Chronik für
das Jahr
Schlesische
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der
Königlichen Universität
zu Breslau
für das Jahr
vom 1. April 1900 bis 31. März 1901.
Jahrgang 15.
Breslau.
I >,-ii€-k von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)
(901.
Chronik
der
Königlichen Universität
zu Breslau
für das Jahr
vom 1. April 1900 bis 31. März 1901.
Jahrgang 15.
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Breslau.
Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)
1901.
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I. Behörden der Universität.
1. Cnratorium.
Dem Herrn Universitäts-Curator, Oberpräsidenten von
Schlesien Herzog zu Trachenberg, Fürsten von Hatz-
felds wurde aus Anlass des Krönungs- und Ordensfestes am
18. Januar 1901 der Schwarze Adler-Orden verliehen.
Am 22. Februar dess. Js. wurde derselbe von der medici-
nischen Facultat zum Doctor der Medicin und Chirurgie honoris
causa promovirt. Das ihm hierüber ertheilte Diplom sagt als
Veranlassung dieser Ehrung wörtlich:
„Tum semper singulare scientiae medicae studium ex-
hibuit non solum exaedificationi institutionis medicae et
quae ad hanc pertinent institutorum universitatis pro-
spiciens sed etiam sanitatis quaestiones administrationi
provinciae Silesiae propositas admirabili intelligentia per-
cipiens perceptisque soluendis magnum inomentum atTerens."
Der Universitäts-Curatorialrath und Vertreter des Univer-
sitäts-Curators in Behinderungslallen, Regierungsrath v. Haug-
witz, ist in Folge seiner Ernennung zum Oberregierungsrath
und Dirigenten der Kirchen- und Schulabtheilung bei der König-
lichen Regierung in Magdeburg mit dem 11. Juli 1900 von seinen
hiesigen Dienstgeschäften entbunden worden.
An seiner Stelle hat der Herr Minister der geistlichen etc.
Angelegenheiten im Einverständniss mit dem Herrn Finanz-
minister durch Erlass vom 17. August 1900 die erledigten Ob-
liegenheiten dem im hiesigen Königlichen Oberpräsidium be-
schäftigten Regierungsrath Schimmelpfennig übertragen.
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1900.
Rector: Prof. Dr. J. Partsch;
Prorector: Domherr Prof. Dr. Koenig;
Universitäts-Richter: Ober-Regierungs-Rath, Director des Kgl.
Provinzial-Schul-Collegiums Dr. Mager;
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Decane:
der evangelisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Schmidt,
der katholisch-theologischen Facultfit: Prof. Dr. Pohle,
der juristischen Facultät: Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Brie,
der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Uhthoff,
der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Hillebrandt.
Gewählte Senatoren:
Prof. Dr. Caro,
Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Leonhard,
Med.-Rath Prof. Dr. Wernicke,
Prof. Dr. Appel,
Prof. Dr. Hintze,
Prof. Dr. Wrede.
b. Winter-Semester 1900/1901.
Rector: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Flügge;
Prorector: Prof. Dr. J. Partsch;
Universitäts-Richter: Ober-Reg.-Rath, Director des Provinzial-
Sehul-Collegiums Dr. Mager;
Decane:
der katholisch - theologischen Facultät: Professor Dr.
Krawutzcky,
der evangelisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Arnold,
der juristischen Facultät: Geh. Justiz-Rath Professor Dr.
Leonhard,
der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Fi lehne,
der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Kaufmann.
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Rosanes,
Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Fischer,
Prof. Dr. Schaefer,
Prof. Dr. Jörs,
Prof. Dr. Hintze,
Prof. Dr. Wrede.
Dem Universitäts-Richter, Ober-Reg.-Rath Dr. Mager
wurde aus Anlass des Krönungs- und Ordensfestes am
18. Januar 1901 der Rothe Adler-Orden III. Klasse mit der
Schleife verliehen.
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IL Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle.
Es sind gestorben:
am 6. Juli 1900 der ordentliche Honorarprofessor in der
medicinischen Facultät, I. Prosektor und Vorsteher der
Abtheilung für Entwickelungsgeschichte am anato-
mischen Institut, Dr. Gustav Born;
am 27. August 1900 der ordentliche Professor in der
katholisch-theologischen Facultät, Fürsterzbischöfliche
Geistliche Rath Dr. Paul Scholz;
am 10. December 1900 der ordentliche Professor in der
philosophischen Facultät und vormalige Director des
landwirtschaftlichen Instituts Dr. Walter von Funke.
Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt X beige-
fügten Nekrologe.
2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere
Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.
Der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen
Facultät Dr. Ernst Commer ist in Folge seiner Be-
rufung an die Universität Wien am 1. October 1900
ausgeschieden;
der ordentliche Honorarprofessor in der evangelisch-theo-
logischen Facultät, Wirkliche Ober-Consistorialrath und
General-Superintendent von Schlesien, Dr. theol. et phil.
David Erdmann hat in Folge seiner Emeritirung mit
Schluss des Sommer-Semesters 1900 seinen Wohnsitz
nach Dresden-Plauen verlegt;
der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät
Dr. Clemens Baeumker wurde vom 1. October 1900
ab an die Universität Bonn versetzt;
der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät
Dr. Ulrich Wilcken ist in Folge seiner Berufung
an die Universität Würzburg mit Schluss des Sommer-
Semesters 1900 ausgeschieden;
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ebenso der ausserordentliche Professor in derselben Facullät
Dr. Heinrich Zimmern, welcher einem Rufe an die
Universität Leipzig zur Uebernahme einer ordentlichen
Professur gefolgt ist;
dem ausserordentlichen Professor in derselben Facultät
und Vorsteher der Thierklinik am Institut für landwirt-
schaftliche Thierproductionslehre und Veterinärkunde
Dr. Berthold Peter ist die nachgesuchte Entlassung
aus seiner hiesigen Stellung vom 15. Februar 1901 ab
ertheilt worden, (siehe Zugang.)
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen.
a. In der juristischen Facultät:
Der bisherige Professor an der Universität Bern Dr. Xaver
Gretener ist in gleicher Eigenschaft an die hiesige
Universität berufen und der bisherige Privatdocent an
der Universität Göttingen Dr. Walther Schücking zum
ausserordentlichen Professor an der hiesigen Universität
ernannt worden.
b. In der medi cinischen Facultät:
ist der bisherige Privatdocent an der Universität Strass-
burg Dr. Georg Thilenius zum ausserordentlichen
Professor und zum Custos der anatomischen Sammlung
am anatomischen Institut ernannt worden.
c. In der philosophischen Facultät:
Der bisherige ausserordentliche Professor an der Univer-
sität Jena Dr. Theodor Pfeiffer ist als ordentlicher
Professor an die hiesige Universität berufen und mit der
Direction des agricultur-chemischen und bacteriologischen
Instituts betraut worden;
der bisherige Kreisthierarzt Dr. Berthold Peter in Anger-
münde ist zum ausserordentlichen Professor an der
hiesigen Universität ernannt und mit der Leitung der
Thierklinik beauftragt worden;
der bisherige ausserordentliche Professor an der Univer-
sität Leipzig Dr. Conrad Cichorius ist als ordentlicher
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Professor an die hiesige Universität berufen und zum
Mitdirector des historischen Seminars bestellt worden;
der bisherige ordentliche Professor an der Universität
Freiburg i. B. Dr. Mathias Baumgartner ist in gleicher
Eigenschaft an die hiesige Universität berufen worden.
2. Ernennungen.
Es sind ernannt worden:
a. in der katholisch-theologischen Facultät:
der ausserordentliche Professor Dr. Johannes Nikel zum
ordentlichen Professor;
b. in der medicinischen Facultät:
der Privatdocent Prof. Dr. Stern zum ausserordentlichen
Professor und Director der zu errichtenden selbst-
ständigen medicinischen Poliklinik, sowie
der I. Prosector am anatomischen Institut hiesiger Uni-
versität Prof. Dr. Alfred Schaper zum ausserordent-
lichen Professor;
c. in der philosophischen Facultät:
die Privatdocenten Prof. Dr. Abegg und Dr. Brockel-
mann zu ausserordentlichen Professoren.
3. Habilitationen.
Als Privatdocenten habilitirten sich:
a. in der juristischen Facultät:
Dr. Feodor Kleineidam am 25. Juli 11)00 für Römisches
und Deutsches Bürgerliches Recht;
Dr. Alfred Manigk am 2. November 1900 für Römisches
und Deutsches Bürgerliches Recht;
b. in der medicinischen Facultät:
Dr. Paul Jensen am 19. Juni 1900 für Physiologie;
Dr. Martin Thiemich am 22. October 1900 für Kinder-
heilkunde;
c. in der philosophischen Facultät:
Dr. Walter Herz am 16. Juli 1900 für Chemie;
Dr. Emil Bose am 25. Juli 1900 für Physik;
Dr. Walt her Stein am 27. October 1900 für Geschichte;
Dr. Alfred Pill et am G. Februar 1901 für romanische
Philologie.
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C. Beurlaubungen.
Es waren beurlaubt:
a. für das ganze Jahr:
der ordentliche Honorarprofessor in der katholisch -theo-
logischen Facultät Dr. Erich Frantz;
der ausserordentliche Professor in der philosophischen
Facultät Dr. Otto Auhagen behufs Uebernahme eines
Commissoriums als landwirtschaftlicher Sachverstän-
diger bei dem General - Consulat in St. Petersburg
(vom 1. 5. 00. ab).
b. für das Sommer-Semester 1900:
der ausserordentliche Professor in der katholisch -theolo-
gischen Facultät Dr. Johannes Nikel zur Wahr-
nehmung der Obliegenheiten eines Professors am
Priester-Seminar zu Weidenau in Oesterreich-Schlesien.
Ausserdem ist der ordentliche Professor in der philoso-
phischen Facultät Dr. Carl Appel zu einer wissen-
schaftlichen Reise nach Spanien und Portugal vom
1. März bis 15. Mai lfd. Js. beurlaubt.
D. Auszeichnungen.
1. Es erhielten:
den Rothen Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife:
der ordentliche Professor, Geh. Reg .-Rath Dr. Brefeld;
den Rothen Adler-Orden IV. Klasse:
die ordentlichen Professoren DDr. Krawutzcky, Pohle,
Caro und Vogt;
den Kronen-Orden III. Klasse:
der ordentliche Professor, Geh. Justiz- und Oberlandes-
gerichtsrath Dr. Fischer und
der Lehrer am akademischen Institut für Kirchenmusik,
Musikdirector Prof. Dr. Schaeffer.
2. Sonstige Auszeichnungen erhielten:
den Charakter als Geheimer Regierungsrath:
der ordentliche Professor in der katholisch -theologischen
Facultät, Prälat Dr. Laemmer;
den Charakter als Geheimer Medicinalrath:
der ordentliche Professor Dr. Uhthoff;
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das Prädikat Professor:
der Privatdocent in der medicinischen Facultät Dr. He nie
und
die Privatdocenten in der philosophischen Facultät DDr.
Jiriczek, Rosen und Milch.
£. Sonstige Veränderungen.
Der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen
Facultät, Domherr Dr. Koenig ist zum Dompropst und
der ordentliche Professor in derselben Facultät Dr. Sdral ek
zum Domherrn an der hiesigen Kathedralkirche ernannt
worden;
der dem Gerichtsassessor Dr. Jacobi ertheilte Lehrauftrag
ist auf ein weiteres Jahr verlängert worden;
der Professor Dr. Schaper, bisher in Boston, ist mit der
Wahrnehmung einer Prosectorstelle am hiesigen anato-
mischen Institut und mit der Leitung der entwickelungs-
geschichtlichen Abtheilung desselben beauftragt worden,
siehe auch B 2b;
dem Zahnarzt Dr. Walther Bruck, welcher beauftragt
war im Sommer-Semester 1900 die Stelle eines Lehrers
der Zahnheilkunde am zahnärztlichen Institut hiesiger
Universität wahrzunehmen, ist diese Stelle nunmehr
übertragen worden;
der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät
Dr. Vogt ist an Stelle des nach Bonn versetzten Pro-
fessors Dr. Baeumker zum Director des akademischen
Instituts für Kirchenmusik ernannt worden;
der ordentliche Professor in derselben Facultät Dr. Hille-
brandt ist auf seinen Antrag von demjenigen Theil
seines Lehrauftrages, welcher sich auf die vergleichende
Sprachwissenschaft bezieht, bis auf Weiteres entbunden
worden ;
dem ordentlichen Professor in derselben Facultät Dr. Koch
ist das neu begründete Ordinariat für neuere deutsche
Sprache und Litteratur unter Erneuerung des bisherigen
Lehrauftrages verliehen worden;
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dem ausserordentlichen Professor Dr. Ahrens ist das
in der hiesigen philosophischen Facultät neu begründete
Extraordinariat mit der Verpflichtung verliehen worden,
die landwirthschaftliche Technologie und die technische
Chemie in Vorlesungen und Uebungen zu vertreten;
der Privatdocent in der philosophischen Facultät Professor
Dr. Jiriczek ist für das Sommer-Semester 1900 und
das Winter-Semester 1900/01 mit der Vertretung des
beurlaubten ausserordentlichen Professors Dr. Einenkel
an der Akademie Münster beauftragt worden;
der Lehrauftrag des Professors Dr. Gretener ist nach-
träglich dahin erweitert worden, auch den Civilprocess,
mit Ausschluss von Zwangsvollstreckung und Concurs,
in Vorlesungen und Uebungen zu vertreten.
HI. Beamte der Universität.
(Akademische Verwaltung.)
Der Hilfspedell John ist vom 1. April 1900 ab zum etats-
mässigcn Universitäts- Unterbeamten (Pedell) ernannt
worden ;
der Universitäts -Kassendiener und Ililfspedell Noack ist
vom 1. April 1900 ab in den Ruhestand versetzt und
an seiner Stelle der bisherige Bibliothekdiener Fleger
definitiv mit den Functionen des Universitäts-Kassen-
dieners und Hilfspedellen betraut worden;
der Hausdiener und Pförtner am grossen Universitäts-
gebäude Zebe ist vom 1. Juli 1900 ab in die durch das
am 25. März 1900 erfolgte Ableben des Hausdieners
Achtert frei gewordene Hausdienerstelle am Convict-
gebäude versetzt worden, während an seine Stelle der
Militairanwärter Franz Urban getreten ist;
dem Hausdiener und Heizer am grossen Universitätsgebäude
Tautz wurde aus Anlass des Krönungs- und Ordens-
festes am 18. Januar 1901 das Allgemeine Ehrenzeichen
verliehen.
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IV. Anstalten ond Commissionen der
Universität.
I. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und UniversitÄts-Wbliothek.
I. Vermehrung des Bücherbestandes.
Vom 1. April 1900 bis 31. März 1901 wuchs der Bücher-
besland um 10 153 Bünde. Durch Kauf erworben wurden
davon 2374 Bände, geschenkt wurden 423, als Pflichtexemplare
eingereicht 966 Bände, der Tauschverkehr brachte 6390 Bände
bezw. Programme, Dissertationen und andere Gelegenheits-
schriften.
II. Rechnungswesen.
Die Ausgaben für den Bücherkauf beliefen sich auf 27 089
Mark 63 Pf. Davon entfallen auf Zeitschriften rd. 8072 Mark,
auf Fortsetzungen rd. 8348 Mark, auf Nova rd. 8301 Mark, auf
Antiquaria rd. 2367 Mark. Die Bindearbeiten erforderten rd.
5911 Mark, die übrigen sächlichen Ausgabetitel rd. 3452 Mark.
III. Benutzung.
Auf Grund eingereichter Bestellzettel wurden 49 645 Bände
benutzt (43 733 im Vorjahr); die Leseräume waren an 290 Tagen
geöffnet und wurden von 11 875 Personen (10 626 im Vorjahr)
besucht. — In 12 254 Fällen waren Bücherbestellungen erfolg-
los; 6475 der gewünschten Werke waren nicht vorhanden,
5779 anderweit verliehen. Für die Handbibliothek und die
Bücherräume lassen sich Benutzungsziffern nicht angeben.
Während des Sommer-Semesters 1900 haben
a. 888 einheimische (950 im Vorjahr),
b. 175 auswärtige (165 im Vorjahr), davon 48 ausserhalb
Schlesiens wohnende Benutzer Bücher entliehen;
im Winter-Semester 1900/01
a. 1030 einheimische (961 im Vorjahr),
b. 251 auswärtige (208 im Vorjahr), davon 69 ausserhalb
Schlesiens.
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Die auswärtigen Entleiher haben 3349 Bände (2818 im
Vorjahr) in 770 Sendungen (663 im Vorjahr) erhalten.
Von der Gesammtzahl der immatriculirten Studenten haben
etwa 29 Procent Bücher entliehen; im Einzelnen schwanken
die Ziffern zwischen 63 Procent bei Philologen und Historikern
und 16 Procent bei den Medicinern.
Handschriften auswärtiger Bibliotheken sind wieder in
grösserer Anzahl in dtm diesseitigen Arbeitsräumen benutzt
worden. — Der Leiheverkehr mit der Königlichen Bibliothek
zu Berlin erfuhr eine weitere nicht unerhebliche Steigerung. —
Gemäss Erlass des Cultusministeriums vom 31. October 1897
entliehen Bücher 37 Bibliotheken höherer Lehranstalten in
Schlesien und Posen.
IV. Personal.
Zu Anfang September trat Herr Dr. Schneider aus
Görlitz als Volontair ein. Herr Oberbibliothekar Professor
Dr. de Boor wurde vom 1. October ab auf ein Jahr behufs
Vollendung wissenschaftlicher Arbeiten beurlaubt; es wurde
dafür Herr Assistent Dr. Priesack aus Göttingen der hiesigen
Bibliothek überwiesen.
Staender.
b. Das akademische Lese-Institut.
Der Vorstand des Instituts war ebenso wie im Vorjahre
zusammengesetzt.
Die Zahl der ordentlichen Mitglieder betrug zu Anfang
des Jahres 1901 96, die der nichtakademischen ausserordent-
lichen Mitglieder 20, die der Theilnehmer am Lesezirkel 92.
Die Zahl der Studirenden, welche sich am Vereine betheiligten,
zeigt gegen das Vorjahr eine nicht unerhebliche Vermehrung:
sie belief sich im Sommer 1900 auf 105 (gegen 75 im Sommer
1899), im Winter 1900/01 auf 99 (gegen 81 im Winter 1899/1900).
Die Einnahmen des Vereins betrugen mit dem Staats-
zuschuss von 600 Mark 3936 Mark 75 Pf., die Ausgaben
4092 Mark 93 Pf. Der Kassenbestand belief sich zu Anfang
des Jahres 1901 auf 212 Mark 69 Pf.
Brie.
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c. Seminare.
1. Das evangelisch-theologische Seminar.
Die Uebungen der alttestamentliehen Abtheilung des
theologischen Seminars wurden im Jahre 1900/01 unter der
Leitung des D. Cornill in gewohnter Weise fortgeführt. Im
Sommer- Semester hatten sie bei 7 Theilnehmern und einer
Hospitantin die Paralleltexte Jesaja 36—39 u. II. Könige 18—20
zum Gegenstand, im Winter-Semester bei 6 Theilnehmern die
Eliaerzählungen I. Könige 17 — 21. Ausserdem wurden im
Sommer-Semester 4, im Winter-Semester 3 schriftliche wissen-
schaftliche Arbeiten eingereicht und mit den Verfassern gründ-
lich durchgesprochen.
In der neutestamentlichen, von D. Wrede geleiteten
Abtheilung wurden im Sommer -Semester ausgewählte Ab-
schnitte der Apostelgeschichte exegetisch und kritisch be-
sprochen, im Winter-Semester 1900/01 war die im Markus-
evangelium vorliegende Ueberlieferung über Jesus als den
Messias der Gegenstand der Verhandlungen.
Schriftliche Arbeiten wurden in beiden Semestern von
allen Theilnehmern gefordert und geliefert; eine Besprechung
derselben fand in den letzten Stunden statt.
In der kirchengeschichtlichen Abtheilung unter der Leitung
D. Müllers wurden im Sommer 1900 die Quellen für die
Wittenberger Unruhen während Luthers Aufenthalts auf der
Wartburg 1521/22 behandelt, im Winter 1900/01 die Quellen
zur Geschichte der Christenverfolgungen bis auf Decius ein-
schliesslich besprochen. Beide Male wurden schriftliche
Arbeiten gemacht.
In der systematischen Abtheilung war Gegenstand der
von D. Schmidt geleiteten Uebungen, Sommer- und Winter-
Semester in fortlaufender Folge, Schleiermachers „Der christ-
liche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen Kirche
im Zusammenhange dargestellt/' Einleitung §§ 1 — 19. Ziel
war das eindringende Verständniss des fortschreitenden Ge-
dankenbaues, sowie ein selbständiges Urtheil über die ver-
arbeiteten Grundprincipien und der eigenthümlichen Stellung
des Autors zu ihnen, immer im Vergleich mit der von heute
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und den actuellen Fragen des Tages. In diesem Zusammen-
hang kamen sowohl die falsche Problemstellung über den Be-
weis des Christenthums in Björnson's „Ueber die Kraft" als
auch Ad. Harnacks „Das Wesen des Christenthums" 1900 zur
eingehenden Besprechung. Dem Schleiermacher'schen Text
gemäss gestellte Themata sollten die Verhandlungen verwerthen.
Sehr umfassend wurde über das Verhältniss von Religion und
Sittlichkeit gearbeitet.
D. Arnold, z. Zt. Decan.
2. Das praktische Institut der evangelisch-
theologischen Facultät.
Homiletisches Seminar.
An den Uebungen des homiletischen Seminars nahmen im
Sommer - Semester 1900 13, im Winter - Semester 1900/01
12 Mitglieder Antheil. Es wurden im Sommer - Semester
11 Predigten gehalten und ausserdem 2 Predigten ausgearbeitet
und gemeinsam besprochen; im Winter - Semester wurden
13 Predigten in den Gottesdiensten des Seminars gehalten.
Katechetisches Seminar.
Dem Seminar gehörten im Sommer-Semester 11 Mitglieder
an, die in 11 Katechesen ausgewühlte Texte aus dem Alten
und Neuen Testament behandelten. Im Winter-Semester be-
theiligten sich 17 Mitglieder, von denen 16 Katechesen theils
über neutestamentliche Texte, theils über Katechismus-
Abschnitte gehalten wurden. Die Katechesen wurden hinterher
gemeinsam besprochen.
Kawerau.
3. Das katholisch-theologische Seminar.
Mit dem Beginne des Winter-Semesters 1900/01 wurden
dem katholisch-theologischen Seminar neue Räume im 1. Stock
des Convictgebäudes, welche bisher dem physikalischen Institute
dienten, überwiesen. Dieselben bestehen in einem Uebungs-
saale, zwei Bibliothekräumen und einem Garderobenzimmer
und sind ihrem Zweck entsprechend renovirt worden. Auch
eine Neuordnung der Seminarbibliothek fand bei dieser Ge-
legenheit statt. Sowohl die gesteigerte Betheiligung an den
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Uebungen als insbesondere die regere Benutzung der Bibliothek
gab von der Vortheilhaftigkeit der getroffenen Aenderungen
Zeugniss.
In der kircliengeschichtlichen Seminarabtheilung unter
Leitung des Prof. Dr. Sdralek beschäftigten sich im Sommer-
halbjahr 1900 die Mitglieder (51) mit den wichtigsten Rich-
tungen der Geschichtsphilosophie. Es wurde nachgewiesen,
welche Dienste die Geschichtsphilosophie der Geschichts-
forschung dadurch geleistet hat, dass sie die allgemeinen Be-
dingungen und Processe, auf denen der Zusammenhang der
geschichtlichen Thatsachen beruht, die Art ihres Wirkens und
das Maass ihres Einflusses auf den geschichtlichen Verlauf auf-
deckt und bestimmt. — Im Winterhalbjahr 1900/01 kehrte der
Unterricht zu den Anfängen historischer Methodik zurück, in-
dem die Mitglieder (60) in den Kriterien, an welchen man die
Fälschung und Interpolation der Quellen erkennt und nach-
weist, unterwiesen wurden und deren praktische Anwendung
an dem Nachweis der Unechtheit der den Christen von den
römischen Kaisern Tiberius, Trajan, Hadrian, Marc Aurel ge-
währten Toleranzedikte, der Unechtheit des Briefwechsels
zwischen Jesus und Abgar von Edessa und der Interpolation
der Chronik des Martinus von Troppau geübt wurde.
In dem von Prof. Dr. A. Schaefer geleiteten neu testa-
mentliche n exegetischen Seminare wurden im Sommer-
Semester 1900 in der Abtheilung für Anfänger die textkritischen
Mittel und Grundsätze dargelegt und an Beispielen gehand-
habt, ferner die wesentlichen Regeln der biblischen Herme-
neutik unter Zugrundelegung von Beispielen und im Hinblick
auf die Geschichte der Exegese besprochen. In der anderen
Abtheilung wurde von fortgeschritteneren Mitgliedern die Er-
klärung des zweiten Briefes an die Thessalonicher versucht.
Dabei ward besonders das Verhältniss desselben zum ersten
Briefe und die xaie^wv-Frage eingehender erörtert. Im Winter-
Semester 1900/01 wurden der III. und II. Johannesbrief und
Theile des I. Johannesbriefes zur Erklärung vorgelegt und zwar
unter besonderer Berücksichtigung der Verfasserfrage.
Im Sommer - Semester 1900 bestanden die praktischen
Uebungen des dogmatischen Seminars — unter Leitung des
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IG
Prof. Dr. Pohle — in einlässlichen Untersuchungen über das
Verhältniss des biblischen Hexaemeron zu den Thatsachen der
Geologie und Paläontologie. Dabei wurde den sog. idealen
und concordistischen Harmonisirungsversuchen eine besondere
Aufmerksamkeit gewidmet und die richtige Mitte zwischen dem
extremen Idealismus und Concordismus aufgesucht, nachdem
die Institutions- und die Sintfluththeorie als veraltet beseitigt
worden waren. Im Winter - Semester 1900/01 wurden die
Uebungen auf die Biologie oder die Entstehungsweise der
irdischen Organismenwelt, zunächst des Pflanzen- und Thier-
reiches, ausgedehnt. Im Besonderen wurde die von der an-
thropologischen Section des internationalen Gelehrtencongresses
zu Brüssel 1894 angeregte Frage beantwortet, ob und inwieweit
der moderne Entwickelungsgedanke sich mit dem mosaischen
Schöpfungsbericht vereinbaren lasse. Bezüglich der Ent-
stehungsweise des ersten Menschen wurde der atheistische
Darwinismus als Vernunft- und glaubenswidrig zurückgewiesen,
während hinsichtlich der Mivart'schen Hypothese von der
natürlichen Emporentwickelung des ersten Menschenleibes ge-
zeigt wurde, dass sie zwar nicht direct gegen den Glauben
verstösst, wohl aber dem natürlichen Wortsinn des mosaischen
Berichtes Gewalt anthut. Der beschriebene UebungsstofT, der
in beiden Halbjahren eine zahlreiche Zuhörerschaft anzog,
wurde theils in Vorträgen des Leiters, theils in schriftlichen
Arbeiten und Vorträgen der Mitglieder mit darauf folgender
Discussion methodisch verarbeitet und praktisch eingeübt.
Die exegetischen Uebungen in der alttestamcntlichen
Seminarabtheilung wurden im Sommer - Semester 1900 von
Prof. Dr. Scholz geleitet. Die ausserordentlichen Mitglieder,
deren Zahl 10 betrug, erklärten ausgewählte Abschnitte aus
Michäas und Malachias; die 3 ordentlichen Mitglieder hatten
abwechselnd in lateinischer Sprache ein Referat über einen
schwierigeren Abschnitt aus der Genesis vorzutragen; an das
Referat knüpfte sich die Discussion in derselben Sprache.
Nachdem Prof. Dr. Scholz am 27. August 1900 gestorben war,
wurden im Winter-Semester 1900/01 die Uebungen von dem
zum Ordinarius ernannten Prof. Dr. Nike 1 in zwei Cursen ab-
gehalten, von welchen der eine 18, der andere 3 Mitglieder
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zählte. In dem ersten Cursus wurden die ersten 6 Kapitel des
Buches Josua gelesen und erklärt, im zweiten wurden Aus-
arbeitungen über ausgewählte Abschnitte aus den Proverbien
angefertigt und besprochen.
Krawutzcky, z. Zt. Decan.
4. Das juristische Seminar.
Die Uebungen im juristischen Seminar standen unter der
Leitung derjenigen Professoren der Facultät, in deren Fach sie
einschlugen.
Die Bibliothek verwaltete Prof. Dr. Fischer.
Prof. Dr. Dahn leitete im Sommer 1900 die Auslegung
der Germania des Tacitus und im Winter 1900/01 Uebungen
auf den von dem Bürgerlichen Gesetzbuch nicht berührten
Gebieten des Deutschen Privatrechts.
Prof. Dr. Brie leitete in beiden Semestern staatsrechtliche
Uebungen. Im Sommerhalbjahr wurde die Preussische Ver-
fassungs-Urkunde, im Winterhalbjahr die Deutsche Reichsver-
fassung den Uebungen zu Grunde gelegt.
Prof. Dr. Leonhard leitete im Winterhalbjahr Besprechung
neuerer Schriften über das Deutsche Bürgerliche Gesetzbuch.
Prof. Dr. Fischer veranstaltete im Sommer - Semester
processtheoretische Referate. Im Winter fanden unter Theil-
nahme von Juristen und Theologen Uebungen in der Inter-
pretation des corpus juris canonici (Lehre vom Eheconsens)
statt.
Prof. Dr. Jörs veranstaltete in beiden Semestern Uebungen
im Römischen Recht mit mündlichen Vorträgen der Studirenden
und zwar
im Sommer-Semester 1900 über die Rechte des Zwölf-
Tafel-Gesetzes nach Bruns fontes iuris Romani antiqui,
im Winter-Semester 1900/01 im Anschluss an die Insti-
tutionen des Gaius.
Prof. Dr. Gretener leitete im Sommer-Semester 1900 die
kritische Besprechung des Schweizerischen Strafgesetzentwurfs.
Leonhard, z. Zt. Decan.
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5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.
In dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar fanden
im Sommer-Semester 1900 11, im Winter -Semester 1900/01
12 Sitzungen statt. Zur Besprechung gelangten verschiedene
Themata aus dem Gebiete theils der theoretischen, theils der
praktischen Nationalökonomie. U. a. wurde im Sommer-Semester
Henry George, Fortschritt und Armuth gelesen, weiterhin die
Verelendungstheorie und überhaupt die Fragen der Einkommens-
vertheilung, sodann Schriften über den wirtschaftlichen Auf-
schwung Deutschlands discutirt. Im Winter-Semester waren
die behandelten Themen: Theorie des Geldes, Schutzzoll und
Freihandel, die „Kohlennoth", die Waarenhäuser und ihre Be-
steuerung.
Professor Dr. Sombart hielt in beiden Semestern in ge-
wohnter Weise Uebungen ab. Im ersten Semester wurden
verschiedene Themata in Vorträgen und Discussionen behandelt.
Im zweiten Semester wurde ausschliesslich der Kapitalbegriff
erörtert.
Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind vor-
schriftsmässig verwendet worden. Die Seminarbibliothek war
auch in diesem Jahre von Herrn Dr. Max Gebauer aufs
Sorgfaltigste verwaltet. Sie war jeweils an 3 Tagen der Woche
geöffnet, insgesammt fanden im Sommer-Semester 41, im
Winter-Semester 47 Bibliotheksstunden statt. Die Zahl der
Bibliotheksbesucher war 148 und 167.
Wolf. Sombart.
6. Das historische Seminar.
Durch die Bewilligung einer namhaften Summe als ausser-
ordentlichen Zuschusses zur laufenden Dotation des Seminars
konnten wenigstens die dringlichsten Bedürfnisse für den
Unterricht und die selbstständigen Uebungen der Studirenden
befriedigt und manche Lücken in der Büchersammlung aus-
gefüllt werden. Bei dieser ausserordentlichen Vermehrung der
Bücher ist ebenso wie bei den alljährlichen Ankäufen die alte
Geschichte mit einem Drittel der verfügbaren Mittel bedacht
worden. Die Geschäfte wurden im Winter-Semester 1899/1900
von Prof. Dr. Wilcken geführt. Im Sommer-Semester 1900
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übernahm sie Prof. Dr. Caro vertretungsweise und führte sie
im Winter-Semester 1900/01 im Turnus fort.
Prof. Dr. Caro behandelte im Sommer abschliessend die
aus dem vorangegangenen Semester noch unerledigten Fragen
über den Ursprung des siebenjährigen Krieges und ging dann
auf die historischen Quellenschriften der Epoche vom Inter-
regnum bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts ein. Besondere
Analysen wurden von der Gruppe der Königssaaler Chroniken
gegeben. — Im Winter-Semester 1900/01 wurden die deutschen
Chroniken der genannten Epoche noch weiter behandelt, dann
richtete sich das Augenmerk auf die italienischen, französischen
und englischen Schriftsteller derselben Zeit, und namentlich
wurde die Florentiner Geschichtsschreibung des 14. Jahrhunderts
eingehend besprochen.
Prof. Dr. Kaufmann: Im Sommer 1900 nahmen an den
von mir geleiteten Uebungen 22 Mitglieder theil, darunter vier
Damen. Referate der Mitglieder über Abschnitte aus Froude,
The growth of the English Constitution, Baumgarten, Bezold,
Ritter, Voigt, Ranke u. a., sowie über einige Monographieen
und Quellenschriftsteller, namentlich des Mittelalters, bildeten
den Ausgangspunkt der Untersuchungen.
Im Winter 1900/01 nahmen 26 Mitglieder, darunter wieder
4 Damen, an den Uebungen theil, die in gleicher Weise wie
im Sommer gehalten wurden. So wurden z. B. behandelt:
Joh. Janssen's Geschichte des deutschen Volkes — Die Litteratur
über die Pack'schen Händel — E. Gothein, Jura Curiae in
Munchwilare — Kranz, Bauerngut und Frohndienste — Das
Zollgesetz von 1818 — Lamennais, Paroles d'un Croyant —
Eine Urkunde Ottos I. und ein Kapitular Ottos III.
Prof. Dr. Schulte: Im Sommer 1900 wurden bei 21 Theil-
nehmern zunächst die Urkundenfälschungen des Reichskanzlers
Kaspar Schlick untersucht. Dann wurden einzelne Theile der
Geschichte der französischen Revolution behandelt: Militair-
edict von 1781, Notabelnversammlung, einzelne Cahiers aus
Lothringen und die Flucht des Königs. Es schlössen sich
daran biographische Skizzen einzelner Personen.
Im folgenden Winter-Semester wurde bei 1 1 Theilnehmern
die Geschichte der ältesten Zeitungen und ihre Kritik metho-
2*
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disch behandelt; dann folgten Untersuchungen und Vorträge
über den ghibellinischen Imperialismus unter Heinrich VI. und
endlich solche über die Disposition der Goldenen Bulle.
Prof. Dr. Wilcken und Prof. Dr. Cichorius: Im alt-
historischen Seminar behandelte während des Sommer-
Semesters 1900 Prof. Wilcken Aristoteles* üoXtTtxa als Mittel-
punkt seiner üebungen. Im Besonderen wurde die Frage ge-
nauer untersucht, in welchem Verhältniss die Aftrjvefov TcoXtxefa
zu den IloXtxtxa stehe. Während des Winter-Semesters 1900/01
besprach sein Nachfolger, Prof. Dr. Cichorius, historische
Fragen im Anschluss an Cicero's Briefe. Von letzterem wurden
das siebente Buch der Briefe an Atticus, sowie einzelne Stücke
aus den Büchern VI u. VIII und aus der Sammlung ad fami-
liäres gelesen, und besonders Ciceros Provinziahrerwaltung und
Vorgeschichte und der Ausbruch des Bürgerkrieges unter Heran-
ziehung der betreffenden Partieen von Caesars Commentarien
eingehend untersucht.
Caro. Kaufmann. Schulte. Cichorius.
7. Das kunstgeschichtliche Seminar.
Es wurden in zwangloser Weise kunstgeschichtliche Fragen
erörtert und Arbeiten der einzelnen Mitglieder besprochen.
10 Studirende nahmen an den Uebungen Theil, 4 promovirten
in Kunstgeschichte. Muther.
8. Das philologische Seminar.
Prof. Foerster Hess im Seminar im Sommer-Semester
den Agamemnon, im Winter -Semester die Choephoren
des Aischylos interpretiren und einen Theil der Ergebnisse
der Erklärung und der metrischen Analyse in schriftlichen
Ausarbeitungen einzelner Mitglieder niederlegen. Ausserdem
wurde im Winter-Semester über die schriftliche Arbeit eines
Mitgliedes disputirt.
Im Sommer-Semester 1900 behandelte Prof. Norden mit
den ordentlichen Mitgliedern des Seminars Plaut us' Pseudolus,
im Winter-Semester 1900/01 mit den ausserordentlichen aus-
gewählte griechische Elegiker und Cicero de oratore B. III.
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Professor Skutsch leitete im Sommer-Semester 1900
die Uebungen des 25 Mitglieder zählenden Proseminars. Inter-
pretirt wurden der Epitaphios des Lysias und Catulls Lesbia-
lieder. Um für eine vergleichende Betrachtung der lysianischen
Rede und die Entscheidung der Echtheitsfrage Stoff zu ge-
winnen, waren einerseits die übrigen Reden des Lysias,
andererseits die übrigen Epitaphien unter die Mitglieder zu
eingehender Leetüre vertheilt; das Facsimile von Catulls
Sangermanensis gab Gelegenheit zur ersten Einführung in die
Paläographie. Im Winter-Semester 1900/01 Hess Professor
Skutsch von 6 ordentlichen Mitgliedern und einem Hospes
Vergils Eklogen interpretiren und für das Verständniss der
Eklogen wichtige Stücke aus den griechischen Bukolikern sowie
aus Georgica und Ciris kursorisch lesen. Ausserdem wurden
einige schriftliche Arbeiten besprochen.
Die Geschäftsführung lag in den Händen des Prof. Norden.
Foerster. Norden. Skutsch.
9. Das archäologische Seminar.
Im Sommer-Semester wurden von 13 ordentlichen und
2 ausserordentlichen Mitgliedern Vasenbilder desDuris, sowie
die archaische Vase mit der Darstellung des Kampfes des
Herakles und der Hydra, welche sich im archäologischen
Museuni befindet, interpretirt. Im Winter-Semester, in welchem
sich 7 Studirende als ordentliche und 9 als ausserordentliche
Mitglieder an den Uebungen betheiligten, wurde mit der Er-
klärung von Vasenbildern des Museums fortgefahren, ausser-
dem wurden ausgewählte „Bilder" des älteren Philostrat inter-
pretirt und theils mit den Rekonstruktionen der Künstler der
Renaissance, theils mit altchristlichen Mosaiken verglichen.
Die Ergebnisse wurden in Ausarbeitungen der Mitglieder, in
einem Falle auch in einer Federzeichnung des ausserordent-
lichen Mitgliedes Herrn Regierungsbaumeister Burgemeister
niedergelegt. Als Amanuensen fungirten die Herren Dr. Erwin
Hintze und Stud. phil. Jos. Mikolajczak.
Foerster.
10. Das germanistische Seminar.
Im Sommer 1900 veranstaltete Professor Vogt gothische
Uebungen unter Betheiligung von 16 ordentlichen Mitgliedern
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und 13 Hörern; im Winter 1900/01 wurde das Nibelungenlied
zum Gegenstande schriftlicher und mündlicher Uebungen ge-
macht; es betheiligten sich 16 ordentliche Mitglieder und acht
Hörer.
In der Abtheilung für neuere Litteratur betheiligten sich
im Sommer-Semester 1900 an der Interpretation von Klopstocks
Oden 27 Mitglieder; im Winter-Semester 1900/01 an der Er-
klärung von Graf Platens „Verhängnissvoller Gabel" und
„Romantischem Oedipus" 26 Mitglieder. Unter ihnen waren
im Sommer-Semester eine, im Winter-Semester zwei Damen.
Vogt. Koch.
11. Das romanisch-englische Seminar,
a. Die romanische Abthetlnng.
In der philologischen Abtheilung des romanischen Seminars
wurden im Sommer-Semester 1900 philologische und litterar-
historische Uebungen an Corneilles Cid vorgenommen, im
Winter-Semester 1900/01 eine Anzahl von Stücken aus des
Unterzeichneten provenzalischer Chrestomathie interpretirt.
Es betheiligten sich in beiden Semestern ausser den
12 ordentlichen Mitgliedern noch eine Anzahl von Hospitanten
an diesen Uebungen.
An den praktischen neufranzösischen Uebungen bei Prof.
Pill et nahmen Theil im Sommer- Semester 12 ordentliche
Mitglieder und 2 Hospitanten, im Winter-Semester 12 ordent-
liche Mitglieder und 1 Hospitant. In beiden Semestern wurden
Arbeiten litterarischen Inhalts geliefert und durchgenommen.
Ausserdem wurde Schillers „Verschwörung des Fiesco" theils
schriftlich, theils mündlich übersetzt. Im Winter sind auch
noch Arbeiten über die „Simplification de l'enseignement de
la syntaxe francaise (Arrete du 31. juillet 1900)'* gemacht und
besprochen worden.
Appel.
b. Die englische Abthelloiig.
In der philologischen Section wurde im Sommer-Semester
1900 Shakespeare's Hamlet gelesen und interpretirt, sowie im
Anschluss daran philologische, litterar-historische und ästhe-
tische Fragen erörtert. 32 Studirende und Hospitanten be-
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[heiligten sich, darunter 14 als active Mitglieder. Im Winter-
Semester 1900/01 wurden Gedichte von Robert Bums übersetzt
und erläutert, auch Vortrüge gehalten, welche das Leben und
Dichten Robert Burns' und überhaupt die Litteratur dieser
Periode betrafen. 36 Studirende und Hospitanten nahmen
Theil, darunter 16 active Mitglieder.
In Folge der reichlichen Zuwendungen ausserordentlicher
Geldmittel konnten mehrere werthvolle Anschaffungen für die
Seminarbibliothek gemacht und die wichtige, noch von Prof.
Kolbing bestellte Sammlung der Early English Text Society
bezahlt werden. Sarrazin.
12. Das slavisch-philologische Seminar.
Im slavisch-philologischen Seminar wurden im Sommer-
Semester 1900 in der I. Abtheilung mit 9 Mitgliedern die Nach-
richten über die ältesten altslovenischen, glagolitischen und
cyrillischen Bücher zusammengestellt, insbesondere die Schick-
sale des altslovenischen Evangelienbuches bis in das XV. Jahr-
hundert verfolgt. In der II. Abtheilung wurden nach einer
Einleitung über die Litteratur der Fabeln bei den Slaven und
über die Stellung Krasicki's in der polnischen Litteratur die
Fabeln dieses Dichters mit besonderer Rücksicht auf einige
Fabelstoffe gelesen und erörtert. Mitgliederzahl 22.
In beiden Abtheilungen wurden in herkömmlicher Weise
Vorträge über gegebene oder im Anschluss an das Vorgetragene
selbstgewählte Themata gehalten und besprochen.
Im Winter-Semester 1900/01 wurden in der I. Abtheilung
die ersten Anfänge der slavischen Philologie und die Haupt-
verdienste der hervorragendsten älteren Slavisten bis auf
Schafarzik und Sresnewskij eingehend erzählt unter Hervor-
hebung der grundlegenden Werke derselben. In der zweiten
Abtheilung wurden nach Feststellung der Grundsätze der
slavischen Ortsnamenforschung die wichtigsten Gruppen der
urkundlich überlieferten mittelalterlichen Ortsnamen in Schlesien
und Posen durchgenommen.
In beiden Abtheilungen wurden von den Seminarmitgliedern
im Anschluss an die vorgetragenen Belehrungen am Schlüsse
des Semesters drei Vorträge gehalten und besprochen.
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Die Theilnahme an den Uebungen (in der ersten Abthei-
lung 10, in der zweiten 18 Mitglieder) war mit geringen Aus-
nahmen eine recht rege, die Seminarbibliothek wurde fleissig
benutzt.
Nehring.
13. Das geographische Seminar.
Im Sommer 1900 wurde den Uebungen, für welche sich
11 Theilnehmer meldeten, das klassische Reisewerk Leopolds
von Buch über Norwegen und Lappland zu Grunde gelegt,
seine Lesung aber verbunden mit der Behandlung derselben
Gebiete durch andere Reisende (von Hausmann bis auf
Ed. Richter) und einheimische Forscher (namentlich Kjerulf).
Die Ergebnisse der einzelnen Verhandlungen wurden zum
Gegenstand freier Ausarbeitungen der Seminarmitglieder.
Für den Winter 1900/01 wurde die Lesung von Humboldts
Ansichten der Natur in Angriff genommen. Aber der Schwer-
punkt der Arbeit für die 10 Mitglieder, 2 Hospitanten und eine
Hospitantin lag in der Vorbereitung der Festschrift zur Be-
grüssung des XIII. Deutschen Geographentages, zu deren Aus-
arbeitung die Theilnehmer der Uebungen sich vereinigt hatten.
Eine ausserordentliche Bewilligung aus dem Titel Insgemein,
zu welcher auf besondere Empfehlung des Planes durch den
Herrn Universitäts-Curator der Herr Minister sich entschlossen
hatte, schuf die Grundlage dieses für die Thätigkeit des
Seminars überaus anregenden und zu vollstem Erfolge ge-
deihenden Unternehmens.
In der Bibliothek und dein Arbeitsraume des Seminars
herrschte demgernäss eine besonders erfreuliche, gesteigerte
Thätigkeit, zumal neben den Aufsätzen für die Festschrift auch
drei grössere Arbeiten rüstig gefördert wurden.
J. Partsch.
14. Das mathematisch-physikalische Seminar.
In der von Professor Rosanes geleiteten Abtheilung
wurden im Sommer-Semester 1900 Aufgaben aus der ana-
lytischen Geometrie der Ebene (für Anfänger) behandelt, daneben
arbeiteten Fortgeschrittene über conjugirte bilineare Formen.
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Im Winter-Semester 1900/01 wurde über lineare Substitutionen
gearbeitet.
In der von Professor Sturm geleiteten Abtheilung des
Seminars wurden im Sommerhalbjahr 1900 Aufgaben aus dem
Anhange des Theils I von Reye's Geometrie der Lage gelöst,
während im Winterhalbjahr 1900/01 Uebungen in den Elementen
der Differential- und Integralrechnung vorgenommen wurden.
In der physikalischen Abtheilung wurden im Sommer-
Semester Aufgaben aus der Mechanik, im Winter aus der Lehre
von der Fortpflanzung der Wärme behandelt.
Rosanes. Sturm. O.E.Meyer.
15. Das philosophische Seminar.
In der historisch-systematischen Abtheilung des philoso-
phischen Seminars setzte Professor Baeumker im Sommer-
Semester 1900 die Uebungen über Piatons Politeia mit 7 Theil-
nehmern fort. Im Winter-Semester 1900/01 musstc die histo-
risch-systematische Abtheilung des Seminars seiner Unter-
weisung entbehren, da er am Ende des Sommers 1900 einem
Rufe an die Bonner Universität gefolgt war.
Professor Freudenthal veranstaltete im Sommer 1900
Uebungen über Aristoteles' Metaphysik, an denen 13 Studirende
theilnahmen. — Im Winter-Semester 1900/01 ward von ihm
Spinozas Ethik den Besprechungen zu Grunde gelegt. 23 Stu-
dirende betheiligten sich an diesen Uebungen.
Auch in diesem Jahre ward dem philosophischen Seminar
vom Königlichen Ministerium ein besonderer Zuschuss gewährt,
durch welchen empfindliche Lücken in den Beständen der
Bibliothek ausgefüllt werden konnten.
In der psychologischen Abtheilung des Seminars behandelte
Prof. Ebbinghaus während des Sommer-Semesters 1900 durch
Referate und Discussionen die Theorie des psycho-physischen
Parallelismus und die Psychologie des Gefühls und der Aflfecte,
unter Theilnahme von 17 Mitgliedern. Im Winter-Semester
lOOCyoi wurden in ähnlicher Weise Gehörslokalisation, Syn-
asthesie, die Psychologie der Zahl und die neuesten Arbeiten
über das Gedächtniss besprochen. Ausserdem wurden die
Seminararbeiten in Beziehung gesetzt zu der gleichzeitigen
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systematischen Vorlesung über Psychologie und zu deren Er-
gänzung durch Demonstrationen und Erläuterungen benutzt.
Die Zahl der Theilnehmer betrug 41. Aus den jederzeit neben-
hergehenden Versuchen einzelner Theilnehmer zu selbständigen
experimentellen Arbeiten ging eine Druckschrift hervor:
Kramer u. Moskiewicz, Beiträge zur Lehre von den Lage-
und Bewegungsempfindungen. Zeitschr. für Psychologie, Bd. 25,
S. 101—125. 1901.
Im Hinblick auf die wachsende Betheiligung an den
Uebungen der Seminarabtheilung bewilligte die Königl. Unter-
richtsverwaltung während des Berichtsjahres einen ausser-
ordentlichen Zuschuss zur Vervollständigung der Bibliothek
und an seinem Ende einen abermaligen und grösseren Zu-
schuss zur Beschaffung von Apparaten. Mit dessen Hilfe wird
es nunmehr möglich sein, einige der empfindlichsten Lücken
in den Unterrichtsmitteln des Seminars auszufüllen.
Freudenthal. Ebbinghaus.
d. Die Kunst-Institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.
(Archäologisches Museum.)
In einer an den Herrn Minister gerichteten Denkschrift
vom 29. April hat der Unterzeichnete die Nothwendigkeit eines
Neubaues für das Museum begründet, sowie dargelegt, dass bis
zur Errichtung eines solchen die Anbringung einer Heizungs-
vorrichtung im jetzigen Gebäude und die Einrichtung einer
Dienerwohnung ganz besonders dringlich seien. Der akademische
Senat hat sich der auf einen Neubau gerichteten Vorstellung
angeschlossen. Durch Curatorialschreiben vom 3. December
ist der Unterzeichnete benachrichtigt worden, dass es leider
nicht möglich gewesen ist, die Mittel zur Einrichtung einer
Dienerwohnung in den Staatshaushaltsetat für 1901 einzustellen.
Die sächlichen Fonds sind zur Vermehrung der neuange-
legten Sammlung von Photographieen und zur Ergänzung der
sehr beträchtlichen Lücken in der Büchersammlung, wie des
Mionnet und der Halleschen Winckelmanns-Programme, ver-
wendet worden. Für Geschenke an die Bibliothek ist das In-
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stitut dem Herrn Minister und Herrn Professor Dr. theol. Karl
Müller bierselbst zu Dank verpflichtet
Im Juli fand eine Revision des Inventars des Museums
statt.
Der geschäftsführende Ausschuss des im Jahre 1898 zu
einer Ehrung des vormaligen Directors des Museums, Professor
Dr. August Rossbach zusammengetretenen Comites hat nach
Errichtung eines Denkmals für den Verstorbenen den Rest-
bestand der gesammelten Gelder nebst den aufgekommenen
Bankzinsen im Betrage von 680 Mk. 30 Pf. der hiesigen Uni-
versität zur Begründung einer „August Rossbach -Prämien-
Stiftung" überwiesen. Nachdem die akademischen Behörden
sich zur Annahme dieser Schenkung bereit erklärt und den
hierüber aufgestellten Satzungen zugestimmt haben, ist das
aufgesammelte Kapital auf Veranlassung des Unterzeichneten,
als des Vorsitzenden des erwähnten geschäftsführenden Aus-
schusses, am 10. September von dem Schatzmeister des Comite,
Herrn Geh. Commerzienrath H. Heimann hierselbst, an die
Königliche Universitätskasse abgeführt und von dieser zinsbar
angelegt worden. Das vom Herrn Curator am 30. September
erlassene und vom Herrn Minister am 20. October bestätigte
Statut der Stiftung ist den Studirenden durch Anschlag am
schwarzen Brett der Universität und des Museums zur Kennt-
niss gebracht worden.
Foerster.
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere
Kunstgeschichte.
Ein Hilfsarbeiter, für den das Königliche Staatsministerium
600 M. bewilligte, vollendete die Neuordnung der Sammlung.
Der Jahresetat wurde zur Completirung der Bibliothek und der
Photographieensammlung verwendet. Ein ausserordentlicher,
vom Königl. Universitäts-Curatorium bewilligter Zuschuss von
300 Mark ermöglichte es dem Unterzeichneten, auf seiner
spanischen Reise die Reproductionen vieler wichtigen und
wenig bekannten Kunstwerke für die Sammlung anzukaufen.
Muther.
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3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.
Durch die Vorbereitungen zu einer Wiederherstellung des
Musiksaales wurde dieser seit Ende Mai der Benutzung für die
Aufgaben des Instituts entzogen. Nur durch die Hingabe und
Umsicht des damaligen Institutsdirectors Prof. Dr. Baeumker
und durch das Entgegenkommen der akademischen Behörden
gelang es gleichwohl, einer Unterbrechung der Thätigkeit des
Instituts vorzubeugen. Während der Pfingstferien wurde die
schwierige Ueberführung der Orgel in das Auditorium maximum
bewerkstelligt, und ebendaselbst wurde das Klavier aufgestellt,
so dass nun sowohl die Orgelcurse als auch die Uebungen der
Chorklasse in diesem Hörsaal abgehalten werden konnten.
Trotzdem hatte das Institut unter dieser Veränderung in
mancherlei Hinsicht zu leiden. Da das Auditorium maximum
in erster Linie nach wie vor für Vorlesungszwecke in Anspruch
genommen wurde, so war es schwierig, geeignete Stunden für
die Uebungen des Instituts zu gewinnen. Völlig unmöglich
war es, einen geeigneten Raum für die Abhaltung des öffent-
lichen Jahres-Specimens in Orgel- und Gesangvorträgen zu
finden, so dass das Specimen für dieses Jahr ganz ausfallen
musste. Zudem hat die ohnehin schon altersschwache Orgel
durch die Neuaufstellung so gelitten, dass auch die regel-
mässigen Orgelübungen durch die Mängel des Instrumentes
mehrfach gestört wurden. So macht sich immer wieder das Be-
dürfniss dringend fühlbar, dass der Musiksaal baldigst in einen
für die Zwecke des Instituts benutzbaren Zustand versetzt und
zugleich die neue Orgel möglichst bald aufgestellt werde.
Auch der bereits im vorigen Jahresbericht hervorgehobene
Mangel geeigneter Räume für die Unterbringung der neuen
Bibliotheksschränke sowie für die Geschäftsführung des In-
stituts macht sich nach wie vor fühlbar.
Das durch die Versetzung des Herrn Prof. Dr. Baeumker
nach Bonn erledigte Directorat des Instituts wurde durch Er-
lass des Herrn Cultusministers vom 20. August dem Unter-
zeichneten vom 1. October 1900 ab übertragen; derselbe über-
nahm bereits am 3. September, zunächst in Vertretung des
bisherigen Directors, die Amtsgeschäfte.
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29
Dem Lehrer am Institut und Director der Singakademie,
Herrn Professor Dr. Schaeffer wurden am 17. Mai zur Feier
des 75jährigen Bestehens der Singakademie die Glückwünsche
der philosophischen Facultät durch eine vom Decan und dem
Director des kirchenmusikalischen Instituts geführte Deputation
überbracht. Am 1. Januar 1901 legte Herr Professor Schaeffer
die Leitung der Singakademie nach 40jähriger Führung nieder.
Durch seine Ernennung zum Ehrendirector derselben blieb
auch die altüberlieferte Verbindung dieses Instituts mit dem
kirchenmusikalischen bestehen. Seine Majestät der Kaiser
zeichnete Herrn Professor Schaeffer durch Verleihung des
Kronenordens 3. Klasse aus.
Die Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen des Instituts
gestaltete sich wie folgt:
1. Die Chorklasse hat unter Leitung des Königlichen
Musikdirectors Prof. Dr. Schaeffer ihre Uebungen in üblicher
und vorschriftsmässiger Weise fortgesetzt.
Die Betheiligung der Schüler hiesiger höheren Schulen zur
Besetzung der Sopran- und Altstimmen stellte sich heraus wie
folgt:
Im Sommer 1900 nahmen 24 Schüler theil, und zwar
11 Sopranisten und 13 Altisten. Von diesen sandte das
Matthias- Gymnasium 15, das Elisabeth-Gymnasium 7, das Real-
Gymnasium zum heiligen Geist 2, in Summa 24 Schüler.
Im Winter 1900/01 nahmen 21 Schüler theil und zwar
10 Sopranisten und 11 Altisten. Von diesen sandte das
Matthias-Gymnasium 14, das Elisabeth-Gymnasium 5, das Real-
Gymnasium zum heiligen Geist 2, in Summa 21 Schüler.
Als Grund der Nichtbetheiligung der hier nicht aufgeführten
Schulen wurde von den betreffenden Schuldirectoren Collision
mit Sing- oder Turnstunden ihrer Schüler angegeben.
Die Tenor- und Bassstimmen wurden wiederum von den
Zöglingen des Königlichen katholischen Schullehrer-Seminars
ausgeführt, deren Obercursus jedoch zu seiner weiteren Aus-
bildung zur Breslauer Singademie delegirt war und somit
Gelegenheit hatte, in den Aufführungen derselben mitzuwirken.
Bei der akademischen Feier des Geburtsfestes Sr. Maj. des
Kaisers wurden von der Chorklasse unter Mitwirkung einiger
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Mitglieder der Singakademie der Choral „Lobe den Herrn" und
das Salvum fac Imperatorem gesungen.
Für das Specimen der Chorklasse, das wegen Local-
schwierigkeiten in diesem Jahre nicht wie sonst im Verein mit
der Orgelklasse des Herrn Prof. Dr Bohn vor geladenen Zu-
hörern abgehalten werden konnte, waren folgende Gesänge
vorbereitet: 1. Adoramus te Christe von Perti; 2. 0 bone Jesu
von Palaestrina; 3. 0 vos omnes von Vittorin; 4. Ave verum
von Mozart; 5. 3 Chöre aus „Paulus" von Mendelssohn, a. Der
Herr wird die Thränen etc., b. Wie lieblich sind die Boten,
c. Sehet, welch eine Liebe. Diese Stücke wurden dem in der
letzten Uebung am 12. Marz d. J. anwesenden Herrn Direclor
Professor Dr. Vogt vorgesungen.
Die angekündigten Vorlesungen kamen, wohl auf Grund
von Collisionen, nicht zu Stande.
2. Der Leiter der Orgelklasse, Herr Prof. Dr. E. Bohn
hielt folgende Vorlesungen und Uebungen ab:
1. Harmonielehre, 1. Theil, 2 stündlich, 26 Zuhörer.
2. Orgel Unterricht, 2 stündlich, 18 Theilnehmer.
3. Ueber R. Wagners „Meistersinger von Nürnberg", ein-
stündlich, 104 Zuhörer.
4. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 stündlich, 6 Theil-
nehmer.
Im Winter-Semester 1900/01 fanden folgende Vorlesungen
resp. Uebungen statt:
1. Harmonielehre, 2. Theil, 9 Zuhörer.
2. Orgelunterricht, 2 stündlich, 12 Theilnehmer.
3. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 stündlich, 6 Theil-
nehmer.
Der Orgelunterricht wurde, namentlich im Winter-Semester,
dadurch erheblich erschwert, dass eines Theils nicht genügend
Uebungsstunden im Auditorium maximum erlangbar waren,
und anderen Theils, weil die Orgel auf Grund der oben er-
wähnten Uebelstände häufig ihren Dienst versagte.
Im Auftrage der Königlichen Regierungen von Breslau und
Oppeln wurde in gewohnter Weise eine Anzahl von Kosten-
anschlägen für den Bau neuer und die Reparatur schadhafter
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Orgeln erledigt, sowie neu hergestellte und reparirte Orgeln
geprüft und abgenommen.
3. Johannes-Chor der Studirenden der evangelischen
Theologie unter Leitung des ord. Professors Dr. Wrede.
In diesem Jahre wurde die bisherige Weise des Unterrichts
insofern abgeändert, als ein regelmassiger Wechsel von Semester
zu Semester zwischen den Uebungen im Choral- und Altar-
gesang und der Vorlesung über die Geschichte des evangelischen
Gemeindegesanges eingeführt wurde. Bestimmend war hierfür
der Umstand, dass bei dem fortdauernden Sinken der Zahl der
evangelische Theologie Studirenden für ein Abhalten der
Uebungen in jedem Semester ein Bedürfniss nicht vorlag, ja
die geringe Zahl der bei dieser Praxis zu erwartenden Theil-
nehmer sogar einen entschiedenen Nachtheil für die Uebungen
bedeutete. Andererseits erschien es wünschenswerth, dass die
genannte Vorlesung öfter gehalten werde als nur alle vier
Semester.
Die Vorlesung fand im Sommer statt; die Zahl der Zu-
hörer betrug 32. An den im Winter gehaltenen Uebungen be-
theiligten sich 30 Herren.
4. St. Caecilien-Chor der Studirenden der katholischen
Theologie.
Im Sommer-Semester 1900 waren die Uebungen von circa
70 Herren besucht. Es wurden neben einigen theoretischen
Erklärungen auch mehrstimmige Werke einstudirt, wie folgt:
a. Kyrie, b. Gloria, c. Sanctus, d. Benedictus, e. Agnus aus der
Missa op. 12 mit Orgelbegleitung von J. Schwarz, ferner: Credo:
Gregorianischer Choral, mit vierstimmigen Einlagen: Et in-
carnatus und et vitam venturi von Schild und Knecht. Ausser-
dem wurden die Responsorien zur Missa gesungen, so zwar,
dass die Herren diese Werke im Dom am 6. Juli 1900 mit
Begleitung der Orgel auf dem Domchor singen konnten.
Im Winter-Semester 1900/01 wurden folgende Werke ein-
studirt:
1. O bone Jesu, vierstimmig von Palestrina.
2. Ave Maris Stella, vierstimmig von Peter Damiani, be-
arbeitet von B. Kothe.
3. Bonum est confiteri, vierstimmig von M. Filke.
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4. Caecilienhymne von Deigendesch, vierstimmig mit Be-
gleitung des Pianoforte.
5. Geistliches Abendlied von Fr. Hegar.
6. Cantus gregorianus: Missa feria sexta post dominicam
Passionis. a. Introitus: miserere mihi, b. Graduale:
pacifice, c. Offertorium: Benedictus es, d. Communio:
Ne tradideris me.
Besucht waren die Uebungen von mehr als 40 Herren.
In Folge des Umbaues des Musiksaales der Königlichen
Universität konnte eine Aufführung dieses Programmes leider
nicht ermöglicht werden.
5. Die B ibliothek des Instituts wurde auch in diesem
Jahre nicht nur durch Neuanschaffungen, sondern auch durch
werthvolle Schenkungen des Königlichen Cultusministeriums
vermehrt. Auch die Lehrapparate des Johanneschores und des
St. Caecilienchores wurden in angemessener Weise ergänzt.
Am 3. Juli wurde die Institutsbibliothek durch den da-
maligen Director Professor Dr. Baeumker revidirt und in
Ordnung befunden. Vogt.
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut.
Im August 1900 wurden die alten Räume im Instituten-
gebäude und im Convicthause verlassen und der Neubau an
der Kreuzkirche bezogen. Die im Convicthause und zwar in
dessen 1. Stockwerk gelegenen Zimmer haben der Physik seit der
Gründung der Universität im Jahre 1811, also im Ganzen
89 Jahre lang, als Heim gedient, die Räume des Instituten-
gebäudes erst seit 1866, also 34 Jahre lang. Sie waren beide
für physikalische Zwecke untauglich geworden, die älteren,
weil sie zu finster sind, die neueren, weil der gewaltig ange-
wachsene Verkehr auf der Schuhbrücke und auf der Burg-
strasse für Beobachtungen gar zu störend geworden war. Die
neuen Räume zeichnen sich in beiderlei Hinsicht vor den
alten vortheilhaft aus, sie sind ausserordentlich hell, und die
Ruhe des stillen Winkels, in dem das neue Haus erbaut ist,
wird fast nie gestört. Frei von dem Einflüsse der von der
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elektrischen Strassenbahn und anderen elektrischen Betrieben
in den Erdboden entsendeten Ströme, über welche ich im
7. Jahrgang 1892/93 der Chronik berichtete, ist der Platz freilich
nicht; aber diese Ströme, welche in der ganzen Stadt Breslau
zu finden sind, erreichen im Neubau nicht die Stärke, wie in
jenen älteren Gebäuden.
Mit dem Umzüge ins neue Gebäude erhielt das Institut
zugleich Geldmittel, um die bisher aus allgemeinen Fonds der
Universität bestrittenen Ausgaben für Beleuchtung, Heizung,
Wasser und Reinigung leisten zu können. Leider zeigte sich,
dass der anscheinend reichlich bemessene Betrag im letzten
Winter nicht ausreichte. Durch eine gütige Nachbewilligung
deckte aber der Herr Universitäts-Curator den Fehlbetrag.
Auch zur Ausrüstung des Neubaues mit Apparaten war
dem Institut eine beträchtliche Summe bewilligt worden, aus
welcher eine grosse Reihe von werthvollen Apparaten ange-
schafft wurde, wie Lindes Maschine zur Verflüssigung von Luft,
ein grosser Elektromagnet nach Dubois von Hartmann und
Braun, ferner von Zeiss in Jena ein stereoskopischer Ent-
fernungsmesser, ein Refractometer und ein Focometer, dann
von der Societe Genevoise eine Theilmaschine, ein Heliostat
nach Foucault, dessen Apparat zur Messung der Licht-
geschwindigkeit und ein Amperescher elektrodynamischer
Apparat, ausserdem die vollständige Einrichtung eines photo-
graphischen Ateliers, einige Galvanometer und manches andere.
Aus den Mitteln des laufenden Jahres wurden hauptsächlich
Röhren für elektrische Lichterscheinungen, Galvanometer und
kleinere Apparate angeschafft.
Für die Wartung und den Betrieb der Gasmaschinen, der
dynamo-elektrischen Maschinen und der Accumulatoren-Batterien
wurde ein Maschinist angestellt und für ihn eine Wohnung im
Institutsgebäude eingerichtet.
Die praktischen Uebungen im Experimentiren wurden im
Sommer von 38, im Winter von 37 Theilnehmern besucht.
0. E. Meyer.
3
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34
2. Die Sternwarte.
Der Assistent Dr. Mainka wurde am 1. December in das
geodätische Institut berufen. An seine Stelle trat an diesem
Tage der Cand. astr. Walter Zimmermann ein. Das übrige
Personal ist unverändert.
Zur Revision der Bestimmung der stenographischen Coor-
dinaten von 150 hellen und kleinen Mondkratern durch Ver-
messung der photographischen Platten der Lichtsternwarte
machte ich mit Dr. Rechenberg noch 5804 Einstellungen an
dem Ausmesser der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Am 8 zölligen Refraktor beobachtete Stud. D int er an acht
Abenden Vergleichsterne zum Kometen 1888 V, dessen Bahn-
rechnung er unternommen hat, durch Anschluss. Von dem
Kometen 1900 b machte ich an 15 Abenden zwischen dem
2G. Juli und 28. August 20 Positionsbestimmungen und beob-
achtete an 5 Abenden Vergleichsterne dieser Kometen durch
Anschluss.
Am 3 V* zölligen gebrochenen Passage-Instrument beob-
achtete ich zur Bestimmung der Polhöhe nach der Ilorrebow-
Talcott'schen Methode an 10 Abenden 104 Sterne und darauf
Dr. Rechenberg an 14 Abenden 9G Sterne. Ausserdem be-
nutzte letzterer dies Instrument zu den regelmässigen Zeit-
bestimmungen.
Am 3 zölligen Fraunhofer'schen Heliometer maass Stud.
Harry Meyer zur Bestimmung des Temperatur-Coefficienten
und des Skalenwertlies die Plejadendistanzen 17 — yj an
IG Abenden, yj— 27 an 15 und %x— o, Capricerni an 8 Abenden.
Zur Ausmessung des Steinhaufens der Hyaden beobachtete er
an 13 Abenden 33 Distanzen. Endlich machte er 4 Bestim-
mungen der parallaktisthen Aufstellung.
Publicirt wurden aus Anlass der Promotion 2 Disserta-
tionen und zwar:
1. von Dr. Carl Mainka über die Verlängerung des Mondes
nach der Erde zu,
2. von Dr. Paul Victor Neugebauer ein Beitrag zur
Theorie der speciellen Störungen mit Anwendung auf
eine Verbesserung der Bahn der Planeten (196) Philomela.
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35
Die Oderinsel, auf der die oben genannten Instrumente
vorläufig aufgestellt sind, wird im Norden von der Bürger-
werder-Schleuse begrenzt. Bei jedem Schiffsdurchgang wird
diese mit Wasser gefüllt, und der Wasserdruck erniedrigt das
Bett der Schleuse und drückt zugleich die Insel mit durch, so
dass sich die Zenitlinie nordwärts neigt. Die hierdurch ent-
stehenden Schwankungen des Bodens haben nach den ersten
Bestimmungen eine Amplitude von durchschnittlich 3", über-
treffen also die Polhöhenschwankungen um ein Vielfaches.
Wenn hiernach der Platz zur dauernden Aufstellung astrono-
mischer Instrumente ganz ungeeignet erscheint, so wird er es
noch mehr für die im vorigen Jahresbericht erwähnten sechs-
zölligen Meridianinstrumente, Durchgangsrohr mit Registrir-
mikrometer und Höhenkreis zur Beobachtung der Zenitdistanz
jeden Sternes in beiden Lagen kurz vor und nach dem Meridian,
die demnächst von Hamburg in Breslau eintreffen werden.
Ausserdem birgt die benachbarte offene Schleuse, die man in
dunkler Nacht kaum bemerkt, eine unverantwortliche Gefahr.
Zwei Studirende der Astronomie sind beinahe ertrunken.
Die Verlegung der Sternwarte ist dringend geboten.
J. Franz.
3. Das chemische Institut.
Die Frequenz des Instituts ist auf der früher angegebenen
Höhe geblieben: es arbeiten etwa 110 — 120 Praktikanten,
90—95 Chemiker, etwa 20 Mediciner und 2—3 Landwirthe.
Leider hat das Institut den Weggang des Vorlesungs-
assistenten Dr. C. Krügel zu beklagen, der seine Stellung in
ausgezeichneter Weise ausfüllte und für den vorläufig kein ge-
nügender Ersatz gefunden werden konnte.
Folgende wissenschaftliche Arbeiten wurden ausgeführt
und veröffentlicht:
1. Sommer, Ueber m-Xylylamin und m-Methylphenyläthyl-
amin. (Doctor-Dissertation Breslau.)
2. Schlossberg, Zur Kenntniss einiger Racemkörper.
(Doctor-Dissertation Breslau.)
3«
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3G
3. Engels, Ueber Anlagerung von Formaldehyd an
ay-Lutidin und Spaltung von ay-Lupetidin in seine
optischen Isomeren. (Doctor-Dissertation Breslau.)
4. Samelson, Ueber Azoverbindungen aus Dimethyl-m-
Toluidin. (Doctor-Dissertation Breslau.)
5. Roth, Ueber o-Nitrophenyl-a-Picolylalkin und Phenyl-
a-Picolylalkin. (Doctor-Dissertation Breslau.)
6. Gaus, Partialdrucke des Ammoniaks über ammoniaka-
lischen Metallsalzlösungen. (Doctor-Dissertation Breslau.)
7. Freiherr von Brackel, Ueber untersalpetrige Säure
und über Derivate des Metacyanbenzylchlorids. (Doctor-
Dissertation Breslau.)
8. Bienenthal, Ueber Verbindungen von Glycerinchlor-
hydrin mit tertiären Basen. (Doctor-Dissertation Breslau.)
9. Frl. Clara Immer wahr, Löslichkeit schwerlöslicher
Metallsalze. (Doctor-Dissertation Breslau.)
10. De hnel, Ueber Condensationen des Methylphenylpyridins.
(Doctor-Dissertation Breslau.)
11. Jaegcr, Löslichkeit schwerlöslicher Fluoride. (Doctor-
Dissertation Breslau.)
12. Hoff mann, Gleichgewichtse'rscheinungen zwischen Ferri-
cyankalium und Zinksalzen und über eine neue Gewichts-
bestimmung des Zinks.
13. Abegg und Herz. Chemisches Practicum.
14. Abegg und Herz, Berichtigung zu dem systematischen
Analysengang der Anionen.
15. Abegg und Frl. Immerwahr, Ueber den Einfluss des
Bindemittels auf den photochemischen Effect in Brom-
silberemulsionen und die photochemische Induction.
IG. Abegg, Ueber das elektrische Leitvermögen reiner
Substanzen.
17. Herz, Ueber das Gleichgewicht zwischen schwerlöslichen
Metalloxyden und Ammoniaksalzen. (Habilitationsschrift
Breslau.)
18. Herz, Ueber Aluminate.
19. Herz, Ueber das Verhalten von Zinksalzen gegen Methyl-
und Dimethylamin.
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37
20. Herz und Drucker, Ueber die quantitative Bestimmung
des Magnesiums durch organische Basen.
21. Frese, Spaltung von a-Aethylpiperidin in seine optischen
Componenten.
22. Steele, Neue Methode zur Bestimmung der Wanderungs-
geschwindigkeiten der Jonen.
23. v. Schroeder, Zur Theorie des Gerbeprocesses.
24. Sackur, Dissociationsgesetz starker Electrolyte.
25. Scholtz, Bestimmung der Alcaloide durch titrirte Jod-
lösung.
26. Scholtz und Müller, Ueber stereoisomere o-Phenyl-
a'-Methylpiperidine.
27. Ladenburg und Scholtze, Ueber aa'-Methylpyridin-
carbonsäure.
28. Ladenburg, Ueber das Ozon. (4. Mittheilung.)
29. Ladenburg, Ueber das Krypton. (2. Mittheilung.)
30. Ladenburg, Ueber die Hydrirungsmethode durch
Natrium und Alcohol.
31. Ladenburg, Neue Methode zur Bestimmung der Mole-
culargrösse des Ozons.
Ladenburg.
4. Das pharmaceutische Institut,
a. Chemische Abthetlang.
In der inneren Einrichtung des Instituts, sowie in den
Vorlesungen und praktischen Uebungen fanden gegen die Vor-
jahre Aenderungen nicht statt.
Die praktischen Arbeiten der Studirenden, von denen im
Sommer-Semester 63 und im Winter-Semester 46 Plätze im
chemischen Laboratorium des Instituts belegt hatten, wurden
in gewohnter Weise planmässig fortgesetzt.
Neu war die Einrichtung eines Feriencursus für praktische
Apotheker im März 1901, an dem sich eine Anzahl Apotheken-
besitzer aus Breslau und der Provinz betheiligten und dessen
Leitung dem langjährigen ersten Assistenten des Instituts
Dr. Grützner anvertraut war. Gegenstand des Cursus waren
die neuen Prüfungsmethoden der vierten Ausgabe des deutschen
Arzneibuchs, die gleichzeitig praktisch geübt wurden.
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38
Der chemische Apparat, die Sammlungen und die Bibliothek
wurden den Mitteln des Instituts entsprechend vermehrt. Neu
angeschafft wurden ein Viscosimeter, ein Autoclav nach Soxhlet,
ein Apparat zur Demonstration der Osmose, eine Spectrallampe
nach Beckmann, ein Milliamperimeter.
Im Laufe des Jahres wurden nachstehende wissenschaft-
liche Arbeiten mit den Hilfsmitteln des Instituts ausgeführt
und veröffentlicht:
1. Dr. Grützner: Ueber Verunreinigungen in officinellen
Eisenpräparaten 1900. Pharmaceutische Zeitung Nr. 50.
2. Dr. Höhne 1: Untersuchung der gelben Vaseline 1901.
Pharm. Zeitung Nr. 3.
3. Dr. Grützner: Ueber die Fällbarkcit von Ei weiss im
Harn bei Anwendung von Klärmitteln 1901. Pharm.
Zeitung Nr. 8.
4. Dr. Höhnel: Die chemischen und physikalischen Eigen-
schaften der natürlichen Vaseline 1901. Pharm. Zeitung
Nr. 39.
b. PliarmakoguoHthrhe Abtheilnng.
Die Sammlung von Drogen wurde im verflossenen Etats-
jahre durch eine grosse Zahl neu eingeführter pflanzlicher
Rohstoffe vermehrt.
An den mikroskopischen Uebungen betheiligten sich im
Sommer-Semester 58, im Winter-Semester 48 Studirende.
Der Bestand an Instrumenten wurde vermehrt durch vier
Mikroskope aus der Werkstatt von Leitz- Wetzlar, je 2 mit
Oc. I, III und Obj. 3, 5, 7 und je 2 mit Oc. I, II und Obj. 3, 5, 7.
Poleck. Pax.
5. Das mineralogische Museum und Institut.
Die Verwaltung wurde wie bisher fortgeführt. Die Samm-
lungen und die Bibliothek wurden durch zahlreiche neue Er-
werbungen vergrössert. Auch mehrere werthvolle Geschenke
wurden dem Museum zu Theil.
Nachdem durch die Verlegung des physikalischen Instituts
in einen Neubau das erste Stockwerk des Institutengebäudes
im Herbst 1900 frei geworden war, wurde vom Herrn Minister
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30
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal -Angelegenheiten,
wie der Herr Universitätscurator unter dem 3. December 1900
eröffnete, in Aussicht genommen, durch den Staatshaushalts-
etat für 1901 die Mittel zu einer Institutserweiterung flüssig zu
machen; inzwischen ist auch die Ausführung der baulichen
Arbeiten unter dem 13. April 1901 verfügt worden. Es steht
somit eine Erweiterung resp. theilweise Verlegung der Instituts-
räume im Laufe des Jahres 1901 bevor. Der Unterzeichnete
verfehlt nicht, auch an dieser Stelle den vorgesetzten hohen
Behörden seinen ganz ergebensten und gehorsamsten Dank für
jene Förderung der Institutsinteressen abzustatten.
Als Museumsassistent fungirte Herr Dr. Bau mann, während
Herr Privatdocent Professor Dr. Milch (wie in den vorher-
gehenden Jahren) mit dankenswerther Bereitwilligkeit als
Unterrichtsassistent bei den Uebungen und dem Praktikum,
und ebenso Herr Dr. Sachs bei den Uebungen thätig war.
Mit den Hilfsmitteln des Museums wurden im mineralo-
gischen Institut die Untersuchungen zu folgenden Publicationen
ausgeführt:
A. Sachs: Krystallographisch-optische Studien an synthe-
tisch dargestellten Verbindungen. Zeitschrift für Krystallo-
graphie, Bd. 34.
L. Milch: Ueber den Granitgneiss des Roc noir im Wallis.
Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1901, Bd. 1.
— Ueber alpine Centraimassive. Sitzungsberichte der Schle-
sischen Gesellschaft für vaterländische Cultur vom
19. Juli 1900.
G. Gürich: Geologischer Führer in das Riesengebirge.
Berlin 1900.
— Edelopal von White Clififs in Australien. Sitzungsberichte
der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur
vom 29. November 1900.
— Neue geologische Aufschlüsse im Riesengebirge. Ebenda,
Sitzungsberichte vom 28. Februar 1901.
— Ein diluvialer Nephritblock im Strassenpflaster von
Breslau. Centralblatt für Mineralogie 1901, Nr. 3.
C. Hintze: Handbuch der Mineralogie. 17. u. 18. Lieferung.
Leipzig 1900-1901.
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40
— Ueber ungewöhnliche Ausbildung eines Karlsbader
Zwillings von Striegauer Kalifeldspath. Zeitschrift für
Krystallographie, Bd. 33.
Ferner brachte Herr Professor Dr. Milch den zweiten
Theil seiner Studien über die granitischen Gesteine des Riesen-
gebirges zum Abschluss und bearbeitete die von Herrn
Dr. R. Leonhard von seiner Reise aus Kleinasien mit-
gebrachten Gesteine. Herr C. Eisenhuth war mit einer
krystallochemischen Untersuchung der Bitterspäthe beschäftigt.
Die krystallograpisch- optische Untersuchung neuer, in den
chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und
Bonn dargestellter Verbindungen wurde von Herrn Oberlehrer
Geipel ausgeführt. Hintze.
5a. Die geologisch-paläontologische Abtheilung des
mineralogischen Museums.
(Geologisch-paläontologisches Institut.)
Von den im vorigen Bericht erwähnten, von Herrn Com-
merzienrath Haase geschenkten Pampasthieren wurde im Laufe
des Jahres 1900/01 der fast vollständige Panzer des 31/, m
langen Glyptodon unter Leitung des Assistenten Herrn Dr.
Wysogörski aufgestellt. Der für die mühevolle Zusammen-
setzung des in einige Hundert Bruchstücke zerschlagenen
Skeletts nöthige Platz konnte nur dadurch gewonnen werden,
dass das Museum für das Publikum geschlossen wurde. Durch
die in Folge der Räumung der ersten Etage in Aussicht ge-
stellte Erweiterung wird es zwar möglich sein, einen Theil
der Pampasskelette zu montiren, aber ein ebenso grosser Theil
der grossartigen Schenkung muss nach wie vor in Kisten ver-
bleiben, und der Raummangel des geologischen Museums und
Instituts wird sich zu einer chronischen Calamität auswachsen.
Ist doch schon wieder eine neue Schenkung des Herrn Dr. Fritz
Noetling von Himalaya-, Salt-Range- und tibetanischen
Fossilien unterwegs; wo diese in ihrer Art einzigen, in euro-
päischen Museen überhaupt noch nicht vertretenen wissen-
schaftlichen Schätze untergebracht werden sollen, ist — auch
nach der Ausführung der geplanten Raumerweiterung — dem
unterzeichneten Director völlig unklar.
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41
Der Besuch der Praktikanten und Zuhörer zeigt eine so
steigende Tendenz, dass auch in dieser Hinsicht die geplante
Erweiterung durchaus unzulänglich ist. Ausserdem hat sich —
abgesehen von kürzeren Besuchen der Herren Prof. Potoniö-
Berlin, Privatdocent Dr. von Arthaber-Wien, Dr. Philippi-
Berlin — der kgl. ungarische Landesgeologe Dr. Papp behufs
Untersuchung der Korallen fauna des Bakony während des
Sommer-Semesters 1900 hier aufgehalten.
Vom Personal des Museums war der Unterrichtsassistent
Herr Privatdocen Dr. Volz während des ganzen Jahres zu einer
wissenschaftlichen Reise nach Java, Borneo und Sumatra be-
urlaubt. Der Director benutzte einen Besuch des Pariser Jardin
des plantes zu eingehenderen Studien über die Aufstellung
fossiler Säugethiere.
Aus den vielen, dem Museum überwiesenen Schenkungen
seien die folgenden hervorgehoben:
1. Herr Dr. Huth aus Agram: eine Suite Tertiär- Verstei-
nerungen von Petrinja;
± Herr Rittergutsbesitzer Madelung aufSacrau: prächtige
Saurier und Crinoidenplatten des oberschlesischen
Muschelkalkes;
3. Die Direction der Gogolin - Gorasdzer Kalk-A.-G. durch
Herrn Betriebsinspector Kubaczek- Gogolin: Saurier-
reste von Gogolin;
4. Herr Hofsteinmetzmeister Niggl-Breslau: 2 Seesterne
aus dem Quadersandstein der Heuscheuer;
5. Die Fürstlich Pless'sche Verwaltung zu Waldenburg: un-
gewöhnlich schöne Schlieren von Porphyr der Walden-
burger Steinkohlenformation.
Geologische Excursionen wurden ausgeführt nach:
1. Trebnitz,
2. Waldenburg und Ober-Salzbrunn,
3. Silberberg, Ebersdorf und Neurode,
4. Gl atz, Kieslingswalde und Wölfeisgrund,
(3. u. 4. mit theilweiser Benutzung des Fahrrades),
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5. Excursion in den oberschles. Industriebezirk: Heinitz-
grube bei Beuthen (Steinkohlen), Roccocogrube (Zink)
und Zinkhütte, sowie der neu in der Abteufung be-
griffene Hildebrandschacht in Antonienhütte.
6. Siebentägige kartographische Uebungen fanden nach
Schluss des Sommer-Semesters in der Umgegend von
Landeshut, Grüssau, Gross-Hartau und Klein-Henners-
dorf unter Betheiligung von 8 Studirenden unter Leitung
des Directors und des Assistenten statt.
Mit den Mitteln des Instituts wurden die in Folgendem
aufgezählten Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht:
Dr. Fr. Sturm: Der Sandstein von Kieslingswalde in der
Grafschaft Glatz und seine Fauna. Jahrbuch der Königl.
preuss. geolog. Landesanstalt und Bergakademie 1900
Mit 11 Tafeln und geologischer Karte.
Dr. K. Papp: Triaskorallen aus dem Bakony. Resultate der
wissenschaftlichen Erforschung des Balatonsees. I. Bd.
I. Theil. Budapest 1900.
Dr. J. Wysogörski: Ueber einen neuen Fundpunkt nordischen
Diluviums bei Landeshut in Schlesien. Centralblatt für
Mineralogie, Geologie etc. Stuttgart 1900.
Dr. W. Volz: Zur somatischen Anthropologie der Battaker
in Nord-Sumatra. Archiv für Anthropologie XXVI.
Prof. Dr. Gürich: Geologischer Führer in das Riesengebirge.
Berlin 1900.
Prof. Dr. Frech: Lethaea palaeozoica. 2. Bd. 3. Lief, die
Dyas. pag. 430—578 mit 13 Tafeln und 235 Figuren.
Stuttgart 1901.
— Wann sind unsere Kohlenlager erschöpft? Zeitschrift
für Socialwissenschaft 1900.
— Ueber das Rothliegende an der schlesisch- böhmischen
Grenze. Centralblatt für Mineralogie, Geologie etc.
Stuttgart 1900.
Frech.
6. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.
Vom 1. April 1900 ab erhielt der bisherige Hilfsassistent
Dr. Wilhelm Grosser die neu bewilligte Stelle eines etats-
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43
massigen zweiten Assistenten. An den Ordnungsarbeiten in
den Sammlungen nahmen die Herren Dr. Friedrich Fedde
und Dr. Hubert Winkler in dankenswerther Weise regen
Antheil.
1. Der Bestand an Arten des Gartens wurde durch Kauf
und Tausch erhalten und vermehrt. Leider hat der überaus
strenge Winter 1900/01 durch den Mangel einer Schneebedeckung
während der kältesten Monate den Stauden des Gartens em-
pfindlichen Schaden bereitet, der vermuthlich nicht bald völlig
beseitigt werden dürfte. Während des Etatsjahres gingen dem
Garten lebende Pflanzen geschenkweise zu von den Herren
R. Behnsch - Breslau, Dr. Brunies - Zürich, Stadtgärtner
Diedler-Glogau, Max Geissler-Görlitz, Lehrer Liebig-
Forstbauden, Landgerichtsrath S c hm ula- Oppeln, Professor
Dr. Sc hübe- Breslau, Thom. Ware-Tottenham bei London.
Versandt wurden -2-200 Samenproben, eingetauscht etwa 1000.
2. Die Sammlungen wurden weiter durchgearbeitet und
von einheimischen sowie auswärtigen Botanikern zu mono-
graphischen und anatomischen Studien vielfach benutzt.
a. Das Herbarium wurde vermehrt durch folgende Samm-
lungen: 7 Centurien Karpathenpflanzen aus dem
Herbarium G. Schneider, die Originale zu dessen
Flora Carpathorum central.; Ross, Fl. sicula Cent. 11;
195 Nummern Kamerunpflanzen, gesammelt von
Zenker; 393 Nummern Plantae Schlechterianae aus
Südafrika; 730 Nummern Coloradopflanzen (Coli.
Baker); 922 Nummern Pflanzen aus dem Yellowstone
Park (Coli. Aven Nelson); 260 Nummern Mexikaner
(Coli. Pringle); 150 Nummern Portoricopflanzen (Coli.
Heller); 200 Nummern Brasilianer (Coli. Reineck);
60 Nummern Lebermoose, gesammelt von Schiffner
auf Java.
Geschenkweise erhielt das Herbarium überwiesen:
500 Nummern nordamerikanische Pflanzen von
Dr. Heuser-Brooklyn; 235 Nummern Floridapflanzen
von Th. Ho Im- Washington; eine Anzahl Alpenpflanzen
von Behnsch- Breslau; Lief. 9 des Herbar. cecidiol.
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von Prof. Dr. Pax -Breslau; endlich eine kleine Samm-
lung von Caryophyllaceen vom Pamir- Plateau,
Doubletten des Kgl. botan. Museums-Kopenhagen.
b. Das Gartenmuseum wurde vermehrt durch einen
prächtig erhaltenen Stamm von Protopteris aus dem
Quadersandstein von Löwenberg (Geschenk von R. Ende-
Löwenberg); eine Anzahl Tertiärpflanzen von Bilin in
Böhmen; 55 Holzproben von Kamerun.
c. Die Bibliothek wurde zweckentsprechend vermehrt.
3. Im Institut wurden die üblichen mikroskopischen
Uebungen abgehalten. Im Sommer-Semester betrug die Zahl
der Theilnehmer am mikroskopischen Praktikum 58, im Winter-
Semester 48; ausserdem arbeiteten mehrere Herren dauernd
an eigenen Untersuchungen.
Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:
I. F. Pax:
1. Drei neue Euphorbiaceengattungen aus Afrika. Jahres-
bericht der Schles. Gesellschaft f. vaterl. Cultur. 1899.
2. Die von W. Goctze im Ulugurugebirgc gesammelten
Euphorbiaceen. Englers Jahrb. XXVIII.
3. Primitiae Florae costaricensis. Fase. 5. San Jose de Costa
Rica. 1900.
4. Neue Pflanzenformen aus den Karpathen. III. Oesterr. bot.
Zeitschr. 1901.
II. K. Schott, Der anatomische Bau der Blätter der
Gattung Quercus. Diss. Heidelberg 1900.
III. W. Rem er, Anatomie und Mechanik tordirender
Grannen bei Graminen. Diss. Breslau 1900.
IV. H. Wink ler, Pflanzengeographische Studien über die
Formation des Buchenwaldes. Diss. Breslau 1901.
V. R. Mal gut h, Biolog. Eigenthümlichkeiten der Früchte
epiphyt. Orchideen. Diss. Breslau 1901.
Im Druck befinden sich grössere Abhandlungen von
A. Weberbauer, W. Grosser, F. Fedde und II. Winkler.
F. Pax.
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4f.
7. Das pflanzen-physiologische Institut und das
botanische Museum.
Am pflanzen-physiologischen Institute ist mit dem
1. October 1900 Herr Richard Falck (Apotheker und Nah-
rungsmittelchemiker) als Assistent an Stelle des Herrn
Dr. Felix Rosen eingetreten. Der letztere ist zu Anfang
dieses Jahres zum Professor ernannt und setzt seine wissen-
schaftliche Thätigkeit im Institute fort
In dem Versuchsgarten des pflanzen-physiologischen In-
stitutes ist im Sommer des verflossenen Jahres ein Vegetations-
haus für physiologische Versuche neu errichtet und noch in
der zweiten Hälfte des Sommers für Versuchszwecke in Betrieb
genommen.
Im Institute selbst hat die Organisation für die Ausführung
von mykologischen Untersuchungen und Culturen weitere Fort-
schritte gemacht — es sind Culturgefässe, Sterilisationsapparate
und Schränke für die Aufstellung der Culturen in dem Um-
fange angeschafft worden, der für die Bedürfnisse der laufenden
Untersuchungen nothwendig war. Ausserdem haben weitere
Mikroskope für Praktikanten und ein mikrophotographischer
Apparat aus den verfügbaren Mitteln angeschafft werden
können. Ganz besonders hat der Demonstrationsapparat in
Wandtafeln für den Unterricht eine erhebliche Erweiterung
erfahren und zwar zum grösseren Theile durch eigene Her-
stellung, bei welcher sich in erster Linie Professor Dr. Bosen
bethätigt hat.
Im botanischen Museum wurde die Sammlung von
vegetabilischen Fasern und Faserstoffen durch werthvolle
Gaben der Firma Leopold Cuhn hierselbst, welcher unser
besonderer Dank hierdurch ausgesprochen werden soll, be-
reichert und zugleich neu organisirt; daneben erfuhr die
Sammlung von Pilzen, namentlich von parasitischen, ver-
schiedene und wichtige Ergänzungen. — Im Herbariumzimmer
des Museums wurde das Pilzherbar neu aufgestellt und ebenso
die Sammlung der Moose neu geordnet, wobei die Damen
Frl. Dyhrenfurt und Frl. Lettgau sich in dankenswerthester
Weise bethätigt haben.
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4f>
Von wissenschaftlichen Untersuchungen im Institute sind
veröffentlicht worden:
1. Zur Aetiologie der Brandkrankheiten und Infection der
Culturpflanzen mit Brandpilzen von 0. Brefeld.
2. Versuche über die Assimilation des Stickstoffes bei den
Pflanzen von 0. Brefeld.
3. Ueber die geschlechtlichen und ungeschlechtlichen Frucht-
formen bei den copulirenden Pilzen von 0. Brefeld.
Weiter sind an wissenschaftlichen Arbeiten fertiggestellt,
aber noch nicht veröffentlicht: die Gattung Chlamydomucor
unter den copulirenden Pilzen von O. Brefeld; die Cultur
von Sporodinia grandis, einer Form der Zygomyceten, von
R. Falck; die Cultur der Oidien bei den höheren Pilzen von
R. Falck.
Ausser diesen Arbeiten ist von F. Rosen die V. Lieferung
der Wandtafeln zur Analyse der Nahrungsmittel fertiggestellt.
Weiter wurden von demselben in einem Vortrage ver-
öffentlicht: experimentelle Untersuchungen über die Zulässig-
keit von Fabrikabwässern zu Rieselzwecken, praktische Unter-
suchungen, welche nur in dem neu errichteten Vegetationshaus
des Instituts ausgeführt werden konnten.
Von demselben wurden Studien über das Pflanzensystem
zum Druck fertiggestellt, Theile davon auch in Vorträgen ver-
öflentlicht.
Desgleichen wurde ein Nachruf auf den verstorbenen Be-
gründer des Instituts, Ferdinand Cohn, von F.Rosen ver-
öffentlicht. Brefeld.
8. Das zoologische Institut und Museum.
Am 1. November 1900 legte Dr. F. Römer seine Assistenten-
stelle nieder, um einem Rufe als Custos an das Sencken-
bergische Museum in Frankfurt a. M. zu folgen. Die Ver-
waltung dieser Stelle übernahm bis zum 31. März 1901 Fräulein
Clara Hamburger. Als zweiter Assistent und Bibliothekar
fungirte Stud. Th. Krambach. Für das zoologische Museum
wurde als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter Dr. E. G. 0. Müller
eingestellt, dem die Schaffung einer Insectenschausammlung
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47
übertragen wurde. Vollendet wurde diese Aufgabe von dem
als Hilfsassistenten thätigen Dr. S. Süssbach.
Der Conservator Fr. Tiemann wurde im März dieses
Jahres krankheitshalber auf ein halbes Jahr beurlaubt.
Der Hilfspräparator M. Senf war wie im vorigen, so auch
in diesem Jahre im Museum thätig.
An der Neuordnung der Sammlungen betheiligten sich wie
im vorigen Jahre die Herren Dr. C. Zimmer, Oberlehrer
Dr. Götschmann und Polizeirath Kuschel. Letzterer Herr
hat die Auswahl einer Schausammlung der Vögel in dankens-
werther Weise vollendet.
Die Sammlungen des Museums wurden vermehrt durch
Ankauf einer Sammlung ostafrikanischer Käfer und Schmetter-
linge von N. Stichel in Schöneberg, zweier Bälge von
Moschusochsen durch Vermittelung von Conservator Sp.
Schneider in Tromsö, einer Sammlung seltener Schmetter-
linge aus Sumbawa durch Vermittelung von Geh. Rath Pagen-
stecher in Wiesbaden, einer Collection mariner Thiere, welche
von Dr. Römer in Rovigno und Triest gesammelt wurden.
Ferner wurde eine Anzahl verendeter Thiere aus dem hiesigen
Zoologischen Garten theils angekauft, theils geschenkt.
Unter den Schenkungen, welche dem Museum in diesem
Jahre zugeflossen sind, steht obenan die grosse Sammlung
exotischer Käfer und Schmetterlinge aus dem Nachlass des
verstorbenen Herrn Prof. Dr. Th. Beinling in Breslau, ferner
eine Sammlung conservirter Seethiere in 356 Gläsern, sowie
eine Collection ausgesucht schöner Conchylien von Herrn
Dr. R. Ilartmeyer in Berlin. Herr Rentmeister Hanke in
Kentschkau bei Breslau schenkte eine Sammlung von 44 Vogel-
nestern schlesischer Vögel mit Eiern. Weitere Schenkungen
machten die Herren Ober-Thierarzt Dr. Marschner (Breslau),
M. Brave rman (Visalia, Californien), Graf von der Recke-
Volmerstein (Kraschnitz), Dr. Ad lo ff (Königsberg), Geh. Rath
Dr. Pagenstecher (Wiesbaden), Director Dr. 0. Hermes
(Berlin), Dr. Reinecke (Breslau), Polizeirath Kuschel (Breslau),
A. C. Scholz (Breslau), Kreisthierarzt Knau ff (Trebnitz),
Dr. Zimmer (Sagan), Privatdocent Dr. Kühn au (Breslau),
Cand. phil. Sindermann (Breslau).
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48
Von Unterzeichnetem wurden dem Museum überwiesen
eine Sammlung von Fischen aus den Molukken in 86 Gläsern,
43 Gläser Orthopteren und eine 200 Nummern umfassende
Collection malayiscber Schmetterlinge und Käfer.
In Tauschverkehr trat das Museum mit dem Kgl. Museum
für Naturkunde in Berlin und dem Senckenbergischen Museum
in Frankfurt a. M.
Wie im vorigen Jahre, so wurden auch in diesem Jahre
die Lehrmittel für das Institut vermehrt durch Anschaffung
5 neuer Mikroskope, sowie die Herstellung einer grösseren
Anzahl von Anschauungsbildern.
Die Bibliothek erhielt Geschenke vom Zoologischen Institut
in Tokyo, dem Museo nacional in Montevideo, Dr. S. Süss-
bach und den Beamten des Instituts.
Publicationen:
1. Kükenthal, Die Wale der Arktis. Fauna arctica Bd. 1.
2. Hartmeyer, R., Monascidien von Ternate. Abhandl.
Senckenb. Gesellsch. Frankfurt a. M. 25. Bd. Heft 1.
3. Hamburger, Clara, Studien zur Entwicklung der
Mammarorgane. I. Die Zitze von Pferd und Esel.
Anatom. Anzeiger Bd. 18.
4. Pütter, A., Alcyonaceen des Breslauer Museums. Zool.
Jahrb. Syst. Bd. 13.
5. Römer, Fr., gemeinsam mit Fr. Schaudinn: Fauna
arctica Bd. 1 Lief. 2. Jena, G. Fischer.
G. Kükenthal, Ergebnisse einer zoologischen Forschungs-
reise in den Molukken und in Borneo. Zweiter Theil,
Wissenschaftliche Reiseergebnisse Bd. 3 Heft 1.
7. Zimmer, C, Die arctischen Cumaceen in „Fauna arctica."
Bd. 1 Lief. 3.
8. Süssbach, S., Der Darm der Celaceen. Diss.
Kükenthal.
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49
f. Landwirtschaftliche Institute.
I. Allgemeines.
Im Jahre 1900/01 ist von den „Mittheilungen der land-
wirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität" Heft IV
veröffentlicht, enthaltend:
Dr. H. Ullrich, Untersuchungen über das schlesische Rind.
Dr. F. Brössling, Die Lage der landwirtschaftlichen
Arbeiter in Schlesien am Ende des 19. Jahrhunderts
vom Standpunkte des Landwirths aus.
Dr. A. Reimann, Die Organe der landwirthschaftlichen
Verwaltung, die landwirthschaftlichen Vereine und
Körperschaften Preussens in ihrer historischen Ent-
wickelung und ihren Beziehungen zur Entwickelung der
Landwirtschaft.
Prof. Dr. Stutzer wurde im April 1900 als Ordinarius
für Agriculturchemie nach Königsberg versetzt; an seine Stelle
trat zum October Prof. Dr. Th. Pfeiffer aus Jena als Ordi-
narius für Agriculturchemie und übernahm die Direction des
agriculturchemischen und bacteriologischen Instituts der Uni-
versität.
Nachdem der bisherige commissarische Vertreter der
Veterinärkunde, Corpsrossarzt Strauch schon während des
grössten Theiles des Sommer- Semesters wegen Krankheit
seine Vorlesungen ausgesetzt hatte, wurde endlich im November
1900 der bisherige Kreisthierarzt in Angermünde Dr. Peter
zum ausserordentlichen Professor für Veterinärkunde an die
hiesige Universität berufen. Leider aber konnte er wegen
Krankheit von Neujahr 1901 an seine Thätigkeit nicht mehr
ausüben und hat alsbald seine Stellung wieder aufgegeben.
An seine Stelle ist der bisherige Medicinalassessor und Docent
für Thierheilkunde Dr. Künnemann aus Jena, in Aussicht
genommen; doch kann dieser erst zum Herbst 1901 hier ein-
treffen.
Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft betrug:
Gesammtzahl: darunter Landwirthe
von Beruf:
Sommer-Semester 1900 ... 54 42
Winter- Semester 1900/01 . . 87 59
4
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50
Ein Studirender der Landwirtschaft, Schul te-Buuming-
haus, bearbeitete experimentell, zur Lösung einer von der
Universität gestellten Preisaufgabe, die Frage des Ueberganges
von mineralischen Stoffen (Kalk, Phosphorsäure, Chlor und
Eisen) aus der Nahrung in die Milch bei Kühen und erhielt
für diese Arbeit den vollen Preis.
Ferner kam die zweite Preisaufgabe der Landwirthschafls-
kammer für die Provinz Schlesien zur Bearbeitung; ihr Thema
war ebenfalls dem Gebiete der Thierproductionslehre entnommen
und lautete: t,Es soll untersucht werden, ob es möglich ist, einen
in der Praxis schon vielfach vermutheten Einfluss besonderer
Kraftfuttermittel auf die Qualität des Milchfettes nachzuweisen,
und zwar insbesondere in Bezug auf Schmelz- und Erstarrungs-
punkt des Butterfettes, sowie auf dessen Gehalt an flüchtigen
und löslichen Fettsäuren." Auch dem Bearbeiter dieser Auf-
gabe, Stud. agr. Harnoth, wurde der volle Preis zuerkannt.
Von den Studirenden der Landwirthschaft wurden im
Laufe des Jahres vier zu Doctoren der Philologie promovirt,
und drei bestanden die landwirtschaftliche Abgangsprüfung.
In Bezug auf das Prüfungsregulativ für die landwirt-
schaftliche Abgangsprüfung wurde durch Ministerialerlass die
Aenderung genehmigt, dass die Prüfung in der Chemie sich
nicht mehr wie bisher nur auf anorganische, sondern auch
auf organische Chemie zu erstrecken hat.
Es wurde im Berichtsjahre als Centralverwaltungsstelle
der landwirtschaftlichen Institute ein Secretariat eingerichtet
und ein Rechnungsführer dafür vom 1. April 1901 angestellt,
welcher die gemeinsame Bibliothek, die Sammlungen und das
gemeinsame Schreibwerk für die landwirtschaftlichen Institute
zu verwalten hat. Die Geschäftsführung der inneren Ver-
waltung der landwirtschaftlichen Institute ging am 1. April 1901
von Prof. v. Rümker für ± Jahre auf Prof. Holdefleiss über.
II. Specielles
a. Das Institut für land wirtschaftliche Pflanzen-
productionslehre.
Prof. Dr. von Rümker teilt mit:
Im Berichtsjahre wurde die Wetterwarte des landwirt-
schaftlichen Versuchsfeldes aufgestellt und vom Juli an Beob-
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achtungen gemacht. Die officielle Führung der Journale für
die Wetterwarte begann aber erst mit dem 1. Januar lWl.
Seit diesem Tage wird auch täglich Morgens um 7*9 Uhr die
Morgenmelde der Wetterwarte nebst einem kurzen Bericht
über das, was an diesem Tage in der Versuchswirthschaft ge-
arbeitet wird, nach dem Institutsgebäude am Matthiasplatz
telephonirt und am schwarzen Brett angeschlagen, um die
Studirenden für das Versuchsfeld und die meteorologischen
Beobachtungen zu interessiren.
Der landwirtschaftlich - botanische Garten enthielt im
Berichtsjahre schon 1300 Aussaatnummern und zeigte z. B.
das System der Getreidearten in grosser Vollständigkeit.
Der permanente Düngungsversuch mit 135 Parcellen
ä 25 qm wurde eingerichtet, und im Herbst 1900 wurden die
ersten Düngungen nach dem Versuchsplane ausgeführt.
Der statische Versuch (G Feldsysteme in 3G Parcellen zu
je 10 aj wurde ebenfalls in Gang gesetzt, und von beiden
Versuchen wurden sämmtliche Ernteproducte chemisch unter-
sucht.
Auf den grösseren Schlägen des Versuchsfeldes wurde nur
ein Anbauversuch mit Futterrüben ausgeführt, dessen Resultat
noch der Veröffentlichung harrt. Im Uebrigen wurden auf den
grossen Schlägen eine Anzahl von Sorten in Originalsaat an-
gebaut; der Ertrag wurde durch die grosse Dürre zum Theil
erheblich herabgedrückt.
Die Planirungsarbeiten erstreckten sich im Berichtsjahre
wesentlich auf das für den landwirtschaftlich- botanischen
Garten bestimmte Gelände, in welchem eine tiefe Senkung be-
seitigt wurde.
Zur Ergänzung der Wetterwarte wurde eine Strauch- und
Baumpflanzung für phänologische Beobachtungen ausgeführt.
Die im Kreise Jauer auf Anregung des Ref. schon im
Vorjahre begonnenen Gerstensorten-Anbauversuche wurden
fortgesetzt und über das Resultat des ersten Versuchsjahres
nach Untersuchung der dem Ref. eingeschickten Ernteproben
im Laboratorium des Versuchsfeldes von letzterem ein kritischer
Bericht an die Versuchsansteller erstattet.
i*
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52
Excursionen mit Studirenden fanden verschiedene auf
das Versuchsfeld statt und eine nach Saborwitz im Kreise
Guhrau, wo den Studirenden das Büttner'sche Rübenkamm-
Drillverfahren vorgeführt wurde. Dieselben fanden rege Be-
theiligung.
Publikationen:
1. Ueber die Bedeutung der landwirthschaftlichen Versuchs-
stationen etc. Journal für Landwirthschaft 1900, Heft II.
2. Die Bedeutung leistungsfähigen Saatgutes. Mitthlg. der
D. L. G. 1900, Stück 44.
3. Ueber Braugerstenproduction. Fühlings Idw. Ztg. 1901,
p. 53 u. 95.
Die Lehrthätigkeit umfasste im Berichtsjahre nur die Fächer
der landwirthschaftlichen Pflanzenproductionslehre, während
Ref. die Fächer der allgemeinen Landwirthschaftslehre an Herrn
Dr. v. Nathusius abtrat. Unter Leitung des Ref. wurden im
Berichtsjahre zwei Doctorarbeiten von Landwirthen gefertigt
und von der Facultät angenommen. (Brössling, Reimann.)
Die amtliche Correspondenz erreichte wieder 400 Nummern.
Vorträge in landwirthschaftlichen Vereinen innerhalb und
ausserhalb der Provinz Schlesien wurden vom Ref. wieder in
grosser Zahl gehalten.
In dem Personal des Instituts sind keine Veränderungen
eingetreten.
von Rümker.
b. Das Institut für landwirthschaftliche Thier-
productionslehre und Veterinärkunde.
Im Rasseviehstall des Instituts fand ein Ersatz der in den
früheren ungenügenden Räumen nicht ganz repräsentabel ge-
bliebenen Schafe durch neue charakteristische Typen der zur
Zeit in Schlesien gehaltenen wichtigsten Schafrassen statt.
Es wurden neu aufgestellt: feinste Tuchwollschafe, Kammwoll-
Merino-Schafe, Rambouillet-Schafe, Oxfordshiredown- und
Elbmarsch -Schafe. Auch konnten endlich Schweine aufge-
stellt werden, und zwar zunächst solche der Meissner Rasse.
Der Rasseviehstall gab das Material zu einer Reihe von
wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar sowohl zu Futterungs-
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53
versuchen, als auch zu züchterischen und solchen der ver-
gleichenden Rassenlehre auf Grund von Viehmessungen. Diese
Arbeiten wurden zum Theil von Studirenden ausgeführt behufs
Erlangung von experimentellen Grundlagen zu Promotions- und
Preisarbeiten. Ausser der von Wilhelm Wut he vollendeten
Promotionsarbeit über den Nähreffect der Melassepräparate
waren es die oben im allgemeinen Theil genannten Arbeiten
von Ullrich, Schulte-Bäuminghaus und Harnoth, welche in
diesem Institute angefertigt wurden und zum Theil noch weiter
bearbeitet wurden.
Holdefleiss.
c. Das agricultur - chemische und bacteriologische
Institut.
Am 1. April 1900 folgte der bisherige Institutsdirector
Professor Dr. Stutzer einem Rufe an die Universität Königs-
berg und wurde erst nach einem halben Jahre durch den
Unterzeichneten ersetzt.
In Folge dessen kann nur auf die im Laufe der letzten
sechs Monate ausgeführten Arbeiten Bezug genommen werden.
Diese erstreckten sich in erster Linie auf die vom Unter-
zeichneten in seiner früheren Stellung in Jena begonnenen
Versuche über das verschiedene Verhalten der Stickstoffver-
bindungen im Stallmiste beim Lagern resp. bezüglich ihrer
Ausnutzung durch die Pflanzen. Es hat sich gezeigt, dass
weder die analytische Bestimmung der verschiedenen Stick-
stoffformen, noch die sogenannte Denitrificationstheorie eine
genügende Erklärung für die so ausserordentlich wechselnde
Wirkung verschiedener Stallmistsorten zu bieten vermögen,
dass vielmehr höchst wahrscheinlich die durch Fäulniss-
bacterien bewirkten Zersetzungen und die sich in genau um-
gekehrter Richtung bewegende Festlegung löslicher Stickstoffver-
bindungen durch verschiedene Organismen zu dem so äusserst
verworrenen Bilde Veranlassung geben. Das Institut wird sich
auch in den nächsten Jahren bemühen, diese offenbar sehr
verwickelten Verhältnisse mehr und mehr aufklären zu helfen,
wobei allerdings vorausgesetzt werden muss, dass die dem
Institute leider noch immer fehlende Vegetationsstation, deren
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51
Mangel bei dieser und allen ähnlichen Fragen ein äusserst
fühlbarer ist, zur möglichst baldigen Ausführung gelangt.
Auf dem Gebiete der Thierernährungslehre wurde mit
Untersuchungen über den Kraftumsatz begonnen, für welchen
Zweck ein Laufrad, das die Arbeitsleistung mit genügender
Genauigkeit zu messen gestattet, Aufstellung fand. Ferner
wurden Versuche über die Bildung der Hippursäure im Thier-
körper eingeleitet. Ein Studirender beschäftigte sich mit dem
experimentellen Studium der Frage über die Beziehungen
zwischen Nahrungsfett, Körperfett und Milchfett.
Die Methoden zur Bestimmung des Schwefels im Boden
wurden in Veranlassung eines Specialfalles von Rauchgas-
beschädigungen einer eingehenden Prüfung unterworfen.
Als Assistenten fungirten Dr. C. Bloch und Cond. ehem.
Rieh. RieCke. Pfeiffer.
d. Das landwirtschaftlich - technologische Institut.
Im Berichtsjahre 1900/01 fungirte als Assistent Herr Dr.
Fritz Zimmer aus Breslau, welcher am 1. April 1900 an die
Stelle des aus Gesundheitsrücksichten ausscheidenden Herrn
Dr. Curt Schottländer trat. Die Thätigkeit des Instituts
gestaltete sich in derselben Weise wie in den Vorjahren.
Täglich wurden im Sommer von 8 — 6, im Winter von 0 — 6 Uhr
praktische Uebungen abgehalten, die bei voll besetzten Arbeits-
plätzen stattfanden. Die Praktikanten des Instituts betheiligten
sich stets zahlreich an den von dem Unterzeichneten unter-
nommenen Excursionen in Fabrikbetriebe von Breslau, sowie
der näheren und entfernteren Theile der Provinz Schlesien.
Mehrfach hatte das Institut Gelegenheit, sich Staatsbehörden
durch gutachtliche Aeusserungen und in anderer Weise gefällig
zu erweisen, wie es auch von Industriellen und Landwirthen
öfters um Rath angegangen worden ist.
Der Unterzeichnete betheiligte sich u. a. an den von der
Akademie des Humboldt-Vereins veranstalteten Volkshochschul-
cursen und hielt im schl - sischen Zweigverein der Rübenzucker-
fabrikanten, sowie in den Bezirksvereinen deutscher Chemiker
für Mittel- und Niederschlesien und für Oberschlesien mehr-
fach wissenschaftliche Vorträge.
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Von wissenschaftlichen Arbeiten sind aus dem Institute
folgende hervorgegangen:
1. Hans Wangnick: Ueber die Einwirkung von rauchen-
der Salpetersäure auf Benzolsulfonpiperidin. Dissertation.
Königsberg 1900.
2. Julius Sprinz: Ueber Isoalantolakton. Dissertalion.
Breslau 1901.
3. Derselbe: Ueber ein bei der Fabrikation von Helenin
fallendes Nebenproduct. Ber. d. deutsch, ehem. Gesell-
schaft 1901.
4. Felix B. Ahrens: Ueber zufallige Verunreinigungen
von Calciumcarbid. Z. angew. Chem. 1900.
5. Derselbe: Ueber zellenfreie Gährung, ein Beilrag zur
Gährungsfrage. Z. angew. Chem. 1900.
6. Derselbe: Ueber auffällige Nebenproducte der Anilin-
fabrikation. Z. angew. Chem. 1901.
7. Derselbe: Anleitung zur chemisch-technischen Analyse.
Stuttgart 1901.
8. Derselbe: Sammlung chemischer und chemisch-tech-
nischer Vorträge. Band V. Stuttgart 1900.
Ahrens.
e. Der culturtechnische Apparat.
Bücherei und Sammlungen konnten mit Hilfe der bereit-
gestellten Mittel vervollständigt werden. Ueber Personal oder
irgend welche Laboratoriums-Einrichtungen verfügt der cultur-
technische Apparat leider nicht; indessen konnte das im
Sommer-Semester in Folge Wegganges des Prof. Stutzer leer-
stehende Laboratorium des agricultur-chemischen Instituts be-
nutzt, und mit dessen Mitteln eine Untersuchung der Böden in
der Nähe von Salzbrunn theilweise fertiggestellt werden. Eine
in den früheren Jahren ausgeführte Arbeit über die Boden-
und Wasserverhältnisse des Odenwaldes wurde zum Druck
fertig gemacht und kommt in den „Mittheilungen der land-
wirtschaftlichen Institute der Universität Breslau" zum Ab-
druck.
C. Luedecke.
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r>6
g. Die theoretischen Institute der medicinischen Facultäl.
1. Das anatomische Institut
In dem verflossenen Rechnungsjahre sind wichtige Ver-
änderungen eingetreten.
Tief zu beklagen war der Tod des hochverdienten lang-
jährigen Prosectors und Abtheilungsvorstandes Prof. Dr. Born.
Die Lücke, welche dadurch in dem anatomischen Lehrkörper
entstand, wurde durch die Berufung des Herrn Professor
Dr. Schaper aus Boston als erster Prosector, Abtheilungs-
vorsteher und ausserordentlicher Professor ausgefüllt. Zu
gleicher Zeit wurde durch die Berufung des Privatdocenten an
der Strassburger Universität Herrn Dr. Thilenius als Custos
und ausserordentlicher Professor mit dem Lehrauftrage für
Anthropologie und Ethnologie nicht allein eine dankenswerthe
und nothwendige Ergänzung und Erweiterung des anatomischen
Unterrichts ermöglicht, sondern es wurde durch diese Er-
nennung auch die Möglichkeit geschaffen, besser und schneller
als bisher die kostbaren wissenschaftlichen Sammlungen der
Anatomie aufzustellen, zu ordnen, zu katalogisiren und damit
der wissenschaftlichen Benutzung zugänglicher zu machen.
Nachdem die nöthigen Mittel zur Anschaffung von Schränken
u. s. w. bereitgestellt sind, wird die Ordnung in den Samm-
lungen im Laufe des nächsten Jahres hergestellt sein, und
damit findet dann die innere Einrichtung der neuen Anatomie
ihren Abschluss.
Die Inangriffnahme und die Veröffentlichung wissenschaft-
licher Arbeiten werden durch die Veränderungen nicht gestört,
sondern auf den verschiedensten anatomischen Gebieten theils
durch das wissenschaftliche Personal der Anstalt, theils durch
eine Anzahl (8) Mitarbeiter gesichert.
C. Hasse.
± Das physiologische Institut.
Nach Vollendung der inneren Einrichtung wurde das neue
Institut am 1. Juni 1900 von einer grösseren Zahl geladener
Gäste besichtigt. Die Besichtigung war mit Demonstration
physiologischer Versuche am neuen Projectionsapparat ver-
bunden.
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57
Personalien: Am 31. März 1900 verliess der Assistent
für Physiologie Dr. Georg Wetzel seine Stelle, um sich der
anatomischen Laufbahn zu widmen; in seine Stelle rückte der
bisherige Assistent für experimentelle Histologie Dr. Paul
Jensen ein.
Die Stelle des letzteren wurde auf die Dauer eines Jahres
Herrn Dr. med. R. Burton-Opitz aus Chicago übertragen,
der seit mehreren Jahren im Institut gearbeitet hatte.
Von wissenschaftlichen Untersuchungen wurden in
diesem Jahre fertiggestellt:
K. Hürthle: Ueber eine Methode zur Bestimmung der
Viscosität des lebenden Blutes und ihre Ergebnisse.
Pflüger's Archiv, Band 8:2.
Derselbe: Ueber die Veränderung des Seitendruckes bei
plötzlicher Verengung der Strombahn. Ebenda.
R. B. Opitz: Ueber die Veränderung der Viscosität des
Blutes unter dem Einfluss verschiedener Ernährung und
experimenteller Eingriffe. Ebenda.
Derselbe: Vergleich der Viscosität des normalen Blutes mit
der des Oxalatblutes, des defibrinirten Blutes und des
Blutserums bei verschiedener Temperatur. Ebenda.
R. Thome: Arteriendurchmesser und Organgewicht. Ebenda.
G. Wetzel: Ueber Veränderungen des Blutes durch Muskel-
thätigkeit, ein Beitrag zu Studien an überlebenden Or-
ganen. Ebenda.
K. Hürthle: Ueber die Leistungen des Tonographen. Ebenda.
F. Steinitz: Ueber Versuche mit künstlicher Ernährung.
Inaug.-Diss.
E. Gott stein: Ueber das Verhalten von Calcium und Mag-
nesium in einigen Stoffwechselversuchen mit phosphor-
haltigen und phosphorfreien Eiweisskörpern. Inaug.-
Dissertation.
R. Weigert: Ueber das Verhalten der in Aether löslichen
Substanzen des Blutes bei der Digestion. Pflüger's
Archiv, Bd. 82.
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58
Ueber weitere laufende Arbeiten hielt der Unterzeichnete
am 24. Februar 1901 einen Vortrag in der III. Versammlung
der Aerztevereine der Provinzen Schlesien und Posen.
K. Hürthle.
3. Das pathologisch-anatomische Institut.
Die Zahl der Obductionen hat sich zwar auch im ver-
flossenen Jahre nicht unerheblich verringert, indem sie nur
388 betrug gegenüber 408 im Jahre 1900 und 461 in 1899.
Sie entspricht aber fast genau der Durchschnitts-Stcrblichkeit
von 392, wie sie sich aus einer Zusammenstellung der letzten
6 Jahre ergiebt.
Auch im abgelaufenen Jahre hat die Menge der secirten
Kinder mit 148 die Frequenz aller anderen Kliniken bedeutend
überstiegen, indem sie sich auf mehr als 38 pCt. sämmtlicher
Sterbefalle belief.
Angesichts des Nachlassens, ja Zurücksinkens der aufsteigen-
den Bewegung, welche bis 1898/99 zu beobachten gewesen war,
von da ab jedoch einer rückläufigen Platz gemacht hatte,
leuchtet es ein, wie unerlässlich es sei, die bisher bestandene
Verbindung mit dem Allerheiligen-Hospitale auch ferner-
hin aufrecht zu erhalten. Die Zahl der Obductionen belief
sich dort auf 863.
Mit der Aufgabe, den Director im „alten" Institute zu
vertreten, war auch heuer der 1. Assistent Herr Privatdocent
Dr. Henke betraut, der dabei im Sommer-Semester von den
„Freiwilligen", Herrn Dr. Ploeger aus Bielefeld und
Dr. Roemer aus Zittau, im Winter-Semester überdies von
Herrn Dr. Vagedes aus Osnabrück unterstützt ward.
Im „neuen" Institute waren als etatsmässige Assistenten
thätig die Herren Dr. Carl Winkler und Wilhelm Klimm,
als „Freiwillige" die Herren Dr. Miodowski aus Bojanowo,
Hermann Rothe aus Guben und Wilhelm Hoffmann aus
Wismar.
Die Zahl der Anfragen, welche theils hiesige, theils aus-
wärtige Aerzte und Anstalten behufs Erlangung eines
diagnostischen Gutachtens an das Institut richteten, hat
die vorjährige Höhe zwar nicht ganz erreicht, indem sie bloss
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59
175 betrug gegenüber 195 im Vorjahre; trotzdem ist diese
Seite der den Hilfskräften zufallenden Obliegenheiten in solchem
Maasse angewachsen, dass die volle Thätigkeit eines Assistenten
dadurch in Anspruch genommen wird.
An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen
Stndienjahres aus dem Institute hervorgegangen:
Ponfick: Die Entwickelung der Entzündungslehre im
19. Jahrhundert (Säcular-Artikel). Berl. Klin. Wochen-
schrift 1900, S. 224 u. flgde.
Derselbe: Ueber die Beziehungen zwischen Scrofulose und
Tuberculose. Arch. d. Kinderheilk. 1900, S. 1.
Derselbe: Topographischer Atlas der medicin.-chirurg.
Diagnostik. Jena, Gustav Fischer, 1901.
Derselbe: Ueber die Wucherungsvorgänge im Lungengewebe
bei Emphysema verum pulmonum. Verhandl. d. deutsch,
patholog. Gesellsch., Bd. 3, S. 15—19.
Fr. Henke: Zur Endocarditis pneumococcica. Virchow's
Archiv, Bd. 163, S. 141-150.
Derselbe: Zur Casuistik der retrouterinen subperitonealen
Tumoren (mit Winternitz). Beiträge zur Geburtshilfe
und Gynäcologie, Bd. IV, Heft 1.
Derselbe: Die angeblich parasitäre Aetiologie grosser
Cystenbildungen an den abführenden Harnwegen (Vortrag
in der Medicin. Section der Schles. Gesellsch. f. Vaterl.
Cultur). Allgem. Medicin. Central-Ztg. 1900, Nr. 28.
Karl Winkler: Das Myelom in anatomischer und klinischer
Beziehung. Virchow's Archiv, Bd. 161, S. 252.
Derselbe: Die Placentar-Stelle des graviden menschlichen
Uterus. Archiv für Gynäkologie, Bd. 62, S. 1—50.
E. Borrmann: Ein Fall von Magentumor nebst einem An-
hange über Tumoren des Netzes. Grenzgebiete der
Chirurgie und Medicin, Bd. VI, S. 529.
Derselbe: Ein diffuses Riesenzellen-Sarkom der Cervix
uteri mit Metastasen in beiden Ovarien, complicirt durch
Schwangerschaft und Abort im 4. Monat. Zeitschr. für
Geburtshilfe und Gynäkologie, Bd. 43, Heft 2.
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60
Derselbe: Ueber die congenitalen Lebercysten. Biblioth.
med. 1900.
P r e y s i n g : Topographie und Operationstechnik der otitischen
Schläfenlappen-Abscesse. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 37.
Derselbe: Die gesunde menschliche Paukenhöhle ist keim-
frei. Centralbl. f. Bacteriologie, Bd. 35.
Ponfick.
4. Das pharmakologische Institut.
Im verflossenen Jahre gingen aus dem Institut folgende
Arbeiten hervor:
W. Filehne: Zur Beeinflussung der Sinne, insbesondere des
Farbensinnes und der Reflexe durch Strychnin. —
Pflüger's Archiv, Bd. 83, S. 369.
D. Biberfeld: Zur Wirkungsweise des Strychnins auf
Rückenmark und periphere Nerven. — Ebenda, Bd. 83,
S. 397.
II. Eckhardt: Chemische und thermische Reizung am
strychninisirten Frosche. — Ebenda, Bd. 83, S. 403.
H. Kionka: Zur Theorie der Narkose. — Eine vergleichende
Untersuchung über die Wirkungen des Acetaldehyds und
Chlorais, des Methans und seiner Chlorderivate. —
Internat. Archiv für Pharmakodynamie und Therapie,
Bd. VII, S. 475.
Ausserdem gemeinsam aus dem pharmakologischen Institut
und der chirurgischen Klinik:
P. Lengemann: Sind die schädlichen Nachwirkungen des
Chloroforms von der Technik der Narkose abhängig? —
Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. 27, S. 805.
Filehne.
5. Das hygienische Institut.
Als erster Institutsassistent fungirte Dr. B. Hey mann,
die zweite ausseretatsraässig remunerirte Assistentenstelle be-
kleidete Dr. von Schuckmann, vom 1. Januar 1901 ab
Dr. Eckhardt. Assistenten der Diphtheriestation waren
Dr. Maeder und Dr. Stein itz, vom 1. Januar 1901 ab
Dr. Lieb er t und Dr. Paul. An Stelle des als Stabsarzt nach
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61
Posen versetzten Dr. Herr wurde Oberarzt Dr. Nötel vom
Niederrheinischen Füsilier-Regiment Nr. 39 als Volontärassistent
an das hygienische Institut commandirt.
In den Vorlesungen und Cursen hat gegen das Vorjahr
keine Aenderung stattgefunden. — Die wissenschaftlichen
Arbeiten des Instituts betrafen: Weitere Experimente über
die Verbreitungsweise und Verhütung der Phthise; Ver-
besserungen der Formalindesinfection ; die Carcinomverb reitung;
das biologische Verhalten der Bacterien des Wassers; die
bactericiden Eigenschaften des Blutes; die Bestimmung der
Luftkeime; die Abkühlung des menschlichen Körpers durch
bewegte Luft. — Die abgeschlossenen Arbeiten sind in der
„Zeitschrift für Hygiene und Infectionskrankheiten", theilweise
im „Klinischen Jahrbuch11 veröffentlicht.
Die sanitätspolizeilichen Untersuchungen haben eine weitere
Zunahme erfahren. — Besonders wurde das Institut in Anspruch
genommen durch die im Sommer im Landkreise Beuthen
herrschende sehr ausgedehnte Typhusepidemie. Um ein wirk-
sameres Eingreifen des hygienischen Instituts zu ermöglichen,
wurde auf Verfügung des Herrn Cultusministers Anfang August
eine Abtheilung des hygienischen Instituts als hygienische
Station in Beuthen eingerichtet; die Leitung derselben wurde
bis zum 25. September dem Privatdocenten Professor Günther
aus Berlin, von da ab Dr. Beninde, früheren Assistenten des
Breslauer hygienischen Instituts, übertragen.
Flügge.
h. Die klinischen Institute.
1. Die medicinische Klinik und Poliklinik.
Im Berichtsjahre 1900/01 betrug die Frequenz der klinisch
behandelten Kranken 1678 (858 Männer, 820 Frauen) gegen
1889 Kranke (1029 Männer, 860 Frauen) im Vorjahre.
In der Poliklinik wurden behandelt 5695 Kranke (2628
Männer, 3067 Frauen) gegen 5700 Kranke (2697 Männer und
3009 Frauen) im Vorjahre.
Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 1900
74, im Winter-Semester 190001 86, gegen 75 im Sommer-
Semester 1899, 96 im Winter-Semester 1899/1900.
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62
Im Aerztepersonal sind folgende Aenderungen eingetreten:
Am 1. November 1900 trat Herr Dr. Ebstein aus Breslau
als Volontärassistent ein.
Am 1. März 1901 schied der Secundärarzt der Klinik Herr
Dr. Ercklentz und der Volontärassistent Herr Dr. Cohn,
am 1. April der Assistenzarzt Herr Dr. Schulz aus der
Klinik aus.
Der Kaiserliche Marine-Stabsarzt Dr. Nenninger wurde
am 16. Juli 1900 nach China commandirt.
An seine Stelle trat am 1. November 1900 der Kaiserliche
Marine-Stabsarzt Dr. Weber.
Am 1. April 1901 trat der bisherige Assistenzarzt am
Neuen allgemeinen Krankenhause zu Hamburg-Eppendorf Herr
Dr. Paul Krause als Oberarzt der Klinik ein.
Von wissenschaftlichen Arbeiten gingen folgende aus der
Klinik hervor:
1. Professor Dr. A. Kast: „Zur Kenntniss der Be-
ziehungen zwischen Schwerhörigkeit und Wort-
taubheit." Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde,
Bd. 18.
2. Dr. Martin Krüger: „Ueber 1 — Methylxanthin."
Berichte der Deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 33,
3605.
3. Dr. Martin Krüger und Dr. Julius Schmid: „Die
Bestimmung des Amidosäurenstickstoffes im
Harne." Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XXXI,
Heft 5 u. 6.
4. Dr. Martin Krüger und Dr. Julius Schmid: „Der
Einfluss der Coffeins und Theobromins auf die
Ausscheidung der Purinkörper im Harne.14 Zeit-
schrift für physiologische Chemie, Bd. XXXII, Heft 1 u. 2.
5. Dr. Martin Krüger und Dr. Julius Schmid: „Das
Verhalten von Theobromin im Organismus des
Menschen." Zeitschrift für experimentelle Pathologie
und Therapie. Bd. 24.
6. Dr. Bergell: „Darstellung des Lecithi ns.u Bericht
der Deutschen ehem. Gesellsch. 1900, Bd. XXXIII, 2384.
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GH
7. Dr. Karfunkel: „Bestimmungen der wahren
Lage und Grösse des Herzens und der Gefässe
mittelst Röntgenstrahlen." Vortrag, gehalten in
der schles. Gesellsch. für vaterl. Cultur.
Dissertationen:
8. Eugen Werner: „Beiträge zur Pathologie der
Arsen Vergiftung."
9. Fritz Fränkel: „Ein Beitrag zur Therapie des
Morbus Addisonii mit Nebennierenpräparaten."
Kast.
2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.
Im Personalbestand der Klinik ist eine Aenderung, von
Assistenten und Volontären abgesehen, nicht eingetreten.
Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 80, im
Winter-Semester 94.
In der stationären Klinik wurden behandelt 989 Männer,
671 Frauen, gegen 975 Männer und 642 Frauen im Vorjahre.
In der Poliklinik wurden 5834 Patienten behandelt gegen
6027 im Vorjahre.
Während des Etatsjahres 1900/01 sind an wissenschaft-
lichen Arbeiten erschienen:
1. Geheimrath Professor Dr. v. Mikulicz-Radecki:
1. Verletzungen und Erkrankungen des Magens und
Darmkanals (gemeinsam mit Dr. Kausen). Hand-
buch der praktischen Chirurgie, herausgegeben von
v. Bergmann, v. Bruns, v. Mikulicz.
2. Ueber Ileus. Therapie der Gegenwart, Jahrg. 1900,
Heft 1.
2. Professor Dr. A. He nie:
1. Die Verletzungen und Erkrankungen des Rückenmarks
und der Wirbelsäule. Handbuch der praktischen
Chirurgie, herausgeg. von v. Bergmann, v. Bruns,
v. Mikulicz.
2. The conservativ treatment of tubercular joint
disease etc., translated by Ch. Cathcart, Edinburgh
1900.
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C4
3. Privatdocent Dr. Kausch:
1. Siehe Nr. 1, 1.
2. Ueber das Verhalten der Sehnenreflexe bei totaler
Querschnittsunterbrechung des Rückenmarks. Mit-
theilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und
Chirurgie, Bd. VII, Heft 4 u. 5.
3. Ueber Magenectasie bei Rückenmarkslaesion. Eben-
daselbst.
4. Dr. G. Gottstein:
1. Technik und Klinik der Oesophagoscopie. I. Theil:
Technik. Mittheilungen aus den Grenzgebieten der
Medicin und Chirurgie, Bd. VI, Heft 4 u. 5.
2. Pseudostimme nach Totalexstirpation des Larynx.
Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie, Bd. 29, und Archiv für klinische Chirurgie,
Bd. 62.
3. Ueber den heutigen Stand der Haut- und Hände-
desinfection. Allg. medic. Centralztg. 1900, Nr. G3.
4. Automatischer Thermoregulator für permanente Bäder.
Deutsche med. Wochenschr. 1900, Nr. 49.
5. Zur Frage der Händedesinfection, eine Abwehr.
Berl. klin. Wochenschr. 1900, Nr. 51.
5. Dr. W. An schütz: Ein Beitrag zur Lehre von der
Jodoformvergiftung. Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie,
Bd. 28, Heft 1.
G. Dr. P. Lengemann;
1. Knochenmarksveränderungen als Grundlage von Leu-
cocytose und Riesenkern Verschleppungen (Myelo-
kinese). Ziegler's Beiträge zur patholog. Anatomie
und allgem. Pathologie, Bd. 29.
2. Aus der chirurgischen Klinik und dem pharmako-
logischen Institut: Sind die schädlichen Nach-
wirkungen des Chloroforms von der Technik der
Narcqse abhängig? Bruns* Beiträge zur klinischen
Chirurgie, Bd. 27, Heft 3.
7. Dr. G. Drehmann: Seitliche Rückgrats Verkrümmungen,
gemeinsam mit Dr. A. He nie, enthalten in 2, 1 (siehe
oben).
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65
8. Dr. FL Wagner: Nachweis von Nierensteinen mit
Röntgenstrahlen. Fortschritte auf dem Gebiete der
Röntgenstrahlen, Bd. III.
9. Dr. V. Chlumsky:
1. Weitere Erfahrungen über die Gastroenterostomie.
Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie, Bd. 27, Heft 1 u. 2.
2. Ueber die Wiederherstellung der Beweglichkeit des
Gelenkes bei Ankylose. Centralbl. f. Chirurgie 1900,
Heft 37.
10. Dr. E. Krahn: Ein Beitrag zur Aetiologie der Noma.
Mittheilungen aus den Grenzgebieten der Medicin und
Chirurgie, Bd. 6, Heft 4 u. 5.
11. Dr. O. Fittig: Ein Fall von scheinbar primärem
Cancroid der Ulna. Ein Beitrag zur Frage der primären
Knochencarcinome. Bruns' Beiträge zur klinischen
Chirurgie, Bd. 29, Heft 3.
12. Dr. H. Schumacher: Beitrag zur Frage der Desinticir-
barkeit der Haut. Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie,
Bd. 29, Heft 3.
13. Dr. FL Miyake: Zur experimentellen Erzeugung der
Gallensteine mit besonderer Berücksichtigung des baete-
riellen Verhaltens der Gallenwege. Mittheilungen aus
den Grenzgebieten der Medicin und Chirurgie, Bd. 0,
Heft 4 u. 5.
14. Dr. Hans Kontny: Ueber die Fracturen des Fersen-
beins und ihre Folgezustände. Inaug.-Diss.
15. Ernst Bröer: Ueber einen Fall von extraduralem
Haematom der Dura mater mit abnormem Verlauf.
Inaug.-Diss.
16. Alfred Stehr: Erfahrungen über die Bottini'sche
Operation der Prostatahypertrophie. Inaug.-Diss.
v. Mikulicz-Radecki.
3. Die Klinik für Augenkranke.
Personalien. Als Assistenten fungirten im Jahre 1900/01
die Herren Privatdocent Dr. Heine, Assistenzarzt Dr. W. Meyer,
zufolge Verfügung des Königl. Universitäts-Curatoriums vom
5
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60
7. Mai 1900 ist der praktische Arzt Herr Dr. Kunz eben-
ebenfalls als Assistent mit Genehmigung des Herrn Ministers
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal- Angelegenheiten
eingetreten. Der bis zum 18. August 1900 als wissenschaft-
licher Assistent commandirte Oberarzt im Grenadier-Regiment
König Friedrich III. (2. Schles.) Nr. 11 Herr Dr. Seydel
wurde als Stabsarzt nach Schleswig versetzt; an dessen Stelle
wurde seitens des General-Commandos vom 10. November 1900
ab der Assistenzarzt vom Schles. Train-Bataillon Nr. C Herr
Dr. Enslin bis auf Weiteres an die Klinik commandirt.
Gebäude. Grössere Reparaturen oder sonstige bauliche
Veränderungen fanden in diesem Jahre nicht statt.
Kranken zahlen. In der poliklinischen Abtheilung
wurden neu aufgenommen:
a. im Sommer-Semester 2709 Kranke,
b. im Winter-Semester . 2221
während des ganzen Jahres 4930 Kranke.
Von diesen Kranken wurden der stationären Klinik über-
wiesen 911.
An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:
a. im Sommer-Semester 292 Operationen,
b. im Winter-Semester 2l)i2 *
zusammen 584 Operationen.
Die Zahl der zum Unterricht und an die Studirenden zur
Untersuchung vertheilten Kranken betrug:
a. im Sommer-Semester 242 Kranke,
b. im Winter-Semester 127
zusammen 869 Kranke.
Studirende. Die Vorträge und die klinischen Demon-
strationen wurden besucht:
a. im Sommer-Semester von 65 Studirenden,
b. im Winter-Semester von . . . . . 59 «
zusammen von 124 Studirenden.
Auditorium. Der klinische Unterricht wurde im Sommer
und im Winter in dem klinischen Gebäude Maxstrasse 2 ab-
gehalten.
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67
Aus Ersparnissen der alten Klinik wurden eine Reihe von
Neuanschaffungen für den Unterricht gemacht. Ein Projections-
apparat für Demonstrationen und Mikrophotographie wäre be-
sonders zu erwähnen.
Ausser dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die
Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Uebungen,
im Winter ein Collegium über den Zusammenhang der Augen-
erkrankungen mit den Allgemeinkrankheiten, beides einstündig
und publice, von Herrn Geh. Rath Professor Dr. Uhthoff
gehalten.
Curse. Der Augenspiegelcursus wurde im Sommer wie
im Winter für Anfanger von Herrn Professor Dr. Groenouw,
für Geübtere von Herrn Dr. Heine gehalten.
Weitere Curse und Vorlesungen hielten im Sommer-
Semester 1900:
Professor Dr. Groenouw: Functionsprüfung des Auges mit
praktischen Uebungen (einstündlich).
Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augenheilkunde.
Dr. Mann: Praktischer Cursus in der Diagnostik der Nerven-
krankheiten mit besonderer Berücksichtigung der Elektro-
diagnostik (zweistündig).
Im Winter-Semester 1900/01:
Professor Dr. Groenouw:
1. Ueber die wichtigsten Arbeiterversicherungsgesetze in
ihrer Bedeutung für die klinische Medicin mit praktischen
Uebungen in der ärztlichen Sachverständigen-Thätigkeit
gemeinschaftlich mit den Herren Dr. Mann, Professor
Dr. Stern und Dr. Tietze (1 V* stündig).
2. Pathologische Anatomie des Auges (einstündig).
Dr. Heine: Functionsprüfungen des Auges mit praktischen
Uebungen (einstündig).
Wissenschaftliche Arbeiten. Geh. Rath Professor
Dr. Uhthoff:
1. Ueber infectiöse Neuritis optica. Berichte der ophth.
Gesellschaft. Wiesbaden 1900.
2. Die toxische Neuritis optica. Kl. Monatsbl. für Ahkd.
1900.
5*
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f.8
3. Nevrite optique toxique. XIII. Congr. intern, der Med.
Paris 1900.
4. Ein Fall von traumat. acutem Hirnabscess mit rechts-
seitiger Hemianopsie und Gesichtshalluzinationen.
5. Bemerkungen zur Scrophulose und Tuberculose nebst
einem Fall von Tuberculose der Conjunctivae Berlin
1900.
G. Ueber die Entdeckung des Augenspiegels und ihre Folgen
(ein 50jähriger ophthalmologischer Gedenktag). Vortrag,
gehalten in der Schles. Gesellsch. für vaterländ. Cultur.
Febr. 1901.
Professor Dr. Groenouw: Die Augenentzündung der Neu-
geborenen. Graefe's Archiv 1900.
Dr. Otto Meyer: Ein- und doppelseitige Hemianopsie mit
Orientirungsstörungen. Monatsschrift für Psychologie
und Neurologie 1900.
Dr Heine:
1. Sehschärfe und Tiefenwahrnehmung. Graefe's Archiv
1900.
2. Orthoscopie oder die Abhängigkeit relativer Entfernungs-
schätzungen von der Vorstellung absoluter Entfernung.
Graefe's Archiv 1900
3. Ueber bimaculäres Sehen. Heidelberger Sitzungsberichte.
Wiesbaden 1900.
4. Hydrophthalmus und Myopie. Ebenda.
5. Krankheiten der Bindehaut und Thränenorgane in Nagels
Jahresberichte 1900.
6. Die Projections- Vorrichtungen der Breslauer Universitäts-
Augenklinik. Kl. Mon.-Bl. 1901.
Dr. W. L. Meyer: Ueber Polioenrephalitis superior. Schles.
Gesellsch. f. vaterl. Cultur.
Dr. Stock: Ueber Fremdkörpertuberculose. Ebenda.
Dr. Roscher: Ueber Stauungspapille bei Glaukom.
Dr. Kunz: Ueber Erfahrungen bei Magnet-Operationen.
Dr. Seydel: Ueber die Ausbreitung des Glioma. Kl. Monats-
blätter 1900.
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69
Dr. R. Depene: Ueber den Einfluss seitlicher Blendung
a. d. centrale Sehschärfe. Klin. Mon.-Bl. 1900. Dissert.
Dr. Marbe: Erkrankungen des Auges bei Tabes. Dissert.
Dr. Gatzek: Zur Glaucombehandlung. Dissert.
Dr. Murakamie: Netzhautgefassveränderungen bei Leukämie.
Kl. Mon.-Bl. f. A. 1900.
Uhthoff.
4. Die Frauenklinik und Poliklinik.
In den Personalien vollzogen sich folgende Veränderungen :
Von den Assistenzärzten schieden aus: Dr Otto Schmidt
und Dr. Gustav Herrmann. Als neue Assistenzärzte traten
ein: Dr. Wilhelm Ponfick und Dr. Kurt Grosser.
Als Volontärärzte waren thätig die Herren Drd. Arthur
Heyn, Drd. Walther Hannes und Drd. Bruno Faehnrich.
Der Krankenbestand betrug am 1. April 1900 . . 81
Im Ganzen wurden in der stationären Klinik be-
handelt 1 545
Im Vorjahre wurden behandelt 1 559
Verpflegungstage im Berichtsjahre 30 484
. Vorjahre 31 381
Krankenbestand am 31. März 1901 82
Ambulant wurden behandelt:
a. gynäkologische Kranke 2 786
b. poliklinisch entbunden 684
Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:
a. gynäkologische Kranke 2 654
b. poliklinisch entbunden 670
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer-Semester
1900 von 64, im Winter-Semester 1900/01 von 67 Praktikanten
besucht; ausserdem nahm wie gewöhnlich an den klinischen
Vorlesungen, den Kranken- und Operationsbeobachtungen eine
Anzahl in- und ausländischer Aerzte Theil.
*
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen
und erschienen im Druck:
Küstner:
1. Die Verletzungen des Kindes bei der Geburt (in v. Herff-
Sänger's Encyklopädie der Geburtshilfe und Gynäkologie).
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70
2. Ein operatives Palliativ-Verfahren bei inoperablem Car-
cinoma uteri. Centraiblatt für Gynäkologie 1900.
3. Operation einer Nabelschnurhernie mit Resection des
vorgefallenen Leberlappens.
4. Ueber Ileus. Allg. med. Centraizeitung.
5. Defectus vaginae und Colpoplastik. Ebendaselbst.
6. Ueber Wertheims Prolapsoperation. Ebendaselbst.
7. Peritoneale Sepsis und Schock. Tagebuch der Natur-
forscherversammlung zu München.
Dr. Dienst: Ueber ein Capillarangiom der Placenta. Allg.
med. Centraizeitung 1900.
Dr. Sticher:
1. Zur Controle von Dampfsterilisirapparaten. C. f. Chirurgie
1900, Nr. 25.
2. Uteruscarcinom; Tubencarcinom; Missed abortion. De-
monstrirt in der schles. Gesellsch. f. vaterl. Cultur; be-
schrieben Allg. Centraizeitung 1900, Nr. 57.
3. Discussionsbemerkungen anlüsslich eines Vortrages des
Herrn Dr. Gottstein, die Händedesinfection betreffend;
publ. Allg. Centraizeitung 1900, Nr. G5.
4. Die Bedeutung der Scheidenkeime in der Geburtshilfe.
Zeitschr. f. Geb. u. Gyn., Bd. XLIV, Heft I.
5. Ueber die Behandlung der Nachgeburtsperiode. Vortrag
im Breslauer Hebammen-Verein, mit Demonstration von
Modellen. December 1900.
(>. Das Vorbereitungsbad der Kreissenden als Infections-
quelle. Centr. f. Gyn. 1901, Nr. 9.
7. Zur Controle unserer Dampfsterilisirapparate. Centr. f.
Gyn. 1901, Nr. 10.
8. Eineiige Zwillinge mit Hydramnios. Acardius acephalus.
Frühgeborene Frucht. Demonstrirt in der schles. Gesell-
schaft f. vaterl. Cultur im März 1901. (Public, erfolgt
in der Allg. med. Centralzlg.)
Dr. Schmidt:
1. Ovarialcarcinom, conibinirt mit Magencarcinom.
2. Vagina duplex. Allg. med. Centraizeitung 1900.
Dr. Herr mann: Ueber Phokomelie. Allg. med. Centrai-
zeitung 1900.
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71
Dr. Heinsiiis:
1. Carcinoma ligamenti lati.
2. Wiederholte Tubengravidität.
3. Osteomalacie. Allg. med. Centraizeitung.
Dr. Ponfick:
1. Uterus bicorus mit verkümmertem Nebenhorn.
2. Ueber Polydactylie. Allg. med. Centraizeitung.
Dr. Deckart: Die Hystereuryse in der Praxis. Münch, med.
Wochenschr. 1900.
C. Kunike: Ueber Geburten in Gesichts- und Stirnlage.
Diss. inaug. Breslau.
J. v. Fl ans z: Ueber alte Erstgebärende. Diss. inaug. Breslau.
Küstner.
5. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten.
Die Zahl der im Berichtsjahre in der Poliklinik behandelten
Personen betrug 4327. Die klinische Belegzahl ist gegen das
Vorjahr um etwa 40 gestiegen.
Bauliche Veränderungen fanden nicht statt. Dagegen
wurde eine für die Poliklinik wichtige Aenderung insofern vor-
genommen, als es durch Benutzung des Vorraums des neuen
Hörsaals möglich wurde, getrennte Warte- und Abfertigungs-
räume für Männer und Frauen einzurichten.
Für den Röntgenapparat wurden mehrere Neuanschaffungen
nothwendig, insbesondere mussten eine grössere Anzahl von
Röhren, die für therapeutische Zwecke geeignet waren, ange-
schafft werden, auch ein neuer Inductor mit einer Funkenlänge
von 30 cm wurde von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft
bezogen.
Der Krankenbestand im Berichtsjahre betrug:
1. In der Klinik: 893 Männer, 320 Frauen, zus. 1123.
2. In der Poliklinik: 2621 Männer, 1706 Frauen, zusammen
4327 Personen.
Der bisherige Secundärarzt, Privatdocent Dr. Schäffer
erhielt den Titel Oberarzt.
Die etatsmässigen Assistenten waren Dr. Scholtz und
Dr. Plato.
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72
Als unbesoldete Assistenten waren thätig: Dr. Gut h,
Dr. Herrinann, Dr. Juliusberg, Dr. Klingmüller, Dr. Lion,
Dr. Mann, Dr. Pick, Dr. Plönings, Dr. Rau, Dr. Sachs,
Dr. Sklarek, Dr. Schmidt.
Die von Herrn Geh. Rath Neisser abgehaltene Klinik und
Poliklinik der Haut- und venerischen Krankheiten wurde belegt:
im Winter-Sernester von 20 Hörern,
im Sommer-Semester von 48 Hörern.
Privatdocent Dr. Schäffer las:
im Sommer- Semester: Pathologie und Therapie der
Hautkrankheiten mit praktischen Uebungen,
im Winter - Semester: Pathologie und Therapie der
Gonorrhoe mit praktischen Uebungen.
Das klinische Material setzte sich zusammen aus:
550 Hautkranken, 573 venerisch Kranken;
poliklinisch wurden behandelt:
2787 Hautkranke, 1540 venerisch Kranke.
Folgende wissenschaftliche Arbeiten gingen in dem Berichts-
jahre aus der Klinik hervor:
Prof. Dr. Neisser: Syphilis und ihre Beziehungen zu gleich-
zeitig vorhandenen Infectionskrankheiten. Intern, med.
Congress. Paris 1900.
— Zueignung. Festschrift zu Ehren von Moriz Kaposi.
Wien und Leipzig bei Braumüller KHK).
— Ueber das Jucken und die juckenden Hautkrankheiten.
Deutsche Klinik Berlin bei Urban u. Schwarzenberg 1901.
— Geschlechtskrankheiten und Krankenkassen- Arbeiterver-
sorgung. Leipzig bei Oscar Brandstetter.
— Heirathsfahigkeit. Lesser's Encyklopädie.
— Immunität. Lesser's Encyklopädie.
Prof. Dr. Neisser und Jadassohn: Lehrbuch der Haut-
krankheiten. Handbuch Epstein - Schwalbe. Stuttgart
bei Enke.
Privatdocent Dr. Schäffer: Arthritis gonorrhoica, Epididy-
mis gonorrhoica, Leucoderma syphiliticum, Arsen-
Melanose, Syphilitische Zungenaflectionen und sonstige
kürzere Beiträge in Lesser's Encyklopädie.
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73
Dr. Klingmüller: Ueber Jodipin. Deutsche med. Wochen-
schrift 1900 Nr. 26.
— Ueber Tuberculose ähnliche Veränderungen der Haut mit
Auftreten von epithelioiden Riesenzellen und Necrose
bei Lepra raaculo-anaesthetica. Lepra, Biblioth. internat.
Leipzig bei Joh. Andr. Barth.
— Der gegenwärtige Stand der Syphilis -Therapie. Klin.
Monatsbl. f. Augenheilkunde. Stuttgart bei Enke.
— Ueber „Erythromelie" (Pick). Kaposi, Festschrift, bei
Wilh. Braumüller, Leipzig und Wien.
— Tuberculin. Lesser's Encyklopädie.
Dr. Scholtz und Klingmüller: Ueber Züchtungsversuche
des Leprabacillus und über sogenanntes „Leprin". Lepra,
Biblioth. internat. Leipzig bei Joh. Andr. Barth.
Dr. Scholtz: Ueber die Bekämpfung der Geschlechtskrank-
heiten unter den Studenten. Münch, med. Wochenschr.
Nr. 5. 1901.
— Ueber die moderne Therapie der Gonorrhoe des Mannes.
Deutsche Praxis. München 1901, bei Seitz u. Schauer.
— Ueber Favuspilze und eine kleine Favusendemie. Kaposi,
Festschrift. Wilh. Braumüller, Leipzig und Wien.
— Untersuchungen über die parasitäre Natur des Eczems.
Deutsche med. Wochenschr. 1900, Nr. 29 u. 30.
— Ueber die Bedeutung und die bacteriologische Unter-
suchung der Urinfilamente bei Urethritis nach Gonorrhoe
mit specieller Berücksichtigung des Kulturverfahrens.
Neumann, Festschrift, bei Deuticke, Leipzig und Wien.
— Untersuchungen über die Aetiologie der Impetigo conta-
giosa. Zeitschr. f. prakt Aerzte. Seitz u. Schauer,
München.
— Gonococcus. Lesser's Encyklopädie.
Dr. Scholtz et Raab: Recherches sur la nature parasitaire
de l'eczema et de l'impetigo contagiosa. Annal. de
Dermat. Paris b. Masson u. Cie.
Dr. Plato: Ueber die Beurtheilung des Lebenszustandes
und der Leistungen der Phagocyten mittels der vitalen
Neutralrothfärbung. Münch, med. Wochenschr. Nr. 36,
1900.
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71
Dr. Plato: Ueber die „vitale" Färbbarkeit der Phagocyten
des Menschen und einiger Säugethiere mit Neutralroth.
Archiv für mikroskop. Anatomie. Bonn 1900.
— Ueber Gonococcenfärbung mit Neutralroth in lebenden
Leucocyten. Berl. klin. Wochenschrift.
Dr. Juliusberg: Eigenthümliche, Liehen ruber ähnliche
Hautveränderungen des Unterschenkels bei Prurigo
Hebrae mit vergleichenden Bemerkungen über Liehen
ruber verrucosus. Kaposi, Festschrift, Wien bei Brau-
müller, 1900.
— Experimentelle Untersuchungen über die Quecksilber-
resorption bei der Schmierkur. Aren. f. Derm. u. Syph.
1901, Heft 1. Wien bei Willi. Braumüller.
Dr. Berliner: Die Beziehungen der Akne und anderer Er-
krankungen der Gesichtshaut zu den Veränderungen des
Naseninnern. Deutsche Medicinal-Zeitung 1900.
Dr. R.Sachs: Beitrag zur Behandlung der Scabies. Deutsche
med. Wochenschr. 1900, Nr. 39.
Dr. 0. Sachs: Vier Fälle von sogenannter plastischer In-
duration der corpora cavernosa penis nebst besonderer
Berücksichtigung der übrigen im corp. cav. vorkommen-
den Verhärtungen. Wiener klin. Wochenschr. Nr. 5, 1901.
Dr. Lion: Zur Resorptionsfähigkeit der Haut für Jod-Kali
in verschiedenen Salbengrundlagen. Kaposi, Festschrift,
Wien bei Braumüller, 1900.
— Zur Statistik der tertiären Syphilis. Neumann, Fest-
schrift, bei Deutsche, Leipzig und Wien.
Dr. Guth: Ueber Haemangioendothelioma tuberosum mul-
tiplex. Festschrift für Kaposi, bei Braumüller, Leipzig
und Wien.
Dr. Raab: Ein Fall von Urticaria pigmentosa. Kaposi,
Festschrift bei Braumüller, Leipzig und Wien.
In der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur wurden folgende Demonstrationen und Vorträge gehalten:
Prof. Dr. Neisser: Discussionsbemerkungen zum Vortrag
des Herrn Ponfick „Ueber die Beziehungen der Scro-
phulose zur Tuberculoseu.
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75
Prof. Dr. Neisser: Discussionsbemerkungen zum Vortrag
des Herrn Scholtz „Gonorrhoe und Eheconsens".
Privatdocent Dr. Schaff er: Ueber Lues maligna. Mehrere
Fälle von tuberösem Bromexanthem.
Dr. Scholtz: Ueber die Wirkung der Röntgenstrahlen auf
die Haut und ihre Verwendung bei der Behandlung der
Hautkrankheiten.
— Gonorrhoe und Eheconsens.
— Demonstration eines Falles von Sclerodermie der Arme.
— Discussionsbemerkungen zum Vortrage „Gonorrhoe und
Eheconsens".
Dr. Plato: Untersuchungen über die Fettsecretion der Haut.
Dr. Juliusberg: Ueber die Resorption des Quecksilbers
durch Lungen und Haut.
Dr. Pick: Ein Fall von „Urticaria perstans".
In der Breslauer dermatologischen Vereinigung
wurden Vorträge und Demonstrationen abgehalten von den
Herren Neisser, Schäffer, Klingmüller, Scholtz,
Juliusberg, Plato, Pick, Herrmann, Rau. (Berichte er-
scheinen gedruckt im Archiv für Dermatologie und Syphilis.)
Die einzelnen Positionen des Etats vertheilen sich wie
folgt:
Zur An- und Abfuhr von Kranken etc. und zu Reiseunter-
stützungen 100,oo Mark,
für Verbandstoffe <5000,oo
für die Sammlung und Bibliothek .... 500,oo
für Begräbnisskosten 40,oo *
für Anfertigungen von Zeichnungen etc. . . 700,oo -
Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem
allgemeinen Fonds der Verwaltung der Königlichen Universitäts-
kliniken bestritten werden, betragen für Patienten I. und II.
Klasse 1,60 Mark, für Patienten III. Klasse 83 Pfg.
Für Warte- und Dienstpersonal wurden 3772,98 Mark ver-
ausgabt.
Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be-
trugen zusammen 3600 Mark.
Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 48448,30 Mark.
Neisser.
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7(>
0. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für
Nervenkrankheiten.
Aus der Chronik des vergangenen Jahres ist erinnerlich,
dass das Vertragsverhaltniss zwischen Staat und Städtischer
Verwaltung, wodurch die psychiatrischeKlinik in dem Städtischen
Irrenhause untergebracht war, mit dem 1. April 1900 ein Ende
fand. Auf die von der Facultät beantragte Schaffung eines
Provisoriums in den leerstehenden Räumen der alten Augen-
klinik auf dem Burgfelde wurde nicht eingegangen und auch
sonst keinerlei Fürsorge für das Fortbestehen der stabilen
Klinik getroffen. So hat denn seit dem 1. April 1900 die
stabile Klinik aufgehört zu existiren, es giebt seitdem keinen
klinischen Unterricht in der Psychiatrie an der Breslauer
Universität, die Studirenden der klinischen Semester müssen
entweder auf diesen wichtigen Theil ihrer ärztlichen Aus-
bildung verzichten oder andere Universitäten aufsuchen.
Director und Assistenten der psychiatrischen Klinik sind ohne
Krankenmaterial. Die „Krankenvorstellungen der psychia-
trischen Klinik zu Breslau44, das erste Unternehmen der Art,
welches aus einer psychiatrischen Klinik hervorgegangen ist,
haben ein vorzeitiges Ende gefunden, und auch die mehr
theoretischen Arbeiten des psychiatrischen Laboratoriums sind
schwer geschädigt worden. Besonders missliche Verhältnisse
bestanden in den ersten Wochen des Berichtsjahres, indem
der Director der Klinik von den städtischen Behörden gedrängt
wurde, mit dem Inventar der Klinik und des Laboratoriums
zu räumen, aber ohne Anweisung blieb, wohin. Schliesslich
wurde auch der Zutritt zu dem Laboratorium seitens der Stadt
gesperrt, und wichtige anatomische Präparate mussten dem
Verderben preisgegeben werden. Ueber ein Vierteljahr ver-
ging, ehe die fortlaufenden Arbeiten des Laboratoriums wieder
aufgenommen werden konnten. Dem Einschreiten des Herrn
Universitäts-Curators war es zu verdanken, dass schliesslich
das Laboratorium in leerstehenden Räumen der alten Augen-
klinik eine provisorische und jederzeit widerrufliche Unterkunft
gefunden hat. Auch das übrige Inventar ist z. Z. daselbst
untergebracht.
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77
Mit dem Eingehen der stabilen Klinik wurde auch der
eine etatsmässige Assistent beschäftigungslos. Seitens des
Ministeriums ist genehmigt worden, dass derselbe als zweiter
Assistent an der Poliklinik für Nervenkrankheiten eingetreten
ist, wo der bis dahin fungirende einzige Assistent ohnehin stark
überlastet war. Der andere etatsmässige Assistent der stabilen
Klinik fand am Laboratorium weitere Verwendung. Die Haupt-
aufgabe der Arbeiten im Laboratorium blieb wie bisher die
Vorbereitung des 3. Bandes des Gehirnatlas.
Der klinische Unterricht musste sich auf das alt einge-
führte zweistündige Publikum über Nervenkrankheiten be-
schränken.
Dr. Kutner verblieb Assistent der Poliklinik, Dr. Storch
trat zur Poliklinik über. Als Assistent am Laboratorium
fungirte bis zum 1. Januar. 1901 Dr. Schröder, von da ab
Dr. O. Foerster.
Als Volontärärzte fungirten an der Poliklinik die Herren
Dr. O. Foerster bis 1. Januar 1901, Dr. Glaser im Sommer-
Semester 1900 und der prakt. Arzt F. Kram er vom 1. März
1901 ab.
Aus der Klinik bezw. Poliklinik sind folgende Publicationen
hervorgegangen:
1. Atlas des Gehirns: Schnitte durch das menschliche Ge-
hirn in photographischen Originalen. Herausgegeben
von Professor Dr. Carl W ernicke. Abtheilung IL
20 Horizontalschnitte durch eine Grosshirnhemisphäre,
hergestellt und erläutert von Dr. Paul Schröder,
Breslau 1900. Verlag der psychiatrischen Klinik.
2. C. Wernicke: Ueber Hallucinationen, Rathlosigkeit
und Desorientirung in ihren wechselseitigen Beziehungen.
Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, 9. Bd. p. 1.
3. Dr. O. Förster: Untersuchungen über das Localisations-
vermögen bei Sensibilitätsstörungen. Ibidem p. 31.
4. Dr. P. Schröder: Das fronto-occipitale Associations-
bündel. Ibidem p. 81.
Wernicke.
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78
7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten.
Die Zahl der poliklinischen Patienten hat sich im Berichts-
jahre fast um Vs vermehrt, sie betrug in ihm 3298.
In noch höherem Grade hat die Zahl der grösseren ope-
rativen Eingriffe zugenommen. An den Vorlesungen nahmen
insgesammt 102 Zuhörer Theil. Dass dadurch die bereits
früher beklagten Uebelstände — Fehlen einer stationären Ab-
theilung, Unzulänglichkeit der für den Unterricht verwendeten
Räume etc. — noch fühlbarer wurden, ist leicht verständlich.
Aber auch schon für die Abfertigung der gestiegenen Zahl
poliklinischer Patienten erwiesen sich jetzt die dazu bestimmten
Räume kaum ausreichend, und die vorhandenen Arbeitskräfte —
der unterzeichnete Director und ein Assistent, Dr. V. Hins-
berg, — konnten trotz der Mitwirkung freiwilliger Hilfskräfte
das klinische Material kaum bewältigen. Vor allem wurde
aber die für wissenschaftliche Untersuchungen verfügbare Zeit
auf ein Minimum reducirt.
Von wissenschaftlichen Arbeiten, die zum Abschluss ge-
bracht wurden, sind ausser mehreren kleineren Mittheilungen
zu nennen:
Hinsberg: Zur Diagnose und Therapie der otogenen
Meningitis. Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 38.
— Ueber die Entwicklungsgeschichte der Nasenhöhle bei
Amphibien. I. Theil : Anuren und Urodelen (im Druck).
Ferner die Inaugural-Dissertationen von:
Schwenn: Ein Beitrag zur Lehre von den bösartigen Ge-
schwülsten der Nebenhöhlen der Nase. Archiv für
Laryngologie, Bd. XI.
Croce: Die Urticaria der oberen Luftwege.
Gläser: Erfahrungen über 57 Eröffnungen des Warzen-
fortsatzes bei Mittelohr-Eiterungen.
Zilla: Die Beziehungen der Rachenmandelvergrösserung
zur Gaumen-, Schädel-, Obergesichts- und Nasenbildung.
Küm mel.
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79
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.
Im Berichtsjahre wurde der Neubau der Kinderklinik be-
gonnen und soweit geführt, dass das Hauptgebäude noch vor
Eintritt des Winters unter Dach war.
Als 2. Rate wurden für den Neubau 88 000 Mark in den
Staatshaushaltsetat eingestellt.
Auf der Klinik wurden 200, in der Poliklinik 7315 Kinder
behandelt.
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer-Semester
von 23, im Winter-Semester von 91 Hörern besucht. Die
geringe Hörerzahl im Sommer-Semester ist auf die Aenderung
der Vorlesungsstunden durch die neue Studienordnung zurück-
zuführen.
Als Assistenten fungirten die Herren DDr. M. Tb ie mich,
A. Keller und C. Gregor, als Volontärassistenten die Herren
DDr. W. Freund, Bartenstein und Freyberger. Ferner
waren an der Klinik beschäftigt die Herren Aerzte DDr. Hirai,
Stein, Preisig, Baraniay, Pedersen, sowie die Herren
Candidaten Hannes, Schikora und Schlesinger.
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und
veröffentlicht:
Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs-
störungen und Ernährungstherapie. Wien, Deuticke,
1. Lieferung.
Czerny: Ueber Kinderernährung. Die deutsche Klinik,
7. Band.
Keller: Phosphor und Stickstoff im Säuglingsorganismus.
Archiv für Kinderheilkunde, 29. Bd., 1. Heft.
Derselbe: Ueber Nahrungspausen bei der Säuglingsernährung.
Centr. f. innere Med. 1900, Nr. 6.
Derselbe: Ueber das Vorkommen von Rhodau im Nasen-
secret. Münch, med. Woch. 1900, Nr. 4G.
Derselbe: Kranke Kinder an der Brust. Jahrb. f. Kinder-
heilkunde, 53. Bd., 1. Heft.
Derselbe: Malzsuppe in der Praxis. Therapie der Gegen-
wart. Februar 1901.
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80
Keller: Verwendung der organischen Phosphorverbindungen
in der Ernährungstherapie. Zeitschr. f. Diät, u phys.
Therapie, 4. Bd.
Gregor: Zur Behandlung der Folliculitis abscedens. Zeit-
schrift f. prakt. Aerzte, 1900, Nr. 7.
Derselbe: Ueber einen bei innerlicher Anwendung von
Pyramidon im Harn auftretenden rothen Farbstoff.
Therap. Monatshefte, Juni 1900.
Derselbe: Ueber die Berechtigung des Aderlasses bei Säug-
lingen zu therapeutischen Zwecken. Jahrb. f. Kinder-
heilkunde, 52. Bd.
Derselbe: Casuistischer Beitrag zur Frage der erregenden
Wirkung des Alkohols. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd.,
S. 120.
Derselbe: Ueber die Verwendung des Mehles in der Säug-
lingsernährung. Arch. f. Kinderheilk., 29. Bd., 1. Heft.
Derselbe: Ueber die Verwendung des Leimes in der Säug-
lingsernährung. Centr. f. innere Med. 1901, Nr. 3.
Derselbe: Ein bemerkenswerther, seinem Ursprünge nach
nicht aufgeklärter Auscultationsbefund bei einem Säug-
ling. Deutsche med. Woch. 1901, Nr. 20.
Heim: Das Verhalten des Blutdruckes bei neuropathischen
Kindern. Deutsche med. Woch. 1900, Nr. 20.
Freund: Ueber einen Fall von cardiopulmonalem Geräusch.
Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., 3. Heft.
Derselbe: Die Sterblichkeit der hereditär-luetischen Säug-
linge. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., S. 485.
Neumann: Ueber dilatative Herzschwäche im Kindesalter.
Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd., 3. Heft.
Thiemich: Ueber Schädigung des Centrainervensystems
durch Ernährungsstörungen im Säuglingsalter. Habili-
tationsschrift. Jahrb. f. Kinderheilkunde, 52. Bd.
von Zaremba: Beitrag zur Lehre von den Schutzvorrich-
tungen des Darmtractus. Archiv f. Verdauungskrank-
heiten, VI. Bd., 4. Heft.
Czerny.
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81
9. Das provisorische zahnärztliche Institut
wurde im Jahre 1901 von 3701 Patienten hesucht. Davon
kamen 1502 (G8Ö Manner und 810 Frauen) auf die Poliklinik
für Mund- und Zahnkrankheiten. An diesen kamen zur Beob-
achtung 217 Entzündungen des Zahnmarks, 324 Entzündungen
der Wurzelhaut, 57 Knochenhautentzündungen des Kiefers,
57 fistulöse Durchbrüche durch Zahnfleisch, Wangen und Mund-
boden, 12 Kiefercysten, 5 Empyeme der Kieferhöhle. Die Er-
krankungen machten ausser der Extraction von 2037 Zahnen,
97 Narcosen und eine grössere Anzahl von anderen Eingriffen,
Abscessspaltungen, Auslöffelungen, Entfernung abgestorbener
Knochentheile erforderlich. In 100 Fällen handelte es sich um
die Störungen in der Entwicklung des zweiten Gebisses.
In der Abtheilung für Zahnfüllung wurden an 2107
Patienten an 208 Arbeitstagen 2429 Füllungen gelegt, und zwar
kamen zur Ausführung 778 Goldfüllungen, Hl Zinngoldfüllungen,
858 Goldamalgamfüllungen, 487 Cementfüllungen, 197 doublirte
Goldamalgamfüllungen, 12 Kupferamalgamfüllungen, 11 Gutta-
perchafüllungen, 28 Porzellanfüllungen und 3 Glasfüllungen.
Ausserdem wurden 53 Mal die üeberkappung des Zahnmarks,
(105 Arseneinlagen, 803 Wurzelfüllungen und 21 Zahnstein-
reinigungen ausgeführt.
In der technischen Abtheilung kamen 295 Patienten zur
Behandlung. 1180 künstliche Zähne wurden auf 155 Ober-
stücke und 39 Unterstücke verarbeitet. Ausserdem wurden
3 Obduratoren, ein Kieferersatz, 3 Interdentalschienen bei
Kieferbrüchen und 4 Regulirungsapparate gefertigt. Endlich
kamen ausser 40 Reparaturen noch 29 Kronen- und 4 Brücken-
arbeiten zur Ausführung.
Auch in diesem Jahre hat die Bibliothek durch Zuwendung
Privater und durch die Redaction von Zeitschriften und durch
zahlreiche Neuanschaffungen erhebliche Vermehrung des Be-
standes erfahren. Die Sammlung stereoskopischer Aufnahmen
und Projectionsbilder, sowie die der mikroskopischen Präparate
ist weiter fortgeführt worden. Aber leider ist es immer noch
nicht möglich geworden, dem Institute neue Räume zur Ver-
fügung zu stellen, in denen es sich gedeihlich fortzuentwickeln
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82
vermag. Die im August 1900 erweckte Hoffnung, dass das
Institut in den schon seit dem Jahre 189:3 erbetenen Räumen
der alten Augenklinik am Burgfeld Unterkunft erhalten könnte,
ist leider durch einen Bescheid im December 1900 zu nichte
gemacht worden, so dass an den Leiter des Instituts die Frage
herantrat, ob er noch weiter die Verantwortung übernehmen
könne für die Leitung des Instituts, so lange es in so unzu-
länglichen Räumen untergebracht ist, wie das bisher der Fall.
Waren ja doch die Missstände, welche durch die jetzige Unter-
bringung des Instituts hervorgerufen waren, sogar Gegenstand
der Erörterung im Abgeordnetenhause geworden. Am Ende
des Etatsjahres ist endlich Wandel geschaffen worden, insofern
die Kündigung der bisher gemietheten Räume erfolgt ist, ohne
dass es aber bisher möglich gewesen ist, Bestimmtheit über
die weitere Unterbringung des Instituts zu erlangen. Durch
den vorjährigen Etat ist dem Institut eine jährliche Subvention
von 4000 Mark bewilligt worden, mit der Massgabe, dass zu-
nächst aus denselben die persönlichen Ausgaben zu bestreiten
sind und andererseits die bisher als Einnahmen des Instituts
verwendeten Praktikantenbeiträge in Zukunft in den Titel
Insgemein vereinnahmt werden.
In den persönlichen Verhältnissen des Instituts ist insofern
eine Aenderung eingetreten, als die Stelle eines Leiters der
Zahnfüllungsabtheilung nach dem Rücktritt des Herrn Pro-
fessors Dr. Sachs Herrn Dr. ds. Walther Bruck übertragen
worden ist. An Stelle des am 1. April ausscheidenden
Assistenten Herrn Zahnarzt Hübner ist Herr Zahnarzt
Erich Bock getreten.
Herr Professor Sachs hat das Andenken an ihn im In-
stitut dadurch wach erhalten, dass er eine Wilhelm Sachs-
Stiftung für Studirende der Zahnheilkunde an der Universität
zu Breslau errichtet hat, durch Ueberweisung eines Kapitals
von 3000 Mark zur Begründung eines Stipendiums für Studirende
der Zahnheilkunde, dessen Verleihung dem jedesmaligen Director
des Instituts anheimgegeben ist. Für die dadurch bewirkte
Förderung des Studiums der Zahnheilkunde an der Universität
Breslau sei von der Leitung des Instituts an dieser Stelle der
beste Dank ausgesprochen. Die schon in früheren Jahren von
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83
dem Institut übernommene zahnärztliche Behandlung der
Schüler der Unteroffizierschule in Wohlau ist auch in diesem
Jahre nach den früheren Bedingungen weiter fortgeführt worden.
Ausserdem ist mit der Arrnenverwaltung der Stadt Breslau
eine Vereinbarung getroffen worden über zahnärztliche Hilfe-
leistungen für Arme der Stadt, besonders durch Herstellung
erforderlichen Zahnersatzes.
An Arbeiten sind aus dem Institut hervorgegangen:
1. Partsch: Die Krankheiten der Kiefer- und der Mund-
rachenhöhle in dem Handbuch der praktischen Chirurgie,
herausg. von v. Bergmann, v. Bruns und v. xMikulicz.
Stuttgart, Enke.
2. Partsch: Ueber seltene Verbreitungswege der von
den Zähnen ausgehenden Eiterungen. Vortrag im
Centraiverein Deutscher Zahnärzte in Berlin. Monats-
schrift f. Zahnheilkunde, Jahrg. 1900.
3. Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des
Gesichts und der Mundhöhle in Ilildebrandts Jahres-
bericht über die Fortschritte der Chirurgie.
4. Walther Bruck: Ein Kall von Kiefer- und Wangen-
prothese nach Resection des linken Oberkiefers. Monats-
schrift 1900, Maihefl.
5. Walther Bruck: Die Regulirung des mordex prominens.
Wiener Monatsschrift, Juniheft 1900.
6. Walther Bruck: Die Thätigkeit der Abtheilung für
conservirende Zahnheilkunde am zahnärztlichen Institut
der Königl. Universität Breslau während des Sommer-
Semesters 1900. Monatsschrift 1900, Septomberheft.
7. Walther Bruck: Die Einführung der Zahnpflege in
Heer und Marine. Breslau 1901. Verlag von S. Schott-
länder.
8. Walther Bruck: Die Thätigkeit der Abtheilung für
conservirende Zahnheilkunde am zahnärztlichen Institut
der Königl. Universität Breslau während des Winter-
Semesters 1900,01. Monatsschrift 1901, Aprilheft.
C. Partsch.
6*
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2. Die Professoren-Wittwen- und Waisen-Versorgungs-
Anstalt
Vermögensstand.
Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1900:
in Hypotheken 144 000,oo M.
in Effecten 249 200,oo *
in einem Baarbestande von 1 079,9 o *
395 479,90
einschliesslich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.
Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten.
Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres
91. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 20 Wittwen
und 8 Halbwaisen.
Einnahmen.
Bestand aus dem Vorjahre 540,42 M.
Mitgliederbeiträge 144,oo *
Aus Staatsfonds 19 700,oo *
Zinsen von Kapitalien 14 209,6 1 «
Zurückgezahlte Kapitalien 900,oo •
Summa der Einnahmen 35 559,9 3 M.
Ausgaben.
Wittwen- und Waisengelder 30 093,83 M.
Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 222,15 •
Verwaltungskosten 7,4 o *
Zur Kapitalisirung verwendet 2 957,i& *
Ueberschuss als Betriebsfonds 1 079,90 «
Restausgabe —
Summa der Ausgaben 35 559,93 M.
In dem Etatsjahre 1900 wurde eine ordentliche General-
Versammlung am 21. December 1900 abgehalten, in welcher
auf Grund der §§10 und 20 der Statuten vom 19. September
1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrath Professor
Dr. Brie und Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Rosanes
wiedergewählt wurden.
Flügge. Brie. Rosanes.
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3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung
von Hinterbliebenen der Docenten und Beamten.
In der am 23. Juni 1900 stattgehabten Generalversammlung
wurde der Bericht erstattet und erfolgte die Vorstandswahl,
bei der die bisherigen Mitglieder wiedergewählt wurden.
Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 8 Mitglieder,
davon 3 durch den Tod; es traten dafür 11 Mitglieder ein, so
dass sich die Mitgliederzahl von 99 auf 102 hob.
Die Einnahmen bestanden aus:
1. Laufende Beiträge 1 334,oo M.
i>. Zinsen 4(>1,7 5 .
3. Insgemein 38,oo *
4. Bestand des Vorjahres 21,3 9 *
Zusammen 1 855,7 4 M.
Der Posten Insgemein stammt aus der zwischenzeitlichen
zinsbaren Anlegung verfügbarer Bestände der Universitäts-
quästur gemäss Senatsbeschluss.
Auch in diesem Jahre wurden 300 Mark für Unterstützungen
verwendet. Sachliche Ausgaben wurden nicht gemacht, zur
Kapitalisirung wurden 1507, lo Mark verwendet. Es verbleibt
somit ein Bestand von 48,64 Mark.
Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts-
jahres in
Effecten nach Nominalwerth 14G50,oo M.
Baar 48,6 4 *
Zusammen 14(*>98,64 M.
gegen im Vorjahr 13 171,99 M.
Flügge. Hasse. Brie. Kawerau. Schulte.
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s6
4. Honorar- und Stundungswesen.
Eingegangen sind
Neu-
Facultat
Semester
laufende | {.'estun-lete
Honorare
gr-Uindel.
>in«l
U £
cH
iH
*>
S.-S. 1900
\\ .-s. r.»o<>oi
•
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—
1 53s
1 568
—
ZUS.
3 996 —
7 940
5 lim
s.-s. 1900
Y\.-S. 1900,01
2 51S 50
•2 1«! 50
9 22G
9 0*Vs
75
50
11 926
10 -20 *
50
ZUS.
4 683 —
18 295
25
22 134
50
S.-S. 1900
370/2 riO
37-205
•
2 /8/
2 587
•jO
4 2+2
6010
50
74 277 50
5 374
50
10 252
50
S.-S. 1900
W.-S. 1900/01
30 498 —
29 496 —
4 930
4 310
37
6 706
7 497
zus.
59994 -
9 240
37
14 203
S.-S. 1900
W.-S. 1900/01
39 879 ~
42 149 -25
15 510
15 490
87
93
10 702
10 334
25
zus.
82 028 25
31 031
80
21036
[25
Uesanmits.
224 978 75
i
71 881
92
70 73'2
25
1
5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.
a. Studenten - Unterstützung* - Fonds.
Zu demselben flössen im Rechnungsjahre H>00 bei einem
Bestände von (5 975,60 M.
1. der jährliche Staatszuschuss mit 4 5r>0,oo ;
2. an Collectengeldern für Studirende der
evangelischen Theologie ti5'J9,0 3 *
3. desgleichen für Studirende der katholischen
Theologie 201, 1 4 *
4. das für Juristen, Mediciner und Philo-
sophen bewilligle jährliche Extraordina-
rium von 1 800,0 o *
Seitenbetrag 20 135,67 M.
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*7
Ucbertrag 20 135,67 M.
5. an Zinsen von Kapitalien 2 401,7 5 »
(i. von Iramatriculations-Gebühren 1 433,oo .
7. von Promotionen 39,oo s
8. Geschenk von Stud. med. Leo Schaps . 18,oo *
9. ■ des Herrn Rectors 2,oo »
im Ganzen 24 029,42 M.
Hieraus wurden für Studirende gewährt:
für Freitische 13 780,2 o M.
und zwar:
für 329 Portionen an Studirende der kath.-
theol. Facultät,
> 11 739
an Studirende der ev.-
theol. Facultät,
• 2 243
an Studirende der jurist.
Facultät,
* 1 431
*
an Studirende der me-
dicinischen Facultät,
* 3 944
*
an Studirende der phi-
losophischen Facultät,
zus. für 19 086 Portionen an Studirende,
an Unterstützungen an arme Studirende auf
Anweisung des Universitäts-Curators .... 1 <UX),oo *
an Unterstützungen aus den Immatriculations-
Gebühren auf Anweisung des Rectors ... 1 517,oo -
b. Stipendien-Fonds.
Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien
wurden im Rechnungsjahre 1900 gewährt:
beim Abegg' sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von
105,oo M.,
beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,
beim von Bi smarck' sehen Fonds ein Stipendium von
141,oo M.,
beim Brachvogel' sehen Fonds drei Stipendien von je
149,67 bez. 149,6 6 M.,
beim Breslauer Jubel-Fonds von früheren Commilitonen ein
Stipendium von 900,oo M.,
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88
beim Breslauer städtischen Jubel-Fonds ein Stipendium von
220,50 M.,
beim Brückn er'schen Fonds ein Stipendium von 172,50 M.,
beim Cause* sehen Fonds sieben Stipendien mit zusammen
653too M. und drei Familien-Stipendien mit zusammen
1024,50 M.,
beim von Closter'schen Fonds ein Stipendium von 135,50 M.,
beim Cz er nikow* sehen Fonds zwei Stipendien von je
115,oo M.,
beim Duflos'schen Fonds ein Stipendium von 120,30 M.,
beim Dy c fei d' sehen Fonds ein Stipendium von 385,0 o M.,
beim Fonds „ex cassa montis pietatis" aus der Kasse des
mont. pietat. in Berlin zwei Stipendien von je 60,oo M.,
beim Feige' sehen Fonds zwei Stipendien von je 40,50 M.,
beim Ficker' sehen Fonds ein Stipendium von 205,34 M.
und eins von 106,0 o M.,
beim Göl icke'schen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M.,
beim Göppert'schen Fonds (für Studirende der Natur-
wissenschaft) zwei Stipendien von je 302,76 M., ein
Stipendium von 486, 5 o M.,
beim Göppert'schen Fonds (für Studirende der Pharmacie)
ein Stipendium von 130,so M.,
beim Grafen hörst' sehen Fonds ein Stipendium von
170,oo M.,
beim Grötzner'schen Fonds ein Stipendium von 500, oo M.,
vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium
von 300,oo M.,
beim Grüneberg' sehen Fonds ein Stipendium von 60,76 M.,
beim Guhrauer'schen Fonds ein Stipendium von lll,oo M.,
beim Haase' sehen Fonds ein Stipendium von 120,75 M.,
H an u senke ein Familien-Stipendium von 960, oo M.,
beim Hei den reich' sehen Fonds zwei Stipendien von je
210,oo M.,
beim Hirt' sehen Jubel-Fonds ein Stipendium von 66,50 M.,
beim Jungnitz' sehen Fonds (für katholische Theologen)
zwei Stipendien von je 109,50 M.,
beim Jungnitz'schen Fonds (für Philologen) ein Stipendium
von 106,7 5 M.,
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89
beim Kahler t' sehen Fonds ein Stipendium von 052,50 M.,
beim Kaiser' sehen Fonds ein Stipendium von 247, 5 o M.,
beim Kottula'schen Fonds drei Stipendien von je 81,76 M.,
beim Korn' sehen Fonds ein Stipendium von 600,oo M.,
beim Krainski 'sehen Fonds ein Stipendium von 75,oo M.,
beim Kr am er* sehen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.
und vier Stipendien von je 3<>5,oo M.,
beim Lew ald' sehen Fonds zwei Stipendien von je (>0,oo M.,
beim Löwig'schen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium
von 108,50 M.,
beim Löwig'schen Fonds (für Studirende der Naturwissen-
schaft) ein Stipendium von 120,oo M.,
beim Menschig' sehen Fonds ein Stipendium von 157,50 M.,
beim Müll er' sehen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M.,
beim Poleck'schen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein
Stipendium von 14-5,2 5 M.,
beim Primker'schen Fonds ein Stipendium von 213,oo M.,
beim Pro IT sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M.,
beim P ruckmann 'sehen Fonds drei Stipendien von je
G0,05 M. bez. 00,04 M.,
beim Rem er' sehen Fonds ein Stipendium von 109, 6 o M.,
beim Rosenthal' sehen Fonds ein Stipendium von 108,oo M.,
beim Sachs' sehen Fonds ein Stipendium von 51, 10 M.,
beim von Schlegell'schen Fonds ein Stipendium von
141,75 M.,
beim von Schönaich-Amtitz'schen Fonds vier Stipendien
von je 180,oo M., ein Stipendium mit 1^0,oo M.,
beim von Schönaich-Gersdorf' sehen Fonds zwei Sti-
pendien von je 180,oo M.,
beim von Schuckman n'schen Fonds ein Stipendium von
52,60 M.,
beim Schulz' sehen Fonds ein Stipendium für evangelische
Theologen von 161, oo M., ein Stipendium für Philologen
von gleicher Höhe,
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90
beim Schwabe-Priesemuth'schen Fonds im Sommer-
Semester 1900 vier Stipendien von je 375,00 M. und
17 Stipendien von je 120,oo M.; im Winter -Semester
1900/01 vier Stipendien von je 375,oo M. und IG Stipen-
dien von je 180,oo M.,
beim Stegmann'schen Fonds ein Stipendium von 3GÜ,oo M.,
beim Stenzler 'sehen Fonds ein Stipendium von 4f>,5 0 M.,
beim Stendal'schen Fonds ein Stipendium von 112,50 MM
beim Strobcl'schen Fonds vier Stipendien von je 103,3 1
bez. 103,32 M.t
beim Werl ie nus 'sehen Fonds zwei Stipendien für Theo-
logen, zwei Stipendien für Juristen, zwei Stipendien für
Mediciner, in Höhe von je 118,96 bez. 118,95 M.,
beim Wimpinas'schen Fonds ein Stipendium von 8l,oo M.,
beim Stipendium Wolfianum philologicum zwei Stipendien
von je 138,38 bez. 138,37 M.,
beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von
1 Iii, 2 5 M.
Das nach der vorjährigen Chronik im Entwurf eingereichte
Statut der Chemiker Krämer 'sehen Stiftung ist nunmehr mit
folgendem Wortlaut bestätigt worden:
Statut
der Chemiker Kramer'schen Stiftung.
Der 1890 zu Rossberg bei Beuthen verstorbene Chemiker
Gustav Kramer hat durch Testament vom 10. April 1889
die Universität Breslau zur Erbin seines Nachlasses im Wege
der Substitution mit der Bedingung eingesetzt, dass die Er-
trägnisse des Nachlasses „immer nach dem Ermessen der
philosophischen Facultät zur Unterstützung von talentirten,
unbemittelten Studirenden ohne Unterschied des Standes und
der Confession unter besonderer Berücksichtigung der Chemie-
und Physik-Studirenden für die Dauer ihres Studiums ver-
wendet werden".
Dieser Nachlass ist mit Genehmigung des Herrn Ministers
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten an
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91
die Kr am er' sehen Erben, vertreten durch den Amtsrichter
Victor Kram er zu Beuthen 0/S., für die Summe von 70 000
Mark cedirt worden.
§ I.
Das Stiftungskapital wird unter der Bezeichnung:
Gustav Kramer'sche Stipendienstiftung
von dem Universitäts-Curatorium verwaltet; die Kassengeschäfte
werden durch die Universitätskasse wahrgenommen. Die Ver-
leihung der Stipendien erfolgt durch die philosophische Facultät
nach Maassgabe der nachstehenden Bestimmungen.
§ 2.
Aus den Zinsen des Kapitals werden zuerst drei Stipendien
in Höhe von je 400 Mark (A) gebildet, sodann wird die übrig
bleibende Summe in vier Stipendien (B) von unter sich unge-
fähr gleicher Höhe zerlegt.
§ 3.
Die drei Stipendien zu je 400 Mark (A-Stipendien) werden
an Studirende der Chemie oder Physik verliehen, die anderen
vier (B-Stipendien) an Studirende der philosophischen Facultät
überhaupt und zwar mit der Maassgabe, da?s in der Regel zwei
sämmtlichen Fächern der mathemathisch- naturwissenschaft-
lichen Abtheilung, zwei der philosophisch-historischen Ab-
theilung zufallen.
§ 4.
Ist nach dem Urtheil der Professoren der Chemie und
Physik für eins der A-Stipendien kein geeigneter Bewerber
vorhanden, so ist dieses nicht vergebene A-Stipendium an
einen Studirenden der anderen naturwissenschaftlichen Fächer
oder der Mathematik zu verleihen; jedoch nur auf ein Jahr.
Ist auch hier kein geeigneter Bewerber vorhanden, so können
andere Studirende der philosophischen Facultät in gleicher
Weise berücksichtigt werden.
§ 5-
Die Ausschreibung aller Stipendien findet zu Anfang des
Semesters in der üblichen Weise statt. Sie werden in der
Regel auf 1 Jahre vom 1. April oder 1. October ab verliehen;
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doch können sie auf ein drittes Jahr vergeben werden, aber
es ist dazu ein besonderer Facultätsbeschluss erforderlich.
§ 6.
Die Bewerber müssen rite immatriculirt sein und haben
ihrem Gesuch das Reifezeugniss, ein Fleiss- und ein Sitten-
zeugniss, sowie ein vorschriftsmässiges Zeugniss über ihre Be-
dürftigkeit beizulegen. Sie müssen, um erkennen zu lassen,
ob sie den Ansprüchen des Stifters hinsichtlich ihrer Begabung
entsprechen, 2 Semester vollendet haben, ehe sie in den
Genuss des Stipendiums treten können. Sie haben, um darin
zu verbleiben, halbjährlich durch Vorlegung eines Fleiss- und
eines Sittenzeugnisses den Beweis ihrer Würdigkeit zu führen.
An Stelle eines Diligenzexamens kann der Nachweis der Be-
schäftigung mit einer grösseren wissenschaftlichen Arbeit
treten. Genügt eins dieser Zeugnisse nicht, so kann das
Stipendium durch Beschluss der Facultät wieder entzogen
werden.
8 7.
Das Stipendium kann nur einem solchen Studirenden ver-
liehen werden, welcher bei der Universität Breslau immatri-
culirt ist.
Wenn ein Studirender ohne Verlust seines hiesigen aka-
demischen Bürgerrechtes aus wissenschaftlichen Gründen seinen
Aufenthalt an einem anderen Orte nimmt, so kann ihm während
desselben auf die Dauer von höchstens zwei Semestern durch
besonderen Beschluss der philosophischen Facultät der Fort-
bezug des Stipendiums gestattet werden.
Machen aber die Studien des Nutzniessers es wünschens-
wert^ dass er an einer auswärtigen Hochschule ein bis zwei
Semester studirt, so kann die Facultät ihm auch in diesem
Falle für ein bis höchstens zwei Semester den Fortbezug des
Stipendiums gestatten, doch bleibt er in der durch § (> vor-
geschriebenen Weise verpflichtet, halbjährlich der Breslauer
Universität den Beweis seines Fleisses und seiner Würdigkeit
zu führen.
9 8.
Die x\uszahlung des Stipendiums findet halbjährlich im
Voraus statt.
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§ 9.
Wenn ein Stipendium nicht vergeben oder abgehoben
werden, oder durch die Schuld des Empfängers verfallen sollte,
so wird die frei werdende Summe zum Kapital geschlagen,
damit die Stipendien erhöht oder vermehrt werden können.
Breslau, den 12. Juni 1900.
Der Universitäts-Curator.
In Vertretung:
von Haugwitz.
Die Stiftung ist damit ins Leben getreten, und sind die
hierdurch geschaffenen 7 Stipendien, wie die obige Uebersicht
ergiebt, erstmalig vom 1. April 1900 ab auf die Dauer von
3 Jahren vergeben worden.
Die ferner nach derselben Chronik nachgesuchte landes-
herrliche Genehmigung zur Annahme der von Korn* sehen
Stipendienstiflung ist durch Allerhöchsten Erlass vom 21. Mai
1900 ertheilt worden. Das für diese nunmehr gleichfalls ins
Leben getretene Stiftung bestätigte Statut lautet wie folgt:
Statut
für die Dr. von Korn'sche Stipendien-Stiftung.
Der am 27. November 1899 anlässlich der Eröffnung des
Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und Alterthümer von
der philosopischen Facultät zum Dr. phil. h. c. ernannte Stadt-
älteste und Verlagsbuchhändler von Korn hat mit Schreiben
vom 12. December 1899 der philosophischen Facultät der
hiesigen Universität die Summe von 20 000 Mark in 3proc.
Schlesischen Landschaftlichen Pfandbriefen zur Begründung
einer Stiftung für Studirende geschenkt.
§ 1.
Das Stiftungskapital wird unter der Bezeichnung:
Dr. Heinrich von Korn'sche Stiftung
von dem Universitäts - Curatorium verwaltet. Die Kassen-
geschäfte werden durch die Universitätskasse wahrgenommen.
Die Verleihung erfolgt durch die philosophische Facultät auf
Grund der folgenden in Uebereinstimmung mit dem Herrn
Stifter getroffenen Bestimmungen.
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§ 2-
Aus den jährlich auflaufenden Zinsen, gegenwärtig GOO M.,
wird nach Abzug etwaiger Verwaltungskosten ein Stipendiuni
gebildet; eine Theilung in zwei Theile ist nur ausnahmsweise
gestattet.
§ 3.
Das Stipendium wird am 12. December in der üblichen
Weise ausgeschrieben und auf zwei hintereinander folgende
Jahre vom 1. April ab vergeben, doch kann der Nutzniesser,
damit er seine Studien zum Abschluss bringt, wenn er durch
besondere Begabung und Fleiss sich auszeichnet, es ausnahms-
weise noch auf ein drittes Jahr erhalten, wozu es eines be-
sonderen Facultätsbeschlusses bedarf.
Die erstmalige Ausschreibung soll unmittelbar nach der
Allerhöchsten Genehmigung slattlinden.
§ 4.
Bei der Vergebung des Stipendiums entscheiden Begabung
und Fleiss; nicht die Bedürftigkeit. Der Bewerber muss aber
mindestens 4 Semester studirt haben, ehe er in den Genuss
des Stipendiums gelangen kann. Es ist der ausdrückliche
Wunsch des Stifters, dass auch die Söhne der ordentlichen
Professoren der philosophischen Facultät berücksichtigt werden.
§5.
Das Stipendium wird in der Regel abwechselnd an einen
Studirenden (bezw. ausnahmsweise an zwei Studirende) der
philosophisch-historischen und an einen Studirenden (bezw.
zwei) der mathematisch- naturwissenschaftlichen Fächer ver-
liehen.
§ 6.
Der Nutzniesser muss im Besitz des Reifezeugnisses sein
und hat jährlich durch Ablegung eines Diligenzexamens und
Einreichung eines testimonium morum den Nachweis seiner
Würdigkeit zu führen. An Stelle eines Diligenzexamens kann
der Nachweis der Beschäftigung mit einer grösseren wissen-
schaftlichen Arbeit treten.
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95
Vermag der Nutzniesser keinen Beweis seines Fleisses zu
liefern, so ist ihm das Stipendium zu entziehen.
8 7.
Die Auszahlung des Stipendiums findet halbjährlich statt.
§ 8-
Andere etwa von ihm bezogene Universitäts-Stipendien
muss der Nutzniesser während dieser Zeit aufgehen. Mit Ge-
nehmigung der Facultät darf der Nutzniesser des Stipendiums
ein oder zwei Semester ausserhalb Breslau's studiren, doch
soll dies nicht die Regel sein.
Wird ein Stipendium nicht abgehoben, oder verfällt es
durch die Schuld des Studirenden, so werden die frei werdenden
Summen bis zu der Höhe angesammelt, dass sie als einmaliges
ausserordentliches Stipendium von 000 Mark, bezw. 300 Mark
nach den Normen des Grundstipendiums, vergeben werden
können.
§ 10.
Herrn Dr. von Korn weiden die Namen der Empfänger
des Stipendiums bei der Vergebung mitgetheilt.
Breslau, den 28. Juni 1900.
Der Universitäts-Curator.
In Vertretung:
von Haugwitz.
Eine weitere dankenswerthe Vermehrung haben die wohl-
thätigen Stiftungen an unserer Hochschule dadurch erfahren,
dass der bisherige Lehrer am zahnärztlichen Universitäts-
Institut, Zahnarzt Professor Dr. Wilhelm Sachs, anlässlich
seines Scheidens aus diesem Lehrverhältniss der Universität
ein Kapital von 3000 Mark zur Begründung eines seinen Namen
tragenden Stipendiums für Studirende der Zahnheilkunde zum
Geschenk gemacht hat, dessen Verwaltung durch das nach-
stehende Statut geregelt ist:
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9G
Statut
der Wilhelm Sachs - Stiftung für Studirende der
Zahnheilkunde an der Universität zu Breslau.
Anlässlich meines Scheidens aus dem Verhältniss als
Lehrer am zahnärztlichen Institut hiesiger Königlicher Univer-
sität übereigne ich der Letzteren ein Kapital von
„3000 M., in Worten: Dreitausend Mark"
zur Begründung eines meinen Namen tragenden Stipendiums
für Studirende der Zahnheilkunde, dessen Verwaltung und
Verwendung in der nachstehend bezeichneten Weise ge-
schehen soll.
§ 1.
Das Stiftungskapital wird unter der Bezeichnung:
„Wilhelm Sachs - Stiftung"
von dem Herrn Universitäts-Curator nach den Vorschriften
über die Anlegung etc. von Mündelgeldern verwaltet.
Die Kassengeschäfte werden durch die Universitätskasse
wahrgenommen.
§2.
Die Zinsen dieses Kapitals werden zu einem Stipendium
für einen bedürftigen Studirenden der Zahnheilkunde an der
Breslauer Universität verwendet, der sich durch gute Führung,
Talent und Fleiss auszeichnet und bereits ein Jahr an dieser
Universität Zahnheilkunde studirt hat.
§ 3.
Die Verleihung des Stipendiums erfolgt zunächst für die
Dauer eines Jahres; dasselbe kann jedoch im Falle besonderer
Würdigkeit bis zur Beendigung des zahnärztlichen Studiums in
Grenzen eines weiteren Jahres belassen werden.
§ *•
Die Auszahlung des Stipendiums erfolgt halbjährlich zu
Anfang Juli und Januar und zwar erstmalig auf Grund des
Collationsscheines, der zweiten oder der weiteren Raten hin-
gegen nach Vorlegung einer Bescheinigung des Directors des
zahnärztlichen Instituts, dass der Weitergewährung des Stipen-
diums nichts entgegensteht.
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Zu diesem Zweck ist dem Herrn Collator (§ 0) vor der
Erhebung des Stipendiums neben dem Ausweise über fort-
gesetzten Fleiss ein akademisches Führungsattest vorzulegen.
§ 5.
Erweist sich der ßeliehene durch Unfleiss oder schlechte
Führung zum Fortbezuge des Stipendiums unwürdig, so kann
ihm dasselbe nach Ablauf des ersten Halbjahres der Verleihung
wieder entzogen werden.
§ 6.
Die Verleihung des Stipendiums erfolgt durch den Director
des zahnärztlichen Instituts, der dasselbe am schwarzen Brett
des Instituts und der Universität in der üblichen Weise aus-
schreiben wird, jedoch behalte ich mir vor, einen Stipendiaten
zu präsentiren. falls mir ein solcher bekannt ist, und soll der
Herr Collator alsdann an die Präsentation gebunden sein,
sofern nicht dringende Gründe den Präsentirten ungeeignet
erscheinen lassen.
Breslau, den 30. Mai 1900.
gez. Professor Dr. Wilhelm Sachs.
Das zu einer Ehrung des verstorbenen Professors der
classischen Alterthumswissenschaft an hiesiger Universität,
Geheimen Regierungsraths Dr. Rossbach zusammengetretene
Comite hat den nach Errichtung eines Denkmals verbliebenen
Restbestand der gesammelten Gelder in Höhe von (»67, 4o Mark
zur Begründung einer „August Rossbach-Prämienstiftung" der
Universität überwiesen, deren Verwaltung und Verwendung in
nachstehender Weise zu erfolgen hat:
§ 1.
Das Stiftungs-Kapital wird unter der Bezeichnung:
„August Rossbach -Prämien-Stiftung"
von dem Universitäts-Curator nach den Vorschriften über die
Anlegung etc. von Mündelgeldern verwaltet. Die Kassen-
geschäfte werden durch die Universitätskasse wahrgenommen.
7
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98
§ 2.
Die Zinsen des Kapitals werden alle drei Jahre durch den
Director des Archäologischen Museums der hiesigen Universität
an einen Studirenden der classischen Alterthumswissenschaft
vergeben, welcher sich besonders durch archäologische Studien
auszeichnet, aber auch durch ein Zeugniss der Direction des
philologischen Seminars den Nachweis philologischer Tüchtig-
keit erbringt.
Ist ein solcher nicht vorhanden, wird die Prämie nicht
vergeben.
In diesem Falle, sowie wenn die Prämie nicht abgehoben
wird, werden die Zinsen zum Kapital geschlagen.
§ 3.
Die Verleihung der Prämie erfolgt, ohne vorherige Aus-
schreibung, gegen Anfang des Winter-Semesters.
§ 4.
Der Director des Archäologischen Museums zeigt dem
Universitäts-Curator an, wem er die Prämie verliehen hat, mit
dem Ersuchen, die Universitätskasse zur Zahlung anzuweisen,
und setzt die philosophische Facultät durch schriftliche Mit-
theilung von der Verleihung in Kenntniss.
§5.
Der Director des Archäologischen Museums hat den
Studirenden durch einen öffentlichen Anschlag den wesent-
lichen Inhalt der §§ 2—4 zur Kenntniss zu bringen.
Ein sodann noch von der am 11. Februar 1900 hierselbst
verstorbenen unverehelichten Bauer- Auszüglerstochler Paul ine
Walke aus Lindewiese, Kreis Neisse, für arme Studirende der
Theologie testamentarisch ausgesetztes Legat von 150 Mark ist
mit Zustimmung des Herrn Universitäts-Curators der katholisch-
theologischen Facultät zur entsprechenden Verwendung über-
wiesen worden.
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6. Kranken- und Begräbniss-Kasse für Studirende.
a. Die Studenten-Kranken-Kasse.
Eine Aenderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht
erfolgt. Die aus früheren Semestern eingegangenen Beiträge
sind wie im Vorjahre kapitalisirt worden. Es wurden im Be-
richtsjahre 1000 Mark 4proc. Schlesische Pfandbriefe neu er-
worben.
Die Einnahmen haben im Jahre 1900 betragen und zwar:
a. Beiträge der Studirenden 8 903,4 o M.
b. Zinsen von Kapitalien 1 565,15 *
c. dem Bestände aus dem Jahre 1899 1 994,2 7 »
Summa der Einnahmen 12 522,91 M.
Die Ausgaben betrugen:
1. Remunerationen an Aerzte und Beamte.. 1 791, oo •
2. Unterstützungen an Studirende zu Bade-
und Brunnenkuren 850,oo ,
Es erhielten 1 Studirender 150 M. = 150 M.
4 Studirende je 100 M. = 400 M.
3 Studirende je 80 M. — 240 M.
J_Studirender 60 M. ^ 60 M.
9 Studirende zusammen 850 M.
3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:
a. für Medicamente, Brillen, Bruch-
bänder etc 3105,5 8 M.
899 Studirenden wurden
in 2197 Fällen ärztliche
Medikamente verordnet.
b. 55 Studirende wurden
während 1115 Tagen in
den üniversitäts - Kliniken
und im Garnison-Lazareth
verpflegt und behandelt . . 2857,80
// 5 963,3 8 .
4. Zur Kapitalisirung 1 002,8 5 *
5. Verwaltungskosten 99,2 o *
Summa der Ausgaben 9 700,4 3 M.
7*
100
Uebertrag: Summa der Ausgaben 9 706,43 M.
Die Einnahmen betrugen 12 522,5*2 «
Mithin bleibt Bestand 2 816,49 M.
Kast.
b. Die Studenten -Begräbnis« -Kasse.
A. Die Einnahmen im Jahre 11)00 haben betragen:
1. Bestand aus dem Vorjahre 338, 3 1 M.
2. Zinsen von Kapitalien 217,oo •
Summa der Einnahmen 555,31 M.
B. Ausgaben:
1. Begräbnisskosten für verstorbene Studirende — , — M.
2. Zur Kapitalisirung — , — *
Bleibt Bestand 555,3 1 M.
V. Akademische Grandstücke und Kapitalien.
I. Grundstücke.
Im Rechnungsjahr 1900 wurde begonnen:
der Neubau der Kinderklinik;
vollendet wurde:
der Neubau des physikalischen Instituts. (Uebergabe am
29. September 1900.)
Ferner gelangten zur Ausführung:
der Neubau eines Vegetationshauses für das Pflanzen-
physiologische Institut;
der Neubau eines Sargschuppens und eines Fahrrad-
schuppens beim anatomischen Institut;
der Aufbau eines Bodenraumes auf dem westlichen
Flügel des Stallgebäudes des Wirthschaftshofes des
landwirtschaftlichen Versuchsfeldes zu Rosenthal;
die Errichtung von zwei Lauben in den Gärten der
Augenklinik.
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101
Am 11. Juni 1900 erfolgte die Uebergabe des ehemaligen
Anatomiegrundstücks an der Catharinenstrasse an die Reichs-
Post- Verwaltung; der Erlös für das 94 a 22 qm grosse Grund-
stück beträgt 716600 Mark.
2. Kapitalien.
Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des
Etats-Jahres 1900 593 250, oo M.
und ist angelegt:
in Hypotheken 326 100,oo M.,
in Werthpapieren . . . . 267 150.QQ «
593 250,oo M.
Die Stiftungs-Fonds der Universität weisen am Schlüsse
des Etats-Jahres 1900 ein Vermögen von 67 305 M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken 23 340,oo M.,
in Werthpapieren 44025,oo *
Ausserdem besitzt der v. Hackemann 'sehe Professoren-
Wittwen-Pensions-Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm,
welche im Etats-Jahre 1900 einen Pachtzins von 3836,oo Mark
und an Jagdpachtgeldern 36,27 Mark eingebracht haben.
Das Vermögen der Stipendien-Fonds betrug am Schlüsse
des Etats-Jahres 1900 839 185,6 3 M.
und ist angelegt:
in Hypotheken mit 435 200,0 o M.,
in Werthpapieren mit . . . 403 600,oo •
in Sparkassenbüchern mit 385,63 *
839 185,6 3 M.
Der Studenten-Unterstützungs-Fonds weist am Schlüsse
des Etats-Jahres 1900 ein Kapitalvermögen von.. 63 775,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken von 34 500 M.,
in Effecten von 29 275 *
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102
VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Curatorial-
schreiben und Senatsbeschlüsse.
I. Für die Universität Uberhaupt.
a, Ministerial-Erlasse und Coratorialschreiben.
Durch Erlass vom 31. März 1900 theilt der Herr Minister
der geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten
den Wunsch der Ober-Post-Direction zu Berlin zur Beachtung
mit, in der Aufschrift der an Behörden in Berlin gerichteten
Postsendungen die Lage der in Betracht kommenden Dienst-
räume nach Postbezirk, Strasse und Hausnummer anzugeben.
In Bezug hierauf giebt dieselbe in einem die gleiche Angelegen-
heit betreffenden Erlasse vom 10. Januar 1901 Beispiele über die
Adressirungsweise der nach Berlin bestimmten Briefsendungen.
Nach einem Ministerial-Erlass vom 3. April 1900 darf
die Entsendung von Delegirten der Universitäten zu Festfeiern,
Congressen und sonstigen Veranstaltungen aller Art ausserhalb
des Reichsgebietes nur mit ministerieller Genehmigung er-
folgen.
Unterm 10. April 1900 hat der Herr Ressortminister be-
stimmt, dass künftig von der Veröffentlichung des Vorlesungs-
Verzeichnisses in Tagesblättern und Zeitschriften, ausser in
den Hochschulnachrichten, soweit dadurch Kosten entstehen,
allgemein abzusehen ist, und etwaige weitere Anzeigen in der
Presse auf die Mittheilung zu beschränken sind, dass das
amtliche Vorlesungs-Verzeichniss erschienen und von wem es
bezogen werden kann.
Nach einem Curatorialschreiben vom 11. April 1900 sind
die Anmeldungen für den Staatshaushalts-Etat spätestens bis
zum 15. Juni j. J. einzureichen.
Durch Schreiben vom 23. Mai 1900 erklärt sich der Herr
Universitäts-Curator damit einverstanden, dass die im § 58
der Geschäftsanweisung für die hiesige Universitätskasse vor-
geschriebene Revision des Universitäts-Depositoriums fortan
alsbald nach dem Rectorwechsel und zwar bei der Uebergabe
des Schlüssels zum Depositorium an den neuen Rektor vorge-
nommen wird.
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1()3
Durch Erlass vom 31. Mai 1900 hat der Herr Minister die
Bestimmung, dass die jedesmalige Aufnahme der Universitäts-
Statistik für die Ortsanwesenheits-Controle der Studirenden
nutzbar zu machen ist, aufgehoben.
Unter dem 29. Juni 1900 bestätigt der Herr Universitäts-
Curator die von Rector und Senat entworfene und vorgelegte
Geschäftsanweisung für eine Honorarien - Commission zur
Prüfung sämmtlicher auf das Honorar -Wesen bezüglichen
Bücher und Akten der Quästur, nachdem der Herr Minister
gegen dieselbe nichts zu erinnern gefunden hatte.
Nach einem Erlasse des Herrn Ministers vom 18. August 1900
dürfen aus den staatlichen Unterstützungs-Fonds für Wittwen
und Waisen von Beamten etc. Unterstützungen an verheirathete
oder verheirathet gewesene Kinder von Beamten etc. nicht
mehr gewährt werden.
Durch Allerhöchsten Erlass vom 3. September 1900 ist
genehmigt worden, dass in Abänderung des § 14 Abschnitt III
der Universitäts-Statuten die Ausloosung der Senatoren, welche
aus dem jedesmaligen alten Senate in den neuen hinüber-
genommen werden, nicht in der die Neuwahl des Senates
selbst vollziehenden Plenar-Versammlung der Professoren vor-
genommen wird, sondern in einer mindestens drei Tage vor
dieser Versammlung anzuberaumenden Senatssitzung.
Nach einem Erlasse des Herrn Ministers vom 21. Sep-
tember 1900 ist in Zukunft auch der griechische Erlöserorden
bei seinem Freiwerden durch das Ableben des Inhabers, bezw.
bei dem Aufrücken des Inhabers in eine höhere Klasse die
untere Klasse dieser Decoration zurückzugeben.
Durch Erlass vom 5. October 1900 macht der Herr Minister
darauf aufmerksam, dass das nach einer Mittheilung des Herrn
Staatssecretärs des Reichspostamtes von Staatsbehörden be-
obachtete Verfahren, bei der Unterbringung von Lieferungen
und Leistungen den Unternehmern, also Privatleuten, zur Be-
nutzung bei den Antworten mit dem Aversionirungsvermerk
versehene Briefumschläge zuzusenden, unzulässig ist.
Durch Erlass vom 10. October 1900 hat sich der Herr
Minister mit den in Folge des Inkrafttretens des Bürgerlichen
Gesetzbuches vorgenommenen Abänderungen der Bestimmungen
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über die Meldung der Studirenden zu den Vorlesungen, sowie
über die Entrichtung, die Stundung und den Erlass der
Honorare einverstanden erklärt. Von einer Drucklegung ist
wegen der in Aussicht genommenen einheitlichen Gestaltung
des Stundungswesens für alle Landes-Üniversitäten vorläufig
abzusehen.
Dem Vorschlage der Universitäts-Quästur und dem bezüg-
lichen Antrage von Rector und Senat entsprechend hat sich
der Herr Universitäts-Curator durch Schreiben vom 13. Oc-
tober 1900 damit einverstanden erklärt, dass zeitweise sich
anhäufende Quästurgelder unter den dafür festgesetzten näheren
Bedingungen bei der Schlesischen landschaftlichen Bank hier-
selbst vorübergehend zinsbar angelegt und die einkommenden
Zinsbeträge der Hilfskasse zur Unterstützung der Hinterbliebenen
von Docenten und Beamten zugeführt werden.
Durch Erlass vom 17. October 1900 hat der Herr Minister
auf Antrag der katholisch-theologischen Facultät genehmigt,
dass die Bestimmung des § 41 des Reglements, nach welcher
sich zur Erlangung des Grades eines Doctors der Theologie
nur derjenige melden kann, der bereits vier Jahre das
Universitätsstuditim beendet, oder, falls er in einem bischöf-
lichen Seminar gebildet worden, dasselbe eben so lange ver-
lassen hat, in Wegfall kommt.
Nach einer Entscheidung des Herrn Ministers vom
1. November 1900 sind die von der Universität den Studiren-
den zur Verwendung in Angelegenheiten der Heeresergänzung
auszustellenden Zeugnisse kostenfrei zu ertheilen.
Durch Erlass vom 14. December 1900 theilt der Herr
Ressortminister einen Runderlass der Herren Minister der
Finanzen und des Innern vom 26. November desselben Jahres,
betreffend die Berechnung der pensionsfähigen Dienstzeit eines
Beamten, zur gleichmässigen Beachtung mit.
Durch Erlass vom 26. Februar 1901 hat der Herr Minister
bezüglich der Zulassung von Frauen zum gastweisen Besuche
von Universitäts-Vorlesungen bestimmt, dass die für die männ-
lichen Hospitanten geltenden Erfordernisse auch für die
weiblichen maassgebend sein sollen, und zwar ist allgemein
105
daran festzuhalten, dass ohne eine mindestens der Obersekunda
einer inländischen höheren Lehranstalt bezw. der wissenschaft-
lichen Reife für den Einjahrig-Freiwilligen-Militärdienst ent-
sprechende Vorbildung der Besuch von Universitäts-Vorlesungen
nicht gestattet werden kann. Da die Vorbildung der Volks-
schullehrer zum Einjährig-Freiwilligen-Militärdienst berechtigt,
so genügt auch für die Zulassung weiblicher Hospitanten das
Lehrerinnen-Zeugniss. Dagegen ist das blosse Entlassungs-
zeugniss einer höheren Töchterschule als ausreichend nicht zu
erachten, vielmehr darf in solchem Falle die Zulassung nur
ganz ausnahmsweise beim Vorliegen anderweiter vollgültiger
Ausweise über die erforderliche Vorbildung erfolgen.
Durch Erlass vom 28. Februar 1901 hat der Herr Minister
bestimmt, dass künftig auch die Söhne der wissenschaftlichen
Bibliotheksbeamten in gleicher Weise wie die Söhne der
ordentlichen und ausserordentlichen Professoren zum unent-
geltlichen Besuche der Privatvorlesungen aller akademischen
Lehrer zuzulassen sind.
In Folge der Gleichstellung der Reifezeugnisse von den
Realgymnasien und Oberrealschulen mit denen der deutschen
Gymnasien für die unbeschränkte Zulassung zur Prüfung für
das Lehramt an höheren Schulen sind durch Ministerial-Erlass
vom 20. März 1901 die erforderlich gewordenen Abänderungen
der §§5, 17 und 19 der bezüglichen Prüfungsordnung vom
12. September 1898 mitgetheilt worden.
b. Senats-Beschlüsse.
Im Hinblick auf den Ministerial-Erlass vom 3. Februar 1880
— U. I. 151 — beschloss der Senat in den Sitzungen vom
12. und 26. Mai 1900 gerichtliche oder polizeiliche Bestrafungen
fernerhin in dem am Schlüsse des Abgangs-Zeugnisses befind-
lichen Führungs-Attest nicht mehr zu erwähnen, geringere
disciplinarische Bestrafungen bis zu 3 Tagen Karzer nicht
ausdrücklich zu vermerken, sondern nur mit „nichts Wesent-
liches" anzudeuten, Disciplinarstrafen von mehr als 3 Tagen
Karzer hingegen dem Wortlaut nach aufzunehmen und dabei
ausdrücklich hervorzuheben, dass evtl. kein Verstoss gegen die
akademische Disciplin vorgekommen ist. Das Gleiche gilt für
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die zu anderen Zwecken den Studirenden auszufertigenden
Sittenzeugnisse.
Auf eine bezügliche Anfrage des Herrn Ministers beschloss
der Senat in seiner Sitzung vom 23. Juni 1900 zu antworten,
dass er keine Anträge zu stellen habe, welche eine Ein-
schränkung der noch in Kraft stehenden Vorschriften zum
Gebrauch der lateinischen Sprache bezwecken und die Ab-
standnahme von einer derartigen Beschränkung durch nach-
drückliche Betonung des Werthes der lateinischen Sprache
für das akademische Studium zu begründen.
Nachdem die Aufnahme der Universitäts-Statistik nicht
mehr für die Ortsanwesenheits-Controle der Studirenden
nutzbar zu machen ist, hat der Senat in seiner Sitzung vom
21. Juli 1900 beschlossen, vom Winter-Semester 1900/01 ab die
Zählkarten im unmittelbaren Anschluss an das Belegen der
Vorlesungen ausfüllen zu lassen.
In der Senatssitzung am 10. November 1900 wurden bei
der erstmaligen Ausloosung der Senatoren in der letzten
Senatssitzung des Studienjahres bestimmte Normen für das
Loosungsgeschäft festgesetzt.
In der Sitzung vom 1. December 1900 beschloss der Senat,
die letztmalig im Jahre 1875 erschienenen Nachrichten von
den Freitischen und Stipendien bei der Universität neu be-
arbeiten zu lassen und hiermit den Universitäts - Secretär
Richter zu betrauen.
2. Für die einzelnen Facultäten.
Philosophische Facultät.
Ministerial-Erlasse.
Auf Antrag der Facultät hat der Herr Minister durch
Erlass vom 7. Juli 1900 unter Abänderung des § 21 deren
Reglements genehmigt, dass die an den Herrn Minister zu
erstattenden Berichte fortab nur von dem Dekan und seinen
beiden Amtsvorgängern unterschrieben werden.
-
Ebenso hat der Herr Minister unterm 11. August 1900
genehmigt, dass dem § 87 Absatz 1 des Facultäts-Reglements
die Bestimmung hinzutritt, dass Ausländer nur dann zur
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Promotion zugelassen werden, wenn sie das Reifezeugniss
einer Schule besitzen, die dem humanistischen Gymnasium,
dem Realgymnasium oder der Oberrealschule des Deutschen
Reiches als gleichwerthig angesehen werden kann.
VII. Universität»- Ereignisse, Feierlichkeiten,
Programme, Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.
Am 15. October 1900 fand in herkömmlicher Weise die
Uebergabe des Rectorats von Seiten des bisherigen Rectors,
Professor Dr. J. Partsch an den neugewählten Rector, Ge-
heimen Medicinalrath Professor Dr. Flügge statt. Nach
Ableistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine
Antrittsrede: „Die Entwickelung der wissenschaftlichen
Hygiene".
Zur Feier des 200jährigen Bestehens des Königsreichs
Preussen fand gemäss Allerhöchster Bestimmung am 18. Januar
1901 ein Festactus statt und in Verbindung hiermit die aka-
demische Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und
Königs. Die Festrede hielt der Professor der Eloquenz,
Geheime Regierungsrath Professor Dr. Foerster über das
Thema: „Das preussische Königthum und die klassische
Kunst".
Den Schluss der Feier bildete die alljährliche Preisver-
teilung, über die der im Druck erschienene bezügliche
Bericht das Nähere besagt. (Siehe auch VIII. 3.)
Durch die mittelst Erlasses des Herrn Ministers vom
5. December 1900 erfolgte Genehmigung der Satzungen einer
Senatskasse der Universität zur Bestreitung solcher Ehren-
ausgaben, welche nicht aus anderen amtlichen Mitteln gedeckt
werden, ist eine Institution in's Leben gerufen worden, die
seit 1864 bisher vergeblich erstrebt wurde, und durch die
nunmehr einem dringenden Bedürfniss begegnet ist.
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Die Satzungen lauten wie folgt:
Satzungen
der Senatskasse bei der Kgl. Universität zu Breslau.
§ 1.
Zur Bestreitung von Ehren - Ausgaben der Universität
Breslau, welche nicht aus anderen amtlichen Mitteln gedeckt
werden, wird eine Senatskasse gegründet.
Die erforderlichen Mittel werden aufgebracht:
1. durch Beiträge der ordentlichen Professoren;*)
2. durch eine Beisteuer des Rectors und der Decane von
1 pCt. der ihnen zufliessenden Gebühren ;
3. aus Geschenken, Vermächtnissen und sonstigen Zu-
wendungen ;
4. aus Zinsen von Kapitalien.
§ 2.
Von den zur Zeit angestellten und hier wohnhaften
61 ordentlichen öffentlichen Professoren verpflichten sich 59,
per Semester einen Beitrag von 1,50 Mark zu entrichten.
Für die neu anzustellenden Ordinarien ist dieser Beitrag
obligatorisch.
§3.
Die in einem Jahre nicht verbrauchten Einnahmen sind
auf das folgende Jahr zu übertragen.
§ 4.
Ausgaben im Betrage von höchstens 50 Mark können von
dem Rector allein verfügt werden. Grössere Ausgaben be-
dürfen der Bewilligung des Senates.
§5.
Am Schluss jedes akademischen Jahres ist nicht nur dem
Senat und den zur Entgegennahme des Jahresberichts des
Rectors versammelten Professoren, sondern auch dem Cura-
torium über die vollzogenen Bewilligungen und den Stand der
Kasse Bericht zu erstatten.
*) Dem Universitfits-Richter steht in Folge seines Ranges eines wirk-
lichen ordentlichen Professors der Zutritt zur Beitragsleistung frei.
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109
Eine Mitwirkung der Ober-Rechnungskammer bei Controle
der Verwaltung und Verwendung von Kassengeldern ist aus-
geschlossen.
Wegen der im § 1 unter 2 festgesetzten procentualen
Beisteuer des Rectors und der Decane sind entsprechende
Zusätze zu den deren Einnahmen behandelnden Paragraphen
der Universitäts-Statuten und Facultäts-Reglements erforderlich
geworden, welche die Allerhöchste bezw. die ministerielle Ge-
nehmigung erhalten haben.
Am 29. September 1900 hat die Verlegung des physi-
kalischen Instituts in den Neubau an der Kreuzkirche statt-
gefunden.
Die dadurch im Convictgebäude frei gewordenen Räume
sind bis auf ein Zimmer, das dem Lector für Photographie
überlassen worden ist, zur Verlegung des katholisch-theolo-
gischen Seminars aus seinen bisherigen Lokalitäten im II. Stock
des Gebäudes bestimmt worden, wogegen die bisherige Dienst-
wohnung des Instituts-Assistenten zur Herrichtung je eines
orientalischen Unterrichts- und Bibliothekszimmers Verwendung
fmdet. In dem letzteren hat nunmehr die bisher in der
Universitäts-Bibliothek unter der Bezeichnung „Bibliotheka
Linkiana44 aufbewahrte orientalische Büchersammlung Auf-
stellung gefunden.
Durch Aufstellung von Fahrradständern in dem Erd-
geschoss des Süd- und Ostflügels des grossen Universitäts-
Gebäudes ist einem längst empfundenen Bedürfniss in recht
geeigneter Weise entsprochen worden.
Der Universität zu Czernowitz wurden zur 25jährigen
Jubelfeier am 2. December 1900 die Glückwünsche der hiesigen
Universität übermittelt.
2. Programme
sind nicht erschienen.
3. Adressen.
Zu der am 7. Juni 1900 stattgefundenen Fünfhundert ah r-
feier der Universität Krakau entsandte die hiesige Universität
den zeitigen Senator, Professor Dr. Caro und den Geheimen
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1 10
Regienings-Rath, Professor Dr. Nehring als ihre Vertreter,
welche folgende Gratulations-Adresse überreichten:
Der Jagellonen-Uni versität Krakau zum Gedenktage
ihrer Begründung.
Zu dem Jubelfeste der altehrwürdigen Hochschule der uns
benachbarten Gemarkung bringen wir, Rector und Senat der
Universität Breslau, in freudiger Theilnahme Ihnen die leb-
haftesten Glück- und Segenswünsche dar. Wir begrüssen
diesen Fest- und Freudentag der Schwesteranstalt mit einem
besonderen Recht. Ist doch in dem genugthuungsreichen
Rückblick auf ein halbes Millennium treuer Hingebung im
Dienste menschheitlicher Ideale, der sich heute Ihnen auf-
drängt, auch ein wesentliches Stück der Bildungsgeschichte
unserer eigenen Provinz eingeschlossen. War doch unser
Schlesien damals noch in demselben Metropolitanverbande
mit Ihrer Heimath, als der ruhmreiche Stifter seinem eigenen
Ausdruck nach „die Perle der grossmächtigen Wissenschaften"
einsetzte und seiner Schöpfung den Beruf zubestimmte, „ein
nie versiegender Quell der Gelehrsamkeit zu werden, aus
dessen Fülle Alle schöpfen können, die reif und klar im Rath,
mit dem Schmuck der Tugend geziert und in den mannig-
faltigsten Befähigungen bewandert werden wollen".
Und was der Stifter in edlem Geiste erstrebt, was der
hochsinnigen Königin aus anjovinischem Stamme, die sterbend
ihre Geschmeide dieser Gründung überwiesen hatte, vor Augen
stand, das wurde im Zeitenstrom reichlich erfüllte Wahrheit.
Nicht nur die lerneifrige Jugend aus allen Theilen Ihres Landes,
auch aus jenen östlichen Districten, in denen das Licht des
Christenthums eben erst über den Rand des Horizonts ge-
stiegen war, sondern auch von Jahr zu Jahr mehr Jünglinge
aus allen Stämmen und Provinzen des kaiserlichen Deutsch-
land suchten die hehre Bildungsstätte an der Weichsel auf,
um zu den Füssen erlauchter Lehrer die Richtung und Weisung
zu den höchsten Erkenntnissen zu empfangen. Mit weiser
Vorsicht war hier der hochherzigen Bestimmung des Stiftungs-
briefes gemäss die Pforte für Alle aufgethan, und aus den
Institutionen die sonst fast immer gegebene Gelegenheit zu
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in
Reibungen der Nationalitäten ausgeschlossen. Zahlreiche
Sterne, die in der Litteratur- und Gelehrten -Geschichte
Deutschlands glänzen, haben hier die ersten Strahlen ihres
Feuers empfangen, und mit dankbarer Anerkennung erfüllt
sich unser Gefühl, wenn wir in den inhaltsschweren Columnen
Ihrer Matrikel unter viel hundert deutschen Namen dem eines
Conrad Geltes, eines Thomas Murner oder des herrlichen
Aventin begegnen.
Enger aber als alle diese waren unsere Schlesier mit
Ihnen verbunden. Durch Ihre Hörsäle waren in dem ersten
Jahrhundert die meisten Männer gegangen, die in Schlesien
irgend ein Amt im profanen oder Kirchendienst bekleideten.
Oft genug sass dem Schlesier auf dem Professoren-Katheder
eine Schaar Schlesier auf den Schulbänken gegenüber. War
doch der erste Decan der ArUsten-Facultät, der erste im Liber
promotionum genannte, der die erste Prüfung pro magisterio
abhielt, ein Schlesier, und gegen Ende des Jahrhunderts
klangen die stolzen Verse unseres Laurentius Corvinus mit
den sapphischen Strophen Ihres Paul von Crosno und Jan
von Wislica in harmonischem Accord. So sehr war Ihre
Alma rnater auch die geistige Ernährerin unserer Provinz,
dass, als ein Jahrhundert nach ihrer Gründung bei der hiesigen
Bürgerschaft der Gedanke erwachte, eine eigene Hochschule
zu errichten, der blosse Hinweis auf ihre grossen Leistungen
genügte, um solche Pläne zu verwehen und für lange zu
vertagen.
Wer aber wollte so vermessen sein, den Umfang und die
Mannigfaltigkeit dieser Arbeit für das Gedeihen der Cullur in
knappen Worten zu preisen? Giebt es doch innerhalb der
schier unennesslich reichen Litteratur, deren Nährmutter und
Pflegerin die Jagellonen-Stiftung geworden ist, noch eine be-
sondere Litteratur, deren Gegenstand die „Laudes Cracovienses"
bilden. Wie viel tausend Mal wurde mit gutem Recht das
freudige Erstaunen variirt, dass auf den sarmatischen Gefilden
die Sonne Ausoniens aufgegangen wäre! Wie fand doch hier
der uinhergescheuchte Genosse und Freund des Pomponius
Laetus den Geist und die Schwungkraft der heimischen
römischen Akademie, der Ahnherrin aller Akademien der
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112
Welt, in sicher geschütztem Wirken wieder, und wie jener
Philippo Buonacorsi nicht Worte genug zum Preise Ihrer
Lehrstätte finden konnte, so trug unser Nürnberger Weltchronist
Hartmann Schedel kein Bedenken, ihr die Palme vor allen
derzeitigen deutschen Hochschulen zu reichen. Welch' einen
lehrreichen Ausschnitt aus der Entwickelungsgeschichte der
Pädagogik stellt doch Ihr unvergleichlicher Liber diligentiarum
dar, die leuchtende Statistik einer Pflanzung jeder über die
Schranken der Natur den Menschen erhebenden Erkenntniss.
Wie reiht sich hier Stern an Stern, und mit kühnerem Eifer
als irgendwo wagt man es hier die Symmetrie des Weltbaus
durch Maasse und Zahlen zu ergründen. So lange die Wissen-
schaft ein Bewusstsein ihres Werdegangs haben wird, wird
die Thatsache als ein leuchtender Punkt angemerkt werden,
dass hier zu den Füssen Ihres Albert Blar Brudzewski, der
nach zeitgenössischem Urtheil den Scharfsinn eines Euklid
und Ptolemaeus sich zu eigen gemacht, der Jüngling gesessen,
dem der unsterbliche Ruhm zu Tlieil geworden, den Ordnungs-
plan der Weltschöpfung zu ergründen, nach zu denken, und
die Harmonie der Sphären der Menschheit zu enthüllen.
Solches Streben aber und solche Erfolge verleihen auch
die Kraft, den Stürmen der Zeit zu widerstehen, und den
Stützpunkt im Aufruhr bewegter Leidenschaften. Gleich in
dem ersten Jahrhundert ihres Daseins, dessen Rinnen und
Kreisen von den Gegensätzen religiöser Denkungsart bestimmt
war, hat die Jagelionen-Universität Schulter an Schulter mit
den deutschen Universitäten, jeder sinnvollen Verbesserung
zugänglich, doch dem Radicalismus in muthiger Abwehr sich
entgegengeworfen. Als die wissenschaftlichen Kreise Europas
von dem tobenden Contrast zwischen Scholastik und Humanis-
mus bis in den Grund erschüttert wurden, bot die akademische
Schule an der Weichsel das imposante Schauspiel dar, dass
beide Ströme in tief gefurchten Rinnsalen wetteifernd neben
einander fliessen durften. Und als dann im Entwickelungsgang
der europäischen Bildung durch die sich erweiternde Trennung
nationaler Formationen die Stellung der wissenschaftlichen
Körperschaften zu den sittlichen Problemen sich veränderte,
da hat die universale Stiftung des letzten Piasten- und des
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113
ersten Jagellonenkönigs sich der engern aber nicht minder
ehrenreichen Aufgabe unterzogen, den ihrer Pflege anvertrauten
Volksgeist erziehend zu adeln und zu charaktervoller, den
Unbilden der Zeit Trotz bietender Individualität auszugestalten.
Keine andere Universität kann wie Ihre sich dessen rühmen,
an der Schaffung der Nation mit ihrem Sonderwerth den
Hauptantheil gehabt zu haben.
In dieser Phase Ihres erfolgreichen Schaffens wurde zur
Befriedigung der heimischen Zwecke unsere Leopoldina ge-
gründet, in welcher manche Züge und Zeichen noch von dem
Einfluss sprachen, den Ihre Hochschule auf die Bildung in
Schlesien ausgeübt hatte. Auf dem Unterbau der Leopoldina
aber ist unsere alma mater Viadrina aufgebaut. Doch nicht
diese äussere Beziehung allein ist es, die unsere Huldigung an
dem seltenen Erinnerungsfeste zum Ausdruck einladet. Wissen
wir uns doch enger noch mit Ihnen vereint durch das überein-
stimmende Bewusstsein, dass über allen Scheidungen und
Trennungen hinaus ein Band der Liebe alle diejenigen um-
schlingt, welche — mit den Worten Ihres Stiftungsbriefes zu
reden — an dem unversieglichen Quellborn reiner Wissenschaft
Reife der Einsicht in alles dem Menschen Begreifliche, den
Ruhmesglanz der Tugend und die Fähigkeit zu edlem Handeln
schöpfen wollen, dass sie Alle eine zusammengeschlossene
Gemeinde bilden, in welcher der Sonnenschein göttlichen
Wohlgefallens segnend wirkt und waltet.
In solchem Geiste reichen wir Ihnen an dem fünften
Säculartage Ihrer Hochschule die Bruderhand dar, und in
solchem Geiste rufen wir von der Oder her der Jagellonen-
üniversität an der Weichsel zu: Vivas, floreas, crescas!
Breslau, Pfingsten 1900.
Rector und Senat der Universität Breslau.
s
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11+
VIII. Studirende
1. Hörerzali I.
Sommer-Semester 1900:
a. Immatriculirte Studirende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben HOC
Neu hinzugekommen 530
zusammen 1636
Davon zählte:
die evangelisch - theologische f Deutsche 71
Facultät \ Nichtdeutsche 2_ 73
die katholisch - theologische / Deutsche 320
Facultät I Nichtdeutsche — 320
.... /Deutsche .... 479
die juristische Facultät { Wichtdeutgche - 479
. • , r. w-4 I Deutsche 243
die medicinische Facultät . . f XT. , . . , 0,u
l Nichtdeutsche 5 24s
o
.SU 0.3
.2 £
a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 315
b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. October 1879 174
Deutsche 489
c. Nichtdeutsche 27_ 516
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schliesslich 44 Hörerinnen) 127
Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1763
Es hörten Vorlesungen:
von den immalriculirten Studirenden 1618
von den Hospitanten 127
zusammen 1745
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt:
in der katholisch - theologischen Facultät 4, in der
juristischen Facultät 6, in der medicinischen
Facultät 1 und in der philosophischen Facultät 7,
zusammen 18
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115
Winter-Semester 1900/01:
a. Immatriculirte Studirende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1182
Neu hinzugekommen 428
zusammen IG 10
Davon zählte:
die katholisch - theologische ( Deutsche 2GG
Facultät \ Nichtdeutsche — _ 2GG
die evangelisch -theologische J Deutsche G0
Facultät I Nichtdeutsche 4 G4
die juristische Facultät . . . . { ^Sfie ' ' 53,i
l Nichtdeutsche 1_ 537
die medicinische Facultät . . . j Pf^f^16 ' 7 ' 21'J
l Nichtdeutsche 7 222
« 1.3
-o o 8
a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 31G
b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. October 1879 182
Deutsche 498
c. Nichtdeutsche 23 521
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schliesslich G9 Hörerinnen) 177
Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1787
Es hörten Vorlesungen:
von den immatriculirten Studirenden 1598
von den Hospitanten 177
zusammen 1775
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt:
in der katholisch-theologischen Facultät 2, in der evang.-
theologischen Facultät 1, in der juristischen »
Facultät 5 und in der philosophischen Facultät 4,
zusammen 12
8*
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2. Betheiligung an den Yorlesnngen.
a. Es haben lnscriptionen stattgefunden:
1. bei der evangelisch-theologischen Facultät
im Sommer-Semester 1900:
zu 18 theol. Privatvorlesungen 239
* 5 * öffentlichen Vorlesungen 95
» 5 * seminaristischen Uebungen 58
im Winter-Semester 1900/01:
zu 18 theol. Privatvorlesungen 200
* 7 * öffentlichen Vorlesungen 127
* 5 * seminaristischen Uebungen 45
2. bei der katholisch-theologischen Facultät
im Sommer-Semester 1900:
zu 12 theol. Privatvorlesungen 1110
« 8 * öffentlichen Vorlesungen 591
* 4 * seminaristischen Uebungen 267
im Winter-Semester 1900/01:
zu 11 theol. Privatvorlesungen 1140
«12 * öffentlichen Vorlesungen 959
* 4 * seminaristischen Uebungen 443
3. bei der juristischen Facultät
unter Einschluss der staatswissenschaftlichen Disciplinen
im Sommer-Semester 1900:
31 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2581
6 - * * öffentlichen Vorlesungen 438
7 * * * seminaristischen Uebungen ... 133
im Winter-Semester 1900/01:
37 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 3012
7 * * * öffentlichen Vorlesungen 504
7 * * seminaristischen Uebungen ... 292
4. bei der medicinischen Facultät
im Sommer-Semester 1900:
zu 72 medicinischen Privatvorlesungen 1640
* 38 * öffentlichen Vorlesungen . . 686
im Winter-Semester 1900/01:
zu 67 medicinischen Privatvorlesungen 1511
* 42 - öffentlichen Vorlesungen . . 814
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117
5. bei der philosophischen Facultät
im Sommer-Semester 1900:
zu 127 Privatvorlesungen 294-1
52 öffentlichen Vorlesungen... 1116
* 28 Seminarien 476
im Winter-Semester 1900/01:
zu 125 Privatvorlesungen 3217
* 44 öffentlichen Vorlesungen .. . 1277
26 Seminarien 484
1. Von Seiten der Studirenden der evangelisch-theolo-
gischen Facultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 73 Hörern
zu 18 theol. Privatvorlesungen 239 Inscriptionen,
* 5 * öffentlichen Vorlesungen 95 *
5 » seminaristischen Uebungen... 58 •
* ausserfachlichen (philos., historischen,
litterar., philologischen) Vorlesungen 83
(9 private, 11 öffentliche) ;
im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 64 Hörern
zu 18 theologischen Privatvorlesungen 200 Inscriptionen,
7 * öffentlichen Vorlesungen 127
« 5 * seminaristischen Uebungen ... 45
- ausserfachlichen Vorlesungen 71
(16 private, 12 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:
im Sommer-Semester 1900 (Zahl 73):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 6 Inscriptionen,
* öffentlichen Vorlesungen . . . 1,30
• * seminaristischen Uebungen. 0,7 9 *
* * ausserfachlichen Vorlesungen 1,13 •
im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 64):
zu den theol. Privatvorlesungen 3, i* Inscriptionen,
* « * öffentlichen Vorlesungen ... 1,98
* * » seminaristischen Uebungen. 0,7 o
ausserfachlichen Vorlesungen l,io
Digitized by Google
IIS
2. Von Seiten der Studirendcn der katholischen Theologie
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 320 Hörern
zu 12 theol. Privatvorlesungen 1110 Inscriptionen,
» 8 » öffentlichen Vorlesungen 591
* 4 » seminaristischen Uebungen . . 267
* ausserfachlichen Vorlesungen 502
(38 private, 19 öffentliche);
im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 266 Hörern
zu 11 theol. Privatvorlesungen 1140 Inscriptionen.
»12 » öffentlichen Vorlesungen 959 »
* 4 s seminaristischen Uebüngen . . . 443 *
* ausserfachlichen Vorlesungen 269 *
(34 private, 20 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1900 (Zahl 320):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,46 Inscriptionen,
> « * öffentlichen Vorlesungen... 1,84 *
• seminaristischen Uebungen . 0,8 3
» * ausserfachlichen Vorlesungen 1,56
im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 266):
zu den theol. Privatvorlesungen 4,36 Inscriptionen,
öffentlichen Vorlesungen ... 3,6 o
seminaristischen Uebungen. 1,66
■~ ausserfachlichen Vorlesungen l,oi
3. Von Seiten der Studirenden der juristischen Facultftt
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 479 Hörern
zu 31 juristischen Privatvorlesungen 2581 Inscriptionen,
» 6 ■ öffentlichen Vorlesungen 438
* 7 * seminar. Uebungen 133
* ausserfachlichen Vorlesungen 133
(9 private, 13 öffentliche);
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119
im Winter-Semester 190001 bei einer Anzahl von 537 Hörern
zu 37 juristischen Privatvorlesungen 3012 Inscriptionen,
- 7 * öffentlichen Vorlesungen 504 *
> 7 * seminar. Uebungen 292
* ausserfachlichen Vorlesungen 185 -
(16 private, 12 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1900 (Zahl 479):
zu den juristischen Piivatvorlesungen 5,3 8 Inscriptionen,
öffentl. Vorlesungen.. 0,9 1
seminar. Uebungen .. . 0,t7
* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,2 7
im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 537):
zu den juristischen Privatvorlesungen 5,6 o Inscriptionen,
* * öffentl. Vorlesungen . . 0,93
» seminar. Uebungen ... 0,64
* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,84
4. Von Studirenden der medicinischen Facultät haben,
wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen-
schaftlichen Vorlesungen zu den medicinischen gezählt werden,
stattgefunden:
im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 248 Hörern
zu 72 Privatvorlesungen 1640 Inscriptionen,
* 38 öffentlichen Vorlesungen 686
im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 222 Hörern
zu 67 Privatvorlesungen 1511 Inscriptionen,
* 42 öffentlichen Vorlesungen 814
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1900 (Zahl 248):
zu den Privatvorlesungen 6,6 1 Inscriptionen,
öffentlichen Vorlesungen 2,76
im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 222):
zu den Privatvorlesungen 6, so Inscriptionen,
* * öffentlichen Vorlesungen 3,66
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V20
5. Von Seiten der Studirenden der philosophischen Fa-
cultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1900 bei einer Anzahl von 516 Hörern
zu 127 Privatvorlesungen 2944 Inscriptionen,
* 52 öffentlichen Vorlesungen 1116
* 28 Seminarien 476
Ausserfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen
Facultät in der Regel solche, die einem vom Specialfache ver-
schiedenen Fache dieser Facultät selbst angehören:
im Winter-Semester 1900/01 bei einer Anzahl von 521 Hörern
zu 125 Privatvorlesungen 3217 Inscriptionen,
* 44 öffentlichen Vorlesungen 1277
* 26 Seminarien 484
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1900 (Zahl 516):
zu den Privatvorlesungen 5,7o Inscriptionen,
* öffentlichen Vorlesungen 2,u
* » Seminarien 0,92
im Winter-Semester 1900/01 (Zahl 521):
zu den Privatvorlesungen 6,i7 Inscriptionen,
* « öffentlichen Vorlesungen 2,46
* Seminarien 0,92
3. Lösungen von Preisaufgaben.
Bei der Preisvertheilung gelegentlich der diesmal in
Verbindung mit der Feier des 200jährigen Bestehens des
Königreichs Preussen veranstalteten Feier des Geburtstages
Sr. Majestät des Kaisers und Königs am 18. Januar 1901
haben folgende Studirende nach dem hierüber besonders
erschienenen gedruckten Bericht der Facultäten Preise und
Anerkennungen erhalten und zwar:
von der katholisch-theologischen Facultät:
der Stud. thcol. cath. Ferdinand Piontek aus Ratibor
*/s des Preises und
der Stud. theol. cath. Carl Arnold aus Lauban Y3 des
Preises ;
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121
von der evangelisch-theologischen Facultät:
der Stud. theol. ev. Karl Speck aus Breslau den halben
Preis ;
von der juristischen Facultät:
der Referendar Franz Hertel aus Ziegenhals Vs des
Preises und
der Stud. iur. Martin Schlesinger aus Breslau s/s des
Preises;
von der medicinischen Facultät:
der Stud. med. Otto Brucauff aus Breslau und
der Stud. med. Arthur Heyn aus Breslau
je den vollen Preis;
von der philosophischen Facultät:
der Stud. phil. Walter Loewig aus Warmbrunn eine
lobende Anerkennung;
der Predigtamts-Candidat Karl Weidel aus Breslau, z. Zt.
im Pädagogium des Klosters U. 1. Fr. in Magdeburg;
der Stud. phil. Alexander Matschoss aus Bunzlau und
der Stud. phil. Clemens Schulte - Bäuminghaus aus
Breslau
je den vollen Preis.
4. Verbindungen und Vereine.
Für das abgelaufene Jahr sind folgende Veränderungen zu
verzeichnen:
Es sind ausgeschieden:
die studentisch -wissenschaftliche Verbindung, welche
durch Erkenntniss des akademischen Senats vom
10. November 1900 aufgelöst worden ist.
Neugebildet haben sich:
Im Juni 1900 eine katholische Studenten- Verbindung
„Rheno-Palatia",
im Januar 1901 eine deutsch - nationale Verbindung
„Hermunduria" und
im Februar 1901 ein akademischer Zweigverein des
„Humboldt-Vereins für Volksbildung".
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122
5. Akademische DiscipUn.
Von der akademischen Disciplinarbehö rde bezw.
von dem Rector wurden bestraft:
a. Im Sommer-Semester 1900:
Wegen Zuwiderhandlung gegen § 25 Abs. 1 und § 1 der
allgemeinen Studenten- Vorschriften vom 1. October 1870:
1 Studirender mit der Entfernung von der Universität
(Consilium abeundi).
Wegen thätlicher Beleidigung eines Commilitonen in einem
Unterrichtsraume :
1 Studirender mit der Entfernung von der Universität
(Consilium abeundi).
Wegen Vergehens gegen Sitte und Orduung des aka-
demischen Lebens:
1 Studirender mit 1 Woche Karzer und
1 Studirender mit 3 Tagen Karzer.
Wegen unerlaubter längerer Abwesenheit von Breslau:
1 Studirender mit einem Verweise.
b. Im Winter-Semester 1900/01.
Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen
Lebens, begangen durch ein in sinnloser Trunkenheit gegebenes
öffentliches Aergerniss:
1 Studirender mit der Entfernung von der Universität
(Consilium abeundi).
Wegen Störung der Sitte und Ordnung des akademischen
Lebens, begangen durch eine verübte Körperverletzung:
1 Studirender mit der Entfernung von der Universität
(Consilium abeundi).
Wegen körperlicher Misshandlung eines Commilitonen:
1 Studirender mit der Entfernung von der Universität
(Consilium abeundi).
Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen
Lebens, begangen durch Misshandlung einer Frauensperson:
1 Studirender mit der Androhung der Entfernung von
der Universität (Unterschrift des Consilium abeundi)
und 1 Woche Karzer.
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Wegen Vergehens gegen Sitte und Ordnung des aka-
demischen Lebens:
1 Studirender mit 3 Tagen Karzer und
1 Studirender mit 1 Tage Karzer.
Wegen Herausforderung zum Zweikampf:
1 Studirender mit 1 Tage Karzer.
Wegen Beleidigung von Commilitonen:
1 Studirender mit 1 Tage Karzer.
IX. Promotionen.
1. Ehren-Promotionen utid Diplom-Erneuerungen.
Von der niedicinischen Facultät wurde
der Ober - Präsident von Schlesien und Universitäls-
Curator Herrnann Herzog zu Trachenberg, Fürst
von Hatzfeldt
am 22. Februar 1901 zum Doctor der Median und Chirurgie
hon. causa promovirl.
Das Diplom wurde erneuert in Folge des 50jährigen
Doctor-Jubiläums :
von der medicinischen Facultät:
dem Direclor der Provinzial- Irren -Anstalt zu Kreuz-
burg O/S., Dr. med. Arthur Brückner;
von der philosophischen Facultät:
dem Director des Königlichen Wilhelms-Gymnasiums zu
Berlin, Geheimen Regierungsrath Dr. Otto Küble r.
2. Promotionen auf Grnnd von Dissertationen und
Prüfungen.
(Hinter Namen und Datum werden einfach die Dissertationen ffenannt.)
I. Von der katholisch-theologischen Facultät wurde promovirl:
Johannes Garbas aus Breslau, 23 Mai 1900: auf Thesen;
Lic. theol.
II. Von der juristischen Facultät wurden promovirl:
1. Martin Bruck, aus Löwen i. Schi., 30. April 1900:
„Das Wesen der Anfechtbarkeit."
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124
2. Waldemar Jestel, aus Breslau, 1. August 1900: „Die
historische und dogmatische Begründung eines beson-
deren Handelsrechts neben dem bürgerlichen Recht in
dem Gesammtkreise der europäischen Civilisation.
I. Theil: Für Italien und Deutschland.14
3. Ismar Freund, aus Breslau, 1. August 1900: „Die
Regentschaft nach preussischem Staatsrecht. I. Theil."
4. Fritz Klingmüller, aus Strehlen, 2. August 1900:
„Zur Delictsfähigkeit juristischer Personen."
5. Julius Steinitz, aus Beuthen O/S., 17. November 1900:
„Der Dispensationsbegriff auf dem Gebiete des Deutschen
Staatsrechts."
6. Leo Rosenberg, aus Fraustadt, 7. December 1900:
„Die Beweislast nach der Civilprocessordnung und dem
Bürgerlichen Gesetzbuche."
7. Rudolf Thiele, aus Ostrowo, 10. December 1900:
„Die Laudatio auctoris im römischen Recht."
8. Carl Walter, aus Dittersbach, 17. December 1900:
„Die Furcht vor persönlicher Gefahr nach § 49 Absatz 1
des Militär-Strafgesetzbuchs."
9. Max Gaertner, aus Steinau a. 0., 21. December 1900:
„Die Berechtigung zur Klage wegen Besitzverlustes im
gemeinen Recht."
10. Richard Peltason, aus Fraustadt, 9. Januar 1901:
„Das Recht des Pfandgläubigers auf die Früchte der
Pfandsache (nach gemeinem und bürgerlichem Recht)."
11. Arthur Krug, aus Königshütte, 16. Januar 1901: „Das
unverschuldete Unvermögen zu einer versprochenen
Leistung."
12. Otto Rosanes, aus Breslau, 30. Januar 1901: „Die
Voraussehbarkeit des Erfolges bei der Schadenersatz-
pflicht Unzurechnungsfähiger."
13. Josef Nitsche, aus Bischofswalde, Kreis Neisse,
16. Februar 1901: „Der strafrechtliche Nothstand nach
Grund und Ausdehnung mit Berücksichtigung der
modernen Entwürfe."
14. Georg Tarnowski, aus Breslau, 16. Februar 1901:
„Die fiduciarische Abtretung von Forderungen."
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125
III. Von der medicinischen Facultät wurden promovirt:
1. Hans Baruch, aus Breslau, 11. Mai 1900: „Ueber den
galvanischen Leistungswiderstand am Kopfe unter nor-
malen Verhältnissen und bei traumatischen Neurosen."
2. Hans Kontny, aus Breslau, 31. Mai 1900: „Ueber die
Fracturen des Fersenbeins und ihre Folgezustände."
3. Gustav Arndt, aus Breslau, G. Juni 1900: „Beiträge
zur Kenntniss des malignen Chorion-Epithelioms."
4. Max Marbe, aus Lissa i. P., 20. Juni 1900: Beitrag
zu den Erkrankungen des Auges bei der Tabes dorsalis
und zur juvenilen Tabes."
5. Richard Depene, aus Breslau, 2. Juli 1900: „Experi-
mentelle Untersuchungen über den Einfluss seitlicher
Blendung auf die centrale Sehschärfe."
G. Willy Richter, aus Breslau, 2. Juli 1900: „Beitrag
zur operativen Behandlung subduraler Haematome."
7. Moriz Kurt Wohl, aus Breslau, 3. Juli 1900: „Beitrag
zur Kenntniss der Tuberculose der weiblichen Genitalien."
8. Ernst Bröer, aus Breslau, 4. Juli 1900: „Ueber einen
Fall von extraduralem Haematom der Dura mater mit
abnormem Verlauf."
9. Paul Zastera, aus Antonienhütte O/S., 20. Juli 1900:
„Ueber die Bedeutung der Oberlappen -Pneumonien im
frühen Kindesalter."
10. Reinhold Halben, aus Altona, 28. Juli 1900: „In
welchem Verhältniss wächst das menschliche Auge von
der Geburt bis zur Pubertät? Es soll durch directe
Messungen die Länge der Augenachse bestimmt werden."
11. Franz Grüner, aus Modlau, 29. August 1900: „Beitrag
zu der Lehre von der Lactationsatrophie des Uterus."
12. Georg Gläser, aus Pöpelwitz, 3. September 1900:
„Erfahrungen über 57 Eröffnungen des Warzenfortsatzes
bei Mittelohr-Eiterungen."
13. Fritz Fränkel, aus Cosel O/S., 18. September 1900:
„Ein Beitrag zur Therapie des Morbus addisonii mit
Nebennierenpräparaten."
14. Max Cohn, aus Breslau, 20. September 1900: „Ueber
die Dauerresultate der antefixirenden Operationen."
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m
15. Robert Lubowski, aus Breslau, 26. September 1900:
„Ueber einen atoxischen und avirulenten Diphtherie-
stamm und über die Agglutination der Diphtherie-
bacillen."
IG. Richard Weigert, aus Konstadt, 26. September 1900:
„Ueber das Verhalten der in Aether löslichen Substanzen
des Blutes bei der Digestion."
17. Emil von Swinarski, aus Breslau, 19. October 1900:
Beitrag zur Kenntniss der Geschwulstbildungen der
Genitalien bei Pseudohermaphroditen."
18. Jacob Cohn, aus Inowrazlaw, 9. November 1900: „Ueber
otogene Meningitis."
19. Wilhelm Foerster, aus Breslau, 17. November 1900:
„Ueber die Beeinflussung der Harnsäure-Ausscheidung
mit specieller Berücksichtigung der Chinasäure und der
chinasauren Salze."
20. Franz Stein itz, aus Beuthen O/S., 30. November 1900:
„Ueber die Versuche mit künstlicher Ernährung."
21. Alfred Heinrich Stehr, aus Halle, 12. December
1900: „Erfahrungen über die Bottini'sche Operation der
Prostatahypertrophie."
22. Robert Cohn, aus Breslau, 14. December 1900: '„Die
Dauererfolge der Ovariotomie bei den malignen Tumoren
und papillären Kystomen des Ovarium."
23. Otto Croce, aus Johnston, 22. December 1900: „Die
Urticaria der oberen Luftwege."
24. Georg Ku nicke, aus Klein-Muritsch, Kreis Trebnitz,
1. Februar 1901: „Ueber Gesichts- und Stirnlagen in
der Poliklinik der Breslauer Universitäts- Frauenklinik
aus den Jahren 1894-1900."
25. Johann von Flansz, aus Breslau, 2. Februar 1901:
„Ueber alte Erstgebärende (nach den poliklinischen
Journalen vom 1.4. 94 bis 1./4. 00 der Königlichen
Universitäts-Frauenklinik zu Breslau)."
26. Hans Eckhardt, aus Breslau, 8. Februar 1901: „Che-
mische und thermische Reizung am strychninisirten
Frosche."
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127
27. Richard Schwenn, aus Wronke, 15. Februar 1901:
„Ein Beitrag zur Lehre von den bösartigen Geschwülsten
der Nebenhöhlen der Nase."
28. Franz Gatzek, aus Gr.-Chelm O/S., 19. Februar 1901:
„Beiträge zur Glaucombehandlung mit besonderer Be-
rücksichtigung der Iridektomie."
29. Eugen Werner, aus Liegnitz, 27. Februar 1901 : „Bei-
träge zur Pathologie der Arsenvergiftung."
30. Ernst Gott stein, aus Breslau, 8. März 1901: „Ueber
das Verhalten von Calcium und Magnesium in einigen
Stoffwechselversuchen mit phosphorhaltigen und phos-
phorfreien Eiweisskörpern."
31. Paul Kinner, aus Breslau, 21. März 1901: „Ueber die
Behandlung der Rachitis mit Neben nierensubstanz."
IV. Von der philosophischen Facultät wurden promovirt:
1. Wilhelm Schubart, aus Liegnitz, 18. April 1900:
„Quaestiones de rebus militaribus quales fuerint in regno
Lagidarum."
2. Otto Beyer, aus Katholisch-Hammer, Kreis Trebnitz,
5. Mai 1900: „Schuldenwesen der Stadt Breslau im
14. u. 15. Jahrhundert, mit besonderer Berücksichtigung
der Verschuldung durch Rentenverkauf. I. Theil."
3. Alfred Schneider, aus Görlitz, 9. Mai 1900: „Zur
lautlichen Entwicklung der Mundart von Bayonne."
4. Otto Engels, aus Holthausen (Rheinland), 21. Mai
1900: „Ueber Anlagerung von Formaldehyd an a-y-Lutidin
und Spaltung des a-y-Lupetidins in seine optischen Iso-
meren."
5. Fritz Sommer, aus Pr.-Eylau, 23. Mai 1900: „Ueber
m-Xylylamin und "m-MeUiylphenyläthylamin."
6. Fritz Wolff, aus Wien, 23. Mai 1900: „Mitlielozzo die
Bartolommeo."
7. Hugo Haberfeld, aus Oswiecim in Oesterreich,
27. Juni 1900: „Piedro di Cosimo."
8. Arnold Oskar Meyer, aus Breslau, 7. Juli 1900: „Die
englische Diplomatie in Deutschland zur Zeit Eduards VI.
und Mariens."
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9. Heinrich Ullrich, aus Piltsch 0,S., 14. Juli 1900:
„Untersuchungen über das schlesische Rind."
10. Magnus Blümel, aus Berlin, IG. Juli 1900: „Die
Unterhaltungen Lord Byrons mit der Gral in Blessington
als ein Beitrag zur Byronbiographie kritisch untersucht."
11. Israel Schlossberg, aus Bobruisk, am 21. Juli 1900:
„Beitrag zur Kenntniss einiger Racemkörper."
12. Paul Kara-Mursa, aus Russland, 30. Juli 1900: „Die
Bedeutung der Jahrmärkte in der Gegenwart mit be-
sonderer Berücksichtigung der Breslauer Jahrmärkte."
13. Emil Jaeschke, aus Wioske, Kreis Gr .-Wartenberg,
4. August 1900: „Die Antike in der bildenden Kunst
der Renaissance (I. Die Antike in der Florentiner Malerei
des Quattrocento)."
14. Heinrich May, aus Neisse, 0. August 1900: „Die Be-
handlungen der Sage von Eginhard und Emma."
15. Siegfried Samelson, aus Berlin, 6. August 1900:
„Ueber Dimethylmetatoluidinazobenzol und verwandte
Körper."
IG. Hans Guradze, aus Breslau, 11. August 1900: „Die
Reye'sche Geometrie der Mannigfaltigkeiten projectiver
Grundgebilde, behandelt mittels einer besonderen Art
bilinearer Formen."
17. Wilhelm Gaus, aus Braunschweig, 13. August 1900:
„Ammoniak-Partialdrucke über ammoniakalischen Metall-
salzlösungen; ein Beitrag zur Electroaflinitätstheorie."
18. Bernhard Dentzer, aus Reichthal, 14. August 1900:
„Zur Beurtheilung der Politik Wibalds von Stablo und
Korvei."
19. Georg Stecher, aus Breslau, 14. August 1900: „Bei-
träge zur Erklärung und Textkritik des mittelenglischen
Prosaromans von Merlin. Zweite Hälfte."
20. Emil Roth, aus Peiskretscham, 15. August 1900:
„Ueber O-Nitro-Phenyl-a-Picolyl-Alkin und einige seiner
Derivate. Ueber Phenyl-a-Picolyl-Alkin."
21. Carl Mainka, aus Oppeln, 30. August 1900: „Unter-
suchung über die Verlängerung des Mondkörpers nach
der Erde zu."
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22. Artur Schneider, aus Neustadt 0/SM 27. September
1900: „Beiträge zur Psychologie Alborts des Grossen."
23. Otfried Schwarzer, aus Laskowitz, Kreis Ohlau,
13. October 1900: „Das Kanzleramt an der Universität
Frankfurt a. O."
24. Wilhelm Remer, aus Görlitz, 15. November 1900:
„Beiträge zur Anatomie und Mechanik tordirender
Grannen bei Gramineen, nebst Beobachtungen über den
biologischen Werth derselben/'
25. Alexis Gabriel, aus Breslau, 10. November 1900:
„Friedrich von Heyden, mit besonderer Berücksichtigung
der Hohenstaufen-Dichtungen."
26. Alexander Bienenthal, aus Warschau, 7. December
1900: „Ueber die Einwirkung des Glycerin-a-Chlorhydrins
auf einige tertiäre Aminbasen."
27. Friedrich Sturm, aus Breslau, 18. December 1900:
„Der Sandstein von Kieslingswalde in der Grafschaft
Glatz und seine Fauna."
28. Fritz Brössling, aus Breslau, 22. December 1900:
„Die Lage der landwirtschaftlichen Arbeiter in Schlesien
am Ende des 19. Jahrhunderts vom Standpunkte des
Landwirthes aus."
29. Clara Immer wahr, aus Trachenberg, 22. December
1900: „Beiträge zur Löslichkeitsbestimmung schwer-
löslicher Salze des Quecksilbers, Kupfers, Bleis, Cad-
miums und Zinks."
30. Ivan Sajkovic, aus Nakucani in Serbien, 22. December
1900: „Die Betonung in der Umgangsprache der Ge-
bildeten im Königreich Serbien."
31. Paul Victor Neugebauer, aus Breslau, 5. Januar
1901: „Ein Beitrag zur Theorie der speciellen Störungen
mit Anwendung auf eine Verbesserung der Bahn des
Planeten (196) Philomela."
32. Hubert Winkler, aus Prenzlau, 11. Januar 1901:
„Pflanzengeographische Studien über die Formation des
Buchenwaldes."
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33. Johannes Wolfgang Freund, aus Breslau, 14. Januar
1901: „De C. Suetonii Tranquilli usu atque genere
dicendi."
34. Erwin Hintze, aus Breslau, 25. Januar 1901: „Der
Einfluss der Mystiker auf die ältere Kölner Malerschule,
den „Meister der Madonna mit der Bohnenblüthe'4 und
Stephan Lochner.44
35. Oswald Freiherr von Brackel, aus Paderborn,
1. Februar 1901: „Ueber die Umwandlung von unter-
salpetriger Säure in Hydrazin. Einige Abkömmlinge des
m-Cyanbenzylchlorids.44
36. Gustav Müncheberg, aus Königswalde N/M., 2. Februar
1901: „Beiträge zur Geschichte der bäuerlichen Lasten
in Mittelschlesien.44
37. Alfred Reimann, aus Dittersbach, 8. Februar 1901
„Die Organe der landwirtschaftlichen Verwaltung,
die landwirtschaftlichen Vereine und Körperschaften
Preussens in ihrer historischen Entwickelung und ihren
Beziehungen zur Entwickelung der Landwirtschaft (ein
Beitrag zur Geschichte der Landwirtschaft).44
38. Erich Dehnel, aus Breslau, 19. Februar 1901: „1. Ueber
a'-Phenyl-a-Stilbazol und a'-Phenyl-a-O-Stilbazol. II. Ein-
wirkung von Brom auf ß-Picolin."
39. Walter Herberz, aus Breslau, 19. Februar 1901:
„Der Zweckbegriff bei Lotze.44
40. Albert Jaeger, aus Gleiwitz, 1. März 1901: „Ueber die
Löslichkeit von Fluoriden. Ein Beitrag zur Chemie der
Halogene.44
41. Jan Ziel ewiez, aus Posen, 1. März 1901: „Prolegomena
in pseudocelli de universi natura libellum."
42. Oswald P autsch, aus Kieslingswalde, 28. März 1901:
„Grammatik der Mundart von Kieslingswalde. Ein Bei-
trag zur Kenntniss des glätzischen Dialekts. I. Theil:
Lautlehre.44
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131
X. Nekrologe.
Paul Scholz.
Binnen Jahresfrist hat die katholisch-theologische Facultät
drei ihrer ältesten Mitglieder verloren. Am 27. August 1900
folgte der ordentliche Professor der alttestamentlichen Exegese
Dr. Paul Scholz seinen Amtsgenossen Probst und Friedlieb
in die Ewigkeit nach.
Paul Scholz war am 29. Juni 1828 zu Sagan als Sohn
des dortigen Kaufmanns Josef Scholz geboren. Die Gymnasial-
studien absolvirte er am königlichen katholischen Gymnasium
zu Sagan. Michaelis 1848 bezog er die Universität Breslau,
um daselbst Theologie zu studiren. Mit besonderer Vorliebe
widmete er sich dem Studium der alttestamentlichen Exegese
und der semitischen Sprachen, angeregt durch seinen Lehrer,
Professor Dr. Movers, in dessen Seminar er länger als zwei
Jahre ordentliches Mitglied war. Nach Ablauf des akademischen
Trienniums wurde er in das Klerikalseminar aufgenommen
und am 1. Juli 1852 zum Priester geweiht. Bald darauf
decretirte ihn seine geistliche Behörde als Kaplan nach
Guhrau. Aber schon nach einem Vierteljahr verlieh ihm der
damalige Fürstbischof, Cardinal Melchior von Diepenbrock,
eine Stelle als Repetent am katholisch-theologischen Studenten-
Convict in Breslau. In dieser Stelle promovirte er am
23. April 1853 zum Licentiaten der Theologie.
Nachdem am 29. März 1853 der erste Religionslehrer am
königlichen katholischen Matthias -Gymnasium Josef Kühn
zum Stadtpfarrer von Gleiwitz gewählt worden war, wurde
Lic. Paul Scholz zu seinem Nachfolger bestimmt; er trat
seine neue Stellung am 22. Juni desselben Jahres an. Von
verschiedener Seite ermuntert, habilitirte sich Scholz am
16. December 1857 als Privatdocent für alttestamentliche
Exegese. Die damaligen Verhältnisse in der katholisch-theo-
logischen Facultät brachten es mit sich, dass er veranlasst
wurde, vom Winter-Semester 1800/61 ab neben seinen exe-
getischen Vorlesungen auch solche über Encyklopädie der
Theologie und Moral zu lesen. Es zeugt von der gewaltigen
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Arbeitskraft des Verewigten, dass er in der Lage war, neben
den Functionen als Religionslehrer an einem stark besuchten
Gymnasium noch eine so ausgedehnte akademische Lehrtätig-
keit auszuüben, ganz abgesehen von den in dieselbe Zeit
fallenden schriftstellerischen Publicationen.
Da Scholz sich als Gelehrter und als akademischer Lehrer
bewährt hatte, wurde er am 19. April 1864 zum ausserordent-
lichen Professor für alttestamentliche Exegese ernannt und
zugleich von der ferneren Thätigkeit am Gymnasium ent-
bunden. Ein Jahr vorher war ihm der Doctorgrad in der
Theologie verliehen worden. Auch jetzt musste Scholz noch
einige Zeit, nämlich bis zum Sommer- Semester 1866 ein-
schliesslich, neben den exegetischen Vorlesungen solche über
Moraltheologie halten. Am 10- September 1868 wurde er,
nachdem er mehr als zehn Jahre lang unter sehr schwierigen
Verhältnissen als akademischer Lehrer gewirkt hatte, zum
Ordinarius ernannt.
Scholz hat seitdem ohne Unterbrechung bis zum Sommer-
Semester 1900 einschliesslich seine akademische Lehrtätigkeit
ausgeübt. Schon seit mehreren Jahren hatte seine geistige
Spannkraft merklich nachgelassen, obwohl er körperlich ver-
hältnissmässig rüstig war. Im Frühjahre 1900 stellte sich als
Folge von Influenza ein Herzleiden ein, welches den nunmehr
Verewigten nöthigte, den Beginn der Vorlesungen am Anfange
des Sommer-Semesters um vierzehn Tage hinauszuschieben.
Trotz körperlicher Beschwerden las er dennoch bis zum
Schlüsse des Semesters. Am 25. August trat plötzlich eine
in zunehmender Herzschwäche sich äussernde Verschlimmerung
seines körperlichen Leidens ein. Scholz bereitete sich nun
sorgfältig auf sein Ende vor. Schon nach zwei Tagen, am
27. August Nachmittags gegen fünf Uhr, erlöste ihn ein sanfter
Tod von allen körperlichen Beschwerden.
In dem Verewigten hat die katholische Theologie einen
nicht unbedeutenden Vertreter verloren. Als Gelehrter war
Scholz in wissenschaftlichen Kreisen zunächst bekannt durch
seine Veröffentlichungen aus dem Gebiete der alttestament-
lichen Theologie. Gegenüber der wüsten Religionsmengerei,
welche auf dem Gebiete der alttestamentlichen Offenbarungs-
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geschiente sich breit machte, suchte Scholz den übernatür-
lichen Charakter der Religion Israels zu vertheidigen. Von
Movers beeinflusse ist er doch in mancher Beziehung auf
anderen Wegen gewandelt als sein genialer Lehrer, da er
dessen Auffassung über den Einfluss der religiösen Ideen der
vorderasiatischen Völker auf die religiöse Entwickelung Israels
nicht in allen Punkten theilte. Scholz' erste Veröffent-
lichung aus dem Gebiete der alttestamentlichen Theologie
führte den Titel: De origine nominis Jehova, Habilitationsschrift,
Breslau, 1857. Auf diesen ersten Versuch folgte im Jahre 1861
das „Handbuch der Theologie des Alten Bundes im Lichte
des Neuen", zwei Abtheilungen, Regensburg 1861 — 62. Scholz
bevorzugte in diesem Werke, dem damaligen Gebrauche ent-
sprechend, das dogmatische Schema und Hess die historische
Entwickelung der religiösen Erkenntniss weniger deutlich
hervortreten, obschon er dem dogmatischen Theile einen
geschichtlichen Ueberbliek vorangehen liess. Es folgten nun
zwei mit einander zusammenhängende Abhandlungen: a) die
Ehen der Söhne Gottes mit den Töchtern der Menschen ; eine
exegetisch-kritische, historische und dogmatische Abhandlung
über den Bericht Gen. 6, 1—4, Regensburg 1865; b) die
Stellung des Hieronymus zur Erklärung der Stelle Gen. 6, 1 — 4,
ein Beitrag zur Engellehre des Hieronymus (Oesterr. Viertel-
jahrsschrift für katholische Theologie, V. Bd. 3. Heft, Wien,
1866). Dass Scholz dem historischen Werden der alttesta-
mentlichen Religion gerecht zu werden suchte, bewies er in
seinem Werke: Götzendienst und Zauberwesen bei den alten
Hebräern (Regensburg, 1877), in welchem er den Einfluss der
vorderasiatischen Völker auf die religiösen Verhältnisse in
Palästina in einigen wichtigen Punkten zu erforschen suchte.
Das Buch, die Frucht langjähriger Beschäftigung mit den ge-
sammten in Betracht kommenden Werken des Alterthums,
einschliesslich der bis dahin veröffentlichten ägyptischen und
assyrischen Litteraturdenkmäler, wurde von der Kritik günstig
aufgenommen und allgemein als eine sehr instruktive, für die
weitere Forschung unentbehrliche Verarbeitung des vorhandenen
Materials bezeichnet.
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134
Die meiste Verbreitung erlangte jedoch das schon vorher
erschienene Werk von Scholz, das den Titel führt: Die
heiligen Alterthümer des Volkes Israel, zwei Abtheilungen,
Regensburg, 1868. Der Verfasser steht hier noch unter dem
Einflüsse der älteren Richtung, welche neben der systema-
tischen Darstellung des Ceremonialgesetzes vor allem die
Darlegung der im alttestamentlichen Gesetze vorhandenen
Symbolik bevorzugte und die historische Entwickelung des
alttestamentlichen Cultus wenig oder gar nicht berücksichtigte.
Eine Frucht der Beschäftigung mit der Moraltheologie war
Scholz' Abhandlung: Commentarium de caritate christiana
intra familiae, civitatis, ecclesiae fines actionibus exhibenda
quod supplementum compendii ethicae christianae a Bernardo
Dieckhoff professoris editi conscripsit Paulus Scholz,
Paderbornae, 1863.
Scholz' wissenschaftliches Interesse ging aber über sein
eigentliches Fach hinaus. Mit Vorliebe betrieb er in den
Jahren seiner vollen körperlichen Rüstigkeit auch botanische,
mineralogische und geologische Studien. Die von ihm hinter-
lassenen, zum Theil sehr werthvollen Sammlungen zeugten
von tieferem Eingehen auf die betreffenden Zweige der Natur-
wissenschaften und waren von Kennern geschätzt.
Als akademischer Lehrer war Scholz bei den Stu-
denten sehr beliebt. Schon als Religionslehrer am Matthias-
gymnasium hatte er Gelegenheit gehabt, sein Interesse für die
studirende Jugend zu bekunden. Die ehemaligen Schüler des
Matthiäsgymnasiums aus den Jahren 1853 — 64 erinnern sich
mit Freuden ihres jugendlichen Religionslehrers, welcher im
amtlichen und ausseramtlichen Verkehr Strenge mit Wohl-
wollen, Ernst mit Humor glücklich zu verbinden wusste und
um das Wohl der Schüler in jeder Hinsicht auf das Liebe-
vollste besorgt war. Die lehramtliche Thätigkeit am Gymnasium
kam dem späteren akademischen Lehrer wohl zu statten; sie
schärfte seinen Blick für die richtige Auswahl und Begrenzung
des den Studenten darzubietenden Stoffes. In seinen akade-
mischen Vorträgen legte Scholz weniger Werth auf schwung-
volle Darstellung als auf klare und interessante Behandlung
des Stoffes. Die Beweisführung war stets scharf, wenn
135
auch manchmal etwas schematisch. Anregend waren insbe-
sondere die Seminarübungen, da Scholz es verstand, die
Seminarmitglieder durch glückliche Auswahl des Stoffes und
durch passende Vertheilung der Aufgaben gleichmässig zu
regelmässiger Arbeit heranzuziehen und zur Bearbeitung wissen-
schaftlicher Aufgaben anzuleiten. Wie sehr Scholz' päda-
gogisches Geschick geschätzt wurde, beweist der Umstand,
dass derselbe viele Jahre hindurch Mitglied verschiedener
bischöflicher Prüfungscommissionen sowie wiederholt Mitglied
der staatlichen Prüfungscommission für die Candidaten des
höheren Lehramts gewesen ist. Er verstand es zu beurthcilen,
welche Ansprüche er billiger Weise an den Prüfling stellen
durfte, und wusste in der Beurtheilung der Leistungen Gerechtig-
keit und Wohlwollen zu verbinden.
Bei seinen Amtsgenossen war Scholz wegen seines
offenen Wesens, seiner concilianten Natur, seiner Vorurteils-
losigkeit und Unbefangenheit und nicht zum mindesten wegen
seines Humors geschätzt und geachtet, wie dies auch in dem
von Rector und Senat ihm gewidmeten Nachrufe in warm
empfundenen, die Freunde des Verstorbenen äusserst sym-
pathisch berührenden Worten zum Ausdruck gelangt ist.
Scholz war als Mensch ein höchst achtungswerther,
nobler Charakter, welcher in vielen Fällen Beweise von grosser
Selbstverleugnung gegeben hat. Er besass ein äusserst reiches,
empfindsames Gemüth, wie man es hinter seinem Aeusseren
kaum vermuthet hätte. Ein grosser Freund der Natur, reiste
er in den Jahren seiner vollen körperlichen Rüstigkeit Jahr
für Jahr nach den österreichischen und schweizerischen Alpen-
ländern, woselbst er nicht blos Erholung, sondern auch Aus-
beute für seine naturwissenschaftlichen Sammlungen suchte.
Er war ein Freund geselligen Verkehrs und besass einen
ausgedehnten Bekanntenkreis. Wem sich sein Herz erschloss,
der besass in ihm einen treuen und hingebenden Freund.
Fast alle seine intimsten Freunde sind vor ihm aus dem Leben
geschieden, und so fühlte sich Scholz in den letzten Tagen
oft vereinsamt.
Für Arme und Bedürftige hatte er stets eine offene Hand;
schon zu seinen Lebzeiten vertheilte er den grössten Theil
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13C,
seines Vermögens an arme Angehörige und an Wohlthätigkeits-
anstalten. Seinen nicht sehr bedeutenden Nachlass vermachte
er, von Legaten an arme Verwandte abgesehen, einem der
grössten hiesigen Krankenhäuser. Daselbst wird sein wohl-
getroffenes Bildniss das Andenken an den edlen Menschen-
freund stets erhalten, und wenn von seinen Freunden und
seinen zahlreichen Schülern keiner mehr leben wird, dann
werden die Kranken und ihre frommen Pflegerinnen ihres
Wohlthäters gedenken.
Johannes Nikel.
Walter von Funke.
Walte r Funke wurde am 18. August 1832 zu Königs-
berg i. Pr. geboren; sein Vater war dort Kaufmann und Stadt-
rath, besass aber zugleich in der Nahe der Stadt ein Landgut,
Ackerau, durch dessen Besitz der Sohn früh mit Interesse für
den Betrieb der Landwirthschaft erfüllt worden sein mag.
Nachdem er in Königsberg seine Schulbildung erhalten hatte,
begann er im Frühjahr 1850 sich der landwirthschaftlichen
Thätigkeit zu widmen. Den Entwickelungsgang seiner prak-
tischen Beschäftigung und seines Studiums richtete er so ein,
dass er nicht — wie es wohl in der Regel geschieht — nach
vorbereitender praktischer Thätigkeit sich dauernd, bis zu
einem gewissen Abschluss der Studien, an höheren wissen-
schaftlichen Bildungsstätten aufhielt, um vielleicht dann noch
einmal zur Praxis zurückzukehren. Seine ausgesprochene
Neigung zu praktischer Bethätigung zog ihn vielmehr nach
kurzem Studium immer wieder hinaus, um das Erlernte in
praktischer Arbeit zu erproben, und andererseits drängte ihn
immer wieder sein reger Wissensdrang und seine Gründlichkeit
zum Studium zurück, um für die in der Praxis offen bleiben-
den Fragen eine Lösung zu suchen.
Er widmete sich naturwissenschaftlichen, volkswirthschaft-
lichen und landwirthschaftlichen Studien:
vom Herbst 1851 bis dahin 1852 in Königsberg, in diesem
Jahre zugleich seiner Militärpflicht genügend;
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137
vom Herbst 1853 bis dahin 1855 in Hohenheim, wo er die
landwirtschaftlichen Prüfungen bestand;
vom Herbst 1858 bis dahin 1859 in Berlin.
In den Zwischenzeiten war er auf verschiedenen Land-
gütern in Ostpreussen, Mecklenburg und der Mark thätig.
Seine Neigung insbesondere zur Verfolgung nationalöko-
nomischer und betriebswirthschaftlicher Fragen rang auch in
der Zeit seiner Praxis nach Bethätigung und Hess ihn einige
wissenschaftliche Arbeiten veröffentlichen, welche die Auf-
merksamkeit der Fachkreise auf ihn lenkten. Das hatte den
Erfolg, dass er im April 1862 als Lehrer der Landwirtschaft
und Dirigent der Versuchswirthschaft an die Kgl. landwirt-
schaftliche Akademie Proskau berufen wurde, wo unter dem
2. December 1864 seine Ernennung zum Professor erfolgte.
Seine Lehrtätigkeit erstreckte sich auf die Wirthschaftslehre
des Landbaues (Betriebs- und Taxationslehre), auf die allge-
meine und einen Theil der speciellen Thierzuchtlehre, auf
Geschichte der Landwirtschaft und auf landwirtschaftliche
Maschinen- und Geräthekunde.
Im October 1865 folgte er einem Rufe an die Kgl. Württem-
bergische land- und forstwirtschaftliche Akademie Hohenheim
und vertrat dort dieselben Lehrfacher wie in Proskau. Am
7. Januar 1868 wurde er von der staatswirthschaftlichen
Facultät der Universität Tübingen zum Doctor der Staats-
wissenschaften promovirt, insbesondere auf Grund der kurz
zuvor als Hohenheimer akademisches Programm erschienenen
Schrift: „Betrachtungen über die Wirtschaftsorganisation von
Landgütern im Lichte der neueren landwirtschaftlichen
Untersuchung".
Im Jahre 1877 wurde ihm von Sr. Majestät dem Könige
von Württemberg das mit dem persönlichen Adel verbundene
Ritterkreuz I. Cl. des Ordens der württembergischen Krone
verliehen.
Nachdem er verschiedene kleinere Abhandlungen veröffent-
licht hatte, legte er in einem besonderen Werke sein wohl-
durchdachtes geistreiches Programm für ein erfolgversprechendes
Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis auf dem Gebiete
der allgemeinen Landwirthschaflslehre vor. Es war das Buch:
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ins
„Grundlagen einer wissenschaftlichen Versuchsthätigkeit auf
grösseren Landgütern zur Förderung der Wirthschaflslehre
des Landbaues und zur Erweiterung der Agrarstatistik", als
Festschrift von der Akademie Hohenheim der Universität
Tubingen zur vierten Säcularfeier dargebracht. Er zeigte
hierin, wie ernst es ihm mit seiner Forschungsthätigkeit war,
welche hohen Ziele er sich und der von ihm vertretenen
Wissenschaft stellte, und wie eingehend er neben den wissen-
schaftlichen Ansprüchen die Leistungsfähigkeit der landwirt-
schaftlichen Praxis für Lösung von theoretischen Fragen
kannte.
In dieser Hohenheimer Zeit nahm er Theil an den sehr
bekannt gewordenen Versuchen Emil Wolff's auf dem Ge-
biete der Fütterungslehre, und sein Name erscheint meistens
neben demjenigen dieses hochgeschätzten Forschers auf den
zahlreichen Veröffentlichungen aus der Hohenheimer Versuchs-
anstalt.
Nach 15 jähriger Thätigkeit in Hohenheim wurde er im
Frühjahr 1881 als ordentlicher Professor nach Breslau berufen
und mit der Direction des neu einzurichtenden landwirt-
schaftlichen Instituts an der Universität beauftragt.
Mit liebevollster Hingabe an seinen Beruf übernahm er
die Aufgabe, das landwirtschaftliche Studium auch dem Lehr-
gebiet der hiesigen Universität einzufügen. Stets den höchsten
Zielen seiner Wissenschaft nachstrebend, suchte er das Ideal
für die Vertretung der Landwirthschaftslehre an der Universität
in der rein wissenschaftlichen Behandlung seines Gebietes,
ohne Rücksichtnahme auf Tagesströmungen, wie sie draussen
in der Praxis des Gewerbes aufzutreten pflegen. Sein Lehr-
gebiet war in Breslau dasselbe, in welchem er sich schon
früher bewährt hatte: die Wirthschaflslehre des Landbaues,
allgemeine Thierzuchtlehre, Rinderzucht und Geschichte der
Landwirtschaft. Eine Reihe von Jahren verwandte er dazu,
die Lehrsammlungen des Instituts zu schaffen, zu ordnen und
immer wieder zu ergänzen, und er schuf hierdurch ein wert-
volles Material an Lehr- und Demonstrationsmitteln, welches
noch heute den Grundstock der umfangreichen Sammlungen
der hiesigen landwirtschaftlichen Institute bildet.
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IM
Am 6. August 1884 wurde der ihm in Württemberg ver-
liehene persönliche Adel für Preussen bestätigt.
Im Herbst 1890 fand seine Thätigkeit an hiesiger Uni-
versität auf seinen Antrag ein Ende. Nach Mittheilung von
befreundeter Seite waren die Gründe hierzu folgende:
„Mit grosser Liebe und vielen Perspectiven hatte sich
Funke den weitläufigen Aufgaben, die hier in einer vorwiegend
agricolaren Provinz seiner warteten, gewidmet. So gross auch
seine Hingebung war, so gelang es ihm doch nicht, ein solches
Verhältniss zu den praktischen Verbänden und Instituten dieser
Provinz zu gewinnen, das fruchtbar für das Fach und erfreu-
lich für ihn gewesen wäre. Es erwuchsen ihm aus den
Reibungen, die z. Th. auch aus den ungünstigen Vertrags-
verhältnissen zwischen der Universität und dem ehemaligen
landwirthschaftlichen Centraivereine entsprangen, Verdriesslich-
keiten, die er bei seiner Empfindlichkeit etwas tragisch auf-
fasste, und die sich am Ende in seiner Auffassung derartig
steigerten, dass er dazu gelangte, den Antrag auf Entbindung
von seinen amtlichen Verpflichtungen an der Universität zu
stellen." Dem Antrage wurde entsprochen, und ihm zugleich
der Kronenorden III. Cl. verliehen; die hiesige philosophische
Facultät gewährte ihm im Juli 1891 die Auszeichnung der
Promotion zum Dr. phil. hon. causa. Er wohnte seitdem in
Berlin; dass er aber auch in dieser Zeit der landwirthschaft-
lichen Forschung noch sein Interesse zuwandte, documentirte
er durch eine im Journal für Landwirthschaft 1893 erschienene
Abhandlung: „Zur Frage von der Verfütterung roher Kartoffeln,
mit einem Anhang über die Brühfutterbereitung mittelst Selbst-
erhilzung".
Bei Allen, die mit ihm im Verkehr waren, bleibt sein
Andenken als das eines Mannes von streng wissenschaftlicher
Objectivität, von treuem Sinn, von liebenswürdigem, unbedingt
zuverlässigem Wesen.
Er starb am 10. December 1900.
Holdefleiss.
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14()
Gustav Born.
Gustav Born wurde am 22. April 1851 zu Kempen in
der Provinz Posen geboren. Er war das älteste der 5 Kinder,
welche der glücklichen Ehe des praktischen Arztes Dr. Marcus
Born und seiner Gattin Fanny geb. Ebstein entsprossen
sind. Schon im Jahre 1852 siedelte die Familie nach Görlitz
über, wo Gustav seine Jugendzeit verlebte, bis er Ostern 1869
mit dem Reifezeugniss von dem Gymnasium entlassen wurde.
Der Vater war ein hervorragender Mann, von hoher all-
gemeiner Bildung, idealem Streben, strengstem Pflichtgefühl
und grosser Herzensgüte. Schon in Kempen, wo er die ersten
9 Jahre seiner ärztlichen Thätigkeit zubrachte, genoss er un-
gewöhnliches Ansehen. In Görlitz wurde er im Jahre 1860
zum Kreisphysicus ernannt, erwarb sich um die sanitären
Verbesserungen der aufblühenden Stadt bedeutende Verdienste,
war auch schriftstellerisch thätig und, als er am 23. December
1874, erst 56 Jahre alt, den Anstrengungen einer umfangreichen,
mit selbstloser Hingebung ausgeübten Praxis erlag, wurde sein
Hinscheiden von seinen Mitbürgern als das eines ihrer Edelsten
tief betrauert
Das Verhältniss zwischen Vater und Sohn war das denk-
bar schönste. Vom Vater hat Gustav die stärksten und
dauerndsten Eindrücke empfangen, in ihm verehrte er das
edelste Vorbild, ihm eröffnete er als seinem treuesten Freunde
jede Falte seines Herzens. Sie waren beide von gleichem
Stoffe. Wie der Vater, so hatte der Sohn, von Kindheit an,
den Blick stets auf das Wesentliche, das Grosse und Gute
gewandt. Dem begabten Knaben bot die Schule keine Schwierig-
keiten. Seine liebenswürdige Natur, sein angeregter Geist,
verbunden mit der Neigung sich mitzutheilen, seine selbstlose
Theilnahme für die Interessen Anderer, sein bei sittlich-
ernstem Streben fröhliches Herz gesellten ihm von früh an
viele Freunde. So hat er eine glückliche Jugend verlebt.
Seiner ausgesprochenen Neigung für die Naturwissen-
schaften folgend, studirte Gustav Born Medicin auf den
Universitäten Breslau (April 1869 bis October 1871), Bonn
(Winter 1871/72), Strassburg (Sommer 1872) und Berlin (Winter
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Iii
1872/73). Im Sommer 1873 wurde er zum Doctor medicinae
promovirt und zu Anfang des Jahres 1874 als Arzt approbirt.
Nach der Staatsprüfung ging er nach Heidelberg zu Gegen bau er,
um unter diesem geistvollen Forscher Studien der vergleichen-
den Anatomie zu treiben. Von seinen akademischen Lehrern
haben am meisten Heidenhain, Gegenbauer und Wal-
deyer auf Born gewirkt. Heiden hain dankte er die Grund-
lage seines gediegenen Wissens und Könnens auf den Gebieten
der Physiologie und Histologie. Bei Waldeyer war er ein
Semester Amanuensis, und von dem Aufenthalte in Heidelberg
schreibt er dem Vater am 1. April 1874: „Ich kam vollständig
rudis in der vergleichenden Anatomie hierher. Gegenbauer
hat mir in verhältnissmässig kurzer Zeit Methode der Forschung,
Gedankengang und eine Reihe positiver Kenntnisse beigebracht,
die mich jetzt fähig machen, auf eigenen Füssen weiterzu-
arbeiten".
Am 1. Mai 1874 trat er, zunächst als Assistent, in das
anatomische Institut der Universität Breslau ein, dem er
26 Jahre lang, bis zu seinem Tode, angehören sollte. Am
1. October 1876 wurde er interimistischer und am 1. April 1877
etatsraässiger Prosector.
Im Jahre 1877 habüitirte er sich als Privatdocent für
Anatomie und Entwickelungsgeschichte, am 3. Mai 1884 wurde
er zum Professor extraordinarius und am 12. März 1898 zum
ordentlichen Honorarprofessor befördert.
Im Herbste des Jahres 1897 zeigten sich die ersten Er-
scheinungen eines schweren Herzleidens, einer Sclerose der
Kranzarterien. Born hat bis zum letzten Athemzuge geistig
gearbeitet, gelehrt und geforscht, seine körperlichen Kräfte
aber verfielen in den letzten Jahren mehr und mehr. Am
0. Juli 1900 in früher Morgenstunde endete ein plötzlicher
Tod dies Leben, das karg an Dauer, aber reich war an Arbeit,
reich an wissenschaftlichen Erfolgen und reich an Werken
der Liebe.
Die Bedeutung Borns als Gelehrter und Universitätslehrer
zu würdigen, ist einer anderen Feder im Folgenden über-
lassen. Aber Gustav Born war nicht nur bedeutend als
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Forscher und Lehrer, er war auch der reinsten und edelsten
Menschen Einer. Seine Herzensgute war unbegrenzt.
Born war zweimal verheirathet. Die erste geliebte Frau,
Margarethe, geb. Kauffmann, entriss ihm nach fünfjähriger
Ehe der Tod im Jahre 1886. Sechs Jahre später schloss er
einen neuen Ehebund und hatte das Glück, in seiner zweiten
Gattin Bertha, geb. Lipstein, eine Gefährtin zu finden, die
mit dem vollen Verständniss für sein Denken und Streben die
hingebungsvollste und selbstloseste Liebe verband.
Wenden wir uns nun einer eingehenden Betrachtung von
Born's wissenschaftlicher Thätigkeit zu, so entrollt sich
uns hier ein äusserst sympathisches Bild eines vielseitigen,
von ernstem Streben durchdrungenen Gelehrtenlebens. Born
war ein Biologe im vollsten Sinne des Wortes; alle seine
Untersuchungen legen beredtes Zeugniss davon ab. Auch seine
frühesten descriptiven Arbeiten vergleichend-anatomischer
und entwicklungsgeschichtlicher Natur zeichnen sich alle durch
eine klare morphologische Betrachtungsweise aus. Es genügte
ihm nicht, lediglich histologische oder entwicklungsgeschicht-
liche Thatsachen zu registriren, sondern das causal verknüpfende
Band der Erscheinungen war es, das sein Interesse in hervor-
ragendem Maasse fesselte. Die Beobachtung am Lebenden zog
ihn somit besonders an, und der vorwiegend experimentelle
Charakter seiner späteren Arbeiten zeigt deutlich, wie Born's
Bestrebungen stets auf die Gewinnung eines Einblicks in den
Mechanismus morphologischen Geschehens gerichtet war.
Unverkennbar in Born's Denk- und Arbeitsweise sind die
Lehren und Eindrücke, die er schon als junger Student be-
sonders unter der anregenden Leitung Pflüger's und
Heidenhain's empfangen hatte, und es war wohl mehr Zu-
fall als eigene Neigung, dass er sich nicht der physiologischen,
sondern der anatomischen Laufbahn zuwandte.
Born besass eine Reihe für einen Forscher werthvollster
Eigenschaften: liebevollste Hingabe an seinen Beruf, uner-
müdlichen Fleiss, klares und vorsichtiges Denken, und eine
ausserordentliche, mit Geduld gepaarte technische Fertigkeit
und technische Erfindungsgabe, welche ihn Schwierigkeiten
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WA
überwinden liess, die einen anderen vielleicht von vornherein
von der Lösung einer Frage zurückgeschreckt hätten.
So tragen denn Born's Arbeiten sämmtlich das Gepräge
grösster Zuverlässigkeit der Beobachtung und Exactheit der
Darstellung, Eigenschaften, die bereits in seiner unter Heiden-
hain entstandenen Doctordissertation „Beiträge zur Ent-
wicklungsgeschichte der quergestreiften willkür-
lichen Muskeln der Säugethiere" (1873) deutlich hervor-
treten.
Nachdem Born im Jahre 1874 in Berlin die Staatsprüfung
bestanden hatte, arbeitete er zunächst ein Jahr lang in Heidel-
berg unter Gegenbaur. Seine erste grössere Untersuchung,
die er zwei Jahre später als Assistent am anatomischen Institut
zu Breslau veröffentlichte, war denn auch in Folge der in
Heidelberg erfahrenen Anregung vergleichend -anatomischen
Inhalts und handelte über den Carpus und Tarsus der
Saurier. Im Jahre 1879 erhielt dieselbe noch einen gleich-
betitelten Nachtrag. Auf Grund dieser Arbeiten gab Born
verschiedenen Theilen des Hand- und Fussskeletts der Saurier
eine von der damaligen Auffassung abweichende Deutung, die
noch heute zu Recht besteht. Er wies bei einem Theile der
Saurier im Carpus ein Intermedium nach, zeigte, dass das
Skelett des Greif fusses des Chamäleon demjenigen der übrigen
Reptilien ähnlicher beschaffen sei, als ältere Untersuchungen
ergeben hatten, und dass der Bau des Tarsus bei allen
Sauriern im Wesentlichen derselbe sei.
Hierauf folgte nun eine Reihe entwickelungsgeschichtlicher
Arbeiten, von denen zunächst eine grössere Anzahl, theilweise
recht umfangreicher Publicationen über die Entwickelung
des Thränennasenganges und der Nasenhöhle bei
Amphibien und amnioten Wirbelthieren (1876 — 1883)
zu erwähnen sind. Diese Arbeiten enthalten zum ersten Male
eine genaue Beschreibung der Entwickelung des Geruchsorganes
in den einzelnen Vertebratenklassen, und zwar auf Grund von
Plattenmodellen, die durch eine von ihm selbst erfundene und
hier zum ersten Male erfolgreich angewandten Modellirtechnik
gewonnen wurden. Sie gaben eine Fülle von neuen Thatsachen
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144
und fruchtbaren Gedanken. Die erste, welche als Habilitations-
schrift publicirt wurde, lehrte ein neues Organ der Amphibien,
den Thränennasengang, kennen, und beschreibt genau die
Entwickelung der Nasenhöhle und ihrer Knorpelkapsel bei
Anuren und Urodelen. Die Untersuchungen bei höheren
Wirbelthieren — für die Säuger hat sie Legal unter Born's
Leitung ausgeführt — ergaben interessante Gesichtspunkte für
die Entstehung des Thränenkanals bei Reptilien, Vögeln und
Säugern, der als solide Epithelwucherung (nicht, wie bis dahin
angenommen wurde, als zunächst offene Rinne) sich vom
Mutterboden abschnürt und in verschiedenem Grade durch
weiteres Aussprossen die Thränenröhrchen liefert. Ein Lumen
entsteht erst später durch Auseinanderweichen der Zellen.
Gleichzeitig wurde die Entwickelung der Nasenhöhle und des
Jacobson' sehen Organ es so ausführlich dargelegt, dass seitdem
keine eingehendere Beschreibung der Verhältnisse sich nöthig
gemacht hat. Dabei wurde zum ersten Male darauf aufmerksam
gemacht, dass bei der Ringelnatter nicht der Oberkieferfortsatz,
sondern der äussere Nasenfortsatz sich mit dem inneren
Nasenfortsatz zur Bildung des Bodens der Nasenhöhle vereinigt.
In dieselbe Zeit (1879) fallt auch eine mit Professor
C. Hasse gemeinschaftlich unternommene Untersuchung über
die Morphologie der Rippen. Gestützt auf ausgedehnte
Untersuchungen über die Entwickelung des Achsen skeletts der
höheren Wirbelthierklassen gelangten Hasse und Born zu
dem wichtigen Resultat, dass in Uebereinstimmung mit gleich-
zeitigen Beobachtungen von E. Fick an Tritonen, die Rippen
selbständige Bildungen des intermuskulären Bindegewebes der
Myomeren sind, die erst bei fortschreitendem Wachsthum mit
dem Achsenskelett und zwar mit den gleichfalls selbständig
entstehenden Querfortsätzen in Verbindung treten; dass ferner
die Knorpel der Rippen zunächst in der Nähe der Wirbelkörper,
aber unabhängig von ihnen, auftreten und die Verknorpelung
des Septums dann ventralwärts fortschreitet.
Im Jahre 1883 brachte Born eine weitere höchst be-
deutungsvolle Arbeit zum Abschluss über die Derivate der
embryonalen Schlundspalten und Schlundbogen.
Diese Untersuchungen, die an Schweinsembryonen vorge-
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nommen wurden, förderten wiederum mancherlei neue und
vielfach grundlegende Thatsachen zu Tage. Von den mancherlei
zahlreichen Einzelbefunden ist vielleicht als wichtigster die
Entdeckung hervorzuheben, dass die Entwicklung der
Thyreoidea keine einheitliche ist, sondern dass sie aus dem
Zusaminenfliessen zweier ursprünglich räumlich getrennter und
histologisch verschiedener Bestandteile, eines paarigen und
eines unpaarigen, hervorgeht, und zwar so, dass der letztere,
median gelegene, als eine Einwachsung des Epithels am Boden
der Mundhöhle entsteht, während die seitlichen paarigen Theile
jederseits aus dem Epithel einer Kiemenspalte, wahrscheinlich
der vierten, sich anlegen. Daneben wurde die Anlage der
Thymus als eine selbständige hohle Ausstülpung des Bodens
der Mundhöhle zwischen den dritten Kiemenspalten gedeutet,
welche Annahme sich allerdings später als irrthümlich erwies.
In dieses erste Decennium Born's wissenschaftlicher
Thätigkeit fallen nun auch bereits die ersten Versuche der
Anwendung der ihm schon als Student besonders
liebgewordenen experimentellen Methode der Physio-
logie auf die Morphologie, und in der That trügt die
Mehrzahl seiner späteren Arbeiten den Charakter des morpho-
logischen Experiments und der causalen Forschung. Es unter-
liegt wohl keinem Zweifel, dass, abgesehen von dem Born
innewohnenden selbständigen Trieb zu einer derartigen
Forschungsrichtung, er gleichzeitig auch durch die Cooperation
mit Prof. W. Roux, dem damaligen Leiter des entwickelungs-
geschichtlichen Instituts in Breslau, dessen Nachfolger er
später wurde, er vielfach fördernde Anregung auf diesem
Arbeitsgebiet erhielt. Haben doch Roux's entwickelungs-
mechanische Studien in weiteste Kreise der Fachgenossen
hinein anregend gewirkt, und, wenn auch nicht gerade eine
durchaus neue biologische Forschungsmethode, so doch jeden-
falls eine wohlgegründete Basis für causal-analytische Be-
trachtungsweise und experimentelle Inangriffnahme morpho-
logischer Probleme geschaffen.
So unternahm Born schon im Jahre 1870 eine Reihe
origineller Versuche, um Eier von Salamandra maculata
ausserhalb des Leibes der Mutter aufzuziehen, und
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14Ö
zwar zum Theil mit gutem Erfolg. Er übertrug die dem
Mutterthier entnommenen Embryonen von 9—10 mm Länge in
physiologische Kochsalzlösung, und gelang es ihm auf diese
Weise, unter Anwendung besonderer Vorsichtsmassregeln, die-
selben mehrere Wochen hindurch zur Weiterentwickelung zu
bringen.
Danach bestrebte Born sich von 1879—1882 als Erster,
die schwierige Frage nach der Ursache der Geschlechts-
bestimmung durch methodisch angestellte Experimente zu
lösen. Er bediente sich zu diesen Zwecken künstlich be-
fruchteter Eier von Rana fusca und variirte in parallelen Ver-
suchsreihen verschiedene Momente, nämlich Grössen- und
Altersverhältnisse der Eltern, und Temperatur, Beleuchtung
und Ernährungsweise, bei welcher die Larven aufwuchsen.
Die erhoffte Wirkung blieb jedoch aus, indem sich ergab, dass
in allen Versuchsaquarien fast lauter Weibchen (circa 95 pCt.)
und keine sicheren Männchen vorhanden waren. Ein irgendwie
bestimmender Einfluss gewisser Entwickelungsbedingungen auf
die Geschlechtsdifferenzirung wurde bei diesen Versuchen nicht
offenbar. Bemerkenswerth war jedoch, dass in einem einzigen
Aquarium, das bei der Aufstellung verschlammt und dann ver-
nachlässigt wurde, sich 28 pCt. sichere Männchen entwickelt
hatten. Born schloss aus dieser überraschenden Erscheinung,
dass der Schlamm mit seinem Gehalt an mikroskopischen
Organismen die geeignetste und naturgemässeste Nahrung der
Froschlarven ist, und dass die inadaequate Nahrung in den
übrigen Aquarien die Bildung von Männchen verhindert hat.
Und somit schien es ihm wahrscheinlich, dass eine Beein-
flussung des Geschlechts noch nach der Befruchtung
möglich sei. Wenngleich nun diese durch drei Jahre mit
unermüdlicher Geduld fortgesetzten Versuche Born nicht zu
dem gewünschten Ziele geführt hatten, so bleibt ihm doch das
Verdienst, auch andere hervorragende Forscher wie Pflüger
und 0. Hertwig zu ähnlichen" Versuchen angeregt zu haben.
Trotzdem haben uns alle Versuche der Lösung der vorliegenden
Frage bisher kaum näher gebracht. Das Problem der Ursache
der Goschlechtsbestimmung harrt heute noch seiner Lösung.
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In den folgenden drei Jahren finden wir Born nach dem
Vorgange von Pf lüg er beschäftigt mit Versuchen über
Bastardirung zwischen einheimischen Anurenartent
wobei im Einzelnen wieder manche interessante und biologisch
wichtige Ergebnisse erzielt wurden. Zur Kreuzung verwandt
wurden Rana arvalis, Rana fusca, Rana esculenta, Bufo varia-
bilis und Bufo cinereus, und zwar in den verschiedensten
Combinationen. Die Resultate waren theils positiv, theils
negativ. Die besten positiven Ergebnisse gaben Kreuzungen
zwischen Rana fusca J und Rana arvalis sowie zwischen
Bufo variabilis ö* und Bufo cinereus die Eier furchten sich
in regelmässiger Weise, und die Embryonen Hessen sich bis
zum Ausschlüpfen aufziehen. Es stellte sich dabei heraus,
dass, wie schon Pflüger angegeben hatte, das Gelingen der
Bastardirung ganz besonders davon abhängt, dass die benutzten
Thiere sich auf der Höhe der Brunst befinden und die Samen-
flüssigkeit eine hohe Concentration besitzt. Anderenfalls trat
überhaupt keine Befruchtung ein, oder die Furchung verlief in
ganz unregelmässiger Weise („Barockfurchung") und führte zu
rascher Decomposition des Eies. Ausserdem konnte Born die
interessante Thatsache constatiren, dass eine Bastardirung um
so leichter und sicherer gelingt, je weniger die Spermatozoen
der beiden verwandten Arten in Form und Dimensionen von
einander abweichen. Die Art der Mischung der väterlichen
und mütterlichen Charaktere in den aufgezogenen Bastarden
war eine sehr ungleiche.
Diese Bastardirungsversuche wurden im Jahre 1894 unter
Born's Leitung durch seinen Schüler W. Gebhardt fort-
geführt und besonders dadurch erweitert, dass Gebhardt
durch Untersuchung von Schnittserien durch Bastardeier
zwischen Rana esculenta und Rana arvalis die inneren, nicht
ganz normal verlaufenden und zum frühzeitigen Absterben der
Eier führenden Vorgänge während der Furchung und Gastru-
lation uns kennen lehrte.
Als Roux und Pflüger im Jahre 1883 unabhängig von
einander ihre bekannten analytisch-morphologischen
Experimente an Froscheiern angestellt hatten, wandte
sich auch Born derartigen Versuchen zu und unterzog zu-
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US
nächst Pflüger's Experimente über die Einwirkung der
Schwerkraft auf die Richtung der Zelltheilung einer
eingehenden Nachprüfung. Pflüger hatte nämlich gezeigt,
dass, wenn durch geeignete Mittel das Froschei in abnorme
Zwangsstellung gebracht wird, so dass die Eiachse mit der
Senkrechten einen Winkel bildet, die erste Furche nicht wie
im regulären Falle in der Mitte des dunklen Poles auftritt,
sondern durch den jeweilig höchsten Punkt des Eies geht und
die erste Furchungsebene immer senkrecht steht. Die Ursache
für diese merkwürdige Erscheinung glaubte Pflüger in einer
directen, richtenden Wirkung der Schwere auf die Theilung
des Eies suchen zu müssen.
Born konnte nun zunächst durch seine eigenen Experi-
mente die Beobachtungen Pflügers in vollem Umfange be-
stätigen, ergänzte sie aber sehr wesentlich dadurch, dass er die
Versuchseier später in Schnitte zerlegte, um einen Einblick in die
innere Structur derselben unter diesen abnormen Stellungs-
verhältnissen zu gewinnen. Hierbei machte er die äusserst
wichtige Entdeckung, dass bei aus ihrer Gleichgewichtslage
gebrachten Froscheiern die verschieden schweren Dotter-
substanzen eine derartige Umordnung erfahren, dass der
specifisch leichtere Bildungsdotter und mit ihm der stets ex-
centrisch gelegene Eikern unter dem seitlich verschobenen
schwarzen Polfeld hinwegziehen und sich senkrecht unter dem
jeweilig höchstgelegenen Punkt der Eioberfläche einstellen.
Durch diese Beobachtung wurde Born zu dem bedeutungs-
vollen Schlüsse geleitet, dass es sich bei jenen Erscheinungen,
die Pflüger an dem in Zwangslage befindlichen Froscheie
kennen gelehrt hat, nicht um eine directe Einwirkung
der Schwere, sondern um eine indirecte handelt, die
dieselbe vermöge der eigentümlichen Anordnung
und Beschaffenheit der verschieden specifisch
schweren Eibestandtheile an dem sich entwickeln-
den Froschei hervorzurufen vermag.
Der Umstand ferner, dass aus Eiern, die sich unter der-
artigen Umständen entwickelten, vollständig normale Quabben
hervorgingen, Hess Born darauf hinweisen, dass solche Er-
fahrungen für jene Theorie der Vererbung, nach welcher eine
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möglichst frühzeitige, specielle und örtlich feste Austheilung
des Eimaterials je nach seiner zukünftigen Bestimmung statt-
findet, nur wenig günstig sind.
Aus demselben Jahre stammt eine andere analytisch-
morphologische Arbeit; nämlich ein Versuch, die Hypothese
der Erzeugung von Doppelbildungen durch Ein-
dringen von zwei Samenkörperchen am Froschei
experimentell zu prüfen. Es gelang durch künstliche,
vierzehn Tage nach normaler Laichzeit vorgenommene Be-
fruchtung der Eier eines Froschweibchens, das längere Zeit
in Gefangenschaft gehalten war, zwölf ausgeprägte Doppel-
missbildungen (Duplicitas anterior) zu erhalten, ein Befund,
der bei der ausserordentlichen Seltenheit von Doppelembryonen
aus der Klasse der Amphibien an und für sich von grossem
Interesse ist. Berne rkenswerth war ausserdem, dass kaum
Zweidrittel des gesammten Geleges sich überhaupt entwickelte
und von diesen noch ein grosser Theil in abnormer Weise.
Ein derartiges Verhalten Hess Born die Ansicht gewinnen,
dass, ähnlich wie bei Beobachtungen von Fol an Echinodermen,
auch hier die Eier durch „Ueber reife" (Gefangenleben des
Mutterthieres und Befruchtung nach Ablauf der Laichzeit) ge-
schwächt und zu Polyspermie geneigt waren. So konnte es
kommen, dass ein Theil der Froscheier sich gar nicht mehr
entwickelte, ein anderer in abnormer Weise, und dass eine
beschränkte Anzahl endlich in Folge des Eindringens zweier
Spermatozoen Doppelbildungen lieferte. Einen positiven Be-
weis aber für die letztere Annahme konnte auch Born noch
nicht erbringen.
Erwähnt sei auch gleich hier eine weitere Beobachtung
Born's über die Furchung des Eies bei Doppelbil-
dungen aus dem Jahre 1887.
Die Untersuchungen wurden an künstlich befruchteten
Hechteiern vorgenommen und genaueste Notizen über den
Ablauf der Furchung und die weitere Entwickelung der Eier
gemacht. Dabei stellte sich zunächst heraus, dass in vielen
Fällen von Abnormität der ersten Furche sich gleichwohl ein
einfacher Embryo bildete; nur zweimal gingen aus vielen
Hunderten derartiger Fälle Doppelbildungen hervor. Born
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konnte im Gegentheil auf Grund einer stattlichen Anzahl von
Beobachtungen den wichtigen Satz aufstellen, dass diejenigen
Eier, welche zu Doppelbildungen werden, eine ebensolche ein-
fache und regelmässige erste Furche bilden, wie diejenigen,
aus denen ein einfacher Embryo hervorgeht. (In ähnlicher
Weise war allerdings dieser Satz schon bei einer früheren
Gelegenheit von Roux formulirt worden.) Born nimmt dem-
entsprechend an, dass die erste Theilung des Eies in
solchen Fällen die Quantitäten des Mutterkernes
halbirt und congruent ordnet, während die zweite
Theilung das Material symmetrisch ordnet.
Im Jahre 1803 und 1894 machte Born, angeregt durch
gleichartige Versuche von Roux und Pflüger Compressions-
versuche an Froscheiern, um an der Lösung der Frage
nach der Beziehung der Furchungsrichtungen und Furchungs-
zellen zu den Hauptrichtungen und Haupttheilen des Embryo
unter abnormen Verhältnissen mitzuwirken.
Es wurden Eier von Rana fusca oder arvalis zwischen
Glasplatten comprimirt und zwar entweder parallel zu ihrer
Achse oder senkrecht dazu. Derartig montirte Eier wurden
dann künstlich befruchtet und die Glasplatten je nachdem so
in Wasser aufgestellt, dass die primäre Eiachse stets senkrecht
stand. In allen Fällen wurden typische Abweichungen
der Furchungsrichtungen beobachtet. Diese Abweichungen
nun führte Born nicht auf den primären Einfluss des Druckes
resp. der Richtung desselben zurück, sondern lediglich auf
die durch den Druck gesetzten Formveränderungen des Ei-
protoplasmas zurück, und zeigte, dass auch unter diesen
abnormen Entwickelungsbedinj^ungen, die Einstellungen der
Kernspindeln und der sich daraus ergebende Verlauf der
Furchungsebenen den von 0. Hertwig aufgestellten Regeln
folgt, wonach einerseits der Kern während der Theilung stets
die Mitte seiner Wirkungssphäre (eigentliches Protoplasma)
einnimmt, und die Kernspindeln sich so einstellen, dass die
beiden Pole der Theilungsfigur in der Richtung der grösstcn
Protoplasmamasse zu liegen kommen.
In einer späteren Versuchsreihe wurden die die Eier
comprimirenden Platten so aufgestellt, dass die primäre Ei-
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achse entweder horizontal oder in einem Winkel zur Senk-
rechten zu liegen kamen. Es traten dann zunächst die
bekannten, schon früher von Born beschriebenen Strömungs-
erscheinungen im Inneren des Eies ein, indem die
schwerere Masse des weissen Nahrungsdotters an der einen
Seite absinkt, das pigmentirte leichtere Protoplasma an der
anderen Seite aufsteigt. Der Verlauf der Furchungen und
ersten Entwickelung derartig in Zwangslage befindlicher Eier
führte Born zu folgenden Schlüssen:
1. Der Urmundanfang liegt im Strömungsmeridian und
zwar an der Seite desselben, an welcher das helle Feld
abgesunken ist, ziemlich genau am höchsten Punkte des
durchgefurchten hellen Feldes.
2. Die durch die Strömung des Dotters gesetzte bilaterale
Symmetrie des Eies fixirt die Medianebene des Embryo;
die Richtung, in welcher die ersten Theilungen des
Eies erfolgen, wird durch die Form des Bildungsdotters
bestimmt und hat durchaus keine Beziehungen zur Lage
der Medianebene. Hierdurch ist jedoch nicht ausge-
schlossen, dass in anderen Fällen, vor allen Dingen bei
normalen Verhältnissen, erste Furche und Modianebene
zusammenfallen, wie Roux vorher gezeigt hatte.
Die vieldiscutirte Frage nach der Bedeutung der
Furchung für die Organisation des zukünftigen Em-
bryo, ob durch die Theilung des Eies die Anlagesubstanz
qualitativ gesondert wird (Roux* Princip der organbildenden
Keimbezirke) oder nicht (0. Hertwig, Driesch u. a.) konnte
auch durch Born's Versuche nicht entschieden werden. Man
gewann daraus die Ueberzeugung, dass dies Thema mit den
bisher angewandten Methoden nicht erschöpfend behandelt
werden konnte.
Den vielleicht grössten und bedeutungsvollsten Erfolg auf
entwickelungsmechanischem Gebiete brachten ihm endlich seine
in den Jahren 1 894/95 angestellten Verwachsungsversuche
an Amphibienlarven.
Die aufsehenerregenden Resultate dieser Experimente be-
dürfen ihrer Originalität wegen sowohl als besonders wegen
der sich daraus ergebenden, für die Entwickelungsmechanik
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15ä
so hochwichtigen Folgerungen noch einer etwas eingehenderen
Darstellung.
Fussend auf den Erfahrungen früherer Beobachter (Fraisse,
Roux, Barfurth) über das ausgezeichnete Wundheilungs-
vermögen junger Amphibienlar\ren, besonders in physiologischer
Kochsalzlösung, stellte Born zunächst eine Reihe von Versuchen
an über das Verhalten abgetrennter Stücke junger
Froschlarven (besonders Rana arvalis und esculenta) und
beobachtete, dass derartige Theilstücke — häufig ohne Herz,
Blut und Gefässe — auf Kosten ihres Dotterbesitzes im Wachs-
thum und Entwickelung fortfahren.
„Dabei stellte sich mit vollkommener Evidenz heraus,
dass die Entwickelung jedes Organes bis zur Schnitt-
fläche, so gut wie bei der normalen Larve, fortschreitet,
mag sie liegen wie sie will Es spricht dies
für ein hochgradiges Selbstdiflferenzirungsvermögen der
Theile unserer Larven im Sinne Roux'; eine wesent-
liche Beeinflussung der Entwickelung durch den Wegfall
der normalen Nachbarschaft (Correlation) ist nicht er-
weisbar Von unserem Anfangsstadium an ge-
schieht die Entwickelung unserer Froschlarven, also
wesentlich nach den Principien der Mosaiktheorie."
Nach diesen Erfahrungen wurden dann unter geeigneten
Vorsichtsmaassregeln Versuche angestellt, um Theilstücke
von Froschlarven einer Art oder auch verschiedener
Arten an ihren Schnittflächen zu gegenseitiger Ver-
wachsung zu bringen, und zwar mit überraschendem
positiven Erfolg. In diesen Verwachsungslarven, also künstlich
hervorgebrachten Einfachbildungen sowie Doppelbildungen der
verschiedensten Art, entwickelte sich nun jedes Theilstück
selbständig weiter unter vollständig normaler Differenzirung
seiner Gewebe und Organe. Ja, die Verwachsung der Compo-
nenten war in vielen Fällen nicht nur eine anatomische,
sondern auch eine physiologisch-functionelle, worauf dann die
Organe beider Stücke so zusammenarbeiteten, wie die einheit-
lichen Organe einer normalen Larve. Born konnte hieraus
folgenden hochbedeutsamen Schluss ziehen:
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153
„Das Individuum (die Person) ist nicht gebunden
an die Abstammung von einem Ei — auch Theilstücke
zweier Larven, die von verschiedenen Eiern abstammen,
können sich zu einem vollkommenen Wirbelthiere ver-
einigen; — die überschüssigen Theile ändern daran nichts.
Wir haben unum vivum ex duobus ovibus, oder, was
richtiger und wichtiger ist, einen einheitlichen Organis-
mus aus zwei Eiern hergestellt/4
Im Einzelnen bietet die aus diesen Versuchen hervor-
gegangene, mit werthvollem Beweismaterial an Schnittserien,
Reconstructionen und Photographien so reich ausgestattete
Arbeit (1896) Born's noch eine Fülle biologisch höchst
wichtiger Thatsachen und zu weitere Forschung anregender
Hinweise, auf die näher einzugehen, mir an dieser Stelle leider
versagt ist. Die weittragende Bedeutung des Gesammtergeb-
nisses dieser Experimente wurde von Born selbst in folgendem
Satze zusammengefasst:
„Die Entwickelung beruht von unserem Ausgangs-
stadium an wesentlich auf SelbstdifTerenzirung der ein-
zelnen Theile; ein correlativer Einfluss der Nachbarschaft,
wie des Ganzen lässt sich nirgends erkennen — weder
negativ noch positiv; die Entwickelung entspricht also
von unserm Ausgangsstadium an durchaus der Mosaik-
theorie Roux'; die organbildenden Keimbezirke (His.)
sind ausgetheilt."
Neben diesen hier im Zusammenhang aufgeführten experi-
mentellen und analytisch-morphologischen Arbeiten entstanden
gleichzeitig noch solche histologischen und entwickelungs-
geschichtlichen Inhalts, die zum Theil von ihm selbst, zum
anderen Theil unter seiner Leitung von seinen Schülern aus-
geführt wurden.
Besonders hervorzuheben sind hier die grundlegenden
Untersuchungen über die Entwickelung des Säugethier-
herzens (1888 — 1889) und Beobachtungen über Ei-
structur, Eireifung (1892— 1894), Befruchtung und
erste Entwickelungsvorgänge. Die so unendlich compli-
cirten Verhaltnisse in der Herzentwickelung wurden durch
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154
Born zum ersten Male in durchaus einwandsfreier Weise mit
Hilfe der Plattenmodellirung dargestellt, wodurch von früheren
Angaben wesentlich abweichende Resultate erzielt wurden.
Auch über die Defecte der Herzscheidewände schafften diese
Befunde mancherlei Aufklärung.
Die Arbeiten über Reifung des Amphibieneies (1 892)
und Structur des Keimbläschens im Ovarialei von
Triton taeniatus (1894) sind zu reich an Einzelheiten, als
dass es der Platz hier erlaubte, darüber im Zusammenhange
zu berichten. Sie gehören jedenfalls zu dem Besten, was auf
diesem Gebiete geliefert worden ist.
Zum Schluss haben wir noch Born's vielseitiger Ver-
dienste um die mikroskopische Technik zu gedenken.
Neben zahlreichen technischen Hinweisen in den meisten
seiner Arbeiten und verschiedenen kleineren mikroskopischen
Hilfsapparaten, die z. Th. nicht einmal publicirt sind, ist vor
Allem die von ihm erfundene und wiederholt verbesserte
Reconstructionsmethode, die Platte nmodellirmethode her-
vorzuheben. Die Reconstructionsmethoden waren aus dem
Bedürfniss hervorgegangen, kleinste in Serienschnitte zer-
legte Embryonen oder einzelne Organe derselben unter
geeigneter Vergrösserung im Ganzen zu reproduciren, um
sie so unserer Anschauung zugänglicher zu machen. Schon
verschiedene Versuche waren in dieser Richtung gemacht
worden, ohne jedoch das Ziel in wünschenswerther Voll-
kommenheit zu erreichen. Es blieb der Erfindungsgabe
Born's vorbehalten, eine Methode auszuarbeiten, die eine
durchaus fehlerfreie, mechanische Uebertragung des mikro-
skopisch Kleinen ins Makroskopische ermöglichte. Das Wesen
dieser Methode besteht nun darin, dass die Contouren der
einzelnen Schnitte einer lückenlosen Mikrotomserie, etwa eines
Embryo, bei einer bestimmten Vergrösserung der Reihe nach
auf Wachsplatten von entsprechender Dicke gezeichnet, die
Wachsplatten alsdann ausgeschnitten, in der Reihenfolge der
Serie übereinandergeschichtct und schliesslich an ihren Rändern
vermittelst eines erhitzten Eisens miteinander zu einem Ganzen
verschmolzen werden. Das Schwierigste in der Ausarbeitung
der Methode war jedenfalls, die nöthigen Anhaltspunkte zu
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155
gewinnen, nach denen die Wachsplatten derartig übereinander
geschichtet werden konnten, dass alle Krümmungen und
Windungen des Objects in gleicher Orientirung im Räume
sich am Modelle wiederholten. Auch hier führte Born's
unermüdliche Geduld nach zahlreichen Versuchen endlich zum
Ziele. Es war die Anlage einer sogenannten „Richtebene"
an dem das zu schneidende Object einschliessenden Parafifin-
block, das diesen Anforderungen genügte. Es ist unmöglich,
hier auf weitere technische Einzelheiten in der Herstellung
dieser Ebene und deren spätere Verwendung beim Zusammen-
setzen des Modelles einzugehen. Erwähnt möge nur sein, dass
besonders in diesem Punkte die Methode von Jahr zu Jahr
Verbesserungen erfuhr, bis sie schliesslich im Jahre 1898 unter
gleichzeitiger Mitwirkung von Dr. K. Peter zu ihrer heutigen
Vollkommenheit gebracht wurde.
Die Erfindung der Plattenmodellirmethode ist eine der
anatomischen und speciell entwickelungsgeschichtlichen For-
schung zu unschätzbarem Nutzen gereichende Leistung, die
wir Born nicht genug danken können. Ihr, in Gemeinschaft
mit dem Microtome, sind nicht zum Mindesten die grossen
Fortschritte der Entwickelungsgeschichte in den letzten De-
cennien zuzuschreiben; und beide Methoden werden für
alle Zeiten unentbehrliche Hilfsmittel der morphologischen
Forschung bleiben.
Schreiber Dieses hat in vorstehender üebersicht von Born's
wissenschaftlicher Thätigkeit in Anpassung an den zur Ver-
fügung stehenden Raum sich möglichster Kürze befleissigt.
Möge es ihm dennoch gelungen sein, auch durch diese frag-
mentarische Darstellung dem Leser die gewünschte Vorstellung
von dem nach aussen und innen so reichen und fruchtbarem
Leben des Verstorbenen zu geben.
Nicht minder wie sein Schaffen als Forscher war seine
2ojährige Lehrthätigkeit von idealem wissenschaftlichen Ernst
durchdrungen, reich an Anregungen und reich an Erfolgen.
Born verstand es, seine Schüler nicht nur mit werthvollen
Kenntnissen auszurüsten, sondern sie auch tiefer in den Geist
seiner Wissenschaft einzuführen, sie dieselbe lieben und
schätzen zu lehren. Das Gefühl tiefempfundener Dankbarkeit
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156
für solche Mitgift für Beruf und Leben wird seine Schüler
niemals verlassen.
Der Tod hat ihn inmitten eifrigsten Schaffens überrascht
und manche Pläne, manche gedankenreichen und vielver-
sprechenden Untersuchungen blieben unvollendet. Die letzte
Saat jedoch, die Born's fruchtbarer Geist noch kurz vor
seinem Ende ausstreute, hat ihn selbst überlebt! Noch heute
arbeiten Schüler unter seiner Inspiration und schaffen zu
seiner Ehre und seinem Andenken an der Fortführung werth-
voller Untersuchungen, die auf seine Anregung in's Werk
gesetzt waren.
Die anatomische Wissenschaft hat in Gustav Born einen
vielseitig veranlagten, erfolgreichen Förderer verloren. Er hat
sich als Forscher und Lehrer ein bleibendes Denkmal gesetzt;
und seinem Amtsnachfolger wird als besonders ehrenvolle
Aufgabe am Herzen liegen, das Andenken Born's an der
Stätte seines einstigen Wirkens stets lebendig zu erhalten.
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Inhalts- Verzeichniss.
I. BehOrden der Universität. Seite
1. Curatorium 3
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1900 3
b. Winter-Semester 1900/1901 4
II. Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle 5
2. Bernfungen an andere Universitäten oder in andere
Stellungen, Ruhestands-Bewilligiingen etc 5
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen 6
2. Ernennungen 7
3. Habilitationen 7
C. Beurlaubungen 8
D. Auszeichnungen 8
E. Sonstige Veränderungen !>
III. Beamte der Universität (Akademische Verwaltung) 10
IV. Anstalten und Commlssionen der Universität.
1. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek 11
b. Das akademische Lese-Institut 12
c. Seminare.
1. Das evangelisch-theologische Seminar 13
2. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen
Facultat II
3. Das katholisch-theologische Seminar 14
4. Das juristische Seminar 17
5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar . . 18
Ct. Das historische Seminar 18
7. Das kunsthistorische Seminar 20
8. Das philologische Seminar 20
9. Das archäologische Seminar 21
10. Das germanistische Seminar 21
11. Das romanisch-englische Seminar 22
12. Das slavisch-philologiscbe Seminar 23
13. Das geographische Seminar ... 24
14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 24
15. Das philosophische Seminar 25
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15S
Seite
d. Die Kunst-Institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (archäologisches
Museum) 46
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst-
geschichte 27
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 28
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Cabinet 32
2. Die Sternwarte 34
3. Das chemische Institut 35
4. Das pharmaceutische Institut 37
5. Das mineralogische Museum und Institut .... 38
5 a. Die geologisch - paläontologische Abtheilung des
mineralogischen Museums (geologisch • paläontolo-
gisches Institut) 40
6. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 42
7. Das pflanzen-physiologische Institut und das botanische
Museum 45
8. Das zoologische Institut und Museum 46
f. Landwirtschaftliche Institute.
L Allgemeines 49
II. Specielles 50
a. Das Institut für landwirtschaftliche Fflanzen-
productionslehre 50
b. Das Institut für landwirtschaftliche Thierproduc-
tionslehre und Veterinärkunde 52
c. Das agricultur-cheinische und bacteriologiscbe
Institut 53
d. Das landwirthschaftlich-technologische Institut 54
e. Der culturtechnische Apparat 55
>
K. Theoretische Institute der medicinischen Facultät.
1. Das anatomische Institut 56
2. Das physiologische Institut 56
3. Das pathologisch-anatomische Institut 58
4. Das pharmakologische Institut 60
5. Das hygienische Institut 60
h. Klinische Institute.
1. Die medicinische Kliuik und Poliklinik 61
2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 63
3. Die Klinik für Augenkranke 65
4. Die Frauenklinik und Poliklinik 69
5. Die KUnik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten 71
6. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven-
krankheiten 76
7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten 78
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1511
Seite
8. Die Klinik und Poüklinik für kranke Kinder ... 79
9. Das provisorische zahnärztliche Institut 81
2. Die Professoren-Wittwen und Waisen- Versorgungs-Anstalt 84
3. Die Hilfskasse bei der Universität zur Unterstützung von
Hinterbliebenen der Docenten und Beamten 85
4. Honorar* und Stundungswesen 86
5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.
a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 86
b. Stipendien-Fonds 87
6. Kranken» und Begräbniss-Kasse für Studirende.
au Die Studenten-Kranken-Kasse 99
b. Die Studenten-Begräbniss-Kasse 100
T. Akademische Gmndstflcke und Kapitalien.
1. Grundstücke 100
2. Kapitalien 101
Tl. Wichtigere Minister!»! -Erlasse, Curatorlalschrelben und
Senatsbesrhlüsse.
1. Für die Universität überhaupt.
a. Hinisterial-Erlasse und Curatorialschreiben . ... 102
b. Senats-Beschlüsse 105
2. Für die einzelnen Facul taten.
Hinisterial-Erlasse 106
TII. Universit&ts-Ereignlsse, Feierlichkeiten, Programme,
Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse . 107
2. Programme (sind nicht erschienen) 109
3. Adressen 109
Till. Studirende.
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1900 114
Winter-Semester 1900/1901 115
2. Beteiligung an den Vorlesungen 116
3. Lösungen von Preisaufgaben 120
4. Verbindungen und Vereine 121
5. Akademische Disciplin 122
IX. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 123
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 123
X. Nekrologe.
Professor Dr. Paul Scholz 131
- Walter von Funke 136
. Gustav Born 140
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Chronik
rfer
Lglichen TJniversitä
zu Breslau
fOr «las h\\u
vom I- April 1901 bis 31. März 1902.
Ja h ro\-i n o- l r>.
Breslau.
l>rn<k von Grass, Rartli \- C.wn|,. (VV. Friedrich.)
Chronik
der
Königlichen Universität
zu Breslau
für das Jahr
vom I. April 1901 bis 31. März 1902.
Jahrgang 16.
Breslau.
Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)
1902.
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I. Behörden der Universität.
1. Curatorium.
(Wie bisher.)
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1901.
Rector: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Flügge;
Prorector: Prof. Dr. J. Parts ch;
Universitäts- Richter: Ober -Regierungs- Rath, Director des
Provinzial-Schul-Collegiums Dr. Mager;
Decane:
der katholisch -theologischen Facultät: Professor Dr.
Krawutzcky,
der evangelisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Arnold,
der juristischen Facultät: Geh. Justiz -Rath Prof. Dr.
Leonhard,
der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Fi lehne,
der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Kaufmann.
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Rosanes,
Geh. Justiz-Rath Prof. Dr. Fischer,
Prof. Dr. Schaefer,
Prof. Dr. Jörs,
Prof. Dr. Hintze,
Prof. Dr. Wrede.
b. Winter-Semester 1901/02.
Rector: Prof. Dr. Hillebrandt;
Prorector: Geh. Med.-Rath Prof. Dr. Flügge;
Universitäts-Richter: Ober-Reg.-Ralh, Director des Provinzi;»l-
Schul-Collegiums Dr. Mager;
l*
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4
Decane:
der evangelisch-theologischen Facultät: Consistorial-Rath
Prof. Dr. Kawerau,
der katholisch-theologischen Facultät: Prof. Dr. Schaefer,
der juristischen Facultät: Geh. Justiz -Rath Prof. Dr.
Fischer,
der medicinischen Facultät: Prof. Dr. Hürthle,
der philosophischen Facultät: Prof. Dr. Wolf.
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Rosanes,
Prof. Dr. Vogt,
Prof. Dr. Jörs,
Prof. Dr. Cornill,
Prof. Dr. Holdefleiss,
Prof. Dr. Pohle.
IL Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle.
Am 10. Februar 1902 verstarb der Lehrer am academischen
Institut für Kirchenmusik, Königliche Musikdirector Professor
Dr. Julius Schaeffer.
Näheres hierüber enthält der unter Anschnitt X beigefügte
Nekrolog.
2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere
Stellungen, Ruhe Standsbewilligungen etc.
Der Privatdocent in der juristischen Facultät Dr. Richard
Schott ist in Folge seiner Ernennung zum ausser-
ordentlichen Professor an der Universität in Jena,
der Privatdocent in der medicinischenFacultät Dr. Heinrich
Kionka in Folge seiner Ernennung zum ausserordent-
lichen Professor und Director des pharmakologischen
Instituts an derselben Universität mit Schluss des
Sommer-Semesters 1901 und
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5
der Privatdocent in letzterer Facultät Prof. Dr. Max
Ne isser nach längerer Beurlaubung im Februar 1902
ausgeschieden;
der ausserordentliche Professor in der philosophischen
Facultät Dr. Adolf Heydweiller ist mit Beginn des
Sommer-Semesters 11)01 zum ordentlichen Professor an
der Akademie in Münster ernannt worden;
der Privatdocent in derselben Facultät Dr. Emil Bose
ist in Folge seiner Habilitation an der Universität in
Göttingen nach Schluss des Sommer- Semesters 1901
ausgeschieden ;
der Lector der englischen Sprache Dr. Frank H. Pughe
ist mit Beginn des Winter- Semesters 1901/02 zur Uni-
versität Wien übergetreten.
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen.
a. In der juristischen Facultat:
Der seit dem Sommer- Semester 1899 mit Halten von
Vorlesungen beauftragte Gerichts-Assessor Dr. Ernst
Jacobi ist zum ausserordentlichen Professor ernannt
worden.
b. In der philosophischen Facultät:
Der bisherige Lector der Thierheilkunde zu Jena, Medicinal-
Assessor Dr. Otto Künnemann ist zum ausserordent-
lichen Professor ernannt und mit der Leitung der Thier-
klinik beauftragt,
der bisherige Privatdocent zu Halle Dr. Ernst Neumann
ist zum ausserordentlichen Professor und
der Lehrer Ralph G. Watkin aus Süd-Wales in Eng-
land ist zum Lector der englischen Sprache ernannt
worden.
2. Ernennungen innerhalb des Lehrkörpers.
Der ausserordentliche Professor in der katholisch -theolo-
gischen Facultät Dr. Nürnberger ist zum Ordinarius
ernannt worden.
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3. Habilitationen.
Als Privatdocenten habilitirten sich:
a. in der katholisch-theologischen Facultät:
Dr. Franz Triebs am 8. März 1002 für Kirchenrecht;
b. in der juristischen Facultät:
Dr. Fritz Klingmüller am 16. Juli 1901 für Civilprozess,
römisches und bürgerliches Recht;
c. in der medici nischen Facultät:
Dr. Georg Reinbach am 13. Mai 1901 für Chirurgie;
Dr. Roland Sticher am 1. Juli 1901 für Gynäkologie;
Dr. Victor Hinsberg am 31. October 1901 für Otologie,
Rhinologie und Laryngologie;
Dr. Karl Winkler am 13. November 1901 für patholo-
gische Anatomie und
Dr. Ernst Storch am 9. December 1901 für Psychiatrie.
C. Beurlaubungen.
Es waren beurlaubt:
a. für das ganze Jahr:
der ordentliche Honorarprofessor in der katholisch-theo-
logischen Facultät Dr. Erich Frantz und
der ausserordentliche Professor in der philosophischen
Facultät Dr. Otto Auhagen;
b. für das Sommer-Semester 1901:
der ordentliche Professor in der philosophischen Facultät
Dr. Freudenthal zur Wiederherstellung seiner Ge-
sundheit;
c. für das Winter-Semester 1901/02:
der ausserordentliche Professor in der juristischen Facultät
Dr. Felix Bruck zur Wiederherstellung seiner Ge-
sundheit;
der Privatdocent in derselben Facultät Dr. Freudenthal
in Folge eines Rufes als Docent an die neu eröffnete
Academie für Social- und Handelswissenschaften in
Frankfurt a/M.
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7
D. Auszeichnungen.
1. Von preussischen Orden erhielten:
den Rothen Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife:
die ordentlichen Professoren Geh. Justiz-Rath Dr. Brie
und Geh. Med.-Rath Dr. Flügge;
den Rothen Adler-Orden IV. Klasse:
die ordentlichen Professoren Geh. Med.-Rath Dr. Küstner
und Geh. Reg.-Rath Dr. Rosanes;
den Kronen-Orden II. Klasse:
der ordentliche Professor Geh. Reg.-Rath Dr. Poleck und
der ausserordentliche Professor Geh. Archiv -Rath Dr.
Grünhagen.
2. Von nichtpreussischen Orden erhielten:
das Offizier-Ehrenkreuz des Fürstlich Schaumburg-
Lippe'schen Hausordens:
der ordentliche Professor Geh. Justiz-Rath Dr. Brie.
3. Sonstige Auszeichnungen erhielten:
das Prädikat „Professor44:
der Privatdocent in der medicinischen Facultät Dr. Neisser.
£. Sonstige Veränderungen.
Der ordentliche Professor in der medicinischen Facultät
Geh. Med.-Rath Dr. v. Mikulicz- Rad ecki ist mittelst
Allerhöchsten Erlasses vom 27. Januar 1902 in der
Armee als Generaloberarzt ä la suite des Sanitutscorps
angestellt;
dem ausserordentlichen Professor in derselben Facultät
Dr. Lesser ist das neu begründete Extraordinariat für
gerichtliche Medicin und
dem ausserordentlichen Professor Dr. Stern dasjenige für
innere Medicin verliehen worden;
dem ordentlichen Professor in der philosophischen Facultät
Dr. Schulte wurden durch Verfügung des Herrn Präsi-
denten des Staatsministeriums vom 2. December 1901
die Obliegenheiten des ersten Secretairs bei dem König-
lichen historischen Institut in Rom commissarisch über-
tragen ;
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8
der ordentliche Professor in derselben Facultät Dr. Baum-
gartner ist zumMitdirector des philosophischen Seminars
bestellt worden;
dem ordentlichen Professor in der philosophischen Facultät
Dr. Pfeiffer wurde das neu begründete etatsmässige
Ordinariat für Agriculturchemie und Thierernährungs-
lehre unter Erneuerung seines bisherigen Lehrauftrages
verliehen ;
der dem Privatdocenten in der philosophischen Facultät
Professor Dr. Jiriczek ertheilte Auftrag zur Vertretung
des Professors Dr. Einenkel in Münster ist auf zwei
Semester verlängert worden;
dem Privatdocenten in derselben Facultät, Bibliothekar an
der Königlichen und Universitäts- Bibliothek, Professor
Dr. Cohn istderTitel „Oberbibliothekar" beigelegt worden.
III. Beamte der Universität.
(Akademische Verwaltung.)
Der seit dem 1. November 18Ü9 als Bureauhilfsarbeiter
im Universitäts-Secretariat beschäftigte Militäranwärter
Wilhelm Kussmann ist, nachdem der zur Remuneri-
rung eines Hilfsarbeiters erforderliche Betrag dauernd
bewilligt wurde, vom 1. April 1901 ab definitiv als solcher
angenommen worden.
IV. Anstalten und Commissionen der
Universität.
I. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek.
I. Allgemeines.
Durch Ministerialerlass vom 10. September 1901 erhielten
die 8§ r> und 8 der Bestimmungen über die Benutzung
vom 10. März 1873 folgende Fassung:
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0
§ 5.
Die zum Entleihen gewünschten Bücher müssen vorher
bestellt werden und zwar jedes einzelne Werk durch einen
besonderen Zettel, der den Titelt womöglich mit Angabe von
Druckort und Erscheinungsjahr, sowie den Namen, Stand und
Wohnort des Entleihers enthält. Die für die Bestellungen zu
verwendenden gedruckten Formulare werden im Ausleihe-
ziinmer und in den Räumen des Akademischen Lesevereins in
der Universität verkauft zum Preise von 5 Pfennig für je
25 Stück. Alle bis 9 Uhr Vormittags in die am Universitäts-
und am Bibliotheks- Gebäude angebrachten Kästen gelegten
oder durch die Post eingesandten Bestellzettel werden von
11 Uhr ab zur Abholung bereit gestellt.
§ 8-
Die Bestellzettel gelten, nachdem sie bei der Ausgabe der
Bücher mit dem Tagesstempel versehen worden sind, als
Empfangsscheine.
ü. Statistik.
A. Ausgaben
1. für Bücherkauf:
a. Neue Bücher 7 2 IG Mark
b. Fortsetzungen 9 888 *
c. Zeitschriften 8 25:2
d. Antiquaria 3 240 >
Summa 28 596 Mark
2. für Einband 5 044 *
3. für sonstige sächliche Ausgaben 3 795
4. Summa 37 435 Mark
5. davon aus Extrafonds 5 079
B. Vermehrung.
Erwerbungen :
a. durch Kauf 2 865 bibliographische Bände
b. durch Tausch 6 702
c. Pflichtlieferungen 750
d. Geschenke 427
e. Summa 10 744
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10
C. Benutzung.
I. Bücherbestellung.
Von den eingereichten Bestellzetteln (deren Zahl bisher
nicht festgestellt wurde) mussten 7311 mit dem Bescheid „ver-
liehen", 7407 mit dem Bescheid „nicht vorhanden" versehen
werden. Auf Grund der Bestellungen wurden im Ganzen ver-
abfolgt: 45092 Buchbinderbände.
II. Benutzung im grossen Lesesaal. (Ueber die Be-
nutzung des Docentenlesezimmers fehlt eine Statistik.)
1. Zahl der Oeflfnungstage: 285
2. Zahl der Benutzer: ca. 13400
3. taglicher Durchschnitt der Benutzer: 48
4. Zahl der benutzten Bände (ungerechnet die Hand-
bibliothek): 12871 Druckwerke und 251 Handschriften).
III. Ausleihung am Ort.
Zahl der Entleiher in Breslau:
Sommer-Semester 1901
Winter-Semester 1901/2
Univ.-Docenten . .
98
98
Studirende
der evang. Theol.
43 =
57% aller Stud.d.evang.Theol.
42 = 600/o aller Stud. d.evang.Theol.
der kath. Theol.
81 =
250/0 > . kath. Theol.
87^33<>/o . . > kath. Theol.
der Hechtswiss. .
106 =
20% Hechtswiss.
158 = 27<>/o « Rechtswisa.
der Mediein . . .
4*2:
16% - Mediein
44=19% * Mediein
der pliilos. Fac. .
194^
33% philos. Fac.
220 = 360/o . philos. Fac.
Summe d.Studircnd. 466 =
26% aller Studirenden
551=31% aller Studirenden
Andere Entleiher .
408
500
Summe aller Ent-
972
1149
IV. Auswärtiger Leihverkehr.
1. Verleihung nach auswärts.
a. Zahl der Entleiher im S.-S. 1901: 170, im W.-S. 1901/2: 149
a. Einzelpersonen * > — - * 93
ß. Behörden u. Institute — > 50
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11
b. Zahl der versandten Bände im ganzen Jahr:
a. Bucher 3321 (darunter im regelmässigen Leihverkehr an
die Königliche Bibliothek in Berlin 37 Bände, und au
höhere Lehranstalten in Schlesien und Posen 771) Bände),
ß. Handschriften 17 (9 in Preussen, 8 ausser Preussen).
2. Entleihung von auswärts.
a. Zahl der verleihenden Bibliotheken 15.
b. Zahl der erhaltenen Bände:
a. Bücher 1031 (darunter im regelmässigen Leihverkehr von
der Königlichen Bibliothek in Berlin 877 Bände),
ß. Handschriften 15.
III. Personal.
Am 1. Juli 1901 wurde der Director der Bibliothek, Ge-
heimer Regierungsrath Professor Dr. Staender, der seitdem
1. October 1886 der hiesigen Bibliothek vorgestanden hatte,
in gleicher Eigenschaft an die Königliche Universitäts-Bibliothek
zu Bonn versetzt. An seine Stelle trat der Unterzeichnete,
bisher Director der Königlichen Universitäts - Bibliothek zu
Berlin.
Am 1. April 1901 wurde der Hülfsbibliothekar Dr. Otto
Schultz als Bibliothekar an die Königliche Bibliothek in
Berlin versetzt, der Hülfsbibliothekar an der Berliner Univer-
sitäts-Bibliothek Dr. Karl Pretzsch und der Hülfsbibliolhekar
an der hiesigen Bibliothek Dr. Friedrich Kuhn zu Biblio-
thekaren an der letzteren ernannt.
Zur Vertretung des bis zum 30. September 1901 im In-
teresse seiner wissenschaftlichen Arbeiten beurlaubten Ober-
bibliothekar Prof. Dr. d e B o o r war der Assistent Dr. P r i e s a c k
vorübergehend hier beschäftigt.
Der Volontär Dr. Georg Schneider wurde am 1. Oct.
1901 an die Göttinger Universitäts -Bibliothek versetzt; am
14. Deceraber 1901 trat der Dr. phil. Alfred Schneider als
Volontär ein.
Am 13. Februar 1902 wurde dem Bibliothekar Professor
Dr. L. Cohn der Titel Oberbibliothekar verliehen.
W. Er man.
12
b. Das akademische Lese -Institut.
Die gewählten Mitglieder des Vorstandes waren dieselben
wie im Vorjahre. An Stelle des bisherigen Rectors der
Universität, Geh. Medicinalraths Prof. Dr. Flügge, trat mit
dem 15. October der neue Rector, Professor Dr. Hillebrandt,
in den Vorstand; ebenso am 1. Juli an Stelle des bisherigen
Directors der Königl. und Universitäts-Bibliothek, Geh. Regicrungs-
raths Prof. Dr. Staender, dessen Nachfolger Dr. Er man.
Die Zahl der ordentlichen und der ausserordentlichen
Mitglieder sowie der Theilnehmer am Lesezirkel zeigt nur
unerhebliche Abweichungen gegen das Vorjahr. Dagegen hat
in der Zahl der Studirenden, welche am Vereine sich be-
theiligten, gegenüber der im Vorjahre erfolgten Zunahme eine
bedauerliche Verminderung stattgefunden: während im Sommer
1900 105 Studirende dem Verein angehört hatten, betrug die
Zahl derselben im Sommer 1901 nur 83 (im Winter 1901/02
85 gegen 97 im vorhergehenden Winter).
Die Einnahmen beliefen sich, mit Einschluss des Staats-
zuschusses von 600 Mk. sowie der Valuta für einen veräusserten
vierprocentigen Schlesischen Rentenbrief im Nominalbetrage
von 300 Mk., auf 4017 Mk. 98 Pf., die Ausgaljen auf 3962 Mk.
67 Pf. Der Kassenbestand betrug zu Ende des Jahres 1901
268 Mk.
Brie.
c. Seminare.
1. Das evangelisch-theologische Seminar.
Die Uebungen der alttestamentlichen Abtheilung, zu
denen sich in beiden Semestern 1 1 Theilnehmer gefunden hatten,
wurde in gewohnter Weise von D. Com i II geleitet. Im
Sommer-Semester 1901 waren ihnen Micha Kapitel 1—3, im
Winter-Semester 1901/02 die Erzählungen von Gideon und
Abimelech Jud. 6 — 9 zu Grunde gelegt. Ausserdem wurden
während des Sommer - Semesters 4, während des Winter-
Semesters 2 schriftliche Arbeiten von Mitgliedern des Seminars
eingereicht und mit den Verfassern gründlich durchgesprochen.
In der neut es tarn entlichen Abtheilung wurden unter
der Leitung von D. Wrede im Sommer-Semester 1901 die
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13
Fragmente älterer apokrypher Evangelien, insbesondere des
Petrus- und des Hebräerevangeliums besprochen, im Winter-
Semester 1901/02 Probleme der neutestamentlichen Christologie,
grossentheils an der Hand wichtiger christologischer Stellen,
behandelt. Wie bisher hatten sämmtliche Mitglieder schrift-
liche Arbeiten zu liefern.
In der kirchengeschichtlichen Abtheilung wurden
unter der Leitung D. Müllers im Sommer 1901 die Regel
Benedikts von Nursia und im Anschluss daran die Anfänge des
Mönchthums untersucht, im Winter 1901/02 Kalvins Be-
kehrung und Stücke aus seinem Werk in Genf nach den Quellen
behandelt, beidemal auch schriftliche Arbeiten geliefert.
In der systematischen Abtheilung schlössen sich die
von D. Schmidt geleiteten Uebungen, Sommer- und Winter-
Semester in fortlaufender Folge, an Schleiermachers Werk:
„Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der evangelischen
Kirche im Zusammenhange dargestellt44: „Von der Methode der
Dogmatik" und „Der Glaubenslehre erster Theil" § 20 bis
§ G2 an.
Gefordert wurde gründliche Vorbereitung auf das jedes-
malige Pensum, erstrebt eindringendes Verständniss des Textes,
Förderung im dogmatischen Denken und Bildung des eigenen
Urtheils über die verhandelten Fragen.
Schriftlich ist über die Prädestinationsfrage und über das
normale Verhällniss der Dogmatik zur praktischen Theologie im
Allgemeinen, wie zur Predigt im Besonderen gearbeitet worden
Kawerau, z. Zt. Dekan.
2. Das praktische Institut der evangelisch-
theologischen Facultät.
Homiletisches Seminar.
An den homiletischen Uebungen nahmen im Sommer 23,
im Winter 25 Studirende theil. Es wurden von diesen im
Sommer 12 Predigten in den Gottesdiensten des Seminars
gehalten, 11 Predigten ausserdem nach gegebenen Texten an-
gefertigt; alle diese Arbeiten wurden hernach gemeinsam
besprochen.
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KatechetlHchea Seminar.
An den katechetischen Uebungen betheiligten sich im
Sommer 18, im Winter 20 Seminarmitglieder. Jedem wurde
Gelegenheit geboten, eine Katechese auszuarbeiten und zu halten.
Zu Grunde gelegt waren dabei theils Bibeltexte, theils Katechismus-
Abschnitte. Alle Katechesen wurden, nachdem sie gehalten
worden waren, gemeinsam besprochen.
Kawerau.
3. Das katholisch-theologische Seminar.
In der kirchenges chic htlichen Seminarabtheilung unter
Leitung des Prof. Dr. Sdralek wurde im Sommerhalbjahr 1901
den Mitgliedern zunächst die Bedeutung erläutert, welche die
Bestimmung der Abfassungszeit einer Quelle, ihres Entstehungs-
ortes und der Person sowie der Lebensverhältnisse ihres
Autors für die Beurtheilung des Werthes der Quelle als Zeug-
nisses für die darin berichteten Thatsachen besitzen. Unter
den Arbeiten, welche darauf die Seminaristen zur Einübung
der methodischen Mittel für Bestimmung der Quellen nach den
genannten Gesichtspunkten unternommen haben, waren die
Untersuchungen über die anonymen gesta inter Liberium et
Felicem episcopos (collectio Avellana Nr. I) und die Wieder-
aufnahme der kritischen Untersuchungen über die Schrift
Isidors von Sevilla de viris illustribus von so günstigen
Ergebnissen begleitet, dass letztere in zwei wissenschaftlichen
Zeitschriften haben veröffentlicht werden können. — Im Winter-
halbjahr 1901/02 wurden die Unterweisungen und Uebungen in
demselben Kapitel der Quellenkritik fortgesetzt. Ihr Object
bildeten meistens die pseudo-justinischen und die pseudo-
cyprianischen Schriften, bei denen die neueren Hypothesen
über Autor, über Zeit und Ort der Entstehung nachgeprüft
wurden und zwar nicht ohne den Erfolg neuer und selbst-
ständiger Ergebnisse. — Von früheren Mitgliedern des Seminars
hat einer, nachdem ihm der akademische Senat das Commili-
tonen-Jubel-Stipendium zu einer Reise nach Italien verliehen
hatte, die Monographie über P. Nicolaus III. nunmehr beendet;
ein zweiter, dem die Verleihung eines Stipendiums durch den
akademischen Senat eine Reise nach Paris ermöglicht hatte,
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15
vollendete die Geschichte des Vorlebens des P. Clemens IV.,
die von einer Edition seines Legalenregisters begleitet ist.
In dem von Prof. Dr. A. Schaefer geleiteten neu-
testamentlichen exegetischen Seminare wurden im Sommer-
Semester 1901 in der Abtheilung für Anfänger die textkritischen
Mittel und Grundsätze besprochen und an Beispielen aufgezeigt,
ferner die wesentlichen Grundsätze und Hegeln der Hermeneutik
an der Hand von Beispielen und in Anlehnung an die Ge-
schichte der Exegese dargelegt. In der anderen Abtheilung
wurden von fortgeschritteneren Mitgliedern auf Grund der
Berichte aller vier Evangelien harmonistische Versuche der
Auferstehungsgeschichte vorgenommen. Im Winter-Semester
1901/02 versuchten und trugen vor Mitglieder des Seminars
Erklärungen zu den Kapiteln 12 — 15 des ersten Corintherbriefes
und zwar im Anschluss an die im vorausgegangenen Semester
in Vorlesungen gebotene Erklärung der Kapitel 1—11 desselben
Schreibens.
Der Gegenstand der seminaristischen Uebungen im dog-
matischen Seminar, welches Prof. Dr. Pohle leitete, bildete
während des ganzen Berichtsjahres die dogmatisch und apolo-
getisch gleich wichtige und in der neuesten Literatur wieder heiss
umstrittene Frage nach der Arteinheit des Menschengeschlechtes,
eine Frage, welche ihren religiösen Anstrich durch den Umstand
empfangt, dass mit diesem empirischen Grundfactum die christ-
liche Lehre von der Allgemeinheit der Erbsündeund Erlösungsteht
und fällt. Für die Uebungen handelte es sich um die grundsätzliche
Entscheidung, ob dem Polygenismus ebenso beweiskräftige und
zwingende Thatsachen zur Seite stehen wie dem Monogenismus,
bezw. ob dem mit der christlichen Lehre allein verträglichen
Monogen ismus von Seiten der Naturwissenschaften wirklich
sicher constatirbare und unwiderlegliche Erfahrungsbeweise im
Wege stehen. Dass die Naturforschung das historische Factum
des Ursprunges der jetzt lebenden Menschheit aus einem
einzigen Urpaare, welche die biblische Schöpfungsurkunde als
Adam und Eva bezeichnet, aus ihren eigenen Mitteln weder
beweisen noch widerlegen kann, das gilt bei Allen als aus
gemacht. Während im Sommer-Semester 1901 die mündlichen
Vorträge des Leiters, sowie die schriftlichen Arbeiten der Mit-
16
glieder sic h nur mit den geographisch-chromatischen Systemen
von Linne, Piekering, Winchell, Topinard, sowie mit den der
Haarstructur entnommenen Klassificationen von Prichard,
Pruner-Bey, Virchow, Friedr. Müller, Waldeyer, Häckel u. A.
einlässlich beschäftigten, wurden im Winter-Semester 1901/02
die mannigfaltigen, auf den Schädelbau gegründeten sogen,
kraniologischen Systeme von Camper, Aeby, Blumenbach,
Retzius, Broca, Kollmann, Joh. Ranke u. A. einer gründlichen
Untersuchung unterzogen und mit der kritischen Besprechung
der combinirten Systeme von Huxley und Quatrefages be-
schlossen. Gegen das Ende des Semesters konnte das aus der
Rassenfruchtbarkeit gezogene Argument zu Gunsten der Art-
einheit aller Menschen nur noch in seinen Hauptmomenten
dargelegt und wissenschaftlich begründet werden. Obschon
der interessante Stoff unter den Mitgliedern durchweg hohes
Interesse fand, wie der zahlreiche und rege Besuch bewies,
so wurden dennoch die aus dem behandelten Gesammtgebiet
gestellten Aufgaben nur zum Theil gelöst, vermuthlich weil die
Themata wegen der Voraussetzung tieferer naturwissenschaft-
licher Bildung für die Meisten zu hoch lagen.
Die von Prof. Dr. Nikel geleiteten exegetischen Uebungen
der alttestamentlichen Seminarabtheilung wurden im
Sommer-Semester 1901 in zwei Cursen abgehalten, welche zu-
sammen 23 Mitglieder zählten. In der Abtheilung für Fort-
geschrittene hatten die Theilnehmer ausgewählte Abschnitte aus
den Büchern der Könige unter eingehender Berücksichtigung
der keilschriftlichen Parallelen zu erklären. Im zweiten Cursus
wurde nach vorausgegangener Einführung in das biblisch-
aramäische Idiom das Buch Esra gelesen. Im Winter-
Semester 1901/02 betheiligten sich in zwei Cursen 33 Mitglieder
an den abgehaltenen Uebungen. In der Abtheilung für Fort-
geschrittene wurde zunächst ein Ueberblick über die Ent-
wicklung und den Inhalt der nachbiblischen Literatur des
Judenthums gegeben. Daran schloss sich die Leetüre von
17 ausgewählten Abschnitten der Mischnah (nach Geigers
Lehr- und Lesebuch zur Sprache der Mischnah), wobei neben
den archäologischen Fragen insbesondere die sprachliche
Eigenart des Neuhebräischen berücksichtigt wurde. Im zweiten
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17
Cursus wurden die lyrischen Abschnitte des Pentateuchs ge-
lesen und diejenigen sprachlichen und sachlichen Momente,
welche für die Frage nach der Entstehungszeit der betreffenden
Stücke in Betracht kommen, eingehender erörtert.
A. Schaefer, z. Zt. Dekan.
4. Das juristische Seminar.
Die Uebungen im juristischen Seminar standen unter der
Leitung derjenigen ordentlichen Professoren der Facultät, in
deren Fach sie einschlugen.
Die Bibliothek verwaltete Prof. Dr. Fischer.
Prof. Dr. Dahn hielt im Sommerhalbjahr handelsrechtliche,
im Winterhalbjahr privatrechtliche Uebungen ab.
Prof. Dr. Brie hielt im Winter-Semester 1901/02 staats-
rechtliche Uebungen, bei denen die deutsche Reichsverfassung
zu Grunde gelegt wurde. Die Betheiligung war eine besonders
grosse.
Prof. Dr. Leonhard veranstaltete im Sommer-Semester eine
Besprechung ausgewählter Schriften aus dem Gebiete der
römischen Rechtsgeschichte.
Prof. Dr. Fischer veranstaltete im Sommer- Semester
processtheoretische Referate. Im Winter-Semester gab er in
Gemeinschaft mit Dr. Nacndrup und Dr. Klingmüller An-
leitung zu selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten auf dem
Gebiete des Civilrechts.
Prof. Dr. Jörs hielt im Winterhalbjahr 1901/02 Uebungen
in der Auslegung römisch-rechtlicher Urkunden ab.
Prof. Dr. Gretener veranstaltete im Sommer-Semester 1901
eine kritische Besprechung moderner Strafgesetzentwürfe, ins-
besondere des Norwegischen.
Fischer, z. Zt. Dekan.
5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.
Im Sommer-Semester 1901 wurden in dem von Professor
Dr. Wolf geleiteten Seminar 9 Sitzungen abgehalten. (1. Sitzung
2. Mai, letzte Sitzung 1. August.) Zur Besprechung gelangten
folgende Themata: 1. Die Kohlennoth der Jahre 1898, 1899 und
1900. 2. Die Malthus'sche Lehre. 3. Handelspolitik und Han-
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delsbilanz. 4. Geld und Währung. Ferner wurden 2 Excur-
sionen unternommen, die erste nach der Papierfabrik in Sacrau,
die zweite nach den Werkstätten der oberschlesischen Eisen-
bahn.
Im Winter-Semester 1901/02 wurden 13 Sitzungen abge-
halten. (1. Sitzung 7. November, letzte Sitzung 27. Februar.)
Die in den Sitzungen erörterten Themata waren folgende:
1. Börsen wesen. 2. Börsensteuer. 3. Steuerprogression. Von
den 3 Excursionen, welche in diesem Semester stattfanden,
hatte die erste eine andere als die im Sommer besuchte Be-
triebswerkstätte der oberschlesischen Eisenbahn, die zweite die
Kauffmann'sche Spinnerei, die dritte die Druckerei des „General-
anzeiger41 zum Ziel.
Auch Professor Dr. Sombart hielt in beiden Semestern
in gewohnter Weise Uebungen, zum Theil im Anschluss an
schriftliche Arbeiten, ab. Im Sommer*Semester wurde vor-
nehmlich behandelt: Die Theorie des Geldes; im Winter-
Semester: Die Theorie der Städtebildung und die Theorie der
Concurrenz.
Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind nach
Vorschrift verwendet worden. Die Seminar-Bibliothek, auch
in diesem Jahre auf das Sorgfältigste von Dr. Max Gebauer
verwaltet, war während beider Semester an drei Tagen der
Woche (Dienstags, Donnerstags und Sonnabends) mehrere
Stunden hindurch geöffnet, im Sommer-Semester an 30, im
Winter-Semester an 18 Tagen. Die Zahl der Benutzer der
Bibliothek war im Sommer- Semester 177, im Winter -Se-
mester 215.
Zum Schluss sei erwähnt, dass in Anerkennung der
Leistungen des bisherigen Seniors des Seminars, Dr. Max
Gebauer, diesem durch den Herrn Minister der Titel eines
„Assistenten" am Seminar verliehen wurde.
Wolf. Sombart.
6. Das historische Seminar.
Die Führung der Geschäfte lag bis zum October 1901 in
den Händen des Professor Dr. Caro. Dann wurde sie von
Professor Dr. Kaufmann übernommen. Wegen Unzuträg-
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lichkeiten, die sich aus dem Wechsel der Geschäftsleitung in
der Mitte des Etatsjahres ergaben, wurde beschlossen, diesen
Wechsel fortan nur mit dem Beginn des Sommer-Semesters
eintreten zu lassen. Gleichzeitig wurde mit Rucksicht auf den
Umfang der Bibliothekverwaltung der Beschluss gefasst, diese
letztere derart zu trennen, dass der Vertreter der alten Ge-
schichte die einschlägliche Abtheilung selbständig zu besorgen
übernimmt.
Prof. Dr. Caro behandelte im Sommer -Semester 1901
einige italienische Geschichtsschreiber des 15. Jahrhunderts,
insbesondere Leonardo Bruni, Flavius Blondus, Enea Sylvio
Piccolomini und endlich in umfänglichster Ausführung Macchia-
velli, wobei nicht sowohl der Theoretiker, als vielmehr der
Geschichtsschreiber und der Verfasser der Legationen ins
Auge gefasst wurde. — Im Winter-Semester 1901/02 wurden
die deutschen Geschichtsschreiber der Renaissance, des Re-
formationszeitalters und namentlich in das Einzelne eingehend
die chronistische Quellenlitteratur der Schmalkaldischen Kriege
der Betrachtung unterzogen.
Professor Dr. Kaufmann. Im Sommer 1901. Abschnitte
aus verschiedenen Chronisten, aus Capitularien und Urkunden
bildeten den Gegenstand der Untersuchungen, daneben Referate
der Mitglieder.
Im Winter 1901/02. Hauptgegenstand war: Einführung in
die Werke Ranke's. Die Referate der Mitglieder gaben daneben
Gelegenheit zu kritischen Erörterungen aus den Gebieten des
Mittelalters und der Neuzeit.
Im Sommer-Semester 1901 wurden in der von Professor
Dr. AI. Schulte geleiteten Abtheilung Uebungen zur Ein-
führung in die Kenntniss der Hilfsmittel der Geschichtsforschung
abgehalten, vor Allem wurden die grossen Publicationsinstitute be-
sprochen und im Anschlüsse daran das Leben der dabei betheiligten
Forscher und ihre Werke besprochen: Stein, Pertz, Waitz,
Böhmer, Ficker, Sickel u. s. w. Eingeschoben wurde eine
Studie über die Disposition der goldenen Bulle.
Irn Winter-Semester wurden die Einführungsübungen fort-
gesetzt und beendet, wobei auch Geographie, Genealogie, Sprach-
wissenschaft u. A. behandelt wurden. Es schlössen sich daran
4*
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20
Uebungen aus der Geschichte Napoleons I. an: Kritik der Aus-
gaben der Correspondance, dann einzelne Fragen: Brief-
falschungen, Schlacht von Castiglione. Auch wurde eine mittel-
alterliche Legende kritisch behandelt. Die Theilnehmerzahl
war in beiden Semestern so gross, dass im zweiten ein Hör-
saal benutzt werden musste.
Im althistorischen Seminare wurde im Sommer-Semester
zunächst eingehend über Leben und Werke des Xenophon und
des Ktesias gehandelt und sodann unter Zugrundelegung von
Xenophons Anabasis die Geschichte des Kyroszuges und der
10 000 Griechen kritisch erörtert.
Im Winter -Semester war die Geschichte des Pyrrhos
Gegenstand der Seminarübungen und zwar wurden, nachdem
die verlorenen Quellen zur Diadochengeschichte, vor Allem
Hieronymos, Duris, Timaios und Phylarch behandelt worden
waren, die Feldzüge des Pyrrhos in Macedonien, gegen Sparta
und in Argos, vorwiegend an der Hand von Plutarchs Bio-
graphie des Pyrrhos untersucht.
Caro. Kaufmann. Schulte. Cichorius.
7. Das kunstgeschichtliche Seminar.
Im kunstgeschichtlichen Seminar wurden stilkritische
Uebungen abgehalten und Arbeiten der Mitglieder besprochen.
Es nahmen 10 Studirende an den Uebungen theil.
Muther.
8. Das philologische Seminar.
Prof. Foerster Hess im Sommer-Semester im Proseminar
die Aulidensische Iphigenie des Euripides und ausgewählte
Elegien des Properz, im Winter- Semester im Seminar die
Eumeniden des Aischylos interpretiren und über schriftliche
Arbeiten der Mitglieder disputiren.
An den Uebungen des Proseminars betheiligten sich 23 Mit-
glieder und 1 Hospes, an denen des Seminars 8 Mitglieder
und 4 Hospites.
Prof. Norden Hess im Sommer-Semester im Seminar
Senecas Briefe, im Winter -Semester ebenda Apuleius' Meta-
morphosen interpretiren von 8 Mitgliedern und einem aus
besonderen Gründen ausnahmsweise zugelassenen Hospes.
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Prof. S kutsch interpretirte im Sommer-Semester mit den
8 ordentlichen Mitgliedern Herondas' Mimiamben und liess
gleichzeitig die bezüglichen Gedichte Theokrits cursorisch lesen.
Im Winter-Semester hatte er die Leitung des 27 Mitglieder
zählenden Proseminars und liess Plutarchs Trostschrift an
Apollonios mit besonderer Rücksicht auf die Quellenfrage sowie
ausgewählte Tibullische Elegieen interpretiren.
Durch Curatorialschreiben vom 14. December ging dem
Seminar die Mittheilung zu, dass der Betrag von 1200 Mk. für
einen Assistenten am Seminar als dauernde Mehrausgabe in
den Entwurf des nächstjährigen Staatshaushalts eingestellt
worden sei.
Die Geschäftsführung lag in den Händen des Prof. Foerster.
Foerster. Norden. Skutsch.
9. Das archäologische Seminar.
Im Sommer- Semester wurden die auf das Opfer der
Iphigenie in Aulis bezüglichen Kunstdenkmäler interpretirt. Es
betheiligten sich an den Uebungen 12 ordentliche, 11 ausser-
ordentliche Mitglieder und 1 Hospes.
Mit Beginn des Winter-Semeslers trat, herbeigeführt einer-
seits durch die grosse Zahl der Theilnehmer, andererseits
durch den grossen Unterschied in der Vorbildung und Reife
derselben, eine Theilung des Seminars in 2 Abtheilungen, eine
für Fortgeschrittnere (1), eine für Anfänger (II), ins Leben. Der
ersten Abtheilung gehörten ausser einem wissenschaftlichen
Hilfslehrer, welcher als Hospes an den Uebungen Theil nahm,
10, der zweiten Abtheilung 10 Mitglieder an. In der ersten
Abtheilung wurden Vasenbilder des Asteas und Originale des
archäologischen Museums (Terrakotten und Broncen) behandelt,
in der zweiten ausgewählte Denkmäler, besonders Sarkophag-
reliefs nach den Wiener Vorlegeblättern interpretirt.
Foerster.
10. Das germanistische Seminar.
Im Sommer-Semester wurden bei Prof. Vogt von 24 Theil-
nehmern 8 auf Grund schriftlicher Arbeiten zu ordentlichen
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Mitgliedern ernannt. Den Interpretationsübungen wurde Wolframs
Parzival zu Grunde gelegt.
Im Winter - Semester wurden Denkmäler altdeutscher
Alliterationspoesie unter Betheiligung von 11 ordentlichen und
15 ausserordentlichen Mitgliedern interpretirt.
In der Abtheilung des germanistischen Seminars für neuere
deutsche Literatur nahmen im Sommer-Semester 1901 29 Mit-
glieder (eine Dame), im Winter-Semester 1901/02 22 Mitglieder
(zwei Damen) an den Uebungen Theil. Im Sommer-Semester
wurden ausgewählte Gedichte und Briefe Schillers, besonders
aus der ersten Periode, erläutert, im Winter Goethes „Dichtung
und Wahrheit" unter besonderer Berücksichtigung des ersten
Entwurfs (biographisches Schema) durchgegangen.
Besonderen Dank haben wir dem Kgl. Curatorium ab-
zustatten, durch dessen Bewilligung eine der empfindlichsten
Lücken in der Seminarbibliothek durch Anschaffung der
Suphan'schen Herderausgabe endlich ausgefüllt werden konnte.
Vogt. Koch.
11. Das romanisch-englische Seminar,
a. Die romanische Abtheilnn?.
Die philologische Abtheilung beschäftigte sich im Sommer-
Semester 1901 mit südfranzösischen Dialectübungen (Inter-
pretation von Mistrals Isclo d'or). Im Winter-Semester 1901/02
wurde eine grössere Zahl der Canti Leopardis gelesen und
sprachlich und literarhistorisch erklärt. An den süd französischen
Dialectübungen nahmen 12 Mitglieder Theil, an den italienischen
Uebungen 10, wozu aber einige Hospitanten traten, die im Laufe
des Semesters sich auch activ an den Arbeiten des Seminars
betheiligten.
An den praktischen Uebungen betheiligten sich im Sommer-
Semester 10 ordentliche Mitglieder und 4 Hospitanten, im
Winter-Semester 10 ordentliche Mitglieder und 1 Hospitant.
In beiden Semestern wurden Arbeiten literarischen Inhalts
geliefert und durchgenommen; ausserdem sind „die Leiden des
jungen Werther44 theils schriftlich, theils mündlich übersetzt
worden.
Appel.
gle
23
b. Die englische Abtheilung.
Sommer-Semester 1901.
Altenglische Uebungen (nach Zupitza-Schippers Alt- und
mittelenglischem Uebungsbuch). Leetüre, Interpretation, gram-
matische und literarhistorische Vorträge, zwei Stunden wöchent-
lich. 16 active Mitglieder.
Winter-Semester 1901/02.
Leetüre und Interpretation kleinerer Gedichte von Milton.
Literarhistorische Vorträge, Milton und seine Zeit betreffend.
Zwei Stunden wöchentlich. 20 active Mitglieder.
Herr Lector Dr. Pughe hat im Sommer-Semester 1901
zweistündig neuenglische Uebungen abgehalten (12 Mitglieder);
während des Wintersemesters 1901/02 übernahm der Un-
terzeichnete an Stelle des nach Wien berufenen Lectors ver-
tretungsweise (bis Weihnachten 1901) die angekündigten neu-
englischen Uebungen, welche danach von dem neuernannten
Lector, Herrn Ralph Watkin, zweistündig fortgesetzt wurden.
15 Theilnehmer.
Sarrazin.
12. Das slavisch-ph ilologische Seminar.
In dem akademischen Jahre 1901/02 wurden in der ersten
Abtheilung altslovenische Texte in dem „Handbuch der alt-
bulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache" von Leskien in der
üblichen Weise gelesen, übersetzt und grammatisch erklärt.
Die Betheiligung betrug im Sommer 13, im Winter 12.
In der zweiten Abtheilung wurde in dem Sommer-Semester
ein Lebensbild des russischen Schriftstellers Nicolaus Gogol
in umfassender Weise entworfen und die namhaftesten Schriften
desselben in Bezug auf ihren Inhalt und Werth wurden be-
sprochen; im Winter-Semester wurde die Erzählung Gogols
„Taras Bulba" in der Weise durchgenommen, dass die acht
Theilnehmer angehalten wurden, das Buch partienweise zu
Hause zu lesen und das Gelesene in russischer Sprache zu
erzählen und auf gestellte Fragen den Inhalt zu erklären. Die
Betheiligung belief sich im Sommer auf 18, im Winter-Semester
war sie beschränkt, aber sehr rege.
Nehr ing.
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13. Das geographische Seminar.
Im Sommer 1901 waren die Uebungen, zu denen 13 Theil-
nehmer sich meldeten, den Elementen der mathematischen
Geographie zugewendet, für deren anschauliche Behandlung
Mangs Universal-Apparat benutzt wurde.
Reges Leben führte in diesem Semester der XIII. Deutsche
Geographentag den Bestrebungen des Seminars zu, das —
gestützt auf eine ausserordentliche Bewilligung des Herrn
Ministers — dieser Versammlung einen literarischen Willkommen-
gruss entbieten durfte in der
Festschrift des geographischen Seminars der Universität
Breslau zur Begrüssung des XIII. Deutschen Geographen-
tages. Mit einem Porträt in Heliogravüre, zwei Karten in
Farbendruck und drei Skizzen im Text. Breslau 1901 V
und 230 S.
Dem einleitenden Aufsatz des Direclors über die Geographie
an der Universität Breslau ward eingeflochten die Eröffnungs-
rede der Geographischen Vorlesungen Carl Neumanns (18G3),
dessen Bildniss ein würdiger Schmuck des Bandes war. Die
kartographische Anstalt von Carl Flemming in Glogau fügte
der Isochronenkarte Breslaus, deren Ausführung für den letzten
der 9 Aufsätze der Seminar-Mitglieder ihr übertragen war, aus
eigenen Mitteln noch als besondere Festgabe die Isochronen-
karte des Berliner Schnellverkehrs hinzu.
Auch an der geographischen Ausstellung, welche dem
Cougress geboten wurde, betheiligte sich das Seminar nicht
nur durch die Mitarbeit seiner Mitglieder, sondern es ver-
mochte durch seine Vermittlung dieser Ausstellung auch werth-
volle Unterstützung zuzuführen. Da das Archiv des grossen
Generalstabs und die Topographische Landesaufnahme nicht
selbständig als Aussteller aufzutreten geneigt waren, entlieh
das Seminar diesen Hohen Behörden für den Ausstellungs-
zweek werthvolle Karten, die nicht nur den gegenwärtigen
Stand der Kartographie Schlesiens, sondern deren ganze
Entwicklung seit der preussischen Besitzergreifung vorführten.
Besonderen Dank schuldet das Seminar dem Herrn Chef der
Landesaufnahme, Seiner Excellenz General Oberhoffer für die
wohlwollende Verfügung, dass die von der Landesaufnahme
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zur Verfügung gestellten Karten, die ausser dem Grundstock
der modernen Karten der Provinz Schlesien auch eine dem
Rheingebiet angehörige Reihe der neuen Topographischen
Karte 1 : 200 000 und Proben anderer Veröffentlichungen um-
fassten, in Besitz des Seminars verbleiben sollten.
Im Winter-Semester 1901/02 vereinigten sich 12 Theil-
nehmer der Seminar-Uebungen zu wirthschaftsgeographischen
Studien. Ausgehend von einer kritischen Lecture des Buches
von G. Blondel, L'essor industriel et commercial de l'AUemagne
(:J. edition 1900) wurde die Lage, die Bedeutung und der
Verkehr der deutschen Nordseehäfen an der Hand der neuesten
statistischen Nachweisungen näher betrachtet und dann zu einer
näheren Untersuchung der Verbreitung, der Wachsthumsbe-
dingungen und der Bedeutung einiger wichtiger überseeischer
Erzeugnisse (Baumwolle, Kaffee, Thee, Reis, Tabak) über-
gegangen.
Die Bibliothek des Seminars wurde von den Studirenden
rege benutzt. Von ihren Arbeiten trat eine grössere als
Dissertation an die Oeffentlichkeit, zwei andere sind dem
Abschluss nahe.
J. Partsch.
14. Das mathematisch-physikalische Seminar.
Die physikalische Abtheilung ruhte während des ganzen
Jahres. Im Sommer-Semester war, da keine ausreichende Be-
theiligung erwartet werden konnte, eine Ankündigung von
Uebungen unterblieben. Für das Winter -Seinester waren
freilich wieder Uebungen angekündigt worden, aber sie mussten
wegen Krankheit des leitenden Docenten ausfallen.
In der von Professor Rosanes geleiteten Abtheilung
wurden im Sommer-Semester 1901 Aufgaben aus der ana-
lytischen Geometrie der Ebene, im Winter-Semester 1901/02
aus der analytischen Geometrie des Raumes bearbeitet.
In der von Professor Sturm geleiteten Abtheilung des
Seminars wurden im Sommerhalbjahr 1901 graphische Uebungen
in der darstellenden Geometrie vorgenommen; im Winterhalb-
jahr 1901/02 wurde mit der Bestimmung von Mannigfaltigkeiten
geometrischer Gebilde und der Vielfachheiten ihnen auferlegter
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Bedingungen begonnen, sodann wurden verschiedene Abschnitte
aus der Theorie der Collineation, der Correlation und der
Kreisverwandtschaft ebener Felder eingehender bearbeitet. —
Am Beginn des Sommer-Semesters 1901 konnte eine
wesentliche Lücke in der Bibliothek des Seminars durch das
bereitwillige Entgegenkommen des mathematischen Vereins
der Studirenden ausgefüllt worden. Es fehlten derselben bis
dahin die Mathematischen Annalen. Die ihm gehörigen 40
ersten Bünde hat der Verein im Seminarlocale zur Benutzung
aufgestellt; durch einen besonderen Zuschuss des Königlichen
Ministeriums konnten dann die nächsten 13 Bände angeschafft
werden.
0. E. Meyer. Rosanes. Sturm.
15. Das philosophische Seminar.
Die Bibliothek der historisch- systematischen Abtheilung
konnte auch in diesem Jahre durch einen seit einer Reihe von
Jahren vom Königl. Ministerium bewilligten ausserordentlichen
Fonds in erwünschter Weise um mehrere für die Studien der
Besucher nothwendige Werke vermehrt werden. Freilich weist
sie noch immer empfindliche Lücken auf.
Professor Freudenthal musste im Sommer - Semester
1901 seine Uebungen aussetzen, da Krankheit ihn zwang, Ur-
laub zu nehmen. Im Winter-Semester 1901/02 wurde unter
seiner Leitung mit 25 Theilnehmern Leibniz' „Schrift La mona-
dologie" gelesen und mit steter Berücksichtigung der von
anderen Philosophen und von Leibniz in anderen Schriften
gegebenen Lösungen philosophischer Probleme erörtert.
Professor Baumgartner hielt im Sommer-Semester 1901
erkenntnisstheoretische Uebungen im Anschluss an die Leetüre
wichtiger Kapitel von Locke's Untersuchungen über den mensch-
lichen Verstand. Behandelt wurde in Vorträgen und Dis-
cussionen der Theilnehmer, deren Zahl 31 betrug, Locke's
Lehre von den zusammengesetzten Vorstellungen (II, 12), ins-
besondere die Substanzvorstellung (II, 23) und die Weiter-
bildung des Substanzgedankens durch Hume. Im Winter-
Semester 1901/02 wurden die Uebungen bei einer Betheiligung
von 27 Mitgliedern fortgesetzt. Die Erörterungen bewegten
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sich um die Frage der Erkennbarkeit der Substanzen oder
Wesenheiten (II, 31) und um den Locke'schen Wissensbegriff
(IV, 1).
In der philosophischen Abtheilung des Seminars gab
Professor Ebbinghaus in einem grösseren zusammenhangen-
den Cursus eine Einführung in die experimentelle Behandlung
der verschiedenen Gebiete der Psychologie. Im Sommer-
Semester 1901 wurde die Empfindungspsychologie, namentlich
die allgemeinen Fragen über Unlerschiedsempfindlichkeit und
das Weber'sche Gesetz behandelt (mit ;U Theilnehmern), im
Winter-Semester 1901/02 die Psychologie des Vorstellens, der
Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, sowie die Untersuchungen
über Reaktionszeiten (mit 15 Theilnehmern).
Am Anfange des Berichtsjahres standen aus einer ausser-
ordentlichen Bewilligung der König!. Unterrichtsverwaltung
grössere Geldmittel zur Verfügung, aus denen, abgesehen von
kleineren Apparaten, ein Zimmermann'sches Kymographion mit
vollständigem Zubehör und eine Reihe Stimmgabeln von
R. König in Paris angeschafft wurden.
Freudenthal. Baumgartner. Ebbinghaus.
d. Die Kunst- Institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.
(Archäologisches Museum.)
Der Unterzeichnete hat die am 29. April v. J. an den
Herrn Minister gerichtete Vorstellung betr. Anbringung einer
Heizungsvorrichtung, Anstellung eines Dieners und Einrichtung
einer Dienerwohnung, sowie den Antrag auf Errichtung eines
Neubaues in diesem Jahre erneuert. Doch ist auf das Schreiben
vom 12. Juni durch Curatorialerlass vom 10. December
wiederum der Bescheid ergangen, dass bei den Vorverhand-
lungen zum Staatshaushalt für 1902 von einer Einstellung
jener Forderungen in den Etatsentwurf hätte Abstand ge-
nommen werden müssen. Die Beseitigung des Nothstandes
bleibt ein dringendes Bedürfniss.
Die sächlichen Fonds sind zur Anschaffung von Abgüssen
(des Wagenlenkers von Delphi, des Pariser Fragmentes der
Inschrift von Gortyn), galvanoplastischen Nachbildungen von
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ausgewählten mykenischen Fundstücken und den Bechern von
Vaphio), von Bildwerken, Büchern und Karten verwendet worden.
Für Geschenke ist das Museum dem Herrn Minister, der
Centraldirection des Kaiserlichen Archäologischen Instituts,
sowie Herrn Privatdocent Dr. Leonhard, welcher eine von
seiner Reise in Galatien und Pamphylien mitgebrachte Terra-
kotta und gläserne Flasche dem Museum überwiesen hat, zu
Dank verpflichtet.
Am 12. December wurde das Winckelmannsfest durch einen
Vortrag des Unterzeichneten im Auditorium des Museums ge-
feiert.
Als Custoden fungirten, wie im Vorjahre, die Herren
Drr. Hintze und Mikolajczak.
Foerster.
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere
Kunstgeschichte.
Der Jahresetat des kunstgeschichtlichen Instituts wurde
wie immer zur Completirung der Bibliothek und des Ab-
bildungsmaterials verwendet.
Muther.
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.
Auch in dem verflossenen Berichtsjahr hatte das Institut
empfindlich darunter zu leiden, dass der Musiksaal dem Gebrauch
entzogen war. Die bereits in dem vorjährigen Bericht hervor-
gehobenen Uebelstände, welche sich daraus besonders für die
Orgelübungen ergaben, haben in verstärktem Masse fortgedauert.
Auch auf die Abhaltung der öffentlichen Specimens musste in
Ermangelung eines geeigneten Raumes wiederum verzichtet
werden.
Einen sehr schweren Verlust erlitt das Institut durch den
am 10. Februar 1902 erfolgten Tod seines ältesten Lehrers,
des Kgl. Musikdirectors Professor Dr. Julius Schaeffer, der seine
hervorragenden Fähigkeiten 41 Jahre hindurch auch in den
Dienst unseres Instituts gestellt hatte. Seine Verdienste werden
an einer andern Stelle dieser Chronik gewürdigt (s. Abschnitt X.).
Die Uebungen der Chorklasse hat Prof. Schaeffer im
Sommer-Semester 1901 noch in herkömmlicher Weise mit
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Zöglingen des katholischen Lehrerseminars und hiesiger
Gymnasien abgehalten. Im Beginn des Winter-Semesters musste
er sich einer Augenoperation unterziehen und Herr Prof. Bohn
übernahm statt seiner für dieses Semester die Abhaltung der
Chorübungen in wöchentlich 2 Stunden. Geübt wurden Com-
positionen von Mozart, Mendelssohn, Bach, Eccard und Sehaeflfer.
An Stelle des öffentlichen Specimens wurde am 25. Februar
eine Uebung abgehalten, welcher der Director des Instituts,
Prof. Vogt, beiwohnte. Zum Vortrage gelangten: 6 Mendels-
sohn'sche Compositionen (3 Chöre aus dem Oratorium Paulus
und 3 Lieder für gemischten Chor). — 31 Gymnasiasten, zum
grössten Theil Schüler des Matthiasgymnasiums, bildeten die
Sopran- und Altstimmen, während die Tenor- und Bass-
stimmen wieder durch die Zöglinge des katholischen Lehrer-
seminars ausgeführt wurden.
Ausserdem hat Herr Prof. Bohn folgende Vorlesungen
und Uebungen abgehalten:
A. Im Sommer-Semester 1901.
1. Harmonielehre. Erster Theil, wöchentlich 2 Stunden,
35 Zuhörer;
2. Orgelunterricht für Studenten, 2 Stunden, 15 Theilnehmer,
darunter 3 Lehrer;
3. über R. Wagners Lohengrin, 1 Stunde, 110 Zuhörer
und eine Anzahl nicht eingeschriebener Hospitanten;
4. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 Stunden, 7 Theil-
nehmer.
B. Im Winter-Semester 1001/02.
1. Harmonielehre. Zweiter Theil, wöchentlich 3 Stunden,
11 Zuhörer;
2. Orgelunterricht für Studenten, 2 Stunden, 13 Theil-
nehmer, darunter 4 Lehrer.
3. Orgelunterricht für Seminaristen, 2 Stunden, 7 Theil-
nehmer.
Im Auftrage der Königlichen Regierungen zu Breslau und
Oppeln wurden durch Prof. Bohn in gewohnter Weise neu
erbaute und reparirte Orgelwerke revidirt und abgenommen,
sowie eine Anzahl von Kostenanschlägen geprüft.
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Die Vorlesungen und Uebungen für Studirende der
evangelischen Theologie hielt Herr Prof. Dr. W rede als Leiter
des evangelischen Johanneschors ab, und zwar wurde im
Sommer-Semester 1901 die Vorlesung über Geschichte des
evangelischen Gemeindegesanges von 20 Studirenden besucht;
im Winter-Semester 1901/02 nahmen an den Uebungen im
Choral- und Altargesange 21 Studirende Theil. Im Winter-
Semester war es möglich, eine Anzahl von Stunden auf die
Pflege des vierstimmigen Gesanges zu verwenden.
Die von Herrn Musikdirector und Domcapellmeister Filke
geleiteten Uebungen des St. Cäcilienchores der Studirenden
der katholischen Theologie wurden im Winter- wie im Sommer-
Semester von 50—70 Herren besucht. Im Sommer- Semester
1901 wurden gregorianische Gesänge aus dem Ordinarium
Missae: Kyrie, Gloria, Sanctus, ferner wurden die Tonarten,
Schlüssel und die Notation erklärt, die Psalm-Töne gesungen.
Im mehrstimmigen Männerchor wurde eine Messe von Boegner
einstudirl, welche nebst einem Motett „O bone Jesu44 (Palestrina)
am 7. Juli von dem gesammten Chor im Dom zum Hochamt
gesungen wurde.
Im Winter-Semester wurde eine dreistimmige Messe von
Foschini und ein Ave Maria von Rheinberger gesungen. Von
gregorianischen Gesängen wurden gesungen: Salve Regina, das
Magnificat in verschiedenen Modis und ausserdem die liturgischen
Messgesänge und Responsorien der Missa.
Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem
Jahre durch Neuanschaffungen und durch werthvolle
Schenkungen des Königlichen Cultusministeriums vermehrt.
Nachdem durch den Tod des Prof. Dr. Schaeffer das Amt
des Bibliothekars erledigt worden war, veranstaltete der Director
des Instituts behufs Uebergabc der Bibliothek an Prof. Dr. Bonn
in Gemeinschaft mit diesem und Herrn Musikdirector Filke
eine Revision, bei der alles in Ordnung befunden wurde.
Die Lehrapparate des Johanneschores und des St. Cäcilien-
chores wurden den Bedürfnissen gemäss ergänzt.
Vogt.
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e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut.
Im April 1901 wurde der ausserordentliche Professor der
Physik Dr. Hey dw ei 11 er als Ordinarius nach Münster i. W.
versetzt. Es war zu spät, noch einen Ersatz für das Sommer-
Semester zu gewinnen. Im Herbst trat Dr. Ernst Neumann,
der bis dahin Privatdocent der Mathematik in Halle a. S. ge-
wesen war, als ausserordentlicher Professor der mathematischen
Physik an seine Stelle. Da inzwischen Prof. O. E. Meyer er-
krankt war und lange Zeit krank blieb, so fiel Neu mann
auch die Aufgabe zu, die Vorlesung über Experimental-Physik
zu halten und die experimentellen Uebungen allein zu leiten.
Er bewältigte seine doppelte Arbeitslast mit grossem Geschick
und höchst dankenswerthem Eifer.
Um zu verhüten, dass nach Heydweillers Abgang die
nöthige Aufsicht bei den praktischen Arbeiten der Studenten,
denen er stets ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte,
fehlen könne, wurde im Mai einer der älteren Praktikanten,
Stud. Hans Kochan neben den beiden Assistenten Dr. Böse
und Dr. Ludwig, von denen der erstere seit dem Ende des
Sommer-Semesters 1900 auch Privatdocent war, zum Ililfs-
assistenten bestellt. Doch entstand derselbe Mangel wieder,
als Dr. Bose im Herbste 1901 Breslau verliess und nach
Göttingen übersiedelte. Zum Winter-Semester wurde deshalb
der Stud. Erich Wiek als zweiter Hilfsassistent angenommen.
Mit dem Ende des Winter-Semesters hat auch Dr. Ludwig
seine Stelle als Assistent aufgegeben, und es sind die bis-
herigen beiden Hilfsassistenten in die etatsmässigen Stellen
aufgerückt.
Trotz dieses vielfachen Wechsels und der bedauerlichen
Störungen hat der Unterricht im Institute nur wenig gelitten.
Vorlesungen und Uebungen waren so zahlreich wie bisher
besucht, und es arbeitet eine Heine von älteren Studenten im
Institut an Untersuchungen, die zum Zwecke der Promotion
als Dissertationen veröffentlicht werden sollen. Zu bedauern
ist nur, dass die Ordnung der Apparatensammlung und die
Umarbeitung des Inventars, welche nach dem Einzüge in das
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neue Haus begonnen wurden, sehr verzögert worden sind und
daher bis jetzt noch nicht vollendet werden konnten.
0. E. Meyer.
2. Die Sternwarle.
Die erforderliche Verlegung der Sternwarte hat 1901 in-
sofern einen Fortschritt gemacht, als die Sternwarte zwei
zusammengehörige grössere Fernrohre, welche als Haupt-
instrumente der neuen Sternwarte dienen sollen, vom Ministerium
erhielt. Es ist dies ein „Durchgangsrohr" von 163 mm
ObjectivöfTnung mit Registrirmikiometer zur Bestimmung ab-
soluter Rectascensionen und ein umlegbarer „Höhenkreis" mit
Fernrohr gleicher ObjectivöfTnung zur Beobachtung der Zenit-
distanzen jedes Sternes in beiden Lagen kurz vor und nach
dem Meridian, so dass bei jedem der beiden Instrumente sich
die Aufmerksamkeit des Beobachters nur auf eine Coordinate
concentrirt. — Leider mussten beide Instrumente bisher in den
11 grossen Frachtkisten unausgepackt verbleiben, weil noch
kein Bauplatz zu ihrer Moritirung beschafft ist. Es besteht
daher vorläufig der Uebelstand, dass diese beiden vorzüglichen
Fernrohre nicht in Gebrauch genommen werden können.
Die Sternwarte veröffentlichte einen Band „Mittheilungen",
enthaltend Ortsbestimmung von 150 Mondkratern vom Unter-
zeichneten, ferner eine von der Facultät preisgekrönte Unter-
suchung über die Figur des Mondkörpers von Dr. Mainka
und endlich einen Beitrag zur Theorie der speciellen Störungen
der Planetenbahnen von Dr. F. V. Neugebauer.
Das Fraunhofer'sche Heliometer war Herrn Dr. Harry
Meyer überwiesen. Dieser beobachtete in 152 Nächten zahl-
reiche Sterndistanzen in den Plejaden, Hyaden, dem Cygnus
und in der Vulpecula und hat auch letztere nach Bonner und
Breslauer photographischen Aufnahmen ausgemessen. Er be-
stimmte die Theilungsfehler der Objectivscalen und erhielt an
40 Tagen 84 Messungen des Sonnendurchmessers.
Der genannte Beobachter promovirte hier am 21. März
und siedelte darauf nach der Strassburger Sternwarte über.
Ein von der Sternwarte erworbenes 7 zölliges photo-
graphisches Objectiv hat Unterzeichneter nebst Kamera an der
Deklinationsbüchse des 8 zölligen Refractors angebracht und
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JW
erhielt eine Reihe von Aufnahmen besonders aus den Hyaden
und der Vulpecula, die durchmustert wurden. Das Objectiv
zeichnet mit einer Genauigkeit von 1".
Im Refraktor hat Unterzeichneter Nova Persei und den
Planeten (196) Philomela wiederholt beobachtet, am gebrochenen
Passageinstrument von den G Hauptsternen des Sternhaufens
der Vulpecula in 10 Nächten die Rectascensionen, in 7 die
Deklinationsdifferenzen bestimmt. Die Zeitbestimmungen wurden
von ihm und von Dr. Meyer an demselben Instrument gemacht.
Auf Wunsch der Studirenden wurde seit dem Sommer
trotz der ungünstigen Lage der Sternwarte ein astronomisches
Praktikum eingerichtet, das von 4 Astronomen besucht wurde.
Die Verlegung der Sternwarte wird eine immer dringendere
Nothwendigkeit.
Franz.
3. Das chemische Institut.
Die Frequenz des Instituts ist insofern gestiegen, als die
Zahl der prakticirenden Chemiker noch weiter in die Höhe
gegangen ist und im letzten Winter-Semester 105 erreicht hat.
Dagegen ist der Besuch der Curse für Mediciner recht gering
gewesen, im vorigen Sommer ist die Zahl der Theilnehmer
auf 6 gesunken.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende aus-
geführt und veröffentlicht:
1. Müller: Ueber die optisch Isomeren des Phenylmethyl-
piperidins. (Doctor-Dissertation Breslau.)
2. Manoukian: Ueber die Verbindung von p. Xylylenbromid
mit primären, sekundären und tertiären Basen. (Doctor-
Dissertation Breslau.)
3. Krannich: Ueberdie Einwirkung von Ortho-Sulfobenzoe-
säure- Anhydrid auf Benzol und Homologe bei Gegen-
wart von Aluminiumchlorid. (Doctor-Dissertation Breslau.)
4. Jüttner: Zur Theorie der Lösungen. (Doctor-Dissertation
Breslau.)
5. Goldschmidt: Physikalisch - chemische Studien an
wässerigen Ammoniaklösungen. (Doctor - Dissertation
Breslau.)
3
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G. Heid rieh: Beitrag zur Charakteristik aromatischer Amine
und Pyridine. (Doctor-Dissertation Breslau.)
7. Frese: Zur Kenntniss der Pyridinreihe. (Doctor-Disser-
tation Breslau.)
8. Backe: Einwirkung von Cuminol auf a-Picolin. (Doctor-
Dissertation Breslau.)
9. Castner: Beiträge zur Kenntniss des Aldehydcollidins.
(Doctor-Dissertation Breslau.)
10. Sackur: Ueber den Einfluss gleichioniger Zusätze auf
die elektromotorische Kraft von Flüssigkeitsketten. (Doctor-
Disseriation Breslau.)
11. Rieger: Ueber die Existenz complexer Jonen in Doppel-
salzen. (Doctor-Dissertation Breslau.)
12. Jaross: Einwirkung von Aldehyden und von Carbonyl-
chlorid auf Diamine. (Doctor-Dissertation Breslau.)
13. Andree: Condensation von Methyl- und Aethylamin
mit Aldehyden. (Doctor-Dissertation Breslau.)
14. T ho rausch: Einwirkung von Aldehyden auf Methyl-
phenylpyridin. (Doctor-Dissertation Breslau.)
15. Riescnfcld: Lösungsvermögen von Salzlösungen für
Ammoniak. (Doctor-Dissertation Breslau.)
10. Ab egg: Ueber die Elektrochemie des Eisens.
17. Ab egg: Apparat zur Demonstration und Bestimmung
von Jonenbeweglichkeiten.
18. Abegg: Ein einfacher Flüssigkeitswiderstand zum
Laboratoriumsgebrauch.
19. Steele: The measurement of ionic velocities in aequeous
Solution and the existence of complexions.
20. Drucker: Die Dissociationsverhältnisse ternärer
Electrolyte.
21. Drucker: Zur Geschwindigkeit und Katalyse im in-
homogenen Systeme.
22. Drucker: Ueber die Löslichkeitsverhältnisse des Silber-
sulfats und des Mercurosulfats.
23. Sackur: Ueber elektrolytische Kurzschlüsse in Flüssigkeits-
ketten.
24. S a c k u r : Zur Kenntniss des Dissociationszustandes starker
Elektrolyte.
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25. Sackur: Bemerkungen zu der Abhandlung des H.Kühling:
„Ueber die Einwirkung von Kohlensäure und Alkali-
salzen auf Metalloxyde".
2G. Sackur: Zur physikalischen Chemie der Schwefelsäure.
27. Jüttner: Kritisches zur physikalisch-chemischen Unter-
suchung der Mineralwässer.
28. Steele und Denison: Transport nuinbers of dilute
Solutions.
20. Herz: Ueber quantitative Metallfällungen durch organische
Basen.
30. Herz: Ueber das Cobaltsulfid.
31. Herz: Zur Kenntniss einiger allotroper Modifikationen
anorganischer Verbindungen.
32. Herz: Ueber die Hydroxyde von Zink und Blei.
33. Herz: Zur Praxis von Chromat- und Manganatanalysen.
34. Scholtz: Stereoisomere aa-Diphenylpiperidine.
35. Scholtz: Versuch der Spaltung einer optisch inactiven
Base durch ein actives Halogenalkyl.
36. Scholtz: Ein neues Oxydationsproduct der Harnsäure.
37. Renz: Ueber Indium.
38. Renz: Ueber Verbindungen von Thalliumcbloiid mit
organischen Basen.
39. Laden bürg und Quasig: Quantitative Bestimmung des
Ozons.
40. Laden bürg: Ueber das Ozon.
41. Ladenburg: Ueber die Bildung von Ozon.
42. Ladenburg: Tropin aus Tropidin und die Synthese
des Atropins.
43. Ladenburg: Reines Jod.
44. Sackur: Nachtrag zu der Abhandlung: Ueber den
Einfluss gleichioniger Zusätze auf die elektromotorische
Kraft von Flüssigkeitsketten.
Ladenburg.
4. Das pharmaceutische Institut,
a. Chemische Abtheilniig.
Das pharmaceutische Institut hat bei der Auftheilung des
früheren physikalischen Instituts einen Zuwachs von Räumlich-
3*
36
keiten erhalten, wie er dringend geboten war zur Schaffung
von weiteren Arbeitsräumen und zur Unterbringung derBibliothek
und der Sammlungen.
Die Vorlesungen und die praktischen Üebungen der
Studiienden, von denen im Sommer-Semester 62 und im
Winter-Semester 58 Plätze im chemischen Laboratorium des
Instituts belegt hatten, wurden in gewohnter Weise planmässig
fortgesetzt. An die Stelle des ausscheidenden langjährigen
Assistenten Dr. Höhnet ist Dr. Kühl mann getreten.
Die Einrichtung eines Ferien - Cursus für praktische
Apotheker im März 1901 hatte sich bewährt und so wurde im
August desselben Jahres wieder ein Cursus eingerichtet, an
dem sich 15 Apothekenbesitzer aus Breslau und der Provinz
betheiligten. Seine Leitung war wieder dem bewährten lang-
jährigen Assistenten des Instituts Dr. Grützner anvertraut
und Gegenstand des Cursus waren die neuen Prüfungsmethoden
des deutschen Arzneibuchs, die auch praktisch geübt wurden.
Der chemische Apparat, die Sammlungen und die Bibliothek
wurden den Mitteln des Instituts entsprechend vermehrt. Neu
angeschafft wurden eine Filterpresse, ein Wasserstrahlgebläse
von Glas mit Saugpumpe zur Demonstration und eine Hand-
centrifuge, sowie die Verbindung des Instituts durch ein Kabel
mit dem städtischen Elektricitätswerk hergestellt.
Die Stadt Karlsbad überwies dem Institut als Geschenk
graphische Darstellungen von Karlsbad, seiner Mineralquellen
und sanitären Einrichtungen, sowie die Einzelphasen der
Sprudelsalzgewinnung mit den entsprechenden Präparaten.
Im Laufe des Jahres wurde nur eine wissenschaftliche
Arbeit veröffentlicht von Dr. Grützner: Titration des Blut-
laugensalzes mit Kaliumpermanganat Archiv derPharmacie 1902.
Bd. 240.
Poleck.
b. Pharmacognostlsche Abteilung.
Die Sammlungen von Drogen wurden den Bedürfnissen
des Unterrichts entsprechend vermehrt; die mikroskopischen
Uebungen in gewohnter Weise abgehalten. Die Zahl der Theil-
nehmer an diesen Cursen betrug im Sommer-Semester 45, im
Winter-Semester 48. Um den Unterricht erfolgreich zu gc-
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stalten, musste Dr. C. G. Richter aushilfsweise zu Assistenz-
leistungen herangezogen werden. Angeschafft wurden zwei
Mikroskope aus der Werkstatt von Leitz- Wetzlar (Oc. I, II;
Obj. 3, 5, 7).
Im Etatsjahr hat der Assistent am pharmacognostischen
Institut R. Schulz eine umfangreiche Arbeit über die Gattung
Phvteuma fertig gestellt, die demnächst zum Druck gelangt.
Pax.
5. Das mineralogische Institut und Museum.
Die Sammlungen und besonders auch das Instrumentarium
wurden durch zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt und be-
reichert, indem ausser den laufenden Fonds besondere Mittel
durch Curatorial-Verfügungen vom 13. April 1901 (U. C. 935)
und 20. April 1901 (U. C. 981) anlässlich der Uebersiedelung
des Instituts in die ehemaligen Räume des physikalischen
Instituts im ersten Stockwerk des Institutengebäudes (Schuh-
brücke 38/39 — Burgstrasse 9 — Universitätsplatz 20/22) zur
Verfügung standen. Der Unterzeichnete verfehlt nicht, auch
an dieser Stelle den vorgesetzten hohen Behörden seinen ganz
ergebensten und gehorsamsten Dank für diese Förderung der
Institutsinteressen auszusprechen. Durch jene Uebersiedelung
ist die räumliche Abtrennung vom geologisch-paläontologischen
Institut weiter geführt und besitzt das mineralogische Institut
(zum Vortheil gegen früher) mehrere einzelne kleine Arbeits-
zimmer für krystallographisch-optische Untersuchungen. Da-
gegen ist das mineral-chemische Laboratorium noch im zweiten
Stockwerk (nach Art einer Enclave im geologischen Institut)
untergebracht und sind die Museumsräume auf nur einen grösseren
und einen ganz kleinen Saal (Ecksaal) beschränkt, indem die
im Stockwerk des mineralogischen Instituts belegenen Räume
der ehemaligen Dienstwohnung des Directors vom physikalischen
Institut zur Zeit Zwecken des pharmaceutischen Instituts
dienen.
Als Museums - Assistent fungirte Herr Dr. Baumann,
während Herr Privaldocent Prof. Dr. Milch ebenso wie in den
vorhergehenden Jahren mit dankenswerther Bereitwilligkeit als
Unterrichts-Assistent bei den Uebungen und der Anleitung zu
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selbständigen Arbeiten thätig war, ebenso wie Herr Dr. Sachs
als zweiter Unterrichts- Assistent. Bei der Abhaltung der
Uebungen wurde der Unterzeichnete auch durch die freund-
liche Beihilfe der Herren Privatdocenten Dr. Volz und Dr.
Herz unterstützt.
Mit den Hilfsmitteln des Museums wurden im mineralo-
gischen Institut die Untersuchungen zu folgenden Publicationen
ausgeführt:
G. Geipel: Krystallographisch-optische Studien an synthe-
tisch hergestellten Verbindungen. Inaugural-Dissertation
vom 2. August 1901.
K. Eisenhuth: Beiträge zur Kenntniss der Bitterspäthe.
Inaugural-Dissertation vom 5. August 1901.
A. Sachs: Ueber Anapait, ein neues Kalkeisenphosphat von
Anapa am Schwarzen Meere. Sitzungsberichte der Kgl.
Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Januar
1902.
— Beiträge zur Kenntnis der Krystallform des Langbeinits
und zur Auffassung der regulären Tetartoödire. Ebenda,
April 1902.
— Ueber neue Kalkspathformen von Tharandt in Sachsen.
Zeitschrift für Krystallographie, Bd. 3G.
L. Milch: Beiträge zur Kenntnis der granitischen Gesteine
des Riesengebirges; zweiter Theil. Neues Jahrbuch für
Mineralogie, Beil.-Bd. 15, S. 105—204, mit 2 Taf.
— Ueber basische Concretionen in Tiefengesteinen. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, Hamburg,
22. October 1901.
— Ueber den sogenannten ächten Granit des Riesengebirges.
Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur,
Sitzung vom 27. November 1901.
— Petrographische Untersuchung andesitischer Gesteine aus
Kleinasien. Neues Jahrbuch für Mineralogie, 1902 (im Druck).
G. Gürich: Edelopal und Opal-Pseudomorphosen von White
ClifTs, Australien. Ebenda, Beil.-Bd. 14, 472.
Entstehungsweise schlesischer Erzlagerstätten (Ober-
schlesien und Kupferberg). Sitzungsbericht der Schles.
Gesellschaft für vaterl. Cultur vom 6. März 1902.
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39
C Hintze: Handbuch der Mineralogie. 19. Lief., Leipzig
1902.
Ausserdem vollendete Herr Dr. A. Sachs eine Arbeit
über den Weissstein des Jordansmühler Nephritvorkommens.
Die krystallographisch- optische Untersuchung neuer, in
den chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin
und Bonn dargestellter Verbindungen (ausser der oben er-
wähnten, schon publicirten) wurde von den Herren Prof.
Dr. Milch, Dr. Sachs, Oberlehrer Dr. Täuber und Ober-
lehrer Dr. Geipel ausgeführt.
Hintze.
6. Das geologisch-palaeontologische Institut und
Museum.
Im Verlaufe des verflossenen Jahres wurde der Ausbau
der Räume des Instituts und Museums ausgeführt, sodass
wenigstens ein Theil der störendsten Baumängel abgestellt
werden konnte. Die neu eingerichteten Sammlungssäle machen
einen gefalligen und übersichtlichen Eindruck, während im
Institut die unerwartete, sehr erhebliche Zunahme der Prak-
tikanten die neu gewonnenen Zimmer schon mehr als ausgefüllt
haL Leider hat sich trotz des besten Willens aller Retheiligten
eine TJeberweisung des ganzen II. Stocks an das Institut nicht
ermöglichen lassen. Die für die mineral-chemischen Arbeiten
vorgesehenen Räume liegen derart zwischen Museum und
Institut, dass Director- und Praktikantenzimmer gleichzeitig als
Corridor dienen müssen; während der Vorlesungen ist jede
Verbindung zwischen den beiden integrirenden Theilen des
zweiten Stocks, ausser der über den Hof des Institutengebäudes,
unterbrochen.
Von Geschenken wurdedie schon angekündigte Noetling'sche
Sammlung durch den Donator selbst tiusgepackt; bei der Auf-
stellung und Ordnung derselben ergab sich das hervorragende
wissenschaftliche Interesse dieser in Europa bis jetzt einzig
dastehenden Zusammenstellung aus Iiimalaya und Salt Range.
Nicht geringeres Interesse verdient die Volz'sche Sammlung
von Versteinerungen und Vulcanproducten aus Borneo, Java
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44)
und Sumatra, das Ergebnis mehrjähriger, mühevoller Reisen
in dem unwirklichen Gebiet. Von besonderer Bedeutung sind
die Tertiär -Conchylien aus Java, die von dem Donator auf
Sumatra neu entdeckte marine Trias, sowie die prachtvollen
Bomben und Lavastromenden javanischer Vulcane, deren Vor-
kommen durch die im selben Räume des Museums aufgestellten
Zeichnungen und Skizzen des Reisenden erläutert werden.
Ausserdem verdanken wir der Pless'schen Verwaltung in Wal-
denburg ein sehr lehrreiches Modell der Waldenburger Stein-
kohlenmulde, deren Verwerfungen und Eruptivgesteine.
Die folgenden auswärtigen Gelehrten haben das Institut
zum Zweck wissenschaftlicher Arbeiten aufgesucht: Professor
Kilian-Grenoble, Dr. Noetli ng-Calcutta, Dr. von Huene-
Tübingen, Dr. E. Philippi, z. Z. Deutsche Südpol-Expedition,
Dr. Perner-Prag, Landesgeologe Prof. Dr. Jentsch-Berlin,
Prof. Dr. Schenk-Halle, Prof. Dr. Wisniowski-Lemberg,
Prof. Dr. Szajnocha-Krakau.
Als zweiter (Hilfs-)Assistent fungirle während des grösstcn
Theils des Jahres Herr Drd. R. Kirchner.
Geologische Excursionen wurden ausgeführt nach:
1. Aunaberg 0 -S. und Gogolin,
2. eine mehrtätige Excursion nach dem oberschlesischen
Industriebezirk (Königin Luise-Grube, Donnersmarckhütte
und Borsigwerk),
3. eine mehrtägige nach Albcnriorf, Friedland und Walden-
burg,
4. nach Königshütte und Beuthen,
5. nach Trebnitz,
6. nach Wiese.
Mit den Mitteln des Instituts wurden die in Folgendein
aufgezählten Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht:
Dr. Wysogörski: Der oberschlesische Muschelkalk (ein
Führer für den XIII. Geographentag).
Dr. Volz:
1. Die Anordnung der Vulcane auf Sumatra. (Jahresbericht
der Schles. Gesellschaft für vaterl. Cultur 1901.)
2. Ueber die Vulcane Javas. (Schles. Gesellsch. für vaterl.
Cultur 1901.)
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3. Die Insel Pulu Laut im SO. von ßorneo. (Schlesische
Gesellsch. für vaterl. Cultur. 1901.)
4. Cenoman und Turon am Annaberge in Ober-Schlesien.
(Zeitschr. der deutschen geol. Gesellsch. 1901.)
5. Proneusticosaurus, eine neue Sauropterygier- Gattung
aus dem untersten Muschelkalk Ober - Schlesiens.
(Palaeontographica 1902.)
Prof. Dr. Gürich:
1. Jura- und Devon-Fossilien von White Cliffs, Australien.
(N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Band XIV.)
2. Ueber eine neue Lichas-Art aus dem Devon von Neu-
Süd- Wales und über die Gattung Lichas überhaupt.
(N. Jahrb. f. Min. etc. Beil. Band XIV.)
3. Cambrium in Deutsch-Südwest-Afrika. (Centraiblatt für
Min. etc. 1902.)
Prof. Dr. Frech:
1. Geologie der Radstädter Tauern. Mit geolog. Karte und
zahlreichen Abbildungen. Jena 1901.
2. Wilhelm Barnim Dames. Ein Nachruf. Jena 1901.
3. Ueber glaciale Druck- und Faltungserscheinungen im
Oder-Gebiet. (Zeitschrift der Gesellsch. f. Erdkunde in
Berlin Bd. XXXVI, 6 Tafeln.)
1. Ueber Trias-Ammoniten aus Kaschmir. (Centralblatt für
Min. etc. 1902.)
5. Ueber Epitornoceras und Tornoceras. (Centralblatt für
Min. etc. 1902.)
6. Ueber devonische Ammoneen. Mit 4 Tafeln und 35
Textbildern. Wien 1902.
7. Führer in den oberschlesischen Industriebezirk. 1901.
(XIII. Geographentag.)
8. Führer in das Diluvium von Trebnitz. 1901.
Frech.
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.
Vom 1. August 1901 ab wurde der Assistent am botanischen
Garten, Privatdocent Dr. August Weberbauer, zum Zweck
einer wissenschaftlichen Reise nach den südamerikanischen
Anden auf zwei Jahre beurlaubt; sein Vertreter war Dr. Hubert
Winkler.
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1. Im Garten wurden wesentliche Veränderungen nicht
vorgenommen, der Bestand an Arten durch Tausch und Kauf
erhalten. Lebende Pflanzen erhielt der Garten geschenkweise
überwiesen von Frau Inspector Freudenberg-Breslau und
den Herren R. B eh n sc h- Breslau, J. Bornmüller- Berka a. IM
Godefroy-Lebeuf - Paris, G. Götz - Breslau, Stadtrath
Leichtlin - Baden, Liebig- Forstlangwasser, Baron von
Ohlendorf-Harnburg, Prof. Dr. Rosen -Breslau, Landschafts-
gärtner Sch wabe- Gnadenfeld, Prof. Dr. Sc hübe -Breslau.
Zum Versand gelangten 2050 Samenproben gegen einen Eingang
von 1430 Nummern.
2. Die Sammlungen wurden vielfach von auswärtigen
und einheimischen Botanikern zu wissenschaftlichen Arbeiten
benutzt, auch zur Lösung praktischer Fragen von der Steuer-
behörde und Privaten in Anspruch genommen.
a. Das Herbarium wurde vermehrt durch folgende Samm-
lungen: Lief. 8— 10 der Carices exsiccatae von Kneucker;
Lief. IX der Fl. exsicc. Poloniae von Woloszczak;
ferner 903 Nummern von den canarischen Inseln (Coli.
Bornmüller); 200 Nummern siamesischer Pflanzen von
Dr. Zimmermann; 579 Nummern Angolapflanzen von
H. Baum; 143 Nummern aus Kamerun (Coli. Zenker);
190 Nummern Mexikaner von Pringle; 54 Nummern
Brasil ianer von R e i n e c k e ; 467 Nummern westaustralische,
Pflanzen von Dr. Pritzel.
Durch Tausch wurden erworben 288 Nummern
vom Botanischen Museum in Berlin, Pflanzen aus ver-
schiedenen Theilen Afrikas und aus Ecuador enthaltend.
Als Geschenk erhielt das Herbarium einen Zuwachs
durch Lief. 10 des Herbar. cecidiolog., ferner 150 Nummern
Alpenpflanzen vom bithynischen Olymp, 327 Spannblülter
Primelarten und etwa 3 Centuricn Acerformen von Prof.
Pax; vor Allem aber übergaben die Erben des ver-
storbenen Geh. Sanitätsrathes Prof. Dr. Wagner in
Königshütte O/S. durch Herrn Apotheker Wagner in
Beuthen das überaus werthvolle Herbar des Ver-
storbenen dem Garten als Geschenk; es umfasst rund
etwa 150 Fascikel vorzüglich conservirter Pflanzen aus
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der Flora Europas, namentlich auch sehr werthvolle
Exsiccatenwerke.
b. Das Gartenmuseum wurde durch selbst gesammeltes
Demonstrationsmaterial wesentlich bereichert.
c. Der Bibliothek wurden geschenkweise übergeben einige
botanische Werke aus dem Nachlass von Geh. Rath
Prof. Dr. Wagner in Königshütte und von Oberlehrer
Dittrich in Breslau.
3. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Uebungen
Theil im Sommer-Semester 55, im Winter-Semester 64 Studirende ;
ausserdem arbeiteten mehrere Herren ständig an eigenen
Untersuchungen.
Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:
1. F. Pax, Monographie der Aceraceae. Leipzig 1902.
2. A. Weberbauer, Ueber die Fruchtanatomie der
Scrophulariaceae. Cassel 1001.
3. H. Winkler, Cnryophyllaceae in Asia centrali a cl.
0. Paulsen lectae determinavit. Kopenhagen 1901.
4. W. Limpricht, Beiträge zur Kenntniss der Taccaceae.
Inaug.-Diss. Breslau 1902.
5. R. Knuth, Beiträge zur geographischen Verbreitung der
Geraniaceae. Diss. Berlin 1902.
6. Th. Schübe, Zur Kenntniss der Verbreitung der Gefäss-
pflanzen in Schlesien. Breslau 1901.
7. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung der schle-
sischen Phanerogamenflora im Jahre 1900. Breslau 1901.
Die sehr mühsame und umfangreiche Monographie der
Cistaceae von W. Grosser und die Monographie der Gattung
Phyteuma von R. Schulz befinden sich im Druck.
F. Pax.
8. Das pflanzenphysiologische Institut und das
botanische Museum.
Im verflossenen Jahre ist das Auditorium des pflanzen-
physiologischen Institutes einer eingehenden Erneuerung
unterzogen worden. Es sind namentlich auch die beiden
Fenster am Katheder soweit vergrössert, dass nun der Raum
für die Aufstellung von Demonstrationsobjecten und der
44
Kathedertisch eine ausgiebige Beleuchtung erfahren haben, die
bisher empfindlich entbehrt wurde. Gleichzeitig mit dem
Auditorium ist auch der Vorbereitungsraum mit neuen Schränken
und Regalen versehen worden, in welchen die Herbarien, die
Modelle und die Wandtafeln für den Unterricht eine über-
sichtliche und handliche Ausstellung gefunden haben. — In
den Räumen des Institutes konnten nach der Entlastung der
Modellsammlungen neue Schränke aufgestellt werden, in welchen
die Apparate nunmehr ordnungsmässig untergebracht wurden,
soweit der Raum nicht für Culturen von Pflanzen vorgesehen
werden musste. An Apparaten wurden 1 grosses und 2 kleine
Mikroskope angeschafft, 2 weitere Sterilisatoren und ein neuer
photographischer Apparat mit moderner Einrichtung. — In
dem Versuchsgarten des pflanzen -physiologischen Institutes
wurde das neu errichtete Vegetationshaus mit der erforder-
lichen inneren Einrichtung versehen. Für die Versuchsfläche
des Gartens wurde durch die Beseitigung abständiger Bäume
eine bessere Beleuchtung herbeigeführt und dadurch die Ver-
suchsfläche selbst um einen wesentlichen Theil vergrössert;
dem wachsenden Bedürfnisse für unsere Freilandculturen
konnte hierdurch wenigstens zunächst genügt werden.
Am botanischen Museum ist zum 1. April v. J. die
Assistentenstelle durch Herrn Dr. Max von Minden aus Varel
besetzt worden, die nach dem Tode meines Vorgängers im
Amte verwaist geblieben ist. — Es wurde im Museum zunächst
eine Neuordnung der einzelnen Abtheilungen vorgesehen und
damit zugleich eine übersichtliche Beschilderung der einzelnen
Schränke und Sammlungsgegenstände durchgeführt. Nachdem
diese allgemeine übersichtliche Ordnung der Sammlungen ab-
geschlossen war, wurden die einzelnen Abtheilungen einer
genaueren und engeren Durchsicht und Ordnung unterzogen.
Diese konnte in dem verflossenen Jahre nicht über die xylo-
tomische Sammlung und über die Samen und Fruchtsammlung
hinaus ausgedehnt werden. — Neben der Neuordnung der vor-
handenen Sammlungsgegenstände sind nicht unwesentliche
Ergänzungen im Verlauf des Jahres eingetreten. Diese be-
treffen vorzugsweise die xylotomische Sammlung, die Sammlung
der Gespinnstfasern und die mykologische Abtheilung.
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Die wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich
über „die Untersuchung von Plankton - Organismen", über
„physiologische Versuche, die Stickstoff-Assimilation betreffend",
über „Infectionsversuche mit parasitischen Pilzen, vorzugs-
weise mit Brandpilzen", denn weiter über „Wasserpilze, ihre
Entwickelung und Verbreitung", über „die Cultur baum-
bewohnender Hutpilze und ihre Fruchtformen" und über „die
Cultur von Schimmelpilzen aus der Gruppe der Zygomyceten".
Zur Veröffentlichung gelangten:
1. Eine Arbeit über die Pleomorphie und Chlamydosporen-
bildung bei niederen Pilzen von O. Brefeld.
2. Ueber die Fäulniss und Conservirung des Obstes von
O. Brefeld.
3. Fortsetzung der von F. Cohn begründeten Zeitschrift:
„Beiträge zur Biologie der Pflanzen", achter Band, 2. Heft
von 0. Brefeld.
In diesem Hefte sind an Arbeiten aus dem pflanzen-
physiologischen Institute erschienen:
I. „Studien über das natürliche System der Pflanzen,
I. Theil von F. Rosen" und
II. „die Bedingungen und die Bedeutung der Zygoten-
bildung bei Sporodinia Grandis von R. Falck".
4. Ueber wasserbewohnende Saprolegniaceen von M. von
Minden.
Brefeld.
9. Das zoologische Institut und Museum.
Am 1. April 1901 wurde die bisherige erste Assistenten-
stelle in eine Custodenstelle umgewandelt und Dr. C. Zimmer
mit deren Verwaltung beauftragt. Die definitive Ernennung
Dr. Zimmers zum Custos erfolgte am 1. Januar 1902. Als
•zweiter Assistent und Bibliothekar fungirte stud. Th. Krum-
bach, als Hilfsassistent Dr. S. Süssbach.
Am 1. Mai 1901 starb der bisherige Conservator Fr.
Tie mann, nach 42 jähriger Thätigkeit am hiesigen Museum.
Sein auch im hohen Alter nie erlahmendes Pflichtgefühl
sichern ihm ein ehrendes Andenken. Seine Arbeit übernahmen
die zunächst probeweise angestellten Präparatoren M. Senf
und L. Pohl.
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4r,
Die Lehrmittel des Instituts wurden durch eine Anzahl
neu gezeichneter Unterrichtstafeln vermehrt. Bei der grossen
Zahl der an den Uebungen theilnehmenden wie mit eigenen
wissenschaftlichen Untersuchungen beschäftigten Praktikanten
erwies sich die Anzahl der Arbeitsplätze wie der vorhandenen
brauchbaren Mikroskope als ganz unzureichend.
Im Museum wurde die Arbeit der Neuordnung der Samm-
lungen fortgesetzt Wie im vorigen, so betheiligte sich auch
in diesem Jahre Herr Oberlehrer Dr. Götschmann an der
Neuordnung der Lepidopteren, während Herr Rechnungsrath
Langner die Neuordnung der Conchyliensammlung übernahm.
Ferner bearbeitete von Museumssammlungen Herr Dr.
Michaclsen (Hamburg) die Oligochaeten, Herr Oberstabsarzt
Dr. von Linstow (Göttingen) die Rundwürmer, Herr Prof.
Dr. Zschokke (Basel) einige Cestoden, Herr Cr. Bernhauer
(Stockerau) einige Staphyliniden, Herr Prof. Dr. Döderlein
(Strassburg) einige Echinodermen, Herr Hofrath Prof. Dr.
von Graff (Graz) die Turbellarien, Herr Oberlehrer Breddin
(Halle) ostindische Rhynchoten, Herr Dr. Verhoeff (Bonn)
Myriapoden.
Von grösseren Ankäufen für das Museum sind zu erwähnen
eine grosse Collection paläarktischer Myriapoden und Isopoden
von Dr. Verhoeff in Bonn, sowie zahlreiche Cadaver aus dem
hiesigen Zoologischen Garten. Getauscht wurden einige
Doubletten mit dem Senckenbergischen Museum zu Frank-
furt a. M.
Unter den Schenkungen, welche auch in diesem Jahre dem
Museum in reichem Maasse zugeflossen sind, steht obenan die
grosse zoologische Reiseausbeute aus Sumatra und Borneo
von Herrn Privatdocent Dr. Volz. Weitere Geschenke gingen
ein von Prof. Dr. Bruck (Breslau), Prof. Dr. Dittricli.
(Breslau), Oberlehrer Dr. Götschmann (Breslau), Director
Grabowski (Breslau), Hofrath Prof. Dr. von Graff (Graz),
Frl. M. Gruhl (Fürstenau), Dr. Ho ff bau er (Trachenberg),
Thierarzt Kolbe (Breslau), Director Kuntz (Alt-Bernau), cand.
phil. Leidicke (Breslau), Dr. Lubosch (Breslau), Oberthierarzt
Dr. Marschner (Breslau), stud. phil. Muhs (Breslau), Dr.
Runschke (Breslau), Rechnungsrath Schnabel (Breslau),
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Prof. Dr. Thilenius (Breslau), Zahnarzt Thon (Breslau), Dr.
med. Thilo (Riga).
Die Bibliothek wurde wie alljährlich aus der dafür be-
stimmten Gravenhorst'schen Stiftung vermehrt, und erhielt
ausserdem Geschenke von Prof. Dr. Rud. Di tt rieh, Prof. Dr.
Pax, Rittmeister a. D. von Roberti, vom Verein für
schlesische Insectenkunde, vom kaukasischen Museum
in Tiflis, vom Zoologischen Institut in Tokyo, vom Museo
nacional in Montevideo, • von der Senckenbergischen
naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. und
von den Beamten des Instituts.
Publicationen.
1. Marschner, L.: Beiträge zur Anatomie und Physiologie
des Herzens und der grossen Gefässstämme der Wasser-
säugethiere. 1901. Dissertation.
2. Pütt er, A.: Das Auge der Wassersäugethiere. 1901.
Dissertation.
3. Bild, A.: Die Entwickelungsgeschichte des Zahnsystems
bei Sus domesticus und das Verhältniss der Lippen-
furchenanlage zur Zahnleiste. 1901. Dissertation.
4. Kükenthal: Leitfaden für das zoologische Praktikum.
2. Auflage. Jena 1901.
Kükenthal.
f. Landwirtschaftliche Institute.
I. Allgemeines.
Im Berichtsjahre ist von den „Mittheilungen der land-
wirthschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau"
Heft V erschienen.
Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der
Universität betrug:
Gesammtzahl: darunter Landwirthe
von Beruf:
Sommer-Semester 1901 ... 70 53
Winter-Semester 1901/02 . . 112 81
Von den Studirenden der Landwirthschaft wurden zwei
zu Doctoren der Philosophie promovirt und einer bestand die
landwirtschaftliche Abgangs -Prüfung. Die für 1900 aus-
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geschriebene Preisaufgabe der Landwirthschaftskammer hatte
von stud. Harnoth eine Bearbeitung gefunden, welchem im
Berichtsjahre der volle Preis zuerkannt wurde, ebenso wurde
am Geburtslage Sr. Majestät des Kaisers dem stud. Schulte-
Bäuminghaus für die Bearbeitung der von der Universität
gestellten landwirtschaftlichen Preisaufgabe der volle Preis
ertheilt
Der im Vorjahre eingetretene neue Vertreter der Veterinär-
kunde, Prof. Dr. Peter, stellte leider gesundheitshalber mit
Ende des Jahres 1900 seine Thätigkeit wieder ein und verliess
Breslau. Als Nachfolger wurde Dr. Künnemann, bisher
Medicinal-Assessor und Leiter der Thierklinik in Jena, zum
ausserordentlichen Professor ernannt, doch konnte dieser erst
am 1. October 1901 seine hiesige Thätigkeit beginnen.
II. Specielles.
a. Das Institut für land wirthschaftliche Pflanzen-
productionsleh re.
Auf dem landwirtschaftlichen Versuchsfelde in Rosenthal
hatten Witterungseinflüsse und Pflanzenschädlinge die Erträge
im Berichtsjahre erheblich geschädigt.
Die Wetterwarte des Versuchsfeldes functionirte glatt
und ohne Unterbrechung ihrer Beobachtungen.
Der statistische Versuch lieferte die ersten Zahlen-
ergebnisse.
Der permanente Düngungsversuch litt sehr unter
der Ungunst der Witterung und Hess im Berichtsjahre noch
gar nichts für das Auge erkennen.
Der landwirthschaftlich-botanische Garten wurde
fertig planirt und aufgeteilt; er erhielt 2 abessynische Brunnen,
die Wege wurden geschottert. Ferner wurde in demselben
eine Abtheilung als Bienennahrungsgarten abgezweigt für
den Lehrbienenstand des Generalvereins der schlesischen
Bienenzüchter, der dort seine Aufstellung gefunden hatte.
Auch dem Obst- und Gartenbau wurde ein Quartier
eingeräumt: die Anlage des Obstgartens (Zwergpyramiden
und Spalierformen) wurde soweit gefördert, dass die Pflanzung
der Stämme im Frühjahr 1902 erfolgen konnte. Es wurden
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die auf hiesigem Boden sicher gedeihenden feinsten Tafel-
obstsorten angepflanzt.
Eine besondere Abtheilung des Iandwirthschaftlich-
botanischen Gartens wurde für pflanzen-pathologische
Studien (Infections- und Culturversuche) reservirt und dem
Director der agriculturbotanischen Versuchsstation Dr. Rem er
zur Verfügung gestellt, mit der Maassgabe, das ganze land-
wirtschaftliche Versuchsfeld der Universität als für seine
Studien zur Disposition stehend zu betrachten.
Der landwirtschaftlich - botanische Garten zählte im
Berichtsjahre ca. 1500 Einzelaussaaten verschiedener Sorten.
Im Zuchtgarten des Versuchsfeldes wurde die Züchtung
eines grünkörnigen, eines gelbkörnigen und eines braun-
körnigen Stammes des Petkuser Roggens fortgesetzt. Die
zweite Generation zeigte deutlich die Neigung zur Steigerung
der Grünkörnigkeit, während die beiden anderen Farben nur
schwache Fortschritte erkennen Hessen. Die Selection fand
von diesem Jahre an mit Hilfe der Quetelet-Galton'selien Curven
statt, einer statistischen Methode zur Verfolgung der Vererbung,
die ungemein scharf und klar die Entwicklung der Formen zu
beobachten gestattet. Auch eir.e Fortzucht spontaner Variationen
aus Teverson-Weizen und Fruchtbarkeitsversuche mit Roggen
wurden fortgesetzt» und ebenso wurden einige neue Gersten-
kreuzungen gemacht behufs weiterer Aufklärung der Gersten-
systematik.
Die chemische Arbeit des Laboratoriums des Versuchs-
feldes durch Dr. H. Ho ff mann musste sich in diesem Jahre
auf das sehr umfangreiche Material beschränken, welches der
statische und der permanente Düngungsversuch lieferten.
Der Besuch des Versuchsfeldes von Seiten der Land-
wirthe der Provinz und des Auslandes war wieder ein sehr
reger. Auch kamen verschiedene Excursionen aus Wien
Krakau etc. her, um sich die Rosenthaler Versuchswirthschaft
anzusehen.
Bauliche Veränderungen: Die Düngerstätte wurde
fast um das Doppelte vergrössert und der neu angebaute Theil
mit einem Dache versehen, um in Zukunft die Frage, ob 'der
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50
Stallmist von einer gut angelegten offenen oder überdachten
Dungstätte besser wirkt, experimentell prüfen zu können.
Der landwirthschaftlich-botanische Garten und die Garten-
bauabtheilung darin erhielten Umzäunungen von Maschendraht-
gellecht.
Berichterstatter machte mit Studirenden stark besuchte
Excursionen nach Koppitz, Koberwitz und Lichiniat und
hielt mehrere Demonstrationen auf dem Felde ab.
Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts-
jahre vor:
1. Mittheilungen vom landwirtschaftlichen Versuchsfelde
(Zeitschrift der Landwirthschaftskammer für die Provinz
Schlesien 1901, Nr. 21-23, 25 und 26).
2. Zur Ausbildung des Landwirthes (ebendaselbst, Nr. 38).
3. Originalsaat und Nachbau (Deutsche landwirtschaftliche
Presse 1901, Nr. 77).
4. Der Boden und seine Bearbeitung (Tagesfragen aus dem
modernen Ackerbau, Heft I. Parey 1901.)
5. Zuckerrübenzüchtung (Jahrbuch der deutschen Land-
wirthschafts-Gesellschafl 1901).
Unter Leitung des Referenten schloss Dr. Büttner seine
umfangreiche Dissertation, die Monographie eines schlesischen
Rittergutes ab, welche in Heft V der Breslauer „Mittheilungen"
erschien.
Die Lehrthätigkeit des Referenten blieb im Jahre 1901
unverändert.
Die amtliche Correspondenz des Instituts erreichte
wieder gegen 400 Journalnummern.
Im Personal des Institutes trat insofern eine Veränderung
ein, als der bisherige landwirtschaftliche Gärtner Richter aus
dieser Stellung ausschied und die gemeinsame Rechnungs-
führerstelle aller landwirtschaftlichen Institute nebst Ver-
waltung der Bibliothek und Sammlungen übernahm. An seine
Stelle trat der bisherige Lehrer an der Gartenbauschule zu
Koschmin in Posen, Herr Thomas. Ausserdem wurde dem
Referenten gestattet, einen Volontär-Assistenten aus dem Kreise
der Studirenden anzunehmen zur Hilfe für diverse Beobach-
tungen auf dem Felde etc.
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51
Auf Vorschlag von Herrn Prof. Holdefleiss vertauschte
Referent zum Winter-Semester sein Laboratorium und Amts-
zimmer mit dem des Genannten, wodurch für das Laboratorium
des Versuchsfeldes grössere Räume gewonnen wurden und die
Anstellung eines zweiten chemischen Assistenten beantragt
werden konnte, der auch vorläufig äusseret alsniäss ig für zwei
Jahre bewilligt wurde und im Februar 1902 seine Arbeit
aufnahm.
von Rümker.
b. Das Institut für landwirtschaftliche Thier-
productionslehre und Veterinärkunde.
Im Rasseviehstall wurden zur Ergänzung des Bestandes
und zum Ersatz einiger abgehender Thiere mehrere neue Kühe
eingestellt. Der Thierbestand diente wie früher zu wissen-
schaftlichen Untersuchungen. Die von stud. Harnoth be-
arbeitete Peisaufgabe der Landwirthschaftskammer über den
Einfluss bestimmter Futtermittel auf die Qualität des Butter-
fettes wurde weiter fortgesetzt und erweitert, um sie zu einer
Doctor-Dissertation zu verwerthen. Es kam insbesondere darauf
an, zu untersuchen, ob besondere Futtermittel, deren specilische
Wirkung auf die Güte der Butter in der Praxis schon längere
Zeit Gegenstand widerstreitender Erörterungen ist, wirklich
einen nachweisbaren derartigen Einfluss ausüben. Es gilt, für
die Güte der Butter, ausser dem für Sachverständige ja höchst
maassgebenden Geschmack, noch andere analytisch feststellbare
Anzeichen zu benutzen, und als solche können ausser anderen
gelten: die Höhe des Schmelz- (und Erstarrungs-) Punktes,
weil mit diesem die Festigkeit, „Kernigkeit" der Butter zu-
sammenhängt, und der Gehalt an flüchtigen Fettsäuren, weil diese
nur in der Butter in erheblicher Menge vorhanden sind. Die Arbeit
ergab unter anderem folgende Resultate: Malzkeime erniedrigen
den Schmelzpunkt der Butter, erhöhen dagegen den Gehaltan flüch-
tigen Fettsäuren. Leinkuchen und Leinöl erhöhen den Schmelz-
punkt und verringern den Gehalt an flüchtigen Fettsäuren. Palm-
kernkuchen und Palmkernfett erhöhen den Schmelzpunkt, ohne
auf den Gehalt an flüchtigen Fettsäuren günstig einzuwirken.
Das so vielfach als ungünstig für die Butterqualität gefürchtete
4'
52
Baumwollsaatmehl und Baumwollsaatöl erhöhen auffallender
Weise den Schmelzpunkt, verringern aber den Gehalt an
flüchtigen Fettsäuren.
Ebenso wurde die von stud. Schulte-Bäuminghaus
bearbeitete landwirtschaftliche Preisaufgabe der Universität
durch weitere Thierversuche vervollständigt, um die Arbeit zu
einer Doctor-Dissertation zu erweitern. Die in umfänglichster
Weise angestellten Untersuchungen ergaben, dass nur der
Kalkgehalt der Milch durch Fütterung zu vermehren ist, während
der Gehalt der Milch an Kochsalz (Chlornatrium), Phosphor-
säure und Eisen durch die Fütterung nicht beeinflusst werden
kann.
Die Thierklinik war unter den bisherigen langjährigen
Wechselfällen ihren eigentlichen Zwecken nur wenig nutzbar
gemacht worden. Da bei der provisorischen, nebenamtlichen
Anstellung eines Veterinärs eine stationäre Klinik nicht ein-
gerichtet wurde, so waren die Stallräumc lange Zeit zum Auf-
stellen von Rassevieh von Seiten des Instituts für landwirth-
schaftliche Thierproductionslehre benutzt worden. Auch das
Abhalten der Poliklinik geschah durch den früheren Leiter,
Corpsrossarzt Strauch, nur in sehr beschränkten Zeilen, so
dass sich ein regelmässiger Betrieb nicht entwickeln konnte.
Der nur 1 '/* Monate dauernden Thätigkeit des Prof. Dr. Peter,
welche plötzlich und unvermittelt zu Weihnachten 1900 wieder
abgebrochen wurde, folgte leider wieder bis zum 1. October 1901
eine drei vierteljährige Pause, in welcher ein Vertreter der
Veterinärkunde vollständig fehlte. Erst seit dieser Zeit ist die
Stelle definitiv besetzt durch Prof. Dr. K ünnemann, welcher
Folgendes berichtet:
Die Thätigkeit des Genannten musste sich in der kurzen
Zeil seit Uebernahme der Thierklinik naturgemäss nur auf
Vorbereitungsarbeiten zur Ein- und Durchführung einer ge-
regelten klinischen Thätigkeit beschränken. Nach der bis-
herigen provisorischen Verwaltung der Thierklinik sind
mancherlei Schwierigkeiten zu überwinden, um dieselbe in
Gang zu bringen. Immerhin muss es als ein erfreuliches
Zeichen für die Zukunft angesehen werden, wenn seit Eröffnung
der Thierklinik am 1. November bereits 705 Thiere, darunter
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80 Pferde, bis zum 1. April poliklinisch untersucht und be-
handelt wurden. Auch wurden in etwa 30 Fällen Cadaver zur
Feststellung der Todesursache oder zu anderen diagnostischen
Zwecken eingesandt und untersucht. So wurde in 2 Fallen
der Ausbruch der Geflügelcholera in hiesigen Beständen fest-
gestellt und in mehreren Fällen durch Untersuchung der ein-
gesandten Eihäute von Kühen, die verkalbt hatten, das Vor-
handensein des seuchenhaften Verkalbens ermittelt.
Die Grundlagen für eine gedeihliche Entwickelung sind
vorhanden, allerdings bedarf es für den weiteren Ausbau der
Thierklinik zu einem allen Anforderungen genügenden Veterinär-
institute noch einer bedeutenden räumlichen Erweiterung mit
entsprechend umfangreicheren Einrichtungen und grösseren
Mitteln. Mit der sehr dankenswerthen Einstellung von Mitteln
in den Etat für die dauernde Anstellung eines Assistenten ist
der Anfang für eine weitere Entwickelung des Instituts gemacht.
Holdefle iss.
c. Das agrikulturchcmische und bakteriologische
Institut.
Die Thätigkeit des Institutes wird durch den bereils im
vorjährigen Berichte beklagten Mangel einer Vegetalionsstation
in höchst unerwünschter Weise beschränkt, und die dem
Referenten bei seiner Berufung an die hiesige Universität in
gedachter Beziehung gemachten Versprechungen werden leider
auch im nächsten Jahre abermals nicht erfüllt werden. Ein
nothdürftiger Ersatz für die fehlenden Einrichtungen ist aus
den laufenden Institutsmitteln durch Errichtung eines kleinen
Schutzhauses, in das die auf zwei Wagen untergebrachten
Vegetationsgefässe bei ungünstiger Witterung geschoben werden
können, geschaffen worden. Den nöthigen Platz hierfür hat
Herr Prof. von Rümker in dankenswert her Weise im Zucht-
garten des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes zur Verfügung
gestellt. Das Ganze trägt aber den Stempel des Provisoriums
deutlich an der Stirn und ist demnach auch mit zahlreichen
schwerwiegenden Mängeln behaftet, die die Ausführung der
bescheidensten Versuche ungemein erschweren, wenn nicht gar
unmöglich machen. Somit kann in fraglicher Beziehung wohl
von völlig unhaltbaren Zuständen gesprochen werden.
54
Die im Vorjahre begonnenen Untersuchungen über den
Kraftumsalz der Thiere sind noch nicht abgeschlossen, haben
aber bereits einige bemerkenswerthe Ergebnisse gezeitigt.
Die Frage nach der Entstehung der Hippursäure im
thierischen Organismus soll einer erneuten gründlichen Prüfung
unterworfen werden. Vorher musste jedoch versucht werden
eine wirklich zuverlässige Methode zur Bestimmung fraglicher
Substanz im Harne zu ermitteln, da die bislang diesem Zwecke
dienenden Verfahren mehr oder weniger unvollkommen sind.
Nach ausserordentlich zahlreichen und zeitraubenden Versuchen
sind wir zu der Erkenntniss gekommen, dass es eine ganze
Reihe von Mitteln und Wegen giebt, die Hippursäure in
wässrigen Lösungen, auch neben Harnstoff, Harnsäure u. s. w.,
scharf zu bestimmen, dass der Harn der Pflanzenfresser aber
gewisse Substanzen enthält, die dem gesteckten Ziele leider
unüberwindliche Hindernisse entgegenstellen. Unter diesen
Verhältnissen haben wir schliesslich mit der Anstellung der
in Aussicht genommenen Thierversuche unter Benutzung einer
etwas modificirten älteren Methode begonnen.
Vorarbeiten für Versuche über den Fleischansatz aus-
gewachsener Thiere haben zur Construction eines neuen
Apparates für die Bestimmung von Fett im Fleische und in
ähnlichen Substanzen geführt, der sich bei den damit bislang
angestellten Untersuchungen sehr gut bewährt hat.
Ausserdem wurden mit den Hilfsmitteln des Instituts von
Studirendeii folgende Arbeiten begonnen resp. abgeschlossen:
1. Beziehungen zwischen Nahrungsfett, Körperfett und
Milchfett;
2. Studien über die „Festlegung" des Stickstoffs durch
Bodenorganismen ;
3. künstliche und natürliche Verdauung stickstoffhaltiger
Futterbestaudtheüe;
4. Absorption des Amidstickstoffs durch verschiedene Boden-
arten;
5. kalorimetrische Bestimmungen der Benetzungswärme
verschieden behandelter Culturböden.
Von Publikationen des Referenten liegen aus dem Berichts-
jahre folgende vor:
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55
1. Die Prümiirung von Felddüngungsversuchen, ein Mittel
zur Förderung der rationellen Düngung (Mittheilungen
der landwirtschaftlichen Institute, Breslau, Heft V);
2. über die Bestimmung des Schwefels im Ackerboden
(Ebenda);
3. der Wirkungswerth des Stallmiststickstoflfs und seine
analytische Bestimmung (Ebenda);
4. der Stoffwechsel des Pferdes (Landwirtschaftliche
Versuchsstationen, Bd. 56).
Personalveränderungen haben nicht stattgefunden.
Pfeiffer.
d. Das Landwirthschaftlich-technologische Institut.
Im Personalbestande des Instituts fanden Aenderungen
nicht statt, und der Betrieb des Laboratoriums nahm den ge-
wohnten und bewährten Gang. In sehr erfreulicher Weise ist
ein weiteres Ansteigen in der Theilnahme der Studirenden an
den technologischen Studien zu verzeichnen, die im Winter-Se-
mester des Berichtsjahres sogar trotz mannigfacher Abweisungen
zu einer starken Ueberfüllung von Auditorium und Laboratorium
fährte. Das erstere, welches 24 Sitzplätze besitzt, sollte 35
bezw. 46 Hörern Platz gewähren, im Laboratorium mit seinen
14 Arbeitsplätzen fanden 35 Praktikanten Unterkunft, was sich
allerdings nur durch Vertheilung derselben auf verschiedene
Curse ermöglichen Hess. Es sprechen diese Zahlen am besten
für die absolute Unzulänglichkeit der Institutsräuine und für die
dringende Nothwendigkeit baldigster anderweiter Unterbringung
des technologischen Instituts.
Auch in diesem Berichtsjahre hatte der Unterzeichnete
häufig Veranlassung, Behörden und Industriellen Auskünfte und
Rathschläge zu ertheilen. Derselbe hielt ferner eine Reihe
fachwissenschafllicher Vorträge, so im Fortbildungseursus für
praktische Landwirthe, im Bezirksverein deutscher Chemiker
für Mittel- und Niederschlesien in Breslau, im oberschlesischen
Bezirksverein deutscher Chemiker in Kattowitz, im schlesischen
Brennereiverwalter- Verein, in der naturforschenden Gesellschaft
in Danzig u. a. m.
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56
Abgeschlossen wurden folgende Arbeiten:
Vater: Ueber den Kaolin von Kreisau.
F. Zimmer: Ueber die Umwandlung von Cellulose in Zucker.
Felix B. Ahrens: Ueber den Stärkegehalt der Kartoffeln
und seine Bestimmung.
Derselbe: Ueber Conium-Alkaloide.
Derselbe: Einführung in die praktische Chemie I. (anorgan.)
Theil. Stuttgart 1901.
Derselbe: Sammlung chemischer und chemisch-technischer
Vorträge, Band VII. Stuttgart 1901.
A hren s.
e. Der culturtechn ische Apparat.
Auch im vergangenen Jahre standen dem culturtechnischen
Apparat entsprechende Laboratoriums-Einrichtungen nicht zur
Verfügung, so dass auch wissenschaftliche Arbeiten nicht aus-
geführt werden konnten. Es wurden deshalb nur in früheren
Jahren hergestellte Untersuchungen über die „Boden- und
Wasserverhältnisse des Odenwaldes und seiner Umgebung44
zum Druck fertiggemacht und in den Abhandlungen der Gross-
herzogl. hessischen geologischen Landesanstalt veröffentlicht.
Luedecke.
g. Die theoretischen Institute der medicinischen Facultät.
1. Das anatomische Institut.
Die Lernsammlungi n der königlichen Anatomie wurden im
verflossenen Jahre vervollständigt« und die wissenschaftlichen
Sammlungen geordnet, zum grossen Theile aufgestellt und
damit wissenschaftlich nutzbar gemacht. Die wissenschaftlichen
Arbeiten des Personals der Anstalt sowie Anderer nahmen
Fortgang und gelangten zur Veröffentlichung. Personalverän-
derungen fanden nicht statt.
C. Hasse.
2. Das physiologische Institut
Personalien: Am 31. März 1901 schied Herr Dr. med.
R. Burton-Opitz aus seiner Stelle als Assistent für experi-
mentelle Histologie; diese wurde Herrn Dr. med. Ulrich
Gerhardt aus Berlin übertragen.
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Der Institutsetat wird laut Mittheilung des Herrn Uni-
versität s-Curators vom Rechnungsjahr 1902 ab um 800 Mark
jährlich erhöht.
Wissenschaftliche Arbeiten:
K. Hürth le: Ueber eine selbstregistrirende Stromuhr und
ihre Leistungen. Vortrag, gehalten auf dem V. inter-
nationalen Physiologen -Congress in Turin, (s. Arch.
Ital. de Biol. T. XXXV.)
Derselbe: Ueber mikro-photographische Momentaufnahmen
lebender Muskelfasern während der Thätigkeit. Ebenda.
Fritz Wiener: Ueber Veränderungen der Schilddrüse nach
Anlegung einer Fistel der Gallenblase. Diss. Breslau 1901.
Paul Jensen: Zur Analyse der Muskelcontraction. Pflügers
Archiv Bd. 86.
Derselbe: Untersuchungen über Protoplasmamechanik.
Ebenda Bd. 87.
J. Nagano: Beobachtungen an einer Thiry'schen Fistel
beim Menschen. Mitth. aus d. Grenzgebieten d. Medic.
und Chirurg. Bd. 9.
Hürthle.
3. Das pathologisch-anatomische Institut.
Die Zahl der Obductionen ist auch im verflossenen
Jahre etwas zurückgegangen, indem sie nur 373 betragen hat.
Dabei hat auch diesmal die Menge der secirten Kinder die
Frequenz aller anderen Kliniken bedeutend übertroffen, indem
sie sich auf 141, also — wie im Vorjahre — auf 38 pCt.
sämmtlicher Sterbefalle belief.
Das Zurücksinken der Mortalitätsziffer im „neuen44
Institut beweist aufs Schlagendste, wie richtig es war und wie
unerlässlich es bleibt, die seit nun 10 Jahren festgehaltene
Verbindung mit dem Allerheiligen-Hospitale auch weiterhin zu
bewahren. Die Zahl der dort ausgeführten Obductionen be-
trägt 807.
Mit der Aufgabe, den Director im alten Institute zu
vertreten, war auch heuer der erste Assistent, Herr Priv.-Doc.
Dr. Henke, betraut. Hierbei wurde er im Sommer-Semester
von den „Freiwilligen44 Herren Dr. Römer aus Zittau und Dr.
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Nolten aus Dortmund, im Winter - Semester überdies von
Herrn Dr. Vage des aus Osnabrück unterstützt.
Im neuen Institute waren als etatsmässige Assistenten
thätig die Herren Dr. Winkler, welcher sich unter dem
13. November 1901 als Privatdocent habilitirte, und Miodowski;
als „Freiwillige" im Sommer die Herren Dr. Wilhelm Hoff-
mann aus Wismar, Hermann Rothe aus Guben und Willy
Scholz aus Breslau; im Winter die Herren Dr. Rauenbusch
aus Berlin, Arndt aus Petersdorf und Adolf Hoffmann aus
Zabrze.
Ausserdem wurde am 1. Januar 1902, gemäss Verfügung
des Generalstabsarztes der Armee, Herrn Prof. v. Leuthold
Excellenz, Herr Oberarzt Dr. Rohrbach zur Dienstleistung
am pathologischen Institut commandirt und ihm die unmittel-
bare Unterstützung des Herrn Privat-Docenten Dr. Henke im
Allerheiligen-Hospitale übertragen.
Die Zahl der Anfragen, welche theils hiesige, theils aus-
wärtige Aerzte und Anstalten an das Institut richteten, hat
alle bisherigen Ziffern erheblich übertrolTen. Sie betrug näm-
lich 230 (gegen 175 im verflossenen Jahre und 195 im vor-
letzten). Hiervon entfielen auf die Provinz Schlesien 225
(davon auf den Regierungs- Bezirk Breslau 150, Oppeln 48,
Liegnitz 27). Aber auch aus den Provinzen Posen und Bran-
denburg, sowie aus den Königreichen Sachsen und Württem-
berg wurde der Rath des Instituts mehrfach in Anspruch ge-
nommen. Es bedarf wohl nicht der Hervorhebung, dass ein
solches Anwachsen dieser Seite der täglichen Obliegenheiten
die volle Kraft mindestens eines Assistenten erfordert.
Eine schätzbare Vermehrung der Unterrichts- und An-
schauungsmittel wurde dem Institute dadurch zu Theil, dass
ihm Frau Sanitätsrath Dr. Viertel- Breslau die ungemein
lehrreiche Sammlung zum Geschenke machte, welche ihr
verstorbener Gatte auf dem ihm engvertrauten Gebiete der
Harnblasen-, Prostata- und Harnröhren - Erkrankungen an-
gelegt hatte. Die ansehnliche Collection enthält nicht nur
eine Menge interessanter Präparate, — theils in natura, theils
in Gestalt von Moulagen, — sondern auch eine grosse Zahl
von Blasensteinen, Gipsabgüssen, Photogrammen u. s. w.
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Es ist mir eine angenehme Pflicht, für das dem Institut
hiermit bewiesene Wohlwollen auch an dieser Stelle aufrich-
tigen Dank zu sagen.
An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen
Studienjahres aus dem Institute folgende hervorgegangen:
Ponfick: Topographischer Atlas der medicinisch- chirur-
gischen Diagnostik. 2. Lieferung, Jena, Gustav Fischer. 1901.
Derselbe: Ueber congenitale Myome des Herzens und
deren Combination mit der disseminirten Form echter
Hirnsklerose. Mit 1 Tafel. Verhandlungen der deutsch,
patholog. Gesellschaft. 4. Tagung, S. 226.
Henke: Die Pathogenese des Chalazion nebst Bemerkungen
zur histologischen Differentialdiagnose der Tuberculose
und über Fremdkörper - Riesenzellen. Mit 1 Tafel.
Ebenda S. 1G6.
Derselbe: Cystenleber und Cystennieren bei einem Neu-
geborenen. Allgem. medicin. Centraizeitung. 1902. Nr. 5.
Derselbe: Demonstration eines kleinen Carcinoins des
Rectums, entstanden in einem tuberculösen Geschwüre.
Ebenda Nr. 14.
Derselbe: Anatomische Demonstrationen. Ebenda. 1901
Nr. 55 und 1902 Nr. 12.
Karl Winkler: Das Deciduom. Zeitschrift für Geburts-
hülfe und Gynaekologie. 1901. Bd. 02, S. 147.
Römer: Ueber scheinbar primäre, in Wirklichkeit meta-
statische Krebserkrankungen der inneren Geschlechts-
organe bei Tumorbildung in Abdominalorganen. Archiv
für Gynaekologie. 1902. Bd. 66, S. 1.
Heyn, Arthur: Ueber disseminirte Nephritis bacillaris
Tuberculöser ohne Nierentuberkel. (Von der Breslauer
med. Facult. preisgekrönt.) Virchow's Archiv. Bd. 165, S.42.
Brucauff. Ueber die Heilungsvorgänge bei disseminirten
infectiösen Nephritiden, insbesondere bei der Pyelone-
phritis ascendens. (Von der Bresl. med. Facult. preis-
gekrönt.) Virchow's Archiv. Bd. 166, S. 317.
Cimbal: Beiträge zur Lehre von den Geschwülsten im
IV. Ventrikel. Virchow's Archiv. Bd. 166, S. 289.
Ponfick.
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4. Das pharmakologische Institut.
Der Assistent des Instituts, Privatdocent Dr. Kionka er-
hielt während des Sommer- Semesters 1901 einen Ruf als
Professor der Pharmakologie nach Jena, dem er zu Beginn des
Winter-Semesters folgte.
An seine Stelle trat am 1. October 1901 der Dr. med. et
phil. Walther Huschhaupt aus Bielefeld.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden im Institute fol-
gende angefertigt:
F, Bannes: Das Wesen der genuinen und künstlichen Vogel-
gicht und deren Beziehungen zur Arthritis urica des
Menschen. — Archives internationales de Pharmacodyna-
mie et de Therapie IX S. 125; — auch als Inaugural-
Dissertation veröffentlicht.
H. Kionka: Die Giftwirkungen des als „Präservesalz" zur
Fleischconservirung verwandten schwefelsauren Natrons.
— Deutsche medicinische Wochenschrift 1902 No. 6. —
Derselbe: Die Unzulässigkeit des schwefligsauren Natrons
(Präservesalz) zur Fleischconservirung. — Aerztliche
Sachverständigen-Zeitung 1902 No. 4. —
Die beiden letzten Arbeiten wurden von Jena aus ver-
öffentlicht.
Dr. Ercklentz arbeitete über die Wirkung der Infusion von
physiologischer Kochsalzlösung bei Vergiftungen.
Ausserdem wird im Institut auf dem Gebiete der Diurese
gearbeitet. An diesen Arbeiten sind betheiligt, ausser dem
Unterzeichneten, Dr. Ercklentz, Dr. Rusch haupt, Dr. Bi-
berfeld und cand. med. Pototzky.
Filehne.
5. Das hygienische Institut.
Als erster Instituts-Assistent fungirte Dr. Eckhardt, als
zweiter Assistent Dr. Paul. Assistenten der Diphtheriestation
waren Dr. Frief und Dr. Gotschlich. Das Commando des
Oberarztes Dr. Nötel an das hygienische Institut wurde auf
ein Jahr verlängert. — Der Magistrat der Stadt Breslau traf
zu Beginn des Etatsjahres eine Vereinbarung mit dem hygie-
nischen Institut betreffs hygienischer und bakteriologischer
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Untersuchungen im Interesse der Stadt; die zu diesem Zwecke
eingerichtete Station wurde der Leitung des bisherigen ersten
Instituts-Assistenten Dr. Hey in arm übergeben.
Die Leitung der im Vorjahre in Beuthen O./Schl. als Ab-
theilung des hiesigen hygienischen Instituts errichteten hygie-
nischen Station übernahm der Privatdocent Dr. von Lingels-
heim.
In den Vorlesungen und Cursen hat gegen das Vorjahr
keine Aenderung stattgefunden. — Die wissenschaftlichen Ar-
beiten des Instituts betrafen: Weitere Experimente und Unter-
suchungen über die Verbreitungswei.se und Verhütung der
Phthise (8 Abhandlungen hierüber wurden im Juli 1901 in der
„Zeitschrift für Hygiene" veröffentlicht); die Carcinomverbreitung
in Breslau; die Heutieber-Aetiologie; den Einfluss bewegter
Luft auf leblose Objecte und auf den Menschen; die Aufnahme
von Mikroorganismen mit der Inspirationsluft; das Klima von
Breslau; die Einwirkung der durch menschliche Exspiiations-
producte verunreinigten Luft auf gesunde und kranke Menschen.
— Die abgeschlossenen Arbeiten sind in der „Zeitschrift für
Hygiene und Infectionskrankheiten" veröffentlicht.
Durch bakteriologisch-diagnostische und sanitätspolizeiliche
Untersuchungen wurde das Institut auch im abgelaufenen Etats-
jahre stark in Anspruch genommen.
Plügge.
h. Die klinischen Institute.
1. Die medicinische Klinik und Poliklinik.
Im Berichtsjahre 190102 betrug die Frequenz der klinisch
behandelten Kranken 1805 (902 Männer, 903 Frauen) gegen
1678 Kranke (858 Männer, 820 Frauen) im Vorjahre.
In der Poliklinik wurden behandelt 6041 Kranke (2658 Männer,
3383 Frauen) gegen 5695 Kranke (2628 Männer, 3067 Frauen)
im Vorjahre.
Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 1901 70,
im Winter-Semester 1901/02 70, gegen 74 im Sommer-Semester
1900, 86 im Winter-Semester 1900,01.
Im Aerztepersonal sind folgende Aenderungen eingetreten:
Am 1. October 1900 schieden die Herren Assistenzärzte
Dr. Bergell und Dr. Fr om herz aus der Klinik aus, an ihre
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G2
Stelle traten die Herren Dr. J. Schulz und Dr. Ebstein,
ferner traten als Volontärärzte die Herren Dr. Tollens und
Dr. Müller an demselben Termine ein.
Das Commando des Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Dr.
Weber wurde vom 1. November 1901 auf ein Jahr verlängert.
Am 1. April 1902 schieden die Herren Dr. Ebstein und
Dr. Müller, am 1. März Herr Dr. Ercklentz aus der Klinik
aus, es trat der bisherige Volontärassistent am pathologisch-
anatomischen Institut Herr Victor Grospietsch aus Bres-
lau ein.
Von wissenschaftlichen Arbeiten sind folgende im Berichts-
jahre aus der Klinik hervorgegangen:
I. Im Druck erschienen:
1. Prof. Dr. A. Kast: Ueber lymphagoge Substanzen im
Blutserum Nierenkranker. Archiv für klinische Medicin
Bd. 73.
2. Dr. W. Ercklentz: Pulsirender Exophthalmus, hervor-
gerufen durch Encephalocele orbital. Klin. Monatsblätter
1901.
3. Dr. W. Ercklentz: Beiträge zur Frage der traumatischen
Herzerkrankungen. Zeitschrift für klin. Medicin Bd. 44.
4. Dr. M. Krüger und Dr. Jul. Schmid: Die Entstehung
der Harnsäure aus freien Purinbasen. Zeitschrift für
physiolog. Chemie Bd. 34.
5. Dr. M. Krüger und Dr. A. Schittenhelm: Die Purin-
körper der menschlichen Faeces. Zeitschrift für physiolog.
Chemie Bd. 3.">.
G. Dr. P. Berg eil: Zur Bestimmung der ß Oxybultersäure
im Harne. Zeitschrift für physiolog. Chemie Bd. 33.
7. Dr. P. Bergeil: Ueber die Spaltung des Lecithins durch
den bei vollständigem Darmverschluss abgesonderten
Darmsaft. Centralbl. für allgem. Pathologie Bd. 12.
8. Dr. A. Schittenhelm: Ein Beitrag zur Lehre von der
Osteoarthropathie hypertrophiante Maries. Berl. klin.
Wochenschr. 1901.
9. Dr. E. Cohn: Purpura haemorrhagica bei Lungentuber-
culose. Münch, med. Wochenschr. 1901.
63
10. Dr. L. Ebstein: Ueber einen Protozoenbefund in einem
Falle von acuter Dysenterie. Arch. für experiment. Pa-
thol. u. Pharmakologie Bd. 46.
11. Semesterbericht Nr. XV und XVI.
II. Dissertationen.
1. Dagobert Bergel aus Schweidnitz: Ein Fall von
Cantharidin- Vergiftung.
2. Georg Liebert aus Sagan: Ueber Venenthrombose bei
Chlorose.
3. A. Neumann aus Grossenhain: Beitrag zur Pathologie
des ductus thoracicus und den chylösen Ergüssen.
4. Carl Ullrich aus Kreuzburg: Neun Fälle von Tetanus.
Ein Beitrag zur Antitoxinbehandlung dieser Krankheit.
(Aus der Chirurg, und medicin. Klinik.)
III. Vorträge resp. Demonstrationen in der Schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Cultur:
1. Prof. Dr. A. Kast:
1. Ueber Osteo arthropathie hypertrophiante.
2. Ueber einen Fall von Brown-Sequard'scher Lähmung.
3. Ueber Flint'sche Geräusche.
4. Zur Diagnose von Lungengangraen. (Discussions-
bemerkungen.)
2. Dr. Paul Krause:
1. Ueber einen Fall von Raynaud'scher Krankheit.
2. Die Bedeutung der Radiographie bei der Diagnose von
Lungenkrankheiten. (Discussionsbemerkungen.)
3. Dr. W. Ercklentz: Ueber einen Fall von pulsirendem
Exophthalmus.
4. Dr. E. F r o m h e r z : Ueber Retinalpuls beiHerzerkrankungen .
5. Dr. Weber: Ueber einen Fall von pulsirendem Gaumen
bei Aorten insufficienz.
6. Dr. Ebstein: Ueber Anorexia hysterica.
Kast.
2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.
Im Personalbestand der Klinik trat eine Aenderung ein,
indem Herr Assistenzarzt Dr. Reinbach am 1. April 1901
austrat und Herr Dr. Lengemann dafür als Assistent eintrat.
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Ferner wechselten mehrere Volontärärzte. Während des
Sommer-Semesters wurden zahlreiche bauliche Veränderungen
in der Klinik in Angriff genommen: der Neubau einer ortho-
pädischen Abtheilung, die Vergrösserung und der Umbau der
septischen Baracke, der Aufbau eines Stockwerks über dem
Verbindungsbau zwischen den unteren Krankenabtheilungen
und dem Mittelbau.
Die Zahl der Hörer betrug im Sommer-Semester 81, im
Winter-Semester 87.
In der stationären Klinik wurden behandelt 9% Männer,
7322 Frauen, gegen 989 Männer und 671 Frauen im Vorjahre.
In der Poliklinik wurden 6948 Patienten behandelt gegen
5834 im Vorjahre.
Während des Etatsjahres 1901/02 sind an wissenschaft-
lichen Arbeiten erschienen:
1. Geheimrath Professor Dr. v. Mikulicz-Radecki:
1. Ueber die Narcose. Die deutsche Klinik am Eingang
des 20. Jahrhunderts, (v. Leyden-Klemperer) Bd. VIII,
Lief. 22—24.
2. Die verschiedenen Methoden der Schmerzbetäubung
und ihre Indication. Verhandlungen der deutschen
Gesellschaft für Chirurgie. 1901. II. S. 560.
3. Chirurgische Erfahrungen über Magen carcinom.
73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte
in Hamburg.
4. J. v.Mikulicz und G. Reinbach: Ueber Thyreoi-
dismus bei einfachem Kropf. Ein Beitrag zur Stellung
der Schilddrüse im Basedowschen Krankheitsbild.
Mitth. a. d. Grenzgeb. d. Med. u.Chir. Bd. VIII, Heft 3.
2. Professor Dr. A. He nie:
1. Zur Technik der Sondirung schwer permeabler
Speiseröhrenverengungen. Centralbl. für Chirurgie.
1901. No. 34.
2. Der Kurzschlussunterbrecher für die Zwecke der
Endoskopie. Centralbl. f. Chirurgie. 1901. No. 34.
3. Pneumonie und Laparotomie. Verhandl. d. deutsch.
Gesellsch. f. Chirurgie. 1901.
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4. Zur Technik der Resection des Mastdarmvorfalls.
Bruns' Beitr. XXXIII. lieft 3.
3. Privatdocent Dr. Kausen:
Cucullarisdefect als Ursache des congenitalen Hoch-
standes der Scapula. Mitth. aus den Grenzgeb. der
Med. u. Chir. Bd. IX, 3. Heft, S. 415.
4. Dr. W. An schütz:
1. Bauchfelltuberculose in Encyklopädie von Kocher
und Quervain.
2. Selbstverstümmelungen. Bruns' Beitr. Bd. 31.
3. Versteifung der Wirbelsäule. Grenzgeb. d. Med. u.
Chir. Bd. VIII.
4. Knochenatrophie und Osteomalacie. Grenzgeb. der
Med. u. Chir. Bd. IX.
5. Dr. G. Gott stein:
1. Ein Fall von Fremdkörper in der pars cardiaca des
Magens. Deutsche Med. Wochenschr. 1901. No. 23.
2. Technik und Klinik der Oesophagoscopie. Jena 1901.
3. Die diagnostische Bedeutung der Probeexcision auf
oesophagoskopisohem Wege. Arch. f. klin. Chirurg.
1902. Bd. G5.
4. Mitarbeit an der Encyklopädie von Kocher und
Quervain.
6. Dr. P. Lengemarin:
1. Statistisches über Chloiofomiverbrauch. Beitr. zur
klin. Chirurg. Bd. XXXI, Heft 3.
2. Eine operative Heilung von Gastrit. phlegmonosa
diff. Mitth. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. IX. Bd.,
Heft 4 u. 5.
7. Privatdocent Dr. Reinbach:
1. Siehe No. 1, 4.
2. Congenitale Lageanomalie des Dickdarms und Defect
des Colon ascend., combinirt mit erworbener Stenose
des Ileum. Bruns* Beitr. Bd. XXX, Heft 1.
3. Untersuchungen über den Bau verschiedener Arten
von menschlichen Granulationen. Habilitationsschrift,
Breslau 1901. Ziegl. Beitr. Bd. XXX. 1901.
5
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4. Ueber Haeraorrhoiden im Kindesalter und über das
Wesen der Haemorrhoidalaffection überhaupt, Allg.
med. Centraizeitung 1001 No. 96.
8. Dr. B. Heile:
Experimentelles zur Frage der Operationshandschuhe
nebst Beiträgen zur Bedeutung der Luftinfection.
73. Versammlung Deutscher Naturforscher und
Aerzte in Hamburg und Bruns' Beiträge. Bd. XXXII,
Heft 3.
9. Dr. v. Mieczkowski:
1. Desinfectionsversuche am menschlichen Dünndarme.
Mitth. a. d. Grenzgeb. f. Med. u. Chir. Bd. IX, Heft 3.
4. Zur Bacteriologie des Gallenblaseninhaltes unter
normalen Bedingungen und bei der Cholelithiasis.
Grenzgeb. f. Med. u. Chir. Bd. VI, Heft 1 u. 2.
10. Dr. E. G. Stumme:
Ueber die Spätresultate der Resection des Kopf-
nickers beim musculären Schiefhalse nach Mikulicz.
Zeitschr. f. Orthopäd. Chir. Bd. IX.
11. Dr. S. Pförringer:
Bimsteinalcoholseife in fester Form als Desinficiens
für Haut und Hände. Deutsche med. Wochenschr.
1901 No. 30.
12. Dr. R. Pichler:
Ueber den Werth des Aluminiumbroncedrahtes in
der Chirurgie. Centraizeitung f. Chir. 1901. No. 16.
13. Dr. Nagano:
Beobachtungen an einer Thiry'schen Fistel beim
Menschen. Grenzgeb. d. Med. u. Chir. Bd. EX, Heft 3.
14. Paul Nachtigall:
Ein Fall von median. Nasenspalte. Inaug.-Dissert.
15. Heinrich John:
Ueber die Behandlung veralteter Luxationen des
Schulter- und Ellbogengelenkes. Inaug.-Dissert.
16. Erich Schäffer:
Beitrag zur chirurg. Behandlung der Trigeminus-
neuralgie. Inaug.-Dissert.
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(V7
17. G. Rothe:
Beitrag zur Statistik der eingeklemmten Hernien
Inaug.-Dissert.
18. F. Balzer:
Ueber Blasensteine und Blasen frenidkörper. Inaug.-
Dissert.
10. Karl Schinke:
Die Nierenexstirpation in ihrer Entwickelung nebst
Beiträgen. Inaug.-Dissert.
20. Georg Teichmann:
Ueber Hallux varus. Inaug.-Dissert.
21. Karl Ullrich:
Neun Fälle von Tetanus, ein Beitrag zur Antitoxin-
behandlung. Inaug.-Dissert.
Ausserdem fanden zahlreiche Demonstrationen statt in
der medicinischen Section der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Cultur.
v. Mikulicz-Radecki.
3. Die Klinik für Augenkranke.
Personalien. Als Assistenten fungirten im Jahre 1901/02
Privatdocent Dr. Heine, Dr. W. L. Meyer, Dr. R. Depene;
Assistenzarzt Dr. Ens 1 in, welcher seitens des General -Com-
mandos zur Klinik commandirt war, verblieb auch bis auf
Weiteres an derselben. Am 1. November 1901 gab Dr. W.
Loth. Meyer seine bisher innegehabte Assistentenstelle auf.
An seine Stelle wurde mit Genehmigung des Ministers der
geistlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten Dr.
med. Paul Steffens berufen. Dr. R. Depene ist für den
im März 1901 ausgeschiedenen Dr. med. Kunz am 1. April 1901
eingetreten.
Gebäude. Grössere Reparaturen oder sonstige bauliche
Veränderungen fanden in diesem Jahre nicht statt.
Krankenzahlen. In der poliklinischen Abtheilung wurden
neu aufgenommen:
a. im Sommer-Semester 2597 Kranke,
b. im Winter-Semester . 2925
Während des ganzen Jahres 5522 Kranke.
5*
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Von diesen Kranken wurden 1011 der stationären Klinik
überwiesen.
An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:
a. im Sommer-Semester 311 Operationen,
b. im Winter-Semester 326 «
zusammen 637 Operationen.
Die Zahl der zum Unterricht und an die Studirenden zur
Untersuchung vertheilten Kranken betrug:
a. im Sommer-Semester 233 Kranke,
b. im Winter-Semester . 171
zusammen 404 Kranke
Studirende. Die Vorträge und die klinischen Demon-
strationen wurden besucht:
a. im Sommer-Semester 74 Studirende,
b. im Winter-Semester .... ... 47
zusammen 121 Studirende.
Auditorium. Der klinische Unterricht wurde im Sommer
und im Winter in dem klinischen Gebäude Maxstrasse 2 ab-
gehalten.
Ausser dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die
Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Uebungen,
im Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augen-
erkrankungen mit den Allgemeinkrankheiten beides einstündig
und publice von Geh. Hath Professor Dr. Uli t ho ff gelesen.
Curse. Der Augenspiegel-Cursus wurde im Sommer wie
im Winter für Anfänger von Professor Dr. Groenouw, für
Geübtere von Privatdocent Dr. Heine gehalten.
Weitere Curse und Vorlesungen hielten im Sommer-
Semester 1901:
Professor Dr. Groenouw: Functionsprüfung des Auges mit
praktischen Uebungen (einstündig).
Privatdocent Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augen-
heilkunde.
Im Winter-Semester 1901/02:
Professor Groenouw:
1. Ueber die wichtigsten Arbeiterversicherungsgesetze in
ihrer Bedeutung für die klinische Medicin mit praktischen
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Uebungen in der ärztlichen Sachverständigen-Thätigkeit
gemeinschaftlich mit den Herren Privatdoc. Dr. Mann,
Prof. Dr. Stern und Privatdoc. Dr. Tietze (1 72 stündig).
2. Pathologische Anatomie des Auges (einstundig).
Privatdocent Dr. Heine: Functionsprüfungen des Auges mit
praktischen Uebungen (einstündig).
W i s s e n s c h af 1 1 i c h e A r b e i t e n. Geh. Med.-Rath Professor
Dr. Uhthoff:
1. Beschreibung der neuen Königl. Universitäts- Klinik für
Augenkranke in Breslau. Klin. Monatsbl. für Augen-
heilk. 1901.
2. 1. Tetanie und Katarakt.
2. Optikus -Atrophie bei einem 7jährigen Knaben mit
Schilddrüsen- Atrophie. Allg. med. Cent r.- Zeitung
1001, No. 2.
3. Bemerkungen zur Erfindung des Augenspiegels vor
50 Jahren. Bericht über d. 29. Vers. d. Ophth. Gesellsch.
Heidelberg. S. 33.
4. Beitrag zur Kenntniss der Sehnervenveränderungen bei
Schädelbrüchen, speziell des Hämatoms der Sehnerven-
scheiden. 29. Vers. d. Ophth. Gesellschaft. Heidelberg.
S. 33.
5. Demonstration von stereoskopischen Photographien.
Ebendaselbst
6. Beziehungen der Allgemeinleiden und Organerkrankungen
zu Veränderungen und Krankheiten des Sehorgans.
Erster Theil: Sehstörungen bei Vergiftungen. (Handbuch
d. Augenheilk. v. Graefe und Saemisch.)
7. Weitere Beiträge zur congenitalen totalen Farbenblind-
heit. Zeitschr. f. Psychologie u. Physiologie der Sinnes-
organe 1901. Bd. XXVII.
Professor Dr. Groenouw: Die Augenentzündung der Neu-
geborenen in klinischer und bakteriologischer Hinsicht,
v. Graefe's Arch. f. Ophth. LH. S. 1.
Dr. Heine:
1. Ueber Orthostereoskopie. v. Graefe's Arch. f. Ophth.
LIII. S. 306.
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2. Dritte Mittheilung, betreffend die Anatomie des myopischen
Auges. Archiv f. Augcnheilk. XLIII. S. 05.
3. Vierte Mittheilung, betreffend die Anatomie des myopischen
Auges. Archiv f. Augenheilk. XLIII. S. 66.
4. Die Unterscheidbarkeit rechtsäugiger und linksäugiger
Wahrnehmungen und deren Bedeutung für das körperliche
Sehen. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1901. S. 615.
5. Ueber den skiaskopischen Strahlenverlauf. Mon.-Bl. f.
Augenheilk. 1901. S. 621.
6. lieber die Vollkorrektion der Myopis. Bericht der 29. Vers,
d. Ophth. Gesellsch. Heidelberg. S. 114.
7. Demonstration des Zapfenmosaiks der menschlichen
Fovea. Ebenda. S. 265.
8. Ueber den Einfluss des intraarteriellen Druckes auf Pupille
und intraoeularen Druck. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk.
XL. 1902.
9. Pathologiseh-anatomischeBilder. Lief. 44 desNeisser'schen
Stereosk-Atlas.
Dr. Marschke: Beiträge zur pathologischen Anatomie der
Mvopie und des Hydrophthalmus. Klin. Mon.-Bl. f.
Augenheilk. S. 705 u. Inaug.-Dissertation.
Dr. Frey: Ueber die Behandlung hochgradiger Kurzsichtig-
keit. Inaug.-Dissertation. Breslau.
Dr. Meyer ho f:
1. Ueber seltenere Ausbreitungsarten und Folgezustände
von Uvealsarkomen. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 91H.
2. Albrecht v. Graefe's Lidschlussreaction der Pupille. Klin.
Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1902. S. 245.
Dr. Seydel: Ein Beitrag zum Wiedersehenlernen Blind-
geborener. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. 1902. S. 97.
Dr. Masugi: Experimentelle Untersuchungen über den
Heilungsvorgang bei perforirenden und nicht perforiren-
den Hornhautwunden, mit besonderer Berücksichtigung
der Cocain -Einwirkung. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk.
XXXIX. 1901 u. Inaug.-Dissertation.
W. Uhthoff.
71
4. Die Frauenklinik und Poliklinik.
Bereits im vorigen Berichtsjahre wurde eine bauliche
Veränderung in der Klinik begonnen und zu Ende geführt,
welche von hoher Bedeutung ist und deren in diesen Berichten
noch nicht gedacht wurde. Die bis dahin absolut unzuläng-
lichen Laboratoriumsräumlichkeiten erfuhren eine Eweiterung.
Es wurde der überflüssige Esssaal für Schwangere im Souterrain
und ein kleiner benachbarter Vorraum zum eigentlichen
Laboratorium umgestaltet, mit einigen neuen Apparaten und
Inventarstücken ausgestattet, seine Thür nach dem Seiten-
corridore vermauert, eine neue Thür nach dem Mittelcorridor
durchgebrochen. Der kleine einfenstrige im Erdgeschoss ge-
legene, bis dahin als Laboratorium bezeichnete Raum blieb für
einfachere mikroskopische Untersuchungen und für Aufstellung
von allmählich sich immer mehr ansammelnden Präparaten
disponibel.
Eine bedeutungsvollere bauliche und zwar fundamentale
Umgestaltung erfuhren im Berichtsjahre die aseptischen
Operationsräume der gynäkologischen Abtheilung.
Der eigentliche Operationsraum erhielt zweckmässige Vor-
räume zur Aufstellung von Sterilisations-Apparaten, zur Auf-
bewahrung von sterilisirtem Verband-, Tupf-, Näh- und Be-
kleidungsmaterial, für die Vorbereitung der zu Operirenden.
Zu diesen Vorräumen wurden zwei anstoßende disponible,
gelegentlich mit Kranken belegte Zimmer, ein ebenfalls be-
nachbartes, bis dahin zum Cloroformiren benutztes Zimmer
und ein durch eine Wand in zwei Abschnitte zerlegtes Stück
des anstossenden Corridors umgebaut.
Ferner wurden aus diesen sämmtlichen Räumen die Oefen
entfernt und für sie eine Centraiheizung, gespeist von einem
im Keller aufgestellten Niederdruckdainpfapparat geschaffen.
Endlich wurden die Fussboden- und Wandbekleidungen aller
dieser Räume den aseptischen Principien ' entsprechend ein-
gerichtet, so wie das Oberlicht des eigentlichen Operationsraumes
bedeutend vergrössert. Es steht noch aus die Anschaffung eines
im Keller aufzustellenden Dampfkessels, von welchem aus die
Slerilisatoren in Function gesetzt und so die theure Gasheizung
umgangen werden kann.
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72
Diese Einrichtungen haben sich in den 4 Monaten, in
welchen sie in Gebrauch sind, ausserordentlich bewährt; es
besitzt jetzt die Breslauer Frauenklinik bauliche und apparative
Einrichtungen, welche den hochgestellten Anforderungen einer
operativen Richtung auf dem Gebiete der Gynäkologie voll
entsprechen.
In den Personalien vollzogen sich folgende Veränderungen:
Von den Assistenzärzten schieden aus: Dr. Heinsius,
Dr. Grosser.
Als neue Assistenzärzte traten ein: Dr. Hayn, Dr. Hannes.
Als Volontärärzte waren thätig die Herren Dr. Fähnrich,
Dr. Rothe, Dr. Tietze, Dr. Strempel, Dr. Vagedes.
Der Krankenbestand betrug am 1. April 1901 . . 82
Im Ganzen wurden in der stationären Klinik be-
handelt 1 577
Im Vorjahre wurden behandelt 1 545
Verpflegensta^e im Berichtsjahre 33 544
* Vorjahre 30 484
Krankenbestand am 31. März 1902 63
Ambulant wurden behandelt:
a. gynäkologische Kranke 3 285
b. poliklinisch entbunden 725
Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:
a. gynäkologische Kranke 2 786
b. poliklinisch entbunden 684
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer-Semester
1901 von 80, im Winter-Semester 1901/02 von 63 Praktikanten
besucht; ausserdem nahm, wie gewöhnlich an den klinischen
Vorlesungen, den Kranken- und Operationsbeobachtungen eine
Anzahl in- und ausländischer Aerzte Theil.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen
und erschienen im Druck:
Küstner:
1. Kurzes Lehrbuch der Gynäkologie, von welchem einzelne
Kapitel bearbeitet sind von Bumm (Halle), Doederlein
(Tübingen), Gebhard (Berlin), v. Rosthorn (Graz). Jena,
Fischer 1901.
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73
2. Die blutige Reinversion des Uterus durch Spaltung der
hinteren Wand nach Eröffnung des hinteren Douglas
(Hagars Beiträge, Bd. V, Heft 2).
3. Abdominale Operationen bei Uteruscarcinom. Verh. der
Deutsch. Gesellsch. f. Gyn. 1901.
4. Methodik der gynäkologischen Laparotomie ebendaselbst.
5. Das Princip der medianen Uterusspaltung, seine weitere
Verwendung im Dienste operativer Maassnahmen. Central-
blatt f. Gyn. 1901. No. 44.
6. Ueber Kaiserschnitt bei Eclampsie. Verh. der Deutsch.
Gesellsch. f. Gyn. 1901.
7. Antiseptische Vorbereitung für Blasenoperationen. Allgem.
und Centraizeitung. 1902. No. 2.
8. Ueber Ileus. Ebendaselbst. 1901. No. 61.
9. Verwendung von Gummihandschuhen am Gebärbett.
Ebendaselbst 1901. No. 93.
10. Operative Behandlung des Uteruscarcinoms. Eben-
daselbst. 1902.
Dr. Dienst:
1. Kritische Studien über die Pathogenese der Eclampsie
auf Grund pathologisch - anatomischer Befunde, Blut-
und Harnuntersuchungen eclamptischer Mütter und deren
Früchte (Vorl. Mittheil.) Centralblatt f. Gyn. 1901, No. 19.
2. Experimentelle Beiträge zur Frage der Pathogenese der
Eclampsie. Verh. der deutsch. Gesellsch. f. Gyn. 1901.
3. Kritische Studien über die Pathogenese der Eclampsie
auf Grund pathologisch-anatomischer Befunde, Blut- und
Harn-Untersuchungen eclamptischer Mütter und Früchte.
Archiv, f. Gyn. Bd. 65, Heft 2.
4. Neuere Untersuchungen über das Wesen der Eclampsie
und Gesichtspunkte über die Behandlung der Krankheit.
Allg. med. Centraizeitung 1902, No. 23.
Dr. Sticher:
1. Händesterilisation und Wochenbettsmorbidität. Habili-
tationsschrift, Zeitschr. f. Gyn. und Geburtshilfe, Bd. 45.
2. Vortrag und Discusionen über dasselbe Thema in der
schles. Gesellsch. f. vaterländ. Cultur. November 1901.
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74
3. Histologische und bakteriologische Untersuchung in
Küstners Lehrbuch der Gynäkologie.
Dr. Christiani: Beitrag zur operativen Behandlung des
Gebärmuttervorfalls.
Dr. M. Cohn: Ueber die Dauerresultate der antifixirenden
Operationen.
F. Gaus: Ueber Nahrungsausnutzung des Neugeborenen.
Jahrb. für Kinderheilkunde von Heubner. N. F. LV, 2.
B. Faehnrich: Beitrag zur Kenntniss der typischen Bauch-
deckenfibrome. D. i. Breslau 1901.
F. Kobrak: Ueber Kindszerstückelnde Operationen. D. i.
Breslau 1902.
H. Thomas: Zur Indioationsstellung und Technik des
Kaiserschnittes. D. i. Breslau 1902.
M. Schmidt: Ueber Nabelschnurvorfall. D. i. Breslau 1902.
M. Gassmann: Indication und Prognose der Zange. D. i.
Breslau 1902.
Küstner.
5. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten.
Im Berichtsjahr 1901 02 wurden in der Poliklinik behan-
delt: 4677 Personen und zwar 2756 Männer und 1921 Frauen.
Gegen das Vorjahr um 350 Personen mehr. Die klinische Be-
legzahl betrug 801 Männer, 340 Frauen, zusammen 1141 Per-
sonen. Gegen das Vorjahr 72 Personen weniger. Das klinische
Material setzte sich zusammen aus 663 Hautkranken, 478 vene-
risch Kranken, das poliklinische aus 2992 Hautkranken, 1685
venerisch Kranken.
An baulichen Veränderungen wurde der Ausbau des Dach-
geschosses vorgenommen. In demselben wurden untergebracht
2 Assistentenwohnungen (1 grosses und 2 kleinere Zimmer),
1 Wohnung für die poliklinische Wärterin und 1 Schwester-
wohnung.
In dem Röntgenziinmer gelangte der neue Strebel'sche
Belichtungsapparat zur Aufstellung.
In der Pfingstwoche, vom 28. — 30. Mai, fand der VII. Con-
gress der Deutschen dermatologischen Gesellschaft statt, welcher
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zum grössten Theil in den Räumen der Klinik abgehalten
wurde. Zur Demonstration von Scioptikon-Präparaten, Röntgen-,
elektrischen und anderen Apparaten wurde der Hörsaal des
hiesigen physiologischen Instituts zur Verfügung gestellt. Die
Zahl der Theilnehmer betrug: 159.
Als Oberarzt der Klinik fungirte Privatdocent Dr. J.
Schäffer.
Als etatsmässige Assistenten waren angestellt Dr. Scholtz
und Dr. Plato, an Stelle von Dr. Scholtz, welcher Ende des
Sommer-Semesters die Klinik verliess, um sich in Königsberg
als Privatdocent für Dermatologie und Syphilis zu habilitiren,
trat Dr. Juliusberg, für Dr. Plato, welcher im Januar 1902
nach langer Krankheit starb, Dr. Klingmüller als etats-
mässige Assistenten ein. Für Dr. Juliusberg, welcher am
1. März die Klinik verliess, wurde Dr. Tomascze wski als
etatsmassiger Assistent berufen, welcher als ausseretatsmässiger
Assistent durch Dr. Sklarek ersetzt wurde.
Als ausseretatsmässige Assistenten fungirten Dr. Tomas-
czewski, Dr. Schirr macher, Dr. Baum.
Als unbesoldete Assistenten waren thätig: Dr. Baum,
Dr. Guth, Dr. Halkin, Dr. Herrinann, Dr. Juliusberg,
Dr. Klingmüller, Dr. Lesser, Dr. Mann, Dr. Pick, Dr.
Pollio, Dr. Sachs, Dr. Sklarek, Dr. von Winiwarter
und Dr. Ziegler.
Die von Geh. Rath Neisser abgehaltene Klinik und Poli-
klinik der Haut- und venerischen Krankheiten wurde belegt:
im Sommer-Semester von 32 Hörern,
im Winter-Semester von 27 *
Folgende wissenschaftlichen Arbeiten gingen in dem Be-
richtsjahre aus der Klinik hervor:
Prof. Dr. Neisser: Die tuberculösen Hauterkrankungen,
Deutsche Klinik 1902.
— Betrachtungen zur Diagnose der Syphilis. Deutsche
Klinik 1901.
— Ueber Versuche, Syphilis auf Schweine zu übertragen.
Archiv für Dermatologie und Syphilis, 1902. LIX. Bd.
2. Heft.
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76
Prof. Dr. Neisser: Plato's Versuche über die Herstellung
und die Verwendung von „Trichophytin". Archiv für
Dermatologie und Syphilis LX. Bd. 1. Heft
— Zur Erinnerung an den 25jährigen Bestand der Breslauer
Hautklinik. Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LX. Bd. 1. Heft.
— Syphilisbehandlung im Krankenhaus. Die Krankenpflege.
1901. Bd. I. Heft 2.
Ashihara: lieber das Lupus-Carcinom, Inaugural- Disser-
tation. Breslau 1900.
Herr mann: Eine eigenthümliche mit Hyperhidrosis einher-
gehende entzündliche Dermatose an der Nase jugend-
licher Individuen. Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LX. Bd. 1. Heft.
Juliusberg: Ueber Wirkung, Anwendungs weise und Neben-
wirkungen des Thiosinamins. Deutsche medicinische
Wochenschrift 1901 Nr. 35.
— Referat über neuere Methoden der Scabiesbehandlung.
Therapeutische Monatshefte 1901. Oktober.
Dr. Klingmüller: Mikroskopische Untersuchungen über die
Bedeutung der Reactionszone nach Tuberculin - Injec-
tionen. Archiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd.
1. Heft.
Lesse r: Ueber die gleichzeitige therapeutische Anwendung
von Quecksilber- und Jodpräparaten. Deutsche medi-
cinische Wochenschrift 1901 Nr. 47 und 48.
— Experimentelle Untersuchungen über die gleichzeitige
Darreichung von Quecksilber- und Jodpräparaten. Ar-
chiv für Dermatologie und Syphilis. LX. Bd. 1. Heft.
Lion: Die Resorptiousfähigkeit der Haut für Jodkali in ver-
schiedenen Salbengrundlagen. Kaposi, Festschrift. Wien
bei Braumüller. 1900.
R. Müller: Beitrag zur Lehre vom Mal perforant du pied.
Stereoskopisch-medicinischer Atlas. Leipzig bei Barth.
Lief. 37.
Pick: Psoriasis und Glykosurie. Berliner klinische Wochen-
schrift. 1902 Nr. 3.
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77
Pick: Die Beziehungen des Lupus erythematosus discoides
zur Tuberculose, mit besonderer Vorwerthung der Tuber-
culinreaction. Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LVIII. Bd. Hea 3.
— Ueber das Epithelioma adenoides cysticum (Brooke)
und seine Beziehung zum Adenom der Talgdrüsen
(Adenocytheliom). Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LX1II. Bd. Heft 1 und 2.
Plato: Ueber den Werth und die Anwendungs weise des
Protargols bei der Bekämpfung der Gonorrhoe. Die
Heilkunde. August 1901.
Plato und Guth: Ueber den Nachweis feinerer Wachsthums-
vorgänge in Trichophyton und anderen Fadenpilzen
mittels Neutralroth. Zeitschrift für Hygiene und Infec-
tionskrankheit. 1901.
Pollio: Ueber die Action des Quecksilbers auf das syphi-
litische Gewebe. Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LX. Bd. 1. Heft.
Schaff er: Die Visceralerkrankungen der Leprösen. Lepra
Bibliotheca international. Leipzig bei Barth 1901.
Sclioltz: Ueber den Einfluss der Röntgenstrahlen auf die
Haut in gesundem und krankem Zustande. Archiv für
Dermatologie und Syphilis. LIX. Bd. 3. Heft.
— Welche Gesichtspunkte sind bei der Beurtheilung der
Infectiosität chronischer postgonorrhoischer Urethritiden
maassgebend? Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LVI. Bd. 2. Heft.
Zarubin: Ueber atrophische und serpiginöse Formen des
Liehen ruber plan. Archiv für Dermatologie und Syphilis.
LVIII. Bd. 3. Heft.
Auf dem VII. Congress der Deutschen dermatologischen
Gesellschaft, welcher vom 28. bis 30. Mai in Breslau abgehalten
wurde, wurden folgende Vorträge, Referate und Demonstrationen
abgehalten :
Lion: Zur Behandlung der Hautkrankheiten mit Röntgen-
strahlen.
Schaff er: Zur Verhütung der Lungenembolien bei der Injec-
tion unlöslicher Quecksilberpräparate.
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78
Stern und Sachs: Experimentelle Untersuchungen über
Harnantiseptica.
Herrman«: Zur Naevusfrage.
Juliusberg: Zur Tuberkulidfrage.
Klingmüller: Schlusssätze zu der Demonstration von Präpa-
raten von Lepra maculo-anaesthetica.
Klingmüller und Scholtz: Ueber den Werth des alten
Koch'schen Tuberculin.
Plato: Ueber den Einfluss von Spiritusverbänden auf Ent-
zündungsprocesse in der Haut.
Schäffer: Ueber den Einfluss von Hitze, Kälte und feuchter
Wärme auf Entzündungsprozesse in der Haut.
Scholtz: Zur Ekzemfrage.
Tomasczewki: Ueber Acanthosis nigricans.
Prof. Neisser: Pityriasis rubra pilaris.
Herrmann: Ein Fall von streifenförmiger Sklerodermie an
Stirn und Nase.
Juliusberg: Thiosinamintherapie.
Scholtz: Demonstration von mit Thiosinamin behandelten
schweren Lupusfällen.
Sachs: Ein Fall von Urticaria pigmentosa.
Schäffer: Demonstration von Kranken mit atypischem Liehen
ruber planus.
Rau: Ein Fall zur Diagnose.
Klingmüller: Fälle von atrophisirender Alopecie.
Schäffer: Mehrere Fälle von tuberösen Bromausschlägen.
Scholtz: Demonstration eines Falles von Keratoma heredi-
tarium palmare et plantare.
Juliusberg: Ein Fall von „Folliclis".
Schäffer: Ein Fall von Mykosis fungoides von Liehen ruber
planus ähnlichem Aussehen.
Herrmann: Ein Fall von Raynaud'scher Krankheit.
Scholtz: Mehrere Fälle von sogenannter Dermatitis liche-
noides pruriens (Liehen chronicus Vidal Neurodermitis-
Brocq).
Schirrmacher: Ein Fall von primärem Hautsarcom des
rechten Armes nach einem Trauma.
79
Juliusberg: Ein Fall von Prurigo Hebrae mit eigenartigen
verrucösen Veränderungen.
— Einige Fälle von Pityriasis lichenoides chronica.
Mann: Partielle Atrophia culis mit auffallend symmetrischer
Vertheilung.
Sch äff er: Hauterkrankungen mit bemerkenswerther Loca-
lisation.
Scholtz: Mit Röntgenstrahlen behandelte Hautkranke.
— Lupus des Gesichts mit hochgradigsten Entstellungen.
— Zur Differentialdiagnose von Lupus und Lues.
Juliusberg: Ein Fall von Dystrophie der Haut und Hyper-
keratose (Keratodermie).
— Circumscripte~ flächenhafte Atrophie oder Sklerodermie
der Haut.
Sachs: Demonstration eines Falles von Erythema exsudat.
perstans.
Sch äff er: Demonstration von gefärbten, auf Agarmem-
branen gezüchteten Pilzculturen.
Herrmann: Milzbrand der Haut und der inneren Organe.
Scholtz: Demonstration von Röntgenröhren verschiedener
Construction und mit verschieden hohem Vacuum.
In der Medicinischen Section der Schlesischen Ge-
sellschaft für vaterländische Cultur wurden folgende Vorträge
Discussionen und Demonstrationen gehalten:
Prof. Dr. Neisser: Ueber Versuche, Syphilis auf Schweine
zu übertragen.
Dr. Juliusberg: Auf welchem Wege gelangt bei der Ein-
reibungscur das Quecksilber in den Körper?
Prof. Dr. Neisser: Discussionsbemerkungen hierzu.
— Discussionsbemerkungen zu dem Vortrage des Herrn
Dr. Lesser: Ueber die gleichzeitige therapeutische An-
wendung von Quecksilber- und Jodpräparaten.
— Diskussionsbemerkungen zu dem Vortrage des Herrn
Dr. Löwenheim: „Ueber die Infectiosität alter epidi-
dymitischer Reste".
— Discussionsbemerkungen zum Vortrag des Herrn Prof.
Stern: „Ueber Harnantiseptica".
Dr. Guth: Ein Fall von Lupus vulgaris.
80
In der Breslauer dermatologischen Vereinigung
wurden Vorträge und Demonstrationen abgehalten von den
Herren Dr. /uliusberg, Scholtz, Plato, Klingmüller,
Guth, Lesser, O. Sachs, Toniasczewski, Sklarek,
Neisser, Schäffer.
Im Sommer-Semester las:
Geh. Rath Neisser publice: Pathologie und Therapie der
Syphilis,
Privatdocent Dr. Schäffer las:
im Sommer-Semester: Pathologie und Therapie der Haut-
krankheiten mit praktischen Uebungen,
im Winter-Semester: Pathologie und Therapie der Go-
norrhoe mit praktischen Uebungen.
Die einzelnen Positionen des Etats vertheilten sich fol-
gendermaassen:
Zur An- und Abfuhr von Kranken etc. und zu Reiseunter-
stützungen 7,oo Mark,
für Verbandstoffe und Instrumente . . . 10 284,54 *
für die Sammlung und Bibliothek .... 1 168,05 *
für Begräbnisskosten —
für Anfertigung von Zeichnungen und für
Versuchsthiere etc 3 344,48
Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem
allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten
werden, betragen für Patienten I. und II. Klasse 1,60 Mark,
für Patienten III. Klasse 83 Pfg. täglich.
Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt: 95 Pfg.
für den Tag.
Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be-
trugen zusammen: 3600 Mark.
Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 51 243,39 Mark.
Neisser.
C. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für
Nervenkrankheiten.
Auf Einreichung eines Berichts verzichtet.
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81
7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten.
In dem Berichtsjahre wurde die seit Jahren bestehende
finanzielle Nothlage dadurch wesentlich erleichtert, dass von
Seiten des hohen Ministeriums für die Beschaffung von Appa-
raten und Instrumenten die Summe von 3000 Mark in dankens-
werther Weise zur Verfügung gestellt wurde. Es wurden da-
durch eine Reihe dringend nöthiger Neubeschaffungen ermög-
licht. Die Errichtung einer stationären Abtheilung ist leider
wiederum nicht möglich gewesen, und die vielfach in diesen
Berichten beklagten Uebelstände blieben demnach fortbestehen.
Die Zahl der poliklinischen Patienten hat weiter zuge-
nommen — auf 3548, und dadurch hat sich auch die zu leistende
Arbeit wesentlich gesteigert. Ausser dem Unterzeichneten und
dem Assistenten Dr. Hinsberg wirken stets noch 4 bis 5 frei-
willige Hilfsärzte mit Leider erweisen sich die Räumlichkeiten
immer weniger ausreichend, die Abfertigung der Patienten und
die Abhaltung der Vorlesungen in der wünschenswerthen
Weise zu ermöglichen. — Die wissenschaftliche Thätigkeit der
an der Poliklinik beschäftigten Aerzte konnte unter diesen
Umständen nur beschränkt sein.
Im Berichtsjahre erschienen folgende Arbeiten:
Hinsberg: Ueber Augenerkrankungen bei Tuberculose der
Nasenschleimhaut und die Milchsäurebehandlung der
letzteren. Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 39.
— Ueber den Infectionsmechanismus bei Meningitis nach
Stirnhöhleneiterung. Verhandlung der deutschen oto-
logischen Gesellschaft, X. Versammlung.
— Ueber Labyrintheiterungen. Zeitschrift für Ohrenheil-
kunde, Bd. 40. Habilitationsschrift.
— Die Entwickelung der Nasenhöhle bei Amphibien. Theil
I und II. Archiv für mikroskopische Anatomie und Ent-
wickelungsgeschichte, Bd. 58.
— Dasselbe, Theil III. Ebenda Bd. 60.
Zilla: Die Beziehungen der Rachenmandelvergrösserung zur
Gaumen-, Schädel-, Obergesichts- und Nasenbildung.
Inaugural-Dissertation.
o
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83
Rummler: Den Dermatosen analoge Schleimhauterkrankungen
des Kehlkopfes. Inaugural-Dissertation.
Hilfermann: Die Betheiligung des Ganglion Gasseri bei
Mittelohreiterungen. Zeilschrift für Ohrenheilkunde,
Bd. 40. Inaugural-Dissertation.
Kohlmeyer: Beitrag zur Histologie der Ohrpolypen. Inau-
gural-Dissertation.
An den Vorlesungen des Unterzeichneten nahmen im
Sommer -Semester 23, im Winter -Semester 30 Zuhörer Theil.
Der Assistent der Poliklinik, Dr. V. Hinsberg, habilitirte
sich am 31. October 1901. Leider verliess er Ende März seine
Stellung, um sich in Königsberg neu zu habilitiren.
Kümm el.
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.
Im Berichtsjahre wurde der Neubau der Kinderklinik so-
weit gefördert, dass das Hauptgebäude am 15. November be-
zogen werden konnte. Gleichzeitig mit dem Hauptgebäude
wurde der Bau der Absonderungsbaracke beendet. Die innere
Einrichtung derselben konnte jedoch, da die Mittel nicht aus-
reichten, nur soweit beschafft werden, dass nur eine Hälfte
der Baracke seit dem 1. Januar in betriebsfähigem Zustande ist.
Mit Rücksicht auf die Platzfrage wurde der Bau des im
Kostenanschlage vorgesehenen Nebengebäudes (Stallung, Schup-
pen) bisher nicht in Angriff genommen, was sich als ein sehr
fühlbarer Mangel geltend macht. Die Uebergabe des Neubaues
wurde am 10. Dezember durch Herrn Curatorialrath Schimm el-
pfennig vollzogen. Am 4. November wurden in einer Eröff-
nungsvorlesung durch den Director der Klinik die Bedeutung,
die Aufgaben und Ziele der neuen pädiatrischen Klinik gewür-
digt. Mit dem Neubau der Klinik sind zwar nicht alle, aber
wohl die notwendigsten Bedingungen erfüllt, um einen modernen
wissenschaftlichen Anforderungen entsprechenden Unterricht
in der Pädiatrie durchzuführen.
Auf der Klinik wurden 210, in der Poliklinik 8070 Kinder
behandelt.
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommer -Semester
von 40, im Winter-Semester von 13 Hörern besucht.
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8:3
Als Assistenten fungirten die Herren: DDr. M. Thiemich
A. Keller, K. Gregor und W. Freund, als Volontärassistenten
die Herren: DDr. Bartenstein, Freyberger und Steinitz.
Ferner waren an der Klinik beschäftigt die Herren Aerzte:
Arndt, Dotti, Hedenius, Kaliski, Leschz i ner, Rom m el,
Schatz, sowie die Herren Kandidaten: Neumann, Kiewe,
Schaps, Herrmann, Gallewski und Ullmann.
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und
veröffentlicht:
Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs-
störungen und Ernährungstherapie. Wien, Deutieke,
II. Lieferung, Bogen 10 bis 20.
Czerny: Kinder neuropathischer Eltern. Deutsche Aerzte-
Zeitung. Mai 1901.
Derselbe: Ein Vorschlag zur Abgrenzung des Begriffes Skro-
fulöse. Zeitschrift für Tuberculose und Heilstättenwesen.
Bd. II, S. 204.
Derselbe: Rohe Milch als Säuglingsnahrung. Centralbl. für
Stoffwechsel- und Verdauungskrankheiten. 3. Jahrgang
Nr. 4.
Thiemich: Ueber plötzliche Todesfälle im Kindesalter.
Vierteljahresschrift für gerichtliche Medicin. 3. Folge
XXI. 2.
Derselbe: Ueber Enuresis im Kindesalter. Berlin, klin.
Wochenschria. 1901, Nr. 31.
Derselbe: Klinische Beobachtungen über die Funktionsfähig-
keit der motorischen Rindenfelder beim Säuglinge. Ver-
handlungen der 18. Versammlung der Gesellschaft für
Kinderheilkunde in Hamburg 1901.
Gregor: Der Fettgehalt der Frauenmilch und die Bedeutung
der physiologischen Schwankungen desselben in Bezug
auf das Gedeihen des Kindes. Volkmanns Sammlung
klin. Vorträge, Nr. 302.
Derselbe: Ueber Muskelspasmen und Muskelhypertonie im
Säuglingsalter und ihre Abhängigkeit von der Ernährung.
Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie. Bd. X,
Heft 2.
G*
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84
Freund: Zur Kenntnis der Oxydationsvorgänge bei gesunden
und kranken Säuglingen. Verhandlungen der 18. Ver-
sammlung der Gesellschaft für Kinderheilkunde in Ham-
burg, 1901.
Gallewski: Histologische und klinische Untersuchungen
über die Pyramidenbahn und das Babinski'sche Phänomen
im Säuglingsalter. Inaugural-Dissertation.
Herr mann: Ueber Kopfschmerzen bei Schulkindern und
ihre Beeinflussung durch suggestive Behandlung. Inaug.-
Dissertation.
Arndt: Das Verhalten der Kalksalze in den Faeces und im
Harne von Säuglingen bei Darreichung gekochter und
ungekochter Milch. Inaugural-Dissertation.
Hannes: Ueber die Beziehungen der Leukocytose zu der
spontanen sowie der durch Wärme hervorgerufenen
Schweissbildung. Inaugural-Dissertation.
Schikora: Zur Kenntnis der GallenfarbstofTe in den Faeces
der Säuglinge. Inaugural-Dissertation.
Czerny.
9. Das zahnärztliche Institut.
Das abgelaufene Jahr war für das zahnärztliche Institut
insofern bedeutungsvoll, als dieses endlich aus den unzuläng-
lichen Räumlichkeiten des Hauses Feldstrasse 5 in die würdigen
Räume der alten Augenklinik am Burgfeld 17/19 überführt
wurde. Nachdem am 31. März die früheren Räume gekündigt
worden waren, bis Anfang August aber kein endgiltiger Be-
scheid über die anderweitige Unterbringung des Instituts
Seitens des hohen Ministeriums ergangen war, wurden durch
die dankenswerthe Fürsorge des Herrn Curators der Universität
dem Institut die Räume des Hauses Burgfeld 17/19 angewiesen,
welche schon im Vorjahre dafür in Aussicht genommen worden
waren. Wenn auch damit noch nicht allen Bedürfnissen des
Instituts Rechnung getragen worden ist, insbesondere eigene
Warteräume für das hilfesuchende Publikum sich nicht haben
herstellen lassen, so ist doch die Lage des Instituts durch die
Unterbringung in hohen, über eine grosse Lichtmenge ge-
bietenden Räumen ganz erheblich verbessert worden. Hoflfent-
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85
lieh gelingt es auch in dem nächstjährigen Etat ausreichende
Mittel zu einer entsprechenden Ausstattung der Räume bereit
zu stellen.
Mit der Uebersiedelung war aber eine erhebliche Unter-
brechung des Institutsbetriebes verbunden, da die bauliche Ein-
richtung der Räume und die Instandsetzung des lange unbe-
bewohnt gewesenen Hauses trotz eifrigster Thätigkeit der
Bauverwaltung nicht vor dem 1. December fertig zu stellen
war. Diese Pause im Betriebe des Instituts wirkte drückend
auf die Zahl der Studirenden und der Patienten; dieser Rück-
gang ist schnell wieder ausgeglichen worden.
Die Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten wurde be-
sucht von 1203 Patienten (508 männlichen, 695 weiblichen). An
diesen kamen zur Beobachtung 174 Pulpitiden, 223 Erkran-
kungen der Zahnwurzelhaut, davon 56 mit gingivalen Fisteln,
95 Knochenhauterkrankungen, davon 42 acute, 53 chronische,
25 abscedirend, 14 mit Wangenfisteln und 5 palatinale Ab-
scesse. Dentitionsstörungen und Stellungsanomalien kamen
92 mal zur Behandlung, 10 Stomatitiden, 5 Spaltbildungen,
6 Epuliden, 5 Unterkieferfracturen. Ausserdem wurden 7 Em-
pyeme der Kieferhöhle und 12 Cysten operirt. Extrahirt
wurden 1854 Zähne und Wurzeln, und zwar 85 mal in Narkose.
Zungenerkrankungen, Geschwülste der Kiefer nnd andere Fälle
mit chirurgischen Erkrankungen der Mundhöhle kamen reichlich
zur Vorstellung.
In der Füllabtheilung wurden 1G26 Füllungen gelegt, davon
413 in Gold, 31 in Zinngold, 671 in Goldamalgam, 14 in Kupfer-
amalgam, 360 in Cement. Viel geübt wurden die Füllungen in
Email, und zwar wurden 24 nach Jenkins, 13 nach Dali, 2 nach
Moeser gefertigt. Arseneinlagen waren 377 mal nothwendig.
In der technischen Abtheilung kamen ausser zahlreichen
Ober- und Unterstücken, Kronen, Obtuiatoren, Richtmaschinen
und Schienen zur Behandlung von Brüchen und Nachbehand-
lung von Resectionen zur Ausführung.
Für zahlreiche Geschenke an die Bücherei und die Samm-
lungen sei den gütigen Gebern hiermit der beste Dank ausge-
sprochen.
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Mit dem Magistrat der Stadt Breslau kam ein Abkommen
über die Behandlung von armen Kranken zu Stande. Die
Unteroffizierschule in Wohlau wurde, wie in früheren Jahren,
auch in diesem Jahre zahnärztlich durch den Assistenten des
Instituts versorgt.
An Arbeiten sind aus dem Institut hervorgegangen :
1. Partsch: Jahresbericht der Fortschritte der Chirurgie
(Abschnitt Mund, Kiefer, Zähne).
2. — Ueber das dentale Empyem. Vortrag auf der Ham-
burger Naturforscherversammlung, comb. Sitzung der
Laryngologen und Zahnärzte.
3. Riegner: Ueber einige Erleichterungen beim Abdruck-
nehmen mit Gips.
4. — Das Aufsetzen von Kronen- und Brückenarbeiten mit
Guttapercha und die Halbringkrone.
5. Bruck: Das Füllen der Zähne mit Porzellan (System
Jenkins). Daher die Nothwendigkeit der Einführung der
Zahnheilkunde im Heere. Wiener med. Wochenschr.
11)02.
6. — Die Thätigkeit der Abtheilung für Zahnfüllung am
zahnürztlichenlnstitut der Universität Breslau im Sommer-
Semester 1901 und Winter-Semester 1901/02.
7. — Eine Ohrprothese, österr.-ungar. Wochenschift. 1902.
Partsch.
2. Die Professoren-Wittwen- und Waisen-Versorgungs-
Anstalt.
Vermögensstand.
Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1901:
in Hypotheken 144 600,oo M.
in Effecten 251 200,oo *
in einem Baarbestande von 3 266,2 0 *
399 066,2 0 M.
einschliesslich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.
Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten.
Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres
93. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 20 Wittwen
und 9 Halbwaisen.
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Einnahmen.
Bestand aus dem Vorjahre 1 679,90 M.
Mitgliederbeiträge 144,oo =
Aus Staatsfonds 18 000,oo
Zinsen von Kapitalien 14 474,00 -
Zurückgezahlte Kapitalien 900 oo ;
Summa der Einnahmen 35 197,9 o M.
Ausgaben.
Wittwen- und Waisengelder 30 760,oo M.
Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 211,9 5 *
Verwaltungskosten 42,2 o *
Zur Kapitalisirung verwendet 917,55 *
Ueberschuss als Betriebsfonds 3 266,20 *
Restausgabe .
Summa der Ausgaben 35 197,90 M.
In dem Etatsjahre 1901 wurde eine ordentliche General-
Versammlung am 20. December 1901 abgehalten, in welcher
auf Grund der §§ 16 und 20 der Statuten vom 19. September
1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrath Professor
Dr. Brie und Geheimer Regierungsrath Professor Dr. Rosanes
wiedergewählt wurden. Ferner wurde beschlossen, das Ver-
mögen der Anstalt, soweit es in preussischen Consols angelegt
ist, in das Staatsschuldbuch eintragen zu lassen.
Hillebrandt. Brie. Rosanes.
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung
von Hinterbliebenen der Docenten und Beamten.
Die Generalversammlung fand am 2:J. Juni 1901 statt. Nach
Erstattung des Berichts erfolgte die Vorstandswahl, die zum
Ergebniss hatte, dass die bisherigen Mitglieder wiedergewählt
wurden.
Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 9 Mitglieder,
davon 2 durch den Tod; es traten dafür 17 Mitglieder ein, so
dass sich die Mitgliederzahl von 102 auf 110 hob.
Die Einnahmen setzen sich zusammen aus:
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1. Laufenden Beiträgen 1 368,0 o M.
2. Zinsen 529,7 5 =
3. Insgemein 488,45 *
4. Bestund des Vorjahres. 48,64 *
Zusammen 2 434,84 M.
Da Unterstützungen nicht bewilligt wurden, auch sachliche
Ausgaben nicht entstanden, so konnte die Einnahme lediglich
zur Kapitalisirung verwendet werden.
Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts-
jahres in
Effecten nach Nominalwerth 16 850,00 M.
Baar 209,89 *
zusammen 17 059,89 M.
gegen im Vorjahre 14 698,64 M.
Hillebrandt. Hasse. Brie. Kawerau. Schulte.
4. Honorar- und Stundungswesen.
Eingegangen sind
Neu
F a c ii 1 1 /i t
Semester
laufende | gestundete
Honorare
gestundet
sind
M
A
M
M
S.-S. 1901
W.-S. 1901/02
2 478
2 750
1914 j
2 372 |
1 401
1 320
zus.
5228
4 2S6
2 721
S.S. 1901
2 655
5 873
24
11446
50
W.-S. 1901/0-2
3 826
12 433
20
1 1 208
zus.
6 4SI
I S 306
44
22 654
50
S.-S. 1901
W.-S. 1901,02
36 902
42 367
50
1 987
2 293
09
65
5 359
5162
50
zus.
79 269
50
4 280
74
10 521
50
S.-S. 1901
W.-S. 1901/02
29 683
30 524
50
4288
4 664
50
6386
6 190
zu*.
60 207
50
8 953
12 576
S.-S. 1901
35 599
60
11801
10
12 754
W.-S. 1901/02
46 661
12 819
12 00h
! 50
zw*.
82 260
60
24 620
10
25 302
50
Gesammls.
233 446
60
60 446
28
73 835
1"
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5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.
a. Studenten -Unterstützung* -Fonds.
Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1901 bei einem
Bestände von 0 936,37 M.
1. der jährliche Staatszuschuss mit 4 560,oo *
± an Collectengeldern für Studirende der
evangelischen Theologie 6 979,io *
3. desgleichen für Studirende der katholischen
Theologie 176,70 ~
4. das für Juristen, Mediciner und Philo-
sophen bewilligte jährliche Extraordina-
rium von 1 800, oo *
5. Zuschuss für Studirende, welche Söhne
von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo -
G. an Zinsen von Kapitalien 2 407,38 *
7. von Immatriculations-Gebühren 1 542,oo *
8. von Promotionen G3,oo *
9. Geschenk des Herrn Rectors 65,oo *
im Ganzen 25 429,55 M.
Hieraus wurden für Studirende gewährt:
für Freitische 14 101,2 0 M.
und zwar:
für 358 Portionen an Studirende der kath.-
theol. Facultät,
* 10415 ■ an Studirende der ev.-
theol. Facultät,
2 599 9 an Studirende der jurist.
Facultät,
883 * an Studirende der me-
dicinischen Facultät,
» 5 183 * an Studirende der phi-
losophischen Facultät,
zus. für 19 438 Portionen an Studirende,
an Unterstützungen an arme Studirende auf
Anweisung des Universitäts-Curators 2 625,oo *
an Unterstützungen aus den Immatriculations-
Gebühren auf Anweisung des Rectors ... 1 662,oo *
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b. Stipendien-Fonds.
Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien
wurden im Rechnungsjahre 1901 gewährt:
beim Ahegg' sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von
105,oo M.,
beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,
beim von B ismarck' sehen Fonds ein Stipendium von
126,60 M.,
beim B räch vogel'ichen Fonds drei Stipendien von je
149,67 bezw. 149,66 M.,
beim Breslauer Jubel -Fonds von früheren Commilitonen ein
Stipendium von 900,0 o MM
beim Breslauer städtischen Jubel -Fonds ein Stipendium von
226,60 M.,
beim C aus se sehen Fonds sieben Stipendien mit zusammen
653,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen
1024,60 M.,
beim von Closter'schen Fonds ein Stipendium von 135,50 M.,
beim Czernikow' sehen Fonds zwei Stipendien von je
115,oo M.,
beim Duflos' sehen Fonds ein Stipendium von 125,65 M.,
beim Dycfeld'schen Fonds ein Stipendium von 385,oo M.,
beim Feige* sehen Fonds zwei Stipendien von je 46, 6 o M.,
beim Ficker'schen Fonds ein Stipendium von 232,oo M.
und eins von 106,0 o M.,
beim Gölicke'schen Fonds zwei Stipendien vonjel60,oo M.,
beim Göpper t'schen Fonds (für Studirende der Natur-
wissenschaften) zwei Stipendien von je 302,7 5 M., ein
Stipendium von 486, 5 o M.,
beim Göppert' sehen Fonds (für Studirende der Pharmacie)
ein Stipendium von 130,50 M.,
beim Grafenhorst'schen Fonds ein Stipendium von 179,oo M.,
beim Grötzner'schen Fonds ein Stipendium von 500,oo M.,
vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium
von 300,oo M.,
beim G rüneberg'schen Fonds ein Stipendium von 61, 13 M.,
beim Guhrau er 'sehen Fonds ein Stipendinm von 96,9 o M.,
beim Haase'schen Fonds ein Stipendium von 120,75 M.,
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beim Hanuschke' sehen Fonds ein Familien-Stipendium von
613,33 M.,
beim Heidenreich'schen Fonds vier Stipendien von je
210,oo M.t
beim Hirt' sehen Jubel- Fonds ein Stipendium von 66,50 M.,
beim Jungnitz' sehen Fonds (für katholische Theologen)
zwei Stipendien von je 109,60 M.,
beim Jungnitz'schen Fonds (für Philologen) ein Stipendium
von 106,7 5 M.,
beim Kahlert'schen Fonds ein Stipendium von 671,26 M.,
bei Kottula' sehen Fonds drei Stipendien von je 81,75 M.,
beim Korn' sehen Fonds ein Stipendium von 600,00 M.,
beim Krainski'schen Fonds zwei Stipendien von je 75,oo M.,
beim Kramer'schen Fonds drei (A) Stipendien von je400,ooM.
und vier (B) Stipendien von je 354,38 M. bezw. 354,37 M.,
beim Lewald'schen Fonds zwei Stipendien von je 60,oo M.,
beim Löw ig' sehen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium
von 108,50 M.,
beim Löwig'schen Fonds (für Studirende der Naturwissen-
schaften) ein Stipendium von 120,oo M.,
beim Menschig'schen Fonds ein Stipendium von 157,60 M.,
beim Müller'schen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M.,
beim Poleck'schen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein
Stipendium von 145,25 M.,
beim Pri mker' sehen Fonds ein Stipendium von 213,oo M.,
beim Pro IT sehen Fonds ein Stipendium von 1:20,0 o M.,
beim P ruck man n 'sehen Fonds drei Stipendien von je 58,ioM.,
beim Rem er' sehen Fonds ein Stipendium von 109,60 M.,
beim Rose nthal' sehen Fonds ein Stipendium von 108,oo M.,
beim Sachs'schen Fonds ein Stipendium von 51, 10 M.,
beim von Schlcgell'schen Fonds ein Stipendium von
111,75 M.,
beim von Seh önaich- Amtitz'schen Fonds vier Stipendien
von je 180,oo MM ein Stipendium mit 120,oo M.,
beim von Schönaich-Gersdorf sehen Fonds zwei Sti-
pendien von je 180,oo MM
beim von Schuck mann* sehen Fonds ein Stipendium von
52,60 M.,
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beim Schulischen Fonds ein Stipendiuni für evangelische
Theologen von 161, oo MM ein Stipendium für Philologen
von gleicher Höhe,
beim Seh w ab e- Pries emuth 'sehen Fonds im Sommer
Semester 1901 fünf Stipendien von je 375,oo M. und
13 Stipendien von je 120,oo M.; im Winter- Semester
1901/1902 drei Stipendien von je 375,oo M. und 17 Sti-
pendien von je 180,oo M.,
beim Stegmann 'sehen Fonds ein Stipendium von 360,0 o M.,
beim Stenzler'schen Fonds eine Prämie von 46,50 M.,
beim Stendal'schen Fonds ein Stipendium von 112,50 AI.,
beim Stro bei 'sehen Fonds vier Stipendien von je 103,3 1
bezw. 103,32 M.,
beim Werl ie nus' sehen Fonds zwei Stipendien für Theo-
logen, zwei Stipendien für Juristen, ein Stipendium für
Mediciner, in Höhe von je 118.96 M.,
beim Wimpina'schen Fonds ein Stipendium von 84,oo M.,
beim Wolf sehen Fonds (philologicum) zwei Stipendien von
je 132,80 M.
beim Wolf 'sehen Fonds (alterum) ein Stipendium von
150,oo M.
Die langjährige Pächterin der academischen Freitische
Fräulein Anna Scheer hat ihr Contractverhältniss mit der
Universität mit Schluss des Winter- Semesters 1901/02 gelöst.
Der academische Senat hat in Folge dessen beschlossen, die
Bespeisung der Studirenden am Freitisch provisorisch zunächst
für das Sommer-Semester 1902 dem RestaurateurThau, Matthias-
platz 1, zu übertragen.
Nach einem Senatsbeschlusse vom 15. Februar 1902 soll in
Zukunft die vom Stifter der Causse'schen Stipendien angeord-
nete Voranzeige der alljährlich von der evangelisch -theolo-
gischen Facultät vorzunehmenden Preis verlheilung zu Beginn
des vorhergehenden Sommer- Semesters durch einen Anschlag
der Facultät am schwarzen Brett erfolgen.
Nachdem die mit der Nutzniessung des von dem Sanitäts-
rath Dr. Hanuschke in Ottmachau der Universität letztwillig
vermachten Kapitals von 24000 Mark zur Errichtung eines
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Stipendiums für einen Privatdocenten der Chirurgie, bedachten
drei Geschwister von Wahlen -Jürgass verstorben sind, hätten
die Bestimmungen des für diese Stiftung unterm 8. Februar 1881
bestätigten Statuts in Kraft treten können. Der akademische
Senat hat jedoch in seiner Sitzung vom 1. März 1902 auf An-
trag der medicinischen Facultät beschlossen, das Stiftungs-
kapital so lange auf Zinseszins ruhen zu lassen, bis es, dem
Wunsche des Stifters gemäss, ein jährliches Stipendium von
1500 Mark abwirft.
6. Kranken- und Begräbniss-Kasse für Studirende.
a. Die Studenten- Kranken- Kasse.
Eine Aenderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht
erfolgt. Die aus früheren Semestern eingegangenen Beiträge
sind wie im Vorjahre kapitalisirt worden. Es wurden im Be-
richtsjahre 2500 Mark 4proc. Schlesische Pfandbriefe neu
erworben.
Die Einnahmen haben im Jahre 1901 betragen und
zwar:
a. Beiträge der Studirenden 9 404,60 M.
b. Zinsen etc. von Kapitalien 2 645,2 5 *
c. Bestand aus dem Jahre 1900 - 2 816,49 *
Summa der Einnahmen 14 866,34 M.
Die Ausgaben betrugen:
1. Remunerationen an Aerzte und Beamte . . 2 044, 1 5 >
2. Unterstützungen an Studirende zu Bade-
und Brunnenkuren 942,oo *
Es erhielten
1 Studirender 150 M. = 150 M.
7 Studirende je 100 M. = 700 M.
1 Studirender 50 M. = 50 M.
1 Studirender 42 M. = 42 M.
10 Studirende zusammen . . 942 M.
Seitenbetrag 2 986, i 5 M.
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Uebertrag 2 986, 1 6 M.
3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:
a. für Medicamente, Brillen, Bruch-
bänder etc 2 757,93 M.
899 Studirenden wurden
in 2197 Fällen ärztliche
Medicamente verordnet.
b. Für Verpflegung und Be-
handlung von Studiren-
den in den Universitäts-
Kliniken und im Garnison-
Lazareth 3 279,8 o *
// 6 037,13 M.
4. Zur Kapitalisirung 2 573,20 *
5. Verwaltungskosten 94,6 o *
Summa der Ausgaben 11 690,98 M.
Die Einnahmen betrugen 14 866,34 s
Mithin bleibt Bestand 3 175,86 M.
Kast.
b. Die Studenten-B egriibniss-Kas s e.
A. Die Einnahmen im Jahre 1901 haben betragen:
1. Bestand aus dem Vorjahre 555, 3 1 M.
2. Zinsen von Kapitalien 217,oo «
Summa der Einnahmen 772,3 1 M.
B. Ausgaben:
1. Begräbnisskosten für verstorbene Studirende — M.
2. Zur Kapitalisirung 503,95 *
Bleibt Bestand 268,36 M.
V. Akademische Grundstücke und Kapitalien.
I. Grundstücke.
Im Rechnungsjahre 1901 haben nachstehende Veränderungen
und Erweiterungen an den Grundstücken der Universität statt-
gefunden:
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Im Universitätsgebäude wurde die Wiederherstellung
des Musiksaales mit der Inangriffnahme der Instandsetzung der
Architektur sowie der Deckengemälde eingeleitet.
Im Institutengebäude fanden in Folge der nach Ueber-
siedelung des physikalischen Instituts in seinen Neubau (S.
Chronik 1900) vorgenommenen neuen Raumvertheilung not-
wendige bauliche Veränderungen sowie Ergänzungen der inneren
baulichen und apparativen Einrichtungen statt.
Das pflanzenphysiologische Institut erfuhr durch
Vergrösserung der Fenster des Hörsaals eine wesentliche Ver-
besserung der Beleuchtungsverhältnisse.
Im Wirthschaftshofe des landwirtschaftlichen Ver-
suchsfeldes wurde die Düngerstätte vergrössert und ein Apparat
zur Enteisenung des Wassers aufgestellt.
Der im Vorjahre begonnene Neubau der Kinderklinik
wurde Anfang November in Benutzung genommen.
Die chirurgische Klinik wurde durch einen Erweiterungs-
bau der Poliklinik, welcher medico-mechanischen und ortho-
pädischen Zwecken zu dienen bestimmt ist, sowie durch eine
Aufstockung der niedrigeren Bautheile neben dem Operations-
saalbau zwecks Gewinnung von Zimmern für Viktoriaschwestern
vergrössert; wesentlich umgestaltet und vergrössert wurde
gleichzeitig die Absonderungsbarake der Klinik durch Ver-
legung des Eingangs und Anbau einiger Krankenzimmer, eines
grösseren Operationsraumes und einiger wirtschaftlichen Neben-
räume.
In der Frauenklnik fand ein umfassender Umbau statt,
durch welchen der aseptische Operationssaal mit zugehörigen
Nebenräumen, den neuzeitlichen Anforderungen entsprechend,
in Bezug auf die Beleuchtung, die Heizung und die innere Aus-
stattung erheblich verbessert wurden.
Die Hautklinik erhielt durch einen Ausbau des Dach-
geschosses einen Zuwachs an Raum, der zur Unterbringung
von ärztlichem Personal Verwendung finden soll.
Das Wirthschaftsgebäude der Kliniken wurde durch
Umgestaltung der Desinfektionsräume und Aufstellung neuer
Apparate zur Desinfection von Betten und Kleidern u. s. w.
verbessert.
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2. Kapitalien.
Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des
Etats-Jahres 19<31 593 250,oo M.
und ist angelegt:
in Hypotheken 326 100,oo M.,
in Werthpapieren 267 150,oo *
593 250,oo M.
Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlüsse
des Etats-Jahres 1901 ein Vermögen von 67 365 M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken 23 340,oo M.,
in Werthpapieren 44025,00 *
Ausserdem besitzt der v. Hackemann'sche Professoren-
Wittwen -Pensions -Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm
welche im Etats-Jahre 1901 einen Pachtzins von 3836,oo Mark
und an Jagdpachtgeldern 36,2 7 Mark eingebracht haben.
Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlüsse
des Etats-Jahres 1901 839 185,63 M.
und ist angelegt:
in Hypotheken mit 435,200,00 M.,
in Werthpapieren mit 403 600,oo *
in Sparkassenbüchern mit 385,63 *
839 185,63 M.
Der Studenten - Unterstützungs - Fonds weist am Schlüsse
des Etats-Jahres 1901 ein Kapitalvermögen von. 63,775,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken von 34500 M.,
in Effecten von 29 275 *
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VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Curatorial-
schreiben und Senatsbeschlüsse.
I, Für die Universität überhaupt.
a Ministerial-Erlasse und Curatorialschreiben.
Unterm 1. Juni 1901 hat der Herr Minister der geistlichen,
Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten eine neue Honorar-
stundungsordnung für die Universitäten Bonn, Breslau, Göttingen,
Greifswald, Halle und Königsberg, sowie die Akademie Münster
erlassen, die mit dem 1. October 1901 in Kraft getreten ist.
Auf eine vom akademischen Senat angeregte Frage macht
der Herr Minister in einem Erlasse vom 15. Juni 1901 darauf
aufmerksam, dass nach § 3 der Vorschriften für die Studirenden
der Landesuniversitäten vom 1. October 1879 nicht alle die-
jenigen, welche die wissenschaftliche Reife für den Einjährig-
Freiwilligen Dienst besitzen, ohne Weiteres zur Immatriculation
zugelassen sind, es vielmehr Recht und Pflicht der Imma-
triculations-Commission ist, die Zulänglichkeit der Vorbildung
im einzelnen Falle zu prüfen. Wenn zwar bei denjenigen
akademischen Berufsarten, wo — wie bei den Apothekern,
Zahn- und Thierärzten — nach den massgebenden Prüfungs-
bestimmungen der Besitz des Reifezeugnisses einer neun-
stufigen höheren Lehranstalt nicht erforderlich ist, auch für
die Immatriculation höhere Anforderungen nicht zu stellen
seien, bleibe es dagegen der Immatriculations-Commission um
so mehr vorbehalten, da wo das Universitätssludium nicht zu
den ordnungsmässigen Erfordernissen der Berufsbildung ge-
höre, auf Grund sorgfältiger Erwägung nach Lage des Einzel-
falles zu entscheiden, ob die nachgewiesene Vorbildung für die
Zwecke des Studiums als genügend anzusehen ist.
Der Herr Finanzminister hat unterm 1. Juni 1901 zur
Herbeiführung eines einheitlichen Verfahrens bestimmt, dass
die für ausgeschiedene Beamte, sowie für Wittwen und
Waisen von Beamten angewiesenen, bis zum Ableben der Be-
zugsberechtigten von diesen nicht abgehobenen Monatsbeträge
von widerruflich bewilligten laufenden Unterstützungen, sowie
die noch bei Lebzeiten bewilligten, aber nicht abgehobenen
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einmaligen Unterstützungen an die Erben ausgezahlt werden,
wenn diese unbemittelt sind und der Bezugsberechtigte die
Nachricht von der Bewilligung der Unterstützung vor seinem Ab-
leben erhalten hat.
Nach einer Mittheilung des Herrn Universitäts-Curators vom
9. August 1901 ist vom Beginn des laufenden Rechnungsjahres
ab für die in Betrieben oder im unmittelbaren Dienste des
Staates gegen Entgelt voll beschäftigten Personen Fürsorge in
Krankheitsfällen getroffen worden, soweit sie nicht kraft des
Gesetzes der Krankenversicherung unterliegen oder eine ander-
weite Fürsorge für sie getroffen ist
Durch Erlass vom 26. August 1901 hat der Herr Minister
genehmigt, dass bei den dem Honorarabzugsverfahren unter-
liegenden Professoren diejenigen Honorarantheile, welche die-
selben an Assistenten, Diener oder sonstiges Hülfspersonal
für Hülfeleistungen bei ihren Vorlesungen und Uebungen zahlen,
von der gesammten baaren Honorareinnahme mit den Kassen-
verwaltungskosten vorweg in Abzug gebracht werden. Zu
diesem Zwecke sind solche Antheile entweder von der Quästur
auf Anweisung der einzelnen Professoren an die Empfanger
direct zu zahlen, oder von den Professoren der Quästur zur
Buchung im Honorarconto nachzuweisen.
Auf Antrag des Herrn Universitäts-Curators hat der Herr
Minister durch Erlass vom 5. September 1901 bestimmt, dass
die rechnerische Prüfung derjenigen Rechnungen, welche von
den Instituts-Directoren selbstständig zur Zahlung angewiesen
werden, nicht mehr durch Beamte des Curatorial - Bureaus,
sondern durch Beamte des Universitäts - Secretariats zu er-
folgen hat.
Durch Erlass des Herrn Ministers vom 10. September 1901
haben die §§ 5 und 8 der Bestimmungen über die Benutzung
der hiesigen Königlichen und Universitäts-Bibliothek, betreffend
die Bestellung der zum Entleihen gewünschten Bücher, eine
andere Fassung erhalten.
Unter dem 21. October 1901 hat der Herr Minister bestimmt,
dass die Stundungsgesuche fernerhin nicht mehr an die Quästur,
sondern an den Rector einzureichen sind.
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Durch Erlass vom 28. October 1901 hat der Herr Minister
die in Folge des Erscheinens der neuen Honorarstundungs-
ordnung abgeänderten Bestimmungen über die Meldung der
Studirenden zu den Vorlesungen, über Entrichtung und die
kurze Stundung der Honorare» sowie über Befreiung von der
Honorarzahlung genehmigt.
Unter Hinweis auf § 6 der mit dem 1. October 1901 in
Kraft getretenen neuen Prüfungsordnung für Aerzte vom
28. Mai 1901 macht der Herr Minister mittelst Erlasses vom
19. November 1901 darauf aufmerksam, dass vom genannten
Zeitpunkte ab auch das Zeugniss der Reife von einem Deutschen
Realgymnasium für das Reichsgebiet als Nachweis der erfor-
derlichen schulwissenschaftlichen Vorbildung für das Studium
der Medicin anzusehen ist.
Auf Antrag des akademischen Senats hat der Herr Curator
unterm 8. Januar 1902 genehmigt, dass die unter den Ver-
mögensobjecten der hiesigen Universität beziehungsweise
deren Stiftungsfonds befindlichen und die später etwa noch
«
zu erwerbenden preussischen consolidirten Staatsanleihen
grundsätzlich in das Staatsschuldbuch eingetragen werden.
Nach einem Ministerial- Erlass vom 17. Januar 1902 steht
allen nicht besoldeten Universitätslehrern auch fernerhin das
Recht der Stundungsversagung zu.
Durch den Staatshaushaltsetat für 1901 sind zur Her-
stellung eines Turn- und Spielplanes für Studirende 4400 Mark
bewilligt worden.
b. Senats -Beschlüsse.
In der Senats-Sitzung vom 4. Mai 1901 wurde die von dem
Herrn Decan der katholisch - theologischen Facultät zur Ent-
scheidung gestellte Frage, ob die Facultät allein berechtigt sei, die
Zahl der von den Promovenden einzureichenden Pflichtexem-
plare der Dissertationen herabzusetzen, einstimmig verneint.
Am 22. Juni 1901 beschloss der Senat, den zur Imma-
triculation gelangenden Abiturienten der Realgymnasien und
Ober - Realschulen die gleichen Matrikelscheine auszustellen,
wie solche bisher die Abiturienten der humanistischen Gymna-
sien erhalten haben.
7*
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100
In Rücksicht auf die Festsetzungen der zahnärztlichen
Prüfungsordnung hat der Senat in der Sitzung vom 7. De-
cember 1901 folgende Bestimmungen getroffen: Ein vorherge-
gangenes auswärtiges Studium bildet kein Hinderniss, dass
Studirende der Zahnheilkunde sofort auf 4 Semester imma-
triculirt werden, so jedoch, dass im Ganzen G Semester nicht
überschritten werden.
In der Senats - Sitzung vom 15. Februar 1902 wurde be-
stimmt, dass den Immaturis die leihweise Herausgabe der bei der
Iramatriculation abgegebenen Studienzeugnisse zur Erlangung
des Reifezeugnisses zu verweigern ist. Dieselben haben zu
diesem Zwecke das Abgangszeugniss zu entnehmen. Durch
einen Vermerk auf dem Formular zum Immatriculationsgesuche
ist auf diese Bestimmung besonders aufmerksam zu machen.
2. Für die einzelnen Facultäten.
a. ftinisterial- Erlasse.
K atho lisch- theo logis che Facul tat.
Durch Erlass vom 17. Juni 1901 hat der Herr Minister
genehmigt, dass der Honorarsatz für die Vorlesungen in der
katholisch-theologischen Facultät der hiesigen Universität von
3 auf 4 Mark für die Wochenstunde erhöht wird.
b. Senats -Beschlösse.
Für alle Facultäten.
In der Senats -Sitzung vom 9. November 1901 wurde an
die Herren Decane das Ersuchen gerichtet, alle den Facultäten
von den vorgesetzten Behörden zugehenden Verfügungen auch
dem Secretariat zur Vervollständigung der Acten zugänglich
zu machen.
VII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten,
Programme, Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.
Am 15. October 1901 fand in herkömmlicher Weise die
Uebergabe des Rectorats von Seiten des bisherigen Rectors,
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101
Geheimen Medicinal-Raths Professor Dr. Flügge an den neu-
gewählten Rector, Professor Dr. Hillebrandt statt. Nach
Ableistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine An-
trittsrede: „Altindien und die Cultur des Ostens4'.
Bei der akademischen Feier des Geburstages Sr. Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1902 hielt der ordent-
liche Professor in der katholisch-theologischen Facultät, Dom-
propst Dr. Koenig die Festrede über das Thema: „Geistes-
leben und Unterrichtswesen zur Zeit Karls des Grossen14.
Den Schluss der Feier bildete die alljährlich stattfindende
Preisvertheilung, über die der im Druck erschienene bezügliche
Bericht das Nähere besagt (siehe auch VIII, 3). Am Nach-
mittage fand wiederum ein Festmahl der Docenten und Beamten
statt, bei dem der zeitige Rector das Kaiserhoch ausbrachte.
Bei der am 16. Juni 1901 erfolgten feierlichen Enthüllung
des in Berlin errichteten Nationaldenkmals für den verewigten
Reichskanzler Fürsten von Bismarck war die hiesige Universität
durch den Rector und die Decane der juristischen und der
philosophischen Fakultät vertreten.
Bei der Feier des 450jährigen Jubiläums der Universität
in Glasgow vom 12. — 14. Juni 1901 vertrat Geh. Medicinalrath
Professor Dr. von Mikulicz-Radecki die hiesige Universität.
Den X. Blindenlehrer-Congress, welcher im Juli 1901 hier
tagte, hat Geh. Medicinalrath Professor Dr. Uhthoff als Ver-
treter der Universität begrüsst.
Der Yale- Universität in New- Häven, mit welcher unsere
Hochschule seit mehreren Jahren im Schriftenaustausch steht,
wurden auf die ergangene Einladung zu der in den Tagen
vom 20. bis 23. October 1901 stattfindenden Feier ihres zwei-
hundertjährigen Bestehens die Glückwünsche durch ein bezüg-
liches Schreiben zum Ausdruck gebracht.
In Folge des^linscheidens Ihrer Majestät der Kaiserin und
Königin Friedrich richteten Rector und Senat an Se. Majestät
den Kaiser und König eine Beileidsadresse und an Ihre König-
liche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Sachsen -Meiningen
ein Beileidsschreiben.
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102
Bei der am 26. October 1901 erfolgten feierlichen Ent-
hüllung des Kaiser Friedrich - Denkmals hierselbst war die
Universität durch Rector und Senat, sowie durch die studen-
tischen Corporationen mit ihren Fahnen vertreten.
Dem von seinen amtlichen Functionen entbundenen zur
Zeit in Potsdam wohnenden ordentlichen Professor in der philo-
sophischen Facultät, früheren Director der Universitäts-Stern-
warte, Geh. Regierungsrath Dr. Galle wurden zu seinem fünf-
zigjährigen Professoren - Jubiläum am 15. October 1901 die
Glückwünsche des Senats in einem Schreiben übermittelt.
Der ordentliche Professor und Director des pharma-
ceutischen Instituts, Geh. Regierungsrath Dr. Pol eck, wurde
zu seinem 80. Geburtstage am 10. November 1901 durch eine
Senatsdeputation beglückwünscht.
2. Programme und Adressen
sind nicht erschienen.
VIII. Studirende.
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1901:
a. Immatriculirte Studirende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1171
Neu hinzugekommen 575
zusammen 1746
Davon zählte:
die katholisch - theologische J Deutsche 317
Facultät l Nichtdeutsche — 317
die evangelisch - theologische f Deutsche .... 74
Facultät l Nichtdeutsche 2_ 76
j. . ■ . n i.-i f Deutsche .....510
die juristische Facultät 4!, , , , , 0 _
J l Nichtdeutsche 2_ 512
,. . . , „ ..... ( Deutsche 253
die medicinische Facultät . . . < .... , t , , „
l Nichtdeutsche 6 259
Seitenbetrag 1164 1746
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^5 o «
« CS
GL
103
Uebertrag 1 1G4 1746
a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 368
b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. October 1879 . . 187
Deutsche 555
c. Nichtdeutsche 27 582
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schliesslich 46 Hörerinnen) 141
Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1887
Es hörten Vorlesungen:
von den iramatriculirten Studirenden 1733
von den Hospitanten 141
zusammen 1874
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt:
in der katholisch - theologischen Facultät 3, in der
juristischen Facultät 2, in der medicinischen
Facultät 2 und in der philosophischen Facultät 6,
zusammen 13
Winter-Semester 1901/02:
a. lmmatriculirte Studirende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1280
Neu hinzugekommen 470
zusammen 1750
Davon zählte:
die evangelisch - theologische i Deutsche 68
Facultät l Nichtdeutsche 2_ 70
die katholisch - theologische i Deutsche 262
Facultät l Nichtdeutsche — 262
.... / Deutsche .... 582
die juristische Facultät . ...<„...,, ,
J \ Nichtdeutsche 1 583
die medicinische Facultät . . . { ^fU.*fj^V V
l Nichtdeutsche
227
7 234
Seitenbetrag 1149 1750
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.2 g. 3
<« cd
104
Uebertrag 1119 1750
a. Deutsche m. d. Zeugniss der Reife 372
b. Deutsche ohne Zeugniss der Reife
nach § 3 der Vorschriften* vom
1. October 1879 198
Deutsche 570
c. Nichtdeutsche 31 601
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schliesslich 79 Hörerinnen) 188
Die Gesammtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1938
Es hörten Vorlesungen:
von den immatriculirten Studirenden 1738
von den Hospitanten 180
zusammen 1918
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensirt:
in der katholisch - theologischen Facultät 1 , in der
juristischen Facultät 2, in der medicinischen
Facultät 2 und in der philosophischen Facultät 7,
zusammen 12
Von der ertheilten Erlaubniss zum gastweisen Be-
suche von Vorlesungen machten keinen Gebrauch 8
2. Betheiligung an den Vorlesungen.
a. Es haben lnscriptionen stattgefunden:
1. bei der evangelisch-theologischen Facultät
im Sommer-Semester 1901:
zu 17 theol. Privatvorlesungen 223
* 7 * öffentlichen Vorlesungen 167
« 5 * seminaristischen Uebungen .... 61
im Winter-Seinester 1901/02:
zu 16 theol. Privatvorlesungen 226
6 * öffentlichen Vorlesungen 138
* 4 * seminaristischen Uebungen 41
2. bei der katholisch-theologischen Facultät
im Sommer-Semester 1901:
zu 13 theol. Privatvorlesungen 1083
11 » öffentlichen Vorlesungen 918
4 » seminaristischen Uebungen 202
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105
im Winter-Semester 1901/02:
zu 11 theol. Privatvorlesungen 1273
* 10 « öffentlichen Vorlesungen 674
3 « seminaristischen Uebungen 144
3. bei der juristischen Facultät
unter Einschluss der staatswissenschaftlichen Disciplinen
im Sommer-Semester 1901:
zu 30 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2304
* 9 * * öffentlichen Vorlesungen 630
* 3 > * « seminaristischen Uebungen ... 91
im Winter-Semester 1901/02:
zu 34 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2568
* 6 » * öffentlichen Vorlesungen 949
» 3 * « seminaristischen Uebungen ... 168
4. bei der medicinischen Facultät
im Sommer-Semester 1901:
zu 52 medicinischen Privatvorlesungen 1646
* 26 * öffentlichen Vorlesungen.. 719
im Winter-Semester 1900/01:
zu 54 medicinischen Privatvorlesungen 1463
* 32 * öffentlichen Vorlesungen . . 610
5. bei der philosophischen Facultät
im Sommer-Semester 1901:
zu 121 Privatvorlesungen 3493
* 48 öffentlichen Vorlesungen ... 1548
« 22 Seminarien 478
im Winter-Semester 1901/02:
zu 120 Privatvorlesungen 3693
* 36 Öffentlichen Vorlesungen... 1316
* 26 Seminarien 517
1. Von Seiten der Studirenden der evangelisch-theolo-
gischen Facultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 76 Hörern
zu 17 theol. Privatvorlesungen 223 Inscriptionen,
* 7 > öffentlichen Vorlesungen 167 *
* 5 • seminaristischen Uebungen .. . 61
* ausserfachlichen (philos., historischen,
litterar., philologischen) Vorlesungen 63 *
(13 private, 8 öffentliche);
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106
im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 70 Hörern
zu 16 theologischen Privatvorlesungen 226 Inscriptionen,
* 6 * öffentlichen Vorlesungen 138
« 4 * seminaristischen Uebungen ... 41
* ausserfachlichen Vorlesungen 31
(11 private, 16 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:
im Sommer-Semester 1901 (Zahl 76):
zu den theol. Privatvorlesungen 2,93 Inscriptionen,
* * * öffentlichen Vorlesungen... 2,i9
* * seminaristischen Uebungen. 0,80 »
* » ausserfachlichen Vorlesungen 0,83
im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 70):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 3 Inscriptionen,
* öffentlichen Vorlesungen .. . 1,9 7
« * * seminaristischen Uebungen. 0,58
* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,44 »
2. Von Seiten der Studirenden der katholischen Theologie
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 317 Hörern
zu 13 theol. Privatvorlesungen 1083 Inscriptionen,
-11 - öffentlichen Vorlesungen 918
* 4 * seminaristischen Uebungen . . 202 »
* ausserfachlichen Vorlesungen 252 *
(46 private, 18 öffentliche);
im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 262 Hörern
zu 11 theol. Privatvorlesungen 1273 Inscriptionen,
» 10 * öffentlichen Vorlesungen 674
* 3 * seminaristischen Uebungen .. . 144 *
* ausserfachlichen Vorlesungen 171 *
(29 private, 14 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1901 (Zahl 317):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,4 1 Inscriptionen,
* * öffentlichen Vorlesungen . . . 2,86
* » « seminaristischen Uebungen .0,64
* ausserfachlichen Vorlesungen 0,79 *
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107
im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 262):
zu den theol. Privatvorlesungen 4,86 Inscriptionen,
* * * öffentlichen Vorlesungen ... 2,57
* * seminaristischen Uebungen . 0,5 6
* ausserfachlichen Vorlesungen 0,65
3. Von Seiten der Studirenden der juristischen Facult&t
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 512 Hörern
zu 30 juristischen Privatvorlesungen 2304 Inscriptionen,
* 9 - öffentlichen Vorlesungen 630
3 * seminar. Uebungen 91 *
* ausserfachlichen Vorlesungen 343
(14 private, 24 öffentliche);
im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 583 Hörern
zu 34 juristischen Privatvorlesungen 2568 Inscriptionen,
- 6 * öffentlichen Vorlesungen 949
* 3 * seminar. Uebungen 168
* ausserfachlichen Vorlesungen 110
(Ii private, 12 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1901 (Zahl 512):
zu den juristischen Privatvorlesungen 4,60 Inscriptionen,
* * öffentl. Vorlesungen.. 1,23 *
* * * seminar. Uebungen... 0,17 «
« * ausserfachlichen Vorlesungen 0,6 7 *
im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 583):
zu den juristischen Privatvorlesungen 4,4 o Inscriptionen,
* - öffentl. Vorlesungen.. 1,6 2 *
* * * seminar. Uebungen ... 0,S9 •
* * ausserfachlichen Vorlesungen 0,i9 *
4. Von Studirenden der medicinischen Facultät haben,
wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen-
schaftlichen Vorlesungen zu den medicinischen gezählt werden
stattgefunden:
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108
im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 259 Hörern
zu 52 Privatvorlesungen 1646 Inscriptionen,
* 26 öffentlichen Vorlesungen 719
im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 234 Hörern
zu 54 Privatvorlesungen 1463 Inscriptionen,
* 32 öffentlichen Vorlesungen 610
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1901 (Zahl 259):
zu den Privatvorlesungen 6,36 Inscriptionen,
* - öffentlichen Vorlesungen 2,79
im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 234):
zu den Privatvorlesungen 6,2 6 Inscriptionen,
öffentlichen Vorlesungen 2,6 1
5. Von Seiten der Studirenden der philosophischen Fa-
cultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1901 bei einer Anzahl von 582 Hörern
zu 121 Privatvo liesungen 3493 Inscriptionen,
* 48 öffentlichen Vorlesungen 1548
* 22 Seminarien 478
Ausserfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen
Facultät in der Regel solche, die einem vom Specialfache ver-
schiedenen Fache dieser Facultät selbst angehören:
im Winter-Semester 1901/02 bei einer Anzahl von 601 Hörern
zu 120 Privat Vorlesungen 3623 Inscriptionen,
* 36 öffentlichen Vorlesungen 1316
* 26 Seminarien 517
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1901 (Zahl 582):
zu den Privatvorlesungen 6,oo Inscriptionen,
• öffentlichen Vorlesungen 2,68 «
* » Seminarien 0,8?
im Winter-Semester 1901/02 (Zahl 601):
zu den Privatvorlesungen 6,03 Inscriptionen,
• öffentlichen Vorlesungen 2,18
■ Seminarien 0,86
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101)
3. Lösungen von Preisaufgaben.
Bei der Preisverteilung am Geburtstage Sr. Majestät des
Kaisers und Königs den 27. Januar 1902 haben folgende Stu-
dirende nach dem hierüber besonders erschienenen gedruckten
Bericht der Facultäten Preise und Anerkennungen erhalten
und zwar:
von der evangelisch-theologischen Facultät:
der Stud. theol. ev. Wilhelm Dorn aus Breslau % des
Preises und der Stud. theol. ev. Johannes Woblack
aus Cottbus 7s des Preises,
von der katholisch-theologischen Facultät:
der Stud. theol. cath. Franz Bromm aus Biskupitz den
halben Preis.
4. Verbindungen und Vereine.
Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu
verzeichnen :
Ausgeschieden ist:
die deutsch - nationale Studenten -Verbindung Hermun-
duria, welche sich am 11. Mai 1901 bis auf Weiteres
suspendirt hat.
Neugebildet haben sich:
Im Juli 1901 eine Zweigvereinigung der deutschen
christlichen Studenten-Vereinigung.
Im October 1901 die Verbindung Thuringia.
Im Januar 1902 der akademisch-jüdische Verein Makkabäa.
5. Akademische Disciplin.
Von der akademischen Disciplinarbehörde bezw.
von dem Rector wurden bestraft:
a. Im Sommer-Semester 1901:
Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen
Lebens :
2 Studirende mit der Entfernung von der Universität
(Consilium abeundi),
2 Studirende mit der Androhung der Entfernung von
der Universität (Unterschrift des Consilium abeundi)
und mit je 1 Woche Karzer,
2 Studirende mit je 5 Tagen Karzer.
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110
Wegen Vergehens gegen die Sitte und Ordnung des aka-
demischen Lebens:
3 Studirende mit je 3 Tagen Karzer,
1 Studirender « 3 + 3 «=
1 - 2
1 * * einem Verweise.
b. Im Winter-Semester 1901/02.
Wegen Verletzung der Sitte und Ordnung des akademischen
Lebens :
1 Studirender mit der Androhung der Entfernung von
der Universität (Unterschrift des Consilium abeundi)
und mit 12 Tagen Karzer.
Wegen Vergehens gegen die Sitte und Ordnung des aka.-
demischen Lebens:
1 Studirender mit 3 Tagen Karzer,
1 - 1 Tage
1 - * einem Verweise und
1 * Nichtanrechnung des Semesters.
IX. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen.
Das Diplom wurde erneuert in Folge des 50jährigen
Doctor-Jubiläums
von der medicinischen Facultät:
dem Sanitätsrath Dr. Carl Dittrich in Breslau;
von der philosophischen Facultät:
dem Director des Königlichen Wilhelms-Gymnasiurns
zu Berlin, Geh. Regierungsrath Dr. Otto Kubier und
dem Gymnasial - Director a. D., Geh. Regierungsrath
Dr. Gustav Sorof.
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen
und Prüfungen.
I. Von der katholisch-theologischen Facultät wurden promovirt:
1. Lic. theol. Kasimir von Miaskowski, aus Posen,
3. August 1901: „Die Correspondenz des Erasmus von
Rotterdam mit Polen".
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111
2. Heinrich Krug, aus Speier, 25. November 1901: „De
pulchritudine generatim spectana."
IL Von der juristischen Facultat wurden promovirt:
1. Paul Veith, aus Breslau, 3. April 1901: „Die Be-
schränkung der Gattungsschuld auf eine bestimmte
Sache/'
2. Adolf Wernicke, aus Gleiwitz, IG. April 1901: „Zur
Construction des amtsrichterlichen Strafbefehls unter
theilweiser Berücksichtigung der polizeilichen Straf-
verfügung und des Strafbescheids der Verwaltungs-
behörde/'
3. Max Stein i tz, aus Breslau, 29. April 1901: „Die Vor-
aussetzungen der Rechte auf Wandelung und Minderung."
4. Kurt Rawitscher, aus Liegnitz, 20. Mai 1901: „Der
Inhalt der Haftung des Verkäufers nach Deutschem
Bürgerlichen Recht (mit Ausschluss der Haftung für
physische Eigenschaften, bezw. Mängel der Kaufsache).44
5. Georg Hamburger, aus Breslau, 23. Mai 1901: „Die
staatsrechtlichen Besonderheiten der Stellung des Reichs-
landes Elsass-Lothringen im Deutschen Reich. I. Theil.44
6. Erhard Kaiser, aus Breslau, 18. Juni 1901: „Beiträge
zur Lehre von der Handlungsagentur.44
7. Arthur Wolffsohn, aus Schrimm, 24. Juni 1901:
„Nothwehr, Nothstand und Nothhilfe in Voraussetzungen
und Wirkungen nach dem B. G. B."
8. Erwin Gauss, aus Bunzlau, 8. Juli 1901: „Erpressung
und Raub (ihre Schutzobjecte und die Mittel ihrer
Begehung).'4
9. Alfons Dierschke, aus Breslau, 20. Juli 1901: „Zur
Lehre von der Exhibitionspflicht".
10. Eduard Magnus, aus Breslau, 26. Juli 1901: „Die
Ausgleichungspflicht nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch.44
11. Romuald Paczkowski, aus Kletzko in Posen, 2. August
1901: „Das „Unternehmen44 des Hochverraths im Ver-
hältniss zu Versuch und Vorbereitung.44
12. Georg Seeliger, aus Posen, 7. August 1901: „Der
Bruch des amtlichen Gewahrsams im Sinne des § 133
des Strafgesetzbuchs.44
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112
13. Wilhelm Cuno, aus Berlin, 11. August 1901: „Ueber-
gang der Gefahr bei Gattungsschulden nach dem Bürger-
lichen Gesetzbuche.14
14. Paul Posner, aus Rawitsch, 31. October 1901: „Bundes-
recht und Landesrecht. Eine geschichtliche Darstellung
ihres Verhältnisses zu einander."
15. Otto Dra heim, aus Bunzlau, 2. November 1901: „Un-
treue und Unterschlagung."
IG. MaxWeigelt, aus Breslau, 30. November 1901: „Vor-
merkung und Widerspruch im Deutschen Grundbuch-
recht."
17. Franz Hertel, aus Breslau, 9. Januar 1902: „Der
Wahrheitsbeweis bei Injurien und seine Beschränkungen.
Unter Berücksichtigung der ausländischen Gesetzgebung
der Gegenwart."
18. Martin Wasser, aus Wollstein, H.Januar 1902: „Das
eigenhändige Testament des römischen Rechts und seine
rechtsgeschichtliche Bedeutung."
19. Reinhold Bernau, aus Glogau, 3. März 1902: „Die
Amtsniederlegung der Mitglieder des Aufsichtsraths
einer Actiengesellschaft."
20. Hellmuth Bänke, aus Haynau, 8. März 1902: „Ueber
die Rechtsunwirksanikeit von Verfügungen während des
Schwebens einer aufschiebenden Bedingung."
21. Max Fleischer, aus Görlitz, 8. März 1902: „Mehrere
Fälle der Zuständigkeit des Deutschen Bundesraths für
Erledigung von öflfentlichrechtlichen Streitigkeiten."
III. Von der medicinischen Facultät wurden promovirt:
1. Ignaz Zilla, aus Neustadt W/Pr., 3. April 1901:
„Die Beziehungen der Rachenmandelvergrösserung zur
Gaumen-, Schädel-, Obergesichts- und Nasenbildung."
2. Theodor Griessdorf, aus Hünern bei Breslau,
17. Mai 1901: „Die klinische Bedeutung des hoch-
stehenden Contractionsringes am kreissenden Uterus."
3. Arthur Haeckel, aus Hirschberg in Schi., 25. Mai 1901:
„Ueber zwei Fälle von traumatischer Erkrankung des
Conus medullaris."
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113
4. Heinrich Schneider, aus Görbersdorf, 12. Juni 1901:
„Die normale Temperatur bei initialer Lungentuber-
culose in Ruhe und Bewegung."
5. Ernst Schikora, aus Gleiwitz, 18. Juni 1901: „Zur
Kenntniss der Gallenfarbstoffe in den Faeces der
Säuglinge."
6. Curt Manteufel, aus Berlin, 19. Juni 1901: „Ein Bei-
trag zur Statistik der Peniscarcinome."
7. Leo Bork, aus Motylewo in Posen, 22. Juni 1901:
„Beitrag zur Kenntniss der Nierenkapsel-Geschwülste.4'
8. Ludwig Oelsner, aus Breslau, 22. Juni 1901: „Ana-
tomische Untersuchungen über die Lymphwege der
Brust mit Bezug auf die Ausbreitung des Mammacar-
cinoms."
9. Alfred Clusius, aus Breslau, 25. Juni 1901: „Ein Bei-
trag zur Casuistik der kryptogenetischen Septicopyäinie."
10. Salo Lewin, aus Glogau, 2. Juli 1901: „Ueber Nerven-
nath, Nervendehnung und Nervenlösung pheripherer
Nerven."
11. Hans Hauffe, aus Breslau, 12. Juli 1901: „Ein Beitrag
zur Kenntniss der Leberkolik durch Echinococcus
hepatis."
12. Adolf Schöngarth, aus Löwenberg, 13. Juli 1901:
„Ueber die Eröffnung der grossen Körperhöhlen bei
Rippentumoren."
13. Georg Krischke, aus Breslau, 24. Juli 1901: „Ein
Beitrag zur Lehre von den tödtlichen Ausgängen bei
Ohrerkrankungen."
14. Hermann Falk, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Beilrag
zum Studium des Dermographismus."
15. Arthur Heyn, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Ueber
disseminirte Nephritis bacillaris Tuberculöser ohne
Nierentuberkel."
16. Georg Neustadt, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Ueber
das Epyema necessitatis der Gallenblase."
17. Franz Bannes, aus Breslau, 1. August 1901: „Das
Wesen der genuinen und künstlichen Vogelgicht und
deren Beziehungen zur Arthritis urica des Menschen."
8
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1 1i-
IS. Ernst Frey, aus Steinau a/0., 3. August 1901: „Ueber
die Behandlung hochgradiger Kurzsichtigkeit.44
19. Walther Hannes, aus Breslau, 3. August 1901:
„Ueber die Beziehungen der Leukocytose zu der spon-
tanen, sowie der durch Wärme hervorgerufenen Schweiss-
bildung.44
20. Waldemar Eieke, aus Breslau - Pöpelwitz, 27. Sep-
tember 1901 : „Ueber den Zungenkrebs und dessen Heil-
barkeit auf operativem Wege.44
21. Paul Langer, aus Neisse, 8. October 1901: „Erfolg-
reiche Exstirpation eines grossen Haemangions der
Leber.44
22. Atsuhiko Masugi, aus Japan, 14. October 1901:
„Experimentelle Untersuchungen über den Heilungs-
vorgang bei perforirenden und nicht perforirenden Horn-
hautwunden mit besonderer Berücksichtigung der Co-
caln-Einwirkung."
23. Ernst Marsch ke, aus Conradsdorf, Kreis Neisse,
19. October 1901: „Beiträge zur pathologischen Ana-
tomie der Myopie und des Hydrophthalmus.44
24. Georg Preiser, aus Fraustadt in Posen, 2. Novem-
ber 1901 : „Ein Beitrag zur Lehre von den Tuboovarial-
cysten.44
25. Paul Nachtigall, aus Tschirne, Kreis Breslau, 19. No-
vember 1901: „Ein Fall von medianer Nasenpalte.44
26. Bruno Faehnrich, aus Solben, Kreis Meseritz, 3. De-
cember 1901: „Beitrag zur Kenntniss der typischen
Bauchdeckenfibrome.44
27. Dagobert Bergel, aus Schweidnitz, 13. December 1901 :
„Ein Fall von Candaridin-Vergiftung.44
28. Heinrich John, aus Glogau, 20. December 1901:
„Ueber die Behandlung veralteter Luxationen des
Schulter- und Ellbogengelenkes.44
29. Johannes Arndt, aus Petersdorf, Kreis Hirschberg,
21. December 1901: „Das Verhalten der Kalksalze in
den Faeces und im Harn von Säuglingen bei Darreichung
gekochter und ungekochter Milch.44
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30. Richard Rummler, aus Gnesen, 21. December 1901:
„Den Dermatosen analoge Schleimhauterkrankungen des
Kehlkopfes."
31. Georg Lieber t, aus Sagan, 21. December 1901: „Ueber
Venenthrombose bei Chlorose."
32. Max Tiegel, aus Wansen, 21. December 1901: „Ueber
die Vortheile des suprasymphysären Fascienquerschnitts
nach Pfannenstiel."
33. Robert Hilgermann, aus Breslau, 27. December 1901:
„Die Betheiligung des Ganglion gasseri bei Mittelohr-
eiterungen."
34. Fritz Wiener, aus Liegnitz, 27. December 1901:
„Ueber Veränderungen der Schilddrüse nach Anlegung
einer Fistel der Gallenblase."
35. Walter Cimbal, aus Neisse, 4. Januar 1902: „Beiträge
zur Lehre von den Geschwülsten im 4. Ventrikel."
36. Franz Kobrak, aus Breslau, 16. Januar 1902: „Ueber
kindszerstückelnde Operationen an der Hand von 83 Fullen
der geburtshilflichen Universitäts-Poliklinik zu Breslau."
37. Erich Schäffer, aus Breslau, 16. Januar 1902: „Beitrag
zur chirurgischen Behandlung der Trigeminusneuralgie."
38. Franz Kramer, aus Breslau, 23. Januar 1902: „Rücken-
marksveränderungen bei Polyneuritis."
39. Hans Thomas, aus Frankfurt a/O., 23. Januar 1902:
„Zurlndicationsstellung und Technik des Kaiserschnittes."
40. OttoBrucauff, aus Breslau, 15. Februar 1902: „Ueber
die Heilungsvorgänge bei disseminirten infectiösen Ne-
phritiden, insbesondere bei der Pyelonephritis ascendens."
41. Max Schmidt, aus Ohlau, 15. Februar 1902: „Ueber
Nabelschnurvorfall."
42. Paul Galley, aus Breslau, 28. Februar 1902: „Ueber
Augenerkrankungen bei Bleivergiftung."
43. Alfred Neu mann, aus Grossenhain, 28. Februar 1902:
„Beitrag zur Pathologie des Ductus thoracicus und zu
den chy lösen Ergüssen."
44. Hermann Rothe, aus Frankfurt a/O., 1. März 1902:
„Beitrag zur Statistik der eingeklemmten Hernien."
8*
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1 IG
45. Franz Balzer, aus Sampohl, Kreis Schlochau, 11. März
1902: „Ueber Blasensteine und Blasenfremdkörper."
46. Max Gallewsky, aus Breslau, 14. März 1902: „Histo-
logische und klinische Untersuchungen über die Pyra-
midenbahn und das Babinski'sche Phänomen im Säug-
lingsalter."
47. Arthur Herrmann, aus Breslau, 14. März 1902: „Ueber
Kopfschmerzen bei Schulkindern und ihre Beeinflussung
durch suggestive Behandlung."
48. Fritz Reche, aus Breslau, 17. März 1902: „Ueber
antiseptische Beeinflussung des Harns durch innerlich
dargereichte Antiseptica."
49. Ernst Kohlmeyer, aus Metz, 19. März 1902: „Beitrag
zur Histologie der Ohrpolypen."
50. Karl Sc hink, aus Gleiwitz: „Die Nierenexstirpation in
ihrer Entwickelung nebst Beiträgen."
51. Georg Teichmann, aus Posen, 19. März 1902: „Ueber
Hallux varus."
52. Ernst Mühsam, aus Breslau, 23. März 1902: „Ein
Beitrag zur Histologie der Mycosis fungoides."
53. Max Gassmann, aus Myslowitz, 26. März 1902: „Indi-
cation und Prognose der Zange an der Hand der Er-
fahrungen in der geburtshilflichen Poliklinik der König-
lichen Frauenklinik zu Breslau."
IV. Von der philosophischen Facultät wurden promovirt:
1. Siegmund Sussbach, aus Breslau, 1. April 1901:
„Der Darm der Cetaceen."
2. Ludwig Marschner, aus Breslau, 3. April 1901: „Bei-
träge zur Anatomie und Physiologie des Herzens und
der grossen Gefassstämme der Wassersäugethiere."
3. Rudolf Malguth, aus Breslau, 12. April 1901: „Bio-
logische Eigenthümliclikeiten der Früchte epiphytischer
Orchideen."
4. Victor Bernatzky, aus Peiskretscham, 15. April 1901:
„Die Promotion in der philosophischen Universität der
Universität Frankfurt a/O."
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117
5. Albrecht Brehmer, aus Heidersdorf, Kreis Nimptsch,
25. April 1901: „Die volkswirtschaftlichen Artikel der
grossen Encyklopädie.44
6. Siegfried Behrens, aus Rethem, Prov. Hannover:
„Mose ben Maimüni's Mischnah-Commentar zum Tractat
Megillah nebst der hebräischen Uebersetzung des Josef
ibn Al-Fawwal."
7. Stephan Gloeckner, aus Calbis, Provinz Sachsen,
6. Mai 1901: „Quaestiones rhetoricae. Historiae artis
rhetoricae qualis fuerit aevo imperatorio capita selecta."
8. Friedrich Pradel, aus Goldberg, 0. Mai 1901: „De
praepositionum in prisca latinitate vi atque usu."
9. Wahan Manoukian, aus Konstantinopel, 15. Mai 1901:
„Ueber die Entwickelung des p-Hylylenbromids auf
einige primäre, secundäre, tertiäre Amine und Alkaloide.44
10. Helmut h Müller, aus Troppau, Oesterreich-Schlesien,
15. Mai 1901: „Ueber die stereoisomeren Formen der
a-Phenyl-a-methylpiperidins.4'
11. Paul Bürger, aus Schönbrunn, Kreis Sagan, 24. Mai
1901 : „Ueber typische Durchbrechungen der dramatischen
Einheit im französischen Theater in seiner Entwicke-
lung bis an den Ausgang der klassischen Zeit. I. Theil:
Das mittelalterliche Theater.44
12. Carl Krannich, aus Zabrze O/S., 21. Juni 1901: „I.
Ueber partielle Racemie. II. Benzophenon-o-sulfosäure
und einige ihrer Homologen.44
13. Julius Wolff, aus Dürr -Kunzendorf, 25. Juni 1901:
„De clausulis Ciceronianis.44
14. Alfred Pennrich, aus Breslau, 1. Juli 1901: „Die
Urkundenfälschungen des Reichskanzlers Kaspar Schlick
nebst Beiträgen zu seinem Leben.44
15. Franz Goldschmidt, aus Breslau, 9. Juli 1901:
„Physikalisch- chemische Studien an wässerigen Ammo-
niaklösungen.44
16. Emil Dreesbach, aus Westerhüsen, 20. Juli 1901:
„Der Orient in der altfranzösischen Kreuzzugslitteratur.44
17. Hans Frese, aus Hamburg, 20. Juli 1901: „Beiträge
zur Kenntniss der Pyridinreihe."
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118
18. Martin Heidrich, aus Reichenbach 0/L., 27. Juli 1901:
„Ein Beitrag zur Charakterisirung aromatischer Amine,
Amidosäuren und Pyridine."
19. August Pütter, aus Breslau, 27. Juli 1901: „Das Auge
der Wassersäugethiere."
20. Hermann Bach, aus Lemberg, 31. Juli 1901: „I. Ueber
Condensationsreactionen des Aldehydcollidins mit sub-
stituirten aromatischen Aldehyden. II. Ein Beitrag zur
Kenntniss des Phenyl-a-Picolylalkins."
21. Paul Backe, aus Ida - Marienhütte, Kreis Striegau,
31. Juli 1901: „Ueber die Einwirkung von Cuminol auf
a-Picolin."
22. Ferencz Jüttner, aus Berlin, 31. Juli 1901: „Beiträge
zur chemischen Auffassung des Lösungsvorganges."
23. Otto Sackur, aus Breslau, 31. Juli 1901: „Ueber den
Einfluss gleichioniger Zusätze auf die elektromotorische
Kraft von Flüssigkeiten. Ein Beitrag zur Kenntniss des
Verhaltens starker Eleklrolyte."
24. Georg Geipel, aus Breslau, 2. August 1901: „Krystallo-
graphisch -optische Studien an synthetisch hergestellten
Verbindungen."
25. Ludwig Schütte, aus Gleiwitz, 2. August 1901: „Der
Apenninenpass des Monte Bardone und die deutschen
Kaiser, Theil I."
26. Alfred Bild, aus Breslau, 3. August 1901: „Die Ent-
wicklungsgeschichte des Zahnsystems bei Sus do-
mesticus und das Verhältniss der Lippenfurchenanlage
zur Zahnleiste."
27. Friedrich Lillge, aus Breslau, 3. August 1901: „De
elegiis in maecenatem quaestiones."
28. Walther Castner, aus Breslau, 5. August 1901: „Bei-
träge zur Kenntniss des Aldehydcollidins."
29. Kornel Eisenhut, aus Agram, 5. August 1901: „Bei-
träge zur Kenntniss der Bitterspäthe."
30. Konrad Jaross, ausRawitsch, 10. August 1901: „Ueber
die Einwirkung von Aldehyden und von Carbonylchlorid
auf Diamine."
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31. Walter Loewig, aus Warmbrunn, 10. August 1901:
„Ueber Teleologie und Mechanismus in der Philosophie
Lotze's."
32. Emil Rieger, aus Reichenstein, 10. August 1901:
„Ueber die Existenz complexer Ionen in Doppelsalzen
auf Grund von Ueberführungsbestimmungen."
33. Carl Kuberczyk, aus Grochowitz, 12. August 1901:
„Canones Johannis bar Cursus, Tellae Mauzlatae epi-
scopi, e codicibus Syriacis Parisino et quattuor Londi-
niensibus editi.44
3i. Stanislaus W^ckowski, aus Posen, 12. August 1901 :
„Die romanischen Einflüsse in der polnischen Literatur
bis zum Ausgange des 17. Jahrhunderts.44
35. Ludwig Bürge meister, aus Breslau, 12. September
1901 : „Die Jesuitenkunst in Breslau.4*
36. Alfred Hoffmann, aus Antonienhüjte, 12. September
1901: „Untersuchungen über Gleichgewichtszustände im
System: Ferricyankalium und Jodkalium.44
37. Hans Büttner, aus Königsberg N/M., 30. September
1901 : „Ein schlesisches Rittergut. Ein Beitrag zur
landwirtschaftlichen Betriebslehre.44
38. Franz Hannig, aus Bürgerbezirk, 12. November 1901:
„De Pegaso.44
39. He rmann Sacher, aus Schreiberhau, 18.December 1901:
„Die Cartell-Organisation der russischen Zuckerindustrie
auf Grund des Steuergesetzes von 1895 und die voran-
gegangenen Bestrebungen.44
40. Alfred Graden witz, aus Breslau, 9. Januar 1902:
„Ueber eine neue Methode zur Bestimmung von Capillar-
constanzen verdünnter Salzlösungen."
41. Kurt Nitschke, aus Breslau, 24. Januar 1902: „Ein-
kommen und Vermögen in Preussen und ihre Entwicke-
Iung seit Einführung der neuen Steuern mit Nutzanwen-
dung auf die Theorie der Einkommensentwickelung."
12. Erich Klossowski, aus Ragnit O/Pr., 1. Februar 1902:
„Michael Willmann.44
13. Bernhard Patzak, aus Liegnitz, 15. Februar 1902:
Friedrich Hebbel's Epigramme.44
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44. Hans Riesen feld, aus Kattowitz, 4. März 1902: „Ueber
das Lösungsvermögen von Salzlösungen für Ammoniak
nach Messungen seines Partialdrucks."
45. Julius Lewkowitz, aus Georgenberg O/S., 6. März 1902:
„Spinoza 's Cogitata metaphysica und ihr Verhältniss zu
Descartes und zur Scholastik."
46. Wolfgang Li mp rieht, aus Breslau, 7. März 1902:
„Beitrag zur Kenntniss der Taccaceen."
47. Emil Hackauf, aus Breslau, 8. März 1902: „Die älteste
mittelenglische Version der Assumptio Mariae."
48. Ernst Thorausch, aus Leutinannsdorf, 11. März 1902:
„Ueber die Condensation des a-Phenyl-a-Methylpyridins
mit Aldehyden."
49. Josephat Mikolajczak, aus Gola, 17. März 1902:
„De septem sapientium fabulis quaestiones selectae."
50. Carl Andree, aus Hamburg, 19. März 1902: „Ueber
die Einwirkung einiger Aldehyde auf Methyl- resp.
Aethylamin und die Reduction der Condensations-
produete."
51. Harry Meyer, aus Hannover, 21. März 1902: „Aus-
messung eines Sternhaufens in der Vulpecula."
X. Nekrologe.
Julius SchäfTer.
Am 10. Februar 1902 verschied nach kurzem Krankenlager
der Lehrer am königl. akademischen Institut für Kirchenmusik
Dr. Julius Schäffer, königl. Musikdirector und Professor.
Schaff er wurde am 28. September 1823 zu Crevese bei Oster-
burg in der Altmark geboren, wo sein Vater als Cantor fungirte.
Nachdem er das Gymnasium in Stendal absolvirt hatte, bezog
er die Universität Halle, um ev. Theologie und Philosophie
zu studiren. In Halle war damals Robert Franz Universitäts-
Musikdirector und zugleich Leiter der Singakademie und des
akademischen Gesangvereins. Schäffer, von Haus aus gut
musikalisch veranlagt und gründlich vorgebildet, schloss sich
eng an Robert Franz an, dessen künstlerische Bestrebungen
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keineswegs allgemeine Anerkennung fanden; nur einzelne
musikalische Grössen, wie Robert Schumann, erwärmten sich
für den gänzlich neue Bahnen einschlagenden Liedercomponisten.
Sc h äffe r war es vergönnt, den grössten Theil der Franz' sehen
Lieder entstehen zu sehen, und bald wurde er mit Franz's
Schaffen so intim bekannt, dass er es als eine seiner Lebens-
aufgaben betrachtete, für den Halle'schen Meister mit Wort
und That energisch einzutreten. Sein Wunsch, sich gänzlich der
Musik zu widmen, Hess sich erst verwirklichen, nachdem er zwei
Jahre als Erzieher in Jassy zugebracht hatte. Seine musikalische
Bildung vervollständigte er bei dem Berliner Theoretiker Dehn,
einem der angesehensten Contrapunktisten der damaligen Zeit.
Neben den strengen Studien war Schäffer vielfach als Dirigent
und als Kritiker in Fachzeitschriften erfolgreich thätig. Durch
eine glänzend geschriebene Recension des „Lohengrinu wurde
Schäffer in Wagnerkreisen bekannt; gewandte Federn, wie die
seinige, konnte man dort brauchen, und Wagner selbst dedicirte
ihm als Zeichen seiner Zustimmung ein Exemplar der eben
erschienenen Lohengrin-Partitur. Die Hoffnung, Schäffer als
entschiedenen Parteigänger für die neue Richtung zu gewinnen,
schlug fehl; seine Kunstansichten gestatteten ihm ebenso wenig,
wie seinem Lehrerund Freunde R. Franz mit dem späteren
Wagner Hand in Hand zu gehen. — Im Jahre 1855 erhielt er einen
Ruf nach Schwerin, wo er den Schlosskirchen-Chor organisirte
und namentlich im a-capella-Gesange zu hoher Blüthe brachte.
Seine Stellung in Schwerin war eine angenehme und behagliche,
aber sie war eng umgrenzt und gewährte dem aufstrebenden
Künstler nur selten Gelegenheit, sein reiches musikalisches
Können auch ausserhalb seiner dienstlichen Stellung zu be-
thätigen. Was ihm Schwerin nicht bieten konnte, fand er in
Breslau. Im Herbst 1858 war Mosewius, der langjährige
Leiter der Singakademie und Lehrer am akademischen Institut
für Kirchenmusik, gestorben. Sein College Dr. E. Baum gart
leitete interimistisch den Verein bis gegen Mitte des Jahres 1859
und übergab ihn sodann dem definitiv berufenen Carl Reinecke.
Bereits im nächsten Jahre verliess dieser Breslau und siedelte
als Dirigent der Gewandhaus-Concerte nach Leipzig über. — Das
musikalische Leben Breslau's bewegte sich damals in be-
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schränkten Geleisen, und Reineckes Wirken war zu kurz, um
einen entscheidenden oder gar reformatorischen Einfluss auf
die hiesigen Musikverhältnisse auszuüben, ganz abgesehen
davon, dass er in erster Linie als Componist thätig sein wollte
und die Leitung der Singakademie wohl nur als ein Nebenamt oder
als eine Art Durchgangsstufe betrachten mochte. Was Mose wius
angebahnt und theilweise bereits vollendet hatte, konnte nur
durch einen Mann erhalten und weiter fortgebildet werden,
der in seinem Berufe vollständig aufging und in diesem für
längere Zeit thätig sein konnte. Schäffer war der Mann, den
man brauchte; durch 40 jähriges segensreiches Wirken hat er
es bewiesen. Im October 1860 übernahm er die Direction der
Singakademie und wurde zugleich zum Lehrer am Königl.
akademischen Institut für Kirchenmusik ernannt. Als Leiter
der Singakademie ist er bis Ende 1900 thätig gewesen; mit
Schumanns Oratorium „Paradies und Peri", das er einst in
Breslau eingeführt hatte, verabschiedete er sich (am 21. November)
von seinen zahlreichen Freunden und Verehrern. Seines Amtes
als Universitätslehrer hat er bis zum Winter-Semester 1901
gewaltet; eine Augenoperation, die zwar glücklich verlief, ihm
aber weiteres anstrengendes Arbeiten unmöglich machte, zwang
ihn, im Winter-Semester 1901/02 auf seine Lehrthätigkeit zu
verzichten.
Schäffer's Thätigkeit als akademischer Lehrer ist, wie
dies in der Natur der Sache liegt, eine weniger bekannte und
deshalb schwerer zu würdigende. Die Zahl der Studirenden,
die Zeit, Lust und die nöthigen Vorkenntnisse besitzen, um sich
neben ihrem Brotstudium mit den schönen Künsten zu be-
fassen, ist leider eine sehr geringe; diejenigen aber, die
Schäffer's Vorlesungen auch nur kurze Zeit besucht haben,
werden sich gewiss stets der mannigfach anregenden Stunden
dankbar erinnern. Schäffer's akademische Lehraufgabe
bestand zunächst darin, die Studirenden der evangelischen
Theologie mit dem Wesen und der Bedeutung des Gemeinde-
und Altargesanges bekannt zu machen, und sodann den
Studenten überhaupt Gelegenheit zu geben, sich im mehr-
stimmigen Gesänge zu vervollkommnen. Ausserdem hatte er
den aus Gymnasiasten und Seminaristen bestehenden Chor des
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123
Instituts für Kirchenmusik zu leiten, dessen vorgeschrittene
Zöglinge sich zugleich an den Uebungen und Aufführungen
der Singakademie betheiligten. Diese Chorübungen haben es
Hunderten von jungen Leuten ermöglicht, gründliche Gesangs-
studien zu machen und mit den Meisterwerken der musikalischen
Klassiker bekannt zu werden. Der Einfluss, den Schäffer
dadurch auf die Geschmacksrichtung und musikalische Durch-
bildung von zwei Generationen ausgeübt hat, lässt sich mit
Hilfe statistischer Tabellen allerdings nicht nachweisen. Wie
gross dieser Einfluss aber, und wie nachwirkend er gewesen
ist, lässt sich aus dem Umstände schliessen, dass die ehe-
maligen Zöglinge des Instituts, die in späteren Jahren in Breslau
ansässig wurden, nur in seltenen Fällen versäumt haben,
ihrem ehemaligen Lehrer ihre treue Anhänglichkeit durch
thatkräftige Mitwirkung an den Uebungen und Concerten der
Singakademie zu beweisen.
Als der 37jährige Schäffer an die Spitze der Sing-
akademie trat, bestand diese aus einem kleinen Häuflein von
Sängern, die allerdings von Mosewius tüchtig geschult und
auch schwererem Aufgaben völlig gewachsen waren. Unter
Schäffer ist die Singakademie zu einem aus mehreren
Hunderten von Sängern bestehenden Verein emporgewachsen,
der in dem wohlverdienten Rufe steht, zu den besten deutschen
Gesangvereinen zu gehören. Die Grundtendenz der Sing-
akademie blieb unter Schäffer dieselbe, wie unter seinen
Vorgängern; die Pflege ernster, klassischer Vokalmusik, vorzugs-
weise des Oratoriums bildete die Hauptaufgabe. Aber diese
Hauptaufgabe ist von Schäffer keineswegs in einseitiger oder
engherziger Weise aufgefasst worden. Bach, Händel, Haydn,
Mozart, Beethoven und Mendelssohn sind allerdings stets
bevorzugt worden, aber auch die modernen Componisten, in-
sofern sie einer ernsten und strengeren Richtung angehörten,
sind nach Gebühr berücksichtigt worden. Die Zahl der Werke,
die unter Schäffer's Aegide zum ersten Male in Breslau auf-
geführt worden sind, ist eine erstaunlich grosse; ein genaues
und vollständiges Verzeichniss würde mehrere Seiten füllen.
Es wird genügen, nur die hauptsächlichsten anzuführen. Die
vornehmsten grösseren Werke, die wir durch Schäffer kennen
121-
gclernt haben, sind: J. S. Bach's „Johannes -Passion", das
Magnificat in D-dur, 9 Kantaten und eine Menge kleinerer
Compositionen (die h-moll-Messe war zuerst im hiesigen Stadt-
Theater aufgeführt worden, aber in so mangelhafter und ver-
stümmelter Weise, dass man die von Schaff er spater ver-
anstaltete Aufführung als die erste wirkliche betrachten
kann); G. Fr. Händel's „Heracles", „L'Allegro ed il Pensieroso44
und die kleine Caecilienode; Beethoven's „Missa solemnis44;
Mendelsohn's „Lobgesang44 und eine grosse Anzahl von Psalmen
und Motetten; Schumann's „Paradies und Periu; Gade's
„Comala" und „Erlkönigs Tochter44; Ferd. Hiller's „Zerstörung
Jerusalems"; Max Bruch's „Odysseus44, „Achilleus44, „Das Lied
von der Glocke44, „Arminius44 und „Das Feuerkreuz44; Brahms'
„Deutsches Requiem44; Kiels „Requiem44; Cesar Franck's
„Seligkeiten44; Verdis „Requiem4'; G. Henschel's „Stabat mater44
u. A. — Schaf f er' s Wirken in der Singakademie ist aber
nicht nur für Breslau tonangebend gewesen, sondern hat auch
für die ganze Provinz segensreiche Folgen gehabt. Die vielen
jungen Männer, Seminaristen, Lehrer und Studenten, denen
Schäffer einen tieferen Einblick in das Wesen der Kunst
vermittelt hat, haben das in Breslau Gelernte mit in ihre
nachherigen Wirkungskreise hinübergenommen, und wenn in
Schlesien, selbst in kleineren Städten, gute ernste Musik zu
hören und ein höheres Interesse für die musikalische Kunst
vorhanden ist, so kann man dies mit gutem Gewissen zum
grossen Theil auf Schäffer's Einfluss zurückführen.
Richtete die Singakademie ihr Augenmerk hauptsächlich
auf grössere Werke geistlichen, oder doch wenigstens ernsteren
Inhalts, so fand die musikalische Kleinkunst, zumal der welt-
liche Solo- und Chorgesang, im musikalischen Cirkel sorgsame
Pflege. Im ersten Jahrzehnte der Thätigkeit Schaffe rs war
der Cirkel fast die einzige Stätte in Breslau, wo die kleineren
Formen der Gesangsmusik ein freundliches Heim fanden, und
wo angehenden Solisten Gelegenheit geboten wurde, vor einem
kleinen, aber distinguirten Publikum ihre ersten Sporen zu
verdienen.
Sc Ii äffer brachte, als er seine Breslauer Aemter antrat,
das nöthige Rüstzeug mit. Er war nicht nur ein in allen
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Zweigen der praktischen Kunst wohlerfahrener Musiker, sondern
auch ein universell gebildeter Mann, der die Musikliteratur der
älteren und neueren Zeit aus dem Grunde kannte und auch
mit der Feder gut umzugehen wusste. — Als Clavierspieler stand
Schäffer hoch angesehen da. Er war kein moderner Tasten-
titane, aber er verstand es, die Componisten, deren Werke er
spielte, in ihren intimsten Empfindungen zu belauschen und
in ihre Eigenart sich hinein zu leben. Chopin lag seinem
sensitiven und träumerischen Naturell ganz besonders gut;
doch auch Bach, Mozart, Beethoven und Schumann fanden an
ihm einen feinfühligen und discret nachschauenden Interpreten.
— Der „Verein für klassische Musik44 hat während der Zeit seines
Bestehens in Schäffer eine kräftige Stütze gehabt, und auch der
Orchesterverein hat sich seiner Mitwirkung wiederholt erfreut.
Als Begleiter hat Schäffer in Breslau kaum je einen Rivalen
gehabt. — Als Orchesterdirigent ist Schäffer im Anfange
der 60er Jahre häufig erfolgreich hervorgetreten; die von ihm
geleiteten Sinfonie-Concerte im Musiksaale der Universität, an
denen sich auch auswärtige Solisten, wie Klara Schumann,
Alfred Jaell u. A. betheiligten, galten damals, wo der
Orchesterverein noch nicht existirte, als Kunstbethätigungen
ersten Ranges. — Hinter dem Clavierspieler und Dirigenten
Schäffer stand der Stimmbildner Schäffer nicht zurück;
nicht nur das Institut für Kirchenmusik, die Singakademie und
der Cirkel haben sich seiner Fürsorge zu erfreuen gehabt, auch
anderen Vereinen, so dem Wätzold'schen Männergesangverein
und dem Universitäts-Gesangverein (jetzt Fridericiana) hat er,
der Vielbeschäftigte und oft mit Arbeit Ueberlastete, sein ge-
sangliches Wissen und Können zur Verfügung gestellt.
Als Componist und Schriftsteller ist Schäffer zwar nicht
mit grösseren Publicationen hervorgetreten, aber was er in
Wort und Ton veröffentlicht hat, das hatte Hand und Fuss.
Seine Ciavierstücke, seine zahlreichen einstimmigen Lieder mit
Clavierbegleitung und seine gemischten Chorlieder legen
Zeugniss ab von seinem geläuterten Geschmack, seinem gut
fundirten Wissen und seinem feinen Kunstverständniss.*) — Die
* Die Opuszahlen 1—6 existiren zweifach. Die bei Challier u. Comp,
in Berlin als op. 1—6 veröffentlichten Compositionen hat Schäffer später
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Compositionen, die er für das 50jährige Jubiläum der Breslauer
Universität (1861) und für sonstige akademische Feierlichkeiten
schrieb — sie sind leider nicht gedruckt — stehen wesentlich
höher, als dies sonst bei Gelegenheits-Composition der Fall zu
sein pflegt. Seine 2- und 4händigen Uebertragungen Beethoven-
scher Sinfonien und Streichquartette und anderer Werke stehen
den besten Arbeiten auf diesem Gebiete nicht nach.
Von weittragender Bedeutung sind Schäffer's Choral-
bücher. Im Jahre 1880 erschien sein „Vierstimmiges Choral-
buch enthaltend sämmtliche Melodien zum Gesangbuch für
evangelische Gemeinden Schlesiens". Das Werk war nicht für
die Gemeinde, sondern für den Chor bestimmt; seine nächste
Aufgabe war, „ein künstlerischer Schmuck der Liturgie zu
sein.4* Als Muster hatte sich Schäffer die Bach'sche Form
der Choräle vorgesetzt. In der Vorrede sprach er sich u. A.
auch über die sonntägliche Kirchenmusik mit Sologesang und
Instrumentenspiel aus, die nach seiner Ansicht mehr als eine
Auflösung des Kultus in die Kunst, als ein Aufgehen der Kunst
in den Kultus seien. Eine Reform aber erscheine dringend
geboten, und die Einführung seines Gesangbuches könne ein
erster Schritt dazu sein, dass der Chor sich wieder der
Gemeinde nähere. Diese Schäffer' sehe Tendenz ist vielfach
angegriffen worden; die Choralbearbeitungen selbst sind auch von
den Gegnern des Verfassers als echt kirchliche und musikalisch
unanfechtbare Arbeiten anerkannt worden.
Schäffer's schlesisches Choralbuch erregte in kirchlich-
musikalischen Kreisen derartiges Aufsehen, dass wenige Jahre
später das Königl. Preussische Consistorium zu Magdeburg ihm
die Abfassung des „Choralbuches für die Provinz Sachsen"
übertrug. Es war dies um so ehrenvoller für Schäffer, als
es in der Provinz Sachsen nicht an Männern fehlte, die —
ich erinnere nur an Robert Franz, der in Choralsachen als
Autorität galt — für die Herstellung der Choralsätze durchaus
geeignet erscheinen mussten. Schäffer löste die ihm ge-
stellte Aufgabe in anerkannt vortrefflicher Weise; sie war um
als Jugendarbeiten verworfen; an ihre Stelle traten die bei Breitkopf und
Härtel ersebieneuen op. 1—4 und 6, sowie das von Trautwein in Berlin
verlegte op. 5.
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so schwieriger zu lösen, als die Commission, die sich mit der
Herstellung eines einheitlichen Melodienbuches für die Provinz
Sachsen zu befassen hatte, bestimmte Principien aufgestellt
hatte, welche die Bearbeitung der Choräle nicht unerheblich
erschwerten. Es sei hierzu noch bemerkt, dass das sächsische
Choralbuch keineswegs etwa eine Art zweiter Auflage des
schlesischen Choralbuches ist; der Melodienstoff ist zum grossen
Theil wohl der gleiche, aber die Behandlung im Einzelnen ist
durchaus selbständig und unabhängig von der früheren Arbeit. —
Schäffer's Choralbuch für die Provinz Sachsen erschien 1880;
Robert Franz hatte dabei seinen jüngeren Freund mit seinem
Rathe freigebig unterstützt. In den letzten Lebensjahren
Robert Franz 's ist das gute Einvernehmen zwischen beiden
Männern einigermaassen getrübt worden; die Schuld lag nicht
an Schäffer. Das Opfer, das Franz beanspruchte, das theil-
weise Aufgeben wohl begründeter künstlerischer Ueber-
zeugungen, konnte Schäffer nicht bringen. Der ungemein
lebendige Briefwechsel zwischen Franz und Schäffer, der
sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt, wird in einer dem-
nächst erscheinenden Biographie Robert Franz's (von R.
von Prochazka) verwendet und verwerthet werden.
Schäffer's literarische Thätigkeit kristallisirt sich, mit
Ausnahme einer bei Gelegenheit des 50jährigen Bestehens der
Singakademie (1875) veröffentlichten Brochure,*) um Robert
Franz herum. Robert Franz ist in zweifacher Beziehung
epochemachend thätig gewesen: als Liedercomponist und als
Bearbeiter älterer, namenlich Bach'seher und Händel'scher
Werke. An Widersachern und prinzipiellen Gegnern hat es ihm
auf beiden Gebieten nicht gefehlt; unter denen, die für ihn
und seine Kunstansichten eintraten, nimmt Schäffer die erste
Stelle ein. Bereits im Jahre 1847 hatte er in der „Neuen
Zeitschrift für Musik" einige Artikel „Ueber musikalische
Recensionen" veröffentlicht und „das vorlaute und an-
maassende Treiben unberufener Kritiker zu geissein ver-
*) Die Breslauer Singakademie. Ihre Stiftung, weitere Entwicklung
und Thätigkeit in den ersten 50 Jahren ihres Bestehens dargestellt von
Julius Schäffer.
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sucht". Die schiefen Beurtheilungen, die den Franz' sehen
Liedern in Zeitschriften und Büchern reichlich zu Theil ge-
worden waren, gaben Schaff er 15 Jahre später Veranlassung,
auf dieses Thema zurückzukommen. 1863 erschien bei F. E. C.
Leuckart in Breslau die Brochure „Zwei Beurtheiler Robert
Franz' s. Ein Beitrag zur Beleuchtung des Unwesens musi-
kalischer Kritik in Zeitungen und Broschüren". Das Schriftchen
richtete sich gegen Carl Debrois van Bruyck und August
Reissmann; dem Letztgenannten namentlich wurde darin
recht übel mitgespielt, indem Schäffer nachwies, dass
Reissmann's in zwei Publicationen*) niedergelegte Ansichten
in directem Widerspruche standen. Schaffe r's mannhaftem
Eintreten für die Franz'schen Lieder ist es zu danken, dass
diese Perlen deutscher Tonpoesie sich, langsam zwar aber
sicher, einen Kreis von Gönnern eroberten, und dass das fein-
gebildete Dilettanten -Publicum ihnen allmählich die Werth-
schätzung angedeihen liess, welche die Zunflgenossen ihnen
versagten.
Der Streit um die Franz'schen Lieder war indess harm-
loses Geplänkel gegen die erbitterte Polemik, die sich in den
70er Jahren zwischen Schäffer einerseits, und Friedrich
Chrysander und Philipp Spitta andererseits entspann.
Beide waren nicht zu verachtende Gegner. Spitta hatte sich
durch den ersten Band seiner Bach-Biographie (Leipzig 1873)
einen Namen gemacht und Chrysander stand als Händel-
Forscher in hohem und berechtigtem Ansehen. Ueber Bach und
Händel durften Beide also mit reden. Vor seiner Berufung nach
Berlin hatte Spitta (1874) mitgeholfen, den Leipziger Bach-
Verein zu gründen, und dieser war unvorsichtig genug ge-
wesen, zunächst mit der von A. Volkland bearbeiteten Bach-
schen Cantate „Sie werden aus Saba Alle kommen",
in die Oeffentlichkeit zu treten. Von Franz lag dieselbe
Cantate im Druck vor, und Schäffer war es nun vorbehalten,
nachzuweisen, um wie viel die vom Leipziger Bach-Verein
approbirte Volkland'sche Bearbeitung hinter der Franz'schen
*) „Das deutsche Lied in seiner historischen Entwicklung" und
„Encyclopädie von Ersch und Gruber", öl. Band.
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129
zurückstehe. (Seb. Bach's Cantate: „Sie werden aus Saba
Alle kommen44 in den Ausgaben von Robert Franz und dem
Leipziger Bach- Verein kritisch beleuchtet von Julius Sc h äff er,
Leipzig 1877.) Die Brochure und ein 2 Jahre vorher im
„Musikalischen Wochenblatt44 veröffentlichter und später eben-
falls in Brochurenform allgemein zugänglich gemachter Artikel
„Robert Franz in seinen Bearbeitungen älterer Vocalwerke4'
veranlassten Spitta zu einer geharnischten Entgegnung, auf
welche Schaff er die Antwort nicht schuldig blieb. (Ent-
gegnung auf Philipp Spitta's Artikel „Ueber das Accompagne-
ment in den Compositionen Sebastian Bach's44.) Der Streit
wurde von beiden Seiten auf das Rücksichtsloseste weiter
geführt; mit Schäffer's Beleuchtung des Spitta'schen
„Schlussworts" wurde die Discussion vorläufig abgebrochen.
Die vom Leipziger Bach-Verein in Obhut genommenen Arrange-
ments Bach' scher Cantaten galten zum grossen Theil als
gerichtet, und für die Franz 'sehen Arbeiten waren die Wege
einigermaassen geebnet.
In Schäffer's Absicht hatte es ursprünglich nicht gelegen,
Chrysander mit in den Streit hineinzuziehen; in den ersten
Scharmützeln mit Spitta war sein Name nur beiläulig genannt
worden. Als jedoch der nicht angegriffene Chrysander sich
offen auf Spitta's Seite stellte und in der „unerhörtesten44 Weise
gegen Schäffer vorging, fiel für diesen jeder Grund, „gegen
Chrysander noch irgend welche Rücksicht walten zu lassen,
hinweg44. „Friedrich Chrysander in seinen Ciavieraus-
zügen zur deutschen Händel-Ausgabe, beleuchtet von Julius
Schäffer44 war der den Chry sander'schen Ciavierauszügen
sehr energisch zu Leibe gehende Artikel betitelt, der bald
darauf, mit einigen Zusätzen versehen, als selbständige Brochure
im Leuckart'schen Verlage erschien. Als Anhang war bei-
gegeben ein „Verzeichniss einiger incorrekt und schülerhaft
gearbeiteter Stellen44 aus den verschiedenen Clavierauszügen. Es
kamen in dieser Brochure recht unliebsame und unerbauliche
Dinge zu Tage. Schäffer beschränkte sich aber nicht auf
blosses Kritisiren, sondern machte seine Kritik zu einer pro-
duetiven, indem erden Chrysander'schen Bearbeitungen ver-
fänglicher Stellen seine eigenen entgegensetzte. Wer un-
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130
befangen urtheilt, wird leicht herausfinden, dass die Wahrheit
in allen Fällen auf Schäffer's Seite ist. — Im Jahre 1880
kam Schäffer nochmals auf die Bearbeitungen Händel'scher
Tonsätze zurück. Frau Victorie Gervinus hatte eine Sammlung
von Sologesängen aus Handels Opern und Oratorien
(390 Nummern in 7 starken Bänden) herausgegeben, und Robert
Franz hatte auf seine 36 Arien und Duette aus Händel'schen
Werken eine „Anthologie" aus Opern und Oratorien desselben
Componisten folgen lassen. Ein Vergleich dieser beiden Aus-
gaben, die eine Fülle neuen und interessanten Stoffes enthielten,
lag nahe. Schäffer wies durch zahlreiche Belege nach, dass
die Gervinus'sche Ausgabe „ein grosses Attentat gegen die
Kunst des hohen Meisters sei" und dass in der R. Franz 'sehen
Anthologie der Genius Händeis „in unversehrter Lebendigkeit,
jugendlicher Fülle, blühender Schönheit4' entgegen leuchte. —
Schäffer's Publicationen in der Bearbeitungs-Frage haben un-
streitig in hohem Grade belehrend und reinigend gewirkt; sie
sind nicht nur Robert Franz, sondern der gesainmlen Kunst
zu Gute gekommen. Es wird heut zu Tage an musikalischer
Polemik erstaunlich viel geleistet, aber nur sehr wenig von
diesem Vielen ist mit so umfassender Sachkenntniss, durch-
dringendem Scharfsinn und unerbittlicher Logik geschrieben,
wie Schäffer's an die Adressen von Spitta und Chrysander
gerichtete Brochuren. Selbstverständlich sind die schlechten
Bearbeitungen älterer Werke dadurch nicht aus der Welt
geschafft worden, und noch 1889 konnten Friedrich des Grossen
Werke in einer vom Preussischen Staate unterstützten und von
Ph. Spitta besorgten Neuausgabe erscheinen, deren Ciavier-
bearbeitungen von der objectiven Kritik ebenso unbarmherzig
mitgenommen wurden, wie die Chrysander'sche Händel-
Ausgabe durch Schäffer.
In seinen letzten Lebensjahren ist Schäffer auf die oben
erwähnte Streitfrage nicht mehr zurückgekommen. Er trug
sich mit der Absicht, einige grössere Compositionen (darunter
ein Oratorium „Jephta's Tochter"), die er früher begonnen
hatte, zu vollenden; ein unerwarteter Tod hinderte den für
seine hohen Jahre körperlich und geistig noch sehr rüstigen
und regsamen Künstler in der Verwirklichung dieser Absicht. —
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An äusseren Ehren hat es Schäffer nicht gefehlt. Im
Jahre 1861 wurde er zum Königl. Musikdirector, 1872 zum
Ehrendoctor, 1879 zum Königl. Professor ernannt; die Sing-
akademie überreichte ihm bei seinem Scheiden aus dem Directo-
rate das Diplom eines Ehrendirectors. Decorirt wurde er
vom Grossherzog zu Mecklenburg-Schwerin mit der goldenen
Verdienstmedaille am Bande und dem Verdienstkreuz der
wendischen Krone, vom Könige von Preussen mit dem rothen
Adlerorden 4. Klasse und dem Kronenorden 3. Klasse. —
Schäffer's Leben ist ein ungewöhnlich arbeitsreiches, aber
auch segensreiches gewesen; selten wird einem Künstler das
Glück zu Theil, eine so lange Spanne Zeit auf einem so ver-
antwortlichen Posten zu stehen und seine schweren Pflichten
von der ersten bis zur letzten Stunde gewissenhaft erfüllen
zu können. — In der Kunstgeschichte Breslaus wird Schäffer's
Name stets als einer der ersten genannt werden.
E. Bonn.
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Inlialts-Verzeichniss.
I. Behörden der Universität. Seite
1. Curatoriuin 3
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1901 3
h. Winter-Seinester 1901/1902 3
II. LehrkOrpcr der UniversItBt.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle 4
2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere
Stellungen, Ruhestands-Bewilligungen etc 4
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen 5
2. Ernennungen innerhalb des Lehrkörpers n
3. Habilitationen G
C. Beurlaubungen 6
D. Auszeichnungen 7
E. Sonstige Veränderungen 7
III. Beamte der Universität (Akademische Verwaltung) 8
IV. Anstalten nnd Commlsslonen der Universität.
1. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und Universitäts-Bibliotbek 8
b. Das akademische Lese-Institut 12
c. Seminare.
1. Das evangelisch-theologische Seminar Ii
2. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen
Facultät 13
3. Das katholisch-theologische Seminar 14
4. Das juristische Seminar 17
5. Das staatswissenschaftlich-slatistische Seminar . . 17
6. Das historische Seminar 18
7. Das kunstgeschichtliche Seminar 20
8. Das philologische Seminar 20
9. Das archäologische Seminar 21
10. Das germanistische Seminar 21
11. Das romanisch-englische Seminar 22
12. Das slavisch-philologiscbe Seminar 23
13. Das geographische Seminar ... 24
14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... S5
15. Das philosophische Seminar 56
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Seite
d. Die Kunst-Institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (archäologisches
Museum) 27
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst-
geschichte 28
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 28
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut 31
2. Die Sternwarte 32
3. Das chemische Institut 33
4. Das pharmaceutische Institut 35
5. Das mineralogische Institut und Museum .... 37
6. Das geologisch-paläontologische Institut und Museum 39
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 4-1
8. Das pflanzen-physiologischelnstitut und dashotanische
Museum 4:i
9. Das zoologische Institut und Museum 4-5
f. Landwirtschaftliche Institute.
I. Allgemeines 17
II. Specielles.
a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-
productionslehre 48
b. Das Institut für landwirtschaftliche Thierproduc-
tionslehie und Veterinärkunde 51
c. Das agricultur-chemische und bacleriologische
Institut 53
d. Das landwirthschaftlich-technologische Institut 55
e. Der culturtechnische Apparat 56
g. Theoretische Institute der medicinischen Facultät.
1. Das anatomische Institut 56
2. Das physiologische Institut 56
3. Das pathologisch-anatomische Institut 57
4. Das pharmakologische Institut 60
5. Das hygienische Institut 60
h. Die Klinischen Institute.
1. Die medicinische Klinik und Poliklinik 61
2. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 63
3. Die Klinik für Augenkranke 67
4. Die Frauenklinik und Poliklinik 71
5. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten 74
6. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven-
krankheiten 80
7. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten 81
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 82
9. Das zahnärztliche Institut 84
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Seite
2. Die Professoi en-Wittwen- und Waisen- Versorgungs-Anslalt 86
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von
Hinterbliebenen der Docenten und Beamten 87
4. Honorar- und Stundungswesen 88
5. Stipendien und Stiftungen für Studirende.
a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 89
b. Stipendien-Fonds 90
6. Kranken- und Begräbniss-Kasse für Studirende.
a. Die Studenten-Kranken-Kasse 93
b. Die Studenten-Begrftbniss-Kasse 9*
V. Akademische Grundstücke and Kapitalien.
1. Grundstücke 94
2. Kapitalien 96
VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Caratorlalschrelben und
Senatsbeschlttsse.
1. Für die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse und Curatorialschreiben .... 97
b. Senats-Beschlüsse 99
2. Für die einzelnen Facultaten.
a. Ministerial-Erlasse 100
b. Senats-Beschlüsse 100
TU. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme,
Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse 100
2. Programme und Adressen (sind nicht erschienen). . . 102
VIII. Studirende.
1. Horerzahl.
Sommer-Semester 1901 102
Winter-Semester 1901/1902 103
2. Betheiligung an den Vorlesungen 104
3. Lösungen von Preisaufgaben 109
4. Verbindungen und Vereine 109
5. Akademische Disciplin 109
IX. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 110
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 1 10
X. Nekrologe.
Professor Dr. Julius Schaffer 120
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Chronik
der
Königlichen Universität
zu Breslau
für das Jahr
vom I. April 1902 bis 31. März 1903.
Jahrgang 17.
Breslau.
Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)
1903.
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I. Behörden der Universität.
1. Kuratorium.
(Wie bisher.)
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1902.
Rektor: Professor Dr. Hillebrandt;
Prorektor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Flügge;
Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial-
Schulkollegiums, Dr. Mager;
Dekane:
der evangelisch -theologischen Fakultät: Konsistorialrat
Prof. Dr. Kawerau,
der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Schäfer,
der juristischen Fakultät: Geh. Justizrat Prof. Dr. Fischer,
der medizinischen Fakultät: Prof. Dr. Hürth le,
der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Wolf.
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rosanes,
Prof. Dr. Vogt,
Prof. Dr. Jörs,
Prof. Dr. Cornill,
Prof. Dr. Holdefleiss,
Prof. Dr. Pohle.
Senator Prof. Dr. Vogt schied infolge seiner Versetzung
an die Universität Marburg am 1. Oktober 1902 aus dem
Senat; an seine Stelle trat der Geh. Reg.-Rat Professor Dr.
Ladenburg.
b. Winter-Semester 1902/03.
Rektor: Geh. Justizrat Prof. Dr. Leonhard;
Prorektor Prof. Dr. Hillebrandt;
Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial-
Schulkoüegiums, Dr. Mager;
1*
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Dekane:
der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nikel,
der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Müller,
der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Jörs,
der medizinischen Fakultät: Geh. Med.- Rat Professor
Dr. Flügge,
der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Appel.
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Laden bürg,
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ponfick,
Prof. Dr. Part sc Ii,
Prof. Dr. Holdefleiss,
Prof. Dr. Fraenkel,
Prof. Dr. Pohle.
II, Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle.
Es sind verstorben:
am 20. April 1002 der Privatdozent in der medizinischen
Fakultät Prof. Dr. Julius Bruck;
am 7. Juli 1902 der ordentliche Professor in der medi-
zinischen Fakultät und frühere Direktor der Uni-
versitäts -Augenklinik, Vertreter der Universität im
Herrenhause, Geh. Medizinalrat Dr. Richard Förster;
am 6. Januar 1903 der ordentliche Professor in derselben
Fakultät, Direktor der medizinischen Klinik und
Kurator der Studenten-Krankonkasse, Geh. Medizinal-
rat Dr. Alfred Kast
Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt X bei-
gefügten Nekrologe.
2. Berufungen an andere Universitäten oder in
andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.
Der ordentliche Professor in der evangelisch-theologischen
Fakultät Dr. Karl Müller ist infolge seiner Berufung
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an die Universität Tübingen mit Schluß des Winter-
semesters 1902/03 ausgeschieden:
der außerordentliche Professor in der juristischen Fakultät
Dr. Ernst Jacobi ist mit Beginn des Winter-Semesters
1092/03 zum ordentlichen Professor an der Universität
Münster ernannt und
der außerordentliche Professor Dr. Walther Schücking
vom 1. Oktober 1902 ab in gleicher Eigenschaft an die
Universität Marburg versetzt worden;
die Privatdozenten in derselben Fakultät DDr. Hubert
Naendrup und Alfred Manigk wurden zu außer-
ordentlichen Professoren an der Universität Münster
bezw. Königsberg ernannt;
der außerordentliche Professor in der medizinischen
Fakultät und Direktor der Poliklinik für Ohren-, Nasen-
und Kehlkopfkrankheiten Dr. Werner Kümmel ist
einem Rufe an die Universität Heidelberg gefolgt und
hat seine hiesige Lehrtätigkeit am 10. November 1902
aufgegeben ;
der Privatdozent in derselben Fakultät Prof. Dr. Johannes
Pfannenstiel ist als ordentlicher Professor an die
Universität Giessen berufen worden und
der Privatdozent Dr. Viktor Hinsberg infolge seiner
Habilitation an der Universität Königsberg ausgeschieden;
(siehe auch unter B. Zugang.)
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Dr. Friedrich Vogt ist am 1. Oktober 1902 in gleicher
Eigenschaft an die Universität Marburg versetzt worden
und
der außerordentliche Professor Dr. Otto Künnemann in-
folge seiner Berufung an die Tierärztliche Hochschule in
Hannover am 1. Oktober 1902 ausgeschieden;
der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Simon von
Nathusius folgte einem Rufe als außerordentlicher
Professor an die Universität Jena und
der Privatdozent Dr. Richard Wünsch einem Rufe als
ordentlicher Professor an die Universität Giessen;
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6
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Geh. Regierungsrat Dr. Theodor Poleck ist auf seinen
Antrag von Ende September 1902 ab vom Halten von
Vorlesungen und von der Direktion des pharmazeutischen
Instituts entbunden worden.
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen.
a. In der evangelisch-theologischen Fakultät:
der außerordentliche Professor an der Universität in Bonn
Lic. theol. et Dr. phil. Eduard Bratke ist vom 1. April
1903 ab in gleicher Eigenschaft an die hiesige Univer-
sität versetzt worden.
b. In der juristischen Fakultät:
der außerordentliche Professor an der Universität in
Freiburg i. B. Dr. Konrad Beyerle ist in gleicher
Eigenschaft an die hiesige Universität berufen,
der Privatdozent an der Universität in Berlin Dr. Paul
H eil bor n ist zum außerordentlichen Professor und
der Oberlandesgerichtsrat Dr. Arthur Engelmann aus
Breslau zum ordentlichen Honorar- Professor ernannt
worden.
c. In der medizinischen Fakultät:
der Privatdozent an der Universität in Königsberg
Dr. Viktor Hinsberg ist zum außerordentlichen Pro-
fessor und Direktor der Poliklinik für Nasen-, Ohren-
und Kehlkopfkrankheiten ernannt worden.
d. In der philosophischen Fakultät:
Der Privatdozent an der Universität in Marburg Dr.
Johannes Gadamer ist zum ordentlichen Professor
und Direktor des pharmazeutischen Instituts und
der außerordentliche Professor an der Universität in
Greifswald Dr. Theodor Siebs zum ordentlichen Pro-
fessor und Mitdirektor des germanistischen Seminars
ernannt worden;
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7
der Sekretär an der Hof- und Staatsbibliothek zu München
Dr. Franz Kampers und Dr. med. Max Casper aus
Höchst a. Main wurden zu außerordentlichen Professoren
ernannt und letzterer mit der Leitung der Tierklinik
beauftragt ;
der Landgerichtsdirektor Max Seile aus Breslau wurde
als nicht remunerierter Lektor der Stenographie zuge-
lassen.
2. Habilitationen.
Als Privatdozenten habilitierten sich:
a. In der juristischen Fakultät:
Dr. jur. Herbert Meyer am 7. Februar 1903 für deutsche
Rechtsgeschichte, Deutsches Privatrecht und Deutsches
bürgerliches Recht.
b. In der medizinischen Fakultät:
Dr. med. Viktor Klingmüller am 23. Juli 1902 für
Dermatologie,
Dr. med. Paul Krause am 1. August 1902 für innere
Medizin,
Dr. med. Willy Anschütz am 4. November 1902 für
Chirurgie,
Dr. med. Paul Stolper am 21. November 1902 für ge-
richtliche Medizin,
Dr. med. Georg Gott st ein am 3. Dezember 1902 für
Chirurgie,
Dr. med. Wilhelm Ercklentz am 11. Dezember 1902 für
innere Medizin,
Dr. med. Arthur Dienst am 10. Januar 1903 für Gynä-
kologie und Geburtshilfe,
Dr. med. Karl Ludloff am 2. März 1903 für Chirurgie.
c. In der philosophischen Fakultät:
Dr. phil. Max Gebauer am 25. Oktober 1902 für National-
ökonomie,
Dr. phil. ArthurSachsam8. Januar 1903 für Mineralogie.
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8
C. Beurlaubungen.
Es waren beurlaubt für das ganze Jahr:
der ordentliche Honorarprofessor in der katholisch-
theologischen Fakultät Dr. Erich Frantz,
der außerordentliche Professor in der juristischen
Fakultät Dr. Felix Bruck,
der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Bert hold
Freudenthal und
der außerordentliche Professor in der philosophischen
Fakultät Dr. Otto Auhagen.
Außerdem wurde der ordentliche Professor in der philo-
sophischen Fakultät Dr. Aloys Schulte vom Beginn des
Sommer-Semesters 1902 ab auf 6 Wochen zur kommissarischen
Wahrnehmung der Amtsobliegenheiten des ersten Sekretärs
bei dem Königl. historischen Institut in Rom beurlaubt.
D. Auszeichnungen.
1. Von preußischen Orden erhielten:
den Roten Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife:
der ordentliche Professor Geheime Med. -Rat Dr. von
Mikulicz-Radecki;
den Roten Adler-Orden IV. Klasse:
die ordentlichen Professoren Dr. Freudenthal und
Dr. Hillebrandt;
den Stern zum Kronen-Orden II. Klasse:
der ordentliche Professor Geh. Reg. -Rat Dr. Galle.
2. Sonstige Auszeichnungen:
den Privatdozenten in der medizinischen Fakultät DDr.
Tietze, Kausch und Bonhoeffer, sowie
dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät
Dr. Scholtz wurde das Prädikat „Professor" verliehen.
£. Sonstige Veränderungen.
Die Privatdozenten in der juristischen Fakultät DDr. Manigk
und Kleineidam haben im Auftrage des Herrn Ministers im
Sommer-Semester 1902 und Winter -Semester 1902/1903 ver-
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9
tretungsweise Vorlesungen und Übungen über Römisches Recht
und Deutsches Bürgerliches Recht an der Universität Königsberg
bezw. Greifswald gehalten (bezügl. Manigk s. Abgang);
dem außerordentlichen Professor in der medizinischen
Fakultät Dr. Schaper ist die durch den Staatshaushaltsetat
für 1902 errichtete Stelle eines Abteilungsvorstehers beim
anatomischen Institut übertragen;
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Geh. Reg.-Rat Dr. E. 0. Meyer ist auf seinen Antrag von der
Direktion der physikalischen Abteilung des mathematisch»
physikalischen Seminars entbunden und der außerordentliche
Professor Dr. Neumann hiermit betraut worden;
der ordentliche Professor in derselben Fakultät Dr. Schulte
wurde durch Allerhöchste Bestallung vom 21. September 1902
zum ersten Sekretär des historischen Instituts in Rom unter
Beilegung des Titels „Direktor4' vom 1. Oktober 1902 ab er-
nannt. Derselbe behält die hiesige Professur bei und wird im
Sommer-Semester regelmäßig Vorlesungen halten;
der Privatdozent Dr. Wünsch ist vom 1. Juni 1902 ab
zum Assistenten des philologischen Seminars ernannt worden
(s. Abgang);
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Dr. Hillebrandt wurde anstelle des verstorbenen Geheimen
Med.-Rats Professor Dr. Förster durch Allerhöchste Kabinetts-
ordre vom 24. November 1902 als Mitglied des Herrenhauses
auf Lebenszeit berufen.
III. Beamte der Universität.
(Akademische Verwaltung.)
Der Seminardiener Leus ebner ist infolge eingetretener
Dienstuntahigkeit am 1. Oktober 1902 in den Ruhestand ver-
setzt und an seiner Stelle der Militäranwärter Hermann
Wolter zum Seminardiener ernannt worden.
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10
IV. Anstalten und Kommissionen der
Universität.
1. Wissenschaftliche An^lalten.
a. Die Königliche und Universitäts- Bibliothek.
Etat und Ausgaben.
Für Anschaffung und Einband waren verfügbar:
der etatsmäßige Fond von 20 000 Mark;
die Zinsen des S tei nweh rschen und des Oelrichsschen
Vermächtnisses mit 1307 Mark und 52 Mark;
von dem durch Ministerial- Erlaß vom 21. Juni 1900 zur Aus-
füllung von Lücken bewilligten Zuschuß von 10000 Mark
ein Rest im Betrage von 2257 Mark.
Für sonstige sächliche Ausgaben sind etatsmäßig
bestimmt 3460 Mark.
Verwendet wurden für:
Bücheranschaffungen .... 24298 Mark,
Einband 5 645 *
sonstige sächliche Ausgaben . . 3 059
Von den Ausgaben für Bücheranschaffungen entfielen:
auf Zeitschriften 12 068 Mark,
auf Fortsetzungen 5 638
auf neue Bücher 5 290
auf Antiquaria 1 302
Die erhebliche Abweichung der Angaben über die Aus-
gaben für Zeitschriften und Fortsetzungen gegenüber den
früheren Jahresberichten ist nur eine scheinbare und beruht
auf einer anderen Begrenzung des Begriffs Zeitschrift. Als
Zeitschriften sind jetzt alle Veröffentlichungen gerechnet, bei
denen von den Herausgebern ein bestimmter Abschluß nicht
in Aussicht genommen ist.
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11
Vermehrung.
Der Bücherbestand wurde vermehrt durch;
Kauf um . . . .
Schenkung um . .
Tausch um . . .
Pflichtlieferung um
2 259 bibliographische Bände,
863
7054
726
insgesamt um 10 902 bibliographische Bände.
Davon entfielen auf:
Allgemeines .... 396Bände(daruntergekauft: 121) Bände),
Theologie 365 * » 223
Rechtswissenschaft . 343 * - * 218
Staatswissenschaft. . 395 « * «• 138
Medizin 307 « . . 179
Naturwiss. u. Mathem. 369 * « 222
Ökon., Technol.. . . 93 - * - 17
Geschichte u.Hilfswiss. 779 * * » 469
Sprachen u. Litteratur 694 - « * 480
Philos. u. Pädag. . . 240 « * > 109
Kunst 148 . . » 75
Univ.-u. Schulschriften 6773 . • —
Unter den der Bibliothek von Privaten gemachten Schen-
kungen sind besonders zu erwähnen: 39 Bände juristischer
Werke aus dem Nachlaß des Oberlandesgerichts rats Hassen-
pflug in Breslau, überwiesen durch die Witwe, und 228 Bände
aus verschiedenen Fächern, aus dem Nachlaß des Staatssekre-
tärs Dr. Herzog in Berlin, überwiesen durch Herrn Staats-
anwaltschaftsrat Freiherrn v. Stillfried in Breslau.
Die bisher vom Sekretariat der Universität besorgte Ver-
sendung der Breslauer Universitätsschriften im Tausch-
verkehr wird fortan und zwar zum ersten Mal im August 1903 von
der Königlichen und Universitäts- Bibliothek ausgeführt werden.
Benutzung
Die Zahl der abgegebenen Bestellzettel betrug 50 800.
Von den bestellten Büchern wurden verabfolgt 32 716 = 64%,
als verliehen bezeichnet 8 567 = 1
als nicht vorhanden bezeichnet . . . 7 491
als nicht benutzbar bezeichnet. . . . 2 026
/Ol
*•/••
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Unter den „nicht benutzbaren" sind mitgerechnet die wegen
ungenügender Angaben auf den Bestellzetteln nicht auffind-
baren Werke.
Der allgemeine und der Dozenten-Lesesaal waren geöffnet
an 292 Tagen; die Zahl der Benutzer betrug rund 15 000; die
tagliche Durchschnittszahl der Besucher also 51. In die zum
Zwecke der Statistik ausgelegten Benutzerlisten trugen sich
13 777 Besucher ein, davon im Dozentenlesezimmer 877. Da
ein Teil der Benutzer die kleine Mühe der Eintragung scheut,
ist die Gesamtzahl wie oben mindestens auf 15000 zu erhöhen.
Abgesehen von der Handbibliothek, deren Benutzung
nicht gezählt werden kann, wurden in den Lesesälen benutzt
18389 Bände Druckschriften und 15 Handschriften unserer
Bibliothek.
Die Zahl der in Breslau ansässigen Entleiher betrug 1784;
die Zahl der an dieselben nach Hause verliehenen Bände: 32 139.
Nach auswärts wurden Bücher verliehen:
an 361 Einzelpersonen und
an 71 Behörden und Institute.
Nach auswärts versandt wurden:
5336 Bände Druckschriften (darunter im regelmäßigen
Leihverkehr an die Königliche Bibliothek in Berlin
18 Bände und an die höheren Lehranstalten in Schle-
sien und Posen 962 Bände);
8 Handschriften.
Von auswärts entliehen wurden:
1902 Bände Druckschriften (darunter im Leihverkehr von
der Königlichen Bibliothek in Berlin 937 Bände) und
53 Handschriften von zusammen 41 Bibliotheken.
Die Zahl der von auswärts entliehenen Druckschriften
war in diesem Jahre ganz ungewöhnlich hoch infolge
der starken Benutzung auswärtiger Bibliotheken für
die von dem Unterzeichneten in dienstlichem Auftrage
bearbeitete Bibliographie der deutschen Universitäten.
Von den Dozenten der Universität benutzten 118 = 60°/0
die Bibliothek.
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Benutzung durch die Studierenden:
Studierende' Sommer -Semester 1902 Winter- Semester 1902/3
der ev. Theol. 36 ^- 55% aller Stud.d. ev. Theol.
■ kath. - ' 96 = 29<>o « • « kath. -
Rechtsw. 144 = 270/o « - = Kechtsw.
- Medizin J 37 = 16<>/o - • -Medizin
. philos.Fak.;249-:380/o • • »philos.
Fakultät
38 ^60% aller Stud.d. ev. Theol.
UO — 47% * « kath. -
1 75 = 3 1 °/0 " * ' Rechtsw.
39=19<Vo • - -Medizin
268 = 39«/o • • philos.
Fakultät
Studierende
Überhaupt
562 = 31% aller Studierenden
630 = 36% aller Studierenden
Hörerinnen J 27 = 42°/0 aller Hörerinnen
35 = 31% aller Hörerinnen
Katalogisierung.
Durch die Instruktion für die alphabetischen Kataloge der
preußischen Bibliotheken vom 10. Mai 1899 ist eine Um Ord-
nung unseres Zettelkatalogs nach den neuen Ordnungs-
grundsätzen vorgeschrieben. Da sich herausstellte, daß die
strenge Durchführung der Neuordnung, welche hier zunächst
versucht worden war, bis zum Beginn der Arbeiten am Gesamt-
katalog der preußischen Bibliotheken unmöglich vollendet werden
konnte, so wurde die Umordnung vom Oktober 1901 ab auf
die Berichtigung des ersten Ordnungswortes beschränkt. Sie
ist in dieser Beschränkung bis auf einen geringen Rest zum
Abschluß gebracht.
Die volle Durchführung der Vorschriften der neuen Instruk-
tion für die Ordnung der Titel wird nun im Anschluß an die
Vergleichung unseres Katalogs mit dem Gesamtkatalog ausge-
führt Diese Vergleichung hat hier am 3. Januar 1903 be-
gonnen und umfaßte bis Ende März den Abschnitt A — Ahle
(etwa V90 des ganzen). Da der Vergleichung eine Abschrift
des Katalogs der Berliner Königlichen Bibliothek zu Grunde
gelegt wird und unsere Bibliothek die erste ist, an welche
diese Abschrift zur Vergleichung gelangt, so ergibt sich ein
interessanter Vergleich des Bestandes beider Bibliotheken.
Von den 7057 Werken, welche die Berliner Bibliothek
(abgesehen von Universitäts- und Schulschriften, die vom
Gesamtkatalog zunächst ausgeschlossen bleiben) in dem Ab-
schnitt A — Ahle besitzt, waren hier nur 1415 = 20°/0 vor-
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handen; dagegen besitzt Breslau 1024 Werke, die in Berlin fehlen.
Von dem ganzen bisher verglichenen hiesigen Bestand von
2439 Werken waren also nur 58% auch in Berlin vorhanden,
42% sind Breslau eigentümlich.
Bei dieser Sachlage ist der der Breslauer Bibliothek zu-
fallende Anteil an der Arbeit ein sehr beträchtlicher und die
Vergleichung einschließlich der weiteren Berichtigung des
eigenen Katalogs würde in den vorgeschriebenen kurzen Fristen
nicht durchführbar sein, wenn nicht durch die Fürsorge des
vorgesetzten Ministeriums der Bibliothek zwei Hilfsarbeiter von
Anfang März ab für diese Arbeiten bewilligt worden wären.
Eine solche außerordentliche Hilfe ist um so dringender
notwendig, als leider noch umfangreiche Reste aus alter Zeit
teils ganz unbearbeitet, teils nicht in den Zettelkatalog auf-
genommen sind.
Die überaus dringliche Erledigung dieser Reste konnte aus
Mangel an Arbeitskräften und infolge der unten zu erwähnen-
den vielfachen Krankheitsfälle im abgelaufenen Jahre leider nur
eben begonnen werden. Von etwa 3000 unkatalogisierten alpha-
betisch aufgestellten Pflichtexemplaren wurden die Buchstaben
A— G für den Zettelkatalog aufgenommen. Die im Jahre 1891
der Bibliothek als Besitz überwiesenen Reste der alten Studen-
tenbibliothek (ca. 10000 Werke) wurden mit dem Bestand ver-
glichen, wobei sich ergab, daß gegen 4000 hier nicht vorhanden
sind. Mit der Katalogisierung konnte noch nicht begonnen
werden.
Nachdem die Lesesaalbibliothek im Laufe der Jahre
1900 und 1901 mit Hilfe eines außerordentlichen Zuschusses
von 8000 Mark eine Erneuerung und Vervollständigung erfahren
hatte, wurde in diesem Jahre durch den Bibliothekar Dr. M Ols-
dorf unter teilweiser Benutzung von Vorarbeiten des Biblio-
thekars Dr. Ockler ein neuer Katalog mit Standortsnummern
angefertigt und ein alphabetisches Register hinzugefügt.
Im Auftrage der Bibliotheksverwaltung hat der Bibliothekar
Dr. K. Pretzsch in außerdienstlicher Arbeit die Anfertigung
eines für den Druck bestimmten Gesamtverzeichnisses der
Breslauer Universitätsschriften von 1811 bis 1885 (d. h.
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bis zum Beginn der Jahresverzeichnisse der deutschen Univer-
sitätsschriften) begonnen. Das vorgesetzte Ministerium hat
die Ausführung dieser Arbeit durch einen außerordentlichen
Zuschuß ermöglicht und die Verlagsbuchhandlung von
W. G. Korn in Breslau hat sich zur Übernahme des Verlags
bereit erklärt. Herr Dr. Pretzsch hat die Mehrzahl der
Schriften aufgenommen und die Vollständigkeit durch Ver-
gleichung der Akten der Universität und der Fakultäten, deren
Einsicht bereitwilligst gewährt wurde, zum Teil bereits fest-
gestellt
Personal.
Am 1. April 1902 wurde der Bibliothekar Dr. 0 ekler an
die Universitäts-Bibliothek in Halle versetzt und der bisherige
Hilfsbibliothekar in Göttingen Dr. Wilhelm Molsdorf zum
Bibliothekar an der hiesigen Bibliothek ernannt.
Am 23. Mai 1902 trat Dr. phil. Georg Prochnow als
Volontär ein.
Vom 1. Oktober 1902 ab wurde der Oberbibliothekar Pro-
fessor Dr. de Boor im Interesse seiner wissenschaftlichen
Arbeiten auf ein Jahr beurlaubt; er wird vom 1. November ab
durch den Assistenten Dr. Georg Schneider vertreten.
Am 1. Januar 1903 wurde der Volontär Dr. Alfred Schneider
nach Göttingen versetzt.
Der regelmäßige Dienst erfuhr leider vielfache und sehr
störende Unterbrechungen durch zum Teil langwierige Erkran-
kungen von 6 Beamten und dadurch, daß Professor de Boor
während eines Monats ohne Vertretung beurlaubt war.
Erman.
b. Das akademische Lese -Institut.
Der Vorstand des Instituts war zunächst ebenso wie im
Vorjahre zusammengesetzt. Mit dem 15. Oktober trat in den-
selben an Stelle des bisherigen Rektors der Universität, Prof.
Dr. Hille b ran dt, der neue Rektor, Geh. Justizrat Professor
Dr. Leonhard; für den mit dem 1. Oktober nach Marburg
versetzten Professor Dr. Vogt wurde Prof. Dr. Koch zum
Vorstandsmitglied gewählt.
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In der Zahl der ordentlichen und der außerordentlichen
Mitglieder sowie der Teilnehmer am Lesezirkel traten nur un-
erhebliche Veränderungen ein. Die Zahl der Studierenden,
welche sich am Verein beteiligten, zeigte eine weitere Abnahme.
Die dringend erforderliche Renovation der Lesezimmer
sowie die Herstellung elektrischer Beleuchtung erfolgte während
der großen Ferien; dagegen wurden die Mittel für neue innere
Einrichtung der Räume von dem hohen Ministerium noch
nicht bewilligt.
Die Einnahmen beliefen sich, mit Einschluß des Staats-
zuschusses von 600 Mark sowie der Valuta für einen ver-
äußerten Schlesischen Rentenbrief im Nominal betrage von
300 Mark, auf 3887 Mark 50 Pf., die Ausgaben auf 4018 Mark
36 Pf. Der Kassenbestand betrug zu Ende des Jahres 1902
137 Mark 14 Pf. Brie.
c. Seminare.
1. Das katholisch-theologische Seminar.
In der kirchengeschichtlichen Seminar - Abteilung
unter Leitung des Professors Dr. Sdralek war im Sommer-
halbjahr 1902 die Stellung der Päpste zur Inquisition, zur
Hexenverfolgung und zu den Ordalen Gegenstand von Vor-
trägen, Referaten und Besprechungen. Drei Studien älterer
Mitglieder des Seminars wurden in einem Bande vereinigt und
unter dem Titel „Kirchengeschichtliche Abhandlungen" als
Festschrift der Generalversammlung der Görresgesellschaft im
Oktober 1902 gewidmet. — Als im Winterhalbjahr 1902/03
das Seminar überwiegend aus neu eingetretenen Mitgliedern
bestand, wurden letztere mit den wichtigsten Quellen der
Kirchengeschichte, deren Sammlung, Ausgaben und Gebrauch
bekannt gemacht. Außerdem haben alle Mitglieder, soweit sie
nicht schon mit selbständigen wissenschaftlichen Arbeiten
befaßt sind, durch Privatlektüre je eine methodisch vorbildliche
Untersuchung über wichtige Punkte mittelalterlicher Kirchen-
geschichte kennen zu lernen und darüber am Schluß des
Semesters im Seminar durch Referat und durch Antwort auf
gestellte Fragen Rechenschaft abzulegen gehabt.
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In dem von Prof. Dr. Schaefer geleiteten neutesta-
roentlichen exegetischen Seminar wurden im Sommer-
semester 1902 in einer Abteilung für Anfänger das textkritische
Material und die Grundsätze der Textkritik besprochen und
an einer Anzahl von Beispielen angewendet, woran sich eben-
falls an der Hand von Beispielen eine kurze Darlegung der
hermeneutischen Grundsätze und der exegetisch-methodischen
Regeln schloß. In einer anderen Abteilung für Fortgeschrittenere
wurden unter Berücksichtigung des Gesamtzusammenhanges
ausgewählte Abschnitte des Hebräerbriefes erklärt. Im Winter-
semester 1902/03 wurden die Berichte des ersten Corinther-
briefes und der synoptischen Evangelien über die Einsetzung
der Eucharistie erklärt und dabei insbesondere von einem
Mitgliede des Seminars die Frage nach der Echtheit von
Luk. 22, 19 b, 20 eingehend untersucht.
In dem unter Leitung des Professors Dr. Pohle stehenden
dogmatischen Seminar bildete während des ganzen Berichts-
jahres den Gegenstand der Übungen die Lektüre, Übersetzung
und Erklärung wichtiger Quästionen aus der theologischen
Summe des hl. Thomas von Aquin, wobei neben dem sach-
lichen Interesse vor allem die Rücksicht maßgebend war, daß
die Mitglieder zu selbständigem Thomasstudium im späteren
Leben angeleitet und mit der Art und Weise vertraut gemacht
wurden, wie man die Geistesschätze der Scholastik für die
theologische Forschung nutzbar macht. Im Sommersemester
1902 wurde die natürliche Erkennbarkeit Gottes nach Thomas
(S. th. 1 p. qu. 2) behandelt; insbesondere wurden die fünf
thomistischen Gottesbeweise auf ihren Wert kritisch geprüft
und in ergänzenden Vorträgen des Leiters in modernem Lichte
vertieft und erweitert. Im Wintersemester 1902/03 wurden
im Anschluß an die Privatvorlesungen über Christologie und
Soteriologie passende Quästionen des hl. Thomas (S. th. 3
p. qu. 1—2) gelesen, erklärt und kritisch erörtert.
In den von Prof. Dr. Nikel geleiteten Übungen der alt-
testamentlichen Seminarabteilung wurden während des
Sommerseraesters 1902 die Klagelieder gelesen. Es wurden
hierbei im Anschluß an die Lektüre die Fragen über den
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Verfasser und die Entstehungszeit dieser Lieder erörtert
Ferner wurden nach einleitenden Vorträgen über die Kunst-
formen der hebräischen Poesie einige metrische Systeme ge-
prüft. Im Wintersemester 1902/03 wurden ausgewählte Stücke
des Buches Koheleth gelesen. Hierbei wurden die Fragen
nach dem sittlich-religiösen Standpunkt des Verfassers, dem
geschichtlichen Hintergrunde, dem Plan und der Anlage sowie
der Sprachform des Buches untersucht. Zum Schluß wurde
ein Überblick über die Hauptprobleme der alttestamentlichen
Ethik gegeben. Nikel, z. Zt. Dekan.
2. Das evangelisch-theologische Seminar.
Die Übungen der alttestamentlichen Abteilung des evan-
gelisch-theologischen Seminars nahmen in dem verflossenen
Jahre 1902/03 unter Leitung des Dr. Cornill ihren ge-
wohnten Fortgang. Im Sommersemester wurde mit vier Teil-
nehmern und einem Hospitanten das große Orakel gegen
Babylon, Jeremia 50—51, gelesen und durchgearbeitet, im
Wintersemester mit sechs Teilnehmern die Erzählung von dem
Übergänge über den Jordan, Josua 3 — 4.
Schriftliche Arbeiten sind in keinem der beiden Semester
eingegangen.
In der n eutest amen tlic he n Abteilung unter der Leitung
des D. Wrede wurden im Sommer 1902 die 7 Sendschreiben
der Apokalypse exegetisch behandelt, im Winter 1902/03 aus-
gewählte Stücke aus den sog. apostolischen Vätern, insbesondere
dem ersten Klemensbriefe, interpretiert. Die schriftlichen
Arbeiten, die von sämtlichen Mitgliedern gefordert und von
fast allen geliefert wurden, wurden zum Teil in den Übungen,
zum Teil privatim besprochen.
In der kirchengeschichtlichen Abteilung wurden unter
Dr. Müllers Leitung im Sommersemester 1902 das erste Buch
von Origenes de prineipiis, im Wintersemester 1902/03 Luthers
Schriften über das Abendmahl behandelt. Beidemal wurden
Arbeiten geliefert.
In der systematischen Abteilung schlössen sich die von
D. Schmidt geleiteten Übungen im Sommersemester auf
Wunsch der Teilnehmer an A. Harnacks „Das Wesen des
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Christentums" kritisch an. Im Wintersemester wurde das
Studium vou Schleiermacher, „Der christliche Glaube nach den
Grundsätzen der evangelischen Kirche im Zusammenhange dar-
gestellt": „Entwicklung der Tatsachen des frommen Selbst-
bewußtseins, wie sie durch den Gegensatz bestimmt sind44,
§§ 62—73, fortgesetzt. Gefordert wurde vollständige Beherr-
schung der Gedanken des vorliegenden Textabschnittes, erstrebt
Übung im selbständigen Denken und Erfassen der maßgeben-
den Probleme von der Vorlage aus in konservativem Interesse
bei völlig freier Entfaltung der Gedanken und der Fähigkeiten.
Eine Sitzung diente der Kenntnisnahme von Wilhelm
Walther, „Ad. Harnacks Wesen des Christentums", 1902.
Schriftlich wurde „Über die Bedeutung des Todes Christi",
nach den Synoptikern, nach den johanneischen Schriften, mit
je dogmatischem Ergebnis, sowie nach den symbolischen
Büchern gearbeitet.
Kawerau, z. Zt. Dekan.
3. Das praktische Institut der evangelisch-
theologischen Fakultät.
Homiletisches Seminar.
An den homiletischen Übungen nahmen im Sommer-
semester 1902 20, im Wintersemester 1902/03 16 Studierende
teil, von denen Predigten nach gegebenen Texten gearbeitet
wurden, die zum größten Teil in den Gottesdiensten des
Seminars (Kapelle in der Sternstraße 38) gehalten und darauf
eingehend besprochen wurden.
Katechetisches Seminar.
An den katechetischen Übungen beteiligten sich im
Sommersemester 18, im Wintersemester 13 Mitglieder, die
sämtlich über ihnen gegebene Bibeltexte Katechesen aus-
arbeiteten und vor Schülern hielten; diese Versuche wurden
sodann eingehend besprochen.
Kawerau.
4. Das juristische Seminar.
Die Übungen im juristischen Seminar standen unter der
Leitung derjenigen ordentlichen Professoren der Fakultät, in
deren Fach sie einschlugen.
3*
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Die Bibliothek verwaltete Prof. Dr. Fischer.
Prof. Dr. Dahn leitete Übungen im deutschen Handelsrecht
Prof. Dr. Brie leitete im Sommersemester 1902 kirchen-
rechtliche Übungen.
Prof. Dr. Förster ließ im Wintersemester Streitfragen
des bürgerlichen Rechts unter Bestellung eines Referenten und
eines Korreferenten mündlich erörtern.
Prof. Dr. Jörs führte im Wintersemester 1902/03 die
Studierenden durch Lektüre geeigneter Stücke in die Quellen
des römischen Rechts ein.
Prof. Dr. Grete ner leitete im Sommersemester 1902 eine
Besprechung der Reichsmilitärstrafgerichtsordnung.
Jörs, z. Z. Dekan.
5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.
Im Beginn des Sommer-Semesters 1902 wurde die Ver-
legung der Seminarräume aus dem Gebäude der Universitäts-
Bibliothek in das sogenannte alte Konvikt vorgenommen.
In dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar wurden
im Sommer-Semester 1902 9 Sitzungen abgehalten. Zur Be-
sprechung gelangten Bernsteins „Voraussetzungen des Sozi-
alismus44 und Kautskys Gegenschrift „Bernstein und das sozial-
demokratische Programm44. Über die einzelnen miteinander
korrespondierenden Kapitel beider Bücher wurde von ver-
schiedenen Seminarmitgliedern referiert.
Zweimal im Semester traten Exkursionen an die Stelle
der Sitzungen. Die erste derselben hatte das an der Bahnlinie
Breslau-Zobten belegene Dominium Puschkowa zum Ziel, die
zweite diente der Besichtigung der chemischen Fabriken in
Saarau bei Königszelt.
Auch im Winter-Seraester 1902/03 wurden 9 Sitzungen
abgehalten. Die behandelten Themen waren: 1. Bevölkerungs-
theorien, 2. Kindersterblichkeit, 3. Arbeiterversicherung, 4. Ver-
staatlichung der Eisenbahnen, 5. Biersteuer, 6. Verhältnisse der
Eisenindustrie. Im Übrigen gaben auch die Exkursionen, deren
im Ganzen 4 veranstaltet wurden, mehrfach Anlaß zu Erör-
terungen. Es wurden besichtigt die Dampfmühle in Schottwitz,
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die Bäckerei und die sonstigen Einrichtungen des Breslauer
Konsumvereins, die Cigarettenfabrik der Firma Przedecki, die
Haasesche Brauerei an der Ohlauer Chaussee.
Professor Dr. Sombart besprach im Sommei -Semester
1902 größere wissenschaftliche Arbeiten mit ihren Verfassern,
im Winter -Semester 1902/03 wurde in Vortragen und Dis-
kussionen das Thema der wirtschaftlichen Krisen erörtert.
Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind nach
Vorschrift verwendet worden. Die Seminar-Bibliothek, auch
in diesem Jahre auf das Sorgfaltigste von Privatdozent Dr. Max
Gebauer verwaltet, war während beider Semester an drei
Tagen der Woche mehrere Stunden hindurch geöffnet, im
Sommer-Semester insgesamt an 38, im Winter-Semester an
44 Tagen. Die Zahl der Besucher der Bibliothek war im
Sommer-Semester 163, im Winter-Semester 188.
Wolf. Sombart.
6. Das historische Seminar.
Die Leitung der Geschäfte lag in den Händen des Prof.
Dr. Kaufmann.
Professor Dr. Caro erörterte im Sommerseinester das
Verhältnis Friedrichs des Großen zu Voltaire, woran sich die
Untersuchung über die diplomatischen Verhandlungen zwischen
Preußen und Frankreich seit dem Breslauer Frieden, über die
Kaiserwahl, über den zweiten schlesischen Krieg und über die
ganze Zeit bis zum französisch-österreichischen Bündnis an-
schloß. Im Wintersemester wurden die mittelalterlichen
Quellen zur Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staats
provinzenweis durchgesprochen. Den größten Teil der Unter-
suchungen nahmen die Schriften zur Geschichte des deutschen
Ordens in Anspruch. Die letzton Stunden waren vornehmlich
Pufendorf gewidmet. Über vereinzelte neuere Erscheinung
auf dem Gebiete der Geschichte wurde referiert.
Professor Dr. Kaufmann machte im Wintersemester zum
Hauptgegenstand der Untersuchungen die Quellen des zehnten
Jahrhunderts, insbesondere Widukind, eine Urkunde Ottos I.
von 936, Regino, Hrotsuit u. a. Dazu kamen Untersuchungen
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im Anschluß an die Referate der Mitglieder über Carlyle,
Cromwell, P. Villari, Macchiavelli, H. Baumgarten, Jovellanos,
Sackur, Dictatus Papae und über die Litleratur zur italienischen
Politik Ottos I. Im Sommersemester wurden in gleicher Weise
die Quellen der sächsischen Periode zu Grunde gelegt. Da-
neben beschäftigte man sich mit Untersuchungen im Anschluß
an Referate der Mitglieder über verschiedene Gegenstände aus
anderen Perioden. Die Beteiligung der Studierenden an diesen
Übungen war eine sehr lebhafte.
Professor Schulte besprach in den 2 Monaten seiner
-
Anwesenheit: Einzelne Momente von der Geschichte von
Ravenna, vor allem die wechselnde Weltstellung, dann einzelne
Teile der Typographie des mittelalterlichen Rom.
Professor Dr. Cichorius behandelte im Seminar für alte
Geschichte während des Sommersemesters die Geschichte der
catilinarischen Verschwörung unter Zugrundelegung von
Plutarchs Biographie Ciceros und von Sallusts Catilina, sowie
unter ständiger Heranziehung der in Betracht kommenden
ciceronianischen Reden. Es wurde dabei vor allem versucht,
die verlorene Schrift Ciceros über sein Konsulat zu rekon-
struieren. Im Wintersemester bildeten die zeitgenössischen
Quellen zur Geschichte des peloponnesischen Krieges den
Gegenstand der Seminarübungen. Einesteils wurde an der
Hand von Thukydides Buch IV der Feldzug um Pylos und
Sphakteria historisch und kritisch untersucht, andernteils die Be-
deutung der attischen Komödie als Quelle der Zeitgeschichte
und die Art ihrer Verwertung für die Kenntnis des politischen
Parteilebens und der verschiedenen Staatsmänner des damaligen
Athen eingehend besprochen. Von den Komödien des Aristo-
phanes wurden die Ritter ganz und die Acharner zum Teil
gelesen.
Caro. Kaufmann. Cichorius.
7. Das kunstgeschichtlichc Seminar.
Es wurden stilkritische Übungen vorgenommen und die
Arbeiten der Mitglieder besprochen. Im Sommer- und Winter-
semester nahmen je 7 Studierende an den Übungen teil.
Muther.
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8. Das philologische Seminar.
Professor Foerster ließ im Sommer-Semester im Seminar
dieChoephoren desAischylos interpretieren und über schriftliche
Arbeiten der Mitglieder disputieren. Im Winter- Semester
leitete er im Proseminar die Interpretation der Taurischen
Iphigenie des Euripides und des Taciteischen Agricola.
An den Übungen des Seminars beteiligten sich 11 Mit-
glieder und 4 Hospites, an denen des Proseminars 24 Mitglieder.
Im Winter-Semester hielt derselbe an Stelle des fehlenden
Assistenten in einer wöchentlichen Stunde eine Führung durch
die Bibliothek des Seminars. Es beteiligten sich an ihr 24 den
ersten Semestern angehörende Studierende.
Professor Norden interpretierte im Sommer -Semester
mit 42 Mitgliedern im Proseminar die Charaktere des Theophrast
und die pseudocaesanische Schrift de bello Africo. Im Winter-
Semester interpretierte er mit den 9 ordentlichen Mitgliedern
des Seminars die nikomachische Ethik de3 Aristoteles.
Professor S kutsch las im Sommer-Semester 1902 mit
11 ordentlichen Mitgliedern und 5 Hospitanten die Ciris des
Cornelius Gallus und setzte diese Übungen mit 9 ordentlichen
Mitgliedern und 6 Hospitanten im Winter-Semester 1902/03 fort.
In beiden Semestern wurde eine Anzahl schriftliche Arbeiten
über litterargeschichtliche, grammatische und metrische Themen
besprochen.
Die Geschäftsführung lag während des Jahres 1902/03 in
den Händen von Prof. S kutsch. Da das Ordinarium des
Etats vorzeitig erschöpft war, bewilligte der Herr Kurator ein-
malig 800 Mark zu Bücheranschaffungen, womit einige
schmerzlich empfundene Lücken der Bibliothek ausgefüllt
werden konnten. Unter den von mehreren Seiten an das
Seminar gelangten Bücherspenden ist wegen ihres Wertes eine
besonders hervorzuheben: die Königl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin schenkte ein vollständiges Exemplar der
von ihr herausgegebenen Aristoteleskommentare.
Die im Staatshaushalt 1902/03 geschaffene Stelle eines
Serainarassistenten wurde am 1. Juni 1902 dem Privatdozenten
Dr. Richard Wünsch übertragen. Dieser legte das Amt
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leider schon am 15. Oktober infolge seiner Berufung als
Ordinarius nach Glessen nieder, hat aber in dem Katalog der
Einzelschriften eine dauernde Spur seiner Tätigkeit hinterlassen.
Da ein Nachfolger für ihn zunächst nicht zu finden war, über-
nahmen für das Wintersemester 1902/03 die drei Direktoren
die Leitung der Anfangerübungen und die Führung der Bibliothek.
Foerster. Norden. Skutsch.
9. Das archäologische Seminar.
Im Sommer-Semester wurden in Abteilung I (für Fort-
geschrittenere) teils Vasenbilder mit Unterweltsdarstellungen
nach Serie E der Wiener Vorlegeblätter, teils Originale des
Museums (Terrakotten) interpretiert. In Abteilung II (für Anfänger)
wurde den Mitgliedern eine Auswahl von Kunstwerken geschicht-
lichen Inhalts, sowie Abgüsse von Grabreliefs zur Interpretation
vorgelegt.
Im Winter-Semester bildeten in Abteilung I Vasenbilder
des Hieron, in Abteilung II auf die Taurische Iphigenie
bezügliche Denkmäler den Gegenstand der Erklärung. Außer-
dem wurde in Abteilung II der Anfang mit einer Besprechung
der Rekonstruktionsversuche der Iliupersis des Polygnot gemacht.
An Abteilung I nahmen im Sommer-Semester Teil 14 Mit-
glieder und 1 Hospes, im Winter -Semester 13 Mitglieder und
8 Hospites; an Abteilung II im Sommer-Semester 31 Mitglieder
und 1 Hospes, im Winter-Semester 16 Mitglieder.
Foerster.
10. Das germanistische Seminar.
Im Sommersemester 1902, in welchem Professor Dr. Vogt
zum letzten Male die Abteilung für Germanistik leitete, nahmen
an dessen Übungen 24 Mitglieder teil, im Wintersemester
1902/03 an Professor Dr. Siebs' Erläuterung der Gedichte
Walters von der Vogel weide und der Volsungasaga 17 Mit-
glieder. In der Abteilung für neuere Literatur nahm Professor
Dr. Koch im Sommersemester ausgewählte Abschnitte von
Lessings Hamburgischer Dramaturgie, im Wintersemester die
Schiller-Goetheschen Xenien durch; in den ersteren Übungen
waren 23 Teilnehmer (darunter eine Dame), in den letzteren
21 Mitglieder und 1 Hörer.
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Dem hohen Ministerium und der wohlwollenden Empfehlung
des Kgl. Kuratoriums haben wir für eine einmalige außerordent-
liche Bewilligung zur Ausfüllung von Lücken in unserer Seminar-
bibliothek erneuten Dank abzustatten. Nicht ohne Dankesgruß
ist aber auch das Scheiden des 14 Jahre lang das germanistische
Seminar leitenden Direktors Prof. Dr. Vogt in der Chronik zu
verzeichnen. Unter seiner Leitung und dank seinem eifrigen
Bemühen hat das Seminar seine jetzigen Räume erhalten, die
gegen das frühere Zimmer im dritten Stockwerke eine be-
deutende Verbesserung sind, und ist die Seminarbibliothek wie
der Besuch der Bibliothek erfreulich angewachsen. Die Be-
nutzung der Seminarbibliothek ist eine äußerst rege, und an dem
Besuche fallt auch den studierenden Damen ein großer Anteil zu.
Der geschäftsführende Direktor
Koch.
11. Das romanisch-englische Seminar,
a. Die romanische Abteilung.
Die philologische Abteilung des romanischen Seminars
zählte im Sommer 1902 15 ordentliche Mitglieder und eine
Anzahl von Hospitanten. Den Übungen wurde Victor Hugos
Legende des Siecles zu gründe gelegt, aus der eine größere
Reihe von Gedichten sprachlich und literarhistorisch inter-
pretiert wurde. Im Wintersemester 1902/03 beschäftigte sich
eine gleiche Zahl von ordentlichen Mitgliedern mit der kritischen
Herstellung altfranzösischer lyrischer Gedichte aus handschrift-
lichen Texten.
An den praktischen Übungen nahmen im Sommer 13, im
Winter 14 ordentliche Mitglieder, außerdem eine Anzahl von
Hospitanten, teil. In beiden Semestern wurden von den Mit-
gliedern literarische Arbeiten angefertigt; außerdem wurde
Kleists Käthchen von Heilbronn teils schriftlich, teils mündlich
übersetzt. Appel.
b. Die englische Abteilung.
Im Sommer-Semester 1902 wurde in den zweistündigen
Seminarübungen der Gebrauch der englischen Präpositionen
erörtert (16 aktive Mitglieder).
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Im Winter-Semester 1902/03 wurden mittelenglische Texte
(nach Zupitza-Schippers Übungsbuch) gelesen, interpretiert,
und durch sprachgeschichtliche und litterarhistorische Vorträge
erläutert (15 aktive Teilnehmer).
Herr Lektor Watkin hielt mit 10 bis 20 Teilnehmern
englische Stilübungen verschiedener Art ab.
Die Bibliothek des Englischen Seminars wurde durch die
freigebige Zuwendung einer größeren Anzahl von Büchern
vermehrt, welche Herr Professor Dr. Appel aus der Bibliothek
seines verstorbenen Bruders überwies.
G. Sarrazin.
12. Das slavisch-philologische Seminar.
Im verflossenen Etatsjahre 1902/03 wurden in der I. Ab-
teilung in beiden Semestern altslovenische Texte aus dem
Handbuche Leskiens gelesen, übersetzt, textkritisch und gram-
matisch erklärt, wobei bestimmte Spracherscheinungen aus
verschiedenen Sprachdenkmälern zur Vergleichung herangezogen
wurden; in dem Wintersemester wurden auch altslovenische
Texte von Miklosich, in dessen beiden Chrestomathien behufs
Beurteilung der richtigen Behandlung von altkirchenslavischen
Texten gelesen und erläutert.
In der II. Abteilung wurde im Sommersemester nach einer
längeren Einleitung in die Geschichte der kroatischen Poesie
seit dem XV. Jahrhundert das epische Gedicht Osnian von
Gundulic in der Weise behandelt, daß der Inhalt mit charakteri-
stischen Proben angegeben und mit den historischen Tatsachen
verglichen, die poetische Komposition aber im Anschluß an
die vorhandenen Arbeiten darüber gezeigt und schließlich die
poetische Form im Zusammenhange mit den anderen üblichen
epischen Formen geprüft wurde. Im Winterhalbjahre bildeten
altpolnische Schriftdenkmäler den Gegenstand der Besprechungen
in den Sitzungen; vornehmlich wurden die religiösen Sprach-
und Literaturdenkmäler, prosaische wie poetische, eingehend
behandelt; eine versifizierte Legende bot reichlich Stoff zur
Textkritik und zu mannigfachen anregenden Bemerkungen.
Die Beteiligung war in beiden Abteilungen im allgemeinen
eine sehr rege. Nehring.
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27
13. Das geographische Seminar.
Die Übungen des Somniersemesters 1902 (17 Teilnehmer)
beschäftigten sich mit Ch. Darwins Reise, speziell den auf das
atlantische Gebiet und die Ostabdachung Sud-Amerikas bezüg-
lichen Abschnitten. Außer dem Hauptwerk des Reiseberichtes,
an dessen Vervollkommnung Darwin noch später Hand anlegte,
wurden nicht nur die naturwissenschaftlichen, insbesondere die
geologischen Monographien des Naturforschers mit herange-
zogen, sondern auch das in andrer Richtung bedeutsame Werk
des Kapitän Fitzroy und die von Beaufort entworfenen,
mannigfach lehrreichen Instruktionen für die ganze Weltum-
seglung des „Beagle". Für einzelne Gebiete (die Inseln des
Grünen Vorgebirges, die Pampas) wurden auch die neuesten
literarischen Erscheinungen verwertet, um den gegenwärtigen
Stand der von Darwin behandelten Probleme zu beleuchten.
Die Ergebnisse wurden bisweilen im Kartenbilde oder in
kleinen Ausarbeitungen von den Teilnehmern zusammengefaßt
Dem Wintersemester brachte das Erscheinen des zweiten
Hauptteils von Nissens Italischer Landeskunde den Übungen
(15 Teilnehmer) einen für die historische Länderkunde besonders
wertvollen Stoff. Die Kapitel über Latium und Etrurien wur-
den ausgewählt, ihre Lesung verknüpft mit der Behandlung
geeigneter Partien aus Frontin und Rutilius Namatianus und
Einblicken in die wichtigsten neueren Werke über dieses
Gebiet.
Die Bibliothek und der Arbeitsraum wurden von den
Studierenden eifrig benutzt. Von den hier geförderten Arbeiten
trat eine als Dissertation an die Öffentlichkeit.
J. Partsch.
14. Das mathematisch-physikalische Seminar.
Im Anfang des Sommersemesters 1902 ersuchte Professor
0. E. Meyer den Herrn Minister um Entbindung von seinen
Pflichten als Direktor des Seminars. Als sein Nachfolger wurde
im Herbst der mitunterzeichnete außerordentliche Professor
E. Neumann ernannt. Infolge dessen ruhte die physikalische
Abteilung während des Sommersemesters.
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28
Professor Rosanes Irug im Sommersemester 1902 über
bestimmte Integrale vor; im Wintersemester 1902/03 wurden
Aufgaben aus der Differentialrechnung und den Elementen der
Integralrechnung bearbeitet.
In der von Professor Sturm geleiteten Abteilung wurden
im Sommerhalbjahr 1902 folgende geometrischen Themen be-
arbeitet: konfokale Flächen 2. Grades in kollinearen Räumen,
das Nullsystem, die konjugierten Elemente, Durchmesser,
Fokalstrahlen und Orthogonalpunkte einer kubischen Raum-
kurve, die Geraden einer Fläche 3. Ordnung, speziell der
Diagonalfläche.
Im Winterhalbjahr 1902/03 wurden dann behandelt: har-
monische und verbundene Involutionen, Tetraedereigenschaften,
Polfünfecke und Polsechsecke einer Fläche 2. Grades, die
Kollineation zwischen zwei Flächen 2. Grades, Übertragung
einer eindeutigen Verwandtschaft auf die Fläche 3. Ordnung.
Die von Professor Neu mann in der physikalischen Ab-
teilung während des Winters abgehaltenen Übungen im Seminar
lehnten sich an seine Vorlesung über Potentialtheorie an.
Etwas eingehender wurden einige Aufgaben aus der Theorie
der Attraktion von Ellpisoiden, sowie aus der Theorie des
logarithmischen Potentials behandelt.
Durch eine außerordentliche Zuwendung seitens des Uni-
versitätskuratoriums wurde es möglich, Lücken in der Biblio-
thek, die sich besonders fühlbar gemacht hatten, in erwünschter
Weise auszufüllen.
Rosanes, Sturm, Neumann.
15. Das philosophische Seminar.
Der Bücherstand der historisch -systematischen Abteilung
konnte auch dieses Jahr wieder durch die vom Königlichen
Ministerium bewilligten Mittel ergänzt werden. Um aber die
immer noch vorhandenen Lücken wenigstens einigermaßen
auszufüllen, wurde vom Herrn Kurator noch ein besonderer
Zuschuß gewährt.
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20
Professor Freudenthal hielt im Sommer-Semester 1902
mit 35 Teilnehmern Übungen über Humes Treatise, wobei die
Bedeutung der Schrift besonders für Psychologie, wie ihre
Schwächen hervorgehoben wurden. Im Winter- Semester
1902/03 ward mit 28 Mitgliedern des Seminars Kants Kritik
der reinen Vernunft gelesen und eingehend besprochen.
Professor Baumgartner behandelte im Sommer-Semester
1902 mit 31 und im Wintersemester 1902/03 mit 38 Teil-
nehmern erkenntnistheoretische Probleme im Anschluß an die
Lektüre von Lockes Untersuchungen über den menschlichen
Verstand. Zur Erörterung kamen in schriftlichen Bearbeitungen
und mündlichen Besprechungen vom vierten Buch die in
Kapitel 1—4 und Kapitel 11 behandelten Fragen nach Wesen,
Graden, Grenzen des Wissens, speziell des Wissens um die
Existenz einer Außenwelt.
In der psychologischen Abteilung des Seminars wurde im
Sommer-Semester die experimentelle Behandlung des Gefühls-
lebens sowie der optischen Täuschungen durch Referate und
Vornahme von Experimenten erläutert Die Zahl der Teil-
nehmer betrug 13. Im Winter-Semester wurden die Seminar-
übungen in Beziehung gesetzt zu der gleichzeitigen Vorlesung
über Psychologie und dienten teils der eingehenderen Behandlung
der Frage über das Verhältnis von Leib und Seele, teils der
näheren Erläuterung der Psychologie des Empfindens. Zahl
der Teilnehmer 55.
Aus den in dem Laboratorium ausgeführten selbständigen
Arbeiten gingen folgende Druckschriften hervor:
Ebbinghaus, Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle
des Chronoskops. Zeitschrift für Psychologie,
Bd. 30. 1902.
Stern, Der Tonvariator. Zeitschrift für Psychologie,
Bd. 30. 1902.
Sobeski, Über Täuschungen des Tastsinns. Dissert. 1903.
Freudenthal. Baumgartner.
Ebbinghaus.
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30
d. Die Kunstinstitute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.
(Archäologisches Museum.)
Der Antrag auf Neubau eines Museums wurde unter dem
10. Juni aufs dringlichste erneuert. Derselbe fand auch die
Unterstützung der philosophischen Fakultät Ein Bescheid des
Herrn Ministers ist noch nicht erfolgt. Dagegen hat ein
früherer Antrag insoweit Berücksichtigung gefunden, daß im
Juni d. J. drei Räume der ehemaligen Roßbachschen Dienst-
Wohnung zu einer Wohnung für den Diener des Museums
eingerichtet und ihm als Teil seines Lohnes unentgeltlich über-
wiesen worden sind.
Die sächlichen Fonds sind zur Beschaffung von Photo-
graphien, Bilderwerken und Büchern verwendet worden.
Durch Verfügung des Herrn Ministers vom 28. Juni und
des General-Direktors der Königlichen Museen vom 28. Oktober
sind aus den Doubletten der Schliemann-Sammlung 37 Gefäße
und Gefäßteile, 23 Gegenstände aus Metall, Stein, Knochen,
Ton, eine Anzahl verzierter und unverzierter Spinnwirlel und
durchlochter Tonscheiben und eine Anzahl Scherben aus allen
Schichten von Troja an das Museum abgegeben worden.
Desgleichen sind aus den 1901/02 bei Abusir gemachten
Ausgrabungen dem Museum, als Mitglied der Deutschen Orient-
gesellschaft, von derselben ein Kalksteinrelief, mehrere Bruch-
stücke von solchen, ein Sargdeckel in Mumienform, ein Unter-
teil eines mumienartigen Sarges, mehrere Tonkrüge, ein
Schlachtmesser aus Feuerstein, ein Fingerring aus blauer
Fayence, ein Armband aus Leder und Bruchstücke von Glas-
gefäßen überwiesen worden.
Dem Herrn Minister ist das Museum für Übersendung
eines Exemplares des Werkes „Das Kaisergrab in den Vati-
kanischen Grotten4' von Karl Maria Kaufmann zu Dank ver-
pflichtet.
Am 12. Dezember wurde das Winckelmannsfest durch
einen Vortrag des Unterzeichneten über: „Philostrats Gemälde
und Moritz von Schwind" im Vortragssaal des Schlesischen
Museums der bildenden Künste gefeiert.
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31
Als Kustoden fungierten im Sommer-Semester die Herren
Dr. Mikolajczak und Stud. phil. Sniehotta, im Winter-
Semester der letztere und Stud. phil. Kurt Müller.
Foerster.
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere
Kunstgeschichte.
Der Jahresetat wurde in gewohnter Weise zur Vervoll-
ständigung der Bibliothek und des Abbildungsmaterials ver-
wendet. Ein außerordentlicher, vom Königl. Kuratorium be-
willigter Zuschuß von 700 Mark ermöglichte, auch eine ikono-
graphische Sammlung anzulegen.
Muther.
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.
Am 1. Oktober 1902 schied der bisherige Direktor des
Instituts, Prof. Dr. Vogt, infolge seiner Berufung nach Mar-
burg aus seinem Amte; ein Nachfolger wurde weder ernannt,
noch eine Stellvertretung a^eordnet. Es wäre dies um so
mehr zu wünschen gewesen, als das Institut sich gerade im
verflossenen Wintersemester in äusserst schwieriger Lage
befand, da der Musiksaal noch immer nicht zu Unterrichts-
und Übungszwecken benutzt werden konnte. Das Auditorium
maximum stand, da es von den Herren Professoren mehr als
sonst für ihre Vorlesungen beansprucht wurde und in den
Abendstunden vom Humboldtverein besetzt war, dem Institut
nur für wenige Stunden zur Verfügung. Der Orgelunterricht
mußte, da es unmöglich war, eine zweite passende Stunde aus-
findig zu machen, auf eine Stunde beschränkt werden; die Teil-
nehmer, die früher mindestens je zwei Übungsstunden erhielten,
konnten im günstigsten Falle mit einer Stunde bedacht werden.
Einzelne Schüler erhielten überhaupt keine Übungsstunden. Die
Folge davon war, daß nur geringe Erfolge erzielt wurden und daß
dem Institut eine Anzahl tüchtiger und fleißiger Schüler, nament-
lich aus nicht-studentischen Kreisen (Volksschullehrer, Musik-
lehrer, Organisten) verloren ging. Dazu kam, daß die Orgel,
die schon vor ihrer Überführung ins Auditorium maximum in
sehr schlechtem Zustande gewesen war, häufig den Dienst
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32
versagte, so daß die Unterrichts-, sowie die Übungsstunden
abgebrochen werden mußten. Sollte das Auditorium maximum
noch mehr als bisher für Vorlesungen in Anspruch genommen
und der Musiksaal noch für längere Zeit dem Institut entzogen
werden, so steht zu befürchten, daß der Orgelunterricht gänz-
lich eingestellt werden muß. — Nicht minder hatten unter den
bestehenden mißlichen Verhältnissen die Übungen der Chor-
klasse zu leiden. Nach getroffener Vereinbarung mit den hiesigen
Lehranstalten, welche der Chorklasse ihre Schüler zuweisen, finden
die Übungen seit Jahrzehnten Dienstag von 4 — 6 Uhr statt.
Da jedoch im Wintersemester die Stunde Dienstag von 5 — 6
anderweitig vergeben war, mußten die Übungen auf die Stunden
4 — 5 und 6 — 7 angesetzt werden; die Folge dieser überaus
ungünstigen Zeiteinteilung war, daß die zweite Stunde über-
haupt nicht besucht wurde. — Das übliche Jahresspecimen
konnte auch diesmal nicht abgehalten werden, da es an einem
dafür geeigneten Räume mangelte.
Die Tätigkeit der einzelnen Abteilungen des Instituts ge-
staltete sich wie folgt: •
1. Im evangelischen Johanneschor (Leiter Professor Dr.
Wrede) alternierten im Sommersemester 1902 und im
folgenden Wintersemester wiederum die Vorlesung über
Geschichte des evangelischen Gemeindegesanges und die
Übungen im Choral- und Altargesange. In beiden Semestern
beteiligten sich etwa 20 Studierende. In den Übungen
wurde auch dieses Mal ein Teil der Zeit auf vierstimmigen
Gesang von Chorälen und Stücken wie Bortnianskis Doxo-
logie verwendet.
2. a. Die Übungen des katholischen St. Cäcilienchors
(Leiter Kgl. Musikdirektor und Domkapellmeister Filke)
wurden im Sommersemester von ca. 60, im Wintersemester
von ca. 40 Herren besucht. Im Sommersemester wurden
die alten Tonarten erklärt und Übungen im Intonieren
derselben veranstaltet. Außerdem wurden geübt mehrere
Messen aus dem „Ordinarium missae", die Altarsgesänge
und die 8 Psalmtöne, sowie eine 3 stimmige Messe von
Perosi und Palestrinas „0 bone Jesu". Die beiden letzt-
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33
genannten Werke gelangten am G. Juli 1902 im Dom zur
Aufführung. — Im Wintersemester beschäftigten sich die ♦
Teilnehmer mit dem gregorianischen Choral und übten
M. Filkes „Lobgesang zum Herrn" und A. Beckers
„Salvum fac regem44; diese beiden Chöre gelangten bei
der Feier des Geburtsfestes Seiner Majestät (27. Januar
1903) in der Aula Leopoldina zur Aufführung.
b. Die Chorklasse übte im Sommersemester die Chöre
aus Haydns „Jahreszeiten", im Wintersemester Chöre aus
dem Oratorium „Canticum canticorum" von Enrico Bossi,
sowie einzelne Teile aus Orlando di Lassos Messe „Qual
donna" und Rheinbergers Messe „Misericordias Domini4'.
3. Prof. Dr. Bohn hielt im Sommersemester folgende Vor-
lesungen und Übungen ab:
a. Harmonielehre, erster Teil; 2 stündlich. 28 Zuhörer.
b. Orgelunterricht; 2 stündlich. 13 Teilnehmer.
c. Über Richard Wagners „Walküre44; 1 stündlich. 72 Zu-
hörer.
d. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündlich. 0 Teil-
nehmer.
Im Wintersemester fanden nachstehende Vorlesungen bez.
Cbuugen statt:
a. Harmonielehre, zweiter Teil; 2 stündlich. 10 Zuhörer.
b. Orgelunterricht; 1 stündlich. 8 Teilnehmer.
c. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündlich. G Teil-
nehmer.
Im Auftrage der Kgl. Regierungen von Breslau und Oppeln
wurden von Prof. Dr. Bohn in gewohnter Weise eine Anzahl
von Kostenanschlägen für Orgelbauten begutachtet, sowie neu
hergestellte und reparierte Orgeln geprüft und abgenommen.
Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre
durch Neuanschaffungen und durch Geschenke des Kgl. Kultus-
ministeriums vermehrt; die Lehrapparate des Johanneschores
und des St. Cäcilienchores wurden in geeigneter Weise ergänzt.
I. A.: Bohn.
3
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34
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut.
Personalveränderungen traten im Laufe des Etatsjahres
beim physikalischen Institut nicht ein. Mit dem Schlüsse des
Jahres aber gibt Stud. Erich Wiek seine Stellung als Assistent
auf, und an seine Stelle tritt Dr. Georg Berndt, welcher
schon im Wintersemester als freiwilliger Assistent an der Auf-
sicht über das experimentelle Praktikum teilgenommen hat.
Von wertvollen Apparaten, welche für das Institut er-
worben wurden, ist ein astronomisches Fernrohr von 4 Zoll
(108 mm) Öffnung zu nennen; es wurde aus dem Reste der
Mittel angeschafft, welche im Jahre 1900 zur Ausrüstung des
Neubaus mit Apparaten bewilligt worden waren; hergestellt
ist es in der Werkstatt von Hein feld er & Hertel in München,
das Stativ lieferte . Dr. Erich Frantz, Professor in der
katholisch-theologischen Fakultät, aus den entbehrlich gewor-
denen Beständen seiner Sternwarte in Pasing bei München.
Aus der regelmäßigen Jahres-Dotation des Instituts konnte
kein besonders wertvoller Apparat angeschafft werden, weil es
an Mitteln fehlte. Denn es entstand ein sehr bedauerlicher
Geldmangel durch die großen Kosten, welche Heizung und
Beleuchtung des Instituts verlangten. Die Gasmotoren, welche
die Kraft für die elektrische Beleuchtung liefern, und die zur
Heizung der Zimmer dienenden Gasöfen verlangen einen weit
größeren Verbrauch von Gas, als sich vorausberechnen ließ.
Dadurch wurden schon in den letzten Jahren Etatsüber-
schreitungen veranlaßt, welche höchst dankenswerter Weise
durch das Königliche üniversitäts - Kuratorium gedeckt
wurden.
Um die Wiederkehr einer Überschreitung zu vermeiden
und die Zufriedenheit des hohen Ministeriums zu finden, be-
fleißigte ich mich in diesem Jahre der äußersten Sparsamkeit
im Heizen. Aber diese Bemühung hatte üble Folgen; denn in
einem ungeheizten Räume gefror das Wasser in der Rohr-
leitung, die Röhre barst, das Wasser floß bei Eintritt von
Tauwetter aus und überschwemmte mehrere Zimmer.
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35
Der dadurch an den Apparaten angerichtete Schaden ist
glücklicher Weise nicht groß gewesen. Aus dieser Erfahrung
aber ergibt sich die Lehre, daß eine so weit getriebene Spar-
samkeit untunlich ist, und man erkennt, daß eine Erhöhung
des für Heizung und Beleuchtung bestimmten Etatstitels unab-
weisbar notwendig ist.
Die Vorlesungen fanden die gewohnte Zahl von Zuhörern;
die Zahl der Teilnehmer am Übungspraktikum ist noch weiter
gestiegen. Von den im Institut begonnenen wissenschaftlichen
Untersuchungen sind 4 vollendet, eine derselben schon als
Dissertation gedruckt.
0. E. Meyer.
♦
2. Die Sternwarte.
Da die orthographische Projektion, in der wir den Mond
sehen, die Landschaften seiner Oberfläche um so mehr radial
verkürzt und dadurch verzerrt, je näher sie dem Rande stehen,
so sind die randnahen Gebiete des Mondes wenig bekannt.
Deshalb unternahm es die Sternwarte, diese Gegenden durch
Messung von photographischen Mondaufnahmen starker Libra-
tion möglichst aufzudecken. Hierbei wurde besonders die
Hälfte der uns zugekehrten Mondhalbkugel außerhalb 60°
selenozentrischem Abstände ins Auge gefaßt. Sie nimmt in
orthographischer Projektion '/o in stereographischer, winkel-
treuer Abbildung % der Scheibe ein.
Für die Messung des südwestlichen Bandes erhielt die
Sternwarte von Prof. Vogel aus Potsdam eine Aufnahme vom
9. Januar 1900, für den nordwestlichen Rand 10 Aufnahmen
von Prof. Küstner aus Bonn, die er auf hiesigen Wunsch zu
vorher angegebenen Zeiten gemacht hatte, und 2 Aufnahmen
der Licksternwarte von Prof. Weinek aus Prag übersandt.
Für den Südostrand erhielt sie 2 Lickplatten aus Prag und
2 Bonner Aufnahmen.
Im Jahre 1902 wurde die Potsdamer Platte und die Lick-
platte des Nordwestrandes vom 30. Juli 1895 mit 8580 Ein-
stellungen ausgemessen und hieraus die selenographischen
3*
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:ir,
Längen und Breiten der Mondkrater und Grenzpunkte der von
Unterzeichnetem hierbei entdeckten Mondmeere berechnet.
Am Refraktor machte Unterzeichneter Kometenbeobach-
tungen mit Positionsmikrometer und sandte sie an die Redaktion
der Astronomischen Nachrichten ein.
Am Heliometer beobachtete Herr Przybyllok die Sterne
des Cynusbogens und Plajadenbogens, sowie durch Querein-
stellung randnahe Mondkrater.
Am Passageinstrument beobachtete Dr. Rechenberg mit
Auge und Ohr 394 Zeitsterne und 269 Mondsterne der Nautical
Almanac, um ihre Rektaszensionen genauer zu bestimmen, da
das Instrument ohne Kreis und daher zur Deklinationsbestim-
mung nicht geeignet ist.
Am Refraktor wie am Passageinstrument machte sich das
Fehlen von Chronographen und von guten Pendeluhren störend
merkbar.
Dr. Harry Meyer promovierte hier am 21. Mai und ging
dann an die Straßburger Sternwarte. Dr. Walter Zimmer-
mann promovierte hier am 7. August und verblieb Assistent
der hiesigen Sternwarte. Dr. Albert Dinter promovierte
hier am 18. März und ging an die Potsdamer Sternwarte.
Die Übungen im Beobachten wurden von 14 Praktikanten
besucht und umfaßten außer astronomischen auch geodätische
Operationen. An den Übungen im Bahnrechnen nahmen drei
Praktikanten teil.
Am 9. Juni 1902 überreichte Unterzeichneter in Begleitung
von Dr. Rechenberg dem Senior der Fakultät und früheren
Direktor der Breslauer Sternwarte, Prof. Dr. J. G. Galle, zu
seinem 90. Geburtstag von Seiten der Sternwarte eine Fest-
schrift, bestehend aus 3 Abhandlungen: 1. Methode der helio-
metrischen Quereinstellung; 2. Bahnen von 14 Düsseldorfer
Planeten von Prof. Neugebauer; 3. Der Westrand des Mondes
nach Ausmessungen der obengenannten Potsdamer Aufnahme ;
und freute sich, den verdienten Astronomen an seinem hohen
Festtage frisch und munter zu finden.
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37
Die neuen Haupt instruraente für die neuen geplanten Sterne
konnten wegen Mangel eines Grundstücks noch nicht aufgestellt
werden, und ihre Teile mußten leider noch unverpackt in den
zahlreichen großen Kisten verbleiben.
Die Verlegung der Sternwarte ist dringend notwendig.
Franz.
3. Das chemische Institut.
Um dem Raummangel des chemischen Institutes einiger-
maßen abzuhelfen, ist nach Genehmigung des Herrn Ministers
der Raum für Chemikalien als Praktikantenzimmer eingerichtet
worden, wodurch etwa 8 neue Arbeitsplätze entstanden.
Folgende wissenschaftliche Untersuchungen wurden aus-
geführt und veröffentlicht:
1. Schwab bau er: Einwirkung von Methyl- und Äthyl-
amin auf Cuminol und Furfurol. Doktor-Dissertation
Rreslau.
2. Bialon: Einwirkung von Anisaldehyd auf a-Picolin,
Chinaldin und Aldehydcollidin. Doktor- Dissertation
Breslau.
3. W o l f : Beitrag zur Kenntnis der Leitfähigkeit gemischter
Lösungen von Elektrolyten. Doktor - Dissertation
Breslau.
4. W. F i s c h e r : Löslichkeit von Chromhydroxyd in Basen.
Doktor-Dissertation Breslau.
5. Knick: Über die Kondensation von ;>-Nitrobenzaldehyd
mit a-Picolin und ay-Lutidin. Doktor-Dissertation
Breslau.
6. v. Grabsky: Einwirkung von Cuminol und j;-Tolylal-
dehyd auf Chinaldin. Doktor-Dissertation Breslau.
7. Sorge: Kondensation aromatischer Ketone. Doktor-
Dissertation Breslau.
8. v. Kowalewski: Verhalten wässriger Zinnchlorid-
lösungen. Doktor-Dissertation Breslau.
9. Wuth: Löslichkeit von Chlor- und Bromsilber in
organischen Basen. Doktor-Dissertation Breslau.
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38
10. Fox: Über die Einwirkung von Schwefeldioxyd auf
Salze. Doktor-Dissertation Breslau.
11. Lipinsky: Über Derivate des Octylbenzols. Doktor-
Dissertation Breslau.
12. Renz: Über Thallium- und lndiumverbindungen.
Doktor-Dissertation Breslau.
13. Ollendorff: Einwirkung von Aldehyden auf
a'-Methyl- a-Phenylpyridin. Doktor-Dissertalion Breslau.
14. v. Balicki: Pipecolylhydrazin. Doktor - Disserlation
Breslau.
15. Dierig: Über Kondensation von a-Methyl- a'-Phenyl-
pyridin mit j?-Toluylaldehyd und anderen Aldehyden.
Doktor-Dissertation Breslau.
16. Gaebel: Reduktion des Dinitrothymoläthers. Doktor-
Dissertation Breslau.
17. Halfpaap: Verbindungen des m-Xylylenbromids mit
primären, sekundären und tertiären Basen. Doktor-
Dissertation Breslau.
18. Low: Kondensation von Chinaldin und Lepidin mit
Aldehyden. Doktor-Dissertation Breslau.
19. Rudorf: Zur Kenntnis der Leitfähigkeit und der
inneren Reibung von Lösungen. Doktor-Dissertation
Breslau.
20. Jander: Über Komplexsalze des Quecksilbers. Doktor-
Dissertation Breslau.
21. Renz: Verbindung von Chlorsilber mit organischen
Basen.
22. Ab egg und Bodländer: Elektoaffinity as a basis
for the systematisation of inorganic Compounds.
23. Dieselben : Das Problem der Systematisierung der an-
organischen Verbindungen.
24. Abegg: Über mechanische Rechenhilfsmittel nach
logarithmischem Prinzip.
25. Derselbe: Versuch einer Theorie der Valenz und der
Molekularverbindungen.
26. Derselbe: Ein einfacher Flüssigkeitswiderstand und
andere kleinere Mitteilungen.
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39 _
27. Ahegg und Riese nfeld: Über das Lösungsvermögen
von Salzlösungen für Ammoniak nach Messungen
seines Partialdrucks.
28. Ahegg und Gauss: Beiträge zur Theorie der direkten
Bestimmungsmethode von Jonenbeweglichkeiten.
29. Steele: Die Messung von Jonengeschwindigkeiten in
wässerigen Lösungen und die Existenz komplexer Jonen.
30. 0. Sackur: Das elektrische Leitvermögen und die
innere Reibung von Lösungen des Caseins.
31. Scholtz: Über cyklische Diammoniumverbindungen.
32. Scholtz und Wiedemann: Synthese aa-substituierter
Pyridine. Beitrag zur Konstitution des Pyridins.
33. Herz: Über die Löslichkeit von Zinkhydroxyd in
Ammoniak und Amnioniakbasen.
34. Derselbe: Dialysatorversuche mit Metall-hydroxyden
und -sulfiden. 2 Mitteilungen.
35. Derselbe: Gleichzeitige titrimetrische Bestimmung von
Borsäure und starken Säuren.
36. Derselbe: Löslichkeit der Borsäure in Salzsäure.
37. Derselbe: Notiz über die Löslichkeit der Borsäure
in Säuren.
38. Meyer: Bildung der Dithionsäure.
39. Derselbe: Umwandlung polymorpher Körper.
40. Laden bürg: Atomgewicht des Jods.
41. Derselbe: Umwandlung von Tropidin in Tropin.
42. Ladenburg und Kröner: Abkömmlinge des Stilb-
azols.
43. Ladenburg: Nebenprodukt bei der Darstellung des
Stilbazols.
44. Ladenburg: Özonbestimmungsinethoden.
Ladenburg.
4. Das pharmazeutische Institut.
Das pharmazeutische Institut stand in seiner chemischen
Abteilung im Sommersemester 1902 unter der Leitung des
Geh. Regierungsrats Prof. Dr. Po leck, in der pharmakognos-
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tischen unter der des Geh. Regierungsrats Pol eck und Prof.
Dr. Pax. Am 1. Oktober trat an Stelle des ersteren für beide
Abteilungen Prof. Dr. G ad am er.
a. Chemische Abteilung.
Als Assistenten waren tätig die Herren Dr. Grützner,
Apotheker R. Schulz und Dr. Kühl mann. Anstelle der letzt-
genannten beiden Herren traten im Wintersemester die Apo-
theker O. Gaebel und W. Urban, die im Laufe des Semesters
zu DDr. phil. in Breslau resp. in Marburg promoviert wurden.
Das Laboratorium wurde im Sommersemester von 58, im Winter-
semester von 63 Praktikanten besucht. Der Lehrplan blieb
im Ganzen unverändert.
Bibliothek, Sammlung und chemische Apparatur wurden
namentlich im Wintersemester bedeutend vermehrt, die Biblio-
thek durch Erwerbung der Berichte der Deutschen chemischen
Gesellschaft, die chemische Apparatur unter anderem durch
Aufstellung eines modernen Dampfapparates, an den ein um-
fangreiches Dampfdigesterium, kupferner Kochtopf, und ein
großer Extraktionsapparat angeschlossen worden sind. Eine
weitere Vermehrung der Lehrmittel ist für das kommende
Etatsjahr in Aussicht genommen, in dem auch die Arbeits-
räume durch Angliederung der bisherigen Direktorwohnung
eine willkommene Erweiterung erfahren werden. Die Aus-
stattung dieser Räume zu Laboratorien für Fortgeschrittenere
und Nahrungsmittelchemiker wird dank dem Wohlwollen der
hohen Staatsregierung einem schon lange schwer empfundenen
Bedürfnisse abhelfen.
Größere wissenschaftliche Arbeiten konnten infolge der
inneren Umwälzungen nicht ausgeführt werden; es gelangte
nur eine Arbeit zur Veröffentlichung, deren praktischer Teil
bereits in Marburg beendet worden ist:
J. G adamer und T. Amenomiya: Beiträge zur Kenntnis
der Sesquiterpene und Sesquiterpenalkohole.
Die ebenfalls in Marburg experimentell durchgeführte
Promotionsarbeit des Herrn Dr. Urban hatte den Titel:
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41
Über alkylierte d-sec-Butylthioharnstoflfe und Harnstoffe.
(Ein Beitrag zur Kenntnis der Abhängigkeit des
Drehungsvermögens von Größe und Struktur der
die Asymmetrie bedingenden Atome oder Atom-
komplexe.) Gadamer.
b. Pharmakognen tische Abteilung.
Die Sammlung der Drogen wurde durch eine Anzahl neuer
Handelssorten vermehrt. Die Übungen im mikroskopischen
Untersuchen wurden in gewohnter Weise weiter geführt, doch
wurde gemäß den Forderungen des neuen deutschen Arznei-
buches auf die Prüfung der pulverförmigen Drogen ein größeres
Gewicht gelegt als bisher.
Als Hilfsassistent fungierte Dr. R. Mal gut h.
P a x. G a d a m e r.
5. Das mineralogische Institut und Museum.
Die Sammlungen und das Instrumentarium wurden durch
zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt, besonders aber wurde
das mineral-chemische Laboratorium nunmehr vollständig ein-
gerichtet und in Betrieb gesetzt.
An Geschenken gingen dem Museum zu: eine Suite chile-
nischer Sulfate durch Herrn Prof. Dr. Haber in Karlsruhe in
Baden, ein Exemplar des neuen Minerals Koenenit durch den
Autor Herrn Prof. Dr. Rinne in Hannover.
Als Museumsassistent fungierte Herr Dr. Baumann,
während die Herren Privatdozenten Prof. Dr. Milch und
Dr. Sachs mit dankenswerter Bereitwilligkeit als Unterrichts-
assistenten bei der Anleitung zu selbständigem Arbeiten, sowie
bei der Abhaltung der Übungen tätig waren, bei letzteren auch
die Herren Privatdozenten Dr. Volz und Dr. Herz.
Mit den Hilfsmitteln des Museums und Instituts wurden
die Untersuchungen zu folgenden Publikationen ausgeführt:
A. Sachs: Der Weißstein des Jordansmühler Nephrit-Vor-
kommens. Zentralbl. f. Mineral, u. s. w. 1902, S. 385.
— Über die Krystallform des Rotnickelkieses. Sitzungsber.
der Kgl. Preuß. Akad. d. Wissensch. Berlin, 17. Juli 1902.
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42
A. Sachs: Über Anpassungserscheinungen bei Karlsbader und
Bavenoer Verwachsungen des Kalifeldspaths. Habilitations-
schrift. Breslau 1903.
— Über die Bildung von Erzlagerstätten durch magmatische
Ausscheidung. Probevorlesung.
— Die Entwicklung der Mineralogie im 19. Jahrhundert
Antrittsvorlesung.
L. Milch: Die Ergußgesteine des galatischen Andesitgebietes
nördlich von Angora. Neues Jahrb. f. Mineral, u. s. w.,
Beilage-Bd. 16, S. 110.
— Über Malchit und Durbachit und ihre Stellung in der Reihe
der Ganggefolgschaft granitodioritischer Tiefengesteine.
Zentralblatt f. Mineral, u. s. w. 1902, S. 078.
— Über eine Schmelze von Quarzkörnern und Kalk. Ebenda
1902, S. 713.
— Über die Entstehung der Tiefengesteins-Massive. Schles.
Gesellsch. f. vaterl. Kultur. Sitzungsber. der naturwiss.
Sektion vom 28. Januar 1903.
C. Ilintze: Handbuch der Mineralogie. 19. Lief. Leipzig 1902.
Außerdem führte Herr Dr. Karl Renz eine Untersuchung
über die Trennung von Tonerde und Beryllerde, quantitative Be-
stimmung und Reindarstellung der Beryllerde aus, ferner über
Doppelverbindungen von Goldchlorid und Urantetrachlorid mit
organischen Basen, sowie Analysen von Auripigment und
Realgar. Herr Cand. phil. Hoppe war mit einer Arbeit über
die Andesite der Vulkane Sago, Kaba, Manindju und Merapi
auf Sumatra beschäftigt.
Die krystallographisch-optische Untersuchung neuer, in den
chemischen Instituten der Universitäten Breslau, Berlin und
Bonn dargestellter Verbindungen wurde von den Herren Prof.
Dr. Milch, Dr. Sachs und Oberlehrer Dr. Geipel ausgeführt.
Hintze.
6. Das geologisch-paläontologische Institut und
Museum.
Nach Fertigstellung der baulichen Arbeiten wurde im ver-
flossenen Jahre die Neuaufstellung des Museums ausgeführt 5
als neue Abteilungen der Aufstellung sind zwei für Theorie und
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43
Praxis wichtige Räume hinzugekommen: 1. Raum für allge-
meine Geologie; 2. Raum für technische Geologie. Mit Hilfe
einiger weniger, schon vorhandener Modelle, vornehmlich aber
mit Zugrundelegung der Aufsammlungen des Unterzeichneten
sind die Phänomene des Vulkanismus, der Gebirgsbildung,
Wind- und Eiswirkung, Erosion des fließenden Wassers und
der Meeresbrandung zur Anschauung gebracht. Der Raum für
technische Geologie veranschaulicht den Kohlenbergbau, Eisen-
hüttenbetrieb, die Zink-, Blei-, Kupfer- und Silberproduktion
Schlesiens. Für die Zusendung der Rohmaterialien, Halb- und
Ganzfabrikate ist der Unterzeichnete den verschiedenen, unten
angeführten Direktionen zu ganz besonderem Danke verpflichtet.
Auch die übrigen Sammlungen des Museums sind, soweit es
der stark beengte Raum gestattete, durch Dr. Wysogörski
in erweiterter Form neu aufgestellt worden.
Eine Abstellung der in der vorjährigen Chronik geschil-
derten räumlichen Mißstände hat sich leider immer noch nicht
ermöglichen lassen. Vielmehr sind die Unbequemlichkeiten
dur< h die weiter fortschreitende Zunahme der Hörer- und
Praktikantenzahl immer gestiegen. (Hörer des Hauptkollegs
der Geologie 49 und 25 Praktikanten.) Infolge dessen nahm
auch die Zahl der für Spezialkollegs und Übungen notwendigen
Stunden erheblich zu, und die störende Unterbrechung der
Kommunikation zwischen Institut und Museum war gerade
während der Hauptarbeitsstunden chronisch.
Aus den vielen, dem Museum überwiesenen Schenkungen
seien die folgenden mit nochmaligem Ausdruck des Dankes
hervorgehoben :
A. Proben zur Veranschaulichung des oberschlesischen
Hüttenbetriebs und Kohlenbergbaus, geschenkt durch:
1. Direktion der Donnersmarckhütte,
2. Direktion des Borsigwerks,
3. Fürstlich von Donnersmarcksche Bergwerks- und Hütten-
Direktion,
4. General-Direktion der Grafen Hugo, Lazy, Arthur Henckel
von Donnersmarck-Beuthen,
5. Direktion der Vereinigten Königs- und Laurahütte,
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44
G. Direktion der Aktiengesellschaft „Oberschlesische Eisen-
Industrie",
7. Direktion der Schlesischen Aktien -Gesellschaft für Berg-
bau und Zinkhüttenbetrieb,
8. Direktion der Emmagrube- Birtultau,
9. Direktion des Eisenwerks Herminenhütte-Laband,
10. Direktion der Oberschlesischen Eisenbahnbedarfs-Aktien-
Gesellschaft Friedenshütte,
11. Direktion des Bergwerks „Samuelsglück*' Birkenhain bei
Beuthen.
B. Versteinerungen aus der französischen unteren Kreide
durch Herrn Professor Kilian, Grenoble.
Als zweiter (Hilfs-) Assistent fungierte während des
Sommersemesters Herr Dr. Carl Andree, im Wintersemester
Herr Bergreferendar Axel Schmidt.
Außer den üblichen, in früheren Chroniken genannten
Exkursionen wurde während der Pfingstfeiertage ein größerer
Ausflug mit 23 Studierenden nach Budapest, dem Bakonygebirge
und dem Plattensee unternommen.
Mit den Mitteln des Instituts wurden die in folgendem
aufgezählten Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht:
Bergreferendar A. Schmidt: Über neue, den Sattelflözen
äquivalente Sleinkohlenfunde in der Grafschaft Glatz.
Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur, 1902.
Dr. Fr. Sturm: Das sudetische Erdbeben vom 10. Januar 1901
mit zwei Karten. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc.
XVI. Beilage-Band 1903.
Dr. J. Wysogörski: Die Trias Oberschlesiens. In Lethaea
mesozoica, Abt. I, 1903.
Dr. W. Volz: Über eine Korallenfauna aus dem Neokom der
Bukowina mit 2 Tafeln. Beiträge zur Geologie und
Paläontologie Österreich-Ungarns und des Orients. XV.
1902.
Prof. Dr. Gürich:
1. Bericht über die geologischen Aufschlüsse an der Bahnlinie
Siegersdorf-Lorenzdorf bei Bunzlau. Jahrbuch der königl.
preuß. geolog. Landesanstalt für 1901.
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45
2. Zur Diskussion über das Profil von Ebersdorf. Zeitschr.
der deutschen geolog. Gesellschaft, Bd. 54.
3. Cber das sog. Lepidophyllum Waldenburgense Pot. Zen-
tralblatt für Mineralogie etc. 190:2.
Prof. Dr. Frech:
1. Lethaea palaeozoica. Lieferung 4, Schluß lieferung des
zweiten Bandes bis pag. 788 mit 13 Tafeln und 186 Figuren.
Stuttgart 1902.
2. Studien über das Klima der geologischen Vergangenheit
mit 2 Tafeln. Zeitschrift der Gesellschaft f. Erdkunde zu
Berlin, 1902.
3. Berichtigung der Angaben E. Dathes über das Carbon bei
Ebersdorf. Zeitschrift der deutschen geolog. Gesellschaft,
54. Bd., 1902.
4. Über Gervillei*. Zentralblatt für Mineralogie etc. 1902.
5. Cber Diceras-ähnliche Zweischaler aus der mittleren Alpen-
trias. Mit 2 Tafeln. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc.
1902.
C. Cber den Bau der schlesischen Gebirge. Eine tektonische
Skizze. Mit 1 Tafel. Geographische Zeitschrift. Leipzig
1902.
Frech.
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.
1. Der für den beurlaubten Dr. Weberbauer vertretungs-
weise beschäftigte Dr. Hubert Winkler wurde am 1. Mai
als Assistent an den botanischen Garten nach Berlin berufen;
an seine Stelle trat Dr. W. Limp rieht aus Breslau.
2. Der Garten. Die Abgrenzung des Terrains gegen das
neu errichtete zoologische Museum wurde definitiv festgelegt.
Damit waren einige wesentliche Veränderungen in der Anlage
des Gartens notwendig verbunden. Zunächst wurde die japa-
nische Partie, die bis dahin vor dem Palmenhause untergebracht
war, nach den östlichen Teilen des Gartens im Anschluß an
die nordamerikanischen Anlagen verlegt. Hier stand ihr auch
ein größerer Baum zur Verfügung, und so konnte bei der
Neuanlage die Trennung von nordjapanischer und südjapanischer
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4fi
Flora und die Vegetation des Amurlandes durchgeführt werden.
Der Garten hat dadurch an Holzgewächsen, die zum Teil
erst im letzten Jahrzehnt nach Europa eingeführt worden sind,
eine ganz wesentliche Bereicherung erfahren.
Auf das freigewordene Terrain vor dem Palmenhaus ge-
langten dieSalicaceen und Fagaceen mit ihren Verwandten.
So wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Militärbäckerei
Platz gewonnen für die provisorische Unterbringung der Nutz-
pflanzen, die im Unterricht eine bevorzugte Rolle spielen
müssen. Freilich ist zur Zeit diese Abteilung des Gartens
keine recht befriedigende, doch steht zu erwarten, daß in den
nächsten Jahren durch den zu einer dringenden Notwendigkeit
gewordenen Neubau der Kulturhäuser eine Anordnung durch-
geführt werden kann, durch welche nicht nur die Nutzpflanzen
größere Berücksichtigung finden, sondern auch Raum gewonnen
wird für Versuchsbeete und die Anzucht von Holzgewächsen
und wertvolleren Stauden aus importierten Samen.
Lebende Pflanzen und Samen erhielt der Garten geschenk-
weise überwiesen von Obergärtner Görth - Proskau, Frau
Apotheker Hoff mann - Breslau, Frau Oberlehrer Laube-
Breslau, Sekretär Mittmann- Breslau, Prof. Dr. Oberdieck-
Breslau, Seminarlehrer E. Richter - Ober-Glogau, Handels-
gärtner Wohnig-Gräbschen.
An Samenproben erhielt der Garten im Tausch 1065
Nummern gegenüber 2730 versandten Priesen.
3. Die Sammlungen wurden in noch größerem Umfange
wie bisher von einheimischen und auswärtigen Botanikern zu
wissenschaftlichen Zwecken benutzt und vielfach auch zur
Bearbeitung praktischer Fragen von Behörden und Privaten
in Anspruch genommen.
a. Das Herbarium umfaßt gegenwärtig nach einer kürzlich
vorgenommenen Schätzung rund etwa 530 000 Spann-
blätter. Es wurde durch Kauf vermehrt um 30 Num-
mern bosnischer Hieracien (G. Schneider), 3 Centurien
nordpersischer Pflanzen (Sintenis), 450 Nummern Ost-
afrikaner (Dr. Busse), 125 Nummern Kamerunpflanzen
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47
(Zenker), 1380 Nummern kalifornischer Arten (Baker,
Heller) und 543 Nummern Westaustralier, gesammelt
von Pritzel. Mit ganz besonderem Dank muß der
Ankauf des Berthold Steinschen Flechtenherbars von
der Schleichen Gesellschaft für vaterländische Kultur
in Breslau durch die von dem Herrn Minister bereit
gestellten Mittel erwähnt werden. Durch Tausch
wurden erworben 56 Nummern Canaren vom Botani-
schen Museum Berlin, 50 Nummern Alpenpflanzen
von R. Behnsch-Breslau, durch Geschenk Lief. XI
des Herbar. cecidiolog. von Prof. Fax, 135 Nummern
italien. Pflanzen von Dr. Leid icke, 350 Nummern aus
Madeira, Surinam, Australien und Brasilien von Apo-
theker R. Fritze.
Die Arbeiten im Herbarium sind so weit gediehen,
daß bisher die Phanerogamen des Herbar. Henschelianum
und das Herbar. Wagner vollständig inseriert sind.
b. Das Gartenmuseum wurde durch selbst gesammelte
Demonstrationsobjekte bereichert, ferner durch die Er-
werbung eines verkieselten Coniferenstammes, von
Querschliffen fossiler Archegoniaten und durch in-
teressante Fasciationen an Weiden (Geschenk von
von Loeben-Mittelschosdorf).
c. Die Bibliothek wurde zweckentsprechend vermehrt.
4. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Übungen
Teil im Sommersemester 47, im Wintersemester Gl Studierende.
Außerdem arbeiteten mehrere Herren an eigenen Unter-
suchungen.
Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:
1. F. Pax, Euphorbiaceae africanae VI. — Englers Jahr-
büch. XXX11I.
2. F. Pax, Trois especes cactiformes d'Euphorbes de la
cöte occidentale d'Afrique. — Bull, du Museum d'hist.
nat. Paris 1902.
3. F. Pax, Claoxyton Menyharti. — Bull. Herb. Boissier
ser. 2. Nr. 9.
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48
4. F. Pax, Fund prähistorischer Pflanzen in Schlesien. —
Jahresb. Schles. Gesellsch. für 1902.
5. F. Pax, Führer durch den Kgl. botan. Garten. — 2. Aufl.
Breslau, 1903.
6. W. G rosser, Monographie der Cistaceae. — Leipzig 1903.
7. W. L i m p r i c h t , Rabenhorsts Kryptogamenflora. — IV. Bd.
3. Abt. Lief. 38. Leipzig, 1903.
8. J. W. Leid icke, Beiträge zur Embryologie von Tro-
paeolum. — Diss. Breslau, 1903.
9. A. Knauf, Die geographische Verbreitung der Gattung
Cluytia. — Diss. Breslau, 1903.
10. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung der schle-
sischen Phanerogamenflora im Jahre 1902. — Jahresber.
der Schles. Gesellsch. für 1902. n
Pax.
8. Das pflanzenphysiologische Institut und das
botanische Museum.
Die im vorigen Jahre begonnene Erneuerung im Auditorium
des pflanzen-physiologischen Instituts erreichte in diesem Jahre
ihren Abschluß durch die Anlage von Klapptischen an den
noch freien Stellen zur Aufstellung von Demonstrationsmaterial
zugleich mit der Anbringung einer größeren abnehmbaren
Zeichentafel.
Im Vorbereitungsraum für das Auditorium wurde das vor-
handene morphologische und systematische Herbar zum Aus-
legen für das Kolleg ergänzt und nach den derzeitigen Bedürf-
nissen erweitert.
An Apparaten wurden für das pflanzen-phvsiologische In-
stitut 2 Sterilisationskästen, 1 kleiner photographischer Apparat
und 6 kleinere Mikroskope für das Praktikum angeschafft.
Außerdem wurden namentlich die Glasutcnsilien, soweit sie für
Pilzkulturen in Betracht kommen, in den verschiedensten
Formen ergänzt und in den geeigneten Schränken gesondert
und geordnet für den Gebrauch aufgestellt.
Im Versuchsgarten des pflanzen-physiologischen Instituts
wurde ein Schuppen zur Aufbewahrung von 8 Fahrrädern für
die Studierenden neu errichtet. Im vorderen Teile des Gartens
49
wurden die Lücken in den Staudenquartieren nach Möglichkeit
ergänzt, und im hinteren Teile desselben wurde die freie Fläche
einheitlich für Versuchszwecke über parasitisch lebende Pilze
und Püanzenkrankheiten hergerichtet.
Im botanischen Museum wurde die im vorigen Jahre mit
der Ordnung der xylotomischen und carpologischen Sammlung
begonnene Neuordnung zunächst auf die biologische Abteilung,
und ebenso auf die in der Textil- und Cellulose-Industrie in
Betracht kommenden Rohstoffe und Produkte ausgedehnt.
Ferner wurden die als Arznei- und Nahrungsmittel wichtigen
Pflanzenstoffe wesentlich ergänzt und in getrennten Schränken
neu geordnet.
Die Organisation des Herbariums mußte für das nächste
Jahr hinausgeschoben werden, da hierfür Zeit, Raum und Hilfs-
mittel nicht mehr ausreichten.
Die wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich:
auf Kulturversuche mit den Fruchtformen der höheren Pilze,
speziell der Oidien und der Chlamydosporen;
weitere auf die Untersuchung und die Kultur des Haus-
schwammes;
ferner auf die Kultur und die Untersuchung der Saproleg-
niaceen, soweit sie vegetabilische Substrate bewohnen.
Endlich und vornehmlich wurden Kultur und -Infektionsver-
suche mit den getreidebewohnenden Brandpilzen im
weitesten Umfange auf Grund der im vorigen Jahre ge-
wonnenen Resultate weitergeführt.
Zur Veröffentlichung gelangten:
1. Das dritte Heft des achten Bandes der „Beiträge zur
Biologie der Pflanzen". Herausgegeben von 0. Brefeld.
2. Die Kultur der Oidien und ihre Rückführung in die
höhere Fruchtform bei den Basidiomyceten. In den
vorgenannten Beiträgen von R. Falck.
3. Eine vorläufige Mitteilung über die Ergebnisse der Sapro-
legniaceen-Kulturen im bakteriologischen Zentralblatt von
M. v. Minden.
4. Ein größeres Werk von Professor F. Rosen, betitelt:
„Die Natur in der Kunst41. Brefeld.
50
9. Das zoologische Institut und Museum.
Am 1. April 1902 wurde der Präparator L. Pohl definitiv
angestellt, während M. Senf als Hilfspräparator beibehalten
wurde.
Die Lehrmittel des Instituts wurden durch Ankauf von
10 Kursmikroskopen, sowie durch Anfertigung einer Anzahl
von Unterrichtstafeln vermehrt.
Die Arbeit der Neuordnung der Sammlungen nahm ihren
Fortgang. Es beteiligten sich daran in dankenswertester Weise
Herr Prof. Dr. Götschmann, der die schlesischen Lepidop-
teren zusammenstellte, während Herr Rentner Gärtner und
Herr Prov.-Steuersekretär Schumann die Neuordnung der
exotischen Lepidopteren übernahmen. Herr Lehrer Merkel
bearbeitete die Süßwasser- und Landkonchylien, Herr Rech-
nungsrat Lang ner die Meereskonchylien, Herr Rentner Di etel
die schlesischen Käfer, die Herren Cand. med. Natorp und
Seiffert die schlesischen Vögel. Von den Beamten wurde
die Neuaufstellung der Reptilien und Amphibien beendet, die
der Vögel begonnen; ferner wurden die Echinodermen geordnet
und 50 Biologien schlesischer Vögel fertiggestellt.
Größere Ankäufe konnten nicht gemacht werden, mit Aus-
nahme von 2 Eisbärfellen, einigen Paradiesvögeln, sowie der
im hiesigen zoologischen Garten eingegangenen Tiere. Im
Tauschverkehr stand das Museum mit dem Münchener und
Berliner Museum.
Von den zahlreichen Schenkungen, welche auch in diesem
Jahre dem Museum in dankenswertester Weise zugeflossen
sind, seien zunächst die größten erwähnt. Die Erben des ver-
storbenen Schriftstellers und Stadtrats Adolf Streckfuß in
Berlin schenkten dessen kostbare Sammlung europäischer
Schmetterlinge in 2 großen Schränken, umfassend 2800 Arten
und Varietäten in 9127 Exemplaren. Herr Custos Dr. Zimmer
in Breslau überwies dem Museum seine Sammelausbeute
mariner Tiere aus der Umgebung von Bergen, 371 Nummern
umfassend, Herr Dr. R. Hartmeyer in Berlin eine Kollektion
mariner Tiere des roten Meeres, darunter eine fast vollständige
Sammlung der dortigen Riflfkorallen. Herr Regierungsrat a. D.
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51
Dr. v. Wiedenfeld in Silberkopf bei Ratibor schenkte als
Ausbeute seiner Reisen in China und Japan 129 Vogelbälge
und 500 Schmettterlinge. Herrn Lehrer E. Merkel in Breslau
verdankt das Museum seine Sammlung schlesischer Konchylien,
sowie eine große Anzahl außerdeutscher Formen. Herr Rent-
meister Hanke in Kentschkau lieferte viele Bälge schlesischer
Vögel, sowie deren Nester, Herr Kapitän z. S. Stiegel, Com-
modore des ostamerikanischen Geschwaders, schenkte einen tadel-
losen Balg des Quezals (Callornis splendens), Herr Cand. med.
Natorp eine Anzahl von ihm selbst ausgestopfter schlesischer
Vögel, die deutscheDampffischereigesellschaft „Nordsee44 mehrere
große Fische. Weitere Schenkungen gingen ein von den Herren:
Rentier W Utzdorf, Rechnungsrat L a n g n e r , Rentner K u n i c k e ,
Graf Matuschka, Lehrer Nagel, Rechnungsrat Schnabel,
Tierarzt Rautenberg, Dr. Gerhardt, Rechtsanwalt Grün-
berger, Direktor Grabowsky, Professor Dr. Dittrich,
Dr. Niebenfeld, Dr. Eckhardt, Stadtältesten Kletke, Ober-
Tierarzt Dr. Marschner, Menageriebesitzer Froese, Professor
Küken thal, sämtlich in Breslau, sowie den Herren Dr. Weber-
bauer, z. Z. in Peru, Rittmeister v. Prittwitz und Gaffron
in Berlin, Prof. Hieronymus in Berlin, Lehrer Tischler in
Rodeland, Fabrikbesitzer Pieper in Mörs, Major Woite in
Trebnitz, Obermaschinistenmaat Most von S. M. S. „Geier".
Die Zahl der Museumseingänge betrug insgesamt 1067
Nummern.
Die Bibliothek wurde aus den Mitteln der Gravonhorst-
schen Stiftung vermehrt und erhielt Geschenke vom Verein
für schlesische Insektenkunde, dem Zoologischen
Institut zu Tokyo, dem College of Science ebenda, Prof.
Körner in Rostock, dem Museo nacional de Montevideo,
Dr. Lonsky, Dr. Lubosch, E. Fischer, Dr. Zimmer, Prof.
Kükenthal.
Arbeiten des Instituts:
1. Zimmer, C: Cumaceen. Hamburger Magalhaensische
Sammeireise. Hamburg bei L. Friederichsen u. Co.
2. Kükenthal, W.: Diagnosen neuer Alcyonarien aus der
4*
52
Ausbeute der Deutschen Tiefsee-Expedition. Im Zoolog.
Anzeiger, Bd. 25.
3. Bönninghaus, C: Der Rachen von Phocaena communis.
Eine biologische Studie. Zoolog. Jahrbücher (Anatomie),
17. Bd.
4. Pütter, A. : Die Anpassung des Säugetierauges an das
Wasserleben. Vortrag auf dem 5. internat. Zoologen-
Kongreß.
5. Kükenthal, W.: Versuch einer Revision der Alcyonarien.
I. Die Familie der Xeniiden. Zoolog. Jahrbücher (Syste-
matik), 15. Bd.
6. Lonsky, F.: Zur Anatomie des Darmrohrs und des Uro-
genitalsystems von Hyrax. Inaugural-Dissertation.
7. Kükenthal, W. : Diagnosen neuer Umbelluliden aus der
Ausbeute der Deutschen Tiefsee-Expedition. Zoologischer
Anzeiger, 25. Bd.
8. Zimmer, C: Die von Prof. Thilenius gesammelten Cuma-
ceen. Zoolog. Jahrbücher (Systematik), 17. Bd.
9. Pütt er, A.: Die Augen der Wassersäugetiere. Zoolog.
Jahrbücher (Anatomie), 17. Bd.
10. Bild, A.: Die Entwicklungsgeschichte des Zahnsystems
bei Sus domesticus und das Verhältnis der Lippenfurchen-
anlage zur Zahnleiste. Anatomischer Anzeiger, 20. Bd.
11. Kükonthal, W.; Über eine neue Nephthyidengattung aus
dem südlich, atlant. Ozean. Zoolog. Anzeiger, Nr. 694.
12. Kükenthal, W.: Ergebnisse einer zoologischen Forschungs-
reise in den Molukken und Borneo. 4. Bd. 3. Heft.
de Man: Die Dekapoden und Stomatopoden.
13. Rohde, E.: Untersuchungen über den Bau der Zelle. I.
Kern und Kernkörper. Zeitschrift für wissensch. Zoologie,
73. Bd.
14. Lonsky, F.: Beiträge zur Anatomie und Entwicklungs-
geschichte des Darmrohrs und des Urogenitalsystems von
Hyrax. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissensch., 30. Bd.
15. Fischer, Erich: Bau und Entwicklung des Carpus und
Tarsus vom Hyrax. Jenaische Zeitschrift f. Naturwissen-
schaft, 30. Bd.
Kükenthal.
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53
f. Landwirtschaftliche Institute.
I . Allgemeines.
Im Berichtsjahre erschien von den „Mitteilungen der land-
wirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau''
Bd. II, Heft 1.
Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der
Universität betrug:
Gesamtzahl :
Sommer-Semester 1902: 85,
Winter-Semester 1902/03: 88,
darunter Landwirte von Beruf:
Sommer-Semester 1902: 61,
Winter-Semester 1902/03: 64.
Von den Studierenden der Landwirtschaft .wurden vier zu
Doktoren der Philosophie promoviert; ferner bestanden drei
die landwirtschaftliche Lehramtsprüfung und sechs die land-
wirtschaftliche Abgangsprüfung.
Leider hatte die Tierklinik wiederum darunter zu leiden,
daß von neuem ein Wechsel in der Leitung eintrat. Der erst
am 1. Oktober 1901 eingetretene Professor Dr. Künnemann,
welcher es in der kurzen Zeit seiner Tätigkeit ausgezeichnet
verstanden hatte, die Arbeiten dieses Institutes zu fördern,
verließ leider seine Stelle schon wieder am 1. Oktober 1902,
da er an die tierärztliche Hochschule zu Hannover versetzt
wurde. Der zu seinem Nachfolger ernannte Professor
Dr. Ca s per, bisher Leiter des bakteriologischen Instituts der
Höchster Farbwerke in Höchst am Main, kann leider seine
hiesige Tätigkeit erst am 1. April 1903 beginnen.
Der Privatdozent Dr. S. von Nathusius, welcher, neben
der Vorlesung über Pferdezucht, ganz besonders diejenigen
über Wirtschaftslehre des Landbaues (Betriebslehre und land-
wirtschaftliche Taxationslehre nebst Buchführung) vertreten
hatte, wurde am 1. April 1902 als außerordentlicher Professor
nach Jena berufen; die hierdurch entstandene Lücke macht
sich um so mehr fühlbar, als Herr Professor Dr. von Rümker,
nachdem er 1 Jahr lang, bis Ende des W.-S. 1902/03, die
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54
Fächer der Betriebs- und Taxationslehre wiederum vertreten
hatte, sich aus Gesundheitsrücksichten gezwungen sah, den
Herrn Minister um Entbindung von dein Lehrauftrage für all-
gemeine Landwirtschaftslehre zu bitten. Schon vorher hatte
die philosophische Fakultät die Errichtung eines neuen Extra-
ordinariats für dieses Fach beim Herrn Minister beantragt,
welchem Antrag aber leider bisher nicht stattgegeben werden
konnte.
2. Spezielles.
a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-
Pro duktions lehre.
Die Wetterwarte, der statische Versuch und der permanente
Düngungsversuch wurden im regelrechten Betriebe erhalten
und die Ergebnisse der Untersuchungen in entsprechender
Weise für spätere wissenschaftliche Verwertung ordnungs-
mäßig gesammelt.
Der landwirtschaftliche botanische Garten wurde in seiner
Anlage beendet und ein Katalog desselben angefertigt, welcher
in Heft II des zweiten Bandes der „Mitteilungen der Breslauer
landwirtschaftlichen Institute*4 veröffentlicht werden wird.
Die Abteilung für Obst- und Gartenbau wurde ebenfalls
in der Anlage und Pflanzung beendet und ein Teil der
Spalieranlagen gesetzt.
Die Pflanzenpathologische Abteilung wurde ihrer ersten
Benutzung übergeben.
Der Lehrbienenstand und Bienennahruncrsgarten wurden
ebenfalls in Betrieb gesetzt. Die Züchtung von grünen, gelben
und braunkörnigen Roggenstämmen wurde fortgesetzt und die
Herbstauslese ergab noch einen blaukörnigen und einen aus-
gesprochen kurzkörnigen Roggenstamm. Die Vererbung be-
sonders grüner Kernfarbe zeigte bedeutende Fortschritte.
Die Züchtung von Weizenformen aus spontanen Variationen
wurde fortgesetzt und ließ ebenfalls eine deutliche Konsoli-
dierung der neuen Formen erkennen.
Die Gerstenkreuzungen wurden fortgesetzt und neue Weizen-
kreuzungen gemacht.
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55
Die chemische Arbeit des Laboratoriums des Versuchs-
feldes wurde durch 2 Assistenten in größerem Umfange
betrieben.
Der Besuch des Versuchsfeldes von seiten in und aus-
ländischer Landwirte und Vereine war ein sehr reger. Auch
die Breslauer Studierenden der Landwirtschaft zeigten durch
fleißigen Besuch des Feldes ein reges Interesse für die dortigen
Arbeiten.
An Baulichkeiten ist ein Zuwachs von 2 Schuppen zu
verzeichnen, welche dringenden wirtschaftlichen Bedürfnissen
abhalfen.
Berichterstatter machte mit den Studierenden 3 gut be-
suchte Exkursionen auf Landgüter in der Provinz und hielt
mehrere Demonstrationen auf dem Versuchsfelde und im land-
wirtschaftlichen botanischen Garten ab.
4
Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts-
jahre vor:
1. Die Bewurzelung unserer Kulturpflanzen und ihre Be-
ziehungen zur Drainage. (Kulturtechniker, Bd. III, p. 1.)
2. Winke für die Frühjahrsbestellung Illustrierte landwirt-
schaftliche Zeitung 1902, Nr. 26
3. Grundfragen der Düngung (Tagesfragen aus dem modernen
Ackerbau, Heft II, Parey).
4. 8 Monatsaufsätze in der Illustrierten landwirtschaftlichen
Zeitung 1902 Nr. 36, 52, 61, 70, 78, 88, 97 und 1903
Nr. 18.
5. Welche Mittel gibt es bei den heute schwierigen Ver-
hältnissen möglichst hohe Reinerträge zu erzielen?
Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung Nr. 1, 13, 14, 15.
6. Rübenbau und Zuckerkonvention, Blätter für Zucker-
rübenbau 1903, Nr. 4, 5, 6.
Unter Leitung des Referenten schlössen Dr. Perlitius
und Dr. Weiß ihre Dissertationen ab, welche beide in den
Breslauer „Mitteilungen" Aufnahme fanden.
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5f>
Die Lehrtätigkeit mußte Referent leider aus Gesundheits-
rücksichten erheblich einschränken; er sah sich aus demselben
Grunde sogar gezwungen, den Herrn Minister um Entbindung
von dem Lehrauftrage für „allgemeine Landwirtschaftslehre'*
zu bitten.
Im Personal des Institutes trat eine Änderung ein, indem
der chemische Assistent Herr Dr. H. Ho ff mann durch den
Tod zum großen Leidwesen des Referenten abberufen wurde.
An seine Stelle trat Herr Dr. Bloch, und als zweiter
chemischer Assistent wurde Herr Dr. Jan der angestellt.
Durch Gewährung eines Zuschusses von seiten der
Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft wurde es möglich,
bakteriologische Studien über den Boden aufzunehmen. Herr
Dr. Thiele siedelte zu dem Zwecke nach Breslau über und
Referent schaffte demselben einen Arbeitsraum, in dem er die
Sammlungen für Gartenbau und tropische Landwirtschaft in
Kisten verpackt auf den Boden brachte und die beiden Zimmer
dem Bakteriologen zur Verfügung stellte. Das Instrumentarium
dieses bodenbakteriologischen Laboratorium wurde großenteils
von Herrn Professor Pfeiffer aus dem agrikulturchemischen
Institute zur Verfügung gestellt, teils vom Referenten, soweit
nötig, ergänzt.
Die Anlage der Gas- und Wasserleitung ließ die Schlesische
Landwirtschaftskammer in liebenswürdigstem Entgegenkommen
herstellen.
Es ist damit die Möglichkeit gegeben, eine der brennendsten
Tagesfragen: „Die Bodenbearbeitung" bakteriologisch zu durch-
forschen. Ähnliche Arbeitsstätten wurden in Halle und
Göttingen eingerichtet und gemeinsame Konferenzen in Berlin
regeln die Arbeit derselben.
v. Rümker.
b. Das Institut für landwirtschaftliche
Tierproduktionslehre und Veterinärkunde.
Im Institut wurden von Studierenden der Landwirtschaft
folgende größere experimentelle Arbeiten teils vom Vorjahre
übernommen und zu Ende geführt, teils neu in Angriff ge-
nommen :
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57
Von Schulte-Bäuminghaus: Über die Wirkung und
den Verbleib einiger an Milchkühe gefütterten
Mineralstoffverbindungen. Dissertation, veröffentlicht
in den „Mitteilungen44, Bd. IT, Heft 1.
Von Harnoth: Versuche über den Einfluß einiger Futter-
mittel auf die Beschaffenheit des Milchfettes. Disser-
tation, veröffentlicht ebenda.
Von v. Roberti: Über die Zucht der Milchkuh. Disser-
tation, veröffentlicht ebenda.
Die letztere Arbeit, welche ein reiches Material von
15jährigen genauen Beobachtungen, Untersuchungen und Auf-
zeichnungen aus der praktischen Bewirtschaftung eines Land-
gutes verarbeitet, gibt insbesondere wertvolle Aufschlüsse und
Regeln über die Vererbung von Milchergiebigkeit und Fett-
gehalt bei Rindern, und über die durch solche Vererbung
beeinflußten Rentabilität der Viehhaltung.
Eine weitere Arbeit von Frank über das Kuhländer Rind,
welche ebenfalls als Doktor-Dissertation benutzt wurde, sieht
noch der Veröffentlichung entgegen.
Vom Referenten wurde ein Aufsatz über Wirtschaft s- und
Handelsfuttermittel veröffentlicht (Illustrierte landwirtschaftliche
Zeitung 1902 Nr. 75, 76, 77, 80, 81, 82, 83).
In Bezug auf die Lehrtätigkeit ist zu berichten, daß der
Referent im Winter-Semester 1902/03 wieder die Vorlesung
über Ackerbaulehre übernahm.
Holdefleiß.
c. Das agrikultur-chemische und bakteriologische
Institut.
Die seit mehreren Jahren an dieser Stelle wiederkehrende
Klage über die fehlende Vegetationsstation, deren Einrichtung
der Referent bei seiner Berufung an die hiesige Universität
zur Bedingung gemacht hatte, muß leider abermals erhoben
werden. Selbstverständlich wird die Tätigkeit des Institutes
durch den berührten Mangel arg geschädigt.
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58
Die im Vorjahre begonnenen Untersuchungen wurden fort-
gesetzt und zum Teil abgeschlossen. Von neuen Versuchen
konnten nur solche über die Wirkung des Perchlorats auf das
Wachstum der Pflanzen in beschränktem Umfange unternommen
werden.
Von Publikationen des Referenten, zum Teil in Geraein-
schaft mit seinen Mitarbeitern R. Riecke und C. Bloch,
liegen aus dem Berichtsjahre vor:
1. Stallmist-Konservierung mit Superphosphatgips, Kainit
und Schwefelsäure. (Arbeiten der Deutschen Land-
wirtschafts-Gesellschaft, Heft 73.)
2. Mustergültige Einführung des Torfstuhlverfahrens in
kleineren und mittleren Städten (ebenda, Heft 74).
3. Die Geldwertberechnung der Futtermittel (Mitteilungen
der landwirtschaftlichen Institute, Breslau, Bd. II, Heft 2).
4. Eine neue Methode zur Bestimmung der Hippursäure
(ebenda).
5. Beiträge zur Frage der Fettbestimmung in tierischen
Geweben, Futtermitteln und dergl. (ebenda).
G. Die Konservierung des Stallmistes (Jahrbuch der Deutschen
Landwirtschafts-Gesellschaft 1902).
7. Über Zuckerfütterung (Blätter für Zuckerrübenbau 1902).
Zur Einführung der Studierenden der Landwirtschaft in
die Grundlehren der allgemeinen Chemie wurde ein propä-
deutisches Praktikum eingerichtet, in welchem namentlich die
wichtigsten Vorlesungsversuche von den Praktikanten ausgeführt
werden. Die für diesen Zweck erforderlichen baulichen Än-
derungen hat die Landwirtschaftskammer als Grundstück-
eigentümerin in dankenswerter Weise ausführen lassen.
Als Assistenten fungierten die Herren cand. ehem.
R. Riecke, Dr. C. Bloch (bis 1. November 1902) und cand.
ehem. A. Ein ecke (seit 1. November 1902).
Pfeiffer.
d. Das landwirtschaftlich - technologische Institut.
Im Personalbestande des Instituts fanden Änderungen
nicht statt und der Betrieb des Laboratoriums nahm den
gewohnten und bewährten Gang. Vorlesungen und Übungen
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erfreuten sich wiederum sehr guten Besuchs, so daß die
Institutsräume mehr als eigentlich zulässig in Anspruch ge-
nommen wurden. Mit besonderer Befriedigung und mit größtem
Dank gegen den Herrn Universitäts-Kurator und den Herrn
Kultusminister ist zu verzeichnen, daß das Institut in die Lage
versetzt wurde, durch eine besondere Zuwendung von 5000 Mark
eine Reihe wichtiger Anschaffungen für den chemisch-technischen
Unterricht zu machen. So wurde u. A. ein kleiner Projektions-
apparat angekauft, eine größere Anzahl von Diapositiven nach
Aufnahmen in Fabriken angefertigt, Apparate zur analytischen,
photometrischen und kalorimetrischen Bestimmung von Gasen
und flüssigen Leuchtstoffen, eine kalorimetrische Bombe, eine
Anzahl Wandtafeln, ein Demonstrations- und Experimentier-
gasmesser usw. angeschafft. Die Düsseldorfer Industrie- und
Gewerbeaussteilung gab Gelegenheit, einige schöne Serien zur
Demonstration gewisser Fabrikationen in allen ihren Phasen
zu erwerben; endlich glückte es, durch großes Entgegenkommen
der Maschinen- und Armaturfabrik vorm. H. Braeuer Sc Co. in
Frankfurt a./M., eine prachtvolle und kostbare Modellanlage zur
Demonstration der Herstellung von Ammonsulfat, Teer und
Kraftgas, das in Düsseldorf berechtigtes Aufsehen erregt hatte,
zu einem Bruchteile des Herstellungspreises zu erwerben.
Aus Raummangel hat dieses Modell noch keine geeignete
Aufstellung finden können, doch ist die Errichtung eines
neuen Heimes für die chemische Technologie jetzt erfreulicher-
weise ja nur noch eine Frage hoffentlich recht kurzer
Zeit.
Dankbar habe ich ferner hervorzuheben, daß für das
Institut zur Verstärkung seiner sächlichen Ausgabefonds dauernd
850 Mark mehr in den Etat eingestellt worden sind.
Auch in diesem Berichtsjahre hatte der Unterzeichnete
häufig Veranlassung, Behörden und Industriellen Auskünfte und
Ratschläge zu erteilen. Derselbe hielt ferner eine Anzahl
fachwissenschaftlicher Vorträge, so im Fortbildungskursus für
praktische Landwirte, im Bezirksverein Deutscher Chemiker
für Mittel- und Niederschlesien, im schlesischen Brennerei-
verwalterverein etc.
60
Abgeschlossen wurden folgende Arbeiten:
Waldemar Blümel: Über Neutralöle einer Anilinfabrik
Dissertation.
Hugo Soll mann: Elektrolyse von Nitrosopiperidinen
Dissertation.
Gorkow: aß' und ß?' Dimethylpyridin, ihre Isolierung
aus Steinkohlenteerölen und ihre Eigenschaften.
Dissertation.
Fritz Zimmer: Zucker aus Holz.
Felix B. Ahrens: Über Kupfer Verluste an Telefon-
drähten.
Derselbe: Einführung in die praktische Chemie II (organ.)
Teil. Stuttgart 1902.
Derselbe: Sammlung chemischer und chemisch -tech-
nischer Vorträge, Bd. VIII. Stuttgart 1902.
Ahrens.
e. Der kulturtechnische Apparat.
Im verflossenen Jahre wurde die Sammlung für Maschinen-
kunde durch Ankauf von Modellen sowie Original-Maschinen-
teilen vervollständigt; ferner schenkten die Fabriken Epple &
Buxbaum in Augsburg, Siedersieben in Bernburg und Mayfarth
in Frankfurt a./M. aus den Originalteilen ihrer Maschinen her-
gestellte Säeapparate, und die Fabriken von Richter & Co. in
Rathenow, Ilaigerhütte in Nassau und Badenia in Weinheim
Originallager ihrer Dreschmaschinen.
Auch für die kulturtechnische Sammlung konnten einige
Neuanschaffungen stattfinden.
Dagegen verfügt der kulturtechnische Apparat immer noch
nicht über eine entsprechende Laboratoriumseinrichtung, so
daß wissenschaftliche Arbeiten nur in äußerst beschränktem
Umfange zur Ausführung kommen konnten. Personal ist
gleichfalls nicht vorhanden. Außer der Ausübung seiner Lehr-
tätigkeit und der praktischen Tätigkeit als kulturtechnischer
Sachverständiger der Landwirtschaftskammer mußte sich daher
der Unterzeichnete auf gelegentliche Mitarbeit an landwirt-
schaftlichen und technischen Zeitschriften beschränken.
Luedecke.
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Ol
g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.
1. Das anatomische Institut.
Nach dem Abgange des Herrn Dr. Lubosch wurde die
Stelle des zweiten Assistenten in der Anatomie dem praktischen
Arzte Herrn Dr. Mertz verliehen.
Die Lernsammlungen wurden an Sonn- und Feiertagen
dem allgemeinen Publikum geöffnet und von diesem fleißig zum
Studium besucht.
Dank der Beihilfe der Königlichen Universitätskuratoriums
wurde ferner die Bücherei der Anatomie neu eingerichtet und
geordnet, und das Grundstück der Anatomie endgültig gegen
die akademischen Spielplätze abgegrenzt und bepflanzt.
Zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten wurden sowohl von
dem wissenschaftlichen Personal der Anstalt, wie von Vorge-
schrittenen und fremden Gelehrten teils begonnen, teils fort-
gesetzt und beendet.
C. Hasse.
2. Das physiologische Institut.
In den Personalien hat eine Änderung gegen das Vorjahr
nicht stattgefunden.
Von wissenschaftlichen Arbeiten sind veröffentlicht worden:
P. Jensen:
1. Einige allgemein-physiologische Begriffe. Verworns Zeit-
schrift f. allg. Physiol. Bd. I, 1902.
2. Über den Glykogenstoffwechsel des Herzens. Hoppe-
Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 35, 1902.
3. Weitere Untersuchungen über das Herzglykogen. Ebenda.
4. Die Pfotoplasmabewegung. Ergebn. d. Physiol. Bd. I,
1902.
5. Zum Verhalten der Muskeln bei der Thomsenschen
Krankheit. Allg. Med. Zentralzeitung, 1902.
L. Hirschstein. Über die therapeutisch verwendeten Silber-
verbindungen, insbesondere über die Silbereiweißver-
bindungen unter spezieller Berücksichtigung der Silber-
verbindungen des Caseins. Inaug.-Dissert. Breslau, 1902.
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62
J. Nagano. Zur Kenntnis der Resorption einfacher, im
besonderen stereoisomerer Zucker im Dünndarm. Pflüg.
Arch. Bd. 90.
Hürthle.
3. Das pathologisch-anatomische Institut.
Gegenüber dem verflossenen Jahre hat sich die Zahl
der Obduktionen etwas vermehrt: sie betrug 424 (gegen 373).
Dennoch bleibt sie nach wie vor weit zurück hinter der im
Allerheiligen-Hospital erreichten Summe von 812 Sektionen,
deren Ergebnis als unentbehrliches Unterrichtsmaterial bei den
in jedem Semester abgehaltenen Demonstrationskursen mitver-
wertet worden ist.
Wie bisher war im alten Institut der 1. Assistent, Herr
Privatdozent Dr. Henke, mit der Vertretung des Direktors
betraut. Hierbei wurde er im Sommersemester von Herrn
Oberarzt Dr. Rohrbach unterstützt, welcher seit dem 1. Ja-
nuar 1002 zur Dienstleistung an das pathologische Institut
kommandiert ist, und dem „Freiwilligen" Herrn Dr. Rauen-
busch aus Berlin, im Wintersemester von Herrn Dr. Georg
Franke aus Strehlen.
Im neuen Institute waren als etatsmäßige Assistenten
tatig: im Sommer die Herren Privatdozent Dr. Winkler und
Dr. Miodowski, im Winter Herr Dr. Robert Hilgermann
aus Breslau; als Freiwillige die Herren Dr. Johannes Arndt
aus Petersdorf, Adolf Hof fman n aus Zabrze, Curt Franken-
stein aus Breslau und Friedrich Fromme aus Gießen;
im Winter die Herren Dr. Carl Schmidt aus Kolberg,
Max John aus Landeck, HansErhardt aus Breslau.
Zu den bisher alljährlich gehaltenen Vo riesung en kamen
infolge der Habilitation des Herrn Privatdozenten Dr. Winkler
noch folgende hinzu: im Sommersemester spezielle Pathologie
der Knochen und Gelenke, im Wintersemester spezielle Patho-
logie der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane. Hierzu
trat ein von Letzterem ganz neu eingeführtes Kolleg über die
Pathologie des Fiebers.
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63
In Bezug auf eine erst neuerdings zu so starkem Ausdruck
gelangende Seite der dem Institute zufallenden Aufgaben,
nämlich den Ärzten von Stadt und Provinz Auskunft zu
erteilen über zweifelhafte Krankheitsprodukte, hat
sich die aufsteigende Bewegung, welche schon in den letzten
Jahren wahrzunehmen gewesen ist, stets noch fortgesetzt.
Gewiß ist diese Erscheinung ein deutlicher Beweis dafür, daß
die maßgebende Beihilfe, welche hierdurch den Ärzten behufs
Sicherstellung der Diagnose geleistet wird, einem in
weiten Kreisen der Provinz und darüber hinaus herrschenden
Bedürfnisse auf befriedigende Weise Rechnung trägt. Die Bear-
beitung und möglichst schnelle Erledigung eines so großen Unter-
suchungsmaterials erforderte aber nicht nur die volle Kraft eines
Assistenten, sondern sie steigerte auch die tägliche Arbeitslast
des Direktors in erheblichem Maße. Die Zahl der zur diagnos-
tischen Feststellung eingesandten Objekte betrug 321 (gegen
230 im verflossenen Jahre und 175 im vorletzten). Hiervon
entfielen auf die Provinz Schlesien 316 (darunter auf den Re-
gierungsbezirk Breslau 207, Oppeln 80, Liegnitz 29). Aber
auch aus den Provinzen Posen, Brandenburg, Sachsen und
Hannover, sowie aus dem Königreich Sachsen wurde der Rat
des Instituts mehrfach in Anspruch genommen.
Sowohl auf der dauernden Ausstellung ärztlicher Lehr-
mittel in Berlin, wie derjenigen, welche im Herbste 1902 aus
Anlaß der Tuberkulose-Konferenz ebenda veranstaltet wurde,
war das Pathologische Institut vertreten durch Ponfick,
Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen Diagnostik,
1. bis 3. Lieferung. Jena, Gustav Fischer, 1900—1902. (Offi-
zieller Katalog der Ausstellung, S. 52.)
An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen
Studienjahres aus dem Institute folgende hervorgegangen:
Ponfick: Topographischer Atlas der medizinisch-
chirurgischen Diagnostik- 3. Lieferung, Jena, Gustav
Fischer. 1902.
Derselbe: Beiträge zur Lehre von der Fettgewebsnekrose
des Pancreas, Bibliotheka medica, Abteilung C,
Heft 12, Jahrg. 1903.
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64
Derselbe: Nekrolog auf Rudolf Virchow, Jahresbericht
der Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur, 1902, S. 21.
Derselbe: Diabetes und Fettgewebsnekrose des Pancreas.
Verhandlungen der Deutschen Pathologischen Gesell-
schaft. Bd. V, S. 133.
Derselbe: Der sog. „Versteinerte Mann". Jahresbericht
der Schles. Gesellsch. für vaterl. Kultur, S. 175.
Derselbe: Der Zwerg Count OrloflF. Ebenda, S. 250.
Henke: Demonstration eines kleinen Carzinoms des
Rektums. Jahresbericht der Schles. Gesellschaft für
vaterl. Kultur, S. 15.
Derselbe: Demonstration von Präparaten von Lungen-
abszeß, Lungengangrän und Bronchiectasie. Ebenda,
S. 33.
Karl Winkler: Über Perityphlitis. Ebenda, S. 291.
Miodowski: Beiträge zur Pathologie des primären und
sekundären Gallengangs-Carcinoms. Virchows Archiv,
Bd. 169, S. 117.
Rauenbusch: Beiträge zur Lokalisation und Verbrei-
tungsweise der eitrigen Peritonitis. I.-D. Grenz-
gebiete der Medizin und Chirurgie 1902. G. Fischer,
Jena.
Arthur Hübner: Ein Beitrag zur Lehre der primären
Tuben-Tuberkulose. I.-D., Breslau, 1903.
Ponfick.
4. Das pharmakologische Institut.
Das Institut hat kurz vor Schluß des Berichtsjahres einen
schweren, schmerzlichen Verlust durch den Tod des Assistenten
Dr. med. et phil. Walther Ruschhaupt erlitten, der am
7. März d. J. einer Appendicitis und Peritonitis erlag.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende ver-
öffentlicht :
Beiträge zur Lehre von der Diurese, Pflügers Archiv für
die gesamte Physiologie, Bd. 91, und zwar:
Vorbemerkungen von Wilh. Filehne.
I. Einleitende Versuche von Wilh. Filehne und Dr. Biber-
feld.
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II. Über die gegenseitige Beeinflussung zweier Salze in der
Diurese von Dr. W. Ruschhaupt.
III. Über den Einfluß einiger Diuretica auf die Kochsalz-
ausscheidung, insbesondere beim kochsalzarmen Tiere, von
Carl Pototzky.
IV. Weiteres über die Kochsalzausscheidung beim kochsalz-
armen Tiere von Dr. W. Ruschhaupt.
V. Über die Beeinflussung der Chloratausscheidung durch
Kochsalzinfusion von Dr. W. Er eklen tz.
VI. Über den Einfluß einiger operativer Eingriffe auf die Koch-
salzdiurese von Dr. W. Ruschhaupt.
Dr. Wilhelm Ercklentz: Experimentelle und klinische Unter-
suchungen über die Leistungen der Kochsalzinfusion.
(Aus dem pharmakologischen Institut und der medizinischen
Klinik der Universität.) Zeitschrift für klinische Medizin,
Bd. 48, Heft 3 u. 4.
Am Schlüsse des Jahres waren im Erscheinen begriffen:
Dr. K. Wittmaack, Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des
Chinins auf das Gehörorgan. (Aus dem pharmakologischen
Institute und der Universitäts-Poliklinik für Ohren-, Nasen-
und Kehlkopfkrankheiten.) 1. und 2. Teil, die inzwischen am
4. April in Pflügers Archiv für die gesamte Physiologie Bd. 95
erschienen sind, und Beiträge zur Lehre von der Diurese:
VII. Die Diurese bei Abflußerschwerung von Wilh. Fi lehne
und Dr. W. Rusch h au pt. VIII. Weitere Versuche über die
Wasseraufnahmefähigkeit von Wilh. Fi lehne und Dr. Biber -
feld.
Fertiggestellt waren ferner die Arbeit des prakt. Arztes
H. Eppenstein über die angeblich regionäre Wirkung sub-
cutan unter die Schläfenhaut injizierter Arzneimittel und die
des prakt. Arztes Carl Pototzky über Versuche zur Auffindung
neuer Lokalanaesthetica.
F i 1 e h n e.
5. Das hygienische Institut.
Im Laufe des Etatjahres 1902/03 traten Dr. Kirstein, Dr.
Mosebach und Dr. Thomas an Stelle der ausscheidenden
Assistenten Dr. Eckhardt, Dr. Paul und Dr. Frief. Das
5
Gr,
Kommando des Oberarztes Dr. Nötel an das hygienische Institut
wurde auf ein weiteres Jahr verlängert. — Die Assistenz an
der städtischen hygienischen Station behielt Dr. Hey mann; die
Leitung der hygienischen Station in Beuthen Dr. von Langels-
heim. Letzterem wurde gegen den Schluß des Etatjahres das
Prädikat „Professor" verliehen.
In den Vorlesungen und Kursen hat gegen das Vorjahr
keine Veränderung stattgefunden. — Die wissenschaftlichen
Arbeiten des Instituts betrafen: Weitere Studien über die
Verbreitungsweise der Phthise; Fortsetzung der Arbeiten
über den Einfluß bewegter Luft, über klimatische Einflüsse
und Wärmeregulierung des menschlichen Körpers; über Tages-
lichtmessung; über Arbeiterernährung; über Agglutination u. a. m.
Von bakteriologisch-diagnostischen und sanitätspolizeilichen
Untersuchungen waren im abgelaufenen Etatjahr über 2000
Eingänge zu erledigen, darunter 1421 Proben diphtherie-
verdächtigen Materials und 311 Blutproben von typhusver-
dächtigen Kranken. Flügge.
h. Die klinischen Institute.
1. Die medizinische Klinik.
Im Berichtsjahre 1902/03 betrug die Frequenz der klinisch
behandelten Kranken 1716 (836 Männer, 880 Frauen) gegen
1805 (902 Männer, 903 Frauen) im Vorjahre.
Im Ambulatorium der Klinik wurden behandelt 6222 Kranke
(2734 Männer, 3488 Frauen) gegen 6041 Kranke (2658 Männer,
3383 Frauen) im Vorjahre.
Die Zahl der Hörer betrug im Sommersemester 1902 53,
im Wintersemester 1902/03 63 gegen 70 im Sommersemester
1901, 70 im Wintersemester 1901/02.
Die Stellvertretung des erkrankten Herrn Geheimrats Prof.
Kast wurde am 13. November 1902 dem Unterzeichneten
übertragen.
Herr Geheimrat Kast erlag seiner Krankheit am 6. Januar
1903 in Nizza. Bei seiner in Freiburg i. B. erfolgten Bei-
setzung wurde die Klinik durch den Oberarzt Herrn Privat-
dozenten Dr. Krause vertreten.
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67
Im Ärztepersonal sind folgende Änderungen eingetreten:
Herr Dr. J. Schulz schied am 1. Oktober 1902 aus der
Klinik aus, an seine Stelle trat der bisherige Assistenzarzt am
Allgemeinen Krankenhause in Hamburg-Eppendorf, Herr Dr.
G. Jochmann.
Herr Dr. phil. Krüger schied an demselben Tage aus der
Klinik aus, an seine Stelle trat als Chemiker Herr Dr. phil.
Schröter aus Breslau.
Am 1. November 1902 lief das zweijährige Kommando des
Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Herrn Dr. H. Weber ab, an
seine Stelle wurde der Kaiserliche Marine -Stabsarzt Herr
Dr. Kunze zur Dienstleistung an die Klinik kommandiert.
An demselben Tage trat Herr Dr. Seidelmann als
Volontärarzt in die Klinik ein.
Während des Etatsjahres 1902/03 sind von wissenschaft-
lichen Arbeiten erschienen:
Privatdozent Dr. Paul Krause:
1. Über durch Pressung gewonnenen Preßsaft des Bac. pyo-
cyaneus nebst einer kurzen Mitteilung über die Einwirkung
des Druckes auf Bakterien. Zentralblatt für Bakteriologie
1902, Bd. 31, Nr. 14.
2. Über einen Fall von Impftuberkulose eines Schlachthaus-
arbeiters durch tuberkulöse Organe eines Rindes. Münch,
med. Wochenschrift 1902, Nr. 25.
3. Zur Ätiologie des Keuchhustens, Erwiderung an Herrn
Prof. Dr. Vincenci in Sarassi (zusammen mit Herrn
Dr. Joch mann). Zentralblatt für Bakteriologie 1902,
Bd. 32, Nr. 1.
4. Über die Gefahr der Tetanusinfektion bei subkutaner An-
wendung der Gelatine zu therapeutischen Zwecken und
ihre Vermeidung. Berliner klinische Wochenschrift 1902,
Nr. 29.
5. Über den klinischen Wert der bakteriologischen Harn-
untersuchung. Habilitationsschrift.
6. Beitrag zur Kenntnis der posttyphösen Muskelerkrankungen.
Zentralblatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie. 25. Jahr-
gang, Nr. 151.
5*
r>8
Privatdozent Dr. W. Ercklentz: Experimentelle und klinische
Untersuchungen über die Leistungen der Kochsalzinfusionen.
Habilitationsschrift.
Dr. Julius Schmid:
1. Zur Kenntnis der Lähmung bei der Meningitis cerebro-
spinalis epidemica. Deutsche Zeitschrift für Nervenheil-
kunde, Bd. XXIII.
2. Der Abbau des Theophyllins — 3 Dimethylxanthins im
Organismus des Hundes. Zeitschrift für physiol. Chemie,
Bd. XXXVI (zusammen mit Dr. Krüger).
Dr. Alfred Schittenhelm:
1. Über einen Fall von Stichverletzung des Rückenmarks
(Brown-Sequardsche Lähmung) mit besonderer Berücksich-
tigung des Lokalisationsvermögens. Zeitschrift für Nerven-
heilkunde, Bd. XXXII.
2. Über den Einfluß sensibler und motorischer Störungen
auf das Lokalisationsvermogen. Ebenda.
Dr. Carl Tollens: Zur Verwertbarkeit des Gärtnerschen
Haemophotographen im Vergleich zum Fleischl-Miescher-
schen Haemoglobinometer. Zentralblatt für innere Medizin
1902, Nr. 25.
Dr. Johannes Schulz:
1. Über Dauererfolge der internen Therapie des Ulcus ven-
triculi. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin
und Chirurgie, XI. Bd., 1. Heft.
2. Zur Frage der Innervation des Musculus cucullaris. Deutsche
Zeitschrift für Nervenheilkunde, Bd. XXIU.
Stabsarzt Dr. Weber: Zur Kritik der Beziehungen der Angina
tonsillaris zur Entzündung des Wurmfortsatzes. Münch,
med. Wochenschrift 1902, Nr. 52.
Dr. Viktor Großpietsch: 100 Magensaftuntersuchungen zur
Bestimmung der freien Salzsäure und der Gesamtacidität
unter normalen Verhältnissen für Breslau und Schlesien.
Dissertation.
Semesterberichte Nr. XVII u. XVIII.
Dr. Reich: Zur Methodik der Bestimmung des Ammoniaks im
Harn. Dissertation.
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Dr. Wittner: Ein kasuistischer Beitrag zur Kenntnis der
Chlorzinkvergiftung. Dissertation.
Außerdem fanden zahlreiche Demonstrationen in der med.
Sektion der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur
und drei klinische Abende statt.
I. V.: Stern.
2. Die medizinische Poliklinik.
Die medizinische Poliklinik, die im Hochparterre und
einem Teil des ersten Stockwerkes der ehemaligen Augen-
klinik, Burgfeld 17/19, untergebracht ist, wurde am 1. Februar 11)02
eröffnet. Die notwendigen Reinigungs- und Einrichtungsarbeiten
gelangten erst Ende April zum Abschluß.
In der Zeit vom 1. Februar 1902 bis 31. März 1903 wurde
die Poliklinik von 1178 Kranken, darunter 587 Männern und
591 Frauen, aufgesucht.
Die Zahl der Patienten, die in ihren Wohnungen behandelt
wurden, betrug 184, darunter 72 Männer und 112 Frauen.
Bald nach der Eröffnung der Poliklinik wurde mit der städti-
schen Armenverwaltung ein Abkommen getroffen, wonach der
Assistenzarzt der Poliklinik einen städtischen Armenarzt in
einem der Poliklinik benachbarten Stadtbezirke dauernd ver-
tritt. Als Assistenzarzt der Poliklinik fungiert Dr. Lubowski,
außerdem sind als Volontärärzte die Herren Körte und
Dr. Steinberg tätig. Ferner waren während der Berichtszeit
9 ältere Studierende als Unterassistenten beschäftigt und
konnten sich namentlich auch an den Besuchen in der Distrikts-
Poliklinik in ausgedehntem Maße beteiligen.
Die Zahl der Studierenden, welche an den Vorlesungen
und der Distrikls-Poliklinik teilnahmen, betrug im Sommer-
semester 1902 20, im Wintersemester 1902/03 IG. Dadurch,
daß der Leiter der Poliklinik bald nach Beginn des Winter-
semesters mit der Vertretung des Direktors der medizinischen
Klinik beauftragt wurde, ergab sich die Notwendigkeit, den
Unterricht in der Poliklinik während dieses Semesters einzu-
schränken.
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70
Wissenschaftliche Arbeiten:
Prof. Dr. R. Stern: Über innere Desinfektion. Festschrift für
Geheimrat Prof. v. Leyden. Berlin 1902.
Derselbe: Trauma als Ursache innerer Krankheiten. Deutsche
Klinik. Berlin und Wien 1902.
Derselbe: Über Paratyphus. Sitzungsberichte der medizinischen
Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Kultur 1902.
Derselbe: Über den Wert der Agglutination für die Diagnose
des Abdominaltyphus. Ebenda 1903.
Stern.
3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.
Im Personalbestand der Klinik traten folgende Änderungen
ein: Herr Professor Dr. Henle trat am 1. April 1902 aus, an
seiner Stelle wurde Herr Privatdozent Dr. Kausen Oberarzt.
Die Herren Assistenzärzte Dr. An schütz und Dr. Gott-
stein habilitierten sich als Privatdozenten. Herr Dr. Fittig
wurde Assistent. Herr Dr. Drehmann schied aus der Klinik
aus, an seine Stelle als Leiter der orthopädischen Abteilung
trat Herr Privatdozent Dr. Ludloff aus Königsberg. Am
1. April 1902 trat der zur Klinik kommandierte Assistenzarzt
im Leibkürassier-Regiment Großer Kurfürst Nr. 1 Herr Dr.
Schulz aus und an seine Stelle Herr Dr. Schmidt, Oberarzt
im Königin Augusta-Garde-Grenadier-Regiraent Nr. 4 ein.
Außerdem wechselten mehrere Volontärärzte.
Der Neubau der orthopädischen Abteilung, die Vergrößerung
und der Umbau der septischen Baracke, sowie der Aufbau
eines Stockwerks über dem Verbindungsbau zwischen den
unteren Krankenabteilungen und dem Mittelbau wurden fertig-
gestellt und in Betrieb genommen.
Die Zahl der Hörer der Klinik betrug im Sommer-
semester 61, im Wintersemester 63.
In der stationären Klinik wurden behandelt 1120 Männer,
742 Frauen, gegen 996 Männer und 732 Frauen im Vorjahre.
In der Poliklinik wurden 7350 Patienten behandelt gegen
6948 im Vorjahre.
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71
Während des Etatsjahres 1902/03 sind an wissenschaftlichen
Arbeiten erschienen:
v. Mikulicz und Tomasczewski:
1. Orthopädische Gymnastik gegen Rückgrats Verkrümmungen
und schlechte Körperhaltung. Jena, Fischer 1902.
2. Chirurgische Erfahrungen über das Darmcarcinom.
Archiv für klinische Chirurgie. Bd. G9.
3. Contribution to the treatment of fractured patella. The
British medical Journal 13. Dezember 1902.
Professor Dr. Rausch: Der Diabetes in der Chirurgie.
Naturforscher-Versammlung, Karlsbad 1902.
Privatdozent Dr. Georg Gottstein:
1. Aseptik in Verbindung mit Antiseptik in Kochers En-
cyklopädie für Chirurgie 1902. (Gemeinschaftlich mit
Geheimrat v. Mikulicz.)
2. Die gleichzeitige doppelseitige Vagotomia supradiaphrag-
matica beim Hund und ihr Einfluß auf die Cardia.
Habilitationsschrift Breslau, 1902.
Privatdozent Dr. W. An schütz:
1. Zur Operation der Scrotalhernie bei Kindern. Bruns
Beiträge zur klinischen Chirurgie, Bd. XXXV, 1902.
2. Über den Verlauf des Ileus bei Darmcarcinom und den
lokalen Meteorismus des Coecums bei tiefsitzendem Dick-
darmverschluß. Langenbecks Archiv Bd. 68, 1902.
3. Beiträge zur Leberresektion. Habilitationsschrift, Breslau
1902.
Dr. P. Lengemann:
1. Anästhesin in der Wundbehandlung. Zentralblatt für
Chirurgie 1902, Nr. 22.
2. Die Erkrankungen der regionären Lymphdrüsen beim
Krebs der Pars pylorica des Magens. Archiv für klinische
Chirurgie, Bd. 68, Heft 2.
Dr. 0. Fittig: Über einen mit Röntgenstrahlen erfolgreich
behandelten Fall von Brustdrüsenkrebs. Beiträge zur
klinischen Chirurgie, Bd. 37, Heft 3.
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Dr. Heile: Über die tuberkulösen Knocheninfarkte. Fest-
schrift zum 25jährigen Professoren-Jubiläum von Ge-
heimrat Orth, Berlin. Hirschwald, Februar 1903.
Dr. Drehmann:
1. Dauerresultate bei der Behandlung der angeborenen
Hüftluxation. Zeitschrift für orlhop. Chirurgie, Bd. XI.
2. Über congenitalen Femurdefekt Zeitschrift für orthop.
Chirurgie, Bd. XI.
3. Über frühzeitige Massagebehandlung einiger Gelenk-
frakturen. Zeitschrift für orthop. Chirurgie, Bd. XI.
Dr. Stumme: Unsere Erfahrungen über die Kokainisicrung
des Rückenmarks nach Bier. Beiträge zur klinischen
Chirurgie, Bd. 35.
Karl Ullrich: Neun Fälle von Tetanus. Ein Beitrag zur
Antitoxinbehandlung. Inaug.-Diss.
Julius Peiser: Über die Ursachen des angeborenen Klump-
fußes. Inaug.-Diss.
Bernhard Fuchs: Die Oberkiefer- und Gaumengeschwülste
aus den Jahren 1891 bis 1901. Inaug.-Diss.
Heinrich Schmidt: Beitrag zur diätetischen und opera-
tiven Behandlung der diabetischen Gangrän, sowie der
senilen und der spontanen Gangrän. Inaug.-Diss.
Fritz Fröhlich: Ein Fall von Rankenangiom der unteren
Extremität. Inaug.-Diss.
Karl Teuber: Über Sehnennähte. Inaug.-Diss.
August Wrobel: Beiträge zur Kenntnis der malignen Hoden-
geschwülste. Inaug.-Diss.
Eugen Gilde meister: Beitrag zur Kenntnis der Mesen-
terialtumoren. Inaug.-Diss.
Wilhelm Kassel: Zur operativen Behandlung der ange-
borenen Gaumenspalten mit besonderer Rücksicht auf
funktionellen Erfolg. Inaug.-Diss.
Siegfried Marcus: Beiträge zur Behandlung der Aktino-
mykose mit besonderer Berücksichtigung der Jodkalium-
therapie. Inaug.-Diss.
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73
Alfred Löwy: Die an der Königl. chirurg. Klinik Breslau
in den Jahren 1891 bis April 1901 behandelten Falle
von Hasenscharte. Inaug.-Diss.
Alois Scheffczyk: Die Erfolge der Osteotomie bei Genu
valgum. Inaug.-Diss.
v. Mikulicz-Radecki.
4. Die Klinik für Augenkranke.
Personalien.
Als Assistenten fungierten im Jahre 1902/03 die Herren
Privatdozent Dr. Heine, Dr. Paul Steffens, Dr. Rieh.
Depene; Oberarzt Dr. Enslin, welcher seitens des General-
Kommandos zur Klinik kommandiert war, verblieb auch auf
weiteres an derselben. Am 30. September 1902 gab Dr.
Steffens seine seit 1. November 1901 innegehabte Assisten-
tenstelle auf. An seine Stelle wurde mit Genehmigung des
Ministers der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal- Ange-
legenheiten der frühere Volontärarzt der Klinik, Dr. med. Ernst
Jakoby berufen.
Gebäude.
Im Gebäude wurden die notwendigen Reparaturen aus-
geführt, im Erdgeschoß ist durch das Aufstellen einer Holz-
glaswand ein Raum geschaffen, in welchem eine Werkstatt für
mechanische Arbeiten eingerichtet wurde.
Krankenzahlen.
In der poliklinischen Abteilung wurden neu aufgenommen :
a. im Sommersemester. . . . 2871 Kranke,
b. im Wintersemester . . . . 2303 *
Während des ganzen Jahres 5174 Kranke.
Von diesen Kranken wurden 1040 der stationären Klinik
überwiesen.
An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:
a. im Sommer 292 Operationen,
b. im Winter 285
Zusammen 577 Operationen.
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74
Die Zahl der zum Unterricht und an die Studierenden zur
Untersuchung verteilten Kranken betrug:
a. im Sommersemester . . . . 195 Kranke,
b. im Wintersemester . . . . 202
Zusammen 397 Kranke.
Studierende.
Die Vorträge und die klinischen Demonstrationen wurden
besucht:
a. im Sommersemester 55 Hörer,
b. im Wintersemester 42
Auditorium.
Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter
in dem klinischen Gebäude, Maxstraße 2 abgehalten.
Außer dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die
Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Übungen, im
Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augenerkran-
kungen mit den Allgemeinkrankheiten, beides einstündig und
publice von Geh. Med.-Rat Professor Dr. Uhthoff gelesen.
Kurse.
Der Augenspiegelkursus wurde im Sommer wie im Winter
für Anfänger von Professor Dr. Groenouw, für Geüblere vom
Privatdozenten Dr. Heine gehalten.
Weitere Kurse und Vorlesungen hielten:
Im Sommersemester 1902:
Professor Dr. Groenouw: Funktionsprüfung des Auges
mit praktischen Übungen (einstündig).
Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augenheilkunde.
Im Wintersemester 1902/03:
Professor Dr. Groenouw: Pathologische Anatomie des
Auges (einstündig).
Dr. Heine: Funktionsprüfungen des Auges mit praktischen
Übungen (einstündig).
Wissenschaftliche Arbeiten.
Geh. Med.-Rat Professor Dr. Uhthoff:
1. Gedenkrede für Geheimrat Prof. Dr. Förster, gestorben
am 7. Juli 1902.
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75
2. „Histologische Demonstrationen über Keratoconus.44
Ophth. Sektion d. 74. Vers, deutscher Naturforscher
und Ärzte. Karlsbad 1902.
3. „Demonstration anatomischer Präparate von Diphtherie
der menschlichen Konjunktiva." Vers, der deutschen
ophth. Gesellschaft in Heidelberg. August 1902.
4. „Ein Beitrag zur Kenntnis der Sehstörungen nach Hirn-
verletzung, nebst Bemerkungen über das Auftreten
funktioneller nervöser Störungen bei anatomischen
Hirnläsionen44. Ebenda 1902.
5. „Über Siderosis bulbi et retinae mit Krankenvorstel-
lung.44 Med. Sekt. d. Schles. Gesellsch. 20. Februar
1903. Allgem. med. Zentr.-Zeitg. Nr. 11. 1903.
6. Nachruf für Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. Kast,
Ebenda 1903.
7. „3 Fälle von Katarakt mit gleichzeitiger tetanieähn-
licher Erkrankung.44 Ebenda 6. März 1903. Allgem.
med. Zentr.-Zeitg. Nr. 14. 1903.
Privatdozent Dr. Heine:
1. Über stereoskopisches Sehen und Photographieren.
Photogr. Zentralblatt. Jahrg. VIII. Heft 8, 10, 14.
2. Vortrag über Spiegelphotograph ien und stereo-photo-
graphische Methode zur Lagebestimmung sich decken-
der Organe durch succesieve Aufnahme auf dieselbe
Platte in der Med. Sekt. d. Schles. Gesellsch. Allgem.
med. Zentr.-Zeitg. 1902 Nr. 37.
3. Eine neue Zahlentafel. Kl. Mon. Bl. f. Aghk. XL. 1902.
4. Über stereoskopische Messung von Graefes Archiv f.
Ophth. XL. 1902.
5. Neuerungen an den Projektionseinrichtungen der Bres-
lauer Uni versitäts- Augenklinik. Ebenda XL1. 1903.
6. Zerreißungen der Elastica im kurzsichtigen Auge.
Vers. d. deutsch, ophth. Gesellsch. Heidelberg 1902.
7. Tränenorgane. Jahresberichte über die Leistungen
und Fortschritte im Gebiete der Ophthalmologie Kon-
junktiva. Ebenda 1902.
76
Dr. Depene: Demonstration eines Falles von kortikaler
Sehstörung nach Meningitis in der Med. Sekt, der
Schles. Gesellschaft 6. März 1903. Allgem. med. Zentr.-
Zeitg. 1903, Nr. 11.
Oberarzt Dr. Enslin:
1. Ein Fall beiderseitiger postneuritischer Sehnerven-
atrophie bei Turmschädel. Ebenda.
2. Ein Fall von Primäraffekt der Bindehaut. Ebenda.
3. Über die diagnostische Verwertung des Alt -Tuber-
kulins bei Keratitis parenchymatosa. Deutsche Med.
Wochenschr. 1903, 8, 9.
Dr. Steffens:
1. Augenbefund bei Erythema exsudativum multiforme
Hebrae. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. 1902, II.
2. Über ein Angiom der Aderhaut mit ausgedehnter Ver-
knöcherung bei Teleangiektasie des Gesichtes. Ebenda
S. 113.
Dr. Meyerhof:
1. Weitere Untersuchungen an Sarkomen des Ciliarkörpers
und der Iris. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. 1902, I.
2. Zur Geschichte der „Lidschlußreaktion der Pupille".
Berl. klin. Wochenschr. 1902, Nr. 5.
Dr. Schoeler: Beiträge zu den tuberkulösen Erkrankungen
des Pons. Kl. Mon.-Bl. f. Aghk. 1902.
Dr. Weinhold: Über das Sehen mit längsdisparaten Netz-
hautmeridianen. Von Graefes Arch. f. Ophth. LIV, 2.
Dr. Kako:
1. Über Keratitis parenchymatosa bei Säugetieren. Kl.
Mon.-Bl. f. Aghk. XL. 1902.
2. Beiträge zur Kenntnis der Augenaffektionen bei Diabetes
mellitus. Ebenda. 1903, I.
Dr. H. Asch he im: „Allgemeines und Spezielles zur Frage
der Augentuberkulose.'4 Verlag Marhold Halle 1902.
(Samml. zwangloser Abhandl. aus dem Gebiete der
Augenheilkunde).
Uhthoff.
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77
5. Die Frauenklinik und Poliklinik.
In den Personalien vollzogen sich folgende Veränderungen:
Von den Assistenzärzten schieden aus:
Privatdozent Dr. Sticher und Dr. Hannes.
Als neue Assistenzärzte traten ein:
Dr. Rothe und Dr. Strempel.
Als Volontäräi zte waren tätig:
Dr. Rothe, Dr. Strempel, Dr. Vagedes, Dr. Zim-
mermann, Dr. Kunicke, Dr. Rieländer, Dr. Uht-
möller, Dr. Hausmann, Dr. Bruck, Dr. Becker.
Am 1. Oktober wurde der erste Assistenzarzt der Klinik
Dr. Arthur Dienst zum Oberarzt befördert; am 10. Januar
habilitierte er sich als Privatdozent.
Der Krankenbestand betrug am 1. April 1902 . . G3
Im Ganzen wurden in der stationären Klinik behandelt 1 577
Im Vorjahre wurden behandelt ...... 1 577
Verpflegungstage im Berichtsjahre 34 830
. Vorjahre 33 544
Krankenbestand am 31. März 1903 86
Ambulant wurden behandelt:
a. gynäkologische Kranke 2 992
b. poliklinisch entbunden 737
Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:
a. gynäkologische Kranke 3 285
b. poliklinisch entbunden 725
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester
1902 von 40 Praktikanten, im Wintersemester 190203 von
47 Praktikanten besucht; außerdem nahm, wie gewöhnlich, an
den klinischen Vorlesungen, den Kranken- und Operations-
beobachtungen eine Anzahl in- und ausländischer Ärzte Teil.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen
und erschienen im Druck:
78
Küstner:
1. Die plastische Verwendung der Portio supravaginalis
zum Verschluß von Blasenscheidenfisteln. Zeitschr. für
Gebh. und Gyn. 48, 3#).
2. Indiziert eine Uterusruptur den Kaiserschnitt bei wieder-
eintretender Schwangerschaft? Centralblatt für Gyn.
1903, 1.
3. Wirkungsweise und Methode der Hystereuryse (Diskussions-
bemerkung zum Vortrage des Herrn Bau mm in der
med. Sekt, der Gesellschaft für vaterländ. Kultur. (Allg.
med. Zentralzeitung. 1902, Nr. 27.
4. Kaiserschnitt und Eclampsie. Allgem. med. Zentralzeitung
1902, Nr. 24.
5. Uterusruptur und Kaiserschnitt. Allgem. med. Zentral-
zeitung. 1902, Nr. 63.
G. Ovariotomie an einer 86jährigen Frau. Allgem. med.
Zentralzeitung. 1902, Nr. G2.
7. Über missed labour und missed abortion. Diskussions-
bemerkung in der Vereinigung Breslauer Frauenärzte.
8. Über Myomotomie. Diskussionsbemerkung ebendaselbst.
9. Bossis Verfahren der Uterusdilatation und seine Indika-
tionen. Diskussionsbemerkung ebendaselbst.
10. Über die Entstehung von Uterusruptur in alten Narben.
Diskussionsbemerkung ebendaselbst.
Privatdozent Dr. Dienst:
1. Über den Bau und die Histogenese der Plazentarge-
schwülste. Habil.-Schr. 1903.
2. Über Plazentartumoren. Zentr.-Bl. f. Gyn. 1903, Nr. 7.
3. Ein Amorphus bei Zwillingsschwangerschaft. Ebenda.
4. Neuere Untersuchungen über das Wesen der Eclampsie
und Gesichtspunkte über die Behandlung der Krankheit
(Volkmannscher Vortrag).
5. Über Inversio uteri puerperalis. Allgem. med. Zentral-
Zeitung 1902, Nr. 62.
6. Über Tetanie in der Schwangerschaft. Ebenda.
*) Über dieses Thema auch Vortrag in der 1. Sitzung der Vereinigung
Breslauer Frauenärzte, November 1892.
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79
Privatdozent Dr. Sticher:
1 . Ober Fibrom des Ovariums. Allgera. med. Zentralzeitung.
2. Über Carcinoma corporis uteri. Ebenda.
3. Demonstration eines Uterus-Phantoms mit Becken. Ebenda.
Dr. Ponfick: Therapie der Placenta praevia totalis. Allgem.
med. Zentralzeitung. 1902, Nr. 62.
Dr. Heyn:
1. Über einen Fall von foetaler Peritonitis. Allgem. med.
Zentralzeitung. 1902, Nr. 62.
2. Über 3 Fälle von missed abortion mit Demonstration.
Zentralblatt f. Gynäk. 1903, Nr. 7.
Dr. Hannes: Geburt bei Thoracopagus. Allgem. med. Zen-
tralzeitung. 1902, Nr. 62.
Dr. Rothe:
1. Über Osteomalacie. Allgem. med. Zentralz. 1902, Nr. 63.
2. Über Narkosenlähmung und deren Vermeidung. Zentralbl.
f. Gynäk. 1903, Nr. 7.
3. Benigne und maligne teratoide Geschwülste der Ovarien.
Mon.-Schr. f. Geburtsh. u. Gynäk. Bd. XVII, H. 4.
Dr. Strempel:
1. Über die instrumentelle Erweiterung der Cervix sub
partu nach Bossi. Inaug.-Diss. 1903.
2. Methoden zur künstlichen Erweiterung des Muttermundes
während der Geburt (Bossis Dilatator, Hystereuryse).
Vortrag, gehalten im Breslauer Hebammenverein, mit
Demonstration. Februar 1903.
Hirt, Ludwig: Zur Kenntnis der Zwillingsschwangerschaft.
Diss. inaug.
Böhm, Walther: Über die manuelle Placentarlösung. Diss.
inaug.
Alter, Wilhelm: Zur Pathologie und Therapie der Quer-
lagen. Diss. inaug.
Silbermann, Edwin: Einleitung der Frühgeburt mittels
Hystereuryse. Diss. inaug.
Hoff mann, Arthur: Die geburtshilfliche Bedeutung der
foetalen Hydrocephalie. Diss. inaug.
80
Gaus, Friedrich: Beiträge zur Nahrungsaufnahme und Nah-
rungsausnutzung des Neugeborenen. Diss. inaug.
Kolaczek, Hans: Über die Uterusruptur. Ergebnisse der
Forschung der letzten 7 Jahre. Diss. inaug.
Tinz, Josef: Ober Castration bei Osteomalacie. Diss. inaug.
Küstner.
6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und
venerische Krankheiten.
Im Berichtsjahre 1902/03 wurden in der Poliklinik be-
handelt: 5230 Personen und zwar 3062 Männer und 2174
Frauen. Gegen das Vorjahr um 559 Personen mehr.
Die klinische Belegzahl betrug 885 Männer, 426 Frauen,
zusammen 1311 Personen, gegen das Vorjahr 170 Personen
mehr.
Das klinische Material setzte sich zusammen aus:
679 Hautkranken, 632 vener. Kranken, das poliklinische
aus 3237 Hautkranken, 1891 vener. Kranken.
An Veränderungen in der Klinik wurden vorgenommen:
elektrischer Anschluß an die städtische Zentrale, so daß damit
der Hörsaal beleuchtet, der neuangeschaffte Projektionsapparat,
die Röntgeneinrichtung (bisher mit Akkumulatoren gespeist)
und die Strebel-Finsenschen Lichtapparate in Betrieb gesetzt
werden konnten.
Zu Weihnachten wurden der Klinik von Herrn Dr. Charles
Wood Mc, Murtry 500 Mark und ein Minorsches Mikrotom ge-
schenkt. Auf seinen Wunsch wurden mehrere Apparate für
das Laboratorium angeschafft. Auch an dieser Stelle sei
nochmals bestens dafür gedankt.
Als Oberarzt der Klinik trat an Stelle des ausgeschiedenen
Privatdozenten Dr. J. Schäffer Dr. V. Klingmüller ein,
welcher sich am 23. Juli 1903 auf Grund seiner Schrift: Zur
Pathologie der Lepra maculo-anaesthetica als Privatdozent für
Dermatologie und Syphilis habilitierte.
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81
Als etatsmäßige Assistenten waren angestellt: Dr. To-
macszewski, Dr. Schirrmacher, als außeretatsmäßige Dr.
Sklarek, Dr. Schwab, Dr. Baum. Für Dr. Sklarek,
welcher die Klinik verließ, wurde Dr. Ziel er als außeretats-
umßiger Assistent eingegeben.
Als unbesoldete Assistenten waren tätig: Dr. Barm an n,
Dr. Veiel, Straßmann, Halberstädter, Dr. Siebert, Dr.
Freiherr von Cedercreutz, Dr. Charles Wood Mc.
Murtry, Dr. Linser, Dr. Blumenfeld, Fräulein Dr.Düben-
dorfer.
Die von Geh. Rat Prof. Dr. Neisser abgehaltene Klinik
und Poliklinik der Haut- und vener. Krankheiten wurde belegt:
im Sommer-Semester von 30 Hörern,
im Winter-Semester von 27 Hörern.
Die einzelnen Positionen des Etats verteilten sich folgender-
massen :
Zur An- und Abfahr von Kranken etc. zu Reiseunter-
stützungen 13,60 Mark,
für Verbandstofl'e und Instrumente .... 8110,43
für die Sammlung und Bibliothek 461, so
für Begräbniskosten
für Anfertigung von Zeichnungen und für
Versuchstiere etc 1 537,9 6 *
Die Verpflegungskosten für die Kranken, welehe aus dem
allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten
werden, betragen für Patienten I. und 11. Klasse 1,7 0 Mark,
für Patienten III. Klasse 0,83 Mark täglich.
Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt im
ganzen 3454 Mark 4 Pf.
Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be-
trugen zusammen 3600 Mark.
Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 51250,27 Mark.
In dem Berichtsjahre gingen die nachstehend verzeichneten
wissenschaftlichen Arbeiten aus der Klinik hervor:
Prof. Dr. Neisser: Die Aufgaben der Deutschen Gesell-
schaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.
Mitt. d. D. G. zur B. d. G. Leipzig bei Jon. Ambr. Barth.
6
82
— Ist die Syphilis heilbar? Berlin SW. bei Vogel und
Kreienbrink.
Cedercreutz: Beiträge zur Kenntnis des Bubo inguin. und
den Wert einiger Behandlungsmethoden. Therapie der
Gegenwart. August 1902.
Halkin: Über den Einfluß der Bequerelstrahlen auf die
Haut. Arch. f. Derm. u. Syph. LXV. Bd. H. 2.
Hermann: Ein Fall von Haut-Milzbrand mit bemerkens-
wertem klinischem Aussehen. Arch. f. Derm. u. Syph.
LXII. Bd. Heft 2 u. 3.
Juliusberg: Artikel „Gonococcus", „Ulcus mollek\ „Syphi-
lisbacillus" in Encyklopädie der mikroskop. Technik.
Klingmüller: Ein Fall von Lepra tuberosa aus Ober-
schlesien. Deutsche med. Wochenschrift 1902, Nr. 37.
— Zur Pathologie der Lepra maculo-anaesthetica. Habili-
litationsschrift, Breslau 1902.
— Unsere gegenwärtigen Kenntnisse von der Lepra. Heil-
kunde 1902, Juli-Heft.
— Zur Pathologie und Pathogenese der Lepra maculo-
anaesthetica. (Erweiterte Habilitationsschrift.) Lepra-
Bibliothek international. Vol. 3, Fase. 2 u. 3.
— Artikel „Actinomyces" und „Leprabacillus" in Encyklo-
pädie der mikroskop. Technik.
Lesser: Über das Verhalten der Jodpräparate, speziell
des Jodkaliums und Jodipins, im Organismus. Arch. f.
Derm. u. Syph. LXIV. Bd. H. 1.
Sachs, 0.: Experimentelle Untersuchungen über Harn-
antiseptica. Wiener klin. Wochenschrift 1902, Nr. 17
u. 18.
Tomasczewski: Zur Frage des Malum perforans pedis,
mit besonderer Berücksichtigung seiner Ätiologie. Münch
med. Wochenschrift Nr. 20. 1902.
— Bakteriologische Untersuchungen über den Erreger des
Ulcus molle. Zeitschrift für Hygiene und Infektions-
krankheiten. 42 Bd. 1903.
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83
Diskussionsbemerkungen aus der Medizinischen Sektion
der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur:
Prof. Dr. Neisser: zum Vortrag des Herrn Gottstein:
Über neuere Behandlungsmethoden von Panaritien und
Phlegmonen.
— zum Vortrag des Herrn Goldschmidt: Ein Fall von
periodischem angioneurotischem Ödem der Zunge, des
Gaumens und des Kehlkopfes.
— zum Vortrag des Herrn Cohn: Über Tabes bei Syphilis.
— zum Vortrag des Herrn Enslin: Über die diagnostische
Bedeutung des Tuberculins auf ophthalmologischem Ge-
biete.
— zum Vortrag des Herrn Tomasczewski: Über den
Erreger des Ulcus molle.
In der Breslauer dermatologischen Vereinigung wurden
Vorträge und Demonstrationen abgehalten von den Herren
DDr. Baum, Baermann, Iwanow, Prof. Neisser, Schirr-
macher, Schwab, Sklarek, Tomasczewski, Zieler.
Die Lieferung Nr. 47 des von dem Unterzeichneten re-
digierten stereoskopisch-medizinischen Atlas enthält Mitteilungen
der Herren DDr. Baermann, Baum, Herrmann, Mann,
Sklarek, Tomasczewski.
Prof. Dr. Neisser.
7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik
für Nervenkrankkeiten.
Die mißlichen Verhältnisse des Institutes haben keine
wesentliche Veränderung erfahren. Nur ist aus dem Provi-
sorium hinsichtlich des Laboratoriums in der alten Augenklinik
ein vorläufiges Definitivum geworden, und die anatomischen
Arbeiten des Instituts konnten regelmäßig betrieben werden.
Der Verlust an Zeit und unschätzbarem anatomischen Material
konnte freilich nicht eingebracht werden.
Die stabile Klinik fehlte bis zum Schluß des Berichtsjahres.
Bessere Aussichten eröffnen sich für die Zukunft, da der Staat
zum Ankauf eines geeigneten Grundstückes eine Summe von
6*
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loOOOO Mark bewilligt hat, während freilich eine Baurate noch
nicht in den Etat eingestellt werden konnte. Die vorläufigen
Pläne, welche dem Direktor vorgelegt worden sind, beziehen
sich auf eine Anstalt mit etwa 100 Plätzen.
Um die Lücke im psychiatrischen Unterricht nach Möglichkeit
auszugleichen, wurde während des Berichtsjahres 190:2/03 ein
zweistündiges theoretisches Kolleg über Psychiatrie abgehalten
und fand den zu erwartenden Zuspruch. Die Erwerbung von
Praktikantenscheinen blieb jedoch für die Studierenden nach
wie vor unerreichbar.
Im Übrigen beschränkte sich der Unterricht auf das
zweistündige Publikum: Poliklinik der Nervenkrankheiten,
welches weiter stark besucht wurde.
Der beharrlichen Arbeit des Assistenten am Laboratorium
Dr. 0. Förster ist es zu verdanken, daß der 3. Band des
großen von der Akademie der Wissenschaften unterstützten
Atlantenwerkes, enthaltend die Sagittalschnitte durch das Groß-
hirn, fertig gestellt werden konnte.
Als Assistenten haben Dr. 0. Förster am Laboratorium,
an der Poliklinik Dr. Storch weiter fungiert. Dr. Storch
hat sich zu Anfang der Berichtszeit für Psychiatrie habilitiert
und hält regelmäßig ein stark besuchtes Kolleg über Psycho-
logie für alle Fakultäten, offenbar einem längst empfundenen
Bedürfnis entgegen kommend. An der Poliklinik hat außerdem
Dr. Kutner bis zum 1. Juli 1901 weiter fungiert. Sein Nach-
folger ist Dr. Kr am er.
Als Volontäre waren an der Poliklinik tätig: Dr. Kramer
vom 1. April bis 1. Juli 1901, Dr. Knappe vom 1. Januar bis
1. März 1902, Dr. Nießl v. Meiendorf vom 1. Juni bis
1. August 1902, Oberarzt Dr. Thal witzer vom 1. Mai bis
1. September 1902, Dr. Miodowski vom 1. Oktober 1902 bis
1. Januar 1903, Dr. Koebisch vom 11. Januar bis 1. April 1903.
Aus der Klinik bezw. Poliklinik sind folgende Publikationen
hervorgegangen :
1. C. Wer nicke: Ein Fall von isolierter Agraphie.
Monatsschr. f. Psychatrie u. Neurolog., Bd. XIII. H. 4.
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85
2. E. Storch: Über einige Fälle atypischer progressiver
Paralyse. Bearbeitet nach einem hinterlassenen
Manuskript von H. Lisssauer. Monatsschrift für
Psychiatrie und Neurologie. Bd. IX.
3. E. Storch und H. Li ep mann: Der mikroskopische
Befund im Falle Gorstelle. Ebenda Bd. IX.
4. E. S to rc h : Versuch einer psychophysiolog. Darstellung
der Sinneswahrnehmungen. Ebenda Bd. IX.
5. — Der Mechanismus der Willkürbewegungen. Zentral-
blatt für Nervenheilkunde und Psychiatrie. XXV.
6. — Bemerkungen zu F. Nißl's Aufsatz „Hysterische
Symptome bei einfachen Seelenstörungen. Ebenda. XXV.
7. — Über die optische Wahrnehmung der Objekte.
Klinische Monatsbl. für Augenheilk. XXXIX. Jahrg.
8. — Über die Wahrnehmung musikalischer Tonver-
hältnisse. Zeitschr. für Psychologie und Physiologie
der Sinnesorgane. Bd. 27.
9. — Über das räumliche Sehen. Ebenda. Bd. 29.
10. — Psychologie und Medizin. Pflügers Archiv. Bd. 93.
11. — Der Wille und das räumliche Moment in Wahr-
nehmung und Vorstellung. Ebenda. Bd. 95.
12. Dr. Foerster: Über einige seltene Formen von Krisen
bei Tabes dorsalis und über die tabischen Krisen im
Allgemeinen. Monatsschr. für Psychiatrie u. Neurol.
April 1902.
13. — Die Physiologie und Pathologie der Koordination.
Gust. Fischer, Jena 1902. 31(i S. mit 67 Abbildungen.
14. — Ein Fall von Poliomyelitis im obersten Halsmark
Demonstration, gehalten in der vaterländ. Gesellschaft.
November 1901.
15. — Über praktische Resultate der Übungsbehandlung
von Bewegungsstörungen bei Nervenkrankheiten.
Demonstration, gehalten in der vaterländ. Gesellschaft.
Dezember 1902.
si;
16. — Photographischer Atlas des Gehirns. Abtlg. III.
21 Sagittalschnitte durch das menschliche Großhirn.
Herausgegeben von C. Wernicke, Verlag der psychiatr.
Klinik. Breslau 1903.
17. F. Kramer: Rückenmarksveränderungen bei Poly-
neuritis. Inaugural-Dissertation. Breslau 1902.
18. — Muskelystrophie und Trauma. Monatsschr. für
Psychiatrie und Neurologie. 1902.
Wernicke.
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.
Im Berichtsjahre wurde der Neubau der Kinderklinik durch
die Errichtung eines Nebengebäudes, welches Räume für Ver-
suchs- und für Milchtiere, sowie für Hausgeräte enthält, zum
vorläufigen Abschlüsse gebracht. Leider fehlen der Klinik
noch immer die Mittel für die innere Einrichtung einer Hälfte
der Absonderungsbaracke, so daß dieselbe in diesem Jahre
noch nicht den Zweck, für den sie bestimmt war, erfüllen
konnte.
Auf der Klinik wurden im Berichtsjahre 262, in der Poli-
klinik 7802 Kinder behandelt.
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester
von 21, im Wintersemester von 29. inskribierten Hörern be-
sucht.
An dem Fortbildungskurse für Ärzte beteiligten sich 31
Herren.
In den Personalien der Klinik vollzogen sich folgende
Veränderungen :
Von den Assistenzärzten schieden aus: DDr. Keller und
Thiemich.
Als Assistenten fungierten die Herren DDr. Gregor,
Freund, Bartenstein undSteinitz, als Volontärassistenten
die Herren DDr. Freyberger, Weigert, Schiller, Quest.
Ferner waren an der Klinik beschäftigt die Herren Arzte
DDr. Kaliski, Rotondi, Frizzoni, v. Wernstedt, John,
Kschischo und Fräulein Cand. med. Oppler.
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87
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und
veröffentlicht:
Czerny: Über die Bedeutung des Turgorsdruckes der Gewebe
für das Kind im ersten Lebensjahre. Monatsschrift für
Kinderheilkunde, Bd. I, Nr. 1.
Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs-
störungen und Ernährungstherapie. Wien. Deuticke,
III. u. IV. Lief., Bogen 20—30.
Keller: Fettumsatz und Acidose. Monatsschrift f. Kinderheil-
kunde, Bd. I, Nr. 4.
Thiemich: Über die Storchsche Reaktion der Frauenmilch.
Monatsschrift f. Geburtsh. u. Gynäkol., Bd. XVI, Heft 1.
Derselbe: Über das Facialisphänomen bei älteren Kindern.
Monatsschrift f. Kinderheilk., Bd. I, Nr. 3.
Gregor: Untersuchungen über die Atmungsgröße des Kindes.
Archiv f. Anatomie u. Physiologie, Supplement 1902, S. 59.
Derselbe: Die Entwicklung der Atemniechanik im Kindesalter.
Anatomischer Anzeiger, Bd. XXII, Nr. 6.
Derselbe: Untersuchungen über die Atembewegungen des Kindes.
Archiv f. Kinderheilk., Bd. XXXV, Heft 3 u. 4.
Derselbe: Über Atmungsanomalien im Kindesalter. Verhandl.
der Gesellschaft f. Kinderheilk. auf der 19. Versammlung
deutscher Naturforscher und Ärzte in Karlsbad.
Derselbe: Über die Unschädlichkeit der Verfütterung großer
Mengen von Thyreoidea an Kinder. Monatsschrift für
Kinderheilkunde, Bd. I, Nr. 5.
Freund: Säuren und Basen im Urin kranker Säuglinge. Monats-
schrift f. Kinderheilk., Bd. I, Nr. 4.
Bartenstein: Ein Fall von Retentio urinae. Monatsschrift
f. Kinderheilk., Bd. I, Nr. 2.
Derselbe: Die Lebercirrhose im Kindesalter. Klinisch-thera-
peutische Wochenschrift 1903, Nr. 6 u. 7.
Steinitz: Alkalistoffwechsel. Monatsschrift f. Kinderheilkunde,
Bd. I, Nr. 4.
Hedenius: Über das Schicksal der Kohlehydrate im Säuglings-
darm. Archiv f. Verdauungskrankheiten, Bd. VIII.
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Neumann: Untersuchungen über die Viskosität des Sputums
und ihre Beziehung zum Husten, insbesondere zur Per-
tussis. Archiv f. Kinderheilkunde, Bd. XXXV.
Kiewe: Untersuchungen über die Auslösbarkeit des Hustens
und über das Fehlen des Würgreflexes bei gesunden und
neuropatischen Kindern. Inaug.-Dissertation.
Schaps: Beiträge zur Lehre von der cyklischen Albuminurie.
Archiv f. Kinderheilk., Bd. XXXV.
Schlesinger: Über die Beziehungen zwischen Schädelgröße
und Sprachentwicklung. Inaug.-Dissert. Czerny.
9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten.
Zu Beginn des Wintersemesters 1902/03 legte der bisherige
Direktor der Poliklinik, Herr Professor Dr. W. Kümmel, sein
Amt nieder, um einem Ruf nach Heidelberg zu folgen.
Am 11. November trat der neuernannte Direktor, der bis-
herige Privatdozent in Königsberg i. Pr., Prof. Dr. V. Hins-
berg, sein Amt an.
An Stelle des ausscheidenden Assistenten Herrn Dr.
Wittmaack trat am 1. Februar Herr Dr. van Bebber.
Als Volontärärzte fungierten die Herren Dr. Baasner,
E. Fromherz, F. Müller, C. Rudolphy, H. Schönfelder,
Korthanke, G. Krotoschiner und M. Sculz.
In der Poliklinik wurden 3862 Kranke behandelt.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden aus der Klinik
veröffentlicht:
1. Prof. W. Kümmel: Über Versuche zur Messung der Hör-
schärfe mittels des Telefons. Verhandl. der deutschen
otolog. Gesellschaft 1902.
2. Prof. W. Kümmel: Über den Gebrauch rotierender Fraisen
bei Warzenfortsatzoperationen. 74. Versammlung deutscher
Naturforscher und Ärzte in Karlsbad, September 1902.
3. Prof. V. Hinsberg: Beitrag zur Frage des Übergangs
gutartiger Kehlkopfgeschwülste in bösartige. Archiv für
Laiyngologie, Bd. 13.
4. Dr. K. Wittmaack: Beiträge zur Kenntnis der Wirkung
des Chinins auf das Gehörorgan.
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I. Teil: Sind die Wirkungen des Chinins am Gehörorgan
auf Zirkulationsstörungen zurückzuführen? Archiv für
die gesamte Physiologie, Bd. 95.
II. Teil: Der Angriffspunkt des Chinins im Nervensystem
des Gehörorgans. Ebenda.
5. Dr. K. Rudolph)-: Ober traumatische Gehörgangsatresie.
Zeitschrift für Ohrenheilkunde, Bd. 42.
6. C. Pohl: Über Fremdkörper im Kehlkopf, in der Luftröhre
und in den Bronchien. J. D. Breslau 1902.
Hinsberg.
10. Das zahnärztliche Institut.
Nachdem das Institut im Vorjahre einen Teil der Räume
der alten Augenklinik zugewiesen erhalten hat, war das letzte
Jahr dazu bestimmt, die innere Einrichtung des Instituts nach
Möglichkeit zu verbessern und den neuen Räumen anzupassen.
Durch einen von Seiten des Herrn Ministers gewährten außer-
ordentlichen Zuschuss von 1200 Mark konnte das Instru-
mentarium durch Anschaffung einer Akkumulatorenbatterie für
Kaustik und Beleuchtung ergänzt werden und die Ausstattung
des Laboratoriums für chemische und mikroskopische Unter-
suchungen eine Erweiterung erfahren. Die Sammlungen des
Instituts haben jetzt erst eine geordnete Aufstellung bekommen
können. Sowohl die Knochenpräparate wie die feucht aufbe-
wahrten Präparate aus dem Gebiete der Mundchirurgie,
endlich die reichhaltige Sammlung von Gypsmodellen ist
einer vollständigen Neuordnung und Aufstellung unterzogen
worden. Die feuchten Präparate mußten in neue Kon-
servierungsflüssigkeit übergeführt und in Demonstrations-
gefäße montiert werden. Diese mühevolle und zeitraubende
Arbeit trägt ihren Lohn darin, daß nunmehr die Sammlung
erst für den Unterricht recht nutzbar gemacht werden
kann. Der eindringlichst erbetene und für die wissen-
schaftliche Arbeit dringend erforderliche Röntgenapparat hat
noch nicht beschafft werden können, trotzdem er für ein
staatliches Institut, das auf der Höhe der Wissenschaft stehen
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00
soll, unentbehrlich ist. Leider scheint das Institut auch jetzt
noch kein dauerndes Heim gefunden zu haben. Wenigstens
erging von Seiten des Herrn Ministers an den Leiter des In-
stituts die Frage, ob dasselbe nicht in den zur Zeit von dem
Kgl. Steueramt benutzten Räumen des Hauses Albrechtsstrasse 17
untergebracht werden könnte. Die Räume erwiesen sich aber
wegen ihrer Lichtverhältnisse als vollkommen ungeeignet und in
ihrer Größe als vollkommen ungenügend. Der Unterricht am
Institut hat keine nennenswerte Veränderung erfahren; an die
Stelle des am 1. April ausscheidenden Assistenten, Herrn Zahn-
arzt Bock, ist Herr Zahnarzt Luniatschek getreten. Die
Bibliothek des Instituts hatte sich mancher wertvoller Zu-
wendungen zu erfreuen. So widmete ihr Herr Prof. GöstaHahl
eine größere Zahl wertvoller zahntechnischer Veröffentlichungen,
Herr Dr. Bruck mehrere den Zahnarzt betreffende kunst-
historische Blätter. Vom internationalen Kongreß, der 1900
in Paris tagte, wurden die Verhandlungen der odontologischen
Sektion zur Verfügung gestellt.
In der Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten fanden
im Berichtsjahr 1530 Patienten Behandlung (702 Männer, 828
Frauen). Es kamen 320 Entzündungen des Zahnmarks, 452 Ent-
zündungen der Wurzelhaut, 75 Knochenhautentzündungen des
Kiefers mit 72 fistulösen Durchbrüchen durch Zahnfleisch und
Wangen, 15 Kiefercysten und 8 Empyeme der Kieferhöhle zur
Beobachtung. Es wurde die Extraktion von 2085 Zähnen,
95 Narkosen, 67 Lokalanästhesieen notwendig, neben einer
größeren Zahl anderer Eingriffe, Absceßspaltungen , Aus-
löffelungen, Entfernungen von abgestorbenen Knochenteilen;
in 125 Fällen lagen Störungen der Entwicklung des Milch-
gebisses vor.
In der Abteilung für Zahnfüllung wurden an 3240 Patienten
und zwar 674 Männern und 2333 Frauen, 233 Kindern, 706
Goldfüllungen, 857 Amalganfüllungen, 432 Cementfüllungen,
15 Cementamalganfüllungen, 104 Porzellanfüllungen und 2 Gutta-
percha-Füllungen, in Summa 2106 Füllungen gelegt. Außer-
dem kamen 67 Pulpaüberkappungen, 537 Arseneinlagen.
747 Wurzelfüllungen, 526 Behandlungen und 15 Zahnreinigungen
zur Ausführung.
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91
Die technische Abteilung besuchten 320 Patienten. An
120 Ober- und 36 Unterstücken wurden 920 Zähne verarbeitet,
außerdem wurden 28 Kronen, 2 Brückenarbeiten, 2 Regulierungs-
apparate, 1 Obturaror und 3 Kieferprothesen gefertigt.
Im mikroskopischen Laboratorium arbeitete Dr. T reuen -
fels und Dr. Pawel.
Das Professor Sachs' sehe Stipendium wurde an die
Herren stud. Schäfer und Lang verliehen.
Auch in diesem Jahre wurde durch den Assistenten des
Instituts die zahnärztliche Behandlung der Schüler der Unter-
offizierschule in Wohlau unter den früheren Bedingungen fort-
geführt und nach dem, mit der Armenverwaltung der Stadt
Breslau getroffenen Abkommen, zahnärztliche Hilfeleistungen
bei Armen der Stadt gemacht.
An Arbeiten gingen aus dem Institut hervor:
Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des
Gesichts, Kiefer und Zähne in Hildebrandt's Jahresbericht
über die Fortschritte der Chirurgie.
Partsch: Bearbeitung der Kapitel, Geschwülste der Mund-
gebilde, Kieferhöhlen - Erkrankungen, Aktinomykose in
Scheffs Handbuch der Zahnheilkunde.
Partsch: Vorstellung eines Falles mit habitueller Kiefer-
verrenkung.
Williger: Der erschwerte Durchbruch des Weisheitszahns.
Monatsschrift für Zahnheilkunde, Februar 1903.
Schendel: Über Makroglossie. Monatsschrift für Zahn-
heilkunde.
Walther Bruck: Ein Fall von vorstehendem Unterkiefer,
Korrespondenzblatt für Zahnheilkunde 1902.
— The filling of the teeth with Porcelain. A Textbook. New-
York 1903.
— Zur Frage der Stiftsbefestigung in Porzellanfüllungen,
Deutsche Monatsschrift 1902.
— Un caso di sporgezza della mandibola. Giorn dei den-
tisti 1902.
— Dublierte Goldfüllungen. Deutsche zahnärztliche Wochen-
schrift.
02
— Die Bekämpfung der Zahncaries. Korrespondenzblatt für
Zahnärzte 1903 und Wiener zahnärztliche Monatsschrift
1903.
— a Case of protruding mandible. Quaterly circular 1903.
— Bekaempelsen af tandkaries. Tandlaegebladet HK)3.
C Partsch.
2. Die Professoren-Witwen- und Waisen - Versorgungs-
Anstalt
Vermögensstand.
Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1902:
in Hypotheken 144 600,oo M.
in Effekten 256 000,00 »
in einem Barbestande von 3 047,0 5 *
403 647,0 5 M.
einschließlich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.
Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten.
Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres
95. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 19 Witwen
und 7 Halbwaisen.
Einnahmen.
Bestand aus dem Vorjahre 3 266,20 M.
Mitgliederbeiträge 144,oo -
Aus Staatsfonds 19 500,00 *
Zinsen von Kapitalien 14 503,50
Zurückgezahlte Kapitalien 5 100,oo *
Summa der Einnahmen 42 513,70 M.
Ausgaben.
Witwen- und Waisengelder 29 195,oo M.
Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 227,15 «
Verwaltungskosten 9,4 o *
Zur Kapitalisierung verwendet 10 035,io »
Überschuß als Betriebsfonds 3 047,0 5 =
Restausgabe —
Summa der Ausgaben 42513,70 M.
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93
In dem Etatsjahre 1902 wurde eine ordentliche General-
Versammlung am 19. Dezember 1902 abgehalten, in welcher
auf Grund der §§ 16 und 20 der Statuten vom 19. September
1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrat Professor
Dr. Brie und Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Rosanes
wiedergewählt wurden.
Leonhard. Brie. Rosanes.
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung
von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten.
Die Generalversammlung fand am 7. Juni 1902 statt. Nach
Erstattung des Berichts erfolgte die Vorstandswahl, die zum
Ergebnis hatte, daß die bisherigen Mitglieder wiedergewählt
wurden.
Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 11 Mitglieder,
davon 3 durch den Tod; es traten dafür 6 Mitglieder ein, so
daß die Mitgliederzahl von 110 auf 105 zurückging.
Die Einnahmen setzten sich zusammen aus:
1. Laufenden Beiträgen 1 368,oo M.
2. Zinsen 606,2 6 *
3. Valuta für gelosle Wertpapiere 900,oo *
4. Sonstige Zuwendungen 388, 1 6
5. Bestand des Vorjahres 309,89 *
Zusammen 3 472,« 9 M.
An Unterstützungen wurden bewilligt 150,oo M.
Sachliche Ausgaben 6,6 o *
Zur Kapitalisierung 2 996,60 *
3 153,oo M.
Mithin Bestand. . 319,29 .
Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende de^ Berichts-
jahres in
Effekten nach Nominalwert 18 950,oo M.
Bar 319,29 «
Zusammen 19 269,2 9 M.
gegen im Vorjahre 17 059,89 «
Leonhard. Hasse. Brie. Kawerau.
<J4
4. Honorar- und Stundungswesen.
Eingegangen sind
Neu
Fakultät
Semester
laufende | gestundete
Honorare
gestundet
sind
M
M
S.-S. 1902
W.-S. 1902/0^
1988
a jiq
2 218
—
3 003
4 2()iS
—
1 196
—
1 001
zus.
4 230
9 Ol 1
7 211
2 200
S.S. 1902
W.-S. 1902/03
4 102
3 1K2
—
6 747
9 842
90
70
17 480
12 466
zus.
7 284
16 590
60
2» 946
S.-S. 1902
37 665
40 475
1737
3 134
91
5 330
4345
:
ZUS.
78 140
4 871
91
9 675
S.-S. 1902
W.-S. 1902/03
26 668
26 796
4 607
4 642
50
5 883
4891
50
50
zus.
53 464
9 249
50
10 775
_
Philosophische
S.-S. 1902
50 843
50
10 598
57
15 652
W.-S. 1902,03
51 059
11911
70
16 282
zus.
101 902
50
22 510
27
31 934
Gesain ts.
245 026
50
60433
28
84 530
5. Stipendien und Stiftungen für Studierende.
a. Studenten - Unterstützung» - Fonds.
Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1902 bei einein
Bestände von G 643,6 o M.
1. der jährliche Staatszuschuß mit 4 560,oo *
± an Kollektengeldern für Studierende der
evangelischen Theologie 6 540,6 8 *
3. desgleichen für Studierendeder katholischen
Theologie 123,65 *
Seitenbetrag 17 867,9 3 M.
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95
-
-
Uebertrag 17 867,93 M
4. das für Juristen, Mediziner und Philo-
sophen bewilligte jährliche Extraordina-
rium von 1 800, oo *
5. Zuschuß für Studierende, welche Söhne
von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo *
0. an Zinsen von Kapitalien 2 401,75 *
7. von Immatrikulations-Gebühren 1 5:J4,oo
8. von Promotionen 51,oo
9. Geschenk des Herrn Rektors 97, 3 o
10. Valuta für eine gekündigte Hypothek 4 5QO,oo
im ganzen 29 151,98 M.
Hieraus wurden für Studierende gewährt:
für Freitische 10 298,60 M.
und zwar:
für 358 Portionen an Studierende der
kath.-theol. Fakultät,
10 415 * an Studierende der ev.-
theol. Fakultät,
2 599 » an Studierende der
jurist. Fakultät,
883 » an Studierende der me-
dizinischen Fakultät,
* 5 183 - an Studierende der phi-
losuphischen Fakultät,
zus. für 19 438 Portionen an Studierende,
an Unterstützungen an arme Studierende auf
Anweisung des Universitäts-Kurators .... 2 180,oo -
an Unterstützungen aus den lmmatrikulations-
Gebühren auf Anweisung des Rektors ... 1 682,3 o *
b. Stipendien -Fonds.
Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien
wurden im Rechnungsjahre 1902 gewährt:
beim Ab egg sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von
105,00 M.,
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96
beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,
beim Fürst Bismarckschen Fonds ein Stipendium von
141,oo MM
beim Brach vog eischen Fonds drei Stipendien von je
149,67 bezw. 149,66 M.,
beim Breslauer Jubel -Fonds von früheren Kommilitonen ein
Stipendium von 900, oo M.,
beim Breslauer städtischen Jubel -Fonds ein Stipendium von
220,60 M.,
beim Causs eschen Fonds sieben Stipendien mttzusammen
(»53,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen
1024,50 M.,
beim Cz erniko w sehen Fonds zwei Stipendien von je
115,oo M.,
beim Duflosschen Fonds ein Stipendium von 125,6 5 M.,
beim Fonds ex cassa montis pietatis zwei Prämien von je
60,oo M.
beim Feigeschen Fonds zwei Stipendien von je 46,5 o M.,
beim Ficker sehen Fonds ein Stipendium von 232,oo M.
und eins von 106,0 o M.,
beim Goelickeschen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M..
beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Natur-
wissenschaft) zwei Stipendien von je 592,oo M., ein
Stipendium von 500,50 M.,
beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Pharmacie)
ein Stipendium von 130,oo M.,
beim Gravenhorstschen Fonds ein Stipendium von 179,oo M.,
beim Dr. Grötzn ersehen Fonds ein Stipendium von 500,oo M.,
vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium
von 300,oo M.,
beim von G rünbergschen Fonds ein Stipendium von 62,25 M.,
beim Guhrauerschen Fonds ein Stipendinm von 111, 90 M.,
beim Haaseschen Fonds ein Stipendium von 120,7 6 M.,
beim He idenre ich sehen Fonds zwei Stipendien von je
210,oo M.,
beim Hirtschen Jubel- Fonds ein Stipendium von 66,50 M.,
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97
beim Jungnitzschen Fonds (für katholische Theologen)
zwei Stipendien von je 1(H),50 M.,
beim Jungnitzschen Fonds (für Philologen) ein Stipendium
von 106,7 5 MM
beim Kahl er t sehen Fonds ein Stipendium von 652,5 o M.,
beim von Klosterschen Fonds ein Stipendium von 135, so M.,
beim Knüttelischen Fonds ein Stipendium von 54,oo MM
beim von Konischen Fonds zwei Stipendien von je 300,oo M.,
bei Kotuliaschen Fonds drei Stipendien von je 81,75 M.,
beim Krainski sehen Fonds zwei Stipendien von je 75,oo M.,
beim Kram ersehen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.
und vier Stipendien von je 354,38 M. bezw. 354,37 M.,
beim Lewald sehen Fonds zwei Stipendien von je 00,oo M.,
beim Löwigschen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium
von 108,50 M.,
beim Löwigschen Fonds (für Studierende der Naturwissen-
schaften) ein Stipendium von 105,oo M.,
beim Dr. Mens chigschen Fonds ein Stipendium von
157,50 M.,
beim Dr. J. Jos. Müller sehen Fonds zwei Stipendien von
je 150,oo M.,
beim Po leck sehen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein
Stipendium von 145,2 5 M.t
beim Primkerschen Fonds ein Stipendium von 213,oo M.,
beim Pro 11 sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M.,
beim PruckmannschenFonds drei Stipendien von je 62,soM.,
beim Remerschen Fonds ein Stipendium von 109,60 M.,
beimDr.RosenthalschenFonds ein Stipendium von 108,ooM.,
beim Sachsschen Fonds ein Stipendium von 108,?o M.,
beim von Schlegel Ischen Fonds ein Stipendium von
141,75 MM
beim von Schönaich- Amtitzschen Fonds vier Stipendien
von je 180,oo M., ein Stipendium mit 120,oo M.,
beim von Schönaich-Gersdorfschen Fonds zwei Sti-
pendien von je 180,oo M.,
beim von Sc huckmann sehen Fonds ein Stipendium von
52,60 M.,
7
98
beim Schulz sehen Fonds ein Stipendium für evangelische
Theologen von 161, oo M., ein Stipendium für Philologen
von gleicher Höhe,
beim Sc h wabe- Pries emuth sehen Fonds im Sommer-
Semester 1902 drei Stipendien von je 375,oo M. und
zwanzig Stipendien von je 120,oo M.; im Winter-Semester
1902/1903 drei Stipendien von je 375, oo M. und zwanzig
Stipendien von je 180,oo M.,
beim Stegmann sehen Fonds ein Stipendium von 360,oo M.,
beim Stendal sehen Fonds ein Stipendium von 112,60 M.,
beim Stenz 1 ersehen Fonds ein Stipendium von 46, 5 o M. und
zwei Stipendien von je 23,2 5 M.
beim Stro bischen Fonds drei Stipendien von je 120,2 0 M.
und eine Unterstützung von 53,2 6 M.
beim Werlienus sehen Fonds zwei Stipendien für Theo-
logen, zwei Stipendien für Juristen, drei Stipendien für
Mediziner, in Höhe von je 118;96 M. bezw. 118,96 M.,
außerdem aus besonders zur Verfügung gestellten Mitteln
zwei Stipendien von je 59,4 8 M.,
beim Wimpi naschen Fonds ein Stipendium von 84,oo M.,
beim Stipendium Wolfianum philologicum zwei Stipendien
von 138,38 M. bezw. 138,37 M.,
beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von
150,oo M.
Der am 15. März 1884 hierselbst verstorbene Partikulier
Franz Darre hat in dem mit seiner Ehefrau verfaßten wechsel-
seitigen Testamente der Universität unter gewissen Voraus-
setzungen ein Kapital von 3000 Mark zur Begründung eines in
halbjährlichen Raten zahlbaren Stipendiums für solide Stu-
dierende aller Konfessionen und Fakultäten vermacht. Nach-
dem sich die Voraussetzungen erfüllt haben, ist das Stiftungs-
kapital nebst 119 Mark an aufgelaufenen Zinsen zur Universitäts-
kasse eingezahlt worden. In welcher Weise bezw. in welcher
Höhe die Verleihung des Stipendiums zu erfolgen haben wird,
unterliegt noch der Erwägung und Entschließung.
Auf Anregung des akademischen Senats hat der Herr
Universitäts-Kurator unterm 21. Januar 1903 verfügt, daß in
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99
Zukunft die Zahlung der Stipendien nicht mehr gegen Bei-
bringung von Diligenzzeugnissen zu leisten ist, sondern daß
die Ausweise über Fleiß und fortgesetzte Würdigkeit seitens
des Stipendiaten dem Dekan vorzulegen sind, welcher nach
Maßgabe derselben die Genehmigung zum Empfange des
Stipendiums nach einem gegebenen Schema erteilt.
Der Universitäts-Sekretär Richter hat im Auftrage des
akademischen Senats die zuletzt im Jahre 1875 im Druck er-
schienenen Nachrichten von den Freitischen und Stipendien bei
der Universität neu bearbeitet und vervollständigt. Auf be-
sonderen Senatsbeschluß sind hierbei als Anhang auch die
. Bestimmungen über die Preisstiftungen zur Belebung des Wett-
eifers unter den Studierenden aufgenommen worden.
Außerdem hat derselbe Verfasser eine tabellarische Über-
sicht der für die Studierenden der hiesigen Universität erreich-
baren Stipendien und Freitische zusammengestellt. Dieselbe
ist zum Verkauf an die Studierenden bestimmt und im
Universitäts-Sekretariat sowie in der Hirfschen Sortiments-
Buchhandlung (August Michler) hierselbst, Ring Nr. 4, zum
Selbstkostenpreise von 1 Mark zu haben. Für die Stipendien-
Nachrichten, welche die Entstehung der einzelnen Stipendien
behandeln und die im Sekretariat zu haben sind, beträgt der
Verkaufspreis 1,25 Mark.
6. Kranken- und Begräbnis-Kasse für Studierende.
a. Die Stndenten- Kranken -Kasse.
Eine Änderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht
erfolgt. Die aus früheren Semestern eingegangenen Beiträge
sind wie im Vorjahre kapitalisiert worden. Es wurden im Be-
richtsjahre 3000 Mark 3'/*proz. Schlesische Pfandbriefe neu
erworben.
Die Einnahmen haben im Jahre 1902 betragen und
zwar:
a. Beiträge der Studierenden 9 527,80 M.
b. Zinsen etc. von Kapitalien 1 697,7 5 *
c. dem Bestände aus dem Jahre 1901 3 175,36
Summa der Einnahmen 14 400,9 1 M.
7*
100
Die Ausgaben betrugen:
1. Remunerationen an Ärzte und Beamte... 1 872,oo M.
2. Unterstützungen an Studierende zu Bade-
und Brunnenkuren 1 280,oo *
Es erhielten
2 Studierende 150 M. = 300 M.
7 Studierende je 100 M. = 700 M.
1 Studierender 80 M. = 80 M.
4 Studierende 50 M. = 200 M.
14 Studierende zusammen 1 280 M.
3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:
a. für Medikamente, Brillen, Bruch-
bänder etc 2 844,7 5 M.
81 1 Studierenden wurden
in 1762 Fällen ärztliche
Medikamente verordnet.
b. Für Verpflegung und Be-
handlung von Studieren-
den in den Universitäts-
Kliniken und im Garnison-
Lazarett 47^8,36
// 7 573,io M.
4. Zur Kapitalisierung 3 031,35
5. Verwaltungskosten 73,2 o
Summa der Ausgaben 13 829,65 M.
Die Einnahmen betrugen 14 400,91 *
Mithin bleibt Bestand 571,26 M.
I. V.: Flügge.
b. Die Studenten-Begräbnis-Kasse.
A. Die Einnahmen im Jahre 1902 haben betragen:
1. Bestand aus dem Vorjahre 268,36 M.
2. Zinsen von Kapitalien 234,50 *
Summa der Einnahmen 502,86 M.
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101
B. Ausgaben:
1. Begräbniskosten für verstorbene Studierende — M.
2. Zur Kapitalisierung —
Bleibt Bestand 502,86 M.
V. Akademische Grundstücke und Kapitalien.
1. Grundstücke.
Im Rechnungsjahre 1902 haben nachstehende Verände-
rungen und Erweiterungen an den Grundstücken der Universität
stattgefunden :
Im Universitätsgebäude wurde die Wiederherstellung des
Musiksaals fortgesetzt und die Erneuerung der inneren Aus-
stattung durch Aufstellung der Entwürfe für Sängerpodium,
Orgelgehäuse und Gestühl eingeleitet.
Die Kinderklinik erhielt durch Errichtung eines Neben-
gebäudes mit Tierställen, Räumen für Eis- und Futtervorräte
und eines Raumes zur Unterbringung der Speisewagen eine
nachträgliche Ergänzung.
Auf dem Wirtschaftshofe des landwirtschaftlichen Ver-
suchsfeldes sind ein Schuppen für Häcksel und Spreu und ein
Schuppen für Wagen und Torfstreu errichtet worden.
2. Kapitalien.
Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des
Etats-Jahres 1902 593 275,00 M.
und ist angelegt:
in Hypotheken 293 100,oo M.,
in Wertpapieren 300 175,oo
593 275,00 M.
Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlüsse
des Etats-Jahres 1902 ein Vermögen von 67 365 M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken 23 340,oo MM
in Wertpapieren 44025,oo *
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102
Ausserdem besitzt der v. Hacke mann sehe Professoren-
Witwen -Pensions - Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm,
welche im Etats-Jahre 1902 einen Pachtzins von 3836,oo Mark
und an Jagdpachtgeldern 136,86 Mark eingebracht h&ben.
Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlüsse
des Etats-Jahres 1902 .'. . . 843 057,1 1 M.
und ist angelegt:
in Hypotheken mit 431 100,oo M.,
in Wertpapieren mit 411 400,oo *
in Sparkassenbüchern mit 557,11 »
843 057,ii M.
Der Studenten - Unterstützungs - Fonds weist am Schlüsse
des Etats-Jahres 1902 ein Kapitalvermögen von. 63 775,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken von 30000 M.,
in Effekten von 33 775 .
VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Kuratorial-
schreiben und Senatsbeschlüsse.
1. Für die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse and Kuratorialschreiben.
Durch Erlaß vom 29. März 1902 hat der Herr Minister
der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal - Angelegenheiten
genehmigt, daß fortan denjenigen Studierenden, welche sich
der ärztlichen Prüfung in der Sommerperiode unterziehen
wollen, auf Wunsch das Abgangszeugnis 4 Wochen vor dem .
gesetzlichen Schlüsse des vorangehenden Wintersemesters aus-
gehändigt wird.
Unter dem 5. April 1902 bestimmt der Herr Minister, daß
in Zukunft bei denjenigen Preußen, welche sich dem Studium
der Rechtswissenschaft an einer preußischen Universität widmen
wollen, als Nachweis der wissenschaftlichen Vorbildung für
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103
das akademische Studium auch das Reifezeugnis eines deutschen
Realgymnasiums oder einer preußischen Oberrealschule genügt.
Nach einem Allerhöchsten Erlaß vom 8. April 1002 führt
die am 1. Februar 1833 zur Belohnung einer besonders aus-
gezeichneten Hilfsleistung bei Rettung aus Gefahr gestiftete
Auszeichnung künftig allgemein die Bezeichnung „Rettungs-
medaille am Bande".
Unter dem 21. April 1902 teilt der Herr Universitäts-
Kurator die am 18. Oktober 1901 in Kraft getretenen Bestim-
mungen über die Entleihung von Büchern, Handschriften,
Stichen, Karten und Plänen aus spanischen öffentlichen Biblio-
theken in deutscher Übersetzung mit.
Durch Erlaß vom 26. April 1902 hat sich der Herr Minister
mit der von dem akademischen Senate beschlossenen Herab-
setzung des Bedarfes an einzuliefernden Promotions- und
Habilitationsschriften einverstanden erklärt.
Die wesentlichsten Punkte dieses Beschlusses sind:
1. Die Habilitationsschriften sind in Zukunft vom Tausch-
verkehr ausgeschlossen.
2. Die Dozenten der Universität, welche in eine theologisch-
philosophisch-historische und in eine medizinisch-natur-
wissenschaftliche Gruppe geschieden werden, erhalten
nur die in die betreffenden Wissensgebiete gehörenden
Promotions- und Habilitationsschriften, von allen übrigen
dagegen das Titelblatt mit Lebenslauf des Verfassers
und Thesen.
m
3. Von jeder der genannten Schriften werden 10 Exemplare
beim Universitäts-Sekretär niedergelegt, die auf Verlangen
einzelnen Dozenten der anderen Gruppe ausgehändigt
werden sollen. Die übrig bleibenden Exemplare werden
den Verfassern auf Wunsch nach Verlauf von 4 Wochen
zurückgegeben. (Werden sie nicht verlangt, so gehen
sie in das Eigentum der Königlichen und Universitäts-
Bibliothek über.)
4. Alle außerhalb Breslaus wohnenden, nicht im Ruhe-
stande befindlichen Dozenten erhalten keine der bezeich-
neten Schriften.
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1 Ol
Durch Erlaß vom 22. Mai 1002 hat der Herr Minister das
unterm 1. Juni 188G ausgesprochene Verbot des Eintrittes von
Studenten in polnische außerhalb der Universität stehende
Vereine dahin ergänzt, daß nicht nur der Eintritt in solche
Vereine als Mitglieder, sondern auch die Teilnahme an den
Vereinsversammlungen und Sitzungen als Gäste den Studenten
bei Vermeidung disziplinarischen Einschreitens zu untersagen
ist. Gegen Zuwiderhandlungen soll unverzüglich im Disziplinar-
wege vorgegangen werden.
Mittels Erlasses vom 23. Juni 1902 übersendet der Herr
Minister eine „Darlegung über die höheren Mädchenschulen in
Rußland1' zur Kenntnis und Beachtung. Da nach dieser die
Bildung einer Russin, welche das Reifezeugnis eines Mädchen-
gymnasiums einschließlich der Ergänzungsklasse besitzt, auch
wenn ihr das Prädikat einer Erzieherin verliehen ist, derjenigen
unserer Lehrerinnen nicht als gleichwertig erachtet werden
kann, bestimmt der Herr Minister, daß in Zukunft Frauen mit
solchen Zeugnissen zum Hospitieren nicht mehr zuzulassen
sind. Auch die Ablegung einer besonderen Ergänzungsprüfung
im Lateinischen, wie sie bei dem medizinischen Fraueninstitut
in Petersburg als genügend angesehen wird, vermag hieran
nichts zu ändern.
Unter dem 26. Juli 1902 macht der Herr Minister darauf
aufmerksam, daß, wie bisher, die Reife für die Prima einer
Oberrealschule für die Zulassung zur zahnärztlichen Prüfung
nicht genügt.
Durch Schreiben vom 27. Juli 1902 hat sich der Herr
Kurator mit dem Beschlüsse des akademischen Senates, in
Zukunft die Promotionen nur in der Aula Leopoldina abzu-
halten, einverstanden erklärt.
Im Auftrage des Herrn Ministers hat der Herr Kurator
darauf hingewiesen, daß Unterstützungsgesuche von Beamten
nur dann befürwortend vorzulegen sind, wenn eine unver-
schuldete, z. B. durch längere Krankheit hervorgerufene be-
sondere Notlage des Betreffenden vorliegt, deren Behebung
nur durch Gewährung einer außerordentlichen Unterstützung
bewirkt werden kann.
/
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10.-)
Durch Erlaß vom 25. August 1902 teilt der Herr Minister
die vom Königlichen Staatsministerium am 3. Juni d. J. ge-
gebenen Vorschriften über die Vernichtung der Rechnungen
und Kassenbücher, sowie der Beläge berichtigter Rechnungen
bei den staatlichen Kassen mit.
Unter dem 26. August 1902 hat der Herr Minister be-
stimmt, daß den Hospitanten anstelle des bisherigen Hospitanten-
scheines ein Erlaubnis- und Anmeldeschein nach beigegebenem
Muster auszustellen ist. Gleichzeitig gibt derselbe das Schema
zu einer den Hospitanten auf besonderen Antrag zu erteilenden
Abgangsbescheinigung.
Nach einem Erlaß des Herrn Ministers vom 7. Oktober 1902
dürfen Nichtpreußen auf Grund des Reifezeugnisses eines
deutschen Realgymnasiums oder einer preußischen Oberreal-
schule zum Rechtsstudium nur dann zugelassen werden, wenn
in dem Bundesstaate, dem der Studierende angehört, besondere
Prüfungskommissionen für die erste juristische Prüfung nicht
bestehen, die Ablegung derselben vielmehr zufolge Obereinkunft
gemäß den Preußischen Bestimmungen bei einer Preußischen
Kommission erfolgt, ohne daß für die Zulassung zu den juristischen
Berufszweigen hinsichtlich des Reifezeugnisses weitere Erforder-
nisse gestellt werden, oder wenn sich der betreffende Bundes-
staat dem Preußischen Vorgehen hinsichtlich der Zulassung
der Realisten zum juristischen Berufe angeschlossen hat.
In einem Schreiben vom 24. Oktober 1902 ersucht der
Herr Kurator Etatsanträge tunlichst frühzeitig vorzulegen, da
der hierfür festgesetzte Termin vom 15. Juni nur den letzten
Zeitpunkt zur Einreichung dieser Anträge darstellt.
Durch Beschluß des Staatsministeriums vom 23. Dezember
1902 ist die Einführung der neuen Rechtschreibung bei allen
Staatsbehörden vom 1. Januar 1903 ab angeordnet worden.
Unter dem 28. Februar 1903 macht der Herr Minister darauf
aufmerksam, daß der Inhalt des Passes eines russischen
Studenten allein einen sicheren Rückschluß auf dessen bis-
herige Führung nicht zuläßt, da nach den in Rußland bestehen-
den gesetzlichen Bestimmungen die Auslandspässe russischer
10G
Untertanen selbst dann keinen Vermerk über das Vorleben
der Paß-Inhaber enthalten, wenn diese gerichtlich oder im
Disziplinarwege bestraft sein sollten.
In einem Erlasse vom 2. März 1903 macht der Herr
Minister darauf aufmerksam, daß bei Bewilligung ermäßigter
Eisenbahnfahrpreise für Ausflüge von Gesellschaften von min-
destens 10 Personen zu wissenschaftlichen und belehrenden
Zwecken die Freigabe von Schnellzügen lediglich von dem
pflichtmäßigen ' Ermessen der betriebsleitenden Dienststeilen
abhängig ist und Beschwerden wegen Versagens der Schnell-
zugbenutzung von dem Minister der öffentlichen Arbeiten grund-
sätzlich ablehnend beschieden worden sind.
Nach Mitteilung des Herrn Kurators vom 20. März 1903
hat der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medi-
zinalangelegenheiten im Einverständnis mit dem Herrn Finanz-
minister genehmigt, daß die Post für Sendungen der hiesigen
Universität und deren Institute, soweit diese Behörden inner-
halb der durch die Oder und den Stadtgraben begrenzten
inneren Stadt ihren Sitz haben, im Ortsverkehr unter An-
wendung des Postablösungsvermerks benutzt wird, falls die
Empfänger außerhalb dieses inneren Stadtbezirks wohnen. Als
Ortssendungen im Sinne des Portoablösungsabkommens sind
nur diejenigen Sendungen anzusehen, welche innerhalb der
Grenzen der politischen Gemeinden verbleiben, in der die ab-
sendende Behörde ihren Sitz hat.
b. Senatsbeschlüsse.
Nachdem in der Sitzung vom 26. Juli 1902 der Rektor die
Schwierigkeiten geschildert hatte, welche in Bezug auf die zu
treffenden Entscheidungen auf Gesuche von Damen ohne hin-
reichende Vorbildung um die Genehmigung des gastweisen
Besuches von Vorlesungen erwachsen, erklärte der Senat, daß
grundsätzlich nur solchen Frauen ein Hospitantenschein ge-
geben werden möge, die entweder
a. das Reifezeugnis einer deutschen neunklassigen höheren
Lehranstalt (Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule),
oder
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107
b. das Zeugnis über die erlangte Prima- oder Obersekunda-
Reife von einer der unter a bezeichneten Anstalten, bezw.
eine der wissenschaftlichen Reife für den Einjahrig-Frei-
willigen-Militärdienst entsprechende Vorbildung, oder
c. das Zeugnis über die abgelegte Lehrerinnenprüfung besitzen.
In derselben Sitzung bestimmte der Senat, daß die Ent-
scheidung über die Frage, ob im einzelnen Falle eine Honorar-
schuldverhindlichkeit durch den Tod des Honorarschuldners
erloschen ist, jetzt den Stundungs- Kommissionen zusteht,
wogegen sie eine Niederschlagungsbefugnis nicht haben. Die
bisherige Praxis, nach welcher die Fakultäten die Nieder-
schlagung von Honorarschulden noch Lebender bewilligen,
kann unbedenklich auch fernerhin beibehalten werden.
Die Frage, ob ein Studierender durch Abmeldung und
Rückgabe der Erkennungskarte ohne gleichzeitige Entnahme
des Abgangszeugnisses aus der akademischen Disziplinargewalt
ausscheidet, wurde in der Senatssitzung vom 17. Januar 1903
dahin entschieden, daß ein inländischer Student nicht die
Befugnis hat, durch einfache Rückgabe der Erkennungskarte
das akademische Rürgerrecht aufzugeben und sich dadurch
aus der Disziplinargewalt zu befreien.
£2. Für die einzelnen Falcul tüten •
Ministerial - Erlasse.
Katholisch -theologische Fakultät.
Durch Erlaß vom 30. August 1902 hat der Herr Minister
der Fakultät die Ermächtigung erteilt, bei Doktordissertationen
und Preisarbeiten im Einzelfalle über die Wahl der Sprache
— ob Deutsch oder Lateinisch — selbständig Bestimmung zu
treffen.
Evangelisch -theologische Fakultät.
Durch denselben Erlaß hat der Herr Minister bestimmt,
daß die deutsche Sprache fortan anstelle der lateinischen
Sprache anzuwenden ist:
für das Meldungsschreiben zum Lizentiaten- und Doktorgrad
und die hierbei einzureichende Abhandlung,
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108
für die mündliche Lizentiaten- und Doktorprüfung und für
die öffentliche Disputation, sowie
für die Habilitationsleistungen (Meldung, Probevorlesung und
Einladung zur Antrittsvorlesung).
Am 9. Februar 1903 hat der Herr Minister gestattet, daß
in Zukunft auch für die Bearbeitung der gestellten Preis-
aufgaben die deutsche Sprache anstatt der lateinischen Sprache
zur Anwendung kommt.
Philosophische Fakultät.
Unter dem 30. August 1902 gestattet der Herr Minister
für die Doktorarbeiten aus dem Gebiete der alten Geschichte
und der orientalischen Sprachen, sowie für den Doktoreid die
fakultative Verwendung des Deutschen neben dem Lateinischen.
Die Sprache der Disputation und Promotion ist von der Sprache
der Dissertation abhängig zu machen.
VII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten,
Programme, Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.
Am 15. Oktober 1902 fand in herkömmlicher Weise die
Übergabe des Rektorates von Seiten des bisherigen Rektors,
Prof. Dr. Hillebrandt, an den neuge wählten Rektor, Geheimen
Justizrat Prof. Dr. Leonhard statt. Nach Ableistung des vor-
geschriebenen Eides hielt dieser seine Antrittsrede: „Der
Schutz der Ehre im alten Rom44.
Am 21. Oktober 1902 waren 200 Jahre seit der Stiftung
der ehemaligen Universität Leopoldina in Breslau verflossen.
Diesen Tag seitens der Universität feierlich zu begehen, hat
der Senat nicht für erforderlich erachtet. Der Rektor des
neuen Jahres hat jedoch auf Wunsch des Senates in seiner
Antrittsrede dieses Jubiläums besonders Erwähnung getan.
Bei der akademischen Feier des Geburtstages Sr. Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1903 hielt der Professor
der Eloquenz Geheimer Regierungsrat Prof. Dr. Foerster die
Festrede über das Thema: „Kaiser und Galiläer44.
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109
Den Schluß der Feier bildete die alljährlich stattfindende
Preisverteilung, über die der im Druck erschienene bezügliche
Bericht das Nähere besagt (siehe auch VIII, 3). Am Nach-
mittage fand wiederum ein Festmahl der Dozenten und Beamten
statt, bei dem der Rektor das Kaiserhoch ausbrachte.
Dem ordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät,
früheren Direktor der Universitäts-Sternwarte, Geh. Reg.-Rat
Dr. Galle wurde zu seinem 90. Geburtstage am 9. Juni 1902
von seiten des akademischen Senates ein Glückwunschschreiben
übersandt.
Der Universität in Sydnei sind zum 50jährigen Jubiläum
am 29. September 1902 die Glückwünsche der Universität in
einem Schreiben ausgesprochen worden.
Nachdem der Herr Minister unter dem 12. Mai 1902 end-
gültig genehmigt hat, daß das an der Maxstraße westlich der
Kinderklinik gelegene Gelände als Turn- und Spielplatz für die
Studierenden hergerichtet wird, ist mit den Herstellungsarbeiten
sofort begonnen worden, so daß der Platz bereits am 10. Oktober
1902 von der Bauverwaltung dem Rektor betriebsfähig über-
geben werden konnte. Zur Leitung bezw. Beaufsichtigung des
Turn- und Spielbetriebes ist ein Spielausschuß gewählt und
Professor Dr. med. C. Parts ch zum Spielleiter bestellt worden.
Die von dem Spielleiter gemachten „Vorschläge zur Einrichtung
der akademischen Turnspiele" haben nach Annahme durch
den Senat am 24. März 1903 die Genehmigung des Herrn
Kurators gefunden. Mit dem Turnen soll Anfang des Sommer-
semesters 1903 begonnen werden.
Bei der am 26. Oktober 1902 stattgefundenen Feier der
Eröffnung der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät
und der Erhebung der Akademie in Münster zur Universität
war unsere Hochschule durch den ordentlichen Professor
Geh. Justizrat Dr. Fischer vertreten.
2. Programme
sind nicht erschienen.
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110
3. Adressen.
Dem germanischen National museura in Nürnberg wurden
zum 50jährigen Jubiläum am 14. Juni 1902 durch nachstehende
Adresse die Glückwünsche der Universität zum Ausdruck ge-
bracht :
Dem germanischen Nationalmuseum bringt zur fünfzig-
jährigen Gedenkfeier seiner Begründung die Universität Breslau
ihre wärmsten Glückwünsche dar.
Durch mancherlei Gefahren und durch mancherlei Wand-
lungen hindurch hat das Nationalmuseum der Verwirklichung
des Gedankens gedient, dem es einst entsprungen ist, der
Schöpfung eines gemeinsamen Mittelpunktes für die weitver-
zweigten Forschungen auf dem Gebiete der deutschen Ver-
gangenheit. Einem Zeitalter entstammend, in welchem gemein-
same Erinnerungen und gemeinsame ideale Bestrebungen fast
das einzige Band zwischen den verschiedenen deutschen
Stämmen bildeten, erst durch das neuerstandene Deutsche Reich
auf eine sichere materielle Grundlage gestellt, spiegelt das ger-
manische Museum in seinen wechselvollen Schicksalen die
Entwicklung und Verwirklichung des deutschen Einheits-
gedankens wieder. Jetzt steht es festgegründet da, der Stadt,
die ein unvergleichliches Bild von der Blüte altdeutschen
Bürgertums festgehalten hat, harmonisch eingefügt als ein
Schatzhaus der Kultur unserer Vorzeit. Dem Altertums- und
Kunstforscher, dem Historiker und dem Germanisten, jedem
bieten seine Sammlungen in ihrer Verschiedenartigkeit ein
reiches Studienmaterial; in ihrer Vereinigung zu einem wohl-
gegliederten Ganzen mahnen sie an den fruchtbaren Zusammen-
schluß jener Einzeldisziplinen unter dem gemeinsamen Zeichen
der deutschen Altertumswissenschaft.
So nehmen die deutschen Hochschulen, so nimmt auch
die Universität der alten, einst durch mannigfache Kultur-
beziehungen gerade mit Nürnberg verknüpften Oderstadt leb-
haften Anteil an dem germanischen Museum und seinem Ehren-
tage. Möge die nationale Anstalt in derselben kräftigen Ent-
wicklung, welche das erste halbe Jahrhundert seines Bestehens
ausgezeichnet hat, fortschreiten zu immer umfassenderer
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111
Lösung der großen Aufgabe, die Wissenschaft von der deutschen
Nation zu fördern und zu mehren, weitesten Kreisen unseres
Volkes den Sinn zu erschließen für die ehrwürdige Kultur
deutscher Vorzeit.
Breslau, den 14. Juni 1002.
Rektor und Senat der Königlichen Universität.
Der Universität in Christiania ist zu der vom 5.-7. Sep-
tember 1902 stattgefundenen Feier des 100. Geburtstages von
Nicolaus Heinrich Abel eine Tabula gratulatoria folgenden
Wortlautes übersandt worden:
Q. F. F. F. Q. S.
INCLVTISSIMAE VNIVERSITATI
REGIAE FRIDERICIANAE CHRISTIANIENSI
ALMAE MATRI
PER DIES V VSQVE AD VII MENSIS SEPTEMBRIS
SOLLEMNITER CELEBRANTI
DIEM QVO ANTE HOS CENTVM ANNOS NATVS EST
FILIVS MAGNVS
NICOLAVS HENRICVS ABEL
EMINENS ILLE INTER INGENIA MATHEMATICA. OMNIVM
AETAT VM ADMIRABILI SAGACITATE ET AMPLITVD1NE
AN1MI
QVI BREVI VITAE SPAT10 CONCESSO NON SOLVM IN
ALGEBRA ATQE IN DIFFICILLIMIS PARTIBVS ANALYSIS
SVBLIMIORIS NOVOS EOSQVE LATISSIMOS CAMPOS
APER VIT
SED ETIAM IN PR1MIS CONTVL1T VT SEVERIORES
METHODI IN ANALYSI ADHIBERENTVR
EX ANIMI SENTENTIA GRATVLATVR
OMNIA FAVSTA EXOPTANS
VNIVERSITAS VRATISLAVIENSIS
INTERPRETE
ALFREDO HILLEBRANDT
H. T. RECTORE
ET SENATV ACADEMICO.
DABAMVS DIE V MENSIS AVGVSTI ANNI MCMII.
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112
Der Bodleianischen Bibliothek zu Oxford wurde zur Drei-
liundertjahrfeier am 8. und 9. Oktober 1902 von dem als Ver-
treter der Universität entsandten ordentlichen Professor in der
juristischen Fakultät, Geh. Justizrat Dr. Brie folgende Glück-
wunschadresse überreicht:
lnclutissimae Universitati Oxoniensi
diebus VIII et IX mensis Octobris anni MDCCCCII
natalicia bibliothecae ante hos CCC annos a Thoma Bodleio
instauratae
quae thesauros omnium fere litterarum cum typis impressos
tum manu scriptos condendoconditosque scrutaturis liberalissirae
promendo ad incrementum studiorum orbis litterati mirum
quantum contulit
simulque memoriam fundatoris illius pie ac sollemniter
celebranti
omnia fausta exoptans
ex animi sententia
gratulantur
Rector et Senatus Universitatis Vratislaviensis.
Der JJniversität in Jurjew (Dorpat) wurden die Glück-
wünsche zur Hundertjahrfeier am 12. Dezember 1902 in einer
Tabula gratulatoria übermittelt, welche lautete:
Q. F. F. F. Q. S.
ILLVSTRISSIMAE ATQVE INCLVTISSIMAE
ÜTTERARVM VN1VERSITATI
CAESAREAE IVRIEVENSI OLIM DORPATENSI
SCIENTIARVM PER BALTICAS PROVINCIAS VINDICI
ACERRIMAE
ET PRAECEPTORVM CORONA SPLENDIDISS1MAE
ALMAE MATRI FERACISSIMAE COMMILITONVM
QVI POSTEA VEL SVIS QVISQVE STVDIIS SCIENTIAM
PROMOVERVNT VEL CONTIONATORVM MVNERIBVS
FORTITER OBEVNDIS DE ECCLESIA EVANGELICA
LVTHERANORVM OPTIME MERVERVNT VEL IN REBVS
PVBLICIS ADMINISTRANDIS PATRIAE OPERAM EGREGIAM
NAVAVERVNT VEL SALVTI AEGROTANTIVM FIDE ATQVE
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113
SOLLERTIA PROBATISSIMA CONSVLVERVNT VEL ARTE
IWENTVTIS GYMNASIORVM BOxNIS ARTIBVS IMBVENDAE
EM1NVERVNT
SACRA SAECVLARIA
DIE X1I/XXV MENSIS DECEMBRIS CELEBRANTI
SALVTEM ATQVE 1NCREMENTVM EXOPTANS
GRATVLATVR
VNIVERSITAS VRATISLAVIENSIS
INTERPRETE
RVDOLPHO LEONHARD
HOC TEMPORE RECTORE
ET SENAT V ACADEMICO.
P. P. VRATISLAVIAE
DIE XII MENSIS DECEMBRIS ANNI MCMII.
VIII. Studierende.
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1902:
a. Immatrikulierte Studierende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1261
Neu hinzugekommen 552
zusammen 1813
Davon zählte:
die evangelisch - theologische i Deutsche 64
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 65
die katholisch - theologische { Deutsche .... 826
Fakultät l Nichtdeutsche -_ 326
,. . ... , „ , | Deutsche .... 531
die juristische Fakultät < XT. a
y Nichtdeutsche 2_ 533
die medizinische Fakultät . . . i ^eu^scne * • • •
l Nichtdeutsche 9_ 229
8
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114
•ö c ^
Oh
a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 434
b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. Oktober 1879 192
Deutsche 626
c. Nichtdeutsche 34 660
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schließlich 65 Hörerinnen) 154
Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1967
Es hörten Vorlesungen:
von den immatrikulierten Studierenden 1796
von den Hospitanten 151
zusammen 1947
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:
in der evangelisch - theologischen Fakultät 1, in der
katholisch - theologischen Fakultät 3, in der
juristischen Fakultät 5 und in der philosophischen
Fakultät 8, zusammen 17
Von den Hospitantenscheinen haben 3 Hörer keinen Ge-
brauch gemacht.
Winter-Semester 1902/03:
a. Immatrikulierte Studierende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1272
Neu hinzugekommen 468
zusammen 1 740
Davon zählte:
die katholisch - theologische f Deutsche 250
Fakultät ( Nichtdeutsche 1_ 251
die evangelisch - theologische i Deutsche .... 62
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 63
die juristische Fakultät . . . . ( Deuts°he ' ' ' ' 558
J l Nichtdeutsche — 558
die medizinische Fakultät . . . ( Pf^f^6. ' 7 ^ ™.
I Nichtdeutsche 8 204
115
o
u
'S O ^
5 £
a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 444
b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. Oktober 1879 190
Deutsche 631
c. Nichtdeutsche 30 664
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schließlich 114 Hörerinnen) 243
Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1983
Es hörten Vorlesungen:
von den immatrikulierten Studierenden 1721
von den Hospitanten 236
zusammen 1957
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:
in der katholisch - theologischen Fakultät 1, in der
evangelisch - theologischen Fakultät 2, in der
juristischen Fakultät 6 und in der philosophischen
Fakultät 10, zusammen 19
Von den Hospitantenscheinen haben 7 Hörer keinen Ge-
brauch gemacht.
2. Beteiligung an den Vorlesungen.
a. Es haben Inskriptionen stattgefunden:
1. bei der evangelisch-theologischen Fakultät
im Sommer-Semester 1902:
zu 16 theol. Privatvorlesungen 205
5 * öffentlichen Vorlesungen 174
6 ' seminaristischen Übungen 70
im Winter-Semester 1902/03:
zu 16 theol. Privatvorlesungen 203
* 6 * öffentlichen Vorlesungen 120
* 6 * seminaristischen Übungen 61
2. bei der katholisch-theologischen Fakultät
im Sommer-Semester 1902:
zu 13 theol. Privatvorlesungen 1460
* 10 * öffentlichen Vorlesungen 853
s*
116
zu 4 theol. seminaristischen Übungen 194
im Winter-Semester 1902/03:
zu 13 theol. Privatvorlesungen 1058
« 12 * öffentlichen Vorlesungen 1022
4 * seminaristischen Übungen 163
3. bei der juristischen Fakultät
unter Einschluß der staatswissenschaftlichen Disziplinen
im Sommer-Semester 1902:
zu 28 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2131
* 6 « * * öffentlichen Vorlesungen 558
3 » * seminaristischen Übungen .... 112
im Winter-Semester 1902/03:
zu 26 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2192
3 * • öffentlichen Vorlesungen 319
3 » ■ seminaristischen Übungen .... 182
4. bei der medizinischen Fakultät
im Sommer-Semester 1902:
zu 59 medizinischen Privatvorlesungen 1491
- 29 > öffentlichen Vorlesungen . . 719
im Winter-Semester 1902/03:
zu 53 medizinischen Privatvorlesungen 1361
- 36 * öffentlichen Vorlesungen . . 597
5. bei der philosophischen Fakultät
im Sommer-Semester 1902:
zu 134 Privatvorlesungen 4189
* 48 öffentlichen Vorlesungen . . . 1777
29 Seminarien 657
im Winter-Semester 1902/03:
zu 124 Privatvorlesungen 4388
41 öffentlichen Vorlesungen... 1614
30 Seminarien 658
1. Von seiten der Studierenden der evangelisch-theolo-
gischen Fakultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 65 Hörern
zu 16 theol. Privatvorlesungen 205 Inskriptionen,
* 5 * öffentlichen Vorlesungen 174 *
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117
zu 6 theol. seminaristischen Übungen. .. . 70 Inskriptionen,
* außerfachlichen (philos., historischen,
literar., philologischen) Vorlesungen 62
(9 private, 17 öffentliche);
im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 63 Hörern
zu 16 theologischen Privatvorlesungen .... 203 Inskriptionen,
6 * öffentlichen Vorlesungen 120
* 6 - seminaristischen Übungen 61
' außerfachlichen Vorlesungen 71
(13 private, 18 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:
im Sommer-Semester 1902 (Zahl 65):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,15 Inskriptionen,
* * « öffentlichen Vorlesungen ... 2,68 *
* * seminaristischen Übungen. . 1,08
* « außerfachlichen Vorlesungen 0,9 5 *
im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 63):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 2 Inskriptionen,
* öffentlichen Vorlesungen ... 1,90
* * * seminaristischen Übungen . . 0,9 7
* außerfachlichen Vorlesungen 1,13
2. Von seiten der Studierenden der katholischen Theologie
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 326 Hörern
zu 13 theol. Privatvorlesungen 1460 Inskriptionen,
« 10 > öffentlichen Vorlesungen 853
« 4 * seminaristischen Übungen ... 194
* außerfachlichen Vorlesungen 282
(30 private, 24 öffentliche);
im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 251 Hörern
zu 13 theol. Privatvorlosungen 1058 Inskriptionen,
* 12 * öffentlichen Vorlesungen 1022
* 4 seminaristischen Übungen. .. . 163 *
* außerfachlichen Vorlesungen 172
(29 private, 16 öffentliche).
118
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1902 (Zahl 326):
zu den theol. Privat Vorlesungen 4,48 Inskriptionen,
* - * öffentlichen Vorlesungen . 2,62
• * seminaristischen Übungen.. 0,62
* * außerfachlichen Vorlesungen 0,87 *
im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 251):
zu den theol. Privatvorlesungen 4,22 Inskriptionen,
* * * öffentlichen Vorlesungen . . . 4,07
* * s seminaristischen Übungen.. 0,6 5
<■ außerfachlichen Vorlesungen 0,6 8 -
3. Von seiten der Studierenden der juristischen Fakultät
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 533 Hörern
zu 28 juristischen Privatvorlesungen 2131 Inskriptionen,
* 6 * öffentlichen Vorlesungen 558
3 * seminar. Übungen 112 •
» außerfachlichen Vorlesungen 240
(9 private, 27 öffentliche);
im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 558 Hörern
zu 26 juristischen Privatvorlesungen 2192 Inskriptionen,
* 3 * öffentlichen Vorlesungen 319
- 3 « seminar. Übungen 182
* außerfachlichen Vorlesungen 420
(25 private, 30 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1902 (Zahl 533):
zu den juristischen Privatvorlesungen 3,99 Inskriptionen,
* • • öffentl. Vorlesungen . . 1,05
* * seminar. Übungen 0,2 1
* * außerfachlichen Vorlesungen 0,4 6
im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 558):
zu den juristischen Privatvorlesungen 3,92 Inskriptionen,
öffentl. Vorlesungen . . 0,5 7
« * » seminar. Übungen 0,33
* * außerfachlichen Vorlesungen 0,75
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119
4. Von Studierenden der medizinischen Fakultät haben,
wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen-
schaftlichen Vorlesungen zu den medizinischen gezählt werden,
stattgefunden:
im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 229 Hörern
zu 59 Privatvorlesungen 1491 Inskriptionen,
* 29 öffentlichen Vorlesungen 719 *
im Winter-Semester 1902/03 bei einer Anzahl von 204 Hörern
zu 53 Privat Vorlesungen 1361 Inskriptionen,
* 30 öffentlichen Vorlesungen ? 597
Mithin entfallen auf jeden Hörenden :
im Sommer-Semester 1902 (Zahl 229):
zu den Privatvorlesungen 6,6i Inskriptionen
* s öffentlichen Vorlesungen 3,m *
im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 204):
zu den Privat Vorlesungen 6,6 7 Inskriptionen,
* • öffentlichen Vorlesungen 2,9 3
5. Von seiten der Studierenden der philosophischen Fa-
kultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1902 bei einer Anzahl von 660 Hörern
zu 134 Privatvorlesungen 4189 Inskriptionen,
* 48 öffentlichen Vorlesungen 1777
« 29 Seminarien 657 *
Aufterfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen
Fakultät in der Regel solche, die einem vom Spezialfache ver-
schiedenen Fache dieser Fakultät selbst angehören:
im Winter-Semester 1002/03 bei einer Anzahl von 664 Hörern
zu 124 Privatvorlesungen 4388 Inskriptionen,
» 41 öffentlichen Vorlesungen 1614 *
» 30 Seminarien 658 *
Mithin entfallen auf jeden Hörenden :
im Sommer-Semester 1902 (Zahl 660):
zu den Privat Vorlesungen 6,35 Inskriptionen,
« öffentlichen Vorlesungen 2,44 *
* » Seminarien 0,99
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120
im Winter-Semester 1902/03 (Zahl 664):
zu den Privatvorlesungen 6,62 Inskriptionen,
* » öffentlichen Vorlesungen 2,43 *
« Seminarien 0,99
3. Losungen von Preisaufgaben.
Bei der Preisverteilung am Geburlstage Seiner Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1903 haben folgende
Studierende nach dem hierüber besonders erschienenen ge-
druckten Berichte der Fakultäten Preise und Anerkennungen
erhalten :
von der katholisch-theologischen Fakultät:
der Stud. theol. cath. Alphons Steinmann aus Moritzberg
in Hannover den vollen Preis,
der Stud. theol. cath. Paul Karge aus Läwitz, Kreis Guben,
einen halben Preis und
der Stud. theol. cath. Augustinus Bürger aus Kühschmalz.
Kreis Grottkau, eine öffentliche Belobigung;
von der juristischen Fakultät:
der Stud. jur. Josef Parts ch aus Breslau und
• Bruno Doramer aus Inowrazlaw
je den vollen Preis;
von der medizinischen Fakultät:
der Stud. med. Hermogenes Ziesche aus Breslau den vollen
Preis ;
von der philosophischen Fakultät:
der Stud. phil. Arnold Klein aus Düna Földvar in Ungarn
den vollen Preis,
der Stud. phil. Ernst Lewy, z. Zt. in Leipzig, und
die Hospitantin Frl. Johanna Gruber aus Breslau je einen
halben Preis.
4. Vereine und Verbindungen.
Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu ver-
zeichnen:
Es sind ausgeschieden: das Korps Lusatia und der
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121
akademisch-historische Verein, welche sich im Sommersemester
1902 bis auf weiteres suspendiert haben, und die akademische
Gesellschaft für jüdische Geschichte und Literatur, die sich im
Mai 1902 aufgelöst hat.
Wieder aufgetan hat sich der akademisch-historische Ver-
ein zu Anfang des Wintersemesters 1902/03 (siehe oben).
Neugebildet hat sich die katholische Studentenverbindung
Franco-Borussia mit Beginn des Sommersemesters 1902.
5. Akademische Disziplin.
Von der akademischen Disziplinarbehörde bezw. von dem
Rektor allein wurden wegen Verletzung der Sitte und Ordnung
des akademischen Lebens bestraft:
a. Im Sommersemester 1902:
1 Studierender mit der Entfernung von der Universität (Con-
silium abeundi),
2 Studierende mit der Androhung der Entfernung von der
Universität (Unterschrift des Consilium abeundi),
1 Studierender mit 7 Tagen Karzer,
1 * = 4 * ' ,
1 * * 2 » * ,
3 Studierende mit je 1 Tage Karzer und
2 * 1 Verweise.
b. Im Wintersemester 1902/03.
1 Studierender mit 5 Tagen Karzer,
5 Studierende mit je 3
2 - * s 2 * *
2 * * * 1 Tage * und
1 Studierender mit 1 Verweise.
IX. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuernngen.
Von der juristischen Fakultät wurden:
der Senatspräsident am Oberlandesgericht Breslau,
Geheimer Oberjustizrat Albert Knauf und
122
der ordentliche Honorar-Professor an der hiesigen Uni-
versität, Oberlandesgerichtsrat Arthur Engelmann
am 7. Februar 1903 zu Doktoren beider Rechte hon. causa;
von der medizinischen Fakultät:
der Geheime Oberbaurat im Ministerium der öffentlichen
Arbeiten Georg Thür aus Berlin am 6. Mai 1902
zum Doktor der Medizin und Chirurgie hon. causa und
von der philosophischen Fakultät:
der Fabrikbesitzer und Handelsrichter Max Wisskot t
aus Breslau am 2. Juni 1902,
der Königliche Provinzial-Schulrat Theodor Thalheim
aus Breslau und
der ordentliche Professor in der juristischen Fakultät
der Universität Leipzig Dr. jur. Ludwig Mitteis
am 28. Juli 1902 zu Doktoren der Philosophie hon. causa
promoviert.
Das Diplom wurde erneuert infolge des 50 jährigen Doktor-
jubiläums:
von der medizinischen Fakultät:
dem Arzte Dr. med. Ludwig Weidner aus Hirschberg.
2. Promotionen anf Grund von Dissertationen und
Prüfungen.
I. Von der katholisch-theologischen Fakultät wurden promoviert:
1. Jlgner, Karl, aus Leoberg, 6. Juni 1902: „In S. Antonini
Archiepiscopi Florentini O. Pr. sententias de Valore et
de pecunia Commentarius. I. Teil."
2. Funke, Bernhard, aus Paderborn, 10. März 1903:
„Grundlagen und Voraussetzungen der Satisfaktionstheorie
des heil. Anselm von Canterbury. I. Teil."
3. Plinski, Johannes, aus Löbsch W./Pr., 14. März 1903:
„Die Probleme historischer Kritik in der Geschichte
des ersten Preußenbischofs, zugleich ein Beitrag zur
Geschichte des deutschen Ritterordens."
II. Von der juristischen Fakultät wurden promoviert:
1. Wachsmann, Oskar, aus Breslau, 14. Mai 1902: „Der
Begriff des Gewohnheitsrechts."
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123
2. Sintenius, Gustav, aus Breslau, 28. Mai 1902: „Der
simulierte Prozeß.44
3. Riess, Ernst, aus Breslau, 23. Juli 1902: „Der Anspruch
des Berechtigten aus Rechtshandlungen eines Unbe-
rechtigten."
4. Schatzky, Georg, aus Breslau, 23. Juli 1902: „Der
Berichtigungsantrag des Vollstreckungsgläubigers bei
nicht gebuchtem Eigentum des Schuldners."
5. Sturm, Friedrich, aus Breslau, 25. Juli 1902: „Die
strafrechtliche Verschuldung."
6. Riess, Alfons, aus Breslau, 29. November 1903: „Die
Mitwirkung des Bundesrats und des Reichstags bei Ab-
schluß und Inkraftsetzung von Staatsverträgen des
Deutschen Reiches."
7. Hedemann, Justus Wilhelm, aus Breslau, 13. De-
zember 1902: „Die Entwickelung der Lehre vom Ver-
gleichsirrtum im gemeinen Recht."
8. Thiel, Richard, aus Breslau, 15. Dezember 1902:
„Das Pflichtteilsrecht der entfernteren Abkömmlinge des
Erblassers nach dem Deutschen Bürgerlichen Gesetz-
buche."
9. Warschauer, Felix, aus Posen, 19. Dezember 1902:
„Der Tatbestand des Annahmeverzuges nach gemeinem
Recht und dem Bürgerlichen Gesetzbuche."
10. Krzyiankiewicz, Wladimir, aus Wronke i. Posen,
9. Januar 1903: „Der Irrtum im Motiv beim Vergleich.
Nach römischem und gemeinem Recht."
11. Perls, Friedrich, aus Breslau, 29. Januar 1903:
„Die Bestimmtheit der Hypothekenschuld."
12. vonHobe-Gelting, Siegfried, ausGelting, 3. März 1903:
„Die Rechtsfähigkeit der Mitglieder religiöser Orden und
ordensähnlicher Kongregationen nach kanonischem und
deutschem Recht."
13. Meyer, Karl, aus Hirschberg, 7. März 1903: „Die
Haftung des Verkäufers für eine Verschlechterung der
Kaufsache nach Abschluß des Kaufvertrages nach dem
Rechte des B. G.-B."
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124
14. Riedinger, Paul, aus Hirschberg, 9. März 1903; „Die
rechtliche Stellung des Gerichtsvollziehers."
III. Von der medizinischen Fakultät wurden promoviert:
1. Ullrich, Karl, aus Kreuzburg O/S., 29. April 1902:
„Neun Fälle von Tetanus. Ein Beitrag zur Antitoxin-
behandlung dieser Krankheit.44
2. Loe wen stein, Hans, aus Wilhelmsheim, 2. Mai 1902:
„Klinisch-statistische Beiträge zur Puerperalfieberfrage.4'
3. Kiewe, Leo, aus Graudenz W./Pr., 3. Mai 1902: „Unter-
suchungen über die Auslösbarkeit des Hustens und über
das Fehlen des Würgreflexes bei gesunden und neuro-
pathischen Kindern.44
4. Böhm, Walter, aus Tost O/S., 24. Mai 1902: „Über
die manuelle Placentarlösung.44
5. Hirt, Ludwig, aus Breslau, 24. Mai 1902: „Zur
Kenntnis der Zwillingsschwangerschaft.44
6. Schwarz, Bernhard, aus Breslau, 24. Mai 1902:
„Über Retropharyngealabszeß bei Erwachsenen.44
7. Alter, Wilhelm, aus Brieg, 30. Mai 1902: „Zur
Pathologie und Therapie der Querlage.44
8. Bieberstein, Friedrich, aus Laurahütte, 30. Mai 1902:
„Beitrag zur vaginalen Enfernung der Uterusmyome.44
9. Silbermann, Edwin, aus Gleiwitz, 4. Juni 1902: „Die
Einleitung der Frühgeburt mittels Hystereuryse.44
10. Riman, Hans, aus Hirschberg i. Schi., 7. Juni 1902:
„Die Endotheliome des Utero-vaginal-Schlauches Er-
wachsener.'4
11. Peiser, Julius, aus Posen, IG. Juni 1902: „Über die
Ursachen des angeborenen Klumpfußes.44
12. Schirokauer, Hans, aus Berlin, 16. Juni 1902: „Der
traubige Schleimpolyp der Cervix uteri.44 (Ein Beitrag
zur Lehre von den Geschwülsten des Uterus.)
13. Trespe, Richard, aus Cöslin, 16. Juni 1902: „Beitrag
zur Kraurosis vulvae.44
14. Schlesinger, Eugen, aus Breslau, 27. Juni 1902: „Über
die Beziehungen zwischen Schädelgröße und Sprach-
entwicklung.44
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125
15. Hoffmann, Adolf, aus Breslau, 1. Juli 1902: „Die
geburtshilfliche Bedeutung der foetalen Hydrocephalie."
16. Fuchs, Bernhard, aus Ratibor, 2. Juli 1902: „Die
Oberkiefer- und Gaumengeschwülste aus den Jahren
1891—1901 (aus der chirurgischen Universitätsklinik zu
Breslau).44
17. Paul, Ludwig, aus Insterburg O/Pr., 2. Juli 1902: „Über
die Bedingungen des Eindringens der Bakterien der
Inspirationsluft in die Lungen.44
18. Schmidt, Heinrich, aus Breslau, 2. Juli 1902: „Beitrag
zur diätetischen und operativen Behandlung der diabe-
tischen Gangrän, sowie der senilen und der spontanen
Gangrän.44
19. Fröhlich, Fritz, aus Breslau, 8. Juli 1902: „Ein Fall
von Rankenangiom der unteren Extremität.44
20. Teuber, Karl, aus Wiese, Kreis Neustadt OS.,
19. Juli 1902: „Über Sehnennähte.44
21. Wrobel, August, aus Lipine O/S., 19. Juli 1902: „Bei-
träge zur Kenntnis der malignen Hodengeschwülste.44
22. Wittner, Hugo, aus Rosdzin O/S., 26. Juli 1902: „Ein
casuistischer Beitrag zur Kenntnis der Chlorzinkver-
giftung.4*
23. Bachmann, Oskar, aus Breslau, 1. August 1902:
„Über den Wert der sogen. Wehemittel.44
24. Breslauer, Erich, aus Breslau, 2. August 1902:
„Beiträge zur Behandlung der . bösartigen Kiefer-
geschwülste.44
25. Gaus, Friedrich, aus Braunschweig, 2. August 1902:
„Beiträge zur Nahrungsaufnahme und Nahrungsausnutzung
des Neugeborenen.44
26. Gildemeister, Eugen, aus Breslau, 2. August 1902:
„Beitrag zur Kenntnis der Mesenterialtumoren.44
27. Grospietsch, Victor, aus Breslau, 2. August 1902:
„100 Magensaftuntersuchungen zur Bestimmung der
freien Salzsäure und der Gesamt-Acidität unter normalen
Verhältnissen für Breslau und Schlesien.4'
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12G
28. Reich, Otto, aus Breslau, 2. August 1902: „Zur
Methodik der Bestimmung des Ammoniaks im Harn.44
29. Ullmann, Joseph, aus Ratibor, 6. August 1902: „Über
die Beziehungen kariöser Zähne zu Schwellungen der
submaxillaren Drüsen bei Rindern/4
30. Kassel, Wilhelm, aus Neisse, 15. September 1902:
„Zur operativen Behandlung der angeborenen Gaumen-
spalten.44
31. Menschig, Karl, aus Bosatz, 18. September 1902:
„Über die Contagiosität des Krebses.44
32. Rauenbusch, Ludwig, aus Berlin, 11. Oktober 1902:
„Beiträge zur Lokalisation und Verbreitungsweise der
eitrigen Peritonitis.44
33. Hirschstein, Ludwig, aus Breslau, 14. Oktober 1902:
„Über therapeutisch verwendete Silberverbindungen, ins-
besondere über Silber-Eiweißverbindungen mit spezieller
Berücksichtigung der Silberverbindungen des Kaseins.44
34. Schaps, Leo, aus Kempen, 16. Oktober 1902: „Beiträge
zur Lehre von der cyklischen Albuminurie.44
35. Marcus, Siegfried, aus Pinne, 18. Oktober 1902:
„Beiträge zur Behandlung der Aktinomykose, mit be-
sonderer Berücksichtigung der Jodkaliumtherapie.44
36. Neumann, Leopold, aus Pr.-Friedland, 20. Oktober 1902:
„Untersuchungen über die Viscosität des Sputums und
ihre Beziehung zum Husten, insbesondere zur Pertussis.44
37. Hepner, Eberhard, aus Breslau, 18. November 1902:
„Zur Diagnostik und Therapie des inneren Darm-
verschlusses.44
38. Pohl, Karl, aus Biskupitz-Borsigwerk O/S., 6. De-
zember 1902: „Über Fremdkörper im Kehlkopf, in der
Luftröhre und in den Bronchien.44
39. Zickel, Georg, aus Breslau, 2. Januar 1903: „Er-
fahrungen über Aetiologie und Therapie der Urinfisteln
bei Frauen.44
40. Ossig, Kurt, aus Breslau, 6. Februar 1903: „Zur
Pathologie und Therapie der Revolverschuß Verletzungen
des Kopfes und Rumpfes. Teil I: Kopfschüsse.44
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127
41. Löwy, Alfred, aus Glatz, 13. Februar 1903: „Die an
der Königl. chirurgischen Klinik Breslau in den Jahren
1891 bis April 1901 behandelten Fälle von Hasenscharte.44
42. Prausnitz, Karl, aus Hamburg, 14. Februar 1903:
„Zum gegenwartigen Stande der Choleradiagnose unter
besonderer Berücksichtigung derjenigen Vibrionen, deren
Untersuchung vom Choleravibrio Schwierigkeiten bereitet."
43. Scheffczyk, Alois, aus Gleiwitz, 14. Februar 1903:
„Die Erfolge der Osteotomie bei Genu valgum.44
44. Kolaczek, Hans, aus Breslau, 24. Februar 1903: „Über
die Uterusruptur. Ergebnisse der Forschung der letzten
7 Jahre.44
45. Strempel, Alfred, aus Breslau, 28. Februar 1903:
„Über die instrumenteile Erweiterung des Cervix sub
partu nach Bossi.44
46. Hoppe, Wilhelm, aus Breslau, 7. März 1903: „Beitrag
zur Lehre von den angeborenen Kreuzsteißbein-Ge-
schwülsten.44
47. Vagedes, Wilhelm, aus Breslau, 13. März 1903: „Zur
Aetiologie der Gynatresieen.44
48. Tinz, Josef, aus Breslau, 14. März 1903: „Über
Kastration bei Osteomalacie.44
IV. Von der philosophischen Fakultät wurden promoviert:
1. Hilka, Alfons, aus Walzen O/S., 25. April 1902: „Die
direkte Rede als stilistisches Kunstmittel in den Romanen
des Chrestien de Troyes."
2. Müller, Curt, aus Breslau, 25. April 1902: „Studien
zur Geschichte der Erdkunde im Altertum.44
3. Kl im ke, Karl, aus Neiße, 26. April 1902: „Das volks-
tümliche Paradiesspiel und seine mitteralterlichen Grund-
lagen.44
4. Eysen, Heinrich, aus Frankfurt a./M., 7. Mai 1902:
„Das Weib in den Werken des Michelangelo Buonarroti."
5. Sc hulte-Bäuminghaus, Clemens, aus Altenessen.
14. Mai 1902: „Über die Wirkung und den Verbleib
einiger an Milchkühe gefütterten Mineralstoflfverbindungen
(Eisen, Calcium, Chlor, Phosphorsäure).'4
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128
6. Gössgen, Waldemar, aus Görlitz, 15. Mai 1902: „Die
Mundart von Dubraucke: Ein Beitrag zur Volkskunde
der Lausitz."
7. Vogt, Walther, aus Breslau, 7. Juni 1902: „Die Wort-
wiederholung ein Stilmittel im Ortnit und Wolfdietrich
A und in den mittelhochdeutschen Spielmannsepen
Orendel, Oswald und Solman und Morolf. I. Teil."
8. Falck, Richard, aus Landeck i./Westpr., 14. Juni 1902:
„Die Kultur der Oidien und ihre Rückführung in die
höhere Fruchtform bei den Basidiomyceten."
9. Fischer, Waldemar, aus Berlin, 14. Juni 1902: Über
Lösungen des Chromhydroxydes in Basen."
10. Wolf, Hans, aus Langenbielau, 17. Juni 1902: „Beitrag
zur Kenntnis der Leitfähigkeiten gemischter Lösungen
von Elektrolyten."
11. Harnoth, Adolf, aus Friedersdorf, 21. Juni 1902:
„Versuche über den Einfluß emiger Futtermittel auf die
Qualität des Milchfettes."
12. Matschoss, Alexander, aus Bunzlau, 21. Juni 1902:
„Die Luxemburger Frage von 1867. I. Teil."
13. Jander, Fritz, aus Glogau, 28. Juni 1902: „Über
einige komplexe Merkurisalze."
14. Schwabbauer, Georg, aus Lublinilz, 28. Juni 1902:
„Einwirkung von Methyl- und Aethyl-Amin auf Furfurol
und Cuminol."
15. Bialon, Oswald, aus Nikolai O/S., 3. Juli 1902: „Über
die Einwirkung von Anisaldehyd auf Chinaldin, a-Picolin
und Aldehydcollidin."
16. Knick, Reinhold, aus Breslau, 8. Juli 1902: „Über
die Kondensation von j>-Nitrobenzaldehyd mit a-Picolin
und ay-Lutidin."
17. Sorge, Reinhard, aus Alsbach bei Limbach (Fürsten-
tum Schw.-R.), 10. Juli 1902: „Über die Kondensation
aromatischer Ketone."
18. Marcus, Willy, aus Breslau, 12. Juli 1902: „Die Dar-
stellung der französischen Zustände in Montesquieus
lettres persanes verglichen mit der Wirklichkeit."
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129
19. Mebus, Friedrich, aus Neiße, 12. Juli 1902: „Studien
zu William Dunbar.'1
20. Wallstaff, Wilhelm, aus Breslau, 24. Juli 1902: Über
eine besondere Cremonasche Transformation."
21. Schierse, Bruno, aus Breslau, 26. Juli 1902: „Das
Breslauer Zeitungswesen vor 1742."
22. von Kowalewsky, Wladimir, aus Kieff in Rußland,
31. Juli 1902: „Über wässerige Zinnchloridlösung."
23. Fox, Charles J. J., aus London, 5. August 1902: „Über
die Wechselwirkung zwischen Salzen und Schwefeldioxyd
in wässeriger Lösung."
24. Kochan, Hans, aus Görlitz, 5. August 1902: „Beiträge
zur Kenntnis der anodisch polarisierten lichtempfindlichen
Goldelektrode."
25. von Grabski, Felix, aus Sternpowo in Russ.-Polen,
6. August 1902: „Über Kondensationen von Chinaldin
mit Cuminol und Paratolylaldehyd, ein Beitrag zur
Kenntnis des Chinaldyl a-Stilbazols."
26. Lonsky, Felix, aus Frankenstein i. Schi., 6. August 1902:
„Zur Anatomie des Darmrohres und des Urogenital-
systemes von Hyrax."
27. Lipinski, Paul, aus Ober-Lazisk, Kreis Pleß,
8. August 1902: „Über n-Octylverbindungen."
28. Ritter von Ostoja Balicki, Gustaw Ludwik, aus
Wykoty in Galizien, 8. August 1902: „Über die Konden-
sationen der aromatischen Amine."
29. von Roberti, Viktor, aus Trebnitz, 8. August 1902:
„Über die Zucht der Milchkuh. Eine Studie aus der
Praxis."
30. Zimmermann, Walter, aus Breslau, 8. August 1902:
„Eine Methode zur Berechnung spezieller Störungen
durch Variation der kanonischen Elemente."
31. Dierig, Wolf gang, aus Oberlangenbielau, 25. Ok-
tober 1902: „Über den Einfluß von ^-Toluylaldehyd auf
a-Picolin und a-Methyl-a'-Phenyl-Pyridin."
32. Hahn, Oskar, aus Liegnitz, 8. November 1902:
„Ursprung und Bedeutung der Goldenen Bulle Karls IV."
9
130
33. Kot he, Wilhelm, aus Habelschwerdt, 8. November 1902:
„Kirchliche Zustände Straßburgs im 14. Jahrhundert."
34. Wuth, Berthold, aus Breslau, 22. November 1902:
„Über das Verhalten von Halogensilber zu organischen
Arminbasen."
35. Brie, Friedrich, aus Breslau, 13. Dezember 1902:
„Die englischen Ausgaben des Eulenspiegel und ihre
Stellung in der Geschichte des Volksbuches."
36. Renz, Karl, aus Durlach in Baden, 13. Dezember 190:!:
„Beiträge zur Kenntnis des Indiums und Thalliums."
37. Ollendorf, Otto, aus Breslau, 18. Dezember 1902:
„Über die Einwirkung einiger Aldehyde auf a-Phenyl-
a-Methylpyridin."
38. Kühn, Oskar, aus Görlitz, 20. Dezember 1902:
„Über Erwähnung und Schilderung von körperlichen
Krankheiten und Körpergebrechen in altfranzösischen
Dichtungen."
39. Gaebel, G. Otto, aus Breslau, 14. Februar 1903: „Über
Produkte der partiellen und totalen Reduktion des
2,6-Dinitrothymolaethyläthers."
40. Knauf, Alfred, aus Breslau, 14. Februar 1903: „Die
geographische Verbreitung der Gattung Cluytia."
41. Perlitius, Ludwig, aus Bralin, Kreis Gr.- Wartenberg,
14. Februar 1903: „Der Einfluß der Begrannung auf die
Wasserverdunstung der Ähren und die Kornqualität44
42. Fraenkel, Georg, aus Breslau, 23. Februar 1903:
„Niedere Mythologie im mittelhochdeutschen Volksepos.
I. Teil."
43. Rosenberg, Walter, aus Hirschberg, 23. Februar 1903:
„Der Kaiser und die Protestanten in den Jahren 1537
bis 1539."
44. Halfpaap, Gustav, aus Breslau, 4. März 1903: „Über
die Einwirkung von m-Xylylenbromid auf primäre,
sekundäre und tertiäre Amine, sowie auf cyansaures
und Rhodankalium."
45. Will, Otto, aus Guben, 4. März 1903: „Die Tauglich-
keit und die Aussichten der englischen Sprache als
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131
Weltsprache vom Standpunkte der Sprachwissenschaft
und Sprachstatistik."
46. Leidicke, Johann Wilhelm, aus Gohlitz, 10. März 1903:
„Beitrage zur Embriologie von Tropaeolum majus."
47. Oertel, Felix, aus Bernstadt, 10. März 1903: „Eine
Abänderung der Poiseuilleschen Methode zur Unter-
suchung der inneren Reibung in stark verdünnten
wässerigen Salzlösungen.4'
48. Rudorf, Georg, aus London, 14. März 1903: „Zur
Kenntnis der Leitfähigkeit und inneren Reibung von
Lösungen."
49. Dinter, Albert, aus Posen, 18. März 1903: „Definitive
Bahnbestimmung des Kometen 1888. V."
50. Loew, Karl, aus Brünn, 18. März 1903: „Über Kon-
densationen von Chinaldin und Lepidin mit einigen
Aldehyden."
X. Nekrologe.
Julius Bruck.
Am 20. April 1902 verschied nach schwerem Leiden der
Privatdozent in der Medizinischen Fakultät, Professor Dr. med.
Julius Bruck, nachdem er 31 Jahre dem Lehrkörper der
Breslauer Universität angehört hatte.
Geboren am 6. Oktober 1840 als ältester Sohn des um den
wissenschaftlichen Ausbau der Zahnheilkunde sehr verdienten
Breslauer Zahnarztes Dr. med. J. Bruck erhielt der Verstorbene
die ersten Anregungen für seinen künftigen Beruf bereits in
frühem Alter im väterlichen Hause.
Nach Absolvierung der Schulzeit auf dem Kgl. Friedrichs-
Gymnasium zu Breslau widmete sich B. dem Studium der
Zahnheilkunde auf den Universitäten Breslau, Berlin, Bonn
und Paris. Im Jahre 1858, im Alter von 18 Jahren, bestand
er die zahnärztliche Staatsprüfung, promovierte 1866 in Erlangen
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zum Dr. med., inachte hierauf deu Feldzug von 1866 im Gar-
nisonslazareth in Breslau als Militärarzt mit und habilitierte
sich im Jahre 1871 auf Grund seiner Arbeit: „Beiträge zur
Histologie und Pathologie der Zahnpulpa44 als erster deutscher
Privatdozent für Zahnheilkunde in der medizinischen Fakultät
der Breslauer Universität.
Da zu jener Zeit an den deutschen Universitäten der
zahnärztliche Unterricht staatlicherseits noch nicht geregelt
war, begründete Bruck aus eigenen Mitteln ein zahnärztliches
Institut, welches mit der Universität in Verbindung stand; aus
diesem Institut sind mehrere Hunderte deutscher Zahnärzte
hervorgegangen.
Gleich seinem Vater legte Bruck besonderen Wert auf
den Ausbau der Zahnheilkunde in wissenschaftlicher
Richtung, er wollte seine Schüler nicht nur zu technischer
Vollkommenheit erziehen, sondern er wies sie ganz besonders
auf die vielfachen Beziehungen hin, welche die Erkrankungen
der Zähne und des Mundes zu anderen Erkrankungen des
menschlichen Organismus unterhalten.
Nachdem er durch 18 Jahre dieses Institut geleitet, hatte
er die Freude, es im Jahre 1890 vom Staat übernommen zu
sehen. Bruck erhielt an dem neuen Institut die Leitung der
technischen Abteilung und wurde zum Professor ernannt.
Sein zunehmendes Leiden zwang ihn, die Institutstätigkeit im
Jahre 1895 niederzulegen.
Trotz seiner umfangreichen praktischen Tätigkeit, neben
der aufopfernden Lehrtätigkeit fand Bruck immer noch
Zeit, sich mit wissenschaftlicher Arbeit zu beschäftigen. In
Gemeinschaft mit Waldeyer stellte er eingehende Unter-
suchungen über die Zahnpulpa an, ferner gab er im Jahre 1870
einen Atlas „Die angeborenen und erworbenen Defekte des
Gesichtes und der Kiefer44 heraus und wies mit dieser Arbeit
der prothetischen Zahnheilkunde neue Wege. Durch die Ar-
beiten Mi ddeldorpfs über Galvanokaustik angeregt, beschäftigte
sich Bruck ferner mit der Durchleuchtung der Körperhöhlen
und zwar mit solchem Erfolge, daß alle späteren Arbeiten bis
zur Einführung der elektrischen Glühlampe auf seiner im Jahre
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1866 gemachten Erfindung, die er der Petersburger und Pariser
Akademie der Wissenschaften persönlich vorführte, fußten.
In dem arbeitsreichen Leben des Verstorbenen fehlte es
denn auch nicht an mannigfachen äußeren Anerkennungen.
Bruck war Ehrenmitglied des Vereins schlesischer Zahnärzte,
er besaß das Ritterkreuz des österreichischen Franz-Josef-
Ordens, den Kronenorden, die Kriegserinnerungsmedaille etc.
Sein liebenswürdiges und stets hilfsbereites Wesen, die
Geradheit seines Charakters haben ihm viele Freunde erworben;
seiner Familie gegenüber war er der selbstloseste und auf-
opferndste Gatte und Vater.
Nachdem zu seinem schon bestehenden neuralgischen
Leiden die Zuckerkrankheit getreten war, erlahmten seine Kräfte
in den letzten Jahren allmählich, und ein sanfter Tod endete
nach langen und qualvollen Leiden, die noch eine Operation
nötig machten, am 20. April 1902 das arbeitsreiche Leben des
ausgezeichneten Mannes.
Von den Arbeiten Brucks seien genannt:
Das Urethroscop und das Stomatoscop. Breslau 1867.
Le Stomatoscope pour rendre diaphanes les dents et leurs
parties adjacentes. Breslau 1865.
Die Krankheiten des Zahnfleisches. Leipzig 1867.
Die angeborenen und erworbenen Defekte des Gesichtes und
der Kiefer. Breslau 1870.
Beiträge zur Histologie und Pathologie der Zahnpulpa. Breslau
1871.
Die auphorenen angeborenen Defekte des harten und weichen
Gaumens. Leipzig 1897.
Formalin und seine Anwendung in der Zahnheilkunde.
Leipzig 1898.
W. Bruck.
Richard Förster.
Es würde nicht im Sinne des Verstorbenen sein, wollte
man an dieser Stelle Försters Verdienste um die Wissenschaft
und um die Menschheit in lauter überschwenglicher Rede
preisen; ich will es versuchen, vor Ihnen ein schlichtes,
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einfaches Bild seines Lebens und seines Werdeganges zu ent-
rollen, und so seine Taten und sein Schaffen selbst zu Ihnen
sprechen zu lassen. Es lohnt sich wahrlich, ein solches Leben
zu betrachten. Da ich erst in den letzten Jahren das Glück
gehabt habe, Förster persönlich kennen zu lernen und ihm
näher zu treten, so lag für mich die Notwendigkeit vor, mich
bei denen, die ihm im Leben am nächsten standen, über
manche Daten zu informieren und dankbar muß ich es aner-
kennen, in wie bereitwilliger Weise von den Kindern und
Freunden des Dahingeschiedenen meiner Bitte entsprochen
worden. Es sind mir nicht nur eine Reihe von eigenhändigen
Aufzeichnungen aus dem Nachlaß des Verstorbenen zur Ver-
fügung gestellt worden, nein, auch eine warmherzige und von
unendlicher Liebe und Verehrung getragene Zuschrift seines
Schwiegersohnes, des Herrn Dr. Weese, hat es mir ermöglicht,
einen tiefen Einblick in das Seelenleben und die Charakter-
eigenschaften des Verewigten zu tun, ein Einblick, der mir
auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungen bei der kurzen
Dauer unserer Bekanntschaft nicht möglich gewesen wäre.
Von Försters eigner Hand finden sich über den ersten
Abschnitt seines Lebens folgende Aufzeichnungen: Carl Frie-
drich Richard Förster wurde am 15. November 1825 in
Polnisch -Lissa (Reg. -Bez. Posen) geboren. Sein Vater, der
Sohn eines unbemittelten Handschuhmachers, war Apotheker,
seine Mutter, geb. Polluge, war die Tochter des evangelischen
Pastors Polluge in Lissa. Im Jahre 1836 gab der Vater den
Beruf als Apotheker auf und erwarb 1839 ein Landgut Broni-
kowo, 2 Meilen von Lissa, das er bis zu seinem 1861 erfolgten
Tode bewirtschaftete. Die rastlose Tätigkeit des Vaters im
Beruf, seine Gleichgültigkeit gegen eigne Bequemlichkeit, seine
Neigung, Anfänger behufs Erlangung der Selbständigkeit auch
mit pekuniären Opfern zu unterstützen und seine Wahrheits-
liebe sind dem Sohn stets ein erstrebenswertes Beispiel ge-
blieben.
Im Jahre 1836 trat R. Förster in das Gymnasium seiner
Vaterstadt und verließ dasselbe Ostern 1845, um Medizin zu
studieren. Er bezog zunächst die Universität Breslau, dann
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Heidelberg und hierauf Berlin. Purkinje, Goeppert, Henle,
Nägele, Pfeuffer, Johannes Müller, Romberg, Langen-
beck, Virchow, Traube waren bestimmend für seinen Bil-
dungsgang. Im August 1849 promovierte er zum Dr. med.
(Dissertation, „De postula maligna"), absolvierte 1849 — 50 das
Staatsexamen und genügte 1850 — 51 seiner militärischen
Dienstpflicht
Im Jahre 1851 ging er auf Studienreisen und besuchte
Paris, Wien und Prag. „Man glaubte damals noch", erzählt
Förster in seinen Aufzeichnungen weiter, „in Paris viel für
die Medizin einheimsen zu können. Nach viermonatlichem
Aufenthalt in Paris ging ich nach Wien. Der Aufenthalt in
Paris hatte mich enttäuscht. In der pathologischen Anatomie,
in der Verwendung des Mikroskops, in der Chirurgie standen
die Deutschen weit über den Franzosen. Dieffenbach und
Langenbeck wurden nicht erreicht. Die pathologische Ana-
tomie, damals in Deutschland durch Rokitansky und Virchow
vertreten, lag in Frankreich darnieder. Nur in einigen Spezial-
fächern — Augenkrankheiten, Kinderkrankheiten, Blasenkrank-
heiten, Syphilis — wurde mehr geleistet als in Deutschland.
Ricord stand damals auf der Höhe. Viel fruchtbarer war für
mich ein Aufenthalt in Wien und Prag.
Im Jahre 1852 Oktober zog ich in Breslau ein mit der
Absicht, mich zunächst mit pathologischer Anatomie zu be-
schäftigen. Ich suchte Arbeit im Allerheiligen -Hospital, die
mir bereitwilligst gewährt wurde. Im Hospital war ein großer
Ploessl in Unordnung, außerdem im physiologischen Institut
von Reichert 1 oder 2 Mikroskope, sodann mein Schiek,
sonst war in ganz Breslau kein Mikroskop.
Schon nach wenig Wochen trat die Frage an mich heran,
ob ich stellvertretungsweise auf der chirurgischen Station fun-
gieren wolle. Das paßte mir nun eigentlich wenig. Indes, da
es nur eine Stellvertretung für einige Wochen sein sollte, und
ich so an das Hospital engern Anschluß fand, nahm ich die
Stellung an. Aus der provisorischen Stellung wurde aber bald
eine definitive mit 450 Mark Gehalt und Amtswohnung von
2 leeren Zimmern. Ich hatte viel Arbeit, durchlebte aber eine
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sehr befriedigende Zeil, namentlich dadurch, daß ich mit Rühle
und Aubert, auch einige Jahre mit Mitteldorpf, eng ver-
bunden war.
Da fügte es sich in diesen Jahren, daß mir die Augen-
heilkunde, so zu sagen, auf die Schultern gelegt wurde. Ich
hatte in Paris Sichel und Desmarres gehört, in Wien
Blodig und Wedl, in Prag Hasner und Arlt und verstand
etwas mehr von der Augenheilkunde als die Andern am
Hospital, und so geschah es, daß ohne Weiteres alle Augen-
kranken auf meine Station gelegt wurden und mein damaliger
Chef Rem er mir völlig freie Hand ließ. Im Jahre 1853 er-
schien ein Buch von Coccius über den Augenspiegel. Dieses
Buch war von der größten Bedeutung für die Verwertung des
Augenspiegels in der Pathologie des Sehorgans. Coccius
modifizierte die 2 Jahre vorher gemachte Erfindung von Hei In-
no ltz und teilte Resultate mit. Ich besorgte mir sofort einen
Augenspiegel und eignete mir autodidaktisch seine Verwendung
an. Damit wuchs mein Interesse an der Ophthalmologie sehr
bedeutend und auf Anregung von Aubert, Rühle, Middel-
dorf, Neiimann, die damals noch Dozenten waren, habili-
tierte ich mich nach 5 jähriger Beschäftigung im Hospital, fast
32 Jahre alt, als Privatdozent für Ophthalmologie im Jahre
1857. Im Hospital hatte ich vorher schon eine chirurgische
Abteilung als Primärarzt erhalten. Ende 1859 errichtete ich
auf der Friedrich-Wilhelmstraße eine Poliklinik für Augenkranke.
Nachdem ich 0 Jahre lang am Hospital beschäftigt gewesen
war, geriet ich in Differenzen mit dem damaligen Oberbürger-
meister Eil wanger. Dieser verlangte von mir, amtlich aus-
zusagen über eine Unterredung, die zwei Hospitalkollegen
5 Monate vorher untereinander gehabt hatten; ich weigerte
mich dessen und begehrte eine schriftliche Zusicherung, daß
dergleichen Zumuthungen nicht mehr an mich herantreten
würden. Natürlich erhielt ich diese Zusicherung nicht, ich
gab meine Stellung am Hospital auf und verwendete nun meine
ganze Zeit und Kraft auf die Ophthalmologie, legte auch die
wenigen Hausarztstellen nieder. Zwei Jahre später, 1863, wurde
ich zum Prof. extraordin. ohne Gehalt ernannt. Diese Beför-
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derung fand den Beifall der Studierenden, dieselben demon-
strierten durch einen Fackelzug, zum Sprecher wurde ein Student
aus den letzten Semestern ernannt, Th. Koerner, der auch
heute noch der Sprecher der Ärzte Schlesiens ist. Nachdem
ich 10 Jahre lang als Extraordinarius fungiert hatte, wurde ich
1873 zum Ordinarius ernannt.44
So schildert Förster selbst seinen Lebensgang in hinter-
lassenen Aufzeichnungen bis zu der Zeit seiner eigentlichen
wissenschaftlichen Bedeutung und der bahnbrechenden Tätig-
keit auf ophthalmologischem Gebiete. Mit Stolz rechnen wir
Förster zu den eigentlichen Mitbegründern der modernen
Ophthalmologie, zu welcher durch die Entdeckung des Augen-
spiegels von Helmholtz der Grund gelegt wurde und die
durch die Tätigkeit und gemeinsame Arbeit Vieler ihren ge-
waltigen Ausbau erfuhr und Einer von denen, die die wert-
vollsten Bausleine zu diesem Prachtbau geliefert, war unser
Richard Förster. Es ist sehr schade, daß Förster in seinem
spätem, gerade in wissenschaftlicher und praktischer Bezie-
hung so reichen Leben es verschmähte, seine Erfahrungen in
ausgedehnterer Weise literarisch festzulegen und um so mehr
wird jeder das aufrichtig bedauern, der noch Gelegenheit hatte,
an der Hand persönlicher Unterredungen und Disputationen,
einen Einblick in das tiefe und gediegene Wissen dieses aus-
gezeichneten Mannes zu tun. Wer Försters Verdienste um
die Ophthalmologie richtig würdigen will, der muß sie schon
im Lichte der Geschichte unserer Wissenschaft betrachten.
Erst dann, wenn die einzelnen Arbeiten chronologisch richtig
geordnet und unter gebührender Berücksichtigung der Zeit
ihrer Entstehung an uns vorüberziehen, liefern sie einen rich-
tigen Maßstab für die wissenschaftliche Bedeutung und die
Originalität dieses Mannes.
Seine eigentliche wissenschaftliche Tätigkeit beginnt mit
dem Jahre 1854, es ist das Jahr, wo auch das von Graefesche
Archiv zur Ophthalmologie begründet wurde, dessen erste
Bände eine Reihe hochwichtiger Arbeiten aus der Feder
Försters aufweisen. Schon seine erste Mitteilung über drei
Fälle von Dislokationen ungetrübter Linsen enthält eine Reihe
138
bemerkenswerter Betrachtungen über die beste Glaskorrektion
bei Ectopia lentis, sowie über den Grad der Myopie in dem
linsenhaltigen Teil des Pupillargebietes bei dieser Affektion
und über die ophthalmoskopische Erscheinung des Linsenrandes.
Um diese Zeit auch bemächtigte sich Förster mit dem
ganzen Feuereifer wissenschaftlicher Begeisterung der neuen
Entdeckung des Augenspiegels durch Helmholtz und hob
mit dieser Untersuchungsmetode, die er sich autodidaktisch an-
geeignet hatte, wichtige Schätze. Im 3. Band des von Graefe-
schen Archivs findet sich seine Abhandlung „Bemerkungen
über Excavationen der papilla optica44, in welcher er das Wesen
der glaucomatösen Excavation darlegt und eine treffende Beschrei-
bung derselben gibt. Er lieferte den Nachweis, daß es sich
beim Glaucom um eine Ausbuchtung und nicht um eine Pro-
minenz der Papille handele, wie man zuerst geglaubt hatte.
Er deutete das Abknicken der Gefäße, die Erscheinungen einer
excavierten Papille bei der Untersuchung im aufrechten Bilde
hierbei ganz im richtigen Sinne und zog daraus mit aller
Klarheit die Folgerung, daß es sich um eine Ausbuchtung
handeln müsse. Es ist nachzuweisen, daß die Entdeckung
Försters schon erheblich weiter zurückdatiert als es dem
Publikationstermin der Arbeit entspricht und es hat mir
scheinen wollen nach einigen Äußerungen des Dahingeschie-
denen, als ob in dieser Hinsicht seine Priorität nicht hin-
reichend gewahrt worden sei. Doch eine eigentliche öffentliche
Reklamation hat er niemals erhoben, es widersprach das
seinem Charakter.
Das Jahr 1857 brachte sodann außerordentlich wichtige
Arbeiten, welche die segensreichsten Folgen für die klinische
Forschung auf dem Gebiete der Augenheilkunde gehabt haben.
Zunächst gemeinsam mit dem Physiologen Aubert die Unter-
suchungen über den Raumsinn der Retina und die exzentrische
Sehschärfe, namentlich deren genaueres Verhalten nach der
Peripherie hin. Es sind das Untersuchungen, die mit unend-
licher Sorgfalt und streng wissenschaftlich durchgeführt wurden
und direkt zur Konstruktion des Perimeters führten, das schon
hierbei seine Verwendung fand.
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Nicht weniger wichtig und von weittragender wissenschaft-
licher Bedeutung war die in demselben Jahr (1857) erscheinende
Arbeit „Über Hemeralopie und die Anwendung eines Photo-
meters im Gebiete der Ophthalmologie" (Försters Habilita-
tionsschrift). Auch hier wurden alle Folgerungen aus den ein-
gehenden klinischenUntersuchungenund den Selbstexperimenten
gezogen und wir dürfen Förster mit Fug und Recht als den
eigentlichen Begründer der Lehre von den Lichtsinnanomalien
der Netzhaut in ihren Beziehungen zu den verschiedenen inneren
Erkrankungen des Auges ansehen. Es führten bekanntlich
auch diese seine Untersuchungen zur Konstruktion eines Photo-
meters, das noch heute seinen Namen trägt und in unverän-
derter Form bei den klinischen Untersuchungen seine Anwen-
dung findet.
Die Untersuchungen des Gesichtsfeldes bei den verschiedenen
Erkrankungen des Auges und des leitenden optischen Apparates
haben Förster auch die folgenden Jahre unausgesetzt be-
schäftigt, sie führten zur Vervollkommnung seines Perimeters
und zur Aufstellung einer großen Anzahl typischer Gesichtsfeld-
Anomalien bei den verschiedenen Erkrankungen des Auges.
1862, also jetzt vor 40 Jahren, referierte er zuerst auf der
Naturforscher- Versammlung zuKarlsbad über dieResultate seiner
Gesichtsfeldmessung unter dem Titel „Über die Grenzen des
Gesichtsfeldes", wie das noch in diesem Jahre auf der Karls-
bader Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte vom
Einführenden der ophthalmologischen Sektion, Stadtphysikus
Ahnelt hervorgehoben wurde. 5 Jahre später, 1867, erregten
Försters Mitteilungen über dasselbe Thema auf dem Pariser
Ophthalmologischen Kongreß unter dem Titel: „Mensurations
du champ visuel monoculaire dans diverses maladies de la
retine et du nerf optique" großes berechtigtes Aufsehen und
fanden allgemeine Anerkennung. Auch in den späteren Jahren
hat Förster die Lehre vom Gesichtsfeld unausgesetzt interessiert,
noch 1883 gab er ein Kartennetz zur Eintragung der Gesichts-
felder an, bei welchem er dann auch den Fixierpunkt als Zen-
trum der Gesichtsfeldmessung annimmt (früher den blinden
Fleck), die Meridiane von oben beginnend, von 0 — 360° be-
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ziffert und die Parallelkreise bis in die Peripherie die gleichen
Abstände halten läßt, da für die Polkarten des Himmels und
der Erde auch stets die vorgeschlagene Anordnung der Parallel-
kreise benützt werde.
Als ein Muster klinischer Forschung muß man ferner die
Arbeit Försters über Metamorphopsie, Mikropsie und Chorioi-
ditis areolaris 1862 ansehen. Aus diesen Untersuchungen tritt
uns so recht die ganze Eigenart und Sorgfalt seiner Methode
der klinischen Beobachtung entgegen. Wohl selten ist durch
Analyse vereinzelter Krankheitsfälle eine Frage so weitgehend
gefördert worden, wie das hier geschehen, seine Üeductionen
in dieser Arbeit müssen als absolut mustergültig bezeichnet
werden. Das Krankheitsbild der Chorioiditis areolaris wurde
von ihm in dieser Arbeit ebenfalls geschaffen und durch zahl-
reiche Beobachtungen belegt, auch ein anatomischer Befund
konnte erhoben werden. (Untersuchung durch Aubert.)
Noch ein anderes Krankheitsbild der Chorioidea, die
Chorioiditis syphilitica, hat von Förster eine klassische und
später allgemein anerkannte Darstellung erfahren im Anschluß
an die frühere Beschreibung des Leidens durch Jacobson.
Förster faßt dieses Leiden in erster Linie eben als ein
Chorioidal- und nicht als ein Retinalleiden auf, ausgehend von
der klinischen Analyse des Krankheitsbildes.
Die Lehre vom grauen Star verdankt ihm ebenfalls wich-
tige Beiträge. Schon 1S57 publizirte er umfangreiche patho-
logisch-anatomische Untersuchungen über die Katarakt-Bildung.
Er hatte im Allerheiligen -Hospital reichlich Gelegenheit, die
Leichen entnommenen Linsen älterer Leute zu untersuchen
und zwar untersuchte er dieselben in Glaskörperflüssigkeit
Auf Grund dieser Untersuchungen konstatierte er: „Daß die
sog. Alterskatarakte nur sehr selten im Zentrum der Linse
ihren Anfang nehmen noch weniger dagegen in den äußersten
Corticalis-Schichten dicht unter der Kapsel, sondern stets in
einer Schicht, welche der Oberfläche des Kerns unmittelbar
auflagert.44
Um die Operations-Methode des grauen Stares hat Förster
sich ebenfalls Verdienste erworben durch die Angabe eines
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Hl
künstlichen Reifungsverfahrens unter gewissen Bedingungen
und die Verwendung der Kapselpinzette, um größere Stücke
der vorderen Linsenkapsel vor der Entbindung der Linse ganz
zu entfernen. Beide Maßnahmen haben sich in geeigneten
Fällen als sehr segensreich erwiesen.
Auch der Vorgang der Accommodation des Auges und
auch speziell das Verhalten der Linse bei demselben ist von
ihm in verschiedenen Mitteilungen berücksichtigt worden.
Ein außerordentliches Interesse brachte Förster von jeher
der Myopiefrage entgegen, zumal er selbst in erheblichem Grade
kurzsichtig war. Auf Grundlage sehr sorgfaltiger und lang-
jähriger klinischer Beobachtungen und auf die Erfahrungs-
Tatsache hin, daß Patienten sehr häufig von Jugend auf starke
korrigierende Konkavgläser gewöhnlich ohne ärztliche Verord-
nung getragen hatten und sich sehr gut dabei befanden, kam
er zu der festen Überzeugung, daß die Accommodation (Tensor-
Hypothese) für die Entstehung und das Wachsen der Kurz-
sichtigkeit nicht als maßgebende Schädlichkeit angesehen werden
könne, sondern daß die Beschäftigung aus zu großer Nähe mit
Kompression der Bulbi durch die seitlichen geraden Augen-
muskeln und starker Konvergenz der Augenachsen (Konvergenz-
theorie), in erster Linie als das schädigende Moment gelten
müsse. Unentwegt hat er bis in die letzte Zeit diesen Stand-
punkt vertreten und seine praktischen Konsequenzen daraus
gezogen (Vollkorrektion, Arbeitsentfernung 40 cm u. s. w.)
Er nannte sich wohl gelegentlich in dieser Hinsicht, halb im
Scherz und halb im Ernst, einen Prediger in der Wüste; aber
es war ihm eine große Genugtuung, in den letzten Jahren
seines Lebens zu sehen, wie sich in dieser Hinsicht ein Um-
schwung der Meinungen in seinem Sinne mehr und mehr voll-
zog und wie viele Autoren ihm Recht gaben und nach seinen
Grundsätzen handelten.
Dieses große Interesse für die Frage der Kurzsichtigkeit
und deren Entstehung führte Förster in erster Linie auch auf
das Gebiet der Augenhygiene und in tatkräftigster Weise ist
er, wö er konnte, und wo man seinen Rat einholte, für Reformen
und Verbesserungsvorschläge in dieser Hinsicht eingetreten.
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Die Beleuchtungsfrage hat er in gründlichster Weise und mit
eingehender wissenschaftlicher Begründung erörtert und seine
praktischen Folgerungen daraus gezogen. Es sei hier auch an
die Konstruktion seiner Prismensysteme erinnert, die in der
alten Klinik auf dem Burgfeld an den obern Fenstern ange-
bracht waren und mit Erfolg zur besseren Beleuchtung der
relativ dunklen Räume des Erdgeschosses beitrugen.
Försters Bestrebungen auf dem Gebiete der Schulhygiene
gingen übrigens über das der speziellen Augenhygiene weit
hinaus, die Frage der Schulüberbürdung überhaupt, Einteilung
der Unterrichtsstunden und Materie hat ihn lebhaft beschäftigt
und Verbesserungsvorschläge seinerseits gezeitigt. (Antrag an
den Breslauer Magistrat betreffend Schulverhältnisse. Protokoll
der Schles. Ärzte-Kammer 1895.)
In dieser Hinsicht sei auch noch auf eine verdienstliche
Leistung Försters aus dem Jahre 1887 verwiesen, wo er io
einem Vortrag seine Ansichten über die pseudoägyptische
Augenentzündung darlegte und wesentlich dazu beitrug, daB
der relativ gutartige Charakter gewisser epidemisch in den
Schulen auftretender Bindehautentzündungen klargestellt wurde
und das Leiden von dem eigentlichen Trachom streng ge-
schieden werden konnte.
Ein rechtes Schlaglicht auf Försters Interesse und seine
Befähigung in der Beurteilung von allgemeinen Fragen der
Hygiene werfen seine Mitteilungen, 1873 und 1874, über die
Verbreitungsweise der Cholera, wo er den Nachweis führt, daß
in erster Linie das Wasser der Träger des Choleragiftes ist
und seine Annahme in überzeugender Weise begründet durch
außerordentlich sorgfältige und mühsame Recherchen über die
Orte, welche von der Cholera verschont geblieben waren. Bei
dem genaueren Studium dieser Arbeiten kann man nur die
Überzeugung gewinnen, daß Förster Recht hatte, und das
war zu einer Zeit, als der Cholerabazillus durch Koch noch
nicht entdeckt war und da auch die Ereignisse der späteren
Zeit diese Lehre von der Bedeutung des Wassers als Träger
des Choleragiftes noch nicht in so überzeugender und er-
schreckender Weise bewiesen hatten.
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Die hervorragendste wissenschaftliche Tat des Verewigten
müssen wir in seinem Werke „Beziehungen der Allgemeinleiden
und Organerkrankungen zu den Veränderungen und Krankheiten
des Sehorgans11 1877 erblicken. Es zeigt dieses Werk, daß der
Autor, wenn er auch ein für sein Fach wahrhaft begeisterter
Spezialarzt war, doch niemals die allgemein medizinischen
Gesichtspunkte aus dem Auge verlor und auf die Pflege der
Augenheilkunde gerade im Zusammenhang mit den übrigen
medizinischen Gebieten das allergrößte Gewicht legte. Seine
breite, gediegene, allgemein medizinische Durchbildung und
seine lange Krankenhaustätigkeit befähigten ihn besonders, auf
diesem Gebiete Hervorragendes zu schaffen. Gerade hier aber
muß man sich daran erinnern, wie weit die Entstehung dieses
Werkes schon zurückliegt, um es richtig zu würdigen. Die
kurze, knappe Form ist ein Vorzug des Buches, und auf Schritt
und Tritt leuchtet uns die Tatsache entgegen, wie Förster
hier Selbstbeobachtetes und eigne wissenschaftliche Erfahrungen
niedergelegt hat. Das Kapitel über die Augen Veränderungen
bei den Erkrankungen des Nervensystems verdient hierbei
ganz besonders hervorgehoben zu werden. Die Lehre von der
Hemianopsie verdankt ihm viel und seine Untersuchungen
haben ihn hier später noch zu jener eingehenden Würdigung
der doppelseitigen Hemianopsie und der Rindenblindheit ge-
führt, wobei er auch eine Erklärung für das restierende mini-
male zentrale Gesichtsfeld bei der ersteren Erkrankung gibt.
Die Frage nach dem Wesen der nucleaeren Ophthalmo-
plegie ist mit von Förster als einem der Ersten richtig ge-
deutet worden, er nimmt für seine Fälle schon 1878 mit aller
Bestimmtheit Krankheitsherde am Boden des IV. Ventrikels
und des Aquaeductus Sylvii an und zeigt auch, wie das Krank-
heitsbild sich gelegentlich mit progressiver Paralyse kompli-
zieren kann.
Das Krankheitsbild der Intoxikations-Amblyopie und be-
sonders der Tabak-Amblyopie ist in seinen klinischen Symp-
tomen hervorragend durch seine Untersuchungen klargestellt
und fixiert worden. Ich erinnere hier ferner an den von
Förster geschilderten Symptomkomplex der Kopiopia hysterica
144
namentlich in Verbindung mit gewissen Genitalleiden bei
Frauen, Fragen die Förster insbesondere in Verbindung mit
dem Gynäkologen Freund förderte. Auch die Lehre von der
hysterischen funktionellen konzentrischen Gesichtsfeldbeschrän-
kung und die Aufstellung des sog. Verschiebungstypus des Ge-
sichtsfeldes als Ermüdungserscheinung bei Neurosen sind mit
dem Namen Försters eng verknüpft.
Und ähnlich wie auf dem Gebiete der Erkrankungen des
Nervensystems liegen auch die Verhältnisse auf dem Gebiete
der Konstitutionsanomalien und der andern Organerkrankungen
des Körpers, überall hat Förster mit scharfer Beobachtungs-
gabe und kritischem Blicke den Zusammenhang mit gewissen
Augenveränderungen erforscht und klargestellt.
Gerade aber diese hervorragende Berücksichtigung der
allgemein medizinischen Gesichtspunkte bei Augenkrankheiten
befähigte Förster zu einem vielseitigen und erfolgreichen
Therapeuten. Er war ein Spezialarzt im besten Sinne des
Wortes, der bei seinem ärztlichen Handeln zum Wohl seiner
Kranken niemals das allgemeine körperliche Verhalten seines
Patienten aus dem Auge verlor. Und seine Kranken haben es
ihm gedankt, er genoß bei seiner Klientel ein unbegrenztes
Vertrauen und forderte auch ein solches von dem Patienten.
Seine Form war oft kurz und apodiktisch, ja gelegentlich sogar
schroff zu nennen, aber der Kranke fühlte bald durch, wie ge-
borgen er war unter Försters fürsorgender Obhut und bei
der absoluten Ehrlichkeit und Lauterkeit seiner Gesinnung.
Viel Menschenliebe und Humanität sprach aus all seinem Tun
und ärztlichen Handeln. Es ist wohl selten einem Arzt ver-
gönnt gewesen, so viel Leidenden Trost und Hilfe zu bringen,
wie gerade dem Verewigten im Laufe seines langen arbeits-
vollen Lebens.
Und wie Förster ein Herz hatte für seine Kranken, so
hatte er auch ein solches für seine Kollegen und für die ärzt-
lichen Standesinteressen. Trotz seiner enormen Tätigkeit fand
er immer noch die Zeit, sich der Sache zu widmen, und bis
in sein spätes Alter hinein hat er sich mit einer wahren
Vaterliebe der ärztlichen Standesinteressen angenommen. Er
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war lange Jahre Vorsitzender der Ärztekammer und des Ärzte-
vereins des Regierungsbezirks Breslau. Die Ärzte, sie haben
es ihm gedankt, sein Rat galt viel bei allen Kollegen, und noch
jüngst fand die dankbare kollegiale Verehrung ihren Ausdruck
in dem einstimmigen Beschluß, ihn zum Ehrenmitglied des
Ärztevereins des Regierungsbezirks Breslau zu ernennen, ein
Beschluß, dessen Verwirklichung leider der Tod ein Ziel setzte.
Die Verdienste des Verewigten um die Universität und
speziell um die Medizinische Fakultät sind mit ehernen Lettern
in die Annalen unserer Alma mater Viadrina eingetragen. Die
Begründung und der Ausbau des ophthalmologischen Unter-
richts an der hiesigen Hochschule ist sein Werk. Fast vierzig
Jahre lang, von 1857, wo er sich als Privatdozent habilitierte,
bis 1896, wo er sein Lehramt niederlegte, hat er die ophthal-
mologische Ausbildung der Studierenden geleitet, und er hat
sie sicher geführt an der Hand positiver Tatsachen und der
objektiven sorgfältigen Beobachtung. Aus den schwierigsten
Verhältnissen heraus hat er auch die Unterrichtsstätten ge-
schaffen, zunächst in primitiver Weise in Form einer Privat-
klinik in der Friedrich- Wilhelmstraße und später in der
Schwertstraße. 1873 wurde endlich Försters unermüdliches
Streben durch die Erbauung der Königlichen Universitäts-
Augenklinik am Burgfeld gekrönt und damit das Ordinariat
für Ophthalmologie geschaffen und Förster verliehen. Noch
einmal hatte er Gelegenheit, gegen Ende seiner akademischen
Lehrtätigkeit Pläne für eine neue Klinik aufzustellen und dabei
seine ganze Erfahrung und seine praktische Veranlagung in
die Wagschale zu werfen. Die neue, im Jahre 1897 eingeweihte
Universitäts-Augenklinik an der Tiergartenstraße, welche allen
modernen Anforderungen entspricht, ist durchweg sein Werk
und legt beredtes Zeugnis ab von seinem großen Verständnis
für alle in Betracht kommenden Fragen. Aber er wollte die
Last der Neueinrichtung der Klinik und der Inbetriebsetzung
derselben nicht mehr übernehmen, und so überließ er die
Frucht seiner langjährigen Mühen und Sorgen neidlos seinem
Nachfolger. Es war schon längst seine ausgesprochene Ab-
sicht, nicht über sein 70. Jahr hinaus seines Amtes zu walten.
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Im Lehrkörper der Universität und speziell in der Medizi-
nischen Fakultät nahm er eine unbedingte Vertrauensstellung
ein. Jeder kannte die absolute Lauterkeit seines Charakters,
seine Überzeugungstreue und sein Streben nach Wahrheit.
Den ehrendsten Ausdruck fand dieses Vertrauen in seiner
Wahl zum Mitglied des Herrenhauses als Vertreter der Uni-
versität Breslau im Jahre 1894 und in seiner Wahl zum Reetor
magnificus 1884. Die Geschäfte der medizinischen Fakultät
hat Förster wiederholt mit bewährter Hand geführt und sich
an den Verhandlungen der Fakultät auch nach seinem Rück-
tritt noch mit großer Regelmäßigkeit beteiligt bis zu der
Stunde, wo ihn Krankheit zwang, von der Arbeit zu lassen.
Sein Urteil war in der Fakultätssitzung von großem Gewichte,
wir Alle kannten und ehrten seine Unparteilichkeit und die
Überzeugungstreue, mit der er sein beratendes Wort in die
Wagschale legte. Als er zum ersten Mal fehlte und mit Krank-
heit sein Ausbleiben entschuldigte, ahnten wir, daß es ein
ernstes Leiden sein müßte, welches ihn fernhielt, und es war
denn auch der Beginn seiner letzten Leidenszeit. Mit stoischer
Ruhe und standhaft hat er seine Krankheit getragen, deren
bösartigen Charakter er schon lange vor dem Tode erkannte,
und noch kurz vor seinem Tode in der sicheren Erkenntnis
dessen, was ihm bevorstand, konnte er sich ruhig und ein-
gehend über ophthalinologische Dinge und Tagesereignisse
unterhalten, ganz wie in früheren gesunden Tagen; ich habe
in dieser Hinsicht noch oft an meinen letzten Besuch bei ihm
denken müssen, und ahnte damals nicht, daß es der Abschied
für immer von dem verehrten Manne gewesen sein sollte.
Ich möchte hier wörtlich anführen, was sein Schwieger-
sohn Dr. Weese mir schrieb: „Wie sein eigener Arzt hat er
seine zum Ende führende Krankheit diagnostiziert. Schon im
Sommer und Herbste 1901 hatte er sich mit dem Gedanken
des Krebses vertraut gemacht. Ununterbrochen hat er, nach-
dem er sich selbst überzeugt hatte, an der Bestellung seines
Hauses gearbeitet. Geschäftsbriefe, die nach seinem Tode ge-
schrieben werden mußten und für die er alle Entwürfe und
Konzepte im Schreibtisch liegen hatte, waren alle auf den
1. Juli 1902 eingerichtet. Um 7 Tage hatte er sich verrechnet,
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denn er starb am 7. Juli. Als ich ihn am 20. Juni von München
aus besuchte und ihn fragte, wie er sich fühle, sagte er
„miserabel". Nun habe ich gedacht, es werde im Januar zu
Ende gehen. Dann war ich im April haarscharf am Ab-
schnappen. Na, nun dauerts noch einmal 2—3 Wochen.
Dann ists aber Schluß.4' Und er behielt recht. „Siehst Du,
ich habe schon hie und da blaue Flecken'4, aber er sagte das
mit der Ruhe eines Arztes, der eine Anamnese aufnimmt.
Keine Klage, keine Ungeduld, kein Vorwurf, kein Appell aus
Mitleid ist von ihm gehört worden. Aber sein Geist war wach.
„Man sagt immer, die Natur sei grausam", erzählte er noch in
den letzten Tagen. „Namentlich bei der Auflösung des Orga-
nismus sei sie herzlos; Schmerzen, Beschwerden, Marasmus,
Ohnmacht, das seien Symptome der Grausamkeit der Natur.
Das ist nicht richtig, das ist eine antropomorphe Vorstellung.
In der Natur gibt es nur einen Ablauf der Atombewegungen,
und dieser Ablauf ist nach einem Gesetz reguliert. Da gibts
nicht die Absicht des Quälens oder irgend welche grausame
Neigungen. Wenn auf Martinique 40 000 Menschen in einem
Augenblick umkommen, so ist das nicht grausam. Die Gas-
spannung war dort im Innern der Erde so groß, daß sie einen
Durchbruch bewirken konnte. Zufällig waren an dieser Stelle
10 000 Menschen, natürlich sind sie Alle ums Leben gekommen,
aber die Natur wird dadurch in dem ruhigen Gang ihrer Tage
nicht gestört. Auch die Schmerzen, die sie hervorruft, sind
nicht grausam. Grausam sind die Menschen, die dafür
Linderung kennen, aber die Mittel nicht gewähren."
Nachdem das Leben und Schäften des Verewigten in einem
kurzen Abriß an uns vorübergegangen, will ich versuchen,
Ihnen noch das Seelenleben und das Charakterbild dieses her-
vorragenden Mannes in knappen Zügen zu zeichnen. Auf
Grund meiner eigenen Erfahrungen würde mir das nicht
möglich sein, da das Leben mich erst im Greisenalter mit ihm
zusammenführte; aber ich habe diejenigen gefragt, die ihm im
Leben am nächsten standen, seine Kinder, seine Freunde, seine
Kollegen und Assistenten, und ich habe Antwort erhalten und
besonders auch hier wieder von seinem Schwiegersohn, zum
Teil aber auch aus eigenhändigen hinterlassenen Aufzeichnungen
lü*
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Försters selbst. Ich lasse somit in den folgenden Zeilen
auch in erster Linie Andere und den Verewigten selbst sprechen,
es sind zwar nur Bruchstücke dessen, was mir zur Verfügung
stand, aber die Wiedergabe der Daten im ganzen Umfange
würde weit über den Rahmen einer Gedenkrede hinausgehen.
Man hätte glauben sollen, daß der Dahingeschiedene bei
so viel Arbeit und Studium den Eindruck des Vielwissens oder
Gelehrten hervorgerufen hätte. Gewiß, sein dunkler Rock und
das fliegende Silberhaar unter dem breitränderigen Hut ver-
rieten den deutschen Professor, und wer die Typen aus der
Mitte des 19. Jahrhunderts kennt, sie verrieten auch den alten
48 er. Aber wenn er eine Unterhaltung angesponnen hatte,
dann schwand die Sorge von einem breitausgeführten Kolleg
über Dieses und Jenes. Für alles fand er den denkbar ein-
fachsten Ausdruck, oft mit provinzial-schlesischer Färbung.
Das Wissen gehörte so zu der laufenden Münze seines Ge-
dankenvorrats, daß es nie mit dem Anspruch des Erlesenen
und Wichtigen zum Vorschein kam. Über alles, was er be-
handelte, verbreitete er das ruhige Licht der selbstverständ-
lichen Klarheit.
Mannigfache Erfahrung in allen möglichen menschlichen
Gebieten des Wissens und des Schaffens standen Förster zu
Gebote, und alle hatte er mit dem klugen Blick des praktischen
Mannes ausgenutzt. Überhaupt war für ihn die praktische
Verwertbarkeit einer Sache ein Hauptgesichtspunkt seines
Urteils. Als Gelehrter hatte er den Wert der Theorie ge-
kannt, und wie alle Spekulation auf ihr beruht, das wußte er zu
schätzen. Seine geistige Arbeit wurde immer zu Fleisch und
Blut, es lag da, wie ein vielgebrauchtes Instrumentarium, jedes
Ding an seinem Fleck, so daß er nur hinzugreifen brauchte, um
es zur Hand zu haben. Der Gelehrte war derart ein Mann
der Praxis geworden, dessen Urteil schwer wog. Er gehörte
sicher nicht unter die Ideologen. Er war ein Mann der Tat,
mit starker Hand faßte er das Steuer seines Lebens und seiner
Wissenschaft und hatte für den Sirenengesang geistreicher,
aber rein müßiger Theorien kein Ohr. Das Experiment, die
gleichbleibende Tüchtigkeit, die immer bewährte Treue waren
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seine Kriterien für Menschen und Dinge. Jeder war glücklich,
der den Rat des vielbeschäftigten Mannes für irgend welche
schwierigen Verhältnisse ganz außerhalb seines Berufes ein-
holen konnte; denn er war nicht nur Fachmann und Univer-
sitätsprofessor, als Stadtverordneter hatte er die städtischen
Verhältnisse genau kennen gelernt, von Haus aus waren ihm
landwirtschaftliche Dinge bekannt, später trat er im Herren-
hause wieder mit den allgemeinen politischen Verhältnissen in
Berührung, für die er zeitlebens ein wachsames Auge hatte."
Aus dem jugendlichen und leidenschaftlichen 48er wurde all-
mählich an der Hand der reifen Lebenserfahrungen ein immer
mehr nach rechts wandernder Politiker; aber der Grundzug
seiner Politik war Vaterlandsliebe und Gerechtigkeitssinn. Er
war ein deutscher Mann im besten Sinne des Wortes, der bis
in sein hohes Alter hinein sich einen weiten politischen Blick
wahrte und für das Aufblühen des einigen Deutschen Reiches,
seine kolonialen Bedürfnisse, seine moderne Gesetzgebung u. a.
ein volles Verständnis hatte. Er war ein glühender Verehrer
Bismarcks, den er vordem bekämpft hatte.
Wie sehr Förster für die praktische Seite des Lebens
beanlagt war, das erhellt so recht aus der Tätigkeit auf seinem
Gute Bronikowo, das nach dem Tode seiner Mutter in seinen
Besitz überging. Neue Bauten entstanden, neue Ausnutzungs-
und Bewirtschaftungsmethoden wurden eingeführt, und nicht
zum mindesten wurde gegenüber den immer verworreneren
kirchlichen und politischen Faktoren des Posener Provinzial-
lebens ein energischer männlicher Wille im Sinne deutscher
Rechtlichkeit zur Geltung gebracht. Das war seine letzte
Leistung, aber er hat sie mit der Frische eines blühenden
Mannes, freilich auch mit der klugen Besonnenheit des welt-
erfahrenen Greises durchgeführt. Eigentlich hat er in seinem
Leben, soweit es sich um persönlich verantwortliche praktische
Unternehmungen handelte, keinen Mißerfolg gehabt. „Ich hätte
Alles werden können", äußerte er sich einmal seinem Schwieger-
sohn gegenüber, „Kaufmann, Jurist, Landwirt, Geograph, Offizier
oder Verwaltungsbeamter — aber nur kein Theologe", „und
kein Kunsthistoriker", fügte der Angeredete hinzu. Er war
eben ganz ein Mann des Ostens, voller Freude an der Natur,
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von tiefem Gemüt, objektiv klar, praktisch und besonnen, ein
Held in der Pflichterfüllung. Nur für die praktische unter den
Künsten hatte er eine ausgesprochene Aufmerksamkeit, für die
Architektur, und auf diesem Gebiete wußte er sich durch
Studium und Reisen eine Kennerschaft in gewissen Grenzen
zu erwerben.
Sein Familienleben war als ein patriarchalisches zu be-
zeichnen, in dem der Wille des Oberhauptes der allein ent-
scheidende Faktor war, es erinnerte an die Strenge und Ein-
fachheit der Familienordnung, wie sie auf der Scholle des
selbstbeackerten Bodens sich erhält. Freilich, wenn die ganze
Familie draußen in den Bergen des Charlottenbrunner Gebirges
ihre weiten Spaziergänge unternahm, dann war der alte Mann
gesprächig. Und hier haben die Kinder von ihrem Vater viel
gelernt, der auf alles Antwort gab, was den Kindern durch
den Kopf fuhr. Der Vater war für seine Kinder eben Alles.
Was er wollte, wußten sie Alle ganz genau; denn dieser Mann
der Praxis war ein unerschütterlicher Anhänger felsenharter
Grundsätze. Sein Herz war die Güte selbst, aber sein Ver-
stand war Strenge und Gesetz. An den erprobten Lebens-
regeln, die alle auf logischen Gründen beruhten, stützte er
sich, wie ein Bergsteiger auf seinen Bergstock. Seinen geistigen
Besitz hat er sich mit den umständlichen Methoden des fleißigen
und gründlichen Arbeiters erworben. Schon aus seiner Schul-
zeit haben sich Hefte erhalten, in denen er auf selbstgezogenen
Linien Musikstücke mit Text und Noten fein säuberlich auf-
geschrieben hat, und aus seinem ganzen Leben gibt es Aus-
züge aus Schriftstellern, Berechnungen, Entwürfe, Kalkulationen
und andere Mittel der Gedächtniserziehung. Er blieb der-
gestalt immer Herr der Verhältnisse und zum Leben, zum
Schicksal stand er in dem harmonischen Verhältnis des tüch-
tigen Arbeiters, der da wartet, bis er gerufen wird, um seine
Kräfte einzusetzen.
Wie Goethe war auch er gewohnt, den Alttag in Beziehung
zu seiner Gesamtanschauung des Lebens zu bringen. Er war
seiner Natur nach ein universeller Kopf, in ihm steckte eine
natürliche Begabung zum philosophischen Denken. Gänzlich
unbekannt mit dem schulmäßigen Philosophieren des Fach-
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mannes fand er doch zu allen großen Philosophen, deren
Grundgedanken er gut kannte, eine sichere Stellung. Er suchte
sich den Weg vom Besonderen zum Allgemeinen; die Enge
des Handwerks, die Überbürdung mit Amtsgeschäften und die
aufdringliche Störung durch die kleinen oscillierenden Stöße des
Tagtäglichen überwand er in beständigem Suchen nach innerer
Sammlung und weiten Gesichtspunkten. Er wollte „Meister"
sein, der Zweck und Absicht seiner Arbeit kennt, und im
Innersten zuwider waren ihm die „Gesellen44, die ihr Pensum
herunterhaspeln, um dann frei zu sein. Es ist kein Zweifel,
daß in dieser Sehnsucht nach dem Universellen und in dem
inneren Trieb, sich auf der Höhe in Anschauung und Urteil
zu behaupten, das Autoritative seines Wesens begründet ist.
Seine naturwissenschaftliche Erziehung als Mediziner war
die Basis seines Denkens, er ist ein rechter Repräsentant des
naturwissenschaftlichen Zeitalters geworden. Er war dabei
kein gewaltsamer Charakter, von der Natur hatte er Geduld
und Bescheidenheit gelernt.
Bei der Beurteilung seiner Mitmenschen war er immer
ruhig, nie scharf, nicht einmal ironisch, sondern objektiv, als
ob er irgend ein Wesen der Natur vor sich hätte. Er kannte
keinen Unterschied zwischen hoch und niedrig, um so mehr
aber sah er auf die natürlichen Anlagen des Menschen, aber
auch nur insofern sie eine solide, zuverlässige Arbeit gewähr-
leisteten. Aber er sah diese Fähigkeiten nicht als Erfolg und
den Lohn der Selbstzucht an. Vielmehr war ein Mensch —
so meinte er — damit ausgestattet, wie eine gewisse Rasse
Hunde durch Treue und Mut ausgezeichnet sind oder nicht.
Daß ein Mensch diese Eigenschaften sich erwerben könne, war
für ihn ausgeschlossen. „Die Menschen ändern sich nicht44,
das wiederholte er alle Tage. Es war für ihn ausgeschlossen,
daß ihn irgend jemand, den er genau kannte, durch eine Meta-
morphose seiner innern Natur überraschen könne. Er gab
daher auch wenig auf Erziehung: „Man kann einem Kinde
Dressur beibringen oder ein bischen Zivilisation, im Übrigen
aber hat niemand eine Macht über sein Wesen und sein
Schicksal.14 Danach richtete sich auch sein Urteil, das niemals
ein Verurteilen war. Er machte daher Menschen auch nicht
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den Vorwurf, daß sie eventuell ihn getäuscht hätten, sondern
er hatte sich in ihnen getäuscht. Es war schwer, seine einmal
gefaßte Meinung über einen Menschen zu erschüttern.
Ebenso treu und ausdauernd war er auf der andern Seite
als Freund. Er war eigentlich ein unverlierbarer Freund.
Gerade den tiefen Sinn für Freundschaft rühmen alle die-
jenigen, die ihm im Leben nahe getreten waren, und treue
Freundschaft hat er manch Einem gehalten von der Studenten-
zeit bis zum Grabe. Auch in der Verehrung und der Dank-
barkeit vieler seiner langjährigen Assistenten und Mitarbeiter
hat Försters treuer Sinn oft seine Anerkennung und seine
Genugtuung gefunden, und wiederholt hat er ausgesprochen,
wie wohltuend ihm diese Beweise der Hochachtung und der
Dankbarkeit waren.
Maßvoll war Förster, wenn es sich um irgend welche
religiösen Fragen handelte. Für sich selbst lehnte er jede
Vergewaltigung seines gesunden Menschenverstandes durch dog-
matische Formeln ab. Alles Mystische, Unklare und nur durch
den Glauben Faßbare lag ihm fern. Früher mochte er vielleicht
auf seine exakten Methoden allzu stolz gepocht haben. Jeden-
falls war für ihn die Entdeckung der Röntgenstrahlen fast wie
ein erlebtes Wunder. „Wer hätte je gedacht, daß Strahlen
durch dickes Holz, ja durch Knochen und gewisse Metalle hin-
durchgehen. Das war für uns unmöglich. Und jetzt können
wirs durchs Experiment nachweisen! Was physikalisch un-
denkbar war, ist doch möglich." Er war so sehr in seinem
Gleichgewicht gestört, daß er nicht mehr wie früher bloß milde
lächelte, wenn ihm irgend eine merkwürdige Geschichte von
Ahnungsvermögen oder ähnlicher seelischer „Fern Wirkungen14
erzählt wurde, sondern meinte, wir könnten gar nicht wissen,
welche vermittelnden Schwingungen des Äthers oder irgend
eines noch unbekannten Mediums bestünden. Gerade das letzte
und vorletzte Jahrzehnt mit seinen Entdeckungen in der Medizin
wie in der Physik schien ihm für die Naturwissenschaften be-
sonders wertvoll. „Jetzt noch einmal von vorn studieren
können, das wäre eine Lust." „Und wenn ich jetzt mit meinen
Lebenserfahrungen", sagt er an seinem 70. Geburtstage, „noch-
mals mich für ein Studium entscheiden sollte, so würde ich
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wieder Medizin studieren und zwar jetzt erst recht. Es ist
eine neue Ära in der Medizin angebrochen, eine verheißungs-
vollere Zeit, weil sich der Schleier zu lüften beginnt, der die
Ursachen so vieler Krankheiten bisher verhüllte, und weil auch
für die Heilung der Krankeiten eine hoffnungsvollere Zukunft
in Aussicht steht.44
In den letzten Jahren beschäftigte er sich denn auch sehr
viel mit der Lehre von der Elektrizität und besonders eifrig
mit Mathematik und ihre Anwendung auf die Naturwissen-
schaften. Das Buch von Ncrnst-Schönfließ hat ihn bis aufs
Krankenbett begleitet. Überall suchte er nach dem „Gesetze44;
denn wer das „Gesetz44 kennt mnd nicht bloß das Symptom
oder die wiederholte Wiederkehr einer Naturerscheinung, der
kann zum mindesten durch das Experiment diese Erscheinung
wieder hervorrufen. Deshalb war ihm die Darwinsche Lehre
nur einer der interessantesten und geistreichsten „Erklärungs-
versuche44, aber kein „Gesetz44.
Mit dem Enthusiasmus eines Jünglings konnte Förster
sich noch in seinen alten Tagen der großen wissenschaftlichen
Errungenschaften freuen, wenn sie vor seinem kritischen Geiste
bestanden hatten. Nur auf Grund des überzeugenden Beweises
bekannte er sich zu einer neuen Anschauung. „Das wahre
Christentum schreibt auf seine Fahne vor allem den Glauben,
also ein sacrificium intellectus. Da kann ich nicht folgen.44
(Brief 28. November 1901.) Aber er ließ duldsam jeden nach
seiner Fac,on selig werden. Niemals hat er auch nur mit
einem Wort angedeutet, daß er an ein Fortleben der Seele in
irgend einem andern Zustande nach dem Tode glaubte. Es
war für ihn auf einmal aus. Und wenn er etwas neues er-
kennen und lernen, in ungeahnte Weiten und Tiefen Einblick
erhalten sollte, nachdem einmal alles vorüber war, dann ist
er gewiß glücklich. Aber daß nach Zerfall der Materie und
nach dem Stillstand der organischen Funktionen die „Seele"
fortbestehen könne, das war wohl für ihn ein zu schweres
sacrificium intellectus.
Und so ist er dahingegangen, nach einem reichen ge-
segneten Leben. Welch starker und gesunder Mensch war er
doch zeitlebens. Gegen sich selbst war er streng und hart,
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mäßig im Genießen, unermüdlich im Arbeiten, knapp im Be-
messen der Ruhe, leidenschaftlich ausdauernd bei körperlichen
Anstrengungen — er war das Urbild von Kraft und Lebens-
energie. Er gehörte einer aussterbenden Generation an, die
vielseitiger und universeller in ihren Zielen war als die jetzige.
Er war eine Natur von schroffer Subjektivität, ein Charakter,
an dem jede Linie scharf und klar gezeichnet war, ein Mann,
der Raum beanspruchte und ihn auch ausfüllte; aber den großen
Mächten, Natur und Schicksal gegenüber war er demütig und
bescheiden. Ehren und Auszeichnungen hat er im Leben nie
erstrebt, aber es konnte nicht fehlen, daß sie ihm in reichem
Maße zu Teil wurden.
W. Uhthoff.
Alfred Kast.
Am 6. Januar 1903 starb in Nizza, in seinem 48. Lebens-
jahre als letzter seines Stammes, unverheiratet, der Geheime
Medizinalrat Dr. Kast, ordentlicher Professor in der medi-
zinischen Fakultät und Direktor der medizinischen Klinik
unserer Universität.
Alfred Kast wurde am 25. Juli 1856 in Illenau bei Achern
(Großherzogtum Baden) geboren. Sein Vater, der damals Arzt
an der dortigen Irrenanstalt war, kam später als Medizinalrat
und Bezirksarzt nach Freiburg i. B. Hier verlebte Alfred
Kast seine Gymnasialzeit. Mit 16 Jahren bezog er die Uni-
versität Heidelberg, an der er zunächst Jurisprudenz studierte,
um sich bald der Medizin zuzuwenden. Außer in Heidelberg
studierte er noch in Freiburg und Leipzig. Im Januar 1879
hatte er das medizinische Staatsexamen beendet. Am 20. d. M.
wurde er in Freiburg zum Dr. med. promoviert. Er erhielt
dann eine Assistentenstelle bei Erb in Heidelberg und als dieser
nach Leipzig übersiedelte, wohin er als Direktor der medizin.
Poliklinik berufen war, begleitete ihn Kast als Assistent. Hier
in Leipzig fand er eine ihn ungemein anregende Arbeitssphäre
sowohl bei seinem Chef als auch im pathologischen Institute,
das unter Cohnheims Leitung stand. Als sich ihm indessen
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im Jahre 1881 die Gelegenheit bot, in seiner Heimatsstadt
Freiburg eine klinische Assistentenstelle bei Bäumler anzu-
treten, verließ er die poliklinische Stelle und, nachdem er
kurz vorher 1880/81 einige Zeit bei Gudden in München ge-
wesen war, um sich psychiatrischen Studien zu widmen, kam
er nun in Verhältnisse, die für seine wissenschaftliche Ent-
wicklung sehr wichtig wurden. Hier arbeitete er teils klinisch
unter Leitung seines Chefs und selbständig, teils schloß er
sich E. Baumann persönlich näher an und stellte gemein-
schaftlich mit ihm chemische Untersuchungen mit medizinischer
Tendenz an, die physiologischer, klinischer und pharmako-
logischer Natur waren. Am 15. Januar 1883 habilitierte er
sich dort als Privatdozent. Am 15. August 1886 erfolgte seine
Ernennung zum außerordentlichen Professor. Im September 1888
übernahm er die Direktion des Hamburger Stadtkrankenhauses in
Eppendorf als Nachfolger Kurschmanns. Im Januar 1892 er-
folgte seine Berufung als ordentlicher Professor und Direktor
der medizinischen Klinik an unsere Universität. Am 1. April
desselben Jahres trat er sein Amt als Nachfolger Biermers
an. Das Nebenamt eines Verwaltungsdirektors der klinischen
Anstalten wurde ihm nach Fritschs Fortgange übertragen. Am
I. Mai 1899 legte er aber dieses Nebenamt wegen Überbürdung
nieder. Im September 1896 erhielt den Charakter als Geheimer
Medizinalrat. Für das Studienjahr 1896/97 wurde er zum
Dekan der Fakultät gewählt. An Ordensauszeichnungen besaß
er den Roten Adlerorden IV. Klasse und das Comthurkreuz
II. Klasse des Königl. sächsischen Albrechtsordens.
Die Krankheit, die ihm ein so beklagenswert frühes Ende
bereitete, ein Nierenleiden, stellte sich bald nach seiner Über-
siedelung nach Breslau ein. Wiederholt mußte er in den
letzten Jahren seine Tätigkeit unterbrechen, um Erholung zu
suchen. Vor Beginn des Wintersemesters 1902/03 kam wiederum
eine schwere Attaque mit Herzstörungen und Ödemen. Kast
reiste nach dem Süden. In Nizza schien er sich anfangs gut
zu erholen. Bald trat jedoch eine Verschlimmerung ein und
am 6. Januar d. J. (1903) endete dort sein Leben. Seine Leiche
wurde nach Freiburg i. B. überführt und dort beigesetzt. Die
Fakultät war bei der Bestattung vertreten.
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Kasts äußere Erscheinung war eine ungewöhnlich ge-
winnende. Sein hoher Wuchs, sein Kopf mit dem vornehmen
Barte machten einen imponierenden Eindruck, der selbst in
den letzten 3 Jahren seines Lebens unter dem Einflüsse seines
Leidens nicht verloren ging, obschon in seinem Gesichte die
Zeichen der Krankheit deutlich erkennbar waren und ihn vor-
zeitig gealtert und zuweilen fast gebrechlich erscheinen ließen.
Wie in seiner äußeren Erscheinung, so war er auch als
innere Persönlichkeit gesellschaftlich etwas Besonderes, Her-
vorragendes. Geistvoll, liebenswürdig, vorzüglicher Gesell-
schafter von angenehmen Formen, mannigfaltig begabt, ein
feiner Beobachter, großer Menschenkenner, unterhaltend, gleich-
viel ob man mit ihm allein oder in größerem Kreise zusammen
war, mußte er Jedem als ein durchaus ungewöhnlicher, hervor-
ragender Mensch nicht bloß für den Augenblick imponieren und
gefallen, sondern einen bleibenden Eindruck machen. Für die,
die ihn näher kannten, wird er als vornehmer, hochanständiger
Charakter unvergeßlich bleiben. Er war eher weich und
menschenfreundlich als energisch zugreifend. Für seine Person
hatte er kein großes Gesellschaftsbedürfnis, und hier in Breslau
lebte er sehr zurückgezogen und seinem Berufe sich widmend,
so daß er wenig nach außen hervortrat. In seinen amtlichen
Geschäften, als Dekan und innerhalb der Fakultät, zeigte er
eine ganz ungewöhnliche Geschicklichkeit und Feinheit, die
auf der Klarheit seines Urteils und auf seiner großen Menschen-
kenntnis beruhte.
Als Arzt war er allgemein sehr beliebt bei Patienten wie
bei Ärzten. Vornehm hier, wie überall, kam seine Persönlich-
keit zu voller Geltung. Jene Imponderabilien, die sich aus
keinem Lehrbuche der Therapie oder Arzneimittellehre erlernen
lassen, traten hier in segensreiche Tätigkeit. Seine große,
unvergleichliche Menschenkenntnis, das Eingehen auf die per-
sönlichen Verhältnisse des Kranken, seine seelische Anpassungs-
fähigkeit und seine Kunst, dem eigenen Tun und Reden sofort
die sachlich erforderliche Form in höchster Vollendung zu
geben, verliehen ihm als Arzt und Ratgeber in den Augen
derer, die seinen Rat suchten, ein geradezu übernatürliches
Ansehen, welches vielfach schier Wunder wirkte. Und indem
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er in seltener Pflichttreue dem Hilfesuchenden sein reiches
ärztliches Wissen und Können darbot, war er ein in Wahrheit
großer Arzt.
Als Lehrer wird er seinen Schülern unvergeßlich bleiben.
Sein Vortrag war geistvoll, klar und fesselnd und Meister
in der Krankenuntersuchung wie er war, verstand er es, seine
Schüler zu vorzüglichen Ärzten zu bilden.
Seine wissenschaftlichen Leistungen verteilen sich, seinem
Bildungsgänge entsprechend, auf zahlreiche Gebiete der inneren
Medizin und ihrer Hilfswissenschaften. Man kann die Arbeiten
ihrem Inhalte nach in drei Gruppen teilen: in die Arbeiten all-
gemein-klinischen und therapeutischen Inhaltes, in die neuro-
logischen und in die physiologisch - chemischen (pharma-
kologischen) Arbeiten.
Die Arbeiten aus den ersten Jahren der wissenschaftlichen
Tätigkeit Kasts verdanken ihre Entstehung vorwiegend den
Anregungen, die Kast aus seiner Assistentenzeit bei Erb in
Leipzig erfahren hat. Sie sind daher zumeist neurologischen
Inhalts. Auch während der ersten Jahre seiner Freiburger
Assistenlenzeit an der Klinik Bäumlers, wo der Neurologie
stets besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, hat Kast
sich hauptsächlich mit neurologischen Fragen beschäftigt. Dieser
ersten Neigung zur Neurologie ist er auch später in Hamburg
und Breslau nie ganz untreu geworden.
Die frühesten neurologischen Arbeiten Kast's beschäftigen
sich hauptsächlich mit der sogen, primären degenerativen
Neuritis. Bis zum Beginne der 80er Jahre vor. Jahrhunderts
hatte man den primären Erkrankungen der peripherischen
Nerven — abgesehen von den traumatischen und neuralgischen
Läsionen — nur sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Es
erregte daher großes Interesse, als man namentlich durch die
Arbeiten französischer Forscher erfuhr, daß zahlreiche aus-
gedehnte Lähmungszustände im Gebiete der Rückenmarks- und
der bulbären Nerven auf primären Degenerationszuständen der
betr. peripherischen Nerven beruhe. Zahlreiche Forscher
wandten sich nun mit größtem Eifer dem Studium der mul-
tiplen Neuritis zu und auch Kast hat mehrere wertvolle
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Beiträge zur Kenntnis dieses wichtigen Gebietes geliefert. Be-
sonders bedeutungsvoll waren in dieser Beziehung auch seine
experimentellen Untersuchungen über den Entzündungs-
vorgang in den peripherischen Nerven. Gegenüber der ver-
breiteten Lehre von dem häufigen Vorkommen einer sogen.
Neuritis ascendens stellte er durch Versuche, die er im
Cohnheimschen Institute in Leipzig begonnen hatte, fest, daß
bei streng aseptischem Verlaufe nur eine lokalisierte ver-
narbende Entzündung entstehe, während die ascendierende
Neuritis ihren Ursprung stets einer eitrigen phlegmonösen In-
fektion des perineuritischen Bindegewebes verdanke. In
klinischer Hinsicht waren namentlich wichtig seine Beobach-
tungen aus der Freiburger Klinik über die Entstehung poly-
neuritischer Erkrankungen im Anschluß an Puerperalerkran-
kungen, an Diphtherie, an Alkoholismus u. a.
Die Arbeiten über Polyneuritis führten Kast zur Er-
örterung gewisser Fragen aus der allgemeinen Nervenpathologie,
insbesondere zum Studium des schwierigen Problems der
Ataxie. Bemerkenswert ist seine Arbeit über „Bewegungs-
ataxie bei akuten Querschnittserkrankungen des Rückenmarks44
(Festschrift der 5ü. Versammlung deutscher Naturforscher und
Ärzte in Freiburg i. B. 1883). Er beschreibt darin das Auf-
treten ataktischer Bewegungsstörungen in der Rekonvalescenz
akuter Querschnittserkrankungen ohne jede nachweisbare
Störung des Muskelsinnes. Von prinzipieller Bedeutung war
auch der Nachweis des peripherischen Ursprungs gewisser
Formen der postdiphtherischen Ataxie.
Im Anschluß hieran sei auch die eigentümliche Be-
wegungsstörung erwähnt, die Kast bei einem Hemiplegiker
beobachtete und als „transcorticale" Erscheinung deutete.
Der betr. Kranke, ein 53jähr. Hemiplegiker, hatte eine voll-
ständige Aufhebung aller willkürlichen Einzelbewegungen im
Gesicht, in den Kiefern und in der Zunge. Beim Essen, bei
Schmerzäußerungen u. dergl. traten aber in den sonst scheinbar
gelähmten Muskeln deutliche, kombinierte Bewegungen auf.
Schließlich sind unter den neurologischen Arbeiten Kasts
noch mehrere Untersuchungen hervorzuheben, die sich mit
der Pathologie und pathologischen Anatomie des Gehörs
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beschäftigen. Wichtig war zunächst die 1887 im Archiv für
Psychiatrie erschienene Arbeit: „Zur Anatomie der cerebralen
Kinderlähmung", worin Kast die Frage nach der anatomischen
Grundlage der verhältnismäßig so häufig auftretenden Hemi-
plegie im Kindesalter erörterte. Konnte er auch zu keinem
abschließenden Urteil kommen, so lieferten seine Untersuchungen
doch wichtiges Material zu dieser auch jetzt noch keineswegs
entschiedenen Frage. — Wiederholt beschäftigt hat sich K. mit
dem interessanten Symptomenkomplex der Aphasie; nament-
lich hat seine Mitteilung über die bei aphatischen, nicht selten
auftretenden Störungen der musikalischen Fertigkeiten
vielfach anregend auf spätere Untersucher eingewirkt. Ein
verwandtes Gebiet betrifft auch die Arbeit K.s über die Be-
ziehungen zwischen Schwerhörigkeit und Worttaubheit, worin
insbesondere auch die Bedeutung von Labyrintherkrankungen für *
das Auftreten sensoriell-aphatischer Symptome erörtert wurde.
Noch in den letzten Jahren seines Lebens hat K. seine
Schüler zu neurologischen Arbeiten angeregt. Hervorzuheben
sind namentlich mehrere Arbeiten aus der Breslauer Klinik,
die sich mit der Frage nach der Entstehung des Lokalisations-
vermögens für die verschiedenen Hautreize beschäftigen.
Unter den allgemein kl in i sehen Arbeiten K.s erwähnen
wir zunächst die Beiträge zur Pathologie der Leukämie, zumal
ein Teil dieser Arbeit auch noch von neurologischem Interesse
ist. K. erörtert nämlich die bei Leukämie zuweilen auftretenden
Lähmungserscheinungen, insbesondere im Gebiete der Bulbär-
nerven. Außerdem erörtert er die Gerinnungsvorgänge im
leukämischen Blut und führt den bei Leukämie zuweilen vor-
kommenden anhaltenden Priapismus auf abnorme Gerinnungs-
vorgänge in der cavernösen Bluträumen zurück. Sodann ver-
dienen hervorgehoben zu werden die durch den Einfluß der
Hei denhain sehen Untersuchungen über die Lymphbildung
entstandenen Ermittelungen Kast's zur Pathologie der ne-
phritischen Ödeme. K. konnte den experimentellen Nachweis
liefern, daß unter Umständen, wenn auch nicht regelmäßig,
nach der Injektion des Blutserums eines ödematösen nephri-
tischen Patienten eine erhebliche Steigerung der Lymphbildung
beim Hunde erzielt werden kann. Es liegt nahe, den Nachweis
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derartiger „lymphagoger Stoffe" im Blutserum von Nieren-
kranken mit dem Auftreten der nephritischen Ödeme in einen
gewissen Zusammenhang zu bringen.
Die Arbeiten, die Kasts Namen in weitesten Kreisen
bekannt gemacht haben, liegen auf pharmakologisch-
therapeutischem Gebiete. Die neuere Medizin verdankt K.
die Einführung mehrerer der wichtigsten und wirksamsten
Arzneimittel. So empfahl er als Erster zusammen mit 0. Hins-
berg das Phenacetin (Acetphenetidin), welches in Anlehnung
an das bereits bekannte Acetanilid dargestellt war; wie bekannt,
behauptet dieses Mittel heute noch seinen Platz im Arznei-
schatze. Bald darauf, 1888, untersuchte er in Gemeinschaft
mit E. Baumann das Sulfonal und (1889) das chemisch zur
selben Gruppe gehörende Trional (und Tetronal). Die Trional-
Tetronalarbeit betrifft nicht bloß diese beiden, sondern um-
faßt zahlreiche andere Substanzen aus der Disulfon-Gruppe.
Sie ist von höherem allgemein-pharmakologischen Standpunkte
aus konzipiert und durchgeführt. Die Schicksale dieser Sub-
stanzen im Organismus, die Beziehung dieser Schicksale zur
Wirksamkeit, und die Beziehungen beider zur chemischen
Konstitution sind in vorzüglicher Weise untersucht. Diese
Arbeit stellt einen wesentlichen Fortschritt für die allgemeine
Pharmakologie dar und ist ein schönes Denkmal der beiden
Autoren. Ebenfalls von derartig höherem biochemischem
Gesichtspunkte aus gearbeitet ist die klinische Untersuchung
K.s (in Gemeinschaft mit Baas) über die diagnostische Ver-
wertung der renalen Ausscheidung der Ätherschwefelsäure,
desgleichen die über die renale Ausscheidung einiger ge-
chlorter organischer Substanzen.
Die im Vorhergehenden genannten Arbeiten sollen nur
einen Überblick über Kasts Leistungen geben. Eine er-
schöpfende Aufzählung aller seiner Publikationen kann hier
nicht wohl gegeben werden, ebensowenig wie auf die mannig-
faltigen von ihm angeregten und veranlaßten Arbeiten seiner
Schüler eingegangen werden kann. — Daß die Erinnerung an
ihn in Ehren fortdauere, dafür bürgen seine Leistungen und
der tiefe Eindruck, den seine Persönlichkeit auf uns alle
gemacht hat. W. Fi lehne.
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Inhalts-Verzeichnis
I. Behörden der Universität. Seite
1. Kuratorium 3
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1902 3
b. Winter-Semester 1902/1903 3
n. Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle 4
2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere
Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc 4
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen 6
2. Habilitationen 7
C. Beurlaubungen 8
D. Auszeichnungen 8
E. Sonstige Veränderungen 8
III. Beamte der Universität (Akademische Verwaltung) 9
IV. Anstalten nnd Kommissionen der Universität.
1. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek 10
b. Das akademische Lese-Institut 15
c. Seminare.
1. Das katholisch-theologische Seminar 16
2. Das evangelisch-theologische Seminar 18
3. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen
Fakultät 19
4. Das juristische Seminar 19
5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar . . 20
6. Das historische Seminar 21
7. Das kunstgeschichtliche Seminar 22
8. Das philologische Seminar 23
9. Das archäologische Seminar 24
10. Das germanistische Seminar 24
11. Das romanisch-englische Seminar 25
12. Das slavisch-philologische Seminar 26
13. Das geographische Seminar 27
14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 27
15. Das philosophische Seminar 28
11
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162
d. Die Kunst-Institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (archäologisches
Museum) 30
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst-
geschichte 31
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 31
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut 3*
S. Die Sternwarte 35
3. Das chemische Institut 37
4. Das pharmazeutische Institut 39
5. Das mineralogische Institut und Museum .... 41
6. Das geologisch-paläontologische Institut und Museum 4-2
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 46
8. Das pflanzenphysiologische Institut und das botanische
Museum 48
9. Das zoologische Institut und Museum 50
f. Landwirtschaftliche Institute.
I. Allgemeines 53
II. Spezielles:
a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-
produktionslehre 54
b. Das Institut für landwirtschaftliche Tierproduk-
tionslehre und Veterinärkunde 56
c. Das agrikultur-chemische und bakteriologische
Institut 57
d. Das landwirtschaftlich-technologische Institut . . 58
e. Der kulturtechnische Apparat . 60
g. Theoretische Institute der medizinischen Fakultät.
1. Das anatomische Institut 61
2. Das physiologische Institut 61
3. Das pathologisch-anatomische Institut 64
4. Das pharmakologische Institut 64
5. Das hygienische Institut 65
h. Die klinischen Institute.
1. Die medizinische Klinik 66
2. Die medizinische Poliklinik 69
3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 70
4. Die Klinik für Augenkranke 73
5. Die Frauenklinik und Poliklinik 77
6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten 80
7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven-
krankheiten 83
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 86
9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten 88
10. Das zahnärzüiche Institut 89
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163
Seite
2. Die Professoren-Witwen- und Waisen-Versorgungs-Anstalt 92
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von
Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten 93
4. Honorar- und Stundungswesen 94
5. Stipendien und Stiftungen für Studierende:
a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 94
b. Stipendien-Fonds 95
6. Kranken- und Begräbnis-Kasse für Studierende:
a. Die Studenten-Kranken-Kasse 99
b. Die Studenten-Begräbnis-Kasse 100
Y. Akademische Grundstücke und Kapitalien.
1. Grundstücke 101
2. Kapitalien 101
Tl. Wichtigere Minister ial - Erlasse, Koratorialschrelben and
Senatsbesehlösse.
1. Für die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse und Kuratorialschreiben .... 102
b. Senatsbeschlüsse 106
2. Für die einzelnen Fakultäten.
Ministerial-Erlasse 107
TU. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten, Programme,
Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse 108
2. Programme (sind nicht erschienen) 109
3. Adressen 110
Till. Studierende.
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1902 113
Winter-Semester 1902/03 114
2. Beteiligung an den Vorlesungen 115
3. Lösungen von Preisaufgaben 120
4. Vereine und Verbindungen 120
5. Akademische Disziplin 121
IX. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 121
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 122
X. Nekrologe.
Professor Dr. Julius Bruck 131
< Richard Förster 133
- Alfred Käst 154
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Chronik
der
Königlichen Universität
zu Breslau
für das Jahr
vom I. April 1903 bis 31. März 1904.
Jahrgang 18.
Breslau.
Druck von Grass, Barth & Comp. (W. Friedrich.)
1904.
Di
I. Behörden der Universität.
1. Kuratorium.
Der Herr Universitäts - Kurator Dr. med. h. c. Fürst
von Hatzfeldt Herzog zu Trachenberg ist am 30. Juni 1903
zum Ehrendoktor der juristischen Fakultät promoviert worden.
Das ihm hierüber erteilte Diplom sagt als Veranlassung dieser
Ehrung wörtlich: „viro in administranda et provincia et uni-
versitate iustitia peritia humanitate praecellenti ordinis nostri
Semper fautori usibus ejus sagacissime prospicienti de iuris
doctrina optime merito."
Am 14. Oktober desselben Jahres schied derselbe infolge
des Übertritts in den Ruhestand aus seinem Amte, dessen er
durch zehn Jahre zum Wohle der Universität gewaltet hat.
Die besondere Hochschätzung, deren er sich seitens aller
Angehörigen der Universität erfreut hat, kam in mannigfachen
Ehrungen zum Ausdruck. Am 30. Juni, dem Tage, an dem
er sich in der Aula Leopoldina von dem Lehrkörper und der
Beamtenschaft der Hochschule persönlich verabschiedete, er-
nannte ihn die juristische Fakultät zu ihrem Ehrendoktor
(s. oben); daran schloß sich die Überreichung einer Adresse
seitens des Rektors, welche die Unterschriften sämtlicher
Dozenten der Universität, der Beamten der Königlichen und
Universitäts-Bibliothek sowie der akademischen Verwaltung und
auch der Instituts-Assistenten trug.
An seiner Stelle ist auf Grund Allerhöchster Ermächtigung
durch Erlaß des Herrn Ministers der geistlichen etc. Ange-
legenheiten vom 13. Oktober 1903 dem Herrn Oberpräsidenten,
Staatsminister Dr. Grafen von Zedlitz und Trützschler
das Amt des Kurators übertragen worden.
1*
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4
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1903.
Rektor: Geh. Justiz-Rat Prof. Dr. Leonhard;
Prorektor: Prof. Dr. II illebrandt;
Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial-
Schulkollegiums, Dr. Mager;
Dekane:
der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nikel;
der evangelisch-theologischen Fakultät: Prodekan Kon-
sistorialrat Prof. Dr. Kawerau;
der Dekan, Prof. Dr. Müller ist infolge seiner Be-
rufung an die Universität Tubingen mit Schluß des
Winter-Semesters 1902/03 ausgeschieden;
der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Jörs;
der medizinischen Fakultät: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Flügge;
der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Appel.
Gewählte Senatoren:
Geh. Rcg.-Rat Prof. Dr. La den bürg,
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ponfick,
Prof. Dr. Part sc h,
Prof. Dr. Holdefleiß,
Prof. Dr. Fraenkel,
Prof. Dr. Pohle.
b. Winter-Semester 1903/04.
Rektor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rosanes,
Prorektor: Geh. Justizrat Prof. Dr. Leonhard,
Universitätsrichter: Ober-Re^.-Rat, Direktor des Provinzial-
Schulkollegiums, Dr. Mager;
Dekane:
der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Cornill;
der katholisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nürn-
berger;
der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Gretener;
der medizinischen Fakultät : Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Pon f i c k ;
der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Hintze.
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5
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Ladenburg,
Domherr Prof. Dr. Sdralek,
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küstner,
Prof. Dr. Fraenkel,
Prof. Dr. Norden,
Prof. Dr. Arnold.
II. Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle.
Es sind verstorben:
am 1. Juni 1903 der ordentliche Honorar-Professor in
der philosophischen Fakultät Dr. Karl Friedrich
Wilhelm Müller;
am 14. Juli 1903 der ordentliche Professor in der
evangelisch-theologischen Fakultät und Senior der-
selben Dr. theol. et phil. Ludwig Hahn;
am 27. Dezember 1903 der ordentliche Honorar-Professor
in der katholisch-theologischen Fakultät Dr. Erich
Frantz.
Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt X beige-
fügten Nekrologe.
2. Berufungen an andere Universitäten oder in
andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.:
Der ordentliche Professor in der katholisch-theologischen
Fakultät Dr. Aloys Schaefer ist infolge seiner Er-
nennung zum ordentlichen Professor in der neu er-
richteten katholisch-theologischen Fakultät der Universität
Straßburg am 1. Oktober 1903 ausgeschieden;
der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Professor
Dr. Karl Bonhoeffer ist mit Beginn des Winter-
Semesters 1903/04 zum ordentlichen Professor an der
Universität in Königsberg ernannt worden;
der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Paul Stolper
ist am Schlüsse des Sommer-Semesters 1903 als kom-
missarischer Kreisarzt nach Göttingen übergesiedelt und
damit ausgeschieden;
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Dr. Aloys Schulte ist vom 1. April 1903 ab in gleicher
Eigenschaft an die Universität Bonn versetzt und
der außerordentliche Professor in derselben Fakultät
Dr. Carl Brockel mann ist am Beginn des Sommer-
Semesters 1903 zum ordentlichen Professor an der
Universität Königsberg ernannt worden;
der Privatdozent in der philosophischen Fakultät Dr. Max
Gebauer ist infolge seiner Ernennung zum Dozenten
an der Königlichen Akademie in Posen zu Beginn des
Winter-Semesters 1903/04 ausgeschieden-,
die Privatdozenten in derselben Fakultät Prof. Dr. Max
Scholtz und Dr. Walther Stein sind zu außer-
ordentlichen Professoren an der Universität Greifswald
bezw. Göttingen ernannt worden.
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen.
a. In der katholisch-theologischen Fakultät.
Der bisherige Pfarrer in Geislingen Dr. Ignaz Rohr ist
mit dem 1. Okiober 1903 zum ordentlichen Professor für neu-
testamentliche Exegese und Theologie ernannt worden.
b. In der medizinischen Fakultät
Der ordentliche Professor an der Universität Erlangen
Dr. Adolf von Strümpell ist mit Beginn des Wintersemesters
1903,04 in gleicher Eigenschaft an die hiesige Universität be-
rufen und zum Direktor der medizinischen Klinik ernannt
worden.
c. In der philosophischen Fakultät.
Der Güterdirektor Dr. Fri edrich Aereboe zu Pförten N/L.
ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen
Fakultät unter der Verpflichtung ernannt worden, die allgemeine
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7
Wirtschaftslehre des Landbaues, insbesondere die landwirt-
schaftliche Betriebs- und Taxationslehre in Vorlesungen und
Übungen zu vertreten. Derselbe tritt sein neues Amt zu Be-
ginn des Sommer-Semesters 1904 an.
Dem Syndikus der Breslauer Handelskammer und Börse,
Gerichtsassessor a. D. Dr. jur. Conrad Ernst Biese nfeld
ist das neubegründete Lektorat für landwirtschaftliche Handels-
kunde vom 1. Oktober 1903 ab mit der Verpflichtung übertragen
worden, in jedem Semester eine mindestens zweistündige Vor-
lesung über diese Disziplin anzukündigen.
2. Ernennungen.
Es sind ernannt worden:
a. in der juristischen Fakultät:
Der außerordentliche Professor Dr. Kon r ad Beyerle zum
ordentlichen Professor.
b. In der philosophischen Fakultät:
der außerordentliche Professor Dr. Franz Kampers zum
ordentlichen Professor und Mitdirektor des historischen
Seminars.
3. Habilitationen.
Als Privatdozenten habilitierten sich:
a. in der juristischen Fakultät:
Dr. Wilhelm Hed e man n am 16. Oktober 1903 für Bürger-
liches Recht, Römisches Recht und Zivilprozeßrecht.
b. in der medizinischen Fakultät:
Dr. Otfrid Foerster am 6. August 1903 für Psychiatrie
und Nervenheilkunde,
Dr. Georg Wetzel am 21. November 1903 für Anatomie
und
Dr. Arthur Keller am 3. März 1904 für Kinderheilkunde.
c. In der philosophischen Fakultät:
Dr. Julius Meyer am 28. Juli 1903 für Chemie,
Dr. Georg Berndt am 30. Oktober 1903 für Physik,
Dr. Felix Jacoby am 3. November 1903 für alte
Philologie und
Dr. Clemens Schaefer am 21. November 1903 für
Physik.
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C. Beurlaubungen
Es waren beurlaubt:
a. für ein weiteres Jahr:
der ordentliche Honorar-Professor in der katholisch-theo-
logischen Fakultät Dr. Erich Frantz (siehe A. Abgang,
1. Todesfälle),
der außerordentliche Professor in der juristischen Fakultät
Dr. Felix Bruck,
der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Berthold
Freudenthal und
der außerordentliche Professor in der philosophischen
Fakultät Dr. Otto Auhagen.
b. für das Winter-Semester 1903/04:
der außerordentliche Professor in der evangelisch-theolo-
gischen Fakultät Dr. Max Löhr, zur Übernahme einer
Mitarbeiterstelle an der Anstalt des deutsch-evangelischen
Instituts für Altertumswissenschaft des heiligen Landes
in Jerusalem und
der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Dr. Her-
mann Stahr.
Außerdem war der ordentliche Professor in der philo-
sophischen Fakultät Dr. Conrad Cichorius vom 30. Juni 1903
bis zum Schluß des Sommer-Semesters und der ordentliche
Professor in derselben Fakultät Geh. Reg. -Rat Dr. Oscar Bre-
feld zur Wiederherstellung seiner Gesundheit von Weihnachten
1903 bis Mitte April 1904 beurlaubt.
D. Auszeichnungen.
1. Von preußischen Orden erhielten:
den Roten Adler-Orden III. Klasse mit der Schleife:
die ordentlichen Professoren Dr. Hahn, Geh. Med. -Rat
Dr. Ponfick und Geh. Reg.-Rat Dr. Foerster;
den Roten Adler-Orden IV. Klasse:
die ordentlichen Professoren Dr. Schmidt und Geh. Med.-
Rat Dr. Uhthoff;
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den Kgl. Kronen-Orden II. Klasse:
der ordentliche Professor, Geh. Med.-Rat Dr. Flügge;
den Kgl. Kronen-Orden III. Klasse:
die ordentlichen Professoren Konsistorialrat Dr. Kawerau,
Dompropst Dr. K o e n i g und Geh. Med.-Rat Dr. K ü s t n e r ;
2. Von nichtpreußischen Orden erhielten:
die Russische Alexander-Erinnerungs-Medaille:
der ordentliche Professor Geh*. Med.-Rat Dr. Küstner;
das Ritterkreuz des Belgischen Leopold-Ordens:
der außerordentliche Professor, Geh. Med.-Rat Dr. Ne isser;
das Offizierkreuz des Ordens „Stern von Rumänien":
der ordentliche Professor Dr. Wolf.
3. Sonstige Auszeichnungen erhielten:
den Charakter als Geh. -Med.-Rat:
die ordentlichen Professoren Dr. Fi lehne und Dr. von
Strümpell;
den Charakter als Geh. Reg.-Rat:
der ordentliche Professor Dr. Joseph Partsch;
das Prädikat „Professor44:
die Privatdozenten in der medizinischen bezw. philo-
sophischen Fakultät Dr. Henke und Dr. Volz, sowie
der Lektor der polnischen und russischen Sprache
Dr. Abicht und der Lehrer am zahnärztlichen Institut
Zahnarzt Dr. Riegner.
E. Sonstige Veränderungen.
Dem ordentlichen Professor in der evangelisch-theologischen
Fakultät Dr. Arnold ist das durch den Weggang des Professors
Dr. Müller frei gewordene Ordinariat für Kirchengeschichte
vom 1. April 1903 ab verliehen worden;
der ordentliche Professor in der juristischen Fakultät
Dr. Beyer le ist beauftragt worden, vom Sommer-Semester
1904 ab neben seiner bisherigen Lehrtätigkeit auch das Land-
wirtschaftsrecht in besonderen Vorlesungen und soweit er-
forderlich auch in Übungen zu vertreten;
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10
der Privatdozent in der juristischen Fakultät Dr. Frcuden-
thal, welcher infolge Annahme eines Rufes als Dozent ander
Akademie für Sozial- und Handels Wissenschaften in Frank-
furt a. M. dahin beurlaubt ist, ist an dieser zum Professor für
öffentliches Recht und Strafrecht ernannt:
der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät
Geh. Med.-Rat Dr. von Strümpell ist an Stelle des ver-
storbenen Geh. Med.-Rats Prof. Dr. Kast zum Kurator der
Studenten-Krankenkasse gewählt;
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Dr. Siebs ist zum Direktor des akademischen Instituts für
Kirchenmusik ernannt und
der dem Privatdozenten Prof. Dr. Jiriczek erteilte Auf-
trag zur Vertretung der englischen Professur in Münster ist
für das Berichtsjahr verlängert worden.
III. Beamte der Universität.
(Akademische Verwaltung.)
Keine Veränderungen.
IV. Anstalten und Kommissionen
der Universität.
1. Wissenschaftliche Anstalten,
a. Die Königliche nnd Universitäts- Bibliothek.
Etat und Ausgaben.
Für Anschaffung und Einband waren verfügbar:
der etatsmäßige Fonds von 26 000 Mark,
die Zinsen des Stein wehr sehen Vermächtnisses mit 1345 Mark
und 634 Mark Rest derselben aus den Vorjahren,
die Zinsen des Oelrichsschen Vermächtnisses mit 52 Mark
und 17 Mark Rest derselben aus dem Vorjahr,
ein vom Universitäts- Kuratorium bewilligter außerordent-
licher Zuschuß zum Anschaffungsfonds von 800 Mark.
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11
Für sonstige sächliche Ausgaben sind etatsmäßig be-
stimmt 3460 Mark.
Für Konservierung der Handschriften wurden vom
Universitäts-Kuratorium außerordentlich bewilligt 300 Mark, als
erste Rate eines für diesen Zweck in Aussicht genommenen
außerordentlichen Zuschusses von 1500 Mark.
Verwendet wurden für:
Bücheranschaffimgen . 25 185 Mark (im Vorjahr 24 298 Mark),
Einband 4090 * > * 5 645
sonstige sächliche Aus-
gaben 3048 ^ * 3 059 *
Von den Ausgaben für Bücheranschaffungen entfielen
auf Zeitschriften . 12 874 Mark (im Vorjahr 12 068 Mark),
. Fortsetzungen . 8 631 * * * 5 638
. neue Bücher . 3 303 - * * 5 290
• Antiquaria . . 377 « 1 302
Im Durchschnitt der beiden letzten Jahre wurden also
ausgegeben :
für Zeitschriften und Fortsetzungen 19 605 Mark,
* den Bucheinband .... 4 867
Dieser Betrag von zusammen . . . 24 472 Mark
muß im wesentlichen als unveränderlich festliegend betrachtet
werden, so daß von den einschließlich des Steinwehr- und
Oelrichs-Fonds für Anschaffung und Einband regelmäßig be-
stimmten 27 397 Mark nur 2925 Mark für Anschaffungen frei
verfügbar bleiben.
Daß es mit so geringen Mitteln nicht möglich ist, eine
auch nur den dringendsten Bedürfnissen einigermaßen ge-
nügende Auswahl der Neuerscheinungen zu erwerben, liegt auf
der Hand. Für Ergänzung alter Lücken und zur Benutzung
der sich bietenden Gelegenheiten zu antiquarischen Erwer-
bungen bleibt nichts übrig. Es ist unmöglich, die an alten
Beständen so reiche und eigenartige Breslauer Bibliothek mit
so unzulänglichen Mitteln auf der alten Höhe zu erhalten.
Schon in den letzten Jahren hat sich der Übelstand der zu
geringen Dotation sehr empfindlich geltend gemacht, da es
oft nicht möglich war, die berechtigtsten Wünsche der Dozenten
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12
und anderer Benutzer bei den Anschaffungen zu berück-
sichtigen, obgleich in diesen Jahren immerhin noch einige
außerordentliche Mittel (1902: 2750 Mark, 1903: 1860 Mark)
verfügbar waren, wozu für die nächste Zukunft leider keine
sichere Aussicht vorhanden ist.
Es ist daher auf das dringendste zu wünschen, daß die
Anträge auf Erhöhung des seit 1886 völlig unverändert ge-
bliebenen Anschaffungsfonds, die in den beiden Vorjahren der
ungünstigen Finanzlage wegen nicht berücksichtigt werden
konnten, recht bald Erfolg haben möchten.
Vermehrung.
Der Bücherbestand wurde vermehrt
durch Kauf um ... 2012 bibliographische Bände,
Schenkung um 1 691 «
* Tausch um . . 8 056 * -
Pflichtlieferung um 996 = »
insgesamt um 12 755 bibliographische Bände.
Davon entfielen auf:
Allgemeines .... 538 Bände (darunter gekauft: 143 Bände),
Theologie 349 • * * 168
Rechtswissenschaft . 488 * * > 192
Staatswissenschaft. . 364 * * ■ 117
Medizin 292 * * - 130
Naturwiss. u. Mathem. 336 * * * 226
ökon., Technol. . . 156 * - * 11
Geschichte u. Hilfswiss. 1152 * * * 461
Sprachen u. Literatur 653 * * * 382
Philos. u. Pädag. . . 490 * * « 87
Kunst 154 * - • 95
Univ.- u. Schulschriften 7762 * —
Handschrilten ... 21 * * * —
Unter den Geschenkgebern sind außer zahlreichen in-
und ausländischen Behörden, Kreisverwaltungen, Städten, Han-
delskammern, Bibliotheken, industriellen Werken, welche Be-
richte und andere Drucksachen regelmäßig überwiesen, be-
sonders zu erwähnen:
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13
Das Fürstbischöfliche Konsistoriuni zu Wien, das Archiv
der Stadt Kronstadt (Brassö), die Stadtverwaltung zu De-
venter, das Landratsamt zu Hirschberg, die Königliche
Bibliothek zu Berlin, die Universitäts-Bibliothek zu Heidel-
berg, die Stadtbibliotheken zu Breslau, Hamburg und
Zürich, das Conseil internat. pour Pexploration de la mer in
Kopenhagen;
ferner die Herren Professor Ab egg, Oberbibliothekar Pro-
fessor de Boor, Dr. Breslauer, Oberbibliothekar Professor
Cohn, Geheimer Medizinalrat Professor Cohn, E ich bor n «fc
Co., Geheimrat Professor Dahn, Bankbeamter Gräbisch,
Professor Hi llebra ndt, Professor Kampe rs, Geheimrat Pro-
fessor Ladenburg, Bibliothekar Dr. Marquardt, Professor
Nikel, Geheimer Medizinalrat Professor Richter, Professor
Siebs und Frau Oberstabsarzt Kiesewalter, sämtlich in
Breslau;
endlich von Auswärtigen die Herren Emil Clemens, Elie
de Cyon, W. N. Clemm, Ant. Hambloch, Direktor Keysser
in Köln, Dr. E. Klöppel in Elberfeld, Hugues Krafft, stud.
Lichtenstein in Bonn, Alb. Löwy, Raoul de La Grasserie
in Nantes, Dr. P. J. Möbius in Leipzig, Bibliothekar Mor.
Müller in Aachen, Dr. Emil Neubürger in Frankfurt a. M.,
Oberpfarrer 0. Neumann in Naumburg a. S., J. Praun, C. G.
W. Rääf, Professor Frdr. Reuter in Erlangen, Adf. Schaf-
heitlin in Positano, Dr. Adf. Schmidt in Potsdam, Haus
Spörry, Professor E. Teza in Padua, Professor P. v. Wintcr-
feld in Berlin, Frhr. W. C. v. Wintzingerode.
Durch Erlaß des Herrn Justizministers vom 4. Juli 1002
wurden die Gerichte angewiesen, die aus ihren Bibliotheken
ausgeschiedenen älteren rechtsgeschiclitlichen Werke an die
Üniversitäts-Bibliothek ihrer Provinz abzuliefern. Dies ist bis-
her geschehen seitens des Oberlandesgerichts zu Breslau und
der Amtsgerichte zu Naumburg a. Q. und zu Sagau.
Die durch Vermächtnis des im Jahre 181)3 verstorbenen
Professors an der hiesigen Universität Geheimrat Rieh. Roepell
der Bibliothek überwiesenen Kollektaneen des genannten Ge-
lehrten zur polnischen Geschichte wurden erst jetzt durch
Herrn Dr. Plehn in Berlin abgeliefert.
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14
Benutzung.
Die Zahl der erledigten Bestellzettel betrug 51404.*)
Von den bestellten Büchern wurden
verabfolgt 33 136 = 65,5 °/0,
als verliehen bezeichnet .... 8 502 = 16,5
als nicht vorhanden bezeichnet 7 701 = 15 °0,M)
als nicht verleihbar bezeichnet 1 347 = 2,6 °/0,
mangelhaft bestellt waren . . . 718 = 1,4 °/©-
Der allgemeine und der Dozenten -Lesesaal waren ge-
öffnet an 291 Tagen; die Zahl der Benutzer betrug rund
15 400. In die ausgelegten Benutzerlisten trugen sich 12 349
Besucher ein, davon im Dozentenlesezimmer 822. Nach einer
während 19 Tagen durchgeführten genauen Zählung hatten
sich von 927 Besuchern nur 743 eingetragen, so daß die Ge-
samtzahl wie oben auf 15 400 zu erhöhen war.
Abgesehen von der Handbibliothek, deren Benutzung nicht
gezählt werden kann, wurden in den Lesesälen benutzt 10 222
Bände Druckschriften und 93 Handschriften.
Die Zahl der in Breslau ansässigen Entleiher betrug
1910; die Zahl der an dieselben nach Hause verliehenen
Bände: 30 879.
Nach auswärts wurden Bücher verliehen:
an 377 Einzelpersonen und
an 68 Behörden und Institute.
*) Die Zahl umfaßt aufler den in die Zettelkästen eingeworfenen oder
durch die Post eingesandten Zetteln auch die Zettel für die von den Do-
zenten selbst ohne vorherige schriftliche Bestellung aus den Büchersälen
geholten Werke. Noch nicht mitgezählt sind in diesem Jahr die Zettel für
die aus der Lesesaalhandbibliothek bis zum folgenden Tage nach Hause
verliehenen Werke, die nach Erlaß des vorgesetzten Ministeriums vom
13. Februar 1904 in Zukunft mitgerechnet werden sollen. Ihre Zahl dürfte
sich hier auf etwa 500 im Jahre belaufen.
**) Diese Zahlen würden sich nicht unwesentlich erhöhen, wenn be-
kannt würde, wie viele Werke von den Dozenten vergeblich gesacht
worden sind.
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15
Nach auswärts versandt wurden:
4087 Bände Druckschriften*) (darunter im regelmäßigen
Leihverkehr an die Königliche Bibliothek in Berlin
23 Bände und an die höheren Lehranstalten in Schle-
sien und Posen 1040 Bände);
23 Handschriften.
Von auswärts wurden aus zusammen 27 Bibliotheken
entliehen:
1399 Bände Druckschriften (darunter im Leihverkehr
von der Königlichen Bibliothek in Berlin 956 Bände),
31 Handschriften.
Von wissenschaftlichen und bibliographischen Anfragen
wurden 87 erledigt.
Stand der Entleiher.
in Breslau Auswärtige
_____
Summe
Hochschullehrer
Studierende und Kandidaten**)
Geistliche***)
Juristen und höhere Verwaltungsbeamtet).
Arzte
Beamte wissenschafll. Institute . .
Lehrer an höheren Schulen
Lehrer an niederen Schulen
Subaltern- und sonstige Beamte
Schriftsteller, Künstler
Techniker. Landwirte, Fabrikanten, Kauf-
leute
Militärpersonen
Mannliche Personen ohne Beruf
Frauen
Behörden, Institute
119
1158
33
210
75
50
83
26
17
7
28
6
32
57
9
1910
2
91
83
70
28
8
23
32
4
3
r>
7
14
6
68
445
121
1249
116
280
103
58
106
58
21
10
34
13
46
63
77
2 355
*) Die entsprechende Zahl ist im vorigen Jahresbericht durch einen
Irrtum auf 5336 angegeben worden, während sie nur 4560 betrug.
**) Einschließlich der Kandidaten der Theologie vor bestandenem zweiten
Examen.
***) Einschließlich der Kandidaten der Theologie nach bestandenem
zweiten Examen.
t) Einschließlich der Referendare.
16
Von den Dozenten der Universität benutzten 119 = 70%
die Bibliothek.
Benutzung durch die Studierenden.
Studiircinlo
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Studierende
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'i<i7 n alter Studj<-r<-ndeu
ilnrrrii. neu
■>s Wt, aller Hörerinnen
31— :U(l,n aller Hörerinnen
Katalogisierung uud Konservierung.
Die Umordnung des alphabetischen Zettelkatalogs
nach Vorschrift der Instruktion vom 10. Mai 1899 wurde fortgesetzt.
Die Berichtigung des ersten Ordnungswortes ist beendet worden
und auch die Wiedereinordnung der im Laufe dieser Arbeit
vorläufig herausgenommenen und in einem Ergänzungskatalog
vereinigten Zettel wurde so gefördert, daß die Beendigung auch
dieser Arbeit im Laufe des Rechnungsjahres 1904 als gesichert
angesehen werden kann.
Die Vergleichung unseres Zettelkatalogs für den Gesamt-
katalog der preußischen Bibliotheken hat ihren regelmäßigen
Fortgang genommen; bis zum 31. März 1904 ist der Ab-
schnitt A — Barld des Gesamtkatalogs verglichen worden. Von
den 3G081 Werken, welche die Berliner Königliche Bibliothek
in diesem Abschnitt besitzt, waren hier 6794 = 18,8 °/0 vor-
handen; dagegen besitzt Breslau 5158 Werke, die in Berlin
fehlen.
Von dem ganzen bisher verglichenen hiesigen Bestände
von 11952 Werken waren also 56,8 % auch in Berlin vor-
handen, 43,2 °/0 sind Breslau eigentümlich.
Für die Gesamtkatalogarbeit und für die im unmittelbaren
Zusammenhang damit auszuführenden Berichtigungen unseres
alphabetischen Katalogs waren zwei außerordentliche Hilfs-
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17
arbeiter eingestellt, die indessen zur Bewältigung der sich er-
gebenden Mehrarbeit nicht immer ausreichten.
Die Bearbeitung der umfangreichen unkatalogisierten Reste
aus alter Zeit konnte leider aus Mangel an Arbeitskräften nur
wenig gefördert werden.
Von den etwa 3000 unkatalogisierten in alphabetischer
Folge aufgestellten älteren Pflichtexemplaren wurden die
Buchstaben J — Sch für den Zettelkatalog aufgenommen.
Von den im Jahre 1891 der Bibliothek überwiesenen Besten
der alten Studentenbibliothek konnten nur 85 Werke =
111 Bände inventarisiert und katalogisiert werden.
Für das im Auftrage der Bibliotheksverwaltung von dem
Bibliothekar Dr. Pretzsch außerdienstlich bearbeitete Gesamt-
verzeichnis der Breslauer Universitätsschriften 1811
bis 1885 wurde die Bestandsaufnahme und die aktenmäßige
Kontrolle der Vollständigkeit beendet. Auch die biblio-
graphischen Ermittelungen der Fortsetzungen und Wieder-
abdrücke einzelner Schriften sind soweit gefördert, daß das
Verzeichnis im Laufe des Sommers druckfähig werden dürfte.
Trotz der Überhäufung mit anderen dringlichen Arbeiten
mußte im Laufe des Jahres die Stempelung der Hand-
schriften, die bisher mit verschwindenden Ausnahmen durch-
weg fehlte, in Angriff genommen werden. Eine längere Hin-
ausschiebung dieser trotz des bald hundertjährigen Bestehens
der Bibliothek bisher unterbliebenen Arbeit erschien mit Rück-
sicht auf die Sicherheit des Bestandes durchaus unzulässig.
Bei der Ausführung der Stempelung zeigte sich, daß die
Einbände sehr vieler Handschriften stark beschädigt, zum
Teil völlig zerstört sind, so daß sie nicht mehr den erforder-
lichen Schutz für den wertvollen Inhalt bieten.
Mit Hilfe eines von dem Universitäts- Kuratorium in
dankenswerter Weise bewilligten außerordentlichen Zuschusses
wurden die Ausbesserungen und, wo es gar nicht zu vermeiden
ist, das Neubinden begonnen. Die Arbeit wird von dem Biblio-
thekar Dr. Molsdorf geleitet und erfolgt natürlich unter sorg-
faltigster Schonung alles dessen, was irgendwie für die Pro-
venienz und die Geschichte der Handschriften von Wert sein
kann. Die Arbeit wird zugleich dazu benutzt, um bisher
2
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18
fehlende kurze Verzeichnisse der durch Alter, künstlerischen
Schmuck, Schönheit oder Eigenartigkeit des Einbandes aus-
gezeichneten Handschriften aufzustellen.
Ausgebessert bezw. neugebunden wurden bisher 164 Hand-
schriften. Bei der eben erst begonnenen Arbeit haben sich
schon mehrere recht interessante Funde von Handschriften-
und Druck -Fragmenten, sowie von eingeklebten Holz- und
Metallschnitten des 15. Jahrhunderts u. dgl. ergeben, über
welche Mitteilung an anderer Stelle vorbehalten bleibt.
Revision.
Revidiert wurde in diesem Jahre die Abteilung Juris-
prudentia 1— XL Außer 18 schon bei früheren Revisionen
fehlenden Werken wurden neuerdings drei Werke vermißt.
Personal.
Der Oberbibliothekar Professor de Boor war auch während
des ganzen Jahres 1903 im Interesse seiner wissenschaftlichen
Arbeiten beurlaubt und wurde durch den Assistenten Dr. Georg
Schneider vertreten.
Am 14. Juni 1903 wurde der Volontär Dr. Prochnow
nach Göttingen versetzt.
Am 25. August 1903 trat Dr. phil. Wilhelm Kothe als
Volontär ein.
Am 20. August 1903 wurde der Bibliotheksdiener Koschate
als Institutsdiener an das chemische Institut der hiesigen Uni-
versität und der bisherige Inhaber dieser Stelle, Tanne-
berger, in die 3. Bibliotheksdienerstelle versetzt.
Der regelmäßige Dienst erfuhr leider auch in diesem Jahre
mehrere sehr störende Unterbrechungen. Der Oberbibliothekar
Professor Cohn fehlte wegen Krankheit 5 Wochen und wurde
zur Wiederherstellung seiner Gesundheit 8 Wochen beurlaubt;
der Bibliothekar Dr. von Hagen bedurfte eines 6wöchigen
Erholungsurlaubs; der Bibliotheksdiener Poost fehlte krank-
heitshalber 90 Tage und war zur Erholung 5 Wochen be-
urlaubt.
W. Erman.
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19
b. Das akademische Lese-Institnt.
Der Vorstand des Instituts war zunächst wie im Vorjahre
zusammengesetzt Da Professor Dr. K. Müller zu Ende des
Wintersemesters einem Rufe nach Tübingen folgte, wurde an
seiner Stelle Domherr Professor Dr. Sdralek zum Vorstands-
mitglied gewählt.
In der Zahl der ordentlichen und der außerordentlichen
Mitglieder des Vereins sowie der Teilnehmer am Lesezirkel
traten nur geringe Veränderungen ein. Die Zahl der Studierenden,
welche sich am Vereine beteiligten, stieg im Sommersemester
1903 nicht unerheblich, nahm aber im folgenden Winter-
semester wieder ab.
Wie seit mehreren Jahren genügten auch in diesem Jahre
die ordentlichen Einnahmen des Vereins nicht zur Deckung
der notwendigen Ausgaben. Nur infolge einer von dem Uni-
versitäts-Kuratorium gewährten außerordentlichen Unterstützung
im Betrage von 500 Mark war es möglich, die bisher gehaltenen
Zeitungen und Zeitschriften weiter zu beschaffen.
Brie.
c. Seminare.
1. Das evangelisch-theologische Seminar.
Die Übungen der a Utes tarnen t liehen Abteilung wurden
in gewohnter Weise von D. Co rnill geleitet. Im Sommer 1903
wurde mit 9 Teilnehmern Jeremia Kap. 1 und 2, im Winter
1903/04 mit 11 Teilnehmern und zwei Hospitanten Josua Kap. 6
und 7 gelesen. Schriftliche Arbeiten sind nicht eingegangen.
In der neutestament liehen Abteilung behandelte D.
Wrede während des Sommersemesters ausgewählte Abschnitte
der Apostelgeschichte, im Wintersemester 1903/04 waren die
Wunder der Evangelien das Thema der Verhandlungen.
Schriftliche Arbeiten wurden wiederum von allen Teilnehmern
(im Sommer 8, im Winter 17) gefordert und von fast allen
geliefert. Je drei oder vier Mitglieder hatten das gleiche Thema
zu behandeln. Die Arbeiten wurden teils im Seminar, teils
privatim mit den Verfassern besprochen.
In der von D. Arnold geleiteten kirchenhistorischen
Abteilung wurde während des Sommersemesters 1903 die
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L>0
Entstehung der Confessio Augustana behandelt, wobei die Kolde-
sche Ausgabe benutzt und neuere Publikationen herangezogen
wurden. Im Wintersemester 1903/04 wurde Augustins Enchiridion
(Ausgabe von Scheel) durchgenommen und aus Augustinschen
Parallelstellen erläutert. Auch wurde die Wirkung der Augustin-
schen Theologumena mehrfach verfolgt an der Hand von Loofs
Leitfaden.
In beiden Semestern sind Quellenuntersuchungen aus eng
begrenzten Gebieten der alten Kirchengeschichte und der
Reformationszeit eingeliefert und besprochen worden.
In der systematischen Abteilung lag den von D.
Schmidt geleiteten Übungen als Text Schleiermachers Dog-
matik: „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der
evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt" zugrunde.
Gegenstand der Verhandlungen war im Sommersemester seine
Lehre „Von der wirklichen Sünde" und „Von den göttlichen Eigen-
schaften, welche sich auf das Bewußtsein der Sünde beziehen44
§ 73 — 85; im Wintersemester „Von dem Zustande des Christen,
sofern er sich der göttlichen Gnade bewußt ist44 § 86 — %.
Erstrebt wurde eindringendes Verständnis der Vorlage auf
Grund sorgfaltiger Vorbereitung, selbständiges Urteil über die
Stichhaltigkeit der betreffenden Sätze und ihre Beweisführung,
sowie die Übung, an einer Diskussion in geschlossener Gedanken-
folge sich förderlich zu beteiligen.
Gearbeitet wurde über die Frage: „Welche Auffassung über
das Wesen der Sünde vertritt Schleiermacher und was ist da-
von zu halten?"
Die Stellung eines geschäftsführenden Direktors der
Bibliothek des evangelisch-theologischen Seminars ist nach
D. Karl Müllers Scheiden von Breslau auf D. Cornill über-
gegangen. Die im Sommer von 56, im Winter von 64 Studierenden
und Kandidaten fleißig benutzte Bibliothek hat auch im ver-
flossenen Geschäftsjahre das Wohlwollen der vorgesetzten
Behörden mit Dank erfahren dürfen: das hohe Ministerium be-
willigte einen außerordentlichen Zuschuß von 600 Mk. und
Se. Exzellenz der Herr Kurator 300 Mk. zur Anschaffung des
großen Werkes von Wilprecht: Die Malereien der Katakomben
Roms. Cornill, z. Zt. Dekan.
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21
2. Das praktische Institut der evangelisch-
theologischen Fakultät.
Homiletisches Seminar.
An den homiletischen Übungen nahmen im Sommer-
semester 1903 17t im Wintersemester 1903/04 IG Studierende
teil, von denen Predigten nach gegebenen Texten gearbeitet
wurden, die zum größten Teil in den Gottesdiensten des
Seminars (Kapelle in der Sternstraße 38) gehalten und darauf
eingehend besprochen wurden.
Katechetische» Seminar.
An den katechetischen Übungen beteiligten sich im Sommer-
semester 11, im Wintersemester 14 Mitglieder, die sämtlich
über ihnen gegebene Bibeltexte Katechesen ausarbeiteten und
vor Schülern hielten; diese Versuche wurden sodann eingehend
besprochen. Kawerau.
3. Das katholisch-theologische Seminar.
In der kirche ngeschichtlichen Abteilung des katholisch-
theologischen Seminars unter Leitung des Prof. Dr. Sdralek
wurden die Mitglieder mit den schwierigsten Funktionen
historischer Arbeit und zwar im Sommerhalbjahr 1903 mit der
Kombination, .,der Seele der historischen Forschung", im Winter-
halbjahr 1903/04 mit den allgemeinen Bedingungen des histori-
schen Zusammenhanges, den physischen, den psychischen, und
zwar sowohl den individuell-psychischen als auch den sozial-
psychischen, und mit den kulturellen bekannt gemacht und
sowohl durch Unterweisungen und Vorträge des Direktors als
auch durch Referate der Mitglieder und endlich durch selb-
ständige Versuche in der methodischen Handhabung der Kontroll-
mittel wissenschaftlicher Kombination und in der regelrechten
Beobachtung und Darstellung der Bedingungen des historischen
Zusammenhanges unterrichtet. Der 2. Band der „Kirchen-
geschichtlichen Abhandlungen*4 enthält die im Studienjahr
1903/04 zur Druckreife gediehenen Seminararbeiten, von denen
die erste besonders die kulturellen Voraussetzungen des Schismas
zwischen Rom und Byzanz aufweist und behandelt, die anderen
drei sich mit quellenkritischen Problemen, der methodischen
Bestimmung von Zeit, Ort und Verfasser drei altchristlicher
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22
Schriften befassen. Außerdem wurden allen Mitgliedern, die
nicht mit größeren, selbständigen Arbeiten und Forschungen
beschäftigt sind, die jeweils instruktivsten Bücher oder Ab-
handlungen über die bedeutendsten, schwierigsten oder inter-
essantesten Punkte der kirchengeschichtlichen Vorlesungen der
beiden letzten Semester als Privatlektüre aufgetragen, über
deren Früchte, namentlich für ihre methodische Schulung, sie
in Referaten Rechenschaft zu geben hatten.
Im Sommersemester 1903 wurden von Prof. Dr. Schaefer
im neutestamentlichen exegetischen Seminar in einer
Abteilung für Anfänger das textkritische Material und die text-
kritischen Grundsätze vorgelegt, besprochen und an einer Reihe
von Beispielen gehandhabt. Hieran reihte sich eine Darlegung
der wichtigsten hermeneutischen Regeln, welche unter Berück-
sichtigung der Geschichte der Exegese angewendet wurden.
In einer anderen Abteilung für Fortgeschrittenere wurden die
Berichte über die Einsetzung des Altarssakramentes (Matth. 26,
26—29; Mark. 14, 22—25; Luk. 22, 19. 20; I. Kor. 11, 23—25)
im einzelnen erklärt und harmonisiert. Dabei ward zu Luk. 22
»
19. 20 durch ein Mitglied des Seminars insbesondere die Echt-
heitsfrage eingehend untersucht.
Im Wintersemester behandelte Prof. Dr. Rohr im An-
schluß an Schäfers Einleitung ins Neue Testament die Regeln
der Textkritik, übte sie an Beispielen aus den Evangelien und
am Galaterbrief; stellte auf Grund desselben Briefes die
paulinischen Anschauungen über Gesetz und Freiheit fest und
ließ Referate ausarbeiten über die sog. Südgalatientheorie,
den Tag des letzten Abendmahles und die Reisen Pauli nach
Korinth.
In den praktischen Übungen des unter Leitung des Prof. Dr.
Pohle stehenden dogmatischen Seminars kamen während
des Sommersemesters 1903 Gegenstände aus dem Gebiete der
Symbolik zur Verhandlung, wobei jedoch die Untersuchungen
auf eine eingehendere Kenntnisnahme des Ursprunges, der
Geschichte und des Inhaltes der einzelnen Symbolschriften
erster und zweiter Ordnung für die Katholiken, schismatischen
Griechen und Protestanten sich zu beschränken suchten. Im
Winterhalbjahr 1903/04 wurde die schwierige Lehre vom gött-
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23
liehen Wissen in einer genauen Lektüre und Erklärung des
Thomas von Aquin (Summa theol. 1 p. qu 14.) durchgenommen.
In den von Prof. Dr. Nikel geleiteten Übungen der alt-
testamentlichen Seminarabteilung wurde im Sommer-
semester die jüdische Apokalyptik behandelt. Nach einleiten-
den Vorträgen über das Wesen und die zeitgeschichtlichen
Voraussetzungen der Apokalyptik sowie über das Verhältnis
der apokalyptischen Literatur zu den älteren prophetischen
Büchern des Alten Testamentes wurden einige Abschnitte aus
den Büchern Joel, Daniel und Zacharias gelesen und hierzu
an passenden Stellen Stücke aus dem Buche Henoch, den
Sibyllinen, dem vierten Buche Esdras und der Apokalypse
Barut-h verglichen. Eine eingehendere Behandlung erfuhren
die Tiersymbole und der Begriff „Menschensohn44.
Im Wintersemester wurden die ersten zehn Kapitel des
Buches der Richter gelesen. Hierbei wurde der Komposition
des Richterbuches, dem chronologischen Schema desselben
sowie den religions- und kultgeschichtlichen Problemen, welche
sich an die von dem Redaktor des Richterbuches gegebene
Darstellung knüpfen, besondere Beachtung geschenkt.
Nürnberger, z. Zt. Dekan.
4. Das juristische Seminar.
Die Bibliothek — verwaltet von Prof. Dr. Fischer — ,
welche von einem großen Teil der Studierenden und fast sämt-
lichen Rechtskandidaten in sehr bedeutendem Umfange in An-
spruch genommen wurde, konnte nicht nur in der bisherigen
Weise fortgeführt, sondern, dank der Munifizenz des Herrn
Kurators, in außerordentlicher Weise durch Anschaffung der-
jenigen Werke vermehrt werden, welche für die juristische
Papyrosforschung unentbehrlich sind, aber aus den so geringen
ordentlichen Mitteln des Seminars nicht beschafft werden
konnten. Die Übungen wurden unter Leitung der Fachvertreter
in der bisherigen Weise fortgesetzt.
Prof. Dr. Dahn hat im Sommerhalbjahr 1903 Übungen
im Deutschen Privatrecht, im Winterhalbjahr 1903/04 im Handels-
recht gehalten.
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Prof. Dr. Brie hat in beiden Semestern staatsrechtliche
Übungen gehalten; im Sommersemester mit schriftlichen
Arbeiten.
Prof. Dr. Leonhard leitete im Winterhalbjahre 1903/04
die Besprechung neuerer Schriften aus dem Gebiete des
römischen Zivilprozesses.
Prof. Dr. Fischer ließ wiederum im Wintersemester Streit-
fragen des bürgerlichen Rechts erörtern.
Prof. Dr. Jörs ließ im Sommersemester 1903 ausgewählte
Stücke aus Gaius Institutionen interpretieren, und leitete im
Wintersemester 1903/04 Vorträge und Besprechungen über die
Fragmente des Zwölf-Tafel-Gesetzes.
Prof. Dr. Gretener veranstaltete im Sommersemester
1903 die kritische Lektüre neuerer Strafgesetzentwürfe, im
Wintersemester 1903/04 die Lektüre der Reichsmilitärstraf-
gerichtsordnung.
Prof. Dr. Beyerle interpretierte im Sommersemester 1903
Urkunden zur Geschichte der deutschen Städteverfassung an
Hand der Kentgenschen Sammlung.
Gretener, z. Zt. Dekan.
5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.
In dem von Professor Dr. Wolf geleiteten Seminar wurden
im Sommersemester 1903 acht Sitzungen gehalten. Zur Be-
sprechung gelangten folgende Themata: „Die Handelspolitik
Preußens bis zum Frankfurter Frieden44, „Fragen der Baum-
wollenindustrie44, „Kartelle44, „Die amerikanische Gefahr, nament-
lich in bezug auf die Eisenindustrie44.
Viermal im Semester traten Exkursionen an die Stelle von
Sitzungen. Die erste derselben ging in das Breslauer Zentral-
gefängnis, es folgten Besuche der Kaufifmannschen Spinnerei,
der Caesar Wollheimschen Werft und des städtischen Hafens.
Im Wintersemester 1903/04 wurden 10 Sitzungen ab-
gehalten. Die behandelten Themata waren: „Einiges Ober Geld
und Währung44, „Die Reichsbank44, „Wahrnehmungen an der
Zuckerfabrik und Ziegelei bei Schottwitz44, „Die Handelspolitik
des Deutschen Reiches44, „Wahrnehmungen an der Papierfabrik
von Kragen44, „Die Handelspolitik Nordamerikas4'.
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25
Exkursionen wurden 3 unternommen. Ihr Ziel waren die
Zuckerfabrik und Ziegelei in Schottwitz bei Breslau, die Fabrik
für landwirtschaftliche Maschinen von Kemna in Breslau, die
Papier- und Kartonnagenfabrik von Kragen in Breslau.
Professor Dr. Sombart hielt im Sommersemester 1903
Übungen im Anschluß an das Kolleg „Volkswirtschaftliche
Exkursionen" in der Weise ab, daß in den Sitzungen des
Seminars jeweils über den Ausflug berichtet und gesprochen
wurde, der in derselben Woche unternommen worden war.
Besichtigt wurden folgende Etablissements: Baumwollspinnerei
von Meyer KauCfmann, hier, Schuhfabrik von R. Dorndorf, hier,
Klostermühle (Goldschmidt u. Co.), hier, Möbelfabrik der Gebr.
Bauer, hier, Papierfabrik Sacrau, Sacrau, Rittergut Kryschanowitz
(Dr. Pringsheim), Breslauer Konsumverein, hier.
Im Wintersemester 1903/04 wurden Referate (12) über
verschiedene Gegenstände gehalten. Die Teilnahme an den
Übungen war nur Fortgeschritteneren gestattet.
Die für das Seminar ausgeworfenen Geldmittel sind nach
Vorschrift verwendet worden. Die Seminar-Bibliothek wurde
im Sommersemester noch durch den lange Jahre hindurch be-
währten Assistenten des Seminars, Privatdozenten Dr. Gebauer,
verwaltet; nach dessen auf das Wintersemester erfolgter Be-
rufung an die Akademie in Posen wurden für das zweite Halb-
jahr ihre Geschäfte an den Kandidaten der Staatswissenschaften
Herrn Curt Täger übertragen. Derselbe hat sich seiner Auf-
gabe bestens entledigt.
Die Bibliothek war während beider Semester an drei Tagen
der Woche mehrere Stunden hindurch geöffnet, im Sommer-
semester insgesamt an 33, im Wintersemester an 44 Tagen.
Die Zahl der Besucher der Bibliothek war im Sommer-
seraester 100, im Wintersemester 132.
Wolf. Sombart.
6. Das historische Seminar.
In beiden Semestern wurde die Abhaltung der Übungen
empfindlich gehindert durch die völlig unzureichenden Räume
des Seminars. Der Versuch, die Übungen in einem Auditorium
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26
abzuhalten, ließ sich nur vereinzelt durchführen, da es nicht
möglich war, vorher zu wissen, welche Bücher nötig wären.
Prof. Dr. Caro behandelte in der ersten Hälfte des Sommer-
semesters an der Hand zahlreicher Urkunden das Verhältnis
der in deutschen Gebieten landsässig gebliebenen slawischen
Bevölkerung zu den deutschen Grundherren. Insbesondere
wurden die verschiedenen Grade und Klassen der Hörigkeit
und die Unterschiede ihrer Funktionen und Gerechtsame
festgestellt. — In der anderen Hälfte wurde die Diplomatie
Friedrichs des Großen in der Zeit zwischen dem zweiten
und dritten schlesischen Kriege eingehender Erörterung unter-
zogen. — In den ersten Wochen des Wintersemesters wurden
die drei Chronisten: Eberhard Windeke, Dietrich von Niem und
Gregor von Heimburg kritisch behandelt. Hernach waren die
Besprechungen der Gruppe von Ereignissen und Verhandlungen
der Friedericianischen Politik gewidmet, die zur ersten Teilung
Polens führte.
Prof. Dr. Kaufmann: Im Sommer wurden vorzugsweise
Stoffe aus der Geschichte des 19. Jahrhunderts behandelt,
mehrfach im Anschluß an eine Kritik von Treitschkes Deutscher
Geschichte, dazwischen aber gaben Referate über Otto I.,
Lambert von Hersfeld usw. Gelegenheit zur Übung an mittel-
alterlichen Aufgaben. Im Winter 1903/01 wurde solch mittel-
alterlichen Aufgaben noch größerer Raum gewährt.
Prof. Dr. Cichorius: In den Übungen der althistorischen
Seminarabteilung wurden während des Sommersemesters ein-
zelne Probleme zur Geschichte nach den Quellendergracchischen
Reform, im Winter dagegen Tacitus behandelt. Nach einer
eingehenden Betrachtung des erhaltenen wie des verlorenen
Quellenmaterials für die Geschichte der früheren Kaiserzeit
wurden ausgewählte Partien aus den sechs ersten Büchern der
Annalen über die Regierung des Tiberius und die Schicksale
des Germanicus kritisch untersucht und erörtert.
Prof. Dr. Kampers machte im Sommersemester zum
Hauptgegenstande seiner Übungen einige Karolingische Ge-
schichtsquellen. Zwischendurch wurden von ihm auch andere
Fragen im Anschluß an die Referate der Studierenden erörtert.
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27
Im Wintersemester befaßten sich die Übungen mit Widukind,
Lambert und Hrotsuit. Die Referate der Studierenden waren
in diesem Semester zumeist den Fragen zugewandt, welche
durch die eben erschienenen Bücher von Finke und Scholz in
eine neue, interessante Beleuchtung gerückt worden waren.
Die Führung der Geschäfte ist auf Prof. Dr. Kampers
übergegangen.
Caro. Kaufmann. Cichorius. Kampers.
7. Das kunstgeschichtliche Seminar.
Es haben sich im Sommer- und Wintersemester je 15
Studierende an den Übungen beteiligt.
Muther.
8. Das philologische Seminar.
Professor Foerster ließ im Sommer-Semester im Seminar
die Elektra des Sophokles, im Winter-Semester den Agamemnon
des Aischylos interpretieren und in beiden Semestern über
Abhandlungen der Mitglieder disputieren.
In beiden Semestern war die reglementsmäßige Zahl der
Mitglieder, 12, vorhanden.
Professor Norden ließ im Sommer -Semester von den
ordentlichen Mitgliedern des Seminars ausgewählte lateinische
Inschriften erklären. Im Winter- Semester leitete er im Pro-
seminar die Interpretation des isokrateischen Panegyrikus,
sowie ausgewählter carmina epigraphica nach der Büchelerschen
Sammlung.
Professor Skutsch ließ im Sommer -Semester 1903 von
den außerordentlichen Mitgliedern die homerischen Hymnen
und Senecas Apocolocyntosis, im Winter-Semester 1903/04 von
den ordentlichen Firmicus de errore profanarum religionum
erklären.
Die Geschäftsführung lag während des Jahres 1903/04 in
den Händen von Professor Norden.
Die im Staatshaushalt 1902/03 geschaffene Stelle eines
Seminarassistenten wurde dem Oberlehrer Professor Dr. Volk-
mann übertragen laut Kuratorial- Erlaß vom 7. Mai 1903.
Derselbe veranstaltete im Sommer-Semester mit 41, im Winter-
28_
Semester mit 35 Mitgliedern stilistische Übungen sowie eine
Führung durch die Seminarbibliothek; die Beteiligung an diesem
Anfangskursus wurde für die hiesigen Studierenden obligatorisch
gemacht zur Aufnahme in das Proseminar. Ferner verwaltete
Professor Volkmann die Bibliotheksgeschäfte des Seminars.
Foerster. Norden. Skutsch.
9. Das archäologische Seminar.
In Abteilung I wurden im Sommer-Semester ausgewählte
Philostratische Gemälde, im Winter-Semester griechische Hoch-
zeits-Denkmäler erklärt; in Abteilung II (Proseminar) wurden
im Sommer- Semester Polygnots Wandgemälde in der Lesche
der Knidier zu Delphi, im Winter-Semester ausgewählte pom-
pejanische Wandgemälde sowie Vasenbilder besprochen.
Die Zahl der Mitglieder betrug in Abteilung I im Sommer-
Semester 19, im Winter- Semester 16; in Abteilung II im
Sommer-Semester 28, im Winter-Semester 20. Zu den Übungen
der Abteilung I waren auch einige Hospites zugelassen.
Foerster.
10. Das germanistische Seminar.
Im Sommer-Semester 1903 wurden auf Grund einer münd-
lichen Prüfung 17 ordentliche Mitglieder in die von Professor
Dr. Siebs geleitete Abteilung für Germanistik aufgenommen
und beteiligten sich an den Übungen zur neuhochdeutschen
Sprach- und Mundartenforschung und Erklärung eines Fast-
nachtspieles von Hans Sachs. In der Abteilung für neuere
Literatur behandelte Professor Dr. Koch Paralipomena zu
Goethes Faust, und hieran nahmen 24 Mitglieder teil.
Im Winter-Semester 1903/04 wurden in der Abteilung für
Germanistik das Hildebrandslied und die altsächsische Genesis
interpretiert, in der Abteilung für neuere Literatur' ausgewählte
Gedichte und Briefe Schillers behandelt; in jener waren 25,
in dieser 22 Teilnehmer.
Ganz besonderen Dank schuldet das Seminar dem König-
lichen Ministerium für die Mittel zum Ankauf der großen
Lutherausgabe, nicht minder auch dem Königlichen Kuratorium
für eine größere Bewilligung, die es uns ermöglichte, auch in
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2«»
diesem Jahre in der Ausfüllung der fühlbarsten Lücken unserer
Bibliothek fortzufahren. Vom Herrn Minister ist uns ferner
ein Betrag von jährlich hundert Mark zur Remunerierung eines
Bücherwarts ausgesetzt worden; dadurch ward es dem Unter-
zeichneten auch ermöglicht, einen Realkatalog der Bibliothek
anzulegen, um den sich Herr stud. phil. de Wyl verdient ge-
macht hat. Die Benutzung der Seminarbibliothek war auch in
diesem Jahre sehr rege.
Der geschäftsführende Direktor.
Siebs.
11. Das romanisch-englische Seminar,
a. Die romanische Abteilung.
In der philologischen Abteilung des Seminars wurden im
Sommer-Semester 1903 phonetische neufranzösische Übungen
abgehalten, einerseits in Anlehnung an Koschwitz' Parlers
parisiens, andererseits durch vergleichende kritische Lektüre
der Phonetiken von Kr. Nyrop und Rousselot-Laclotte. Es
beteiligten sich an diesen Übungen 13 ordentliche und ein
außerordentliches Mitglied, zu denen noch eine größere Reihe
von Hospitanten traten.
Im Winter -Semester 1903/04 wurde altprovenzalisch ge-
trieben (Stücke der Chrestomathie des Unterzeichneten und der
von Leite de Vasconcellos herausgegebenen Sancta Fides).
Zahl der ordentlichen Mitglieder 8.
An den praktischen Übungen nahmen im Sommer-Semester
teil 13 ordentliche Milglieder und 2 Hospitanten, im Winter-
Semester 8 ordentliche Mitglieder.
In beiden Semestern wurden Arbeiten über literarische
Themata von Mitgliedern vorgelesen und nach Inhalt und Form
gemeinsam besprochen. Außerdem wurde Schillers „Geister-
seher41 übersetzt. Appel.
b. Die englische Abteilung.
Im Sommer -Semester 1903 wurde Shakespeares Macbeth,
im Winter-Semester 1903/04 Walter Scott's Lady of the Lake
gelesen und interpretiert (zweistündig). Die Zahl der aktiven
Mitglieder betrug 15 und 16. Sarrazin.
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30
12. Das slavisch-philologische Seminar.
Im slavisch-philologischen Seminar wurden im akademischen
Jahre 1903/04 in üblicher Weise in zwei Abteilungen philolo-
gische Übungen gehalten, und zwar zunächst in der ersten
Abteilung auf Grund von Lektüre altslovenischer Texte. Im
Sommer -Semester 1903 wurden solche Texte in dem Buche
Leskiens „Handbuch der altkirchenslavischen Sprache" 1898
gelesen, mit Heranziehung gleicher Texte anderer Redaktion
behufs textkritischer und grammatischer Vergleichung. — Im
Winterhalbjahre wurden die Monumenta Frisingensia gelesen
und vornehmlich an der Hand der Ausgabe von Vondräk
eingehend geprüft und beleuchtet, wobei Versuche zur Fest-
stellung dunkler Stellen gemacht und die altkirchenslavischen
Elemente neben den heimischen ermittelt und deutsche Ein-
flüsse festgestellt wurden. Auch wurde endlich die Frage
nach der inuthmaKlichen Heimat und den Schicksalen der
Denkmäler behandelt. Am Schluß des Semesters hielt ein
Seminarmitglied einen zusammenfassenden Vortrag über die-
selben.
In der zweiten Abteilung wurden nach einer einleitenden
Charakteristik der Epoche der „Aufklärung44 in Polen die nam-
haftesten Repräsentanten derselben in der Literatur nach ihren
Werken eingehend gewürdigt und behufs Illustrierung der all-
gemeinen Schilderungen einzelne ausgewählte schriftstellerische
Erzeugnisse zum Teil gelesen und besprochen. — Im Winter-
Semester bildeten die Lyrica des Dichters Johann Kochanowski
den Gegenstand der Studien und Übungen der zweiten Abtei-
lung. Eine Partie derselben wurde auf ihre Abhängigkeit von
römischen Dichtern, insbesondere von Horaz geprüft und ihre
poetische Form gewürdigt; bei der Lektüre wurden einzelne
Stellen sprachlich eingehend erläutert. Zuletzt wurden die
„Lieder der Johannisfeuernacht44 (Sobötka) gelesen und ein-
gehend, auch mit Hinweisen auf Vorbilder besprochen. Am
Ende des Semesters hielt auch in der zweiten Abteilung ein
Seminarmitglied einen Vortrag über Kochanowskis ausgewählte
Lyrica von der Genügsamkeit.
Nehring.
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31
13. Das geographische Seminar.
Im Sommer 1903 wurde den 13 Teilnehmern der Übungen
das Antarktische Gebiet als Studienfeld angewiesen. An der
Hand des „Antarctic manual44, das für die englische Expedition
vorbereitet war und der teils schon vorliegenden, teils während
des Semesters frisch einlaufenden Nachrichten ward unter
Berücksichtigung der älteren Forschungen und der den neueren
Expeditionen gegebenen Instruktionen der Stand der Kenntnis
der antarktischen Region, Ziele und Aussichten der neuen
Unternehmungen in eingehenden Besprechungen erwogen und
gewürdigt.
Im Winter 1903/04 beteiligten sich 15 Studierende an den
Übungen, die auf die natürlichen Lebensbedingungen und die
Verkehrsentwickelung der Seeplätze Nordwest-Europas sich be-
zogen. Zugrunde gelegt ward das neue Werk von Kurt
Wiedenfeld, aber namentlich für die Besprechung der Lage
Londons eine breitere Grundlage gewonnen in der geologischen,
geographischen, geschichtlichen, wirtschaftlichen Literatur über
England. Als die referierende Behandlung der einzelnen See-
plätze durch die Teilnehmer der Übungen über Amsterdam,
Rotterdam, Antwerpen bis Havre fortgeschritten war, wurde
Burats Werk „Voyage sur les cotes de France44 als Grundlage
einer Besprechung der natürlichen Gliederung und des Ver-
kehrswerts der einzelnen Abschnitte der atlantischen Küste
Frankreichs gewählt. Einzelne Verhandlungen, die in ihrem
Gange und ihren Ergebnissen sich besonders weit von den
vorliegenden literarischen Hilfsmitteln entfernten, wurden zum
Gegenstand von schriftlichen Ausarbeitungen gewählt, die dann
der Durchsicht des Leiters unterlagen.
Die Bibliothek des Seminars wurde fleißig benutzt. Sie
erfuhr, abgesehen von der Erweiterung aus den verfüg-
baren Mitteln eine besonders dankenswerte Bereicherung
durch die Zuwendung ziemlich vollständiger Reihen der
Publikationen der Geographischen Gesellschaften zu Bremen
und zu Jena.
J. Partsch.
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32
14. Das mathematisch-physikalische Seminar.
In der von Professor Rosanes geleiteten Abteilung wurden
im Sommersemester 1903 Aufgaben aus der analytischen
Geometrie der Ebene bearbeitet; im Wintersemester 1903/04
wurden Vorträge über die Theorie der linearen Substitutionen
gehalten.
In der von Professor Sturm geleiteten Abteilung des
Seminars bestanden im Sommersemester 1903 die Übungen
in der Anfertigung von Zeichnungen aus der darstellenden
Geometrie und der graphischen Statik, während im Winter-
semester 1903/04 Aufgaben aus der Differentialrechnung und
den Elementen der Integralrechnung behandelt wurden.
In der von Professor Neu mann geleiteten physikalischen
Abteilung wurden im Sommersemester 1903 Aufgaben aus
der Potentialtheorie behandelt, vor allem Anwendungen auf
Probleme der Elektrizitätsverteilung, und zwar wurden dabei
in Ergänzung einer Vorlesung mehr die geometrischen Methoden
(Abbildung nach reziproken Radien u. a. dgl.) berücksichtigt
— Die Aufgaben im Winteremester 1903/04 waren der
Elastizitätstheorie entnommen; es wurden die Elemente der
Kristallelastizität und die Schwingungen elastischer Membranen
behandelt.
Auch in diesefn Jahre wurde dem Seminar von dem Herrn
Universitätskurator ein außerordentlicher Zuschuß bewilligt,
wodurch wiederum einige Lücken in der Bibliothek ausgefüllt
werden konnten.
Rosanes, Sturm, Neumann.
15. Das philosophische Seminar.
Professor Freudenthal veranstaltete im Sommer-Semester
1903 mit 15 Teilnehmern Übungen über Kants Kritik der reinen
Vernunft. Im Winter -Semester 1903/04 wurde mit 24 Teil-
nehmern Kants Kritik der praktischen Vernunft gelesen. Referate
der Studierenden und mündliche Diskussionen gaben Gelegen-
heit, die wichtigsten Fragen der kritischen Philosophie Kants
zu erörtern, die neueren Theorien über die Bedeutung seiner
Lehre kennen zu lernen und ihre Geltung für die Gegenwart
zu untersuchen. Aus den Übungen hervorgegangen ist eine
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33
Arbeit von Julius Gut t mann, Der Gottesbegriff Kants.
1. Teil. Dissert. 1903.
Professor Baumgartner setzte im Sommer-Semester 1903
mit 26 und im Winter- Semester 1903/04 mit 32 Teilnehmern
die Lektüre von Lockes Untersuchungen über den mensch-
lichen Verstand fort. In schriftlichen Referaten und daran
sich schließenden mündlichen Diskussionen wurden vom 4. Buch
die in den Kapiteln 5 — 8 erörterten Probleme behandelt. Zur
Besprechung kamen die Definition der Wahrheit, die Frage der
allgemeinen Wahrheiten, der Ursprung, die Gewißheit, die Be-
deutung der Axiome, der Unterschied und die Bedeutung der
analytischen und synthetischen Sätze.
In der psychologischen Abteilung des Seminars behan-
delte Professor Ebbinghaus im Sommer-Semester die psycho-
physischen Methoden und die Psychologie der Sinneseinpfin-
dungen durch Referate und Experimente. Die Zahl der Teil-
nehmer betrug 26. Im Winter-Semester schloß sich daran in
gleicher Behandlung die Psychologie des Gedächtnisses, der
Wahrnehmung und des Urteils, bei einer Zahl von 32 Teil-
nehmern. Aus den in dem Laboratorium ausgeführten selbst-
ständigen Arbeiten ging eine Druckschrift hervor:
Lipmann, Die Wirkung der einzelnen Wiederholungen
auf verschieden starke und verschieden alte Asso-
ziationen. Dissert. 1904.
Freudenthal, Baumgartner, Ebbinghaus.
d. Die Kunstinstitnte.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.
(Archäologisches Museum.)
Die etatsmäßigen Mittel sind zur Anschaffung von Gips-
abgüssen, Photographien, Bildwerken und Büchern verwendet
worden. Die Deutsche Orientgesellschaft überwies dem Museum,
welches der Gesellschaft als Mitglied beigetreten ist, von den
durch ihre Ausgrabungen in Abusir im Winter 11)02/03 zutage
geförderten Altertümern folgende Stücke:
1. ein Relieffragment aus der Südmastaba, mit Darstellung
von Opfergaben;
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34
2. eine hölzerne Osirisfigur mit Kopfputz;
3. einen Holzsarg in Mumienform, mit hieroglyphischer Inschrift.
Außerdem hatte sich die Bibliothek des Museums Zuwen-
dungen außer vom Unterzeichneten von seiten des Herrn
Ministers der geistlichen etc. Angelegenheiten, des Vereins für
Geschichte der bildenden Künste in Breslau, des Herrn Stadt-
bibliothekars Dr. Türk und des Herrn Dr. phil. Sniehottazu
erfreuen, wofür auch an dieser Stelle herzlicher Dank gesagt sei.
Der Unterzeichnete war vom 16. April bis zum 31. Mai zum
Zwecke einer wissenschaftlichen Reise nach Griechenland be-
urlaubt und seine Vertretung in den laufenden Geschäften der
Verwaltung durch Ministerialverfügung vom 8. April dem
Direktor der Königl. und Universitätsbibliothek Herrn Dr.
Er man übertragen. Der Unterzeichnete benützte seinen Aufent-
halt in Athen auch zur Auswahl und Erwerbung einer großen
Zahl photographischer Aufnahmen, welche vom archäologischen
Institut daselbst gemacht worden sind.
Der Besuch des Museums war im verflossenen Jahre, auch
von seiten der Schulen, ein reger.
Das Winckelmannsfest wurde am 9. Dezember durch einen
Vortrag des Unterzeichneten über „Troja" gefeiert.
Als Kustoden fungierten in dem Jahre die Herren Dr. phil.
Sniehotta und Stud. phil. Kurt Müller.
Sehr beklagenswert war, daß durch die schwere Heim-
suchung, welche die Überschwemmungen des Jahres 1903 über
Schlesien gebracht haben, auch das Museum betroffen worden
ist. Montag den 13. Juli war der hintere Teil des Gartens,
in welchem das Museum steht, am Tage darauf auch der
vordere Teil überschwemmt. Im Keller stieg das Wasser bis
zu 2,2 0 m. Mittwoch den 15. früh trat das Wasser unter der
Schwelle der hinteren Gartentür in das Museumsgebäude, am
Abend trat es auch in die Säle des Erdgeschosses 1 — 4.
Einer der Parthenonfriesabgüsse wurde vom Wasser bespült.
Am folgenden Tage stieg es in diesen Sälen bis zu 4 cm, im Vor-
raum bis zu 10 cm. Die Anstrengungen zur Herausbringung
desselben waren lange Zeit erfolglos. Es quoll immer von
neuem unter den Mauern hervor und hielt sich bis Sonntag
den 19. in den Sälen. Erst am folgenden Montag war es
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wieder abgeflossen. Aber die Spuren der Feuchtigkeit haben
sich noch lange erhalten. Die Zerstörung der an den von
Feuchtigkeit durchtränkten Wänden aufgehängten Gipsabgüsse
hat wieder starke Fortschritte gemacht. Der Aufenthalt in den
von modriger und dumpfer Luft erfüllten Räumen ist noch
gesundheitsschädlicher geworden.
Der Bitte des Unterzeichneten Sich bei Gelegenheit Seiner
Anwesenheit in Breslau durch den Augenschein von dem Not-
stande zu überzeugen, entsprach am 3. August der Herr
Minister Dr. Studt in Begleitung des Herrn Kuratorialrates
Schimmelpfennig, wofür Seiner Exzellenz auch an dieser
Stelle der ehrerbietigste Dank gesagt sei. Nach dem Ergebnis
der Besichtigung darf die Hoffnung auf baldige durchgreifende
Änderung der Verhältnisse des Museums ausgesprochen werden.
Foerster.
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere
Kunstgeschichte.
Der Jahresetat wurde wie üblich zum Ankauf von Photo-
graphien verwendet. Drei Schränke wurden vom Königlichen
Universitätskuratorium bewilligt. Mut her.
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.
An Stelle des nach Marburg versetzten Herrn Professors
Dr. Vogt wurde durch Erlaß des Herrn Ministers der Unter-
zeichnete, Professor Dr. Siebs, vom 1. Juli 1903 an zum
Direktor des Instituts ernannt und übernahm die bis dahin
interimistisch teils von Seiner Magnifizenz dem Herrn Rektor,
teils von Herrn Professor Dr. Bohn geführte Leitung der
Geschäfte.
Der Musiksaal der Universität hat nun schon seit Mai 1900
wegen der beabsichtigten Wiederherstellung nicht mehr benutzt
werden können; und da seit Jahren überhaupt nicht oder so
gut wie nicht daran gearbeitet wird, so werden leider wohl
jene oft beklagten Übelstände andauern, die den wichtigen
Unterrichtszweig des Orgelspiels treffen und gute Traditionen
des Instituts zu nichte machen. Auch die Abhaltung des öffent-
lichen Spezimens mußte unterbleiben, weil ein geeigneter
3*
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3G
Raum fehlt. Vor allen Dingen wäre zu wünschen, daß nun-
mehr schleunigst mit der Ausführung des Orgelgehäuses für
den neuen Saal begonnen werde, damit nicht durch diese eine
neue Verzögerung eintritt.
Im Sommersemester 1903 hielt Herr Professor Dr. Röhn
folgende Vorlesungen und Übungen:
1. Harmonielehre, erster Teil; 2 stündig. 19 Zuhörer.
2. Orgelunterricht; 2 stündig. 10 Teilnehmer.
3. Über J. S. Bachs „Wohltemperiertes Klavier"; 1 stündig.
13 Zuhörer.
4. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündig. 6 Teilnehmer.
Im Wintersemester 1903/04 fanden nachstehende Vor-
lesungen und Übungen statt:
1. Harmonielehre, zweiter TeiT; 2 stündig. 5 Zuhörer.
2. Orgelunterricht; 2 stündig. 5 Teilnehmer.
3. Über L. von Beethovens Sinfonien (1—5); lstündig.
28 Zuhörer.
4. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündig. 6 Teilnehmer.
Der Orgelunterricht hatte wiederum schwer darunter zu
leiden, daß im Auditorium Maximum den Orgelschülern nicht
die nötigen Übungsstunden ermöglicht werden konnten.
Im Auftrage der Königlichen Regierungen von Breslau und
Oppeln und des Provinzialschulkollegiums wurden eine be-
trächtliche Anzahl von Kostenanschlägen für Orgelbauten
begutachtet, sowie neu hergestellte und reparierte Orgeln ge-
prüft und abgenommen. Auch alle anderweitigen Gutachten,
die vom Institut gefordert wurden, und wie sie früher dem
Institutslehrer Professor Dr. Schäffer anheimfielen, hat seit
dessen Tode Herr Professor Dr. Bohn erledigt.
Herr Professor Dr. Wrede las im sogen. Evangelischen
Johanneschor während des Sommersemesters einstündig über
Geschichte des evangelischen Gemeindegesangs. Die Zahl der
Hörer betrug 21. Die während des Wintersemesters 1903/04
gehaltenen Übungen im Choral- und Altargesang, an denen
19 evangelische Theologiestudierende teilnahmen, behielten
ihren bisherigen Charakter. Jedoch wurde auch in diesem
Semester mehr Gewicht auf den vierstimmigen Gesang gelegt als
in früheren Jahren.
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Über die Wirksamkeit des Herrn Musikdirektor und Doin-
kapellmeister Filke, der den St. Cäcilienchor und die Chor-
klasse für gemischten Chorgesang leitete, ist folgendes zu
berichten :
a. St. Cäcilienchor. Im Sommersemester 1903 wurde bei
einem Besuch von etwa 40 Studierenden eine „Messe" in
F-dur für Männerchor und Orgelbegleitung von Jos. Rhein-
berger eingeübt und am 12. Juli im Dom zur Aufführung
gebracht.
Im Wintersemester wurden zunächst die beiden
Chöre: „Die Allmacht", von Vincenz Lachner, und „Salvum
fac regem" von A. Becker, einstudiert und dann bei der
Geburtstagsfeier Seiner Majestät in der Aula Leopoldina
gesungen. Ferner wurde eine „Messe" für Männerchor
von Hamm geübt und im Dom am 28. Januar aufgeführt.
b. Die Chorklasse für gemischten Chorgesang übte im
Sommersemester: „Die Gralsfeier" aus „Parsifal" (1. Akt)
von Rieh. Wagner-Vollbach, sowie ein „Kyrie" von Edgar
Tinel (a capella).
Im Wintersemester wurden 2 Chöre geübt:
a. „Du bist's dem Ruhm und Ehre" von Jos. Haydn.
b. Motette: „Justus ut palma florebis"; 5 stimmig von
Bern. Hahn.
Sie wurden bei der lOOJahrfeier zum Gedächtnisse
Kants in der Aula Leopoldina vorgetragen.
Ferner wurde geübt: „Herbststurm" von Grieg.
Weil ein Spezimen nicht abgehalten werden konnte, wohnte
der Direktor im Februar der Aufführung einer Messe im
Dom bei.
Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre
durch Neuanschaffungen und durch wertvolle Schenkungen des
Königlichen Kultusministeriums vermehrt.
Die Geschäfte des Bibliothekars wurden wie im vorigen
Jahre von Herrn Professor Dr. Bohn geführt. Zwei neue
Einrichtungen, die sich hoffentlich als nutzbar erweisen, wurden
von dem Direktor begonnen: erstens daß die wertvolle Bibliothek
während des Semesters einmal wöchentlich weiteren Kreisen
zur Benutzung geöffnet wird; sodann ist mit der Anlage eines
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Zettelkataloges angefangen worden, die um so notwendiger scheint,
als bis jetzt die Bibliothek nach dem höchst unzulänglichen
Grundsatze der Akzession verzeichnet und aufgestellt ist.
Die Lehrapparate des Johanneschores und des St. Cäcilien-
chores wurden wie bisher sachgemäß ergänzt.
Siebs.
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut.
Die bei dem physikalischen Institut beschäftigten Assistenten
haben beide ihre Stellung aufgegeben. Privatdozent Dr.
Georg Berndt, welcher erst am 1. April 1903 als Assistent
eingetreten war, hat seine Stellung am 31. Dezember verlassen,
um eine Anstellung als Lehrer am städtischen Technikum in
Cöthen anzunehmen. An seine Stelle ist Dr. Clemens
Schaefer, welcher ebenfalls Privatdozent ist, getreten. Auch
Dr. Hans Kochan, welcher seit 3 Jahren die Aufgaben eines
Assistenten mit großer Hingebung erfüllt hat, ist zu Ostern
1904 abgegangen, weil er nach wohlbestandenem Oberlehrer-
Examen vom Provinzial-Schul-Kollegium zur Vertretung eines
erkrankten Oberlehrers nach Groß-Glogau einberufen worden
ist. An seine Stelle wird Dr. Erich Waetzmann treten.
Von der Etats -Position 29 d im Betrage von 3900 M.,
welche für Heizung, Beleuchtung, Wasser und Reinigung aus-
gesetzt ist, erwartete ich, daß sie, wie bisher stets, nicht dem
Bedürfnis genügen würde. Diese Erwartung ist glücklicher
weise nicht erfüllt worden. Das ist z. T. daraus zu erklären,
daß das neue Gebäude allmählich trockner geworden ist und
daher weniger Heizung erfordert; zum größeren Teile aber
liegt der Grund wohl in der Milde des letzten Winters.
Da also diese Position keine Überschreitung des Etats
nötig machte, so konnte wieder ein größerer Apparat ange-
schafft werden, nämlich ein Dubois'sches Panzergalvanometer
und es blieb noch ein weiterer Rest zur Verfügung.
Die praktischen Übungskurse im Experimentieren fanden
die gewohnte Beteiligung. Von den im Institut begonnenen
Experimental-Üntersuchungen wurden 5 vollendet und sind im
Druck erschienen. O. E. Meyer.
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2. Die Sternwarte.
Der Assistent Dr. Walter Zimmermann verließ am
1. Dezember die Sternwarte. An seine Stelle trat an diesem
Tage cand. astr. Erich Przybyllok ein. Das übrige Personal
ist unverändert.
Zur weiteren Erforschung der Gegenden am Nordwest-
rande des Mondes wurden die photographische Lickplatte VHI
in 6 Sektoren, und die Bonner Platten IX und X in 9 Sektoren
ausgemessen, und Unterzeichneter erhielt mit Dr. Rechen-
berg bei den Messungen auf ihnen in diesem Jahre 42 800
Einstellungen unter dem Mikroskop. Hierbei wurden wieder
eine Anzahl neuer Krater und Formationen auf dem Monde
vom Unterzeichneten entdeckt. Die stenographischen Längen
und Breiten der gemessenen Objekte auf Platte VIII und X
wurden von Dr. Rechenberg, die von Platte IX vom Unter-
zeichneten berechnet. Im Dezember erhielt die Sternwarte
von der Pariser Sternwarte 6 Mondplatten zur Ausmessung.
Sie bedarf aber zur Vollendung der Erforschung der Rand-
partien noch weiterer photographischer Aufnahmen, die sie
bei anderen Sternwarten zu geeigneten Zeiten bestellen muß,
da die hiesigen Instrumentalmittel unzureichend sind.
Am 8 zölligen Refraktor beobachtete Unterzeichneter 6 mal
den Kometen 1902d und 12 mal den Kometen 1903c, der auch
je einmal von den Herren Przybyllok und Völkel beobachtet
wurde. Die Kometenbeobachtungen sind in den „Astronomischen
Nachrichten" veröffentlicht worden.
Am 3 Vi zölligen Passageinstrument beobachtete Dr. Rechen-
berg an 55 Abenden 407 Zeitsterne und 200 Mondsterne zur
Bestimmung ihrer Rectascensionen.
Am 3 zölligen Fraunhoferschen Heliometer beobachtete Herr
Przybyllok in 92 Nächten. In 52 Nächten wurde der Mond
beobachtet und im ganzen 152 Messungen von randnahen
Kratern nach der Methode der Quereinstellung (Breslauer Mit-
teilungen, Band II, Abh. 1) erlangt. An den übrigen Abenden
wurden erhalten 42 Bestimmungen der Fokus, 46 Messungen
von Sterndistanzen zur Bestimmung des Skalenwerts und 11
Bestimmungen der praktischen Aufstellung des Instruments.
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40
Der Nullpunkt des Positionskreises wurde an 7 Tagen bestimmt
Ferner wurden die Teilungsfehler der Objektivskalen und zum
ersten Male die des Positionskreises mit neu hierzu ange-
fertigten Hilfsnonien ermittelt.
Die meteorologischen Beobachtungen wurden 4 mal täglich
für das Berliner meteorologische Institut und für die Seewarte
in Hamburg gemacht, an letztere im Sommer durch 2, im
Winter durch 3 Depeschen telegraphisch übermittelt, und auch
anderweitig publiziert, so wie zu Prognosen verwendet.
Im Sommer nahmen an den Beobachtungspraktiken für
Anfänger 10, an den für Vorgerückte 2, im Winter an Rechen-
praktiken 4 Studierende der Astronomie teil.
Die beiden neuen Hepsoldschen 6 zölligen Meridianfern-
rohre nämlich 1) Durchgangsrohr mit Registriermikrometer zur
Bestimmung der Rectascensionen der Sterne, 2) Höhenkreis
zur Beobachtung der Zenitdistanz jeden Sterns in beiden
Lagen kurz vor und nach dem Meridiandurchgang, konnten
wegen Mangel an einem geeigneten Bauplatze immer noch
nicht aufgestellt werden.
Die Verlegung der Sternwarte und ihr definitiver Neubau
außerhalb der Stadt ist daher dringend notwendig.
Franz.
3. Das chemische Institut.
Die Frequenz des Instituts ist etwas herabgegangen. Die
Zahl der das Praktikum besuchenden Chemiker war im Durch-
schnitt 92. Aber auch selbst bei dieser geringeren Zahl von
Chemikern erweist sich der Etat des Instituts als vollständig
ungenügend. Er reicht kaum zur Deckung der laufenden not-
wendigsten Bedürfnisse, und es ist nicht daran zu denken,
einen neuen Apparat oder dergl. anzuschaffen. Daß darunter
die wissenschaftlichen Arbeiten sehr leiden, ist selbstverständ-
lich. Trotzdem bleiben alle, auf die Erhöhung des Etats
zielende Anträge unberücksichtigt, und selbst der Hinweis auf
andere chemische Institute in Preußen, welche im Verhältnis
der Praktikantenzahl viel höhere Etats haben, findet keine
Beachtung.
41
Folgende wissenschaftliche Arbeiten wurden ausgeführt:
1. von Huber: Pyrophtalon und Derivate. Doktor -Disser-
tation Breslau.
2. Löffler: Abkömmlinge von Picolyl- und Picolylmethyl-
alkin. Doktor-Dissertation Breslau.
3. Bartsch: Derivate von <x und ß Naphtocumarin. Doktor-
Dissertation Breslau.
4. Dennison: Beiträge zur direkten Messung von Über-
führungszahlen. Doktor-Dissertation Breslau.
5. Sherill: Complexsalze der Mercurihaloide. Doktor-
Dissertation Breslau.
6. Wiedemann: Beweis für die Identität der a und a'
Stellung im Pyridin. Doktor-Dissertation Breslau.
7. Werner: Einwirkung von aa' Lutidin auf Aldehyde.
Doktor-Dissertation Breslau.
8. Mc. Lauchlan: Über den Einfluß von Salzen auf die
Wasserlöslichkeit von Schwefel wasserstofif, Jod und Brom.
Doktor-Dissertation Breslau.
9. Labendzinski: Zur Konstitution von Salzlösungen.
Doktor-Dissertation Breslau.
10. Bobertag: Partielle Racemie. Doktor -Dissertation.
Breslau.
11. Dr. Julius Meyer: Studien über Schwefel und Selen
und über einige Verbindungen dieser Elemente. Habili-
tationsschrift Breslau.
12. Derselbe: Zur Kenntnis der hydroschwefligen Säuren.
13. Derselbe: Das Atomgewicht des Fluors.
14. Derselbe: Über radioaktive Stoffe.
15. Derselbe: Zur Kenntnis der Citronensäure.
16. Derselbe: Über asymmetrische Synthese.
17. Renz: Indiumoxyd.
18. Derselbe: Löslichkeit der Hydroxyde von Aluminium,
Beryllium und Indium in Ammoniak und Aminen.
19. Renz und Löw: a-Methylindol.
20. Dieselben: Kondensationen des Zimmt- und Protocatechu-
Aldehyds.
21. Abegg und Cox: Über die Löslichkeitsverhältnisse einiger
schwer löslicher Silbersalze.
42
22. Dr. Auerbach: Über Magnesiumcarbonat
23. Derselbe: Komplexbildung bei Borsäure und arseniger
Säure.
24. Abegg: Anwendung der physikalischen Chemie auf die
organische Chemie.
25. Derselbe: Über die Stabilität von Salzen mit oxydations-
fähigen Kationen und Anionen.
26. Derselbe: Über Komplexbildung bei Quecksilberhaloiden.
27. Bonsdorf: Beiträge zur Kenntnis von Metallammoniak-
hydroxyden.
28. Dr. Herz: Chemische Verwandtschaftslehre.
29. Derselbe: Über Lösungen.
30. Herz und Muhs: Über die Löslichkeit einiger Salze der
Erdalkalimetalle mit organischen Säuren in Essigsäure.
31. Dieselben: Über das Gleichgewicht Mg(OH), + 2NH4C1
J5 MgCl, + 2NH.OH.
32. Dieselben: Über die Umsetzung von Wismuthoxyhaloiden
mit Kalilauge.
33. Abegg und Herz: Borsäure, Fluorkalium und Flussäure.
34. Herz: Über die Ausbildung der Chemiker an den Uni-
versitäten.
35. Abegg: Elektrolytische Dissociation.
36. Gaebele: Zur Kenntnis der Phtalone.
37. Ladenburg: Asymmetrischer Stickstoff.
38. Derselbe: Über Racemie.
Ladenburg.
4. Das pharmazeutische Institut.
Das pharmazeutische Institut stand in seiner chemischen
Abteilung unter der Leitung des Prof. Dr. J. Gadamer, in der
pharmakognostischen unter der der Professoren Dr. F. Pax
und Dr. J. Gadamer.
a. Chemische Abteilung.
Als Assistenten waren tätig die Herren DDr. Grützner,
Gäbel und Urban. Am 1. Oktober gaben die Herren DDr.
Grützner und Urban ihre Stellung auf, der erstere um nach
vieljähriger, nutzbringender Tätigkeit die ihm verliehene Apo-
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thekenkonzession in Breslau- Pöpelwitz zu übernehmen, der
letztere, um sich in der Technik eine Lebensstellung zu schaffen.
An ihre Stelle traten Herr Dr. Jos in g und Herr Apotheker
Günzel, welch letzterer vertretungsweise die 3. Assistenten-
stelle verwaltete, während Herr Dr. Gabel als erster, Herr
Dr. Josing als zweiter Assistent fungierte. Das Laboratorium
wurde im Sommersemester von 66, im Wintersemester von
71 Praktikanten besucht, so daß gegen das Vorjahr ein erfreu-
liches Ansteigen der Frequenz zu verzeichnen ist. Der Lehr-
plan blieb im ganzen unverändert, nur konnte nach dem Aus-
bau des Fabrikations-Laboratoriums der Darstellung von Prä-
paraten ein größeres Interesse entgegengebracht werden.
Sammlung und Apparatur wurden wiederum erheblich ver-
mehrt, letztere namentlich durch Aufstellung eines großen
Landolt- Lippich sehen Polarisationsapparates mit dreiteiligem
Gesichtsfeld, durch Beschaffung explosionssicherer Aufbewah-
rungsgefaße für Äther, Alkohol und ähnliche feuergefährliche
Flüssigkeiten. Die Bibliothek erfuhr außer durch Hand- und
Lehrbücher eine wertvolle Erweiterung durch Erwerbung eines
vollständigen Exemplares der Liebigschen Annalen. Die Ord-
nung der Bibliothek durch Anlegung eines Zettelkataloges wurde
begonnen und fleißig gefördert.
Im Laufe des Sommersemesters wurde sodann die bisherige
Direktorwohnung für Unterrichtszwecke umgestaltet und aus-
gebaut. Dadurch wurde in den bisherigen Unterrichtsräumen
Raum für ein Laboratorium mit 24 Arbeitsplätzen gewonnen,
während in einem anderen durch vollständigen Unibau eine
Vermehrung der Plätze von 17 auf 28 stattfand. Ferner konnten
zwei Schwefelwasserstoffzimmer und ein Raum für Herstellung
von Präparaten eingerichtet werden. In der früheren Direktor-
wohnung wurden die Bibliothek, sowie die chemischen und
physikalischen Apparate untergebracht. Ebendaselbst wurde
ein Zimmer von ca. 45 qm als Laboratorium für den Direktor
und Fortgeschrittenere mit insgesamt 6 Arbeitsplätzen von je
1,70 m Länge, ein anderes von etwa gleicher Größe für Nah-
rungsmittelchemiker mit 8 Arbeitsplätzen von je 1 m Länge
eingerichtet. Ferner fand in diesem Teil des Instituts die
pharmazeutische Staatsprüfungs-Kommission in einem Zimmer
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Unterkunft. Für Mikroskopie, optische Untersuchungen und für
Chemikalien und Glasgeräte wurde je ein Zimmer eingerichtet.
Für die Sammlung wurde das bisherige Direktorzimmer durch
Magazinierung in durchaus praktischer und ausreichender Weise
umgebaut, so daß sich nunmehr die Sammlung direkt neben
Vorbereitungszimmer und Hörsaal befindet.
Weitere geplante und durchaus notwendige Umbauten und
Veränderungen, wie vor allem des Auditoriums, haben sich
wegen Erschöpfung der von der hohen Staatsregierung be-
willigten Mittel nicht ausführen lassen und leider waren auch
die Bemühungen um Nachbewilligungen bisher erfolglos. Doch
steht zu hoffen, daß bei der unbestrittenen Notwendigkeit der
geplanten Umänderungen das nächste Jahr Erfüllung der be-
rechtigten Wünsche bringen wird. Auch die erbetene Ver-
mehrung der Lehrkräfte durch Anstellung eines vierten
Assistenten und Erhöhung des äußerst knapp bemessenen
Dispositionsfonds haben leider nicht gewährt werden können.
Durch Ministerialerlaß vom 9. Juni 1903 ist das Institut
den staatlichen Anstalten zur technischen Untersuchung von
Nahrungs- und Genußmitteln, was die praktische Ausbildung
der angehenden Nahrungsmittelchemiker anbelangt, gleich-
gestellt worden.
An wissenschaftlichen Arbeiten gelangten zumeist im „Archiv
der Pharmazie" zur Veröffentlichung:
1. J. G adamer: Über Corydalisalkaloide. S.Mitteilung.
2. Derselbe: Die Konstitution der Pseudo-Ammoniumbasen.
Vortrag gehalten in der chemischen Gesellschaft zu
Breslau.
3. Derselbe: Über rechtsdrehendes sec. Butylamin. 2. Mit-
teilung.
4. J. Gadamer und T. Amenomija: Über die optischen
Funktionen der asymmetrischen Kohlenstoffatome im
Ekgonin. 2. Mitteilung.
5. W. Urban: Über alkylierte d-Butyl-Thioharnstoffe.
6. Derselbe: Über die Darstellung von Löffelkrautöl und
-Spiritus aus dem Samen von Cochlearia officinalis.
Gadamer.
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45
b. Pharmakopnostlsehe Abtellnng.
Die Sammlung der Drogen wurde durch einige neuerdings
eingeführte Handelssorten vermehrt und ältere Stücke zum Teil
durch bessere ersetzt. Um den Unterricht in der mikroskopi-
schen Drogenkunde bei der stetig wachsenden Zahl der Teil-
nehmer erfolgreich zu gestalten, war die Anschaffung von vier
Kursusmikroskopen ein unabweisbares Bedürfnis, wie über-
haupt nach dieser Richtung hin eine allmähliche Vermehrung
der Instrumente erfolgen muß. Als Hilfsassistenten fungierten
die Herren Dr. R. Malguth und Cand. phil. W. Günther.
Fax. Gadamer.
5. Das mineralogische Institut und Museum.
Die Sammlungen und das Instrumentarium wurden durch
zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt. Besonders zu er-
wähnen ist die Anschaffung und Aufstellung eines von Seibert
in Wetzlar gebauten elektrisch beleuchteten Projektionsapparats,
welcher nicht nur die bekannten Leistungen eines Skioptikons
verrichtet, sondern auf einem Wandschirm von 9 Quadratmeter
Fläche die objektive Darstellung sämtlicher in Mikroskopen und
Polarisationsapparaten zu beobachtenden Erscheinungen ge-
stattet.
Als Geschenk erhielt das Museum vom Herrn Geheimen
Sanitätsrat Professor Dr. med. et phil. h. c. Wilh. Grempler
eine aus Nephrit gearbeitete chinesische Vase.
Als Museumsassistent fungierte Herr Dr. Baumann,
während die Herren Privatdozenten Professor Dr. Milch und
Dr. Arthur Sachs mit dankenswerter Bereitwilligkeit als
Unterrichtsassistenten bei der Anleitung zu selbständigen Ar-
beiten, sowie bei der Abhaltung der Übungen tätig waren, bei
letzteren auch die Herren Privatdozenten Dr. Volz und
Dr. Herz.
Mit den Hilfsmitteln des Museums und Instituts wurden
die Untersuchungen zu folgenden Publikationen ausgeführt:
H. Hoppe: Über Andesite der Vulkane Sago, Merapi, Manindjau
und Kaba auf Sumatra. Inaugural-Dissertation, Breslau,
19. Dezember 1903.
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4G
A. Sachs: Apatit von Grube Prinzenstein bei St Goar. Zentral-
blatt für Mineral., Geol. und Paläont. 1903, S. 420 — 421.
— Kalinatronglimmer als Drusenmineral in Striegau. Ebenda
S. 422—423.
— Die Krystallform des Indiums und seine Stellung im
periodischen System. Zeitschrift f. Krystallogr. Bd. 38,
495—496.
— Über die Beziehungen des Rubidiums zum Kalium einer-
seits und zum Cäsium andererseits nach krystallographi-
schen Untersuchungen an neuen Uranyldoppelsalzen dieser
Metalle. Ebenda S. 496—498.
— Die Bildung der oberschlesischen Erzlagerstatten. Zentral-
blatt f. Mineral, u. s. w., 1904, S. 40—48.
— Die chemische Zusammensetzung des Gismondins nach
einem neuen schlesischeu Vorkommen im Basalte von
Nikolstadt bei Liegnitz. Ebenda S. 215—216.
— vgl. unten C. Hintze und A. Sachs.
L. Milch: Über den möglichen Zusammenhang zwischen der
Dichtigkeits-Verminderung (den Massendefekten) in der
Erdrinde und der Entstehung von Tiefengesteinsmassiven.
Zentralblatt f. Mineral, u. s. w., 1903, S. 444—448.
— Aus einem Augit hervorgegangene Carbonate. Ebenda
S. 505—509.
— Über homogene Deformation von Quarz und Piezokrystalli-
sation. Ebenda 1904, S. 181—190.
— Über Umwandelungsvorgänge im Nebengestein eines Erz-
ganges in Süd-Sumatra. Naturwissenschaftliche Sektion
der Schles. Ges. f. Vaterland. Kultur. Sitzungsbericht
26. November 1903.
G. Gürich: Zur Genese der oberschlesischen Erzlagerstätten
des Muschelkalks. Zeitschrift für prakt. Geologie, 1903,
202—205.
— Mitteilungen zur Geologie von Schantung. Naturwissen-
schaftliche Sektion d. Schles. Ges. f. Vaterland. Kultur.
Sitzungsbericht 10. Dezember 1903.
C. Hintze und A. Sachs: Geschichte der naturwissenschaft-
lichen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für Vater-
ländische Kultur. Jahresber. der Ges. für 1903.
47
(.Hintze: Handbuch der Mineralogie. 20. Lieferung. Leipzig,
1904.
Außerdem wurde die krystallographisch- optische Unter-
suchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten
Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen von den
Herren Prof. Dr. Milch und Dr. Sachs ausgeführt.
Hintze.
6. Das geologisch-paläontologische Institut
und Museum.
Die Aufstellung in den neuen Räumen wurde erweitert,
die Etikettierung und Neubestimmung des vorhandenen Materials
gefördert. Während die Zahl der Zuhörer keine Verminderung
erfuhr (ca. 50), hat die Zahl der Praktikanten (17) und Dokto-
randen (13), zusammen 30, sich noch weiter gesteigert, so daß
nicht nur die unpraktische Anordnung des aus Museum und
Dienstwohnung zusammengefügten Instituts, sondern auch der
vorhandene Arbeitsraum in jeder Beziehung absolut unzu-
länglich ist. Selbst unter Zuhilfenahme der Musealräume
zum Photographieren und der Ausführung der Arbeiten selbst
gelang es nur mühsam, den allerdringlichsten Anforderungen
zu entsprechen. Da die Steigerung der Praktikantenzahl seit
Jahren kontinuierlich anhält, ist mit Sicherheit der Augenblick
vorauszusehen, wo der Direktor außerstande sein wird, Ge-
suchen um Neuaufnahme zu entsprechen. Auch die in jeder
Beziehung unzureichende Zahl des wissenschaftlichen Hilfs-
personals (ein Assistent und ein von Fall zu Fall bewilligter
Hilfsassistent) ist nicht imstande, den an sie gestellten An-
forderungen nachzukommen. Die Gründe der bedeutenden
Entwicklung des Breslauer geologischen Instituts
sind nicht vorübergehender oder zufälliger Art, sondern beruhen
auf seiner Lage im Zentrum des schlesischen Berg-
baues1) und auf der Tatsache, daß das Breslauer Institut
das einzige seiner Art in Ostdeutschland8) ist. Es wäre
im höchsten Maße bedauerlich, wenn die organische, auf
*) Unter 13 Doktoranden sind 5 Bergleute.
*) D. h. in Schlesien, Posen, Pommern, West- und Ostpreußen; in
Königsberg und Greifswald bestehen mineralogische Institute.
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48
natürlichen Ursachen beruhende Entwicklung der Geologie in
Breslau durch die geschilderten äußerlichen Umstände beein-
trächtigt würde. Trotzdem war im verflossenen Jahre die
Zahl der fertig gestellten Arbeiten nicht unerheblich (s. u.), die
in Vorbereitung befindlichen Aufnahmen (ausgeführt durch die
Herren Schmidt, Friedrich, Flegel, Herbing) bezogen
sich auf Spezialarbeiten der schlesischen Geologie.
Aus der Haaseschen Sammlung wurden aufgestellt ein
Riesen -Faultier (Pseudolestodon) und ein Riesen -Gürteltier
(Hoplophorus). Außerdem wurden die Ergebnisse wissenschaft-
licher Forschungsreisen auf Sumatra, Borneo und Java (Volz),
nach dem Kaukasus (Wysogorski und Renz), Peloponnes,
Korfu und Albanien (Renz) und im Bakonyer Wald (Frech)
bearbeitet.
Aus den vielen, dem Museum überwiesenen Schenkungen
seien die folgenden mit nochmaligem Ausdruck des Dankes
hervorgehoben:
1. Herr Prof. G. Gürich überwies dem Institut die in Edel-
opal umgewandelten Originale zu seiner Arbeit über
White Cliffs 1901, die ihm von dem Sammler derselben
Herrn Edelsteinhändler Klein zu diesem Zweke über-
lassen worden waren, ebenso übergab er dem Institut
seine Sammlung devonischer Fossilien von Dembnik.
2. Herr Direktor Joppich -Waltersdorf bei Lähn sandte
eine Suite Kreidefossilien aus der Umgegend von Lähn.
3. und 4. Herr Ökonomierat Madelung aufSakrau, sowie
die Direktion der Gogolin-Gorasdzer Kalkwerke schenkten,
wie in früheren Jahren, prachtvoll erhaltene Saurier-
und Fischreste aus dem Muschelkalke Oberschlesiens.
Während des Jahres 1903 wurden außer den üblichen
Exkursionen 2 mehrtägige Übungen im Aufnehmen geologischer
Karten ausgeführt und zwar:
1. 5tä#ig: Das Gebiet zwischen Neurode und Schatzlar,
2. 4tügig: zwischen Landeshut und Schömberg.
Als zweiter (Hilfs-)Assistent fungierte während des ganzen
Jahres Herr Bergreferendar Axel Schmidt.
Mit den Mitteln des Instituts wurden die in folgendem auf-
gezählten Arbeiten ausgeführt und veröffent licht:
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49
V. Franz: Über „Nautilus bidorsalus" und seine Verwandten,
mit 5 Figuren. Neues Jahrbuch für Mineralogie etc.
XVII. Beilage — Band 1903.
G. Prinz: Über Rückschlagsformen bei liassischen Ammoniten,
mit 1 Tafel und 1 Textfigur. Neues Jahrbuch für Minera-
logie etc. Jahrgang 1904, Band I.
Bergreferendar A. Schmidt: Zwei miocaene Braunkohlenvor-
kommen in Nordostdeutschland. Glückauf 1903 No. 24.
Dr. R. Lasswitz: Die Kreideammoniten von Texas. Inaugural-
Dissertation.
Dr. C. Renz: 1. Neue Beiträge zur Geologie der Insel Korfu.
Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft. Bd. 55. 1903
— 2. Zur Altersbestimmung des Carbons von Budua in
Süddalmatien. Zeitschrift der deutschen geol. Gesell-
schaft. Bd. 55. 1903.
— 3. Über neue Vorkommen von Trias in Griechenland und
von Lias in Albanien. Zentralblatt für Mineralogie,
Geologie und Paläontologie. 1904.
Prof. Dr. Volz: Zur Geologie von Sumatra. Beobachtungen
und Studien, mit 12 Tafeln, 3 Karten und 45 Abbildungen
im Text. Geologische und paläontologische Abhandlungen,
herausgegeben von Koken, Neue Folge, Bd. VI, Heft 2.
Jena 1904.
Prof. Dr. Gürich: 1. Zur Genese der oberschlesischen Erz-
lagerstätten. Zeitschrift für prakt. Geologie. 1903.
— 2. Mitteilungen zur Geologie von Schantung. Sitzungs-
bericht der Schles. Gesellschaft. 1903.
— 3. Das Devon von Dembnik bei Krakau. Beiträge zur
Paläontologie und Geologie Österreich-Ungarns und des
Orients. Bd. XVI. 1903.
Prof. Dr. Frech: 1. Lethaea geognostica. (Handbuch der Erd-
geschichte). Mesozoicum I. Heft, bearbeitet von E. Phi-
lipp und F. Frech. Trias, mit 8 Tafeln, 21 Textfiguren,
6 Tabellen-Beilagen und 76 Abbildungen im Text. Stutt-
gart 1903.
— 1 Lethaea geognostiea. Caenozoicum Bd. II. 1. Abteilung:
Das Quartär, bearbeitet von E. Geinitz und F. Frech.
4
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Mit 2 Lichtdrucktafeln, 4 Karten, 12 Texttafeln, 6 Beilagen
und 163 Abbildungen im Text. Stuttgart 1904.
Prof. Dr. Frech: 3. Über das Antlitz der Tiroler Zentralalpen.
Zeitschrift des Deutschen und österreichischen Alpen-
vereins. Bd. 34. Innsbruck 1903.
— 4. Neue Amrnoniten aus der Trias des südlichen Bakonyer
Waldes. Mit 11 Tafeln und zahlreichen Textbildern.
Paläontologischer Teil des Werkes: Resultate der wissen-
schaftlichen Erforschung des Palattensees. Budapest 1904.
Frech.
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.
1. Der langjährige Assistent am botanischen Garten Dr.
Wilhelm Grosser wurde am 1. Juli 1903 zum Direktor der
agrikultur-botanischen Versuchsstation in Breslau berufen. An
seine Stelle trat Dr. W. Limpricht, während als Vertreter
des für eine mehrjährige Forschungsreise in Peru beurlaubten
Dr. Weberbauer der Kand. phil. Max Pohl vom 1. Juli 1903
bis 31. März 1904 beschäftigt war.
2. Der Garten. Infolge des Neubaues des zoologischen
Museums mußten mehrere dem botanischen Garten gehörige
Arbeitsräume fallen. Als Ersatz dafür erhielt er einen massiv
aufzuführenden Schuppen, dessen Bau gegen Ende des Etats-
jahres in Angriff genommen wurde. An ihn sollen sich später
vier neue Kulturhäuser anschließen, für deren Errichtung, so
dringlich auch das Bedürfnis ist, die Mittel zunächst nicht be-
reitgestellt werden konnten. Der Betrieb des Gartens ist durch
den Bau des zoologischen Museums naturgemäß einigermaßen
beeinträchtigt worden; die sich daraus ergebenden notwendigen
Umlegungen werden jedoch erst in den nächsten Jahren durch-
geführt werden können.
Die im östlichen Teile des Gartens gelegenen pflanzen-
geographischen Anlagen, welche die nordamerikanische Flora
demonstrieren sollen, wurden einer eingehenden Revision und
einer sehr wesentlichen Erweiterung unterzogen, wodurch der
Garten einen erheblichen Zuwachs an wertvollen Holzgewächsen
erfuhr.
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Lebende Pflanzen und Samen erhielt der Garten geschenk-
weise überwiesen von den Herren Heinz mann -Breslau,
Apotheker Hoff man n- Breslau, M ittm an n- Breslau, Ober-
gärtner Görth-Proskau, Mafcek-Tumau i. Böhmen, P. Scholtz-
Breslau und Frau Stricker-Breslau.
An Samenproben erhielt der Garten im Tausch 840
Nummern gegenüber 1700 versandten Prisen.
3. Die Sammlungen wurden auch in diesem Etatsjahre
von zahlreichen einheimischen und auswärtigen Botanikern zu
wissenschaftlichen Zwecken benutzt.
a. Das Herbarium wurde vergrößert durch Ankauf
folgender Exsiccatenwerke : 1 Centurie bosnischer Hie-
racien (G. Schneider), Herbar. sicul. Cent. HI (H. Roß),
600 Nummern transkaspischer Pflanzen (Sintenis), 590
Nummern Canaren (Bornmüller), 145 Arten aus
Kamerun (Zenker), 415 Nummern aus Porto Rico
(Heller), 280 Nummern aus Mexiko (Pringle), sowie
Lief. XI der Carices exsicc. von Kneucker.
Im Tausch wurden erworben 210 Nummern nord-
chinesischer Pflanzen (leg. Zimmermann) und 122 Togo-
pflanzen (leg. Warn ecke) vom Botanischen Museum in
Berlin, endlich Lief. I — IV der Hepaticae europaeae von
Prof. Dr. Schiffner-Wien.
Als Geschenk erhielt das Herbarium überwiesen:
11 Nummern Dalmatiner (Dr. Baenitz-Breslau), 11
Nummern aus den Abruzzen (Prof. Dr. Rosen -Breslau),
24 Nummer Kap-Euphorbien (Dr. Schönland-Grahams-
town, Kapland), einige Centurien schlesischer Pilze aus
dem Herbarium von Dr. Schneider und Oberstabsarzt
Schröter (Rektor M. Hübner-Breslau), sowie endlich
die 120 Fascikel umfassende Privatsammlung von Prof.
F. Pax.
Die Arbeiten sind soweit gediehen, daß mit dem
Inserieren der Kryptogamen des Herbar. Henschelianum
und des Flechtenherbars von B. Stein energisch vor-
gegangen werden kann.
4*
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b. Das Gaitenmuseum wurde erweitert durch eine Kol-
lektion Carbonpflanzen von der Zeche Königin Elisabeth
in Essen a. Rh. durch Direktor Kampers, sowie nament-
lich durch eine von Professor Pax zusammengebrachte
Sammlung succulenter Euphorbien aus Afrika.
c. Die Bibliothek fand eine zweckentsprechende Ver-
mehrung durch Ankauf und Geschenke.
4. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Übungen
teil im Sommersemester 52, im Wintersemester 64 Studierende.
Außerdem arbeiteten mehrere Herren an eigenen Untersuchungen.
Der sehr empfindliche Raummangel machte es erforderlich,
daß ein Teil des Unterrichts in den Räumen der ehemaligen.
Filiale der Elisabethinerinnen erteilt werden mußte. Hierselbst
fanden auch einzelne Sammlungen ihre Aufstellung.
Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:
1. F. Pax, Über Bastardbildung in der Gattung Acer.
Mitteil. Deutsch, dendrol. Gesellsch. 1903.
2. F. Pax, Monogr. Übersicht über die afrikan. Arten aus
der Sektion Diacanthium der Gattung Euphorbia. Englers
Jahrb. XXXIV.
3. F. Pax, Pflanzengeographische Gliederung Siebenbürgens
Ebenda XXXIII.
4. F. Pax, Der Ostrand Siebenbürgens. Jahresb. d. Schles.
Gesellsch. f. vaterl. Kultur f. 1903.
5. F. Pax, Geschichte der botan. Sektion d. Schles. Gesell-
schaft. Festschr. f. Hundertjahrfeier d. Schles. Gesell-
schaft. Breslau 1904.
6. F. Pax, Lehrbuch der Botanik. 12. Aufl. Leipzig 1904.
7. W. Grosser, Über kleistogame Blüten und die Bestau-
bung der Cistaceen. Jahresber. d. Schles. Gesellschaft
für vaterl. Kultur f. 1903.
8. W. Limp rieht, Rabenhorsts Kryptogamenflora, IV. Bd.,
3. Abt., Lief. 39, 40, 41. Leipzig 1903.
9. R. Kirchner, Beiträge zur Kenntnis der Bruniaceen.
Diss. Breslau 1904.
10. R. Schulz, Monographie d. Gattung Phyteuma. Diss.
Geisenheim 1904.
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11. R. Knuth, Die geographische Verbreitung der Gattung
Geranium. Jahresber. d. Schles. Gesellsch. f. vaterl. Kultur
für 1903.
12. W.Remer, Über die Keimung von Phacelia. Jahresber.
d. Schies. Gesellschaft f. vaterl. Kultur f. 1903.
13. W. Rem er, Die Fruchtbildung der Pomoideen. Ebenda.
14. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung d. schlesi-
schen Phanerogamen im Jahre 1903. Jahresber. d. Schles.
Gesellsch. f. vaterl. Kultur f. 1903.
15. Th. Schübe, Vorstudien zum Waldbuch von Schlesien.
Ebenda.
16. Th. Schübe, Phänologische Beobachtungen im Jahre
1903. Ebenda.
17. Th. Schübe, Verbreitung der Gefäßpflanzen in Schlesien.
I. Breslau 1903.
Pax.
8. Das pflanzenphysio logische Institut
und das botanische Museum.
Im Pflanzenphysiologischen Institut wurde ein Raum mit
Oberlicht zum Photographieren eingerichtet und mit den hierzu
notwendigen Hilfsmitteln ausgestattet.
Im Kellergeschoß vorhandene Räume wurden für Kultur-
versuche bei konstanten Temperaturen durch bauliche Um-
änderungen benutzbar gemacht. Zur Ausstattung dieser Räume
wurden Tische und Regale, sowie geeignete Kulturgefäße neu
angeschafft
Der Versuchsgarten des Pflanzenphysiologischen Institutes
hatte sich bereits im vorigen Jahre als unzureichend erwiesen.
Es war deshalb erforderlich, für das verflossene Jahr in Gräb-
schen ein Versuchsfeld anzupachten, welches ausreichend er-
schien für die weiter ausgedehnten experimentellen, biologischen
und pflanzenpathologischen Untersuchungen.
Im botanischen Museum wurden die vorhandenen Herbarien
von Pilzen, Algen und Moosen einheitlich geordnet und über-
sichtlich aufgestellt, nachdem sie durch eine abermalige Des-
infektion gegen Insektenfraß gesichert waren. Anschließend
hieran wurden die Zimmer mit Demonstrationsobjekten von
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Pilzen und Pilzkrankheiten nach Anschaffung einiger Schränke
anschaulich und übersichtlich neu geordnet und namentlich
das aus eigenen Versuchen gewonnene Material von Brandpilzen
und Brandkrankheiten von der Sammlung abgetrennt und für
sich aufgestellt.
An einzelnen Sammlungsgegenständen erfuhr das Museum
wünschenswerte Bereicherungen, so namentlich durch die
Schenkung von Geschlechtspflanzen der Lycopodiaceen von
Professor Bruch mann in Gotha.
Im Berichtsjahr wurde das Institut zur Lösung technischer
Fragen aus dem Gebiete der Botanik in erhöhtem Maaße
herangezogen, die teils von den Beamten des Institutes, teils
von Professor Rosen bearbeitet wurden.
Die wissenschaftlichen Arbeiten im Pflanzenphysiolojrischen
Institut erstreckten sich über alle Gebiete der Pilzkunde. Es
waren aber vorzugsweise die Brandpilze und die Brandkrank-
heiten des Getreides in wachsendem Umfange Gegenstand
experimenteller Versuche und es gelang, den Nachweis zu
führen, daß neben der bisher allein bekannten Infektion des
jungen Saatgutes durch Brandkeime auch die jungen Frucht-
knoten der Blüten und dadurch der Embryo selbst im Saatgute
befallen werden. Die praktische Tragweite dieser Tatsache
war die Veranlassung, daß im Staatshaushaltsetat für das Jahr
1904 die Bewilligung besonderer Hilfsmittel vorgesehen wurde,
um die Weiterführung der Untersuchungen in dem folgenden
Jahre in größtem Umfange zu ermöglichen.
Neben diesen umfassenden Arbeiten wurden erfolgreiche
Untersuchungen angestellt über die Ausstreuung und Verbreitung
der Sporen bei den Basidiomyceten, und weiter nahmen die
seit längerer Zeit eingeleiteten Untersuchungen über den Haus-
schwamm ihren weiteren Fortgang.
Zur Veröffentlichung gelangten:
1. Neue Untersuchungen und Ergebnisse über die natürliche
Infektion und Verbreitung der Brandkrankheiten des Ge-
treides in den Nachrichten aus dem Klub der Landwirte
zu Berlin, von 0. Brefeld.
2. Ober eine neue Methode zur Desinfektion der Haut im
Archiv für klinische Chirurgie von R. Falck.
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3. Im Erscheinen begriffen : Wandtafeln zur Analyse der
Nahrungs- und Genußmittel, VI. Serie, von F. Rosen.
Brefeld.
9. Das zoologische Institut und Museum.
Am 1. Oktober 1903 schied der Hilfsassistent Dr. S. Süß-
bach aus und an seine Stelle trat Dr. med. et phil. U. Ger-
hardt.
Die Lehrmittel des Institutes wurden durch Ankauf einer
Anzahl neuer Mikroskope sowie eines Zimmermannschen Mikro-
tomes vermehrt, auch wurden neue Unterrichtstafeln gezeichnet.
Im Museum wurde die Arbeit der Neuordnung der Samm-
lungen fortgesetzt. Außer den wissenschaftlichen Beamten be-
teiligten sich daran die Herren Rentier Di et 1, Prof. Dittrich,
Rentier Gärtner, Prof. Dr. Göttschmann, Graf Matuschka
und Gymnasiallehrer Merkel.
Von größeren Ankäufen sind zu erwähnen: die im zoolo-
gischen Garten im Laufe des Jahres gefallenen Tiere, arktische
Säugetiere und Vögel von Konservator Schneider in Tromsö,
eine Kollektion Paradiesvögel von Naturalienhändler Schlüter
in Halle, Antilopengehörne von Händler Stüber in Hamburg,
eine große Kollektion verschiedener Badeschwammsorten aus
Triest.
Getauscht wurde mit den Museen in Stuttgart und Marburg.
Von größeren Geschenken gingen ein: Eine große Samm-
lung exotischer und paläarktischer Schmetterlinge von Herrn
A. Gärtner, eine Anzahl Kadaver von anthropoiden Affen von
Herrn Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Ne isser, ein deutscher Biber
sammt Fraßstücken durch Se. Exzellenz den Herrn Oberpräsi-
denten der Provinz Sachsen, Staatsminister v. Bötticher, eine
Kollektion Tiefseetiere von der Expedition des „Caudan" von
Herrn Prof. Dr. Köhler in Lyon, sowie Reiseausbeuten aus
Peru von Privatdozent Dr. Web er bau er, aus Island von Kustos
Dr. Zimmer, von den Brionischen Inseln vom Unterzeichneten.
Weitere Geschenke gingen ein von den Herren Bankbeamten
Auerbach (Breslau), Direktor Grabowsky (Breslau), Assistent
Dr. Gerhardt (Breslau), Rentmeister Hanke (Kentschkau),
Fabrikant Hantel mann (Breslau), Dr. Hartmeyer (Berlin),
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Friseur Hoy (Breslau), Maschinist Je senke, Stadtältester
Kletke (Breslau), Tierarzt Kolbe (Breslau), Kulisch (Breslau),
Ingenieur Mende (Breslau), Naturalienhändler Niepelt (Zirlau),
Professor Dr. Pax (Breslau), Privatdozent Dr. Peter (Breslau).
Fabrikant Pieper (Mörs a.Rh.), Dr. Rem er (Breslau), Apotheker
Stefke (D.-Lissa), Förster Stol le (Oswitz), Graf Schweinitz
(Sulau), Kaufmann Sterz (Breslau), Professor Dr. Thilenius
(Breslau), v. Schickfuß (Trebnig), Staatsau waltschaftsrat Frei-
herr von Stillfried-Rattonitz (Breslau), Professor Dr. Volz
(Breslau).
Die Bibliothek wurde wie alljährlich aus den Mitteln der
Gravenhorstschen Stiftung vermehrt.
Publikationen:
1. Krumbach, Thilo: Über die Greifhaken der Chätog-
nathen. Zoologische Jahrbücher (Abteil, für Systematik),
Band 18.
± Zimmer, Karl: Die Cumaceen des Museums für Natur-
kunde in Berlin. Zoolog. Jahrbücher (Abt. f. Systematik),
Bd. 18.
3. Kükenthal, W.: Versuch einer Revision der Alcyonarien.
II. Familie der Nephthyiden. 1. Teil. Zoolog. Jahrbücher
(Abt. f. Systematik), Bd. 19.
4. Bönninghaus, Georg: Das Ohr des Zahnwals und die
Schalleitung. Zeitschrift f. Ohrenheilkunde. Bd. 45.
5. Gerhardt, Ulrich: Morphologische und biologische
Studien über die Kopulationsorgane der Säugetiere.
Dissertation, Breslau.
6. Roh de, Emil: Untersuchungen über den Bau der Zelle.
II. Über eigenartige aus der Zelle wandernde „Sphären41
und „Centrosomen", ihre Entstehung und ihren Zerfall.
Zeitschrift f. wiss. Zoologie. Bd. 75.
7. — Untersuchungen über den Bau der Zelle. III. Die
Entstehung der Mitrochondrien und Chondromiten aus
eigenartigen intra- und extrazellulären „Sphären" (Idio-
somen). Zeitschrift f. wissensch. Zoologie. Bd. 76.
S. Bönninghaus, Georg: Das Ohr des Zahnwales, zu-
gleich ein Beitrag zur Theorie der Schalleitung. Zoolog
Jahrbücher (Abt. f. Anatomie). Bd. 19.
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9. Krumbach, Thilo: Die unteren Schneidezähne der
Nagetiere nach Gestalt und Funktion betrachtet. Zoolog.
Anzeiger. Bd. 27.
10. Küken thal, W.: Über einige Korallentiere des Roten
Meeres. Festschrift zum 70. Geburtstage von Ernst Hackel.
Jena bei Gustav Fischer. 1904.
Kükenthal.
f. Landwirtschaftliche Institute.
I. Allgemeines.
Im Berichtsjahre sind von den „Mitteilungen der landwirt-
schaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau *'
Band II, Heft 2 und 3 erschienen.
Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der
Universität betrug:
darunter Landwirte
Gesamtzahl: von Beruf:
Sommer-Semester 1903: 83 64
Winter-Semester 1903/04: 138 82
Von den Studierenden der Landwirtschaft wurden sieben
zu Doktoren der Philosophie promoviert und zwei bestanden
die landwirtschaftliche Abgangsprüfung. Ein Studierender löste
mit Erfolg die von der philosophischen Fakultät aus den Mitteln
der Neugebauerschen Stiftung ausgeschriebene Preisaufgabe
über: „Bedeutung der Elektrotechnik für die Landwirtschaft.14
Die Tierklinik, deren Leitung am 1. April 1903 Professor
Dr. Casper übernahm, wurde vom Institut für landwirtschaft-
liche Tierproduktionslehre vollständig losgelöst und erhielt die
Bezeichnung „Veterinär-Institut41 beigelegt.
Das neubegründete Lektorat für landwirtschaftliche Handels-
kunde wurde am 1. Oktober 1903 dem Syndikus der Handels-
kammer in Breslau, Dr. jur. Riesenfeld, übertragen.
Dem bereits im vorigen Jahre von der philosophischen
Fakultät gestellten Antrage auf Errichtung eines neuen Extra-
ordinariats für Wirtschaftslehre des Landbaues ist inzwischen
durch die Berufung des bisherigen Güterdirektors Dr. Aereboe
in Pförten stattgegeben worden. Der Genannte wird sein Lehr-
amt am 1. April 1904 antreten.
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Die stetig zunehmende Frequenz, deren sich das Studium
der Landwirtschaft an hiesiger Universität zu erfreuen hat,
läßt die völlige Unzulänglichkeit der Räumlichkeiten, in denen
die Gesamtheit der landwirtschaftlichen Institute untergebracht
ist, von Jahr zu Jahr klarer zutage treten, und diese schon jetzt
in vieler Hinsicht unhaltbaren Zustände werden unzweifelhaft in
kürzester Frist eine Änderung gebieterisch erforderlich machen.
Die Geschäftsführung der inneren Verwaltung der land-
wirtschaftlichen Institute ging am 1. April 1903 von Professor
Holde fleiss für 2 Jahre auf Professor Pfeiffer über.
2. Spezielles.
a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-
produktionslehre.
Die Wetterwarte, der statische Versuch und der perma-
nente Düngungsversuch wurden weiter im Betriebe erhalten
und die Ergebnisse derselben in entsprechender Weise für
spätere wissenschaftliche Verwertung ordnungsmäßig gesammelt
Der landw.-botanische Garten war durch den im Frühjahr
1903 erschienenen „Führer44 wissenschaftlich nutzbar gemacht
und erregte vielseitiges Interesse.
Die Spalieranlage der Obstabteilung wurde beendet und
die junge Pflanzung gedieh.
Die züchterischen Arbeiten an Roggen, Weizen und Gerste
wurden mit Erfolg fortgesetzt. Ein neuer Gattungsbastard
zwischen Aegilops und Triticum wurde erzeugt; leider zeigte
er sich völlig steril. Die Kreuzung soll als Wechselkreuzung
wiederholt werden.
Die Vorarbeiten für einen größeren vergleichenden Versuch
zwischen Gründüngung und Schwarzbrache auf schwerem und
leichtem Boden wurden zur Hälfte beendet, ebenso die Planie-
rung eines größeren Ackerstückes (Schlag 1).
Der Besuch des Feldes war wieder recht rege, besonders
auch von Seiten der Studierenden. Der Ackerbauausschuß der
Landwirtschaftskammer für Schlesien folgte einer Einladung
des Berichterstatters zur Besichtigung des Feldes, und ebenso
verschiedene landw. Vereine und Schulen der Provinz.
59
Exkursionen konnte Berichterstatter wegen schlechter Ge-
sundheit nicht machen.
Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts-
jahre vor:
1. Drei Monatsaufsätze in der lllustr. landw. Ztg. 1903,
Nr. 26, 36 u. 44.
2. Die landw. Betriebslehre im Lichte der Neuzeit (Mit-
teilungen der landw. Institute der Königl. Universität
Breslau, Bd. II, Heft 2.
3. Führer durch den Iandw.-botanischen Garten. Ebenda,
Bd. II, Heft 2.
4. Zwei Nekrologe für den verstorbenen Amtsrat Dr.
W. Rimpau in Frühlings landw. Zeitung 1903, Heft 13
und in der landw. Wochenschrift für die Provinz Sachsen
1903, No. 26.
5. Bericht über einen 3jährigen Gerstenanbauversuch im
Kreise Jauer. Zeitschrift der Landwirtschafts -Kammer
für Schlesien 1903, No. 33, 34, 36 und 37.
6. Referat über Rauchschäden und ihre Verhinderung im
Königl. preuß. Landesökonomiekollegium (Verhandlungen
des Königl. preuß. Landesökonomiekollegiums 1904).
7. Das landw. Unterrichtswesen Deutschlands (Katalog der
der deutschen Landwirtschaft auf der Weltausstellung
zu St. Louis, Verlag der D. L. G.).
Unter Leitung des Referenten schlössen Dr. R. Leonhard,
Dr. F. Ebeling und Dr. K. Opitz ihre Dissertationen ab.
Die Lehrtätigkeit mußte Referent im Berichtsjahre aus
Gesundheitsrücksichten im Sommer-Semester noch sehr, im
Winter-Semester in geringerem Maße einschränken.
Der zweite Assistent Herr Dr. Jander wurde im Laufe des
Berichtsjahres durch Herrn Dr. Ja roß ersetzt.
Die bodenbakteriologische Abteilung arbeitete unter Herrn
Dr. R. Thiele in begonnener Richtung weiter.
v. Rümker.
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b. Das Institut für landwirtschaftliche
Tierproduktionslehre.
Von dem Institute wurde die bisher mit ihm verbundene
Tierklinik abgetrennt; diese wurde unter dem Namen „Veterinär-
institut der Königl. Universität4' zu einem selbständigen Institute
gemacht.
Die Sammlungen, insbesondere die reichhaltige und sehr
instruktive Sammlung der Tiermodelle wurde vermehrt und in
bedeutsamer Weise ergänzt durch Anschaffung einer Anzahl
von wertvollen Tierstatuetten aus der Werkstatt Vastagh in
Budapest. Ebenso wurde die Schädelsammlung vermehrt. Der
Rassevieh stall diente zu allwöchentlichen Demonstrationen für
die Studierenden und zugleich als Arbeitsfeld für Ausführung
von Promotionsarbeiten, welche erst noch zur Veröffentlichung
kommen werden.
Als Demonstrationsmittel dienten auch zahlreiche vom
Referenten zusammen mit den Studierenden unternommene
Exkursionen nach Landgütern der Provinz.
Veröffentlichungen des Referenten:
„Von der südrussischen Steppe44 in Wolfs Zeitschrift
für Sozialwissenschaft, Bd. VI, Heft 10
„Ratschläge in Wirtschaftsfragen für die von Hoch-
wasserschäden betroffenen Landwirte44 in der Illustrierten
landwirtschaftlichen Zeitung 1903, Heft 69.
Ferner referierende Aufsätze in Tageszeitungen.
Die von Frank im Institut angefertigte Arbeit über „das Kuh-
länder Rind44 wurde veröffentlicht in den Mitteilungen des land-
wirtschaftlichen Instituts der Universität Breslau, Bd. II, Heft 3.
Der bisherige mehrjährige Assistent des Instituts, Herr
Dr. Schönfelder, verließ mit dem 30. Juni seine Stellung,
in welche am 1. Juli Herr Dr. Wiedemann einrückte.
Holdefleiß.
c. Das agrikulturchemische und bakteriologische
Institut.
An der Spitze des vorliegenden Berichtes muß mit dank-
barer Genugtuung, im besonderen Gegensatze zu den Klagen
der Vorjahre, der in Aussicht stehenden Einrichtung einer
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Ol
Vegetationsstation in Rosental gedacht werden. Zwar ist erst
ein Teil (25000 Mark) der für den genannten Zweck beantragten
Mittel in den nächstjährigen Etat eingestellt worden, aber hier-
durch wird bereits die Einleitung der ersten Versuchsarbeiten
ermöglicht, und die noch fehlenden Baulichkeiten (Gärtner- und
Assistentenwohnung u. s. w.) müssen unbedingt folgen, falls
sich die ganze Anlage als lebensfähig erweisen soll.
Der Einfluß des Asparagius auf die Milchproduktion, sowie
Studien über die Beteiligung des Kaliums und Natriums an
der Pflanzenernährung bildeten zwei neue Aufgaben, mit deren
Bearbeitung auf umfangreicher experimenteller Grundlage be-
gonnen wurde. Außerdem wurden Fütterungsversuche mit
Melasse in Verbindung mit Torf. Holzmehl u. s. w. angestellt.
Die angeführten drei Versuchsreihen werden auch im laufenden
Jahre fortgesetzt werden.
Folgende Publikationen des Referenten, zum Teil in Ge-
meinschaft mit seinen Mitarbeitern R. Riecke und A. Einecke,
liegen vor:
1. Ober den zulässigen Perchloratgehalt im Chilisalpeter.
Landwirtschaftliche Versuchsstationen. Bd. 58.
2. Die Muttersubstanzen der im Organismus der Pflanzen-
fresser erzeugten Hippursäure. Mitteil, der Landwirt-
schaftlichen Institute der Universität Breslau, Band II,
Heft 4.
3. Die Verdaulichkeit des Torfes als Melasseträger. Daselbst.
4. Die sogen, statistische Methode der Felddüngungsversuche
und die Ausgleichungs-Rechnung. Daselbst.
5. Über die Bestimmung des Mit rätst icksloffs neben organi-
schem Stickstoff. Zeitschrift f. analyt. Chemie. Bd. 42.
Außerdem gingen aus dem Institute folgende Veröffent-
lichungen hervor:
1. A. Einecke. Über Beziehungen zwischen Nahrungsfett,
Körperfett und Milchfett. Inaugural-Dissertation.
2. K. v. Dambski. Vergleichende Versuche über künstliche
und natürliche Verdauung der Proteinsubstanzen. Inau-
gural-Dissertation.
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62
3. R. Riecke. Über die Bildung der Hippursäure im
tierischen Organismus. Inaugural-Dissertation.
4. A. Rümpler. Über die Darstellung einiger Nichtzucker-
stoffe aus Rüben. Ber. d. Deutsch. Chem. Ges., Bd. 36.
5. — Das Betasterin. Daselbst.
6. — Über die Reinigung von Rübensäften durch Silikate.
Deutsche Zucker-Industrie, 1Ü03.
7. — Methode zur Bestimmung des wirklichen Reinheits-
quotienten der Rübe. Daselbst 1904.
Als Assistenten fungierten Dr. A. Einecke, Dr. R. Riecke
(bis 1. November 1903) und Dr. F. v. Grabski (ab 1. Dezember
1903).
Pfeiffer.
d. Das landwirtschaftlich-technologische Institut.
Am 1. Oktober 1903 schied Herr Dr. Fritz Zimmer aus
seiner Stellung als Assistent aus und es trat Herr Dr. Kurt
Bartsch an seine Stelle.
Am 1. November 1903 erhielt der langjährige Instituts-
diener Franz Rennoch seine Anstellung als Unterbeamter.
Im Betriebe des Instituts ist eine Änderung nicht ein-
getreten, derselbe nahm seinen gewohnten und bewährten
Gang. Die Lehrmittel wurden durch einige schöne Modelle,
Tafeln und eine große Anzahl Diapositive ergänzt.
Zur Veröffentlichung gelangten folgende Arbeiten:
Felix B. Ahrens und W. Blümel: Neue Ketone aus Stein-
kohlentheer.
Derselbe und H. Soll mann: Über Piperylhydrazine.
Felix B. Ahrens: Über einige neue Theerbasen.
Derselbe: Der Kaolin von Kreisau.
Derselbe : Sulfitcelluloseablaugen.
Derselbe: Handbuch der Elektrochemie. II. völlig neubearbeitete
Auflage. Stuttgart 1903.
Derselbe : Sammlung chemischer und chemisch-technischer Vor-
träge, Bd. IX. Stuttgart 1903.
Ahrens.
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63
e. Der kulturtechnische Apparat.
Den vorhandenen Mitteln entsprechend wurde die Samm-
lung für Maschinenkunde vervollständigt, wobei das Königliche
Universitätskuratorium in sehr dankenswerter Weise einen
außerordentlichen Zuschuß für Anschaffung eines Dynamo-
meters bewilligte. Verschiedene Maschinenfabriken stellten
Originalmaschinen und Maschinenteile kostenfrei der Sammlung
zur Verfügung. Auch die kulturtechnische Sammlung konnte
durch einige Neuanschaffungen vervollständigt werden.
Dagegen verfügt der kulturtechnische Apparat immer noch
nicht Uber eine entsprechende Laboratoriumseinrichtung, so
daß wissenschaftliche Arbeiten nur in höchst beschränktem
Umfange zur Ausführung kommen konnten. Personal ist nicht
vorhanden. Außer der Ausübung seiner Lehrtätigkeit und prak-
tischen Tätigkeit als kulturtechnischer Sachverständiger der
Landwirtschaftskammer mußte sich daher der Unterzeichnete
auf gelegentliche Mitarbeit an landwirtschaftlichen und techni-
schen Zeitschriften beschränken.
Luedecke.
f. Das Veterinär-Institut.
Die Leitung des Veterinär -Instituts und der Tierklinik
wurde von dem Unterzeichneten am 1. April 1903 übernommen,
nachdem die Stelle wiederum 7s Jahr unbesetzt geblieben war.
Das Bestreben des neuen Leiters war vor allem darauf ge-
richtet, eine geregelte Tätigkeit der Klinik und Poliklinik an-
zubahnen. Unter dem häufigen Personal-Wechsel und infolge
der mehrfachen Verwaisung des Lehrstuhls mußte natürlich die
Tierklinik sehr leiden und konnte ihrer eigentlichen Bestim-
mung nur wenig nutzbar gemacht werden.
Angesichts der großen Schwierigkeiten, welche aus den
genannten Gründen zu überwinden waren, muß es als ein er-
freuliches Zeichen für die Zukunft angesehen werden, wenn
seit Wiedereröffnung der Tierklinik am 20. April 1903 bis zum
31. März 1904 bereits 2511 Tiere — darunter 523 Pferde —
poliklinisch untersucht und behandelt wurden.
In den Stallungen der Tierklinik fanden im Berichtsjahre
57 Tiere, darunter 38 Pferde Aufnahme, an denen zum Teil
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r,4
größere Operationen ausgeführt wurden. Da hierbei der Mangel
eines Operationsraumes sich außerordentlich fühlbar machte,
richtete der Unterzeichnete an den Herrn Kurator die Bitte um
Bewilligung der für die Herstellung einer gedeckten Halle er-
forderlichen Mittel und hatte die Freude, daß noch im laufenden
Jahre, Dank der Fürsorge des hohen Kuratoriums, eine massive,
überdeckte Operationshalle gebaut wurde, welche den Anfor-
derungen einstweilen genügt.
Von seiten der Herren Tierarzte und Landwirte wurde in
zahlreichen Fällen bei dem Institut Auskunft und Rat über
zweifelhafte Krankheitsfälle und Sektionsbefunde eingeholt. So
wurden in 136 Fällen Kadaver bezw. Kadaverteile von Tieren
übersandt behufs Feststellung der Todesursache oder zu an-
deren diagnostischen Zwecken. Hiervon entfielen auf die
Provinz Schlesien 133 (darunter auf den Bezirk Breslau 77,
Oppeln 45, Liegnitz 11).
Während die Tierklinik früher an das Institut für land-
wirtschaftliche Tierproduktionslehre angegliedert war, wurde
vom Herrn Minister unter dem 4. August 1903 verfügt, daß
dieselbe von dem genannten Institut getrennt und als beson-
deres selbständiges Institut unter dem Titel „Veterinär-
Institut" aufgeführt wird. Damit ist erfreulicherweise end-
lich ein dringender Wunsch erfüllt, welcher schon von den
Vorgängern des Unterzeichneten wiederholt vergeblich ausge-
sprochen worden war.
Mit besonderer Befriedigung und mit größtem Dank gegen
den Herrn Universitäts-Kurator und den Herrn Kultusminister
ist zu verzeichnen, daß das Institut Dank einer besonderen
Zuwendung von 3000 Mark in die Lage versetzt wurde, eine
Reihe wichtiger Anschaffungen für die Zwecke des Unterrichts
zu machen. Dankbar habe ich ferner hervorzuheben, daß durch
Ministerial- Erlaß vom 6. April 1903 der sächliche Ausgabe-
fonds um den Betrag von jährlich 950 Mark dauernd erhöht
worden ist.
Die Vorlesungen und Übungen erfreuten sich sehr guten
Besuches. Exkursionen wurden mit den Studierenden unter
reger Beteiligung unternommen nach- dem städtischen Schlacht-
und Viehhof und nach der Militär-Lehrschmiede zu Breslau.
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Von dem Berichterstatter wurden außer den angekündigten
Vorlesungen in folgenden landwirtschaftlichen Vereinen Vor-
träge gehalten: Breslau, Ohlau, Jauer, Neiße, Steinau, Ratibor,
Liegnitz, Reichenbach, Pilgramsdorf. Außerdem beteiligte er
sich an dem von der Landwirtschaftskammer eingerichteten
Vortrags-Zyklus für praktische Landwirte mit einem Vortrage.
Die Stelle eines Assistenten bekleidete vom 16. April bis
30. Juni 1903 Herr Tierarzt Dr. Kurt Roth, vom 1. Juli 1903
an Herr Tierarzt August Kempa.
Casper.
g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.
1. Das anatomische Institut.
Im abgelaufenen Verwaltungsjahre schied der zweite
Assistent Herr Dr. Carl Mertz aus, um in die Praxis über-
zutreten. Die Stelle blieb einstweilen unbesetzt.
Die wissenschaftlichen Arbeiten und Veröffentlichungen
nahmen ihren ruhigen Fortgang.
Ha s s e.
2. Das physiologische Institut.
Personalien: Am 31. März 1901 schied Herr Dr. med
Ulrich Gerhardt aus seiner Stelle als Assistent für experi-
mentelle Histologie, um sich der Zoologie zu widmen. An
seine Stelle trat Herr Dr. med. Julius Peiser aus Posen.
Von wissenschaftlichen Arbeiten kamen zur Veröffent-
lichung:
K. Hürthle: Beschreibung einer registrierenden Stromuhr.
Pflügers Archiv Bd. 97.
J. A. Tschuewsky:
1. Über Druck, Geschwindigkeit und Widerstand in der
Strombahn der arteria carotis und crualis sowie in der
Schilddrüse und im musculus gracilis des Hundes.
Ebenda.
2. Über die Änderung des Blutstroms im Muskel bei teta-
nischer Reizung seines Nerven. Ebenda.
5
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66
3. Über den Einfluß kurz dauernder Anämie auf den Blut-
strom. Ebenda.
R. Burton-Opitz: Über die Temperatur des Chorda- und
des Sympathicusspeichels. Ebenda.
Ulrich Gerhardt: Über histologische Veränderungen in den
Speicheldrüsen nach Durchschneidung der sekretorischen
Nerven. Ebenda.
K. Hürthle: Über die Reizwirkung des Ammoniak auf Skelett-
muskeln. Ebenda, Band 100.
P. Jensen:
1. Zur Analyse der Muskelstörung bei der Thomsenschen
Krankheit. Deutsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 77,
1903.
2. Die physiologischen Wirkungen des Lichtes. Verhandl.
d. Ges. Deutsch. Naturforscher und Ärzte 1903, Allge-
meiner Teil. Leipzig 1904.
3. Über die Innervation der Gehirngefäße. Allgem. mediz.
Zentralzeitung, 1904.
F. Röhmann: Über das Sekret der Bürzeldrüsen. Hofmeisters
Beiträge, Bd. V.
P. Lins er: Über den Hauttalg beim Gesunden und bei einigen
Hauterkrankungen. Habilitationsschrift. Tübingen 1904.
E. Laqueur u. O. Sackur. Über die Säureeigenschaften und
das Molekulargewicht des Caselns und seine Spaltung
beim Trocknen. Hofmeisters Beiträge, Bd. III.
F. Röhmann u. J. Nagano. Über die Resorption und die
fernientative Spaltung der Disaccharide im Dünndarme
des ausgewachsenen Hundes. Pflügers Arch., Bd. 95.
L. Borchardt. Über das zuckerbildende Ferment der Leber.
Pflügers Arch., Bd. 100.
Johann Lewinski. Beobachtungen über den Gehalt des
Blutplasmas an Serumalbumin, Serumglobulin und Fi-
brinogen. Pflügers Arch., Bd. 100.
B. Heile: Über die antiseptische Wirkung des Jodoform. Arch.
f. klin. Chirurgie, Bd. 71.
Hürthle.
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Ü7
3. Das pathologisch-anatomische Institut.
Obwohl in dem eben verflossenen Jahre die im neuen
Institute beobachtete Sterblichkeitsfrequenz fast genau die
gleiche geblieben ist (480 gegen 479 im Vorjahre), so zeigt
dennoch die Menge der vorgenommenen Obduktionen eine,
wenngleich sehr geringe Abnahme. Sie beträgt nämlich nur
419 gegen 427 in 1902/03.
Unstreitig deutet dieser Rückgang darauf hin, daß die Zahl
der von den Angehörigen reklamierten Leichen mehr und mehr
gewachsen ist.
Noch auffallender als im neuen Institute macht sich diese
Erscheinung, welche offenbar eben so sehr die Belehrung der
Hospitalärzte beeinträchtigt, wie die Zwecke des akademischen
Unterrichts, in dem alten, im Allerheiligen-Hospitale be-
findlichen Institute geltend. In diesem Krankenhause nämlich,
das, seiner Bestimmung gemäß, hauptsächlich von der Groß-
stadtbevölkerung aufgesucht wird, hat die Zahl derjenigen
Personen, deren Leichenöffnung seitens der Hinterbliebenen
verboten worden ist, 177 erreicht, beläuft sich also (bei einer
Sterblichkeit von 896) auf nicht weniger als 20%. Dem gegen-
über darf die Ziffer 37, welche ich vorhin für die akademischen
Kliniken namhaft gemacht habe, als vergleichsweise geringfügig
bezeichnet werden; entspricht sie doch bloß 8,i °/0.
Wenn ich mich nicht täusche, findet der Unterschied,
welcher sich in diesen beiden Ziffern kundgibt, seine Erklä-
rung in der Ungleichartigkeit der Lebensstellung und der Her-
kunft der die Universitäts- Anstalten aufsuchenden Patienten.
Denn nicht wenige der Letzteren, die meist sogar viel be-
mittelter sind, stammen von auswärts: teils vom platten Lande
der Provinzen Schlesien und Posen, teils sogar vom Auslande.
Da ich überzeugt bin, daß es sich hierbei nicht etwa um
ein zufälliges Ereignis handle, sondern um eine Erscheinung
von tieferer Bedeutung, so ist es wohl nicht ungerechtfertigt,
mit einem gewissen Nachdrucke daraufhinzuweisen und zugleich
ihren Ursachen nachzugeben. Daß sie in der Tat in engem
Zusammenhange stehe mit den durchgreifenden Wandlungen,
die sich zumal in unseren Großstädten auf sozialem Gebiete
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teils bereit» vollzogen haben, teils fort und fort anbahnen, das
erhellt deutlich aus folgenden zwei Tatsachen. Einmal ist der
Bruchteil derjenigen Verstorbenen, die wirklich zur Sektion
verstattet werden, eben aus den vorhin dargelegten Gründen
gerade im Allerheiligen-Hospitale noch erheblich größer als in
den akademischen Kliniken. Sodann aber ist der Kreis der
Angehörigen, welche die in Rede stehende Befreiung erstreben,
unverkennbar in steliger Ausdehnung begriffen.
Auch im abgelaufenen Jahre war der erste Assistent, Herr
Prof. Dr. Henke, damit betraut, den Direktor im Aller-
heiligen-Hospitale zu vertreten. Hierbei wurde er im
Somraersemester von Herrn Dr. Carl Schmidt aus Colberg
unterstützt, im Wintersemester von Herrn Dr. Hans Erhardt
aus Breslau.
Im neuen Institute waren als etatsmäßige Assistenten
tätig: die Herren Privatdozent Dr. Winkler und Dr. Robert
Hilgermann aus Breslau; als Freiwillige im Sommer die
Herren Dr. Max John aus Landeck, Dr. Johannes Nehmitz
aus Magdeburg und Dr. Arnold Fuchs aus Schildberg; im
Winter außer dem letzteren die Herren Dr. Salo Engel aus
Reichenbach und Dr. Arthur Wandel aus Groß-Oldern.
Während Herr Prof. Henke über spezielle pathologische
Anatomie vortrug und einen praktischen Kursus „Cber die
Diagnostik der Geschwülste14 abhielt, las Herr Dr. Winkler
über,, Krankheiten der Knochen und Gelenke" und ein von ihm
neu eingeführtes Kolleg „Cber die Erkrankungen des Blutes44.
Die steigende Bewegung, welche eine früher ungleich weniger
hervortretende Seite der Institutstätigkeit neuerdings erfahren
hat, nämlich die Aufgabe, den Ärzten von Stadt und Provinz
Auskunft zu erteilen über zweifelhafte Krankheits-
produkte, hat sich während des abgelaufenen Jahres in noch
erhöhtem Maße fortgesetzt. Die Zahl der zur diagnostischen
Feststellung eingeschickten Objekte erreichte nämlich 537.
Hiervon entfallen auf die Provinz Schlesien 515; davon auf
den Regierungsbezirk Breslau 366, wovon allein auf die Stadt
Breslau 305; auf den Regierungsbezirk Oppeln 109, Liegnitz 40i
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69
Von den übrigen 22 stammen 11 aus der Provinz Posen, je 4
aus dem Königreich Sachsen und der Provinz Brandenburg,
2 aus der Provinz Sachsen und 1 aus Hessen-Nassau.
Vergleicht man die Gesamtziffer mit derjenigen der Vor-
jahre, so ergibt sich, daß der Zuwachs im abgelaufenen Jahre
67 °/0 beträgt, während er sich 1902/03 nur auf 39 °/0, 1901/02
bloß auf 31 % belaufen hatte. Wenn man vollends die gegen-
wärtige Menge derjenigen des Jahres 1900/01 gegenüberstellt,
so erkennt man, daß sich letztere innerhalb dreier Jahre mehr
als verdreifacht hat: damals 175, jetzt 537.
Gewiß ist diese Erscheinung ein deutlicher Beweis dafür,
daß die maßgebende Beihilfe, welche hierdurch den Ärzten
behufs Sicherstellung der Diagnose geleistet wird, einem
in weiten Kreisen der Provinz und darüber hinaus herrschen-
den Bedürfnisse auf befriedigende Weise Rechnung trägt. Die
Bearbeitung und möglichst schnelle Erledigung eines so großen
Untersuchungsmaterials erfordert aber nicht nur die volle Ar-
beitskraft mindestens eines Assistenten, sondern sie steigert
auch in zuweilen fast bedrohlichem Grade die tägliche Arbeits-
last des Direktors.
Sowohl auf der dauernden Ausstellung ärztlicher Lehrmittel
in Berlin, als auch auf der internationalen Weltaus-
stellung in St. Louis U. S. A. war das pathologische Institut
vertreten durch:
Ponfick: Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen
Diagnostik. 1. — 4. Lieferung, Jena, Gustav Fischer, 1900
bis 1903.
An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen
Studienjahres folgende aus dem Institute hervorgegangen:
Ponfick: Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen
Diagnostik. Lieferung 4, Jena, Gustav Fischer.
Derselbe: Über neue Aufgaben des pathologisch-anatomischen
Unterrichts, an der Hand holoptischer Betrachtungsweise,
zugleich ein Beitrag zur Lehre vom Pneumaskos. Ver-
handlungen der Deutschen patholog. Gesellschaft, Bd. V,
Seite 1.
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Derselbe: Das Nämliche mit einer bunten Tafel. Grenzgebiete
der Medizin und Chirurgie, Bd. XIII, Heft 1.
Prof. Henke: Lehrbuch der Geschwulst -Diagnostik, Jena,
Gustav Fischer 1904.
Dr. Winkler: Endocarditis foetalis, ein Beitrag zur Pathologie
der angeborenen Herzfehler, Verhandlungen der Deutschen
pathologischen Gesellschaft. Bd. V, S. 247.
Dr. Salo Engel: Über die Beziehungen zwischen Trauma und
Geschwulstbildung im Gehirn. Inaugural- Dissertation,
Breslau 1904.
Ponfick.
4. Das pharmakologische Institut.
Die durch den Tod des am 7. März 1903 verstorbenen
Dr. med. et phil. Walther Ruschhaupt erledigte Assistenten-
stelle wurde bis zum 1. Juni provisorisch durch Dr. med. Jon,
Biber fei d verwaltet. Seit dem 1. Juni ist Dr. med. Karl
Hermann Baas als Assistent des Institutes tätig.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende ver-
öffentlicht:
1 . Beiträge zur Kenntnis der Wirkung des Chinins auf das
Gehörorgan (aus dem pharmakologischen Institute und
der Universitäts-Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehl-
kopfkrankheiten), 1. und 2. Teil. Pflugers Archiv für die
gesamte Physiologie, Bd. 95 (vergl. Chronik, Jahrgang 17,
Seite 65), von Dr. K. Wittmaack.
2. Beiträge zur Lehre von der Diurese, Pflügers Arch. für
die gesamte Physiologie, Bd. 95:
VII. Die Diurese bei Abflußerschwerung von Wilhelm
Filehne u. Dr. W. Ruschhaupt, weil. Assistent
des Institutes.
VIII. Weitere Versuche über die Wasseraufnahmefähig-
keit von Wilhelm Filehne und Dr. Biberfeld.
3. Über die angeblich regionäre Wirkung von Arzneistoffen
nach Injektionen unter die Schläfenhaut von Hermann
Eppenstein, Arch. international, de Pharmacodynamie
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71
et de Therapie, vol. XII, fasc. I & II (Inaugural -Disser-
tation).
4. Über einige Versuche zur Auffindung neuer Lokal-
anästhetika von CarlPototzky, Aren, internationales de
Pharmacodynamie et de Therapie, vol. XII, fasc. I & II
(Inaugural-Dissertation).
5. Der Einfluß des Tannins und des Morphins auf die
Resorption physiologischer Kochsalzlösung im Dünndarm
von Dr. Biberfeld, Pflügers Archiv f. d. ges. Physiologie,
Bd. 100.
6. Beiträge zur Lehre von der Diurese, Pflügers Archiv
f. d. ges. Physiologie, Bd. 102 :
IX. Die Leistung der entkapselten Niere von Dr. B i ber-
feld.
Am Schlüsse des Jahres waren im Erscheinen begriffen:
Über die Permeabilität der menschlichen Epidermis für
Wasser und Salze und über die Hygroskopicität einiger Keratin-
gebilde von Wilhelm Filehne und Dr. Biberfeld in den
Beiträgen zur chemischen Physiologie und Pathologie. Zur
Wirkungsweise des Strychnins auf das Atmungszentrum von
Dr. Biberfeld und zur Frage nach dem Sauerstoffbedürfnisse
des Froschnerven von Dr. K. H. Baas, Pflügers Arch. f. d. ges.
Physiologie.
Ferner arbeitete im Institute Dr. med. F. Sauerbruch,
Assistent der chirurgischen Klinik, während des Wintersemesters
1903/04 über intrathoracale Operationen.
Filehne.
5. Das hygienische Institut.
Im Laufe des Etatsjahres 1903/04 traten die praktischen
Arzte Speck, Will im und Zi esc he anstelle der ausscheiden-
den Assistenten Kirstein, Mosebach und Thomas. An
Stelle des am t. September zum Truppenteil zurückversetzten
Oberarztes Dr. Ntftel wurde Herr Oberarzt Dr. Findel vom
Füsilier-Regiment No. 73 zur weiteren Ausbildung und zu
Assistenzleistungen an das hygienische Institut kommandiert.
Die Assistenz an der städtischen hygienischen Station behielt
Dr. Hey mann. — Die bisher als Abteilung des hygienischen
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72
Instituts in Breslau unter der Oberleitung des Unterzeichneten
geführte hygienische Station in Beuthen O/S. wurde vom 1. April
1903 ab als selbständiges Institut der Medizinal-Abteilung des
Kultusministeriums unterstellt und der Unterzeichnete auf sein
Ansuchen von der Oberleitung entbunden.
In den Vorlesungen und Kursen hat gegen das Vorjahr
keine Veränderung stattgefunden. — Die wissenschaftlichen
Arbeiten des Instituts betrafen: Fortsetzung der Studien über
die Verbreitungsweise der Phthise, sowie der Studien über den
Einfluß bewegter Luft auf den menschlichen Körper; ferner
Fragen der Ventilation, Desinfektion, Beleuchtung u. s. w. —
Abgeschlossene Arbeiten von dem Unterzeichneten wurden
publiziert in der „Deutschen medizinischen Wochenschrift"
und in der „Festschrift zu Robert Kochs 60. Geburtstag"; von
Dr. Kirstein, Heymann, von Schuckmann in der „Zeit-
schrift für Hygiene"; von Dr. Gotschlich, Dr. Frief im
„Klinischen Jahrbuch".
Von bakteriologisch-diagnostischen und sanitätspolizeilichen
Untersuchungen waren im abgelaufenen Etatsjahr 2400 Eingänge
zu erledigen; darunter 1532 Proben diphtherieverdächtigen
Materials, 535 Blut- und Dejektproben von Typhusverdächtigen,
182 Sputa von Tuberkuloseverdächtigen, 135 Proben von Eiter,
Blut bei Malariaverdacht etc. Flügge
b. Die klinischen Institute.
1. Die medizinische Klinik.
Im Berichtsjahr 1903/04 betrug die Zahl der klinisch be-
handelten Kranken 1703 (817 Männer, 886 Frauen) gegen 1716
(836 Männer, 880 Frauen) im Vorjahre.
Im Ambulatorium der Klinik wurden behandelt 6369 Kranke
(2561 Männer, 3808 Frauen) gegen 6222 Kranke (2734 Männer,
3488 Frauen) im Vorjahre.
Die Zahl der Hörer betrug im S.-S. 51, im W.-S. 1903/04
72 gegen 53 im S.-S. 02, 63 im W.-S. 02/03.
Die Stellvertretung in der Direktion der Klinik hatte im
S.-S. 03 Herr Professor Stern, vom 1. Oktober 03 übernahm
der Unterzeichnete die Leitung der Klinik.
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73
Im Ärztepersonal sind folgende Änderungen eingetreten:
Die Herren Dr. Schittenhelm, Dr. Tollens und Dr.
Schröter schieden am 1. Oktober, Herr Dr. Schmid am
1. April aus der Klinik aus, an ihre Stelle traten die Herren
Dr. Grospietsch aus Glogau, Dr. Seidelmann aus Breslau,
Dr. Müller aus Annweiler (Rheinpfalz) am 1. Oktober 03,
Herr Dr. Ziegler aus Würzburg am 1. April 04 als Assistenz-
ärzte ein.
Als Volontärärzte waren vom 1. Oktober 03 bis 1. April 04
die Herren Dr. Ponfick, Dr. Ziegler, Dr. Sandberg tätig.
Während des Etatsjahres 1903/04 sind von wissenschaft-
lichen Arbeiten aus der Klinik erschienen:
1. Professor von Strümpell:
a. Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie,
3 Bde. XV. Auflage.
b. Über Dysbasia arteriosclerotica. Allgem. Mediz. Zentral-
Zeitung 1903.
2. Privatdozent Dr. Paul Krause:
a. Ein Beitrag zur Typhusdiagnose aus dem Stuhle mittelst
des v. Drigalski-Conradischen Verfahrens (zusammen mit
Herrn Dr. G. Stertz). Zeitschrift für Hygiene u. Infekt.-
Krankheiten, Band 44.
b. Beiträge zur Lichttherapie nach eigenen Versuchen.
Therapie der Gegenwart 1903, XII.
c. Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate des Handels
mit besonderer Berücksichtigung ihrer biologischen
Eigenschaften und therapeutischen Verwendbarkeit.
Therapie der Gegenwart 1904, III.
d. Einige bakteriologische Untersuchungen beim Erysipel.
Zentralblatt für Bakteriologie, Band 35.
e. Ein bemerkenswerter Fall von Typhus abdominalis mit
zentral bedingter Schwerhörigkeit. Wiener klin. Rund-
schau 1903.
f. Über Schädigungen durch Röntgenstrahlen. Allgem.
Mediz. Zentral-Zeitung 1903.
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74
g. Kapitel: Cholera asiatica im Handbuche der Tropen-
krankheiten von Mense. (Zusammen mit Herrn Prof.
Rumpf in Bonn.)
h. Ein Beitrag zur Kenntnis von der Dauer der Widalschen
Reaktion nach überstandenem Typhus. Zentralblatt für
Bakteriologie 1904.
i. 2 Fälle von Gonococcensepsis mit Nachweis der Gono-
coccen im Blute. Berl. klin. Wochenschrift 1904.
3. Dr. Jul. Schmid:
Über den Stoffwechsel bei Hyperthermie (zusammen mit
Dr. Lins er). Archiv f. klin. Medizin 1904.
4. Dr. Schittenhelm und F. Schröter:
Über die Spaltung der Hefenukleinsäure durch Bakterien.
4 Mitteilungen. Zeitschrift für phys. Chemie, Band 39
bis 41.
5. Dr. G. Joch mann:
a. Über das fast konstante Vorkommen influenzaähnlicher
Bazillen im Keuchhusten-Sputum. Zeitschrift für Hygiene
und Infekt.-Krankheiten, Band 44.
b. 20 Fälle von Bronchopneumonie bei Keuchhustenkindern,
hervorgerufen durch ein influenzaähnliches Stäbchen,
Bacillus pertussis Eppendorf. Zentralblatt für Bakterio-
logie, Band 34, I.
c. Bakteriologische und anatomische Studien bei Scharlach
mit besonderer Berücksichtigung der Blutuntersuchung.
Deutsch. Arch. f. klin. Med., Band 78, und ausführlicher
in den Mitteil. a. d. Hamburger Staatskrankenanstalten.
d. Allgemeininfektion des Blutes mit Paratyphusbazillen bei
einem Scharlachkinde. Zentralbl. f. Bakteriologie, Bd. 33,
Nr. L
e. Bakteriologische Blutuntersuchungen. Zentralbl. f. Bakte-
riologie, Band 33, Nr. 7/8.
6. Dr. W. Seidelmann:
Ein Fall von symmetrischer Gangraen nach Pneumonie.
Allgem. mediz. Zentral-Zeitung 1903.
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75
Dissertationen.
1. Hermann Neu s sei:
Ein Beitrag zur Kenntnis der Pericarditis.
2. Georg Stertz:
Ein Beitrag zur Typhusdiagnose aus dem Stuhle mittelst
des v. Drigalski-Conradischen Verfahrens.
3. Hans Sohr:
Die in der medizinischen Klinik zu Breslau seit 1892 be-
obachteten Fälle von chronischer Bleiintoxikation.
4. Eugen Gardiewski:
Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate.
5. Conrad Martin:
Ein Beitrag zur Kenntnis der Nachkrankheiten bei Angina
tonsillaris.
6. Richard Bäck:
Statistische Übersicht über die in den letzten 10 Jahren an
der Breslauer medizinischen Klinik beobachteten Fälle
von Pneumonie mit besonderer Berücksichtigung der
selteneren Komplikationen und Ausgänge.
Außerdem fanden einige Demonstrationen und Vorträge in
der medizinischen Sektion der Schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Kultur statt.
v. Strümpell.
2. Die medizinische Poliklinik.
Im zweiten Jahre (1903/04) ihres Bestehens wurden in der
medizinischen Poliklinik 1555 Kranke (734 Männer, 821 Frauen)
behandelt. In der gleichen Zeit des Vorjahres betrug die
Frequenz 1044 (505 Männer, 539 Frauen).
Zum Beginn des Berichtsjahres wurde der Poliklinik eine
zweite Assistentenstelle bewilligt, welche dem bisherigen
Volontärarzt Dr. Körte übertragen wurde. An die Stelle des
am 1. Oktober 1903 ausgeschiedenen Dr. Lubowski trat der
bisherige Volontärarzt Dr. Steinberg. Als Volontärarzt
fungiert seit Mitte November 1903 Dr. Georg Hahn; zeitweilig
waren außerdem beschäftigt die Herren Dr. E. Bruck und
Dr. M. Trappe.
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76
Am 1. November 1903 wurden an zwei Nachmittagen be-
sondere Sprechstunden für Lungenkranke und gleichzeitig auch
an den übrigen Wochentagen eine Nachmittagssprechstunde
eingerichtet. Besonders die ersteren erfreuen sich regen Be-
suches.
Im Sommer- Semester 1903 wurde der Unterzeichnete in
der Lehrtätigkeit in der Poliklinik von Herrn Privatdozent
Dr. Krause vertreten; dies erwies sich als notwendig, weil
Unterzeichneter mit der Vertretung des Direktors der medi-
zinischen Klinik beauftragt war und weil die Stunden für Klinik
und Poliklinik vorläufig teilweise kollidieren.
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden veröffentlicht:
R. Stern: Über den Wert der Agglutination für die Dia-
gnose des Abdominaltyphus. Berliner klinische Wochen-
schrift 1903.
K. Stern: Die Krankheiten der Harnorgane und Krankheiten
der Nebennieren. Im Lehrbuch der inneren Medizin,
herausgegeben von v. Mering, II. Auflage, Jena 1903.
R. Stern und W. Körte: Über den Nachweis der baktericiden
Reaktion im Blutserum der Typhuskranken. Berliner
klinische Wochenschrift 1904.
W. Körte: Ein Beitrag zur Kenntnis des Paratyphus.
Inaugural-Dissertation Breslau, und Zeitschrift für Hygiene
und Infektionskrankheiten 1903.
Bruck: Experimentelle Untersuchungen über Urotropin und
Neu-Urotropin. Inaugural-Dissertation Breslau 1903.
Trappe: Über den Nachweis der Typhusbazillen im Blute
der Typhuskranken. Inaugural-Dissertation, Breslau 1904.
Lubowski und Steinberg: Über Agglutination von Typhus-
bazillen bei Proteus- und Staphylococcen -Infektion.
Deutsches Archiv für klinische Medizin 1904.
Steinberg: Über Agglutination von Typhusbazillen durch
das Blutserum Ikterischer. Münch, medizinische Wochen-
schrift 1904.
Stern.
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77
3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.
Im Personalbestand der Klinik traten folgende Ände-
rungen ein:
Herr Privatdozent Dr. Lud 1 off wurde zum Oberarzt der
orthopädischen Abteilung ernannt, Herr Dr. Machol wurde
Assistenzarzt derselben.
Herr Assistenzarzt Dr. Lengemann trat am 1. Oktober
1903 aus, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Heile Assistenzarzt.
Das ärztliche Personal der Klinik bestand aus folgenden
Herren:
Privatdozent Professor Dr. Kausch, Oberarzt der Klinik;
Privatdozent Dr. Ludloff, Oberarzt der orthopädischen
Abteilung;
Assistenzärzte: Privatdozent Dr. Gottstein, Privatdozent
Dr. Anschütz, Dr. Lengemann, Dr. Fittig, Dr.
Heile, Dr. Machol;
Volontärärzte: Dr. Kaps, Dr. Renner, Dr. Mertens,
Dr. John, Dr. Hahn, Dr. Tiegel, Dr. Samanek,
Dr. Randall, Dr. Hoffmann, Dr. Scheu, Dr.
Goebel, Dr. Hepner, Dr. Bardenheuer, Dr.
Geist, Dr. Engelbrecht, Dr. Sauerbruch, Dr.
Münnich.
Die Zahl der Hörer der Klinik betrug im Sommer-Semester
57, im Winter-Semester 70.
Die Zahl der fremden Ärzte betrug im Sommer-Semester
38, im Winter-Semester 39.
In der stationären Klinik wurden behandelt 1185 Männer,
733 Frauen, gegen 1120 Männer und 742 Frauen im Vorjahr.
In der Poliklinik wurden 7150 Patienten behandelt, gegen
7350 im Vorjahr, davon in der orthopädischen Abteilung 2233.
Während des Etatsjahres 1903/04 sind an wissenschaft-
lichen Arbeiten erschienen:
v. Mikulicz:
1. Über den heutigen Stand der Chirurgie des Pankreas
mit besonderer Rücksicht auf die Verletzungen und Ent-
zündungen des Organs. Vortrag gehalten am 12. Mai
1903 auf dem Congress of Americ. Physicians and
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Surgeons in Washington. („Mitteilungen aus den Grenz-
gebieten der Medizin und Chirurgie", 12. Bd., 1. Heft
1903.)
2. Dasselbe englisch: The pancreas arid pancreatic diseases.
Surgery of the pancreas: with espectal consideration
of trauma and inflammatory processes. (Vol. 6, Trans-
actions of the congress of american physicians and sur-
geons.)
3. Gutartige Knochencysten. (Vortrag im deutschen medi-
zinischen Verein in Newyork am 26. Mai 1903.)
4. Small contributions to the surgery of the intestinal tracL
Vortrag gehalten am 13. Mai in Washington. (Boston
medical and surgical journal Nr. 23, pp. 608—611, June
4, 1903.)
5. Beiträge zur Physiologie der Speiseröhre und Cardia.
(Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und
Chirurgie, 12. Bd., 5. Heft 1903.)
6. Zur Pathologie und Therapie des Cardiospasmus.
(Deutsche mediz. Wochenschrift 1904, Nr. 1 u. 2.)
Professor Dr. Rausch:
1. Zur Narkose beim Jleus. (Berliner klin. Wochenschrift
1903, Nr. 33.)
2. Eine Handschelle. (Allgem. mediz. Zentral-Zeitung 1904.
Nr. 12.)
Privatdozent Dr. Ludloff:
1. Zur Diagnostik der Knochen- und Gelenktuberkulose.
(Archiv für klinische Chirurgie, Bd. 71, Heft 3.)
2. Beiträge zur Coxa vara. (Verhandlungen des II. Kon-
gresses der deutschen Gesellschaft für orthop. Chirurgie.
1903.)
Privatdozent Dr. Anschütz:
Über die Resektion der Leber, (v. Volkmanns Sammlung
klinischer Vorträge, Heft 356 u. 357.)
Dr. Lengemann:
1. Ein Fall von muskulärer Makroglossie. (Bruns' Beiträge
zur klinischen Chirurgie, Bd. 39, 1903.)
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2. Unblutige Behandlung der Dupuytrenschen Fingerkon-
traktur. (Deutsche mediz. Wochenschrift 1903.)
3. Zur Thiosinaminbehandlung der Kontrakturen. (Deutsche
mediz. Wochenschrift 1904.)
Dr. Fittig:
1. Über einen mit Röntgenstrahlen behandelten Fall von
Rhinosklerom. (Bruns' Beiträge zur klin. Chirurgie.
Bd. 39, 1903.)
2. Über einen röntgenographisch lokalisierten Fall von
Hirntumor. (Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgen-
strahlen. Bd. 6, 1903.)
3. Bemerkung zu einem Fall von Myositis ossificans. (Fort-
schritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen. Bd 6,
1903.)
Dr. Heile:
Über die antiseptische Wirkung des Jodoforms, (v. Langen-
becks Archiv für klin. Chirurgie. Bd. 70.)
Dr. Schmidt:
1. Zwei Fälle subkutaner Nierenquelschung mit günstigem
Ausgang. (Münch, mediz. Wochenschrift, 1903.)
2. Entstehung und Behandlung der Kniescheibenbrüche bei
Heeresangehörigen. (Deutsche militärärztliche Zeitschrift.
1903.)
3. Die anatomische Gestaltung des Kniestreckapparates beim
Menschen. (Archiv für AnatomieundPhysiologie. Anatom.
Abteilung, 1903.)
4. Über die Entstehung und die Behandlung der Kniescheiben-
brüche mit besonderer Berücksichtigung der Dauererfolge.
(Bruns* Beiträge zur klin. Chirurgie. Bd. 39, 1903.)
5. Zur Frage der Verbilligung der Verbandkosten. (Deutsche
militärärztliche Zeitschrift, 1903.)
6. Fehlerhafte Keimanlage als Entstehungsursache ange-
borener Fuß-, Hand- und Schädelverbildungen, ins-
besondere des Klumpfußes und des Schrägkopfes. (Zeit-
schrift für orthopädische Chirurgie. Bd. 12, 1903.)
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7. Schrotschuß und Wundstarrkrampf. (Deutsche mediz.
Wochenschrift, 1904.)
Dr. Mertens:
1. Eine neue Säge. (Zentralblatt für Chirurgie, 1903.)
2. Über Versuche zur Serumdiagnose des Carcinoms.
(Deutsche raediz. Wochenschrift, 1904.)
Dr. Sauerbruch:
Über die Ausschaltung der schädlichen Wirkung des Pneu-
mothorax bei intrathorakalen Operationen. (Zentralblatt
für Chirurgie, 1904, Nr. 6.)
Dissertationen:
1. Nobe, Walter: Über Blasen ruptur. Inaug.-Diss.
2. Fen gl er, Hugo: Die Tumoren der Harnblase. Inaug.-
Dissertation.
3. Sachtleben, Richard: Die in der chirurgischen Klinik
zu Breslau beobachteten Fälle von Spina bifida aus den
Jahren 1891—1903. Inaug.-Diss.
4. Rosenbaum, Bruno: Fremdkörper im Oesophagus und
ihre Entfernung. Inaug.-Diss.
5. Pollak, Kurt: Beiträge zur Kenntnis des tuberkulösen
lleocoecaltumors. Inaug.-Diss.
6. Uli mann, Paul: Kasuistische Beiträge zu den Frakturen
des Schädeldaches. Inaug.-Diss.
7. Mus iel, Josef: Über die Behandlung chronischer Empyeme.
Inaug.-Diss.
8. Kolbe, Waldemar : Über traumatische subkutane Schädel-
frakturen im Kindesalter. Inaug.-Diss.
9. Smolny, Emil: Über Homoplastik der langen Röhren-
knochen. Inaug.-Diss.
10. Birke, Bruno: Die in der königlichen chirurgischen
Klinik zu Breslau beobachteten Fälle von Lippenkrebs
aus den Jahren 1891—1901. Inaug.-Diss.
v. Mikulicz.
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81
4. Die Klinik für Augenkranke.
Personalien.
Als Assistenten fungierten im Jahre 1903/04 die Herren
Privatdozent Dr. Heine, Dr. Rieh. Depene, Dr. Erich Jakoby;
Oberarzt Dr. Enslin, welcher seitens des General-Kommandos
zur Klinik kommandiert war, wurde am 9. November 1903 von
seinem bisher an der Klinik innegehabten Kommando abgelöst,
an seine Stelle ist im Einverständnis mit seiner Exzellenz
dem Herrn Generalstabsarzt der Armee der zum Grenadier-
Regiment König Friedrich III. (2. Schles.) Nr. 1 1 kommandierte
Assistenzarzt Wernicke vom Grenadier -Regiment Nr. 7 vom
10. dess. Monats ab bis auf weiteres zur Klinik kommandiert.
Am 30. Juni 1903 gab Dr. Jakoby seine seit dem 1. Oktober
1902 innegehabte Assistentenstelle auf. An seine Stelle wurde
Dr. Lud. Paul, Assistent vom hygienischen Institut, berufen.
Für Di. Rieh. Depene, welcher am 31. März 1904 die Klinik
verließ, wurde Dr. Erich Jakoby wieder angestellt.
Gebäude.
Im Gebäude wurden die notwendigen Reparaturen aus-
geführt.
Krankenzahlen.
In der poliklinischen Abteilung wurden neu aufgenommen:
a. im Sommersemester . . . 2684 Kranke,
b. im Wintersemester . . . . 2349 *
Während des ganzen Jahres 5033 Kranke.
Von diesen Kranken wurden 1060 der stationären Klinik
überwiesen.
An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:
a. im Sommer 314 Operationen,
b. im Winter . . . . . 349
Zusammen 663 Operationen.
Die Zahl der zum Unterricht und an die Studierenden zur
Untersuchung verteilten Kranken betrug:
a. im Sommersemester .... 166 Kranke.
b. im Wintersemester . . . . 180
Zusammen 346 Kranke.
0
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82
Studierende.
Die Vorträge und die klinischen Demonstrationen wurden
besucht:
a. im Sommersemester .... 38 Hörer,
b. im Wintersemester 62
Auditorium.
Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter
im klinischen Gebäude Maxstraße 2 abgehalten.
Außer dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die
Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Übungen, im
Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augenerkran-
kungen mit den Allgemeinerkrankungen, beide einstündig und
publice von Professor Dr. Uhthoff gelesen.
Kurse.
Der Augenspiegelkursus wurde im Sommer wie im Winter
für Anfänger von Professor Dr. Groenouw, für Geübtere von
Privatdozent Dr. Heine gehalten.
Weitere Kurse und Vorlesungen hielten:
im Sommersemester 1903:
Professor Dr. Groenouw: Funktionsprüfung des Auges
mit praktischen Übungen (einstündig).
Privatdozent Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augen-
heilkunde.
Im Wintersemester 1903/04:
Professor Dr. Groenouw: Pathologische Anatomie des
Auges (einstündig).
Privatdozent Dr. Heine: Funktionsprüfungen des Auges
mit praktischen Übungen.
Im Sommersemester wurden außer den Vorlesungen für
Studierende auch noch abgehalten für praktische Ärzte:
1. Klinische Demonstrationen von Professor Dr. Uhthoff.
2. Kursus der Ophthalmoskopie und Funktionsprüfung von
Privatdozent Dr. Heine.
Wissenschaftliche Arbeiten.
Prof. Dr. Uhthoff:
1. Erkrankungen des Nervensystems. Graefe-Saemisch f.
Augenheilk. II. Aufl., XI. Bd., XXII. Kap., Teil II.
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83
2. Zur Wiederanlegung der Netzhautablösung. Verh. d.
deutsch, ophth. Gesellschaft in Heidelberg, 1903.
3. Über Siderosis bulbi. Ophth. Sektion d. 75. Versamml.
deutscher Naturforscher und Ärzte. Cassel 1903.
4. Farbenblindheit. Vortrag gehalten in der med. Sektion
der Schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur, 1903.
5. Demonstration von Präparaten zur Wiederanlegung der
Netzhautablösung. Verh. d. ophth. Gesellsch. in Heidel-
berg 1903.
Privatdozent Dr. Heine:
1. Klinisches und Theoretisches zur Myopiefrage. Archiv
f. Augenheilkunde, XLIX. Bd., Heft 1.
2. Über die Bedeutung der Längenwerte für das Körper-
lichsehen. Verh. der ophth. Gesellschaft in Heidelberg
1903.
3. Über Augenstörungen im Coma diabeticum. Ebenda
1903.
4. Demonstration eines einfachen .Epidiaskopes. Ebenda
und Berichte über die Naturf.-Vers. in Cassel.
5. Zur Frage der Unterscheidbarkeit rechts- und links-
äugiger Gesichtseindrucke. Archiv für die ges. Physio-
logie. Bd. 101.
6. Erwiderung auf die Bemerkung von Herrn Geheimrat
Fritsch. v. Graefes Archiv f. Ophth. LV. 3, 1903.
7. Über die richtige Plastik in Stereophotogrammen. I. Tl.
Zeitschr. für wissenschaftl. Photographie. Bd. II, Heft 2,
1904.
8. Tränenorgane und Konjunktiva. Jahresberichte über
die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthal-
mologie 1903.
9. Vortrag. Klinisches und Theoretisches zur Myopiefrage.
Med. Sektion der Schles. Gesellschaft für vaterl. Kultur.
22. Mai 1903.
10. Demonstrationen von mikroskopischen Präparaten zur
Ergänzung des Vortrages. Klinisches und Theoretisches
zur Myopiefrage. Ebenda, 12. Juni 1903.
6*
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84
Dr. Depene:
Vortrag. Ein Fall von schwerer Sehstörung nach Blutver-
lust. Ebenda, 26. Juni 1003.
Oberarzt Dr. Enslin:
1. Linksseitige homonyme Hemianopsie nach Kohlenoxyd-
vergiflung. Klin. Mon.-Bl. f. Augenheilk. XLIII. 1904.
2. Stereoskopisch-medizinischer Atlas von Neisser. Ophthal-
mologie. 7. Folge.
3. Demonstration einiger Patienten mit Oplicusatrophie
bei Turmschädel. Med. Sektion der Schles. Gesellsch.
für vaterl. Kultur, 1903.
Dr. Jacoby:
2 Fälle von Cysticercus cerebri mit Stauungspapille. Klin.
Mon.-Bl. f. Augenheilk., Bd. 41, II u. Vers. d. deutsch,
ophth. Ges. in Heidelberg 1903.
Dr. Harms:
Demonstration mikroskopischer Präparate von Iridocyklitis
mit Beschlägen auf der hinteren Hornhautwand. Vers,
d. deutsch, ophth. Ges. Heidelberg 1903.
Dr. Kampherste in:
Über die Augensymptome der multiplen Sklerose. Archiv f.
Augenheilk. XLIX. Heft 1.
Dr. Steffens:
Beitrag zur pathologischen Anatomie der Skleritis. Klin.
Mon.-Bl. f. Augenheilk, XLI. 1903.
Oberstabsarzt Spamer:
Über Netzhautablösung mit besonderer Berücksichtigung der
Wiederanlegung derselben. Inaug.-Diss.
Paul Jockisch:
Augenkomplikationen bei intrakraniellen Erkrankungen.
Inaug.-Diss.
Uhthoff.
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85
5. Die Frauenklinik und Poliklinik.
Von den Assistenzärzten schieden aus:
Dr. Heyn, Dr. Ponfick, Dr. Rothe.
Als neue Assistenzärzte traten ein:
Dr. Hannes, Dr. Kunicke, Paul Becker.
Als Volontärärzte waren tätig:
Dr. Uthmöller, Dr. Haussmann, Dr. Rieländer,
Dr. Weber, Becker, Dr. Lejeune, Dr. Thomas,
Dr. Sohr, Dr. Pelz, Dr. Weißpfenning.
Der Krankenbestand betrug am 31. März 1903. . 86
Im Ganzen wurden in der stationären Klinik be-
handelt 1 547
Im Vorjahre wurden behandelt 1 577
Verpflegungstage im Berichtsjahre 34 349
* Vorjahre 34 830
Krankenbestand am 31. März 1904 68
Ambulant wurden behandelt:
a. gynäkologische Kranke 3 003
b. poliklinisch entbunden 848
Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:
b. gynäkologische Kranke 2 992
b. poliklinisch entbunden 737
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester
1903 von 61 Praktikanten, im Wintersemester 1903/04 von
59 Praktikanten, außerdem wie stets von einer Anzahl in- und
ausländischer Ärzte besucht.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden beendet und er-
schienen im Druck:
Küstner:
1. Kurzes Lehrbuch der Gynäkologie II. Auflage, Jena,
Fischer 1904.
2. Stereoskop.-gynäkol. Atlas zusammen mit Heyn Heft 11.
3. Über Extrauterinschwangerschaft. Monatsschrift für Ge-
burtshilfe 1903.
4. Über die Behandlung der Steißlagen mittels des stumpfen
Hakens, Diskussion ibidem.
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8<»
5. Über amniotische amputierende Fäden, Diskussion ibidem.
6. Einheilen von Netzpartien in die Uterushöhle nach
Perforation mit der Curette mit Bemerkungen über Ver-
meidung und Therapie der Curettenperforation über-
haupt. Monatsschrift für Gebh. 1903.
7. Über Uterusexstirpation wegen Puerperalfiebers. Dis-
kussion Monatsschrift für Gebh. 1903.
8. Die plastische Verwendung der Portio supravaginalis
zum Verschluß von Blasenscheidenflsteln. Zeitschr. für
Geb. und Gyn. 1903.
9. Die Therapie des Genitalvorfalles. Referat für den
Gynäkologenkongreß zu Würzburg. Verhandlungen der
Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie. 1903.
10. Zur Diagnose und Therapie der Extrauterinschwanger-
schaft, ibidem.
Dienst:
1. Eine nach der Küstnerschen Methode operierte, geheilte
Inversio uteri puerperalis. Zentralblatt für Gynäkologie
1903, Nr. 28.
2. Über Tetania strumipriva einer Schwangeren. Zentral-
blatt für Gynäkologie 1903, Nr. 29.
3. Über den Verbreitungsweg des Eklampsie-Giftes bei der
Mutter und ihrer Leibesfrucht. Monatsschrift für Ge-
burtshilfe und Gynäkologie XIX. 1.
4. Über Esthiomene. Gynäkologische Gesellschaft in Breslau.
November 1903. Monatsschr. f. Geb. und Gynäk. XIX. 1.
5. Über eine seltene Geschwulst der Vulva. (Myxofibroma
cavernosum multiplex.) Gynäkologische Gesellschaft in
Breslau, November 1903. Monatsschrift für Geb. und
Gynäk. XIX. 1.
6. Makro- und mikroskopische Demonstration eines Falles
von Chorioepithelioma malignum. Diskussionsbemerkung.
Monatsschrift f. Geb. und Gynäk. XVIII. 2.
Ponfick: Indikation und Technik des Steißhakens. Monats-
schrift f. Geb. und Gynäk. XVIII. 6.
Heyn: Therapie der Melaena. Vereinigung Breslauer Frauen-
ärzte, Mai 1903. Monatsschr. £ Geb. und Gynäk. XVIII. 2.
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87
Rothe:
1. Abbildungen und Radiogramme eines Amelus. Gynäko-
logische Gesellschaft in Breslau, Januar 1904. Monats-
schrift f. Geb. und Gynäk. XIX. 4.
2. Die Lagerung der Arme in der Narkose. Zentralblatt
für Gynäkologie 1904, Nr. 12.
Kunicke: Ein Fall von congenitalen Abdominal-Tumoren.
Gynäkologische Gesellschaft in Breslau, Februar 1904.
Becker: Demonstration eines siebenmonatlichen Fötus mit
angeborener linksseitiger, falscher Zwerchfellhernie.
Gynäkologische Gesellschaft in Breslau, Februar 1904.
Uthmöller: Über Geburten bei Steißtumoren. Monatsschr.
f. Geb. und Gynäk. XVIII. 6.
Dissertationen.
Uthmöller: Über Extrauterinschwangerschaft. Breslau 1903.
Lewinski: Beobachtungen über den Gehalt des Blutplasmas
an Serumalbumin, Serumglobulin und Fibrinogen. Bres-
lau 1904.
Küstner.
6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und
venerische Krankheiten.
Im Berichtsjahre 1903/04 wurden in der Poliklinik behandelt:
5201 Personen und zwar 3079 Männer und 2122 Frauen; gegen
das Vorjahr um 35 Personen weniger. Die klinische Belegzahl
betrug 947 Männer, 463 Frauen, zusammen 1410 Personen;
gegen das Vorjahr 99 Personen mehr. Das klinische Material
setzte sich zusammen aus 768 Hautkranken und 642 venerisch
Kranken, das poliklinische aus 3332 Hautkranken und 1869
venerisch Kranken.
Als Oberarzt der Klinik fungierte Herr Privatdozent Dr.
Klingmüller.
Als etatsmäßige Assistenten waren angestellt die Herren
Dr. Schwab und Dr. Schirrmacher, als außeretatsmäßige :
die Herren Dr. Baermann, Dr. Halberstädter und Dr.
Zieler.
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Nach Ausscheiden des Herrn Dr. Schirr in acher trat Herr
Dr. Halberstädter als etatsmäßiger Assistent an dessen
Stelle: Herr Straßmann wurde an Stelle Dr. Halber-
städters außeretatsmäßiger Assistent.
Als unbesoldete Assistenten fungierten die Herren Dr. Baum,
Dr. Axel, Freiherr von Cederncreuz, Dr. Blumenfeld,
Dr. Linser, Dr. Nagelschmidt, Dr. Siebert, Straß-
mann, Dr. Veiel; ferner Frl. Dr. Dübendorfer und Frau
Dr. Menzi-Bischof.
Die von Professor Dr. Ne isser abgehaltene Klinik und
Poliklinik der Haut- und venerischen Krankheiten war belegt:
im Sommer-Semester von 30 Hörern,
im Winter-Semester von 31 Hörern.
Die einzelnen Positionen des Etats verteilen sich folgen-
dermaßen :
Zur An- und Abfuhr von Kranken etc., zu Reiseunter-
stützungen 100 Mark,
für Verbandstoffe und Instrumente 8 500
für die Sammlung und Bibliothek 600
für Begräbniskosten 25
für Anfertigung von Zeichnungen und für Ver-
suchstiere 1 500
Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem
allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten werden,
betragen für Patienten I. und II. Klasse 6,60 und 4, so Mark:
für Patienten III. Klasse 1,60 Mark täglich.
Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt 4860
Mark.
Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be-
trugen zusammen 3600 Mark.
Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 54 196,04 Mark.
Folgende wissenschaftlichen Arbeiten gingen im Berichts-
jahre 1903/04 aus der Klinik hervor:
Prof. Dr. Neisser: Inwieweit können die Krankenkassen zur
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten beitragen? Zeit-
schrift f. Bek. d. Geschlechtskrankheiten 1904, Bd. 2. —
Nach welcher Richtung läßt sich die Reglementierung
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der Prostitution reformieren? Zeitschrift f. Bek. der
Geschlechtskrankheiten 1903, Bd. I, H. 3.
Neisser-Halberstädter: Mitteilungen über Lichtbehandlung
nach Dreyer. Deutsche Med. Wochenschr. 1904. No. 8.
Neisser-Scholtz: „Gonorrhoe". Kolbe und Wassermann:
Handbuch der pathogenen Mikoorganismen, 1903, 13. u.
14. Lieferung, Jena, G. Fischer.
Neisser-Veiel: Einige Syphilisübertragungsversuche auf Tiere.
Deutsche Med. Wochenschr. 1904, No. 1.
Baermann, Gustav: Über die Pathogenese der gonorrhoi-
schen Epididymitis und über Versuche, dieselbe durch
Punktion zu behandeln. Deutsche Med. Wochenschrift
1903, No. 40.
— Über die Züchtung von Gonokokken auf Thalmannschen
bezw. gewöhnlichen Fleischwasseragar- und Glycerinagar-
Nährböden. Zeitschr. für Hygiene und Infektionskrank-
heiten 1903, 43. Bd.
— Die Gonorrhoe der Prostituierten. Zeitschr. f. Bek. der
Geschlechtskrankheiten 1904, Bd. 2.
— Über hyperkeratotische Exantheme bei schweren gonor-
rhoischen Zuständen. Arch. f. Dermat. und Syphilis 1904,
Bd. 69, 1/2.
Blumen feld, Anton, Beitrag zur Thrombophlebitis luetica
im Frühstadium. Dermatol. Zentralbl. 1904, 7. Jahrgang,
No. 4.
Feuerstein, Leon: Uber die sogenannte Justussche Hämo-
globinprobe bei Syphiliskranken. Arch. f. Dermatol. und
Syphilis. 1903. Bd. 67, No. 3.
Frankel, Ludwig: Über Versuche durch experimentelle Ver-
lagerung von Keimgewebe Carcinom zu erzeugen. Zentral-
blatt f. allg. Path. u. path. Anatom. 1903, Bd. 14.
Halberstädter, Ludwig: Mitteilungen über die Lichtbehand-
lung nach Dreyer. Zur Theorie der Sensibilisierung und
Prüfung einiger Sensibilisatoren. Münch, med. Wochen-
schrift. 1904. No. 14.
Juliusberg, Fritz: Gummata an Injektionsstellen von Queck-
silberpräparaten. Münch, med. Wochenschr. 1903. No. 15.
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90
Klingmüller: Zur Wirkung abgetöteter Tuberkelbazillen und
der Toxine von Tuberkelbazillen. Berl. klin. Wochen-
schrift. 1903. No. 34.
— Beiträge zur Tuberkulose der Haut. Arch. f. Dermatol.
und Syphilis. 1904. Bd. 69, 1/2.
Klingmüller-Veiel: Sublamin als Fixierungsmittel. Zentral-
blatt f. allg. Path. und path. Anatomie. 1903. Band 14,
No. 20.
Sachs, Otto: Beiträge zur Histologie der weichen Naevi.
Arch. f. Dermatol. u. Syphilis. 1903. Bd. 66, 1/2.
Siebert, Konrad: Nochmals über die Aktion des Quecksilbers
auf das syphilitische Gewebe. Arch. für Dermatol. und
Syphilis. 1903. Bd. 67, H. 2.
Sklarek, Bruno: Über Empyroforra, ein trocknes, fast ge-
ruchloses Teerpräparat. Therapie der Gegenwart, Juli
1903.
Tomasczewski: Impfungen an Affen mit dem Erzeuger
des Ulcus molle. Deutsche med. Wochenschr. 1903.
No. 26.
— Über Quecksilberexantheme und Quecksilberidiosynkrasie.
Zeitschr. f. klin. Medizin 1904. Bd. 51. H. 5/6.
Veiel Fritz: Die Staphylokokken des chronischen Ekzems.
Münch, med. Wochenschrift. 1904. No. 1.
v. Winiwarter, Hans: Untersuchungen über die Einwirkung
von Alkoholverbänden auf die Entzündungsprozesse in
der Haut. „Chrobak- Festschrift", Wien 1903, Alfred
Holder.
Zieler, Carl: Zur Färbung schwer färbbarer Bakterien (Rotz-
bazillen, T)phusbazillen, Gonokokken etc.) in Schnitten
der Haut und andrer Organe. Zentralbl. f. allg. Path. u.
path. Anatomie. 1903. Bd. 14.
— Über chronischen Rotz beim Menschen, nebst Bemer-
kungen über seine Diagnose und medizinal-polizeiliche
Bedeutung, den Wert des Mallems, die Therapie, sowie
pathologisch -anatomischen Untersuchungen. Zeitschrift
für Hygiene und Infektionskrankheiten. 1903. Bd. 45.
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91
Prof. Dr. Neisser: Diskussionsbemerkungen z. d. Vortrage des
Herrn Dr. Wagner „Zur Behandlung von granulierenden
Hautwunden." Allg. med. Zentralztg. 1903. No. 52.
— Diskussionsbemerkungen z. d. Vortrage des Herrn Dr. Paul
Krause „Beiträge zur Lichttherapie nach eigenen Ver-
suchen." Vortrag i. d. Med. Sekt. d. Schles. Ges. f. vaterl.
Kultur, 30. Okt. 1903. Allg. med. Zentralztg. 1903. No.48.
— Demonstration eines Falles mit über den ganzen Körper
verbreitetem papulösem Syphilid mit gleichzeitiger Ab-
ducenslähmung rechterseits. Vortrag i. d. Med. Seklion
d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur, 22. Jan. 1904. Allg. med.
Zentralztg. 1904. No. 7.
Neisser-Hal berstädter: „Mitteilungen über die Lichtbehand-
lung nach Finsen und Dreyer." Vortrag i. d. Med. Sekt,
d. Schles. Ges. f. vaterl. Kultur, 29. Jan. 1904. Allg. med.
Zentralztg. 1904. No. 8.
Neisser.
7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik
für Nervenkrankheiten.
Im Personalbestand traten folgende Änderungen ein : Herr
Dr. Storch schied am 1. Januar 1904 als Assistent der Klinik
aus. Herr Dr. Foerster gab zu demselben Termin seine Stelle
als besoldeter Assistent am Laboratorium auf, blieb aber als
unbesoldeter Assistent in gleicher Tätigkeit der Klinik attachiert.
Die beiden frei gewordenen besoldeten Assistenzarztstellen
wurden von Herrn Dr. Icke und Herrn Dr. Köbisch besetzt.
Der klinische Unterricht konnte im Wintersemester 1903
wieder aufgenommen werden, indem der Magistrat das Kranken-
material sowie einen Lehrraum im städtischen Krankenhause
auf der Einbaumstraße zu dem Zwecke des klinischen Unter-
richts zur Verfügung stellte.
Die Zuhörerzahl betrug 40.
Die Neurologische Poliklinik wurde von etwa 40 Hörern
im Sommer- und Wintersemester belegt.
Behandelt wurden in der Poliklinik für Nervenkranke 625
Männer und 700 Frauen.
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92
Während des Etatsjahres erschienen folgende wissenschaft-
liche Arbeiten:
1. Prof. Dr. C. Wem icke: Der Afasische Symptomen-
komplex. Deutsche Klinik am Eingang des XX. Jahr-
hunderts.
2. Privatdozent Dr. E. Storch: Der Afasische Symptomen-
komplex. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie
(von Wernicke-Ziehm) Bd. XIII.
3. — Zwei Fälle von reiner Alexie. Ebenda, ^Bd. XIII.
4. Privatdozent Dr. 0. Foerster: Die Mitbewegungen bei
Gesunden und Geisteskranken. 1903. Gustav Fischer,
Jena.
5. — Cber einen Fall von allgemeiner elementarer Somato-
psychose. Ein Beitrag zur Frage der Beziehung zwischen
Somatopsysche und dem Wahrnehmungsvermögen. Mo-
natsschrift für Psychiatrie und Neurologie. Bd. XIV.
0. Dr. Kö bisch: Über Rheumasan. Deutsche Medizinische
Wochenschrift. 1903.
Folgende Inauguraldissertationen:
7. Dr. G o 1 d s t e i n : Die Zusammensetzung der Hinterstränge.
8. Dr. Starokotlitzki: Das untere Langbündel des mensch-
lichen Großhirns.
I. V. Privatdozent Dr. E. Storch.
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.
Auf der Klinik wurden im Berichtsjahre 245, in der Poli-
klinik 7142 Kinder behandelt.
Die klinischen Vorlesungen wurden im Soramersemester
von 13, im Wintersemester von 38 inskribierten Hörern besucht.
In den Personalien der Klinik vollzogen sich folgende
Veränderungen: Am 1. August 1903 starb jäh und unerwartet
der Assistenzarzt Dr. Gregor, der sich nicht nur um die
Klinik, sondern auch durch seine wissenschaftlichen Arbeiten
um die Pädiatrie große Verdienste erworben hatte. An seine
Stelle trat Dr. Freund. Außerdem fungierten als Assistenten
die Herren DDr. Bartenstein, Steinitz und Weigert und
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93
als Volontärassistenten die Herren DDr. Quest, Orgle r,
Eckhardt, Döbeli und Hüssy. Ferner waren an der Klinik
beschäftigt die Herren Ärzte DDr. Kaliski, Langstein,
de Graag, Tada, Schütz, Adler, Linsbauer, Frl. cand.
med. Bender und Philippson.
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und
veröffentlicht:
Czerny und Keller: Des Kindes Ernährung, Ernährungs-
störungen und Ernährungstherapie ; Wien, Deuticke V. Lief.
Bogen 30—40.
Barten stein: Alteration hepatique grave. Revue d'hyg. et
de med. infant. T. II.
Derselbe: Head'sche Zonen bei Kindern. Jahrb. f. Kinderh. Bd. 58.
Bender: Über die Wirkung von aufrechter Körperhaltung und
Muskeltätigkeit auf die cykl. Albuminurie. Inaug.-Diss.
Czerny: Über die Beziehungen zwischen Mästung und skrofu-
lösen Hautaffektionen. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.
Freund: Cardiospasmus. Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.
Derselbe: Über Pylorusstenose; Mitteil, aus den Grenzgeb. der
Med. u. Chir. Bd. XL, II. 2.
Derselbe: Zur Frage der diagn. Verwertbarkeit der Acetonurie
bei diphtherieverdächtigen Anginen. Monatsschr. f. Kinderh.
Bd. n.
Derselbe: Zur Physiologie des Warmblütermuskels. Beitr. zur
ehem. Phys. u. Path. Bd. IV.
Derselbe: Beob. über die Verbreitungsweise der Masern.
Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.
Derselbe: Wasser und Salze in ihren Beziehungen zu den Körper-
gewichtsschwankungen der Säuglinge. Jahrb. f. Kinderh.
Bd. 59.
Gregor: Über die Lokalisation der Lungenerkrankungen bei
Säuglingen. Verh. d. Ges. f. Kinderh. in Kassel 1903.
John: Über das Auftreten multipler Spontan fracturen im frühen
Kindesalter. Inaug.-Diss.
Oppler: Über Säuglingsernährung mit gelabter Vollmilch.
Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II. u. Inaug.-Diss.
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94
Philippson: Über den Eisengehalt der Leberzellen bei Neu-
geborenen und Kindern im 1. Lebensjahre. Inaug.-Diss.
Q uest: Untersuchungen über Darmgase bei Säuglingen mit
Tympanites. Jahrb. f. Kindern. Bd. 59.
Stein itz: Zur Kenntnis der chron. Ernährungsstörungen der
Säuglinge. Jahrb. f. Kinderh. Bd. 57.
Derselbe: Über den aliment. Einfluß des Fettes auf die renale
Ammoniakausscheidung. Centrbl. f. inn. Med. J. 25.
Nr. 3.
Derselbe: Über den Einfluß von Ernährungsstörungen auf die
ehem. Zusammensetzung des Säuglingskörpers. Jahrb. f
Kinderh. Bd. 59.
T hie mich: Sektionsbefund bei einem Falle von Mongolismus.
Monatsschr. f. Kinderh. Bd. II.
Derselbe: Über Hysterie im Kindesalter. Verh. der Ges. für
Kinderh. in Kassel 1903.
Czerny.
9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten.
Als Assistenten der Poliklinik fungierten im Berichtsjahre
die Herren DDr. R. van Bebber und F. Salecker. Als
Volontärärzte die Herren DDr. Freytag, Lebram, Schilling
und Szulc.
Die Zahl der poliklinisch behandelten Patienten blieb der
des Vorjahres gleich, dagegen stieg die der schwereren Fälle,
die stationäre Behandlung erheischten, um fast das Dreifache.
Da staatliche Mittel zur Unterbringung dieser Patienten nicht
zur Verfügung standen, sah sich der Unterzeichnete gezwungen,
die in seiner Privatklinik vorhandene, schon von Prof. Kümmel
geschaffene Abteilung für Patienten der Poliklinik von 7 auf
20 Betten zu vermehren. Dadurch wurde es ermöglicht, daß
515 Kranke mit zusammen 5114 Verpflegungstagen stationär
behandelt werden konnten. Da auch diese Einrichtung in der
letzten Zeit nicht mehr ausreichte, macht sich der Mangel
einer staatlichen Ohrenklinik immer stärker bemerkbar.
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Von wissenschaftlichen Arbeiten aus der Poliklinik er-
schienen im Druck:
Hiusberg: Über den kosmetischen Erfolg der operativen Be-
handlung von Stirnhöhleneiterungen. Allgemeine med.
Zentralztg. 1903.
Rudolphy: Ohroperationen bei Hysterischen. Zeitschr. für
Ohrenheilk. Bd. 44.
Wittmaack: Die toxische Neuritis acustica und die Beteiligung
der zugehörigen Ganglien. Zeitschr. f. Ohrenheilk. Bd. 46.
Derselbe: Über Dislokation des Zungenbeines durch Tumoren
am Halse. Arch. f. Laryngologie. Bd. 14.
Hinsberg.
10. Das zahnärztliche Institut.
In dem Berichtsjahr haben sich in dem zahnärztlichen
Institut keine erheblichen Veränderungen vollzogen. Die so
notwendige Erneuerung der schon bei Gründung des Instituts
abgebrauchten Utensilien hat aus Mangel an Mitteln immer
noch nicht erfolgen können, ebensowenig ist es möglich ge-
wesen, die sich stetig vermehrende Bibliothek übersichtlicher
und für den Gebrauch handlicher aufzustellen. Auch in dem
Auditorium mußten die alten unzweckmäßigen Subsellien weiter
benutzt werden. Die Frage der dauernden Unterbringung in
den jetzigen Räumen ist ebenfalls der Lösung noch nicht zu-
geführt worden. Die Mittel für den schon in früheren Jahren
erbetenen Röntgenapparat haben sich ebenfalls noch nicht
beschaffen lassen. Auch ist die Anstellung eines 2. Assistenten
auch in diesem Jahre nicht in den Staatshaushalt aufgenommen
worden. Die Sammlungen haben durch weitere Tätigkeit eine
Vermehrung erfahren. Besonders wertvoll war die von Herrn
Prof. Goesta-Hahl in liebenswürdiger Weise dem Institut
überwiesene Sammlung von Modellen und Schienen zur Kiefer-
bruch- und Kieferresektionsbehandlung. Dem gütigen Geber sei
an dieser Stelle der besondere Dank für die Überweisung dieser
Modelle ausgesprochen.
In der Poliklinik für Mund- und Zahnkrankheiten fanden
2064 Patienten Behandlung, von denen 1029 wiederholt zur
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96
Sprechstunde erschienen. Von den insgesamt behandelten
3093 Patienten waren 1254 Männer und 1839 weiblichen Ge-
schlechts. An diesen wurden 3036 Extraktionen vorgenommen,
darunter 218 mit allgemeiner Narkose, 174 bei Lokalanästhesie;
104 mal wurden Gipsabdrücke, teils zum Zweck der Sammlung,
teils zur fortlaufenden Beobachtung gemacht. Unter den
Krankheiten wurden beobachtet: 6 Strahlenpilz-Erkrankungen,
25 Abscesse, 16 Bißanomalien, 9 Zahnfrakturen, 5 Kiefer-
frakturen, 45 Fisteln, 1 Fall von Hämophilie, 123 Lymphdrüsen-
entzündungen, 6 Gesichtsneuralgien, 54 Stellungsanomalien der
Zähne, 14 traumatische Geschwüre, 32 Geschwülste, 19 Kiefer-
cysten.
In der Poliklinik waren im Sommersemester Stud. Wrobel,
im Wintersemester Stud. Löwe als Unterassistent tätig.
Das mikroskopische Laboratorium wurde von Herrn Dr.
Treuen fels benützt, die Räume und Hilfsmittel des Instituts
für die zahnärztlichen Fortbildungskurse zur Verfügung ge-
stellt.
Das Prof. Sachs'sche Stipendium war an Stud. Levy ver-
liehen.
Auch in diesem Jahre wurde durch den Assistenten des
Instituts die zahnärztliche Behandlung der Studenten-Kranken-
kasse ausgeführt, während die Unteroffizierschule in Wohlau
ihre früheren Beziehungen mit dem Institut ohne nähere
Gründe abgebrochen hat. Das mit der Armenverwaltung der
Stadl Breslau bestehende Abkommen ist in Kraft geblieben.
In der Abteilung für Zahnfüllung sind im ganzen 3168
Patienten behandelt worden, darunter 770 Männer, 2178 Frauen
und 220 Kinder. An diesen Patienten wurden ausgeführt
750 Goldfüllungen, 921 Amalgamfüllungen, 449 Zementfüllungen,
22 Zement-Amalgamfüllungen, 73 Porzellanfüllungen, 2 Gutta-
perchafüllungen, zusammen 2217 Füllungen. Außerdem wurden
ausgeführt 74 Pulpaüberkappungen, 673 Arseneinlagen, 886
Wurzelfüllungen, 30 Zahnreinigungen.
In der technischen Abteilung wurden an 350 Patienten
100 Oberstücke, 62 Unterstücke, 37 Kronen, 4 Obturatoren,
2 Kieferprothesen, 3 Regulierungsapparate gefertigt.
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97
An Arbeiten gingen aus dem Institut hervor:
Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des
Gesichts, Kiefer und Zähne in Hildebrandts Jahresbericht
über die Fortschritte der Chirurgie.
Partsch: Bearbeitung der Kapitel, Geschwülste der Mund-
gebilde, Kieferhöhlen - Erkrankungen, Aktinomykose in
Scheffs Handbuch der Zahnheilkunde.
Partsch: Ein Beitrag zur Klinik der Zahnkrankheiten.
Partsch: Über chronische Periodontitis und ihre Folge-
zustände.
Partsch: Vortrag im Verein schlesischer Zahnärzte über
Pulpazerfall.
Hamecher: Über Wangenfisteln hervorgerufen durch Kiefer-
cysten.
Dr. Kunert: Die Selbstregulierung des Gebisses (D. Monats-
schrift für Zahnheilkunde 1903).
Bock: Über eine schonende Methode zur Entfernung tief-
abgebrochener Wurzelreste. Ebenda.
Dr. Walt her Bruck: Lutte contre la carie dentaire. Progres
Dentaire, Avril 1903, Paris.
— Contro la carie dentale. Giorn. di Corrispondenza, Mai-
land.
— Küzdelem a Togszu Ellen. Stomatolojiai Közlöny, Buda-
pest 1903.
— Bekämpandet af tandrötan. Odontolojisk Tidskrift, Stock-
holm 1903.
— niOMBUPOBAHIE 3J'BOBb *AP<POPOMB. Moskau 1903.
— Saillie en avant du maxillaire infericur. Progres Dentaire,
Juillet 1903, Paris.
— Kopöa ct> KOCTot^oü 3v6obt>. Petersburg 1903. Subro-
watschebny Westnik.
— Eine neue Methode des Contouraufbaues bei Porzellan-
füllungen. Korrespondenzblatt für Zahnärzte 1904.
— Gesichtsprothesen. Handbuch der Zahnheilkunde von
Scheff 1904.
Partsch.
7
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98_
2. Die Professoren-Witwen- und Waisen -Versorgungs-
Anstalt
Vermögensstand.
Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1903:
in Hypotheken 144 600,oo M.
in Effekten 259 500, oo
in einem Barbestande von 3 .024,40 «
407 624,4 0 M.
einschließlich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.
Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten.
Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres
94. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 19 Witwen
und 7 Halbwaisen.
Einnahmen.
Bestand aus dem Vorjahre 3 047,05 M.
Mitgliederbeiträge 144,oo *
Aus Staatsfonds 18 240,oo *
Zinsen von Kapitalien 14 633,60 *
Zurückgezahlte Kapitalien etc 1 800,00 «
Summa der Einnahmen 37 864,55 M.
Ausgaben.
Witwen- und Waisengelder 28 917,50 M.
Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 111,90 «
Verwaltungskosten 5,45 •
Zur Kapitalisierung verwendet 5 305,30 -
Oberschuß als Betriebsfonds 3 412,50
Restausgabe 111,90 *
Summa der Ausgaben 37 864,56 M.
In dem Etatsjahre 1903 wurde eine ordentliche General-
Versammlung am 19. Dezember 1903 abgehalten, in welcher
auf Grund der §§ 16 und 20 der Statuten vom 19. September
1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrat Professor
Dr. Brie und Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Sturm
gewählt wurden.
Rosanes. Brie. Sturm.
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3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung
von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten.
Die Generalversammlung fand am 13. Juni 1903 statt. Nach
Erstattung des Berichts erfolgte die Vorstandswahl, die zum
Ergebnis hatte, daß die bisherigen Mitglieder, soweit sie noch
der hiesigen Universität angehören, wiedergewählt wurden,
während an Stelle des nach Bonn versetzten Vorstandsmit-
gliedes Professor Dr. Schulte, Prof. Dr. Joseph Partsch
gewählt wurde.
Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 4 Mitglieder,
davon 1 durch den Tod; es traten dafür 6 Mitglieder ein. Die
Mitgliederzahl beträgt z. Zt. 104.
Die Einnahmen setzten sich zusammen aus:
1. Laufenden Beiträgen 1 397,2 5 M.
2. Zinsen 683,2 5 .
3. Valuta für gelöste Wertpapiere 900, oo
4. Sonstige Zuwendungen 488, oo -
5. Bestand des Vorjahres 319,2 9 *
Zusammen 3 787,79 M.
An Unterstützungen wurden bewilligt 200,oo M.
Zur Kapitalisierung 3 000,86 =
3 200,8 5 M.
Mithin Bestand 586,94 *
Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts-
jahres in
Effekten nach Nominalwert 20 463,06 M.
Bar 586,94 *
Zusammen 21 050,oo M.
gegen im Vorjahre 18 950,00 *
Rosanes. Hasse. Brie. J. Partsch. Kawerau.
7*
100
4. Honorar- und Stundungswesen.
Fakultät
Semester
Eingegangen sind
laufende | gestundete
Honorare
4
Neu
gestundet
sind
Evang.-theol.
Katbol.-theol.
Juristische
Medizinische.
Philosophische.
S.-S. 1903
W.-S. 1903/04
zus.
S.-S. 1903
W.-S. 1903/04
zus.
S.-S. 1903
W.-S. 1903/04
zus.
S.-S. 1903
W.-S. 1903/0+
zu*.
S.-S. 1903
W.-S. 1903,04
zus.
Gesamte.
1948
2 034
3 972
4079
3 782
2 886! -
2 282 J -
5 168 -
6 349 76
10 380 —
7 861
39 162 ] 50
41 572 ! 50
16 729 76
2118J —
1 718 j —
80 735 | -
26 8i7 —
31 099 , 50
3H36
5302 —
6 286 I 50
57 946 50
51 254
52 451
75
50
1 1 588 50
:
9 596 44
9 360 61
103 706
254 220
25
IS 957 05
75
56 279
31
1204
1 266
2 470 -
14 824 75
1 1 282 , -
26 106 75
4740 -
5 110 -
9 850 -
4632 50
5058 -
9 690 50
16 961 25
16 195 50
33 156
75
81 274
5. Stipendien und Stiftungen für Studierende.
a. Studenten - Unterstül zuugs - Fonds.
Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1903 bei einem
Bestände von 8 594,7 3 M.
1. der jährliche Staatszuschuß mit 4 5GO,oo *
2. an Kollektengeldern für Studierende der
evangelischen Theologie 7 150, 1 6 -
3. desgleichen für Studierendeder katholischen
Theologie 134,65 -
Seitenbetrag 20 439,44 M.
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101
Übertrag 20 430,4 4 M.
4. das für Juristen, Mediziner und Philo-
sophen bewilligte jährliche Extraordina-
rium von 1 800, oo s
5. Zuschuß für Studierende, welche Söhne
von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo *
G. an Zinsen von Kapitalien 2 390, 5 o *
7. von Immatrikulations-Gebühren 1 421, oo *
8. von Promotionen 45,oo *
9. Durch Überweisung des Herrn Rektors aus
einem Sühneversuch 100,oo *
im ganzen 27 095,94 M.
Hieraus wurden für Studierende gewährt:
für Freitische 11 677,4 0 M.
und zwar:
für 314 Portionen an Studierende der
kath.-theol. Fakultät,
7 140 • an Studierende der ev.-
theol. Fakultät,
1 676 - an Studierende der
jurist. Fakultät,
750 * an Studierende der me-
dizinischen Fakultät,
* 6 802 - an Studierende der phi-
losophischen Fakultät,
zus. für 16 682 Portionen,
an Unterstützungen an arme Studierende auf
Anweisung des Universitäts-Kurators ... . 3050,oo *
an Unterstützungen aus den Immatrikulations-
Gebühren auf Anweisung des Rektors ... 1 526,oo *
b. Stipendien -Fonds.
Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien
wurden im Rechnungsjahre 1903 gewährt:
beim Ab egg sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von
105,oo M.,
102
beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,
beim von Bismarckschen Fonds ein Stipendium von
141,oo M.,
beim Brachvo gelschen Fonds drei Stipendien von je
149,67 bezw. 149,66 M.,
beim Breslauer Jubel-Fonds von früheren Kommilitonen ein
Stipendium von 900, oo M.,
beim Breslauer städtischen Jubel-Fonds ein Stipendium von
211,60 M.,
beim Brücknerschen Fonds ein Stipendium von 159,96 M.,
beim Causs eschen Fonds fünf Stipendien mit zusammen
653,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen
1024,50 M.,
beim von Closterschen Fonds ein Stipendium von 135,&o M.,
beim Cze rniko wschen Fonds zwei Stipendien von je
115,oo M.,
beim Duflosschen Fonds ein Stipendium von 125,65 M.,
beim Dycfeldschen Fonds ein Stipendium von 385,63 M.,
beim Fonds ex Cassa montis pietatis zwei Prämien von je
60,oo M.,
beim Feigeschen Fonds zwei Stipendien von je 46,5 o M.,
beim Fickerschen Fonds ein Stipendium von 217,oo M. und
eins von 106,oo M.,
beim Gölickeschen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M.,
beim Göppert sehen Fonds (für Studierende der Natur-
wissenschaft) ein Stipendium von 592,oo M. und ein
Stipendium von 500,oo M.,
beim Göppert sehen Fonds (für Studierende der Pharmacie)
ein Stipendium von 130,oo M.,
beim Grafen hörst sehen Fonds ein Stipendium von 179,oo M.,
beim Grötznerschen Fonds ein Stipendium von 500,oo M.,
vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium
von 300,oo M.,
beim Grünebergschen Fonds ein Stipendium von 62,2 5 M.,
beim Guhr au ersehen Fonds ein Stipendium von lll,ooMM
beim Haaseschen Fonds ein Stipendium von 120,75 M.,
beim Heidenreichschen Fonds zwei Stipendien von je
210,oo M.,
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103
beim Hirtschen Jubel -Fonds ein Stipendium von 66, 50 M.,
beim Jungnitzschen Fonds (für katholische Theologen)
zwei Stipendien von je 109,50 M.,
beim Jungnitzschen Fonds (für Philologen) ein Stipendium
von 106,7 5 M.,
beim Rahlertschen Fonds ein Stipendium von 615,oo M.,
bei Kottu laschen Fonds drei Stipendien von je 81,7 5 M.,
beim Korn sehen Fonds zwei Stipendien von je 300,oo M.,
beim Krainski sehen Fonds ein Stipendium von 75,oo M.,
beim Kram ersehen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.
und vier Stipendien von je 354,3 8 M. bezw. 354,3 7 M.,
beim Lewaldschen Fonds zwei Stipendien von je 60,oo M.,
beim Löwigschen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium
von 108,60 M.,
beim Löwigschen Fonds (für Studierende der Naturwissen-
schaften) ein Stipendium von 105,oo M.,
beim Menschigschen Fonds ein Stipendium von 157,60 M.,
beim Mülterschen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M.,
beim Poleckschen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein
Stipendium von 145,2 5 M.,
beim Primkerschen Fonds ein Stipendium von 213,oo M.,
beim Pro 11 sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M.,
beim Pruckmannschen Fonds drei Stipendien von je 62,soM.,
beim Rem er sehen Fonds ein Stipendium von 109,60 M.,
beim Rosenthalschen Fonds ein Stipendium von 108,oo M.,
beim Sachs sehen Fonds ein Stipendium von 105,oo M.,
beim von Schlegelischen Fonds ein Stipendium von
141,75 M.,
beim von Schönaich-Amtitzschen Fonds vier Stipendien
von je 180,oo M., ein Stipendium mit 120,oo M.,
beim von Schuckmannschen Fonds ein Stipendium von
52,50 M.,
beim Schulz sehen Fonds ein Stipendium für evangelische
Theologen von 161,oo M., ein Stipendiuni für Philologen
von gleicher Höhe,
beim Schwabe-Priesemuthschen Fonds im Sommer-
Semester 1903 vier Stipendien von je 375,oo M. und
siebzehn Stipendien von je 120,oo M.; im Winter-Semester
104
1903/1904 vier Stipendien von je 375,ou M., siebzehn
Stipendien von je 180,oo M. und ein Stipendium von
113,92 M.,
beim Stegmann sehen Fonds ein Stipendium von 360,oo M.,
beim Stenzlerschen Fonds zwei Stipendien von je 23,2 5 MM
beim Stendal sehen Fonds ein Stipendium von 112,60 M.,
beim Strobelschen Fonds drei Stipendien von je 120,ou M.
und eine Unterstützung von 53, * 5 M.t
beim Werlienus sehen Fonds zwei Stipendien für Theo-
logen, zwei Stipendien für Juristen, zwei Stipendien für
Mediziner, in Höhe von je 118,96 M. bezw. 118,9 5 M.,
beim Wimp i nasschen Fonds ein Stipendium von 84,oo M.,
beim Stipendium Wolfianum philologicum ein Stipendium
von 138,3 8 M. und ein Stipendium von 103,7 8 M.,
beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von
112,50 M.
Die Statuten des Pastor Feigeschen und des Rudolf
Primkerschen Stipendiums haben in den Paragraphen 6
bezw. 2 insofern eine Abänderung erfahren, als die Auszahlung
der halbjährigen Raten fernerhin nicht mehr im Mai und No-
vember, sondern im Januar und Juli zu erfolgen hat.
Der Absatz 1 des § 7 des Statuts der Chemiker Kram er-
Stipendium-Stiftung hat auf Beschluß der philosophischen
Fakultät mit ministerieller Genehmigung folgenden Zusatz er-
halten :
„Stipendiaten, welche nach erfolgter Exmatrikulation sich
zum Staatsexamen melden, können bis zur Höchstdauer
von zwei Semestern im Genüsse des ihnen verliehenen
Stipendiums belassen werden, sofern sie während dieser
Zeit als Hospitanten weiter Vorlesungen an der Uni-
versität hören.4'
Infolge eines Monitums der Königlichen Oberrechnungs-
kammer hat der Herr Universitäts-Kurator ersucht, dafür Sorge
zu tragen, daß durch die Kollationsscheine stets dargetan
wird, daß die anderweite Verleihung eines Stipendiums in allen
Punkten den stiftungsmäßigen Voraussetzungen und Be-
stimmungen entspricht, da ein solcher Nachweis für den Zweck
der Rechnungsprüfung erforderlich ist.
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105
6. Kranken- und Begräbnis -Kasse für Studierende.
a. Die Studenten -Kranken -Kasse.
Eine Änderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht
erfolgt.
Die Einnahmen haben im Jahre 1903 betragen und
zwar:
a. Beiträge der Studierenden 9 427,00 M.
b. Zinsen etc. von Kapitalien 1 747,7 5 *
c. dem Bestände aus dem Jahre 1905 571,2 6 *
d. Valuta für gekündigte Wertpapiere 2 000,oo »
Summa der Einnahmen 13 746,oi M.
Die Ausgaben betrugen:
1. Remunerationen an Ärzte und Beamte... 1 979,70 M.
2. Unterstützungen an Studierende zu Bade-
und Brunnenkuren 2 202,6 o *
und zwar erhielten:
1 Studierender 235,60 M.
235,60 M.
2 Studierende je 215,50 •
431,oo *
2 * * 150,oo *
300,oo *
1 Studierender 140,oo
140,oo *
7 Studierende je 100,oo *
700,oo *
3 * * 80,ou =
240,oo *
1 Studierender 60,oo *
60,oo s
2 Studierende je 50,oo •
i00,oo *
1 Studierender 38,6 o *
38,6 0 =
1 * 17,50 *
17,50 *
21 Studierende zusammen . .
. 2 202,60 M.
3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:
a. für Medikamente, Brillen, Bruch-
bänder etc 3 695,60 M.
1009 Studierenden wurden
in 1816 Fällen ärztliche
Medikamente verordnet.
Summa der Ausgaben 3 695,60 M. 2 262,60 M.
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ior.
Summa der Ausgaben 3 695,60 M. 2 262,60 M.
b. Für Verpflegung und Be-
handlung von Studieren-
den in den Universitäts-
Kliniken und im Garnison-
Lazarett 3 490,95 *
// 7 186,55 M.
4. Zur Kapitalisierung 2 002,4 5
5. Verwaltungskosten 76. oo
Summa der Ausgaben 13 507,30 M.
Die Einnahmen betrugen 13 746.0 1 > .
Mithin bleibt Bestand 238,7 i M.
b. Die Studenten-Begräbui8-Ka8se.
A. Die Einnahmen im Jahre 1903 haben betragen:
1. Bestand aus dem Vorjahre 502,86 M.
2. Zinsen von Kapitalien 234,60 »
Summa der Einnahmen 737,36 M.
B. Ausgaben:
1. Begräbniskosten für verstorbene Studierende — ,— M.
2. Zur Kapitalisierung — ,— ^
Bleibt Bestand 737,36 M.
V. Akademische Grundstücke und Kapitalien.
I. Grundstücke.
Im Rechnungsjahre 1903 haben nachstehende Verände-
rungen und Erweiterungen bei den Grundstücken der Universität
stattgefunden:
Im Universitätsgebäude wurde die Wiederherstellung der
Wand- und Deckengemälde des Musiksaals beendet.
Im pharmazeutischen Institut wurde die im Erd-
geschoß befindliche Dienstwohnung des Direktors in das
1. Stockwerk verlegt, während dafür die hier befindlich ge-
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107
wesenen Arbeitsräume in die bisherigen Wohnräume der
Dienstwohnung verlegt wurden. Hierdurch fanden die Arbeits-
räume des Instituts die erwünschte Vereinigung in einem
Geschosse.
Das Wirtschaftsgebäude der Kliniken erfuhr durch
Beschaffung einiger größerer Dampf- Kochkessel, eines Warm-
wasserkessels, einer Wäschemangel u. s. w. eine durch Ver-
größerung des Betriebes bedingte Erweiterung der apparativen
Einrichtungen.
Für die Tierklinik wurde eine Operationshalle für Pferde
im Hofe des Veterinärinstituts am Matthiasplatz errichtet.
2. Kapitalien.
Das Vermögen der Universität betrug am Schlusse des
Etats-Jahres 1903 593 175,oo M.
und ist angelegt:
in Hypotheken 320 300,oo M.,
in Wertpapieren 272 875,00 *
593 175,oo M.
Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlusse
des Etats-Jahres 1903 ein Vermögen von 328 065,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken 227 340,oo MM
in Wertpapieren 100 725, oo *
Außerdem besitzt der v. Hackemannsche Professoren-
Witwen - Pensions - Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm,
welche im Etats-Jahre 1903 einen Pachtzins von 3836,oo Mark
und an Jagdpachtgeldern 68,8 i Mark eingebracht haben.
Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlusse
des Etats-Jahres 1903 881 390,9 6 M.
und ist angelegt:
in Hypotheken mit 449 850,oo M.,
in Wertpapieren mit 430 600,oo *
in Sparkassenbüchern mit 940,96 «
881 390,9 6 M.
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108
Der Studenten - Unlerstützungs - Fonds weist am Schlüsse
des Etats-Jahres 1903 ein Kapitalvermögen von. 63 775,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
VI. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Kuratorial-
schreiben und Senatsbeschlüsse.
1. Ftkr die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse and Kuratorialschreiben.
Durch Schreiben vom 1. April 1903 hat der Herr
Universitäts-Kurator im Auftrage des Herrn Ministers der
Immatrikulations-Komniission eine Äußerung des Universitäts-
Richters der Berliner Universität über die Zulassung nicht
preußischer Realisten zum Rechtsstudium in Preußen zur
Kenntnisnahme mitgeteilt. Nach derselben dürfen nur die
Realisten aus Anhalt, Lippe, Schwarzburg-Sondershausen und
Waldeck zum Studium der Rechtswissenschaft in Preußen zu-
gelassen werden.
Unter dem 16. April 1903 hat der Herr Minister ange-
ordnet, daß die Bestimmungen vom 31. Oktober 1897 bezw.
1. April 1902, betreffend den Leihverkehr zwischen der König-
lichen Bibliothek zu Berlin und den Universitäts-Bibliotheken.
in Zukunft auch auf die Staatsarchive Anwendung zu finden
haben.
Durch Erlaß vom 30. Juni 1903 hat der Herr Minister der
geistlichen etc. Angelegenheiten mit Zustimmung des Herrn
Finanzministers genehmigt, daß für Sendungen des Rektors
und Senats die Post im Ortsverkehr unter Anwendung des
Portoablösungsvermerkes ohne örtliche Abgrenzung benutzt wird.
Der Herr Minister hat sich in einem Erlasse vom 14. Juli 1903
zur Förderung der unterstützungswerten Bestrebungen der
in Hypotheken von
in Effekten von . .
30 000 M
33 775 .
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109
Vereine für die Fürsorge entlassener Strafgefangener dahin
ausgesprochen, daß es nicht gerechtfertigt ist, wenn die staat-
lichen Behörden die Beschäftigung bestrafter Personen grund-
sätzlich ablehnen und zwar auch da, wo die in Frage kommende
Beschäftigung ein besonderes Vertrauen nicht voraussetzt;
vielmehr erscheint eine Beschäftigung bestrafter Personen in
geeigneten Fällen auch seitens staatlicher Behörden wohl an-
gängig.
Der Herr Minister hat unter dem 4. August 1903 sich da-
mit einverstanden erklärt, daß die Tierklinik in Anbetracht
dessen, daß sie einen eigenen Etat hat und daher der Instituts-
direktor auch befugt ist, auf die Institutsfonds selbständig an-
zuweisen, in dem Personalverzeichnisse unter Nr. 10 „Land-
wirtschaftliche Institute4' getrennt von dem Institut für land-
wirtschaftliche Tierproduktionslehre als besonderes Institut
aufgeführt wird.
Durch Schreiben vom 6. August 1903 hat der Herr Kurator
im Auftrage des Herrn Ministers eine Vorstellung der Uni-
versitäts-Bibliothek zu Berlin zur Berücksichtigung mitgeteilt,
in der über die Unvollständigkeit der Jahresverzeichnisse der
an den deutschen Universitäten erschienenen Schriften Klage
geführt wird. Zur Beseitigung der hervorgetretenen Mängel sind
alle Druckschriften, welche auf Veranlassung oder unter der
Autorität der Universität, ihrer Fakultäten bezw. Institute er-
scheinen, alsbald nach dem Erscheinen der hiesigen König-
lichen und Universitäts-Bibliothek behufs Aufnahme in das er-
wähnte Jahresverzeichnis in •> Exemplaren zuzustellen.
Durch Erlaß vom 4. September 1903 hat der Herr Minister
bestimmt, dnß bei der Bescheinigung des Besuches klinischer
und poliklinischer Vorlesungen künftig im Anmeldungsbuche
und im Abgangszeugnisse ausdrücklich hervorzuheben ist, ob
die Zulassung des Studierenden als Praktikant oder Auskultant
erfolgt ist. Da die Zulassung zum Praktizieren nur erfolgen
darf, wenn der Studierende die ärztliche Vorprüfung innerhalb
des Deutschen Reiches oder eine entsprechende Prüfung im
Auslande vollständig bestanden hat, so ist die Erfüllung dieser
Bedingung in näher angeordneter Weise im Anmeldungsbuche
zu vermerken.
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110
Auf mehrfache Anregung hat sich der Herr Minister
mittelst Erlasses vom 8. September 1903 mit einer Zwangs-
versicherung von Studierenden gegen Unfälle im Unterrichts-
betriebe einverstanden erklärt. Dieselbe ist jedoch auf solche
Studierende zu beschränken, die sich an Vorlesungen, prakti-
schen Übungen, Unterrichtskursen und Exkursionen beteiligen,
bei denen sie besonderen Gefahren ausgesetzt sind. Ebenso
hat der Herr Minister gegen die Zwangsversicherung der in
den Instituten arbeitenden Assistenten nichts zu erinnern, da-
gegen soll für die Dozenten und Abteilungs-Vorsteher nur die
fakultative Versicherung in Frage kommen. Für die Instituts-
diener erachtet derselbe die obligatorische Versicherung für
erforderlich und genehmigt, daß die Prämien für sie auf
Institutsfonds übernommen werden. Über den Abschluß einer
solchen Versicherung schweben zur Zeit noch die Verhandlungen.
Nach einem Erlasse vom 5. November 1903 erachtet es
der Herr Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten im Ein-
verständnis mit dem Herrn Finanzminister für zulässig, daß
die den Hospitanten auf besonderen Antrag zu erteilenden
Abgangsbescheinigungen als steuerfrei anzuerkennen sind, so-
fern sie die Grundlage für ein späteres amtliches Prüfungs-
zeugnis bilden. In letzterem Falle muß der Zweck, zu dem
die Bescheinigung ausgestellt wird, im Text derselben — also
nicht in Vermerken außerhalb des Textes — bestimmt ange-
geben sein. Wird eine solche Abgangsbescheinigung entgegen
dieser Angabe zu anderen Zwecken gebraucht, so ist der
tarifmäßige Stempel von 1,50 M. nachträglich beizubringen.
Unter dem 14. Dezember 1903 hat der Herr Minister eine
Übersicht derjenigen ausländischen Behörden mitgeteilt, die
ihren Staatsangehörigen, welche sich zu Studienzwecken in
Deutschland aufhalten, Leumundszeugnisse ausstellen.
Die vom Königlichen Staatsministerium unterm 11. No-
vember 1903 erlassenen neuen Ausführungsbestimmungen zu
den Vorschriften über die Tagegelder und Reisekosten der
Staatsbeamten sind nebst einem Runderlasse der Herren
Minister der Finanzen und des Innern vom 11. Dezember 1903
seitens des Herrn Ressortministers am 30. Dezember 1903 zur
gleichmäßigen Beachtung mitgeteilt worden.
1
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111
b. Senatsbeschlüsse.
Am 27. Juni 1903 beschloß der Senat, das unter dem
8. April 1870 von Rektor und Senat an die Professoren der
Eloquenz erlassene Schreiben, nach welchem in den Fällen,
wo die Fakultät eine Arbeit für preisunwürdig erkärt hat, von
der wörtlichen Mitteilung des Fakultätsurteils Abstand genommen
und nur kurz bemerkt werden sollte, daß der Preis dem Ver-
fasser der mit einem bestimmten Motto versehenen Arbeit
nicht erteilt werden konnte, außer Kraft zu setzen, und es da-
gegen dem mit der Verkündigung der Preise Beauftragten zur
Pflicht zu machen, die Urteile der Fakultäten in jedem Falle
ihrem vollen Wortlaute nach zu verkünden. Gleichzeitig hat
der Senat bestimmt, daß fortan bei der öffentlichen Bekannt-
machung der Themata für die neuen Preisaufgaben auszu-
sprechen ist, daß das eingelieferte Exemplar der Arbeit in das
Eigentum der Fakultät übergeht.
In der Sitzung am 25. Juli 1903 beschloß der Senat, der
von der Technischen Hochschule in Aachen an den Herrn
Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten gerichteten Ein-
gabe, betreffend einen besondern Schutz des geistigen Eigentums
in den Vereinigten Staaten von Nordamerika beizutreten, was
dem Herrn Minister zum Ausdruck gebracht worden ist.
Am 16. Januar 1904 erklärte sich der Senat damit ein-
verstanden, daß von den ohne gleichzeitige Entnahme des
Abgangszeugnisses aus den Listen gestrichenen Studierenden
außer der Erkennungskarte auch das Anmeldungsbuch ein-
gefordert wird.
2. Für die einzelnen Fakultäten.
Juristische Fakultät.
Durch Erlaß vom 19. Dezember 1903 hat der Herr Minister
bestimmt, daß fortan auch in der juristischen Fakultät der hiesigen
Universität bei Verleihung des Doktorgrades die mündliche
Prüfung der Einreichung der Dissertation nicht vorausgehen darf.
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112
VII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten,
Programme, Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.
Am 15. Oktober 1903 fand in herkömmlicher Weise die
Übergabe dos Rektorates von seiten des bisherigen Rektors,
Geh. Justizrat Prof. Dr. Leonhard an den neugcwählten
Rektor, Geh. Rcg.-Rat Prof. Dr. Rosanes statt. Nach Ab-
leistung des vorgeschriebenen Eides hielt dieser seine Antritts-
rede: „Charakteristische Züge in der Entwickelung der
Mathematik des 19. Jahrhunderts."
Bei der akademischen Feier des Geburtstages Sr. Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1904 hielt der Geh.
Justizrat Prof. Dr. Dahn die Festrede über das Thema:
„Theoderich der GroBe in Geschichte und Sage/*
Den Schluß der Feier bildete die alljährlich stattfindende
Preisverteilung, über die der im Druck erschienene bezügliche
Bericht das Nähere besagt. (Siehe auch VIII, 3). Am Nach-
mittage fand wiederum ein Festmahl der Dozenten und Beamten
statt, bei dem der Rektor das Kaiserhoch ausbrachte.
Die hundertste Wiederkehr des Todestages Immanuel
Kants wurde am 12. Februar 1904 durch eine akademische
Gedenkfeier in der Aula Leopoldina, bei der Prof. Dr. Freuden-
thal die Festrede hielt, feierlich begangen.
Dem ordentlichen Honorar-Professor in der evang.-theolo-
gischen Fakultät, Generalsuperintendenten a. D. Dr. Erdmann
wurden zu seinem 50jährigen Dozentenjubiläum am 23. April
1903 und dem ordentlichen Professor in derselben Fakultät
Dr. Hahn zu seinem 80. Geburtstage am 26. April 1903 die
Glückwünsche der Universität je in einem Schreiben von Rektor
und Senat zum Ausdruck gebracht.
Dem Wunsche ihres verstorbenen Sohnes des ordentlichen
Professors und Direktors der medizinischen Universitätsklinik
Geh. Med.-Rat Dr. Kast entsprechend, hat die verwitwete
Frau Medizinalrat Lina Kast zu Freiburg i. B. die medizinische
Bibliothek desselben der Universität zum Geschenk Uberwiesen.
Die landesherrlicheGenehmigung zur Annahme dieser Schenkung,
deren Wert sich auf 6000 bis 7000 Mark beziffert, ist unter
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113
dem 4. Juli 1903 erleilt worden; ebenso hat der Herr Minister
der geistlichen etc. Angelegenheiten durch Erlaß vom 3. August
1903 die Annahme der geschenkten Bibliothek seitens der
medizinischen Klinik, der sie der akademische Senat nach dem
Willen der Geschenkgeberin zugewiesen hatte, genehmigt.
Dem Wunsche des Senats entsprechend ist die in den
Räumen der Klinik aufgestellte Bibliothek durch Anbringung
von Metallschildern mit der Inschrift: „Vermächtnis des Herrn
Geheimrat Prof. Dr. Kastu dauernd kenntlich gemacht worden.
Bei der Beisetzung des am 1. November 1903 zu Charlotten-
burg verstorbenen Professors Dr. Theodor Mommsen und
bei der am 4. November 1903 staltgefundenen Eröffnungsfeier
der Königlichen Akademie in Posen war die Universität durch
den Rektor vertreten.
Die Spiele auf dem neu eingerichteten akademischen Turn-
und Spielplatze haben im Mai d. J. begonnen und eine recht
erfreuliche Beteiligung gefunden.
2. Programme
sind nicht erschienen.
3. Adressen.
Bei der in den Tagen vom 5. bis 9. August 1903 statt-
gefundenen Hundertjahrfeier der Erneuerung der Universität
Heidelberg wurde unsere Hochschule durch den Rektor, Geh.
iustizrat Prof. Dr. Leonhard vertreten, welcher eine Tabula
gratulatoria folgenden Wortlautes überreichte:
Q. F. F. F. Q. S.
INCLVTISS1MAE VNIVERSITATI
RVPERTO-CAROLAE HEIDELBERGENSI
MEMORIAM TEMPORIS
QVO ANTE HOS CENTUM ANx\OS AVSPICIIS CAROLI
FR1DERICI MARCH10NIS ATQVE ELECTORIS PATRIAE
AMORE PRVDENTIAQVE EXCELLENTISSIMI PRIMI
RECTORIS MAGNIFICENTISSIMI INTER SVMMA BELLORVM
PERICVLA NON SOLUM E RVDERIBVS RESTAVRATA
ATQVE AD PRISTINVM SPLENDOREM REVOCATA SED
EHAM VERE RENATA EST LAETISSIMEQVE EFFLORVIT
PIE RECOLENTI SOLLEMNITERQVE DIE V MENSIS
8
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I
114
AVGVSTI ANNI MCMIU CELEBRANTI
FAVSTA FELICIA PRECANS
GRATVLATVR
VNIVERSITAS VRAT1SLAV1ENSIS
INTERPRETE
RVDOLPHO LEONHARD
HOC TEMPORE RECTORE
ET SENATÜ ACADEMICO.
Der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur
wurden zu ihrer Hundertjahrfeier am 17. Dezember 1903 die
Glückwünsche der Universität in einer Tabula gratulatoria zum
Ausdruck gebracht, die durch eine Deputation bestehend aus dem
Rektor und den Dekanen überreicht wurde. Dieselbe lautete:
Q. F. F. F. Q. S.
INCLVTISSIMAE SOCIETATI
AD LITTERAS ARTESQVE OPTIMAS PER SILESIAM
TOTAMQVE PATRIAM PROPAGANDAS ANTE HOS C
ANNOS CONSTITVTAE
QVAE DVM STUDIIS LIBERALIBVS EXPOL1ENDIS
NATVRAE RERVM 1NDAGANDAE SCIENTIAE ARTIS
MEDICAE EXCOLENDAE OPERAM IMPENDIT 1NDEFESSAM
DISCIPLINIS QVAE IN VNIVERSITATE NOSTRA
TRACTANTÜR EMOLVMENTVM 1NSIGNE VRBI ET
PROVINCIAE GLORIAM PERENNEM SIBI HONOREM
SVMMVM AC DECVS COMPARAVIT VTPOTE GOETHII
POETARUM PRINCIPIS PRAECONIO MAGNIF1CE
OLIM COLLAVDATA
ANNIVERSARIA SAECVLARIA
EX AN1MI SENTENTIA GRATVLATVR
SALVTEM PERPETVAM ATQVE INCREMENTVM
LAETISSIMUM EXOPTANS
VNIVERSITAS VRATISLAVIENSIS
INTERPRETE
IACOBO ROSANES
H. T. RECTORE
CVM SENATV ACADEMICO.
DABAMVS DIE XVII MENSIS DECEMBRIS ANNO MDCCCCIU.
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115
VIII. Studierende.
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1903:
a. Immatrikulierte Studierende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1268
Neu hinzugekommen 511
zusammen 1779
Davon zählte:
die katholisch - theologische 1 Deutsche 298
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 299
die evangelisch - theologische 1 Deutsche 00
Fakultät l Nichtdeutsche 1 61
die juristische Fakultät j
Deutsche .... 518
Nichtdeutsche — 518
. , „ , i Deutsche 194
die medizinische Fakultät... \ „. , , , Ä
l Nichtdeutsche 9 203
«M ICQ
.2 o. 3
I
a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 484
b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. Oktober 1879 185
Deutsche 669
c. Nichtdeutsche 29 698
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schließlich 63 Hörerinnen) 108
Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1947
Es hörten Vorlesungen:
von den immatrikulierten Studierenden 1757
von den Hospitanten 161
zusammen 1918
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:
in der katholisch - theologischen Fakultät 2, in der
evangelisch - theologischen Fakultät 1, in der
juristischen Fakultät 5, in der medizinischen Fa-
kultät 2 und in der philosophischen Fakultät 12t
zusammen 22
8*
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116
Von den Hospitantenscheinen haben 7 Hörer keinen Ge-
brauch gemacht.
Winter-Semester 1903/04:
a. Immatrikulierte Studierende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1305
Neu hinzugekommen 45S
zusammen 1763
Davon zählte:
die evangelisch - theologische i Deutsche 58
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 59
die katholisch - theologische f Deutsche 237
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 238
i Deutsche 559
die juristische Fakultät ....{„..,.,
I Nirhtdeutsche
— 559
,. j ■ • , r, , i... /Deutsche.... 196
die medizinische Fakultät... { XT. ,4 , t . tgx ^
{ Nichtdeutsche 10 206
I
TS O >4
a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 482
b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. Oktober 1879 190
Deutsche 672
c. Nichtdeutsche ._. 29_ 701
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schließlich 100 Hörerinnen) 226
Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1989
Es hörten Vorlesungen:
von den immatrikulierten Studierenden 1743
von den Hospitanten 211
zusammen 1954
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:
in der katholisch - theologischen Fakultät 2, in der
juristischen Fakultät 4, in der medizinischen
Fakultät 1 und in der philosophischen Fakultät 13,
zusammen 20
Von den Hospitantenscheinen haben 15 Hörer keinen Ge-
brauch gemacht.
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117
2. Beteiligung an den Vorlesungen.
a. Es haben Inskriptionen stattgefunden:
1. bei der evangelisch-theologischen Fakultät
im Sommer-Semester 1903:
zu 17 theol. Privatvorlesungen 212
- 7 * öffentlichen Vorlesungen 139
* 5 * seminaristischen Übungen 46
im Winter-Semester 1903/04:
zu 15 theol. Privatvorlesungen 192
* 6 * öffentlichen Vorlesungen 136
* 6 « seminaristischen Übungen 73
2. bei der katholisch-theologischen Fakultät
im Sommer-Semester 1903:
zu 11 theol. Privatvorlesungen 1254
* 13 * öffentlichen Vorlesungen 652
* 4 • seminaristischen Übungen 171
im Winter-Semester 1903/04:
zu 13 theol. Privatvorlesungen 981
* 12 * öffentlichen Vorlesungen 794
4 seminaristischen Übungen 189
3. bei der juristischen Fakultät
unter Einschluß der staatswissenschaftlichen Disziplinen
im Sommer-Semester 1903:
zu 28 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2483
* 7 • * öffentlichen Vorlesungen 766
» 4 * » seminaristischen Übungen 155
im Winter-Semester 1903/04:
zu 31 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesunuren 2558
4 * * * öffentlichen Vorlesungen 420
« 4 * - - * seminaristischen Übungen .... 199
4. bei der medizinischen Fakultät
im Sommer-Semester 1903:
zu 61 medizinischen Privatvorlesungen 1413
« 35 * öffentlichen Vorlesungen . . 643
im Winter-Semester 1903/04:
zu 62 medizinischen Privatvorlesungen 1599
* 37 * öffentlichen Vorlesungen . . 838
Digitized by Google
118
5. bei der philosophischen Fakultät
im Sommer-Semester 1903:
zu 120 Privatvorlesungen 4133
48 öffentlichen Vorlesungen . . . 1647
. 27 Seminarien 635
im Winter-Semester 1903/04:
zu 109 Privatvorlesungen 4290
* 47 öffentlichen Vorlesungen . . . 1918
> 25 Seminarien 639
1. Von seiten der Studierenden der evangelisch-theolo-
gischen Fakultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 61 Hörern
zu 17 theol. Privatvorlesungen 212 Inskriptionen,
* 7 » öffentlichen Vorlesungen 139 *
5 * seminaristischen Übungen ... 46
' außerfachlichen (philos., historischen,
Iiterar., philologischen) Vorlesungen 73
(17 private, 13 öffentliche);
im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 59 Hörem
zu 15 theologischen Privatvorlesungen 192 Inskriptionen,
- 6 > öffentlichen Vorlesungen 136
» 6 * seminaristischen Übungen 73
* außerfachlichen Vorlesungen 97
(17 private, 20 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden der Hörenden.
im Sommer-Semester 1903 (Zahl 61):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,47 Inskriptionen,
öffentlichen Vorlesungen .. . 2,2 7
* * * seminaristischen Übungen. . 0,76
* « außerfachlichen Vorlesungen l,i 9 «
im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 59):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 6 Inskriptionen,
* * öffentlichen Vorlesungen ... 2,30 *
• > * seminaristischen Übungen . . 1,24
-> > außerfachlichen Vorlesungen 1,6 4
2. Von seiten der Studierenden der katholischen Theologie
haben stattgefunden:
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119
im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 299 Hörern
zu 11 theol. Privatvorlesungen 1254 Inskriptionen,
* 13 * öffentlichen Vorlesungen 652
4 * seminaristischen Übungen... 171
* außerfachlichen Vorlesungen 183
(25 private, 17 öffentliche);
im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 238 Hörern
zu 13 theol. Privatvorlesungen 981 Inskriptionen,
»12 * öffentlichen Vorlesungen 794
4 s seminaristischen Übungen 189
* außerfachlichen Vorlesungen 355
(25 private, 27 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1903 (Zahl 299):
zu den theol. Privatvorlesungen 4,i9 Inskriptionen,
öffentlichen Vorlesungen... 2,18
• * seminaristischen Übungen.. 0,6 7
- * außerfachlichen Vorlesungen 0,6 1 =
im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 238):
zu den theol. Privatvorlesungen 4, 12 Inskriptionen,
öffentlichen Vorlesungen ... 3,34
seminaristischen Übungen. . 0,7 9
* außerfachlichen Vorlesungen 1,4 9
3. Von seilen der Studierenden der juristischen Fakultät
haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 518 Hörern
zu 28 juristischen Privatvorlesungen 2483 Inskriptionen,
7 • öffentlichen Vorlesungen 766
4 - seminar. Übungen 155
* außerfachlichen Vorlesungen 492
(19 private, 37 öffentliche);
im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 559 Hörern
zu 31 juristischen Privatvorlesungen 2558 Inskriptionen,
* 4 * öffentlichen Vorlesungen 420
4 * seminar. Übungen 199
« außerfachlichen Vorlesungen 580
(25 private, 34 öffentliche).
»
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1 -20
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1903 (Zahl 518):
zu den juristischen Privatvorlesungen 4,80 Inskriptionen,
» • » öffentl. Vorlesungen.. 1,4 8
* * seminar. Übungen.... 0,30
* * außerfachlichen Vorlesungen 0,9 6
im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 559):
zu den juristischen Privatvorlesungen 4,74 Inskriptionen,
öffentl. Vorlesungen.. 0,7 5 *
* * * seminar. Übungen .... 0,36 •
* außerfachlichen Vorlesungen 1,03
4. Von Studierenden der medizinischen Fakultät haben,
wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen-
schaftlichen Vorlesungen zu den medizinischen gezählt werden,
stattgefunden:
im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 203 Hörern
zu 61 Privatvorlesungen 1413 Inskriptionen,
» 35 öffentlichen Vorlesungen 643 *
im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 206 Hörern
zu 62 Privatvorlesungen 1599 Inskriptionen,
- 37 öffentlichen Vorlesungen 838 *
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1903 (Zahl 203):
zu den Privatvorlesungen 6,96 Inskriptionen,
* * öffentlichen Vorlesungen 3,16 *
im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 206):
zu den Privatvorlesungen 7,6 5 Inskriptionen,
* » öffentlichen Vorlesungen 4,06
5. Von seiten der Studierenden der philosophischen Fa-
kultät haben stattgefunden:
im Sommer-Semester 1903 bei einer Anzahl von 698 Hörern
zu 120 Privatvorlesungen 4133 Inskriptionen,
* 48 öffentlichen Vorlesungen 1647
* 27 Seminarien 635
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121
Außerfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen
Fakultät in der Regel solche, die einem vom Spezialfache ver-
schiedenen Fache dieser Fakultät selbst angehören:
im Winter-Semester 1903/04 bei einer Anzahl von 709 Hörern
zu 109 Privatvorlesungen 4290 Inskriptionen,
* 47 öffentlichen Vorlesungen 1918
25 Seminarien 639
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommer-Semester 1903 (Zahl 698):
zu den Privatvorlesungen 5,9 1 Inskriptionen,
* öffentlichen Vorlesungen 2,3 5
• * Seminarien 0,9 i
im Winter-Semester 1903/04 (Zahl 709):
zu den Privatvorlesungen 0,0 5 Inskriptionen,
* öffentlichen Vorlesungen 2,7 1 *
Seminarien 0,9 o
3. Lösungen von Preisaufgaben.
Bei der Preisverteilung am Geburtstage Seiner Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1904 haben folgende
Studierende nach dem hierüber besonders erschienenen ge-
druckten Berichte der Fakultäten Preise und Anerkennungen
erhalten :
von der katholisch-theologischen Fakultät:
der Stud. theol. cath. Paul Rentschka aus Bautzen % des
Preises und
der Stud. theol. cath. Johannes Zwior aus Himmelwitz, Kreis
Gr.-Strehlitz, */» des Preises;
von der medizinischen Fakultät:
der Stud. med. Paul Krebs aus Danzig den vollen Preis,
der Stud. med. Walter Steinitz aus Breslau eine öffentliche
Belobung;
von der philosophischen Fakultät:
der Stud. phil. Konrad Ziegler aus Breslau und
der Stud. phil. Gerhard Müth aus Löwenberg je den vollen
Preis.
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!
122
4, Vereine und Verbindungen.
Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu
verzeichnen:
Der akademische Richard Wagner-Verein hat sich im Mai 1903
wegen Mangels an Mitgliedern bis auf weiteres suspendiert;
das Korps Lusatia hat sich im Juli 1903 wieder aufgetan.
Neugebildet haben sich:
Am 30. Mai 1903 ein akademisch-zahnärztlicher Verein;
am 29. Januar 1904 eine aus 5 Mitgliedern bestehende Ver-
tretung der nichtinkorporierten Studentenschaft und
am 19. März 1904 eine Vereinigung der Breslauer akademischen
Korporationen, der außer den Burschenschaften, den Korps
dem germanistischen Vereine und dem akademisch-jüdischen
Vereine Maccabäa sämtliche studentischen Verbindungen etc.
angehören.
Der akademische Gesangverein Leopoldina hat seinen Namen
in „Sängerschaft Leopoldina'4 umgeändert.
5. Akademische Disziplin.
Von der akademischen Disziplinarbehörde bezw. von dem
Rektor allein wurden wegen Verletzung der Sitte und Ordnung
des akademischen Lebens bestraft:
a. Im Sommer-Semester 1903:
4 Studierende mit der Entfernung von der Universität (Con-
silium abeundi);
2 Studierende mit der Entfernung von der Universität (Con-
silium abeundi), und mit 7 bezw. 14 Tagen Karzer;
1 Studierender mit Nichtanrechnung des Semesters auf die
vorgeschriebene Studienzeit;
2 Studierende mit je 3 Tagen Karzer und
1 Studierender mit einem Verweise.
b. Im Winter-Semester 1903/04:
2 Studierende mit je einem Verweise.
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123
IX. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom -Erneuerungen.
Von der evangelisch-theologischen Fakultät wurde der
Königl. Seminar-Oberlehrer Emil Fischer zu Sagan am
23. Juli 1903 zum Lic. theol. hon. causa und von der juristi-
schen Fakultät der Königl. Oberpräsident, von Schlesien und
Universitäts-Kurator Dr. med. Hermann Fürst von Hätz-
feldt Herzog zu Trachenberg am 30. Juni 1903 zum Dr.
beider Rechte hon. causa promoviert.
Das Diplom wurde erneuert infolge des 50jährigen Doktor-
jubiläums:
von der juristischen Fakultät: dem ordentlichen Professor
an der Universität in Bonn, Geh. Justizrat Dr. Hermann
Hueffer und
von der medizinischen Fakultät: dem Geh. Sanitätsrat
Dr. med. et phil. hon. causa Wilhelm Grempler aus
Breslau.
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen and Prüfungen.
I. Von der evangelisch-theologischen Fakultät
wurden promoviert:
1. Alexander Warko, aus Meuselwitz, Kr. Görlitz, 19. De-
zember 1903: „Johannes Mensings Lehre von der Erb-
sünde und Rechtfertigung. Mit einer Einleitung über
Mensings Leben und Schriften."
II. Von der katholisch-theologischen Fakultät
wurden promoviert:
1. Josef Wittig, aus Schlegel, Kreis Neurode, 5. Mai 1903:
„Papst Damasus I."
2. Lic. theol. Karl Miketta, aus Weidenau in Österreich-
Schlesien, 26. Mai 1903: „Der Pharao des Auszuges.
L Teil. Eine exegetische Studie zu 2 Moses 1— 15."
3. Dr. jur. Hubert Gerigk, aus Neiße, 30. Juli 1903: „Der
Irrtum beim Ehevertrage nach dem Naturrecht.41
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124
4. Waldemar Otte, aus Kesselsdorf, 1. August 1903: „Der
historische Wert der alten Biographien des Papstes
Clemens V. Eine quellenkritische Vorstudie für die Ge-
schichte des ersten Papstes im Exil von Avignon."
5. Paul Reinelt, aus Neuweistritz, Kr. Habelschwerdt,
4. Dezember 1903: „Studien über die Briefe des heil.
Paulinus von Nola."
III. Von der juristischen Fakultät wurden promoviert:
1. Max Bahrfeldt, aus Kiel, 20. April 1903: „Der Verlust
der- Staatsangehörigkeit durch Naturalisation und durch
Aufenthalt im Auslande nach geltendem deutschem und
französischem Staatsrechte."
2. Ludwig Schwenk, aus Grottkau, 21. April 1903: „Der
Rechtsschutz des mittelbaren Besitzes nach dem Bürger-
lichen Gesetzbuche. Ein Beitrag zur Lehre vom Besitz-
schutz."
3. Ernst Decke, aus Breslau, 8. Mai 1903: „Der Einfluß
des Wechsels der Parteien oder der Parteivertreter auf
den Gang des Rechtsstreits."
4. Leo Sternberg, aus Ostrowo, 16. Mai 1903: „Die Füh-
rung eines fremden Geschäfts als eines eigenen. Nach
römischem und heutigem Recht."
5. Victor von Poser und Groß-Naedlitz, aus Glatz,
22. Mai 1903: „Die rechtliche Stellung der deutschen
Schutzgebiete."
6. Erich Schulz, aus Löwen, 23. Mai 1903: „Der Begriff
der Verfügung im Bürgerlichen Gesetzbuch."
7. Johannes Pürschel, aus Strehlen, 17. Juli 1903: „Be-
griff und Verjährung der Ansprüche aus unerlaubten
Handlungen."
8. Albert Franke, aus Neisse, 28. Oktober 1903: „Die
Lehre vom mittelbaren Besitz, insbesondere das gegen-
seitige Verhältnis des Besitzmittlers und des mittelbaren
Besitzers."
9. Joseph Schlachcikowski, aus Schneidemühl, 28. Ok-
tober 1903: „Die Änderungen an dem alten Patentrecht
durch das neue Patentgesetz vom 7. April 1891."
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125
10. Conrad Wießner, aus Breslau, 21. November 1903:
„Die Haftung des Tierhalters aus § 833 B. G.-B."
11. Paul Huch, aus Neisse, 1. Dezember 1903: „Der Vollzug
der Wandelung nach § 465 B. G.-B."
12. Hellmut Richter, aus Breslau, 3. Dezember 1903:
„Staatsrechtliche Studien über die Verbindung des Deutschen
Kaisertums mit dem Preußischen Königtume."
13. Leopold Friedensburg, aus Breslau, 18. Dezember 1903:
„Die Wirkung der Aufrechnungslage und des Aufrechnungs-
vollzuges auf die rechtliche Stellung des Bürgen nach dem
Deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch."
14. Werner Moser, aus Neustadt i. Westpr., 22. Januar 1904:
„Der Eigentumsvorbehalt beim Kaufe nach römischem
Rechte
15. Eberhard Friedrich Bruck, aus Breslau, 5. März 1904:
„Zur Lehre von den Rechtsgeschäften, bei denen Be-
dingung und Zeitbestimmung unzulässig sind."
16. Heinrich Roer, aus Coesfeld i. Westfalen, 5. März 1904:
„Der Besitz an gepfändeten Sachen nach dem Rechte des
Deutschen Reiches."
17. Wilhelm Fantini, aus Breslau, 26. März 1904: „Das
Wiederkaufsrecht an Grundstücken und seine Sicherung
dur«h Eintragung einer Vormerkung nach B. G.-B."
IV. Von der medizinischen Fakultät wurden
promoviert:
1. Walter Nobe, aus Dresden, 1. April 1903: „Über
Blasen ruptur".
2. Franz Cohn, aus Breslau, 18. April 1903: „Zur Histo-
logie und Histogenese des Corpus luteum und des inter-
stitiellen Ovarialgewebes."
3. Kurt Goldstein, aus Breslau, 18. April 1903: „Die Zu-
sammensetzung der Hinterstränge. Anatomische Beiträge
und kritische Übersicht".
4. Georg Franke, aus Strehlen, 24. April 1903: „Anus
praeternaturalis und Anus perinealis bei Atresia ani."
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126
5. Hugo Fengler, aus Betsche, 4. Mai 1903: „Die Tumoren
der Harnblase.4'
6. Arthur Köhler, aus Breslau, 4. Mai 1903: „Über
Hernientuberkulose."
7. Ludwig Halberstaedter, aus Beuthen O/S., 13. Mai 1903:
„Die Folgen der Unterbindung der Vena femoralis unter-
halb des Ligamentum Poupartii."
8. Richard Sachtleben, aus Zabrze, 22. Mai 1903: „Die
in der chirurgischen Klinik zu Breslau beobachteten Fälle
von Spina bifida aus den Jahren 1891—1903."
9. August Uthmöl ler, aus Herford i. Westfalen, 10. Juni 1903:
„Über ExtrauterinschwangerschafL"
10. Hermann Eppenstein, aus Breslau, 12. Juni 1903:
„Ober die angeblich regionäre Wirkung von Arzneistoffen
nach Injektion unter die Schläfenhaut "
11. Kurt Hauptmann, aus Breslau, 12. Juni 1903: „Zur
Atropinbehandlung des Ileus."
12. Georg Stertz, aus Breslau, 17. Juli 1903: „Ein Beitrag
zur Typhusdiagnose aus dem Stuhl mittelst des v. Dri-
galski-Conradischen Verfahrens."
13. Max John, aus Breslau, 27. Juli 1903: „Über das Auf-
treten multipler Spontanfrakturen im frühen Kindesalter."
14. Felix Gotschlich, aus Breslau, 31. Juli 190?: „Die
Verbreitung der Tuberkelbazillen im Staub von Räumen
mit starkem Menschenverkehr."
15. Nikolai Starokotlitzki, aus Gluchowo in Rußland,
31. Juli 1903 : „Das untere Längsbündel des menschlichen
Großhirns."
16. Arthur Pelz, aus Schubin, 3. August 1903: „Über die
Beziehung der progressiven Muskelatrophie zur amyotrophi-
schen Lateralsklerose."
17. Bruno Rosenbaum, aus Breslau, 3. August 1903:
„Fremdkörper im Ösophagus und ihre Entfernung."
18. Martin Lomnitz, aus Breslau, 6. August 1903: „Ein
Fall von ausgetragener Extrauterinschwangerschaft."
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127
19. Kurt Pollackt aus Breslau, 6. August 1903: „Beiträge
zur Kenntnis des tuberkulösen Ileocökaltumors.44
20. Walter Körte, aus Herford in Westfalen, 7. August 1903,
„Ein Beitrag zur Kenntnis des Paratyphus."
21. PaulUUmann, aus Breslau, 10. August 1903: „Kasuistische
Beiträge zu den Frakturen des Schädeldaches/1
22. Fritz Lange, aus Lodz in Rußland, 11. August 1903:
„Zur Kasuistik der Hemiatrophia facialis progressiva.44
23. Eugen Gardiewski, aus Bromberg, 18. September 1903:
„Untersuchungen einiger Dauerhefepräparate mit besonderer
Berücksichtigung ihrer biologischen Eigenschaften.44
24. Erich Bruck, aus Waldenburg, 28. Oktober 1903:
„Experimentelle Untersuchungen über die Wirkung des
Urotropins und „Neu-Urotropins44.
25. Josef Musiel, aus Jankowprzygodzki, Kr. Adelnau i. Pos.,
28. Oktober 1903: „Über die Behandlung chronischer
Empyeme.44
26. Arthur Wandel, aus Gr. Oldern, Kr. Breslau, 28. Ok-
tober 1903: „Die Keratitis parenchymatosa bei acqui-
rierter Lues.44
27. Wilhelm Meister, aus Kattowitz, 14. November 1903:
„Ein Beitrag zur Kenntnis von der Dauer der Widal'schen
Reaktion nach überstandenem Typhus.44
28. Otto Wernicke, aus Minsleben a. Harz, 14. Novbr. 1903:
„Ober die „Hereditäre Ataxie44 Friedreich's und die
„Heredoataxie eerebelleuse" P. Maries44 im Anschluß an
zwei in der Kgl. Nervenpoliklinik zu Breslau beobachtete
Fälle.
29. Leo Borchardt, aus Dresden, 16. November 1903: „Über
das zuckerbildende Ferment der Leber.44
30. Waldemar Kolbe, aus Conradstein in Westpreußen,
16. November 1903 : „Über traumatische subcutane Schädel-
frakturen im Kindesalter.44
31. Carl Pototzky, aus Breslau, 16. November 1903: „Ver-
suche zur Auffindung neuer Lokalanästhetica.44
32. Therese Oppler, aus Pieschen i. Pos., 7. Dezember 1903:
„Über Säuglingsernährung mit gelabter Vollmilch.44
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128
33. Hermann Neusei, aus Meisenheim a. Rh., 12. De-
zember 1903: „Ein Beitrag zur Kenntnis der Pericarditis."
34. Georg Kösler, aus Breslau, 23. Dezember 1903: „Die
doppelseitige Unterbindung der Arteria hypogastrica bei
inoperablem Uteruscarcinom."
35. Hans Sohr, aus Wreschen i. Pos., 23. Dezember 1903:
„Die in der medizinischen Klinik zu Breslau seit 1892
beobachteten Fälle von chronischer Bleiintoxikation.44
36. Alfons Michalke, aus Friedenshütte O/S., 30.Januar 1904:
„Über die Möglichkeiten von Fehldiagnosen auf Grund posi-
tiver Gruber-Widal'scher Reaktion.14
37. Max Trappe, aus Breslau, 11. Februar 1904: „Über den
Nachweis der Typhusbazillen im Blute der Typhuskranken.44
38. Johann Lewinski, aus Breslau, 13. Februar 1904:
„Beobachtungen über den Gehalt des Blutplasmas an
Serumalbumin, Serumglobulin und Fibrinogen.44
39. Emil Smolny, aus Ostrowo, 18. Februar 1904: „Über
Homoplastik der langen Röhrenknochen.44
40. Salo Engel, aus Breslau, 27. Februar 1904: „Über die
Beziehungen zwischen Trauma und Gewächsbildung im
Gehirn.44
41. Hermann Spamer, aus Worms, 8. März 1904: „Über
Netzhautablösung mit besonderer Berücksichtigung der
Wiederanlegung derselben.44
42. Richard Baeck, aus Lissa in Posen, 10. März 1904:
„Statistische Übersicht über die in den letzten 10 Jahren
an der Breslauer medizinischen Klinik beobachteten Fälle
von Pneumonie, mit besonderer Berücksichtigung der
selteneren Komplikationen und Ausgänge.44
43. Clara Bender, aus Breslau, 19. März 1904: „Über die
Wirkung von aufrechter Körperhaltung und Muskeltätigkeit
auf die zyklische Albuminurie.44
44. Paula Philippson, aus Berlin, 19. März 1904: „Uber
den Eisengehalt der Leberzellen bei Neugeborenen und
Kindern im ersten Lebensjahr.44
45. Bruno Birke, aus Altena in Westfalen, 24. März 1904:
„Die in der Königlichen chirurgischen Klinik zu Breslau
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129
beobachteten Fälle von Lippenkrebs aus den Jahren 1891
bis 1901."
46. Ferdinand Frief, aus Posen, 28. März 1904: „Die in
den Jahren 1876—1900 in Breslau vorgekommenen Todes-
falle an Krebs, mit besonderer Berücksichtigung örtlicher
Einflüsse auf diese Krankheit."
47. Paul Jockisch, aus Freiburg in Schles., 28. März 1904:
„Augenkomplikationen bei intrakraniellen Erkrankungen."
V. Von der philosophischen Fakultät wurden
promoviert:
1. Leo Hohenstein, aus Breslau, 9. Mai 1903: „Melibeus
und Prudentia. Der Uber consolationis et consilii des
Albertano von Brescia in zwei deutschen Bearbeitungen
des 15. Jahrhunderts. I. Teil."
2. Otto Schulz, aus Stettin, 9. Mai 1903: „Die Darstellung
psychologischer Vorgänge in den Romanen des Kristian
von Troyes."
3. Edgar Frank, aus Breslau, 12. Mai 1903: „Unter-
suchungen über das Kuhländer Rind."
4. Ernst Weiß, aus Radlow, Kr. Adelnau, 12. Mai 1903:
„Die Herrschaft Brody. Ein nutzvieh-schwacher Land-
wirtschaftsbetrieb in Posen."
5. Alfred Her r mann, aus Breslau, 15. Mai 1903: „Marengo.
I. Teil."
6. Waldemar Blümel, aus Klein- Wangern, Kreis Wohlau,
29. Mai 1903: „Über einige Nebenprodukte bei der Anilin-
fabrikation."
7. Felix Fischer, aus Wegenersaue, Kreis Glogau,
29. Mai 1903: „Über Wärmestrahlung der elektrischen
Glühlampe bei verschiedenen Stromintensitäten."
8. Hermann von Huber, aus Arnstadt in Thüringen,
16. Juni 1903: „Über Pyrophtalon und seine Derivate."
9. Albert Ei necke, aus Detmold, 20. Juni 1903: „Über
Beziehungen zwischen Nahrungsfett, Körperfett und
Milchfett."
9
130
10. Rudolf Leonhard, aus Breslau, 23. Juni 1903:. „Ein
Beitrag zur Saatgutsortierung, dargestellt am Roggen."
11. Fritz Werner, aus Neurode, 27. Juni 1903: „Über die
Einwirkung des aa'-Lutidins auf Aldehyde."
12. Otto Bobertag, aus Breslau, 4. Juli 1903: „Über par-
tielle Racemie."
13. Carl Winckler, aus Königsfeld i. Baden, 9. Juli 1903:
„John Marston's literarische Anfänge."
14. Adolf Kober, aus Breslau, 23. Juli 1903: „Studien zur
mittelalterlichen Geschichte der Juden in Köln am Rhein,
insbesondere ihres Grundbesitzes."
15. Walter Otto, aus Breslau, 24. Juli 1903: „Die Organi-
sation der griechischen Priesterschaft im hellenistischen
Ägypten."
IG. Robert Beckett Denison, aus Shipley in England,
28. Juli 1903: „Beiträge zur direkten Messung von Über-
führungszahlen."
17. Alfred Wiedemann, aus Breslau, 28. Juli 1903: „Syn-
these a, a' substituierter Pyridine. Experimenteller Be-
weis für die Identität der a- und a'- Stellung im
Pyridin."
18. William H. Mc. Lauchlan, aus Cleveland (Ohio U. S.A.),
30. Juli 1903: „Über den Einfluß von Salzen auf die
Wasserlöslichkeit von Schwefelwasserstoff, Jod und Brom."
19. Miles S. Sherrill, aus Louisville (Kentucky U. S. A.).
.10. Juli 1903: „Über die Komplexbildung und einige
physiko-chemische Konstanten der Quecksilber-Haloide."
20. Karl Löffler, aus Reichenberg i. Böhmen, 1. August 1903:
„Derivate des a-Picolyl- und a-Picolylmethylalkins.44
21. Michael Sobeski, aus Pieschen i. Posen, 3. August 1903:
„Über Täuschungen des Tastsinns."
22. Alois Inner, aus Berlin, 4. August 1903: „Die öffent-
lichen Sparkassen und die Organisation des landwirt-
schaftlichen Kredits in der Provinz Schlesien."
23. Ludwig Sniehotta, aus Oels i. Schles., 4. August 1903:
„De vocum Graecarum apud poetas Latinos dactylicos ad
Ennii usque ad Ovidii tempora usu."
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24. Kurt Bartsch, aus Breslau, 5. August 1903: „Über
einige Derivate des a- und ß-Naphtocumarins.44
25. Alfred Besuch, aus Neisse, 5. August 1903: „Studien
zur Wortstellung im Alt- und Mittelhochdeutschen.44
26. Kasimir von Dambski, aus Ludzisko in Posen,
11. August 1903: „Vergleichende Versuche über künst-
liche und natürliche Verdauung der Proteinsubstanzen."
27. Erdmann Hanisch, aus Breslau, 1 1. August 1903: „De
titulorum argolicorum dialecto. Prior pars.44
28. Richard Riecke, aus Heerte in Braunschweig,
11. August 1903: „Über die Bildung der Hippursäure im
tierischen Organismus.44
29. Joseph Klapper, aus Habelschwerdt, 13. Oktober 1903:
„Untersuchungen zu dem St. Galler Spiele von der Kind-
heit Jesu.4'
30. Ludwig Golinski, aus Lissa in Posen, 26. Oktober 1903:
„Die Studentenverbindungen in Frankfurt a./O.44
31. Julius Guttmann, aus Breslau, 26. Oktober 1903: „Der
Gottesbegriff Kants. I. Teil.44
32. Anton Snowacki, aus Serock, 12. November 1903:
„Stanislaus Konarski, sein Leben und Wirken.44
33. Eduard Schulz, aus Lilienthal O./Pr., 27. November 1903:
„Quellenkunde zur Geschichte der Eroberung Maltas durch
die Franzosen 1798.44
34. Oscar Vogt, aus Cottbus, 27. November 1903: „Der
goldene Spiegel und die Entwickelung der politischen An-
sichten Wielands. I. Teil.44
35. Dr. med. Ulrich Gerhardt, aus Breslau. 4. Dezember
1903: „Morphologische und biologische Studien über die
Copulationsorgane der Säugetiere.44
36. Hugo Hoppe, aus Danzig, 19. Dezember 1903: „Über
Andesite der Vulkane Sago, Merapi, Manindjau und Kaba
-
auf Sumatra.44
37. Ernst Huncke, aus Hirschberg in Schlesien, 19. De-
zember 1903: „Die Entwickelung von Einkommensteuer
und Einkommen in England in den letzten 20 Jahren.44
9*
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132
38. Rudolf Laß witz, aus Gotha, 19. Dezember 1903: „Die
Kreide-Amraoniten von Texas.41
39. Adalbert Grüttner, aus Striegau, 23. Dezember 1903:
„Das raumliche Fünfeck."
40. Karl Weidel, aus Magdeburg, 30. Dezember 1903:
„Mechanismus und Teleologie in der Philosophie Lotzes."
41. Waldemar Jaeckel, aus Breslau, 15. Januar 1904: „Über
Flächen 5. Ordnung mit einer doppelten kubischen Raum-
kurve."
42. Carl Jaschke, aus Breslau, 15. Januar 1904: „Spektro-
photometrische Untersuchungen über den Einfluß der Bei-
mischung von Metallsalzen zu Bogenlichtkohlen auf die
Verteilung der sichtbaren Energie in den einzelnen Teilen
des Spektrums ihrer Flammenbogen.41
43. Ferdinand Ebeling, aus Dardesheim, Prov. Sachsen,
28. Januar 1904: „Ein schlesisches Rittergut, seine Ent-
wickelung seit dem Jahre 1824 und seine heutige Ge-
staltung."
44. Sylvain Koch, aus Straßburg i. E., 28. Januar 1904:
„Italienische Pfandleiher im nördlichen und östlichen
Frankreich."
45. Fritz Zimmermann, aus Posen, 4. Februar 1904:
„Untersuchungen über Flachen 4. Ordnung mit einer
doppelten Geraden."
46. Stanislaus Labendzinski, aus Inowrazlaw, 27. Fe-
bruar 1904: „Ober die Konstitution der gelösten Schwer-
metallsalze auf Grund von Potentialmessungen."
47. Wolf-Heinrich von der Mülbe, aus Berlin, 7. März
1904: „Die erste Schule von Fontainebleau. Ein Beitrag
zur Geschichte der französischen Malerei."
48. Paul Landau, aus Namslau, 26. Marz 1904: „Karl
von Holteis Romane. Ein Beitrag zur Geschichte der
deutschen Unterhaltungsliteratur im 19. Jahrhundert.1'
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133
X. Nekrolog.
Carl Friedrich Wilhelm Müller
(geb. 23. Febr. 1830, gest. 1. Juni 1903).
In C. F. W. Möller hat unsere Universität einen ihrer
hervorragendsten Gelehrten, eine ihrer ausgeprägtesten
Persönlichkeiten verloren.
Die Neigung zum Lehrberuf trug er vom Vater her in sich,
der in Magdeburg Lehrer war. Dort ist Müller auf dem
Pädagogium des Klosters unserer lieben Frauen vorgebildet
worden, an dem er kurz nach seinem 20. Geburtstag das
Abiturientenexamen ablegte. Seine gesamte Studienzeit bis
zur Lehramtsprüfung im Mai 1854 und zur Doktorpromotion
am 30. August desselben Jahres hat er in Königsberg zu-
gebracht. Dem Philologen ist das so begreiflich wie es vielen
Nicht-Philologen überraschend sein wird. Königsberg nannte
damals zwei Männer sein, deren Namen im goldenen Buch
unserer Wissenschaft mit besonders hellem Glänze strahlen,
denen aber neben ihrer wissenschaftlichen Größe auch be-
zwingender Zauber der Persönlichkeit zu eigen war: Lobeck
und Lehrs. Der junge Student fand bei ihnen Interesse und
Förderung, wie sie seine hervorragende Beanlagung und seine
schon damals außergewöhnlichen Kenntnisse verdienten. Mir
liegt ein Buch von 357 in kleinster Schrift beschriebenen Seiten
vor mit dem Titel Collectaneum, das 1846 ff. datiert und von
Müller also zweifellos zu einem grossen Teil schon während
der Gymnasialzeit angefertigt worden ist. Es enthält Samm-
lungen über lateinischen Sprachbrauch und läßt in der Sorg-
samkeit und Schärfe der Beobachtung, in der erschöpfend
genauen Durcharbeitung eines wenn auch noch be-
schränkten Schriftstellerkreises doch bereits den künftigen
Meister ahnen. Lobeck und Lehrs gravitierten beide durchaus
nach der gräcistischen Seite, und auf dieser bewegt sich auch
Müllers Dissertation De ritibus et ceremoniis quibus Graeci
commercia publica, foedera belli pacisque sanxerunt, deque
134
vocabulis iuris fetialis propriis quoad ex Herodoti et Thucy-
didis et Xenophontis libris cognosci possunt; auch sehen wir
ihn mit Lobecks Spezialstudien so weit vertraut, daß er die
schwierige Herausgabe des hinterlassenen zweiten Bandes
der Pathologia graeci sermonis (1862) übernehmen konnte, die
ohne intime Sachkunde sich nicht hätte leisten lassen. Aber
Lob eck und Lehrs wären die letzten gewesen, eine so aus-
gesprochene Begabung und Individualität für immer auf einen
andern Weg zu lenken, als den sie sich selbst vorzeichnete.
Und so zeigt sich als dauernde Wirkung der Königsberger
Schule nur das allgemeine, daß Müller es fortan bei Beob-
achtung der sprachlichen Phänomene des Lateins auf Totalität
absieht, wie es Lob eck beim Griechischen getan hatte. Jede
formelle und jede syntaktisch-stilistische Erscheinung wird ge-
bucht und nicht blos aus den an jedermanns Wege liegenden
Sprachquellen, sondern aus Christen so gut wie aus Heiden,
aus Juristen wie aus Medizinern, aus dem sechsten Jahr-
hundert n. Chr. wie aus dem zweiten v. Chr. Man denke sich
diese Arbeit ein langes Leben hindurch unablässig fortgesetzt,
in jeder Mußestunde, die das Amt im Laufe des Tages läßt,
und Nächte über Nächte hindurch — und man wird einen
Begriff bekommen von dem Material, das Müller schon in
seinen frühen Mannesjaliren zu Gebote stand. Als er auf der
Sommerreise 1890 die Excerption des Corpus iuris durch-
geführt hatte, umfaßten seine Kollektaneen sämtliche Denk-
mäler der lateinischen Sprache bis auf Justinian hinunter, und
nun konnte man gewiß sagen — was allerdings wohl auch
schon Jahre früher seine Richtigkeit gehabt haben dürfte — , daß
nie ein Lateinist über ebenso großartige Sammlungen verfügt hat.
Ich habe der Erzählung von Müllers Lebensgeschicken
vorgegriffen. Aber ich durfte und mußte es tun, weil er in
der geschilderten Tätigkeit von seiner Gymnasiastenzeit an
sein ganzes Leben hindurch sich gleichgeblieben ist. Selten
wird ein Forscher ähnlich konsequent und energisch ein Ziel
vorfolgt haben wie Müller von seinem sechzehnten Jahre
bis zu seinem Lebensende im vierundsiebzigsten das Ziel, sich
zum unumschränkten Herren über alle die im Laufe der Jahr-
hunderte so wechselnden Ausdrucksmittel des Lateins zu
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135
raachen. Wenn wir jetzt hören werden, wie sein Leben
äußerlich verlaufen ist, in wie anspannenden Amtspflichten,
die allein einen ganzen Mann zu fordern schienen, wird sich
die Hochachtung vor seinem wissenschaftlichen Fleiße umsetzen
in Bewunderung für die geistige Kraft, mit der er sein Roh-
material zu Werken von größtem Umfange und außerordent-
licher Bedeutung zu verwerten wußte.
Das Probejahr sollte Müller von Michaelis 1854 ab an
der Anstalt ablegen, die ihm seine Jugendbildung gegeben
hatte. Aber bereits ein halbes Jahr danach kommt er als
Hilfslehrer nach Stendal, wieder sechs Monate später auf
Lehrs Betreiben an das Friedrichs-Kollegium in Königsberg,
wo er 1859 ordentlicher Lehrer wird. In dieser Stellung hat
er die Frau heimgeführt, die als liebe- und verständnisvollste
Gattin ihm bis ans Ende zur Seite gestanden hat.
Die wenigen Briefe Müllers, die mir aus jenen Jahren
vorliegen, sprechen viel von der Last der Schulstunden und
Korrekturen, auch der Privatstunden, mit denen er, der für
einen jüngeren Bruder, bald auch für Frau und Familie zu
sorgen hatte, seinem kärglichen Einkommen aufhelfen mußte.
Aber daneben klingt aus denselben Briefen helle Begeisterung
für den Unterricht und innige Freude an den erzielten Erfolgen,
und eine Anzahl scharfsinniger Aufsätze grammatischen und
kritischen Inhalts bekunden, daß es dem Unermüdlichen doch
auch unter so schwierigen Verhältnissen möglich war, zu
sammeln und zu schaffen.
Größere Freiheit zu wissenschaftlicher Tätigkeit und die
schon damals seinen Leistungen einzig entsprechende Stellung
versuchte die philosophische Fakultät in Königsberg Müller
zu verschaffen, indem sie ihn — natürlich auf Lehrs An-
regung — am 17. Dezember 1862 dem Minister für ein Extra-
ordinariat vorschlug. Aber weder dieser erste Antrag noch
seine Erneuerung am 22. Januar 1864 hatte Erfolg. Die Ab-
lehnung kam schließlich für Müller umso schmerzlicher, weil
der Dezernent des Ministeriums ihm anfangs viel Hoffnung
machen zu können geglaubt hatte. Aber auf den Minister
wirkten andere Einflüsse, über die Müller seine Vermutungen
hatte und von denen sich hier wenigstens im allgemeinen reden
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136
l&ßi. Müller war, und nicht nur in der Wissenschaft, von
einer Selbständigkeit, die es verschmähte, herrschenden
Richtungen und den Richtungen der Herrschenden Zuge-
ständnisse zu machen, und wäre es auch nur durch Schweigen
gewesen. Zu der damals regierenden Philologenschule stand
er in keinerlei Beziehungen und, wenn auch der Hauptangriff
gegen deren Führer erst einige Jahre später fallt, so hatte
doch schon manche Einzelheit in Müllers früheren Veröffent-
lichungen gezeigt, daß er seine scharfe sachliche Kritik bei
keinem Gegner, welchen Namens und welcher Richtung er
auch wäre, einzuschränken gesonnen sei. Man versteht hier-
nach, was der Minister Müller durch den Dezernenten sagen
ließ, „es müsse einmal frisches Blut in die Königsberger
Philologie kommen, nicht abermals einer aus der Lobeckschen
Schule" — der Schule, die Jahrzehnte hindurch der philo-
sophischen Fakultät in Königsberg hellen Glanz verliehen
hatte. Daneben wurden die Interessen des Gymnasiums geltend
gemacht, an dem Müller gerade tätig war. Unausgesprochen
aber blieb ein dritter Grund, der Müller selbst wohl mit
Recht als der wesentlichste erschien. Auch seine politische
Betätigung war nicht dazu angetan gewesen, ihm nach obenhin
Freunde zu machen. Ein zweiter character indelebilis nämlich,
der ihm neben dem wissenschaftlichen seit und infolge seiner
ersten Königsberger Zeit aufgeprägt geblieben ist, war der
politische Freisinn Johann Jakobyscher Färbung. Ihn hatte
er während der Konfliktszeit wiederholt so entschieden nach
außenhin an den Tag gelegt, daß seine Frau die Versetzung
nach Landsberg a. W., von der bald zu reden sein wird,
freudig begrüßte, weil das kleine Landstädtchen Müller kaum
Gelegenheit bot, sich weiter politisch zu kompromittieren.
Aber der Schaden war schon geschehen; von einem seiner
Vorgesetzten, der Einfluß auf die Entscheidung hatte, schreibt
Müller: „ich gehöre nicht zu demselben Wahlkomitee, über-
haupt nicht zu derselben politischen Partei wie er und habe
einmal eine wenig schmeichelhafte Entgegnung auf einen von
ihm verfaßten Zeitungsaufsatz erlassen44.
Was Lehrs an Müller schrieb, als der Mißerfolg zweifellos
war: „daß Ihnen aber eine Professur in fatis ist, wenn nicht
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137
in Preußen so außerhalb, daran glaube ich", war etwas gar zu
weitschauend, wie denn tatsächlich auch ein dritter Vorschlag
in Königsberg 1867, diesmal für ein Ordinariat, ebenfalls ver-
geblich war. Und so mußte Müller froh sein, während die
Verhandlungen mit dem Ministerium noch fortdauerten, eine
anderweitige bessere Versorgung zu finden. Ostern 18ö3 kam
er zunächst als Oberlehrer nach Landsberg a. W. — freilich
für einen wissenschaftlich arbeitenden Mann ein Exil; die
Bibliothek des Gymnasiums gab nicht einmal das notdürftigste
Handwerkszeug an kritischen Ausgaben her. Insofern war es
fast ein Vorteil zu nennen, daß der Unterricht gerade in Lands-
berg Müller in eine von seiner eigensten wissenschaftlichen
Bahn ablenkende Richtung führte, bei der er mit wenigen
Büchern auskommen und doch gleichzeitig seine Kenntnisse
weit über das Durchschnittsmaß vertiefen konnte. „Das
Rühmenswerteste und Wichtigste an Landsberg ist", so schreibt
er in seinem ersten Briefe von dort an Lehrs, „daß es mich
allmählich zu einem Griechen machen wird, wozu bereits jetzt
einige, wenn auch im Verhältnis zur Größe der area noch
kleine Grand-, Kalk- und wohl auch Steinanfuhren gemacht
sind. Wenn auch der Bau nie glänzend werden wird, so hoffe
ich doch, ihn in Jahr und Tag unter Dach und Fach (zu
bringen) und bewohnbar zu machen, so daß er sich in ge-
. wöhnlicher Häuserreihe mit Anstand zeigen kann. Dazu zwingt
erstens die Not und zweitens hat, weil ich die Fortschritte
sehe, die Sache selbst bereits angefangen, mich so zu inter-
essieren, daß ich, wenn nicht das bestimmte Versprechen
(einem Redakteur eine latinistische Arbeit zu liefern) mich
bände, jedenfalls alle freie Zeit für das Griechische verwenden
würde. Von meinem untergeordneten Standpunkt aus empfinde
ich es daher auch nicht in der Weise, wie ich gedacht hatte,
daß ich in Secunda die Cyropädie zu lesen habe. Als Stoff,
sich darin lexikalische und grammatische Kenntnisse anzu-
eignen, ist sie immer gut genug. In Prima habe ich Demosthenes
und Homer zu lesen. Aus allem bereichere ich mein Lexikon
und ineine Grammatiken in ausgedehntestem Maße mit Bei-
spielen und Notizen, was für mich der einzige Weg ist, etwas
zu lernen. Von dieser Seite genommen betrachte ich die
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griechischen Exercitienkorrekturen, die mich bei meiner um-
ständlichen Art eine enorme Zeit kosten, auch nicht einmal
als absolutes Übel, indem ich hierbei ebenso wie bei den
Präparationen für die Stunden den krassesten Egoismus walten
lasse, d. h. */4 der Zeit unbekümmert um die Interessen der
Schule zu meinem Nutzen verwende. Zum Cicero (dem er
schon lange ein intensives Interesse widmete in der Absicht,
ihn dereinst herauszugeben) werde ich darüber aber schwerlich
vor den Hundstagsferien kommen".
Diese in mehr als einer Hinsicht charakteristische Brief-
stelle zeigt besonders schön, mit wieviel Ernst und Energie
Müller jede Aufgabe anfaßte. Aber gerade darum hätte ein
längerer Aufenthalt in Landsberg schließlich vielleicht nicht
nur durch das Manko der dortigen Bibliothek sein Lebens-
werk, die latinistische Arbeit gefährdet, und es war wie in
anderer Beziehung so in dieser ein Glück, daß er schon im
Herbst desselben Jahres seine Berufung als Professor an
das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin erhielt, wo
ihm wesentlich lateinischer Unterricht zufiel und eine ausge-
gezeichnete Anstaltsbibliothek zur Verfügung stand.
Berlin selbst hatte freilich für Müller weit weniger Reize
als es vielen andern geboten hätte. Mit seiner Familie, ein
paar verständnisvollen Freunden, einem die nötigsten Be-
dürfnisse deckenden Gehalt, Gelegenheit zu einigem Naturgenuß
und — einer guten Bibliothek hätte er im kleinsten Ort leben
können, ohne einen wesentlichen Mangel zu empfinden. Was
die Großstadt mehr bietet, konnte oder mochte er nicht ge-
nießen. „Zu den täglichen Ärgern", schreibt er Ende 1871,
„gehört der über Berlin, das für Leute, die eine Villa im Tier-
garten und Equipage haben, eine sehr pläsierliche Stadt sein
mag, für Leute aber, die zu Theater und Konzert kein Geld,
zu stundenlangem Umherrennen keine Zeit und keine Lust
und zu Gesellschaften weder Geld, noch Zeit, noch Lust haben,
entsetzlich langweilig ist". Auch die Berührungen mit den
Universitätsdozenten, vor allem mit Moritz Haupt, die, wie
man denken möchte, dem Berliner Aufenthalt gerade in
Müllers Augen besondere Annehmlichkeit hätten verleihen
müssen, blieben gelegentliche — zum Teil gewiß wieder, weil
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es Müller an leichter Anschmiegsamkeit fehlte. Umso
höher muß es Haupt angerechnet werden, daß er für
Müllers Wert die volle Schätzung hatte. Er zeigte sich ihm
nicht nur bei den wenigen Begegnungen von der liebens-
würdigsten Seite — und dessen soll sich nicht jeder rühmen
können — , sondern empfahl ihn noch kurz vor seinem Tode
(1874) in einem offiziösen Schreiben aufs wärmste für ein
Ordinariat, wahrscheinlich in Halle. Als ihm Müller 1871
seine „Nachträge zur plautinischen Prosodie" überbracht hatte,
konnte erLehrs berichten: „Haupt war gegen mich für mich
überraschend freundlich. Meiner Prosodie stellte er das
Zeugnis aus, daß sie das Verdienst hätte zum ersten mal den
Sachverhalt klar zu legen und der von Ritsehl völlig gemiß-
brauchten Kritik ihr Recht zu wahren".
Intensivere Berührung aber unterblieb auch hier. Dafür
bewiesen die Kollegen am Gymnasium, wenn auch Müller
nicht entfernt ebenbürtig, doch für seine Arbeit ein wohl-
tuendes Interesse, voran der alte Direktor Kießling, dessen
Teilnahme für „seinen Plautus" Müller wahrhaft rührend
nennt, und Moritz Seyffert, der bekannte Bearbeiter d(.r
lateinischen Schulgrammatik von Ellendt, der wenigstens auf
einem kleinen Teil von Müllers Arbeitsgebiet gut bewandert
war. Auch glückte es Müller, jüngere Königsberger Freunde
aus Joachimsthal zu ziehen. Und gerade die jüngeren
Kräfte hatten die vollste Empfindung dafür, was Müller als
Mensch, Lehrer und Gelehrter für ihre Anstalt bedeutete. Nie
hat sich das deutlicher ausgesprochen als Anfang 1872, da
Kießling in den Ruhestand trat. Eine Deputation der jüngeren
Kollegen trug dem scheidenden Direktor die Bitte vor, dafür
zu sorgen, daß Müller sein Nachfolger würde. Müller gab
sich über die Wirkung dieses Schrittes keinen Illusionen hin.
Er schrieb an Lehrs: das Vorgehen der Kollegen „ist sehr
liebenswürdig und hat mich tief gerührt, aber sehr naiv. Ich
möchte das Gesicht sehen, das X. (der Ministerialdezernent)
machen würde, wenn ihm Kießling diesen Wunsch vortrüge,
was er aber wohl bleiben lassen wird."
Leider waren nur die Lehrerfolge, die Müller den Kollegen
zum Anstaltsleiter so geeignet erscheinen Hessen, nicht ohne
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schwere Einbuße an Zeit zu erreichen, die er lieber seiner
Wissenschaft gewidmet hätte; und wenn wir heute auf sein
unvollendet gebliebenes letztes großes Werk blicken, müssen
wir trauernd daran denken, wie er — ein Pegasus im Joche —
so viel von seinen kräftigsten Mannesjahren einer Arbeit ent-
ziehen mußte, die kein anderer leisten konnte und kann. Am
5. November 1869 klagt er über „die Last der Schularbeiten",
die in der letzten Zeit „mich ganz besonders drückte und die
mir überhaupt schon seit Jahr und Tag manchmal wochenlang
keine Stunde zum eigenen Arbeiten läßt". Und ein Jahr danach:
„über die Plackerei in der Schule, von der ich Erlösung von
Semester zu Semester vergeblich erwartete, bin ich in diesem
Jahre für mich und andere unerträglich verdrießlich geworden".
Wer sich dies gegenwärtig hält, wird es schon rein äußer-
lich angesehen bewundernswert finden, daß Müller doch die
Kraft fand, neben kleineren Arbeiten im Jahre 1S69 ein Werk
von 800 Seiten und bald danach eine 200 Seiten starke Beigabe
dazu zu veröffentlichen — die „plautinische Prosodie" und die
„Nachträge zur plautinischen Prosodie". Vielleicht aber läßt
sich doch auch die wissenschaftliche Bedeutung dieses Werkes
hier einigermaßen begreiflich machen. Um die Mitte des Jahr-
hunderts hatte Friedr. Ritschis energische und scharfblickende,
aber auch stark subjektive und selbstbewußte Persönlichkeit in
Philologenkreisen ein lebhaftes Interesse für das ältere Latein,
insbesondere Plautus und Terenz, wachgerufen. Er ging daran,
den Text des Plautus auf die ausgezeichnete, aber bis dahin
nur unverstandig und ungenügend benutzte handschriftliche
Überlieferung zu fundieren und seine sprachlichen und
metrischen Gesetze zu erforschen. Denn nur einem kleinen
Teil der plautinischen Verse war mit den an den klassischen
Dichtern gewonnenen Vorstellungen von lateinischer Silben-
messung beizukommen ; entweder also hatte Plautus seine Verse
mit haarsträubender Nachlässigkeit, unter Verzicht auf jede
Kunst, geschmiedet, oder es gab hier noch eine nach ganz
eigenen Gesetzen sich regulierende Prosodie zu entdecken.
Geniale Vorgänger hatten sich in letzterem Sinne versucht,
ohne mehr als Einzelheiten zu finden; auch Ritsch 1 selbst
mußte seinen ersten Versuch (1849) bald als verfehlt erkennen.
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Als er zehn Jahre spater abermals an die Aufgabe herantrat,
glaubte er in graphischen Eigentümlichkeiten der älteren
lateinischen Inschriften, mit denen er sich ebenfalls bahn-
brechend beschäftigt hat, eine eigentumliche Verwitterung des
altlateinischen Konsonantismus zu erkennen und damit auch
für den plautinischen Versbau des Rätsels Lösung gefunden
zu haben. Für uns liegen heute die ganz simpeln Tatsachen,
an denen diese Lösung scheitert, auf der Hand; damals
täuschte Ritschis Name die große Masse — und nicht nur die —
über jede Schwierigkeit hinweg.
Auch Müller hatte seit Jahren sich intensiv mit Plautus
beschäftigt, und gerade von seiner Beschäftigung mit dem
prosodischen Problem legen seine Briefe an Lehrs schon lange
Zeugnis ab vor dem vom 6. August 1866, der triumphierend mit
dem Satze beginnt: Eine jambische Silbenfolge kann von den
lateinischen Komikern als Pyrrhichius gebraucht werden; - —
wird Das war, mochte auch ähnliches schon gelegentlich
dunkel geahnt worden sein, in der Tat ein Columbusei. Ein
Gesetz von der größten Einfachheit war gefunden und doch
ein Gesetz, das, wie wir mehr und mehr einsehen gelernt
haben, nicht nur die Komikertexte, sondern die ganze lateinische
Sprache durchzieht, ein Gesetz, das z. B. bSnö mäle' gegenüber
recte mlre erklärt und in der klassischen Poesie nur deshalb
bloß kärgliche Spuren hinterlassen hat, weil es mit aller Kraft
künstlich zurückgedämmt worden ist.
Mit einem Schlag waren die Verse des Plautus und Terenz
lesbar geworden und Ritsehl nicht bloß im Prinzip wider-
legt, sondern „hunderte von seinen Änderungen im Text der
Komiker überflüssig geworden44. Auch der unphilologische
Leser wird hier ahnen, daß das sich so geschlossen dar-
stellende Resultat doch nur aus Hunderten, besser gesagt aus
Tausenden von Einzelheiten zu gewinnen war. Erschwert war
die Untersuchung dadurch, daß Ritschis Plautus- Ausgabe in
der Mitte stecken geblieben, die Zeugnisse der Handschriften
für den Text der übrigen Stücke nur mit Mühe und unvoll-
ständig aus veralteten und unbequemen Ausgaben zu gewinnen
waren. Aber gewaltiger Fleiß und eine auf den gesündesten
Scharfsinn und erschöpfende Sprachkenntnis sich aufbauende
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Konjekturalkritik halfen auch über diese Hindernisse hinweg.
Immer von neuem und neuem die etwa 30000 Verse durch-
studierend, die wir vom alten römischen Drama besitzen, hat
Müller auch im einzelnen für das Verständnis des überlieferten
Textes, bald konservierend, bald verbessernd, so viel geleistet,
daß sich hier nur wenige neben ihm nennen dürfen. Gerade
dadurch wird die plautinische Prosodie ein Musterbild seiner
wissenschaftlichen Art nach einer ganz bestimmten Richtung.
Erstaunliche Sammlungen haben viele angelegt und tausend
Einzelheiten gehäuft, aber von den vielen sind dann die
meisten in ihrem Material untergegangen, über die Freude am
Rohstoff nicht hinausgekommen und in kleinlichen Einzel-
Observationen stecken geblieben. An Müller war das das
Großartige, wie die Fülle seinem Geiste sich ordnete, wie er
in der Flucht tausendfacher Einzelmanifestationen mit unbe-
irrbarem Blicke das eine waltende und sie alle bezwingende
und erklärende Gesetz erschaute. Von dieser Geisteskraft hat
er viele Proben abgelegt, jedoch nie eine gewaltigere als in der
„plautinischen Prosodie4'.
Die Jambenkürzung war das wichtigste, aber nicht das
einzige Gesetz dieser Art in der „Prosodie44 — freilich das
einzige, von dem man versuchen kann, an dieser Stelle einen
Begriff zu geben. Die Größe und Fülle der Ergebnisse
begeisterte Lehrs schon nach der brieflichen Mitteilung, mehr
noch bei der Korrektur der Druckbogen; wie Haupt urteilte,
haben wir schon gehört. Man sollte denken, nun sei Müllers
Stellung in der Wissenschaft, seine Berufung an eine Universität
gesichert gewesen. Das Gegenteil trat ein. Die „Prosodie4i
blieb auf viele Jahre hinaus ohne jede andere Wirkung als die,
Müller die akademische Laufbahn definitiv zu verschließen.
Es soll und braucht nicht verschwiegen zu werden, daß
in gewissem Sinne Müller zu dem Mißerfolg ein wenig bei-
getragen hat. Seine Darstellungsform ist zwar für einen
willigen und denkenden Leser durchaus klar, so klar, wie sie
von einem so scharfen Denker erwartet werden muß. Aber
sie kommt dem Leser nicht im geringsten entgegen. Sie ver-
zichtet nicht nur auf jede Eleganz im Aufbau, jede Über-
redungskunst im einzelnen, mit der man selbst den sichersten
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14H
Fund zu empfehlen nicht verschmähen soll — sie läßt den
nicht ganz aufmerksamen Leser sogar bisweilen im Zweifel
über Müllers Meinung, ja kann ihn hier und da verleiten und
hat dazu verleitet, Müller eine seiner wirklichen geradezu
entgegengesetzte Meinung unterzuschieben. Auf diese perpetua
scriptoris ironia hat bereits einer der französischen Fach-
genossen, denen man nachrühmen muß, daß sie zuerst
die Bedeutung des Müllerschen Werks voll erkannten, seinen
anfänglichen Mißerfolg zurückgeführt. Dazu kam eine Schärfe
der Polemik, die Müllers rücksichtslos die Wahrheit sagendem
Naturell überhaupt leicht eignete, damals aber besonders da
auffiel, wo sie sich gegen angebliche „Autoritäten" richtete,
die er zuerst in ihrer Scheingröße ganz durchschaute, vor
allem W. Corssen.
Indessen, das alles kann noch nicht erklären, was geschehen
ist. Der entscheidende Grund war offenbar Ritschis Ver-
halten. Der Philologe — und welcher Gelehrte nicht? —
bringt allen erheblichen neuen Ansichten von vornherein Miß-
trauen entgegen; wo eigene Meinungen dadurch getroffen
werden, ist seine Brust mit dreifachem Erz umpanzert. Ritsehl
hatte schon seine iteratae curae über plautinischen Versbau in
die Welt gesetzt — nun sollten auch die wieder das Ziel ver-
fehlt haben; sein Text des Plautus lag vor- - und an hunderten
von Stellen sollte er nur eine Verschlechterung der korrekten
Überlieferung sein. Von mala Ildes braucht man da nicht die
Spur anzunehmen; es ist menschlich — oder jedenfalls philo-
logisch, daß er ablehnte, was ihn so schwer getroffen hätte.
„Ein dickes und fleissiges Buch, aber kaum etwas Brauchbares
darin", „ratio non ratio" — so und ähnlich ließ er drucken.
A\h6<; e<pa; wer mochte sich nun noch die Mühe nehmen, nach-
zuprüfen — zumal wo die Nachprüfung bei den vielen hunderten
einschlägiger Einzelheiten so viel Hingebung an die Sache
erfordert hätte. Und nun — soweit man nicht vorzog, Müller
vornehm zu ignorieren — brach der Sturm ge^en ihn los in
allen Tonarten — von der kalten Nichtachtung bis zu Spott
und Hohn; die unreifsten Anfänger und die kläglichsten
Stümper belehrten ihn in hochnäsigem Gönnerton und — die
wenigen, die es besser wußten, schwiegen.
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144
Wie es damals in dem Manne ausgesehen haben mag, der
in mühsam einem drückenden Amte abgerungenen Arbeits-
stunden mit Aufbietung aller Kräfte seiner Wissenschaft ein
grundlegendes Werk geschenkt hatte und sich so belohnt sah,
das mag man sich selbst ausmalen; ich möchte keine Brief-
steilen anführen, in denen seiner Stimmung bisweilen recht
aktueller Ausdruck gegeben wird. Nur eine (vom 25. März 1871)
kann ich mir nicht versagen hierherzusetzen, die, völlig ruhig
gehalten und über die augenblicklichen Kontroversen weit
hinausgreifend, Müller durch das, was er und wie er es sagt,
weit schöner und treffender charakterisiert, als es alle
biographische Kunst könnte. „Es fällt mir nicht ein, mich an
Begabung und Kenntnissen mit Ritsehl zu vergleichen. Daß
Sie (Lehrs) viel zu günstig von meinen Fähigkeiten denken,
habe ich immer angenommen. Ich bin mir meiner Schranken
sehr genau bewußt. Von Genie besitze ich auch nicht die
leiseste Ader, Gedanken habe ich sehr wenig, aber eins habe
ich, was ich mir durch Ritsehl und die ganze Welt nicht
wegdisputieren lasse, nüchternen Menschenverstand, der sich
durch Autoritäten und Schwindeleien nichts aufbinden und
nichts nehmen läßt, durch fremde sowenig wie durch eigene,
und die eigenen Dummheiten und Dummheit bereitwillig an-
erkennt. Aber als Dummheit lasse ich mir allerdings von
Ritsehl so wenig wie von irgend jemand-anrechnen, was ich
in vollster Klarheit über die Gründe meines Dissensus und die
Gründe der fremden Behauptung abweichend aufgestellt habe
und wogegen mir gar nichts als die bekannten Gründe oder
ein Machtspruch entgegengehalten wird".
Es ist glücklicherweise nicht erst die Nachwelt gewesen,
die wenigstens nach einer Richtung ganz beglich, was anfangs
auch nicht halb gezahlt worden war. In den achtziger
Jahren begann die Anerkennung zunächst für Einzelheiten der
„Prosodie44, dann, nachdem in der Würdigung des Ganzen, wie
schon gesagt, die Franzosen vorangegangen waren, ist seit 1890
keine Arbeit über plautinische Prosodie und Metrik mehr
erschienen, die sich nicht im wesentlichen durchaus auf die
Müll ersehen Grundlagen stellte. Immer mehr und mehr Teile
seines grossen Baues haben sich als unerschütterlich erwiesen,
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und wenn auch manche mehr oder minder erhebliche Anbauten,
so haben sich doch nur sehr wenig Umbauten als notwendig heraus-
gestellt. Was heute in diesen Dingen als sicher gilt, das ist, auch
wo es einmal von Müllers Anschauungen abweicht, nur durch
ihn möglich geworden; wenn wir die Verse der römischen Komödie
heute lesen können, sind wir nur durch ihn dahin gelangt.
Manch anderer würde, verkannt und verlästert, vielleicht
darauf verzichtet haben, seine kargen Mußestunden und seine
Nächte noch weiter einer wissenschaftlichen Produktion zu
opfern, die ergebnislos bleiben zu sollen schien. Denn auch
wem ein in Titeln, Ämtern u. dergl. sich ausdrückender Erfolg
völlig gleichgültig ist, kann doch nur dann ein Interesse an
Mitteilung seiner Resultate haben, wenn er die Freude hat, sie
in die Fortentwicklung seiner Wissenschaft eingreifen zu sehen.
Auch Müller sind pessimistische Gedaiiken solcher Art nicht
fern geblieben. „Sie raten mir", schreibt er an Lehrs am
29. Februar 1872, „zur Bemeisterung meiner üblen Laune ein
sehr schönes Mittel, eine ordentliche Arbeit." Er sitze denn
auch wieder über seinen Kollektaneen, die durch die „Plautus-
periode'4 unterbrochen worden seien. Aber die Schule hindere
ihn wieder aufs ärgste: „in meinem Quintilian habe ich seit
drei Wochen einen einzigen Tag einige Seiten lesen können.
Außerdem aber, daß ich dem Publikum garnichts vorzusetzen
habe, habe ich nunmehr hinreichend erfahren, daß dasselbe
meine paar Gerichte, die ich zum Besten gegeben habe, gar
nicht mag, sondern sie erstlich fast Niemand anrührt und die
Wenigen, die davon kosten, fast alle höchlich davon degoutiert
werden. Dies .... hat mich zu dem Entschlüsse gebracht,
das eigene Studieren künftig nur noch als Zeitvertreib zu
cultiviren." Freilich zeigt der Fortgang des Schreibens, daß
der letzte Satz nicht in bitterem Ernste zu nehmen ist. Und
bald sehen wir, wie der alte Plan einer Ciceroausgabe mit
allem Eifer aufgenommen wird; wenn die erste Periode wissen-
schaftlicher Großtaten in Müllers Leben von ihm selbst, wie
wir eben hörten, als Plautusperiode bezeichnet wird, so ist die
zweite die Ciceroperiode.
Wünschenswert war es nun freilich, für die neue Arbeit
den Nacken etwas vom Schuljoch freier zu bekommen,
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wünschenswert war auch bei dem Anwachsen der Familie eine
äußere Verbesserung der Lage. Wiederholt kam daher der
Übergang an andere Schulen in Frage. Aus den nicht zum
Abschluß gekommenen Verhandlungen solcher Art will ich nur
eine hier anfuhren, weil sie den Mann in seiner ganzen auf-
rechten Gradheit zeigt. Im Jahre 1869 war die erste Professor-
stelle an der Magdeburger Anstalt frei geworden, die Müller
selbst in seiner Jugend besucht hatte. Was da geschah, mag
er selbst erzählen: „Nachdem der Schulrat T. mir persönlich
versprochen hatte, falls ich ihm bis dahin meine Zusage gäbe,
mich in der Dienstagssitzung des Schulcollegiums vorzuschlagen,
bekam ich am Freitag einen Brief von ihm, in welchem er in
sehr feinen und vertrauensvollen Wendungen anfragte, wie es
mit nieinen religiösen Ansichten stände. Ehe er mich vor-
schlüge, müsse er sich überzeugt haben, daß ich nicht mit
Widerwillen in die dortigen bekanntlich stark kirchlich
gefärbten Verhältnisse einträte. Ich schrieb ihm darauf, ich
sähe zwar nicht ein, was meine (religiösen) Überzeugungen
mit meiner dortigen präsumtiven Stellung zu tun hätten, und
müsse auch den Behörden das Recht bestreiten, in einzelnen
Anstalten eine spezielle Richtung zu konservieren, aber ich sähe
auch keinen Grund, ihm zu verhehlen, daß ich ein abgesagter
Feind eben jener Richtung wäre, die bisher am Kloster
geherrscht hätte. In seiner ziemlich spät darauf erteilten
Antwort bedauerte der Herr Schulrat, von seinem Wunsche,
mich vorzuschlagen, Abstand nehmen zu müssen, aber nicht
wegen meines Briefes, sondern wegen meiner Unabkömmlich-
keit am Joachimsthal, von der er sich überzeugt habe.44
Michaelis 1872 kam dann die Berufung als Direktor des
neubegründeten Johannes-Gymnasiums hier in Breslau. Gerade
in eine solche Stellung hatte sich Müller lange Zeit am
wenigsten hineindenken mögen. Schon 1869 war er für das
Direktorat des Magdalenen-Gymnasiums, das dann Otto Heine
erhielt, in Betracht gezogen worden und schilderte damals
Lehrs seine Empfindungen mit folgenden Worten: „Lateinische
Aufsätze und griechische Extemporalien zu korrigieren, ist
zwar auch für einen fühlenden Menschen auf die Dauer schwer
erträglich, aber Berichte machen an die Behörden, Reden
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halten an die Abiturienten und vor allen Dingen von Vätern,
Müttern und Tanten scharenweise heimgesucht zu werden mit
vielen vernünftigen und unendlich viel mehr unvernünftigen
Anliegen, das würde ich absolut nicht fertig bekommen oder,
wenn ich mich soweit bezwingen könnte, es zustande zu
bringen, woran ich zweifle, darüber so desperat werden, daß
es kein Mensch mehr mit mir aushalten könnte.44 Wenn
Müller dann in diesem Punkte, vielleicht das einzige Mal in
seinem Leben, sich doch untreu wurde, so bildeten nicht allein
die oben geschilderten Erfahrungen der Jahre 1869 — 1872 den
Grund, sondern auch Befürchtungen für die kollegialen Ver-
hältnisse am Joachimsthal. Wie sicher er war, die leitende
Stelle an diesem Gymnasium nicht zu erhalten, für die er
qualifiziert war wie kein anderer, ist schon erzählt worden;
andererseits, schrieb er, „ist mit Bestimmtheit darauf zu
rechnen, daß diejenigen, die für die Wiederbesetzung zu sorgen
haben . . . ., uns einen Direktor nach ihrem und nicht nach
meinem Herzen geben werden, und das ist am Joachimsthal
schlimmer als anderwärts.44 Es kam wie er geahnt hatte, und
so würde er in Breslau wohl auch dann angenommen haben,
wenn die Stellung weniger geboten hätte, als es der Fall war.
Das Johannes -Gymnasium hat Müller genau 25 Jahre
geleitet, und wenn die Arbeit schwer war und vielfach seinen
Befürchtungen entsprach, so hat sie ihn doch auch in vieler
Hinsicht sehr befriedigt, jedenfalls ihm innigen Dank von allen
Seiten eingetragen und dabei zu großen wissenschaftlichen
Leistungen Zeit gelassen. Ein Vorteil war es schon, daß er
die Direktion zugleich mit der Begründung der Schule über-
nahm und so auf die Auswahl der Lehrer wesentlichen Einfluß
hatte. Überhaupt war das ein Weg, auf dem er andauernd
die Anstalt zu ihrem Glück unter dem Einfluß seiner Persönlich-
keit hielt, daß er nach Möglichkeit Lehrer heranzog, die seiner
eigenen Art verwandt waren, und unter ihnen die Lehrstunden,
ganz ohne Rücksicht auf Empfindlichkeiten, nicht nach Maß-
gabe des Alters, sondern der persönlichen Eignung verteilte.
So wenig er hierin etwas von modernem Schematismus wissen
mochte, so wenig in andern Dingen : er sah die Haupttätigkeit
des Direktors nicht im Aktenschreiben, sondern darin, mit
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seinem eigenen Unterricht die Schüler intellektuell und sittlich
zu heben und eine gleiche Tätigkeit in all seinen Lehrern
hervorzurufen, indem er ihnen sein eigenes Vorbild vor Augen
und jeden an seinen richtigen Platz stellte. Wie sein Unterricht
in dieser Zeit auf die Schüler wirkte, darüber schreibt mir
einer derselben, heute selbst ein vortrefflicher Philologe,
folgendes: „C. F. W. Müller war keiner von denen, welche die
Pädagogik für eine Wissenschaft halten, die man theoretisch
lernen könne oder müsse. Kr wirkte als Lehrer nicht durch
allerlei Mätzchen, sondern durch seine starke Persönlichkeit;
manchem Schüler ging es wohl auch auf, daß er hier einen
bedeutenden Gelehrten vor sich habe. Ich kann mich nicht
erinnern, daß je bei ihm der geringste Verstoß gegen die
Disziplin vorgekommen wäre; durch den ganzen Ernst seines
Wesens war das ausgeschlossen. Unerbittlich streng war er,
wo ihm Unwahrheit und Nachlässigkeit entgegentraten ; der
moralische Widerwillen, der sich dann bei ihm sehr lebhaft aber
kurz zu äußern pflegte, machte einen stärkeren Eindruck, als viele
Worte und Strafen. Bei der Behandlung des Stoffes trat die
grammatische Seite sehr gegen die ästhetische und historische
hervor; aber die Feinheiten namentlich der lateinischen Sprache
von ihm erklärt zu hören, war beinahe ein ästhetischer Genuß."
Wie allgemein solche Anerkennung für Müllers Leistungen
am Johanneum und solche Verehrung für seine Persönlichkeit
war, ist nie schöner hervorgetreten als bei zwei Gelegenheiten.
1880 hatte man ihm unter den vorteilhaftesten Bedingungen
die Direktorstelle des neugegründeten Wilhelmsgymnasiums in
Hamburg angeboten. In Breslau zu bleiben wurde ihm keineswegs
leicht; „ich hatte mich vielmehr,4' schreibt er, „schon ganz in den
Gedanken hineingelebt nach Hamburg zu gehen. . . Ich hätte auch
schwerlich mich entschlossen hier zu bleiben, wenn der Wunsch
mich hier zu behalten nicht in sehr eklatanter und anerken-
nender Weise bei den städtischen Behörden zum Ausdruck
gekommen wäre." Stadtverordnete und Magistrat vereinten ihre
Bitten und unterstützten sie mit einer erheblichen Gehalts-
aufbesserung. Wenn sich hier die Anerkennung der Patronats-
behörde in ungewöhnlicher Weise ausspricht, so bei der
zweiten Gelegenheit 1897, bei dem 25jährigen Jubiläum des
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Gymnasiums, die Verehrung der Schüler und Kollegen. Die
Feier, die ja mit Müllers 25jährigem Direktorjubiläum zu-
sammenfiel, gestaltete sich in wesentlichen Teilen als Huldigung
für seine Person. Bei den scharfen Gegensätzen, die inner-
halb der Schülerschaft des Johanneums wohl gerade darum
herrschten, weil es konfessionslos ist, spricht die allgemeine
freudige Beteiligung aller Schüler, da, wo es galt, den Direktor
zu ehren, um so mehr für den mächtigen Eindruck seiner
Persönlichkeit, als sein Liberalismus und seine Abneigung gegen
den Antisemitismus, die er oftmals mit Schärfe betonte, nicht
allen nach dem Herzen war. Und daß sein Jubiläum zugleich sein
Abschied von der Schule war, ist allgemein aufrichtig beklagt
worden. Aber ihn litt es nicht länger in einem Amte, das ihn nicht
nur aus den alten Gründen und um seines Alters willen drückte,
sondern nun noch durch die „Schulreform" besonders verleidet
war. „Das Schulmeistern nach den neuen Lehrplänen ist ein Gräuel44
schrieb er schon Anfang 1894. „Ich habe früher noch geglaubt,
der Unsinn würde sich in kurzem selbst richten und es nicht
möglich sein ihn aufrecht zu erhalten, . . . aber . . . statt den
Ruf immer mehr zu verstärken: „So geht es nicht" wimmeln die
Zeitschriften von Artikeln und der Büchermarkt von Büchern,
die zeigen, wie es wunderschön gemacht werden kann.44
Und so schied er aus der Stellung, die ihm unter allen
die er an Schulen eingenommen hat, zweifellos die erfreulichste
gewesen ist. Auch insofern als ihm, trotz mancher ärgerlichen
Plackerei mit Verwaltungsgeschäften, nie zuvor soviel Zeit zu
eigener Arbeit geblieben war. Daß diese Muße hauptsächlich
Cicero gewidmet war, ist schon gesagt. Von 1876 bis 1898
hat Müller — um von Einzelarbeiten auf anderen Gebieten
zu schweigen — die Kommentare zum Laelius (eine vollständige
Neugestaltung des Seyffertschen Kommentars, 1876) und de
officiis (1882), sowie eine Textausgabe des gesamten cicero-
nischen Nachlasses mit Ausschluss der rhetorischen Schriften
in acht starken Bänden (1880 — 1898) veröffentlicht. Die beiden
Kommentare und die umfangreichen Vorreden der Textausgabe
sind wahre Fundgruben ausgezeichneter sprachlicher Obser-
vationen; alte Vorurteile wurden in Menge beseitigt, auch wenn
sie eben noch von Leuten wie Madvig sanktioniert worden
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waren, und nicht weniger völlig Neues wird in semasiologischer,
syntaktischer, stilistischer Hinsicht geboten. Der Text ist mit
schärfstem Eindringen in den Gedankengang und genauester
Berücksichtigung ciceronischen Sprachgebrauches konstituiert.
In letzterer Hinsicht ist am bedeutendsten die Ausgabe der
Atticusbriefe. Während Müll er sonst genügendes handschrift-
liches Material durch die früheren Ausgaben oder durch
Kollationen, die ihm von verschiedenen Seiten überlassen
waren, zu Gebote stand, kennen wir auch heute noch für die
Atticusbriefe die Überlieferung nur unvollständig und ungenau.
Vielleicht kein Zweiter hätte sich trotzdem an die Ausgabe
gewagt, vielleicht auch Müller nicht, wenn ihn nicht das dem
Ende entgegeneilende siebente Jahrzehnt seines Lebens zum
Abschluß der Ciceroausgabe gemahnt hätte. Damals sprach
er es aus: „klares Erfassen des Zusammenhangs und sichere
Kenntnis oieeronischer Ausdrucksweise müssen imstande sein
im wesentlichen das Manko zu decken; das Vertrauen habe
ich, daß auch genauere Bekanntschaft mit den Handschriften
meinen Text nicht allzu erheblich verändern wird." Jemehr
man geneigt sein wird diesen Glauben zu teilen, um so mehr
wird man auch überzeugt sein, daß zu solcher Leistung unter
den Lebenden nur einer noch befähigt wäre. Selbstverständlich
hatte Müller in dieser ganzen Reihe von Editionen auch das
Sachliche aufs Schärfste durchdenken und alle sachliche Er-
läuteiungslitteratur durch- und einarbeiten müssen. Gleichwohl
ist nicht zu verkennen, daß gerade wie in seinem Schulunter-
richt die sprachliche und kritische Seite der Arbeit ihm das
weitaus größere Interesse abgewann. Bei Cicero hatte das
noch seinen besonderen Grund: so helle Freude und Be-
geisterung Müller gelegentlich über die stilistische Eleganz
besonders der Briefe äusserte, so herb konnte er, auch im
Unterricht, ja gerade da, sich über das advokatische Umgehen
mit der Wahrheit in den Reden, über den Mangel an logischer
Durchdachtheit in den philosophischen Schriften aussprechen.
Dies zweite große Werk Müllers war noch nicht ganz
vollendet, als Lehrs' Prophezeiung sich endlich erfüllte. Unsere
philosophische Fakultät darf stolz darauf sein das alte Unrecht
gut gemacht und einen solchen Mann als den ihren gewonnen
151
zu haben: 1896 ward auf ihren Vorschlag Müller zum ordent-
lichen Honorarprofessor ernannt. Aus dem Schreiben, mit
dem die Fakultät ihren Vorschlag begründete, möchte ich
wenigstens ein paar Sätze hier einfügen: „Die Fakultät war
sich bei diesem Beschluß wohl bewußt, daß eine derartige
Ernennung unbedingt als eine ganz außergewöhnliche nur in
den seltensten Fällen und in der sparsamsten Weise anzu-
wendende Auszeichnung angesehen werden muß. Trotzdem
konnte dieselbe dem Antrag nach Erwägung der für die Be-
rechtigung einer solchen Auszeichnung vorgebrachten Gründe
in diesem besonderen Falle ohne alle Bedenken zustimmen.
Maßgebend für die Beurteilung waren ausschließlich die. aus-
gezeichnete Begabung, die unermüdliche Arbeit und die aner-
kannten wissenschaftlichen Verdienste des genannten Gelehrten,
der nach dem Ausspruch berufener Beurteiler seiner Leistungen
unter den an Schulen wirkenden klassischen Philologen Deutsch-
lands als Forscher die erste Stelle einnimmt ... Müller ge-
hört unzweifelhaft zu den besten Kennern des Lateins: auf dem
Gebiet der lateinischen Syntax ist derselbe nach dem Tod des
dänischen Philologen Nicolaus Madvig wohl die erste Autorität.44
Auf Müller selbst übte die Ehrung den glücklichsten
Einfluß aus: er schien erfrischt und verjüngt und sein
Schafifenstrieb neu angeregt. Eine ausgiebige Lehrtätigkeit
freilich war anfangs weder möglich — seine Ernennung
fiel in die Zeit des erschreckendsten Tiefstandes unserer
Zuhörerzahlen — noch überhaupt von ihm beabsichtigt; er
begnügte sich seminaristische Übungen über Homer oder über
lateinische Autoren abzuhalten. „Hoffentlich,44 schrieb er
einmal, „sind meine Zuhörer begeisterter davon als ich.
Ich finde, was ich immer gesagt habe, bestätigt;
es ist kein sehr großer Unterschied, Studenten otot vCv fipoxol
efaiv oder Primanern was zu dozieren.44 Aber die eigene Pro-
duktion wandte sich jetzt wieder einem lang gehegten großen
Plane zu. In der Korrespondenz mit Lehrs ist schon früh die
Rede von einer „Syntax des Akkusativs44 im Lateinischen;
dieser alte Plan wird jetzt erweitert zu dem einer Syntax der
Kasus und Präpositionen. Bald nach Beendigung des Cicero
schreitet Müller zur Ausführung. Den Kollektaneen wird der
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ungeheure Stoff entnommen, große Teile der Litteratur — wie
sich denn Müller an Fleiß und Akkuratesse nie genug tun
kann — wieder und wieder durchgelesen. Ganz zwischendurch
wird außer vortrefflichen kritischen Aufsätzen ein ausgezeich-
neter Text des jüngeren Plinius fertiggestellt (1903), und trotz-
dem kann Anfang 1903 das umfangreiche Manuskript des No-
minativs und Akkusativs in die Druckerei gehen. Es ist eine
Arbeit, der wir bisher auf dem Gebiet des Lateinischen nichts
annähernd ähnliches zur Seite stellen können, ja der über-
haupt schwerlich je eine andere nahe kommen wird: beruhend
auf einer absolut vollständigen Induktion; der Gebrauch dieser
Kasus in den weiten Grenzen der gesamten Latinität ist er-
schöpfend geschildert. Die Ausarbeiter des Thesaurus linguae
latinae, deren Korrekturen Müller las, haben mir gelegentlich
ihr Erstaunen darüber ausgesprochen, was für Nachträge
Müller zu ihren Artikeln zu machen in der Lage sei, für die
das Material bekanntlich durch ein ganzes Heer von Gelehrten
zusammengebracht worden ist. Der Thesaurus konnte Müllers
Zutaten nicht kenntlich machen; aber in der Syntax wird seine
unvergleichliche Herrschaft über den gewaltigen Stoff auch
denen unwidersprechlich vor Augen treten, die, zu träge die
Prosodie und die Ciceroausgaben durchzuarbeiten, noch immer
nicht erfaßt haben, daß Müller in seiner Art eine
einzige Erscheinung ist. Dieser Erkenntnis gegenüber werden,
wie ich hoffe, auch Klagen darüber stumm bleiben, daß Müller
versäumt habe, sich mit der modernen indogermanistischen Syntax
auseinander zu setzen. Ob er dadurch viel hätte gewinnen
können, ist zweifelhaft, gewiß aber, daß jeder Grammatiker
von ihm vieles zu lernen haben wird, was er von keinem
andern in dieser Weise lernen konnte.
Ich spreche von der Zukunft, denn noch liegt Müllers
Nominativ und Akkusativ zugleich mit dem Anfang des Dativs
nur als Manuskript vor, und erst in den nächsten Wochen
wird der Druck beginnen können. Als Müller so weit mit der
Niederschrift gelangt war, Ende Februar 1903, empfand er das
Bedürfnis, etwas zu seiner Erholung zu tun. Er, der bis dahin
unermüdlich gewesen war, der noch im Jahre 1899 vielstündige
Bergtouren in Tirol unternahm und dem ein Jahr danach, als
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sie ihm eine Festschrift zum siebzigsten Geburtstag über-
reichten, die Freunde nichts besseres wünschen konnten, als
lange Fortdauer in gleicher körperlicher und geistiger Frische,
hatte schon den ganzen Winter hindurch über starke Er-
müdung und Arbeitsunfähigkeit geklagt. Wer ihn aber dann
angeregt und ganz in wissenschaftlichen Problemen aufgehend
aus seinen Übungen kommen sah, der mochte wohl zweifeln,
ob es sich um irgendwelche ernsthaften Erscheinungen handelte.
Und so schien sein Plan ganz angebracht, sich auf einer Reise
zum historischen Kongress nach Rom zu erholen — es war
das erstemal, daß er die Stätte sehen sollte, um die sich doch
sein Leben recht eigentlich gedreht hatte. Leider sollte sich
nur zu bald herausstellen, daß weder in dieser Reise noch
überhaupt Hilfe für ihn sei. Als ich ihn aufs Kapitol führte
und ihm den Blick auf Forum und Palatin wies, der noch auf
keinen seine tiefe Wirkung verfehlt hat — auf den Philologen
freilich am wenigsten, da kam über uns beide noch eine be-
sondere Ergriffenheit. Er sprach es aus: „schön! schön! —
aber zu spät!4' Ein paar Tage danach riet der Arzt zur so-
fortigen Rückreise. Daheim noch einige Wochen quälender
Krankheit, dann verschied er in den Armen der treuen Gattin,
die auch auf der Reise seine aufopfernde Pflegerin gewesen war.
Man pflegt zum Schlüsse einer solchen Biographie wohl
zusammenfassend ein Charakterbild des Dahingeschiedenen als
Menschen und Gelehrten zu entwerfen. Ich glaube fast dessen
überhoben zu sein. So scharf ist Müllers Persönlichkeit nach
beiden Richtungen hin ausgeprägt, daß man nicht von ihm er-
zählen kann was es auch sei, ohne daß die Grundzüge seiner
Wesenheit ganz von selbst vor den Leser treten. Mehr noch
gilt das, wo er von sich selbst erzählt, wie ich es ihn auf
diesen Seiten so oft habe tun lassen. Aber freilich kämen
dabei die weicheren Eigentümlichkeiten, an denen es doch auch
neben den großen und bisweilen vielleicht sogar etwas harten
nicht fehlte, kaum ganz zu ihrem Rechte. Denn wie Senti-
mentalität seiner Art völlig fremd war, so besonders in
seinem Leben nach außen hin, von dem ja der Biograph
hier fast allein zu erzählen hat, und wie er überhaupt vor
ir>4
Fernerstehenden sein Gefühl laut werden zu lassen vermied
und nur als der gefestigte Mann erschien« so allermeist auch
in seinen Briefen; gerade die Stellen aber, die eine Ausnahme
machen, dulden keine Wiedergabe.
Soll denn also auch hier eine besondere Charakteristik
stehen, so kann man das Wesen Müllers, wie es jedem so-
gleich entgegentrat und bei näherer Bekanntschaft nur deut-
licher sich enthüllte, mit einem Worte bezeichnen: Gradheit
Die zeigte sein Charakter so ausgesprochen wie sein Verstand.
Was er als Wahrheit erkannt hatte, zu sagen, hinderte ihn
nie irgend eine Rücksicht; und auf die Wahrheit drang sein
Verstand mit unerbittlich logischer Denkkraft. „Auf hundert
gescheite Leute kommen kaum fünf, die gesunden Menschen-
verstand haben," das war einer seiner Lieblingssätze, und wenn
er sich in der schönen Briefstelle, die wir oben abgedruckt
haben, diese köstliche Eigenschaft der Auserlesenen zuschreibt,
so durfte er das, denn sein Verstand war kerngesund und ließ
sich durch keine „Tifteleien" (wie er sich gern ausdrückte)
oder „Schwindeleien44 von der geraden Bahn locken. Unechtes
bestand vor ihm nicht, weder in der Wissenschaft noch im
Leben. Was er aber als echt erkannt hatte, daran hielt er
mit einer Festigkeit, die jener Gradheit und Klarheit Korrelat
nicht sowohl als Ergebnis ist. Die Treue, die er seinen wissen-
schaftlichen Idealen bewiesen hat in unablässiger Arbeit von
seinen Knabenjahren bis in die letzten Phantasien, die ihn
noch mit Plautus und Cicero beschäftigten — die gleiche Treue
haben seine Freunde erfahren als ein köstlichstes, das ihnen
gegeben war. Und die ihm besonders nahe standen, sahen in
diese Treue auch ein gut Stück jener rührenden Zärtlichkeit
gemischt, mit der er Frau, Kinder und Enkel umfaßte.
Überhaupt mußte man ihn im vertrauten Kreise sehen, um
ihn nicht nur zu verehren, sondern zu lieben. Da wichen Ernst
und Verschlossenheit, die ihm sonst leicht auch in heitrer Ge-
sellschaft zu eigen waren, und er verstand an harmlosem Froh-
sinn teilzunehmen. Gern hörte er dann etwas Musik, Beet-
hovensche Sonaten vor allem oder Stücke aus Tannhäuser, den
er besonders liebte. Die bildende Kunst gewann ihm weniger
Interesse ab: eine Bildersammlung in Ruhe zu genießen fehlte
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ihm die Geduld. In der Literatur bevorzugte er zwei Rich-
tungen, die beide deutliche Verwandtschaft mit seiner eigenen
Geistesart zeigen. Es waren das einerseits die Schriftsteller,
in denen sich ein gesunder und zugleich gemütvoller Wirklich-
keitssinn in einfach natürlicher Weise äußert: darum war unter
den Alten Homer sein ausgesprochener Lieblingsdichter im
Gegensatz zu Vergil. Gern sah er es, wenn mit jenen Eigen-
schaften sich ein tüchtiger Beisatz von Humor und Komik
mischte, für die er eine sehr ausgeprägte Empfindung hatte;
so wenig wie Homer ist er Dickens und Reuter zu lesen müde
geworden. Andererseits liebte er Schriftsteller, die vorzugs-
weise an den Verstand appellieren, Männer, die mit unverzagtem
Mut und mit dem scharfen Schwert gesunder Logik gegen
Unduldsamkeit, Finsterlingtum und Wahnglauben ankämpfen.
Darum gewann ihm unter den alten Dichtern nach Homer
wohl Lucrez die wärmste Neigung ab, unter den deutschen
Klassikern aber Lessing. Auch zu dem ist er wenigstens in
seinen Mannesjahren wieder und wieder zurückgekehrt, und
ich denke, in mancher Briefstelle, die ich hier abgedruckt
habe — ich muß besonders wieder an die über den nüchternen
Menschenverstand erinnern — , funkelt etwas von Lessingscher
Schneidigkeit des Gedankens und der Form.
Die Fachgenossen, die einen lateinischen Spruch zum
Schmuck seiner letzten Ruhestätte vorschlagen sollten, haben
wie aus innerem Zwang heraus beide ohne Verabredung
den horazischen Vers gewählt: Dignum laude virum Musa
vetat mori. Und gewiß wird in der Philologie, der Müller
ein langes Leben voll Arbeit, aber auch voll großer wissen-
schaftlicher Erfolge gewidmet hat, sein Name unsterblich sein.
Hätte man aus anderen Litteraturen wählen können, so würde
sich ein anderes Wort aufgedrängt haben — schöner noch,
weil es nicht blos den Gelehrten, sondern auch den Menschen
gewürdigt hätte, das Wort, das Hamlet für seinen Vater prägt.
Wohl ist es im Gange von Hand zu Hand eine etwas ab-
gegriffene Münze geworden; wir wollen es wieder in seinem
Vollwert nehmen, wenn wir es auf C. F. W. M Uli er anwenden:
He was a man, take him for all in all,
We shall not look upon his like again. S kutsch.
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Georg Ludwig Hahn.
Georg Ludwig Hahn wurde am 26. April 1823 zu Königs-
berg i. P. geboren. Er war der dritte Sohn des nachmals,
vornehmlich durch seine Leipziger Disputation, weithin bekannt
gewordenen sachlich scharfen, aber persönlich überaus milden
Vorkämpfers des neueren Konfessionalismus D. August Hahn.
Zur Zeit der Geburt Ludwigs verwaltete der Vater das Doppel-
amt eines ordentlichen Professors der Theologie und eines
Superintendenten. Die Mutter, die an der gewissenhaften und
frommen Erziehung der Kinder sicherlich einen ebenso großen
Anteil gehabt hat als der dauernd in arbeitsreichen Ämtern
stehende Vater, eine Schwägerin Heubners und Richard
Rothes, stammte aus dem Geschlechte des von seiner Mit-
wirkung an der Schlußredaktion und Übergabe der Augs-
burgischen Konfession her berühmten kursächsischen Kanzlers
Dr. Brück.
Die Kindheit Ludwig Hahns war in vollem Gegensatze
zu dem ausnehmend stillen und stetigen Verlaufe seines
späteren Lebens eine äußerlich recht bewegte. Denn der
Knabe war erst 3 Jahre alt, als der Vater einem Rufe an die
Universität Leipzig folgte, und stand erst im elften Lebensjahre,
als die Eltern aus Anlaß der Ernennung des Vaters zum
Ordinarius in unserer evangelisch-theologischen Fakultät und
Mitgliede des Schlesischen Konsistoriums aufs neue ihren
Wanderstab weitersetzten. Seinen ersten Unterricht erhielt Lud-
wig durch Hauslehrer: in Leipzig durch den Magister Schödel,
nachmaligen Pastor primarius in Lichtenstein in Sachsen, in
Breslau durch den Kandidaten Karl Se misch, der später als
Professor der Theologie mit dem Lebensgange seines Schülers
aufs neue in direkte Berührung treten sollte. Beiden Lehrern
ist Hahn für die von ihnen empfangene treue und sorgfältige
Unterweisung in den Anfangsgründen des Wissens allezeit in
innigster Dankbarkeit verbunden geblieben. Ostern 1836 trat
er in die Tertia des hiesigen Elisabeth-Gymnasiums ein und
erhielt zugleich, da er von seinem Vater bereits in die Elemente
der hebräischen Sprache eingeführt worden war, ausnahms-
weise die Erlaubnis, an dem hebräischen Unterricht in Sekunda
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teilnehmen zu dürfen. Fünf Jahre später sagte er der An-
stalt nach bestandener Reifeprüfung in einer öffentlichen
Rede über das Thema: „Gellerts Verdienste um die religiöse
Lyrik44 Lebewohl.
Einem längst gehegten Wunsche entsprechend, widmete
er sich dem Studium der Theologie. Er studierte acht
Semester: sechs in Breslau und zwei in Berlin. Unter seinen
akademischen Lehrern verdankte er nächst seinem Vater
Gaupp und Böhmer, Neander und Hengstenberg die
meiste Förderung. Mit welch regem Eifer er seinen Studien
oblag, läßt die seiner Lizentiatendissertation beigefügte Vita
deutlich erkennen. Denn sie berichtet uns, daß er nicht bloß
Vorlesungen aus dem Gebiete der Theologie, Philosophie,
Geschichte und klassischen Philologie hörte, sondern auch bei
Bernstein Syrisch und bei Stenzler Arabisch lernte. An
beiden Universitäten gehörte er dem theologischen Seminar
an. 1844 erhielt er für seine Bearbeitung des von der hiesigen
Fakultät ausgeschriebenen Themas „Argumenti ontologici ad
probandam existentiam dei historia ita enarretur, ut imprimis
Anselm i, Cartesii et Mendelssohnii sententiae exponantur et
examinentur44 den akademischen Preis.
Die der Exmatrikulation unmittelbar folgenden Jahre
1845 — 47 widmete Hahn der speziellen Vorbereitung auf die
akademische Laufbahn. Nachdem er sich 1846 bei der Leipziger
philosophischen Fakultät auf Grund zweier Abhandlungen,
deren Titel ich nicht in Erfahrung zu bringen vermochte, die
Doktorwürde erworben hatte, wurde er am 17. November des
folgenden Jahres von der hiesigen evangelisch-theologischen
Fakultät zum Lizentiaten promoviert. Seine Dissertationsschrift
behandelte das Thema: „Schwenckfeldii sententia de Christi
persona et opere exposita.44 Auch der Nichtfachmann gewinnt
aus ihrer Lektüre sofort den Eindruck, daß sie einen sehr
energischen und umsichtigen Versuch darstellt, den der Be-
trachtung ganz besondere Schwierigkeiten bietenden Mittel-
punkt der Schwenckfeldschen Lehre durchsichtig zu machen
und hiermit an ihrem Teile einer gerechteren Einschätzung
jenes zwar sehr eigenartigen, aber mit Unrecht als völlig
abstrus verschrieenen Systems vorzuarbeiten. Daß aber der Ver-
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such auch wirklich gelungen ist, bezeugt das Urteil des größten
Kenners der Geschichte des christologischen Dogmas, der in
seiner „Entwickelungsgeschichte der Lehre von der Person
Christi44 der Hahnschen Schrift das Hauptverdienst um die
Aufhellung der Schwenckfeldschen Christologie zuschreibt
Von den durch Hahn bei seiner Promotion verteidigten
10 Thesen bezogen sich — ein für die theologisch-kirchlichen
Interessen jener Periode sehr bezeichnender Umstand — genau
die Hälfte auf die Probleme der Lehrverpflichtung und des
Verhältnisses von Konfession und Union. Am 19. Februar 1848
habilitierte sich Hahn als Privatdozent für neutestamentliche
Exegese mit einer Antrittsvorlesung „über den gegenwärtigen
Stand der neutestamentlichen Kritik44. Er gibt in ihr einen klaren
Überblick über die gesamte Entwicklung der Kritik von den
Tagen der Reformation bis hin zu dem durch Baurs Auf-
treten bezeichneten und bedingten Wendepunkte. Drei Periodeu
werden unterschieden: die der dogmatischen Kritik (von der
Reformation bis zu dem Erwachen des Rationalismus), die der
negativen Kritik, die darauf verzichtet habe, dem einmal
wankend gewordenen Gebäude einen neuen Halt zu geben
(von den Anfängen des Rationalismus bis auf Strauß), endlich
die einer positiven Kritik, zu der die, allerdings gewaltsame,
Geschichtskonstruklion der Tübinger einen ersten Ansatz dar-
stelle. — Zwei Monate nach seiner Habilitation wurde der
junge Gelehrte von der historisch-theologischen Gesellschaft
zu Leipzig durch Aufnahme in die Zahl ihrer Mitglieder aus-
gezeichnet.
Hahns Ernennung zum außerordentlichen Professor er-
folgte am 3. Juli 1857. Die in dem damaligen Fakultätsstatut
von jedem neuernannten Extraordinarius geforderte Habilitations-
leistung erbrachte er am 25. Juni 1859 durch Verteidigung der
Dissertation „Doctrinae Romanae de numero sacramentorura
septenario rationes historicae". Da diese Schrift aus-
gesprochenermaßen die Absicht verfolgte, den katholischen
Theologen den Traditionsbeweis für ihre Lehre von der
Siebenzahl der Sakramente zu entreißen, wurde sie von der
katholisch-theologischen Fakultät begreiflicherweise als eine
Art direkter Herausforderung empfunden. Die Folge war, daß
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die betreffende Disputation einen sehr dramatischen Verlauf
nahm und sich zu einem kleinen interkonfessionellen Zwischen-
falle gestaltete. Nicht bloß, daß, wie mir ein noch lebender
Ohrenzeuge versichert hat, sämtliche Dozenten der katholischen
Theologie gegen Hahn in mündlicher Diskussion in die
Schranke traten: einer derselben (Professor Dr. Bittner) hatte
sogar die Zwischenzeit zwischen der Überreichung der Disser-
tation und ihrer öffentlichen Verteidigung zur Ausarbeitung
und Drucklegung einer, 10 Oktavseiten umfassenden, lateinischen
Gegenschrift benützt, auf die er nunmehr bei der öffentlichen
Verhandlung den Disputator bereits verweisen konnte (vgl.
Schlesisches Kirchenblatt 1859 Nr. 27). Doch kam in ver-
söhnender Weise schließlich auch noch der Humor zu seinem
Rechte, indem das damalige große Original der evangelisch-
theologischen Fakultät, D. Böhmer, unter großer Heiterkeit
der Korona seine Lieblingsthese verfocht, daß die Fußwaschung
als drittes Sakrament anzuerkennen und demgemäß auch kirch-
lich zu rezipieren sei.
Am 20. Mai 1865 erhielt Hahn von der Königsberger
Fakultät die Würde eines Doktors der Theologie. Am
13. Oktober 1867 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen
Professor. 1888 wurde ihm nach dem Tode von Fr. W. Schultz
auch die Leitung der neutestamentlichen Abteilung des evan-
gelisch-theologischen Seminars übertragen. Das Dekanat der
evangelisch -theologischen Fakultät hat er wiederholt ver-
waltet. — Am Beginn des Jahres 1896 wurde er auf seinen
Antrag mit Rücksicht auf sein vorgerücktes Alter von der
Haltung von Vorlesungen entbuftfen. 1899 trat er auch von
der Leitung des Seminars zurück.
In dem langen Zeitraum von 48 Jahren, währenddessen
ihm eine uneingeschränkte und nur ein einziges Mal, durch
eine Studienreise im Sommer 1849, unterbrochene Dozenten-
wirksamkeit beschieden war, hat er einen wahrhaft eisernen
Fleiß bewiesen. Seine akademischen Vorträge erstreckten sich
nicht nur auf die Exegese sämtlicher Schriften des Neuen
Testaments sowie die übrigen Fächer der neutestamentlichen
Wissenschaft (Hermeneutik, biblische Archäologie, Leben Jesu,
Einleitung und Theologie), sondern umfaßten zugleich, außer
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160
der Enzyklopädie und Methodologie, das Gesamtgebiet der
kirchenhistorischen Disziplin (allgemeine Kirchengeschichte, die
er in drei Teilen vortrug, Dogmengeschichte, Symbolik,
Patristik, Geschichte des christlichen Kultus). Wiederholt hat
er auch Examinatorien über Kirchen- und Dogmengeschichte
abgehalten. Fast immer hat er zwei, nicht selten drei, bis-
weilen sogar vier Vorlesungen angekündigt. — Über die Auf-
nahme, die diese Vorträge bei den Studierenden fanden, mag
es genügen, das Urteil eines seiner Schüler, des unlängst ver-
storbenen Superintendenten D. Kölling, zu registrieren, der
in seiner Selbstbiographie (S. 32 f.) schreibt: „D. G. L. Hahn
hatte nichts Geniales. Seine Auslegung, schüchtern vorgetragen,
ermangelte häufig der Schärfe. Wer sich aber zu seinen
Füßen setzte, um gläubige, fleißige und gelehrte Theologie zu
finden, der fand seine Rechnung und hatte dabei seine Freude
an dem Dozenten, der die Signatur eines demütigen Kindes
Gottes an sich trug.44 Den persönlichen Verkehr Hahns mit
den Studierenden zeichnete, wie alle seine Schüler dankbar
bezeugen, stets eine herzgewinnende Freundlichkeit aus.
Außer den schon genannten kleineren Schriften hat Hahn
vier größere Werke publiziert.
Zunächst gab er 1854 den ersten Band einer „Theologie
des Neuen Testaments41 heraus. Er will in diesem Buche
eine Darstellung des dem ganzen N. T. zugrunde liegenden
Begriffssystems geben, von dem er urteilt, daß es nicht etwas
erst vom Christentum Geschaffenes oder innerhalb desselben
Entstandenes, sondern etwas bereits von ihm Vorgefundenes
gewesen sei, insofern es nämlich Eigentum des ganzen jüdischen
Volkes schon gewesen sei, als das Christentum in dieses Volk
eintrat. Unter Berufung auf Spener, Beck und Rothe führt
er aus, daß diese Grundanschauung nach ihrer wesentlichen
Einheit darzustellen die biblische Theologie sich um so mehr
zur Aufgabe zu setzen habe, je mehr die in der Gegenwart
gangbaren Begriffe von denen der Schrift in vieler Hinsicht
abwichen, so daß ein richtiges und vollkommenes Verständnis
des gesamten im Neuen Testamente enthaltenen Lehrgehaltes
gar nicht möglich sei, wenn wir nicht zuvor die Anschauung
wiedergewonnen hätten, von der alle biblischen Schriftsteller
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161
ausgingen. Für die „Darstellung der Art und Weise, in der
sich bei der wesentlich Einen Grundanschauung doch ver-
schiedene Lehrbegriffe haben ausbilden können44 und für die
„Darstellung der einzelnen Lehrbegriffe als der Bewußtseins-
gestalten, welche aus dieser Entwickelung hervorgegangen sind4\
wird ausdrücklich- ein zweiter bezw. zweiter und dritter Hauptteil
vorbehalten. Inwiefern allerdings eine ersprießliche getrennte
Behandlung der einzelnen Lehrbegriffe nach jenen eingehenden
Ausführungen des ersten Teils, die gar Manches als gemeinsames
Gut werten, was auf diesen Titel keinen begründeten Anspruch
erheben dürfte, überhaupt noch möglich sein soll, ist schwer
einzusehen. Und eben diese Erkenntnis der schließlichen
Unausführbarkeit des ursprünglichen Planes scheint Hahn
denn auch abgehalten zu haben, dem ersten Teil den ver-
sprochenen zweiten folgen zu lassen. Ist so die Eigenart des
geplanten umfänglichen Unternehmens diesem selbst verhängnis-
voll geworden, so darf auf der anderen Seite doch nicht ver-
kannt werden, daß sie zu einer dankenswert ausführlichen
Darlegung einer Anzahl von Lehrpunkten Anlaß gegeben hat,
die in den bisherigen Darstellungen der neutestamentlichen
Theologie in der Regel viel zu unvollständig behandelt worden
waren. So hat namentlich, um nur diesen einen Punkt heraus-
zugreifen, die Lehre von den Engeln und Dämonen eine so
gründliche Erörterung gefunden (der betreffende Abschnitt
umfaßt 125 Seiten!), daß es kein Zufall ist, wenn sich die
bedeutendste neuere hierhergehörige Untersuchung gerade mit
der Hahnschen Darstellung auseinandersetzt.
Als ein sehr verdienstliches Werk ist von der Kritik, so
weit meine Kenntnis reicht, allgemein Hahns 1864 veröffentlichte
„Lehre von den Sakramenten in ihrer geschichtlichen Ent-
wickelung innerhalb der abendländischen Kirche bis zum Konzile
von Trient" anerkannt worden. Um den gewaltigen Stoff nicht
unnötigerweise zu zersplittern, hat ihn Hahn in zwölf Abschnitte
verteilt, in denen er den Gebrauch des Wortes sacramentum
in der Kirchensprache überhaupt, den Begriff des Sakraments
im engeren Sinne, die Notwendigkeit der Sakramente, ihre
Zweckmäßigkeit, die vorchristlichen und die christlichen Sakra-
mente, die Bestandteile, die Einsetzung und den Minister der
11
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162
letzteren, die Bedingungen, unter denen sie zustande kommen,
ihre Wirkung und endlich die Entstehung und die Bedingungen
dieser Wirkung bespricht Über den Wert der gesamten Dar-
stellung hat sich ein Sachkenner wie Steitz dahin ausgesprochen:
„Hahn hat das Material zweckmäßig geordnet und in immensem
Reichtum entfaltet; denn er ist bis zu den -entlegensten und
schwer zugänglichen Quellen zurückgegangen. Er hat nicht
bloß die allgemeinen Gesichtspunkte angegeben, auf die es
ankommt, nicht bloß das weitschichtige Material mit einer
Fülle treulicher Bemerkungen erläutert, sondern ist meist auch
den kleinsten und häkeligsten Fragen, welche den subtilen
Scharfsinn der Scholastiker beschäftigen, mit einer unermüdlich
zähen Geduld nachgegangen/1
Das Hauptwerk Hahns aus dem Gebiete der neutestament-
lichen Wissenschaft ist sein großer Lukaskommentar (Das
Evangelium des Lukas erklärt von Dr. G. L. Hahn, 1. Band
1892, 635 S.; 2. Band 1894, 715 S.). Ein Doppeltes ist für dieses
Werk vornehmlich charakteristisch: Die den unermüdlichen
Fleiß des Verfassers aufs neue ins hellste Licht setzende
Gründlichkeit aller, das Ganze wie das Einzelnste betreffenden,
Untersuchungen und der den gesamten Kommentar durch-
ziehende Widerspruch gegen die kritische und exegetische
Tradition. Der Verfasser der beiden den Namen des Lukas
tragenden Schriften soll nicht, wie der consensus theologorum
behauptet, ein Heidenchrist, sondern ein Mann jüdischer
Nationalität, ja direkt palästinischer Herkunft gewesen sein.
„Vielleicht war er der Lukas 9, 61 f. erwähnte Jünger, vielleicht
gehörte er zu den 70 Jüngern, von denen 10, 1 ff. die Rede
ist, vielleicht auch war er der ungenannte der beiden Emmaus-
jünger." Die spezielle Hypothese, daß er mit Silas zu identi-
fizieren sei, hat mehr Wahrscheinlichkeit für sich als irgend
eine andere. Eine erste Hauptquelle des Evangelisten war
darum die eigene Erinnerung, eine zweite die apostolische
Oberlieferung. Aus schriftlichen Quellen hat er nicht geschöpft,
die seiner Darstellung voraufgegangenen Evangelienschriften,
von denen er im Prolog redet, vielmehr höchstens hie und da
auf den Ausdruck sowie die eigne Darstellung einwirken lassen.
Der Zweck des Evangeliums ist einfach dahin zu bestimmen,
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163
den Glauben an die durch Christum geschehene Erlösung in der
gläubigen Heidenwelt zu beleben und zu kräftigen. Abgefaßt
ist es sicher noch vorder Zerstörung Jerusalems, wahrscheinlich
noch vor dem Ausbruch des jüdischen Krieges. — Daß sich
diese positiven Aufstellungen Hahns, wie er selbst laut des
Vorwortes erwartet hat, „im Laufe der Zeit ziemlich allgemeine
Zustimmung erwerben werden11, läßt sich billig bezweifeln. Daß
es ihm dagegen mit seiner Argumentation gelungen ist, manche
wunden Punkte der herrschenden Ansicht aufzudecken, hat
ihm selbst eine seine Positionen energisch ablehnende Kritik
bereitwillig zugestanden. Die Erläuterung des Evangelientextes
selbst ist jedenfalls ausgezeichnet durch eine fast vollständige
Herbeiziehung des exegetischen Materials, eine ruhige, nüchterne
Prüfung der einzelnen Auslegungsmöglichkeiten, und endlich
auch durch die Beibringung einer nicht unbeträchtlichen Menge
neuer Erklärungsvorschläge.
Vor allem aber dürfte der Name Georg Ludwig Hahns
neben dem seines Vaters von einer theologischen Generation
zur anderen forterben durch die vom Vater begründete, vom
Sohne aber in großem Maßstabe vermehrte und bereicherte
„Bibliothek der Symbole und Glaubensregeln der alten Kirche4',
jenes Werk, dem nach Th. Zahns Ausspruche „ein Platz in
jedes Pfarrers Bibliothek gebührt44. Daß es dem greisen Senior
unserer Fakultät nach Vollendung seines großen Lukaskommen-
tars noch gelungen ist, eine dritte, die zahlreichen neueren
Forschungen auf dem Gebiete der Symbolgeschichte mit größter
Umsicht und Sorgfalt verarbeitende, Auflage dieses Werkes
vorzubereiten, ist unzweifelhaft ein beredtes Zeugnis einer
seltenen Arbeitslust und Arbeitskraft.
Erholung von den Mühen seines Berufes hat Hahn allein
im Kreise der Seinen gesucht und gefunden. Seine 1859 mit der
jüngsten Tochter des weiland Pastor prim. von St. Elisabeth in
Breslau, Gtrth, geschlossene Ehe war trotz mancher schwersten
Heimsuchungen eine reich gesegnete. Und dankbar bezeugen
seine Witwe und seine Kinder, daß der milde Ernst, die zarte
Rücksicht und die fürsorgende Güte seines Wesens gerade in
dieser engsten Gemeinschaft des Hauses am leuchtendsten zu-
tage getreten sei. So gestaltete sich denn auch sein fünfzig-
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161
jähriges Dozentenjubiläum im Jahre 1898 zugleich zu einem
schönen Familienfeste. In der Mitte der Seinen durfte er diesen
erinnerungsreichen Tag in vollster körperlicher und geistiger
Frische begehen und sich der vielfachen öffentlichen und
privaten Ehrungen, die derselbe ihm eintrug, von Herzen er-
freuen.
Es war ein letztes helles Aufglänzen seiner Lebenssonne.
Am 14. Juli 1903 ist er, nachdem er ein Vierteljahr zuvor,
schon in großer Leibesschwachheit, seinen durch zahlreiche
Beweise der Liebe und Verehrung verschönten achtzigste!!
Geburtstag gefeiert hatte, nach längeren, mit großer Geduld
getragenen Leiden sanft entschlafen. Unter allen aber, die
ihn gekannt haben, wird sein Bild fortleben als das eines
Mannes von unerschütterlicher Überzeugungstreue) reinster
Lauterkeit, unbeirrbarer Friedfertigkeit und unbegrenztem Wohl-
wollen.
Juncker.
Erich Frantz.
Am 27. Dezember 1903, früh um 7 8/4 Uhr, starb zu Pasing
bei München im 62. Lebensjahr Herr Dr. theol. Erich Frantz,
ordentlicher Honorarprofessor in der katholisch-theologischen
Fakultät.
Geboren am 19. Juli 1842 zu Liegnitz, als Sohn des Ge-
heimen und Ober- Regierungsrates Frantz, machte er seine
philosophischen und theologischen Studien an hiesiger Uni-
versität, wurde am 28. Juni 1871 in Breslau zum Priester ge-
weiht, und nachdem er sich drei Jahre lang in Italien auf-
gehalten, am 26. April 1879 von der theologischen Fakultät der
Universität zu Freiburg i./B. zum Doktor der Theologie pro-
moviert. Unter dem 3. Februar 1887 zum ordentlichen Honorar-
professor an der Akademie zu Münster ernannt, ward er in
gleicher Eigenschaft auf seinen Wunsch unter dem 24. Marz
1888 in die hiesige katholisch -theologische Fakultät versetzt
und beauftragt, christliche Archäologie und Kunstgeschichte
innerhalb der theologischen Fakultät zu lehren. Mit den Jahren
zunehmende Leiden erschwerten ihm die regelmäßige Ausübung
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165
der akademischen Tätigkeit und zogen seinem persönlichen
Verkehr mit den Fakultätsmitgliedern sehr enge Schranken.
Aber, wie die Fakultät in der sein Verscheiden meldenden An-
zeige bemerkte, „berufen, seine hervorragenden Kenntnisse auf
dem Gebiete der christlichen Kunst in den Dienst des akademi-
schen Lehramtes zu stellen, hat der Heimgegangene, was
längere Kränklichkeit ihn durch das gesprochene Wort zu
wirken verhinderte, durch seine gediegenen Schriften zu er-
setzen verstanden." Er ist Verfasser folgender Werke:
1. Fra Bartolommeo della Porta, Freiburg 1879 (vgl.
[Tübinger] Theologische Quartalschrifl 1879, S. 516 ff.).
2. Sixtus IV. und die Republik Florenz, Freiburg 1880
(vgl. Historisches Jahrbuch [der Görresgesellschaft] Bd. I,
S. 137 ff.).
3. Das hl. Abendmahl des Leonardo da Vinci, Frei-
burg 1885.
4. Geschichte der christlichen Malerei, in 2 Bänden,
Freiburg I. 1887. II. 1894 (vgl. Theologischer Literatur-
bericht 1887, nr. 10, Blätter für lit. Unterhalt. 1887,
nr. 46).
5. Handbuch der Kunstgeschichte, Freiburg 1900.
6. Die Kunst im neuen Jahrhundert, Frankfurt a./M.
1903.
Seit dem Jahre 1899 beurlaubt, hatte er seinen Wohnsitz
nach der Waldkolonie Pasing verlegt. Von dort wurde seine
irdische Hülle nach Liegnitz überführt und daselbst am
26. Januar 1904 auf dem Friedhof im Erbbegräbnis der Familie
Frantz an der Seite seiner Eltern beigesetzt. An der Bei-
setzungsfeierlichkeit nahmen als Vertreter der Universität
Breslau teil: der derzeitige Dekan der katholisch-theologischen
Fakultät Professor Dr. Nürnberger, Dompropst Professor
Dr. König und Domherr Professor Dr. Sdralek, zugleich als
Vertreter des Domkapitels, und Professor Dr. Rohr. Namens
der Fakultät wurde am Sarge ein Palmenarrangement nieder-
gelegt. R. i. p.
Nürnberger.
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Inhalts-Verzeiclmis.
I. Behörden der Universität. Seite
1. Kuratorium 3
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1903 4
b. Winter-Semester 1903/1904 4
II. Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfalle 5
2. Berufungen an andere Universitäten oder in andere
Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc 5
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen 6
2. Ernennungen 7
3. Habilitationen 7
C. Beurlaubungen 8
D. Auszeichnungen 8
E. Sonstige Veränderungen 9
HI. Beamte der Unhrersltat (Akademische Verwaltung) 10
IV. Anstalten nnd Kommissionen der Universität.
1. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek 10
b. Das akademische Lese-Institut 19
c. Seminare.
1. Das evangelisch-theologische Seminar 19
2. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen
Fakultät 21
3. Das katholisch-theologische Seminar 21
4. Das juristische Seminar 23
5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar . . 24
6. Das historische Seminar 25
7. Das kunstgeschichtliche Seminar 27
8. Das philologische Seminar 27
9. Das archäologische Seminar 28
10. Das germanistische Seminar 28
11. Das romanisch- englische Seminar 29
12. Das slavisch-philologiscbe Seminar 30
13. Das geographische Seminar 31
14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 32
15. Das philosophische Seminar 32
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168
Seit«
d. Die Kunst-Institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (Archäologisches
Museum) 33
2. Da« Institut für mittelalterliche und neuere Kunst-
geschichte 35
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik .... 35
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut 38
2. Die Sternwarte 39
3. Das chemische Institut 40
4. Das pharmazeutische Institut 4i
5. Das mineralogische Institut und Museum .... IG
6. Das geologisch-paläontologische Institut und Museum 47
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum . . 50
8. Das pflanzenphysiologische Institut und das botanische
Museum 53
9. Das zoologische Institut und Museum 55
f. Landwirtschaftliche Institute.
I. Allgemeines 57
II. Spezielles:
a. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-
produktionslehre 58
b. Das Institut für landwirtschalll.Tierproduküonslehre 60
c. Das agrikultur-chemische und bakteriologische
Institut «0
d. Das landwirtschaftlich-technologische Institut . . 6i
e. Der kulturtechnische Apparat 63
f. Das Veterinär-Institut 63
g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.
1. Das anatomische Institut 65
Ii. Das physiologische Institut 65
3. Das pathologisch-anatomische Institut 67
4-. Das pharmakologische Institut 70
r>. Das hygienische Institut 71
h. Die klinischen Institute.
1. Die medizinische Klinik 72
2. Die medizinische Poliklinik 75
3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 77
4. Die Klinik für Augenkranke 81
5. Die Frauenklinik und Poliklinik 85
Ü. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten 87
7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven-
krankheiten 91
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 92
9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten 94
10. Das zahnärztliche Institut 90
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V
169
Seite
2. Die Professoren-Witwen- und Waisen- Versorgungs-Anstalt 98
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von
Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten 99
4. Honorar- und Stundungswesen 100
5. Stipendien und Stiftungen für Studierende:
a. Studenten-Unterstützungs-Fonds 100
b. Stipendien-Fonds 101
6. Kranken- und Begräbnis- Kasse für Studierende:
a. Die Studenten-Kranken-Kasse 105
b. Die Studenten- Begräbnis-Kasse 106
T. Akademische Grundstücke und Kapitalien.
1. Grundstücke 106
2. Kapitalien 107
Tl. Wichtigere Mlnisterlal • Erlasse, Koratorlalschrelben und
Senatsbeschlttsse.
1. Für die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse und Kuratorialschreiben .... 108
b. Senatsbeschlüsse . .... 111
2. Für die einzelnen Fakultäten.
Juristische Fakultät 111
TII. Unlversltäts-Erelgnlsse, Feierlichkeiten, Programme,
Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse 112
2. Profcrarame (sind nicht erschienen) 113
3. Adressen 113
Till. Studierende.
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1903 115
Winter-Semester 1903/04 116
2. Beteiligung an den Vorlesungen 117
3. Lösungen von Preisaufgaben 121
4. Vereine und Verbindungen 122
5. Akademische Disziplin 122
OL. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 123
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 123
X. Nekrologe.
Professor Dr. Carl Friedrich Wilhelm Müller . . . 133
« Georg Ludwig Hahn 156
. Erich Frantz 16i
12
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I
Chronik
iler
Königlichen Universität
zu Breslau
lue tias Jahr
vom I. April 1904 bis 31. März 1905
Jahrgang 19.
f Bibüot! «jT
I Schles 6;1 el'sch
ambewamt in uer — — —
RiUniv Bibl.
v y
Breslau,
Druck v • » r i Ural]. Harth &• Comp. (W. Friedlich)
190&.
I. Behörden der Universität,
1. Kuratorium.
Der Regierungs- und Universitäts-Kuratorialrat Schimmel-
pfennig ist zum Oberregierungsrat ernannt worden.
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1904.
Rektor: Geh. Reg. -Rat Prof. Dr. Rosanes;
Prorektor: Geh. Justiz-Rat Prof. Dr. Leonhard;
Universitätsrichter: Ober-Reg.-Rat, Direktor des Provinzial-
Schulkollegiums, Dr.Bernhard Mager; derselbe ist infolge
seiner Ernennung zum Vizepräsidenten des Provinzial-
Schulkollegiums und Medizinal-Kollegiums der Provinz
Brandenburg mit dem 1. Oktober 1904 ausgeschieden.
Dekane:
der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Co rnill,
der katholisch -theologischen Fakultät: Prof. Dr. Nürn-
berger,
der juristischen Fakultät: Prof. Dr. Gretener,
der medizinischen Fakultät: Geh. Med.-Rat Prof. Dr.Ponfick,
der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Hintze.
Gewählte Senatoren:
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Laden bürg,
Domherr Prof. Dr. Sdralek,
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Küstner,
Prof. Dr. Fraenkel,
Prof. Dr. Norden,
Prof. Dr. Arnold,
b. Winter-Semester 1904/05.
Rektor: Konsistorialrat Prof. Dr. Kawerau;
Prorektor: Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Rosanes;
1*
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4
Universitätsrichter: Oberregierungsrat, Direktor des Provinzial-
Schulkollegiums, Dr. Walther Schauenburg, welchem
die bezüglichen Obliegenheiten von dem Herrn Minister
der geistlichen etc. Angelegenheiten durch Erlaß vom
20. Oktober 1904 übertragen worden sind.
Dekane:
der katholisch -theologischen Fakultät: Dompropst Prof.
Dr. Koenig,
der evangelisch-theologischen Fakultät: Prof. Dr. Schmidt,
der juristischen Fakultät: Geh. Justizrat Prof. Dr. Dahn,
der medizinischen Fakultät: Geh. Med. -Rat Prof. Dr.
v. Mikulicz-Radecki,
der philosophischen Fakultät: Prof. Dr. Pax.
Gewählte Senatoren:
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. von Strümpell,
Prof. Dr. Gretener,
Prof. Dr. Norden,
Prof. Dr. Arnold,
Prof. Dr. Koch,
Prof. Dr. Nikel.
IL Lehrkörper der Universität
Veränderungen gegen clas Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle.
Es sind verstorben:
am 10. Dezember 1904 der ordentliche Professor in der
philosophischen Fakultät Dr. Jakob Caro und
am 11. März 1905 der ordentliche Honorarprofessor in der
evang.-theol. Fakultät, Generalsuperintendent a. D. und
Wirkliche Oberkonsistorialrat Dr. David Erdmann.
Näheres hierüber enthalten die unter Abschnitt XI bei-
gefügten Nekrologe.
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5
2. Berufungen an andere Universitäten oder in
andere Stellungen, Ruhestandsbewilligungen etc.:
der außerordentliche Professor in der evangelisch -theo-
logischen Fakultät Lic. Martin Schulze ist mit Beginn
des Sommersemesters 1904 zum ordentlichen Professor
an der Universität Königsberg ernannt worden;
der Privatdozent in der juristischen Fakultät Dr. Herbert
Meyer ist infolge seiner Berufung als außerordentlicher
Professor an die Universität Jena im Monat April 1904
ausgeschieden;
der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät
und Direktor der psychiatrischen Klinik Dr. Carl
Wer nicke ist vom 1. April 1904 ab in gleicher Eigen-
schaft an die Universität Halle versetzt;
der außerordentliche Professor in derselben Fakultät und
Kustos des anatomischen Instituts Dr. Georg
Thilenius ist infolge seiner Ernennung zum Direktor
des Museums für Völkerkunde in Hamburg am
1. Oktober 1904 und
der Privatdozent und II. Prosektor am anatomischen
Institut Dr. Karl Peter infolge seiner Habilitation an
der Universität Würzburg mit Beginn des Winter-
Semesters 1904/05 ausgeschieden;
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Geh. Regierungs-Rat Dr. Joseph Partsch ist infolge
seiner Berufung an die Universität Leipzig mit Schluß
des Winter-Semesters 1904/05 ausgeschieden;
der außerordentliche Professor an derselben Fakultät
Dr. Ernst Neumann ist vom 1. April 1905 ab in
gleicher Eigenschaft an die Universität Marburg versetzt;
die Privatdozenten in der philosophischen Fakultät Prof.
Dr. Franz London und Prof. Dr. Otto Jiriczek sind
zu außerordentlichen Professoren an der Universität
Bonn bezw. Münster ernannt und
der ordentliche Professor in derselben Fakutät und Direktor
des physikalischen Instituts, Geheimer Regierungs-Rat
Dr. O. E. Meyer ist mit Ende September 1904 von
seinen amtlichen Verpflichtungen entbunden worden.
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6
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen.
a. In der evangelisch-theologischen Fakultät:
Der bisherige außerordentliche Professor an der Universität
Greifswald Lic. Dr. Friedrich Kro patsch eck ist vom
1. April 1904 ab in gleicher Eigenschaft an die hiesige
Universität versetzt worden.
b. In der medizinischen Fakultät:
Der bisherige ordentliche Professor an der Universität
Heidelberg Dr. Karl Bonhoeffer ist mit Beginn des Winter-
Semesters 1904/05 in gleicher Eigenschaft an die hiesige
Universität berufen und zum Direktor der psychiatrischen
Klinik und der Poliklinik für Nervenkrankheiten ernannt
worden.
c. In der philosophischen Fakultät:
Der bisherige Privatdozent und Lehrer am Seminar für
orientalische Sprachen zu Berlin Professor Dr. Bruno
Meissner ist mit Beginn des Winter-Semesters 1904/05 zum
außerordentlichen Professor ernannt und
der bisherige außerordentliche Professor an der Universität
Heidelberg Dr. Georg Landsberg in gleicher Eigenschaft an
die hiesige Universität berufen worden;
der bisherige Privatdozent an der Universität Berlin und
Mitglied der Physikalisch-technischen Reichsanstalt Dr. Otto
L ummer ist zum ordentlichen Professor und Direktor des
physikalischen Instituts ernannt worden. Derselbe sollte sein
Amt am 1. Januar 1905 antreten, war jedoch bis zum Ablaufe
des Berichtsjahres durch Krankheit hieran verhindert;
der bisherige Professor an der Bergakademie in Berlin
Dr. Adolph Kneser ist mit Beginn des Sommer-Semesters
1905 zum ordentlichen Professor und Mitdirektor des mathe-
matisch-physikalischen Seminars ernannt worden.
2. Ernennungen.
Der Privatdozent in der evangelisch-theologischen Fakultät
Lic. Alfred Juncker ist zum außerordentlichen Professor
ernannt worden.
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7
3. Habilitationen.
Als Privatdozenten habilitierten sich:
a. in der medizinischen Fakultät:
Professor Dr. Hans Reichenbach am 5. Mai 1904 für
Hygiene,
Dr. Eduard Müller am 4. Juni 1904 für innere Medizin,
Dr. Georg Joch mann am 29. Juli 1904 für innere
Medizin,
Dr. Johannes Biberfeld am 9. November 1904 für
Pharmakologie und Toxikologie,
Dr. Bruno Hey mann am 30. November 1904 für Hygiene,
Dr. Gustav Baermann am 13. Januar 1905 für Derma-
tologie und Syphilis und
Dr. Paul Schröder am 24. Februar 1905 für Psychiatrie.
b. in der philosophischen Fakultät:
Dr. Johannes Ziekursch am 16. April 1904 für Ge-
schichte,
Dr. Carl Zimmer am 20. Mai 1904 für Zoologie und
Dr. Ulrich Gerhardt am 23. Februar 1905 für Zoologie.
C. Beurlaubungen.
Es waren beurlaubt:
a. für das ganze Jahr:
der außerordentliche Professor in der juristischen Fakultät
Dr. Felix Bruck,
der Privatdozent in derselben Fakultät Dr. Berthold
Freudenthal,
der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Professor
Dr. Friedrich Henke und
der außerordentliche Professor in der philosophischen
Fakultät Dr. Otto Auhagen.
b. für das Sommersemester 1904:
der außerordentliche Professor in der evangelisch-theo-
logischen Fakultät Dr. Max Lohr und
der Lektor Professor Andre Pille t.
c. Außerdem waren beurlaubt:
der außerordentliche Professor und Direktor der derma-
tologischen Klinik Geh. Medizinal-Rat Dr. Albert Neisser
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8
und der Privatdozent in der medizinischen Fakultät Dr. Gustav
Baermann zur Ausführung einer wissenschaftlicken Reise
nach Singapore und den Sunda-Inseln vom 15. Januar 1905 ab
auf die Dauer eines Jahres;
der Privatdozent in derselben Fakultät Prof. Dr. Henle
behufs Leitung der Expedition des Roten Kreuzes nach Tokio
vom 16. Januar 1905 ab bis zum Schluß des Sommer-
Semesters 1905;
der ordentliche Professor in der philosophischen Fakultät
Geheimer Regierungs-Rat Dr. 0. E. Meyer von Ende Juni
bis zum Schluß des Sommer - Semesters 1904 (siehe auch A
Abgang Nr. 2);
der ordentliche Professor in derselben Fakultät Dr. Alfred
Hillebrandt zur Ausführung einer wissenschaftlichen Reise
nach Indien vom 20. Oktober 1904 bis Ende April 1905.
D. Auszeichnungen.
1. Von preußischen Orden erhielten:
den Roten Adler-Orden IL Klasse mit Eichenlaub und
der Zahl 50:
der ordentliche Professor, Geh. Regierungs-Rat, Prälat
Dr. Laemmer und
der ordentliche Professor, Geh. Med.-Rat, Dr. Hermann
Fischer;
den Roten Adlerorden II. Klasse:
der ordentliche Professor Dr. Weber;
den Roten Adler-Orden IV. Klasse:
der ordentliche Professor Dr. Kaufmann und
der Lehrer am akademischen Institut für Kirchenmusik,
Professor Dr. Bohn;
den Kgl. Kronen-Orden II. Klasse:
der ordentliche Professor, Geh. Reg. -Rat Dr. 0. E. Meyer.
2. Von nichtpreußischen Orden erhielten:
das Komturkreuz II. Klasse des Sachsen- Ernestini-
schen Hausordens,
den Bayrischen Verdienstorden vom heiligen Michael
IL Klasse mit dem Stern und
das Großoffizierkreuz des Stern von Rumänien:
der ordentliche Professor, Geh. Justiz-Rat Dr. Dahn;
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9
das Kommandeurkreuz IL Klasse des Norwegischen
Ordens des heiligen Olafs:
der ordentliche Professor, Geh. Medizinal-Rat Dr. von
Mikulicz-Radecki.
3. Sonstige Auszeichnungen erhielten:
den Charakter als Geheimer Medizinal-Rat:
der außerordentliche Professor Dr. Hermann Cohn;
den Charakter als Ober-Konsistorialrat:
der ordentliche Honorar- Professor Dr. von Hase;
das Prädikat „Professor":
die Privatdozenten in der juristischen bezw. medizinischen
Fakultät Dr. Klein eidam und Dr. Jensen.
E. Sonstige Veränderungen.
Der ordentliche Professor in der evangelisch-theologischen
Fakultät Dr. Wrede ist mit Ende März 1905 von der Stellung
eines Lehrers am kirchenmusikalischen Institut entbunden
worden ; zu seinem Nachfolger wurde der ordentliche Professor
Konsistorialrat Dr. Kawerau ernannt;
der ordentliche Professor in der medizinischen Fakultät
Dr. Bonhoeffer ist zum Mitglied des Medizinal-Kollegiums
der Provinz Schlesien ernannt worden (s. auch unter B Zu-
gang);
der außerordentliche Professor in der philosophischen
Fakultät Dr. Aereboe ist beauftragt worden, bei der Königl.
Akademie in Posen vom Sommer-Semester 1904 ab eine zwei-
stündige Vorlesung über allgemeine Wirtschaftslehre des Land-
baues zu halten;
der dem Privatdozenten Professor Dr. Jiriczek erteilte
Lehrauftrag zur Vertretung der englischen Professur in Münster
ist für das Sommer-Semester 1904 verlängert worden (s. auch
unter A Abgang).
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10
III. Beamte der Universität.
(Akademische Verwaltung.)
Dem Universitäts-Sekretär Richter ist durch Allerhöchstes
Patent vom 3. April 1904 der Charakter als Kanzlei rat ver-
liehen;
der bisherige Bureauhilfsarbeiter Kussmann ist vom
1. April 1904 ab zum Bureau-Assistenten und Kanzlisten und
der Seminardiener Wolter vom 1. Oktober 1904 ab zum
etatsmäßigen Unterbeamten ernannt worden.
IV. Zeichner, Fechtmeister und Reitlehrer.
Dem Pächter des Breslauer Tattersals, Stallmeister Otto
Reiche ist infolge der vertraglichen Übernahme der Erteilung
von Reitunterricht an Dozenten und Studenten der hiesigen
Universität für die Dauer dieses Vertragsverhältnisses der
Titel eines „Universitäts-Reitlehrers" verliehen worden.
V. Anstalten und Kommissionen
der Universität.
I. Wissenschaftliche Anstalten.
a. Die Königliche und Universitäts-Bibliothek.
Aligemeines.
Die Bibliotheks-Kommission der Universität, die ohne
ausdrücklich aufgehoben zu sein, seit dem Jahre 1891 in Ver-
gessenheit geraten war, ist im Laufe des Jahres wieder in
Tätigkeit getreten; sie besteht aus den Herren Professoren
Sdralek, Arnold, Brie, Hürthle, Pax und Kampers.
Auf gemeinsamen Antrag der Kommission und des Bibliotheks-
direktors erfolgte durch Erlaß des vorgesetzten Herrn Ministers
vom 5. Oktober 1904 die Festsetzung der folgenden neuen
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11
Ordnung
für die
Bibliotheks-Kommission der Königlichen Universität
zu Breslau.
§ i.
Die Bibliotheks-Kommission hat die Aufgabe, eine dauernde
geregelte Verbindung zwischen dem Lehrkörper der Universität
und der Verwaltung der Bibliothek herzustellen und die Inter-
essen der Universität und ihrer Angehörigen an der Verwaltung
der Bibliothek wahrzunehmen.
§2.
Die Kommission besteht aus sechs Mitgliedern, von denen
die beiden theologischen, die juristische und die medizinische
Fakultät je eines, die philosophische Fakultät deren zwei auf
drei Jahre wählen. Scheidet ein Mitglied vor Ablauf seiner
Amtszeit aus, so wählt für den Rest derselben die betreffende
Fakultät ein anderes Mitglied. Der Bibliotheksdirektor nimmt
mit beratender Stimme an den Sitzungen teil.
§3.
In der ersten Sitzung nach der Neuwahl wählt die Kom-
mission einen Vorsitzenden und einen Schriftführer, der zugleich
Stellvertreter des Vorsitzenden ist.
§ 4.
Der Vorsitzende beruft die Kommission im Mai und No-
vember jeden Jahres zu ordentlichen und nach seinem Ermessen
bei besonderen Veranlassungen zu außerordentlichen Sitzungen,
in denen die in § 5 — 8 bezeichneten Geschäfte erledigt werden.
Untergeordnete Angelegenheiten werden durch Umlauf erledigt.
§5.
Die Kommission prüft den von dem Direktor zu erstattenden
Jahresbericht und legt ihn dem Senat mit ihren Bemerkungen
und Antragen vor.
§ 6.
Beantragte oder beabsichtigte Abänderungen des Regle-
ments oder der Benutzungsordnung der Bibliothek sind in der
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12
Regel der Kommission zur Begutachtung vorzulegen. Die
Kommission ist auch ihrerseits befugt, solche Abänderungen
in Vorschlag zu bringen.
§ 7.
Die Kommission ist befugt, auf die Ausfüllung von Lücken
der Bibliothek hinzuwirken, diesbetreffende Antrage der Fa-
kultäten oder einzelner Universitätslehrer entgegen zu nehmen
und ihre Ausführung nach Prüfung der Sachlage bei der Ver-
waltung zu beantragen. Derartige Anträge sind, soweit es
Mittel und Gelegenheit gestatten, vor anderen Anschaffungen
zu berücksichtigen.
§ 8.
Die Desideratenlisten der Bibliothek werden mindestens
einmal im Jahre den Mitgliedern der Kommission vorgelegt.
§9-
Den Mitgliedern der Kommission steht auf Wunsch jeder-
zeit die Einsicht in das Zugangsverzeichnis offen.
Berlin, den 5. Oktober 1904.
Der Minister
der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.
Im Auftrage,
gez.: Althoff.
Zum Vorsitzenden wurde Herr Geh. - Rat Brie, zum
Schriftführer Herr Prof. Kampers gewählt.
Im Wintersemester hat zum ersten Mal die durch § 8 vor-
gesehene Prüfung der Desideratenlisten durch die Mitglieder
der Kommission und durch eine Anzahl von ihr zur Mitwirkung
veranlaßter anderer Professoren stattgefunden. Hoffentlich
gelingt es, die beträchtlichen außerordentlichen Mittel, die zur
Ausfüllung der hierbei festgestellten Lücken erforderlich sind,
in absehbarer Zeit flüssig zu machen.
Etat und Ausgaben.
Für Anschaffung und Einband waren verfügbar:
der etatsmäßige Fonds von 26 000 Mark,
die Zinsen des Steinwehrschen Vermächtnisses mit 1346 Mark,
die Zinsen des Oelrichsschen Vermächtnisses mit 52 Mark,
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13
ferner ausnahmsweise 153 Mark 75 Pf. Zinsen des Kahlertschen
Stipendienfonds, die, wenn sie für ihren eigentlichen Zweck
nicht zur Verwendung gelangen, statutengemäß der Bibliothek
zufallen und zwar „vorzugsweise zur Vervollständigung der
Fächer der deutschen Philologie und der klassischen
deutschen Literatur".
Für sonstige sächliche Ausgaben sind etatsmäßig be-
stimmt 3460 Mark.
Für Konservierung der Handschriften wurde vom
Universitäts-Kuratorium wieder ein außerordentlicher Zuschuß
von 600 Mark bewilligt.
Verwendet wurden für:
Bücheranschaffungen ... 23 283 Mark,
Einband 4897 *
sonstige sächliche Ausgaben 3 169 *
Von den Ausgaben für Bücheranschaffungen entfielen
auf Zeitschriften .... 12 880 Mark,
• Fortsetzungen .... 6 734 *
• neue Bücher .... 2862
• Antiquaria 806 •
Vermehrung.
Der Bücherbestand wurde vermehrt
durch Kauf um ... 2053 bibliographische Bände,
Schenkung um . 2 078 » * *)
Tausch um .. 8 136
• Pflichtlieferung um 910 *
insgesamt um 13177 bibliographische Bände.
Davon entfielen auf:
Allgemeines
606 Bände,
439 *
Rechtswissenschaft. . . .
352 *
Staatswissenschaft ....
320 *
312 *
Naturwissenschaft u. Mathem.
496 -
Ökonomie, Technologie . .
198 .
Geschichte u. Hilfswissensch.
843 *
*) Darunter 1086 Bände aus der ehemaligen Studentenbibliothek.
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14
Sprachen u. Literatur. . . 1222 Bände,
Philosophie u. Pädagogik 447 ■
Kunst 166 *
Univers.- u. Schulschriften . 7770 *
Handschriften 6 •
Unter den Geschenkgebern sind außer zahlreichen in-
und ausländischen Behörden, Kreisverwaltungen, Städten,
Handelskammern, Bibliotheken, industriellen Werken, welche
Berichte und andere Drucksachen regelmäßig überwiesen, be-
sonders zu erwähnen:
Das preußische Handelsministerium, das Landgericht
zu Breslau, das Schwedische Konsulat zu Breslau, die
Vossische Zeitung in Berlin,
ferner die Herren Professor Ab egg, Oberbibliothekar
Professor de Boor, Geheimrat Dahn, Erman, Flügge,
Professor Hillebrandt, Kampers, Geheimrat Ladenburg,
Partsch, Mathematiker Rahmer, Geheimrat Richter,
Sturm, Schulrat Thalheim, Professor Zacher, sowie die
Firmen Dülfersche Buchhandlung, von Giesches Erben.
Caesar Wollheim, sämtlich in Breslau,
endlich von Auswärtigen die Herren Oberbibliothekar
Altmann in Berlin, H. A. von Bary in Antwerpen, M.
R. de Berlanga in Malaga, Bibliothekar A. Börner in
Münster, Frau Konsul Chrambach in Dresden, Professor
Theob. Hofmann in Elberfeld, Professor Hozumi in Tokio,
Pfarrer Kiewitz in Zduny, Dr. W. Kothe in Göttingen, Dr.
M. Kriele in Berlin, Duc de Loubat in Paris, Professor
P. J. Moebius in Leipzig, Paul Pacher in Salzburg, Ober-
bibliothekar Peter in Berlin, Dr. Schön felder in Bentschen,
Professor J. Schubert in Eberswalde, Oberbibliothekar
Professor K. Schulz in Leipzig, Ad. Thielisch in Ohlau.
Benutzung.
Die Zahl der erledigten Bestellzettel betrug 55 604.
Von den bestellten Büchern wurden
verabfolgt 35 863 = 64,5 %
als verliehen bezeichnet .... 8 503 = 15,3 %,
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15
als nicht vorhanden bezeichnet*) . 9 926 = 17,8 %,
als nicht benutzbar bezeichnet . . 1 312 = 2,4 %•
Der allgemeine und der Dozenten -Lesesaal waren ge-
öffnet an 292 Tagen; die Zahl der Benutzer betrug rund
14 200.
Abgesehen von der Handbibliothek, deren Benutzung nicht
gezählt werden kann, wurden in den Lesesälen benutzt 10 953
Bände Druckschriften und 75 Handschriften.
Aus der Lesesaal bibliothek wurden bis zum nächsten
Geschäftstag nach Hause verliehen 1590 Bände.
Die Zahl der in Breslau ansässigen Entleiher betrug
1964; die Zahl der an dieselben nach Hause verliehenen
Bände: 34 804.
Nach auswärts wurden Bücher verliehen:
an 387 Einzelpersonen und
an 87 Behörden und Institute;
und zwar im ganzen 4206 Bände Druckschriften (darunter
im regelmäßigen Leihverkehr an die Königliche
Bibliothek in Berlin 34 Bände und an die höheren
Lehranstalten in Schlesien und Posen, sowie an das
Staatsarchiv zu Posen 960 Bände);
21 Handschriften.
Von auswärts wurden aus zusammen 25 Bibliotheken
entliehen:
1436 Bände Druckschriften (darunter im Leihverkehr
von der Königlichen Bibliothek in Berlin 1355 Bände),
18 Handschriften.
Von wissenschaftlichen und bibliographischen Anfragen
wurden 86 erledigt. Das seit Oktober 1904 bei der Geschäfts-
stelle des Gesamtkatalogs in Berlin eingerichtete Auskunfts-
bureau der preußischen (seit 1. April d. J. der deutschen)
Bibliotheken fragte an über das Vorhandensein von 568 Werken;
54 davon konnten als hier vorhanden bezeichnet werden.
*) Einschließlich 731 wegen mangelhafter Bestellung unerledigt ge-
bliebener Zettel.
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I
16
Stand der Entleiher.
III DiCMdU
A %1 fllffX 1 (VA
/\us\\ <truge
^ lim ii ia
Hochschullehrer
116
8
...
124
Studierende und Kandidaten
1162
76
1238
Geistliche (einschließlich der Kandidaten
nach bestandenem zweiten Examen) . . .
32
8i
114
Juristen und höhere Verwaltungsbeamte
/ _ * Ä 1_ 1 • a|' k * s^ m » »
69
304
69
26
95
73
6
79
Lehrer an höheren Schulen (einschließlich
llpp Spll 11 \u m t «L' a n il i n lt>n nach Kactan
78
19
97
Lehrer an niederen Schulen
26
64
90
31
5
36
7
6
13
lecumxer, tianawirte, r aon kanten, Kani-
20
8
28
11
12
23
39
4
43
57
2
59
8
87
95
1961
474
2438
Benutzung durch die Studierenden.
Studierende
Sommer-Semester 1904
Winter-Semester 1904/5
derev.Theol.
. kath. .
• Rechtsw.
Medizin
• philos.Fak.
42 = 56<>/o aller Stud. d. ev. Theol
103=35o/o • • - kath. .
134=27% • • • Rechtsw.
38= 190/o - - * Medizin
309 =440/0 - - - philos.
Fakultät
43=670/oallerStud.d.ev.Theol.
101=430/0 . . .kath. .
150=260/o - . »Rechtsw.
59=300/o < • . Medizin
339=430/o * * • philos.
Fakultät
Studierende
überhaupt
620' = 350/0 aller Studierenden
692 = 38o/o aller Studierenden
Hörerinnen
24=340/o aller Hörerinnen
34= 28o/o aller Hörerinnen
Die überaus starke Zunahme der im Leihverkehr von der
Königlichen Bibliothek in Berlin bezogenen Bücher von
956 Bänden im Jahre 1903 auf 1355 Bände in 1904 zeigt
leider, daß der eigene Bücherbestand immer weniger den
dringendsten Bedürfnissen der hiesigen Benutzer genügt.
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17
Katalogisierung und Konservierung.
Die bei der Umordnung des alphabetischen Zettel-
katalogs nach Vorschrift der Instruktion vom 10. Mai 1899
vorläufig herausgenommenen und in einem Ergänzungskatalog
vereinigten Zettel sind nach erfolgter Berichtigung der Ord-
nungsworte durchweg wieder eingeordnet worden, bis auf die
Zettel für Universitär- und Schulschriften, deren Wieder-
einordnung erst eben begonnen werden konnte.
Die Vergleichung unseres Zettelkatalogs für den Gesamt-
katalog der preußischen Bibliotheken hat ihren regelmäßigen
Fortgang genommen. Bis zum 31. März 1905, d. h. in 2l/4 Jahr,
ist der Abschnitt A — Bonaq mit Ausnahme einiger zu ge-
sonderter Bearbeitung ausgeschiedener Artikel verglichen
worden. Von den 68 155 Werken, welche die Berliner König-
liche Bibliothek in diesem Abschnitt besitzt, waren hier
12869 = 18,9°/0 vorhanden; dagegen besitzt Breslau 9251 Werke,
die in Berlin fehlen. Von dem ganzen bisher verglichenen
hiesigen Bestände von 22120 Werken waren also 58,2 °/0 auch
in Berlin vorhanden, 41,8 % smd Breslau eigentümlich.
Die Bearbeitung der umfangreichen gar nicht oder mangel-
haft katalogisierten Reste aus alter Zeit konnte leider auch
in diesem Jahre aus Mangel an Arbeitskräften nur wenig ge-
fördert werden. Von den im Jahre 1891 der Bibliothek über-
wiesenen Resten der Studentenbibliothek wurden 783 Werke
mit 1086 Bänden inventarisiert und katalogisiert.
Von einer im Jahre 1890/91 der Bibliothek einverleibten
Sammlung kleiner Schriften aus dem Nachlaß W. Studemunds,
die bisher nur summarisch verzeichnet war, wurden 310 hier
sonst nicht vorhandene Schriften ordnungsmäßig katalogisiert.
Das im Auftrage der Bibliothek von dem Bibliothekar Dr.
Pretzsch außerdienstlich bearbeitete Verzeichnis der Bres-
lauer Universitätsschriften 1811—1885 wurde im Laufe
des Sommers im Manuskript vollendet. Der Druck des Werkes,
welches im Verlage von W. G. Korn in Breslau erscheinen
wird, nähert sich seinem Abschluß.
Die im Vorjahr begonnene Stempelung der Handschriften
und die im Anschluß daran ausgeführten Ausbesserungen und
Erneuerungen der schadhaften Einbände mußten leider während
2
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18
des größten Teils des Jahres wegen der vielen Erkrankungen
von Beamten und der dadurch nötig werdenden Vertretungen
ruhen. Ausgebessert bezw. neugebunden wurden 91 Hand-
schriften.*)
Revision.
Revidiert wurde in diesem Jahr die Lesesaalbibliothek und
zwar zweimal. Bei der ersten Revision im Mai 1904 fehlten
leider 35 Bände, die samtlich erst seit der im Februar 1903
beendeten Numerierung abhanden gekommen sein können. Bei
der zweiten Revision im November fehlte neu 1 Band; wieder-
gefunden wurden bis jetzt 5 von den 35 im Mai vermißten
Bänden. Zur Erleichterung der Revisionen der Lesesaal-
Bibliothek wurde eine besondere übersichtliche Revisionsliste
angelegt.
Personal.
Der Oberbibliothekar Professor de Boor war vom April
bis September 1904 im Interesse seiner wissenschaftlichen
Arbeiten beurlaubt und wurde durch den Hilfsbibliothekar
Dr. Georg Schneider vertreten; aus gleicher Veranlassung
war der Oberbibliothekar Professor Cohn 7 Wochen beurlaubt
vom 3. Oktober bis 19. November 1904.
Wegen Krankheit waren beurlaubt bezw. fehlten der
Bibliothekar Dr. von Hagen 9l/i Woche, der Bibliothekar
Dr. Marquardt 167t Woche, 2 andere Bibliothekare zu-
sammen 4 Tage. Die von den Hilfsarbeitern wegen Krankheit
versäumten Arbeitstage beliefen sich auf 39.
Von den Dienern war Poost vom 1. April bis 30. Sep-
tember wegen Krankheit teils beurlaubt, teils vom Dienst ent-
bunden. Eine Vertretung war erst vom 20. Juni ab möglich;
der zur Vertretung einberufene Militäranwärter erkrankte sehr
bald selbst, so daß er den Dienst nur in unvollkommener
Weise versehen konnte. Pickel fehlte wegen Krankheit
8 Wochen, Tanneberger 6 Tage.
*) Ober einige bei dieser Arbeit gemachte Funde von allgemeinerem
Interesse vergleiche die Mitteilungen des Bibliothekar Dr. Molsdorf in
Zeitschrift rar die alttestamentliche Wissenschaft 24, 240 f. (Fragment einer
altlateinischen Bibelübersetzung) und in Zentralblatt rar Bibliothekswesen
21, 550 f. (Schrotblatter und Holzschnitte des 15. Jahrhunderts in Breslaner
Handschriften) und 22, 201 f. (Handschrift des Speculum humanae salvationis.)
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19
Diese ganz außerordentlich zahlreichen und langwierigen
Behinderungen des an und für sich der Zahl nach nicht aus-
reichenden Personals haben die Erledigung der laufenden Ge-
schäfte und der gerade in diesem Jahre besonders zahlreichen
außerordentlichen Arbeiten auf das äußerste erschwert
Am 1. Oktober 1904 erfolgte die Versetzung des Volontärs
Dr. W. Kot he nach Göttingen und die Pensionierung des
Bibliotheksdieners Poostt der 31 Jahre hindurch der Anstalt
treu gedient hatte.
Im Laufe des Jahres wurde dem Unterzeichneten der Titel
Geheimer Regierungsrat, dem Oberbibliothekar Professor
de Boor der Rote Adlerorden IV. Klasse und dem Bibliotheks-
diener Poost das Kreuz des Allgemeinen Ehrenzeichens ver-
liehen. W. Ermann.
b. Das akademische Lese-Institut.
Der Vorstand des Instituts war zunächst wie im Vorjahre
zusammengesetzt; seit dem 15. Oktober 1904 trat an Stelle
des Prorektors Professor Dr. Leonhard der Rektor Professor
D. Kawerau in denselben ein.
In der Zahl der ordentlichen und der außerordentlichen
Mitglieder des Vereins sowie der Teilnehmer am Lesezirkel
fanden nur geringe Veränderungen statt Die Zahl der teil-
nehmenden Studierenden, welche im Vorjahre sich etwas ver-
mehrt hatte, erfuhr wiederum eine Abnahme; sie betrug im
Sommersemester 1904 77, im Wintersemester 1904/05 62.
Auch in diesem Jahre genügten die ordentlichen Einnahmen
des Vereins nicht zur Deckung der notwendigen Ausgaben.
Die letzteren konnten nur durch Hinzunahme der Valuta für
einen dem Verein gehörigen Schlesischen Rentenbrief im Be-
trage von 300 Mark und mit Hilfe einer vom Universitäts-
Kuratorium gewährten außerordentlichen Unterstützung im
Betrage von 300 Mark bestritten werden. Verhandlungen über
eine Reform der Einrichtungen des Vereins zur Herbeiführung
einer stärkeren Beteiligung der Studierenden und zur dauernden
Besserung der Finanzen des Vereins sind noch nicht zum
Abschluß gelangt. Brie.
5*
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20
e. Seminare.
1. Das katholisch-theologische Seminar.
In der von Prof. Dr. Nikel geleiteten alttestament-
lichen Seminarabteilung wurde im Sommersemester 1904
Dan. c. 1—2 und c. 5 gelesen. Im Anschluß an die Lektüre
der aramäischen Stücke wurden die Eigentümlichkeiten des
Biblisch-Aramäischen eingehend dargelegt. Bei der exegetischen
Behandlung der erwähnten Abschnitte wurden insbesondere
jene geschichtlichen Momente berücksichtigt, welche durch die
Keilschriftforschung eine Bestätigung oder Erklärung erfahren
haben. Im Wintersemester 1904/05 wurden ausgewählte
Stücke aus dem pentateuchischen Gesetze gelesen und erklärt.
Den Gegenstand der Erklärung bildeten zunächst der Dekalog
und das Bundesbuch (Ex. 21—23), dessen einzelne gesetzliche
Bestimmungen mit den parallelen Gesetzen der später ent-
standenen Gesetzessammlungen verglichen wurden. Hierbei
wurde in einzelnen Fällen versucht, neben dem relativen auch
das absolute Alter der betreffenden Gesetze festzustellen. Es
wurden alsdann noch das Königsgesetz (Deut. 17) und die
Bestimmungen über das Prophetentum (Deut. 18) gelesen und
erklärt, sowie deren zeitgeschichtliche Voraussetzungen erörtert.
In der von Prof. Dr. Rohr geleiteten neutestament-
lichen Abteilung des theologischen Seminars wurde den
Übungen des Sommersemesters die synoptische Frage zugrunde-
gelegt, denen des Wintersemesters die Apokalypse. Dort wurden
die einschlägigen Parallelberichte übersetzt, erklärt und auf
ihren Wert für die genannte Frage geprüft, hier wurden die
Briefe an die vorderasiatischen Gemeinden erörtert Zu ein-
zelnen Perikopen wurde durch die Hörer der kritische Apparat
ausgearbeitet. Ebenso wurden Referate gegeben über wichtige
Partien der jüdischen Apokalyptik.
Die von Prof. Dr. Sdralek geleitete kirchengeschicht-
liche Abteilung des kath.-theolog. Seminars beschäftigte sich
in dem Studienjahre 1904/05 mit der Kritik der Heiligenleben.
Zunächst wurde die unbewußte und unreflektierte Tätigkeit der
Legende, in welcher das Volk zu der Wirklichkeit eines histo-
rischen Stoffes ein subjektives Element einführt, in der Mannig-
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21
faltigkeit ihrer Irrgange und Entstellungen aufgespürt Da-
nach wurde die Tätigkeit der Hagiographen, ihre Auffassung
von der Aufgabe und der Methode der Geschichte, ihr Ver-
hältnis zu den verschiedenen Arten von Quellen aufgedeckt.
In großen Zügen konnte dann das Schema des Verfahrens der
meistens namenlosen Hagiographen des Mittelalters und eine
Klassifikation der Heiligenleben nach ihrem historischen Wert
aufgestellt werden. An diesen Unterweisungen nahmen die
Seminarmitglieder dadurch aktiven Anteil, daß sie über Bücher
und Abhandlungen, welche in besonders instruktiver und ein-
wandfreier Weise einzelne oder mehrere Arten des Entstehungs-
prozesses von Heiligenleben erforscht haben, zur Veranschau-
lichung des theoretischen Unterrichtes referierten. — Außerdem
waren schwierige oder kontroverse Gegenstände der gleich-,
zeitigen kirchengeschichtlichen Vorlesungen auch Objekte ein-
gehenderer Darlegungen im Seminar, dessen Mitglieder, wie in
früheren Semestern, über die ihnen zugemessene Privatlektüre
von methodisch vorbildlichen Untersuchungen Referate zu er-
statten hatten. — Von den größeren Arbeiten früherer und
jetziger Mitglieder des Seminars konnten drei im 3. Bande der
„Kirchengeschichtlichen Abhandlungen" publiziert und dem
Herrn Prälaten Prof. Dr. Laemmer, von welchem der gegen-
wärtige Direktor die Leitung des Seminars überkommen hat,
zu seinem 50jährigen Doktorjubiläum (am 10. Dezember 1904)
gewidmet werden.
Die dogmatischen Übungen des katholisch-theologischen
Seminars unter Leitung des Prof. Dr. Pohle bestanden in
beiden Semestern aus Lektüre, Übersetzung und Erklärung
von hervorragenden Partien aus der theologischen Summe
des heil. Thomas von Aquin. Im Sommersemester 1904 wurde
die Christologie (S. th. 3 p. qu. 1 sqq.), im Wintersemester
1904/05 die Eucharistie (S. th. 3 p. qu. 73 sqq.), zumeist im
Anschluß an die Privatvorlesung des Leiters, durchgenommen.
Das eigentliche Übungsziel wurde nicht nur in der Bereiche-
rung des spekulativen Wissens gesucht, welches in der Schule
vor dem positiven Moment zurücktreten mußte, sondern auch
unter den besonderen pädagogischen Gesichtswinkel gestellt,
an konkreten Beispielen zu zeigen, wie man in den mittel-
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22
alterlichen Schulen den theologischen Lehrbetrieb gestaltete,
wie man aber in der Neuzeit mit den alten Methoden trotz
ihrer sonstigen hohen Vorzüge nicht mehr auskommt
Koenig, z. Zt. Dekan.
2. Das evangelisch-theologische Seminar.
Die Übungen der alttestamentlichen Abteilung des evan-
gelisch-theologischen Seminars wurden auch im verflossenen
Jahre von D. Cornill in gewohnter Weise geleitet. Im
Sommer 1904 wurde mit 12 Mitgliedern und 2 Hospitanten
Jeremia Kap. 11 — 13, im Winter 1904/05 mit 8 Mitgliedern und
einem Hospitanten Josua Kap. 8 und 9 gelesen. Schriftliche
Arbeiten sind auch in diesem Jahre nicht eingegangen.
In der von D. Wrede geleiteten neutestamentlichen
Abteilung wurden im Sommer 1904 mit 12 Mitgliedern „aus-
gewählte Kapitel der paulinischen Theologie" behandelt, näm-
lich die Christologie des Paulus und ihre Entstehung, sowie
die Vorstellungen über Engel und Dämonen. Im Winter 1904/05
(11 Mitglieder) bildete den Gegenstand der Besprechungen die
Überlieferung der Evangelien von Jesus als dem Messias. Aus
diesem Gebiete wurden die Themen : Jesus als Davids Sohn, der
Einzug in Jerusalem, Elias und Messias, die Verklärung Jesu
eingehend erörtert. Die eingegangenen schriftlichen Arbeiten
(im Sommer 12, im Winter 8) wurden in gewohnter Weise
besprochen. Zu Anfang jeder Übung wurde wie schon im
vorigen Jahre ein die Ergebnisse der vorangegangenen Ver-
handlung zusammenfassendes, von einem der älteren Mitglieder
verfaßtes Protokoll verlesen.
In der von D. Arnold geleiteten kirchengeschichtlichen
Abteilung bezogen sich im Sommersemester 1904 die Übungen
auf die Anfänge der Reformation. Dabei wurden zu Grunde
gelegt: „W. Köhler, Dokumente zum Ablaßstreit von 1517, Tü-
bingen 1902" und desselben Ausgabe von „Luthers 95 Thesen
samt seinen Resolutionen Leipzig 1903".
Im Wintersemester 1904/05 wurden die Quellen der alt-
kirchlichen Konziliengeschichte behandelt, teils nach „Laudiert,
Die Kanones der wichtigsten altkirchlichen Konzilien. Freiburg
i. Br. 1896 (respektive „Canones apostolorum et conciliorum
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23
saeculorum IV— VII ed. H. Th. Bruns, Berolini 1839") teils mit
Hilfe von „A. Hahn, Bibliothek der Symbole und Glaubens-
regeln. Breslau 1897".
Die eingelieferten Arbeiten der Seminarmitglieder bezogen
sich im Sommersemester meist auf Themata der Augustin ischen
Theologie und der Reformationsgeschichte. Im Wintersemester
wurden vorzugsweise Untersuchungen über Schlesische Kirchen-
geschichte von den Seminarmitgliedern gewählt, z. B. über
Peter Eschenloers Chronik und über die Reformation in verschie-
denen schlesischen Fürstentümern, Landschaften und Städten.
In der systematischen Abteilung war der Gegenstand der
von D. Schmidt geleiteten Übungen an der Hand von Schleier-
machers „Der christliche Glaube nach den Grundsätzen der
evangelischen Kirche im Zusammenhange dargestellt" im
Sommersemester mit 12 Teilnehmern „Die Person Christi"
§ 96 — 102; im Wintersemester mit 8 Studierenden und 1 Hospi-
tanten „Das Geschäft Christi" § 102—112.
Von der Vorbereitung jedesmal aller Mitglieder wurde die
eingehende Beherrschung der Gedanken und Gedankenfolge
des jeweiligen Textabschnittes gefordert, so daß die geordnete
kritische allgemeine, in der Aussprache von Bedenken oder
Zweifeln schlechthin ungehinderte, Diskussion die gründliche
Bekanntschaft mit ihnen voraussetzen durfte.
Schriftlich gearbeitet wurde im Anschluß an die Verhand-
lungen über „Die kirchliche Lehre vom munus triplex nach
Inhalt und Voraussetzung und die Stellung zu ihr".
Schmidt, z. Z. Dekan.
3. Das praktische Institut der evangelisch-
theologischen Fakultät.
Homiletisches Seminar.
An den homiletischen Übungen nahmen im Sommersemester
1904 20, im Wintersemester 1904/05 27 Studierende teil, von
denen Predigten nach gegebenen Texten ausgearbeitet wurden;
der größere Teil derselben wurde in den Gottesdiensten des
Seminars (Kapelle in Sternstraße 38) auch gehalten, der kleinere
Teil nur schriftlich vorgelegt. Alle diese Predigten wurden
dann in den Sitzungen des Seminars besprochen.
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Katechetisches Seminar.
An den katechetischen Übungen beteiligten sich im Sommer-
semester 14, im Wintersemester 15 Mitglieder. Dieselben
fertigten über ihnen gegebene Bibeltexte schriftliche Katechesen
an, die auch fast ausnahmslos von ihnen vor Schülern in
Gegenwart der Seminarmitglieder gehalten und gleich darauf
gemeinsam besprochen wurden. Kawerau.
4. Das juristische Seminar.
Die Bibliothek — verwaltet von Prof. Dr. Fischer —
wurde in der bisherigen Weise fortgeführt. Eine ganz außer-
ordentlich wertvolle Bereicherung erfuhr sie durch eine Anzahl
von Werken, die Herr Prof. Jörs zum Gebrauch im Seminar
überlassen hat und unter denen sich die Teilentwürfe der
Redaktoren des B. G. B. befinden.
Die Übungen wurden unter Leitung der Fachvertreter in
der bisherigen Weise fortgesetzt.
Prof. Dr. Dahn: Im Sommer 1904 Deutsches Erbrecht,
im Winter 1904/05 Tacitus Germania.
Prof. Dr. Brie: Im Sommer 1904 Anleitung zu wissen-
schaftlichen Arbeiten aus dem Staats- und Verwaltungsrecht,
im Winter 1904/05 Erklärung der Deutschen Reichsverfassung
mit schriftlichen Arbeiten.
Prof. Dr. Leonhard: Im Sommer 1904 Auslegung von
Justinians Institutionen, im Winter 1904/05 Besprechung neuerer
Schriften über römischen Zivilprozeß.
Prof. Dr. Fischer ließ im Wintersemester Streitfragen
des bürgerlichen Rechts erörtern.
Prof. Dr. Jörs hat im Sommersemester 1904 eine Ein-
leitung in die Papyrusforschung gegeben und ausgewählte
Urkunden durch die Studierenden interpretieren lassen.
Prof. Dr. Gretener hat im Sommersemester 1904 eine
Besprechung neuerer Strafgesetzentwürfe veranstaltet.
Prof. Dr. Beyerle ließ im Sommersemester 1904 Urkunden
zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung im Mittelalter
an Hand der Quellensammlung von K. Zeumer interpretieren.
Dahn, z. Zt. Dekan.
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5. Das staatswissenschaftlich-statistische Seminar.
A. Sommersemester 1904.
I. Herr Prof. Wolf begann seine seminaristischen Übungen
am Donnerstag, den 28. April. Es beteiligten sich an ihnen
11 Herren. Während des Semesters fanden 9 Übungsabende
und 2 Exkursionen statt
In den 9 Sitzungen beschäftigte sich das Seminar vor
allem mit Friedrich Lists Werke: „Das nationale System der
politischen Ökonomie, der internationale Handel, die Handels-
politik und der deutsche Zollverein". Der Diskussion lagen
Referate verschiedener Seminarmitglieder zu Grunde. Auch
über den Heimstättengesetzentwurf und die beiden Exkursionen
wurde referiert und verhandelt.
Die Exkursionen dienten der Besichtigung der Breslauer
Lagerbierbrauerei E. Haase und der unweit Zobten gelegenen
Herrschaft Puschkowa.
Die letzte Sitzung fand am Donnerstag, den 28. Juli statt.
II. Herr Prof. Sombart hielt seine seminaristischen
Übungen in der Zeit vom 4. Mai bis zum 27. Juli ab. Einige
Seminarmitglieder referierten über selbstgewählte Themen.
III. Die Seminarbibliothek war im Sommersemester 1904
jeden Mittwoch und Donnerstag von 6 bis 7 Uhr und jeden
Sonnabend von 11 bis 1 Uhr geöffnet.
19 Herren benutzten die Bibliothek. 221 Bände wurden
entliehen. Es waren vor allem Werke über Agrarpolitik,
Sozialpolitik, Kartelle, Banken und Börse.
Der Bücherbestand des Seminars wurde um 134 Werke
vermehrt. Einige dieser Bücher wurden dem Seminar von
Behörden und Korporationen überwiesen.
B. Wintersemester 1904/05.
I. Die seminaristischen Übungen des Herrn Prof. Wolf
begannen am Donnerstag, den 27. Oktober.
Die Zahl der Teilnehmer war 26. Es wurden 1 1 Sitzungen
abgehalten und 3 Exkursionen unternommen.
Behandelt wurden das Bevölkerungsgesetz des Malthus,
Oppenheimers Kritik dieses Gesetzes, die Verstaatlichung der
Bergwerksgesellschaft Hibernia, die Landarbeiterfrage und die
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Böhm-Bawerksche Kapitalzinstheorie. Der Diskussion ging
jedes Mal ein Referat voran. Auch die Exkursionen gaben zu
eingehenden Erörterungen Anlaß.
Das Seminar besichtigte auf seinen Exkursionen die Dorn-
dorfsche Schuhfabrik in Pöpelwitz, die Druckerei des Breslauer
General -Anzeigers und das Königl. Strafgefangnis auf der
Kletschkaustraße.
Die letzte Sitzung war am 2. März.
II. Herr Prof. Sombart fing seine seminaristischen
Übungen am 9. November an. 13 Herren und 2 Damen
nahmen an den Übungen teil. Es wurde die Arbeiterbewegung
einiger wichtiger Länder besprochen. Seminarmitglieder refe-
rierten über den Revisionismus, die Tätigkeit Lassalles, die
deutschen und englischen Gewerkschaften und die Arbeiter-
bewegung Frankreichs, Rußlands, Ungarns, Polens, Italiens,
der Schweiz und Australiens.
Das Seminar kam zum letzten Male am 1. März zusammen.
III. Die Seminarbibliothek war im Wintersemester 1904/05
an jedem Mittwoch von 61/» bis 7 Vi Uhr, an jedem Donnerstag
von 6 bis 7 Uhr und an jedem Sonnabend von 11 bis 1 Uhr
geöffnet.
Die Bibliothek wurde von 35 Personen benutzt, die 623
Bände entliehen. Am meisten wurden Werke über Sozialismus,
Sozialpolitik, Agrarpolitik und die Grundbegriffe der National-
ökonomie gebraucht. Eine starke Nachfrage bestand auch nach
den Lehrbüchern der Nationalökonomie und der Finanz-
wissenschaft.
Der Bücherbestand des Seminars wurde erheblich ver-
mehrt. Es wurden 83 Werke angeschafft. Der Präsident des
Kaiserlichen Statistischen Amtes hat dem Seminar 30 mehr
oder minder umfangreiche statistische Arbeiten überwiesen.
Dem Seminar wurden auch noch einige andere Bücher geschenkt
Während das Seminar bisher nur von einigen schlesischen
Handelskammern Jahresberichte erhielt, gehen ihm nunmehr
infolge eines an dieselben gerichteten Ersuchens die Jahres-
berichte und teilweise auch die monatlichen Mitteilungen der
meisten Handelskammern Deutschlands zu.
Wolf. Sombart.
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6. Das historische Seminar.
Die Übungen des historischen Seminars im Winter 1904/05
litten bis Weihnachten sehr stark unter der Überfüllung des
Raumes. Durch den in den Ferien vollendeten Umbau wurde
ein größeres Zimmer geschaffen, aber wirklich befriedigend ist
der Zustand immer noch nicht.
Die Revision der Bibliothek des Seminars ergab die Not-
wendigkeit einer neuen Katalogisierung. Unter reger Beihilfe
der Mitglieder des Seminars ist die alsbald unternommene
Auflösung des schwerfalligen Buchkatalogs in einen Zettel-
katalog modernsten Systems schon weit fortgeschritten.
Gleichzeitig wurde aus den Bestanden der Bibliothek eine
Handbibliothek ausgeschieden.
Die Übungen des Professors Dr. Caro waren im Sommer
von 40 Mitgliedern besucht. Für den Winter hatten sich
48 Mitglieder gemeldet.
Professor Dr. Kaufmann: Die Übungen erstreckten sich
vorzugsweise auf die Merowingische Periode, aber die Referate
der Mitglieder gaben Anlaß auch Probleme der späteren
Perioden, bis in die neueste Zeit, zu behandeln.
Professor Dr. Cichorius: Im althistorischen Seminare
wurden im Sommersemester Casars Kommentarien, im Winter-
semester Xenophons Anabasis behandelt und beide Werke
unter Heranziehung der übrigen zeitgenössischen Quellen auf
ihre Tendenz und Glaubwürdigkeit hin kritisch geprüft.
Professor Dr. Kampers: Die Übungen befaßten sich
vornehmlich mit quellenkritischen Fragen der Kirchengeschichte
des 11. — 14. Jahrhunderts. Auch Neuerscheinungen auf ge-
schichtlichem Gebiete wurden mehrfach besprochen.
Kaufmann. Cichorius. Kampers.
7. Das kunstgeschichtliche Seminar.
Es haben sich im Sommersemester 10 und im Winter-
semester 15 Studierende an den Übungen beteiligt.
Muther.
8. Das philologische Seminar.
Professor Foerster ließ im Sommersemester im Pro-
seminar die Herakliden des Euripides und die Cornelia-Elegie
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des Properz, im Wintersemester im Seminar die Eumeniden
des Aischylos interpretieren und im letzteren über Abhandlungen
der Mitglieder disputieren.
Die Zahl der Mitglieder des Proseminars betrug im
Sommersemester 38, die der Mitglieder des Seminars im
Wintersemester 17. An den Übungen des letzteren nahmen
außerdem 2 Hospites teil.
Prof. Norden ließ im Sommerseraester im Seminar die
Erga des Hesiodost im Winter die Politik des Aristoteles
interpretieren; im Anschluß an letztere wurden auch freie
Vorträge von einzelnen Mitgliedern gehalten.
Prof. Skutsch ließ im Sommersemester 1904 durch 15
ordentliche Mitglieder und 3 Hospites die große Inschrift von
Gortyn unter Benutzung des Abgusses im archäologischen
Museum erklären. Im Winter 1904/05 leitete er die Übungen
des Proseminars über Herondas und Plinius Briefe, an denen
sich 66 Mitglieder beteiligten.
Die Geschäftsführung lag in den Händen des Prof.
Foerster.
Der Assistent des Seminars Oberlehrer Prof. Dr. Volk-
mann veranstaltete im Sommersemester mit c. 40, im Winter-
semester mit 37 Mitgliedern stilistische Übungen sowie eine
Führung durch die Seminarbibliothek. Derselbe verwaltete
auch mit dem geschäftsführenden Direktor die Bibliothek.
Foerster. Norden. Skutsch.
9. Das archäologische Seminar.
In Abteilung I wurden im Sommer- und Wintersemester
Vasen des Museums in zeitlicher Reihenfolge, in Abteilung II
(Proseminar) auserlesene Vasenbilder in Abbildungen mit
Zugrundelegung des Werkes von Furtwängler-Reichhold sowie
der Wiener Vorlegeblätter besprochen.
Die Zahl der Mitglieder betrug in Abteilung I im Sommer-
und Wintersemester 13, in Abteilung II im Sommersemester 47,
im Wintersemeser 35.
Foerster.
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10. Das germanistische Seminar.
In der germanistischen Abteilung des Seminars wurden von
Prof. Siebs im Sommersemester 1904 Interpretation- und
textkritische Übungen über mittelhochdeutsche Minnesänger,
im Wintersemester 1904/05 Übungen über deutsche Aussprache
und Vortrag und ferner Interpretationsübungen im Gotischen
(Lektüre der Skeireins des Johannesevangeliums) abgehalten.
Es nahmen im Sommersemester 20, im Wintersemester 18 or-
dentliche Mitglieder, die auf Grund einer mündlichen Prüfung
ins Seminar aufgenommen waren, an den Übungen teil.
In der Abteilung für neuere deutsche Literatur interpre-
tierte Prof. Koch im Sommersemester 1904 Opitz' „Buch von
der deutschen Poeterei", im Wintersemester 1904/05 des Grafen
Platen Balladen, Gaselen und Sonette. Bei ersteren Übungen
waren 29, bei letzteren 31 Teilnehmer (darunter eine Dame).
Außerdem wurden von Prof. Koch im germanistischen Seminar
Kurse für die Damen abgehalten, welche sich für die Ober-
lehrerinnen-Prüfung vorbereiten; daran beteiligten sich im
Sommersemester 1904 an Übungen über „den jungen Goethe"
7 Damen, im Wintersemester 1904/05 an der Interpretation
von Platens Literaturkomödien, Balladen, Sonetten und Gaselen
9 Damen.
Die Benützung des Lesezimmers war in beiden Semestern
eine sehr starke. Dem Kgl. Kuratorium schuldet das Seminar
wärmsten Dank dafür, daß ihm besondere Mittel zur Ergänzung
des Bücherbestandes auch in diesem Etatsjahre wieder bewilligt
wurden. Der geschäftsführende Direktor
Prof. Dr. Max Koch.
11. Das romanisch-englische Seminar,
a. Die romanische Abteilung.
In der philologischen Abteilung des Seminars wurden im
Sommersemester 1904 neuprovenzalische Übungen abgehalten
(Interpretation von Roumanille's Conte prouvencau), im Winter-
semester 1904^05 italienische Übungen (Interpretation einer
Anzahl von Gesängen der Divina Commedia unter Heranziehung
der auf der Breslauer Stadtbibliothek befindlichen Hand-
schriften). Die Anzahl der ordentlichen Mitglieder betrug 10
bez. 9, dazu Hospitanten.
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30
An den praktischen Übungen nahmen 9 bez. 8 ordentliche
Mitglieder, neben einer Anzahl von Hospitanten teil. Im
Sommersemester wurde Schillers Geschichte des Abfalls der
Niederlande, im Winter Heines Harzreise übersetzt, in beiden
Semestern Arbeiten über literarische Themata angefertigt und
besprochen. Appel.
b. Die englische Abteilang.
Sommersemester 1904. Erklärung von Kynewulfs Elene
mit metrischen, sprachgeschichtlichen und literarhistorischen
Erörterungen, wöchentlich zwei Stunden. 15 aktive Mitglieder.
Wintersemester 1904/05. Durchnahme mittelenglischer Texte
(nach Zupitza- Schippers alt- und mittelenglischem Übungs-
buch). Literarhistorische Vorträge. Wöchentlich 2 Stunden.
14 aktive Mitglieder. Sarrazin.
12. Das slavisch-philologische Seminar.
In dem akademischen Jahre 1904/05 wurden zunächst im
Sommersemester 1904 in der gewohnten Weise Übungen in
zwei Abteilungen gehalten, und zwar wurden in der ersten
altslovenische Texte unter Zugrundelegung des „Handbuches
der altbulgarischen (altkirchenslavischen) Sprache14 von Leskien
gelesen, erklärt und kritisch beleuchtet, indem der Wortlaut
mehrerer Sprachdenkmäler desselben Inhalts zur Vergleichung
herangezogen wurde. In der zweiten Abteilung bildete den
Gegenstand der Übungen die Ortsnamenforschung im Bereich
von Schlesien und Posen, wobei vornehmlich die Bildung
slavischer Ortsnamen nach bestimmten Suffixen und Kategorien
erklärt wurde. Zu Grunde gelegt wurden die Abhandlungen
Miklosichs über die Bildung slavischer Ortsnamen aus Per-
sonennamen und Appellativen, auch andere Arbeiten über
slavische Ortsnamenforschung boten reichlichen Stoff zu
Untersuchungen, vornehmlich um sichere Grundsätze zur Er-
klärung der slavischen Ortsnamen in Schlesien und den
nächstbenachbarten Gebieten zu gewinnen. Die Zahl der
Teilnehmer war in der ersten Abteilung 5, in der zweiten 14.
Im Wintersemester 1904/05 wurde in der ersten Abteilung
die Volksepik der Serben, Kroaten, Groß- und Kleinrussen nach
den maßgebenden Arbeiten, mit Proben aus den Sammlungen
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von Wuk Stephanowitsch Karadzitsch und von Rybnikow, mit
besonderer Berücksichtigung der Form behandelt. In der
zweiten Abteilung bildeten „die Grundzüge der slavischen
Syntax4* die Aufgabe zu wissenschaftlichen Besprechungen.
Die Zeit reichte nicht aus, um den Gegenstand in seiner
Gesamtheit durchzunehmen, doch der grundlegende Teil,
nämlich die Bedeutung der einzelnen Wortklassen und deren
Anwendung im Satze konnte erschöpfend behandelt werden;
der Hauptgesichtspunkt, die Anwendung im Satze wurde stets
historisch beleuchtet und auf die vergleichende Methode zurück-
geführt. Zahlreiche Beispiele aus der slavischen und der
deutschen Sprache beleuchteten die leitenden Grundsätze.
Teilnehmerzahl 7 beziehungsweise 13. Nehring.
13. Das geographische Seminar.
Für die Übungen des Sommersemesters 1904, an denen
20 Studierende teil nahmen, wurde zu Grunde gelegt die
Darstellung einer Geschichte der physischen Weltanschauung
aus Humboldts Kosmos (Bd. II), die Krümmers Auswahl aus
den Klassikern der Geographie jetzt den Studierenden mit
geringerem Aufwand zugänglich gemacht hat Oberall wurde
der in Humboldts Zeit geltenden Auffassung die fortge-
schrittene Kenntnis der Gegenwart gegenübergestellt durch
Heranziehen einer umfänglichen neueren Literatur.
Im Wintersemester 1904/5 beteiligten sich 26 Studierende
an Übungen über Ägypten. Die geologische Entwicklungs-
geschichte des Landes, die Grundzüge seiner Natur (Boden-
gestalt, künstliche Bewässerung, Nil, Klima, Isthmus und Kanal
von Suez) wurden auf Grund der neuesten Forschungen in
Referaten der Teilnehmer beleuchtet, auch die antiken Schil-
derungen des Landes und seines Stromes, namentlich Herodot
und Aristoteles, vergleichender Prüfung unterzogen, bei der
die Frage, ob eine Klimaänderung für Ägypten seit den
ältesten historischen Zeiten anzunehmen sei, in den Vorder-
grund gerückt wurde.
Die Arbeit der Kommilitonen im Seminar blieb recht rege.
Unter den spezielleren Untersuchungen ward eine besonders
umfängliche über Ursachen und Verlauf des Hochwassers vom
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August 1813 zum Abschluß gebracht. Sie gelangt jetzt in
dem Jahrbuch der Landesanstalt für Gewässerkunde zu voller
Veröffentlichung.
Für die Ergänzung der Bibliothek und der Kartensamra-
lung erwies sich als überaus erfreuliche Förderung ein vom
Herrn Kurator erbetener und von ihm bewilligter außerordent-
licher Zuschuß. J. Partsch.
14. Das mathematisch-physikalische Seminar.
In der von Prof. Rosanes geleiteten Abteilung wurden
im Soramersemester 1904 Aufgaben aus der analytischen
Geometrie der Ebene, im Wintersemester 1904/05 aus der des
Raumes bearbeitet.
In der von Prof. Sturm geleiteten Abteilung wurden in
beiden Semestern Themen aus der Theorie der geometrischen
Verwandtschaften bearbeitet. Im Sommersemester 1904 waren
es die Probleme der ebenen und der räumlichen Projektivität.
Im Winterhalbjahr 1904/05 wurden zunächst die beiden involu-
torischen eindeutigen Verwandtschaften behandelt, zu denen
ein Kurvennetz 3. Ordnung mit 7 festen Grundpunkten, bezw.
ein Flächengebüsche 2. Ordnung mit 6 festen Grundpunkten
führen; woran sich dann die Untersuchung zwei-eindeutiger
Verwandtschaften zwischen Ebenen oder Räumen schloß, vor-
nehmlich derjenigen, welche mit den genannten involutorischen
Verwandtschaften in Zusammenhang stehen.
In der von Prof. Neu mann geleiteten physikalischen
Abteilung wurde im Sommersemester 1904 zunächst die Theorie
der gedämpften Schwingungen und, damit zusammenhängend,
die des ballistischen Galvanometers behandelt, sowie die auf
dessen Anwendung beruhenden Methoden für absolute Maß-
bestimmungen besprochen. Am Schlüsse des Semesters wurden
sodann noch einige Aufgaben aus der Theorie der Wechsel-
ströme behandelt, wie z. B. über elektrische Kraftübertragung,
Wirkung von Transformatoren etc. — Im Wintersemester 1904/05
wurden Aufgaben aus der niederen analytischen Mechanik be-
arbeitet; es diente das Seminar in diesem Semester im wesent-
lichen als Übungsstunde zu einer gleichzeitig über denselben
Gegenstand gehaltenen Vorlesung.
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33
Auch in diesem Jahre wurde dem Seminar von dem Herrn
Universitatskurator ein außerordentlicher Zuschuß bewilligt.
Rosanes, Sturm, Neumann.
15. Das philosophische Seminar.
Prof. Freudenthal veranstaltete im Sommersemester 1904
Übungen über Spinozas Briefe. Sie wurden benutzt, um die
Entwicklung der wichtigsten Gedanken des Philosophen kennen
zu lernen. Zu diesem Zwecke wurde auch die von W. Meyer
herausgegebene Nachbildung der uns erhaltenen Briefe be-
sprochen. — Im Wintersemester ward das zwölfte Buch der
Metaphysik des Aristoteles gelesen, übersetzt und erläutert. —
An den Übungen des Sommersemesters nahmen 15, an denen
des Wintersemesters nahmen 25 Studierende teil.
Prof. Baumgartner behandelte im Sommersemester 1904
mit 36, im Wintersemester 1904/05 mit 35 Teilnehmern das
Induktionsproblem. Die Erörterungen setzten ein bei den
historischen Induktionstheorien von Aristoteles, Bacon, Hume,
J. St. Mill, Sigwart und Erdmann. Die Anschauungen der
genannten Autoren wurden von den Teilnehmern in schrift-
lichen Referaten in den wesentlichen Momenten dargelegt und
in mündlichen Besprechungen einer Kritik unterzogen.
In der psychologischen Abteilung des Seminars wurden
im Sommersemester Fragen der pädagogischen Psychologie
(Intelligenzprüfung, Ermüdung durch den Schulunterricht) be-
handelt. Die Zahl der Teilnehmer betrug 18. In der ersten
Hälfte des Wintersemesters wurden die Seminarübungen in
Beziehung gesetzt zu der gleichzeitigen Vorlesung über Psycho-
logie und dienten zu deren Erweiterung und Erläuterung durch
Demonstrationen. Die zweite Semesterhälfte war Übungen zur
experimentellen Ästhetik gewidmet. An den Demonstrationen
beteiligten sich 97, an den eigentlichen Übungen etwa 25
Studierende. Aus den in der Seminarabteilung angestellten
Untersuchungen gingen zwei Druckschriften hervor:
H. Ebbinghaus, Die geometrisch -optischen Täuschungen.
Vorl. Mitt. Bericht über den I. Kongreß für exper. Psychol.
in Gießen 1904 S. 22;
3
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34
W. Stern, Wirklichkeitsversuche. Beiträge zur Psychol. der
Aussage. II. Folge S. 1 1904.
Freudenthal. Baumgartner. Ebbinghaus.
d. Die Knnstinstitute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte.
(Archäologisches Museum.)
Die etatsmäßigen Mittel sind zur Anschaffung von Gips-
abgüssen, Photographien, Bildwerken und Büchern verwendet
worden.
Die Bibliothek des Museums hatte sich Zuwendungen von
seiten Sr. Exzellenz des Herrn Ministers der geistlichen etc.
Angelegenheiten sowie der Archäologischen Gesellschaft in
Berlin zu erfreuen, wofür auch an dieser Stelle ehrerbietigst
gedankt sei.
Der Besuch des Museums war im verflossenen Jahre, auch
seitens der Studierenden und Schulen, ein reger.
Die Folgen der in den Wänden des Erdgeschosses sitzen-
den Feuchtigkeit machen sich immer mehr geltend.
Auf Ersuchen des Unterzeichneten hat am 10. und 11. Mai
eine Besichtigung und Untersuchung der Räume durch den
Direktor des hygienischen Instituts der Universität Herrn Geh.
Medizinalrat Prof. Dr. Flügge und den Abteilungsvorsteher
am Institut Herrn Prof. Dr. Reichenbach stattgefunden.
Der Bericht des Direktors vom 5. Juni schließt:
„Die vorstehenden zahlenmäßigen Befunde bestätigen somit
den durch die sinnlichen Wahrnehmungen gewonnenen
Eindruck, daß in den untersuchten Räumen, und zwar be-
sonders im Erdgeschoß, ein das zulässige Maß sehrerheblich
übersteigender Feuchtigkeitsgehalt mit allen seinen für die
Sammlungsgegenstände wie für die Gesundheit der dort
arbeitenden Menschen bedenklichen Folgen vorhanden ist."
Gleichwohl hat es sich, wie der Unterzeichnete auf seinen
Antrag vom 7. Juni durch Ministerialerlaß vom 16. September
benachrichtigt worden ist, noch nicht ermöglichen lassen,
Mittel zur Errichtung des dringend notwendigen Neubaues für
das Museum in den Etat einzustellen.
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Als Kustoden fungierten im Sommersemester die Herren
Stud. phil. Mosel und Baum gart, im Wintersemester Baum -
gart und Linde.
Das Winckelmannsfest wurde am 9. Dezember durch einen
Vortrag des Unterzeichneten über die cyprische Doppelherme
mit Hermes in Berlin, von welcher auf Veranlassung des
Museums ein Abguß hergestellt worden ist, gefeiert.
Foerster.
2. Das Institut für mittelalterliche und neuere
Kunstgeschichte.
Der Jahresetat wurde wie üblich zum Ankauf von Photo-
graphien für den kunstgeschichtlichen Lehrapparat verwendet.
Muther.
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik.
Der Musiksaal der Universität hat nun schon seit Mai 1900
wegen der beabsichtigten Wiederherstellung nicht mehr benutzt
werden können. Die Arbeit schreitet so langsam fort, daß
leider noch immer jene oft beklagten Übelstände andauern,
die den wichtigen Unterrichtszweig des Orgelspiels treffen und
gute Überlieferung zu nichte machen. Auch in diesem Jahre
mußte die Abhaltung des öffentlichen Spezimens unterbleiben,
weil ein geeigneter Raum fehlt. Vor allem ist zu wünschen,
daß jetzt schleunigst mit der Ausführung der Orgel für den
neuen Saal begonnen werde, damit nach seiner Vollendung
nicht eine neue und unnötige Verzögerung eintritt.
Im Sommersemester 1904 hielt Herr Prof. Dr. Bohn
folgende Vorlesungen und Übungen:
1. Harmonielehre, erster Teil; 2stündig. 16 Zuhörer.
2. Orgelunterricht; 2 stündig. 10 Teilnehmer.
3. Über L. van Beethoven's Sinfonien No. 6 — 9; 1 stündig.
11 Zuhörer.
4. Orgelunterricht für Seminaristen ; 2 stündig. 6 Teilnehmer.
Im Wintersemester fanden folgende Vorlesungen und
Übungen statt:
1. Harmonielehre, zweiter Teil; 2 stündig. 12 Zuhörer.
2. Orgelunterricht; 2 stündig. 6 Teilnehmer.
3*
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3. Über L. van Beethoven's Klavier - Sonaten; 1 stündig.
20 Zuhörer.
4. Orgelunterricht für Seminaristen; 2 stündig. 6 Teilnehmer.
Der Besuch des Orgelunterrichts von Seiten der Studieren-
den hat im Studienjahre 1904/05 wiederum abgenommen, da
das Auditorium maximum nur für eine ganz kleine Anzahl von
Übungsstunden den Orgelschülern zur Verfügung gestellt
werden konnte.
Im Auftrage der Königlichen Regierungen von Breslau und
Oppeln und des Provinzialschulkollegiums wurden eine be-
trächtliche Anzahl von Kostenanschlägen für Orgelbauten
begutachtet, sowie reparaturbedürftige Orgeln untersucht und
neu hergestellte und reparierte Orgeln abgenommen, im ganzen
etwa 54 Arbeiten, darunter 20, welche Reisen bedingten. Auch
alle anderweitigen Gutachten, die vom Institut gefordert wurden,
hat Herr Prof. Dr. Bohn erledigt.
Der Unterricht in der evangelischen Abteilung des Instituts
(Evangelischer Johanneschor) wurde von Herrn Prof. Dr. W rede
ganz in der bisherigen Weise fortgesetzt. Die Vorlesung über
Geschichte des evangelischen Gemeindegesangs war im Sommer
1904 von 27 Hörern besucht, an den Übungen im Choral- und
Altargesang nahmen während des Winters 1904/05 20 Stu-
dierende teil. Zum 1. April 1905 wurde der bisherige Leiter
der Abteilung, Prof. Dr. Wrede, nach zwölfjähriger Tätigkeit
am Institute auf seinen dringenden Wunsch durch Reskript
Sr. Exzellenz des Herrn Universitäts-Kurators von seiner Lehr-
verpflichtung entbunden, nachdem er schon vor Jahresfrist nur
auf besondere Bitten den Unterricht beibehalten hatte. Der
Dank des Instituts für sein langjähriges segensreiches Wirken
sei auch an dieser Stelle ausgesprochen.
Über die Wirksamkeit des Herrn Musikdirektor und Dom-
kapellmeister Filke, der den Cäcilienchor und die Chorklasse
für gemischten Chorgesang leitet, ist folgendes zu berichten:
a . St. C ä c i 1 i e n c h o r. Im Sommersemester wurden bei einem
Besuch von etwa 40 Herren die Messe von Stehle (Preis-
messe für Männerchor) und einige Gesänge im gregoria-
nischen Choral geübt. Im Wintersemester wurden der
116. Psalm „Laudate Dominum" von Franz Liszt für
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Minnerchor und das „Macte senex imperator" von Franz
Lachner einstudiert.
Im Choralgesange wurden die 8 Töne des „Magnificat44
gesungen und erklart. Verschiedene Herren beteiligten
sich an der Aufführung bei der Geburtstagsfeier Seiner
Majestät des Kaisers,
b. In der Chorklasse für gemischten Chorgesang (circa 25
Knaben) wurden im Sommersemester Chorgesänge von
Grieg, Othegraven, Kodiert und Mendelssohn geübt, im
Wintersemester Messen von Antonio Lotti, das Kyrie
aus der Missa in C-dur von L. van Beethoven, Kyrie und
Gloria aus der Krönungsmesse von Franz Liszt.
Die Bibliothek des Instituts wurde auch in diesem Jahre
durch Neuanschaffungen und wertvolle Schenkungen des König-
lichen Ministeriums für geistliche u. s. w. Angelegenheiten
vermehrt.
Die Geschäfte des Bibliothekars wurden wie im vorigen
Jahre von Herrn Prof. Dr. Bohn geführt.
Die im Jahre 1904 begonnene neue Einrichtung, daß die
wertvolle Bibliothek während des Semesters einmal wöchentlich
weiteren Kreisen zur Benutzung geöffnet ist, hat sich bewährt
und wird beibehalten werden. Der Zettelkatalog der musik-
wissenschaftlichen Abteilung, der im letzten Jahre angefangen
ward, ist vollendet und dadurch die Benutzung der Bibliothek
bedeutend erleichtert worden.
Die Lehrapparate des St. Johanneschors und des St. Cäci-
lienchors wurden wie bisher sachgemäß ergänzt
Siebs.
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut.
Der bisherige Direktor des Instituts, Herr Geh. Reg.-Rat
Prof. Dr. 0. E. Meyer erkrankte zu Anfang des Sommer-
semesters 1904, so daß er nicht im Stande war, Vorlesungen
und Übungen abzuhalten; er wurde in der geschäftlichen und
wissenschaftlichen Leitung des Instituts durch den Unter-
zeichneten vertreten. Leider hat sich der Gesundheitszustand
des Direktors nicht soweit gehoben, daß er seine Tätigkeit
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wieder hatte aufnehmen können; auf sein Gesuch hin wurde
er vom Herrn Minister vom Direktorat und von der Ver-
pflichtung zum Halten von Vorlesungen entbunden. An seine
Stelle trat vom 1. Januar 1905 ab der bisherige Dozent an
der Universität Berlin and Kaiserliche Professor bei der physi-
kalisch-technischen Reichsanstalt zu Charlottenburg, Dr. Otto
Lummer. Auch dieser war durch schwere Erkrankung ver-
hindert, sein Amt im Laufe des Wintersemesters noch anzu-
treten ; er wurde ebenfalls durch den Unterzeichneten vertreten.
Bei den Assistenten und bei dem Dienstpersonal sind
Veränderungen gegen das Vorjahr nicht eingetreten.
Infolge der Milde des Winters konnte es durch äußerste
Sparsamkeit dahingebracht werden, daß die für Heizung be-
stimmte Etatsposition 29 d im Betrage von 3900 Mark nicht
überschritten wurde; indessen ist auch dieser Betrag im Ver-
gleich zum Dispositionsfonds enorm hoch. Auch hat sich
herausgestellt, daß die Heizung durch Gasöfen für viele wissen-
schaftliche Untersuchungen sehr störend ist; so können z. B.
bolometrische Untersuchungen im Winter nicht ausgeführt
werden. Außerdem ist mit Sicherheit vorauszusehen, daß die
Position von 3900 Mark nicht ausreichen wird, sobald sämt-
liche Räume des Instituts geheizt werden müssen, was binnen
Kurzem der Fall sein wird. Es wird daher schon jetzt der
Frage nach einer Zentralheizungsanlage näher zu treten sein.
Für wissenschaftliche Untersuchungen wurden angeschafft:
1 Spiegeleinrichtung nebst Thermosäule zum Spektrometer,
1 Steinsalzprisma, 1 Induktorium von 20 cm Funkenlänge.
Folgende Arbeiten wurden veröffentlicht:
0. E. Meyer: Das physikalische Institut der Universität
Breslau.
Clemens Schaefer:
1. Elektronentheorie und Radioaktivität
2. Das ultrarote Absorptionsspektrum der Kohlensäure in
seiner Abhängigkeit vom Druck.
3. Über die selektiven Eigenschaften von Resonatorengittern.
4. Über ein Vakuumthermoelement mit veränderlicher
Wellenlänge.
5. Lichtelektrische Versuche an Elektrolytoberflächen.
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Erich Waetzmann: Intensitätsverhältnisse der Spektra von
Gasgemischen.
Die Vorlesungen und Übungen fanden eine stärkere Be-
teiligung, wie zuvor, so daß zu den bisher benutzten Räumen
für das Übungspraktikum noch einer hinzugenommen werden
mußte. I. V.: Privatdozent Dr. Schaefer.
2. Die Sternwarte.
Die Fernrohrbeobachtungen erlitten 1904 dadurch eine
erhebliche Unterbrechung, daß der Magistrat eine neue Brücke,
die „Werderbrücke", über den Platz legte, auf dem die Haupt-
fernrohre bisher untergebracht waren. Dieser Platz mußte,
da er nicht der Universität gehört, geräumt werden. Es zeigt
das von neuem, wie notwendig die Verlegung und der Neubau
der Sternwarte ist.
Nachdem die provisorische Sternwarte abgerissen war,
wurde sie nach der Ostspitze der Schleuseninsel verlegt und
hier der Refraktor so aufgestellt, daß das Dach nicht nur wie
bisher nach West, sondern auch nach Ost abgerollt werden
kann, so daß auch der Westhimmel, der bisher durch das
Dach immer verdeckt war, sichtbar geworden ist. Das Dach
der Heliometer wurde gleichfalls nach beiden Seiten abrollbar
gemacht Die Hütte des Passageinstruments wurde 1 m länger
und breiter aufgeführt, in ihr eine neue Rieflersche Pendeluhr
und ein neuer Fueßscher Chronograph aufgestellt, auf dem
man auch vom Refraktor aus die Zeiten der Sterndurchgänge
durch die Fäden telegraphisch aufschreiben kann. Das Passage-
instrument stand bisher auf dem vom geodätischen Institut in
Potsdam zu Längenbestimmungen benutzten Pfeiler.
Es wurden hierdurch
verlegt nach Ost nach Nord Diff. d. Länge Breite
3
Refraktor 31,3 m 11,0 m 0,108 0,36
Heliometer 34,4 „ 15,5 „ 0,118 0,51
Passageinstrument 45,7 „ 6,0 „ 0,157 0,19
Diese neue provisorische Sternwarte liegt etwa 1" westlich
von der alten auf dem Dache der Universität und in gleicher
Pothöhe mit ihr. Die Differenz wird noch genauer bestimmt
werden.
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40
Am Refraktor wurde der Komet 1904a 10 mal beobachtet,
2 mal von Dr. Przybyllok, 2 mal von Herrn Völkel, 6 mal vom
Unterzeichneten. Am Heliometer bestimmte Dr. Przybyllok
noch einige Mondkrater durch Quereinstellung und am Passage-
instrument beobachte Dr. Rechen berg 197 Sterne.
Das astronomische Praktikum wurde von 11 Studierenden
besucht, doch machte sich hierbei wieder der Mangel an
Instrumenten, besonders an Universalinstrumenten für Anfanger
fühlbar.
Die beiden schönen Repsoldschen Meridianfernrohre von
163 mm Öffnung, ein Durchgangsrohr mit Registriermikrometer
für Rektascensionen und ein bei jedem Stern umlegbarer
Vertikalkreis für Deklinationen, ruhen noch seit ihrer Ankunft
im Jahre 1901 in Kisten verpakt, da kein Platz zu ihrer Auf-
stellung vorhanden ist, und harren der Bewilligung des Neu-
baues der Sternwarte!
Die Berechnung der von der Kasaner Sternwarte seit 1898
ausgeführte Heliometerbeobachtungen des Mondkraters MösüngA
wurde von der hiesigen Sternwarte zur Neubestimmung der
physischen Litration übernommen.
Die 1902 begonnene allgemeine Ausmessung des Mondes
besonders der dem Rande benachbarten Landschaften wurde
fortgesetzt und Unterzeichneter erhielt mit Dr. Rechenberg
zu gleichen Teilen 75 240 Einstellungen unter dem Mikroskop
auf 9 photographischen Glasplatten. Hiervon entfallen auf
Platte XI 8, XII 2, Xm 3, XIV 4, XV 11, XVI 13, XVII 9,
XVIII 2 und XIX 5 Gruppen. Jede Gruppe enthält 12 bekannte,
früher hier bestimmte Fundamentalkrater und 18 neu zu be-
stimmende Objekte und zerfällt in 4 Sätze, da beide recht-
winkligen Koordinaten nach Drehung der Platte von 180° zum
zweiten Male gemessen wurden. Durch die Freundlichkeit des
Direktors der Pariser Sternwarte erhielt die hiesige am 6. Juli
die dort aufgenommenen Platten XVII, XVIII und XIX und
am 14. Oktober die Platten XX und XXI. Die beiden letzteren
stellen den Nordostrand des Mondes zum ersten Male in
günstiger Libration dar, sind also in den Morgenstunden nach
Mitternacht aufgenommen und zwar ebenso wie die anderen
an den auf hiesigen Wunsch festgesetzten Nächten. Das
41
Programm, die Kondensierung und Revision der Beobachtung
führte Unterzeichneter, die sphärisch-trigonometrische Berech-
nung der selenographischen Längen und Breiten Dr. Rechen -
berg aus. Bei dieser Erforschung des Mondes wurden wieder
viele bisher noch nie gezeichnete Formationen in erfreulicher
Weise entdeckt.
Die meteorologischen Beobachtungen wurden täglich vier-
mal für das meteorologische Institut in Berlin und für die
Seewarte in Hamburg gemacht, auch der Landwirtschafts-
kammer, dem statistischen Amt, der Regierung und den
hiesigen Zeitungen mitgeteilt, der Schlesischen Zeitung auch
wie bisher mit täglichen Prognosen.
Das Personal der Sternwarte war unverändert. Der zweite
Assistent Erich Przybyllok promovierte hier am Ende des
Sommersemesters.
Die Verlegung und der Neubau der Sternwarte werden
dringend notwendig. Franz.
3. Das chemische Institut.
Leider trat in der Leitung des chemischen Instituts im
letzten Viertel des Berichtsjahres eine schwere Störung durch
die Erkrankung des Direktors Geheimrats Prof. Dr. Ladenburg
ein; derselbe wurde im Januar und Februar durch den Ab-
teilungsvorsteher Prof. Dr. Ab egg und im März durch den
1. Assistenten Privatdozenten Dr. Herz vertreten.
An die Stelle der Assistenten Privatdozent Dr. Meyer
und Dr. Lipinski traten im Laufe des verflossenen Jahres
Dr. Loeffler und Dr. Taurke.
Aus dem Institut wurden folgende wissenschaftliche Arbeiten
veröffentlicht:
1. Fritz Kipke: Über Eondensationsprodukte von Piperonal
und Piperonalakrolein. Dissertation.
2. Richard Franke: Über Kondensation einiger Aldehyde
mit 2 . 5-Dimethylpyrazin. Dissertation.
3. Alwin Co x: Über basische Quecksilbersalze. Dissertation.
4. Georg Muhs: Über das Massenwirkungsgesetz bei der
Auflösung schwer löslicher Verbindungen. Dissertation.
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5. Gerhard Langer: Über Kondensationen von Aldehyd-
collidin und a-y-Lutidin mit Aldehyden. Dissertation.
6. Wilhelm Fulda: Zur Kenntnis von Merkuricomplexen,
die verschiedene Anionen besitzen. Dissertation.
7. Martin Hoffmann: Kondensation von Methylchinaldin
mit einigen Aldehyden. Dissertation.
8. Alois Schwarz: Beiträge zur Kenntnis der Aldehydine
und Azimide. Dissertation.
9. Albert Schmidt: Über das Verhalten der Nitrochin-
aldine gegen einige Aldehyde. Über das p-Methyl-
hydrobenzazoin. Dissertation.
10. James Frederik Spencer: Die Beziehungen zwischen
Thalli- und Thalloverbindungen. Dissertation.
11. Walther Becker: Atomgewichtsbestimmung des Sili-
ciums. Dissertation.
12. Hermann Matschke Über die Einwirkung einiger
Aldehyde auf p-Methylchinaldin. Dissertation.
13. Hans Schäfer: Zur Charakteristik des Oxalations.
Dissertation.
14. Paul Mueller: Borsäure, Wasser, Amylalkohol. Disser-
tation.
15. Fritz Taurke: Über organische Siliciumverbindungen.
Dissertation.
16. Julius Meyer: Berechnung der Atomgewichte.
17. W. Becker und Julius Meyer: Einwirkung von Selen-
wasserstoff auf Nitrile.
18. R. Ahegg und A. J. Cox: Löslichkeitsverhältnisse
einiger schwer löslicher Silbersalze.
19. R. Abegg und A. J. Cox: Chromat, Bichromat und
Chromsäure.
20. R. Abegg: Valenz und periodisches System. Theorie
der Molekularverbindungen.
21. R. Abegg: Elektrodenvorgänge und Potentialbildung
bei minimalen Jonenkonzentrationen.
22. R. Abegg: Valenztheorie.
23. R. Abegg und F. W. Hinrichsen: Valenzbegriff.
24. R. Abegg: Zwei historische Notizen.
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25. P. Mucller und R. Ab egg: Vorlesungs versuch über
gegenseitige Löslichkeitsbeeinflussung.
26. R. Abegg und W. Herz: Chemisches Praktikum.
2. Auflage.
27. W. Herz: Natur der alkalischen Lösung von Chrom-
hydroxyd.
28. W. Herz: Bericht über die physikalische Chemie 1903.
29. W. Herz: Bericht über die physikalische Chemie im
1. Halbjahr 1904.
30. W. Herz: Bericht über die physikalische Chemie im
2. Halbjahr 1904.
31. W. Herz und M. Knoch: Löslichkeit in Lösungsmittel-
gemengen I.
32. W. Herz und Herbert Fischer: Verteilung löslicher
Stoffe zwischen Wasser und Amylalkohol.
33. W. Herz und Herbert Fischer: Verteilung löslicher
Stoffe zwischen Wasser und aromatischen Kohlen-
wasserstoffen.
34. A. Ladenburg und W. Herz: Über die Benzylimide
der Äpfelsäure (2. Mitteilungen).
35. A. Ladenburg: Atomgewicht des Jods.
36. A. Ladenburg: Reindarstellung des Isostilbazoiins.
37. A. Laden bürg: Herausgabe von A. Kekule: Über
Konstitution und Metamorphosen der chemischen Ver-
bindungen und über die chemische Natur des Kohlen-
stoffs. Bd. 145 von Ostwalds Klassikern der exakten
Wissenschaften. I. V.: Privatdozent Dr. W.Herz.
4. Das pharmazeutische Institut,
a. Chemische Abteilung.
Als Assistenten waren im Sommersemester die Herren
DDr. Gabel und Jos in g und Herr Apotheker Günzel tatig.
Mit dem 1. Oktober gab Herr Dr. Josing seine Stellung auf, um
in die Praxis zurückzukehren. Die Stelle blieb unbesetzt. Die
damit verbundenen Geschäfte wurden von den Apothekern
Richard Manno, Fritz und Max Kuntze, die nach voll-
endetem Staatsexamen ihre Studien fortsetzten, wahrgenommen.
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44
Herr Apotheker Gttnzel hat mit dem 31. März seine Stellung
aufgegeben, um seiner Militärpflicht zu genügen.
Das Laboratorium wurde im Sommersemester von 66, im
Wintersemester von 87 Praktikanten besucht. Die erheblich
größere Frequenz im Winter gegen den gleichen Zeitraum des
Vorjahres ist auf das Inkrafttreten der neuen Studienordnung
für Pharmazeuten am 1. Oktober 1904 zurückzuführen. Der
Lehrplan blieb unverändert.
Sammlung und Apparatur wurden wiederum erheblich
vermehrt. Von den größeren Apparaten seien der von der
Firma Louis Dräger-Göttingen gelieferte Projektionsapparat und
eine Destillierblase für ätherische Öle von Gustav Christ-Berlin
hervorgehoben. Für die Bibliothek konnten größere Neuan-
schaffungen nicht gemacht werden. Es wurden im wesentlichen
nur die bisher gehaltenen Zeitschriften fortgesetzt.
Während der Osterferien 1904 fand der Umbau des Audi-
toriums, das in allen seinen Teilen gänzlich veraltet und un-
zureichend war, statt. Dadurch wurden die Licht- und Platz-
verhältnisse wesentlich verbessert. Ein durchaus moderner,
mit allen Hilfsmitteln ausgerüsteter Experimentiertisch mit
elektrischer Schalttafel und ein umfangreicher Wandtafelaufbau
tragen den Anforderungen eines zeitgemäßen Unterrichts
Rechnung. Die für die Neuerungen erforderlichen Mittel sind
von der hohen Staatsregierung in dankenswerter Weise nach-
träglich durch den Etat für das Jahr 1905/6 bereit gestellt
worden. Leider aber ist es nicht möglich gewesen, die für
die Verbesserung der Lichtverhältnisse, namentlich der nach
der Schuhbrücke und Burgstraße gelegenen Arbeitsräume, und
für den Umbau einiger durchaus veralteter Digestorien er-
forderlichen Mittel zu erhalten, sodaß trotz allen Verbesserungen
ein Teil der Arbeitsräume den an sie zu stellenden Ansprüchen
immer noch nicht genügt. Eine sehr dringende Veränderung
ist in letzter Stunde noch durch das dankenswerte Entgegen-
kommen des Herrn Universitätskurators ermöglicht worden,
der für den Umbau des Schwefelwasserstoffzimmers einen
Betrag von 300 Mark in wohlwollendster Weise bewilligt hat
Der erbetenen Vermehrung der Assistenzkräfte und Er-
höhung des äußerst knapp bemessenen Dispositionsfonds ist
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für das kommende Etatsjahr wenigstens teilweise entsprochen
worden durch eine dauernde jährliche Mehrbewilligung von
600 bezw. 500 Mark. Allerdings stehen die nunmehr disponiblen
Lehrkräfte und Geldmittel immer noch in keinem Verhältnis
zum Bedürfnis.
An wissenschaftlichen Arbeiten gelangten im Archiv der
Pharmazie zur Veröffentlichung:
1. J. Gadamer: Über Konstitution der Pseudoammonium-
basen mit Berücksichtigung der Alkaloide und deren
Umwandlungsprodukte (Berberin und verwandte Basen).
2. Derselbe: Über Einwirkung von Amylalkohol auf Chloral-
äthylalkoholat.
3. Derselbe: Über das Berberin.
4. Derselbe: Über Kondensation von Pseudoammonium-
basen mit Hydroxylamin und p-Dimethylanilin.
5. D. Bruns: Über Kondensationsprodukte der Opiansäure.
6. Derselbe: Über das Tarkoninmethyljodid und seine
Beziehungen zu Cotarnin und Hydrocotarnin.
Gadamer.
b. Pharmakognostische Abteilung.
Die Drogensammlung wurde teilweise einer eingehenden
Revision unterworfen und ergänzt.
Um den Unterricht in der mikroskopischen Drogenkunde
erfolgreich fortzuführen, mußten 3 weitere Kursusmikroskope
angeschafft werden. Selbst der, wenn auch recht ansehnliche
Bestand an Instrumenten, reichte zur Befriedigung des Be-
dürfnisses eben nur aus; denn es beteiligten sich an den
Übungen im Sommersemester 36, im Wintersemester 53 stu-
dierende Pharmazeuten. Als Hilfsassistenten bewährten sich
beim Unterricht trefflich die DDr. phil. W. Günther und
E. Benner. F. Pax. Gadamer.
5. Das mineralogische Institut und Museum.
Die Sammlungen und das Instrumentarium wurden durch
zahlreiche neue Erwerbungen vermehrt.
Als Museumsassistent fungierte Herr Dr. Baumann,
während die Herren Privatdozenten Prof. Dr. Milch und
Dr. Arthur Sachs mit dankenswerter Bereitwilligkeit als
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Unterrichtsassistenten bei der Anleitung zu selbständigen
Arbeiten, sowie bei der Abhaltung der Übungen tatig waren,
bei letzteren auch der Privatdozent für Chemie Herr Dr. Herz.
In den Räumen des Instituts tagte vom 19. bis 24. Sep-
tember 1904 die mineralogisch-geologische Abteilung der in
Breslau abgehaltenen Versammlung deutscher Naturforscher
und Ärzte. Auch wurden die Sammlungen von den Mitgliedern
der vom 15. bis 18. September hier versammelten Deutschen
Geologischen Gesellschaft eingehend besichtigt.
Mit den Hilfsmitteln des Museums und Instituts wurden
die Untersuchungen zu folgenden Publikationen ausgeführt:
Waldemar Fischer: Physikalisch - chemische Studien an
Metallhydroxyden. Naturwissenschaftliche Sektion der
Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur,
Sitzungsbericht vom 14. Dezember 1904.
Arthur Sachs: Ober ein Vorkommen von Jordanit in den
oberschlesischen Erzlagerstätten. Zentralblatt für Mine-
ralogie u. s. w., 1904, S. 723—725.
— Über Zinkoxydkrystalle von der Falva-Hütte in Ober-
schlesien. Ebenda 1905, S. 54—57.
— Die Erze, ihre Lagerstätten und hüttentechnische Ver-
wertung für Studierende u. s. w., Leipzig 1905, 74 S.
L. Milch: Beiträge zur Petrographie der Landschaft Ulu Rawas.
Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w., 1904, Beilage-
Band 18, S. 409—451.
— Über Gesteinsumwandelung, hervorgerufen durch Erz-
zuführende Prozesse. Ebenda S. 452—459.
— Über die Ganggesteine des Riesengebirges. Vortrag,
gehalten auf der Versammlung der Deutschen Geolo-
gischen Gesellschaft in Breslau am 17. September 1904.
— Über Tiefengesteinsmassive. Vortrag, gehalten in der
Abteilung für Mineralogie und Geologie der Versammlung
Deutscher Naturforscher und Ärzte in Breslau am
19. September 1904.
G. Gürich: Granit und Gneiss, ein Beitrag zur Lehre von der
Entstehung der Gesteine. Vortrag, ebenda gehalten am
19. September 1904, abgedruckt in „Himmel und Erde",
1905, S. 241 ff.
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C. Hintze: Handbuch der Mineralogie. 21. Lieferung. Leipzig,
1905.
Außerdem wurde die krystallographisch- optische Unter-
suchung neuer, in den chemischen Instituten der Universitäten
Breslau, Berlin und Bonn dargestellter Verbindungen von den
Herren Prof. Dr. Milch und Dr. A. Sachs ausgeführt.
Hintze.
6. Das geologisch-paläontologische Institut
und Museum.
Die Tätigkeit der Beamten und zahlreichen Praktikanten
des geologischen Instituts stand im verflossenen Jahre unter
dem Zeichen der Versammlung der Deutschen geologischen
Gesellschaft, sowie der unmittelbar anschließenden Tagung
Deutscher Naturforscher. In der Aufstellung der Schau-
sammlungen wurden die Revisionen der Bestimmungen mit
vereinten Kräften vorgenommen. Vor allem wurde für die
Exkursionen je ein Führer für Ober- und Niederschlesien und
eine Festschrift angefertigt. Abgesehen von den Exkursionen
des Geologentages wurden teils für den elementaren Unterricht
4 eintägige Ausflüge teils im Interesse der fortgeschritteneren
Praktikanten mehrtägige Kartierübungen, und zwar:
eine 4tägige in die Umgegend von Alt-Heide und
eine 5 tagige in das Gebiet zwischen Wartha und Neurode
unternommen.
Durch die rapide Zunahme der Zahl der Praktikanten
und Doktoranden hat die wissenschaftliche Tätigkeit des geo-
logischen Instituts eine bisher nicht erreichte Ausdehnung
angenommen (s. Verzeichnis der 48 publizierten Arbeiten).
Die Kräfte des Direktors und des einen Assistenten (ein Hilfs-
assistent (Dr. Schmidt) ist leider nur für das Sommersemester
bewilligt worden) waren infolgedessen in ungewöhnlicher Weise
in Anspruch genommen und es erwies sich, da wiederholte
Eingaben trotz der warmen Befürwortung seitens des Kura-
toriums um Milderung dieses Zustandes keine Berücksichtigung
fanden, die Aufarbeitung des neu zusammengebrachten Materials
als gänzlich unmöglich. Der schon in der vorjährigen Chronik
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hervorgehobene Mangel an Arbeits- und Sammlungsräumen
ist im verflossenen Jahre noch unerträglicher geworden.
Für das Zustandekommen und den Erfolg der Exkursionen
gestattet sich der Unterzeichnete dem Herrn Universitätskurator,
sowie vor allem Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen
Albrecht, Prinzregenten von Braunschweig, den ehrerbietigsten
Dank auszusprechen.
Mit den Mitteln des Institutes wurden folgende Arbeiten
ausgeführt und veröffentlicht:
J. Herbing: Über eine Erweiterung des Gebietes der produk-
tiven Steinkohlenformation bei Landeshut in Schlesien.
Zentralblatt f. Min., Geol. etc., 1904, S. 403—405.
— Über Karbon und Rotliegendes bei Landeshut, Schatzlar
und Schwadowitz. Jahresbericht der Schles. Ges. für
vaterl. Kultur. Breslau 1904.
— Über das jüngere Paläozoicum an der böhmisch-schle-
sischen Grenze. (Erwiderung an Herrn Dr. W. Petrascheck)
B. Landeshut — Schatzlar — Schwadowitz. Jahrb. d. k. k.
geol. R.-A. 1905. S. 220—228.
K. Flegel: Über das Alter der oberen Quader des Heuscheuer-
gebirges. Zentralblatt für Mineralogie etc. 1904.
— Heu scheuer und Adersbach- Weckelsdorf. Eine Studie
über die obere Kreide im böhmisch-schlesischen Gebirge.
Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Kultur. 1905.
— Aufschlüsse der neuen Bahnlinie Reinerz-Cudowa (Graf-
schaft Glatz) in der Kreideformation, im Rotliegenden
und im Urgebirge. Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft, Monatsbericht für Februar 1905.
— Entgegnung auf die Bemerkungen W. Petraschecks über
meine Arbeiten in der oberen Kreide der Grafschaft
Glatz. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Wien 1905.
— Die obere Kreide in der Gegend von Oppeln. „Führer
für die geol. Exkursion nach Oberschlesien.'4
— Exkursion in das Kreidegebirge der südlichen Grafschaft
Glatz.
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K. Flegel: Exkursion auf die Heuscheuer. Diese beiden letzten
im „Führer für die geologische Exkursion in die Graf-
schaft Glatz". Zeitschrift d. d. geol. Gesellsch. 1904.
Dr. Reche: Fossile Pferde der Pampasformation : Beiträge zur
Geologie und Paläontologie Österreich-Ungarns etc. 1905.
Wien.
Dr. G. Prinz: Die Fauna der älteren Jurabildungen im nord-
östlichen Bakony. Mit 38 Tafeln. Jahrbuch der kgl.
ungarischen geologischen Anstalt 1904. XV. Band.
— Über die Kielbildung in der Familie Phylloceratidae
Földtani Közlöny. XXXV. Band. 1905.
Dr. R. Lasswitz: Die Kreideamraoniten von Texas. Mit
8 Tafeln. Geologische und paläontologische Abhand-
lungen, herausgegeben von Koken. Neue Folge, Bd. VI,
Heft 4. Jena 1904.
Dr. Rautenberg: Über Pseudolestodon hexaspondylus. (In-
augural-Dissertation.)
Dr. Renz: Der Jura von Daghestan (mit 4 Textfiguren). Neues
Jahrbuch für Mineralogie, Geologie etc. 1904, II. Band.
— Neue Brachiopoden aus dem unteren Muschelkalk im
Bakony. Resultate der wissenschaftlichen Erforschung
des Balatonsees. I. Band, I. Teil. Budapest 1904.
P. Geisenheimer: Das oberschlesische Steinkohlengebirge.
Zeitschrift der deutschen geol. Ges. 1904.
E. G. Friedrich: Exkursion in das Becken des alten Stausees
zwischen Wartha und Camenz. Zeitschrift der deutschen
geol. Ges. 1904.
Dr. Axel Schmidt: Oberkarbon und Rotliegendes im Brau-
nauer Ländchen und der nördlichen Grafschaft Glatz.
Dissertation. Jahresbericht d. Schles. Gesellsch. für
vaterl. Kultur 1904.
— Zur Frage der Neubegründung der Eisenindustrie in
Ostpreußen. (Danziger Zeitung, September 1904, No. 433.)
— Das Helenenthaler Eisensteinvorkommen. („Kohle und
Erz44 1905. Kattowitz.)
— Die Zweischaler des niederschlesischen und böhmischen
Rotliegenden. (Neues Jahrbuch für Mineralogie etc. 1905.
Band I.)
4
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50
Ober das jüngere Paläozoicum an der böhmisch-schlesischen
Grenze. (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt
1905. Wien.)
Dr. J. Wysogörski: Die Sedimente der Trias in Oberschlesien.
Zeitschrift d. deutsch, geol. Ges. 1904.
— Das Cenoman, Turon und Basaltvorkommen auf dem
Annaberg. Zeitschr. d. deutschen geol. Gesellsch. 1904.
Prof. Dr. Volz: Lavarinnen am Vulkan Guntur in West-Java.
Neues Jahrbuch f. Mineral, etc. 1904, II.
— Der Vulkan Papandajan in West-Java. Neues Jahrbuch
für Mineralogie etc. Beilageband XX. 1904.
— Die Insel Pulo Laut bei Süd-Ost-Borneo als Beispiel
einer Hebung durch einen Massenerguß. Neues Jahrbuch
für Mineralogie etc. Beilageband XX, 1904.
Prof. Dr. Gürich: Eine Stromatoporide aus dem Kohlenkalk
Schlesiens. Beiträge zur Geologie und Paläontologie
Österreich-Ungarns etc. XVII. 1904.
— Mitteilungen über die Erzlagerstätten des oberschlesischen
Muschelkalks. Zeitschrift der deutschen geol. Gesellsch.
1904.
— Der Stand der Erörterungen über die oberschlesischen
Erzlagerstätten. Kohle und Erz 1904.
— Bericht über die Aufnahmearbeiten auf Blatt Jauer.
Jahrbuch der geolog. Landesanstalt. Bd. XXIII. 1904.
Prof. Dr. Frech: Die wichtigsten Ergebnisse der Erdgeschichte.
Geographische Zeitschrift Bd. XI. 1905.
— Über das Hinaufgehen von Posidonia Becheri in das
produktive Karbon. Zentralblatt für Mineralogie etc. 1905.
— Neue Zweischaler und Brachiopoden aus der Bakonyer
Trias. Mit 140 Abbildungen. Resultate der wissen-
schaftlichen Erforschung des Balatonsees. I. Band. 1904.
— Explosive Entwicklung bei Ammoneen. Zeitschrift der
deutschen geologischen Gesellschaft 1904.
— Neue Cephalopoden aus den Buchensteiner, Wengener
und Raibier Schichten des südlichen Bakony. Mit
11 Tafeln. Resultate der wissenschaftl. Erforschung
des Balatonsees. I. Band. 1904.
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51
Prof. Dr. Frech: Reinerz, das Zentrum der Glatzer Mineral-
quellen. Reinerz 1904.
— Bau und Bild Österreichs. Geographische Zeitschrift
Bd. X. 1904.
— Über die Zukunft des Eisens. Zeitschrift für Sozial-
wissenschaft. VII. Band. 1904.
— Die geologische Entwicklung Oberschlesiens. Kohle und
Erz 1904.
— Exkursionsführer nach Niederschlesien. Zeitschrift der
deutschen geol. Ges. 1904.
— Exkursionsführer nach Oberschlesien und in die Bres-
lauer Umgegend. Zeitschrift d deutschen geol. Ges. 1904.
— Zur Geschichte der Stratigraphie des Oberdevon. Zeit-
schrift der deutschen geol. Ges. 1903 (erschienen 1904).
— Technische Hochschule und Bergakademie. Schlesische
Zeitung 9. März 1905.
— Aus der Vorzeit der Erde. Leipzig 1904.
— Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Teil XIV aus
dem für die Weltausstellung in St. Louis bestimmten
Werk von Lexis: „Die deutschen Universitäten und das
Unterrichtswesen im deutschen Reich", p. 274 ff.
Frech.
7. Der botanische Garten und das Gartenmuseum.
1. Die mit dem Ausscheiden des Dr. W. Limpricht am
1. Oktober 1904 frei gewordene Assistentenstelle wurde im
Wintersemester von dem approbierten Apotheker Alexander
Lingelsheim verwaltet. Der erste Assistent Dr. Web er-
bau er war auch in diesem Jahre zur Fortsetzung seiner Studien
über die Flora von Peru beurlaubt; als Vertreter desselben
fungierten bis zum 1. Juli Dr. R. Kirchner, der dann eine
besser besoldete Assistentenstelle an der agrikultur-botanischen
Versuchsstation übernahm, von dem genannten Termin ab der
approbierte Apotheker Alfred Schufftan.
2. Der Garten. Die an das zoologische Museum an-
grenzenden Teile des Gartens wurden einer Neuordnung und
Umpflanzung unterworfen und der Garten selbst gegen die
Sternstraße durch einen neuen Zaun abgegrenzt. Das für die
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Ericaceen bestimmte Quartier erhielt eine wesentliche Erwei-
terung, zumal da einige alte Bäume, die während des Winters
dem Sturme zum Opfer gefallen waren, in ihren Resten ent-
fernt wurden und so günstigere Lichtverhältnisse geschaffen
werden konnten.
Lebende Pflanzen und Samen erhielt der Garten geschenk-
weise überwiesen von den Herren: Bor nmül ler- Weimar, Lehrer
Fiegert- Liegnitz, Obergärtner Görth-Proskau, Kaufmann
Hempel- Breslau, Sekretär Mittmann-Breslau, Prof. Ober-
dieck-Breslau, Missionar Schomerus-Indien, Landschafts-
gärtner Schwabe-Gnadenfeld, Tietz-Breslau, sowie Frau
H. Boer-Tichau 0./S.
An Samenproben gingen im Tausch ein 650 Nummern,
versendet wurden 2300 Prisen.
3. Die Sammlungen wurden von zahlreichen einhei-
mischen und auswärtigen Botanikern zu wissenschaftlichen
Zwecken vielfach benutzt.
a. Das Herbarium wurde vergrößert durch Ankauf folgen-
der Exsiccatenwerke: Flor, polon. exs. Lief. X und XI
(Woloszczak); Herbar. siculum, Lief. IV (H. Roß);
571 Nrn. Kamerunpflanzen (Coli. Zenker); 366Transvaal-
pflanzen (Coli. Schlechter); 116 Nrn. nordamerikan .
Mespilus- Arten.
Geschenkweise erhielt das Herbarium eine Anzahl
ungarischer Pilze von Stud. phil. Z. v. Szabö, 31 Num-
mern seltener botanischer Pflanzen von Prof. Brandis
in Travnik, sowie Lief. 13 des Herbar. cecidiol. von
Prof. Pax.
Die Ordnungsarbeiten sind soweit gediehen, daß der
weitaus größte Teil der Kryptogamen aus dem Herbar.
Henschel eingeordnet und auch schon sehr umfang-
reiche Teile des Herbar. Stein inseriert sind. Um die
Ordnung der Pilze hat sich Herr Stud. phil. Z. v. Szabö
in dankenswerter Weise verdient gemacht.
Durch die Erwerbungen der letzten Jahre hat der
Umfang des Herbariums in ungewöhnlichem Maße sich
vergrößert, so daß die Unterbringung desselben in den
Räumen des Museums als völlig ausgeschlossen gelten
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muß, umsomehr als zu wissenschaftlichen Arbeiten ein
nicht unbeträchtliches Material auswärtiger Sammlungen
leihweise für längere Zeit sich im botan. Garten befand,
aus den Sammlungen von Berlin, Wien, Budapest,
Klausenburg, Zürich, Genf und den Privatherbarien von
Dr. Schlechter, Prof. Haußknecht, Dr. Degen,
Prof. Borbäs u. a. Es mußten daher zunächst einige
Schränke der Kryptogamen in den dem botan. Garten
überwiesenen Räumen der ehemaligen Elisabethinerinnen-
Filiale aufgestellt werden, die zum Zwecke der Benutzung
neu hergerichtet worden waren.
b. Das Garten in useum wurde einer eingehenden Revision
unterworfen und für Unterrichtszwecke mehrfach be-
reichert. Unter den Zuwendungen verdienen namentlich
die von Prof. Bruch mann -Gotha überwiesenen Pro-
thallien von Lycopodium Erwähnung.
c. Die Bibliothek fand eine zweckentsprechende Ver-
mehrung. Am Ende des Etatsjahres erhielt die Bibliothek
eine unerwartete Zuwendung durch die gütige Überwei-
sung von zahlreichen Büchern und Schriften aus dem
Nachlasse von Prof. Stenzel in Breslau. Die Bücher-
sammlung des verstorbenen hervorragenden Gelehrten
war überaus reich an paläontologischen und morpho-
logischen Schriften, so daß in der Bibliothek des Gartens
für manche Spezialfrage die Literatur fast vollständig
vorhanden ist. Auch Herr Oberlehrer Dr. Fedde in
Charlottenburg überwies der Bibliothek wertvolle Schriften.
4. Im Institut nahmen an den mikroskopischen Übungen
teil im Sommersemester 54, im Wintersemester 72 Studierende.
Zudem arbeiteten mehrere Herren an eigenen Untersuchungen.
Die in der Filiale gelegenen, neu hergerichteten Arbeitsräume
wurden bereits benutzt.
Die veröffentlichten Arbeiten sind folgende:
1. F. Pax, Euphorbiaceae africanae VII. Englers bot.
Jahrb. XXXIV.
2. F. Pax, Über Primula minima. Wanderer im Riesen-
gebirge 1904.
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54
3. F. Pax, Eine neue Euphorbia aus dem Kaplande.
Jahresb. d. Schles. Gesellsch. 1904.
4. W. Limpricht, Rabenhorst's Kryptogaroenflora. IV.
Lief. 42.
5. Z. v. Szabö, Fungi coprophili. Jahresb. der Schles.
Gesellsch. 1904.
6. Z. Szabö, Tetracoccosporium Paxianum nov. gen.
Hedwigia 1904.
7. R. Knuth, Geographische Verbreitung der Primulaceen.
Ebenda.
8. W. Rem er, Mitteilungen über Pflanzenschädlinge. Ebenda.
9. Th. Schübe, Flora von Schlesien. Breslau 1904.
10. Th. Schübe, Resultate der Durchforschung der schles.
Phanerogamen. Jahresb. d. Schles. Gesellsch. 1904.
11. Th. Schübe, Phänologische Beobachtungen im Jahre
1904. Ebenda.
Eine größere Anzahl von Arbeiten, die während des Etats-
jahres ihren Abschluß fanden, befinden sich im Drucke und
dürfen erst im nächsten Jahre Erwähnung finden.
Pax.
8. Das pflanzenphysiologische Institut und das
botanische Museum.
Im letztverflossenen Jahre sind für das pflanzenphysio-
logische Institut zur Weiter führung der Untersuchungen über
die Brandkrankheiten des Getreides besondere Mittel bewilligt.
Hierdurch ist es möglich geworden, Laboratoriumsversuche und
Freilandkulturen in größerem Umfange auszuführen.
Die in erster Linie Unterrichtszwecken dienenden Räume
des pflanzenphysiologischen Instituts erwiesen sich für die
Ausführung dieser Untersuchungen als unzureichend und nicht
geeignet. Es wurden dem pflanzenphysiologischen Institute für
diese Zwecke vom Ministerium die inzwischen anderweitig frei-
gewordenen Räume der 1. Etage, des Kellers und des Bodens
im fiskalischen Grundstück Göppertstraße 4 überwiesen. In
diesen, wenn auch nur notdürftig eingerichteten Räumen war
es möglich, die Untersuchungen in räumlicher und materieller
Unabhängigkeit vom pflanzenphysiologischen Institute in dem
geplanten Umfange einzuleiten.
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55
Neben der kleinen Landfläche des pflanzenphysiologischen
Instituts im botanischen Garten wurde ein größeres, nach Lage
und Beschaffenheit geeignetes Versuchsfeld von mehreren
Morgen in Gräbschen angepachtet und für die Versuche in
Betrieb genommen.
Das botanische Museum erfuhr weitere Ergänzungen nach
Maßgabe der verfügbaren Mittel; besonders bemerkenswert ist
ein von Prof. Möller in Ebers walde dem Museum geschenktes
Mykorrhizen-Präparat von der Kiefer.
Die wissenschaftlichen Arbeiten erstreckten sich auf die
bereits erwähnten Infektionsversuche über die Brandkrankheiten
des Getreides. Die gewonnenen Resultate werden demnächst
im 13. Bande meines Werkes: „Untersuchungen aus dem Ge-
samtgebiete der Mykologie/4 erscheinen. Neben diesen Arbeiten
sind von Dr. Falck die im vergangenen Jahre ausgeführten
Untersuchungen über die Sporenverbreitung bei den Basidio-
myceten abgeschlossen und als erstes Heft des 9. Bandes
der „Beiträge zur Biologie der Pflanzen" erschienen.
Brefeld.
9. Das zoologische Institut und Museum.
Am 30. Juli wurde der Neubau des zoologischen Instituts
und Museums übergeben und am 1. August fand in Gegen-
wart des Herrn Universitäts - Kurators, des Herrn Rektors
und zahlreicher Gäste die Feier der Einweihung statt. Der
Umzug in die neuen Räume hatte schon einige Monate vorher
begonnen, und war bis zu diesem Tage zu Ende geführt.
An den Arbeiten des Umzuges und der Einordnung der
Sammlungen beteiligten sich außer den Beamten und einigen
Studierenden ganz besonders die Herren Rentier Dietl, Prof.
Dittrich, Rentier Gärtner, Prof. Dr. Götschmann und
Gymnasiallehrer Merkel.
Die Lehrmittel des Instituts wurden sehr wesentlich ver-
mehrt, besonders durch Ankauf eines großen und dreier mitt-
lerer Mikroskope, eines Projektionsapparates sowie durch die
Herstellung zahlreicher Unterrichtstafeln.
Für das Museum wurden angekauft: 64 Insektenbiologien
vom Königl. Förster Gericke (Reinerz), exotische Amphibien
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56
und Reptilien von Privatdozent Dr. Werner (Wien), arktische
Vogelbälge von Direktor Sp. Schneider (Tromsö), Antilopen-
gehörne von Feldwebel Fischer (Breslau), Gipsabgüsse ein-
heimischer Fische von der Firma Pellegrini (Chemnitz), der
Kadaver des Gorilla aus dem hiesigen zoologischen Garten,
sowie ein nach dem lebenden Tiere angefertigtes Modell von
Bildhauer Kiesewalter (Breslau). Die im zoologischen
Garten im Laufe des Jahres gefallenen Tiere wurden käuflich
erworben.
Auch in diesem Jahre ging dem Museum eine große Zahl
von Geschenken zu. In erster Linie ist hier zu nennen die
große Sammelausbeute von Prof. Volz (Breslau), der zurzeit
in Sumatra weilt. Unter den beiden bisher eingelaufenen,
23 Kisten umfassenden Sendungen befanden sich das Skelett
eines sumatranischen Elephanten, zahlreiche Felle und Skelette
von Orang-Utans, Gibbons und anderen Säugetieren, ein riesiges
Krokodil, sowie umfangreiche Kollektionen niederer Tiere. Ein
weiteres großes Geschenk war die bekannte Jochmann'sche
Konchyliensammlung, die von Frau Jochmann (Görlitz) über-
geben wurde. Die Lücken in der Schausammlung der Schmetter-
linge füllte Herr Naturalienhändler Niepelt (Zirlau) aus, durch
Überweisung zahlreicher seltener exotischer Formen. Die
Schmetterlingsammlung wurde auch wie im Vorjahre von
Herrn Rentier Gärtner, der ihre Neuordnung übernommen
hat, durch zahlreiche Geschenke vermehrt, während Herr
Rentier Dietl die von ihm geordnete Sammlung schlesischer
Käfer vervollständigte. Weitere Geschenke gingen ein von den
Herren Dr. Eppenstein (Breslau), Direktor Grabowsky
(Breslau), Rentmeister Hanke (Kentschkau), Gutsbesitzer Hoppe
(Breslau), Tierarzt Kolbe (Breslau), Polizeirat Kuschel (Guh-
rau), Graf Matuschka (Breslau), Steueraufseher Mende
(Breslau), Dr. Paul Schottländer (Wessig), Forstmeister
Teile (Nimkau), Kustos Dr. Zimmer und dem Unterzeichneten.
Die Bibliothek wurde wie alljährlich aus den Mitteln der
Gravenhorstschen Stiftung vermehrt und ihre Neuordnung und
Katalogisierung zu Ende geführt. An Geschenken erhielt die
Bibliothek eine große Anzahl Abhandlungen von der Sencken-
bergischen naturforschenden Gesellschaft in Frankfurt a./M„
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57
eine zoologische und vergleichende anatomische Separaten"
Sammlung von Prof. Thilenius (Hamburg), mehrere Werke
Uber Konchylien von Frau Jochmann (Görlitz). Die bisher
erschienenen Bände des Sammelwerkes „Natur und Staat4' von
Prof. Ha e ekel (Jena) und die 4 Bände seines letzten Reise-
werkes vom Unterzeichneten.
Anfang Dezember waren die Einordnungsarbeiten soweit
voran geschritten, daß das Museum dem Publikum geöffnet
werden konnte. Die Besuchsstunden sind auf Mittwoch von
2 — 4 Uhr und Sonntag von 11 — 1 Uhr gelegt. Die Zahl der
Besucher betrug im 1. Quartal 1905: 13 477. Die höchste
Besuchsziffer von 960 Personen wurde am 26. Februar 1905
erreicht.
Publikationen:
1. Zimmer, Karl: Die arktischen Schizopoden. Fauna
aretica v. 3. Lief. 3.
2. Szymahski, M.: Zur Anatomie und Systematik der
Hornschwämme des Mittelmeeres. Zoolog. Anz. v. 27.
Nr. 14.
3. Szymanski,M.: Hornschwämme von Aegina und Brioni
bei Pola. Dissertation. Breslau.
4. Kükenthal, W.: Die Entwickelung des zoologischen
Museums und Instituts der Universität Breslau. Festrede.
S. A. der Schlesischen Zeitung 1. Aug. 1904.
5. Gerhardt, U.: Morphologische und biologische Studien
über die Kopulationsorgane der Säugetiere. Jenaische
Zeitschr. Bd. 39.
6. Roh de, E.: Untersuchungen über den Bau der Zelle.
IV. Zum histologischen Wert der Zelle. Zeitschr. für
wissensch. Zoologie Bd. 78.
7. Zimmer, Karl: Amphionides valdiviae n. g. n. sp.
Zoolog. Anzeiger Bd. 28.
8. Reche, 0.: Über Form und Funktion der Hals Wirbel-
säule der Wale. Dissertation. Breslau.
9. Kükenthal, W.: Versuch einer Revision der Alcyonarien
II. Die Familie der Nephthyiden. 2. Teil. Zoolog.
Jahrbücher (Abt. f. Systematik). Bd. 21.
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I
58
10. Gerhardt, U. : Studien über den Geschlechtsapparat
der weiblichen Säugetiere. I. Die Überleitung des Eies
in die Tuben. Habilitationsschrift Jena.
Kükenthal.
f. Landwirtschaftliche Institute.
1. Allgemeines.
Im Berichtsjahre sind von den „Mitteilungen der land-
wirtschaftlichen Institute der Königlichen Universität Breslau**
Band II, Heft 4 und 5, von Band III, Heft 1 erschienen.
Die Frequenz des Studiums der Landwirtschaft an der
Universität betrug:
darunter Landwirte
Gesamtzahl: von Beruf:
Sommersemester 1904: 91 57
Wintersemester 1904/05: 129 93
Von den Studierenden der Landwirtschaft wurden fünf zu
Doktoren der Philosophie promoviert; ferner bestanden zwei
die landwirtschaftliche Lehramtsprüfung, vier die landwirt-
schaftliche Abgangsprüfung, einer die Prüfung als Tierzucht-
Inspektor und drei die Ergänzungsprüfung in Kulturtechnik.
Die für 1904 ausgeschriebene Preisaufgabe der Landwirt-
schaftskammer hatte 2 Bearbeitungen gefunden. Dem Verfasser
der einen Arbeit, Herrn stud. agr. Grützner wurde der erste
Preis zuerkannt.
Die Geschäftsführung der inneren Verwaltung der land-
wirtschaftlichen Institute geht am 1. April 1905 von Herrn
Prof. Dr. Pfeiffer, für 2 Jahre, auf Herrn Prof. Dr. Ähren s
über.
2. Spezielles.
a. Institut für Wirtschaftslehre des Landbaues.
Das am 1. April 1904 ins Leben gerufene Institut für Wirt-
schaftslehre des Landbaues ist einstweilen noch ein wenig
ausgebautes, da demselben Hilfskräfte bislang noch nicht zu-
geordnet sind. Das verflossene Jahr diente in erster Reihe
zur Einrichtung der Institutsbibliothek, deren baldige weitere
Ausgestaltung durch eine dankenswerte außerordentliche Zu-
wendung des Herrn Ministers sicher gestellt ist.
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Im übrigen beschränkte sich die Tätigkeit des Unter-
zeichneten im Semester auf seine Vorlesungen über Betriebs-
lehre, Taxationslehre und landwirtschaftliches Rechnungswesen,
auf gelegentliche Wirtschaftsberatungen im Auftrage der
Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft und auf Abfassung einer
Reihe von Abhandlungen in landwirtschaftlichen Zeitschriften.
In den Herbstferien unternahm derselbe eine längere Studien-
reise durch das europäische Rußland zwecks Erforschung der
wirtschaftlichen Bedingungen der dort vertretenen Feldsysteme.
Aereboe.
b. Das Institut für landwirtschaftliche Pflanzen-
produktionslehre.
Die Wetterwarte, der statische Versuch nnd der perma-
nente Düngungs versuch wurden weiter im Betriebe erhalten
und die Ergebnisse derselben in entsprechender Weise für
spätere wissenschaftliche Verwertung ordnungsmäßig gesammelt.
In der Abteilung für Obst- und Gartenbau des landwirt-
schaftlich-botanischen Gartens wurde der französische Obst-
hof und eine Frühbeetanlage eingerichtet.
Die Aptierung des Geländes für den Versuch zum Ver-
gleiche von Gründüngung mit Schwarzbrache auf leichtem
Boden wurde fortgesetzt und Schlag 2 wurde mit der Pla-
nierung neu in Arbeit genommen.
Die züchterischen Arbeiten an Roggen, Weizen und Gerste
wurden fortgesetzt und bedeutend erweitert. Die Kreuzung von
Hord. dist erectum Schübl. und Hord. dist. nutans Schübl.
ergab eine zum Teil sehr deutliche Aufspaltung nach Mendels
Gesetz und wird weiterkultiviert, um die gesetzmäßige Ver-
erbung weiter zu verfolgen.
Der Besuch des Feldes von Studierenden und landwirt-
schaftlichen Vereinen war sehr rege; auch Se. Exzellenz der
Herr Oberpräsident und der Vorstand der Landwirtschafts-
kammer und des landw. Vereins zu Breslau unternahmen eine
ausführliche Besichtigung aller Anlagen. Gelegentlich der Natur-
forscherversammlung fand auch der Besuch des Feldes durch
die Vertreter des Verbandes der agrikulturchemischen Versuchs-
stationen statt.
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60
Von Exkursionen wurde eine in den Kreis Sagan nach
Greisitz und Benau unternommen.
Von Publikationen des Referenten liegen im Berichts-
jahre vor:
1. Der Boden und seine Bearbeitung in „Tagesfragen aus
dem modernen Ackerbau*1, 2. Auflage.
2. Erster Bericht über das landwirtschaftliche Versuchsfeld
Rosenthal in: „Mitteilungen der landwirtschaftlichen In-
stitute zu Breslau, Bd. II, Heft 5".
3. Korrelative Veränderungen bei der Züchtung des Roggens
nach Kornfarbe in: „Jahrbuch für Pflanzen- und Tier-
züchtung 1904" und Fühlings landw. Zeitung 1905.
Zwei weitere Arbeiten befinden sich noch im Druck.
Außerdem gingen aus dem Institute folgende Veröffent-
lichungen hervor:
1. Dr. A.Jana sz: Beschreibung einiger Zuckerrübenrassen.
Inauguraldissertation.
2. Dr. R. Tücke r mann: Beitrag zur Frage des Abbaues
der Kartoffel. Inauguraldissertation.
3. Dr. A. Reitemeier: Geschichte der Züchtung landwirt-
schaftlicher Kulturpflanzen. Inauguraldissertation.
4. Dr. R. Thiele: Einfluß der Temperatur auf die bio-
logischen Vorgänge im Boden. Verhandlungen Deutscher
Naturforscher. 1904.
5. Über die Schwierigkeit, mittels der Kjeldahl'schen
Methode geringe Stickstoffschwankungen im Boden fest-
zustellen. Mitteilungen der landwirtschaftlichen Institute
der Königl. Universität Breslau. 1905.
6. Die Stickstoffanreicherung des Bodens durch Microorga-
nismen. Die landwirtschaftlichen Versuchsstationen. 1905.
Die Dissertationen von Dr. Janas z und Dr. Tucker-
mann wurden in die „Mitteilungen der landwirtschaftlichen
Institute" aufgenommen.
Der zweite chemische Assistent Herr Dr. Jaross verließ
seine Stellung und wurde durch Herrn Dr. M. Hoff mann
ersetzt. Als landwirtschaftlicher Assistent wurde Herr Dr. Opitz
neu angestellt. Im übrigen fanden keine Veränderungen im
Personal des Institutes statt.
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61
Im Januar lehnte Referent einen Ruf an die landwirt-
schaftliche Akademie Bonn-Poppelsdorf ab.
Die bodenbakteriologische Abteilung arbeitete unter Herrn
Dr. R. Thiele in begonnener Richtung weiter. v. Rümker.
c. Das Institut für landwirtschaftliche Tier-
produktions lehre.
Im Bestände des Instituts haben im Berichtsjahre keine
wesentlichen Veränderungen stattgefunden. Der Rasseviehstall
erforderte wegen der durch ungünstige Jahreswitterung hervor-
gerufenen Teuerung von Futtermitteln erhöhten Unterhaltungs-
aufwand, sodaß die Neuanschaffungen und Ergänzungen des
Bestandes etwas eingeschränkt werden mußten. Immerhin
konnte durch Einstellung von selbstgezogenen Tieren der Be-
stand auf der bisherigen Höhe erhalten werden, und der Stall
diente in ergiebiger Weise als Demonstrationsmaterial für
Studierende und praktische Landwirte, sowie als Objekt zur
Behandlung von Fragen der Milchproduktion.
Eine von einem Studierenden der Landwirtschaft, Osowicki,
ausgeführte Arbeit über das Huzulenpferd konnte von diesem
zur Promotion benutzt werden und ist als besonderes Heft in
dem Sammelwerk „Unsere Pferde" bei Schickhardt & Ebner,
Stuttgart, veröffentlicht
Vom Referenten sind zur Veröffentlichung gekommen:
Vorgeschichtliche Funde von Rinderschädeln in
Schlesien (Jahresbericht der Schles. Gesellsch. f. vaterl.
Cultur. 1904).
Prähistorische Haustiere in Schlesien (Verh. der
deutschen Naturforscher und Ärzte. 1904).
Verfälschung von Buttermilch, Hildesheimer Molkerei-
Zeitung.
Über ländliche Fortbildungsschulen.
Kaltblut und Warmblut in der Pferdezucht.
Die Landarbeiterfrage in Schlesien.
Unter Leitung des Referenten konnte mit den Studierenden
eine Anzahl von landwirtschaftlichen Exkursionen nach lehr-
reichen Gütern der Provinz, sowie eine solche nach Danzig
zur Ausstellung der Deutschen Landw. Gesellschaft gemacht
werden. Ho ldefleiß.
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62
d. Das agrikulturchemische und bakteriologische
Institut.
Die bereits von meinem Vorgänger erstrebte Vegetations-
station ist auf einem von Herrn Prof. Dr. von Rtimker
freundlichst zur Verfügung gestellten, sehr geeigneten Terrain
des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes in Rosenthal mit den
hierfür bewilligten Mitteln im Betrage von 25 000 Mark in viel-
versprechender äußerer Gestalt erbaut worden. Im nächst-
jährigen Etat haben ferner die erbetenen Mittel für die An-
stellung eines Gärtners, sowie zur Deckung der laufenden
Ausgaben — letztere allerdings nach erheblichen Abstrichen —
Aufnahme gefunden. Die von mir rechtzeitig und wiederholt
beantragten Mittel für die selbstverständlich absolut unent-
behrliche innere Einrichtung der Station sind dagegen
nicht bewilligt worden, und das gleiche Schicksal hat den
ebenfalls dringend notwendigen Bau einer Gärtner- und
Assistentenwohnung ereilt. Die geschaffene Anlage ist daher
vorläufig nicht betriebsfähig, sie muß leider mindestens
ein ganzes Jahr völlig brach liegen.
Die begonnenen Versuchsreihen wurden fortgesetzt bezw.
abgeschlossen. Untersuchungen über die „Festlegung" des
Ammoniakstickstoffs auf dem Wege des Basenaustausches im
Ackerboden traten neu hinzu und konnten soweit gefördert
werden, daß die bislang gewonnenen Ergebnisse bereits druck-
fertig vorliegen.
Aus dem Institute gingen folgende Veröffentlichungen
hervor:
1. Th. Pfeiffer: Stickstoffsammelnde Bakterien, Brache
und Raubbau. Mitteilungen der landwirtschaftlichen
Institute der Universität Breslau, Band III, Heft 1.
2. A. Ein ecke: Vergleichende Untersuchungen über die
Bestimmung des Fettgehaltes in der Milch nach der
Methode von N. Gerber und dem Milchrefraktometer.
Daselbst.
3. Th. Pfeiffer, A. Einecke und W. Schneider: Über
den Einfluß des Asparagins auf die Erzeugung der Milch
und ihrer Bestandteile. Daselbst.
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63
Als Assisienten fungierten Dr. A. Ei necke (bis I.Februar
1905), Dr. W.Schneider und Dr.Hepner (ab 1. Januar 1905).
Pfeiffer.
e. Das landwirtschaftlich-technologische Institut.
Unter dem Personal des Instituts sind Änderungen nicht
eingetreten; ebenso nahm der Betrieb desselben seinen ge-
wohnten und bewährten Gang. Die Ergänzung der Lehrmittel
mußte sich auf Diapositive und Tafeln beschränken, weil zur
Aufbewahrung von Modellen und sonstigen Demonstrations-
gegenständen absolut kein Platz mehr vorhanden ist.
Zur Veröffentlichung gelangten folgende wissenschaftliche
Arbeiten:
Felix B. Ahrens: Die Isolierung von Butylen und Amylen aus
einem Benzolvorlauf.
Derselbe: Die Verwertung der Sulfitcellul ose- Ablaugen.
Derselbe: Technische Gewinnung von y-picolin aus Stein-
kohlenteer.
Derselbe: Synthesen von Y-Allylpyridin und y-Coniin.
Derselbe: Synthese von YY-Dimethyldipyridyl.
Derselbe und Stapler: Die Grignard'sche Reaktion mit Dihalo-
geniden.
Erich Düring: Über y-Pyrophtalone.
Derselbe: Über p-Methyl-y-Stilbazol, seine Reduktionsprodukte
und über (i>-Trichlor-oxy-Y-propylpyridin.
C. Friedländer: Über Y-Stilbazol.
Felix B. Ahrens: Sammlung chemischer und chemisch-
technischer Vorträge. Band IX, Stuttgart 1904.
Ahrens.
f. Der kulturtechnische Apparat.
Im verflossenen Jahre wurden die Sammlungen für
Maschinenkunde und Kulturtechnik durch Ankauf von Modellen
den vorhandenen geringen Mitteln entsprechend vervollständigt.
Da das Institut leider immer noch nicht über Laboratoriums-
einrichtungen und entsprechendes Personal verfügt, so konnten
wissenschaftliche Arbeiten nur in äußerst beschränktem Um-
fange zur Ausführung kommen ; der Unterzeichnete mußte sich
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deshalb, außer seiner Lehrtätigkeit und der praktischen Arbeit
als kulturtechnischer Sachverstandiger der Landwirtschafts-
kammer, auf gelegentliche Mitarbeit an technischen und land-
wirtschaftlichen Zeitschriften beschränken.
Luedecke.
g. Das Veterinär-Institut
Im Berichtsjahre 1904/05 wurden in der Veterinärklinik
3001 kranke Tiere, darunter 754 Pferde poliklinisch unter-
sucht und behandelt. In der gleichen Zeit des Vorjahres be-
trug die Frequenz 2511 Tiere, darunter 523 Pferde.
In den Stallungen des Veterinär-Instituts fanden im Berichts-
jahre 70 kranke Tiere, darunter 61 Pferde, Aufnahme und
Verpflegung (gegenüber 57 Tieren, darunter 38 Pferden im
Vorjahre). An den meisten eingestellten Pferden wurden
größere Operationen ausgeführt, welche teils in der im Vor-
jahre neuerbauten Operationshalle, teils in dem neuerrichteten
Notstande stattfanden. Die Operationshalle wurde dank der
Bewilligung der erforderlichen Mittel seitens des Kuratoriums
mit Wasserleitung und Gasbeleuchtung versehen.
Die Lehrmittel, Apparate und Instrumente des Instituts
wurden durch Neuanschaffungen vervollständigt, die Sammlung
des Museums durch zahlreiche Präparate ergänzt.
In noch weit größerem Umfange als im vorangegangenen
Jahre wurde im Berichtsjahre von seiten der Tierärzte und
Landwirte bei dem Institut Auskunft und Rat über zweifelhafte
Krankheitsfälle und Sektionsbefunde eingeholt. Gegenüber 136
Fällen im Vorjahre wurden 246 Kadaver bezw. Kadaverteile
von Tieren eingesandt behufs Feststellung der Todesursache
oder zu anderen diagnostischen Zwecken. Hiervon entfielen
auf die Provinz Schlesien 239 (darunter auf den Bezirk Breslau
117, Oppeln 83, Liegnitz 39). Auch in diesem Berichtsjahre
hatte der Unterzeichnete häufig Veranlassung, der Landwirt-
schaftskammer, Tierärzten und Landwirten sachverständigen
Rat in Veterinärangelegenheiten und hygienischen Fragen zu
erteilen. Derselbe hielt ferner eine Reihe fachwissenschaft-
licher Vorträge, u. a. im Vortragszyklus der Landwirtschafts-
kammer für die Provinz Schlesien und im Vortragskursus für
praktische Landwirte zu Posen.
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Die Räume des Veterinär-Instituts erweisen sich bei der
starken Inanspruchnahme desselben als durchaus unzulänglich.
Die gegenwärtigen Zustände sind in Bezug auf verfügbare
Räume, hygienische Forderungen uud Unterrichtsmaterial un-
haltbar und der Kontrast zu den Anforderungen der Neuzeit
augenfällig. Da das Institut sich räumlich nicht ausdehnen
kann, so wird ein Neubau desselben in nächster Zeit dringend
erforderlich.
Als Assistent fungierte wie im Vorjahre Herr Tierarzt
August Kempa, neben welchem als Volontär-Assistent von
April 1904 bis zum Schlüsse des Berichtsjahres Herr Tierarzt
Hans Richter tätig war. Casper.
g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.
1. Das anatomische Institut.
Die anatomische Anstalt hat während des verflossenen
Berichtsjahres in ihrem Personalbestande mancherlei Ver-
änderungen erfahren.
Der Kustos an der Anatomie und Prof. e. o. für Anthro-
pologie und Ethnologie Herr Dr. T h i 1 e n i u s folgte am 1. Oktober
1904 einem höchst ehrenvollen Rufe als Direktor des großen,
neu zu errichtenden ethnographischen Museums in Hamburg.
Der II. Prosektor Herr Privatdozent Dr. Peter folgte zu dem-
selben Zeitpunkte einem Rufe als Prosektor an die Universität
Würzburg und am 31. März ging der erste Assistent Herr
Dr. Sommer in gleicher Eigenschaft an die Anatomie der-
selben Universität.
An Stelle des Herrn Dr. Peter wurde der erste Assistent
der Anatomie Herr Privatdozent Dr. Wetzel II. Prosektor,
und an seine und an die Stelle des Herrn Dr. Sommer traten
einstweilen die geprüften cand. med. Krebs und Strecker.
Auf der Weltausstellung von St. Louis wurde der könig-
lichen Anatomie wegen der von ihr ausgestellten Gegenstände
die kleine goldene Medaille zuerkannt. Leider kam ein großer
Teil der ausgestellten Gegenstände in vollkommen zer-
trümmertem Zustande zurück.
Eine nicht geringe Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten
wurde von dem Lehrpersonal der Anatomie, von Dr. med.
5
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und Studierenden vollendet und veröffentlicht, und neue
Arbeiten wurden in reichlicher Zahl in Angriff genommen.
C. Hasse.
2. Das physiologische Institut.
In den Personalien hat eine Änderung gegen das Vor-
jahr nicht stattgefunden.
Bei Gelegenheit der 76. Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Arzte wurde am Montag, den 19. September im
physiologischen Institut eine Deutsche physiologische Gesell-
schaft gegründet.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden veröffentlicht:
K. Hürthle:
1. Über den gegenwärtigen Stand und die Probleme der
Lehre von der Blutbewegung. Deutsche med. Wochen-
schrift 1904 No. 39.
2. Zur unmittelbaren Registrierung der Herztöne, Zentralbl.
f. Physiol., Dezember 1904.
P. Jensen:
1. Über die Blutversorgung des Gehirns. Pflügers Archiv,
Bd. 103. 1904.
2. Über die Innervation der Hirngefasse. Ebendaselbst.
3. Zur Theorie der Protoplasmabewegung und über die
Auffassung des Protoplasmas als chemisches System.
Anatoniische Hefte, Bd. 27. 1905.
4. Zur Mechanik des Gehirnkreislaufs; Pflügers Archiv,
Bd. 107. 1905.
F. Röhmann:
1. Einige Beobachtungen über die Verdauung der Starke
bei Aplysien und das Rhamnosan der ülva lactuca. Sal-
kowski-Festschrift. Berlin 1904.
2. Über das p-Jodoanisol (Isoform) und sein Verhalten im
tierischen Organismus. Berl. klin. Wochenschr. 1905 No. 9.
3. Anleitung zum chemischen Arbeiten für Mediziner.
Zweite Auflage. Berlin, S. Karger, 1904.
B. Heile:
1. Experimentelle Untersuchungen über die Resorption im
Dünn- und Dickdarm. Grenzgebiete d. Mediz. und
Chirurg. 1905.
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2. Untersuchung neuerer Antiseptica mit besonderer Be-
rücksichtigung des p-Jodoanisols. Volkmanns Sammlung
klinischer Vorträge. 1905.
3. Über intravitale Beeinflussung autolytischer Vorgange
im Körper. Zeit sehr. f. klin. Medizin Bd. 55.
E. Laqueur: Ober das Kasein als Säure und seine Unter-
schiede gegen das durch Lab veränderte Kasein (Para-
kaseln). Theorie der Labgerinnung, Inaug.-Dissertation,
Breslau. 1905. Hürth le.
3. Das pathologisch-anatomische Institut.
Auch im abgelaufenen Jahre hat die im neuen Institute
zu beobachtende Sterblichkeits-Frequenz wiederum zu-
genommen und zum ersten Male die Ziffer 500 überschritten.
Sie erreichte nämlich die Höhe von 503, während sie in den
voraufgegangenen 480, bezw. 479 betragen hatte.
Noch ansehnlicher ist die Steigerung, wenn man die Zahl
der wirklich obduzierten Leichen in Rechnung zieht.
Denn heuer belief sie sich auf 462 gegenüber 419 im Jahre
1903/04 und 427 in 1902/03. Somit haben diejenigen Patienten,
welche nicht seziert worden sind, bloß 6,6 % sämtlicher dem
neuen Institute Überwiesenen ausgemacht.
In auffallendem Gegensatze hierzu hat nur bei 602 von
den 854 Kranken, welche in dem städtischen Allerheiligen-
Hospitale mit Tode abgegangen und dem alten Institute
überwiesen worden sind, eine Leichenöffnung stattgefunden.
Bei nicht weniger als 252, d. h. vollen 29,5 %» »st <üese ver*
weigert oder hintangehalten worden!
Die Thatsache, daß dieses Prozentverhältnis noch bedeutend
ungünstiger ist als das, über welches ich im vorigen Studien-
jahre zu berichten hatte, ist wohl danach angetan, fortgesetzt
die ernsteste Aufmerksamkeit auf eine Erscheinung zu lenken,
die im Interesse des akademischen Unterrichtes unleugbar sehr
zu beklagen ist.
Mit dem 1. April 1904 schied der 1. Assistent, Herr Prof.
Dr. Henke, der bis dahin mit der Vertretung des Direktors
im alten Institute betraut war, aus der hiesigen Stellung,
5*
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G8
um den Posten des Prosektors am städtischen Krankenhause
in Charlottenburg zu übernehmen.
An seiner Statt wurde zunächst der zum 1. Assistenten
aufgerückte Privatdozent Dr. Carl Winkler bestimmt, das
alte Institut vertretungsweise zu leiten. Hierbei unterstützte
ihn im Sommersemester Herr Dr. Salo Engel aus Reichen-
bach i./Schl., im Wintersemester Herr Dr. Gilbert Völcker
aus Braunschweig.
Im neuen Institute wirkten als etatsmäßige Assistenten:
Herr Dr. Karl Graupner aus Berlin, der bis dahin in
gleicher Eigenschaft am städtischen Krankenhause Moabit zu
Berlin tätig gewesen war und im Sommersemester Herr Dr.
Robert Hilgermann, im Winterseraester Herr Dr. Arnold
Fuchs aus Schildberg. Als Freiwillige fungierten im Sommer:
Letzterer und Herr Dr. Wandel, im Winter Herr Dr. August
Pietrulla aus Nicolai und Herr Dr. Richard Brade aus
Breslau.
Am 1. April 1904 wurde ferner der Oberarzt im Schles.
Pionier-Bataillon No. 6 Herr Dr. Richard Rohrbach
welchen das Generalkommando dem Institute seit Frühjahr
1902 überwiesen hatte, von dem bis dahin innegehabten
Kommando abgelöst. Im Einvernehmen mit Sr. Exzellenz dem
Herrn Generalstabsarzte der Armee ist an seine Stelle der zum
Schles. Jäger-Bataillon No. 6 kommandierte Oberarzt Dr. Fritz
Scholz aus Neustadt O.-S. getreten.
In Folge des Ausscheidens des Herrn Prof. Henke über-
nahm Privatdozent Dr. Winkler neben den Vorlesungen über
spezielle pathologische Anatomie zugleich die Abhaltung des
Geschwulst-Kursus.
Auch im verflossenen Jahre hat die aufsteigende Bewegung
angedauert, welche in den voraufgegangenen der Wunsch so
vieler Ärzte in Stadt und Land hatte erkennen lassen, sach-
verständige Auskunft über zweifelhafte Krankheits-
Produkte zu erhalten.
Die Zahl der zu diagnostischer Feststellung ein-
geschickten Objekte betrug nämlich nicht weniger als 637.
Hievon entfallen auf die Provinz Schlesien 612; davon auf
den Reg.-Bez. Breslau 470, worunter allein auf die Stadt
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<J9
Breslau 382, auf den Reg.-Bez. Oppeln 116, Liegnitz 26. Von
den übrigen stammen aus der Provinz Posen 17, Branden-
burg 4, je 1 aus Pommern, Westpreußen, Rheinprovinz und
Königreich Sachsen.
Die Zahl der im alten Institute vorgenommenen Unter-
suchungen betrug 82.
Vergleicht man nun die heurige Gesamtziffer mit derjenigen
der Vorjahre, so ergibt sich, daß der Zuwachs im abgelaufenen
Jahre immer noch 18,6 % beträgt, während er sich 1903/04
auf 67 %, 1902/03 auf 39 %, 1901/02 auf 31 % belaufen hatte.
Mit dem vorletzten Jahre (321) verglichen, hat sich die Zahl
also fast genau verdoppelt, gegenüber dem nächst früheren
(1901/02) sogar beinahe verdreifacht.
Bei so starker Inanspruchnahme des Rates des Institutes
kann es wohl kaum sonderlich überraschen, wenn zur Be-
friedigung eines so stetig wachsenden Bedürfnisses die Tätigkeit
eines einzigen Assistenten nicht mehr ausreicht. Aber auch
die tägliche Arbeitslast des Direktors wird dadurch in einem
zuweilen kaum bewältigbaren Grade gesteigert, zumal der zu
erfüllende Zweck seiner ganzen Natur nach sofortige Be-
arbeitung verlangt und eine möglichst rasche Erledigung.
An Veröffentlichungen sind während des abgelaufenen
Jahres aus dem Institute folgende hervorgegangen:
Ponfick, Topographischer Atlas der medizinisch-chirurgischen
Diagnostik. 5. Lieferung. Jena, Gustav Fischer, 1900
bis 1905. »)
Derselbe: Gedächtnisrede auf Carl Weigert. Verhandlungen
der Schlesischen Gesellschaft für Vaterländische Kultur,
1904, S. 107. Allgem. Med. Zentralzeitung, 1904.
Winkler: Zur Pathologie der Tuberkulose des Kindes-
älters. Verhandlungen der Deutschen pathologischen
Gesellschaft. Band VIII. Heft 2, S. 118.
Derselbe: Ein Fall von Überwanderung des menschlichen Eies.
Ebenda, S. 177.
i) Hiermit ist dieses Werk, dessen Vorbereitung und Herausgabe den
Direktor während des ganzen letzten Jahrzehntes vorwiegend beschäftigt hat,
einstweilen zum Abschlüsse gelangt.
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70
Derselbe: Bericht über die 8. Tagung der Deutschen patholo-
gischen Gesellschaft Zentralblatt f. patholog. Anatomie.
Bd. XV, No. 24.
Derselbe: Über Herzruptur. Allgem. med. Zentralzeitung 1905,
No. 8.
Derselbe: Über puerperale Endocarditis. Monatsschrift für
Geburtshilfe und Gynäkologie 1905.
Derselbe: Über komplizierte Fractur des Beckens. Allgem.
med. Zentralzeitung 1905.
Graupner: Pyaemie nach Verschlucken einer Nähnadel.
Ebenda 1905, No. 7.
Arnold Fuchs: Über Carcinom der Bauchspeicheldrüse. I.-D.
Breslau 1904.
Salo Engel: Über den Zusammenhang zwischen Trauma und
Tumoren des Gehirns. I.-D. Breslau 1904.
Fritz Scholz: Über Aceton -Celloldin- Schnelleinbettung.
Deutsche med. Wochenschr. 1905, S. 419. Ponfick.
4. Das pharmakologische Institut.
Am 1. Oktober schied der Assistent des Institutes Dr. K.
H. Baas aus seiner Stellung aus; die Assistentenstelle wird
seitdem provisorisch von Herrn Dr. Johannes Biber feld
verwaltet, der sich am 9. November 1904 an der hiesigen
Universität als Privatdozent für Pharmakologie und Toxikologie
habilitierte.
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden folgende ver-
öffentlicht:
1. Über die Aufnahme von Wasser und Salz durch die
Epidermis und über die Hygroskopizität einiger Keratin-
gebilde. Von W. Filehne und Dr. Biberfeid. Bei-
träge zur chemischen Physiologie und Pathologie. Bd. V,
S. 449.
2. Zur Wirkungsweise des Strychnins auf das Atmungs-
zentrum. Von Dr. Biber feld. Archiv für die gesamte
Physiologie. Bd. 103, S. 266.
3. Zur Frage nach dem Sauerstoffbedürfnisse des Frosch-
nerven. Von Dr. K. H. Baas, Assistent. Archiv f. die
gesamte Physiol. Bd. 103, S. 276.
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71
4. Über die Resorption von Jodkalium im menschlichen
und tierischen Magen und über den hemmenden Einfluß
des Morphins auf die Magenentleerung. Von Dr. K.
H. Baas, Assistent. Deutsch. Archiv f. klinische Medizin.
Bd. 81, S. 455.
5. Beiträge zur Lehre von der Diurese. X. Zur Kenntnis
der Sekretionsstelle körperfremder Substanzen in der
Niere. Von Dr. Joh. Biberfeld. Archiv f. d. ges.
Physiol. Bd. 105, S. 308. (Habilitationsschrift.)
6. Über Motilitätsstörungen nach Kokatnisierung verschie-
dener Rückenmarksstellen. Von Wilh. Fi lehne und
Dr. Joh. Biberfeld. Archiv f. d. ges. Phys. Bd. 105,
S. 321. Filehne.
5. Das hygienische Institut.
Zu Beginn des Etatsjahres 1904/05 übernahm der Privat-
dozent Prof. Dr. Hans Reichenbach aus Göttingen die neu
begründete Stelle eines Abteilungs- Vorstehers am hygienischen
Institut.
In den Vorlesungen und Kursen hat gegen das Vorjahr
nur in sofern eine Veränderung stattgefunden, als Herr Prof.
Reichenbach sich mit dem Unterzeichneten im Impfunterricht
für die Studierenden teilte. — Ein Versuch, für Kreisarzt-
Kandidaten während des Wintersemesters einen 3 monatlichen
hygienischen Kursus abzuhalten, scheiterte an der geringen
Zahl der zur Teilnahme sich Meldenden.
Die wissenschaftlichen Arbeiten des Instituts betrafen:
Fortsetzung der Studien über die Verbreitungsweise der Phthise,
sowie der Studien über die Wärmeabgabe des Menschen unter
verschiedenen äußeren Verhältnissen; ferner Fragen der Des-
infektion, Beleuchtung, der Milchhygiene u. s. w. — Abge-
schlossene Arbeiten wurden publiziert:
Von dem Unterzeichneten in der „Zeitschrift für Hygiene"
und in „Brauer's Beiträgen zur Kenntnis der Tuberkulose";
von Privatdozent Dr. Hey mann (2 Arbeiten), Dr. Paul, Privat-
dozent Dr. Ercklentz, Dr. Speck, Oberarzt Dr. Nötel
(2 Arbeiten) und Dr. Kir st ein in der „Zeitschrift für Hygiene".
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n
Die bakteriologisch-diagnostischen und sanitätspolizeilichen
Untersuchungen haben im abgelaufenen Etatsjahr wiederum
eine Zunahme erfahren. Besonders beteiligt an dieser Zunahme
sind die Städte und Kreise in Nieder- und Mittelschlesien
(während für Oberschlesien die besondere Untersuchungsstation
in Beuthen in Funktion ist). Es wird unumgänglich sein, und
ist bereits in Aussicht genommen, daß seitens der beteiligten
Kreise besondere Mittel für diese Untersuchungen dem hygie-
nischen Institut zur Verfügung gestellt werden, da dieselben
die vorhandenen Fonds des Instituts zu stark in Anspruch
nehmen. Flügge.
h. Die klinischen Institute.
1. Die medizinische Klinik.
Im Berichtsjahre 1904/05 betrug die Zahl der klinisch be-
handelten Kranken 1801 (862 Männer, 939 Frauen).
In dem Ambulatorium der med. Klinik wurden behandelt
7361 Kranke (3070 Männer, 4291 Frauen) gegen 6369 im Vor-
jahre (2561 Männer, 3808 Frauen).
Die Zahl der Hörer betrug im S.-S. 1904 62, im W.-S.
1904/05 33.
Im Ärztepersonal sind folgende Änderungen eingetreten:
Am 1. Juni schied Herr Dr. Victor Grospietsch als
Assistenzarzt der Klinik aus, an seine Stelle trat der bisherige
Volontärarzt Herr Dr. Georg Sandberg aus Breslau.
An Stelle des Kaiserlichen Marine-Stabsarztes Dr. Kunze
wurde am 1. November 1904 Herr Marine-Stabsarzt Dr. Rogge
zur Dienstleistung an die Klinik kommandiert.
Als Privatdozenten für innere Medizin habilitierten
sich im Sommersemester 1904 die Assistenzärzte, Herr Dr.
E. Müller und Herr Dr. G. Jochmann.
Als Volontärärzte sind an der Klinik tätig: die Herren
Dr. Kolaczek und Molinari seit 1. Juni 1904, Herr Dr.
Borchardt seit 1. November 1904.
Von wissenschaftlichen Arbeiten gingen während des Etats-
jahres 1904/05 folgende aus der Klinik hervor:
>
p
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73
Geheimrat Prof. Dr. A. von Strümpell:
1. Die primäre Seitenstrangsklerose (spastische Spinal-
paralyse). Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde,
Band XXVII.
2. Über die Bedeutung der Sensibilit&tsprüfungen mit be-
sonderer Berücksichtigung des Drucksinnes. Deutsche
medizinische Wochenschrift No. 39.
3. Worte der Erinnerung an C. Weigert. Vortrag, gehalten
in der medizinischen Sektion der schlesischen Gesell-
schaft für vaterländische Cultur. Allgem. Med. Zentral-
zeitung 1904, No. 47.
4. Bemerkungen über die balneologische Behandlung der
Neurasthenie. Med. Wochenschr. 1904, No.
Dr. Paul Krause:
1. Über die z. Z. üblichen bakteriologischen Untersuchungs-
methoden zur Sicherung der klinischen Typhusdiagnose.
Verhandlungen des XXI. Kongresses für innere Medizin.
2. Über ein bisher nicht bekanntes Symptom bei Coma
diabeticum. Ebenda.
3. Über therapeutische Versuche bei Kranken mit Leukämie
und Pseudoleukämie durch Bestrahlung mit Röntgen-
strahlen. Vortrag in der med. Sektion der schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Cultur, 1904, Juli, Allgem.
med. Zentralzeitung 1904, No. 32.
4. Über Röntgentherapie der Leukämie und Pseudoleukämie.
Verhandlungen der Naturforscher - Versammlung zu
Breslau, 1904.
5. Zur Röntgenbehandlung von Bluterkrankungen. Zu-
sammenfassender Bericht. Fortschritte auf dem Gebiete
der Röntgenstrahlen, Bd. VIII.
6. Demonstration eines Muskelgymnasten. Röntgoskopische
Befunde. Allgem. med. Zentralzeitung, 1904, No. 49.
Dr. Jochmann:
1. Über seltenere Erkrankungsformen der Bronchien nach
Masern und Keuchhusten. Zieglers Beiträge zur pathol.
Anatomie, Bd. 36 (mit Dr. Moltrecht zusammen).
2. Die Bakterienbefunde bei Scharlach und ihre Bedeutung
für den Krankheitsprozeß. Habilitationsschrift, Breslau,
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74
1904. Im Auszuge erschienen in Zeitschrift für klin.
Medizin, 56. Bd., Heft 3 u. 4.
3. Über die Bakteriaemie und die Bedeutung der bakterio-
logischen Blutuntersuchung für die Klinik. Zeitschrift
für klin. Medizin, 54. Bd., Heft 5 u. 6.
Dr. Müller:
1. Habilitationsschrift: Zur Kenntnis der multiplen Sklerose
des Gehirns etc. Teil des folgenden, 1904.
2. Monographie: Die multiple Sklerose des Gehirns und
Rückenmarks. Jena, 1904, 398 St.
Dr. Seidelmann:
1. Demonstration in der Schlesischen Gesellschaft für vater-
ländische Cultur. (Allgem. med. Zentralzeitung, 1904.
No. 32.)
a. Fall von Dystrophia muscularis,
b. Fall von Chorea hereditaria.
2. Ein Fall von symmetrischer Gangrän der Extremitäten
nach Pneumonie. Deutsche Zeitschrift für Nervenheil-
kunde, Bd. XXVII.
Dr. K. Ziegler:
Histologische Untersuchungen über das Oedem der
Haut und des Unterhautzellgewebes. Beiträge von
Ziegler, 1904.
Dr. Sandberg:
Ein Beitrag zur Symptomatologie der Fistula gastro-
colica carcinomatosa. Zeitschrift für klinische Medizin,
5G. Bd., Heft 1 u. 2.
Dissertationen:
Carl Böhm: Über traumatische Herzfehler.
Dr. v. Strümpell.
2. Die medizinische Poliklinik.
Im dritten Jahre (1904/05) ihres Bestehens wurden in der
medizinischen Poliklinik 2118 Kranke (1073 Männer, 1045Frauen)
behandelt. In der gleichen Zeit des Vorjahres betrug die Fre-
quenz 1555 Kranke (734 Männer, 821 Frauen).
Als Assistenzärzte fungierten, wie im Vorjahre, die
Herren Dr. Körte und Dr. Steinberg. Außerdem waren als
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75
Volontärärzte beschäftigt Dr. Epp enstein, Drd. Georg Hahn,
Drd. Pasch und Dr. Reche.
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden veröffentlicht:
R. Stern:
1. Armenpflege und Tuberkulosebekämpfung. Allgem. med.
Zentralzeitung, 1904.
2. Ober Lungensteine. Deutsche med. Wochenschrift, 1904.
3. Untersuchungen über die bakterizide Wirkung des mensch-
lichen Blutserums beim Abdominaltyphus. Versammlung
der deutschen Naturforscher und Ärzte. Breslau 1904.
4. Über Unfallbegutachtung bei zweifelhafter Sachlage.
Ärztl. Sachverständigen-Zeitung, 1905.
5. Chronische Streptococcen - Infektion der Harnorgane.
Allgem. med. Zentral zeitung, 1905.
Georg Hahn: Über die bakterizide Wirkung des menschlichen
Blutserums gegenüber Typhusbazillen. Inaugural-Disser-
tation, Breslau 1904 und Deutsch. Archiv für klin. Med.,
Bd. 82.
Körte und Steinberg: Weitere Untersuchungen über die
bakterizide Reaktion des Blutserums der Typhuskranken.
Deutsch. Archiv f. klin. Med. Bd. 82.
Körte: Über Sklerodermie. Allgem. med. Zentralzeitung, 1905.
Steinberg: Über lokale Asphyxie. Ebenda.
Stern.
3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik.
Im Personalbestand der Klinik traten folgende Änderungen
ein:
Herr Privatdozent Dr. Gottstein trat am 1. Oktober 1904
aus, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Sauerbruch Assistenzarzt.
Herr Assistenzarzt Dr. Fittig wurde am 1. Januar 1905
als Assistenzarzt des Roten-Kreuz-Hospitals nach Japan beur-
laubt, an seiner Stelle wurde Herr Dr. Tiegel Assistenzarzt.
Herr Assistenzarzt Dr. Machol wurde am 1. Oktober 1904
zwecks wissenschaftlicher Reise beurlaubt, an seiner Stelle
wurde Herr Dr. Renner Assistenzarzt der orthopädischen
Abteilung.
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76
Der zur Klinik kommandierte Dr. Schmidt, Stabsarzt im
Königin - Augusta - Gardegrenadier - Regiment No. 4, wurde am
1. November 1904 abberufen und durch Herrn Dr. Stappen-
beck, Oberarzt im Infanterie-Regiment No. 42, ersetzt.
Das ärztliche Personal der Klinik bestand aus folgenden
Herren :
Privatdozent Prof. Dr. Kausch, Oberarzt der Klinik;
Privatdozent Dr. Lud 1 off, Oberarzt der orthopädischen
Abteilung;
Assistenzärzte: Privatdozent Dr. An schütz, Privatdozent
Dr. Gottstein, Dr.Fittig, Dr.Heile, Dr.Machol,
Dr. Sauerbruch, Dr. Renner, Dr. Tiegel;
Volontärärzte: Dr. Mertens, Dr. Hoffmann, Dr.Goebel,
Dr. Hepner, Dr. Bardenheuer, Dr. Engelbrecht,
Dr. Münnich, Dr. Schickele, Dr. Vogel, Dr.
Campbell, Dr. Schmilinsky, Dr. Levy, Dr.
Makkas, Dr. Hartog, Dr. Stetten, Dr. Niketic,
Dr. Gaugele, Dr. Bucholz, Dr. v. Frisch.
Kommandiert zur Klinik: Stabsarzt Dr. Schmidt, nach
dessen Abberufung Oberarzt Dr. Stappenbeck.
Die Zahl der Hörer betrug im Sommersemester 50, im
Wintersemester 40.
Die Zahl der fremden Ärzte betrug 44.
In der stationären Klinik wurden behandelt 1076 Männer,
760 Frauen, gegen 1185 Männer, 733 Frauen im Vorjahr.
In der Poliklinik wurden behandelt 8427 Patienten gegen
7156 im Vorjahr, davon in der orthopädischen Abteilung 2550.
Am 1. Juli wurde eine urologische Poliklinik unter Leitung
des Herrn Privatdozenten Dr. Gottstein eröffnet. In derselben
wurden bisher 130 Patienten behandelL
Während des Etatsjahres 1904/05 sind an wissenschaft-
lichen Arbeiten erschienen:
Geheimrat von Mikulicz:
1. Zur Pathologie der Gelenkkon trakturen. III. Orthopäden-
kongreß 5. April 1904. Erschienen in Zeitschrift für
orthopädische Chirurgie. 1904.
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77
2. Versuche über Resistenzvermehrung des Peritoneums
gegen Infektion bei Magen- und Darmoperationen.
XXXIII. Chirurgenkongreß 8. April 1904. Archiv für
klinische Chirurgie. 1904.
3. Einiges über Naht und Nahtmaterial. Deutsche med.
Wochenschrift. 1904.
4. The Cavendish Lecture on experiments of the immuni-
sation against infection of Operation wounds, especially
on the Peritoneum. Vortrag vor der West London
Medico-Chirurgical Society. 24. Juni 1904. Erschienen
in „The Lancet".
5. Vortrag in der schles. Gesellschaft für vaterländische
Cultur über: Sackartige Dilatation des Oesophagus und
secundäres Carcinom. 8. Juli 1904.
6. Operationen in der Brusthöhle mit Hülfe der Sauer-
bruch'schen Kammer. Deutsche med. Wochenschrift. 1904.
7. Die heutige Magen- und Darmchirurgie und ihre Bedeu-
tung für den Arzt. Deutsche Klinik. 1904.
Prof. Dr. Kausch:
1. Beiträge zum Diabetes in der Chirurgie. Archiv für
klinische Chirurgie. 1904.
2. Trauma und Diabetes melitus und Glykosurie. Zeitschrift
für klinische Medizin. 1904.
3. Beiträge zu den plastischen Operationen. Archiv für
klinische Chirurgie. 1904.
4. Die Erkrankungen der Brustdrüse. Die deutsche Klinik.
1904.
Privatdozent Dr. Ludloff:
1. Zur Pathogenese und Therapie der Kniegelenkskontrak-
turen. Vortrag auf dem III. Kongreß der deutschen Ge-
sellschaft für orthopädische Chirurgie. Zeitschrift für
orthopädische Chirurgie, XIII. Bd.
2. Fraktur der Hals Wirbelsäule. Vortrag in der med. Sektion
der Schlesischen Gesellschaft am 8. Juli 1904. Allgem.
med. Zentralzeitung No. 31. 1904.
3. Halswirbelfrakturen. 76. Versammlung deutscher Natur-
forscher und Ärzte zu Breslau. Sektion für Chirurgie.
Zentralblatt für Chirurgie No. 47. 1904.
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78
Privatdozent Dr. Gottstein:
1. Über die Verwendbarkeit des Luysschen Separateurs an
Stelle des Ureterenkatheters. Allgemeine med. Zentral-
zeitung. 1904, No. 7 u. 8.
2. Zur Pathologie und Therapie des Cardiospasmus. Ver-
handlungen der 76. Versammlung deutscher Naturforscher
und Ärzte zu Breslau. 1904.
3. Zur Technik der Oesophagoskopie. Verhandlungen der
76. Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte zu
Breslau. 1904.
Dr. Heile:
1. Ober intravitale Beeinflussung autolytischer Vorgänge.
Zeitschrift für innere Medizin (Festschrift für Naunyn).
1904.
2. Experimentelle Prüfung neuer Antiseptika mit besonderer
Berücksichtigung des Jodoanisol (Isoform). Volkmann'sche
klinische Vortrage. 1905.
3. Experimentelle Beitrage zur Magen - Darmresorption.
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und
Chirurgie. 1905.
Dr. Fittig:
1. Ober die Behandlung der Carcinome mit Röntgenstrahlen.
Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904.
Dr. Sauerbruch:
1. Ober die physiologischen und physikalischen Grundlagen
bei intrathorakalen Eingriffen in meiner pneumatischen
Operationskammer. Archiv für klinische Chirurgie. 190 t.
2. Zur Pathologie des offenen Pneumothorax und die
Grundlagen meines Verfahrens zu seiner Ausschaltung.
Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und
Chirurgie. 1904.
3. Die Anastomose zwischen Magen und Speiseröhre und
die Resektion des Brustabschnittes der Speiseröhre.
Zentralblatt f. Chirurgie No. 4. 1905.
Dr. Renner:
Die Lymphdrüsenmetastasen beim Magenkrebs. Mit-
teilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und
Chirurgie. 1904.
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70
Dr. Tiegel:
Über pepiische Geschwüre des Jejunums nach Gastro-
enterostomie. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der
Medizin und Chirurgie. 1904.
Stabsarzt Dr. Schmidt:
1. Über angeborene Hüft- und Kniebeugekontraktur. Zeit-
schrift für orthopädische Chirurgie. XU. Bd.
2. Über das Aneurysma der Art. Axillaris infolge von
Schulterverrenkung. Beiträge zur klinischen Chirurgie.
1904.
3. Über die operative Behandlung der Elephantiasis des
Beines. Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904.
4. Über Behandlung und Dauerergebnisse bei Verletzungen
und Verengerungen der männlichen Harnröhre. Beiträge
zur klinischen Chirurgie. 1905.
Dr. Münnich:
Zur operativen Behandlung der Prostatahypertrophie.
Beiträge zur klinischen Chirurgie. 1904.
Dr. Goebel:
1. Die Prinzipien des Bruchpfortenschlusses bei Crural-
hernie unter Mitteilung einer neuen Methode v. Mikulicz,
Beiträge zur klinischen Chirurgie. Bd. XLII, 2. Heft,
pag. 486.
2. Über idiopathischen, protrahierten Priapismus. Mittei-
lungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie.
Bd. XIII, pag. 578.
Privatdozent Dr. Mann:
Zur Symptomatologie des Kleinhirns (über cerebellare
Hemiataxie und ihre Entstehung). Aus der Königlichen
Universitäts -Augenklinik und chirurgischen Klinik in
Breslau. Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie.
1904. Bd. XV, Heft 6.
Dissertationen :
1. Jutkowski, Lazarus: Über plastische Operationen an
Penis und Scrotum im Anschluß an einen Fall von
Schindung der männlichen Genitalien. Inaug.-Diss.
2. Oettinger, Walter: Beitrag zur Talma'schen Operation.
Inaug.-Diss.
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80
3. Peisker, Hans: Ein Beitrag zur Differential -Diagnose
von verheilten Beckenfrakturen und Coxa vara. Inaug.-
Dissertation.
4. Kartscher, Jean Alfred: Erfahrungen über desmoide
Geschwülste der Bauchdecken aus den Jahren 1880 bis
1903. Inaug.-Diss. v. Mikulicz.
4. Die Klinik für Augenkranke.
Personalien.
Als Assistenten fungierten im Jahre 1904,05 die Herren
Privatdozent Dr. Heine, Dr. Lud. Paul, Dr. Erich Jakoby;
Oberarzt Dr. Wer nicke, welcher seitens des Generalkommandos
zur Klinik kommandiert ist.
Gebäude.
Im Gebäude wurden die notwendigen Reparaturen aus-
geführt.
Krankenzahlen.
In der poliklinischen Abteilung wurden neu aufgenommen:
a. im Sommersemester . . . 2808 Kranke,
b. im Wintersemester . . . . 2378
Während des ganzen Jahres 5186 Kranke.
Von diesen Kranken wurden 1054 der stationären Klinik
überwiesen.
An wichtigen Operationen wurden ausgeführt:
a. im Sommer 351 Operationen,
b. im Winter . . . . . 410 *
Zusammen 761 Operationen.
Die Zahl der zum Unterricht und an die Studierenden zur
Untersuchung verteilten Kranken betrug:
a. im Sommersemester .... 178 Kranke,
b. im Wintersemester . . . . 204
Zusammen 382 Kranke.
Studierende.
Die Vorträge und die Klinischen Demonstrationen wurden
besucht:
im Sommersemester 63 Hörer,
im Wintersemester .... . . 44
Zusammen 107 Hörer.
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81
Auditorium.
Der klinische Unterricht wurde im Sommer und im Winter
in dem klinischen Gebäude, Maxstraße 2, abgehalten.
Außer dem klinischen Unterricht wurde im Sommer die
Lehre von den Augenoperationen mit praktischen Übungen,
im Winter ein Kolleg über den Zusammenhang der Augen-
erkrankungen mit den allgemeinen Krankheiten beides ein-
stündig und publice von Geh. Rat Prof. Dr. Uhthoff gelesen.
Kurse.
Der Augenspiegelkursus wurde im Sommer wie im Winter
für Anfanger von Prof. Dr. Groenouw, für Geübtere vom
Privatdozenten Dr. Heine gehalten.
Weitere Kurse und Vorlesungen hielten:
im Sommersemester 1903:
Prof. Dr. Groenouw: Funktionsprüfungen des Auges
mit praktischen Übungen (einstündig).
Dr. Heine: Ausgewählte Kapitel der Augenheilkunde.
Im Wintersemester 1904/05:
Prof. Dr. Groenouw: Pathologische Anatomie des Auges
(einstündig).
Dr. Heine: Funktionsprüfungen des Auges mit prak-
tischen Übungen (einstündig).
Wissenschaftliche Arbeiten:
Geh. Rat Prof. Dr. Uhthoff:
1. Zur Frage der Stauungspapille. Neurolog. Zentralblatt
S. 930.
2. Zur pathologischen Anatomie der retrobulbären Neuritis.
British Med. Journal 12. Nov. 1904. Brit. Med. Assoc.
Section of Ophthal. Oxford.
3. Demonstration von Präparaten von sog. präretinaler
Hämorrhagie. Ebenda.
4. Ein Beitrag zum metastatischen Carcinom des Ciliar-
Körpers. Deutsche Med. Wochenschr. Nr. 39.
5. Über hochgradigen Exophthalmus, bedingt durch Schädel-
deformität, besonders durch Depression des oberen
Orbitaldaches.
6
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6. Ein Fall von besonders schwieriger Iridektomie bei
einem durch Verletzungen erblindeten Kranken.
7. Über angeborene totale Farbenblindheit. Berichte der
Ophth. Sekt. d. 76. Vers, deutscher Naturforscher und
Ärzte.
Privatdozent Dr. Heine:
1. Über das zentrale Skotom bei der kongenitalen Amblyopie.
Kl. Mon. Bl. f. Augenheilkunde. XL1II. 1905. Ophth. Sekt,
der 76. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte.
Breslau 1904.
2. Über Körperlichsehen im Spiegelstereoskop und im
Doppelveranten. Ebenda.
3. Klinisches und Anatomisches über eine bisher unbe-
kannte Mißbildung des Auges: Angeborene Cystenretina.
v. Graefes Archiv für Ophth. LVIII. 1. Heft.
4. Zur Frage der binokularen Tiefenwahrnehmung auf
Grund von Doppelbildern. Archiv f. d. ges. Physiologie.
Bd. 104.
5. Zur Erklärung der Scheinbewegungen in Stereoskop-
bildern, v. Graefes Archiv f. Ophth. LDL 1904.
6. Krankheiten der Tränenorgane. Jahresberichte über die
Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthal-
mologie.
7. Krankheiten der Bindehaut. Ebenda.
8. Über exzessive Myopie. Zentralblatt für prakt. Augen-
heilkunde 1904. Vortrag in der Schles. Ges. für vaterl.
Kultur. Med. Sektion.
9. Neuritis optica und Pseudoneuritis congenita. Vortrag
ebenda.
Dr. Paul:
1. Über Hornhautulcerationen durch Diplobazillen. Klin.
Mon. Bl. für Augenheilkunde. XLIII. 1905.
2. Ein Fall von vollständiger Losreißung der Retina von
dem Sehnerven nach Bulbus Verletzung. (Kl. M. Bl. für
Augenheilkunde XLIII. 1905.)
3. Beitrag zur Serumtherapie, speziell des Ulcus corneae
serpens. (Ebenda.) Vortr. Ophth. Sektion d. 76. Vers,
deutscher Naturforscher und Ärzte. Breslau 1904.
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4. Metastatisch gonorrhoische Augenaffektion.
5. Schußverletzung der linken Orbitalgegend und des linken
Auges.
6. Demonstration zweier Geschwister mit Nystagmus bei
monokularem Sehen, Fehlen des Nystagmus bei bin-
okularer Fixation. Vortrage in der Schi. Ges. f. vaterl.
Kultur. Med. Sektion. 1904.
Dr. Jacoby:
1. Über die Neuroglia des Sehnerven. Ophth. Sekt, der
76. deutschen Naturforscher- und Ärzteversammlung.
Breslau 1904 u. Klin. Mon. Bl. f. Aughk. XLÜI. Bd.
2. Ein weiterer Fall, der mit aneurysmaartigen Bildungen
der Retinalgefaße verbundenen Retinalerkrankung. Kl.
Mon. Bl. f. A. XLIII. Bd.
Dr. Depene:
Über die Abhängigkeit der Tiefenwahrnehmung von der
Kopfneigung. Ophth. Sekt d. 76. Deutschen Naturforscher-
und Ärzteversammlung. Breslau 1904.
Dr. Harms:
1. Über Verschluß des Stammes der Vena centralis retinae.
2. Anatomische Mitteilung zur Spontanresorption seniler
Katarakt in geschlossener Kapsel.
Dr. Altland:
Experimentelle Untersuchungen zur Pathogenese der
Sehstörungen bei Chininvergiftung. Kl. Mon. Bl. für
Augenheilkunde. XLII.
Dr. Kampherstein:
Beitrag zur Pathologie und Pathogenese der Stauungs-
papille. Kl. Mon. Bl. f. Augenheilkunde XLII. B. I.
Oberarzt Dr. Enslin:
Die Augenveränderungen beim Turmschädel, besonders
die Sehnervenerkrankung, v. Graefes Archiv. Bd. 58.
Heft 1.
Dr. Hotta:
Über die pathologisch-anatomischen Veränderungen hoch-
gradig myopischer Augen durch Glaukom. Kl. Mon. Bl.
XLIII. II. Band.
6»
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84
Dr. Bartels:
Beitrag zur eitrigen Augenentzündung von Brandenten.
Kl. Mon. Bl. XLIII. II. Band.
Oberarzt Dr. Wernicke:
1. Beitrag zur Spontanheilung von Netzhautablösung. Ophth.
Sekt d. 76. Vers. Deutscher Naturforscher u. Ärzte. 1904.
2. Ein Fall von metastatischem Glaskörperabszess bei
Pyelonephritis.
3. Zur Therapie der Netzhautablösung. Vorträge in der
Schles. Ges. f. vaterl. Kultur. Med. Sekt. 1904.
Uhthoff.
5. Die Frauenklinik und Poliklinik.
Der Krankenbestand betrug am 31. März 1904. . 68
Im ganzen wurden in der stationären Klinik be-
handelt 1 539
Im Vorjahre wurden behandelt 1 547
Verpflegungstage im Berichtsjahre 30 061
* Vorjahre 34 349
Krankenbestand am 31. März 1905 90
Ambulant wurden behandelt:
a. gynäkologische Kranke 3 069
b. poliklinisch entbunden 766
Im Vorjahre wurden ambulant behandelt:
a. gynäkologische Kranke 3 003
b. poliklinisch entbunden 848
Von den Assistenzärzten schied aus:
Dr. Strempel.
Als neuer Assistenzarzt trat ein:
Dr. Weber.
Als Volontärärzte waren tätig:
Dr. Sohr, Dr. Pelz, Dr. Weißpfenning, Dr. Hauß-
mann, Dr. Winkler, Dr. Thomas, Dr. Erhardt,
Dr. Stolze.
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester
1904 von 56, im Wintersemester 1904/05 von 38 Studierenden,
außerdem von einer Anzahl in- und ausländischer Ärzte
besucht.
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85
Von wissenschaftlichen Arbeiten wurden beendet und er-
schienen im Druck:
Küstner:
1. Welche Aufgaben stellt die komplette Uterusruptur der
Therapie? Deutsche med. Wochenschr. 1904, Nr. 39.
2. Geheilter Fall von kompletter Uterusruptur mit Blasen-
ruptur. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. 1904.
3. Zur Kritik und Methodik aseptischer Kautelen auf dem
Gebiete der operativen Gynäkologie. Berl. Klin. therap.
Wochenschr. Nr. 42 u. 43 u. Wiener med. Presse Nr. 39.
4. Über Therapie des Carcinoms der Clitoris. Monatsschr.
für Gebh. und Gyn. 1904.
5. Zwei Fälle von Extrauterinschwangerschaft aus der
zweiten Hälfte. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. 1904.
6. Drei seltene Myome. Monatsschr. für Gebh. und Gyn.
1904.
7. Zur Therapie des Uteruscarcinoms. Zentralblatt für
Gyn. 1904.
8. Zur Indikation und Methodik der Sterilisation der Frau.
Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XXI, 3.
Ein Vortrag im Verein der Breslauer Hebammen über
Frühdiagnose des Gebärmutterkrebses ist nicht im Druck er-
schienen.
Dienst:
1. Über Esthiomene. Autoreferat. Zentralblatt für Gyn.
1904, Nr. 34.
2. Eine seltene Geschwulst der Vulva. Autoreferat; ibidem.
3. Über Urethralprolaps. Monatsschr. für Gebh. und Gyn.
XIX, 879.
4. Drei seltene Myome. Diskussion. Breslauer Gynäkolog.
Gesellsch. Mai 1904. Monatsschr. für Gebh. 1904.
5. Angiofibroma uteri. Diskussion; ibidem.
6. Drei tödlich verlaufene Fälle schwerster Sepsis. Diskus-
sion; ibidem.
7. Portiocarcinom und Mammacarcinom nach Partus. Dis-
kussion. Breslauer Gynaekolog. Gesellsch. Juni 1904.
Monatsschr. für Gebh. 1904.
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86
8. Akute gelbe Leberatrophie. Diskussion. Bresl. Gynäk.
Gesellsch. Juni 1904. Monatsschr. für Gebh. 1904.
9. Komplette Uterusruptur. Diskussion; ibidem.
10. Weitere Beitrage zum Bau und zur Histogenese der
Placentargeschwülste. Vortrag gehalten auf der Natur-
forscher-Versammlung zu Breslau. Autoreferat. Zentral-
blatt für Gyn. 1904t Nr. 43.
11. Diskussion zur Uterusruptur. Bresl. Gyn. Gesellsch.
Nov. 1904. Monatsschr. für Gbh. und Gyn. XXI, 1.
12. Papillom des Abdomens. Diskussion; ibidem.
13. Über Retroversio uteri gravidi incarcerata. Bresl. Gyn.
Gesellsch. Jan. 1905. Monatsschr. für Gebh. und Gyn.
XXI, 3.
14. Zur Ätiologie des Urethralprolapses; ibidem.
15. Eine seltene Tubengeschwulst, Capülarangiom; ibidem.
16. Eine seltene Geschwulst des Ovarium, Fibromyom;
ibidem.
17. Das Eklampsiegift. Zentralbl. für Gyn. 1905, Nr. 12.
Rothe:
1. Zwei solide Ovarialembryome. Monatsschr. für Gebh. u.
Gyn. XIX, 6.
2. Der Verschluß komplizierter Blasenscheidenfisteln nach
Küstner. Monatsschr. für Gebh. und Gyn. XX.
3. Noch einmal die Lagerung der Arme in der Narkose.
Zentralbl. für Gyn. 1904, Nr. 35.
Hannes: Ausgetragene ektopische Schwangerschaft. Bresl.
Gyn. Gesellsch. Jan. 1905. Monatsschr. für Gebh. und
Gyn. XXI, 3.
Ku nicke: Polypöses Riesenzellensarkom der Uterusschleim-
haut. Bresl. Gyn. Gesellsch. Jan. 1905. Monatsschr.
für Gebh. und Gyn. XXI, 3.
Becker: Eine seltene Mißbildung; ibidem.
Weber: Die Bedeutung der Fruchtblase für die Geburt und
die Folgen ihres vorzeitigen Sprunges. Vortrag, gehalten
im Bresl. Hebammenverein. Allg. deutsche Hebammen-
Zeitung. 1905, 6.
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87
Dissertationen:
Becker: Ein Beitrag zur operativen Behandlung entzünd-
licher Adnexerkrankungen.
Winkler: Über praecipitierte Geburten und ihre Folgen.
Krause: Ein Beitrag zur Kenntnis der Blasenmole.
Sehulz: Die in der gebh. Poliklinik der Kgl. Univ.-Frauen-
klinik Breslau in den Jahren 1893/1904 zur Beobachtung
gekommenen Beckenendlagen. Küstner.
6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und
venerische Krankheiten.
Im Berichtsjahr 1904/05 wurden in der Poliklinik behan-
delt: 5396 Personen und zwar 3301 Männer und 2095 Frauen;
gegen das Vorjahr um 195 Personen mehr. Die klinische
Belegzahl betrug 907 Männer, 457 Frauen, zusammen 1364
Personen, gegen das Vorjahr weniger 56 Personen. Das
klinische Material setzte sich zusammen aus 779 Hautkranken
und 585 venerisch Kranken, das poliklinische Material aus
3342 Hautkranken und 2054 venerisch Kranken.
Als Oberarzt der Klinik fungierte Herr Privatdozent Dr.
Klingmüller.
Als etatsmäßige Assistenten waren angestellt die Herren
Dr. Baermann und Dr. Halberstädter, als äußere tats maß ige
die Herren Dr. Straßmann, Siebert und Juliusberg.
Nach Ausscheiden des Herrn Dr. Baermann trat Herr
Dr. Siebert als etatsmäßiger Assistent an dessen Stelle; Herr
Dr. Weik wurde an Stelle des Herrn Dr. Siebert, Herr Dr.
Saar nach Ausscheiden des Herrn Dr. Straßmann aus der
Klinik an dessen Stelle außeretatsmäßiger Assistent.
Als unbesoldete Assistenten fungierten die Herren Dr.
Blumenfeld, Dr. Kaiser, Dr. Kaufmann, Dr. Leskien,
Dr. Linser, Dr. Low, Dr. Schindler und Dr. Specht.
Am 13. Januar 1905 habilitierte sich der bisherige Assistenz-
arzt an der Klinik, Herr Dr. Baermann, als Privatdozent für
Dermatologie und Syphilis auf Grund seiner Habilitationsschrift :
„Die gonorrhoische Epididymitis".
Am 15. Januar 1905 trat Herr Geheimrat Neisser aus
eigenen Mitteln eine wissenschaftliche Forschungsreise nach
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den Sunda-Inseln an, um seine bereits hier begonnenen Syphilis-
Versuche an Affen dort in ausgedehntem Maße fortsetzen zu
können, wozu ihm der Urlaub von allerhöchster Stelle gewährt
wurde. Mit seiner Vertretung wurde laut Kuratorial- Verfügung
vom 4. Januar 1905 der Oberarzt der Klinik, Herr Privatdozent
Dr. Klingmüller, betraut.
Gleichfalls am 15. Januar 1905 schied Herr Privatdozent
Dr. Baermann aus der Klinik als Assistent aus, um Herrn
Geheimrat Neisser auf seiner Forschungsreise zu begleiten.
Zur Erweiterung der Klinik in Gestalt eines poliklinischen
Anbaues wurden laut Kuratorial- Verfügung vom 12. Januar
1905 von dem Herrn Finanzminister 60000 Mark als erste
Rate in den Entwurf zum Staatshaushalts-Etat 1905 eingestellt.
Eines der größeren Assistentenzimmer im zweiten Stock
wurde laut Kuratorial -Verfügung vom 9. Juni 1904 in ein
Zimmer für die Lichtbehandlung umgewandelt, so daß die drei
Finsen-Reyn-Apparate und zwei Quecksilberlampen dort unter-
gebracht werden konnten.
Die von Herrn Geheimrat Neisser abgehaltene Klinik und
Poliklinik der Haut- und venerischen Krankheiten war belegt
im Sommersemester von 29 Hörern,
» Wintersemester * 19
Die einzelnen Positionen des Etats verteilen sich folgen-
dermaßen:
Zur An- und Abfuhr von Kranken etc., zu Reise-
unterstützungen 100 Mark,
für Verbandstoffe und Instrumente 8 500
für die Sammlung und Bibliothek 600
für Begräbniskosten 25
für Anfertigung von Zeichnungen und für Ver-
suchstiere 1 500
Die Verpflegungskosten für die Kranken, welche aus dem
allgemeinen Fonds der Verwaltung der Kliniken bestritten
werden, betragen für Patienten I. Klasse 6,5 0 Mark, für Patienten
11. Klasse 4,so Mark, für Patienten HI. Klasse 1,7 6 Mark.
Für Warte- und Dienstpersonal wurden verausgabt
4 368,90 Mark.
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89
Die Gehälter des Oberarztes und der Assistenzärzte be-
trugen zusammen 3900 Mark.
Die Einnahmen der Klinik beliefen sich auf 51 871,7 5 Mark.
Folgende wissenschaftliche Arbeiten gingen in dem Berichts-
jahr 1904/05 aus der Klinik hervor:
Prof. Dr. Neisser: Die Notwendigkeit der Ausbildung der
praktischen Ärzte in der Diagnose und Therapie der
venerischen Krankheiten. Die Med. Woche 1904, Nr. 15.
— Die Verwendung der Scarenzio'schen Calomel-Injektionen
in der Breslauer Klinik. Allgem. Med. Zentral-Zeitung
1904, Nr. 15.
— Tripper-Erkrankung und Ehe. Aus „Krankheiten und
Ehe" von H. Senator und S. Kaminer. München 1904.
J. Lehmann.
— Meine Versuche zur Übertragung der Syphilis auf Affen.
Deutsche Med. Wochenschrift 1904, Nr. 38/39.
— Stand der Verbreitung und der Bekämpfung der Lepra
seit der 1. Lepra -Konferenz im Jahre 1897. General-
Referat auf dem 5. internationalen Dermatologen-Kongreß
Berlin 1904.
— Abänderung des § 300 des Reichs-Strafgesetzbuches und
ärztliches Anzeigerecht in ihrer Bedeutung für die Be-
kämpfung der Geschlechtskrankheiten. Referat erstattet
auf dem 2. Kongreß der Deutschen Gesellschaft zur
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten in München 1905.
Baermann, Gust. u. Linser: Beiträge zur chirurgischen Be-
handlung und Histologie der Röntgen-Ulcera. Münchener
Med. Wochenschrift 1904, Nr. 21.
— Über die lokale und allgemeine Wirkung der Röntgen-
strahlen. Münchener Med. Wochenschrift 1904, Nr. 23.
Baermann, Gust: Die gonorrhoische Epididymitis. Habili-
tationsschrift 1905. Breslau.
Baum, J.: Beitrag zur Lehre von der Urticaria. Berl. klin.
Wochenschrift 1905, Nr. 1.
— Die örtliche Einwirkung von Nebennierensubstanz, Brenz-
katechin und Spermin auf die Zirkulation. Berl. klin.
Wochenschrift 1905, Nr. 4.
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90
Dübendorfer, Emma: Ein Fall von Onychomycosis blasto-
mycetica. Derm. Zentralblatt, Jahrg. VII, Nr. 10.
Halberstädter, L.: Zur Kenntnis der Sensibilisierung. Mit
einem Nachwort von A. Neisser. Deutsche Med. Wochen-
schrift 1904, Nr. 22.
— Die Einwirkung der Röntgenstrahlen auf Ovarien. Berl.
Klin. Wochenschrift 1905, Nr. 3.
Juliusberg, Fritz: Über „Tuberkulide41 und disseminierte
Hauttuberkulose. Mitteilungen aus den Grenzgebieten der
Medizin und Chirurgie. XIII. 1904.
Juliusberg, Max: Gefrierbehandlung bei Hantkrankheiten.
Berl. Klin. Wochenschrift 1905, Nr. 10.
— Über das Epithelioma contagiosum von Taube u. Huhn.
Deutsche Med. Wochenschrift 1904, Nr. 43.
— Zincum sulfuricum oder Silbersalze bei der Gonorrhoe-
Behandlung. Münch. Med. Wochenschrift 1905, Nr. 4.
Klingmüller, Victor: Zur Behandlung der Bubonen. Zeit-
schrift für ärztl. Fortbildung 1904, Nr. 22.
— Histologie und Bakteriologie der Lepra maculo-anaesthe-
tica. Referat, erstattet auf dem V. internationalen
Dermatologen-Kongreß in Berlin 1904.
Klingmüller u. Baermann: Ist das Syphilisvirus filtrierbar?
Deutsche Med. Wochenschrift 1904, Nr. 21.
Klingmüller u. Halberstädter: Über die baktericide Wir-
kung des Lichtes bei der Finsenbehandlung. Deutsche
Med. Wochenschrift -1905, Nr. 14.
Linser, Paul: Beitrag zur Histologie der Röntgen Wirkung auf
die normale menschliche Haut. Fortschr. auf dem
Gebiete der Röntgenstrahlen 1904, Band VIII.
— Über den Hauttalg beim Gesunden und bei einigen Haut-
erkrankungen. Habilitationsschrift. Tübingen 1904.
Linser u. Schmidt: Über den Stoffwechsel bei Hyperthermie.
Deutsches Archiv für klin. Medizin 1904, Band 79.
Nagelschmidt, Franz: Gibt es latente Praecipitine ? Zentral-
blatt für Bakt. 1904. Originale, Band 38, Nr. 5.
Sachs, Otto: Zur Lehre vom Herpes Zoster, nebst Mitteilungen
über eine in Breslau beobachtete Zoster- Epidemie.
Zeitschr. für Heilkunde 1904, Band 25.
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91
Siebert, C. u. Neisser, A.: Über die Verwendung der Calo-
melolsalbe(vUngt. Heyden") zu antisyphilitischen Schmier-
kuren. Medizinische Klinik 1905, Nr. 1.
Straßmann, Kurt: Klinische, bakteriologische und mikro-
skopische Befunde bei der Verwendung des Radium-
bromids in der Therapie der Hautkrankheiten. Archiv
für Derm. und Syphilis 1904. Band 71.
Tomasczewski, Egon: Über die Ätiologie der nach Ulcus
molle auftretenden Bubonen und Bubonuli, nebst einigen
therapeutischen Bemerkungen. Arch. für Derm. und
Syphilis 190*. Band 71.
Zieler, Karl: Über die unter dem Namen „Pagets diseases
of the nipple" bekannte Hautkrankheit und ihre Bezie-
hungen zum Carcinom. Virchows Archiv 1904. Bd. 177.
Halberstädter, L.: Demonstration eines Falles von Hydroa
vacciniforme. Vortrag, gehalten in der medizinischen
Sektion der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Kultur am 10. Februar 1905. Allgem. Med. Zentral-
zeitung 1905, Nr. 9.
— Zur Röntgen- und Lichtbehandlung. Vortrag, gehalten
in der medizinischen Sektion der Schlesischen Gesell-
schaft für vaterländische Kultur am 24. Juni 1904.
Allgem. Med. Zentralzeitung 1904, Nr. 29.
I. V.: Privatdozent Dr. Viktor Klingmüller.
7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für
Nervenkranke.
Während des Sommersemesters 1904 leitete vertretungs-
weise Herr Privatdozent Dr. Storch die Klinik. Am
1. Oktober übernahm der von Heidelberg hierher berufene
Unterzeichnete die Leitung. Am 1. Oktober schied Herr Dr.
Icke aus seiner Assistentenstelle aus. An seine Stelle trat
Herr Dr. Schroeder, der sich im Laufe des Wintersemesters
als Privatdozent für Psychiatrie habilitierte.
Als außeretatsmäßige Assistenten an der Poliklinik
fungierten Herr Dr. Berliner, an dessen Stelle am 1. Oktober
Herr Dr. Baumann trat, im Laboratorium Herr Privatdozent
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92
Dr. Foerster. Außerdem arbeiteten eine Anzahl Ärzte im
Laboratorium.
Während des Berichtsjahres konnte klinischer Unterricht
im städtischen Irrenhause stattßnden. Die psychiatrische Klinik
wurde im Wintersemester von 34 Hörern besucht.
Nach Lage des hospitierenden Verhältnisses der Klinik ist
die Ausnützung des städtischen Krankenmaterials für den Unter-
richt nur in lückenhafter Weise und für wissenschaftliche
Arbeiten überhaupt nicht möglich. Es wird deshalb der Fertig-
stellung der Klinik mit Ungeduld entgegen gesehen.
Die Nervenpoliklinik wird trotz der unerfreulichen Räume
stark frequentiert. Es kommen im Monat im Durchschnitt
115 neue Zugänge und die Zahl der täglich zur Behandlung
kommenden Kranken schwankt zwischen 60 und 70.
An Publikationen sind im Berichtsjahr aus der Klinik
hervorgegangen :
Karl Bonhoeffer: Über den pathologischen Einfall. Deutsche
medizinische Wochenschrift 1904.
— Anatomischer Befund einer amnestischen Aphasie.
Demonstration im Verein ostdeutscher Psychiater.
Paul Schroeder: Die chronischen Alkoholpsychosen. Habili-
tationsschrift Marhold, Halle 1904.
— Über Entzündung im Gehirn. Vortrag im Verein ost-
deutscher Psychiater.
— Pathologische Anatomie der gehirnatrophischen Prozesse.
Vortrag ebenda.
Fr. Kramer: Experimentelle Untersuchungen über Nerven-
pfropfung. Vortrag im Verein ostdeutscher Psychiater.
— Ein Fall atypischer Bleilähmung. Ebenda.
Dr. Koebisch: Ein Fall chronischer Chorea. Bericht der
Naturforscherversammlung 1904.
— Ein Fall myasthenischer Bulbärparalyse. Demonstration
im Verein ostdeutscher Psychiater.
Walter Baumann: Beiträge zur Casuistik der Poliomyelitis
anterior acuta. Inaug.-Diss.
Ottfried Foerster: Über hysterische Lähmung. Demon-
stration im Verein ostdeutscher Psychiater.
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93
— Das Wesen der choreatischen Bewegungsstörung. Samm-
lung klinischer Vorträge Nr. 382.
— Über Fasersysteme des Großhirns. Archiv für Psychiatrie
Bd. 39 Heft 2. Bonhoeffer.
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder.
Auf der Klinik wurden im Berichtsjahre 248 Kinder be-
handelt. Die Poliklinik hatte einen Zugang von 3500 Fällen
zu verzeichnen.
Die klinischen Vorlesungen wurden im Sommersemester
von 9, im Wintersemester von 31 inskribierten Hörern und
zahlreich von Ärzten besucht.
In den Personalien der Klinik vollzogen sich folgende
Veränderungen: Die Assistenzärzte Dr. Steinitz und Weigert
schieden aus. An ihre Stelle traten Dr. Orgler und Hüssy.
Als Volontärassistenten fungierten die Herren DDr. Eckhardt,
Rothe, Quest, Schütz und Frl. Dr. Philippson. Außer-
dem waren an der Klinik beschäftigt die Herren DDr. Tada,
Meyer, Langstein, Schkarin und Keller.
An wissenschaftlichen Arbeiten wurden abgeschlossen und
veröffentlicht:
Bartenstein: Zur Frage des künstlichen Morbus Barlo w bei
Tieren. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
Weigert: Über das Bakterien Wachstum auf wasserarmen
Nährböden. Zentr. f. Bakteriol. Bd. 36.
Derselbe: Über den Einfluß der Ernährung auf die chemische
Zusammensetzung des Organismus. Jahrb. f. Kinder-
heilk. Bd. 61.
Derselbe : Über einen Fall von angeborener Stenose der Aorta.
Allgem. med. Zentr.-Zeitung 1905. No. 1.
Derselbe: Die Behandlung der Skrofulöse und Tuberkulose
mit Sooletrinkkuren. Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. III.
Mann: Elektrodiagnostische Untersuchungen mit Konden-
satoren-Entladungen. Berl. klin. Wochenschr.1904. No.33.
Steinitz und Weigert: Demineralisation und Tuberkulose.
Deutsche med. Wochenschr. 1904. No. 23.
Freund: Zur Wirkung der Fettdarreichung auf den Säuglings-
stoffwechsel. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
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94
Langstein: Beitrag zur Kenntnis des weißen Säuglingsstuhles.
Salkowskifestschrift.
Göppert: 3 Falle von Pachymeningitis haemorrhagica. Jahrb.
f. Kinderheilk. Bd. 61.
Schkarin: Beiträge zur Kenntnis des Säuglingsstoffwechsels
bei Infektionskrankheiten. Arch. f. Kinderheilk. Bd. 41.
Hüssy: Lähmung der Glottiserweiterer im frühen Kindesalter.
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
Derselbe: Über Tremor bei Kindern. Monatsschr. f. Kinder-
heilk. Bd. III.
Tada: Beitrag zur Frage der Thymushypertrophie. Jahrb. f.
Kinderheilk. Bd. 61.
Stein itz und Weigert: Über Demineralisation und Fleisch-
therapie bei Tuberkulose. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
Dieselben: Über den Einfluß einseitiger Ernährung mit Kohle-
hydraten auf die chemische Zusammensetzung des
Säuglingskörpers. Hofmeisters Beitr. z. ehem. Phys. u.
Path. Bd. 5.
Kaliski und Weigert: Über alimentäre Albuminurie. Jahrb.
f. Kinderheilk. Bd. 61.
Langstein und Steinitz: Die Kohlenstoff- und Stickstoff-
ausscheidung durch den Harn beim Säugling und älteren
Kinde. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
Orgler: Über Entfettungskuren im Kindesalter. Jahrb. f.
Kinderheilk. Bd. 61.
Quest: Über den Kalkgehalt des Säuglingsgehirnes und seine
Bedeutung. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
Derselbe: Über extreme Körpergewichtsabnahmen bei Kindern
der ersten 2 Lebensjahre. Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. III •
Schütz: Zur Kenntnis der natürlichen Immunität des Kindes
im ersten Lebensjahre. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 61.
T hie mich: Über die Herkunft des foetalen Fettes. Jahrb. f.
Kinderheilk. Bd. 61.
Derselbe: Über den Einfluß der Kalisalze auf die Eiweiß-
ausscheidung bei Nephritis. Monatsschr. f. Kinderheilk.
Bd. III.
Czerny: Die exsudative Diathese. Jahrb. für Kinderheilk.
Bd. 61. Czerny.
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95
9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krankheiten.
Als Assistenten der Poliklinik fungierten im Berichtsjahre
die Herren DDr. Salecker und Schilling, als Volontärärzte .
Herr Dr. Freytag, John, Krotoschiner, Lebram und
Tamena.
Die Zahl der poliklinisch behandelten Patienten überstieg
4000. Wie im Vorjahre, so nahm auch in diesem die Zahl
der schweren, stationäre Behandlung erheischenden Fälle
erheblich zu, so daß die in der Privatklinik des Unterzeichneten
geschaffene Abteilung für poliklinische Patienten, trotzdem die
Bettenzahl auf 24 erhöht wurde, nicht mehr zur Unterbringung
aller operativen Fälle ausreichte.
Von wissenschaftlichen Arbeiten aus der Poliklinik er-
schienen im Druck:
Hinsberg: Untersuchung des Gehörorganes im: Lehrbuch der
klinischen Untersuchungsmethoden von Eulen bürg,
Kolle, Weintraud.
Derselbe: Lucsche Kieferhöhlenoperation, kompliziert durch
abnormen Verlauf des Ausführungsganges der Parotis.
Verhandlungen der Deutschen otol. Ges. 1904.
Derselbe: Zur Behandlung von Larynx- und Trachealstenosen
vermittelst der Mikuliczschen Glaskanüle. Allgemeine
med. Zentral-Zeitung. 1904. No. 31.
Derselbe: Zur Entstehung der otitischen Kleinhirnabscesse:
Infektion durch den Hiatus subarcuatus. Deutsche med.
Wochenschr. 1904.
Derselbe: Zur chirurgischen Behandlung der eitrigen Meningitis.
Verhandlungen der 76. Naturforscher- Versammlung.
Salecker: Sitzungsbericht der otologischen Sektion der
76. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte in
Breslau, Sept. 1904. Zeitschr. f. Ohrenheilkunde. Bd. 49.
Schilling: Über Osteomyelitis der flachen Schädelknochen im
Anschluß an Entzündungen der Stirnhöhle und des
Mittelohres. Zeitschrift für Ohrenheilkunde. Bd. 48.
Ergänzungsheft.
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96
Derselbe: Demonstration eines Plattenmodelles vom Labyrinth
bei Otosklerose. Verhandlungen der 76. Naturforscher-
Versammlung.
Derselbe: Über den Befund von Diphtherie-Bazillen bei einem
Fall von Rhinosklerom. Ebenda. Hinsberg.
10. Das zahnärztliche Institut.
In den Verhältnissen des Instituts hat sich im Jahre 1904
nichts Wesentliches geändert. Die Hoffnung, daß das Institut
nun endgültig in den jetzigen Räumen verbleiben kann, scheint
sich nach den Äußerungen des Herrn Regierungsvertreters im
preuß. Abgeordnetenhause bestärkt zu haben. Durch das
dankenswerte Entgegenkommen des Herrn Kurators ist es
möglich geworden, das mikroskopische Arbeitszimmer mit
einem hellen Lichtfenster zu versehen, und die Bibliothek in
einer besseren Weise durch Aufstellung eines mit Galerie
versehenen Büchergestelles unterzubringen. Die wissenschaft-
liche Ausrüstung des Instituts entbehrt noch immer des schon
seit Jahren erbetenen Röntgenapparates, der bei der zu-
nehmenden Erweiterung dieser Untersuchungsmethode immer
mehr vermißt wird. Die Räume des Instituts wurden im Laufe
des Jahres dem Verein Schlesischer Zahnärzte, der Breslauer
zahnärztlichen Gesellschaft, und dem Komitee für die Fort-
bildungskurse zu ihren wissenschaftlichen Sitzungen zur Ver-
fügung gestellt und gelegentlich der im Herbst stattgefundenen
Naturforscherversammlung von den Mitgliedern der odontolo-
gischen Sektion einer eingehenden Besichtigung gewürdigt,
wobei namentlich die reichen Sammlungen an Knochen-
präparaten, an stereoskopischen Bildern und Projektionsbildern
besondere Anerkennung fanden.
Das mikroskopische Laboratorium wurde von den Herren
Dr. Treuenfels und Stabsarzt Dr. Williger benutzt. Als
Volontärarzt war im Sommersemester 1904 der praktische
Arzt Herr Dr. Hesse aus Dresden tätig, der am 1. April 1905
die Stelle des Assistenten nach Weggang des Herrn Zahnarzt
Luniatschek übernommen hat.
Die Verhandlungen mit der Militärsanitätsbehörde lassen
erhoffen, daß in Zukunft es ermöglicht werden wird, Sanitäts-
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Offiziere zur Ausbildung an das Institut zu entsenden. Dagegen
ist das frühere Verhältnis mit der Unteroffizierschule in Wohlau
stillschweigend gelöst worden.
Für die Bereicherung, welche die Sammlung des Instituts
durch Zuwendung seltener Präparate von verschiedener Seite
erfahren hat, spreche ich allen gütigen Gebern an dieser Stelle
den besten Dank aus.
Den Betrieb des Instituts anlangend wurden in der Poli-
klinik für Zahn- und Mundkrankheiten im Berichtsjahr 3611
Patienten behandelt (1651 Männer, 2530 Frauen), von denen
1149 wiederholt zur Sprechstunde kamen.
Zur Beobachtung kamen an diesen Patienten 371 Ent-
zündungen des Zahnmarks, 523 Entzündungen der Wurzelhaut,
85 Knochenentzündungen mit fistulösen Durchbrüchen durch
die äußere Haut, 24 Kiefercysten und 11 Empyeme der Kiefer-
höhle. Es wurden extrahiert 3340 Zähne mit 224 Narkosen
und 410 mal lokaler Anästhesie.
Daneben wurden zahlreiche Spaltungen von Abscessen,
Auslöffelungen, Entfernung abgestorbener Knochenteile und
8 Wurzelspitzenresektionen ausgeführt. In 143 Fällen lagen
Störungen der Entwicklung des permanenten Gebisses vor.
In der Abteilung für Zahnfüllung wurden an 1053 Patienten
mit 3053 Besuchen (753 Männer, 2090 Frauen und 220 Kinder)
2701 Füllungen vorgenommen. Außer 665 Goldfüllungen wurden
23 Zinngoldfüllungen, 1060 Amalgamfüllungen, 502 Zement-
füllungen, 53 Porzellanfüllungen, 77 Überkappungen und 907
Wurzelfüllungen ausgeführt.
Auf der technischen Abteilung kamen 289 Patienten zur
Behandlung. An 123 Ober- und 43 Unterstücken wurden
1394 künstliche Zähne angebracht, und außerdem 21 Repara-
turen, 20 Kronen, 1 Kieferprothese, 3 Obturatoren, 2 Richt-
maschinen angefertigt.
An wissenschaftlichen Arbeiten gingen außer dem Band
„Arbeiten aus dem zahnärztlichen Institut41, welcher die schon
im vorigen Bericht erwähnten Arbeiten zusammengefaßt ent-
hielt, hervor:
7
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Partsch: Abschnitt der Krankheiten des Mundes, des Gesichts,
Kiefer und Zähne in Hildebrandts Jahresbericht über
die Fortschritte der Chirurgie.
Derselbe: Die Kinnfistel. Korrespondenzblatt für Zahnärzte.
Bd. 34.
Derselbe: Die Zähne als Eingangspforte der Tuberkulose.
Deutsche med. Wochenschr. 1904.
Derselbe: Die Cysten des Gesichtsskeletts. Bericht der Natur-
forscherversammlung zu Breslau.
Derselbe: Über weiche Odontonen. öst. Zeitschrift für Stoma-
tologie. 1904.
Derselbe: Über Kiefernekrosen. Öst. Zeitschrift für Stoma-
tologie. 1904.
Derselbe: Über den Zerfall des Zahnmarks. Deutsche Monats-
schrift für Zahnheilkunde. 1904.
Derselbe: Vorstellung eines Falles von osteoplastischer Gaumen-
resektion nach Partsch. Allgem. med. Zentralztg. 1904.
No. 47.
Dr. Walter Bruck:
1. Das Aufbauen von Konturen in Porzellan. Deutsche
Monatsschrift f. Zahnheilkunde. 1904. Heft 1.
2. Der Wert der Porzellanfüllungen für die konservierende
Zahnheilkunde. Öst. Zeitschrift für Stomatologie. 1904.
3. Die Behandlung des sensiblen Dentins. Öst. -Üng.
Vierteljahrsschrift f. Zahnheilk. 1904. Heft IV.
Prof. Riegner: Die Physiologie und Pathologie der Kiefer-
bewegungen. Archiv für Anatomie und Physiologie. 1904.
Derselbe: Schwerflüssige Emaillen und ihre Verwendung bei
Kronen- und Brückenarbeiten. Vortrag in der zahn-
ärztlichen Sektion der Naturforscherversammlung zu
Breslau. Öst. Zeitschrift für Stomatologie.
Zahnarzt Luniatschek:
I. Adrenalin in der Zahnheilkunde. Deutsche Monatsschr.
für Zahnheilkunde. XXII. (1904.) Juliheft.
II. Einiges über Nebennierenextrakte speziell über das
Adrenalin. Österr. Zeitschr. für Stomatologie. 1904.
Heft VI. Odontolog. Blätter. IX. Jahrg. No. 13—16.
N. A. (Archiv f. Zahnheilk. u. Revue Odontologique.)
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III. Adrenalin in der Zahnheilkunde. (Fortsetzung.) Österr.
med. Vierteljahrsschr. XX. Jahrg. Heft IV.
IV. Mundbehandlung nach Extraktionen. Ebenda.
V. Über das Schicksal eines replantierten Incisivus. Öst.
Zeitschr. f. Stomatologie. 1904. Heft 12.
VI. Einiges über den dolor post extractionem. Deutsche
Monatsschr. f. Zahnheilk. XXII. Jahrg. Novemberheft.
VII. Inwiefern leistet Paraffin als Wurzelfüllmaterial mehr
als die bisherigen Mittel. Deutsche Monatschr. f. Zahn-
heilkunde. Jahrg. XXIII. Januarheft. C. Parts ch.
2. Die Professoren-Witwen- u. Waisen-Versorgungs-Anstalt.
Vermögensstand.
Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1904:
in Hypotheken 126 600,oo M.
in Effekten 282 500,oo *
in einem Barbestande von 2 987,60 «
412 087,50 M.
einschließlich eingezahlter Antritts-Kapitalien von 900 Mark.
Zahl der Mitglieder und Pensionsberechtigten.
Die Zahl der Mitglieder betrug am Ende des Etatsjahres
96. Pensionsberechtigt waren in derselben Zeit 18 Witwen
und 6 Halbwaisen.
Einnahmen.
Bestand aus dem Vorjahre 3 524,4 o M.
Mitgliederbeiträge 144,0 o =
Aus Staatsfonds 18 000,oo *
Zinsen von Kapitalien 14 550,oo
Zurückgezahlte Kapitalien etc 18 500,oo »
Summa der Einnahmen 54 7 1 8,4 o M.
Ausgaben.
Witwen- und Waisengelder 28 130,oo M.
Zinsen von einem Stiftungs-Kapital 222,4 6 *
Verwaltungskosten 7,ao *
Zur Kapitalisierung verwendet 23 370,65 «
Überschuß als Betriebsfonds 2 876,96 *
Restausgabe 110,5 6 *
Summa der Ausgaben 54 718,40 M
7*
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' liiMfoli.pk
In dem Etatsjahre 1904 wurde eine ordentliche General-
Versammlung am 17. Dezember 1904 abgehalten, in welcher
auf Grund der §§16 und 20 der Statuten vom 19. September
1889 zu Vorstehern der Anstalt Geheimer Justizrat Professor
Dr. Brie und Geheimer Regierungsrat Professor Dr. Sturm
gewählt wurden. Kawerau, Brie, Sturm.
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung
von Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten.
Die Generalversammlung fand am 16. Juni 1904 statt. Nach
Erstattung des Berichts wurde ein Antrag auf Zulassung des
zum zweiten Bureau -Assistenten und Kanzlisten ernannten
bisherigen Bureau-Hilfsarbeiters Kußmann zur Mitgliedschaft
angenommen. Hierauf erfolgte die Vorstandswahl, die zum
Ergebnis hatte, daß die bisherigen Mitglieder wiedergewählt
wurden.
Im Laufe des Berichtsjahres verlor die Kasse 1 Mitglied
durch den Tod; es traten dafür 7 Mitglieder ein. Die Mitglieder-
zahl beträgt z. Zt. 113.
Die Einnahmen setzten sich zusammen aus:
1. Laufenden Beiträgen 1 503, oo M.
2. Zinsen von Kapitalien 753, 5 o
3. Sonstigen Zuwendungen 463, so
4. Dem Bestände des Vorjahres 586,94 »
Zusammen 3 306,74 M.
An Unterstützungen wurden bewilligt — M.
Sachliche Ausgaben —
Zur Kapitalisierung ■• 2 997,is
2 997,16 M.
Mithin Bestand 309,59 <
Das Vermögen der Hilfskasse bestand am Ende des Berichts-
jahres in
Effekten nach Nominalwert 24 050,oo M.
Bar 309,6 9 «
Zusammen 24 359,69 M.
gegen im Vorjahre 21 636,94 •
Kawerau. Hasse. Brie. Cornill. Norden.
" ir. (Jcr
ri . . .
''AI'.
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4. Honorar- und Stundungswesen.
Eingegangen sind
Neu
Fakultät
Semester
laufende
| gestundete
gestundet
Honorare
sind
M
A
M
\A
M
|a \j «■» r> t m 1 U a/sI
S.-S. 1904
W.-S. 1904/05
1 978
2023
■
1 oiu
2 22 ^
—
2 0i>4
1 520
zus.
4200
—
4 047
2830
S.-S. 1904
W.-S. 1904/05
3 580
—
6 870
8 573
50
13 140
1 1 558
_
zus.
6 546
15443
50
24 698
S.-S. 1904
36 902
50
2 123
50
4112
50
W.-S. 1904/05
43 155
2 478
5 575
zus.
80057
50
4601
50
9 687
50
Vf 11 i i 1 *W 1 niri«lk/i
S.-S. 1904
26 415
50
3 749
5 959
50
W.-S. 1904/05
23 528
50
4 100
94
4941
zu«.
49 944
7 909
94
10 900
50
Philosophische
S.-S. 1904
49 827
25
9 033
Ol
19 746
75
W.-S. 1904/05
60 050
50
11 100
96
19 29S
zus.
109 S77
75
20 133
97
39 044
75
Gesamts.
259 625
25
52 135
91
87 160
75
5. Stipendien und Stiftungen für Studierende.
a. Studenten -Unterstützungs- Fonds.
Zu demselben flössen im Rechnungsjahre 1904 bei einem
Bestände von 10 346,16 M.
1. der jährliche Staatszuschuß mit 4 560,00 *
2. an Kollektengeldern für Studierende der
evangelischen Theologie 6 972,59 *
3. desgleichen für Studierendeder katholischen
Theologie 100,39 *
Seitenbetrag 21 979,14 M.
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Übertrag 21 979,14 M.
4. das für Juristen, Mediziner und Philo-
sophen bewilligte jährliche Extraordina-
rium von 1 800,oo *
5. Zuschuß für Studierende, welche Söhne
von Geistlichen oder Lehrern sind 900,oo »
6. an Zinsen von Kapitalien 2 390,50 *
7. von Immatrikulations-Gebühren 1 556,oo *
8. von Promotionen 90,oo *
Summa der Einnahmen 28 715.64 M.
Hieraus wurden für Studierende gewährt:
für Freitische 12 174,40 M.
und zwar:
für 247 Portionen an Studierende der
kath.-theol. Fakultät,
» 7 653 * an Studierende der ev.-
theol. Fakultät,
• 1 395 ■ an Studierende der
jurist. Fakultät,
569 * an Studierende der me-
dizinischen Fakultät,
* 7 528 * an Studierende der phi-
losophi sehen Fakultät,
zus. für 17 392 Portionen,
an Unterstützungen an arme Studierende auf
Anweisung des Universitäts-Kurators 6 375,oo «
an Unterstützungen aus den Immatrikulations-
Gebühren auf Anweisung des Rektors ... 1 588,oo «
an Verwaltungskosten, Remunerationen etc.
wurden gezahlt 428,0 5 *
Summa der Ausgaben 20 565,4 5 M.
Mithin Bestand 8150,19 M.
b. Stipendien -Fond 8.
Von den auf privaten Stiftungen beruhenden Stipendien
wurden im Rechnungsjahre 1904 gewährt:
beim Ab egg sehen Fonds ein Stipendium in Höhe von
105,oo M.,
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beim Berliner Jubel-Fonds ein Stipendium von 123,oo M.,
beim von Bismarckschen Fonds ein Stipendium von
141,oo M.,
beimBrachvogelschen Fonds ein Stipendium von 149,66 M.,
beim Breslauer Jubel-Fonds von früheren Kommilitonen ein
Stipendium von 900,oo M.,
beim Breslauer städtischen Jubel-Fonds ein Stipendium von
211,50 M.,
beim Causs eschen Fonds sechs Stipendien mit zusammen
653,oo M. und drei Familien -Stipendien mit zusammen
1024,50 M.,
beim von Closterschen Fonds ein Stipendium von 135,50 M.,
beim Czernikowschen Fonds zwei Stipendien von je
115,oo M.,
beim Darreschen Fonds ein Stipendium von 54,« 5 M.,
beim Duflosschen Fonds ein Stipendium von 125,65 M.,
beim Fonds Ex cassa montis pietatis zwei Prämien von je
60,oo M.,
beim Feigeschen Fonds zwei Stipendien von je 46,50 M.,
beim Fi ck ersehen Fonds ein Stipendium von 217,oo M. und
eins von 106,oo M.,
beim Gölickeschen Fonds zwei Stipendien von je 160,oo M.,
beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Natur-
wissenschaft) ein Stipendium von 592,oo M. und ein
Stipendium von 500,oo M.,
beim Göppertschen Fonds (für Studierende der Pharmacie)
ein Stipendium von 130,oo M.,
beim Grafen hörst sehen Fonds ein Stipendium von 179,oo M.,
beim Grötznerschen Fonds ein Stipendium von 500,oo M.,
vier Stipendien von je 400,oo M. und ein Stipendium
von 300,oo M.,
beim Grünebergschen Fonds ein Stipendium von 62,2 5 M.,
beim Guhrauerschen Fonds ein Stipendium von 109,50 M.,
beim Haaseschen Fonds ein Stipendium von 120,75 M.,
beim Heidenreichschen Fonds drei Stipendien von je
210,oo M.,
beim Hirt sehen Jubel -Fonds ein Stipendium von 66, so M.,
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beim Jungniizschen Fonds (für katholische Theologen)
zwei Stipendien von je 109,50 M.,
beim Jungnitzschen Fonds (für Philologen) ein Stipendium
von 106,7 5 M.,
beim Kahle rt sehen Fonds ein Stipendium von 461,2 5 M.,
der Universitäts-Bibliothek überwiesen 153,7 5 M.,
beim Kottulaschen Fonds drei Stipendien von je 81,76 M.,
beim Korn sehen Fonds ein Stipendium von 600,oo M.t
beim Krainski sehen Fonds ein Stipendium von 75,oo M.,
beim Kramerschen Fonds drei Stipendien von je 400,oo M.
und vier Stipendien von je 354,3 8 M. bezw. 354,37 M.,
beim Lewald sehen Fonds zwei Stipendien von je 60,oo M.,
beim Löwigschen Fonds (für Pharmaceuten) ein Stipendium
von 108,50 M.,
beim Löwigschen Fonds (für Studierende der Naturwissen-
schaften) ein Stipendium von 105,oo M.,
beim Menschigschen Fonds ein Stipendium von 157,60 MM
beim Müllerschen Fonds zwei Stipendien von je 150,oo M.,
beim Poleckschen Fonds (für stud. Pharmaceuten) ein
Stipendium von 145,2 5 M.,
beim Primk ersehen Fonds ein Stipendium von 213,oo M.,
beim Pro 11 sehen Fonds ein Stipendium von 120,oo M.,
beim P ruckmannschen Fonds drei Stipendien von je 61,soM ,
beim Rem ersehen Fonds ein Stipendium von 109,60 M.,
beim Rosenthal sehen Fonds ein Stipendium von 108,oo M.,
beim Sachs sehen Fonds ein Stipendium von 105,oo M.,
beim von Schlegellschen Fonds ein Stipendium von
141,75 M.,
beim von Schönaich-Amtitzschen Fonds vier Stipendien
von je 180,oo M., ein Stipendium mit 120,oo M.,
beim von Schuckmannschen Fonds ein Stipendium von
52,50 M.,
beim Schulz sehen Fonds ein Stipendium für evangelische
Theologen von 161, oo M., ein Stipendium für Philologen
von gleicher Höhe,
beim S eh wabe-Pri esemuthschen Fonds im Soramer-
semester 1904 vier Stipendien von je 375,oo M. und
siebzehn Stipendien von je 120,oo M.; im Wintersemester
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1904/1905 drei Stipendien von je 375,oo M., sechzehn
Stipendien von je 180,oo M.
beim Stegmann sehen Fonds ein Stipendium von 360,oo M.,
beim Stenz ler sehen Fonds der Universitäts-Bibliothek über-
wiesen 46,50 M.,
beim Stendal sehen Fonds ein Stipendium von 112,50 M.,
beim Strobl sehen Fonds drei Stipendien von je 120,oo M.
und eine Unterstützung von 53,2 5 M.,
beim Werl ienus sehen Fonds ein Stipendium für Theo-
logen, zwei Stipendien für Juristen, ein Stipendium für
Mediziner, in Höhe von je 118,96 M.,
beim Wimpi nasschen Fonds ein Stipendium von 84,oo M.,
beim Stipendium Wolfianum philologicum ein Stipendium
von 138,3 7 M. und ein Stipendium von 103,7 8 M.,
beim Stipendium Wolfianum alterum ein Stipendium von
75,oo M.
6. Kranken- und Begräbnis -Kasse für Studierende.
a. Die Studenten -Kranken -Kasse.
Eine Änderung der Satzungen und der Beiträge ist nicht
erfolgt.
Die Einnahmen haben im Jahre 1904 betragen und
zwar:
a. Beiträge der Studierenden 9 674,4 o M.
b. Zinsen etc. von Kapitalien 1 745,2 6 -
c. dem Bestände aus dem Jahre 1903 238,7 i *
d. Valuta für gekündigte Wertpapiere 1 500,oo *
e. von der Freien Studentenschaft, Zuwen-
dung aus dem Winterfest 40, oo
Summa der Einnahmen 13 198,36 M.
Die Ausgaben betrugen:
1. Remunerationen an Arzte und Beamte... 2 232,60 M.
2. Unterstützungen an Studierende zu Bade-
und Brunnenkuren 1 593 oo »
Seitenbetrag 3 825,6 0 M.
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106
s
Übertrag 3 825,50 M.
und zwar erhielten:
1 Studierender 200,oo M. = 200,oo M.
1 * 165,oo . = 165,00
4 Studierende je 150,oo * = 600,oo
2 « * 120,00 * = 240,oo
2 * * 100,oo * = 200,oo »
1 Studierender 80, oo * = 80, oo »
1 * 60,oo . == 60,oo
1 • 48,oo * = 48,oo
13 Studierende zusammen ... 1 593,oo M.
3. Für Arzneien und ärztliche Behandlung:
a. für Medikamente, Brillen, Bruch-
bänder etc 2 749,7 7 M.
970 Studierenden wurden
in 1566 Fällen ärztliche
Medikamente verordnet.
b. Für Verpflegung und Be-
handlung von Studieren-
den in den Universitäts-
Kliniken und im Garnison-
Lazarett 4 214,6 6 *
// 6 994,32 M.
4. Zur Kapitalisierung 1 493,oo *
5. Verwaltungskosten 97,6 5 *
Summa der Ausgaben 12 410,47 M.
Die Einnahmen betrugen 13 198,86 «
Mithin bleibt Bestand 787,89 M.
b. Die Studenten-Begrabnis-Kasse.
Das Vermögen bestand am Ende des Etatsjahres 1904 in
Effekten nach Nominalwert 7 500,oo M.
gegen im Vorjahre 6 700,oo •
A. Die Einnahmen im Jahre 1903 haben betragen:
1. Bestand aus dem Vorjahre 737,86 M.
2. Zinsen von Kapitalien 248,50
Summa der Einnahmen 985,86 M*
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Übertrag 985,8« M.
B. Ausgaben:
1. Begräbniskosten für verstorbene Studierende — M.
2. Zur Kapitalisierung 803,4 5 *
Bleibt Bestand 182,4 1 M.
7. Der akademische Turnspielplatz.
Zum ersten Male soll in der Chronik der Universität über
diese neue Einrichtung Bericht erstattet werden, deren sich die
Universität Dank der Munifizenz des Herrn Ministers und der
wohlwollenden Förderung durch das hohe Kuratorium seit dem
Sommersemester 1902 zu erfreuen hat.
Den ersten Anstoß durch Bereitstellung eines Spielplatzes
die Pflege der Leibesübungen von Seiten der Universität auf-
zunehmen gab die Anregung des Zentral-Ausschusses für Volks-
und Jugendspiele im Jahre 1895 ebenso wie an andern Univer-
sitäten so auch in Breslau Universitätsspielkurse abzuhalten.
Von einem solchen Vorhaben ließ sich nur dann nachhaltiger
Gewinn versprechen, wenn den Studierenden die Möglichkeit
geboten wäre, das in einem kurzen Kursus Erlernte fortdauernd
zu üben und dadurch sich für immer zu eigen zu machen.
Damals wurde auf die Notwendigkeit eines eigenen den
Studierenden zur Benützung zu gebenden Spielplatzes hinge-
wiesen. Die Not Breslaus an größeren Plätzen, welche zum
Betriebe größerer Spiele der Erwachsenen geeignet sind, drängte
dazu nach einem eignen Platze sich umzutun. Nachdem die Ver-
handlungen mit verschiedenen Privaten, größere Wiesenflächen
in der Nähe der Stadt zum Spielbetriebe zu pachten, sich wegen
der hohen Pachtsummen zerschlagen hatten, wurden nach
wiederholten Vorstellungen des akademischen Senats im April
1901 vom Herrn Minister der geistl. etc. Angelegenheiten die
Mittel angewiesen, auf dem an die kgl. Anatomie und die kgl.
Kinderklinik anstoßenden fiskalischen Gelände einen Turnspiel-
platz einzurichten. Da aber inzwischen eine anderweitige Ver-
wendung dieses Grundstücks in Frage kam, konnte erst 1902
mit den Arbeiten begonnen werden. Das freundliche Entgegen-
kommen der städtischen Behörden, die ein zur Abrundung des
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Platzes sehr notwendiges Stück Land der Universität pacht-
weise überließen, und die tatkräftige Hilfe des Universitätsbau-
amts machten es möglich, die Planierungsarbeiten und die Auf-
richtung des Unterkunfts- und Geräteraumes, sowie der Sprung-
anlagen so rasch zu fördern, daß die Übergabe des Platzes
bereits am 10. Oktober 1902 erfolgen konnte. 120 m lang und
durchschnittlich 75—78 m breit zieht sich der rautenförmige
Platz in der Richtung von Südwest nach Nordost westlich von
der Anatomie hin, nach Süden und Westen von einem Bestände
alter Bäume freundlich eingefriedet. Sie haben sich so erhalten
lassen, daß unter ihrem Schatten ein fast 20 m breiter Streifen
dem Spielfelde parallel gewonnen wurde, auf welchem die An-
laufbahnen für Hoch- und Weitsprung, sowie die Plätze für Ger-
und Diskuswurf angelegt werden konnten.
Die ganze Einrichtung des Turnspielplatzes wurde nach Fest-
setzung einer bestimmten Spielordnung einem vom Senat ge-
wählten Ausschuß übergeben, dem außer dem jeweiligen Rektor
ursprünglich die Herren Prof. Schäfer, Prof. Wer nicke,
Prof. Hoffmann und der Berichterstatter angehörten, und der
zurzeit von den Herren Profif. Beyerle, Rohr, Hoffmann
und dem Unterzeichneten gebildet wird.
In einer längeren Ansprache wurde in besonderer Ver-
sammlung den Herren Studierenden die Bedeutung der Ein-
richtung auseinandergesetzt und zu fleißiger Benützung aufge-
fordert.
Aus den sich zum Spiel Meldenden wurden besondere
Spielabteilungen unter Aufsicht eigener Spielleiter gebildet und
diesen nach gemeinsamer Verabredung zu bestimmten Tagen
und Stunden der Platz zur Benützung überwiesen. So wurden
1903 7 Spielabteilungen von den Mitgliedern des historischen
Vereins, des Vereins Unitas, den vereinigten Burschenschaften,
dem philologischen Verein und den farbentragenden und nicht
farbentragenden akademischen Turnvereinen gebildet.
Im Sommer 1903 wurde der Platz an 73 Spieltagen von
922 Spielern benützt, im Sommer 1904 an 94 Spieltagen von
1304 Spielern. Am stärksten nahm den Platz der akademische
Turnverein in Anspruch; er spielte 1903 an 32 Spieltagen,
1904 an 44 Tagen mit 569 Mann. 1904 spielte außerdem der
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109
historische Verein an Ii Tagen mit 137, der philologische Verein
an 11 Tagen mit 131, der Turnverein Saxo-Silesia 9 mal mit
113 Mann, die farbentragenden Turnvereine 7 mal mit 125,
die Unitas auch 7 mal mit 39 Mann, die Vereinigten Burschen-
schaften 5 mal mit 153 Mann. Die nicht inkorporierten
Studierenden, die sich am Spiel beteiligen wollten, wurden je
nach der Zahl der Spieler den einzelnen Abteilungen zugewiesen.
Tamborin-, Faust- und Schleuderball erfreuten sich des
lebhaftesten Zuspruchs. Ger- und Diskuswurf fanden ebenfalls
viel Beifall; nächstdem die verschiedenen Sprungarten, und
andere volkstümliche Übungen.
Für das Sommersemester 1905 ist die Abhaltung eines
Spielkursus für die Spielleiter durch einen Turnlehrer in Aus-
sicht genommen, um die Spielleiter eingehender mit dem Turn-
Spielstoff vertraut zu machen, und ihre Spielfertigkeit und Spiel-
lust zu steigern.
So soll der Sinn für körperliche Übung immer weiter in
die Studentenschaft getragen werden, damit sie immer mehr
erkenne und empfinde, welch köstliches Mittel zur Stählung
körperlicher und sittlicher Kraft ihr in dem Turnspiel geboten ist.
Pro patria est, dum ludere videmur. C. Partsch.
VI. Akademische Grundstücke und Kapitalien.
I. Grundstücke.
Großes Universitätsgebäude. Die Wiederherstellung
des Musiksaals einschließlich seiner Vorräume wurde mit der
Instandsetzung der Vergoldungen, Einbringung der neuen
Fenster der südlichen Wand, Instandsetzung der Türen, Her-
stellung des neuen Sängerpodiums und Fußbodens und Ein-
führung elektrischer Beleuchtung im Wesentlichen abgeschlossen.
Noch gegen Ende des Etatsjahres erging die Ermächtigung des
Herrn Ministers, daß nach Maßgabe der vorgelegten Entwürfe
und Vorschläge die neue innere Einrichtung (Orgel, Gestühl
u. s. w.) zur Ausführung gebracht werden darf.
Die Arbeitsräume im III. Stockwerk des Mittelflügels sowie
der im Westflügel über der Aula gelegene Museumssaal, welche
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nach Übersiedelung des zoologischen Instituts in den Neubau
an der Sternstraße frei geworden waren, wurden zu Seminaren
bezw. zu 2 größeren Hörsälen umgebaut. Die ersteren konnten
bereits Anfang Januar in Benutzung genommen werden; die
Fertigstellung der neuen Hörsäle ist im Juli 1905 zu erwarten.
Bibliothek. Die Räume der ehemaligen Dienstwohnung
des Direktors des archäologischen Museums im Erdgeschoß des
Ostflügels wurden zu Zwecken der Bibliothek hergerichtet.
Sternwarte. Die Beobachtungshäuser auf der Insel an
der Börgerwerderschleuse mußten infolge des beginnenden
Baues der neuen Werderbrücke weiter ostwärts verlegt werden.
Botanischer Garten. Die Räume des Erdgeschosses
des Hauses Göppertstraße 4 (ehemalige Filiale der Elisabethine-
rinnen) wurden dem Garten überwiesen und entsprechend
eingerichtet.
Pflanzenphysiologisches Institut. Die Kellerräume
und das I. Stockwerk des Hauses Göppertstraße 4 (ehemalige
Elisabethinerinnen) wurden dem Institut überwiesen und ent-
sprechend eingerichtet.
Zoologisches Institut und Museum. Der Neubau an
der Sternstraße wurde am 29. September der nutznießenden
Behörde übergeben.
Agrikulturchemisches und bakteriologisches In-
stitut. In Rosenthal bei Breslau auf dem Gelände des land-
wirtschaftlichen Versuchsfeldes wurde eine Vegetationsanlage
bestehend aus Arbeitshaus, Glashaus, Drahthaus, Schuppen und
Brunnen errichtet.
Psychiatrische und Nervenklinik. Die Errichtung
des Neubaues an der Auenstraße wurde im Herbst 1904 mit
der Herstellung der Fundamente für das Hauptgebäude be-
gonnen.
2. Kapitalien.
Das Vermögen der Universität betrug am Schlüsse des
Etats-Jahres 1904 593 175,oo M.
und ist angelegt:
in Hypotheken 320 300,00 M.,
in Wertpapieren 272 875,oo *
593 175,oo M.
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111
Die Stiftungs- Fonds der Universität weisen am Schlüsse
des Etats-Jahres 1904 ein Vermögen von 328 065,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken 227 340,00 M.,
in Wertpapieren 100 725,oo *
Außerdem besitzt der v. Hackemann sehe Professoren-
Witwen - Pensions - Fonds an Ländereien 36 ha 43 a 90 qm,
welche im Etats-Jahre 1904 einen Pachtzins von 3057,2 6 Mark
und an Jagdpachtgeldern 68,66 Mark eingebracht haben.
Das Vermögen der Stipendien -Fonds betrug am Schlüsse
des Etats-Jahres 1904 850 321,65 M.
und ist angelegt:
in Hypotheken mit 348 650,oo M.,
in Wertpapieren mit 500 500,oo *
in Sparkassenbüchern mit 1 171,56 »
850 321,5 6 M.
Der Studenten - Unterstützungs - Fonds weist am Schlüsse
des Etats-Jahres 1904 ein Kapitalvermögen von. 63 800,oo M.
nach.
Dasselbe besteht:
in Hypotheken von 30 000 M.,
in Effekten von 33 800 *
VII. Wichtigere Ministerial-Erlasse, Kuratorial-
schreiben und Senatsbeschlüsse.
1. Ftkr die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse und Karatorialschreiben.
Unter dem 22. März 1904 teilt der Herr Minister mit, daß,
da der § 21 der Prüfungsordnung für Ärzte vom 28. Mai 1901
für die ärztliche Prüfung zwei Prüfungstermine festsetzt, welche
Mitte Oktober und Mitte März beginnen, die Zulassung zur
Sommerprüfung nicht mehr die Ausnahme bildet, weshalb auch
die Meldungen zu dieser unmittelbar an den Herrn Minister
einzureichen sind.
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Durch die Erlasse vom 7. und 19. September und vom
3. November 1904 hat der Herr Minister eine andere Gruppierung
der Studienfächer der philosophischen Fakultät in der
statistischen Übersicht der Studierenden des Personalverzeich-
nisses, sowie bei der Ausfüllung der Zählkarten angeordnet.
Es handelt sich besonders darum, ersichtlich zu machen, wie
viele Studierende des humanistischen und mathematisch-
naturwissenschaftlichen Lehrfaches vorhanden sind, weshalb
die Zahl der Studierenden der alten und neuen Philologie,
sowie der Geschichte einerseits und der Mathematik und Natur-
wissenschaft andererseits in je einer Rubrik anzugeben ist.
Bei Übersendung der mit dem 1 Oktober 1904 in Kraft
getretenen Prüfungsordnung für Apotheker hat der Herr
Minister zu § 17 derselben bemerkt, daß die Anträge auf Zu-
lassung zur Prüfung wie bisher an das Universitäts-Kuratorium
zu richten sind, dem auch die Entscheidung über die aus-
nahmsweise Berücksichtigung verspäteter Anträge zusteht.
Durch Erlaß vom 5. Oktober 1904 hat der Herr Minister
eine neue Ordnung für die Bibliotheks-Kommission der Universität
genehmigt. Dieselbe ist allen Dozenten mit dem Ersuchen
mitgeteilt worden, ihre auf Neuanschaffung von Büchern ge-
richteten Wünsche, sofern hierdurch der Etat der Bibliothek
stark oder dauernd belastet werden würde, zunächst der
Kommission anzumelden und zwar durch Vermittelung des der-
selben angehörenden Fakultätsmitgliedes. (Siehe oben S. 11 f.)
Durch Schreiben vom 6. Oktober 1904 hat der Herr
Universitäts-Kurator eine Bekanntmachung der Geschäftsstelle
des Gesamtkataloges für die Königliche Bibliothek in Berlin
und die zehn preußischen Universitäten zur Kenntnisnahme
mitgeteilt, nach der diese bereit ist, auf frankierte Anfragen
darüber Auskunft zu erteilen, ob ein gesuchtes Buch in einer
der genannten Bibliotheken sich befindet. Als Gebühr sind
für jedes Buch 10 Pfg. in Briefmarken beizufügen.
Unterm 14. Dezember 1904 teilt der Herr Minister mit, daß
sich das Kollegiatstift zu Zeitz bereit erklärt hat, in allen
Fällen, in denen staatliche Bibliotheken unter Übernahme der
Verantwortung um leihweise Überlassung von Archivalien aus
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113
der Domherrn-Bibliothek bitten, den Anträgen ohne weiteres
stattzugeben.
Durch Schreiben vom 15. Dezember 1904 gibt der Herr
Universitäts- Kurator Kenntnis von der Einrichtung einer
akademischen Auskunftsstelle an der Berliner Universität, die
den Zweck verfolgt, eine Zentrale für alle Auskünfte zu bilden,
die geeignet erscheinen, den Studierenden für ihre Studien-
zwecke förderlich zu sein und auch den zahlreichen Studieren-
den, welche andere Universitäten zu beziehen wünschen, und
den Gelehrten, welche Studienreisen machen, sachgemäße Aus-
künfte zu erteilen. Zur Ausstattung dieses Instituts sind dem-
selben sämtliche auf die Einrichtung der hiesigen Universität
sich beziehenden Reglements übermittelt worden, auch werden
ihm künftig alle periodischen Druckschriften zugesandt werden.
Die Universitäts-Institute sind ersucht worden, auch ihre Sonder-
vorschriften dahin zu überweisen.
Durch Erlaß des Herrn Ministers vom 6. Januar 1905 sind
die §§ 2 bis 4 der Vorschriften für die Studierenden der
r i*i 1- Oktober 1879 , , ,. _
Landesuniversitäten vom =-- r^-r rsTTT* welche die Bestim-
7. h ebruar 1894
mungen über die wissenschaftliche Vorbildung für die Zu-
lassung zur Immatrikulation enthalten, abgeändert worden.
Diese Abänderungen beziehen sich hauptsächlich darauf, daß nun-
mehr in Fällen, in denen nach den bestehenden Bestimmungen
für ein Berufsstudium der Nachweis der Reife für die Prima einer
neunstufigen höheren Lehranstalt genügt (Pharmazeuten und
Zahnärzte), dies auch für die Immatrikulation ausreicht und
daß zur Verlängerung eines Studiums extra ordinem über die
Dauer von 6 Semestern hinaus die Genehmigung des Herrn
Ministers erforderlich ist.
b. Senatsbeschlflsse.
Am 7. Mai 1904 erklärte sich der Senat mit der Bekannt-
machung des Erscheinens des Vorlesungs-Verzeichnisses in
politischen Zeitungen, deren Auswahl dem Rektor überlassen
wurde, einverstanden.
Auf eine bezügliche Anfrage der Universitätskasse ent-
schied der Senat am 23. Juli 1904, daß die einem Studierenden
8
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114
gewährte Stundung der Vorlesungshonorare mit dem Wechsel
der Fakultät erlischt.
In der Sitzung vom 12. Dezember 1904 beschloß der
Senat:
1. den Termin zur Verteilung der Hörsäle gegen den
Schluß des Semesters und zwar alsbald nach dem
Erscheinen des Vorlesungsverzeichnisses zu verlegen,
2. das den Dozenten der Mathematik bereits früher ein-
geräumte Vorrecht auf die Benutzung des Hörsaals XI
auch auf den gleichfalls mit einer großen Wand-
tafel ausgestatteten Hörsaal X ausdehnen und
3. eine andere Numerierung der Hörsäle vornehmen zu
lassen.
Diese ist in der Weise erfolgt, daß die Nummerfolge im
Westflügel des Erdgeschosses beginnt und sich von Westen
nach Osten durch alle Stockwerke fortsetzt.
In der Sitzung vom 14. Januar 1905 wurde der Begriff
„der betreffenden Fakultät" im 3. Absatz des § 15 der allge-
meinen Studentenvorschriften vom 1. Oktober 1879 dahin
interpretiert, daß hierunter diejenige Fakultät zu verstehen sei,
welcher der Dozent angehört.
Am 18. Februar 1905 erklärte sich der Senat auf Vor-
schlag der Seminardirektoren damit einverstanden, daß im
Sommer-Semester 1905 die Seminare versuchsweise von 8 — 1
und 3 — 7 Uhr geöffnet werden. Diejenigen Seminardirektoren,
die Uber diese Zeit hinaus Seminarübungen abhalten, haben
die Verantwortung für das Auslöschen der Gasflammen und
das Schließen des Seminarraumes selbst zu übernehmen.
VIII. Universitäts-Ereignisse, Feierlichkeiten,
Programme, Adressen etc.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse.
Am 15. Oktober 1904 fand in herkömmlicher Weise die
Übergabe des Rektorats von Seiten des bisherigen Rektors,
Geh. Regierungs-Rats Professor Dr. Rosanes an den neu-
gewählten Rektor, Konsistorialrat Professor Dr. Kawerau
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115
statt Nach Ableistung des vorgeschriebenen Eides hielt
dieser seine Antrittsrede: „Der Ursprung des Weihnachtsfestes."
Bei der akademischen Feier des Geburtstages Sr. Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1905 hielt der Professor
der Eloquenz, Geh. Regierungs-Rat Professor Dr. Fo erster
die Festrede über das Thema: „Psyche".
Den Schluß der Feier bildete die alljährlich stattfindende
Preisverteilung, über die der im Druck erschienene Bericht
das Nähere besagt. (Siehe auch VIII, 3). Am Nachmittag fand
wiederum ein Festmahl der Dozenten und Beamten statt, bei
dem der Rektor das Kaiserhoch ausbrachte.
Durch Ministerialerlaß vom 24. Mai 1904 ist bei dem Land-
wirtschaftlichen Institute eine neue Abteilung unter der Be-
zeichnung „Institut für Wirtschaftslehre des Landbauesu ein-
gerichtet und im Personal-Verzeichnis bei den Naturwissen-
schaftlichen und Medizinischen Instituten unter V. 10a auf-
geführt worden. Zum Direktor desselben wurde der außer-
ordentliche Professor Dr. Aereboe ernannt.
Am 1. August 1904 hat das Zoologische Institut und
Museum die seit seiner Begründung innegehabten Räume des
großen Universitätsgebäudes verlassen und den Neubau in der
Sternstraße bezogen. Von den alten Räumen sind die im
III. Stockwerk nach erfolgtem Umbau zur besseren Unter-
bringung des evangelisch-theologischen und des romanischen
Seminars, sowie als Dienstwohnung für den II. Pedell und
Karzeraufseher und als Karzerraum verwendet worden. Aus
dem großen Sammlungssaal wurden zwei Hörsäle zu 400 bezw.
80 Plätzen hergerichtet, die aber am Schlüsse des Berichts-
jahres noch nicht fertiggestellt waren.
Die im westlichsten Teile des Universitätsgebäudes befind-
liche bisherige Dienstwohnung des II. Pedellen und Karzer-
aufsehers, sowie der Universitätskarzer werden kassiert und
dafür ein steinerner Treppenaufgang nach der Aula und dem
darüber liegenden Hörsaale von 400 Plätzen geschaffen.
Der Herr Minister hat genehmigt, daß vom 1. Oktober 1905
ab die erforderlichen Räume für die auf Anregung der Uni-
versität zu errichtende mensa academica gemietet werden.
8*
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Bei der feierlichen Eröffnung der neuen technischen Hoch-
schule in Danzig war unsere Universität durch den Rektor und
den Dekan der philosophischen Fakultät vertreten. Die
Studentenschaft entsandte drei Vertreter.
Am 10. Dezember 1904 feierte der ordentliche Professor
in der katholisch-theologischen Fakultät Geh. Regierungs-Rat,
Prälat Dr. Laemmer und
am 6. März 1905 der ordentliche Professor in der medi-
zinischen Fakultät Geh. Medizinal-Rat Dr. Fischer, wohnhaft
in Berlin, das 50jährige Doktorjubiläuni, wobei denselben hohe
Ordensauszeichnungen zu teil wurden.
Die von dem Herrn Minister der Universität zum Geschenk
gemachte Marmorbüste des vorigen Herrn Universitätskurators,
Sr. Durchlaucht des Fürsten von Hatzfeldt, Herzogs zu Trachen-
berg ist, nachdem sie provisorisch vor dem Eingange zur Aula
Leopoldina Aufstellung gefunden hatte, nunmehr in der Aula
selbst aufgestellt worden.
Zur Beleuchtung des Aulachores sind Spiritusglühlicht-
lampen angebracht worden.
Nach wiederholten Anträgen der Universität ist nunmehr
mit Ermächtigung des Herrn Ministers durch einen mit der
Frankfurter Transport-, Unfall- und Glasversicherungs-Aktien-
26
Gesellschaft in Frankfurt a. M. unterm— T' Oktober 1904 ab-
Ol.
geschlossenen Vertrag die Versicherung der Studierenden der
Naturwissenschaften (einschl. Mathematik), der Landwirtschaft
und der Medizin (einschl. der Zahnheilkunde), sowie der
Assistenten und Institutsdiener etc. gegen Unfälle ins Leben
getreten. Für die Vorbezeichneten ist die Versicherung obli-
gatorisch; jeder andere Student, sowie die Dozenten und die
akademischen Lehrer haben das Recht, derselben freiwillig
beizutreten. Die Prämie beträgt 1,50 Mk. für das Semester;
gewährt werden:
3000 Mk. für den Todesfall,
15000 Mk. für den Invaliditätsfall, zahlbar in Gestalt
einer Rente,
3 Mk. täglich Kurkosten vom Tage der ärztlichen
Behandlung ab.
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117
2. Programme
und
3. Adressen
sind nicht erschienen.
IX. Studierende,
1. Hörerzahl.
Sommer-Semester 1904:
a. immatrikulierte Studierende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1262
Neu hinzugekommen . . . . 518
zusammen 1780
Davon zählte:
die evangelisch - theologische J Deutsche 74
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 75
die katholisch - theologische i Deutsche 292
Fakultät l Nichtdeutsche 1_ 293
. ... , „ , / Deutsche 499
die juristische Fakultät {
l Nichtdeutsche — 499
,. .. . . , _ . .... /Deutsche 193
die medizinische Fakultät . . { mT.
v Nu
o
O. 3
fichtdeutsche 10_ 203
a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 496
b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. Oktober 1879 184
Deutsche 680
c. Nichtdeutsche 30 710
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schließlich 70 Hörerinnen) 145
Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 1925
Es hörten Vorlesungen:
von den immatrikulierten Studierenden 1768
von den Hospitanten 140
zusammen 1908
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118
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:
in der katholisch - theologischen Fakultät 2, in der
juristischen Fakultät 4, in der medizinischen Fa-
kultät 1 und in der philosophischen Fakultät 5,
zusammen 12
Von den Hospitantenscheinen haben 5 Hörer keinen Ge-
brauch gemacht.
Winter-Semester 1904/05:
a. Immatrikulierte Studierende:
Aus dem vorigen Semester waren geblieben 1330
Neu hinzugekommen 515
zusammen 1845
Davon zählte:
die katholisch - theologische I Deutsche 234
Fakultät l Nichtdeutsche — 234
die evangelisch - theologische i Deutsche 64
Fakultät l Nichtdeutsche 64
. ... , „ . | Deutsche 568
die juristische Fakultät. . . . <%T . , , , , ,
l Nichtdeutsche 2
570
die medizinische Fakultät ... I Deutsche
l Nichtdeutsche 13 195
o
2 £
a. Deutsche m. d. Zeugnis der Reife 530
b. Deutsche ohne Zeugnis der Reife
nach § 3 der Vorschriften vom
1. Oktober 1879 210
Deutsche 740
l c. Nichtdeutsche 42 782
b. Hospitanten, Deutsche und Nichtdeutsche (ein-
schließlich 122 Hörerinnen) 253
Die Gesamtzahl der zum Hören von Vorlesungen Be-
rechtigten war also 2098
Es hörten Vorlesungen:
von den immatrikulierten Studierenden 1825
von den Hospitanten 243
zusammen 2068
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119
Vom Hören der Vorlesungen waren dispensiert:
in der katholisch - theologischen Fakultät 4, in der
evangelisch - theologischen Fakultät 2, in der
juristischen Fakultät 2, in der medizinischen
Fakultät 1 und in der philosophischen Fakultät 11,
zusammen 20
Von den Hospitantenscheinen haben 10 Hörer keinen Ge-
brauch gemacht.
2. Beteiligung an den Vorlesungen.
a. Es haben Inskriptionen stattgefunden:
1. bei der evangelisch-theologischen Fakultät
im Sommersemester 1904:
zu 16 theol. Privatvorlesungen 232
« 4 « öffentlichen Vorlesungen 108
* 9 - seminaristischen Übungen 110
im Wintersemester 1904/05:
zu 18 theol. Privatvorlesungen 240
* 5 * öffentlichen Vorlesungen 129
» 8 * seminaristischen Übungen 98
2. bei der katholisch-theologischen Fakultät
im Sommersemester 1904:
zu 14 theol. Privatvorlesungen 1181
«11 * öffentlichen Vorlesungen 1053
* 6 • seminaristischen Übungen 170
im Wintersemester 1904/05:
zu 12 theol. Privatvorlesungen 936
« 8 » öffentlichen Vorlesungen 769
* 6 * seminaristischen Übungen 144
3. bei der juristischen Fakultät
unter Einschluß der staatswissenschaftlichen Disziplinen
im Sommersemester 1904:
zu 37 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 2451
• 3 » * öffentlichen Vorlesungen 281
• 7 * • * seminaristischen Übungen 298
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120
im Wintersemester 1904/05:
zu 39 jur. bezw. staatsw. Privatvorlesungen 3023
* 5 * * öffentlichen Vorlesungen 488
7 » * » seminaristischen Übungen 353
4. bei der medizinischen Fakultät
im Sommersemester 1904:
zu 61 medizinischen Privatvorlesungen 1505
* 30 * öffentlichen Vorlesungen . . 633
im Wintersemester 1904/05:
zu 55 medizinischen Privatvorlesungen 1144
* 36 * öffentlichen Vorlesungen . . 527
5. bei der philosophischen Fakultät
im Sommersemester 1904:
zu 118 Privatvorlesungen 4047
* 47 öffentlichen Vorlesungen . . . 1840
* 39 Seminarien 676
im Wintersemester 1904/05:
* 123 Privatvorlesungen 4246
47 öffentlichen Vorlesungen... 1682
- 18 Seminarien 637
1. Von Seiten der Studierenden der evangelisch-theolo-
gischen Fakultät haben stattgefunden:
im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 75 Hörern
zu 16 theol. Privatvorlesungen 232 Inskriptionen,
* 4 » öffentlichen Vorlesungen 108 »
* 9 » seminaristischen Übungen ... 110 *
« außerfachlichen (philos., historischen,
literar., philologischen) Vorlesungen 59 *
(35 private, 24 öffentliche);
im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 64 Hörern
zu 18 theologischen Privatvorlesungen 240 Inskriptionen,
5 * öffentlichen Vorlesungen 129 *
8 * seminaristischen Übungen 98
* außerfachlichen Vorlesungen 72
(26 private, 46 öffentliche).
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121
Mithin entfallen auf jeden der Hörenden:
im Sommerseinester 1904 (Zahl 75):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,2 o Inskriptionen,
« * * öffentlichen Vorlesungen . . . 1,44 *
> • ■ seminaristischen Übungen . . 1,4 6 «
« * anßerfachlichen Vorlesungen 0,7 9
im Wintersemester 1904/05 (Zahl 64):
zu den theol. Privatvorlesungen 3,7 5 Inskriptionen,
* * * öffentlichen Vorlesungen ... 2, 02
* * seminaristischen Übungen . . 1,63
außerfachlichen Vorlesungen l,is
2. Von seiten der Studierenden der katholischen Theologie
haben stattgefunden:
im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 293 Hörern
zu 14 theol. Privatvorlesungen 1181 Inskriptionen,
»II « öffentlichen Vorlesungen 1053
' 6 < seminaristischen Übungen ... 170 *
* außerfachlichen Vorlesungen 180 »
(112 private, 68 öffentliche);
im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 234 Hörern
zu 12 theol. Privatvorlesungen 936 Inskriptionen,
* 8 * öffentlichen Vorlesungen 769
6 - seminaristischen Übungen 144
* außer fachlichen Vorlesungen 220
(113 private, 107 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommersemester 1904 (Zahl 293):
zu den theol. Privat Vorlesungen 4,0 3 Inskriptionen,
öffentlichen Vorlesungen ... 3,59 *
* seminaristischen Übungen.. 0,55
* außerfachlichen Vorlesungen 0,6 1 *
im Wintersemester 1901/05 (Zahl 234):
zu den theol. Privatvorlesungen 4,oo Inskriptionen,
* * * öffentlichen Vorlesungen... 3,2 9
* ■ « seminaristischen Übungen. . 0,62
* außerfachlichen Vorlesungen 0,94
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122
3. Von Seiten der Studierenden der juristischen Fakultät
haben stattgefunden:
im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 499 Hörern
zu 37 juristischen Privat Vorlesungen 2451 Inskriptionen,
» 3 öffentlichen Vorlesungen 281
* 7 - seminar. Übungen 298
« außerfachlichen Vorlesungen 394 *
(72 private, 322 öffentliche);
im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 570 Hörern
zu 39 juristischen Privatvorlesungen 3023 Inskriptionen,
* 5 * öffentlichen Vorlesungen 488
7 * seminar. Übungen 353
« außerfachlichen Vorlesungen 516 *
(67 private, 439 öffentliche).
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommersemester 1904 (Zahl 499):
zu den juristischen Privatvorlesungen 4,9 1 Inskriptionen,
* • * öffentl. Vorlesungen.. 0,66 *
' * * seminar. Übungen.... 0,60 *
* * außerfachlichen Vorlesungen 0,79 *
im Wintersemester 1904/05 (Zahl 570):
zu den juristischen Privatvorlesungen 5,46 Inskriptionen,
* * * öffentl. Vorlesungen . . 0,86 •
* * * seminar. Übungen 0,62 *
* « außerfachlichen Vorlesungen 0,9 i *
4. Von Studierenden der medizinischen Fakultät haben,
wenn die von ihnen gehörten obligatorischen naturwissen-
schaftlichen Vorlesungen zu den medizinischen gezählt werden,
stattgefunden:
im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 203 Hörern
zu 61 Privatvorlesungen 1505 Inskriptionen,
* 30 öffentlichen Vorlesungen 633
im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 195 Hörern
zu 55 Privatvorlesungen 1 144 Inskriptionen,
« 36 öffentlichen Vorlesungen 527
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123
Mithin entfallen auf jeden Hörenden :
im Sommersemester 1904 (Zahl 203):
zu den Privatvorlesungen 7,4 i Inskriptionen,
• * öffentlichen Vorlesungen 3,ii
im Wintersemester 1904/05 (Zahl 195):
zu den Privatvorlesungen 5,86 Inskriptionen,
- - Öffentlichen Vorlesungen 2,7 o
5. Von Seiten der Studierenden der philosophischen Fa-
kultät haben stattgefunden:
im Sommersemester 1904 bei einer Anzahl von 710 Hörern
zu 118 Privatvorlesungen 4047 Inskriptionen,
47 öffentlichen Vorlesungen 1840 *
39 Seminarien : 676
Außerfachliche Vorlesungen sind in der philosophischen
Fakultät in der Regel solche, die einem vom Spezialfache ver-
schiedenen Fache dieser Fakultät selbst angehören:
im Wintersemester 1904/05 bei einer Anzahl von 782 Hörern
zu 123 Privatvorlesungen 4246 Inskriptionen,
47 öffentlichen Vorlesungen 1682
* 18 Seminarien 637 »
Mithin entfallen auf jeden Hörenden:
im Sommersemester 1904 (Zahl 710):
zu den Privatvorlesungen 5,68 Inskriptionen,
* • öffentlichen Vorlesungen 2,5 9
# * Seminarien 0,9 5
im Wintersemester 1904/05 (Zahl 782):
zu den Privatvorlesungen 5,42 Inskriptionen,
* » öffentlichen Vorlesungen 2,15
• - Seminarien . . 0,80
3. Lösungen von Preisaufgaben.
Bei der Preisverteilung am Geburtstage Seiner Majestät
des Kaisers und Königs am 27. Januar 1905 haben folgende
Studierende nach dem hierüber besonders erschienenen ge-
druckten Berichte der Fakultäten Preise und Anerkennungen
erhalten:
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124
von der katholisch-theologischen Fakultät:
der Stud. theol. cath. Conrad Metzger % des Preises und
der Stud. theol. cath. Viktor Otremba V» des Preises;
von der juristischen Fakultät:
der Stud. jur. Godehard Ebers,
der Stud. jur. Ernst Lutterloh und
der Stud. jur. Georg Neuwiem je den vollen Preis;
der Stud. jur. Paul Thierae eine ehrenvolle öffentliche Er-
wähnung;
von der medizinischen Fakultät:
der Stud. med. Curt Cohen den vollen Preis;
von der philosophischen Fakultät:
der Cand. phil. Max Schwochow,
der Stud. phil. Hermann Franke und
der Stud. phil. Max Laugwitz je einen halben Preis.
4. Vereine und Verbindungen.
Für das Berichtsjahr sind folgende Veränderungen zu ver-
zeichnen:
Am 11. Juni 1904 hat sich die freie Studenten-Verbindung
Saxonia neugebildet.
Der Verband wissenschaftlicher Vereine ist zu Beginn des
Wintersemesters 1904/05 aus der Vereinigung akademischer
Korporationen ausgetreten.
Die Vertretung der nicht inkorporierten Studentenschaft
hat im großen Universitätsgebäude eine Geschäftsstelle einge-
richtet, für die ihr ein freier Hörsaal zur Benutzung überlassen
worden ist.
Die Aufsicht und Kontrolle über den staatlich subventio-
nierten Akademischen Turnverein ist vom 1. April 1905 ab an
Stelle des nach Leipzig berufenen ordentlichen Professors Geh.
Reg.-Rat Dr. Joseph Partsch dem außerordentlichen Professor
Dr. Carl Partsch übertragen worden. Die gleiche Kontrolle
führt dieser von da ab auch über den akademischen Turn-
verein Saxo-Silesia.
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125
5. Akademische Disziplin.
Von der akademischen Disziplinarbehörde bezw. von dem
Rektor allein wurden wegen Verletzung der Sitte und Ordnung
des akademischen Lebens bestraft:
a. Im Sommersemester 1904:
1 Studierender mit 5 Tagen Karzer.
b. Im Wintersemester 1904/05:
3 Studierende mit je 3 Tagen Karzer und
3 Studierende mit je 1 Tage Karzer.
X. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen.
Von der katholisch-theologischen Fakultät wurde der Weih-
bischof von Breslau Heinrich Marx und der Erzpriester und
Pfarrer von St. Matthias zu Breslau Aloys Schade zum
Dr. theol. hon. causa und von der evangelisch-theologischen
Fakultät der Lehrer am theologischen Seminar der Brüder-
gemeinde zu Gnadenfeld Heinrich Roy zum Lic. theol. hon.
causa promoviert.
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen.
I. Von der katholisch-theologischen Fakultät
wurden promoviert:
1. Karl Lux, aus Breslau, 1. August 1904: „Constitutionum
Apostolicarum de generali beneficiorum reservatione ab a.
1265 usque ad a. 1378 emissarum, tarn intra quam extra
corpus iuris exstantium, collectio et interpretatio."
2. Joseph Heidemann, aus Potsdam, 4. August 1904: „Die
englische Legation des Kardinals Guido Fulcodi, des
späteren Papstes Clemens IV. u
3. Paul Rentschka, aus Bautzen, Königreich Sachsen,
8. August 1904: „Die Dekalogkatechese des heiligen
Augustinus."
4. Ernst Timpe, aus Osnabrück, 29. November 1904: „Die
kirchenpolitischen Ansichten und Bestrebungen des Kar-
dinals Bellarmin."
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II. Von der juristischen Fakultät wurden
promoviert:
1. Hermann Arnold, aus Breslau, 16. April 1904: „Das
eheliche Güterrecht der Stadt Straßburg i. Eis. bis zur
Einführung des code civil.41
2. Karl Kroll, aus Breslau, 19. April 1904: „Die Bedeutung
des Befehls nach Militärstrafrecht.'4
3. Martin Schlesinger, aus Breslau, 19. April 1904: „Der
Aufruhr (§ 115 Reichsstrafgesetzbuchs).44
4. Paul Fiebach, aus Breslau, 30. April 1904: „Das gesetz-
liche Rücktrittsrecht nach dem B. G. B.44
5. Arthur Fink, aus Bromberg, 9. Mai 1904: „Die recht-
liche Natur der Aufgabe des Eigentums nach heutigem
bürgerlichem Recht.*4
6. Theodor Christiani, aus Cöln-Ehrenfeld, 20. Mai 1904:
„Die Treuhand der fränkischen Zeit.44
7. Paul Herzberg, aus Nicolai, 20. Mai 1904: „Ermäch-
tigungsdelikte.44
8. Hans Albert Lohmeyer, aus Thorn, 4. Juni 1904: „Das
Wesen der Begünstigung.44
9. Emil Ludwig, aus Breslau, 4. Juni 1904: „Die Verletzung
des Berufsgeheimnisses (§ 300 R. St. G. B.).44
10. Alfred Kaestner, aus Liegnitz, 18. Juni 1904: „Die stille
Gesellschaft und die Gesellschaft des bürgerlichen Rechts.
Ein Vergleich.44
11. Arthur Loewy, aus Liegnitz, 18. Juni 1904: „Die Form
der Erbschaftsannahme nach heutigem bürgerlichen Recht'4
12. Otto Fischer, aus Breslau, 21. Juni 1904: „Zur Ge-
schichte der deliktischen Haftung für Vertragsverletzungen.44
13. Franz Bauer, aus Brieg, 2. Juli 1904: „Die Reallast und
die Rentenschuld.44
14. Georg Buch, aus Upalten i. Ostpr., ± Juli 1904: „Die
Haftung des Erbschaftsbesitzers.44
15. Erwin Froehlich, aus Kl.-Zabrze O/S., 4. Juli 190*:
„Der Gegenstand des Kaufes und der Schenkung.44
16. Carl Schmidt, aus Breslau, 4. Juli 1904: „Über gesetz-
liche und richterliche Veräußerungs verböte nach früherem
und heutigem Recht.44
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17. Alfons Bandmann, aus Glatz, 16. Juli 1904: „Das ge-
meinsame Indigenat und sein Verhältnis zur Reichs- und
Staatsangehörigkeit/4
18. Hans Heinrich Lammers, aus Breslau, 18. Juli 1904:
„Die Rentenschuld des Bürgerlichen Gesetzbuches."
19. Felix Mendelssohn, aus Breslau, 29. Juli 1904: „Die actio
de in rem verso utilis im römischen Rechte.44
20. Friedrich Alfred Heimann, aus Königszelt, 30. Juli
1904: „Die formellen Erfordernisse der Eheschließung."
21. Wilhelm Sprinz, aus Inowrazlaw, 3. August 1904: „Die
Gegenansprüche des Finders."
22. Eberhard Neugebauer, aus Breslau, 4. November 1904:
„Die Auflage bei Schenkungen und letztwilligen Verfügungen
nach dem B. G. B."
23. Friedrich Schenk, aus Jauer, 18. November 1904: „Der
Besitz des Gerichtsvollziehers an den gepfändeten Sachen
vor und nach dem 1. Januar 1900."
24. Robert Rathmann, aus Dittersbach, 1. Dezember 1904:
„Die Haftung des Staates und der Grundbuchbeamten für
Verletzungen der Amtspflicht der letzteren."
25. Curt Riess, aus Breslau, 5. Dezember 1904: „Inwieweit
sind den deutschen Einzelstaaten auswärtige Hoheitsrechte
verblieben ?"
26. Georg Geisler, aus Gleiwitz, 23. Dezember 1904: „Das
Gewohnheitsrecht als Quelle des geltenden Handelsrechts."
27. Fritz Schulz, aus Breslau, 15. Februar 1905: „Die
actiones in id quod pervenit und in quantum locupletior
factus est. Studie zur Entwickelung des Bereicherungs-
begriffes."
28. Waldemar Gollenberg, aus Warmbrunn, 22. Februar
1905: „Das Güterrechtsregister.4*
29. Alfred Thal, aus Breslau, 25. Februar 1905: „Der
Rechtsbegriff des Pfandrechts an Forderungen nach
römischem, gemeinem und deutschem bürgerlichen Recht.44
30. Kurt Blasse, aus Breslau, 28. Februar 1905: „Die
Pflichten des Verkäufers einer Erbschaft nach bürger-
lichem Rechte.44
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31. Alfred Dziekan, aus Breslau, 15. März 1905: „Eheauf-
lösung und Wiederverheiratung im Falle der Todes-
erklärung.14
III. Von der medizinischen Fakultät wurden
1. Kurt Berliner, aus Breslau, 28. April 1904: „Beiträge
zur Histologie und Entwicklungsgeschichte des Kleinhirns.41
2. Carl Boehm, aus Neisse, 13. Mai 1904: „Über traumatische
Herzfehler."
3. Abraham Aronoff, aus Nowo-Wasiljewka i. Rußland:
30. Mai 1904: „Bericht über 1000 Kataraktextraktionen,
zusammengestellt nach 153 Fällen aus der Marburger und
847 aus der Breslauer Augenklinik.44
4. Kurt Strassmann, aus Breslau, 11. Juni 1904: „Weitere
Beiträge zur Verwendung des Radiumbromids in der
Therapie der Hautkrankheiten.44
5. Lazarus Jutkowski, aus Militsch, 19. Juli 1904: „Über
plastische Operationen am Penis und Skrotum im An-
schluß an einen Fall von Schindung der männlichen
Genitalien.44
6. Hermann Winkler, aus Gr.-Oldern, Kreis Breslau.
27. Juli 1904: „Über präcipitierte Geburten und ihre
Folgen.44
7. Arnold Fuchs, aus Schildberg, 29. Juli 1904: „Über
carcinomatöse Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse.44
8. Paul Becker, aus Breslau, 12. August 1904: „Ein Bei-
trag zur operativen Behandlung entzündlicher Adnex-Er-
krankungen.44
9. Walter 0 ettinger, aus Breslau, 12. August 1904: „Bei-
trag zur Talma'schen Operation.44
10. Albrecht Speck, aus Breslau, 12. August 1904: „Die
Beziehung der Säuglingseniährung zur Entstehung der
Lungentuberkulose.44
11. Hanns Peisker, aus Pleß, 15. September 1904: „Ein
Beitrag zur Differential-Diagnose von verheilten Becken-
frakturen und coxa vara.'4
promoviert:
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129
12. Ernst Steinitz, aus Beuthen O/S., 18. Okt. 1904: „Über
den Einfluß der Elimination der embryonalen Augenblasen
auf die Entwicklung des gesamten Organismus, und im
besonderen der Kopfregion und des Gehirns bei Rana fusca."
13. Konrad Tiegel, aus Wansen, 18. Oktober 1904: „Über
das Hämotom der Sehnervenscheiden bei Schädelver-
letzungen.44
14. Jean Alfred Kart scher, aus Frankfurt a. M., 29. Novem=
ber 1904: „Erfahrungen über desmoide Geschwülste der
Bauchdecken aus den Jahren 1880— 1903.44
15. Walther Baumann, aus Breslau, 15. Dezember 1904:
„Beiträge zur Kasuistik der Poliomyelitis anterior acuta."
16. Walter Krause, aus Breslau, 23. Dezember 1904: „Bei-
träge zur Kenntnis der Blasenmole an der Hand von 14
an der Königlichen Universitäts-Frauenklinik zu Breslau
beobachteten Fällen.4'
17. Georg Hahn, aus Breslau, 21. Januar 1905: „Über die
bakterizide Wirkung des menschlichen Blutserums gegen-
über Typhusbazillen. (Nachweis des Zwischenkörpers).44
18. Florus Lichtenstein, aus Steinbach bei Penig, 6. Febr.
1905: „Spätfolgen des Entbindungsverfahrens nach Bossi.44
19. Hugo Schulz, aus Glogau, 11. Februar 1905: „Die in
der geburtshilflichen Poliklinik der Königl. Universitäts-
Frauenklinik zu Breslau in den Jahren 1893 — 1904 zur
Beobachtung gekommenen Ber kenendlagen.44
20. Ernst Laqueur, aus Obern igk, Kreis Trebnitz, 22. Febr.
1905: „Über das Kasein als Säure und seine Unterschiede
gegen das durch Lab veränderte (Parakaseln). Theorie
der Labgerinnung.
IV. Von der philosophischen Fakultät wurden
immatrikuliert:
1. Kurt Burath, aus Breslau, 18. April 1904: „Erd-
magnetische Untersuchungen im neuen physikalischen
Institut der Universität zu Breslau.44
2. Kurt Opitz, aus Semmelwitz, Kreis Jauer, 18. April 1904:
„Untersuchungen über Bewurzelung und Bestückung einiger
Getreidesorten.44
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3. Erich Waetzmann, aus Weißensee, Kreis Meseritz,
18. April 1904: „Über die Intensitäts Verhältnisse der
Spektra von Gasgeinischen.*4
4. Reinhold Kirchner, aus Erfurt, 23. April 1904: „Bei-
träge zur Kenntnis der Bruniaceen.44
5. Emil Opitz, aus Brätz i. Pos., 23. April 1904: „Die
Arten des Rustikalbesitzes und die Laudemien und Mark-
groschen in Schlesien."
6. Friedrich Kipke, aus Breslau, 19. Mai 1904: „Über
Kondensat ionsprodukte von Piperonal und PiperonylacroleTn.44
7. Otto Lipmann, aus Breslau, 19. Mai 1904: „Der Einfluß
der einzelnen Wiederholungen auf verschieden starke und
verschieden alte Associationen.44
8. Richard Franke, aus Breslau, 27. Mai 1904: „Über
Kondensationen einiger Aldehyde mit 2,5 Diinetbylpyrazin.4*
9. Alwin Joseph Cox, aus Lawrence (Kansas U. S. A.),
7. Juni 1904: „Über basische Quecksilbersalze.41
10. Paul Ho ff mann, aus Landeshut i. Schi., 7. Juni 1904:
„Heinrich I. von Würben, Bischof von Breslau.44
11. Georg Muhs, aus Breslau, 24. Juni 1904: „Über das
Massenwirkungsgesetz bei der Auflösung schwer löslicher
Verbindungen.44
12. Bruno Haeuschkel, aus Gera (Reuß j. L.), 5. Juli 1904:
„Die Technik der Erzählung im Beowulfliede.44
13. Gyula Prinz, aus Budapest, 9. Juli 1904: „Die Faunader
älteren Jurabildungen im nordöstlichen Bakony.44
14. Kurt Taeger, aus Stettin, 9. Juli 1904: „Die Einwirkung
der letzten Wirtschaftskrisis auf die industriellen Aktien-
gesellschaften in Deutschland.44
15. Johann Miecislaus Szymariski, aus Schrimm, 22. Juli
1904: „Hornschwämme von Aegina und Brioni bei Pola."
16. Apollinaris Osowicki, aus Posen, 26. Juli 1904: „Das
Huzulenpferd.44
17. August Reite meier, aus Natzungen, Kreis Warburg,
26. Juli 1904: „Geschichte der Züchtung landwirtschaft-
licher Kulturpflanzen. 4i
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18. Gerhard Langer, aus Ober-Peilau, Kreis Reichenbach,
29. Juli 1904: „Über Kondensationen von Aldehydcollidin
und a-y-Lutidin mit Aldehyden."
19. Erich Przybyllok, aus Breslau, 29. Juli 1904: „Über die
Verwendbarkeit photographischer Mondatlanten zu Messungs-
zwecken.44
20. Stanislaus Janasz, aus Dankow in Rußland, 30. Juli 1904:
„Beschreibung einiger Zuckerrübenrassen.44
21. Axel Schmidt, aus Lauenburg i. Pom., 3. August 1904:
Obercarbon und Rotliegendes im Braunauer Ländchen
und der nördlichen Grafschaft Glatz."
22. Wilhelm Fulda, aus Sangerhausen, 13. August 1904:
„Zur Kenntnis von Merkurikomplexen, die verschiedene
Anionen besitzen.44
23. Rudolf Tuckermann, aus Töppendorf, Kreis Glogau
24. September 1904: „Beitrag zur Frage des Abbaues der
Kartoffeln.44
24. Heinrich Mann, aus Stroppen, 30. September 1904:
„Das Hochwasser des August 1813, seine Ursachen und
sein Verlauf.44
25. Max Rautenberg, aus Breslau, 30. September 1904:
„Über Pseudolestodon hexaspondylus.44
26. Adam Babiaczyk, aus Samter, 14. Oktober 1904: „Lexikon
zur altpolnischen Bibel mit Einleitung.44
27. Milorad M. Popowitsch, aus Schabatz i. Serbien,
1. November 1904: „Experimentaluntersuchungen zur
Theorie der Superposition kleiner einfacher Schwingungen.4*
28. Otto Reche, aus Glatz, 15. Dezember 1904: „Über Form
und Funktion der Halswirbelsäule der Wale.44
29. Ernst Lewy, aus Breslau, 22. Dezember 1904: „Die alt-
preußischen Personennamen I.44
30. Paul Schwarz, aus Mährisch- Ostrau, 22. Dezember 1904:
„Beiträge zur Kenntnis der Aldehyd ine und der Azimide.44
31. Martin Hoffmann, aus Myslowitz, 3. Januar 1905:
„Kondensationen von o - Methylchinaldin mit einigen
Aldehyden.'4
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32. Paul Gärtchen, aus Herrnstadt, Kreis Guhrau, 30. Januar
1905: „Die primären Präsentia mit o-Vokalismus in den
indogermanischen Sprachen/4
33. Albert Schmidt, aus Haynau, 10. Februar 1905: „Über
das Verhalten der Nitrochinaldine gegen einige Aldehyde.
Über das Para-Methyl-Hydrobenzazoln.44
34. Walt her Becker, aus Posen, 16. Februar 1905: „Atom-
gewichtsbestimmung des Siliciums."
35. James Frederick Spencer, aus Liverpool, IG. Februar
1905: „Die Beziehungen zwischen Thalli- und Thallover-
bindungen."
36. Erich Düring, aus Breslau, 6. März 1905: „Konden-
sationen von y-Picolin mit Säureanhydriden und Aldehyden."
37. Hermann Matschke, aus Gnadenfeld, Kreis Cosel,
G. März 1905: „Über die Einwirkung einiger Aldehyde auf
p-Methylchinaldin.u
38. Albert Kr usch e, aus Gr. Biadauschke, Kreis Trebnitz,
9. März 1905: „Über Kurven und Flächen, welche sich
aus gradlinigen Flächen 2. Grades durch gemeinsame Lote
zwischen den Erzeugenden ableiten lassen.44
39. Hans Schäfer, aus Breslau, 9. März 1905: „Beiträge zur
Charakteristik des Oxalations.44
40. Gerhard Müth, aus Löwenberg i. Schles., 13. März 1905:
„Die projektive Erzeugung der Rotationsflächen zweiten
Grades.44
41. Paul Westphal, aus Pelplin i. Westpr., 13. März 1905:
„Die Frühzeit des Klosterterritoriums Pelplin. (Kapitel
1—9 der Studie: Ein ehemaliges Klosterterrilorium in
Pommerellen.)44
42. Max Leopold, aus Danzig, 17. März 1905: „Die Ent-
wicklung des Präfixes ver- im Germanischen.44
43. Paul Mueller, aus Breslau, 25. März 1905: „Borsäure,
Wasser und Amylalkohol, ein Beitrag zur Molekulartheorie
der Lösungen.44
44. Fritz Tauerke, aus Polsnitz, Kr. Waldenburg, 25. März
1905: „Über organische Siliciumverbindungen."
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XI. Nekrologe.
Jakob Caro.
Jakob Caro wurde am 2. Februar 1835 ') zu Gnesen als
Sohn eines judischen Kaufmanns geboren, der sich aus
Neigung viel mit Theologie beschäftigte und als er im Geschäft
Mißerfolg hatte, als Rabbiner ein Unterkommen suchte und
fand. Caro besuchte die Stadtschule in Pinne, wo der Vater
Rabbiner war, und 1849 — 1853 das Friedrich Wilhelms-Gymnasium
zu Posen von der Quinta bis zur Sekunda8). Allem Anschein
i) Nicht 1836, wie bisher meist geglaubt wurde. Nach einer Mitteilung,
die Professor Räch fahl vom Rabbinat erhielt, beruht 1836 auf einer falschen
Umrechnung der ursprünglich in jüdischer Rechnung verzeichneten Geburts-
nachricht. Die Leipziger Promotionsakten geben übrigens auch richtig
1835 an.
*) Vergl. den Nekrolog Caros von Grünhagen in der Zeitschrift des
Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens XXXIX, 314—20, die Rede,
die Professor Joseph Partsch bei der Bestattungsfeier gehalten. Nord und
Süd, im Heft 335, dem auch ein gutes Bild Caros beigegeben ist, und den
Nekrolog von Prof. Räch fahl in dem Jahresbericht der Schles. Gesellschaft
für Vaterländische Kultur 190+ S. 11—14. Außerdem benutzte ich den nicht
gedruckten und durch mündliche Mitteilungen des Verfassers ergänzten Vor-
trag, den Dr. Pribatsch in einem Historischen Verein in Breslau zu Caros
Gedächtnis gehalten hat. Auch in der Schlesischcn Schulzeitung, Breslau
1904 Nr. 52 S. 731 ist ein Nachruf erschienen. Außerdem habe ich in den
Akten der Universitäten Berlin, Jena und Leipzig Nachforschungen anstellen
lassen, für die ich den Herren Dietrich Schaefer, Cartellieri und
J. Partsch zu Danke verpflichtet bin. Den Aufzeichnungen, die Caro selbst
im Album der Breslauer philosophischen Fakultät gegeben hat, ist nichts
Bestimmtes zu entnehmen. Mehr enthält sein Gesuch an die Leipziger
Fakultät um Verleihung des Doktorgrades. Daraus und aus den Gutachten
der beiden Referenten über die behufs der Promotion eingereichte Arbeit
„Ober die Wahl König Sigismunds UI. von Polen", die dann 1861 erweitert
unter dem Titel „Das Interregnum Polens im Jahre 1587 und die Partei-
kämpfe der Zborowski und Zainojski" bei Friedrich Andreas Perthes in
Gotha erschienen ist, ergibt sich, daß Caro kein Abiturientenexamen
gemacht hat. Er war in Leipzig und Berlin nicht immatrikuliert, hat aber
sicher in Leipzig studiert und Wuttkes Seminar besucht. Wuttke sagt
in seinem Gutachten über die Arbeit, daß ihre Anfänge in seinem Seminar
entstanden seien. Der Korreferent war Wachsmut h, der über die Arbeit
schrieb: „Nach dem, was der Verf. mir unlängt von einer Familien tradition
in Bezug auf polnische Wirren mitteilte, bin ich auf diese und auf die, wie
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nach konnte ihn der Vater nicht länger dort erhalten. Über
seine fernere Vorbildung bis zum Universitatsstudium wissen
wir nur, daß er in Berlin und Leipzig studierte, ohne immatri-
kuliert zu sein, auch soll er die zweite Volksschullehrerprufung
bestanden haben.
Da Caro die Vorbereitung für die Universität unter so
schwierigen Verhältnissen gewinnen mußte, so wird man desto
mehr bewundern, daß er sich die reichen Kenntnisse und das
feine Verständnis gerade auch in den humanistischen Fächern er-
werben konnte, die ihn auszeichneten. Er studierte in Berlin
und Leipzig 1857 — 1860 Philosophie, Geschichte und Philologie,
ohne immatrikuliert zu sein und promovierte am 23. Juni 1860
in Leipzig auf Grund einer Dissertation über die „Wahl König
Sigismunds III. von Polen41, die dann erweitert unter dem
Titel „Das Interregnum Polens im Jahre 1587 und die Partei-
kämpfe der Häuser Zborowski und Zamojski" (Gotha,
F. A. Perthes, 1861) erschien. Diese Arbeit gab Anlaß, daß
der Perthes'sche Verlag ihn aufforderte, die Geschichte Polens
in der Heeren - Ukert'schen Sammlung fortzusetzen, die
Roepell 1840 begonnen, aber nach Vollendung des 1. Teils,
der die Zeit bis 1300 behandelt, liegen gelassen hatte. Schon
1863 lieferte Caro den 2. Teil, der von 1300—1386 führt,
186(J den 3. Teil (1386—1430), 1875 den 4. Teil (1430—1455),
1886 die erste, 1888 die zweite Hälfte des 5. Teils, der mit
1506 schließt. In der Einleitung des zweiten Bandes verglich
es scheint, dadurch veranlage Arbeit neugierig geworden, es freut mich,
dem Urteile Sr. Spectabilitäl (Wuttke war gerade Dekan, Prokanzler Wilh.
Roscher) vollkommen beistimmen zu können'*; Wuttke sagte in seinem Urteil,
daß die Arbeit „in vollem Maße den Anforderungen entspricht", Caro habe
übrigens auch in Berlin studiert und Ranke ein Jahr lang gehört Dann
heißt es: „Das jüdische Seminar in Breslau gleicht beinahe einer Fakultät.
Die Stelle, über die er jetzt verbandelt (eine jüdische Schulstelle in München)
ist ein Direktorat mit ca. 1000 fl. GehalL" Caro war übrigens weder Schüler
noch Lehrer an dem jüdisch-theologischen Seminar. Da Caro auch ein
Zeugnis des Prof. Schmidt aufzählt unter den Zeugnissen, mit denen er die
Vorbildung nachzuweisen sucht, so könnte man vermuten, daß er in Jena
studiert habe. Aber davon ist in den Promotionsakten nichts erwähnt, er
muß also wohl auf andere Weise Beziehungen zu Adolph Schmidt gewonnen
haben. Schmidt hat dann auch 1863 seine Habilitation in Jena besonders
befürwortet und wohl auch vorzugsweise durchgesetzt.
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er die Aufgabe des Geschichtsschreibers mit jenem Hellanodi-
kes der olympischen Spiele, „der mit gespanntestem Auge und
hingebender Teilnahme jede Bewegung der Ringenden ver-
folgt, von ihrer tobenden und hochgestiegenen Leidenschaft
aber frei ist". Die Stelle ist bezeichnend für Caro, er will
den Ranke 'sehen Grundsatz wiederholen, daß der Geschichts-
schreiber nur zu zeigen habe, wie es eigentlich gewesen sei,
aber es genügt ihm nicht, den Gedanken auszusprechen, er
sucht nach einer geistreichen Wendung ihn einzukleiden. So
leitet er im 5. Bande S. 2 den Zusammenbruch des preußischen
Ordensstaates nach einigen allgemeinen Betrachtungen mit
den Worten ein: „In allen früheren Epochen des christlich-
europäischen Kulturlebens spülten die Wellenringe angeregter
Bewegung erst spät und langsam über die Ostgebiete hin, nur
beim Zusammenbruch des Mittelalters wurde hier schon ein
umfänglicheres Opfer gefordert, während im Westen noch die
alten Gewalten ein scheinbares Dasein fristeten." Aber in den
folgenden Sätzen wird dann doch wissenschaftlich klar aus-
gesprochen, daß der Ordensstaat zusammenbrach, weil die
Gedanken und die Verhältnisse nicht mehr vorhanden waren,
durch die er einst ins Leben gerufen und zur Blüte gekommen
war. Und so ist auch im ganzen über dies Werk zu sagen,
daß der Nachdruck durchaus auf der umfassenden Forschung
liegt, die Caro mit sicherer Methode, großem Scharfsinn und
fruchtbarer Kombination zu handhaben verstand. In Beilagen
oder Analekten fügte er auch Einzeluntersuchungen an und teilte
neugefundenes Material mit. Das Werk hat keinen größeren
literarischen Erfolg gehabt und fordert auch trotz der Energie, mit
der Caro durch die von ihm wohl zuerst recht erkannte Be-
deutung des Gegensatzes von Litthauen und Polen in große Ab-
schnitte verwickelter Stoffmassen Ordnung und Licht hineintrug,
und trotz mancher schönen Charakteristiken — so Witold 3,
624 f. — und glücklicher Vergleiche doch nicht eigentlich zum
Lesen auf. Der Grund liegt wohl in der übergroßen Breite, mit der
manche untergeordnete Dinge behandelt werden. Diese Breite
hat aber vorzugsweise in dem Überwuchern der Forscherarbeit
und der Forschungsreste ihren Grund und in dem Mangel
an kräftiger Zusammenfassung der Hauptpunkte. Diese 5 Bände
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waren und sind trotzdem noch heute die maßgebende Darstellung
der polnischen Geschichte im späteren Mittelalter und noch
heute die Grundlage der weiteren Forschung. Das ist von den
deutschen wie von den polnischen Forschern anerkannt und
es ist auf das höchste zu bedauern, daß Caro das Werk nicht
durch die folgenden Jahrhunderte hindurch geführt hat, zumal
die Periode des Humanismus und der Reformationszeit das
bevorzugte Gebiet seiner vielseitigen Forschungen bildeten.
Caro beschränkte sich übrigens durchaus nicht auf die
polnischen Dinge, er hatte stets universalhistorische Interessen
und hat auch über deutsche, englische und andere Probleme,
namentlich des 15. — 18. Jahrhunderts, Untersuchungen an-
gestellt. Noch im letzten Lebensjahre beschäftigten ihn Unter-
suchungen über Leonardo da Vinci, die nicht vollendet sind,
die aber aufs neue Zeugnis ablegten, wie stark ihn die
Renaissance und besonders das Italien der Renaissance er-
griffen hatte. Von den verschiedensten Seiten suchte er sich
dieses überreichen Stoffes zu bemächtigen, und ähnlich mühte
er sich um die deutsche Reformation und um die französische
Revolution. Seine Verdienste um die Forschung auf diesen
Gebieten sind nicht nur nach den Abhandlungen und Kritiken
zu bemessen, die er veröffentlicht hat, sondern auch der
Arbeiten ist zu gedenken, die auf seine Anregung hin und
unter seiner Leitung von seinen Schülern veröffentlicht worden
sind, unter denen sich einige sehr tüchtige Arbeiten finden.
Die Vielseitigkeit seiner Kenntnisse und die ungewöhnliche
Gewandtheit im Aufspüren von Nachrichten, Beziehungen und
sonstigen Hilfsmitteln offenbart sich selbst in den kleinsten
Studien, so in der nur einige Seiten füllenden Abhandlung
„Anekdotisches zu Melanchthon" (Theologische Studien und
Kritiken 1897 S. 801—811), wo er im Anschluß an scheinbar
gleichgültige Notizen einige Verse Melanchthons erläutert und
uns dabei Gelegenheit gibt, intime Regungen des Humanisten
zu beobachten und auch auf die Entwickelung der Studien,
zunächst der botanischen, in jener Periode des Umschwungs
der Wissenschaften einen Blick zu werfen. Dabei machte er
auch seine ausgebreiteten Kenntnisse auf dem Gebiete der
Kunstgeschichte der Forschung dienstbar und da botanische
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Fragen hineinspielten, so rief er die Gelehrsamkeit unseres
berühmten und allezeit dienstbereiten botanischen Kollegen
Ferdinand Cohn herbei. So bildet die kleine Abhandlung
zugleich eine Erinnerung an diesen unter uns noch unver-
gessenen Kollegen und an den schönen Geist der Kollegialität
unserer Breslauer philosophischen Fakultät, der sich übrigens
nicht bloß in dergleichen Hilfen bewährt hat, sondern auch in
der Art, wie wir einer des anderen Schwächen getragen haben.
Gerade beim Abschied von dem langjährigen Genossen ziemt
es sich, uns daran zu erinnern, denn manche Verhältnisse,
besonders die immer größere Ausdehnung der Fakultät und die
steigende Verschiedenheit der in ihr zusammengefaßten
Wissenszweige drohen die Bewahrung dieser Tradition zu
gefährden.
Ungemein vielseitig, fast allzusehr, erscheint Caros
Forschung in dem Aufsatz „Aus den Tagen der Königin
Elisabeth von England (John Dee. Albrecht Laski. Giordano
Bruno. Shakespeare).'* Zs. f. Kulturgesch. I, 353 f. John Dee war
nach einer tüchtigen Gelehrtenlaufbahn Schwindlern zur Beute
gefallen, die Geister zitieren zu können vorgaben und den
durch seine alchimistischen Studien und Wünsche erregten und
verwirrten Geist des Gelehrten in Fesseln hielten, deren stärkste
Fäden aus den Idealen Dee's selbst gesponnen waren. Die
Probleme, die Caro bei dieser in der bescheidenen Form der
Besprechung eines Buches über Dee beginnenden Untersuchung
aufwirft, waren mit den Mitteln, die ihm zu Gebote standen,
guten Teils nicht oder nicht vollständig zu lösen. Er weist
S. 358 selbst darauf hin, daß das nicht geschehen könne, ehe
nicht jemand „die gesamten, in verschiedenen Bibliotheken
Englands vorhandenen oder vorhanden sein sollenden Schriften
Dee's mit Verständnis und kritischem Urteil'* gelesen habe,
aber niemand wird die Schrift aus der Hand legen ohne die
mannigfaltigste Anregung und Belehrung und auch nicht ohne
sich über die Vielseitigkeit der Kenntnisse, den Scharfsinn der
Kombination und den spielenden Reichtum des Ausdrucks zu
erstaunen. Freilich werden wir dem Verfasser nicht immer
folgen und an mancher Stelle den einfach sachlichen Ausdruck
statt der geistreichen Wendung wünschen. Caro hat übrigens
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hier auch selbst die Gefahr solcher Schreibweise beleuchtet in
der Kritik, die er S. 379 an Giordano Bruno übt, den er im
Verdacht hat, die Rolle, die er in einer Oxforder Disputation
gespielt haben will, ungehörig vergrößert zu haben. „Überall
wo von dem Nolaner gehandelt wird, hat man sich durch eine
Menge geblümter Reden und getürmter Worte hindurch zu
arbeiten, wozu einerseits die nervöse und überspannt geist-
reiche Diktion des Philosophen selbst, andererseits die
calvinistische Rhetorik seines ersten Biograben, des Christian
Bartholomeß, die alle späteren beeinflußte, beigetragen haben.
Hinzukommt, daß gerade das „Aschermittwochs-Bankett", nach
der eigenen Kritik Bruno's eine — ich bitte hier für das Fremdwort
um ganz besondere Nachsicht, da wir wohl kein ganz ent-
sprechendes besitzen — causerie darstellt, zusammengesetzt
aus Dichtung und Wahrheit und dahinflutend in einem Gemisch
von Beobachtungen, Einfallen, herausfordernden Gedanken,
trotzigen Erwiderungen, Neckereien, üblen Nachreden, philo-
sophischen Theorien und metaphysischen Andeutungen. Daß
die Wirklichkeit und Wahrheit der eingemischten Tatsachen
durch den Gesamtcharakter des Werkes als eines kapriziösen
Gedichtes Einbuße erleiden, liegt auf der Hand. Übertreibung,
Unterschlagung, Unterlegung, subjektive Gestaltung und For-
mung werden hier, wie ja last überall im Leben Bruno's, als
ein natürliches Recht in Anspruch genommen. Wer wollte so
vermessen sein, aus diesem Spiel mit der eigenen Seele, aus
dieser Atelan-Komödie, in welcher der Dichter des Scenariums
zugleich alle Rollen spielt, wirkliche beweisliche Tatsachen
entnehmen und auf diese Begründung hin anerkennen wollen V*
Hier scheint der Gegenstand solche Schreibweise zu
fordern und es reizte Caro oftmals, sich in seinen Rezensionen
der Art des Gegenstandes und des Verfassers anzupassen.
Er hat da bisweilen kleine Kabinettstücke geliefert, aber die
Gefahr ist groß, in die Fesseln des glänzenden Wortes und des
Wortspieles zu geraten.
Unter den kleineren Arbeiten Caros, die übrigens in sehr
verschiedenen Zeitschriften zerstreut und mir keineswegs alle
zugänglich sind, möchte ich noch auf die Untersuchung „Über
eine Reforrnations-Schrift des 15. Jahrhunderls" hinweisen, die
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139
in der Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins
Heft IX und als Sonderabdruck bei Th. Bertling in Danzig
1882 erschienen ist. Sie zeigt, in wie umfassender Weise
Caro die Darstellung der polnischen Geschichte des 15. Jahr-
hunderts vorbereitete und wie sorgfältig er den Verbindungen
zwischen der polnischen Entwicklung und dem Deutschen
Reiche nachging. Es gelingt ihm hier, über den Verfasser des
sogenannten Monumentum des Jan Ostrorog erwünschtes Licht
zu verbreiten. Er nennt das Monumentum „eine Staatsschrift
von leidenschaftlicher Sprache, von sachlicher Klarheit, von
Schärfe der Distinktionen und von dringendem Ungestüm der
Forderungen. Die ganze Literatur der Polen hat nichts Ähn-
liches aufzuweisen, wie diese lateinisch abgefasste Memoire".
Er weist dann nach, daß Jan Ostrorog 1453/54 in Erfurt
studierte, wo damals die auf dem Konzil zu Basel siegreiche,
dann aber unterdrückte antiklerikale Opposition herrschte,
und die Ansichten über die Beschränkung der Privilegien der
Priester verbreitet waren, die Ostrorog in seiner Schrift vertritt.
Er begnügt sich aber nicht mit diesen allgemeinen Beziehungen,
sondern dringt gründlich ein in den Geist der Schrift und
vergleicht ihre wichtigeren Sätze mit anderen reformatorischen
Äußerungen der Zeit, besonders mit der sogenannten Refor-
matio Sigismundi, an die sich Jan Ostrorogs Monumentum in
Form und Inhalt anlehnt, ohne aber die radikalen Maßregeln
zu empfehlen, die jene Schrift charakterisieren.
Recht erhebliche Beiträge hat Caro ferner zur Geschichte
des Konstanzer Konzils und besonders zur Beurteilung des
Kaisers Sigismund geliefert in der Abhandlung „Aus der
Kanzlei Kaiser Sigismunds*4 (Archiv für österreichische Ge-
schichte Bd. LIX) und in der auf die hier veröffentlichten
Urkunden gegründeten selbständigen Schrift „Das Bündnis von
Canterbury. Eine Episode aus der Geschichte des Konstanzer
Konzils". (Gotha, Perthes 1880.) Zur Geschichte des 16.
Jahrhunderts nenne ich noch neben der stark rhetorischen
Dissertation „Das Interregnum Polens im Jahre 1587 und die
Parteikämpfe der Häuser Zborowski und Zamojski", „Beata
und Halszka. Eine polnisch -russische Geschichte aus dem
16. Jahrhundert" (Breslau, Trewendt 1883). In dem Vorwort
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140
gibt Caro die Versicherung, daß sich die Erzählung durchweg
auf Materialien stütze, „die nach allen Grundsätzen kritisch-
methodischer Geschichtsschreibung als unanfechtbar gelten/'
„Hätte ich die hier folgende Erzählung ersonnen, dann würde
ich mir den Vorwurf machen, die erste Bedingung aller wahr-
haften Kunst, das Maßhalten, verfehlt zu haben. Allein sie
zeigt merkwürdig einleuchtend, daß zuweilen die Fügungen des
Lebens Exzentrizitäten darbieten, gegen welche wir in der
Dichtung unversöhnlich wären." Die jammervollen Schicksale
einer der gefeiertsten Frauen der polnischen Aristokratie des
16. Jahrhunderts und ihrer Tochter, die hier geschildert
werden, bilden denn auch trotz der scheinbar romanhaften
Form der Veröffentlichung einen wertvollen Beitrag zur Kennt-
nis jener verworrenen Zustände des Polenreichs, in denen
schon damals die Keime des Untergangs wucherten. Und als
Beitrag zur Kulturgeschichte oder besser zur Geschichte der
Gesellschaft, deren politischen Verfall er in dem 5. u. 6. Bande
der Polnischen Geschichte zu schildern hatte, wollte Caro auch
jene Erzählung betrachtet wissen, wenn auch die äußere Form
der Ausgabe durch die Hoffnung veranlaßt wurde, ihr bei dem
großen Kreise der Liebhaber und Liebhaberinnen historischer
Romane Verbreitung zu verschallen. Eine Hoffnung, die sich
dann freilich nicht erfüllte.
Vielseitige Studien hat Caro weiter dem 18. Jahrhundert
zugewendet, einmal in seinen immer wiederholten Vorlesungen
über Preußische Geschichte und Verfassung, wie über die
französische Revolution, sodann in Aufsätzen und Vorträgen
über Katharina II., über das Rokokko, über Swift und Lessing
und in vielseitigen Studien über Chesterfield, Montesquieu,
Voltaire u. a., die nicht zum Abschluß geführt sind, von denen
aber seine zahlreichen Bücherbesprechungen und manche An-
deutungen und geistreiche Wendungen seines Gesprächs Zeugnis
gaben. Der Entwicklung des 19. Jahrhunderts ist er in der
Beschäftigung mit Gentz, Metternich, Humboldt und ihren
Kreisen nachgegangen, er pflegte namentlich in den letzten
Jahren auch Vorlesungen aus dieser Periode zu halten und hat
auch einige Artikel der Allgemeinen Deutschen Biographie
über Männer des 19. Jahrhunderts bearbeitet.
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141
Das Hauptergebnis seines Nachdenkens über diese ge-
waltige Periode, die auch sein eigenes Leben umschloß, glaubte
er wohl in dem Satze seiner Festrede bei der von der
Universität veranstalteten Feier der Jahrhundertwende am
14. Januar 1900 (Breslau, Schottländer 1900) so zusammen-
fassen zu dürfen: „Mag man auch immer darauf hinweisen,
daß die erste Hälfte dieses Jahrhunderts bis zur Scheitelhöhe
seiner Dauer von einer Kette von Revolutionen erfüllt gewesen,
daß die Revolution wie ein böser Gast von einem Staat zum
andern zog, mag man auch daran erinnern, daß große Sekten,
berauscht durch denaturirenden Trank aus dem Taumelkelche
Ordnung hassender Romantik die Revolution zu einem Prinzip
des gesellschaftlichen Daseins erhoben haben, mag auch in
unserer Zeit kein Wort öfter als dieses im Munde geführt und
wie eine drohende Zuchtrute über den Werkmeistern unserer
Arbeit gehalten werden — das neunzehnte Jahrhundert war
seinem Sinne nach der Revolution abgeneigt. In allen seinen
von enthusiastischer Reklame und patriotischem Trompeten-
geschmetter umgebenen Revolutionen handelte es sich — ohne
Mitbewerb eines neuen menschheitlichen Gedankens — ledig-
lich um die Verfestigung, Einführung, Ausgestaltung, Ver-
bürgung, Klärung des Anteils an dem überkommenen Erbteil
der großen Revolution des vorigen Jahrhunderts (d. h. des 18.).
Die Sorge und Arbeit unseres Jahrhunderts war, indem
es alles noch Lebenskräftige, alles noch Saft Enthaltende
der Vergangenheit an sich zog, erschloß und entwickelte,
gegen das Recht der Revolution gerichtet, und als es siegreich
auf seinem Höhepunkte stand und das charakteristische Merk-
mal seiner Methoden auf seine Fahne schrieb, da hat die Evo-
lution die Revolution ad absurdum geführt.14 (S. 8.) Hier ist ein
meines Erachtens richtiger Gedanke durch die überladene Form
des Ausdrucks verdunkelt und in gewisser Beziehung unrichtig
geworden, auch zeigt eine andere Stelle (S. 24) eine starke
Verkennung der tatsächlichen Veränderungen, welche durch
die Bewegung von 1848/49 in den deutschen Staaten herbei-
geführt wurden und der Kräfte, die sie herbeiführten. Trotz
des Reichtums mannigfaltiger Gedanken in dieser Rede und
trotz der Schönheit mancher Stellen, vor allem des kraftvollen
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142
Schlußworts, verrät sich doch die Gefahr derartig geistreicher
Darstellungsweise und zugleich, daß Caro zwar auch auf dem
Gebiete des 19. Jahrhunderts erhebliche Studien gemacht hatte,
daß aber seine Starke mehr in den früheren Perioden lag.
Die akademische Laufbahn begann Caro1), indem er sich
zu Anfang des Wintersemesters 1863/64 in Jena mit einer
Untersuchung über den polnischen Historiker Dlugoß
(Johannes Longinus. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des
15. Jahrhunderts) habilitierte. Die Altenburgische Regierung,
welche neben Weimar, Gotha und Meiningen an der Verwaltung
der Universität Jena beteiligt ist, wollte ihn wegen seiner
jüdischen Konfession nicht zulassen und gab erst nach langen
Verhandlungen und unter der Beschränkung nach, daß Caro
nur historische Hilfswissenschaften und Handelsgeschichte
lese. 1866 wurde ihm der Titel eines außerordentlichen
Professors verliehen und 1867 seine Lehrbefugnis auf die alte
Geschichte ausgedehnt, aber seine wiederholten Bemühungen^
die volle Lehrbefugnis zu erhalten und über seine eigentlichen
Studiengebiete lesen zu können, blieben erfolglos. Caro ver-
zichtete deshalb darauf, eine umfassende und regelmäßige
Lehrtätigkeit in Jena auszuüben. „Er widmete sich seinem
großen Werke und entfaltete daneben eine ausgebreitete
publizistische Wirksamkeit, die ihn in Berührung mit einfluß-
reichen Kreisen und selbst dem Ministerpräsidenten v. Bismarck
brachte. Er hielt sich in Jena nur vorübergehend auf ; längere
Zeit verweilte er in Petersburg, um hier Quellenstudien für
seine polnische Geschichte zu machen, oder er begleitete die
Großfürstin Helene, in deren Dienst er getreten war, auf ihren
weiten Reisen in Deutschland und Italien. Diesem Wander-
leben machte ein Antrag des Auswärtigen Amtes in Berlin
ein Ende, nämlich der Auftrag zur laufenden Berichterstattung
über die polnische Presse mit der Anweisung des Wohnsitzes
») Die meisten der folgenden Mitteilungen bis 1882 sind, zuletzt wörtlich,
dem Nekrolog entno ien, den Professor Kachfahl, Caros ehemaliger
Schüler, in dem 82. Jahresbericht (Jahrbuch 1904) der Schlesiscben Gesellschaft
für vaterländische Kultur S. 11—15 gegeben hat. Er hat den literarischen
Nachlaß C.'s und auch seine Briefe durchsehen dürfen und es schien mir richtiger,
.seine Ergebnisse unverändert zu geben, als den Versuch zu machen, sie
durch Erinnerungen an einzelne Mitteilungen Caros zu ergänzen.
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in Breslau. Im Frühjahre 1869 siedelte er nach Breslau über;
zugleich erhielt er hier auf seinen Wunsch, da er sich dem
akademischen Berufe nicht entfremden wollte, die Ernennung
zum Honorarprofessor der Geschichte. Als seine Beschäftigung
durch das Auswärtige Amt aufhörte, wurde ihm 1876 eine
außerordentliche Professur übertragen, die 1882 in ein
Ordinariat verwandelt wurde.44 Seine Ernennung zum Honorar-
Professor 1869 erfolgte gegen den Wunsch der Fakultät und
es hat lange gedauert, bis Caro in ihren Kreisen Boden
gewann, auch das Ordinariat, das ihm 1882 übertragen wurde,
war insofern nicht ganz den anderen gleich, als es amtlich
als ein künftig wegfallendes bezeichnet wurde. Bis 1892 hatte
Caro auch keinen Anteil an der Direktion des Historischen
Seminars. Das hinderte aber nicht, daß Caro eine zwar
nicht gleichmäßige, im Ganzen aber doch recht erfolgreiche,
viele Schüler zu selbständiger Arbeit anregende Lehrtätigkeit
entfaltete. An den Arbeiten der Fakultät nahm Caro mit
großem Interesse teil und einige dergrößesten undderverwickeltsten
Geschäfte, so namentlich die Organisation der Neugebauer-
Stiftung, sind durch ihn vorzugsweise oder fast allein bearbeitet,
und für manche Kommission und manches Geschäft hat er
ausgezeichnete Gutachten und Berichte geliefert. Doch wußte
man bei wichtigen Fragen oft nicht mit einiger Sicherheit
zu sagen, wie er sich entscheiden werde und selbst seine
Neigung zu geistreicher Formulierung konnte das Votum in
überraschender Weise beeinflussen. Diese Unsicherheit des
Urleils über ihn beschränkte die Wirksamkeit, die seine viel-
fältigen Gaben ihm sonst eröffnet haben würden. Caro litt
darunter, suchte aber den Grund dieser Hemmnisse nicht bei
sich und hat auch bis an sein Ende jene Neigung zu einer
Einmischung rethorischer Elemente und subjektiver Erwägungen
in die sachliche Behandlung bewahrt. Trotzdem wird noch
mancher bei den Verhandlungen der Fakultät oftmals den
Blick auf den Platz an unserem Beratungstische wenden, von
dem aus er seine meist von guter Kenntnis der Statuten und
Traditionen erfüllten und von richtigem Blicke zeugenden Reden
in die Beratungen zu werfen pflegte. G. Kaufmann.
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144
David Erdmann.
Am 11. März 1905 entschlief zu Blasewitz bei Dresden der
ordentliche Honorarprofessor der evangelisch - theologischen
Fakultät, Wirkliche Ober - Konsistorialrat und Generalsuper-
intendent a. D. der evangelischen Kirche Schlesiens Dr. theol.
et phil. David Erdmann, der 25 Jahre lang an der Breslauer
Universität eine gesegnete Lehrtätigkeit ausübte und seit
geraumer Zeit der Senior seiner Fakultät war. Die Vielseitig-
keit seiner Anlagen, wodurch er sich ebenso auszeichnete wie
durch seltene, kraftvolle Arbeitsfreudigkeit, wurde durch seinen
Bildungsgang zu reicher Entfaltung gebracht. Am 28. Juli 1821
in einem Neumärkischen Dorfe geboren, bezog er 1843 die
Universität Berlin, wo besonders der Kirchenhistoriker Neander
auf ihn einwirkte, dem er auch als Amanuensis nahe trat.
Eine gründliche Kenntnis der alten Philosophie verdankte er
Adolf Trendelenburg. 1847 promovierte er als Dr. phil. mit
der Dissertation „de notionibus ethicis Gnosticorum". Im
Februar 1850 wurde er von Nitzsch, dem er tiefgreifende An-
regungen schuldete, zum Licentiaten promoviert und trat bald
darauf in nähere Beziehungen zu dem bedeutenden National-
ökonomen Victor Aime Huber. Ostern 1853 habilitierte er
sich zu Berlin und hatte mit seinen Vorlesungen über das
Neue Testament, sowie besonders über Kirchengeschichte,
großen Erfolg. Trotz gleichzeitiger mannigfacher Tätigkeit auf
praktisch-kirchlichem Gebiet verfaßte er 1854 und 1855 eine
Reihe wissenschaftlicher Schriften, meist kircliengeschichtlichen
Inhalts; sie lassen den Einfluß Neanders erkennen. 1856—64
wirkte er als ordentlicher Professor für Exegese und Kirchen-
geschichte in Königsberg; es war eine schöne Zeit frischer
Tätigkeit, deren Spuren die folgenden Jahrzehnte nicht ver-
löscht haben. An der vollen Verwertung seiner umfangreichen
archivalischen Studien hinderte ihn freilich ein beschwerliches
Doppelamt (er war zugleich Pfarrer an der Altstädtischen
Kirche). Doch verdankte man eine klarere Einsicht in die kirch-
lichen Verhältnisse des Ordensstaates und des Herzogtums
Preußen seinem sehr inhaltreichen Artikel in der Protest. Real-
encyklopädie. Ebenso vermittelte die von ihm 1861 verfaßte
historische Einleitung zu dem altpreußischen Kirchenbuch ein
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i
genetisches Verständnis der wichtigen preußischen Kirchen-
ordnungen von 1567 und 1568.
In den Programmen der preußischen Hauptbibelgesellschaft
1854 — 58 erschienen von seiner Hand lehrreiche Monographien
über den Bibelgebrauch in der alten und mittelalterlichen
Kirche. 1864 in die Generalsuperintendentur Schlesiens
berufen, hat er (1865 — 1900) einen großen Einfluß auf die
hiesigen Studierenden der evangelischen Theologie ausgeübt,
der für viele ausschlaggebend geworden ist. Geradezu bahn-
brechend hat er für das Gebiet der evangelischen Kirchen-
geschichte Schlesiens gewirkt. Zunächst wird man dabei an
seine eigenen Publikationen denken. Eine ganze Reihe wert-
voller Artikel der „Allgemeinen Deutschen Biographie" und
der „Realencyklopädie für protestantische Theologie und
Kirche" ist diesem Fache gewidmet. 1884 erschien unter den
Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte „Luther und
seine Beziehungen zu Schlesien, insbesondere zu Breslau41,
nachdem schon 1883 „Luther und die Hohenzollern" veröffent-
licht war. Noch in den seit dem Herbst 1900 ihm beschiedenen
Ruhejahren war er mit der Lebensgeschichte seines Lieblinjjs-
helden, des Markgrafen Georg von Brandenburg - Ansbach
(f 1543) beschäftigt; seine Freunde und Verehrer hofften auf
eine zusammenfassende Darstellung der schlesischen Kirchen-
geschichte von seiner Hand. Keiner hätte auch wohl wie er
die mannigfachen Kenntnisse und Erfahrungen besessen, die
zur Durchführung einer so schwierigen Aufgabe nötig sind.
Aber der Entschlafene selbst, und wir mit ihm, mußten auf die
Vollendung dieser Arbeiten verzichten, für die er schon in
Königsberg mit seinen Studien sich vorbereitet hatte. Doch
das für dies Feld Geleistete tritt nur zum geringeren Teil als
schriftstellerische Eigenproduktion in Erscheinung. Es ist
kaum zu viel behauptet, daß alles, was in den letzten Dezennien
von evangelischen Theologen für unsere Provinzial-Kirchen-
geschichte gearbeitet worden ist, mittelbar oder unmittelbar
auf Erdmann zurückgeht. Es handelt sich dabei nicht blos
um die in den Vorlesungen gebotenen reichen Anregungen.
Vor allem verdankt der Verein für Geschichte der evangelischen
Kirche Schlesiens ihm Entstehung und Förderung in der langen
10
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14G
Zeit von 1882 bis 1900, ja darüber hinaus. Eine Festschrift
des Vereins zum 50jährigen Amtsjubiläum seines Vorsitzenden
(Liegnitz 1900) brachte die Dankbarkeit durch wissenschaftliche
Beiträge verschiedener Mitglieder zu angemessenem Ausdruck.
Wie der akademische Veteran in seinen letzten Jahren allen
Breslauer Universitäts - Angelegenheiten unverminderte Teil-
nahme schenkte, so ganz besonders diesen Studien. Es würde
zu weit führen, seine Beiträge zum „Correspondenzblatt" des
Vereins hier aufzuzählen. Ebenso kann hier nur kurz hin-
gewiesen werden auf die sonstigen Schriften des Heim-
gegangenen, deren Titel schon die große Vielseitigkeit seiner
Studien erkennen lassen. Es seien hier genannt: Primae
Joannis epistolae argumentum 1855, Prologomena in Patristica
1857, Erklärung der Bücher Samuelis 1873, Der Brief des
Jacobus 1881.
Besonderen Dank ist ihm die Breslauer evangelisch-theo-
logische Fakultät dafür schuldig, daß er das Grällich von
Sedlnitzky'sche Studentenkonvikt Johanneum ins Leben gerufen,
den ihm persönlich nahestehenden Stifter beraten, auf Organi-
sation und Entwicklung der Anstalt maßgebenden Einfluß
geübt hat; es waren zum Teil früh aufgenommene Ideen
Victor Aimc Hubers, die dabei verwirklicht wurden. So
schließen sich überhaupt in seinem harmonischen Lebenslauf
Anfang und Ende, Anlagen und Tätigkeit, Theorie und Praxis
wohltuend zusammen. Diesem Pectoraltheologen im edelsten
Sinne des Wortes ist ein treues Andenken sicher.
Arnold.
Inhalts- Verzeichnis.
I. Behörden der Universität. Seile
1. Kuratorium 3
2. Akademischer Senat.
a. Sommer-Semester 1904 ..... . 3
b. Wintersemester 1901,1905
11. Lehrkörper der Universität.
Veränderungen gegen das Vorjahr.
A. Abgang.
1. Todesfälle
_ t i i i—
2. Berufungen an «andere l'niv^rsitäten oder in andere
Stellungen, Huhestandsbewilligungen etc 5
B. Zugang.
1. Berufungen bezw. Versetzungen f>
2. Ernennungen
3. Habilitationen
C. Beurlaubungen
III. Beamte der Unlvcrsltüt (Akademische Verwaltung) Ii)
IV. Zeichner, Fechtmeister nud Heltlehrcr 10
V. Anstalten und Kommissionen der Universität.
1. Wissenschaftliche Anstalti-n.
a. Die Königliche und l.'nn ersitata-Bildiothek K>
h. Das akademische Lese-Institut . . . . . . . , , . Lä
c, Seminare.
1. Das katholisch-theologische Seminar 20
2. Das evangelisch-theologische Seminar 22
3. Das praktische Institut der evangelisch-theologischen
FakultAt . , , , , , , , , , , , , , , s , 23
i. Das juristische Seminar 21-
fv Das staatswissensehaftlirh-statistisrhe Seminar . . 25
<>. Das historische Seminar -2.7
7. Das kunstgeschichtliche Seminar 27
8. Das philologische Seminar 27
9. Das archäologische Seminar 28
10. Das germanistische Seminar 29
11. Das romanisch- englische Seminar 29
12. Das slavisch-philologische Seminar 30
13. Das geographische Seminar 31
14. Das mathematisch-physikalische Seminar .... 32
15. Das philosophische Seminar 33
1 18
Seite
d. Die Kunst institute.
1. Das Institut für alte Kunstgeschichte (Archäologisches
Museum) 31
3. Das Institut für mittelalterliche und neuere Kunst-
geschichte 35
3. Das akademische Institut für Kirchenmusik , . . 3ä
e. Naturwissenschaftliche Institute.
1. Das physikalische Institut M
2. Die Sternwarte 21»
3. Das chemische Institut 41
t. Das pharmazeutische- Institut t;>
5. Das mineralogische Institut und Museum .... 45
Das geologisch-paläontologische Institut untl Museum 47
7. Der botanische Harten und das (iartenrnuseuin , . 5_1
8. Das pflanzenphysiologische Institut und das botanische
Muslim , . , , , . . , 54
9. Das zoologische Institut und Museum 55
t. Landvv irtM-liaflliche Institute.
I. Allgemeines 58
II. Spezielles :
a. Institut für Wirtschaft sichre des Landbaues . . 58
h Das Institut Hu: landwirtschaftliche Pflanzen-
produktion-dtdne 59
i . Das Institut für landwirtschaftl. Tierproduktionslehre Kl
d. Das agrikultur-chemische und bakteriologische
Institut . . , . . . . . . . . . . . . tü
e. Dan landwirtschaftlich-technologische Institut . . 63
f. Der kulturtechnische Apparat 63
g. Das Veterinär-Institut 64
g. Die theoretischen Institute der medizinischen Fakultät.
1- Das anatomische Institut , . . . . . . . . 6Ü
2. Das physiologische Institut 66
3. Das pathologisch-anatomische Institut 67
4. Das pharmakologische Institut 70
5. Das hygienische Institut 71
Ii. Die klinischen Institute.
1. Die medizinische Klinik 7:1
V, Die medizinische Poliklinik . , : , : : . : : : 74
3. Die chirurgische Klinik und Poliklinik 75
4. Die Klinik für Augenkranke 80
5. Die Kiauenklinik und Poliklinik *4
6. Die Klinik und Poliklinik für Haut- und venerische
Krankheiten 87
7. Die psychiatrische Klinik und Poliklinik für Nerven-
kranke , , . , , , , . . , . . . , . . . 91
8. Die Klinik und Poliklinik für kranke Kinder ... 93
9. Die Poliklinik für Ohren-, Nasen- und Kehlkopf-
krank hei Inn 95
149
Seite
10. Das zahnärztliche Institut %
2. Die Professoren-Witwen- und Waisen-Versorgung^-Anstalt
3. Die Hilfskasse der Universität zur Unterstützung von
Hinterbliebenen der Dozenten und Beamten . . . . . lüü
4. Honorar- und Stundungswesen 101
5. Stipendien und Stiftungen für Studierende:
a. Studenten-Unterstutzungs- Fonds 101
b. Stipendien-Fonds lOi
0. Kranken- und Begräbnis-Kasse für Studierende:
a. Die Student en-Kranken»Kasse 105
b Die Studenten-Bcgräbnis-Kasse 1<M»
7. Der akademische Turaspielplatz 107
Yl. Akademische Grundstücke and Kapitalion.
1. Grundstücke 109
2. Kapitalien 110
VII. Wichtigere Mlnlsterlal - Erlasse, Knratorlalschrelhen nnd
Scuatsbcsclilüsse.
1. Für die Universität überhaupt.
a. Ministerial-Erlasse und Kuratorialsrhreihen , . . . LH
b. Senatsbeschlüsse 113
VIII. UnlverHltäts.Krelgnlsse, Feierlichkeiten, Programme,
Adressen et«.
1. Akademische Feierlichkeiten und sonstige Ereignisse . 114
CJ. Programme (sind nicht erschienen) 117
3. Adressen (sind nicht erschienen) 117
IX. Studierende.
1. Horerzahl.
Sommer-Semester l!Kj-t U7
Winter-Semester 1904/05 IIS
2. Beteiligung an den Vorlesungen 119
3. Losungen von Preisaufgaben 1^23
4. Vereine und Verbindungen 134
5. Akademische Disziplin 125
X. Promotionen.
1. Ehrenpromotionen und Diplom-Erneuerungen .... 125
2. Promotionen auf Grund von Dissertationen und Prüfungen 125
XI. Nekrologe.
Professor Dr. Jakob Caro , , . , , s . . . . . L33
D a v i d E r d m a n n 1 44
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