntnis  der  Resorption  einfacher,  im 
besonderen  stereoisomerer  Zucker  im  Dünndarm.  Pflüg. 
Arch.    Bd.  90. 

Hürthle. 


3.    Das  pathologisch-anatomische  Institut. 

Gegenüber  dem  verflossenen  Jahre  hat  sich  die  Zahl 
der  Obduktionen  etwas  vermehrt:  sie  betrug  424  (gegen  373). 
Dennoch  bleibt  sie  nach  wie  vor  weit  zurück  hinter  der  im 
Allerheiligen-Hospital  erreichten  Summe  von  812  Sektionen, 
deren  Ergebnis  als  unentbehrliches  Unterrichtsmaterial  bei  den 
in  jedem  Semester  abgehaltenen  Demonstrationskursen  mitver- 
wertet worden  ist. 

Wie  bisher  war  im  alten  Institut  der  1.  Assistent,  Herr 
Privatdozent  Dr.  Henke,  mit  der  Vertretung  des  Direktors 
betraut.  Hierbei  wurde  er  im  Sommersemester  von  Herrn 
Oberarzt  Dr.  Rohrbach  unterstützt,  welcher  seit  dem  1.  Ja- 
nuar 1002  zur  Dienstleistung  an  das  pathologische  Institut 
kommandiert  ist,  und  dem  „Freiwilligen"  Herrn  Dr.  Rauen- 
busch  aus  Berlin,  im  Wintersemester  von  Herrn  Dr.  Georg 
Franke  aus  Strehlen. 

Im  neuen  Institute  waren  als  etatsmäßige  Assistenten 
tatig:  im  Sommer  die  Herren  Privatdozent  Dr.  Winkler  und 
Dr.  Miodowski,  im  Winter  Herr  Dr.  Robert  Hilgermann 
aus  Breslau;  als  Freiwillige  die  Herren  Dr.  Johannes  Arndt 
aus  Petersdorf,  Adolf  Hof fman  n  aus  Zabrze,  Curt  Franken- 
stein aus  Breslau  und  Friedrich  Fromme  aus  Gießen; 
im  Winter  die  Herren  Dr.  Carl  Schmidt  aus  Kolberg, 
Max  John  aus  Landeck,  HansErhardt  aus  Breslau. 

Zu  den  bisher  alljährlich  gehaltenen  Vo riesung en  kamen 
infolge  der  Habilitation  des  Herrn  Privatdozenten  Dr.  Winkler 
noch  folgende  hinzu:  im  Sommersemester  spezielle  Pathologie 
der  Knochen  und  Gelenke,  im  Wintersemester  spezielle  Patho- 
logie der  männlichen  und  weiblichen  Geschlechtsorgane.  Hierzu 
trat  ein  von  Letzterem  ganz  neu  eingeführtes  Kolleg  über  die 
Pathologie  des  Fiebers. 


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63 


In  Bezug  auf  eine  erst  neuerdings  zu  so  starkem  Ausdruck 
gelangende  Seite  der  dem  Institute  zufallenden  Aufgaben, 
nämlich  den  Ärzten  von  Stadt  und  Provinz  Auskunft  zu 
erteilen  über  zweifelhafte  Krankheitsprodukte,  hat 
sich  die  aufsteigende  Bewegung,  welche  schon  in  den  letzten 
Jahren  wahrzunehmen  gewesen  ist,  stets  noch  fortgesetzt. 
Gewiß  ist  diese  Erscheinung  ein  deutlicher  Beweis  dafür,  daß 
die  maßgebende  Beihilfe,  welche  hierdurch  den  Ärzten  behufs 
Sicherstellung  der  Diagnose  geleistet  wird,  einem  in 
weiten  Kreisen  der  Provinz  und  darüber  hinaus  herrschenden 
Bedürfnisse  auf  befriedigende  Weise  Rechnung  trägt.  Die  Bear- 
beitung und  möglichst  schnelle  Erledigung  eines  so  großen  Unter- 
suchungsmaterials erforderte  aber  nicht  nur  die  volle  Kraft  eines 
Assistenten,  sondern  sie  steigerte  auch  die  tägliche  Arbeitslast 
des  Direktors  in  erheblichem  Maße.  Die  Zahl  der  zur  diagnos- 
tischen Feststellung  eingesandten  Objekte  betrug  321  (gegen 
230  im  verflossenen  Jahre  und  175  im  vorletzten).  Hiervon 
entfielen  auf  die  Provinz  Schlesien  316  (darunter  auf  den  Re- 
gierungsbezirk Breslau  207,  Oppeln  80,  Liegnitz  29).  Aber 
auch  aus  den  Provinzen  Posen,  Brandenburg,  Sachsen  und 
Hannover,  sowie  aus  dem  Königreich  Sachsen  wurde  der  Rat 
des  Instituts  mehrfach  in  Anspruch  genommen. 

Sowohl  auf  der  dauernden  Ausstellung  ärztlicher  Lehr- 
mittel in  Berlin,  wie  derjenigen,  welche  im  Herbste  1902  aus 
Anlaß  der  Tuberkulose-Konferenz  ebenda  veranstaltet  wurde, 
war  das  Pathologische  Institut  vertreten  durch  Ponfick, 
Topographischer  Atlas  der  medizinisch-chirurgischen  Diagnostik, 
1.  bis  3.  Lieferung.  Jena,  Gustav  Fischer,  1900—1902.  (Offi- 
zieller Katalog  der  Ausstellung,  S.  52.) 

An  Veröffentlichungen  sind  während  des  abgelaufenen 
Studienjahres  aus  dem  Institute  folgende  hervorgegangen: 

Ponfick:  Topographischer  Atlas  der  medizinisch- 
chirurgischen Diagnostik-  3.  Lieferung,  Jena,  Gustav 
Fischer.  1902. 

Derselbe:  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Fettgewebsnekrose 
des  Pancreas,  Bibliotheka  medica,  Abteilung  C, 
Heft  12,  Jahrg.  1903. 


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64 


Derselbe:  Nekrolog  auf  Rudolf  Virchow,  Jahresbericht 
der  Schles.  Gesellsch.  für  vaterl.  Kultur,  1902,  S.  21. 

Derselbe:  Diabetes  und  Fettgewebsnekrose  des  Pancreas. 
Verhandlungen  der  Deutschen  Pathologischen  Gesell- 
schaft.   Bd.  V,  S.  133. 

Derselbe:  Der  sog.  „Versteinerte  Mann".  Jahresbericht 
der  Schles.  Gesellsch.  für  vaterl.  Kultur,  S.  175. 

Derselbe:  Der  Zwerg  Count  OrloflF.    Ebenda,  S.  250. 

Henke:  Demonstration  eines  kleinen  Carzinoms  des 
Rektums.  Jahresbericht  der  Schles.  Gesellschaft  für 
vaterl.  Kultur,  S.  15. 

Derselbe:  Demonstration  von  Präparaten  von  Lungen- 
abszeß, Lungengangrän  und  Bronchiectasie.  Ebenda, 
S.  33. 

Karl  Winkler:  Über  Perityphlitis.    Ebenda,  S.  291. 

Miodowski:  Beiträge  zur  Pathologie  des  primären  und 
sekundären  Gallengangs-Carcinoms.  Virchows  Archiv, 
Bd.  169,  S.  117. 

Rauenbusch:  Beiträge  zur  Lokalisation  und  Verbrei- 
tungsweise der  eitrigen  Peritonitis.  I.-D.  Grenz- 
gebiete der  Medizin  und  Chirurgie  1902.  G.  Fischer, 
Jena. 

Arthur  Hübner:  Ein  Beitrag  zur  Lehre  der  primären 
Tuben-Tuberkulose.   I.-D.,  Breslau,  1903. 

Ponfick. 

4.    Das  pharmakologische  Institut. 

Das  Institut  hat  kurz  vor  Schluß  des  Berichtsjahres  einen 
schweren,  schmerzlichen  Verlust  durch  den  Tod  des  Assistenten 
Dr.  med.  et  phil.  Walther  Ruschhaupt  erlitten,  der  am 
7.  März  d.  J.  einer  Appendicitis  und  Peritonitis  erlag. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  folgende  ver- 
öffentlicht : 

Beiträge  zur  Lehre  von  der  Diurese,  Pflügers  Archiv  für 
die  gesamte  Physiologie,  Bd.  91,  und  zwar: 
Vorbemerkungen  von  Wilh.  Filehne. 
I.  Einleitende  Versuche  von  Wilh.  Filehne  und  Dr.  Biber- 
feld. 


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65 


II.  Über  die  gegenseitige  Beeinflussung  zweier  Salze  in  der 
Diurese  von  Dr.  W.  Ruschhaupt. 

III.  Über  den  Einfluß  einiger  Diuretica  auf  die  Kochsalz- 
ausscheidung, insbesondere  beim  kochsalzarmen  Tiere,  von 
Carl  Pototzky. 

IV.  Weiteres  über  die  Kochsalzausscheidung  beim  kochsalz- 
armen Tiere  von  Dr.  W.  Ruschhaupt. 

V.  Über  die  Beeinflussung  der  Chloratausscheidung  durch 
Kochsalzinfusion  von  Dr.  W.  Er  eklen  tz. 

VI.  Über  den  Einfluß  einiger  operativer  Eingriffe  auf  die  Koch- 
salzdiurese  von  Dr.  W.  Ruschhaupt. 

Dr.  Wilhelm  Ercklentz:  Experimentelle  und  klinische  Unter- 
suchungen über  die  Leistungen  der  Kochsalzinfusion. 
(Aus  dem  pharmakologischen  Institut  und  der  medizinischen 
Klinik  der  Universität.)  Zeitschrift  für  klinische  Medizin, 
Bd.  48,  Heft  3  u.  4. 

Am  Schlüsse  des  Jahres  waren  im  Erscheinen  begriffen: 
Dr.  K.  Wittmaack,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Wirkung  des 
Chinins  auf  das  Gehörorgan.  (Aus  dem  pharmakologischen 
Institute  und  der  Universitäts-Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen- 
und  Kehlkopfkrankheiten.)  1.  und  2.  Teil,  die  inzwischen  am 
4.  April  in  Pflügers  Archiv  für  die  gesamte  Physiologie  Bd.  95 
erschienen  sind,  und  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Diurese: 

VII.  Die  Diurese  bei  Abflußerschwerung  von  Wilh.  Fi  lehne 
und  Dr.  W.  Rusch h au pt.  VIII.  Weitere  Versuche  über  die 
Wasseraufnahmefähigkeit  von  Wilh.  Fi  lehne  und  Dr.  Biber - 
feld. 

Fertiggestellt  waren  ferner  die  Arbeit  des  prakt.  Arztes 
H.  Eppenstein  über  die  angeblich  regionäre  Wirkung  sub- 
cutan unter  die  Schläfenhaut  injizierter  Arzneimittel  und  die 
des  prakt.  Arztes  Carl  Pototzky  über  Versuche  zur  Auffindung 
neuer  Lokalanaesthetica. 

F  i  1  e  h  n  e. 

5.    Das  hygienische  Institut. 
Im  Laufe  des  Etatjahres  1902/03  traten  Dr.  Kirstein,  Dr. 
Mosebach  und  Dr.  Thomas   an  Stelle  der  ausscheidenden 

Assistenten  Dr.  Eckhardt,  Dr.  Paul  und  Dr.  Frief.  Das 

5 


Gr, 


Kommando  des  Oberarztes  Dr.  Nötel  an  das  hygienische  Institut 
wurde  auf  ein  weiteres  Jahr  verlängert.  —  Die  Assistenz  an 
der  städtischen  hygienischen  Station  behielt  Dr.  Hey  mann;  die 
Leitung  der  hygienischen  Station  in  Beuthen  Dr.  von  Langels- 
heim. Letzterem  wurde  gegen  den  Schluß  des  Etatjahres  das 
Prädikat  „Professor"  verliehen. 

In  den  Vorlesungen  und  Kursen  hat  gegen  das  Vorjahr 
keine  Veränderung  stattgefunden.  —  Die  wissenschaftlichen 
Arbeiten  des  Instituts  betrafen:  Weitere  Studien  über  die 
Verbreitungsweise  der  Phthise;  Fortsetzung  der  Arbeiten 
über  den  Einfluß  bewegter  Luft,  über  klimatische  Einflüsse 
und  Wärmeregulierung  des  menschlichen  Körpers;  über  Tages- 
lichtmessung; über  Arbeiterernährung;  über  Agglutination  u.  a.  m. 

Von  bakteriologisch-diagnostischen  und  sanitätspolizeilichen 
Untersuchungen  waren  im  abgelaufenen  Etatjahr  über  2000 
Eingänge  zu  erledigen,  darunter  1421  Proben  diphtherie- 
verdächtigen Materials  und  311  Blutproben  von  typhusver- 
dächtigen Kranken.  Flügge. 

h.   Die  klinischen  Institute. 

1.    Die  medizinische  Klinik. 

Im  Berichtsjahre  1902/03  betrug  die  Frequenz  der  klinisch 
behandelten  Kranken  1716  (836  Männer,  880  Frauen)  gegen 
1805  (902  Männer,  903  Frauen)  im  Vorjahre. 

Im  Ambulatorium  der  Klinik  wurden  behandelt  6222  Kranke 
(2734  Männer,  3488  Frauen)  gegen  6041  Kranke  (2658  Männer, 
3383  Frauen)  im  Vorjahre. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  Sommersemester  1902  53, 
im  Wintersemester  1902/03  63  gegen  70  im  Sommersemester 
1901,  70  im  Wintersemester  1901/02. 

Die  Stellvertretung  des  erkrankten  Herrn  Geheimrats  Prof. 
Kast  wurde  am  13.  November  1902  dem  Unterzeichneten 
übertragen. 

Herr  Geheimrat  Kast  erlag  seiner  Krankheit  am  6.  Januar 
1903  in  Nizza.  Bei  seiner  in  Freiburg  i.  B.  erfolgten  Bei- 
setzung wurde  die  Klinik  durch  den  Oberarzt  Herrn  Privat- 
dozenten Dr.  Krause  vertreten. 


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67 


Im  Ärztepersonal  sind  folgende  Änderungen  eingetreten: 

Herr  Dr.  J.  Schulz  schied  am  1.  Oktober  1902  aus  der 
Klinik  aus,  an  seine  Stelle  trat  der  bisherige  Assistenzarzt  am 
Allgemeinen  Krankenhause  in  Hamburg-Eppendorf,  Herr  Dr. 
G.  Jochmann. 

Herr  Dr.  phil.  Krüger  schied  an  demselben  Tage  aus  der 
Klinik  aus,  an  seine  Stelle  trat  als  Chemiker  Herr  Dr.  phil. 
Schröter  aus  Breslau. 

Am  1.  November  1902  lief  das  zweijährige  Kommando  des 
Kaiserlichen  Marine-Stabsarztes  Herrn  Dr.  H.  Weber  ab,  an 
seine  Stelle  wurde  der  Kaiserliche  Marine -Stabsarzt  Herr 
Dr.  Kunze  zur  Dienstleistung  an  die  Klinik  kommandiert. 

An  demselben  Tage  trat  Herr  Dr.  Seidelmann  als 
Volontärarzt  in  die  Klinik  ein. 

Während  des  Etatsjahres  1902/03  sind  von  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  erschienen: 
Privatdozent  Dr.  Paul  Krause: 

1.  Über  durch  Pressung  gewonnenen  Preßsaft  des  Bac.  pyo- 
cyaneus  nebst  einer  kurzen  Mitteilung  über  die  Einwirkung 
des  Druckes  auf  Bakterien.  Zentralblatt  für  Bakteriologie 
1902,  Bd.  31,  Nr.  14. 

2.  Über  einen  Fall  von  Impftuberkulose  eines  Schlachthaus- 
arbeiters durch  tuberkulöse  Organe  eines  Rindes.  Münch, 
med.  Wochenschrift  1902,  Nr.  25. 

3.  Zur  Ätiologie  des  Keuchhustens,  Erwiderung  an  Herrn 
Prof.  Dr.  Vincenci  in  Sarassi  (zusammen  mit  Herrn 
Dr.  Joch  mann).  Zentralblatt  für  Bakteriologie  1902, 
Bd.  32,  Nr.  1. 

4.  Über  die  Gefahr  der  Tetanusinfektion  bei  subkutaner  An- 
wendung der  Gelatine  zu  therapeutischen  Zwecken  und 
ihre  Vermeidung.  Berliner  klinische  Wochenschrift  1902, 
Nr.  29. 

5.  Über  den  klinischen  Wert  der  bakteriologischen  Harn- 
untersuchung. Habilitationsschrift. 

6.  Beitrag  zur  Kenntnis  der  posttyphösen  Muskelerkrankungen. 
Zentralblatt  für  Nervenheilkunde  und  Psychiatrie.  25.  Jahr- 
gang, Nr.  151. 

5* 


r>8 


Privatdozent  Dr.  W.  Ercklentz:  Experimentelle  und  klinische 
Untersuchungen  über  die  Leistungen  der  Kochsalzinfusionen. 
Habilitationsschrift. 

Dr.  Julius  Schmid: 

1.  Zur  Kenntnis  der  Lähmung  bei  der  Meningitis  cerebro- 
spinalis epidemica.  Deutsche  Zeitschrift  für  Nervenheil- 
kunde, Bd.  XXIII. 

2.  Der  Abbau  des  Theophyllins  —  3  Dimethylxanthins  im 
Organismus  des  Hundes.  Zeitschrift  für  physiol.  Chemie, 
Bd.  XXXVI  (zusammen  mit  Dr.  Krüger). 

Dr.  Alfred  Schittenhelm: 

1.  Über  einen  Fall  von  Stichverletzung  des  Rückenmarks 
(Brown-Sequardsche  Lähmung)  mit  besonderer  Berücksich- 
tigung des  Lokalisationsvermögens.  Zeitschrift  für  Nerven- 
heilkunde, Bd.  XXXII. 

2.  Über  den  Einfluß  sensibler  und  motorischer  Störungen 
auf  das  Lokalisationsvermogen.  Ebenda. 

Dr.  Carl  Tollens:  Zur  Verwertbarkeit  des  Gärtnerschen 
Haemophotographen  im  Vergleich  zum  Fleischl-Miescher- 
schen  Haemoglobinometer.  Zentralblatt  für  innere  Medizin 
1902,  Nr.  25. 

Dr.  Johannes  Schulz: 

1.  Über  Dauererfolge  der  internen  Therapie  des  Ulcus  ven- 
triculi.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin 
und  Chirurgie,  XI.  Bd.,  1.  Heft. 

2.  Zur  Frage  der  Innervation  des  Musculus  cucullaris.  Deutsche 
Zeitschrift  für  Nervenheilkunde,  Bd.  XXIU. 

Stabsarzt  Dr.  Weber:  Zur  Kritik  der  Beziehungen  der  Angina 
tonsillaris  zur  Entzündung  des  Wurmfortsatzes.  Münch, 
med.  Wochenschrift  1902,  Nr.  52. 

Dr.  Viktor  Großpietsch:  100  Magensaftuntersuchungen  zur 
Bestimmung  der  freien  Salzsäure  und  der  Gesamtacidität 
unter  normalen  Verhältnissen  für  Breslau  und  Schlesien. 
Dissertation. 

Semesterberichte  Nr.  XVII  u.  XVIII. 

Dr.  Reich:  Zur  Methodik  der  Bestimmung  des  Ammoniaks  im 
Harn.  Dissertation. 


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Dr.  Wittner:    Ein  kasuistischer  Beitrag  zur  Kenntnis  der 
Chlorzinkvergiftung.  Dissertation. 

Außerdem  fanden  zahlreiche  Demonstrationen  in  der  med. 
Sektion  der  schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur 
und  drei  klinische  Abende  statt. 

I.  V.:  Stern. 

2.    Die  medizinische  Poliklinik. 

Die  medizinische  Poliklinik,  die  im  Hochparterre  und 
einem  Teil  des  ersten  Stockwerkes  der  ehemaligen  Augen- 
klinik, Burgfeld  17/19,  untergebracht  ist,  wurde  am  1.  Februar  11)02 
eröffnet.  Die  notwendigen  Reinigungs-  und  Einrichtungsarbeiten 
gelangten  erst  Ende  April  zum  Abschluß. 

In  der  Zeit  vom  1.  Februar  1902  bis  31.  März  1903  wurde 
die  Poliklinik  von  1178  Kranken,  darunter  587  Männern  und 
591  Frauen,  aufgesucht. 

Die  Zahl  der  Patienten,  die  in  ihren  Wohnungen  behandelt 
wurden,  betrug  184,  darunter  72  Männer  und  112  Frauen. 

Bald  nach  der  Eröffnung  der  Poliklinik  wurde  mit  der  städti- 
schen Armenverwaltung  ein  Abkommen  getroffen,  wonach  der 
Assistenzarzt  der  Poliklinik  einen  städtischen  Armenarzt  in 
einem  der  Poliklinik  benachbarten  Stadtbezirke  dauernd  ver- 
tritt. Als  Assistenzarzt  der  Poliklinik  fungiert  Dr.  Lubowski, 
außerdem  sind  als  Volontärärzte  die  Herren  Körte  und 
Dr.  Steinberg  tätig.  Ferner  waren  während  der  Berichtszeit 
9  ältere  Studierende  als  Unterassistenten  beschäftigt  und 
konnten  sich  namentlich  auch  an  den  Besuchen  in  der  Distrikts- 
Poliklinik  in  ausgedehntem  Maße  beteiligen. 

Die  Zahl  der  Studierenden,  welche  an  den  Vorlesungen 
und  der  Distrikls-Poliklinik  teilnahmen,  betrug  im  Sommer- 
semester 1902  20,  im  Wintersemester  1902/03  IG.  Dadurch, 
daß  der  Leiter  der  Poliklinik  bald  nach  Beginn  des  Winter- 
semesters mit  der  Vertretung  des  Direktors  der  medizinischen 
Klinik  beauftragt  wurde,  ergab  sich  die  Notwendigkeit,  den 
Unterricht  in  der  Poliklinik  während  dieses  Semesters  einzu- 
schränken. 


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70 


Wissenschaftliche  Arbeiten: 
Prof.  Dr.  R.  Stern:  Über  innere  Desinfektion.    Festschrift  für 

Geheimrat  Prof.  v.  Leyden.    Berlin  1902. 
Derselbe:  Trauma  als  Ursache  innerer  Krankheiten.  Deutsche 

Klinik.    Berlin  und  Wien  1902. 
Derselbe:  Über  Paratyphus.  Sitzungsberichte  der  medizinischen 

Sektion  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 

Kultur  1902. 

Derselbe:  Über  den  Wert  der  Agglutination  für  die  Diagnose 
des  Abdominaltyphus.   Ebenda  1903. 

Stern. 

3.    Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik. 

Im  Personalbestand  der  Klinik  traten  folgende  Änderungen 
ein:  Herr  Professor  Dr.  Henle  trat  am  1.  April  1902  aus,  an 
seiner  Stelle  wurde  Herr  Privatdozent  Dr.  Kausen  Oberarzt. 

Die  Herren  Assistenzärzte  Dr.  An  schütz  und  Dr.  Gott- 
stein habilitierten  sich  als  Privatdozenten.  Herr  Dr.  Fittig 
wurde  Assistent.  Herr  Dr.  Drehmann  schied  aus  der  Klinik 
aus,  an  seine  Stelle  als  Leiter  der  orthopädischen  Abteilung 
trat  Herr  Privatdozent  Dr.  Ludloff  aus  Königsberg.  Am 
1.  April  1902  trat  der  zur  Klinik  kommandierte  Assistenzarzt 
im  Leibkürassier-Regiment  Großer  Kurfürst  Nr.  1  Herr  Dr. 
Schulz  aus  und  an  seine  Stelle  Herr  Dr.  Schmidt,  Oberarzt 
im  Königin  Augusta-Garde-Grenadier-Regiraent  Nr.  4  ein. 
Außerdem  wechselten  mehrere  Volontärärzte. 

Der  Neubau  der  orthopädischen  Abteilung,  die  Vergrößerung 
und  der  Umbau  der  septischen  Baracke,  sowie  der  Aufbau 
eines  Stockwerks  über  dem  Verbindungsbau  zwischen  den 
unteren  Krankenabteilungen  und  dem  Mittelbau  wurden  fertig- 
gestellt und  in  Betrieb  genommen. 

Die  Zahl  der  Hörer  der  Klinik  betrug  im  Sommer- 
semester 61,  im  Wintersemester  63. 

In  der  stationären  Klinik  wurden  behandelt  1120  Männer, 
742  Frauen,  gegen  996  Männer  und  732  Frauen  im  Vorjahre. 

In  der  Poliklinik  wurden  7350  Patienten  behandelt  gegen 
6948  im  Vorjahre. 


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71 


Während  des  Etatsjahres  1902/03  sind  an  wissenschaftlichen 
Arbeiten  erschienen: 

v.  Mikulicz  und  Tomasczewski: 

1.  Orthopädische  Gymnastik  gegen  Rückgrats  Verkrümmungen 
und  schlechte  Körperhaltung.   Jena,  Fischer  1902. 

2.  Chirurgische  Erfahrungen  über  das  Darmcarcinom. 
Archiv  für  klinische  Chirurgie.    Bd.  G9. 

3.  Contribution  to  the  treatment  of  fractured  patella.  The 
British  medical  Journal  13.  Dezember  1902. 

Professor  Dr.  Rausch:    Der  Diabetes  in  der  Chirurgie. 
Naturforscher-Versammlung,  Karlsbad  1902. 

Privatdozent  Dr.  Georg  Gottstein: 

1.  Aseptik  in  Verbindung  mit  Antiseptik  in  Kochers  En- 
cyklopädie  für  Chirurgie  1902.  (Gemeinschaftlich  mit 
Geheimrat  v.  Mikulicz.) 

2.  Die  gleichzeitige  doppelseitige  Vagotomia  supradiaphrag- 
matica  beim  Hund  und  ihr  Einfluß  auf  die  Cardia. 
Habilitationsschrift  Breslau,  1902. 

Privatdozent  Dr.  W.  An  schütz: 

1.  Zur  Operation  der  Scrotalhernie  bei  Kindern.  Bruns 
Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie,  Bd.  XXXV,  1902. 

2.  Über  den  Verlauf  des  Ileus  bei  Darmcarcinom  und  den 
lokalen  Meteorismus  des  Coecums  bei  tiefsitzendem  Dick- 
darmverschluß.   Langenbecks  Archiv  Bd.  68,  1902. 

3.  Beiträge  zur  Leberresektion.  Habilitationsschrift,  Breslau 
1902. 

Dr.  P.  Lengemann: 

1.  Anästhesin  in  der  Wundbehandlung.  Zentralblatt  für 
Chirurgie  1902,  Nr.  22. 

2.  Die  Erkrankungen  der  regionären  Lymphdrüsen  beim 
Krebs  der  Pars  pylorica  des  Magens.  Archiv  für  klinische 
Chirurgie,  Bd.  68,  Heft  2. 

Dr.  0.  Fittig:  Über  einen  mit  Röntgenstrahlen  erfolgreich 
behandelten  Fall  von  Brustdrüsenkrebs.  Beiträge  zur 
klinischen  Chirurgie,  Bd.  37,  Heft  3. 


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72 


Dr.  Heile:  Über  die  tuberkulösen  Knocheninfarkte.  Fest- 
schrift zum  25jährigen  Professoren-Jubiläum  von  Ge- 
heimrat  Orth,  Berlin.    Hirschwald,  Februar  1903. 

Dr.  Drehmann: 

1.  Dauerresultate  bei  der  Behandlung   der  angeborenen 
Hüftluxation.    Zeitschrift  für  orlhop.  Chirurgie,  Bd.  XI. 

2.  Über  congenitalen  Femurdefekt    Zeitschrift  für  orthop. 
Chirurgie,  Bd.  XI. 

3.  Über   frühzeitige  Massagebehandlung   einiger  Gelenk- 
frakturen.   Zeitschrift  für  orthop.  Chirurgie,  Bd.  XI. 

Dr.  Stumme:  Unsere  Erfahrungen  über  die  Kokainisicrung 
des  Rückenmarks  nach  Bier.  Beiträge  zur  klinischen 
Chirurgie,  Bd.  35. 

Karl  Ullrich:  Neun  Fälle  von  Tetanus.  Ein  Beitrag  zur 
Antitoxinbehandlung.  Inaug.-Diss. 

Julius  Peiser:  Über  die  Ursachen  des  angeborenen  Klump- 
fußes. Inaug.-Diss. 

Bernhard  Fuchs:  Die  Oberkiefer- und  Gaumengeschwülste 
aus  den  Jahren  1891  bis  1901.  Inaug.-Diss. 

Heinrich  Schmidt:  Beitrag  zur  diätetischen  und  opera- 
tiven Behandlung  der  diabetischen  Gangrän,  sowie  der 
senilen  und  der  spontanen  Gangrän.  Inaug.-Diss. 

Fritz  Fröhlich:  Ein  Fall  von  Rankenangiom  der  unteren 
Extremität.  Inaug.-Diss. 

Karl  Teuber:  Über  Sehnennähte.  Inaug.-Diss. 

August  Wrobel:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  malignen  Hoden- 
geschwülste. Inaug.-Diss. 

Eugen  Gilde meister:  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Mesen- 
terialtumoren.  Inaug.-Diss. 

Wilhelm  Kassel:  Zur  operativen  Behandlung  der  ange- 
borenen Gaumenspalten  mit  besonderer  Rücksicht  auf 
funktionellen  Erfolg.  Inaug.-Diss. 

Siegfried  Marcus:  Beiträge  zur  Behandlung  der  Aktino- 
mykose  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Jodkalium- 
therapie.  Inaug.-Diss. 


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73 


Alfred  Löwy:  Die  an  der  Königl.  chirurg.  Klinik  Breslau 
in  den  Jahren  1891  bis  April  1901  behandelten  Falle 
von  Hasenscharte.  Inaug.-Diss. 

Alois  Scheffczyk:  Die  Erfolge  der  Osteotomie  bei  Genu 
valgum.  Inaug.-Diss. 

v.  Mikulicz-Radecki. 

4.   Die  Klinik  für  Augenkranke. 
Personalien. 

Als  Assistenten  fungierten  im  Jahre  1902/03  die  Herren 
Privatdozent  Dr.  Heine,  Dr.  Paul  Steffens,  Dr.  Rieh. 
Depene;  Oberarzt  Dr.  Enslin,  welcher  seitens  des  General- 
Kommandos  zur  Klinik  kommandiert  war,  verblieb  auch  auf 
weiteres  an  derselben.  Am  30.  September  1902  gab  Dr. 
Steffens  seine  seit  1.  November  1901  innegehabte  Assisten- 
tenstelle auf.  An  seine  Stelle  wurde  mit  Genehmigung  des 
Ministers  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinal- Ange- 
legenheiten der  frühere  Volontärarzt  der  Klinik,  Dr.  med.  Ernst 
Jakoby  berufen. 

Gebäude. 

Im  Gebäude  wurden  die  notwendigen  Reparaturen  aus- 
geführt, im  Erdgeschoß  ist  durch  das  Aufstellen  einer  Holz- 
glaswand ein  Raum  geschaffen,  in  welchem  eine  Werkstatt  für 
mechanische  Arbeiten  eingerichtet  wurde. 

Krankenzahlen. 
In  der  poliklinischen  Abteilung  wurden  neu  aufgenommen : 

a.  im  Sommersemester.    .    .    .    2871  Kranke, 

b.  im  Wintersemester  .    .    .    .    2303  * 

Während  des  ganzen  Jahres    5174  Kranke. 

Von  diesen  Kranken  wurden  1040  der  stationären  Klinik 
überwiesen. 

An  wichtigen  Operationen  wurden  ausgeführt: 

a.  im  Sommer   292  Operationen, 

b.  im  Winter   285 

Zusammen   577  Operationen. 


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74 


Die  Zahl  der  zum  Unterricht  und  an  die  Studierenden  zur 
Untersuchung  verteilten  Kranken  betrug: 

a.  im  Sommersemester  .    .    .    .    195  Kranke, 

b.  im  Wintersemester    .    .    .    .  202 

Zusammen    397  Kranke. 

Studierende. 
Die  Vorträge  und  die  klinischen  Demonstrationen  wurden 
besucht: 

a.  im  Sommersemester  55  Hörer, 

b.  im  Wintersemester  42 

Auditorium. 

Der  klinische  Unterricht  wurde  im  Sommer  und  im  Winter 
in  dem  klinischen  Gebäude,  Maxstraße  2  abgehalten. 

Außer  dem  klinischen  Unterricht  wurde  im  Sommer  die 
Lehre  von  den  Augenoperationen  mit  praktischen  Übungen,  im 
Winter  ein  Kolleg  über  den  Zusammenhang  der  Augenerkran- 
kungen mit  den  Allgemeinkrankheiten,  beides  einstündig  und 
publice  von  Geh.  Med.-Rat  Professor  Dr.  Uhthoff  gelesen. 

Kurse. 

Der  Augenspiegelkursus  wurde  im  Sommer  wie  im  Winter 
für  Anfänger  von  Professor  Dr.  Groenouw,  für  Geüblere  vom 
Privatdozenten  Dr.  Heine  gehalten. 

Weitere  Kurse  und  Vorlesungen  hielten: 
Im  Sommersemester  1902: 
Professor  Dr.  Groenouw:  Funktionsprüfung  des  Auges 

mit  praktischen  Übungen  (einstündig). 
Dr.  Heine:  Ausgewählte  Kapitel  der  Augenheilkunde. 

Im  Wintersemester  1902/03: 
Professor  Dr.  Groenouw:   Pathologische  Anatomie  des 

Auges  (einstündig). 
Dr.  Heine:  Funktionsprüfungen  des  Auges  mit  praktischen 
Übungen  (einstündig). 

Wissenschaftliche  Arbeiten. 
Geh.  Med.-Rat  Professor  Dr.  Uhthoff: 
1.  Gedenkrede  für  Geheimrat  Prof.  Dr.  Förster,  gestorben 
am  7.  Juli  1902. 


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75 

2.  „Histologische  Demonstrationen  über  Keratoconus.44 
Ophth.  Sektion  d.  74.  Vers,  deutscher  Naturforscher 
und  Ärzte.    Karlsbad  1902. 

3.  „Demonstration  anatomischer  Präparate  von  Diphtherie 
der  menschlichen  Konjunktiva."  Vers,  der  deutschen 
ophth.  Gesellschaft  in  Heidelberg.   August  1902. 

4.  „Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Sehstörungen  nach  Hirn- 
verletzung, nebst  Bemerkungen  über  das  Auftreten 
funktioneller  nervöser  Störungen  bei  anatomischen 
Hirnläsionen44.    Ebenda  1902. 

5.  „Über  Siderosis  bulbi  et  retinae  mit  Krankenvorstel- 
lung.44 Med.  Sekt.  d.  Schles.  Gesellsch.  20.  Februar 
1903.    Allgem.  med.  Zentr.-Zeitg.  Nr.  11.  1903. 

6.  Nachruf  für  Herrn  Geh.  Med.-Rat  Professor  Dr.  Kast, 
Ebenda  1903. 

7.  „3  Fälle  von  Katarakt  mit  gleichzeitiger  tetanieähn- 
licher  Erkrankung.44  Ebenda  6.  März  1903.  Allgem. 
med.  Zentr.-Zeitg.  Nr.  14.  1903. 

Privatdozent  Dr.  Heine: 

1.  Über  stereoskopisches  Sehen  und  Photographieren. 
Photogr.  Zentralblatt.   Jahrg.  VIII.  Heft  8,  10,  14. 

2.  Vortrag  über  Spiegelphotograph  ien  und  stereo-photo- 
graphische  Methode  zur  Lagebestimmung  sich  decken- 
der Organe  durch  succesieve  Aufnahme  auf  dieselbe 
Platte  in  der  Med.  Sekt.  d.  Schles.  Gesellsch.  Allgem. 
med.  Zentr.-Zeitg.  1902  Nr.  37. 

3.  Eine  neue  Zahlentafel.    Kl.  Mon.  Bl.  f.  Aghk.  XL.  1902. 

4.  Über  stereoskopische  Messung  von  Graefes  Archiv  f. 
Ophth.  XL.  1902. 

5.  Neuerungen  an  den  Projektionseinrichtungen  der  Bres- 
lauer Uni versitäts- Augenklinik.    Ebenda  XL1.  1903. 

6.  Zerreißungen  der  Elastica  im  kurzsichtigen  Auge. 
Vers.  d.  deutsch,  ophth.  Gesellsch.    Heidelberg  1902. 

7.  Tränenorgane.  Jahresberichte  über  die  Leistungen 
und  Fortschritte  im  Gebiete  der  Ophthalmologie  Kon- 
junktiva.   Ebenda  1902. 


76 


Dr.  Depene:  Demonstration  eines  Falles  von  kortikaler 
Sehstörung  nach  Meningitis  in  der  Med.  Sekt,  der 
Schles.  Gesellschaft  6.  März  1903.  Allgem.  med.  Zentr.- 
Zeitg.    1903,  Nr.  11. 

Oberarzt  Dr.  Enslin: 

1.  Ein  Fall  beiderseitiger  postneuritischer  Sehnerven- 
atrophie bei  Turmschädel.  Ebenda. 

2.  Ein  Fall  von  Primäraffekt  der  Bindehaut.  Ebenda. 

3.  Über  die  diagnostische  Verwertung  des  Alt -Tuber- 
kulins bei  Keratitis  parenchymatosa.  Deutsche  Med. 
Wochenschr.    1903,  8,  9. 

Dr.  Steffens: 

1.  Augenbefund  bei  Erythema  exsudativum  multiforme 
Hebrae.    Kl.  Mon.-Bl.  f.  Aghk.    1902,  II. 

2.  Über  ein  Angiom  der  Aderhaut  mit  ausgedehnter  Ver- 
knöcherung bei  Teleangiektasie  des  Gesichtes.  Ebenda 
S.  113. 

Dr.  Meyerhof: 

1.  Weitere  Untersuchungen  an  Sarkomen  des  Ciliarkörpers 
und  der  Iris.    Kl.  Mon.-Bl.  f.  Aghk.    1902,  I. 

2.  Zur  Geschichte  der  „Lidschlußreaktion  der  Pupille". 
Berl.  klin.  Wochenschr.    1902,  Nr.  5. 

Dr.  Schoeler:  Beiträge  zu  den  tuberkulösen  Erkrankungen 
des  Pons.   Kl.  Mon.-Bl.  f.  Aghk.  1902. 

Dr.  Weinhold:  Über  das  Sehen  mit  längsdisparaten  Netz- 
hautmeridianen.  Von  Graefes  Arch.  f.  Ophth.  LIV,  2. 

Dr.  Kako: 

1.  Über  Keratitis  parenchymatosa  bei  Säugetieren.  Kl. 
Mon.-Bl.  f.  Aghk.  XL.  1902. 

2.  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Augenaffektionen  bei  Diabetes 
mellitus.    Ebenda.    1903,  I. 

Dr.  H.  Asch  he  im:  „Allgemeines  und  Spezielles  zur  Frage 
der  Augentuberkulose.'4  Verlag  Marhold  Halle  1902. 
(Samml.  zwangloser  Abhandl.  aus  dem  Gebiete  der 
Augenheilkunde). 

Uhthoff. 


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77 


5.    Die  Frauenklinik  und  Poliklinik. 

In  den  Personalien  vollzogen  sich  folgende  Veränderungen: 

Von  den  Assistenzärzten  schieden  aus: 

Privatdozent  Dr.  Sticher  und  Dr.  Hannes. 

Als  neue  Assistenzärzte  traten  ein: 
Dr.  Rothe  und  Dr.  Strempel. 

Als  Volontäräi  zte  waren  tätig: 

Dr.  Rothe,  Dr.  Strempel,  Dr.  Vagedes,  Dr.  Zim- 
mermann, Dr.  Kunicke,  Dr.  Rieländer,  Dr.  Uht- 
möller,  Dr.  Hausmann,  Dr.  Bruck,  Dr.  Becker. 

Am  1.  Oktober  wurde  der  erste  Assistenzarzt  der  Klinik 
Dr.  Arthur  Dienst  zum  Oberarzt  befördert;  am  10.  Januar 


habilitierte  er  sich  als  Privatdozent. 

Der  Krankenbestand  betrug  am  1.  April  1902  .    .  G3 

Im  Ganzen  wurden  in  der  stationären  Klinik  behandelt  1  577 

Im  Vorjahre  wurden  behandelt    ......  1  577 

Verpflegungstage  im  Berichtsjahre   34  830 

.   Vorjahre   33  544 

Krankenbestand  am  31.  März  1903    86 

Ambulant  wurden  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   2  992 

b.  poliklinisch  entbunden   737 

Im  Vorjahre  wurden  ambulant  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   3  285 

b.  poliklinisch  entbunden   725 


Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommersemester 
1902  von  40  Praktikanten,  im  Wintersemester  190203  von 
47  Praktikanten  besucht;  außerdem  nahm,  wie  gewöhnlich,  an 
den  klinischen  Vorlesungen,  den  Kranken-  und  Operations- 
beobachtungen eine  Anzahl  in-  und  ausländischer  Ärzte  Teil. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen 
und  erschienen  im  Druck: 


78 


Küstner: 

1.  Die  plastische  Verwendung  der  Portio  supravaginalis 
zum  Verschluß  von  Blasenscheidenfisteln.  Zeitschr.  für 
Gebh.  und  Gyn.  48,  3#). 

2.  Indiziert  eine  Uterusruptur  den  Kaiserschnitt  bei  wieder- 
eintretender Schwangerschaft?  Centralblatt  für  Gyn. 
1903,  1. 

3.  Wirkungsweise  und  Methode  der  Hystereuryse (Diskussions- 
bemerkung zum  Vortrage  des  Herrn  Bau  mm  in  der 
med.  Sekt,  der  Gesellschaft  für  vaterländ.  Kultur.  (Allg. 
med.  Zentralzeitung.    1902,  Nr.  27. 

4.  Kaiserschnitt  und  Eclampsie.  Allgem.  med.  Zentralzeitung 
1902,  Nr.  24. 

5.  Uterusruptur  und  Kaiserschnitt.  Allgem.  med.  Zentral- 
zeitung.   1902,  Nr.  63. 

G.  Ovariotomie  an  einer  86jährigen  Frau.  Allgem.  med. 
Zentralzeitung.    1902,  Nr.  G2. 

7.  Über  missed  labour  und  missed  abortion.  Diskussions- 
bemerkung in  der  Vereinigung  Breslauer  Frauenärzte. 

8.  Über  Myomotomie.   Diskussionsbemerkung  ebendaselbst. 

9.  Bossis  Verfahren  der  Uterusdilatation  und  seine  Indika- 
tionen.   Diskussionsbemerkung  ebendaselbst. 

10.  Über  die  Entstehung  von  Uterusruptur  in  alten  Narben. 
Diskussionsbemerkung  ebendaselbst. 

Privatdozent  Dr.  Dienst: 

1.  Über  den  Bau  und  die  Histogenese  der  Plazentarge- 
schwülste.    Habil.-Schr.  1903. 

2.  Über  Plazentartumoren.    Zentr.-Bl.  f.  Gyn.  1903,  Nr.  7. 

3.  Ein  Amorphus  bei  Zwillingsschwangerschaft.  Ebenda. 

4.  Neuere  Untersuchungen  über  das  Wesen  der  Eclampsie 
und  Gesichtspunkte  über  die  Behandlung  der  Krankheit 
(Volkmannscher  Vortrag). 

5.  Über  Inversio  uteri  puerperalis.  Allgem.  med.  Zentral- 
Zeitung  1902,  Nr.  62. 

6.  Über  Tetanie  in  der  Schwangerschaft.  Ebenda. 

*)  Über  dieses  Thema  auch  Vortrag  in  der  1.  Sitzung  der  Vereinigung 
Breslauer  Frauenärzte,  November  1892. 


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79 


Privatdozent  Dr.  Sticher: 

1 .  Ober  Fibrom  des  Ovariums.    Allgera.  med.  Zentralzeitung. 

2.  Über  Carcinoma  corporis  uteri.  Ebenda. 

3.  Demonstration  eines  Uterus-Phantoms  mit  Becken.  Ebenda. 

Dr.  Ponfick:  Therapie  der  Placenta  praevia  totalis.  Allgem. 
med.  Zentralzeitung.    1902,  Nr.  62. 

Dr.  Heyn: 

1.  Über  einen  Fall  von  foetaler  Peritonitis.  Allgem.  med. 
Zentralzeitung.    1902,  Nr.  62. 

2.  Über  3  Fälle  von  missed  abortion  mit  Demonstration. 
Zentralblatt  f.  Gynäk.    1903,  Nr.  7. 

Dr.  Hannes:  Geburt  bei  Thoracopagus.  Allgem.  med.  Zen- 
tralzeitung.   1902,  Nr.  62. 

Dr.  Rothe: 

1.  Über  Osteomalacie.    Allgem.  med.  Zentralz.  1902,  Nr.  63. 

2.  Über  Narkosenlähmung  und  deren  Vermeidung.  Zentralbl. 
f.  Gynäk.    1903,  Nr.  7. 

3.  Benigne  und  maligne  teratoide  Geschwülste  der  Ovarien. 
Mon.-Schr.  f.  Geburtsh.  u.  Gynäk.    Bd.  XVII,  H.  4. 

Dr.  Strempel: 

1.  Über  die  instrumentelle  Erweiterung  der  Cervix  sub 
partu  nach  Bossi.   Inaug.-Diss.  1903. 

2.  Methoden  zur  künstlichen  Erweiterung  des  Muttermundes 
während  der  Geburt  (Bossis  Dilatator,  Hystereuryse). 
Vortrag,  gehalten  im  Breslauer  Hebammenverein,  mit 
Demonstration.   Februar  1903. 

Hirt,  Ludwig:  Zur  Kenntnis  der  Zwillingsschwangerschaft. 
Diss.  inaug. 

Böhm,  Walther:  Über  die  manuelle  Placentarlösung.  Diss. 
inaug. 

Alter,  Wilhelm:  Zur  Pathologie  und  Therapie  der  Quer- 
lagen.   Diss.  inaug. 

Silbermann,  Edwin:  Einleitung  der  Frühgeburt  mittels 
Hystereuryse.   Diss.  inaug. 

Hoff  mann,  Arthur:  Die  geburtshilfliche  Bedeutung  der 
foetalen  Hydrocephalie.   Diss.  inaug. 


80 


Gaus,  Friedrich:  Beiträge  zur  Nahrungsaufnahme  und  Nah- 
rungsausnutzung  des  Neugeborenen.   Diss.  inaug. 

Kolaczek,  Hans:  Über  die  Uterusruptur.    Ergebnisse  der 
Forschung  der  letzten  7  Jahre.   Diss.  inaug. 

Tinz,  Josef:  Ober  Castration  bei  Osteomalacie.    Diss.  inaug. 

Küstner. 


6.    Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und 
venerische  Krankheiten. 

Im  Berichtsjahre  1902/03  wurden  in  der  Poliklinik  be- 
handelt: 5230  Personen  und  zwar  3062  Männer  und  2174 
Frauen.    Gegen  das  Vorjahr  um  559  Personen  mehr. 

Die  klinische  Belegzahl  betrug  885  Männer,  426  Frauen, 
zusammen  1311  Personen,  gegen  das  Vorjahr  170  Personen 
mehr. 

Das  klinische  Material  setzte  sich  zusammen  aus: 

679  Hautkranken,  632  vener.  Kranken,  das  poliklinische 
aus  3237  Hautkranken,  1891  vener.  Kranken. 

An  Veränderungen  in  der  Klinik  wurden  vorgenommen: 
elektrischer  Anschluß  an  die  städtische  Zentrale,  so  daß  damit 
der  Hörsaal  beleuchtet,  der  neuangeschaffte  Projektionsapparat, 
die  Röntgeneinrichtung  (bisher  mit  Akkumulatoren  gespeist) 
und  die  Strebel-Finsenschen  Lichtapparate  in  Betrieb  gesetzt 
werden  konnten. 

Zu  Weihnachten  wurden  der  Klinik  von  Herrn  Dr.  Charles 
Wood  Mc,  Murtry  500  Mark  und  ein  Minorsches  Mikrotom  ge- 
schenkt. Auf  seinen  Wunsch  wurden  mehrere  Apparate  für 
das  Laboratorium  angeschafft.  Auch  an  dieser  Stelle  sei 
nochmals  bestens  dafür  gedankt. 

Als  Oberarzt  der  Klinik  trat  an  Stelle  des  ausgeschiedenen 
Privatdozenten  Dr.  J.  Schäffer  Dr.  V.  Klingmüller  ein, 
welcher  sich  am  23.  Juli  1903  auf  Grund  seiner  Schrift:  Zur 
Pathologie  der  Lepra  maculo-anaesthetica  als  Privatdozent  für 
Dermatologie  und  Syphilis  habilitierte. 


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81 


Als  etatsmäßige  Assistenten  waren  angestellt:  Dr.  To- 
macszewski,  Dr.  Schirrmacher,  als  außeretatsmäßige  Dr. 
Sklarek,  Dr.  Schwab,  Dr.  Baum.  Für  Dr.  Sklarek, 
welcher  die  Klinik  verließ,  wurde  Dr.  Ziel  er  als  außeretats- 
umßiger  Assistent  eingegeben. 

Als  unbesoldete  Assistenten  waren  tätig:  Dr.  Barm  an  n, 
Dr.  Veiel,  Straßmann,  Halberstädter,  Dr.  Siebert,  Dr. 
Freiherr  von  Cedercreutz,  Dr.  Charles  Wood  Mc. 
Murtry,  Dr.  Linser,  Dr.  Blumenfeld,  Fräulein  Dr.Düben- 
dorfer. 

Die  von  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Neisser  abgehaltene  Klinik 
und  Poliklinik  der  Haut-  und  vener.  Krankheiten  wurde  belegt: 
im  Sommer-Semester  von  30  Hörern, 
im  Winter-Semester  von  27  Hörern. 
Die  einzelnen  Positionen  des  Etats  verteilten  sich  folgender- 
massen : 

Zur  An-  und  Abfahr  von  Kranken  etc.  zu  Reiseunter- 

stützungen   13,60  Mark, 

für  Verbandstofl'e  und  Instrumente    ....  8110,43 

für  die  Sammlung  und  Bibliothek   461, so 

für  Begräbniskosten  

für  Anfertigung   von  Zeichnungen   und  für 
Versuchstiere  etc   1  537,9  6  * 

Die  Verpflegungskosten  für  die  Kranken,  welehe  aus  dem 
allgemeinen  Fonds  der  Verwaltung  der  Kliniken  bestritten 
werden,  betragen  für  Patienten  I.  und  11.  Klasse  1,7  0  Mark, 
für  Patienten  III.  Klasse  0,83  Mark  täglich. 

Für  Warte-  und  Dienstpersonal  wurden  verausgabt  im 
ganzen  3454  Mark  4  Pf. 

Die  Gehälter  des  Oberarztes  und  der  Assistenzärzte  be- 
trugen zusammen  3600  Mark. 

Die  Einnahmen  der  Klinik  beliefen  sich  auf  51250,27  Mark. 

In  dem  Berichtsjahre  gingen  die  nachstehend  verzeichneten 
wissenschaftlichen  Arbeiten  aus  der  Klinik  hervor: 

Prof.  Dr.  Neisser:  Die  Aufgaben  der  Deutschen  Gesell- 
schaft zur  Bekämpfung  der  Geschlechtskrankheiten. 
Mitt.  d.  D.  G.  zur  B.  d.  G.    Leipzig  bei  Jon.  Ambr.  Barth. 

6 


82 


—  Ist  die  Syphilis  heilbar?  Berlin  SW.  bei  Vogel  und 
Kreienbrink. 

Cedercreutz:  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Bubo  inguin.  und 
den  Wert  einiger  Behandlungsmethoden.  Therapie  der 
Gegenwart.    August  1902. 

Halkin:  Über  den  Einfluß  der  Bequerelstrahlen  auf  die 
Haut.    Arch.  f.  Derm.  u.  Syph.  LXV.  Bd.  H.  2. 

Hermann:  Ein  Fall  von  Haut-Milzbrand  mit  bemerkens- 
wertem klinischem  Aussehen.  Arch.  f.  Derm.  u.  Syph. 
LXII.  Bd.    Heft  2  u.  3. 

Juliusberg:  Artikel  „Gonococcus",  „Ulcus  mollek\  „Syphi- 
lisbacillus"  in  Encyklopädie  der  mikroskop.  Technik. 

Klingmüller:  Ein  Fall  von  Lepra  tuberosa  aus  Ober- 
schlesien.   Deutsche  med.  Wochenschrift  1902,  Nr.  37. 

—  Zur  Pathologie  der  Lepra  maculo-anaesthetica.  Habili- 
litationsschrift,  Breslau  1902. 

—  Unsere  gegenwärtigen  Kenntnisse  von  der  Lepra.  Heil- 
kunde 1902,  Juli-Heft. 

—  Zur  Pathologie  und  Pathogenese  der  Lepra  maculo- 
anaesthetica.  (Erweiterte  Habilitationsschrift.)  Lepra- 
Bibliothek  international.    Vol.  3,  Fase.  2  u.  3. 

—  Artikel  „Actinomyces"  und  „Leprabacillus"  in  Encyklo- 
pädie der  mikroskop.  Technik. 

Lesser:  Über  das  Verhalten  der  Jodpräparate,  speziell 
des  Jodkaliums  und  Jodipins,  im  Organismus.  Arch.  f. 
Derm.  u.  Syph.  LXIV.  Bd.  H.  1. 

Sachs,  0.:  Experimentelle  Untersuchungen  über  Harn- 
antiseptica.  Wiener  klin.  Wochenschrift  1902,  Nr.  17 
u.  18. 

Tomasczewski:  Zur  Frage  des  Malum  perforans  pedis, 
mit  besonderer  Berücksichtigung  seiner  Ätiologie.  Münch 
med.  Wochenschrift  Nr.  20.  1902. 

—  Bakteriologische  Untersuchungen  über  den  Erreger  des 
Ulcus  molle.  Zeitschrift  für  Hygiene  und  Infektions- 
krankheiten. 42  Bd.  1903. 


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83 


Diskussionsbemerkungen  aus  der  Medizinischen  Sektion 
der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur: 

Prof.  Dr.  Neisser:  zum  Vortrag  des  Herrn  Gottstein: 

Über  neuere  Behandlungsmethoden  von  Panaritien  und 
Phlegmonen. 

—  zum  Vortrag  des  Herrn  Goldschmidt:  Ein  Fall  von 
periodischem  angioneurotischem  Ödem  der  Zunge,  des 
Gaumens  und  des  Kehlkopfes. 

—  zum  Vortrag  des  Herrn  Cohn:  Über  Tabes  bei  Syphilis. 

—  zum  Vortrag  des  Herrn  Enslin:  Über  die  diagnostische 
Bedeutung  des  Tuberculins  auf  ophthalmologischem  Ge- 
biete. 

—  zum  Vortrag  des  Herrn  Tomasczewski:  Über  den 
Erreger  des  Ulcus  molle. 

In  der  Breslauer  dermatologischen  Vereinigung  wurden 
Vorträge  und  Demonstrationen  abgehalten  von  den  Herren 
DDr.  Baum,  Baermann,  Iwanow,  Prof.  Neisser,  Schirr- 
macher, Schwab,  Sklarek,  Tomasczewski,  Zieler. 

Die  Lieferung  Nr.  47  des  von  dem  Unterzeichneten  re- 
digierten stereoskopisch-medizinischen  Atlas  enthält  Mitteilungen 
der  Herren  DDr.  Baermann,  Baum,  Herrmann,  Mann, 
Sklarek,  Tomasczewski. 

Prof.  Dr.  Neisser. 

7.    Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik 
für  Nervenkrankkeiten. 

Die  mißlichen  Verhältnisse  des  Institutes  haben  keine 
wesentliche  Veränderung  erfahren.  Nur  ist  aus  dem  Provi- 
sorium hinsichtlich  des  Laboratoriums  in  der  alten  Augenklinik 
ein  vorläufiges  Definitivum  geworden,  und  die  anatomischen 
Arbeiten  des  Instituts  konnten  regelmäßig  betrieben  werden. 
Der  Verlust  an  Zeit  und  unschätzbarem  anatomischen  Material 
konnte  freilich  nicht  eingebracht  werden. 

Die  stabile  Klinik  fehlte  bis  zum  Schluß  des  Berichtsjahres. 
Bessere  Aussichten  eröffnen  sich  für  die  Zukunft,  da  der  Staat 
zum  Ankauf  eines  geeigneten  Grundstückes  eine  Summe  von 

6* 


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84 


loOOOO  Mark  bewilligt  hat,  während  freilich  eine  Baurate  noch 
nicht  in  den  Etat  eingestellt  werden  konnte.  Die  vorläufigen 
Pläne,  welche  dem  Direktor  vorgelegt  worden  sind,  beziehen 
sich  auf  eine  Anstalt  mit  etwa  100  Plätzen. 

Um  die  Lücke  im  psychiatrischen  Unterricht  nach  Möglichkeit 
auszugleichen,  wurde  während  des  Berichtsjahres  190:2/03  ein 
zweistündiges  theoretisches  Kolleg  über  Psychiatrie  abgehalten 
und  fand  den  zu  erwartenden  Zuspruch.  Die  Erwerbung  von 
Praktikantenscheinen  blieb  jedoch  für  die  Studierenden  nach 
wie  vor  unerreichbar. 

Im  Übrigen  beschränkte  sich  der  Unterricht  auf  das 
zweistündige  Publikum:  Poliklinik  der  Nervenkrankheiten, 
welches  weiter  stark  besucht  wurde. 

Der  beharrlichen  Arbeit  des  Assistenten  am  Laboratorium 
Dr.  0.  Förster  ist  es  zu  verdanken,  daß  der  3.  Band  des 
großen  von  der  Akademie  der  Wissenschaften  unterstützten 
Atlantenwerkes,  enthaltend  die  Sagittalschnitte  durch  das  Groß- 
hirn, fertig  gestellt  werden  konnte. 

Als  Assistenten  haben  Dr.  0.  Förster  am  Laboratorium, 
an  der  Poliklinik  Dr.  Storch  weiter  fungiert.  Dr.  Storch 
hat  sich  zu  Anfang  der  Berichtszeit  für  Psychiatrie  habilitiert 
und  hält  regelmäßig  ein  stark  besuchtes  Kolleg  über  Psycho- 
logie für  alle  Fakultäten,  offenbar  einem  längst  empfundenen 
Bedürfnis  entgegen  kommend.  An  der  Poliklinik  hat  außerdem 
Dr.  Kutner  bis  zum  1.  Juli  1901  weiter  fungiert.  Sein  Nach- 
folger ist  Dr.  Kr  am  er. 

Als  Volontäre  waren  an  der  Poliklinik  tätig:  Dr.  Kramer 
vom  1.  April  bis  1.  Juli  1901,  Dr.  Knappe  vom  1.  Januar  bis 
1.  März  1902,  Dr.  Nießl  v.  Meiendorf  vom  1.  Juni  bis 
1.  August  1902,  Oberarzt  Dr.  Thal  witzer  vom  1.  Mai  bis 
1.  September  1902,  Dr.  Miodowski  vom  1.  Oktober  1902  bis 
1.  Januar  1903,  Dr.  Koebisch  vom  11.  Januar  bis  1.  April  1903. 

Aus  der  Klinik  bezw.  Poliklinik  sind  folgende  Publikationen 
hervorgegangen : 

1.  C.  Wer  nicke:    Ein  Fall   von    isolierter  Agraphie. 
Monatsschr.  f.  Psychatrie  u.  Neurolog.,  Bd.  XIII.  H.  4. 


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85 


2.  E.  Storch:  Über  einige  Fälle  atypischer  progressiver 
Paralyse.  Bearbeitet  nach  einem  hinterlassenen 
Manuskript  von  H.  Lisssauer.  Monatsschrift  für 
Psychiatrie  und  Neurologie.    Bd.  IX. 

3.  E.  Storch  und  H.  Li ep mann:  Der  mikroskopische 
Befund  im  Falle  Gorstelle.    Ebenda  Bd.  IX. 

4.  E.  S  to rc h :  Versuch  einer  psychophysiolog.  Darstellung 
der  Sinneswahrnehmungen.    Ebenda  Bd.  IX. 

5.  —  Der  Mechanismus  der  Willkürbewegungen.  Zentral- 
blatt für  Nervenheilkunde  und  Psychiatrie.  XXV. 

6.  —  Bemerkungen  zu  F.  Nißl's  Aufsatz  „Hysterische 
Symptome  bei  einfachen  Seelenstörungen.  Ebenda.  XXV. 

7.  —  Über  die  optische  Wahrnehmung  der  Objekte. 
Klinische  Monatsbl.  für  Augenheilk.    XXXIX.  Jahrg. 

8.  —  Über  die  Wahrnehmung  musikalischer  Tonver- 
hältnisse. Zeitschr.  für  Psychologie  und  Physiologie 
der  Sinnesorgane.    Bd.  27. 

9.  —    Über  das  räumliche  Sehen.    Ebenda.    Bd.  29. 

10.  —   Psychologie  und  Medizin.  Pflügers  Archiv.  Bd.  93. 

11.  —  Der  Wille  und  das  räumliche  Moment  in  Wahr- 
nehmung und  Vorstellung.    Ebenda.    Bd.  95. 

12.  Dr.  Foerster:  Über  einige  seltene  Formen  von  Krisen 
bei  Tabes  dorsalis  und  über  die  tabischen  Krisen  im 
Allgemeinen.  Monatsschr.  für  Psychiatrie  u.  Neurol. 
April  1902. 

13.  —  Die  Physiologie  und  Pathologie  der  Koordination. 
Gust.  Fischer,  Jena  1902.    31(i  S.  mit  67  Abbildungen. 

14.  —  Ein  Fall  von  Poliomyelitis  im  obersten  Halsmark 
Demonstration,  gehalten  in  der  vaterländ.  Gesellschaft. 
November  1901. 

15.  —  Über  praktische  Resultate  der  Übungsbehandlung 
von  Bewegungsstörungen  bei  Nervenkrankheiten. 
Demonstration,  gehalten  in  der  vaterländ.  Gesellschaft. 
Dezember  1902. 


si; 


16.  —  Photographischer  Atlas  des  Gehirns.  Abtlg.  III. 
21  Sagittalschnitte  durch  das  menschliche  Großhirn. 
Herausgegeben  von  C.  Wernicke,  Verlag  der  psychiatr. 
Klinik.    Breslau  1903. 

17.  F.  Kramer:  Rückenmarksveränderungen  bei  Poly- 
neuritis.   Inaugural-Dissertation.    Breslau  1902. 

18.  —  Muskelystrophie  und  Trauma.  Monatsschr.  für 
Psychiatrie  und  Neurologie.  1902. 

Wernicke. 

8.    Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder. 

Im  Berichtsjahre  wurde  der  Neubau  der  Kinderklinik  durch 
die  Errichtung  eines  Nebengebäudes,  welches  Räume  für  Ver- 
suchs- und  für  Milchtiere,  sowie  für  Hausgeräte  enthält,  zum 
vorläufigen  Abschlüsse  gebracht.  Leider  fehlen  der  Klinik 
noch  immer  die  Mittel  für  die  innere  Einrichtung  einer  Hälfte 
der  Absonderungsbaracke,  so  daß  dieselbe  in  diesem  Jahre 
noch  nicht  den  Zweck,  für  den  sie  bestimmt  war,  erfüllen 
konnte. 

Auf  der  Klinik  wurden  im  Berichtsjahre  262,  in  der  Poli- 
klinik 7802  Kinder  behandelt. 

Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommersemester 
von  21,  im  Wintersemester  von  29.  inskribierten  Hörern  be- 
sucht. 

An  dem  Fortbildungskurse  für  Ärzte  beteiligten  sich  31 
Herren. 

In  den  Personalien  der  Klinik  vollzogen  sich  folgende 
Veränderungen : 

Von  den  Assistenzärzten  schieden  aus:  DDr.  Keller  und 
Thiemich. 

Als  Assistenten  fungierten  die  Herren  DDr.  Gregor, 
Freund,  Bartenstein  undSteinitz,  als  Volontärassistenten 
die  Herren  DDr.  Freyberger,  Weigert,  Schiller,  Quest. 

Ferner  waren  an  der  Klinik  beschäftigt  die  Herren  Arzte 
DDr.  Kaliski,  Rotondi,  Frizzoni,  v.  Wernstedt,  John, 
Kschischo  und  Fräulein  Cand.  med.  Oppler. 


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87 


An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen  und 
veröffentlicht: 

Czerny:  Über  die  Bedeutung  des  Turgorsdruckes  der  Gewebe 
für  das  Kind  im  ersten  Lebensjahre.  Monatsschrift  für 
Kinderheilkunde,  Bd.  I,  Nr.  1. 

Czerny  und  Keller:  Des  Kindes  Ernährung,  Ernährungs- 
störungen und  Ernährungstherapie.  Wien.  Deuticke, 
III.  u.  IV.  Lief.,  Bogen  20—30. 

Keller:  Fettumsatz  und  Acidose.  Monatsschrift  f.  Kinderheil- 
kunde, Bd.  I,  Nr.  4. 

Thiemich:  Über  die  Storchsche  Reaktion  der  Frauenmilch. 
Monatsschrift  f.  Geburtsh.  u.  Gynäkol.,  Bd.  XVI,  Heft  1. 

Derselbe:  Über  das  Facialisphänomen  bei  älteren  Kindern. 
Monatsschrift  f.  Kinderheilk.,  Bd.  I,  Nr.  3. 

Gregor:  Untersuchungen  über  die  Atmungsgröße  des  Kindes. 
Archiv  f.  Anatomie  u.  Physiologie,  Supplement  1902,  S.  59. 

Derselbe:  Die  Entwicklung  der  Atemniechanik  im  Kindesalter. 
Anatomischer  Anzeiger,  Bd.  XXII,  Nr.  6. 

Derselbe:  Untersuchungen  über  die  Atembewegungen  des  Kindes. 
Archiv  f.  Kinderheilk.,  Bd.  XXXV,  Heft  3  u.  4. 

Derselbe:  Über  Atmungsanomalien  im  Kindesalter.  Verhandl. 
der  Gesellschaft  f.  Kinderheilk.  auf  der  19.  Versammlung 
deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Karlsbad. 

Derselbe:  Über  die  Unschädlichkeit  der  Verfütterung  großer 
Mengen  von  Thyreoidea  an  Kinder.  Monatsschrift  für 
Kinderheilkunde,  Bd.  I,  Nr.  5. 

Freund:  Säuren  und  Basen  im  Urin  kranker  Säuglinge.  Monats- 
schrift f.  Kinderheilk.,  Bd.  I,  Nr.  4. 

Bartenstein:  Ein  Fall  von  Retentio  urinae.  Monatsschrift 
f.  Kinderheilk.,  Bd.  I,  Nr.  2. 

Derselbe:  Die  Lebercirrhose  im  Kindesalter.  Klinisch-thera- 
peutische Wochenschrift  1903,  Nr.  6  u.  7. 

Steinitz:  Alkalistoffwechsel.  Monatsschrift  f.  Kinderheilkunde, 
Bd.  I,  Nr.  4. 

Hedenius:  Über  das  Schicksal  der  Kohlehydrate  im  Säuglings- 
darm.   Archiv  f.  Verdauungskrankheiten,  Bd.  VIII. 


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88 

Neumann:  Untersuchungen  über  die  Viskosität  des  Sputums 
und  ihre  Beziehung  zum  Husten,  insbesondere  zur  Per- 
tussis.   Archiv  f.  Kinderheilkunde,  Bd.  XXXV. 

Kiewe:  Untersuchungen  über  die  Auslösbarkeit  des  Hustens 
und  über  das  Fehlen  des  Würgreflexes  bei  gesunden  und 
neuropatischen  Kindern.  Inaug.-Dissertation. 

Schaps:  Beiträge  zur  Lehre  von  der  cyklischen  Albuminurie. 
Archiv  f.  Kinderheilk.,  Bd.  XXXV. 

Schlesinger:  Über  die  Beziehungen  zwischen  Schädelgröße 
und  Sprachentwicklung.    Inaug.-Dissert.  Czerny. 

9.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten. 

Zu  Beginn  des  Wintersemesters  1902/03  legte  der  bisherige 
Direktor  der  Poliklinik,  Herr  Professor  Dr.  W.  Kümmel,  sein 
Amt  nieder,  um  einem  Ruf  nach  Heidelberg  zu  folgen. 

Am  11.  November  trat  der  neuernannte  Direktor,  der  bis- 
herige Privatdozent  in  Königsberg  i.  Pr.,  Prof.  Dr.  V.  Hins- 
berg, sein  Amt  an. 

An  Stelle  des  ausscheidenden  Assistenten  Herrn  Dr. 
Wittmaack  trat  am  1.  Februar  Herr  Dr.  van  Bebber. 

Als  Volontärärzte  fungierten  die  Herren  Dr.  Baasner, 
E.  Fromherz,  F.  Müller,  C.  Rudolphy,  H.  Schönfelder, 
Korthanke,  G.  Krotoschiner  und  M.  Sculz. 

In  der  Poliklinik  wurden  3862  Kranke  behandelt. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  aus  der  Klinik 
veröffentlicht: 

1.  Prof.  W.  Kümmel:  Über  Versuche  zur  Messung  der  Hör- 
schärfe mittels  des  Telefons.  Verhandl.  der  deutschen 
otolog.  Gesellschaft  1902. 

2.  Prof.  W.  Kümmel:  Über  den  Gebrauch  rotierender  Fraisen 
bei  Warzenfortsatzoperationen.  74.  Versammlung  deutscher 
Naturforscher  und  Ärzte  in  Karlsbad,  September  1902. 

3.  Prof.  V.  Hinsberg:  Beitrag  zur  Frage  des  Übergangs 
gutartiger  Kehlkopfgeschwülste  in  bösartige.  Archiv  für 
Laiyngologie,  Bd.  13. 

4.  Dr.  K.  Wittmaack:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Wirkung 
des  Chinins  auf  das  Gehörorgan. 


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89 

I.  Teil:  Sind  die  Wirkungen  des  Chinins  am  Gehörorgan 

auf  Zirkulationsstörungen  zurückzuführen?  Archiv  für 
die  gesamte  Physiologie,  Bd.  95. 

II.  Teil:  Der  Angriffspunkt  des  Chinins  im  Nervensystem 

des  Gehörorgans.  Ebenda. 

5.  Dr.  K.  Rudolph)-:  Ober  traumatische  Gehörgangsatresie. 
Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde,  Bd.  42. 

6.  C.  Pohl:  Über  Fremdkörper  im  Kehlkopf,  in  der  Luftröhre 
und  in  den  Bronchien.   J.  D.    Breslau  1902. 

Hinsberg. 

10.    Das  zahnärztliche  Institut. 

Nachdem  das  Institut  im  Vorjahre  einen  Teil  der  Räume 
der  alten  Augenklinik  zugewiesen  erhalten  hat,  war  das  letzte 
Jahr  dazu  bestimmt,  die  innere  Einrichtung  des  Instituts  nach 
Möglichkeit  zu  verbessern  und  den  neuen  Räumen  anzupassen. 
Durch  einen  von  Seiten  des  Herrn  Ministers  gewährten  außer- 
ordentlichen Zuschuss  von  1200  Mark  konnte  das  Instru- 
mentarium durch  Anschaffung  einer  Akkumulatorenbatterie  für 
Kaustik  und  Beleuchtung  ergänzt  werden  und  die  Ausstattung 
des  Laboratoriums  für  chemische  und  mikroskopische  Unter- 
suchungen eine  Erweiterung  erfahren.  Die  Sammlungen  des 
Instituts  haben  jetzt  erst  eine  geordnete  Aufstellung  bekommen 
können.  Sowohl  die  Knochenpräparate  wie  die  feucht  aufbe- 
wahrten Präparate  aus  dem  Gebiete  der  Mundchirurgie, 
endlich  die  reichhaltige  Sammlung  von  Gypsmodellen  ist 
einer  vollständigen  Neuordnung  und  Aufstellung  unterzogen 
worden.  Die  feuchten  Präparate  mußten  in  neue  Kon- 
servierungsflüssigkeit übergeführt  und  in  Demonstrations- 
gefäße montiert  werden.  Diese  mühevolle  und  zeitraubende 
Arbeit  trägt  ihren  Lohn  darin,  daß  nunmehr  die  Sammlung 
erst  für  den  Unterricht  recht  nutzbar  gemacht  werden 
kann.  Der  eindringlichst  erbetene  und  für  die  wissen- 
schaftliche Arbeit  dringend  erforderliche  Röntgenapparat  hat 
noch  nicht  beschafft  werden  können,  trotzdem  er  für  ein 
staatliches  Institut,  das  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft  stehen 


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00 


soll,  unentbehrlich  ist.  Leider  scheint  das  Institut  auch  jetzt 
noch  kein  dauerndes  Heim  gefunden  zu  haben.  Wenigstens 
erging  von  Seiten  des  Herrn  Ministers  an  den  Leiter  des  In- 
stituts die  Frage,  ob  dasselbe  nicht  in  den  zur  Zeit  von  dem 
Kgl.  Steueramt  benutzten  Räumen  des  Hauses  Albrechtsstrasse  17 
untergebracht  werden  könnte.  Die  Räume  erwiesen  sich  aber 
wegen  ihrer  Lichtverhältnisse  als  vollkommen  ungeeignet  und  in 
ihrer  Größe  als  vollkommen  ungenügend.  Der  Unterricht  am 
Institut  hat  keine  nennenswerte  Veränderung  erfahren;  an  die 
Stelle  des  am  1.  April  ausscheidenden  Assistenten,  Herrn  Zahn- 
arzt Bock,  ist  Herr  Zahnarzt  Luniatschek  getreten.  Die 
Bibliothek  des  Instituts  hatte  sich  mancher  wertvoller  Zu- 
wendungen zu  erfreuen.  So  widmete  ihr  Herr  Prof.  GöstaHahl 
eine  größere  Zahl  wertvoller  zahntechnischer  Veröffentlichungen, 
Herr  Dr.  Bruck  mehrere  den  Zahnarzt  betreffende  kunst- 
historische Blätter.  Vom  internationalen  Kongreß,  der  1900 
in  Paris  tagte,  wurden  die  Verhandlungen  der  odontologischen 
Sektion  zur  Verfügung  gestellt. 

In  der  Poliklinik  für  Mund-  und  Zahnkrankheiten  fanden 
im  Berichtsjahr  1530  Patienten  Behandlung  (702  Männer,  828 
Frauen).  Es  kamen  320  Entzündungen  des  Zahnmarks,  452  Ent- 
zündungen der  Wurzelhaut,  75  Knochenhautentzündungen  des 
Kiefers  mit  72  fistulösen  Durchbrüchen  durch  Zahnfleisch  und 
Wangen,  15  Kiefercysten  und  8  Empyeme  der  Kieferhöhle  zur 
Beobachtung.  Es  wurde  die  Extraktion  von  2085  Zähnen, 
95  Narkosen,  67  Lokalanästhesieen  notwendig,  neben  einer 
größeren  Zahl  anderer  Eingriffe,  Absceßspaltungen ,  Aus- 
löffelungen, Entfernungen  von  abgestorbenen  Knochenteilen; 
in  125  Fällen  lagen  Störungen  der  Entwicklung  des  Milch- 
gebisses vor. 

In  der  Abteilung  für  Zahnfüllung  wurden  an  3240  Patienten 
und  zwar  674  Männern  und  2333  Frauen,  233  Kindern,  706 
Goldfüllungen,  857  Amalganfüllungen,  432  Cementfüllungen, 
15  Cementamalganfüllungen,  104  Porzellanfüllungen  und  2  Gutta- 
percha-Füllungen, in  Summa  2106  Füllungen  gelegt.  Außer- 
dem kamen  67  Pulpaüberkappungen,  537  Arseneinlagen. 
747  Wurzelfüllungen,  526  Behandlungen  und  15  Zahnreinigungen 
zur  Ausführung. 


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91 


Die  technische  Abteilung  besuchten  320  Patienten.  An 
120  Ober-  und  36  Unterstücken  wurden  920  Zähne  verarbeitet, 
außerdem  wurden  28  Kronen,  2  Brückenarbeiten,  2  Regulierungs- 
apparate, 1  Obturaror  und  3  Kieferprothesen  gefertigt. 

Im  mikroskopischen  Laboratorium  arbeitete  Dr.  T reuen  - 
fels  und  Dr.  Pawel. 

Das  Professor  Sachs' sehe  Stipendium  wurde  an  die 
Herren  stud.  Schäfer  und  Lang  verliehen. 

Auch  in  diesem  Jahre  wurde  durch  den  Assistenten  des 
Instituts  die  zahnärztliche  Behandlung  der  Schüler  der  Unter- 
offizierschule in  Wohlau  unter  den  früheren  Bedingungen  fort- 
geführt und  nach  dem,  mit  der  Armenverwaltung  der  Stadt 
Breslau  getroffenen  Abkommen,  zahnärztliche  Hilfeleistungen 
bei  Armen  der  Stadt  gemacht. 

An  Arbeiten  gingen  aus  dem  Institut  hervor: 
Partsch:   Abschnitt  der  Krankheiten    des  Mundes,  des 
Gesichts,  Kiefer  und  Zähne  in  Hildebrandt's  Jahresbericht 
über  die  Fortschritte  der  Chirurgie. 
Partsch:  Bearbeitung  der  Kapitel,  Geschwülste  der  Mund- 
gebilde, Kieferhöhlen  -  Erkrankungen,  Aktinomykose  in 
Scheffs  Handbuch  der  Zahnheilkunde. 
Partsch:  Vorstellung  eines  Falles  mit  habitueller  Kiefer- 
verrenkung. 

Williger:  Der  erschwerte  Durchbruch  des  Weisheitszahns. 
Monatsschrift  für  Zahnheilkunde,  Februar  1903. 

Schendel:  Über  Makroglossie.  Monatsschrift  für  Zahn- 
heilkunde. 

Walther  Bruck:  Ein  Fall  von  vorstehendem  Unterkiefer, 
Korrespondenzblatt  für  Zahnheilkunde  1902. 

—  The  filling  of  the  teeth  with  Porcelain.  A  Textbook.  New- 

York  1903. 

—  Zur  Frage  der  Stiftsbefestigung   in  Porzellanfüllungen, 

Deutsche  Monatsschrift  1902. 

—  Un  caso  di  sporgezza  della  mandibola.    Giorn  dei  den- 

tisti  1902. 

—  Dublierte  Goldfüllungen.    Deutsche  zahnärztliche  Wochen- 

schrift. 


02 


—  Die  Bekämpfung  der  Zahncaries.    Korrespondenzblatt  für 

Zahnärzte  1903  und  Wiener  zahnärztliche  Monatsschrift 
1903. 

—  a  Case  of  protruding  mandible.    Quaterly  circular  1903. 

—  Bekaempelsen  af  tandkaries.    Tandlaegebladet  HK)3. 

C  Partsch. 


2.  Die  Professoren-Witwen-  und  Waisen  -  Versorgungs- 
Anstalt 

Vermögensstand. 
Das  Vermögen  bestand  am  Ende  des  Etatsjahres  1902: 

in  Hypotheken   144  600,oo  M. 

in  Effekten   256  000,00  » 

in  einem  Barbestande  von   3  047,0  5  * 

403  647,0  5  M. 

einschließlich  eingezahlter  Antritts-Kapitalien  von  900  Mark. 
Zahl  der  Mitglieder  und  Pensionsberechtigten. 
Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  am  Ende  des  Etatsjahres 
95.    Pensionsberechtigt  waren  in  derselben  Zeit  19  Witwen 
und  7  Halbwaisen. 

Einnahmen. 

Bestand  aus  dem  Vorjahre   3  266,20  M. 

Mitgliederbeiträge   144,oo  - 

Aus  Staatsfonds   19  500,00  * 

Zinsen  von  Kapitalien   14  503,50 

Zurückgezahlte  Kapitalien   5  100,oo  * 

Summa  der  Einnahmen  42  513,70  M. 
Ausgaben. 

Witwen-  und  Waisengelder   29  195,oo  M. 

Zinsen  von  einem  Stiftungs-Kapital    227,15  « 

Verwaltungskosten   9,4 o  * 

Zur  Kapitalisierung  verwendet   10  035,io  » 

Überschuß  als  Betriebsfonds   3  047,0  5  = 

Restausgabe   — 

Summa  der  Ausgaben     42513,70  M. 


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93 


In  dem  Etatsjahre  1902  wurde  eine  ordentliche  General- 
Versammlung  am  19.  Dezember  1902  abgehalten,  in  welcher 
auf  Grund  der  §§  16  und  20  der  Statuten  vom  19.  September 
1889  zu  Vorstehern  der  Anstalt  Geheimer  Justizrat  Professor 
Dr.  Brie  und  Geheimer  Regierungsrat  Professor  Dr.  Rosanes 
wiedergewählt  wurden. 

Leonhard.    Brie.  Rosanes. 

3.   Die  Hilfskasse  der  Universität  zur  Unterstützung 
von  Hinterbliebenen  der  Dozenten  und  Beamten. 

Die  Generalversammlung  fand  am  7.  Juni  1902  statt.  Nach 
Erstattung  des  Berichts  erfolgte  die  Vorstandswahl,  die  zum 
Ergebnis  hatte,  daß  die  bisherigen  Mitglieder  wiedergewählt 
wurden. 

Im  Laufe  des  Berichtsjahres  verlor  die  Kasse  11  Mitglieder, 
davon  3  durch  den  Tod;  es  traten  dafür  6  Mitglieder  ein,  so 
daß  die  Mitgliederzahl  von  110  auf  105  zurückging. 


Die  Einnahmen  setzten  sich  zusammen  aus: 

1.  Laufenden  Beiträgen   1  368,oo  M. 

2.  Zinsen   606,2  6  * 

3.  Valuta  für  gelosle  Wertpapiere   900,oo  * 

4.  Sonstige  Zuwendungen   388, 1 6 

5.  Bestand  des  Vorjahres   309,89  * 

Zusammen  3  472,«  9  M. 

An  Unterstützungen  wurden  bewilligt   150,oo  M. 

Sachliche  Ausgaben   6,6 o  * 

Zur  Kapitalisierung   2  996,60  * 

3  153,oo  M. 

Mithin  Bestand.  .    319,29  . 

Das  Vermögen  der  Hilfskasse  bestand  am  Ende  de^  Berichts- 
jahres in 

Effekten  nach  Nominalwert   18  950,oo  M. 

Bar   319,29  « 

Zusammen    19  269,2  9  M. 
gegen  im  Vorjahre   17  059,89  « 


Leonhard.    Hasse.    Brie.  Kawerau. 


<J4 


4.  Honorar-  und  Stundungswesen. 


Eingegangen  sind 

Neu 

Fakultät 

Semester 

laufende   |  gestundete 
Honorare 

gestundet 
sind 

M 

M 

S.-S.  1902 
W.-S.  1902/0^ 

1988 

a  jiq 

2  218 

— 

3  003 

4  2()iS 

— 

1  196 

— 

1  001 

zus. 

4  230 

9  Ol  1 

7  211 

2  200 

S.S.  1902 
W.-S.  1902/03 

4  102 
3  1K2 

— 

6  747 
9  842 

90 
70 

17  480 
12  466 

zus. 

7  284 

16  590 

60 

2»  946 

S.-S.  1902 

37  665 
40  475 

1737 
3  134 

91 

5  330 
4345 

: 

ZUS. 

78  140 

4  871 

91 

9  675 

S.-S.  1902 
W.-S.  1902/03 

26  668 
26  796 

4  607 
4  642 

50 

5  883 
4891 

50 
50 

zus. 

53  464 

9  249 

50 

10  775 

_ 

Philosophische  

S.-S.  1902 

50  843 

50 

10  598 

57 

15  652 

W.-S.  1902,03 

51  059 

11911 

70 

16  282 

zus. 

101  902 

50 

22  510 

27 

31  934 

Gesain  ts. 

245  026 

50 

60433 

28 

84  530 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studierende. 

a.  Studenten  -  Unterstützung»  -  Fonds. 

Zu  demselben  flössen  im  Rechnungsjahre  1902  bei  einein 
Bestände  von    G  643,6  o  M. 

1.  der  jährliche  Staatszuschuß  mit   4  560,oo  * 

±  an  Kollektengeldern  für  Studierende  der 

evangelischen  Theologie   6  540,6  8  * 

3.  desgleichen  für  Studierendeder katholischen 

Theologie   123,65  * 

Seitenbetrag   17  867,9  3  M. 


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95 


- 


- 


Uebertrag  17  867,93  M 

4.  das    für  Juristen,  Mediziner  und  Philo- 
sophen bewilligte  jährliche  Extraordina- 

rium  von   1  800, oo  * 

5.  Zuschuß  für  Studierende,   welche  Söhne 

von  Geistlichen  oder  Lehrern  sind   900,oo  * 

0.  an  Zinsen  von  Kapitalien   2  401,75  * 

7.  von  Immatrikulations-Gebühren   1  5:J4,oo 

8.  von  Promotionen   51,oo 

9.  Geschenk  des  Herrn  Rektors   97, 3  o 

10.  Valuta  für  eine  gekündigte  Hypothek  4  5QO,oo 

im  ganzen    29  151,98  M. 
Hieraus  wurden  für  Studierende  gewährt: 

für  Freitische   10  298,60  M. 

und  zwar: 

für      358  Portionen  an   Studierende  der 

kath.-theol.  Fakultät, 
10  415        *       an  Studierende  der  ev.- 

theol.  Fakultät, 
2  599        »       an    Studierende  der 

jurist.  Fakultät, 
883        »       an  Studierende  der  me- 
dizinischen Fakultät, 
*     5  183        -       an  Studierende  der  phi- 

 losuphischen  Fakultät, 

zus.  für  19  438  Portionen  an  Studierende, 
an  Unterstützungen  an  arme  Studierende  auf 

Anweisung  des  Universitäts-Kurators  ....     2  180,oo  - 
an  Unterstützungen  aus  den  lmmatrikulations- 

Gebühren  auf  Anweisung  des  Rektors  ...      1  682,3 o  * 

b.  Stipendien -Fonds. 

Von  den  auf  privaten  Stiftungen  beruhenden  Stipendien 
wurden  im  Rechnungsjahre  1902  gewährt: 
beim  Ab  egg  sehen  Fonds  ein  Stipendium   in    Höhe  von 
105,00  M., 


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96 

beim  Berliner  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von  123,oo  M., 

beim  Fürst  Bismarckschen  Fonds  ein  Stipendium  von 
141,oo  MM 

beim  Brach vog eischen   Fonds   drei   Stipendien   von  je 

149,67  bezw.  149,66  M., 
beim  Breslauer  Jubel -Fonds  von  früheren  Kommilitonen  ein 

Stipendium  von  900, oo  M., 

beim  Breslauer  städtischen  Jubel -Fonds  ein  Stipendium  von 
220,60  M., 

beim  Causs eschen  Fonds  sieben  Stipendien  mttzusammen 
(»53,oo  M.  und  drei  Familien -Stipendien  mit  zusammen 
1024,50  M., 

beim  Cz erniko w sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je 
115,oo  M., 

beim  Duflosschen  Fonds  ein  Stipendium  von  125,6  5  M., 

beim  Fonds  ex  cassa  montis  pietatis  zwei  Prämien  von  je 
60,oo  M. 

beim  Feigeschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  46,5 o  M., 

beim  Ficker sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  232,oo  M. 
und  eins  von  106,0 o  M., 

beim  Goelickeschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  160,oo  M.. 

beim  Göppertschen  Fonds  (für  Studierende  der  Natur- 
wissenschaft) zwei  Stipendien  von  je  592,oo  M.,  ein 
Stipendium  von  500,50  M., 

beim  Göppertschen  Fonds  (für  Studierende  der  Pharmacie) 

ein  Stipendium  von  130,oo  M., 
beim  Gravenhorstschen  Fonds  ein  Stipendium  von  179,oo  M., 

beim  Dr.  Grötzn ersehen  Fonds  ein  Stipendium  von  500,oo  M., 
vier  Stipendien  von  je  400,oo  M.  und  ein  Stipendium 
von  300,oo  M., 

beim  von  G  rünbergschen  Fonds  ein  Stipendium  von  62,25  M., 

beim  Guhrauerschen  Fonds  ein  Stipendinm  von  111, 90  M., 

beim  Haaseschen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,7  6  M., 

beim  He  idenre  ich  sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je 
210,oo  M., 

beim  Hirtschen  Jubel- Fonds  ein  Stipendium  von  66,50  M., 


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97 


beim  Jungnitzschen  Fonds   (für  katholische  Theologen) 

zwei  Stipendien  von  je  1(H),50  M., 
beim  Jungnitzschen  Fonds  (für  Philologen)  ein  Stipendium 

von  106,7  5  MM 

beim  Kahl  er  t  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  652,5  o  M., 
beim  von  Klosterschen  Fonds  ein  Stipendium  von  135, so  M., 
beim  Knüttelischen  Fonds  ein  Stipendium  von  54,oo  MM 
beim  von  Konischen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  300,oo  M., 
bei  Kotuliaschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  81,75  M., 
beim  Krainski sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  75,oo  M., 
beim  Kram  ersehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  400,oo  M. 
und  vier  Stipendien  von  je  354,38  M.  bezw.  354,37  M., 

beim  Lewald sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  00,oo  M., 
beim  Löwigschen  Fonds  (für  Pharmaceuten)  ein  Stipendium 
von  108,50  M., 

beim  Löwigschen  Fonds  (für  Studierende  der  Naturwissen- 
schaften) ein  Stipendium  von  105,oo  M., 

beim  Dr.  Mens chigschen  Fonds  ein  Stipendium  von 
157,50  M., 

beim  Dr.  J.  Jos.  Müller  sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von 
je  150,oo  M., 

beim  Po  leck  sehen  Fonds  (für  stud.  Pharmaceuten)  ein 
Stipendium  von  145,2  5  M.t 

beim  Primkerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  213,oo  M., 
beim  Pro  11  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,oo  M., 
beim  PruckmannschenFonds  drei  Stipendien  von  je  62,soM., 
beim  Remerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  109,60  M., 
beimDr.RosenthalschenFonds  ein  Stipendium  von  108,ooM., 
beim  Sachsschen  Fonds  ein  Stipendium  von  108,?o  M., 
beim  von  Schlegel  Ischen    Fonds    ein    Stipendium  von 

141,75  MM 

beim  von  Schönaich- Amtitzschen  Fonds  vier  Stipendien 
von  je  180,oo  M.,  ein  Stipendium  mit  120,oo  M., 

beim  von  Schönaich-Gersdorfschen  Fonds  zwei  Sti- 
pendien von  je  180,oo  M., 

beim  von  Sc  huckmann  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von 
52,60  M., 

7 


98 


beim  Schulz  sehen  Fonds  ein  Stipendium  für  evangelische 
Theologen  von  161, oo  M.,  ein  Stipendium  für  Philologen 
von  gleicher  Höhe, 

beim  Sc h wabe- Pries emuth sehen  Fonds  im  Sommer- 
Semester  1902  drei  Stipendien  von  je  375,oo  M.  und 
zwanzig  Stipendien  von  je  120,oo  M.;  im  Winter-Semester 
1902/1903  drei  Stipendien  von  je  375, oo  M.  und  zwanzig 
Stipendien  von  je  180,oo  M., 

beim  Stegmann  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  360,oo  M., 

beim  Stendal  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  112,60  M., 

beim  Stenz  1  ersehen  Fonds  ein  Stipendium  von  46, 5 o  M.  und 
zwei  Stipendien  von  je  23,2  5  M. 

beim  Stro bischen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  120,2  0  M. 
und  eine  Unterstützung  von  53,2  6  M. 

beim  Werlienus sehen  Fonds  zwei  Stipendien  für  Theo- 
logen, zwei  Stipendien  für  Juristen,  drei  Stipendien  für 
Mediziner,  in  Höhe  von  je  118;96  M.  bezw.  118,96  M., 
außerdem  aus  besonders  zur  Verfügung  gestellten  Mitteln 
zwei  Stipendien  von  je  59,4  8  M., 

beim  Wimpi naschen  Fonds  ein  Stipendium  von  84,oo  M., 

beim  Stipendium  Wolfianum  philologicum  zwei  Stipendien 

von  138,38  M.  bezw.  138,37  M., 
beim  Stipendium  Wolfianum  alterum  ein  Stipendium  von 

150,oo  M. 

Der  am  15.  März  1884  hierselbst  verstorbene  Partikulier 
Franz  Darre  hat  in  dem  mit  seiner  Ehefrau  verfaßten  wechsel- 
seitigen Testamente  der  Universität  unter  gewissen  Voraus- 
setzungen ein  Kapital  von  3000  Mark  zur  Begründung  eines  in 
halbjährlichen  Raten  zahlbaren  Stipendiums  für  solide  Stu- 
dierende aller  Konfessionen  und  Fakultäten  vermacht.  Nach- 
dem sich  die  Voraussetzungen  erfüllt  haben,  ist  das  Stiftungs- 
kapital nebst  119  Mark  an  aufgelaufenen  Zinsen  zur  Universitäts- 
kasse eingezahlt  worden.  In  welcher  Weise  bezw.  in  welcher 
Höhe  die  Verleihung  des  Stipendiums  zu  erfolgen  haben  wird, 
unterliegt  noch  der  Erwägung  und  Entschließung. 

Auf  Anregung  des  akademischen  Senats  hat  der  Herr 
Universitäts-Kurator  unterm  21.  Januar  1903  verfügt,  daß  in 


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99 


Zukunft  die  Zahlung  der  Stipendien  nicht  mehr  gegen  Bei- 
bringung von  Diligenzzeugnissen  zu  leisten  ist,  sondern  daß 
die  Ausweise  über  Fleiß  und  fortgesetzte  Würdigkeit  seitens 
des  Stipendiaten  dem  Dekan  vorzulegen  sind,  welcher  nach 
Maßgabe  derselben  die  Genehmigung  zum  Empfange  des 
Stipendiums  nach  einem  gegebenen  Schema  erteilt. 

Der  Universitäts-Sekretär  Richter  hat  im  Auftrage  des 
akademischen  Senats  die  zuletzt  im  Jahre  1875  im  Druck  er- 
schienenen Nachrichten  von  den  Freitischen  und  Stipendien  bei 
der  Universität  neu  bearbeitet  und  vervollständigt.  Auf  be- 
sonderen Senatsbeschluß  sind  hierbei  als  Anhang  auch  die 
.  Bestimmungen  über  die  Preisstiftungen  zur  Belebung  des  Wett- 
eifers unter  den  Studierenden  aufgenommen  worden. 

Außerdem  hat  derselbe  Verfasser  eine  tabellarische  Über- 
sicht der  für  die  Studierenden  der  hiesigen  Universität  erreich- 
baren Stipendien  und  Freitische  zusammengestellt.  Dieselbe 
ist  zum  Verkauf  an  die  Studierenden  bestimmt  und  im 
Universitäts-Sekretariat  sowie  in  der  Hirfschen  Sortiments- 
Buchhandlung  (August  Michler)  hierselbst,  Ring  Nr.  4,  zum 
Selbstkostenpreise  von  1  Mark  zu  haben.  Für  die  Stipendien- 
Nachrichten,  welche  die  Entstehung  der  einzelnen  Stipendien 
behandeln  und  die  im  Sekretariat  zu  haben  sind,  beträgt  der 
Verkaufspreis  1,25  Mark. 

6.  Kranken-  und  Begräbnis-Kasse  für  Studierende. 

a.  Die  Stndenten-  Kranken  -Kasse. 

Eine  Änderung  der  Satzungen  und  der  Beiträge  ist  nicht 
erfolgt.  Die  aus  früheren  Semestern  eingegangenen  Beiträge 
sind  wie  im  Vorjahre  kapitalisiert  worden.  Es  wurden  im  Be- 
richtsjahre 3000  Mark  3'/*proz.  Schlesische  Pfandbriefe  neu 
erworben. 

Die  Einnahmen  haben  im  Jahre  1902  betragen  und 
zwar: 

a.  Beiträge  der  Studierenden   9  527,80  M. 

b.  Zinsen  etc.  von  Kapitalien   1  697,7  5  * 

c.  dem  Bestände  aus  dem  Jahre  1901    3  175,36 

Summa  der  Einnahmen    14  400,9 1  M. 

7* 


100 


Die  Ausgaben  betrugen: 

1.  Remunerationen  an  Ärzte  und  Beamte...      1  872,oo  M. 

2.  Unterstützungen  an  Studierende  zu  Bade- 

und  Brunnenkuren   1  280,oo  * 

Es  erhielten 

2  Studierende  150  M.  =  300  M. 

7  Studierende  je  100  M.  =  700  M. 

1  Studierender  80  M.  =  80  M. 

4  Studierende  50  M.  =  200  M. 

14  Studierende  zusammen    1  280  M.  

3.  Für  Arzneien  und  ärztliche  Behandlung: 

a.  für    Medikamente,    Brillen,  Bruch- 
bänder etc   2  844,7  5  M. 

81 1  Studierenden  wurden 

in  1762  Fällen  ärztliche 
Medikamente  verordnet. 

b.  Für  Verpflegung  und  Be- 
handlung von  Studieren- 
den in  den  Universitäts- 
Kliniken  und  im  Garnison- 
Lazarett    47^8,36 

//     7  573,io  M. 

4.  Zur  Kapitalisierung   3  031,35 

5.  Verwaltungskosten   73,2 o 

Summa  der  Ausgaben    13  829,65  M. 

Die  Einnahmen  betrugen   14  400,91  * 

Mithin  bleibt  Bestand       571,26  M. 

I.  V.:  Flügge. 

b.  Die  Studenten-Begräbnis-Kasse. 

A.  Die  Einnahmen  im  Jahre  1902  haben  betragen: 

1.  Bestand  aus  dem  Vorjahre   268,36  M. 

2.  Zinsen  von  Kapitalien   234,50  * 

Summa  der  Einnahmen   502,86  M. 


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101 


B.  Ausgaben: 

1.  Begräbniskosten  für  verstorbene  Studierende  — M. 

2.  Zur  Kapitalisierung   — 

Bleibt  Bestand  502,86  M. 


V.  Akademische  Grundstücke  und  Kapitalien. 

1.  Grundstücke. 

Im  Rechnungsjahre  1902  haben  nachstehende  Verände- 
rungen und  Erweiterungen  an  den  Grundstücken  der  Universität 
stattgefunden : 

Im  Universitätsgebäude  wurde  die  Wiederherstellung  des 
Musiksaals  fortgesetzt  und  die  Erneuerung  der  inneren  Aus- 
stattung durch  Aufstellung  der  Entwürfe  für  Sängerpodium, 
Orgelgehäuse  und  Gestühl  eingeleitet. 

Die  Kinderklinik  erhielt  durch  Errichtung  eines  Neben- 
gebäudes mit  Tierställen,  Räumen  für  Eis-  und  Futtervorräte 
und  eines  Raumes  zur  Unterbringung  der  Speisewagen  eine 
nachträgliche  Ergänzung. 

Auf  dem  Wirtschaftshofe  des  landwirtschaftlichen  Ver- 
suchsfeldes sind  ein  Schuppen  für  Häcksel  und  Spreu  und  ein 
Schuppen  für  Wagen  und  Torfstreu  errichtet  worden. 

2.  Kapitalien. 

Das  Vermögen  der  Universität  betrug  am  Schlüsse  des 

Etats-Jahres  1902    593  275,00  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken   293  100,oo  M., 

in  Wertpapieren   300  175,oo 

593  275,00  M. 

Die  Stiftungs- Fonds  der  Universität  weisen  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1902  ein  Vermögen  von   67  365  M. 

nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken   23  340,oo  MM 

in  Wertpapieren   44025,oo  * 


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102 


Ausserdem  besitzt  der  v.  Hacke  mann  sehe  Professoren- 
Witwen -Pensions  -  Fonds  an  Ländereien  36  ha  43  a  90  qm, 
welche  im  Etats-Jahre  1902  einen  Pachtzins  von  3836,oo  Mark 
und  an  Jagdpachtgeldern  136,86  Mark  eingebracht  h&ben. 

Das  Vermögen  der  Stipendien -Fonds  betrug  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1902   .'. . .    843  057,1 1  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken  mit   431  100,oo  M., 

in  Wertpapieren  mit   411  400,oo  * 

in  Sparkassenbüchern  mit        557,11  » 

843  057,ii  M. 

Der  Studenten  -  Unterstützungs  -  Fonds  weist  am  Schlüsse 
des  Etats-Jahres  1902  ein  Kapitalvermögen  von.  63  775,oo  M. 
nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken  von   30000  M., 

in  Effekten  von    33  775  . 


VI.  Wichtigere  Ministerial-Erlasse,  Kuratorial- 
schreiben  und  Senatsbeschlüsse. 

1.   Für  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  and  Kuratorialschreiben. 

Durch  Erlaß  vom  29.  März  1902  hat  der  Herr  Minister 
der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinal  -  Angelegenheiten 
genehmigt,  daß  fortan  denjenigen  Studierenden,  welche  sich 
der  ärztlichen  Prüfung  in  der  Sommerperiode  unterziehen 
wollen,  auf  Wunsch  das  Abgangszeugnis  4  Wochen  vor  dem  . 
gesetzlichen  Schlüsse  des  vorangehenden  Wintersemesters  aus- 
gehändigt wird. 

Unter  dem  5.  April  1902  bestimmt  der  Herr  Minister,  daß 
in  Zukunft  bei  denjenigen  Preußen,  welche  sich  dem  Studium 
der  Rechtswissenschaft  an  einer  preußischen  Universität  widmen 
wollen,  als  Nachweis  der  wissenschaftlichen  Vorbildung  für 


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103 


das  akademische  Studium  auch  das  Reifezeugnis  eines  deutschen 
Realgymnasiums  oder  einer  preußischen  Oberrealschule  genügt. 

Nach  einem  Allerhöchsten  Erlaß  vom  8.  April  1002  führt 
die  am  1.  Februar  1833  zur  Belohnung  einer  besonders  aus- 
gezeichneten Hilfsleistung  bei  Rettung  aus  Gefahr  gestiftete 
Auszeichnung  künftig  allgemein  die  Bezeichnung  „Rettungs- 
medaille am  Bande". 

Unter  dem  21.  April  1902  teilt  der  Herr  Universitäts- 
Kurator  die  am  18.  Oktober  1901  in  Kraft  getretenen  Bestim- 
mungen über  die  Entleihung  von  Büchern,  Handschriften, 
Stichen,  Karten  und  Plänen  aus  spanischen  öffentlichen  Biblio- 
theken in  deutscher  Übersetzung  mit. 

Durch  Erlaß  vom  26.  April  1902  hat  sich  der  Herr  Minister 
mit  der  von  dem  akademischen  Senate  beschlossenen  Herab- 
setzung des  Bedarfes  an  einzuliefernden  Promotions-  und 
Habilitationsschriften  einverstanden  erklärt. 

Die  wesentlichsten  Punkte  dieses  Beschlusses  sind: 

1.  Die  Habilitationsschriften  sind  in  Zukunft  vom  Tausch- 
verkehr ausgeschlossen. 

2.  Die  Dozenten  der  Universität,  welche  in  eine  theologisch- 
philosophisch-historische und  in  eine  medizinisch-natur- 
wissenschaftliche Gruppe  geschieden  werden,  erhalten 
nur  die  in  die  betreffenden  Wissensgebiete  gehörenden 
Promotions-  und  Habilitationsschriften,  von  allen  übrigen 
dagegen  das  Titelblatt  mit  Lebenslauf  des  Verfassers 
und  Thesen. 

m 

3.  Von  jeder  der  genannten  Schriften  werden  10  Exemplare 
beim  Universitäts-Sekretär  niedergelegt,  die  auf  Verlangen 
einzelnen  Dozenten  der  anderen  Gruppe  ausgehändigt 
werden  sollen.  Die  übrig  bleibenden  Exemplare  werden 
den  Verfassern  auf  Wunsch  nach  Verlauf  von  4  Wochen 
zurückgegeben.  (Werden  sie  nicht  verlangt,  so  gehen 
sie  in  das  Eigentum  der  Königlichen  und  Universitäts- 
Bibliothek  über.) 

4.  Alle  außerhalb  Breslaus  wohnenden,  nicht  im  Ruhe- 
stande befindlichen  Dozenten  erhalten  keine  der  bezeich- 
neten Schriften. 


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1  Ol 


Durch  Erlaß  vom  22.  Mai  1002  hat  der  Herr  Minister  das 
unterm  1.  Juni  188G  ausgesprochene  Verbot  des  Eintrittes  von 
Studenten  in  polnische  außerhalb  der  Universität  stehende 
Vereine  dahin  ergänzt,  daß  nicht  nur  der  Eintritt  in  solche 
Vereine  als  Mitglieder,  sondern  auch  die  Teilnahme  an  den 
Vereinsversammlungen  und  Sitzungen  als  Gäste  den  Studenten 
bei  Vermeidung  disziplinarischen  Einschreitens  zu  untersagen 
ist.  Gegen  Zuwiderhandlungen  soll  unverzüglich  im  Disziplinar- 
wege vorgegangen  werden. 

Mittels  Erlasses  vom  23.  Juni  1902  übersendet  der  Herr 
Minister  eine  „Darlegung  über  die  höheren  Mädchenschulen  in 
Rußland1'  zur  Kenntnis  und  Beachtung.  Da  nach  dieser  die 
Bildung  einer  Russin,  welche  das  Reifezeugnis  eines  Mädchen- 
gymnasiums einschließlich  der  Ergänzungsklasse  besitzt,  auch 
wenn  ihr  das  Prädikat  einer  Erzieherin  verliehen  ist,  derjenigen 
unserer  Lehrerinnen  nicht  als  gleichwertig  erachtet  werden 
kann,  bestimmt  der  Herr  Minister,  daß  in  Zukunft  Frauen  mit 
solchen  Zeugnissen  zum  Hospitieren  nicht  mehr  zuzulassen 
sind.  Auch  die  Ablegung  einer  besonderen  Ergänzungsprüfung 
im  Lateinischen,  wie  sie  bei  dem  medizinischen  Fraueninstitut 
in  Petersburg  als  genügend  angesehen  wird,  vermag  hieran 
nichts  zu  ändern. 

Unter  dem  26.  Juli  1902  macht  der  Herr  Minister  darauf 
aufmerksam,  daß,  wie  bisher,  die  Reife  für  die  Prima  einer 
Oberrealschule  für  die  Zulassung  zur  zahnärztlichen  Prüfung 
nicht  genügt. 

Durch  Schreiben  vom  27.  Juli  1902  hat  sich  der  Herr 
Kurator  mit  dem  Beschlüsse  des  akademischen  Senates,  in 
Zukunft  die  Promotionen  nur  in  der  Aula  Leopoldina  abzu- 
halten, einverstanden  erklärt. 

Im  Auftrage  des  Herrn  Ministers  hat  der  Herr  Kurator 
darauf  hingewiesen,  daß  Unterstützungsgesuche  von  Beamten 
nur  dann  befürwortend  vorzulegen  sind,  wenn  eine  unver- 
schuldete, z.  B.  durch  längere  Krankheit  hervorgerufene  be- 
sondere Notlage  des  Betreffenden  vorliegt,  deren  Behebung 
nur  durch  Gewährung  einer  außerordentlichen  Unterstützung 
bewirkt  werden  kann. 


/ 

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10.-) 


Durch  Erlaß  vom  25.  August  1902  teilt  der  Herr  Minister 
die  vom  Königlichen  Staatsministerium  am  3.  Juni  d.  J.  ge- 
gebenen Vorschriften  über  die  Vernichtung  der  Rechnungen 
und  Kassenbücher,  sowie  der  Beläge  berichtigter  Rechnungen 
bei  den  staatlichen  Kassen  mit. 

Unter  dem  26.  August  1902  hat  der  Herr  Minister  be- 
stimmt, daß  den  Hospitanten  anstelle  des  bisherigen  Hospitanten- 
scheines ein  Erlaubnis-  und  Anmeldeschein  nach  beigegebenem 
Muster  auszustellen  ist.  Gleichzeitig  gibt  derselbe  das  Schema 
zu  einer  den  Hospitanten  auf  besonderen  Antrag  zu  erteilenden 
Abgangsbescheinigung. 

Nach  einem  Erlaß  des  Herrn  Ministers  vom  7.  Oktober  1902 
dürfen  Nichtpreußen  auf  Grund  des  Reifezeugnisses  eines 
deutschen  Realgymnasiums  oder  einer  preußischen  Oberreal- 
schule zum  Rechtsstudium  nur  dann  zugelassen  werden,  wenn 
in  dem  Bundesstaate,  dem  der  Studierende  angehört,  besondere 
Prüfungskommissionen  für  die  erste  juristische  Prüfung  nicht 
bestehen,  die  Ablegung  derselben  vielmehr  zufolge  Obereinkunft 
gemäß  den  Preußischen  Bestimmungen  bei  einer  Preußischen 
Kommission  erfolgt,  ohne  daß  für  die  Zulassung  zu  den  juristischen 
Berufszweigen  hinsichtlich  des  Reifezeugnisses  weitere  Erforder- 
nisse gestellt  werden,  oder  wenn  sich  der  betreffende  Bundes- 
staat dem  Preußischen  Vorgehen  hinsichtlich  der  Zulassung 
der  Realisten  zum  juristischen  Berufe  angeschlossen  hat. 

In  einem  Schreiben  vom  24.  Oktober  1902  ersucht  der 
Herr  Kurator  Etatsanträge  tunlichst  frühzeitig  vorzulegen,  da 
der  hierfür  festgesetzte  Termin  vom  15.  Juni  nur  den  letzten 
Zeitpunkt  zur  Einreichung  dieser  Anträge  darstellt. 

Durch  Beschluß  des  Staatsministeriums  vom  23.  Dezember 
1902  ist  die  Einführung  der  neuen  Rechtschreibung  bei  allen 
Staatsbehörden  vom  1.  Januar  1903  ab  angeordnet  worden. 

Unter  dem  28.  Februar  1903  macht  der  Herr  Minister  darauf 
aufmerksam,  daß  der  Inhalt  des  Passes  eines  russischen 
Studenten  allein  einen  sicheren  Rückschluß  auf  dessen  bis- 
herige Führung  nicht  zuläßt,  da  nach  den  in  Rußland  bestehen- 
den gesetzlichen  Bestimmungen  die  Auslandspässe  russischer 


10G 


Untertanen  selbst  dann  keinen  Vermerk  über  das  Vorleben 
der  Paß-Inhaber  enthalten,  wenn  diese  gerichtlich  oder  im 
Disziplinarwege  bestraft  sein  sollten. 

In  einem  Erlasse  vom  2.  März  1903  macht  der  Herr 
Minister  darauf  aufmerksam,  daß  bei  Bewilligung  ermäßigter 
Eisenbahnfahrpreise  für  Ausflüge  von  Gesellschaften  von  min- 
destens 10  Personen  zu  wissenschaftlichen  und  belehrenden 
Zwecken  die  Freigabe  von  Schnellzügen  lediglich  von  dem 
pflichtmäßigen  '  Ermessen  der  betriebsleitenden  Dienststeilen 
abhängig  ist  und  Beschwerden  wegen  Versagens  der  Schnell- 
zugbenutzung von  dem  Minister  der  öffentlichen  Arbeiten  grund- 
sätzlich ablehnend  beschieden  worden  sind. 

Nach  Mitteilung  des  Herrn  Kurators  vom  20.  März  1903 
hat  der  Herr  Minister  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medi- 
zinalangelegenheiten im  Einverständnis  mit  dem  Herrn  Finanz- 
minister genehmigt,  daß  die  Post  für  Sendungen  der  hiesigen 
Universität  und  deren  Institute,  soweit  diese  Behörden  inner- 
halb der  durch  die  Oder  und  den  Stadtgraben  begrenzten 
inneren  Stadt  ihren  Sitz  haben,  im  Ortsverkehr  unter  An- 
wendung des  Postablösungsvermerks  benutzt  wird,  falls  die 
Empfänger  außerhalb  dieses  inneren  Stadtbezirks  wohnen.  Als 
Ortssendungen  im  Sinne  des  Portoablösungsabkommens  sind 
nur  diejenigen  Sendungen  anzusehen,  welche  innerhalb  der 
Grenzen  der  politischen  Gemeinden  verbleiben,  in  der  die  ab- 
sendende Behörde  ihren  Sitz  hat. 

b.  Senatsbeschlüsse. 

Nachdem  in  der  Sitzung  vom  26.  Juli  1902  der  Rektor  die 
Schwierigkeiten  geschildert  hatte,  welche  in  Bezug  auf  die  zu 
treffenden  Entscheidungen  auf  Gesuche  von  Damen  ohne  hin- 
reichende Vorbildung  um  die  Genehmigung  des  gastweisen 
Besuches  von  Vorlesungen  erwachsen,  erklärte  der  Senat,  daß 
grundsätzlich  nur  solchen  Frauen  ein  Hospitantenschein  ge- 
geben werden  möge,  die  entweder 
a.  das  Reifezeugnis  einer  deutschen  neunklassigen  höheren 

Lehranstalt  (Gymnasium,  Realgymnasium,  Oberrealschule), 

oder 


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107 


b.  das  Zeugnis  über  die  erlangte  Prima-  oder  Obersekunda- 
Reife  von  einer  der  unter  a  bezeichneten  Anstalten,  bezw. 
eine  der  wissenschaftlichen  Reife  für  den  Einjahrig-Frei- 
willigen-Militärdienst entsprechende  Vorbildung,  oder 

c.  das  Zeugnis  über  die  abgelegte  Lehrerinnenprüfung  besitzen. 

In  derselben  Sitzung  bestimmte  der  Senat,  daß  die  Ent- 
scheidung über  die  Frage,  ob  im  einzelnen  Falle  eine  Honorar- 
schuldverhindlichkeit  durch  den  Tod  des  Honorarschuldners 
erloschen  ist,  jetzt  den  Stundungs- Kommissionen  zusteht, 
wogegen  sie  eine  Niederschlagungsbefugnis  nicht  haben.  Die 
bisherige  Praxis,  nach  welcher  die  Fakultäten  die  Nieder- 
schlagung von  Honorarschulden  noch  Lebender  bewilligen, 
kann  unbedenklich  auch  fernerhin  beibehalten  werden. 

Die  Frage,  ob  ein  Studierender  durch  Abmeldung  und 
Rückgabe  der  Erkennungskarte  ohne  gleichzeitige  Entnahme 
des  Abgangszeugnisses  aus  der  akademischen  Disziplinargewalt 
ausscheidet,  wurde  in  der  Senatssitzung  vom  17.  Januar  1903 
dahin  entschieden,  daß  ein  inländischer  Student  nicht  die 
Befugnis  hat,  durch  einfache  Rückgabe  der  Erkennungskarte 
das  akademische  Rürgerrecht  aufzugeben  und  sich  dadurch 
aus  der  Disziplinargewalt  zu  befreien. 

£2.    Für  die  einzelnen  Falcul  tüten • 

Ministerial  -  Erlasse. 

Katholisch -theologische  Fakultät. 
Durch  Erlaß  vom  30.  August  1902  hat  der  Herr  Minister 
der  Fakultät  die  Ermächtigung  erteilt,  bei  Doktordissertationen 
und  Preisarbeiten  im  Einzelfalle  über  die  Wahl  der  Sprache 
—  ob  Deutsch  oder  Lateinisch  —  selbständig  Bestimmung  zu 
treffen. 

Evangelisch -theologische  Fakultät. 
Durch  denselben  Erlaß  hat  der  Herr  Minister  bestimmt, 
daß  die   deutsche  Sprache  fortan  anstelle  der  lateinischen 
Sprache  anzuwenden  ist: 
für  das  Meldungsschreiben  zum  Lizentiaten-  und  Doktorgrad 
und  die  hierbei  einzureichende  Abhandlung, 


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108 


für  die  mündliche  Lizentiaten-  und  Doktorprüfung  und  für 

die  öffentliche  Disputation,  sowie 
für  die  Habilitationsleistungen  (Meldung,  Probevorlesung  und 
Einladung  zur  Antrittsvorlesung). 
Am  9.  Februar  1903  hat  der  Herr  Minister  gestattet,  daß 
in  Zukunft  auch   für  die  Bearbeitung  der  gestellten  Preis- 
aufgaben die  deutsche  Sprache  anstatt  der  lateinischen  Sprache 
zur  Anwendung  kommt. 

Philosophische  Fakultät. 
Unter  dem  30.  August  1902  gestattet  der  Herr  Minister 
für  die  Doktorarbeiten  aus  dem  Gebiete  der  alten  Geschichte 
und  der  orientalischen  Sprachen,  sowie  für  den  Doktoreid  die 
fakultative  Verwendung  des  Deutschen  neben  dem  Lateinischen. 
Die  Sprache  der  Disputation  und  Promotion  ist  von  der  Sprache 
der  Dissertation  abhängig  zu  machen. 


VII.   Universitäts-Ereignisse,  Feierlichkeiten, 
Programme,  Adressen  etc. 

1.   Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse. 

Am  15.  Oktober  1902  fand  in  herkömmlicher  Weise  die 
Übergabe  des  Rektorates  von  Seiten  des  bisherigen  Rektors, 
Prof.  Dr.  Hillebrandt,  an  den  neuge wählten  Rektor,  Geheimen 
Justizrat  Prof.  Dr.  Leonhard  statt.  Nach  Ableistung  des  vor- 
geschriebenen Eides  hielt  dieser  seine  Antrittsrede:  „Der 
Schutz  der  Ehre  im  alten  Rom44. 

Am  21.  Oktober  1902  waren  200  Jahre  seit  der  Stiftung 
der  ehemaligen  Universität  Leopoldina  in  Breslau  verflossen. 
Diesen  Tag  seitens  der  Universität  feierlich  zu  begehen,  hat 
der  Senat  nicht  für  erforderlich  erachtet.  Der  Rektor  des 
neuen  Jahres  hat  jedoch  auf  Wunsch  des  Senates  in  seiner 
Antrittsrede  dieses  Jubiläums  besonders  Erwähnung  getan. 

Bei  der  akademischen  Feier  des  Geburtstages  Sr.  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1903  hielt  der  Professor 
der  Eloquenz  Geheimer  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Foerster  die 
Festrede  über  das  Thema:   „Kaiser  und  Galiläer44. 


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109 


Den  Schluß  der  Feier  bildete  die  alljährlich  stattfindende 
Preisverteilung,  über  die  der  im  Druck  erschienene  bezügliche 
Bericht  das  Nähere  besagt  (siehe  auch  VIII,  3).  Am  Nach- 
mittage fand  wiederum  ein  Festmahl  der  Dozenten  und  Beamten 
statt,  bei  dem  der  Rektor  das  Kaiserhoch  ausbrachte. 

Dem  ordentlichen  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät, 
früheren  Direktor  der  Universitäts-Sternwarte,  Geh.  Reg.-Rat 
Dr.  Galle  wurde  zu  seinem  90.  Geburtstage  am  9.  Juni  1902 
von  seiten  des  akademischen  Senates  ein  Glückwunschschreiben 
übersandt. 

Der  Universität  in  Sydnei  sind  zum  50jährigen  Jubiläum 
am  29.  September  1902  die  Glückwünsche  der  Universität  in 
einem  Schreiben  ausgesprochen  worden. 

Nachdem  der  Herr  Minister  unter  dem  12.  Mai  1902  end- 
gültig genehmigt  hat,  daß  das  an  der  Maxstraße  westlich  der 
Kinderklinik  gelegene  Gelände  als  Turn-  und  Spielplatz  für  die 
Studierenden  hergerichtet  wird,  ist  mit  den  Herstellungsarbeiten 
sofort  begonnen  worden,  so  daß  der  Platz  bereits  am  10.  Oktober 
1902  von  der  Bauverwaltung  dem  Rektor  betriebsfähig  über- 
geben werden  konnte.  Zur  Leitung  bezw.  Beaufsichtigung  des 
Turn-  und  Spielbetriebes  ist  ein  Spielausschuß  gewählt  und 
Professor  Dr.  med.  C.  Parts ch  zum  Spielleiter  bestellt  worden. 
Die  von  dem  Spielleiter  gemachten  „Vorschläge  zur  Einrichtung 
der  akademischen  Turnspiele"  haben  nach  Annahme  durch 
den  Senat  am  24.  März  1903  die  Genehmigung  des  Herrn 
Kurators  gefunden.  Mit  dem  Turnen  soll  Anfang  des  Sommer- 
semesters  1903  begonnen  werden. 

Bei  der  am  26.  Oktober  1902  stattgefundenen  Feier  der 
Eröffnung  der  rechts-  und  staatswissenschaftlichen  Fakultät 
und  der  Erhebung  der  Akademie  in  Münster  zur  Universität 
war  unsere  Hochschule  durch  den  ordentlichen  Professor 
Geh.  Justizrat  Dr.  Fischer  vertreten. 

2.  Programme 

sind  nicht  erschienen. 


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110 


3.  Adressen. 

Dem  germanischen  National museura  in  Nürnberg  wurden 
zum  50jährigen  Jubiläum  am  14.  Juni  1902  durch  nachstehende 
Adresse  die  Glückwünsche  der  Universität  zum  Ausdruck  ge- 
bracht : 

Dem  germanischen  Nationalmuseum  bringt  zur  fünfzig- 
jährigen Gedenkfeier  seiner  Begründung  die  Universität  Breslau 
ihre  wärmsten  Glückwünsche  dar. 

Durch  mancherlei  Gefahren  und  durch  mancherlei  Wand- 
lungen hindurch  hat  das  Nationalmuseum  der  Verwirklichung 
des  Gedankens  gedient,  dem  es  einst  entsprungen  ist,  der 
Schöpfung  eines  gemeinsamen  Mittelpunktes  für  die  weitver- 
zweigten Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  deutschen  Ver- 
gangenheit. Einem  Zeitalter  entstammend,  in  welchem  gemein- 
same Erinnerungen  und  gemeinsame  ideale  Bestrebungen  fast 
das  einzige  Band  zwischen  den  verschiedenen  deutschen 
Stämmen  bildeten,  erst  durch  das  neuerstandene  Deutsche  Reich 
auf  eine  sichere  materielle  Grundlage  gestellt,  spiegelt  das  ger- 
manische Museum  in  seinen  wechselvollen  Schicksalen  die 
Entwicklung  und  Verwirklichung  des  deutschen  Einheits- 
gedankens wieder.  Jetzt  steht  es  festgegründet  da,  der  Stadt, 
die  ein  unvergleichliches  Bild  von  der  Blüte  altdeutschen 
Bürgertums  festgehalten  hat,  harmonisch  eingefügt  als  ein 
Schatzhaus  der  Kultur  unserer  Vorzeit.  Dem  Altertums-  und 
Kunstforscher,  dem  Historiker  und  dem  Germanisten,  jedem 
bieten  seine  Sammlungen  in  ihrer  Verschiedenartigkeit  ein 
reiches  Studienmaterial;  in  ihrer  Vereinigung  zu  einem  wohl- 
gegliederten Ganzen  mahnen  sie  an  den  fruchtbaren  Zusammen- 
schluß jener  Einzeldisziplinen  unter  dem  gemeinsamen  Zeichen 
der  deutschen  Altertumswissenschaft. 

So  nehmen  die  deutschen  Hochschulen,  so  nimmt  auch 
die  Universität  der  alten,  einst  durch  mannigfache  Kultur- 
beziehungen gerade  mit  Nürnberg  verknüpften  Oderstadt  leb- 
haften Anteil  an  dem  germanischen  Museum  und  seinem  Ehren- 
tage. Möge  die  nationale  Anstalt  in  derselben  kräftigen  Ent- 
wicklung, welche  das  erste  halbe  Jahrhundert  seines  Bestehens 
ausgezeichnet    hat,    fortschreiten    zu    immer  umfassenderer 


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111 


Lösung  der  großen  Aufgabe,  die  Wissenschaft  von  der  deutschen 
Nation  zu  fördern  und  zu  mehren,  weitesten  Kreisen  unseres 
Volkes  den  Sinn  zu  erschließen  für  die  ehrwürdige  Kultur 
deutscher  Vorzeit. 

Breslau,  den  14.  Juni  1002. 

Rektor  und  Senat  der  Königlichen  Universität. 

Der  Universität  in  Christiania  ist  zu  der  vom  5.-7.  Sep- 
tember 1902  stattgefundenen  Feier  des  100.  Geburtstages  von 
Nicolaus  Heinrich  Abel  eine  Tabula  gratulatoria  folgenden 
Wortlautes  übersandt  worden: 

Q.  F.  F.  F.  Q.  S. 
INCLVTISSIMAE  VNIVERSITATI 
REGIAE  FRIDERICIANAE  CHRISTIANIENSI 
ALMAE  MATRI 
PER  DIES  V  VSQVE  AD  VII  MENSIS  SEPTEMBRIS 
SOLLEMNITER  CELEBRANTI 
DIEM  QVO  ANTE  HOS  CENTVM  ANNOS  NATVS  EST 

FILIVS  MAGNVS 
NICOLAVS  HENRICVS  ABEL 
EMINENS  ILLE  INTER  INGENIA  MATHEMATICA.  OMNIVM 
AETAT VM  ADMIRABILI  SAGACITATE  ET  AMPLITVD1NE 

AN1MI 

QVI  BREVI  VITAE  SPAT10  CONCESSO  NON  SOLVM  IN 
ALGEBRA  ATQE  IN  DIFFICILLIMIS  PARTIBVS  ANALYSIS 
SVBLIMIORIS  NOVOS  EOSQVE  LATISSIMOS  CAMPOS 

APER  VIT 

SED  ETIAM  IN  PR1MIS  CONTVL1T  VT  SEVERIORES 
METHODI  IN  ANALYSI  ADHIBERENTVR 
EX  ANIMI  SENTENTIA  GRATVLATVR 
OMNIA  FAVSTA  EXOPTANS 
VNIVERSITAS  VRATISLAVIENSIS 
INTERPRETE 
ALFREDO  HILLEBRANDT 

H.  T.  RECTORE 
ET  SENATV  ACADEMICO. 
DABAMVS  DIE  V  MENSIS  AVGVSTI  ANNI  MCMII. 


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112 


Der  Bodleianischen  Bibliothek  zu  Oxford  wurde  zur  Drei- 
liundertjahrfeier  am  8.  und  9.  Oktober  1902  von  dem  als  Ver- 
treter der  Universität  entsandten  ordentlichen  Professor  in  der 
juristischen  Fakultät,  Geh.  Justizrat  Dr.  Brie  folgende  Glück- 
wunschadresse überreicht: 

lnclutissimae  Universitati  Oxoniensi 
diebus  VIII  et  IX  mensis  Octobris  anni  MDCCCCII 
natalicia  bibliothecae  ante  hos  CCC  annos  a  Thoma  Bodleio 

instauratae 

quae  thesauros  omnium  fere  litterarum  cum  typis  impressos 
tum  manu  scriptos  condendoconditosque  scrutaturis  liberalissirae 
promendo  ad  incrementum  studiorum  orbis  litterati  mirum 

quantum  contulit 
simulque  memoriam  fundatoris  illius  pie  ac  sollemniter 

celebranti 
omnia  fausta  exoptans 
ex  animi  sententia 
gratulantur 

Rector  et  Senatus  Universitatis  Vratislaviensis. 

Der  JJniversität  in  Jurjew  (Dorpat)  wurden  die  Glück- 
wünsche zur  Hundertjahrfeier  am  12.  Dezember  1902  in  einer 
Tabula  gratulatoria  übermittelt,  welche  lautete: 

Q.  F.  F.  F.  Q.  S. 
ILLVSTRISSIMAE  ATQVE  INCLVTISSIMAE 
ÜTTERARVM  VN1VERSITATI 
CAESAREAE  IVRIEVENSI  OLIM  DORPATENSI 
SCIENTIARVM  PER  BALTICAS  PROVINCIAS  VINDICI 

ACERRIMAE 

ET  PRAECEPTORVM  CORONA  SPLENDIDISS1MAE 
ALMAE  MATRI  FERACISSIMAE  COMMILITONVM 
QVI  POSTEA  VEL  SVIS  QVISQVE  STVDIIS  SCIENTIAM 
PROMOVERVNT  VEL  CONTIONATORVM  MVNERIBVS 
FORTITER  OBEVNDIS  DE  ECCLESIA  EVANGELICA 
LVTHERANORVM  OPTIME  MERVERVNT  VEL  IN  REBVS 
PVBLICIS  ADMINISTRANDIS  PATRIAE  OPERAM  EGREGIAM 
NAVAVERVNT  VEL  SALVTI  AEGROTANTIVM  FIDE  ATQVE 


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113 


SOLLERTIA  PROBATISSIMA  CONSVLVERVNT  VEL  ARTE 
IWENTVTIS  GYMNASIORVM  BOxNIS  ARTIBVS  IMBVENDAE 

EM1NVERVNT 
SACRA  SAECVLARIA 
DIE  X1I/XXV  MENSIS  DECEMBRIS  CELEBRANTI 
SALVTEM  ATQVE  1NCREMENTVM  EXOPTANS 

GRATVLATVR 
VNIVERSITAS  VRATISLAVIENSIS 
INTERPRETE 
RVDOLPHO  LEONHARD 
HOC  TEMPORE  RECTORE 
ET  SENAT V  ACADEMICO. 
P.  P.  VRATISLAVIAE 
DIE  XII  MENSIS  DECEMBRIS  ANNI  MCMII. 


VIII.  Studierende. 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1902: 

a.   Immatrikulierte  Studierende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben    1261 

Neu  hinzugekommen    552 

zusammen  1813 

Davon  zählte: 

die  evangelisch  -  theologische  i  Deutsche   64 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  65 

die   katholisch  -  theologische  {  Deutsche  ....  826 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  -_  326 

,.    .    ...    ,     „  ,  |  Deutsche  ....  531 

die  juristische  Fakultät          <  XT.  a 

y  Nichtdeutsche  2_  533 

die  medizinische  Fakultät . . .  i  ^eu^scne  *  •  •  • 

l  Nichtdeutsche  9_  229 

8 


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114 


•ö  c  ^ 

Oh 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugnis  der  Reife  434 

b.  Deutsche  ohne  Zeugnis  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  Oktober  1879   192 


Deutsche   626 

c.  Nichtdeutsche   34  660 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schließlich 65  Hörerinnen)   154 

Die  Gesamtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1967 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatrikulierten  Studierenden   1796 

von  den  Hospitanten   151 

zusammen  1947 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensiert: 
in  der  evangelisch  -  theologischen  Fakultät  1,    in  der 
katholisch  -  theologischen   Fakultät   3,    in  der 
juristischen  Fakultät  5  und  in  der  philosophischen 

Fakultät  8,  zusammen   17 

Von  den  Hospitantenscheinen  haben  3  Hörer  keinen  Ge- 
brauch gemacht. 

Winter-Semester  1902/03: 
a.    Immatrikulierte  Studierende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1272 

Neu  hinzugekommen     468 

zusammen    1 740 

Davon  zählte: 

die    katholisch  -  theologische  f  Deutsche   250 

Fakultät  (  Nichtdeutsche  1_  251 

die  evangelisch  -  theologische  i  Deutsche  ....  62 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  63 

die  juristische  Fakultät .  . . .  (  Deuts°he  ' ' ' '  558 

J  l  Nichtdeutsche  —  558 

die  medizinische  Fakultät . . .  (  Pf^f^6. '  7      ^  ™. 

I  Nichtdeutsche       8  204 


115 


o 

u 

'S   O  ^ 

5  £ 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugnis  der  Reife  444 

b.  Deutsche  ohne  Zeugnis  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  Oktober  1879   190 

Deutsche   631 

c.  Nichtdeutsche   30  664 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schließlich 114  Hörerinnen)   243 

Die  Gesamtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1983 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatrikulierten  Studierenden   1721 

von  den  Hospitanten   236 

zusammen  1957 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensiert: 
in  der  katholisch  -  theologischen  Fakultät    1,    in  der 
evangelisch  -  theologischen   Fakultät  2,    in  der 
juristischen  Fakultät  6  und  in  der  philosophischen 

Fakultät  10,  zusammen   19 

Von  den  Hospitantenscheinen  haben  7  Hörer  keinen  Ge- 
brauch gemacht. 

2.   Beteiligung  an  den  Vorlesungen. 

a.   Es  haben  Inskriptionen  stattgefunden: 

1.  bei  der  evangelisch-theologischen  Fakultät 

im  Sommer-Semester  1902: 
zu  16  theol.  Privatvorlesungen   205 

5  *     öffentlichen  Vorlesungen   174 

6  '      seminaristischen  Übungen   70 

im  Winter-Semester  1902/03: 

zu  16  theol.  Privatvorlesungen   203 

*  6     *     öffentlichen  Vorlesungen   120 

*  6     *      seminaristischen  Übungen   61 

2.  bei  der  katholisch-theologischen  Fakultät 

im  Sommer-Semester  1902: 
zu  13  theol.  Privatvorlesungen   1460 

*  10     *     öffentlichen  Vorlesungen   853 

s* 


116 


zu  4  theol.  seminaristischen  Übungen   194 

im  Winter-Semester  1902/03: 

zu  13  theol.  Privatvorlesungen   1058 

«  12     *      öffentlichen  Vorlesungen   1022 

4     *      seminaristischen  Übungen   163 

3.  bei  der  juristischen  Fakultät 

unter  Einschluß  der  staatswissenschaftlichen  Disziplinen 


im  Sommer-Semester  1902: 

zu  28  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2131 

*    6   «       *         *       öffentlichen  Vorlesungen   558 

3   »                 *       seminaristischen  Übungen  ....  112 
im  Winter-Semester  1902/03: 

zu  26  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2192 

3           *         •       öffentlichen  Vorlesungen   319 

3    »                 ■        seminaristischen  Übungen  ....  182 

4.  bei  der  medizinischen  Fakultät 
im  Sommer-Semester  1902: 


zu  59  medizinischen  Privatvorlesungen   1491 

-  29  >  öffentlichen  Vorlesungen  . .  719 

im  Winter-Semester  1902/03: 
zu  53  medizinischen  Privatvorlesungen   1361 

-  36  *  öffentlichen  Vorlesungen  . .  597 

5.  bei  der  philosophischen  Fakultät 
im  Sommer-Semester  1902: 

zu  134  Privatvorlesungen   4189 

*    48  öffentlichen  Vorlesungen  . . .  1777 

29  Seminarien    657 

im  Winter-Semester  1902/03: 

zu  124  Privatvorlesungen   4388 

41  öffentlichen  Vorlesungen...  1614 

30  Seminarien   658 

1.  Von  seiten  der  Studierenden  der  evangelisch-theolo- 
gischen Fakultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1902  bei  einer  Anzahl  von  65  Hörern 

zu  16  theol.  Privatvorlesungen   205  Inskriptionen, 

*    5     *      öffentlichen  Vorlesungen   174  * 


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117 


zu  6  theol.  seminaristischen  Übungen. .. .      70  Inskriptionen, 

*  außerfachlichen    (philos.,  historischen, 

literar.,  philologischen)  Vorlesungen  62 
(9  private,  17  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1902/03  bei  einer  Anzahl  von  63  Hörern 

zu  16  theologischen  Privatvorlesungen  ....  203  Inskriptionen, 

6     *     öffentlichen  Vorlesungen   120 

*  6     -     seminaristischen  Übungen   61 

'  außerfachlichen  Vorlesungen   71 

(13  private,  18  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  der  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1902  (Zahl  65): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,15  Inskriptionen, 

*  *       «      öffentlichen  Vorlesungen ...  2,68  * 
*       *      seminaristischen  Übungen. .  1,08 

*  «   außerfachlichen  Vorlesungen   0,9  5  * 

im  Winter-Semester  1902/03  (Zahl  63): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,2  2  Inskriptionen, 

*     öffentlichen  Vorlesungen ...  1,90 

*  *       *      seminaristischen  Übungen . .    0,9  7 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   1,13 

2.  Von  seiten  der  Studierenden  der  katholischen  Theologie 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1902  bei  einer  Anzahl  von  326  Hörern 

zu  13  theol.  Privatvorlesungen   1460  Inskriptionen, 

«  10     >      öffentlichen  Vorlesungen   853 

«    4     *      seminaristischen  Übungen ...  194 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   282 

(30  private,  24  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1902/03  bei  einer  Anzahl  von  251  Hörern 

zu  13  theol.  Privatvorlosungen   1058  Inskriptionen, 

*  12     *      öffentlichen  Vorlesungen   1022 

*  4  seminaristischen  Übungen. .. .    163  * 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   172 

(29  private,  16  öffentliche). 


118 


Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1902  (Zahl  326): 
zu  den  theol.  Privat  Vorlesungen   4,48  Inskriptionen, 

*  -       *     öffentlichen  Vorlesungen     .  2,62 

•  *     seminaristischen  Übungen..  0,62 

*  *   außerfachlichen  Vorlesungen   0,87  * 

im  Winter-Semester  1902/03  (Zahl  251): 
zu  den  theol.  Privatvorlesungen    4,22  Inskriptionen, 

*  *       *     öffentlichen  Vorlesungen  . . .  4,07 

*  *       s      seminaristischen  Übungen..    0,6  5 

<■    außerfachlichen  Vorlesungen   0,6  8  - 

3.  Von  seiten  der  Studierenden  der  juristischen  Fakultät 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1902  bei  einer  Anzahl  von  533  Hörern 
zu  28  juristischen  Privatvorlesungen   2131  Inskriptionen, 

*  6         *  öffentlichen  Vorlesungen  558 

3         *         seminar.  Übungen   112  • 

»  außerfachlichen  Vorlesungen   240 

(9  private,  27  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1902/03  bei  einer  Anzahl  von  558  Hörern 
zu  26  juristischen  Privatvorlesungen   2192  Inskriptionen, 

*  3  *  öffentlichen  Vorlesungen  319 
-    3        «         seminar.  Übungen   182 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   420 

(25  private,  30  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1902  (Zahl  533): 
zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   3,99  Inskriptionen, 

*  •  •  öffentl.  Vorlesungen  . .  1,05 

*  *  seminar.  Übungen          0,2 1 

*  *    außerfachlichen  Vorlesungen   0,4  6 

im  Winter-Semester  1902/03  (Zahl  558): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   3,92  Inskriptionen, 

öffentl.  Vorlesungen  . .    0,5  7 
«    *  »  seminar.  Übungen   0,33 

*  *   außerfachlichen  Vorlesungen   0,75 


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119 


4.  Von  Studierenden  der  medizinischen  Fakultät  haben, 
wenn  die  von  ihnen  gehörten  obligatorischen  naturwissen- 
schaftlichen Vorlesungen  zu  den  medizinischen  gezählt  werden, 
stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1902  bei  einer  Anzahl  von  229  Hörern 
zu  59  Privatvorlesungen   1491  Inskriptionen, 

*  29  öffentlichen  Vorlesungen   719  * 

im  Winter-Semester  1902/03  bei  einer  Anzahl  von  204  Hörern 

zu  53  Privat  Vorlesungen   1361  Inskriptionen, 

*  30  öffentlichen  Vorlesungen  ?   597 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden  : 

im  Sommer-Semester  1902  (Zahl  229): 
zu  den  Privatvorlesungen    6,6i  Inskriptionen 

*  s     öffentlichen  Vorlesungen   3,m  * 

im  Winter-Semester  1902/03  (Zahl  204): 
zu  den  Privat  Vorlesungen   6,6  7  Inskriptionen, 

*  •    öffentlichen  Vorlesungen   2,9  3 

5.  Von  seiten  der  Studierenden  der  philosophischen  Fa- 
kultät haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1902  bei  einer  Anzahl  von  660  Hörern 

zu  134  Privatvorlesungen   4189  Inskriptionen, 

*  48  öffentlichen  Vorlesungen   1777 

«    29  Seminarien   657  * 

Aufterfachliche  Vorlesungen  sind  in  der  philosophischen 
Fakultät  in  der  Regel  solche,  die  einem  vom  Spezialfache  ver- 
schiedenen Fache  dieser  Fakultät  selbst  angehören: 

im  Winter-Semester  1002/03  bei  einer  Anzahl  von  664  Hörern 


zu  124  Privatvorlesungen   4388  Inskriptionen, 

»    41  öffentlichen  Vorlesungen   1614  * 

»  30  Seminarien   658  * 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden : 

im  Sommer-Semester  1902  (Zahl  660): 

zu  den  Privat  Vorlesungen   6,35  Inskriptionen, 

«   öffentlichen  Vorlesungen   2,44  * 

*    »   Seminarien   0,99 


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120 


im  Winter-Semester  1902/03  (Zahl  664): 

zu  den  Privatvorlesungen   6,62  Inskriptionen, 

*     »    öffentlichen  Vorlesungen    2,43  * 

«   Seminarien   0,99 

3.   Losungen  von  Preisaufgaben. 

Bei  der  Preisverteilung  am  Geburlstage  Seiner  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1903  haben  folgende 
Studierende  nach  dem  hierüber  besonders  erschienenen  ge- 
druckten Berichte  der  Fakultäten  Preise  und  Anerkennungen 
erhalten : 

von  der  katholisch-theologischen  Fakultät: 

der  Stud.  theol.  cath.  Alphons  Steinmann  aus  Moritzberg 

in  Hannover  den  vollen  Preis, 
der  Stud.  theol.  cath.  Paul  Karge  aus  Läwitz,  Kreis  Guben, 

einen  halben  Preis  und 
der  Stud.  theol.  cath.  Augustinus  Bürger  aus  Kühschmalz. 

Kreis  Grottkau,  eine  öffentliche  Belobigung; 

von  der  juristischen  Fakultät: 

der  Stud.  jur.  Josef  Parts ch  aus  Breslau  und 
•    Bruno  Doramer  aus  Inowrazlaw 
je  den  vollen  Preis; 

von  der  medizinischen  Fakultät: 

der  Stud.  med.  Hermogenes  Ziesche  aus  Breslau  den  vollen 
Preis ; 

von  der  philosophischen  Fakultät: 
der  Stud.  phil.  Arnold  Klein  aus  Düna  Földvar  in  Ungarn 

den  vollen  Preis, 
der  Stud.  phil.  Ernst  Lewy,  z.  Zt.  in  Leipzig,  und 
die  Hospitantin  Frl.  Johanna  Gruber  aus  Breslau  je  einen 

halben  Preis. 

4.   Vereine  und  Verbindungen. 

Für  das  Berichtsjahr  sind  folgende  Veränderungen  zu  ver- 
zeichnen: 

Es  sind   ausgeschieden:    das  Korps  Lusatia   und  der 


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121 


akademisch-historische  Verein,  welche  sich  im  Sommersemester 
1902  bis  auf  weiteres  suspendiert  haben,  und  die  akademische 
Gesellschaft  für  jüdische  Geschichte  und  Literatur,  die  sich  im 
Mai  1902  aufgelöst  hat. 

Wieder  aufgetan  hat  sich  der  akademisch-historische  Ver- 
ein zu  Anfang  des  Wintersemesters  1902/03  (siehe  oben). 

Neugebildet  hat  sich  die  katholische  Studentenverbindung 
Franco-Borussia  mit  Beginn  des  Sommersemesters  1902. 

5.   Akademische  Disziplin. 

Von  der  akademischen  Disziplinarbehörde  bezw.  von  dem 
Rektor  allein  wurden  wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung 
des  akademischen  Lebens  bestraft: 

a.  Im  Sommersemester  1902: 

1  Studierender  mit  der  Entfernung  von  der  Universität  (Con- 

silium  abeundi), 

2  Studierende  mit  der  Androhung  der  Entfernung  von  der 

Universität  (Unterschrift  des  Consilium  abeundi), 
1  Studierender  mit  7  Tagen  Karzer, 
1  *  =   4      *         '  , 

1  *  *   2      »         *  , 

3  Studierende  mit  je  1  Tage  Karzer  und 

2  *  1  Verweise. 

b.  Im  Wintersemester  1902/03. 

1  Studierender  mit   5  Tagen  Karzer, 
5  Studierende  mit  je  3 

2  -  *     s  2      *  * 

2  *  *     *  1  Tage        *  und 

1  Studierender  mit  1  Verweise. 


IX.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuernngen. 

Von  der  juristischen  Fakultät  wurden: 

der   Senatspräsident    am    Oberlandesgericht  Breslau, 
Geheimer  Oberjustizrat  Albert  Knauf  und 


122 


der  ordentliche  Honorar-Professor  an  der  hiesigen  Uni- 
versität, Oberlandesgerichtsrat  Arthur  Engelmann 

am  7.  Februar  1903  zu  Doktoren  beider  Rechte  hon.  causa; 
von  der  medizinischen  Fakultät: 

der  Geheime  Oberbaurat  im  Ministerium  der  öffentlichen 
Arbeiten  Georg  Thür  aus  Berlin  am  6.  Mai  1902 
zum  Doktor  der  Medizin  und  Chirurgie  hon.  causa  und 
von  der  philosophischen  Fakultät: 

der  Fabrikbesitzer  und  Handelsrichter  Max  Wisskot t 
aus  Breslau  am  2.  Juni  1902, 

der  Königliche  Provinzial-Schulrat  Theodor  Thalheim 
aus  Breslau  und 

der  ordentliche  Professor  in  der  juristischen  Fakultät 
der  Universität  Leipzig  Dr.  jur.  Ludwig  Mitteis 

am  28.  Juli  1902  zu  Doktoren  der  Philosophie  hon.  causa 
promoviert. 

Das  Diplom  wurde  erneuert  infolge  des  50  jährigen  Doktor- 
jubiläums: 

von  der  medizinischen  Fakultät: 
dem  Arzte  Dr.  med.  Ludwig  Weidner  aus  Hirschberg. 

2.  Promotionen  anf  Grund  von  Dissertationen  und 

Prüfungen. 

I.  Von  der  katholisch-theologischen  Fakultät  wurden  promoviert: 

1.  Jlgner,  Karl,  aus  Leoberg,  6.  Juni  1902:  „In  S.  Antonini 
Archiepiscopi  Florentini  O.  Pr.  sententias  de  Valore  et 
de  pecunia  Commentarius.    I.  Teil." 

2.  Funke,  Bernhard,  aus  Paderborn,  10.  März  1903: 
„Grundlagen  und  Voraussetzungen  der  Satisfaktionstheorie 
des  heil.  Anselm  von  Canterbury.   I.  Teil." 

3.  Plinski,  Johannes,  aus  Löbsch  W./Pr.,  14.  März  1903: 
„Die  Probleme  historischer  Kritik  in  der  Geschichte 
des  ersten  Preußenbischofs,  zugleich  ein  Beitrag  zur 
Geschichte  des  deutschen  Ritterordens." 

II.    Von  der  juristischen  Fakultät  wurden  promoviert: 
1.  Wachsmann,  Oskar,  aus  Breslau,  14.  Mai  1902:  „Der 
Begriff  des  Gewohnheitsrechts." 


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123 


2.  Sintenius,  Gustav,  aus  Breslau,  28.  Mai  1902:  „Der 
simulierte  Prozeß.44 

3.  Riess,  Ernst,  aus  Breslau,  23.  Juli  1902:  „Der  Anspruch 
des  Berechtigten  aus  Rechtshandlungen  eines  Unbe- 
rechtigten." 

4.  Schatzky,  Georg,  aus  Breslau,  23.  Juli  1902:  „Der 
Berichtigungsantrag  des  Vollstreckungsgläubigers  bei 
nicht  gebuchtem  Eigentum  des  Schuldners." 

5.  Sturm,  Friedrich,  aus  Breslau,  25.  Juli  1902:  „Die 
strafrechtliche  Verschuldung." 

6.  Riess,  Alfons,  aus  Breslau,  29.  November  1903:  „Die 
Mitwirkung  des  Bundesrats  und  des  Reichstags  bei  Ab- 
schluß und  Inkraftsetzung  von  Staatsverträgen  des 
Deutschen  Reiches." 

7.  Hedemann,  Justus  Wilhelm,  aus  Breslau,  13.  De- 
zember 1902:  „Die  Entwickelung  der  Lehre  vom  Ver- 
gleichsirrtum im  gemeinen  Recht." 

8.  Thiel,  Richard,  aus  Breslau,  15.  Dezember  1902: 
„Das  Pflichtteilsrecht  der  entfernteren  Abkömmlinge  des 
Erblassers  nach  dem  Deutschen  Bürgerlichen  Gesetz- 
buche." 

9.  Warschauer,  Felix,  aus  Posen,  19.  Dezember  1902: 
„Der  Tatbestand  des  Annahmeverzuges  nach  gemeinem 
Recht  und  dem  Bürgerlichen  Gesetzbuche." 

10.  Krzyiankiewicz,  Wladimir,  aus  Wronke  i.  Posen, 
9.  Januar  1903:  „Der  Irrtum  im  Motiv  beim  Vergleich. 
Nach  römischem  und  gemeinem  Recht." 

11.  Perls,  Friedrich,  aus  Breslau,  29.  Januar  1903: 
„Die  Bestimmtheit  der  Hypothekenschuld." 

12.  vonHobe-Gelting, Siegfried,  ausGelting,  3. März  1903: 
„Die  Rechtsfähigkeit  der  Mitglieder  religiöser  Orden  und 
ordensähnlicher  Kongregationen  nach  kanonischem  und 
deutschem  Recht." 

13.  Meyer,  Karl,  aus  Hirschberg,  7.  März  1903:  „Die 
Haftung  des  Verkäufers  für  eine  Verschlechterung  der 
Kaufsache  nach  Abschluß  des  Kaufvertrages  nach  dem 
Rechte  des  B.  G.-B." 


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124 


14.  Riedinger,  Paul,  aus  Hirschberg,  9.  März  1903;  „Die 
rechtliche  Stellung  des  Gerichtsvollziehers." 

III.    Von  der  medizinischen  Fakultät  wurden  promoviert: 

1.  Ullrich,  Karl,  aus  Kreuzburg  O/S.,  29.  April  1902: 
„Neun  Fälle  von  Tetanus.  Ein  Beitrag  zur  Antitoxin- 
behandlung dieser  Krankheit.44 

2.  Loe  wen  stein,  Hans,  aus  Wilhelmsheim,  2.  Mai  1902: 
„Klinisch-statistische  Beiträge  zur  Puerperalfieberfrage.4' 

3.  Kiewe,  Leo,  aus  Graudenz  W./Pr.,  3.  Mai  1902:  „Unter- 
suchungen über  die  Auslösbarkeit  des  Hustens  und  über 
das  Fehlen  des  Würgreflexes  bei  gesunden  und  neuro- 
pathischen  Kindern.44 

4.  Böhm,  Walter,  aus  Tost  O/S.,  24.  Mai  1902:  „Über 
die  manuelle  Placentarlösung.44 

5.  Hirt,  Ludwig,  aus  Breslau,  24.  Mai  1902:  „Zur 
Kenntnis  der  Zwillingsschwangerschaft.44 

6.  Schwarz,  Bernhard,  aus  Breslau,  24.  Mai  1902: 
„Über  Retropharyngealabszeß  bei  Erwachsenen.44 

7.  Alter,  Wilhelm,  aus  Brieg,  30.  Mai  1902:  „Zur 
Pathologie  und  Therapie  der  Querlage.44 

8.  Bieberstein,  Friedrich,  aus  Laurahütte,  30.  Mai  1902: 
„Beitrag  zur  vaginalen  Enfernung  der  Uterusmyome.44 

9.  Silbermann,  Edwin,  aus  Gleiwitz,  4.  Juni  1902:  „Die 
Einleitung  der  Frühgeburt  mittels  Hystereuryse.44 

10.  Riman,  Hans,  aus  Hirschberg  i.  Schi.,  7.  Juni  1902: 
„Die  Endotheliome  des  Utero-vaginal-Schlauches  Er- 
wachsener.'4 

11.  Peiser,  Julius,  aus  Posen,  IG.  Juni  1902:  „Über  die 
Ursachen  des  angeborenen  Klumpfußes.44 

12.  Schirokauer,  Hans,  aus  Berlin,  16.  Juni  1902:  „Der 
traubige  Schleimpolyp  der  Cervix  uteri.44  (Ein  Beitrag 
zur  Lehre  von  den  Geschwülsten  des  Uterus.) 

13.  Trespe,  Richard,  aus  Cöslin,  16.  Juni  1902:  „Beitrag 
zur  Kraurosis  vulvae.44 

14.  Schlesinger,  Eugen,  aus  Breslau,  27.  Juni  1902:  „Über 
die  Beziehungen  zwischen  Schädelgröße  und  Sprach- 
entwicklung.44 


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125 


15.  Hoffmann,  Adolf,  aus  Breslau,  1.  Juli  1902:  „Die 
geburtshilfliche  Bedeutung  der  foetalen  Hydrocephalie." 

16.  Fuchs,  Bernhard,  aus  Ratibor,  2.  Juli  1902:  „Die 
Oberkiefer-  und  Gaumengeschwülste  aus  den  Jahren 
1891—1901  (aus  der  chirurgischen  Universitätsklinik  zu 
Breslau).44 

17.  Paul,  Ludwig,  aus  Insterburg  O/Pr.,  2.  Juli  1902:  „Über 
die  Bedingungen  des  Eindringens  der  Bakterien  der 
Inspirationsluft  in  die  Lungen.44 

18.  Schmidt,  Heinrich,  aus  Breslau,  2.  Juli  1902:  „Beitrag 
zur  diätetischen  und  operativen  Behandlung  der  diabe- 
tischen Gangrän,  sowie  der  senilen  und  der  spontanen 
Gangrän.44 

19.  Fröhlich,  Fritz,  aus  Breslau,  8.  Juli  1902:  „Ein  Fall 
von  Rankenangiom  der  unteren  Extremität.44 

20.  Teuber,  Karl,  aus  Wiese,  Kreis  Neustadt  OS., 
19.  Juli  1902:  „Über  Sehnennähte.44 

21.  Wrobel,  August,  aus  Lipine  O/S.,  19.  Juli  1902:  „Bei- 
träge zur  Kenntnis  der  malignen  Hodengeschwülste.44 

22.  Wittner,  Hugo,  aus  Rosdzin  O/S.,  26.  Juli  1902:  „Ein 
casuistischer  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Chlorzinkver- 
giftung.4* 

23.  Bachmann,  Oskar,  aus  Breslau,  1.  August  1902: 
„Über  den  Wert  der  sogen.  Wehemittel.44 

24.  Breslauer,  Erich,  aus  Breslau,  2.  August  1902: 
„Beiträge  zur  Behandlung  der  .  bösartigen  Kiefer- 
geschwülste.44 

25.  Gaus,  Friedrich,  aus  Braunschweig,  2.  August  1902: 
„Beiträge  zur  Nahrungsaufnahme  und  Nahrungsausnutzung 
des  Neugeborenen.44 

26.  Gildemeister,  Eugen,  aus  Breslau,  2.  August  1902: 
„Beitrag  zur  Kenntnis  der  Mesenterialtumoren.44 

27.  Grospietsch,  Victor,  aus  Breslau,  2.  August  1902: 
„100  Magensaftuntersuchungen  zur  Bestimmung  der 
freien  Salzsäure  und  der  Gesamt-Acidität  unter  normalen 
Verhältnissen  für  Breslau  und  Schlesien.4' 


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12G 


28.  Reich,  Otto,  aus  Breslau,  2.  August  1902:  „Zur 
Methodik  der  Bestimmung  des  Ammoniaks  im  Harn.44 

29.  Ullmann,  Joseph,  aus  Ratibor,  6.  August  1902:  „Über 
die  Beziehungen  kariöser  Zähne  zu  Schwellungen  der 
submaxillaren  Drüsen  bei  Rindern/4 

30.  Kassel,  Wilhelm,  aus  Neisse,  15.  September  1902: 
„Zur  operativen  Behandlung  der  angeborenen  Gaumen- 
spalten.44 

31.  Menschig,  Karl,  aus  Bosatz,  18.  September  1902: 
„Über  die  Contagiosität  des  Krebses.44 

32.  Rauenbusch,  Ludwig,  aus  Berlin,  11.  Oktober  1902: 
„Beiträge  zur  Lokalisation  und  Verbreitungsweise  der 
eitrigen  Peritonitis.44 

33.  Hirschstein,  Ludwig,  aus  Breslau,  14.  Oktober  1902: 
„Über  therapeutisch  verwendete  Silberverbindungen, ins- 
besondere über  Silber-Eiweißverbindungen  mit  spezieller 
Berücksichtigung  der  Silberverbindungen  des  Kaseins.44 

34.  Schaps,  Leo,  aus  Kempen,  16.  Oktober  1902:  „Beiträge 
zur  Lehre  von  der  cyklischen  Albuminurie.44 

35.  Marcus,  Siegfried,  aus  Pinne,  18.  Oktober  1902: 
„Beiträge  zur  Behandlung  der  Aktinomykose,  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  der  Jodkaliumtherapie.44 

36.  Neumann,  Leopold,  aus  Pr.-Friedland,  20. Oktober  1902: 
„Untersuchungen  über  die  Viscosität  des  Sputums  und 
ihre  Beziehung  zum  Husten,  insbesondere  zur  Pertussis.44 

37.  Hepner,  Eberhard,  aus  Breslau,  18.  November  1902: 
„Zur  Diagnostik  und  Therapie  des  inneren  Darm- 
verschlusses.44 

38.  Pohl,  Karl,  aus  Biskupitz-Borsigwerk  O/S.,  6.  De- 
zember 1902:  „Über  Fremdkörper  im  Kehlkopf,  in  der 
Luftröhre  und  in  den  Bronchien.44 

39.  Zickel,  Georg,  aus  Breslau,  2.  Januar  1903:  „Er- 
fahrungen über  Aetiologie  und  Therapie  der  Urinfisteln 
bei  Frauen.44 

40.  Ossig,  Kurt,  aus  Breslau,  6.  Februar  1903:  „Zur 
Pathologie  und  Therapie  der  Revolverschuß  Verletzungen 
des  Kopfes  und  Rumpfes.    Teil  I:  Kopfschüsse.44 


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127 


41.  Löwy,  Alfred,  aus  Glatz,  13.  Februar  1903:  „Die  an 
der  Königl.  chirurgischen  Klinik  Breslau  in  den  Jahren 
1891  bis  April  1901  behandelten  Fälle  von  Hasenscharte.44 

42.  Prausnitz,  Karl,  aus  Hamburg,  14.  Februar  1903: 
„Zum  gegenwartigen  Stande  der  Choleradiagnose  unter 
besonderer  Berücksichtigung  derjenigen  Vibrionen,  deren 
Untersuchung  vom  Choleravibrio  Schwierigkeiten  bereitet." 

43.  Scheffczyk,  Alois,  aus  Gleiwitz,  14.  Februar  1903: 
„Die  Erfolge  der  Osteotomie  bei  Genu  valgum.44 

44.  Kolaczek,  Hans,  aus  Breslau,  24.  Februar  1903:  „Über 
die  Uterusruptur.  Ergebnisse  der  Forschung  der  letzten 
7  Jahre.44 

45.  Strempel,  Alfred,  aus  Breslau,  28.  Februar  1903: 
„Über  die  instrumenteile  Erweiterung  des  Cervix  sub 
partu  nach  Bossi.44 

46.  Hoppe,  Wilhelm,  aus  Breslau,  7.  März  1903:  „Beitrag 
zur  Lehre  von  den  angeborenen  Kreuzsteißbein-Ge- 
schwülsten.44 

47.  Vagedes,  Wilhelm,  aus  Breslau,  13.  März  1903:  „Zur 
Aetiologie  der  Gynatresieen.44 

48.  Tinz,  Josef,  aus  Breslau,  14.  März  1903:  „Über 
Kastration  bei  Osteomalacie.44 

IV.   Von  der  philosophischen  Fakultät  wurden  promoviert: 

1.  Hilka,  Alfons,  aus  Walzen  O/S.,  25.  April  1902:  „Die 
direkte  Rede  als  stilistisches  Kunstmittel  in  den  Romanen 
des  Chrestien  de  Troyes." 

2.  Müller,  Curt,  aus  Breslau,  25.  April  1902:  „Studien 
zur  Geschichte  der  Erdkunde  im  Altertum.44 

3.  Kl  im ke,  Karl,  aus  Neiße,  26.  April  1902:  „Das  volks- 
tümliche Paradiesspiel  und  seine  mitteralterlichen  Grund- 
lagen.44 

4.  Eysen,  Heinrich,  aus  Frankfurt  a./M.,  7.  Mai  1902: 
„Das  Weib  in  den  Werken  des  Michelangelo  Buonarroti." 

5.  Sc  hulte-Bäuminghaus,  Clemens,  aus  Altenessen. 
14.  Mai  1902:  „Über  die  Wirkung  und  den  Verbleib 
einiger  an  Milchkühe  gefütterten  Mineralstoflfverbindungen 
(Eisen,  Calcium,  Chlor,  Phosphorsäure).'4 


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6.  Gössgen,  Waldemar,  aus  Görlitz,  15.  Mai  1902:  „Die 
Mundart  von  Dubraucke:  Ein  Beitrag  zur  Volkskunde 
der  Lausitz." 

7.  Vogt,  Walther,  aus  Breslau,  7.  Juni  1902:  „Die  Wort- 
wiederholung ein  Stilmittel  im  Ortnit  und  Wolfdietrich 
A  und  in  den  mittelhochdeutschen  Spielmannsepen 
Orendel,  Oswald  und  Solman  und  Morolf.    I.  Teil." 

8.  Falck,  Richard,  aus  Landeck  i./Westpr.,  14.  Juni  1902: 
„Die  Kultur  der  Oidien  und  ihre  Rückführung  in  die 
höhere  Fruchtform  bei  den  Basidiomyceten." 

9.  Fischer,  Waldemar,  aus  Berlin,  14.  Juni  1902:  Über 
Lösungen  des  Chromhydroxydes  in  Basen." 

10.  Wolf,  Hans,  aus  Langenbielau,  17.  Juni  1902:  „Beitrag 
zur  Kenntnis  der  Leitfähigkeiten  gemischter  Lösungen 
von  Elektrolyten." 

11.  Harnoth,  Adolf,  aus  Friedersdorf,  21.  Juni  1902: 
„Versuche  über  den  Einfluß  emiger  Futtermittel  auf  die 
Qualität  des  Milchfettes." 

12.  Matschoss,  Alexander,  aus  Bunzlau,  21.  Juni  1902: 
„Die  Luxemburger  Frage  von  1867.    I.  Teil." 

13.  Jander,  Fritz,  aus  Glogau,  28.  Juni  1902:  „Über 
einige  komplexe  Merkurisalze." 

14.  Schwabbauer,  Georg,  aus  Lublinilz,  28.  Juni  1902: 
„Einwirkung  von  Methyl-  und  Aethyl-Amin  auf  Furfurol 
und  Cuminol." 

15.  Bialon,  Oswald,  aus  Nikolai  O/S.,  3.  Juli  1902:  „Über 
die  Einwirkung  von  Anisaldehyd  auf  Chinaldin,  a-Picolin 
und  Aldehydcollidin." 

16.  Knick,  Reinhold,  aus  Breslau,  8.  Juli  1902:  „Über 
die  Kondensation  von  j>-Nitrobenzaldehyd  mit  a-Picolin 
und  ay-Lutidin." 

17.  Sorge,  Reinhard,  aus  Alsbach  bei  Limbach  (Fürsten- 
tum Schw.-R.),  10.  Juli  1902:  „Über  die  Kondensation 
aromatischer  Ketone." 

18.  Marcus,  Willy,  aus  Breslau,  12.  Juli  1902:  „Die  Dar- 
stellung der  französischen  Zustände  in  Montesquieus 
lettres  persanes  verglichen  mit  der  Wirklichkeit." 


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129 


19.  Mebus,  Friedrich,  aus  Neiße,  12.  Juli  1902:  „Studien 
zu  William  Dunbar.'1 

20.  Wallstaff,  Wilhelm,  aus  Breslau,  24.  Juli  1902:  Über 
eine  besondere  Cremonasche  Transformation." 

21.  Schierse,  Bruno,  aus  Breslau,  26.  Juli  1902:  „Das 
Breslauer  Zeitungswesen  vor  1742." 

22.  von  Kowalewsky,  Wladimir,  aus  Kieff  in  Rußland, 
31.  Juli  1902:  „Über  wässerige  Zinnchloridlösung." 

23.  Fox,  Charles  J.  J.,  aus  London,  5.  August  1902:  „Über 
die  Wechselwirkung  zwischen  Salzen  und  Schwefeldioxyd 
in  wässeriger  Lösung." 

24.  Kochan,  Hans,  aus  Görlitz,  5.  August  1902:  „Beiträge 
zur  Kenntnis  der  anodisch  polarisierten  lichtempfindlichen 
Goldelektrode." 

25.  von  Grabski,  Felix,  aus  Sternpowo  in  Russ.-Polen, 
6.  August  1902:  „Über  Kondensationen  von  Chinaldin 
mit  Cuminol  und  Paratolylaldehyd,  ein  Beitrag  zur 
Kenntnis  des  Chinaldyl  a-Stilbazols." 

26.  Lonsky,  Felix,  aus  Frankenstein  i.  Schi.,  6.  August  1902: 
„Zur  Anatomie  des  Darmrohres  und  des  Urogenital- 
systemes  von  Hyrax." 

27.  Lipinski,  Paul,  aus  Ober-Lazisk,  Kreis  Pleß, 
8.  August  1902:  „Über  n-Octylverbindungen." 

28.  Ritter  von  Ostoja  Balicki,  Gustaw  Ludwik,  aus 
Wykoty  in  Galizien,  8.  August  1902:  „Über  die  Konden- 
sationen der  aromatischen  Amine." 

29.  von  Roberti,  Viktor,  aus  Trebnitz,  8.  August  1902: 
„Über  die  Zucht  der  Milchkuh.  Eine  Studie  aus  der 
Praxis." 

30.  Zimmermann,  Walter,  aus  Breslau,  8.  August  1902: 
„Eine  Methode  zur  Berechnung  spezieller  Störungen 
durch  Variation  der  kanonischen  Elemente." 

31.  Dierig,  Wolf  gang,  aus  Oberlangenbielau,  25.  Ok- 
tober 1902:  „Über  den  Einfluß  von  ^-Toluylaldehyd  auf 
a-Picolin  und  a-Methyl-a'-Phenyl-Pyridin." 

32.  Hahn,  Oskar,  aus  Liegnitz,  8.  November  1902: 
„Ursprung  und  Bedeutung  der  Goldenen  Bulle  Karls  IV." 

9 


130 


33.  Kot  he,  Wilhelm,  aus  Habelschwerdt,  8.  November  1902: 
„Kirchliche  Zustände  Straßburgs  im  14.  Jahrhundert." 

34.  Wuth,  Berthold,  aus  Breslau,  22.  November  1902: 
„Über  das  Verhalten  von  Halogensilber  zu  organischen 
Arminbasen." 

35.  Brie,  Friedrich,  aus  Breslau,  13.  Dezember  1902: 
„Die  englischen  Ausgaben  des  Eulenspiegel  und  ihre 
Stellung  in  der  Geschichte  des  Volksbuches." 

36.  Renz,  Karl,  aus  Durlach  in  Baden,  13.  Dezember  190:!: 
„Beiträge  zur  Kenntnis  des  Indiums  und  Thalliums." 

37.  Ollendorf,  Otto,  aus  Breslau,  18.  Dezember  1902: 
„Über  die  Einwirkung  einiger  Aldehyde  auf  a-Phenyl- 
a-Methylpyridin." 

38.  Kühn,  Oskar,  aus  Görlitz,  20.  Dezember  1902: 
„Über  Erwähnung  und  Schilderung  von  körperlichen 
Krankheiten  und  Körpergebrechen  in  altfranzösischen 
Dichtungen." 

39.  Gaebel,  G.  Otto,  aus  Breslau,  14.  Februar  1903:  „Über 
Produkte  der  partiellen  und  totalen  Reduktion  des 
2,6-Dinitrothymolaethyläthers." 

40.  Knauf,  Alfred,  aus  Breslau,  14.  Februar  1903:  „Die 
geographische  Verbreitung  der  Gattung  Cluytia." 

41.  Perlitius,  Ludwig,  aus  Bralin,  Kreis  Gr.- Wartenberg, 
14.  Februar  1903:  „Der  Einfluß  der  Begrannung  auf  die 
Wasserverdunstung  der  Ähren  und  die  Kornqualität44 

42.  Fraenkel,  Georg,  aus  Breslau,  23.  Februar  1903: 
„Niedere  Mythologie  im  mittelhochdeutschen  Volksepos. 
I.  Teil." 

43.  Rosenberg,  Walter,  aus  Hirschberg,  23.  Februar  1903: 
„Der  Kaiser  und  die  Protestanten  in  den  Jahren  1537 
bis  1539." 

44.  Halfpaap,  Gustav,  aus  Breslau,  4.  März  1903:  „Über 
die  Einwirkung  von  m-Xylylenbromid  auf  primäre, 
sekundäre  und  tertiäre  Amine,  sowie  auf  cyansaures 
und  Rhodankalium." 

45.  Will,  Otto,  aus  Guben,  4.  März  1903:  „Die  Tauglich- 
keit und  die  Aussichten  der  englischen  Sprache  als 


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Weltsprache  vom  Standpunkte  der  Sprachwissenschaft 
und  Sprachstatistik." 

46.  Leidicke,  Johann  Wilhelm,  aus  Gohlitz,  10.  März  1903: 
„Beitrage  zur  Embriologie  von  Tropaeolum  majus." 

47.  Oertel,  Felix,  aus  Bernstadt,  10.  März  1903:  „Eine 
Abänderung  der  Poiseuilleschen  Methode  zur  Unter- 
suchung der  inneren  Reibung  in  stark  verdünnten 
wässerigen  Salzlösungen.4' 

48.  Rudorf,  Georg,  aus  London,  14.  März  1903:  „Zur 
Kenntnis  der  Leitfähigkeit  und  inneren  Reibung  von 
Lösungen." 

49.  Dinter,  Albert,  aus  Posen,  18.  März  1903:  „Definitive 
Bahnbestimmung  des  Kometen  1888.  V." 

50.  Loew,  Karl,  aus  Brünn,  18.  März  1903:  „Über  Kon- 
densationen von  Chinaldin  und  Lepidin  mit  einigen 
Aldehyden." 


X.  Nekrologe. 


Julius  Bruck. 

Am  20.  April  1902  verschied  nach  schwerem  Leiden  der 
Privatdozent  in  der  Medizinischen  Fakultät,  Professor  Dr.  med. 
Julius  Bruck,  nachdem  er  31  Jahre  dem  Lehrkörper  der 
Breslauer  Universität  angehört  hatte. 

Geboren  am  6.  Oktober  1840  als  ältester  Sohn  des  um  den 
wissenschaftlichen  Ausbau  der  Zahnheilkunde  sehr  verdienten 
Breslauer  Zahnarztes  Dr.  med.  J.  Bruck  erhielt  der  Verstorbene 
die  ersten  Anregungen  für  seinen  künftigen  Beruf  bereits  in 
frühem  Alter  im  väterlichen  Hause. 

Nach  Absolvierung  der  Schulzeit  auf  dem  Kgl.  Friedrichs- 
Gymnasium  zu  Breslau  widmete  sich  B.  dem  Studium  der 
Zahnheilkunde  auf  den  Universitäten  Breslau,  Berlin,  Bonn 
und  Paris.  Im  Jahre  1858,  im  Alter  von  18  Jahren,  bestand 
er  die  zahnärztliche  Staatsprüfung,  promovierte  1866  in  Erlangen 

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zum  Dr.  med.,  inachte  hierauf  deu  Feldzug  von  1866  im  Gar- 
nisonslazareth  in  Breslau  als  Militärarzt  mit  und  habilitierte 
sich  im  Jahre  1871  auf  Grund  seiner  Arbeit:  „Beiträge  zur 
Histologie  und  Pathologie  der  Zahnpulpa44  als  erster  deutscher 
Privatdozent  für  Zahnheilkunde  in  der  medizinischen  Fakultät 
der  Breslauer  Universität. 

Da  zu  jener  Zeit  an  den  deutschen  Universitäten  der 
zahnärztliche  Unterricht  staatlicherseits  noch  nicht  geregelt 
war,  begründete  Bruck  aus  eigenen  Mitteln  ein  zahnärztliches 
Institut,  welches  mit  der  Universität  in  Verbindung  stand;  aus 
diesem  Institut  sind  mehrere  Hunderte  deutscher  Zahnärzte 
hervorgegangen. 

Gleich  seinem  Vater  legte  Bruck  besonderen  Wert  auf 
den  Ausbau  der  Zahnheilkunde  in  wissenschaftlicher 
Richtung,  er  wollte  seine  Schüler  nicht  nur  zu  technischer 
Vollkommenheit  erziehen,  sondern  er  wies  sie  ganz  besonders 
auf  die  vielfachen  Beziehungen  hin,  welche  die  Erkrankungen 
der  Zähne  und  des  Mundes  zu  anderen  Erkrankungen  des 
menschlichen  Organismus  unterhalten. 

Nachdem  er  durch  18  Jahre  dieses  Institut  geleitet,  hatte 
er  die  Freude,  es  im  Jahre  1890  vom  Staat  übernommen  zu 
sehen.  Bruck  erhielt  an  dem  neuen  Institut  die  Leitung  der 
technischen  Abteilung  und  wurde  zum  Professor  ernannt. 
Sein  zunehmendes  Leiden  zwang  ihn,  die  Institutstätigkeit  im 
Jahre  1895  niederzulegen. 

Trotz  seiner  umfangreichen  praktischen  Tätigkeit,  neben 
der  aufopfernden  Lehrtätigkeit  fand  Bruck  immer  noch 
Zeit,  sich  mit  wissenschaftlicher  Arbeit  zu  beschäftigen.  In 
Gemeinschaft  mit  Waldeyer  stellte  er  eingehende  Unter- 
suchungen über  die  Zahnpulpa  an,  ferner  gab  er  im  Jahre  1870 
einen  Atlas  „Die  angeborenen  und  erworbenen  Defekte  des 
Gesichtes  und  der  Kiefer44  heraus  und  wies  mit  dieser  Arbeit 
der  prothetischen  Zahnheilkunde  neue  Wege.  Durch  die  Ar- 
beiten Mi  ddeldorpfs  über  Galvanokaustik  angeregt,  beschäftigte 
sich  Bruck  ferner  mit  der  Durchleuchtung  der  Körperhöhlen 
und  zwar  mit  solchem  Erfolge,  daß  alle  späteren  Arbeiten  bis 
zur  Einführung  der  elektrischen  Glühlampe  auf  seiner  im  Jahre 


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1:53 


1866  gemachten  Erfindung,  die  er  der  Petersburger  und  Pariser 
Akademie  der  Wissenschaften  persönlich  vorführte,  fußten. 

In  dem  arbeitsreichen  Leben  des  Verstorbenen  fehlte  es 
denn  auch  nicht  an  mannigfachen  äußeren  Anerkennungen. 
Bruck  war  Ehrenmitglied  des  Vereins  schlesischer  Zahnärzte, 
er  besaß  das  Ritterkreuz  des  österreichischen  Franz-Josef- 
Ordens,  den  Kronenorden,  die  Kriegserinnerungsmedaille  etc. 

Sein  liebenswürdiges  und  stets  hilfsbereites  Wesen,  die 
Geradheit  seines  Charakters  haben  ihm  viele  Freunde  erworben; 
seiner  Familie  gegenüber  war  er  der  selbstloseste  und  auf- 
opferndste Gatte  und  Vater. 

Nachdem  zu  seinem  schon  bestehenden  neuralgischen 
Leiden  die  Zuckerkrankheit  getreten  war,  erlahmten  seine  Kräfte 
in  den  letzten  Jahren  allmählich,  und  ein  sanfter  Tod  endete 
nach  langen  und  qualvollen  Leiden,  die  noch  eine  Operation 
nötig  machten,  am  20.  April  1902  das  arbeitsreiche  Leben  des 
ausgezeichneten  Mannes. 

Von  den  Arbeiten  Brucks  seien  genannt: 
Das  Urethroscop  und  das  Stomatoscop.    Breslau  1867. 
Le  Stomatoscope  pour  rendre  diaphanes  les  dents  et  leurs 

parties  adjacentes.    Breslau  1865. 
Die  Krankheiten  des  Zahnfleisches.    Leipzig  1867. 
Die  angeborenen  und  erworbenen  Defekte  des  Gesichtes  und 

der  Kiefer.    Breslau  1870. 
Beiträge  zur  Histologie  und  Pathologie  der  Zahnpulpa.  Breslau 

1871. 

Die  auphorenen  angeborenen  Defekte  des  harten  und  weichen 

Gaumens.  Leipzig  1897. 
Formalin    und    seine   Anwendung    in    der  Zahnheilkunde. 

Leipzig  1898. 

W.  Bruck. 


Richard  Förster. 

Es  würde  nicht  im  Sinne  des  Verstorbenen  sein,  wollte 
man  an  dieser  Stelle  Försters  Verdienste  um  die  Wissenschaft 
und  um  die  Menschheit  in  lauter  überschwenglicher  Rede 
preisen;  ich  will  es  versuchen,   vor  Ihnen   ein  schlichtes, 


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einfaches  Bild  seines  Lebens  und  seines  Werdeganges  zu  ent- 
rollen, und  so  seine  Taten  und  sein  Schaffen  selbst  zu  Ihnen 
sprechen  zu  lassen.  Es  lohnt  sich  wahrlich,  ein  solches  Leben 
zu  betrachten.  Da  ich  erst  in  den  letzten  Jahren  das  Glück 
gehabt  habe,  Förster  persönlich  kennen  zu  lernen  und  ihm 
näher  zu  treten,  so  lag  für  mich  die  Notwendigkeit  vor,  mich 
bei  denen,  die  ihm  im  Leben  am  nächsten  standen,  über 
manche  Daten  zu  informieren  und  dankbar  muß  ich  es  aner- 
kennen, in  wie  bereitwilliger  Weise  von  den  Kindern  und 
Freunden  des  Dahingeschiedenen  meiner  Bitte  entsprochen 
worden.  Es  sind  mir  nicht  nur  eine  Reihe  von  eigenhändigen 
Aufzeichnungen  aus  dem  Nachlaß  des  Verstorbenen  zur  Ver- 
fügung gestellt  worden,  nein,  auch  eine  warmherzige  und  von 
unendlicher  Liebe  und  Verehrung  getragene  Zuschrift  seines 
Schwiegersohnes,  des  Herrn  Dr.  Weese,  hat  es  mir  ermöglicht, 
einen  tiefen  Einblick  in  das  Seelenleben  und  die  Charakter- 
eigenschaften des  Verewigten  zu  tun,  ein  Einblick,  der  mir 
auf  Grundlage  meiner  eigenen  Erfahrungen  bei  der  kurzen 
Dauer  unserer  Bekanntschaft  nicht  möglich  gewesen  wäre. 

Von  Försters  eigner  Hand  finden  sich  über  den  ersten 
Abschnitt  seines  Lebens  folgende  Aufzeichnungen:  Carl  Frie- 
drich Richard  Förster  wurde  am  15.  November  1825  in 
Polnisch -Lissa  (Reg. -Bez.  Posen)  geboren.  Sein  Vater,  der 
Sohn  eines  unbemittelten  Handschuhmachers,  war  Apotheker, 
seine  Mutter,  geb.  Polluge,  war  die  Tochter  des  evangelischen 
Pastors  Polluge  in  Lissa.  Im  Jahre  1836  gab  der  Vater  den 
Beruf  als  Apotheker  auf  und  erwarb  1839  ein  Landgut  Broni- 
kowo,  2  Meilen  von  Lissa,  das  er  bis  zu  seinem  1861  erfolgten 
Tode  bewirtschaftete.  Die  rastlose  Tätigkeit  des  Vaters  im 
Beruf,  seine  Gleichgültigkeit  gegen  eigne  Bequemlichkeit,  seine 
Neigung,  Anfänger  behufs  Erlangung  der  Selbständigkeit  auch 
mit  pekuniären  Opfern  zu  unterstützen  und  seine  Wahrheits- 
liebe sind  dem  Sohn  stets  ein  erstrebenswertes  Beispiel  ge- 
blieben. 

Im  Jahre  1836  trat  R.  Förster  in  das  Gymnasium  seiner 
Vaterstadt  und  verließ  dasselbe  Ostern  1845,  um  Medizin  zu 
studieren.    Er  bezog  zunächst  die  Universität  Breslau,  dann 


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Heidelberg  und  hierauf  Berlin.  Purkinje,  Goeppert,  Henle, 
Nägele,  Pfeuffer,  Johannes  Müller,  Romberg,  Langen- 
beck,  Virchow,  Traube  waren  bestimmend  für  seinen  Bil- 
dungsgang. Im  August  1849  promovierte  er  zum  Dr.  med. 
(Dissertation,  „De  postula  maligna"),  absolvierte  1849 — 50  das 
Staatsexamen  und  genügte  1850 — 51  seiner  militärischen 
Dienstpflicht 

Im  Jahre  1851  ging  er  auf  Studienreisen  und  besuchte 
Paris,  Wien  und  Prag.  „Man  glaubte  damals  noch",  erzählt 
Förster  in  seinen  Aufzeichnungen  weiter,  „in  Paris  viel  für 
die  Medizin  einheimsen  zu  können.  Nach  viermonatlichem 
Aufenthalt  in  Paris  ging  ich  nach  Wien.  Der  Aufenthalt  in 
Paris  hatte  mich  enttäuscht.  In  der  pathologischen  Anatomie, 
in  der  Verwendung  des  Mikroskops,  in  der  Chirurgie  standen 
die  Deutschen  weit  über  den  Franzosen.  Dieffenbach  und 
Langenbeck  wurden  nicht  erreicht.  Die  pathologische  Ana- 
tomie, damals  in  Deutschland  durch  Rokitansky  und  Virchow 
vertreten,  lag  in  Frankreich  darnieder.  Nur  in  einigen  Spezial- 
fächern —  Augenkrankheiten,  Kinderkrankheiten,  Blasenkrank- 
heiten, Syphilis  —  wurde  mehr  geleistet  als  in  Deutschland. 
Ricord  stand  damals  auf  der  Höhe.  Viel  fruchtbarer  war  für 
mich  ein  Aufenthalt  in  Wien  und  Prag. 

Im  Jahre  1852  Oktober  zog  ich  in  Breslau  ein  mit  der 
Absicht,  mich  zunächst  mit  pathologischer  Anatomie  zu  be- 
schäftigen. Ich  suchte  Arbeit  im  Allerheiligen -Hospital,  die 
mir  bereitwilligst  gewährt  wurde.  Im  Hospital  war  ein  großer 
Ploessl  in  Unordnung,  außerdem  im  physiologischen  Institut 
von  Reichert  1  oder  2  Mikroskope,  sodann  mein  Schiek, 
sonst  war  in  ganz  Breslau  kein  Mikroskop. 

Schon  nach  wenig  Wochen  trat  die  Frage  an  mich  heran, 
ob  ich  stellvertretungsweise  auf  der  chirurgischen  Station  fun- 
gieren wolle.  Das  paßte  mir  nun  eigentlich  wenig.  Indes,  da 
es  nur  eine  Stellvertretung  für  einige  Wochen  sein  sollte,  und 
ich  so  an  das  Hospital  engern  Anschluß  fand,  nahm  ich  die 
Stellung  an.  Aus  der  provisorischen  Stellung  wurde  aber  bald 
eine  definitive  mit  450  Mark  Gehalt  und  Amtswohnung  von 
2  leeren  Zimmern.    Ich  hatte  viel  Arbeit,  durchlebte  aber  eine 


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sehr  befriedigende  Zeil,  namentlich  dadurch,  daß  ich  mit  Rühle 
und  Aubert,  auch  einige  Jahre  mit  Mitteldorpf,  eng  ver- 
bunden war. 

Da  fügte  es  sich  in  diesen  Jahren,  daß  mir  die  Augen- 
heilkunde, so  zu  sagen,  auf  die  Schultern  gelegt  wurde.  Ich 
hatte  in  Paris  Sichel  und  Desmarres  gehört,  in  Wien 
Blodig  und  Wedl,  in  Prag  Hasner  und  Arlt  und  verstand 
etwas  mehr  von  der  Augenheilkunde  als  die  Andern  am 
Hospital,  und  so  geschah  es,  daß  ohne  Weiteres  alle  Augen- 
kranken auf  meine  Station  gelegt  wurden  und  mein  damaliger 
Chef  Rem  er  mir  völlig  freie  Hand  ließ.  Im  Jahre  1853  er- 
schien ein  Buch  von  Coccius  über  den  Augenspiegel.  Dieses 
Buch  war  von  der  größten  Bedeutung  für  die  Verwertung  des 
Augenspiegels  in  der  Pathologie  des  Sehorgans.  Coccius 
modifizierte  die  2  Jahre  vorher  gemachte  Erfindung  von  Hei  In- 
no ltz  und  teilte  Resultate  mit.  Ich  besorgte  mir  sofort  einen 
Augenspiegel  und  eignete  mir  autodidaktisch  seine  Verwendung 
an.  Damit  wuchs  mein  Interesse  an  der  Ophthalmologie  sehr 
bedeutend  und  auf  Anregung  von  Aubert,  Rühle,  Middel- 
dorf, Neiimann,  die  damals  noch  Dozenten  waren,  habili- 
tierte ich  mich  nach  5  jähriger  Beschäftigung  im  Hospital,  fast 
32  Jahre  alt,  als  Privatdozent  für  Ophthalmologie  im  Jahre 
1857.  Im  Hospital  hatte  ich  vorher  schon  eine  chirurgische 
Abteilung  als  Primärarzt  erhalten.  Ende  1859  errichtete  ich 
auf  der  Friedrich-Wilhelmstraße  eine  Poliklinik  für  Augenkranke. 

Nachdem  ich  0  Jahre  lang  am  Hospital  beschäftigt  gewesen 
war,  geriet  ich  in  Differenzen  mit  dem  damaligen  Oberbürger- 
meister Eil  wanger.  Dieser  verlangte  von  mir,  amtlich  aus- 
zusagen über  eine  Unterredung,  die  zwei  Hospitalkollegen 
5  Monate  vorher  untereinander  gehabt  hatten;  ich  weigerte 
mich  dessen  und  begehrte  eine  schriftliche  Zusicherung,  daß 
dergleichen  Zumuthungen  nicht  mehr  an  mich  herantreten 
würden.  Natürlich  erhielt  ich  diese  Zusicherung  nicht,  ich 
gab  meine  Stellung  am  Hospital  auf  und  verwendete  nun  meine 
ganze  Zeit  und  Kraft  auf  die  Ophthalmologie,  legte  auch  die 
wenigen  Hausarztstellen  nieder.  Zwei  Jahre  später,  1863,  wurde 
ich  zum  Prof.  extraordin.  ohne  Gehalt  ernannt.    Diese  Beför- 


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derung  fand  den  Beifall  der  Studierenden,  dieselben  demon- 
strierten durch  einen  Fackelzug,  zum  Sprecher  wurde  ein  Student 
aus  den  letzten  Semestern  ernannt,  Th.  Koerner,  der  auch 
heute  noch  der  Sprecher  der  Ärzte  Schlesiens  ist.  Nachdem 
ich  10  Jahre  lang  als  Extraordinarius  fungiert  hatte,  wurde  ich 
1873  zum  Ordinarius  ernannt.44 

So  schildert  Förster  selbst  seinen  Lebensgang  in  hinter- 
lassenen  Aufzeichnungen  bis  zu  der  Zeit  seiner  eigentlichen 
wissenschaftlichen  Bedeutung  und  der  bahnbrechenden  Tätig- 
keit auf  ophthalmologischem  Gebiete.  Mit  Stolz  rechnen  wir 
Förster  zu  den  eigentlichen  Mitbegründern  der  modernen 
Ophthalmologie,  zu  welcher  durch  die  Entdeckung  des  Augen- 
spiegels von  Helmholtz  der  Grund  gelegt  wurde  und  die 
durch  die  Tätigkeit  und  gemeinsame  Arbeit  Vieler  ihren  ge- 
waltigen Ausbau  erfuhr  und  Einer  von  denen,  die  die  wert- 
vollsten Bausleine  zu  diesem  Prachtbau  geliefert,  war  unser 
Richard  Förster.  Es  ist  sehr  schade,  daß  Förster  in  seinem 
spätem,  gerade  in  wissenschaftlicher  und  praktischer  Bezie- 
hung so  reichen  Leben  es  verschmähte,  seine  Erfahrungen  in 
ausgedehnterer  Weise  literarisch  festzulegen  und  um  so  mehr 
wird  jeder  das  aufrichtig  bedauern,  der  noch  Gelegenheit  hatte, 
an  der  Hand  persönlicher  Unterredungen  und  Disputationen, 
einen  Einblick  in  das  tiefe  und  gediegene  Wissen  dieses  aus- 
gezeichneten Mannes  zu  tun.  Wer  Försters  Verdienste  um 
die  Ophthalmologie  richtig  würdigen  will,  der  muß  sie  schon 
im  Lichte  der  Geschichte  unserer  Wissenschaft  betrachten. 
Erst  dann,  wenn  die  einzelnen  Arbeiten  chronologisch  richtig 
geordnet  und  unter  gebührender  Berücksichtigung  der  Zeit 
ihrer  Entstehung  an  uns  vorüberziehen,  liefern  sie  einen  rich- 
tigen Maßstab  für  die  wissenschaftliche  Bedeutung  und  die 
Originalität  dieses  Mannes. 

Seine  eigentliche  wissenschaftliche  Tätigkeit  beginnt  mit 
dem  Jahre  1854,  es  ist  das  Jahr,  wo  auch  das  von  Graefesche 
Archiv  zur  Ophthalmologie  begründet  wurde,  dessen  erste 
Bände  eine  Reihe  hochwichtiger  Arbeiten  aus  der  Feder 
Försters  aufweisen.  Schon  seine  erste  Mitteilung  über  drei 
Fälle  von  Dislokationen  ungetrübter  Linsen  enthält  eine  Reihe 


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bemerkenswerter  Betrachtungen  über  die  beste  Glaskorrektion 
bei  Ectopia  lentis,  sowie  über  den  Grad  der  Myopie  in  dem 
linsenhaltigen  Teil  des  Pupillargebietes  bei  dieser  Affektion 
und  über  die  ophthalmoskopische  Erscheinung  des  Linsenrandes. 

Um  diese  Zeit  auch  bemächtigte  sich  Förster  mit  dem 
ganzen  Feuereifer  wissenschaftlicher  Begeisterung  der  neuen 
Entdeckung  des  Augenspiegels  durch  Helmholtz  und  hob 
mit  dieser  Untersuchungsmetode,  die  er  sich  autodidaktisch  an- 
geeignet hatte,  wichtige  Schätze.  Im  3.  Band  des  von  Graefe- 
schen  Archivs  findet  sich  seine  Abhandlung  „Bemerkungen 
über  Excavationen  der  papilla  optica44,  in  welcher  er  das  Wesen 
der  glaucomatösen  Excavation  darlegt  und  eine  treffende  Beschrei- 
bung derselben  gibt.  Er  lieferte  den  Nachweis,  daß  es  sich 
beim  Glaucom  um  eine  Ausbuchtung  und  nicht  um  eine  Pro- 
minenz der  Papille  handele,  wie  man  zuerst  geglaubt  hatte. 
Er  deutete  das  Abknicken  der  Gefäße,  die  Erscheinungen  einer 
excavierten  Papille  bei  der  Untersuchung  im  aufrechten  Bilde 
hierbei  ganz  im  richtigen  Sinne  und  zog  daraus  mit  aller 
Klarheit  die  Folgerung,  daß  es  sich  um  eine  Ausbuchtung 
handeln  müsse.  Es  ist  nachzuweisen,  daß  die  Entdeckung 
Försters  schon  erheblich  weiter  zurückdatiert  als  es  dem 
Publikationstermin  der  Arbeit  entspricht  und  es  hat  mir 
scheinen  wollen  nach  einigen  Äußerungen  des  Dahingeschie- 
denen, als  ob  in  dieser  Hinsicht  seine  Priorität  nicht  hin- 
reichend gewahrt  worden  sei.  Doch  eine  eigentliche  öffentliche 
Reklamation  hat  er  niemals  erhoben,  es  widersprach  das 
seinem  Charakter. 

Das  Jahr  1857  brachte  sodann  außerordentlich  wichtige 
Arbeiten,  welche  die  segensreichsten  Folgen  für  die  klinische 
Forschung  auf  dem  Gebiete  der  Augenheilkunde  gehabt  haben. 
Zunächst  gemeinsam  mit  dem  Physiologen  Aubert  die  Unter- 
suchungen über  den  Raumsinn  der  Retina  und  die  exzentrische 
Sehschärfe,  namentlich  deren  genaueres  Verhalten  nach  der 
Peripherie  hin.  Es  sind  das  Untersuchungen,  die  mit  unend- 
licher Sorgfalt  und  streng  wissenschaftlich  durchgeführt  wurden 
und  direkt  zur  Konstruktion  des  Perimeters  führten,  das  schon 
hierbei  seine  Verwendung  fand. 


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Nicht  weniger  wichtig  und  von  weittragender  wissenschaft- 
licher Bedeutung  war  die  in  demselben  Jahr  (1857)  erscheinende 
Arbeit  „Über  Hemeralopie  und  die  Anwendung  eines  Photo- 
meters im  Gebiete  der  Ophthalmologie"  (Försters  Habilita- 
tionsschrift). Auch  hier  wurden  alle  Folgerungen  aus  den  ein- 
gehenden klinischenUntersuchungenund  den  Selbstexperimenten 
gezogen  und  wir  dürfen  Förster  mit  Fug  und  Recht  als  den 
eigentlichen  Begründer  der  Lehre  von  den  Lichtsinnanomalien 
der  Netzhaut  in  ihren  Beziehungen  zu  den  verschiedenen  inneren 
Erkrankungen  des  Auges  ansehen.  Es  führten  bekanntlich 
auch  diese  seine  Untersuchungen  zur  Konstruktion  eines  Photo- 
meters, das  noch  heute  seinen  Namen  trägt  und  in  unverän- 
derter Form  bei  den  klinischen  Untersuchungen  seine  Anwen- 
dung findet. 

Die  Untersuchungen  des  Gesichtsfeldes  bei  den  verschiedenen 
Erkrankungen  des  Auges  und  des  leitenden  optischen  Apparates 
haben  Förster  auch  die  folgenden  Jahre  unausgesetzt  be- 
schäftigt, sie  führten  zur  Vervollkommnung  seines  Perimeters 
und  zur  Aufstellung  einer  großen  Anzahl  typischer  Gesichtsfeld- 
Anomalien  bei  den  verschiedenen  Erkrankungen  des  Auges. 

1862,  also  jetzt  vor  40  Jahren,  referierte  er  zuerst  auf  der 
Naturforscher- Versammlung  zuKarlsbad  über  dieResultate  seiner 
Gesichtsfeldmessung  unter  dem  Titel  „Über  die  Grenzen  des 
Gesichtsfeldes",  wie  das  noch  in  diesem  Jahre  auf  der  Karls- 
bader Versammlung  Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  vom 
Einführenden  der  ophthalmologischen  Sektion,  Stadtphysikus 
Ahnelt  hervorgehoben  wurde.  5  Jahre  später,  1867,  erregten 
Försters  Mitteilungen  über  dasselbe  Thema  auf  dem  Pariser 
Ophthalmologischen  Kongreß  unter  dem  Titel:  „Mensurations 
du  champ  visuel  monoculaire  dans  diverses  maladies  de  la 
retine  et  du  nerf  optique"  großes  berechtigtes  Aufsehen  und 
fanden  allgemeine  Anerkennung.  Auch  in  den  späteren  Jahren 
hat  Förster  die  Lehre  vom  Gesichtsfeld  unausgesetzt  interessiert, 
noch  1883  gab  er  ein  Kartennetz  zur  Eintragung  der  Gesichts- 
felder an,  bei  welchem  er  dann  auch  den  Fixierpunkt  als  Zen- 
trum der  Gesichtsfeldmessung  annimmt  (früher  den  blinden 
Fleck),  die  Meridiane  von  oben  beginnend,  von  0  — 360°  be- 


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ziffert  und  die  Parallelkreise  bis  in  die  Peripherie  die  gleichen 
Abstände  halten  läßt,  da  für  die  Polkarten  des  Himmels  und 
der  Erde  auch  stets  die  vorgeschlagene  Anordnung  der  Parallel- 
kreise benützt  werde. 

Als  ein  Muster  klinischer  Forschung  muß  man  ferner  die 
Arbeit  Försters  über  Metamorphopsie,  Mikropsie  und  Chorioi- 
ditis areolaris  1862  ansehen.  Aus  diesen  Untersuchungen  tritt 
uns  so  recht  die  ganze  Eigenart  und  Sorgfalt  seiner  Methode 
der  klinischen  Beobachtung  entgegen.  Wohl  selten  ist  durch 
Analyse  vereinzelter  Krankheitsfälle  eine  Frage  so  weitgehend 
gefördert  worden,  wie  das  hier  geschehen,  seine  Üeductionen 
in  dieser  Arbeit  müssen  als  absolut  mustergültig  bezeichnet 
werden.  Das  Krankheitsbild  der  Chorioiditis  areolaris  wurde 
von  ihm  in  dieser  Arbeit  ebenfalls  geschaffen  und  durch  zahl- 
reiche Beobachtungen  belegt,  auch  ein  anatomischer  Befund 
konnte  erhoben  werden.   (Untersuchung  durch  Aubert.) 

Noch  ein  anderes  Krankheitsbild  der  Chorioidea,  die 
Chorioiditis  syphilitica,  hat  von  Förster  eine  klassische  und 
später  allgemein  anerkannte  Darstellung  erfahren  im  Anschluß 
an  die  frühere  Beschreibung  des  Leidens  durch  Jacobson. 
Förster  faßt  dieses  Leiden  in  erster  Linie  eben  als  ein 
Chorioidal-  und  nicht  als  ein  Retinalleiden  auf,  ausgehend  von 
der  klinischen  Analyse  des  Krankheitsbildes. 

Die  Lehre  vom  grauen  Star  verdankt  ihm  ebenfalls  wich- 
tige Beiträge.  Schon  1S57  publizirte  er  umfangreiche  patho- 
logisch-anatomische Untersuchungen  über  die  Katarakt-Bildung. 
Er  hatte  im  Allerheiligen -Hospital  reichlich  Gelegenheit,  die 
Leichen  entnommenen  Linsen  älterer  Leute  zu  untersuchen 
und  zwar  untersuchte  er  dieselben  in  Glaskörperflüssigkeit 
Auf  Grund  dieser  Untersuchungen  konstatierte  er:  „Daß  die 
sog.  Alterskatarakte  nur  sehr  selten  im  Zentrum  der  Linse 
ihren  Anfang  nehmen  noch  weniger  dagegen  in  den  äußersten 
Corticalis-Schichten  dicht  unter  der  Kapsel,  sondern  stets  in 
einer  Schicht,  welche  der  Oberfläche  des  Kerns  unmittelbar 
auflagert.44 

Um  die  Operations-Methode  des  grauen  Stares  hat  Förster 
sich  ebenfalls  Verdienste  erworben  durch  die  Angabe  eines 


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Hl 


künstlichen  Reifungsverfahrens  unter  gewissen  Bedingungen 
und  die  Verwendung  der  Kapselpinzette,  um  größere  Stücke 
der  vorderen  Linsenkapsel  vor  der  Entbindung  der  Linse  ganz 
zu  entfernen.  Beide  Maßnahmen  haben  sich  in  geeigneten 
Fällen  als  sehr  segensreich  erwiesen. 

Auch  der  Vorgang  der  Accommodation  des  Auges  und 
auch  speziell  das  Verhalten  der  Linse  bei  demselben  ist  von 
ihm  in  verschiedenen  Mitteilungen  berücksichtigt  worden. 

Ein  außerordentliches  Interesse  brachte  Förster  von  jeher 
der  Myopiefrage  entgegen,  zumal  er  selbst  in  erheblichem  Grade 
kurzsichtig  war.  Auf  Grundlage  sehr  sorgfaltiger  und  lang- 
jähriger klinischer  Beobachtungen  und  auf  die  Erfahrungs- 
Tatsache  hin,  daß  Patienten  sehr  häufig  von  Jugend  auf  starke 
korrigierende  Konkavgläser  gewöhnlich  ohne  ärztliche  Verord- 
nung getragen  hatten  und  sich  sehr  gut  dabei  befanden,  kam 
er  zu  der  festen  Überzeugung,  daß  die  Accommodation  (Tensor- 
Hypothese)  für  die  Entstehung  und  das  Wachsen  der  Kurz- 
sichtigkeit nicht  als  maßgebende  Schädlichkeit  angesehen  werden 
könne,  sondern  daß  die  Beschäftigung  aus  zu  großer  Nähe  mit 
Kompression  der  Bulbi  durch  die  seitlichen  geraden  Augen- 
muskeln und  starker  Konvergenz  der  Augenachsen  (Konvergenz- 
theorie), in  erster  Linie  als  das  schädigende  Moment  gelten 
müsse.  Unentwegt  hat  er  bis  in  die  letzte  Zeit  diesen  Stand- 
punkt vertreten  und  seine  praktischen  Konsequenzen  daraus 
gezogen  (Vollkorrektion,  Arbeitsentfernung  40  cm  u.  s.  w.) 
Er  nannte  sich  wohl  gelegentlich  in  dieser  Hinsicht,  halb  im 
Scherz  und  halb  im  Ernst,  einen  Prediger  in  der  Wüste;  aber 
es  war  ihm  eine  große  Genugtuung,  in  den  letzten  Jahren 
seines  Lebens  zu  sehen,  wie  sich  in  dieser  Hinsicht  ein  Um- 
schwung der  Meinungen  in  seinem  Sinne  mehr  und  mehr  voll- 
zog und  wie  viele  Autoren  ihm  Recht  gaben  und  nach  seinen 
Grundsätzen  handelten. 

Dieses  große  Interesse  für  die  Frage  der  Kurzsichtigkeit 
und  deren  Entstehung  führte  Förster  in  erster  Linie  auch  auf 
das  Gebiet  der  Augenhygiene  und  in  tatkräftigster  Weise  ist 
er,  wö  er  konnte,  und  wo  man  seinen  Rat  einholte,  für  Reformen 
und  Verbesserungsvorschläge  in  dieser  Hinsicht  eingetreten. 


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Die  Beleuchtungsfrage  hat  er  in  gründlichster  Weise  und  mit 
eingehender  wissenschaftlicher  Begründung  erörtert  und  seine 
praktischen  Folgerungen  daraus  gezogen.  Es  sei  hier  auch  an 
die  Konstruktion  seiner  Prismensysteme  erinnert,  die  in  der 
alten  Klinik  auf  dem  Burgfeld  an  den  obern  Fenstern  ange- 
bracht waren  und  mit  Erfolg  zur  besseren  Beleuchtung  der 
relativ  dunklen  Räume  des  Erdgeschosses  beitrugen. 

Försters  Bestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Schulhygiene 
gingen  übrigens  über  das  der  speziellen  Augenhygiene  weit 
hinaus,  die  Frage  der  Schulüberbürdung  überhaupt,  Einteilung 
der  Unterrichtsstunden  und  Materie  hat  ihn  lebhaft  beschäftigt 
und  Verbesserungsvorschläge  seinerseits  gezeitigt.  (Antrag  an 
den  Breslauer  Magistrat  betreffend  Schulverhältnisse.  Protokoll 
der  Schles.  Ärzte-Kammer  1895.) 

In  dieser  Hinsicht  sei  auch  noch  auf  eine  verdienstliche 
Leistung  Försters  aus  dem  Jahre  1887  verwiesen,  wo  er  io 
einem  Vortrag  seine  Ansichten  über  die  pseudoägyptische 
Augenentzündung  darlegte  und  wesentlich  dazu  beitrug,  daB 
der  relativ  gutartige  Charakter  gewisser  epidemisch  in  den 
Schulen  auftretender  Bindehautentzündungen  klargestellt  wurde 
und  das  Leiden  von  dem  eigentlichen  Trachom  streng  ge- 
schieden werden  konnte. 

Ein  rechtes  Schlaglicht  auf  Försters  Interesse  und  seine 
Befähigung  in  der  Beurteilung  von  allgemeinen  Fragen  der 
Hygiene  werfen  seine  Mitteilungen,  1873  und  1874,  über  die 
Verbreitungsweise  der  Cholera,  wo  er  den  Nachweis  führt,  daß 
in  erster  Linie  das  Wasser  der  Träger  des  Choleragiftes  ist 
und  seine  Annahme  in  überzeugender  Weise  begründet  durch 
außerordentlich  sorgfältige  und  mühsame  Recherchen  über  die 
Orte,  welche  von  der  Cholera  verschont  geblieben  waren.  Bei 
dem  genaueren  Studium  dieser  Arbeiten  kann  man  nur  die 
Überzeugung  gewinnen,  daß  Förster  Recht  hatte,  und  das 
war  zu  einer  Zeit,  als  der  Cholerabazillus  durch  Koch  noch 
nicht  entdeckt  war  und  da  auch  die  Ereignisse  der  späteren 
Zeit  diese  Lehre  von  der  Bedeutung  des  Wassers  als  Träger 
des  Choleragiftes  noch  nicht  in  so  überzeugender  und  er- 
schreckender Weise  bewiesen  hatten. 


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Die  hervorragendste  wissenschaftliche  Tat  des  Verewigten 
müssen  wir  in  seinem  Werke  „Beziehungen  der  Allgemeinleiden 
und  Organerkrankungen  zu  den  Veränderungen  und  Krankheiten 
des  Sehorgans11  1877  erblicken.  Es  zeigt  dieses  Werk,  daß  der 
Autor,  wenn  er  auch  ein  für  sein  Fach  wahrhaft  begeisterter 
Spezialarzt  war,  doch  niemals  die  allgemein  medizinischen 
Gesichtspunkte  aus  dem  Auge  verlor  und  auf  die  Pflege  der 
Augenheilkunde  gerade  im  Zusammenhang  mit  den  übrigen 
medizinischen  Gebieten  das  allergrößte  Gewicht  legte.  Seine 
breite,  gediegene,  allgemein  medizinische  Durchbildung  und 
seine  lange  Krankenhaustätigkeit  befähigten  ihn  besonders,  auf 
diesem  Gebiete  Hervorragendes  zu  schaffen.  Gerade  hier  aber 
muß  man  sich  daran  erinnern,  wie  weit  die  Entstehung  dieses 
Werkes  schon  zurückliegt,  um  es  richtig  zu  würdigen.  Die 
kurze,  knappe  Form  ist  ein  Vorzug  des  Buches,  und  auf  Schritt 
und  Tritt  leuchtet  uns  die  Tatsache  entgegen,  wie  Förster 
hier  Selbstbeobachtetes  und  eigne  wissenschaftliche  Erfahrungen 
niedergelegt  hat.  Das  Kapitel  über  die  Augen  Veränderungen 
bei  den  Erkrankungen  des  Nervensystems  verdient  hierbei 
ganz  besonders  hervorgehoben  zu  werden.  Die  Lehre  von  der 
Hemianopsie  verdankt  ihm  viel  und  seine  Untersuchungen 
haben  ihn  hier  später  noch  zu  jener  eingehenden  Würdigung 
der  doppelseitigen  Hemianopsie  und  der  Rindenblindheit  ge- 
führt, wobei  er  auch  eine  Erklärung  für  das  restierende  mini- 
male zentrale  Gesichtsfeld  bei  der  ersteren  Erkrankung  gibt. 

Die  Frage  nach  dem  Wesen  der  nucleaeren  Ophthalmo- 
plegie ist  mit  von  Förster  als  einem  der  Ersten  richtig  ge- 
deutet worden,  er  nimmt  für  seine  Fälle  schon  1878  mit  aller 
Bestimmtheit  Krankheitsherde  am  Boden  des  IV.  Ventrikels 
und  des  Aquaeductus  Sylvii  an  und  zeigt  auch,  wie  das  Krank- 
heitsbild sich  gelegentlich  mit  progressiver  Paralyse  kompli- 
zieren kann. 

Das  Krankheitsbild  der  Intoxikations-Amblyopie  und  be- 
sonders der  Tabak-Amblyopie  ist  in  seinen  klinischen  Symp- 
tomen hervorragend  durch  seine  Untersuchungen  klargestellt 
und  fixiert  worden.  Ich  erinnere  hier  ferner  an  den  von 
Förster  geschilderten  Symptomkomplex  der  Kopiopia  hysterica 


144 

namentlich  in  Verbindung  mit  gewissen  Genitalleiden  bei 
Frauen,  Fragen  die  Förster  insbesondere  in  Verbindung  mit 
dem  Gynäkologen  Freund  förderte.  Auch  die  Lehre  von  der 
hysterischen  funktionellen  konzentrischen  Gesichtsfeldbeschrän- 
kung und  die  Aufstellung  des  sog.  Verschiebungstypus  des  Ge- 
sichtsfeldes als  Ermüdungserscheinung  bei  Neurosen  sind  mit 
dem  Namen  Försters  eng  verknüpft. 

Und  ähnlich  wie  auf  dem  Gebiete  der  Erkrankungen  des 
Nervensystems  liegen  auch  die  Verhältnisse  auf  dem  Gebiete 
der  Konstitutionsanomalien  und  der  andern  Organerkrankungen 
des  Körpers,  überall  hat  Förster  mit  scharfer  Beobachtungs- 
gabe und  kritischem  Blicke  den  Zusammenhang  mit  gewissen 
Augenveränderungen  erforscht  und  klargestellt. 

Gerade  aber  diese  hervorragende  Berücksichtigung  der 
allgemein  medizinischen  Gesichtspunkte  bei  Augenkrankheiten 
befähigte  Förster  zu  einem  vielseitigen  und  erfolgreichen 
Therapeuten.  Er  war  ein  Spezialarzt  im  besten  Sinne  des 
Wortes,  der  bei  seinem  ärztlichen  Handeln  zum  Wohl  seiner 
Kranken  niemals  das  allgemeine  körperliche  Verhalten  seines 
Patienten  aus  dem  Auge  verlor.  Und  seine  Kranken  haben  es 
ihm  gedankt,  er  genoß  bei  seiner  Klientel  ein  unbegrenztes 
Vertrauen  und  forderte  auch  ein  solches  von  dem  Patienten. 
Seine  Form  war  oft  kurz  und  apodiktisch,  ja  gelegentlich  sogar 
schroff  zu  nennen,  aber  der  Kranke  fühlte  bald  durch,  wie  ge- 
borgen er  war  unter  Försters  fürsorgender  Obhut  und  bei 
der  absoluten  Ehrlichkeit  und  Lauterkeit  seiner  Gesinnung. 
Viel  Menschenliebe  und  Humanität  sprach  aus  all  seinem  Tun 
und  ärztlichen  Handeln.  Es  ist  wohl  selten  einem  Arzt  ver- 
gönnt gewesen,  so  viel  Leidenden  Trost  und  Hilfe  zu  bringen, 
wie  gerade  dem  Verewigten  im  Laufe  seines  langen  arbeits- 
vollen Lebens. 

Und  wie  Förster  ein  Herz  hatte  für  seine  Kranken,  so 
hatte  er  auch  ein  solches  für  seine  Kollegen  und  für  die  ärzt- 
lichen Standesinteressen.  Trotz  seiner  enormen  Tätigkeit  fand 
er  immer  noch  die  Zeit,  sich  der  Sache  zu  widmen,  und  bis 
in  sein  spätes  Alter  hinein  hat  er  sich  mit  einer  wahren 
Vaterliebe  der  ärztlichen  Standesinteressen  angenommen.  Er 


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145 


war  lange  Jahre  Vorsitzender  der  Ärztekammer  und  des  Ärzte- 
vereins des  Regierungsbezirks  Breslau.  Die  Ärzte,  sie  haben 
es  ihm  gedankt,  sein  Rat  galt  viel  bei  allen  Kollegen,  und  noch 
jüngst  fand  die  dankbare  kollegiale  Verehrung  ihren  Ausdruck 
in  dem  einstimmigen  Beschluß,  ihn  zum  Ehrenmitglied  des 
Ärztevereins  des  Regierungsbezirks  Breslau  zu  ernennen,  ein 
Beschluß,  dessen  Verwirklichung  leider  der  Tod  ein  Ziel  setzte. 

Die  Verdienste  des  Verewigten  um  die  Universität  und 
speziell  um  die  Medizinische  Fakultät  sind  mit  ehernen  Lettern 
in  die  Annalen  unserer  Alma  mater  Viadrina  eingetragen.  Die 
Begründung  und  der  Ausbau  des  ophthalmologischen  Unter- 
richts an  der  hiesigen  Hochschule  ist  sein  Werk.  Fast  vierzig 
Jahre  lang,  von  1857,  wo  er  sich  als  Privatdozent  habilitierte, 
bis  1896,  wo  er  sein  Lehramt  niederlegte,  hat  er  die  ophthal- 
mologische Ausbildung  der  Studierenden  geleitet,  und  er  hat 
sie  sicher  geführt  an  der  Hand  positiver  Tatsachen  und  der 
objektiven  sorgfältigen  Beobachtung.  Aus  den  schwierigsten 
Verhältnissen  heraus  hat  er  auch  die  Unterrichtsstätten  ge- 
schaffen, zunächst  in  primitiver  Weise  in  Form  einer  Privat- 
klinik in  der  Friedrich- Wilhelmstraße  und  später  in  der 
Schwertstraße.  1873  wurde  endlich  Försters  unermüdliches 
Streben  durch  die  Erbauung  der  Königlichen  Universitäts- 
Augenklinik  am  Burgfeld  gekrönt  und  damit  das  Ordinariat 
für  Ophthalmologie  geschaffen  und  Förster  verliehen.  Noch 
einmal  hatte  er  Gelegenheit,  gegen  Ende  seiner  akademischen 
Lehrtätigkeit  Pläne  für  eine  neue  Klinik  aufzustellen  und  dabei 
seine  ganze  Erfahrung  und  seine  praktische  Veranlagung  in 
die  Wagschale  zu  werfen.  Die  neue,  im  Jahre  1897  eingeweihte 
Universitäts-Augenklinik  an  der  Tiergartenstraße,  welche  allen 
modernen  Anforderungen  entspricht,  ist  durchweg  sein  Werk 
und  legt  beredtes  Zeugnis  ab  von  seinem  großen  Verständnis 
für  alle  in  Betracht  kommenden  Fragen.  Aber  er  wollte  die 
Last  der  Neueinrichtung  der  Klinik  und  der  Inbetriebsetzung 
derselben  nicht  mehr  übernehmen,  und  so  überließ  er  die 
Frucht  seiner  langjährigen  Mühen  und  Sorgen  neidlos  seinem 
Nachfolger.  Es  war  schon  längst  seine  ausgesprochene  Ab- 
sicht, nicht  über  sein  70.  Jahr  hinaus  seines  Amtes  zu  walten. 

10 


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146 


Im  Lehrkörper  der  Universität  und  speziell  in  der  Medizi- 
nischen Fakultät  nahm  er  eine  unbedingte  Vertrauensstellung 
ein.  Jeder  kannte  die  absolute  Lauterkeit  seines  Charakters, 
seine  Überzeugungstreue  und  sein  Streben  nach  Wahrheit. 
Den  ehrendsten  Ausdruck  fand  dieses  Vertrauen  in  seiner 
Wahl  zum  Mitglied  des  Herrenhauses  als  Vertreter  der  Uni- 
versität Breslau  im  Jahre  1894  und  in  seiner  Wahl  zum  Reetor 
magnificus  1884.  Die  Geschäfte  der  medizinischen  Fakultät 
hat  Förster  wiederholt  mit  bewährter  Hand  geführt  und  sich 
an  den  Verhandlungen  der  Fakultät  auch  nach  seinem  Rück- 
tritt noch  mit  großer  Regelmäßigkeit  beteiligt  bis  zu  der 
Stunde,  wo  ihn  Krankheit  zwang,  von  der  Arbeit  zu  lassen. 
Sein  Urteil  war  in  der  Fakultätssitzung  von  großem  Gewichte, 
wir  Alle  kannten  und  ehrten  seine  Unparteilichkeit  und  die 
Überzeugungstreue,  mit  der  er  sein  beratendes  Wort  in  die 
Wagschale  legte.  Als  er  zum  ersten  Mal  fehlte  und  mit  Krank- 
heit sein  Ausbleiben  entschuldigte,  ahnten  wir,  daß  es  ein 
ernstes  Leiden  sein  müßte,  welches  ihn  fernhielt,  und  es  war 
denn  auch  der  Beginn  seiner  letzten  Leidenszeit.  Mit  stoischer 
Ruhe  und  standhaft  hat  er  seine  Krankheit  getragen,  deren 
bösartigen  Charakter  er  schon  lange  vor  dem  Tode  erkannte, 
und  noch  kurz  vor  seinem  Tode  in  der  sicheren  Erkenntnis 
dessen,  was  ihm  bevorstand,  konnte  er  sich  ruhig  und  ein- 
gehend über  ophthalinologische  Dinge  und  Tagesereignisse 
unterhalten,  ganz  wie  in  früheren  gesunden  Tagen;  ich  habe 
in  dieser  Hinsicht  noch  oft  an  meinen  letzten  Besuch  bei  ihm 
denken  müssen,  und  ahnte  damals  nicht,  daß  es  der  Abschied 
für  immer  von  dem  verehrten  Manne  gewesen  sein  sollte. 

Ich  möchte  hier  wörtlich  anführen,  was  sein  Schwieger- 
sohn Dr.  Weese  mir  schrieb:  „Wie  sein  eigener  Arzt  hat  er 
seine  zum  Ende  führende  Krankheit  diagnostiziert.  Schon  im 
Sommer  und  Herbste  1901  hatte  er  sich  mit  dem  Gedanken 
des  Krebses  vertraut  gemacht.  Ununterbrochen  hat  er,  nach- 
dem er  sich  selbst  überzeugt  hatte,  an  der  Bestellung  seines 
Hauses  gearbeitet.  Geschäftsbriefe,  die  nach  seinem  Tode  ge- 
schrieben werden  mußten  und  für  die  er  alle  Entwürfe  und 
Konzepte  im  Schreibtisch  liegen  hatte,  waren  alle  auf  den 
1.  Juli  1902  eingerichtet.    Um  7  Tage  hatte  er  sich  verrechnet, 


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117 


denn  er  starb  am  7.  Juli.  Als  ich  ihn  am  20.  Juni  von  München 
aus  besuchte  und  ihn  fragte,  wie  er  sich  fühle,  sagte  er 
„miserabel".  Nun  habe  ich  gedacht,  es  werde  im  Januar  zu 
Ende  gehen.  Dann  war  ich  im  April  haarscharf  am  Ab- 
schnappen. Na,  nun  dauerts  noch  einmal  2—3  Wochen. 
Dann  ists  aber  Schluß.4'  Und  er  behielt  recht.  „Siehst  Du, 
ich  habe  schon  hie  und  da  blaue  Flecken'4,  aber  er  sagte  das 
mit  der  Ruhe  eines  Arztes,  der  eine  Anamnese  aufnimmt. 
Keine  Klage,  keine  Ungeduld,  kein  Vorwurf,  kein  Appell  aus 
Mitleid  ist  von  ihm  gehört  worden.  Aber  sein  Geist  war  wach. 
„Man  sagt  immer,  die  Natur  sei  grausam",  erzählte  er  noch  in 
den  letzten  Tagen.  „Namentlich  bei  der  Auflösung  des  Orga- 
nismus sei  sie  herzlos;  Schmerzen,  Beschwerden,  Marasmus, 
Ohnmacht,  das  seien  Symptome  der  Grausamkeit  der  Natur. 
Das  ist  nicht  richtig,  das  ist  eine  antropomorphe  Vorstellung. 
In  der  Natur  gibt  es  nur  einen  Ablauf  der  Atombewegungen, 
und  dieser  Ablauf  ist  nach  einem  Gesetz  reguliert.  Da  gibts 
nicht  die  Absicht  des  Quälens  oder  irgend  welche  grausame 
Neigungen.  Wenn  auf  Martinique  40  000  Menschen  in  einem 
Augenblick  umkommen,  so  ist  das  nicht  grausam.  Die  Gas- 
spannung war  dort  im  Innern  der  Erde  so  groß,  daß  sie  einen 
Durchbruch  bewirken  konnte.  Zufällig  waren  an  dieser  Stelle 
10  000  Menschen,  natürlich  sind  sie  Alle  ums  Leben  gekommen, 
aber  die  Natur  wird  dadurch  in  dem  ruhigen  Gang  ihrer  Tage 
nicht  gestört.  Auch  die  Schmerzen,  die  sie  hervorruft,  sind 
nicht  grausam.  Grausam  sind  die  Menschen,  die  dafür 
Linderung  kennen,  aber  die  Mittel  nicht  gewähren." 

Nachdem  das  Leben  und  Schäften  des  Verewigten  in  einem 
kurzen  Abriß  an  uns  vorübergegangen,  will  ich  versuchen, 
Ihnen  noch  das  Seelenleben  und  das  Charakterbild  dieses  her- 
vorragenden Mannes  in  knappen  Zügen  zu  zeichnen.  Auf 
Grund  meiner  eigenen  Erfahrungen  würde  mir  das  nicht 
möglich  sein,  da  das  Leben  mich  erst  im  Greisenalter  mit  ihm 
zusammenführte;  aber  ich  habe  diejenigen  gefragt,  die  ihm  im 
Leben  am  nächsten  standen,  seine  Kinder,  seine  Freunde,  seine 
Kollegen  und  Assistenten,  und  ich  habe  Antwort  erhalten  und 
besonders  auch  hier  wieder  von  seinem  Schwiegersohn,  zum 
Teil  aber  auch  aus  eigenhändigen  hinterlassenen  Aufzeichnungen 

lü* 


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148 


Försters  selbst.  Ich  lasse  somit  in  den  folgenden  Zeilen 
auch  in  erster  Linie  Andere  und  den  Verewigten  selbst  sprechen, 
es  sind  zwar  nur  Bruchstücke  dessen,  was  mir  zur  Verfügung 
stand,  aber  die  Wiedergabe  der  Daten  im  ganzen  Umfange 
würde  weit  über  den  Rahmen  einer  Gedenkrede  hinausgehen. 

Man  hätte  glauben  sollen,  daß  der  Dahingeschiedene  bei 
so  viel  Arbeit  und  Studium  den  Eindruck  des  Vielwissens  oder 
Gelehrten  hervorgerufen  hätte.  Gewiß,  sein  dunkler  Rock  und 
das  fliegende  Silberhaar  unter  dem  breitränderigen  Hut  ver- 
rieten den  deutschen  Professor,  und  wer  die  Typen  aus  der 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts  kennt,  sie  verrieten  auch  den  alten 
48  er.  Aber  wenn  er  eine  Unterhaltung  angesponnen  hatte, 
dann  schwand  die  Sorge  von  einem  breitausgeführten  Kolleg 
über  Dieses  und  Jenes.  Für  alles  fand  er  den  denkbar  ein- 
fachsten Ausdruck,  oft  mit  provinzial-schlesischer  Färbung. 
Das  Wissen  gehörte  so  zu  der  laufenden  Münze  seines  Ge- 
dankenvorrats, daß  es  nie  mit  dem  Anspruch  des  Erlesenen 
und  Wichtigen  zum  Vorschein  kam.  Über  alles,  was  er  be- 
handelte, verbreitete  er  das  ruhige  Licht  der  selbstverständ- 
lichen Klarheit. 

Mannigfache  Erfahrung  in  allen  möglichen  menschlichen 
Gebieten  des  Wissens  und  des  Schaffens  standen  Förster  zu 
Gebote,  und  alle  hatte  er  mit  dem  klugen  Blick  des  praktischen 
Mannes  ausgenutzt.  Überhaupt  war  für  ihn  die  praktische 
Verwertbarkeit  einer  Sache  ein  Hauptgesichtspunkt  seines 
Urteils.  Als  Gelehrter  hatte  er  den  Wert  der  Theorie  ge- 
kannt, und  wie  alle  Spekulation  auf  ihr  beruht,  das  wußte  er  zu 
schätzen.  Seine  geistige  Arbeit  wurde  immer  zu  Fleisch  und 
Blut,  es  lag  da,  wie  ein  vielgebrauchtes  Instrumentarium,  jedes 
Ding  an  seinem  Fleck,  so  daß  er  nur  hinzugreifen  brauchte,  um 
es  zur  Hand  zu  haben.  Der  Gelehrte  war  derart  ein  Mann 
der  Praxis  geworden,  dessen  Urteil  schwer  wog.  Er  gehörte 
sicher  nicht  unter  die  Ideologen.  Er  war  ein  Mann  der  Tat, 
mit  starker  Hand  faßte  er  das  Steuer  seines  Lebens  und  seiner 
Wissenschaft  und  hatte  für  den  Sirenengesang  geistreicher, 
aber  rein  müßiger  Theorien  kein  Ohr.  Das  Experiment,  die 
gleichbleibende  Tüchtigkeit,  die  immer  bewährte  Treue  waren 


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149 


seine  Kriterien  für  Menschen  und  Dinge.  Jeder  war  glücklich, 
der  den  Rat  des  vielbeschäftigten  Mannes  für  irgend  welche 
schwierigen  Verhältnisse  ganz  außerhalb  seines  Berufes  ein- 
holen konnte;  denn  er  war  nicht  nur  Fachmann  und  Univer- 
sitätsprofessor, als  Stadtverordneter  hatte  er  die  städtischen 
Verhältnisse  genau  kennen  gelernt,  von  Haus  aus  waren  ihm 
landwirtschaftliche  Dinge  bekannt,  später  trat  er  im  Herren- 
hause wieder  mit  den  allgemeinen  politischen  Verhältnissen  in 
Berührung,  für  die  er  zeitlebens  ein  wachsames  Auge  hatte." 
Aus  dem  jugendlichen  und  leidenschaftlichen  48er  wurde  all- 
mählich an  der  Hand  der  reifen  Lebenserfahrungen  ein  immer 
mehr  nach  rechts  wandernder  Politiker;  aber  der  Grundzug 
seiner  Politik  war  Vaterlandsliebe  und  Gerechtigkeitssinn.  Er 
war  ein  deutscher  Mann  im  besten  Sinne  des  Wortes,  der  bis 
in  sein  hohes  Alter  hinein  sich  einen  weiten  politischen  Blick 
wahrte  und  für  das  Aufblühen  des  einigen  Deutschen  Reiches, 
seine  kolonialen  Bedürfnisse,  seine  moderne  Gesetzgebung  u.  a. 
ein  volles  Verständnis  hatte.  Er  war  ein  glühender  Verehrer 
Bismarcks,  den  er  vordem  bekämpft  hatte. 

Wie  sehr  Förster  für  die  praktische  Seite  des  Lebens 
beanlagt  war,  das  erhellt  so  recht  aus  der  Tätigkeit  auf  seinem 
Gute  Bronikowo,  das  nach  dem  Tode  seiner  Mutter  in  seinen 
Besitz  überging.  Neue  Bauten  entstanden,  neue  Ausnutzungs- 
und Bewirtschaftungsmethoden  wurden  eingeführt,  und  nicht 
zum  mindesten  wurde  gegenüber  den  immer  verworreneren 
kirchlichen  und  politischen  Faktoren  des  Posener  Provinzial- 
lebens  ein  energischer  männlicher  Wille  im  Sinne  deutscher 
Rechtlichkeit  zur  Geltung  gebracht.  Das  war  seine  letzte 
Leistung,  aber  er  hat  sie  mit  der  Frische  eines  blühenden 
Mannes,  freilich  auch  mit  der  klugen  Besonnenheit  des  welt- 
erfahrenen Greises  durchgeführt.  Eigentlich  hat  er  in  seinem 
Leben,  soweit  es  sich  um  persönlich  verantwortliche  praktische 
Unternehmungen  handelte,  keinen  Mißerfolg  gehabt.  „Ich  hätte 
Alles  werden  können",  äußerte  er  sich  einmal  seinem  Schwieger- 
sohn gegenüber,  „Kaufmann,  Jurist,  Landwirt,  Geograph,  Offizier 
oder  Verwaltungsbeamter  —  aber  nur  kein  Theologe",  „und 
kein  Kunsthistoriker",  fügte  der  Angeredete  hinzu.  Er  war 
eben  ganz  ein  Mann  des  Ostens,  voller  Freude  an  der  Natur, 


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von  tiefem  Gemüt,  objektiv  klar,  praktisch  und  besonnen,  ein 
Held  in  der  Pflichterfüllung.  Nur  für  die  praktische  unter  den 
Künsten  hatte  er  eine  ausgesprochene  Aufmerksamkeit,  für  die 
Architektur,  und  auf  diesem  Gebiete  wußte  er  sich  durch 
Studium  und  Reisen  eine  Kennerschaft  in  gewissen  Grenzen 
zu  erwerben. 

Sein  Familienleben  war  als  ein  patriarchalisches  zu  be- 
zeichnen, in  dem  der  Wille  des  Oberhauptes  der  allein  ent- 
scheidende Faktor  war,  es  erinnerte  an  die  Strenge  und  Ein- 
fachheit der  Familienordnung,  wie  sie  auf  der  Scholle  des 
selbstbeackerten  Bodens  sich  erhält.  Freilich,  wenn  die  ganze 
Familie  draußen  in  den  Bergen  des  Charlottenbrunner  Gebirges 
ihre  weiten  Spaziergänge  unternahm,  dann  war  der  alte  Mann 
gesprächig.  Und  hier  haben  die  Kinder  von  ihrem  Vater  viel 
gelernt,  der  auf  alles  Antwort  gab,  was  den  Kindern  durch 
den  Kopf  fuhr.  Der  Vater  war  für  seine  Kinder  eben  Alles. 
Was  er  wollte,  wußten  sie  Alle  ganz  genau;  denn  dieser  Mann 
der  Praxis  war  ein  unerschütterlicher  Anhänger  felsenharter 
Grundsätze.  Sein  Herz  war  die  Güte  selbst,  aber  sein  Ver- 
stand war  Strenge  und  Gesetz.  An  den  erprobten  Lebens- 
regeln, die  alle  auf  logischen  Gründen  beruhten,  stützte  er 
sich,  wie  ein  Bergsteiger  auf  seinen  Bergstock.  Seinen  geistigen 
Besitz  hat  er  sich  mit  den  umständlichen  Methoden  des  fleißigen 
und  gründlichen  Arbeiters  erworben.  Schon  aus  seiner  Schul- 
zeit haben  sich  Hefte  erhalten,  in  denen  er  auf  selbstgezogenen 
Linien  Musikstücke  mit  Text  und  Noten  fein  säuberlich  auf- 
geschrieben hat,  und  aus  seinem  ganzen  Leben  gibt  es  Aus- 
züge aus  Schriftstellern,  Berechnungen,  Entwürfe,  Kalkulationen 
und  andere  Mittel  der  Gedächtniserziehung.  Er  blieb  der- 
gestalt immer  Herr  der  Verhältnisse  und  zum  Leben,  zum 
Schicksal  stand  er  in  dem  harmonischen  Verhältnis  des  tüch- 
tigen Arbeiters,  der  da  wartet,  bis  er  gerufen  wird,  um  seine 
Kräfte  einzusetzen. 

Wie  Goethe  war  auch  er  gewohnt,  den  Alttag  in  Beziehung 
zu  seiner  Gesamtanschauung  des  Lebens  zu  bringen.  Er  war 
seiner  Natur  nach  ein  universeller  Kopf,  in  ihm  steckte  eine 
natürliche  Begabung  zum  philosophischen  Denken.  Gänzlich 
unbekannt  mit  dem  schulmäßigen  Philosophieren  des  Fach- 


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mannes  fand  er  doch  zu  allen  großen  Philosophen,  deren 
Grundgedanken  er  gut  kannte,  eine  sichere  Stellung.  Er  suchte 
sich  den  Weg  vom  Besonderen  zum  Allgemeinen;  die  Enge 
des  Handwerks,  die  Überbürdung  mit  Amtsgeschäften  und  die 
aufdringliche  Störung  durch  die  kleinen  oscillierenden  Stöße  des 
Tagtäglichen  überwand  er  in  beständigem  Suchen  nach  innerer 
Sammlung  und  weiten  Gesichtspunkten.  Er  wollte  „Meister" 
sein,  der  Zweck  und  Absicht  seiner  Arbeit  kennt,  und  im 
Innersten  zuwider  waren  ihm  die  „Gesellen44,  die  ihr  Pensum 
herunterhaspeln,  um  dann  frei  zu  sein.  Es  ist  kein  Zweifel, 
daß  in  dieser  Sehnsucht  nach  dem  Universellen  und  in  dem 
inneren  Trieb,  sich  auf  der  Höhe  in  Anschauung  und  Urteil 
zu  behaupten,  das  Autoritative  seines  Wesens  begründet  ist. 

Seine  naturwissenschaftliche  Erziehung  als  Mediziner  war 
die  Basis  seines  Denkens,  er  ist  ein  rechter  Repräsentant  des 
naturwissenschaftlichen  Zeitalters  geworden.  Er  war  dabei 
kein  gewaltsamer  Charakter,  von  der  Natur  hatte  er  Geduld 
und  Bescheidenheit  gelernt. 

Bei  der  Beurteilung  seiner  Mitmenschen  war  er  immer 
ruhig,  nie  scharf,  nicht  einmal  ironisch,  sondern  objektiv,  als 
ob  er  irgend  ein  Wesen  der  Natur  vor  sich  hätte.  Er  kannte 
keinen  Unterschied  zwischen  hoch  und  niedrig,  um  so  mehr 
aber  sah  er  auf  die  natürlichen  Anlagen  des  Menschen,  aber 
auch  nur  insofern  sie  eine  solide,  zuverlässige  Arbeit  gewähr- 
leisteten. Aber  er  sah  diese  Fähigkeiten  nicht  als  Erfolg  und 
den  Lohn  der  Selbstzucht  an.  Vielmehr  war  ein  Mensch  — 
so  meinte  er  —  damit  ausgestattet,  wie  eine  gewisse  Rasse 
Hunde  durch  Treue  und  Mut  ausgezeichnet  sind  oder  nicht. 
Daß  ein  Mensch  diese  Eigenschaften  sich  erwerben  könne,  war 
für  ihn  ausgeschlossen.  „Die  Menschen  ändern  sich  nicht44, 
das  wiederholte  er  alle  Tage.  Es  war  für  ihn  ausgeschlossen, 
daß  ihn  irgend  jemand,  den  er  genau  kannte,  durch  eine  Meta- 
morphose seiner  innern  Natur  überraschen  könne.  Er  gab 
daher  auch  wenig  auf  Erziehung:  „Man  kann  einem  Kinde 
Dressur  beibringen  oder  ein  bischen  Zivilisation,  im  Übrigen 
aber  hat  niemand  eine  Macht  über  sein  Wesen  und  sein 
Schicksal.14  Danach  richtete  sich  auch  sein  Urteil,  das  niemals 
ein  Verurteilen  war.    Er  machte  daher  Menschen  auch  nicht 


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den  Vorwurf,  daß  sie  eventuell  ihn  getäuscht  hätten,  sondern 
er  hatte  sich  in  ihnen  getäuscht.  Es  war  schwer,  seine  einmal 
gefaßte  Meinung  über  einen  Menschen  zu  erschüttern. 

Ebenso  treu  und  ausdauernd  war  er  auf  der  andern  Seite 
als  Freund.  Er  war  eigentlich  ein  unverlierbarer  Freund. 
Gerade  den  tiefen  Sinn  für  Freundschaft  rühmen  alle  die- 
jenigen, die  ihm  im  Leben  nahe  getreten  waren,  und  treue 
Freundschaft  hat  er  manch  Einem  gehalten  von  der  Studenten- 
zeit bis  zum  Grabe.  Auch  in  der  Verehrung  und  der  Dank- 
barkeit vieler  seiner  langjährigen  Assistenten  und  Mitarbeiter 
hat  Försters  treuer  Sinn  oft  seine  Anerkennung  und  seine 
Genugtuung  gefunden,  und  wiederholt  hat  er  ausgesprochen, 
wie  wohltuend  ihm  diese  Beweise  der  Hochachtung  und  der 
Dankbarkeit  waren. 

Maßvoll  war  Förster,  wenn  es  sich  um  irgend  welche 
religiösen  Fragen  handelte.  Für  sich  selbst  lehnte  er  jede 
Vergewaltigung  seines  gesunden  Menschenverstandes  durch  dog- 
matische Formeln  ab.  Alles  Mystische,  Unklare  und  nur  durch 
den  Glauben  Faßbare  lag  ihm  fern.  Früher  mochte  er  vielleicht 
auf  seine  exakten  Methoden  allzu  stolz  gepocht  haben.  Jeden- 
falls war  für  ihn  die  Entdeckung  der  Röntgenstrahlen  fast  wie 
ein  erlebtes  Wunder.  „Wer  hätte  je  gedacht,  daß  Strahlen 
durch  dickes  Holz,  ja  durch  Knochen  und  gewisse  Metalle  hin- 
durchgehen. Das  war  für  uns  unmöglich.  Und  jetzt  können 
wirs  durchs  Experiment  nachweisen!  Was  physikalisch  un- 
denkbar war,  ist  doch  möglich."  Er  war  so  sehr  in  seinem 
Gleichgewicht  gestört,  daß  er  nicht  mehr  wie  früher  bloß  milde 
lächelte,  wenn  ihm  irgend  eine  merkwürdige  Geschichte  von 
Ahnungsvermögen  oder  ähnlicher  seelischer  „Fern Wirkungen14 
erzählt  wurde,  sondern  meinte,  wir  könnten  gar  nicht  wissen, 
welche  vermittelnden  Schwingungen  des  Äthers  oder  irgend 
eines  noch  unbekannten  Mediums  bestünden.  Gerade  das  letzte 
und  vorletzte  Jahrzehnt  mit  seinen  Entdeckungen  in  der  Medizin 
wie  in  der  Physik  schien  ihm  für  die  Naturwissenschaften  be- 
sonders wertvoll.  „Jetzt  noch  einmal  von  vorn  studieren 
können,  das  wäre  eine  Lust."  „Und  wenn  ich  jetzt  mit  meinen 
Lebenserfahrungen",  sagt  er  an  seinem  70.  Geburtstage,  „noch- 
mals mich  für  ein  Studium  entscheiden  sollte,  so  würde  ich 


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wieder  Medizin  studieren  und  zwar  jetzt  erst  recht.  Es  ist 
eine  neue  Ära  in  der  Medizin  angebrochen,  eine  verheißungs- 
vollere Zeit,  weil  sich  der  Schleier  zu  lüften  beginnt,  der  die 
Ursachen  so  vieler  Krankheiten  bisher  verhüllte,  und  weil  auch 
für  die  Heilung  der  Krankeiten  eine  hoffnungsvollere  Zukunft 
in  Aussicht  steht.44 

In  den  letzten  Jahren  beschäftigte  er  sich  denn  auch  sehr 
viel  mit  der  Lehre  von  der  Elektrizität  und  besonders  eifrig 
mit  Mathematik  und  ihre  Anwendung  auf  die  Naturwissen- 
schaften. Das  Buch  von  Ncrnst-Schönfließ  hat  ihn  bis  aufs 
Krankenbett  begleitet.  Überall  suchte  er  nach  dem  „Gesetze44; 
denn  wer  das  „Gesetz44  kennt  mnd  nicht  bloß  das  Symptom 
oder  die  wiederholte  Wiederkehr  einer  Naturerscheinung,  der 
kann  zum  mindesten  durch  das  Experiment  diese  Erscheinung 
wieder  hervorrufen.  Deshalb  war  ihm  die  Darwinsche  Lehre 
nur  einer  der  interessantesten  und  geistreichsten  „Erklärungs- 
versuche44, aber  kein  „Gesetz44. 

Mit  dem  Enthusiasmus  eines  Jünglings  konnte  Förster 
sich  noch  in  seinen  alten  Tagen  der  großen  wissenschaftlichen 
Errungenschaften  freuen,  wenn  sie  vor  seinem  kritischen  Geiste 
bestanden  hatten.  Nur  auf  Grund  des  überzeugenden  Beweises 
bekannte  er  sich  zu  einer  neuen  Anschauung.  „Das  wahre 
Christentum  schreibt  auf  seine  Fahne  vor  allem  den  Glauben, 
also  ein  sacrificium  intellectus.  Da  kann  ich  nicht  folgen.44 
(Brief  28.  November  1901.)  Aber  er  ließ  duldsam  jeden  nach 
seiner  Fac,on  selig  werden.  Niemals  hat  er  auch  nur  mit 
einem  Wort  angedeutet,  daß  er  an  ein  Fortleben  der  Seele  in 
irgend  einem  andern  Zustande  nach  dem  Tode  glaubte.  Es 
war  für  ihn  auf  einmal  aus.  Und  wenn  er  etwas  neues  er- 
kennen und  lernen,  in  ungeahnte  Weiten  und  Tiefen  Einblick 
erhalten  sollte,  nachdem  einmal  alles  vorüber  war,  dann  ist 
er  gewiß  glücklich.  Aber  daß  nach  Zerfall  der  Materie  und 
nach  dem  Stillstand  der  organischen  Funktionen  die  „Seele" 
fortbestehen  könne,  das  war  wohl  für  ihn  ein  zu  schweres 
sacrificium  intellectus. 

Und  so  ist  er  dahingegangen,  nach  einem  reichen  ge- 
segneten Leben.  Welch  starker  und  gesunder  Mensch  war  er 
doch  zeitlebens.   Gegen  sich  selbst  war  er  streng  und  hart, 


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mäßig  im  Genießen,  unermüdlich  im  Arbeiten,  knapp  im  Be- 
messen der  Ruhe,  leidenschaftlich  ausdauernd  bei  körperlichen 
Anstrengungen  —  er  war  das  Urbild  von  Kraft  und  Lebens- 
energie. Er  gehörte  einer  aussterbenden  Generation  an,  die 
vielseitiger  und  universeller  in  ihren  Zielen  war  als  die  jetzige. 
Er  war  eine  Natur  von  schroffer  Subjektivität,  ein  Charakter, 
an  dem  jede  Linie  scharf  und  klar  gezeichnet  war,  ein  Mann, 
der  Raum  beanspruchte  und  ihn  auch  ausfüllte;  aber  den  großen 
Mächten,  Natur  und  Schicksal  gegenüber  war  er  demütig  und 
bescheiden.  Ehren  und  Auszeichnungen  hat  er  im  Leben  nie 
erstrebt,  aber  es  konnte  nicht  fehlen,  daß  sie  ihm  in  reichem 
Maße  zu  Teil  wurden. 

W.  Uhthoff. 


Alfred  Kast. 

Am  6.  Januar  1903  starb  in  Nizza,  in  seinem  48.  Lebens- 
jahre als  letzter  seines  Stammes,  unverheiratet,  der  Geheime 
Medizinalrat  Dr.  Kast,  ordentlicher  Professor  in  der  medi- 
zinischen Fakultät  und  Direktor  der  medizinischen  Klinik 
unserer  Universität. 

Alfred  Kast  wurde  am  25.  Juli  1856  in  Illenau  bei  Achern 
(Großherzogtum  Baden)  geboren.  Sein  Vater,  der  damals  Arzt 
an  der  dortigen  Irrenanstalt  war,  kam  später  als  Medizinalrat 
und  Bezirksarzt  nach  Freiburg  i.  B.  Hier  verlebte  Alfred 
Kast  seine  Gymnasialzeit.  Mit  16  Jahren  bezog  er  die  Uni- 
versität Heidelberg,  an  der  er  zunächst  Jurisprudenz  studierte, 
um  sich  bald  der  Medizin  zuzuwenden.  Außer  in  Heidelberg 
studierte  er  noch  in  Freiburg  und  Leipzig.  Im  Januar  1879 
hatte  er  das  medizinische  Staatsexamen  beendet.  Am  20.  d.  M. 
wurde  er  in  Freiburg  zum  Dr.  med.  promoviert.  Er  erhielt 
dann  eine  Assistentenstelle  bei  Erb  in  Heidelberg  und  als  dieser 
nach  Leipzig  übersiedelte,  wohin  er  als  Direktor  der  medizin. 
Poliklinik  berufen  war,  begleitete  ihn  Kast  als  Assistent.  Hier 
in  Leipzig  fand  er  eine  ihn  ungemein  anregende  Arbeitssphäre 
sowohl  bei  seinem  Chef  als  auch  im  pathologischen  Institute, 
das  unter  Cohnheims  Leitung  stand.   Als  sich  ihm  indessen 


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im  Jahre  1881  die  Gelegenheit  bot,  in  seiner  Heimatsstadt 
Freiburg  eine  klinische  Assistentenstelle  bei  Bäumler  anzu- 
treten, verließ  er  die  poliklinische  Stelle  und,  nachdem  er 
kurz  vorher  1880/81  einige  Zeit  bei  Gudden  in  München  ge- 
wesen war,  um  sich  psychiatrischen  Studien  zu  widmen,  kam 
er  nun  in  Verhältnisse,  die  für  seine  wissenschaftliche  Ent- 
wicklung sehr  wichtig  wurden.  Hier  arbeitete  er  teils  klinisch 
unter  Leitung  seines  Chefs  und  selbständig,  teils  schloß  er 
sich  E.  Baumann  persönlich  näher  an  und  stellte  gemein- 
schaftlich mit  ihm  chemische  Untersuchungen  mit  medizinischer 
Tendenz  an,  die  physiologischer,  klinischer  und  pharmako- 
logischer Natur  waren.  Am  15.  Januar  1883  habilitierte  er 
sich  dort  als  Privatdozent.  Am  15.  August  1886  erfolgte  seine 
Ernennung  zum  außerordentlichen  Professor.  Im  September  1888 
übernahm  er  die  Direktion  des  Hamburger  Stadtkrankenhauses  in 
Eppendorf  als  Nachfolger  Kurschmanns.  Im  Januar  1892  er- 
folgte seine  Berufung  als  ordentlicher  Professor  und  Direktor 
der  medizinischen  Klinik  an  unsere  Universität.  Am  1.  April 
desselben  Jahres  trat  er  sein  Amt  als  Nachfolger  Biermers 
an.  Das  Nebenamt  eines  Verwaltungsdirektors  der  klinischen 
Anstalten  wurde  ihm  nach  Fritschs  Fortgange  übertragen.  Am 

I.  Mai  1899  legte  er  aber  dieses  Nebenamt  wegen  Überbürdung 
nieder.  Im  September  1896  erhielt  den  Charakter  als  Geheimer 
Medizinalrat.  Für  das  Studienjahr  1896/97  wurde  er  zum 
Dekan  der  Fakultät  gewählt.  An  Ordensauszeichnungen  besaß 
er  den  Roten  Adlerorden  IV.  Klasse  und  das  Comthurkreuz 

II.  Klasse  des  Königl.  sächsischen  Albrechtsordens. 

Die  Krankheit,  die  ihm  ein  so  beklagenswert  frühes  Ende 
bereitete,  ein  Nierenleiden,  stellte  sich  bald  nach  seiner  Über- 
siedelung nach  Breslau  ein.  Wiederholt  mußte  er  in  den 
letzten  Jahren  seine  Tätigkeit  unterbrechen,  um  Erholung  zu 
suchen.  Vor  Beginn  des  Wintersemesters  1902/03  kam  wiederum 
eine  schwere  Attaque  mit  Herzstörungen  und  Ödemen.  Kast 
reiste  nach  dem  Süden.  In  Nizza  schien  er  sich  anfangs  gut 
zu  erholen.  Bald  trat  jedoch  eine  Verschlimmerung  ein  und 
am  6.  Januar  d.  J.  (1903)  endete  dort  sein  Leben.  Seine  Leiche 
wurde  nach  Freiburg  i.  B.  überführt  und  dort  beigesetzt.  Die 
Fakultät  war  bei  der  Bestattung  vertreten. 


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Kasts  äußere  Erscheinung  war  eine  ungewöhnlich  ge- 
winnende. Sein  hoher  Wuchs,  sein  Kopf  mit  dem  vornehmen 
Barte  machten  einen  imponierenden  Eindruck,  der  selbst  in 
den  letzten  3  Jahren  seines  Lebens  unter  dem  Einflüsse  seines 
Leidens  nicht  verloren  ging,  obschon  in  seinem  Gesichte  die 
Zeichen  der  Krankheit  deutlich  erkennbar  waren  und  ihn  vor- 
zeitig gealtert  und  zuweilen  fast  gebrechlich  erscheinen  ließen. 

Wie  in  seiner  äußeren  Erscheinung,  so  war  er  auch  als 
innere  Persönlichkeit  gesellschaftlich  etwas  Besonderes,  Her- 
vorragendes. Geistvoll,  liebenswürdig,  vorzüglicher  Gesell- 
schafter von  angenehmen  Formen,  mannigfaltig  begabt,  ein 
feiner  Beobachter,  großer  Menschenkenner,  unterhaltend,  gleich- 
viel ob  man  mit  ihm  allein  oder  in  größerem  Kreise  zusammen 
war,  mußte  er  Jedem  als  ein  durchaus  ungewöhnlicher,  hervor- 
ragender Mensch  nicht  bloß  für  den  Augenblick  imponieren  und 
gefallen,  sondern  einen  bleibenden  Eindruck  machen.  Für  die, 
die  ihn  näher  kannten,  wird  er  als  vornehmer,  hochanständiger 
Charakter  unvergeßlich  bleiben.  Er  war  eher  weich  und 
menschenfreundlich  als  energisch  zugreifend.  Für  seine  Person 
hatte  er  kein  großes  Gesellschaftsbedürfnis,  und  hier  in  Breslau 
lebte  er  sehr  zurückgezogen  und  seinem  Berufe  sich  widmend, 
so  daß  er  wenig  nach  außen  hervortrat.  In  seinen  amtlichen 
Geschäften,  als  Dekan  und  innerhalb  der  Fakultät,  zeigte  er 
eine  ganz  ungewöhnliche  Geschicklichkeit  und  Feinheit,  die 
auf  der  Klarheit  seines  Urteils  und  auf  seiner  großen  Menschen- 
kenntnis beruhte. 

Als  Arzt  war  er  allgemein  sehr  beliebt  bei  Patienten  wie 
bei  Ärzten.  Vornehm  hier,  wie  überall,  kam  seine  Persönlich- 
keit zu  voller  Geltung.  Jene  Imponderabilien,  die  sich  aus 
keinem  Lehrbuche  der  Therapie  oder  Arzneimittellehre  erlernen 
lassen,  traten  hier  in  segensreiche  Tätigkeit.  Seine  große, 
unvergleichliche  Menschenkenntnis,  das  Eingehen  auf  die  per- 
sönlichen Verhältnisse  des  Kranken,  seine  seelische  Anpassungs- 
fähigkeit und  seine  Kunst,  dem  eigenen  Tun  und  Reden  sofort 
die  sachlich  erforderliche  Form  in  höchster  Vollendung  zu 
geben,  verliehen  ihm  als  Arzt  und  Ratgeber  in  den  Augen 
derer,  die  seinen  Rat  suchten,  ein  geradezu  übernatürliches 
Ansehen,  welches  vielfach  schier  Wunder  wirkte.    Und  indem 


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er  in  seltener  Pflichttreue  dem  Hilfesuchenden  sein  reiches 
ärztliches  Wissen  und  Können  darbot,  war  er  ein  in  Wahrheit 
großer  Arzt. 

Als  Lehrer  wird  er  seinen  Schülern  unvergeßlich  bleiben. 
Sein  Vortrag  war  geistvoll,  klar  und  fesselnd  und  Meister 
in  der  Krankenuntersuchung  wie  er  war,  verstand  er  es,  seine 
Schüler  zu  vorzüglichen  Ärzten  zu  bilden. 

Seine  wissenschaftlichen  Leistungen  verteilen  sich,  seinem 
Bildungsgänge  entsprechend,  auf  zahlreiche  Gebiete  der  inneren 
Medizin  und  ihrer  Hilfswissenschaften.  Man  kann  die  Arbeiten 
ihrem  Inhalte  nach  in  drei  Gruppen  teilen:  in  die  Arbeiten  all- 
gemein-klinischen und  therapeutischen  Inhaltes,  in  die  neuro- 
logischen und  in  die  physiologisch  -  chemischen  (pharma- 
kologischen) Arbeiten. 

Die  Arbeiten  aus  den  ersten  Jahren  der  wissenschaftlichen 
Tätigkeit  Kasts  verdanken  ihre  Entstehung  vorwiegend  den 
Anregungen,  die  Kast  aus  seiner  Assistentenzeit  bei  Erb  in 
Leipzig  erfahren  hat.  Sie  sind  daher  zumeist  neurologischen 
Inhalts.  Auch  während  der  ersten  Jahre  seiner  Freiburger 
Assistenlenzeit  an  der  Klinik  Bäumlers,  wo  der  Neurologie 
stets  besondere  Aufmerksamkeit  geschenkt  wurde,  hat  Kast 
sich  hauptsächlich  mit  neurologischen  Fragen  beschäftigt.  Dieser 
ersten  Neigung  zur  Neurologie  ist  er  auch  später  in  Hamburg 
und  Breslau  nie  ganz  untreu  geworden. 

Die  frühesten  neurologischen  Arbeiten  Kast's  beschäftigen 
sich  hauptsächlich  mit  der  sogen,  primären  degenerativen 
Neuritis.  Bis  zum  Beginne  der  80er  Jahre  vor.  Jahrhunderts 
hatte  man  den  primären  Erkrankungen  der  peripherischen 
Nerven  —  abgesehen  von  den  traumatischen  und  neuralgischen 
Läsionen  —  nur  sehr  wenig  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Es 
erregte  daher  großes  Interesse,  als  man  namentlich  durch  die 
Arbeiten  französischer  Forscher  erfuhr,  daß  zahlreiche  aus- 
gedehnte Lähmungszustände  im  Gebiete  der  Rückenmarks-  und 
der  bulbären  Nerven  auf  primären  Degenerationszuständen  der 
betr.  peripherischen  Nerven  beruhe.  Zahlreiche  Forscher 
wandten  sich  nun  mit  größtem  Eifer  dem  Studium  der  mul- 
tiplen Neuritis  zu   und  auch  Kast  hat   mehrere  wertvolle 


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Beiträge  zur  Kenntnis  dieses  wichtigen  Gebietes  geliefert.  Be- 
sonders bedeutungsvoll  waren  in  dieser  Beziehung  auch  seine 
experimentellen  Untersuchungen  über  den  Entzündungs- 
vorgang  in  den  peripherischen  Nerven.  Gegenüber  der  ver- 
breiteten Lehre  von  dem  häufigen  Vorkommen  einer  sogen. 
Neuritis  ascendens  stellte  er  durch  Versuche,  die  er  im 
Cohnheimschen  Institute  in  Leipzig  begonnen  hatte,  fest,  daß 
bei  streng  aseptischem  Verlaufe  nur  eine  lokalisierte  ver- 
narbende Entzündung  entstehe,  während  die  ascendierende 
Neuritis  ihren  Ursprung  stets  einer  eitrigen  phlegmonösen  In- 
fektion des  perineuritischen  Bindegewebes  verdanke.  In 
klinischer  Hinsicht  waren  namentlich  wichtig  seine  Beobach- 
tungen aus  der  Freiburger  Klinik  über  die  Entstehung  poly- 
neuritischer  Erkrankungen  im  Anschluß  an  Puerperalerkran- 
kungen,  an  Diphtherie,  an  Alkoholismus  u.  a. 

Die  Arbeiten  über  Polyneuritis  führten  Kast  zur  Er- 
örterung gewisser  Fragen  aus  der  allgemeinen  Nervenpathologie, 
insbesondere  zum  Studium  des  schwierigen  Problems  der 
Ataxie.  Bemerkenswert  ist  seine  Arbeit  über  „Bewegungs- 
ataxie  bei  akuten  Querschnittserkrankungen  des  Rückenmarks44 
(Festschrift  der  5ü.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und 
Ärzte  in  Freiburg  i.  B.  1883).  Er  beschreibt  darin  das  Auf- 
treten ataktischer  Bewegungsstörungen  in  der  Rekonvalescenz 
akuter  Querschnittserkrankungen  ohne  jede  nachweisbare 
Störung  des  Muskelsinnes.  Von  prinzipieller  Bedeutung  war 
auch  der  Nachweis  des  peripherischen  Ursprungs  gewisser 
Formen  der  postdiphtherischen  Ataxie. 

Im  Anschluß  hieran  sei  auch  die  eigentümliche  Be- 
wegungsstörung erwähnt,  die  Kast  bei  einem  Hemiplegiker 
beobachtete  und  als  „transcorticale"  Erscheinung  deutete. 
Der  betr.  Kranke,  ein  53jähr.  Hemiplegiker,  hatte  eine  voll- 
ständige Aufhebung  aller  willkürlichen  Einzelbewegungen  im 
Gesicht,  in  den  Kiefern  und  in  der  Zunge.  Beim  Essen,  bei 
Schmerzäußerungen  u.  dergl.  traten  aber  in  den  sonst  scheinbar 
gelähmten  Muskeln  deutliche,  kombinierte  Bewegungen  auf. 

Schließlich  sind  unter  den  neurologischen  Arbeiten  Kasts 
noch  mehrere  Untersuchungen  hervorzuheben,  die  sich  mit 
der  Pathologie  und  pathologischen  Anatomie   des  Gehörs 


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beschäftigen.  Wichtig  war  zunächst  die  1887  im  Archiv  für 
Psychiatrie  erschienene  Arbeit:  „Zur  Anatomie  der  cerebralen 
Kinderlähmung",  worin  Kast  die  Frage  nach  der  anatomischen 
Grundlage  der  verhältnismäßig  so  häufig  auftretenden  Hemi- 
plegie im  Kindesalter  erörterte.  Konnte  er  auch  zu  keinem 
abschließenden  Urteil  kommen,  so  lieferten  seine  Untersuchungen 
doch  wichtiges  Material  zu  dieser  auch  jetzt  noch  keineswegs 
entschiedenen  Frage.  —  Wiederholt  beschäftigt  hat  sich  K.  mit 
dem  interessanten  Symptomenkomplex  der  Aphasie;  nament- 
lich hat  seine  Mitteilung  über  die  bei  aphatischen,  nicht  selten 
auftretenden  Störungen  der  musikalischen  Fertigkeiten 
vielfach  anregend  auf  spätere  Untersucher  eingewirkt.  Ein 
verwandtes  Gebiet  betrifft  auch  die  Arbeit  K.s  über  die  Be- 
ziehungen zwischen  Schwerhörigkeit  und  Worttaubheit,  worin 
insbesondere  auch  die  Bedeutung  von  Labyrintherkrankungen  für  * 
das  Auftreten  sensoriell-aphatischer  Symptome  erörtert  wurde. 

Noch  in  den  letzten  Jahren  seines  Lebens  hat  K.  seine 
Schüler  zu  neurologischen  Arbeiten  angeregt.  Hervorzuheben 
sind  namentlich  mehrere  Arbeiten  aus  der  Breslauer  Klinik, 
die  sich  mit  der  Frage  nach  der  Entstehung  des  Lokalisations- 
vermögens  für  die  verschiedenen  Hautreize  beschäftigen. 

Unter  den  allgemein  kl  in  i  sehen  Arbeiten  K.s  erwähnen 
wir  zunächst  die  Beiträge  zur  Pathologie  der  Leukämie,  zumal 
ein  Teil  dieser  Arbeit  auch  noch  von  neurologischem  Interesse 
ist.  K.  erörtert  nämlich  die  bei  Leukämie  zuweilen  auftretenden 
Lähmungserscheinungen,  insbesondere  im  Gebiete  der  Bulbär- 
nerven.  Außerdem  erörtert  er  die  Gerinnungsvorgänge  im 
leukämischen  Blut  und  führt  den  bei  Leukämie  zuweilen  vor- 
kommenden anhaltenden  Priapismus  auf  abnorme  Gerinnungs- 
vorgänge in  der  cavernösen  Bluträumen  zurück.  Sodann  ver- 
dienen hervorgehoben  zu  werden  die  durch  den  Einfluß  der 
Hei denhain sehen  Untersuchungen  über  die  Lymphbildung 
entstandenen  Ermittelungen  Kast's  zur  Pathologie  der  ne- 
phritischen Ödeme.  K.  konnte  den  experimentellen  Nachweis 
liefern,  daß  unter  Umständen,  wenn  auch  nicht  regelmäßig, 
nach  der  Injektion  des  Blutserums  eines  ödematösen  nephri- 
tischen Patienten  eine  erhebliche  Steigerung  der  Lymphbildung 
beim  Hunde  erzielt  werden  kann.    Es  liegt  nahe,  den  Nachweis 


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derartiger  „lymphagoger  Stoffe"  im  Blutserum  von  Nieren- 
kranken mit  dem  Auftreten  der  nephritischen  Ödeme  in  einen 
gewissen  Zusammenhang  zu  bringen. 

Die  Arbeiten,  die  Kasts  Namen  in  weitesten  Kreisen 
bekannt  gemacht  haben,  liegen  auf  pharmakologisch- 
therapeutischem  Gebiete.  Die  neuere  Medizin  verdankt  K. 
die  Einführung  mehrerer  der  wichtigsten  und  wirksamsten 
Arzneimittel.  So  empfahl  er  als  Erster  zusammen  mit  0.  Hins- 
berg das  Phenacetin  (Acetphenetidin),  welches  in  Anlehnung 
an  das  bereits  bekannte  Acetanilid  dargestellt  war;  wie  bekannt, 
behauptet  dieses  Mittel  heute  noch  seinen  Platz  im  Arznei- 
schatze. Bald  darauf,  1888,  untersuchte  er  in  Gemeinschaft 
mit  E.  Baumann  das  Sulfonal  und  (1889)  das  chemisch  zur 
selben  Gruppe  gehörende  Trional  (und  Tetronal).  Die  Trional- 
Tetronalarbeit  betrifft  nicht  bloß  diese  beiden,  sondern  um- 
faßt zahlreiche  andere  Substanzen  aus  der  Disulfon-Gruppe. 
Sie  ist  von  höherem  allgemein-pharmakologischen  Standpunkte 
aus  konzipiert  und  durchgeführt.  Die  Schicksale  dieser  Sub- 
stanzen im  Organismus,  die  Beziehung  dieser  Schicksale  zur 
Wirksamkeit,  und  die  Beziehungen  beider  zur  chemischen 
Konstitution  sind  in  vorzüglicher  Weise  untersucht.  Diese 
Arbeit  stellt  einen  wesentlichen  Fortschritt  für  die  allgemeine 
Pharmakologie  dar  und  ist  ein  schönes  Denkmal  der  beiden 
Autoren.  Ebenfalls  von  derartig  höherem  biochemischem 
Gesichtspunkte  aus  gearbeitet  ist  die  klinische  Untersuchung 
K.s  (in  Gemeinschaft  mit  Baas)  über  die  diagnostische  Ver- 
wertung der  renalen  Ausscheidung  der  Ätherschwefelsäure, 
desgleichen  die  über  die  renale  Ausscheidung  einiger  ge- 
chlorter organischer  Substanzen. 

Die  im  Vorhergehenden  genannten  Arbeiten  sollen  nur 
einen  Überblick  über  Kasts  Leistungen  geben.  Eine  er- 
schöpfende Aufzählung  aller  seiner  Publikationen  kann  hier 
nicht  wohl  gegeben  werden,  ebensowenig  wie  auf  die  mannig- 
faltigen von  ihm  angeregten  und  veranlaßten  Arbeiten  seiner 
Schüler  eingegangen  werden  kann.  —  Daß  die  Erinnerung  an 
ihn  in  Ehren  fortdauere,  dafür  bürgen  seine  Leistungen  und 
der  tiefe  Eindruck,  den  seine  Persönlichkeit  auf  uns  alle 
gemacht  hat.  W.  Fi  lehne. 


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Inhalts-Verzeichnis 


I.  Behörden  der  Universität.  Seite 

1.  Kuratorium   3 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1902    3 

b.  Winter-Semester  1902/1903    3 

n.  Lehrkörper  der  Universität. 

Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle   4 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in  andere 
Stellungen,  Ruhestandsbewilligungen  etc   4 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen   6 

2.  Habilitationen   7 

C.  Beurlaubungen   8 

D.  Auszeichnungen   8 

E.  Sonstige  Veränderungen   8 

III.  Beamte  der  Universität  (Akademische  Verwaltung)   9 

IV.  Anstalten  nnd  Kommissionen  der  Universität. 

1.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.  Die  Königliche  und  Universitäts-Bibliothek   10 

b.  Das  akademische  Lese-Institut   15 

c.  Seminare. 

1.  Das  katholisch-theologische  Seminar   16 

2.  Das  evangelisch-theologische  Seminar   18 

3.  Das  praktische  Institut  der  evangelisch-theologischen 
Fakultät   19 

4.  Das  juristische  Seminar    19 

5.  Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar   .    .  20 

6.  Das  historische  Seminar   21 

7.  Das  kunstgeschichtliche  Seminar   22 

8.  Das  philologische  Seminar   23 

9.  Das  archäologische  Seminar   24 

10.  Das  germanistische  Seminar   24 

11.  Das  romanisch-englische  Seminar   25 

12.  Das  slavisch-philologische  Seminar   26 

13.  Das  geographische  Seminar   27 

14.  Das  mathematisch-physikalische  Seminar     ....  27 

15.  Das  philosophische  Seminar   28 


11 


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162 


d.  Die  Kunst-Institute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte  (archäologisches 
Museum)   30 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere  Kunst- 
geschichte   31 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik  ....  31 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Institut   3* 

S.  Die  Sternwarte   35 

3.  Das  chemische  Institut   37 

4.  Das  pharmazeutische  Institut   39 

5.  Das  mineralogische  Institut  und  Museum     ....  41 

6.  Das  geologisch-paläontologische  Institut  und  Museum  4-2 

7.  Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum     .   .  46 

8.  Das  pflanzenphysiologische  Institut  und  das  botanische 
Museum    48 

9.  Das  zoologische  Institut  und  Museum   50 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 

I.  Allgemeines   53 

II.  Spezielles: 

a.  Das  Institut   für   landwirtschaftliche  Pflanzen- 
produktionslehre   54 

b.  Das  Institut   für  landwirtschaftliche  Tierproduk- 
tionslehre und  Veterinärkunde   56 

c.  Das   agrikultur-chemische   und  bakteriologische 
Institut   57 

d.  Das  landwirtschaftlich-technologische  Institut  .   .  58 

e.  Der  kulturtechnische  Apparat                           .  60 

g.  Theoretische  Institute  der  medizinischen  Fakultät. 

1.  Das  anatomische  Institut   61 

2.  Das  physiologische  Institut   61 

3.  Das  pathologisch-anatomische  Institut   64 

4.  Das  pharmakologische  Institut   64 

5.  Das  hygienische  Institut   65 

h.  Die  klinischen  Institute. 

1.  Die  medizinische  Klinik   66 

2.  Die  medizinische  Poliklinik   69 

3.  Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik   70 

4.  Die  Klinik  für  Augenkranke   73 

5.  Die  Frauenklinik  und  Poliklinik   77 

6.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 
Krankheiten   80 

7.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für  Nerven- 
krankheiten   83 

8.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder    ...  86 

9.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten   88 

10.  Das  zahnärzüiche  Institut   89 


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163 


Seite 

2.  Die  Professoren-Witwen-  und  Waisen-Versorgungs-Anstalt  92 


3.  Die  Hilfskasse    der  Universität   zur  Unterstützung  von 
Hinterbliebenen  der  Dozenten  und  Beamten   93 

4.  Honorar-  und  Stundungswesen   94 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studierende: 

a.  Studenten-Unterstützungs-Fonds   94 

b.  Stipendien-Fonds   95 

6.  Kranken-  und  Begräbnis-Kasse  für  Studierende: 

a.  Die  Studenten-Kranken-Kasse   99 

b.  Die  Studenten-Begräbnis-Kasse   100 

Y.  Akademische  Grundstücke  und  Kapitalien. 

1.  Grundstücke  101 

2.  Kapitalien  101 

Tl.  Wichtigere   Minister ial  -  Erlasse,   Koratorialschrelben  and 
Senatsbesehlösse. 

1.  Für  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  und  Kuratorialschreiben  ....  102 

b.  Senatsbeschlüsse  106 

2.  Für  die  einzelnen  Fakultäten. 

Ministerial-Erlasse  107 

TU.  Universitäts-Ereignisse,  Feierlichkeiten,  Programme, 
Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse  108 

2.  Programme  (sind  nicht  erschienen)  109 

3.  Adressen  110 

Till.  Studierende. 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1902    113 

Winter-Semester  1902/03    114 

2.  Beteiligung  an  den  Vorlesungen   115 

3.  Lösungen  von  Preisaufgaben   120 

4.  Vereine  und  Verbindungen   120 

5.  Akademische  Disziplin   121 

IX.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen  ....  121 


2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  und  Prüfungen  122 


X.  Nekrologe. 

Professor  Dr.  Julius  Bruck   131 

<    Richard  Förster    133 

-    Alfred  Käst   154 


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Chronik 

der 

Königlichen  Universität 

zu  Breslau 

für  das  Jahr 

vom  I.  April  1903  bis  31.  März  1904. 


Jahrgang  18. 


Breslau. 

Druck  von  Grass,  Barth  &  Comp.  (W.  Friedrich.) 

1904. 


Di 


I.  Behörden  der  Universität. 

1.  Kuratorium. 

Der  Herr  Universitäts  -  Kurator  Dr.  med.  h.  c.  Fürst 
von  Hatzfeldt  Herzog  zu  Trachenberg  ist  am  30.  Juni  1903 
zum  Ehrendoktor  der  juristischen  Fakultät  promoviert  worden. 
Das  ihm  hierüber  erteilte  Diplom  sagt  als  Veranlassung  dieser 
Ehrung  wörtlich:  „viro  in  administranda  et  provincia  et  uni- 
versitate  iustitia  peritia  humanitate  praecellenti  ordinis  nostri 
Semper  fautori  usibus  ejus  sagacissime  prospicienti  de  iuris 
doctrina  optime  merito." 

Am  14.  Oktober  desselben  Jahres  schied  derselbe  infolge 
des  Übertritts  in  den  Ruhestand  aus  seinem  Amte,  dessen  er 
durch  zehn  Jahre  zum  Wohle  der  Universität  gewaltet  hat. 

Die  besondere  Hochschätzung,  deren  er  sich  seitens  aller 
Angehörigen  der  Universität  erfreut  hat,  kam  in  mannigfachen 
Ehrungen  zum  Ausdruck.  Am  30.  Juni,  dem  Tage,  an  dem 
er  sich  in  der  Aula  Leopoldina  von  dem  Lehrkörper  und  der 
Beamtenschaft  der  Hochschule  persönlich  verabschiedete,  er- 
nannte ihn  die  juristische  Fakultät  zu  ihrem  Ehrendoktor 
(s.  oben);  daran  schloß  sich  die  Überreichung  einer  Adresse 
seitens  des  Rektors,  welche  die  Unterschriften  sämtlicher 
Dozenten  der  Universität,  der  Beamten  der  Königlichen  und 
Universitäts-Bibliothek  sowie  der  akademischen  Verwaltung  und 
auch  der  Instituts-Assistenten  trug. 

An  seiner  Stelle  ist  auf  Grund  Allerhöchster  Ermächtigung 
durch  Erlaß  des  Herrn  Ministers  der  geistlichen  etc.  Ange- 
legenheiten vom  13.  Oktober  1903  dem  Herrn  Oberpräsidenten, 
Staatsminister  Dr.  Grafen  von  Zedlitz  und  Trützschler 
das  Amt  des  Kurators  übertragen  worden. 

1* 


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4 


2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1903. 
Rektor:  Geh.  Justiz-Rat  Prof.  Dr.  Leonhard; 
Prorektor:  Prof.  Dr.  II illebrandt; 

Universitätsrichter:  Ober-Reg.-Rat,  Direktor  des  Provinzial- 
Schulkollegiums,  Dr.  Mager; 

Dekane: 

der  katholisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Nikel; 
der  evangelisch-theologischen  Fakultät:   Prodekan  Kon- 
sistorialrat  Prof.  Dr.  Kawerau; 

der  Dekan,  Prof.  Dr.  Müller  ist  infolge  seiner  Be- 
rufung an  die  Universität  Tubingen  mit  Schluß  des 
Winter-Semesters  1902/03  ausgeschieden; 
der  juristischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Jörs; 
der  medizinischen  Fakultät:  Geh.  Med.-Rat Prof.  Dr.  Flügge; 
der  philosophischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Appel. 

Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Rcg.-Rat  Prof.  Dr.  La  den  bürg, 
Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Ponfick, 
Prof.  Dr.  Part  sc  h, 
Prof.  Dr.  Holdefleiß, 
Prof.  Dr.  Fraenkel, 
Prof.  Dr.  Pohle. 

b.  Winter-Semester  1903/04. 

Rektor:  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Rosanes, 

Prorektor:  Geh.  Justizrat  Prof.  Dr.  Leonhard, 
Universitätsrichter:  Ober-Re^.-Rat,  Direktor  des  Provinzial- 
Schulkollegiums,  Dr.  Mager; 

Dekane: 

der  evangelisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Cornill; 
der  katholisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Nürn- 
berger; 

der  juristischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Gretener; 

der  medizinischen  Fakultät :  Geh.  Med.-Rat  Prof. Dr.  Pon  f i c k ; 

der  philosophischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Hintze. 


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5 


Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Ladenburg, 
Domherr  Prof.  Dr.  Sdralek, 
Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Küstner, 
Prof.  Dr.  Fraenkel, 
Prof.  Dr.  Norden, 
Prof.  Dr.  Arnold. 


II.  Lehrkörper  der  Universität. 

Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle. 
Es  sind  verstorben: 

am  1.  Juni  1903  der  ordentliche  Honorar-Professor  in 
der  philosophischen  Fakultät  Dr.  Karl  Friedrich 
Wilhelm  Müller; 

am  14.  Juli  1903  der  ordentliche  Professor  in  der 
evangelisch-theologischen  Fakultät  und  Senior  der- 
selben Dr.  theol.  et  phil.  Ludwig  Hahn; 

am  27.  Dezember  1903  der  ordentliche  Honorar-Professor 
in  der  katholisch-theologischen  Fakultät  Dr.  Erich 
Frantz. 

Näheres  hierüber  enthalten  die  unter  Abschnitt  X  beige- 
fügten Nekrologe. 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in 
andere  Stellungen,   Ruhestandsbewilligungen  etc.: 

Der  ordentliche  Professor  in  der  katholisch-theologischen 
Fakultät  Dr.  Aloys  Schaefer  ist  infolge  seiner  Er- 
nennung zum  ordentlichen  Professor  in  der  neu  er- 
richteten katholisch-theologischen  Fakultät  der  Universität 
Straßburg  am  1.  Oktober  1903  ausgeschieden; 

der  Privatdozent  in  der  medizinischen  Fakultät  Professor 
Dr.  Karl  Bonhoeffer  ist  mit  Beginn  des  Winter- 
Semesters  1903/04  zum  ordentlichen  Professor  an  der 
Universität  in  Königsberg  ernannt  worden; 


der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Dr.  Paul  Stolper 
ist  am  Schlüsse  des  Sommer-Semesters  1903  als  kom- 
missarischer Kreisarzt  nach  Göttingen  übergesiedelt  und 
damit  ausgeschieden; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Dr.  Aloys  Schulte  ist  vom  1.  April  1903  ab  in  gleicher 
Eigenschaft  an  die  Universität  Bonn  versetzt  und 

der  außerordentliche  Professor  in  derselben  Fakultät 
Dr.  Carl  Brockel  mann  ist  am  Beginn  des  Sommer- 
Semesters  1903  zum  ordentlichen  Professor  an  der 
Universität  Königsberg  ernannt  worden; 

der  Privatdozent  in  der  philosophischen  Fakultät  Dr.  Max 
Gebauer  ist  infolge  seiner  Ernennung  zum  Dozenten 
an  der  Königlichen  Akademie  in  Posen  zu  Beginn  des 
Winter-Semesters  1903/04  ausgeschieden-, 

die  Privatdozenten  in  derselben  Fakultät  Prof.  Dr.  Max 
Scholtz  und  Dr.  Walther  Stein  sind  zu  außer- 
ordentlichen Professoren  an  der  Universität  Greifswald 
bezw.  Göttingen  ernannt  worden. 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen. 

a.  In  der  katholisch-theologischen  Fakultät. 

Der  bisherige  Pfarrer  in  Geislingen  Dr.  Ignaz  Rohr  ist 
mit  dem  1.  Okiober  1903  zum  ordentlichen  Professor  für  neu- 
testamentliche  Exegese  und  Theologie  ernannt  worden. 

b.  In  der  medizinischen  Fakultät 

Der  ordentliche  Professor  an  der  Universität  Erlangen 
Dr.  Adolf  von  Strümpell  ist  mit  Beginn  des  Wintersemesters 
1903,04  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  hiesige  Universität  be- 
rufen und  zum  Direktor  der  medizinischen  Klinik  ernannt 
worden. 

c.  In  der  philosophischen  Fakultät. 
Der  Güterdirektor  Dr.  Fri  edrich  Aereboe  zu  Pförten  N/L. 
ist  zum  außerordentlichen  Professor  in  der  philosophischen 
Fakultät  unter  der  Verpflichtung  ernannt  worden,  die  allgemeine 


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7 


Wirtschaftslehre  des  Landbaues,  insbesondere  die  landwirt- 
schaftliche Betriebs-  und  Taxationslehre  in  Vorlesungen  und 
Übungen  zu  vertreten.  Derselbe  tritt  sein  neues  Amt  zu  Be- 
ginn des  Sommer-Semesters  1904  an. 

Dem  Syndikus  der  Breslauer  Handelskammer  und  Börse, 
Gerichtsassessor  a.  D.  Dr.  jur.  Conrad  Ernst  Biese nfeld 
ist  das  neubegründete  Lektorat  für  landwirtschaftliche  Handels- 
kunde vom  1.  Oktober  1903  ab  mit  der  Verpflichtung  übertragen 
worden,  in  jedem  Semester  eine  mindestens  zweistündige  Vor- 
lesung über  diese  Disziplin  anzukündigen. 

2.  Ernennungen. 

Es  sind  ernannt  worden: 

a.  in  der  juristischen  Fakultät: 
Der  außerordentliche  Professor  Dr.  Kon r ad  Beyerle  zum 
ordentlichen  Professor. 

b.  In  der  philosophischen  Fakultät: 
der  außerordentliche  Professor  Dr.  Franz  Kampers  zum 
ordentlichen  Professor  und  Mitdirektor  des  historischen 
Seminars. 

3.  Habilitationen. 
Als  Privatdozenten  habilitierten  sich: 

a.  in  der  juristischen  Fakultät: 

Dr.  Wilhelm  Hed e man n  am  16.  Oktober  1903  für  Bürger- 
liches Recht,  Römisches  Recht  und  Zivilprozeßrecht. 

b.  in  der  medizinischen  Fakultät: 

Dr.  Otfrid  Foerster  am  6.  August  1903  für  Psychiatrie 

und  Nervenheilkunde, 
Dr.  Georg  Wetzel  am  21.  November  1903  für  Anatomie 

und 

Dr.  Arthur  Keller  am  3.  März  1904  für  Kinderheilkunde. 

c.  In  der  philosophischen  Fakultät: 
Dr.  Julius  Meyer  am  28.  Juli  1903  für  Chemie, 
Dr.  Georg  Berndt  am  30.  Oktober  1903  für  Physik, 
Dr.    Felix   Jacoby    am   3.   November   1903    für  alte 
Philologie  und 

Dr.  Clemens  Schaefer  am  21.  November  1903  für 
Physik. 


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C.  Beurlaubungen 

Es  waren  beurlaubt: 

a.  für  ein  weiteres  Jahr: 

der  ordentliche  Honorar-Professor  in  der  katholisch-theo- 
logischen Fakultät  Dr.  Erich  Frantz  (siehe A.  Abgang, 
1.  Todesfälle), 

der  außerordentliche  Professor  in  der  juristischen  Fakultät 
Dr.  Felix  Bruck, 

der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Dr.  Berthold 
Freudenthal  und 

der  außerordentliche  Professor  in  der  philosophischen 
Fakultät  Dr.  Otto  Auhagen. 

b.  für  das  Winter-Semester  1903/04: 

der  außerordentliche  Professor  in  der  evangelisch-theolo- 
gischen Fakultät  Dr.  Max  Löhr,  zur  Übernahme  einer 
Mitarbeiterstelle  an  der  Anstalt  des  deutsch-evangelischen 
Instituts  für  Altertumswissenschaft  des  heiligen  Landes 
in  Jerusalem  und 

der  Privatdozent  in  der  medizinischen  Fakultät  Dr.  Her- 
mann Stahr. 

Außerdem  war  der  ordentliche  Professor  in  der  philo- 
sophischen Fakultät  Dr.  Conrad  Cichorius  vom  30.  Juni  1903 
bis  zum  Schluß  des  Sommer-Semesters  und  der  ordentliche 
Professor  in  derselben  Fakultät  Geh.  Reg. -Rat  Dr.  Oscar  Bre- 
feld zur  Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  von  Weihnachten 
1903  bis  Mitte  April  1904  beurlaubt. 

D.  Auszeichnungen. 

1.  Von  preußischen  Orden  erhielten: 

den  Roten  Adler-Orden  III.  Klasse  mit  der  Schleife: 
die  ordentlichen  Professoren  Dr.  Hahn,  Geh.  Med. -Rat 
Dr.  Ponfick  und  Geh.  Reg.-Rat  Dr.  Foerster; 

den  Roten  Adler-Orden  IV.  Klasse: 

die  ordentlichen  Professoren  Dr.  Schmidt  und  Geh.  Med.- 
Rat  Dr.  Uhthoff; 


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den  Kgl.  Kronen-Orden  II.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor,  Geh.  Med.-Rat  Dr.  Flügge; 

den  Kgl.  Kronen-Orden  III.  Klasse: 

die  ordentlichen  Professoren  Konsistorialrat  Dr.  Kawerau, 
Dompropst  Dr.  K  o  e  n  i  g  und  Geh.  Med.-Rat  Dr.  K  ü  s t  n  e  r ; 

2.  Von  nichtpreußischen  Orden  erhielten: 
die  Russische  Alexander-Erinnerungs-Medaille: 

der  ordentliche  Professor  Geh*.  Med.-Rat  Dr.  Küstner; 

das  Ritterkreuz  des  Belgischen  Leopold-Ordens: 
der  außerordentliche  Professor,  Geh.  Med.-Rat  Dr.  Ne isser; 

das  Offizierkreuz  des  Ordens  „Stern  von  Rumänien": 
der  ordentliche  Professor  Dr.  Wolf. 

3.  Sonstige  Auszeichnungen  erhielten: 

den  Charakter  als  Geh. -Med.-Rat: 

die  ordentlichen  Professoren  Dr.  Fi  lehne  und  Dr.  von 
Strümpell; 

den  Charakter  als  Geh.  Reg.-Rat: 

der  ordentliche  Professor  Dr.  Joseph  Partsch; 

das  Prädikat  „Professor44: 

die  Privatdozenten  in  der  medizinischen  bezw.  philo- 
sophischen Fakultät  Dr.  Henke  und  Dr.  Volz,  sowie 

der  Lektor  der  polnischen  und  russischen  Sprache 
Dr.  Abicht  und  der  Lehrer  am  zahnärztlichen  Institut 
Zahnarzt  Dr.  Riegner. 

E.  Sonstige  Veränderungen. 

Dem  ordentlichen  Professor  in  der  evangelisch-theologischen 
Fakultät  Dr.  Arnold  ist  das  durch  den  Weggang  des  Professors 
Dr.  Müller  frei  gewordene  Ordinariat  für  Kirchengeschichte 
vom  1.  April  1903  ab  verliehen  worden; 

der  ordentliche  Professor  in  der  juristischen  Fakultät 
Dr.  Beyer le  ist  beauftragt  worden,  vom  Sommer-Semester 
1904  ab  neben  seiner  bisherigen  Lehrtätigkeit  auch  das  Land- 
wirtschaftsrecht in  besonderen  Vorlesungen  und  soweit  er- 
forderlich auch  in  Übungen  zu  vertreten; 


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der  Privatdozent  in  der  juristischen  Fakultät  Dr.  Frcuden- 
thal,  welcher  infolge  Annahme  eines  Rufes  als  Dozent  ander 
Akademie  für  Sozial-  und  Handels  Wissenschaften  in  Frank- 
furt a.  M.  dahin  beurlaubt  ist,  ist  an  dieser  zum  Professor  für 
öffentliches  Recht  und  Strafrecht  ernannt: 

der  ordentliche  Professor  in  der  medizinischen  Fakultät 
Geh.  Med.-Rat  Dr.  von  Strümpell  ist  an  Stelle  des  ver- 
storbenen Geh.  Med.-Rats  Prof.  Dr.  Kast  zum  Kurator  der 
Studenten-Krankenkasse  gewählt; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Dr.  Siebs  ist  zum  Direktor  des  akademischen  Instituts  für 
Kirchenmusik  ernannt  und 

der  dem  Privatdozenten  Prof.  Dr.  Jiriczek  erteilte  Auf- 
trag zur  Vertretung  der  englischen  Professur  in  Münster  ist 
für  das  Berichtsjahr  verlängert  worden. 


III.  Beamte  der  Universität. 

(Akademische  Verwaltung.) 

Keine  Veränderungen. 


IV.   Anstalten  und  Kommissionen 
der  Universität. 

1.    Wissenschaftliche  Anstalten, 
a.   Die  Königliche  nnd  Universitäts- Bibliothek. 

Etat  und  Ausgaben. 

Für  Anschaffung  und  Einband  waren  verfügbar: 

der  etatsmäßige  Fonds  von   26  000  Mark, 

die  Zinsen  des  Stein  wehr  sehen  Vermächtnisses  mit  1345  Mark 

und  634  Mark  Rest  derselben  aus  den  Vorjahren, 
die  Zinsen  des  Oelrichsschen  Vermächtnisses  mit  52  Mark 

und  17  Mark  Rest  derselben  aus  dem  Vorjahr, 
ein  vom  Universitäts- Kuratorium  bewilligter  außerordent- 
licher Zuschuß  zum  Anschaffungsfonds  von  800  Mark. 


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11 

Für  sonstige  sächliche  Ausgaben  sind  etatsmäßig  be- 
stimmt 3460  Mark. 

Für  Konservierung  der  Handschriften  wurden  vom 
Universitäts-Kuratorium  außerordentlich  bewilligt  300  Mark,  als 
erste  Rate  eines  für  diesen  Zweck  in  Aussicht  genommenen 
außerordentlichen  Zuschusses  von  1500  Mark. 

Verwendet  wurden  für: 
Bücheranschaffimgen  .    25  185  Mark  (im  Vorjahr  24  298  Mark), 

Einband   4090   *       >        *        5  645 

sonstige  sächliche  Aus- 
gaben   3048    ^  *        3  059  * 

Von  den  Ausgaben  für  Bücheranschaffungen  entfielen 
auf  Zeitschriften    .    12  874  Mark  (im  Vorjahr  12  068  Mark), 
.    Fortsetzungen  .     8  631     *      *        *        5  638 
.   neue  Bücher    .     3  303     -      *        *        5  290 
•   Antiquaria  .    .       377     «  1 302 

Im  Durchschnitt  der  beiden  letzten  Jahre  wurden  also 
ausgegeben : 

für  Zeitschriften  und  Fortsetzungen    19  605  Mark, 
*   den  Bucheinband     ....        4  867 

Dieser  Betrag  von  zusammen  .  .  .  24  472  Mark 
muß  im  wesentlichen  als  unveränderlich  festliegend  betrachtet 
werden,  so  daß  von  den  einschließlich  des  Steinwehr-  und 
Oelrichs-Fonds  für  Anschaffung  und  Einband  regelmäßig  be- 
stimmten 27  397  Mark  nur  2925  Mark  für  Anschaffungen  frei 
verfügbar  bleiben. 

Daß  es  mit  so  geringen  Mitteln  nicht  möglich  ist,  eine 
auch  nur  den  dringendsten  Bedürfnissen  einigermaßen  ge- 
nügende Auswahl  der  Neuerscheinungen  zu  erwerben,  liegt  auf 
der  Hand.  Für  Ergänzung  alter  Lücken  und  zur  Benutzung 
der  sich  bietenden  Gelegenheiten  zu  antiquarischen  Erwer- 
bungen bleibt  nichts  übrig.  Es  ist  unmöglich,  die  an  alten 
Beständen  so  reiche  und  eigenartige  Breslauer  Bibliothek  mit 
so  unzulänglichen  Mitteln  auf  der  alten  Höhe  zu  erhalten. 
Schon  in  den  letzten  Jahren  hat  sich  der  Übelstand  der  zu 
geringen  Dotation  sehr  empfindlich  geltend  gemacht,  da  es 
oft  nicht  möglich  war,  die  berechtigtsten  Wünsche  der  Dozenten 


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12 


und  anderer  Benutzer  bei  den  Anschaffungen  zu  berück- 
sichtigen, obgleich  in  diesen  Jahren  immerhin  noch  einige 
außerordentliche  Mittel  (1902:  2750  Mark,  1903:  1860  Mark) 
verfügbar  waren,  wozu  für  die  nächste  Zukunft  leider  keine 
sichere  Aussicht  vorhanden  ist. 

Es  ist  daher  auf  das  dringendste  zu  wünschen,  daß  die 
Anträge  auf  Erhöhung  des  seit  1886  völlig  unverändert  ge- 
bliebenen Anschaffungsfonds,  die  in  den  beiden  Vorjahren  der 
ungünstigen  Finanzlage  wegen  nicht  berücksichtigt  werden 
konnten,  recht  bald  Erfolg  haben  möchten. 

Vermehrung. 

Der  Bücherbestand  wurde  vermehrt 
durch  Kauf  um     ...    2012  bibliographische  Bände, 
Schenkung  um         1  691  « 
*      Tausch  um      .    .    8  056           *  - 
Pflichtlieferung  um       996  =  » 

insgesamt  um    12  755  bibliographische  Bände. 

Davon  entfielen  auf: 
Allgemeines  ....    538 Bände  (darunter gekauft:  143 Bände), 


Theologie                     349  •  *  *  168 

Rechtswissenschaft     .    488  *  *  >  192 

Staatswissenschaft.    .   364  *  *  ■  117 

Medizin                        292  *  *  -  130 

Naturwiss.  u.  Mathem.    336  *  *  *  226 

ökon.,  Technol.     .    .    156  *  -  *  11 

Geschichte  u.  Hilfswiss.  1152  *  *  *  461 

Sprachen  u.  Literatur   653  *  *  *  382 

Philos.  u.  Pädag.    .    .    490  *  *  «  87 

Kunst  154  *  -  •  95 

Univ.- u.  Schulschriften  7762  *  — 

Handschrilten    ...     21  *  *  *  — 


Unter  den  Geschenkgebern  sind  außer  zahlreichen  in- 
und  ausländischen  Behörden,  Kreisverwaltungen,  Städten,  Han- 
delskammern, Bibliotheken,  industriellen  Werken,  welche  Be- 
richte und  andere  Drucksachen  regelmäßig  überwiesen,  be- 
sonders zu  erwähnen: 


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13 


Das  Fürstbischöfliche  Konsistoriuni  zu  Wien,  das  Archiv 
der  Stadt  Kronstadt  (Brassö),  die  Stadtverwaltung  zu  De- 
venter,  das  Landratsamt  zu  Hirschberg,  die  Königliche 
Bibliothek  zu  Berlin,  die  Universitäts-Bibliothek  zu  Heidel- 
berg, die  Stadtbibliotheken  zu  Breslau,  Hamburg  und 
Zürich,  das  Conseil  internat.  pour  Pexploration  de  la  mer  in 
Kopenhagen; 

ferner  die  Herren  Professor  Ab  egg,  Oberbibliothekar  Pro- 
fessor de  Boor,  Dr.  Breslauer,  Oberbibliothekar  Professor 
Cohn,  Geheimer  Medizinalrat  Professor  Cohn,  E  ich  bor  n  «fc 
Co.,  Geheimrat  Professor  Dahn,  Bankbeamter  Gräbisch, 
Professor  Hi llebra ndt,  Professor  Kampe rs,  Geheimrat  Pro- 
fessor Ladenburg,  Bibliothekar  Dr.  Marquardt,  Professor 
Nikel,  Geheimer  Medizinalrat  Professor  Richter,  Professor 
Siebs  und  Frau  Oberstabsarzt  Kiesewalter,  sämtlich  in 
Breslau; 

endlich  von  Auswärtigen  die  Herren  Emil  Clemens,  Elie 
de  Cyon,  W.  N.  Clemm,  Ant.  Hambloch,  Direktor  Keysser 
in  Köln,  Dr.  E.  Klöppel  in  Elberfeld,  Hugues  Krafft,  stud. 
Lichtenstein  in  Bonn,  Alb.  Löwy,  Raoul  de  La  Grasserie 
in  Nantes,  Dr.  P.  J.  Möbius  in  Leipzig,  Bibliothekar  Mor. 
Müller  in  Aachen,  Dr.  Emil  Neubürger  in  Frankfurt  a.  M., 
Oberpfarrer  0.  Neumann  in  Naumburg  a.  S.,  J.  Praun,  C.  G. 
W.  Rääf,  Professor  Frdr.  Reuter  in  Erlangen,  Adf.  Schaf- 
heitlin  in  Positano,  Dr.  Adf.  Schmidt  in  Potsdam,  Haus 
Spörry,  Professor  E.  Teza  in  Padua,  Professor  P.  v.  Wintcr- 
feld  in  Berlin,  Frhr.  W.  C.  v.  Wintzingerode. 

Durch  Erlaß  des  Herrn  Justizministers  vom  4.  Juli  1002 
wurden  die  Gerichte  angewiesen,  die  aus  ihren  Bibliotheken 
ausgeschiedenen  älteren  rechtsgeschiclitlichen  Werke  an  die 
Üniversitäts-Bibliothek  ihrer  Provinz  abzuliefern.  Dies  ist  bis- 
her geschehen  seitens  des  Oberlandesgerichts  zu  Breslau  und 
der  Amtsgerichte  zu  Naumburg  a.  Q.  und  zu  Sagau. 

Die  durch  Vermächtnis  des  im  Jahre  181)3  verstorbenen 
Professors  an  der  hiesigen  Universität  Geheimrat  Rieh.  Roepell 
der  Bibliothek  überwiesenen  Kollektaneen  des  genannten  Ge- 
lehrten zur  polnischen  Geschichte  wurden  erst  jetzt  durch 
Herrn  Dr.  Plehn  in  Berlin  abgeliefert. 


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14 


Benutzung. 

Die  Zahl  der  erledigten  Bestellzettel  betrug  51404.*) 

Von  den  bestellten  Büchern  wurden 

verabfolgt   33  136  =  65,5  °/0, 

als  verliehen  bezeichnet  ....     8  502  =  16,5 
als  nicht  vorhanden  bezeichnet         7  701  =  15  °0,M) 
als  nicht  verleihbar  bezeichnet  1  347  =  2,6  °/0, 

mangelhaft  bestellt  waren    .    .    .       718  =   1,4  °/©- 

Der  allgemeine  und  der  Dozenten -Lesesaal  waren  ge- 
öffnet an  291  Tagen;  die  Zahl  der  Benutzer  betrug  rund 
15  400.  In  die  ausgelegten  Benutzerlisten  trugen  sich  12  349 
Besucher  ein,  davon  im  Dozentenlesezimmer  822.  Nach  einer 
während  19  Tagen  durchgeführten  genauen  Zählung  hatten 
sich  von  927  Besuchern  nur  743  eingetragen,  so  daß  die  Ge- 
samtzahl wie  oben  auf  15  400  zu  erhöhen  war. 

Abgesehen  von  der  Handbibliothek,  deren  Benutzung  nicht 
gezählt  werden  kann,  wurden  in  den  Lesesälen  benutzt  10  222 
Bände  Druckschriften  und  93  Handschriften. 

Die  Zahl  der  in  Breslau  ansässigen  Entleiher  betrug 
1910;  die  Zahl  der  an  dieselben  nach  Hause  verliehenen 
Bände:  30  879. 

Nach  auswärts  wurden  Bücher  verliehen: 

an  377  Einzelpersonen  und 
an  68  Behörden  und  Institute. 


*)  Die  Zahl  umfaßt  aufler  den  in  die  Zettelkästen  eingeworfenen  oder 
durch  die  Post  eingesandten  Zetteln  auch  die  Zettel  für  die  von  den  Do- 
zenten selbst  ohne  vorherige  schriftliche  Bestellung  aus  den  Büchersälen 
geholten  Werke.  Noch  nicht  mitgezählt  sind  in  diesem  Jahr  die  Zettel  für 
die  aus  der  Lesesaalhandbibliothek  bis  zum  folgenden  Tage  nach  Hause 
verliehenen  Werke,  die  nach  Erlaß  des  vorgesetzten  Ministeriums  vom 
13.  Februar  1904  in  Zukunft  mitgerechnet  werden  sollen.  Ihre  Zahl  dürfte 
sich  hier  auf  etwa  500  im  Jahre  belaufen. 

**)  Diese  Zahlen  würden  sich  nicht  unwesentlich  erhöhen,  wenn  be- 
kannt würde,  wie  viele  Werke  von  den  Dozenten  vergeblich  gesacht 
worden  sind. 


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15 


Nach  auswärts  versandt  wurden: 
4087  Bände  Druckschriften*)  (darunter  im  regelmäßigen 
Leihverkehr  an  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin 
23  Bände  und  an  die  höheren  Lehranstalten  in  Schle- 
sien und  Posen  1040  Bände); 
23  Handschriften. 
Von  auswärts  wurden  aus  zusammen  27  Bibliotheken 
entliehen: 

1399  Bände  Druckschriften  (darunter  im  Leihverkehr 
von  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  956  Bände), 
31  Handschriften. 
Von   wissenschaftlichen  und  bibliographischen  Anfragen 
wurden  87  erledigt. 

Stand  der  Entleiher. 


in  Breslau  Auswärtige 
_____ 


Summe 


Hochschullehrer  

Studierende  und  Kandidaten**)  

Geistliche***)  

Juristen  und  höhere  Verwaltungsbeamtet). 

Arzte  

Beamte  wissenschafll.  Institute  . .   

Lehrer  an  höheren  Schulen  

Lehrer  an  niederen  Schulen  

Subaltern-  und  sonstige  Beamte  

Schriftsteller,  Künstler  

Techniker.  Landwirte,  Fabrikanten,  Kauf- 
leute   

Militärpersonen    

Mannliche  Personen  ohne  Beruf  

Frauen   

Behörden,  Institute  


119 
1158 
33 
210 
75 
50 
83 
26 
17 
7 

28 
6 

32 
57 
9 


1910 


2 
91 
83 
70 
28 

8 
23 
32 

4 

3 

r> 
7 

14 

6 
68 


445 


121 
1249 
116 

280 
103 
58 
106 
58 
21 
10 

34 
13 
46 
63 
77 


2  355 


*)  Die  entsprechende  Zahl  ist  im  vorigen  Jahresbericht  durch  einen 
Irrtum  auf  5336  angegeben  worden,  während  sie  nur  4560  betrug. 

**)  Einschließlich  der  Kandidaten  der  Theologie  vor  bestandenem  zweiten 
Examen. 

***)  Einschließlich  der  Kandidaten  der  Theologie  nach  bestandenem 
zweiten  Examen. 

t)  Einschließlich  der  Referendare. 


16 


Von  den  Dozenten  der  Universität  benutzten  119  =  70% 
die  Bibliothek. 

Benutzung  durch  die  Studierenden. 


Studiircinlo 

S  .iiii!iri--Sciiifsh'r  l!»0:i 

W  ituei-J-et netter  lHtw.-t 

di'n'V.Tiienl.    11  -  (,7U  0  1 1 ] im  Stinl.d.  ov.TJn-ot 
k.itli.         1 1  1     "7,l'(|    •                kath.  ; 

-   Hoch'Mv.  i;;>  =  ^f,"n   .  Mcrhtsw. 

•  (ihllr.S.Fuk.  277        ;$!»"„  ptlilns. 

Fakultät 

5(i  --  sfi»  0allerStud.d.ev.Theoi. 
100  -  +5°',,           «    -  katb. 
IUI     ;U0/()    ,            ;  Hechts«. 

i<S    -J:i%    -       -  -Medizin 
:ns__i:>%          ■.  .philo». 

Fakulliil 

Studierende 
üherhanji! 

'i<i7          n  alter  Studj<-r<-ndeu 

ilnrrrii.  neu 

■>s     Wt,  aller  Hörerinnen 

31— :U(l,n  aller  Hörerinnen 

Katalogisierung  uud  Konservierung. 

Die  Umordnung  des  alphabetischen  Zettelkatalogs 
nach  Vorschrift  der  Instruktion  vom  10.  Mai  1899  wurde  fortgesetzt. 
Die  Berichtigung  des  ersten  Ordnungswortes  ist  beendet  worden 
und  auch  die  Wiedereinordnung  der  im  Laufe  dieser  Arbeit 
vorläufig  herausgenommenen  und  in  einem  Ergänzungskatalog 
vereinigten  Zettel  wurde  so  gefördert,  daß  die  Beendigung  auch 
dieser  Arbeit  im  Laufe  des  Rechnungsjahres  1904  als  gesichert 
angesehen  werden  kann. 

Die  Vergleichung  unseres  Zettelkatalogs  für  den  Gesamt- 
katalog der  preußischen  Bibliotheken  hat  ihren  regelmäßigen 
Fortgang  genommen;  bis  zum  31.  März  1904  ist  der  Ab- 
schnitt A — Barld  des  Gesamtkatalogs  verglichen  worden.  Von 
den  3G081  Werken,  welche  die  Berliner  Königliche  Bibliothek 
in  diesem  Abschnitt  besitzt,  waren  hier  6794  =  18,8  °/0  vor- 
handen; dagegen  besitzt  Breslau  5158  Werke,  die  in  Berlin 
fehlen. 

Von  dem  ganzen  bisher  verglichenen  hiesigen  Bestände 
von  11952  Werken  waren  also  56,8  %  auch  in  Berlin  vor- 
handen, 43,2  °/0  sind  Breslau  eigentümlich. 

Für  die  Gesamtkatalogarbeit  und  für  die  im  unmittelbaren 
Zusammenhang  damit  auszuführenden  Berichtigungen  unseres 
alphabetischen  Katalogs  waren  zwei  außerordentliche  Hilfs- 


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17 


arbeiter  eingestellt,  die  indessen  zur  Bewältigung  der  sich  er- 
gebenden Mehrarbeit  nicht  immer  ausreichten. 

Die  Bearbeitung  der  umfangreichen  unkatalogisierten  Reste 
aus  alter  Zeit  konnte  leider  aus  Mangel  an  Arbeitskräften  nur 
wenig  gefördert  werden. 

Von  den  etwa  3000  unkatalogisierten  in  alphabetischer 
Folge  aufgestellten  älteren  Pflichtexemplaren  wurden  die 
Buchstaben  J — Sch  für  den  Zettelkatalog  aufgenommen. 

Von  den  im  Jahre  1891  der  Bibliothek  überwiesenen  Besten 
der  alten  Studentenbibliothek  konnten  nur  85  Werke  = 
111  Bände  inventarisiert  und  katalogisiert  werden. 

Für  das  im  Auftrage  der  Bibliotheksverwaltung  von  dem 
Bibliothekar  Dr.  Pretzsch  außerdienstlich  bearbeitete  Gesamt- 
verzeichnis der  Breslauer  Universitätsschriften  1811 
bis  1885  wurde  die  Bestandsaufnahme  und  die  aktenmäßige 
Kontrolle  der  Vollständigkeit  beendet.  Auch  die  biblio- 
graphischen Ermittelungen  der  Fortsetzungen  und  Wieder- 
abdrücke einzelner  Schriften  sind  soweit  gefördert,  daß  das 
Verzeichnis  im  Laufe  des  Sommers  druckfähig  werden  dürfte. 

Trotz  der  Überhäufung  mit  anderen  dringlichen  Arbeiten 
mußte  im  Laufe  des  Jahres  die  Stempelung  der  Hand- 
schriften, die  bisher  mit  verschwindenden  Ausnahmen  durch- 
weg fehlte,  in  Angriff  genommen  werden.  Eine  längere  Hin- 
ausschiebung dieser  trotz  des  bald  hundertjährigen  Bestehens 
der  Bibliothek  bisher  unterbliebenen  Arbeit  erschien  mit  Rück- 
sicht auf  die  Sicherheit  des  Bestandes  durchaus  unzulässig. 

Bei  der  Ausführung  der  Stempelung  zeigte  sich,  daß  die 
Einbände  sehr  vieler  Handschriften  stark  beschädigt,  zum 
Teil  völlig  zerstört  sind,  so  daß  sie  nicht  mehr  den  erforder- 
lichen Schutz  für  den  wertvollen  Inhalt  bieten. 

Mit  Hilfe  eines  von  dem  Universitäts- Kuratorium  in 
dankenswerter  Weise  bewilligten  außerordentlichen  Zuschusses 
wurden  die  Ausbesserungen  und,  wo  es  gar  nicht  zu  vermeiden 
ist,  das  Neubinden  begonnen.  Die  Arbeit  wird  von  dem  Biblio- 
thekar Dr.  Molsdorf  geleitet  und  erfolgt  natürlich  unter  sorg- 
faltigster Schonung  alles  dessen,  was  irgendwie  für  die  Pro- 
venienz und  die  Geschichte  der  Handschriften  von  Wert  sein 
kann.    Die  Arbeit  wird  zugleich  dazu  benutzt,  um  bisher 

2 


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18 


fehlende  kurze  Verzeichnisse  der  durch  Alter,  künstlerischen 
Schmuck,  Schönheit  oder  Eigenartigkeit  des  Einbandes  aus- 
gezeichneten Handschriften  aufzustellen. 

Ausgebessert  bezw.  neugebunden  wurden  bisher  164  Hand- 
schriften. Bei  der  eben  erst  begonnenen  Arbeit  haben  sich 
schon  mehrere  recht  interessante  Funde  von  Handschriften- 
und  Druck -Fragmenten,  sowie  von  eingeklebten  Holz-  und 
Metallschnitten  des  15.  Jahrhunderts  u.  dgl.  ergeben,  über 
welche  Mitteilung  an  anderer  Stelle  vorbehalten  bleibt. 

Revision. 

Revidiert  wurde  in  diesem  Jahre  die  Abteilung  Juris- 
prudentia  1— XL  Außer  18  schon  bei  früheren  Revisionen 
fehlenden  Werken  wurden  neuerdings  drei  Werke  vermißt. 

Personal. 

Der  Oberbibliothekar  Professor  de  Boor  war  auch  während 
des  ganzen  Jahres  1903  im  Interesse  seiner  wissenschaftlichen 
Arbeiten  beurlaubt  und  wurde  durch  den  Assistenten  Dr.  Georg 
Schneider  vertreten. 

Am  14.  Juni  1903  wurde  der  Volontär  Dr.  Prochnow 
nach  Göttingen  versetzt. 

Am  25.  August  1903  trat  Dr.  phil.  Wilhelm  Kothe  als 
Volontär  ein. 

Am  20.  August  1903  wurde  der  Bibliotheksdiener  Koschate 
als  Institutsdiener  an  das  chemische  Institut  der  hiesigen  Uni- 
versität und  der  bisherige  Inhaber  dieser  Stelle,  Tanne- 
berger, in  die  3.  Bibliotheksdienerstelle  versetzt. 

Der  regelmäßige  Dienst  erfuhr  leider  auch  in  diesem  Jahre 
mehrere  sehr  störende  Unterbrechungen.  Der  Oberbibliothekar 
Professor  Cohn  fehlte  wegen  Krankheit  5  Wochen  und  wurde 
zur  Wiederherstellung  seiner  Gesundheit  8  Wochen  beurlaubt; 
der  Bibliothekar  Dr.  von  Hagen  bedurfte  eines  6wöchigen 
Erholungsurlaubs;  der  Bibliotheksdiener  Poost  fehlte  krank- 
heitshalber 90  Tage  und  war  zur  Erholung  5  Wochen  be- 
urlaubt. 

W.  Erman. 


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19 


b.  Das  akademische  Lese-Institnt. 

Der  Vorstand  des  Instituts  war  zunächst  wie  im  Vorjahre 
zusammengesetzt  Da  Professor  Dr.  K.  Müller  zu  Ende  des 
Wintersemesters  einem  Rufe  nach  Tübingen  folgte,  wurde  an 
seiner  Stelle  Domherr  Professor  Dr.  Sdralek  zum  Vorstands- 
mitglied gewählt. 

In  der  Zahl  der  ordentlichen  und  der  außerordentlichen 
Mitglieder  des  Vereins  sowie  der  Teilnehmer  am  Lesezirkel 
traten  nur  geringe  Veränderungen  ein.  Die  Zahl  der  Studierenden, 
welche  sich  am  Vereine  beteiligten,  stieg  im  Sommersemester 
1903  nicht  unerheblich,  nahm  aber  im  folgenden  Winter- 
semester wieder  ab. 

Wie  seit  mehreren  Jahren  genügten  auch  in  diesem  Jahre 
die  ordentlichen  Einnahmen  des  Vereins  nicht  zur  Deckung 
der  notwendigen  Ausgaben.  Nur  infolge  einer  von  dem  Uni- 
versitäts-Kuratorium gewährten  außerordentlichen  Unterstützung 
im  Betrage  von  500  Mark  war  es  möglich,  die  bisher  gehaltenen 
Zeitungen  und  Zeitschriften  weiter  zu  beschaffen. 

Brie. 

c.  Seminare. 

1.  Das  evangelisch-theologische  Seminar. 

Die  Übungen  der  a  Utes  tarnen  t  liehen  Abteilung  wurden 
in  gewohnter  Weise  von  D.  Co  rnill  geleitet.  Im  Sommer  1903 
wurde  mit  9  Teilnehmern  Jeremia  Kap.  1  und  2,  im  Winter 
1903/04  mit  11  Teilnehmern  und  zwei  Hospitanten  Josua  Kap.  6 
und  7  gelesen.    Schriftliche  Arbeiten  sind  nicht  eingegangen. 

In  der  neutestament liehen  Abteilung  behandelte  D. 
Wrede  während  des  Sommersemesters  ausgewählte  Abschnitte 
der  Apostelgeschichte,  im  Wintersemester  1903/04  waren  die 
Wunder  der  Evangelien  das  Thema  der  Verhandlungen. 
Schriftliche  Arbeiten  wurden  wiederum  von  allen  Teilnehmern 
(im  Sommer  8,  im  Winter  17)  gefordert  und  von  fast  allen 
geliefert.  Je  drei  oder  vier  Mitglieder  hatten  das  gleiche  Thema 
zu  behandeln.  Die  Arbeiten  wurden  teils  im  Seminar,  teils 
privatim  mit  den  Verfassern  besprochen. 

In  der  von  D.  Arnold  geleiteten  kirchenhistorischen 
Abteilung  wurde   während  des  Sommersemesters  1903  die 

2* 


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L>0 


Entstehung  der  Confessio  Augustana  behandelt,  wobei  die  Kolde- 
sche  Ausgabe  benutzt  und  neuere  Publikationen  herangezogen 
wurden.  Im  Wintersemester  1903/04  wurde  Augustins  Enchiridion 
(Ausgabe  von  Scheel)  durchgenommen  und  aus  Augustinschen 
Parallelstellen  erläutert.  Auch  wurde  die  Wirkung  der  Augustin- 
schen Theologumena  mehrfach  verfolgt  an  der  Hand  von  Loofs 
Leitfaden. 

In  beiden  Semestern  sind  Quellenuntersuchungen  aus  eng 
begrenzten  Gebieten  der  alten  Kirchengeschichte  und  der 
Reformationszeit  eingeliefert  und  besprochen  worden. 

In  der  systematischen  Abteilung  lag  den  von  D. 
Schmidt  geleiteten  Übungen  als  Text  Schleiermachers  Dog- 
matik:  „Der  christliche  Glaube  nach  den  Grundsätzen  der 
evangelischen  Kirche  im  Zusammenhange  dargestellt"  zugrunde. 
Gegenstand  der  Verhandlungen  war  im  Sommersemester  seine 
Lehre  „Von  der  wirklichen  Sünde"  und  „Von  den  göttlichen  Eigen- 
schaften, welche  sich  auf  das  Bewußtsein  der  Sünde  beziehen44 
§  73 — 85;  im  Wintersemester  „Von  dem  Zustande  des  Christen, 
sofern  er  sich  der  göttlichen  Gnade  bewußt  ist44  §  86 — %. 

Erstrebt  wurde  eindringendes  Verständnis  der  Vorlage  auf 
Grund  sorgfaltiger  Vorbereitung,  selbständiges  Urteil  über  die 
Stichhaltigkeit  der  betreffenden  Sätze  und  ihre  Beweisführung, 
sowie  die  Übung,  an  einer  Diskussion  in  geschlossener  Gedanken- 
folge sich  förderlich  zu  beteiligen. 

Gearbeitet  wurde  über  die  Frage:  „Welche  Auffassung  über 
das  Wesen  der  Sünde  vertritt  Schleiermacher  und  was  ist  da- 
von zu  halten?" 

Die  Stellung  eines  geschäftsführenden  Direktors  der 
Bibliothek  des  evangelisch-theologischen  Seminars  ist  nach 
D.  Karl  Müllers  Scheiden  von  Breslau  auf  D.  Cornill  über- 
gegangen. Die  im  Sommer  von  56,  im  Winter  von  64  Studierenden 
und  Kandidaten  fleißig  benutzte  Bibliothek  hat  auch  im  ver- 
flossenen Geschäftsjahre  das  Wohlwollen  der  vorgesetzten 
Behörden  mit  Dank  erfahren  dürfen:  das  hohe  Ministerium  be- 
willigte einen  außerordentlichen  Zuschuß  von  600  Mk.  und 
Se.  Exzellenz  der  Herr  Kurator  300  Mk.  zur  Anschaffung  des 
großen  Werkes  von  Wilprecht:  Die  Malereien  der  Katakomben 
Roms.  Cornill,  z.  Zt.  Dekan. 


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21 


2.    Das  praktische  Institut  der  evangelisch- 
theologischen Fakultät. 
Homiletisches  Seminar. 
An  den   homiletischen  Übungen   nahmen  im  Sommer- 
semester 1903  17t  im  Wintersemester  1903/04  IG  Studierende 
teil,  von  denen  Predigten  nach  gegebenen  Texten  gearbeitet 
wurden,    die  zum  größten  Teil   in  den  Gottesdiensten  des 
Seminars  (Kapelle  in  der  Sternstraße  38)  gehalten  und  darauf 
eingehend  besprochen  wurden. 

Katechetische»  Seminar. 

An  den  katechetischen  Übungen  beteiligten  sich  im  Sommer- 
semester 11,  im  Wintersemester  14  Mitglieder,  die  sämtlich 
über  ihnen  gegebene  Bibeltexte  Katechesen  ausarbeiteten  und 
vor  Schülern  hielten;  diese  Versuche  wurden  sodann  eingehend 
besprochen.  Kawerau. 

3.    Das  katholisch-theologische  Seminar. 

In  der  kirche  ngeschichtlichen  Abteilung  des  katholisch- 
theologischen Seminars  unter  Leitung  des  Prof.  Dr.  Sdralek 
wurden  die  Mitglieder  mit  den  schwierigsten  Funktionen 
historischer  Arbeit  und  zwar  im  Sommerhalbjahr  1903  mit  der 
Kombination,  .,der  Seele  der  historischen  Forschung",  im  Winter- 
halbjahr 1903/04  mit  den  allgemeinen  Bedingungen  des  histori- 
schen Zusammenhanges,  den  physischen,  den  psychischen,  und 
zwar  sowohl  den  individuell-psychischen  als  auch  den  sozial- 
psychischen,  und  mit  den  kulturellen  bekannt  gemacht  und 
sowohl  durch  Unterweisungen  und  Vorträge  des  Direktors  als 
auch  durch  Referate  der  Mitglieder  und  endlich  durch  selb- 
ständige Versuche  in  der  methodischen  Handhabung  der  Kontroll- 
mittel wissenschaftlicher  Kombination  und  in  der  regelrechten 
Beobachtung  und  Darstellung  der  Bedingungen  des  historischen 
Zusammenhanges  unterrichtet.  Der  2.  Band  der  „Kirchen- 
geschichtlichen Abhandlungen*4  enthält  die  im  Studienjahr 
1903/04  zur  Druckreife  gediehenen  Seminararbeiten,  von  denen 
die  erste  besonders  die  kulturellen  Voraussetzungen  des  Schismas 
zwischen  Rom  und  Byzanz  aufweist  und  behandelt,  die  anderen 
drei  sich  mit  quellenkritischen  Problemen,  der  methodischen 
Bestimmung  von  Zeit,  Ort  und  Verfasser  drei  altchristlicher 


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22 


Schriften  befassen.  Außerdem  wurden  allen  Mitgliedern,  die 
nicht  mit  größeren,  selbständigen  Arbeiten  und  Forschungen 
beschäftigt  sind,  die  jeweils  instruktivsten  Bücher  oder  Ab- 
handlungen über  die  bedeutendsten,  schwierigsten  oder  inter- 
essantesten Punkte  der  kirchengeschichtlichen  Vorlesungen  der 
beiden  letzten  Semester  als  Privatlektüre  aufgetragen,  über 
deren  Früchte,  namentlich  für  ihre  methodische  Schulung,  sie 
in  Referaten  Rechenschaft  zu  geben  hatten. 

Im  Sommersemester  1903  wurden  von  Prof.  Dr.  Schaefer 
im  neutestamentlichen  exegetischen  Seminar  in  einer 
Abteilung  für  Anfänger  das  textkritische  Material  und  die  text- 
kritischen Grundsätze  vorgelegt,  besprochen  und  an  einer  Reihe 
von  Beispielen  gehandhabt.  Hieran  reihte  sich  eine  Darlegung 
der  wichtigsten  hermeneutischen  Regeln,  welche  unter  Berück- 
sichtigung der  Geschichte  der  Exegese  angewendet  wurden. 
In  einer  anderen  Abteilung  für  Fortgeschrittenere  wurden  die 
Berichte  über  die  Einsetzung  des  Altarssakramentes  (Matth.  26, 
26—29;  Mark.  14,  22—25;  Luk.  22,  19.  20;  I.  Kor.  11,  23—25) 
im  einzelnen  erklärt  und  harmonisiert.   Dabei  ward  zu  Luk.  22 

» 

19.  20  durch  ein  Mitglied  des  Seminars  insbesondere  die  Echt- 
heitsfrage eingehend  untersucht. 

Im  Wintersemester  behandelte  Prof.  Dr.  Rohr  im  An- 
schluß an  Schäfers  Einleitung  ins  Neue  Testament  die  Regeln 
der  Textkritik,  übte  sie  an  Beispielen  aus  den  Evangelien  und 
am  Galaterbrief;  stellte  auf  Grund  desselben  Briefes  die 
paulinischen  Anschauungen  über  Gesetz  und  Freiheit  fest  und 
ließ  Referate  ausarbeiten  über  die  sog.  Südgalatientheorie, 
den  Tag  des  letzten  Abendmahles  und  die  Reisen  Pauli  nach 
Korinth. 

In  den  praktischen  Übungen  des  unter  Leitung  des  Prof.  Dr. 
Pohle  stehenden  dogmatischen  Seminars  kamen  während 
des  Sommersemesters  1903  Gegenstände  aus  dem  Gebiete  der 
Symbolik  zur  Verhandlung,  wobei  jedoch  die  Untersuchungen 
auf  eine  eingehendere  Kenntnisnahme  des  Ursprunges,  der 
Geschichte  und  des  Inhaltes  der  einzelnen  Symbolschriften 
erster  und  zweiter  Ordnung  für  die  Katholiken,  schismatischen 
Griechen  und  Protestanten  sich  zu  beschränken  suchten.  Im 
Winterhalbjahr  1903/04  wurde  die  schwierige  Lehre  vom  gött- 


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23 


liehen  Wissen  in  einer  genauen  Lektüre  und  Erklärung  des 
Thomas  von  Aquin  (Summa  theol.  1  p.  qu  14.)  durchgenommen. 

In  den  von  Prof.  Dr.  Nikel  geleiteten  Übungen  der  alt- 
testamentlichen  Seminarabteilung  wurde  im  Sommer- 
semester die  jüdische  Apokalyptik  behandelt.  Nach  einleiten- 
den Vorträgen  über  das  Wesen  und  die  zeitgeschichtlichen 
Voraussetzungen  der  Apokalyptik  sowie  über  das  Verhältnis 
der  apokalyptischen  Literatur  zu  den  älteren  prophetischen 
Büchern  des  Alten  Testamentes  wurden  einige  Abschnitte  aus 
den  Büchern  Joel,  Daniel  und  Zacharias  gelesen  und  hierzu 
an  passenden  Stellen  Stücke  aus  dem  Buche  Henoch,  den 
Sibyllinen,  dem  vierten  Buche  Esdras  und  der  Apokalypse 
Barut-h  verglichen.  Eine  eingehendere  Behandlung  erfuhren 
die  Tiersymbole  und  der  Begriff  „Menschensohn44. 

Im  Wintersemester  wurden  die  ersten  zehn  Kapitel  des 
Buches  der  Richter  gelesen.  Hierbei  wurde  der  Komposition 
des  Richterbuches,  dem  chronologischen  Schema  desselben 
sowie  den  religions-  und  kultgeschichtlichen  Problemen,  welche 
sich  an  die  von  dem  Redaktor  des  Richterbuches  gegebene 
Darstellung  knüpfen,  besondere  Beachtung  geschenkt. 

Nürnberger,  z.  Zt.  Dekan. 

4.    Das  juristische  Seminar. 

Die  Bibliothek  —  verwaltet  von  Prof.  Dr.  Fischer  — , 
welche  von  einem  großen  Teil  der  Studierenden  und  fast  sämt- 
lichen Rechtskandidaten  in  sehr  bedeutendem  Umfange  in  An- 
spruch genommen  wurde,  konnte  nicht  nur  in  der  bisherigen 
Weise  fortgeführt,  sondern,  dank  der  Munifizenz  des  Herrn 
Kurators,  in  außerordentlicher  Weise  durch  Anschaffung  der- 
jenigen Werke  vermehrt  werden,  welche  für  die  juristische 
Papyrosforschung  unentbehrlich  sind,  aber  aus  den  so  geringen 
ordentlichen  Mitteln  des  Seminars  nicht  beschafft  werden 
konnten.  Die  Übungen  wurden  unter  Leitung  der  Fachvertreter 
in  der  bisherigen  Weise  fortgesetzt. 

Prof.  Dr.  Dahn  hat  im  Sommerhalbjahr  1903  Übungen 
im  Deutschen  Privatrecht,  im  Winterhalbjahr  1903/04  im  Handels- 
recht gehalten. 


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Prof.  Dr.  Brie  hat  in  beiden  Semestern  staatsrechtliche 
Übungen  gehalten;  im  Sommersemester  mit  schriftlichen 
Arbeiten. 

Prof.  Dr.  Leonhard  leitete  im  Winterhalbjahre  1903/04 
die  Besprechung  neuerer  Schriften  aus  dem  Gebiete  des 
römischen  Zivilprozesses. 

Prof.  Dr.  Fischer  ließ  wiederum  im  Wintersemester  Streit- 
fragen des  bürgerlichen  Rechts  erörtern. 

Prof.  Dr.  Jörs  ließ  im  Sommersemester  1903  ausgewählte 
Stücke  aus  Gaius  Institutionen  interpretieren,  und  leitete  im 
Wintersemester  1903/04  Vorträge  und  Besprechungen  über  die 
Fragmente  des  Zwölf-Tafel-Gesetzes. 

Prof.  Dr.  Gretener  veranstaltete  im  Sommersemester 
1903  die  kritische  Lektüre  neuerer  Strafgesetzentwürfe,  im 
Wintersemester  1903/04  die  Lektüre  der  Reichsmilitärstraf- 
gerichtsordnung. 

Prof.  Dr.  Beyerle  interpretierte  im  Sommersemester  1903 
Urkunden  zur  Geschichte  der  deutschen  Städteverfassung  an 
Hand  der  Kentgenschen  Sammlung. 

Gretener,  z.  Zt.  Dekan. 

5.    Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar. 

In  dem  von  Professor  Dr.  Wolf  geleiteten  Seminar  wurden 
im  Sommersemester  1903  acht  Sitzungen  gehalten.  Zur  Be- 
sprechung gelangten  folgende  Themata:  „Die  Handelspolitik 
Preußens  bis  zum  Frankfurter  Frieden44,  „Fragen  der  Baum- 
wollenindustrie44, „Kartelle44,  „Die  amerikanische  Gefahr,  nament- 
lich in  bezug  auf  die  Eisenindustrie44. 

Viermal  im  Semester  traten  Exkursionen  an  die  Stelle  von 
Sitzungen.  Die  erste  derselben  ging  in  das  Breslauer  Zentral- 
gefängnis, es  folgten  Besuche  der  Kaufifmannschen  Spinnerei, 
der  Caesar  Wollheimschen  Werft  und  des  städtischen  Hafens. 

Im  Wintersemester  1903/04  wurden  10  Sitzungen  ab- 
gehalten. Die  behandelten  Themata  waren:  „Einiges  Ober  Geld 
und  Währung44,  „Die  Reichsbank44,  „Wahrnehmungen  an  der 
Zuckerfabrik  und  Ziegelei  bei  Schottwitz44,  „Die  Handelspolitik 
des  Deutschen  Reiches44,  „Wahrnehmungen  an  der  Papierfabrik 
von  Kragen44,  „Die  Handelspolitik  Nordamerikas4'. 


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25 


Exkursionen  wurden  3  unternommen.  Ihr  Ziel  waren  die 
Zuckerfabrik  und  Ziegelei  in  Schottwitz  bei  Breslau,  die  Fabrik 
für  landwirtschaftliche  Maschinen  von  Kemna  in  Breslau,  die 
Papier-  und  Kartonnagenfabrik  von  Kragen  in  Breslau. 

Professor  Dr.  Sombart  hielt  im  Sommersemester  1903 
Übungen  im  Anschluß  an  das  Kolleg  „Volkswirtschaftliche 
Exkursionen"  in  der  Weise  ab,  daß  in  den  Sitzungen  des 
Seminars  jeweils  über  den  Ausflug  berichtet  und  gesprochen 
wurde,  der  in  derselben  Woche  unternommen  worden  war. 
Besichtigt  wurden  folgende  Etablissements:  Baumwollspinnerei 
von  Meyer  KauCfmann,  hier,  Schuhfabrik  von  R.  Dorndorf,  hier, 
Klostermühle  (Goldschmidt  u.  Co.),  hier,  Möbelfabrik  der  Gebr. 
Bauer,  hier,  Papierfabrik  Sacrau,  Sacrau,  Rittergut  Kryschanowitz 
(Dr.  Pringsheim),  Breslauer  Konsumverein,  hier. 

Im  Wintersemester  1903/04  wurden  Referate  (12)  über 
verschiedene  Gegenstände  gehalten.  Die  Teilnahme  an  den 
Übungen  war  nur  Fortgeschritteneren  gestattet. 

Die  für  das  Seminar  ausgeworfenen  Geldmittel  sind  nach 
Vorschrift  verwendet  worden.  Die  Seminar-Bibliothek  wurde 
im  Sommersemester  noch  durch  den  lange  Jahre  hindurch  be- 
währten Assistenten  des  Seminars,  Privatdozenten  Dr.  Gebauer, 
verwaltet;  nach  dessen  auf  das  Wintersemester  erfolgter  Be- 
rufung an  die  Akademie  in  Posen  wurden  für  das  zweite  Halb- 
jahr ihre  Geschäfte  an  den  Kandidaten  der  Staatswissenschaften 
Herrn  Curt  Täger  übertragen.  Derselbe  hat  sich  seiner  Auf- 
gabe bestens  entledigt. 

Die  Bibliothek  war  während  beider  Semester  an  drei  Tagen 
der  Woche  mehrere  Stunden  hindurch  geöffnet,  im  Sommer- 
semester insgesamt  an  33,  im  Wintersemester  an  44  Tagen. 
Die  Zahl  der  Besucher  der  Bibliothek  war  im  Sommer- 
seraester 100,  im  Wintersemester  132. 

Wolf.  Sombart. 

6.    Das  historische  Seminar. 

In  beiden  Semestern  wurde  die  Abhaltung  der  Übungen 
empfindlich  gehindert  durch  die  völlig  unzureichenden  Räume 
des  Seminars.  Der  Versuch,  die  Übungen  in  einem  Auditorium 


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26 


abzuhalten,  ließ  sich  nur  vereinzelt  durchführen,  da  es  nicht 
möglich  war,  vorher  zu  wissen,  welche  Bücher  nötig  wären. 

Prof.  Dr.  Caro  behandelte  in  der  ersten  Hälfte  des  Sommer- 
semesters an  der  Hand  zahlreicher  Urkunden  das  Verhältnis 
der  in  deutschen  Gebieten  landsässig  gebliebenen  slawischen 
Bevölkerung  zu  den  deutschen  Grundherren.  Insbesondere 
wurden  die  verschiedenen  Grade  und  Klassen  der  Hörigkeit 
und  die  Unterschiede  ihrer  Funktionen  und  Gerechtsame 
festgestellt.  —  In  der  anderen  Hälfte  wurde  die  Diplomatie 
Friedrichs  des  Großen  in  der  Zeit  zwischen  dem  zweiten 
und  dritten  schlesischen  Kriege  eingehender  Erörterung  unter- 
zogen. —  In  den  ersten  Wochen  des  Wintersemesters  wurden 
die  drei  Chronisten:  Eberhard  Windeke,  Dietrich  von  Niem  und 
Gregor  von  Heimburg  kritisch  behandelt.  Hernach  waren  die 
Besprechungen  der  Gruppe  von  Ereignissen  und  Verhandlungen 
der  Friedericianischen  Politik  gewidmet,  die  zur  ersten  Teilung 
Polens  führte. 

Prof.  Dr.  Kaufmann:  Im  Sommer  wurden  vorzugsweise 
Stoffe  aus  der  Geschichte  des  19.  Jahrhunderts  behandelt, 
mehrfach  im  Anschluß  an  eine  Kritik  von  Treitschkes  Deutscher 
Geschichte,  dazwischen  aber  gaben  Referate  über  Otto  I., 
Lambert  von  Hersfeld  usw.  Gelegenheit  zur  Übung  an  mittel- 
alterlichen Aufgaben.  Im  Winter  1903/01  wurde  solch  mittel- 
alterlichen Aufgaben  noch  größerer  Raum  gewährt. 

Prof.  Dr.  Cichorius:  In  den  Übungen  der  althistorischen 
Seminarabteilung  wurden  während  des  Sommersemesters  ein- 
zelne Probleme  zur  Geschichte  nach  den  Quellendergracchischen 
Reform,  im  Winter  dagegen  Tacitus  behandelt.  Nach  einer 
eingehenden  Betrachtung  des  erhaltenen  wie  des  verlorenen 
Quellenmaterials  für  die  Geschichte  der  früheren  Kaiserzeit 
wurden  ausgewählte  Partien  aus  den  sechs  ersten  Büchern  der 
Annalen  über  die  Regierung  des  Tiberius  und  die  Schicksale 
des  Germanicus  kritisch  untersucht  und  erörtert. 

Prof.  Dr.  Kampers  machte  im  Sommersemester  zum 
Hauptgegenstande  seiner  Übungen  einige  Karolingische  Ge- 
schichtsquellen. Zwischendurch  wurden  von  ihm  auch  andere 
Fragen  im  Anschluß  an  die  Referate  der  Studierenden  erörtert. 


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Im  Wintersemester  befaßten  sich  die  Übungen  mit  Widukind, 
Lambert  und  Hrotsuit.  Die  Referate  der  Studierenden  waren 
in  diesem  Semester  zumeist  den  Fragen  zugewandt,  welche 
durch  die  eben  erschienenen  Bücher  von  Finke  und  Scholz  in 
eine  neue,  interessante  Beleuchtung  gerückt  worden  waren. 

Die  Führung  der  Geschäfte  ist  auf  Prof.  Dr.  Kampers 
übergegangen. 

Caro.    Kaufmann.   Cichorius.  Kampers. 

7.    Das  kunstgeschichtliche  Seminar. 

Es  haben  sich  im  Sommer-  und  Wintersemester  je  15 
Studierende  an  den  Übungen  beteiligt. 

Muther. 

8.   Das  philologische  Seminar. 

Professor  Foerster  ließ  im  Sommer-Semester  im  Seminar 
die  Elektra  des  Sophokles,  im  Winter-Semester  den  Agamemnon 
des  Aischylos  interpretieren  und  in  beiden  Semestern  über 
Abhandlungen  der  Mitglieder  disputieren. 

In  beiden  Semestern  war  die  reglementsmäßige  Zahl  der 
Mitglieder,  12,  vorhanden. 

Professor  Norden  ließ  im  Sommer -Semester  von  den 
ordentlichen  Mitgliedern  des  Seminars  ausgewählte  lateinische 
Inschriften  erklären.  Im  Winter- Semester  leitete  er  im  Pro- 
seminar die  Interpretation  des  isokrateischen  Panegyrikus, 
sowie  ausgewählter  carmina  epigraphica  nach  der  Büchelerschen 
Sammlung. 

Professor  Skutsch  ließ  im  Sommer -Semester  1903  von 
den  außerordentlichen  Mitgliedern  die  homerischen  Hymnen 
und  Senecas  Apocolocyntosis,  im  Winter-Semester  1903/04  von 
den  ordentlichen  Firmicus  de  errore  profanarum  religionum 
erklären. 

Die  Geschäftsführung  lag  während  des  Jahres  1903/04  in 
den  Händen  von  Professor  Norden. 

Die  im  Staatshaushalt  1902/03  geschaffene  Stelle  eines 
Seminarassistenten  wurde  dem  Oberlehrer  Professor  Dr.  Volk- 
mann übertragen  laut  Kuratorial- Erlaß  vom  7.  Mai  1903. 
Derselbe  veranstaltete  im  Sommer-Semester  mit  41,  im  Winter- 


28_ 

Semester  mit  35  Mitgliedern  stilistische  Übungen  sowie  eine 
Führung  durch  die  Seminarbibliothek;  die  Beteiligung  an  diesem 
Anfangskursus  wurde  für  die  hiesigen  Studierenden  obligatorisch 
gemacht  zur  Aufnahme  in  das  Proseminar.  Ferner  verwaltete 
Professor  Volkmann  die  Bibliotheksgeschäfte  des  Seminars. 

Foerster.   Norden.  Skutsch. 

9.  Das  archäologische  Seminar. 

In  Abteilung  I  wurden  im  Sommer-Semester  ausgewählte 
Philostratische  Gemälde,  im  Winter-Semester  griechische  Hoch- 
zeits-Denkmäler erklärt;  in  Abteilung  II  (Proseminar)  wurden 
im  Sommer- Semester  Polygnots  Wandgemälde  in  der  Lesche 
der  Knidier  zu  Delphi,  im  Winter-Semester  ausgewählte  pom- 
pejanische  Wandgemälde  sowie  Vasenbilder  besprochen. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  in  Abteilung  I  im  Sommer- 
Semester  19,  im  Winter- Semester  16;  in  Abteilung  II  im 
Sommer-Semester  28,  im  Winter-Semester  20.  Zu  den  Übungen 
der  Abteilung  I  waren  auch  einige  Hospites  zugelassen. 

Foerster. 

10.  Das  germanistische  Seminar. 

Im  Sommer-Semester  1903  wurden  auf  Grund  einer  münd- 
lichen Prüfung  17  ordentliche  Mitglieder  in  die  von  Professor 
Dr.  Siebs  geleitete  Abteilung  für  Germanistik  aufgenommen 
und  beteiligten  sich  an  den  Übungen  zur  neuhochdeutschen 
Sprach-  und  Mundartenforschung  und  Erklärung  eines  Fast- 
nachtspieles von  Hans  Sachs.  In  der  Abteilung  für  neuere 
Literatur  behandelte  Professor  Dr.  Koch  Paralipomena  zu 
Goethes  Faust,  und  hieran  nahmen  24  Mitglieder  teil. 

Im  Winter-Semester  1903/04  wurden  in  der  Abteilung  für 
Germanistik  das  Hildebrandslied  und  die  altsächsische  Genesis 
interpretiert,  in  der  Abteilung  für  neuere  Literatur' ausgewählte 
Gedichte  und  Briefe  Schillers  behandelt;  in  jener  waren  25, 
in  dieser  22  Teilnehmer. 

Ganz  besonderen  Dank  schuldet  das  Seminar  dem  König- 
lichen Ministerium  für  die  Mittel  zum  Ankauf  der  großen 
Lutherausgabe,  nicht  minder  auch  dem  Königlichen  Kuratorium 
für  eine  größere  Bewilligung,  die  es  uns  ermöglichte,  auch  in 


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2«» 


diesem  Jahre  in  der  Ausfüllung  der  fühlbarsten  Lücken  unserer 
Bibliothek  fortzufahren.  Vom  Herrn  Minister  ist  uns  ferner 
ein  Betrag  von  jährlich  hundert  Mark  zur  Remunerierung  eines 
Bücherwarts  ausgesetzt  worden;  dadurch  ward  es  dem  Unter- 
zeichneten auch  ermöglicht,  einen  Realkatalog  der  Bibliothek 
anzulegen,  um  den  sich  Herr  stud.  phil.  de  Wyl  verdient  ge- 
macht hat.  Die  Benutzung  der  Seminarbibliothek  war  auch  in 
diesem  Jahre  sehr  rege. 

Der  geschäftsführende  Direktor. 
Siebs. 

11.    Das  romanisch-englische  Seminar, 
a.   Die  romanische  Abteilung. 

In  der  philologischen  Abteilung  des  Seminars  wurden  im 
Sommer-Semester  1903  phonetische  neufranzösische  Übungen 
abgehalten,  einerseits  in  Anlehnung  an  Koschwitz'  Parlers 
parisiens,  andererseits  durch  vergleichende  kritische  Lektüre 
der  Phonetiken  von  Kr.  Nyrop  und  Rousselot-Laclotte.  Es 
beteiligten  sich  an  diesen  Übungen  13  ordentliche  und  ein 
außerordentliches  Mitglied,  zu  denen  noch  eine  größere  Reihe 
von  Hospitanten  traten. 

Im  Winter -Semester  1903/04  wurde  altprovenzalisch  ge- 
trieben (Stücke  der  Chrestomathie  des  Unterzeichneten  und  der 
von  Leite  de  Vasconcellos  herausgegebenen  Sancta  Fides). 
Zahl  der  ordentlichen  Mitglieder  8. 

An  den  praktischen  Übungen  nahmen  im  Sommer-Semester 
teil  13  ordentliche  Milglieder  und  2  Hospitanten,  im  Winter- 
Semester  8  ordentliche  Mitglieder. 

In  beiden  Semestern  wurden  Arbeiten  über  literarische 
Themata  von  Mitgliedern  vorgelesen  und  nach  Inhalt  und  Form 
gemeinsam  besprochen.  Außerdem  wurde  Schillers  „Geister- 
seher41 übersetzt.  Appel. 

b.   Die  englische  Abteilung. 

Im  Sommer -Semester  1903  wurde  Shakespeares  Macbeth, 
im  Winter-Semester  1903/04  Walter  Scott's  Lady  of  the  Lake 
gelesen  und  interpretiert  (zweistündig).  Die  Zahl  der  aktiven 
Mitglieder  betrug  15  und  16.  Sarrazin. 


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12.    Das  slavisch-philologische  Seminar. 

Im  slavisch-philologischen  Seminar  wurden  im  akademischen 
Jahre  1903/04  in  üblicher  Weise  in  zwei  Abteilungen  philolo- 
gische Übungen  gehalten,  und  zwar  zunächst  in  der  ersten 
Abteilung  auf  Grund  von  Lektüre  altslovenischer  Texte.  Im 
Sommer -Semester  1903  wurden  solche  Texte  in  dem  Buche 
Leskiens  „Handbuch  der  altkirchenslavischen  Sprache"  1898 
gelesen,  mit  Heranziehung  gleicher  Texte  anderer  Redaktion 
behufs  textkritischer  und  grammatischer  Vergleichung.  —  Im 
Winterhalbjahre  wurden  die  Monumenta  Frisingensia  gelesen 
und  vornehmlich  an  der  Hand  der  Ausgabe  von  Vondräk 
eingehend  geprüft  und  beleuchtet,  wobei  Versuche  zur  Fest- 
stellung dunkler  Stellen  gemacht  und  die  altkirchenslavischen 
Elemente  neben  den  heimischen  ermittelt  und  deutsche  Ein- 
flüsse festgestellt  wurden.  Auch  wurde  endlich  die  Frage 
nach  der  inuthmaKlichen  Heimat  und  den  Schicksalen  der 
Denkmäler  behandelt.  Am  Schluß  des  Semesters  hielt  ein 
Seminarmitglied  einen  zusammenfassenden  Vortrag  über  die- 
selben. 

In  der  zweiten  Abteilung  wurden  nach  einer  einleitenden 
Charakteristik  der  Epoche  der  „Aufklärung44  in  Polen  die  nam- 
haftesten Repräsentanten  derselben  in  der  Literatur  nach  ihren 
Werken  eingehend  gewürdigt  und  behufs  Illustrierung  der  all- 
gemeinen Schilderungen  einzelne  ausgewählte  schriftstellerische 
Erzeugnisse  zum  Teil  gelesen  und  besprochen.  —  Im  Winter- 
Semester  bildeten  die  Lyrica  des  Dichters  Johann  Kochanowski 
den  Gegenstand  der  Studien  und  Übungen  der  zweiten  Abtei- 
lung. Eine  Partie  derselben  wurde  auf  ihre  Abhängigkeit  von 
römischen  Dichtern,  insbesondere  von  Horaz  geprüft  und  ihre 
poetische  Form  gewürdigt;  bei  der  Lektüre  wurden  einzelne 
Stellen  sprachlich  eingehend  erläutert.  Zuletzt  wurden  die 
„Lieder  der  Johannisfeuernacht44  (Sobötka)  gelesen  und  ein- 
gehend, auch  mit  Hinweisen  auf  Vorbilder  besprochen.  Am 
Ende  des  Semesters  hielt  auch  in  der  zweiten  Abteilung  ein 
Seminarmitglied  einen  Vortrag  über  Kochanowskis  ausgewählte 
Lyrica  von  der  Genügsamkeit. 

Nehring. 


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13.    Das  geographische  Seminar. 

Im  Sommer  1903  wurde  den  13  Teilnehmern  der  Übungen 
das  Antarktische  Gebiet  als  Studienfeld  angewiesen.  An  der 
Hand  des  „Antarctic  manual44,  das  für  die  englische  Expedition 
vorbereitet  war  und  der  teils  schon  vorliegenden,  teils  während 
des  Semesters  frisch  einlaufenden  Nachrichten  ward  unter 
Berücksichtigung  der  älteren  Forschungen  und  der  den  neueren 
Expeditionen  gegebenen  Instruktionen  der  Stand  der  Kenntnis 
der  antarktischen  Region,  Ziele  und  Aussichten  der  neuen 
Unternehmungen  in  eingehenden  Besprechungen  erwogen  und 
gewürdigt. 

Im  Winter  1903/04  beteiligten  sich  15  Studierende  an  den 
Übungen,  die  auf  die  natürlichen  Lebensbedingungen  und  die 
Verkehrsentwickelung  der  Seeplätze  Nordwest-Europas  sich  be- 
zogen. Zugrunde  gelegt  ward  das  neue  Werk  von  Kurt 
Wiedenfeld,  aber  namentlich  für  die  Besprechung  der  Lage 
Londons  eine  breitere  Grundlage  gewonnen  in  der  geologischen, 
geographischen,  geschichtlichen,  wirtschaftlichen  Literatur  über 
England.  Als  die  referierende  Behandlung  der  einzelnen  See- 
plätze durch  die  Teilnehmer  der  Übungen  über  Amsterdam, 
Rotterdam,  Antwerpen  bis  Havre  fortgeschritten  war,  wurde 
Burats  Werk  „Voyage  sur  les  cotes  de  France44  als  Grundlage 
einer  Besprechung  der  natürlichen  Gliederung  und  des  Ver- 
kehrswerts der  einzelnen  Abschnitte  der  atlantischen  Küste 
Frankreichs  gewählt.  Einzelne  Verhandlungen,  die  in  ihrem 
Gange  und  ihren  Ergebnissen  sich  besonders  weit  von  den 
vorliegenden  literarischen  Hilfsmitteln  entfernten,  wurden  zum 
Gegenstand  von  schriftlichen  Ausarbeitungen  gewählt,  die  dann 
der  Durchsicht  des  Leiters  unterlagen. 

Die  Bibliothek  des  Seminars  wurde  fleißig  benutzt.  Sie 
erfuhr,  abgesehen  von  der  Erweiterung  aus  den  verfüg- 
baren Mitteln  eine  besonders  dankenswerte  Bereicherung 
durch  die  Zuwendung  ziemlich  vollständiger  Reihen  der 
Publikationen  der  Geographischen  Gesellschaften  zu  Bremen 
und  zu  Jena. 

J.  Partsch. 


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14.    Das  mathematisch-physikalische  Seminar. 

In  der  von  Professor  Rosanes  geleiteten  Abteilung  wurden 
im  Sommersemester  1903  Aufgaben  aus  der  analytischen 
Geometrie  der  Ebene  bearbeitet;  im  Wintersemester  1903/04 
wurden  Vorträge  über  die  Theorie  der  linearen  Substitutionen 
gehalten. 

In  der  von  Professor  Sturm  geleiteten  Abteilung  des 
Seminars  bestanden  im  Sommersemester  1903  die  Übungen 
in  der  Anfertigung  von  Zeichnungen  aus  der  darstellenden 
Geometrie  und  der  graphischen  Statik,  während  im  Winter- 
semester 1903/04  Aufgaben  aus  der  Differentialrechnung  und 
den  Elementen  der  Integralrechnung  behandelt  wurden. 

In  der  von  Professor  Neu  mann  geleiteten  physikalischen 
Abteilung  wurden  im  Sommersemester  1903  Aufgaben  aus 
der  Potentialtheorie  behandelt,  vor  allem  Anwendungen  auf 
Probleme  der  Elektrizitätsverteilung,  und  zwar  wurden  dabei 
in  Ergänzung  einer  Vorlesung  mehr  die  geometrischen  Methoden 
(Abbildung  nach  reziproken  Radien  u.  a.  dgl.)  berücksichtigt 
—  Die  Aufgaben  im  Winteremester  1903/04  waren  der 
Elastizitätstheorie  entnommen;  es  wurden  die  Elemente  der 
Kristallelastizität  und  die  Schwingungen  elastischer  Membranen 
behandelt. 

Auch  in  diesefn  Jahre  wurde  dem  Seminar  von  dem  Herrn 
Universitätskurator  ein  außerordentlicher  Zuschuß  bewilligt, 
wodurch  wiederum  einige  Lücken  in  der  Bibliothek  ausgefüllt 
werden  konnten. 

Rosanes,  Sturm,  Neumann. 

15.    Das  philosophische  Seminar. 

Professor  Freudenthal  veranstaltete  im  Sommer-Semester 
1903  mit  15  Teilnehmern  Übungen  über  Kants  Kritik  der  reinen 
Vernunft.  Im  Winter -Semester  1903/04  wurde  mit  24  Teil- 
nehmern Kants  Kritik  der  praktischen  Vernunft  gelesen.  Referate 
der  Studierenden  und  mündliche  Diskussionen  gaben  Gelegen- 
heit, die  wichtigsten  Fragen  der  kritischen  Philosophie  Kants 
zu  erörtern,  die  neueren  Theorien  über  die  Bedeutung  seiner 
Lehre  kennen  zu  lernen  und  ihre  Geltung  für  die  Gegenwart 
zu  untersuchen.    Aus  den  Übungen  hervorgegangen  ist  eine 


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Arbeit  von  Julius  Gut t mann,  Der  Gottesbegriff  Kants. 
1.  Teil.    Dissert.  1903. 

Professor  Baumgartner  setzte  im  Sommer-Semester  1903 
mit  26  und  im  Winter- Semester  1903/04  mit  32  Teilnehmern 
die  Lektüre  von  Lockes  Untersuchungen  über  den  mensch- 
lichen Verstand  fort.  In  schriftlichen  Referaten  und  daran 
sich  schließenden  mündlichen  Diskussionen  wurden  vom  4.  Buch 
die  in  den  Kapiteln  5 — 8  erörterten  Probleme  behandelt.  Zur 
Besprechung  kamen  die  Definition  der  Wahrheit,  die  Frage  der 
allgemeinen  Wahrheiten,  der  Ursprung,  die  Gewißheit,  die  Be- 
deutung der  Axiome,  der  Unterschied  und  die  Bedeutung  der 
analytischen  und  synthetischen  Sätze. 

In  der  psychologischen  Abteilung  des  Seminars  behan- 
delte Professor  Ebbinghaus  im  Sommer-Semester  die  psycho- 
physischen  Methoden  und  die  Psychologie  der  Sinneseinpfin- 
dungen  durch  Referate  und  Experimente.  Die  Zahl  der  Teil- 
nehmer betrug  26.  Im  Winter-Semester  schloß  sich  daran  in 
gleicher  Behandlung  die  Psychologie  des  Gedächtnisses,  der 
Wahrnehmung  und  des  Urteils,  bei  einer  Zahl  von  32  Teil- 
nehmern. Aus  den  in  dem  Laboratorium  ausgeführten  selbst- 
ständigen Arbeiten  ging  eine  Druckschrift  hervor: 

Lipmann,  Die  Wirkung  der  einzelnen  Wiederholungen 
auf  verschieden  starke  und  verschieden  alte  Asso- 
ziationen.  Dissert.  1904. 
Freudenthal,  Baumgartner,  Ebbinghaus. 

d.   Die  Kunstinstitnte. 

1.    Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte. 
(Archäologisches  Museum.) 

Die  etatsmäßigen  Mittel  sind  zur  Anschaffung  von  Gips- 
abgüssen, Photographien,  Bildwerken  und  Büchern  verwendet 
worden.  Die  Deutsche  Orientgesellschaft  überwies  dem  Museum, 
welches  der  Gesellschaft  als  Mitglied  beigetreten  ist,  von  den 
durch  ihre  Ausgrabungen  in  Abusir  im  Winter  11)02/03  zutage 
geförderten  Altertümern  folgende  Stücke: 
1.  ein  Relieffragment  aus  der  Südmastaba,  mit  Darstellung 

von  Opfergaben; 

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2.  eine  hölzerne  Osirisfigur  mit  Kopfputz; 

3.  einen  Holzsarg  in  Mumienform,  mit  hieroglyphischer  Inschrift. 
Außerdem  hatte  sich  die  Bibliothek  des  Museums  Zuwen- 
dungen außer  vom  Unterzeichneten  von  seiten  des  Herrn 
Ministers  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten,  des  Vereins  für 
Geschichte  der  bildenden  Künste  in  Breslau,  des  Herrn  Stadt- 
bibliothekars Dr.  Türk  und  des  Herrn  Dr.  phil.  Sniehottazu 
erfreuen,  wofür  auch  an  dieser  Stelle  herzlicher  Dank  gesagt  sei. 

Der  Unterzeichnete  war  vom  16.  April  bis  zum  31.  Mai  zum 
Zwecke  einer  wissenschaftlichen  Reise  nach  Griechenland  be- 
urlaubt und  seine  Vertretung  in  den  laufenden  Geschäften  der 
Verwaltung  durch  Ministerialverfügung  vom  8.  April  dem 
Direktor  der  Königl.  und  Universitätsbibliothek  Herrn  Dr. 
Er  man  übertragen.  Der  Unterzeichnete  benützte  seinen  Aufent- 
halt in  Athen  auch  zur  Auswahl  und  Erwerbung  einer  großen 
Zahl  photographischer  Aufnahmen,  welche  vom  archäologischen 
Institut  daselbst  gemacht  worden  sind. 

Der  Besuch  des  Museums  war  im  verflossenen  Jahre,  auch 
von  seiten  der  Schulen,  ein  reger. 

Das  Winckelmannsfest  wurde  am  9.  Dezember  durch  einen 
Vortrag  des  Unterzeichneten  über  „Troja"  gefeiert. 

Als  Kustoden  fungierten  in  dem  Jahre  die  Herren  Dr.  phil. 
Sniehotta  und  Stud.  phil.  Kurt  Müller. 

Sehr  beklagenswert  war,  daß  durch  die  schwere  Heim- 
suchung, welche  die  Überschwemmungen  des  Jahres  1903  über 
Schlesien  gebracht  haben,  auch  das  Museum  betroffen  worden 
ist.  Montag  den  13.  Juli  war  der  hintere  Teil  des  Gartens, 
in  welchem  das  Museum  steht,  am  Tage  darauf  auch  der 
vordere  Teil  überschwemmt.  Im  Keller  stieg  das  Wasser  bis 
zu  2,2  0  m.  Mittwoch  den  15.  früh  trat  das  Wasser  unter  der 
Schwelle  der  hinteren  Gartentür  in  das  Museumsgebäude,  am 
Abend  trat  es  auch  in  die  Säle  des  Erdgeschosses  1 — 4. 
Einer  der  Parthenonfriesabgüsse  wurde  vom  Wasser  bespült. 
Am  folgenden  Tage  stieg  es  in  diesen  Sälen  bis  zu  4  cm,  im  Vor- 
raum bis  zu  10  cm.  Die  Anstrengungen  zur  Herausbringung 
desselben  waren  lange  Zeit  erfolglos.  Es  quoll  immer  von 
neuem  unter  den  Mauern  hervor  und  hielt  sich  bis  Sonntag 
den  19.  in  den  Sälen.    Erst  am  folgenden  Montag  war  es 


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wieder  abgeflossen.  Aber  die  Spuren  der  Feuchtigkeit  haben 
sich  noch  lange  erhalten.  Die  Zerstörung  der  an  den  von 
Feuchtigkeit  durchtränkten  Wänden  aufgehängten  Gipsabgüsse 
hat  wieder  starke  Fortschritte  gemacht.  Der  Aufenthalt  in  den 
von  modriger  und  dumpfer  Luft  erfüllten  Räumen  ist  noch 
gesundheitsschädlicher  geworden. 

Der  Bitte  des  Unterzeichneten  Sich  bei  Gelegenheit  Seiner 
Anwesenheit  in  Breslau  durch  den  Augenschein  von  dem  Not- 
stande zu  überzeugen,  entsprach  am  3.  August  der  Herr 
Minister  Dr.  Studt  in  Begleitung  des  Herrn  Kuratorialrates 
Schimmelpfennig,  wofür  Seiner  Exzellenz  auch  an  dieser 
Stelle  der  ehrerbietigste  Dank  gesagt  sei.  Nach  dem  Ergebnis 
der  Besichtigung  darf  die  Hoffnung  auf  baldige  durchgreifende 
Änderung  der  Verhältnisse  des  Museums  ausgesprochen  werden. 

Foerster. 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere 

Kunstgeschichte. 
Der  Jahresetat  wurde  wie  üblich  zum  Ankauf  von  Photo- 
graphien verwendet.    Drei  Schränke  wurden  vom  Königlichen 
Universitätskuratorium  bewilligt.  Mut  her. 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik. 
An  Stelle  des  nach  Marburg  versetzten  Herrn  Professors 

Dr.  Vogt  wurde  durch  Erlaß  des  Herrn  Ministers  der  Unter- 
zeichnete, Professor  Dr.  Siebs,  vom  1.  Juli  1903  an  zum 
Direktor  des  Instituts  ernannt  und  übernahm  die  bis  dahin 
interimistisch  teils  von  Seiner  Magnifizenz  dem  Herrn  Rektor, 
teils  von  Herrn  Professor  Dr.  Bohn  geführte  Leitung  der 
Geschäfte. 

Der  Musiksaal  der  Universität  hat  nun  schon  seit  Mai  1900 
wegen  der  beabsichtigten  Wiederherstellung  nicht  mehr  benutzt 
werden  können;  und  da  seit  Jahren  überhaupt  nicht  oder  so 
gut  wie  nicht  daran  gearbeitet  wird,  so  werden  leider  wohl 
jene  oft  beklagten  Übelstände  andauern,  die  den  wichtigen 
Unterrichtszweig  des  Orgelspiels  treffen  und  gute  Traditionen 
des  Instituts  zu  nichte  machen.  Auch  die  Abhaltung  des  öffent- 
lichen Spezimens  mußte  unterbleiben,   weil  ein  geeigneter 

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Raum  fehlt.  Vor  allen  Dingen  wäre  zu  wünschen,  daß  nun- 
mehr schleunigst  mit  der  Ausführung  des  Orgelgehäuses  für 
den  neuen  Saal  begonnen  werde,  damit  nicht  durch  diese  eine 
neue  Verzögerung  eintritt. 

Im  Sommersemester  1903  hielt  Herr  Professor  Dr.  Röhn 
folgende  Vorlesungen  und  Übungen: 

1.  Harmonielehre,  erster  Teil;  2 stündig.    19  Zuhörer. 

2.  Orgelunterricht;  2 stündig.    10  Teilnehmer. 

3.  Über  J.  S.  Bachs  „Wohltemperiertes  Klavier";  1  stündig. 
13  Zuhörer. 

4.  Orgelunterricht  für  Seminaristen;  2  stündig.    6  Teilnehmer. 
Im  Wintersemester  1903/04   fanden  nachstehende  Vor- 
lesungen und  Übungen  statt: 

1.  Harmonielehre,  zweiter  TeiT;  2 stündig.    5  Zuhörer. 

2.  Orgelunterricht;  2 stündig.    5  Teilnehmer. 

3.  Über   L.   von   Beethovens  Sinfonien  (1—5);  lstündig. 
28  Zuhörer. 

4.  Orgelunterricht  für  Seminaristen;  2 stündig.    6  Teilnehmer. 
Der  Orgelunterricht  hatte  wiederum  schwer  darunter  zu 

leiden,  daß  im  Auditorium  Maximum  den  Orgelschülern  nicht 
die  nötigen  Übungsstunden  ermöglicht  werden  konnten. 

Im  Auftrage  der  Königlichen  Regierungen  von  Breslau  und 
Oppeln  und  des  Provinzialschulkollegiums  wurden  eine  be- 
trächtliche Anzahl  von  Kostenanschlägen  für  Orgelbauten 
begutachtet,  sowie  neu  hergestellte  und  reparierte  Orgeln  ge- 
prüft und  abgenommen.  Auch  alle  anderweitigen  Gutachten, 
die  vom  Institut  gefordert  wurden,  und  wie  sie  früher  dem 
Institutslehrer  Professor  Dr.  Schäffer  anheimfielen,  hat  seit 
dessen  Tode  Herr  Professor  Dr.  Bohn  erledigt. 

Herr  Professor  Dr.  Wrede  las  im  sogen.  Evangelischen 
Johanneschor  während  des  Sommersemesters  einstündig  über 
Geschichte  des  evangelischen  Gemeindegesangs.  Die  Zahl  der 
Hörer  betrug  21.  Die  während  des  Wintersemesters  1903/04 
gehaltenen  Übungen  im  Choral-  und  Altargesang,  an  denen 
19  evangelische  Theologiestudierende  teilnahmen,  behielten 
ihren  bisherigen  Charakter.  Jedoch  wurde  auch  in  diesem 
Semester  mehr  Gewicht  auf  den  vierstimmigen  Gesang  gelegt  als 
in  früheren  Jahren. 


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Über  die  Wirksamkeit  des  Herrn  Musikdirektor  und  Doin- 
kapellmeister  Filke,  der  den  St.  Cäcilienchor  und  die  Chor- 
klasse für  gemischten  Chorgesang  leitete,  ist  folgendes  zu 
berichten : 

a.  St.  Cäcilienchor.  Im  Sommersemester  1903  wurde  bei 
einem  Besuch  von  etwa  40  Studierenden  eine  „Messe"  in 
F-dur  für  Männerchor  und  Orgelbegleitung  von  Jos.  Rhein- 
berger eingeübt  und  am  12.  Juli  im  Dom  zur  Aufführung 
gebracht. 

Im  Wintersemester  wurden  zunächst  die  beiden 
Chöre:  „Die  Allmacht",  von  Vincenz  Lachner,  und  „Salvum 
fac  regem"  von  A.  Becker,  einstudiert  und  dann  bei  der 
Geburtstagsfeier  Seiner  Majestät  in  der  Aula  Leopoldina 
gesungen.  Ferner  wurde  eine  „Messe"  für  Männerchor 
von  Hamm  geübt  und  im  Dom  am  28.  Januar  aufgeführt. 

b.  Die  Chorklasse  für  gemischten  Chorgesang  übte  im 
Sommersemester:  „Die  Gralsfeier"  aus  „Parsifal"  (1.  Akt) 
von  Rieh.  Wagner-Vollbach,  sowie  ein  „Kyrie"  von  Edgar 
Tinel  (a  capella). 

Im  Wintersemester  wurden  2  Chöre  geübt: 

a.  „Du  bist's  dem  Ruhm  und  Ehre"  von  Jos.  Haydn. 

b.  Motette:  „Justus  ut  palma  florebis";  5 stimmig  von 
Bern.  Hahn. 

Sie  wurden  bei  der  lOOJahrfeier  zum  Gedächtnisse 
Kants  in  der  Aula  Leopoldina  vorgetragen. 

Ferner  wurde  geübt:  „Herbststurm"  von  Grieg. 
Weil  ein  Spezimen  nicht  abgehalten  werden  konnte,  wohnte 
der  Direktor  im  Februar  der  Aufführung  einer   Messe  im 
Dom  bei. 

Die  Bibliothek  des  Instituts  wurde  auch  in  diesem  Jahre 
durch  Neuanschaffungen  und  durch  wertvolle  Schenkungen  des 
Königlichen  Kultusministeriums  vermehrt. 

Die  Geschäfte  des  Bibliothekars  wurden  wie  im  vorigen 
Jahre  von  Herrn  Professor  Dr.  Bohn  geführt.  Zwei  neue 
Einrichtungen,  die  sich  hoffentlich  als  nutzbar  erweisen,  wurden 
von  dem  Direktor  begonnen:  erstens  daß  die  wertvolle  Bibliothek 
während  des  Semesters  einmal  wöchentlich  weiteren  Kreisen 
zur  Benutzung  geöffnet  wird;  sodann  ist  mit  der  Anlage  eines 


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Zettelkataloges  angefangen  worden,  die  um  so  notwendiger  scheint, 
als  bis  jetzt  die  Bibliothek  nach  dem  höchst  unzulänglichen 
Grundsatze  der  Akzession  verzeichnet  und  aufgestellt  ist. 

Die  Lehrapparate  des  Johanneschores  und  des  St.  Cäcilien- 
chores  wurden  wie  bisher  sachgemäß  ergänzt. 

Siebs. 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.   Das  physikalische  Institut. 

Die  bei  dem  physikalischen  Institut  beschäftigten  Assistenten 
haben  beide  ihre  Stellung  aufgegeben.  Privatdozent  Dr. 
Georg  Berndt,  welcher  erst  am  1.  April  1903  als  Assistent 
eingetreten  war,  hat  seine  Stellung  am  31.  Dezember  verlassen, 
um  eine  Anstellung  als  Lehrer  am  städtischen  Technikum  in 
Cöthen  anzunehmen.  An  seine  Stelle  ist  Dr.  Clemens 
Schaefer,  welcher  ebenfalls  Privatdozent  ist,  getreten.  Auch 
Dr.  Hans  Kochan,  welcher  seit  3  Jahren  die  Aufgaben  eines 
Assistenten  mit  großer  Hingebung  erfüllt  hat,  ist  zu  Ostern 
1904  abgegangen,  weil  er  nach  wohlbestandenem  Oberlehrer- 
Examen  vom  Provinzial-Schul-Kollegium  zur  Vertretung  eines 
erkrankten  Oberlehrers  nach  Groß-Glogau  einberufen  worden 
ist.    An  seine  Stelle  wird  Dr.  Erich  Waetzmann  treten. 

Von  der  Etats -Position  29 d  im  Betrage  von  3900  M., 
welche  für  Heizung,  Beleuchtung,  Wasser  und  Reinigung  aus- 
gesetzt ist,  erwartete  ich,  daß  sie,  wie  bisher  stets,  nicht  dem 
Bedürfnis  genügen  würde.  Diese  Erwartung  ist  glücklicher 
weise  nicht  erfüllt  worden.  Das  ist  z.  T.  daraus  zu  erklären, 
daß  das  neue  Gebäude  allmählich  trockner  geworden  ist  und 
daher  weniger  Heizung  erfordert;  zum  größeren  Teile  aber 
liegt  der  Grund  wohl  in  der  Milde  des  letzten  Winters. 

Da  also  diese  Position  keine  Überschreitung  des  Etats 
nötig  machte,  so  konnte  wieder  ein  größerer  Apparat  ange- 
schafft werden,  nämlich  ein  Dubois'sches  Panzergalvanometer 
und  es  blieb  noch  ein  weiterer  Rest  zur  Verfügung. 

Die  praktischen  Übungskurse  im  Experimentieren  fanden 
die  gewohnte  Beteiligung.  Von  den  im  Institut  begonnenen 
Experimental-Üntersuchungen  wurden  5  vollendet  und  sind  im 
Druck  erschienen.  O.  E.  Meyer. 


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2.    Die  Sternwarte. 

Der  Assistent  Dr.  Walter  Zimmermann  verließ  am 
1.  Dezember  die  Sternwarte.  An  seine  Stelle  trat  an  diesem 
Tage  cand.  astr.  Erich  Przybyllok  ein.  Das  übrige  Personal 
ist  unverändert. 

Zur  weiteren  Erforschung  der  Gegenden  am  Nordwest- 
rande des  Mondes  wurden  die  photographische  Lickplatte  VHI 
in  6  Sektoren,  und  die  Bonner  Platten  IX  und  X  in  9  Sektoren 
ausgemessen,  und  Unterzeichneter  erhielt  mit  Dr.  Rechen- 
berg bei  den  Messungen  auf  ihnen  in  diesem  Jahre  42  800 
Einstellungen  unter  dem  Mikroskop.  Hierbei  wurden  wieder 
eine  Anzahl  neuer  Krater  und  Formationen  auf  dem  Monde 
vom  Unterzeichneten  entdeckt.  Die  stenographischen  Längen 
und  Breiten  der  gemessenen  Objekte  auf  Platte  VIII  und  X 
wurden  von  Dr.  Rechenberg,  die  von  Platte  IX  vom  Unter- 
zeichneten berechnet.  Im  Dezember  erhielt  die  Sternwarte 
von  der  Pariser  Sternwarte  6  Mondplatten  zur  Ausmessung. 
Sie  bedarf  aber  zur  Vollendung  der  Erforschung  der  Rand- 
partien noch  weiterer  photographischer  Aufnahmen,  die  sie 
bei  anderen  Sternwarten  zu  geeigneten  Zeiten  bestellen  muß, 
da  die  hiesigen  Instrumentalmittel  unzureichend  sind. 

Am  8  zölligen  Refraktor  beobachtete  Unterzeichneter  6  mal 
den  Kometen  1902d  und  12  mal  den  Kometen  1903c,  der  auch 
je  einmal  von  den  Herren  Przybyllok  und  Völkel  beobachtet 
wurde.  Die  Kometenbeobachtungen  sind  in  den  „Astronomischen 
Nachrichten"  veröffentlicht  worden. 

Am  3  Vi  zölligen  Passageinstrument  beobachtete  Dr.  Rechen- 
berg an  55  Abenden  407  Zeitsterne  und  200  Mondsterne  zur 
Bestimmung  ihrer  Rectascensionen. 

Am  3 zölligen  Fraunhoferschen  Heliometer  beobachtete  Herr 
Przybyllok  in  92  Nächten.  In  52  Nächten  wurde  der  Mond 
beobachtet  und  im  ganzen  152  Messungen  von  randnahen 
Kratern  nach  der  Methode  der  Quereinstellung  (Breslauer  Mit- 
teilungen, Band  II,  Abh.  1)  erlangt.  An  den  übrigen  Abenden 
wurden  erhalten  42  Bestimmungen  der  Fokus,  46  Messungen 
von  Sterndistanzen  zur  Bestimmung  des  Skalenwerts  und  11 
Bestimmungen  der  praktischen  Aufstellung  des  Instruments. 


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Der  Nullpunkt  des  Positionskreises  wurde  an  7  Tagen  bestimmt 
Ferner  wurden  die  Teilungsfehler  der  Objektivskalen  und  zum 
ersten  Male  die  des  Positionskreises  mit  neu  hierzu  ange- 
fertigten Hilfsnonien  ermittelt. 

Die  meteorologischen  Beobachtungen  wurden  4  mal  täglich 
für  das  Berliner  meteorologische  Institut  und  für  die  Seewarte 
in  Hamburg  gemacht,  an  letztere  im  Sommer  durch  2,  im 
Winter  durch  3  Depeschen  telegraphisch  übermittelt,  und  auch 
anderweitig  publiziert,  so  wie  zu  Prognosen  verwendet. 

Im  Sommer  nahmen  an  den  Beobachtungspraktiken  für 
Anfänger  10,  an  den  für  Vorgerückte  2,  im  Winter  an  Rechen- 
praktiken 4  Studierende  der  Astronomie  teil. 

Die  beiden  neuen  Hepsoldschen  6  zölligen  Meridianfern- 
rohre nämlich  1)  Durchgangsrohr  mit  Registriermikrometer  zur 
Bestimmung  der  Rectascensionen  der  Sterne,  2)  Höhenkreis 
zur  Beobachtung  der  Zenitdistanz  jeden  Sterns  in  beiden 
Lagen  kurz  vor  und  nach  dem  Meridiandurchgang,  konnten 
wegen  Mangel  an  einem  geeigneten  Bauplatze  immer  noch 
nicht  aufgestellt  werden. 

Die  Verlegung  der  Sternwarte  und  ihr  definitiver  Neubau 
außerhalb  der  Stadt  ist  daher  dringend  notwendig. 

Franz. 

3.    Das  chemische  Institut. 

Die  Frequenz  des  Instituts  ist  etwas  herabgegangen.  Die 
Zahl  der  das  Praktikum  besuchenden  Chemiker  war  im  Durch- 
schnitt 92.  Aber  auch  selbst  bei  dieser  geringeren  Zahl  von 
Chemikern  erweist  sich  der  Etat  des  Instituts  als  vollständig 
ungenügend.  Er  reicht  kaum  zur  Deckung  der  laufenden  not- 
wendigsten Bedürfnisse,  und  es  ist  nicht  daran  zu  denken, 
einen  neuen  Apparat  oder  dergl.  anzuschaffen.  Daß  darunter 
die  wissenschaftlichen  Arbeiten  sehr  leiden,  ist  selbstverständ- 
lich. Trotzdem  bleiben  alle,  auf  die  Erhöhung  des  Etats 
zielende  Anträge  unberücksichtigt,  und  selbst  der  Hinweis  auf 
andere  chemische  Institute  in  Preußen,  welche  im  Verhältnis 
der  Praktikantenzahl  viel  höhere  Etats  haben,  findet  keine 
Beachtung. 


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Folgende  wissenschaftliche  Arbeiten  wurden  ausgeführt: 

1.  von  Huber:  Pyrophtalon  und  Derivate.  Doktor -Disser- 
tation Breslau. 

2.  Löffler:  Abkömmlinge  von  Picolyl-  und  Picolylmethyl- 
alkin.    Doktor-Dissertation  Breslau. 

3.  Bartsch:  Derivate  von  <x  und  ß  Naphtocumarin.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

4.  Dennison:  Beiträge  zur  direkten  Messung  von  Über- 
führungszahlen.  Doktor-Dissertation  Breslau. 

5.  Sherill:  Complexsalze  der  Mercurihaloide.  Doktor- 
Dissertation  Breslau. 

6.  Wiedemann:  Beweis  für  die  Identität  der  a  und  a' 
Stellung  im  Pyridin.   Doktor-Dissertation  Breslau. 

7.  Werner:  Einwirkung  von  aa'  Lutidin  auf  Aldehyde. 
Doktor-Dissertation  Breslau. 

8.  Mc.  Lauchlan:  Über  den  Einfluß  von  Salzen  auf  die 
Wasserlöslichkeit  von  Schwefel wasserstofif,  Jod  und  Brom. 
Doktor-Dissertation  Breslau. 

9.  Labendzinski:  Zur  Konstitution  von  Salzlösungen. 
Doktor-Dissertation  Breslau. 

10.  Bobertag:  Partielle  Racemie.  Doktor -Dissertation. 
Breslau. 

11.  Dr.  Julius  Meyer:  Studien  über  Schwefel  und  Selen 
und  über  einige  Verbindungen  dieser  Elemente.  Habili- 
tationsschrift Breslau. 

12.  Derselbe:  Zur  Kenntnis  der  hydroschwefligen  Säuren. 

13.  Derselbe:  Das  Atomgewicht  des  Fluors. 

14.  Derselbe:  Über  radioaktive  Stoffe. 

15.  Derselbe:  Zur  Kenntnis  der  Citronensäure. 

16.  Derselbe:  Über  asymmetrische  Synthese. 

17.  Renz:  Indiumoxyd. 

18.  Derselbe:  Löslichkeit  der  Hydroxyde  von  Aluminium, 
Beryllium  und  Indium  in  Ammoniak  und  Aminen. 

19.  Renz  und  Löw:  a-Methylindol. 

20.  Dieselben:  Kondensationen  des  Zimmt-  und  Protocatechu- 
Aldehyds. 

21.  Abegg  und  Cox:  Über  die  Löslichkeitsverhältnisse  einiger 
schwer  löslicher  Silbersalze. 


42 


22.  Dr.  Auerbach:  Über  Magnesiumcarbonat 

23.  Derselbe:  Komplexbildung  bei  Borsäure  und  arseniger 
Säure. 

24.  Abegg:  Anwendung  der  physikalischen  Chemie  auf  die 
organische  Chemie. 

25.  Derselbe:  Über  die  Stabilität  von  Salzen  mit  oxydations- 
fähigen Kationen  und  Anionen. 

26.  Derselbe:  Über  Komplexbildung  bei  Quecksilberhaloiden. 

27.  Bonsdorf:  Beiträge  zur  Kenntnis  von  Metallammoniak- 
hydroxyden. 

28.  Dr.  Herz:  Chemische  Verwandtschaftslehre. 

29.  Derselbe:  Über  Lösungen. 

30.  Herz  und  Muhs:  Über  die  Löslichkeit  einiger  Salze  der 
Erdalkalimetalle  mit  organischen  Säuren  in  Essigsäure. 

31.  Dieselben:  Über  das  Gleichgewicht  Mg(OH),  +  2NH4C1 

J5  MgCl,  +  2NH.OH. 

32.  Dieselben:  Über  die  Umsetzung  von  Wismuthoxyhaloiden 
mit  Kalilauge. 

33.  Abegg  und  Herz:  Borsäure,  Fluorkalium  und  Flussäure. 

34.  Herz:  Über  die  Ausbildung  der  Chemiker  an  den  Uni- 
versitäten. 

35.  Abegg:  Elektrolytische  Dissociation. 

36.  Gaebele:  Zur  Kenntnis  der  Phtalone. 

37.  Ladenburg:  Asymmetrischer  Stickstoff. 

38.  Derselbe:  Über  Racemie. 

Ladenburg. 

4.  Das  pharmazeutische  Institut. 

Das  pharmazeutische  Institut  stand  in  seiner  chemischen 
Abteilung  unter  der  Leitung  des  Prof.  Dr.  J.  Gadamer,  in  der 
pharmakognostischen  unter  der  der  Professoren  Dr.  F.  Pax 
und  Dr.  J.  Gadamer. 

a.  Chemische  Abteilung. 

Als  Assistenten  waren  tätig  die  Herren  DDr.  Grützner, 
Gäbel  und  Urban.  Am  1.  Oktober  gaben  die  Herren  DDr. 
Grützner  und  Urban  ihre  Stellung  auf,  der  erstere  um  nach 
vieljähriger,  nutzbringender  Tätigkeit  die  ihm  verliehene  Apo- 


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43 


thekenkonzession  in  Breslau- Pöpelwitz  zu  übernehmen,  der 
letztere,  um  sich  in  der  Technik  eine  Lebensstellung  zu  schaffen. 
An  ihre  Stelle  traten  Herr  Dr.  Jos  in g  und  Herr  Apotheker 
Günzel,  welch  letzterer  vertretungsweise  die  3.  Assistenten- 
stelle verwaltete,  während  Herr  Dr.  Gabel  als  erster,  Herr 
Dr.  Josing  als  zweiter  Assistent  fungierte.  Das  Laboratorium 
wurde  im  Sommersemester  von  66,  im  Wintersemester  von 
71  Praktikanten  besucht,  so  daß  gegen  das  Vorjahr  ein  erfreu- 
liches Ansteigen  der  Frequenz  zu  verzeichnen  ist.  Der  Lehr- 
plan blieb  im  ganzen  unverändert,  nur  konnte  nach  dem  Aus- 
bau des  Fabrikations-Laboratoriums  der  Darstellung  von  Prä- 
paraten ein  größeres  Interesse  entgegengebracht  werden. 

Sammlung  und  Apparatur  wurden  wiederum  erheblich  ver- 
mehrt, letztere  namentlich  durch  Aufstellung  eines  großen 
Landolt- Lippich  sehen  Polarisationsapparates  mit  dreiteiligem 
Gesichtsfeld,  durch  Beschaffung  explosionssicherer  Aufbewah- 
rungsgefaße  für  Äther,  Alkohol  und  ähnliche  feuergefährliche 
Flüssigkeiten.  Die  Bibliothek  erfuhr  außer  durch  Hand-  und 
Lehrbücher  eine  wertvolle  Erweiterung  durch  Erwerbung  eines 
vollständigen  Exemplares  der  Liebigschen  Annalen.  Die  Ord- 
nung der  Bibliothek  durch  Anlegung  eines  Zettelkataloges  wurde 
begonnen  und  fleißig  gefördert. 

Im  Laufe  des  Sommersemesters  wurde  sodann  die  bisherige 
Direktorwohnung  für  Unterrichtszwecke  umgestaltet  und  aus- 
gebaut. Dadurch  wurde  in  den  bisherigen  Unterrichtsräumen 
Raum  für  ein  Laboratorium  mit  24  Arbeitsplätzen  gewonnen, 
während  in  einem  anderen  durch  vollständigen  Unibau  eine 
Vermehrung  der  Plätze  von  17  auf  28  stattfand.  Ferner  konnten 
zwei  Schwefelwasserstoffzimmer  und  ein  Raum  für  Herstellung 
von  Präparaten  eingerichtet  werden.  In  der  früheren  Direktor- 
wohnung wurden  die  Bibliothek,  sowie  die  chemischen  und 
physikalischen  Apparate  untergebracht.  Ebendaselbst  wurde 
ein  Zimmer  von  ca.  45  qm  als  Laboratorium  für  den  Direktor 
und  Fortgeschrittenere  mit  insgesamt  6  Arbeitsplätzen  von  je 
1,70  m  Länge,  ein  anderes  von  etwa  gleicher  Größe  für  Nah- 
rungsmittelchemiker  mit  8  Arbeitsplätzen  von  je  1  m  Länge 
eingerichtet.  Ferner  fand  in  diesem  Teil  des  Instituts  die 
pharmazeutische  Staatsprüfungs-Kommission  in  einem  Zimmer 


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Unterkunft.  Für  Mikroskopie,  optische  Untersuchungen  und  für 
Chemikalien  und  Glasgeräte  wurde  je  ein  Zimmer  eingerichtet. 
Für  die  Sammlung  wurde  das  bisherige  Direktorzimmer  durch 
Magazinierung  in  durchaus  praktischer  und  ausreichender  Weise 
umgebaut,  so  daß  sich  nunmehr  die  Sammlung  direkt  neben 
Vorbereitungszimmer  und  Hörsaal  befindet. 

Weitere  geplante  und  durchaus  notwendige  Umbauten  und 
Veränderungen,  wie  vor  allem  des  Auditoriums,  haben  sich 
wegen  Erschöpfung  der  von  der  hohen  Staatsregierung  be- 
willigten Mittel  nicht  ausführen  lassen  und  leider  waren  auch 
die  Bemühungen  um  Nachbewilligungen  bisher  erfolglos.  Doch 
steht  zu  hoffen,  daß  bei  der  unbestrittenen  Notwendigkeit  der 
geplanten  Umänderungen  das  nächste  Jahr  Erfüllung  der  be- 
rechtigten Wünsche  bringen  wird.  Auch  die  erbetene  Ver- 
mehrung der  Lehrkräfte  durch  Anstellung  eines  vierten 
Assistenten  und  Erhöhung  des  äußerst  knapp  bemessenen 
Dispositionsfonds  haben  leider  nicht  gewährt  werden  können. 

Durch  Ministerialerlaß  vom  9.  Juni  1903  ist  das  Institut 
den  staatlichen  Anstalten  zur  technischen  Untersuchung  von 
Nahrungs-  und  Genußmitteln,  was  die  praktische  Ausbildung 
der  angehenden  Nahrungsmittelchemiker  anbelangt,  gleich- 
gestellt worden. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  gelangten  zumeist  im  „Archiv 
der  Pharmazie"  zur  Veröffentlichung: 

1.  J.  G adamer:  Über  Corydalisalkaloide.  S.Mitteilung. 

2.  Derselbe:  Die  Konstitution  der  Pseudo-Ammoniumbasen. 
Vortrag  gehalten  in  der  chemischen  Gesellschaft  zu 
Breslau. 

3.  Derselbe:  Über  rechtsdrehendes  sec.  Butylamin.  2.  Mit- 
teilung. 

4.  J.  Gadamer  und  T.  Amenomija:  Über  die  optischen 
Funktionen  der  asymmetrischen  Kohlenstoffatome  im 
Ekgonin.    2.  Mitteilung. 

5.  W.  Urban:  Über  alkylierte  d-Butyl-Thioharnstoffe. 

6.  Derselbe:  Über  die  Darstellung  von  Löffelkrautöl  und 
-Spiritus  aus  dem  Samen  von  Cochlearia  officinalis. 

Gadamer. 


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45 


b.  Pharmakopnostlsehe  Abtellnng. 

Die  Sammlung  der  Drogen  wurde  durch  einige  neuerdings 
eingeführte  Handelssorten  vermehrt  und  ältere  Stücke  zum  Teil 
durch  bessere  ersetzt.  Um  den  Unterricht  in  der  mikroskopi- 
schen Drogenkunde  bei  der  stetig  wachsenden  Zahl  der  Teil- 
nehmer erfolgreich  zu  gestalten,  war  die  Anschaffung  von  vier 
Kursusmikroskopen  ein  unabweisbares  Bedürfnis,  wie  über- 
haupt nach  dieser  Richtung  hin  eine  allmähliche  Vermehrung 
der  Instrumente  erfolgen  muß.  Als  Hilfsassistenten  fungierten 
die  Herren  Dr.  R.  Malguth  und  Cand.  phil.  W.  Günther. 

Fax.  Gadamer. 

5.  Das  mineralogische  Institut  und  Museum. 

Die  Sammlungen  und  das  Instrumentarium  wurden  durch 
zahlreiche  neue  Erwerbungen  vermehrt.  Besonders  zu  er- 
wähnen ist  die  Anschaffung  und  Aufstellung  eines  von  Seibert 
in  Wetzlar  gebauten  elektrisch  beleuchteten  Projektionsapparats, 
welcher  nicht  nur  die  bekannten  Leistungen  eines  Skioptikons 
verrichtet,  sondern  auf  einem  Wandschirm  von  9  Quadratmeter 
Fläche  die  objektive  Darstellung  sämtlicher  in  Mikroskopen  und 
Polarisationsapparaten  zu  beobachtenden  Erscheinungen  ge- 
stattet. 

Als  Geschenk  erhielt  das  Museum  vom  Herrn  Geheimen 
Sanitätsrat  Professor  Dr.  med.  et  phil.  h.  c.  Wilh.  Grempler 
eine  aus  Nephrit  gearbeitete  chinesische  Vase. 

Als  Museumsassistent  fungierte  Herr  Dr.  Baumann, 
während  die  Herren  Privatdozenten  Professor  Dr.  Milch  und 
Dr.  Arthur  Sachs  mit  dankenswerter  Bereitwilligkeit  als 
Unterrichtsassistenten  bei  der  Anleitung  zu  selbständigen  Ar- 
beiten, sowie  bei  der  Abhaltung  der  Übungen  tätig  waren,  bei 
letzteren  auch  die  Herren  Privatdozenten  Dr.  Volz  und 
Dr.  Herz. 

Mit  den  Hilfsmitteln  des  Museums  und  Instituts  wurden 
die  Untersuchungen  zu  folgenden  Publikationen  ausgeführt: 

H.  Hoppe:  Über  Andesite  der  Vulkane  Sago,  Merapi,  Manindjau 
und  Kaba  auf  Sumatra.  Inaugural-Dissertation,  Breslau, 
19.  Dezember  1903. 


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4G 


A.  Sachs:  Apatit  von  Grube  Prinzenstein  bei  St  Goar.  Zentral- 
blatt für  Mineral.,  Geol.  und  Paläont.  1903,  S.  420 — 421. 

—  Kalinatronglimmer  als  Drusenmineral  in  Striegau.  Ebenda 
S.  422—423. 

—  Die  Krystallform  des  Indiums  und  seine  Stellung  im 
periodischen  System.  Zeitschrift  f.  Krystallogr.  Bd.  38, 
495—496. 

—  Über  die  Beziehungen  des  Rubidiums  zum  Kalium  einer- 
seits und  zum  Cäsium  andererseits  nach  krystallographi- 
schen  Untersuchungen  an  neuen  Uranyldoppelsalzen  dieser 
Metalle.   Ebenda  S.  496—498. 

—  Die  Bildung  der  oberschlesischen  Erzlagerstatten.  Zentral- 
blatt f.  Mineral,  u.  s.  w.,  1904,  S.  40—48. 

—  Die  chemische  Zusammensetzung  des  Gismondins  nach 
einem  neuen  schlesischeu  Vorkommen  im  Basalte  von 
Nikolstadt  bei  Liegnitz.    Ebenda  S.  215—216. 

—  vgl.  unten  C.  Hintze  und  A.  Sachs. 

L.  Milch:  Über  den  möglichen  Zusammenhang  zwischen  der 
Dichtigkeits-Verminderung  (den  Massendefekten)  in  der 
Erdrinde  und  der  Entstehung  von  Tiefengesteinsmassiven. 
Zentralblatt  f.  Mineral,  u.  s.  w.,  1903,  S.  444—448. 

—  Aus  einem  Augit  hervorgegangene  Carbonate.  Ebenda 
S.  505—509. 

—  Über  homogene  Deformation  von  Quarz  und  Piezokrystalli- 
sation.    Ebenda  1904,  S.  181—190. 

—  Über  Umwandelungsvorgänge  im  Nebengestein  eines  Erz- 
ganges in  Süd-Sumatra.  Naturwissenschaftliche  Sektion 
der  Schles.  Ges.  f.  Vaterland.  Kultur.  Sitzungsbericht 
26.  November  1903. 

G.  Gürich:  Zur  Genese  der  oberschlesischen  Erzlagerstätten 
des  Muschelkalks.  Zeitschrift  für  prakt.  Geologie,  1903, 
202—205. 

—  Mitteilungen  zur  Geologie  von  Schantung.  Naturwissen- 
schaftliche Sektion  d.  Schles.  Ges.  f.  Vaterland.  Kultur. 
Sitzungsbericht  10.  Dezember  1903. 

C.  Hintze  und  A.  Sachs:  Geschichte  der  naturwissenschaft- 
lichen Sektion  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  Vater- 
ländische Kultur.   Jahresber.  der  Ges.  für  1903. 


47 


(.Hintze:  Handbuch  der  Mineralogie.  20.  Lieferung.  Leipzig, 
1904. 

Außerdem  wurde  die  krystallographisch- optische  Unter- 
suchung neuer,  in  den  chemischen  Instituten  der  Universitäten 
Breslau,  Berlin  und  Bonn  dargestellter  Verbindungen  von  den 
Herren  Prof.  Dr.  Milch  und  Dr.  Sachs  ausgeführt. 

Hintze. 

6.  Das  geologisch-paläontologische  Institut 

und  Museum. 

Die  Aufstellung  in  den  neuen  Räumen  wurde  erweitert, 
die  Etikettierung  und  Neubestimmung  des  vorhandenen  Materials 
gefördert.  Während  die  Zahl  der  Zuhörer  keine  Verminderung 
erfuhr  (ca.  50),  hat  die  Zahl  der  Praktikanten  (17)  und  Dokto- 
randen (13),  zusammen  30,  sich  noch  weiter  gesteigert,  so  daß 
nicht  nur  die  unpraktische  Anordnung  des  aus  Museum  und 
Dienstwohnung  zusammengefügten  Instituts,  sondern  auch  der 
vorhandene  Arbeitsraum  in  jeder  Beziehung  absolut  unzu- 
länglich ist.  Selbst  unter  Zuhilfenahme  der  Musealräume 
zum  Photographieren  und  der  Ausführung  der  Arbeiten  selbst 
gelang  es  nur  mühsam,  den  allerdringlichsten  Anforderungen 
zu  entsprechen.  Da  die  Steigerung  der  Praktikantenzahl  seit 
Jahren  kontinuierlich  anhält,  ist  mit  Sicherheit  der  Augenblick 
vorauszusehen,  wo  der  Direktor  außerstande  sein  wird,  Ge- 
suchen um  Neuaufnahme  zu  entsprechen.  Auch  die  in  jeder 
Beziehung  unzureichende  Zahl  des  wissenschaftlichen  Hilfs- 
personals (ein  Assistent  und  ein  von  Fall  zu  Fall  bewilligter 
Hilfsassistent)  ist  nicht  imstande,  den  an  sie  gestellten  An- 
forderungen nachzukommen.  Die  Gründe  der  bedeutenden 
Entwicklung  des  Breslauer  geologischen  Instituts 
sind  nicht  vorübergehender  oder  zufälliger  Art,  sondern  beruhen 
auf  seiner  Lage  im  Zentrum  des  schlesischen  Berg- 
baues1) und  auf  der  Tatsache,  daß  das  Breslauer  Institut 
das  einzige  seiner  Art  in  Ostdeutschland8)  ist.  Es  wäre 
im   höchsten  Maße  bedauerlich,   wenn   die  organische,  auf 

*)  Unter  13  Doktoranden  sind  5  Bergleute. 

*)  D.  h.  in  Schlesien,  Posen,  Pommern,  West-  und  Ostpreußen;  in 
Königsberg  und  Greifswald  bestehen  mineralogische  Institute. 


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48 


natürlichen  Ursachen  beruhende  Entwicklung  der  Geologie  in 
Breslau  durch  die  geschilderten  äußerlichen  Umstände  beein- 
trächtigt würde.  Trotzdem  war  im  verflossenen  Jahre  die 
Zahl  der  fertig  gestellten  Arbeiten  nicht  unerheblich  (s.  u.),  die 
in  Vorbereitung  befindlichen  Aufnahmen  (ausgeführt  durch  die 
Herren  Schmidt,  Friedrich,  Flegel,  Herbing)  bezogen 
sich  auf  Spezialarbeiten  der  schlesischen  Geologie. 

Aus  der  Haaseschen  Sammlung  wurden  aufgestellt  ein 
Riesen -Faultier  (Pseudolestodon)  und  ein  Riesen -Gürteltier 
(Hoplophorus).  Außerdem  wurden  die  Ergebnisse  wissenschaft- 
licher Forschungsreisen  auf  Sumatra,  Borneo  und  Java  (Volz), 
nach  dem  Kaukasus  (Wysogorski  und  Renz),  Peloponnes, 
Korfu  und  Albanien  (Renz)  und  im  Bakonyer  Wald  (Frech) 
bearbeitet. 

Aus  den  vielen,  dem  Museum  überwiesenen  Schenkungen 
seien  die  folgenden  mit  nochmaligem  Ausdruck  des  Dankes 
hervorgehoben: 

1.  Herr  Prof.  G.  Gürich  überwies  dem  Institut  die  in  Edel- 
opal  umgewandelten  Originale  zu  seiner  Arbeit  über 
White  Cliffs  1901,  die  ihm  von  dem  Sammler  derselben 
Herrn  Edelsteinhändler  Klein  zu  diesem  Zweke  über- 
lassen worden  waren,  ebenso  übergab  er  dem  Institut 
seine  Sammlung  devonischer  Fossilien  von  Dembnik. 

2.  Herr  Direktor  Joppich -Waltersdorf  bei  Lähn  sandte 
eine  Suite  Kreidefossilien  aus  der  Umgegend  von  Lähn. 

3.  und  4.  Herr  Ökonomierat  Madelung  aufSakrau,  sowie 
die  Direktion  der  Gogolin-Gorasdzer  Kalkwerke  schenkten, 
wie  in  früheren  Jahren,  prachtvoll  erhaltene  Saurier- 
und  Fischreste  aus  dem  Muschelkalke  Oberschlesiens. 

Während  des  Jahres  1903  wurden  außer  den  üblichen 
Exkursionen  2  mehrtägige  Übungen  im  Aufnehmen  geologischer 
Karten  ausgeführt  und  zwar: 

1.  5tä#ig:  Das  Gebiet  zwischen  Neurode  und  Schatzlar, 

2.  4tügig:  zwischen  Landeshut  und  Schömberg. 

Als  zweiter  (Hilfs-)Assistent  fungierte  während  des  ganzen 
Jahres  Herr  Bergreferendar  Axel  Schmidt. 

Mit  den  Mitteln  des  Instituts  wurden  die  in  folgendem  auf- 
gezählten Arbeiten  ausgeführt  und  veröffent licht: 


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49 


V.  Franz:  Über  „Nautilus  bidorsalus"  und  seine  Verwandten, 
mit  5  Figuren.  Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc. 
XVII.  Beilage  —  Band  1903. 

G.  Prinz:  Über  Rückschlagsformen  bei  liassischen  Ammoniten, 
mit  1  Tafel  und  1  Textfigur.  Neues  Jahrbuch  für  Minera- 
logie etc.   Jahrgang  1904,  Band  I. 

Bergreferendar  A.  Schmidt:  Zwei  miocaene  Braunkohlenvor- 
kommen in  Nordostdeutschland.    Glückauf  1903  No.  24. 

Dr.  R.  Lasswitz:  Die  Kreideammoniten  von  Texas.  Inaugural- 
Dissertation. 

Dr.  C.  Renz:  1.  Neue  Beiträge  zur  Geologie  der  Insel  Korfu. 
Zeitschrift  der  deutschen  geol.  Gesellschaft.  Bd.  55.  1903 

—  2.  Zur  Altersbestimmung  des  Carbons  von  Budua  in 
Süddalmatien.  Zeitschrift  der  deutschen  geol.  Gesell- 
schaft.   Bd.  55.  1903. 

—  3.  Über  neue  Vorkommen  von  Trias  in  Griechenland  und 
von  Lias  in  Albanien.  Zentralblatt  für  Mineralogie, 
Geologie  und  Paläontologie.  1904. 

Prof.  Dr.  Volz:  Zur  Geologie  von  Sumatra.  Beobachtungen 
und  Studien,  mit  12  Tafeln,  3  Karten  und  45  Abbildungen 
im  Text.  Geologische  und  paläontologische  Abhandlungen, 
herausgegeben  von  Koken,  Neue  Folge,  Bd.  VI,  Heft  2. 
Jena  1904. 

Prof.  Dr.  Gürich:  1.  Zur  Genese  der  oberschlesischen  Erz- 
lagerstätten.   Zeitschrift  für  prakt.  Geologie.  1903. 

—  2.  Mitteilungen  zur  Geologie  von  Schantung.  Sitzungs- 
bericht der  Schles.  Gesellschaft.  1903. 

—  3.  Das  Devon  von  Dembnik  bei  Krakau.  Beiträge  zur 
Paläontologie  und  Geologie  Österreich-Ungarns  und  des 
Orients.    Bd.  XVI.  1903. 

Prof.  Dr.  Frech:  1.  Lethaea  geognostica.  (Handbuch  der  Erd- 
geschichte). Mesozoicum  I.  Heft,  bearbeitet  von  E.  Phi- 
lipp und  F.  Frech.  Trias,  mit  8  Tafeln,  21  Textfiguren, 
6  Tabellen-Beilagen  und  76  Abbildungen  im  Text.  Stutt- 
gart 1903. 

—  1  Lethaea  geognostiea.  Caenozoicum  Bd.  II.  1.  Abteilung: 
Das  Quartär,  bearbeitet  von  E.  Geinitz  und  F.  Frech. 

4 


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Mit  2  Lichtdrucktafeln,  4  Karten,  12  Texttafeln,  6  Beilagen 
und  163  Abbildungen  im  Text.    Stuttgart  1904. 
Prof.  Dr.  Frech:  3.  Über  das  Antlitz  der  Tiroler  Zentralalpen. 
Zeitschrift  des  Deutschen  und  österreichischen  Alpen- 
vereins.  Bd.  34.    Innsbruck  1903. 

—  4.  Neue  Amrnoniten  aus  der  Trias  des  südlichen  Bakonyer 
Waldes.  Mit  11  Tafeln  und  zahlreichen  Textbildern. 
Paläontologischer  Teil  des  Werkes:  Resultate  der  wissen- 
schaftlichen Erforschung  des  Palattensees.  Budapest  1904. 

Frech. 

7.    Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum. 

1.  Der  langjährige  Assistent  am  botanischen  Garten  Dr. 
Wilhelm  Grosser  wurde  am  1.  Juli  1903  zum  Direktor  der 
agrikultur-botanischen  Versuchsstation  in  Breslau  berufen.  An 
seine  Stelle  trat  Dr.  W.  Limpricht,  während  als  Vertreter 
des  für  eine  mehrjährige  Forschungsreise  in  Peru  beurlaubten 
Dr.  Weberbauer  der  Kand.  phil.  Max  Pohl  vom  1.  Juli  1903 
bis  31.  März  1904  beschäftigt  war. 

2.  Der  Garten.  Infolge  des  Neubaues  des  zoologischen 
Museums  mußten  mehrere  dem  botanischen  Garten  gehörige 
Arbeitsräume  fallen.  Als  Ersatz  dafür  erhielt  er  einen  massiv 
aufzuführenden  Schuppen,  dessen  Bau  gegen  Ende  des  Etats- 
jahres in  Angriff  genommen  wurde.  An  ihn  sollen  sich  später 
vier  neue  Kulturhäuser  anschließen,  für  deren  Errichtung,  so 
dringlich  auch  das  Bedürfnis  ist,  die  Mittel  zunächst  nicht  be- 
reitgestellt werden  konnten.  Der  Betrieb  des  Gartens  ist  durch 
den  Bau  des  zoologischen  Museums  naturgemäß  einigermaßen 
beeinträchtigt  worden;  die  sich  daraus  ergebenden  notwendigen 
Umlegungen  werden  jedoch  erst  in  den  nächsten  Jahren  durch- 
geführt werden  können. 

Die  im  östlichen  Teile  des  Gartens  gelegenen  pflanzen- 
geographischen Anlagen,  welche  die  nordamerikanische  Flora 
demonstrieren  sollen,  wurden  einer  eingehenden  Revision  und 
einer  sehr  wesentlichen  Erweiterung  unterzogen,  wodurch  der 
Garten  einen  erheblichen  Zuwachs  an  wertvollen  Holzgewächsen 
erfuhr. 


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51 


Lebende  Pflanzen  und  Samen  erhielt  der  Garten  geschenk- 
weise überwiesen  von  den  Herren  Heinz  mann -Breslau, 
Apotheker  Hoff  man  n- Breslau,  M  ittm  an  n- Breslau,  Ober- 
gärtner Görth-Proskau,  Mafcek-Tumau  i. Böhmen,  P.  Scholtz- 
Breslau  und  Frau  Stricker-Breslau. 

An  Samenproben  erhielt  der  Garten  im  Tausch  840 
Nummern  gegenüber  1700  versandten  Prisen. 

3.  Die  Sammlungen  wurden  auch  in  diesem  Etatsjahre 
von  zahlreichen  einheimischen  und  auswärtigen  Botanikern  zu 
wissenschaftlichen  Zwecken  benutzt. 

a.  Das  Herbarium  wurde  vergrößert  durch  Ankauf 
folgender  Exsiccatenwerke :  1  Centurie  bosnischer  Hie- 
racien  (G.  Schneider),  Herbar.  sicul.  Cent.  HI  (H.  Roß), 
600  Nummern  transkaspischer  Pflanzen  (Sintenis),  590 
Nummern  Canaren  (Bornmüller),  145  Arten  aus 
Kamerun  (Zenker),  415  Nummern  aus  Porto  Rico 
(Heller),  280  Nummern  aus  Mexiko  (Pringle),  sowie 
Lief.  XI  der  Carices  exsicc.  von  Kneucker. 

Im  Tausch  wurden  erworben  210  Nummern  nord- 
chinesischer Pflanzen  (leg.  Zimmermann)  und  122  Togo- 
pflanzen (leg.  Warn  ecke)  vom  Botanischen  Museum  in 
Berlin,  endlich  Lief.  I — IV  der  Hepaticae  europaeae  von 
Prof.  Dr.  Schiffner-Wien. 

Als  Geschenk  erhielt  das  Herbarium  überwiesen: 
11  Nummern  Dalmatiner  (Dr.  Baenitz-Breslau),  11 
Nummern  aus  den  Abruzzen  (Prof.  Dr.  Rosen -Breslau), 
24  Nummer  Kap-Euphorbien  (Dr.  Schönland-Grahams- 
town,  Kapland),  einige  Centurien  schlesischer  Pilze  aus 
dem  Herbarium  von  Dr.  Schneider  und  Oberstabsarzt 
Schröter  (Rektor  M.  Hübner-Breslau),  sowie  endlich 
die  120  Fascikel  umfassende  Privatsammlung  von  Prof. 
F.  Pax. 

Die  Arbeiten  sind  soweit  gediehen,  daß  mit  dem 
Inserieren  der  Kryptogamen  des  Herbar.  Henschelianum 
und  des  Flechtenherbars  von  B.  Stein  energisch  vor- 
gegangen werden  kann. 

4* 


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52 


b.  Das  Gaitenmuseum  wurde  erweitert  durch  eine  Kol- 
lektion Carbonpflanzen  von  der  Zeche  Königin  Elisabeth 
in  Essen  a.  Rh.  durch  Direktor  Kampers,  sowie  nament- 
lich durch  eine  von  Professor  Pax  zusammengebrachte 
Sammlung  succulenter  Euphorbien  aus  Afrika. 

c.  Die  Bibliothek  fand  eine  zweckentsprechende  Ver- 
mehrung durch  Ankauf  und  Geschenke. 

4.  Im  Institut  nahmen  an  den  mikroskopischen  Übungen 
teil  im  Sommersemester  52,  im  Wintersemester  64  Studierende. 
Außerdem  arbeiteten  mehrere  Herren  an  eigenen  Untersuchungen. 
Der  sehr  empfindliche  Raummangel  machte  es  erforderlich, 
daß  ein  Teil  des  Unterrichts  in  den  Räumen  der  ehemaligen. 
Filiale  der  Elisabethinerinnen  erteilt  werden  mußte.  Hierselbst 
fanden  auch  einzelne  Sammlungen  ihre  Aufstellung. 

Die  veröffentlichten  Arbeiten  sind  folgende: 

1.  F.  Pax,  Über  Bastardbildung  in  der  Gattung  Acer. 
Mitteil.  Deutsch,  dendrol.  Gesellsch.  1903. 

2.  F.  Pax,  Monogr.  Übersicht  über  die  afrikan.  Arten  aus 
der  Sektion  Diacanthium  der  Gattung  Euphorbia.  Englers 
Jahrb.  XXXIV. 

3.  F.  Pax,  Pflanzengeographische  Gliederung  Siebenbürgens 
Ebenda  XXXIII. 

4.  F.  Pax,  Der  Ostrand  Siebenbürgens.  Jahresb.  d.  Schles. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur  f.  1903. 

5.  F.  Pax,  Geschichte  der  botan.  Sektion  d.  Schles.  Gesell- 
schaft. Festschr.  f.  Hundertjahrfeier  d.  Schles.  Gesell- 
schaft.   Breslau  1904. 

6.  F.  Pax,  Lehrbuch  der  Botanik.   12.  Aufl.  Leipzig  1904. 

7.  W.  Grosser,  Über  kleistogame  Blüten  und  die  Bestau- 
bung der  Cistaceen.  Jahresber.  d.  Schles.  Gesellschaft 
für  vaterl.  Kultur  f.  1903. 

8.  W.  Limp rieht,  Rabenhorsts  Kryptogamenflora,  IV.  Bd., 
3.  Abt.,  Lief.  39,  40,  41.    Leipzig  1903. 

9.  R.  Kirchner,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Bruniaceen. 
Diss.  Breslau  1904. 

10.  R.  Schulz,  Monographie  d.  Gattung  Phyteuma.  Diss. 
Geisenheim  1904. 


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53 

11.  R.  Knuth,  Die  geographische  Verbreitung  der  Gattung 
Geranium.  Jahresber.  d.  Schles.  Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur 
für  1903. 

12.  W.Remer,  Über  die  Keimung  von  Phacelia.  Jahresber. 
d.  Schies.  Gesellschaft  f.  vaterl.  Kultur  f.  1903. 

13.  W.  Rem  er,  Die  Fruchtbildung  der  Pomoideen.  Ebenda. 

14.  Th.  Schübe,  Resultate  der  Durchforschung  d.  schlesi- 
schen  Phanerogamen  im  Jahre  1903.  Jahresber.  d.  Schles. 
Gesellsch.  f.  vaterl.  Kultur  f.  1903. 

15.  Th.  Schübe,  Vorstudien  zum  Waldbuch  von  Schlesien. 
Ebenda. 

16.  Th.  Schübe,  Phänologische  Beobachtungen  im  Jahre 
1903.  Ebenda. 

17.  Th.  Schübe,  Verbreitung  der  Gefäßpflanzen  in  Schlesien. 
I.    Breslau  1903. 

Pax. 

8.  Das  pflanzenphysio logische  Institut 
und  das  botanische  Museum. 

Im  Pflanzenphysiologischen  Institut  wurde  ein  Raum  mit 
Oberlicht  zum  Photographieren  eingerichtet  und  mit  den  hierzu 
notwendigen  Hilfsmitteln  ausgestattet. 

Im  Kellergeschoß  vorhandene  Räume  wurden  für  Kultur- 
versuche  bei  konstanten  Temperaturen  durch  bauliche  Um- 
änderungen benutzbar  gemacht.  Zur  Ausstattung  dieser  Räume 
wurden  Tische  und  Regale,  sowie  geeignete  Kulturgefäße  neu 
angeschafft 

Der  Versuchsgarten  des  Pflanzenphysiologischen  Institutes 
hatte  sich  bereits  im  vorigen  Jahre  als  unzureichend  erwiesen. 
Es  war  deshalb  erforderlich,  für  das  verflossene  Jahr  in  Gräb- 
schen  ein  Versuchsfeld  anzupachten,  welches  ausreichend  er- 
schien für  die  weiter  ausgedehnten  experimentellen,  biologischen 
und  pflanzenpathologischen  Untersuchungen. 

Im  botanischen  Museum  wurden  die  vorhandenen  Herbarien 
von  Pilzen,  Algen  und  Moosen  einheitlich  geordnet  und  über- 
sichtlich aufgestellt,  nachdem  sie  durch  eine  abermalige  Des- 
infektion gegen  Insektenfraß  gesichert  waren.  Anschließend 
hieran  wurden  die  Zimmer  mit  Demonstrationsobjekten  von 


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Pilzen  und  Pilzkrankheiten  nach  Anschaffung  einiger  Schränke 
anschaulich  und  übersichtlich  neu  geordnet  und  namentlich 
das  aus  eigenen  Versuchen  gewonnene  Material  von  Brandpilzen 
und  Brandkrankheiten  von  der  Sammlung  abgetrennt  und  für 
sich  aufgestellt. 

An  einzelnen  Sammlungsgegenständen  erfuhr  das  Museum 
wünschenswerte  Bereicherungen,  so  namentlich  durch  die 
Schenkung  von  Geschlechtspflanzen  der  Lycopodiaceen  von 
Professor  Bruch  mann  in  Gotha. 

Im  Berichtsjahr  wurde  das  Institut  zur  Lösung  technischer 
Fragen  aus  dem  Gebiete  der  Botanik  in  erhöhtem  Maaße 
herangezogen,  die  teils  von  den  Beamten  des  Institutes,  teils 
von  Professor  Rosen  bearbeitet  wurden. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  im  Pflanzenphysiolojrischen 
Institut  erstreckten  sich  über  alle  Gebiete  der  Pilzkunde.  Es 
waren  aber  vorzugsweise  die  Brandpilze  und  die  Brandkrank- 
heiten des  Getreides  in  wachsendem  Umfange  Gegenstand 
experimenteller  Versuche  und  es  gelang,  den  Nachweis  zu 
führen,  daß  neben  der  bisher  allein  bekannten  Infektion  des 
jungen  Saatgutes  durch  Brandkeime  auch  die  jungen  Frucht- 
knoten der  Blüten  und  dadurch  der  Embryo  selbst  im  Saatgute 
befallen  werden.  Die  praktische  Tragweite  dieser  Tatsache 
war  die  Veranlassung,  daß  im  Staatshaushaltsetat  für  das  Jahr 
1904  die  Bewilligung  besonderer  Hilfsmittel  vorgesehen  wurde, 
um  die  Weiterführung  der  Untersuchungen  in  dem  folgenden 
Jahre  in  größtem  Umfange  zu  ermöglichen. 

Neben  diesen  umfassenden  Arbeiten  wurden  erfolgreiche 
Untersuchungen  angestellt  über  die  Ausstreuung  und  Verbreitung 
der  Sporen  bei  den  Basidiomyceten,  und  weiter  nahmen  die 
seit  längerer  Zeit  eingeleiteten  Untersuchungen  über  den  Haus- 
schwamm ihren  weiteren  Fortgang. 

Zur  Veröffentlichung  gelangten: 

1.  Neue  Untersuchungen  und  Ergebnisse  über  die  natürliche 
Infektion  und  Verbreitung  der  Brandkrankheiten  des  Ge- 
treides in  den  Nachrichten  aus  dem  Klub  der  Landwirte 
zu  Berlin,  von  0.  Brefeld. 

2.  Ober  eine  neue  Methode  zur  Desinfektion  der  Haut  im 
Archiv  für  klinische  Chirurgie  von  R.  Falck. 


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3.  Im  Erscheinen  begriffen :  Wandtafeln  zur  Analyse  der 
Nahrungs-  und  Genußmittel,  VI.  Serie,  von  F.  Rosen. 

Brefeld. 

9.  Das  zoologische  Institut  und  Museum. 

Am  1.  Oktober  1903  schied  der  Hilfsassistent  Dr.  S.  Süß- 
bach aus  und  an  seine  Stelle  trat  Dr.  med.  et  phil.  U.  Ger- 
hardt. 

Die  Lehrmittel  des  Institutes  wurden  durch  Ankauf  einer 
Anzahl  neuer  Mikroskope  sowie  eines  Zimmermannschen  Mikro- 
tomes  vermehrt,  auch  wurden  neue  Unterrichtstafeln  gezeichnet. 

Im  Museum  wurde  die  Arbeit  der  Neuordnung  der  Samm- 
lungen fortgesetzt.  Außer  den  wissenschaftlichen  Beamten  be- 
teiligten sich  daran  die  Herren  Rentier  Di  et  1,  Prof.  Dittrich, 
Rentier  Gärtner,  Prof.  Dr.  Göttschmann,  Graf  Matuschka 
und  Gymnasiallehrer  Merkel. 

Von  größeren  Ankäufen  sind  zu  erwähnen:  die  im  zoolo- 
gischen Garten  im  Laufe  des  Jahres  gefallenen  Tiere,  arktische 
Säugetiere  und  Vögel  von  Konservator  Schneider  in  Tromsö, 
eine  Kollektion  Paradiesvögel  von  Naturalienhändler  Schlüter 
in  Halle,  Antilopengehörne  von  Händler  Stüber  in  Hamburg, 
eine  große  Kollektion  verschiedener  Badeschwammsorten  aus 
Triest. 

Getauscht  wurde  mit  den  Museen  in  Stuttgart  und  Marburg. 

Von  größeren  Geschenken  gingen  ein:  Eine  große  Samm- 
lung exotischer  und  paläarktischer  Schmetterlinge  von  Herrn 
A.  Gärtner,  eine  Anzahl  Kadaver  von  anthropoiden  Affen  von 
Herrn  Geh.  Medizinalrat  Prof.  Dr.  Ne isser,  ein  deutscher  Biber 
sammt  Fraßstücken  durch  Se.  Exzellenz  den  Herrn  Oberpräsi- 
denten der  Provinz  Sachsen,  Staatsminister  v.  Bötticher,  eine 
Kollektion  Tiefseetiere  von  der  Expedition  des  „Caudan"  von 
Herrn  Prof.  Dr.  Köhler  in  Lyon,  sowie  Reiseausbeuten  aus 
Peru  von  Privatdozent  Dr.  Web  er  bau  er,  aus  Island  von  Kustos 
Dr.  Zimmer,  von  den  Brionischen  Inseln  vom  Unterzeichneten. 
Weitere  Geschenke  gingen  ein  von  den  Herren  Bankbeamten 
Auerbach  (Breslau),  Direktor  Grabowsky  (Breslau),  Assistent 
Dr.  Gerhardt  (Breslau),  Rentmeister  Hanke  (Kentschkau), 
Fabrikant  Hantel  mann  (Breslau),  Dr.  Hartmeyer  (Berlin), 


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56 

Friseur  Hoy  (Breslau),  Maschinist  Je  senke,  Stadtältester 
Kletke  (Breslau),  Tierarzt  Kolbe  (Breslau),  Kulisch  (Breslau), 
Ingenieur  Mende  (Breslau),  Naturalienhändler  Niepelt  (Zirlau), 
Professor  Dr.  Pax  (Breslau),  Privatdozent  Dr.  Peter  (Breslau). 
Fabrikant  Pieper  (Mörs  a.Rh.),  Dr.  Rem  er  (Breslau),  Apotheker 
Stefke  (D.-Lissa),  Förster  Stol le  (Oswitz),  Graf  Schweinitz 
(Sulau),  Kaufmann  Sterz  (Breslau),  Professor  Dr.  Thilenius 
(Breslau),  v.  Schickfuß  (Trebnig),  Staatsau waltschaftsrat  Frei- 
herr von  Stillfried-Rattonitz  (Breslau),  Professor  Dr.  Volz 
(Breslau). 

Die  Bibliothek  wurde  wie  alljährlich  aus  den  Mitteln  der 
Gravenhorstschen  Stiftung  vermehrt. 
Publikationen: 

1.  Krumbach,  Thilo:  Über  die  Greifhaken  der  Chätog- 
nathen.  Zoologische  Jahrbücher  (Abteil,  für  Systematik), 
Band  18. 

±  Zimmer,  Karl:  Die  Cumaceen  des  Museums  für  Natur- 
kunde in  Berlin.  Zoolog.  Jahrbücher  (Abt.  f.  Systematik), 
Bd.  18. 

3.  Kükenthal,  W.:  Versuch  einer  Revision  der  Alcyonarien. 
II.  Familie  der  Nephthyiden.  1.  Teil.  Zoolog.  Jahrbücher 
(Abt.  f.  Systematik),  Bd.  19. 

4.  Bönninghaus,  Georg:  Das  Ohr  des  Zahnwals  und  die 
Schalleitung.    Zeitschrift  f.  Ohrenheilkunde.   Bd.  45. 

5.  Gerhardt,  Ulrich:  Morphologische  und  biologische 
Studien  über  die  Kopulationsorgane  der  Säugetiere. 
Dissertation,  Breslau. 

6.  Roh  de,  Emil:  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Zelle. 
II.  Über  eigenartige  aus  der  Zelle  wandernde  „Sphären41 
und  „Centrosomen",  ihre  Entstehung  und  ihren  Zerfall. 
Zeitschrift  f.  wiss.  Zoologie.    Bd.  75. 

7.  —  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Zelle.  III.  Die 
Entstehung  der  Mitrochondrien  und  Chondromiten  aus 
eigenartigen  intra-  und  extrazellulären  „Sphären"  (Idio- 
somen).    Zeitschrift  f.  wissensch.  Zoologie.    Bd.  76. 

S.  Bönninghaus,  Georg:  Das  Ohr  des  Zahnwales,  zu- 
gleich ein  Beitrag  zur  Theorie  der  Schalleitung.  Zoolog 
Jahrbücher  (Abt.  f.  Anatomie).    Bd.  19. 


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57 


9.  Krumbach,  Thilo:  Die  unteren  Schneidezähne  der 
Nagetiere  nach  Gestalt  und  Funktion  betrachtet.  Zoolog. 
Anzeiger.   Bd.  27. 

10.  Küken  thal,  W.:  Über  einige  Korallentiere  des  Roten 
Meeres.  Festschrift  zum  70.  Geburtstage  von  Ernst  Hackel. 
Jena  bei  Gustav  Fischer.  1904. 

Kükenthal. 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 
I.  Allgemeines. 

Im  Berichtsjahre  sind  von  den  „Mitteilungen  der  landwirt- 
schaftlichen Institute  der  Königlichen  Universität  Breslau  *' 
Band  II,  Heft  2  und  3  erschienen. 

Die  Frequenz  des  Studiums  der  Landwirtschaft  an  der 
Universität  betrug: 

darunter  Landwirte 
Gesamtzahl:  von  Beruf: 

Sommer-Semester  1903:         83  64 

Winter-Semester  1903/04:       138  82 

Von  den  Studierenden  der  Landwirtschaft  wurden  sieben 
zu  Doktoren  der  Philosophie  promoviert  und  zwei  bestanden 
die  landwirtschaftliche  Abgangsprüfung.  Ein  Studierender  löste 
mit  Erfolg  die  von  der  philosophischen  Fakultät  aus  den  Mitteln 
der  Neugebauerschen  Stiftung  ausgeschriebene  Preisaufgabe 
über:  „Bedeutung  der  Elektrotechnik  für  die  Landwirtschaft.14 

Die  Tierklinik,  deren  Leitung  am  1.  April  1903  Professor 
Dr.  Casper  übernahm,  wurde  vom  Institut  für  landwirtschaft- 
liche Tierproduktionslehre  vollständig  losgelöst  und  erhielt  die 
Bezeichnung  „Veterinär-Institut41  beigelegt. 

Das  neubegründete  Lektorat  für  landwirtschaftliche  Handels- 
kunde wurde  am  1.  Oktober  1903  dem  Syndikus  der  Handels- 
kammer in  Breslau,  Dr.  jur.  Riesenfeld,  übertragen. 

Dem  bereits  im  vorigen  Jahre  von  der  philosophischen 
Fakultät  gestellten  Antrage  auf  Errichtung  eines  neuen  Extra- 
ordinariats für  Wirtschaftslehre  des  Landbaues  ist  inzwischen 
durch  die  Berufung  des  bisherigen  Güterdirektors  Dr.  Aereboe 
in  Pförten  stattgegeben  worden.  Der  Genannte  wird  sein  Lehr- 
amt am  1.  April  1904  antreten. 


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58 

Die  stetig  zunehmende  Frequenz,  deren  sich  das  Studium 
der  Landwirtschaft  an  hiesiger  Universität  zu  erfreuen  hat, 
läßt  die  völlige  Unzulänglichkeit  der  Räumlichkeiten,  in  denen 
die  Gesamtheit  der  landwirtschaftlichen  Institute  untergebracht 
ist,  von  Jahr  zu  Jahr  klarer  zutage  treten,  und  diese  schon  jetzt 
in  vieler  Hinsicht  unhaltbaren  Zustände  werden  unzweifelhaft  in 
kürzester  Frist  eine  Änderung  gebieterisch  erforderlich  machen. 

Die  Geschäftsführung  der  inneren  Verwaltung  der  land- 
wirtschaftlichen Institute  ging  am  1.  April  1903  von  Professor 
Holde fleiss  für  2  Jahre  auf  Professor  Pfeiffer  über. 

2.  Spezielles. 

a.  Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Pflanzen- 

produktionslehre. 

Die  Wetterwarte,  der  statische  Versuch  und  der  perma- 
nente Düngungsversuch  wurden  weiter  im  Betriebe  erhalten 
und  die  Ergebnisse  derselben  in  entsprechender  Weise  für 
spätere  wissenschaftliche  Verwertung  ordnungsmäßig  gesammelt 

Der  landw.-botanische  Garten  war  durch  den  im  Frühjahr 
1903  erschienenen  „Führer44  wissenschaftlich  nutzbar  gemacht 
und  erregte  vielseitiges  Interesse. 

Die  Spalieranlage  der  Obstabteilung  wurde  beendet  und 
die  junge  Pflanzung  gedieh. 

Die  züchterischen  Arbeiten  an  Roggen,  Weizen  und  Gerste 
wurden  mit  Erfolg  fortgesetzt.  Ein  neuer  Gattungsbastard 
zwischen  Aegilops  und  Triticum  wurde  erzeugt;  leider  zeigte 
er  sich  völlig  steril.  Die  Kreuzung  soll  als  Wechselkreuzung 
wiederholt  werden. 

Die  Vorarbeiten  für  einen  größeren  vergleichenden  Versuch 
zwischen  Gründüngung  und  Schwarzbrache  auf  schwerem  und 
leichtem  Boden  wurden  zur  Hälfte  beendet,  ebenso  die  Planie- 
rung eines  größeren  Ackerstückes  (Schlag  1). 

Der  Besuch  des  Feldes  war  wieder  recht  rege,  besonders 
auch  von  Seiten  der  Studierenden.  Der  Ackerbauausschuß  der 
Landwirtschaftskammer  für  Schlesien  folgte  einer  Einladung 
des  Berichterstatters  zur  Besichtigung  des  Feldes,  und  ebenso 
verschiedene  landw.  Vereine  und  Schulen  der  Provinz. 


59 

Exkursionen  konnte  Berichterstatter  wegen  schlechter  Ge- 
sundheit nicht  machen. 

Von  Publikationen  des  Referenten  liegen  im  Berichts- 
jahre vor: 

1.  Drei  Monatsaufsätze  in  der  lllustr.  landw.  Ztg.  1903, 
Nr.  26,  36  u.  44. 

2.  Die  landw.  Betriebslehre  im  Lichte  der  Neuzeit  (Mit- 
teilungen der  landw.  Institute  der  Königl.  Universität 
Breslau,  Bd.  II,  Heft  2. 

3.  Führer  durch  den  Iandw.-botanischen  Garten.  Ebenda, 
Bd.  II,  Heft  2. 

4.  Zwei  Nekrologe  für  den  verstorbenen  Amtsrat  Dr. 
W.  Rimpau  in  Frühlings  landw.  Zeitung  1903,  Heft  13 
und  in  der  landw.  Wochenschrift  für  die  Provinz  Sachsen 
1903,  No.  26. 

5.  Bericht  über  einen  3jährigen  Gerstenanbauversuch  im 
Kreise  Jauer.  Zeitschrift  der  Landwirtschafts -Kammer 
für  Schlesien  1903,  No.  33,  34,  36  und  37. 

6.  Referat  über  Rauchschäden  und  ihre  Verhinderung  im 
Königl.  preuß.  Landesökonomiekollegium  (Verhandlungen 
des  Königl.  preuß.  Landesökonomiekollegiums  1904). 

7.  Das  landw.  Unterrichtswesen  Deutschlands  (Katalog  der 
der  deutschen  Landwirtschaft  auf  der  Weltausstellung 
zu  St.  Louis,  Verlag  der  D.  L.  G.). 

Unter  Leitung  des  Referenten  schlössen  Dr.  R.  Leonhard, 
Dr.  F.  Ebeling  und  Dr.  K.  Opitz  ihre  Dissertationen  ab. 

Die  Lehrtätigkeit  mußte  Referent  im  Berichtsjahre  aus 
Gesundheitsrücksichten  im  Sommer-Semester  noch  sehr,  im 
Winter-Semester  in  geringerem  Maße  einschränken. 

Der  zweite  Assistent  Herr  Dr.  Jander  wurde  im  Laufe  des 
Berichtsjahres  durch  Herrn  Dr.  Ja  roß  ersetzt. 

Die  bodenbakteriologische  Abteilung  arbeitete  unter  Herrn 
Dr.  R.  Thiele  in  begonnener  Richtung  weiter. 

v.  Rümker. 


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b.  Das  Institut  für  landwirtschaftliche 
Tierproduktionslehre. 
Von  dem  Institute  wurde  die  bisher  mit  ihm  verbundene 
Tierklinik  abgetrennt;  diese  wurde  unter  dem  Namen  „Veterinär- 
institut der  Königl.  Universität4'  zu  einem  selbständigen  Institute 
gemacht. 

Die  Sammlungen,  insbesondere  die  reichhaltige  und  sehr 
instruktive  Sammlung  der  Tiermodelle  wurde  vermehrt  und  in 
bedeutsamer  Weise  ergänzt  durch  Anschaffung  einer  Anzahl 
von  wertvollen  Tierstatuetten  aus  der  Werkstatt  Vastagh  in 
Budapest.  Ebenso  wurde  die  Schädelsammlung  vermehrt.  Der 
Rassevieh  stall  diente  zu  allwöchentlichen  Demonstrationen  für 
die  Studierenden  und  zugleich  als  Arbeitsfeld  für  Ausführung 
von  Promotionsarbeiten,  welche  erst  noch  zur  Veröffentlichung 
kommen  werden. 

Als  Demonstrationsmittel  dienten  auch  zahlreiche  vom 
Referenten  zusammen  mit  den  Studierenden  unternommene 
Exkursionen  nach  Landgütern  der  Provinz. 
Veröffentlichungen  des  Referenten: 

„Von  der  südrussischen  Steppe44  in  Wolfs  Zeitschrift 
für  Sozialwissenschaft,  Bd.  VI,  Heft  10 

„Ratschläge  in  Wirtschaftsfragen  für  die  von  Hoch- 
wasserschäden betroffenen  Landwirte44  in  der  Illustrierten 
landwirtschaftlichen  Zeitung  1903,  Heft  69. 
Ferner  referierende  Aufsätze  in  Tageszeitungen. 
Die  von  Frank  im  Institut  angefertigte  Arbeit  über  „das  Kuh- 
länder Rind44  wurde  veröffentlicht  in  den  Mitteilungen  des  land- 
wirtschaftlichen Instituts  der  Universität  Breslau,  Bd.  II,  Heft  3. 

Der  bisherige  mehrjährige  Assistent  des  Instituts,  Herr 
Dr.  Schönfelder,  verließ  mit  dem  30.  Juni  seine  Stellung, 
in  welche  am  1.  Juli  Herr  Dr.  Wiedemann  einrückte. 

Holdefleiß. 

c.  Das  agrikulturchemische  und  bakteriologische 

Institut. 

An  der  Spitze  des  vorliegenden  Berichtes  muß  mit  dank- 
barer Genugtuung,  im  besonderen  Gegensatze  zu  den  Klagen 
der  Vorjahre,  der  in  Aussicht  stehenden  Einrichtung  einer 


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Ol 


Vegetationsstation  in  Rosental  gedacht  werden.  Zwar  ist  erst 
ein  Teil  (25000  Mark)  der  für  den  genannten  Zweck  beantragten 
Mittel  in  den  nächstjährigen  Etat  eingestellt  worden,  aber  hier- 
durch wird  bereits  die  Einleitung  der  ersten  Versuchsarbeiten 
ermöglicht,  und  die  noch  fehlenden  Baulichkeiten  (Gärtner-  und 
Assistentenwohnung  u.  s.  w.)  müssen  unbedingt  folgen,  falls 
sich  die  ganze  Anlage  als  lebensfähig  erweisen  soll. 

Der  Einfluß  des  Asparagius  auf  die  Milchproduktion,  sowie 
Studien  über  die  Beteiligung  des  Kaliums  und  Natriums  an 
der  Pflanzenernährung  bildeten  zwei  neue  Aufgaben,  mit  deren 
Bearbeitung  auf  umfangreicher  experimenteller  Grundlage  be- 
gonnen wurde.  Außerdem  wurden  Fütterungsversuche  mit 
Melasse  in  Verbindung  mit  Torf.  Holzmehl  u.  s.  w.  angestellt. 
Die  angeführten  drei  Versuchsreihen  werden  auch  im  laufenden 
Jahre  fortgesetzt  werden. 

Folgende  Publikationen  des  Referenten,  zum  Teil  in  Ge- 
meinschaft mit  seinen  Mitarbeitern  R.  Riecke  und  A.  Einecke, 
liegen  vor: 

1.  Ober  den  zulässigen  Perchloratgehalt  im  Chilisalpeter. 
Landwirtschaftliche  Versuchsstationen.    Bd.  58. 

2.  Die  Muttersubstanzen  der  im  Organismus  der  Pflanzen- 
fresser erzeugten  Hippursäure.  Mitteil,  der  Landwirt- 
schaftlichen Institute  der  Universität  Breslau,  Band  II, 
Heft  4. 

3.  Die  Verdaulichkeit  des  Torfes  als  Melasseträger.  Daselbst. 

4.  Die  sogen,  statistische  Methode  der  Felddüngungsversuche 
und  die  Ausgleichungs-Rechnung.  Daselbst. 

5.  Über  die  Bestimmung  des  Mit  rätst  icksloffs  neben  organi- 
schem Stickstoff.    Zeitschrift  f.  analyt.  Chemie.    Bd.  42. 

Außerdem  gingen  aus  dem  Institute  folgende  Veröffent- 
lichungen hervor: 

1.  A.  Einecke.  Über  Beziehungen  zwischen  Nahrungsfett, 
Körperfett  und  Milchfett.  Inaugural-Dissertation. 

2.  K.  v.  Dambski.  Vergleichende  Versuche  über  künstliche 
und  natürliche  Verdauung  der  Proteinsubstanzen.  Inau- 
gural-Dissertation. 


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62 


3.  R.  Riecke.    Über  die  Bildung  der  Hippursäure  im 
tierischen  Organismus.  Inaugural-Dissertation. 

4.  A.  Rümpler.   Über  die  Darstellung  einiger  Nichtzucker- 
stoffe aus  Rüben.    Ber.  d.  Deutsch.  Chem.  Ges.,  Bd.  36. 

5.  —  Das  Betasterin.  Daselbst. 

6.  —  Über  die  Reinigung  von  Rübensäften  durch  Silikate. 
Deutsche  Zucker-Industrie,  1Ü03. 

7.  —  Methode  zur  Bestimmung  des  wirklichen  Reinheits- 
quotienten der  Rübe.   Daselbst  1904. 

Als  Assistenten  fungierten  Dr.  A.  Einecke,  Dr.  R.  Riecke 
(bis  1.  November  1903)  und  Dr.  F.  v.  Grabski  (ab  1.  Dezember 
1903). 

Pfeiffer. 

d.  Das  landwirtschaftlich-technologische  Institut. 

Am  1.  Oktober  1903  schied  Herr  Dr.  Fritz  Zimmer  aus 
seiner  Stellung  als  Assistent  aus  und  es  trat  Herr  Dr.  Kurt 
Bartsch  an  seine  Stelle. 

Am  1.  November  1903  erhielt  der  langjährige  Instituts- 
diener Franz  Rennoch  seine  Anstellung  als  Unterbeamter. 

Im  Betriebe  des  Instituts  ist  eine  Änderung  nicht  ein- 
getreten, derselbe  nahm  seinen  gewohnten  und  bewährten 
Gang.  Die  Lehrmittel  wurden  durch  einige  schöne  Modelle, 
Tafeln  und  eine  große  Anzahl  Diapositive  ergänzt. 

Zur  Veröffentlichung  gelangten  folgende  Arbeiten: 
Felix  B.  Ahrens  und  W.  Blümel:  Neue  Ketone  aus  Stein- 
kohlentheer. 

Derselbe  und  H.  Soll  mann:  Über  Piperylhydrazine. 
Felix  B.  Ahrens:  Über  einige  neue  Theerbasen. 
Derselbe:  Der  Kaolin  von  Kreisau. 
Derselbe :  Sulfitcelluloseablaugen. 

Derselbe:  Handbuch  der  Elektrochemie.  II.  völlig  neubearbeitete 
Auflage.    Stuttgart  1903. 

Derselbe :  Sammlung  chemischer  und  chemisch-technischer  Vor- 
träge, Bd.  IX.  Stuttgart  1903. 

Ahrens. 


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63 


e.  Der  kulturtechnische  Apparat. 

Den  vorhandenen  Mitteln  entsprechend  wurde  die  Samm- 
lung für  Maschinenkunde  vervollständigt,  wobei  das  Königliche 
Universitätskuratorium  in  sehr  dankenswerter  Weise  einen 
außerordentlichen  Zuschuß  für  Anschaffung  eines  Dynamo- 
meters bewilligte.  Verschiedene  Maschinenfabriken  stellten 
Originalmaschinen  und  Maschinenteile  kostenfrei  der  Sammlung 
zur  Verfügung.  Auch  die  kulturtechnische  Sammlung  konnte 
durch  einige  Neuanschaffungen  vervollständigt  werden. 

Dagegen  verfügt  der  kulturtechnische  Apparat  immer  noch 
nicht  Uber  eine  entsprechende  Laboratoriumseinrichtung,  so 
daß  wissenschaftliche  Arbeiten  nur  in  höchst  beschränktem 
Umfange  zur  Ausführung  kommen  konnten.  Personal  ist  nicht 
vorhanden.  Außer  der  Ausübung  seiner  Lehrtätigkeit  und  prak- 
tischen Tätigkeit  als  kulturtechnischer  Sachverständiger  der 
Landwirtschaftskammer  mußte  sich  daher  der  Unterzeichnete 
auf  gelegentliche  Mitarbeit  an  landwirtschaftlichen  und  techni- 
schen Zeitschriften  beschränken. 

Luedecke. 

f.    Das  Veterinär-Institut. 

Die  Leitung  des  Veterinär -Instituts  und  der  Tierklinik 
wurde  von  dem  Unterzeichneten  am  1.  April  1903  übernommen, 
nachdem  die  Stelle  wiederum  7s  Jahr  unbesetzt  geblieben  war. 
Das  Bestreben  des  neuen  Leiters  war  vor  allem  darauf  ge- 
richtet, eine  geregelte  Tätigkeit  der  Klinik  und  Poliklinik  an- 
zubahnen. Unter  dem  häufigen  Personal-Wechsel  und  infolge 
der  mehrfachen  Verwaisung  des  Lehrstuhls  mußte  natürlich  die 
Tierklinik  sehr  leiden  und  konnte  ihrer  eigentlichen  Bestim- 
mung nur  wenig  nutzbar  gemacht  werden. 

Angesichts  der  großen  Schwierigkeiten,  welche  aus  den 
genannten  Gründen  zu  überwinden  waren,  muß  es  als  ein  er- 
freuliches Zeichen  für  die  Zukunft  angesehen  werden,  wenn 
seit  Wiedereröffnung  der  Tierklinik  am  20.  April  1903  bis  zum 
31.  März  1904  bereits  2511  Tiere  —  darunter  523  Pferde  — 
poliklinisch  untersucht  und  behandelt  wurden. 

In  den  Stallungen  der  Tierklinik  fanden  im  Berichtsjahre 
57  Tiere,  darunter  38  Pferde  Aufnahme,  an  denen  zum  Teil 


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r,4 


größere  Operationen  ausgeführt  wurden.  Da  hierbei  der  Mangel 
eines  Operationsraumes  sich  außerordentlich  fühlbar  machte, 
richtete  der  Unterzeichnete  an  den  Herrn  Kurator  die  Bitte  um 
Bewilligung  der  für  die  Herstellung  einer  gedeckten  Halle  er- 
forderlichen Mittel  und  hatte  die  Freude,  daß  noch  im  laufenden 
Jahre,  Dank  der  Fürsorge  des  hohen  Kuratoriums,  eine  massive, 
überdeckte  Operationshalle  gebaut  wurde,  welche  den  Anfor- 
derungen einstweilen  genügt. 

Von  seiten  der  Herren  Tierarzte  und  Landwirte  wurde  in 
zahlreichen  Fällen  bei  dem  Institut  Auskunft  und  Rat  über 
zweifelhafte  Krankheitsfälle  und  Sektionsbefunde  eingeholt.  So 
wurden  in  136  Fällen  Kadaver  bezw.  Kadaverteile  von  Tieren 
übersandt  behufs  Feststellung  der  Todesursache  oder  zu  an- 
deren diagnostischen  Zwecken.  Hiervon  entfielen  auf  die 
Provinz  Schlesien  133  (darunter  auf  den  Bezirk  Breslau  77, 
Oppeln  45,  Liegnitz  11). 

Während  die  Tierklinik  früher  an  das  Institut  für  land- 
wirtschaftliche Tierproduktionslehre  angegliedert  war,  wurde 
vom  Herrn  Minister  unter  dem  4.  August  1903  verfügt,  daß 
dieselbe  von  dem  genannten  Institut  getrennt  und  als  beson- 
deres selbständiges  Institut  unter  dem  Titel  „Veterinär- 
Institut"  aufgeführt  wird.  Damit  ist  erfreulicherweise  end- 
lich ein  dringender  Wunsch  erfüllt,  welcher  schon  von  den 
Vorgängern  des  Unterzeichneten  wiederholt  vergeblich  ausge- 
sprochen worden  war. 

Mit  besonderer  Befriedigung  und  mit  größtem  Dank  gegen 
den  Herrn  Universitäts-Kurator  und  den  Herrn  Kultusminister 
ist  zu  verzeichnen,  daß  das  Institut  Dank  einer  besonderen 
Zuwendung  von  3000  Mark  in  die  Lage  versetzt  wurde,  eine 
Reihe  wichtiger  Anschaffungen  für  die  Zwecke  des  Unterrichts 
zu  machen.  Dankbar  habe  ich  ferner  hervorzuheben,  daß  durch 
Ministerial- Erlaß  vom  6.  April  1903  der  sächliche  Ausgabe- 
fonds um  den  Betrag  von  jährlich  950  Mark  dauernd  erhöht 
worden  ist. 

Die  Vorlesungen  und  Übungen  erfreuten  sich  sehr  guten 
Besuches.  Exkursionen  wurden  mit  den  Studierenden  unter 
reger  Beteiligung  unternommen  nach-  dem  städtischen  Schlacht- 
und  Viehhof  und  nach  der  Militär-Lehrschmiede  zu  Breslau. 


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65 

Von  dem  Berichterstatter  wurden  außer  den  angekündigten 
Vorlesungen  in  folgenden  landwirtschaftlichen  Vereinen  Vor- 
träge gehalten:  Breslau,  Ohlau,  Jauer,  Neiße,  Steinau,  Ratibor, 
Liegnitz,  Reichenbach,  Pilgramsdorf.  Außerdem  beteiligte  er 
sich  an  dem  von  der  Landwirtschaftskammer  eingerichteten 
Vortrags-Zyklus  für  praktische  Landwirte  mit  einem  Vortrage. 

Die  Stelle  eines  Assistenten  bekleidete  vom  16.  April  bis 
30.  Juni  1903  Herr  Tierarzt  Dr.  Kurt  Roth,  vom  1.  Juli  1903 
an  Herr  Tierarzt  August  Kempa. 

Casper. 

g.    Die  theoretischen  Institute  der  medizinischen  Fakultät. 

1.    Das  anatomische  Institut. 

Im  abgelaufenen  Verwaltungsjahre  schied  der  zweite 
Assistent  Herr  Dr.  Carl  Mertz  aus,  um  in  die  Praxis  über- 
zutreten.   Die  Stelle  blieb  einstweilen  unbesetzt. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  und  Veröffentlichungen 
nahmen  ihren  ruhigen  Fortgang. 

Ha  s  s  e. 

2.   Das  physiologische  Institut. 

Personalien:  Am  31.  März  1901  schied  Herr  Dr.  med 
Ulrich  Gerhardt  aus  seiner  Stelle  als  Assistent  für  experi- 
mentelle Histologie,  um  sich  der  Zoologie  zu  widmen.  An 
seine  Stelle  trat  Herr  Dr.  med.  Julius  Peiser  aus  Posen. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  kamen  zur  Veröffent- 
lichung: 

K.  Hürthle:    Beschreibung  einer  registrierenden  Stromuhr. 
Pflügers  Archiv  Bd.  97. 

J.  A.  Tschuewsky: 

1.  Über  Druck,  Geschwindigkeit  und  Widerstand  in  der 
Strombahn  der  arteria  carotis  und  crualis  sowie  in  der 
Schilddrüse  und  im  musculus  gracilis  des  Hundes. 
Ebenda. 

2.  Über  die  Änderung  des  Blutstroms  im  Muskel  bei  teta- 
nischer  Reizung  seines  Nerven.  Ebenda. 

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3.  Über  den  Einfluß  kurz  dauernder  Anämie  auf  den  Blut- 
strom. Ebenda. 

R.  Burton-Opitz:  Über  die  Temperatur  des  Chorda-  und 
des  Sympathicusspeichels.  Ebenda. 

Ulrich  Gerhardt:  Über  histologische  Veränderungen  in  den 
Speicheldrüsen  nach  Durchschneidung  der  sekretorischen 
Nerven.  Ebenda. 

K.  Hürthle:  Über  die  Reizwirkung  des  Ammoniak  auf  Skelett- 
muskeln.   Ebenda,  Band  100. 

P.  Jensen: 

1.  Zur  Analyse  der  Muskelstörung  bei  der  Thomsenschen 
Krankheit.  Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.  Bd.  77, 
1903. 

2.  Die  physiologischen  Wirkungen  des  Lichtes.  Verhandl. 
d.  Ges.  Deutsch.  Naturforscher  und  Ärzte  1903,  Allge- 
meiner Teil.    Leipzig  1904. 

3.  Über  die  Innervation  der  Gehirngefäße.  Allgem.  mediz. 
Zentralzeitung,  1904. 

F.  Röhmann:  Über  das  Sekret  der  Bürzeldrüsen.  Hofmeisters 
Beiträge,  Bd.  V. 

P.  Lins  er:  Über  den  Hauttalg  beim  Gesunden  und  bei  einigen 
Hauterkrankungen.  Habilitationsschrift.  Tübingen  1904. 

E.  Laqueur  u.  O.  Sackur.    Über  die  Säureeigenschaften  und 

das  Molekulargewicht  des  Caselns  und  seine  Spaltung 
beim  Trocknen.    Hofmeisters  Beiträge,  Bd.  III. 

F.  Röhmann  u.  J.  Nagano.    Über  die  Resorption  und  die 

fernientative  Spaltung  der  Disaccharide  im  Dünndarme 
des  ausgewachsenen  Hundes.    Pflügers  Arch.,  Bd.  95. 

L.  Borchardt.  Über  das  zuckerbildende  Ferment  der  Leber. 
Pflügers  Arch.,  Bd.  100. 

Johann  Lewinski.  Beobachtungen  über  den  Gehalt  des 
Blutplasmas  an  Serumalbumin,  Serumglobulin  und  Fi- 
brinogen.   Pflügers  Arch.,  Bd.  100. 

B.  Heile:  Über  die  antiseptische  Wirkung  des  Jodoform.  Arch. 
f.  klin.  Chirurgie,  Bd.  71. 

Hürthle. 


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Ü7 


3.    Das  pathologisch-anatomische  Institut. 

Obwohl  in  dem  eben  verflossenen  Jahre  die  im  neuen 
Institute  beobachtete  Sterblichkeitsfrequenz  fast  genau  die 
gleiche  geblieben  ist  (480  gegen  479  im  Vorjahre),  so  zeigt 
dennoch  die  Menge  der  vorgenommenen  Obduktionen  eine, 
wenngleich  sehr  geringe  Abnahme.  Sie  beträgt  nämlich  nur 
419  gegen  427  in  1902/03. 

Unstreitig  deutet  dieser  Rückgang  darauf  hin,  daß  die  Zahl 
der  von  den  Angehörigen  reklamierten  Leichen  mehr  und  mehr 
gewachsen  ist. 

Noch  auffallender  als  im  neuen  Institute  macht  sich  diese 
Erscheinung,  welche  offenbar  eben  so  sehr  die  Belehrung  der 
Hospitalärzte  beeinträchtigt,  wie  die  Zwecke  des  akademischen 
Unterrichts,  in  dem  alten,  im  Allerheiligen-Hospitale  be- 
findlichen Institute  geltend.  In  diesem  Krankenhause  nämlich, 
das,  seiner  Bestimmung  gemäß,  hauptsächlich  von  der  Groß- 
stadtbevölkerung aufgesucht  wird,  hat  die  Zahl  derjenigen 
Personen,  deren  Leichenöffnung  seitens  der  Hinterbliebenen 
verboten  worden  ist,  177  erreicht,  beläuft  sich  also  (bei  einer 
Sterblichkeit  von  896)  auf  nicht  weniger  als  20%.  Dem  gegen- 
über darf  die  Ziffer  37,  welche  ich  vorhin  für  die  akademischen 
Kliniken  namhaft  gemacht  habe,  als  vergleichsweise  geringfügig 
bezeichnet  werden;  entspricht  sie  doch  bloß  8,i  °/0. 

Wenn  ich  mich  nicht  täusche,  findet  der  Unterschied, 
welcher  sich  in  diesen  beiden  Ziffern  kundgibt,  seine  Erklä- 
rung in  der  Ungleichartigkeit  der  Lebensstellung  und  der  Her- 
kunft der  die  Universitäts- Anstalten  aufsuchenden  Patienten. 
Denn  nicht  wenige  der  Letzteren,  die  meist  sogar  viel  be- 
mittelter sind,  stammen  von  auswärts:  teils  vom  platten  Lande 
der  Provinzen  Schlesien  und  Posen,  teils  sogar  vom  Auslande. 

Da  ich  überzeugt  bin,  daß  es  sich  hierbei  nicht  etwa  um 
ein  zufälliges  Ereignis  handle,  sondern  um  eine  Erscheinung 
von  tieferer  Bedeutung,  so  ist  es  wohl  nicht  ungerechtfertigt, 
mit  einem  gewissen  Nachdrucke  daraufhinzuweisen  und  zugleich 
ihren  Ursachen  nachzugeben.  Daß  sie  in  der  Tat  in  engem 
Zusammenhange  stehe  mit  den  durchgreifenden  Wandlungen, 
die  sich  zumal  in  unseren  Großstädten  auf  sozialem  Gebiete 

5* 


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68 


teils  bereit»  vollzogen  haben,  teils  fort  und  fort  anbahnen,  das 
erhellt  deutlich  aus  folgenden  zwei  Tatsachen.  Einmal  ist  der 
Bruchteil  derjenigen  Verstorbenen,  die  wirklich  zur  Sektion 
verstattet  werden,  eben  aus  den  vorhin  dargelegten  Gründen 
gerade  im  Allerheiligen-Hospitale  noch  erheblich  größer  als  in 
den  akademischen  Kliniken.  Sodann  aber  ist  der  Kreis  der 
Angehörigen,  welche  die  in  Rede  stehende  Befreiung  erstreben, 
unverkennbar  in  steliger  Ausdehnung  begriffen. 


Auch  im  abgelaufenen  Jahre  war  der  erste  Assistent,  Herr 
Prof.  Dr.  Henke,  damit  betraut,  den  Direktor  im  Aller- 
heiligen-Hospitale zu  vertreten.  Hierbei  wurde  er  im 
Somraersemester  von  Herrn  Dr.  Carl  Schmidt  aus  Colberg 
unterstützt,  im  Wintersemester  von  Herrn  Dr.  Hans  Erhardt 
aus  Breslau. 

Im  neuen  Institute  waren  als  etatsmäßige  Assistenten 
tätig:  die  Herren  Privatdozent  Dr.  Winkler  und  Dr.  Robert 
Hilgermann  aus  Breslau;  als  Freiwillige  im  Sommer  die 
Herren  Dr.  Max  John  aus  Landeck,  Dr.  Johannes  Nehmitz 
aus  Magdeburg  und  Dr.  Arnold  Fuchs  aus  Schildberg;  im 
Winter  außer  dem  letzteren  die  Herren  Dr.  Salo  Engel  aus 
Reichenbach  und  Dr.  Arthur  Wandel  aus  Groß-Oldern. 

Während  Herr  Prof.  Henke  über  spezielle  pathologische 
Anatomie  vortrug  und  einen  praktischen  Kursus  „Cber  die 
Diagnostik  der  Geschwülste14  abhielt,  las  Herr  Dr.  Winkler 
über,,  Krankheiten  der  Knochen  und  Gelenke"  und  ein  von  ihm 
neu  eingeführtes  Kolleg  „Cber  die  Erkrankungen  des  Blutes44. 

Die  steigende  Bewegung,  welche  eine  früher  ungleich  weniger 
hervortretende  Seite  der  Institutstätigkeit  neuerdings  erfahren 
hat,  nämlich  die  Aufgabe,  den  Ärzten  von  Stadt  und  Provinz 
Auskunft  zu  erteilen  über  zweifelhafte  Krankheits- 
produkte, hat  sich  während  des  abgelaufenen  Jahres  in  noch 
erhöhtem  Maße  fortgesetzt.  Die  Zahl  der  zur  diagnostischen 
Feststellung  eingeschickten  Objekte  erreichte  nämlich  537. 
Hiervon  entfallen  auf  die  Provinz  Schlesien  515;  davon  auf 
den  Regierungsbezirk  Breslau  366,  wovon  allein  auf  die  Stadt 
Breslau  305;  auf  den  Regierungsbezirk  Oppeln  109,  Liegnitz  40i 


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69 


Von  den  übrigen  22  stammen  11  aus  der  Provinz  Posen,  je  4 
aus  dem  Königreich  Sachsen  und  der  Provinz  Brandenburg, 
2  aus  der  Provinz  Sachsen  und  1  aus  Hessen-Nassau. 

Vergleicht  man  die  Gesamtziffer  mit  derjenigen  der  Vor- 
jahre, so  ergibt  sich,  daß  der  Zuwachs  im  abgelaufenen  Jahre 
67  °/0  beträgt,  während  er  sich  1902/03  nur  auf  39  °/0,  1901/02 
bloß  auf  31  %  belaufen  hatte.  Wenn  man  vollends  die  gegen- 
wärtige Menge  derjenigen  des  Jahres  1900/01  gegenüberstellt, 
so  erkennt  man,  daß  sich  letztere  innerhalb  dreier  Jahre  mehr 
als  verdreifacht  hat:  damals  175,  jetzt  537. 

Gewiß  ist  diese  Erscheinung  ein  deutlicher  Beweis  dafür, 
daß  die  maßgebende  Beihilfe,  welche  hierdurch  den  Ärzten 
behufs  Sicherstellung  der  Diagnose  geleistet  wird,  einem 
in  weiten  Kreisen  der  Provinz  und  darüber  hinaus  herrschen- 
den Bedürfnisse  auf  befriedigende  Weise  Rechnung  trägt.  Die 
Bearbeitung  und  möglichst  schnelle  Erledigung  eines  so  großen 
Untersuchungsmaterials  erfordert  aber  nicht  nur  die  volle  Ar- 
beitskraft mindestens  eines  Assistenten,  sondern  sie  steigert 
auch  in  zuweilen  fast  bedrohlichem  Grade  die  tägliche  Arbeits- 
last des  Direktors. 

Sowohl  auf  der  dauernden  Ausstellung  ärztlicher  Lehrmittel 
in  Berlin,  als  auch  auf  der  internationalen  Weltaus- 
stellung in  St.  Louis  U.  S.  A.  war  das  pathologische  Institut 
vertreten  durch: 

Ponfick:  Topographischer  Atlas  der  medizinisch-chirurgischen 
Diagnostik.  1. — 4.  Lieferung,  Jena,  Gustav  Fischer,  1900 
bis  1903. 

An  Veröffentlichungen  sind  während  des  abgelaufenen 
Studienjahres  folgende  aus  dem  Institute  hervorgegangen: 
Ponfick:  Topographischer  Atlas  der  medizinisch-chirurgischen 

Diagnostik.  Lieferung  4,  Jena,  Gustav  Fischer. 
Derselbe:  Über  neue  Aufgaben  des  pathologisch-anatomischen 
Unterrichts,  an  der  Hand  holoptischer  Betrachtungsweise, 
zugleich  ein  Beitrag  zur  Lehre  vom  Pneumaskos.  Ver- 
handlungen der  Deutschen  patholog.  Gesellschaft,  Bd.  V, 
Seite  1. 


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Derselbe:  Das  Nämliche  mit  einer  bunten  Tafel.  Grenzgebiete 
der  Medizin  und  Chirurgie,  Bd.  XIII,  Heft  1. 

Prof.  Henke:  Lehrbuch  der  Geschwulst -Diagnostik,  Jena, 
Gustav  Fischer  1904. 

Dr.  Winkler:  Endocarditis  foetalis,  ein  Beitrag  zur  Pathologie 
der  angeborenen  Herzfehler,  Verhandlungen  der  Deutschen 
pathologischen  Gesellschaft.    Bd.  V,  S.  247. 

Dr.  Salo  Engel:  Über  die  Beziehungen  zwischen  Trauma  und 
Geschwulstbildung  im  Gehirn.  Inaugural- Dissertation, 
Breslau  1904. 

Ponfick. 

4.  Das  pharmakologische  Institut. 
Die  durch  den  Tod  des  am  7.  März  1903  verstorbenen 
Dr.  med.  et  phil.  Walther  Ruschhaupt  erledigte  Assistenten- 
stelle wurde  bis  zum  1.  Juni  provisorisch  durch  Dr.  med.  Jon, 
Biber  fei  d  verwaltet.  Seit  dem  1.  Juni  ist  Dr.  med.  Karl 
Hermann  Baas  als  Assistent  des  Institutes  tätig. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  folgende  ver- 
öffentlicht: 

1 .  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Wirkung  des  Chinins  auf  das 
Gehörorgan  (aus  dem  pharmakologischen  Institute  und 
der  Universitäts-Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehl- 
kopfkrankheiten), 1.  und  2.  Teil.  Pflugers  Archiv  für  die 
gesamte  Physiologie,  Bd.  95  (vergl.  Chronik,  Jahrgang  17, 
Seite  65),  von  Dr.  K.  Wittmaack. 

2.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Diurese,  Pflügers  Arch.  für 
die  gesamte  Physiologie,  Bd.  95: 

VII.  Die  Diurese  bei  Abflußerschwerung  von  Wilhelm 
Filehne  u.  Dr.  W.  Ruschhaupt,  weil.  Assistent 
des  Institutes. 

VIII.  Weitere  Versuche  über  die  Wasseraufnahmefähig- 
keit von  Wilhelm  Filehne  und  Dr.  Biberfeld. 

3.  Über  die  angeblich  regionäre  Wirkung  von  Arzneistoffen 
nach  Injektionen  unter  die  Schläfenhaut  von  Hermann 
Eppenstein,  Arch.  international,  de  Pharmacodynamie 


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71 


et  de  Therapie,  vol.  XII,  fasc.  I  &  II  (Inaugural -Disser- 
tation). 

4.  Über  einige  Versuche  zur  Auffindung  neuer  Lokal- 
anästhetika von  CarlPototzky,  Aren,  internationales  de 
Pharmacodynamie  et  de  Therapie,  vol.  XII,  fasc.  I  &  II 
(Inaugural-Dissertation). 

5.  Der  Einfluß  des  Tannins  und  des  Morphins  auf  die 
Resorption  physiologischer  Kochsalzlösung  im  Dünndarm 
von  Dr.  Biberfeld,  Pflügers  Archiv  f.  d.  ges.  Physiologie, 
Bd.  100. 

6.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Diurese,  Pflügers  Archiv 
f.  d.  ges.  Physiologie,  Bd.  102 : 

IX.  Die  Leistung  der  entkapselten  Niere  von  Dr.  B  i ber- 
feld. 

Am  Schlüsse  des  Jahres  waren  im  Erscheinen  begriffen: 
Über  die  Permeabilität  der  menschlichen  Epidermis  für 
Wasser  und  Salze  und  über  die  Hygroskopicität  einiger  Keratin- 
gebilde  von  Wilhelm  Filehne  und  Dr.  Biberfeld  in  den 
Beiträgen  zur  chemischen  Physiologie  und  Pathologie.  Zur 
Wirkungsweise  des  Strychnins  auf  das  Atmungszentrum  von 
Dr.  Biberfeld  und  zur  Frage  nach  dem  Sauerstoffbedürfnisse 
des  Froschnerven  von  Dr.  K.  H.  Baas,  Pflügers  Arch.  f.  d.  ges. 
Physiologie. 

Ferner  arbeitete  im  Institute  Dr.  med.  F.  Sauerbruch, 
Assistent  der  chirurgischen  Klinik,  während  des  Wintersemesters 
1903/04  über  intrathoracale  Operationen. 

Filehne. 

5.  Das  hygienische  Institut. 

Im  Laufe  des  Etatsjahres  1903/04  traten  die  praktischen 
Arzte  Speck,  Will  im  und  Zi  esc  he  anstelle  der  ausscheiden- 
den Assistenten  Kirstein,  Mosebach  und  Thomas.  An 
Stelle  des  am  t.  September  zum  Truppenteil  zurückversetzten 
Oberarztes  Dr.  Ntftel  wurde  Herr  Oberarzt  Dr.  Findel  vom 
Füsilier-Regiment  No.  73  zur  weiteren  Ausbildung  und  zu 
Assistenzleistungen  an  das  hygienische  Institut  kommandiert. 
Die  Assistenz  an  der  städtischen  hygienischen  Station  behielt 
Dr.  Hey  mann.  —  Die  bisher  als  Abteilung  des  hygienischen 


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72 


Instituts  in  Breslau  unter  der  Oberleitung  des  Unterzeichneten 
geführte  hygienische  Station  in  Beuthen  O/S.  wurde  vom  1.  April 
1903  ab  als  selbständiges  Institut  der  Medizinal-Abteilung  des 
Kultusministeriums  unterstellt  und  der  Unterzeichnete  auf  sein 
Ansuchen  von  der  Oberleitung  entbunden. 

In  den  Vorlesungen  und  Kursen  hat  gegen  das  Vorjahr 
keine  Veränderung  stattgefunden.  —  Die  wissenschaftlichen 
Arbeiten  des  Instituts  betrafen:  Fortsetzung  der  Studien  über 
die  Verbreitungsweise  der  Phthise,  sowie  der  Studien  über  den 
Einfluß  bewegter  Luft  auf  den  menschlichen  Körper;  ferner 
Fragen  der  Ventilation,  Desinfektion,  Beleuchtung  u.  s.  w.  — 
Abgeschlossene  Arbeiten  von  dem  Unterzeichneten  wurden 
publiziert  in  der  „Deutschen  medizinischen  Wochenschrift" 
und  in  der  „Festschrift  zu  Robert  Kochs  60.  Geburtstag";  von 
Dr.  Kirstein,  Heymann,  von  Schuckmann  in  der  „Zeit- 
schrift für  Hygiene";  von  Dr.  Gotschlich,  Dr.  Frief  im 
„Klinischen  Jahrbuch". 

Von  bakteriologisch-diagnostischen  und  sanitätspolizeilichen 
Untersuchungen  waren  im  abgelaufenen  Etatsjahr  2400  Eingänge 
zu  erledigen;  darunter  1532  Proben  diphtherieverdächtigen 
Materials,  535  Blut-  und  Dejektproben  von  Typhusverdächtigen, 
182  Sputa  von  Tuberkuloseverdächtigen,  135  Proben  von  Eiter, 
Blut  bei  Malariaverdacht  etc.  Flügge 

b.   Die  klinischen  Institute. 

1.    Die  medizinische  Klinik. 

Im  Berichtsjahr  1903/04  betrug  die  Zahl  der  klinisch  be- 
handelten Kranken  1703  (817  Männer,  886  Frauen)  gegen  1716 
(836  Männer,  880  Frauen)  im  Vorjahre. 

Im  Ambulatorium  der  Klinik  wurden  behandelt  6369  Kranke 
(2561  Männer,  3808  Frauen)  gegen  6222  Kranke  (2734  Männer, 
3488  Frauen)  im  Vorjahre. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  S.-S.  51,  im  W.-S.  1903/04 
72  gegen  53  im  S.-S.  02,  63  im  W.-S.  02/03. 

Die  Stellvertretung  in  der  Direktion  der  Klinik  hatte  im 
S.-S.  03  Herr  Professor  Stern,  vom  1.  Oktober  03  übernahm 
der  Unterzeichnete  die  Leitung  der  Klinik. 


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73 


Im  Ärztepersonal  sind  folgende  Änderungen  eingetreten: 

Die  Herren  Dr.  Schittenhelm,  Dr.  Tollens  und  Dr. 
Schröter  schieden  am  1.  Oktober,  Herr  Dr.  Schmid  am 
1.  April  aus  der  Klinik  aus,  an  ihre  Stelle  traten  die  Herren 
Dr.  Grospietsch  aus  Glogau,  Dr.  Seidelmann  aus  Breslau, 
Dr.  Müller  aus  Annweiler  (Rheinpfalz)  am  1.  Oktober  03, 
Herr  Dr.  Ziegler  aus  Würzburg  am  1.  April  04  als  Assistenz- 
ärzte ein. 

Als  Volontärärzte  waren  vom  1.  Oktober  03  bis  1.  April  04 
die  Herren  Dr.  Ponfick,  Dr.  Ziegler,  Dr.  Sandberg  tätig. 

Während  des  Etatsjahres  1903/04  sind  von  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  aus  der  Klinik  erschienen: 

1.  Professor  von  Strümpell: 

a.  Lehrbuch  der  speziellen  Pathologie  und  Therapie, 
3  Bde.    XV.  Auflage. 

b.  Über  Dysbasia  arteriosclerotica.  Allgem.  Mediz.  Zentral- 
Zeitung  1903. 

2.  Privatdozent  Dr.  Paul  Krause: 

a.  Ein  Beitrag  zur  Typhusdiagnose  aus  dem  Stuhle  mittelst 
des  v.  Drigalski-Conradischen  Verfahrens  (zusammen  mit 
Herrn  Dr.  G.  Stertz).  Zeitschrift  für  Hygiene  u.  Infekt.- 
Krankheiten,  Band  44. 

b.  Beiträge  zur  Lichttherapie  nach  eigenen  Versuchen. 
Therapie  der  Gegenwart  1903,  XII. 

c.  Untersuchungen  einiger  Dauerhefepräparate  des  Handels 
mit  besonderer  Berücksichtigung  ihrer  biologischen 
Eigenschaften  und  therapeutischen  Verwendbarkeit. 
Therapie  der  Gegenwart  1904,  III. 

d.  Einige  bakteriologische  Untersuchungen  beim  Erysipel. 
Zentralblatt  für  Bakteriologie,  Band  35. 

e.  Ein  bemerkenswerter  Fall  von  Typhus  abdominalis  mit 
zentral  bedingter  Schwerhörigkeit.  Wiener  klin.  Rund- 
schau 1903. 

f.  Über  Schädigungen  durch  Röntgenstrahlen.  Allgem. 
Mediz.  Zentral-Zeitung  1903. 


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74 


g.  Kapitel:  Cholera  asiatica  im  Handbuche  der  Tropen- 
krankheiten von  Mense.  (Zusammen  mit  Herrn  Prof. 
Rumpf  in  Bonn.) 

h.  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  von  der  Dauer  der  Widalschen 
Reaktion  nach  überstandenem  Typhus.  Zentralblatt  für 
Bakteriologie  1904. 

i.  2  Fälle  von  Gonococcensepsis  mit  Nachweis  der  Gono- 
coccen  im  Blute.    Berl.  klin.  Wochenschrift  1904. 

3.  Dr.  Jul.  Schmid: 

Über  den  Stoffwechsel  bei  Hyperthermie  (zusammen  mit 
Dr.  Lins  er).   Archiv  f.  klin.  Medizin  1904. 

4.  Dr.  Schittenhelm  und  F.  Schröter: 

Über  die  Spaltung  der  Hefenukleinsäure  durch  Bakterien. 
4  Mitteilungen.  Zeitschrift  für  phys.  Chemie,  Band  39 
bis  41. 

5.  Dr.  G.  Joch  mann: 

a.  Über  das  fast  konstante  Vorkommen  influenzaähnlicher 
Bazillen  im  Keuchhusten-Sputum.  Zeitschrift  für  Hygiene 
und  Infekt.-Krankheiten,  Band  44. 

b.  20  Fälle  von  Bronchopneumonie  bei  Keuchhustenkindern, 
hervorgerufen  durch  ein  influenzaähnliches  Stäbchen, 
Bacillus  pertussis  Eppendorf.  Zentralblatt  für  Bakterio- 
logie, Band  34,  I. 

c.  Bakteriologische  und  anatomische  Studien  bei  Scharlach 
mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Blutuntersuchung. 
Deutsch.  Arch.  f.  klin.  Med.,  Band  78,  und  ausführlicher 
in  den  Mitteil.  a.  d.  Hamburger  Staatskrankenanstalten. 

d.  Allgemeininfektion  des  Blutes  mit  Paratyphusbazillen  bei 
einem  Scharlachkinde.  Zentralbl.  f.  Bakteriologie,  Bd.  33, 
Nr.  L 

e.  Bakteriologische  Blutuntersuchungen.  Zentralbl.  f.  Bakte- 
riologie, Band  33,  Nr.  7/8. 

6.  Dr.  W.  Seidelmann: 

Ein  Fall  von  symmetrischer  Gangraen  nach  Pneumonie. 
Allgem.  mediz.  Zentral-Zeitung  1903. 


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75 


Dissertationen. 

1.  Hermann  Neu s sei: 

Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Pericarditis. 

2.  Georg  Stertz: 

Ein  Beitrag  zur  Typhusdiagnose  aus  dem  Stuhle  mittelst 
des  v.  Drigalski-Conradischen  Verfahrens. 

3.  Hans  Sohr: 

Die  in  der  medizinischen  Klinik  zu  Breslau  seit  1892  be- 
obachteten Fälle  von  chronischer  Bleiintoxikation. 

4.  Eugen  Gardiewski: 
Untersuchungen  einiger  Dauerhefepräparate. 

5.  Conrad  Martin: 

Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Nachkrankheiten  bei  Angina 
tonsillaris. 

6.  Richard  Bäck: 

Statistische  Übersicht  über  die  in  den  letzten  10  Jahren  an 
der  Breslauer  medizinischen  Klinik  beobachteten  Fälle 
von  Pneumonie  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
selteneren  Komplikationen  und  Ausgänge. 

Außerdem  fanden  einige  Demonstrationen  und  Vorträge  in 
der  medizinischen  Sektion  der  Schlesischen  Gesellschaft  für 
vaterländische  Kultur  statt. 

v.  Strümpell. 

2.    Die  medizinische  Poliklinik. 

Im  zweiten  Jahre  (1903/04)  ihres  Bestehens  wurden  in  der 
medizinischen  Poliklinik  1555  Kranke  (734  Männer,  821  Frauen) 
behandelt.  In  der  gleichen  Zeit  des  Vorjahres  betrug  die 
Frequenz  1044  (505  Männer,  539  Frauen). 

Zum  Beginn  des  Berichtsjahres  wurde  der  Poliklinik  eine 
zweite  Assistentenstelle  bewilligt,  welche  dem  bisherigen 
Volontärarzt  Dr.  Körte  übertragen  wurde.  An  die  Stelle  des 
am  1.  Oktober  1903  ausgeschiedenen  Dr.  Lubowski  trat  der 
bisherige  Volontärarzt  Dr.  Steinberg.  Als  Volontärarzt 
fungiert  seit  Mitte  November  1903  Dr.  Georg  Hahn;  zeitweilig 
waren  außerdem  beschäftigt  die  Herren  Dr.  E.  Bruck  und 
Dr.  M.  Trappe. 


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76 


Am  1.  November  1903  wurden  an  zwei  Nachmittagen  be- 
sondere Sprechstunden  für  Lungenkranke  und  gleichzeitig  auch 
an  den  übrigen  Wochentagen  eine  Nachmittagssprechstunde 
eingerichtet.  Besonders  die  ersteren  erfreuen  sich  regen  Be- 
suches. 

Im  Sommer- Semester  1903  wurde  der  Unterzeichnete  in 
der  Lehrtätigkeit  in  der  Poliklinik  von  Herrn  Privatdozent 
Dr.  Krause  vertreten;  dies  erwies  sich  als  notwendig,  weil 
Unterzeichneter  mit  der  Vertretung  des  Direktors  der  medi- 
zinischen Klinik  beauftragt  war  und  weil  die  Stunden  für  Klinik 
und  Poliklinik  vorläufig  teilweise  kollidieren. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  veröffentlicht: 

R.  Stern:  Über  den  Wert  der  Agglutination  für  die  Dia- 
gnose des  Abdominaltyphus.  Berliner  klinische  Wochen- 
schrift 1903. 

K.  Stern:  Die  Krankheiten  der  Harnorgane  und  Krankheiten 
der  Nebennieren.  Im  Lehrbuch  der  inneren  Medizin, 
herausgegeben  von  v.  Mering,  II.  Auflage,  Jena  1903. 

R.  Stern  und  W.  Körte:  Über  den  Nachweis  der  baktericiden 
Reaktion  im  Blutserum  der  Typhuskranken.  Berliner 
klinische  Wochenschrift  1904. 

W.  Körte:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Paratyphus. 
Inaugural-Dissertation  Breslau,  und  Zeitschrift  für  Hygiene 
und  Infektionskrankheiten  1903. 

Bruck:  Experimentelle  Untersuchungen  über  Urotropin  und 
Neu-Urotropin.    Inaugural-Dissertation  Breslau  1903. 

Trappe:  Über  den  Nachweis  der  Typhusbazillen  im  Blute 
der  Typhuskranken.  Inaugural-Dissertation,  Breslau  1904. 

Lubowski  und  Steinberg:  Über  Agglutination  von  Typhus- 
bazillen bei  Proteus-  und  Staphylococcen -Infektion. 
Deutsches  Archiv  für  klinische  Medizin  1904. 

Steinberg:  Über  Agglutination  von  Typhusbazillen  durch 
das  Blutserum  Ikterischer.  Münch,  medizinische  Wochen- 
schrift 1904. 

Stern. 


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77 


3.    Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik. 

Im  Personalbestand  der  Klinik  traten  folgende  Ände- 
rungen ein: 

Herr  Privatdozent  Dr.  Lud  1  off  wurde  zum  Oberarzt  der 
orthopädischen  Abteilung  ernannt,  Herr  Dr.  Machol  wurde 
Assistenzarzt  derselben. 

Herr  Assistenzarzt  Dr.  Lengemann  trat  am  1.  Oktober 
1903  aus,  an  seiner  Stelle  wurde  Herr  Dr.  Heile  Assistenzarzt. 

Das  ärztliche  Personal  der  Klinik  bestand  aus  folgenden 
Herren: 

Privatdozent  Professor  Dr.  Kausch,  Oberarzt  der  Klinik; 
Privatdozent  Dr.  Ludloff,  Oberarzt  der  orthopädischen 
Abteilung; 

Assistenzärzte:  Privatdozent  Dr. Gottstein,  Privatdozent 

Dr.  Anschütz,  Dr.  Lengemann,  Dr.  Fittig,  Dr. 

Heile,  Dr.  Machol; 
Volontärärzte:  Dr.  Kaps,  Dr.  Renner,  Dr.  Mertens, 

Dr.  John,  Dr.  Hahn,  Dr.  Tiegel,  Dr.  Samanek, 

Dr.  Randall,  Dr.  Hoffmann,  Dr.  Scheu,  Dr. 

Goebel,  Dr.  Hepner,  Dr.  Bardenheuer,  Dr. 

Geist,  Dr.  Engelbrecht,  Dr.  Sauerbruch,  Dr. 

Münnich. 

Die  Zahl  der  Hörer  der  Klinik  betrug  im  Sommer-Semester 
57,  im  Winter-Semester  70. 

Die  Zahl  der  fremden  Ärzte  betrug  im  Sommer-Semester 
38,  im  Winter-Semester  39. 

In  der  stationären  Klinik  wurden  behandelt  1185  Männer, 
733  Frauen,  gegen  1120  Männer  und  742  Frauen  im  Vorjahr. 

In  der  Poliklinik  wurden  7150  Patienten  behandelt,  gegen 
7350  im  Vorjahr,  davon  in  der  orthopädischen  Abteilung  2233. 

Während  des  Etatsjahres  1903/04  sind  an  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  erschienen: 

v.  Mikulicz: 

1.  Über  den  heutigen  Stand  der  Chirurgie  des  Pankreas 
mit  besonderer  Rücksicht  auf  die  Verletzungen  und  Ent- 
zündungen des  Organs.  Vortrag  gehalten  am  12.  Mai 
1903  auf  dem  Congress  of  Americ.  Physicians  and 


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78 


Surgeons  in  Washington.  („Mitteilungen  aus  den  Grenz- 
gebieten der  Medizin  und  Chirurgie",  12.  Bd.,  1.  Heft 
1903.) 

2.  Dasselbe  englisch:  The  pancreas  arid  pancreatic  diseases. 
Surgery  of  the  pancreas:  with  espectal  consideration 
of  trauma  and  inflammatory  processes.  (Vol.  6,  Trans- 
actions  of  the  congress  of  american  physicians  and  sur- 
geons.) 

3.  Gutartige  Knochencysten.  (Vortrag  im  deutschen  medi- 
zinischen Verein  in  Newyork  am  26.  Mai  1903.) 

4.  Small  contributions  to  the  surgery  of  the  intestinal  tracL 
Vortrag  gehalten  am  13.  Mai  in  Washington.  (Boston 
medical  and  surgical  journal  Nr.  23,  pp.  608—611,  June 
4,  1903.) 

5.  Beiträge  zur  Physiologie  der  Speiseröhre  und  Cardia. 
(Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und 
Chirurgie,  12.  Bd.,  5.  Heft  1903.) 

6.  Zur  Pathologie  und  Therapie  des  Cardiospasmus. 
(Deutsche  mediz.  Wochenschrift  1904,  Nr.  1  u.  2.) 

Professor  Dr.  Rausch: 

1.  Zur  Narkose  beim  Jleus.  (Berliner  klin.  Wochenschrift 
1903,  Nr.  33.) 

2.  Eine  Handschelle.  (Allgem.  mediz.  Zentral-Zeitung  1904. 
Nr.  12.) 

Privatdozent  Dr.  Ludloff: 

1.  Zur  Diagnostik  der  Knochen-  und  Gelenktuberkulose. 
(Archiv  für  klinische  Chirurgie,  Bd.  71,  Heft  3.) 

2.  Beiträge  zur  Coxa  vara.  (Verhandlungen  des  II.  Kon- 
gresses der  deutschen  Gesellschaft  für  orthop.  Chirurgie. 
1903.) 

Privatdozent  Dr.  Anschütz: 
Über  die  Resektion  der  Leber,    (v.  Volkmanns  Sammlung 
klinischer  Vorträge,  Heft  356  u.  357.) 

Dr.  Lengemann: 
1.  Ein  Fall  von  muskulärer  Makroglossie.    (Bruns'  Beiträge 
zur  klinischen  Chirurgie,  Bd.  39,  1903.) 


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2.  Unblutige  Behandlung  der  Dupuytrenschen  Fingerkon- 
traktur.   (Deutsche  mediz.  Wochenschrift  1903.) 

3.  Zur  Thiosinaminbehandlung  der  Kontrakturen.  (Deutsche 
mediz.  Wochenschrift  1904.) 

Dr.  Fittig: 

1.  Über  einen  mit  Röntgenstrahlen  behandelten  Fall  von 
Rhinosklerom.  (Bruns'  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie. 
Bd.  39,  1903.) 

2.  Über  einen  röntgenographisch  lokalisierten  Fall  von 
Hirntumor.  (Fortschritte  auf  dem  Gebiete  der  Röntgen- 
strahlen.   Bd.  6,  1903.) 

3.  Bemerkung  zu  einem  Fall  von  Myositis  ossificans.  (Fort- 
schritte auf  dem  Gebiete  der  Röntgenstrahlen.  Bd  6, 
1903.) 

Dr.  Heile: 

Über  die  antiseptische  Wirkung  des  Jodoforms,  (v.  Langen- 
becks  Archiv  für  klin.  Chirurgie.    Bd.  70.) 

Dr.  Schmidt: 

1.  Zwei  Fälle  subkutaner  Nierenquelschung  mit  günstigem 
Ausgang.   (Münch,  mediz.  Wochenschrift,  1903.) 

2.  Entstehung  und  Behandlung  der  Kniescheibenbrüche  bei 
Heeresangehörigen.  (Deutsche  militärärztliche  Zeitschrift. 
1903.) 

3.  Die  anatomische  Gestaltung  des  Kniestreckapparates  beim 
Menschen.  (Archiv  für  AnatomieundPhysiologie.  Anatom. 
Abteilung,  1903.) 

4.  Über  die  Entstehung  und  die  Behandlung  der  Kniescheiben- 
brüche mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Dauererfolge. 
(Bruns*  Beiträge  zur  klin.  Chirurgie.    Bd.  39,  1903.) 

5.  Zur  Frage  der  Verbilligung  der  Verbandkosten.  (Deutsche 
militärärztliche  Zeitschrift,  1903.) 

6.  Fehlerhafte  Keimanlage  als  Entstehungsursache  ange- 
borener Fuß-,  Hand-  und  Schädelverbildungen,  ins- 
besondere des  Klumpfußes  und  des  Schrägkopfes.  (Zeit- 
schrift für  orthopädische  Chirurgie.    Bd.  12,  1903.) 


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7.  Schrotschuß  und  Wundstarrkrampf.  (Deutsche  mediz. 
Wochenschrift,  1904.) 

Dr.  Mertens: 

1.  Eine  neue  Säge.   (Zentralblatt  für  Chirurgie,  1903.) 

2.  Über  Versuche  zur  Serumdiagnose  des  Carcinoms. 
(Deutsche  raediz.  Wochenschrift,  1904.) 

Dr.  Sauerbruch: 

Über  die  Ausschaltung  der  schädlichen  Wirkung  des  Pneu- 
mothorax bei  intrathorakalen  Operationen.  (Zentralblatt 
für  Chirurgie,  1904,  Nr.  6.) 

Dissertationen: 

1.  Nobe,  Walter:  Über  Blasen ruptur.  Inaug.-Diss. 

2.  Fen gl  er,  Hugo:  Die  Tumoren  der  Harnblase.  Inaug.- 
Dissertation. 

3.  Sachtleben,  Richard:  Die  in  der  chirurgischen  Klinik 
zu  Breslau  beobachteten  Fälle  von  Spina  bifida  aus  den 
Jahren  1891—1903.  Inaug.-Diss. 

4.  Rosenbaum,  Bruno:  Fremdkörper  im  Oesophagus  und 
ihre  Entfernung.  Inaug.-Diss. 

5.  Pollak,  Kurt:  Beiträge  zur  Kenntnis  des  tuberkulösen 
lleocoecaltumors.  Inaug.-Diss. 

6.  Uli  mann,  Paul:  Kasuistische  Beiträge  zu  den  Frakturen 
des  Schädeldaches.  Inaug.-Diss. 

7.  Mus  iel,  Josef:  Über  die  Behandlung  chronischer  Empyeme. 
Inaug.-Diss. 

8.  Kolbe,  Waldemar :  Über  traumatische  subkutane  Schädel- 
frakturen im  Kindesalter.  Inaug.-Diss. 

9.  Smolny,  Emil:  Über  Homoplastik  der  langen  Röhren- 
knochen. Inaug.-Diss. 

10.  Birke,  Bruno:  Die  in  der  königlichen  chirurgischen 
Klinik  zu  Breslau  beobachteten  Fälle  von  Lippenkrebs 
aus  den  Jahren  1891—1901.  Inaug.-Diss. 

v.  Mikulicz. 


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4.    Die  Klinik  für  Augenkranke. 
Personalien. 

Als  Assistenten  fungierten  im  Jahre  1903/04  die  Herren 
Privatdozent  Dr.  Heine,  Dr.  Rieh.  Depene,  Dr.  Erich  Jakoby; 
Oberarzt  Dr.  Enslin,  welcher  seitens  des  General-Kommandos 
zur  Klinik  kommandiert  war,  wurde  am  9.  November  1903  von 
seinem  bisher  an  der  Klinik  innegehabten  Kommando  abgelöst, 
an  seine  Stelle  ist  im  Einverständnis  mit  seiner  Exzellenz 
dem  Herrn  Generalstabsarzt  der  Armee  der  zum  Grenadier- 
Regiment  König  Friedrich  III.  (2.  Schles.)  Nr.  1 1  kommandierte 
Assistenzarzt  Wernicke  vom  Grenadier -Regiment  Nr.  7  vom 
10.  dess.  Monats  ab  bis  auf  weiteres  zur  Klinik  kommandiert. 
Am  30.  Juni  1903  gab  Dr.  Jakoby  seine  seit  dem  1.  Oktober 
1902  innegehabte  Assistentenstelle  auf.  An  seine  Stelle  wurde 
Dr.  Lud.  Paul,  Assistent  vom  hygienischen  Institut,  berufen. 
Für  Di.  Rieh.  Depene,  welcher  am  31.  März  1904  die  Klinik 
verließ,  wurde  Dr.  Erich  Jakoby  wieder  angestellt. 

Gebäude. 

Im  Gebäude  wurden  die  notwendigen  Reparaturen  aus- 
geführt. 

Krankenzahlen. 

In  der  poliklinischen  Abteilung  wurden  neu  aufgenommen: 

a.  im  Sommersemester    .    .    .    2684  Kranke, 

b.  im  Wintersemester  .    .    .    .    2349  * 
Während  des  ganzen  Jahres   5033  Kranke. 

Von  diesen  Kranken  wurden  1060  der  stationären  Klinik 
überwiesen. 

An  wichtigen  Operationen  wurden  ausgeführt: 

a.  im  Sommer  314  Operationen, 

b.  im  Winter     .    .    .    .    .  349 

Zusammen   663  Operationen. 

Die  Zahl  der  zum  Unterricht  und  an  die  Studierenden  zur 
Untersuchung  verteilten  Kranken  betrug: 

a.  im  Sommersemester  ....    166  Kranke. 

b.  im  Wintersemester   .    .    .    .  180 

Zusammen    346  Kranke. 

0 


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82 


Studierende. 
Die  Vorträge  und  die  klinischen  Demonstrationen  wurden 
besucht: 

a.  im  Sommersemester     ....    38  Hörer, 

b.  im  Wintersemester  62 

Auditorium. 

Der  klinische  Unterricht  wurde  im  Sommer  und  im  Winter 
im  klinischen  Gebäude  Maxstraße  2  abgehalten. 

Außer  dem  klinischen  Unterricht  wurde  im  Sommer  die 
Lehre  von  den  Augenoperationen  mit  praktischen  Übungen,  im 
Winter  ein  Kolleg  über  den  Zusammenhang  der  Augenerkran- 
kungen  mit  den  Allgemeinerkrankungen,  beide  einstündig  und 
publice  von  Professor  Dr.  Uhthoff  gelesen. 

Kurse. 

Der  Augenspiegelkursus  wurde  im  Sommer  wie  im  Winter 
für  Anfänger  von  Professor  Dr.  Groenouw,  für  Geübtere  von 
Privatdozent  Dr.  Heine  gehalten. 

Weitere  Kurse  und  Vorlesungen  hielten: 
im  Sommersemester  1903: 
Professor  Dr.  Groenouw:  Funktionsprüfung  des  Auges 

mit  praktischen  Übungen  (einstündig). 
Privatdozent  Dr.  Heine:  Ausgewählte  Kapitel  der  Augen- 
heilkunde. 

Im  Wintersemester  1903/04: 
Professor  Dr.  Groenouw:  Pathologische  Anatomie  des 

Auges  (einstündig). 
Privatdozent  Dr.  Heine:  Funktionsprüfungen  des  Auges 
mit  praktischen  Übungen. 
Im  Sommersemester  wurden  außer  den  Vorlesungen  für 
Studierende  auch  noch  abgehalten  für  praktische  Ärzte: 

1.  Klinische  Demonstrationen  von  Professor  Dr.  Uhthoff. 

2.  Kursus  der  Ophthalmoskopie  und  Funktionsprüfung  von 
Privatdozent  Dr.  Heine. 

Wissenschaftliche  Arbeiten. 
Prof.  Dr.  Uhthoff: 
1.  Erkrankungen  des  Nervensystems.    Graefe-Saemisch  f. 
Augenheilk.    II.  Aufl.,  XI.  Bd.,  XXII.  Kap.,  Teil  II. 


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83 


2.  Zur  Wiederanlegung  der  Netzhautablösung.  Verh.  d. 
deutsch,  ophth.  Gesellschaft  in  Heidelberg,  1903. 

3.  Über  Siderosis  bulbi.  Ophth.  Sektion  d.  75.  Versamml. 
deutscher  Naturforscher  und  Ärzte.    Cassel  1903. 

4.  Farbenblindheit.  Vortrag  gehalten  in  der  med.  Sektion 
der  Schles.  Gesellschaft  für  vaterl.  Kultur,  1903. 

5.  Demonstration  von  Präparaten  zur  Wiederanlegung  der 
Netzhautablösung.  Verh.  d.  ophth.  Gesellsch.  in  Heidel- 
berg 1903. 

Privatdozent  Dr.  Heine: 

1.  Klinisches  und  Theoretisches  zur  Myopiefrage.  Archiv 
f.  Augenheilkunde,  XLIX.  Bd.,  Heft  1. 

2.  Über  die  Bedeutung  der  Längenwerte  für  das  Körper- 
lichsehen. Verh.  der  ophth.  Gesellschaft  in  Heidelberg 
1903. 

3.  Über  Augenstörungen  im  Coma  diabeticum.  Ebenda 
1903. 

4.  Demonstration  eines  einfachen  .Epidiaskopes.  Ebenda 
und  Berichte  über  die  Naturf.-Vers.  in  Cassel. 

5.  Zur  Frage  der  Unterscheidbarkeit  rechts-  und  links- 
äugiger  Gesichtseindrucke.  Archiv  für  die  ges.  Physio- 
logie.   Bd.  101. 

6.  Erwiderung  auf  die  Bemerkung  von  Herrn  Geheimrat 
Fritsch.    v.  Graefes  Archiv  f.  Ophth.  LV.  3,  1903. 

7.  Über  die  richtige  Plastik  in  Stereophotogrammen.  I.  Tl. 
Zeitschr.  für  wissenschaftl.  Photographie.  Bd.  II,  Heft  2, 
1904. 

8.  Tränenorgane  und  Konjunktiva.  Jahresberichte  über 
die  Leistungen  und  Fortschritte  im  Gebiete  der  Ophthal- 
mologie 1903. 

9.  Vortrag.  Klinisches  und  Theoretisches  zur  Myopiefrage. 
Med.  Sektion  der  Schles.  Gesellschaft  für  vaterl.  Kultur. 
22.  Mai  1903. 

10.  Demonstrationen  von  mikroskopischen  Präparaten  zur 
Ergänzung  des  Vortrages.  Klinisches  und  Theoretisches 
zur  Myopiefrage.    Ebenda,  12.  Juni  1903. 

6* 


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84 


Dr.  Depene: 

Vortrag.  Ein  Fall  von  schwerer  Sehstörung  nach  Blutver- 
lust.   Ebenda,  26.  Juni  1003. 

Oberarzt  Dr.  Enslin: 

1.  Linksseitige  homonyme  Hemianopsie  nach  Kohlenoxyd- 
vergiflung.    Klin.  Mon.-Bl.  f.  Augenheilk.  XLIII.  1904. 

2.  Stereoskopisch-medizinischer  Atlas  von  Neisser.  Ophthal- 
mologie.   7.  Folge. 

3.  Demonstration  einiger  Patienten  mit  Oplicusatrophie 
bei  Turmschädel.  Med.  Sektion  der  Schles.  Gesellsch. 
für  vaterl.  Kultur,  1903. 

Dr.  Jacoby: 

2  Fälle  von  Cysticercus  cerebri  mit  Stauungspapille.  Klin. 
Mon.-Bl.  f.  Augenheilk.,  Bd.  41,  II  u.  Vers.  d.  deutsch, 
ophth.  Ges.  in  Heidelberg  1903. 

Dr.  Harms: 

Demonstration  mikroskopischer  Präparate  von  Iridocyklitis 
mit  Beschlägen  auf  der  hinteren  Hornhautwand.  Vers, 
d.  deutsch,  ophth.  Ges.  Heidelberg  1903. 

Dr.  Kampherste  in: 

Über  die  Augensymptome  der  multiplen  Sklerose.  Archiv  f. 
Augenheilk.    XLIX.    Heft  1. 

Dr.  Steffens: 

Beitrag  zur  pathologischen  Anatomie  der  Skleritis.  Klin. 
Mon.-Bl.  f.  Augenheilk,   XLI.  1903. 

Oberstabsarzt  Spamer: 

Über  Netzhautablösung  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Wiederanlegung  derselben.  Inaug.-Diss. 

Paul  Jockisch: 

Augenkomplikationen  bei  intrakraniellen  Erkrankungen. 
Inaug.-Diss. 

Uhthoff. 


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85 


5.    Die  Frauenklinik  und  Poliklinik. 
Von  den  Assistenzärzten  schieden  aus: 

Dr.  Heyn,  Dr.  Ponfick,  Dr.  Rothe. 
Als  neue  Assistenzärzte  traten  ein: 

Dr.  Hannes,  Dr.  Kunicke,  Paul  Becker. 
Als  Volontärärzte  waren  tätig: 

Dr.  Uthmöller,  Dr.  Haussmann,  Dr.  Rieländer, 

Dr.  Weber,  Becker,  Dr.  Lejeune,  Dr.  Thomas, 


Dr.  Sohr,  Dr.  Pelz,  Dr.  Weißpfenning. 
Der  Krankenbestand  betrug  am  31.  März  1903.    .  86 
Im  Ganzen  wurden  in  der  stationären  Klinik  be- 
handelt   1 547 

Im  Vorjahre  wurden  behandelt   1  577 

Verpflegungstage  im  Berichtsjahre   34  349 

*    Vorjahre   34  830 

Krankenbestand  am  31.  März  1904    68 

Ambulant  wurden  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   3  003 

b.  poliklinisch  entbunden   848 

Im  Vorjahre  wurden  ambulant  behandelt: 

b.  gynäkologische  Kranke   2  992 

b.  poliklinisch  entbunden   737 


Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommersemester 
1903  von  61  Praktikanten,  im  Wintersemester  1903/04  von 
59  Praktikanten,  außerdem  wie  stets  von  einer  Anzahl  in-  und 
ausländischer  Ärzte  besucht. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  beendet  und  er- 
schienen im  Druck: 

Küstner: 

1.  Kurzes  Lehrbuch   der  Gynäkologie  II.  Auflage,  Jena, 
Fischer  1904. 

2.  Stereoskop.-gynäkol.  Atlas  zusammen  mit  Heyn  Heft  11. 

3.  Über  Extrauterinschwangerschaft.  Monatsschrift  für  Ge- 
burtshilfe 1903. 

4.  Über  die  Behandlung  der  Steißlagen  mittels  des  stumpfen 
Hakens,  Diskussion  ibidem. 


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8<» 


5.  Über  amniotische  amputierende  Fäden,  Diskussion  ibidem. 

6.  Einheilen  von  Netzpartien  in  die  Uterushöhle  nach 
Perforation  mit  der  Curette  mit  Bemerkungen  über  Ver- 
meidung und  Therapie  der  Curettenperforation  über- 
haupt.   Monatsschrift  für  Gebh.  1903. 

7.  Über  Uterusexstirpation  wegen  Puerperalfiebers.  Dis- 
kussion Monatsschrift  für  Gebh.  1903. 

8.  Die  plastische  Verwendung  der  Portio  supravaginalis 
zum  Verschluß  von  Blasenscheidenflsteln.  Zeitschr.  für 
Geb.  und  Gyn.  1903. 

9.  Die  Therapie  des  Genitalvorfalles.  Referat  für  den 
Gynäkologenkongreß  zu  Würzburg.  Verhandlungen  der 
Deutschen  Gesellschaft  für  Gynäkologie.  1903. 

10.  Zur  Diagnose  und  Therapie  der  Extrauterinschwanger- 
schaft,  ibidem. 

Dienst: 

1.  Eine  nach  der  Küstnerschen  Methode  operierte,  geheilte 
Inversio  uteri  puerperalis.  Zentralblatt  für  Gynäkologie 
1903,  Nr.  28. 

2.  Über  Tetania  strumipriva  einer  Schwangeren.  Zentral- 
blatt für  Gynäkologie  1903,  Nr.  29. 

3.  Über  den  Verbreitungsweg  des  Eklampsie-Giftes  bei  der 
Mutter  und  ihrer  Leibesfrucht.  Monatsschrift  für  Ge- 
burtshilfe und  Gynäkologie  XIX.  1. 

4.  Über  Esthiomene.  Gynäkologische  Gesellschaft  in  Breslau. 
November  1903.  Monatsschr.  f.  Geb.  und  Gynäk.  XIX.  1. 

5.  Über  eine  seltene  Geschwulst  der  Vulva.  (Myxofibroma 
cavernosum  multiplex.)  Gynäkologische  Gesellschaft  in 
Breslau,  November  1903.  Monatsschrift  für  Geb.  und 
Gynäk.  XIX.  1. 

6.  Makro-  und  mikroskopische  Demonstration  eines  Falles 
von  Chorioepithelioma  malignum.  Diskussionsbemerkung. 
Monatsschrift  f.  Geb.  und  Gynäk.  XVIII.  2. 

Ponfick:  Indikation  und  Technik  des  Steißhakens.  Monats- 
schrift f.  Geb.  und  Gynäk.  XVIII.  6. 

Heyn:  Therapie  der  Melaena.  Vereinigung  Breslauer  Frauen- 
ärzte, Mai  1903.  Monatsschr.  £  Geb.  und  Gynäk.  XVIII.  2. 


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87 


Rothe: 

1.  Abbildungen  und  Radiogramme  eines  Amelus.  Gynäko- 
logische Gesellschaft  in  Breslau,  Januar  1904.  Monats- 
schrift f.  Geb.  und  Gynäk.  XIX.  4. 

2.  Die  Lagerung  der  Arme  in  der  Narkose.  Zentralblatt 
für  Gynäkologie  1904,  Nr.  12. 

Kunicke:  Ein  Fall  von  congenitalen  Abdominal-Tumoren. 
Gynäkologische  Gesellschaft  in  Breslau,  Februar  1904. 

Becker:  Demonstration  eines  siebenmonatlichen  Fötus  mit 
angeborener  linksseitiger,  falscher  Zwerchfellhernie. 
Gynäkologische  Gesellschaft  in  Breslau,  Februar  1904. 

Uthmöller:  Über  Geburten  bei  Steißtumoren.  Monatsschr. 
f.  Geb.  und  Gynäk.  XVIII.  6. 

Dissertationen. 

Uthmöller:  Über Extrauterinschwangerschaft.  Breslau  1903. 

Lewinski:  Beobachtungen  über  den  Gehalt  des  Blutplasmas 
an  Serumalbumin,  Serumglobulin  und  Fibrinogen.  Bres- 
lau 1904. 

Küstner. 

6.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und 
venerische  Krankheiten. 

Im  Berichtsjahre  1903/04  wurden  in  der  Poliklinik  behandelt: 
5201  Personen  und  zwar  3079  Männer  und  2122  Frauen;  gegen 
das  Vorjahr  um  35  Personen  weniger.  Die  klinische  Belegzahl 
betrug  947  Männer,  463  Frauen,  zusammen  1410  Personen; 
gegen  das  Vorjahr  99  Personen  mehr.  Das  klinische  Material 
setzte  sich  zusammen  aus  768  Hautkranken  und  642  venerisch 
Kranken,  das  poliklinische  aus  3332  Hautkranken  und  1869 
venerisch  Kranken. 

Als  Oberarzt  der  Klinik  fungierte  Herr  Privatdozent  Dr. 
Klingmüller. 

Als  etatsmäßige  Assistenten  waren  angestellt  die  Herren 
Dr.  Schwab  und  Dr.  Schirrmacher,  als  außeretatsmäßige : 
die  Herren  Dr.  Baermann,  Dr.  Halberstädter  und  Dr. 
Zieler. 


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88 


Nach  Ausscheiden  des  Herrn  Dr.  Schirr  in  acher  trat  Herr 
Dr.  Halberstädter  als  etatsmäßiger  Assistent  an  dessen 
Stelle:  Herr  Straßmann  wurde  an  Stelle  Dr.  Halber- 
städters außeretatsmäßiger  Assistent. 

Als  unbesoldete  Assistenten  fungierten  die  Herren  Dr.  Baum, 
Dr.  Axel,  Freiherr  von  Cederncreuz,  Dr.  Blumenfeld, 
Dr.  Linser,  Dr.  Nagelschmidt,  Dr.  Siebert,  Straß- 
mann, Dr.  Veiel;  ferner  Frl.  Dr.  Dübendorfer  und  Frau 
Dr.  Menzi-Bischof. 

Die  von  Professor  Dr.  Ne isser  abgehaltene  Klinik  und 
Poliklinik  der  Haut-  und  venerischen  Krankheiten  war  belegt: 
im  Sommer-Semester  von  30  Hörern, 
im  Winter-Semester  von  31  Hörern. 

Die  einzelnen  Positionen  des  Etats  verteilen  sich  folgen- 
dermaßen : 

Zur  An-  und  Abfuhr  von  Kranken  etc.,  zu  Reiseunter- 


stützungen   100  Mark, 

für  Verbandstoffe  und  Instrumente   8  500 

für  die  Sammlung  und  Bibliothek    600 

für  Begräbniskosten   25 

für  Anfertigung  von  Zeichnungen  und  für  Ver- 
suchstiere   1 500 


Die  Verpflegungskosten  für  die  Kranken,  welche  aus  dem 
allgemeinen  Fonds  der  Verwaltung  der  Kliniken  bestritten  werden, 
betragen  für  Patienten  I.  und  II.  Klasse  6,60  und  4, so  Mark: 
für  Patienten  III.  Klasse  1,60  Mark  täglich. 

Für  Warte-  und  Dienstpersonal  wurden  verausgabt  4860 
Mark. 

Die  Gehälter  des  Oberarztes  und  der  Assistenzärzte  be- 
trugen zusammen  3600  Mark. 

Die  Einnahmen  der  Klinik  beliefen  sich  auf  54  196,04  Mark. 

Folgende  wissenschaftlichen  Arbeiten  gingen  im  Berichts- 
jahre 1903/04  aus  der  Klinik  hervor: 

Prof.  Dr.  Neisser:  Inwieweit  können  die  Krankenkassen  zur 
Bekämpfung  der  Geschlechtskrankheiten  beitragen?  Zeit- 
schrift f.  Bek.  d.  Geschlechtskrankheiten  1904,  Bd.  2.  — 
Nach  welcher  Richtung  läßt  sich  die  Reglementierung 


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der  Prostitution  reformieren?  Zeitschrift  f.  Bek.  der 
Geschlechtskrankheiten  1903,  Bd.  I,  H.  3. 

Neisser-Halberstädter:  Mitteilungen  über  Lichtbehandlung 
nach  Dreyer.    Deutsche  Med.  Wochenschr.  1904.  No.  8. 

Neisser-Scholtz:  „Gonorrhoe".  Kolbe  und  Wassermann: 
Handbuch  der  pathogenen  Mikoorganismen,  1903,  13.  u. 
14.  Lieferung,  Jena,  G.  Fischer. 

Neisser-Veiel:  Einige  Syphilisübertragungsversuche  auf  Tiere. 
Deutsche  Med.  Wochenschr.  1904,  No.  1. 

Baermann,  Gustav:  Über  die  Pathogenese  der  gonorrhoi- 
schen Epididymitis  und  über  Versuche,  dieselbe  durch 
Punktion  zu  behandeln.  Deutsche  Med.  Wochenschrift 
1903,  No.  40. 

—  Über  die  Züchtung  von  Gonokokken  auf  Thalmannschen 
bezw.  gewöhnlichen  Fleischwasseragar-  und  Glycerinagar- 
Nährböden.  Zeitschr.  für  Hygiene  und  Infektionskrank- 
heiten 1903,  43.  Bd. 

—  Die  Gonorrhoe  der  Prostituierten.  Zeitschr.  f.  Bek.  der 
Geschlechtskrankheiten  1904,  Bd.  2. 

—  Über  hyperkeratotische  Exantheme  bei  schweren  gonor- 
rhoischen Zuständen.  Arch.  f.  Dermat.  und  Syphilis  1904, 
Bd.  69,  1/2. 

Blumen feld,  Anton,  Beitrag  zur  Thrombophlebitis  luetica 
im  Frühstadium.  Dermatol.  Zentralbl.  1904,  7.  Jahrgang, 
No.  4. 

Feuerstein,  Leon:  Uber  die  sogenannte  Justussche  Hämo- 
globinprobe  bei  Syphiliskranken.  Arch.  f.  Dermatol.  und 
Syphilis.    1903.    Bd.  67,  No.  3. 

Frankel,  Ludwig:  Über  Versuche  durch  experimentelle  Ver- 
lagerung von  Keimgewebe  Carcinom  zu  erzeugen.  Zentral- 
blatt f.  allg.  Path.  u.  path.  Anatom.  1903,  Bd.  14. 

Halberstädter,  Ludwig:  Mitteilungen  über  die  Lichtbehand- 
lung nach  Dreyer.  Zur  Theorie  der  Sensibilisierung  und 
Prüfung  einiger  Sensibilisatoren.  Münch,  med.  Wochen- 
schrift.   1904.   No.  14. 

Juliusberg,  Fritz:  Gummata  an  Injektionsstellen  von  Queck- 
silberpräparaten. Münch,  med.  Wochenschr.  1903.  No.  15. 


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90 


Klingmüller:  Zur  Wirkung  abgetöteter  Tuberkelbazillen  und 
der  Toxine  von  Tuberkelbazillen.  Berl.  klin.  Wochen- 
schrift.   1903.    No.  34. 

—  Beiträge  zur  Tuberkulose  der  Haut.    Arch.  f.  Dermatol. 
und  Syphilis.    1904.    Bd.  69,  1/2. 

Klingmüller-Veiel:  Sublamin  als  Fixierungsmittel.  Zentral- 
blatt f.  allg.  Path.  und  path.  Anatomie.  1903.  Band  14, 
No.  20. 

Sachs,  Otto:  Beiträge  zur  Histologie  der  weichen  Naevi. 
Arch.  f.  Dermatol.  u.  Syphilis.    1903.    Bd.  66,  1/2. 

Siebert,  Konrad:  Nochmals  über  die  Aktion  des  Quecksilbers 
auf  das  syphilitische  Gewebe.  Arch.  für  Dermatol.  und 
Syphilis.    1903.   Bd.  67,  H.  2. 

Sklarek,  Bruno:  Über  Empyroforra,  ein  trocknes,  fast  ge- 
ruchloses Teerpräparat.  Therapie  der  Gegenwart,  Juli 
1903. 

Tomasczewski:  Impfungen  an  Affen  mit  dem  Erzeuger 
des  Ulcus  molle.  Deutsche  med.  Wochenschr.  1903. 
No.  26. 

—  Über  Quecksilberexantheme  und  Quecksilberidiosynkrasie. 
Zeitschr.  f.  klin.  Medizin  1904.  Bd.  51.  H.  5/6. 

Veiel  Fritz:  Die  Staphylokokken  des  chronischen  Ekzems. 
Münch,  med.  Wochenschrift.    1904.    No.  1. 

v.  Winiwarter,  Hans:  Untersuchungen  über  die  Einwirkung 
von  Alkoholverbänden  auf  die  Entzündungsprozesse  in 
der  Haut.  „Chrobak- Festschrift",  Wien  1903,  Alfred 
Holder. 

Zieler,  Carl:  Zur  Färbung  schwer  färbbarer  Bakterien  (Rotz- 
bazillen, T)phusbazillen,  Gonokokken  etc.)  in  Schnitten 
der  Haut  und  andrer  Organe.  Zentralbl.  f.  allg.  Path.  u. 
path.  Anatomie.    1903.    Bd.  14. 

—  Über  chronischen  Rotz  beim  Menschen,  nebst  Bemer- 
kungen über  seine  Diagnose  und  medizinal-polizeiliche 
Bedeutung,  den  Wert  des  Mallems,  die  Therapie,  sowie 
pathologisch -anatomischen  Untersuchungen.  Zeitschrift 
für  Hygiene  und  Infektionskrankheiten.    1903.   Bd.  45. 


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91 


Prof.  Dr.  Neisser:  Diskussionsbemerkungen  z.  d.  Vortrage  des 
Herrn  Dr.  Wagner  „Zur  Behandlung  von  granulierenden 
Hautwunden."   Allg.  med.  Zentralztg.    1903.    No.  52. 

—  Diskussionsbemerkungen  z.  d.  Vortrage  des  Herrn  Dr.  Paul 
Krause  „Beiträge  zur  Lichttherapie  nach  eigenen  Ver- 
suchen." Vortrag  i.  d.  Med.  Sekt.  d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl. 
Kultur,  30.  Okt.  1903.  Allg.  med.  Zentralztg.  1903.  No.48. 

—  Demonstration  eines  Falles  mit  über  den  ganzen  Körper 
verbreitetem  papulösem  Syphilid  mit  gleichzeitiger  Ab- 
ducenslähmung  rechterseits.  Vortrag  i.  d.  Med.  Seklion 
d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Kultur,  22.  Jan.  1904.  Allg.  med. 
Zentralztg.    1904.    No.  7. 

Neisser-Hal  berstädter:  „Mitteilungen  über  die  Lichtbehand- 
lung nach  Finsen  und  Dreyer."  Vortrag  i.  d.  Med.  Sekt, 
d.  Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Kultur,  29.  Jan.  1904.  Allg.  med. 
Zentralztg.    1904.    No.  8. 

Neisser. 

7.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik 
für  Nervenkrankheiten. 

Im  Personalbestand  traten  folgende  Änderungen  ein :  Herr 
Dr.  Storch  schied  am  1.  Januar  1904  als  Assistent  der  Klinik 
aus.  Herr  Dr.  Foerster  gab  zu  demselben  Termin  seine  Stelle 
als  besoldeter  Assistent  am  Laboratorium  auf,  blieb  aber  als 
unbesoldeter  Assistent  in  gleicher  Tätigkeit  der  Klinik  attachiert. 

Die  beiden  frei  gewordenen  besoldeten  Assistenzarztstellen 
wurden  von  Herrn  Dr.  Icke  und  Herrn  Dr.  Köbisch  besetzt. 

Der  klinische  Unterricht  konnte  im  Wintersemester  1903 
wieder  aufgenommen  werden,  indem  der  Magistrat  das  Kranken- 
material sowie  einen  Lehrraum  im  städtischen  Krankenhause 
auf  der  Einbaumstraße  zu  dem  Zwecke  des  klinischen  Unter- 
richts zur  Verfügung  stellte. 

Die  Zuhörerzahl  betrug  40. 

Die  Neurologische  Poliklinik  wurde  von  etwa  40  Hörern 
im  Sommer-  und  Wintersemester  belegt. 

Behandelt  wurden  in  der  Poliklinik  für  Nervenkranke  625 
Männer  und  700  Frauen. 


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92 


Während  des  Etatsjahres  erschienen  folgende  wissenschaft- 
liche Arbeiten: 

1.  Prof.  Dr.  C.  Wem  icke:  Der  Afasische  Symptomen- 
komplex. Deutsche  Klinik  am  Eingang  des  XX.  Jahr- 
hunderts. 

2.  Privatdozent  Dr.  E.  Storch:  Der  Afasische  Symptomen- 
komplex. Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie 
(von  Wernicke-Ziehm)  Bd.  XIII. 

3.  —  Zwei  Fälle  von  reiner  Alexie.    Ebenda,  ^Bd.  XIII. 

4.  Privatdozent  Dr.  0.  Foerster:  Die  Mitbewegungen  bei 
Gesunden  und  Geisteskranken.  1903.  Gustav  Fischer, 
Jena. 

5.  —  Cber  einen  Fall  von  allgemeiner  elementarer  Somato- 
psychose.  Ein  Beitrag  zur  Frage  der  Beziehung  zwischen 
Somatopsysche  und  dem  Wahrnehmungsvermögen.  Mo- 
natsschrift für  Psychiatrie  und  Neurologie.   Bd.  XIV. 

0.  Dr.  Kö bisch:  Über  Rheumasan.  Deutsche  Medizinische 
Wochenschrift.  1903. 

Folgende  Inauguraldissertationen: 

7.  Dr.  G  o  1  d  s  t  e  i  n :  Die  Zusammensetzung  der  Hinterstränge. 

8.  Dr.  Starokotlitzki:  Das  untere  Langbündel  des  mensch- 
lichen Großhirns. 

I.  V.    Privatdozent  Dr.  E.  Storch. 

8.    Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder. 

Auf  der  Klinik  wurden  im  Berichtsjahre  245,  in  der  Poli- 
klinik 7142  Kinder  behandelt. 

Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Soramersemester 
von  13,  im  Wintersemester  von  38  inskribierten  Hörern  besucht. 

In  den  Personalien  der  Klinik  vollzogen  sich  folgende 
Veränderungen:  Am  1.  August  1903  starb  jäh  und  unerwartet 
der  Assistenzarzt  Dr.  Gregor,  der  sich  nicht  nur  um  die 
Klinik,  sondern  auch  durch  seine  wissenschaftlichen  Arbeiten 
um  die  Pädiatrie  große  Verdienste  erworben  hatte.  An  seine 
Stelle  trat  Dr.  Freund.  Außerdem  fungierten  als  Assistenten 
die  Herren  DDr.  Bartenstein,  Steinitz  und  Weigert  und 


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93 


als  Volontärassistenten  die  Herren  DDr.  Quest,  Orgle r, 
Eckhardt,  Döbeli  und  Hüssy.  Ferner  waren  an  der  Klinik 
beschäftigt  die  Herren  Ärzte  DDr.  Kaliski,  Langstein, 
de  Graag,  Tada,  Schütz,  Adler,  Linsbauer,  Frl.  cand. 
med.  Bender  und  Philippson. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen  und 
veröffentlicht: 

Czerny  und  Keller:  Des  Kindes  Ernährung,  Ernährungs- 
störungen und  Ernährungstherapie ;  Wien,  Deuticke  V.  Lief. 
Bogen  30—40. 

Barten  stein:  Alteration  hepatique  grave.    Revue  d'hyg.  et 

de  med.  infant.    T.  II. 
Derselbe:  Head'sche  Zonen  bei  Kindern.  Jahrb.  f.  Kinderh.  Bd. 58. 

Bender:  Über  die  Wirkung  von  aufrechter  Körperhaltung  und 
Muskeltätigkeit  auf  die  cykl.  Albuminurie.  Inaug.-Diss. 

Czerny:  Über  die  Beziehungen  zwischen  Mästung  und  skrofu- 
lösen Hautaffektionen.    Monatsschr.  f.  Kinderh.    Bd.  II. 

Freund:  Cardiospasmus.    Monatsschr.  f.  Kinderh.    Bd.  II. 
Derselbe:  Über  Pylorusstenose;  Mitteil,  aus  den  Grenzgeb.  der 

Med.  u.  Chir.    Bd.  XL,  II.  2. 
Derselbe:  Zur  Frage  der  diagn.  Verwertbarkeit  der  Acetonurie 

bei  diphtherieverdächtigen  Anginen.  Monatsschr.  f.  Kinderh. 

Bd.  n. 

Derselbe:  Zur  Physiologie  des  Warmblütermuskels.  Beitr.  zur 
ehem.  Phys.  u.  Path.  Bd.  IV. 

Derselbe:  Beob.  über  die  Verbreitungsweise  der  Masern. 
Monatsschr.  f.  Kinderh.    Bd.  II. 

Derselbe:  Wasser  und  Salze  in  ihren  Beziehungen  zu  den  Körper- 
gewichtsschwankungen der  Säuglinge.  Jahrb.  f.  Kinderh. 
Bd.  59. 

Gregor:  Über  die  Lokalisation  der  Lungenerkrankungen  bei 
Säuglingen.    Verh.  d.  Ges.  f.  Kinderh.  in  Kassel  1903. 

John:  Über  das  Auftreten  multipler  Spontan fracturen  im  frühen 
Kindesalter.  Inaug.-Diss. 

Oppler:  Über  Säuglingsernährung  mit  gelabter  Vollmilch. 
Monatsschr.  f.  Kinderh.    Bd.  II.  u.  Inaug.-Diss. 


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94 


Philippson:  Über  den  Eisengehalt  der  Leberzellen  bei  Neu- 
geborenen und  Kindern  im  1.  Lebensjahre.  Inaug.-Diss. 

Q uest:  Untersuchungen  über  Darmgase  bei  Säuglingen  mit 
Tympanites.   Jahrb.  f.  Kindern.  Bd.  59. 

Stein itz:  Zur  Kenntnis  der  chron.  Ernährungsstörungen  der 
Säuglinge.    Jahrb.  f.  Kinderh.    Bd.  57. 

Derselbe:  Über  den  aliment.  Einfluß  des  Fettes  auf  die  renale 
Ammoniakausscheidung.  Centrbl.  f.  inn.  Med.  J.  25. 
Nr.  3. 

Derselbe:  Über  den  Einfluß  von  Ernährungsstörungen  auf  die 
ehem.  Zusammensetzung  des  Säuglingskörpers.  Jahrb.  f 
Kinderh.  Bd.  59. 

T  hie  mich:  Sektionsbefund  bei  einem  Falle  von  Mongolismus. 
Monatsschr.  f.  Kinderh.  Bd.  II. 

Derselbe:  Über  Hysterie  im  Kindesalter.  Verh.  der  Ges.  für 
Kinderh.  in  Kassel  1903. 

Czerny. 

9.    Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten. 

Als  Assistenten  der  Poliklinik  fungierten  im  Berichtsjahre 
die  Herren  DDr.  R.  van  Bebber  und  F.  Salecker.  Als 
Volontärärzte  die  Herren  DDr.  Freytag,  Lebram,  Schilling 
und  Szulc. 

Die  Zahl  der  poliklinisch  behandelten  Patienten  blieb  der 
des  Vorjahres  gleich,  dagegen  stieg  die  der  schwereren  Fälle, 
die  stationäre  Behandlung  erheischten,  um  fast  das  Dreifache. 
Da  staatliche  Mittel  zur  Unterbringung  dieser  Patienten  nicht 
zur  Verfügung  standen,  sah  sich  der  Unterzeichnete  gezwungen, 
die  in  seiner  Privatklinik  vorhandene,  schon  von  Prof.  Kümmel 
geschaffene  Abteilung  für  Patienten  der  Poliklinik  von  7  auf 
20  Betten  zu  vermehren.  Dadurch  wurde  es  ermöglicht,  daß 
515  Kranke  mit  zusammen  5114  Verpflegungstagen  stationär 
behandelt  werden  konnten.  Da  auch  diese  Einrichtung  in  der 
letzten  Zeit  nicht  mehr  ausreichte,  macht  sich  der  Mangel 
einer  staatlichen  Ohrenklinik  immer  stärker  bemerkbar. 


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95 


Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  aus  der  Poliklinik  er- 
schienen im  Druck: 

Hiusberg:  Über  den  kosmetischen  Erfolg  der  operativen  Be- 
handlung von  Stirnhöhleneiterungen.  Allgemeine  med. 
Zentralztg.  1903. 

Rudolphy:  Ohroperationen  bei  Hysterischen.  Zeitschr.  für 
Ohrenheilk.  Bd.  44. 

Wittmaack:  Die  toxische  Neuritis  acustica  und  die  Beteiligung 
der  zugehörigen  Ganglien.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilk.  Bd.  46. 

Derselbe:  Über  Dislokation  des  Zungenbeines  durch  Tumoren 
am  Halse.    Arch.  f.  Laryngologie.  Bd.  14. 

Hinsberg. 

10.    Das  zahnärztliche  Institut. 

In  dem  Berichtsjahr  haben  sich  in  dem  zahnärztlichen 
Institut  keine  erheblichen  Veränderungen  vollzogen.  Die  so 
notwendige  Erneuerung  der  schon  bei  Gründung  des  Instituts 
abgebrauchten  Utensilien  hat  aus  Mangel  an  Mitteln  immer 
noch  nicht  erfolgen  können,  ebensowenig  ist  es  möglich  ge- 
wesen, die  sich  stetig  vermehrende  Bibliothek  übersichtlicher 
und  für  den  Gebrauch  handlicher  aufzustellen.  Auch  in  dem 
Auditorium  mußten  die  alten  unzweckmäßigen  Subsellien  weiter 
benutzt  werden.  Die  Frage  der  dauernden  Unterbringung  in 
den  jetzigen  Räumen  ist  ebenfalls  der  Lösung  noch  nicht  zu- 
geführt worden.  Die  Mittel  für  den  schon  in  früheren  Jahren 
erbetenen  Röntgenapparat  haben  sich  ebenfalls  noch  nicht 
beschaffen  lassen.  Auch  ist  die  Anstellung  eines  2.  Assistenten 
auch  in  diesem  Jahre  nicht  in  den  Staatshaushalt  aufgenommen 
worden.  Die  Sammlungen  haben  durch  weitere  Tätigkeit  eine 
Vermehrung  erfahren.  Besonders  wertvoll  war  die  von  Herrn 
Prof.  Goesta-Hahl  in  liebenswürdiger  Weise  dem  Institut 
überwiesene  Sammlung  von  Modellen  und  Schienen  zur  Kiefer- 
bruch- und  Kieferresektionsbehandlung.  Dem  gütigen  Geber  sei 
an  dieser  Stelle  der  besondere  Dank  für  die  Überweisung  dieser 
Modelle  ausgesprochen. 

In  der  Poliklinik  für  Mund-  und  Zahnkrankheiten  fanden 
2064  Patienten  Behandlung,  von  denen  1029  wiederholt  zur 


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96 


Sprechstunde  erschienen.  Von  den  insgesamt  behandelten 
3093  Patienten  waren  1254  Männer  und  1839  weiblichen  Ge- 
schlechts. An  diesen  wurden  3036  Extraktionen  vorgenommen, 
darunter  218  mit  allgemeiner  Narkose,  174  bei  Lokalanästhesie; 
104  mal  wurden  Gipsabdrücke,  teils  zum  Zweck  der  Sammlung, 
teils  zur  fortlaufenden  Beobachtung  gemacht.  Unter  den 
Krankheiten  wurden  beobachtet:  6  Strahlenpilz-Erkrankungen, 
25  Abscesse,  16  Bißanomalien,  9  Zahnfrakturen,  5  Kiefer- 
frakturen, 45  Fisteln,  1  Fall  von  Hämophilie,  123  Lymphdrüsen- 
entzündungen, 6  Gesichtsneuralgien,  54  Stellungsanomalien  der 
Zähne,  14  traumatische  Geschwüre,  32  Geschwülste,  19  Kiefer- 
cysten. 

In  der  Poliklinik  waren  im  Sommersemester  Stud.  Wrobel, 
im  Wintersemester  Stud.  Löwe  als  Unterassistent  tätig. 

Das  mikroskopische  Laboratorium  wurde  von  Herrn  Dr. 
Treuen fels  benützt,  die  Räume  und  Hilfsmittel  des  Instituts 
für  die  zahnärztlichen  Fortbildungskurse  zur  Verfügung  ge- 
stellt. 

Das  Prof.  Sachs'sche  Stipendium  war  an  Stud.  Levy  ver- 
liehen. 

Auch  in  diesem  Jahre  wurde  durch  den  Assistenten  des 
Instituts  die  zahnärztliche  Behandlung  der  Studenten-Kranken- 
kasse ausgeführt,  während  die  Unteroffizierschule  in  Wohlau 
ihre  früheren  Beziehungen  mit  dem  Institut  ohne  nähere 
Gründe  abgebrochen  hat.  Das  mit  der  Armenverwaltung  der 
Stadl  Breslau  bestehende  Abkommen  ist  in  Kraft  geblieben. 

In  der  Abteilung  für  Zahnfüllung  sind  im  ganzen  3168 
Patienten  behandelt  worden,  darunter  770  Männer,  2178  Frauen 
und  220  Kinder.  An  diesen  Patienten  wurden  ausgeführt 
750  Goldfüllungen,  921  Amalgamfüllungen,  449  Zementfüllungen, 
22  Zement-Amalgamfüllungen,  73  Porzellanfüllungen,  2  Gutta- 
perchafüllungen, zusammen  2217  Füllungen.  Außerdem  wurden 
ausgeführt  74  Pulpaüberkappungen,  673  Arseneinlagen,  886 
Wurzelfüllungen,  30  Zahnreinigungen. 

In  der  technischen  Abteilung  wurden  an  350  Patienten 
100  Oberstücke,  62  Unterstücke,  37  Kronen,  4  Obturatoren, 
2  Kieferprothesen,  3  Regulierungsapparate  gefertigt. 


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97 

An  Arbeiten  gingen  aus  dem  Institut  hervor: 

Partsch:  Abschnitt  der  Krankheiten  des  Mundes,  des 
Gesichts,  Kiefer  und  Zähne  in  Hildebrandts  Jahresbericht 
über  die  Fortschritte  der  Chirurgie. 

Partsch:  Bearbeitung  der  Kapitel,  Geschwülste  der  Mund- 
gebilde, Kieferhöhlen  -  Erkrankungen,  Aktinomykose  in 
Scheffs  Handbuch  der  Zahnheilkunde. 

Partsch:  Ein  Beitrag  zur  Klinik  der  Zahnkrankheiten. 

Partsch:  Über  chronische  Periodontitis  und  ihre  Folge- 
zustände. 

Partsch:  Vortrag  im  Verein  schlesischer  Zahnärzte  über 
Pulpazerfall. 

Hamecher:  Über  Wangenfisteln  hervorgerufen  durch  Kiefer- 
cysten. 

Dr.  Kunert:  Die  Selbstregulierung  des  Gebisses  (D.  Monats- 
schrift für  Zahnheilkunde  1903). 

Bock:  Über  eine  schonende  Methode  zur  Entfernung  tief- 
abgebrochener Wurzelreste.  Ebenda. 

Dr.  Walt  her  Bruck:  Lutte  contre  la  carie  dentaire.  Progres 
Dentaire,  Avril  1903,  Paris. 

—  Contro  la  carie  dentale.  Giorn.  di  Corrispondenza,  Mai- 
land. 

—  Küzdelem  a  Togszu  Ellen.  Stomatolojiai  Közlöny,  Buda- 
pest 1903. 

—  Bekämpandet  af  tandrötan.  Odontolojisk  Tidskrift,  Stock- 
holm 1903. 

—  niOMBUPOBAHIE  3J'BOBb  *AP<POPOMB.  Moskau  1903. 

—  Saillie  en  avant  du  maxillaire  infericur.  Progres  Dentaire, 
Juillet  1903,  Paris. 

—  Kopöa  ct>  KOCTot^oü  3v6obt>.    Petersburg  1903.  Subro- 
watschebny  Westnik. 

—  Eine  neue  Methode  des  Contouraufbaues  bei  Porzellan- 
füllungen.   Korrespondenzblatt  für  Zahnärzte  1904. 

—  Gesichtsprothesen.    Handbuch  der  Zahnheilkunde  von 
Scheff  1904. 

Partsch. 
7 


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98_ 

2.  Die  Professoren-Witwen-  und  Waisen -Versorgungs- 
Anstalt 

Vermögensstand. 
Das  Vermögen  bestand  am  Ende  des  Etatsjahres  1903: 

in  Hypotheken   144  600,oo  M. 

in  Effekten   259  500, oo 

in  einem  Barbestande  von   3  .024,40  « 

407  624,4  0  M. 

einschließlich  eingezahlter  Antritts-Kapitalien  von  900  Mark. 

Zahl  der  Mitglieder  und  Pensionsberechtigten. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  am  Ende  des  Etatsjahres 
94.    Pensionsberechtigt  waren  in  derselben  Zeit  19  Witwen 


und  7  Halbwaisen. 

Einnahmen. 

Bestand  aus  dem  Vorjahre   3  047,05  M. 

Mitgliederbeiträge   144,oo  * 

Aus  Staatsfonds   18  240,oo  * 

Zinsen  von  Kapitalien     14  633,60  * 

Zurückgezahlte  Kapitalien  etc   1  800,00  « 

Summa  der  Einnahmen  37  864,55  M. 
Ausgaben. 

Witwen-  und  Waisengelder   28  917,50  M. 

Zinsen  von  einem  Stiftungs-Kapital   111,90  « 

Verwaltungskosten     5,45  • 

Zur  Kapitalisierung  verwendet   5  305,30  - 

Oberschuß  als  Betriebsfonds   3  412,50 

Restausgabe   111,90  * 

Summa  der  Ausgaben  37  864,56  M. 


In  dem  Etatsjahre  1903  wurde  eine  ordentliche  General- 
Versammlung  am  19.  Dezember  1903  abgehalten,  in  welcher 
auf  Grund  der  §§  16  und  20  der  Statuten  vom  19.  September 
1889  zu  Vorstehern  der  Anstalt  Geheimer  Justizrat  Professor 
Dr.  Brie  und  Geheimer  Regierungsrat  Professor  Dr.  Sturm 
gewählt  wurden. 

Rosanes.    Brie.  Sturm. 


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99 


3.   Die  Hilfskasse  der  Universität  zur  Unterstützung 
von  Hinterbliebenen  der  Dozenten  und  Beamten. 

Die  Generalversammlung  fand  am  13.  Juni  1903  statt.  Nach 
Erstattung  des  Berichts  erfolgte  die  Vorstandswahl,  die  zum 
Ergebnis  hatte,  daß  die  bisherigen  Mitglieder,  soweit  sie  noch 
der  hiesigen  Universität  angehören,  wiedergewählt  wurden, 
während  an  Stelle  des  nach  Bonn  versetzten  Vorstandsmit- 
gliedes Professor  Dr.  Schulte,  Prof.  Dr.  Joseph  Partsch 
gewählt  wurde. 

Im  Laufe  des  Berichtsjahres  verlor  die  Kasse  4  Mitglieder, 
davon  1  durch  den  Tod;  es  traten  dafür  6  Mitglieder  ein.  Die 


Mitgliederzahl  beträgt  z.  Zt.  104. 

Die  Einnahmen  setzten  sich  zusammen  aus: 

1.  Laufenden  Beiträgen                            1  397,2  5  M. 

2.  Zinsen                                                 683,2  5  . 

3.  Valuta  für  gelöste  Wertpapiere   900, oo 

4.  Sonstige  Zuwendungen                           488, oo  - 

5.  Bestand  des  Vorjahres                           319,2  9  * 

Zusammen    3  787,79  M. 

An  Unterstützungen  wurden  bewilligt                 200,oo  M. 

Zur  Kapitalisierung                                           3  000,86  = 

3  200,8  5  M. 

Mithin  Bestand                                                  586,94  * 

Das  Vermögen  der  Hilfskasse  bestand  am  Ende  des  Berichts- 
jahres in 

Effekten  nach  Nominalwert                      20  463,06  M. 

Bar                                                       586,94  * 

Zusammen   21  050,oo  M. 

gegen  im  Vorjahre                                  18  950,00  * 


Rosanes.    Hasse.    Brie.   J.  Partsch.  Kawerau. 

7* 


100 


4.  Honorar-  und  Stundungswesen. 


Fakultät 


Semester 


Eingegangen  sind 
laufende   |  gestundete 
Honorare 


4 


Neu 
gestundet 
sind 


Evang.-theol. 


Katbol.-theol. 


Juristische 


Medizinische. 


Philosophische. 


S.-S.  1903 
W.-S.  1903/04 

zus. 

S.-S.  1903 
W.-S.  1903/04 

zus. 

S.-S.  1903 
W.-S.  1903/04 

zus. 

S.-S.  1903 
W.-S.  1903/0+ 

zu*. 

S.-S.  1903 
W.-S.  1903,04 

zus. 
Gesamte. 


1948 
2  034 


3  972 

4079 
3  782 


2  886!  - 
2  282  J - 


5  168  - 

6  349  76 
10  380  — 


7  861 

39  162  ]  50 
41  572  !  50 


16  729  76 

2118J  — 
1  718  j  — 


80  735  |  - 

26  8i7  — 
31  099  ,  50 


3H36 


5302  — 
6  286  I  50 


57  946  50 


51  254 

52  451 


75 
50 


1 1  588  50 

: 

9  596  44 
9 360  61 


103  706 


254  220 


25 


IS 957  05 


75 


56  279 


31 


1204 
1  266 


2  470  - 

14  824  75 
1 1  282  ,  - 


26  106  75 

4740  - 
5  110  - 


9  850  - 

4632  50 
5058  - 


9  690  50 

16  961  25 
16  195  50 


33  156 


75 


81  274 


5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studierende. 

a.  Studenten  -  Unterstül  zuugs  -  Fonds. 

Zu  demselben  flössen  im  Rechnungsjahre  1903  bei  einem 
Bestände  von    8  594,7  3  M. 

1.  der  jährliche  Staatszuschuß  mit   4  5GO,oo  * 

2.  an  Kollektengeldern  für  Studierende  der 
evangelischen  Theologie   7  150, 1 6  - 

3.  desgleichen  für Studierendeder katholischen 
Theologie   134,65  - 

Seitenbetrag   20  439,44  M. 


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101 


Übertrag  20  430,4  4  M. 

4.  das    für  Juristen,  Mediziner  und  Philo- 
sophen bewilligte  jährliche  Extraordina- 

rium  von   1  800,  oo  s 

5.  Zuschuß  für  Studierende,   welche  Söhne 

von  Geistlichen  oder  Lehrern  sind   900,oo  * 

G.  an  Zinsen  von  Kapitalien   2  390, 5 o  * 

7.  von  Immatrikulations-Gebühren   1  421, oo  * 

8.  von  Promotionen   45,oo  * 

9.  Durch  Überweisung  des  Herrn  Rektors  aus 

einem  Sühneversuch   100,oo  * 

im  ganzen    27  095,94  M. 

Hieraus  wurden  für  Studierende  gewährt: 

für  Freitische   11  677,4  0  M. 

und  zwar: 

für      314  Portionen   an   Studierende  der 

kath.-theol.  Fakultät, 
7  140        •       an  Studierende  der  ev.- 

theol.  Fakultät, 
1  676        -       an    Studierende  der 

jurist.  Fakultät, 
750        *       an  Studierende  der  me- 
dizinischen Fakultät, 
*     6  802        -       an  Studierende  der  phi- 
 losophischen  Fakultät, 


zus.  für  16  682  Portionen, 

an  Unterstützungen  an  arme  Studierende  auf 

Anweisung  des  Universitäts-Kurators  ... .  3050,oo  * 

an  Unterstützungen  aus  den  Immatrikulations- 
Gebühren  auf  Anweisung  des  Rektors  ...  1  526,oo  * 

b.  Stipendien -Fonds. 

Von  den  auf  privaten  Stiftungen  beruhenden  Stipendien 
wurden  im  Rechnungsjahre  1903  gewährt: 
beim  Ab  egg  sehen  Fonds  ein  Stipendium   in    Höhe  von 
105,oo  M., 


102 


beim  Berliner  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von  123,oo  M., 
beim  von  Bismarckschen  Fonds  ein   Stipendium  von 
141,oo  M., 

beim  Brachvo gelschen  Fonds  drei   Stipendien   von  je 

149,67  bezw.  149,66  M., 
beim  Breslauer  Jubel-Fonds  von  früheren  Kommilitonen  ein 

Stipendium  von  900,  oo  M., 
beim  Breslauer  städtischen  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von 

211,60  M., 

beim  Brücknerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  159,96  M., 
beim  Causs eschen  Fonds  fünf  Stipendien  mit  zusammen 

653,oo  M.  und  drei  Familien -Stipendien  mit  zusammen 

1024,50  M., 

beim  von  Closterschen  Fonds  ein  Stipendium  von  135,&o  M., 
beim   Cze rniko wschen   Fonds   zwei   Stipendien  von  je 
115,oo  M., 

beim  Duflosschen  Fonds  ein  Stipendium  von  125,65  M., 
beim  Dycfeldschen  Fonds  ein  Stipendium  von  385,63  M., 
beim  Fonds  ex  Cassa  montis  pietatis  zwei  Prämien  von  je 
60,oo  M., 

beim  Feigeschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  46,5 o  M., 
beim  Fickerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  217,oo  M.  und 

eins  von  106,oo  M., 
beim  Gölickeschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  160,oo  M., 
beim  Göppert  sehen  Fonds  (für  Studierende  der  Natur- 
wissenschaft) ein  Stipendium  von  592,oo  M.  und  ein 
Stipendium  von  500,oo  M., 
beim  Göppert  sehen  Fonds  (für  Studierende  der  Pharmacie) 

ein  Stipendium  von  130,oo  M., 
beim  Grafen  hörst  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  179,oo  M., 
beim  Grötznerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  500,oo  M., 
vier  Stipendien  von  je  400,oo  M.  und  ein  Stipendium 
von  300,oo  M., 

beim  Grünebergschen  Fonds  ein  Stipendium  von  62,2  5  M., 
beim  Guhr au  ersehen  Fonds  ein  Stipendium  von  lll,ooMM 
beim  Haaseschen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,75  M., 
beim  Heidenreichschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je 
210,oo  M., 


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103 


beim  Hirtschen  Jubel -Fonds  ein  Stipendium  von  66, 50  M., 
beim  Jungnitzschen  Fonds  (für  katholische  Theologen) 

zwei  Stipendien  von  je  109,50  M., 
beim  Jungnitzschen  Fonds  (für  Philologen)  ein  Stipendium 

von  106,7  5  M., 

beim  Rahlertschen  Fonds  ein  Stipendium  von  615,oo  M., 
bei  Kottu laschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  81,7  5  M., 
beim  Korn  sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  300,oo  M., 
beim  Krainski  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  75,oo  M., 
beim  Kram  ersehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  400,oo  M. 

und  vier  Stipendien  von  je  354,3  8  M.  bezw.  354,3  7  M., 
beim  Lewaldschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  60,oo  M., 
beim  Löwigschen  Fonds  (für  Pharmaceuten)  ein  Stipendium 

von  108,60  M., 

beim  Löwigschen  Fonds  (für  Studierende  der  Naturwissen- 
schaften) ein  Stipendium  von  105,oo  M., 
beim  Menschigschen  Fonds  ein  Stipendium  von  157,60  M., 
beim  Mülterschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  150,oo  M., 
beim  Poleckschen  Fonds  (für  stud.  Pharmaceuten)  ein 

Stipendium  von  145,2  5  M., 
beim  Primkerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  213,oo  M., 
beim  Pro  11  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,oo  M., 
beim  Pruckmannschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  62,soM., 
beim  Rem  er  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  109,60  M., 
beim  Rosenthalschen  Fonds  ein  Stipendium  von  108,oo  M., 
beim  Sachs  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  105,oo  M., 
beim   von  Schlegelischen  Fonds   ein    Stipendium  von 
141,75  M., 

beim  von  Schönaich-Amtitzschen  Fonds  vier  Stipendien 
von  je  180,oo  M.,  ein  Stipendium  mit  120,oo  M., 

beim  von  Schuckmannschen  Fonds  ein  Stipendium  von 
52,50  M., 

beim  Schulz  sehen  Fonds  ein  Stipendium  für  evangelische 
Theologen  von  161,oo  M.,  ein  Stipendiuni  für  Philologen 
von  gleicher  Höhe, 

beim  Schwabe-Priesemuthschen  Fonds  im  Sommer- 
Semester  1903  vier  Stipendien  von  je  375,oo  M.  und 
siebzehn  Stipendien  von  je  120,oo  M.;  im  Winter-Semester 


104 

1903/1904  vier  Stipendien  von  je  375,ou  M.,  siebzehn 
Stipendien  von  je  180,oo  M.  und  ein  Stipendium  von 

113,92  M., 

beim  Stegmann  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  360,oo  M., 
beim  Stenzlerschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  23,2  5  MM 
beim  Stendal  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  112,60  M., 
beim  Strobelschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  120,ou  M. 

und  eine  Unterstützung  von  53, *  5  M.t 
beim  Werlienus sehen  Fonds  zwei  Stipendien  für  Theo- 
logen, zwei  Stipendien  für  Juristen,  zwei  Stipendien  für 
Mediziner,  in  Höhe  von  je  118,96  M.  bezw.  118,9  5  M., 
beim  Wimp i nasschen  Fonds  ein  Stipendium  von  84,oo  M., 
beim  Stipendium  Wolfianum  philologicum  ein  Stipendium 

von  138,3  8  M.  und  ein  Stipendium  von  103,7  8  M., 
beim  Stipendium  Wolfianum  alterum  ein  Stipendium  von 
112,50  M. 

Die  Statuten  des  Pastor  Feigeschen  und  des  Rudolf 
Primkerschen  Stipendiums  haben  in  den  Paragraphen  6 
bezw.  2  insofern  eine  Abänderung  erfahren,  als  die  Auszahlung 
der  halbjährigen  Raten  fernerhin  nicht  mehr  im  Mai  und  No- 
vember, sondern  im  Januar  und  Juli  zu  erfolgen  hat. 

Der  Absatz  1  des  §  7  des  Statuts  der  Chemiker  Kram  er- 
Stipendium-Stiftung hat  auf  Beschluß  der  philosophischen 
Fakultät  mit  ministerieller  Genehmigung  folgenden  Zusatz  er- 
halten : 

„Stipendiaten,  welche  nach  erfolgter  Exmatrikulation  sich 
zum  Staatsexamen  melden,  können  bis  zur  Höchstdauer 
von  zwei  Semestern  im  Genüsse  des  ihnen  verliehenen 
Stipendiums  belassen  werden,  sofern  sie  während  dieser 
Zeit  als  Hospitanten  weiter  Vorlesungen  an  der  Uni- 
versität hören.4' 

Infolge  eines  Monitums  der  Königlichen  Oberrechnungs- 
kammer hat  der  Herr  Universitäts-Kurator  ersucht,  dafür  Sorge 
zu  tragen,  daß  durch  die  Kollationsscheine  stets  dargetan 
wird,  daß  die  anderweite  Verleihung  eines  Stipendiums  in  allen 
Punkten  den  stiftungsmäßigen  Voraussetzungen  und  Be- 
stimmungen entspricht,  da  ein  solcher  Nachweis  für  den  Zweck 
der  Rechnungsprüfung  erforderlich  ist. 


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105 


6.   Kranken-  und  Begräbnis -Kasse  für  Studierende. 

a.  Die  Studenten -Kranken -Kasse. 

Eine  Änderung  der  Satzungen  und  der  Beiträge  ist  nicht 
erfolgt. 

Die  Einnahmen  haben  im  Jahre  1903  betragen  und 
zwar: 

a.  Beiträge  der  Studierenden   9  427,00  M. 

b.  Zinsen  etc.  von  Kapitalien   1  747,7  5  * 

c.  dem  Bestände  aus  dem  Jahre  1905    571,2  6  * 

d.  Valuta  für  gekündigte  Wertpapiere   2  000,oo  » 

Summa  der  Einnahmen    13  746,oi  M. 
Die  Ausgaben  betrugen: 

1.  Remunerationen  an  Ärzte  und  Beamte...      1  979,70  M. 

2.  Unterstützungen  an  Studierende  zu  Bade- 

und  Brunnenkuren   2  202,6 o  * 

und  zwar  erhielten: 


1  Studierender    235,60  M. 

235,60  M. 

2  Studierende  je  215,50  • 

431,oo  * 

2          *          *  150,oo  * 

300,oo  * 

1  Studierender  140,oo 

140,oo  * 

7  Studierende  je  100,oo  * 

700,oo  * 

3          *          *    80,ou  = 

240,oo  * 

1  Studierender      60,oo  * 

60,oo  s 

2  Studierende  je  50,oo  • 

i00,oo  * 

1  Studierender      38,6 o  * 

38,6  0  = 

1              *                    17,50  * 

17,50  * 

21  Studierende  zusammen  . . 

.  2  202,60  M. 

3.  Für  Arzneien  und  ärztliche  Behandlung: 

a.  für    Medikamente,    Brillen,  Bruch- 
bänder etc   3  695,60  M. 

1009  Studierenden  wurden 
in  1816  Fällen  ärztliche 
Medikamente  verordnet. 

Summa  der  Ausgaben    3  695,60  M.     2  262,60  M. 


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ior. 


Summa  der  Ausgaben  3  695,60  M.  2  262,60  M. 
b.  Für  Verpflegung  und  Be- 
handlung von  Studieren- 
den in  den  Universitäts- 
Kliniken  und  im  Garnison- 
Lazarett   3  490,95  * 

//     7  186,55  M. 

4.  Zur  Kapitalisierung   2  002,4  5 

5.  Verwaltungskosten   76. oo 

Summa  der  Ausgaben    13  507,30  M. 

Die  Einnahmen  betrugen   13  746.0 1    >  . 

Mithin  bleibt  Bestand       238,7  i  M. 

b.  Die  Studenten-Begräbui8-Ka8se. 

A.  Die  Einnahmen  im  Jahre  1903  haben  betragen: 

1.  Bestand  aus  dem  Vorjahre   502,86  M. 

2.  Zinsen  von  Kapitalien   234,60  » 

Summa  der  Einnahmen    737,36  M. 

B.  Ausgaben: 

1.  Begräbniskosten  für  verstorbene  Studierende     — ,—  M. 

2.  Zur  Kapitalisierung   — ,—  ^ 

Bleibt  Bestand    737,36  M. 


V.  Akademische  Grundstücke  und  Kapitalien. 

I.  Grundstücke. 

Im  Rechnungsjahre  1903  haben  nachstehende  Verände- 
rungen und  Erweiterungen  bei  den  Grundstücken  der  Universität 
stattgefunden: 

Im  Universitätsgebäude  wurde  die  Wiederherstellung  der 
Wand-  und  Deckengemälde  des  Musiksaals  beendet. 

Im  pharmazeutischen  Institut  wurde  die  im  Erd- 
geschoß befindliche  Dienstwohnung  des  Direktors  in  das 
1.  Stockwerk  verlegt,  während  dafür  die  hier  befindlich  ge- 


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107 


wesenen  Arbeitsräume  in  die  bisherigen  Wohnräume  der 
Dienstwohnung  verlegt  wurden.  Hierdurch  fanden  die  Arbeits- 
räume des  Instituts  die  erwünschte  Vereinigung  in  einem 
Geschosse. 

Das  Wirtschaftsgebäude  der  Kliniken  erfuhr  durch 
Beschaffung  einiger  größerer  Dampf- Kochkessel,  eines  Warm- 
wasserkessels, einer  Wäschemangel  u.  s.  w.  eine  durch  Ver- 
größerung des  Betriebes  bedingte  Erweiterung  der  apparativen 
Einrichtungen. 

Für  die  Tierklinik  wurde  eine  Operationshalle  für  Pferde 
im  Hofe  des  Veterinärinstituts  am  Matthiasplatz  errichtet. 

2.  Kapitalien. 

Das  Vermögen  der  Universität  betrug  am  Schlusse  des 

Etats-Jahres  1903    593  175,oo  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken   320  300,oo  M., 

in  Wertpapieren   272  875,00  * 

593  175,oo  M. 

Die  Stiftungs- Fonds  der  Universität  weisen  am  Schlusse 

des  Etats-Jahres  1903  ein  Vermögen  von   328  065,oo  M. 

nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken   227  340,oo  MM 

in  Wertpapieren   100  725,  oo  * 

Außerdem  besitzt  der  v.  Hackemannsche  Professoren- 
Witwen  -  Pensions  -  Fonds  an  Ländereien  36  ha  43  a  90  qm, 
welche  im  Etats-Jahre  1903  einen  Pachtzins  von  3836,oo  Mark 
und  an  Jagdpachtgeldern  68,8  i  Mark  eingebracht  haben. 

Das  Vermögen  der  Stipendien -Fonds  betrug  am  Schlusse 

des  Etats-Jahres  1903    881  390,9  6  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken  mit   449  850,oo  M., 

in  Wertpapieren  mit   430  600,oo  * 

in  Sparkassenbüchern  mit        940,96  « 

881  390,9  6  M. 


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108 


Der  Studenten  -  Unlerstützungs  -  Fonds  weist  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1903  ein  Kapitalvermögen  von.  63  775,oo  M. 
nach. 

Dasselbe  besteht: 


VI.  Wichtigere  Ministerial-Erlasse,  Kuratorial- 
schreiben  und  Senatsbeschlüsse. 

1.  Ftkr  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  and  Kuratorialschreiben. 

Durch  Schreiben  vom  1.  April  1903  hat  der  Herr 
Universitäts-Kurator  im  Auftrage  des  Herrn  Ministers  der 
Immatrikulations-Komniission  eine  Äußerung  des  Universitäts- 
Richters  der  Berliner  Universität  über  die  Zulassung  nicht 
preußischer  Realisten  zum  Rechtsstudium  in  Preußen  zur 
Kenntnisnahme  mitgeteilt.  Nach  derselben  dürfen  nur  die 
Realisten  aus  Anhalt,  Lippe,  Schwarzburg-Sondershausen  und 
Waldeck  zum  Studium  der  Rechtswissenschaft  in  Preußen  zu- 
gelassen werden. 

Unter  dem  16.  April  1903  hat  der  Herr  Minister  ange- 
ordnet, daß  die  Bestimmungen  vom  31.  Oktober  1897  bezw. 
1.  April  1902,  betreffend  den  Leihverkehr  zwischen  der  König- 
lichen Bibliothek  zu  Berlin  und  den  Universitäts-Bibliotheken. 
in  Zukunft  auch  auf  die  Staatsarchive  Anwendung  zu  finden 
haben. 

Durch  Erlaß  vom  30.  Juni  1903  hat  der  Herr  Minister  der 
geistlichen  etc.  Angelegenheiten  mit  Zustimmung  des  Herrn 
Finanzministers  genehmigt,  daß  für  Sendungen  des  Rektors 
und  Senats  die  Post  im  Ortsverkehr  unter  Anwendung  des 
Portoablösungsvermerkes  ohne  örtliche  Abgrenzung  benutzt  wird. 

Der  Herr  Minister  hat  sich  in  einem  Erlasse  vom  14.  Juli  1903 
zur  Förderung   der  unterstützungswerten  Bestrebungen  der 


in  Hypotheken  von 
in  Effekten  von  . . 


30  000  M 
33  775  . 


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109 


Vereine  für  die  Fürsorge  entlassener  Strafgefangener  dahin 
ausgesprochen,  daß  es  nicht  gerechtfertigt  ist,  wenn  die  staat- 
lichen Behörden  die  Beschäftigung  bestrafter  Personen  grund- 
sätzlich ablehnen  und  zwar  auch  da,  wo  die  in  Frage  kommende 
Beschäftigung  ein  besonderes  Vertrauen  nicht  voraussetzt; 
vielmehr  erscheint  eine  Beschäftigung  bestrafter  Personen  in 
geeigneten  Fällen  auch  seitens  staatlicher  Behörden  wohl  an- 
gängig. 

Der  Herr  Minister  hat  unter  dem  4.  August  1903  sich  da- 
mit einverstanden  erklärt,  daß  die  Tierklinik  in  Anbetracht 
dessen,  daß  sie  einen  eigenen  Etat  hat  und  daher  der  Instituts- 
direktor auch  befugt  ist,  auf  die  Institutsfonds  selbständig  an- 
zuweisen, in  dem  Personalverzeichnisse  unter  Nr.  10  „Land- 
wirtschaftliche Institute4'  getrennt  von  dem  Institut  für  land- 
wirtschaftliche Tierproduktionslehre  als  besonderes  Institut 
aufgeführt  wird. 

Durch  Schreiben  vom  6.  August  1903  hat  der  Herr  Kurator 
im  Auftrage  des  Herrn  Ministers  eine  Vorstellung  der  Uni- 
versitäts-Bibliothek zu  Berlin  zur  Berücksichtigung  mitgeteilt, 
in  der  über  die  Unvollständigkeit  der  Jahresverzeichnisse  der 
an  den  deutschen  Universitäten  erschienenen  Schriften  Klage 
geführt  wird.  Zur  Beseitigung  der  hervorgetretenen  Mängel  sind 
alle  Druckschriften,  welche  auf  Veranlassung  oder  unter  der 
Autorität  der  Universität,  ihrer  Fakultäten  bezw.  Institute  er- 
scheinen, alsbald  nach  dem  Erscheinen  der  hiesigen  König- 
lichen und  Universitäts-Bibliothek  behufs  Aufnahme  in  das  er- 
wähnte Jahresverzeichnis  in  •>  Exemplaren  zuzustellen. 

Durch  Erlaß  vom  4.  September  1903  hat  der  Herr  Minister 
bestimmt,  dnß  bei  der  Bescheinigung  des  Besuches  klinischer 
und  poliklinischer  Vorlesungen  künftig  im  Anmeldungsbuche 
und  im  Abgangszeugnisse  ausdrücklich  hervorzuheben  ist,  ob 
die  Zulassung  des  Studierenden  als  Praktikant  oder  Auskultant 
erfolgt  ist.  Da  die  Zulassung  zum  Praktizieren  nur  erfolgen 
darf,  wenn  der  Studierende  die  ärztliche  Vorprüfung  innerhalb 
des  Deutschen  Reiches  oder  eine  entsprechende  Prüfung  im 
Auslande  vollständig  bestanden  hat,  so  ist  die  Erfüllung  dieser 
Bedingung  in  näher  angeordneter  Weise  im  Anmeldungsbuche 
zu  vermerken. 


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110 


Auf  mehrfache  Anregung  hat  sich  der  Herr  Minister 
mittelst  Erlasses  vom  8.  September  1903  mit  einer  Zwangs- 
versicherung von  Studierenden  gegen  Unfälle  im  Unterrichts- 
betriebe einverstanden  erklärt.  Dieselbe  ist  jedoch  auf  solche 
Studierende  zu  beschränken,  die  sich  an  Vorlesungen,  prakti- 
schen Übungen,  Unterrichtskursen  und  Exkursionen  beteiligen, 
bei  denen  sie  besonderen  Gefahren  ausgesetzt  sind.  Ebenso 
hat  der  Herr  Minister  gegen  die  Zwangsversicherung  der  in 
den  Instituten  arbeitenden  Assistenten  nichts  zu  erinnern,  da- 
gegen soll  für  die  Dozenten  und  Abteilungs-Vorsteher  nur  die 
fakultative  Versicherung  in  Frage  kommen.  Für  die  Instituts- 
diener erachtet  derselbe  die  obligatorische  Versicherung  für 
erforderlich  und  genehmigt,  daß  die  Prämien  für  sie  auf 
Institutsfonds  übernommen  werden.  Über  den  Abschluß  einer 
solchen  Versicherung  schweben  zur  Zeit  noch  die  Verhandlungen. 

Nach  einem  Erlasse  vom  5.  November  1903  erachtet  es 
der  Herr  Minister  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten  im  Ein- 
verständnis mit  dem  Herrn  Finanzminister  für  zulässig,  daß 
die  den  Hospitanten  auf  besonderen  Antrag  zu  erteilenden 
Abgangsbescheinigungen  als  steuerfrei  anzuerkennen  sind,  so- 
fern sie  die  Grundlage  für  ein  späteres  amtliches  Prüfungs- 
zeugnis bilden.  In  letzterem  Falle  muß  der  Zweck,  zu  dem 
die  Bescheinigung  ausgestellt  wird,  im  Text  derselben  —  also 
nicht  in  Vermerken  außerhalb  des  Textes  —  bestimmt  ange- 
geben sein.  Wird  eine  solche  Abgangsbescheinigung  entgegen 
dieser  Angabe  zu  anderen  Zwecken  gebraucht,  so  ist  der 
tarifmäßige  Stempel  von  1,50  M.  nachträglich  beizubringen. 

Unter  dem  14.  Dezember  1903  hat  der  Herr  Minister  eine 
Übersicht  derjenigen  ausländischen  Behörden  mitgeteilt,  die 
ihren  Staatsangehörigen,  welche  sich  zu  Studienzwecken  in 
Deutschland  aufhalten,  Leumundszeugnisse  ausstellen. 

Die  vom  Königlichen  Staatsministerium  unterm  11.  No- 
vember 1903  erlassenen  neuen  Ausführungsbestimmungen  zu 
den  Vorschriften  über  die  Tagegelder  und  Reisekosten  der 
Staatsbeamten  sind  nebst  einem  Runderlasse  der  Herren 
Minister  der  Finanzen  und  des  Innern  vom  11.  Dezember  1903 
seitens  des  Herrn  Ressortministers  am  30.  Dezember  1903  zur 
gleichmäßigen  Beachtung  mitgeteilt  worden. 


1 

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111 


b.  Senatsbeschlüsse. 

Am  27.  Juni  1903  beschloß  der  Senat,  das  unter  dem 
8.  April  1870  von  Rektor  und  Senat  an  die  Professoren  der 
Eloquenz  erlassene  Schreiben,  nach  welchem  in  den  Fällen, 
wo  die  Fakultät  eine  Arbeit  für  preisunwürdig  erkärt  hat,  von 
der  wörtlichen  Mitteilung  des  Fakultätsurteils  Abstand  genommen 
und  nur  kurz  bemerkt  werden  sollte,  daß  der  Preis  dem  Ver- 
fasser der  mit  einem  bestimmten  Motto  versehenen  Arbeit 
nicht  erteilt  werden  konnte,  außer  Kraft  zu  setzen,  und  es  da- 
gegen dem  mit  der  Verkündigung  der  Preise  Beauftragten  zur 
Pflicht  zu  machen,  die  Urteile  der  Fakultäten  in  jedem  Falle 
ihrem  vollen  Wortlaute  nach  zu  verkünden.  Gleichzeitig  hat 
der  Senat  bestimmt,  daß  fortan  bei  der  öffentlichen  Bekannt- 
machung der  Themata  für  die  neuen  Preisaufgaben  auszu- 
sprechen ist,  daß  das  eingelieferte  Exemplar  der  Arbeit  in  das 
Eigentum  der  Fakultät  übergeht. 

In  der  Sitzung  am  25.  Juli  1903  beschloß  der  Senat,  der 
von  der  Technischen  Hochschule  in  Aachen  an  den  Herrn 
Minister  der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten  gerichteten  Ein- 
gabe, betreffend  einen  besondern  Schutz  des  geistigen  Eigentums 
in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  beizutreten,  was 
dem  Herrn  Minister  zum  Ausdruck  gebracht  worden  ist. 

Am  16.  Januar  1904  erklärte  sich  der  Senat  damit  ein- 
verstanden, daß  von  den  ohne  gleichzeitige  Entnahme  des 
Abgangszeugnisses  aus  den  Listen  gestrichenen  Studierenden 
außer  der  Erkennungskarte  auch  das  Anmeldungsbuch  ein- 
gefordert wird. 

2.  Für  die  einzelnen  Fakultäten. 

Juristische  Fakultät. 

Durch  Erlaß  vom  19.  Dezember  1903  hat  der  Herr  Minister 
bestimmt,  daß  fortan  auch  in  der  juristischen  Fakultät  der  hiesigen 
Universität  bei  Verleihung  des  Doktorgrades  die  mündliche 
Prüfung  der  Einreichung  der  Dissertation  nicht  vorausgehen  darf. 


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112 

VII.  Universitäts-Ereignisse,  Feierlichkeiten, 
Programme,  Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse. 

Am  15.  Oktober  1903  fand  in  herkömmlicher  Weise  die 
Übergabe  dos  Rektorates  von  seiten  des  bisherigen  Rektors, 
Geh.  Justizrat  Prof.  Dr.  Leonhard  an  den  neugcwählten 
Rektor,  Geh.  Rcg.-Rat  Prof.  Dr.  Rosanes  statt.  Nach  Ab- 
leistung des  vorgeschriebenen  Eides  hielt  dieser  seine  Antritts- 
rede: „Charakteristische  Züge  in  der  Entwickelung  der 
Mathematik  des  19.  Jahrhunderts." 

Bei  der  akademischen  Feier  des  Geburtstages  Sr.  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1904  hielt  der  Geh. 
Justizrat  Prof.  Dr.  Dahn  die  Festrede  über  das  Thema: 
„Theoderich  der  GroBe  in  Geschichte  und  Sage/* 

Den  Schluß  der  Feier  bildete  die  alljährlich  stattfindende 
Preisverteilung,  über  die  der  im  Druck  erschienene  bezügliche 
Bericht  das  Nähere  besagt.  (Siehe  auch  VIII,  3).  Am  Nach- 
mittage fand  wiederum  ein  Festmahl  der  Dozenten  und  Beamten 
statt,  bei  dem  der  Rektor  das  Kaiserhoch  ausbrachte. 

Die  hundertste  Wiederkehr  des  Todestages  Immanuel 
Kants  wurde  am  12.  Februar  1904  durch  eine  akademische 
Gedenkfeier  in  der  Aula  Leopoldina,  bei  der  Prof.  Dr.  Freuden- 
thal die  Festrede  hielt,  feierlich  begangen. 

Dem  ordentlichen  Honorar-Professor  in  der  evang.-theolo- 
gischen  Fakultät,  Generalsuperintendenten  a.  D.  Dr.  Erdmann 
wurden  zu  seinem  50jährigen  Dozentenjubiläum  am  23.  April 
1903  und  dem  ordentlichen  Professor  in  derselben  Fakultät 
Dr.  Hahn  zu  seinem  80.  Geburtstage  am  26.  April  1903  die 
Glückwünsche  der  Universität  je  in  einem  Schreiben  von  Rektor 
und  Senat  zum  Ausdruck  gebracht. 

Dem  Wunsche  ihres  verstorbenen  Sohnes  des  ordentlichen 
Professors  und  Direktors  der  medizinischen  Universitätsklinik 
Geh.  Med.-Rat  Dr.  Kast  entsprechend,  hat  die  verwitwete 
Frau  Medizinalrat  Lina  Kast  zu  Freiburg  i.  B. die  medizinische 
Bibliothek  desselben  der  Universität  zum  Geschenk  Uberwiesen. 
Die  landesherrlicheGenehmigung  zur  Annahme  dieser  Schenkung, 
deren  Wert  sich  auf  6000  bis  7000  Mark  beziffert,  ist  unter 


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113 


dem  4.  Juli  1903  erleilt  worden;  ebenso  hat  der  Herr  Minister 
der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten  durch  Erlaß  vom  3.  August 
1903  die  Annahme  der  geschenkten  Bibliothek  seitens  der 
medizinischen  Klinik,  der  sie  der  akademische  Senat  nach  dem 
Willen  der  Geschenkgeberin  zugewiesen  hatte,  genehmigt. 

Dem  Wunsche  des  Senats  entsprechend  ist  die  in  den 
Räumen  der  Klinik  aufgestellte  Bibliothek  durch  Anbringung 
von  Metallschildern  mit  der  Inschrift:  „Vermächtnis  des  Herrn 
Geheimrat  Prof.  Dr.  Kastu  dauernd  kenntlich  gemacht  worden. 

Bei  der  Beisetzung  des  am  1.  November  1903  zu  Charlotten- 
burg verstorbenen  Professors  Dr.  Theodor  Mommsen  und 
bei  der  am  4.  November  1903  staltgefundenen  Eröffnungsfeier 
der  Königlichen  Akademie  in  Posen  war  die  Universität  durch 
den  Rektor  vertreten. 

Die  Spiele  auf  dem  neu  eingerichteten  akademischen  Turn- 
und  Spielplatze  haben  im  Mai  d.  J.  begonnen  und  eine  recht 
erfreuliche  Beteiligung  gefunden. 

2.  Programme 

sind  nicht  erschienen. 

3.  Adressen. 

Bei  der  in  den  Tagen  vom  5.  bis  9.  August  1903  statt- 
gefundenen Hundertjahrfeier  der  Erneuerung  der  Universität 
Heidelberg  wurde  unsere  Hochschule  durch  den  Rektor,  Geh. 
iustizrat  Prof.  Dr.  Leonhard  vertreten,  welcher  eine  Tabula 
gratulatoria  folgenden  Wortlautes  überreichte: 

Q.  F.  F.  F.  Q.  S. 
INCLVTISS1MAE  VNIVERSITATI 
RVPERTO-CAROLAE  HEIDELBERGENSI 
MEMORIAM  TEMPORIS 
QVO  ANTE   HOS   CENTUM  ANx\OS   AVSPICIIS  CAROLI 
FR1DERICI  MARCH10NIS  ATQVE  ELECTORIS  PATRIAE 

AMORE  PRVDENTIAQVE  EXCELLENTISSIMI  PRIMI 
RECTORIS  MAGNIFICENTISSIMI  INTER  SVMMA  BELLORVM 

PERICVLA  NON  SOLUM  E  RVDERIBVS  RESTAVRATA 
ATQVE  AD  PRISTINVM  SPLENDOREM  REVOCATA  SED 
EHAM  VERE  RENATA  EST  LAETISSIMEQVE  EFFLORVIT 
PIE  RECOLENTI  SOLLEMNITERQVE  DIE  V  MENSIS 

8 


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I 


114 


AVGVSTI  ANNI  MCMIU  CELEBRANTI 
FAVSTA  FELICIA  PRECANS 
GRATVLATVR 
VNIVERSITAS  VRAT1SLAV1ENSIS 
INTERPRETE 
RVDOLPHO  LEONHARD 
HOC  TEMPORE  RECTORE 
ET  SENATÜ  ACADEMICO. 

Der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische  Kultur 
wurden  zu  ihrer  Hundertjahrfeier  am  17.  Dezember  1903  die 
Glückwünsche  der  Universität  in  einer  Tabula  gratulatoria  zum 
Ausdruck  gebracht,  die  durch  eine  Deputation  bestehend  aus  dem 
Rektor  und  den  Dekanen  überreicht  wurde.   Dieselbe  lautete: 

Q.  F.  F.  F.  Q.  S. 
INCLVTISSIMAE  SOCIETATI 
AD  LITTERAS  ARTESQVE  OPTIMAS  PER  SILESIAM 
TOTAMQVE  PATRIAM  PROPAGANDAS  ANTE  HOS  C 

ANNOS  CONSTITVTAE 
QVAE  DVM  STUDIIS  LIBERALIBVS  EXPOL1ENDIS 
NATVRAE  RERVM  1NDAGANDAE  SCIENTIAE  ARTIS 
MEDICAE  EXCOLENDAE  OPERAM  IMPENDIT  1NDEFESSAM 
DISCIPLINIS  QVAE  IN  VNIVERSITATE  NOSTRA 
TRACTANTÜR  EMOLVMENTVM  1NSIGNE  VRBI  ET 
PROVINCIAE  GLORIAM  PERENNEM  SIBI  HONOREM 
SVMMVM  AC  DECVS  COMPARAVIT  VTPOTE  GOETHII 
POETARUM  PRINCIPIS  PRAECONIO  MAGNIF1CE 

OLIM  COLLAVDATA 
ANNIVERSARIA  SAECVLARIA 
EX  AN1MI  SENTENTIA  GRATVLATVR 
SALVTEM  PERPETVAM  ATQVE  INCREMENTVM 
LAETISSIMUM  EXOPTANS 
VNIVERSITAS  VRATISLAVIENSIS 
INTERPRETE 
IACOBO  ROSANES 
H.  T.  RECTORE 
CVM  SENATV  ACADEMICO. 
DABAMVS  DIE  XVII  MENSIS  DECEMBRIS  ANNO  MDCCCCIU. 


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115 

VIII.  Studierende. 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1903: 
a.    Immatrikulierte  Studierende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1268 

Neu  hinzugekommen    511 

zusammen  1779 

Davon  zählte: 

die   katholisch  -  theologische  1  Deutsche   298 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  299 

die  evangelisch  -  theologische  1  Deutsche   00 

Fakultät  l  Nichtdeutsche       1  61 


die  juristische  Fakultät  j 


Deutsche  ....  518 
Nichtdeutsche      —  518 


.      ,    „  ,  i  Deutsche   194 

die  medizinische  Fakultät...  \  „.  ,   ,       ,  Ä 

l  Nichtdeutsche       9  203 


«M  ICQ 

.2  o.  3 

I 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugnis  der  Reife  484 

b.  Deutsche  ohne  Zeugnis  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  Oktober  1879   185 


Deutsche   669 

c.  Nichtdeutsche   29  698 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schließlich 63  Hörerinnen)   108 

Die  Gesamtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1947 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatrikulierten  Studierenden   1757 

von  den  Hospitanten   161 

zusammen  1918 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensiert: 
in  der  katholisch  -  theologischen  Fakultät  2,  in  der 
evangelisch  -  theologischen  Fakultät  1,  in  der 
juristischen  Fakultät  5,  in  der  medizinischen  Fa- 
kultät 2  und  in  der  philosophischen  Fakultät  12t 
zusammen   22 

8* 


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 116 

Von  den  Hospitantenscheinen  haben  7  Hörer  keinen  Ge- 
brauch gemacht. 

Winter-Semester  1903/04: 
a.    Immatrikulierte  Studierende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1305 

Neu  hinzugekommen    45S 

zusammen  1763 

Davon  zählte: 

die  evangelisch  -  theologische  i  Deutsche   58 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  59 

die   katholisch  -  theologische  f  Deutsche   237 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  238 

i  Deutsche   559 


die  juristische  Fakultät  ....{„..,., 

I  Nirhtdeutsche 


—  559 


,.       j  ■  •   ,    r,  ,  i...       /Deutsche....  196 
die  medizinische  Fakultät...  {  XT.  ,4 ,    t   .        tgx  ^ 

{  Nichtdeutsche      10  206 


I 

TS    O  >4 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugnis  der  Reife  482 

b.  Deutsche  ohne  Zeugnis  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 
1.  Oktober  1879   190 

Deutsche   672 

c.  Nichtdeutsche  ._.  29_  701 

b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schließlich 100  Hörerinnen)    226 

Die  Gesamtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1989 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatrikulierten  Studierenden   1743 

von  den  Hospitanten   211 

zusammen  1954 
Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensiert: 
in  der  katholisch  -  theologischen  Fakultät   2,    in  der 
juristischen  Fakultät  4,    in  der  medizinischen 
Fakultät  1  und  in  der  philosophischen  Fakultät  13, 

zusammen   20 

Von  den  Hospitantenscheinen  haben  15  Hörer  keinen  Ge- 
brauch gemacht. 


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117 


2.   Beteiligung  an  den  Vorlesungen. 

a.    Es  haben  Inskriptionen  stattgefunden: 

1.  bei  der  evangelisch-theologischen  Fakultät 


im  Sommer-Semester  1903: 

zu  17  theol.  Privatvorlesungen   212 

-    7     *      öffentlichen  Vorlesungen   139 

*  5     *     seminaristischen  Übungen   46 

im  Winter-Semester  1903/04: 

zu  15  theol.  Privatvorlesungen   192 

*  6     *      öffentlichen  Vorlesungen   136 

*  6     «      seminaristischen  Übungen   73 

2.  bei  der  katholisch-theologischen  Fakultät 
im  Sommer-Semester  1903: 

zu  11  theol.  Privatvorlesungen   1254 

*  13     *      öffentlichen  Vorlesungen   652 

*  4     •      seminaristischen  Übungen   171 

im  Winter-Semester  1903/04: 

zu  13  theol.  Privatvorlesungen   981 

*  12     *      öffentlichen  Vorlesungen   794 

4          seminaristischen  Übungen   189 

3.  bei  der  juristischen  Fakultät 


unter  Einschluß  der  staatswissenschaftlichen  Disziplinen 


im  Sommer-Semester  1903: 

zu  28  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2483 

*    7    •                 *       öffentlichen  Vorlesungen   766 

»    4   *                 »       seminaristischen  Übungen   155 

im  Winter-Semester  1903/04: 

zu  31  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesunuren   2558 

4    *       *         *       öffentlichen  Vorlesungen   420 

«    4   *       -        -  *        seminaristischen  Übungen  ....  199 

4.  bei  der  medizinischen  Fakultät 
im  Sommer-Semester  1903: 

zu  61  medizinischen  Privatvorlesungen   1413 

«  35  *  öffentlichen  Vorlesungen  . .  643 

im  Winter-Semester  1903/04: 

zu  62  medizinischen  Privatvorlesungen   1599 

*   37  *  öffentlichen  Vorlesungen . .  838 


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118 

5.  bei  der  philosophischen  Fakultät 


im  Sommer-Semester  1903: 

zu  120  Privatvorlesungen   4133 

48  öffentlichen  Vorlesungen  . . .  1647 

.    27  Seminarien   635 

im  Winter-Semester  1903/04: 

zu  109  Privatvorlesungen   4290 

*  47  öffentlichen  Vorlesungen . . .  1918 
>    25  Seminarien   639 


1.  Von  seiten  der  Studierenden  der  evangelisch-theolo- 
gischen Fakultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1903  bei  einer  Anzahl  von  61  Hörern 
zu  17  theol.  Privatvorlesungen   212  Inskriptionen, 

*  7    »      öffentlichen  Vorlesungen   139  * 

5     *      seminaristischen  Übungen  ...  46 

'  außerfachlichen    (philos.,  historischen, 

Iiterar.,  philologischen)  Vorlesungen  73 
(17  private,  13  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1903/04  bei  einer  Anzahl  von  59  Hörem 

zu  15  theologischen  Privatvorlesungen   192  Inskriptionen, 

-    6     >     öffentlichen  Vorlesungen   136 

»    6     *     seminaristischen  Übungen   73 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   97 

(17  private,  20  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  der  Hörenden. 

im  Sommer-Semester  1903  (Zahl  61): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,47  Inskriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen  .. .    2,2  7 

*  *       *     seminaristischen  Übungen. .  0,76 

*  «   außerfachlichen  Vorlesungen   l,i  9  « 

im  Winter-Semester  1903/04  (Zahl  59): 


zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,2  6  Inskriptionen, 

*       *     öffentlichen  Vorlesungen ...  2,30  * 

•    >       *     seminaristischen  Übungen . .  1,24 

->    >   außerfachlichen  Vorlesungen   1,6  4 


2.  Von  seiten  der  Studierenden  der  katholischen  Theologie 
haben  stattgefunden: 


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119 


im  Sommer-Semester  1903  bei  einer  Anzahl  von  299  Hörern 
zu  11  theol.  Privatvorlesungen   1254  Inskriptionen, 

*  13     *     öffentlichen  Vorlesungen   652 

4     *     seminaristischen  Übungen...  171 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   183 

(25  private,  17  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1903/04  bei  einer  Anzahl  von  238  Hörern 

zu  13  theol.  Privatvorlesungen   981  Inskriptionen, 

»12     *     öffentlichen  Vorlesungen   794 

4     s      seminaristischen  Übungen   189 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   355 

(25  private,  27  öffentliche). 
Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1903  (Zahl  299): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   4,i9  Inskriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen...  2,18 

•  *     seminaristischen  Übungen..    0,6  7 

-     *    außerfachlichen  Vorlesungen   0,6 1  = 

im  Winter-Semester  1903/04  (Zahl  238): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen    4, 12  Inskriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen  ...  3,34 
seminaristischen  Übungen. .    0,7  9 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   1,4  9 

3.  Von  seilen  der  Studierenden  der  juristischen  Fakultät 
haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1903  bei  einer  Anzahl  von  518  Hörern 

zu  28  juristischen  Privatvorlesungen   2483  Inskriptionen, 

7  •  öffentlichen  Vorlesungen  766 
4         -  seminar.  Übungen   155 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   492 

(19  private,  37  öffentliche); 

im  Winter-Semester  1903/04  bei  einer  Anzahl  von  559  Hörern 
zu  31  juristischen  Privatvorlesungen   2558  Inskriptionen, 

*  4        *         öffentlichen  Vorlesungen  420 
4        *         seminar.  Übungen   199 

«  außerfachlichen  Vorlesungen   580 

(25  private,  34  öffentliche). 


» 


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1  -20 


Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1903  (Zahl  518): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   4,80  Inskriptionen, 

»    •  »  öffentl.  Vorlesungen..    1,4  8 

*  *  seminar.  Übungen....  0,30 

*  *   außerfachlichen  Vorlesungen   0,9  6 

im  Winter-Semester  1903/04  (Zahl  559): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   4,74  Inskriptionen, 

öffentl.  Vorlesungen..    0,7  5  * 

*  *  *  seminar.  Übungen ....    0,36  • 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   1,03 

4.  Von  Studierenden  der  medizinischen  Fakultät  haben, 
wenn  die  von  ihnen  gehörten  obligatorischen  naturwissen- 
schaftlichen Vorlesungen  zu  den  medizinischen  gezählt  werden, 
stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1903  bei  einer  Anzahl  von  203  Hörern 

zu  61  Privatvorlesungen   1413  Inskriptionen, 

»  35  öffentlichen  Vorlesungen   643  * 

im  Winter-Semester  1903/04  bei  einer  Anzahl  von  206  Hörern 

zu  62  Privatvorlesungen   1599  Inskriptionen, 

-  37  öffentlichen  Vorlesungen   838  * 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1903  (Zahl  203): 

zu  den  Privatvorlesungen    6,96  Inskriptionen, 

*  *     öffentlichen  Vorlesungen   3,16  * 

im  Winter-Semester  1903/04  (Zahl  206): 

zu  den  Privatvorlesungen   7,6  5  Inskriptionen, 

*  »     öffentlichen  Vorlesungen   4,06 

5.  Von  seiten  der  Studierenden  der  philosophischen  Fa- 
kultät haben  stattgefunden: 

im  Sommer-Semester  1903  bei  einer  Anzahl  von  698  Hörern 

zu  120  Privatvorlesungen   4133  Inskriptionen, 

*  48  öffentlichen  Vorlesungen   1647 

*  27  Seminarien   635 


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121 

Außerfachliche  Vorlesungen  sind  in  der  philosophischen 
Fakultät  in  der  Regel  solche,  die  einem  vom  Spezialfache  ver- 
schiedenen Fache  dieser  Fakultät  selbst  angehören: 

im  Winter-Semester  1903/04  bei  einer  Anzahl  von  709  Hörern 

zu  109  Privatvorlesungen   4290  Inskriptionen, 

*  47  öffentlichen  Vorlesungen   1918 

25  Seminarien   639 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommer-Semester  1903  (Zahl  698): 
zu  den  Privatvorlesungen   5,9 1  Inskriptionen, 

*  öffentlichen  Vorlesungen   2,3  5 

•  *    Seminarien   0,9  i 

im  Winter-Semester  1903/04  (Zahl  709): 
zu  den  Privatvorlesungen   0,0  5  Inskriptionen, 

*  öffentlichen  Vorlesungen   2,7 1  * 

Seminarien   0,9  o 


3.   Lösungen  von  Preisaufgaben. 

Bei  der  Preisverteilung  am  Geburtstage  Seiner  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1904  haben  folgende 
Studierende  nach  dem  hierüber  besonders  erschienenen  ge- 
druckten Berichte  der  Fakultäten  Preise  und  Anerkennungen 
erhalten : 

von  der  katholisch-theologischen  Fakultät: 
der  Stud.  theol.  cath.  Paul  Rentschka  aus  Bautzen  %  des 
Preises  und 

der  Stud.  theol.  cath.  Johannes  Zwior  aus  Himmelwitz,  Kreis 
Gr.-Strehlitz,  */»  des  Preises; 

von  der  medizinischen  Fakultät: 
der  Stud.  med.  Paul  Krebs  aus  Danzig  den  vollen  Preis, 
der  Stud.  med.  Walter  Steinitz  aus  Breslau  eine  öffentliche 
Belobung; 

von  der  philosophischen  Fakultät: 
der  Stud.  phil.  Konrad  Ziegler  aus  Breslau  und 
der  Stud.  phil.  Gerhard  Müth  aus  Löwenberg  je  den  vollen 
Preis. 


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! 


122 


4,   Vereine  und  Verbindungen. 

Für  das  Berichtsjahr  sind  folgende  Veränderungen  zu 
verzeichnen: 

Der  akademische  Richard  Wagner-Verein  hat  sich  im  Mai  1903 
wegen  Mangels  an  Mitgliedern  bis  auf  weiteres  suspendiert; 

das  Korps  Lusatia  hat  sich  im  Juli  1903  wieder  aufgetan. 
Neugebildet  haben  sich: 

Am  30.  Mai  1903  ein  akademisch-zahnärztlicher  Verein; 

am  29.  Januar  1904  eine  aus  5  Mitgliedern  bestehende  Ver- 
tretung der  nichtinkorporierten  Studentenschaft  und 

am  19.  März  1904  eine  Vereinigung  der  Breslauer  akademischen 
Korporationen,  der  außer  den  Burschenschaften,  den  Korps 
dem  germanistischen  Vereine  und  dem  akademisch-jüdischen 
Vereine  Maccabäa  sämtliche  studentischen  Verbindungen  etc. 
angehören. 

Der  akademische  Gesangverein  Leopoldina  hat  seinen  Namen 
in  „Sängerschaft  Leopoldina'4  umgeändert. 

5.   Akademische  Disziplin. 

Von  der  akademischen  Disziplinarbehörde  bezw.  von  dem 
Rektor  allein  wurden  wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung 
des  akademischen  Lebens  bestraft: 

a.  Im  Sommer-Semester  1903: 

4  Studierende  mit  der  Entfernung  von  der  Universität  (Con- 
silium  abeundi); 

2  Studierende  mit  der  Entfernung  von  der  Universität  (Con- 
silium  abeundi),  und  mit  7  bezw.  14  Tagen  Karzer; 

1  Studierender  mit  Nichtanrechnung  des  Semesters  auf  die 

vorgeschriebene  Studienzeit; 

2  Studierende  mit  je  3  Tagen  Karzer  und 

1  Studierender  mit  einem  Verweise. 

b.  Im  Winter-Semester  1903/04: 

2  Studierende  mit  je  einem  Verweise. 


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IX.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom -Erneuerungen. 

Von  der  evangelisch-theologischen  Fakultät  wurde  der 
Königl.  Seminar-Oberlehrer  Emil  Fischer  zu  Sagan  am 
23.  Juli  1903  zum  Lic.  theol.  hon.  causa  und  von  der  juristi- 
schen Fakultät  der  Königl.  Oberpräsident,  von  Schlesien  und 
Universitäts-Kurator  Dr.  med.  Hermann  Fürst  von  Hätz- 
feldt  Herzog  zu  Trachenberg  am  30.  Juni  1903  zum  Dr. 
beider  Rechte  hon.  causa  promoviert. 

Das  Diplom  wurde  erneuert  infolge  des  50jährigen  Doktor- 
jubiläums: 

von  der  juristischen  Fakultät:  dem  ordentlichen  Professor 
an  der  Universität  in  Bonn,  Geh.  Justizrat  Dr.  Hermann 
Hueffer  und 

von  der  medizinischen  Fakultät:  dem  Geh.  Sanitätsrat 
Dr.  med.  et  phil.  hon.  causa  Wilhelm  Grempler  aus 
Breslau. 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  and  Prüfungen. 

I.  Von  der  evangelisch-theologischen  Fakultät 

wurden  promoviert: 

1.  Alexander  Warko,  aus  Meuselwitz,  Kr.  Görlitz,  19.  De- 
zember 1903:  „Johannes  Mensings  Lehre  von  der  Erb- 
sünde und  Rechtfertigung.  Mit  einer  Einleitung  über 
Mensings  Leben  und  Schriften." 

II.  Von  der  katholisch-theologischen  Fakultät 

wurden  promoviert: 

1.  Josef  Wittig,  aus  Schlegel,  Kreis  Neurode,  5.  Mai  1903: 
„Papst  Damasus  I." 

2.  Lic.  theol.  Karl  Miketta,  aus  Weidenau  in  Österreich- 
Schlesien,  26.  Mai  1903:  „Der  Pharao  des  Auszuges. 
L  Teil.    Eine  exegetische  Studie  zu  2  Moses  1— 15." 

3.  Dr.  jur.  Hubert  Gerigk,  aus  Neiße,  30.  Juli  1903:  „Der 
Irrtum  beim  Ehevertrage  nach  dem  Naturrecht.41 


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4.  Waldemar  Otte,  aus  Kesselsdorf,  1.  August  1903:  „Der 
historische  Wert  der  alten  Biographien  des  Papstes 
Clemens  V.  Eine  quellenkritische  Vorstudie  für  die  Ge- 
schichte des  ersten  Papstes  im  Exil  von  Avignon." 

5.  Paul  Reinelt,  aus  Neuweistritz,  Kr.  Habelschwerdt, 
4.  Dezember  1903:  „Studien  über  die  Briefe  des  heil. 
Paulinus  von  Nola." 

III.  Von  der  juristischen  Fakultät  wurden  promoviert: 

1.  Max  Bahrfeldt,  aus  Kiel,  20.  April  1903:  „Der  Verlust 
der-  Staatsangehörigkeit  durch  Naturalisation  und  durch 
Aufenthalt  im  Auslande  nach  geltendem  deutschem  und 
französischem  Staatsrechte." 

2.  Ludwig  Schwenk,  aus  Grottkau,  21.  April  1903:  „Der 
Rechtsschutz  des  mittelbaren  Besitzes  nach  dem  Bürger- 
lichen Gesetzbuche.  Ein  Beitrag  zur  Lehre  vom  Besitz- 
schutz." 

3.  Ernst  Decke,  aus  Breslau,  8.  Mai  1903:  „Der  Einfluß 
des  Wechsels  der  Parteien  oder  der  Parteivertreter  auf 
den  Gang  des  Rechtsstreits." 

4.  Leo  Sternberg,  aus  Ostrowo,  16.  Mai  1903:  „Die  Füh- 
rung eines  fremden  Geschäfts  als  eines  eigenen.  Nach 
römischem  und  heutigem  Recht." 

5.  Victor  von  Poser  und  Groß-Naedlitz,  aus  Glatz, 
22.  Mai  1903:  „Die  rechtliche  Stellung  der  deutschen 
Schutzgebiete." 

6.  Erich  Schulz,  aus  Löwen,  23.  Mai  1903:  „Der  Begriff 
der  Verfügung  im  Bürgerlichen  Gesetzbuch." 

7.  Johannes  Pürschel,  aus  Strehlen,  17.  Juli  1903:  „Be- 
griff und  Verjährung  der  Ansprüche  aus  unerlaubten 
Handlungen." 

8.  Albert  Franke,  aus  Neisse,  28.  Oktober  1903:  „Die 
Lehre  vom  mittelbaren  Besitz,  insbesondere  das  gegen- 
seitige Verhältnis  des  Besitzmittlers  und  des  mittelbaren 
Besitzers." 

9.  Joseph  Schlachcikowski,  aus  Schneidemühl,  28.  Ok- 
tober 1903:  „Die  Änderungen  an  dem  alten  Patentrecht 
durch  das  neue  Patentgesetz  vom  7.  April  1891." 


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10.  Conrad  Wießner,  aus  Breslau,  21.  November  1903: 
„Die  Haftung  des  Tierhalters  aus  §  833  B.  G.-B." 

11.  Paul  Huch,  aus  Neisse,  1.  Dezember  1903:  „Der  Vollzug 
der  Wandelung  nach  §  465  B.  G.-B." 

12.  Hellmut  Richter,  aus  Breslau,  3.  Dezember  1903: 
„Staatsrechtliche  Studien  über  die  Verbindung  des  Deutschen 
Kaisertums  mit  dem  Preußischen  Königtume." 

13.  Leopold  Friedensburg,  aus  Breslau,  18.  Dezember  1903: 
„Die  Wirkung  der  Aufrechnungslage  und  des  Aufrechnungs- 
vollzuges auf  die  rechtliche  Stellung  des  Bürgen  nach  dem 
Deutschen  Bürgerlichen  Gesetzbuch." 

14.  Werner  Moser,  aus  Neustadt  i.  Westpr.,  22.  Januar  1904: 
„Der  Eigentumsvorbehalt  beim  Kaufe  nach  römischem 
Rechte 

15.  Eberhard  Friedrich  Bruck,  aus  Breslau,  5.  März  1904: 
„Zur  Lehre  von  den  Rechtsgeschäften,  bei  denen  Be- 
dingung und  Zeitbestimmung  unzulässig  sind." 

16.  Heinrich  Roer,  aus  Coesfeld  i.  Westfalen,  5.  März  1904: 
„Der  Besitz  an  gepfändeten  Sachen  nach  dem  Rechte  des 
Deutschen  Reiches." 

17.  Wilhelm  Fantini,  aus  Breslau,  26.  März  1904:  „Das 
Wiederkaufsrecht  an  Grundstücken  und  seine  Sicherung 
dur«h  Eintragung  einer  Vormerkung  nach  B.  G.-B." 

IV.  Von  der  medizinischen  Fakultät  wurden 

promoviert: 

1.  Walter  Nobe,  aus  Dresden,  1.  April  1903:  „Über 
Blasen  ruptur". 

2.  Franz  Cohn,  aus  Breslau,  18.  April  1903:  „Zur  Histo- 
logie und  Histogenese  des  Corpus  luteum  und  des  inter- 
stitiellen Ovarialgewebes." 

3.  Kurt  Goldstein,  aus  Breslau,  18.  April  1903:  „Die  Zu- 
sammensetzung der  Hinterstränge.  Anatomische  Beiträge 
und  kritische  Übersicht". 

4.  Georg  Franke,  aus  Strehlen,  24.  April  1903:  „Anus 
praeternaturalis  und  Anus  perinealis  bei  Atresia  ani." 


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5.  Hugo  Fengler,  aus  Betsche,  4.  Mai  1903:  „Die  Tumoren 
der  Harnblase.4' 

6.  Arthur  Köhler,  aus  Breslau,  4.  Mai  1903:  „Über 
Hernientuberkulose." 

7.  Ludwig  Halberstaedter,  aus  Beuthen  O/S.,  13. Mai  1903: 
„Die  Folgen  der  Unterbindung  der  Vena  femoralis  unter- 
halb des  Ligamentum  Poupartii." 

8.  Richard  Sachtleben,  aus  Zabrze,  22.  Mai  1903:  „Die 
in  der  chirurgischen  Klinik  zu  Breslau  beobachteten  Fälle 
von  Spina  bifida  aus  den  Jahren  1891—1903." 

9.  August  Uthmöl  ler,  aus  Herford  i.  Westfalen,  10.  Juni  1903: 
„Über  ExtrauterinschwangerschafL" 

10.  Hermann  Eppenstein,  aus  Breslau,  12.  Juni  1903: 
„Ober  die  angeblich  regionäre  Wirkung  von  Arzneistoffen 
nach  Injektion  unter  die  Schläfenhaut " 

11.  Kurt  Hauptmann,  aus  Breslau,  12.  Juni  1903:  „Zur 
Atropinbehandlung  des  Ileus." 

12.  Georg  Stertz,  aus  Breslau,  17.  Juli  1903:  „Ein  Beitrag 
zur  Typhusdiagnose  aus  dem  Stuhl  mittelst  des  v.  Dri- 
galski-Conradischen  Verfahrens." 

13.  Max  John,  aus  Breslau,  27.  Juli  1903:  „Über  das  Auf- 
treten multipler  Spontanfrakturen  im  frühen  Kindesalter." 

14.  Felix  Gotschlich,  aus  Breslau,  31.  Juli  190?:  „Die 
Verbreitung  der  Tuberkelbazillen  im  Staub  von  Räumen 
mit  starkem  Menschenverkehr." 

15.  Nikolai  Starokotlitzki,  aus  Gluchowo  in  Rußland, 
31.  Juli  1903  :  „Das  untere  Längsbündel  des  menschlichen 
Großhirns." 

16.  Arthur  Pelz,  aus  Schubin,  3.  August  1903:  „Über  die 
Beziehung  der  progressiven  Muskelatrophie  zur  amyotrophi- 
schen Lateralsklerose." 

17.  Bruno  Rosenbaum,  aus  Breslau,  3.  August  1903: 
„Fremdkörper  im  Ösophagus  und  ihre  Entfernung." 

18.  Martin  Lomnitz,  aus  Breslau,  6.  August  1903:  „Ein 
Fall  von  ausgetragener  Extrauterinschwangerschaft." 


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19.  Kurt  Pollackt  aus  Breslau,  6.  August  1903:  „Beiträge 
zur  Kenntnis  des  tuberkulösen  Ileocökaltumors.44 

20.  Walter  Körte,  aus  Herford  in  Westfalen,  7.  August  1903, 
„Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  des  Paratyphus." 

21.  PaulUUmann,  aus  Breslau,  10.  August  1903:  „Kasuistische 
Beiträge  zu  den  Frakturen  des  Schädeldaches/1 

22.  Fritz  Lange,  aus  Lodz  in  Rußland,  11.  August  1903: 
„Zur  Kasuistik  der  Hemiatrophia  facialis  progressiva.44 

23.  Eugen  Gardiewski,  aus  Bromberg,  18.  September  1903: 
„Untersuchungen  einiger  Dauerhefepräparate  mit  besonderer 
Berücksichtigung  ihrer  biologischen  Eigenschaften.44 

24.  Erich  Bruck,  aus  Waldenburg,  28.  Oktober  1903: 
„Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Wirkung  des 
Urotropins  und  „Neu-Urotropins44. 

25.  Josef  Musiel,  aus  Jankowprzygodzki,  Kr.  Adelnau  i.  Pos., 
28.  Oktober  1903:  „Über  die  Behandlung  chronischer 
Empyeme.44 

26.  Arthur  Wandel,  aus  Gr.  Oldern,  Kr.  Breslau,  28.  Ok- 
tober 1903:  „Die  Keratitis  parenchymatosa  bei  acqui- 
rierter  Lues.44 

27.  Wilhelm  Meister,  aus  Kattowitz,  14.  November  1903: 
„Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  von  der  Dauer  der  Widal'schen 
Reaktion  nach  überstandenem  Typhus.44 

28.  Otto  Wernicke,  aus  Minsleben  a.  Harz,  14.  Novbr.  1903: 
„Ober  die  „Hereditäre  Ataxie44  Friedreich's  und  die 
„Heredoataxie  eerebelleuse"  P.  Maries44  im  Anschluß  an 
zwei  in  der  Kgl.  Nervenpoliklinik  zu  Breslau  beobachtete 
Fälle. 

29.  Leo  Borchardt,  aus  Dresden,  16.  November  1903:  „Über 
das  zuckerbildende  Ferment  der  Leber.44 

30.  Waldemar  Kolbe,  aus  Conradstein  in  Westpreußen, 
16.  November  1903 :  „Über  traumatische  subcutane  Schädel- 
frakturen im  Kindesalter.44 

31.  Carl  Pototzky,  aus  Breslau,  16.  November  1903:  „Ver- 
suche zur  Auffindung  neuer  Lokalanästhetica.44 

32.  Therese  Oppler,  aus  Pieschen  i.  Pos.,  7.  Dezember  1903: 
„Über  Säuglingsernährung  mit  gelabter  Vollmilch.44 


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33.  Hermann  Neusei,  aus  Meisenheim  a.  Rh.,  12.  De- 
zember 1903:    „Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Pericarditis." 

34.  Georg  Kösler,  aus  Breslau,  23.  Dezember  1903:  „Die 
doppelseitige  Unterbindung  der  Arteria  hypogastrica  bei 
inoperablem  Uteruscarcinom." 

35.  Hans  Sohr,  aus  Wreschen  i.  Pos.,  23.  Dezember  1903: 
„Die  in  der  medizinischen  Klinik  zu  Breslau  seit  1892 
beobachteten  Fälle  von  chronischer  Bleiintoxikation.44 

36.  Alfons  Michalke,  aus  Friedenshütte  O/S.,  30.Januar  1904: 
„Über  die  Möglichkeiten  von  Fehldiagnosen  auf  Grund  posi- 
tiver Gruber-Widal'scher  Reaktion.14 

37.  Max  Trappe,  aus  Breslau,  11.  Februar  1904:  „Über  den 
Nachweis  der  Typhusbazillen  im  Blute  der  Typhuskranken.44 

38.  Johann  Lewinski,  aus  Breslau,  13.  Februar  1904: 
„Beobachtungen  über  den  Gehalt  des  Blutplasmas  an 
Serumalbumin,  Serumglobulin  und  Fibrinogen.44 

39.  Emil  Smolny,  aus  Ostrowo,  18.  Februar  1904:  „Über 
Homoplastik  der  langen  Röhrenknochen.44 

40.  Salo  Engel,  aus  Breslau,  27.  Februar  1904:  „Über  die 
Beziehungen  zwischen  Trauma  und  Gewächsbildung  im 
Gehirn.44 

41.  Hermann  Spamer,  aus  Worms,  8.  März  1904:  „Über 
Netzhautablösung  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
Wiederanlegung  derselben.44 

42.  Richard  Baeck,  aus  Lissa  in  Posen,  10.  März  1904: 
„Statistische  Übersicht  über  die  in  den  letzten  10  Jahren 
an  der  Breslauer  medizinischen  Klinik  beobachteten  Fälle 
von  Pneumonie,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
selteneren  Komplikationen  und  Ausgänge.44 

43.  Clara  Bender,  aus  Breslau,  19.  März  1904:  „Über  die 
Wirkung  von  aufrechter  Körperhaltung  und  Muskeltätigkeit 
auf  die  zyklische  Albuminurie.44 

44.  Paula  Philippson,  aus  Berlin,  19.  März  1904:  „Uber 
den  Eisengehalt  der  Leberzellen  bei  Neugeborenen  und 
Kindern  im  ersten  Lebensjahr.44 

45.  Bruno  Birke,  aus  Altena  in  Westfalen,  24.  März  1904: 
„Die  in  der  Königlichen  chirurgischen  Klinik  zu  Breslau 


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beobachteten  Fälle  von  Lippenkrebs  aus  den  Jahren  1891 
bis  1901." 

46.  Ferdinand  Frief,  aus  Posen,  28.  März  1904:  „Die  in 
den  Jahren  1876—1900  in  Breslau  vorgekommenen  Todes- 
falle an  Krebs,  mit  besonderer  Berücksichtigung  örtlicher 
Einflüsse  auf  diese  Krankheit." 

47.  Paul  Jockisch,  aus  Freiburg  in  Schles.,  28.  März  1904: 
„Augenkomplikationen  bei  intrakraniellen  Erkrankungen." 

V.  Von  der  philosophischen  Fakultät  wurden 

promoviert: 

1.  Leo  Hohenstein,  aus  Breslau,  9.  Mai  1903:  „Melibeus 
und  Prudentia.  Der  Uber  consolationis  et  consilii  des 
Albertano  von  Brescia  in  zwei  deutschen  Bearbeitungen 
des  15.  Jahrhunderts.    I.  Teil." 

2.  Otto  Schulz,  aus  Stettin,  9.  Mai  1903:  „Die  Darstellung 
psychologischer  Vorgänge  in  den  Romanen  des  Kristian 
von  Troyes." 

3.  Edgar  Frank,  aus  Breslau,  12.  Mai  1903:  „Unter- 
suchungen über  das  Kuhländer  Rind." 

4.  Ernst  Weiß,  aus  Radlow,  Kr.  Adelnau,  12.  Mai  1903: 
„Die  Herrschaft  Brody.  Ein  nutzvieh-schwacher  Land- 
wirtschaftsbetrieb in  Posen." 

5.  Alfred  Her r mann,  aus  Breslau,  15.  Mai  1903:  „Marengo. 
I.  Teil." 

6.  Waldemar  Blümel,  aus  Klein- Wangern,  Kreis  Wohlau, 
29.  Mai  1903:  „Über  einige  Nebenprodukte  bei  der  Anilin- 
fabrikation." 

7.  Felix  Fischer,  aus  Wegenersaue,  Kreis  Glogau, 
29.  Mai  1903:  „Über  Wärmestrahlung  der  elektrischen 
Glühlampe  bei  verschiedenen  Stromintensitäten." 

8.  Hermann  von  Huber,  aus  Arnstadt  in  Thüringen, 
16.  Juni  1903:    „Über  Pyrophtalon  und  seine  Derivate." 

9.  Albert  Ei  necke,  aus  Detmold,  20.  Juni  1903:  „Über 
Beziehungen  zwischen  Nahrungsfett,  Körperfett  und 
Milchfett." 

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10.  Rudolf  Leonhard,  aus  Breslau,  23.  Juni  1903:.  „Ein 
Beitrag  zur  Saatgutsortierung,  dargestellt  am  Roggen." 

11.  Fritz  Werner,  aus  Neurode,  27.  Juni  1903:  „Über  die 
Einwirkung  des  aa'-Lutidins  auf  Aldehyde." 

12.  Otto  Bobertag,  aus  Breslau,  4.  Juli  1903:  „Über  par- 
tielle Racemie." 

13.  Carl  Winckler,  aus  Königsfeld  i.  Baden,  9.  Juli  1903: 
„John  Marston's  literarische  Anfänge." 

14.  Adolf  Kober,  aus  Breslau,  23.  Juli  1903:  „Studien  zur 
mittelalterlichen  Geschichte  der  Juden  in  Köln  am  Rhein, 
insbesondere  ihres  Grundbesitzes." 

15.  Walter  Otto,  aus  Breslau,  24.  Juli  1903:  „Die  Organi- 
sation der  griechischen  Priesterschaft  im  hellenistischen 
Ägypten." 

IG.  Robert  Beckett  Denison,  aus  Shipley  in  England, 
28.  Juli  1903:  „Beiträge  zur  direkten  Messung  von  Über- 
führungszahlen." 

17.  Alfred  Wiedemann,  aus  Breslau,  28.  Juli  1903:  „Syn- 
these a,  a'  substituierter  Pyridine.  Experimenteller  Be- 
weis für  die  Identität  der  a-  und  a'- Stellung  im 
Pyridin." 

18.  William  H.  Mc.  Lauchlan,  aus  Cleveland  (Ohio  U.  S.A.), 
30.  Juli  1903:  „Über  den  Einfluß  von  Salzen  auf  die 
Wasserlöslichkeit  von  Schwefelwasserstoff,  Jod  und  Brom." 

19.  Miles  S.  Sherrill,  aus  Louisville  (Kentucky  U.  S.  A.). 
.10.  Juli  1903:  „Über  die  Komplexbildung  und  einige 
physiko-chemische  Konstanten  der  Quecksilber-Haloide." 

20.  Karl  Löffler,  aus  Reichenberg  i.  Böhmen,  1.  August  1903: 
„Derivate  des  a-Picolyl-  und  a-Picolylmethylalkins.44 

21.  Michael  Sobeski,  aus  Pieschen  i.  Posen,  3.  August  1903: 
„Über  Täuschungen  des  Tastsinns." 

22.  Alois  Inner,  aus  Berlin,  4.  August  1903:  „Die  öffent- 
lichen Sparkassen  und  die  Organisation  des  landwirt- 
schaftlichen Kredits  in  der  Provinz  Schlesien." 

23.  Ludwig  Sniehotta,  aus  Oels  i.  Schles.,  4.  August  1903: 
„De  vocum  Graecarum  apud  poetas  Latinos  dactylicos  ad 
Ennii  usque  ad  Ovidii  tempora  usu." 


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24.  Kurt  Bartsch,  aus  Breslau,  5.  August  1903:  „Über 
einige  Derivate  des  a-  und  ß-Naphtocumarins.44 

25.  Alfred  Besuch,  aus  Neisse,  5.  August  1903:  „Studien 
zur  Wortstellung  im  Alt-  und  Mittelhochdeutschen.44 

26.  Kasimir  von  Dambski,  aus  Ludzisko  in  Posen, 
11.  August  1903:  „Vergleichende  Versuche  über  künst- 
liche und  natürliche  Verdauung  der  Proteinsubstanzen." 

27.  Erdmann  Hanisch,  aus  Breslau,  1 1.  August  1903:  „De 
titulorum  argolicorum  dialecto.    Prior  pars.44 

28.  Richard  Riecke,  aus  Heerte  in  Braunschweig, 
11.  August  1903:  „Über  die  Bildung  der  Hippursäure  im 
tierischen  Organismus.44 

29.  Joseph  Klapper,  aus  Habelschwerdt,  13.  Oktober  1903: 
„Untersuchungen  zu  dem  St.  Galler  Spiele  von  der  Kind- 
heit Jesu.4' 

30.  Ludwig  Golinski,  aus  Lissa  in  Posen,  26.  Oktober  1903: 
„Die  Studentenverbindungen  in  Frankfurt  a./O.44 

31.  Julius  Guttmann,  aus  Breslau,  26.  Oktober  1903:  „Der 
Gottesbegriff  Kants.    I.  Teil.44 

32.  Anton  Snowacki,  aus  Serock,  12.  November  1903: 
„Stanislaus  Konarski,  sein  Leben  und  Wirken.44 

33.  Eduard  Schulz,  aus  Lilienthal  O./Pr.,  27.  November  1903: 
„Quellenkunde  zur  Geschichte  der  Eroberung  Maltas  durch 
die  Franzosen  1798.44 

34.  Oscar  Vogt,  aus  Cottbus,  27.  November  1903:  „Der 
goldene  Spiegel  und  die  Entwickelung  der  politischen  An- 
sichten Wielands.    I.  Teil.44 

35.  Dr.  med.  Ulrich  Gerhardt,  aus  Breslau.  4.  Dezember 
1903:  „Morphologische  und  biologische  Studien  über  die 
Copulationsorgane  der  Säugetiere.44 

36.  Hugo  Hoppe,  aus  Danzig,  19.  Dezember  1903:  „Über 
Andesite  der  Vulkane  Sago,  Merapi,  Manindjau  und  Kaba 

- 

auf  Sumatra.44 

37.  Ernst  Huncke,  aus  Hirschberg  in  Schlesien,  19.  De- 
zember 1903:  „Die  Entwickelung  von  Einkommensteuer 
und  Einkommen  in  England  in  den  letzten  20  Jahren.44 

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38.  Rudolf  Laß witz,  aus  Gotha,  19.  Dezember  1903:  „Die 
Kreide-Amraoniten  von  Texas.41 

39.  Adalbert  Grüttner,  aus  Striegau,  23.  Dezember  1903: 
„Das  raumliche  Fünfeck." 

40.  Karl  Weidel,  aus  Magdeburg,  30.  Dezember  1903: 
„Mechanismus  und  Teleologie  in  der  Philosophie  Lotzes." 

41.  Waldemar  Jaeckel,  aus  Breslau,  15.  Januar  1904:  „Über 
Flächen  5.  Ordnung  mit  einer  doppelten  kubischen  Raum- 
kurve." 

42.  Carl  Jaschke,  aus  Breslau,  15.  Januar  1904:  „Spektro- 
photometrische  Untersuchungen  über  den  Einfluß  der  Bei- 
mischung von  Metallsalzen  zu  Bogenlichtkohlen  auf  die 
Verteilung  der  sichtbaren  Energie  in  den  einzelnen  Teilen 
des  Spektrums  ihrer  Flammenbogen.41 

43.  Ferdinand  Ebeling,  aus  Dardesheim,  Prov.  Sachsen, 
28.  Januar  1904:  „Ein  schlesisches  Rittergut,  seine  Ent- 
wickelung  seit  dem  Jahre  1824  und  seine  heutige  Ge- 
staltung." 

44.  Sylvain  Koch,  aus  Straßburg  i.  E.,  28.  Januar  1904: 
„Italienische  Pfandleiher  im  nördlichen  und  östlichen 
Frankreich." 

45.  Fritz  Zimmermann,  aus  Posen,  4.  Februar  1904: 
„Untersuchungen  über  Flachen  4.  Ordnung  mit  einer 
doppelten  Geraden." 

46.  Stanislaus  Labendzinski,  aus  Inowrazlaw,  27.  Fe- 
bruar 1904:  „Ober  die  Konstitution  der  gelösten  Schwer- 
metallsalze auf  Grund  von  Potentialmessungen." 

47.  Wolf-Heinrich  von  der  Mülbe,  aus  Berlin,  7.  März 
1904:  „Die  erste  Schule  von  Fontainebleau.  Ein  Beitrag 
zur  Geschichte  der  französischen  Malerei." 

48.  Paul  Landau,  aus  Namslau,  26.  Marz  1904:  „Karl 
von  Holteis  Romane.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der 
deutschen  Unterhaltungsliteratur  im  19.  Jahrhundert.1' 


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X.  Nekrolog. 


Carl  Friedrich  Wilhelm  Müller 

(geb.  23.  Febr.  1830,  gest.  1.  Juni  1903). 

In  C.  F.  W.  Möller  hat  unsere  Universität  einen  ihrer 
hervorragendsten  Gelehrten,  eine  ihrer  ausgeprägtesten 
Persönlichkeiten  verloren. 

Die  Neigung  zum  Lehrberuf  trug  er  vom  Vater  her  in  sich, 
der  in  Magdeburg  Lehrer  war.  Dort  ist  Müller  auf  dem 
Pädagogium  des  Klosters  unserer  lieben  Frauen  vorgebildet 
worden,  an  dem  er  kurz  nach  seinem  20.  Geburtstag  das 
Abiturientenexamen  ablegte.  Seine  gesamte  Studienzeit  bis 
zur  Lehramtsprüfung  im  Mai  1854  und  zur  Doktorpromotion 
am  30.  August  desselben  Jahres  hat  er  in  Königsberg  zu- 
gebracht. Dem  Philologen  ist  das  so  begreiflich  wie  es  vielen 
Nicht-Philologen  überraschend  sein  wird.  Königsberg  nannte 
damals  zwei  Männer  sein,  deren  Namen  im  goldenen  Buch 
unserer  Wissenschaft  mit  besonders  hellem  Glänze  strahlen, 
denen  aber  neben  ihrer  wissenschaftlichen  Größe  auch  be- 
zwingender Zauber  der  Persönlichkeit  zu  eigen  war:  Lobeck 
und  Lehrs.  Der  junge  Student  fand  bei  ihnen  Interesse  und 
Förderung,  wie  sie  seine  hervorragende  Beanlagung  und  seine 
schon  damals  außergewöhnlichen  Kenntnisse  verdienten.  Mir 
liegt  ein  Buch  von  357  in  kleinster  Schrift  beschriebenen  Seiten 
vor  mit  dem  Titel  Collectaneum,  das  1846  ff.  datiert  und  von 
Müller  also  zweifellos  zu  einem  grossen  Teil  schon  während 
der  Gymnasialzeit  angefertigt  worden  ist.  Es  enthält  Samm- 
lungen über  lateinischen  Sprachbrauch  und  läßt  in  der  Sorg- 
samkeit und  Schärfe  der  Beobachtung,  in  der  erschöpfend 
genauen  Durcharbeitung  eines  wenn  auch  noch  be- 
schränkten Schriftstellerkreises  doch  bereits  den  künftigen 
Meister  ahnen.  Lobeck  und  Lehrs  gravitierten  beide  durchaus 
nach  der  gräcistischen  Seite,  und  auf  dieser  bewegt  sich  auch 
Müllers  Dissertation  De  ritibus  et  ceremoniis  quibus  Graeci 
commercia  publica,  foedera  belli  pacisque  sanxerunt,  deque 


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vocabulis  iuris  fetialis  propriis  quoad  ex  Herodoti  et  Thucy- 
didis  et  Xenophontis  libris  cognosci  possunt;  auch  sehen  wir 
ihn  mit  Lobecks  Spezialstudien  so  weit  vertraut,  daß  er  die 
schwierige  Herausgabe  des  hinterlassenen  zweiten  Bandes 
der  Pathologia  graeci  sermonis  (1862)  übernehmen  konnte,  die 
ohne  intime  Sachkunde  sich  nicht  hätte  leisten  lassen.  Aber 
Lob  eck  und  Lehrs  wären  die  letzten  gewesen,  eine  so  aus- 
gesprochene Begabung  und  Individualität  für  immer  auf  einen 
andern  Weg  zu  lenken,  als  den  sie  sich  selbst  vorzeichnete. 
Und  so  zeigt  sich  als  dauernde  Wirkung  der  Königsberger 
Schule  nur  das  allgemeine,  daß  Müller  es  fortan  bei  Beob- 
achtung der  sprachlichen  Phänomene  des  Lateins  auf  Totalität 
absieht,  wie  es  Lob  eck  beim  Griechischen  getan  hatte.  Jede 
formelle  und  jede  syntaktisch-stilistische  Erscheinung  wird  ge- 
bucht und  nicht  blos  aus  den  an  jedermanns  Wege  liegenden 
Sprachquellen,  sondern  aus  Christen  so  gut  wie  aus  Heiden, 
aus  Juristen  wie  aus  Medizinern,  aus  dem  sechsten  Jahr- 
hundert n.  Chr.  wie  aus  dem  zweiten  v.  Chr.  Man  denke  sich 
diese  Arbeit  ein  langes  Leben  hindurch  unablässig  fortgesetzt, 
in  jeder  Mußestunde,  die  das  Amt  im  Laufe  des  Tages  läßt, 
und  Nächte  über  Nächte  hindurch  —  und  man  wird  einen 
Begriff  bekommen  von  dem  Material,  das  Müller  schon  in 
seinen  frühen  Mannesjaliren  zu  Gebote  stand.  Als  er  auf  der 
Sommerreise  1890  die  Excerption  des  Corpus  iuris  durch- 
geführt hatte,  umfaßten  seine  Kollektaneen  sämtliche  Denk- 
mäler der  lateinischen  Sprache  bis  auf  Justinian  hinunter,  und 
nun  konnte  man  gewiß  sagen  —  was  allerdings  wohl  auch 
schon  Jahre  früher  seine  Richtigkeit  gehabt  haben  dürfte  — ,  daß 
nie  ein  Lateinist  über  ebenso  großartige  Sammlungen  verfügt  hat. 

Ich  habe  der  Erzählung  von  Müllers  Lebensgeschicken 
vorgegriffen.  Aber  ich  durfte  und  mußte  es  tun,  weil  er  in 
der  geschilderten  Tätigkeit  von  seiner  Gymnasiastenzeit  an 
sein  ganzes  Leben  hindurch  sich  gleichgeblieben  ist.  Selten 
wird  ein  Forscher  ähnlich  konsequent  und  energisch  ein  Ziel 
vorfolgt  haben  wie  Müller  von  seinem  sechzehnten  Jahre 
bis  zu  seinem  Lebensende  im  vierundsiebzigsten  das  Ziel,  sich 
zum  unumschränkten  Herren  über  alle  die  im  Laufe  der  Jahr- 
hunderte   so    wechselnden  Ausdrucksmittel    des  Lateins  zu 


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raachen.  Wenn  wir  jetzt  hören  werden,  wie  sein  Leben 
äußerlich  verlaufen  ist,  in  wie  anspannenden  Amtspflichten, 
die  allein  einen  ganzen  Mann  zu  fordern  schienen,  wird  sich 
die  Hochachtung  vor  seinem  wissenschaftlichen  Fleiße  umsetzen 
in  Bewunderung  für  die  geistige  Kraft,  mit  der  er  sein  Roh- 
material zu  Werken  von  größtem  Umfange  und  außerordent- 
licher Bedeutung  zu  verwerten  wußte. 

Das  Probejahr  sollte  Müller  von  Michaelis  1854  ab  an 
der  Anstalt  ablegen,  die  ihm  seine  Jugendbildung  gegeben 
hatte.  Aber  bereits  ein  halbes  Jahr  danach  kommt  er  als 
Hilfslehrer  nach  Stendal,  wieder  sechs  Monate  später  auf 
Lehrs  Betreiben  an  das  Friedrichs-Kollegium  in  Königsberg, 
wo  er  1859  ordentlicher  Lehrer  wird.  In  dieser  Stellung  hat 
er  die  Frau  heimgeführt,  die  als  liebe-  und  verständnisvollste 
Gattin  ihm  bis  ans  Ende  zur  Seite  gestanden  hat. 

Die  wenigen  Briefe  Müllers,  die  mir  aus  jenen  Jahren 
vorliegen,  sprechen  viel  von  der  Last  der  Schulstunden  und 
Korrekturen,  auch  der  Privatstunden,  mit  denen  er,  der  für 
einen  jüngeren  Bruder,  bald  auch  für  Frau  und  Familie  zu 
sorgen  hatte,  seinem  kärglichen  Einkommen  aufhelfen  mußte. 
Aber  daneben  klingt  aus  denselben  Briefen  helle  Begeisterung 
für  den  Unterricht  und  innige  Freude  an  den  erzielten  Erfolgen, 
und  eine  Anzahl  scharfsinniger  Aufsätze  grammatischen  und 
kritischen  Inhalts  bekunden,  daß  es  dem  Unermüdlichen  doch 
auch  unter  so  schwierigen  Verhältnissen  möglich  war,  zu 
sammeln  und  zu  schaffen. 

Größere  Freiheit  zu  wissenschaftlicher  Tätigkeit  und  die 
schon  damals  seinen  Leistungen  einzig  entsprechende  Stellung 
versuchte  die  philosophische  Fakultät  in  Königsberg  Müller 
zu  verschaffen,  indem  sie  ihn  —  natürlich  auf  Lehrs  An- 
regung —  am  17.  Dezember  1862  dem  Minister  für  ein  Extra- 
ordinariat vorschlug.  Aber  weder  dieser  erste  Antrag  noch 
seine  Erneuerung  am  22.  Januar  1864  hatte  Erfolg.  Die  Ab- 
lehnung kam  schließlich  für  Müller  umso  schmerzlicher,  weil 
der  Dezernent  des  Ministeriums  ihm  anfangs  viel  Hoffnung 
machen  zu  können  geglaubt  hatte.  Aber  auf  den  Minister 
wirkten  andere  Einflüsse,  über  die  Müller  seine  Vermutungen 
hatte  und  von  denen  sich  hier  wenigstens  im  allgemeinen  reden 


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l&ßi.  Müller  war,  und  nicht  nur  in  der  Wissenschaft,  von 
einer  Selbständigkeit,  die  es  verschmähte,  herrschenden 
Richtungen  und  den  Richtungen  der  Herrschenden  Zuge- 
ständnisse zu  machen,  und  wäre  es  auch  nur  durch  Schweigen 
gewesen.  Zu  der  damals  regierenden  Philologenschule  stand 
er  in  keinerlei  Beziehungen  und,  wenn  auch  der  Hauptangriff 
gegen  deren  Führer  erst  einige  Jahre  später  fallt,  so  hatte 
doch  schon  manche  Einzelheit  in  Müllers  früheren  Veröffent- 
lichungen gezeigt,  daß  er  seine  scharfe  sachliche  Kritik  bei 
keinem  Gegner,  welchen  Namens  und  welcher  Richtung  er 
auch  wäre,  einzuschränken  gesonnen  sei.  Man  versteht  hier- 
nach, was  der  Minister  Müller  durch  den  Dezernenten  sagen 
ließ,  „es  müsse  einmal  frisches  Blut  in  die  Königsberger 
Philologie  kommen,  nicht  abermals  einer  aus  der  Lobeckschen 
Schule"  —  der  Schule,  die  Jahrzehnte  hindurch  der  philo- 
sophischen Fakultät  in  Königsberg  hellen  Glanz  verliehen 
hatte.  Daneben  wurden  die  Interessen  des  Gymnasiums  geltend 
gemacht,  an  dem  Müller  gerade  tätig  war.  Unausgesprochen 
aber  blieb  ein  dritter  Grund,  der  Müller  selbst  wohl  mit 
Recht  als  der  wesentlichste  erschien.  Auch  seine  politische 
Betätigung  war  nicht  dazu  angetan  gewesen,  ihm  nach  obenhin 
Freunde  zu  machen.  Ein  zweiter  character  indelebilis  nämlich, 
der  ihm  neben  dem  wissenschaftlichen  seit  und  infolge  seiner 
ersten  Königsberger  Zeit  aufgeprägt  geblieben  ist,  war  der 
politische  Freisinn  Johann  Jakobyscher  Färbung.  Ihn  hatte 
er  während  der  Konfliktszeit  wiederholt  so  entschieden  nach 
außenhin  an  den  Tag  gelegt,  daß  seine  Frau  die  Versetzung 
nach  Landsberg  a.  W.,  von  der  bald  zu  reden  sein  wird, 
freudig  begrüßte,  weil  das  kleine  Landstädtchen  Müller  kaum 
Gelegenheit  bot,  sich  weiter  politisch  zu  kompromittieren. 
Aber  der  Schaden  war  schon  geschehen;  von  einem  seiner 
Vorgesetzten,  der  Einfluß  auf  die  Entscheidung  hatte,  schreibt 
Müller:  „ich  gehöre  nicht  zu  demselben  Wahlkomitee,  über- 
haupt nicht  zu  derselben  politischen  Partei  wie  er  und  habe 
einmal  eine  wenig  schmeichelhafte  Entgegnung  auf  einen  von 
ihm  verfaßten  Zeitungsaufsatz  erlassen44. 

Was  Lehrs  an  Müller  schrieb,  als  der  Mißerfolg  zweifellos 
war:  „daß  Ihnen  aber  eine  Professur  in  fatis  ist,  wenn  nicht 


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in  Preußen  so  außerhalb,  daran  glaube  ich",  war  etwas  gar  zu 
weitschauend,  wie  denn  tatsächlich  auch  ein  dritter  Vorschlag 
in  Königsberg  1867,  diesmal  für  ein  Ordinariat,  ebenfalls  ver- 
geblich war.  Und  so  mußte  Müller  froh  sein,  während  die 
Verhandlungen  mit  dem  Ministerium  noch  fortdauerten,  eine 
anderweitige  bessere  Versorgung  zu  finden.  Ostern  18ö3  kam 
er  zunächst  als  Oberlehrer  nach  Landsberg  a.  W.  —  freilich 
für  einen  wissenschaftlich  arbeitenden  Mann  ein  Exil;  die 
Bibliothek  des  Gymnasiums  gab  nicht  einmal  das  notdürftigste 
Handwerkszeug  an  kritischen  Ausgaben  her.  Insofern  war  es 
fast  ein  Vorteil  zu  nennen,  daß  der  Unterricht  gerade  in  Lands- 
berg Müller  in  eine  von  seiner  eigensten  wissenschaftlichen 
Bahn  ablenkende  Richtung  führte,  bei  der  er  mit  wenigen 
Büchern  auskommen  und  doch  gleichzeitig  seine  Kenntnisse 
weit  über  das  Durchschnittsmaß  vertiefen  konnte.  „Das 
Rühmenswerteste  und  Wichtigste  an  Landsberg  ist",  so  schreibt 
er  in  seinem  ersten  Briefe  von  dort  an  Lehrs,  „daß  es  mich 
allmählich  zu  einem  Griechen  machen  wird,  wozu  bereits  jetzt 
einige,  wenn  auch  im  Verhältnis  zur  Größe  der  area  noch 
kleine  Grand-,  Kalk-  und  wohl  auch  Steinanfuhren  gemacht 
sind.  Wenn  auch  der  Bau  nie  glänzend  werden  wird,  so  hoffe 
ich  doch,  ihn  in  Jahr  und  Tag  unter  Dach  und  Fach  (zu 
bringen)  und  bewohnbar  zu  machen,  so  daß  er  sich  in  ge- 
.  wöhnlicher  Häuserreihe  mit  Anstand  zeigen  kann.  Dazu  zwingt 
erstens  die  Not  und  zweitens  hat,  weil  ich  die  Fortschritte 
sehe,  die  Sache  selbst  bereits  angefangen,  mich  so  zu  inter- 
essieren, daß  ich,  wenn  nicht  das  bestimmte  Versprechen 
(einem  Redakteur  eine  latinistische  Arbeit  zu  liefern)  mich 
bände,  jedenfalls  alle  freie  Zeit  für  das  Griechische  verwenden 
würde.  Von  meinem  untergeordneten  Standpunkt  aus  empfinde 
ich  es  daher  auch  nicht  in  der  Weise,  wie  ich  gedacht  hatte, 
daß  ich  in  Secunda  die  Cyropädie  zu  lesen  habe.  Als  Stoff, 
sich  darin  lexikalische  und  grammatische  Kenntnisse  anzu- 
eignen, ist  sie  immer  gut  genug.  In  Prima  habe  ich  Demosthenes 
und  Homer  zu  lesen.  Aus  allem  bereichere  ich  mein  Lexikon 
und  ineine  Grammatiken  in  ausgedehntestem  Maße  mit  Bei- 
spielen und  Notizen,  was  für  mich  der  einzige  Weg  ist,  etwas 
zu  lernen.    Von  dieser  Seite  genommen  betrachte  ich  die 


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griechischen  Exercitienkorrekturen,  die  mich  bei  meiner  um- 
ständlichen Art  eine  enorme  Zeit  kosten,  auch  nicht  einmal 
als  absolutes  Übel,  indem  ich  hierbei  ebenso  wie  bei  den 
Präparationen  für  die  Stunden  den  krassesten  Egoismus  walten 
lasse,  d.  h.  */4  der  Zeit  unbekümmert  um  die  Interessen  der 
Schule  zu  meinem  Nutzen  verwende.  Zum  Cicero  (dem  er 
schon  lange  ein  intensives  Interesse  widmete  in  der  Absicht, 
ihn  dereinst  herauszugeben)  werde  ich  darüber  aber  schwerlich 
vor  den  Hundstagsferien  kommen". 

Diese  in  mehr  als  einer  Hinsicht  charakteristische  Brief- 
stelle zeigt  besonders  schön,  mit  wieviel  Ernst  und  Energie 
Müller  jede  Aufgabe  anfaßte.  Aber  gerade  darum  hätte  ein 
längerer  Aufenthalt  in  Landsberg  schließlich  vielleicht  nicht 
nur  durch  das  Manko  der  dortigen  Bibliothek  sein  Lebens- 
werk, die  latinistische  Arbeit  gefährdet,  und  es  war  wie  in 
anderer  Beziehung  so  in  dieser  ein  Glück,  daß  er  schon  im 
Herbst  desselben  Jahres  seine  Berufung  als  Professor  an 
das  Joachimsthalsche  Gymnasium  in  Berlin  erhielt,  wo 
ihm  wesentlich  lateinischer  Unterricht  zufiel  und  eine  ausge- 
gezeichnete  Anstaltsbibliothek  zur  Verfügung  stand. 

Berlin  selbst  hatte  freilich  für  Müller  weit  weniger  Reize 
als  es  vielen  andern  geboten  hätte.  Mit  seiner  Familie,  ein 
paar  verständnisvollen  Freunden,  einem  die  nötigsten  Be- 
dürfnisse deckenden  Gehalt,  Gelegenheit  zu  einigem  Naturgenuß 
und  —  einer  guten  Bibliothek  hätte  er  im  kleinsten  Ort  leben 
können,  ohne  einen  wesentlichen  Mangel  zu  empfinden.  Was 
die  Großstadt  mehr  bietet,  konnte  oder  mochte  er  nicht  ge- 
nießen. „Zu  den  täglichen  Ärgern",  schreibt  er  Ende  1871, 
„gehört  der  über  Berlin,  das  für  Leute,  die  eine  Villa  im  Tier- 
garten und  Equipage  haben,  eine  sehr  pläsierliche  Stadt  sein 
mag,  für  Leute  aber,  die  zu  Theater  und  Konzert  kein  Geld, 
zu  stundenlangem  Umherrennen  keine  Zeit  und  keine  Lust 
und  zu  Gesellschaften  weder  Geld,  noch  Zeit,  noch  Lust  haben, 
entsetzlich  langweilig  ist".  Auch  die  Berührungen  mit  den 
Universitätsdozenten,  vor  allem  mit  Moritz  Haupt,  die,  wie 
man  denken  möchte,  dem  Berliner  Aufenthalt  gerade  in 
Müllers  Augen  besondere  Annehmlichkeit  hätten  verleihen 
müssen,  blieben  gelegentliche  —  zum  Teil  gewiß  wieder,  weil 


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es  Müller  an  leichter  Anschmiegsamkeit  fehlte.  Umso 
höher  muß  es  Haupt  angerechnet  werden,  daß  er  für 
Müllers  Wert  die  volle  Schätzung  hatte.  Er  zeigte  sich  ihm 
nicht  nur  bei  den  wenigen  Begegnungen  von  der  liebens- 
würdigsten Seite  —  und  dessen  soll  sich  nicht  jeder  rühmen 
können  — ,  sondern  empfahl  ihn  noch  kurz  vor  seinem  Tode 
(1874)  in  einem  offiziösen  Schreiben  aufs  wärmste  für  ein 
Ordinariat,  wahrscheinlich  in  Halle.  Als  ihm  Müller  1871 
seine  „Nachträge  zur  plautinischen  Prosodie"  überbracht  hatte, 
konnte  erLehrs  berichten:  „Haupt  war  gegen  mich  für  mich 
überraschend  freundlich.  Meiner  Prosodie  stellte  er  das 
Zeugnis  aus,  daß  sie  das  Verdienst  hätte  zum  ersten  mal  den 
Sachverhalt  klar  zu  legen  und  der  von  Ritsehl  völlig  gemiß- 
brauchten Kritik  ihr  Recht  zu  wahren". 

Intensivere  Berührung  aber  unterblieb  auch  hier.  Dafür 
bewiesen  die  Kollegen  am  Gymnasium,  wenn  auch  Müller 
nicht  entfernt  ebenbürtig,  doch  für  seine  Arbeit  ein  wohl- 
tuendes Interesse,  voran  der  alte  Direktor  Kießling,  dessen 
Teilnahme  für  „seinen  Plautus"  Müller  wahrhaft  rührend 
nennt,  und  Moritz  Seyffert,  der  bekannte  Bearbeiter  d(.r 
lateinischen  Schulgrammatik  von  Ellendt,  der  wenigstens  auf 
einem  kleinen  Teil  von  Müllers  Arbeitsgebiet  gut  bewandert 
war.  Auch  glückte  es  Müller,  jüngere  Königsberger  Freunde 
aus  Joachimsthal  zu  ziehen.  Und  gerade  die  jüngeren 
Kräfte  hatten  die  vollste  Empfindung  dafür,  was  Müller  als 
Mensch,  Lehrer  und  Gelehrter  für  ihre  Anstalt  bedeutete.  Nie 
hat  sich  das  deutlicher  ausgesprochen  als  Anfang  1872,  da 
Kießling  in  den  Ruhestand  trat.  Eine  Deputation  der  jüngeren 
Kollegen  trug  dem  scheidenden  Direktor  die  Bitte  vor,  dafür 
zu  sorgen,  daß  Müller  sein  Nachfolger  würde.  Müller  gab 
sich  über  die  Wirkung  dieses  Schrittes  keinen  Illusionen  hin. 
Er  schrieb  an  Lehrs:  das  Vorgehen  der  Kollegen  „ist  sehr 
liebenswürdig  und  hat  mich  tief  gerührt,  aber  sehr  naiv.  Ich 
möchte  das  Gesicht  sehen,  das  X.  (der  Ministerialdezernent) 
machen  würde,  wenn  ihm  Kießling  diesen  Wunsch  vortrüge, 
was  er  aber  wohl  bleiben  lassen  wird." 

Leider  waren  nur  die  Lehrerfolge,  die  Müller  den  Kollegen 
zum  Anstaltsleiter  so  geeignet  erscheinen  Hessen,  nicht  ohne 


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schwere  Einbuße  an  Zeit  zu  erreichen,  die  er  lieber  seiner 
Wissenschaft  gewidmet  hätte;  und  wenn  wir  heute  auf  sein 
unvollendet  gebliebenes  letztes  großes  Werk  blicken,  müssen 
wir  trauernd  daran  denken,  wie  er  —  ein  Pegasus  im  Joche  — 
so  viel  von  seinen  kräftigsten  Mannesjahren  einer  Arbeit  ent- 
ziehen mußte,  die  kein  anderer  leisten  konnte  und  kann.  Am 
5.  November  1869  klagt  er  über  „die  Last  der  Schularbeiten", 
die  in  der  letzten  Zeit  „mich  ganz  besonders  drückte  und  die 
mir  überhaupt  schon  seit  Jahr  und  Tag  manchmal  wochenlang 
keine  Stunde  zum  eigenen  Arbeiten  läßt".  Und  ein  Jahr  danach: 
„über  die  Plackerei  in  der  Schule,  von  der  ich  Erlösung  von 
Semester  zu  Semester  vergeblich  erwartete,  bin  ich  in  diesem 
Jahre  für  mich  und  andere  unerträglich  verdrießlich  geworden". 

Wer  sich  dies  gegenwärtig  hält,  wird  es  schon  rein  äußer- 
lich angesehen  bewundernswert  finden,  daß  Müller  doch  die 
Kraft  fand,  neben  kleineren  Arbeiten  im  Jahre  1S69  ein  Werk 
von  800  Seiten  und  bald  danach  eine  200  Seiten  starke  Beigabe 
dazu  zu  veröffentlichen  —  die  „plautinische  Prosodie"  und  die 
„Nachträge  zur  plautinischen  Prosodie".  Vielleicht  aber  läßt 
sich  doch  auch  die  wissenschaftliche  Bedeutung  dieses  Werkes 
hier  einigermaßen  begreiflich  machen.  Um  die  Mitte  des  Jahr- 
hunderts hatte  Friedr.  Ritschis  energische  und  scharfblickende, 
aber  auch  stark  subjektive  und  selbstbewußte  Persönlichkeit  in 
Philologenkreisen  ein  lebhaftes  Interesse  für  das  ältere  Latein, 
insbesondere  Plautus  und  Terenz,  wachgerufen.  Er  ging  daran, 
den  Text  des  Plautus  auf  die  ausgezeichnete,  aber  bis  dahin 
nur  unverstandig  und  ungenügend  benutzte  handschriftliche 
Überlieferung  zu  fundieren  und  seine  sprachlichen  und 
metrischen  Gesetze  zu  erforschen.  Denn  nur  einem  kleinen 
Teil  der  plautinischen  Verse  war  mit  den  an  den  klassischen 
Dichtern  gewonnenen  Vorstellungen  von  lateinischer  Silben- 
messung beizukommen ;  entweder  also  hatte  Plautus  seine  Verse 
mit  haarsträubender  Nachlässigkeit,  unter  Verzicht  auf  jede 
Kunst,  geschmiedet,  oder  es  gab  hier  noch  eine  nach  ganz 
eigenen  Gesetzen  sich  regulierende  Prosodie  zu  entdecken. 
Geniale  Vorgänger  hatten  sich  in  letzterem  Sinne  versucht, 
ohne  mehr  als  Einzelheiten  zu  finden;  auch  Ritsch  1  selbst 
mußte  seinen  ersten  Versuch  (1849)  bald  als  verfehlt  erkennen. 


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Als  er  zehn  Jahre  spater  abermals  an  die  Aufgabe  herantrat, 
glaubte  er  in  graphischen  Eigentümlichkeiten  der  älteren 
lateinischen  Inschriften,  mit  denen  er  sich  ebenfalls  bahn- 
brechend beschäftigt  hat,  eine  eigentumliche  Verwitterung  des 
altlateinischen  Konsonantismus  zu  erkennen  und  damit  auch 
für  den  plautinischen  Versbau  des  Rätsels  Lösung  gefunden 
zu  haben.  Für  uns  liegen  heute  die  ganz  simpeln  Tatsachen, 
an  denen  diese  Lösung  scheitert,  auf  der  Hand;  damals 
täuschte  Ritschis  Name  die  große  Masse  —  und  nicht  nur  die  — 
über  jede  Schwierigkeit  hinweg. 

Auch  Müller  hatte  seit  Jahren  sich  intensiv  mit  Plautus 
beschäftigt,  und  gerade  von  seiner  Beschäftigung  mit  dem 
prosodischen  Problem  legen  seine  Briefe  an  Lehrs  schon  lange 
Zeugnis  ab  vor  dem  vom  6.  August  1866,  der  triumphierend  mit 
dem  Satze  beginnt:  Eine  jambische  Silbenfolge  kann  von  den 
lateinischen  Komikern  als  Pyrrhichius  gebraucht  werden;  -  — 
wird  Das  war,  mochte  auch  ähnliches  schon  gelegentlich 
dunkel  geahnt  worden  sein,  in  der  Tat  ein  Columbusei.  Ein 
Gesetz  von  der  größten  Einfachheit  war  gefunden  und  doch 
ein  Gesetz,  das,  wie  wir  mehr  und  mehr  einsehen  gelernt 
haben,  nicht  nur  die  Komikertexte,  sondern  die  ganze  lateinische 
Sprache  durchzieht,  ein  Gesetz,  das  z.  B.  bSnö  mäle'  gegenüber 
recte  mlre  erklärt  und  in  der  klassischen  Poesie  nur  deshalb 
bloß  kärgliche  Spuren  hinterlassen  hat,  weil  es  mit  aller  Kraft 
künstlich  zurückgedämmt  worden  ist. 

Mit  einem  Schlag  waren  die  Verse  des  Plautus  und  Terenz 
lesbar  geworden  und  Ritsehl  nicht  bloß  im  Prinzip  wider- 
legt, sondern  „hunderte  von  seinen  Änderungen  im  Text  der 
Komiker  überflüssig  geworden44.  Auch  der  unphilologische 
Leser  wird  hier  ahnen,  daß  das  sich  so  geschlossen  dar- 
stellende Resultat  doch  nur  aus  Hunderten,  besser  gesagt  aus 
Tausenden  von  Einzelheiten  zu  gewinnen  war.  Erschwert  war 
die  Untersuchung  dadurch,  daß  Ritschis  Plautus- Ausgabe  in 
der  Mitte  stecken  geblieben,  die  Zeugnisse  der  Handschriften 
für  den  Text  der  übrigen  Stücke  nur  mit  Mühe  und  unvoll- 
ständig aus  veralteten  und  unbequemen  Ausgaben  zu  gewinnen 
waren.  Aber  gewaltiger  Fleiß  und  eine  auf  den  gesündesten 
Scharfsinn  und  erschöpfende  Sprachkenntnis  sich  aufbauende 


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142 


Konjekturalkritik  halfen  auch  über  diese  Hindernisse  hinweg. 
Immer  von  neuem  und  neuem  die  etwa  30000  Verse  durch- 
studierend, die  wir  vom  alten  römischen  Drama  besitzen,  hat 
Müller  auch  im  einzelnen  für  das  Verständnis  des  überlieferten 
Textes,  bald  konservierend,  bald  verbessernd,  so  viel  geleistet, 
daß  sich  hier  nur  wenige  neben  ihm  nennen  dürfen.  Gerade 
dadurch  wird  die  plautinische  Prosodie  ein  Musterbild  seiner 
wissenschaftlichen  Art  nach  einer  ganz  bestimmten  Richtung. 
Erstaunliche  Sammlungen  haben  viele  angelegt  und  tausend 
Einzelheiten  gehäuft,  aber  von  den  vielen  sind  dann  die 
meisten  in  ihrem  Material  untergegangen,  über  die  Freude  am 
Rohstoff  nicht  hinausgekommen  und  in  kleinlichen  Einzel- 
Observationen  stecken  geblieben.  An  Müller  war  das  das 
Großartige,  wie  die  Fülle  seinem  Geiste  sich  ordnete,  wie  er 
in  der  Flucht  tausendfacher  Einzelmanifestationen  mit  unbe- 
irrbarem Blicke  das  eine  waltende  und  sie  alle  bezwingende 
und  erklärende  Gesetz  erschaute.  Von  dieser  Geisteskraft  hat 
er  viele  Proben  abgelegt,  jedoch  nie  eine  gewaltigere  als  in  der 
„plautinischen  Prosodie4'. 

Die  Jambenkürzung  war  das  wichtigste,  aber  nicht  das 
einzige  Gesetz  dieser  Art  in  der  „Prosodie44  —  freilich  das 
einzige,  von  dem  man  versuchen  kann,  an  dieser  Stelle  einen 
Begriff  zu  geben.  Die  Größe  und  Fülle  der  Ergebnisse 
begeisterte  Lehrs  schon  nach  der  brieflichen  Mitteilung,  mehr 
noch  bei  der  Korrektur  der  Druckbogen;  wie  Haupt  urteilte, 
haben  wir  schon  gehört.  Man  sollte  denken,  nun  sei  Müllers 
Stellung  in  der  Wissenschaft,  seine  Berufung  an  eine  Universität 
gesichert  gewesen.  Das  Gegenteil  trat  ein.  Die  „Prosodie4i 
blieb  auf  viele  Jahre  hinaus  ohne  jede  andere  Wirkung  als  die, 
Müller  die  akademische  Laufbahn  definitiv  zu  verschließen. 

Es  soll  und  braucht  nicht  verschwiegen  zu  werden,  daß 
in  gewissem  Sinne  Müller  zu  dem  Mißerfolg  ein  wenig  bei- 
getragen hat.  Seine  Darstellungsform  ist  zwar  für  einen 
willigen  und  denkenden  Leser  durchaus  klar,  so  klar,  wie  sie 
von  einem  so  scharfen  Denker  erwartet  werden  muß.  Aber 
sie  kommt  dem  Leser  nicht  im  geringsten  entgegen.  Sie  ver- 
zichtet nicht  nur  auf  jede  Eleganz  im  Aufbau,  jede  Über- 
redungskunst im  einzelnen,  mit  der  man  selbst  den  sichersten 


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14H 


Fund  zu  empfehlen  nicht  verschmähen  soll  —  sie  läßt  den 
nicht  ganz  aufmerksamen  Leser  sogar  bisweilen  im  Zweifel 
über  Müllers  Meinung,  ja  kann  ihn  hier  und  da  verleiten  und 
hat  dazu  verleitet,  Müller  eine  seiner  wirklichen  geradezu 
entgegengesetzte  Meinung  unterzuschieben.  Auf  diese  perpetua 
scriptoris  ironia  hat  bereits  einer  der  französischen  Fach- 
genossen, denen  man  nachrühmen  muß,  daß  sie  zuerst 
die  Bedeutung  des  Müllerschen  Werks  voll  erkannten,  seinen 
anfänglichen  Mißerfolg  zurückgeführt.  Dazu  kam  eine  Schärfe 
der  Polemik,  die  Müllers  rücksichtslos  die  Wahrheit  sagendem 
Naturell  überhaupt  leicht  eignete,  damals  aber  besonders  da 
auffiel,  wo  sie  sich  gegen  angebliche  „Autoritäten"  richtete, 
die  er  zuerst  in  ihrer  Scheingröße  ganz  durchschaute,  vor 
allem  W.  Corssen. 

Indessen,  das  alles  kann  noch  nicht  erklären,  was  geschehen 
ist.  Der  entscheidende  Grund  war  offenbar  Ritschis  Ver- 
halten. Der  Philologe  —  und  welcher  Gelehrte  nicht?  — 
bringt  allen  erheblichen  neuen  Ansichten  von  vornherein  Miß- 
trauen entgegen;  wo  eigene  Meinungen  dadurch  getroffen 
werden,  ist  seine  Brust  mit  dreifachem  Erz  umpanzert.  Ritsehl 
hatte  schon  seine  iteratae  curae  über  plautinischen  Versbau  in 
die  Welt  gesetzt  —  nun  sollten  auch  die  wieder  das  Ziel  ver- 
fehlt haben;  sein  Text  des  Plautus  lag  vor-  -  und  an  hunderten 
von  Stellen  sollte  er  nur  eine  Verschlechterung  der  korrekten 
Überlieferung  sein.  Von  mala  Ildes  braucht  man  da  nicht  die 
Spur  anzunehmen;  es  ist  menschlich  —  oder  jedenfalls  philo- 
logisch, daß  er  ablehnte,  was  ihn  so  schwer  getroffen  hätte. 
„Ein  dickes  und  fleissiges  Buch,  aber  kaum  etwas  Brauchbares 
darin",  „ratio  non  ratio"  —  so  und  ähnlich  ließ  er  drucken. 
A\h6<;  e<pa;  wer  mochte  sich  nun  noch  die  Mühe  nehmen,  nach- 
zuprüfen —  zumal  wo  die  Nachprüfung  bei  den  vielen  hunderten 
einschlägiger  Einzelheiten  so  viel  Hingebung  an  die  Sache 
erfordert  hätte.  Und  nun  —  soweit  man  nicht  vorzog,  Müller 
vornehm  zu  ignorieren  —  brach  der  Sturm  ge^en  ihn  los  in 
allen  Tonarten  —  von  der  kalten  Nichtachtung  bis  zu  Spott 
und  Hohn;  die  unreifsten  Anfänger  und  die  kläglichsten 
Stümper  belehrten  ihn  in  hochnäsigem  Gönnerton  und  —  die 
wenigen,  die  es  besser  wußten,  schwiegen. 


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144 


Wie  es  damals  in  dem  Manne  ausgesehen  haben  mag,  der 
in  mühsam  einem  drückenden  Amte  abgerungenen  Arbeits- 
stunden mit  Aufbietung  aller  Kräfte  seiner  Wissenschaft  ein 
grundlegendes  Werk  geschenkt  hatte  und  sich  so  belohnt  sah, 
das  mag  man  sich  selbst  ausmalen;  ich  möchte  keine  Brief- 
steilen  anführen,  in  denen  seiner  Stimmung  bisweilen  recht 
aktueller  Ausdruck  gegeben  wird.  Nur  eine  (vom  25.  März  1871) 
kann  ich  mir  nicht  versagen  hierherzusetzen,  die,  völlig  ruhig 
gehalten  und  über  die  augenblicklichen  Kontroversen  weit 
hinausgreifend,  Müller  durch  das,  was  er  und  wie  er  es  sagt, 
weit  schöner  und  treffender  charakterisiert,  als  es  alle 
biographische  Kunst  könnte.  „Es  fällt  mir  nicht  ein,  mich  an 
Begabung  und  Kenntnissen  mit  Ritsehl  zu  vergleichen.  Daß 
Sie  (Lehrs)  viel  zu  günstig  von  meinen  Fähigkeiten  denken, 
habe  ich  immer  angenommen.  Ich  bin  mir  meiner  Schranken 
sehr  genau  bewußt.  Von  Genie  besitze  ich  auch  nicht  die 
leiseste  Ader,  Gedanken  habe  ich  sehr  wenig,  aber  eins  habe 
ich,  was  ich  mir  durch  Ritsehl  und  die  ganze  Welt  nicht 
wegdisputieren  lasse,  nüchternen  Menschenverstand,  der  sich 
durch  Autoritäten  und  Schwindeleien  nichts  aufbinden  und 
nichts  nehmen  läßt,  durch  fremde  sowenig  wie  durch  eigene, 
und  die  eigenen  Dummheiten  und  Dummheit  bereitwillig  an- 
erkennt. Aber  als  Dummheit  lasse  ich  mir  allerdings  von 
Ritsehl  so  wenig  wie  von  irgend  jemand-anrechnen,  was  ich 
in  vollster  Klarheit  über  die  Gründe  meines  Dissensus  und  die 
Gründe  der  fremden  Behauptung  abweichend  aufgestellt  habe 
und  wogegen  mir  gar  nichts  als  die  bekannten  Gründe  oder 
ein  Machtspruch  entgegengehalten  wird". 

Es  ist  glücklicherweise  nicht  erst  die  Nachwelt  gewesen, 
die  wenigstens  nach  einer  Richtung  ganz  beglich,  was  anfangs 
auch  nicht  halb  gezahlt  worden  war.  In  den  achtziger 
Jahren  begann  die  Anerkennung  zunächst  für  Einzelheiten  der 
„Prosodie44,  dann,  nachdem  in  der  Würdigung  des  Ganzen,  wie 
schon  gesagt,  die  Franzosen  vorangegangen  waren,  ist  seit  1890 
keine  Arbeit  über  plautinische  Prosodie  und  Metrik  mehr 
erschienen,  die  sich  nicht  im  wesentlichen  durchaus  auf  die 
Müll  ersehen  Grundlagen  stellte.  Immer  mehr  und  mehr  Teile 
seines  grossen  Baues  haben  sich  als  unerschütterlich  erwiesen, 


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145 


und  wenn  auch  manche  mehr  oder  minder  erhebliche  Anbauten, 
so  haben  sich  doch  nur  sehr  wenig  Umbauten  als  notwendig  heraus- 
gestellt. Was  heute  in  diesen  Dingen  als  sicher  gilt,  das  ist,  auch 
wo  es  einmal  von  Müllers  Anschauungen  abweicht,  nur  durch 
ihn  möglich  geworden;  wenn  wir  die  Verse  der  römischen  Komödie 
heute  lesen  können,  sind  wir  nur  durch  ihn  dahin  gelangt. 

Manch  anderer  würde,  verkannt  und  verlästert,  vielleicht 
darauf  verzichtet  haben,  seine  kargen  Mußestunden  und  seine 
Nächte  noch  weiter  einer  wissenschaftlichen  Produktion  zu 
opfern,  die  ergebnislos  bleiben  zu  sollen  schien.  Denn  auch 
wem  ein  in  Titeln,  Ämtern  u.  dergl.  sich  ausdrückender  Erfolg 
völlig  gleichgültig  ist,  kann  doch  nur  dann  ein  Interesse  an 
Mitteilung  seiner  Resultate  haben,  wenn  er  die  Freude  hat,  sie 
in  die  Fortentwicklung  seiner  Wissenschaft  eingreifen  zu  sehen. 
Auch  Müller  sind  pessimistische  Gedaiiken  solcher  Art  nicht 
fern  geblieben.  „Sie  raten  mir",  schreibt  er  an  Lehrs  am 
29.  Februar  1872,  „zur  Bemeisterung  meiner  üblen  Laune  ein 
sehr  schönes  Mittel,  eine  ordentliche  Arbeit."  Er  sitze  denn 
auch  wieder  über  seinen  Kollektaneen,  die  durch  die  „Plautus- 
periode'4  unterbrochen  worden  seien.  Aber  die  Schule  hindere 
ihn  wieder  aufs  ärgste:  „in  meinem  Quintilian  habe  ich  seit 
drei  Wochen  einen  einzigen  Tag  einige  Seiten  lesen  können. 
Außerdem  aber,  daß  ich  dem  Publikum  garnichts  vorzusetzen 
habe,  habe  ich  nunmehr  hinreichend  erfahren,  daß  dasselbe 
meine  paar  Gerichte,  die  ich  zum  Besten  gegeben  habe,  gar 
nicht  mag,  sondern  sie  erstlich  fast  Niemand  anrührt  und  die 
Wenigen,  die  davon  kosten,  fast  alle  höchlich  davon  degoutiert 
werden.  Dies  ....  hat  mich  zu  dem  Entschlüsse  gebracht, 
das  eigene  Studieren  künftig  nur  noch  als  Zeitvertreib  zu 
cultiviren."  Freilich  zeigt  der  Fortgang  des  Schreibens,  daß 
der  letzte  Satz  nicht  in  bitterem  Ernste  zu  nehmen  ist.  Und 
bald  sehen  wir,  wie  der  alte  Plan  einer  Ciceroausgabe  mit 
allem  Eifer  aufgenommen  wird;  wenn  die  erste  Periode  wissen- 
schaftlicher Großtaten  in  Müllers  Leben  von  ihm  selbst,  wie 
wir  eben  hörten,  als  Plautusperiode  bezeichnet  wird,  so  ist  die 
zweite  die  Ciceroperiode. 

Wünschenswert  war  es  nun  freilich,  für  die  neue  Arbeit 
den  Nacken   etwas   vom    Schuljoch   freier   zu  bekommen, 

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wünschenswert  war  auch  bei  dem  Anwachsen  der  Familie  eine 
äußere  Verbesserung  der  Lage.  Wiederholt  kam  daher  der 
Übergang  an  andere  Schulen  in  Frage.  Aus  den  nicht  zum 
Abschluß  gekommenen  Verhandlungen  solcher  Art  will  ich  nur 
eine  hier  anfuhren,  weil  sie  den  Mann  in  seiner  ganzen  auf- 
rechten Gradheit  zeigt.  Im  Jahre  1869  war  die  erste  Professor- 
stelle an  der  Magdeburger  Anstalt  frei  geworden,  die  Müller 
selbst  in  seiner  Jugend  besucht  hatte.  Was  da  geschah,  mag 
er  selbst  erzählen:  „Nachdem  der  Schulrat  T.  mir  persönlich 
versprochen  hatte,  falls  ich  ihm  bis  dahin  meine  Zusage  gäbe, 
mich  in  der  Dienstagssitzung  des  Schulcollegiums  vorzuschlagen, 
bekam  ich  am  Freitag  einen  Brief  von  ihm,  in  welchem  er  in 
sehr  feinen  und  vertrauensvollen  Wendungen  anfragte,  wie  es 
mit  nieinen  religiösen  Ansichten  stände.  Ehe  er  mich  vor- 
schlüge, müsse  er  sich  überzeugt  haben,  daß  ich  nicht  mit 
Widerwillen  in  die  dortigen  bekanntlich  stark  kirchlich 
gefärbten  Verhältnisse  einträte.  Ich  schrieb  ihm  darauf,  ich 
sähe  zwar  nicht  ein,  was  meine  (religiösen)  Überzeugungen 
mit  meiner  dortigen  präsumtiven  Stellung  zu  tun  hätten,  und 
müsse  auch  den  Behörden  das  Recht  bestreiten,  in  einzelnen 
Anstalten  eine  spezielle  Richtung  zu  konservieren,  aber  ich  sähe 
auch  keinen  Grund,  ihm  zu  verhehlen,  daß  ich  ein  abgesagter 
Feind  eben  jener  Richtung  wäre,  die  bisher  am  Kloster 
geherrscht  hätte.  In  seiner  ziemlich  spät  darauf  erteilten 
Antwort  bedauerte  der  Herr  Schulrat,  von  seinem  Wunsche, 
mich  vorzuschlagen,  Abstand  nehmen  zu  müssen,  aber  nicht 
wegen  meines  Briefes,  sondern  wegen  meiner  Unabkömmlich- 
keit am  Joachimsthal,  von  der  er  sich  überzeugt  habe.44 

Michaelis  1872  kam  dann  die  Berufung  als  Direktor  des 
neubegründeten  Johannes-Gymnasiums  hier  in  Breslau.  Gerade 
in  eine  solche  Stellung  hatte  sich  Müller  lange  Zeit  am 
wenigsten  hineindenken  mögen.  Schon  1869  war  er  für  das 
Direktorat  des  Magdalenen-Gymnasiums,  das  dann  Otto  Heine 
erhielt,  in  Betracht  gezogen  worden  und  schilderte  damals 
Lehrs  seine  Empfindungen  mit  folgenden  Worten:  „Lateinische 
Aufsätze  und  griechische  Extemporalien  zu  korrigieren,  ist 
zwar  auch  für  einen  fühlenden  Menschen  auf  die  Dauer  schwer 
erträglich,  aber  Berichte  machen   an  die  Behörden,  Reden 


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halten  an  die  Abiturienten  und  vor  allen  Dingen  von  Vätern, 
Müttern  und  Tanten  scharenweise  heimgesucht  zu  werden  mit 
vielen  vernünftigen  und  unendlich  viel  mehr  unvernünftigen 
Anliegen,  das  würde  ich  absolut  nicht  fertig  bekommen  oder, 
wenn  ich  mich  soweit  bezwingen  könnte,  es  zustande  zu 
bringen,  woran  ich  zweifle,  darüber  so  desperat  werden,  daß 
es  kein  Mensch  mehr  mit  mir  aushalten  könnte.44  Wenn 
Müller  dann  in  diesem  Punkte,  vielleicht  das  einzige  Mal  in 
seinem  Leben,  sich  doch  untreu  wurde,  so  bildeten  nicht  allein 
die  oben  geschilderten  Erfahrungen  der  Jahre  1869 — 1872  den 
Grund,  sondern  auch  Befürchtungen  für  die  kollegialen  Ver- 
hältnisse am  Joachimsthal.  Wie  sicher  er  war,  die  leitende 
Stelle  an  diesem  Gymnasium  nicht  zu  erhalten,  für  die  er 
qualifiziert  war  wie  kein  anderer,  ist  schon  erzählt  worden; 
andererseits,  schrieb  er,  „ist  mit  Bestimmtheit  darauf  zu 
rechnen,  daß  diejenigen,  die  für  die  Wiederbesetzung  zu  sorgen 
haben  .  .  .  .,  uns  einen  Direktor  nach  ihrem  und  nicht  nach 
meinem  Herzen  geben  werden,  und  das  ist  am  Joachimsthal 
schlimmer  als  anderwärts.44  Es  kam  wie  er  geahnt  hatte,  und 
so  würde  er  in  Breslau  wohl  auch  dann  angenommen  haben, 
wenn  die  Stellung  weniger  geboten  hätte,  als  es  der  Fall  war. 

Das  Johannes -Gymnasium  hat  Müller  genau  25  Jahre 
geleitet,  und  wenn  die  Arbeit  schwer  war  und  vielfach  seinen 
Befürchtungen  entsprach,  so  hat  sie  ihn  doch  auch  in  vieler 
Hinsicht  sehr  befriedigt,  jedenfalls  ihm  innigen  Dank  von  allen 
Seiten  eingetragen  und  dabei  zu  großen  wissenschaftlichen 
Leistungen  Zeit  gelassen.  Ein  Vorteil  war  es  schon,  daß  er 
die  Direktion  zugleich  mit  der  Begründung  der  Schule  über- 
nahm und  so  auf  die  Auswahl  der  Lehrer  wesentlichen  Einfluß 
hatte.  Überhaupt  war  das  ein  Weg,  auf  dem  er  andauernd 
die  Anstalt  zu  ihrem  Glück  unter  dem  Einfluß  seiner  Persönlich- 
keit hielt,  daß  er  nach  Möglichkeit  Lehrer  heranzog,  die  seiner 
eigenen  Art  verwandt  waren,  und  unter  ihnen  die  Lehrstunden, 
ganz  ohne  Rücksicht  auf  Empfindlichkeiten,  nicht  nach  Maß- 
gabe des  Alters,  sondern  der  persönlichen  Eignung  verteilte. 
So  wenig  er  hierin  etwas  von  modernem  Schematismus  wissen 
mochte,  so  wenig  in  andern  Dingen :  er  sah  die  Haupttätigkeit 
des  Direktors  nicht  im  Aktenschreiben,  sondern  darin,  mit 

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seinem  eigenen  Unterricht  die  Schüler  intellektuell  und  sittlich 
zu  heben  und  eine  gleiche  Tätigkeit  in  all  seinen  Lehrern 
hervorzurufen,  indem  er  ihnen  sein  eigenes  Vorbild  vor  Augen 
und  jeden  an  seinen  richtigen  Platz  stellte.  Wie  sein  Unterricht 
in  dieser  Zeit  auf  die  Schüler  wirkte,  darüber  schreibt  mir 
einer  derselben,  heute  selbst  ein  vortrefflicher  Philologe, 
folgendes:  „C.  F.  W.  Müller  war  keiner  von  denen,  welche  die 
Pädagogik  für  eine  Wissenschaft  halten,  die  man  theoretisch 
lernen  könne  oder  müsse.  Kr  wirkte  als  Lehrer  nicht  durch 
allerlei  Mätzchen,  sondern  durch  seine  starke  Persönlichkeit; 
manchem  Schüler  ging  es  wohl  auch  auf,  daß  er  hier  einen 
bedeutenden  Gelehrten  vor  sich  habe.  Ich  kann  mich  nicht 
erinnern,  daß  je  bei  ihm  der  geringste  Verstoß  gegen  die 
Disziplin  vorgekommen  wäre;  durch  den  ganzen  Ernst  seines 
Wesens  war  das  ausgeschlossen.  Unerbittlich  streng  war  er, 
wo  ihm  Unwahrheit  und  Nachlässigkeit  entgegentraten ;  der 
moralische  Widerwillen,  der  sich  dann  bei  ihm  sehr  lebhaft  aber 
kurz  zu  äußern  pflegte,  machte  einen  stärkeren  Eindruck,  als  viele 
Worte  und  Strafen.  Bei  der  Behandlung  des  Stoffes  trat  die 
grammatische  Seite  sehr  gegen  die  ästhetische  und  historische 
hervor;  aber  die  Feinheiten  namentlich  der  lateinischen  Sprache 
von  ihm  erklärt  zu  hören,  war  beinahe  ein  ästhetischer  Genuß." 

Wie  allgemein  solche  Anerkennung  für  Müllers  Leistungen 
am  Johanneum  und  solche  Verehrung  für  seine  Persönlichkeit 
war,  ist  nie  schöner  hervorgetreten  als  bei  zwei  Gelegenheiten. 
1880  hatte  man  ihm  unter  den  vorteilhaftesten  Bedingungen 
die  Direktorstelle  des  neugegründeten  Wilhelmsgymnasiums  in 
Hamburg  angeboten.  In  Breslau  zu  bleiben  wurde  ihm  keineswegs 
leicht;  „ich  hatte  mich  vielmehr,4'  schreibt  er,  „schon  ganz  in  den 
Gedanken  hineingelebt  nach  Hamburg  zu  gehen.  .  .  Ich  hätte  auch 
schwerlich  mich  entschlossen  hier  zu  bleiben,  wenn  der  Wunsch 
mich  hier  zu  behalten  nicht  in  sehr  eklatanter  und  anerken- 
nender Weise  bei  den  städtischen  Behörden  zum  Ausdruck 
gekommen  wäre."  Stadtverordnete  und  Magistrat  vereinten  ihre 
Bitten  und  unterstützten  sie  mit  einer  erheblichen  Gehalts- 
aufbesserung. Wenn  sich  hier  die  Anerkennung  der  Patronats- 
behörde  in  ungewöhnlicher  Weise  ausspricht,  so  bei  der 
zweiten  Gelegenheit  1897,  bei  dem  25jährigen  Jubiläum  des 


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Gymnasiums,  die  Verehrung  der  Schüler  und  Kollegen.  Die 
Feier,  die  ja  mit  Müllers  25jährigem  Direktorjubiläum  zu- 
sammenfiel, gestaltete  sich  in  wesentlichen  Teilen  als  Huldigung 
für  seine  Person.  Bei  den  scharfen  Gegensätzen,  die  inner- 
halb der  Schülerschaft  des  Johanneums  wohl  gerade  darum 
herrschten,  weil  es  konfessionslos  ist,  spricht  die  allgemeine 
freudige  Beteiligung  aller  Schüler,  da,  wo  es  galt,  den  Direktor 
zu  ehren,  um  so  mehr  für  den  mächtigen  Eindruck  seiner 
Persönlichkeit,  als  sein  Liberalismus  und  seine  Abneigung  gegen 
den  Antisemitismus,  die  er  oftmals  mit  Schärfe  betonte,  nicht 
allen  nach  dem  Herzen  war.  Und  daß  sein  Jubiläum  zugleich  sein 
Abschied  von  der  Schule  war,  ist  allgemein  aufrichtig  beklagt 
worden.  Aber  ihn  litt  es  nicht  länger  in  einem  Amte,  das  ihn  nicht 
nur  aus  den  alten  Gründen  und  um  seines  Alters  willen  drückte, 
sondern  nun  noch  durch  die  „Schulreform"  besonders  verleidet 
war.  „Das  Schulmeistern  nach  den  neuen  Lehrplänen  ist  ein  Gräuel44 
schrieb  er  schon  Anfang  1894.  „Ich  habe  früher  noch  geglaubt, 
der  Unsinn  würde  sich  in  kurzem  selbst  richten  und  es  nicht 
möglich  sein  ihn  aufrecht  zu  erhalten,  .  .  .  aber  .  .  .  statt  den 
Ruf  immer  mehr  zu  verstärken:  „So  geht  es  nicht"  wimmeln  die 
Zeitschriften  von  Artikeln  und  der  Büchermarkt  von  Büchern, 
die  zeigen,  wie  es  wunderschön  gemacht  werden  kann.44 

Und  so  schied  er  aus  der  Stellung,  die  ihm  unter  allen 
die  er  an  Schulen  eingenommen  hat,  zweifellos  die  erfreulichste 
gewesen  ist.  Auch  insofern  als  ihm,  trotz  mancher  ärgerlichen 
Plackerei  mit  Verwaltungsgeschäften,  nie  zuvor  soviel  Zeit  zu 
eigener  Arbeit  geblieben  war.  Daß  diese  Muße  hauptsächlich 
Cicero  gewidmet  war,  ist  schon  gesagt.  Von  1876  bis  1898 
hat  Müller  —  um  von  Einzelarbeiten  auf  anderen  Gebieten 
zu  schweigen  —  die  Kommentare  zum  Laelius  (eine  vollständige 
Neugestaltung  des  Seyffertschen  Kommentars,  1876)  und  de 
officiis  (1882),  sowie  eine  Textausgabe  des  gesamten  cicero- 
nischen  Nachlasses  mit  Ausschluss  der  rhetorischen  Schriften 
in  acht  starken  Bänden  (1880 — 1898)  veröffentlicht.  Die  beiden 
Kommentare  und  die  umfangreichen  Vorreden  der  Textausgabe 
sind  wahre  Fundgruben  ausgezeichneter  sprachlicher  Obser- 
vationen; alte  Vorurteile  wurden  in  Menge  beseitigt,  auch  wenn 
sie  eben  noch  von  Leuten  wie  Madvig  sanktioniert  worden 


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waren,  und  nicht  weniger  völlig  Neues  wird  in  semasiologischer, 
syntaktischer,  stilistischer  Hinsicht  geboten.  Der  Text  ist  mit 
schärfstem  Eindringen  in  den  Gedankengang  und  genauester 
Berücksichtigung  ciceronischen  Sprachgebrauches  konstituiert. 
In  letzterer  Hinsicht  ist  am  bedeutendsten  die  Ausgabe  der 
Atticusbriefe.  Während  Müll  er  sonst  genügendes  handschrift- 
liches Material  durch  die  früheren  Ausgaben  oder  durch 
Kollationen,  die  ihm  von  verschiedenen  Seiten  überlassen 
waren,  zu  Gebote  stand,  kennen  wir  auch  heute  noch  für  die 
Atticusbriefe  die  Überlieferung  nur  unvollständig  und  ungenau. 
Vielleicht  kein  Zweiter  hätte  sich  trotzdem  an  die  Ausgabe 
gewagt,  vielleicht  auch  Müller  nicht,  wenn  ihn  nicht  das  dem 
Ende  entgegeneilende  siebente  Jahrzehnt  seines  Lebens  zum 
Abschluß  der  Ciceroausgabe  gemahnt  hätte.  Damals  sprach 
er  es  aus:  „klares  Erfassen  des  Zusammenhangs  und  sichere 
Kenntnis  oieeronischer  Ausdrucksweise  müssen  imstande  sein 
im  wesentlichen  das  Manko  zu  decken;  das  Vertrauen  habe 
ich,  daß  auch  genauere  Bekanntschaft  mit  den  Handschriften 
meinen  Text  nicht  allzu  erheblich  verändern  wird."  Jemehr 
man  geneigt  sein  wird  diesen  Glauben  zu  teilen,  um  so  mehr 
wird  man  auch  überzeugt  sein,  daß  zu  solcher  Leistung  unter 
den  Lebenden  nur  einer  noch  befähigt  wäre.  Selbstverständlich 
hatte  Müller  in  dieser  ganzen  Reihe  von  Editionen  auch  das 
Sachliche  aufs  Schärfste  durchdenken  und  alle  sachliche  Er- 
läuteiungslitteratur  durch-  und  einarbeiten  müssen.  Gleichwohl 
ist  nicht  zu  verkennen,  daß  gerade  wie  in  seinem  Schulunter- 
richt die  sprachliche  und  kritische  Seite  der  Arbeit  ihm  das 
weitaus  größere  Interesse  abgewann.  Bei  Cicero  hatte  das 
noch  seinen  besonderen  Grund:  so  helle  Freude  und  Be- 
geisterung Müller  gelegentlich  über  die  stilistische  Eleganz 
besonders  der  Briefe  äusserte,  so  herb  konnte  er,  auch  im 
Unterricht,  ja  gerade  da,  sich  über  das  advokatische  Umgehen 
mit  der  Wahrheit  in  den  Reden,  über  den  Mangel  an  logischer 
Durchdachtheit  in  den  philosophischen  Schriften  aussprechen. 

Dies  zweite  große  Werk  Müllers  war  noch  nicht  ganz 
vollendet,  als  Lehrs'  Prophezeiung  sich  endlich  erfüllte.  Unsere 
philosophische  Fakultät  darf  stolz  darauf  sein  das  alte  Unrecht 
gut  gemacht  und  einen  solchen  Mann  als  den  ihren  gewonnen 


151 

zu  haben:  1896  ward  auf  ihren  Vorschlag  Müller  zum  ordent- 
lichen Honorarprofessor  ernannt.  Aus  dem  Schreiben,  mit 
dem  die  Fakultät  ihren  Vorschlag  begründete,  möchte  ich 
wenigstens  ein  paar  Sätze  hier  einfügen:  „Die  Fakultät  war 
sich  bei  diesem  Beschluß  wohl  bewußt,  daß  eine  derartige 
Ernennung  unbedingt  als  eine  ganz  außergewöhnliche  nur  in 
den  seltensten  Fällen  und  in  der  sparsamsten  Weise  anzu- 
wendende Auszeichnung  angesehen  werden  muß.  Trotzdem 
konnte  dieselbe  dem  Antrag  nach  Erwägung  der  für  die  Be- 
rechtigung einer  solchen  Auszeichnung  vorgebrachten  Gründe 
in  diesem  besonderen  Falle  ohne  alle  Bedenken  zustimmen. 
Maßgebend  für  die  Beurteilung  waren  ausschließlich  die.  aus- 
gezeichnete Begabung,  die  unermüdliche  Arbeit  und  die  aner- 
kannten wissenschaftlichen  Verdienste  des  genannten  Gelehrten, 
der  nach  dem  Ausspruch  berufener  Beurteiler  seiner  Leistungen 
unter  den  an  Schulen  wirkenden  klassischen  Philologen  Deutsch- 
lands als  Forscher  die  erste  Stelle  einnimmt  ...  Müller  ge- 
hört unzweifelhaft  zu  den  besten  Kennern  des  Lateins:  auf  dem 
Gebiet  der  lateinischen  Syntax  ist  derselbe  nach  dem  Tod  des 
dänischen  Philologen  Nicolaus  Madvig  wohl  die  erste  Autorität.44 
Auf  Müller  selbst  übte  die  Ehrung  den  glücklichsten 
Einfluß  aus:  er  schien  erfrischt  und  verjüngt  und  sein 
Schafifenstrieb  neu  angeregt.  Eine  ausgiebige  Lehrtätigkeit 
freilich  war  anfangs  weder  möglich  —  seine  Ernennung 
fiel  in  die  Zeit  des  erschreckendsten  Tiefstandes  unserer 
Zuhörerzahlen  —  noch  überhaupt  von  ihm  beabsichtigt;  er 
begnügte  sich  seminaristische  Übungen  über  Homer  oder  über 
lateinische  Autoren  abzuhalten.  „Hoffentlich,44  schrieb  er 
einmal,  „sind  meine  Zuhörer  begeisterter  davon  als  ich. 
Ich  finde,  was  ich  immer  gesagt  habe,  bestätigt; 
es  ist  kein  sehr  großer  Unterschied,  Studenten  otot  vCv  fipoxol 
efaiv  oder  Primanern  was  zu  dozieren.44  Aber  die  eigene  Pro- 
duktion wandte  sich  jetzt  wieder  einem  lang  gehegten  großen 
Plane  zu.  In  der  Korrespondenz  mit  Lehrs  ist  schon  früh  die 
Rede  von  einer  „Syntax  des  Akkusativs44  im  Lateinischen; 
dieser  alte  Plan  wird  jetzt  erweitert  zu  dem  einer  Syntax  der 
Kasus  und  Präpositionen.  Bald  nach  Beendigung  des  Cicero 
schreitet  Müller  zur  Ausführung.    Den  Kollektaneen  wird  der 


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152 


ungeheure  Stoff  entnommen,  große  Teile  der  Litteratur  —  wie 
sich  denn  Müller  an  Fleiß  und  Akkuratesse  nie  genug  tun 
kann  —  wieder  und  wieder  durchgelesen.  Ganz  zwischendurch 
wird  außer  vortrefflichen  kritischen  Aufsätzen  ein  ausgezeich- 
neter Text  des  jüngeren  Plinius  fertiggestellt  (1903),  und  trotz- 
dem kann  Anfang  1903  das  umfangreiche  Manuskript  des  No- 
minativs und  Akkusativs  in  die  Druckerei  gehen.  Es  ist  eine 
Arbeit,  der  wir  bisher  auf  dem  Gebiet  des  Lateinischen  nichts 
annähernd  ähnliches  zur  Seite  stellen  können,  ja  der  über- 
haupt schwerlich  je  eine  andere  nahe  kommen  wird:  beruhend 
auf  einer  absolut  vollständigen  Induktion;  der  Gebrauch  dieser 
Kasus  in  den  weiten  Grenzen  der  gesamten  Latinität  ist  er- 
schöpfend geschildert.  Die  Ausarbeiter  des  Thesaurus  linguae 
latinae,  deren  Korrekturen  Müller  las,  haben  mir  gelegentlich 
ihr  Erstaunen  darüber  ausgesprochen,  was  für  Nachträge 
Müller  zu  ihren  Artikeln  zu  machen  in  der  Lage  sei,  für  die 
das  Material  bekanntlich  durch  ein  ganzes  Heer  von  Gelehrten 
zusammengebracht  worden  ist.  Der  Thesaurus  konnte  Müllers 
Zutaten  nicht  kenntlich  machen;  aber  in  der  Syntax  wird  seine 
unvergleichliche  Herrschaft  über  den  gewaltigen  Stoff  auch 
denen  unwidersprechlich  vor  Augen  treten,  die,  zu  träge  die 
Prosodie  und  die  Ciceroausgaben  durchzuarbeiten,  noch  immer 
nicht  erfaßt  haben,  daß  Müller  in  seiner  Art  eine 
einzige  Erscheinung  ist.  Dieser  Erkenntnis  gegenüber  werden, 
wie  ich  hoffe,  auch  Klagen  darüber  stumm  bleiben,  daß  Müller 
versäumt  habe,  sich  mit  der  modernen  indogermanistischen  Syntax 
auseinander  zu  setzen.  Ob  er  dadurch  viel  hätte  gewinnen 
können,  ist  zweifelhaft,  gewiß  aber,  daß  jeder  Grammatiker 
von  ihm  vieles  zu  lernen  haben  wird,  was  er  von  keinem 
andern  in  dieser  Weise  lernen  konnte. 

Ich  spreche  von  der  Zukunft,  denn  noch  liegt  Müllers 
Nominativ  und  Akkusativ  zugleich  mit  dem  Anfang  des  Dativs 
nur  als  Manuskript  vor,  und  erst  in  den  nächsten  Wochen 
wird  der  Druck  beginnen  können.  Als  Müller  so  weit  mit  der 
Niederschrift  gelangt  war,  Ende  Februar  1903,  empfand  er  das 
Bedürfnis,  etwas  zu  seiner  Erholung  zu  tun.  Er,  der  bis  dahin 
unermüdlich  gewesen  war,  der  noch  im  Jahre  1899  vielstündige 
Bergtouren  in  Tirol  unternahm  und  dem  ein  Jahr  danach,  als 


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sie  ihm  eine  Festschrift  zum  siebzigsten  Geburtstag  über- 
reichten, die  Freunde  nichts  besseres  wünschen  konnten,  als 
lange  Fortdauer  in  gleicher  körperlicher  und  geistiger  Frische, 
hatte  schon  den  ganzen  Winter  hindurch  über  starke  Er- 
müdung und  Arbeitsunfähigkeit  geklagt.  Wer  ihn  aber  dann 
angeregt  und  ganz  in  wissenschaftlichen  Problemen  aufgehend 
aus  seinen  Übungen  kommen  sah,  der  mochte  wohl  zweifeln, 
ob  es  sich  um  irgendwelche  ernsthaften  Erscheinungen  handelte. 
Und  so  schien  sein  Plan  ganz  angebracht,  sich  auf  einer  Reise 
zum  historischen  Kongress  nach  Rom  zu  erholen  —  es  war 
das  erstemal,  daß  er  die  Stätte  sehen  sollte,  um  die  sich  doch 
sein  Leben  recht  eigentlich  gedreht  hatte.  Leider  sollte  sich 
nur  zu  bald  herausstellen,  daß  weder  in  dieser  Reise  noch 
überhaupt  Hilfe  für  ihn  sei.  Als  ich  ihn  aufs  Kapitol  führte 
und  ihm  den  Blick  auf  Forum  und  Palatin  wies,  der  noch  auf 
keinen  seine  tiefe  Wirkung  verfehlt  hat  —  auf  den  Philologen 
freilich  am  wenigsten,  da  kam  über  uns  beide  noch  eine  be- 
sondere Ergriffenheit.  Er  sprach  es  aus:  „schön!  schön!  — 
aber  zu  spät!4'  Ein  paar  Tage  danach  riet  der  Arzt  zur  so- 
fortigen Rückreise.  Daheim  noch  einige  Wochen  quälender 
Krankheit,  dann  verschied  er  in  den  Armen  der  treuen  Gattin, 
die  auch  auf  der  Reise  seine  aufopfernde  Pflegerin  gewesen  war. 

Man  pflegt  zum  Schlüsse  einer  solchen  Biographie  wohl 
zusammenfassend  ein  Charakterbild  des  Dahingeschiedenen  als 
Menschen  und  Gelehrten  zu  entwerfen.  Ich  glaube  fast  dessen 
überhoben  zu  sein.  So  scharf  ist  Müllers  Persönlichkeit  nach 
beiden  Richtungen  hin  ausgeprägt,  daß  man  nicht  von  ihm  er- 
zählen kann  was  es  auch  sei,  ohne  daß  die  Grundzüge  seiner 
Wesenheit  ganz  von  selbst  vor  den  Leser  treten.  Mehr  noch 
gilt  das,  wo  er  von  sich  selbst  erzählt,  wie  ich  es  ihn  auf 
diesen  Seiten  so  oft  habe  tun  lassen.  Aber  freilich  kämen 
dabei  die  weicheren  Eigentümlichkeiten,  an  denen  es  doch  auch 
neben  den  großen  und  bisweilen  vielleicht  sogar  etwas  harten 
nicht  fehlte,  kaum  ganz  zu  ihrem  Rechte.  Denn  wie  Senti- 
mentalität seiner  Art  völlig  fremd  war,  so  besonders  in 
seinem  Leben  nach  außen  hin,  von  dem  ja  der  Biograph 
hier  fast  allein  zu  erzählen  hat,  und  wie  er  überhaupt  vor 


ir>4 


Fernerstehenden  sein  Gefühl  laut  werden  zu  lassen  vermied 
und  nur  als  der  gefestigte  Mann  erschien«  so  allermeist  auch 
in  seinen  Briefen;  gerade  die  Stellen  aber,  die  eine  Ausnahme 
machen,  dulden  keine  Wiedergabe. 

Soll  denn  also  auch  hier  eine  besondere  Charakteristik 
stehen,  so  kann  man  das  Wesen  Müllers,  wie  es  jedem  so- 
gleich entgegentrat  und  bei  näherer  Bekanntschaft  nur  deut- 
licher sich  enthüllte,  mit  einem  Worte  bezeichnen:  Gradheit 
Die  zeigte  sein  Charakter  so  ausgesprochen  wie  sein  Verstand. 
Was  er  als  Wahrheit  erkannt  hatte,  zu  sagen,  hinderte  ihn 
nie  irgend  eine  Rücksicht;  und  auf  die  Wahrheit  drang  sein 
Verstand  mit  unerbittlich  logischer  Denkkraft.  „Auf  hundert 
gescheite  Leute  kommen  kaum  fünf,  die  gesunden  Menschen- 
verstand haben,"  das  war  einer  seiner  Lieblingssätze,  und  wenn 
er  sich  in  der  schönen  Briefstelle,  die  wir  oben  abgedruckt 
haben,  diese  köstliche  Eigenschaft  der  Auserlesenen  zuschreibt, 
so  durfte  er  das,  denn  sein  Verstand  war  kerngesund  und  ließ 
sich  durch  keine  „Tifteleien"  (wie  er  sich  gern  ausdrückte) 
oder  „Schwindeleien44  von  der  geraden  Bahn  locken.  Unechtes 
bestand  vor  ihm  nicht,  weder  in  der  Wissenschaft  noch  im 
Leben.  Was  er  aber  als  echt  erkannt  hatte,  daran  hielt  er 
mit  einer  Festigkeit,  die  jener  Gradheit  und  Klarheit  Korrelat 
nicht  sowohl  als  Ergebnis  ist.  Die  Treue,  die  er  seinen  wissen- 
schaftlichen Idealen  bewiesen  hat  in  unablässiger  Arbeit  von 
seinen  Knabenjahren  bis  in  die  letzten  Phantasien,  die  ihn 
noch  mit  Plautus  und  Cicero  beschäftigten  —  die  gleiche  Treue 
haben  seine  Freunde  erfahren  als  ein  köstlichstes,  das  ihnen 
gegeben  war.  Und  die  ihm  besonders  nahe  standen,  sahen  in 
diese  Treue  auch  ein  gut  Stück  jener  rührenden  Zärtlichkeit 
gemischt,  mit  der  er  Frau,  Kinder  und  Enkel  umfaßte. 

Überhaupt  mußte  man  ihn  im  vertrauten  Kreise  sehen,  um 
ihn  nicht  nur  zu  verehren,  sondern  zu  lieben.  Da  wichen  Ernst 
und  Verschlossenheit,  die  ihm  sonst  leicht  auch  in  heitrer  Ge- 
sellschaft zu  eigen  waren,  und  er  verstand  an  harmlosem  Froh- 
sinn teilzunehmen.  Gern  hörte  er  dann  etwas  Musik,  Beet- 
hovensche  Sonaten  vor  allem  oder  Stücke  aus  Tannhäuser,  den 
er  besonders  liebte.  Die  bildende  Kunst  gewann  ihm  weniger 
Interesse  ab:  eine  Bildersammlung  in  Ruhe  zu  genießen  fehlte 


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155 


ihm  die  Geduld.  In  der  Literatur  bevorzugte  er  zwei  Rich- 
tungen, die  beide  deutliche  Verwandtschaft  mit  seiner  eigenen 
Geistesart  zeigen.  Es  waren  das  einerseits  die  Schriftsteller, 
in  denen  sich  ein  gesunder  und  zugleich  gemütvoller  Wirklich- 
keitssinn in  einfach  natürlicher  Weise  äußert:  darum  war  unter 
den  Alten  Homer  sein  ausgesprochener  Lieblingsdichter  im 
Gegensatz  zu  Vergil.  Gern  sah  er  es,  wenn  mit  jenen  Eigen- 
schaften sich  ein  tüchtiger  Beisatz  von  Humor  und  Komik 
mischte,  für  die  er  eine  sehr  ausgeprägte  Empfindung  hatte; 
so  wenig  wie  Homer  ist  er  Dickens  und  Reuter  zu  lesen  müde 
geworden.  Andererseits  liebte  er  Schriftsteller,  die  vorzugs- 
weise an  den  Verstand  appellieren,  Männer,  die  mit  unverzagtem 
Mut  und  mit  dem  scharfen  Schwert  gesunder  Logik  gegen 
Unduldsamkeit,  Finsterlingtum  und  Wahnglauben  ankämpfen. 
Darum  gewann  ihm  unter  den  alten  Dichtern  nach  Homer 
wohl  Lucrez  die  wärmste  Neigung  ab,  unter  den  deutschen 
Klassikern  aber  Lessing.  Auch  zu  dem  ist  er  wenigstens  in 
seinen  Mannesjahren  wieder  und  wieder  zurückgekehrt,  und 
ich  denke,  in  mancher  Briefstelle,  die  ich  hier  abgedruckt 
habe  —  ich  muß  besonders  wieder  an  die  über  den  nüchternen 
Menschenverstand  erinnern  — ,  funkelt  etwas  von  Lessingscher 
Schneidigkeit  des  Gedankens  und  der  Form. 

Die  Fachgenossen,  die  einen  lateinischen  Spruch  zum 
Schmuck  seiner  letzten  Ruhestätte  vorschlagen  sollten,  haben 
wie  aus  innerem  Zwang  heraus  beide  ohne  Verabredung 
den  horazischen  Vers  gewählt:  Dignum  laude  virum  Musa 
vetat  mori.  Und  gewiß  wird  in  der  Philologie,  der  Müller 
ein  langes  Leben  voll  Arbeit,  aber  auch  voll  großer  wissen- 
schaftlicher Erfolge  gewidmet  hat,  sein  Name  unsterblich  sein. 
Hätte  man  aus  anderen  Litteraturen  wählen  können,  so  würde 
sich  ein  anderes  Wort  aufgedrängt  haben  —  schöner  noch, 
weil  es  nicht  blos  den  Gelehrten,  sondern  auch  den  Menschen 
gewürdigt  hätte,  das  Wort,  das  Hamlet  für  seinen  Vater  prägt. 
Wohl  ist  es  im  Gange  von  Hand  zu  Hand  eine  etwas  ab- 
gegriffene Münze  geworden;  wir  wollen  es  wieder  in  seinem 
Vollwert  nehmen,  wenn  wir  es  auf  C.  F.  W.  M  Uli  er  anwenden: 
He  was  a  man,  take  him  for  all  in  all, 
We  shall  not  look  upon  his  like  again.      S kutsch. 


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Georg  Ludwig  Hahn. 

Georg  Ludwig  Hahn  wurde  am  26.  April  1823  zu  Königs- 
berg i.  P.  geboren.  Er  war  der  dritte  Sohn  des  nachmals, 
vornehmlich  durch  seine  Leipziger  Disputation,  weithin  bekannt 
gewordenen  sachlich  scharfen,  aber  persönlich  überaus  milden 
Vorkämpfers  des  neueren  Konfessionalismus  D.  August  Hahn. 
Zur  Zeit  der  Geburt  Ludwigs  verwaltete  der  Vater  das  Doppel- 
amt eines  ordentlichen  Professors  der  Theologie  und  eines 
Superintendenten.  Die  Mutter,  die  an  der  gewissenhaften  und 
frommen  Erziehung  der  Kinder  sicherlich  einen  ebenso  großen 
Anteil  gehabt  hat  als  der  dauernd  in  arbeitsreichen  Ämtern 
stehende  Vater,  eine  Schwägerin  Heubners  und  Richard 
Rothes,  stammte  aus  dem  Geschlechte  des  von  seiner  Mit- 
wirkung an  der  Schlußredaktion  und  Übergabe  der  Augs- 
burgischen Konfession  her  berühmten  kursächsischen  Kanzlers 
Dr.  Brück. 

Die  Kindheit  Ludwig  Hahns  war  in  vollem  Gegensatze 
zu  dem  ausnehmend  stillen  und  stetigen  Verlaufe  seines 
späteren  Lebens  eine  äußerlich  recht  bewegte.  Denn  der 
Knabe  war  erst  3  Jahre  alt,  als  der  Vater  einem  Rufe  an  die 
Universität  Leipzig  folgte,  und  stand  erst  im  elften  Lebensjahre, 
als  die  Eltern  aus  Anlaß  der  Ernennung  des  Vaters  zum 
Ordinarius  in  unserer  evangelisch-theologischen  Fakultät  und 
Mitgliede  des  Schlesischen  Konsistoriums  aufs  neue  ihren 
Wanderstab  weitersetzten.  Seinen  ersten  Unterricht  erhielt  Lud- 
wig durch  Hauslehrer:  in  Leipzig  durch  den  Magister  Schödel, 
nachmaligen  Pastor  primarius  in  Lichtenstein  in  Sachsen,  in 
Breslau  durch  den  Kandidaten  Karl  Se misch,  der  später  als 
Professor  der  Theologie  mit  dem  Lebensgange  seines  Schülers 
aufs  neue  in  direkte  Berührung  treten  sollte.  Beiden  Lehrern 
ist  Hahn  für  die  von  ihnen  empfangene  treue  und  sorgfältige 
Unterweisung  in  den  Anfangsgründen  des  Wissens  allezeit  in 
innigster  Dankbarkeit  verbunden  geblieben.  Ostern  1836  trat 
er  in  die  Tertia  des  hiesigen  Elisabeth-Gymnasiums  ein  und 
erhielt  zugleich,  da  er  von  seinem  Vater  bereits  in  die  Elemente 
der  hebräischen  Sprache  eingeführt  worden  war,  ausnahms- 
weise die  Erlaubnis,  an  dem  hebräischen  Unterricht  in  Sekunda 


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teilnehmen  zu  dürfen.  Fünf  Jahre  später  sagte  er  der  An- 
stalt nach  bestandener  Reifeprüfung  in  einer  öffentlichen 
Rede  über  das  Thema:  „Gellerts  Verdienste  um  die  religiöse 
Lyrik44  Lebewohl. 

Einem  längst  gehegten  Wunsche  entsprechend,  widmete 
er  sich  dem  Studium  der  Theologie.  Er  studierte  acht 
Semester:  sechs  in  Breslau  und  zwei  in  Berlin.  Unter  seinen 
akademischen  Lehrern  verdankte  er  nächst  seinem  Vater 
Gaupp  und  Böhmer,  Neander  und  Hengstenberg  die 
meiste  Förderung.  Mit  welch  regem  Eifer  er  seinen  Studien 
oblag,  läßt  die  seiner  Lizentiatendissertation  beigefügte  Vita 
deutlich  erkennen.  Denn  sie  berichtet  uns,  daß  er  nicht  bloß 
Vorlesungen  aus  dem  Gebiete  der  Theologie,  Philosophie, 
Geschichte  und  klassischen  Philologie  hörte,  sondern  auch  bei 
Bernstein  Syrisch  und  bei  Stenzler  Arabisch  lernte.  An 
beiden  Universitäten  gehörte  er  dem  theologischen  Seminar 
an.  1844  erhielt  er  für  seine  Bearbeitung  des  von  der  hiesigen 
Fakultät  ausgeschriebenen  Themas  „Argumenti  ontologici  ad 
probandam  existentiam  dei  historia  ita  enarretur,  ut  imprimis 
Anselm i,  Cartesii  et  Mendelssohnii  sententiae  exponantur  et 
examinentur44  den  akademischen  Preis. 

Die  der  Exmatrikulation  unmittelbar  folgenden  Jahre 
1845 — 47  widmete  Hahn  der  speziellen  Vorbereitung  auf  die 
akademische  Laufbahn.  Nachdem  er  sich  1846  bei  der  Leipziger 
philosophischen  Fakultät  auf  Grund  zweier  Abhandlungen, 
deren  Titel  ich  nicht  in  Erfahrung  zu  bringen  vermochte,  die 
Doktorwürde  erworben  hatte,  wurde  er  am  17.  November  des 
folgenden  Jahres  von  der  hiesigen  evangelisch-theologischen 
Fakultät  zum  Lizentiaten  promoviert.  Seine  Dissertationsschrift 
behandelte  das  Thema:  „Schwenckfeldii  sententia  de  Christi 
persona  et  opere  exposita.44  Auch  der  Nichtfachmann  gewinnt 
aus  ihrer  Lektüre  sofort  den  Eindruck,  daß  sie  einen  sehr 
energischen  und  umsichtigen  Versuch  darstellt,  den  der  Be- 
trachtung ganz  besondere  Schwierigkeiten  bietenden  Mittel- 
punkt der  Schwenckfeldschen  Lehre  durchsichtig  zu  machen 
und  hiermit  an  ihrem  Teile  einer  gerechteren  Einschätzung 
jenes  zwar  sehr  eigenartigen,  aber  mit  Unrecht  als  völlig 
abstrus  verschrieenen  Systems  vorzuarbeiten.  Daß  aber  der  Ver- 


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such  auch  wirklich  gelungen  ist,  bezeugt  das  Urteil  des  größten 
Kenners  der  Geschichte  des  christologischen  Dogmas,  der  in 
seiner  „Entwickelungsgeschichte  der  Lehre  von  der  Person 
Christi44  der  Hahnschen  Schrift  das  Hauptverdienst  um  die 
Aufhellung  der  Schwenckfeldschen  Christologie  zuschreibt 
Von  den  durch  Hahn  bei  seiner  Promotion  verteidigten 
10  Thesen  bezogen  sich  —  ein  für  die  theologisch-kirchlichen 
Interessen  jener  Periode  sehr  bezeichnender  Umstand  —  genau 
die  Hälfte  auf  die  Probleme  der  Lehrverpflichtung  und  des 
Verhältnisses  von  Konfession  und  Union.  Am  19.  Februar  1848 
habilitierte  sich  Hahn  als  Privatdozent  für  neutestamentliche 
Exegese  mit  einer  Antrittsvorlesung  „über  den  gegenwärtigen 
Stand  der  neutestamentlichen  Kritik44.  Er  gibt  in  ihr  einen  klaren 
Überblick  über  die  gesamte  Entwicklung  der  Kritik  von  den 
Tagen  der  Reformation  bis  hin  zu  dem  durch  Baurs  Auf- 
treten bezeichneten  und  bedingten  Wendepunkte.  Drei  Periodeu 
werden  unterschieden:  die  der  dogmatischen  Kritik  (von  der 
Reformation  bis  zu  dem  Erwachen  des  Rationalismus),  die  der 
negativen  Kritik,  die  darauf  verzichtet  habe,  dem  einmal 
wankend  gewordenen  Gebäude  einen  neuen  Halt  zu  geben 
(von  den  Anfängen  des  Rationalismus  bis  auf  Strauß),  endlich 
die  einer  positiven  Kritik,  zu  der  die,  allerdings  gewaltsame, 
Geschichtskonstruklion  der  Tübinger  einen  ersten  Ansatz  dar- 
stelle. —  Zwei  Monate  nach  seiner  Habilitation  wurde  der 
junge  Gelehrte  von  der  historisch-theologischen  Gesellschaft 
zu  Leipzig  durch  Aufnahme  in  die  Zahl  ihrer  Mitglieder  aus- 
gezeichnet. 

Hahns  Ernennung  zum  außerordentlichen  Professor  er- 
folgte am  3.  Juli  1857.  Die  in  dem  damaligen  Fakultätsstatut 
von  jedem  neuernannten  Extraordinarius  geforderte  Habilitations- 
leistung erbrachte  er  am  25.  Juni  1859  durch  Verteidigung  der 
Dissertation  „Doctrinae  Romanae  de  numero  sacramentorura 
septenario  rationes  historicae".  Da  diese  Schrift  aus- 
gesprochenermaßen die  Absicht  verfolgte,  den  katholischen 
Theologen  den  Traditionsbeweis  für  ihre  Lehre  von  der 
Siebenzahl  der  Sakramente  zu  entreißen,  wurde  sie  von  der 
katholisch-theologischen  Fakultät  begreiflicherweise  als  eine 
Art  direkter  Herausforderung  empfunden.    Die  Folge  war,  daß 


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die  betreffende  Disputation  einen  sehr  dramatischen  Verlauf 
nahm  und  sich  zu  einem  kleinen  interkonfessionellen  Zwischen- 
falle gestaltete.  Nicht  bloß,  daß,  wie  mir  ein  noch  lebender 
Ohrenzeuge  versichert  hat,  sämtliche  Dozenten  der  katholischen 
Theologie  gegen  Hahn  in  mündlicher  Diskussion  in  die 
Schranke  traten:  einer  derselben  (Professor  Dr.  Bittner)  hatte 
sogar  die  Zwischenzeit  zwischen  der  Überreichung  der  Disser- 
tation und  ihrer  öffentlichen  Verteidigung  zur  Ausarbeitung 
und  Drucklegung  einer,  10  Oktavseiten  umfassenden,  lateinischen 
Gegenschrift  benützt,  auf  die  er  nunmehr  bei  der  öffentlichen 
Verhandlung  den  Disputator  bereits  verweisen  konnte  (vgl. 
Schlesisches  Kirchenblatt  1859  Nr.  27).  Doch  kam  in  ver- 
söhnender Weise  schließlich  auch  noch  der  Humor  zu  seinem 
Rechte,  indem  das  damalige  große  Original  der  evangelisch- 
theologischen Fakultät,  D.  Böhmer,  unter  großer  Heiterkeit 
der  Korona  seine  Lieblingsthese  verfocht,  daß  die  Fußwaschung 
als  drittes  Sakrament  anzuerkennen  und  demgemäß  auch  kirch- 
lich zu  rezipieren  sei. 

Am  20.  Mai  1865  erhielt  Hahn  von  der  Königsberger 
Fakultät  die  Würde  eines  Doktors  der  Theologie.  Am 
13.  Oktober  1867  erfolgte  seine  Ernennung  zum  ordentlichen 
Professor.  1888  wurde  ihm  nach  dem  Tode  von  Fr.  W.  Schultz 
auch  die  Leitung  der  neutestamentlichen  Abteilung  des  evan- 
gelisch-theologischen Seminars  übertragen.  Das  Dekanat  der 
evangelisch -theologischen  Fakultät  hat  er  wiederholt  ver- 
waltet. —  Am  Beginn  des  Jahres  1896  wurde  er  auf  seinen 
Antrag  mit  Rücksicht  auf  sein  vorgerücktes  Alter  von  der 
Haltung  von  Vorlesungen  entbuftfen.  1899  trat  er  auch  von 
der  Leitung  des  Seminars  zurück. 

In  dem  langen  Zeitraum  von  48  Jahren,  währenddessen 
ihm  eine  uneingeschränkte  und  nur  ein  einziges  Mal,  durch 
eine  Studienreise  im  Sommer  1849,  unterbrochene  Dozenten- 
wirksamkeit beschieden  war,  hat  er  einen  wahrhaft  eisernen 
Fleiß  bewiesen.  Seine  akademischen  Vorträge  erstreckten  sich 
nicht  nur  auf  die  Exegese  sämtlicher  Schriften  des  Neuen 
Testaments  sowie  die  übrigen  Fächer  der  neutestamentlichen 
Wissenschaft  (Hermeneutik,  biblische  Archäologie,  Leben  Jesu, 
Einleitung  und  Theologie),  sondern  umfaßten  zugleich,  außer 


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160 


der  Enzyklopädie  und  Methodologie,  das  Gesamtgebiet  der 
kirchenhistorischen  Disziplin  (allgemeine  Kirchengeschichte,  die 
er  in  drei  Teilen  vortrug,  Dogmengeschichte,  Symbolik, 
Patristik,  Geschichte  des  christlichen  Kultus).  Wiederholt  hat 
er  auch  Examinatorien  über  Kirchen-  und  Dogmengeschichte 
abgehalten.  Fast  immer  hat  er  zwei,  nicht  selten  drei,  bis- 
weilen sogar  vier  Vorlesungen  angekündigt.  —  Über  die  Auf- 
nahme, die  diese  Vorträge  bei  den  Studierenden  fanden,  mag 
es  genügen,  das  Urteil  eines  seiner  Schüler,  des  unlängst  ver- 
storbenen Superintendenten  D.  Kölling,  zu  registrieren,  der 
in  seiner  Selbstbiographie  (S.  32 f.)  schreibt:  „D.  G.  L.  Hahn 
hatte  nichts  Geniales.  Seine  Auslegung,  schüchtern  vorgetragen, 
ermangelte  häufig  der  Schärfe.  Wer  sich  aber  zu  seinen 
Füßen  setzte,  um  gläubige,  fleißige  und  gelehrte  Theologie  zu 
finden,  der  fand  seine  Rechnung  und  hatte  dabei  seine  Freude 
an  dem  Dozenten,  der  die  Signatur  eines  demütigen  Kindes 
Gottes  an  sich  trug.44  Den  persönlichen  Verkehr  Hahns  mit 
den  Studierenden  zeichnete,  wie  alle  seine  Schüler  dankbar 
bezeugen,  stets  eine  herzgewinnende  Freundlichkeit  aus. 

Außer  den  schon  genannten  kleineren  Schriften  hat  Hahn 
vier  größere  Werke  publiziert. 

Zunächst  gab  er  1854  den  ersten  Band  einer  „Theologie 
des  Neuen  Testaments41  heraus.  Er  will  in  diesem  Buche 
eine  Darstellung  des  dem  ganzen  N.  T.  zugrunde  liegenden 
Begriffssystems  geben,  von  dem  er  urteilt,  daß  es  nicht  etwas 
erst  vom  Christentum  Geschaffenes  oder  innerhalb  desselben 
Entstandenes,  sondern  etwas  bereits  von  ihm  Vorgefundenes 
gewesen  sei,  insofern  es  nämlich  Eigentum  des  ganzen  jüdischen 
Volkes  schon  gewesen  sei,  als  das  Christentum  in  dieses  Volk 
eintrat.  Unter  Berufung  auf  Spener,  Beck  und  Rothe  führt 
er  aus,  daß  diese  Grundanschauung  nach  ihrer  wesentlichen 
Einheit  darzustellen  die  biblische  Theologie  sich  um  so  mehr 
zur  Aufgabe  zu  setzen  habe,  je  mehr  die  in  der  Gegenwart 
gangbaren  Begriffe  von  denen  der  Schrift  in  vieler  Hinsicht 
abwichen,  so  daß  ein  richtiges  und  vollkommenes  Verständnis 
des  gesamten  im  Neuen  Testamente  enthaltenen  Lehrgehaltes 
gar  nicht  möglich  sei,  wenn  wir  nicht  zuvor  die  Anschauung 
wiedergewonnen  hätten,  von  der  alle  biblischen  Schriftsteller 


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ausgingen.  Für  die  „Darstellung  der  Art  und  Weise,  in  der 
sich  bei  der  wesentlich  Einen  Grundanschauung  doch  ver- 
schiedene Lehrbegriffe  haben  ausbilden  können44  und  für  die 
„Darstellung  der  einzelnen  Lehrbegriffe  als  der  Bewußtseins- 
gestalten, welche  aus  dieser  Entwickelung  hervorgegangen  sind4\ 
wird  ausdrücklich- ein  zweiter  bezw.  zweiter  und  dritter  Hauptteil 
vorbehalten.  Inwiefern  allerdings  eine  ersprießliche  getrennte 
Behandlung  der  einzelnen  Lehrbegriffe  nach  jenen  eingehenden 
Ausführungen  des  ersten  Teils,  die  gar  Manches  als  gemeinsames 
Gut  werten,  was  auf  diesen  Titel  keinen  begründeten  Anspruch 
erheben  dürfte,  überhaupt  noch  möglich  sein  soll,  ist  schwer 
einzusehen.  Und  eben  diese  Erkenntnis  der  schließlichen 
Unausführbarkeit  des  ursprünglichen  Planes  scheint  Hahn 
denn  auch  abgehalten  zu  haben,  dem  ersten  Teil  den  ver- 
sprochenen zweiten  folgen  zu  lassen.  Ist  so  die  Eigenart  des 
geplanten  umfänglichen  Unternehmens  diesem  selbst  verhängnis- 
voll geworden,  so  darf  auf  der  anderen  Seite  doch  nicht  ver- 
kannt werden,  daß  sie  zu  einer  dankenswert  ausführlichen 
Darlegung  einer  Anzahl  von  Lehrpunkten  Anlaß  gegeben  hat, 
die  in  den  bisherigen  Darstellungen  der  neutestamentlichen 
Theologie  in  der  Regel  viel  zu  unvollständig  behandelt  worden 
waren.  So  hat  namentlich,  um  nur  diesen  einen  Punkt  heraus- 
zugreifen, die  Lehre  von  den  Engeln  und  Dämonen  eine  so 
gründliche  Erörterung  gefunden  (der  betreffende  Abschnitt 
umfaßt  125  Seiten!),  daß  es  kein  Zufall  ist,  wenn  sich  die 
bedeutendste  neuere  hierhergehörige  Untersuchung  gerade  mit 
der  Hahnschen  Darstellung  auseinandersetzt. 

Als  ein  sehr  verdienstliches  Werk  ist  von  der  Kritik,  so 
weit  meine  Kenntnis  reicht,  allgemein  Hahns  1864  veröffentlichte 
„Lehre  von  den  Sakramenten  in  ihrer  geschichtlichen  Ent- 
wickelung innerhalb  der  abendländischen  Kirche  bis  zum  Konzile 
von  Trient"  anerkannt  worden.  Um  den  gewaltigen  Stoff  nicht 
unnötigerweise  zu  zersplittern,  hat  ihn  Hahn  in  zwölf  Abschnitte 
verteilt,  in  denen  er  den  Gebrauch  des  Wortes  sacramentum 
in  der  Kirchensprache  überhaupt,  den  Begriff  des  Sakraments 
im  engeren  Sinne,  die  Notwendigkeit  der  Sakramente,  ihre 
Zweckmäßigkeit,  die  vorchristlichen  und  die  christlichen  Sakra- 
mente, die  Bestandteile,  die  Einsetzung  und  den  Minister  der 

11 


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162 


letzteren,  die  Bedingungen,  unter  denen  sie  zustande  kommen, 
ihre  Wirkung  und  endlich  die  Entstehung  und  die  Bedingungen 
dieser  Wirkung  bespricht  Über  den  Wert  der  gesamten  Dar- 
stellung hat  sich  ein  Sachkenner  wie  Steitz  dahin  ausgesprochen: 
„Hahn  hat  das  Material  zweckmäßig  geordnet  und  in  immensem 
Reichtum  entfaltet;  denn  er  ist  bis  zu  den  -entlegensten  und 
schwer  zugänglichen  Quellen  zurückgegangen.  Er  hat  nicht 
bloß  die  allgemeinen  Gesichtspunkte  angegeben,  auf  die  es 
ankommt,  nicht  bloß  das  weitschichtige  Material  mit  einer 
Fülle  treulicher  Bemerkungen  erläutert,  sondern  ist  meist  auch 
den  kleinsten  und  häkeligsten  Fragen,  welche  den  subtilen 
Scharfsinn  der  Scholastiker  beschäftigen,  mit  einer  unermüdlich 
zähen  Geduld  nachgegangen/1 

Das  Hauptwerk  Hahns  aus  dem  Gebiete  der  neutestament- 
lichen  Wissenschaft  ist  sein  großer  Lukaskommentar  (Das 
Evangelium  des  Lukas  erklärt  von  Dr.  G.  L.  Hahn,  1.  Band 
1892,  635  S.;  2.  Band  1894,  715  S.).  Ein  Doppeltes  ist  für  dieses 
Werk  vornehmlich  charakteristisch:  Die  den  unermüdlichen 
Fleiß  des  Verfassers  aufs  neue  ins  hellste  Licht  setzende 
Gründlichkeit  aller,  das  Ganze  wie  das  Einzelnste  betreffenden, 
Untersuchungen  und  der  den  gesamten  Kommentar  durch- 
ziehende Widerspruch  gegen  die  kritische  und  exegetische 
Tradition.  Der  Verfasser  der  beiden  den  Namen  des  Lukas 
tragenden  Schriften  soll  nicht,  wie  der  consensus  theologorum 
behauptet,  ein  Heidenchrist,  sondern  ein  Mann  jüdischer 
Nationalität,  ja  direkt  palästinischer  Herkunft  gewesen  sein. 
„Vielleicht  war  er  der  Lukas  9,  61  f.  erwähnte  Jünger,  vielleicht 
gehörte  er  zu  den  70  Jüngern,  von  denen  10,  1  ff.  die  Rede 
ist,  vielleicht  auch  war  er  der  ungenannte  der  beiden  Emmaus- 
jünger."  Die  spezielle  Hypothese,  daß  er  mit  Silas  zu  identi- 
fizieren sei,  hat  mehr  Wahrscheinlichkeit  für  sich  als  irgend 
eine  andere.  Eine  erste  Hauptquelle  des  Evangelisten  war 
darum  die  eigene  Erinnerung,  eine  zweite  die  apostolische 
Oberlieferung.  Aus  schriftlichen  Quellen  hat  er  nicht  geschöpft, 
die  seiner  Darstellung  voraufgegangenen  Evangelienschriften, 
von  denen  er  im  Prolog  redet,  vielmehr  höchstens  hie  und  da 
auf  den  Ausdruck  sowie  die  eigne  Darstellung  einwirken  lassen. 
Der  Zweck  des  Evangeliums  ist  einfach  dahin  zu  bestimmen, 


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163 


den  Glauben  an  die  durch  Christum  geschehene  Erlösung  in  der 
gläubigen  Heidenwelt  zu  beleben  und  zu  kräftigen.  Abgefaßt 
ist  es  sicher  noch  vorder  Zerstörung  Jerusalems,  wahrscheinlich 
noch  vor  dem  Ausbruch  des  jüdischen  Krieges.  —  Daß  sich 
diese  positiven  Aufstellungen  Hahns,  wie  er  selbst  laut  des 
Vorwortes  erwartet  hat,  „im  Laufe  der  Zeit  ziemlich  allgemeine 
Zustimmung  erwerben  werden11,  läßt  sich  billig  bezweifeln.  Daß 
es  ihm  dagegen  mit  seiner  Argumentation  gelungen  ist,  manche 
wunden  Punkte  der  herrschenden  Ansicht  aufzudecken,  hat 
ihm  selbst  eine  seine  Positionen  energisch  ablehnende  Kritik 
bereitwillig  zugestanden.  Die  Erläuterung  des  Evangelientextes 
selbst  ist  jedenfalls  ausgezeichnet  durch  eine  fast  vollständige 
Herbeiziehung  des  exegetischen  Materials,  eine  ruhige,  nüchterne 
Prüfung  der  einzelnen  Auslegungsmöglichkeiten,  und  endlich 
auch  durch  die  Beibringung  einer  nicht  unbeträchtlichen  Menge 
neuer  Erklärungsvorschläge. 

Vor  allem  aber  dürfte  der  Name  Georg  Ludwig  Hahns 
neben  dem  seines  Vaters  von  einer  theologischen  Generation 
zur  anderen  forterben  durch  die  vom  Vater  begründete,  vom 
Sohne  aber  in  großem  Maßstabe  vermehrte  und  bereicherte 
„Bibliothek  der  Symbole  und  Glaubensregeln  der  alten  Kirche4', 
jenes  Werk,  dem  nach  Th.  Zahns  Ausspruche  „ein  Platz  in 
jedes  Pfarrers  Bibliothek  gebührt44.  Daß  es  dem  greisen  Senior 
unserer  Fakultät  nach  Vollendung  seines  großen  Lukaskommen- 
tars noch  gelungen  ist,  eine  dritte,  die  zahlreichen  neueren 
Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Symbolgeschichte  mit  größter 
Umsicht  und  Sorgfalt  verarbeitende,  Auflage  dieses  Werkes 
vorzubereiten,  ist  unzweifelhaft  ein  beredtes  Zeugnis  einer 
seltenen  Arbeitslust  und  Arbeitskraft. 

Erholung  von  den  Mühen  seines  Berufes  hat  Hahn  allein 
im  Kreise  der  Seinen  gesucht  und  gefunden.  Seine  1859  mit  der 
jüngsten  Tochter  des  weiland  Pastor  prim.  von  St.  Elisabeth  in 
Breslau,  Gtrth,  geschlossene  Ehe  war  trotz  mancher  schwersten 
Heimsuchungen  eine  reich  gesegnete.  Und  dankbar  bezeugen 
seine  Witwe  und  seine  Kinder,  daß  der  milde  Ernst,  die  zarte 
Rücksicht  und  die  fürsorgende  Güte  seines  Wesens  gerade  in 
dieser  engsten  Gemeinschaft  des  Hauses  am  leuchtendsten  zu- 
tage getreten  sei.    So  gestaltete  sich  denn  auch  sein  fünfzig- 


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jähriges  Dozentenjubiläum  im  Jahre  1898  zugleich  zu  einem 
schönen  Familienfeste.  In  der  Mitte  der  Seinen  durfte  er  diesen 
erinnerungsreichen  Tag  in  vollster  körperlicher  und  geistiger 
Frische  begehen  und  sich  der  vielfachen  öffentlichen  und 
privaten  Ehrungen,  die  derselbe  ihm  eintrug,  von  Herzen  er- 
freuen. 

Es  war  ein  letztes  helles  Aufglänzen  seiner  Lebenssonne. 
Am  14.  Juli  1903  ist  er,  nachdem  er  ein  Vierteljahr  zuvor, 
schon  in  großer  Leibesschwachheit,  seinen  durch  zahlreiche 
Beweise  der  Liebe  und  Verehrung  verschönten  achtzigste!! 
Geburtstag  gefeiert  hatte,  nach  längeren,  mit  großer  Geduld 
getragenen  Leiden  sanft  entschlafen.  Unter  allen  aber,  die 
ihn  gekannt  haben,  wird  sein  Bild  fortleben  als  das  eines 
Mannes  von  unerschütterlicher  Überzeugungstreue)  reinster 
Lauterkeit,  unbeirrbarer  Friedfertigkeit  und  unbegrenztem  Wohl- 
wollen. 

Juncker. 


Erich  Frantz. 

Am  27.  Dezember  1903,  früh  um  7  8/4  Uhr,  starb  zu  Pasing 
bei  München  im  62.  Lebensjahr  Herr  Dr.  theol.  Erich  Frantz, 
ordentlicher  Honorarprofessor  in  der  katholisch-theologischen 
Fakultät. 

Geboren  am  19.  Juli  1842  zu  Liegnitz,  als  Sohn  des  Ge- 
heimen und  Ober- Regierungsrates  Frantz,  machte  er  seine 
philosophischen  und  theologischen  Studien  an  hiesiger  Uni- 
versität, wurde  am  28.  Juni  1871  in  Breslau  zum  Priester  ge- 
weiht, und  nachdem  er  sich  drei  Jahre  lang  in  Italien  auf- 
gehalten, am  26.  April  1879  von  der  theologischen  Fakultät  der 
Universität  zu  Freiburg  i./B.  zum  Doktor  der  Theologie  pro- 
moviert. Unter  dem  3.  Februar  1887  zum  ordentlichen  Honorar- 
professor an  der  Akademie  zu  Münster  ernannt,  ward  er  in 
gleicher  Eigenschaft  auf  seinen  Wunsch  unter  dem  24.  Marz 
1888  in  die  hiesige  katholisch -theologische  Fakultät  versetzt 
und  beauftragt,  christliche  Archäologie  und  Kunstgeschichte 
innerhalb  der  theologischen  Fakultät  zu  lehren.  Mit  den  Jahren 
zunehmende  Leiden  erschwerten  ihm  die  regelmäßige  Ausübung 


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der  akademischen  Tätigkeit  und  zogen  seinem  persönlichen 
Verkehr  mit  den  Fakultätsmitgliedern  sehr  enge  Schranken. 
Aber,  wie  die  Fakultät  in  der  sein  Verscheiden  meldenden  An- 
zeige bemerkte,  „berufen,  seine  hervorragenden  Kenntnisse  auf 
dem  Gebiete  der  christlichen  Kunst  in  den  Dienst  des  akademi- 
schen Lehramtes  zu  stellen,  hat  der  Heimgegangene,  was 
längere  Kränklichkeit  ihn  durch  das  gesprochene  Wort  zu 
wirken  verhinderte,  durch  seine  gediegenen  Schriften  zu  er- 
setzen verstanden."   Er  ist  Verfasser  folgender  Werke: 

1.  Fra  Bartolommeo  della  Porta,  Freiburg  1879  (vgl. 
[Tübinger]  Theologische  Quartalschrifl  1879,  S.  516  ff.). 

2.  Sixtus  IV.  und  die  Republik  Florenz,  Freiburg  1880 
(vgl.  Historisches  Jahrbuch  [der  Görresgesellschaft]  Bd.  I, 
S.  137  ff.). 

3.  Das  hl.  Abendmahl  des  Leonardo  da  Vinci,  Frei- 
burg 1885. 

4.  Geschichte  der  christlichen  Malerei,  in  2  Bänden, 
Freiburg  I.  1887.  II.  1894  (vgl.  Theologischer  Literatur- 
bericht 1887,  nr.  10,  Blätter  für  lit.  Unterhalt.  1887, 
nr.  46). 

5.  Handbuch  der  Kunstgeschichte,  Freiburg  1900. 

6.  Die  Kunst  im  neuen  Jahrhundert,  Frankfurt  a./M. 
1903. 

Seit  dem  Jahre  1899  beurlaubt,  hatte  er  seinen  Wohnsitz 
nach  der  Waldkolonie  Pasing  verlegt.  Von  dort  wurde  seine 
irdische  Hülle  nach  Liegnitz  überführt  und  daselbst  am 
26.  Januar  1904  auf  dem  Friedhof  im  Erbbegräbnis  der  Familie 
Frantz  an  der  Seite  seiner  Eltern  beigesetzt.  An  der  Bei- 
setzungsfeierlichkeit nahmen  als  Vertreter  der  Universität 
Breslau  teil:  der  derzeitige  Dekan  der  katholisch-theologischen 
Fakultät  Professor  Dr.  Nürnberger,  Dompropst  Professor 
Dr.  König  und  Domherr  Professor  Dr.  Sdralek,  zugleich  als 
Vertreter  des  Domkapitels,  und  Professor  Dr.  Rohr.  Namens 
der  Fakultät  wurde  am  Sarge  ein  Palmenarrangement  nieder- 
gelegt.   R.  i.  p. 

Nürnberger. 


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Inhalts-Verzeiclmis. 


I.  Behörden  der  Universität.  Seite 

1.  Kuratorium   3 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1903    4 

b.  Winter-Semester  1903/1904    4 

II.  Lehrkörper  der  Universität. 

Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfalle   5 

2.  Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in  andere 
Stellungen,  Ruhestandsbewilligungen  etc   5 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen   6 

2.  Ernennungen   7 

3.  Habilitationen   7 

C.  Beurlaubungen   8 

D.  Auszeichnungen   8 

E.  Sonstige  Veränderungen   9 

HI.  Beamte  der  Unhrersltat  (Akademische  Verwaltung)   10 

IV.  Anstalten  nnd  Kommissionen  der  Universität. 

1.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.  Die  Königliche  und  Universitäts-Bibliothek   10 

b.  Das  akademische  Lese-Institut   19 

c.  Seminare. 

1.  Das  evangelisch-theologische  Seminar   19 

2.  Das  praktische  Institut  der  evangelisch-theologischen 
Fakultät   21 

3.  Das  katholisch-theologische  Seminar   21 

4.  Das  juristische  Seminar    23 

5.  Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar   .    .  24 

6.  Das  historische  Seminar   25 

7.  Das  kunstgeschichtliche  Seminar   27 

8.  Das  philologische  Seminar   27 

9.  Das  archäologische  Seminar   28 

10.  Das  germanistische  Seminar   28 

11.  Das  romanisch- englische  Seminar   29 

12.  Das  slavisch-philologiscbe  Seminar   30 

13.  Das  geographische  Seminar   31 

14.  Das  mathematisch-physikalische  Seminar     ....  32 

15.  Das  philosophische  Seminar   32 


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168  

Seit« 

d.  Die  Kunst-Institute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte  (Archäologisches 
Museum)   33 

2.  Da«  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere  Kunst- 
geschichte   35 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik  ....  35 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Institut   38 

2.  Die  Sternwarte   39 

3.  Das  chemische  Institut   40 

4.  Das  pharmazeutische  Institut   4i 

5.  Das  mineralogische  Institut  und  Museum     ....  IG 

6.  Das  geologisch-paläontologische  Institut  und  Museum  47 

7.  Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum     .    .  50 

8.  Das  pflanzenphysiologische  Institut  und  das  botanische 
Museum    53 

9.  Das  zoologische  Institut  und  Museum   55 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 

I.  Allgemeines   57 

II.  Spezielles: 

a.  Das  Institut    für   landwirtschaftliche  Pflanzen- 
produktionslehre   58 

b.  Das  Institut  für  landwirtschalll.Tierproduküonslehre  60 

c.  Das   agrikultur-chemische   und  bakteriologische 
Institut   «0 

d.  Das  landwirtschaftlich-technologische  Institut  .   .  6i 

e.  Der  kulturtechnische  Apparat   63 

f.  Das  Veterinär-Institut   63 

g.  Die  theoretischen  Institute  der  medizinischen  Fakultät. 

1.  Das  anatomische  Institut   65 

Ii.  Das  physiologische  Institut   65 

3.  Das  pathologisch-anatomische  Institut   67 

4-.  Das  pharmakologische  Institut   70 

r>.  Das  hygienische  Institut   71 

h.  Die  klinischen  Institute. 

1.  Die  medizinische  Klinik   72 

2.  Die  medizinische  Poliklinik   75 

3.  Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik    77 

4.  Die  Klinik  für  Augenkranke   81 

5.  Die  Frauenklinik  und  Poliklinik   85 

Ü.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 

Krankheiten   87 

7.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für  Nerven- 
krankheiten   91 

8.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder     ...  92 

9.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten   94 

10.  Das  zahnärztliche  Institut   90 


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V 


169 


Seite 

2.  Die  Professoren-Witwen-  und  Waisen- Versorgungs-Anstalt  98 

3.  Die  Hilfskasse    der  Universität   zur  Unterstützung  von 
Hinterbliebenen  der  Dozenten  und  Beamten   99 

4.  Honorar-  und  Stundungswesen   100 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studierende: 

a.  Studenten-Unterstützungs-Fonds   100 

b.  Stipendien-Fonds   101 

6.  Kranken-  und  Begräbnis- Kasse  für  Studierende: 

a.  Die  Studenten-Kranken-Kasse   105 

b.  Die  Studenten- Begräbnis-Kasse   106 

T.  Akademische  Grundstücke  und  Kapitalien. 

1.  Grundstücke  106 

2.  Kapitalien  107 

Tl.  Wichtigere   Mlnisterlal  •  Erlasse,   Koratorlalschrelben  und 
Senatsbeschlttsse. 

1.  Für  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  und  Kuratorialschreiben  ....  108 

b.  Senatsbeschlüsse     .   ....  111 

2.  Für  die  einzelnen  Fakultäten. 

Juristische  Fakultät  111 

TII.  Unlversltäts-Erelgnlsse,  Feierlichkeiten,  Programme, 
Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse  112 

2.  Profcrarame  (sind  nicht  erschienen)  113 

3.  Adressen  113 

Till.  Studierende. 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1903    115 

Winter-Semester  1903/04    116 

2.  Beteiligung  an  den  Vorlesungen   117 

3.  Lösungen  von  Preisaufgaben   121 

4.  Vereine  und  Verbindungen   122 

5.  Akademische  Disziplin   122 

OL.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen  ....  123 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  und  Prüfungen  123 

X.  Nekrologe. 

Professor  Dr.  Carl  Friedrich  Wilhelm  Müller  .    .    .  133 

«  Georg  Ludwig  Hahn   156 

.    Erich  Frantz   16i 


12 


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I 


Chronik 


iler 


Königlichen  Universität 


zu  Breslau 


lue  tias  Jahr 


vom  I.  April  1904  bis  31.  März  1905 


 Jahrgang  19. 

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Breslau, 

Druck  v • » r i  Ural].  Harth  &•  Comp.  (W.  Friedlich) 

190&. 


I.  Behörden  der  Universität, 

1.  Kuratorium. 

Der Regierungs-  und  Universitäts-Kuratorialrat  Schimmel- 
pfennig ist  zum  Oberregierungsrat  ernannt  worden. 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1904. 

Rektor:  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr.  Rosanes; 

Prorektor:  Geh.  Justiz-Rat  Prof.  Dr.  Leonhard; 

Universitätsrichter:  Ober-Reg.-Rat,  Direktor  des  Provinzial- 
Schulkollegiums,  Dr.Bernhard  Mager;  derselbe  ist  infolge 
seiner  Ernennung  zum  Vizepräsidenten  des  Provinzial- 
Schulkollegiums  und  Medizinal-Kollegiums  der  Provinz 
Brandenburg  mit  dem  1.  Oktober  1904  ausgeschieden. 

Dekane: 

der  evangelisch-theologischen  Fakultät:  Prof. Dr.  Co  rnill, 
der  katholisch -theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Nürn- 
berger, 

der  juristischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Gretener, 
der  medizinischen  Fakultät:  Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.Ponfick, 
der  philosophischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Hintze. 
Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Laden  bürg, 

Domherr  Prof.  Dr.  Sdralek, 

Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  Küstner, 

Prof.  Dr.  Fraenkel, 

Prof.  Dr.  Norden, 

Prof.  Dr.  Arnold, 

b.  Winter-Semester  1904/05. 
Rektor:  Konsistorialrat  Prof.  Dr.  Kawerau; 
Prorektor:  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Rosanes; 

1* 


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4 


Universitätsrichter:  Oberregierungsrat,  Direktor  des  Provinzial- 
Schulkollegiums,  Dr.  Walther  Schauenburg,  welchem 
die  bezüglichen  Obliegenheiten  von  dem  Herrn  Minister 
der  geistlichen  etc.  Angelegenheiten  durch  Erlaß  vom 
20.  Oktober  1904  übertragen  worden  sind. 

Dekane: 

der  katholisch -theologischen  Fakultät:  Dompropst  Prof. 
Dr.  Koenig, 

der  evangelisch-theologischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Schmidt, 
der  juristischen  Fakultät:  Geh.  Justizrat  Prof.  Dr.  Dahn, 
der  medizinischen  Fakultät:    Geh.  Med. -Rat   Prof.  Dr. 

v.  Mikulicz-Radecki, 
der  philosophischen  Fakultät:  Prof.  Dr.  Pax. 

Gewählte  Senatoren: 

Geh.  Med.-Rat  Prof.  Dr.  von  Strümpell, 

Prof.  Dr.  Gretener, 

Prof.  Dr.  Norden, 

Prof.  Dr.  Arnold, 

Prof.  Dr.  Koch, 

Prof.  Dr.  Nikel. 


IL  Lehrkörper  der  Universität 

Veränderungen  gegen  clas  Vorjahr. 

A.  Abgang. 

1.  Todesfälle. 
Es  sind  verstorben: 

am  10.  Dezember  1904  der  ordentliche  Professor  in  der 
philosophischen  Fakultät  Dr.  Jakob  Caro  und 

am  11.  März  1905  der  ordentliche  Honorarprofessor  in  der 
evang.-theol.  Fakultät,  Generalsuperintendent  a.  D.  und 
Wirkliche  Oberkonsistorialrat  Dr.  David  Erdmann. 
Näheres  hierüber  enthalten  die  unter  Abschnitt  XI  bei- 
gefügten Nekrologe. 


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5 


2.    Berufungen  an  andere  Universitäten  oder  in 
andere  Stellungen,   Ruhestandsbewilligungen  etc.: 

der  außerordentliche  Professor  in  der  evangelisch -theo- 
logischen Fakultät  Lic.  Martin  Schulze  ist  mit  Beginn 
des  Sommersemesters  1904  zum  ordentlichen  Professor 
an  der  Universität  Königsberg  ernannt  worden; 

der  Privatdozent  in  der  juristischen  Fakultät  Dr.  Herbert 
Meyer  ist  infolge  seiner  Berufung  als  außerordentlicher 
Professor  an  die  Universität  Jena  im  Monat  April  1904 
ausgeschieden; 

der  ordentliche  Professor  in  der  medizinischen  Fakultät 
und  Direktor  der  psychiatrischen  Klinik  Dr.  Carl 
Wer  nicke  ist  vom  1.  April  1904  ab  in  gleicher  Eigen- 
schaft an  die  Universität  Halle  versetzt; 

der  außerordentliche  Professor  in  derselben  Fakultät  und 
Kustos  des  anatomischen  Instituts  Dr.  Georg 
Thilenius  ist  infolge  seiner  Ernennung  zum  Direktor 
des  Museums  für  Völkerkunde  in  Hamburg  am 
1.  Oktober  1904  und 

der  Privatdozent  und  II.  Prosektor  am  anatomischen 
Institut  Dr.  Karl  Peter  infolge  seiner  Habilitation  an 
der  Universität  Würzburg  mit  Beginn  des  Winter- 
Semesters  1904/05  ausgeschieden; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Geh.  Regierungs-Rat  Dr.  Joseph  Partsch  ist  infolge 
seiner  Berufung  an  die  Universität  Leipzig  mit  Schluß 
des  Winter-Semesters  1904/05  ausgeschieden; 

der  außerordentliche  Professor  an  derselben  Fakultät 
Dr.  Ernst  Neumann  ist  vom  1.  April  1905  ab  in 
gleicher  Eigenschaft  an  die  Universität  Marburg  versetzt; 

die  Privatdozenten  in  der  philosophischen  Fakultät  Prof. 
Dr.  Franz  London  und  Prof.  Dr.  Otto  Jiriczek  sind 
zu  außerordentlichen  Professoren  an  der  Universität 
Bonn  bezw.  Münster  ernannt  und 

der  ordentliche  Professor  in  derselben  Fakutät  und  Direktor 
des  physikalischen  Instituts,  Geheimer  Regierungs-Rat 
Dr.  O.  E.  Meyer  ist  mit  Ende  September  1904  von 
seinen  amtlichen  Verpflichtungen  entbunden  worden. 


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6 


B.  Zugang. 

1.   Berufungen  bezw.  Versetzungen. 

a.  In  der  evangelisch-theologischen  Fakultät: 

Der  bisherige  außerordentliche  Professor  an  der  Universität 
Greifswald  Lic.  Dr.  Friedrich  Kro  patsch  eck  ist  vom 
1.  April  1904  ab  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  hiesige 
Universität  versetzt  worden. 

b.  In  der  medizinischen  Fakultät: 
Der  bisherige  ordentliche  Professor  an  der  Universität 
Heidelberg  Dr.  Karl  Bonhoeffer  ist  mit  Beginn  des  Winter- 
Semesters  1904/05  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  hiesige 
Universität  berufen  und  zum  Direktor  der  psychiatrischen 
Klinik  und  der  Poliklinik  für  Nervenkrankheiten  ernannt 
worden. 

c.  In  der  philosophischen  Fakultät: 

Der  bisherige  Privatdozent  und  Lehrer  am  Seminar  für 
orientalische  Sprachen  zu  Berlin  Professor  Dr.  Bruno 
Meissner  ist  mit  Beginn  des  Winter-Semesters  1904/05  zum 
außerordentlichen  Professor  ernannt  und 

der  bisherige  außerordentliche  Professor  an  der  Universität 
Heidelberg  Dr.  Georg  Landsberg  in  gleicher  Eigenschaft  an 
die  hiesige  Universität  berufen  worden; 

der  bisherige  Privatdozent  an  der  Universität  Berlin  und 
Mitglied  der  Physikalisch-technischen  Reichsanstalt  Dr.  Otto 
L  ummer  ist  zum  ordentlichen  Professor  und  Direktor  des 
physikalischen  Instituts  ernannt  worden.  Derselbe  sollte  sein 
Amt  am  1.  Januar  1905  antreten,  war  jedoch  bis  zum  Ablaufe 
des  Berichtsjahres  durch  Krankheit  hieran  verhindert; 

der  bisherige  Professor  an  der  Bergakademie  in  Berlin 
Dr.  Adolph  Kneser  ist  mit  Beginn  des  Sommer-Semesters 
1905  zum  ordentlichen  Professor  und  Mitdirektor  des  mathe- 
matisch-physikalischen Seminars  ernannt  worden. 

2.  Ernennungen. 

Der  Privatdozent  in  der  evangelisch-theologischen  Fakultät 
Lic.  Alfred  Juncker  ist  zum  außerordentlichen  Professor 
ernannt  worden. 


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7 


3.  Habilitationen. 
Als  Privatdozenten  habilitierten  sich: 

a.  in  der  medizinischen  Fakultät: 
Professor  Dr.  Hans  Reichenbach  am  5.  Mai  1904  für 

Hygiene, 

Dr.  Eduard  Müller  am  4.  Juni  1904  für  innere  Medizin, 
Dr.  Georg  Joch  mann  am  29.  Juli   1904  für  innere 
Medizin, 

Dr.  Johannes  Biberfeld  am  9.  November  1904  für 
Pharmakologie  und  Toxikologie, 

Dr.  Bruno  Hey  mann  am  30.  November  1904  für  Hygiene, 

Dr.  Gustav  Baermann  am  13.  Januar  1905  für  Derma- 
tologie und  Syphilis  und 

Dr.  Paul  Schröder  am  24.  Februar  1905  für  Psychiatrie. 

b.  in  der  philosophischen  Fakultät: 
Dr.  Johannes  Ziekursch  am  16.  April  1904  für  Ge- 
schichte, 

Dr.  Carl  Zimmer  am  20.  Mai  1904  für  Zoologie  und 
Dr.  Ulrich  Gerhardt  am  23.  Februar  1905  für  Zoologie. 

C.  Beurlaubungen. 

Es  waren  beurlaubt: 

a.  für  das  ganze  Jahr: 
der  außerordentliche  Professor  in  der  juristischen  Fakultät 

Dr.  Felix  Bruck, 
der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Dr.  Berthold 

Freudenthal, 
der  Privatdozent  in  der  medizinischen  Fakultät  Professor 

Dr.  Friedrich  Henke  und 
der  außerordentliche  Professor  in  der  philosophischen 

Fakultät  Dr.  Otto  Auhagen. 

b.  für  das  Sommersemester  1904: 

der  außerordentliche  Professor  in  der  evangelisch-theo- 
logischen Fakultät  Dr.  Max  Lohr  und 
der  Lektor  Professor  Andre  Pille t. 

c.  Außerdem  waren  beurlaubt: 
der  außerordentliche  Professor  und  Direktor  der  derma- 
tologischen Klinik  Geh.  Medizinal-Rat  Dr.  Albert  Neisser 


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8 


und  der  Privatdozent  in  der  medizinischen  Fakultät  Dr.  Gustav 
Baermann  zur  Ausführung  einer  wissenschaftlicken  Reise 
nach  Singapore  und  den  Sunda-Inseln  vom  15.  Januar  1905  ab 
auf  die  Dauer  eines  Jahres; 

der  Privatdozent  in  derselben  Fakultät  Prof.  Dr.  Henle 
behufs  Leitung  der  Expedition  des  Roten  Kreuzes  nach  Tokio 
vom  16.  Januar  1905  ab  bis  zum  Schluß  des  Sommer- 
Semesters  1905; 

der  ordentliche  Professor  in  der  philosophischen  Fakultät 
Geheimer  Regierungs-Rat  Dr.  0.  E.  Meyer  von  Ende  Juni 
bis  zum  Schluß  des  Sommer  -  Semesters  1904  (siehe  auch  A 
Abgang  Nr.  2); 

der  ordentliche  Professor  in  derselben  Fakultät  Dr.  Alfred 
Hillebrandt  zur  Ausführung  einer  wissenschaftlichen  Reise 
nach  Indien  vom  20.  Oktober  1904  bis  Ende  April  1905. 

D.  Auszeichnungen. 

1.   Von  preußischen  Orden  erhielten: 
den  Roten  Adler-Orden  IL  Klasse  mit  Eichenlaub  und 
der  Zahl  50: 

der  ordentliche  Professor,  Geh.  Regierungs-Rat,  Prälat 

Dr.  Laemmer  und 
der  ordentliche  Professor,  Geh.  Med.-Rat,  Dr.  Hermann 

Fischer; 

den  Roten  Adlerorden  II.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor  Dr.  Weber; 
den  Roten  Adler-Orden  IV.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor  Dr.  Kaufmann  und 

der  Lehrer  am  akademischen  Institut  für  Kirchenmusik, 
Professor  Dr.  Bohn; 
den  Kgl.  Kronen-Orden  II.  Klasse: 

der  ordentliche  Professor,  Geh.  Reg. -Rat  Dr.  0.  E.  Meyer. 

2.   Von  nichtpreußischen  Orden  erhielten: 
das  Komturkreuz  II.  Klasse  des  Sachsen- Ernestini- 
schen  Hausordens, 

den  Bayrischen  Verdienstorden  vom  heiligen  Michael 
IL  Klasse  mit  dem  Stern  und 
das  Großoffizierkreuz  des  Stern  von  Rumänien: 
der  ordentliche  Professor,  Geh.  Justiz-Rat  Dr.  Dahn; 


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9 


das  Kommandeurkreuz  IL  Klasse  des  Norwegischen 
Ordens  des  heiligen  Olafs: 

der  ordentliche  Professor,  Geh.  Medizinal-Rat  Dr.  von 
Mikulicz-Radecki. 

3.   Sonstige  Auszeichnungen  erhielten: 

den  Charakter  als  Geheimer  Medizinal-Rat: 

der  außerordentliche  Professor  Dr.  Hermann  Cohn; 

den  Charakter  als  Ober-Konsistorialrat: 

der  ordentliche  Honorar- Professor  Dr.  von  Hase; 

das  Prädikat  „Professor": 

die  Privatdozenten  in  der  juristischen  bezw.  medizinischen 
Fakultät  Dr.  Klein eidam  und  Dr.  Jensen. 

E.  Sonstige  Veränderungen. 

Der  ordentliche  Professor  in  der  evangelisch-theologischen 
Fakultät  Dr.  Wrede  ist  mit  Ende  März  1905  von  der  Stellung 
eines  Lehrers  am  kirchenmusikalischen  Institut  entbunden 
worden ;  zu  seinem  Nachfolger  wurde  der  ordentliche  Professor 
Konsistorialrat  Dr.  Kawerau  ernannt; 

der  ordentliche  Professor  in  der  medizinischen  Fakultät 
Dr.  Bonhoeffer  ist  zum  Mitglied  des  Medizinal-Kollegiums 
der  Provinz  Schlesien  ernannt  worden  (s.  auch  unter  B  Zu- 
gang); 

der  außerordentliche  Professor  in  der  philosophischen 
Fakultät  Dr.  Aereboe  ist  beauftragt  worden,  bei  der  Königl. 
Akademie  in  Posen  vom  Sommer-Semester  1904  ab  eine  zwei- 
stündige Vorlesung  über  allgemeine  Wirtschaftslehre  des  Land- 
baues zu  halten; 

der  dem  Privatdozenten  Professor  Dr.  Jiriczek  erteilte 
Lehrauftrag  zur  Vertretung  der  englischen  Professur  in  Münster 
ist  für  das  Sommer-Semester  1904  verlängert  worden  (s.  auch 
unter  A  Abgang). 


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10 


III.  Beamte  der  Universität. 

(Akademische  Verwaltung.) 

Dem  Universitäts-Sekretär  Richter  ist  durch  Allerhöchstes 
Patent  vom  3.  April  1904  der  Charakter  als  Kanzlei  rat  ver- 
liehen; 

der  bisherige  Bureauhilfsarbeiter  Kussmann  ist  vom 
1.  April  1904  ab  zum  Bureau-Assistenten  und  Kanzlisten  und 

der  Seminardiener  Wolter  vom  1.  Oktober  1904  ab  zum 
etatsmäßigen  Unterbeamten  ernannt  worden. 


IV.  Zeichner,  Fechtmeister  und  Reitlehrer. 

Dem  Pächter  des  Breslauer  Tattersals,  Stallmeister  Otto 
Reiche  ist  infolge  der  vertraglichen  Übernahme  der  Erteilung 
von  Reitunterricht  an  Dozenten  und  Studenten  der  hiesigen 
Universität  für  die  Dauer  dieses  Vertragsverhältnisses  der 
Titel  eines  „Universitäts-Reitlehrers"  verliehen  worden. 


V.  Anstalten  und  Kommissionen 
der  Universität. 

I.  Wissenschaftliche  Anstalten. 

a.  Die  Königliche  und  Universitäts-Bibliothek. 

Aligemeines. 

Die  Bibliotheks-Kommission  der  Universität,  die  ohne 
ausdrücklich  aufgehoben  zu  sein,  seit  dem  Jahre  1891  in  Ver- 
gessenheit geraten  war,  ist  im  Laufe  des  Jahres  wieder  in 
Tätigkeit  getreten;  sie  besteht  aus  den  Herren  Professoren 
Sdralek,  Arnold,  Brie,  Hürthle,  Pax  und  Kampers. 

Auf  gemeinsamen  Antrag  der  Kommission  und  des  Bibliotheks- 
direktors erfolgte  durch  Erlaß  des  vorgesetzten  Herrn  Ministers 
vom  5.  Oktober  1904  die  Festsetzung  der  folgenden  neuen 


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11 


Ordnung 

für  die 

Bibliotheks-Kommission  der  Königlichen  Universität 

zu  Breslau. 

§  i. 

Die  Bibliotheks-Kommission  hat  die  Aufgabe,  eine  dauernde 
geregelte  Verbindung  zwischen  dem  Lehrkörper  der  Universität 
und  der  Verwaltung  der  Bibliothek  herzustellen  und  die  Inter- 
essen der  Universität  und  ihrer  Angehörigen  an  der  Verwaltung 
der  Bibliothek  wahrzunehmen. 

§2. 

Die  Kommission  besteht  aus  sechs  Mitgliedern,  von  denen 
die  beiden  theologischen,  die  juristische  und  die  medizinische 
Fakultät  je  eines,  die  philosophische  Fakultät  deren  zwei  auf 
drei  Jahre  wählen.  Scheidet  ein  Mitglied  vor  Ablauf  seiner 
Amtszeit  aus,  so  wählt  für  den  Rest  derselben  die  betreffende 
Fakultät  ein  anderes  Mitglied.  Der  Bibliotheksdirektor  nimmt 
mit  beratender  Stimme  an  den  Sitzungen  teil. 

§3. 

In  der  ersten  Sitzung  nach  der  Neuwahl  wählt  die  Kom- 
mission einen  Vorsitzenden  und  einen  Schriftführer,  der  zugleich 
Stellvertreter  des  Vorsitzenden  ist. 

§  4. 

Der  Vorsitzende  beruft  die  Kommission  im  Mai  und  No- 
vember jeden  Jahres  zu  ordentlichen  und  nach  seinem  Ermessen 
bei  besonderen  Veranlassungen  zu  außerordentlichen  Sitzungen, 
in  denen  die  in  §  5 — 8  bezeichneten  Geschäfte  erledigt  werden. 
Untergeordnete  Angelegenheiten  werden  durch  Umlauf  erledigt. 

§5. 

Die  Kommission  prüft  den  von  dem  Direktor  zu  erstattenden 
Jahresbericht  und  legt  ihn  dem  Senat  mit  ihren  Bemerkungen 
und  Antragen  vor. 

§  6. 

Beantragte  oder  beabsichtigte  Abänderungen  des  Regle- 
ments oder  der  Benutzungsordnung  der  Bibliothek  sind  in  der 


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Regel  der  Kommission  zur  Begutachtung  vorzulegen.  Die 
Kommission  ist  auch  ihrerseits  befugt,  solche  Abänderungen 
in  Vorschlag  zu  bringen. 

§  7. 

Die  Kommission  ist  befugt,  auf  die  Ausfüllung  von  Lücken 
der  Bibliothek  hinzuwirken,  diesbetreffende  Antrage  der  Fa- 
kultäten oder  einzelner  Universitätslehrer  entgegen  zu  nehmen 
und  ihre  Ausführung  nach  Prüfung  der  Sachlage  bei  der  Ver- 
waltung zu  beantragen.  Derartige  Anträge  sind,  soweit  es 
Mittel  und  Gelegenheit  gestatten,  vor  anderen  Anschaffungen 
zu  berücksichtigen. 

§  8. 

Die  Desideratenlisten  der  Bibliothek  werden  mindestens 
einmal  im  Jahre  den  Mitgliedern  der  Kommission  vorgelegt. 

§9- 

Den  Mitgliedern  der  Kommission  steht  auf  Wunsch  jeder- 
zeit die  Einsicht  in  das  Zugangsverzeichnis  offen. 
Berlin,  den  5.  Oktober  1904. 

Der  Minister 

der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medizinal-Angelegenheiten. 

Im  Auftrage, 
gez.:  Althoff. 


Zum  Vorsitzenden  wurde  Herr  Geh.  -  Rat  Brie,  zum 
Schriftführer  Herr  Prof.  Kampers  gewählt. 

Im  Wintersemester  hat  zum  ersten  Mal  die  durch  §  8  vor- 
gesehene Prüfung  der  Desideratenlisten  durch  die  Mitglieder 
der  Kommission  und  durch  eine  Anzahl  von  ihr  zur  Mitwirkung 
veranlaßter  anderer  Professoren  stattgefunden.  Hoffentlich 
gelingt  es,  die  beträchtlichen  außerordentlichen  Mittel,  die  zur 
Ausfüllung  der  hierbei  festgestellten  Lücken  erforderlich  sind, 
in  absehbarer  Zeit  flüssig  zu  machen. 

Etat  und  Ausgaben. 

Für  Anschaffung  und  Einband  waren  verfügbar: 
der  etatsmäßige  Fonds  von  26  000  Mark, 
die  Zinsen  des  Steinwehrschen  Vermächtnisses  mit  1346  Mark, 
die  Zinsen  des  Oelrichsschen  Vermächtnisses  mit  52  Mark, 


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13 


ferner  ausnahmsweise  153  Mark  75  Pf.  Zinsen  des  Kahlertschen 
Stipendienfonds,  die,  wenn  sie  für  ihren  eigentlichen  Zweck 
nicht  zur  Verwendung  gelangen,  statutengemäß  der  Bibliothek 
zufallen  und  zwar  „vorzugsweise  zur  Vervollständigung  der 
Fächer  der  deutschen  Philologie  und  der  klassischen 
deutschen  Literatur". 
Für  sonstige  sächliche  Ausgaben  sind  etatsmäßig  be- 
stimmt 3460  Mark. 

Für  Konservierung  der  Handschriften  wurde  vom 
Universitäts-Kuratorium  wieder  ein  außerordentlicher  Zuschuß 
von  600  Mark  bewilligt. 

Verwendet  wurden  für: 

Bücheranschaffungen  ...   23  283  Mark, 

Einband   4897  * 

sonstige  sächliche  Ausgaben     3  169  * 
Von  den  Ausgaben  für  Bücheranschaffungen  entfielen 
auf  Zeitschriften   ....    12  880  Mark, 

•  Fortsetzungen ....     6  734  * 

•  neue  Bücher   ....  2862 

•  Antiquaria   806  • 

Vermehrung. 

Der  Bücherbestand  wurde  vermehrt 
durch  Kauf  um     ...    2053  bibliographische  Bände, 
Schenkung  um     .    2  078           »  *  *) 

Tausch  um      ..    8 136 
•     Pflichtlieferung  um      910  * 

insgesamt  um    13177  bibliographische  Bände. 
Davon  entfielen  auf: 


Allgemeines  

606  Bände, 

439  * 

Rechtswissenschaft.   .    .  . 

352  * 

Staatswissenschaft  .... 

320  * 

312  * 

Naturwissenschaft  u.  Mathem. 

496  - 

Ökonomie,  Technologie  .  . 

198  . 

Geschichte  u.  Hilfswissensch. 

843  * 

*)  Darunter  1086  Bände  aus  der  ehemaligen  Studentenbibliothek. 


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14 


Sprachen  u.  Literatur.    .    .  1222  Bände, 

Philosophie  u.  Pädagogik  447  ■ 

Kunst   166  * 

Univers.-  u.  Schulschriften  .  7770  * 

Handschriften   6  • 

Unter  den  Geschenkgebern  sind  außer  zahlreichen  in- 
und  ausländischen  Behörden,  Kreisverwaltungen,  Städten, 
Handelskammern,  Bibliotheken,  industriellen  Werken,  welche 
Berichte  und  andere  Drucksachen  regelmäßig  überwiesen,  be- 
sonders zu  erwähnen: 

Das  preußische  Handelsministerium,  das  Landgericht 
zu  Breslau,  das  Schwedische  Konsulat  zu  Breslau,  die 
Vossische  Zeitung  in  Berlin, 

ferner  die  Herren  Professor  Ab  egg,  Oberbibliothekar 
Professor  de  Boor,  Geheimrat  Dahn,  Erman,  Flügge, 
Professor  Hillebrandt,  Kampers,  Geheimrat  Ladenburg, 
Partsch,  Mathematiker  Rahmer,  Geheimrat  Richter, 
Sturm,  Schulrat  Thalheim,  Professor  Zacher,  sowie  die 
Firmen  Dülfersche  Buchhandlung,  von  Giesches  Erben. 
Caesar  Wollheim,  sämtlich  in  Breslau, 

endlich  von  Auswärtigen  die  Herren  Oberbibliothekar 
Altmann  in  Berlin,  H.  A.  von  Bary  in  Antwerpen,  M. 
R.  de  Berlanga  in  Malaga,  Bibliothekar  A.  Börner  in 
Münster,  Frau  Konsul  Chrambach  in  Dresden,  Professor 
Theob.  Hofmann  in  Elberfeld,  Professor  Hozumi  in  Tokio, 
Pfarrer  Kiewitz  in  Zduny,  Dr.  W.  Kothe  in  Göttingen,  Dr. 
M.  Kriele  in  Berlin,  Duc  de  Loubat  in  Paris,  Professor 
P.  J.  Moebius  in  Leipzig,  Paul  Pacher  in  Salzburg,  Ober- 
bibliothekar Peter  in  Berlin,  Dr.  Schön felder  in  Bentschen, 
Professor  J.  Schubert  in  Eberswalde,  Oberbibliothekar 
Professor  K.  Schulz  in  Leipzig,  Ad.  Thielisch  in  Ohlau. 

Benutzung. 

Die  Zahl  der  erledigten  Bestellzettel  betrug  55  604. 
Von  den  bestellten  Büchern  wurden 

verabfolgt   35  863  =  64,5  % 

als  verliehen  bezeichnet   ....     8  503  =  15,3  %, 


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15 


als  nicht  vorhanden  bezeichnet*)  .  9  926  =  17,8  %, 
als  nicht  benutzbar  bezeichnet .   .     1  312  =  2,4  %• 

Der  allgemeine  und  der  Dozenten -Lesesaal  waren  ge- 
öffnet an  292  Tagen;  die  Zahl  der  Benutzer  betrug  rund 
14  200. 

Abgesehen  von  der  Handbibliothek,  deren  Benutzung  nicht 
gezählt  werden  kann,  wurden  in  den  Lesesälen  benutzt  10  953 
Bände  Druckschriften  und  75  Handschriften. 

Aus  der  Lesesaal bibliothek  wurden  bis  zum  nächsten 
Geschäftstag  nach  Hause  verliehen  1590  Bände. 

Die  Zahl  der  in  Breslau  ansässigen  Entleiher  betrug 
1964;  die  Zahl  der  an  dieselben  nach  Hause  verliehenen 
Bände:  34  804. 

Nach  auswärts  wurden  Bücher  verliehen: 

an  387  Einzelpersonen  und 
an  87  Behörden  und  Institute; 

und  zwar  im  ganzen  4206  Bände  Druckschriften  (darunter 
im  regelmäßigen  Leihverkehr  an  die  Königliche 
Bibliothek  in  Berlin  34  Bände  und  an  die  höheren 
Lehranstalten  in  Schlesien  und  Posen,  sowie  an  das 
Staatsarchiv  zu  Posen  960  Bände); 

21  Handschriften. 

Von  auswärts  wurden  aus  zusammen  25  Bibliotheken 
entliehen: 

1436  Bände  Druckschriften  (darunter  im  Leihverkehr 
von  der  Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  1355  Bände), 
18  Handschriften. 

Von  wissenschaftlichen  und  bibliographischen  Anfragen 
wurden  86  erledigt.  Das  seit  Oktober  1904  bei  der  Geschäfts- 
stelle des  Gesamtkatalogs  in  Berlin  eingerichtete  Auskunfts- 
bureau der  preußischen  (seit  1.  April  d.  J.  der  deutschen) 
Bibliotheken  fragte  an  über  das  Vorhandensein  von  568  Werken; 
54  davon  konnten  als  hier  vorhanden  bezeichnet  werden. 


*)  Einschließlich  731  wegen  mangelhafter  Bestellung  unerledigt  ge- 
bliebener Zettel. 


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I 


16 


Stand  der  Entleiher. 


III  DiCMdU 

A  %1  fllffX 1  (VA 

/\us\\  <truge 

^  lim  ii  ia 

Hochschullehrer  

116 

8 

... 

124 

Studierende  und  Kandidaten  

1162 

76 

1238 

Geistliche   (einschließlich   der  Kandidaten 

nach  bestandenem  zweiten  Examen)  . . . 

32 

8i 

114 

Juristen   und    höhere  Verwaltungsbeamte 

/  _  *    Ä  1_  1  •     a|'     k         *            s^      m                »  » 

69 

304 

69 

26 

95 

73 

6 

79 

Lehrer  an  höheren  Schulen  (einschließlich 

llpp     Spll  11  \u  m  t  «L'  a  n  il  i    n  lt>n     nach  Kactan 

78 

19 

97 

Lehrer  an  niederen  Schulen  

26 

64 

90 

31 

5 

36 

7 

6 

13 

lecumxer,  tianawirte,   r  aon  kanten,  Kani- 

20 

8 

28 

11 

12 

23 

39 

4 

43 

57 

2 

59 

8 

87 

95 

1961 

474 

2438 

Benutzung  durch  die  Studierenden. 


Studierende 

Sommer-Semester  1904 

Winter-Semester  1904/5 

derev.Theol. 
.  kath.  . 

•  Rechtsw. 
Medizin 

•  philos.Fak. 

42  = 56<>/o  aller  Stud.  d.  ev.  Theol 
103=35o/o  •      •    -  kath.  . 
134=27%   •      •     •  Rechtsw. 

38=  190/o   -      -    *  Medizin 

309 =440/0   -      -    -  philos. 

Fakultät 

43=670/oallerStud.d.ev.Theol. 
101=430/0   .      .    .kath.  . 

150=260/o    -      .  »Rechtsw. 

59=300/o   <      •   .  Medizin 

339=430/o   *      *   •  philos. 

Fakultät 

Studierende 
überhaupt 

620'  =  350/0  aller  Studierenden 

692  =  38o/o  aller  Studierenden 

Hörerinnen 

24=340/o  aller  Hörerinnen 

34= 28o/o  aller  Hörerinnen 

Die  überaus  starke  Zunahme  der  im  Leihverkehr  von  der 
Königlichen  Bibliothek  in  Berlin  bezogenen  Bücher  von 
956  Bänden  im  Jahre  1903  auf  1355  Bände  in  1904  zeigt 
leider,  daß  der  eigene  Bücherbestand  immer  weniger  den 
dringendsten  Bedürfnissen  der  hiesigen  Benutzer  genügt. 


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17 


Katalogisierung  und  Konservierung. 

Die  bei  der  Umordnung  des  alphabetischen  Zettel- 
katalogs nach  Vorschrift  der  Instruktion  vom  10.  Mai  1899 
vorläufig  herausgenommenen  und  in  einem  Ergänzungskatalog 
vereinigten  Zettel  sind  nach  erfolgter  Berichtigung  der  Ord- 
nungsworte durchweg  wieder  eingeordnet  worden,  bis  auf  die 
Zettel  für  Universitär-  und  Schulschriften,  deren  Wieder- 
einordnung erst  eben  begonnen  werden  konnte. 

Die  Vergleichung  unseres  Zettelkatalogs  für  den  Gesamt- 
katalog der  preußischen  Bibliotheken  hat  ihren  regelmäßigen 
Fortgang  genommen.  Bis  zum  31.  März  1905,  d.  h.  in  2l/4  Jahr, 
ist  der  Abschnitt  A — Bonaq  mit  Ausnahme  einiger  zu  ge- 
sonderter Bearbeitung  ausgeschiedener  Artikel  verglichen 
worden.  Von  den  68  155  Werken,  welche  die  Berliner  König- 
liche Bibliothek  in  diesem  Abschnitt  besitzt,  waren  hier 
12869  =  18,9°/0  vorhanden;  dagegen  besitzt  Breslau  9251  Werke, 
die  in  Berlin  fehlen.  Von  dem  ganzen  bisher  verglichenen 
hiesigen  Bestände  von  22120  Werken  waren  also  58,2  °/0  auch 
in  Berlin  vorhanden,  41,8  %  smd  Breslau  eigentümlich. 

Die  Bearbeitung  der  umfangreichen  gar  nicht  oder  mangel- 
haft katalogisierten  Reste  aus  alter  Zeit  konnte  leider  auch 
in  diesem  Jahre  aus  Mangel  an  Arbeitskräften  nur  wenig  ge- 
fördert werden.  Von  den  im  Jahre  1891  der  Bibliothek  über- 
wiesenen Resten  der  Studentenbibliothek  wurden  783  Werke 
mit  1086  Bänden  inventarisiert  und  katalogisiert. 

Von  einer  im  Jahre  1890/91  der  Bibliothek  einverleibten 
Sammlung  kleiner  Schriften  aus  dem  Nachlaß  W.  Studemunds, 
die  bisher  nur  summarisch  verzeichnet  war,  wurden  310  hier 
sonst  nicht  vorhandene  Schriften  ordnungsmäßig  katalogisiert. 

Das  im  Auftrage  der  Bibliothek  von  dem  Bibliothekar  Dr. 
Pretzsch  außerdienstlich  bearbeitete  Verzeichnis  der  Bres- 
lauer Universitätsschriften  1811—1885  wurde  im  Laufe 
des  Sommers  im  Manuskript  vollendet.  Der  Druck  des  Werkes, 
welches  im  Verlage  von  W.  G.  Korn  in  Breslau  erscheinen 
wird,  nähert  sich  seinem  Abschluß. 

Die  im  Vorjahr  begonnene  Stempelung  der  Handschriften 
und  die  im  Anschluß  daran  ausgeführten  Ausbesserungen  und 
Erneuerungen  der  schadhaften  Einbände  mußten  leider  während 

2 


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18 


des  größten  Teils  des  Jahres  wegen  der  vielen  Erkrankungen 
von  Beamten  und  der  dadurch  nötig  werdenden  Vertretungen 
ruhen.  Ausgebessert  bezw.  neugebunden  wurden  91  Hand- 
schriften.*) 

Revision. 

Revidiert  wurde  in  diesem  Jahr  die  Lesesaalbibliothek  und 
zwar  zweimal.  Bei  der  ersten  Revision  im  Mai  1904  fehlten 
leider  35  Bände,  die  samtlich  erst  seit  der  im  Februar  1903 
beendeten  Numerierung  abhanden  gekommen  sein  können.  Bei 
der  zweiten  Revision  im  November  fehlte  neu  1  Band;  wieder- 
gefunden wurden  bis  jetzt  5  von  den  35  im  Mai  vermißten 
Bänden.  Zur  Erleichterung  der  Revisionen  der  Lesesaal- 
Bibliothek  wurde  eine  besondere  übersichtliche  Revisionsliste 
angelegt. 

Personal. 

Der  Oberbibliothekar  Professor  de  Boor  war  vom  April 
bis  September  1904  im  Interesse  seiner  wissenschaftlichen 
Arbeiten  beurlaubt  und  wurde  durch  den  Hilfsbibliothekar 
Dr.  Georg  Schneider  vertreten;  aus  gleicher  Veranlassung 
war  der  Oberbibliothekar  Professor  Cohn  7  Wochen  beurlaubt 
vom  3.  Oktober  bis  19.  November  1904. 

Wegen  Krankheit  waren  beurlaubt  bezw.  fehlten  der 
Bibliothekar  Dr.  von  Hagen  9l/i  Woche,  der  Bibliothekar 
Dr.  Marquardt  167t  Woche,  2  andere  Bibliothekare  zu- 
sammen 4  Tage.  Die  von  den  Hilfsarbeitern  wegen  Krankheit 
versäumten  Arbeitstage  beliefen  sich  auf  39. 

Von  den  Dienern  war  Poost  vom  1.  April  bis  30.  Sep- 
tember wegen  Krankheit  teils  beurlaubt,  teils  vom  Dienst  ent- 
bunden. Eine  Vertretung  war  erst  vom  20.  Juni  ab  möglich; 
der  zur  Vertretung  einberufene  Militäranwärter  erkrankte  sehr 
bald  selbst,  so  daß  er  den  Dienst  nur  in  unvollkommener 
Weise  versehen  konnte.  Pickel  fehlte  wegen  Krankheit 
8  Wochen,  Tanneberger  6  Tage. 

*)  Ober  einige  bei  dieser  Arbeit  gemachte  Funde  von  allgemeinerem 
Interesse  vergleiche  die  Mitteilungen  des  Bibliothekar  Dr.  Molsdorf  in 
Zeitschrift  rar  die  alttestamentliche  Wissenschaft  24,  240  f.  (Fragment  einer 
altlateinischen  Bibelübersetzung)  und  in  Zentralblatt  rar  Bibliothekswesen 
21,  550  f.  (Schrotblatter  und  Holzschnitte  des  15.  Jahrhunderts  in  Breslaner 
Handschriften)  und  22,  201  f.  (Handschrift  des  Speculum  humanae  salvationis.) 


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19 


Diese  ganz  außerordentlich  zahlreichen  und  langwierigen 
Behinderungen  des  an  und  für  sich  der  Zahl  nach  nicht  aus- 
reichenden Personals  haben  die  Erledigung  der  laufenden  Ge- 
schäfte und  der  gerade  in  diesem  Jahre  besonders  zahlreichen 
außerordentlichen  Arbeiten  auf  das  äußerste  erschwert 

Am  1.  Oktober  1904  erfolgte  die  Versetzung  des  Volontärs 
Dr.  W.  Kot  he  nach  Göttingen  und  die  Pensionierung  des 
Bibliotheksdieners  Poostt  der  31  Jahre  hindurch  der  Anstalt 
treu  gedient  hatte. 

Im  Laufe  des  Jahres  wurde  dem  Unterzeichneten  der  Titel 
Geheimer  Regierungsrat,  dem  Oberbibliothekar  Professor 
de  Boor  der  Rote  Adlerorden  IV.  Klasse  und  dem  Bibliotheks- 
diener Poost  das  Kreuz  des  Allgemeinen  Ehrenzeichens  ver- 
liehen. W.  Ermann. 


b.  Das  akademische  Lese-Institut. 

Der  Vorstand  des  Instituts  war  zunächst  wie  im  Vorjahre 
zusammengesetzt;  seit  dem  15.  Oktober  1904  trat  an  Stelle 
des  Prorektors  Professor  Dr.  Leonhard  der  Rektor  Professor 
D.  Kawerau  in  denselben  ein. 

In  der  Zahl  der  ordentlichen  und  der  außerordentlichen 
Mitglieder  des  Vereins  sowie  der  Teilnehmer  am  Lesezirkel 
fanden  nur  geringe  Veränderungen  statt  Die  Zahl  der  teil- 
nehmenden Studierenden,  welche  im  Vorjahre  sich  etwas  ver- 
mehrt hatte,  erfuhr  wiederum  eine  Abnahme;  sie  betrug  im 
Sommersemester  1904  77,  im  Wintersemester  1904/05  62. 

Auch  in  diesem  Jahre  genügten  die  ordentlichen  Einnahmen 
des  Vereins  nicht  zur  Deckung  der  notwendigen  Ausgaben. 
Die  letzteren  konnten  nur  durch  Hinzunahme  der  Valuta  für 
einen  dem  Verein  gehörigen  Schlesischen  Rentenbrief  im  Be- 
trage von  300  Mark  und  mit  Hilfe  einer  vom  Universitäts- 
Kuratorium  gewährten  außerordentlichen  Unterstützung  im 
Betrage  von  300  Mark  bestritten  werden.  Verhandlungen  über 
eine  Reform  der  Einrichtungen  des  Vereins  zur  Herbeiführung 
einer  stärkeren  Beteiligung  der  Studierenden  und  zur  dauernden 
Besserung  der  Finanzen  des  Vereins  sind  noch  nicht  zum 
Abschluß  gelangt.  Brie. 

5* 


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20 


e.  Seminare. 

1.  Das  katholisch-theologische  Seminar. 

In  der  von  Prof.  Dr.  Nikel  geleiteten  alttestament- 
lichen  Seminarabteilung  wurde  im  Sommersemester  1904 
Dan.  c.  1—2  und  c.  5  gelesen.  Im  Anschluß  an  die  Lektüre 
der  aramäischen  Stücke  wurden  die  Eigentümlichkeiten  des 
Biblisch-Aramäischen  eingehend  dargelegt.  Bei  der  exegetischen 
Behandlung  der  erwähnten  Abschnitte  wurden  insbesondere 
jene  geschichtlichen  Momente  berücksichtigt,  welche  durch  die 
Keilschriftforschung  eine  Bestätigung  oder  Erklärung  erfahren 
haben.  Im  Wintersemester  1904/05  wurden  ausgewählte 
Stücke  aus  dem  pentateuchischen  Gesetze  gelesen  und  erklärt. 
Den  Gegenstand  der  Erklärung  bildeten  zunächst  der  Dekalog 
und  das  Bundesbuch  (Ex.  21—23),  dessen  einzelne  gesetzliche 
Bestimmungen  mit  den  parallelen  Gesetzen  der  später  ent- 
standenen Gesetzessammlungen  verglichen  wurden.  Hierbei 
wurde  in  einzelnen  Fällen  versucht,  neben  dem  relativen  auch 
das  absolute  Alter  der  betreffenden  Gesetze  festzustellen.  Es 
wurden  alsdann  noch  das  Königsgesetz  (Deut.  17)  und  die 
Bestimmungen  über  das  Prophetentum  (Deut.  18)  gelesen  und 
erklärt,  sowie  deren  zeitgeschichtliche  Voraussetzungen  erörtert. 

In  der  von  Prof.  Dr.  Rohr  geleiteten  neutestament- 
lichen  Abteilung  des  theologischen  Seminars  wurde  den 
Übungen  des  Sommersemesters  die  synoptische  Frage  zugrunde- 
gelegt, denen  des  Wintersemesters  die  Apokalypse.  Dort  wurden 
die  einschlägigen  Parallelberichte  übersetzt,  erklärt  und  auf 
ihren  Wert  für  die  genannte  Frage  geprüft,  hier  wurden  die 
Briefe  an  die  vorderasiatischen  Gemeinden  erörtert  Zu  ein- 
zelnen Perikopen  wurde  durch  die  Hörer  der  kritische  Apparat 
ausgearbeitet.  Ebenso  wurden  Referate  gegeben  über  wichtige 
Partien  der  jüdischen  Apokalyptik. 

Die  von  Prof.  Dr.  Sdralek  geleitete  kirchengeschicht- 
liche Abteilung  des  kath.-theolog.  Seminars  beschäftigte  sich 
in  dem  Studienjahre  1904/05  mit  der  Kritik  der  Heiligenleben. 
Zunächst  wurde  die  unbewußte  und  unreflektierte  Tätigkeit  der 
Legende,  in  welcher  das  Volk  zu  der  Wirklichkeit  eines  histo- 
rischen Stoffes  ein  subjektives  Element  einführt,  in  der  Mannig- 


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21 


faltigkeit  ihrer  Irrgange  und  Entstellungen  aufgespürt  Da- 
nach wurde  die  Tätigkeit  der  Hagiographen,  ihre  Auffassung 
von  der  Aufgabe  und  der  Methode  der  Geschichte,  ihr  Ver- 
hältnis zu  den  verschiedenen  Arten  von  Quellen  aufgedeckt. 
In  großen  Zügen  konnte  dann  das  Schema  des  Verfahrens  der 
meistens  namenlosen  Hagiographen  des  Mittelalters  und  eine 
Klassifikation  der  Heiligenleben  nach  ihrem  historischen  Wert 
aufgestellt  werden.  An  diesen  Unterweisungen  nahmen  die 
Seminarmitglieder  dadurch  aktiven  Anteil,  daß  sie  über  Bücher 
und  Abhandlungen,  welche  in  besonders  instruktiver  und  ein- 
wandfreier Weise  einzelne  oder  mehrere  Arten  des  Entstehungs- 
prozesses von  Heiligenleben  erforscht  haben,  zur  Veranschau- 
lichung des  theoretischen  Unterrichtes  referierten.  —  Außerdem 
waren  schwierige  oder  kontroverse  Gegenstände  der  gleich-, 
zeitigen  kirchengeschichtlichen  Vorlesungen  auch  Objekte  ein- 
gehenderer Darlegungen  im  Seminar,  dessen  Mitglieder,  wie  in 
früheren  Semestern,  über  die  ihnen  zugemessene  Privatlektüre 
von  methodisch  vorbildlichen  Untersuchungen  Referate  zu  er- 
statten hatten.  —  Von  den  größeren  Arbeiten  früherer  und 
jetziger  Mitglieder  des  Seminars  konnten  drei  im  3.  Bande  der 
„Kirchengeschichtlichen  Abhandlungen"  publiziert  und  dem 
Herrn  Prälaten  Prof.  Dr.  Laemmer,  von  welchem  der  gegen- 
wärtige Direktor  die  Leitung  des  Seminars  überkommen  hat, 
zu  seinem  50jährigen  Doktorjubiläum  (am  10.  Dezember  1904) 
gewidmet  werden. 

Die  dogmatischen  Übungen  des  katholisch-theologischen 
Seminars  unter  Leitung  des  Prof.  Dr.  Pohle  bestanden  in 
beiden  Semestern  aus  Lektüre,  Übersetzung  und  Erklärung 
von  hervorragenden  Partien  aus  der  theologischen  Summe 
des  heil.  Thomas  von  Aquin.  Im  Sommersemester  1904  wurde 
die  Christologie  (S.  th.  3  p.  qu.  1  sqq.),  im  Wintersemester 
1904/05  die  Eucharistie  (S.  th.  3  p.  qu.  73  sqq.),  zumeist  im 
Anschluß  an  die  Privatvorlesung  des  Leiters,  durchgenommen. 
Das  eigentliche  Übungsziel  wurde  nicht  nur  in  der  Bereiche- 
rung des  spekulativen  Wissens  gesucht,  welches  in  der  Schule 
vor  dem  positiven  Moment  zurücktreten  mußte,  sondern  auch 
unter  den  besonderen  pädagogischen  Gesichtswinkel  gestellt, 
an  konkreten  Beispielen  zu  zeigen,  wie  man  in  den  mittel- 


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22 


alterlichen  Schulen  den  theologischen  Lehrbetrieb  gestaltete, 
wie  man  aber  in  der  Neuzeit  mit  den  alten  Methoden  trotz 
ihrer  sonstigen  hohen  Vorzüge  nicht  mehr  auskommt 

Koenig,  z.  Zt.  Dekan. 

2.  Das  evangelisch-theologische  Seminar. 

Die  Übungen  der  alttestamentlichen  Abteilung  des  evan- 
gelisch-theologischen Seminars  wurden  auch  im  verflossenen 
Jahre  von  D.  Cornill  in  gewohnter  Weise  geleitet.  Im 
Sommer  1904  wurde  mit  12  Mitgliedern  und  2  Hospitanten 
Jeremia  Kap.  11 — 13,  im  Winter  1904/05  mit  8  Mitgliedern  und 
einem  Hospitanten  Josua  Kap.  8  und  9  gelesen.  Schriftliche 
Arbeiten  sind  auch  in  diesem  Jahre  nicht  eingegangen. 

In  der  von  D.  Wrede  geleiteten  neutestamentlichen 
Abteilung  wurden  im  Sommer  1904  mit  12  Mitgliedern  „aus- 
gewählte Kapitel  der  paulinischen  Theologie"  behandelt,  näm- 
lich die  Christologie  des  Paulus  und  ihre  Entstehung,  sowie 
die  Vorstellungen  über  Engel  und  Dämonen.  Im  Winter  1904/05 
(11  Mitglieder)  bildete  den  Gegenstand  der  Besprechungen  die 
Überlieferung  der  Evangelien  von  Jesus  als  dem  Messias.  Aus 
diesem  Gebiete  wurden  die  Themen :  Jesus  als  Davids  Sohn,  der 
Einzug  in  Jerusalem,  Elias  und  Messias,  die  Verklärung  Jesu 
eingehend  erörtert.  Die  eingegangenen  schriftlichen  Arbeiten 
(im  Sommer  12,  im  Winter  8)  wurden  in  gewohnter  Weise 
besprochen.  Zu  Anfang  jeder  Übung  wurde  wie  schon  im 
vorigen  Jahre  ein  die  Ergebnisse  der  vorangegangenen  Ver- 
handlung zusammenfassendes,  von  einem  der  älteren  Mitglieder 
verfaßtes  Protokoll  verlesen. 

In  der  von  D.  Arnold  geleiteten  kirchengeschichtlichen 
Abteilung  bezogen  sich  im  Sommersemester  1904  die  Übungen 
auf  die  Anfänge  der  Reformation.  Dabei  wurden  zu  Grunde 
gelegt:  „W.  Köhler,  Dokumente  zum  Ablaßstreit  von  1517,  Tü- 
bingen 1902"  und  desselben  Ausgabe  von  „Luthers  95  Thesen 
samt  seinen  Resolutionen  Leipzig  1903". 

Im  Wintersemester  1904/05  wurden  die  Quellen  der  alt- 
kirchlichen Konziliengeschichte  behandelt,  teils  nach  „Laudiert, 
Die  Kanones  der  wichtigsten  altkirchlichen  Konzilien.  Freiburg 
i.  Br.  1896  (respektive  „Canones  apostolorum  et  conciliorum 


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23 


saeculorum  IV— VII  ed.  H.  Th.  Bruns,  Berolini  1839")  teils  mit 
Hilfe  von  „A.  Hahn,  Bibliothek  der  Symbole  und  Glaubens- 
regeln. Breslau  1897". 

Die  eingelieferten  Arbeiten  der  Seminarmitglieder  bezogen 
sich  im  Sommersemester  meist  auf  Themata  der  Augustin ischen 
Theologie  und  der  Reformationsgeschichte.  Im  Wintersemester 
wurden  vorzugsweise  Untersuchungen  über  Schlesische  Kirchen- 
geschichte von  den  Seminarmitgliedern  gewählt,  z.  B.  über 
Peter  Eschenloers  Chronik  und  über  die  Reformation  in  verschie- 
denen schlesischen  Fürstentümern,  Landschaften  und  Städten. 

In  der  systematischen  Abteilung  war  der  Gegenstand  der 
von  D.  Schmidt  geleiteten  Übungen  an  der  Hand  von  Schleier- 
machers „Der  christliche  Glaube  nach  den  Grundsätzen  der 
evangelischen  Kirche  im  Zusammenhange  dargestellt"  im 
Sommersemester  mit  12  Teilnehmern  „Die  Person  Christi" 
§  96 — 102;  im  Wintersemester  mit  8  Studierenden  und  1  Hospi- 
tanten „Das  Geschäft  Christi"  §  102—112. 

Von  der  Vorbereitung  jedesmal  aller  Mitglieder  wurde  die 
eingehende  Beherrschung  der  Gedanken  und  Gedankenfolge 
des  jeweiligen  Textabschnittes  gefordert,  so  daß  die  geordnete 
kritische  allgemeine,  in  der  Aussprache  von  Bedenken  oder 
Zweifeln  schlechthin  ungehinderte,  Diskussion  die  gründliche 
Bekanntschaft  mit  ihnen  voraussetzen  durfte. 

Schriftlich  gearbeitet  wurde  im  Anschluß  an  die  Verhand- 
lungen über  „Die  kirchliche  Lehre  vom  munus  triplex  nach 
Inhalt  und  Voraussetzung  und  die  Stellung  zu  ihr". 

Schmidt,  z.  Z.  Dekan. 

3.  Das  praktische  Institut  der  evangelisch- 
theologischen Fakultät. 
Homiletisches  Seminar. 
An  den  homiletischen  Übungen  nahmen  im  Sommersemester 
1904  20,  im  Wintersemester  1904/05  27  Studierende  teil,  von 
denen  Predigten  nach  gegebenen  Texten  ausgearbeitet  wurden; 
der  größere  Teil  derselben  wurde  in  den  Gottesdiensten  des 
Seminars  (Kapelle  in  Sternstraße  38)  auch  gehalten,  der  kleinere 
Teil  nur  schriftlich  vorgelegt.    Alle  diese  Predigten  wurden 
dann  in  den  Sitzungen  des  Seminars  besprochen. 


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Katechetisches  Seminar. 

An  den  katechetischen  Übungen  beteiligten  sich  im  Sommer- 
semester  14,  im  Wintersemester  15  Mitglieder.  Dieselben 
fertigten  über  ihnen  gegebene  Bibeltexte  schriftliche  Katechesen 
an,  die  auch  fast  ausnahmslos  von  ihnen  vor  Schülern  in 
Gegenwart  der  Seminarmitglieder  gehalten  und  gleich  darauf 
gemeinsam  besprochen  wurden.  Kawerau. 

4.  Das  juristische  Seminar. 

Die  Bibliothek  —  verwaltet  von  Prof.  Dr.  Fischer  — 
wurde  in  der  bisherigen  Weise  fortgeführt.  Eine  ganz  außer- 
ordentlich wertvolle  Bereicherung  erfuhr  sie  durch  eine  Anzahl 
von  Werken,  die  Herr  Prof.  Jörs  zum  Gebrauch  im  Seminar 
überlassen  hat  und  unter  denen  sich  die  Teilentwürfe  der 
Redaktoren  des  B.  G.  B.  befinden. 

Die  Übungen  wurden  unter  Leitung  der  Fachvertreter  in 
der  bisherigen  Weise  fortgesetzt. 

Prof.  Dr.  Dahn:  Im  Sommer  1904  Deutsches  Erbrecht, 
im  Winter  1904/05  Tacitus  Germania. 

Prof.  Dr.  Brie:  Im  Sommer  1904  Anleitung  zu  wissen- 
schaftlichen Arbeiten  aus  dem  Staats-  und  Verwaltungsrecht, 
im  Winter  1904/05  Erklärung  der  Deutschen  Reichsverfassung 
mit  schriftlichen  Arbeiten. 

Prof.  Dr.  Leonhard:  Im  Sommer  1904  Auslegung  von 
Justinians  Institutionen,  im  Winter  1904/05  Besprechung  neuerer 
Schriften  über  römischen  Zivilprozeß. 

Prof.  Dr.  Fischer  ließ  im  Wintersemester  Streitfragen 
des  bürgerlichen  Rechts  erörtern. 

Prof.  Dr.  Jörs  hat  im  Sommersemester  1904  eine  Ein- 
leitung in  die  Papyrusforschung  gegeben  und  ausgewählte 
Urkunden  durch  die  Studierenden  interpretieren  lassen. 

Prof.  Dr.  Gretener  hat  im  Sommersemester  1904  eine 
Besprechung  neuerer  Strafgesetzentwürfe  veranstaltet. 

Prof.  Dr.  Beyerle  ließ  im  Sommersemester  1904  Urkunden 
zur  Geschichte  der  deutschen  Reichsverfassung  im  Mittelalter 
an  Hand  der  Quellensammlung  von  K.  Zeumer  interpretieren. 

Dahn,  z.  Zt.  Dekan. 


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5.  Das  staatswissenschaftlich-statistische  Seminar. 

A.   Sommersemester  1904. 

I.  Herr  Prof.  Wolf  begann  seine  seminaristischen  Übungen 
am  Donnerstag,  den  28.  April.  Es  beteiligten  sich  an  ihnen 
11  Herren.  Während  des  Semesters  fanden  9  Übungsabende 
und  2  Exkursionen  statt 

In  den  9  Sitzungen  beschäftigte  sich  das  Seminar  vor 
allem  mit  Friedrich  Lists  Werke:  „Das  nationale  System  der 
politischen  Ökonomie,  der  internationale  Handel,  die  Handels- 
politik und  der  deutsche  Zollverein".  Der  Diskussion  lagen 
Referate  verschiedener  Seminarmitglieder  zu  Grunde.  Auch 
über  den  Heimstättengesetzentwurf  und  die  beiden  Exkursionen 
wurde  referiert  und  verhandelt. 

Die  Exkursionen  dienten  der  Besichtigung  der  Breslauer 
Lagerbierbrauerei  E.  Haase  und  der  unweit  Zobten  gelegenen 
Herrschaft  Puschkowa. 

Die  letzte  Sitzung  fand  am  Donnerstag,  den  28.  Juli  statt. 

II.  Herr  Prof.  Sombart  hielt  seine  seminaristischen 
Übungen  in  der  Zeit  vom  4.  Mai  bis  zum  27.  Juli  ab.  Einige 
Seminarmitglieder  referierten  über  selbstgewählte  Themen. 

III.  Die  Seminarbibliothek  war  im  Sommersemester  1904 
jeden  Mittwoch  und  Donnerstag  von  6  bis  7  Uhr  und  jeden 
Sonnabend  von  11  bis  1  Uhr  geöffnet. 

19  Herren  benutzten  die  Bibliothek.  221  Bände  wurden 
entliehen.  Es  waren  vor  allem  Werke  über  Agrarpolitik, 
Sozialpolitik,  Kartelle,  Banken  und  Börse. 

Der  Bücherbestand  des  Seminars  wurde  um  134  Werke 
vermehrt.  Einige  dieser  Bücher  wurden  dem  Seminar  von 
Behörden  und  Korporationen  überwiesen. 

B.   Wintersemester  1904/05. 

I.  Die  seminaristischen  Übungen  des  Herrn  Prof.  Wolf 
begannen  am  Donnerstag,  den  27.  Oktober. 

Die  Zahl  der  Teilnehmer  war  26.  Es  wurden  1 1  Sitzungen 
abgehalten  und  3  Exkursionen  unternommen. 

Behandelt  wurden  das  Bevölkerungsgesetz  des  Malthus, 
Oppenheimers  Kritik  dieses  Gesetzes,  die  Verstaatlichung  der 
Bergwerksgesellschaft  Hibernia,  die  Landarbeiterfrage  und  die 


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Böhm-Bawerksche  Kapitalzinstheorie.  Der  Diskussion  ging 
jedes  Mal  ein  Referat  voran.  Auch  die  Exkursionen  gaben  zu 
eingehenden  Erörterungen  Anlaß. 

Das  Seminar  besichtigte  auf  seinen  Exkursionen  die  Dorn- 
dorfsche  Schuhfabrik  in  Pöpelwitz,  die  Druckerei  des  Breslauer 
General -Anzeigers  und  das  Königl.  Strafgefangnis  auf  der 
Kletschkaustraße. 

Die  letzte  Sitzung  war  am  2.  März. 

II.  Herr  Prof.  Sombart  fing  seine  seminaristischen 
Übungen  am  9.  November  an.  13  Herren  und  2  Damen 
nahmen  an  den  Übungen  teil.  Es  wurde  die  Arbeiterbewegung 
einiger  wichtiger  Länder  besprochen.  Seminarmitglieder  refe- 
rierten über  den  Revisionismus,  die  Tätigkeit  Lassalles,  die 
deutschen  und  englischen  Gewerkschaften  und  die  Arbeiter- 
bewegung Frankreichs,  Rußlands,  Ungarns,  Polens,  Italiens, 
der  Schweiz  und  Australiens. 

Das  Seminar  kam  zum  letzten  Male  am  1.  März  zusammen. 

III.  Die  Seminarbibliothek  war  im  Wintersemester  1904/05 
an  jedem  Mittwoch  von  61/»  bis  7  Vi  Uhr,  an  jedem  Donnerstag 
von  6  bis  7  Uhr  und  an  jedem  Sonnabend  von  11  bis  1  Uhr 
geöffnet. 

Die  Bibliothek  wurde  von  35  Personen  benutzt,  die  623 
Bände  entliehen.  Am  meisten  wurden  Werke  über  Sozialismus, 
Sozialpolitik,  Agrarpolitik  und  die  Grundbegriffe  der  National- 
ökonomie gebraucht.  Eine  starke  Nachfrage  bestand  auch  nach 
den  Lehrbüchern  der  Nationalökonomie  und  der  Finanz- 
wissenschaft. 

Der  Bücherbestand  des  Seminars  wurde  erheblich  ver- 
mehrt. Es  wurden  83  Werke  angeschafft.  Der  Präsident  des 
Kaiserlichen  Statistischen  Amtes  hat  dem  Seminar  30  mehr 
oder  minder  umfangreiche  statistische  Arbeiten  überwiesen. 
Dem  Seminar  wurden  auch  noch  einige  andere  Bücher  geschenkt 

Während  das  Seminar  bisher  nur  von  einigen  schlesischen 
Handelskammern  Jahresberichte  erhielt,  gehen  ihm  nunmehr 
infolge  eines  an  dieselben  gerichteten  Ersuchens  die  Jahres- 
berichte und  teilweise  auch  die  monatlichen  Mitteilungen  der 
meisten  Handelskammern  Deutschlands  zu. 

Wolf.  Sombart. 


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6.  Das  historische  Seminar. 

Die  Übungen  des  historischen  Seminars  im  Winter  1904/05 
litten  bis  Weihnachten  sehr  stark  unter  der  Überfüllung  des 
Raumes.  Durch  den  in  den  Ferien  vollendeten  Umbau  wurde 
ein  größeres  Zimmer  geschaffen,  aber  wirklich  befriedigend  ist 
der  Zustand  immer  noch  nicht. 

Die  Revision  der  Bibliothek  des  Seminars  ergab  die  Not- 
wendigkeit einer  neuen  Katalogisierung.  Unter  reger  Beihilfe 
der  Mitglieder  des  Seminars  ist  die  alsbald  unternommene 
Auflösung  des  schwerfalligen  Buchkatalogs  in  einen  Zettel- 
katalog modernsten  Systems  schon  weit  fortgeschritten. 
Gleichzeitig  wurde  aus  den  Bestanden  der  Bibliothek  eine 
Handbibliothek  ausgeschieden. 

Die  Übungen  des  Professors  Dr.  Caro  waren  im  Sommer 
von  40  Mitgliedern  besucht.  Für  den  Winter  hatten  sich 
48  Mitglieder  gemeldet. 

Professor  Dr.  Kaufmann:  Die  Übungen  erstreckten  sich 
vorzugsweise  auf  die  Merowingische  Periode,  aber  die  Referate 
der  Mitglieder  gaben  Anlaß  auch  Probleme  der  späteren 
Perioden,  bis  in  die  neueste  Zeit,  zu  behandeln. 

Professor  Dr.  Cichorius:  Im  althistorischen  Seminare 
wurden  im  Sommersemester  Casars  Kommentarien,  im  Winter- 
semester Xenophons  Anabasis  behandelt  und  beide  Werke 
unter  Heranziehung  der  übrigen  zeitgenössischen  Quellen  auf 
ihre  Tendenz  und  Glaubwürdigkeit  hin  kritisch  geprüft. 

Professor  Dr.  Kampers:  Die  Übungen  befaßten  sich 
vornehmlich  mit  quellenkritischen  Fragen  der  Kirchengeschichte 
des  11. — 14.  Jahrhunderts.  Auch  Neuerscheinungen  auf  ge- 
schichtlichem Gebiete  wurden  mehrfach  besprochen. 

Kaufmann.    Cichorius.  Kampers. 

7.  Das  kunstgeschichtliche  Seminar. 
Es  haben  sich  im  Sommersemester  10  und  im  Winter- 
semester 15  Studierende  an  den  Übungen  beteiligt. 

Muther. 

8.  Das  philologische  Seminar. 
Professor  Foerster  ließ  im  Sommersemester  im  Pro- 
seminar die  Herakliden  des  Euripides  und  die  Cornelia-Elegie 


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des  Properz,  im  Wintersemester  im  Seminar  die  Eumeniden 
des  Aischylos  interpretieren  und  im  letzteren  über  Abhandlungen 
der  Mitglieder  disputieren. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  des  Proseminars  betrug  im 
Sommersemester  38,  die  der  Mitglieder  des  Seminars  im 
Wintersemester  17.  An  den  Übungen  des  letzteren  nahmen 
außerdem  2  Hospites  teil. 

Prof.  Norden  ließ  im  Sommerseraester  im  Seminar  die 
Erga  des  Hesiodost  im  Winter  die  Politik  des  Aristoteles 
interpretieren;  im  Anschluß  an  letztere  wurden  auch  freie 
Vorträge  von  einzelnen  Mitgliedern  gehalten. 

Prof.  Skutsch  ließ  im  Sommersemester  1904  durch  15 
ordentliche  Mitglieder  und  3  Hospites  die  große  Inschrift  von 
Gortyn  unter  Benutzung  des  Abgusses  im  archäologischen 
Museum  erklären.  Im  Winter  1904/05  leitete  er  die  Übungen 
des  Proseminars  über  Herondas  und  Plinius  Briefe,  an  denen 
sich  66  Mitglieder  beteiligten. 

Die  Geschäftsführung  lag  in  den  Händen  des  Prof. 
Foerster. 

Der  Assistent  des  Seminars  Oberlehrer  Prof.  Dr.  Volk- 
mann veranstaltete  im  Sommersemester  mit  c.  40,  im  Winter- 
semester mit  37  Mitgliedern  stilistische  Übungen  sowie  eine 
Führung  durch  die  Seminarbibliothek.  Derselbe  verwaltete 
auch  mit  dem  geschäftsführenden  Direktor  die  Bibliothek. 

Foerster.    Norden.  Skutsch. 

9.  Das  archäologische  Seminar. 

In  Abteilung  I  wurden  im  Sommer-  und  Wintersemester 
Vasen  des  Museums  in  zeitlicher  Reihenfolge,  in  Abteilung  II 
(Proseminar)  auserlesene  Vasenbilder  in  Abbildungen  mit 
Zugrundelegung  des  Werkes  von  Furtwängler-Reichhold  sowie 
der  Wiener  Vorlegeblätter  besprochen. 

Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  in  Abteilung  I  im  Sommer- 
und  Wintersemester  13,  in  Abteilung  II  im  Sommersemester  47, 
im  Wintersemeser  35. 

Foerster. 


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10.  Das  germanistische  Seminar. 

In  der  germanistischen  Abteilung  des  Seminars  wurden  von 
Prof.  Siebs  im  Sommersemester  1904  Interpretation-  und 
textkritische  Übungen  über  mittelhochdeutsche  Minnesänger, 
im  Wintersemester  1904/05  Übungen  über  deutsche  Aussprache 
und  Vortrag  und  ferner  Interpretationsübungen  im  Gotischen 
(Lektüre  der  Skeireins  des  Johannesevangeliums)  abgehalten. 
Es  nahmen  im  Sommersemester  20,  im  Wintersemester  18  or- 
dentliche Mitglieder,  die  auf  Grund  einer  mündlichen  Prüfung 
ins  Seminar  aufgenommen  waren,  an  den  Übungen  teil. 

In  der  Abteilung  für  neuere  deutsche  Literatur  interpre- 
tierte Prof.  Koch  im  Sommersemester  1904  Opitz'  „Buch  von 
der  deutschen  Poeterei",  im  Wintersemester  1904/05  des  Grafen 
Platen  Balladen,  Gaselen  und  Sonette.  Bei  ersteren  Übungen 
waren  29,  bei  letzteren  31  Teilnehmer  (darunter  eine  Dame). 
Außerdem  wurden  von  Prof.  Koch  im  germanistischen  Seminar 
Kurse  für  die  Damen  abgehalten,  welche  sich  für  die  Ober- 
lehrerinnen-Prüfung vorbereiten;  daran  beteiligten  sich  im 
Sommersemester  1904  an  Übungen  über  „den  jungen  Goethe" 
7  Damen,  im  Wintersemester  1904/05  an  der  Interpretation 
von  Platens  Literaturkomödien,  Balladen,  Sonetten  und  Gaselen 
9  Damen. 

Die  Benützung  des  Lesezimmers  war  in  beiden  Semestern 
eine  sehr  starke.  Dem  Kgl.  Kuratorium  schuldet  das  Seminar 
wärmsten  Dank  dafür,  daß  ihm  besondere  Mittel  zur  Ergänzung 
des  Bücherbestandes  auch  in  diesem  Etatsjahre  wieder  bewilligt 
wurden.  Der  geschäftsführende  Direktor 

Prof.  Dr.  Max  Koch. 

11.  Das  romanisch-englische  Seminar, 
a.  Die  romanische  Abteilung. 

In  der  philologischen  Abteilung  des  Seminars  wurden  im 
Sommersemester  1904  neuprovenzalische  Übungen  abgehalten 
(Interpretation  von  Roumanille's  Conte  prouvencau),  im  Winter- 
semester 1904^05  italienische  Übungen  (Interpretation  einer 
Anzahl  von  Gesängen  der  Divina  Commedia  unter  Heranziehung 
der  auf  der  Breslauer  Stadtbibliothek  befindlichen  Hand- 
schriften). Die  Anzahl  der  ordentlichen  Mitglieder  betrug  10 
bez.  9,  dazu  Hospitanten. 


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An  den  praktischen  Übungen  nahmen  9  bez.  8  ordentliche 
Mitglieder,  neben  einer  Anzahl  von  Hospitanten  teil.  Im 
Sommersemester  wurde  Schillers  Geschichte  des  Abfalls  der 
Niederlande,  im  Winter  Heines  Harzreise  übersetzt,  in  beiden 
Semestern  Arbeiten  über  literarische  Themata  angefertigt  und 
besprochen.  Appel. 

b.  Die  englische  Abteilang. 

Sommersemester  1904.  Erklärung  von  Kynewulfs  Elene 
mit  metrischen,  sprachgeschichtlichen  und  literarhistorischen 
Erörterungen,  wöchentlich  zwei  Stunden.  15  aktive  Mitglieder. 
Wintersemester  1904/05.  Durchnahme  mittelenglischer  Texte 
(nach  Zupitza- Schippers  alt-  und  mittelenglischem  Übungs- 
buch). Literarhistorische  Vorträge.  Wöchentlich  2  Stunden. 
14  aktive  Mitglieder.  Sarrazin. 

12.  Das  slavisch-philologische  Seminar. 

In  dem  akademischen  Jahre  1904/05  wurden  zunächst  im 
Sommersemester  1904  in  der  gewohnten  Weise  Übungen  in 
zwei  Abteilungen  gehalten,  und  zwar  wurden  in  der  ersten 
altslovenische  Texte  unter  Zugrundelegung  des  „Handbuches 
der  altbulgarischen  (altkirchenslavischen)  Sprache14  von  Leskien 
gelesen,  erklärt  und  kritisch  beleuchtet,  indem  der  Wortlaut 
mehrerer  Sprachdenkmäler  desselben  Inhalts  zur  Vergleichung 
herangezogen  wurde.  In  der  zweiten  Abteilung  bildete  den 
Gegenstand  der  Übungen  die  Ortsnamenforschung  im  Bereich 
von  Schlesien  und  Posen,  wobei  vornehmlich  die  Bildung 
slavischer  Ortsnamen  nach  bestimmten  Suffixen  und  Kategorien 
erklärt  wurde.  Zu  Grunde  gelegt  wurden  die  Abhandlungen 
Miklosichs  über  die  Bildung  slavischer  Ortsnamen  aus  Per- 
sonennamen und  Appellativen,  auch  andere  Arbeiten  über 
slavische  Ortsnamenforschung  boten  reichlichen  Stoff  zu 
Untersuchungen,  vornehmlich  um  sichere  Grundsätze  zur  Er- 
klärung der  slavischen  Ortsnamen  in  Schlesien  und  den 
nächstbenachbarten  Gebieten  zu  gewinnen.  Die  Zahl  der 
Teilnehmer  war  in  der  ersten  Abteilung  5,  in  der  zweiten  14. 

Im  Wintersemester  1904/05  wurde  in  der  ersten  Abteilung 
die  Volksepik  der  Serben,  Kroaten,  Groß-  und  Kleinrussen  nach 
den  maßgebenden  Arbeiten,  mit  Proben  aus  den  Sammlungen 


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von  Wuk  Stephanowitsch  Karadzitsch  und  von  Rybnikow,  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Form  behandelt.  In  der 
zweiten  Abteilung  bildeten  „die  Grundzüge  der  slavischen 
Syntax4*  die  Aufgabe  zu  wissenschaftlichen  Besprechungen. 
Die  Zeit  reichte  nicht  aus,  um  den  Gegenstand  in  seiner 
Gesamtheit  durchzunehmen,  doch  der  grundlegende  Teil, 
nämlich  die  Bedeutung  der  einzelnen  Wortklassen  und  deren 
Anwendung  im  Satze  konnte  erschöpfend  behandelt  werden; 
der  Hauptgesichtspunkt,  die  Anwendung  im  Satze  wurde  stets 
historisch  beleuchtet  und  auf  die  vergleichende  Methode  zurück- 
geführt. Zahlreiche  Beispiele  aus  der  slavischen  und  der 
deutschen  Sprache  beleuchteten  die  leitenden  Grundsätze. 
Teilnehmerzahl  7  beziehungsweise  13.  Nehring. 

13.   Das  geographische  Seminar. 

Für  die  Übungen  des  Sommersemesters  1904,  an  denen 
20  Studierende  teil  nahmen,  wurde  zu  Grunde  gelegt  die 
Darstellung  einer  Geschichte  der  physischen  Weltanschauung 
aus  Humboldts  Kosmos  (Bd.  II),  die  Krümmers  Auswahl  aus 
den  Klassikern  der  Geographie  jetzt  den  Studierenden  mit 
geringerem  Aufwand  zugänglich  gemacht  hat  Oberall  wurde 
der  in  Humboldts  Zeit  geltenden  Auffassung  die  fortge- 
schrittene Kenntnis  der  Gegenwart  gegenübergestellt  durch 
Heranziehen  einer  umfänglichen  neueren  Literatur. 

Im  Wintersemester  1904/5  beteiligten  sich  26  Studierende 
an  Übungen  über  Ägypten.  Die  geologische  Entwicklungs- 
geschichte des  Landes,  die  Grundzüge  seiner  Natur  (Boden- 
gestalt, künstliche  Bewässerung,  Nil,  Klima,  Isthmus  und  Kanal 
von  Suez)  wurden  auf  Grund  der  neuesten  Forschungen  in 
Referaten  der  Teilnehmer  beleuchtet,  auch  die  antiken  Schil- 
derungen des  Landes  und  seines  Stromes,  namentlich  Herodot 
und  Aristoteles,  vergleichender  Prüfung  unterzogen,  bei  der 
die  Frage,  ob  eine  Klimaänderung  für  Ägypten  seit  den 
ältesten  historischen  Zeiten  anzunehmen  sei,  in  den  Vorder- 
grund gerückt  wurde. 

Die  Arbeit  der  Kommilitonen  im  Seminar  blieb  recht  rege. 
Unter  den  spezielleren  Untersuchungen  ward  eine  besonders 
umfängliche  über  Ursachen  und  Verlauf  des  Hochwassers  vom 


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August  1813  zum  Abschluß  gebracht.  Sie  gelangt  jetzt  in 
dem  Jahrbuch  der  Landesanstalt  für  Gewässerkunde  zu  voller 
Veröffentlichung. 

Für  die  Ergänzung  der  Bibliothek  und  der  Kartensamra- 
lung  erwies  sich  als  überaus  erfreuliche  Förderung  ein  vom 
Herrn  Kurator  erbetener  und  von  ihm  bewilligter  außerordent- 
licher Zuschuß.  J.  Partsch. 

14.    Das  mathematisch-physikalische  Seminar. 

In  der  von  Prof.  Rosanes  geleiteten  Abteilung  wurden 
im  Soramersemester  1904  Aufgaben  aus  der  analytischen 
Geometrie  der  Ebene,  im  Wintersemester  1904/05  aus  der  des 
Raumes  bearbeitet. 

In  der  von  Prof.  Sturm  geleiteten  Abteilung  wurden  in 
beiden  Semestern  Themen  aus  der  Theorie  der  geometrischen 
Verwandtschaften  bearbeitet.  Im  Sommersemester  1904  waren 
es  die  Probleme  der  ebenen  und  der  räumlichen  Projektivität. 
Im  Winterhalbjahr  1904/05  wurden  zunächst  die  beiden  involu- 
torischen  eindeutigen  Verwandtschaften  behandelt,  zu  denen 
ein  Kurvennetz  3.  Ordnung  mit  7  festen  Grundpunkten,  bezw. 
ein  Flächengebüsche  2.  Ordnung  mit  6  festen  Grundpunkten 
führen;  woran  sich  dann  die  Untersuchung  zwei-eindeutiger 
Verwandtschaften  zwischen  Ebenen  oder  Räumen  schloß,  vor- 
nehmlich derjenigen,  welche  mit  den  genannten  involutorischen 
Verwandtschaften  in  Zusammenhang  stehen. 

In  der  von  Prof.  Neu  mann  geleiteten  physikalischen 
Abteilung  wurde  im  Sommersemester  1904  zunächst  die  Theorie 
der  gedämpften  Schwingungen  und,  damit  zusammenhängend, 
die  des  ballistischen  Galvanometers  behandelt,  sowie  die  auf 
dessen  Anwendung  beruhenden  Methoden  für  absolute  Maß- 
bestimmungen besprochen.  Am  Schlüsse  des  Semesters  wurden 
sodann  noch  einige  Aufgaben  aus  der  Theorie  der  Wechsel- 
ströme behandelt,  wie  z.  B.  über  elektrische  Kraftübertragung, 
Wirkung  von  Transformatoren  etc.  —  Im  Wintersemester  1904/05 
wurden  Aufgaben  aus  der  niederen  analytischen  Mechanik  be- 
arbeitet; es  diente  das  Seminar  in  diesem  Semester  im  wesent- 
lichen als  Übungsstunde  zu  einer  gleichzeitig  über  denselben 
Gegenstand  gehaltenen  Vorlesung. 


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Auch  in  diesem  Jahre  wurde  dem  Seminar  von  dem  Herrn 
Universitatskurator  ein  außerordentlicher  Zuschuß  bewilligt. 

Rosanes,  Sturm,  Neumann. 

15.    Das  philosophische  Seminar. 

Prof.  Freudenthal  veranstaltete  im  Sommersemester  1904 
Übungen  über  Spinozas  Briefe.  Sie  wurden  benutzt,  um  die 
Entwicklung  der  wichtigsten  Gedanken  des  Philosophen  kennen 
zu  lernen.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  auch  die  von  W.  Meyer 
herausgegebene  Nachbildung  der  uns  erhaltenen  Briefe  be- 
sprochen. —  Im  Wintersemester  ward  das  zwölfte  Buch  der 
Metaphysik  des  Aristoteles  gelesen,  übersetzt  und  erläutert.  — 
An  den  Übungen  des  Sommersemesters  nahmen  15,  an  denen 
des  Wintersemesters  nahmen  25  Studierende  teil. 

Prof.  Baumgartner  behandelte  im  Sommersemester  1904 
mit  36,  im  Wintersemester  1904/05  mit  35  Teilnehmern  das 
Induktionsproblem.  Die  Erörterungen  setzten  ein  bei  den 
historischen  Induktionstheorien  von  Aristoteles,  Bacon,  Hume, 
J.  St.  Mill,  Sigwart  und  Erdmann.  Die  Anschauungen  der 
genannten  Autoren  wurden  von  den  Teilnehmern  in  schrift- 
lichen Referaten  in  den  wesentlichen  Momenten  dargelegt  und 
in  mündlichen  Besprechungen  einer  Kritik  unterzogen. 

In  der  psychologischen  Abteilung  des  Seminars  wurden 
im  Sommersemester  Fragen  der  pädagogischen  Psychologie 
(Intelligenzprüfung,  Ermüdung  durch  den  Schulunterricht)  be- 
handelt. Die  Zahl  der  Teilnehmer  betrug  18.  In  der  ersten 
Hälfte  des  Wintersemesters  wurden  die  Seminarübungen  in 
Beziehung  gesetzt  zu  der  gleichzeitigen  Vorlesung  über  Psycho- 
logie und  dienten  zu  deren  Erweiterung  und  Erläuterung  durch 
Demonstrationen.  Die  zweite  Semesterhälfte  war  Übungen  zur 
experimentellen  Ästhetik  gewidmet.  An  den  Demonstrationen 
beteiligten  sich  97,  an  den  eigentlichen  Übungen  etwa  25 
Studierende.  Aus  den  in  der  Seminarabteilung  angestellten 
Untersuchungen  gingen  zwei  Druckschriften  hervor: 

H.  Ebbinghaus,  Die  geometrisch -optischen  Täuschungen. 
Vorl.  Mitt.  Bericht  über  den  I.  Kongreß  für  exper.  Psychol. 
in  Gießen  1904  S.  22; 

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W.  Stern,  Wirklichkeitsversuche.   Beiträge  zur  Psychol.  der 
Aussage.   II.  Folge  S.  1  1904. 

Freudenthal.   Baumgartner.  Ebbinghaus. 

d.  Die  Knnstinstitute. 

1.   Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte. 

(Archäologisches  Museum.) 

Die  etatsmäßigen  Mittel  sind  zur  Anschaffung  von  Gips- 
abgüssen, Photographien,  Bildwerken  und  Büchern  verwendet 
worden. 

Die  Bibliothek  des  Museums  hatte  sich  Zuwendungen  von 
seiten  Sr.  Exzellenz  des  Herrn  Ministers  der  geistlichen  etc. 
Angelegenheiten  sowie  der  Archäologischen  Gesellschaft  in 
Berlin  zu  erfreuen,  wofür  auch  an  dieser  Stelle  ehrerbietigst 
gedankt  sei. 

Der  Besuch  des  Museums  war  im  verflossenen  Jahre,  auch 
seitens  der  Studierenden  und  Schulen,  ein  reger. 

Die  Folgen  der  in  den  Wänden  des  Erdgeschosses  sitzen- 
den Feuchtigkeit  machen  sich  immer  mehr  geltend. 

Auf  Ersuchen  des  Unterzeichneten  hat  am  10.  und  11.  Mai 
eine  Besichtigung  und  Untersuchung  der  Räume  durch  den 
Direktor  des  hygienischen  Instituts  der  Universität  Herrn  Geh. 
Medizinalrat  Prof.  Dr.  Flügge  und  den  Abteilungsvorsteher 
am  Institut  Herrn  Prof.  Dr.  Reichenbach  stattgefunden. 
Der  Bericht  des  Direktors  vom  5.  Juni  schließt: 

„Die  vorstehenden  zahlenmäßigen  Befunde  bestätigen  somit 
den  durch  die  sinnlichen  Wahrnehmungen  gewonnenen 
Eindruck,  daß  in  den  untersuchten  Räumen,  und  zwar  be- 
sonders im  Erdgeschoß,  ein  das  zulässige  Maß  sehrerheblich 
übersteigender  Feuchtigkeitsgehalt  mit  allen  seinen  für  die 
Sammlungsgegenstände  wie  für  die  Gesundheit  der  dort 
arbeitenden  Menschen  bedenklichen  Folgen  vorhanden  ist." 
Gleichwohl  hat  es  sich,  wie  der  Unterzeichnete  auf  seinen 
Antrag  vom  7.  Juni  durch  Ministerialerlaß  vom  16.  September 
benachrichtigt  worden  ist,  noch  nicht  ermöglichen  lassen, 
Mittel  zur  Errichtung  des  dringend  notwendigen  Neubaues  für 
das  Museum  in  den  Etat  einzustellen. 


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Als  Kustoden  fungierten  im  Sommersemester  die  Herren 
Stud.  phil.  Mosel  und  Baum  gart,  im  Wintersemester  Baum  - 
gart  und  Linde. 

Das  Winckelmannsfest  wurde  am  9.  Dezember  durch  einen 
Vortrag  des  Unterzeichneten  über  die  cyprische  Doppelherme 
mit  Hermes  in  Berlin,  von  welcher  auf  Veranlassung  des 
Museums  ein  Abguß  hergestellt  worden  ist,  gefeiert. 

Foerster. 

2.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere 

Kunstgeschichte. 

Der  Jahresetat  wurde  wie  üblich  zum  Ankauf  von  Photo- 
graphien für  den  kunstgeschichtlichen  Lehrapparat  verwendet. 

Muther. 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik. 
Der  Musiksaal  der  Universität  hat  nun  schon  seit  Mai  1900 

wegen  der  beabsichtigten  Wiederherstellung  nicht  mehr  benutzt 
werden  können.  Die  Arbeit  schreitet  so  langsam  fort,  daß 
leider  noch  immer  jene  oft  beklagten  Übelstände  andauern, 
die  den  wichtigen  Unterrichtszweig  des  Orgelspiels  treffen  und 
gute  Überlieferung  zu  nichte  machen.  Auch  in  diesem  Jahre 
mußte  die  Abhaltung  des  öffentlichen  Spezimens  unterbleiben, 
weil  ein  geeigneter  Raum  fehlt.  Vor  allem  ist  zu  wünschen, 
daß  jetzt  schleunigst  mit  der  Ausführung  der  Orgel  für  den 
neuen  Saal  begonnen  werde,  damit  nach  seiner  Vollendung 
nicht  eine  neue  und  unnötige  Verzögerung  eintritt. 

Im  Sommersemester  1904  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Bohn 
folgende  Vorlesungen  und  Übungen: 

1.  Harmonielehre,  erster  Teil;  2stündig.    16  Zuhörer. 

2.  Orgelunterricht;  2 stündig.    10  Teilnehmer. 

3.  Über  L.  van  Beethoven's  Sinfonien  No.  6 — 9;  1  stündig. 
11  Zuhörer. 

4.  Orgelunterricht  für  Seminaristen ;  2  stündig.  6  Teilnehmer. 
Im  Wintersemester   fanden   folgende  Vorlesungen  und 

Übungen  statt: 

1.  Harmonielehre,  zweiter  Teil;  2 stündig.    12  Zuhörer. 

2.  Orgelunterricht;  2 stündig.   6  Teilnehmer. 

3* 


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3.  Über  L.  van  Beethoven's   Klavier  -  Sonaten;    1  stündig. 
20  Zuhörer. 

4.  Orgelunterricht  für  Seminaristen;  2 stündig.  6  Teilnehmer. 
Der  Besuch  des  Orgelunterrichts  von  Seiten  der  Studieren- 
den hat  im  Studienjahre  1904/05  wiederum  abgenommen,  da 
das  Auditorium  maximum  nur  für  eine  ganz  kleine  Anzahl  von 
Übungsstunden  den  Orgelschülern  zur  Verfügung  gestellt 
werden  konnte. 

Im  Auftrage  der  Königlichen  Regierungen  von  Breslau  und 
Oppeln  und  des  Provinzialschulkollegiums  wurden  eine  be- 
trächtliche Anzahl  von  Kostenanschlägen  für  Orgelbauten 
begutachtet,  sowie  reparaturbedürftige  Orgeln  untersucht  und 
neu  hergestellte  und  reparierte  Orgeln  abgenommen,  im  ganzen 
etwa  54  Arbeiten,  darunter  20,  welche  Reisen  bedingten.  Auch 
alle  anderweitigen  Gutachten,  die  vom  Institut  gefordert  wurden, 
hat  Herr  Prof.  Dr.  Bohn  erledigt. 

Der  Unterricht  in  der  evangelischen  Abteilung  des  Instituts 
(Evangelischer  Johanneschor)  wurde  von  Herrn  Prof.  Dr.  W rede 
ganz  in  der  bisherigen  Weise  fortgesetzt.  Die  Vorlesung  über 
Geschichte  des  evangelischen  Gemeindegesangs  war  im  Sommer 
1904  von  27  Hörern  besucht,  an  den  Übungen  im  Choral-  und 
Altargesang  nahmen  während  des  Winters  1904/05  20  Stu- 
dierende teil.  Zum  1.  April  1905  wurde  der  bisherige  Leiter 
der  Abteilung,  Prof.  Dr.  Wrede,  nach  zwölfjähriger  Tätigkeit 
am  Institute  auf  seinen  dringenden  Wunsch  durch  Reskript 
Sr.  Exzellenz  des  Herrn  Universitäts-Kurators  von  seiner  Lehr- 
verpflichtung entbunden,  nachdem  er  schon  vor  Jahresfrist  nur 
auf  besondere  Bitten  den  Unterricht  beibehalten  hatte.  Der 
Dank  des  Instituts  für  sein  langjähriges  segensreiches  Wirken 
sei  auch  an  dieser  Stelle  ausgesprochen. 

Über  die  Wirksamkeit  des  Herrn  Musikdirektor  und  Dom- 
kapellmeister Filke,  der  den  Cäcilienchor  und  die  Chorklasse 
für  gemischten  Chorgesang  leitet,  ist  folgendes  zu  berichten: 
a .  St.  C  ä  c  i  1  i  e  n  c  h  o  r.  Im  Sommersemester  wurden  bei  einem 
Besuch  von  etwa  40  Herren  die  Messe  von  Stehle  (Preis- 
messe für  Männerchor)  und  einige  Gesänge  im  gregoria- 
nischen Choral  geübt.    Im  Wintersemester  wurden  der 
116.  Psalm  „Laudate  Dominum"   von  Franz  Liszt  für 


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Minnerchor  und  das  „Macte  senex  imperator"  von  Franz 
Lachner  einstudiert. 

Im  Choralgesange  wurden  die  8  Töne  des  „Magnificat44 
gesungen  und  erklart.    Verschiedene  Herren  beteiligten 
sich  an  der  Aufführung  bei  der  Geburtstagsfeier  Seiner 
Majestät  des  Kaisers, 
b.  In  der  Chorklasse  für  gemischten  Chorgesang  (circa  25 
Knaben)  wurden  im  Sommersemester  Chorgesänge  von 
Grieg,  Othegraven,  Kodiert  und  Mendelssohn  geübt,  im 
Wintersemester  Messen  von  Antonio  Lotti,   das  Kyrie 
aus  der  Missa  in  C-dur  von  L.  van  Beethoven,  Kyrie  und 
Gloria  aus  der  Krönungsmesse  von  Franz  Liszt. 
Die  Bibliothek  des  Instituts  wurde  auch  in  diesem  Jahre 
durch  Neuanschaffungen  und  wertvolle  Schenkungen  des  König- 
lichen Ministeriums  für  geistliche  u.  s.  w.  Angelegenheiten 
vermehrt. 

Die  Geschäfte  des  Bibliothekars  wurden  wie  im  vorigen 
Jahre  von  Herrn  Prof.  Dr.  Bohn  geführt. 

Die  im  Jahre  1904  begonnene  neue  Einrichtung,  daß  die 
wertvolle  Bibliothek  während  des  Semesters  einmal  wöchentlich 
weiteren  Kreisen  zur  Benutzung  geöffnet  ist,  hat  sich  bewährt 
und  wird  beibehalten  werden.  Der  Zettelkatalog  der  musik- 
wissenschaftlichen Abteilung,  der  im  letzten  Jahre  angefangen 
ward,  ist  vollendet  und  dadurch  die  Benutzung  der  Bibliothek 
bedeutend  erleichtert  worden. 

Die  Lehrapparate  des  St.  Johanneschors  und  des  St.  Cäci- 
lienchors  wurden  wie  bisher  sachgemäß  ergänzt 

Siebs. 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Institut. 

Der  bisherige  Direktor  des  Instituts,  Herr  Geh.  Reg.-Rat 
Prof.  Dr.  0.  E.  Meyer  erkrankte  zu  Anfang  des  Sommer- 
semesters 1904,  so  daß  er  nicht  im  Stande  war,  Vorlesungen 
und  Übungen  abzuhalten;  er  wurde  in  der  geschäftlichen  und 
wissenschaftlichen  Leitung  des  Instituts  durch  den  Unter- 
zeichneten vertreten.  Leider  hat  sich  der  Gesundheitszustand 
des  Direktors  nicht  soweit  gehoben,  daß  er  seine  Tätigkeit 


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wieder  hatte  aufnehmen  können;  auf  sein  Gesuch  hin  wurde 
er  vom  Herrn  Minister  vom  Direktorat  und  von  der  Ver- 
pflichtung zum  Halten  von  Vorlesungen  entbunden.  An  seine 
Stelle  trat  vom  1.  Januar  1905  ab  der  bisherige  Dozent  an 
der  Universität  Berlin  and  Kaiserliche  Professor  bei  der  physi- 
kalisch-technischen Reichsanstalt  zu  Charlottenburg,  Dr.  Otto 
Lummer.  Auch  dieser  war  durch  schwere  Erkrankung  ver- 
hindert, sein  Amt  im  Laufe  des  Wintersemesters  noch  anzu- 
treten ;  er  wurde  ebenfalls  durch  den  Unterzeichneten  vertreten. 

Bei  den  Assistenten  und  bei  dem  Dienstpersonal  sind 
Veränderungen  gegen  das  Vorjahr  nicht  eingetreten. 

Infolge  der  Milde  des  Winters  konnte  es  durch  äußerste 
Sparsamkeit  dahingebracht  werden,  daß  die  für  Heizung  be- 
stimmte Etatsposition  29  d  im  Betrage  von  3900  Mark  nicht 
überschritten  wurde;  indessen  ist  auch  dieser  Betrag  im  Ver- 
gleich zum  Dispositionsfonds  enorm  hoch.  Auch  hat  sich 
herausgestellt,  daß  die  Heizung  durch  Gasöfen  für  viele  wissen- 
schaftliche Untersuchungen  sehr  störend  ist;  so  können  z.  B. 
bolometrische  Untersuchungen  im  Winter  nicht  ausgeführt 
werden.  Außerdem  ist  mit  Sicherheit  vorauszusehen,  daß  die 
Position  von  3900  Mark  nicht  ausreichen  wird,  sobald  sämt- 
liche Räume  des  Instituts  geheizt  werden  müssen,  was  binnen 
Kurzem  der  Fall  sein  wird.  Es  wird  daher  schon  jetzt  der 
Frage  nach  einer  Zentralheizungsanlage  näher  zu  treten  sein. 

Für  wissenschaftliche  Untersuchungen  wurden  angeschafft: 
1  Spiegeleinrichtung  nebst  Thermosäule  zum  Spektrometer, 
1  Steinsalzprisma,  1  Induktorium  von  20  cm  Funkenlänge. 

Folgende  Arbeiten  wurden  veröffentlicht: 
0.  E.  Meyer:    Das  physikalische  Institut  der  Universität 

Breslau. 
Clemens  Schaefer: 

1.  Elektronentheorie  und  Radioaktivität 

2.  Das  ultrarote  Absorptionsspektrum  der  Kohlensäure  in 
seiner  Abhängigkeit  vom  Druck. 

3.  Über  die  selektiven  Eigenschaften  von  Resonatorengittern. 

4.  Über    ein   Vakuumthermoelement   mit  veränderlicher 
Wellenlänge. 

5.  Lichtelektrische  Versuche  an  Elektrolytoberflächen. 


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Erich  Waetzmann:  Intensitätsverhältnisse  der  Spektra  von 
Gasgemischen. 

Die  Vorlesungen  und  Übungen  fanden  eine  stärkere  Be- 
teiligung, wie  zuvor,  so  daß  zu  den  bisher  benutzten  Räumen 
für  das  Übungspraktikum  noch  einer  hinzugenommen  werden 
mußte.  I.  V.:  Privatdozent  Dr.  Schaefer. 

2.  Die  Sternwarte. 

Die  Fernrohrbeobachtungen  erlitten  1904  dadurch  eine 
erhebliche  Unterbrechung,  daß  der  Magistrat  eine  neue  Brücke, 
die  „Werderbrücke",  über  den  Platz  legte,  auf  dem  die  Haupt- 
fernrohre bisher  untergebracht  waren.  Dieser  Platz  mußte, 
da  er  nicht  der  Universität  gehört,  geräumt  werden.  Es  zeigt 
das  von  neuem,  wie  notwendig  die  Verlegung  und  der  Neubau 
der  Sternwarte  ist. 

Nachdem  die  provisorische  Sternwarte  abgerissen  war, 
wurde  sie  nach  der  Ostspitze  der  Schleuseninsel  verlegt  und 
hier  der  Refraktor  so  aufgestellt,  daß  das  Dach  nicht  nur  wie 
bisher  nach  West,  sondern  auch  nach  Ost  abgerollt  werden 
kann,  so  daß  auch  der  Westhimmel,  der  bisher  durch  das 
Dach  immer  verdeckt  war,  sichtbar  geworden  ist.  Das  Dach 
der  Heliometer  wurde  gleichfalls  nach  beiden  Seiten  abrollbar 
gemacht  Die  Hütte  des  Passageinstruments  wurde  1  m  länger 
und  breiter  aufgeführt,  in  ihr  eine  neue  Rieflersche  Pendeluhr 
und  ein  neuer  Fueßscher  Chronograph  aufgestellt,  auf  dem 
man  auch  vom  Refraktor  aus  die  Zeiten  der  Sterndurchgänge 
durch  die  Fäden  telegraphisch  aufschreiben  kann.  Das  Passage- 
instrument stand  bisher  auf  dem  vom  geodätischen  Institut  in 
Potsdam  zu  Längenbestimmungen  benutzten  Pfeiler. 

Es  wurden  hierdurch 

verlegt  nach  Ost   nach  Nord   Diff.  d.  Länge  Breite 

3 

Refraktor  31,3  m      11,0  m  0,108  0,36 

Heliometer  34,4  „       15,5  „  0,118  0,51 

Passageinstrument  45,7  „        6,0  „  0,157  0,19 

Diese  neue  provisorische  Sternwarte  liegt  etwa  1"  westlich 
von  der  alten  auf  dem  Dache  der  Universität  und  in  gleicher 
Pothöhe  mit  ihr.  Die  Differenz  wird  noch  genauer  bestimmt 
werden. 


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40 


Am  Refraktor  wurde  der  Komet  1904a  10  mal  beobachtet, 
2  mal  von  Dr.  Przybyllok,  2  mal  von  Herrn  Völkel,  6  mal  vom 
Unterzeichneten.  Am  Heliometer  bestimmte  Dr.  Przybyllok 
noch  einige  Mondkrater  durch  Quereinstellung  und  am  Passage- 
instrument beobachte  Dr.  Rechen berg  197  Sterne. 

Das  astronomische  Praktikum  wurde  von  11  Studierenden 
besucht,  doch  machte  sich  hierbei  wieder  der  Mangel  an 
Instrumenten,  besonders  an  Universalinstrumenten  für  Anfanger 
fühlbar. 

Die  beiden  schönen  Repsoldschen  Meridianfernrohre  von 
163  mm  Öffnung,  ein  Durchgangsrohr  mit  Registriermikrometer 
für  Rektascensionen  und  ein  bei  jedem  Stern  umlegbarer 
Vertikalkreis  für  Deklinationen,  ruhen  noch  seit  ihrer  Ankunft 
im  Jahre  1901  in  Kisten  verpakt,  da  kein  Platz  zu  ihrer  Auf- 
stellung vorhanden  ist,  und  harren  der  Bewilligung  des  Neu- 
baues der  Sternwarte! 

Die  Berechnung  der  von  der  Kasaner  Sternwarte  seit  1898 
ausgeführte  Heliometerbeobachtungen  des  Mondkraters  MösüngA 
wurde  von  der  hiesigen  Sternwarte  zur  Neubestimmung  der 
physischen  Litration  übernommen. 

Die  1902  begonnene  allgemeine  Ausmessung  des  Mondes 
besonders  der  dem  Rande  benachbarten  Landschaften  wurde 
fortgesetzt  und  Unterzeichneter  erhielt  mit  Dr.  Rechenberg 
zu  gleichen  Teilen  75  240  Einstellungen  unter  dem  Mikroskop 
auf  9  photographischen  Glasplatten.  Hiervon  entfallen  auf 
Platte  XI  8,  XII  2,  Xm  3,  XIV  4,  XV  11,  XVI  13,  XVII  9, 
XVIII  2  und  XIX  5  Gruppen.  Jede  Gruppe  enthält  12  bekannte, 
früher  hier  bestimmte  Fundamentalkrater  und  18  neu  zu  be- 
stimmende Objekte  und  zerfällt  in  4  Sätze,  da  beide  recht- 
winkligen Koordinaten  nach  Drehung  der  Platte  von  180°  zum 
zweiten  Male  gemessen  wurden.  Durch  die  Freundlichkeit  des 
Direktors  der  Pariser  Sternwarte  erhielt  die  hiesige  am  6.  Juli 
die  dort  aufgenommenen  Platten  XVII,  XVIII  und  XIX  und 
am  14.  Oktober  die  Platten  XX  und  XXI.  Die  beiden  letzteren 
stellen  den  Nordostrand  des  Mondes  zum  ersten  Male  in 
günstiger  Libration  dar,  sind  also  in  den  Morgenstunden  nach 
Mitternacht  aufgenommen  und  zwar  ebenso  wie  die  anderen 
an  den  auf  hiesigen  Wunsch  festgesetzten  Nächten.  Das 


41 


Programm,  die  Kondensierung  und  Revision  der  Beobachtung 
führte  Unterzeichneter,  die  sphärisch-trigonometrische  Berech- 
nung der  selenographischen  Längen  und  Breiten  Dr.  Rechen  - 
berg  aus.  Bei  dieser  Erforschung  des  Mondes  wurden  wieder 
viele  bisher  noch  nie  gezeichnete  Formationen  in  erfreulicher 
Weise  entdeckt. 

Die  meteorologischen  Beobachtungen  wurden  täglich  vier- 
mal für  das  meteorologische  Institut  in  Berlin  und  für  die 
Seewarte  in  Hamburg  gemacht,  auch  der  Landwirtschafts- 
kammer, dem  statistischen  Amt,  der  Regierung  und  den 
hiesigen  Zeitungen  mitgeteilt,  der  Schlesischen  Zeitung  auch 
wie  bisher  mit  täglichen  Prognosen. 

Das  Personal  der  Sternwarte  war  unverändert.  Der  zweite 
Assistent  Erich  Przybyllok  promovierte  hier  am  Ende  des 
Sommersemesters. 

Die  Verlegung  und  der  Neubau  der  Sternwarte  werden 
dringend  notwendig.  Franz. 

3.  Das  chemische  Institut. 

Leider  trat  in  der  Leitung  des  chemischen  Instituts  im 
letzten  Viertel  des  Berichtsjahres  eine  schwere  Störung  durch 
die  Erkrankung  des  Direktors  Geheimrats  Prof.  Dr.  Ladenburg 
ein;  derselbe  wurde  im  Januar  und  Februar  durch  den  Ab- 
teilungsvorsteher Prof.  Dr.  Ab  egg  und  im  März  durch  den 
1.  Assistenten  Privatdozenten  Dr.  Herz  vertreten. 

An  die  Stelle  der  Assistenten  Privatdozent  Dr.  Meyer 
und  Dr.  Lipinski  traten  im  Laufe  des  verflossenen  Jahres 
Dr.  Loeffler  und  Dr.  Taurke. 

Aus  dem  Institut  wurden  folgende  wissenschaftliche  Arbeiten 
veröffentlicht: 

1.  Fritz  Kipke:  Über  Eondensationsprodukte  von  Piperonal 
und  Piperonalakrolein.  Dissertation. 

2.  Richard  Franke:  Über  Kondensation  einiger  Aldehyde 
mit  2  .  5-Dimethylpyrazin.  Dissertation. 

3.  Alwin  Co x:  Über  basische  Quecksilbersalze.  Dissertation. 

4.  Georg  Muhs:  Über  das  Massenwirkungsgesetz  bei  der 
Auflösung  schwer  löslicher  Verbindungen.  Dissertation. 


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5.  Gerhard  Langer:  Über  Kondensationen  von  Aldehyd- 
collidin  und  a-y-Lutidin  mit  Aldehyden.  Dissertation. 

6.  Wilhelm  Fulda:  Zur  Kenntnis  von  Merkuricomplexen, 
die  verschiedene  Anionen  besitzen.  Dissertation. 

7.  Martin  Hoffmann:  Kondensation  von  Methylchinaldin 
mit  einigen  Aldehyden.  Dissertation. 

8.  Alois  Schwarz:  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Aldehydine 
und  Azimide.  Dissertation. 

9.  Albert  Schmidt:  Über  das  Verhalten  der  Nitrochin- 
aldine  gegen  einige  Aldehyde.  Über  das  p-Methyl- 
hydrobenzazoin.  Dissertation. 

10.  James  Frederik  Spencer:  Die  Beziehungen  zwischen 
Thalli-  und  Thalloverbindungen.  Dissertation. 

11.  Walther  Becker:  Atomgewichtsbestimmung  des  Sili- 
ciums.  Dissertation. 

12.  Hermann  Matschke    Über  die  Einwirkung  einiger 
Aldehyde  auf  p-Methylchinaldin.  Dissertation. 

13.  Hans  Schäfer:   Zur  Charakteristik  des  Oxalations. 
Dissertation. 

14.  Paul  Mueller:  Borsäure,  Wasser,  Amylalkohol.  Disser- 
tation. 

15.  Fritz  Taurke:  Über  organische  Siliciumverbindungen. 
Dissertation. 

16.  Julius  Meyer:  Berechnung  der  Atomgewichte. 

17.  W.  Becker  und  Julius  Meyer:  Einwirkung  von  Selen- 
wasserstoff  auf  Nitrile. 

18.  R.  Ahegg  und  A.  J.  Cox:  Löslichkeitsverhältnisse 
einiger  schwer  löslicher  Silbersalze. 

19.  R.  Abegg  und  A.  J.  Cox:   Chromat,  Bichromat  und 
Chromsäure. 

20.  R.  Abegg:  Valenz  und  periodisches  System.  Theorie 
der  Molekularverbindungen. 

21.  R.  Abegg:    Elektrodenvorgänge  und  Potentialbildung 
bei  minimalen  Jonenkonzentrationen. 

22.  R.  Abegg:  Valenztheorie. 

23.  R.  Abegg  und  F.  W.  Hinrichsen:  Valenzbegriff. 

24.  R.  Abegg:  Zwei  historische  Notizen. 


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25.  P.  Mucller  und  R.  Ab  egg:  Vorlesungs  versuch  über 
gegenseitige  Löslichkeitsbeeinflussung. 

26.  R.  Abegg  und  W.  Herz:  Chemisches  Praktikum. 
2.  Auflage. 

27.  W.  Herz:  Natur  der  alkalischen  Lösung  von  Chrom- 
hydroxyd. 

28.  W.  Herz:  Bericht  über  die  physikalische  Chemie  1903. 

29.  W.  Herz:  Bericht  über  die  physikalische  Chemie  im 

1.  Halbjahr  1904. 

30.  W.  Herz:  Bericht  über  die  physikalische  Chemie  im 

2.  Halbjahr  1904. 

31.  W.  Herz  und  M.  Knoch:  Löslichkeit  in  Lösungsmittel- 
gemengen I. 

32.  W.  Herz  und  Herbert  Fischer:  Verteilung  löslicher 
Stoffe  zwischen  Wasser  und  Amylalkohol. 

33.  W.  Herz  und  Herbert  Fischer:  Verteilung  löslicher 
Stoffe  zwischen  Wasser  und  aromatischen  Kohlen- 
wasserstoffen. 

34.  A.  Ladenburg  und  W.  Herz:  Über  die  Benzylimide 
der  Äpfelsäure  (2.  Mitteilungen). 

35.  A.  Ladenburg:  Atomgewicht  des  Jods. 

36.  A.  Ladenburg:  Reindarstellung  des  Isostilbazoiins. 

37.  A.  Laden  bürg:  Herausgabe  von  A.  Kekule:  Über 
Konstitution  und  Metamorphosen  der  chemischen  Ver- 
bindungen und  über  die  chemische  Natur  des  Kohlen- 
stoffs. Bd.  145  von  Ostwalds  Klassikern  der  exakten 
Wissenschaften.        I.  V.:  Privatdozent  Dr.  W.Herz. 

4.   Das  pharmazeutische  Institut, 
a.   Chemische  Abteilung. 

Als  Assistenten  waren  im  Sommersemester  die  Herren 
DDr.  Gabel  und  Jos  in  g  und  Herr  Apotheker  Günzel  tatig. 
Mit  dem  1.  Oktober  gab  Herr  Dr.  Josing  seine  Stellung  auf,  um 
in  die  Praxis  zurückzukehren.  Die  Stelle  blieb  unbesetzt.  Die 
damit  verbundenen  Geschäfte  wurden  von  den  Apothekern 
Richard  Manno,  Fritz  und  Max  Kuntze,  die  nach  voll- 
endetem Staatsexamen  ihre  Studien  fortsetzten,  wahrgenommen. 


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Herr  Apotheker  Gttnzel  hat  mit  dem  31.  März  seine  Stellung 
aufgegeben,  um  seiner  Militärpflicht  zu  genügen. 

Das  Laboratorium  wurde  im  Sommersemester  von  66,  im 
Wintersemester  von  87  Praktikanten  besucht.  Die  erheblich 
größere  Frequenz  im  Winter  gegen  den  gleichen  Zeitraum  des 
Vorjahres  ist  auf  das  Inkrafttreten  der  neuen  Studienordnung 
für  Pharmazeuten  am  1.  Oktober  1904  zurückzuführen.  Der 
Lehrplan  blieb  unverändert. 

Sammlung  und  Apparatur  wurden  wiederum  erheblich 
vermehrt.  Von  den  größeren  Apparaten  seien  der  von  der 
Firma  Louis  Dräger-Göttingen  gelieferte  Projektionsapparat  und 
eine  Destillierblase  für  ätherische  Öle  von  Gustav  Christ-Berlin 
hervorgehoben.  Für  die  Bibliothek  konnten  größere  Neuan- 
schaffungen nicht  gemacht  werden.  Es  wurden  im  wesentlichen 
nur  die  bisher  gehaltenen  Zeitschriften  fortgesetzt. 

Während  der  Osterferien  1904  fand  der  Umbau  des  Audi- 
toriums, das  in  allen  seinen  Teilen  gänzlich  veraltet  und  un- 
zureichend war,  statt.  Dadurch  wurden  die  Licht-  und  Platz- 
verhältnisse wesentlich  verbessert.  Ein  durchaus  moderner, 
mit  allen  Hilfsmitteln  ausgerüsteter  Experimentiertisch  mit 
elektrischer  Schalttafel  und  ein  umfangreicher  Wandtafelaufbau 
tragen  den  Anforderungen  eines  zeitgemäßen  Unterrichts 
Rechnung.  Die  für  die  Neuerungen  erforderlichen  Mittel  sind 
von  der  hohen  Staatsregierung  in  dankenswerter  Weise  nach- 
träglich durch  den  Etat  für  das  Jahr  1905/6  bereit  gestellt 
worden.  Leider  aber  ist  es  nicht  möglich  gewesen,  die  für 
die  Verbesserung  der  Lichtverhältnisse,  namentlich  der  nach 
der  Schuhbrücke  und  Burgstraße  gelegenen  Arbeitsräume,  und 
für  den  Umbau  einiger  durchaus  veralteter  Digestorien  er- 
forderlichen Mittel  zu  erhalten,  sodaß  trotz  allen  Verbesserungen 
ein  Teil  der  Arbeitsräume  den  an  sie  zu  stellenden  Ansprüchen 
immer  noch  nicht  genügt.  Eine  sehr  dringende  Veränderung 
ist  in  letzter  Stunde  noch  durch  das  dankenswerte  Entgegen- 
kommen des  Herrn  Universitätskurators  ermöglicht  worden, 
der  für  den  Umbau  des  Schwefelwasserstoffzimmers  einen 
Betrag  von  300  Mark  in  wohlwollendster  Weise  bewilligt  hat 

Der  erbetenen  Vermehrung  der  Assistenzkräfte  und  Er- 
höhung des  äußerst  knapp  bemessenen  Dispositionsfonds  ist 


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für  das  kommende  Etatsjahr  wenigstens  teilweise  entsprochen 
worden  durch  eine  dauernde  jährliche  Mehrbewilligung  von 
600  bezw.  500  Mark.  Allerdings  stehen  die  nunmehr  disponiblen 
Lehrkräfte  und  Geldmittel  immer  noch  in  keinem  Verhältnis 
zum  Bedürfnis. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  gelangten  im  Archiv  der 
Pharmazie  zur  Veröffentlichung: 

1.  J.  Gadamer:  Über  Konstitution  der  Pseudoammonium- 
basen  mit  Berücksichtigung  der  Alkaloide  und  deren 
Umwandlungsprodukte  (Berberin  und  verwandte  Basen). 

2.  Derselbe:  Über  Einwirkung  von  Amylalkohol  auf  Chloral- 
äthylalkoholat. 

3.  Derselbe:  Über  das  Berberin. 

4.  Derselbe:  Über  Kondensation  von  Pseudoammonium- 
basen  mit  Hydroxylamin  und  p-Dimethylanilin. 

5.  D.  Bruns:  Über  Kondensationsprodukte  der  Opiansäure. 

6.  Derselbe:  Über  das  Tarkoninmethyljodid  und  seine 
Beziehungen  zu  Cotarnin  und  Hydrocotarnin. 

Gadamer. 

b.   Pharmakognostische  Abteilung. 

Die  Drogensammlung  wurde  teilweise  einer  eingehenden 
Revision  unterworfen  und  ergänzt. 

Um  den  Unterricht  in  der  mikroskopischen  Drogenkunde 
erfolgreich  fortzuführen,  mußten  3  weitere  Kursusmikroskope 
angeschafft  werden.  Selbst  der,  wenn  auch  recht  ansehnliche 
Bestand  an  Instrumenten,  reichte  zur  Befriedigung  des  Be- 
dürfnisses eben  nur  aus;  denn  es  beteiligten  sich  an  den 
Übungen  im  Sommersemester  36,  im  Wintersemester  53  stu- 
dierende Pharmazeuten.  Als  Hilfsassistenten  bewährten  sich 
beim  Unterricht  trefflich  die  DDr.  phil.  W.  Günther  und 
E.  Benner.  F.  Pax.  Gadamer. 

5.   Das  mineralogische  Institut  und  Museum. 

Die  Sammlungen  und  das  Instrumentarium  wurden  durch 
zahlreiche  neue  Erwerbungen  vermehrt. 

Als  Museumsassistent  fungierte  Herr  Dr.  Baumann, 
während  die  Herren  Privatdozenten  Prof.  Dr.  Milch  und 
Dr.  Arthur  Sachs  mit  dankenswerter  Bereitwilligkeit  als 


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Unterrichtsassistenten  bei  der  Anleitung  zu  selbständigen 
Arbeiten,  sowie  bei  der  Abhaltung  der  Übungen  tatig  waren, 
bei  letzteren  auch  der  Privatdozent  für  Chemie  Herr  Dr.  Herz. 

In  den  Räumen  des  Instituts  tagte  vom  19.  bis  24.  Sep- 
tember 1904  die  mineralogisch-geologische  Abteilung  der  in 
Breslau  abgehaltenen  Versammlung  deutscher  Naturforscher 
und  Ärzte.  Auch  wurden  die  Sammlungen  von  den  Mitgliedern 
der  vom  15.  bis  18.  September  hier  versammelten  Deutschen 
Geologischen  Gesellschaft  eingehend  besichtigt. 

Mit  den  Hilfsmitteln  des  Museums  und  Instituts  wurden 
die  Untersuchungen  zu  folgenden  Publikationen  ausgeführt: 
Waldemar  Fischer:   Physikalisch  -  chemische  Studien  an 
Metallhydroxyden.    Naturwissenschaftliche  Sektion  der 
Schlesischen   Gesellschaft   für  Vaterländische  Kultur, 
Sitzungsbericht  vom  14.  Dezember  1904. 
Arthur  Sachs:  Ober  ein  Vorkommen  von  Jordanit  in  den 
oberschlesischen  Erzlagerstätten.  Zentralblatt  für  Mine- 
ralogie u.  s.  w.,  1904,  S.  723—725. 

—  Über  Zinkoxydkrystalle  von  der  Falva-Hütte  in  Ober- 
schlesien.   Ebenda  1905,  S.  54—57. 

—  Die  Erze,  ihre  Lagerstätten  und  hüttentechnische  Ver- 
wertung für  Studierende  u.  s.  w.,  Leipzig  1905,  74  S. 

L.  Milch:  Beiträge  zur  Petrographie  der  Landschaft  Ulu  Rawas. 
Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  u.  s.  w.,  1904,  Beilage- 
Band  18,  S.  409—451. 

—  Über  Gesteinsumwandelung,  hervorgerufen  durch  Erz- 
zuführende Prozesse.    Ebenda  S.  452—459. 

—  Über  die  Ganggesteine  des  Riesengebirges.  Vortrag, 
gehalten  auf  der  Versammlung  der  Deutschen  Geolo- 
gischen Gesellschaft  in  Breslau  am  17.  September  1904. 

—  Über  Tiefengesteinsmassive.  Vortrag,  gehalten  in  der 
Abteilung  für  Mineralogie  und  Geologie  der  Versammlung 
Deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in  Breslau  am 
19.  September  1904. 

G.  Gürich:  Granit  und  Gneiss,  ein  Beitrag  zur  Lehre  von  der 
Entstehung  der  Gesteine.  Vortrag,  ebenda  gehalten  am 
19.  September  1904,  abgedruckt  in  „Himmel  und  Erde", 
1905,  S.  241  ff. 


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47 


C.  Hintze:  Handbuch  der  Mineralogie.  21.  Lieferung.  Leipzig, 
1905. 

Außerdem  wurde  die  krystallographisch-  optische  Unter- 
suchung neuer,  in  den  chemischen  Instituten  der  Universitäten 
Breslau,  Berlin  und  Bonn  dargestellter  Verbindungen  von  den 
Herren  Prof.  Dr.  Milch  und  Dr.  A.  Sachs  ausgeführt. 

Hintze. 

6.   Das  geologisch-paläontologische  Institut 

und  Museum. 

Die  Tätigkeit  der  Beamten  und  zahlreichen  Praktikanten 
des  geologischen  Instituts  stand  im  verflossenen  Jahre  unter 
dem  Zeichen  der  Versammlung  der  Deutschen  geologischen 
Gesellschaft,  sowie  der  unmittelbar  anschließenden  Tagung 
Deutscher  Naturforscher.  In  der  Aufstellung  der  Schau- 
sammlungen wurden  die  Revisionen  der  Bestimmungen  mit 
vereinten  Kräften  vorgenommen.  Vor  allem  wurde  für  die 
Exkursionen  je  ein  Führer  für  Ober-  und  Niederschlesien  und 
eine  Festschrift  angefertigt.  Abgesehen  von  den  Exkursionen 
des  Geologentages  wurden  teils  für  den  elementaren  Unterricht 
4  eintägige  Ausflüge  teils  im  Interesse  der  fortgeschritteneren 
Praktikanten  mehrtägige  Kartierübungen,  und  zwar: 

eine  4tägige  in  die  Umgegend  von  Alt-Heide  und 
eine  5 tagige  in  das  Gebiet  zwischen  Wartha  und  Neurode 
unternommen. 

Durch  die  rapide  Zunahme  der  Zahl  der  Praktikanten 
und  Doktoranden  hat  die  wissenschaftliche  Tätigkeit  des  geo- 
logischen Instituts  eine  bisher  nicht  erreichte  Ausdehnung 
angenommen  (s.  Verzeichnis  der  48  publizierten  Arbeiten). 
Die  Kräfte  des  Direktors  und  des  einen  Assistenten  (ein  Hilfs- 
assistent (Dr.  Schmidt)  ist  leider  nur  für  das  Sommersemester 
bewilligt  worden)  waren  infolgedessen  in  ungewöhnlicher  Weise 
in  Anspruch  genommen  und  es  erwies  sich,  da  wiederholte 
Eingaben  trotz  der  warmen  Befürwortung  seitens  des  Kura- 
toriums um  Milderung  dieses  Zustandes  keine  Berücksichtigung 
fanden,  die  Aufarbeitung  des  neu  zusammengebrachten  Materials 
als  gänzlich  unmöglich.    Der  schon  in  der  vorjährigen  Chronik 


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hervorgehobene  Mangel  an  Arbeits-  und  Sammlungsräumen 
ist  im  verflossenen  Jahre  noch  unerträglicher  geworden. 

Für  das  Zustandekommen  und  den  Erfolg  der  Exkursionen 
gestattet  sich  der  Unterzeichnete  dem  Herrn  Universitätskurator, 
sowie  vor  allem  Seiner  Königlichen  Hoheit  dem  Prinzen 
Albrecht,  Prinzregenten  von  Braunschweig,  den  ehrerbietigsten 
Dank  auszusprechen. 

Mit  den  Mitteln  des  Institutes  wurden  folgende  Arbeiten 
ausgeführt  und  veröffentlicht: 

J.  Herbing:  Über  eine  Erweiterung  des  Gebietes  der  produk- 
tiven Steinkohlenformation  bei  Landeshut  in  Schlesien. 
Zentralblatt  f.  Min.,  Geol.  etc.,  1904,  S.  403—405. 

—  Über  Karbon  und  Rotliegendes  bei  Landeshut,  Schatzlar 
und  Schwadowitz.  Jahresbericht  der  Schles.  Ges.  für 
vaterl.  Kultur.    Breslau  1904. 

—  Über  das  jüngere  Paläozoicum  an  der  böhmisch-schle- 
sischen  Grenze.  (Erwiderung  an  Herrn  Dr.  W.  Petrascheck) 
B.  Landeshut — Schatzlar — Schwadowitz.  Jahrb.  d.  k.  k. 
geol.  R.-A.  1905.   S.  220—228. 

K.  Flegel:  Über  das  Alter  der  oberen  Quader  des  Heuscheuer- 
gebirges.  Zentralblatt  für  Mineralogie  etc.  1904. 

—  Heu  scheuer  und  Adersbach- Weckelsdorf.  Eine  Studie 
über  die  obere  Kreide  im  böhmisch-schlesischen  Gebirge. 
Jahresbericht  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Kultur.  1905. 

—  Aufschlüsse  der  neuen  Bahnlinie  Reinerz-Cudowa  (Graf- 
schaft Glatz)  in  der  Kreideformation,  im  Rotliegenden 
und  im  Urgebirge.  Zeitschrift  der  deutschen  geologischen 
Gesellschaft,  Monatsbericht  für  Februar  1905. 

—  Entgegnung  auf  die  Bemerkungen  W.  Petraschecks  über 
meine  Arbeiten  in  der  oberen  Kreide  der  Grafschaft 
Glatz.  Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt. 
Wien  1905. 

—  Die  obere  Kreide  in  der  Gegend  von  Oppeln.  „Führer 
für  die  geol.  Exkursion  nach  Oberschlesien.'4 

—  Exkursion  in  das  Kreidegebirge  der  südlichen  Grafschaft 
Glatz. 


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K.  Flegel:  Exkursion  auf  die  Heuscheuer.  Diese  beiden  letzten 
im  „Führer  für  die  geologische  Exkursion  in  die  Graf- 
schaft Glatz".    Zeitschrift  d.  d.  geol.  Gesellsch.  1904. 

Dr.  Reche:  Fossile  Pferde  der  Pampasformation :  Beiträge  zur 
Geologie  und  Paläontologie  Österreich-Ungarns  etc.  1905. 
Wien. 

Dr.  G.  Prinz:  Die  Fauna  der  älteren  Jurabildungen  im  nord- 
östlichen Bakony.  Mit  38  Tafeln.  Jahrbuch  der  kgl. 
ungarischen  geologischen  Anstalt  1904.   XV.  Band. 

—  Über  die  Kielbildung  in  der  Familie  Phylloceratidae 
Földtani  Közlöny.   XXXV.  Band.  1905. 

Dr.  R.  Lasswitz:  Die  Kreideamraoniten  von  Texas.  Mit 
8  Tafeln.  Geologische  und  paläontologische  Abhand- 
lungen, herausgegeben  von  Koken.  Neue  Folge,  Bd.  VI, 
Heft  4.   Jena  1904. 

Dr.  Rautenberg:  Über  Pseudolestodon  hexaspondylus.  (In- 
augural-Dissertation.) 

Dr.  Renz:  Der  Jura  von  Daghestan  (mit  4  Textfiguren).  Neues 
Jahrbuch  für  Mineralogie,  Geologie  etc.    1904,  II.  Band. 

—  Neue  Brachiopoden  aus  dem  unteren  Muschelkalk  im 
Bakony.  Resultate  der  wissenschaftlichen  Erforschung 
des  Balatonsees.    I.  Band,  I.  Teil.    Budapest  1904. 

P.  Geisenheimer:    Das  oberschlesische  Steinkohlengebirge. 

Zeitschrift  der  deutschen  geol.  Ges.  1904. 
E.  G.  Friedrich:  Exkursion  in  das  Becken  des  alten  Stausees 

zwischen  Wartha  und  Camenz.  Zeitschrift  der  deutschen 

geol.  Ges.  1904. 

Dr.  Axel  Schmidt:  Oberkarbon  und  Rotliegendes  im  Brau- 
nauer Ländchen  und  der  nördlichen  Grafschaft  Glatz. 
Dissertation.  Jahresbericht  d.  Schles.  Gesellsch.  für 
vaterl.  Kultur  1904. 

—  Zur  Frage  der  Neubegründung  der  Eisenindustrie  in 
Ostpreußen.  (Danziger  Zeitung,  September  1904,  No.  433.) 

—  Das  Helenenthaler  Eisensteinvorkommen.  („Kohle  und 
Erz44  1905.  Kattowitz.) 

—  Die  Zweischaler  des  niederschlesischen  und  böhmischen 
Rotliegenden.  (Neues  Jahrbuch  für  Mineralogie  etc.  1905. 
Band  I.) 

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Ober  das  jüngere  Paläozoicum  an  der  böhmisch-schlesischen 
Grenze.  (Jahrbuch  der  k.  k.  geologischen  Reichsanstalt 
1905.  Wien.) 

Dr.  J.  Wysogörski:  Die  Sedimente  der  Trias  in  Oberschlesien. 
Zeitschrift  d.  deutsch,  geol.  Ges.  1904. 

—  Das  Cenoman,  Turon  und  Basaltvorkommen  auf  dem 
Annaberg.   Zeitschr.  d.  deutschen  geol.  Gesellsch.  1904. 

Prof.  Dr.  Volz:  Lavarinnen  am  Vulkan  Guntur  in  West-Java. 
Neues  Jahrbuch  f.  Mineral,  etc.    1904,  II. 

—  Der  Vulkan  Papandajan  in  West-Java.  Neues  Jahrbuch 
für  Mineralogie  etc.    Beilageband  XX.  1904. 

—  Die  Insel  Pulo  Laut  bei  Süd-Ost-Borneo  als  Beispiel 
einer  Hebung  durch  einen  Massenerguß.  Neues  Jahrbuch 
für  Mineralogie  etc.   Beilageband  XX,  1904. 

Prof.  Dr.  Gürich:  Eine  Stromatoporide  aus  dem  Kohlenkalk 
Schlesiens.  Beiträge  zur  Geologie  und  Paläontologie 
Österreich-Ungarns  etc.    XVII.  1904. 

—  Mitteilungen  über  die  Erzlagerstätten  des  oberschlesischen 
Muschelkalks.  Zeitschrift  der  deutschen  geol.  Gesellsch. 
1904. 

—  Der  Stand  der  Erörterungen  über  die  oberschlesischen 
Erzlagerstätten.    Kohle  und  Erz  1904. 

—  Bericht  über  die  Aufnahmearbeiten  auf  Blatt  Jauer. 
Jahrbuch  der  geolog.  Landesanstalt.   Bd.  XXIII.  1904. 

Prof.  Dr.  Frech:  Die  wichtigsten  Ergebnisse  der  Erdgeschichte. 
Geographische  Zeitschrift  Bd.  XI.  1905. 

—  Über  das  Hinaufgehen  von  Posidonia  Becheri  in  das 
produktive  Karbon.  Zentralblatt  für  Mineralogie  etc.  1905. 

—  Neue  Zweischaler  und  Brachiopoden  aus  der  Bakonyer 
Trias.  Mit  140  Abbildungen.  Resultate  der  wissen- 
schaftlichen Erforschung  des  Balatonsees.  I.  Band.  1904. 

—  Explosive  Entwicklung  bei  Ammoneen.  Zeitschrift  der 
deutschen  geologischen  Gesellschaft  1904. 

—  Neue  Cephalopoden  aus  den  Buchensteiner,  Wengener 
und  Raibier  Schichten  des  südlichen  Bakony.  Mit 
11  Tafeln.  Resultate  der  wissenschaftl.  Erforschung 
des  Balatonsees.   I.  Band.  1904. 


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Prof.  Dr.  Frech:  Reinerz,  das  Zentrum  der  Glatzer  Mineral- 
quellen. Reinerz  1904. 

—  Bau  und  Bild  Österreichs.  Geographische  Zeitschrift 
Bd.  X.  1904. 

—  Über  die  Zukunft  des  Eisens.  Zeitschrift  für  Sozial- 
wissenschaft.   VII.  Band.  1904. 

—  Die  geologische  Entwicklung  Oberschlesiens.  Kohle  und 
Erz  1904. 

—  Exkursionsführer  nach  Niederschlesien.  Zeitschrift  der 
deutschen  geol.  Ges.  1904. 

—  Exkursionsführer  nach  Oberschlesien  und  in  die  Bres- 
lauer Umgegend.  Zeitschrift  d  deutschen  geol.  Ges.  1904. 

—  Zur  Geschichte  der  Stratigraphie  des  Oberdevon.  Zeit- 
schrift der  deutschen  geol.  Ges.  1903  (erschienen  1904). 

—  Technische  Hochschule  und  Bergakademie.  Schlesische 
Zeitung  9.  März  1905. 

—  Aus  der  Vorzeit  der  Erde.   Leipzig  1904. 

—  Mineralogie,  Geologie  und  Paläontologie.  Teil  XIV  aus 
dem  für  die  Weltausstellung  in  St.  Louis  bestimmten 
Werk  von  Lexis:  „Die  deutschen  Universitäten  und  das 
Unterrichtswesen  im  deutschen  Reich",   p.  274 ff. 

Frech. 

7.  Der  botanische  Garten  und  das  Gartenmuseum. 

1.  Die  mit  dem  Ausscheiden  des  Dr.  W.  Limpricht  am 
1.  Oktober  1904  frei  gewordene  Assistentenstelle  wurde  im 
Wintersemester  von  dem  approbierten  Apotheker  Alexander 
Lingelsheim  verwaltet.  Der  erste  Assistent  Dr.  Web  er- 
bau er  war  auch  in  diesem  Jahre  zur  Fortsetzung  seiner  Studien 
über  die  Flora  von  Peru  beurlaubt;  als  Vertreter  desselben 
fungierten  bis  zum  1.  Juli  Dr.  R.  Kirchner,  der  dann  eine 
besser  besoldete  Assistentenstelle  an  der  agrikultur-botanischen 
Versuchsstation  übernahm,  von  dem  genannten  Termin  ab  der 
approbierte  Apotheker  Alfred  Schufftan. 

2.  Der  Garten.  Die  an  das  zoologische  Museum  an- 
grenzenden Teile  des  Gartens  wurden  einer  Neuordnung  und 
Umpflanzung  unterworfen  und  der  Garten  selbst  gegen  die 
Sternstraße  durch  einen  neuen  Zaun  abgegrenzt.   Das  für  die 

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Ericaceen  bestimmte  Quartier  erhielt  eine  wesentliche  Erwei- 
terung, zumal  da  einige  alte  Bäume,  die  während  des  Winters 
dem  Sturme  zum  Opfer  gefallen  waren,  in  ihren  Resten  ent- 
fernt wurden  und  so  günstigere  Lichtverhältnisse  geschaffen 
werden  konnten. 

Lebende  Pflanzen  und  Samen  erhielt  der  Garten  geschenk- 
weise überwiesen  von  den  Herren:  Bor nmül ler- Weimar,  Lehrer 
Fiegert- Liegnitz,  Obergärtner  Görth-Proskau,  Kaufmann 
Hempel- Breslau,  Sekretär  Mittmann-Breslau,  Prof.  Ober- 
dieck-Breslau,  Missionar  Schomerus-Indien,  Landschafts- 
gärtner Schwabe-Gnadenfeld,  Tietz-Breslau,  sowie  Frau 
H.  Boer-Tichau  0./S. 

An  Samenproben  gingen  im  Tausch  ein  650  Nummern, 
versendet  wurden  2300  Prisen. 

3.  Die  Sammlungen  wurden  von  zahlreichen  einhei- 
mischen und  auswärtigen  Botanikern  zu  wissenschaftlichen 
Zwecken  vielfach  benutzt. 

a.  Das  Herbarium  wurde  vergrößert  durch  Ankauf  folgen- 
der Exsiccatenwerke:  Flor,  polon.  exs.  Lief.  X  und  XI 
(Woloszczak);  Herbar.  siculum,  Lief.  IV  (H.  Roß); 
571  Nrn.  Kamerunpflanzen  (Coli.  Zenker);  366Transvaal- 
pflanzen  (Coli.  Schlechter);  116  Nrn.  nordamerikan . 
Mespilus- Arten. 

Geschenkweise  erhielt  das  Herbarium  eine  Anzahl 
ungarischer  Pilze  von  Stud.  phil.  Z.  v.  Szabö,  31  Num- 
mern seltener  botanischer  Pflanzen  von  Prof.  Brandis 
in  Travnik,  sowie  Lief.  13  des  Herbar.  cecidiol.  von 
Prof.  Pax. 

Die  Ordnungsarbeiten  sind  soweit  gediehen,  daß  der 
weitaus  größte  Teil  der  Kryptogamen  aus  dem  Herbar. 
Henschel  eingeordnet  und  auch  schon  sehr  umfang- 
reiche Teile  des  Herbar.  Stein  inseriert  sind.  Um  die 
Ordnung  der  Pilze  hat  sich  Herr  Stud.  phil.  Z.  v.  Szabö 
in  dankenswerter  Weise  verdient  gemacht. 

Durch  die  Erwerbungen  der  letzten  Jahre  hat  der 
Umfang  des  Herbariums  in  ungewöhnlichem  Maße  sich 
vergrößert,  so  daß  die  Unterbringung  desselben  in  den 
Räumen  des  Museums  als  völlig  ausgeschlossen  gelten 


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53 


muß,  umsomehr  als  zu  wissenschaftlichen  Arbeiten  ein 
nicht  unbeträchtliches  Material  auswärtiger  Sammlungen 
leihweise  für  längere  Zeit  sich  im  botan.  Garten  befand, 
aus  den  Sammlungen  von  Berlin,  Wien,  Budapest, 
Klausenburg,  Zürich,  Genf  und  den  Privatherbarien  von 
Dr.  Schlechter,  Prof.  Haußknecht,  Dr.  Degen, 
Prof.  Borbäs  u.  a.  Es  mußten  daher  zunächst  einige 
Schränke  der  Kryptogamen  in  den  dem  botan.  Garten 
überwiesenen  Räumen  der  ehemaligen  Elisabethinerinnen- 
Filiale  aufgestellt  werden,  die  zum  Zwecke  der  Benutzung 
neu  hergerichtet  worden  waren. 

b.  Das  Garten  in  useum  wurde  einer  eingehenden  Revision 
unterworfen  und  für  Unterrichtszwecke  mehrfach  be- 
reichert. Unter  den  Zuwendungen  verdienen  namentlich 
die  von  Prof.  Bruch  mann -Gotha  überwiesenen  Pro- 
thallien  von  Lycopodium  Erwähnung. 

c.  Die  Bibliothek  fand  eine  zweckentsprechende  Ver- 
mehrung. Am  Ende  des  Etatsjahres  erhielt  die  Bibliothek 
eine  unerwartete  Zuwendung  durch  die  gütige  Überwei- 
sung von  zahlreichen  Büchern  und  Schriften  aus  dem 
Nachlasse  von  Prof.  Stenzel  in  Breslau.  Die  Bücher- 
sammlung des  verstorbenen  hervorragenden  Gelehrten 
war  überaus  reich  an  paläontologischen  und  morpho- 
logischen Schriften,  so  daß  in  der  Bibliothek  des  Gartens 
für  manche  Spezialfrage  die  Literatur  fast  vollständig 
vorhanden  ist.  Auch  Herr  Oberlehrer  Dr.  Fedde  in 
Charlottenburg  überwies  der  Bibliothek  wertvolle  Schriften. 

4.  Im  Institut  nahmen  an  den  mikroskopischen  Übungen 
teil  im  Sommersemester  54,  im  Wintersemester  72  Studierende. 
Zudem  arbeiteten  mehrere  Herren  an  eigenen  Untersuchungen. 
Die  in  der  Filiale  gelegenen,  neu  hergerichteten  Arbeitsräume 
wurden  bereits  benutzt. 

Die  veröffentlichten  Arbeiten  sind  folgende: 

1.  F.  Pax,  Euphorbiaceae  africanae  VII.  Englers  bot. 
Jahrb.  XXXIV. 

2.  F.  Pax,  Über  Primula  minima.  Wanderer  im  Riesen- 
gebirge 1904. 


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3.  F.  Pax,  Eine  neue  Euphorbia  aus   dem  Kaplande. 
Jahresb.  d.  Schles.  Gesellsch.  1904. 

4.  W.  Limpricht,  Rabenhorst's  Kryptogaroenflora.  IV. 
Lief.  42. 

5.  Z.  v.  Szabö,  Fungi  coprophili.   Jahresb.  der  Schles. 
Gesellsch.  1904. 

6.  Z.      Szabö,  Tetracoccosporium  Paxianum  nov.  gen. 
Hedwigia  1904. 

7.  R.  Knuth,  Geographische  Verbreitung  der  Primulaceen. 
Ebenda. 

8.  W.  Rem  er,  Mitteilungen  über  Pflanzenschädlinge.  Ebenda. 

9.  Th.  Schübe,  Flora  von  Schlesien.    Breslau  1904. 

10.  Th.  Schübe,  Resultate  der  Durchforschung  der  schles. 
Phanerogamen.   Jahresb.  d.  Schles.  Gesellsch.  1904. 

11.  Th.  Schübe,  Phänologische  Beobachtungen  im  Jahre 
1904.  Ebenda. 

Eine  größere  Anzahl  von  Arbeiten,  die  während  des  Etats- 
jahres ihren  Abschluß  fanden,  befinden  sich  im  Drucke  und 
dürfen  erst  im  nächsten  Jahre  Erwähnung  finden. 

Pax. 

8.  Das  pflanzenphysiologische  Institut  und  das 

botanische  Museum. 

Im  letztverflossenen  Jahre  sind  für  das  pflanzenphysio- 
logische Institut  zur  Weiter führung  der  Untersuchungen  über 
die  Brandkrankheiten  des  Getreides  besondere  Mittel  bewilligt. 
Hierdurch  ist  es  möglich  geworden,  Laboratoriumsversuche  und 
Freilandkulturen  in  größerem  Umfange  auszuführen. 

Die  in  erster  Linie  Unterrichtszwecken  dienenden  Räume 
des  pflanzenphysiologischen  Instituts  erwiesen  sich  für  die 
Ausführung  dieser  Untersuchungen  als  unzureichend  und  nicht 
geeignet.  Es  wurden  dem  pflanzenphysiologischen  Institute  für 
diese  Zwecke  vom  Ministerium  die  inzwischen  anderweitig  frei- 
gewordenen Räume  der  1.  Etage,  des  Kellers  und  des  Bodens 
im  fiskalischen  Grundstück  Göppertstraße  4  überwiesen.  In 
diesen,  wenn  auch  nur  notdürftig  eingerichteten  Räumen  war 
es  möglich,  die  Untersuchungen  in  räumlicher  und  materieller 
Unabhängigkeit  vom  pflanzenphysiologischen  Institute  in  dem 
geplanten  Umfange  einzuleiten. 


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55 


Neben  der  kleinen  Landfläche  des  pflanzenphysiologischen 
Instituts  im  botanischen  Garten  wurde  ein  größeres,  nach  Lage 
und  Beschaffenheit  geeignetes  Versuchsfeld  von  mehreren 
Morgen  in  Gräbschen  angepachtet  und  für  die  Versuche  in 
Betrieb  genommen. 

Das  botanische  Museum  erfuhr  weitere  Ergänzungen  nach 
Maßgabe  der  verfügbaren  Mittel;  besonders  bemerkenswert  ist 
ein  von  Prof.  Möller  in  Ebers walde  dem  Museum  geschenktes 
Mykorrhizen-Präparat  von  der  Kiefer. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  erstreckten  sich  auf  die 
bereits  erwähnten  Infektionsversuche  über  die  Brandkrankheiten 
des  Getreides.  Die  gewonnenen  Resultate  werden  demnächst 
im  13.  Bande  meines  Werkes:  „Untersuchungen  aus  dem  Ge- 
samtgebiete der  Mykologie/4  erscheinen.  Neben  diesen  Arbeiten 
sind  von  Dr.  Falck  die  im  vergangenen  Jahre  ausgeführten 
Untersuchungen  über  die  Sporenverbreitung  bei  den  Basidio- 
myceten  abgeschlossen  und  als  erstes  Heft  des  9.  Bandes 
der  „Beiträge  zur  Biologie  der  Pflanzen"  erschienen. 

Brefeld. 

9.  Das  zoologische  Institut  und  Museum. 

Am  30.  Juli  wurde  der  Neubau  des  zoologischen  Instituts 
und  Museums  übergeben  und  am  1.  August  fand  in  Gegen- 
wart des  Herrn  Universitäts  -  Kurators,  des  Herrn  Rektors 
und  zahlreicher  Gäste  die  Feier  der  Einweihung  statt.  Der 
Umzug  in  die  neuen  Räume  hatte  schon  einige  Monate  vorher 
begonnen,  und  war  bis  zu  diesem  Tage  zu  Ende  geführt. 

An  den  Arbeiten  des  Umzuges  und  der  Einordnung  der 
Sammlungen  beteiligten  sich  außer  den  Beamten  und  einigen 
Studierenden  ganz  besonders  die  Herren  Rentier  Dietl,  Prof. 
Dittrich,  Rentier  Gärtner,  Prof.  Dr.  Götschmann  und 
Gymnasiallehrer  Merkel. 

Die  Lehrmittel  des  Instituts  wurden  sehr  wesentlich  ver- 
mehrt, besonders  durch  Ankauf  eines  großen  und  dreier  mitt- 
lerer Mikroskope,  eines  Projektionsapparates  sowie  durch  die 
Herstellung  zahlreicher  Unterrichtstafeln. 

Für  das  Museum  wurden  angekauft:  64  Insektenbiologien 
vom  Königl.  Förster  Gericke  (Reinerz),  exotische  Amphibien 


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56 


und  Reptilien  von  Privatdozent  Dr.  Werner  (Wien),  arktische 
Vogelbälge  von  Direktor  Sp.  Schneider  (Tromsö),  Antilopen- 
gehörne von  Feldwebel  Fischer  (Breslau),  Gipsabgüsse  ein- 
heimischer Fische  von  der  Firma  Pellegrini  (Chemnitz),  der 
Kadaver  des  Gorilla  aus  dem  hiesigen  zoologischen  Garten, 
sowie  ein  nach  dem  lebenden  Tiere  angefertigtes  Modell  von 
Bildhauer  Kiesewalter  (Breslau).  Die  im  zoologischen 
Garten  im  Laufe  des  Jahres  gefallenen  Tiere  wurden  käuflich 
erworben. 

Auch  in  diesem  Jahre  ging  dem  Museum  eine  große  Zahl 
von  Geschenken  zu.  In  erster  Linie  ist  hier  zu  nennen  die 
große  Sammelausbeute  von  Prof.  Volz  (Breslau),  der  zurzeit 
in  Sumatra  weilt.  Unter  den  beiden  bisher  eingelaufenen, 
23  Kisten  umfassenden  Sendungen  befanden  sich  das  Skelett 
eines  sumatranischen  Elephanten,  zahlreiche  Felle  und  Skelette 
von  Orang-Utans,  Gibbons  und  anderen  Säugetieren,  ein  riesiges 
Krokodil,  sowie  umfangreiche  Kollektionen  niederer  Tiere.  Ein 
weiteres  großes  Geschenk  war  die  bekannte  Jochmann'sche 
Konchyliensammlung,  die  von  Frau  Jochmann  (Görlitz)  über- 
geben wurde.  Die  Lücken  in  der  Schausammlung  der  Schmetter- 
linge füllte  Herr  Naturalienhändler  Niepelt  (Zirlau)  aus,  durch 
Überweisung  zahlreicher  seltener  exotischer  Formen.  Die 
Schmetterlingsammlung  wurde  auch  wie  im  Vorjahre  von 
Herrn  Rentier  Gärtner,  der  ihre  Neuordnung  übernommen 
hat,  durch  zahlreiche  Geschenke  vermehrt,  während  Herr 
Rentier  Dietl  die  von  ihm  geordnete  Sammlung  schlesischer 
Käfer  vervollständigte.  Weitere  Geschenke  gingen  ein  von  den 
Herren  Dr.  Eppenstein  (Breslau),  Direktor  Grabowsky 
(Breslau),  Rentmeister  Hanke  (Kentschkau),  Gutsbesitzer  Hoppe 
(Breslau),  Tierarzt  Kolbe  (Breslau),  Polizeirat  Kuschel  (Guh- 
rau),  Graf  Matuschka  (Breslau),  Steueraufseher  Mende 
(Breslau),  Dr.  Paul  Schottländer  (Wessig),  Forstmeister 
Teile  (Nimkau),  Kustos  Dr.  Zimmer  und  dem  Unterzeichneten. 

Die  Bibliothek  wurde  wie  alljährlich  aus  den  Mitteln  der 
Gravenhorstschen  Stiftung  vermehrt  und  ihre  Neuordnung  und 
Katalogisierung  zu  Ende  geführt.  An  Geschenken  erhielt  die 
Bibliothek  eine  große  Anzahl  Abhandlungen  von  der  Sencken- 
bergischen  naturforschenden  Gesellschaft  in  Frankfurt  a./M„ 


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57 


eine  zoologische  und  vergleichende  anatomische  Separaten" 
Sammlung  von  Prof.  Thilenius  (Hamburg),  mehrere  Werke 
Uber  Konchylien  von  Frau  Jochmann  (Görlitz).  Die  bisher 
erschienenen  Bände  des  Sammelwerkes  „Natur  und  Staat4'  von 
Prof.  Ha e ekel  (Jena)  und  die  4  Bände  seines  letzten  Reise- 
werkes vom  Unterzeichneten. 

Anfang  Dezember  waren  die  Einordnungsarbeiten  soweit 
voran  geschritten,  daß  das  Museum  dem  Publikum  geöffnet 
werden  konnte.  Die  Besuchsstunden  sind  auf  Mittwoch  von 
2 — 4  Uhr  und  Sonntag  von  11 — 1  Uhr  gelegt.  Die  Zahl  der 
Besucher  betrug  im  1.  Quartal  1905:  13  477.  Die  höchste 
Besuchsziffer  von  960  Personen  wurde  am  26.  Februar  1905 
erreicht. 

Publikationen: 

1.  Zimmer,  Karl:  Die  arktischen  Schizopoden.  Fauna 
aretica  v.  3.   Lief.  3. 

2.  Szymahski,  M.:  Zur  Anatomie  und  Systematik  der 
Hornschwämme  des  Mittelmeeres.  Zoolog.  Anz.  v.  27. 
Nr.  14. 

3.  Szymanski,M.:  Hornschwämme  von  Aegina  und  Brioni 
bei  Pola.   Dissertation.  Breslau. 

4.  Kükenthal,  W.:  Die  Entwickelung  des  zoologischen 
Museums  und  Instituts  der  Universität  Breslau.  Festrede. 
S.  A.  der  Schlesischen  Zeitung  1.  Aug.  1904. 

5.  Gerhardt,  U.:  Morphologische  und  biologische  Studien 
über  die  Kopulationsorgane  der  Säugetiere.  Jenaische 
Zeitschr.  Bd.  39. 

6.  Roh  de,  E.:  Untersuchungen  über  den  Bau  der  Zelle. 
IV.  Zum  histologischen  Wert  der  Zelle.  Zeitschr.  für 
wissensch.  Zoologie  Bd.  78. 

7.  Zimmer,  Karl:  Amphionides  valdiviae  n.  g.  n.  sp. 
Zoolog.  Anzeiger  Bd.  28. 

8.  Reche,  0.:  Über  Form  und  Funktion  der  Hals  Wirbel- 
säule der  Wale.    Dissertation.  Breslau. 

9.  Kükenthal,  W.:  Versuch  einer  Revision  der  Alcyonarien 
II.  Die  Familie  der  Nephthyiden.  2.  Teil.  Zoolog. 
Jahrbücher  (Abt.  f.  Systematik).  Bd.  21. 


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I 


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10.  Gerhardt,  U. :  Studien  über  den  Geschlechtsapparat 
der  weiblichen  Säugetiere.  I.  Die  Überleitung  des  Eies 
in  die  Tuben.   Habilitationsschrift  Jena. 

Kükenthal. 

f.  Landwirtschaftliche  Institute. 

1.  Allgemeines. 

Im  Berichtsjahre  sind  von  den  „Mitteilungen  der  land- 
wirtschaftlichen Institute  der  Königlichen  Universität  Breslau** 
Band  II,  Heft  4  und  5,  von  Band  III,  Heft  1  erschienen. 

Die  Frequenz  des  Studiums  der  Landwirtschaft  an  der 
Universität  betrug: 

darunter  Landwirte 
Gesamtzahl:  von  Beruf: 

Sommersemester  1904:  91  57 

Wintersemester  1904/05:  129  93 

Von  den  Studierenden  der  Landwirtschaft  wurden  fünf  zu 
Doktoren  der  Philosophie  promoviert;  ferner  bestanden  zwei 
die  landwirtschaftliche  Lehramtsprüfung,  vier  die  landwirt- 
schaftliche Abgangsprüfung,  einer  die  Prüfung  als  Tierzucht- 
Inspektor  und  drei  die  Ergänzungsprüfung  in  Kulturtechnik. 

Die  für  1904  ausgeschriebene  Preisaufgabe  der  Landwirt- 
schaftskammer hatte  2  Bearbeitungen  gefunden.  Dem  Verfasser 
der  einen  Arbeit,  Herrn  stud.  agr.  Grützner  wurde  der  erste 
Preis  zuerkannt. 

Die  Geschäftsführung  der  inneren  Verwaltung  der  land- 
wirtschaftlichen Institute  geht  am  1.  April  1905  von  Herrn 
Prof.  Dr.  Pfeiffer,  für  2  Jahre,  auf  Herrn  Prof.  Dr.  Ähren s 
über. 

2.  Spezielles. 

a.   Institut  für  Wirtschaftslehre  des  Landbaues. 

Das  am  1.  April  1904  ins  Leben  gerufene  Institut  für  Wirt- 
schaftslehre des  Landbaues  ist  einstweilen  noch  ein  wenig 
ausgebautes,  da  demselben  Hilfskräfte  bislang  noch  nicht  zu- 
geordnet sind.  Das  verflossene  Jahr  diente  in  erster  Reihe 
zur  Einrichtung  der  Institutsbibliothek,  deren  baldige  weitere 
Ausgestaltung  durch  eine  dankenswerte  außerordentliche  Zu- 
wendung des  Herrn  Ministers  sicher  gestellt  ist. 


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Im  übrigen  beschränkte  sich  die  Tätigkeit  des  Unter- 
zeichneten im  Semester  auf  seine  Vorlesungen  über  Betriebs- 
lehre, Taxationslehre  und  landwirtschaftliches  Rechnungswesen, 
auf  gelegentliche  Wirtschaftsberatungen  im  Auftrage  der 
Deutschen  Landwirtschaftsgesellschaft  und  auf  Abfassung  einer 
Reihe  von  Abhandlungen  in  landwirtschaftlichen  Zeitschriften. 
In  den  Herbstferien  unternahm  derselbe  eine  längere  Studien- 
reise durch  das  europäische  Rußland  zwecks  Erforschung  der 
wirtschaftlichen  Bedingungen  der  dort  vertretenen  Feldsysteme. 

Aereboe. 

b.    Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Pflanzen- 
produktionslehre. 

Die  Wetterwarte,  der  statische  Versuch  nnd  der  perma- 
nente Düngungs versuch  wurden  weiter  im  Betriebe  erhalten 
und  die  Ergebnisse  derselben  in  entsprechender  Weise  für 
spätere  wissenschaftliche  Verwertung  ordnungsmäßig  gesammelt. 

In  der  Abteilung  für  Obst-  und  Gartenbau  des  landwirt- 
schaftlich-botanischen Gartens  wurde  der  französische  Obst- 
hof und  eine  Frühbeetanlage  eingerichtet. 

Die  Aptierung  des  Geländes  für  den  Versuch  zum  Ver- 
gleiche von  Gründüngung  mit  Schwarzbrache  auf  leichtem 
Boden  wurde  fortgesetzt  und  Schlag  2  wurde  mit  der  Pla- 
nierung neu  in  Arbeit  genommen. 

Die  züchterischen  Arbeiten  an  Roggen,  Weizen  und  Gerste 
wurden  fortgesetzt  und  bedeutend  erweitert.  Die  Kreuzung  von 
Hord.  dist  erectum  Schübl.  und  Hord.  dist.  nutans  Schübl. 
ergab  eine  zum  Teil  sehr  deutliche  Aufspaltung  nach  Mendels 
Gesetz  und  wird  weiterkultiviert,  um  die  gesetzmäßige  Ver- 
erbung weiter  zu  verfolgen. 

Der  Besuch  des  Feldes  von  Studierenden  und  landwirt- 
schaftlichen Vereinen  war  sehr  rege;  auch  Se.  Exzellenz  der 
Herr  Oberpräsident  und  der  Vorstand  der  Landwirtschafts- 
kammer und  des  landw.  Vereins  zu  Breslau  unternahmen  eine 
ausführliche  Besichtigung  aller  Anlagen.  Gelegentlich  der  Natur- 
forscherversammlung  fand  auch  der  Besuch  des  Feldes  durch 
die  Vertreter  des  Verbandes  der  agrikulturchemischen  Versuchs- 
stationen statt. 


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Von  Exkursionen  wurde  eine  in  den  Kreis  Sagan  nach 
Greisitz  und  Benau  unternommen. 

Von  Publikationen  des  Referenten  liegen  im  Berichts- 
jahre vor: 

1.  Der  Boden  und  seine  Bearbeitung  in  „Tagesfragen  aus 
dem  modernen  Ackerbau*1,  2.  Auflage. 

2.  Erster  Bericht  über  das  landwirtschaftliche  Versuchsfeld 
Rosenthal  in:  „Mitteilungen  der  landwirtschaftlichen  In- 
stitute zu  Breslau,  Bd.  II,  Heft  5". 

3.  Korrelative  Veränderungen  bei  der  Züchtung  des  Roggens 
nach  Kornfarbe  in:  „Jahrbuch  für  Pflanzen-  und  Tier- 
züchtung 1904"  und  Fühlings  landw.  Zeitung  1905. 

Zwei  weitere  Arbeiten  befinden  sich  noch  im  Druck. 
Außerdem  gingen  aus  dem  Institute  folgende  Veröffent- 
lichungen hervor: 

1.  Dr.  A.Jana  sz:  Beschreibung  einiger  Zuckerrübenrassen. 
Inauguraldissertation. 

2.  Dr.  R.  Tücke r mann:  Beitrag  zur  Frage  des  Abbaues 
der  Kartoffel.  Inauguraldissertation. 

3.  Dr.  A.  Reitemeier:  Geschichte  der  Züchtung  landwirt- 
schaftlicher Kulturpflanzen.  Inauguraldissertation. 

4.  Dr.  R.  Thiele:  Einfluß  der  Temperatur  auf  die  bio- 
logischen Vorgänge  im  Boden.  Verhandlungen  Deutscher 
Naturforscher.  1904. 

5.  Über  die  Schwierigkeit,  mittels  der  Kjeldahl'schen 
Methode  geringe  Stickstoffschwankungen  im  Boden  fest- 
zustellen. Mitteilungen  der  landwirtschaftlichen  Institute 
der  Königl.  Universität  Breslau.  1905. 

6.  Die  Stickstoffanreicherung  des  Bodens  durch  Microorga- 
nismen. Die  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  1905. 

Die  Dissertationen  von  Dr.  Janas z  und  Dr.  Tucker- 
mann wurden  in  die  „Mitteilungen  der  landwirtschaftlichen 
Institute"  aufgenommen. 

Der  zweite  chemische  Assistent  Herr  Dr.  Jaross  verließ 
seine  Stellung  und  wurde  durch  Herrn  Dr.  M.  Hoff  mann 
ersetzt.  Als  landwirtschaftlicher  Assistent  wurde  Herr  Dr.  Opitz 
neu  angestellt.  Im  übrigen  fanden  keine  Veränderungen  im 
Personal  des  Institutes  statt. 


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Im  Januar  lehnte  Referent  einen  Ruf  an  die  landwirt- 
schaftliche Akademie  Bonn-Poppelsdorf  ab. 

Die  bodenbakteriologische  Abteilung  arbeitete  unter  Herrn 
Dr.  R.  Thiele  in  begonnener  Richtung  weiter.     v.  Rümker. 

c.  Das  Institut  für  landwirtschaftliche  Tier- 
produktions lehre. 
Im  Bestände  des  Instituts  haben  im  Berichtsjahre  keine 
wesentlichen  Veränderungen  stattgefunden.  Der  Rasseviehstall 
erforderte  wegen  der  durch  ungünstige  Jahreswitterung  hervor- 
gerufenen Teuerung  von  Futtermitteln  erhöhten  Unterhaltungs- 
aufwand, sodaß  die  Neuanschaffungen  und  Ergänzungen  des 
Bestandes  etwas  eingeschränkt  werden  mußten.  Immerhin 
konnte  durch  Einstellung  von  selbstgezogenen  Tieren  der  Be- 
stand auf  der  bisherigen  Höhe  erhalten  werden,  und  der  Stall 
diente  in  ergiebiger  Weise  als  Demonstrationsmaterial  für 
Studierende  und  praktische  Landwirte,  sowie  als  Objekt  zur 
Behandlung  von  Fragen  der  Milchproduktion. 

Eine  von  einem  Studierenden  der  Landwirtschaft,  Osowicki, 
ausgeführte  Arbeit  über  das  Huzulenpferd  konnte  von  diesem 
zur  Promotion  benutzt  werden  und  ist  als  besonderes  Heft  in 
dem  Sammelwerk  „Unsere  Pferde"  bei  Schickhardt  &  Ebner, 
Stuttgart,  veröffentlicht 

Vom  Referenten  sind  zur  Veröffentlichung  gekommen: 

Vorgeschichtliche  Funde  von  Rinderschädeln  in 
Schlesien  (Jahresbericht  der  Schles.  Gesellsch.  f.  vaterl. 
Cultur.  1904). 

Prähistorische  Haustiere  in  Schlesien  (Verh.  der 
deutschen  Naturforscher  und  Ärzte.  1904). 

Verfälschung  von  Buttermilch,  Hildesheimer  Molkerei- 
Zeitung. 

Über  ländliche  Fortbildungsschulen. 

Kaltblut  und  Warmblut  in  der  Pferdezucht. 

Die  Landarbeiterfrage  in  Schlesien. 
Unter  Leitung  des  Referenten  konnte  mit  den  Studierenden 
eine  Anzahl  von  landwirtschaftlichen  Exkursionen  nach  lehr- 
reichen Gütern  der  Provinz,  sowie  eine  solche  nach  Danzig 
zur  Ausstellung  der  Deutschen  Landw.  Gesellschaft  gemacht 
werden.  Ho  ldefleiß. 


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d.   Das  agrikulturchemische  und  bakteriologische 

Institut. 

Die  bereits  von  meinem  Vorgänger  erstrebte  Vegetations- 
station ist  auf  einem  von  Herrn  Prof.  Dr.  von  Rtimker 
freundlichst  zur  Verfügung  gestellten,  sehr  geeigneten  Terrain 
des  landwirtschaftlichen  Versuchsfeldes  in  Rosenthal  mit  den 
hierfür  bewilligten  Mitteln  im  Betrage  von  25  000  Mark  in  viel- 
versprechender äußerer  Gestalt  erbaut  worden.  Im  nächst- 
jährigen Etat  haben  ferner  die  erbetenen  Mittel  für  die  An- 
stellung eines  Gärtners,  sowie  zur  Deckung  der  laufenden 
Ausgaben  —  letztere  allerdings  nach  erheblichen  Abstrichen  — 
Aufnahme  gefunden.  Die  von  mir  rechtzeitig  und  wiederholt 
beantragten  Mittel  für  die  selbstverständlich  absolut  unent- 
behrliche innere  Einrichtung  der  Station  sind  dagegen 
nicht  bewilligt  worden,  und  das  gleiche  Schicksal  hat  den 
ebenfalls  dringend  notwendigen  Bau  einer  Gärtner-  und 
Assistentenwohnung  ereilt.  Die  geschaffene  Anlage  ist  daher 
vorläufig  nicht  betriebsfähig,  sie  muß  leider  mindestens 
ein  ganzes  Jahr  völlig  brach  liegen. 

Die  begonnenen  Versuchsreihen  wurden  fortgesetzt  bezw. 
abgeschlossen.  Untersuchungen  über  die  „Festlegung"  des 
Ammoniakstickstoffs  auf  dem  Wege  des  Basenaustausches  im 
Ackerboden  traten  neu  hinzu  und  konnten  soweit  gefördert 
werden,  daß  die  bislang  gewonnenen  Ergebnisse  bereits  druck- 
fertig vorliegen. 

Aus  dem  Institute  gingen  folgende  Veröffentlichungen 
hervor: 

1.  Th.  Pfeiffer:  Stickstoffsammelnde  Bakterien,  Brache 
und  Raubbau.  Mitteilungen  der  landwirtschaftlichen 
Institute  der  Universität  Breslau,  Band  III,  Heft  1. 

2.  A.  Ein  ecke:  Vergleichende  Untersuchungen  über  die 
Bestimmung  des  Fettgehaltes  in  der  Milch  nach  der 
Methode  von  N.  Gerber  und  dem  Milchrefraktometer. 
Daselbst. 

3.  Th.  Pfeiffer,  A.  Einecke  und  W.  Schneider:  Über 
den  Einfluß  des  Asparagins  auf  die  Erzeugung  der  Milch 
und  ihrer  Bestandteile.  Daselbst. 


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63 


Als  Assisienten  fungierten  Dr.  A.  Ei  necke  (bis  I.Februar 
1905),  Dr.  W.Schneider  und  Dr.Hepner  (ab  1.  Januar  1905). 

Pfeiffer. 

e.   Das  landwirtschaftlich-technologische  Institut. 

Unter  dem  Personal  des  Instituts  sind  Änderungen  nicht 
eingetreten;  ebenso  nahm  der  Betrieb  desselben  seinen  ge- 
wohnten und  bewährten  Gang.  Die  Ergänzung  der  Lehrmittel 
mußte  sich  auf  Diapositive  und  Tafeln  beschränken,  weil  zur 
Aufbewahrung  von  Modellen  und  sonstigen  Demonstrations- 
gegenständen absolut  kein  Platz  mehr  vorhanden  ist. 

Zur  Veröffentlichung  gelangten  folgende  wissenschaftliche 
Arbeiten: 

Felix  B.  Ahrens:  Die  Isolierung  von  Butylen  und  Amylen  aus 
einem  Benzolvorlauf. 

Derselbe:  Die  Verwertung  der  Sulfitcellul ose- Ablaugen. 

Derselbe:  Technische  Gewinnung  von  y-picolin  aus  Stein- 
kohlenteer. 

Derselbe:  Synthesen  von  Y-Allylpyridin  und  y-Coniin. 
Derselbe:  Synthese  von  YY-Dimethyldipyridyl. 
Derselbe  und  Stapler:  Die  Grignard'sche  Reaktion  mit  Dihalo- 
geniden. 

Erich  Düring:  Über  y-Pyrophtalone. 

Derselbe:  Über  p-Methyl-y-Stilbazol,  seine  Reduktionsprodukte 

und  über  (i>-Trichlor-oxy-Y-propylpyridin. 
C.  Friedländer:  Über  Y-Stilbazol. 

Felix  B.  Ahrens:  Sammlung  chemischer  und  chemisch- 
technischer Vorträge.    Band  IX,  Stuttgart  1904. 

Ahrens. 

f.   Der  kulturtechnische  Apparat. 

Im  verflossenen  Jahre  wurden  die  Sammlungen  für 
Maschinenkunde  und  Kulturtechnik  durch  Ankauf  von  Modellen 
den  vorhandenen  geringen  Mitteln  entsprechend  vervollständigt. 
Da  das  Institut  leider  immer  noch  nicht  über  Laboratoriums- 
einrichtungen und  entsprechendes  Personal  verfügt,  so  konnten 
wissenschaftliche  Arbeiten  nur  in  äußerst  beschränktem  Um- 
fange zur  Ausführung  kommen ;  der  Unterzeichnete  mußte  sich 


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64 


deshalb,  außer  seiner  Lehrtätigkeit  und  der  praktischen  Arbeit 
als  kulturtechnischer  Sachverstandiger  der  Landwirtschafts- 
kammer, auf  gelegentliche  Mitarbeit  an  technischen  und  land- 
wirtschaftlichen Zeitschriften  beschränken. 

Luedecke. 

g.   Das  Veterinär-Institut 

Im  Berichtsjahre  1904/05  wurden  in  der  Veterinärklinik 
3001  kranke  Tiere,  darunter  754  Pferde  poliklinisch  unter- 
sucht und  behandelt.  In  der  gleichen  Zeit  des  Vorjahres  be- 
trug die  Frequenz  2511  Tiere,  darunter  523  Pferde. 

In  den  Stallungen  des  Veterinär-Instituts  fanden  im  Berichts- 
jahre 70  kranke  Tiere,  darunter  61  Pferde,  Aufnahme  und 
Verpflegung  (gegenüber  57  Tieren,  darunter  38  Pferden  im 
Vorjahre).  An  den  meisten  eingestellten  Pferden  wurden 
größere  Operationen  ausgeführt,  welche  teils  in  der  im  Vor- 
jahre neuerbauten  Operationshalle,  teils  in  dem  neuerrichteten 
Notstande  stattfanden.  Die  Operationshalle  wurde  dank  der 
Bewilligung  der  erforderlichen  Mittel  seitens  des  Kuratoriums 
mit  Wasserleitung  und  Gasbeleuchtung  versehen. 

Die  Lehrmittel,  Apparate  und  Instrumente  des  Instituts 
wurden  durch  Neuanschaffungen  vervollständigt,  die  Sammlung 
des  Museums  durch  zahlreiche  Präparate  ergänzt. 

In  noch  weit  größerem  Umfange  als  im  vorangegangenen 
Jahre  wurde  im  Berichtsjahre  von  seiten  der  Tierärzte  und 
Landwirte  bei  dem  Institut  Auskunft  und  Rat  über  zweifelhafte 
Krankheitsfälle  und  Sektionsbefunde  eingeholt.  Gegenüber  136 
Fällen  im  Vorjahre  wurden  246  Kadaver  bezw.  Kadaverteile 
von  Tieren  eingesandt  behufs  Feststellung  der  Todesursache 
oder  zu  anderen  diagnostischen  Zwecken.  Hiervon  entfielen 
auf  die  Provinz  Schlesien  239  (darunter  auf  den  Bezirk  Breslau 
117,  Oppeln  83,  Liegnitz  39).  Auch  in  diesem  Berichtsjahre 
hatte  der  Unterzeichnete  häufig  Veranlassung,  der  Landwirt- 
schaftskammer, Tierärzten  und  Landwirten  sachverständigen 
Rat  in  Veterinärangelegenheiten  und  hygienischen  Fragen  zu 
erteilen.  Derselbe  hielt  ferner  eine  Reihe  fachwissenschaft- 
licher Vorträge,  u.  a.  im  Vortragszyklus  der  Landwirtschafts- 
kammer für  die  Provinz  Schlesien  und  im  Vortragskursus  für 
praktische  Landwirte  zu  Posen. 


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65 


Die  Räume  des  Veterinär-Instituts  erweisen  sich  bei  der 
starken  Inanspruchnahme  desselben  als  durchaus  unzulänglich. 
Die  gegenwärtigen  Zustände  sind  in  Bezug  auf  verfügbare 
Räume,  hygienische  Forderungen  uud  Unterrichtsmaterial  un- 
haltbar und  der  Kontrast  zu  den  Anforderungen  der  Neuzeit 
augenfällig.  Da  das  Institut  sich  räumlich  nicht  ausdehnen 
kann,  so  wird  ein  Neubau  desselben  in  nächster  Zeit  dringend 
erforderlich. 

Als  Assistent  fungierte  wie  im  Vorjahre  Herr  Tierarzt 
August  Kempa,  neben  welchem  als  Volontär-Assistent  von 
April  1904  bis  zum  Schlüsse  des  Berichtsjahres  Herr  Tierarzt 
Hans  Richter  tätig  war.  Casper. 

g.  Die  theoretischen  Institute  der  medizinischen  Fakultät. 

1.  Das  anatomische  Institut. 

Die  anatomische  Anstalt  hat  während  des  verflossenen 
Berichtsjahres  in  ihrem  Personalbestande  mancherlei  Ver- 
änderungen erfahren. 

Der  Kustos  an  der  Anatomie  und  Prof.  e.  o.  für  Anthro- 
pologie und  Ethnologie  Herr  Dr.  T  h  i  1  e  n  i  u  s  folgte  am  1.  Oktober 
1904  einem  höchst  ehrenvollen  Rufe  als  Direktor  des  großen, 
neu  zu  errichtenden  ethnographischen  Museums  in  Hamburg. 
Der  II.  Prosektor  Herr  Privatdozent  Dr.  Peter  folgte  zu  dem- 
selben Zeitpunkte  einem  Rufe  als  Prosektor  an  die  Universität 
Würzburg  und  am  31.  März  ging  der  erste  Assistent  Herr 
Dr.  Sommer  in  gleicher  Eigenschaft  an  die  Anatomie  der- 
selben Universität. 

An  Stelle  des  Herrn  Dr.  Peter  wurde  der  erste  Assistent 
der  Anatomie  Herr  Privatdozent  Dr.  Wetzel  II.  Prosektor, 
und  an  seine  und  an  die  Stelle  des  Herrn  Dr.  Sommer  traten 
einstweilen  die  geprüften  cand.  med.  Krebs  und  Strecker. 

Auf  der  Weltausstellung  von  St.  Louis  wurde  der  könig- 
lichen Anatomie  wegen  der  von  ihr  ausgestellten  Gegenstände 
die  kleine  goldene  Medaille  zuerkannt.  Leider  kam  ein  großer 
Teil  der  ausgestellten  Gegenstände  in  vollkommen  zer- 
trümmertem Zustande  zurück. 

Eine  nicht  geringe  Anzahl  wissenschaftlicher  Arbeiten 
wurde  von  dem  Lehrpersonal  der  Anatomie,  von  Dr.  med. 

5 


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66 


und  Studierenden  vollendet  und  veröffentlicht,  und  neue 
Arbeiten  wurden  in  reichlicher  Zahl  in  Angriff  genommen. 

C.  Hasse. 
2.  Das  physiologische  Institut. 

In  den  Personalien  hat  eine  Änderung  gegen  das  Vor- 
jahr nicht  stattgefunden. 

Bei  Gelegenheit  der  76.  Versammlung  Deutscher  Natur- 
forscher und  Arzte  wurde  am  Montag,  den  19.  September  im 
physiologischen  Institut  eine  Deutsche  physiologische  Gesell- 
schaft gegründet. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  veröffentlicht: 
K.  Hürthle: 

1.  Über  den  gegenwärtigen  Stand  und  die  Probleme  der 
Lehre  von  der  Blutbewegung.  Deutsche  med.  Wochen- 
schrift 1904  No.  39. 

2.  Zur  unmittelbaren  Registrierung  der  Herztöne,  Zentralbl. 
f.  Physiol.,  Dezember  1904. 

P.  Jensen: 

1.  Über  die  Blutversorgung  des  Gehirns.  Pflügers  Archiv, 
Bd.  103.  1904. 

2.  Über  die  Innervation  der  Hirngefasse.  Ebendaselbst. 

3.  Zur  Theorie  der  Protoplasmabewegung  und  über  die 
Auffassung  des  Protoplasmas  als  chemisches  System. 
Anatoniische  Hefte,  Bd.  27.  1905. 

4.  Zur  Mechanik  des  Gehirnkreislaufs;  Pflügers  Archiv, 
Bd.  107.  1905. 

F.  Röhmann: 

1.  Einige  Beobachtungen  über  die  Verdauung  der  Starke 
bei  Aplysien  und  das  Rhamnosan  der  ülva  lactuca.  Sal- 
kowski-Festschrift.   Berlin  1904. 

2.  Über  das  p-Jodoanisol  (Isoform)  und  sein  Verhalten  im 
tierischen  Organismus.  Berl.  klin.  Wochenschr.  1905  No.  9. 

3.  Anleitung  zum  chemischen  Arbeiten  für  Mediziner. 
Zweite  Auflage.   Berlin,  S.  Karger,  1904. 

B.  Heile: 

1.  Experimentelle  Untersuchungen  über  die  Resorption  im 
Dünn-  und  Dickdarm.  Grenzgebiete  d.  Mediz.  und 
Chirurg.  1905. 


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67 


2.  Untersuchung  neuerer  Antiseptica  mit  besonderer  Be- 
rücksichtigung des  p-Jodoanisols.  Volkmanns  Sammlung 
klinischer  Vorträge.  1905. 

3.  Über  intravitale  Beeinflussung  autolytischer  Vorgange 
im  Körper.   Zeit  sehr.  f.  klin.  Medizin  Bd.  55. 

E.  Laqueur:  Ober  das  Kasein  als  Säure  und  seine  Unter- 
schiede gegen  das  durch  Lab  veränderte  Kasein  (Para- 
kaseln).  Theorie  der  Labgerinnung,  Inaug.-Dissertation, 
Breslau.    1905.  Hürth  le. 

3.  Das  pathologisch-anatomische  Institut. 

Auch  im  abgelaufenen  Jahre  hat  die  im  neuen  Institute 
zu  beobachtende  Sterblichkeits-Frequenz  wiederum  zu- 
genommen und  zum  ersten  Male  die  Ziffer  500  überschritten. 
Sie  erreichte  nämlich  die  Höhe  von  503,  während  sie  in  den 
voraufgegangenen  480,  bezw.  479  betragen  hatte. 

Noch  ansehnlicher  ist  die  Steigerung,  wenn  man  die  Zahl 
der  wirklich  obduzierten  Leichen  in  Rechnung  zieht. 
Denn  heuer  belief  sie  sich  auf  462  gegenüber  419  im  Jahre 
1903/04  und  427  in  1902/03.  Somit  haben  diejenigen  Patienten, 
welche  nicht  seziert  worden  sind,  bloß  6,6  %  sämtlicher  dem 
neuen  Institute  Überwiesenen  ausgemacht. 

In  auffallendem  Gegensatze  hierzu  hat  nur  bei  602  von 
den  854  Kranken,  welche  in  dem  städtischen  Allerheiligen- 
Hospitale  mit  Tode  abgegangen  und  dem  alten  Institute 
überwiesen  worden  sind,  eine  Leichenöffnung  stattgefunden. 
Bei  nicht  weniger  als  252,  d.  h.  vollen  29,5  %»  »st  <üese  ver* 
weigert  oder  hintangehalten  worden! 

Die  Thatsache,  daß  dieses  Prozentverhältnis  noch  bedeutend 
ungünstiger  ist  als  das,  über  welches  ich  im  vorigen  Studien- 
jahre zu  berichten  hatte,  ist  wohl  danach  angetan,  fortgesetzt 
die  ernsteste  Aufmerksamkeit  auf  eine  Erscheinung  zu  lenken, 
die  im  Interesse  des  akademischen  Unterrichtes  unleugbar  sehr 
zu  beklagen  ist. 

Mit  dem  1.  April  1904  schied  der  1.  Assistent,  Herr  Prof. 
Dr.  Henke,  der  bis  dahin  mit  der  Vertretung  des  Direktors 
im  alten  Institute  betraut  war,  aus  der  hiesigen  Stellung, 

5* 


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G8 


um  den  Posten  des  Prosektors  am  städtischen  Krankenhause 
in  Charlottenburg  zu  übernehmen. 

An  seiner  Statt  wurde  zunächst  der  zum  1.  Assistenten 
aufgerückte  Privatdozent  Dr.  Carl  Winkler  bestimmt,  das 
alte  Institut  vertretungsweise  zu  leiten.  Hierbei  unterstützte 
ihn  im  Sommersemester  Herr  Dr.  Salo  Engel  aus  Reichen- 
bach i./Schl.,  im  Wintersemester  Herr  Dr.  Gilbert  Völcker 
aus  Braunschweig. 

Im  neuen  Institute  wirkten  als  etatsmäßige  Assistenten: 
Herr  Dr.  Karl  Graupner  aus  Berlin,  der  bis  dahin  in 
gleicher  Eigenschaft  am  städtischen  Krankenhause  Moabit  zu 
Berlin  tätig  gewesen  war  und  im  Sommersemester  Herr  Dr. 
Robert  Hilgermann,  im  Winterseraester  Herr  Dr.  Arnold 
Fuchs  aus  Schildberg.  Als  Freiwillige  fungierten  im  Sommer: 
Letzterer  und  Herr  Dr.  Wandel,  im  Winter  Herr  Dr.  August 
Pietrulla  aus  Nicolai  und  Herr  Dr.  Richard  Brade  aus 
Breslau. 

Am  1.  April  1904  wurde  ferner  der  Oberarzt  im  Schles. 
Pionier-Bataillon  No.  6  Herr  Dr.  Richard  Rohrbach 
welchen  das  Generalkommando  dem  Institute  seit  Frühjahr 
1902  überwiesen  hatte,  von  dem  bis  dahin  innegehabten 
Kommando  abgelöst.  Im  Einvernehmen  mit  Sr.  Exzellenz  dem 
Herrn  Generalstabsarzte  der  Armee  ist  an  seine  Stelle  der  zum 
Schles.  Jäger-Bataillon  No.  6  kommandierte  Oberarzt  Dr.  Fritz 
Scholz  aus  Neustadt  O.-S.  getreten. 

In  Folge  des  Ausscheidens  des  Herrn  Prof.  Henke  über- 
nahm Privatdozent  Dr.  Winkler  neben  den  Vorlesungen  über 
spezielle  pathologische  Anatomie  zugleich  die  Abhaltung  des 
Geschwulst-Kursus. 

Auch  im  verflossenen  Jahre  hat  die  aufsteigende  Bewegung 
angedauert,  welche  in  den  voraufgegangenen  der  Wunsch  so 
vieler  Ärzte  in  Stadt  und  Land  hatte  erkennen  lassen,  sach- 
verständige Auskunft  über  zweifelhafte  Krankheits- 
Produkte  zu  erhalten. 

Die  Zahl  der  zu  diagnostischer  Feststellung  ein- 
geschickten Objekte  betrug  nämlich  nicht  weniger  als  637. 
Hievon  entfallen  auf  die  Provinz  Schlesien  612;  davon  auf 
den  Reg.-Bez.  Breslau  470,  worunter  allein  auf  die  Stadt 


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Breslau  382,  auf  den  Reg.-Bez.  Oppeln  116,  Liegnitz  26.  Von 
den  übrigen  stammen  aus  der  Provinz  Posen  17,  Branden- 
burg 4,  je  1  aus  Pommern,  Westpreußen,  Rheinprovinz  und 
Königreich  Sachsen. 

Die  Zahl  der  im  alten  Institute  vorgenommenen  Unter- 
suchungen betrug  82. 

Vergleicht  man  nun  die  heurige  Gesamtziffer  mit  derjenigen 
der  Vorjahre,  so  ergibt  sich,  daß  der  Zuwachs  im  abgelaufenen 
Jahre  immer  noch  18,6  %  beträgt,  während  er  sich  1903/04 
auf  67  %,  1902/03  auf  39  %,  1901/02  auf  31  %  belaufen  hatte. 
Mit  dem  vorletzten  Jahre  (321)  verglichen,  hat  sich  die  Zahl 
also  fast  genau  verdoppelt,  gegenüber  dem  nächst  früheren 
(1901/02)  sogar  beinahe  verdreifacht. 

Bei  so  starker  Inanspruchnahme  des  Rates  des  Institutes 
kann  es  wohl  kaum  sonderlich  überraschen,  wenn  zur  Be- 
friedigung eines  so  stetig  wachsenden  Bedürfnisses  die  Tätigkeit 
eines  einzigen  Assistenten  nicht  mehr  ausreicht.  Aber  auch 
die  tägliche  Arbeitslast  des  Direktors  wird  dadurch  in  einem 
zuweilen  kaum  bewältigbaren  Grade  gesteigert,  zumal  der  zu 
erfüllende  Zweck  seiner  ganzen  Natur  nach  sofortige  Be- 
arbeitung verlangt  und  eine  möglichst  rasche  Erledigung. 

An  Veröffentlichungen  sind  während  des  abgelaufenen 
Jahres  aus  dem  Institute  folgende  hervorgegangen: 
Ponfick,  Topographischer  Atlas  der  medizinisch-chirurgischen 

Diagnostik.   5.  Lieferung.    Jena,  Gustav  Fischer,  1900 

bis  1905. ») 

Derselbe:  Gedächtnisrede  auf  Carl  Weigert.  Verhandlungen 
der  Schlesischen  Gesellschaft  für  Vaterländische  Kultur, 
1904,  S.  107.   Allgem.  Med.  Zentralzeitung,  1904. 

Winkler:  Zur  Pathologie  der  Tuberkulose  des  Kindes- 
älters.  Verhandlungen  der  Deutschen  pathologischen 
Gesellschaft.    Band  VIII.   Heft  2,  S.  118. 

Derselbe:  Ein  Fall  von  Überwanderung  des  menschlichen  Eies. 
Ebenda,  S.  177. 

i)  Hiermit  ist  dieses  Werk,  dessen  Vorbereitung  und  Herausgabe  den 
Direktor  während  des  ganzen  letzten  Jahrzehntes  vorwiegend  beschäftigt  hat, 
einstweilen  zum  Abschlüsse  gelangt. 


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70 


Derselbe:  Bericht  über  die  8.  Tagung  der  Deutschen  patholo- 
gischen Gesellschaft  Zentralblatt  f.  patholog.  Anatomie. 
Bd.  XV,  No.  24. 

Derselbe:  Über  Herzruptur.  Allgem.  med.  Zentralzeitung  1905, 
No.  8. 

Derselbe:  Über  puerperale  Endocarditis.    Monatsschrift  für 

Geburtshilfe  und  Gynäkologie  1905. 
Derselbe:   Über  komplizierte  Fractur  des  Beckens.  Allgem. 

med.  Zentralzeitung  1905. 
Graupner:    Pyaemie   nach  Verschlucken   einer  Nähnadel. 

Ebenda  1905,  No.  7. 
Arnold  Fuchs:  Über  Carcinom  der  Bauchspeicheldrüse.  I.-D. 

Breslau  1904. 

Salo  Engel:  Über  den  Zusammenhang  zwischen  Trauma  und 
Tumoren  des  Gehirns.   I.-D.  Breslau  1904. 

Fritz  Scholz:  Über  Aceton -Celloldin- Schnelleinbettung. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1905,  S.  419.  Ponfick. 

4.  Das  pharmakologische  Institut. 

Am  1.  Oktober  schied  der  Assistent  des  Institutes  Dr.  K. 
H.  Baas  aus  seiner  Stellung  aus;  die  Assistentenstelle  wird 
seitdem  provisorisch  von  Herrn  Dr.  Johannes  Biber feld 
verwaltet,  der  sich  am  9.  November  1904  an  der  hiesigen 
Universität  als  Privatdozent  für  Pharmakologie  und  Toxikologie 
habilitierte. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  folgende  ver- 
öffentlicht: 

1.  Über  die  Aufnahme  von  Wasser  und  Salz  durch  die 
Epidermis  und  über  die  Hygroskopizität  einiger  Keratin- 
gebilde.  Von  W.  Filehne  und  Dr.  Biberfeid.  Bei- 
träge zur  chemischen  Physiologie  und  Pathologie.  Bd.  V, 
S.  449. 

2.  Zur  Wirkungsweise  des  Strychnins  auf  das  Atmungs- 
zentrum. Von  Dr.  Biber  feld.  Archiv  für  die  gesamte 
Physiologie.   Bd.  103,  S.  266. 

3.  Zur  Frage  nach  dem  Sauerstoffbedürfnisse  des  Frosch- 
nerven. Von  Dr.  K.  H.  Baas,  Assistent.  Archiv  f.  die 
gesamte  Physiol.    Bd.  103,  S.  276. 


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71 


4.  Über  die  Resorption  von  Jodkalium  im  menschlichen 
und  tierischen  Magen  und  über  den  hemmenden  Einfluß 
des  Morphins  auf  die  Magenentleerung.  Von  Dr.  K. 
H.  Baas,  Assistent.  Deutsch.  Archiv  f.  klinische  Medizin. 
Bd.  81,  S.  455. 

5.  Beiträge  zur  Lehre  von  der  Diurese.  X.  Zur  Kenntnis 
der  Sekretionsstelle  körperfremder  Substanzen  in  der 
Niere.  Von  Dr.  Joh.  Biberfeld.  Archiv  f.  d.  ges. 
Physiol.   Bd.  105,  S.  308.  (Habilitationsschrift.) 

6.  Über  Motilitätsstörungen  nach  Kokatnisierung  verschie- 
dener Rückenmarksstellen.  Von  Wilh.  Fi  lehne  und 
Dr.  Joh.  Biberfeld.  Archiv  f.  d.  ges.  Phys.  Bd.  105, 
S.  321.  Filehne. 

5.  Das  hygienische  Institut. 

Zu  Beginn  des  Etatsjahres  1904/05  übernahm  der  Privat- 
dozent Prof.  Dr.  Hans  Reichenbach  aus  Göttingen  die  neu 
begründete  Stelle  eines  Abteilungs- Vorstehers  am  hygienischen 
Institut. 

In  den  Vorlesungen  und  Kursen  hat  gegen  das  Vorjahr 
nur  in  sofern  eine  Veränderung  stattgefunden,  als  Herr  Prof. 
Reichenbach  sich  mit  dem  Unterzeichneten  im  Impfunterricht 
für  die  Studierenden  teilte.  —  Ein  Versuch,  für  Kreisarzt- 
Kandidaten  während  des  Wintersemesters  einen  3  monatlichen 
hygienischen  Kursus  abzuhalten,  scheiterte  an  der  geringen 
Zahl  der  zur  Teilnahme  sich  Meldenden. 

Die  wissenschaftlichen  Arbeiten  des  Instituts  betrafen: 
Fortsetzung  der  Studien  über  die  Verbreitungsweise  der  Phthise, 
sowie  der  Studien  über  die  Wärmeabgabe  des  Menschen  unter 
verschiedenen  äußeren  Verhältnissen;  ferner  Fragen  der  Des- 
infektion, Beleuchtung,  der  Milchhygiene  u.  s.  w.  —  Abge- 
schlossene Arbeiten  wurden  publiziert: 

Von  dem  Unterzeichneten  in  der  „Zeitschrift  für  Hygiene" 
und  in  „Brauer's  Beiträgen  zur  Kenntnis  der  Tuberkulose"; 
von  Privatdozent  Dr.  Hey  mann  (2  Arbeiten),  Dr.  Paul,  Privat- 
dozent Dr.  Ercklentz,  Dr.  Speck,  Oberarzt  Dr.  Nötel 
(2  Arbeiten)  und  Dr.  Kir  st  ein  in  der  „Zeitschrift  für  Hygiene". 


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n 


Die  bakteriologisch-diagnostischen  und  sanitätspolizeilichen 
Untersuchungen  haben  im  abgelaufenen  Etatsjahr  wiederum 
eine  Zunahme  erfahren.  Besonders  beteiligt  an  dieser  Zunahme 
sind  die  Städte  und  Kreise  in  Nieder-  und  Mittelschlesien 
(während  für  Oberschlesien  die  besondere  Untersuchungsstation 
in  Beuthen  in  Funktion  ist).  Es  wird  unumgänglich  sein,  und 
ist  bereits  in  Aussicht  genommen,  daß  seitens  der  beteiligten 
Kreise  besondere  Mittel  für  diese  Untersuchungen  dem  hygie- 
nischen Institut  zur  Verfügung  gestellt  werden,  da  dieselben 
die  vorhandenen  Fonds  des  Instituts  zu  stark  in  Anspruch 
nehmen.  Flügge. 


h.   Die  klinischen  Institute. 

1.    Die  medizinische  Klinik. 

Im  Berichtsjahre  1904/05  betrug  die  Zahl  der  klinisch  be- 
handelten Kranken  1801  (862  Männer,  939  Frauen). 

In  dem  Ambulatorium  der  med.  Klinik  wurden  behandelt 
7361  Kranke  (3070  Männer,  4291  Frauen)  gegen  6369  im  Vor- 
jahre (2561  Männer,  3808  Frauen). 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  S.-S.  1904  62,  im  W.-S. 
1904/05  33. 

Im  Ärztepersonal  sind  folgende  Änderungen  eingetreten: 
Am  1.  Juni  schied   Herr  Dr.  Victor  Grospietsch  als 
Assistenzarzt  der  Klinik  aus,  an  seine  Stelle  trat  der  bisherige 
Volontärarzt  Herr  Dr.  Georg  Sandberg  aus  Breslau. 

An  Stelle  des  Kaiserlichen  Marine-Stabsarztes  Dr.  Kunze 
wurde  am  1.  November  1904  Herr  Marine-Stabsarzt  Dr.  Rogge 
zur  Dienstleistung  an  die  Klinik  kommandiert. 

Als  Privatdozenten  für  innere  Medizin  habilitierten 
sich  im  Sommersemester  1904  die  Assistenzärzte,  Herr  Dr. 
E.  Müller  und  Herr  Dr.  G.  Jochmann. 

Als  Volontärärzte  sind  an  der  Klinik  tätig:  die  Herren 
Dr.  Kolaczek  und  Molinari  seit  1.  Juni  1904,  Herr  Dr. 
Borchardt  seit  1.  November  1904. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  gingen  während  des  Etats- 
jahres 1904/05  folgende  aus  der  Klinik  hervor: 


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73 


Geheimrat  Prof.  Dr.  A.  von  Strümpell: 

1.  Die  primäre  Seitenstrangsklerose  (spastische  Spinal- 
paralyse). Deutsche  Zeitschrift  für  Nervenheilkunde, 
Band  XXVII. 

2.  Über  die  Bedeutung  der  Sensibilit&tsprüfungen  mit  be- 
sonderer Berücksichtigung  des  Drucksinnes.  Deutsche 
medizinische  Wochenschrift  No.  39. 

3.  Worte  der  Erinnerung  an  C.  Weigert.  Vortrag,  gehalten 
in  der  medizinischen  Sektion  der  schlesischen  Gesell- 
schaft für  vaterländische  Cultur.  Allgem.  Med.  Zentral- 
zeitung 1904,  No.  47. 

4.  Bemerkungen  über  die  balneologische  Behandlung  der 
Neurasthenie.   Med.  Wochenschr.  1904,  No. 

Dr.  Paul  Krause: 

1.  Über  die  z.  Z.  üblichen  bakteriologischen  Untersuchungs- 
methoden zur  Sicherung  der  klinischen  Typhusdiagnose. 
Verhandlungen  des  XXI.  Kongresses  für  innere  Medizin. 

2.  Über  ein  bisher  nicht  bekanntes  Symptom  bei  Coma 
diabeticum.  Ebenda. 

3.  Über  therapeutische  Versuche  bei  Kranken  mit  Leukämie 
und  Pseudoleukämie  durch  Bestrahlung  mit  Röntgen- 
strahlen. Vortrag  in  der  med.  Sektion  der  schlesischen 
Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur,  1904,  Juli,  Allgem. 
med.  Zentralzeitung  1904,  No.  32. 

4.  Über  Röntgentherapie  der  Leukämie  und  Pseudoleukämie. 
Verhandlungen  der  Naturforscher  -  Versammlung  zu 
Breslau,  1904. 

5.  Zur  Röntgenbehandlung  von  Bluterkrankungen.  Zu- 
sammenfassender Bericht.  Fortschritte  auf  dem  Gebiete 
der  Röntgenstrahlen,  Bd.  VIII. 

6.  Demonstration  eines  Muskelgymnasten.  Röntgoskopische 
Befunde.    Allgem.  med.  Zentralzeitung,  1904,  No.  49. 

Dr.  Jochmann: 

1.  Über  seltenere  Erkrankungsformen  der  Bronchien  nach 
Masern  und  Keuchhusten.  Zieglers  Beiträge  zur  pathol. 
Anatomie,  Bd.  36  (mit  Dr.  Moltrecht  zusammen). 

2.  Die  Bakterienbefunde  bei  Scharlach  und  ihre  Bedeutung 
für  den  Krankheitsprozeß.    Habilitationsschrift,  Breslau, 


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74 


1904.   Im  Auszuge  erschienen  in  Zeitschrift  für  klin. 
Medizin,  56.  Bd.,  Heft  3  u.  4. 
3.  Über  die  Bakteriaemie  und  die  Bedeutung  der  bakterio- 
logischen Blutuntersuchung  für  die  Klinik.  Zeitschrift 
für  klin.  Medizin,  54.  Bd.,  Heft  5  u.  6. 
Dr.  Müller: 

1.  Habilitationsschrift:  Zur  Kenntnis  der  multiplen  Sklerose 
des  Gehirns  etc.   Teil  des  folgenden,  1904. 

2.  Monographie:  Die  multiple  Sklerose  des  Gehirns  und 
Rückenmarks.   Jena,  1904,  398  St. 

Dr.  Seidelmann: 

1.  Demonstration  in  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vater- 
ländische Cultur.  (Allgem.  med.  Zentralzeitung,  1904. 
No.  32.) 

a.  Fall  von  Dystrophia  muscularis, 

b.  Fall  von  Chorea  hereditaria. 

2.  Ein  Fall  von  symmetrischer  Gangrän  der  Extremitäten 
nach  Pneumonie.  Deutsche  Zeitschrift  für  Nervenheil- 
kunde, Bd.  XXVII. 

Dr.  K.  Ziegler: 

Histologische  Untersuchungen  über  das  Oedem  der 
Haut  und   des  Unterhautzellgewebes.     Beiträge  von 
Ziegler,  1904. 
Dr.  Sandberg: 

Ein  Beitrag  zur  Symptomatologie  der  Fistula  gastro- 
colica  carcinomatosa.   Zeitschrift  für  klinische  Medizin, 
5G.  Bd.,  Heft  1  u.  2. 
Dissertationen: 
Carl  Böhm:  Über  traumatische  Herzfehler. 

Dr.  v.  Strümpell. 

2.   Die  medizinische  Poliklinik. 

Im  dritten  Jahre  (1904/05)  ihres  Bestehens  wurden  in  der 
medizinischen  Poliklinik  2118  Kranke  (1073  Männer,  1045Frauen) 
behandelt.  In  der  gleichen  Zeit  des  Vorjahres  betrug  die  Fre- 
quenz 1555  Kranke  (734  Männer,  821  Frauen). 

Als  Assistenzärzte  fungierten,  wie  im  Vorjahre,  die 
Herren  Dr.  Körte  und  Dr.  Steinberg.   Außerdem  waren  als 


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75 


Volontärärzte  beschäftigt  Dr.  Epp enstein,  Drd.  Georg  Hahn, 
Drd.  Pasch  und  Dr.  Reche. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  veröffentlicht: 
R.  Stern: 

1.  Armenpflege  und  Tuberkulosebekämpfung.  Allgem.  med. 
Zentralzeitung,  1904. 

2.  Ober  Lungensteine.   Deutsche  med.  Wochenschrift,  1904. 

3.  Untersuchungen  über  die  bakterizide  Wirkung  des  mensch- 
lichen Blutserums  beim  Abdominaltyphus.  Versammlung 
der  deutschen  Naturforscher  und  Ärzte.   Breslau  1904. 

4.  Über  Unfallbegutachtung  bei  zweifelhafter  Sachlage. 
Ärztl.  Sachverständigen-Zeitung,  1905. 

5.  Chronische  Streptococcen  -  Infektion  der  Harnorgane. 
Allgem.  med.  Zentral zeitung,  1905. 

Georg  Hahn:  Über  die  bakterizide  Wirkung  des  menschlichen 
Blutserums  gegenüber  Typhusbazillen.  Inaugural-Disser- 
tation,  Breslau  1904  und  Deutsch.  Archiv  für  klin.  Med., 
Bd.  82. 

Körte  und  Steinberg:  Weitere  Untersuchungen  über  die 
bakterizide  Reaktion  des  Blutserums  der  Typhuskranken. 
Deutsch.  Archiv  f.  klin.  Med.  Bd.  82. 

Körte:  Über  Sklerodermie.   Allgem.  med.  Zentralzeitung,  1905. 

Steinberg:  Über  lokale  Asphyxie.  Ebenda. 

Stern. 

3.   Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik. 
Im  Personalbestand  der  Klinik  traten  folgende  Änderungen 

ein: 

Herr  Privatdozent  Dr.  Gottstein  trat  am  1.  Oktober  1904 
aus,  an  seiner  Stelle  wurde  Herr  Dr.  Sauerbruch  Assistenzarzt. 

Herr  Assistenzarzt  Dr.  Fittig  wurde  am  1.  Januar  1905 
als  Assistenzarzt  des  Roten-Kreuz-Hospitals  nach  Japan  beur- 
laubt, an  seiner  Stelle  wurde  Herr  Dr.  Tiegel  Assistenzarzt. 

Herr  Assistenzarzt  Dr.  Machol  wurde  am  1.  Oktober  1904 
zwecks  wissenschaftlicher  Reise  beurlaubt,  an  seiner  Stelle 
wurde  Herr  Dr.  Renner  Assistenzarzt  der  orthopädischen 
Abteilung. 


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76 


Der  zur  Klinik  kommandierte  Dr.  Schmidt,  Stabsarzt  im 
Königin  -  Augusta  -  Gardegrenadier  -  Regiment  No.  4,  wurde  am 
1.  November  1904  abberufen  und  durch  Herrn  Dr.  Stappen- 
beck, Oberarzt  im  Infanterie-Regiment  No.  42,  ersetzt. 

Das  ärztliche  Personal  der  Klinik  bestand  aus  folgenden 
Herren : 

Privatdozent  Prof.  Dr.  Kausch,  Oberarzt  der  Klinik; 
Privatdozent  Dr.  Lud  1  off,  Oberarzt  der  orthopädischen 
Abteilung; 

Assistenzärzte:  Privatdozent  Dr.  An  schütz,  Privatdozent 
Dr.  Gottstein,  Dr.Fittig,  Dr.Heile,  Dr.Machol, 
Dr.  Sauerbruch,  Dr.  Renner,  Dr.  Tiegel; 

Volontärärzte:  Dr.  Mertens,  Dr.  Hoffmann,  Dr.Goebel, 
Dr.  Hepner,  Dr.  Bardenheuer,  Dr.  Engelbrecht, 
Dr.  Münnich,  Dr.  Schickele,  Dr.  Vogel,  Dr. 
Campbell,  Dr.  Schmilinsky,  Dr.  Levy,  Dr. 
Makkas,  Dr.  Hartog,  Dr.  Stetten,  Dr.  Niketic, 
Dr.  Gaugele,  Dr.  Bucholz,  Dr.  v.  Frisch. 

Kommandiert  zur  Klinik:  Stabsarzt  Dr.  Schmidt,  nach 
dessen  Abberufung  Oberarzt  Dr.  Stappenbeck. 

Die  Zahl  der  Hörer  betrug  im  Sommersemester  50,  im 
Wintersemester  40. 

Die  Zahl  der  fremden  Ärzte  betrug  44. 
In  der  stationären  Klinik  wurden  behandelt  1076  Männer, 
760  Frauen,  gegen  1185  Männer,  733  Frauen  im  Vorjahr. 

In  der  Poliklinik  wurden  behandelt  8427  Patienten  gegen 
7156  im  Vorjahr,  davon  in  der  orthopädischen  Abteilung  2550. 

Am  1.  Juli  wurde  eine  urologische  Poliklinik  unter  Leitung 
des  Herrn  Privatdozenten  Dr.  Gottstein  eröffnet.  In  derselben 
wurden  bisher  130  Patienten  behandelL 

Während  des  Etatsjahres  1904/05  sind  an  wissenschaft- 
lichen Arbeiten  erschienen: 
Geheimrat  von  Mikulicz: 

1.  Zur  Pathologie  der  Gelenkkon trakturen.  III.  Orthopäden- 
kongreß 5.  April  1904.  Erschienen  in  Zeitschrift  für 
orthopädische  Chirurgie.  1904. 


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77 


2.  Versuche  über  Resistenzvermehrung  des  Peritoneums 
gegen  Infektion  bei  Magen-  und  Darmoperationen. 
XXXIII.  Chirurgenkongreß  8.  April  1904.  Archiv  für 
klinische  Chirurgie.  1904. 

3.  Einiges  über  Naht  und  Nahtmaterial.  Deutsche  med. 
Wochenschrift.  1904. 

4.  The  Cavendish  Lecture  on  experiments  of  the  immuni- 
sation  against  infection  of  Operation  wounds,  especially 
on  the  Peritoneum.  Vortrag  vor  der  West  London 
Medico-Chirurgical  Society.  24.  Juni  1904.  Erschienen 
in  „The  Lancet". 

5.  Vortrag  in  der  schles.  Gesellschaft  für  vaterländische 
Cultur  über:  Sackartige  Dilatation  des  Oesophagus  und 
secundäres  Carcinom.   8.  Juli  1904. 

6.  Operationen  in  der  Brusthöhle  mit  Hülfe  der  Sauer- 
bruch'schen  Kammer.  Deutsche  med.  Wochenschrift.  1904. 

7.  Die  heutige  Magen-  und  Darmchirurgie  und  ihre  Bedeu- 
tung für  den  Arzt.   Deutsche  Klinik.  1904. 

Prof.  Dr.  Kausch: 

1.  Beiträge  zum  Diabetes  in  der  Chirurgie.  Archiv  für 
klinische  Chirurgie.  1904. 

2.  Trauma  und  Diabetes  melitus  und  Glykosurie.  Zeitschrift 
für  klinische  Medizin.  1904. 

3.  Beiträge  zu  den  plastischen  Operationen.  Archiv  für 
klinische  Chirurgie.  1904. 

4.  Die  Erkrankungen  der  Brustdrüse.  Die  deutsche  Klinik. 
1904. 

Privatdozent  Dr.  Ludloff: 

1.  Zur  Pathogenese  und  Therapie  der  Kniegelenkskontrak- 
turen.  Vortrag  auf  dem  III.  Kongreß  der  deutschen  Ge- 
sellschaft für  orthopädische  Chirurgie.  Zeitschrift  für 
orthopädische  Chirurgie,  XIII.  Bd. 

2.  Fraktur  der  Hals  Wirbelsäule.  Vortrag  in  der  med.  Sektion 
der  Schlesischen  Gesellschaft  am  8.  Juli  1904.  Allgem. 
med.  Zentralzeitung  No.  31.  1904. 

3.  Halswirbelfrakturen.  76.  Versammlung  deutscher  Natur- 
forscher und  Ärzte  zu  Breslau.  Sektion  für  Chirurgie. 
Zentralblatt  für  Chirurgie  No.  47.  1904. 


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78 


Privatdozent  Dr.  Gottstein: 

1.  Über  die  Verwendbarkeit  des  Luysschen  Separateurs  an 
Stelle  des  Ureterenkatheters.  Allgemeine  med.  Zentral- 
zeitung.   1904,  No.  7  u.  8. 

2.  Zur  Pathologie  und  Therapie  des  Cardiospasmus.  Ver- 
handlungen der  76.  Versammlung  deutscher  Naturforscher 
und  Ärzte  zu  Breslau.  1904. 

3.  Zur  Technik  der  Oesophagoskopie.  Verhandlungen  der 
76.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Arzte  zu 
Breslau.  1904. 

Dr.  Heile: 

1.  Ober  intravitale  Beeinflussung  autolytischer  Vorgänge. 
Zeitschrift  für  innere  Medizin  (Festschrift  für  Naunyn). 
1904. 

2.  Experimentelle  Prüfung  neuer  Antiseptika  mit  besonderer 
Berücksichtigung  des  Jodoanisol  (Isoform).  Volkmann'sche 
klinische  Vortrage.  1905. 

3.  Experimentelle  Beitrage  zur  Magen  -  Darmresorption. 
Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und 
Chirurgie.  1905. 

Dr.  Fittig: 

1.  Ober  die  Behandlung  der  Carcinome  mit  Röntgenstrahlen. 
Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie.  1904. 
Dr.  Sauerbruch: 

1.  Ober  die  physiologischen  und  physikalischen  Grundlagen 
bei  intrathorakalen  Eingriffen  in  meiner  pneumatischen 
Operationskammer.  Archiv  für  klinische  Chirurgie.  190  t. 

2.  Zur  Pathologie  des  offenen  Pneumothorax  und  die 
Grundlagen  meines  Verfahrens  zu  seiner  Ausschaltung. 
Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und 
Chirurgie.  1904. 

3.  Die  Anastomose  zwischen  Magen  und  Speiseröhre  und 
die  Resektion  des  Brustabschnittes  der  Speiseröhre. 
Zentralblatt  f.  Chirurgie   No.  4.  1905. 

Dr.  Renner: 

Die  Lymphdrüsenmetastasen  beim  Magenkrebs.  Mit- 
teilungen aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und 
Chirurgie.  1904. 


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70 


Dr.  Tiegel: 

Über  pepiische  Geschwüre  des  Jejunums  nach  Gastro- 
enterostomie.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der 
Medizin  und  Chirurgie.  1904. 
Stabsarzt  Dr.  Schmidt: 

1.  Über  angeborene  Hüft-  und  Kniebeugekontraktur.  Zeit- 
schrift für  orthopädische  Chirurgie.   XU.  Bd. 

2.  Über  das  Aneurysma  der  Art.  Axillaris  infolge  von 
Schulterverrenkung.  Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie. 
1904. 

3.  Über  die  operative  Behandlung  der  Elephantiasis  des 
Beines.   Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie.  1904. 

4.  Über  Behandlung  und  Dauerergebnisse  bei  Verletzungen 
und  Verengerungen  der  männlichen  Harnröhre.  Beiträge 
zur  klinischen  Chirurgie.  1905. 

Dr.  Münnich: 

Zur  operativen  Behandlung  der  Prostatahypertrophie. 

Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie.  1904. 
Dr.  Goebel: 

1.  Die  Prinzipien  des  Bruchpfortenschlusses  bei  Crural- 
hernie  unter  Mitteilung  einer  neuen  Methode  v.  Mikulicz, 
Beiträge  zur  klinischen  Chirurgie.  Bd.  XLII,  2.  Heft, 
pag.  486. 

2.  Über  idiopathischen,  protrahierten  Priapismus.  Mittei- 
lungen aus  den  Grenzgebieten  der  Medizin  und  Chirurgie. 
Bd.  XIII,  pag.  578. 

Privatdozent  Dr.  Mann: 

Zur  Symptomatologie  des  Kleinhirns  (über  cerebellare 
Hemiataxie  und  ihre  Entstehung).  Aus  der  Königlichen 
Universitäts  -Augenklinik  und  chirurgischen  Klinik  in 
Breslau.  Monatsschrift  für  Psychiatrie  und  Neurologie. 
1904.  Bd.  XV,  Heft  6. 
Dissertationen : 

1.  Jutkowski,  Lazarus:  Über  plastische  Operationen  an 
Penis  und  Scrotum  im  Anschluß  an  einen  Fall  von 
Schindung  der  männlichen  Genitalien.  Inaug.-Diss. 

2.  Oettinger,  Walter:  Beitrag  zur  Talma'schen  Operation. 
Inaug.-Diss. 


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80 


3.  Peisker,  Hans:  Ein  Beitrag  zur  Differential -Diagnose 
von  verheilten  Beckenfrakturen  und  Coxa  vara.  Inaug.- 
Dissertation. 

4.  Kartscher,  Jean  Alfred:  Erfahrungen  über  desmoide 
Geschwülste  der  Bauchdecken  aus  den  Jahren  1880  bis 
1903.    Inaug.-Diss.  v.  Mikulicz. 

4.   Die  Klinik  für  Augenkranke. 
Personalien. 
Als  Assistenten  fungierten  im  Jahre  1904,05  die  Herren 
Privatdozent  Dr.  Heine,  Dr.  Lud.  Paul,  Dr.  Erich  Jakoby; 
Oberarzt  Dr.  Wer  nicke,  welcher  seitens  des  Generalkommandos 
zur  Klinik  kommandiert  ist. 

Gebäude. 

Im  Gebäude  wurden  die  notwendigen  Reparaturen  aus- 
geführt. 

Krankenzahlen. 
In  der  poliklinischen  Abteilung  wurden  neu  aufgenommen: 

a.  im  Sommersemester    .    .    .   2808  Kranke, 

b.  im  Wintersemester  .    .    .    .  2378 
Während  des  ganzen  Jahres   5186  Kranke. 

Von  diesen  Kranken  wurden  1054  der  stationären  Klinik 
überwiesen. 

An  wichtigen  Operationen  wurden  ausgeführt: 

a.  im  Sommer  351  Operationen, 

b.  im  Winter    .    .    .    .    .    410  *  

Zusammen    761  Operationen. 
Die  Zahl  der  zum  Unterricht  und  an  die  Studierenden  zur 
Untersuchung  verteilten  Kranken  betrug: 

a.  im  Sommersemester  ....    178  Kranke, 

b.  im  Wintersemester   .    .   .   .  204 

Zusammen   382  Kranke. 
Studierende. 
Die  Vorträge  und  die  Klinischen  Demonstrationen  wurden 
besucht: 

im  Sommersemester  63  Hörer, 

im  Wintersemester  ....    .    .  44 

Zusammen    107  Hörer. 


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81 


Auditorium. 

Der  klinische  Unterricht  wurde  im  Sommer  und  im  Winter 
in  dem  klinischen  Gebäude,  Maxstraße  2,  abgehalten. 

Außer  dem  klinischen  Unterricht  wurde  im  Sommer  die 
Lehre  von  den  Augenoperationen  mit  praktischen  Übungen, 
im  Winter  ein  Kolleg  über  den  Zusammenhang  der  Augen- 
erkrankungen mit  den  allgemeinen  Krankheiten  beides  ein- 
stündig und  publice  von  Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Uhthoff  gelesen. 

Kurse. 

Der  Augenspiegelkursus  wurde  im  Sommer  wie  im  Winter 
für  Anfanger  von  Prof.  Dr.  Groenouw,  für  Geübtere  vom 
Privatdozenten  Dr.  Heine  gehalten. 

Weitere  Kurse  und  Vorlesungen  hielten: 

im  Sommersemester  1903: 
Prof.  Dr.  Groenouw:  Funktionsprüfungen  des  Auges 

mit  praktischen  Übungen  (einstündig). 
Dr.  Heine:  Ausgewählte  Kapitel  der  Augenheilkunde. 

Im  Wintersemester  1904/05: 
Prof.  Dr.  Groenouw:  Pathologische  Anatomie  des  Auges 
(einstündig). 

Dr.  Heine:  Funktionsprüfungen  des  Auges  mit  prak- 
tischen Übungen  (einstündig). 

Wissenschaftliche  Arbeiten: 

Geh.  Rat  Prof.  Dr.  Uhthoff: 

1.  Zur  Frage  der  Stauungspapille.  Neurolog.  Zentralblatt 
S.  930. 

2.  Zur  pathologischen  Anatomie  der  retrobulbären  Neuritis. 
British  Med.  Journal  12.  Nov.  1904.  Brit.  Med.  Assoc. 
Section  of  Ophthal.  Oxford. 

3.  Demonstration  von  Präparaten  von  sog.  präretinaler 
Hämorrhagie.  Ebenda. 

4.  Ein  Beitrag  zum  metastatischen  Carcinom  des  Ciliar- 
Körpers.   Deutsche  Med.  Wochenschr.  Nr.  39. 

5.  Über  hochgradigen  Exophthalmus,  bedingt  durch  Schädel- 
deformität, besonders  durch  Depression  des  oberen 
Orbitaldaches. 

6 


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82 


6.  Ein  Fall  von  besonders  schwieriger  Iridektomie  bei 
einem  durch  Verletzungen  erblindeten  Kranken. 

7.  Über  angeborene  totale  Farbenblindheit.  Berichte  der 
Ophth.  Sekt.  d.  76.  Vers,  deutscher  Naturforscher  und 
Ärzte. 

Privatdozent  Dr.  Heine: 

1.  Über  das  zentrale  Skotom  bei  der  kongenitalen  Amblyopie. 
Kl.  Mon.  Bl.  f.  Augenheilkunde.  XL1II.  1905.  Ophth.  Sekt, 
der  76.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte. 
Breslau  1904. 

2.  Über  Körperlichsehen  im  Spiegelstereoskop  und  im 
Doppelveranten.  Ebenda. 

3.  Klinisches  und  Anatomisches  über  eine  bisher  unbe- 
kannte Mißbildung  des  Auges:  Angeborene  Cystenretina. 
v.  Graefes  Archiv  für  Ophth.  LVIII.  1.  Heft. 

4.  Zur  Frage  der  binokularen  Tiefenwahrnehmung  auf 
Grund  von  Doppelbildern.  Archiv  f.  d.  ges.  Physiologie. 
Bd.  104. 

5.  Zur  Erklärung  der  Scheinbewegungen  in  Stereoskop- 
bildern,  v.  Graefes  Archiv  f.  Ophth.  LDL  1904. 

6.  Krankheiten  der  Tränenorgane.  Jahresberichte  über  die 
Leistungen  und  Fortschritte  im  Gebiete  der  Ophthal- 
mologie. 

7.  Krankheiten  der  Bindehaut.  Ebenda. 

8.  Über  exzessive  Myopie.  Zentralblatt  für  prakt.  Augen- 
heilkunde 1904.  Vortrag  in  der  Schles.  Ges.  für  vaterl. 
Kultur.   Med.  Sektion. 

9.  Neuritis  optica  und  Pseudoneuritis  congenita.  Vortrag 
ebenda. 

Dr.  Paul: 

1.  Über  Hornhautulcerationen  durch  Diplobazillen.  Klin. 
Mon.  Bl.  für  Augenheilkunde.   XLIII.  1905. 

2.  Ein  Fall  von  vollständiger  Losreißung  der  Retina  von 
dem  Sehnerven  nach  Bulbus  Verletzung.  (Kl.  M.  Bl.  für 
Augenheilkunde  XLIII.  1905.) 

3.  Beitrag  zur  Serumtherapie,  speziell  des  Ulcus  corneae 
serpens.  (Ebenda.)  Vortr.  Ophth.  Sektion  d.  76.  Vers, 
deutscher  Naturforscher  und  Ärzte.   Breslau  1904. 


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83 


4.  Metastatisch  gonorrhoische  Augenaffektion. 

5.  Schußverletzung  der  linken  Orbitalgegend  und  des  linken 
Auges. 

6.  Demonstration  zweier  Geschwister  mit  Nystagmus  bei 
monokularem  Sehen,  Fehlen  des  Nystagmus  bei  bin- 
okularer Fixation.  Vortrage  in  der  Schi.  Ges.  f.  vaterl. 
Kultur.   Med.  Sektion.  1904. 

Dr.  Jacoby: 

1.  Über  die  Neuroglia  des  Sehnerven.  Ophth.  Sekt,  der 
76.  deutschen  Naturforscher-  und  Ärzteversammlung. 
Breslau  1904  u.  Klin.  Mon.  Bl.  f.  Aughk.  XLÜI.  Bd. 

2.  Ein  weiterer  Fall,  der  mit  aneurysmaartigen  Bildungen 
der  Retinalgefaße  verbundenen  Retinalerkrankung.  Kl. 
Mon.  Bl.  f.  A.  XLIII.  Bd. 

Dr.  Depene: 

Über  die  Abhängigkeit  der  Tiefenwahrnehmung  von  der 
Kopfneigung.  Ophth.  Sekt  d.  76.  Deutschen  Naturforscher- 
und Ärzteversammlung.   Breslau  1904. 

Dr.  Harms: 

1.  Über  Verschluß  des  Stammes  der  Vena  centralis  retinae. 

2.  Anatomische  Mitteilung  zur  Spontanresorption  seniler 
Katarakt  in  geschlossener  Kapsel. 

Dr.  Altland: 

Experimentelle  Untersuchungen  zur  Pathogenese  der 
Sehstörungen  bei  Chininvergiftung.  Kl.  Mon.  Bl.  für 
Augenheilkunde.  XLII. 

Dr.  Kampherstein: 

Beitrag  zur  Pathologie  und  Pathogenese  der  Stauungs- 
papille.  Kl.  Mon.  Bl.  f.  Augenheilkunde  XLII.   B.  I. 

Oberarzt  Dr.  Enslin: 

Die  Augenveränderungen  beim  Turmschädel,  besonders 
die  Sehnervenerkrankung,  v.  Graefes  Archiv.  Bd.  58. 
Heft  1. 

Dr.  Hotta: 

Über  die  pathologisch-anatomischen  Veränderungen  hoch- 
gradig myopischer  Augen  durch  Glaukom.  Kl.  Mon.  Bl. 
XLIII.    II.  Band. 

6» 


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84 


Dr.  Bartels: 

Beitrag  zur  eitrigen  Augenentzündung  von  Brandenten. 
Kl.  Mon.  Bl.   XLIII.   II.  Band. 
Oberarzt  Dr.  Wernicke: 

1.  Beitrag  zur  Spontanheilung  von  Netzhautablösung.  Ophth. 
Sekt  d.  76.  Vers.  Deutscher  Naturforscher  u.  Ärzte.  1904. 

2.  Ein   Fall   von  metastatischem   Glaskörperabszess  bei 
Pyelonephritis. 

3.  Zur  Therapie  der  Netzhautablösung.    Vorträge  in  der 
Schles.  Ges.  f.  vaterl.  Kultur.    Med.  Sekt.  1904. 

Uhthoff. 


5.  Die  Frauenklinik  und  Poliklinik. 

Der  Krankenbestand  betrug  am  31.  März  1904.   .  68 
Im  ganzen  wurden  in  der  stationären  Klinik  be- 
handelt   1 539 

Im  Vorjahre  wurden  behandelt   1  547 

Verpflegungstage  im  Berichtsjahre   30  061 

*  Vorjahre   34  349 

Krankenbestand  am  31.  März  1905    90 

Ambulant  wurden  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   3  069 

b.  poliklinisch  entbunden   766 

Im  Vorjahre  wurden  ambulant  behandelt: 

a.  gynäkologische  Kranke   3  003 

b.  poliklinisch  entbunden   848 

Von  den  Assistenzärzten  schied  aus: 

Dr.  Strempel. 
Als  neuer  Assistenzarzt  trat  ein: 

Dr.  Weber. 
Als  Volontärärzte  waren  tätig: 


Dr.  Sohr,  Dr.  Pelz,  Dr.  Weißpfenning,  Dr.  Hauß- 
mann,  Dr.  Winkler,  Dr.  Thomas,  Dr.  Erhardt, 
Dr.  Stolze. 

Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommersemester 
1904  von  56,  im  Wintersemester  1904/05  von  38  Studierenden, 
außerdem  von  einer  Anzahl  in-  und  ausländischer  Ärzte 
besucht. 


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Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  beendet  und  er- 
schienen im  Druck: 

Küstner: 

1.  Welche  Aufgaben  stellt  die  komplette  Uterusruptur  der 
Therapie?   Deutsche  med.  Wochenschr.    1904,  Nr.  39. 

2.  Geheilter  Fall  von  kompletter  Uterusruptur  mit  Blasen- 
ruptur.  Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn.  1904. 

3.  Zur  Kritik  und  Methodik  aseptischer  Kautelen  auf  dem 
Gebiete  der  operativen  Gynäkologie.  Berl.  Klin.  therap. 
Wochenschr.  Nr.  42  u.  43  u.  Wiener  med.  Presse  Nr.  39. 

4.  Über  Therapie  des  Carcinoms  der  Clitoris.  Monatsschr. 
für  Gebh.  und  Gyn.  1904. 

5.  Zwei  Fälle  von  Extrauterinschwangerschaft  aus  der 
zweiten  Hälfte.   Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn.  1904. 

6.  Drei  seltene  Myome.  Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn. 
1904. 

7.  Zur  Therapie  des  Uteruscarcinoms.  Zentralblatt  für 
Gyn.  1904. 

8.  Zur  Indikation  und  Methodik  der  Sterilisation  der  Frau. 
Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn.    XXI,  3. 

Ein  Vortrag  im  Verein  der  Breslauer  Hebammen  über 
Frühdiagnose  des  Gebärmutterkrebses  ist  nicht  im  Druck  er- 
schienen. 

Dienst: 

1.  Über  Esthiomene.  Autoreferat.  Zentralblatt  für  Gyn. 
1904,  Nr.  34. 

2.  Eine  seltene  Geschwulst  der  Vulva.   Autoreferat;  ibidem. 

3.  Über  Urethralprolaps.  Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn. 
XIX,  879. 

4.  Drei  seltene  Myome.  Diskussion.  Breslauer  Gynäkolog. 
Gesellsch.   Mai  1904.   Monatsschr.  für  Gebh.  1904. 

5.  Angiofibroma  uteri.   Diskussion;  ibidem. 

6.  Drei  tödlich  verlaufene  Fälle  schwerster  Sepsis.  Diskus- 
sion; ibidem. 

7.  Portiocarcinom  und  Mammacarcinom  nach  Partus.  Dis- 
kussion. Breslauer  Gynaekolog.  Gesellsch.  Juni  1904. 
Monatsschr.  für  Gebh.  1904. 


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8.  Akute  gelbe  Leberatrophie.   Diskussion.   Bresl.  Gynäk. 
Gesellsch.   Juni  1904.   Monatsschr.  für  Gebh.  1904. 

9.  Komplette  Uterusruptur.   Diskussion;  ibidem. 

10.  Weitere  Beitrage  zum  Bau  und  zur  Histogenese  der 
Placentargeschwülste.  Vortrag  gehalten  auf  der  Natur- 
forscher-Versammlung zu  Breslau.  Autoreferat.  Zentral- 
blatt für  Gyn.    1904t  Nr.  43. 

11.  Diskussion  zur  Uterusruptur.  Bresl.  Gyn.  Gesellsch. 
Nov.  1904.   Monatsschr.  für  Gbh.  und  Gyn.   XXI,  1. 

12.  Papillom  des  Abdomens.   Diskussion;  ibidem. 

13.  Über  Retroversio  uteri  gravidi  incarcerata.  Bresl.  Gyn. 
Gesellsch.  Jan.  1905.  Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn. 
XXI,  3. 

14.  Zur  Ätiologie  des  Urethralprolapses;  ibidem. 

15.  Eine  seltene  Tubengeschwulst,  Capülarangiom;  ibidem. 

16.  Eine  seltene  Geschwulst  des  Ovarium,  Fibromyom; 
ibidem. 

17.  Das  Eklampsiegift.    Zentralbl.  für  Gyn.    1905,  Nr.  12. 
Rothe: 

1.  Zwei  solide  Ovarialembryome.   Monatsschr.  für  Gebh.  u. 
Gyn.   XIX,  6. 

2.  Der  Verschluß  komplizierter  Blasenscheidenfisteln  nach 
Küstner.   Monatsschr.  für  Gebh.  und  Gyn.  XX. 

3.  Noch  einmal  die  Lagerung  der  Arme  in  der  Narkose. 
Zentralbl.  für  Gyn.    1904,  Nr.  35. 

Hannes:  Ausgetragene  ektopische  Schwangerschaft.  Bresl. 
Gyn.  Gesellsch.  Jan.  1905.  Monatsschr.  für  Gebh.  und 
Gyn.   XXI,  3. 

Ku nicke:  Polypöses  Riesenzellensarkom  der  Uterusschleim- 
haut. Bresl.  Gyn.  Gesellsch.  Jan.  1905.  Monatsschr. 
für  Gebh.  und  Gyn.   XXI,  3. 

Becker:  Eine  seltene  Mißbildung;  ibidem. 

Weber:  Die  Bedeutung  der  Fruchtblase  für  die  Geburt  und 
die  Folgen  ihres  vorzeitigen  Sprunges.  Vortrag,  gehalten 
im  Bresl.  Hebammenverein.  Allg.  deutsche  Hebammen- 
Zeitung.    1905,  6. 


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Dissertationen: 

Becker:  Ein  Beitrag  zur  operativen  Behandlung  entzünd- 
licher Adnexerkrankungen. 

Winkler:  Über  praecipitierte  Geburten  und  ihre  Folgen. 

Krause:  Ein  Beitrag  zur  Kenntnis  der  Blasenmole. 

Sehulz:  Die  in  der  gebh.  Poliklinik  der  Kgl.  Univ.-Frauen- 
klinik  Breslau  in  den  Jahren  1893/1904  zur  Beobachtung 
gekommenen  Beckenendlagen.  Küstner. 

6.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und 
venerische  Krankheiten. 

Im  Berichtsjahr  1904/05  wurden  in  der  Poliklinik  behan- 
delt: 5396  Personen  und  zwar  3301  Männer  und  2095  Frauen; 
gegen  das  Vorjahr  um  195  Personen  mehr.  Die  klinische 
Belegzahl  betrug  907  Männer,  457  Frauen,  zusammen  1364 
Personen,  gegen  das  Vorjahr  weniger  56  Personen.  Das 
klinische  Material  setzte  sich  zusammen  aus  779  Hautkranken 
und  585  venerisch  Kranken,  das  poliklinische  Material  aus 
3342  Hautkranken  und  2054  venerisch  Kranken. 

Als  Oberarzt  der  Klinik  fungierte  Herr  Privatdozent  Dr. 
Klingmüller. 

Als  etatsmäßige  Assistenten  waren  angestellt  die  Herren 
Dr.  Baermann  und  Dr.  Halberstädter,  als  äußere  tats  maß  ige 
die  Herren  Dr.  Straßmann,  Siebert  und  Juliusberg. 

Nach  Ausscheiden  des  Herrn  Dr.  Baermann  trat  Herr 
Dr.  Siebert  als  etatsmäßiger  Assistent  an  dessen  Stelle;  Herr 
Dr.  Weik  wurde  an  Stelle  des  Herrn  Dr.  Siebert,  Herr  Dr. 
Saar  nach  Ausscheiden  des  Herrn  Dr.  Straßmann  aus  der 
Klinik  an  dessen  Stelle  außeretatsmäßiger  Assistent. 

Als  unbesoldete  Assistenten  fungierten  die  Herren  Dr. 
Blumenfeld,  Dr.  Kaiser,  Dr.  Kaufmann,  Dr.  Leskien, 
Dr.  Linser,  Dr.  Low,  Dr.  Schindler  und  Dr.  Specht. 

Am  13.  Januar  1905  habilitierte  sich  der  bisherige  Assistenz- 
arzt an  der  Klinik,  Herr  Dr.  Baermann,  als  Privatdozent  für 
Dermatologie  und  Syphilis  auf  Grund  seiner  Habilitationsschrift : 
„Die  gonorrhoische  Epididymitis". 

Am  15.  Januar  1905  trat  Herr  Geheimrat  Neisser  aus 
eigenen  Mitteln  eine  wissenschaftliche  Forschungsreise  nach 


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den  Sunda-Inseln  an,  um  seine  bereits  hier  begonnenen  Syphilis- 
Versuche  an  Affen  dort  in  ausgedehntem  Maße  fortsetzen  zu 
können,  wozu  ihm  der  Urlaub  von  allerhöchster  Stelle  gewährt 
wurde.  Mit  seiner  Vertretung  wurde  laut  Kuratorial- Verfügung 
vom  4.  Januar  1905  der  Oberarzt  der  Klinik,  Herr  Privatdozent 
Dr.  Klingmüller,  betraut. 

Gleichfalls  am  15.  Januar  1905  schied  Herr  Privatdozent 
Dr.  Baermann  aus  der  Klinik  als  Assistent  aus,  um  Herrn 
Geheimrat  Neisser  auf  seiner  Forschungsreise  zu  begleiten. 

Zur  Erweiterung  der  Klinik  in  Gestalt  eines  poliklinischen 
Anbaues  wurden  laut  Kuratorial- Verfügung  vom  12.  Januar 
1905  von  dem  Herrn  Finanzminister  60000  Mark  als  erste 
Rate  in  den  Entwurf  zum  Staatshaushalts-Etat  1905  eingestellt. 

Eines  der  größeren  Assistentenzimmer  im  zweiten  Stock 
wurde  laut  Kuratorial -Verfügung  vom  9.  Juni  1904  in  ein 
Zimmer  für  die  Lichtbehandlung  umgewandelt,  so  daß  die  drei 
Finsen-Reyn-Apparate  und  zwei  Quecksilberlampen  dort  unter- 
gebracht werden  konnten. 

Die  von  Herrn  Geheimrat  Neisser  abgehaltene  Klinik  und 
Poliklinik  der  Haut-  und  venerischen  Krankheiten  war  belegt 
im  Sommersemester  von  29  Hörern, 
»   Wintersemester      *  19 

Die  einzelnen  Positionen  des  Etats  verteilen  sich  folgen- 
dermaßen: 

Zur  An-  und  Abfuhr  von  Kranken  etc.,  zu  Reise- 


unterstützungen   100  Mark, 

für  Verbandstoffe  und  Instrumente   8  500 

für  die  Sammlung  und  Bibliothek  600 

für  Begräbniskosten   25 

für  Anfertigung  von  Zeichnungen  und  für  Ver- 
suchstiere   1  500 


Die  Verpflegungskosten  für  die  Kranken,  welche  aus  dem 
allgemeinen  Fonds  der  Verwaltung  der  Kliniken  bestritten 
werden,  betragen  für  Patienten  I.  Klasse  6,5  0  Mark,  für  Patienten 
11.  Klasse  4,so  Mark,  für  Patienten  HI.  Klasse  1,7  6  Mark. 

Für  Warte-  und  Dienstpersonal  wurden  verausgabt 
4  368,90  Mark. 


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Die  Gehälter  des  Oberarztes  und  der  Assistenzärzte  be- 
trugen zusammen  3900  Mark. 

Die  Einnahmen  der  Klinik  beliefen  sich  auf  51  871,7  5  Mark. 
Folgende  wissenschaftliche  Arbeiten  gingen  in  dem  Berichts- 
jahr 1904/05  aus  der  Klinik  hervor: 

Prof.  Dr.  Neisser:  Die  Notwendigkeit  der  Ausbildung  der 
praktischen  Ärzte  in  der  Diagnose  und  Therapie  der 
venerischen  Krankheiten.    Die  Med.  Woche  1904,  Nr.  15. 

—  Die  Verwendung  der  Scarenzio'schen  Calomel-Injektionen 
in  der  Breslauer  Klinik.  Allgem.  Med.  Zentral-Zeitung 
1904,  Nr.  15. 

—  Tripper-Erkrankung  und  Ehe.  Aus  „Krankheiten  und 
Ehe"  von  H.  Senator  und  S.  Kaminer.  München  1904. 
J.  Lehmann. 

—  Meine  Versuche  zur  Übertragung  der  Syphilis  auf  Affen. 
Deutsche  Med.  Wochenschrift  1904,  Nr.  38/39. 

—  Stand  der  Verbreitung  und  der  Bekämpfung  der  Lepra 
seit  der  1.  Lepra -Konferenz  im  Jahre  1897.  General- 
Referat  auf  dem  5.  internationalen  Dermatologen-Kongreß 
Berlin  1904. 

—  Abänderung  des  §  300  des  Reichs-Strafgesetzbuches  und 
ärztliches  Anzeigerecht  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Be- 
kämpfung der  Geschlechtskrankheiten.  Referat  erstattet 
auf  dem  2.  Kongreß  der  Deutschen  Gesellschaft  zur 
Bekämpfung  der  Geschlechtskrankheiten  in  München  1905. 

Baermann,  Gust.  u.  Linser:  Beiträge  zur  chirurgischen  Be- 
handlung und  Histologie  der  Röntgen-Ulcera.  Münchener 
Med.  Wochenschrift  1904,  Nr.  21. 

—  Über  die  lokale  und  allgemeine  Wirkung  der  Röntgen- 
strahlen.  Münchener  Med.  Wochenschrift  1904,  Nr.  23. 

Baermann,  Gust:  Die  gonorrhoische  Epididymitis.  Habili- 
tationsschrift 1905.  Breslau. 

Baum,  J.:  Beitrag  zur  Lehre  von  der  Urticaria.  Berl.  klin. 
Wochenschrift  1905,  Nr.  1. 

—  Die  örtliche  Einwirkung  von  Nebennierensubstanz,  Brenz- 
katechin  und  Spermin  auf  die  Zirkulation.  Berl.  klin. 
Wochenschrift  1905,  Nr.  4. 


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Dübendorfer,  Emma:  Ein  Fall  von  Onychomycosis  blasto- 
mycetica.    Derm.  Zentralblatt,  Jahrg.  VII,  Nr.  10. 

Halberstädter,  L.:  Zur  Kenntnis  der  Sensibilisierung.  Mit 
einem  Nachwort  von  A.  Neisser.  Deutsche  Med.  Wochen- 
schrift 1904,  Nr.  22. 

—  Die  Einwirkung  der  Röntgenstrahlen  auf  Ovarien.  Berl. 
Klin.  Wochenschrift  1905,  Nr.  3. 

Juliusberg,  Fritz:  Über  „Tuberkulide41  und  disseminierte 
Hauttuberkulose.  Mitteilungen  aus  den  Grenzgebieten  der 
Medizin  und  Chirurgie.   XIII.  1904. 

Juliusberg,  Max:  Gefrierbehandlung  bei  Hantkrankheiten. 
Berl.  Klin.  Wochenschrift  1905,  Nr.  10. 

—  Über  das  Epithelioma  contagiosum  von  Taube  u.  Huhn. 
Deutsche  Med.  Wochenschrift  1904,  Nr.  43. 

—  Zincum  sulfuricum  oder  Silbersalze  bei  der  Gonorrhoe- 
Behandlung.   Münch.  Med.  Wochenschrift  1905,  Nr.  4. 

Klingmüller,  Victor:  Zur  Behandlung  der  Bubonen.  Zeit- 
schrift für  ärztl.  Fortbildung  1904,  Nr.  22. 

—  Histologie  und  Bakteriologie  der  Lepra  maculo-anaesthe- 
tica.  Referat,  erstattet  auf  dem  V.  internationalen 
Dermatologen-Kongreß  in  Berlin  1904. 

Klingmüller  u.  Baermann:  Ist  das  Syphilisvirus  filtrierbar? 
Deutsche  Med.  Wochenschrift  1904,  Nr.  21. 

Klingmüller  u.  Halberstädter:  Über  die  baktericide  Wir- 
kung des  Lichtes  bei  der  Finsenbehandlung.  Deutsche 
Med.  Wochenschrift  -1905,  Nr.  14. 

Linser,  Paul:  Beitrag  zur  Histologie  der  Röntgen  Wirkung  auf 
die  normale  menschliche  Haut.  Fortschr.  auf  dem 
Gebiete  der  Röntgenstrahlen  1904,  Band  VIII. 

—  Über  den  Hauttalg  beim  Gesunden  und  bei  einigen  Haut- 
erkrankungen.  Habilitationsschrift.    Tübingen  1904. 

Linser  u.  Schmidt:  Über  den  Stoffwechsel  bei  Hyperthermie. 
Deutsches  Archiv  für  klin.  Medizin  1904,  Band  79. 

Nagelschmidt,  Franz:  Gibt  es  latente  Praecipitine ?  Zentral- 
blatt für  Bakt.  1904.    Originale,  Band  38,  Nr.  5. 

Sachs,  Otto:  Zur  Lehre  vom  Herpes  Zoster,  nebst  Mitteilungen 
über  eine  in  Breslau  beobachtete  Zoster- Epidemie. 
Zeitschr.  für  Heilkunde  1904,  Band  25. 


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Siebert,  C.  u.  Neisser,  A.:  Über  die  Verwendung  der  Calo- 
melolsalbe(vUngt.  Heyden")  zu  antisyphilitischen  Schmier- 
kuren.  Medizinische  Klinik  1905,  Nr.  1. 

Straßmann,  Kurt:  Klinische,  bakteriologische  und  mikro- 
skopische Befunde  bei  der  Verwendung  des  Radium- 
bromids  in  der  Therapie  der  Hautkrankheiten.  Archiv 
für  Derm.  und  Syphilis  1904.   Band  71. 

Tomasczewski,  Egon:  Über  die  Ätiologie  der  nach  Ulcus 
molle  auftretenden  Bubonen  und  Bubonuli,  nebst  einigen 
therapeutischen  Bemerkungen.  Arch.  für  Derm.  und 
Syphilis  190*.   Band  71. 

Zieler,  Karl:  Über  die  unter  dem  Namen  „Pagets  diseases 
of  the  nipple"  bekannte  Hautkrankheit  und  ihre  Bezie- 
hungen zum  Carcinom.  Virchows  Archiv  1904.  Bd.  177. 


Halberstädter,  L.:  Demonstration  eines  Falles  von  Hydroa 
vacciniforme.  Vortrag,  gehalten  in  der  medizinischen 
Sektion  der  Schlesischen  Gesellschaft  für  vaterländische 
Kultur  am  10.  Februar  1905.  Allgem.  Med.  Zentral- 
zeitung 1905,  Nr.  9. 
—  Zur  Röntgen-  und  Lichtbehandlung.  Vortrag,  gehalten 
in  der  medizinischen  Sektion  der  Schlesischen  Gesell- 
schaft für  vaterländische  Kultur  am  24.  Juni  1904. 
Allgem.  Med.  Zentralzeitung  1904,  Nr.  29. 

I.  V.:  Privatdozent  Dr.  Viktor  Klingmüller. 

7.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für 

Nervenkranke. 

Während  des  Sommersemesters  1904  leitete  vertretungs- 
weise Herr  Privatdozent  Dr.  Storch  die  Klinik.  Am 
1.  Oktober  übernahm  der  von  Heidelberg  hierher  berufene 
Unterzeichnete  die  Leitung.  Am  1.  Oktober  schied  Herr  Dr. 
Icke  aus  seiner  Assistentenstelle  aus.  An  seine  Stelle  trat 
Herr  Dr.  Schroeder,  der  sich  im  Laufe  des  Wintersemesters 
als  Privatdozent  für  Psychiatrie  habilitierte. 

Als  außeretatsmäßige  Assistenten  an  der  Poliklinik 
fungierten  Herr  Dr.  Berliner,  an  dessen  Stelle  am  1.  Oktober 
Herr  Dr.  Baumann  trat,  im  Laboratorium  Herr  Privatdozent 


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92 


Dr.  Foerster.  Außerdem  arbeiteten  eine  Anzahl  Ärzte  im 
Laboratorium. 

Während  des  Berichtsjahres  konnte  klinischer  Unterricht 
im  städtischen  Irrenhause  stattßnden.  Die  psychiatrische  Klinik 
wurde  im  Wintersemester  von  34  Hörern  besucht. 

Nach  Lage  des  hospitierenden  Verhältnisses  der  Klinik  ist 
die  Ausnützung  des  städtischen  Krankenmaterials  für  den  Unter- 
richt nur  in  lückenhafter  Weise  und  für  wissenschaftliche 
Arbeiten  überhaupt  nicht  möglich.  Es  wird  deshalb  der  Fertig- 
stellung der  Klinik  mit  Ungeduld  entgegen  gesehen. 

Die  Nervenpoliklinik  wird  trotz  der  unerfreulichen  Räume 
stark  frequentiert.  Es  kommen  im  Monat  im  Durchschnitt 
115  neue  Zugänge  und  die  Zahl  der  täglich  zur  Behandlung 
kommenden  Kranken  schwankt  zwischen  60  und  70. 

An  Publikationen  sind  im  Berichtsjahr  aus  der  Klinik 
hervorgegangen : 

Karl  Bonhoeffer:  Über  den  pathologischen  Einfall.  Deutsche 
medizinische  Wochenschrift  1904. 

—  Anatomischer    Befund    einer    amnestischen  Aphasie. 
Demonstration  im  Verein  ostdeutscher  Psychiater. 

Paul  Schroeder:  Die  chronischen  Alkoholpsychosen.  Habili- 
tationsschrift  Marhold,  Halle  1904. 

—  Über  Entzündung  im  Gehirn.   Vortrag  im  Verein  ost- 
deutscher Psychiater. 

—  Pathologische  Anatomie  der  gehirnatrophischen  Prozesse. 
Vortrag  ebenda. 

Fr.  Kramer:  Experimentelle  Untersuchungen  über  Nerven- 
pfropfung.   Vortrag  im  Verein  ostdeutscher  Psychiater. 

—  Ein  Fall  atypischer  Bleilähmung.  Ebenda. 

Dr.  Koebisch:  Ein  Fall  chronischer  Chorea.  Bericht  der 
Naturforscherversammlung  1904. 

—  Ein  Fall  myasthenischer  Bulbärparalyse.  Demonstration 
im  Verein  ostdeutscher  Psychiater. 

Walter  Baumann:  Beiträge  zur  Casuistik  der  Poliomyelitis 
anterior  acuta.  Inaug.-Diss. 

Ottfried  Foerster:  Über  hysterische  Lähmung.  Demon- 
stration im  Verein  ostdeutscher  Psychiater. 


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—  Das  Wesen  der  choreatischen  Bewegungsstörung.  Samm- 
lung klinischer  Vorträge  Nr.  382. 

—  Über  Fasersysteme  des  Großhirns.  Archiv  für  Psychiatrie 
Bd.  39  Heft  2.  Bonhoeffer. 

8.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder. 

Auf  der  Klinik  wurden  im  Berichtsjahre  248  Kinder  be- 
handelt. Die  Poliklinik  hatte  einen  Zugang  von  3500  Fällen 
zu  verzeichnen. 

Die  klinischen  Vorlesungen  wurden  im  Sommersemester 
von  9,  im  Wintersemester  von  31  inskribierten  Hörern  und 
zahlreich  von  Ärzten  besucht. 

In  den  Personalien  der  Klinik  vollzogen  sich  folgende 
Veränderungen:  Die  Assistenzärzte  Dr.  Steinitz  und  Weigert 
schieden  aus.  An  ihre  Stelle  traten  Dr.  Orgler  und  Hüssy. 
Als  Volontärassistenten  fungierten  die  Herren  DDr.  Eckhardt, 
Rothe,  Quest,  Schütz  und  Frl.  Dr.  Philippson.  Außer- 
dem waren  an  der  Klinik  beschäftigt  die  Herren  DDr.  Tada, 
Meyer,  Langstein,  Schkarin  und  Keller. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  wurden  abgeschlossen  und 
veröffentlicht: 

Bartenstein:  Zur  Frage  des  künstlichen  Morbus  Barlo w  bei 
Tieren.   Jahrb.  f.  Kinderheilk.   Bd.  61. 

Weigert:  Über  das  Bakterien  Wachstum  auf  wasserarmen 
Nährböden.    Zentr.  f.  Bakteriol.    Bd.  36. 

Derselbe:  Über  den  Einfluß  der  Ernährung  auf  die  chemische 
Zusammensetzung  des  Organismus.  Jahrb.  f.  Kinder- 
heilk.  Bd.  61. 

Derselbe :  Über  einen  Fall  von  angeborener  Stenose  der  Aorta. 
Allgem.  med.  Zentr.-Zeitung  1905.   No.  1. 

Derselbe:  Die  Behandlung  der  Skrofulöse  und  Tuberkulose 
mit  Sooletrinkkuren.  Monatsschr.  f.  Kinderheilk.  Bd.  III. 

Mann:  Elektrodiagnostische  Untersuchungen  mit  Konden- 
satoren-Entladungen. Berl.  klin.  Wochenschr.1904.  No.33. 

Steinitz  und  Weigert:  Demineralisation  und  Tuberkulose. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1904.   No.  23. 

Freund:  Zur  Wirkung  der  Fettdarreichung  auf  den  Säuglings- 
stoffwechsel.  Jahrb.  f.  Kinderheilk.    Bd.  61. 


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Langstein:  Beitrag  zur  Kenntnis  des  weißen  Säuglingsstuhles. 
Salkowskifestschrift. 

Göppert:  3  Falle  von  Pachymeningitis  haemorrhagica.  Jahrb. 
f.  Kinderheilk.   Bd.  61. 

Schkarin:  Beiträge  zur  Kenntnis  des  Säuglingsstoffwechsels 
bei  Infektionskrankheiten.   Arch.  f.  Kinderheilk.   Bd.  41. 

Hüssy:  Lähmung  der  Glottiserweiterer  im  frühen  Kindesalter. 
Jahrb.  f.  Kinderheilk.   Bd.  61. 

Derselbe:  Über  Tremor  bei  Kindern.  Monatsschr.  f.  Kinder- 
heilk.  Bd.  III. 

Tada:  Beitrag  zur  Frage  der  Thymushypertrophie.  Jahrb.  f. 
Kinderheilk.   Bd.  61. 

Stein itz  und  Weigert:  Über  Demineralisation  und  Fleisch- 
therapie bei  Tuberkulose.   Jahrb.  f.  Kinderheilk.   Bd.  61. 

Dieselben:  Über  den  Einfluß  einseitiger  Ernährung  mit  Kohle- 
hydraten auf  die  chemische  Zusammensetzung  des 
Säuglingskörpers.  Hofmeisters  Beitr.  z.  ehem.  Phys.  u. 
Path.   Bd.  5. 

Kaliski  und  Weigert:  Über  alimentäre  Albuminurie.  Jahrb. 
f.  Kinderheilk.    Bd.  61. 

Langstein  und  Steinitz:  Die  Kohlenstoff-  und  Stickstoff- 
ausscheidung durch  den  Harn  beim  Säugling  und  älteren 
Kinde.   Jahrb.  f.  Kinderheilk.    Bd.  61. 

Orgler:  Über  Entfettungskuren  im  Kindesalter.  Jahrb.  f. 
Kinderheilk.   Bd.  61. 

Quest:  Über  den  Kalkgehalt  des  Säuglingsgehirnes  und  seine 
Bedeutung.   Jahrb.  f.  Kinderheilk.   Bd.  61. 

Derselbe:  Über  extreme  Körpergewichtsabnahmen  bei  Kindern 
der  ersten  2  Lebensjahre.  Monatsschr.  f.  Kinderheilk.  Bd.  III • 

Schütz:  Zur  Kenntnis  der  natürlichen  Immunität  des  Kindes 
im  ersten  Lebensjahre.   Jahrb.  f.  Kinderheilk.   Bd.  61. 

T  hie  mich:  Über  die  Herkunft  des  foetalen  Fettes.  Jahrb.  f. 
Kinderheilk.   Bd.  61. 

Derselbe:  Über  den  Einfluß  der  Kalisalze  auf  die  Eiweiß- 
ausscheidung bei  Nephritis.  Monatsschr.  f.  Kinderheilk. 
Bd.  III. 

Czerny:  Die  exsudative  Diathese.  Jahrb.  für  Kinderheilk. 
Bd.  61.  Czerny. 


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95 


9.  Die  Poliklinik  für  Ohren-,  Nasen-  und  Kehlkopf- 
krankheiten. 

Als  Assistenten  der  Poliklinik  fungierten  im  Berichtsjahre 
die  Herren  DDr.  Salecker  und  Schilling,  als  Volontärärzte  . 
Herr  Dr.  Freytag,   John,   Krotoschiner,   Lebram  und 
Tamena. 

Die  Zahl  der  poliklinisch  behandelten  Patienten  überstieg 
4000.  Wie  im  Vorjahre,  so  nahm  auch  in  diesem  die  Zahl 
der  schweren,  stationäre  Behandlung  erheischenden  Fälle 
erheblich  zu,  so  daß  die  in  der  Privatklinik  des  Unterzeichneten 
geschaffene  Abteilung  für  poliklinische  Patienten,  trotzdem  die 
Bettenzahl  auf  24  erhöht  wurde,  nicht  mehr  zur  Unterbringung 
aller  operativen  Fälle  ausreichte. 

Von  wissenschaftlichen  Arbeiten  aus  der  Poliklinik  er- 
schienen im  Druck: 

Hinsberg:  Untersuchung  des  Gehörorganes  im:  Lehrbuch  der 
klinischen  Untersuchungsmethoden  von  Eulen  bürg, 
Kolle,  Weintraud. 

Derselbe:  Lucsche  Kieferhöhlenoperation,  kompliziert  durch 
abnormen  Verlauf  des  Ausführungsganges  der  Parotis. 
Verhandlungen  der  Deutschen  otol.  Ges.  1904. 

Derselbe:  Zur  Behandlung  von  Larynx-  und  Trachealstenosen 
vermittelst  der  Mikuliczschen  Glaskanüle.  Allgemeine 
med.  Zentral-Zeitung.    1904.   No.  31. 

Derselbe:  Zur  Entstehung  der  otitischen  Kleinhirnabscesse: 
Infektion  durch  den  Hiatus  subarcuatus.  Deutsche  med. 
Wochenschr.  1904. 

Derselbe:  Zur  chirurgischen  Behandlung  der  eitrigen  Meningitis. 
Verhandlungen  der  76.  Naturforscher- Versammlung. 

Salecker:  Sitzungsbericht  der  otologischen  Sektion  der 
76.  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Ärzte  in 
Breslau,  Sept.  1904.  Zeitschr.  f.  Ohrenheilkunde.  Bd.  49. 

Schilling:  Über  Osteomyelitis  der  flachen  Schädelknochen  im 
Anschluß  an  Entzündungen  der  Stirnhöhle  und  des 
Mittelohres.  Zeitschrift  für  Ohrenheilkunde.  Bd.  48. 
Ergänzungsheft. 


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96 


Derselbe:  Demonstration  eines  Plattenmodelles  vom  Labyrinth 
bei  Otosklerose.  Verhandlungen  der  76.  Naturforscher- 
Versammlung. 

Derselbe:  Über  den  Befund  von  Diphtherie-Bazillen  bei  einem 
Fall  von  Rhinosklerom.    Ebenda.  Hinsberg. 

10.  Das  zahnärztliche  Institut. 

In  den  Verhältnissen  des  Instituts  hat  sich  im  Jahre  1904 
nichts  Wesentliches  geändert.  Die  Hoffnung,  daß  das  Institut 
nun  endgültig  in  den  jetzigen  Räumen  verbleiben  kann,  scheint 
sich  nach  den  Äußerungen  des  Herrn  Regierungsvertreters  im 
preuß.  Abgeordnetenhause  bestärkt  zu  haben.  Durch  das 
dankenswerte  Entgegenkommen  des  Herrn  Kurators  ist  es 
möglich  geworden,  das  mikroskopische  Arbeitszimmer  mit 
einem  hellen  Lichtfenster  zu  versehen,  und  die  Bibliothek  in 
einer  besseren  Weise  durch  Aufstellung  eines  mit  Galerie 
versehenen  Büchergestelles  unterzubringen.  Die  wissenschaft- 
liche Ausrüstung  des  Instituts  entbehrt  noch  immer  des  schon 
seit  Jahren  erbetenen  Röntgenapparates,  der  bei  der  zu- 
nehmenden Erweiterung  dieser  Untersuchungsmethode  immer 
mehr  vermißt  wird.  Die  Räume  des  Instituts  wurden  im  Laufe 
des  Jahres  dem  Verein  Schlesischer  Zahnärzte,  der  Breslauer 
zahnärztlichen  Gesellschaft,  und  dem  Komitee  für  die  Fort- 
bildungskurse zu  ihren  wissenschaftlichen  Sitzungen  zur  Ver- 
fügung gestellt  und  gelegentlich  der  im  Herbst  stattgefundenen 
Naturforscherversammlung  von  den  Mitgliedern  der  odontolo- 
gischen  Sektion  einer  eingehenden  Besichtigung  gewürdigt, 
wobei  namentlich  die  reichen  Sammlungen  an  Knochen- 
präparaten, an  stereoskopischen  Bildern  und  Projektionsbildern 
besondere  Anerkennung  fanden. 

Das  mikroskopische  Laboratorium  wurde  von  den  Herren 
Dr.  Treuenfels  und  Stabsarzt  Dr.  Williger  benutzt.  Als 
Volontärarzt  war  im  Sommersemester  1904  der  praktische 
Arzt  Herr  Dr.  Hesse  aus  Dresden  tätig,  der  am  1.  April  1905 
die  Stelle  des  Assistenten  nach  Weggang  des  Herrn  Zahnarzt 
Luniatschek  übernommen  hat. 

Die  Verhandlungen  mit  der  Militärsanitätsbehörde  lassen 
erhoffen,  daß  in  Zukunft  es  ermöglicht  werden  wird,  Sanitäts- 


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97 


Offiziere  zur  Ausbildung  an  das  Institut  zu  entsenden.  Dagegen 
ist  das  frühere  Verhältnis  mit  der  Unteroffizierschule  in  Wohlau 
stillschweigend  gelöst  worden. 

Für  die  Bereicherung,  welche  die  Sammlung  des  Instituts 
durch  Zuwendung  seltener  Präparate  von  verschiedener  Seite 
erfahren  hat,  spreche  ich  allen  gütigen  Gebern  an  dieser  Stelle 
den  besten  Dank  aus. 

Den  Betrieb  des  Instituts  anlangend  wurden  in  der  Poli- 
klinik für  Zahn-  und  Mundkrankheiten  im  Berichtsjahr  3611 
Patienten  behandelt  (1651  Männer,  2530  Frauen),  von  denen 
1149  wiederholt  zur  Sprechstunde  kamen. 

Zur  Beobachtung  kamen  an  diesen  Patienten  371  Ent- 
zündungen des  Zahnmarks,  523  Entzündungen  der  Wurzelhaut, 
85  Knochenentzündungen  mit  fistulösen  Durchbrüchen  durch 
die  äußere  Haut,  24  Kiefercysten  und  11  Empyeme  der  Kiefer- 
höhle. Es  wurden  extrahiert  3340  Zähne  mit  224  Narkosen 
und  410  mal  lokaler  Anästhesie. 

Daneben  wurden  zahlreiche  Spaltungen  von  Abscessen, 
Auslöffelungen,  Entfernung  abgestorbener  Knochenteile  und 
8  Wurzelspitzenresektionen  ausgeführt.  In  143  Fällen  lagen 
Störungen  der  Entwicklung  des  permanenten  Gebisses  vor. 

In  der  Abteilung  für  Zahnfüllung  wurden  an  1053  Patienten 
mit  3053  Besuchen  (753  Männer,  2090  Frauen  und  220  Kinder) 
2701  Füllungen  vorgenommen.  Außer  665  Goldfüllungen  wurden 
23  Zinngoldfüllungen,  1060  Amalgamfüllungen,  502  Zement- 
füllungen, 53  Porzellanfüllungen,  77  Überkappungen  und  907 
Wurzelfüllungen  ausgeführt. 

Auf  der  technischen  Abteilung  kamen  289  Patienten  zur 
Behandlung.  An  123  Ober-  und  43  Unterstücken  wurden 
1394  künstliche  Zähne  angebracht,  und  außerdem  21  Repara- 
turen, 20  Kronen,  1  Kieferprothese,  3  Obturatoren,  2  Richt- 
maschinen angefertigt. 

An  wissenschaftlichen  Arbeiten  gingen  außer  dem  Band 
„Arbeiten  aus  dem  zahnärztlichen  Institut41,  welcher  die  schon 
im  vorigen  Bericht  erwähnten  Arbeiten  zusammengefaßt  ent- 
hielt, hervor: 

7 


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98 


Partsch:  Abschnitt  der  Krankheiten  des  Mundes,  des  Gesichts, 
Kiefer  und  Zähne  in  Hildebrandts  Jahresbericht  über 
die  Fortschritte  der  Chirurgie. 

Derselbe:  Die  Kinnfistel.  Korrespondenzblatt  für  Zahnärzte. 
Bd.  34. 

Derselbe:  Die  Zähne  als  Eingangspforte  der  Tuberkulose. 
Deutsche  med.  Wochenschr.  1904. 

Derselbe:  Die  Cysten  des  Gesichtsskeletts.  Bericht  der  Natur- 
forscherversammlung  zu  Breslau. 

Derselbe:  Über  weiche  Odontonen.  öst.  Zeitschrift  für  Stoma- 
tologie. 1904. 

Derselbe:  Über  Kiefernekrosen.  Öst.  Zeitschrift  für  Stoma- 
tologie. 1904. 

Derselbe:  Über  den  Zerfall  des  Zahnmarks.  Deutsche  Monats- 
schrift  für  Zahnheilkunde.  1904. 

Derselbe:  Vorstellung  eines  Falles  von  osteoplastischer  Gaumen- 
resektion nach  Partsch.  Allgem.  med.  Zentralztg.  1904. 
No.  47. 

Dr.  Walter  Bruck: 

1.  Das  Aufbauen  von  Konturen  in  Porzellan.  Deutsche 
Monatsschrift  f.  Zahnheilkunde.    1904.   Heft  1. 

2.  Der  Wert  der  Porzellanfüllungen  für  die  konservierende 
Zahnheilkunde.   Öst.  Zeitschrift  für  Stomatologie.  1904. 

3.  Die  Behandlung   des   sensiblen  Dentins.     Öst. -Üng. 
Vierteljahrsschrift  f.  Zahnheilk.    1904.   Heft  IV. 

Prof.  Riegner:  Die  Physiologie  und  Pathologie  der  Kiefer- 
bewegungen. Archiv  für  Anatomie  und  Physiologie.  1904. 

Derselbe:  Schwerflüssige  Emaillen  und  ihre  Verwendung  bei 
Kronen-  und  Brückenarbeiten.  Vortrag  in  der  zahn- 
ärztlichen Sektion  der  Naturforscherversammlung  zu 
Breslau.    Öst.  Zeitschrift  für  Stomatologie. 

Zahnarzt  Luniatschek: 

I.  Adrenalin  in  der  Zahnheilkunde.    Deutsche  Monatsschr. 

für  Zahnheilkunde.    XXII.   (1904.)  Juliheft. 
II.  Einiges  über  Nebennierenextrakte   speziell   über  das 
Adrenalin.    Österr.  Zeitschr.  für  Stomatologie.  1904. 
Heft  VI.    Odontolog.  Blätter.    IX.  Jahrg.    No.  13—16. 
N.  A.  (Archiv  f.  Zahnheilk.  u.  Revue  Odontologique.) 


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99 


III.  Adrenalin  in  der  Zahnheilkunde.   (Fortsetzung.)  Österr. 
med.  Vierteljahrsschr.   XX.  Jahrg.   Heft  IV. 

IV.  Mundbehandlung  nach  Extraktionen.  Ebenda. 

V.  Über  das  Schicksal  eines  replantierten  Incisivus.  Öst. 
Zeitschr.  f.  Stomatologie.    1904.   Heft  12. 

VI.  Einiges  über  den  dolor  post  extractionem.  Deutsche 
Monatsschr.  f.  Zahnheilk.   XXII.  Jahrg.  Novemberheft. 

VII.  Inwiefern  leistet  Paraffin  als  Wurzelfüllmaterial  mehr 
als  die  bisherigen  Mittel.  Deutsche  Monatschr.  f.  Zahn- 
heilkunde.  Jahrg.  XXIII.   Januarheft.      C.  Parts ch. 

2.  Die  Professoren-Witwen- u.  Waisen-Versorgungs-Anstalt. 

Vermögensstand. 
Das  Vermögen  bestand  am  Ende  des  Etatsjahres  1904: 

in  Hypotheken   126  600,oo  M. 

in  Effekten   282  500,oo  * 

in  einem  Barbestande  von   2  987,60  « 

412  087,50  M. 

einschließlich  eingezahlter  Antritts-Kapitalien  von  900  Mark. 

Zahl  der  Mitglieder  und  Pensionsberechtigten. 
Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  am  Ende  des  Etatsjahres 
96.    Pensionsberechtigt  waren  in  derselben  Zeit  18  Witwen 


und  6  Halbwaisen. 

Einnahmen. 

Bestand  aus  dem  Vorjahre   3  524,4  o  M. 

Mitgliederbeiträge   144,0  o  = 

Aus  Staatsfonds   18  000,oo  * 

Zinsen  von  Kapitalien   14  550,oo 

Zurückgezahlte  Kapitalien  etc   18  500,oo  » 

Summa  der  Einnahmen  54  7 1 8,4  o  M. 
Ausgaben. 

Witwen-  und  Waisengelder   28  130,oo  M. 

Zinsen  von  einem  Stiftungs-Kapital   222,4  6  * 

Verwaltungskosten   7,ao  * 

Zur  Kapitalisierung  verwendet   23  370,65  « 

Überschuß  als  Betriebsfonds   2  876,96  * 

Restausgabe   110,5  6  * 

Summa  der  Ausgaben  54  718,40  M 

7* 


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100 


'  liiMfoli.pk 


In  dem  Etatsjahre  1904  wurde  eine  ordentliche  General- 
Versammlung  am  17.  Dezember  1904  abgehalten,  in  welcher 
auf  Grund  der  §§16  und  20  der  Statuten  vom  19.  September 
1889  zu  Vorstehern  der  Anstalt  Geheimer  Justizrat  Professor 
Dr.  Brie  und  Geheimer  Regierungsrat  Professor  Dr.  Sturm 
gewählt  wurden.  Kawerau,  Brie,  Sturm. 

3.  Die  Hilfskasse  der  Universität  zur  Unterstützung 
von  Hinterbliebenen  der  Dozenten  und  Beamten. 

Die  Generalversammlung  fand  am  16.  Juni  1904  statt.  Nach 
Erstattung  des  Berichts  wurde  ein  Antrag  auf  Zulassung  des 
zum  zweiten  Bureau -Assistenten  und  Kanzlisten  ernannten 
bisherigen  Bureau-Hilfsarbeiters  Kußmann  zur  Mitgliedschaft 
angenommen.  Hierauf  erfolgte  die  Vorstandswahl,  die  zum 
Ergebnis  hatte,  daß  die  bisherigen  Mitglieder  wiedergewählt 
wurden. 

Im  Laufe  des  Berichtsjahres  verlor  die  Kasse  1  Mitglied 
durch  den  Tod;  es  traten  dafür  7  Mitglieder  ein.  Die  Mitglieder- 
zahl beträgt  z.  Zt.  113. 

Die  Einnahmen  setzten  sich  zusammen  aus: 

1.  Laufenden  Beiträgen   1  503, oo  M. 

2.  Zinsen  von  Kapitalien   753, 5 o 

3.  Sonstigen  Zuwendungen   463, so 

4.  Dem  Bestände  des  Vorjahres   586,94  » 

Zusammen   3  306,74  M. 

An  Unterstützungen  wurden  bewilligt   —  M. 

Sachliche  Ausgaben   — 

Zur  Kapitalisierung   ■•    2  997,is 

2  997,16  M. 

Mithin  Bestand   309,59  < 

Das  Vermögen  der  Hilfskasse  bestand  am  Ende  des  Berichts- 
jahres in 

Effekten  nach  Nominalwert   24  050,oo  M. 

Bar   309,6  9  « 

Zusammen   24  359,69  M. 
gegen  im  Vorjahre   21  636,94  • 

Kawerau.   Hasse.    Brie.    Cornill.  Norden. 


"  ir.  (Jcr 

ri . .  . 

''AI'. 


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101 


4.  Honorar-  und  Stundungswesen. 


Eingegangen  sind 

Neu 

Fakultät 

Semester 

laufende 

|  gestundete 

gestundet 

Honorare 

sind 

M 

A 

M 

\A 

M 

|a  \j  «■»  r>  t  m     1  U  a/sI 

S.-S.  1904 
W.-S.  1904/05 

1  978 

2023 

■ 

1  oiu 

2  22  ^ 

— 

2  0i>4 

1  520 

zus. 

4200 

— 

4  047 

2830 

S.-S.  1904 
W.-S.  1904/05 

3  580 

— 

6  870 
8  573 

50 

13  140 

1 1  558 

_ 

zus. 

6  546 

15443 

50 

24  698 

S.-S.  1904 

36  902 

50 

2  123 

50 

4112 

50 

W.-S.  1904/05 

43  155 

2  478 

5  575 

zus. 

80057 

50 

4601 

50 

9  687 

50 

Vf  11  i  i  1  *W  1  niri«lk/i 

S.-S.  1904 

26  415 

50 

3  749 

5  959 

50 

W.-S.  1904/05 

23  528 

50 

4  100 

94 

4941 

zu«. 

49  944 

7  909 

94 

10  900 

50 

Philosophische  

S.-S.  1904 

49  827 

25 

9  033 

Ol 

19  746 

75 

W.-S.  1904/05 

60  050 

50 

11  100 

96 

19  29S 

zus. 

109  S77 

75 

20  133 

97 

39  044 

75 

Gesamts. 

259  625 

25 

52  135 

91 

87  160 

75 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studierende. 

a.  Studenten  -Unterstützungs- Fonds. 

Zu  demselben  flössen  im  Rechnungsjahre  1904  bei  einem 
Bestände  von    10  346,16  M. 

1.  der  jährliche  Staatszuschuß  mit   4  560,00  * 

2.  an  Kollektengeldern  für  Studierende  der 
evangelischen  Theologie   6  972,59  * 

3.  desgleichen  für Studierendeder katholischen 
Theologie   100,39  * 

Seitenbetrag    21  979,14  M. 


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102 


Übertrag  21  979,14  M. 

4.  das    für  Juristen,  Mediziner  und  Philo- 
sophen bewilligte  jährliche  Extraordina- 

rium  von   1  800,oo  * 

5.  Zuschuß  für  Studierende,  welche  Söhne 

von  Geistlichen  oder  Lehrern  sind   900,oo  » 

6.  an  Zinsen  von  Kapitalien   2  390,50  * 

7.  von  Immatrikulations-Gebühren   1  556,oo  * 

8.  von  Promotionen   90,oo  * 

Summa  der  Einnahmen  28  715.64  M. 

Hieraus  wurden  für  Studierende  gewährt: 

für  Freitische   12  174,40  M. 


und  zwar: 

für      247  Portionen  an   Studierende  der 

kath.-theol.  Fakultät, 
»     7  653        *      an  Studierende  der  ev.- 

theol.  Fakultät, 

•  1 395        ■       an    Studierende  der 

jurist.  Fakultät, 
569        *       an  Studierende  der  me- 
dizinischen Fakultät, 

*  7  528        *       an  Studierende  der  phi- 
 losophi sehen  Fakultät, 

zus.  für  17  392  Portionen, 
an  Unterstützungen  an  arme  Studierende  auf 


Anweisung  des  Universitäts-Kurators   6  375,oo  « 

an  Unterstützungen  aus  den  Immatrikulations- 
Gebühren  auf  Anweisung  des  Rektors  ...  1  588,oo  « 
an  Verwaltungskosten,  Remunerationen  etc. 

wurden  gezahlt   428,0  5  * 


Summa  der  Ausgaben    20  565,4  5  M. 
Mithin  Bestand     8150,19  M. 

b.  Stipendien -Fond 8. 

Von  den  auf  privaten  Stiftungen  beruhenden  Stipendien 
wurden  im  Rechnungsjahre  1904  gewährt: 
beim  Ab  egg  sehen  Fonds  ein  Stipendium  in   Höhe  von 
105,oo  M., 


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103 


beim  Berliner  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von  123,oo  M., 

beim  von  Bismarckschen  Fonds  ein  Stipendium  von 
141,oo  M., 

beimBrachvogelschen  Fonds  ein  Stipendium  von  149,66  M., 

beim  Breslauer  Jubel-Fonds  von  früheren  Kommilitonen  ein 

Stipendium  von  900,oo  M., 
beim  Breslauer  städtischen  Jubel-Fonds  ein  Stipendium  von 

211,50  M., 

beim  Causs eschen  Fonds  sechs  Stipendien  mit  zusammen 
653,oo  M.  und  drei  Familien -Stipendien  mit  zusammen 
1024,50  M., 

beim  von  Closterschen  Fonds  ein  Stipendium  von  135,50  M., 

beim  Czernikowschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je 
115,oo  M., 

beim  Darreschen  Fonds  ein  Stipendium  von  54,« 5  M., 
beim  Duflosschen  Fonds  ein  Stipendium  von  125,65  M., 
beim  Fonds  Ex  cassa  montis  pietatis  zwei  Prämien  von  je 
60,oo  M., 

beim  Feigeschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  46,50  M., 
beim  Fi ck ersehen  Fonds  ein  Stipendium  von  217,oo  M.  und 

eins  von  106,oo  M., 
beim  Gölickeschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  160,oo  M., 
beim  Göppertschen  Fonds  (für  Studierende  der  Natur- 
wissenschaft) ein  Stipendium  von  592,oo  M.  und  ein 
Stipendium  von  500,oo  M., 
beim  Göppertschen  Fonds  (für  Studierende  der  Pharmacie) 

ein  Stipendium  von  130,oo  M., 
beim  Grafen  hörst  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  179,oo  M., 
beim  Grötznerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  500,oo  M., 
vier  Stipendien  von  je  400,oo  M.  und  ein  Stipendium 
von  300,oo  M., 

beim  Grünebergschen  Fonds  ein  Stipendium  von  62,2  5  M., 
beim  Guhrauerschen  Fonds  ein  Stipendium  von  109,50  M., 
beim  Haaseschen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,75  M., 
beim  Heidenreichschen  Fonds   drei  Stipendien  von  je 
210,oo  M., 

beim  Hirt  sehen  Jubel -Fonds  ein  Stipendium  von  66,  so  M., 


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104 


beim  Jungniizschen  Fonds  (für  katholische  Theologen) 

zwei  Stipendien  von  je  109,50  M., 
beim  Jungnitzschen  Fonds  (für  Philologen)  ein  Stipendium 

von  106,7  5  M., 

beim  Kahle rt sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  461,2  5  M., 

der  Universitäts-Bibliothek  überwiesen  153,7  5  M., 
beim  Kottulaschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  81,76  M., 
beim  Korn  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  600,oo  M.t 
beim  Krainski  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  75,oo  M., 
beim  Kramerschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  400,oo  M. 

und  vier  Stipendien  von  je  354,3  8  M.  bezw.  354,37  M., 
beim  Lewald sehen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  60,oo  M., 
beim  Löwigschen  Fonds  (für  Pharmaceuten)  ein  Stipendium 
von  108,50  M., 

beim  Löwigschen  Fonds  (für  Studierende  der  Naturwissen- 
schaften) ein  Stipendium  von  105,oo  M., 
beim  Menschigschen  Fonds  ein  Stipendium  von  157,60  MM 
beim  Müllerschen  Fonds  zwei  Stipendien  von  je  150,oo  M., 
beim  Poleckschen  Fonds  (für  stud.   Pharmaceuten)  ein 

Stipendium  von  145,2  5  M., 
beim  Primk ersehen  Fonds  ein  Stipendium  von  213,oo  M., 
beim  Pro  11  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  120,oo  M., 
beim  P  ruckmannschen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  61,soM , 
beim  Rem  ersehen  Fonds  ein  Stipendium  von  109,60  M., 
beim  Rosenthal  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  108,oo  M., 
beim  Sachs  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  105,oo  M., 
beim    von  Schlegellschen  Fonds   ein   Stipendium  von 
141,75  M., 

beim  von  Schönaich-Amtitzschen  Fonds  vier  Stipendien 
von  je  180,oo  M.,  ein  Stipendium  mit  120,oo  M., 

beim  von  Schuckmannschen  Fonds  ein  Stipendium  von 
52,50  M., 

beim  Schulz  sehen  Fonds  ein  Stipendium  für  evangelische 
Theologen  von  161, oo  M.,  ein  Stipendium  für  Philologen 
von  gleicher  Höhe, 

beim  S eh wabe-Pri esemuthschen  Fonds  im  Soramer- 
semester  1904  vier  Stipendien  von  je  375,oo  M.  und 
siebzehn  Stipendien  von  je  120,oo  M.;  im  Wintersemester 


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1904/1905  drei  Stipendien  von  je  375,oo  M.,  sechzehn 
Stipendien  von  je  180,oo  M. 
beim  Stegmann  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  360,oo  M., 
beim  Stenz ler sehen  Fonds  der  Universitäts-Bibliothek  über- 
wiesen 46,50  M., 
beim  Stendal  sehen  Fonds  ein  Stipendium  von  112,50  M., 
beim  Strobl sehen  Fonds  drei  Stipendien  von  je  120,oo  M. 

und  eine  Unterstützung  von  53,2  5  M., 
beim  Werl ienus sehen  Fonds  ein  Stipendium  für  Theo- 
logen, zwei  Stipendien  für  Juristen,  ein  Stipendium  für 
Mediziner,  in  Höhe  von  je  118,96  M., 
beim  Wimpi nasschen  Fonds  ein  Stipendium  von  84,oo  M., 
beim  Stipendium  Wolfianum  philologicum  ein  Stipendium 

von  138,3  7  M.  und  ein  Stipendium  von  103,7  8  M., 
beim  Stipendium  Wolfianum  alterum  ein  Stipendium  von 
75,oo  M. 


6.   Kranken-  und  Begräbnis -Kasse  für  Studierende. 

a.   Die  Studenten -Kranken -Kasse. 

Eine  Änderung  der  Satzungen  und  der  Beiträge  ist  nicht 
erfolgt. 

Die  Einnahmen  haben  im  Jahre  1904  betragen  und 
zwar: 

a.  Beiträge  der  Studierenden   9  674,4 o  M. 

b.  Zinsen  etc.  von  Kapitalien   1  745,2  6  - 

c.  dem  Bestände  aus  dem  Jahre  1903    238,7  i  * 

d.  Valuta  für  gekündigte  Wertpapiere   1  500,oo  * 

e.  von  der  Freien  Studentenschaft,  Zuwen- 
dung aus  dem  Winterfest   40, oo 

Summa  der  Einnahmen    13  198,36  M. 
Die  Ausgaben  betrugen: 

1.  Remunerationen  an  Arzte  und  Beamte...     2  232,60  M. 

2.  Unterstützungen  an  Studierende  zu  Bade- 

und  Brunnenkuren   1  593  oo  » 

Seitenbetrag     3  825,6  0  M. 


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106 


s 


Übertrag    3  825,50  M. 

und  zwar  erhielten: 

1  Studierender    200,oo  M.  =  200,oo  M. 

1  *  165,oo  .  =  165,00 
4  Studierende  je  150,oo   *  =  600,oo 

2  «          *  120,00  *  =  240,oo 
2         *          *  100,oo  *  =  200,oo  » 
1  Studierender      80, oo  *  =   80, oo  » 
1          *              60,oo  .  ==  60,oo 
1          •              48,oo  *  =  48,oo 

13  Studierende  zusammen  ...  1  593,oo  M. 

3.  Für  Arzneien  und  ärztliche  Behandlung: 

a.  für    Medikamente,    Brillen,  Bruch- 
bänder etc   2  749,7  7  M. 

970  Studierenden  wurden 

in  1566  Fällen  ärztliche 
Medikamente  verordnet. 

b.  Für  Verpflegung  und  Be- 
handlung von  Studieren- 
den in  den  Universitäts- 
Kliniken  und  im  Garnison- 
Lazarett   4  214,6  6  * 

//     6  994,32  M. 

4.  Zur  Kapitalisierung   1  493,oo  * 

5.  Verwaltungskosten   97,6  5  * 

Summa  der  Ausgaben    12  410,47  M. 
Die  Einnahmen  betrugen   13  198,86  « 

Mithin  bleibt  Bestand       787,89  M. 

b.  Die  Studenten-Begrabnis-Kasse. 

Das  Vermögen  bestand  am  Ende  des  Etatsjahres  1904  in 

Effekten  nach  Nominalwert   7  500,oo  M. 

gegen  im  Vorjahre   6  700,oo  • 

A.  Die  Einnahmen  im  Jahre  1903  haben  betragen: 

1.  Bestand  aus  dem  Vorjahre   737,86  M. 

2.  Zinsen  von  Kapitalien   248,50 

Summa  der  Einnahmen   985,86  M* 


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Übertrag  985,8«  M. 

B.  Ausgaben: 

1.  Begräbniskosten  für  verstorbene  Studierende  — M. 

2.  Zur  Kapitalisierung   803,4  5  * 

Bleibt  Bestand    182,4 1  M. 

7.   Der  akademische  Turnspielplatz. 

Zum  ersten  Male  soll  in  der  Chronik  der  Universität  über 
diese  neue  Einrichtung  Bericht  erstattet  werden,  deren  sich  die 
Universität  Dank  der  Munifizenz  des  Herrn  Ministers  und  der 
wohlwollenden  Förderung  durch  das  hohe  Kuratorium  seit  dem 
Sommersemester  1902  zu  erfreuen  hat. 

Den  ersten  Anstoß  durch  Bereitstellung  eines  Spielplatzes 
die  Pflege  der  Leibesübungen  von  Seiten  der  Universität  auf- 
zunehmen gab  die  Anregung  des  Zentral-Ausschusses  für  Volks- 
und Jugendspiele  im  Jahre  1895  ebenso  wie  an  andern  Univer- 
sitäten so  auch  in  Breslau  Universitätsspielkurse  abzuhalten. 
Von  einem  solchen  Vorhaben  ließ  sich  nur  dann  nachhaltiger 
Gewinn  versprechen,  wenn  den  Studierenden  die  Möglichkeit 
geboten  wäre,  das  in  einem  kurzen  Kursus  Erlernte  fortdauernd 
zu  üben  und  dadurch  sich  für  immer  zu  eigen  zu  machen. 
Damals  wurde  auf  die  Notwendigkeit  eines  eigenen  den 
Studierenden  zur  Benützung  zu  gebenden  Spielplatzes  hinge- 
wiesen. Die  Not  Breslaus  an  größeren  Plätzen,  welche  zum 
Betriebe  größerer  Spiele  der  Erwachsenen  geeignet  sind,  drängte 
dazu  nach  einem  eignen  Platze  sich  umzutun.  Nachdem  die  Ver- 
handlungen mit  verschiedenen  Privaten,  größere  Wiesenflächen 
in  der  Nähe  der  Stadt  zum  Spielbetriebe  zu  pachten,  sich  wegen 
der  hohen  Pachtsummen  zerschlagen  hatten,  wurden  nach 
wiederholten  Vorstellungen  des  akademischen  Senats  im  April 
1901  vom  Herrn  Minister  der  geistl.  etc.  Angelegenheiten  die 
Mittel  angewiesen,  auf  dem  an  die  kgl.  Anatomie  und  die  kgl. 
Kinderklinik  anstoßenden  fiskalischen  Gelände  einen  Turnspiel- 
platz einzurichten.  Da  aber  inzwischen  eine  anderweitige  Ver- 
wendung dieses  Grundstücks  in  Frage  kam,  konnte  erst  1902 
mit  den  Arbeiten  begonnen  werden.  Das  freundliche  Entgegen- 
kommen der  städtischen  Behörden,  die  ein  zur  Abrundung  des 


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Platzes  sehr  notwendiges  Stück  Land  der  Universität  pacht- 
weise überließen,  und  die  tatkräftige  Hilfe  des  Universitätsbau- 
amts machten  es  möglich,  die  Planierungsarbeiten  und  die  Auf- 
richtung des  Unterkunfts-  und  Geräteraumes,  sowie  der  Sprung- 
anlagen so  rasch  zu  fördern,  daß  die  Übergabe  des  Platzes 
bereits  am  10.  Oktober  1902  erfolgen  konnte.  120  m  lang  und 
durchschnittlich  75—78  m  breit  zieht  sich  der  rautenförmige 
Platz  in  der  Richtung  von  Südwest  nach  Nordost  westlich  von 
der  Anatomie  hin,  nach  Süden  und  Westen  von  einem  Bestände 
alter  Bäume  freundlich  eingefriedet.  Sie  haben  sich  so  erhalten 
lassen,  daß  unter  ihrem  Schatten  ein  fast  20  m  breiter  Streifen 
dem  Spielfelde  parallel  gewonnen  wurde,  auf  welchem  die  An- 
laufbahnen für  Hoch-  und  Weitsprung,  sowie  die  Plätze  für  Ger- 
und Diskuswurf  angelegt  werden  konnten. 

Die  ganze  Einrichtung  des  Turnspielplatzes  wurde  nach  Fest- 
setzung einer  bestimmten  Spielordnung  einem  vom  Senat  ge- 
wählten Ausschuß  übergeben,  dem  außer  dem  jeweiligen  Rektor 
ursprünglich  die  Herren  Prof.  Schäfer,  Prof.  Wer  nicke, 
Prof.  Hoffmann  und  der  Berichterstatter  angehörten,  und  der 
zurzeit  von  den  Herren  Profif.  Beyerle,  Rohr,  Hoffmann 
und  dem  Unterzeichneten  gebildet  wird. 

In  einer  längeren  Ansprache  wurde  in  besonderer  Ver- 
sammlung den  Herren  Studierenden  die  Bedeutung  der  Ein- 
richtung auseinandergesetzt  und  zu  fleißiger  Benützung  aufge- 
fordert. 

Aus  den  sich  zum  Spiel  Meldenden  wurden  besondere 
Spielabteilungen  unter  Aufsicht  eigener  Spielleiter  gebildet  und 
diesen  nach  gemeinsamer  Verabredung  zu  bestimmten  Tagen 
und  Stunden  der  Platz  zur  Benützung  überwiesen.   So  wurden 

1903  7  Spielabteilungen  von  den  Mitgliedern  des  historischen 
Vereins,  des  Vereins  Unitas,  den  vereinigten  Burschenschaften, 
dem  philologischen  Verein  und  den  farbentragenden  und  nicht 
farbentragenden  akademischen  Turnvereinen  gebildet. 

Im  Sommer  1903  wurde  der  Platz  an  73  Spieltagen  von 
922  Spielern  benützt,  im  Sommer  1904  an  94  Spieltagen  von 
1304  Spielern.  Am  stärksten  nahm  den  Platz  der  akademische 
Turnverein  in  Anspruch;  er  spielte  1903  an  32  Spieltagen, 

1904  an  44  Tagen  mit  569  Mann.    1904  spielte  außerdem  der 


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i 


109 


historische  Verein  an  Ii  Tagen  mit  137,  der  philologische  Verein 
an  11  Tagen  mit  131,  der  Turnverein  Saxo-Silesia  9  mal  mit 
113  Mann,  die  farbentragenden  Turnvereine  7  mal  mit  125, 
die  Unitas  auch  7  mal  mit  39  Mann,  die  Vereinigten  Burschen- 
schaften 5  mal  mit  153  Mann.  Die  nicht  inkorporierten 
Studierenden,  die  sich  am  Spiel  beteiligen  wollten,  wurden  je 
nach  der  Zahl  der  Spieler  den  einzelnen  Abteilungen  zugewiesen. 

Tamborin-,  Faust-  und  Schleuderball  erfreuten  sich  des 
lebhaftesten  Zuspruchs.  Ger-  und  Diskuswurf  fanden  ebenfalls 
viel  Beifall;  nächstdem  die  verschiedenen  Sprungarten,  und 
andere  volkstümliche  Übungen. 

Für  das  Sommersemester  1905  ist  die  Abhaltung  eines 
Spielkursus  für  die  Spielleiter  durch  einen  Turnlehrer  in  Aus- 
sicht genommen,  um  die  Spielleiter  eingehender  mit  dem  Turn- 
Spielstoff  vertraut  zu  machen,  und  ihre  Spielfertigkeit  und  Spiel- 
lust zu  steigern. 

So  soll  der  Sinn  für  körperliche  Übung  immer  weiter  in 
die  Studentenschaft  getragen  werden,  damit  sie  immer  mehr 
erkenne  und  empfinde,  welch  köstliches  Mittel  zur  Stählung 
körperlicher  und  sittlicher  Kraft  ihr  in  dem  Turnspiel  geboten  ist. 
Pro  patria  est,  dum  ludere  videmur.  C.  Partsch. 


VI.  Akademische  Grundstücke  und  Kapitalien. 

I.  Grundstücke. 

Großes  Universitätsgebäude.  Die  Wiederherstellung 
des  Musiksaals  einschließlich  seiner  Vorräume  wurde  mit  der 
Instandsetzung  der  Vergoldungen,  Einbringung  der  neuen 
Fenster  der  südlichen  Wand,  Instandsetzung  der  Türen,  Her- 
stellung des  neuen  Sängerpodiums  und  Fußbodens  und  Ein- 
führung elektrischer  Beleuchtung  im  Wesentlichen  abgeschlossen. 
Noch  gegen  Ende  des  Etatsjahres  erging  die  Ermächtigung  des 
Herrn  Ministers,  daß  nach  Maßgabe  der  vorgelegten  Entwürfe 
und  Vorschläge  die  neue  innere  Einrichtung  (Orgel,  Gestühl 
u.  s.  w.)  zur  Ausführung  gebracht  werden  darf. 

Die  Arbeitsräume  im  III.  Stockwerk  des  Mittelflügels  sowie 
der  im  Westflügel  über  der  Aula  gelegene  Museumssaal,  welche 


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nach  Übersiedelung  des  zoologischen  Instituts  in  den  Neubau 
an  der  Sternstraße  frei  geworden  waren,  wurden  zu  Seminaren 
bezw.  zu  2  größeren  Hörsälen  umgebaut.  Die  ersteren  konnten 
bereits  Anfang  Januar  in  Benutzung  genommen  werden;  die 
Fertigstellung  der  neuen  Hörsäle  ist  im  Juli  1905  zu  erwarten. 

Bibliothek.  Die  Räume  der  ehemaligen  Dienstwohnung 
des  Direktors  des  archäologischen  Museums  im  Erdgeschoß  des 
Ostflügels  wurden  zu  Zwecken  der  Bibliothek  hergerichtet. 

Sternwarte.  Die  Beobachtungshäuser  auf  der  Insel  an 
der  Börgerwerderschleuse  mußten  infolge  des  beginnenden 
Baues  der  neuen  Werderbrücke  weiter  ostwärts  verlegt  werden. 

Botanischer  Garten.  Die  Räume  des  Erdgeschosses 
des  Hauses  Göppertstraße  4  (ehemalige  Filiale  der  Elisabethine- 
rinnen)  wurden  dem  Garten  überwiesen  und  entsprechend 
eingerichtet. 

Pflanzenphysiologisches  Institut.  Die  Kellerräume 
und  das  I.  Stockwerk  des  Hauses  Göppertstraße  4  (ehemalige 
Elisabethinerinnen)  wurden  dem  Institut  überwiesen  und  ent- 
sprechend eingerichtet. 

Zoologisches  Institut  und  Museum.  Der  Neubau  an 
der  Sternstraße  wurde  am  29.  September  der  nutznießenden 
Behörde  übergeben. 

Agrikulturchemisches  und  bakteriologisches  In- 
stitut. In  Rosenthal  bei  Breslau  auf  dem  Gelände  des  land- 
wirtschaftlichen Versuchsfeldes  wurde  eine  Vegetationsanlage 
bestehend  aus  Arbeitshaus,  Glashaus,  Drahthaus,  Schuppen  und 
Brunnen  errichtet. 

Psychiatrische  und  Nervenklinik.  Die  Errichtung 
des  Neubaues  an  der  Auenstraße  wurde  im  Herbst  1904  mit 
der  Herstellung  der  Fundamente  für  das  Hauptgebäude  be- 
gonnen. 

2.  Kapitalien. 

Das  Vermögen  der  Universität  betrug  am  Schlüsse  des 

Etats-Jahres  1904    593  175,oo  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken   320  300,00  M., 

in  Wertpapieren   272  875,oo  * 

593  175,oo  M. 


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111 


Die  Stiftungs-  Fonds  der  Universität  weisen  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1904  ein  Vermögen  von   328  065,oo  M. 

nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken   227  340,00  M., 

in  Wertpapieren   100  725,oo  * 

Außerdem  besitzt  der  v.  Hackemann  sehe  Professoren- 
Witwen  -  Pensions  -  Fonds  an  Ländereien  36  ha  43  a  90  qm, 
welche  im  Etats-Jahre  1904  einen  Pachtzins  von  3057,2  6  Mark 
und  an  Jagdpachtgeldern  68,66  Mark  eingebracht  haben. 

Das  Vermögen  der  Stipendien -Fonds  betrug  am  Schlüsse 

des  Etats-Jahres  1904    850  321,65  M. 

und  ist  angelegt: 

in  Hypotheken  mit   348  650,oo  M., 

in  Wertpapieren  mit   500  500,oo  * 

in  Sparkassenbüchern  mit      1  171,56  » 

850  321,5  6  M. 

Der  Studenten  -  Unterstützungs  -  Fonds  weist  am  Schlüsse 
des  Etats-Jahres  1904  ein  Kapitalvermögen  von.    63  800,oo  M. 


nach. 

Dasselbe  besteht: 

in  Hypotheken  von   30  000  M., 

in  Effekten  von    33  800  * 


VII.  Wichtigere  Ministerial-Erlasse,  Kuratorial- 
schreiben  und  Senatsbeschlüsse. 

1.  Ftkr  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  und  Karatorialschreiben. 

Unter  dem  22.  März  1904  teilt  der  Herr  Minister  mit,  daß, 
da  der  §  21  der  Prüfungsordnung  für  Ärzte  vom  28.  Mai  1901 
für  die  ärztliche  Prüfung  zwei  Prüfungstermine  festsetzt,  welche 
Mitte  Oktober  und  Mitte  März  beginnen,  die  Zulassung  zur 
Sommerprüfung  nicht  mehr  die  Ausnahme  bildet,  weshalb  auch 
die  Meldungen  zu  dieser  unmittelbar  an  den  Herrn  Minister 
einzureichen  sind. 


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Durch  die  Erlasse  vom  7.  und  19.  September  und  vom 
3.  November  1904  hat  der  Herr  Minister  eine  andere  Gruppierung 
der  Studienfächer  der  philosophischen  Fakultät  in  der 
statistischen  Übersicht  der  Studierenden  des  Personalverzeich- 
nisses, sowie  bei  der  Ausfüllung  der  Zählkarten  angeordnet. 
Es  handelt  sich  besonders  darum,  ersichtlich  zu  machen,  wie 
viele  Studierende  des  humanistischen  und  mathematisch- 
naturwissenschaftlichen  Lehrfaches  vorhanden  sind,  weshalb 
die  Zahl  der  Studierenden  der  alten  und  neuen  Philologie, 
sowie  der  Geschichte  einerseits  und  der  Mathematik  und  Natur- 
wissenschaft andererseits  in  je  einer  Rubrik  anzugeben  ist. 

Bei  Übersendung  der  mit  dem  1  Oktober  1904  in  Kraft 
getretenen  Prüfungsordnung  für  Apotheker  hat  der  Herr 
Minister  zu  §  17  derselben  bemerkt,  daß  die  Anträge  auf  Zu- 
lassung zur  Prüfung  wie  bisher  an  das  Universitäts-Kuratorium 
zu  richten  sind,  dem  auch  die  Entscheidung  über  die  aus- 
nahmsweise Berücksichtigung  verspäteter  Anträge  zusteht. 

Durch  Erlaß  vom  5.  Oktober  1904  hat  der  Herr  Minister 
eine  neue  Ordnung  für  die  Bibliotheks-Kommission  der  Universität 
genehmigt.  Dieselbe  ist  allen  Dozenten  mit  dem  Ersuchen 
mitgeteilt  worden,  ihre  auf  Neuanschaffung  von  Büchern  ge- 
richteten Wünsche,  sofern  hierdurch  der  Etat  der  Bibliothek 
stark  oder  dauernd  belastet  werden  würde,  zunächst  der 
Kommission  anzumelden  und  zwar  durch  Vermittelung  des  der- 
selben angehörenden  Fakultätsmitgliedes.  (Siehe  oben  S.  11  f.) 

Durch  Schreiben  vom  6.  Oktober  1904  hat  der  Herr 
Universitäts-Kurator  eine  Bekanntmachung  der  Geschäftsstelle 
des  Gesamtkataloges  für  die  Königliche  Bibliothek  in  Berlin 
und  die  zehn  preußischen  Universitäten  zur  Kenntnisnahme 
mitgeteilt,  nach  der  diese  bereit  ist,  auf  frankierte  Anfragen 
darüber  Auskunft  zu  erteilen,  ob  ein  gesuchtes  Buch  in  einer 
der  genannten  Bibliotheken  sich  befindet.  Als  Gebühr  sind 
für  jedes  Buch  10  Pfg.  in  Briefmarken  beizufügen. 

Unterm  14.  Dezember  1904  teilt  der  Herr  Minister  mit,  daß 
sich  das  Kollegiatstift  zu  Zeitz  bereit  erklärt  hat,  in  allen 
Fällen,  in  denen  staatliche  Bibliotheken  unter  Übernahme  der 
Verantwortung  um  leihweise  Überlassung  von  Archivalien  aus 


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der  Domherrn-Bibliothek  bitten,  den  Anträgen  ohne  weiteres 
stattzugeben. 

Durch  Schreiben  vom  15.  Dezember  1904  gibt  der  Herr 
Universitäts- Kurator  Kenntnis  von  der  Einrichtung  einer 
akademischen  Auskunftsstelle  an  der  Berliner  Universität,  die 
den  Zweck  verfolgt,  eine  Zentrale  für  alle  Auskünfte  zu  bilden, 
die  geeignet  erscheinen,  den  Studierenden  für  ihre  Studien- 
zwecke förderlich  zu  sein  und  auch  den  zahlreichen  Studieren- 
den,  welche  andere  Universitäten  zu  beziehen  wünschen,  und 
den  Gelehrten,  welche  Studienreisen  machen,  sachgemäße  Aus- 
künfte zu  erteilen.  Zur  Ausstattung  dieses  Instituts  sind  dem- 
selben sämtliche  auf  die  Einrichtung  der  hiesigen  Universität 
sich  beziehenden  Reglements  übermittelt  worden,  auch  werden 
ihm  künftig  alle  periodischen  Druckschriften  zugesandt  werden. 
Die  Universitäts-Institute  sind  ersucht  worden,  auch  ihre  Sonder- 
vorschriften dahin  zu  überweisen. 

Durch  Erlaß  des  Herrn  Ministers  vom  6.  Januar  1905  sind 

die  §§  2  bis  4  der  Vorschriften  für  die  Studierenden  der 

r  i*i  1-  Oktober  1879      ,  ,     ,.  _ 

Landesuniversitäten  vom  =-- r^-r  rsTTT*  welche  die  Bestim- 

7.  h  ebruar  1894 

mungen  über  die  wissenschaftliche  Vorbildung  für  die  Zu- 
lassung zur  Immatrikulation  enthalten,  abgeändert  worden. 
Diese  Abänderungen  beziehen  sich  hauptsächlich  darauf,  daß  nun- 
mehr in  Fällen,  in  denen  nach  den  bestehenden  Bestimmungen 
für  ein  Berufsstudium  der  Nachweis  der  Reife  für  die  Prima  einer 
neunstufigen  höheren  Lehranstalt  genügt  (Pharmazeuten  und 
Zahnärzte),  dies  auch  für  die  Immatrikulation  ausreicht  und 
daß  zur  Verlängerung  eines  Studiums  extra  ordinem  über  die 
Dauer  von  6  Semestern  hinaus  die  Genehmigung  des  Herrn 
Ministers  erforderlich  ist. 

b.  Senatsbeschlflsse. 

Am  7.  Mai  1904  erklärte  sich  der  Senat  mit  der  Bekannt- 
machung des  Erscheinens  des  Vorlesungs-Verzeichnisses  in 
politischen  Zeitungen,  deren  Auswahl  dem  Rektor  überlassen 
wurde,  einverstanden. 

Auf  eine  bezügliche  Anfrage  der  Universitätskasse  ent- 
schied der  Senat  am  23.  Juli  1904,  daß  die  einem  Studierenden 

8 


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114 


gewährte  Stundung  der  Vorlesungshonorare  mit  dem  Wechsel 
der  Fakultät  erlischt. 

In  der  Sitzung  vom  12.  Dezember  1904  beschloß  der 
Senat: 

1.  den  Termin  zur  Verteilung  der  Hörsäle  gegen  den 
Schluß  des  Semesters  und  zwar  alsbald  nach  dem 
Erscheinen  des  Vorlesungsverzeichnisses  zu  verlegen, 

2.  das  den  Dozenten  der  Mathematik  bereits  früher  ein- 
geräumte Vorrecht  auf  die  Benutzung  des  Hörsaals  XI 
auch  auf  den  gleichfalls  mit  einer  großen  Wand- 
tafel ausgestatteten  Hörsaal  X  ausdehnen  und 

3.  eine  andere  Numerierung  der  Hörsäle  vornehmen  zu 
lassen. 

Diese  ist  in  der  Weise  erfolgt,  daß  die  Nummerfolge  im 
Westflügel  des  Erdgeschosses  beginnt  und  sich  von  Westen 
nach  Osten  durch  alle  Stockwerke  fortsetzt. 

In  der  Sitzung  vom  14.  Januar  1905  wurde  der  Begriff 
„der  betreffenden  Fakultät"  im  3.  Absatz  des  §  15  der  allge- 
meinen Studentenvorschriften  vom  1.  Oktober  1879  dahin 
interpretiert,  daß  hierunter  diejenige  Fakultät  zu  verstehen  sei, 
welcher  der  Dozent  angehört. 

Am  18.  Februar  1905  erklärte  sich  der  Senat  auf  Vor- 
schlag der  Seminardirektoren  damit  einverstanden,  daß  im 
Sommer-Semester  1905  die  Seminare  versuchsweise  von  8 — 1 
und  3 — 7  Uhr  geöffnet  werden.  Diejenigen  Seminardirektoren, 
die  Uber  diese  Zeit  hinaus  Seminarübungen  abhalten,  haben 
die  Verantwortung  für  das  Auslöschen  der  Gasflammen  und 
das  Schließen  des  Seminarraumes  selbst  zu  übernehmen. 


VIII.  Universitäts-Ereignisse,  Feierlichkeiten, 
Programme,  Adressen  etc. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse. 

Am  15.  Oktober  1904  fand  in  herkömmlicher  Weise  die 
Übergabe  des  Rektorats  von  Seiten  des  bisherigen  Rektors, 
Geh.  Regierungs-Rats  Professor  Dr.  Rosanes  an  den  neu- 
gewählten Rektor,  Konsistorialrat   Professor   Dr.  Kawerau 


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115 


statt  Nach  Ableistung  des  vorgeschriebenen  Eides  hielt 
dieser  seine  Antrittsrede:  „Der  Ursprung  des  Weihnachtsfestes." 

Bei  der  akademischen  Feier  des  Geburtstages  Sr.  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1905  hielt  der  Professor 
der  Eloquenz,  Geh.  Regierungs-Rat  Professor  Dr.  Fo erster 
die  Festrede  über  das  Thema:  „Psyche". 

Den  Schluß  der  Feier  bildete  die  alljährlich  stattfindende 
Preisverteilung,  über  die  der  im  Druck  erschienene  Bericht 
das  Nähere  besagt.  (Siehe  auch  VIII,  3).  Am  Nachmittag  fand 
wiederum  ein  Festmahl  der  Dozenten  und  Beamten  statt,  bei 
dem  der  Rektor  das  Kaiserhoch  ausbrachte. 

Durch  Ministerialerlaß  vom  24.  Mai  1904  ist  bei  dem  Land- 
wirtschaftlichen Institute  eine  neue  Abteilung  unter  der  Be- 
zeichnung „Institut  für  Wirtschaftslehre  des  Landbauesu  ein- 
gerichtet und  im  Personal-Verzeichnis  bei  den  Naturwissen- 
schaftlichen und  Medizinischen  Instituten  unter  V.  10a  auf- 
geführt worden.  Zum  Direktor  desselben  wurde  der  außer- 
ordentliche Professor  Dr.  Aereboe  ernannt. 

Am  1.  August  1904  hat  das  Zoologische  Institut  und 
Museum  die  seit  seiner  Begründung  innegehabten  Räume  des 
großen  Universitätsgebäudes  verlassen  und  den  Neubau  in  der 
Sternstraße  bezogen.  Von  den  alten  Räumen  sind  die  im 
III.  Stockwerk  nach  erfolgtem  Umbau  zur  besseren  Unter- 
bringung des  evangelisch-theologischen  und  des  romanischen 
Seminars,  sowie  als  Dienstwohnung  für  den  II.  Pedell  und 
Karzeraufseher  und  als  Karzerraum  verwendet  worden.  Aus 
dem  großen  Sammlungssaal  wurden  zwei  Hörsäle  zu  400  bezw. 
80  Plätzen  hergerichtet,  die  aber  am  Schlüsse  des  Berichts- 
jahres noch  nicht  fertiggestellt  waren. 

Die  im  westlichsten  Teile  des  Universitätsgebäudes  befind- 
liche bisherige  Dienstwohnung  des  II.  Pedellen  und  Karzer- 
aufsehers, sowie  der  Universitätskarzer  werden  kassiert  und 
dafür  ein  steinerner  Treppenaufgang  nach  der  Aula  und  dem 
darüber  liegenden  Hörsaale  von  400  Plätzen  geschaffen. 

Der  Herr  Minister  hat  genehmigt,  daß  vom  1.  Oktober  1905 
ab  die  erforderlichen  Räume  für  die  auf  Anregung  der  Uni- 
versität zu  errichtende  mensa  academica  gemietet  werden. 

8* 


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Bei  der  feierlichen  Eröffnung  der  neuen  technischen  Hoch- 
schule in  Danzig  war  unsere  Universität  durch  den  Rektor  und 
den  Dekan  der  philosophischen  Fakultät  vertreten.  Die 
Studentenschaft  entsandte  drei  Vertreter. 

Am  10.  Dezember  1904  feierte  der  ordentliche  Professor 
in  der  katholisch-theologischen  Fakultät  Geh.  Regierungs-Rat, 
Prälat  Dr.  Laemmer  und 

am  6.  März  1905  der  ordentliche  Professor  in  der  medi- 
zinischen Fakultät  Geh.  Medizinal-Rat  Dr.  Fischer,  wohnhaft 
in  Berlin,  das  50jährige  Doktorjubiläuni,  wobei  denselben  hohe 
Ordensauszeichnungen  zu  teil  wurden. 

Die  von  dem  Herrn  Minister  der  Universität  zum  Geschenk 
gemachte  Marmorbüste  des  vorigen  Herrn  Universitätskurators, 
Sr.  Durchlaucht  des  Fürsten  von  Hatzfeldt,  Herzogs  zu  Trachen- 
berg  ist,  nachdem  sie  provisorisch  vor  dem  Eingange  zur  Aula 
Leopoldina  Aufstellung  gefunden  hatte,  nunmehr  in  der  Aula 
selbst  aufgestellt  worden. 

Zur  Beleuchtung  des  Aulachores  sind  Spiritusglühlicht- 
lampen angebracht  worden. 

Nach  wiederholten  Anträgen  der  Universität  ist  nunmehr 
mit  Ermächtigung  des  Herrn  Ministers  durch  einen  mit  der 
Frankfurter  Transport-,  Unfall-  und  Glasversicherungs-Aktien- 

26 

Gesellschaft  in  Frankfurt  a.  M.  unterm— T'  Oktober  1904  ab- 

Ol. 

geschlossenen  Vertrag  die  Versicherung  der  Studierenden  der 
Naturwissenschaften  (einschl.  Mathematik),  der  Landwirtschaft 
und  der  Medizin  (einschl.  der  Zahnheilkunde),  sowie  der 
Assistenten  und  Institutsdiener  etc.  gegen  Unfälle  ins  Leben 
getreten.  Für  die  Vorbezeichneten  ist  die  Versicherung  obli- 
gatorisch; jeder  andere  Student,  sowie  die  Dozenten  und  die 
akademischen  Lehrer  haben  das  Recht,  derselben  freiwillig 
beizutreten.  Die  Prämie  beträgt  1,50  Mk.  für  das  Semester; 
gewährt  werden: 

3000  Mk.  für  den  Todesfall, 

15000  Mk.  für  den  Invaliditätsfall,  zahlbar  in  Gestalt 
einer  Rente, 

3  Mk.  täglich  Kurkosten  vom  Tage  der  ärztlichen 
Behandlung  ab. 


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117 

2.  Programme 

und 

3.  Adressen 

sind  nicht  erschienen. 


IX.  Studierende, 

1.  Hörerzahl. 

Sommer-Semester  1904: 
a.    immatrikulierte  Studierende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1262 

Neu  hinzugekommen  . . . .  518 

zusammen  1780 

Davon  zählte: 

die  evangelisch  -  theologische  J  Deutsche   74 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  75 

die   katholisch  -  theologische  i  Deutsche   292 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  1_  293 

.    ...    ,    „  ,  /  Deutsche   499 

die  juristische  Fakultät  { 

l  Nichtdeutsche      —  499 

,.        ..  .  .    ,     _  .  ....      /Deutsche   193 

die  medizinische  Fakultät  . .  {  mT. 

v  Nu 


o 

O.  3 


fichtdeutsche  10_  203 

a.  Deutsche  m.  d.  Zeugnis  der  Reife  496 

b.  Deutsche  ohne  Zeugnis  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  Oktober  1879   184 

Deutsche   680 

c.  Nichtdeutsche   30  710 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schließlich 70  Hörerinnen)   145 

Die  Gesamtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   1925 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatrikulierten  Studierenden   1768 

von  den  Hospitanten   140 

zusammen  1908 


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118 


Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensiert: 

in  der  katholisch  -  theologischen  Fakultät  2,  in  der 
juristischen  Fakultät  4,  in  der  medizinischen  Fa- 
kultät 1  und  in  der  philosophischen  Fakultät  5, 
zusammen   12 

Von  den  Hospitantenscheinen  haben  5  Hörer  keinen  Ge- 
brauch gemacht. 

Winter-Semester  1904/05: 
a.    Immatrikulierte  Studierende: 

Aus  dem  vorigen  Semester  waren  geblieben   1330 

Neu  hinzugekommen    515 

zusammen  1845 

Davon  zählte: 

die   katholisch  -  theologische  I  Deutsche   234 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  —  234 

die  evangelisch  -  theologische  i  Deutsche   64 

Fakultät  l  Nichtdeutsche  64 

.    ...    ,    „  .  |  Deutsche   568 

die  juristische  Fakultät.  . . .  <%T .  ,  , ,    ,  , 

l  Nichtdeutsche  2 


570 


die  medizinische  Fakultät ...  I  Deutsche 

l  Nichtdeutsche      13  195 


o 

2  £ 


a.  Deutsche  m.  d.  Zeugnis  der  Reife  530 

b.  Deutsche  ohne  Zeugnis  der  Reife 
nach  §  3  der  Vorschriften  vom 

1.  Oktober  1879   210 

Deutsche   740 

l  c.  Nichtdeutsche   42  782 


b.  Hospitanten,  Deutsche  und  Nichtdeutsche  (ein- 
schließlich 122  Hörerinnen)    253 

Die  Gesamtzahl  der  zum  Hören  von  Vorlesungen  Be- 
rechtigten war  also   2098 

Es  hörten  Vorlesungen: 

von  den  immatrikulierten  Studierenden   1825 

von  den  Hospitanten   243 

zusammen  2068 


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119 


Vom  Hören  der  Vorlesungen  waren  dispensiert: 
in  der  katholisch  -  theologischen  Fakultät  4,  in  der 
evangelisch  -  theologischen  Fakultät  2,  in  der 
juristischen  Fakultät  2,  in  der  medizinischen 
Fakultät  1  und  in  der  philosophischen  Fakultät  11, 
zusammen   20 

Von  den  Hospitantenscheinen  haben  10  Hörer  keinen  Ge- 
brauch gemacht. 

2.    Beteiligung  an  den  Vorlesungen. 

a.   Es  haben  Inskriptionen  stattgefunden: 

1.  bei  der  evangelisch-theologischen  Fakultät 


im  Sommersemester  1904: 

zu  16  theol.  Privatvorlesungen   232 

«    4     «     öffentlichen  Vorlesungen   108 

*  9     -     seminaristischen  Übungen   110 

im  Wintersemester  1904/05: 

zu  18  theol.  Privatvorlesungen   240 

*  5     *     öffentlichen  Vorlesungen   129 

»    8     *     seminaristischen  Übungen   98 

2.  bei  der  katholisch-theologischen  Fakultät 

im  Sommersemester  1904: 

zu  14  theol.  Privatvorlesungen   1181 

«11     *     öffentlichen  Vorlesungen   1053 

*  6     •     seminaristischen  Übungen   170 

im  Wintersemester  1904/05: 

zu  12  theol.  Privatvorlesungen   936 

«    8     »     öffentlichen  Vorlesungen   769 

*  6     *     seminaristischen  Übungen   144 


3.  bei  der  juristischen  Fakultät 
unter  Einschluß  der  staatswissenschaftlichen  Disziplinen 
im  Sommersemester  1904: 
zu  37  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   2451 

•  3   »  *       öffentlichen  Vorlesungen   281 

•  7    *       •         *       seminaristischen  Übungen   298 


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120 


im  Wintersemester  1904/05: 

zu  39  jur.  bezw.  staatsw.  Privatvorlesungen   3023 

*  5   *                *       öffentlichen  Vorlesungen   488 

7  »       *         »       seminaristischen  Übungen   353 

4.  bei  der  medizinischen  Fakultät 
im  Sommersemester  1904: 

zu  61  medizinischen  Privatvorlesungen   1505 

*  30  *  öffentlichen  Vorlesungen  . .  633 

im  Wintersemester  1904/05: 
zu  55  medizinischen  Privatvorlesungen   1144 

*  36  *  öffentlichen  Vorlesungen  . .  527 

5.  bei  der  philosophischen  Fakultät 
im  Sommersemester  1904: 

zu  118  Privatvorlesungen   4047 

*  47  öffentlichen  Vorlesungen  . . .  1840 

*  39  Seminarien   676 

im  Wintersemester  1904/05: 

*  123  Privatvorlesungen   4246 

47  öffentlichen  Vorlesungen...  1682 
-     18  Seminarien   637 

1.  Von  Seiten  der  Studierenden  der  evangelisch-theolo- 
gischen Fakultät  haben  stattgefunden: 

im  Sommersemester  1904  bei  einer  Anzahl  von  75  Hörern 

zu  16  theol.  Privatvorlesungen   232  Inskriptionen, 

*  4    »      öffentlichen  Vorlesungen   108  » 

*  9     »      seminaristischen  Übungen  ...  110  * 
«  außerfachlichen    (philos.,  historischen, 

literar.,  philologischen)  Vorlesungen  59  * 
(35  private,  24  öffentliche); 

im  Wintersemester  1904/05  bei  einer  Anzahl  von  64  Hörern 

zu  18  theologischen  Privatvorlesungen   240  Inskriptionen, 

5     *     öffentlichen  Vorlesungen   129  * 

8  *     seminaristischen  Übungen   98 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   72 

(26  private,  46  öffentliche). 


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121 


Mithin  entfallen  auf  jeden  der  Hörenden: 

im  Sommerseinester  1904  (Zahl  75): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,2 o  Inskriptionen, 

«    *       *     öffentlichen  Vorlesungen . . .  1,44  * 

>    •       ■     seminaristischen  Übungen . .  1,4  6  « 

«     *   anßerfachlichen  Vorlesungen   0,7  9 

im  Wintersemester  1904/05  (Zahl  64): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen   3,7  5  Inskriptionen, 

*    *       *     öffentlichen  Vorlesungen ...    2, 02 
*       *     seminaristischen  Übungen . .  1,63 
außerfachlichen  Vorlesungen   l,is 

2.  Von  seiten  der  Studierenden  der  katholischen  Theologie 
haben  stattgefunden: 

im  Sommersemester  1904  bei  einer  Anzahl  von  293  Hörern 


zu  14  theol.  Privatvorlesungen   1181  Inskriptionen, 

»II     «     öffentlichen  Vorlesungen   1053 

'    6     <     seminaristischen  Übungen ...  170  * 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   180  » 

(112  private,  68  öffentliche); 

im  Wintersemester  1904/05  bei  einer  Anzahl  von  234  Hörern 

zu  12  theol.  Privatvorlesungen   936  Inskriptionen, 

*  8     *     öffentlichen  Vorlesungen   769 

6     -     seminaristischen  Übungen   144 

*  außer  fachlichen  Vorlesungen   220 

(113  private,  107  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommersemester  1904  (Zahl  293): 

zu  den  theol.  Privat  Vorlesungen   4,0  3  Inskriptionen, 

öffentlichen  Vorlesungen  ...  3,59  * 

*      seminaristischen  Übungen..  0,55 

*  außerfachlichen  Vorlesungen   0,6 1  * 

im  Wintersemester  1901/05  (Zahl  234): 

zu  den  theol.  Privatvorlesungen    4,oo  Inskriptionen, 

*  *       *     öffentlichen  Vorlesungen...  3,2  9 

*  ■       «      seminaristischen  Übungen. .  0,62 
*    außerfachlichen  Vorlesungen   0,94 


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122 


3.  Von  Seiten  der  Studierenden  der  juristischen  Fakultät 
haben  stattgefunden: 

im  Sommersemester  1904  bei  einer  Anzahl  von  499  Hörern 


zu  37  juristischen  Privat  Vorlesungen   2451  Inskriptionen, 

»    3  öffentlichen  Vorlesungen  281 

*  7        -         seminar.  Übungen   298 

«  außerfachlichen  Vorlesungen   394  * 

(72  private,  322  öffentliche); 

im  Wintersemester  1904/05  bei  einer  Anzahl  von  570  Hörern 

zu  39  juristischen  Privatvorlesungen   3023  Inskriptionen, 

*  5        *         öffentlichen  Vorlesungen  488 
7        *         seminar.  Übungen   353 

«  außerfachlichen  Vorlesungen   516  * 

(67  private,  439  öffentliche). 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 


im  Sommersemester  1904  (Zahl  499): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   4,9 1  Inskriptionen, 

*  •  *  öffentl.  Vorlesungen..  0,66  * 
'    *          *          seminar.  Übungen....  0,60  * 

*  *   außerfachlichen  Vorlesungen   0,79  * 

im  Wintersemester  1904/05  (Zahl  570): 

zu  den  juristischen  Privatvorlesungen   5,46  Inskriptionen, 

*  *  *  öffentl.  Vorlesungen  . .  0,86  • 

*  *  *  seminar.  Übungen   0,62  * 

*  «   außerfachlichen  Vorlesungen   0,9  i  * 

4.  Von  Studierenden  der  medizinischen  Fakultät  haben, 
wenn  die  von  ihnen  gehörten  obligatorischen  naturwissen- 
schaftlichen Vorlesungen  zu  den  medizinischen  gezählt  werden, 
stattgefunden: 

im  Sommersemester  1904  bei  einer  Anzahl  von  203  Hörern 
zu  61  Privatvorlesungen   1505  Inskriptionen, 

*  30  öffentlichen  Vorlesungen   633 

im  Wintersemester  1904/05  bei  einer  Anzahl  von  195  Hörern 

zu  55  Privatvorlesungen   1 144  Inskriptionen, 

«  36  öffentlichen  Vorlesungen   527 


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123 


Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden : 

im  Sommersemester  1904  (Zahl  203): 
zu  den  Privatvorlesungen    7,4  i  Inskriptionen, 

•  *    öffentlichen  Vorlesungen   3,ii 

im  Wintersemester  1904/05  (Zahl  195): 

zu  den  Privatvorlesungen   5,86  Inskriptionen, 

-    -    Öffentlichen  Vorlesungen   2,7  o 

5.  Von  Seiten  der  Studierenden  der  philosophischen  Fa- 
kultät haben  stattgefunden: 

im  Sommersemester  1904  bei  einer  Anzahl  von  710  Hörern 

zu  118  Privatvorlesungen   4047  Inskriptionen, 

47  öffentlichen  Vorlesungen   1840  * 

39  Seminarien  :   676 

Außerfachliche  Vorlesungen  sind  in  der  philosophischen 
Fakultät  in  der  Regel  solche,  die  einem  vom  Spezialfache  ver- 
schiedenen Fache  dieser  Fakultät  selbst  angehören: 

im  Wintersemester  1904/05  bei  einer  Anzahl  von  782  Hörern 

zu  123  Privatvorlesungen   4246  Inskriptionen, 

47  öffentlichen  Vorlesungen   1682 

*  18  Seminarien   637  » 

Mithin  entfallen  auf  jeden  Hörenden: 

im  Sommersemester  1904  (Zahl  710): 
zu  den  Privatvorlesungen   5,68  Inskriptionen, 

*  •    öffentlichen  Vorlesungen   2,5  9 

#  *    Seminarien   0,9  5 

im  Wintersemester  1904/05  (Zahl  782): 
zu  den  Privatvorlesungen   5,42  Inskriptionen, 

*  »    öffentlichen  Vorlesungen   2,15 

•  -    Seminarien   .  .  0,80 

3.   Lösungen  von  Preisaufgaben. 

Bei  der  Preisverteilung  am  Geburtstage  Seiner  Majestät 
des  Kaisers  und  Königs  am  27.  Januar  1905  haben  folgende 
Studierende  nach  dem  hierüber  besonders  erschienenen  ge- 
druckten Berichte  der  Fakultäten  Preise  und  Anerkennungen 
erhalten: 


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von  der  katholisch-theologischen  Fakultät: 

der  Stud.  theol.  cath.  Conrad  Metzger  %  des  Preises  und 
der  Stud.  theol.  cath.  Viktor  Otremba  V»  des  Preises; 

von  der  juristischen  Fakultät: 

der  Stud.  jur.  Godehard  Ebers, 
der  Stud.  jur.  Ernst  Lutterloh  und 
der  Stud.  jur.  Georg  Neuwiem  je  den  vollen  Preis; 
der  Stud.  jur.  Paul  Thierae  eine  ehrenvolle  öffentliche  Er- 
wähnung; 

von  der  medizinischen  Fakultät: 
der  Stud.  med.  Curt  Cohen  den  vollen  Preis; 

von  der  philosophischen  Fakultät: 

der  Cand.  phil.  Max  Schwochow, 

der  Stud.  phil.  Hermann  Franke  und 

der  Stud.  phil.  Max  Laugwitz  je  einen  halben  Preis. 

4.   Vereine  und  Verbindungen. 

Für  das  Berichtsjahr  sind  folgende  Veränderungen  zu  ver- 
zeichnen: 

Am  11.  Juni  1904  hat  sich  die  freie  Studenten-Verbindung 
Saxonia  neugebildet. 

Der  Verband  wissenschaftlicher  Vereine  ist  zu  Beginn  des 
Wintersemesters  1904/05  aus  der  Vereinigung  akademischer 
Korporationen  ausgetreten. 

Die  Vertretung  der  nicht  inkorporierten  Studentenschaft 
hat  im  großen  Universitätsgebäude  eine  Geschäftsstelle  einge- 
richtet, für  die  ihr  ein  freier  Hörsaal  zur  Benutzung  überlassen 
worden  ist. 

Die  Aufsicht  und  Kontrolle  über  den  staatlich  subventio- 
nierten Akademischen  Turnverein  ist  vom  1.  April  1905  ab  an 
Stelle  des  nach  Leipzig  berufenen  ordentlichen  Professors  Geh. 
Reg.-Rat  Dr.  Joseph  Partsch  dem  außerordentlichen  Professor 
Dr.  Carl  Partsch  übertragen  worden.  Die  gleiche  Kontrolle 
führt  dieser  von  da  ab  auch  über  den  akademischen  Turn- 
verein Saxo-Silesia. 


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125 


5.   Akademische  Disziplin. 

Von  der  akademischen  Disziplinarbehörde  bezw.  von  dem 
Rektor  allein  wurden  wegen  Verletzung  der  Sitte  und  Ordnung 
des  akademischen  Lebens  bestraft: 

a.  Im  Sommersemester  1904: 
1  Studierender  mit  5  Tagen  Karzer. 

b.  Im  Wintersemester  1904/05: 
3  Studierende  mit  je  3  Tagen  Karzer  und 
3  Studierende  mit  je  1  Tage  Karzer. 


X.  Promotionen. 

1.   Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen. 

Von  der  katholisch-theologischen  Fakultät  wurde  der  Weih- 
bischof von  Breslau  Heinrich  Marx  und  der  Erzpriester  und 
Pfarrer  von  St.  Matthias  zu  Breslau  Aloys  Schade  zum 
Dr.  theol.  hon.  causa  und  von  der  evangelisch-theologischen 
Fakultät  der  Lehrer  am  theologischen  Seminar  der  Brüder- 
gemeinde zu  Gnadenfeld  Heinrich  Roy  zum  Lic.  theol.  hon. 
causa  promoviert. 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  und  Prüfungen. 

I.    Von  der  katholisch-theologischen  Fakultät 

wurden  promoviert: 

1.  Karl  Lux,  aus  Breslau,  1.  August  1904:  „Constitutionum 
Apostolicarum  de  generali  beneficiorum  reservatione  ab  a. 
1265  usque  ad  a.  1378  emissarum,  tarn  intra  quam  extra 
corpus  iuris  exstantium,  collectio  et  interpretatio." 

2.  Joseph  Heidemann,  aus  Potsdam,  4.  August  1904:  „Die 
englische  Legation  des  Kardinals  Guido  Fulcodi,  des 
späteren  Papstes  Clemens  IV. u 

3.  Paul  Rentschka,  aus  Bautzen,  Königreich  Sachsen, 
8.  August  1904:  „Die  Dekalogkatechese  des  heiligen 
Augustinus." 

4.  Ernst  Timpe,  aus  Osnabrück,  29.  November  1904:  „Die 
kirchenpolitischen  Ansichten  und  Bestrebungen  des  Kar- 
dinals Bellarmin." 


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II.   Von  der  juristischen  Fakultät  wurden 

promoviert: 

1.  Hermann  Arnold,  aus  Breslau,  16.  April  1904:  „Das 
eheliche  Güterrecht  der  Stadt  Straßburg  i.  Eis.  bis  zur 
Einführung  des  code  civil.41 

2.  Karl  Kroll,  aus  Breslau,  19.  April  1904:  „Die  Bedeutung 
des  Befehls  nach  Militärstrafrecht.'4 

3.  Martin  Schlesinger,  aus  Breslau,  19.  April  1904:  „Der 
Aufruhr  (§  115  Reichsstrafgesetzbuchs).44 

4.  Paul  Fiebach,  aus  Breslau,  30.  April  1904:  „Das  gesetz- 
liche Rücktrittsrecht  nach  dem  B.  G.  B.44 

5.  Arthur  Fink,  aus  Bromberg,  9.  Mai  1904:  „Die  recht- 
liche Natur  der  Aufgabe  des  Eigentums  nach  heutigem 
bürgerlichem  Recht.*4 

6.  Theodor  Christiani,  aus  Cöln-Ehrenfeld,  20.  Mai  1904: 
„Die  Treuhand  der  fränkischen  Zeit.44 

7.  Paul  Herzberg,  aus  Nicolai,  20.  Mai  1904:  „Ermäch- 
tigungsdelikte.44 

8.  Hans  Albert  Lohmeyer,  aus  Thorn,  4.  Juni  1904:  „Das 
Wesen  der  Begünstigung.44 

9.  Emil  Ludwig,  aus  Breslau,  4.  Juni  1904:  „Die  Verletzung 
des  Berufsgeheimnisses  (§  300  R.  St.  G.  B.).44 

10.  Alfred  Kaestner,  aus  Liegnitz,  18.  Juni  1904:  „Die  stille 
Gesellschaft  und  die  Gesellschaft  des  bürgerlichen  Rechts. 
Ein  Vergleich.44 

11.  Arthur  Loewy,  aus  Liegnitz,  18.  Juni  1904:  „Die  Form 
der  Erbschaftsannahme  nach  heutigem  bürgerlichen  Recht'4 

12.  Otto  Fischer,  aus  Breslau,  21.  Juni  1904:  „Zur  Ge- 
schichte der  deliktischen  Haftung  für  Vertragsverletzungen.44 

13.  Franz  Bauer,  aus  Brieg,  2.  Juli  1904:  „Die  Reallast  und 
die  Rentenschuld.44 

14.  Georg  Buch,  aus  Upalten  i.  Ostpr.,  ±  Juli  1904:  „Die 
Haftung  des  Erbschaftsbesitzers.44 

15.  Erwin  Froehlich,  aus  Kl.-Zabrze  O/S.,  4.  Juli  190*: 
„Der  Gegenstand  des  Kaufes  und  der  Schenkung.44 

16.  Carl  Schmidt,  aus  Breslau,  4.  Juli  1904:  „Über  gesetz- 
liche und  richterliche  Veräußerungs verböte  nach  früherem 
und  heutigem  Recht.44 


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17.  Alfons  Bandmann,  aus  Glatz,  16.  Juli  1904:  „Das  ge- 
meinsame Indigenat  und  sein  Verhältnis  zur  Reichs-  und 
Staatsangehörigkeit/4 

18.  Hans  Heinrich  Lammers,  aus  Breslau,  18.  Juli  1904: 
„Die  Rentenschuld  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches." 

19.  Felix  Mendelssohn,  aus  Breslau,  29.  Juli  1904:  „Die  actio 
de  in  rem  verso  utilis  im  römischen  Rechte.44 

20.  Friedrich  Alfred  Heimann,  aus  Königszelt,  30.  Juli 
1904:  „Die  formellen  Erfordernisse  der  Eheschließung." 

21.  Wilhelm  Sprinz,  aus  Inowrazlaw,  3.  August  1904:  „Die 
Gegenansprüche  des  Finders." 

22.  Eberhard  Neugebauer,  aus  Breslau,  4.  November  1904: 
„Die  Auflage  bei  Schenkungen  und  letztwilligen  Verfügungen 
nach  dem  B.  G.  B." 

23.  Friedrich  Schenk,  aus  Jauer,  18.  November  1904:  „Der 
Besitz  des  Gerichtsvollziehers  an  den  gepfändeten  Sachen 
vor  und  nach  dem  1.  Januar  1900." 

24.  Robert  Rathmann,  aus  Dittersbach,  1.  Dezember  1904: 
„Die  Haftung  des  Staates  und  der  Grundbuchbeamten  für 
Verletzungen  der  Amtspflicht  der  letzteren." 

25.  Curt  Riess,  aus  Breslau,  5.  Dezember  1904:  „Inwieweit 
sind  den  deutschen  Einzelstaaten  auswärtige  Hoheitsrechte 
verblieben  ?" 

26.  Georg  Geisler,  aus  Gleiwitz,  23.  Dezember  1904:  „Das 
Gewohnheitsrecht  als  Quelle  des  geltenden  Handelsrechts." 

27.  Fritz  Schulz,  aus  Breslau,  15.  Februar  1905:  „Die 
actiones  in  id  quod  pervenit  und  in  quantum  locupletior 
factus  est.  Studie  zur  Entwickelung  des  Bereicherungs- 
begriffes." 

28.  Waldemar  Gollenberg,  aus  Warmbrunn,  22.  Februar 
1905:  „Das  Güterrechtsregister.4* 

29.  Alfred  Thal,  aus  Breslau,  25.  Februar  1905:  „Der 
Rechtsbegriff  des  Pfandrechts  an  Forderungen  nach 
römischem,  gemeinem  und  deutschem  bürgerlichen  Recht.44 

30.  Kurt  Blasse,  aus  Breslau,  28.  Februar  1905:  „Die 
Pflichten  des  Verkäufers  einer  Erbschaft  nach  bürger- 
lichem Rechte.44 


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128 


31.  Alfred  Dziekan,  aus  Breslau,  15.  März  1905:  „Eheauf- 
lösung und  Wiederverheiratung  im  Falle  der  Todes- 
erklärung.14 

III.    Von  der  medizinischen  Fakultät  wurden 


1.  Kurt  Berliner,  aus  Breslau,  28.  April  1904:  „Beiträge 
zur  Histologie  und  Entwicklungsgeschichte  des  Kleinhirns.41 

2.  Carl  Boehm,  aus  Neisse,  13.  Mai  1904:  „Über  traumatische 
Herzfehler." 

3.  Abraham  Aronoff,  aus  Nowo-Wasiljewka  i.  Rußland: 
30.  Mai  1904:  „Bericht  über  1000  Kataraktextraktionen, 
zusammengestellt  nach  153  Fällen  aus  der  Marburger  und 
847  aus  der  Breslauer  Augenklinik.44 

4.  Kurt  Strassmann,  aus  Breslau,  11.  Juni  1904:  „Weitere 
Beiträge  zur  Verwendung  des  Radiumbromids  in  der 
Therapie  der  Hautkrankheiten.44 

5.  Lazarus  Jutkowski,  aus  Militsch,  19.  Juli  1904:  „Über 
plastische  Operationen  am  Penis  und  Skrotum  im  An- 
schluß an  einen  Fall  von  Schindung  der  männlichen 
Genitalien.44 

6.  Hermann  Winkler,  aus  Gr.-Oldern,  Kreis  Breslau. 
27.  Juli  1904:  „Über  präcipitierte  Geburten  und  ihre 
Folgen.44 

7.  Arnold  Fuchs,  aus  Schildberg,  29.  Juli  1904:  „Über 
carcinomatöse  Erkrankungen  der  Bauchspeicheldrüse.44 

8.  Paul  Becker,  aus  Breslau,  12.  August  1904:  „Ein  Bei- 
trag zur  operativen  Behandlung  entzündlicher  Adnex-Er- 
krankungen.44 

9.  Walter  0 ettinger,  aus  Breslau,  12.  August  1904:  „Bei- 
trag zur  Talma'schen  Operation.44 

10.  Albrecht  Speck,  aus  Breslau,  12.  August  1904:  „Die 
Beziehung  der  Säuglingseniährung  zur  Entstehung  der 
Lungentuberkulose.44 

11.  Hanns  Peisker,  aus  Pleß,  15.  September  1904:  „Ein 
Beitrag  zur  Differential-Diagnose  von  verheilten  Becken- 
frakturen und  coxa  vara.'4 


promoviert: 


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129 


12.  Ernst  Steinitz,  aus  Beuthen  O/S.,  18.  Okt.  1904:  „Über 
den  Einfluß  der  Elimination  der  embryonalen  Augenblasen 
auf  die  Entwicklung  des  gesamten  Organismus,  und  im 
besonderen  der  Kopfregion  und  des  Gehirns  bei  Rana  fusca." 

13.  Konrad  Tiegel,  aus  Wansen,  18.  Oktober  1904:  „Über 
das  Hämotom  der  Sehnervenscheiden  bei  Schädelver- 
letzungen.44 

14.  Jean  Alfred  Kart  scher,  aus  Frankfurt  a.  M.,  29.  Novem= 
ber  1904:  „Erfahrungen  über  desmoide  Geschwülste  der 
Bauchdecken  aus  den  Jahren  1880— 1903.44 

15.  Walther  Baumann,  aus  Breslau,  15.  Dezember  1904: 
„Beiträge  zur  Kasuistik  der  Poliomyelitis  anterior  acuta." 

16.  Walter  Krause,  aus  Breslau,  23.  Dezember  1904:  „Bei- 
träge zur  Kenntnis  der  Blasenmole  an  der  Hand  von  14 
an  der  Königlichen  Universitäts-Frauenklinik  zu  Breslau 
beobachteten  Fällen.4' 

17.  Georg  Hahn,  aus  Breslau,  21.  Januar  1905:  „Über  die 
bakterizide  Wirkung  des  menschlichen  Blutserums  gegen- 
über Typhusbazillen.  (Nachweis  des  Zwischenkörpers).44 

18.  Florus  Lichtenstein,  aus  Steinbach  bei  Penig,  6.  Febr. 
1905:  „Spätfolgen  des  Entbindungsverfahrens  nach  Bossi.44 

19.  Hugo  Schulz,  aus  Glogau,  11.  Februar  1905:  „Die  in 
der  geburtshilflichen  Poliklinik  der  Königl.  Universitäts- 
Frauenklinik  zu  Breslau  in  den  Jahren  1893 — 1904  zur 
Beobachtung  gekommenen  Ber  kenendlagen.44 

20.  Ernst  Laqueur,  aus  Obern igk,  Kreis  Trebnitz,  22.  Febr. 
1905:  „Über  das  Kasein  als  Säure  und  seine  Unterschiede 
gegen  das  durch  Lab  veränderte  (Parakaseln).  Theorie 
der  Labgerinnung. 

IV.    Von  der  philosophischen  Fakultät  wurden 

immatrikuliert: 

1.  Kurt  Burath,  aus  Breslau,  18.  April  1904:  „Erd- 
magnetische Untersuchungen  im  neuen  physikalischen 
Institut  der  Universität  zu  Breslau.44 

2.  Kurt  Opitz,  aus  Semmelwitz,  Kreis  Jauer,  18.  April  1904: 
„Untersuchungen  über  Bewurzelung  und  Bestückung  einiger 
Getreidesorten.44 

9 


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130 

3.  Erich  Waetzmann,  aus  Weißensee,  Kreis  Meseritz, 
18.  April  1904:  „Über  die  Intensitäts Verhältnisse  der 
Spektra  von  Gasgeinischen.*4 

4.  Reinhold  Kirchner,  aus  Erfurt,  23.  April  1904:  „Bei- 
träge zur  Kenntnis  der  Bruniaceen.44 

5.  Emil  Opitz,  aus  Brätz  i.  Pos.,  23.  April  1904:  „Die 
Arten  des  Rustikalbesitzes  und  die  Laudemien  und  Mark- 
groschen in  Schlesien." 

6.  Friedrich  Kipke,  aus  Breslau,  19.  Mai  1904:  „Über 
Kondensat  ionsprodukte  von  Piperonal  und  PiperonylacroleTn.44 

7.  Otto  Lipmann,  aus  Breslau,  19.  Mai  1904:  „Der  Einfluß 
der  einzelnen  Wiederholungen  auf  verschieden  starke  und 
verschieden  alte  Associationen.44 

8.  Richard  Franke,  aus  Breslau,  27.  Mai  1904:  „Über 
Kondensationen  einiger  Aldehyde  mit  2,5  Diinetbylpyrazin.4* 

9.  Alwin  Joseph  Cox,  aus  Lawrence  (Kansas  U.  S.  A.), 
7.  Juni  1904:  „Über  basische  Quecksilbersalze.41 

10.  Paul  Ho  ff  mann,  aus  Landeshut  i.  Schi.,  7.  Juni  1904: 
„Heinrich  I.  von  Würben,  Bischof  von  Breslau.44 

11.  Georg  Muhs,  aus  Breslau,  24.  Juni  1904:  „Über  das 
Massenwirkungsgesetz  bei  der  Auflösung  schwer  löslicher 
Verbindungen.44 

12.  Bruno  Haeuschkel,  aus  Gera  (Reuß  j.  L.),  5.  Juli  1904: 
„Die  Technik  der  Erzählung  im  Beowulfliede.44 

13.  Gyula  Prinz,  aus  Budapest,  9.  Juli  1904:  „Die  Faunader 
älteren  Jurabildungen  im  nordöstlichen  Bakony.44 

14.  Kurt  Taeger,  aus  Stettin,  9.  Juli  1904:  „Die  Einwirkung 
der  letzten  Wirtschaftskrisis  auf  die  industriellen  Aktien- 
gesellschaften in  Deutschland.44 

15.  Johann  Miecislaus  Szymariski,  aus  Schrimm,  22.  Juli 
1904:  „Hornschwämme  von  Aegina  und  Brioni  bei  Pola." 

16.  Apollinaris  Osowicki,  aus  Posen,  26.  Juli  1904:  „Das 
Huzulenpferd.44 

17.  August  Reite meier,  aus  Natzungen,  Kreis  Warburg, 
26.  Juli  1904:  „Geschichte  der  Züchtung  landwirtschaft- 
licher Kulturpflanzen. 4i 


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131 


18.  Gerhard  Langer,  aus  Ober-Peilau,  Kreis  Reichenbach, 
29.  Juli  1904:  „Über  Kondensationen  von  Aldehydcollidin 
und  a-y-Lutidin  mit  Aldehyden." 

19.  Erich  Przybyllok,  aus  Breslau,  29.  Juli  1904:  „Über  die 
Verwendbarkeit  photographischer  Mondatlanten  zu  Messungs- 
zwecken.44 

20.  Stanislaus  Janasz,  aus  Dankow  in  Rußland,  30.  Juli  1904: 
„Beschreibung  einiger  Zuckerrübenrassen.44 

21.  Axel  Schmidt,  aus  Lauenburg  i.  Pom.,  3.  August  1904: 

Obercarbon  und  Rotliegendes  im  Braunauer  Ländchen 
und  der  nördlichen  Grafschaft  Glatz." 

22.  Wilhelm  Fulda,  aus  Sangerhausen,  13.  August  1904: 
„Zur  Kenntnis  von  Merkurikomplexen,  die  verschiedene 
Anionen  besitzen.44 

23.  Rudolf  Tuckermann,  aus  Töppendorf,  Kreis  Glogau 
24.  September  1904:  „Beitrag  zur  Frage  des  Abbaues  der 
Kartoffeln.44 

24.  Heinrich  Mann,  aus  Stroppen,  30.  September  1904: 
„Das  Hochwasser  des  August  1813,  seine  Ursachen  und 
sein  Verlauf.44 

25.  Max  Rautenberg,  aus  Breslau,  30.  September  1904: 
„Über  Pseudolestodon  hexaspondylus.44 

26.  Adam  Babiaczyk,  aus  Samter,  14.  Oktober  1904:  „Lexikon 
zur  altpolnischen  Bibel  mit  Einleitung.44 

27.  Milorad  M.  Popowitsch,  aus  Schabatz  i.  Serbien, 
1.  November  1904:  „Experimentaluntersuchungen  zur 
Theorie  der  Superposition  kleiner  einfacher  Schwingungen.4* 

28.  Otto  Reche,  aus  Glatz,  15.  Dezember  1904:  „Über  Form 
und  Funktion  der  Halswirbelsäule  der  Wale.44 

29.  Ernst  Lewy,  aus  Breslau,  22.  Dezember  1904:  „Die  alt- 
preußischen Personennamen  I.44 

30.  Paul  Schwarz,  aus  Mährisch- Ostrau,  22.  Dezember  1904: 
„Beiträge  zur  Kenntnis  der  Aldehyd  ine  und  der  Azimide.44 

31.  Martin  Hoffmann,  aus  Myslowitz,  3.  Januar  1905: 
„Kondensationen  von  o  -  Methylchinaldin  mit  einigen 
Aldehyden.'4 

9» 


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132 


32.  Paul  Gärtchen,  aus  Herrnstadt,  Kreis  Guhrau,  30.  Januar 
1905:  „Die  primären  Präsentia  mit  o-Vokalismus  in  den 
indogermanischen  Sprachen/4 

33.  Albert  Schmidt,  aus  Haynau,  10.  Februar  1905:  „Über 
das  Verhalten  der  Nitrochinaldine  gegen  einige  Aldehyde. 
Über  das  Para-Methyl-Hydrobenzazoln.44 

34.  Walt  her  Becker,  aus  Posen,  16.  Februar  1905:  „Atom- 
gewichtsbestimmung des  Siliciums." 

35.  James  Frederick  Spencer,  aus  Liverpool,  IG.  Februar 
1905:  „Die  Beziehungen  zwischen  Thalli-  und  Thallover- 
bindungen." 

36.  Erich  Düring,  aus  Breslau,  6.  März  1905:  „Konden- 
sationen von  y-Picolin  mit  Säureanhydriden  und  Aldehyden." 

37.  Hermann  Matschke,  aus  Gnadenfeld,  Kreis  Cosel, 
G.  März  1905:  „Über  die  Einwirkung  einiger  Aldehyde  auf 
p-Methylchinaldin.u 

38.  Albert  Kr usch e,  aus  Gr.  Biadauschke,  Kreis  Trebnitz, 
9.  März  1905:  „Über  Kurven  und  Flächen,  welche  sich 
aus  gradlinigen  Flächen  2.  Grades  durch  gemeinsame  Lote 
zwischen  den  Erzeugenden  ableiten  lassen.44 

39.  Hans  Schäfer,  aus  Breslau,  9.  März  1905:  „Beiträge  zur 
Charakteristik  des  Oxalations.44 

40.  Gerhard  Müth,  aus  Löwenberg  i.  Schles.,  13.  März  1905: 
„Die  projektive  Erzeugung  der  Rotationsflächen  zweiten 
Grades.44 

41.  Paul  Westphal,  aus  Pelplin  i.  Westpr.,  13.  März  1905: 
„Die  Frühzeit  des  Klosterterritoriums  Pelplin.  (Kapitel 
1—9  der  Studie:  Ein  ehemaliges  Klosterterrilorium  in 
Pommerellen.)44 

42.  Max  Leopold,  aus  Danzig,  17.  März  1905:  „Die  Ent- 
wicklung des  Präfixes  ver-  im  Germanischen.44 

43.  Paul  Mueller,  aus  Breslau,  25.  März  1905:  „Borsäure, 
Wasser  und  Amylalkohol,  ein  Beitrag  zur  Molekulartheorie 
der  Lösungen.44 

44.  Fritz  Tauerke,  aus  Polsnitz,  Kr.  Waldenburg,  25.  März 
1905:  „Über  organische  Siliciumverbindungen." 


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XI.  Nekrologe. 


Jakob  Caro. 

Jakob  Caro  wurde  am  2.  Februar  1835 ')  zu  Gnesen  als 
Sohn  eines  judischen  Kaufmanns  geboren,  der  sich  aus 
Neigung  viel  mit  Theologie  beschäftigte  und  als  er  im  Geschäft 
Mißerfolg  hatte,  als  Rabbiner  ein  Unterkommen  suchte  und 
fand.  Caro  besuchte  die  Stadtschule  in  Pinne,  wo  der  Vater 
Rabbiner  war,  und  1849 — 1853  das  Friedrich  Wilhelms-Gymnasium 
zu  Posen  von  der  Quinta  bis  zur  Sekunda8).    Allem  Anschein 


i)  Nicht  1836,  wie  bisher  meist  geglaubt  wurde.  Nach  einer  Mitteilung, 
die  Professor  Räch  fahl  vom  Rabbinat  erhielt,  beruht  1836  auf  einer  falschen 
Umrechnung  der  ursprünglich  in  jüdischer  Rechnung  verzeichneten  Geburts- 
nachricht. Die  Leipziger  Promotionsakten  geben  übrigens  auch  richtig 
1835  an. 

*)  Vergl.  den  Nekrolog  Caros  von  Grünhagen  in  der  Zeitschrift  des 
Vereins  für  Geschichte  und  Altertum  Schlesiens  XXXIX,  314—20,  die  Rede, 
die  Professor  Joseph  Partsch  bei  der  Bestattungsfeier  gehalten.  Nord  und 
Süd,  im  Heft  335,  dem  auch  ein  gutes  Bild  Caros  beigegeben  ist,  und  den 
Nekrolog  von  Prof.  Räch  fahl  in  dem  Jahresbericht  der  Schles.  Gesellschaft 
für  Vaterländische  Kultur  190+  S.  11—14.  Außerdem  benutzte  ich  den  nicht 
gedruckten  und  durch  mündliche  Mitteilungen  des  Verfassers  ergänzten  Vor- 
trag, den  Dr.  Pribatsch  in  einem  Historischen  Verein  in  Breslau  zu  Caros 
Gedächtnis  gehalten  hat.  Auch  in  der  Schlesischcn  Schulzeitung,  Breslau 
1904  Nr.  52  S.  731  ist  ein  Nachruf  erschienen.  Außerdem  habe  ich  in  den 
Akten  der  Universitäten  Berlin,  Jena  und  Leipzig  Nachforschungen  anstellen 
lassen,  für  die  ich  den  Herren  Dietrich  Schaefer,  Cartellieri  und 
J.  Partsch  zu  Danke  verpflichtet  bin.  Den  Aufzeichnungen,  die  Caro  selbst 
im  Album  der  Breslauer  philosophischen  Fakultät  gegeben  hat,  ist  nichts 
Bestimmtes  zu  entnehmen.  Mehr  enthält  sein  Gesuch  an  die  Leipziger 
Fakultät  um  Verleihung  des  Doktorgrades.  Daraus  und  aus  den  Gutachten 
der  beiden  Referenten  über  die  behufs  der  Promotion  eingereichte  Arbeit 
„Ober  die  Wahl  König  Sigismunds  UI.  von  Polen",  die  dann  1861  erweitert 
unter  dem  Titel  „Das  Interregnum  Polens  im  Jahre  1587  und  die  Partei- 
kämpfe der  Zborowski  und  Zainojski"  bei  Friedrich  Andreas  Perthes  in 
Gotha  erschienen  ist,  ergibt  sich,  daß  Caro  kein  Abiturientenexamen 
gemacht  hat.  Er  war  in  Leipzig  und  Berlin  nicht  immatrikuliert,  hat  aber 
sicher  in  Leipzig  studiert  und  Wuttkes  Seminar  besucht.  Wuttke  sagt 
in  seinem  Gutachten  über  die  Arbeit,  daß  ihre  Anfänge  in  seinem  Seminar 
entstanden  seien.  Der  Korreferent  war  Wachsmut h,  der  über  die  Arbeit 
schrieb:  „Nach  dem,  was  der  Verf.  mir  unlängt  von  einer  Familien tradition 
in  Bezug  auf  polnische  Wirren  mitteilte,  bin  ich  auf  diese  und  auf  die,  wie 


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134 


nach  konnte  ihn  der  Vater  nicht  länger  dort  erhalten.  Über 
seine  fernere  Vorbildung  bis  zum  Universitatsstudium  wissen 
wir  nur,  daß  er  in  Berlin  und  Leipzig  studierte,  ohne  immatri- 
kuliert zu  sein,  auch  soll  er  die  zweite  Volksschullehrerprufung 
bestanden  haben. 

Da  Caro  die  Vorbereitung  für  die  Universität  unter  so 
schwierigen  Verhältnissen  gewinnen  mußte,  so  wird  man  desto 
mehr  bewundern,  daß  er  sich  die  reichen  Kenntnisse  und  das 
feine  Verständnis  gerade  auch  in  den  humanistischen  Fächern  er- 
werben konnte,  die  ihn  auszeichneten.  Er  studierte  in  Berlin 
und  Leipzig  1857 — 1860  Philosophie,  Geschichte  und  Philologie, 
ohne  immatrikuliert  zu  sein  und  promovierte  am  23.  Juni  1860 
in  Leipzig  auf  Grund  einer  Dissertation  über  die  „Wahl  König 
Sigismunds  III.  von  Polen41,  die  dann  erweitert  unter  dem 
Titel  „Das  Interregnum  Polens  im  Jahre  1587  und  die  Partei- 
kämpfe der  Häuser  Zborowski  und  Zamojski"  (Gotha, 
F.  A.  Perthes,  1861)  erschien.  Diese  Arbeit  gab  Anlaß,  daß 
der  Perthes'sche  Verlag  ihn  aufforderte,  die  Geschichte  Polens 
in  der  Heeren  -  Ukert'schen  Sammlung  fortzusetzen,  die 
Roepell  1840  begonnen,  aber  nach  Vollendung  des  1.  Teils, 
der  die  Zeit  bis  1300  behandelt,  liegen  gelassen  hatte.  Schon 
1863  lieferte  Caro  den  2.  Teil,  der  von  1300—1386  führt, 
186(J  den  3.  Teil  (1386—1430),  1875  den  4.  Teil  (1430—1455), 
1886  die  erste,  1888  die  zweite  Hälfte  des  5.  Teils,  der  mit 
1506  schließt.    In  der  Einleitung  des  zweiten  Bandes  verglich 


es  scheint,  dadurch  veranlage  Arbeit  neugierig  geworden,  es  freut  mich, 
dem  Urteile  Sr.  Spectabilitäl  (Wuttke  war  gerade  Dekan,  Prokanzler  Wilh. 
Roscher)  vollkommen  beistimmen  zu  können'*;  Wuttke  sagte  in  seinem  Urteil, 
daß  die  Arbeit  „in  vollem  Maße  den  Anforderungen  entspricht",  Caro  habe 
übrigens  auch  in  Berlin  studiert  und  Ranke  ein  Jahr  lang  gehört  Dann 
heißt  es:  „Das  jüdische  Seminar  in  Breslau  gleicht  beinahe  einer  Fakultät. 
Die  Stelle,  über  die  er  jetzt  verbandelt  (eine  jüdische  Schulstelle  in  München) 
ist  ein  Direktorat  mit  ca.  1000  fl.  GehalL"  Caro  war  übrigens  weder  Schüler 
noch  Lehrer  an  dem  jüdisch-theologischen  Seminar.  Da  Caro  auch  ein 
Zeugnis  des  Prof.  Schmidt  aufzählt  unter  den  Zeugnissen,  mit  denen  er  die 
Vorbildung  nachzuweisen  sucht,  so  könnte  man  vermuten,  daß  er  in  Jena 
studiert  habe.  Aber  davon  ist  in  den  Promotionsakten  nichts  erwähnt,  er 
muß  also  wohl  auf  andere  Weise  Beziehungen  zu  Adolph  Schmidt  gewonnen 
haben.  Schmidt  hat  dann  auch  1863  seine  Habilitation  in  Jena  besonders 
befürwortet  und  wohl  auch  vorzugsweise  durchgesetzt. 


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er  die  Aufgabe  des  Geschichtsschreibers  mit  jenem  Hellanodi- 
kes  der  olympischen  Spiele,  „der  mit  gespanntestem  Auge  und 
hingebender  Teilnahme  jede  Bewegung  der  Ringenden  ver- 
folgt, von  ihrer  tobenden  und  hochgestiegenen  Leidenschaft 
aber  frei  ist".  Die  Stelle  ist  bezeichnend  für  Caro,  er  will 
den  Ranke 'sehen  Grundsatz  wiederholen,  daß  der  Geschichts- 
schreiber nur  zu  zeigen  habe,  wie  es  eigentlich  gewesen  sei, 
aber  es  genügt  ihm  nicht,  den  Gedanken  auszusprechen,  er 
sucht  nach  einer  geistreichen  Wendung  ihn  einzukleiden.  So 
leitet  er  im  5.  Bande  S.  2  den  Zusammenbruch  des  preußischen 
Ordensstaates  nach  einigen  allgemeinen  Betrachtungen  mit 
den  Worten  ein:  „In  allen  früheren  Epochen  des  christlich- 
europäischen Kulturlebens  spülten  die  Wellenringe  angeregter 
Bewegung  erst  spät  und  langsam  über  die  Ostgebiete  hin,  nur 
beim  Zusammenbruch  des  Mittelalters  wurde  hier  schon  ein 
umfänglicheres  Opfer  gefordert,  während  im  Westen  noch  die 
alten  Gewalten  ein  scheinbares  Dasein  fristeten."  Aber  in  den 
folgenden  Sätzen  wird  dann  doch  wissenschaftlich  klar  aus- 
gesprochen, daß  der  Ordensstaat  zusammenbrach,  weil  die 
Gedanken  und  die  Verhältnisse  nicht  mehr  vorhanden  waren, 
durch  die  er  einst  ins  Leben  gerufen  und  zur  Blüte  gekommen 
war.  Und  so  ist  auch  im  ganzen  über  dies  Werk  zu  sagen, 
daß  der  Nachdruck  durchaus  auf  der  umfassenden  Forschung 
liegt,  die  Caro  mit  sicherer  Methode,  großem  Scharfsinn  und 
fruchtbarer  Kombination  zu  handhaben  verstand.  In  Beilagen 
oder  Analekten  fügte  er  auch  Einzeluntersuchungen  an  und  teilte 
neugefundenes  Material  mit.  Das  Werk  hat  keinen  größeren 
literarischen  Erfolg  gehabt  und  fordert  auch  trotz  der  Energie,  mit 
der  Caro  durch  die  von  ihm  wohl  zuerst  recht  erkannte  Be- 
deutung des  Gegensatzes  von  Litthauen  und  Polen  in  große  Ab- 
schnitte verwickelter  Stoffmassen  Ordnung  und  Licht  hineintrug, 
und  trotz  mancher  schönen  Charakteristiken  —  so  Witold  3, 
624  f.  —  und  glücklicher  Vergleiche  doch  nicht  eigentlich  zum 
Lesen  auf.  Der  Grund  liegt  wohl  in  der  übergroßen  Breite,  mit  der 
manche  untergeordnete  Dinge  behandelt  werden.  Diese  Breite 
hat  aber  vorzugsweise  in  dem  Überwuchern  der  Forscherarbeit 
und  der  Forschungsreste  ihren  Grund  und  in  dem  Mangel 
an  kräftiger  Zusammenfassung  der  Hauptpunkte.  Diese  5  Bände 


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waren  und  sind  trotzdem  noch  heute  die  maßgebende  Darstellung 
der  polnischen  Geschichte  im  späteren  Mittelalter  und  noch 
heute  die  Grundlage  der  weiteren  Forschung.  Das  ist  von  den 
deutschen  wie  von  den  polnischen  Forschern  anerkannt  und 
es  ist  auf  das  höchste  zu  bedauern,  daß  Caro  das  Werk  nicht 
durch  die  folgenden  Jahrhunderte  hindurch  geführt  hat,  zumal 
die  Periode  des  Humanismus  und  der  Reformationszeit  das 
bevorzugte  Gebiet  seiner  vielseitigen  Forschungen  bildeten. 

Caro  beschränkte  sich  übrigens  durchaus  nicht  auf  die 
polnischen  Dinge,  er  hatte  stets  universalhistorische  Interessen 
und  hat  auch  über  deutsche,  englische  und  andere  Probleme, 
namentlich  des  15. — 18.  Jahrhunderts,  Untersuchungen  an- 
gestellt. Noch  im  letzten  Lebensjahre  beschäftigten  ihn  Unter- 
suchungen über  Leonardo  da  Vinci,  die  nicht  vollendet  sind, 
die  aber  aufs  neue  Zeugnis  ablegten,  wie  stark  ihn  die 
Renaissance  und  besonders  das  Italien  der  Renaissance  er- 
griffen hatte.  Von  den  verschiedensten  Seiten  suchte  er  sich 
dieses  überreichen  Stoffes  zu  bemächtigen,  und  ähnlich  mühte 
er  sich  um  die  deutsche  Reformation  und  um  die  französische 
Revolution.  Seine  Verdienste  um  die  Forschung  auf  diesen 
Gebieten  sind  nicht  nur  nach  den  Abhandlungen  und  Kritiken 
zu  bemessen,  die  er  veröffentlicht  hat,  sondern  auch  der 
Arbeiten  ist  zu  gedenken,  die  auf  seine  Anregung  hin  und 
unter  seiner  Leitung  von  seinen  Schülern  veröffentlicht  worden 
sind,  unter  denen  sich  einige  sehr  tüchtige  Arbeiten  finden. 
Die  Vielseitigkeit  seiner  Kenntnisse  und  die  ungewöhnliche 
Gewandtheit  im  Aufspüren  von  Nachrichten,  Beziehungen  und 
sonstigen  Hilfsmitteln  offenbart  sich  selbst  in  den  kleinsten 
Studien,  so  in  der  nur  einige  Seiten  füllenden  Abhandlung 
„Anekdotisches  zu  Melanchthon"  (Theologische  Studien  und 
Kritiken  1897  S.  801—811),  wo  er  im  Anschluß  an  scheinbar 
gleichgültige  Notizen  einige  Verse  Melanchthons  erläutert  und 
uns  dabei  Gelegenheit  gibt,  intime  Regungen  des  Humanisten 
zu  beobachten  und  auch  auf  die  Entwickelung  der  Studien, 
zunächst  der  botanischen,  in  jener  Periode  des  Umschwungs 
der  Wissenschaften  einen  Blick  zu  werfen.  Dabei  machte  er 
auch  seine  ausgebreiteten  Kenntnisse  auf  dem  Gebiete  der 
Kunstgeschichte  der  Forschung  dienstbar  und  da  botanische 


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Fragen  hineinspielten,  so  rief  er  die  Gelehrsamkeit  unseres 
berühmten  und  allezeit  dienstbereiten  botanischen  Kollegen 
Ferdinand  Cohn  herbei.  So  bildet  die  kleine  Abhandlung 
zugleich  eine  Erinnerung  an  diesen  unter  uns  noch  unver- 
gessenen Kollegen  und  an  den  schönen  Geist  der  Kollegialität 
unserer  Breslauer  philosophischen  Fakultät,  der  sich  übrigens 
nicht  bloß  in  dergleichen  Hilfen  bewährt  hat,  sondern  auch  in 
der  Art,  wie  wir  einer  des  anderen  Schwächen  getragen  haben. 
Gerade  beim  Abschied  von  dem  langjährigen  Genossen  ziemt 
es  sich,  uns  daran  zu  erinnern,  denn  manche  Verhältnisse, 
besonders  die  immer  größere  Ausdehnung  der  Fakultät  und  die 
steigende  Verschiedenheit  der  in  ihr  zusammengefaßten 
Wissenszweige  drohen  die  Bewahrung  dieser  Tradition  zu 
gefährden. 

Ungemein  vielseitig,  fast  allzusehr,  erscheint  Caros 
Forschung  in  dem  Aufsatz  „Aus  den  Tagen  der  Königin 
Elisabeth  von  England  (John  Dee.  Albrecht  Laski.  Giordano 
Bruno.  Shakespeare).'*  Zs.  f.  Kulturgesch.  I,  353  f.  John  Dee  war 
nach  einer  tüchtigen  Gelehrtenlaufbahn  Schwindlern  zur  Beute 
gefallen,  die  Geister  zitieren  zu  können  vorgaben  und  den 
durch  seine  alchimistischen  Studien  und  Wünsche  erregten  und 
verwirrten  Geist  des  Gelehrten  in  Fesseln  hielten,  deren  stärkste 
Fäden  aus  den  Idealen  Dee's  selbst  gesponnen  waren.  Die 
Probleme,  die  Caro  bei  dieser  in  der  bescheidenen  Form  der 
Besprechung  eines  Buches  über  Dee  beginnenden  Untersuchung 
aufwirft,  waren  mit  den  Mitteln,  die  ihm  zu  Gebote  standen, 
guten  Teils  nicht  oder  nicht  vollständig  zu  lösen.  Er  weist 
S.  358  selbst  darauf  hin,  daß  das  nicht  geschehen  könne,  ehe 
nicht  jemand  „die  gesamten,  in  verschiedenen  Bibliotheken 
Englands  vorhandenen  oder  vorhanden  sein  sollenden  Schriften 
Dee's  mit  Verständnis  und  kritischem  Urteil'*  gelesen  habe, 
aber  niemand  wird  die  Schrift  aus  der  Hand  legen  ohne  die 
mannigfaltigste  Anregung  und  Belehrung  und  auch  nicht  ohne 
sich  über  die  Vielseitigkeit  der  Kenntnisse,  den  Scharfsinn  der 
Kombination  und  den  spielenden  Reichtum  des  Ausdrucks  zu 
erstaunen.  Freilich  werden  wir  dem  Verfasser  nicht  immer 
folgen  und  an  mancher  Stelle  den  einfach  sachlichen  Ausdruck 
statt  der  geistreichen  Wendung  wünschen.   Caro  hat  übrigens 


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i:i8 


hier  auch  selbst  die  Gefahr  solcher  Schreibweise  beleuchtet  in 
der  Kritik,  die  er  S.  379  an  Giordano  Bruno  übt,  den  er  im 
Verdacht  hat,  die  Rolle,  die  er  in  einer  Oxforder  Disputation 
gespielt  haben  will,  ungehörig  vergrößert  zu  haben.  „Überall 
wo  von  dem  Nolaner  gehandelt  wird,  hat  man  sich  durch  eine 
Menge  geblümter  Reden  und  getürmter  Worte  hindurch  zu 
arbeiten,  wozu  einerseits  die  nervöse  und  überspannt  geist- 
reiche Diktion  des  Philosophen  selbst,  andererseits  die 
calvinistische  Rhetorik  seines  ersten  Biograben,  des  Christian 
Bartholomeß,  die  alle  späteren  beeinflußte,  beigetragen  haben. 
Hinzukommt,  daß  gerade  das  „Aschermittwochs-Bankett",  nach 
der  eigenen  Kritik  Bruno's  eine  —  ich  bitte  hier  für  das  Fremdwort 
um  ganz  besondere  Nachsicht,  da  wir  wohl  kein  ganz  ent- 
sprechendes besitzen  —  causerie  darstellt,  zusammengesetzt 
aus  Dichtung  und  Wahrheit  und  dahinflutend  in  einem  Gemisch 
von  Beobachtungen,  Einfallen,  herausfordernden  Gedanken, 
trotzigen  Erwiderungen,  Neckereien,  üblen  Nachreden,  philo- 
sophischen Theorien  und  metaphysischen  Andeutungen.  Daß 
die  Wirklichkeit  und  Wahrheit  der  eingemischten  Tatsachen 
durch  den  Gesamtcharakter  des  Werkes  als  eines  kapriziösen 
Gedichtes  Einbuße  erleiden,  liegt  auf  der  Hand.  Übertreibung, 
Unterschlagung,  Unterlegung,  subjektive  Gestaltung  und  For- 
mung werden  hier,  wie  ja  last  überall  im  Leben  Bruno's,  als 
ein  natürliches  Recht  in  Anspruch  genommen.  Wer  wollte  so 
vermessen  sein,  aus  diesem  Spiel  mit  der  eigenen  Seele,  aus 
dieser  Atelan-Komödie,  in  welcher  der  Dichter  des  Scenariums 
zugleich  alle  Rollen  spielt,  wirkliche  beweisliche  Tatsachen 
entnehmen  und  auf  diese  Begründung  hin  anerkennen  wollen  V* 

Hier  scheint  der  Gegenstand  solche  Schreibweise  zu 
fordern  und  es  reizte  Caro  oftmals,  sich  in  seinen  Rezensionen 
der  Art  des  Gegenstandes  und  des  Verfassers  anzupassen. 
Er  hat  da  bisweilen  kleine  Kabinettstücke  geliefert,  aber  die 
Gefahr  ist  groß,  in  die  Fesseln  des  glänzenden  Wortes  und  des 
Wortspieles  zu  geraten. 

Unter  den  kleineren  Arbeiten  Caros,  die  übrigens  in  sehr 
verschiedenen  Zeitschriften  zerstreut  und  mir  keineswegs  alle 
zugänglich  sind,  möchte  ich  noch  auf  die  Untersuchung  „Über 
eine  Reforrnations-Schrift  des  15.  Jahrhunderls"  hinweisen,  die 


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in  der  Zeitschrift  des  Westpreußischen  Geschichtsvereins 
Heft  IX  und  als  Sonderabdruck  bei  Th.  Bertling  in  Danzig 
1882  erschienen  ist.  Sie  zeigt,  in  wie  umfassender  Weise 
Caro  die  Darstellung  der  polnischen  Geschichte  des  15.  Jahr- 
hunderts vorbereitete  und  wie  sorgfältig  er  den  Verbindungen 
zwischen  der  polnischen  Entwicklung  und  dem  Deutschen 
Reiche  nachging.  Es  gelingt  ihm  hier,  über  den  Verfasser  des 
sogenannten  Monumentum  des  Jan  Ostrorog  erwünschtes  Licht 
zu  verbreiten.  Er  nennt  das  Monumentum  „eine  Staatsschrift 
von  leidenschaftlicher  Sprache,  von  sachlicher  Klarheit,  von 
Schärfe  der  Distinktionen  und  von  dringendem  Ungestüm  der 
Forderungen.  Die  ganze  Literatur  der  Polen  hat  nichts  Ähn- 
liches aufzuweisen,  wie  diese  lateinisch  abgefasste  Memoire". 
Er  weist  dann  nach,  daß  Jan  Ostrorog  1453/54  in  Erfurt 
studierte,  wo  damals  die  auf  dem  Konzil  zu  Basel  siegreiche, 
dann  aber  unterdrückte  antiklerikale  Opposition  herrschte, 
und  die  Ansichten  über  die  Beschränkung  der  Privilegien  der 
Priester  verbreitet  waren,  die  Ostrorog  in  seiner  Schrift  vertritt. 
Er  begnügt  sich  aber  nicht  mit  diesen  allgemeinen  Beziehungen, 
sondern  dringt  gründlich  ein  in  den  Geist  der  Schrift  und 
vergleicht  ihre  wichtigeren  Sätze  mit  anderen  reformatorischen 
Äußerungen  der  Zeit,  besonders  mit  der  sogenannten  Refor- 
matio Sigismundi,  an  die  sich  Jan  Ostrorogs  Monumentum  in 
Form  und  Inhalt  anlehnt,  ohne  aber  die  radikalen  Maßregeln 
zu  empfehlen,  die  jene  Schrift  charakterisieren. 

Recht  erhebliche  Beiträge  hat  Caro  ferner  zur  Geschichte 
des  Konstanzer  Konzils  und  besonders  zur  Beurteilung  des 
Kaisers  Sigismund  geliefert  in  der  Abhandlung  „Aus  der 
Kanzlei  Kaiser  Sigismunds*4  (Archiv  für  österreichische  Ge- 
schichte Bd.  LIX)  und  in  der  auf  die  hier  veröffentlichten 
Urkunden  gegründeten  selbständigen  Schrift  „Das  Bündnis  von 
Canterbury.  Eine  Episode  aus  der  Geschichte  des  Konstanzer 
Konzils".  (Gotha,  Perthes  1880.)  Zur  Geschichte  des  16. 
Jahrhunderts  nenne  ich  noch  neben  der  stark  rhetorischen 
Dissertation  „Das  Interregnum  Polens  im  Jahre  1587  und  die 
Parteikämpfe  der  Häuser  Zborowski  und  Zamojski",  „Beata 
und  Halszka.  Eine  polnisch -russische  Geschichte  aus  dem 
16.  Jahrhundert"  (Breslau,  Trewendt  1883).    In  dem  Vorwort 


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gibt  Caro  die  Versicherung,  daß  sich  die  Erzählung  durchweg 
auf  Materialien  stütze,  „die  nach  allen  Grundsätzen  kritisch- 
methodischer Geschichtsschreibung  als  unanfechtbar  gelten/' 
„Hätte  ich  die  hier  folgende  Erzählung  ersonnen,  dann  würde 
ich  mir  den  Vorwurf  machen,  die  erste  Bedingung  aller  wahr- 
haften Kunst,  das  Maßhalten,  verfehlt  zu  haben.  Allein  sie 
zeigt  merkwürdig  einleuchtend,  daß  zuweilen  die  Fügungen  des 
Lebens  Exzentrizitäten  darbieten,  gegen  welche  wir  in  der 
Dichtung  unversöhnlich  wären."  Die  jammervollen  Schicksale 
einer  der  gefeiertsten  Frauen  der  polnischen  Aristokratie  des 
16.  Jahrhunderts  und  ihrer  Tochter,  die  hier  geschildert 
werden,  bilden  denn  auch  trotz  der  scheinbar  romanhaften 
Form  der  Veröffentlichung  einen  wertvollen  Beitrag  zur  Kennt- 
nis jener  verworrenen  Zustände  des  Polenreichs,  in  denen 
schon  damals  die  Keime  des  Untergangs  wucherten.  Und  als 
Beitrag  zur  Kulturgeschichte  oder  besser  zur  Geschichte  der 
Gesellschaft,  deren  politischen  Verfall  er  in  dem  5.  u.  6.  Bande 
der  Polnischen  Geschichte  zu  schildern  hatte,  wollte  Caro  auch 
jene  Erzählung  betrachtet  wissen,  wenn  auch  die  äußere  Form 
der  Ausgabe  durch  die  Hoffnung  veranlaßt  wurde,  ihr  bei  dem 
großen  Kreise  der  Liebhaber  und  Liebhaberinnen  historischer 
Romane  Verbreitung  zu  verschallen.  Eine  Hoffnung,  die  sich 
dann  freilich  nicht  erfüllte. 

Vielseitige  Studien  hat  Caro  weiter  dem  18.  Jahrhundert 
zugewendet,  einmal  in  seinen  immer  wiederholten  Vorlesungen 
über  Preußische  Geschichte  und  Verfassung,  wie  über  die 
französische  Revolution,  sodann  in  Aufsätzen  und  Vorträgen 
über  Katharina  II.,  über  das  Rokokko,  über  Swift  und  Lessing 
und  in  vielseitigen  Studien  über  Chesterfield,  Montesquieu, 
Voltaire  u.  a.,  die  nicht  zum  Abschluß  geführt  sind,  von  denen 
aber  seine  zahlreichen  Bücherbesprechungen  und  manche  An- 
deutungen und  geistreiche  Wendungen  seines  Gesprächs  Zeugnis 
gaben.  Der  Entwicklung  des  19.  Jahrhunderts  ist  er  in  der 
Beschäftigung  mit  Gentz,  Metternich,  Humboldt  und  ihren 
Kreisen  nachgegangen,  er  pflegte  namentlich  in  den  letzten 
Jahren  auch  Vorlesungen  aus  dieser  Periode  zu  halten  und  hat 
auch  einige  Artikel  der  Allgemeinen  Deutschen  Biographie 
über  Männer  des  19.  Jahrhunderts  bearbeitet. 


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Das  Hauptergebnis  seines  Nachdenkens  über  diese  ge- 
waltige Periode,  die  auch  sein  eigenes  Leben  umschloß,  glaubte 
er  wohl  in  dem  Satze  seiner  Festrede  bei   der  von  der 
Universität  veranstalteten  Feier   der    Jahrhundertwende  am 
14.  Januar  1900  (Breslau,  Schottländer  1900)  so  zusammen- 
fassen zu  dürfen:  „Mag  man  auch  immer  darauf  hinweisen, 
daß  die  erste  Hälfte  dieses  Jahrhunderts  bis  zur  Scheitelhöhe 
seiner  Dauer  von  einer  Kette  von  Revolutionen  erfüllt  gewesen, 
daß  die  Revolution  wie  ein  böser  Gast  von  einem  Staat  zum 
andern  zog,  mag  man  auch  daran  erinnern,  daß  große  Sekten, 
berauscht  durch  denaturirenden  Trank  aus  dem  Taumelkelche 
Ordnung  hassender  Romantik  die  Revolution  zu  einem  Prinzip 
des  gesellschaftlichen  Daseins  erhoben  haben,  mag  auch  in 
unserer  Zeit  kein  Wort  öfter  als  dieses  im  Munde  geführt  und 
wie  eine  drohende  Zuchtrute  über  den  Werkmeistern  unserer 
Arbeit  gehalten  werden  —  das  neunzehnte  Jahrhundert  war 
seinem  Sinne  nach  der  Revolution  abgeneigt.   In  allen  seinen 
von  enthusiastischer  Reklame  und  patriotischem  Trompeten- 
geschmetter umgebenen  Revolutionen  handelte  es  sich  —  ohne 
Mitbewerb  eines  neuen  menschheitlichen  Gedankens  —  ledig- 
lich um  die  Verfestigung,   Einführung,  Ausgestaltung,  Ver- 
bürgung, Klärung  des  Anteils  an  dem  überkommenen  Erbteil 
der  großen  Revolution  des  vorigen  Jahrhunderts  (d.  h.  des  18.). 
Die  Sorge   und  Arbeit   unseres  Jahrhunderts    war,  indem 
es  alles  noch  Lebenskräftige,    alles  noch  Saft  Enthaltende 
der  Vergangenheit   an  sich  zog,  erschloß  und  entwickelte, 
gegen  das  Recht  der  Revolution  gerichtet,  und  als  es  siegreich 
auf  seinem  Höhepunkte  stand  und  das  charakteristische  Merk- 
mal seiner  Methoden  auf  seine  Fahne  schrieb,  da  hat  die  Evo- 
lution die  Revolution  ad  absurdum  geführt.14  (S.  8.)  Hier  ist  ein 
meines  Erachtens  richtiger  Gedanke  durch  die  überladene  Form 
des  Ausdrucks  verdunkelt  und  in  gewisser  Beziehung  unrichtig 
geworden,  auch  zeigt  eine  andere  Stelle  (S.  24)  eine  starke 
Verkennung  der  tatsächlichen  Veränderungen,  welche  durch 
die  Bewegung  von  1848/49  in  den  deutschen  Staaten  herbei- 
geführt wurden  und  der  Kräfte,  die  sie  herbeiführten.  Trotz 
des  Reichtums  mannigfaltiger  Gedanken  in  dieser  Rede  und 
trotz  der  Schönheit  mancher  Stellen,  vor  allem  des  kraftvollen 


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142 


Schlußworts,  verrät  sich  doch  die  Gefahr  derartig  geistreicher 
Darstellungsweise  und  zugleich,  daß  Caro  zwar  auch  auf  dem 
Gebiete  des  19.  Jahrhunderts  erhebliche  Studien  gemacht  hatte, 
daß  aber  seine  Starke  mehr  in  den  früheren  Perioden  lag. 

Die  akademische  Laufbahn  begann  Caro1),  indem  er  sich 
zu  Anfang  des  Wintersemesters  1863/64  in  Jena  mit  einer 
Untersuchung  über  den  polnischen  Historiker  Dlugoß 
(Johannes  Longinus.  Ein  Beitrag  zur  Literaturgeschichte  des 
15.  Jahrhunderts)  habilitierte.  Die  Altenburgische  Regierung, 
welche  neben  Weimar,  Gotha  und  Meiningen  an  der  Verwaltung 
der  Universität  Jena  beteiligt  ist,  wollte  ihn  wegen  seiner 
jüdischen  Konfession  nicht  zulassen  und  gab  erst  nach  langen 
Verhandlungen  und  unter  der  Beschränkung  nach,  daß  Caro 
nur  historische  Hilfswissenschaften  und  Handelsgeschichte 
lese.  1866  wurde  ihm  der  Titel  eines  außerordentlichen 
Professors  verliehen  und  1867  seine  Lehrbefugnis  auf  die  alte 
Geschichte  ausgedehnt,  aber  seine  wiederholten  Bemühungen^ 
die  volle  Lehrbefugnis  zu  erhalten  und  über  seine  eigentlichen 
Studiengebiete  lesen  zu  können,  blieben  erfolglos.  Caro  ver- 
zichtete deshalb  darauf,  eine  umfassende  und  regelmäßige 
Lehrtätigkeit  in  Jena  auszuüben.  „Er  widmete  sich  seinem 
großen  Werke  und  entfaltete  daneben  eine  ausgebreitete 
publizistische  Wirksamkeit,  die  ihn  in  Berührung  mit  einfluß- 
reichen Kreisen  und  selbst  dem  Ministerpräsidenten  v.  Bismarck 
brachte.  Er  hielt  sich  in  Jena  nur  vorübergehend  auf ;  längere 
Zeit  verweilte  er  in  Petersburg,  um  hier  Quellenstudien  für 
seine  polnische  Geschichte  zu  machen,  oder  er  begleitete  die 
Großfürstin  Helene,  in  deren  Dienst  er  getreten  war,  auf  ihren 
weiten  Reisen  in  Deutschland  und  Italien.  Diesem  Wander- 
leben machte  ein  Antrag  des  Auswärtigen  Amtes  in  Berlin 
ein  Ende,  nämlich  der  Auftrag  zur  laufenden  Berichterstattung 
über  die  polnische  Presse  mit  der  Anweisung  des  Wohnsitzes 

»)  Die  meisten  der  folgenden  Mitteilungen  bis  1882  sind,  zuletzt  wörtlich, 

dem  Nekrolog  entno  ien,  den  Professor  Kachfahl,  Caros  ehemaliger 

Schüler,  in  dem  82.  Jahresbericht  (Jahrbuch  1904)  der  Schlesiscben  Gesellschaft 
für  vaterländische  Kultur  S.  11—15  gegeben  hat.  Er  hat  den  literarischen 
Nachlaß  C.'s  und  auch  seine  Briefe  durchsehen  dürfen  und  es  schien  mir  richtiger, 
.seine  Ergebnisse  unverändert  zu  geben,  als  den  Versuch  zu  machen,  sie 
durch  Erinnerungen  an  einzelne  Mitteilungen  Caros  zu  ergänzen. 


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in  Breslau.  Im  Frühjahre  1869  siedelte  er  nach  Breslau  über; 
zugleich  erhielt  er  hier  auf  seinen  Wunsch,  da  er  sich  dem 
akademischen  Berufe  nicht  entfremden  wollte,  die  Ernennung 
zum  Honorarprofessor  der  Geschichte.  Als  seine  Beschäftigung 
durch  das  Auswärtige  Amt  aufhörte,  wurde  ihm  1876  eine 
außerordentliche  Professur  übertragen,  die  1882  in  ein 
Ordinariat  verwandelt  wurde.44  Seine  Ernennung  zum  Honorar- 
Professor  1869  erfolgte  gegen  den  Wunsch  der  Fakultät  und 
es  hat  lange  gedauert,  bis  Caro  in  ihren  Kreisen  Boden 
gewann,  auch  das  Ordinariat,  das  ihm  1882  übertragen  wurde, 
war  insofern  nicht  ganz  den  anderen  gleich,  als  es  amtlich 
als  ein  künftig  wegfallendes  bezeichnet  wurde.  Bis  1892  hatte 
Caro  auch  keinen  Anteil  an  der  Direktion  des  Historischen 
Seminars.  Das  hinderte  aber  nicht,  daß  Caro  eine  zwar 
nicht  gleichmäßige,  im  Ganzen  aber  doch  recht  erfolgreiche, 
viele  Schüler  zu  selbständiger  Arbeit  anregende  Lehrtätigkeit 
entfaltete.  An  den  Arbeiten  der  Fakultät  nahm  Caro  mit 
großem  Interesse  teil  und  einige  dergrößesten  undderverwickeltsten 
Geschäfte,  so  namentlich  die  Organisation  der  Neugebauer- 
Stiftung,  sind  durch  ihn  vorzugsweise  oder  fast  allein  bearbeitet, 
und  für  manche  Kommission  und  manches  Geschäft  hat  er 
ausgezeichnete  Gutachten  und  Berichte  geliefert.  Doch  wußte 
man  bei  wichtigen  Fragen  oft  nicht  mit  einiger  Sicherheit 
zu  sagen,  wie  er  sich  entscheiden  werde  und  selbst  seine 
Neigung  zu  geistreicher  Formulierung  konnte  das  Votum  in 
überraschender  Weise  beeinflussen.  Diese  Unsicherheit  des 
Urleils  über  ihn  beschränkte  die  Wirksamkeit,  die  seine  viel- 
fältigen Gaben  ihm  sonst  eröffnet  haben  würden.  Caro  litt 
darunter,  suchte  aber  den  Grund  dieser  Hemmnisse  nicht  bei 
sich  und  hat  auch  bis  an  sein  Ende  jene  Neigung  zu  einer 
Einmischung  rethorischer  Elemente  und  subjektiver  Erwägungen 
in  die  sachliche  Behandlung  bewahrt.  Trotzdem  wird  noch 
mancher  bei  den  Verhandlungen  der  Fakultät  oftmals  den 
Blick  auf  den  Platz  an  unserem  Beratungstische  wenden,  von 
dem  aus  er  seine  meist  von  guter  Kenntnis  der  Statuten  und 
Traditionen  erfüllten  und  von  richtigem  Blicke  zeugenden  Reden 
in  die  Beratungen  zu  werfen  pflegte.  G.  Kaufmann. 


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144 


David  Erdmann. 

Am  11.  März  1905  entschlief  zu  Blasewitz  bei  Dresden  der 
ordentliche  Honorarprofessor  der  evangelisch  -  theologischen 
Fakultät,  Wirkliche  Ober  -  Konsistorialrat  und  Generalsuper- 
intendent a.  D.  der  evangelischen  Kirche  Schlesiens  Dr.  theol. 
et  phil.  David  Erdmann,  der  25  Jahre  lang  an  der  Breslauer 
Universität  eine  gesegnete  Lehrtätigkeit  ausübte  und  seit 
geraumer  Zeit  der  Senior  seiner  Fakultät  war.  Die  Vielseitig- 
keit seiner  Anlagen,  wodurch  er  sich  ebenso  auszeichnete  wie 
durch  seltene,  kraftvolle  Arbeitsfreudigkeit,  wurde  durch  seinen 
Bildungsgang  zu  reicher  Entfaltung  gebracht.  Am  28.  Juli  1821 
in  einem  Neumärkischen  Dorfe  geboren,  bezog  er  1843  die 
Universität  Berlin,  wo  besonders  der  Kirchenhistoriker  Neander 
auf  ihn  einwirkte,  dem  er  auch  als  Amanuensis  nahe  trat. 
Eine  gründliche  Kenntnis  der  alten  Philosophie  verdankte  er 
Adolf  Trendelenburg.  1847  promovierte  er  als  Dr.  phil.  mit 
der  Dissertation  „de  notionibus  ethicis  Gnosticorum".  Im 
Februar  1850  wurde  er  von  Nitzsch,  dem  er  tiefgreifende  An- 
regungen schuldete,  zum  Licentiaten  promoviert  und  trat  bald 
darauf  in  nähere  Beziehungen  zu  dem  bedeutenden  National- 
ökonomen Victor  Aime  Huber.  Ostern  1853  habilitierte  er 
sich  zu  Berlin  und  hatte  mit  seinen  Vorlesungen  über  das 
Neue  Testament,  sowie  besonders  über  Kirchengeschichte, 
großen  Erfolg.  Trotz  gleichzeitiger  mannigfacher  Tätigkeit  auf 
praktisch-kirchlichem  Gebiet  verfaßte  er  1854  und  1855  eine 
Reihe  wissenschaftlicher  Schriften,  meist  kircliengeschichtlichen 
Inhalts;  sie  lassen  den  Einfluß  Neanders  erkennen.  1856—64 
wirkte  er  als  ordentlicher  Professor  für  Exegese  und  Kirchen- 
geschichte in  Königsberg;  es  war  eine  schöne  Zeit  frischer 
Tätigkeit,  deren  Spuren  die  folgenden  Jahrzehnte  nicht  ver- 
löscht haben.  An  der  vollen  Verwertung  seiner  umfangreichen 
archivalischen  Studien  hinderte  ihn  freilich  ein  beschwerliches 
Doppelamt  (er  war  zugleich  Pfarrer  an  der  Altstädtischen 
Kirche).  Doch  verdankte  man  eine  klarere  Einsicht  in  die  kirch- 
lichen Verhältnisse  des  Ordensstaates  und  des  Herzogtums 
Preußen  seinem  sehr  inhaltreichen  Artikel  in  der  Protest.  Real- 
encyklopädie.  Ebenso  vermittelte  die  von  ihm  1861  verfaßte 
historische  Einleitung  zu  dem  altpreußischen  Kirchenbuch  ein 


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i 


genetisches  Verständnis  der  wichtigen  preußischen  Kirchen- 
ordnungen von  1567  und  1568. 

In  den  Programmen  der  preußischen  Hauptbibelgesellschaft 
1854 — 58  erschienen  von  seiner  Hand  lehrreiche  Monographien 
über  den  Bibelgebrauch  in  der  alten  und  mittelalterlichen 
Kirche.     1864    in    die    Generalsuperintendentur  Schlesiens 
berufen,  hat  er  (1865 — 1900)  einen  großen  Einfluß  auf  die 
hiesigen  Studierenden  der  evangelischen  Theologie  ausgeübt, 
der  für  viele  ausschlaggebend  geworden  ist.    Geradezu  bahn- 
brechend hat  er  für  das  Gebiet  der  evangelischen  Kirchen- 
geschichte Schlesiens  gewirkt.    Zunächst  wird  man  dabei  an 
seine  eigenen  Publikationen  denken.    Eine  ganze  Reihe  wert- 
voller Artikel  der  „Allgemeinen  Deutschen  Biographie"  und 
der   „Realencyklopädie    für    protestantische   Theologie  und 
Kirche"  ist  diesem  Fache  gewidmet.    1884  erschien  unter  den 
Schriften  des  Vereins  für  Reformationsgeschichte  „Luther  und 
seine  Beziehungen  zu  Schlesien,  insbesondere  zu  Breslau41, 
nachdem  schon  1883  „Luther  und  die  Hohenzollern"  veröffent- 
licht war.  Noch  in  den  seit  dem  Herbst  1900  ihm  beschiedenen 
Ruhejahren  war  er  mit  der  Lebensgeschichte  seines  Lieblinjjs- 
helden,  des  Markgrafen  Georg   von  Brandenburg  -  Ansbach 
(f  1543)  beschäftigt;  seine  Freunde  und  Verehrer  hofften  auf 
eine  zusammenfassende  Darstellung  der  schlesischen  Kirchen- 
geschichte von  seiner  Hand.    Keiner  hätte  auch  wohl  wie  er 
die  mannigfachen  Kenntnisse  und  Erfahrungen  besessen,  die 
zur  Durchführung  einer  so  schwierigen  Aufgabe  nötig  sind. 
Aber  der  Entschlafene  selbst,  und  wir  mit  ihm,  mußten  auf  die 
Vollendung  dieser  Arbeiten  verzichten,  für  die  er  schon  in 
Königsberg  mit  seinen  Studien  sich  vorbereitet  hatte.  Doch 
das  für  dies  Feld  Geleistete  tritt  nur  zum  geringeren  Teil  als 
schriftstellerische  Eigenproduktion    in    Erscheinung.     Es  ist 
kaum  zu  viel  behauptet,  daß  alles,  was  in  den  letzten  Dezennien 
von  evangelischen  Theologen  für  unsere  Provinzial-Kirchen- 
geschichte  gearbeitet  worden  ist,  mittelbar  oder  unmittelbar 
auf  Erdmann  zurückgeht.    Es  handelt  sich  dabei  nicht  blos 
um  die  in  den  Vorlesungen  gebotenen  reichen  Anregungen. 
Vor  allem  verdankt  der  Verein  für  Geschichte  der  evangelischen 
Kirche  Schlesiens  ihm  Entstehung  und  Förderung  in  der  langen 

10 


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14G 

Zeit  von  1882  bis  1900,  ja  darüber  hinaus.  Eine  Festschrift 
des  Vereins  zum  50jährigen  Amtsjubiläum  seines  Vorsitzenden 
(Liegnitz  1900)  brachte  die  Dankbarkeit  durch  wissenschaftliche 
Beiträge  verschiedener  Mitglieder  zu  angemessenem  Ausdruck. 
Wie  der  akademische  Veteran  in  seinen  letzten  Jahren  allen 
Breslauer  Universitäts  -  Angelegenheiten  unverminderte  Teil- 
nahme schenkte,  so  ganz  besonders  diesen  Studien.  Es  würde 
zu  weit  führen,  seine  Beiträge  zum  „Correspondenzblatt"  des 
Vereins  hier  aufzuzählen.  Ebenso  kann  hier  nur  kurz  hin- 
gewiesen werden  auf  die  sonstigen  Schriften  des  Heim- 
gegangenen, deren  Titel  schon  die  große  Vielseitigkeit  seiner 
Studien  erkennen  lassen.  Es  seien  hier  genannt:  Primae 
Joannis  epistolae  argumentum  1855,  Prologomena  in  Patristica 
1857,  Erklärung  der  Bücher  Samuelis  1873,  Der  Brief  des 
Jacobus  1881. 

Besonderen  Dank  ist  ihm  die  Breslauer  evangelisch-theo- 
logische Fakultät  dafür  schuldig,  daß  er  das  Grällich  von 
Sedlnitzky'sche  Studentenkonvikt  Johanneum  ins  Leben  gerufen, 
den  ihm  persönlich  nahestehenden  Stifter  beraten,  auf  Organi- 
sation und  Entwicklung  der  Anstalt  maßgebenden  Einfluß 
geübt  hat;  es  waren  zum  Teil  früh  aufgenommene  Ideen 
Victor  Aimc  Hubers,  die  dabei  verwirklicht  wurden.  So 
schließen  sich  überhaupt  in  seinem  harmonischen  Lebenslauf 
Anfang  und  Ende,  Anlagen  und  Tätigkeit,  Theorie  und  Praxis 
wohltuend  zusammen.  Diesem  Pectoraltheologen  im  edelsten 
Sinne  des  Wortes  ist  ein  treues  Andenken  sicher. 

Arnold. 


Inhalts-  Verzeichnis. 


I.  Behörden  der  Universität.  Seile 

1.  Kuratorium   3 

2.  Akademischer  Senat. 

a.  Sommer-Semester  1904    .....       .    3 


b.  Wintersemester  1901,1905 


11.  Lehrkörper  der  Universität. 

Veränderungen  gegen  das  Vorjahr. 
A.  Abgang. 


1.  Todesfälle 


_ t  i  i  i— 


2.  Berufungen  an  «andere    l'niv^rsitäten    oder   in  andere 

Stellungen,  Huhestandsbewilligungen  etc   5 

B.  Zugang. 

1.  Berufungen  bezw.  Versetzungen   f> 


2.  Ernennungen 


3.  Habilitationen 


C.  Beurlaubungen 


III.  Beamte  der  Unlvcrsltüt  (Akademische  Verwaltung)   Ii) 

IV.  Zeichner,  Fechtmeister  nud  Heltlehrcr   10 

V.  Anstalten  und  Kommissionen  der  Universität. 

1.  Wissenschaftliche  Anstalti-n. 

a.  Die  Königliche  und  l.'nn  ersitata-Bildiothek   K> 

h.  Das  akademische  Lese-Institut .  .  .  .  .  .  .  ,  ,  .  Lä 

c,  Seminare. 

1.  Das  katholisch-theologische  Seminar   20 

2.  Das  evangelisch-theologische  Seminar   22 

3.  Das  praktische  Institut  der  evangelisch-theologischen 
FakultAt  .  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  ,  s  ,  23 

i.  Das  juristische  Seminar    21- 

fv  Das   staatswissensehaftlirh-statistisrhe   Seminar    .    .  25 

<>.  Das  historische  Seminar   -2.7 

7.  Das  kunstgeschichtliche  Seminar   27 

8.  Das  philologische  Seminar   27 

9.  Das  archäologische  Seminar   28 

10.  Das  germanistische  Seminar   29 

11.  Das  romanisch- englische  Seminar   29 

12.  Das  slavisch-philologische  Seminar   30 

13.  Das  geographische  Seminar   31 

14.  Das  mathematisch-physikalische  Seminar     ....  32 

15.  Das  philosophische  Seminar   33 


1 18 


Seite 


d.  Die  Kunst institute. 

1.  Das  Institut  für  alte  Kunstgeschichte  (Archäologisches 
Museum)  31 

3.  Das  Institut  für  mittelalterliche  und  neuere  Kunst- 
geschichte  35 

3.  Das  akademische  Institut  für  Kirchenmusik   ,  .  .  3ä 

e.  Naturwissenschaftliche  Institute. 

1.  Das  physikalische  Institut  M 

2.  Die  Sternwarte   21» 

3.  Das  chemische  Institut  41 

t.  Das  pharmazeutische-  Institut   t;> 

5.  Das  mineralogische  Institut  und  Museum     ....  45 

Das  geologisch-paläontologische  Institut  untl  Museum  47 

7.  Der  botanische  Harten  und  das  (iartenrnuseuin  ,  .  5_1 

8.  Das  pflanzenphysiologische  Institut  und  das  botanische 

Muslim  ,  .  ,  ,  ,  .  .  ,  54 

9.  Das  zoologische  Institut  und  Museum  55 

t.  Landvv  irtM-liaflliche  Institute. 

I.  Allgemeines   58 

II.  Spezielles  : 

a.  Institut  für  Wirtschaft  sichre  des  Landbaues    .    .  58 

h    Das  Institut  Hu:  landwirtschaftliche  Pflanzen- 

produktion-dtdne   59 

i .  Das  Institut  für  landwirtschaftl.  Tierproduktionslehre  Kl 

d.  Das    agrikultur-chemische    und  bakteriologische 
Institut   .  .  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  .  tü 

e.  Dan  landwirtschaftlich-technologische  Institut  .    .  63 

f.  Der  kulturtechnische  Apparat    63 

g.  Das  Veterinär-Institut   64 

g.  Die  theoretischen  Institute  der  medizinischen  Fakultät. 

1-  Das  anatomische  Institut  ,  .  .  .  .  .  .  .  .  6Ü 

2.  Das  physiologische  Institut   66 

3.  Das  pathologisch-anatomische  Institut   67 

4.  Das  pharmakologische  Institut   70 

5.  Das  hygienische  Institut   71 

Ii.  Die  klinischen  Institute. 

1.  Die  medizinische  Klinik   7:1 

V,  Die  medizinische  Poliklinik  .  ,  :  ,  :  :  .  :  :  :  74 

3.  Die  chirurgische  Klinik  und  Poliklinik    75 

4.  Die  Klinik  für  Augenkranke   80 

5.  Die  Kiauenklinik  und  Poliklinik   *4 

6.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  Haut-  und  venerische 
Krankheiten   87 

7.  Die  psychiatrische  Klinik  und  Poliklinik  für  Nerven- 
kranke ,  ,  .  ,  ,  ,  ,  .  .  ,  .  .  .  ,  .  .  .  91 

8.  Die  Klinik  und  Poliklinik  für  kranke  Kinder    ...  93 

9.  Die    Poliklinik   für   Ohren-,   Nasen-   und  Kehlkopf- 
krank hei  Inn    95 


149  

Seite 


10.  Das  zahnärztliche  Institut   % 

2.  Die  Professoren-Witwen-  und  Waisen-Versorgung^-Anstalt 

3.  Die   Hilfskasse    der  Universität    zur   Unterstützung  von 
Hinterbliebenen  der  Dozenten  und  Beamten  .  .  .  .  .  lüü 

4.  Honorar-  und  Stundungswesen   101 

5.  Stipendien  und  Stiftungen  für  Studierende: 

a.  Studenten-Unterstutzungs- Fonds   101 

b.  Stipendien-Fonds   lOi 

0.  Kranken-  und  Begräbnis-Kasse  für  Studierende: 

a.  Die  Student  en-Kranken»Kasse   105 

b   Die  Studenten-Bcgräbnis-Kasse   1<M» 

7.  Der  akademische  Turaspielplatz   107 

Yl.  Akademische  Grundstücke  and  Kapitalion. 

1.  Grundstücke  109 

2.  Kapitalien  110 

VII.  Wichtigere    Mlnlsterlal  -  Erlasse,    Knratorlalschrelhen  nnd 
Scuatsbcsclilüsse. 

1.  Für  die  Universität  überhaupt. 

a.  Ministerial-Erlasse  und  Kuratorialsrhreihen  ,  .  .  .  LH 

b.  Senatsbeschlüsse  113 

VIII.  UnlverHltäts.Krelgnlsse,  Feierlichkeiten,  Programme, 
Adressen  et«. 

1.  Akademische  Feierlichkeiten  und  sonstige  Ereignisse  .  114 
CJ.  Programme  (sind  nicht  erschienen)  117 

3.  Adressen  (sind  nicht  erschienen)  117 

IX.  Studierende. 

1.  Horerzahl. 

Sommer-Semester  l!Kj-t   U7 

Winter-Semester  1904/05    IIS 

2.  Beteiligung  an  den  Vorlesungen   119 

3.  Losungen  von  Preisaufgaben   1^23 

4.  Vereine  und  Verbindungen   134 

5.  Akademische  Disziplin   125 

X.  Promotionen. 

1.  Ehrenpromotionen  und  Diplom-Erneuerungen    ....  125 

2.  Promotionen  auf  Grund  von  Dissertationen  und  Prüfungen  125 
XI.  Nekrologe. 

Professor  Dr.  Jakob  Caro  ,  ,  .  ,  ,  s  .  .    .    .  .  L33 

D  a  v  i  d  E  r  d  m  a  n  n  1 44 


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