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Full text of "Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft"

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Jahresbericht 
über  die 

Fortschritte 
der 

Idassischen .. 


ftarbarli  (Tollrgc  ILiörarü 

FROM  TUE 

CONSTANTIUS  FUND 


Established  by  Professor  E.  A.  SornocLES  of  Harvard 
University  for  "the  purchase  of  Greck  and  Latin 
books,  (the  ancient  classica)  er  of  Arabic 
books,  or  of  books  illuitrating  or  ex> 
plaining  such  Greek,  Latin,  or 
Arabic  books.«  Will, 
datcd  iSSo.) 


Rcceived 


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JAHRESBERICHT 

aber 

die  foitsoMtte  der  dassischan 

Altertumswissenschaft 

begrfiBdet 
▼on 

Conrad  Bursian 

herausgegeben 
Toa 

IB:.  Onirlitt  und  KjroU. 


Hundertanddreizelmter  Bud. 

Drei88ig8ter  Jahrgang  1902. 

Zweite  Abteilung. 

LATEINISCHE  KLASSIKER. 


LEIPZIO  1908. 

O.  R.  B£I8LA2^D. 


uiyuu^oü  L/y  Google 


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Inhalts  -  Verzeichnis 

des  hnndertuoddreizehnten  Bandes. 


Seite 

Bericht  über  Vergil  1897-1900  (1901)  von  R.  Helm  in 

Steglitz  1  -73 

Bericht  Uber  die  Litteratur  zu  Ciceros  Reden  aus  den 
.Taliren  1896-1902  von  Prof.  Dr.  Gustav  Land- 
graf in  München  74  -  88 

Bericht  über  die  Litteratur  zu  den  quintilianischen  Dekla- 
mationen und  zu  Calpumius  Flaccus  aus  den  Jahren 
1888—1901  von  Dr.  Georg  Lehnert  in  Leipzig  89-112 

Bericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der 
lateinischen  Grammatiker  mit  Einschhiss  der  Scholien- 
litteratur  und  Glossographic  für  die  Jahre  1891  — 

1901.  Von  Ohorlohror  Dr.  Paul  Wossnor  in  Hremcr- 
haven  113-227 

Bericht  über  die  Litteratur  zu  C.  Sallustius  Crispus  1 878 

bis  1898  von  Dr   R.  Maiir^nbrnrh nr  in  Halle  22R— 272 


Digrtizeij  Ly  <jOOgIe 


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JaliresbericlLt  über  YergU  1897—1900  (1901) 

B.  Helm. 


Aq  AnigmbeD  ist  eigentlkh  oiohts  enehienen,  was  irgrendwie  der 
Erwähnoiig  wert  wSre,  weil  et  einen  beeonderen  Fortschritt  bödmete. 
Die  Anigmbeii  von  Sabbadini,  die  we^en  ihrer  Einleitang  eine  Heryoiy 
bebung  verdienen  und  deshalb  an  ihrer  HCelle  in  dem  Abschnitt  über 
die  KompoeilioB  der  Aneia  znr  Besprechung  gelangen,  bleiben  doeh  im 
Übrigen  selbst  unter  dem  NiFena  dentscher  SchnUnsgaben.  Aneli  die 
engliiche  Ansgabe  P.  Vergili  Unronis  opern  ree.  Fred.  Art. 
Hirtxel,  Ozon.  1900,  die  im  flbrigen  mOgUcbst  konsenratiT  verfthrt, 
bietet  nichts,  was  einen  Fortsebritt  bedeutete*  Ehrenhalber  erwähne  ich 
die  nene  Auflage  des  Veigil  von  Cenington-Kettleehip  vol.  I  fielogues 
and  Oeorgies,  fifth  edition  revised  by  F.  HaTorfield,  London 
1896;  es  sind  dabei  noch  die  Bsudbemerknngen  verwertet,  die  KetHeship 
bei  seinem  Tode  Unterlassen  bat;  im  Übrigen  sind  die  Foisehungen  sn 
VefgU  ans  den  letalen  Jahren  nachgetragen  und  danach  hier  und  dort 
Bemerkungen  hiaxngefBgt. 

Von  den  Arbeiten  über  VergU  entliehen  sich  folgende  meUier 
Beurteflung,  da  sie  weder  selbst  in  meine  Hftnde  gelangt  sind,  noch 
mir  eine  Anzeige*)  von  ihnen  vorgelegen  hat. 

P,  Thomas,  Zu  Verg.  ecl.  15.   Soc.  pour  le  progitiä  dea  eludea 
phil.  et  hibl.    ADimaire  Bull.  Üeige  14.  V.  1899. 

Andergass CQ,  Zu  Vergils  Georgica.   Bozen,  Progr.  1900. 

F.  8axl,  Zar  Verdeutschung  lat.  Bichter,  insbesondere  Vergils 
OMmowits  1900. 

Bargetaki,  Dido  in  der  G^hichte  und  der  Dichtung,  Wien 
1896.  Progr. 

A.  Walz,  Lectnres  littäraires.  Paris  1898. 

*)  Die  mit  Stern  beseiehneten  Schriften  kenne  ich  nur  ans  dem  Referat 
anderer. 

JahiMbflftelit  lOr  AltictamiwlsMiiselialt  Bd.  OXm.  (190B.  n.i  1 


2  JahieBberifibt  fiber  TergU  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


SakelUropOQlloB,  Kfiund.   Athen  189B. 

Neri  ^li  atOmali  nelle  opec«  tU  Virgilio.  Fiaa  1896. 

Llverani  la  pietä  di  Enea.    Torino  189G. 

F.  Cavicchi,  il  libro  IV  ddle  georgiche  di  Virgüio  e  ie  api  di 
G.  Eacellai*   Teramo  1900. 


X.  Zum  Leben  und  Charakter  des  Dichters;  sein  Porträt 
und  sein  J^'ortleben  in  der  Sage« 

S.  8—9. 

G^zaN^raetliy,  Egyetemes  Fhilologiai  KQzlöny.  Budapest  1901. 
S.  177  ff. 

A.  Cartault,  ^^tude  sur  les  bucoliques  de  Vir^e.  Paris  1837. 

C.  Pascal^  C)ommeDtationeB  Vergilianae.  Hediol.  1900. 

TlBsaoi,  Verg:iUo  iDnamorftto.  Measina  1899. 

C.  Baitsoli,  la  rellglone  e  la  filoBofla  di  Yirgilio.  Torino  1900. 

E.  Conti,  Ver^ilio  edncatore  Atti  e  meworie  della  H.  Accadeinia 
di  Mantüvii  1897.    S.  197  ff. 

P.  (tuu ekler,  Monnments  et  meinoires  publ.  par  Tacademie  dea 
insciiptioiiä  et  belle»  lettre«  1898.    8.  233  ff. 

G.  B.  lotra,  Atti  e  nemorie  deUa  K,  Acoademia  di  Mantofa  1896. 
8.  143  ff. 

Sehvlten,  Archaeol,  Ans.  1899.  S.  70. 

P.  Sehwiei>rer,  Der  Zanberer  Virgil.   Beriin  1897. 

•Verfrils  Jugend  behaudell  Geza Nemethy;  er  Bchildert  die  Zeit 
und  die  Zeitveihältnisse;  ferner  stellt  er  deu  Einfluß  Catuils,  Theokiits 
und  Lucrez'  auf  den  Dichter  dar.  Ein  Exkurs  bespricht  den  Epikureismus^ 
und  Vergils  Stellaog  zu  dieser  philosopliisclieu  Schule  (s.  Berl.  ph.  \V. 
1901  Sp.  729). 

Vergils  Leben  behandelt  Cartault  iin  1.  Kapitel  seines  Buches, 
das  er  in  die  zwei  Abschnitte  geteilt  hat:  la  jeunesse  de  Virgile  und 
les  protectenrs,  les  aniis  de  Virgile.  Er  stellt  dort  all  die  Nachrichten 
zusammen,  die  uns  aus  dem  Altertum  erhalten  siud.  über  des  Dichters 
Geburt,  seine  Heimat,  seine  Eltern,  seiue  Erziehung  und  Ausbildung. 
Die  Verwendung,  die  dabei  die  Eklogen  and  die  Gedichte  Cataleptou 
gefunden  haben,  ei-scheint  mir  nicht  immer  ganz  richtig.  Mne  Hypo- 
these, die  ebensognt  twau^^gesprochen  hätte  bleiben  IiOnnen,  ist  die, 
daß  Vergil  you  seinem  Grol^vater  mätterlicherseits  ein  Haas  in  Mantaa. 


.  ly  j^ud  by  GoOglc 


Jahreabericht  über  Vcrgil  1697—1900  (1901).   (Heim.)  3 

geerbt  Laben  möchte,  weil  Moeris  Ekl.  IX  in  die  Stadt  dem  nenen  Be- 
sitzer Bückte  /[iiiilirt.   Betreffs  der  1.  Ekloge  wird  zwar  riclitig  hervor- 
g^elioben,  daLi  uulu  au^s  der  Thatsachc,  daß  Tityriis  Rom  znm  ersten  Mal 
gesehen  hat  und  nun  seine  Begeisterung  darüber  ausspricht,  nicht  folg^ern 
darf,  daC  auch  Vergil  selber  erst  ia  der  Zeit  der  Äckerverteiluug  die 
Hauptstadt  besuchte  und  nicht  schon  früher  dort  studierte;  aber  doch 
macht  der  Verf  ni<  lit  sxharf  ^'enug-  darmif  anfitK  i  ksani.  daü  die  Eklog-en 
für  inaiu  lies  ans  dein  Lrben  des  DlohTcrs  t»eiir  z^vt-itrlliaft»'  Zeugen  sind, 
da  die  di(  lif l'naüLasie  helbst  erlebte  Eniptiii<luii^en  uud  Motive 
den  auttretLütl»  fi  Pei  sonen  in  den  Mond  legen  kouiU<',   (iliuf  deshalb 
sich  mit  ihnen  zu  identifizieren.    Ans  den  Oatalepta  erklärt  C.  die 
Gedichte  VITT  (X)  und  V  rVIl)  für  unecht.   Kin  Oberflnssijres  Problem 
wirft  er  betrefis  der  etwaigen  Herkunft  des  Vaters  Vergils  ans  ( "i  rmona 
auf,  weil  im  ersten  der  beiden  Gedichte  steht:  tu  uanc  eris  iili,  Mautaa 
qood  faerat  qaodqae  Cremona  prius,  als  ob  das  prios  nur  zu  Cremona 
und  nicht  zu  beiden  Städten  gehören  könnte,  so  daß  beide  zusammen 
genannt  werden,  am  die  Lage  des  Gutes  zn  bezeichnen,  ans  dem  der 
Dichter  vertrieben  ist.    Glauben  schenkt  der  Verf.  allerdings  diesem 
von  ihm  vorgebrachten  Schluß  auch  nicht,  aber  nur  weil  er  die  Echtheit 
des  Gedichtes  bezweifelt.    Diese  Ansicht  gründet  sich  darauf,  daß  der 
Vater  Vergüa  dort  als  lebend  erwähnt  wird,  während  £kL  I  nnd  IX 
•einen  Tod  Toraossetzcn  sollen  zu  der  Zeit,  da  dieser  von  seinem  Gut 
vertrieben  wnrde;  denn  er  und  nicht  sein  Vater  werde  als  fügentllmer 
hingestellt.  Aber  er  konnte  sehr  wohl  das  Gat  übernommen  haben,  da 
sein  Vater  lehon  vor  seinem  Tod  völlig  erblindet  war.  Aneh  das  hoe 
V.  3  benntst  C.  ftlschlleh  als  Argument,  wenn  es  belüt:  me  tibi  et  hos 
nna  meenm  qaos  semper  amavl,  .  .  .  eommendo,  in  primi«qtte  potrem; 
Bach  seiner  ICeionng  kann  es  sich  nnr  auf  die  beideu  Brflder  bedehen, 
deren  einer  jedenftlls  in  der  Kindheit  gestorben  ist,  also  damals  nieht 
leben  konnte.  In  Wahrheit  fisDt  hos  s&mtüche  Familienmitglieder  ein- 
schlieBlioh  der  Xntter  nsammen,  ans  denen  dann  der  Vater  noch  be« 
sonders  herausgenommen  wird,  vielleicht  weil  er  infolge  seiner  Gebreeh* 
Uehkeit  besonders  nun  Hitletd  heransfbrderte.  Nicht  besser  ist  die 
Argumentation,  um  Catsl.  V  (VII)  für  unecht  zu  erkl&ren;  es  soll  nicht 
denkbar  sein,  daß  der  Dichter  in  so  früher  Jugend  schon  den  Musen 
Valet  gesagt  habe.   Aber  an  und  für  sich  ist  es  doch  nicht  nnwahr- 
seheiBlich,  daß  Vergil  die  Notwendigkeit  empfand,  nach  den  ersten 
poetiseheii  Vennchen  —  und  das  waren  doch  ohne  Zweifel,  wie  Ja  das 
in  KU.  VL  eingereihte  Stick  46— dO  beweist,  nicht  unsere  sehn  £klogen, 
die  doch  schon  eine  gewisse  Kunstfertigkeit  zeigen  —  sieh  erst  einmal 
ganz  seiner  wisseoschafUichen  and  philosophischen  Ausbildnng  nu  widmen 
und  in  einer  solchen  Stimmung  das  Gedicht  verfaßte,  in  dem  er  die 


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4  Jahiesbericht  über  Vorgil  181)7-1900  (1901).  (Belm.) 

Hosen  anch  nar  bittet»  ihn  seltener  sn  besnchen,  also  Uim  Zeit  znm 
Stndiam  zn  lassen,  nidit  sleii  vWg  von  ihm  n  wenden. 

Der  swelte  Abaehnitt  dieses  Kapitels  behaodelt  des  Leben  der 
Frennde  des  Dichters  nnd  ihr  Verhältnis  in  ihm,  besonders  den  Anteil, 

den  sie  an  dem  Schutz  des  Dichters  bei  der  Äekertrerteilung  hatten. 
Von  PolUo  wird  mit  Becht  geleag-net,  daß  er  die  Bacolica  inspiriert 
habe,  obgleich  er  au  Vergils  Dicht anj^eu  Interesse  zeigte,  wie  das 
*Pollio  amat  uostram  ....  musam'  11184  zeigt,  was  allerdint^s  dort  mit 
der   bezeichneudtu  Eiiibclnankung  hervorgehoben   wird:   'quamvis  uät 
ruhtica.'    Beirefts  des  Vaiub  iii  Ekl.  VI  uud  iX  hält  Cartault  gegen- 
über Pascal  Riv.  di  fil.  XVil  (1889)  p.  145— 7G  (iu  veränderter  Form 
and  mit  Polemik  gegen  Cartault  aufgenommen  in  dieCommeut.  Ver^il. 
S.  36  ff.,  cf.  Jahresber.  LIX  (1889)  S.  183)  an  der  gewöhnlichen  An- 
sicht fest,  daß  es  sich  um  Alfeuus  Vaius  handelt.    Pascal  will  hier 
einen  L.  Qaintilius  Vai'Uö  Cremaneusis  schafteu,  einen  Verwandten  des 
bekannten  P.  Quuitijius  Varus;   der  Tod  eines  Quintilius  versetzte  ja 
nach  Hör.  c.  I  24  uuseru  Dichter  in  so  große  Trauer.    Pascal  liest 
dann  ecl.  IX  35:   'nam  ueque  adhuc  Varo  videor  nee  dicere  Cinna 
digna'  und  bringt  damit  Catull  c.  X  in  Verbindung,  wo  Cinna  und  Varus 
Freunde  Catulls  genannt  werden.    Er  kombiniert  also,  was  wir  über 
Quintilius  und  Varus  hören,  und  stellt  die  so  gewonnene  Person  als 
J^'reund  Vergils  und  Mitschüler  bei  Siro  bin  mit  Berufung  auf  A.  Körte, 
Rh.  M.  1890  Ö.  172  ff.,  der  in  einer  Stelle  der  vol.  Hercul.  I  92  col.  H 
die  dort  aufgezählten  epikureischen  Schüler  so  ergänzt,  daß  neben 
einem  Varius  —  das  würde  der  Epiker  sein  —  ihk!  Quintilius  —  das 
würde  unser  Quintilius  Varus  sein  —  die  Namen  des  VergÜ  nnd  Horas 
ständen.  Da  der  Vai'us  bei  Vergil  Kriegstbaten  aufzuweisen  haben  muß, 
die  ja  der  Dichter  ecl.  VI  zu  besingen  ablehnt,  identifiziert  P.  diesen 
nen  gewonneuen  Varns  weiter  mit  dem  Parteigänger  des  Cassius,  der 
nach  Appian  bell.  civ.  XV  74  als  Befehlshaber  in  Khodns  aorückblieb. 
Dagegen  ist  einzuwenden,  daß  die  VerhenÜchnng  dieses  etwas  obskuren 
Kriegsmannes  nicht  recht  zn  Vergils  Worten  stimmt,  daß  anch  seine 
Verbindnng  mit  Mantna  ecl.  IX  27  nnr  durch  eine  gezwungene  Er- 
kÜLmog  begreiflich  gemacht  werden  kann,  während  fftr  den  Statthalter 
Alfenns  Tams  ohne  weiteres  klar  ist,  wamm  sich  der  Dichter  an  Ihn 
wendet.  An  die  Ehrenhaftigkeit  Yeigils  zn  appellieren,  der  nicht  zwei 
Gegner  wie  PolUo  nnd  Alfenns  Vams  nacheinander  besingen  könnt«, 
scheint  doch  ein  sehr  fragliches  Argument,  da  wir  weder  Aber  die 
Gesinimngstücbtigkeit  dee  Dichters,  noch  ttber  die  Art  der  Feindschaft 
Jener  beiden  M&nner  etwas  wissen,  die  darchans  nicht  persönlich  gewesen 
zu  sein  braucht  (s.  Berl.  ph.  W.  1901  Sp.  389  f.).  Überhaupt,  daß  all 
diese  scharftinnigen  Kombinationen  dem  Zeugnis  der  alten  Grammatiker 


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JahresbericLt  über  Vergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


5 


wid«»pr«elien,  iBt  nicht  anbedeDklieb«  da  man  sich  ftrOh  mit  Eifer  aaf 
die  Erkttnmir  der  Vergilischen  Gedichte  und  die  Aofspürnng  ihrer 
Beziehnngen  warf.  —  Die  Besprechung  der  Daten  über  das  Leben  des 
Comelins  Gallas  bildet  bei  Cartanlt  den  S<*hlaß  dieses  Kapitels;  er 
tritt  iür  di(;  Identität  der  Cytiierisi  des  Autouiaü  und  der  von  jenem 
besongenen  Lycoris  ein. 

Die  IJebegverhältoisse  des  Dichters  macht  V.  Ussani  zum  Gegen- 
htand  seiner  Untersnchun^  in  einem  kleinen  Aufsatz  *  Vergil  io 
innamor  atu".  Er  LJllt  nicht  nnr  den  Klatsch  aufrecht,  den  schon  die 
alten  Biographen  aneraben  nud  widerlegten  —  der  Beiname  Parthenias 
ist  nur  eine  (Griechische  Lbercietzuag  des  mit  'virsro"  zusararaenv'ebrachteo 
Kamens  de<  Dichters  und  kein  Beweis  beiu»  r  Kt  uscliheit  — .  sundern  er 
folgert:  eiue  Mag^d  wie  Up  Hieria  genügte  nicht,  eine  große  Liehe 
einzuflfinen;  nnd  eine  M:roße  Liebe  muß  der  Scliüpfer  der  Didoepisode 
empniii  icii  iiaben.  Vau  Abbild  der  nnj^lücklich  Geliebten,  die  mit  die 
Ursache  war  der  sentimentalen  Schwermut  Vergils,  sieht  er  in  der 
Camilla,  die  nichts  von  Liebe  wissen  wilL  Das  Ganze  ist  mehr  phan- 
tasievoll als  wissenschaftlich. 

Poiiios  Verhältnis  zu  Vergil  bildet  den  Stoff  des  ersten  Aufsatzes 
Vergilio  e  Pollione\  den  Pascal  in  seinen  Commeut.  Vergil  wieder- 
holt hat.  Ob  der  Dichter  in  Rom  oder  in  Gallia  Cisalpioa  den  PolUo 
kennen  lernte,  ist  ungewiß;  das  Jahr  der  Begegnung  kann  frühestens 
712/42  sein.  Die  Nachrichten  über  den  Schutz,  den  Pollio  dem  Vergil 
angedeihen  ließ,  erscheinen  dem  Verf.  sehr  zweifelhaft.  Dagegen  glaubt 
er  an  die  Richtigkeit  der  Bebanptniig,  daO  dem  Dichter  die  Anreguog 
zu  den  Eklogen  von  seinem  Gönner  geworden  ist,  im  Gegensatz  zn 
Cartanlt,  der  mit  Vablen  (Ind.  lect  Berel.  1888  p.  7)  diese  Angaben 
durch  falsche  Interpretation  ans  den  Bneolia  selber  geechöpft  denkt 
nnd  als  Beweis  für  Mbere  bnkoUaehe  Poesien  die  Ten«  ans  oel.  IX 
anfthrty  die  sich  aaf  den  Kometen  des  Jahres  710  beaiehen;  aber  mit 
Baeht  teigt  daB  diese  Terse  anch  später  verfkOt  sein  kdnnen. 
Jedoch  die  Btfitas,  die  er  wieder  dnrch  Besiehnng  des  Pinrals  carmina, 
des  Inssis  tois,  des  'a  te  prindpinro»  tibi  deaiDaf  seiner  Behaaptnog 
gaben  will,  Ist  hlnfUlig.  Gegen  Cartanlt,  der  das  Tollio  amat  noatram» 
qaamYis  est  rostica,  Hnsam'  eol.  in  84  als  Beweis  dafür  hiastellt, 
daß  Pollio  nicht  ganx  mit  der  biorischen  Hnse  snfrieden  war,  faßt  er 
den  Vera  nnr  als  Ansdmck  des  Staaoens»  daß  ein  so  großer  Dichter 
an  so  bescheidenen  Diebtangen  seine  Teilnahme  xeige.  Das  'lectorl* 
T.  85,  das  C.  Ifir  viel  xn  schwach  hielt  fBr  denjenigen,  der  die  Bncolica 
angeregt,  Ikßt  P.  allgemeiner.  Die  *no?a  carmlna*  des  PoUlo  86) 
▼ersteht  er  nicht  von  dem  Großartigen,  sondern  im  Gegenteil  faßt  er 
Pollio  als  poeta  novns  in  dem  Süine  der  vtorctpoi  bei  Cicero,  d.  b.  alt 


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Jahresbeiieht  Qbor  TergU  1897-1900  (1901).  (Belm.) 


Verfittser  kleinerer  Gedichte,  ^e  VergUa  EkiogeD  Bind;  der  Begriff  der 
vMvTtpoi  ist  dabei  aber  veraehobeD«  da  wohl  mehr  als  die  Idmnea  Ge- 
dichte die  alesaDdriaiachen  Epen  wie  Gintias  SniTnia  und  Calws*  lo 
diesen  Begriff  pilgten.  Was  za  Ekl  II  aas  der  chroniqne  seandalease 
berichtet  worde,  weist  P.  mJitk  dnrefa  Herbeisiehiiiig  einer  Parallele 
bei  Pilo,  epist  Vn4,  6,  wo  von  Cicero  ähnliches  berichtet  wird.  FSr 
EkL  m  brinirt  er  die  überflüssige  Wideriegnog  der  willkllriichen  Kon- 
jektur Sefaapers.  Baß  Asinins  Pollio  nach  715/39  in  den  Gedichten 
Yergils  keine  Bolle  mehr  spielt ,  Ahrt  der  Verf.  anf  den  Willen  des 
Angostns  selber  zoriick,  der  in  dieser  Weise  seine  Feindseligkeit  ftnOerte. 

Vergils  religiöse  nnd  philosophische  Anschanungeu  nntersncht  in 
einem  nmfangreichen  Bach  Cesare  Bancoli.  Der  Verf.  gelA  ans  von 
der  Bestanration  der  Religion  nnter  Aogastns,  und  während  er  bei  den 
übrigen  Dichtern  and  Schriftstellern  ihre  Teilnahme  daran  für  eine 
Äußerlichkeit  hält,  ist  er  überzeugt,  daß  bei  Vergil,  der  auf  dem  Lande 
groß  geworden  war,  wirklich  eine  innere  Religit^^^itat  die  Triebfeder 
v:ir.  Erweisen  lütit  sich  das  k  uim,  dtun  die  Stellen  seiner  Dichtungen, 
die  man  Uaiür  btibriagen  kann,  zeigen  doch  nur,  dali  er  in  die  von 
Augiir^tus  eingeschlagene  Richtung  mit  einstimmte.  Deshalb  steht  das 
1.  Kapitel  'La  religione'  ziemlich  für  sich,  da  es  nur  die  in  Georgica 
nnd  Äneis  ausgedrückte  Religiosität  behandelt.  Anders  liegt  es  bei 
den  übrigen  Kapiteln,  welche  die  Phiiobopiiie  Vergils  behandeln,  weil 
der  Dichter  hier  nicht  durcli  äuCere  Umstände  genötigt  war,  seine 
Ansicht  auszudrücken.  Zunächst  wird  der  Epiknieismus  VpilmIs  unter- 
sui  ht.  der  ja  im  pflireilen  Widerspruch  zu  der  IveÜ^Mosiiäl  bLcüea  wiu  iie. 
Der  Verf.  hilft  sich  sehr  einfach.  Die  Frage  ist  schon  a  priori  gelöst ; 
da  der  Dichter  religiös  war,  so  kann  er  nicht  Epiknreer  gewesen  sein. 
Und  düch  hielt  von  Wilamowitz  Reden  und  Vorträge  8.  266,  das  in 
einem  gewissen  Grade  für  möglich;  und  selbst  wenn  das  gleichzeitige 
Zusammentreffen  so  verschiedener  Kichtuugen  nicht  denkbar  ist,  so 
bliebe  doch  die  Annahme  noch  übrig,  die  Norden  Neue  Jahrb.  1900 
8.  270  Anm.  3  ausspricht,  daß  der  Dichter  eine  innere  Wandlung  im 
Laufe  der  Zeit  durchlebt  hat.  Der  Schluß  des  Verf.  ist  also  falsch. 
Um  ihn  aber  aufrecht  zu  halten,  leugnet  er  erstens  die  Richtigkeit  der 
Angabe  in  der  Vita,  daß  Vergil  bei  Siron  gehört  habe;  mit  den  Ge- 
dichten caUl.  VII  (V)  and  X  (VIII)  giebt  er  sich  überhaupt  nicht  erat 
ab.  Zweiteos  beatreltot  er,  daß  in  Ekloge  VI  epücnreische  Lehre  ans* 
gedrückt  sei,  waa  Ibm  nat&rlich  mit  Argumenten  sn  widerlegen  nieht 
gltto]^t;  ebenso  mnß  er  behaupten«  daß  die  Üliereinstimmangen  mitLnerei 
In  den  Georgien  nur  formelle  eeien.  Er  legt  dabei  besonderes  Gewicht 
darauf,  daß  Vergil  das  Landleben  als  Abbild  des  Daseins  im  goldenen 
Zeitalter  lehildert,  also  im  Gegeneati  steht  an  der  Lnerezischeti  Dar- 


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JfthzwboriGbt  Aber  Teigil  1897-1900  (1001).  (Uelm.) 


7 


steUnng  von  der  nrsprflngUebeii  Wfldbeit  und  dem  Elend  der  ertteft 
MeniekeB;  «ber  dabei  mvB  man  den  Zweek  der  Vergfliaeben  Dlebtmiir 
berltclaiebtJgett.  Dem  Dlebter  kam  ea  darauf  an ,  daa  Landlebeo  la 
empfeUen;  da  paßt  ibm  die  mjtbologiscbe  Anscbavtiag  gut,  and  er 
verwendet  ale,  ebne  sn  berfiekiicbtigeD,  ob  ale  etwa  mit  epikaretooher 
Lebre  im  'Widersprach  steht.  Der  Verf.  bedenkt  gar  nicht,  daß  aieb 
die  Qeotigiea  keine  freie  Dichtnng  waren,  aondem  nnter  einem  höheren 
Zwange  entstanden  nad  ancb  ihrerseits  den  Zweek  hatten,  die  vom 
Kaiser  erstrebte  Bestaaradon  von  Beligion  nod  Moral  an  bewirken, 
nnd  daO  dadurch  aneh  Widersprüche  der  Anschaunog  erklftrlich  werden, 
weun  man  nicht  die  vorgefaßte  Meinung  bat  von  dem  Vergil,  der  von 
iranzem  Herzen  der  Keligion  der  alten  Zeiten  anhing.  Der  Verf.  schreibt 
Vergil  duieliweg  eine  vom  Piatonismus  dui  clibetzte  stoisciie  Anschauung 
za,  in  der  er  ihn  mcbi  :;u^ii  als  Vorgäna^er  Senecas  hiiiätellt.  AL^  Äuße- 
rungen des  Stoicismus,  liirchte  ich,  nimmt  er  dabei  viel  zu  viel;  weil 
der  Pantheismus  zum  Eosmopolitiftmns  nnd  zur  Nächstenliebe  fülirt,  »o 
muß  jede  Milde,  die  in  der  Äneis  vorkommt,  der  Stoa  ihren  Ursprung 
verdanken,  uml  wo  poetische  Empfiuduug  und  des  Dichters  eig-ene  Weich- 
heit znsanmienwirken,  um  eine  rülirende  Scene  zu  scliaften,  bei  der  Kla.!?e 
de«  Vaters  oder  der  Mutter  um  den  «>-pf;i]hMh  ii  tiohn,  selbst  will  er 
«toiöche  Ansiclit  als  Gi uüdbediiii^un;^^  erkennen  gerade  im  Gegensatz  zu 
der  stoischen  Seeleuruhe.  Wenn  der  Krieg  vom  Dichter  verabscheut 
wird,  d.  h.  Attribute  erhält,  die  ihn  als  grausig  hinstellen,  so  ge- 
schieht das  nach  den  Leliren  der  hjtoa.  Die  Phaiiiasie  des  Verf.  weiß 
tiberall  aus  der  Erzählung  etwas  zu  gewinnen,  was  dnrch  den  poetis'  hen 
Stoff  von  selber  gegeben  war;  ja  er  ist  sogar  imstande,  in  einem  Pual^t 
einen  scharfen  Gegensatz  zwincheu  Vergil  und  der  Stoa  aus  den  Ge- 
fliehten heraasznioterpretieren,  der  römisclie  Dichter  soll  nämlich  den 
Selbstmord  verwerfen.  Das  Platonische  wird  in  der  Anschauung  ge- 
t'uuden,  daß  die  Seele  in  den  Körper  wie  in  ein  Gefängnis  gebannt  ist 
und  im  Tode  sich  wieder  von  ihm  löst,  in  der  von  Vergil  vertretenen 
Xiehre  vom  Kampf  gegen  die  Sinnlichkeit,  kurz,  in  den  Dingen,  in 
denen  die  späteren  Stoiker  wie  äeneca  ^ich  mit  dem  Platonismos  be- 
rfihren.  Der  schwache  Aneas  wird  als  Philosoph  hingestellt  nnd  aein 
Benelmen  der  Dido  gegenüber  durch  das  in  ihm  liegende  Streben  aaek 
Oeiatigen  nnd  nach  Aakeee  erklärt!  DerDtehter  selberaell  seiaeidatoniiwhe 
Oednnnng  dadnreh  ftoflem,  daß  er  Misogyn  ist  (s.  8.  5)!  Sa  Ter* 
•ehieden  fasttti  die  ItaUeaer  ihren  VeigU  aitf !  Beieiehnend  ist  der 
Ansdmek:  Ea  zeigt  sieh  bei  Yergtt  eine  entschiedene  Feindschaft  gtgva 
diijfalge,  die  den  Mann  nr  Sünde  verleitet  Besondera  aber  die  Her- 
vorhebnnf  des  ankünfUgen  Lebens  bei  Vergil  und  daa  hinflge 
«eheinen  ven  Yerstorbeafii  wird  aof  seinen  Fkttonismns  anrückgeAhrt» 


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8 


Jtbnaberieht  Aber  TergU  1897—1900  (1901).  (Belm.) 


Ble  Unterweltiepisode  VI  muß  mehr  als  einen  kUnstlertechen  Zweck 
haben,  folfeft  der  Veri;  denn  die  Bi5nier  sind  ein  poUtehes  Tolk  im 
arietotelieclien  Sinn,  und  deshalb  hat  ihre  Litteratnr  hochpolitiaehe  und 
moralische  Ziele.  B.  bestreitet  dann  die  Vermntnng  von  Warborton, 
daß  das  6.  Baeh  eine  Baistellnng  der  deosinisehen  Hysterien  sei.  £r 
selbst  denkt  es  sieh  ans  der  reUs^tan  Volkaansehnanngr,  sowie  ans 
Homernaehahmnng  nnd  Platonbenntsong  entstanden,  nnd  durch  diese 
Znsammenarbeitnng  erklärt  er  die  Dunkelheiten,  die  vorhanden  sind. 
0ie  Verbrdtnng  der  Lehre  von  einem  Leben  nach  dem  Tode  soU  nnn 
der  Zweck  des  6.  Bnchea  sein  nnd  swar  von  einem  Leben,  in  dem 
sieht  Zufall,  sondern  strenge  Gerechtigkeit  herrscht  Den  *Limbus\ 
in  dem  die  Kinder,  die  ans  Liebe  Gestorbenen,  die  in  der  Schlacht 
Gefallenen  weilen,  führt  der  Verf.  auf  Homer  Od.  ZI  38—48  mirilek» 
was  immerbin  Beachtnng  verdient.  Spaßig  aber  ist,  daß  Yergil  durch 
die  Erwähnung  der  Kinder  den  Zweck  verfolgen  soll,  die  Väter  von 
einer  etwaigen  TOtong  ihrer  Kinder  absubringeu,  indem  er  ihnen  leigt^ 
daß  »ie  dann  an  einem  so  traurigen  nnd  dunkeln  Ort  weilen  müssen. 
Derartige  moralische  ünterweisnDgen  sollanch  die  übrige  ünterweltsschilde- 
ruiig  enthalten.  Der  Verf.  scheidet  sie,  soweit  sie  des  Äoeas  Wande- 
rung enthält  und  soweit  Anchises  belehrend  auftritt;  der  erste  Teil 
bemht  auf  römisch-griechischem  Volksglauben,  der  zweite  auf  orpliischer, 
pythagoreisclicr  und  platonischer  Anschauung-,  —  Das  ganze  Buch  lei  iet 
neben  anderem  an  dtr  großen  Phantasie  des  Verf.,  der  nicht  die  rein 
poetischen  Elemente  aus  seiner  Untersuchnng  finszusündern  versteht 
und  das  etwa  vorbundeiie  Vorbild  nicht  berücksichtigt,  sodann  an  der 
vorgefaßten  Meinung,  die  jede  Neigung  zum  Epikureismus  dem  Dichter 
abspricht.  Neuere  Litteratur  ist  mangelhaft  berücksichtigt,  die  alte 
jedenfalls  nicht  in  den  besten  (Quellen  benutzt. 

Vergil  als  Erzieher  stellt  der  Vortrag  von  E.  Conti  in  don 
Meinorie  (bjlhi  R.  Acciidemia  Virg.  di  ALantova  dar.  Zunächst 
wird  Vergils  Lebeu  selber  mit  seiner  Tugend  und  Bpscheidtiuheit  als 
Muster  vorgeführt,  sodann  das  friedliche  Laudieben,  wie  er  es  empfiehlt 
in  den  Qeorgica,  als  richtiges  Ideal  gepriesen,  endlich  aus  der  Aneis 
die  Mahnung  zum  Fati'iotismus  abgeleitet.  D.is  (^nnze  endet  mit  der 
Aufforderung  an  die  Italiener,  die  schon  Ventil  ausgesprochen  hat,  den 
Arkerbnn  hochzuhalten.  Dm  Vergiiporträt  von  Sousse,  dem  alten 
lladrumetum  (J.  B.  LXXXXVII  1898  8.  149),  ist  jetzt  veröffentlicht 
von  P.  Ga uckler  in  den  M^moires  der  Akademie  des  inscriptlons 
et  belles  -  lettres  1898  (dazu  Tafel  XX).  Neben  der  Darstellung 
des  Dieliters,  der  sitzend,  mit  der  Rolle  seiner  Äneis  in  der  Hand, 
nmgeben  von  Clio  und  Melpomene,  aufmerksam  der  Inspiration  lanscht, 
fsnd  sich  der  Abschied  des  Äneas  von  Dido,  etwas  weniger  soxg- 


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Jabresbericht  über  Yergil  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


9 


flUtig  gearbeitet  O.  vormiitet,  daß  frtther  als  Gegmtftck  m  dkaer 
Sme  auf  der  aadem  Seite  die  ente  Begegunng  beider  oder  die  Epiiede 
Id  der  Grotte  Torliaaden  war.  Das  TorsOglicbe  Mosaik  der  VergU- 
daratellnng  veranlaßt  Iho,  die  Arbeit  tieUeleht  noeb  ans  Ende  des 
1.  JahrhQDderts  zu  seteee.  Das  Gedcbt  des  DIcbtors  mit  den  bftnrlseben 
Zügen,  den  hervortretenden  Backenknochen,  dem  Bcbarfsn  Kinn,  dem 
knrzen  Hiar,  hat  etwas  so  In  lividuelleB,  daß  man  es  gern  anf  eine 
Originaldarstelluai;  zurückführen  möchte.  Die  Didnscene  ist  leider  ver- 
Btümmelt;  man  sieht  nur  die  Köpfe  von  Aneas  und  der  Köuigin;  diese 
hängt  offenbar  schmeichelnd  dem  Troer  am  Halse;  hinter  ihr  steht  eine 
weibliche  Person  mit  eni^  loOtem  Oberkörper,  die  offenbar  in  das  Flehen 
miteinstimrot,  von  G.  als  Anna  bedeutet,  dann  eine  völlig  bekleidete 
Person  mit  einem  Ikcken,  von  G.  als  Symbolisierung  der  Leidenschaft 
aufgefaßt  nach  Veig  Aeti.  IV  301  flF. 

Gegen  die  Deutiuif^  der  letzten  Person  erhebt  Einspruch  Schnlten 
Archaeol.  Anzeig-cr  1899  S.  70,  der  überhaupt  Zweifel  lipj^t  betreffs 
der  AnffRs^im?*-  der  aunzm  Scene.  Die  Zeitbestimmung  glaubt  er  nach 
der  jb'orm  der  Bacbstuben  auf  der  Rolle  etwas  modifiziei"en  zu  müssen, 
so  daß  eher  das  2.  als  das  1.  Jahrb.  in  betracht  käme. 

Dasselbe  Porträt  bespricht  anch  G.  B.  Intra,  Atti  e  meraorie 
della  R.  Accademica  Virg.  di  Mantova  1898  S.  143ff.  Anrh 
er  mochte  das  Mosaik  ins  1.  Jahrb.  setzen.  Die  Muse  zur  Rechten  des 
Dichters  deutet  er  auf  Kalliope,  die  Aen.  IX  525  ausdrücklich  ange- 
rufen  wird.  Dann  sucht  er  die  Echtheit  des  Porträts  zu  bevreisen  aus 
der  zweifellos  großen  Verbreitung  von  Vergilporträts;  zu  Caligulas 
Zeiten  gab  es  in  den  Bibliotheken  Darstellungen  des  Dichters,  Silias 
besaß  mehrere;  noch  Alexander  Severus  schätzte  eine  Vergilbüste,  die 
er  hatte,  hoch.  Die  Ausgaben  der  Gedichte  trugen  nach  Martial  XVI 186 
des  Dichters  Bild.  Dazu  kommt,  daß  das  Individuelle  des  Porträts, 
das  mit  der  Scbildemng  Donata  ftbereinstimmt,  beweist,  daß  wir  kein 
Idealportrftt  vor  uns  haben. 

P.  Schwieger  der  Zauberer  Virgil  ist  eine  wlBsenaeiiaftUch 
wertlose  Kompilation.  Von  dem  Zanberer  ist  nar  in  dem  kleinsten 
Teile  des  Bvches  die  Bede.  Es  stellt  snn&chst  daa  Fortleben  des 
Dichters,  die  gelehrte  Beschäftigitog  mit  ihm,  die  allegorische  Erklftmng 
seiner  Worte  dar,  führt  dann  die  Bedentnng  der  4.  EUoge  ans  and 
glebt  endlich  einige  der  über  Vergil  eraählten  Zanbergesohichten  an. 
Hanptqoelle  der  Schrift  ist  Oomparetti;  sie  erweckt  mit  ihren  zahllosen 
Abechweifiingen  den  Eindruck  eines  popnlSren  Vortrags,  und  so  ver- 
standen ist  de  nicht  uninteressant,  iigend  welche  eigenen  Besnltate  birgt 
sie  Hiebt.  Die  Anffhssnng  von  dem  *weltklngen  Hofpoeten*  Vergil  wird 
wohl  auch  nicht  liberall  Zoatinmiang  finden. 


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10         Jahresbericht  fiber  Vargil  1897-1900  (1901).  (Halm.) 

II.  Torbilder  and  Nachahmer»  aowie  Übenetier. 

S.  10-16. 

(Fflr  die  Eklogaa  ood  Qeonr«  ver^L  8.  19  ff.,  88  ff.) 

£.  Bert  ran  d,   Virg-ile  et  Apoliouius  de  Khodes.    Annales  de 
rtiniversitö  de  Greiioble  X  (1898)  S.  183  fif. 

W.  Kroll,  Jahrb.  f.  klass.  Piniol.  XX.Vn.   Suppl.    8.  161  ff. 

Pascal,  Commeiit.  VergU.  Jiediolan.  1900.  8.  uaff. 

8. 6.  Stacay,  Dia  Entwickeloiiif  das  liviaa.  Stilas.   Arch.  f.  lat. 
Leiihogr.  a.  Gramm.  X  (1898)  &  83  ff. 

ChristODl,  R{?.  di  etoria  amica  m  1,  99ff.  IH  4,  14  ff. 

Grell,  Chronique  archöologique  Africaiuc.    M61.  d'arch.  et  d'hist. 
XXn  (1900);  dazu  Schulten,  Arch.  Anz.  l^uu  S.  72. 

A.  Melardi,  La  Psychomacbia  di  Prodenzio  Pistola  1900  1  8.  S7, 
U  8.  40  ff. 

Strecicar,  Zeitschr.  f.  deutadias  Altertom  XUI  8.  339  ff. 

F.  d*Ovidio,  Ateoe  a  Roma  I  (1898)  8.  16 ff .  II  (1899)  a  S65 ff. 

Atti   dl  iL  lüLiLuLu  VtäüeLü   LV  (iÖ96/7)  S.  2ö6, 
LVI  (1897/8)  S   ib2  tf. 

A.  Butti,  Gioroale  Dantesco  V  (1897)  S.  175  ff. 

L.  Friadl ander,  Deotsche  Raadsohaa  (1897)  LXXXXII  8.  230  ff. 

H.  Kern,  ZaitBchr.  für  vargl.  Litterator* Geschichte  ZII  (1898) 
8.  280  ff. 

H.  Bettmar,  Zar  CbarakteriBtik  von  8chillen  Umdichtangea  des 
Yergil. .  Progr.   Hildesheim  1899. 

▼OD  BoUeflBtorn,  ächillers  Vergilatudiea.   Progr.   ikoslin  1094 
OAd  1900. 

W.  P.  KuBtard,  Amerie.  Joam.  of  phU.  XX  (1899)  8.  186  ff. 
Tennyaon  and  ViiigiL 

*A,  Hareadaxao,  la  versione  delle  Georglche  dl  Yirgllio  di 
fiernardo  Trento.  Trani  1896. 

*EomisEi,  Antologia  Omerica  e  Vurgiliana  nelle  migUori  ▼ersioni 
iteliane.  Torino  1898. 

John  C.  Martin,  Hermathena  XXIII  (1897)  S.  102  ff. 

A.  deUarchi,  Eendiconti  del  £.  Istituto  Lombardo  XI  Serie  81 
(1898)  8.  1436  ff. 

E.  Bertrand,  Virgile  et  ApoUoaiae  de  Bhodee,  sticht  ans 
den  Vorbildern  f&r  die  vergilisohe  Bido  die  Medea  des  Apoll onian 


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Jahiwberiebt  fiber  Yfligll  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


11 


•0%  um  eiBOtt  Veii:Ieie]i  anmtdlen.  Biii  iehr  bedeateoder  Untanchied 
lat,  daß  Medea  eiseiiiUeb  nnr  e^dliob  anftritt,  wJUiread  Dido  io  dem 
betreffenden  Teil  der  Äneii  die  Hauptrolle  spielt.  Beide  IHcbter  be* 
nntsen  die  Vermittelnng  der  Venns,  tun  das  Baod  nm  die  Liebenden 
sn  schliiigeii,  nnd  Jnno  wirkt  in  gewisser  Weise  mit;  aber  die  Seene 
ist  doth  gans  ▼ersehleden,  und  die  BarsteUang  des  Eros»  der  dabei 
tbfttig  ist,  rfiekt  in  beiden  IWlen  weit  voneinander  ab.  Um  die  Be- 
gegnung zwiscben  den  Liebenden  berbeimfllhren,  wird  in  der  Äneis 
wie  bei  Apollonius  das  bomeiiaehe  Vorbild  von  der  einhfillenden  Wolke 
benutst,  aber  bei  diesem  ist  es  eigentlich  überflüssig,  bei  Vergil  Ton 
richtiger  Wirkung,  um  einen  theatralischen  Effekt  zn  er/ielen.  Als 
dann  die  Liebe  erwacht  ist,  so  behanptet  der  Verf ,  ist  sie  bei  beiden 
Frauen  sebr  verschieden;  iledeas  Eniptindun^i:  ist  nur  sinnlich,  bti  Dido 
bcruiit  sie  auf  der  moi ulischeu  AchUiui,'';  beide  lüLleu  dabei  Gewisseus- 
lisse,  die  eine  wegen  ihrer  Eltern,  die  audere  wegen  des  verstorbenen 
Gemahls.  Für  die  weitere  Entwickelung  der  Liebe  spielt  hier  Chalciope, 
dort  Auna  eine  Kolle.  Aber  Dido  emtindet  dann  Jieue,  Medea  nicht; 
80  hat  Vere:il  auch  hier  nach  des  Verf.  Ansicht  die  Lar^t-  ilmii?  mora- 
list-^her  ffe-taltet.  Bei  beiden  Dichtern  wird  die  Wirkuay  der  Nacht 
aut  das  liebende  Gemüt  besondt-is  hervorgehoben.  Mcdea  wie  Dido 
fassen  den  Plan  zu  sterben,  aber  üiese  lührt  ilrn  aus,  jeue  bleibt  ihretu 
mädchenhaften  Charakter  treu,  denkt  an  alles  Schöne  auf  Erden  und 
▼ei ziehtet  auf  den  Tod.  Auch  die  Untreue  des  Geliebten  übt  bei 
Apollonius  wie  bei  Vergil  die  gleiche  Wirkung  auf  das  (ieniüt  der 
Liebenden  ans;  aber  wflhrend  bei  dem  Griechen  der  Zornesausbruch 
Medeas  etwas  Unvermitteltes  hat,  das  aus  ihrem  bisherigen  Charakter 
nicht  recht  begreiflich  war,  mildert  Vergil  anch  hier  und  läi^t  plötzlich 
wieder  das  Weibliche  zum  Dnrchbrnch  kommen;  überhaupt  verwertet 
er  alle  Kontraste  der  Leidenschaft  nnd  gestaltet  dadnrch  die  Scene  so 
überaos  dramatisch;  noch  bis  zam  letzten  Augenblick  zeigt  er  das 
Bebwanken  im  weiblichen  Hersen  nnd  das  nochmalige  Aufkeimen  der 
Uotfnang,  bis  "^ie  si^^ht,  daß  alles  vorbei  ist,  nnd  nun  zugleich  mit  dem 
Huß  gegen  den  Geliebten  die  Festigkeit  des  Entschlusses  über  sie  kommt. 
Hier  ist  der  Groll  pqrchologisch  besser  moti\iert  als  bei  Apollonius. 
Bewnndemswert  ist  dann  anch  bei  Vergil  die  Enbe,  mit  der  Dido  aaf 
ihr  Leben  snrilekbUekt  nnd  ihren  £otschlaß  zn  sterben  ansfbhrt,  ohne 
theatralische  Pose,  ohne  rbetoriscbe  Tiradeo.  Man  erkennt  ttberall  den 
Kftnstler  nnd  Dichter,  der  sich  anf  die  Natnr  yersteht.  So  ist  Yergil  grd&er 
als  Apollonins,  aber  man  darf  den  Blnflaß,  den  dieser  auf  ihn  ansgettbt 
hat.  nicht  nnteraebttnen.  —  Der  Anfsatn  erfreut  dnreh  das  Hingehen  anf 
die  pqrchologiscbe  Entwickelnngr  im  Heraen  Didos,  die  so  oft  bei  den 
Studien  fiber  die  Komposition  des  i.  Bnchea  anßer  acht  gelamen  wird. 


12 


Jabresberieht  über  Vergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


Die  Qaellen  des  2.  Bncbea  der  ÄiieiB  beipricbt  Kroll  in  eioem 
Eikurs  zn  dem  8.  39  (46)  envfthDten  Anftatz.  Er  bestreitet  vor  allem» 
daß  YergU  unmittelbar  die  alten  Epen  des  Lesches  nnd  des  Arktinoe 
selber  benutzt  habe.  Wenn  er  die  Dinge  im  allgemeinen  ebenso  wie 
jene  ersiUüt,  so  ist  das  noob  kein  Beweis,  da  er  in  den  Handbflehem 
gewiß  dasselbe  finden  konnte..  Zur  Yergleicbnn^  zieht  der  Verf.  Qnintna 
nnd  Trjphiodor  heran;  was  sie  ohne  Benntznng  der  alten  Epen  schildern 
konnten«  konnte  Vergil  anch  ohne  deren  Kenntnis  darstellen.  Eine  Be- 
nntning  aber  des  römisehen  Dichters  dnreh  jene  beiden  spftten  griechi- 
achen  Epiker  sieht  Kr.  wie  andi  Norden,  N.  Jhb.  1901  8.  3S9  Anm.  1 
mit  Becht  als  nicht  erwiesen  an.  Was  Vergil  bringt,  geht  meist  nicht 
fiber  das  hinaus,  was  allgemein  bekannt  war.  Die  Sinon^isodo  atimmt 
m  dem,  was  Qnintns  und  Tryphiodor  haben,  nnr  schmfiekt  der  rOndsdie 
DiciiUr  die  Rede  i)atheti8ch  aas;  fnr  einzelnes  mögen  dabei  anch  die 
Dramen,  wie  Accius'  Deipliobus,  Quellen  sein.  Manches,  wie  der  Koroibos, 
mag  vou  Euplifuion  stummen,  dessen  Einfloß  wir  bei  Vergil  gewiß  nicht 
nnterschfttzen  dunen.  Beachtenswert  ist  auch,  daß  die  Exzerpte  »ier 
alten  Epen  weit  mehr  bieten,  als  was  Vergil  erzcnhlt.  Ki  liat  sorg- 
fältig ansgewählt,  was  sich  um  den  Helden  Aneas  giuppieieii  ließ  und 
was  ilini  btlbei  zur  poelisclien  Darstellung  zusagte.  Darum ,  wenn  es 
sich  anch  kaum  ^vi  leilegen  läßt,  falls  sich  jemand  darauf  versteift,  daß 
Arktinos  und  Lesclies  bcnnlzt  seien,  wahrbcheiulich  ist  das  nicht,  soviel 
wird  man  dem  Verf.  zugeben  müssen. 

tj  ber  Plate  nnd  Cicero  als  Qaelieu  in  der  DarsteUung  des  6.  Bachen 
8.  8.  42. 

Über  Ennius  als  Quelle  für  VI  724  —  51  nach  Pascal  ebendort. 

"Wie  weit  Livins  den  Vergil  benutzt  hat,  untersucht  8.  G.  Stacey. 
Daß  die  Bucolica  und  Georgica  hier  und  da  auf  den  Stil  des  Historikers 
eingewirkt  haben  können,  ist  der  Chronologie  nach  als  Möglichkeit  zu- 
angeben; daß  indessen  von  einer  bewußten  Übernahme  poetischer  Aus- 
drficlLe  Yergils  die  Rede  ist,  läßt  sich,  wie  mir  scheint,  nnr  schwer  be- 
weisen, zamal  öfter  auch  noch  die  Entlehnung  von  einem  älteren  Dichter 
nie  Lncrez  denkbar  wäre.  Für  die  Äneis  liegt  die  Frage  noch  viel 
schwieriger;  da  sie  in  ihrer  Gesamtheit  erst  nach  Vergils  Tode,  also 
nach  X9,  heransgegeben  wnrde  nod  die  erste  Deicade  des  JLivitts,  die 
am  meisten  poetische  Wendungen  zeigt,  vor  19  abgeschlossen  war,  so 
konnte  man  höchstens  an  Vorlesungen  ans  dem  Dichtwerk  denken,  die 
einen  solchen  £inflnO  ansgettbt  hfttten.  Mit  Recht  Ündet  der  Verf.  aber 
eine  ErU&mng  fttr  Ähnlichkeiten  zwisehen  Vergils  Äneis  nnd  Livins* 
erster  Dekade  ?ielfflehr  in  der  gemeinsamen  Quelle  Enoins.  Für  die 
dritte  Dekade  allerdfaigB  nimmt  er  Benntsnng  der  Äneis  an;  gann 
aweifellos  ist  anch  diese  nicht 


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Jabresbericbt  über  Vergü  1897-  1900  (1901.)   {Reim.)  13 


Einige  Nachahmungen  Vergilb  durch  Luc  an  werden  von  Christüiii 
zusammengestellt;  sie  beziehen  sich  sowohl  auf  einzelne  Gedanken  wie 
auf  die  Charakterihtik  vou  Personen.  Sehr  eng  sind  die  Anlehnungen 
nicht,  wie  bei  der  ausgeprägten  Eigenart  Lucaus  und  seinem  bewaüten 
Streben  nach  Selbsländigkeit  begreiflich  ist. 

Einen  \'ergleich  zwischen  der  Aneis  und  der  Psychomachia  des 
Prudentius  bietet  A,  Melardi  in  seinem  Buch  über  dieses  Werk  des 

4.  Jahrhunderts  II  40  flf.,  nachdem  >  r  schon  I  27  auf  die  Nachwirkung 
Vergils  hingewiesen  hat.  Die  Nachahmungen  sind  znm  Teil  unver- 
kennbar; 80  das  'hoc  habet'  Psych.  53  Aeii.  XTI  996.  Manchmal  Bind 
auch  zwei  Stellen  Vergils  zu  einer  kontaminiert.  Im  ganzen  muß  man 
anerkennen,  daß  Prudentius  in  der  Benutzung  vergilischer  Worte  und 
Phrasen  sich  weit  mehr  Zwang  auferlegt  und  weit  mehr  Maß  gehaltea 
bat,  als  etwa  die  Epiker  des  ersten  Jahrhunderts. 

Die  Bekanntschaft  mit  Vergil  im  5./6.  Jahrh.  zeigt  die  Inschrift 
eines  römiachen  Brnnoenhauses  in  Nordafrika,  die  6 seil,  Mel.  d'arch. 
at  d'hiat.  XXII  (1900)  mitteilt;  denn  der  erste  Vers  mit  dem  Anfang 
des  zweiten  stammt  ans  Aen.  I  167 f.    Schulten,  Arch.  Anz.  1900 

5.  72  weist  daraaf  hia,  daß  die  Verse  sich  in  der  Didotragödie  befinden. 

Die  Naehahmiing  Yergila  durch  den  Köaoh  Ekkehard  wird  von 
Strecker  an  einer  Menge  von  Beispielen  geseigt,  wo  sie  bisher  nicht 
erkannt  war  nnd  oft  erst  den  Schlfissel  zam  Veratändnia  giebt.  Der 
Dichter  nimmt  ans  Vergil  hftnfig  eine  Epieode,  die  er  dann  mit  Floekela 
ans  andern  VerseQ  aoflachrnftekt  nnd  etwas  nmhildet.  Dorch  dieses  Zo- 
sammenarheiten  sind  viele  Ungleichheiten  nnd  Inkonse^nenien  an  er- 
Uiren.  Danach  giebt  der  Waltharins  nar  ein  verfiUaehtes  Bild  ger^ 
manischer  Heldenzeit. 

Die  Nacfaahmnng  Vergila  in  der  Topographie  der  Unterwelt  dorch 
Dante  selgt  in  einseinen  Punkten  F.  d'Ovidio  in  dem  Anfsata:  Non 
aoltanto  lo  belle  stllo  tolse  da  Iii«  Er  geht  ans  von  der  Person 
Charons  nnd  von  der  Erwihnnng  der  hnudert  Jahre,  die  die  Seelen 
omherinen  rnftssen,  nnd  hebt  dann  in  fortschreitender  Betrachtung  die 
Anregaogen  hervor,  die  Dante  dorch  die  Unterweltachttdemng  Vergils 
eriialten  hat;  sie  zeigen  sieh  oft  noch  in  einzelnen  Worten,  so  wenn  das 
*qnae  mazima  torba  est'  y.  610  wiedergegeben  ist  VU  95:  *qoi  vid'  io 
genta  pift  ch'  ältrove  troppa.*  Derselbe  Verf.  bespricht  in  deiselben 
Zeitschrift  n  (1899)  265  ff^  in  welcher  Weise  Dante  die  Soene  zwischen 
Äneaa  nnd  Andromache  Aen.  m  806  ff.  benotite  nnd  wie  er  durch 
Veigil  Aen.  II  106  if.  veranlaßt  wnrde,  Kalchas  nnd  Eurypylos  sn- 
sammen  als  Seher  zn  nennen. 

F.  Cipolla  deutet  Vergil  bei  Dante  als  die  Vernunft  und  Hcatrice 
den  Glauben.    Ei  ^lebl  eine  Übersetzung  der  4.  Ekloge  und  spricht 


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14  Jahresbericht  über  Yergil  1597 -lUOO  (lÜOl).  (Uelm.) 


sich  dalui  aus,  eine  messianische  Weissagung  ddiiu  zu  suhcn  (!).  Dante 
iiiULiLe  Verg-il  als  Führer  nehmen,  als  denjenig^en,  der,  ohne  doch  den 
Glauben  zu  linden,  bis  an  die  Grenzen  der  Veuiuuft  kam,  der  unbewußt 
von  dem  Messias  sang.    Diesen  Standpunkt  verteidigt  der  Verf.  auch 
LVI  (1897/8)  S.  182  ff.,  obwohl  er  zngiebt,  daß  auch  des  alten  Dichters 
Gelehrsuuikeit  wie  seine  Unterweltsbeschreibaiig  für  Daute  ein  Aulaß 
waren,  ihn  zum  Führer  zu  wählen.    Derselbe  verg^leicht  LV  S.  901  ff. 
und  1187/8  Francesca  und  Dido  miteiuaüder;  er  wendet  sich  dabei  auch 
gegen  den  Aufsatz  von  Valmasieri  fs  S.  35.  38).   Dido  und  Francesca  sind 
beide  ein  Opfer  ihres  zarten  HerzeuB,  beide  schuldig',  aber  doch  unseres 
Mitleids  würdig.    Bei  der  Darstellung  der  Francesca  schwebte  Dante 
die  Künii^iii  Karthagos  vor.    In  demselben  Bande  S.  706  ff.  und  11 71  ff. 
sind  einige  andere  VergUbenutzangea  durch  Oante  von  demselben  Verl. 
EOBammengestellt . 

Dantenachahmunpen  führt  auch  A.  Butti,  Giorn.  Dant.  V"  an. 
So  ist  der  Vers  des  Palinurus:  *nunc  me  fluctus  habet  versantque  ia 
litore  venti,*  der  Anlaß  geworden  zu  dem  Vers  (III  362) :  *or  le  bagna 
la  pioggia  e  maove  il  vento,'  wie  überhaupt  die  Palinuroaepisode  (VI) 
benutzt  ist.  Besonders  das  Vorhandensein  einer  gleichsui  heidoiielieii 
Abteiloog  von  Seligen  im  Inferno  (IV)  ist  Nachahmonip  ans  Yerg.  Aen. 
VI,  wie  in  diesem  Gesang  auch  der  Wortlaut  häufig  mit  ▼ergilianischcm 
Ausdruck  übereinstimmt;  die  großen  Geister  d^  Altertums  werden  ohne 
liücksicht  auf  die  Forderungen  orthodoxer  Theologie  in  einem  Zusttmd 
der  Seligkeit  gezeigt,  obwohl  sie  nnr  Verdienite  om  die  Ifensobheit, 
aber  keiuea  Qiaaben  hatten. 

Die  Abhäogiglceit  der  mittelaiterliehen  lateinischen  Poesie  and 
Geschichtsschreibiiiig  Ton  altrOmischen  Yorbildem  behaodelt  L.  Fri Öd- 
länder, Deutsche  Bandschan  1897  S.  990  £  Die  erste  Stelle 
nimmt  dabei  YeigU  ein;  die  Darstellnn^  ist  xiendieh  aUgvmem  gehalten 
nnd  hebt  keine  BiDselheiten  hervor.  8. 877  ff.  werden  die  sp&ten  Vergil* 
sagen  besprochen  nnd  ihre  Entstehnng  ans  der  allgemeinen  Verehrmiff, 
die  der  Dichter  schon  m  Lebzeiten  fand.  Einige  dieser  Sagen  von 
dem  Zanberer  werden  enlblt  und  die  hervorragende  Bedentnng  der  Trojan 
sage  im  Hittelalter  anf  den  Einfloß  Virgils  snrflckgef&brt.  Dido  leht 
nicht  nnr  la  Heinrich  von  Veldefces  Epos  fort,  sondern  in  den  Liedern 
aller  Tronbadonrs. 

Proben  ans  einem  polltischen  Vergilcento  des  17.  Jahrh.  veiw 
«ffentlicht  H.  Kern*  Geschildert  werden  die  Verhältnisse  des  dreißig- 
jfthrigen  Krieges  nach  der  Einnahme  von  üagdebnrg  nnd  der  ersten 
Schlacht  von  Breitenfeld,  also  1681.  Die  Not  der  Bauern,  das  Elend 
infolge  der  Yerwttstnngeu  wird  ausgeführt,  ehi  Gebet  an  Gustav  Adolf 
nebst  einem  Gelübde  der  1>ene,  die  *miseria  Xagdeborglca*  nnd  die 


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Jahfwbericht  über  Yergil  lb97— 1900  (1901).  (Helm.)  15 


'pn^a  Lipsica*  werden  dar^eBtellt.  Dem  aorQckeoden  Tilly  rnft  der 
SchwedenkOnig  entgregen:  'cxpectate  venis?'  (Aeo.  U  283)  und  'efficiam 
posthac  ne  qnamqnam  voce  lacessas'  (buc.  III  51).  Im  dritten  Teil 
wird  stichomythisch  ein  Bild  gezeichnet,  mit  welchen  Gefühlen  man  den 
Sie^^eslaof  Gustav  Adolfs  verfolgt;  der  Abt  von  Fulda  klagt:  'eheu  quid 
volui  misero  mihi?'  (buc.  II  58),  WOrzburg  spottet  ubei-  Tilly:  'quo 
Dxiüc  se  proripit  ille?'  (bac.  III  19),  die  Protestanten  jubein:  'auxiliam 
miseris  caelo  de<;cendit  ab  alto'  (Aen.  VIII  376.  423). 

Ganz  unbedeutend  ist  H.  Dettmers  Programm,  das  sich  bemüht 
nachzuweisen,  daß  'Schiller  den  echten  Vergil  in  deutschem  Gewände 
gab'.  Es  werden  eine  Anzahl  von  Stellen  ans  Schillers  Übersetzung 
zusammengestellt,  die  sein*  Kun-^i  ziigun  solleii.  Von  einer  wirklichen 
Emptindung  für  den  Unit  r  ein»  li  ta  ider  Dichter  ist  der  Vert.  weit  ent- 
tej  lit-  Unbekannt  ihm  die  folgende  Arbeit,  die  deuBelben  GegeoAtand 
weit  besser  uii  i  niit,  gesundem  Urteil  behandelt  hat. 

Vergils  Kinfhiß  anf  Schiller  unter«ncht  von  Boltenstern.  Kr 
geht  zunächst  Schillers  Jugendübersetzun^^  von  Aen.  I  34  —  151  durch 
und  zeigt,  in  wie  freier  Weise  Schiller  das  Pathetische  herausarbeitet; 
weiter  führt  er  eine  Anzahl  von  Oitaten  an,  die  Sch.  Vergil  entlehnte 
und  die  seine  aufmerksame  Lektüre  beweisen.  Auch  die  Eezension  einer 
Yergilübersetznng  wird  Schiller  zugeschrieben.  Auch  in  den  eigenen 
DicbtuDgen  verrät  der  Dichter  Vergilkenntnia.  Vergil  war  ja  der  einzige 
antike  Autor,  den  er  gründlich  im  Original  gelesen  hat.  Dann  folgte 
die  Übersetzung  von  Baeh  II  und  IV;  der  Verf.  bespricht  eine  Anzahl 
von  Fehlern,  die  darin  gemacht  sind,  hebt  aber  auch  die  Vorzüge  htnror. 
Auch  in  seinen  ästhetischen  Stadien  greift  Schiller  auf  Vergil  zurück. 
£ine  Anzahl  von  Farailelen  aus  den  spiUeren  Jahren  Schillers  bringt 
dai  sweite  Programm,  wobei  oft  gemeinsames  homerisches  Vorbild  oder 
gemeinsame  Beobachtungen,  nicht  Nachahmung,  die  Eridärang  abgeben, 
aber  anch  die  geistige  Yerwandtschaft  beider  Dichter.  Diese  siebt  der 
Verf.  in  der  Lauterkeit  ihres  Herzens,  in  der  vaterländischen  Gesinnung, 
in  dem  Verhältnis  aar  Natnr,  in  den  philosophischen  Neigungen,  in  der 
Biehtang  anf  das  Ideale,  ivodnrch  beide  verbnnden  sind. 

W.  P.  Mnstard  seigt,  daß  Tennyson  nicht  nnr  dem  Charakter 
nnd  seiner  ganien  Anlage  nach  grol3e  Verwandtschaft  mit  dem  rOmischea 
Dichter  hat,  sondern  auch  Im  Ansdrnck  seinen  Einfloß  verriLt.  Sowohl 
Anspielnngen  nnd  CItate,  wie  mehr  oder  weniger  bewußte  Nachahmungen 
und  Anklänge  finden  sich  bei  ihm.  Der  Verf.  beginnt,  um  das  au  aeigen, 
mit  der  Ode  an  Yiigll  nnd  sählt  dann  eine  Beihe  von  Citaten  auf. 
Dann  aelgt  er  die  Beminisceozen,  die  wohl  maochmal  unbewußt  seht 
mOgen,  aber  dadurch,  daß  sie  bis  auf  Kleinigkeiten  sich  beaiehen,  ein 
»ehr  reges  Studium  des  rtfmischen  Epikers  veiTaten.  Stellen,  die  beide 


16  Jabxesbericbt  über  VergU  1S97-1900  (1901).  (Helm.) 


Dichter  gemeinsam  aa^  Theokrlt  oder  Homer  gescböpft  babea  köimeü, 
lind  dabei  nicht  berücksichtiurt  wordeu. 

*A.  iMai  cnduzzo  behandelt  die  italienische  Übeibeuung  der  Ge- 
oivica  (itfc  Reniaiiiü  Tieüto  (1743 — 1836),  indem  er  sie  den  anderen 
Übersetzuii^ren  des  Ariel,  Strocchi,  Francesco  Combi  und  AutODiO  Nar- 
dozzi  gegenüheratelit.  Ariels  Wiedergabe  ist  nicht  immer  tren  und  bei 
allem  äußeren  Anschluß  an  das  Orig-inal  macht  er  das  Gold  Vergils 
nur  blind'  (nach  einem  Ausdruck  von  Carducci).  Strocchi  ist  poetischer, 
aber  italienischer  als  er  erscheint  doch  Trento.  Combi  erweitert  und 
paraphrasiert  den  lateinischen  Text  zu  sehr;  nur  Nardozzi  hält  den 
Vergleich  mit  Trento  aus  und  übertrifft  ihn  sogar  hiei  und  da,  da  auch 
er  manchmal  auf  Kosten  des  eleganten  Auadmcks  gar  zu  sehr  die 
Worttreae  berücksichtigt.  (Nach  Valmaggi  Boll,  di  lil  t  lass.  V  S.  176  f.) 

*£inen  Überblick  über  die  italienischen  Yergilübersetzer  erhält 
man  aus  Romizzis  Anthologie,  wo  eine  Auswahl  der  schönsten 
Stellen  der  Äneis  in  der  trefflichsten  italieoisdieii  Wiedeiigabe  geboten 
wird. 

John  C.  Martin  giebt  Hermathena  XXIII  (1897)  S.  108  ff. 
eine  Probe  einer  englischen  Übersetzung  des  4.  findies  der  Äneis. 

Einen  modernen  Gebrauch  des:  'sunt  lacrimae  rernm'  (Aen.  I  462) 
im  Italienischen  beBpricbt  A.  de  Marchi.  Während  es  bei  Vergü  nar 
heißt:  'auch  hier  zu  Lande  weint  man/  legt  der  moderne  Italiener 
den  Ausdmek  pessimistischen  Natargef&hls  hioein  und  legt  der  Natur 
die  Schwermut  bei,  die  sie  selbst  im  Henschen  erwedrän  kann.  Vergii 
war  dieae  Empfindung  fremd. 


III.  TerskuBst  und  8]iraekltok«k 

S.  16—19. 

Anf  die  Knust  des  Dichters  in  Lautmalerei  nnd  Rhythmus 
weist  R.  Maxa  hin  Wien.  Stnd.  XIX  (1897)  8.  78  ff.  Er  seSgt  m- 
nSchst  im  allgemeinen,  wie  hAnfig  Tergü  dnrch  die  größere  FLftssigkeit 
oder  die  Yerlangsarnnsg  der  Verse  den  Ansdrnck  dem  daigesteUten 
Gedanken  anpaßt,  wie  er  besonden  dnrch  den  unmittelbaren  Wechsel 
des  Rhythmus  die  Bilder  gleichsam  plastisch  TonnAhren  weiß;  so  wenn 
der  rnhig  schlafende  Turnus  plOtsUch  auffährt  VII  458:  oUI  somnnm 
ingens  nmipü  pavor.  Ein  besonderes  Knnstmittel  Ist  dabei  des  Herttber- 
ziehen  des  wichtigsten  Wortes  in  den  n&chsten  Vers,  wo  es  dann  pl5tsllck 
wie  ein  diepo96ixv)tov  eneheint,  dnrch  Stelluug  wie  durch  Wechsel  des 
Rhythmus  gleich  herrorgehoben;  so  XII  729  ff.:  arrectaeqne  amboram 


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Jabntberiefat  Um  VflrgU  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


17 


aeies.  $t  peifidtu  ^nm-firtmgiiw  oder  II  S5S  f.  di  qnibas  imperiiim  hoo 
Btetafmt;  locearitis  nrbl-MoeiiiM.  Dann  wird  im  eiosdimi  tod  dem  Terf* 
mtenaclit,  was  der  Dichter  dareh  die  Lautmalerei  aafpea  wllL  Zuent 
werden  die  selNr  saUreielieD  spondeiscbeii  Vene  aoaljsierti  die  ein  mhiget 
Terweileo,  eiae  laagiame  Bewegaog,  die  Balte  dea  eirdeliten  Zieles 
oder  eiae  geistige  FestiKlEeit  ond  Bembigang,  dann  aacb  die  anfmerk- 
aame  Spaaenagi  die  Bebwiebe  der  Hofltaangalosigkeit,  endlieb  eiae  gewisse 
VerelnaelVD(f  oder  Armadigkelt  mm  Aosdntek  briügen;  doeh  malea  die 
Spoadeen  natfirlieb  aaeb  das  QroOe.  UDgebenre,  Sehanerlicbe,  Feierliche, 
alfo  Bewaadernng,  Schänder  aad  Wehmnt  Der  daktylische  Bhythmos 
dagegen  ist  in  teiner  Bedeataag  Tiel  einfacher;  er  keaDzeiehnet  Be- 
wej^Dg  nnd  Unruhe,  also  das  Dahineilen  lebender  Wesen,  das  Klingen 
de»  Trompetensignals,  die  jugendliche  Frische  u.  s  w.  Besondei-s  wirksam 
zur  Ausnialuns?  panzer  Scenen  ist  der  Rhythinenwf»ch8Pl,  durch  den  L-iu 
scharkr  Koutrasl  zwischen  den  einzelnen  Dildeiii  hervorgebracht  wird. 
In  gleicher  Weise  untersucht  der  Verf.  bei  der  Lautmalerei  die  Be- 
deutung einzelner  Buchstaben.  Ungestüm  und  rauhe  Gewalt  wird  durch 
wiederholtes  r,  Weichlichkeit  darch  1  bezeichnet;  für  die  Darstellung 
von  Geräuschen  geben  1  und  ni  besonders  die  Fortpflanzong  und  Aus- 
breitung' über  ein  grüiieres  Gebiet  an.  Von  V'ukaleu  stellt  i  das  Ein- 
schmeichelnde dar.  Die  Beobachtungen  des  Verf.  sind  zweifellos  richtig 
und  nicht  gesucht  und  tibert rieben.  Man  vermißt  nar  den  Hinweis 
darauf,  dai»  nicht  Verpil  erst  diese  Kuüstmittel  verwandt  hat,  sondern 
daC  sie  seit  Ennins  in  der  ri  isclif  ii  Poesie  zu  Hause  sind  und  der 
Dichter  der  Äneis  höchstens  in  teiner  Weise  ausgeführt  bat,  was  er 
von  seinen  VorgRnc:»"rn  iibprnehmen  konnte. 

Einen  Ueitrag  /nr  Metrik  Vergils  liefert  Sandford  Herrn athena 
XXVI  (1900)  S.  110  tf.  the  qn asi-caesura  in  Vergll.  Unter  (^uasi- 
cftanr.  einem  von  Porson  geprägten  Ausdruck,  versteht  er  den  Fall, 
wo  das  Fehlen  der  Cäsur  im  dritten  Fuß  durch  eine  Elision  vor  diesem 
entschnldi(rt  wird.  So  finden  sich  Aen.  V  36  Verse  ohne  Cäsur  im 
dritten  Fuß;  aber  die  meisten  sind  gebildet  wie  v.  1:  interea  medinm 
Aeaeas  iam  classe  tenebat,  wo  hinter  medinm  die  richtige  Fenthemimeres 
liegen  würde.  Nor  8  sind  anders;  aber  davon  sind  5  durch  Eigeaaamea 
«Bt^chuldigt  wie  v.  343:  tutatnr  favor  Euryalam  lacrimaeque  decorae, 
die  aadeni  8  enthalten  im  dritten  Fuß  ein  zasammengesetztes  Wort, 
wo  bei  Abtrenanag  der  FriLposition  oder  des  ersten  Bestandteils  ein 
Einschnitt  im  dritten  Fnfi  vorhanden  sein  würde,  wie  v.  127:  tranqaiUo 
siiet  inmotaqne  attollitnr  anda,  and  diesea  Fall  1>eaeichnete  anch  Monxo 
an  Lnerea  II  1059  als  Qnasieäsnr;  Aen.  XI  sind  es  nnr  4  FUlSt  wo 
beim  Fehlen  des  Einschnitts  im  dritten  FnO  nicht  eine  Elision  vorher- 
iriage;  hier  ^den  wir  aber  progenlem  v.  257,  connbiis  833,  den 
JahMbwMlit  nur  AMartniMWlaMnBeliaft.  Bd.  CZII1.  (19CB.  II.)  2 


18 


Jabresbericht  fib«r  Vergil  1897-1900  (1901).  (HelnLj 


Eigenoamen  Si^is  y.  294  und  das  griechische  Lehnwort  aeriam  v.  704. 
Oleiche  Ergebnisae  bieten  dem  Verf.  Aen.  I  nnd  Georg.  I  Ans  YergiU 
sämtlichen  Gedichten,  d.  h.  Eklogen.  Geoiigiea  nnd  Äneis  lassen  sich 
nach  einer  anf  S.  117  zusammengestellten  Tabelle  nnr  19  Fftlle  finden, 
wo  weder  ein  Kompositom  noch  ein  Eigenname  das  Pehlen  des  £in- 
schaitts  im  dritten  FnO  oder  der  Quasicttsur  begreiflich  macht.  Von 
diesen  19  Ausnahmen  erklärt  der  Yerf,  einige  durch  beabsieh^te 
Lautmalerei,  andere  durch  Lncresnachahmung.  Im  aUgemeinea  ist  iler 
Gebranch  dieser  Qnasicäsnr  zweifellos  richtig  eriiannt. 

Radn  J.  Shiera.  Die  prosodischen  Funictionen  inlauten- 
der muta  cum  liqnida  bei  Vergil,  Cseroowitz  1898,  untersucht 
nach  dem  Vorbild  seines  Lehrers  HUberg  in  derselben  Weise  den  Vergil. 
wie  jener  den  Ovid  nntersncbt  hat  Er  sdieidet  zunächst  die  Fälle  aus, 
in  denen  die  Messung  der  8yllaba  auceps  von  selber  gegeben  war, 
sobald  der  Dichter  das  Wort  einmal  benatzen  wollte,  wie  läcrimae, 
intcgro.  Daß  diese  Ausscheidung  ganz  richtig  ist,  glaube  ich  nicht,  da 
ja  der  Dichter  nicht  p:' /.wuneren  wur,  diese  Woite  zu  wählen.  Iiu 
übrigen  erscheint  dem  Veil.  als  liauptprinzip  der  vermeintlicheii  Kegel- 
lositikeit  die  Wahrung  der  natürlichen  Betuuung.  Es  werden  dann  zahl- 
reiche allgemeine  und  Spezialgesetze,  von  diesen  letzten  zehn,  angeführt; 
und  jedes  dieser  Gesetze  hat  seine  Ausnahmen.  Dabei  hat  der  Verf. 
eine  eigentümliche  Methode,  die  er  auf  S.  34  äaOert:  nicht  die  über- 
wiej:ende  Anzahl  der  Beispiele  ist  für  die  Festsetzung  einer  Regel 
ausschlaggebend.  Seltsam  ist  auch  der  Unters 'Int  J  .  dcu  er  zwischen 
pätres  und  patres  macht ;  für  i)atr  ist  die  Kürze  die  normale  Alessun^, 
die  Lünge  in  VII  176  winl  nun  dadurch  erklärt,  daß  patres  dort  nicht 
die  Väter,  sondern  den  Senat  bedeutet.  Nach  dieser  Auffasiung  des 
Gebrauches  von  pfitr  liest  der  Verf.  auch  II  666:  A8cauinm<que> 
patremque.  Die  Arbeit  birgt  eine  Menge  Material,  aber  bei  <ier  Mannig- 
faltigkeit der  Gesetze  und  der  groüen  Zahl  der  Ausnahmen  wird  man 
vorerst  kein  Zutrauen  zu  ihr  haben  können,  wenn  man  auch  nicht 
leugnen  kann,  daß  die  gemachten  Beobachtungen  manchmal  sehr  nütz- 
lich nnd  auch  für  die  Textkritik  nicht  wertlos  sind.  Konjektarea 
möchte  ich  allerdings  nicht  darauf  bauen;  aber  wo  sie  zur  Stülzuug 
der  überlieferten  Lesart  oder  zur  EIntscheidang  swischen  zweien  fdhrt^ 
wie  ecl.  VI  81  zur  Verteidigung  des  super,  da  werden  sie  nicht  unwill* 
kommen  sein. 

Zum  Beweise  dafür,  daß  dum  mit  Konjunktiv  nicht  'während'  be- 
deutet, untersucht  J.  L.  Rev.  de  phil.  1901  S.  43—5  did  drei  Steilen 
aus  dem  Vergil  Aen.  X  798  ff.,  I  3  ff.,  Georg  IV  457.  An  deu  ersten 
beiden  ist  die  Bedeutung  'bis'  zweifellos;  an  der  dritten  erlüftrt  L. 
dtm  =  11/ ;  aber  das  *dum  te  fugeret,  per  flumim  praecep^  hätte  vid-- 


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Jahresbericht  fiber  YergU  1897-1900  (li  ui).  (Uelm.) 


19 


nehr  wie  äwnmoäo  'wenn  nar*  verstanden  werden  mOaeen.  Ebenso  die 
daan  angezogene  FhidmasteUe  I  4,  2  sq. 

Georg,  in  116.  Gegen  die  Gleichsetsnng  von  eqnes  und  eqnns 
(8.  Jb.  LXXZXVn (1896) S.  161)  erbebt  Haverf ield  Glass.  Bot.  Zill 
(1899)  S.  305  f.  Einsproeh;  er  sncht  die  Beweisstellen  flftr  diesen  Qebranch 
andern  zn  erklären  nnd  Uttt  diese  Gleiehsetznng  für  eine  litterarische 
Erfindnng  des  Antonins  Jnlianns  bei  Gell.  XVm  5.  Fflr  Vergil  bleibt 
er  bei  der  Erklärung  von  Gonington-Nettleship,  daß  nach  poetischer 
Ansdmcksweise  Tom  Reiter  ansgesagt  wird,  was  das  Pferd  thut. 

Die  Verwendung  des  Wortes  •atrinm'  bei  Vergil  prüft  H.  W. 
Magoun  Transactions  and  proceedings  of  the  Americ.  phil. 
assoc.  (1896)  XXVII  S.  LVII  ff.  Er  hat  sechs  Stellen  der  Äueis  ge- 
sammelt und  giebt  au  eiuigen  die  MoL^lichkeit  zu,  'utiiiiui'  gauz  lui 
römischen  Sinne  zu  fassen;  aber  ua  anderen  g^eht  das  nicht.  So  wild 
II  483  atnuai  als  |xr,apov  gedeutet;  der  Dichter  fand  kein  passendes 
Wort  und  benutzte  deshalb  eio  äiiuliches,  das  dem  tiione  mögUcbst 
eotspracb. 

*nianes  s.  Aen.  VI  743  8.  62. 


IV.  Zu  den  einzelnen  Werken. 
1.  BUogen.  rj-d2. 
a)  Allgemeines. 

Gartanlt  s.  8.  2. 

P.  Jahn.  Die  Art  der  Abhängigkeit  Vcrgila  von  Theokrit  Progr. 
d.  Köün,  Gymn.  zn  Berlin  18d7— ^9. 

Legrand,  L'Areadie  et  Pidylle.  Ann.  de  la  fac.  des  lettres  de 
Bordeanx  XXH  (1900)  8.  101  IT. 

R.Helm,  Daphnis  bei  Theoknt.  i^hü.  LVllI  (1899)  S.  119  f. 

Über  die  Anordnnog'  und  dir  A1>f:\s«niip-S7eit  der  Eklogcn  spricht 
Cartanli  im  2.  Kapitel  &  51—77.  Die  erste  Kkloge  ist  nidit  snerst 
verfisßt;  man  mnß  also  nach  einem  Frinnip  der  Anordnung  soeben. 
C.  schließt  sieb  der  Ansicht  von  Wagner  an,  daß  dialogische  Gedichte 
mit  Monologen  wediseln.-  Als  snletzt  abgefaßt  kennzeichnet  sich  £kl.  X 
(woran  Jalm  1899  8.  24  mit  ünreGlit  gezweifelt  bat,  denn  ähnlich 
ist  Ov.  an.  in  15  als  Schlnßgedidit  beseichnet).  Im  nbrigen  beweist 
das  CStat  Y  85,  daß  II  nnd  III  voranfgehen.  IV  ist  durch  das  Kon- 
sulat PoUios  anis  Jabr  40  datiert.  Darnm  setzt  C.  H,  HI,  V  ins  Jahr 

2» 


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20 


Jftlimb«ricbt  Aber  Vergil  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


42—41.   VI  begrfiBt  den  nenea  Statthalter  Vanis  nnd  wird  dement- 
Bpreclieod  nach  PoUios  Abgang,  also  nach  lY,  Bnde  40,  gesetzt. 
VIII  lißt  sich  wegen  des  angedeuteten  Triumphes  PolHoe  ttber  die 
Paitbiner  anfi  Jahr  89  festlegen.  Betreib  der  I.  und  IX.  Ekloge  weist 
C.  nach,  daß  VergU  sein  Got  endgültig  verloren  sn  haben  scheint,  da 
später  nicht  mehr  die  Rede  davon  ist  nnd  besonders  Georg.  H  198  in 
dieser  Hinsicht  vielsagend  ist.  I  seigt  non,  daß  noch  Iceine  Vertreibnng 
Torhergegaugen  ist,  sondern  der  Besitzer  sein  Qnt  behalten  soll,  nicht 
wiedererhalten;  in  IX  dagegen  ist  er  beraubt  £s  scheint  also,  daß 
4iu  in  I  gegebene  Versprechen  nicht  befolgt  wnrde.  nnd  IX  muß  auf  I 
lolgen.   Da  aber  die  Eklogen  IV,  VI,  VII,  VIII  Iteine  Spur  von  der 
Unruhe  der  Zeiten,  sondern  nur  fiiedlicbes  Gepräge  verraten,  so  meint 
C,  daß  sie  vor  I  und  IX  gedichtet  sein  mftssen.  Diese  letzten  beiden 
faßt  C.  als  eine  besondere  Gruppe  znsaromen  und  sieht  in  dem  audax 
iuvcüta  Georp.  IV  566  eine  Aiisi)ielniJf?  daraut;  aber  die  Erklärung  ist 
gebucht,  und  die  Worte  beileuten  nur  einen  kiiliiif-ji  Wurf  der  Jagend, 
die  sicli  dreist  an  eine  Aufgabe  wagt,  sind  albu  nur  em  Ausdruck  der 
Bescheidenheit  Vergüs.   I  und  IX  setzt  C.  mit  Benutzung  der  Berech- 
uuüg  von  Sounlag  über  die  Dauer  der  techuisciieu  Vorarbeiten  zur 
Occupation  des  Landes  durch  die  Veteranen  ins  Jahr  39,  X  soll  37 
verfaßt  sein,  uii  l  die  Expedition,  bei  der  der  Offizier  betciiigi  war,  an 
den  sich  Lycoiiö  augesclilosseu  hat,   soll  die  des  Agiippa  sein,  nicht, 
wie  Kibbeck  wollte,  die  Octaviaus  im  Jahre  40  jiac!i  Gallien.  Infolo^e 
dieser  Aufstellung  muß  C.  das  Zeu^im  des  Probus,  daO  Vergil  drei 
Jahre  auf  seine  Eklog^en  verwandt  habe,  verwerfen;  er  thut  so,  als  ob 
es  sich  nicht  mit  der  Angabe  des  Asconius  Pedianns  vertrüi,'e,  daß  der 
Dichter  im  Alter  von  28  Jaiiren  Bucolica  verfaßte,  während  man  doch 
41 — 39   als   Abfassungszeit   aunelimeu   kann   und   ein  Zwischenraum 
zwischen  Bucolica  und  Georgica  durch  nichts  als  unmöglich  erwiesen  ist. 

Im  ganzen  hat  die  von  C.  verfochteue  Ansicht  über  die  An- 
ordnung, wie  auch  seine  Aufstellungen  beti'effs  der  Chronologie  der 
Eklogen  etwas  Bestechendes.  Aber  Einwände  lassen  sich  machen.  Die 
YIII.  Ekloge  durchbricht  das  Prinzip  des  Wechsels  von  Monologen  und 
Dialogen,  so  daß  eine  systematische  Reihenfolge  doch  nicht  zweifellos 
ist.  Andererseits  macht  C.  selber  darauf  aufmerksam,  dafJ  Vergil  das 
(  In  onologische  Pi'inzip  in  gewisser  Hinsicht  befolgt  hat»  IV (40),  VIII(39), 
X  (als  letntes  Gedicht  überhaupt)  mQssen  so  gedichtet  sein,  ebenso  II, 
III,  V;  nur  wie  sie  sich  ineinanderfügen,  kann  zweifelhaft  erscheinen; 
anch  IX  ist  nach  v.  19  später  als  V  geschrieben  nnd  VU  naoh  U. 
BoUte  nicht  die  überlieferte  Ordnung  die  clironoiogiscbe  sein,  abgesehen 
von  Gedieht  I,  des  ja  für  seine  Stellung  den  besonderen  Grund  in  sieh 
trugt  Wenn  in  Ekl.  V  niebt  auch  IV  erwähnt  ist,  so  konnte  das  an 


biyilizüü  by  GoOglc 


Jahrefiberieht  (Iber  V«rgU  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


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der  btsondeifii  Art  dieses  Gedichtes  liegen.  VT  setzt  auch  C.  nach  IV, 
über  sein  Verhältnis  zu  V  läßt  sich  nichts  bestimnaen,  also  kann  VI 
wohl  nach  V  verfallt  sein.  VIT  ist  der  gleit!hen  Art  wie  II,  III;  da 
es  in  V  nicht  auch  erwähnt  ist,  wird  man  geneig't  sein,  es  nach  V  zu 
setzen.  Uber  die  Stellun«:  von  VI,  VII,  VIIT  zu  einander  ist  nichts 
gesagt,  also  auch  nicht  ausgeschlossen,  daß  dies  die  chronologische 
Reihenfolge  war.  IX  zeigt  eine  sehr  auffällige  Form,  insofern  allerlei 
Fragmente,  die,  wie  es  scheint,  schon  begonnen  im  TisebJiasten  des  Dichten 
lagen,  darin  eingefügt  sind.  Es  sieht  gerade  so  ans,  als  ob  Vergil.  da 
er  auf  sein  Qnt  versiebten  mußte,  auch  die  bukolische  Poesie  aufgab 
and  desiialb,  was  er  an  derartigen  Studien  hatte,  in  diesem  Gedicht 
zosammenrteUte.  Erst  spitter,  wohl  schon  in  Rom,  hinlt  er  ei  flir 
wflnechenswert  om  der  Zehnzahl  willen,  noch  eine  £kloge  dazu  sii 
dichten,  die  dann  als  nacbtrilgUcli  dnrch  den  Anfang  deutlich  gekenn- 
seichnet  werde.  Es  kOnnte  daneeb  vielleieht  fikl.  II  im  Herbei  41, 
wenn  nicht  vollendeti  so  doeh  konzipiert  «ein;  denn  gar  za  sehr  wird 
man  bei  dienen  Gedichten  die  Jahreasei^en  der  Abtenng  und  der 
Seenerie  eieb  nickt  getrennt  denken  dflrfen.  EU.  III  Frfll^ahr, 
IV  Heriwt  40,  V  nnd  VI  Winter  40/39,  VII  FrflhUng,  VUI  Semmer, 
IX  Herbet  39  nnd  endlich  X  Winter  39/8.  Nar  Ekloge  I  ließe  sieb 
dabei  nicht  genauer  bestimmen,  als  daß  sie  vor  IX  liegen  mnß.  6o 
konnte  man  die  Angabe  der  drei  Jabre  bei  Frebns  festhalten.  Man 
wird  aneh  kanm  an  der  Annahme  neigen,  daß  Vergil  noch  lange  nach 
dem  Verlust  seines  Qntes  an  der  bnkoliscben  Dichtung  Interesse  hatte. 
Seit  39  aber  mnß  er  etwa  in  Rom  gewesen  sein;  denn  38  war  er  dort 
schon  so  keimiseh  in  den  Girkeln  der  gebildeten  nnd  yomekmea  Welt, 
daß  er  den  Horaa  im  Kreise  des  Uftcenas  einführen  konnte, 

EBr  die  Arbeitsweise  Vergils  bei  Abrawnog  der  Eklogen  sind  sehr 
interessant  nnd  iehrreieh  die  sorgfältigen  Znsammenstellnngen  von 
F.  Jahn.  Wenngleich  die  Beobachtungen  nicht  nen  sind,  so  ist  doch 
ihre  fiammluig  in  dieser  YoUzKUigkeit  sehr  dankenswert  Jahn  hat 
sftmtliehe  Eklogeo  anßer  IV  und  VI  behandelt,  die  ja  eine  Sonder* 
stellnng  einnehmen.  Er  setzt  zunächst  neben  die  Vergilverse  die  ent^ 
sprechenden  des  Vorbildes  und  erörtert  dann  die  Art  der  Benntsnng 
des  griechisclien  Dichter?.  Der  Gesamteindruck  dieser  Untersuchungen 
ist  ein  überraschender;  man  erkennt,  daü  Vergil  geradezn  eine  Mosaik- 
arbeit geliefert  hat,  zu  der  er  die  Steinclien  aus  den  verschiedensten 
Idyllen  Theokrits  znsaro mengetragen  hat,  und  das  mit  sohher  Kunst, 
daC  man  dem  Ganzen  diese  Stückarbeit  nicht  anmerkt,  sondern  ea 
durchaus  den  Eindruck  einer  OrisinaldicUtuug  macht.  Oft  hat  der 
Homer  anch  nur  die  Äußere  Verknüpfung  der  Sütze  benutzt,  wie  sie 
bei  dem  Griechen  gegeben  war,  aber  diesen  Kähmen  mit  anderen  Ge- 


22  Jahresbericht  über  Vergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


danken  und  Bildern  gefüllt;  so  schließt  er  ^enau  wie  Theokrit  V  134 
an  das  £.7iJ7'  ;xr,a  einen  Satz  mit  -,'otp,  an  da«?  amo  ante  alias  III  78 
einen  Satz  mit  nam,  aber  die  Bei,'ründung:  selber  ist  eine  andere;  oder 
er  übernimmt  Gedanken  nnd  Form  des  Satzes:  uaiu  r.eque  .....  nam 
iieque  ....  neque  X  11  f.  aus  Theokr.  I  68  f.:  oo  ^ap  ....  oo5'  .  .  .  . 
ooo',  aber  an  die  Stelle  des  Anapns,  Ätna  und  Akis  setzt  er  den  Parnaß, 
den  Piudus  und  die  Aganippe.  In  dieser  treien  Jiebandlang  sind  für 
die  3.  Ekloge  z.  B.  das  4.,  5.  und  8.  Gedicht  des  alexandrinischen 
liükolikeiä  verwandt,  dazu  erinnert  die  SchilderuuL,'  der  Becher  an  das 
und  manche  andere  unbedeutende  Ähnlichkeit,  wie  in  den  Namen,  ver- 
knüpft die;5e  Ekloge  uoch  mit  andeien  Idyllen.  Eine  Folge  dieser  Be- 
nutzung von  allen  Seiten  liergebuchter  Motive  ist  e-;,  daC  Yerp-il  nicht 
scharf  die  Art  der  Herden  zeichnet,  die  er  seinen  Hirten  zuschreibt, 
sondern  Rinder,  Schafe  und  Ziej^en  durcheinander  nennt.  Eine  andere 
Eolg:e  der  Nachahmung  ist  die  Überbietung  des  Originals;  daher  das 
häutige  Semper,  daher  ein  'bis  die',  wo  bei  Theokrit  Ttoliearcepa  steht, 
daher  zwei  Becher,  wo  bei  jenem  nur  von  einem  die  Rede  ist.  Über- 
all bemüht  sich  der  Äümer  bei  dem,  was  er  übernimnU,  doch  auch  etwas 
Eigenes  vorzubringen;  selbst  die  entlehnten  Vergleiche  werden  in  irgend 
einer  Weise  geändert  oder  erweitert.  Es  scheint  durchaas  bewiesen  zu 
sein  darch  Jahns  Zusammenstellungen,  daß  Vergü  sich  das  TiMma 
zunächst  nach  gricchiacbem  Vorbild  aufsuchte  und  notierte,  wai  ihm 
MB  dem  betreffenden  Theokritgedicht  brauchbar  schien.  Dann  ergänste 
er  die  einzelnen  Lücken,  die  ihm  geblieben  waren,  durch  Motive  aas 
anderen  Gedichten,  aber  nicht  etwa  nach  dem  Gedächtnis  —  dun 
hänfen  sich  die  Anklänge  verschiedenartiger  Stellen  viel  zu  sehr 
sondern  etwa  nach  einem  Verzeichnis,  das  er  sich  gemacht  hatte,  indem 
er  jedesmal  die  entsprechende  Stelle  nachschlug.  Außer  den  ersten  elf 
Idyllen  schämen  dabei  auch  SteUen  ans  Theokrit  XVni.  XX,  XXIII, 
XXIV  verwertet  SU  sein.  Nat&rlich  fehlen  aneh  Kachahmnngen  römischer 
Dichter  wie  Oatnil  nnd  Loeres  nicht  fiemerhenswert  ist  die  Ansicht 
Jahns,  daß  nnter  diesen  Vorbildern  anch  die  Dirae  seien;  er  findet,  daß 
die  den  Dirae  ähnlichen  Stellen  in  Vergüs  Etdogen  genau  in  die  Zwiachen- 
räume  passen,  die  swischen  den  anfTbeokrit  snrttckgehendenVersen  bleiben ; 
wäre  also  der  Verfasaer  der  Dirae  der  Nachahmer,  bo  müßte  er  erstens 
Theokrit  genan  gekannt  nnd  gewußt  haben,  wo  Vergil  ihn  nachahmte, 
zweitens  sich  ängstlich  Jeder  Nachahmung  ehier  solchen  Stelle  enthalten 
haben.  Auch  die  Vorwurfe  gegen  Oetavian,  wie  sie  in  dem  impins  miles, 
der  disoordia  cirinm,  der  Klage  Aber  den  Ottterverlust  liegen,  ftnden  so 
durch  die  Benotsung  der  Dirae  ihre  Erklärung,  während  sie  bei  Veigil 
sich  neben  der  Schmeichelt  seltsam  ausnehmen.  Leider  ist  das  Beweis- 
material doch  nicht  ganz  ausreichend,  um  von  diesem  neuen  Gesichts* 


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Jahresbericbt  Aber  Vergü  1897- lüüO  (1901).  iüelm.)  23 


pankte  juh  Klarheit  über  das  Verhältnis  der  beiden  Dichter  zu  einander 
zu  erlangen.  Die  Anzahl  der  den  Dirae  und  Kklogen  ^emeiDsamen 
»St<»llen  ist  nicht  so  ^roß  ood  gerade  in  der  ersten  Ekluge,  die  am 
meisten  in  betracht  kommt,  Bind  die  Anspielnnj?en  auf  Theokrit  so  all- 
ircmeiner  Art,  dal  din  Argnmeutatiou  von  Jahn  höchst  zweifelhaft  er- 
fccneinen  muß.  Ähnlichkeiten  zwischen  Ver^il  und  dem  Verf.  der  Diiao 
lagen  nalie  überall,  \\n  der  Stuff  eine  gewissp  Ähnlichkeit  hat.  Gerade 
da  aber  war  für  Veri^il  eine  Anlcbnüno"  r\u  ii  f^^  it  i  Iiischeu  Hukoliker 
üninöt;l!cl) ,  vvoil  sich  bei  diesem  niclit  die  gleiche  Situation  fand.  Die 
Klage  über  die  dis(  oniia  war  ohne  weitere  mich  üctavian  gegenüber 
znlHssifz.  Ob  'iinpins  iniles'  v.  70  rair  zu  euttirhuldigen  ist,  wenn  es  auf 
Nachahmung  beruht,  ist  doch  mir  «inbjektiv  zu  entsclieiden.  Die  weuigen 
Übereinstimninngen  der  Dirae  mit  den  anderen  Eklogeo  bieten  leider 
auch  nichts  Schlugendes. 

Zn  Ausstellnogen  giebt  die  Arbeit  sonst  nur  Anlaß,  weil  der  Verf. 
sich  mehr  und  mehr  in  eine  Geringschätzung  gegen  Vergil  hineingedacht 
hat;  er  bringt  mancherlei  Vorwürfe  gegen  den  Dichter  an,  die  sich  bei 
liebevollerer  Interpretation  beseitigen  lassen.  So  soll  Vergil  in  III  109 
▼ergeisen  haben,  daß  vorher  zwei  Becher  als  Preis  ein<?esetst  aind, 
wfthrmd  in  Wahrheit  der  eine  Becher,  der  andere  aber  ein  junges  Hind 
eingesetzt  hat,  das  dann  v.  109  richtig  erwähnt  ist  (s.  ßerl.  ph.  Wocb. 
1897  Sp.  1 138  f.).  So  Wird  die  Möglichkeit  der  Anfzählnng  verschie- 
dener Nebenbeschäftigungen  des  UirteD  ie  II  70  ff.  gelengnet  und  dem 
Dichter  innerhalb  weniger  Verse  eine  nngrUnbliche  Vergeßlichkeit  ca* 
gemntot.  So  findet  Jahn  geaehmacklos«  daß  der  Hirt  VII  St  t  dem 
Marmorbfld  iHirponie  Schuhe  anxiehea  wUl;  daß  er  Vn  6  die  Myrten 
zudeckt,  um  sie  vor  dem  Frost  an  sehtttzen»  soll  eine  nnwalirseheinliehe 
Beschftftignng  sein  (s.  Berl.  ph.  Woch.  1899  8p.  747  iT.).  So  verfUlt 
aaeh  diese  Arbeit  in  den  Fehler,  dem  die  Untetsnehnogen  über  die 
Komposition  der  Äueis  an  verfallen  pflegen.  Davon  abgesehen,  bietet 
sie  sehr  nütaliche  nad  für  die  Erkenntnis  der  Art,  wie  Vergü  arbeitete, 
wertToOe  Zuammenstellnngen. 

ttber  die  Entstehung  der  YergiUsohen  Vorstellen^  von  arkadischer 
Hirtenpoesie  spricht  Legrand.  £r  stellt  die  in  betracht  kommenden 
Verse  der  Eklogen  aosammen  nnd  lehnt  es  ab,  diese  VorsteUnng  von 
Arkadien  als  dem  Lande  der  Hirtenpoesie  auf  die  Scbnle  der  Anyte  nnd 
des  Leonidas  anTÜeksoflBhren.  Nach  seiner  Ansicht  kombinierte  Vergil 
selber:  Pan  Ist  der  Gott  der  Hirtenpoesie,  nnd  Ftos  Heimat  ist  Arkadien; 
also  mnß  in  Arkadien  die  Pflege  bnkoliw^er  Mnsik  in  Hsose  sein. 
Hinzu  kam,  daß  auch  die  Ansiedelung  des  Arkaders  Euandcr,  von  der 
die  Sage  erzählte,  etwas  Idyllisches  hatte.  Der  Verl  glaubt  also,  daß 
es  Vergils  Erfindung  ist,  wenn  er  die  Bnkolik  in  Arkadien  loltaliaiert; 


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24  Jabresbericiit  über  Vergü  1897-1900  (1901).  {\\e\m.) 


die  spftteren  Dichter  ttbemahmeD  da8  dann  Ton  ihm.  Aber  die  Erwihnan^ 
der  Ariuder  bei  Veiigil  debt  doeh  nidit  lo  ans,  als  ob  hier  eine  Neue* 

rang  des  römitchen  OichterB  vorläge,  die  man  ihm  auch  bei  der  Arbeits- 
weise in  den  Eklogen  kanm  zatraaen  wfirde.  Wenn  Daphnis  snm  Lieb- 

linßT  des  Pan  gemacht  wurde,  so  maßte  die  Bnkolik  auch  nach  Arkadien 
kommeii;  daß  das  schon  bei  den  Alexandrinern  der  Fall  war,  vermutet 
R.  Helm  PLil.  LVIII  (1899)  S.  119  f.,  der  auch  für  die  Vereinit^ung 
von  Daphnis  mit  Dionysos  (ecl.  V  29  ff.)  ein  alexandrinisches  Vorbiid, 
etwa  EnphoHon,  annimmt,  dessen  Elnäuü  auf  die  römische  Poesie  ja 
nicht  geling  war  nnd  dessen  Yergil  selber  gedenkt  als  Vorbild  seines 
Freundes  Cornelius  Gallus. 

b)  Bealien. 

Sioe  Yergldchnog  zwischen  VetigU  oad  Theokrit  betreffii  der  länd- 
lichen Bealien  in  denEldogen  giebt  Oartanlt  (s.  8. 2)  Kap.  XIIT.  Er  stellt 
annachst  die  Namen  der  Hirten  zusammen,  zeigte  wo  sie  anftreten,  nnd 
wie  aie  sich  bei  beiden  Dichtern  nnterscheiden;  Yergil  entlehnt  sie  vom 
Theokrit  ans  Stücken,  die  er  an  der  betreffenden  Stelle  seiner  eigenen 
Dichtung  gerade  nicht  znm  llodell  genommen  hat.  Daphnie  ist  bei 
Yergil  wie  bei  dem  aieiandriniscben  Dichter*)  nicht  stets  der  berühmte 
lündliehe  Sänger  «r'  Uox^v.  Der  Römer  hat  aber  anch  griechische 
Namen,  die  sich  nicht  bei  Theokrit  finden.  Weiter  charakterisiert  C. 
die  Lage  der  Hirten,  die  bei  Yergil  kleine  Eigentümer  Mud  und  nach 
dem  Muster  derer,  die  ihn  umgaben,  gezeichnet  werden ;  daher  nehmen 
sie  auch  Arbeiten  vor,  die  bei  Theokrit  nicht  ei  wfihnt  werden.  Betreffs 
der  verschicilenen  Arten  von  Kiiteii  hat  \  tjigil  weder  den  Reichtum 
Uli  J^ezeichnungen,  noch  bestimmt  er  immer  genau,  was  sie  zu  hüten 
haben.  Der  Verf.  geht  die  Beuenrinngen  der  Herden  durch  und  die 
Beschäftigungen  uud  den  Nutzen,  den  die  Hirten  von  ihnen  haben:  auch 
hier  zeigt  der  Grieche  eine  größere  Mannigfaltigkeit,  manchmal  iiat 
Yergil  Eigenes,  was  C.  auf  Reine  persünliclion  Beobachtungen  zurücit- 
föhrt.  Ebenso  beweist  die  Darstellung  der  Landis(  Imft  in  den  Eklosen. 
daü  ili-v  1  hter  seine  Umgebung  gezeir!»npt  hat,  wie  aucli  die  Wohnung 
der  Hil  ten  mir!  das  LitHrcsse  au  der  Fliege  des  Ackers  dem  veränderten, 
seiner  Heimat  eutuommeuen  Standpunkt  angepaßt  ist.  Am  unabhängigsten 
zeijit  sich  Vergil  bei  Verwendung  der  Ptianztiiwelt,  die  er  zahllose  Male 
in  seine  Gedichte  verflicht  und  so,  daß  stiiir  Kenntnis  der  einzelnen 
Pflanzen  deutlich  ist.  iJagegen  bei  der  Vorführung  des  Hirtengesanges 
nnd  der  fiirtenpoesie  schließt  er  sich  ganz  eng  an  sein  Vorbild  au. 

*)  Für  Theokrit  behaaptet  das  aller^ogs  Cartault  S.  419.  Doch  s. 
dagegen  Helm  Phil.  58  8.  117 IF.  Bapbnis  bei  Theokrit 


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Jabresbericbt  über  Vergil  1897 -IdOO  (IdOlj.  (Uelm) 


25 


In  bezug  aul  die  ländlichen  Guttheitcii  endlich  und  den  VoIk^^abe^g]aub^'n 
ßünomen  die  beiden  Dichter  zwar  übereiii,  aber  Vergil  giebt  auch  hier 
seinen  Gedichten  etwas  Eigenes  und  erbetzt  die  gnecbischeu  Aa- 
scüauuDgen  durch  solche,  die  ihm  aus  Italien  geläufig  waren. 

Die  in  den  Eklogen  voi  kommenden  Namen  werden  im  Zusammrn- 
hang  mit  den  Namen  sämtlicher  griechischer  nnd  römischer  Bukulikei  auch 
von  C.  "Wendel  de  iiominibus  hucolicis  Fleckeis.  Jb.  f.  Pbil. 
Snppl  XXVI  im  3.  Kapitel  besprochen.  Er  stellt  die  von  Tüeokiit 
übernouinjenen  Namen  zusammen,  die  ans  Td.  I  — IX  und  XT  stamnien, 
nnd  zeigt,  welche  der  Körner  in  ihrem  Gefüge  gelassen  und  welche  •  r 
in  einen  anderen  Znsammonhang  gebracht,  wo  er  an  Stelle  der  ül'  r- 
hanpt  nicht  benutzten  theokritischen  einen  andern  demselben  Dichter 
entlehnten,  wo  er  dem  Theokrit  überhaupt  fremde  Nrimen  verwandt 
bat.  Vergil  übernimmt  dabei  auch  Namen,  die  bei  dem  (kriechen  wirk- 
liche Personen  bezeichnen.  Die  fremden  Namen  führt  der  Verf.  zum 
Teil  anf  Knphorion  (s.  S.  24)  zurück,  so  Mopsns  nach  Servins  zn  VI  72, 
Palämon,  Nysa,  Alcimedon,  Alcoo,  Jollas,  wohl  auch  Ägle,  falls  Dicht 
diese  wie  einige  andere  in  des  Cornelius  Gallns  Gedichten  Torkamen 
und  dieser  so  das  llittelglied  bildet.  Bei  andern  ist  der  Ursprung  gans 
ungewiß,  drei  kommen  nur  bei  Vergil  vor,  darunter  der  eigeDtttmiiche 
Stimichon.  Der  Dichter  will  nicht  stets  dieselben  Personen  mit  den- 
selben Namen  bezeichnet  wissen.  —  Ein  eigener  Abschnitt  untersucht 
die  allegorische  Bedeutung  der  Namen.  Der  Verf.  urteilt  mit  Hecht, 
daß  Vengil  bier  und  da  eigene  Erlebnisse  nnd  Gedanken  seinen  Hirten 
suchreibt^  so  dem  TUgnis  in  I  und  VI«  dem  tfenalkas  in  V,  IX.  Xi 
sonst  aber  neost  er  wirkliche  Personen  mit  ihren  wirklichen  Kamen, 
und  es  ist  fidsch,  nach  allesorisehen  Srkllrangen  m  saehen. 

Die  F0aDseBDaoen  der  BncoUca  nnd  Georgiea  stellt  S.  Coniol! 
cnsammen,  so  weit  sie  bei  Vergil  znerst  vorkommen  in  NeoloRriBn^ 
botaniei  pei  carml  bneoUel  e  georgici  di  Virgilio  Palermo  1901;  er 
thot  das  in  der  Weise«  daß  er  die  einselnen  Oediebte  der  Beihe  nach 
dnrehgeht  und  die  bei  Yeigil  waent  vorkommenden  Pflansen  bespricht 
nnd  ihre  BedentnnSt  nnch  durch  Vergleiohong  anderer  Stellen  zn  er- 
kennen sncht.  Beachtenswert  ist,  daß  damnter  eine  ganne  Anaahl 
griechischer  Wörter  sind  (in  dem  beigegebenen  Index  durch  dn  Sternchen 
besetchnct)  nnd  zwar  mdirere»  die  bei  Theokrit  nicht  yorkommen.  Kan 
gelangt  anch  anf  diesem  Wege  cn  der  sicheren  Erkenntnis,  daß  der 
römische  Dichter  sieh  nicht  auf  die  Naehabmung  Theokrits  beschrftnkt  hat. 

c)  Einzelnes. 

Eine  Besprechung  der  einzelnen  Eklogen  gieht  Cartanlt  (s.  S.  2) 
in  Kap.  XU — XII.  Jedes  Gedicht  wird  genau  auf  Inhalt  nnd  Ausdruck 


26 


Jahmbeiiebt  über  Vergil  1897-1900  (1901).  (Uelm.) 


bin  analysiert.  Er  verfolgt  die  £aUebnnngen,  die  der  Dichter  bei 
Tbeokrit,  wie  bei  anderen  gfrieebiscben  nnd  römiaehen  Dlcbfem  gemacht 
bat  nnd  prhft  die  Kacbabranngen  anf  ihr  Oeechiek  oder  Ungeschick. 
Hit  Offenheit  gesteht  er  zu,  wenn  Virgils  Baratellnngr  Mftngel  zeigt. 
fo  die  nicht  einheitliche  Komposition  der  I.  Eldoge,  die  er  ans  dem 
QedanJcenganfi:  des  Verfassers  heraus  an  erkiftrea  sacht,  da  er  an  Bethes 
Hypothese  von  der  Verschmelzang  zweier  Konzeptionen  nicht  glaubt. 
Er  bemfiht  sich  sogar  ein  Urteil  fiber  die  Wecbselges&nge  zn  fUlen 
and  die  Gründe  anfeufindeu,  nach  denen  der  Dichter  den  Schiedsspruch 
aUen  ließ.  Yergils  Kuost  wird  aberall  ins  rechte  Licht  gestellt.  Fftr 
alle  Fragen  betreffs  der  Bncolica  ist  so  dies  Bach  ein  trefflicher 
Führer.  —  Die  textkritiscbeii  Vermutangen  dagegen  scheinen  mir  meist 
nicht  glücklich  zu  sein.  Die  Umstellunj,'  11  60—62  vor  28  wird  schon 
durch  die  g;anze  Uniß'ebnnt,',  in  der  die  Verse  der  l'berlieferung  nach 
gtehen,  widerleert;  der  anf^;:eregte  Ton  zeigt,  dafi  sie  durüiiu  u'idiöreo, 
und  das  Schwanken  in  der  Stimmang,  an  der  C.  Anstoß  nimmt,  eut- 
fipricht  dem  Zastaod  des  Liebenden.  Nicht  besser  ist  ts  VIII  101  —  3 
vor  95  zu  setzen,  weil  das  muror  v.  106  sonst  Anstoß  errege,  'his' 
iu  V.  102  ist  nur  klar,  wenn  'has  herbas'  v.  9ä  und  'bis'  v.  97  voraus- 
gegangen sind  fs.  Vahlen  iiid.  lect.  1888),  nnd  das  'mot  >r'  ist  in  seiner 
Dauer  völlig  unbef»limnibnr.  Aus  Gründen  der  Knnipositinn  rat  C.  TU  94/5 
nnd  98/9  zu  vertauschen,  damit  nicht  Damötas  fiiiinü  eine  Idee  dem 
Menalkas  entlehnt;  diese  ümstelluiig  hat  etwas  ikstechenfies,  obwohl 
sich  ihie  Xotwendig-keit  wolil  nicht  erweisen  läßt.  I  65  schläft  C.  vor: 
et  rapidum  Cretae  veoiemus  ad  axem;  aber  weder  das  rapidas  hat  er 
für  diesen  Zusammenhang  genügend  begründet,  noch  die  Vcrbindnog 
Cretae  axem  weiter  belegt  (s.  S.  28).  1  69  erscheint  mir  ganz  un- 
glaublich die  Änderung:  possessa  et  mea  regna  videns  mirabor  ab  istis?, 
die  dem  Sinn  dieser  Frage  völlig  zuwider  läuft  und  durch  den  eigen- 
tümlichen Ausdruck  post  aliquot  aristas^messes-^annos  nicht  begründet 
i>t.  Falsch  ist  auch  die  Verteidigung  von  te  £kl.  X,  44  filr  das  über- 
lieferte me,  das  durch  das  betonte  tu  v.  46  gestützt  ist;  das  'de- 
tinet'  heißt  'hält  gefesselt*  (Hör.  I  33,  U);  dies  Gefesseltsein  ist  natür- 
lich nur  geistig  zu  verstehen.  GaUos  mit  all  seinen  Oedanken 
bei  der  Geliebten  im  Kriegslager,  nnd  muü  Furcht  und  Sorgen  aus- 
stehen, statt,  wie  er  w&nscbte,  sich  der  idyllischen  Ruhe  und  des  länd- 
lichen Friedens  an  erfreuen.  Bei  dieser  Anffassong  ist  der  Znsammen- 
bang  ein  tadelloser  und  Gallus  nicht  pldtaiich  ans  der  Soenerie  sinnlos 
in  den  Krieg:  ?ersetzt. 

Ekl.  L  Die  Widerspruche  in  der  1.  Ekloge  sneht  U.  Schanz 
Ehein.  Kns.  XLV  (1900)  8.  86  ff.  sn  lOsen.  TiCyrns  ersoheint  bald 
als  Sklave,  wenn  er  geht,  nin  sich  die  Freiheit  an  erkanfan,  hald  als 


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Jabreabericbt  über  Veigil  1897—1900  (1901.\  (Hebn.) 


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Repräsentant  Verf?il8,  weoQ  ihm  gestattot  wird,  wie  früher  auf  seinem 
Gnt  zn  verweilen  und  Schutz  für  ^^p.iu  Ki^entnm  zu^ef'a^t  wird.  Hatte 
Bettie  (Uh.  M.  XLVIT  1892  S.  Ö7H}  zwei  einander  ausschließende  Motive 
anf^-enomniPii ,  die  nicht  völlig  verschmolzen  sind,  so  macht  Schanz  mit 
Recht  dat(fc4:eii  geltend,  daß  B.  selber  zagiebt,  eine  reinliche  iSch*  idun  j 
dieser  beiden  Motive  sei  nnmÖq-Hch.  Auch  Cartanlts  KrkUrnnß:,  Vergil 
sei  nur  durch  das  Bestreben,  seine  Danksa^unj»:  in  ein  bukolisches  Ge- 
wand zu  kleiden,  dazu  veranlaßt  worden,  die  Person  des  Sklaven,  der 
in  Kom  sich  die  Freiheit  von  seinem  Herrn  erkaufen  will,  za  verwenden, 
widerlegt  er  dnrch  die  Bemerknng:,  daß  der  Dichter  auch  einen  freien 
Hirten  hätte  wählen  d&rfeo*,  £r  «elber  aiebt  in  dem  Tityrus  nicht  unr 
den  Vertreter  Vergils,  sondern  des  gesamten  römischen  Volkes,  das 
durch  Angnstos  die  Freiheit  erhält.  Darch  diese  allgremeine  Befreiung 
sollen  wir  auch  mit  dem  Schicksal  des  vertriebenen  Meliboens  anageaöbnt 
werden,  ächließiicb  giebt  Sch.  die  vorhandenen  Widersprüche  zu,  aber 
sie  finden,  wie  er  meint»  dnreh  die  hdher  ste  hende  poetische  Idee  ihre 
Ausgleichung.  Es  ist  schwer,  das  mitsncmpfioden.  Sagt  der  Dichter 
doch  gar  nichts  von  der  allgemeinen  Befreinng,  and  die  Bemericang 
betreffs  des  von  Hans  und  Hof  yeijagten  Meliboens  findet  in  dem  Ge> 
diclit  selber  anch  nicht  die  leiseste  Bei^ndnng,  während  es  so  leicht 
gewesen  wtbre,  den  nUgemeinen  Tirost  nnrabringen.  Anch  das  eigentlich 
AttfflUige  wird  dnrch  die  vorgebrachte  Erklftning  nicht  gehoben.  Tilyms 
geht,  nm  sich  die  Freiheit  zn  erkaufen,  nicht  nm  Sehnte  gegen  die 
Veteranen  sn  erbitten;  nnd  dann  wird  ihm  dieser  Schutz  gewährt, 
während  von  seiner  mannmissio,  die  ihm  doch  die  Hanptsache  war, 
nicht  die  Bede  ist.  Es  erscheint  plötilich,  als  sei  er  selber  der  Chits« 
herr  nnd  habe  in  Born  gebeten,  ihm  sein  IBigentnm  sn  lassen.  Hier 
wird  man  dem  Dichter  den  Vorwarf  der  Unklarheit  nnd  mangelhafter 
Dnreharbeitnng  kaam  ersparen  können,  nnd  ich  sshe  nieht,  daß  die 
Beobachtung  von  Sch.  ihn  irgendwie  sn  verteidigen  vermSchte. 

Ziemlieh  allgemein  gehalten  ist  die  knrse  Analyse  dieses  Ge- 
dichtes von  O.  Ihm  K.  Jb.  t  d.  kl.  Altert  I  (1898)  S.  480  ff.,  die 
sieb  müht,  gegenüber  den  Studien  von  Jahn  die  Eigenart  des  rOmiscben 
Dichtsn  naefasnweisen;  daß  dazu  die  1.  Ekl.  gewählt  ist,  die  am  wenigsten 
ofTenkandige  Beminiscenien  hat,  muß  einen  falschen  Eindruck  hervorrufen. 

Das  Verhältnis  der  1.  Ekloge  zn  den  Dirae  behandelt  Jahn 
8.  8.  19. 

£kl.  I  5.   An  dem  Vers:  formosam  resonare  doces  Amaryllida 

Silvas  nimmt  Anstoß  Ramain  Uev.  de  phil.  XXII  1898  S.  170 ff., 
\^eil  der  Accusativ  bei  resonare  in  diesem  Zusammenhang  auffällig  sei, 
weil  'docere'  hier  nicht  passe;  er  vei*steht  also  Amaryllida  als  Objekt 
zu  doces  und  Silvas  als  Objekt  zu  resonare,  wodurch  Amaryiiis  als 


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Jabresbericbt  über  Vergil  1897—1900  (1901).  (Heimo 


stumme  Person  eingeiuLiL  wird;  liitiir  boiiut  er  sich  auf  die  Anrede 
V.  30.  Man  niuC  in  der  That  za-^^eölelieii,  daß,  wenn  auch  die  Grüado 
dcR  Allst fil^cs  bi[if'illii{  sind,  die  geistreiche  Erklärung  ans  eine  idyllische 
Scene  hatVen  würde.  Aber  der  Dichter  hätte  sich  wenig:  beaiüLt,  sie 
xiT)<  ans.  li:uilich  m  raachen,  da  er  Amaryllis  zum  Schluß  ganz  fortlnCt. 
Sü  gar  Hiistöüie:  war  der  Accusativ  'Amaryllida  resonare'  nicht,  wenn 
der  Verf  etwa  an  Verg.  Aen.  III  523:  Italiam  primns  conclamat 
Achates,  übeihaupt  an  den  Oebranch  von  conclamaro  (l^troues,  igncm 
u.  s.  w.)  gedacht  hät^e.  Zu  ver «gleichen  ist  mit  dem  üedaoken  aaeh 
ecl.  VI  83:  andiit  Eorotas  iussitque  ediscere  laaros. 

Eine  Parallele  Jiir  den  Ausdruck  nach  der  gewöhnlichen  Aiif- 
fassong  bringt  E.  H.  Riaken ey  Class.  Rev.  XII  (1898)  S.  209  ans  dein 
spanischen  Dichter  Garcilasu  und  aus  Cervantes'  Don  Quijote  I  51  (Ende). 

Ekl.  I  12  verteidigt  P.  Rasi  Boll,  di  fil.  class.  V  (1899) 
8.  156  f.  die  Lesart  'tarbator'  gegenüber  der  von  Caitaalt  vertretenen 
nnrbamnr\  indem  er  besonders  auf  das  Qaintilianzen?niR  Gewicht  legt« 
und  Pascal  ebend.  8.  205  tlihrt  für  den  Ansdrnck  als  Parallele  Cic. 
pro  Solla  20,57  an:  *si  in  llispania  turbatom  esset'. 

Ekl.  I  65  Mangiola  Stndi  Yirgiliani.  Bocoliche  Regeio 
Cal.  1898,  38  8.  tischt  als  nea  die  Vermatung  Araxen  anf  fflr  Oaxen. 
Da  man  nicht  aufhört  den  Vers  za  maltraitieren,  so  möchte  ich  wieder 
einmal  darauf  hinweisen,  daß  Rtephanus  Bys.  jedenfalls  eine  Stadt 
OaxQS  anf  Kreta  anfuhrt,  daß  ein  Heros  Oazes  anf  Kreta  stationiert 
ist  nach  Servios  z.  d.  8t.  nnd  daß  Varro  von  Atax  Kreta  als  *tellas 
Oaxis*  bezeichnet  nach  ApoU.  Bhod.  1 11S9  ff.  Sollte  es  da  so  undenkbar 
sein,  daß  Vergil,  und  w&re  es  auch  Irrtflmlieta ,  einen  Floß  Oaxes  anf 
Kreta  annimratt 

Ekl.  in  90.  Bas  anf  Bavins  von  Bomitias  Marsns  angefertigte 
Epigranni  snclit  ans  der  mangelhaften  Überlieferung  Havet  Bev.  de 
pbil.  XXIV  89  ff.  m  rekonstraieren  (Poet.  Rom.  Baehrens  346). 

Ed.  m  109/10  Mangiola  (s.  EU.  I  65)  wUl  lesen:  «qoisqois 
amaros  ant  metnet  dolees-avt  experietnr  amores*,  welche  Umkebrang 
von  'amaros*  und  *amores*  aneb  Gartaolt  empfohlen  hatte;  die  richtige 
Erklimog  der  Stelle  bat  Rothstein  Herrn.  XXIV  S.  84  ff.  (trots  fiibbeek* 
xa  dieser  Stelle)  gegeben.  Hau  maß  verstehen:  Wer  immer  in  sttßer 
Liebe  bangen  wird  oder  bittere  erfahren. 

Ekl.  m  104 ff.  Das  Rätsel  erklürt  Ohlert.  Zur  antiken 
Rfttselpoesie  Phil.  LVII  (1S98)  S.  599  darch  Vergleiehnog  eines 
devtschen  Volksrfttsels  fStraObnrger  Rfttselbncb  bei  A.  F.  Bntseb  1876 
Ko.  S4S)  ;  gemeint  ist  der  Bronnen,  ans  dem  man  den  Himmel  nur  drei 
Ellen  breit  sieht:  der  nnbekannte  Cftlns  wQrde  also  versehwindeii.  dessen 
Grab  nach  einer  Erklärung  gemeint  sein  soll 


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ifthmbecicfat  Ober  VergU  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


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Xkl.  IT.  Ober  die  IV.  EUoge  hat  G.  Piseal  flelne  In  der  BIv; 
<U  fil.  ZYin  Beerst  T«r0ffeiitliehten  AnsfiUiniiigen  mit  weeiffen  Zesätieii 
in  den  Gommeiitationee  Vergilianae  p.  71  it  eee  verOffentUeht;  er 
kommt  SB  der  AuffanaDgr«  die  er  uiTermeidlieh  (s.  dacegen  neaerdioge 
Skntach  Au  Vefgilt  Frühzeit  a  148  ff.,  der  wieder  an  Jidta  denkt)  nennt, 
daß  mit  dem  poer  C.  Aiiains  Mlna  gemeint  aet.  Angeschloiien  sind 
die  gleiehlUis  firlUierverillfenUiehten  ITotemicIiniigeD  Aber  die  SAcnlarf^er, 
aowie  tber  das  za  gnnde  liegende  sibyUinische  Orakel  nnd  die  Anscbaaung 
Yon  dem  großen  Jahr,  wobei  Veigil  nach  P«  an  eine  Wiederkehr  aller 
Dinge  nach  vier  Saecnla  geglaubt  hätte,  endlich  die  müßige  Unter* 
enchong,  ob  easoens  soviel  wie  nascitoma  oder  wie  natns  bedente 
(8.  Jahresber.  LXXXXVII  (1898)  8.  166).  Ans  den  Studi  di  antiebitä 
«  mitologia  1896  stammt  der  Aufsatz:    II  regno  di  Apollo  nel  secolo 
di  Ang-osto.    Doit  sind  die  Zengiiisse  für  Apoll  als  Beschützer  des 
letzLcü  Sä  (Ii  Kims  zu8ammeug:i'8tellt.  das,  wie  jedes,  sich  durch  besoudere 
Zeichen  uiiküuJi^t.    Dabei  verciut  sich  die  Person  Apolls  mit  der  des 
licliob,  iüythulo{>^ische  Anschauun^^eo  gehen  mit  philosophischen  zasammen, 
wie  die  der  Stoiker  ist  von  der  ixirupw^ic. 

Auch  F.  Marx,  Nene  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Päd.  I  (1898) 
8.  105  ff.  bemüht  sich»  das  Seltsame  und  Wunderliche  der  IV.  Ekloge 
etwas  verständlicher  zu  machen.    Er  hält  zanächst  daran  fesf,  wie  auch 
CartauiL,  dail  A  inius  Gallus  der  besnugene  Knabe  sei,  der  un^^dähr 
znr  Zeit  der  Abfassung  des  Gedichtes  gebort  n  sein  muß.    Wenn  aber 
damals  dem  Pollio  ein  Knäblein  in  der       ,i?e  lag,  so  scheint  es  ihm 
aus^eschiosseu ,  daß  dies  nicht  uetneint  sein  sollte.    Leider  ist  aber 
nicht  zu  erweiseu,  daß  Asinius  Gallus  nicht  etwa  schon  41  geboren  ist. 
Die  Forni  des  Gedichtes  sucht  M.  ans  der  Art  des  -fsvef^Xtax^jc  X070C  zu 
erklären  und  zeigt  im  einzelnen  auf,  wie  der  Dichter  sich  an  die  fttr 
einen  solchen  Stoff  gegebenen  rhetorischen  Vorschriften  nach  Möglich- 
keit anschloß.    Da  an  einem  Kind  nichts  za  rühmen  ist,  giebt  schon 
Ifenander  den  Rat,  sich  anfs  Weissagen  zn  legen.    Die  Qnellen,  die 
Yergil  dabei  verwerten  konnte,  werden  nach  den  alten  £rklftrem  Ton  M. 
anfgesfthlt.   Um  die  Sprache  des  Ganzen  verständlich  za  machen,  weist 
er  noch  auf  die  überschwengliche  Sprache  der  Wünsche  in  der  Kinder- 
stube hin.   Die  Anlehnung  an  das  Ehetonsche  wird  man  zugeben  können, 
obwohl  sie  nnr  sehr  lose  ist  nnd  es  kanm  für  den  Dichter  mOglich  war, 
die  Paukte  nicht  zn  berllliren,  die  dabei  als  Argumente  lierhalten 
milBsen;  daß  er  sich  genan  an  dne  rhetorische  Disposition  hielt,  davon 
kann  keine  Bede  sein  (s.  dagegen  anch  Sudhaus,  Kh.  M.  LVI 41  Ann.  3). 
Aber  selbst  weun  sie  voikanden  ist,  so  gieht  das  jedentlslis  keine  Bttttie 
fllr  die  Ansieht,  daß  in  dem  Gedicht  ein  wirklicher  Knabe  gemeint  war. 
Daa  cara  denm  snboles,  magnnm  Joris  incrementum  kaun  nnr  gexwnogen 


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Jahresberiebt  über  Vwgil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


erklärt  werden,  und  weDn  aIb  Parallele  dafflr  die  zor  Verherrlidmiier 
ton  Königen  gegebenen  VonMsbriften  berangesogen  werden,  so  bandet 
es  sieb  bier  eben  nicbt  nm  einen  KOnig,  eondern  ein  Kind  (b.  ancb  Snd- 
bana  S.  52),  dessen  Eltern  beide  naeb  Uan*  Anacbannng  allgemein 
bekannt  sind.  Dazn  kommt,  daß  ancb  IL  annimmt,  daß  eine  Lebre 
von  der  Wlederkebr  einer  goldenen  Zeit  yoUer  Glficksellgkeit,  die  mit 
der  Geburt  eines  FSrsteo  anbricht^  der  bestimmt  ist,  den  ganxen  Erd- 
kreis ta  regieren,  ton  Vergil  mitbenntzt  sei.  Diese  Lehre  führt  er« 
was  nicht  nen  Ist  (s.  Jabresber.  (1898)  97,  2  8.  167),  nach  Laetams 
aof  jQdiscbe  Einflüsse  anrfick,  indem  er  anf  des  Herodes  Verkehr  mit 
Pollio,  das  Werk  des  Timagenesi  des  Klienten  seines  Hanses»  des 
Alexander  Polyhistor  Werk  über  die  Jnden  hinweist,  was  alles  nach 
seiner  Anrieht  eine  Beeinflnssong  Vergils  in  dieser  Hinsicht  wahr- 
scheinlich machen  soll. 

Gerade  gegen  die  Annahme  dieses  jüdischen  Einflosaes  wendet 
sich  Sndhans,  Rb.  Mas.  LVI  (1901)  8.  37  ff.,  der  ton  einer  Be- 
trachtnng  der  Jahrhundertfeiern  ausgeht.  £r  erld&rt  aonächst,  daß  das 
Jahr  39  geeignet  war  für  eine  Säkulart'eier.  249  ist  die  älteste  der- 
artige Feier,  die  bezeugt  ist.  Bei  Annahme  von  100  Jahren  Zwischen* 
räum  kam  man  für  die  nächste  auf  149,  wohin  sie  Valerius  Antias  auch 
verlegt,  während  sie  in  Wahrheit  140  statttand.  Weder  49  noch  46 
wareu  lur  Cäsar  zum  Beginn  eines  neuen  Sakuinms  geeiirnet.  Da  half 
Varro,  indem  er  das  Jahr  149  festhielt  und  das  Säkuhun  auf  110  Jahre 
bestimnite;  so  wurde  39  gewouueu  als  Termin.  Der  Frieden  zu  lii  un- 
disinni  traf  mit  dieser  Hoffnnns:  auf  ein  beaseres  neues  Jahi hundert,  zu- 
Bammcii.  So  hebt  Vergil  immer  wieder  das  Eintreffen  des  erwarteten 
Zcitf  Hill  tes  hervor.  Betreffs  des  Knaben,  meint  S.,  war  der  Dichter 
voi>iciilig  und  diückte  sich  nur  so  aus,  daß  Pollio  ihn  als  den  seinen 
auffassen  konnte.  Zweifellos  erscheint  also  dem  Verf.  in  diesem  Punkt 
die  Austühruug  von  Marx  nicht.  Er  denkt  jeden l;t Iis,  daß  der  Dichter 
sich  den  Knaben  als  Inkarnation  Apollos  vorstt^ilt,  also  im  Kreise 
römisch-griechischer  Anschauung  bleibt.  Aucii  die  von  Marx  her- 
gestellte Parallele  zwischen  der  Schilderung  des  s:oldeüeü  Zeitalters 
und  sibyllinischeu  Darstellungen  besteht  nicht,  da^^  Vorbild  ist  vielmehr 
Hesiod.  Den  Hauptunterschied  bildet,  daß  die  wilden  Tiere  bei  Vergil 
verschwinden,  nach  jüdischer  Aulfassuug  zahm  werden  sollen.  Die 
Freundschaft  zwischen  Löwen  and  Bindern  kennt  die  griechisch-römische 
Anschauung  nur  in  dem  t^oi  tw»  dduvcCtoo.  Tnd  nun  liefert  S.  eine 
interessante  Vergleichung  von  Horaz  epod.  XVI  mit  Vergil  IV.  Die 
8ehilderang  des  glückseligen  Landes  bei  Horaz  stimmt  zu  Vergil,  aber 
auch  das  dSuvaxov,  an  das  er  eine  etwaige  Heimkehr  knüpft  (v.  33), 
bat  Vergiüscbe  Farben.  Der  Verf.  Tennntet,  wie  mir  scheint,  mit 


...... ^le 


Jahreib«richt  aber  Tergil  1897—1900  (1901).  (H«lm.) 


31 


Wahrscheinlichkeit,  daß  Uoraz  die  Priotität  hat  Qod  Yeigil  ihm  ant- 
wortet: Die  Zeit,  wenn  dn  heimkehren  willst  von  den  ntopischen  loselo, 
ist  schon  da!  Die  ZeitamBlAnde  stimmen  ^t  zo  der  Aonabme,  daß 
Horas  sein  gedieht  Anfang  40  verfaßte,  also  mehrere  Monate  vor  VergU. 
Baß  dieser  anf  den  jflogeren  Dichter  besng  nimmt,  hat  nichts  Wunder- 
bares. Man  könnte  noch  daraat  anfmerkaam  mschen,  daß  VergU  es 
war,  der  später  den  Horas  bei  MScenas  oiofllhr(e. 

Ein  neuer  Vertreter  der  allegorischen  Anffsssnng  gegenttber 
Cartadt  und  Marx  ist  in  S.  Bein  ach  erstanden  (L*Orpbisme  dans 
la  lY  iglogne  de  Virgile.  Be?.  de  Thiat  des  religions  1900), 
der  znnftchat  anf  eine  so  gnt  wie  unbeachtet  gebliebene  Arbeit  Sabatiers 
hinweist  in  den  £tudes  de  critiqne  et  d*histoire,  Paris  1896  *Note  snr 
nn  vers  de  VirgUe\  die  wie  der  AnfsaU  von  Marx  den  Zweck  hat, 
orientalische  Einflösse  in  der  Elcloge  aufsnseigen.  Sabatier  hebt  dort 
hervor,  daß  Hesiod  das  goldene  Zeitalter  an  den  Anfang  der  Welt* 
geschiehte  stellt;  die  Annahme  einer  zakttnftigen  goldenen  Zeit  wie 
der  ganze  Geist  des  Gedichtes  entspricht  der  jüdischen  Anschannng, 
die  durch  SibjUinengesänge  Tennittelt  ist;  &,  führt  auch  Parallelen  aas 
den  uns  erhaltenen  earmina  8ibyllina  an,  obwohl  natürlich  nicht  gerade 
eins  Ton  ihnen  dem  Dichter  vor  Andren  gewesen  sein  muß.  Aber  neben 
dieser  Erklärang  der  IV.  Ekloge  durch  jüdisch -tnessianische  Einflüsse 
greift  auch  8.  zu  Beziehungen  anf  die  geschichtlichen  Ereignisse,  den 
Frieden  von  Brnndisiuro,  die  Rolle,  die  Pollio  dabei  spielt  u.  s.  w. 
Dem  gegenüber  will  Reinach  zeigen,  daL)  keine  historischen  Anspieluugeu 
existieren  und  daß  das  Gedicht  von  mvstiscU-relig^iuüciu  Sl m  Ipuiikt  zu 
begreifen  ist.  Der  Knabe  wiid  als  (lott  bezeichnet,  als  SproU  Juppiters, 
die  patriae  virtutes,  die  dem  Erdkreis  den  Frieden  gebracht  haben,  sind 
Ju]]ntrr4,  da  er  die  Titaüen  besiegte;  seine  Thaten  sind  die  facta 
par<  iiüs.  Nun  ist  es  nach  Nigidins  Fignins  orphische  Ansicht,  daß  in 
der  ileihenfol^e  der  Götter  Apollo  als  der  letzte  regiert;  unter  seiner 
Herrschaft  mu£)  also  ilie  Weiterneuening  eintreten,  daher  das  'fiuis  \  un 
regnat  Apollo'.  Orphisch  ist  auch  die  Erwähnung  des  Frevels.  Si  Mna 
n  anent  sceleris  vestigia  nostii'  mit  Bezieliuug  auf  die  Ermordung  des 
I'iuiiysoB-Zap-eus.  Weiter  vergleicht  R.  aus  den  Tafeln  von  Petelia 
und  Tburii  (J.  G.  Sic.  et  Ital.  638  und  G41)  die  dem  Eingeweihten 
gegebenen  Verheißungen:  xcd  xot'  l'rciT'ä'XXoiJi  |xef^'  rptuETJtv  i/dltiz  und 
öeoi  ö'SoTQ  dvtl  ßpoToio.  Einen  Anstoß  bieten  könnte  das  'detim  vitaru 
sccipiet',  da  es  auf  den  göttlich  Entstandenen  nicht  zn  passen  scheint. 
8.  meint,  Vergil  habe  eine  Version  befolgt,  in  der  die  gewöhnliche 
Sage  der  Entstehnn^'  des  Dionysos  aus  einem  Incest  des  Jnppiter  mit 
seiner  Tochter  Pci*^ephono  vermieden  war  und  an  Stelle  der  Mutter  etwa 
irgend  eine  Nympbe  geietst  war.   Üier  bleibt  jedenfalls  ein  Besty  der 


32  Jahresbeiicht  flbor  VorgU  1897—1900  (1901).  (Helm.) 

auch  bei  dieser  Erklärung  nicht  ganz  aufgeht.  Ob  das  Lesen  der 
Euhmesthaten  des  Vaters  sehr  in  diese  Auffassung  paßt,  erscheint  mir 
auch  fraglich.  Den  Hinweis  auf  die  abermalige  Argonantenfahrt  und 
den  neuen  troi<^rhen  Krieg  kann  auch  R.  nur  mangelhaft  erklären. 
Daß  dionysische  Zäge  heriibergeooramen  Bind,  darauf  hat  auch  Marx 
(8.  114)  aufmerksam  gemacht;  und  jedem,  der  die  allegorische  Aaf- 
tnssung  des  Gedichtes  für  die  einzig  richtige  hält,  wird  trotz  einiger 
Zweifel  die  Darstelloog  Reinachs  nicht  unmOgUch  encbeinen.  Ob  wir 
allerdinga  gezwungen  rind,  jede  historische  Anspielung  zu  leugnen,  halte 
ich  fBr  fraglich.  Selbst  bei  diesem  mystisch-Teligidsen  Inhalt  mnßte  das 
Znsammentreflisn  der  Zeitereignisse  wie  des  brnndisinisehen  Friedens 
doch  einen  Üindmek  hewirken,  nnd  ich  sehe  nicht  dn,  weshalb  dem 
Dichter  nicht  zugleich  die  Aussicht  auf  das  Ende  von  Wirren,  die  er 
selber  in  seiner  Heimat  hitt«r  empfinden  mußte,  h&tte  vor  Augen 
schweben  sollen? 

EU.  IV  25  fallax  herha  veneni  bespricht  A.  £.  Housman, 
Claas.  Rev.  XIV  (1900)  8.  267  ff.  Veneni  kann  kein  QenetiT.  qualit. 
sein,  da  das  Adjeküvum  dazu  fehlt;  es  kann  auch  kein  epcxcgetischer 
Gkneti?  sein,  da  dann  Speeles  and  Oenus  miteinander  Terbunden  sein 
müßten.  H.  verteidigt  deshalb  die  ErkUrang  von  Heyne,  nach  der 
vcueni  von  fallas  abhängt  und  poetisch  gesagt  wird  wie  audax  animi, 
OGcultns  odii,  fallax  aber  ist  das  Kraut,  weil  es  das  Gift  veibirgt,  also 
fallax  herba  Teneni »  herba  veneni  dissimnlatrix. 

EU.  IV  S6/7  will  als  Interpolation  Olivieri  Biv.  di  storia 
ant.  III  (1898)  2,  136  tilgen,  weil  sie  die  Beschreibung  des  Aufblähens 
der  Natur  unterbrechen. 

Ekl.  IV  43  ff.  Volkstümliche  Auffassung  sieht  Oranger,  Class. 
Re?.  XIV  (1900)  S.  24  iu  der  Erwähnung  des  Widders,  der  von  Natur  eiu 
purpurfarbenes  Fell  haben  wird,  eine  Erscheiuung,  die  er  für  erkUii  bar 
hält,  tiu  er  selber  ähiüicii  gefleckte  Widderfelle  gesehen  hat.  Solche  auf- 
fällige Erächeiiiuug  aber  hatte  ihre  besondere  Bedeatang,  die  bei  Macr.  III 
7,  2  berichtet         (portendi  iinperatori  renim  omninm  felicitatem). 

Ekl.  IV  47  koiiiziert  G.  Nemethy*,  Egyetemes  rbiioiogiai 
Kozlöny,  Budapest  1901,  S.  337  n*' in  ine  «tat!  numine,  so  daß  es  von 
den  Parzen  lu  ilU:  'taiia  saecla'  suis  dixernnt  'currite'  tusis  concordes  stabili 
latorum  neinine  parcae.  nemen  soll  dem  griechischeu  vf^fAi  entsprechen 
und  kommt  später  auf  Grabschriften  vor  (s.  BerL  ph.  W.  1901,  Sp.  730). 

2.  fieortlca.  S.  32-35. 
a)  Quellen. 

H.  Morsch,  De  Varrone  Heatino  anctore  in  Georgicis 
a  Vergilio  expressOi  Festschrift  zum  einhundertfllnzigjfthrigen  Be- 


J&breabericbt  über  Vergil  1897—1900  (19U1).  (tidm.) 


stehen  dea  Kg\.  BealgymnasianiB  zu  Berlin  1897,  S.  63  ff.  b(  leuchtet 
die  Abhängigkeit  Vergils  von  Varro  in  dem  Gedicht  vuu  L m  lban,  die 
ev  früher  in  seiner  Disseitatioii  gelcugüeL  Lalle,  Aber  die  Arbeit  von 
Wageningcii  De  Yergilii  Georgicia  Utreclit  1888  verauUlit  ihn,  jetzt 
doch  Stiu  Urteil  zurückzunehmen.  An  einer  Anzahl  von  Stellen  hat 
Varro,  wenn  auch  der  Dichter  von  ihm  abweicht  oder  ausführlicher 
ist,  doch  die  Anregung  gegeben;  an  uiidtrn,  allerdiugs  begi-eifUcher- 
weise  wenigen,  stimmen  selbst  die  Ausdiücke  deutlich  tiberein.  Eine 
dritte  Klasse  hat  inhaltlich  Ähnlichkeit,  weil  dieselben  Vorschriften  bei 
beiden  Scbrittsttllern  gegeben  werden.  Den  Beschluß  bilden  mehrere 
8erviusiuitizen,  die  aui  YRrrol  rimtzung  hinweisen.  Jedenlalls  ist  es 
danach  zweifellos,  daß  Verjü  sich  hei  Varro  Rats  eilmlt  hat  für  seine 
Dichtung,  obwohl  dieser  nicht  ^^eiue  einzige  oder  Hauptquelle  gewesen 
i»t,  wie  die  Abweichungen  Vergils  beweisen. 

A  Ä.  Burd,  Hermathena  XXV  S.  319  fl.  stellt  einige  Über- 
einstimmungen zwischen  Vercil  Oeort»  TT!  und  Sophokles'  Antigene 
zusammen.  Das  'nortp  natat  caeca  serus  freta'  (v.  260)  erinnert  ao 
^otT^  Ä'oÄepKOvtto?  (V.  785),  das  *in  furias  rnunt'  (v.  244)  an  6  8'  l;(aiv  )iifi7)vt 
{v.  790):  darum  glaubt  b.  auch  das  pecudes  (?.  243)  als  Übersetznog 
für  dM  xxriyjx7t  (v.  782)  ansehen  zu  dürfen.  Aach  dM  Bild  voi  dem 
Jl«er  III  237  ff.  vergleicht  er  mit  Aat.  586  ff. 

b)  Einzelnes. 

«mg.  I  466.  Usener.  Rh.  M.  LV  (1900)  8.  886/7  bespridtt 
<ii«  ADsohMODg,  dte  beim  Tbdo  Ciitrt  Natanmoier  aniialiBi.  DIo 
VergiUich«  Dftntollmig  stimmt  wa  der  Dmtelhing  der  BrtngelieB  yom 
Tode  Jem.  Dieeelbe  VonteUmg  gtanbte  auch  ao  derartliie  EracheiniiBgeQ 
beim  Tade  des  Carneadea.  Sie  stammt  sehoa  ans  Homer;  aneh  dort 
werdoB  die  Qdtter  dweb  dea  Tod  Ihrer  Liebliag»  ia  Hitleideimebalt  ge- 
aogea,  wenogleicb  die  alto  AnBchaaang  toh  der  Sonne,  die  sieli  verbttUt, 
etwaa  amgedoatet  ist  (H  567  P  968  f.) 

0eofg.  1 489—99  Tentebt  Oartanlt,  Rot.  de  phll.  XXHI  9St  ff. 
Hiebt  in  der  gewöbnlleheB  Weise,  daß  der  IHchter  Philippi  and  Phanalna 
aosammengeworfen  habe  nnd  so  tob  einer  doppelten  Scblaeht  rede,  waa 
Ja  bei  Ovid,  Loean,  Patron  spftter  in  derselben  Yerwecbaeloag  ge» 
sebeben  ist,  sondern  daß  sich  der  Aasdrack  aaf  die  awel  Scfalacbten 
bei  Pbilippi  bedebe,  deren  aweite  etwa  einen  Monat  später  atattÜind 
«Is  die  erste  (Gardtbaasen  Angnstns  n  2  8.  80).  Bieeetbe  richtige 
Auffassung  sebrelbt  der  Verf.  aoob  dem  Kanilios  za  I  909  ff.,  obwohl 
die  Worte  perque  patiis  pater  Angustas  vestigia  vicit  dabei  stutzig 
machen  müssen.  Sicher  scheint  mir  auch  für  Vergil  die  Beob- 
aciituug  nicht,  da  das  'Komanas  acies  iterum  videre  Philippi'  eher  für 
jAhraberleht  IBr  AlttttumswitBenscbAft.  Bd.  CXin.  {im,  II.)  3 


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34  Jahresbericht  über  Vergii  1^97-1900  (1901).   (Uelm  ) 


die  übliche  Erklärung  einer  VermeugQDg  beider  Schlachtfelder  spricht; 

ja,  wfua  iiier  auch  'bis'  stände! 

Georg.  II  452—7  bespricht  A.  Cosattini ,  Btndi  italiani  Yll 
(1899)  S.  201  ff.  *Baccbeia  dona'  v.  4d4  soll  Bich  auf  den  vorher 
erwähnten  Honig  beziehen  nnd  das:  quid  memorandnin  aeqae  B.  d. 
tnlemnt?  soll  bedeoten:  che  mai  (le  selve)  potrehbero  dare  di  piü  de^tio 
d*  eflsere  ricordato  ehe  il  miele!  Wie  das  *Baccheia  dona*  diesen  Ver- 
gleich  aiisdrflekeii  soll,  ist  mir  anverst&ndlicb.  Anch  die  Bedaktion 
erldlirt  in  einer  Faßaote  diese  Dentnog  ffir  nnmöglich;  wozu  nimmt 
de  dieselbe  dann  erst  auf? 

Georg.  III.  Das  rroömiuni  des  3.  Buches  der  (leorcira  und  der 
Plan  eines  küntii^'pu  Epos,  der  darin  angedeutet  v.i!.]  Vdl  ir  n  ilt-n  Gegen- 
Rtand  des  Aut>Ht/.es  von  A.  Amatucci,  d  un  preteso  poenia  di  P.  Ver- 
i:i\m<  Maro,  Kiv.  di  fil  XXVI  3.  Er  h  ngnet.  daß  v.  13-39  irgend 
einen  Hinweis  anf  ein  künttiges  Epos  enthalt»  !i,  nnd  taljt  sie  nnr  als  eine 
Art  Hymnus,  der  aus  der  vollen  Seele  des  Dichters  hervorbricht,  ganz 
ähnlich  dem  Ausdruck  der  Verehrung  in  der  l.Ekloge  gegenüber  Angnstns. 
Man  müßte  dann  an  einen  wirklichen  Tempel  denken,  was  doch  im 
Zusammenhang  recht  schwer  ist;  und  es  ist  nicht  recht  verständlich» 
weshalb  der  Verf.  nicht  lieber  diese  Schilderung  des  Tempels  mit  Statuen 
nnd  Beliefs  aliegorisch  faßt  nnd  mit  seiner  Auffassang  der  Verse  46  —  48^ 
in  Einklang  bringt.  Er  ^daubt  nämlich  nicht  daran,  daß  Vergii  wirklich 
beabsichti^'t  habe,  des  Augustus  Thaten  in  einem  Epos  eu  behandeln: 
dem  widerspricht  nach  seiner  Ansicht,  daß  der  Dichter  schon  23/2 
dem  Kaiser  drei  Bflcber  der  Äueis  vortrog,  aber  sehr  langsam  arbeitete,, 
so  daß  es  nicht  wahi-scheinlicb  ist,  daß  er  nach  Beendigung  der  Georgica 
ernstlich  ein  historisches  Epos  begonnen  habe.  A.  glanbt  der  Angabe 
der  Biographen,  daß  Vergii  schon  in  der  Jugend  sich  an  einem  national- 
rdroischen  Epos,  das  die  Sagenseit  behaodeln  sollte,  versueht  habe», 
aber  dnrefa  die  Schwierigkeit  des  Stoffes  abgestoßen,  davon  Abstand, 
genommen  habe;  aber  In  seiner  Seele  blieb  der  Wanseh,  seitdem  er 
eom  ersten  Hsl  Bom  gesehen,  zn  der  Verherrüchong  der  gewaltigen 
Stadt  beisntragen.  Der  Verf.  interpretiert  die  Verse  46—48  in  der 
Weise,  daß  er  hinter  'pugnas*  ein  Komma  setst,  und  fiodet,  daß  es  den 
'arma*  im  Beginn  der  Äneis  entspricht;  ^Gaesarls  nomen*  aber  bedentet 
nach  ihm  so  viel  wie  *genB\  In  gewisser  Weise  hat  A.  recht  mit 
seiner  Anffassnng  dieser  Verse.  Von  eioem  bestimmten  Flaoe,  der 
aocb  nur  im  geringsten  Uaüe  in  Angriff  gesomroen  worden  wftre,. 
Angnstns*  Kriegsthaten  211  bebingen,  kann  nicht  die  Bede  sein.  Der 
J>ichter  hat  nnr  ganz  vage  Vorstellnngen,  daß  er  zn  des  Kaisers  Ehren 
ein  Werk  verfassen  wird,  nud  ob  er  dabei  nicht  schon  eine  Ahnnog. 


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Jahrebbtricht  über  Yergil  1597-1900  (1901).   (lielm.)  35 

von  der  späteren  Aneiä  in  beiner  Seele  getragen  bat,  wer  vermag  das 
ZQ  entscheiden!  (vgl.  S.  36/7.) 
Georg,  m  116  s.  S.  19. 

a.  ineli.  s.  85—63. 
a)  Allgemeines. 

Q.B.IntrA,  AJtÜ  e  memoria  della  B.  Accademia  Vlrg.  di  Mantova 
1897  S.  57  ff. 

Norden,  Yertnls  Aneü  im  Lichte  neioer  Zeit.   Neae  Jabrb.  f. 
d.  klass.  Altertum  1901  S.  250  ff.,  31.3  ff. 

U.  von  Wilamowitz,  Reden  und  Vorträo:e.    S  265  ff. 

*Seb.  Adriuno,  II  sentimento  i  -  li-ioso  neir  Eiieide.  Torino  IBÜ^i. 

*C.  H.  Kindermann,  D»  A  ik  assage  en  de  Aeneia.  Leydea  1897. 

•V.  üssani.  In  difes;\  Ii  Eiieu     Rom  1896. 

*H.  Glaeseuer,  Les  hCToint'S  de  Virgile.    Lonvain  1897. 

L.  Yalmaj^gi,  Riv.  dl  fil.  XXV  (1897)  S.  1—52,  Ii  vaiore 
eatetico  deir  episodio  virdltano  di  Didone. 

Die  Bedeutung  der  Aneis  für  ibre  Zeit  zeigt  in  allgemein  ge- 
haltener Weise  G.  B  Tntra  in  einem  Vortrag  zur  Erinoerung  an  den 
Gebnrtstag  Roms.  Mebr  als  Uoraz'  Carmen  saeculare  war  die  Aneis 
das  Fettgedicht  für  die  Säknlarfeier  unter  AngastOB;  sie  eotspracli 
den  Zeitumsttnden  und  zeigte  nicht  nnr  den  Sieger,  Soodens  auch  den 
Frieden,  den  er  bringt;  sie  war  das  Gedicht  für  Korn  und  for  alle 
Volker,  die  von  ihm  abhftngeu. 

Ähnliche  Gedanken,  aber  in  streng  wissenschaftlicher  Foi*ni,  spriclit 
Norden  in  seinem  Aufsatz  aus.  Schon  die  Fassung  des  Titels  zeigt 
die  Absicht  dieser  Arbeit.  Gegenüber  einseitig  ästhetischer  Auffassung 
will  er  die  Äoeis  ans  dem  Geiste  Ihrer  Zelt  heraus  begr^^n 
BewnnderODg»  die  sie  gefunden  hat,  rechtfertigen.  So  schildert  er 
mniehst  die  romantiMhe  Stimmung  der  Bevolntionsaeit,  die  sich  unter 
dem  Eindruck  der  Qreuel  der  Bürgerkriege  entwickelt  und  die  sich 
Cftaar  lllr  aeine  pditiscben  Zwecke  klug  au  nutze  machte.  Damit 
hingt  die  Betonung  der  Abstammung  von  Troja  snsammen,  fttr  das 
ganse  Volk  wie  flir  elnselne  rOmisohe  Geschlechter.  Dieser  romantischen 
Stimmung  ordneten  sich  auch  OAsar  und  Augnstus  unter.  Indem  sie 
überall  auf  die  alte  Tradition  surückgrifÜBn  und  vergangene  Inatitutioiien 
wieder  neu  au  beleben  und  zu  reotganlslerea  suchten.  Auch  die  Schrift- 
steller der  anguateisohen  Zeit  sind  durchaus  abhängig  von  dieser  all- 
gemeinen Strömung;  bei  fioraz  war  das  etwas  Konventionelles,  Yer- 
standeamäßiges,  bei  den  andern  Dichtem  aber  entspringt  es  dem  warmen 
Gefühl  des  Herzens,  Properz  äuilert  die  Romantik,  indem  er  der  Gegen* 


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36  JaLrebbericht  über  Vergil  1S97-1ÜÜÜ  {V301).  (üelui.) 


wai  t  eine  nythologiflche  Welt  gegenttberstellti  Tibnll,  iodero  er  aas  dem 
ranhen  Leben  de«  fltiUlten  yoU  üniuhe  snd  Sorg:e  in  dag  idyHieeli 
verklärte  Landlebeo  biottberflUobtet;  auch  die  fttiologiscbe  Poetle  des 
Pioperz  bat  Ibren  Gnuid  io  der  Neiguug  der  Zdt.   Vergil  drUekte 
seine  romantische  Selmsocbt  zaaftcbst  iu  den  Gedichten  aus,  die  von 
dem  Leben  des  Hirten  und  Landmanns  baodeln,  in  der  Aneis  ftußerte 
er  sie,  indem  er  sie  auf  das  Gebiet  des  Nationalen  hinübei-spielte  und 
<]it  glüii  L'icliL'n  vSagen  uralter  Vergangenheit  darstellte;  ein  besonderes 
Bestreben   ist    es   dabei,    Bräuche   und  Erscheinungen  der  Gegenwart 
auf  die  Vorzeit  /urückicuiüliren   und   so  zu   vtiklären.    Dahin  q:ehürt 
-vor  alli  in  die  liechtferti^uiig  der  Herrschaft  des  Augustns,  wie  sie  durch 
Verkuüpiuug  des  julischen  (leschlechtes  mit  Aneas,  durch  Hiuweis  auf 
die  sakrale  Bedeutung,   die  sicli  von  Aneas  auf  Augustus  fortgepflanzt 
hat,  durch  Hervorhebung  des  religiösen  Zusuiniiienhanges  geschieht. 
Mit  Recht  macht  N.  K^cpenttber  Georf^ii  (Pro^r  Stuttgart  1880)  darauf 
aulmerksara,  (ialS  dm  .Vueis  patriotiscii  natic  nal  u'm\  auf^nsteis!  Ii  zugleich 
ist,  wie  das  auch  vou  Sueton-Doual  (Keift\  üW)  ^^eaagt  ist:  aiuitmentum 
iu  quo,  quüd  inaxinie  studebat,  Romanae  simul  urbis  et  Augusti  origo 
contiiieieiur.   Ein  Zeugnis  dafür  glaubt  er  in  der  Aneis  selber  zu  Hoden, 
wenn  mau  sie  im  Verhältnis  zu  dem  Oeorg.  III  im  Proömium  ausge- 
sprochenen epischeu  Plan  betrachte;  dort  Augustus  als  Hauptpei-son 
und  Sage  und  Vergangenheit  nur  um  ihu  heruingruppiert,  hier  die  alte 
Zeit  der  Hauptstoff  und  nur  dareiu  verflochten  die  Verherrlichung  des 
Augustus.    Der  Grund  dieser  Änderung  war  nach  dem  Verf.  kein 
ästhetischer,  wie  er  früher  Herrn.  XXVIU  (1893)  S.  516  £f.  geglaubt 
hatte,  sondern  Augustus  selber  wollte  nicht  als  Krieger,  aoodern  als 
Friedeuslürst  erscheinen.   So  wird  er  im  Spiegelbild  seiner  erlaachtea 
Ahnen  als  Neugründer  des  alten  Borns  gefeiert  und  nur  gelegentlidi 
seiner  kriegerischen  Thaten  gedacht.   Der  Wert  der  Äneis  fikr  ihre 
Zeit  wurde  aber  ancb  dadurcli  noch  erhöht,  daß  sie  international,  d.  h, 
helleoisch-röraisch  war  und  die  Verwandtschaft  der  beiden  civiUaiertea 
Völker  betonte;  sind  doch  die  Römer  als  NaohJcofliiaen  der  Troer  auch 
giicchiscben  UrspnitigB,  und  8aetoa*X)o]iat  an  jeuer  Steile  aennl  das 
Epos  argumentum  .  .  nominibus  ac  rebus  Graeeis  Latioisque  codudvo«,, 
Diese  universale  Tendens  stellt  die  Äoeia  weit  Aber  ein  ea^aatioiialits 
Gedicht.   Einige  aligemeioe  Betrsclitiuigeii  aber  die  poetische  Kraft 
Veng^ils,  der  anerst  nach  langer  Zeit  wieder  ein  Epos  ia  großem  Stil 
aa  lionaipiereii  Terstaud,  das  doeh  imaierluQ  ein  Iv  war,  der  es  aber 
aaeb  verstand,  eine  neue  voileadete  Form  in  geben,  acblieflen  den 
geistreichen  Anfsats,  den  der  Verf.  mit  gewohnter  Gelehrsamkeit  aas« 
gestattet  bat.  Einen  Widerspruch  machte  ieh  höchstens  gegen  die 
Folgerangen  aus  dem  Prodminm  von  Georg.  III  erheben,  wo  die  vag» 


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Jahresbericht  über  Vergil  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


37 


VonteRoog,  die  sieb  beim  Dichter  vorlänflg:  überhaupt  nocli  nicht  zu 
fester  Gestalt  verdichtet  hat.  nllzu  streue  als  bewußter  Plan  aupßfe- 
beutet  wird  (?.  S.  34/5).  Auch  daß  die  Invidia  v.  37  wirklich  auf  eine 
beabsichtigte  Schildemnic  der  Unterwelt  hindeute,  ist  mir  zweifelhaft 
geworden.  Sollte  nicht  Servins  recht  haben  mit  seiner  Erkl&runo:: 
dicit  86  talia  scripturum  vel  facturnm,  ut  magnitudine  sni  mereautur 
invidiam,  ipsam  tarnen  invidiam  nihil  esse  nocitoram  timore  poenarnm. 
Wenn  die  Verse  sich  nicht  auf  Augn«5tns  beziehen,  so  fällt  auch  der 
Anstoß,  den  Ribbeck  Proloer.  38  f.  nahm.  Dann  würde  der  Dicliter 
sag"en:  Ein  Weri<  will  er  f-rl  aiTen,  daß  selbst  der  unspliiie  Neid  ihm 
jiii  hts  \\iT<\  anhaben  kiionen.  Der  Gedanke  würde  zum  Abschluß  des 
Vorhergehenden  gut  passen. 

Der  von  Norden  geäui.'t  rte  (-iedanke  der  Romantik  Vercils  stimmt 
überein  mit  der  Anftassung,  die  U.  von  Wilamowitz.  Reden  und 
Vortrage.  8.  265  ß.  ausspricht  Cd*''' ^ortmc  ist  schon  1S«5  gehalten), 
d»^r  in  einer  knr/en  nnd  ^ein  treffenden  Charakteristik  den  Dichter  als 
Vertreter  und  Erwecker  italischen  Nationaltzcfühls  hinstellt. 

*Die  religiöse  Seite  der  Aneis,  obwohl  sie  neben  der  politischen 
erst  die  zweite  Stelle  einnehme,  hebt  auch  hervor  Seb.  Adriano.  Be- 
sonders findet  er  sie  in  dem  Übernatfirlichen ,  das  ja  das  ganze  Epos 
beherrscht;  er  sieht  in  der  Aneis  den  religiösen  Geist,  der  die  Restanratioa 
der  heidnischen  Eeligion  durch  Au^n^^tas  begleitete  and  der  dnrchaos 
nicht  anvereinbar  sei  mit  der  philosophischen  Aa<!bildiiBg  des  Dichters. 
Menee  bringt  der  kleine  Anfsatz  nicht,  aber  als  ZnsammenfuBnng  wird 
er  empfohlen  von  Valmaggi  (Boll,  di  ai.  V  8.  67/8). 

*G.  H.  Kindermann,  De  Aeneassage  en  de  Aeaeis,  stellt 
die  Zeugnisse  fBr  die  Äneaasage  znsammea,  wobei  er  (naeh  Caaer» 
Berl.  pb.  W.  1898,  Bp.  712  ff.)  mehrere  Zengnisie  bei  Seite  gelassen 
bat,  die  doch  wesentlich  das  aUrnftbUebe  Anwachsen  der  Sage  aeigen 
and  daniD  anch  den  Zaiammenhaog  von  Vergils  Werk  mit  der  fillheren 
Legende  deatKcher  etaeh^nen  lassen.  Der  sweite  Teil  der  Arbelt  eot* 
hält  eine  Sstbetiiehe  aad  politisdie  Würdigung  des  römischen  Epos. 
ISr  eridSit,  wie  der  Dichter  daan  kam,  einem  ihm  nnsympathischen 
Qewalfhaber  an  Willen  an  sein  nnd  einen  Helden  an  verherrlichen, 
dessen  Hanptelgensehaft  FOgsamkeit  ist  Die  Antwort  ist,  daß  Vergil 
keinen  anderen  Answeg  aas  den  Bürgerkriegen  sah  ala  die  Hoaarebie 
nnd  daß  er  lehren  will,  ein  Jeder  mnß  sich  dem  Willen  der  Götter 
unterwerfen  wie  Äneaa.  Innerlich  war  der  Dichter  Dicht  ohne  Wider- 
sprach dabei,  nnd  daa  soll  anch  begreiflich  machen,  daß  er  selber 
angahrieden  mit  seinem  Werk  war;  das  soll  auch  die  yorhandenen 
lathetiRehea  lUBgel  erkl&ren.  Sollte  der  Dichter  sich  wirklich  so  wenig 
mit  der  Kengestaltang  der  Dinge  abgefiinden  haben? 


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38 


Jahresbeliebt  über  VergU  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


«VUeenso  VbmI  (W,  f.  kl.  PbU.  1897  8.  518}  stellt  den 
ÄJ16M  als  die  größte  Heldengestalt  italischer  Dichtkunst  dar.  Wie 
Dante  sich  von  YeigU  und  Beatrice  filbrea  IftOt,  so  folgt  Äneas  dem 
Willen  des  Himmels»  and  das  ist  seine  moralische  OrQße.  Das  Urteil 
Aber  ihn  ist  nach  ü.  befangen  durch  den  Vergleich  mit  Homer»  dnrch 
patriotisches  Yomrteil,  das  Tarnos  als  Helden  erscheinen  läfit»  «ihrend 
er  den  Römern  gerade  der  echte  Barbar  war,  dnreh  das  ritterlidia 
Vorarteil,  das  ans  anf  Seite  Didos  treten  läßt,  während  doch  Äneas 
nnr  dnrch  Jone  an  Dido  geffibrt  ist,  nicht  dnrch  eigene  Liebe  (!)  nnd 
sich  dnrch  kein  Weib  an  seiner  weltgeschichtlichen  Aufgabe  hindern 
lassen  durfte.  Man  wird  der  Verteidigosg  nicht  Tiel  Überseoguigs- 
kraft  augestehen. 

*E,  O lasse uer  stellt  in  einem  AnfuitK  über  Vergils  Heroinen 
sieben  Franengeslalten  der  Äneis  zusammen  nnd  schildert  ihr  Auftreten 
B.  T.  mit  wörtlicher  Übersetsang  der  Verse  des  DIcfaters.  Der  Re- 
zensent (Wochenschr.  f.  klass.  Phil.  1698  8p.  1144  f.  H.  Wintber) 
wirft  dem  Verf.  dabei  Fehler  in  der  Übersetzung  wie  Oberflächlichkeit 
in  der  Beurteilung  vor.  Entlehnte  und  frei  erfandene  ZOg^e  werden 
nicht  geschieden,  so  daß  des  Dichters  Kunst  dabei  überiiaupL  uicht 
richtig  abgeschätzt  werden  konnte. 

Die  Didoepisode  untL  i  wirft  einer  Prüfung  in  bezug  auf  ihrcü 
ätsLbetischeu  Wert  L.  Valinaggi.  Wir  Modernen  sehen  in  Bido  ein 
Muster  weiblicher  Sf  iiuiuentalität.  Der  Verf.  meint,  die  Alten  nicht. 
Ihnen  spricht  er  das  Sentimentale  der  Liebe  ab,  die  erst  eine  Folge 
des  Cbristentuiijb  sei,  während  das  Altertum  nnr  eine  rein  sinnliche 
Liebe  kenne,  selbst  Catull,  der  am  modernsten  darin  föhle;  {»erade  bei 
ihm  hat  sich  der  Verf.  nicht  aufgehalten,  etwa  seiue  Aialabsuug  be- 
streitende Stellc'ii  zu  entkräften.  Und  wenn  bei  der  Vorlesung"  nicht 
das  4.,  sondei  n  d  is  6.  üucii  mit  der  MareellnsejjiscMie  einen  iM-sonderen 
Eindruck  marhte,  so  hatte  das  eben  in  dieser  KiJiaode  docii  seinen 
Grund  und  giebt  keiu  Zeugnis  ab,  daß  nicht  auch  den  Alten  schon  die 
J)idülra^ödie  besonders  gefiel.  Andere  Belege  aus  Ovid,  Anpintin  für 
eine  der  modernen  entsprechende  Auffassnng  der  LiebesdarstelluDg 
faucht  der  Verf.  dnrch  die  Interpretation  fortzuschaffen.  Dann  wirft  er 
die  Frage  auf,  ob  nicht  vielleicht  der  Dichter  als  ein  Vorläufer  künftiger 
Anschauung  diese  Hentimentalität  empfunden  habe.  Auch  das  leugnet 
er,  da  Vergil  eine  Abneigung  gegen  das  weibliche  Geschlecht  gehabt 
habe.  Auch  soll  die  Episode  nichts  verraten,  was  über  die  Darstellung 
der  Medea,  Ariadne  hinausgehe;  denn  Dido  verliebt  sich  ja  uur  wegen 
des  Willens  der  GOtter,  nicht  ans  einer  besonderen  Bewnnderong  ge* 
genüber  Äneas.  Das  heißt  aber  den  Dichter  sehr  böswillig  lesen,  der 
gerade  die  aufsteigeude  üoohachtang  und  Teilnahme  als  erste  Stufe  der 


...... ^le 


Jabrabwicbt  über  YergU  1897-1900  (1901).  (Qelm)  39 


Liebe  eo  BorgfUtig  bemrhebt,  beeooden  dnreb  den  stannendeD  Ananif 
I  617:  Hnoe  ille  Aeneas*  n.  s.  w.  Wenn  Vergtt  bler  den  GVtterapparat 
benntit^  10  ist  das  nnr,  um  dem  Herkommen  an  geniigen;  moti^ert 
bat  er  das  Erwaeben  der  Liebe  bei  Dido  innerlieb  dvrch  psycbologiscbe 
Gründe  in  der  votzQgliebsten  Weise.  Ebensowenig  scheint  der  Verf. 
die  Bedentnog  der  Anna  ericaont  zn  haben,  die  nnr  der  bflse  Geist  ist, 
der  Bidos  eigene  Oedanlcen  zum  Ansdmeic  bringt.  Daß  die  ginse 
ÜberlegQDg  der  Dido  nar  eise  {»olitisehe  sei,  ist  nfabt  wahr;  sondern 
die  politischen  GrfiDde  sind  es,  die  ihre  schon  entkeimte  Neiguog  sttttzen 
nnd  ihr  Ober  alle  Bedeokea  hinweghelfen.  Die  mangelhafte  Art,  mit 
der  Vergil  rein  änßerlich  den  Aneas  fortfährt,  dessen  Handeln  er  ja 
öberhaupt  nicht  psycliolo<?iach  zu  motivieren  verstanden  hat,  beweist 
doch  ni«;ht,  daß  ihm  nicht  die  ganze  Seiiiimcutalität  der  entstchentien, 
kämpfenden  und  siegenden  Liebe  im  Frauenherzen  zum  Bewußtsein  ;:e- 
kommen  wftre.  Dido  i&t  Köuigiu,  und  insofern  liegen  ihr  politische 
Rücksichten  nahe,  so  äußert  sie  auch  iliren  Fluch  in  dieser  Weise.  Die 
panze  Auffassung  Vs.  ist  verfehlt,  wenn  n-  behauptet,  nicht  das  erotische 
Gefühl,  Eiondern  die  religiöse  und  politische  Seite  sei  der  Ilauptstof 
ditsei  P^j-i-ode.  So  sollte  es  vielleicht  sein,  wenn  Vergil  besser  ver- 
standen hätte  die  Kiiilmt  h  im  s  Epos  zu  wahren.  Aber  geworden  ist 
es  anders.  JDidu  ist  ilmi  untt  r  den  Händen  zur  H»^ldin  an8£rf»wai'h*'*»n 
und  die  Liebe,  die  hüchhtrn^  eine  Beigabe  sein  durfte,  wie  etwa  dit^  LiS  ius 
2ar  Hypsipyle,  ist  dem  emphudsamen  Dichter  die  Hauptsache  gewordeu. 

b)  Zur  XompositioQ  der  Äneis. 

fi.  Bölling,  Studien  über  die  Konpositioaslconst  VergUs  in  der 
Äneide.  Leips.  1899. 

H.  B  e  1 1  i  11  g .  Festschrift,  Job.  Vahlen  gewidmet  von  seineu  SchülerD. 
Berlin  1900,  8.  2C7. 

W.  Kroll,  Studien  über  die  Komposition  der  Äneis,  Festschrift 
für  C.  F.  W.  MneUer.  Leips.  1900,  Sappl.  ZXVI  an  Fleckeisens 
Jahrb.,  8.  135. 

B.  Sabbadini,  H  prinitivo  disegno  dell*  Enolde  e  la  eomposiaione 
dei  Ubri  I,  II,  m.  Torino  1900.  Separatabsug  ans  Versfls  TEneide 
conini*  d*  B.  6.  3  ed. 

—  Compusizione  dei  libri  IV,  V,  VI,  in  Vergilio  L'Kneide  comm. 
da  B.  Sabbadini  libri  IV,  V,  VI,  seconda  ediz.    Torino  1898. 

F.  ViTona,  Riv.  di  fll.  XXVI  3  Sol  IV  libro  deU'  Eaeide. 

Fnlda,  Jb.  f.Pbfl.  n.Flid.  156(1897)  8.  313  IT.  Die  Ersihlnog 
▼on  den  Oraltel  der  Oelftao. 


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40  Jihreaborkht  über  Vergil  1897—1900  (1901),  (llclm.) 

Cina,  ADalecto  Latina  Vü.  1901.  La  raas^a  degli  eroi  oel 
llbro  VI  dell  fiaeMe. 

JacobisoB,  Iii  Ne<7iam  Yifg,  stodia  aoannlla.  TJpBal.  di».  1895. 
A.  Qereke,  Nene  Jahrbfiebar  f.  d.  Uan.  Altertom  1901  S.  110. 
Norden.  Nene  Jahrbfleber  f.  d.  kl.  A.  1901  S.  S81  f. 

*H.  GlaeseDer,  Le  boudier  d'Achiüe  et  le  booclier  d'la^QÖc. 
Lt4g6  1898. 

Belling,  untersucht  Kap.  I  die  Tartaiusscbildernn^  des  6.  Baches, 
die  er  genau  analysiert,  v.  586  tilgt  er  mit  Eibbeck,  weil  das  'dam 
flammas  Jovis  et  sonitus  imitatur  Olynpi*  nicht  zu  dem  'dantem  poeuas* 
paßt.  Dabei  ist  die  Erkläraog  von  Jacob  in  Ilands  Tars.  II  310  nicht 
beachtet,  auch  nicht  die  von  Conington  an  der  Stelle  angeführte  treff- 
liehe  Parallele  ana  den  bekannten  Versen  (Cic.  Tose.  I  42,  101):  die 
bospes  Spartae  dos  te  faic  vidisse  iaccntis,  dam  sanctis  patriae  legibos 
obseqaimnr.  Hinter  7.  601  nimmt  der  Verf.  den  Aasfall  eines  Verses 
an,  la  dem  Pblegyas  genannt  gewesen  sei;  dadareb  soll  der  Vers:  qoo 
SQper  atra  silez  seine  richtige  Bedehongr  erhalten.  Fftlscblich  wird 
gmde  dieser  Name  gefolgert,  weil  in  einer  ähnlichen  Stelle  bei  Valerios 
Flaccns  II  198  Pblegyas  ond  Tbesens  ond  bei  SUtios  Theb.  I  713 
Pblegyas  allein  genannt  wird.  Wer  die  Art  der  Naehahraong  bei  diesen 
Dichtern  kennt,  weifi»  daß  der  Schloß  nicht  swingend  ist,  daß  sie  wegen 
der  Ähnlichkeit  der  Schlldernng  auch  den  gleidien  Namen  bei  Vergil 
gefunden  haben  mflßten.  Die  Zosammenstellong  des  Pblegyas  und 
Thesens  bei  Val.  Flace.  zeigt  sogar  deotUch,  daß  die  Namen  aas  Vergils 
618  genommen  sind;  es  werden  also,  wie  so  oft,  zwei  Stellen  kon- 
taminiert. Der  Tantains  erscheint  mir  nach  Ribbeck  Froleg.  68  dorch- 
ans  nicht  aoageschlossen,  falls  nicht  Vergil  es  vorzog,  ttberfaanpt  keinen 
Namen  an  nennen  nnd  nnr  ein  Bild  anszamalen,  wie  es  yiellelGht  wirk- 
lich von  einem  Haler  geschaffen  war.  Oder  war  die  Stelle  nnfiartig  ond 
gleichsam  nnr  eine  SUsze?*}  Die  Bemftbuug  des  Verf.«  die  ganze  Dar- 
Btellang  als  wohl  dnrehdacht  hinzostellen,  ist  ihm  nach  meinem  £mpflnden 
niebt  gelangen.  Das  Zorflckgreifen  anf  die  mythischen  Persönlichkeiten 
V.  618  st9rt,  nachdem  vorher  zn  Personen  der  geschichtlichen  Zeit  fiber^ 
gegangen  ist;  und  die  Wiederholnng  der  Vergehen  des  Geizes  oder  der 
Geldgier  und  der  Unzucht  stört  nicht  minder;  nach  v,  620:  *di8cite 
institiam  moniti  et  non  temiiere  divos"  wäre  eiu  passender  Abschluß 
gewesen.  Trotz  alkr  i  uiteleien  des  Verf.  wird  man  liier  die  Empfinduug 
nicht  lü8,  daß  der  Dichter,  oder  der  Herausgeber  aus  seinem  Nachlaß, 
zusammengesttickeU  hat,  was  noch  der  Zu8amnjeii»chweiÜuiig  beduifte. 

*)  Bs  maß  danach  fraglich  bleiben,  ob  hier  wirklich  ein  Vers  fehlt. 
Brwibanng  hatte  auch  Ifadvigs  Kollektor  verdient:  Piritfaoemqne  et. 


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Jahresbericht  aber  Yergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


41 


Mit  dieser  Aotiolit,  wie  mit  Belbelialtiiiig  det  Venei  566,  ftr  den  kein 
GroDd  zur  LiterpolAtion  Toria^,  fUIt  lelioii  tod  telbtt  die  kniiatvolte 
etropbeBartige  Gliederaog,  die  6.  in  dem  SIftck  ancht 

Das  3.  Kapitel  bebaadelt  die  Heldeaaehaii  VI  759  it,  die  B.  aebr 

aorg:flÜtig  in  korrespoDdiereode  übtcbnitte  eeHegt.  Dabei  eikUrt  er 
die  Aagüstns  and  seine  Weltherrschaft  behandelnde  Stelle  788—807 

für  einen  späteren  Einschnb.  Der  Aufsatz  von  Cima.  der  in  der 
Biblioteca  dellc  Scuole  italiane  1891  mehr  verborgen  als  verOffeDtHcbt 
war,  ist  iliia  begreiflicliorwcise  eiitg'ang'en  (jo'^-t  non  gedruckt  in  den 
Aiiulecta  Latina,  Milano  1901).  Cima  zei^t  dort,  daß  die  Verso. 
deren  Eeihenfolge  oft  bemängelt  worden  ist  and  zu  allerlei  Anstöß»  n 
nnd  VermutaDgen  Anlaß  gegeben  hat,  so  von  dem  Dicljter  selber  g»»- 
ordnet  sind.  Vergil  zählt  zneist  die  Könige  von  Alba  au!,  dann  den 
Grftnder  Horns.  Romalu';,  an  den  er  in  richtiger  (itdankenverbindnni? 
den  zweiten  Oninder  Cilsar  AriLmstus  .inscliiießt.  Da  sich  beide  nicht 
zn?ammfn  beüiidtii.  wird  dor  Wechsel  im  Kaum  dentlieh  markiert  durch 
die  V  orte  788:  hur  iniiias  nnnc  flecte  ncies.  Dann  gelit  d-  r  Djcht*T 
ziii  urk  mii  der  Fraj^e:  qut«?  pi  ocnl  ille  v.  808  zn  Nnma  und  den  Königeü 
Roms,  in  dpr  bekuinfcn  Reihenfolge  aut)j;ezälilt  werden.  Dann 
kommen  die  lieioen  der  liepublik,  die  das  Vaterland  höher  stallten  als 
ihr  eigenes  Leben  nnd  ihre  persönlichen  Empfindnntren.  Der  Gedanke 
des  Gegensatzes  rnfl  dem  Dichter  Cäsar  and  Pompejua  ins  (iedächtüi«. 
die  ihre  Feindschaft  nicht  dem  Wohle  des  Staates  geopfert  haben  nn  l 
dadurch  Elend  nnd  Leid  über  ihr  Vaterland  heraufbeschworen  haben. 
Dann  folgt  ohne  jede  chronologische  Ordnung  noch  eine  Blutenlese 
anderer  Helden  Horns,  wie  Mnmmioa«  Ämilins  Panlus,  die  Scipionen  a.  s.  w. 
An  den  Schluß  wird  Marcellus  gestellt»  der  anderswo  nicht  ndter- 
gebracht  werden  konnte«  ebne  den  Znsammenhang  zu  stören.  Durch 
dieee  saebgemäße  Erläuterung  des  ZusammeDhanga  wird  die  Annahme 
ven  dem  Einschnb  bei  Belling  widerlegt.  Augustns  hätte  in  dieser 
Heldewchan  nieht  fehlen  kOnnen,  dann  war  aber  für  den  zweiten  Ro* 
maloa  allein  hinter  dem  ereten  der  Plati;  nnd  daO  die  Parallelen  Ko- 
mnlna-Angnstna  in  der  Yeraeinteilnngr  des  Verf.  sich  nieht  entepreeheo, 
Ist  der  beste  Beweis,  daß  seine  Besponsionstheorie  fUseb  ist.  Die  ge* 
Samte  Nekyia  wird  im  B.  Kapitel  nntersncht.  üm  der  Sacht  des  Verf. 
nach  Symmetrien  zn  genügen,  mnß  v.  286  snm  vorhergebenden  ge- 
hSren  nnd  das  mnlta  yariamm  monatra  feramm  irgendwelehe  obseeaae 
volncres  liezeiehnen,  nieht  die  nachfolgenden  Oentanren,  Scyllae  n.  s  w. 
Und  T.  369  wM  mm  fslgenden  gezogen  f  als  BegrQndnng  dient  die 
merkwürdige  Angnbe:  *t.  86S  hinter  den,  schon  wegen  des  folgenden 
qood,  kein  Pnnkt  gehSrtf. 

IMe  sinnlose  Einteilung  in  aogeblieh  respondlerenda  Gruppen,  deren 


42         Jfthratberieht  über  VergU  1897-1900  (1901).  (Hdm.) 


EeipoDiioii  doch  reebt  maDgclbaft  ist,  ttbergehe  ich.  Richtig  «cbeiot 
mir  die  Erklining  des  iongo  poat  tempore  yisnm*  y.  409  von  dem 
goldenen  Zweier  anegesagt,  der  Gharon  beelnfUgt  als  ein  *?eoflrabUe 
donnm*.  Der  Dichter  wollte  eine  BegrUndnng  blnaafflgen,  wober  Charon 
die  Wirkung  des  Zweiges  kennt:  er  maßte  sie  also  schon  einmal  er- 
fahren haben;  am  natftrlichsten  ist  es  an  denken:  eben  damals,  als  die 
Sibylle  mit  Hekate  in  der  Unterwelt  war.  Bichti«r  ist  aneh  die  Zn- 
sammenstellong  dessen«  was  Vergil  ans  der  homerlscbeQ  Nekyia  ttber- 
Dommea  hat,  zumal  mit  der  Beschiänkang,  daß  andere  Quellen  dabei 
nicht  ausgeschlossen  sind,  ferner  die  klare  und  einfache  Darlegung  den 
Zosammenhang es,  der  die  *animae  immatura  morte  praeventae*  sasammen- 
hftlt,  Kinder,  ungerecht  HiDgericbtete.  lebenstberdrOssIge  Selbstmörder, 
nnglftcklich  Liebende  und  die  im  Kriege  Oefallenen.  Die  phüoeo* 
phischen  AnschauoDgen,  die  der  Dichter  bei  Darlegung  der  Lehre  voa 
der  Seelenwanderung  ftnßert,  will  B.  auf  Benntznng  Platoas  (Schluß 
der  Pditeia  Tor  allem)  und  Ciceros  zurSckfOhren;  aber  die  Überein- 
stimmnniDFen  sind  ^anz  allgemeinster  Art  und  der  Beweia  kaon  nicht 
als  erbracht  ungesehen  worden.  Auch  scheint  mir,  daß  Ennitis  als 
Quelle  nicht  frenüeend  beaditit  woitien  ist.  Mit  Recht  hat  C.  Pascal, 
Conimentatioinis  Vergilianae,  Mediol.  1900  S.  143  ff.  wieder  anf 
die  Enjiianisthe  Färbung  von  VI  724 — 51  hingewiesen.  Die  Steile  war 
anch  von  J.  Vahlen  nach  llberg  zum  Vergleich  für  das  1.  Buch  der 
Annalen  herangezogen  (Quaest.  Enn.  p.  XXIT).  wo  Homer  dem  Enning 
int  Traum  er>rheint  und  nach  Lucr.  I  12G  reriini  uatiiram  cxpandit 
dictis.  Dazu  stimmt  die  Bemerkuni?  des  Öervius  zu  v.  748:  est  autem 
Fermo  Kiinii,  was  Helling  mit  Unrecht  nur  auf  das  rota  in  dpoi  Vers 
'/n  beziehen  scheint.  Wie  Homer  dort  die  Lehre  der  Scelenwauderung 
eiklärte,  um  Ennins  ver5=tändHrh  zu  machen,  daß  er  die  Seele  des 
Mäoniden  habe,  so  mußte  hier  Anchisea  sie  darlegen,  um  die  von 
Vergil  erfundene  Scene  der  Heldenscbau  zu  motivieren.  Die  homerische 
Seele  mußte  al>o  in  der  Quelle  Vergils  auch  zn  denen  gehören ,  die 
>Kieder  zu  neuem  Leben  bestimmt  waren;  andrerseits  muUte  sie  doch 
im  Elysium  gewesen  sein,  da  der  Sänger  dorthin  gehörte.  Wir  sehen 
also,  daß  auch  das  Elysiam  eine  Übergangsatation  bildet  und  dazu 
dient,  die  Seelen  zu  beherbergen,  die  nicht  mehr  der  strengen  Beinigong 
bedürfen,  deren  Zeit  aber  noch  nicht  abgelaufen  ist,  um  sie  zu  nenem 
Leben  emporzusenden.  So  scheint  mir  die  Enninsbenutznng  einen  Beweis 
zu  bieten,  daß  in  Vei^is  Versen  alles  in  Ordnung  ist.  An  die  Auf- 
z&hlung  der  Peinigungen  iflit  aliae.  aliis  schließt  sieh.  |»anei  an,  das 
hth  xoivou  an  laittiiaar  nnd  tenemns  an  tteben  ist;  nnd  an  die  ganie 
Anftfthlnng  /ttgt  sich  der  Batc  mit  'donee  longa  dies*  o.  s.  w.  Für  alle 
ist  der  gleiche  Zeitmnm  der  Lftntemng  nOtIgr»  nur  daß  die  einen  ge- 


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Jsbreabericht  über  Vergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


43 


foltert  werden,  die  Mdem  dnreli  des  Yerwifien  im  Elysinm  von  den 
8chUcken  des  Brdentebene  befreit  werden.*)  Und  alle  werden  dann  im 
Schlafientn  sosemmengefaftt:  bae  omnes  .  .  .  Dens  evoeat  Die  Be- 
dentangr,  die  man  dem  *fato*  713  beimißt  nod  die  acbon  Servlni  ibm 
beif^meesen  bat,  wenn  er  sa^t:  Pie  einen  Seelen  kebrea  gar  niebt,  die 
andern  wegen  ibrea  ecblediten  Wandels,  wieder  andere  piopter  fati 
necessitatem  ins  Leben  zorfick,  sebeiet  mir  nidit  Torbanden  za  sein. 
Der  Dicbter  sagt  nichts  darüber,  daß  nicht  alle  Seelen  dem  Gesetze 
der  Wanderung  unterworfen  seien,  und  bei  Ennins  mußten  sie's  sein; 
das  fato  bezieht  eich  nur  auf  den  verschiedenen  Zeitpunkt,  da  eine  jede 
Seele  das  Los  trifft,  wieder  zum  Licht  emporznstcif^en,  liei  dieser  Anf- 
fasaung  des  ganzen  Zusaniineiihangs  muß  ich  die  Verniutuiig  vua  Belling 
natürlich  ablehnen,  der  v.  739 — 44  als  einen  Nachtrag  ansieht,  durch 
deu  zwei  Verse  verdrängt  worden  seien. 

Unbekannt  war  Belling  auch  die  Dissertation  von  Jacobsson, 
die  die  Nekyia  Verpils  behandelt  und  vor  allem  eine  Analyse  der  Dis- 
position bietet.  Nach  allgemeiueu  Worten  über  die  Entlehnun;zen  ans 
Homer  bespricht  der  Verf.  die  Erzählung  von  dem  f<()ldenen  Zweig,  für 
die  er  eine  Parallele  anfuhrt  aus  dem  isländischen  G»^dicht  über  Svip- 
dager  wie  der  Erzäliluog  des  Saxo  Grammaticns  über  König  Hadding; 
er  glaubt  deshalb,  daß  hier  arische  Mythen  zu  gründe  liegen.  Dasselhe 
konstatiert  er  für  die  Ulme  am  Eingang  zur  Unterwelt,  die  dem  Baume 
Ygdrasil  in  der  isländischen  Poesie  entspricht,  wenngleich  das  eine 
Esche  ist.  Die  Seelen,  die  am  Eingang  sich  befinden,  erklärt  der  Verf. 
mit  Becht  wie  auch  B.  als  solche,  die  vor  Ablauf  der  regelmäßigen 
Lebenszeit  ihr  £nde  gefunden  haben,  so  daß  auch  die  vom  Dichter 
nicbt  genannten  Arten  dieser  Gattung  hier  weilend  gedacht  werden 
mQssen;  deu  Beweia  dafür  liefert  Sycbäus.  AU  diese  weilen  nur  bia 
sor  Erfüllung  eines  normalen  MensohenlebcDs  hier.  Die  im  Tartama 
Oeplagten  scheidet  J.  in  die  drei  Klassen  der  Frevler  gegen  die  Götter, 
gegen  die  Nächsten,  gegen  das  Vaterland.  Im  Elysium  werden  5  Artsn 
gesondert;  doch  hat  der  Dichter  anch  hier  nicht  eracbtfpfen  wollen. 
Dabei  verteidigt  der  Verf.  IQr  664  die  Koi^jelitar:  qniqne  an!  me- 
morea  Saük»  feeere.  Im  tbrigen  ist  beaebtenawert,  daB  er  gleieb  der 
eben  verteidigten  Anaiebt  aneb  den  Anfentbalt  im  Elysinm  Ar  eine 
vettere  Lintening  der  Seelen  bllt,  Ton  denen  nacb  aeiner  MeinnDg 
allerdinga  nnr  der  ebie  Teil  wieder  snr  Oberwelt  mnß,  der  andere  sieb 
anfUlet  in  jenes  gMtliebe  XJrfener,  ans  dem  die  Seelen  stammen.  Diese 
ietite  Tdlang  aebeint  mir  im  Wlderspnieb  an  stehen  an  dem  *baa 


Man  sollte  aucb  ▼.  74S  and  48  niebt  stark  inter|«Qngieien,  damit 
dieeer  Znsammeabang  dentUeb  bleibt 


44         Jalireabeiiebt  tbar  Tergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


omniB*  V.  748.  Zum  Schloß  ipricht  der  Verf.  die  YermiiUin;  ans,  der 
Name  Yorgilhia  wi  keltisch,  der  Dichter  alao  keltieober  Abkimft.  nnd 
dadurch  erktSre  eich  auch  die  fierUhmiig  mit  keltiecbeo  Sagen,  die  man 
bei  ihm  flndet 

Wie  io  der  HeldeDsehav  findet  BeOing  weiter  in  der  Schildhe- 
Bcbreibnngr  eine  gleichmAßige  Regponsioo  YIH  606 — 738.  Dimlieh; 

(9-1-8):  9;  11 +(3-»- 8)  f- 11;  15  II  11;  16  +  (5  +  5)  4- lö.  Ergebt 
dann  weiter,  ganae  Bücher  in  dieser  Weise  elnzoteilen;  aber  vorher 
muB  er  die  Hemietichia  antersiicben.  Diese  siebt  der  Verf.  als- 
epodiscb  gedacht  an;  sie  kOnnen  nicht  Beste  der  maD^elhalten  VoUeadangr 
sein,  weil  sie  sich  auch  in  den  dem  Augastus  vorgelesenen  Bfteb«^m 
befinden.  Aber  diese  Bücher  waren  ja  auch  nicht  fertig,  wie  ansdrück- 
lieh  durch  das  perfecta  deimini  materia  (Suet.  Roiff.  S.  61/2)  bezeuget 
ist.  Zweitens  sahen  die  Zeitgenossen  Verg-ih  diese  Versstücke  wirklich 
als  unvollendet  an;  sonst  wäre  die  EiEühluniz  des  Eros  (ebendort  S.  <)2) 
sinnlos,  daß  Vergil  heim  Vorlesen  derartige  Halbverse  ergänzt  habe. 
Man  war  über  den  Dichter  der  Äneis  ziemlich  genau  orieutiert,  und  eine 
Bolcbe  Neuerung  gegenüber  Homer  und  Ennins  hatte  sicherlich  jemand 
berichtet.  Drittens  hätten  die  Nachahmer  eich  diese  'Kmi^t"  nicht  ent- 
[i»'M  hibsen,  wenn  man  es  zu  und  nach  Vergils  Zeit  so  aufgefaßt  hätte. 
Viert«  ns  spricht  die  Verst  hiedenartii^keit  dieser  'Epodcn  dasegen.  Die 
mangelhafte  A  uilendunir  hat  aber  auch  nichts  Unwahrscheinliches,  da 
Yergil  da-  Iiichteo  schwer  wurde  (Reiff.  S.  59)  und  er  manches  nn- 
Tollcudet  ließ,  um  sich  dabei  niclit  aufzuhalten  (S.  üü),  wa=;  B.  willkür- 
lich auf  die  Materie  bezieht.  Geraile  die  Beispiele,  wo  am  Ende  der 
Rede  ein  Halbvers  steht,  lassen  uns  psychologisch  am  ersten  hegreifli'  li 
erscheinen,  daß  der  Dichter  sich  nicht  verweilen  wollte.  Natürlich 
nimmt  B.  nun  auch  noch  neue  üalbverse  an,  wobei  er  »ich  nicht  begnügt» 
ein  paar  Worte  zu  tilgen,  sondern  auch  noch  einen  ganzen  Vers,  der 
mit  diesen  in  engem  Znsammenhange  steht.  Dadurch  ebnet  er  sich  dea 
Weg  för  die  angeblichen  Responsionen.  Buch  I,  II,  und  IV  wird  dann 
jedes  in  seine  Teile  zerlegt  und  die  symmetrische  Komposition,  die  der 
Yerf.  darin  erkennt,  dargelegt.  Textkritiscbe  Untereochnngen,  die  den 
Gipfel  der  Unmethode  seigen,  gehen  stets  voraus,  um,  wo  die  Symmetrie 
nicht  vorhanden  ist,  etwas  nachzuhelfen.  II  75  wird  qnldve  ferat  «ge- 
lesen und  die  folgenden  Worte  als  Interpolation  aufgefaßt.  II  667—88, 
die  nur  dorch  Serrins  erhalten  sind,  werden  verteidigt;  aber  v.  57^ 
gilt  ihn  als  interpoliert,  nnd  da  er  fttr  die  Einfttgnng  keinen  anderen 
Gmnd  angeben  kann,  so  soll  den  Interpolator  selber  die  Bflcksicht  anf 
die  berzostellettde  %ninietrie  bewogen  haben.  Gans  irrig  ist  ancb, 
was  über  die  ente  und  sweite  Bede  Slnons  gesagt  wird,  die  der  Yerf. 
als  nicht  zniamnien  entworfen  ansieht;  weil  er  den  KunatgriiT  nicht  Ter* 


...... ^le 


Jabrdbberieht  über  Vergil  iSOT-ldOO  (1901  j.   (Ueim.)  45 


steht,  mit  dem  Vergil,  ani  die  SpanAims:  za  erhoben,  muftUtelbtr  w 
der  Hauptsache  den  Sprechenden  einhalten  IftOt  101).  So  Ut  Midi 
was  für  die  Textkritik  abfällt,  im  all«:emeinen  völlig  verfehlt,  weil  er 
ausgeht  von  dem  krankhaften  Vorurteil  der  iiesponsion.  und  das  ganze 
üucli  hat  deshalb  für  die  Wisgeii^i  liati  nur  sehr  j^eringen  Wert. 

Eine  El j^^änzuiiL:  für  daa  diitie  Ruch  der  Aucia  bietet  der  Anfsatss 
in  der  FesUcLiüt  lür  J.  Vali Uu.  Der  Veif.  schafft  sich  zunächst 
aurh  hier  diejenigen  Verbe  vom  Halse,  die  bei  der  Aiiiiuhme  der  iie- 
epousiuu  uubet^aem  sein  könnten,  v.  230  fällt  dabei  wuiii  mit  Recht, 
da  die  Überlieferong  ihn  selbst  als  eine  Wiederholung'  aus  I  311  zu 
Tti  iaminen  scheint.  Mit  Unrecht  dagegen  wird  v.  595  /.ugleich  mit 
der  Häiae  dib  voi  hergehenden  s:etilgt;  dus  'at  cetera  öiams  giebt  ihm 
Anlaß  zu  schweren  Bedenken,  wie  es  ja  in  der  That  an  einer  «jewissen 
Verschwommenheit  ieidel,  uacluieni  ^^esagt  iüt,  daß  die  Koipcrpriege 
mia  Kleidung  des  plötzlich  Erscheiueiideu  sehr  zu  wünschen  übrig  lieiien. 
Andererseit«  aber  vermissen  wir.  wenn  es  fehlt,  die  Bezeichnung,  wer 
ditsser  Finude  ist;  denn  so  erzählt  das  altt;  Kpu.-i  nicht,  daU  es  den 
Leser  durch  Geheimhaltung  dessen,  was  er  zu  wissen  wünscht;  in 
Spannung  versetzt.  Eine  Parallele  bietet  der  binon  im  2.  Buch,  bei 
dem  auch  von  vornherein  gesagt  wird,  daß  er  se  ignotum  venientibus 
uitro,  hoc  ipsniu  ut  strueret  Trolamque  aperiret  Achivis,  optalerat  (59  f.). 
So  ist  es  berechtigt,  daß  der  Dichter  gleich  hier  sagt:  Er  war  ein 
Grieche  und  zwar  einer  von  den  Kämpfern  vor  Troja  (s.  die  Erklärung 
Yon  Wagner).  Aoeas  erzählt,  wie  bei  der  Sinonepisode,  nicht  wie  sich 
die  Hergänge  allmählich  iu  der  VonteUnng  der  Troer  nr  Klarheit 
«ntvickein,  sondern  mit  der  vollen  Kenntnis  der  Personen  und  £r- 
ei||ni«e;  dnnim  fflgt  er  zum  Ventändnis  der  Hörer  sofort  ein,  wts  er 
erst  später  erkannt  hat.  Woran  man  bei  dem  traurigen  Zostand  des 
Achämenidea  noch  sehen  konnte^  daß  er  ein  Qitocha  war,  iat  ahie  xieniieh 
mttßlge  Frage;  eigentlich  branohte  man's  ftberbani^  nlohti  sondam  Än«aa 
seut  es  hinan,  wall  01*8  nachher  waOta,  Man  könnte  aieh  aber  aaoh 
denkaa,  daß  er  aneh  in  Lampen  noch  als  eiTiliaierter  Hauaah  etaabien, 
s^nai  wa  ja  hier  doeh  die  VoiataUnng  der  in  dieaer  Oagaad  hanseodan, 
IQyklapaii  Tonchweht.  Der  grammatische  Anataß,  den  B.  an  patiüa  in 
nrmia  nimmt,  iat  bedantaagslM  (a.  Georg.  III  346),  Wagner  hat  aber 
recht,  daß  nnr  bei  Beihaltnng  der  ftberliefevtea  Worte  verständUch  ist, 
wnnun  mit  solchem  Gewicht  im  nächsten  Vera  die  'Oardanios  habitas* 
und  *Troia  arma*  hanroigehoben  werden;  sonst  hätte  da  einfaches  'noatei' 
ganftgt.  Schließlich  ist  ein  Grand  fär  die  Interpohition  nicht  b^preif- 
lieh  sa  machen.  Damit  ftilt  allerdings  die  genaue  fiesponsioa  von  146^ 
146,  21).  219  Versaa,  da  es  nan  an  letater  Stelle  213  sind.  Aber 
aneh  sonst  ist  die  VerteÜong  nicht  zweifellos.  I>er  erste  Teil  soll  den 


46 


Jabretäbenchl  über  Vergil  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


Aofenthalt  im  Äg&iacben  Meer  eathalten;  aber  das  EncheineD  der 
Penaten  aaf  Kreta  wird  sniii  folgenden  gereehnet,  der  die  Fahrt  im 
lonischeD  Meer  behandelt.  Geht  man  gar  den  zahlreichen  kleinen  Re- 
sponsionen  nach,  die  innerhalb  der  großen  Teile  gefunden  werden,  bo 
ist  hier  die  Willkür  erst  recht  zu  Hause.    Die  Fahrt  nach  Delos  und 
Ankunft  dort,  sowie  das  Orakel  umfassen  je  15  Vn^e-.  dabf*i  wird  aber 
znm  Orakel  der  Vers  84:   'tenipla  dei  saxo  venerabar  aüiicta  vetusto' 
gerechnet,  der  es  einleitet,  dagegen  nicht  die  drei  sich  anschlicljtudeü 
Verse,  die  mit  'haec  Poebos'  begioneu.    Dann  sollen  99—120  und 
121 — 142  eiu  i'ciar  von  je  22  Versen  bilden,  die  des  Anchises  Orakel- 
erkläruug  uud  ihre  Befol^mif^  darstellen;  zum  ersten  Teil  sind  aber 
jene  Verse  gezogen,  die  den  Eindnn  k  des  Orakels  selbst  schildern  nnd 
enj?  mit  diesem  verknüpft  sind;  beim  zweiten  sind  die  eng  sich  an- 
Bchließendeii  \ Crsc  142 — 46  ansL'eschloßsen,  die  doch  die  Police  der  ge- 
scliihlerten  Krankheit  und  Not  enthalten.    (iewiLi  ist  es  zweilellos,  daß 
im  gioUen  wie  im  rii /einen  oft  eine  gewisse  Symmetrie  sich  zeigen 
wird;  die  beobachten  auch  wir  in  Prosadarstellimi:»':! ;  daß  der  Dichter^ 
sobald  er  rhetorisch  wird,  eine  Art  von  GleiehmäUigkeit  in  der  Red© 
snciit,  ist  erst  recht  verständlich.   Und  auch  im  großen  wird  eine  ent- 
sprechende Harmonie  der  Teile  herzustellen  sich  ihm  manchmal  von 
selber  ergeben  haben,  wenn  er  eine  richtige  Abwechselung:  zu  schaffen 
Bich  bemühte.    Aber  daß  er  sich  ein  solches  Schema  gemacht  hätte, 
wie  man  uns  glauben  machen  will,  von  (3  -t  4);  (3  ^  4)  -t-  8  -h  (3  -)-  4)  -r 
(3  +  2:2)  and  ftbnliche«  das  werden  gewiß  alle,  die  eine  Vorstellung 
von  Poeaie  nnd  von  dem  künaüerischeu  WirlLen  des  Dichten  haben» 
sich  nimmermehr  einreden  lassen,  und  das  um  so  weniger,  weii  ja  Ge- 
dichte, in  denen  wir  wegen  des  Schaltverses  eine  genaue  Respoosion  er- 
warten könnten,  deutlich  zeigen,  daß  diesUerühl  gleichmäßiger  strophischer 
Oliedemng  nicht  bei ücksichtigt  wurde.  Und  was  Vergil  in  den  Zeiten 
der  KAnsteiei,  in  den  Eclogen,  nicht  gethan  hat,  das  soliten  wir  ihm 
in  der  Zeit  seiner  höchsten  Knuatentlisltang  snmnten? 

Die  Arbeiten  Bellings  sind  also  leider  —  man  moQ  das  sagen, 
wefl  es  dentlieh  erlcennbar  ist,  daß  der  Verf.  aneb  wiasensehaftlich 
arbeiten  könnte,  wenn  er  nicht  irre  geleitet  w&re  durch  eine  geradesn 
krankhafte  Idee  —  für  das  Verscftadnls  der  Äneis  bis  auf  weniges  wert* 
los;  sie  snchen  zwei  fiUscbe  Hypothesen  annehmbar  sn  machen,  eüie  bis 
ins  einzelne  gehende  Besponsion  nnd  die  SchöpAing  beabsichtigter  Epoden» 
die  in  den  nnvoilendeten  Versen  bestehen  sollen;  natürlich  muß  der 
Verf.  dann  auch,  den  Nachrichten  ans  dem  Altertnme  znm  Hohn,  an 
die  endgültige  Vollendnng  der  Äneis  glauben. 

Kroll  sucht  nachzuweisen,  daß  Vergil  unffthig  ist,  Ober  den  TeU 
seiner  Dichtung,  mit  dem  er  gerade  beschäftigt  ist,  hinauszudenken. 


Jahreabericlit  über  Vergil  iÖ97-l^UU  (1901).  (üelm.) 


47 


Er  beginnt  mit  dem  Widerspruch,         I  2ü7  und  VIII  G26  AugusLus 
als  AbkÖmmlinfj;  des  Inlas-Agfi niius  ljiii::estellt  wird,    wälirend  VI  763 
Silviu^v.  der  Sohn  des  Aueas  und  der  Laviiiia  als  AbnLerr  der  Könige 
vo!i  Aüja  und  des  Uoinulus  bezeichnet  wird,  hier  also  die  Version  vor- 
/.uscü weben  scheint,   daß  Jnlus  kinderlos  ^taib  und  deshalb  die  Hen- 
ßchaft  auf  seinen  Stii  fhi  ndt  i  uhergin;?  (denn  daü  Romains  zu  den  Vor- 
fahren des  Augustns  ^eliört,  sagt  Vf'i  e'il  iiiclit  trotz  Kroll  S.  136  Anna.  1). 
Ans  eben  diesem  Widerspruch  folgert  Gercke  N.  Jb.  1901  S.  110, 
daß  Veruil,  ah  er  VI  verfalUe,  sich  Uli^r  die  VerhältniMe  selber  noch 
nicht  ganz  klar  war,  wohi  aber  als  er  1  j^chricb,  so  daß  also  die  Stelle 
in  I  spater  gedichtet  sein  müiJte.    Kroll,  der  mit  Recht  derartige 
Schlüsse   auf  die  Chronologie   einzelner  Bücher  seiir  in  Frage  stellt, 
sieht  darin  nur  einen  Beweis  der  Unfähigkeit  Vergils.    Wir  wissen 
nun  aber,  daß  es  eine  Fassung  gab  (Diod.  VII  4),  nach  der  Julus,  des 
Ascanins  Sohn,  nnd  Silvios  nach  einem  Streit  in  der  Weise  gemeinsam 
regierten,  daß  der  erste  die  geistliche,  der  »weite  die  weltliche  Herr- 
tchaft fibernahm.   Vergil  schweigt  darttber;  aber  wäre  es  aamöglich, 
daß  er  eine  derartige  Fassung  annahm,  auch  wenn  er  es  vorzog,  nichts 
Genauere  darüber  7n  sagen  und  es  der  Phantasie  der  Leser  zn  ttber- 
Jassen,  wie  sie  diesen  Widersprach,  lalls  sie  ihn  bemerkten,  ausgleichen 
wollten?  Ignorieren  konnte  er  weder  Inlns  noch  Silvios;  aosdrflcklich 
eine  neue  Sagenfonn  schaffen  wollte  er  nicht,  am  nicht  Anstoß  an  er- 
regen; so  half  er  sich  in  dieser  Weise  durch  Schweigen.  Aaf  die 
sakrale  Bedentong  des  Äneas  nnd  seiner  Nachkommen  macht  er  Ja  oft 
aaflnerksam  wie  aneh  Norden  N.  Jb.  1901  8.  S81  f.  seigt,  der  sich  in 
fthnlieher  Weise  einen  Kompromiß  zwischen  beiden  AufCsssnogen  denkt, 
so  daß  die  albanischen  Könige  teils  der  Linie  des  Joins,  teils  der  des 
Silvios  «ntstammten,  was  man  allerdings  noch  etwas  schwerer  aasdenken 
kann;  aber  das  wollte  Vergfl  anch  gar  nicht,  vgl.  aneh  Ganor  Fleckels. 
Jb.  Sappl.  XV  8.  174/5.  Weiter  werden  von  Kroll  die  Widerspräche 
hervorgehoben,  die  sieh  in  dem  VerhUtiiis  des  Latinaa  zu  Äneas  nnd 
Tnmna  selgen  sollen.  Tomas  wird  als  Bewerber  durch  GOtterwiUen 
abgewiesen;  das  wissen  alle,  nur  er  erführt  es  erst  knrz  vor  seinem 
Tode  ans  dem  Mond  des  Latinns,  sagt  der  Verf.,  als  ob  er  es  darum 
zum  ersten  Male  erfahren  mflßte,  weil  Latinns  in  seiner  väterlichen 
Bede  XU  19  it  snm  ersten  Mal  diesen  heiklen  Punkt  berührt  und  sich 
dabei  entschuldigt,  daß  er  einmal  offen  sein  will.  Die  schrittbare  Ver- 
wirrung l&ßt  sich  in  diesem  Fall,  so  weit  ich  sehe,  sehr  gut  entwirren, 
Venn  man  nur  der  Entwickelnng  der  Dinge  folgen  und  die  Charakte- 
lisiik  des  schwachen  ood  nachgiebigen  Königs  im  Ange  behalten  will, 
der  dem  Willen  seiner  Gemahlin   -,'ern  nacbgiebt,   sich  wohl  eine  Zeit 
lang  grollend  zuiück^ieht,  aber  dauu  doch  von  der  allgemeiueu  Strömung 


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48  Jahresbericht  über  Vergil  1897— 19UJ  (U>01).  (Uelm.) 

sieb  fortreifiea  IftOt  nod  sieh  ins  Un?eniieidU€he  f&gt.  Dem  Sehwtttken 
seiner  Seele  entspricht  der  Ansdrack  gegenüber  Äneas  und  Tnrnns.  Der 
Verf.  macht  eben  den  Febler»  dem  Diobter  allzn  miDgaostig  zu  begegnen, 
was  er  mitonter  dnreh  die  Wahl  seiner  Worte  nnr  wa  dentlieh  venit, 
ond  verringert  dadurch  selbst  den  Wert  seiner  riehtigen  BeobachUmgen. 
HnÜ  es  denn  ein  Widersprach  sein,  daß  Sinon  piimis  ab  aonis  in  deu 
Kampf  gesandt  ist  und  doch  der  Kinder  zu  Hanse  gedenkt?  (II  87, 
138.)  Kann  denn  Kr.  eine  Grenze  ffir  das  primis  ab  auuis  angeben? 
Uud  waflentahig  war  der  Siuon  doch  jedenfalls.  Ist  es  wirklich  ein 
Wideiiprucli,  weuu  Jimo  ausrutl:  Was  hat  mir  dir  Syitc  oder  Scylla 
uud  Cliui ybdis  geiiuut?  (VIL  30J.)  Die  Tiuei  waren  doch  der  Meeres» 
euge  nahe  uuii  in  Gefahr  hiueiiizugcrateü,  an  Junu  lag^  es  doch  g^wiß 
nicht,  daß  bie  mit  knapper  Kol  im  letzten  Augenblick  entkamen.  IV* 
436  versteht  der  Verf.  deu  viel  besprochenen  Vers  so:  Wenn  mir  Aucaa 
den  Gefallen  thut,  zu  bleiben,  so  will  ich  ihm  als  Gegendienst  dea 
giößeren  Gefallen  thun,  mir  das  Leben  zu  nehmen  und  ihu  von  meiner 
ihm  vtrliHÜteu  Gegenwart  zu  befreien!  Eine  reclit  t^eltsame  Art,  seine 
Bitte  eindringlich  zumachen!  Nachdom  aber  so  die  Aüsiclit  des  Selbst- 
mordes in  die  Verse  iiiueiugelegt  ist,  entsteht  der  Widerspruch;  denn 
Dido  faßt  erst  später  den  Entschluß  zu  sterben,  als  Aneas  ihre  Bitte 
abschlägt.  Mich  nimmt  es  wunder,  daß  die  Inteijjreteii  immer  wieder 
au  der  natürlichsten,  psychologisch  verständlichsten  Erklärung  vorüber- 
gehen, die  schon  Servius  andeutet:  sola  morte  derelinquam  (im  Turonensis: 

id  est  anteqoam  moriar  sed  semper  servabo  iliad  [beueticium]). 

bo  sagt  man,  wenn  man  um  große  Gefälligkeiten  bittet:  Ich  will  dir*8 
noch  im  Tode  danken.  Der  Ablativ  bietet  doch  nichts  Anstdßigea,  wenn- 
gleich er  etwas  kahl  ist  (s.  v.  502  Lucil.  685  Lachm.).  Oft  versagt 
KroU  dßm  Dichter  die  Freiheit,  auch  zwischen  den  2ieilen  leeeo  za 
)ai>8en.  Wenn  Aneas  in  der  Unterwelt  ausruft,  'So  war  die  Naohriokl 
also  richtig,  die  uir  voa  deiaem  Tode  sagakomoien?',  maß  dftU  ans- 
drüclüiGti  TOA  diesem  uuntius  die  Rede  gewesen  sein?  Kann  man  sieh 
mit  dem  aognrinm,  das  V  7  alle  Herzen  erf&Ut,  nicht  auch  zufrieden 
geben?  Zu  vkl  Terlaagt  der  Verf.  auck  betreffs  der  fiinfilbnuig  der 
auftretenden  Personen;  VergU  charakterisiert  die  Penoaen  oft  erst  da 
naher,  wo  er  sie  braiwht  oder  wo  ihre  Haodlnag  ihn  wichtiger  ersehemt. 
NisQS  nnd  Enryalos  kommen  schon  Bneh  Y  vor,  aber  als  Gleiche  unter 
Gleichen,  eine  Oharakterisieraog  wftrde  dort  die  Darstellung  der  Kampf* 
spiele  stOren;  in  XX,  wo  ihre  hervorragende  Heldenthat  geschildert 
werden  soll,  werden  sie  ansfübrlicher  charakterisiert*  Hit  Becht  macht 
Kr.  daranf  aufmerksam,  daß  chronologische  Schlösse  anf  die  Abfassnngs- 
aceit  von  Buch  V  nnd  IX  daraus  zu  aiehen  unm(tglich  Ist;  aber  darf 
man  diese  berechnete  Art  der  Binftthmog  mit  ihm  tadeln?  Bichtig 


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Jahresbericht  über  Vergil  1897—1900  (U)01).  (Helm.) 


49 


iBt,  daß  Vergil  mancbea  nicht  erzählt,  was  man  vielleicht  erwarten 
kdnnte.  Daß  die  ^u/orzaala,  ein  nicht  sehr  geacbickt  aas  Homir  ent- 
nommenes Motiv,  XII  727  resnltatlos  verlänft,  ist  auffilUig;  aber  mußtti 
der  Dichter  ausfilrlich  ein  Gelagfe  im  2.  Bach  schildern,  um  dann  v.  265 
sag-en  zu  können:  urbera  somno  vinoqiie  scpuUjtra,  und  genügte  dafür 
zur  TH-irniüduDg  nicht  die  Darstellung  der  ull^euieioen  Freude?  Man 
iiari  auch  das  Vorbild  Homers  nicht  ans  dem  Auge  lassen;  auch  die 
Ilias  macht  Vornnssetzangen;  und  wenn  Verf?!!  sich  eines  'interea* 
bedient  znr  Anknüpiung,  ohne  dadurch  den  Zeitpunkt  klar  m  bezeichnen 
(XI  1,  aoch  X  1  hatte  Kr.  anführen  können,  vgl.  Rotlie  Fefätschrift 
f.  Valilen  S.  25),  so  tolgt  er  darin  dem  lionierisclien  Stil.  Am  h  den 
Maugel  scharfer  Klarheit  in  ^pograpliisclien  Dingen  muß  man  zut,'eben, 
cnd  auch  sonst  kann  man  i'ib^r  iie  Zweckmäßigkeit  mancher  Mutive  in 
Zweifel  sein.  Daß  Venus  die  Weiterreise  ihres  Sohnes  nur  verzögert, 
ja,  sogar  in  Frage  stellt,  wenn  sie  die  Dido  verliebt  macht,  ist  klar; 
aber  der  Dichter  wollte  nnd  muf'fe  die  Liebesepisode  in  sein  Epos  lügen, 
und  eine  derartige  Kritik  geht  zu  weit  für  ein  mythisches  Epos.  Un- 
cerecht  sind  auch  die  Vorwürfe,  daß  im  2.  Buch  bald  Mondschein,  bald 
dunkle  Nacht  ist.  Natürlich  ist  es  heil  auf  dem  Meere  infolge  des 
Mondes  (v.  255},  aber  trotzdem  sind  doch  nächtliche  Schatten  da, 
zumal  wenn  der  Kampf  bei  Tage  im  QegeoMXz  gedacht  ist  (v.  251, 
360);  mitten  in  der  Stadt  mit  ihren  engen  Qassen  ist  es  auch  bei 
mondheller  Nacht  dunkel,  und  wenn  Betrug  nnd  Hinterhalt  versucht 
werden,  so  späht  man  sich  die  finstern  und  nieht  die  beleaohteten  Stellen 
«as  (v.  397,  420)  Auch  die  Erscheioang  der  Venns  venuhwindet 
oatOrlich  im  dnnkeln  Schatten  (v.  621),  und  die  Troer  suchen  sich  zur 
Flacht  die  opaca  loeomm  anf  (v.  725).  So  läßt  sich  viel  an  den  Be- 
merkungen Krells  anseetien,  deren  Hauptfehler  eine  starke  Obertreihong 
ist.  Biehtig  dagegen  ist  es,  wenn  der  Wert  dieser  Widersprüche  für 
Bestimmung  der  Abfhsanngszeit  einzehier  Bttcher  gelengaet  wird.  Kr. 
widerlegt  seiher,  daß  V  nach  VI  fiele;  anch  die  Annahme,  daß  III 
hinter  VI  oder  gar  YIII  verfoflt  sei,  weist  er  sarttck.  Er  stellt  selbst 
für  die  ersten  sechs  Bßcher  die  Ohronologie  anf,  daß  minäehst,  was 
Äneas  erzählt  (II,  m)  nnd  der  Hanptteil  von  V,  der  die  weitere  Fahrt 
eothSlt,  sodsnn  I,  IV,  der  Best  von  V  und  VI  verfaßt  sei.  Ein  ge- 
wisser btewilliger  Ton  dem  Dichter  gegenflber  schadet  der  Arbeit 
beträchtlich,  weil  er  zeigt,  daß  der  Verf.  nicht  vorurteilslos  nnd  un- 
parteiisch SU  Werke  geht.  Daß  Vergil  auch  in  drei  weiteren  Jahren 
nicht  ein  weniger  widerspruchsToUes  Epos  geschaffen  haben  würde, 
woher  will  das  Kr.  wissen? 

Die  Komposition  der  ersten  drei  Bücher  unterwirft  Sabbadini 
^ner  neuen  TTutersnchung  in  der  8.  Auflage  seiner  Ausgabe.  Er  kommt 
Jabiwbwldit  IBr  AltertuaiswlMciisebaft.  Bd.  OXm.  (1908.  IL)  4 


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60 


JahreBbericfat  über  Vergil  1S97-190Ö  (1901).  (Uelm.) 


Ittr  das  dritte  fineh  tn  dem  Schloß,  daß  es  als  das  erste  verfiaßt  war 
QDd  nrsprüDglieli  in  dritter  Person  geschrieben  war.  DafSr  gelten  aU 
Beweis  der  Vers  686:  ni  teneant  cnrsns,  v.  595  Bber  Achftmenides: 
et  qnondam  patrüs  ad  Troiam  missns  in  armis,  weil  Äneas  diese  Tliat- 
saehe  erst  später  erftahr,  der  Dichter  aber  sie  sofort  vorbringen  konnte, 
sodann  der  Wechsel  Ton  Ptnral  nnd  Singolar  Teneramor  697,  exsapero 
698.  radimus  700,  linqno  705,  lege  706,  wo  in  der  Tom  Dichter  vor- 
getragenen Erzählnng  ganz  gleichmäßig  die  Plnrale  stehen  könnten: 
vcnerantur,  exsnperant,  radunt  u.  8.  w.  Dies  Bach  erfnhr  dann  eine 
sehr  starke  Umarbeitung,  bei  der  etwa  die  ITftlfte  der  Verse  fortfiel, 
während  die  schon  btiigestellten  P5t  /lehungen  m  den  uudtia  liüchcrD  stehen 
blieben;  so  erklärt  S.  eine  Anzahl  von  Widersprüchen ,  die  das  .3.  liucU 
gegenüber  dciü  2.,  5.,  6.,  7.,  8.  aufweist.  Aber  der  Wechsel  vou  Tiural 
und  Singular,  der  im  übiigen  so  natürlich  ist,  find&t  sich  auch  in  Stücken» 
die  S.  für  später  eingeschoben  hält.  Der  Vers  595  findet  seine  Er- 
klärung,  wenn  inau  bedenkt,  daß  Aneas  doch  erst  erzählt,  als  er  über 
die  Verhältnisse  des  Achämenides  vollkomnicu  iai  klaren  ist  (s.  S.  45). 
Ganz  ähnlich  liegt  die  Sache  v.  151:  qua  se  plena  per  iuserta»  fundebat 
luna  fenestras.  Die  Interpreten  stoßen  sicli  daran,  daß  hier  in  der 
Darstellnng  'Iraum  und  Wirklichkeit  vermengt  seien,  ein  Anstoß,  der 
fortfällt,  wenn  nicht  Annas,  sondern  der  Dichter  ursi)rünglich  der  Er- 
zählende war.  Aber  daß  Mondschein  war,  hatte  doch  Äneas  sehen 
können,  ehe  er  einschlief,  und  so  liegt  doch  gar  kein  Grund  vor,  warum 
er  diese  Beobachtung  nicht  in  die  Erzählung  des  IVaumes  einschließen 
sollte.  Gegen  die  Vermutung  des  Verf.  spricht  aber  vor  allem,  daß 
VergU  doch  den  Homer  sich  zum  Vorbilde  nahm  nnd  deslialb  die  Irr- 
fahrten numöglich  selber  berichten  konnte. 

Im  übrigen  bemüht  sich  S.,  innerhalb  der  Bücher  lose  Zusammen- 
minge,  Widersprüche  nnd  Ungenauigkeiten  anflBOspüren,  um  daraus  anf 
spftter  eingefügte  Scenen  und  Yer&ndemngen  sn  schließen.  Die  Vor- 
würfe,  die  dabei  dem  Dichter  gemacht  werden,  scheinen  mir  oft  su 
streng  nnd  ungerecht  In  I  223—304  findet  8.  anflUlig  die  £rwfthnnng 
des  nova  Karthago  v.  298,  weil  es  bisher  noch  nicht  erwähnt  sei  (der 
Qrand  ist  mir  unverständlich),  das  *ponnnt  feroda  Foeni  corda*  v.  308, 
weil  sie  ja  nachher  die  Troer  vom  Lande  fenumhalten  Sachen  (eine  gt- 
wisse  KÜde  kann  man  schon  darin  sehen »  daß  sie  den  Fremdlingen- 
Zeit  nnd  Gelegenheit  lassen,  ihre  Königin  anzoflehen),  die  Angabe,  daß 
die  Königin  besonders  durch  Elinwirknng  Merkors  gnädig  gestimmt 
wird  gegenüber  den  Troern  v.  803/4,  weil  Ja  nachher  Ihr  Uitleid  nnd 
ihre  Hochachtnng  der  Grund  sn  ihrer  Hilde  ist  (aber  das  ist  doch  eben 
die  Folge  der  Einwirkung  Merknrs).  Daan  wird  hier  Merkurs  Er- 
scheinen ganz  kurz,  im  4.  Buch  dagegen  ganz  ansfUhriich  geschildert t 


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Jabreabericht  über  Vergü  1&Ü7— liH)Ü  (lOül).  (Helm.) 


51 


80  schlieCt  S.,  daß  diese  S'elle  eingefügt  ist,  nachdem  die  im  4.  BdcU 
veriabt  war,  als  ob  der  Dichter  dann  nicht  anch  die  aiustiilii Höhere 
Scbildemnf^j  Lätte  ins  1.  Buch  übertragen  können.    Für  das  2.  Buch 
schließt  sich  S.  an  Bethe  (Rh.  M.  1891  S.  511  ff.)  an  und  hält  die 
Laokoonepisode  für  spüter  eingeächoben.     Was  er   dabei   alles  ah 
Widerspruch  ansieht,  wird  kanro  überall  Rilligfung  finden.    So  st  i^'  -  r 
sich  an  'maerna  comitante  caterva'  v.  4l>,   weil  ja  alle  Troer  sclirm  m 
der  Ebene  waren,  an  de  n  'sollemni'*  ad  aras',  weil  ja  'soikmnis"  nur 
yasse  fiir  jährlich  wiederkehrende  Opfer,  er  stülit  sich  daran  ,   daß  die 
8chlarj:;eii  irii  PalJasheiligtum    verschwanden,    weil  man   das  ja  nicht 
seil'  n  konnte,  und  weil  es  auch  keine  Wirkung  ausgeübt  hahf^n  würde. 
All  diese  Anstöße  sind  völlig  willkürlich   und  /..  T.  durch  zu  eii^  ge- 
faßte Interpretation  entstanden;  aber  selbst  wenn  sie  vorhanden  wären, 
würden  sie  dann  durch  die  Annahme,  daß  die  Verse  später  eingeschobeu 
sind,  besser  ihre  Erklärung  tindeo?    Weiter  erscheint  es  dem  Verf. 
seltsam,  daß  Aneas  vom  Dach  des  Palastes  aas  sieht,  was  im  Innern 
vorgeht,  ond  er  schließt,  daß  die  Besteigung  des  Daches  später  ein- 
geschoben ist.  Aber  der  Dichter  mußte  doch  irgend  eine  Situation  er* 
flndeii,  durch  die  es  denkbar  wurde,  daß  Äneas  die  Vorgänge  um 
Priamus  mitansah  —  wenn  er  sie  einmal  erzählen  wollte  — ,  ohne 
doch  selber  in  den  Kampf  eingreifen  zu  iLönnen.   Die  Erfindung  der 
Dacbbesteigung  verrät  also  im  Gegenteil  gerade,  daß  sie  genaelit  iat, 
mn  das  folgende  vorbringen  zu  kOnnen.    Auch  wenn  die  Venussceae. 
die  dann  folfft,  fftr  nachträglich  eiagesehoben  erlü&rt  wird,  weil  Äneas 
sehen  Ton  selber  im  Begriff  ist,  an  seinem  Hanse  sn  eilen,  so  haltt  ich 
den  SehlnO  sieht  für  bertehtigt;  wer  will  es  dem  Dichter  versagen, 
dnreh  zwei  VotiTe  zu  erreiehen,  wosn  eins  genügt  hätte!  Das  güt  von 
dieser  Seen«  wie  von  der  Laokoonepisode.  Ein  späterer  Binsehnb  soll 
aneh  dueh  die  Verse  II  791—93  gekennseiebnet  werden,  die  im 
6.  Bach  an  ihrem  Plata,  hier  aber  absurd  seien;  'denn  man  kann  einen 
Schatten  nicht  aaiarmen,  der  reeessit  in  aaras*.  S.  scheint  4a  aaraiT 
Ar  identisch  aa  halten  mit  *in  die  H9heV  was  doch  nicht  nOtIg  ist 
Aber  seibat  wenn  ea  wäre,  so  ist  der  Schloß  immer  noch  seltsam.  £s 
aeigt  alch  äberhanpt  das  dgentflaUiehe  Bestreben  bei  8.,  alles  was 
weniger  angemessen  ist  nach  des  Verf.  Meinung,  einer  nachträglichen 
Bearbeitaag  anzuschreiben,  wie  auch  die  ElnMgnng  des  Amor  im 
1.  Back  naehtrtglich  geschehen  sein  soll,  weil  die  Entwickelnng  der 
Liebe  Im  Herzen  der  Dido-  uns  Kodernen  viel  entsprechender  geschildert 
wäre,  wenn  diese  gtttllehe  Einwirkung  ans  dem  Spiel  bUeba  Welchen 
Katzen  erweist  man  dem  Dichter,  wenn  man  ihn  alle  Dummheiten  ent 
später  in  die  tadellose  DanteUung  bineinbringeu  läßt?  Im  3.  Buch  soll 
das  pauca  ,  mit  dem  Helenas  seine  Rede  an  Äneas  ankündigt,  nicht 


52 


Jihresberiebt  ftber  Vergil  1397-1900  (1901).  (Helm.) 


EnlasBen,  daß  die  Bede  dann  89  Vene  umfaßt.  Die  Wiederliolang  von 
nbi  mit  dem  Fnt.  ex*  403,  410,  441  giebt  den  Anlaß  aar  Annabme 
einea  Kachtragea.  Die  Schildernng  von  Scylla  und  Gliarybdia  findet  8L 
angemessener  im  Hnnde  des  Diebtera  als  des  Helenns;  tiber  Kirke,  die 
das  Vorbild  für  Helenns  bier  abgiebt,  bescbreibt  ebenso  bei  Homer  die 
beiden  Uogahener.  Alle  Anstoße,  die  beransgesnebt  werden,  lassen  irgend 
eine  Erklftrang  zu,  wenn  man  nur  nicht  mit  vorgefaßter  Ifeinnug  dem 
Dichter  begegnen  wül. 

Eine  Fortsetzung  dieser  Kompositionsstndien  enthält  die  Aasgabe 
des  4  —6.  Buches  von  Sabbadini,  Torino  1898. 

i  m  «las  1.  Buch  ;^laubt  er  einen  Beweis  für  verschiedene  Schichten, 
die  sich  nach  der  Zeit  der  Abfassung  sondern  lassen,  in  der  Behand- 
lung des  Jarbas  und  der  Anna  zu  finden.  Während  nauilioh  süu.>t  nur 
der  eine  Bewerber  um  die  Hand  Didos  genannt  wird,  sind  v.  30/ 7  und 
534/6  mehrere  erwähnt.  Anna  ei*scheint  421 — 3  als  Vertraute  der 
Äneas,  während  man  voilier  nichts  davon  erfährt,  und  nach  Scliüler 
schon  schlielii  die  Kla/^e  der  Anna  675  —  85  ihrem  Wortlaut  nach 
aus,  daB  sie  nrsprünjjlich  zu  dem  Bunde  mit  Aneas  zugeredet  hat. 
Auch  V  156:  (^uam  mihi  cum  dederit,  cuniulatam  mortc  remittam,  durch 
deü  nach  des  Verf.s  Ansicht  Dido  ihr  Vorhaben  zu  sterben  deutlich 
verrät,  soll  ein  späterer  Einschub  «fin,  während  der  Dichter  sich  früher 
liber  die  I^Iitwirkung  der  Anna  nicht  ganz  klar  gewesen  sein  soll  und 
einzelne  der  später  ihr  zugeteilten  Dienstleistungen  der  Amme  Barce 
geliehen  haben  soll.  Die  Person  der  Anna  wäre  danach  erst  all- 
mählich dem  Dichter  greifbarer  geworden;  das  wirl  man  wohl  zugeben 
können;  aber  die  Spuren,  die  S.  zu  sehen  glaubt,  sind  nicht  vorhanden. 
Für  V.  6— 5ö  tüftelt  er  eine  Anzahl  von  "Widerspiüchen  mit  dem  Zu- 
sammeuhaEg  heraus,  um  zu  zeigen,  daß  Didos  Liebe  sich  anfangs  ohne 
Zuthun  der  Schwester  eotwickelte.  Weiter  sollen  v.  522  —  83  sich  als 
späteren  Einschub  charakterisieren,  weil  ohne  sie  sich  der  schon  längst 
geäußerte  Entschloß  der  Dido,  zu  sterben,  ganz  richtig  in  die  That  ver- 
wandelt. Erst,  weil  Vergil  die  fiandlnng  der  Dido  und  des  Äneas 
nicht  genug  begründet  schien,  schob  er  die  Überlegung  der  Dido  und 
das  aweite  Ei*scheineD  des  Merkur  ein.  B.  bemft  sich  besonders  anf 
V.  563:  üla  dolos  dirnmqne  nefas  in  pectore  versat,  wovon  wir  sonst 
nichts  hören  und  wodurch  die  Charakteristik  der  Dido  nnr  verdorben 
würde  ;  dabei  findet  der  Vers  doch  durch  t.  592  eine  gewisse  Bestätigung, 
ließe  sich  sonst  anch  dnrch  die  Alwicbt  des  Merlcnr  genügend  erklären. 
Und  wenn  Vergil  diese  Einschflbe  später  fttr  nötig  Uelt,  wamm  nicht, 
als  er  zuerst  den  üi  Prosa  entworfenen  Stoff  in  Verae  goß?  Auch 
sonst  entdeckt  S.  noch  im  4.  Buch  einzelne  Verse,  die  er  einer  zweiten 
Bearbeitnog  suschreibt. 


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Jahresboricht  über  VorgU         1900  (1901)*  (Helm.) 


53 


Ganz  im  Sinne  Sabbadinis  nnd  ein  Ausbau  seiner  Erörtemnapn 
sind  die  Untersnrhnngen  von  F.  Vivona  Eiv.  di  fil.  XXVI  3  über 
das  4.  Bnch  dir  Aneis.  Der  Verf.  betrachtet  zunächst  v.  413—49. 
Nach  dem  'iterum  temptare  i>iecaudo  cogitur'  (413)  erwartet  er  eine 
"Wiederholung:  der  bceue  Öü5  ff. ,  in  der  Dido  selber  den  Aneas  anfleht 
za  bleiben,  nicht  nnr  eine  Bitte  um  Aufschub,  übermittelt  durch  Anna, 
wie  sie  jetzt  ausgesprochen  ist  v.  4iGff.  Es  leuchtet  ein,  daß  das 
völlig  willkürlich  ist  und  eine  nachträgliche  Umänderung,  wie  sie  der 
Verf.  deshalb  annimmt,  um  nichts  wahrscheinlicher!  weil  in  t.  437/8: 
talibus  orabat,  [talisque  miserrima  fletns  fertqne  refertque  soror.]  sed 
nollis  ille  movetor  fletibus  die  bezeichneten  Worte  sidi  ohne  weiteres  tilgen 
lassen  Einen  Best  der  alten  Fassung  sollen  wir  noch  in  der  Lesart 
*dedene'  v*  436  sehen.  Das  comolatam  morte  hält  V.  für  verderbt 
und  erwartet  nach  Ueraosieiinng^  von  Ovids  Didobrief  177—81  einen 
Ansdrnck  wie:  'dann  werde  ich  mir  nicht  das  Leben  nehmen ,  sondern 
mich  erhalten\  —  Die  Überlegung  der  Dido  534 ff.,  nachdem  schon 
V.  604  ff.  alles  zum  Tode  vorbereitet  ist,  erscheint  oostOl^;  der  Verf. 
meint,  sie  hnbe  in  einem  froheren  Entwurf  des  Dichters  eine  frühere 
Stdle  eingenommen,  inmat  die  mhige  nnd  Iciihle  Erwflgnng  nicht  sn 
den  einleitenden  Worten:  saevit  amor  magnoqne  iranim  flnctnat  aestn* 
JMMO.  Er  setzt  sie  also  zwischen  y.  411  ond  474.  Wenn  aber  Vergil 
dieses  SelbstgeBprftch  nachher  nmstellte,  nm  die  Dido  vor  ihrem  Tode 
noch  einmal  ihre  Lage  überdenken  za  husen  —  eine  Sitnation,  die  mir 
fihrigens  sehr  natSrlfch  erscheint so  konnte  er  es  anchgldch  beim  ersten 
Entwurf  dort  konxipieren.  In  der  Episode  der  Erscheinnog  des  Merknr 
654  ff.  ist  Ton  Listen  nnd  Angriffen  die  Bede,  die  Dido  gegen  die 
Troer  im  Hemn  plant;  wir  hOren  denn  anch  592  ff.,  daß  Dido  in 
der  That  anf  den  Gedanken  kommt,  Gewalt  anzuwenden.  Deshalb  hftit 
V*  es  für  nütig,  daß  diese  loteten  Verse  ursprünglich  vor  jenen  standen; 
die  Begrflndnng  der  nachtrSgllchen  TJmstellnng  fehlt  —  (Die  Andentnng 
eines  Angriffes  sieht,  wie  mir  scheint,  nicht  anrichtig  Knorr  (s.  8.  59) 
schon  in  dem  'infarar*  IV  645,  so  daß  dieser  Anstoß  fiberhaupt  wegfiele). 
Die  Person  der  Anna  sdieint  dem  Verf.  wie  anch  Sabhadini  der  nr- 
sprünglichen  Anlege  des  Bnches  fremd;  erst  allmfthlich  hat  ihr  der 
Dichter  mehr  nnd  mehr  Bedeutung  zugeschrieben.  Darin  liegt  etwas 
Bichtiges;  denn  es  ist  zweifellos,  daß  Vergil  bei  der  ersten  Anlage 
seines  Epos  noch  nicht  ganz  klar  darüber  war,  welche  Stellung  Anna 
einnehmen  wurde;  soust  würde  er  ihrer  schon  im  1.  Buche  gedacht 
haben. 

Für  das  5.  Buch  nimmt  Sabbadini  als  Kern  an  v.  64— TUnnd 
V.  104 — 544,  weucgleicli  auch  hier  noch  nicht  alles  im  Einklang  ist; 
so  hebt  er  hervor,  daß  Nisus  und  Enrjaius  hier  nicht  ausführlich  ge> 


54  Jaiircbbericht  über  Vergil  16^7—1900  {li>01).  (HcIdl) 


Bebildert  werden,  sondern  erst  Bach  IX  (t.  S.  48),  daß  wir  193  Ton 
Fäbrlichkeiten  hSren,  die  MneBthens  in  den  Sjrten  nnd  am  Kap  Malea 
bestanden  hätten,  aber  nicbt  I  III  nnd  III  192  ff.,  wo  von  den  Syrien 
nnd  dem  Kap  Malea  die  Bede  ist.  Dagegen  hält  S.  den  Indns  Troiae 
545—602  für  einen  besonderen  Teil;  Ascanina  reitet  dort  auf  einem 
Pferd,  das  ihm  die  Candida  Dido  gescheukt  hat.  Der  Verr.  verlaugt 
nnu,  daß  wir  davon  etwas  in  Buch  I  oder  IV  hätten  erfuhren  müss^eii; 
auch  scheint  ihm  Candida  nicht  zu  der  Cji-italiuiig  von  Didos  Cbaiakter 
zu  passen,  die  der  Dichter  schließlich  vorgeuommcu  hat.  Dazu  wird 
der  Indus  Troiae  nicht  im  Programm  v.  66 — 7ü  erwähnt;  natürlich, 
denn  er  soll  eine  L'berruschnug  sein.  Ein  Mangel  an  Übereinstimmuag 
ist  es  allerdin^^s,  daß  Ascanins  672/3  den  Helm  trägt  (qua  ludu  indutns 
belli  simuläcra  ciebat),  während  er  wie  die  andern  nach  v.  556  unbe- 
deckten Hauptes  zu  sein  scheint,  (omnibus  in  morem  tonsa  coma 
piessa  Corona).  Ein  besonderes  Stück  erkennt  S.  ferner  in  der  Schilderung 
des  Schiffsbraiides  und  der  Griindnii^  von  Segesta;  daß  es  getrennt  von 
dem  liidus  Troiae  verfallt  wurde,  dafür  beruft  er  sich  auf  den  eben  er- 
wähnten Widei-spruch;  daß  es  auch  von  deu  übrigen  Spielen  gesondert 
entworfen  wurde,  das  soll  die  Erscheinung  der  Iris  bewirken,  die  nach 
dfr  von  Buch  IX  1  —  15  gemacht  sei.  S.  vermutet,  daß  dies  Stück 
ursprünglich  zu  der  Fahrt  des  Aneas  nach  Karthago  gehörte;  dann 
würde  auch  das  doppelte  septima  aestas  v.  626  und  I  755/6  passen, 
weil  68  ungefähr  zu  derselben  Zeit  gesagt  wird.  Endlich  vermißt  der 
Verf,  in  v.  765 — 71  die  Berechnung  der  Zeit,  die  auf  Anebeiserung  der 
Schiffe  nnd  Gründung  der  Stadt  verwandt  wurde.  Wenn  nan  die  Vene 
fortläßt,  so  schließt  sich  epulae  nnd  hoDOB  762  an  bonos  v.  58  und 
epnlae  v.  63  an.  Der  Kern,  der  so  beranageBcbUt  wird,  enthält  den 
bonos  für  das  Grab  des  Anchises,  das  poscerc  ventos  und  die  epulae 
(V.  68,  59,  63)  in  den  Abschnitten  v.  72—99,  100-103,  772—76; 
dieser  Kern  verband  sich  von  Anfang  au  mit  dem  ancrificinm  novem- 
diaie,  qnod  mortois  fit  uona  die  qua  sepnlU  ennt,  besieht  aioh  aleo  auf 
den  ersten  Anfentbalt  In  Sizilien  vor  der  Falirt  nach  Karthago.  —  Aach 
die  Unterredung  zwischen  Neptnn  nnd  Venns  and  die  Palinamsepiwde 
giebt  nach  S.  Anlaß  sn  Bedenken;  die  erste,  weil  nnper  y,  789  einJahr 
Borflckgreift  nnd  Neptnns:  saepe  forores  eompressi  v.  801  nicht  richtig 
ist»  da  nnr  von  einem  Mal  die  Bede  war  (I  1S5),  die  sweite  wegen  der 
bekannten  WldenprUche  sn  VI  3S7— 371.  VI  338  findet  sich  nnn  der 
Ansdrack:  Libyco  noper  corsn.  Bas  sieht  S.  ala  BesUltigmig  seiner 
Hypothese  an;  das  soll  heißen,  daß  Äaeas  direkt  von  Libyen  kam,  and 
dam  stimmt,  daß  Anchises  swar  von  den  (Gefahren,  die  seinen  Sohn  in 
Libyen  bedrohten  spricht,  VI  694,  aber  vom  Brande  der  Schilfe  nnd  der 
daraus  entstandenen  Gefahr  nicht.  Der  Verf.  scheidet  danach  drei  Be- 


...... ^le 


Jahiesbericht  über  Vergil  1S97-10OO  (lOOlj.   (lieim.)  55 


stuuJteile  des  5.  Buchet;  der  illtesle  ist  die  caerimonia  novendialis.  der 
iiidiid  der  Schiffe  und  die  Grüutlun^  Segestas,  ur^pi  unglich  dem  ersten 
Aufeatbalt  in  Sizilien  zugehörig;  der  zweite  nmfaßt  die  Spiele,  die 
ebenfalls  zum  ersten  Aufenthalt  in  Sizilien  gehören  sollten  (den  Beweis 
80II  visuri  Aeoeadas  v.  108  liefern,  was  nicht  passea  würde,  weun  die 
Troer  den  Sizilianeru  schoa  bekaurjt  gewesen  wären  I):  der  dritte  Be- 
standteil enthält  die  Palinnrnsepisode  und  boll  ftlr  den  zweiten  Auf- 
eulhalt in  Sizilien  bestimmt  gewesen  sein.  Den  ältesten  Teil  denkt  sich 
S.  ursprünglich  vor  das  1.  Buch  irestellt,  und  er  findet  eine  Anzahl 
von  Momenten  ,  die  dann  ansrcblich  im  1.  Bnch  größere  Klarheit  er- 
haltea ;  dahin  gehört  die  Erscheinung  des  Achates  als  eines  dem  Iieser 
Bekannten. 

Im  G,  Buch  hält  Sahbadini  die  Misenusepisode  für  später  einire- 
schobes,  weil  der  Dichter  am  Ende  von  Buch  V  nichts  davon  sagt  nnd 
weil  sie  die  unmittelbare  Ausführung  der  Vorschriften  der  Sibylle  nnter- 
l>ricbt.  Außerdem  hebt  er  eine  Anzahl  von  Widersprüchen  hervor« 
darunter  die  bekanoten,  die  in  dem  Verhalten  der  Helena  VI  511  ff.  and 
II  256  ff.  liegen  und  die  ZarückfuhmDg  des  Rats,  die  Sibylle  von 
Comä,  aufzusuchen  einmal  anf  Anchises  VI  115/C,  das  andere  Mal  auf 
Helenns  III  — 60.  Auch  die  Heldeoschau  findet  S.  nicht  einheit« 
lieh  (s  dagegen  Ciraa  S.  41):  daß  Anchise«  die  Verkündigung  der  Zu- 
kunft VI  890-2  übernimmt  und  die  fühnmg,  während  III  458—60 
die  Sibylle  dafür  in  Anttiebt  genommen  ist,  erUftrt  8.  als  eine  Spar 
des  onprftDgUchen  Planet.  Daß  hier  etwas  nicht  amgegliohen  ist,  wird 
man  sngeben  mfiiaen,  und  es  ist  eine  schdoe  Vermatong  von  A«  Gercke 
Nene  Jbb.  f.  d.  kl  A.  1901  8.  UO,  daß  die  Heerschau  der  kftn Aigen 
Helden  nraprfinglieh  als  eine  Vision  gedacht  und  nicht  als  Bestandteil 
der  Hadsefahrt  erlindett  sei.  Bern  widerspneht  nur  das  homedsehe 
Yorbfld,  das  ja  dnrcb  die  Nekyia  die  Scene  gerade  so,  wie  sie  Jetst 
bei  Vergil  Ist,  nake  legte. 

Sabbadiois  Arbeiten  seiohnen  sieh  dorch  anHerordentUcken  Scharf- 
sinn aas,  nnd  ein  Teil  seiner  Beobachtangen  bat  etwas  Wahres.  Aber 
man  veriüfit  die  Vergleidmng,  was  anch  sonst  einem  IMckter  an  Ver- 
gefiliebkeiten  begegnet. 

Widenprfiehe  sind  in  der  Auels  vorhanden,  nnd  vieles  ist  nicht 
gas»  «nsgeglichen,  Vergil  wnßte,  weshalb  er  noch  drei  Jahre  auf  die 
fiadredaktion  seines  Werkes  verwenden  wollte;  aber  diese  Wldenprflohe 
linden  ihre  ErklSmng  genügend  in  der  Arbeitsweise  des  Dichters.  Der 
Biograph  berichtet  —  nnd  ich  wttßte  nicht,  weshalb  wir  daran  awdisln 
sollten,  —  daß  Vergil  Aenelda  prosa  prins  oratione  formatam  digestamqne 
in  XII  libros  particnlatim  componere  instltalt  prent  liberet 
(iuidquc  ti  nihil  in  ordinem  arripiens  (Snet  BeüF.  8.  50/60)  Wenn 


56  Jahresbericht  über  Vergil  1S97— 1900  (1901).  (Holm.) 


iibei  der  Stoß,  auf  Bücher  verteilt,  vorlag,  so  ist  es  raüGig:,  die  Chro- 
nologie einzelner  Bücher  erforschen  zu  wolleu.  Die  kleineren  Stücke 
gar»  die  der  Dichter  ganz  nach  äugen Uicklicher  Laune  aus  den  ver- 
schiedensten Teilen  seines  Epos  zur  Bearbeitung  vornahm,  in  eine 
Chronologie  bringen  zn  wollen,  erscheint  vollends  ganz  unmöglich.  Es 
muß  genügen,  etwa  vorhandene  Widersprüche  aufzudecken,  Schlüsse 
aber  lassen  sich  daraus  im  allgemeinen  nicht  ziehen,  während  Sabbodini 
sogar  so  weit  geht,  den  ersten  Entwurf  der  Aneis  anzugeben,  in  »lern 
nach  seiner  Ansicht  alles  vom  Dichter  selber  erzählt  wurde  bis  auf 
Trojas  Fall,  so  daß  die  Iteihenlolge  der  Bücher  war:  III  (Irrfahrten), 
V  (Tod  des  Ancbises  und  Leichenspiele),  I  (Ankunft  in  Afrika),  II  (Trojas 
Fall),  TV  (Didos  Liebe  und  Tod),  VI  (Gang  in  die  Unterwelt). 

Einen  rler  Widersprüche  der  Aneis  sucht  durch  seine  Erklärunjr 
zu  tilgen  Fulda,  Die  Erzählung  von   dem  Orakel  der  Celano, 
Fleckeis.  Jb.  f.  Phil.  155  (1897)  d.  216  ff.    Die  gewöhnliche  Anlfassung, 
^ambesas  mensas'  III  257  bedeute  Tische,  ist  nach  dem  Verf.  komisch, 
nnd  die  Troer  hätten  darüber  in  eio  Gelächter  ausbrechen  müssen;  er 
versteht  die  Verse  so,  daß  Celäno  droht,  die  Troer  würden  auf  den 
Btrophaden  selber  eine  HuQfl^ennot  erleben,  die  sie  zwingen  würde,  selbst 
das  angenagte  JCahl,  das  vor  ihnen  stehe  und  ihnen  Ekel  bereite,  za 
Tsnehron»   nensa»  wird  ja  in  demselben  Sinn  v.  213  (nnd  'i31)  ge- 
braucht  Das  yerursacht  Schauder  bei  den  Troern,  Anchises  betet  zn 
den  Meeresgöttern  und  man  eilt  sofort  auf  die  See.   Der  durch  das 
Orakel  angedenteten  Gefahr  sind  die  Irrenden  dadurch  entgangen,  aber 
die  Furcht,  es  kSnna  doch  irgend  ein  Unheil  bedeuten,  bleibt  in  ilirem 
Hemn.  Deshalb  trOstet  sie  Helenns  III  B56  IL,  Apoll  wird  schon 
Mittel  nnd  Wege  wiasen,  es  glttcklich  enden  sn  lassen;  aneh  er  bemft 
aloh  anf  Apoll  wie  OeUno,  der  Leser  mnß  also  gespannt  sein,  wer  recht 
behalten  wird.  Bas  Orakel  erflUit  sich  dann  ohne  Sehrecken  VII 107  ff., 
als  die  Troer  die  Knchen  mitverzehren,  anf  denen  das  Obst  lag.  Es 
neigt  sich  also,  OeUbio  hat  das  Orakel  entstellt,  nm  die  ihr  Itaügen 
Ankömmlinge  zn  veijagen.  Aber  was  wollte  der  Gott  selber  mit  dem 
Orakel?  Das  sagt  Aneas,  indem  er  dn  Wort  berichtet  (VII  117),  das 
der  sterbende,  also  schon  mit  Seherblick  ausgestattete  Anchises  ihm  Unter* 
ließ;  der  sah  in  dem  Veizehren  der  Tische  die  Zeitbestimmung,  wann 
die  Troer  wieder  anf  ein  neues  Heim  rechnen  dürften;  für  ihn  bedeutet 
also  die  BrffUlnng  des  Ereigniises  nichts  Schrecklichea  mehr,  sondern 
den  Anfang  des  Olttckes.  So  hat  sich  die  Bedeutung  des  Orakels  ge* 
wandelt,  und  seine  Lftcherlichkeit  ▼ersebwindet.  Cel&no  hat  es  ins 
Grausige  gewandt;  das  dient  dasn,  beim  Leser  Spannung  an  erwecken; 
allmibtteh  kiftrt  sieh  der  wahre  Sinn  auf,  indem  erst  Helenns  das 
Furchtbare  mildert  nnd  dann  Anchises  das  Glückverheißende  erkeouL 


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Jahresbericht  über  Vergil  1900  (1901).  (üelm.) 


67 


Dann  ist  von  eiiiciii  Widerspruch  nicht  mehr  die  Rede.  Man  muß  zu- 
^vhvn.  d;ii  diese  creistreicbeJi  Ausführungen  etwas  Bestechendes  haben, 
Ull  i  man  luuL-  auch  /iif^e.steben,  daß  die  Auffassang  des  Orakels  bei  Celäno 
iiiid  bei  AnchiscK  dui  chuns  nicht  identisch  ist.  es  also  nahe  liegt,  zu  ver- 
muten, dali  uiciit  Aachlüetsigkeit  de»  Dichters  hier  zn  erkennen  ist, 
sondern  überlegte  Berechnang-. 

•Völlig  wertlos  ist  (nacii  H.  Winther  Wochenschr.  f.  kl.  Phil. 
1899  Sp.  654)  die  Arbeit  von  II.  G  lassen  er  über  den  Schild  des 
Achill  und  des  Äneas,  die  flüchtig  über  die  iiolie  der  Scliildbe- 
■chrelbungen  in  den  beiden  £pen  wie  über  Zahl  aod  Disposition  der 
Bilder  handelt. 

c)  Realien. 

A.  Preraerstein ,  Das  Trojaspiei  und  die  tribuni  celerum, 
Festschritt  für  O.  Benndorf  S.  261  ff.  geht  ans  von  Galen  rpoc  riijcuv^i 
tTEpl  TT^;  ör,piax^«  c.  I,  was  man  längst  anf  das  von  voi  nehmen  rnnn^ehen 
Knaben  aufgeführte  Trojaspiei  bezogen  hat;  dort  ist  voü  finem  Knaben 
die  Kede,  der  als  or,|j.oTE^c  }jLU3Tr,p'.tuv  tepo'jpY-^;  fungiert.  Der  Verf.  er- 
kennt darin  das  Amt  der  tribuni  celerum,  ursprünglich  "1er  Führer  der 
drei  von  Romnln«;  aufgestellten  Reitercenturien ,  das  als  rein  sakrale 
Würde  Aug:u8tu8  wieder  einrichtete.  Bei  Seueca  Troad.  787  (Peiper)  ff. 
wird  nnn  das  Trojaspiei  in  Verbindung  mit  dem  Tanz  der  Salier  er- 
wähnt und  geschildeit»  Dabei  kann  man  an  eine  in  die  Vorzeit  ver- 
legte Darstellung  der  armilostriA  vom  19.  März  und  19.  Oktober  denken. 
Hit  der  Erwähnung  der  Feier  vom  19.  Mftrs,  die  za  dem  Heeresaasiof 
in  Beziehnng  steht,  findet  sich  nnn  vereint  die  einsige  Nennung  der 
tiibuni  celerum  im  römischen  Festkalender;  allerdings  ist  gerade  hier 
vom  Trojaspiei  nicht  die  Rede,  aber  das  erklärt  sich  sehr  gnt«  well 
eine  Zeit  hindurch  wegen  hänfiger  Unfälle  dieses  Spiel  aufgehoben  war. 
So  wäre  im  Saliertanz  und  Trojaspiei  das  aasdehende  Faß-  nnd  Beiter- 
voJk  dirgeiteUt.  Die  tribnni  celerum  scheinen  von  AngmtnB  erst  wieder 
als  AnfShrer  der  Belterspide  reorganisiert  sn  sein,  da  sie  sonst  von 
den  SchriftsteUem  als  eine  niekt  mehr  bestehende  Einrichtung  erwähnt 
werden,  vielleieht,  meint  der  Verf.,  sogleich  mit  der  Yermehning  der 
swei  Tnrmen  anf  drei  durch  Angnstns,  die  eine  Erinnemng  an  die  drei 
ältesten  Tribns  der  Bamnes,  Tities  nnd  Luceres  sein  soOten.  Drei 
Tnrmen  zu  Je  swälf  Bdtem  fährt  anch  Yergil  an  in  seiner  SchOdemng 
des  Trojaspieles  T  660:  tris  equitnm  namero  tnrmae  temlqne  vagantnr 
dnctores. 

*F.  Corassini  di  Bttleiauo,  LaMarina  in  Virgilio,  Torino 
1898,  8.  XXVUI  377  S.  enthält  nach  der  Rezension  von  P.  Bad 
Boll.  d.  fll.  class.  V  (1899)  1  ff.  eine  Zusammenstellung  alles  dessen, 


58 


JahreBbericbt  über  Vergil  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


wfts  auf  die  Seefahrt  besitglieh  vorkommt  bei  VeripiL  lüt  unirlaQbliclier 
Baumverachwendang  werden  z.  B.  die  venchiedenen  Arten  von  Schiffen 
aaffezfthlt,  daxn  Stellen  angefahrt  mit  Übenetznngen  ans  mehreren 
SpraeheD,  immer  anf  je  einer  Zeile.  Von  technischer  Seite  schreibt  der 
Beaensent  den  angeknüpften  Beobachtongen,  die  oft  gegen  AOmann 
nnd  Segebade  polemisieren,  vielleicht  einigen  Wert  lo,  litterariidien 
nnd  kritischen  Wert  haben  aoch  sie  nicht 

d)  Einzelnes. 

Teztkritisehe  Bemerkungen  wfllkfiriichster  Art  bringt  znr  Äneia 
Bamstö  vor,  Emendandi  artis  vindicatio  lectionibns  Vergi- 
Hanls  illnstrata,  Progr.,  Leyd.  1899,  um  zu  beweisen,  daß  auch  bei 
diesem  vielcelesenen  Schriftsteller  noch  Konjekturen  ^^eniacht  werden 
können.  Es  ist  nur  ein  Spiel  des  Stdiarfsiiins,  das  sich  hier  zeigt,  von 
einem  Eingehen  auf  den  Sinn  und  die  Absicht  des  Dichters  ist  niclit 
die  Bede.  VUI  455  wird  statt  'tecto'  vorj?e8c  Ii  lagen  Mecto',  obwohl 
das  Adjektivum  'huinilis'  nicht  dazu  paßt,  wälirend  es  wohl  augebracht 
ist,  um  die  Ärmlichkeit  der  Hütten  /u  schildern:  und  gerade  daranf 
legt  Vergil  ja  Gewicht,  im  (^egensatz  za  Rom  die  primitiven  Verhält- 
nisse der  Urzeit  am  Tiher  vorzutühien  (s.  v.  08/100).  IX  75  i^t  es 
schon  Servins  auJgetailen,  woher  die  Herde  kommen,  von  denen  das 
Feuersclieit  genommen  wird;  er  orteilte  aber,  man  dürfe  von  dem 
Di  iiter  nicht  immer  in  solchen  Dingen  Genauigkeit  verlar  j«  i  D.  kon- 
jiziert  statt  'focos'  ein  'toros',  obwohl  nun  doch  ancli  nicht  klar  ist, 
woher  das  Feuer  k  njinit,  das  in  den  nächsten  Versen  erwähnt  wird, 
und  die  Darstellung  der  als  Parallele  herangezogenen  Ovidstelle  met. 
XIY  530  ff.  anders  geartet  ist.  Ähnlich  dagegen  ist  Aen.  Xll  283/5. 
Die  übrigen  Vorschläge  gehen  'allgemein  als  verderbt  bezeichnete^  Stellen 
an.  VII  577/8  wird  caecas  et  igni  vermutet  and  medio  in  crimine  soU 
die  Vorwürfe  bedenteo,  die  Turnus  den  Latinern  macht  wegen  des  ihm 
zugefügten  Unrechts;  das  'in*  wird  nicht  erklärt  nnd  das  'medio*  auch 
nicht.  Die  Überlieferung  dagegen  ist  tadellos.  YII  624  setzt  D.  statt 
*arduus*  *arcibns'  ein,  während  es  sich  doch  um  das  Sammeln  jmr 
Scblacbt  in  der  Ebene  handelt  (s.  v.  VII  643).  VIII  144  will  er  lesen: 
temptamenta  tnli-pepigi  ms,  obwohl  das  flberlieferte  'toi'  nicht  über- 
flüssig ist  nnd  das  'pspigi*  dabei  der  £rkläning  ermapgelt.  Der  Art 
folgt  noch  einiges.  Alle  Vermntnngea  sind  von  starkem  Selbstgeffilil 
getragen,  deshalb  aber  nicht  richtiger. 

Weniger  an  tadeln  sind  die  Adnotationes  ad  Aeneidam 
Ifnemos.  XXVI  (1898)  6.  ITSif.,  in  denen  sogar  an  einaolnea  Stellen 
die  Überlleferang  verteidigt  wird  und  die  sich  s.  T.  anf  die  Sadieridärnog 
besiehsn.  So  wird  I  35  das  'aas*  anf  die  ehernen  Sehiltacbaftbel  go* 


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Jahresbericht  über  Vorgil  löü7— lUOü  (TJOl).   (Helm.)  59 


deutet:  das  'sortiri  reiaui  Jil  i3iO  wirderkliut:  sortiti  renH^^a.iiJi  vices 
sive  tempora,  da  nach  D.  jeder  sein  eigenes  Ruder  hatte,  der  Ausdruck 
also  nicht  wörtlich  geiiornnieu  werden  l^ann  (s.  dagegen  8.  GO).  IV  587 
wird  das  'aequatis  velis'  gehalten  iu  derselben  Bedeutung,  die  das  grie- 
chische i\iooh  T»>tv  TTo^oiv  TtXitv  hat.  Zu  V  420  wird  die  Haltnng  der 
F^uaikiiüipitr  genauer  erläutert.  Was  au  Koiyekturen  vorgebracht 
wird,  befriedigt  aucli  iiier  nicht. 

Die  Besprechung  mehrerer  Verse  aus  der  Auels,  manchmal  nicht 
o!ine  Bedeutung,  aber  öfter  von  zweifelhaftem  Wert,  ist  enthalten  in 
dem  Programm  von  A.  Knorr,  Beitrüge  zur  Erklärung  einiger 
Stellen  der  Ä neide,  Belgard  (1898).  Der  Verf.  betrachtet  Vergils 
Charakteristik  des  Mczentius  und  schlägt  X  003  vor,  hinter  *per'  einen 
Gedankenstrich  zu  setzen,  weil  Mezentius  eigentlich  uie  Götter  anrufen 
wolle,  dann  aber  seinem  Chaiakter  auch  im  Tode  getreu  bleibe  nnd 
lieber  sage:  'si  qua  est  victis  venia  hustibas'.  Er  erkiäit  weiter  die 
Scene  zwischen  Jnno  und  Aolus  Aen.  I,  di»»  Malilzeit  I  211  ff.  Den 
als  Wahrzeichen  ausgegrabenen  Pferdekopf  I  444  S.  falit  er  als  Uinweis 
auf  Krieg  nnd  Seefahrt,  da  das  Pferd  Neptun  heilig  war.  I  478  be- 
zeichnet  nach  ihm  'hasta  versa*  (von  'vertere')  das  Scbafteode,  das  dem 
Troilus  aas  dem  Rücken  ragt.  II  46  empfiehlt  er  mit  mangelliafteft 
Gründen  statt  'auf  die  Konjektur  von  Heyne,  der  'atque'  vorschlage. 
Die  zahlreicbeo  ErkläroDgen  zu  III  682  ff  werdeu  durch  eine  weitere 
unmögliche  vermehrt.  Beachtenswert  dagegen  ist  die  allerdings  nicht 
aeae  Deutung  des  *inferai*'  IV  543  in  feindlichem  Sinn  für  *vetfo]gen' 
(b.  S.  5ä).  Anderes  übergehe  ich.  Eine  Fortsetznng  dieser  Be- 
sprechuogen  findet  sich  iu  dem  Frogr.  Belgard  1900  Beitr&ge  zur 
£rkUriiiig  einiger  Stellen  ans  Hör.  n,  Verg.  8. 14  it  Dne  'marl 
atunmo*  1 110  wird  ftbersetst:  *bei  hohem  Wasieratuide*.  I S86  ff.  wird 
mit  Servint  aaf  den  Diktator  Cäsar  bezogen,  nicht  anf  Aoguatiiib 
III  396  wird  das  *jnagnia  clangoribns*  anf  das  Gerinsch  gedeatet»  dai 
die  Harpyien  dnreh  ihren  lUgelseUag  verursachen,  nicht  anf  ihr  Ge- 
kreisch. Einige  richtige  ErUftmogen  werden  dann  anr  DantelUmg  von 
Didos  Schicksal  Aen.  lY  beigebracht,  wie  flberhanpt  die  Brlinterangen 
weit  bdser  sind  alt  die  wenigen  Koiqektareo. 

Aen.  I  68  sind  behandelt  in  der  Festschrift  in  Ehren 
▼oa  Korach,  Moskau  1896,  S.  643  ff.;  da  die  Schrift  russisch  ge- 
•chriebcn  ist,  war  sie  dem  Befcrenten  nnverstindlich. 

Aen.  U  77  ff.  In  dem  finxit  und  finget  sieht  F.  W.  Thomas, 
01a SS.  Rot.  XII  S.  33  einen  Doppelsinn,  indem  er  ihm  die  dnihche 
Bedeutung  des  Herstellens  nnd  die  andere  des  flUschUch  Erscheinen« 
lassens  giebt. 

Aen.  II  117  bringt  Loewe,  Fleckeis.  Jb.  1897  S.  59  f.  gegen 


60  Jabrebbericht  über  Vergil  18i>7— 19ÜU  (lyOl).  (Helm.) 


Scliulzes  Konjektur  'vertistis'  die  nene  vor:  cum  priraum  Iliacas  Daiiai 
tendi&iiä  ad  uia^  (s.  Jahresbcr.  LXXXXVll  (1898)  S.  178). 

Aen.  II  318.  A.  laidwig,  Ukalegoii  in  Ilias  und  An  eis, 
Sitz.  Ber.  V  der  Kg\.  böhm.  Geselhchaft  d.  Wiss.  1897,  behandelt  dtn 
seltsameu  Namen  Lkalegou,  der  iu  der  iiiag  sich  nur  F  148  findet,  wa 
seine  Erwilbnnnf  störend  nnd  ang:eschickt  ist.  Der  Verf.  meint,  Vergil 
Labe  ihn  au^  der  Iliiipersis  übernommen:  dort  aber  habe  es  nnr  ge- 
heißen: schon  bvonnt  der  nilchste  Nachbar  und  dann  bei  Hpfolgt:  o»jx 
dXe^a>v.  Daraub  .sei  ein  Name  erschlossen  und  in  die  Ilias  iiuerpoliert 
worden.  Man  hat  indessen  nicht  nötig,  die  Iliupersis  als  Quelle  tiir  den 
Namen  anznsehen,  da  Ver^i!  ihn  direkt  aus  Homer  schöpfen  konnte. 

Aen.  II  616  verteidigt  Hittl,  Ar  eh.  f.  lat.  Lexikogr.  XI  S.  1'2(> 
die  Überliefernng  •niinbo  eftulgens'.  indem  er  'nimbtis'  nis  Heiligenschein 
behandelt  und  darauf  hinweist,  daß  der  niciit  goldig  zu  sein  braucht, 
sondern,  wie  die  kampanische  Wandmalerei  zeigt,  allerlei  andere  Farben 
zuläüt,  wenngleich  es  ans  schwer  wird,  den  Zusammenhang  zwiscbea 
der  Wetterwolke  und  dem  göttlichen  Glänze  zu  entdecken. 

Aen.  III  509.  Gegen  Damst6  (s.  S.  5B)  verteidigt  E.  S.  Seaton, 
Mnem.  XXVI  (1898)  S.  419  das  'sortiri  remos'  in  seiner  eigentUcben 
Bedeutung  durch  die  Parallele  des  Apoll.  £hod.  I  394  ff. 

Durch  die  Unfertigkeit  der  Äneis  veranlaßt  sieht  Gima,  Ana- 
le cta  Latina,  Milano  1901,  S.  13—6,  einige  Störungen  im  vierteil 
Bach.  IV  131,  glaubt  er,  sei  von  den  Heransgeberu  hier  eiogefOgt, 
obwohl  ihu  der  Dichter  Doch  nicht  richtig  nach  beiden  Seiten  aoge- 
Bchlossen  hatte;  aber  man  wird  das  Zeogma  *retia  .  .  plagae  .  . 
▼enabnla  .  .  .  Haaayliqoe  rannt  eqnltes*  so  gnt  sogeatehen  rnttasen  wia 
V  88  oder  XII  930.  lY  486  soil  hinter  609  vertetst  werden,  weil 
mella  und  soporiferam  papaver  bei  der  Pflege  den  Drachen  nicht  an* 
gebracht  seien;  der  Vers  ist  an  seiner  Steile  zoletzt  verteidigt  von 
Herzog,  Herrn.  XXTX  S.  €29  nach  den  Ansführnngen  von  P.  Stengel 
ebenda  8.  281  ff.  (cf.  Jahresber.  LXXXXVll  8. 179).  Endlich  IV  820 
soU  durch  Interpolation  eigftnzt  sein  und  nnr  sed  cadat  ante  diem  Tom 
Dichter  herrfthren.  Aber  auch  hier  ist  das  mediaqae  inbnmatQs  arena 
doTch  Zengma  leicht  m  erlüAren;  nnd  daß  Dido  in  ihrem  Groll  mehr 
wünscht,  als  nachher  in  EHttllnng  geht,  Icann  nicht  wnnder  nehnen. 

Aen.  IV  39  ff.  ist  die  geographische  Beihenfolge  nicht  gewahrt 
und  die  ünterbrechnng  der  Anaphora  mit  *hiac*  störend;  deshalb  stallt 
Immisch,  Rh.  Hos.  LH  (1897)  S.  126  Vers  41  vor  40.  so  daß  Anna 
der  DIdo  znnftehst  die  nfther  liegenden  Gefabren  anfdUdt:  *et  Nnmidae 
Infrenl  cingunt  et  inhospita  Syrtis'  nnd  dann  anf  die  femer  liegenden 
hinweist:  *hinc  Gaetulae  nrbes.  genas  insoperabile  belle,  hine  deserta 
slti  regio  lateqne  fnrentes  Barcaef.   Die  Umstellung  schafft  einen  tadel- 


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Jabreäbericbt  über  Vergil  1897—1900  (ISIOl).  (Helm.) 


61 


losen  Text;  aber  bei  der  Nicbllaiickeit,  die  ^wgBL  in  eolehea  geograr 
phischen  Dingen  beweist,  ist  es  doch  recht  fraglich,  ob  sIa  iiStiff  iat 
<vgl.  Kroll,  Stod.  üb.  d.  Kompos.  d.  Aen.  S.  150  und  die  Daratdlmig 

der  Seefahrt  III  551  ff.). 

Aen.  IV  436.  Sabhadiui,  Kiv.  di  fil.  XXVIII  (1900)  erklärt, 
camnlatam  morte  remittam  sf  i  nrspriing-lich  pi'emeint  im  Sinne  von:  'Ich 
werde  es  tant^pudlacii  luii  meiuem  Tode  bezahlen.'  Da  war  die  Person 
der  Anna  noch  nicht  eiiigeiiiiirt ;  als  dan  ftber  m  beliehen  war,  durfte 
der  Yers  ja  nicht  in  diesem  Sinne  stehen  bleiben,  da  sie  ja  nichts  von 
dem  beabsichtigten  Selbstmord  erfahren  durfte  Deshalb  änderte  der 
Dichter  'dederit'  in  'dederia'  und  verstand  'morte"  temporal.  Weder 
die  Verteilung  von  *dederit'  und  'dederis'  auf  diese  beiden  Entwürfe  ist 
klar,  noch  einzaseheo,  warnm  'morte'  denn  nicht  gleich  beim  ersten 
temporal  gefaßt  sein  sollte  (s.  S.  48). 

Aen.  V  359/60.  Fttr  seine  Erklftrnng  der  Stelle»  daß  der  Schild 
von  dem  Griechen  einem  griechischen  Tempel  entnommen  nnd  dann  von 
Äneaa  erbentet  sei  (Jb.  LXXXXVH  (1898)  8. 179),  bringt  T.  E.  Page. 
Claas.  Bev.  XIII  (1899)  8.  373  Parallelen  ans  Tac  ann.  XV  53  nnd 
Arrlan,  Anab.  IX  6^  die  seigen,  daß  man  in  dieser  Weise  heilige 
Schilde  in  den  Kampf  nahm. 

Aen.  VI  273  if.  Daß  die  Schildemng  der  Schreckgestalten  am 
Eingang  der  ITnterwelt  dnrch  Hesiod  beeinflnfit  i^t.  zeigt  Peppm&ller, 
Phil.  liVn  (1898)  8.  872. 

Aen.  VI  — 4.  Die  Erwäluiun«?  der  Ulme  erklärt  Granger, 
Class.  Kev.  XIV  (1900)  S.  25  aus  volkbiümlicher  Anschauung.  Die 
Erscheinung:en  der  Unterwelt  sind  ursprünglich  Seelen  menschlicher 
Wesen.  Ulnien  werden  am  Grabe  gepflauzt  Horn.  II.  VI  419,  hier 
hält  sich  ahso  die  Seele  des  Veratorbenen  auf,  ehe  sie  ius  Reich  des 
Todes  gelit  (s.  Jacobsson  S.  4.6). 

Aen.  VI  289.  Die  vier  Verse,  welche  der  Scholiasta  Danieiinus 
an  dieser  Stelle  anfuhrt  als  vom  Dichter  verfaßt,  aber  von  den  Heraus* 
gebem  gestrieben,  hat  Sabbndini,  Boll,  di  fil.  class.  V  254  im 
Codex  Estensis  lat.  zu  Modena  VI  B  12  saeo.  XVI  gefunden  als  versus  in 
vetQStissimo  codice  Virgilii  in  marginem  scripti  qni  ipsins  ]nit;intur 
anctoris.  Daß  die  Verse  in  der  That  von  dem  Rande  einer  Hs 
stammen  und  nicht  etwa  vom  Scholiasta  Danielioos«  beweist  die  Thnt- 
sacbe,  daß  dieser  eist  1600  im  Drock  ersohien. 

Aen.  VI  518  ist  die  Gestalt  der  Heleoa»  die  mit  der  Fackel  dea 
Griechen  yoranlenchtet,  schon  Ton  Schneidevia  auf  alte  Überliefemng 
znrfickgeffihrt  worden  (vgl.  Knaack»  Rh.  M.  XLVIH  S.  633).  Epipha* 
nins  nenot  fftlsehUch  Homer  als  Quelle  ffir  diese  Anschannng.  Immisch, 


62  Jahrebbericht  über  Vergil  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


Bli.  M.  Ln  (1897)  S.  1S8  f.  sucht  onn  Stesicboms  als  Gewährsmann 
für  diese  Ymtelinng  vosHdena  zu  erweisen,  da  er  ja  bckaimtlicb  die 
Heleea  behandelt  bat.  Bas  ganr^  Bild  aber  soll  auf  eine  Volksan- 
Sduniong  zurückgehen,  nach  der  auch  Helena  wie  ihre  Brüder  eine  ße- 
deotnng  für  die  Schiffer  hat  und  zwar  eine  niciiL  Glück  verheißende. 

VI  586  verteidigt  Daraste,  Miie  nios.  XXV  S.  311  f.  als  Strafe 
des  Salmoueus;  da  aber  die  Worte  au  bich  deg  Unangenehmen  uichLs 
enthalten,  was  als  Bnße  aidgelaijt  werden  könnte,  so  stellt  er  v.  607 
dahinter:  exsurgitque  facem  attollens  atque  intonat  ore,  der  ihm  an 
seiner  Stelle  nichtssac^cnd  erscheint.  Die  grausame  Strafe  des  Salmoneus 
besteht  also  darin,  daß  er  best&ndig  die  Fackel  schwingen  and  darch 
sein  Geschrei  den  Donner  nachahmen  muß. 

VI  724  ff.  C.  Pascal,  Comment.  Vergil.  Medioi.  liK>0. 
S.  143  ff.  weibt  auf  die  enniauische  Färbung  bin  (s.  S.  42). 

VI  752  ff.  Cima.  Analecta  Lat.  Mil.  1901  la  rassegna  dedi 
erüi  analy  siert  die  Komposition  und  zeigt,  daii  die  überlieferte  Eeiben- 
folge  der  Verse  tadellos  ist  (s.  S.  41). 

Aen.  VI  743  Salomon  Reinacli,  Comptes  rendus  de 
l'acad.  des  inscr.  1900  S.  398  f.  erhebt  Einspruch  gegen  die  falsche 
Auffassung,  die  schon  seit  dem  ersten  Jahrb.  des  römischen  Kaiser- 
reichs besteht  und  in  die  Lcxica  übergegangen  ist,  daß  manes  so  viel 
bedeute  wie  sapplicia.  Diesen  Irrtom  hat  schon  Statins  verbreiten 
helfen  (Theb.  Vlil  84). 

Aen.  VI  791—807.  Die  Verse  auf  Augustus  betrachtet  Norden, 
Bh.  M.  LIV  (1899)  S.  466  ff.  als  Panegyrikns  und  sucht  (ähnlich  wie 
Marx  für  Ekl.  IV,  auch  Gndeman  für  Xacitns*  Agricola)  die  Befoigoo^ 
rhetonseher  Vorschi'iften  darin  nachzuweisen.  Vorbild  waren  die 
Alexanderencomien ,  in  denen  ebenso  der  Vergleich  mit  Dionysos  nnd 
Herakles  sich  findet.  Scharfsinnig  deutet  N.  die  Vem,  in  denen  das 
Land  jenseits  Qaramantem  nnd  Indem,  jenseits  des  Weges  der  Sonne 
beschrieben  wird,  als  Äthiopien,  das  in  den  Jahren  94*33  you  G.  Pe- 
tronins  unterworfen  wurde;  dadurch  wird  eine  ZeitbesCiinmang  flir  diese 
Verse  gewonnen,  nnd  es  ist  nicht  nötig  annnnebnien,  daD  diese  Episode 
erst  nach  der  23/3  erfolgten  Vorlesung  des  6.  Bnches  eiogeschaltet  sei. 
Die  respoosa  deomm  799,  also  eine  göttliche  Propheseinog,  bedeht 
der  Verf.  anf  dieselben  slbyllinischen  Orakel,  die  aar  Dichtung  der 
4.  Ekloge  geflUirt  haben,  die  ErwAhnnng  der  Gaspia  regna  anf  die  Ge- 
sandtschaft der  Skythen  im  Jahr  36  oder  35.  Mit  einem  sibyllinischen 
Vers  Or.  Lib.  V 16  8v  Bp^Qxi)  imj^ti  xal  ZtxiX(i)  xoX  Meiiftc  stimmt  das: 
hnios  in  adTentnm  iam  nnnc  —  borrent,  wie  III  700  die  Beseicbnnog 
Gamarinas  als  Yatis  nnmqnam  conooBsa  moveri*  mit  Or,  Sib.  III  736; 
l^^  mvstv  Ka(Aaptvav  ■  dx(vi)Toc  ^ap  afx£tv«»v.   VergU  hat  danach  in  den 


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Jahreeb«rielit  fiber  Vergil  1897-1900  (1901).  (Helm.) 


63 


PAMCjrikitt,  in  den  Zioge  ans  AiezanderoDcomien  fibertragen  sind,  am- 
laufende  Weiasagingen  Aber  Augnatiu  eingefiOgt. 

Aen.  VI  893—8.  Für  die  beiden  Pforten  des  Schlafes  beruft 
lieh  Graoger,  ClasB.  &ev.  XIV  (1900)  8.  86  anf  eine  ErUOninflr 
von  Tanbnann  zu  Flaut.  Trno.  II  6d.  Es  werden  geschieden  wirldlche 
Seeleu  und  trügeriache  Trftame;  die  einen  gehen  dnreh  die  Pforte  aus 
Horn,  die  anderen  darch  die  aus  Elfenbein.  Das  Horn  entspricht  dem 
Auge  (nach  Servias),  das  Elfenbein  dem  Mund,  da  es  an  die  Zähne  er- 
innert, wie  jenes  an  die  Hornschictit  im  Auge.  Was  da^  Augfe  erkennt, 
ist  wahr,  dagegen  ist  der  Mund  trügerisch.  Wenn  Wiu'il  fleii  Aneaa 
duicti  die  elfenbeinerne  Pforte  hinausgehen  laßt,  so  soll  uns  dus  duran 
erinnern,  daß  des  Dichters  Mund  nnr  die  Gestalten  schafft.  Xu  der 
ganzen  Anschaunng  soll  etwas  Volksuimliclies  liegen. 

Gegen  die  Erklärung,  die  ja  au  mystischer  Allegorie  nichts  zu 
wüuschen  übrig  läLlt.  wendet  sich  mit  einer  nicht  besseren  Everett, 
Class.  Rev.  XIV  (1900)  S  153  f.  Aach  er  sacht  eine  besondere Er- 
klärang  für  die  Erwähnung  der  beiden  Thore  nnd  findet  sie,  indrai  er 
in  ihr  eine  Zeitbestimmung  siebt.  Wie  Dante  stets  die  Zeit  genau  an- 
giebt  bei  seiner  Wanderang,  so  soll  hier,  während  die  Wanderung  am 
Morgen  begann»  die  Zeit  vor  Mitternacht  b^seicbnet  sein.  Vor  Mitter- 
nacht nämlich  erscheinen  die  falschen  Tiftnme,  nachher  die  wahren; 
vorher  ist  das  elfenbeinerne  Thor  geSffnet,  nachher  das  aus  Horn. 
Weim  also  Äneas  durch  jenes  hinauBgeht,  so  heißt  das,  daß  Mitternacht 
noch  nicht  da  ist. 

Aen.  XI 892  will  C.  Haeberlin»  Phil.  LVI  (1897)  *altnm  M 
lesen  statt  'nt  videie*. 

Aen.  XII  817  una  snperstitio  superis  quae  reddita  divis  nimmt 
Sottter,  Class.  Bev.  XIV  (1900)  a  154  f.  als  Interpolation  au  wegen 
des  aulfUligen  Oebranches  von  snperstitio,  der  Verbindung  von  superis 
divii  und  des  Ausdrueks  reddita. 

?•  Zu  lüuidBelirifIeD»  BiogiapUen  nnd  Kommoitaftt. 

8.  63-69. 

M.  P.  de  Nolhac,  le  Virgile  du  Vatican  et  ses  peintures.  Not. 
et  Extr.  des  nianuscr.  de  la  bibliotheque  nationale  XXXV  2  (1897). 

Codices  e  Vaticanis  selecti  phototypice  expresai  iassu  Leonis 
P.  P.  XUI  vol.  I.   Bom.  1S99. 

L.  Traube.  Bss  Alter  des  Codex  Bomanus  des  Virgil  Strena 
Helbigtana.  Lelps.  1900.  a  307  ff. 

Norden.  Bbeln.  Ifus.  LVI  47a. 


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JfthrMbericht  über  Yogü  1897—1900  (1901).  (Helm.) 


Gombarieii,  Frigmento  de  l*£n6ide  en  maslqoe.  Flaris  1898. 
C.  Vitelli,  Stadl  Iteliani  VIII  (1900)  S.  387. 


Sabbadini,  Stndi  Italianl  Y  (1697)  S.  384.  ¥11(1899)  8.  37  ff* 
W.  Heraeas,  Bbein.  Hat.  LIY  (1899)  S  157. 
Pascal,  Gomment.  Vet^ilianae.  8.  159  ff.  t.  8.  2  (5),  42. 
Haneini,  Stadl  ItaUani  YHI  (1900)  8.  176. 
A.  Melardi,  La  psiobomachia  dl  Prndeozlo.    Fistola  1900. 
&  44  ff 

Fabif  Plandadis  Falgeatil  optta  lee.  B.  Helm.   Llpa.  1898. 
8.  81  ff 

Den  Vaticauns  3225  schildert  ausführlich  M.  F.  deNolbac.  Er 

piebt  genau  die  paläographischen  Eigentümlichkeiten  wie  den  Zostand 
der  ganzen  Iis  au.  Das  Alphabet  und  die  Ligaturen  werden  vorgeführt; 
an  Abkürzungen  findet  sich  nur  Eisatz  des  M  durch  einen  Strich,  so 
wie  Q-  für  QVE  und  ,  für  VS.  Die  Punkte,  die  der  Interpunktion 
dienen,  sind  verschiedener  Art,  da  sie  oben,  unten  oder  in  der  ilute 
der  Buchstabenhöhö  stehen.  £in  kritisches  Zeichen  dient  dazu,  Anfang 
oder  Ende  der  Reden,  auch  den  Beginn  von  Gleichnissen  zu  markieren, 
öfter  auch  nur  eine  starke  Trennung.  In  den  Korrekturen  werden  sechs 
Hände  geschieden.  Der  Verf.  hält  die  Hs  für  älter  als  den  Mediceus, 
weil  die  Schrift  eines  seiner  Korrektoren  der  des  Medicens  g^leicht;  er 
schwankt  aber,  ob  tr  sie  ins  4.  o  ler  6.  Jahrh  setzen  soll.  Das  II.  Ka- 
pitel ist  den  5U  Illustrationen  L'ewldinet,  die  die  Iis  enthält,  9  fiü* 
<!e-orß:i('a  und  41  für  die  Äneis.  Der  Verf.  schildert  die  Bilder  und 
bewundert  die  zu  den  Hporgica  gefertigten  wegen  ihrer  Empfindung  und 
Naturwaiirlieit:  dann  fül{?en  l)arstellans"en,  die  unangenehm  überraschen 
duich  ihre  Mangelhaftigkeit,  und  erst  von  Folio  -10  an  werden  die  Zeich- 
nungen wieder  besser,  so  daß  verschiedene  Maler  anzunehmen  sind. 
K.  hält  diese  Bilder  nicht  für  Originale;  dem  widerspricht  das  Hohe, 
Handwerksmäßige  der  zweiten  Gattung,  das  es  unmöglich  macht,  die 
Idee  Qod  die  Darstellung  demselben  zuzuschreiben;  dem  widerspricht 
aber  aacb  die  Anlage  der  Hs.  Nur  5  Bilder  sind  im  Text  und  11  oben 
oder  unten  auf  der  Seite,  ohne  daß  ein  leerer  Raum  bliebe;  die  übrigen 
befinden  eich  oben,  haben  aber  vor  sich,  d.  h.  auf  dem  vorhergehenden 
Blatt  einen  freien  Raum,  der  oft  groß  genug  ist,  um  die  Illustration 
selber  aufzunehmen.  Der  Verf.  erklärt  das  sehr  probabel  dadurch,  daß 
der  Abschreiber  ans  einer  iUostrierten  Hs  absohrieb  nnd  IBr  die  dort 
vei  schieden  großen  Bilder  den  Fiats  aussparte ,  und  wenn  der  Fiats 
nuten  anf  einer  Seite  nicht  mehr  ausreichte,  auf  der  folgenden  Bsnm 
ließ,  damit  der  Kopist  der  niustrationen  genau  dieselben  Grtfßen?er* 
hältnisse  beibehalten  konnte.  Da  die  leeren  Bäume  am  Ende  der  Seite, 


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Jahmboiebt  über  VergU  1897-1900  (1901).  (Helm).  65 

anch  wenn  das  folcfende  Blatt  verloren  cfenanKcu  ist,  ein  Indizium  ab- 
geben, daß  ein  Bild  lolf?te,      Int  X.  die  Hs  auf  etwa  420  Blätter  mit 
245  Illnstrationen  berechnet,  von  denen  nnr  75  Blätter  erhalten  sind. 
In  ihrem  vollständigen  Zustand  wirklich  eine  Frachthandscbriffc!  Ihrer 
Rekonstruktion  gilt  das  IV.  Kapitel,  während  das  V.  eine  kürze  Ge- 
schichte der  Hs  bietet.    Sehr  dankenswert  ist  anch  die  Zugabe  der 
Bfickseite  des  7.  Blattes  mit  einer  der  schönsten  Darstellnngen  der  Hs 
zn  Qeorg.  IV  125,  anf  der  wir  den  corjciscben  Alten  sehen,  wie  er  den 
Tor  ihm  stehenden  Dienern  seine  Anweienngeii  giebt;  die  vier  PerBonen 
sind  trefflich  verteilt  und  in  ihrer  Bewegung  abgestimmt.  Uan  erkennt 
deutlich  die  Blumen  auf  dem  Felde,  das  zu  beiden  Seiten  hftbsch  durch 
je  einen  Baum  abgeschlossen  ist.  Im  Hintergmnde  sieht  man  das  Haas, 
das  sogar  eine  leidlich  richtige  Perspektive  bat,  and  fiäome  nnd  Oe« 
bOseb.   Das  Bild  erfreut  selbst  in  dem  mangelhaften  Zostand,  in  dam 
«B  aich  befindet,  nocb  noßerordentlieb. 

Aber  wir  brauchen  ans  nicht  mehr  mit  dem  einen  zn  begangen, 
seit  von  den  Codices  e  Vaticanis  selecti  vol.  I  eracbienen  ist 
(Born.  1899).  In  einem  Holskasten,  der  das  Äußere  der  vatikanischen 
Ha  wiedergiebt,  befindet  sich  eine  Vorrede  von  87  Seiten,  die  über  die 
Oeadlicbte  des  Codex,  die  Schrift  nnd  die  Bilder  im  ganzen  nacli  Kol- 
bae  belehrt,  nnd  die  76  BlAtter  des  Vat.  3825  mit  einem  Vorsatablatt, 
daa  die  loschrift  trügt:  Yergilii  Fragment»  qaae  primo  Jo.  Joviani 
Pontani  fnerit.  postea  Petri  Bembi  Oardinalls,  deinde  Fnlvfi  Ursini. 
Bie  Blätter  wie  die  Blastrationen  sind  einzeln  numeriert.  Man  wird 
Nolhae  recht  geben,  daß  die  Illnstrationen  der  Qeorgica,  wie  die 
UUttpfenden  Stiere  oder  die  sur  Ttttnke  geführten  Ziegen,  sich  dnrck 
lebenawahie  Darstellttag  ansieichnen.  Dagegen  verraten  die  Zeichnungen 
zur  Äneis  etwas  recht  Ungeschicktes;  die  Haltung  der  Peisonen  wie 
ihre  Gesichter  erinnern  an  Kinderzeichnnngen.  IM  Sännahme  Trojas 
■dt  dem  hölzernen  Pferd,  ans  dem  sich  die  Griechen  herablassen,  hat 
anch  in  der  Konzeption  etwas  sehr  Naives,  während  z.  B.  die  Scene 
zwischen  Äneas  nnd  den  Seinen,  als  das  Flammenzeichen  anf  dem 
Haupte  des  Ascanins  erscheint,  in  der  Komposition  ganz  ausgezeichnet 
und  höchst  lebendig  ist,  in  der  Ausführung  aber  melir  komisch  wirkt. 
Ausgezeichnet  erscheint  mir  auch  Bild  41.  die  Gesandtschaft  vor  La- 
tinns,  wo  der  König,  auf  einem  Thron  sitzend,  die  Trojaner  emplängt 
vor  einem  wunderbar  gezeichneten  Tempel,  der  von  mächtigen  Bäumen 
eingerahmt  und  beschattet  ist.  Man  muß  dem  Vatikan  dankbar  sein 
tQr  diese  Publikation,  die  noch  dazu  so  spottbillig  ist,  allerdings  auch 
nur  in  hundert  Exemplaren  hergestellt  ist. 

L.  Traube  nntei-sncht  in  der  Festschrift  für  Heibig  die  Zeit  des 
Vat.  lat.  3867,  über  den  man,  je  nachdem  man  von  der  altertümlichen 
jaJireBberiolit  (Or  Altertamswissenschalt  Bd.  CXHI.  (IWS.  IL)  5 


66         Jahresbericht  über  Yergil  1SD7— 1900  (1901).  (Helm). 


Scbrift  oder  von  den  jung  aussehenden  Illastrationen  ausging»  zu  ver- 
achledenen  Resultaten  zu  kommen  pflegte.  Neuerdings  hatte  Wickhoiaf 
in  der  Wiener  Genesis  her.  von  Härtel  und  Wickholf,  Wien  1895,  S.  95, 
behauptet,  die  Bilder  seien  nur  für  den  Schuiunlenicht  bestimmt  und 
deshalb  absichtlich  veriiirübert,  um  dem  Kindersinn  zu  entsprechen;  er 
hatie  deshalb  die  llaiidachrift  für  beträchtlich  älter  als  das  6.  Jahr- 
hundert erklärt.  Demgegenüber  weist  der  vorzügliche  Kenner  latei- 
nischer Paläügraphie  auf  eine  Beobachtung  hin,  die  zweifellos  geeignet 
ist,  die  Altersfra'^'c  völlig  zu  entscheiden.  Für  die  Abkürzung  voq 
Wörtern  kommen  in  betracht  Suspension  (epis.  =  episco]  undeklinier- 
bar) und  Kontraktion  (eps  episcopas,  dekliniert  epi,  epo,  epm).  Die 
erste  Ist  ftlter,  die  zweite  fiodet  sich  Qrti»rüiiglick  nur  bei  nomina  sacra 

und  breitet  sieh  dann  erst  ans  fiber  andere  Wörter.  DS,  SPS,  BKS» 

SCS  worden  aber  zunftdut  nur  für  den  apesifiachen  ehriatUchen  Sinn 
verwendet.  In  keiner  wirklich  alten  Handacfarift  finden  aie  aieh  im  pro- 
fanen Sinn,   die  Yerwirmner  beginnt  erat  im  aeehaten  Jahrhundert. 

Nuii  steht  aber  im  Codex  Romanns  ausuulimsweise  Ekl.  1  6  DS  nnd 

Aen.  I  303  DO;  daß  es  ein  Verselion  ist,  zeigt  der  Umstand,  dati  so 
oft  die  Möglichkeit  der  Abkürzung  ungenutzt  geblieben  ist.  Dieses 
Versehen  aber  be^'egnet  nicht  vor  dem  sechsten  Jahrhundert.  Für 
jünger  dagegen  kann  man  die  Iis  nicht  halten  nach  Pergament,  Schrift 
nnd  Ausstattung.  Außerdem  spricht  auch  die  Krankheit,  die  die  Schrift 
des  Codex  znm  Teil  vernichtet  hat  nnd  die  Pater  Ehrle  als  'einfachen 
Fraß'  bezeichnet,  für  diese  Zeit»  da  sie  im  allgemeinen  weder  ältere  Hss 
noch  aolche  der  Karoüngeraeit  zu  befallen  pflegte.  Zu  dieser  Ab» 
fasanngszeit  stimmen  dann  die  Schreibfeliler,  die  den  Text  entatellen» 
ebenao  wie  die  Illnstrationen,  die  nnr  ala  unbeabsichtigte  Irrungen  einer 
aebweren  Hand  oder  ungewollte  Umdeutnogen  eines  beaebrftnkten  Geiatea 
au&ufas(:en  sind. 

Eine  Bestätigung  dieses  Besnltats  sieht  Norden,  Rh.  M.  LVI  47a 
in  dem  Vorkommen  dea  Teraea  Aen.  YI 242:  unde  loenm  Qrai  dizemnt 
nomine  aomon»  der  nur  im  Bomanua  ateht.  Er  lüUt  diesen  Vera  für 
interpoliert  aua  Friaciana  Periegeae  1056,  wo  er,  nach  Dionys.  Per.  1151 
gebildet^  lautet:  unde  loda  Grai  poanemnt  nomen  aomis.  Danach  kann 
die  Hb  erst  im  6.  Jahrb.  geschrieben  sein. 

Eine  Ha  der  Laurentiana,  auf  die  schon  Stangl,  Phil.  XLV  S.  21^ 
hingewiesen  hat  und  Ton  der  Vitelli  und  Paoli  ein  Blatt  in  ihre  Samm* 
lung  der  Facsimili  aufgenommen  haben,  yerÖffentUcht  Oombarieu. 
Sie  leichnet  aich  dadurch  aus,  daß  eine  Reihe  Ton  Reden  mit  mualka- 
liachen  Zeichen  Tersehen  ist.  Ala  Textzeuge  iat  die  Ha,  die  aua  dem 
lOJll.  Jahrh«  atammt,  ohne  jede  Bedeutung.  NatQrüeh  iat  die  Km* 


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Jmhreiberielit  fib«r  VergU  1897—1900  (lUOl).  (Helm). 


67 


potitiOD  nicht  iDtik.  Deshalb  ^hen  die  AnsflihraDgen  des  Verf.,  die 
sieh  eingehend  mit  den  mnailialiicben  Zeichen  beachlftigen »  nnr  die 
Knaikgesohichte  an.  Im  sweiten  Teil  wird  die  Kompoeltion  in  moderne 
Notenschrift  übertragen.  Acht  Tafebi  Facsimülft  bilden  den  Schlnß. 
In  einer  Anmerkung  tritt  der  Yerf.  IV  436  Ar  monte  remittam  ein 
das  nnserem  *6ddene  Berge  ▼ersprecben*  entsprechen  soll. 

Eine  Handsdirift  verzeichnet  G.  Vitelli,  Stndi  italiani  Vni 
(1900)  S.  387  aas  der  Bibliotheca  conyentns  S.  Catbarinae  136,  die  auf 
F.  63^ — 65^  das  iloretum  enthält  nnd  aas  dem  15.  Jahrh.  stammi. 
Eine  andere  148  Sc.  XV  entliillt  es  von  v.  28  ab;  ia  iLr  üüiieu  sich 
auch  die  Ekiogen  und  Geoigicu,  vuu  Petrus-Pauluä  de  ventarinis  1466 
beendet. 

Die  Donatvita  bespricht  in  eioero  kurzen  Artikel  der  Stadl 
italiani  V  384  Subbadini.  Er  zeigt,  dali  die  Vita  vor  der  Mitte 
des  15.  Jahrhunderts  sowohl  dem  Älius  wie  dem  Tiberins  Claudius  zn- 
geschrieben  wurde,  nnd  befaßt  Hieb  dann  besonders  mit  der  Zeit  der 
Erweiterung^  der  kürzeren  Gestalt  dieser  Biof^raphie  durch  allerlei  Zu- 
sätze. 1449  citierte  Valla  schon  die  erweiterte  Form.  Audi  Pier 
Candido  bildete  schon  vor  1426  aus  dem  in  den  lutejrpolationen  vor- 
kommenden Namen  Filistus  den  andern  Filelfus.  Ins  14  Jahrhundert 
aber  zu  gehen  verhindert  vor  allem  die  Kenntnis  des  ii  i  hischen,  die 
den  Interpolator  als  Humanisten  verrät.  Diese  Kenntnis  war  kaum 
denkbar,  bevor  Chrysoloras  und  Guarino  die  griechischen  Schulen  er- 
öffneten. Danach  stammt  der  ei'weiterte  Text  aos  den  erstea  zwanzig 
Jabren  des  15.  Jahrhunderts. 

Eine  andere  Vergilbiographie  aus  dem  Mittelalter  zieht  8.  ans 
Licht  Stndi  italiani  VII  37  £f.  Donat  wird  in  ihr  citiert;  aus  der 
Vita  Bernensis  enthalt  sie  den  gemeinsamen  Unterricht  des  Dichters 
mit  Octavian  beim  Hhetor  Epidins.  Sie  besteht  ans  zwei  Teilen  and 
bildet  einen  Bestandteil  des  Fabularins,  von  Ideister  Chanrad,  Kanonlkos 
yon  Zttrich,  im  Jahre  1273  beendet.  Der  Verf.  knüpft  daran  eine  £r- 
gfinzanST  des  vorigen  Anfsatzes,  indem  er  zeigt,  daß  1425  die  Er- 
weitemngen  in  die  Donat?ita  noch  nicht  autgenommen,  aber  größtenteihi 
endgültig  redigiert  waren.  In  der  Vita  Meister  Konrads  findet  sich 
neben  der  Etymologie  des  Kamens  Vergil  von  virga  ancb  die  *a  vemo 
tempore^  imd  *a  yergHüs  stellis*,  die  also  die  Schreibung  mit  e  verrät; 
das  giebt  AnlaO^  ein  paar  Bemerkungen  Uber  den  Qebraach  des  e 
nnd  i  in  diesem  Namen  zu  Ycrschiedenen  Zeiten  nnd  In  verschiedenen 
Gegenden  nnd  LBndem  zn  geben.  Anch  Riv.  dl  fil.  XXVU  (1899} 
8.  93  f.  beschäftigt  Ihn  die  Entwickelnng  dieses  Namens  In  Italien;  er 
scheidet  vier  Formen:  Yergilins,  Tirgilins,  Yirgilio,  VergUio  oder  Yerdlio. 

Einen  Satz  der  Donatvitn  verteidigt  mit  gewohnter  Sachkenntnis 


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68         JahraBbericiit  Uber  VergU  1897-1900  (1901).  (Helm). 

Feraens  Bh.  M.  LIV  (1899)  S.  157;  cetera  sane  vitae  et  ore  et  animo 
tarn  probnm  wird  als  richtig  erwiesen  dnrch  zahlreiche  Parallelen  wie 
Snet.  de  gramm.  15:  oris  probi,  animo  ioverecttndo,  der  AnCaoff  durch 
Saet.  Aug;  72:  in  ceteris  partibos  vitae. 

Gegen  die  herkömndiche  Anffastang,  die  den  AseonittB  Pedinnns  nnf 
Bemerknngen  des  L.  Varius  Bafni  zarfickgeben  Iftßt  bei  Angaben  Aber 
Yergil,  schreitet  Faseal  ein  Commentat.  Vergil.  p.  152  ff.  di  na 
preteio  biografo  di  Vergilio.  Bei  Qaint.  X  3, 8  ist  fiberliefert:  VergiUmu 
qnoqne  pancissimos  die  composnisse  verraa  aactor  eit  Varns,  wfthrend 
man  allgemein  Varina  liest.  Anf  Quintilins  Yaras  lomn  sieh  das  nicht 
beziehen,  da  dieser  vor  dem  Dichter  starb.  Nun  wird  aber  ein  Sarvins 
Yanis  als  Dichter  dtiert,  der  Aber  Yergil  geschrieben  hatte  (Soet. 
Beiff.  53/4),  andrerseits  in  der  Donatvita  Snlpicins  ans  Karthago  mit 
einem  ähnliehen  Epigramm  wie  jener.  P.  kombiniert  bdde  zu  einem 
Servins  Snlpicins  VamB.  der  der  Frennd  des  Horaz  sat.  I  10,  86  sein 
soll,  anf  den  aach  Ovid  trist.  II  441  bezog  nimmt.  Er  dichtete,  so 
schließt  der  Verf.,  ein  Gedicht  auf  den  Tod  Vergils,  ans  dem  jene  Verse, 
in  der  Probusvita  fälschlich  als  Epitjramm  bezeichnet,  genommen  sind. 
Bedenklich  ist  immerhin,  daß  die  Verse  auf  die  ^Vueis  z.u  der  Tbatig-- 
keit  des  Sulpicius  Apollinaris  stimmen  würden,  dem  Gellius  manches 
über  Vergil  verdankt  und  der  ja  Inlialtsangaben  der  Aneis  in  Versen 
verfaßte.  Au  einen  Servius  Varns  der  augusteischen  Zeit  dachte  auch 
Baehrens  P.  L.  M.  IV  praef.  44,  nur  die  Kombination  beider  Namen 
dnrch  P.  ist  neu. 

Eine  ZusammeDstellung  der  Kommentatoren,  die  den  Vergil  einer 
allegorischen  Erklärnng  nnterworfen  haben,  giebt  Melardi  in  seinem 
Boch  über  Prndentins;  es  wird  gezeigt,  wie  nach  Ansicht  des  Fnlgentins 
die  Aneis  schließlich  nichts  anderes  ist  als  eine  Psychomachia. 

Die  allegorische  Erklftmng  der  Äneia  dnrch  Fabins  PlanoiadeB 
Fnlgentins  nnter  dem  Titel:  Expositio  Virgllianae  continentiae 
secnndnm  philosophos  moralis  ist  in  der  Ansgabe  des  Kytho- 
graphen  Fnlgentins  von  B.  Helm  nen  erschienen.  Da  nene  Kollationen 
der  Handschriften  vorliegen,  so  ist  der  Text  an  vielen  Stdlen  der  Über» 
liefemng  mehr  angepaßt,  als  das  früher  der  Fkll  war.  Den  YeifMier 
dieser  mystischen  Allegorie  hält  der  Heransgeber  fUr  identisch  nicht 
nnr  mit  dem  Wilsten  Mythographen,  sondern  anch  mit  dem  Verlssser  der 
Weltgeschichte:  de  aetatibns  mnndi  et  homiois  nnd  —  mit  dem  ßischof 
Fnlgentins  (Phil.  L7I  353  ff.,  Rhein.  Hns.  LI?  III  ff.). 

Einen  Kommentar  zu  Vergil,  vermntlich  des  Scipio  BendiucUi,  hat 
Mancini  Studi  italuuii  VllI  in  der  öffentlichen  Bibliothek  zu  Lucca 
gefunden  in  einer  Handschrift  des  17.  Jubrh.  (1017—1031). 


.  kiui^cd  by  Googl 


JthrMbMieht  ttber  TergU  1$97*1900  (1901).  (Helm). 


69 


Das  11.  Buch  der  Äoeis  ist  kommestiert  in  der  Hs  8(XML  der- 
selben Bibliothek  von  P.  Michael  Cossard,  leciuidM  dassis  pneeeptor. 

Eine  Anzahl  sprachlicher  Beobaebtangeii  und  Erklärungen  oder 
Emendationen  zum  Serriaskommentar,  die  znm  Teil  vorzüglich  sind, 
bringt  W.  fieraeag  Herrn.  XXXIV  (1899)  S.  161-73  nur  Kritik 
und  Efklftrang  der  SerriimcboUeii. 

YL  Zu  den  kloinen  Credlohten. 
8.  69  -  73. 

1.  ItM. 

Ätna  erkUrt  von  S.  Sndhane.  LeipE.  1898. 
IL  Hildebrandt,  FhU.  LYI  (1897). 

—  Beitrage  znr  Erklttmng  dea  OedichteB Ätna.  F^r.  Leips.  1900. 
Tb.  Birt,  Zum  Ätna.  Fhil.  LTH  (1898)  8.  603  ff. 
J.  Franke,  Bee  metiica  Aetnae  earminie.  Harporg.  Catt.  1898 
din.  in. 

Ellis,  Jonrn.  of  pbil.  XXVI  (1898)  8.  III  f. 

Die  Anagabe  tob  Sodbans,  Text  mit  Übertetsnng,  Elnleitnog  and 
Kommentar,  bat  ihr  Schwergewlebt  in  der  BacberUttning;  sie  bietet 
eine  TorzBgliebe  ErOrtemng  der  Anscbanongen  der  Alten  über  vulka- 
nische Efseheinnngen  mit  besonderer  Berftckeiehtiguug  des  Posidonius, 
der  mittelbar  oder  nnmittelbar  dee  Dichters  Qadle  gewesen  irt;  die 
Übereinslimmang  mit  Seneea  wird  dabei  dordt  die  gemeinsame  Vorlage 
erklart.  In  dem  Abschnitt  über  den  Antor  ond  die  Abfassnngszeit  des 
Gedichtes  scheint  mir  der  Verf.  weniger  glücklich.  Wenn  der  'lapis 
molaris"  v.  422  'patiens'  beißt,  so  soll  das  den  AalaC  für  Properz  ge- 
geben haben,  I  16,  29  zu  sagen:  'Sit  licet  et  saxo  patientior  illa  Sicano'. 
Die  Bedeutung  des  saxum  Sicanum  kst  zweifelhaft  (s.  Wochen»Llir,  f,  kl. 
Phil.  1900  S.  796  und  licrl.  ph.  Wochenschr.  1898  S.  1197);  das  Wahr- 
scheinlichste erscheint  mir,  daß  'saxnm*  die  ielsige  Küste  (vgl.  Hör.  c.  I 
11,  6  Verg.  Aen.  Vn  586  ff.)  bezeichnet,  die  nach  poetischem  Gebranch 
genauer  bestimmt  ist.  Jedenfalls  ist  es  kaum  glaublich,  daß  Properz 
das  dunkle  und  kaum  sehr  bekannte  Gedicht  mit  dem  einen  Woi-t 
patiens*  citiert  haben  sollte.  Außerdem  kann  man  zweifeln,  ob  die 
Maniliusanklänge  auf  Naehahniung  jenes  oder  dieses  Dichters  zu  setzen 
sind.  S.  denkt  v.egen  der  unbeholfenen  Sprache  niid  Metrik  das  Gedicht 
nach  Verf^-ils  (k(»ri>ica  und  vor  der  Verüffeutlichung  von  Properz  1  ver- 
faßt; aber  es  ist  doch  fraglich,  wie  viel  von  diesen  Altertömllchkeitfit 
weniger  der  Zeit  als  dem  mangelnden  Talent  des  Dichters  zuzuschreiben 
ist.  Deshalb  kann  mau  nicht  zngt  ben,  daß  der  Beweis  erbracht  wäre, 
daß  das  Gedicht  nicht  etwa  erst  Senecas  quaest.  nat.  gefolgt  ist.  Der 
gelehrteXommeutar  trägt  aaßerordentlichzum  Verständnis  des  schwierigen 


biyilizüü  by  GoOglc 


70 


Jfthreflbericbt  übet  Vergil  1097-1900  (1901).  (üeim). 


Gedicht  PS  bei:  ab»  r  siine  Stärke  ließt  weit  mehr  in  der  Erklärung  der 
voikanisciien  'J  h  .<  rie,  dit'  der  Dichter  vorbringt,  als  in  der  Begriindung- 
des  Textes.  Bei  der  Kuustitution  des  Textes  ist  der  Herausgeber  zu 
einseitig:  konservativen  Grundsätzen  gefolgt ;  er  versucht  mit  dem  größten 
Scharfsinn  die  t'berlieferung  /.n  halten,  selbst  wo  man  bei  unbefangener 
Prüfung  an  ihre  Verderbtheit  glauben  möchte.  S.  bevorzugt  das  Gyral- 
dinische  Fragment  als  Zeugen  des  richtip'en  Textes;  aber  wo  es  fehlt, 
verteidigt  er  mit  derselben  Energie  die  andere  litnnir  der  Überliefe- 
rung, die  doch  in  dem  gemeinsam  erhaltenen  Stüciv  recht  verschieden 
war  von  6.  Bei  diesem  einseitigen  Bestreben,  gegen  die  überwuchernde 
Koiyektoralkritik  Front  zu  machen,  sind  mit  Absicht  die  Vermatungen 
anderer  zam  größten  Teil  völlig  übergangen;  aber  gerade  dämm  kana 
man  die  andern  Ausgaben  neben  dieser  nicht  entbehren. 

Die  Vorzüglichkeit  des  sog.  GjraldinDs  bat  Hildebrandt  Phil. 
LVI  (1897)  untersucht,  indem  er,  ausgebend  von  dem  Sprachgebrauch 
des  Dichters,  die  überlieferten  Lesarten  prttft.  £r  kommt  zu  dem  Ee* 
BQltat,  daß  eine  Anzabl  dieser  Lesarten  unverkennbar  den  Stempel  der 
Echtheit  tragen,  wie  auch  nor  G  v.  186  and  236  hat  und  259—61 
allein  an  richtiger  SteUe  hat;  andere  könnten  zwar  auch  dorch  Kon- 
jektur geftinden  sein,  aber  sie  können  anch  ans  einer  alten  Hs  stammen; 
weiter  dienen  bei  einer  Anzahl  falscher  Lesarten  doch  die  Schriltzüge 
wenigstens  dazn,  das  Bichtige  zu  finden.  Allerdings  giebt^anch  H. 
wenigstena  an  einer  Stelle  eine  Konjektur  in  6  zn,  erklärt  das  aber  so, 
daß  unter  die  Lesarten,  die  Ja  am  Rande  einea  Exemplars  Yon  Pithoena* 
Epigr.  et  poem.  vet  Paris  1590  gestanden  haben  sollen,  Koqjoictoren 
von  Nie.  Heinsina  geraten  sind,  der  das  Exemplar  einmal  besessen  hat. 
Danach  kommt  H.  zu  einer  besonnenen  Beurteilung  von  G,  Indem  er 
ea  nicht  för  nndenkbar  UUt,  daß  aich  noch  mehr  Koi^ekturen  einge- 
schUchea  haben;  zugleich  meint  er,  daß,  selbst  wenn  0  den  Vorzug  ver- 
dient, man  nun  nicht  an  den  Stellen,  wo  dieser  Zeuge  fehlt,  den  Text 
für  heillos  verderbt  halten  muß,  da  Ja  das  in  0  erhaltene  und  so  atark 
abweichende  Stftck  gerade  den  schwierigsten  Teil  des  Gedichtea  dar» 
atellt.  —  FUr  das  ft'agmentum  Stabulense  zeigt  der  Verf.,  daß  es  neben 
dem  Cantabrigiensis  seine  Bedeutung  hat 

Eine  Anzahl  sprachlicher  Beobachtungen  liefert  Hüdebrandt  in 
dem  Programm,  daa  erweisen  soll,  wie  die  Dunkelheit  des  Gedichtea 
nicht  dem  stilistischen  Unvermögen,  sondern  dem  gesuchten  Streben 
nach  Kürze  entspringt;  diese  Kurze  ist  ein  Kennzeichen  der  Zeit 
(Senecu  ep.  59,  5:  plus  siguificas  quam  loqneris,  zu  Lucilins  gesagt; 
Sen.  coutr.  11  praei'.  2:  sae])e  minus  quam  audienti  sut  est  eloquitur). 
Der  Verf.  bespriclit  eine  Anzahl  von  einzelnen  Erscheinungen,  so  die 
Enallage,  die  Einsetzung  eines  Absti'actums  lur  ein  Coucrctum,  die 


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Jahresbericht  über  Yergü  1S97— 1900  (1901J.  (Helm) 


71 


EDipee,  die  Figur  hA  xotvoo.  Trotzdem  van  natflrlieh  hier  und  da 
andrer  Ansiclit  lein  kann  ab  der  Verf.,  bietet  die  Arbeit  viel  An- 
regnngeo  und  Ist  für  daa  VentSndnia  de»  lehwieri^^en  Gedichtes  sehr 
sfitdieb. 

Birt  erhebt  Einsprach  gegen  die  Zeitbettiminang  bei  Sudhaus 
und  stellt  sprachliche  Erscheinangen  zosammen,  die  dafür  iriq^end  welche 
Bedentnng  haben  können:  anch  er  hebt  die  gesuchte  Kurze  rv  n. 
Nach  ihm  könnte  der  Ätna  wohl  in  die  Zeiten  des  Persius  und  Valei  ma 
ilaccus  falkn,  ja,  er  kunnte  sich  das  Gedieht  recht  gut  als  Jugend- 
werk des  älteren  Plioias  vorstellen,  mit  dem  er  anch  einige  Berührnngen 
zu  finden  glanbt.  B.  vermutet  in  dem  Protest  gegen  die  8a?en  der 
Dichter  betreffs  der  Unterwelt  und  zwar  besonders  der  dramaii.schen 
Dichter  v.  7()  einen  Hinweis  auf  den  Hercules  furens  Seuecas,  wodurch 
t:K  ebeulalls  unuioglich  wird,  das  Gedicht  in  die  angustt  lie  Zeit  zn 
verlegen.  Nicht  weniprer  spriclit  er  gegen  die  einseitig  konservative 
Richtung  der  Ausgabe  von  Sudhans  und  bringt  selber  eiue  gaoze  An- 
zahl von  Vorsrhlasren  znr  Emendierung  der  Überlieferung  vor.  Man 
kaun  die  Anregung,  ilii-  diese  Konjekturen  bieten,  nicht  leugnen,  wenn- 
gleich CS  in  ihrer  2satur  liegt,  daß  sie  recht  viel  Zweifel  übrig  lassen 
müssen;  z.  B.  scheint  mir  v.  ]02  das  *aut\  wie  Sudbaus,  durchaus 
nchtig;  denn  es  wird  im  lulgeudeü  niclit  eine  Schilderung,  sondern 
wirklich  eine  Begründung  der  Zerklüftung  im  Krdinnern  gegeben.  Recht 
probabel  andererseits  ist  z.  B.  v.  214  statt  des  überlieferten  'pars*  die 
Konjektur  'per  se';  recht  beachtenswert  ist  auch  v.  380:  post  obi 
coatamaere  mora. 

Jos.  Franke  behandelt  die  Metrik  des  Gedichtes.  Im  Anschluß 
an  Birt  ad  bist,  hexam.  Lat.  symb.  Bonn  1876  kooetatiert  der  Verf., 
daß  der  Dichter  der  Ätna  hauptsächlich  die  Formen  I  und  III  hat, 
d.  h.  Penthemimeree  mit  oder  ohne  Tritbemimeres  und  Hephthemimeres 
and  Tritbemimeres  und  Hephthemimeres  nebst  dem  Einschnitt  )utÄ  xpiTov 
Tpoxaibv.  Er  untersucht  anch  die  einzelnen  Verse  in  }ir:^ug  auf  Bpondei- 
achea  und  dal^tylisehea  Anlaut,  sowie  überhaupt  die  Verwcndnng  yon 
Längen  nnd  Kürzen  and  stellt  an  der  Hand  der  Birtschen  Dissertation 
immer  die  Vergleiche  an  mit  Vergil  nnd  andern.  Die  Elisionen  werden 
zasammengestellt  and  nach  ihren  Stellen  betrachtet  Aas  den  Beobach- 
tungen wird  die  Anwendung  gemacht  anf  einige  Koigektoren,  die  vor- 
gebracht sind  nnd  sich  yom  metrischen  Standpunkt  als  falsch  erweisen; 
nur  dieser  wird  berttcksichtigt;  den  Sinn^asn  diskntieren  lehnt  der  Verf. 
ab.  Im  gansen  seigen  die  Verse  der  Ätna  nach  dieser  Prflfling  eine 
größere  Formvollendung  als  die  Qeorglca,  nach  denen  sie  verfsßt  iein 
muB.  Der  letzte  Abschnitt  bespricht  ein  paar  Stellen,  an  denen  tella 
die  Überlieferung  gehalten,  teils  eigene  Kesjekturefl  Toigebracht  werden. 


...... ^le 


72         JAhresberkht  ttber  VergU  1897—1900  (1901).  (Helm). 

wie  ZQ  V.  75  biuc  augeut  nobile  Carmen,  T.  247  qua  nocte  Orion,  qua 
Sirins  excabat  index. 

Ätna  171  schlägt  EUis  Jonrn.  of  pbil.  XXVI  mit  BeziehnDg 
«of  Sali,  bist  II  28  (Manrenbrecher)  vor:  binc  Baevo  qnaaaa  citata  fan- 
damenta  loli  trepidant. 

3.  Ottalepta. 

CSatal.  n  schlagt  Badermaeher  Bb.  tf.  LIV  (1899)  S,  B?!,  wo 
er  das  Gedieht  im  Zuammenbaiig  mit  den  attielgtieehea  Beetrebnngen 
beeprieht,  die  grammatieche  Frinsipieii  mit  stilistiecben  verqniekten,  für 
Vers  8  vor:  Thneydidies,  prytanis  Atticae  febrie,  am  so  der  doppelten 
Lesart  gerecht  an  werden:  britani»  (brittannns)  neben  tyrannns.  Annine 
Cimber  *war  Ja  kein  Tbn^dides,  sondern  Thokydideer*;  aber  das  *totn8* 
laßt  doch  auf  die  Bichtigkeit  des  'Thncydides*  schließen. 

Catal.  Yin  (X)  nnd  Y  (YII)  erUftrt  Cartanlt  far  unecht  s.  a  S 

3.  Clris. 

F.  Vollmer,  Coniectanea  Rh.  M.  LV  S.  523  ff.  bringt  Kon- 
jektur« n  zur  Ciris  vor.  Sicher  richtig  ist  davon  v.  118  'dficere'  an 
Stelle  des  iiberlieferteu  'dicere'  oder  ducere.  Beuchtensswc]  r  ist  die  Er- 
klärung von  'periiiria'  und  'periara'  v.  139  und  140  als  'inmna  deae 
inlata'  nud  'qui  ias  deae  laedit*.  v.  455  wird  mit  großer  Wahrschein- 
lichkeit 'solam'  gehalten.   Anderes  ist  zweüelhafter. 

4.  Cefa. 

F.  Yollmer,  Coniectanea  Bh.  U.  LV  S.  527  ff.  dentet  36 
*l8ta*  anf  die  entblößte  Brost  nnd  meint,  daß  von  Vera  5  ab  die  Scbenkin 
selber  redet. 

5.  Oalez. 

Daß  der  Cnlex  einem  griechischen  Original  nachgedichtet  sei,  hat 
Haaß  Orpheus  S.  237  iL  an  erweisen  gesncht.  Bine  interessante  Beob- 
aehtnng  fögt  jetzt  Zielinsky  Marginalien  Phil.  LX  (1901)  S.  S 
hinan.  Es  ist  anffUlig,  daß  dem  parvos  cnlex  Heroinen  entgegen« 
schreiten  snm  Empfang  in  der  Unterwelt,  während  man  Heroen  erwarten 
wflrde;  das  erklärt  sich  ohne  weiteres  darch  ein  griechisches  Original, 
in  dem  i)i.itic  stand. 

P.  Vollmer,  Coniectanea  Rli  M.  LV  (1900)  S.  520  ff.  ver- 
teidigt luit  Recht  die  I'berlieferung  qui  v.  193,  nec  fossasque  domos 
V.  274,  Er  führt  die  Angabe,  daß  Vergil  mit  26  Jahren  den  Culex 
geschrieben  habe,  auf  eine  Beobachtung  des  Asconius  zurück,  der  das 
aus  der  Anrede  Octavi  erschloß,  die  nach  Casars  Testament  nicht  mehr 
iiiüglich  war.  Er  selber  hält  den  Octavius  für  irgend  einen  andern, 
nicht  Augustus.  Für  die  Znteilnng  des  Gedichtes  an  Verß-il  kann  er 
aber  aach  nur  den  Zufall  verantwortlich  machen.    Übrigeuä  wird  das 


J«bi«8b«riebt  «ber  Vergü  1897-1900  (1901).  (Helm) 


*Mtpe8*  39  aktiYiadi  erkUM»  und  der  Enlun,  den  OeUvine  enteii 
wird,  loll  der  eein,  der  flau  ans  der  Extstens  dieeee  ihm  gewidmeten 
Gedichtes  znwSchst 

6.   Dlrae  aad  Lydia. 

R.  Sciava,  le  imprecazioni  e  la  Lidifi  poemetti  d'ignoto 
antore  Latino.  Pesaro  1898.  Diese  Ausgabe  der  beiden  Gedichte  ent- 
hält znoächBt  eine  Besprechung  all  der  litterarischen  Fragen,  die  sich 
daran  knüpfen.  Der  Verf.  entscheidet  sich  geg:en  Valerias  Cato,  weil 
die  Sprache  nichts  Altertümliches  hat,  der  Versbau  Vergil  nahe  steht» 
OatolliiDepielaogen  anf  die  Zeit  nach  Catall  hinweisen,  eine  Abfassung 
durch  Cato  aber  in  höherem  Alter  durch  die  innere  Erregung  der  Verse 
unwahrscheinlich  gemacht  werde.  Er  will  aber  auch  noch  ein  Argument 
gegen  Cato  in  dem  'Triuacriae  sterilescant  gaudia  vobis'  sehen,  indem 
er  daraus  schließt,  der  Verf.  sei  aas  Sizilien.  Mir  scheint,  für  die  Lydia 
eigiebt  sieh  ohne  weiteres,  daß  de  nicht  mit  Gates  Lydia  identisch  sein 
kann,  wenn  man  die  bei  Saet.  de  gramm.  11  angegebenen  Verse  des 
Ticida  beachtet:  Lydia  doctomm  mazima  cnra  Uber;  das  kann  aar  im 
Blnae  der  aiexandrinischen  Dichtung  gemeint  sein,  daß  dieses  Werk  wie 
dea  Cinna  Smyma  eines  gelehrten  Kommentares  bedurfte,  was  man  von 
der  uns  erhaltenen  Lydia  doch  kaum  sagen  kenn.  Die  Dirae  faßt  der 
Heraasg.  anf  als  Wiederholang  einer  schon  früher  gesungenen  Verwftn* 
schling,  bei  der  nur  v.  83— 9ß  eingelegt  seien.  Die  neuesten  Arbeiten 
über  diese  (Gedichte  sind  nicht  berttcksichtigt  Der  Text  lehnt  sich  an 
Baehrens  an  and  bietet  Infolgedessen  an  AnssteUnngen  ziemlich  viel 
Anlaß.  läne  Italienische  Übersetzung  ist  dem  lateinischen  Text  beigefttgt. 

Daß  die  Dirne  ton  Vergil  bei  Abfassung  der  1.  Ekloge  benutzt 
Bind,  behauptet  Jahn  Frogr.  1899  8.  31  (s.  8. 19),  weil  er  findet,  daß 
die  den  Dirae  Uinlichen  SteUen  die  Zwischenräume  ÜUlen,  die  zwischen 
den  auf  Theokrit  und  auf  frühere  Eklogen  anspielenden  Stellen  geblieben 
sind  8.  S.  23. 

7.  Moretuffl. 

V.  13  schlägt  P.  Thomas  Aev.  de  Hnstr.  publ.  en  Belgique  (1899) 
SJAl  S.  168  Tor  zu  lesen:  tandera  concepto  sed  viz  folgere  recedit. 


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Jahresbericlit  über  die  Litteratur  zu  Ciceros  Reden 

aus  den  Jalaen  1896—1902. 

Von 

I'iot.  Dr.  Gasta?  Landgraf 
in  Manchen. 


I.  Allgemefoes. 

Am  3.  Jannar  des  Jahres  1895  waren  es  gerade  2000  Jahre,  daß 
€in  Mann  das  Licht  der  Weit  erblickte,  l^  m  es  von  der  Vorsehung 
bcschieden  war,  nicht  uur  während  der  Zeit  seines  Lebens  eiue  hervor- 
rai?ende  ßollc  zn  spielen ,  sondern  einen  fast  noch  hervorragten  deren 
Einfluß  auszuüben  auf  die  Kulturentwickelun^  der  folgendeu  Jahrtausende 
durch  sein  Nachleben,  d.  h.  durch  die  Wirkungen,  die  das  J^tudium 
geinerWeike  in  allen  größeren  Epochen  der  Wcltfreschichte  hervorrief. 
T)ieser  Manu  ist  M.  Tullius  Cicero,  geb.  am  3.  Januar  106  v.  Chr., 
gest.  am  7.  Dezember  43  v.  Chr.,  63  Jahr  alt.  Es  wurde  ihm  also 
gerade  das  Lebenstjahr  verhängnisvoll,  das  —  wie  uns  Gellius  im 
7.  Kapitel  des  15.  Buches  seiner  Noctes  Atticae  auseinandersetzt  — 
nach  der  Ansicht  der  Griechen  und  Römer  den  Greisen  sehr  häofig 
eine  schwere  Erkrankung:  des  Geistes  oder  Körpers  oder  gar  den  Tod 
bringen  soll.  Allein  jene  abscheoliche  Blutthat  der  H&scber  des  Auto* 
nius  hat  \iohl  den  Mond  dieses  gröDten  Redners  Roms  zum  Schweigen 
gebracht,  dafür  aber  gerade  sein  Ende  mit  dem  Glorienschein  des  mntig 
Ar  seine  Übensengung  sterbenden  Märtyrers  umgeben.  Es  hat  freilich 
nicht  an  Männern  gefehlt^  die,  wie  sie  Ciceros  ganzes  Leben  and  Wirkea 
znm  Gegenstand  einer  hämischen  Kritik  gemacht,  so  auch  sogar  den 
in  der  letzten  Stande  seines  Lebens  angenscheinUch  bewiesenen  Hat 
bezweifelt  haben,  allein  gerade  in  den  letzten  Deeennien  des  abgelanfenen 
Jahrhnnderts  hat  sich  das  Urteil  iron  jenem  Zerrbild,  das  Dm  mann 
Q.  a.  entworÜBtt,  ftei  gemacht,  nnd  hat  eine  vnpartelische  Wftrdignng 
der  nnvergttngUehen  Verdienste  Ciceros  wie  seiner  ganzen  PersQnliehkeit 
Platz  gegriffen.  In  meinem  Jahresbericht  1893  n  S.  1  sind  als  Ver- 


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Jahreil>«ncht  über  die  littentur  su  CioeroA  Redeo,  (La&dgraf.)  75 

treter  dieser  Richtnn^  Fr.  Aly  und  0.  Weiüeufels  genannt;  heute 
können  wir  noch  eine  stattliche  Reihe  neuer  pnter  Namen  hinzufügen. 
Nicht  nur  ist  Aly  neuerdings  auf  den  Plan  getreten  in  seinem  lesens- 
werten Aufsatz  *Cicero  und  Drumann*  Z.  f.  d.  Gw.  1896  8.  Ri  — 112, 
sondern  er  hat  auch  anfiföseheiie  Mitkämpfer  erhalten  in  O.  E.  Hcinnidt, 
Der  Briefwechsel  des  M.  T.  Cicero,  Leipzig  1893,  S.  16  ff..  Fr.  Leo. 
3riscellanea  Ciceroniana  S.  18  f.,  Hühner,  Cicero  (Deutsche  Rundschau 
7),  und  ganz  besonders  inScbneidewins  tiefdnrchdachtem  Bache 
„Die  antike  Hnmanität"  1897,  in  welchem  er  Cicero  als  den  edelsten 
Vertreter  des  antiken  Humanitätsgedaukens  feiert.    Im  gleichen  Jahre 
erschien  anch   der   geistvolle   Vortrag   des  Petersburger  Gelebrtea 
Tb.  Zielinski,  Cicero  im  Wandel  der  Jahrhunderte.    Von  hohen 
Gesichtspunkien  ans  giebt  Ods  Z.  im  Umrisse  die  Geschichte  dee 
geistigen  Einflusses  Giceros  auf  die  Nachwelt.   Hier  möge  es  genügen, 
bezSgUch  der  Bedeutung  des  Redners  Cicero  daraol  hinzuweisen,  daß 
Mirabean  und  Bobespierre,  die  Bedaer  der  Bevolntion,  sich  an  den 
Beden  Cioeros  heranbildeten  und  daß  Frankreieh  ihnen  wie  der  folgenden 
Oeneration  es  zn  danken  hat,  „daß  es  Jetat  anf  dem  Gebiete  der  Bered* 
•amkeit  den  enten  Bang  einaimmt  unter  den  V6lkeni  der  eivUlsierten 
Welt^*  (S.  56).  Dagegen  können  wir  Z.  nicht  beistimmea,  wenn  er  S.  99 
meint,  die  Englftnder  bitten  weitaus  bessere  Kommentare  an  den  Beden 
doeros  geschrieben  als  die  Dentsehen.   Der  von  Z.  8.  99  gerfibmte 
FaDSMtsehe  snr  Glnentiana  ist  gewiß  nicht  höher  einsuaehKtKen  als  etwa 
der  von  Osenbrflggeti-Wirs  mt  IfUcnlana,  und  der  treffliche  englische 
Kommentar  zur  Milonlana  von  Clark  (1895)  erwihnt  S.  IV  des  Vorworts 
ansdrllcklieh,  wieviel  er  meiner  *weU-known  edition  of  tbe  pro  Sexte 
Boscio'  verdanke.  Von  den  Kommentaren  des  EnglSnders  Holden  zur 
fiestiana  und  Plandana  will  ich  lieber  gar  nicht  sprechen,  denn  sie 
«ind  lediglich  Beprodoktionen,  z.  T.  sogar  wörtliche  Übersetsongen  derer 
von  H^ro,  Koch,  Wunder,  Köpke,  vgl.  meinen  Jahresbericht  XXXV 
8.  55  uad  6B.  Den  Vertretern  dieser  maßvollen  Beorteilnng  Olceros 
ateht  nur  ein  einziger  Versoeh  gegenüber,  auf  Kosten  Giceros  Qlsar  als 
Menschen  und  Schriftsteller  in  helleres  Licht  zu  setzen;  er  hat  zum 
Verfasser  den  Cäsarfoi-scher  Fr.  Fröhlich:  Cicero  und  CHsar.  Dreißig- 
stes Jahresheft  des  Vereins  schweizeriscijer  Gymnasiallehrer.  Aaran  1900. 
Ich  kenne  diesen  ,. stark  rhetorisch  gefärbten"  Vortrag  Fröhlichs  nur 
aus  der  j.blt!ljueiiden  Besprechung  Luterbachers  im  XXVII.  Jahresber. 
d.  Berl.  Ph.  Ver.  S.  206—208.  —  Speziell  über  den  Redner  und  Stilisten 
Cicero  handelt  E.  Norden  S.  212—233  seines  inhaltreichen  Werkes 
,,Die  antike  Konstprosa"  (Leipzig  IH'M).    Er  stellt  als  prinzipielle 
Forderung  auf.  daii  wir  Giceros  Keden  ei^st  dann  richtiLr  verstehen, 
wenn  wir  sie  so  nachzufühlen  gelernt  haben,  wie  eiusi  die  begeisterten 


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76     Jahresbericht  über  die  Liftteratar  za  Gicaros  Reden.  (Laadgraf.) 

Hnmaolsteii.  Za  diesem  Zwecke  aber  brauchen  wir  eratene  eine  Oe- 
scbiebte  der  EntwickeloDg  der  ciceroniflcben  Bedekanst,  weaii  —  wie 
Korden  S.  916  und  S35  anerkennt  —  Bef.  in  seiner  Diasertotlon  'de 
Cic«roniB  eloeatione  in  erationibne  pro  P.  Qninetio  et  pro  Sex.  Boado 
Amerino'  (Würzburg  1878)  den  Grund  gelegt,  anf  dem  weiter  gebaot 
werden  müsse,  nnd  zweitens  eine  Geschichte  des  Studiums  Gieeros  von 
Beinen  Lebzeiten  bis  za  seiner  Anferstehnng.  „An  der  Hand  der  Über- 
lieferang muß  sich  zeigen  lassen,  daß  aach  bei  seinen  Beden  im  Lauf 
der  ersten  fmU  Jahrhunderle  eine  Auswahl  der  besten  stattsjefundea 
hat."  Für  eine  Geschichte  Ciceiüsj  hu  Mittelalter  g'iebt  Xorden  selbst 
S.  708  ff.  wichtige  Fingerzeige.  Femer  handelt  der  zweite  Anhang: 
(S.  909— 960)  äber  die  Geschichte  des  rhythmischen  Satzschlnsses  anter 
besonderer  BeräcksicbtigUDg  der  ciceronischen  Keden,  vgl.  darQber  Ab- 
schnitt YII. 


U.  HandMlirifliiciia  Ütoerlieferuiifl. 

H.  Scbwarz,  Über  den  Harleianua  3682  dea  Cicero.  Philolo^aa 
LIV  (1895)  S.  168-177. 

Im  Laufe  des  letzten  Decenuinrns  ist  es  GelehrtPü  wiederholt 
gelungen,  Yerschollene  Handschriften  zu  Cicero  wiederaulzutiii  len,  Sa 
entdeckte  P.  Thomas  in  dem  cod.  14492  der  k.  Bibliothek  zu  Brüssel 
den  cod.  Parcensis,  der  nur  aus  der  mangelhaften  Kollation  des  Torrentiu» 
bekannt  war.  vgl.  Jahresbericht  LXXXIX  (1896  II)  iS.  70  No.  13  und  14. 
Ferner  erkannte  A.  C.  Clark  in  dem  Harieianas  2682  den  noch  von 
Modias  and  Goilielmias  (gest.  1584)  benatzten  codex  Coloniensis  wieder 
(vgL  Jahresbericht  LXXVI  (1893  II)  S.  3)  und  veröffentlichte  in  den 
Anecdota  Oxoniensia  VII  (I8d2)  seine  Leaarten  nebst  einer  Qeachiebte 
der  Handsobrift.  In  dem  oben  genannten  Aufsatz  prüft  Schwarn  den 
Wert  des  neugewonnenen  Hilfsmittels  für  die  in  betracht  kommenden 
Reden,  d.  i.  die  Pompeiana,  die  Catilinatiae,  die  Miloniana  und  die 
Gaeaarianae.  Wahrend  0  fttr  die  CatiUnarien  nichta  abwirft»  aind  aeine 
I^eiarten  fVr  die  übrigen  Beden  widitig,  doch  mnß  man  aieh  vor  Über- 
achftinug  hflten.  G.  v.  Lanbmann  kommt  in  der  neuen  Beaibeitiinfir 
der  Halmaeben  Pompeiana  (11.  Aufl.  1896  S.  165  Note)  nach  eingehender 
Prilftang  an  dem  Urteil,  daß  0  nnr  anr  Klasse  der  deteriorea  geb5re 
und  hSnflg  gans  willkfirlicb  interpoliert  sei  (Krit.  Anhang  anr  HUonlaaa, 
10.  Anfl.  1899  S.  145  Note). 

Bieaen  Fanden  reibt  sich  wUrdig  an  die  neneate  Publikation  der 
Anecdota  Ozonienaia  von  W.  Peteraon:  OoUationa  from  the  Codex 
Claniacenaia  i,  Holkhamicoa.  A  ninth-centmy  mannacript  of  Cicero,  now 


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Jahresbericht  über  die  Litteratur  zu  Ciceros  Reden.  (Landgraf.)  77 


iB  Lord  Leicester's  libraiT"  at  Holkam,  with  certain  hithcrto  uupublisheii 
scbolia,  three  facsinüles  and  a  history  of  tho  codex.    Oxford  1901. 

Die  Handschrift  (saec.  IX)  stammt  aus  dem  Benediktine rkluster 
Clany  und  träfft  in  dem  zwischen  1158  und  aug-eferti^ten  Katalog^ 
der  Klnniazenserbibliotliek  die  No.  498  (No.  496  ist  der  von  Fo^gio  im 
J.  1414  aus  demselben  Klost^M*  entführte  codex,  auf  den  unsere  sämt- 
lichen Abschriften  drr  Ro>(  ima  und  Alureniaua  zurückgehen!).  Sie  ist 
nach  Peterson  I  le  itis«  Ii  nut  dem  von  Lambin  benatzten  Fabricianus, 
desgleichen  mit  dem  Metdlianus  und  Nanniauus  (s.  ttber  diese  Hss  Halm 
in  der  gr.  Züricher  Ausgabe  der  II.  Yerriua  S.  177).  Leider  ist  8ie 
£ehr  verstümmelt  und  bietet  nur  Bruchstücke  zu  folgenden  Reden .- 

1)  in  Catil.  I  §  1-5.  17—33.  II  §  1—11.  15—29.  III  §  1. 
§9—19.  §  23— 2G.  IV  §8— 15.  Vgl.  8.  LII:  »For  the  Catilinc  orations 
this  codex  most  be  aUowed  its  riffhtfal  place  at  the  head  of  all  extaat 

2)  pro  Qn.  Ligario  §  18-28. 

3)  pro  rege  Deiotaro  §  1—6.  §  15  bis  Schluß.  Vgl.  8.  LUI: 
The  same  holds  good  in  regard  to  the  fragment  which  it  eontains  ot 
the  Pro  Lig.,  and  in  regard  also  to  its  more  complete  recenalon  of 
the  Pro  Deiot.' 

4)  in  Verrem  act  II  lib.  II  §  1—30.  112-117.  167—183. 
Of.  8.  LUI:  *jPor  the  Verrinea  the  Holkham  codex  is  of  supreme  im- 
portance,  and  fnmiahea  na  with  jnat  the  eine  that  was  needed  for  the 
proper  eonstitntion  of  the  tezt  of  tbe  Seeond  and  Third  Booka*. 
Feteraon  beabalehtigt  aelbat  die  Bearbeitnng  dea  n.  nnd  IIL  Bnchea 
4ar  Veiiinen  Ar  die  'aeriptomm  daaaiconun  biUiotheca  Qzonienais* 
«m1  gedenkt  hier  anal&hrlicfaer  ttber  daa  Verhfiltnia  des  eod.  Ho.  na 
F  (Fabricianaa),  l£  (lieteUiinns),  N  (Naoniaana)  und  Lagomars  No.  42 
sn  handeln.  —  Den  Schloß  dea  Bnchea  bilden  die  KeUationen  8.1— 14. 

Ober  die  In  der  HandachTift  erhaltenen  8ehoUenreate  a.  nnter 
Abaehnitt  IX. 

B.  Serrnya  glebt  Bev.  de  Tinstr.  Belg.  1900  VI  p.  387—394 
Zosfttse  ond  Berichtigungen  an  J.  O.  Baitera  Kollation  des  cod.  Gero- 
blaeenaia  (»  Bmzellenaia  No.  5345  saec.  XII)  aar  Bede  de  domo.  Zu 
derselben  Bede  §  18.  29.  36.  39.  43.  138  bringt  derselbe  Gelehrte 
Berne  de  Phil,  1900  8.  149—154  VerbessernngaforaehlSge;  ebenda 
8.  241  f.  handelt  F.  Grainder  ttber  §  52  d.  B.  nnd  L.  Bnvan  8. 192 
über  §  76. 


Digiiizixi  by  CüOgle 


78      Jahrefiberiülit  über  die  LiUciatur  zu  Ciceros  Kcden.  (Landgraf.) 


m.  Autgaben. 

Seit  der  Vollendung  der  neuen  Gesamtauserabe  der  ciceronischeu 
Schriften  von  C.  F.  W.  Miillor  ist  ein  gewisser  Stillstand  im  Erscheinen 
wissenschaftlicher  Texfc  ein  t  treten.  Zwar  fehlt  es  nicht  an  Ansgaben 
aüSßrewählter  und  einzelner  Heden  mit  und  üini'-  Krkläniniren,  allein 
diese  sind  nic!tr  oder  minder  nur  für  die  Bediiitiiisse  der  Öchule  ein- 
gerichtet und  desluilb  von  nnserem  Berichte  gfrundsätzlich  aus^c^^ch^os'^en. 
Aoch  die  neuen  AiithiiL'eii  der  Weidmannschen  (Halm -Lanbmann)  und 
Teubnerschen  (Richfer-l^berhard)  Sammlung:  {^lanben  wir  übertzehen  zu 
dürfen,  nachdem  üue  Einrichtung  aus  den  früheren  Jahr^berichten  znr 
Genüge  beliannt  ist.  80  bleibt  nnr  die  neue  Ausgabe  der  Reden  zur 
Besprechung  übrig,  welche  die  'Scriptornm  claaucoram  bibliotheca 
OxonieiiBiB'  ans  der  Hand  A.  C.  Clarks  brio^: 

tf.  Tnlli  aceronis  Orationes.  Vol.  VI:  Pro  Kilone.  Pro  Haicello. 
Pro  Ligario.  Pro  rege  Deiotaro.  Philippicae  I^XIY.  BeeognoTit 
breviqne  adnotatione  eritica  instmxit  A.  G.  Clark.  Oxonii  1900. 

Vgl.  dazu  Th.  Zielinski  in  der  D.  L.  Z.  1901  Sp.  1556  ff. 

Clark  ist  woblvorbereit^c  au  seine  Aufgabe  herangetreten.  Von 
der  Uiloniaoa  hatte  er  bereits  im  J.  1895  eine  wissenschaftliche.  Ans* 
gäbe  mit  Kommentar  erscheinen  lassen  (vgl.  Jahreabericht  LXXXIX 
1886  II  8.  81  f.),  deren  Text  auf  dem  von  ihm  wiedergeftittdenen  Colo- 
nienais  sive  Harlelanns  (s.  oben  S.  76)  basierte.  Der  Text  der  neaen 
Aosgabe  der  Miloniaaa  ist  im  wesentliohen  der  gleiche  geblieben.  Über 
die  Handsohriftenfrage  der  ftbrigen  in  diesem  Bande  enthaltenen  Beden 
bat  flieh  Cl.  anifllbrlich  verbreitet  in  drei  Anftätaen  der  Claia.  Bot.  1900 
8.  39  S.,  8.  949  ft,  und  8.  899  ff.:  *Th6  textnal  criticiam  of  Gieeroa 
Philipplca,  aad  of  the  orationa  before  Caeear/  Es  ist  sein  Yerdlenat» 
snerst  fOr  den  Text  der  Oaeaarianae  eine  znverlBaaige  Gmndlage  ge- 
acbaffen  an  haben.  ««Sein  Nachwels,  daß  das  handschrÜtUche  Yerhftitnia 
in  allen  drei  Beden  daaaelbe  ist,  darf  als  eine  wichtige  Errnngenachaft 
der  diplomatiachen  ToLtkritik  beseichnet  werden.  Ob  er  MUeh  wohl 
daran  gethan  hat>  aeiner  Klasae  a  (im  Gegensata  an  Moller)  ttberall  den 
Vorzog  vor  der  Klasse  p  an  geben»  ist  fraglich.'*  Wie  Ar  die  Caesa- 
rianae»  ao  hat  Cl.  anch  flr  die  Philippicae  nene  Handschrijfteo  beigezogen, 
allein  ohne  wesentlidi«!  Elnihiß  anf  die  Textgestaltnng.  Beaonderea 
Lob  verdient  die  unter  dem  Texte  stehende  knappe  Adnotatio  crlUca,, 
die  rasch  über  den  Stand  der  Überlieferung  orientiert.  Wie  bereits 
oben  erwähnt,  hat  Petersen  die  Neubearbeitung  der  Verrinen  fBr  diese 
Suiumiuu{;f  übciuomiueu.   Über  Petersous  Ausgabe  der  Clueutiana  s.  S.  81. 


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Jaluefibericbt  über  die  Litterat  ur  za  Ciceios  Reden.  (Laadgrat)  7d 


IV.  BeltrAge  ur  Kritik, 
a)  Höhere  Kritik. 

G.  GiiHrdi.  Yariap  quaestiones  de  M.  Tallii  Ciceronis  oriitione, 
qOAe  pro  Marcello  iuschbitar.  G.  Prg.  Bovereto  1896.   42  S. 

Ein  eigentttmlidier  Znfiül  ist  ee,  daß.  wie  der  letste  Verteidiger 
der  Wolfocbeii  Hypotliese  von  der  Unechtheit  der  Marcelliena  Siegf. 
Scbmid  (Zttricher  Diss.  1888,  vgl.  Jahresbericht  UX  1889  II  S.  224  f.) 
seioen  nächsten  Vorgänger  Schwanke  (Erlanger  DisB.  1885,  vgl. 
Jahresbericht  XLVII  lS8ü  II  S.  258  f.)  nicht  kannte,  so  anch  wieJenini 
der  neueste  Verteidiger  der  Echtheit  der  Kcde,  II.  Girardi,  in  dem 
aneeführten  i'rog^raniin  aut  die  Abhuudluii^  von  Schmid  in  keiner  Weise 
Bezug  uijnuit.  Man  kann  dies  bedauern,  aber  auf  da»  Schlußresultat 
wäre  es  sicher  ohne  Kuidui^  geblieben,  denn  die  Kede  ist  und  bleibt 
echt,  und  es  wäre  wirklich  zn  wünschen,  daß  endlich  einmal  das  un- 
nütze Streiten  darüber  zur  Ruhe  kiuue.  —  Auch  die  Echtheitsfrage 
der  Reden  post  reditam  in  senatn,  post  reditum  ad  Quirites,  de  domo 
sua,  de  liaiuspicum  responso  wird  seit  dem  Verdammuiigburteil  Mark- 
lands (1745)  und  h\  A.  Wolfs  (IbOi)  immer  wieder  von  neuem  ventiliert, 
8.  Jahresber.  XXXV  1883  IT  S.  50  f.  Obwohl  nnn  Hübner  in  dem 
oben  S.  75  erwähnten  Aufsatz  (Deutsche  Kundschau  1899  8.  112) 
die  ErklSrnnjT  abn^ab,  daC  kein  Uiteilsfilhiirer  mehr  an  der  Echtheit 
aller  jener  Keden  zweifle,  erschien  doch  das  Jahr  darauf  eine  Schrift  von 

H.  M.  Leopold,  4e  oratiooilms  qoattnor.  qnae  Ininria  doeroni 
^dieantnr.  Lngdani  BataYomm  1900,  apnd  S.  €,  Tan  Daeabatgh. 
109  S. 

Ei  irt  Jedoeh  dem  Verf.  nicht  gelungen«  jenes  Urteil  HlllnieTi 
niDSiiatoßett.  Seine  Argamentation  ist  durchaus  subjektiv,  und  die 
Kritik,  die  er  an  Form  und  Inhalt  der  vier  Reden  übt,  ist  in  keiner 
Weise  stichhaltig.  Luterbacher  hat  sich  im  XXVII  Jahresber.  des  Berl. 
Phil.  Vor.  8.  208 — 212  diu  I^lüln-  crcs-eben,  Leopolds  Aufstelluiigeii  im 
cinztliK'ii  zu  widerlegen,  und  es  ist  ilun  dies  aucli,  besoüdeia  hinsichtlich 
der  angehiiclien  (701)  Solöckmen,  sehr  gut  gelungen. 

b)  KonjelttaralltritilL 

An  die  Spitze  dürfen  wir  wohl  mit  Recht  die  m!i;iit volle  Ab- 
handlung J,  Vahlens  setzen:  du  emeiidatione  'J'ulli  lua.  iierliner 
Lektiouäkatalug  iUr  den  Sommer  1899.    19  8.    Deu  Kern  derselben 


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80     Jahresbericht  über  die  Litteratur  zu  Oiceros  Reden.  (Landgraf.) 

bilden  nicht  sowohl  die  zn  acht  Stellen  vorgetragenen  Etnendationen 
(p.  Plane.  §  58,  61.  88;  p.  Rab.  Post.  §  43;  in  Pis.  §  2  nnd  15; 
Phil.  XI  §  14  und  15),  als  vielmehr  die  Erörtern ns:en,  die  daran  peknupft 
nnd  aus  denen  gewisse  kritische  Gesetze  abgeleitet  werden,  die  —  so 
alt  sie  sind  —  doch  immer  wieder  in  Verpess-  nlieit  p-erat^n  Dies  j^ilt 
vor  allem  von  seiner  Mahnung,  in  der  Annahme  von  Interpolationen 
vor8ichti;;er  zn  sein,  vpl.  S.  11  *delere  malnernnt  qnae  corriirere  non 
poterant'  und  S.  12  'nihil  prodest  interpolatoris  op  ascivisse,  si  tarnen 
eins  ratio  constare  non  potcst  nisi  eraeudancio  eam  sublevaveris*. 
"Würden  alle,  welche  die  ars  critica  üben,  die  8.  4  in  knapper,  den 
Meister  verratend eii  Fftrm  vovjetrajrenen  Gesetze  beachten,  so  würden 
viele  'subitao  opiniones'  —  nicht  zum  Scliaden  der  Wissenschaft  —  un- 
gedruckt bleiben.  Daß  besonders  die  Holländer  in  dieser  Beziehung 
häaüg  über  das  Maß  des  Erlaubten  hinausgegangen  sind,  bedarf  keiner 
weiteren  Ansein  an  dersetzung.  Deswegen  gehen  wir  auch  über  die  von 
H.  van  Herwerden  ans  dem  Nachlaß  Tj.  Haibertsmas  (gest.  1894) 
herausgegebenen  Adversaria  critica,  Leiden  1896  (S.  139—143  be- 
treffen die  Beden  Cic),  die  besonders  den  Text  der  Mureniaaa  doreh 
Einsetzung  von  eckigen  nnd  fchrttgen  Klamniern  verschönern  wollen, 
rasch  hinweg.  —  Ein  Landemenn  von  ihm,  van  der  Yliet,  der  Heran«- 
geber  des  Apnleins,  will  ICnem.  1900  S.  128  de  prov.  cons.  §  4  lesen 
<magnam>  Tim  argentt  nnd  ib.  S.  227  p.  Gael.  §  5  si  <qQideni> 
Ditnntnr.  Zwei  wikr  wertvolle  Bdtriige  zn  eiceroniacben  Beden  ver- 
dankt man  anch  diesmal  wieder  Fr.  Schoell,  der  eine  ist  der  Fiacdana 
(Rh.  Mos.  1896  S.  381—400),  der  andere  der  Ligariana  (ebenda  1900 
&  489--600),  gewidmet  Der  erste  Anfsata  dient  der  Kritik  nnd  der 
Herstellnng  des  Gedankenznsammenhanges  der  änOerst  Ifiekenliaft  über- 
lieferten Bingangspartle  der  Bede  pro  Fiacco.  Insbesondere  ist  es  ihm 
gelnngeo,  den  vom  Bef.  Jahresber.  LXXYI  (1893  II)  S.  27  verlangten 
Kachweis  m  erbringen,  daß  die  doreh  Tranhes  Scharfsinn  ans  ftnßeren 
OrOnden  der  ilaceiana  statt  der  Fonteiana  angewiesenen  Fh^imenta 
Cosaoa  sich  nngeswnngen  in  den  Gedankearahmen  nnserer  Bede  Aigen. 
Die  sweite  Abhandlung  desselben  Gelehrten  wendet  sieh  gegen  die 
nVulgatenreiterei^  nnd  sacht  an  einigen  Stellen  der  Llgnriana  (§§  1.  2. 
3. 4.  6.  7.  8. 9.  11. 14.  15. 18.  27)  uachsnweisen,  daß  die  bei  QaintiUan 
nnd  in  Scholien  ttberlieferte  Fassong  der  Gitate  der  handschriftlichen 
Überliefemng  vomsiehen  sei;  doch  sind  seine  Ansfühmngen  nicht  durch« 
weg  Üherseugend.  Eine  Vennntnng  an  Lig.  §  5  (sie  Ar  hie  aequo 
animo)  teilt  ebenda  S.  481  der  leider  schon  ans  nnserer  Mitte  ge* 
nonunene  Ferd.  Becher  mit.  —  Über  das  sog.  Fragmentnm  Peyro- 
niannm  der  Rede  pro  Milonc  §  33  handelt  J.  B.  Marcbesa-Bossi 
(Cumi  i&'Jü}  gegen  Kamoriuo  uud  spricht  sich  für  die  neuerdings  von 


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Jahresbericht  über  die  Litteratur  xa  Giceroa  Reden.  (Laadgiat)  81 

Gaumitz  belürwortete  (vgl.  Jahresbericht  XXXXfll  1885  II  8.  45) 
Tilunng"  dieses  Fragaieotes  aus.  Vgl.  auch  Jin-f^enseo  in  Kord.  Tidskrift 
f.  Filül.  1900  S,  104—111.  —  Von  den  Verbesserung'svorschlä^eu 
K.  Busches  N.  Jahrbb.  f.  Phil.  1H9(^  S.  565  flf.  sind  erwähnens- 
wert: de  prov.  coos  3  29  ornamenta  iuverira  (st.  fuerint);  in  Pia. 
§  24  non  insolentia  rerum  verecuudaru m  (st.  secandarum)  vom  Kon- 
sulate, Kef.  vermutet  sanciarum;  §  3B  fug:am  (st.  uuam)  tibi  iUam 
viam  et  perpetuam  esse,  doch  vgl.  Verr.  IV  §  119  ceterae  nrbis  partes 
qnae  una  via  lata  perpetaa  raaltisqoe  traoBYenie  divisac  etc.;  [ganz 
verkehrt  ist  die  Vermutung,  §  65  'sei  exsecratio  zu  schreibea  für  «xi- 
•timatio,  vgl.  p.  Elacc  §  12!];  §  94  stellt  B.  mit  Chiasmns  her:  noa 
smbitio  ad  gratiam,  non  ad  iDiqoitatem  aemnlatio  (codd.:  ioiquitaB 
«d  aemolAtionem)  conicietur;  p.  Plane.  §  30  will  B.  die  Genitive  generls 
dico  et  nominis  halten,  indem  er  den  Ausfall  von  <BpleDdora>  vor 
dem  folgesdea  Worte  niperiorem  annimmt  —  Phil.  XI  §  88  ne  aeerbnm 
iin  quleqnam  (st.  acerbns  dvis  qnisqaam)  istomm  ait  iatomm  bedeht 
sidi  dann  aof  die  in  §  29—81  formniierten  Antrflc;«  Oceros.  —  Mit 
PhiL  XI  S  S6  beMshAftigrt  sieh  A.  von  Domaszewaki  im  Rh.  Jim.  LIV 
<1899)  S.  311—313.  —  Aaf  die  Bosdana  nehmen  Besag  K.  Lineke 
im  Philol.  N.  F.  Xm  (1900)  8.  193  und  zwar  behandelt  er  §  96  nad 
Bef.  im  Rh.  Um.  1901  8.  310—313.  Aaf  grnad  der  von  mir  aeaver- 
^licheaen  Ijeideaer  Handiehrift  des  8ehol.  GronoT.  stdlo  ieh  die  ye^ 
dorbeae  Stelle  §  11  alao  her:  omnes  haac  qaaeationem  te  praetore 
<in>  manifeftia  maleflcüa  cotidiaaoqne  aangaiae  <non>  dmi^gum 
tri  (codd.  dimisBioi,  dimimina;  Sehol.  Gr.  dimiaaoire^dimiaaairi)  ipe* 
rant  —  Li  der  W.  t  kl.  Phüol.  1900  8.  84  handelt  H.  Belliag 
Uber  Phil.  I  §  10  oad  8.  644  AT.  H.  Draheim  aber  Gat  I  §  8.  — 
Über  Yerbeaaerangayorachlftge  aar  Bede  de  domo  a.  oben  Abschnitt  II 
«m  Ende. 


V.  Beiträge  zur  Erklärung. 

Ein  größerer  wissenschaftlicher  Kommentar  ist  io  dem  zn  be* 
sprechenden  Zdtranm  nur  zor  Bede  pro  Glaentlo  eraohienen  von 
W.  Petersen  (London  1899,  328  8.),  dnreh  den  das  sacUiehe  wie 

sprachliche  Verständnis  derbesondei^s  in  jariatischerBedehnng  sohwierigen 
Rede  wesoutlich  gewonnen  hat.  Auch  andere  Beden  in  dleaer  Weise  m 

beai  bellen  wäre  i^ewiß  eine  lohnende  Angabe.  Um  gleich  mit  der  IltestSD 
Ulis  erhalieiit^i  Ucda  /u  begiuueu,  so  ist  eine  wissenschaftliche  Neabe* 
Jahreibericht  (ür  Aitartomswisseascbaft.  Bd.  CXI  II.  (im  IL)  6 


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S2     Jahresbericht  über  die  Littoratm  sn  Cicero»  Reden.  (Ltndgnf.) 


arbdtang  der  Qnioctiana  vom  jaristiBchen  wie  philologlseben  Standpunkt 
aaa  geradean  ein  Bedürfnis.  Eine  treffliche  Vorarbeit  in  bezng  anf  die 
scbirierigen  BeehttverbältDlsee  dieser  Kede  büdet  das  Frogramm  von 
W.  Ootling,  Oldeobarg  1882,  vgl.  Jahresber.  XZXV  (1883  II)  8. 13. 
Seine  Aasführnngen  werden  im  einzelnen  korrigiert  und  ergänzt  doreh  den 
trefinichen  Aufsatz  B.  Kttblers,  det  Prozeß  des  Quinctios.  Zdtscbrifk 
der  SavigDy-Stiftnng  für  RechtsgeBChichte,  Band  14,  romanische  Abteiig. 
S.  04—68.  K.  prüft  eingehend  die  Beweisftihrang  Ciceros  nnd  Icgft 
ihre  Schwiicheii  dar;  beztiglicli  des  Ausgaug:es  des  Prozesses  macht  er 
wahiseheinlich,  dalj  der  iudex  Aquilins  zu  guiisten  des  Quinctius  ent- 
schieden haben  werde.  Wie  für  die  Quinctiana,  so  wäre  auch  für  die 
Mnreniana  eine  zeitgemäße  Koiniiientierunfi:  dringend  wünschenswert  nnd, 
da  anch  hier  juristische  Dinge  mit  hereinspielen,  am  besten  durch  einen 
Piülülügeu,  der  zugleich  juristische  Kenntnifse  hat,  wie  z.  B.  der  eben 
genannte  Gelehrte.  Außerdem  erregt  diese  Rede  unser  Interesse  auch 
in  ästhetischer  Beziehung  durch  den  Humor  nnd  oft  mit  Ironie  ge- 
mischten Witz,  mit  dem  Cicero  f^i'^m  die  beiden  Hanptankläger,  Sulpiciiis 
und  Cato,  7n  Felde  zieht.  Feine  Bemerkungen  findet  man  hii  riiber  in 
dem  Parchimer  Programm  (1896)  von  J.  Strenge,  das  Moment  des 
Komischen  in  Ciceros  Rede  pro  Murena.  14  S.  Paß  übrigens  ein 
Teil  dieser  Scherze  erst  bei  der  schriftlichen  Abfas^^uiip  hinzugefügt 
worden  sei,  hat  schon  Drumann  bemerkt  und  neuerdings  ist  dieser  Ge- 
sichtspunkt eiügehend  und  scharfsinnig  beleuchtet  worden  von  E.  Kosen- 
berg  in  seinen  gedankenreichen  Studien  zur  Rede  Ciceros  für  Murena 
(Progr.  Hirschberg  in  Sohl.  1  902).  Der  Verf.  hält  es  für  unmöglich, 
daß  Cic.  in  jener  schlimmen,  wirklich  ernsten  Zeit  (a.  63!)  Stimmung^ 
nnd  Wille  gehabt  habe,  seine  besten  Freunde  so  vor  den  Kopf  zu  stoßen. 
Bine  genaue  Analyse  des  Inhalts  läßt  ihn  zu  dem  Schlosse  kommen» 
daß  die  überlieferte  Rede  nur  zum  kleinen  Teile  der  wirklich  gehaltenen 
entspreche,  und  durch  die  späteren,  wahrscheinlich  im  J.  62  gemachten 
Einschaltungen  die  Schönheit  nnd  der  Fluß  des  ganzen  sehr  gelitten 
habe.  Mit  diesen  Einschaltnngen  verfolge  Cic.  die  Absicht,  sich  eelbst 
zu  entlasten  nnd  seinen  politischen  Zwecken  zu  dienen.  «Ans  seinem 
Konsnlatsgahr  haben  wir  wenig  Briefe;  anch  die  folgenden  Jahre  waren 
noch  sparsam  darin.  Da  sind  es  die  Reden,  dnrch  die  Cic.  wirkt  nnd 
Propaganda  macht  nnd  Hiebe  austeilt*.  DieBC  Einschaltnngen  süid  aber 
nicht  bloß  fiberhanpt  interessant,  sondern  auch  wertvoll  für  die  Er« 
kenntnis  der  Ornndefttze  nnd  Ansichten  der  damaligen  humanen  Gfesell- 
schalt.  Yerf,  versteht  es,  eine  Beihe  von  ünterachieden  antiker  und 
modemer  Anschauungsweise,  die  sich  ihm  ans  der  Lekt&re  der  Bede 
ergaben,  in  höchst  anregender  Weiae  zu  besprechen  nnd  dadurch  daa 
Verständnis  der  Mareniaoa  in  nicht  wenigen  Punkten  an  fördern.  — 


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Jahreibeiiebt  fiber  die  Litteratur  za  Ciceros  Reden.   (Landgraf.)  33 

Auch  die  Bede  pro  Flaeeo  bietet  in  joristiecber  Hiniiebt  manche 
SchwieriglEeiten ,  die  der  letste  Heransgeher  nicht  immer  mit  Glück 
überwunden  hat.  80  weist  J.  Leaine  in  ^em  gut  ftmdierten  Aufsatz, 
Gomperendinatio  hei  Cicero  pro  Flaeco  Philolo^as  LX  (1901)  S.  592^600 
gegen  dn  Heenils  Behanptong  (S.  43f.  der  Einleitani^).  die  Rede  p.  I  I. 
sei  bei  einer  iwelten  Ymrbandlang  gehalten  worden,  nach,  daß  die  Rede 
keinerJei  Anlaß  zn  einer  derartig^en  Annahme  biete  noch  auch  dafür, 
daß  der  Prozeß  gegen  Flaccns  nach  der  Compercndinatio  geführt  worden 
sei;  im  Gegenteil  müsse  man  daran  festhalten,  daß  sich  nach  dem  Prozeß 
gegen  Verres,  also  doch  wohl  nach  der  lex  Aurelia,  die  Gomperendinatio 
im  römischen  Kriminalprozeß  mit  Sicherheit  nicht  meiir  nachweisen  lasse. 
Treffliche  Beiuage  zur  >:r[;iuternng  und  zur  Darlegung  des  Gtdanken- 
güuges  besonders  der  Kmgaiig&partie  dieser  Rede  hat  auch  Fr.  Schoell 
in  der  bereits  oben  S.  80  aufgeführten  Abhandlnnt:  geliefert.  —  Um 
die  1    C  a t i  1  i nar i sch e  Kede   hatte  sich  g^erade  in  Beziehung'    auf  die 
Xlarieg;ung  des  (ir  l,uiken/.asammenhanges  und  ihre  logische  Gliederung 
K.  FüUlein  im   Mersebnrger  Projrr.   18S9  verdient  i^-emacht  (vgl. 
Jahresber.  LXXVI  1893  II  S.  14),   indem  er  Cicero  gfegen  den  von 
Dnimann  n.  a.  erhobenen  Vorwurf,  diese  Rede  entbehre  einer  sor^ltigren 
Disposition,  mit  Erfol«-  in  Schatz  nahm.     Zehn  Jahre  später  ließ  er 
unter  dem  gleichen  Titel  ,Über  Ciceros  erste  Rede  gegen  Catilina"  ein 
zweites  l'ro^^ramm  folgen,  nachdem   sein   erstes   durch  P.  Ilaccius, 
Gliederung  der  ersten  Oatilinarischen  Rede  Ciceros,  Fr.  Weißenburg  im 
Eis.  1897,  einer  scharfen  Kritik  unterzogen  worden  war.  Fttßiein  ver- 
teidigt «eine  früheren  Auff>telluns;en,  die  er  zum  Teil  vervollständigt  und 
besser  begründet,  und  wendet  sich  namentlich  gegen  das  willkürliche 
Verfahren  Haccius',  durch  Streichungen  nnd  Umstellungen  im  Texte  der 
fiede  einen  —  nach  seiner  Ansicht  —  besseren  Gedankengang  herstellen 
zn  wollen.   Jedenfalls  ist  durch  beide  Schriften  das  Verstftndnia  der 
ersten  catilin.  Rede  gefördert  worden,  bei  deren  Beurteilung  auch  noch 
ein  Umstand  ins  Gewicht  fällt,  den  E.  Ziegeler  S.  lOB  seiner  Disposition 
mit  Becht  hervorhebt:  «Da  der  Redner  in  der  größten  Aufregung  ist, 
80  kommt  er  nicht  sogleich  dazu,  jeden  einzelnen  Funkt  erachöpfend 
auszuführen,  sondern  berührt  in  C.  I  und  II  alle  sein  Inneres  bewegen- 
den Gedanken  kurz,  nm  erst  mit  C.  III  zur  ansführUchereo  Behandlung 
Jedea  einzelnen  ilberzngehen.  So  kommt  es,  daß  sich  in  der  Einleitung 
fast  alle  Gedanken  des  Hauptteils  der  B«de  angedeutet  finden,  wie  in 
einer  Ouvertüre  die  sämtlichen  Melodien  der  nachfolgenden  Oper*  Diese 
und  noch  weitere  elf  Disporitionen  (zn  Bosc.  Am.,  Pomp.,  in  Cat.  II — IV, 
Hur,  Soll.,  Arch.,  Mil.,  Lig^  Deiot.)  giebt  E.  Ziogeler  hi  der  Festschrift 
zur  45.  VeiBamminng  deutscher  Phil,  nnd  Schulm.  su  Bremen  1899 
8.  95^148  (auch  separat  erschienen).  Sie  sind  ein  brauchbares  HUfs- 

6* 


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84     Jahmbericht  über  die  Littentar  sa  (Hceros  Reden.  (Landgrat) 

mittel  fnr  den  Lehrer  beim  Unterrichte,  f&r  den  wir  znn  Schlnise  noch 
ein  paar  andere  wohl  verwendbare  Schriften  anführen  wollen:  Hacht- 
mann,  die  Verwertung  der  4.  Bede  CiceroB  gegen  Yerree,  Ar  ünter- 
welsangen  In  der  antiken  Ennst.  Fr.  Bembnig  1895  nnd  J.  Enbik, 
Realericlftmng  nnd  AnecfaannngiQOterricht  bei  der  Lektüre  Cioeres. 
Wien  1896.  Beracksichtlgt  dnd  in  letzterer  Schrift  die  Reden  p.  Eoec. 
Am.,  in  Cat.  I— IV,  in  Verr.  IV,  de  imp.,  pro  Arcb.,  HU.  ICarc.,  Lig.. 
Deiot,  Phil.  I  nnd  II.  Die  ErklSmng  entreckt  sich  anf  folgende  Funkte: 
Topog^raphisches,  erhaltene  Bauten,  Privatleben,  dlFentliehes  Leben,  8a- 
kralee  nnd  Hythologisches,  Eriegswem,  Ethno^raphischee,  Gegenstinde 
der  Ennet,  Portrftts.  —  Endlich  sei  hier  anf  das  Farchimer  Fr.  1898 
von  J.  Strenge  hingewiesen,  das  aoßer  einigen  guten  sachlichen  Be- 
merkungen snr  Bnllana  anch  eine  treffende  Übetsetsnng  von  Kap.  1.  2. 6 
§§  69—71  nnd  93-93  bietet. 


VI.  Sprache. 

Ben  ersten  Rang  in  der  die  Sprache  Ciceros  betreffenden  Utte- 
ratar  nimmt  jedenfUls  ffir  längere  Zeit  ein  das  im  J.  1901  zn  Paris 
erschienene  Werk  von  J.  Lebreton ,  ßtndes  snr  la  langne  et  la  gram- 
maire  de  Oic6ron,  47  J  8.  Hit  dem  ganten  Rfistzeng  der  neneren 
grammatischen  Litteratnr  nnd  nmfongreichen,  anf  eigener  LektAre  be- 
ruhenden Haterialsammlnngen  ansgerOstet,  geht  L.  daran,  über  eine  nicht 
geringe  Anzahl  der  schwierigsten  und  verwickeltsten  Kapitel  der  0oero- 
niscben  Syntax  nnd  Stilistik  helles  Licht  an  verbreiten.  Jetzt  erst  sehen 
wir,  wie  wenig  genau.  unznverlSssig  nnd  Iftckenhaft  unsere  bisherigen 
Kenntnisse  des  Giceronischen  Sprachgebrauchs  waren.  Es  wftre  nur  zn 
wünschen,  daß  L.  sich  dazu  entschlieBen  möchte,  diese  Bausteine  za 
ergfinsen  und  uns  in  Bftlde  eine  vollständige  wissenschaftliche  Syntax 
der  Sprache  Ciceros  zu  schenken.  Hoffnung  besteht  dazu,  wie  ich  den 
Lesern  des  Jahresberichtes  verraten  darf  (vgl.  meine  auafhhrlichere 
Besprechung  des  vorzfiglichen  Buches  in  der  Berl.  Fhil.  W.  1901 
Sp.  1128 — 1131  und  meinen  Aufsatz  „Französische  Litteratnr  zur 
Lateinischen  Syntax"  in  den  N.  Jahrbb.  f.  Phil.  1901  8.  505  f.).  Ffir 
die  Easnssyntax  hat  brauchbare,  wenn  anch  nicht  vollständige  Stelleu- 
sammlnngen  angfeleg't  K.  Bi  iuker  in  seinen  „Bemerkungen  zum  Sprach- 
gebranch  Ciceros  in  der  Kasussyutax"  X.  Jahibb.  i.  VUi\.  u.  Päd.  II 
189Ü  S.  363— o77.  433—442.  520—535. 


Jfthresbericht  Aber  die  Litteratur  sa  Oicen»  Redeo.  (Landgnl)  85 


vn.  R«dDeri8Cher  Rhythnot. 

Fnßend  anf  W.  Meyers  Forachongren  (Gotting,  gel.  Ans.  1893 
8.  1  £f.)  ^icbt  £.  Korden  in  seinem  bedentendeii  Werke  »Die  antike 

Knnstprosa*'   (vgl.  oben  S.  75)  im  I.  Anbang  eine  Geschichte  des 

rhythmiscfien  SatzschlaBses  und  zwar  behandelt  er  von  S.  923 — 960 
Uie  lateinische  Prosa.  Mittelpunkt  dieser  Untersuchungen  sind  natörlich 
Ciceros  Reden,  von  denen  auscowühlte  Stücke  als  Proben  aus^^^esclirieben 
und  rhj,  Lüiiiiscii  zerlegt  werden.  Als  Vorarbeiten  konnte  er  benutzen 
die  Dissertationen  von  H.  Wuest,  de  clausula  rlietorica  (Straß bur^ 
1881,  vgl.  Jahresber.  XXXV  1883  II  S.  7  f.)  und  besonders  E.  Müller, 
de  numero  Ciceroniano  (Kiel — Berlin  1886,  vgl.  Jahresber.  XLVII  1886 
II  S.  225).  Auf  Nordeu  und  Müller  wiederum  sich  siüizeud  iiat  Jul. 
Wolff,  ein  Schuir  r  von  Skutecli.  die  Klausel  bei  Cicero  voq  neuem 
eiugt']l^»^d  untersucht  in  seiner  Scliril't  de  clausulib  Ciceronianis  (abge- 
druckt im  XXVI.  8nprd.-Band  der  N.  Jahrb.  f.  class.  Phil.  1901 
S.  577—680);  vgl.  dazu  die  ausführliche  Besprecliuug  im  Archiv  f.  lat. 
Lex.  XII  S.  594  ff.  von  J.  May,  dem  Verf.  der  treflflichen  Monographie 
»Der  rednerische  Khythnius  mit  besonderer  lieziehung'  auf  Ciceros  orator-* 
und  mit  Berücksichtigaug  der  Reden  des  Demosthenes,  Pr.  Unrlach  1899. 
Im  ersteu  Kapitel  seiner  ebenso  fleißigen  wie  sorgfältigen  Dissertatiun 
stellt  W.  sämtliche  Klauselformen  lest,  die  er  durch  den  Choriambus 
vermehrt.  Hierauf  spricht  er  an  der  liand  von  Tabellen  über  den  Wert, 
den  €ic.  ihueu  beilegt,  weiter  über  die  Uäsur  innerhalb  derselben  und 
über  gewisse  Hilfsmittel  zur  Bildung  von  Klauseln  (wie  que,  atqne). 
Den  Schluß  bilden  ergebnisreiche  Beobachtongen  über  Synalöphe,  Elision, 
Hiatus  und  damit  zusammenhängende  Fragen.  Was  aber  das  Wichtigste 
ist,  wir  haben  in  diesem  Klaaselgesetz  ein  neues  „Arbeitsinstrument" 
erhalten,  das  uns  nicht  nnr  zur  Erkenntnis  de.s  Tonfalls  lebender  Bede 
und  ihrer  Anssprache"  dienen  kann  (Skutsch  in  Vollmöllers  Jahresber.  V 
S.  75),  sondern  aneh  künftighin  bei  der  Textkritik  ein  nicht  zu  ooter- 
(aber  auch  nicht  zu  über-)  schätzendes  Hilfsmittel  bilden  wird  and  , 
muß ;  W.  giebt  selbst  im  7.  Kapitel  seiner  Schrift  einige  Beitrüge  hierzn. 
£ins  tadelt,  wie  es  scheint  mit  Becht,  May  an  der  sonst  sehr  tüchtigen 
Arbeit  Wolfb,  daD  er  nämlich  sieht  in  jedem  einzelnen  Fall  den  Sata 
als  Ganses  betrachtet;  denn  der  Knmeros  liegt  nicht  allein  in  der 
Klausel,  sondern  diese  bildet  in  der  Begel  nur  den  Schloß  eines 
rhythmischen  Ganzen.  Weiter  ansgelfihrt  hat  diesen  wichtigen  Gesichts- 
punkt nnd  dareh  Proben  ans  der  Kosdana  erUntert  May  in  seinem 
„Über  den  nnmems  bei  Cicero**  betitelten  Anfsats  Fhü.  Rondschan 
1902  No.  10. 


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86     Jahresbericht  äber  die  Littonttur  sa  Giceroe  Reden.  (Landgnf.) 


vm.   Zur  Chronologie  der  Reden. 

Die  Rede  pro  iioscio  Comoedo  gehört  zu  den  chronolog^isch  am 
schwersten  za  bestimmeuden.  Aaszagehen  hat  die  Untersachung,  wie 
ich  in  meiner  Schrift  de  Cic.  clocut.  S.  47  ff.  gezeigt  habe,  vou  §  33 
,accepit  Roscios  agram  temporibns  illis,  qaum  iacerent  pretia  prae- 
diorum'.  Biese  Zeitangabe  paßt  am  besten  auf  die  Sollaaischen  Pro* 
Skriptionen  —  soweit  stimme  ieh  mit  dem  Verfasser  des  neuesten  Ver- 
suches, die  Streitfrage  zu  lösen,  übercin:  A.  Mayr,  quo  tempoi'e 
Ciceronis  oratio  pro  Q.  Hoseio  comoedo  habita  sit  in  Wiener  Stad.  XXU 
(1900)  S.  115—119.  Einen  zweiten  wichtigen  Anhaltspnnkt  bietet  §  33, 
ans  welchem  wir  erfahren,  daß  15  Jahre  TOr  dem  Prozesse,  in  welchem 
Cicero  die  fiede  hält,  Eoacins  mit  ila?in8  einen  Vergleich  (decisio)  ge- 
Bcbloesen  habe,  wonach  er  von  diesem  als  Vergütung  ein  Gmndstack 
erhielt.  Hotmann  änderte  nun  an  dieser  Stelle  das  handschriftlich  äbei^ 
lieferte  XV  in  IV,  eben  weil  sich  diese  Zeitbestimmung  mit  jener  in 
$  33  nicht  ▼erdnigen  läßt,  und  fand  damit  den  Beifall  vieler  Philologen 
nnd  Juristen.  Auch  ich  stellte  mich  In  meiucir  Dissertation  auf  die 
Seite  Hotmanns,  weil  ich  in  der  Sprache  der  Rede  gewisse  Kriterien 
gefanden  sn  haben  glanbte,  die  dafür  sprechen,  daß  diese  Rede  noch  zu 
der  älteren  Stilperiode  Ciceros  gehöre.  Mit  meiner  Ansetaung  der  Rede 
haben  sich  einverstanden  erklärt  Norden  ant.  Kunstpr.  S.  2S7.  nnd 
W.  Sternkopf  in  den  N.  Jahrb.  f.  Phil.  1895  S.  41—56.  Auch  heute  noch 
halte  ich  an  der  Ansicht  fest,  daß  Oic.  unsere  Rede  etwa  im  J.  76  gehalten 
habe,  also  in  einem  Alter  von  30  Jahren,  womit  gnt  ausammenstimmt  1 44 
magis  mea  adnlescentia  indJget  ülommbooa  existimatione  quam  illorum 
aeverissima  senectns  desiderat  meam  landem;  vgl.  off.  II  §  51  ut  nos  adn- 
leseentes  (Cic.  war  damals  27  Jahre  alt!)  contra  L.  Snllae  dominantis  opes 
pro  Sex.  Boseio  Amerino  fecimns  undSenee.  suas.  VII,  2  qui  i  provocatam 
inter  initia  aduleacentiae  libertate  tirocinil  tui  Syllanum  poteotiamr 
Ifayr  hält  dagegen  an  der  handschi'ifllichen  Überlieferung  fest  und  setzt 
die  Rede  in  das  Jahr  66.  Ob  aber  dann  der  40  jährige  Cicero  noch 
von  seiner  adnlescentia  sprechen  konnte  im  Gegensatz  zu  den  beiden 
SSeageo,  welche  'aetate  grandes  natn^  genannt  werdea  (also  etwa  65 
Jahre  alt)  und  nicht  vielmehr  iiivenius  hiitte  sa^eu  müssen  (wie  p.  Scaur. 
§  32  memoriam  iuvcntutis  snae  sonectutis  iledtcure  l'oedavit).  dar- 
über hilu  sich  \i.  unter  Hinweis  aulThil.  11  §  118  hinwez  MeienJi  rem 
pnblicam  adulescens,  non  deseram  senex*;  aber  liier,  am  Schlüsse  seiner 
zweiten  Philippika,  spricht  Cicero  in  erhobenem  Tone  und  verschUrft  mit 
Absicht  die  Kontraste,  während  bei  der  leidenschaftslosen,  nliditerueu  Aus- 
einandersetzung: an  unserer  Stelle  Oicero  kciueu  Grund  hatte,  sich  jüufifer 
zu  macheu.  —  Kach  F.  L.  U auter,  Chronologische  Uutersachimgen  zu 


Jahresbericht  über  die  Litteratur  zu  Ciceros  Reden.  (LAndgrai)  87 

Cioew«  Philippischen  Kerlen  (N.  Jahrb.  f.  Vhü.  1894  S.  G13— 636)  wurde 
die  8.  Philippika  am  3.  Febr.  43  gelialLcu,  die  9.  wahrscheiulio.h  ebenfalls 
an  diesem  Tage,  die  lu.  am  4.  Februar  oder  einem  der  uülchstea  Tage. 


IX.  Sdiollen. 

Ein  Corpus  der  Cicerrsi  lioliasteu  zu  schaffen  ist  eine  nnahweis- 
bare  Auigabe  der  klass.  Philologie  des  20.  Jahrb.  An  Vorarbeiten 
dazu  fehlt  es  wahrlich  nicht.  Für  Ascouius  haben  wir  bereits  die 
treflfliche  Ausgabe  von  Kießling  und  Schoell  (Berlirj  l67ö).  Neuerdings 
hat  A.  C.  Clark  (Class.  Rev.  X  1896  8.  301—305}  in  der  Madrider 
ll;inds<hrit'l  des  Asconius  M.  81  die  Reinschrift  («fair  copy")  der  Ab- 
schrift erkannt,  weiche  Pogg:io  im  J.  1416  'velooitpr'  (wie  er  an  «  meu 
Fi»-'und  schreibt)  von  einer  St.  Gallener  Haudsctinit  des  Asconius  ge- 
macht hat,  Sie  bildet  neben  den  Abschriften  des  Sozomenus  und  Montc- 
püliciano  die  Grundlage  des  Texti^s.  Der  sog.  Grono vscholiast  ist 
nach  Form  und  Inhalt  einer  sorglaltigeu  Prüfung  durch  Th.  Stangl 
unterzogen  worden  (vgl.  Jahresber.  XXXV  1S«3  II  S.  9  f.).  Ret  hat 
im  J.  1901  die  JLeydener  iiaudschrift,  die  den  Text  der  Scholiasten 
enthält,  für  die  Neubearbeitung  seiner  größeren  Ausgabe  der  Rosciaiia 
hier  verglichen  und  dabei  noch  manches  gefunden,  was  noch  nicht  be- 
merkt war  (vgl.  Rhein.  Mus.  1901  S.  311  und  Arch.  f.  lat.  Lex.  XII 
284).  Um  die  lange  vernachläasigtea  Bobienser Scholien  haben  sich 
Leo  Ziegler  (Pr.  des  Münchener  Maxgymnasinms  1873),  Th.  Stangl 
(vgl.  Jahresber.  XXXXIII  1885  U  S.  8  flf.  und  LXXXIX  1896  U  8.  84). 
H.  Gaumitz  (vgl.  Jahresber.  XXXXm  1885  II  8.  9  f.).  B.  Schilling 
(vgl.  Jahresber.  LXXVI  1893  U  8.  28)  ODd  P.  Hildebrandt  (vgl. 
Jahresber.  TtXXXTX  1896  II  &  84)  verdient  gemacht.  Sowohl  Ziegler 
wie  Stangl  haben  eine  KoUaÜon  der  beiden  Paiimpeeele  geliefert,  welche 
die  Bobienaer  Scholien  enthalten.  Der  Znstand  derselben  ist  ein  deiv 
artig  schlimmer,  daß  ein  »TollstftDdiger  XJntetgang  denelben  sieh  nicht 
aufhalten  l&ßt*.  Um  so  danltbarer  mfissen  wir  L.  Ziegler  sein,  daß 
er  die  EigebniBse  einer  zweiten,  auch  die  Zeilen  nnd  KolnmneiiBchlfisse 
genau  TcrzeiehoendeD  Kollation  der  Mallftnder  Brnchstüclce  nebet  sahl- 
reichen  EmendationsvonchlBgen  in  zwei  Anfisfttzen  des  Hermes  XXSI 
1896  8.  19—69  nnd  8.  278—307  veröffentlicht  hat  Der  lateinische 
Text  hat  dnrch  seine  nnd  der  anderen  oben  angeffthrten  Gelehrten  Be- 
nfthnngen  gegeniiber  dem  von  Orelli  ganz  erheblich  gewonnen,  dagegen 
befriedigt  weniger  seineBehaadlaiig  der  giiechischenTermini.  Fr.  Schoel  1 
im  Bhein.  Mns.  LI  8.  883  in  der  Note  verlangt  hinsichtlich  dieses 


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88     Jahxwbeiiclit  Uber  die  Uttentar  sa  Gieen»'  Reden.  (Landgraf.) 

Punktes  eine  neue  und  sosammenliftngre&de  ErSrtenmigr.  —  Wie  eehoD 
oben  8.  77  erwfilinti  bal>en  die  Cieeroscholien  durch  den  cod.  Glonineensin 
einen  Zowadis  erhalten  nnd  zwar  za  in  Cat.  I  p.  S61, 1  MiUler,  Gat  II 
p.  268,  1.  4.  7.  13;  263,  3.  9.  13.  264,  2. 17;  in  Cat.  IH  p.  280,  23. 
284.  2;  In  Cat.  IV  p.  291, 14.  25.  32.  in  Verr.  act.  H  Ub.  n  p.  200, 
2.  13.  16.  17.  30.  201,  13.  20  ;  202,  16.  Die  im  Clnn.  aich  findenden 
Scholien  zu  den  Beden  pro  Ligario  nnd  Beiotaro  sind  braebstfilcliweiflo 
achon  Ton  A.  Hai  nnd  Orelli  V  p.  369,  30—370,  17  ans  dem  eod. 
AnbroB.  G.  29  inf.  heraaBgegeben  (vgl.  dazu  Staogl  Rhein.  Mas.  XXXIX 
8.  566 — 568),  der  sie  direkt  oder  indirekt  ans  dem  cod,  Clan.  s. 
HoUham.  heröbergenommea  bat,  s.  Petersou  S.  LV  sq. 


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Bericht  über  die 
LitteratQT  zu  den  quintilianischen  Deklamationen  nnd 
zü  Calpnmins  Flaccus  anb  den  Jahren  1888— 190L 

Von 

Dr.  Georg  Lehnert 
in  lieipsig. 


Im  Anschlnß  nnd  zugleich  als  Ergttnzang  des  im  vorigen  Jabr- 
f^ange  von  Herrn  Prof.  Dr.  Ammon  gegebenen  Berichtes  über 
Qnintilian,  der  sich  fast  aoBscbließUch  der  iostitntio  widmen  keimte, 
iD0ge  hier  die  Beapreehong  der  Litlerator  kq  den  DelKlamationen  und 
zugleich,  da  sieh  mehrfache  Bertthrangapnnkte  bieten,  in  Galpnmina 
Haociu  fllr  dieselbe  Zelt  folgen,  eine  Periode,  die  besonders  den  grölleren 
Deklamationen  zn  gnte  gekommen  ist,  wobei  die  Gelegenheit  wahige- 
Bommeik  worden  Ist,  einige  noch  nicht  besprochene  Arbeiten  ans  frOherer 
Zeit  mit  kurz  heranzndeben. 

yoraosgeschlckt  sei  snnichst  ein  chronologisch  geordnetes  Ver- 
zeichnia  der  zn  behandelnden  Schriften  nnd  Anfiiätze,  anf  dessen 
Nnmmern  im  folgenden  Bezog  genommen  werden  soll. 


Cbronolooiscbes  Verzeichnis  der  ütteratur. 

1.  Hanr^n,  B.^  Kotiee  snr  les  m^anges  poitlqnes  d*Hildebert  de 

Lavardin,  Noticee  et  extraita  des  mannaerits  de  la  blblioth^e 
nationale  XXVm.  2,  Paris  1678,  S.  289  ff. 

2.  Banrteny  B*»  Notice  snr  nn  mannscrit  de  la  reine  Christine  &  la 

bibliothöqne  du  Vatlcan  (cod.  reg.  344),  Notices  et  extraits 

XXIX,  8,  Paris  1880,  8.  231  ff. 
8.  Flerfllle,  Gh.,  Notice  snr  denz  mannscrits  de  St.  Omer.  Noticeset 

extraifs  XXXI.  1,  Paris  1884,  S.  49  ff. 
4,  H«faky  Boberty  JUscellanea  crltiea.  Lisfy  filologickö  a  paedagogick6 

1886,  S.  17. 


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90     Obtr  qulntiUanisehe  Dekl&mationett  und  Calporaias  Flaccus .  (Lebnert.) 

5.  MUlfTy  H«  J«|L.  Annaei  Senecae  patria  scripta  ed.  H.  J.  Müller, 

Vindobonae,  1887. 

6.  de  Neliuiey  Pierre,  la  biblloth^qae  de  Folvio  Orsinl.  contribntlons 

k  la  histoire  dea  collectioDB  dltalie  et  &  rßtnde  de  la  reoaiasaiice. 
Paris  1887,  Yieweg:. 

7.  Opf ts,  Richard,  quaestiones  criticae  in  Senecae  et  QaintOiani  deda- 

mationes.   Commeiitationes  qaibos  Ottoni  Ribbeckio  ....  con- 
giatalantnr  discipnli  LIpsienses.  Leipzig  1888.  Teubner,  S.  37  ff. 
S.  Yottug,  John,  A  manuscript  of  Qaintilian.    Atheuaeum  No.  3184 
(1888),  S.  591. 

9,  Fleiter,  Gerhard,   de   niinoribus   quae   sub    nomine  Quiutiliani 
feruntur  declamatiouibus.    Dissertation,  Münster  l^l♦0. 
10.  Fienrille,  Charles,    Qaintiliaui    de  iubtitulioue  oratoria  über 
prinms.   Texte  avec  des  notes  par  Ch.  FierviUe,  Paiis  1890, 
Firmin  Didot. 

11«  Teoffel-Schwabe,  Geschichte  der  römischen  Littcratur,  5.  Aufl., 

Leipzig"  1890,  Teubner,  S.  m2.  886. 
12«  Castellani,  C.,  Ißtorno  alle  diie  cdizioni  Yenete  1471  o  seuz  anno 
delle  istituzioni  oratorie  di  Quiiitiliano  e  all'  edizioue  Veneta  1482 
delle  declamnzioni  ....    Veuezia  1891,  Fratelli  Visentioi. 
Rez.:  Berl.  phil.  Wochensch.  XT,  1362  v.  H.  8. 

13.  Tan  der  Tllef  ,  J.^  Tertulliaui   declamatioues.    Muemos^ue  XIX 

(1891),  8.  G2. 

14.  de  Nolhac,  Pierre,    Petrarqne  et  rhnnianisiue.     Bibliotheque  de 

r^cole  dee  hautcs  Stüdes.  91,  Paris  1892.  Bouillon. 

15«  Hammer,  C,  Beiträge  zu  den  19  größeren  qaintUiauischen  Dekla- 
mationen. Frogr.  des  Köaigl.  Wilhelmsgymnasiams,  München  1893. 

10«  Weyman ,  Carl ,  Studien  zu  Apniejns  und  seinen  Nacbabmem. 
S.-Ber.  bayr.  Akad.   München  1894  II,  S.  321. 

Dazn  hjrottf  A.f  .Taliresbericht  über  die  dentsche  Litteratnr 
znr  nfirliaiistotelisciien  Philosophie  1891'-96,  Archiv  f.  Gesch. 
der  Phüosophie  XXV  (1901),  8.  140. 

17.  IiC  Blaaty  B.,  Sor  deuz  dedamattona  attdbnies  ftQuintilien.  Extraits 

des  mimoires  de  Tinstitat  national  de  France  34  (1895),  2^*^ 
partie,  S.  354. 

Bez.:  Bev.  de  phil.  19,  8.  261  von  L.  D(avaa).  —  L.  C. 
1896.  S.  666.  ^  Bell.  crit.  17,  S.  385  von  P.  Lejay.  — 
PolybibUon  Part.  litt.  1896,  8.  72  von  C.  Halt. 

18.  T.  17 Isterfeld»  Ptail,  sdiedae  criticae  in  scriptores  et  poetas  Romanos, 

Berlin  1895,  Weidmann. 

19.  Uuüt  M.,  znr  Überliefernng  dea  ftiteren  Seneca.  Rh.  M.  50  (1895), 

8.  367. 


biyilizüü  by  GoOglc 


über  qointilianisQhe  Deklamationen  und  Calpurnias  Flaccos.  (Lehnert.)  91 

20.  Scbam,  Marttii,  Ge«chiehte  der  römischen  Litteratnr.  Muuchen, 
Be«k.  TI,  2  (1901)  ^  S.  357.  m  (1896),  S.  138. 

21«  T.  >^ioterfeld,  Paul,  ad  scriptores  latinos  coniectanea.   Phüol.  55 

(1896),  S.  189. 

22.  SablMdlAl,  Bemiglo,  Spigolatnra  Laüue.  Stndi  Itatiani  di  filo- 
iQgia  elassica  V  (1^97),  8.  369  ff. 

fiS.  W«bery  HMSy  zq  Calponüns  Fiaeciis  exeerptae  deceat  riietontm 
minoraiD.  BL  f.  bayer.  Gymii.  33  (1897),  8.  351. 

24.  hmum»f  Hugo,  die  haiidsdiriftUebe  Grandkge  der  nemizehii 
.   grOOerea  Pfleado-QiiiiitiUaiilBcheD  DeUamatlaoeo.   Leipzig  1898, 

Tenbaer.  (Wfirzborger  Dissertation.) 

Bax.:  D.  L.  1899,  S.  340  Ton  Drerap.  —  Berl.  phflol. 
Wochenschr.  1899.  S.  521  von  C.  Hammer.  —  L.  C.  1899, 
S.  24  von  C.  Weyman. 

25.  Norden y  Ednard,  die  aiiiike  Kuustprosa  vom  6.  .iuhili.  v.  Chr. 

bis  in  die  Zeit  der  Renaissance.    2.  Bde.,  Leipzig  1898,  Tenbner. 

26.  Weyman,  Carl,    BeYue  d'hifitoire  et  de  Utt6rature  religieases  III 

(1898).  8.  383. 

S7.  Weyiuuif  Girl,  MisGellaaea  critica  8.  11.  in  Gompte  renda  du 

qaatriöme  congrte  scientifiqne  intematioBal  des  eathoUqaee  teoa 

k  Fribonrg  (Saisse)  1897.  Freibarg  1898. 
28.  Weber,  Haaii  Qnaestiones  Calpumianae  ad  explorandam  eLocntioaem 

et  acutem  CalparoU  Flacci  rbetoris  coUatae.  Bonanwörtii  1898. 

Mfinebener  DissertatioB. 
2».  Brzoska,  J  ,  Calpurnius  Flaccus.    Pauly  -  ^Vi^buua,  iiealencyclo- 

pUdie  d.  iviass.  Alt€rtums\vij:SLMischat'i.    III  (1^99),  S.  1371. 
80.  Dessaner,  Hago,  Lupana.  Ardiiv  1  lat.  Lexicugraphie  11  (1^00), 

S.  133. 

SL  HiedenaaBB,  ebenda,  &  271. 

82.  Deesaaer»  Hage,  de  codiee  rescripto  Parisino  7900  A.  Ell.  M.  56 
(1901),  8.  416. 

88.  Sammeinammer  für  Arbeitea,  die  nar  gelegentlich  der  Dekla- 
mationen Erwflbnaag  tbnn.  a)  PShlmaan,  E.,  die  ÜberrlHlcerang 
der  antiken  Groltstttdte.  Preissehriftea  der  Jablonowskischen  6e* 
Seilschaft,  historiaeh-nationalOkonomische  Sektion  16,  Leipsig  1884, 
8.  44.  —  b)  Hejer,  d.  Gladiatorentesseren.  Rh.  H.  42  (1887), 
8.  126.  —  c)  Gramer,  Was  beißt  Lente.  Archiv  fttr  lat  Leiiko- 
graphie  6  (1889),  S.  343.  —  d)  8eit%  die  Schale  von  Gaaa, 
1892,  S.  15.  —  e)  Thomas,  misceUae  qnaestiones  in  Seoecam 
pLilobopLuiu.   Herrn.  28  (1893),  8.  280.  —  0  Sehwarta,  Fftnf 


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92      Über  quiiitiiianiscbe  DeklamatioQCD  und  Calpuroius  Flaccus.  (Lehuert.) 


Vorträge  ftber  den  grieehiichen  Bomao,  1896.  —   g)  Del»» 

F^osopographia  imperii  Bomanl  aaec:  L  II.  HI.  I.  (1897),  6.  218. 

—  h)  Wejmany  Bh.  H.  63  (1898),  8.  318.  —  i)  Rohde,  der 

grieebisehe  Roman  and  Beine  Vorläafer,  2.  AhA.  Leipzig  19Q0. 


Die  kleineren  Delilamationen. 

Die  Handachrifteo. 

An  enter  Stelle  iet  hier  m  erw&hoen,  daß  C.  Sehen  kl  in  der 
HfiUerscben  Senekaansgabe  (5),  S.  XXIT  eine  ganz  anfifttbrlieite  Be* 
scbreibnng  der  ülteaten  nnd  besten  Handaehriffc,  dea  tf ontepeasnlanaa  126» 
giebt.  Beluinntlleh  iat  die  erste  Seite,  die  als  Deckblatt  gedient  hatte 
nnd  schon  von  Fithon  mit  Beagentien  bebandelt  worden  ist,  gänzlich 
bnmn.  Um  so  mehr  mSehte  ich  folgende  Stelle  aoa  Schenkls  Bericht 
hervorheben:  *Die  Schrift  iat  dort,  wo  Fithon  selbst  noch  las,  nnd  die* 
selbe  seither  nicht  abgerieben  wnrde,  schon  bei  bloßer  Befenehtnng  zn 
lesen  .  .  .  Ein  gettbter  Palimpsestleaer  wfirde  ohne  Zwafel  eUtea 
großen  Teil  des  von  Fithon  gelesenen  wieder  zu  stände  bringen.*  Yiel- 
leicht  veranlaßt  diese  Mitteilung  einen  Knndigen,  einmal  sich  der  kleinen 
Kfihe  zn  unterziehen,  anch  die  erste  Seite  einmal  nen  zn  koUationiereo. 

Sodann  hat  Fleiter  (9)  im  zweiten  Teile  seiner  Dissertation 
das  gegenseitige  Verhältnis  der  drei  nns  zn  Gebote  stehenden  Hand- 
schriften A  (MoDtepessnIanus  126),  B  (Monaceusis  309).  C  (Chiglanns 
261)  untersucht  Ritter  hatte  in  seiner  Ausgabe  (1884)  nur  fiir  eiuen 
kleinen  Teil  des  Ganzen,  etwa  Vis,  Kollationen  von  C  zur  Veifiipnng 
geliabt.  Da  sich  nun  bei  Fleiter  über  die  Genauigkeit  dieser  Kollation 
Zweifel  einstellten,  hat  er  dieselben  Partien,  die  bei  Ritter  verwertet 
sind,  nochmals  einer  sorgialti^ien  rrütnnir  unterzogen,  nachdem  er  durch 
Gercke  eine  Neukollation  davon  ciiialten  hatte.  Dabei  stellte  sich 
heraus,  dalj  C  dnrchan*?  nicht  so  eii?  mit  B  verwandt  ist,  wie  Ritter 
uuüimoit,  wennschon  nie  einst  ans  derselben  Vorlage  geflossen  sind« 
nnd  Ritters  bteuiina 

X 


M  y 


C  B 


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über  qaintilianiscbe  DeklamatiooeQ  und  Calpurnius  Flaccus.  (Lehiiert.)  93 

richtig  ist.  £iD|i:eheDd&te  Ptfifung  und  gegeiueltige  Yergieicbiu«  aller 
IjeearteD  ergiebt  vielmehr,  daß  G  mitten  inne  zwischen  A  and  B  tteht, 
frei  von  bewußten  Intei^polationen  ist  und  aaeh  selbst  eine  Beihe  be- 
achtenswerter Lesarten  eatbftlt,  die  sich  weder  In  A  noch  in  B  finden. 
So  maß  für  G  bei  einer  nenen  Ausgabe  der  Deklamationen  eine  voU- 
attadige  ond  wirklich  genaue  Kollation  gemacht  werden,  and  aof  Ihm 
niiß  neben  IC,  dem  sein  erster  Platz  gewahrt  bleibt,  der  Text  anfge- 
baat  werden,  während  dessen  Schreiber  der  nachlftssigate  von  den 
dreien  Ist,  an  dritte  Stelle  zn  rflckeu  hat.  Zurückzuweisen  Ist  ferner 
nach  Fleiter  die  Termutuug  Hammers  in  der  Beoension  der  Ritter- 
achen Ausgabe,  El.  f.  B.  G.  W.  21  (1»85).  S.  410,  daß  die  Ausgabe 
des  ITgoletna  von  1494  aus  G  herstamme. 

Fei-ner  weist  Sabbadi Di  S.  392  seines  AufeatEes(^^)  auf  folgende 
liotiz  im  Haiidscbrifteukutaloge  von  Angelo  Decembrio,  der  gegen 
1466  abgefaßt  ist.  hin:  declamationes  Quintiliani  et  cum  eo  libro  rbe* 
toricornm  quidam  libri  eiuBdem  Quintiliani  noo  prius  visi.  Das  sei 
vielleicht  eine  Aiibpioluiii?  aut  die  Sumniluiii,'  der  kleineren  Dekla- 
matiooeu.  Wenn  der  hier  iii)f?eg:(  bene  Titel  nicht  von  Decembrio  selbst 
berrUhrt,  sondern  handschüftlich  ist,  dann  wäre  dic*»eä  Exemplar  von 
lieüi  des  Agfricola  vtrschiedftii  {gewesen. 

über  den  Parisinus  7buO  A  bielie  fc>.  100. 

Textkritik. 

Auf  dem  Felde  der  Koi^jektaralkritik  ist  folgendes  aufzuführen: 
Novak  (4)  schlagt  vor:  252  (S.  34,  8  Ritter)  maleficü  istios 
demoror  und  267  (89,  13)  lacrimas  qui  lem  teneas  oder  contineas. 

Eine  reiche  Fülle  von  Textesbesserungen  bietet  der  Aufsatz  von 
Opitz  (T),  der  in:?^,-esamt  au  die  70  Stellen  behaudelt.  Am  Schlüsse 
seiner  Abliaiidiung  sagt  er:  .  .  .  archetypum  corruptissimum  ab  homiue 
linornae  latinae  satis  perito  falso  nintatnm  esse  secnndnm  litterarnm 
dnctus  ^inantum  fieri  poterat  .  huius  via  letro  nobis  eonda  est  caute 
n<  c  iiiiüiji  anxie.  Und  in  der  Befolgung  dieses  Grundsatzes  ist  er  im 
grolien  und  ganzen  entschieden  glücklich  gewesen.  Eine  große  Anzahl 
seiner  Vorschläge  werden  iu  einer  neuen  Ausgabe,  sei  es  im  Text,  sei 
«s  im  Apparat,  Platz  linden  müssen.  Zur  Bekräftigung  dieses  Urteils 
seien  eine  Anzahl  herausgehoben.  246  (6,  20)  nie  quamvis  praecipitem 
in  hoc  iudicium  a^rat  ultio.  '24()  (8,  1)  motu  portantis.  246  (8,  4)  vi  ne- 
ficinm  <cün>  scientia  (sc.  novtrcae)  docui.  249  (*J2,  ;sO)  ad  confu- 
tationera  huinsce  rei.  257  (51,9)  quae  «iliquiid  ini  onimodum  coniniinan- 
tur.  259  (5b,  17)  pro  senerta  2n.H  (77,1)  rogationeni  appar(  t  de  Iiis 
taBtommodo  Utam  qui  .  .  .  273  (119,  Sl)  idem  esset  is,  a  quo.  2Ö7 


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94     t)ber  quintiliaiiisebe  Dek]«nationeii  und  Calpnniiiu  Flacciu.  (Lehnert.) 


(154,9)  diffidit  et  ?ir  forii«.  S99  (180,  25)  ultima  sepiücri  qualitaa. 
301  (187, 17)  alloqni  tnmmae  amoenitatiB  est.  306  (203. 23)  nmic 
ludiB.  306  (204, 5)  non  ancDla,  non  nntrix.  306  (205, 17)  ne  fabolam 
matronae  inveniant.  306  (206,  12)  naeret  maritam.  311  (224, 14)  nt 
non  semn  ÜU  328  (288,  9)  ot  omnia  facta  cansaa  draiderareot  328 
(289, 15)  qnaerivi  enim  oimis.  374  (413,  26)  plns  potest  nniis  tribnnns. 
388  (440, 23)  deos  peierat  388  (440, 24)  niminim  oaeola  soa  ▼enalicti 
ore  (=  servi  venaliB  ore)  ioqninat.  In  Schatz  genonuncn  wird  die 
Überliefermig  gegen  Bitter  oder  Rohde  252  (33,  19)  dnae  itt  nnndtig; 
252  (33, 1)  wo  aocidit  mit  B  C  zn  lesen  Ist;  257  (49,  27)  mediocritaü» 
Ist  richtig,  es  entspricht  nnserem  'unsere  Weniglieit';  286  (151, 2),  wo 
an  Thema  l^elDo  Ändening  yorgenommen  zu  werden  braucht 

Fleiter  in  den  seiner  Dissertation  (9)  aogebSnirten  Thesen  be- 
zeichnet die  Worte  S68  (93,  6)  sed  persona  fratrls  mei  impedit  me, 
nt  ego  non  dicam  qnae  poasnnt  contra  philoaophnm,  die  nnr  in  B 
tiberilefert  sind,  als  Olosaem,  das  zn  tilgen  ist,  268  (94,  6)  hUt  er  die 
llberliefemng  seeta  diseenda  gegen  Rohdes  adsdseenihi  und  268  (97, 13) 
liest  er:  prodnctna  tarnen  prorogatosqne  arte  mea  pater. 

T.  Winterfeld,  schedae  criUcae  il8),  8.  29  fügt  247  (9,  24) 
als  erste  lex  vor  bona  mariti  ect.  noch  ein:  rapta  raptoris  ant  mortem 
optet  ant  nuptias.  In  eben  derselben  Dehlamatlon  liest  er  (12, 5): 
coDcnbitnm  fllr  coitnm,  (12, 15)  ae  de  altera,  (13, 18)  cni  lex  et  morte 
yim  vindicare  permisit.  279  (138,  13)  schlagt  er  vor:  oseolo  probari 
nnd  330  (299,  1)  animL 

Zoletzt  sei  noch  erwähnt,  dafi  Thomas  (88e)  314  (236,  23)  die 
LesuDg  der  Handschriften:  oeenrreret  In  Sehntz  ninunt 

Der  VerfasBser  and  die  Zeit  der  Entstehung. 

Constantiu  Hilter  hatte  in  geiiie.m  Buche  über  die  qninti- 
liaiiischen  Deklamationen,  1881,  S.  219—56  bekanntlicli  behauptet,  daß 
die  kleineren  Deklamationen  von  Qnintilian  selbst  henührtt  ri.  alleiilincs 
weder  von  ihm  selbst  veiöftentlicht  worden  noch  zur  Verurtenilichung' 
bestimmt  gewesen  seitn,  sondern  daß  Tielmehr  die  Sammlunpf  ans  Nach- 
schreibebeften  seiner  Schüler  znsrjnmengestellt  sei.  Die  Herausgabe 
sei  wahrscheinlich  vor  der  institatio  eilolyt.  Daß  diese  Aufstellungen 
völlig  verfehlt  seien,  ergab  sich  als  das  llesultat  von  Trabandfs 
Dissertation:  de  minoribus  (inae  sub  nomine  Quintiliani  fernntur  decla- 
mationibns  vom  Jahre  1883.*)  Gegen  Trabandts  Ei^jcbuissc  wendet 
sich  nun  wieder  Fleiter  in  dem  ersten  Teile  seiner  gleich  betitelten 
Dissertation  (9).   Er  gebt  davon  ans»  daß  weder  in  den  EaDcbchrifieu 

•)  Vergi.  Becher,  Jahresbericht,  Band  51,  S.  69. 


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über  qumtUiftniache  iJoklamationea  und  Calpurnius  Flaccus.  (Lebaert)  95 

die  Deklamationen  Qnintilian  ZQgeschriebea  werden,  noch  ihrer  bei  den 
Schriftstellern  irgendwo  Erwähnung  geschieht.  Die  erste  Behauptung 
ist  irrtümlich:  denn,  wenn  nach  am  Schlüsse  der  Sammlang  der  Hin- 
weis auf  den  Verfasser  fehlt,  so  ist  doch  in  den  Handschriften  Qnin- 
tilian  nach  decl.  307  und  3öO  genannt.*)  Um  die  andere  Ansicht  auf- 
stellen zu  können,  bestreitet  er,  dal.l  die  bekannte  Stelle  bei  Treb. 
Pollio  XW  tyr.  4,  2  au;  Deklamationen  /^ehe.  Der  Ausdruck  uniua 
cai>itis  lectio  beweise  deutlich,  daß  sich  Trebellius  uut  die  institiitio 
beziehe.  Merkwürdig  ist  der  Satz;  inmub  arcessita  atque  dubia  qiuiui 
Kitteri  eins  fortasse  explicatio  videatur,  qni  dixerit  esse  has  declania- 
tiones  Postuuii  Junioris  cuins  declu.uiaiiuues  (^uintUiaii  i  iusertas 
fnisse  Trebellius  Pollio  luco  quem  dixi,  auctor  est.  Aus  -Mliiii:(  1  an 
äußeren  Grüiidt  ii  luiisse  man  sich  folglich  aut  iimere  stützen.  Zuuiichst 
werden  nun  Trabandts  Argumente  wiederholt,  ohne  ihnen  etwas  Wesent- 
liches hinzuzufügen,  bis  auf  das  eine,  daÜ  schun  au»  buchtechnischen 
Gründen  Rittern  Ansicht  unhaltbar  ist,  worauf  auch  Meister,  phü  il. 
Anzeiger  XVI  (1886),  8.  116,  wenn  auch  in  etwas  anderer  Form,  schon 
hingewiesen  hatte.  Während  man  nun  so  der  Meinung  sein  köuute,  daß 
es  Fleiter  nur  um  eine  Benchtiuun«^  der  Trabandtschen  Ergebnisse  zu 
thnn  sei,  an  deuen  er  abtr  testhalten  will,  springt  auf  einmal  die 
Untersuchung  in  die  entgegeugesetzle  Richtung  um.  Es  sei  an  und 
tnr  sich  gar  nicht  unmödich,  daß  die  Deklamationen  doch  au>  <^uiii- 
tilians  Schule  stammen  kdinitt^H,  geieLrentlicii  habe  er  ja  sicJiPr  fleklaiiiit  i  t , 
und  f*<>  könnte  eine  Sauiinluiig  von  Deklamationen  vorliegen,  di*'  (^iiui- 
tiliau  un  Lanfe  der  Jahre  bei  seinem  Unterricht  gehalten  un  l  ver- 
wendet habe,  ediert  nach  Nachschriften.  Zu  der  Ausgabe  koimitit 
verschiedene  Schüler  beiuesteuert  haben.  Daß  Quintilian«?  Name  in  dem 
vorliegenden  Texte  nicht  genannt  wird,  ist  kein  Ge'jengrund,  ebenso- 
wenig die  paar  Themata  —  im  ga!i;':en  sechs  —  über  Orakel,  Pest  und 
böse  Stiefmütter,  trotz  des  bekannten  l^iktums  in  der  iostitutio  2,  10, 
4,  da  ja  Qnintilian  dereriei  in  mäßigem  Umfange  selbst  zuläßt,  sofern 
sie  nicht  direkt  stnlta  et  acrioribus  ocnlis  intnenti  ridicula  sind.  Ge- 
legentliche Unebenheiten,  abgerissene  Darstellungsart,  mangelhafte  Satz- 
verbindungen sind  durch  die  Natur  der  Kolleghefte  zu  erklären.  Eben 
glaubt  man,  daß  das  Schlußresultat  gezogen  werden  soll:  die  Dekla- 
mationen stammen  also  aus  Quintilians  Hörsaal,  da  springt  die  Unter- 
suchung zum  zweiten  Male  um.  Stil  und  Ansdrncksweise  der  Kolleg- 
hefte seien  meistens  dem  des  Lehrers  entsprechend,  aber  die  uns 
vorliegenden  Deklamationen  weichen  im  Sprachgebrauch  von  Qnintilian 
ab,  folffiicb  aind  sie  ihm  abznsprecheB.  Statt  aber  nan  dafor  Beispiele 


Tergl.  Ritters  Ausgabe»  S.  209  and  379. 


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<jQ     Ober  qnintUianische  I>eklaiiuttione&  «ad  Calpnrniai  f laceus.  (Lehnart) 

III  briogeo,  erkiftrt  Eleiter  plötzlich:  Teram  cnm  de  bis  agere  mihi  noa 
proposnerim ,  nonc  qnidem  haoe  qvaettiooein  miBmn  faeio  atqae  iam 
tranaeo  ad  alteram  eooniiientatioiiia  raete  partem.  So  verl&nft  leider 
die  ganie  Sache  im  Sande,  nod  Scham  hat  mit  aeioer  Kritik  völlig 
recht,  wenn  er  Litt^Geacb.  (^0)  II,  2,  359  sagt:  .Fleiter  mftkelt  ia 
unfruchtbarer  Weise  an  Trabandts  Ergebnisaen.**  Die  Lösung  der 
Echtheitafrage  Ist  durch  diese  Unteraochnng  nm  nichts  gefördert  worden. 

Schwabe  in  Tenffels  Litteratnigeschicbte  II,  8.  308  (11)  lohnt 
die  AntoFBcbaft  Qnintilians  ab,  die  handschrütliobe  Znteiinng  an  ihn 
allein  kann  hier  ebensowenig  beweiaen  als  bei  den  großen  Deklamationen. 
Über  den  aneh  hier  anftretenden  Zweifel,  ob  öberbanpt  die  Hand- 
«chrifken  Qointilian  als  Verfasaor  bezeichnen  a.  o.  8.  95.  —  Aneh 
Hammer  (15),  8.  10  erkiftrt  beide  Sammlungen  f&r  unecht 

Schanz  (JSO),  der  II,  2,  357  ff.  einen  sehr  eingehenden  "Über- 
blick Uber  den  Stand  der  Frage  giebt,  spricht  sich  ebenfalls  gegen  die 
Echtheit  ans,  indes  gehören  die  Deklamationen  der  Sprache  nach  in  die 
nftchste  Zeit  nach  Qnintilian.  Da  die  Sammlnng  ans  Nachschriften  von 
SchulTorträgen  herrührt,  so  ist  es  aber  gar  nicht  nötig,  mit  Ritter  und 
Trabandt  anznnehmeu,  daß  uns  nur  Excerpte  ans  aasführlichereii  Dekla- 
mationen  vorliegen.  Die  Natur  von  Kollegheften  eiklärt  deu  Zustand 
der  Sammluug  volistäodig. 


Anhangsweise  sei  hinzugefagt,  daD  Meyer  (33b)  spectare  als 
terminna  technieis  neben  pugnare  und  vinem  beim  Oladiatorenkampf 
nachweist,  wobei  er  sich  auch  auf  decL  min.  302  (191,  7  R)  beruft, 
und  da0  Weyman  {SSh)  an  decU  min.  301  (187,  20  R.)  Petrona  Predigt 
und  die  vita  8.  Erasmi  vergleicht. 


Die  grossan  Reklamationen. 

Die  handeehriftliehe  Grundlage. 

Am  wichtigsten  ist  die  Periode  lür  die  großen  Deklamaiiuuen 
gewesen,  da  in  ihr  endlich  die  {gesamte  handschriftliche  Überlieferang 
untersucht  und  ein  ie8te=»  ki-itisclies  Fuiitiument  gewonnen  worden  ist. 
Das  verdanken  wir  den  I^  ni  ihungen  Hammers  nnd  Dessauers. 
Dabei  i^t  nun  besonders  (?i treulich,  daß,  obwohl  die  beiderseitigen 
Untersuchungeu  völlig  onabliängig  von  einandei'  geführt  sindi  das  Haapt- 
resoltat  sich  bei  beiden  deckt. 


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IJbcr  quintiliacUcbe  DeklamationeD  uod  Calpurnius  Flaccas.  (Leboert.)  97 


Hammer  htt  »eine  Resultate  im  zweiten  Kapitel  seines  Pro- 
grammes  (/5)  niedergelegft.  Er  hat  32  Haniigclirifteu  teils  selbst  unter- 
sucht, teils  Bich  davon  Kollationen  nnd  Proben  verscIiatTt.  die  er  kurz 
beschreibt,  um  dann,  ebenfalls  in  aller  Kürze,  wie  es  im  Ualnneu  eines 
Fro.irammes  nur  möglich  war,  das  Ergebnis  seiner  Untersiichungen  mit- 
zuteilen. Danach  sind  alle  Handschriften  ans  einem  Archetyi»ua  ^re- 
flossen.  nnd  für  das  kritische  Fnnciament  sind  nur  drei  von  ihnen 
branchbar:  Bauibcrgensis.  Vossianns  III.  die  auf  eine  gemeinsame 
"Vorlage  /nriickgehen,  und  anf  der  anderen  Seite,  deren  vielfache  Aus- 
lassunfren  und  Verschreibnnj^fen  einii^erniaßen  erjjSnzend,  l  aminus  16230. 
TV'eichen  diese  üandschrifteu  von  einander  ab.  &o  hat  das  Urteil  zu  ent- 
scheiden. 

Viel  umfassender  ist  die  Dissertation  vou  Desbuuer  (ß4)  ange- 
leirt.  Ans{?edehnte  Reisen  und  langj?ihri«res,  entsagungsvolles  Studium 
haben  ihn  in  den  .Stand  gesetzt,  58  Handschriften  znsammenznbriagea 
und  diese  bis  anf  2  Ansnahmen  alle  selb^tt  einzusehen  nnd  zu  kolla- 
tionieren. 26  davon  sind  nbt  ihaupt  zum  ersten  Male  herangezogen. 
Dessauer  hat  sich  aber  weiter  auch  bemüht,  die  Handschriften  in 
Klassen  zu  teilen  und  deien  £?eu'ensfcitig'es  X'erhaltuis  sowie  das  zum 
Archetypus  festzustellen  Damit  ist  die  Hauptarbeit  anf  diesem  Gebiete 
-endgültig'  abg:eschlosseJi.  Festzuhalten  ist:  Sämtliche  Handschriften 
stamriipn  von  einem  Archetypus  ab,  zerfallen  aber  in  vers^^hieirne 
Ornpijeii.  Von  diesen  sind  zunächst  zwei  Klassen  herauszuheben:  A 
und  B,  auf  deren  Hanptvertretern  ailt-in  ein  zuverlässiger  Text  aiitL^c 
baut  werden  kann.  Am  wertvollsten  sind  die  Codices  der  K hisse  A 
nnd  besonders  die  älteste  aller  Handschriften  ttberhanpt,  Rambergensis 
M  IV  13,  10.  Jahrb.,  die  a!«  der  hoste  aller  eHuUienen  Codices  gelten 
muß,  dessen  Wert  hanpt>äciilich  in  der  trem  n  ^\'il'dergabe  des  Arche- 
typus auch  an  fehlerhaften  uml  nnverstllndliclien  Stellen  besteht,  nnd 
der  auch  llir  die  Kenntnis  dps  Vul:;äi  lar.  ins  iu  orthographischer  und 
grammatischer  Hinsicht  von  ^^  ii  htigkeit  ist.  Ihm  zur  Seite  steht  Vossianns 
in  quarto  III,  10. — 11  Jihrh..  der  neben  dem  Hambcif^ensis  als  Ver- 
treter einer  selbständigen  i'berliefernne:  dif^rr  Klasse  einen  Platz  im 
kritischen  Apparat  beansprucht.  In  bezug  aut  allcr*'niyine  Korrektheit 
steht  er  über  dem  Uambergensis,  aber  schon  sind  eine  Reihe  lokaler 
und  vulgärer  Spuren  des  Archetypus  verwischt,  auch  an  einiircn  Stellen 
bereits  Änderungen  des  Textes  nach  eigenem  Ermessen  eingetreten. 
Das  fehlende  erste  Blatt  ersetzt  uns  Seldensis  36,  12.  Jahrb.,  eine  ge- 
treue nnd  direkte  Abschrift  ans  dem  Vossianns.  Der  Parisinns  1618,  12. 
Jahrb.,  ist  durch  ein  oder  zwei  Zwischenglieder  mit  der  nnmittelbam 
Vorlagpe  äe»  Bambergeniis  verbunden.  Leider  ist  er  aber  dadnrch  für 
die  Recensio  wertlos  geworden,  daß  er  mit  Konjekturen  dorchBetst  ist. 
Jahmbtriebt  Illr  ▲tt«rtomnria8«nsobaft  Bd.  CXIIL  (1002.  U.)  7 


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98     Ü1>w  qninülianiacb«  Deklftmationea  nnd  Cftlparnioa  Flaccna.  (Lelm^ri) 

Udur  Beaditiinflr  ▼erdient  eine  Gruppe  tod  5  Handschriften«  die  viedemm 
selbetandig  «is  der  Vorlage  dea  Bamberigrenaia  Ihren  Ursprung  ableiten. 
Es  sind  dies  Hontepessnlanna  H  S26  (nm  1300),  Vaticanns  1773,  Pen* 
»inianns  in  folio  14,*),  Hanterlanns  (in  Glasgow),  Lanrentianns  Plnt. 
Sin.  22  nr.  8.  Ihre  ZnsammengehSrigkeit  yerraten  ne  sehen  dadnrch» 
daß  sie  alle  das  ndttelalterliche  Qegenstlick  an  dekL  UI,  den  Tribnnna 
Uarianiis  enthalten.  Der  an  erster  Stelle  genannte  Hontepessnlanns 
verdient  deshalb  anch,  trota  seiner  Interpolationen,  daß  man  nicht  acht- 
los an  ihm  Torttbergeht;  für  die  nneehte  dedamatio  III  ist  er  die 
Hanpthandsehrlft  —  Zur  Klasse  B,  die  schon  äußerlich  an  der  Beihen- 
folge  der  Deklamationen  nnd  dadurch,  daß  sie  außer  nach  ded.  18  auch 
nach  decl.  10  eine  subscriptio  enthält,  kenntlich  Ist,  gehören  nnr  junge 
Handschriften.  Doch,  trotadem  es  in  diesen  an  mehr  oder  weniger 
durchgreifenden  Korrekturen  nicht  fehlt,  darf  diese  Klasae  nicht  unter* 
schätzt  werden  $  denn  ihr  Arehetgrpns  war  vollständiger  und  weniger 
von  Schreibfehlem  durchsetzt  als  der  der  Klasse  A>.  Die  beiden  maß- 
gebenden Vertreter  der  Gruppe  sind  Farisinus  16830, 14.  Jahrb.,  und 
Borbonlaaua  629, 15.  Jahrb.  Drernps  Wunsch,  die  Selbständigkeit  dea 
Sorbonianua  neben  dem  Parisinns  besser  begrttndet  an  sehen,  kann  dch 
Beftrant  nnr  anschließen.  Wir  kommen  nun  sur  Gruppe  0.  Diese 
stellt  eine  mit  Bedacht  und  Verständnis  gefertigte  Kontamination  aus 
▲  nnd  B  dar,  Termehrt  durch  eigene  Znthaten.  Auch  hier  stellt 
Dessaner  wieder  rnterabteilungen  auf,  doch  auf  diese  einmigehen,  würde 
SU  weit  fUuren.  Die  beiden  wichtigsten  Manuskripte  sind  hier  der 
Colbertinns  (Pills,  7800),  12.  Jahrh^  der,  da  große  Stttcke  von  ihm 
verlorsii  sind,  durch  Ko.  491  der  Bibliothek  von  Angers  ergänzt  wird, 
nnd  der  Audomaransis  (St.  Omer)  663.  Aua  einer  Hsndschrift  dieser 
Klasse  ist  auch  die  editio  princeps  abgedruckt  I^lgt  Klasse  B,  deren 
gemeinsamer  ITrsprang  durch  eine  Reihe  von  Auslsssungen  erwiesen 
wird.  Audi  sie  ist  kontaminiert,  ob  mit  einem  Exemplar  von  B  oder 
C  (letzteres  Dessaners  Ueinaog),  läßt  sich  schwer  sagen.  Daß  die 
Gruppe  nicht  als  ünterabte'ilang  von  C  erscheint,  hat  seinen  Omod 
darin,  daß  ihre  ürhandschrift  die  Überliefernnsr  von  A  mit  peinlicher 
Genanigkeit  wiedergab.  Abgetrennt  vom  g^emeiusanien  Stamme  hat  sie 
sich  später  als  der  Yossianns.  Ihre  llauptvertreter  sind  rci  i/onianus 
in  OCtavo  4  A,  13.  Jahrh.  and  Vossianns  in  (iu;irta  77,  Dissauer  will 
diese  Klasse  ganz  von  der  Berücksichtig-uiig  im  kritischen  Apparate 
aasschließen,  aber  auch  hier  stehe  ich  auf  der  Seite  von  Drerup,  der 
wenigstens  den  Puiizouianus  vertreten  wissen  will,  denn  eine  ge- 
wisse Kontrolle  für  die  überiiefernng  der  Klasse  A  giebt  D  doch.. 


*)  Aui  diese  üandsehrift  gebt  Hammer,  S.  16  näher  ein. 


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über  qaintiliaoisdie  DekJamttioneii  and  Galpurmas  Flaocm.  (Lebnert.)  99 


4  HandMlurifteii  alio  bflden  die  kritische  GnmdUge,  Banbergeiuis, 
Yoniuiu  III,  Parliiiiiit  16230,  Sorbonfauras.  Desa  treten,  und  in- 
iofiBni  wird  Aber  Deasaner  Idnanungehen  sein,  der  MontepeasnlMins 
nnd  die  Repräsentanten  von  D.  I^nn  folgt  in  einem  weiteren  Kapitel 
die  Betraclitong  der  interpolierten  Handschriften  der  Hnmanisteaaeit. 
Hier  rntd  aach  im  Yorhergrebenden  findet  sieb  mancher  hllbsche  Beitrag 
zu  Handschriftenknnde  nnd  air  Oeschiehte  der  Hnmanistemnit.  Anf- 
merksam  gemaebt  sei  hier  nnr  anf  den  Seldensis  28, 15  Jahrh.  (Tergl. 
8.  55).  der  ans  dem  Exemplar  von  Lanrentii»  VaUa  abgeschiieben  ist. 

Der  in  HiJttBkeln  geschriebene  Arehetypos  (8.  93)  war  sdiwer 
leserlich  nnd  enthielt  manches  fUseh  oder  gar  nicht  Yerstaadeaes.  Der 
Schiaß  Yon  ded.  16  war  schon  in  ihm  verloren  g-egangen.  £bM  Beihe 
kleiner  Lücken,  sowie  einige  in  den  Text  gtdiuugene  Glosseme  kenn* 
xelchneten  ihn.  doeh  geht  Dessaaer  in  der  Annahme  von  Llleken  etwas 
an  weit.  Interevtaat  ist  das  YerhUtnis  von  decL  6,  9  sn  Cie.  Yerr.  5, 
117 ,  worüber  anf  Dessaaer  8.  84,  sowie  anf  Hammers  Bezension  ver- 
wiesen sei. 

Der  letzte  Teil  von  Dessaners  Bach  bietet  eine  Falle  gUlnzsiider 
and  scharfsinniger  VerbesseniDgen.  Aach  Hammer  hat  sowohl  in  seinem 
Programm,  wie  in  der  Rezension  von  Dessaaer  redlich  daza  beigetragen, 
den  Text  von  Fehlern  zn  reinigen  and  lesbar  za  machen.  Aber  darauf 
hier  einzagehen,  ist  eben  bei  der  Fillle  des  von  beiden  Gebotenen  ganz 
anmöglich. 

Soiistii^e  Beiträge,  HandBchriften  betreffend,  li^n  vor  bei  de 

Nolhac,  la  biblioth^.que  de  Fulvio  Orsici  (6)^  der  S.  376  und  394  über 
Vuticaiius  '6377  haiidelt,  der  einst  Orsini  geiiörte  (vergL  Dessaaer  S.  44, 
Hammer  S.  20). 

Den  BrttxellensiH,  der  anch  den  Khetor  Seoeca  enthält,  bespricht 
Müller  in  seiner  SenecaauBgabe  (5),  S.  XVll,  der  die  Yermutui]g  ans- 
spricht«  daß  die  Handschrift  auf  Veraniasaung  des  i^iicoiaus  Casanus 
geschrieben  worden  sei. 

Dem  Honterianns,  den  Dessaaer  leider  nicht  eiüseben  konnte, 
widmet  eine  karze  Notiz  Voung  (5).  Bezeichnet  ist  er  i^uiniiliani 
Xo.  4,  Dazu  bemerkt  Yonng:  *I  shall  by  ghui  to  luaru,  if  any  other 
cüstodit  n  of  MSS.  bas  no.  1  2  or  3.'  iiiteresaant  wüie  eine  solche 
Entdeckung  anf  jeden  Fall. 

Über  den  Eiccardianus  1179,  den  Dessauer  ebenfalls  nicht  be- 
nutzen konnte  (vergl.  S.  8  und  53),  haudelt  bei  Besprechoog  der  Seneca- 
überlieferaQg  Ihm  im  Rheio.  Mus.  50  {J9). 

Den  Vaticanus  1773,  einst  Eigentum  von  Gasparino  Barzizza,  der 
eini[!ü  recht  interessante  Bemerkuugen  seines  Bwitzers  enthält,  bespricht 
äabbadiai  (-2^),  woza  Dessaaer  S.  16  za  vergleichen  ist. 


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1 00   Üb«r  qoiDtiliaiiüehe  DeUamatianea  und  Calparniiu  FImcos.  (Lohnert) 

Van  der  Yliet  berichtet  in  der  Hnemo^yne  XU  (J3),  daß  er 
anf  die  Angabe  Öhlen  in  der  praefatio  seines  Tertnlliaos  8.  XXI  hin: 
in  der  Bibliothek  Sir  Phillips  za  Cheltenham  Hege  eine  Handschrift  des 
15.  Jahrb.,  welche  deelamationes  TertoUiani  enthalte,  dort  habe  des- 
wegen anfragen  lassen.  Darauf  ist  ihm  die  Antwort  zugegangen,  daß 
im  codex  9357  keine  deelamationes  Tertnlliani  steheo,  wohl  aber  die 
großen  deelamationes  Qnintiliani.  Hiergegen  erklärt  nun  De  ss  an  er, 
daß  Psendo-Qnintilian  in  der  Handschrift  182S  steht»  die  bereits  Bnr* 
mann  bekannt  war,  der  sie  als  Wittianns  dtiert,  dagegen  Ko.  2357 
naeb  Httnels  Katalog  deelamationes  Tertnlliani  enthalte. 

EbenfisUs  einen  Beitrag  Jinr  HandschriftcDkonde  bietet  Dessaners 
nachgelassener,  vom  Beferenteo  der  Öffentlichkeit  flbergebener  Aufsatz: 
de  codiee  rescriptoParisino  7900  A  {o^j).  Angeregt  dnreh  v.WiUmowitz, 
der  im  Hermes  XI,  8.  118  anf  den  interessanten  Palimpsest  hingewiesen 
hatte,  hat  Deasaoer  seinen  Aofenthalt  in  Paris  anch  dann  benutzt, 
nochmals  anft  genaueste  die  ursprüngliche  Schrift  dieser  Handschrift  zn 
nntersncben.  Leider  hat  die  Hand,  die  das  Pergament  zur  zweiten 
Niederschrift  präparierte,  ihres  Amtes  so  geschickt  gewaltet,  daß  es 
anch  ihm  nicht  g^elangen  ist,  wesentlieh  mehr  zu  entsifibm  als  seinen 
Vorgängern.  Diese  wenigen  Zeilen  sind  in  dem  genannten  Aufsätze 
abgedruckt.  Das  ist  am  so  mehr  zu  bedauern,  als  ans  so  dioHOglieh* 
keit  genommen  ist,  das  interessante  Problem  zu  lösen,  ob  einmal  in  der 
Überlieferang  beide  Samminngen  qniotüianiseher  Deklamationen,  die 
jetzt  völlig  getrennt  sind,  vereint  waren.  Soviel  Iftßt  nftmlicb  das  Er- 
haltene gerade  noch  erkennen,  daß  eine  Excerpteusammlnng  vorlag,  in 
der  die  deelamationes  maiores  (von  decl.  1  und  %  die  in  eine  znsammen- 
gezogen  waren,  war  ja  das  Argnment  zu  entzift'eru  möglich)  mit  Stocken 
verbanden  waren,  die  panz  denen  der  kleineren  Deklamationen  ent- 
sprechen.*) Da  aber  bei  den  Rhetuicn  dieselben  Themata  des  öfteren 
bebandelt  zu  werden  pflegten,  vom  Text  selbst  aber  nichts  erhalten  ist, 
80  können  wir  diese  interessante  nnd  wichtige  Frage  nicht  entscheiden, 
und  Wilamowitz'  geistvolle  Vermutung,  am  Ende  könne  hier  dieselbe 
Sammlung  vorliegeu,  dereu  zweiter  Teil  im  Montepessnlmus  126  noch 
existiert,  muü  eine  Vermotnug  bleiben.  Kesigniert  spncUi  sich  denn 
auch  der  Yertasscr  am  Kihie  aus:  ratione  quadam  interiore  inter  se 
conexa  quidem  esse  excerpta  illa  deperdita  et  coUectionera  uttarnque 
declamatioüuiii  (.»iiiiitiliani  quae  feruntur,  constat.  quae  qualis  fuerit, 
foriauae  iuiquiiate  semper  latebit. 

Doch  mit  diesen  letzten  Nummern  haben  .vii  bereits  das  Gebiet 
der  Überlieferaugsgeschichte  gestreitt.  Aber  ehe  wir  uns  ihr  zuwenden. 


*)  Vergl  die  Argumente  fol.  75  mit  decl.  288  und  fol.  DO  mit  dod.  298. 


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Ober  qamtUiaaUcüe  Deldamationen  and  Calpanüos  Flaccos.  (Lehnort)  101 

ist  die  Frage  der  Ent8tebnng;8zeit  zn  betrachten,  wozü  uns  die  Sprache 
den  Anbaltpunkt  geben  moB. 

Die  Sprache  der  Deklamationen. 

Anf  lexiko^aphisch-granimatischem  Gebiete  ist  keine  g-ifißfre 
Arbeit  zu  verzeichnen.  Daß  der  Wortschatz  der  Deklamationen  relativ 
geriDg  ist  ('iiußerst  armselig'  ist  doch  wohl  ein  etwas  zu  starker  Aus- 
druck), hebt  Ifnrnnipr  in  tieinem  Programm  (/'>),  S.  43  hervor  und 
erklart  dies  ganz  richtig  ans  den  Gewohnheiten  der  Khetorschule .  in 
der  die  t^bnugen  nach  seit  langer  Zeit  gebräuchlichen  Schablonen  an- 
fi:elej?t  zu  werden  pflegten.  Von  grammatischen  Eigenheiten,  deren  sich 
hier,  nebenbei  bemerkt,  eine  ganze  Reilie  findet,  bespricht  Hammer  dann 
in  aller  KUrze  den  Bau  der  Snbstantivsätze,  die  Ellipse  der  pronomiua 
im  Iniiuitivsatze ,  den  Indikativ  in  der  indirekten  Frage  und  anderes, 
woraus  deutlich  hervorgebt,  daß  die  Deklamationen  dem  Vulgärlatein 
zaznrecbnen  sind.  Im  kritischen  Teile  des  Programmes,  besonders,  wena 
die  Lesart  der  Handschriften  verteidigt  wird,  finden  sich  noch  eine 
Reihe  hübscher  sprachlicher  Beobachtungen,  ebenso  wie  Dessaner  {24) 
bei  gleichem  Anlaß  dergleichen  bietet  ;  vergl.  seine  Bemerkungen  Uber 
den  gen  plur.  auf  um  von  Wörtern  nach  der  2.  decl.  (S.  98).  Dagegen 
ist  der  Vokativ  temerari  (S.  77)  doch  wohl  znrückzu weisen,  wenngleich 
es  genug  Eigenheiten  in  der  Diktion  onserer  Stücke  giebL  In  das 
Detail  kann  natürlich  hier  nicht  eingegangen  werden. 

Yoo  besonderem  Interesse  ist,  daß  sich  oft  genug  Anklänge  an 
Sprache  und  Art  dee  Äpuh  jus  finden;  so  die  Doppelformen  en  eece, 
qnare  igitnr  (Hammer  S.  46,  Dessaner  ^  71),  die  Anwendung  von 
oblter  in  der  Bedeutung  *zii  gleicher  Zeit  (Hammer  8.  51).  Diese 
Beziehungen  sind  auch  Weyman  {16)  nicht  entgangen,  der  8.  887  eine 
Beihe  von  Parallelen  zusammenstellt,  die  erweisen,  daß  swisehen 
Apnlejns  und  l's-eudoquintilian  gewisse  Beziehungen  bestehen. 

Nachdem  Wölfflin.  Archiv  Vin,  ä.  8  daa  Wort  lupana  aus 
dem  Dunkel  hervorgezogen  hat,  ist  es  seitdem  an  verschiedenen  Stellen 
nachgewiesen  und  mehrfach  besprochen  worden;  vergl.  eine  Reibe  von 
Artikeln  im  Archiv  fßr  lat.  Lexikographie.  In  einer  besonderen  Misceile 
bringt  Dessaner  {Bff)  dafür  auch  swd  Beispiele  ans  den  Deklamationen: 
14,  S  paupertatem  in  Inpanamm  obseqnia  transtnleram,  14,  19  patior 
iUss  Inpanamm  Insnltationes •  nebenbei  die  ftltesten  Beispiele,  falls  die 
Deklamationen  vor  Apnli^ns  gehören  sollten.  Dain  sei  Jedoch  bemerkt, 
daß  Niedermaon  {Bt)  in  demselben  Bande  des  Archivs  wieder  an  der 
Eiistenz  des  Wortes  sweifelt.  Er  erinnert  daran,  daß  nur  die  Genetiv- 
form  lupanarnm  vorkommt,  die  auch  von  Inpaasr  abgeleitet  werden 
kann,  nnd  vergleicht  tuser  dentsches  'Franenzimmer\ 


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102   Üb«r  quintiliaiUAche  Deklamatioaen  und  Galpanuus  Flaccus.  (Lehnert.) 

Gramer  (33c)  in  seiner  Betrachtung  der  lateinisclien  Ausdrücke 
für  nnaer  'Lente'  hat  beobachtet,  daß  Quintilian  uur  homines  dalür  ge- 
braacbt,  während  mortaies  dafdr  einanddreißigmal  in  den  Deklamationen 
wiederkehrt. 

Entstehaugszeit. 

Schon  die  einfache  Thatsache,  daß  die  Deklamationen  eine  nicht 
unwichtige  Quelle  des  Vulgärlateins  darstellen,  zei;;t,  daß  an  Qnintüian  als 
Vertasser  gar  nicht  zn  denken  ist,  was  ja  auch  allgemein  zugestanden  wird. 
Daß  sie  aber  Qnintilian  schon  Mh  nntergescboben  sind,  beweist  iler 
Umstand,  daß  sie  schon  Hieronymas  ganz  unbefangen  als  quintiliunisch 
citiert.  Hammers  Erklftmug  daf&r  (Programm  S.  30),  der  Name 
Quintiliani  declamationes  sei  daher  entstanden,  weil  sie  nach  der  Theorie 
Qointilians  bearbeitet  seien,  wird  nngetähr  das  Richtige  treffen,  nnr 
muB  man  von  anserem  Standpunkte  ans,  vor  'nach'  ein  'angeblieh*  ein- 
schalten. 

Einen  Anhaltspunkt  für  die  Enisiehungszeit  glebt  das  schon  oben 
erwähnte  Verhältnis  zu  Apnlejas,  das  Hammer,  Dessau  er,  Wey- 
maa  {16)  gleicherweise  betonen.  Unter  die  Zeit  des  OelUus  und  Apu- 
lejiis  hiaabzogehen,  verbietet  nach  Hammer  S.  44  das  gftnzliche  Fehlen 
von  quia  als  Vertreter  eines  Substaativsatses.  Deasauer  S.  100  merkt 
an,  daß  die  ftfkets  und  sicher  nicht  sufälllg  auftretende  Allitteration  an 
Apu).  met.  erinnert  Besonders  aber  «eigen  die  gegenseitigen  engen 
BerfihruDgen  zwischen  den  Deklamationen  und  Apnlejns  die  Parallelen 
bei  Weyman,  S.  387,  die  nicht  nur  auf  Sprachliches  beschrttnkt  sind. 
Anf  grnnd  derselben  setzt  Weyman  die  Deklamationen  vor  Apnlejns. 
Nach  seiner  Ansicht  stammen  auch  alle  19  von  einem  Verfasser;  Hammer 
dagegen,  S.  12  und  80,  denkt,  wie  schon  Bnrmann,  an  mehrere  Verfuser, 
deren  Deklamationen  schließlich  zu  einem  Korpns  vereinigt  wurden,  was 
wahrscheinlich  im  Interesse  des  Schnlbetriebes  geschah.  Hieraus  erklftrt 
er  sich  aneh  die  verschiedene  Reihenfolge  der  Stücke  in  den  Handschriften. 

Ü  herlief  ernngsgeschichte. 

An  der  Spitze  der  Überliefernngsgeschichte  steht  bekanutlich  die 
uns  dnrch  die  Subskriptionen  der  Handschriften  überlieferte  Thatsache, 
daß  der  Archetypus  unserer  Deklamationen  auf  die  recensio  zurückgeht, 
die  Domitlus  Dracontius  und  sein  Freund  Hierins  zu  Rom  in  der  schola 
Fori  Traiani  veranstaltet  haben.  (Ritter,  die  quintilianischen  Dekla- 
mationen S.  204,  Hammer  S.  26.  Dessauer  mehrfach,  bes.  8.  80.) 
Rohde  bei  Ritter  hatte  das  verderbte  arrico  der  Subscriptio  nach  decl.  10, 
die  sich  nur  in  Handschriften  der  Klasse  B  findet,  was  dem  Hierios  alz 


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über  quiDtiliauisclio  Deklamationeii  und  GaipuiuiiLä  Fiaccuä.  (Leboert.)  103 


Prädikat  beigelegt  wird,  ala  grammfttleo  gedeutet  «nd  «i  den  Hieriiu 
fedAeht.  dem  nngefäbr  379  Aagustin  «eine  Schrift  de  pnlcro  et  apto 
gewidmet  bat  De  es  an  er,  B.  80,  lehnt  diese  Yermntiing  ab,  weil 
naeb  Analogie  anderer  Sobakriptioneii  in  Hierins  ein  ludier  Würdenträger 
so  nicfaen  aet  Er  denkt  an  vieariai.  Hammer  in  der  Besenalon  von 
DeeianerB  Arb^t  kehrt  zu  Bohdes  grammatieo  znrack  und  schlägt  vor, 
unseren  Hierins  mit  dem  Adressaten  des  66.  Briefes  des  Prokopins  Ton 
Oaza  n  idenlüteleren,  in  dem  Seits  (^3d)  den  Jjehrw  der  lateinfatdien 
fi^rache  in  0aza  yermntet.  Damit  k&men  wir  an  das  Ende  des  5.  Jahr- 
hunderts. 

Die  andere  Snbecriptio  nach  decl.  18,  welche  A  nud  B  gemeinsam 
Ist,  leidet  ebenfalls  an  einem  Fehler  der  Überlieferang.  Der  Schluß 
Jantet:  mihi  et  usibns  meis  et  diis  (wofür  bekanntlich  doctis  oder  disei* 
pulis  gelesen  wird)  omuibus,  woraus  Sabbadini  (23)  herstellen  will: 
mihi  et  omnibns  meis  et  aliis  omnibus. 

Eine  besondere  Verbreituni,'  unserer  Deklamationen  in  den  galli- 
schen RUetorschulen  erschließt  IT  am  m  er  S.  60  daraus,  daß  die  meisten 
unserer  erhaltenen  Handschriften  aus  dem  ehemalie^en  Gallien  stammen. 
Welche  Bedeutun^^  gerade  Fra;;ki  Lieh  für  die  EihuUuu;;  uutcrcr  Uand- 
fcchriftcn  hat  ,  braucht  ja  hier  nicht  erst  besonders  auseinandergesetzt 
zu  werden,  doch  lut/chte  ich  aüi  Norde nb  Jvuu.^prüüa  II,  690  und 
704  (25)  verweisen.  Dem  lebendigen  Interesse  an  einem  Autor,  be- 
sonders aber  seiner  Verwendung  im  Unterrichte,  verdankt  die  Excerpten- 
Jitteratur  ihr  Dasein.  Und  so  bilden  die  Excerpte  einen  Beweis  dafür, 
liaß  die  Deklamationen  im  Schulbeiriebe  keine  kleine  Rolle  gespielt 
haben.  Haben  wir  doch  aus  ihnen  solche  in  zwei  ganz  verschiedenen 
Fassungen  erhalten.  Merkwürdigerweise  fehlt  in  beiden  decl.  III. 
Leider  sind  beide  ohne  Wert  für  die  Hersteilung  des  Textes.  Die  eine 
Fassung  liegt  vor  im  Aiunacensis  631,  der  einst  dem  bekannten  Huma- 
nisten Hartman n  Schedel  aus  Nürnberg  geiiorte,  im  13.  Jahrhundert  ge- 
schrieben. Gelegentlich  finden  sich  darin  auch  freie  Znsätze  des  Bear- 
beiters, am  umfänglichsten  in  decl.  12.  Ans  Tageslicht  gezogen  hat 
sie  Hammer,  S.  31  seines  Programms  (i5),  bei  dem  auch  das  Excerpt 
aus  decl.  1  und  2,  die  hier,  wie  aucli  sonst  in  den  Excerpten,  in  eins 
zusammengezogen  sind,  abgedruckt  ist.  Hammer  geht  auch  auf  den 
Spracbgeb tauch  ein,  stellt  die  selten  vorkommenden  Worte  zusammen 
und  notiert  einiges  syntaktisch  Auffällige.  Die  Zeit  dieser  Excerpte 
absolut  sicher  zu  beistimmen,  wird  kaum  mödich  sein.  Innere  Indicien 
leiiieü  ganz,  nur  dit-  Sprache  kauu  einige  Anhaltspunkte  ^'■r^währen. 
Und  da  f^clu  int  mir  Hammers  Vermutung  das  Rechte  zu  trelTeii,  der 
aus  der  rohen  Sprache  mit  ihren  Verstößen  gegen  die  maßgebende  Qram- 
aatik  auf  das  5.  oder  6.  Jahrhundert  schließt 


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104  Über  quintilianiBche  Deklamfttioneo  ond  Calpumioa  Flaccn«.  (Lehnert) 

Viel  gewandter  im  Anedmck  sind  die  Ezcerpte  in  Bialo^orniy 
die  Bnrmann  aas  dem  ToBsianns  in  qnarto  84  lierananfegeben  bat.  Ab- 
gefaßt sind  sie  nach  einem  Exemplar  der  Klasse  C.  Sie  behandeln 
Hammer,  8.  37  nnd  Deasauer,  S.  62.  Schon  Hammer  hat  neben 
dem  Voeaiannt  die  Handschrift  herangeaogen,  welche  den  besten  Text 
bietet,  den  Parisinns  4709,  wo  ein  Widmnngsbrief  voransgeschiekt  ist^ 
Drei  weitere  Handschriften  bat  Dessaner  entdeckt.  Einer  alten  Ver- 
mntnng  folgend  denkt  Hammer  an  Adelardns  Bathoniensis  als  motmaß* 
lieben  Verfasser.  Dessaner  r&t  anf  Abälard,  der  mit  den  Deklamationen 
vertraut  war,  da  er  sie  des  öfteren  in  seinen  Werken  citiert.  Hammer 
betrachtet  anch  hier  den  Wortschatz  nnd  einige  grammatische  £igentttm- 
Uchkdten.  Ferner  giebt  er  eine  Beihe  von  Textesbesserongen,  die,  da 
Bnrmann-  den  Text  änßerst  nachlässig  ediert  hat,  recht  willkommen  sind. 

Ober  zwei  Florilegien  ans  den  Deklamationen  hsndelt  Dessaner, 
8.  61.  Vielleicht  hat  es  iflr  manchen  Interesse,  nn  er&hren,  daß  Ar 
das  erste  von  ihnen  der  bertthmte  Excerptencodex  Nostradamensis  188 
Paris.  17903)  Hanpthandschrifl  ist  Textkritisch  sind  anch  sie  wertlos, 
Abweichnngen  vom  Texte  der  Klasse  C,  die  beide  Haie  vom  Excerptor 
zu  Grande  gelegt  worden  ist,  finden  sich  selten  nnd  nnr  da,  wo  die  Los* 
lösnng  ans  dem  Znsammenhange  kleine  Änderongen  nötig  machte. 

Von  vornherein  für  die  Textkritik  unbranchbar,  aber  an  nnd  tfar 
sich  interessant  gemg  sind  die  poetiscken  Bearbeitungen,  die  unsere  De- 
klamationen, ebenso  wie  einige  Kontroversien  Seneeas,  im  12.  oder  13. 
Jahrfannderterfshren  haben.  Ihnen  nacbgegaogea  sind  Hanr4an  (1  und  2) 
nnd  Fierville  {ß  u/nälO)\  man  vergleiche  anch  Korden,  Kuustpros» 
U  897,  sowie  722  ff.  Znveriissige  Texte  hofft  Beferent  in  einiger  Zeit 
geben  zn  können.  Uns  h'egen  noch  ded.  4,  8  nnd  13  in  Gedichtform 
vor,  letztere  in  zwei  Bearbeitnngfen  unter  der  Überschrift:  versns  de 
qnodam  panpere,  von  denen  die  eine  dem  Mönche  Serion,  die  andere, 
die  sich  enger  an  ihre  Vorlage  anschließt,  Peter  Riga  angehört.  Uher 
den  Antor  von  4  und  8  steht  bis  jetzt  nichts  Sicheres  fest.  Alle  drei 
haben  von  den  Bearbeitern  eis:eue  Zusiit/e  erhalten.  Der  Bearbeiter 
von  8,  der  aucii  Quintiliau  als  seine  Quelle  nennt,  läßt  vor  Gericht 
auch  den  \  ater  zu  Worte  kommen  und  schließt  mit  den  Verden  ab: 

.res  nbi  facta  fait  et  disceptntio  talia 
diffinivit  eam  sententia  iudicialis: 
cum  te  pacificnm  promiserit  os  et  amicnm, 
debes  malle  mori  qnam  mens  tna  dissonet  orL* 

Besonders  frei  und  sehr  umfangreich  geraten  ist  decl.  4,  die  auch 
viel  gelesen  worden  ist,  da  sie  in  einer  ganzen  Reihe  von  Handschriften 
enthalten  ist.  Im  Gegensatii  zu  Psendo-Qointiliau  befiehlt  hier  der  Vater, 


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Uber  qiiiiitiliauiächo  Dokiauiatiooeu  uad  CaI[>urDiuä  Klaccuä.  (Lehnert)  105 


nachdem  er  das  Orakel  erhalten  hat,  das  Kind  aiuaiisetsen,  aber  die 
Jfntter  Iftßt  es  heimlich  großziehen.  Wie  der  Sohn  herangewachsen  ist. 
führt  er  die  römischen  Legionen  gegen  die  Karthager,  erringt  glänzende 
Siege,  iLehrt  im  Triumphe  zomek  nnd  wird  als  Lelm  filr  seine  Helden« 
thaten  snm  Könige  von  Rom  gewählt.  Da  erinnert  er  sich  des  Orakels 
und  will  sich  tfiten.  So  kommt  es  mr  Tefhandlang;  denn  jetzt  hat  der 
Vater,  stolz  aof  die  ThuUsu  seines  Sohnes,  ihn  anerkaDot  und  wider- 
spricht dessen  Bitte,  sich  töten  zn  dürfen.  Köstlich  sind  anch  sonst 
die  Anachronismen  in  dem  Gedicht:  Güsar  lebt  vor  den  pnniBcheu 
Krieiien,  nnd  bei  der  Verhandlung  beroft  man  sich  auf  den  Codex 
Justinianeus.  Ein  ganz  willkürlich  zuserichteter  Text  hiervon  wie  von 
der  ersten  Bearbeitung  von  XIII  findet  m:h  in  den  Werken  Hildeberts, 
dem  sie  fälschlich  zugeschrieben  worden  hIikI. 

Ein  weiteres  Zeiif^nis  für  die  Verbreitung  der  Deklumationen 
liefern  ihre  L'bemttzunytn  ins  ItaHcnisehe.  Die  eine  tiiidet  sieh  in 
Madrid,  von  der  Fierville  iiu  archiv  des  iiiissiona,  III.  serie,  toiiie  V 
(1879),  S.  85  sagt:  'c'est  uu  «lagnitiqne  oiivrage.'  Kiiie  anderti  steht 
in  iiandschrilien  des  ausi,'ehenden  14.  und  15.  ,J  i In  1  ändert».  Deasauer 
S.  60  fl\  kennt  10  Haudschriften  davon.  Diese  i  i  ersctznog  ist  mehr 
eine  stark  gekürzte  Paraphrase  nach  einer  'schlechten  Handschritt  und 
entliälL  auch  die  unechte  decl.  Illb  (Tribnnus  MariannsV  Ihr  Verfasser 
ist  durch  die  Schluljbemeri;uug  im  Vaticauns  3222  bekannt  gewurdeu 
(vergl.  de  Nolhac.  la  biblioth^que  de  Fi  Ivm  Oisini  S.  394  (6")).  Diese 
Kotiz  lautet:  Finita  qnella  parte  del  quiniiliano  la  qnale  e  soficiente  e 
necessaria  alle  cause  nel  suo  libro  composlo  e  recate  in  volghare  per 
messere  Anlonio  Luschi  da  Vinceuza.  lasempio  fu  scrito  per  niceulao  di 
piero  di  tomaso  da  pisa  nel  XXIX^.  (d.  h.  1429).  Apostoius  me  fecit 
secunda  die  hotnbris  Valeucie  MCCCCLII. 

Nnn  kommen  wir  zum  Zeitalter  des  Hwnnuismi/s.  dessen  Be- 
geisterung tür  alles  Antike  wohl  auch  die  zuletzt  bcsi  rnchene  l'ber- 
setzang  zu  verdanken  ist.  An  der  Echtheit  der  Sammlung  zweifelte 
damals  niemand.  Freilicli  der  Begründer  jeuer  neuen  Zeit,  Petrarka, 
brachte  nnsereu  Deklamationen  nun  gerade  keiue  Heprci  1 1  i  /  entgegen. 
Als  ihm  die  institutio  oratoria,  wenn  auch  in  vcrsLuniineiter  Form,  be« 
kaunt  geworden  war,  sprach  er  seine  Meinung  über  die  Deklamationen 
in  einem  Biiele  an  Quintilian  aus  (ad  familiäres  XXiV,  7).  Geschrieben 
ist  dieser  am  7.  Dezember  1350.  Daria  heiht  es:  olim  tuum  nomen 
andieram  et  de  tuo  aliquid  lep-oram  et  mirabar,  unde  tibi  nonien  acu- 
minis  .  .  .  hoc  tno  magnitico  opere  (die  institutio)  cullato  cntn  libro 
qnem  de  causis  edidisti  .  .  .  patet  multo  te  melius  cutis  ofticii  fmictum 
esse  (|nam  gladii  et  oratorem  turmare  potius  quam  praestai'e.  Diesen 
Über  de  caasis  liielt  man  früher  für  Tacitus'  dialogns.  Damit  endglUtig 


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]  06  Über  qnintiliaauebe  Beklaufttionen  uni  Calparoius  Flaccns.  (Lehneri ; 

anfgeiftnmt  bü  haben,  ist  de  NoUiacs  Yerdienet,  der  P^trarque  et  Thu« 
manisme  S81  ff.  (vergL  Fienrille«  institatio  I,  S.  ZVm  [10])  dardi 
den  Hinweis  anf  den  Titel  im  Färiainos  7801:  Marcü  fabii  qnintiliani 
cartaginiensiB  oratorie  et  reetorie  ezeeUentisBimi  institationnin  oratorianim 
Bive  declamationnm  seo  de  eivllibiis  caneis  Über  iocipit,  bewies,  daß  mit 
diesem  Aasdmck  die  Deldamationen  gemeint  sind.  Anch  andere  Hand- 
schriften haben  diese  Beaeicbnnng,  k.  B.  Montepessalanns  nnd  seine 
Familie,  Par.  7804,  Vat  1769:  vergl.  Yomg  (8)  und  Sabbadini 
Die  Überschrift  des  Leidensis  132  und  der  Hflncbener  £zcerpte  lautet 
de  legalibns  statibns.  Dessaner  deolct  daran,  daß  dieser  Titel  rieUelcht 
nach  Quint,  inst.  3,  6,  86  gebildet  worden  ist.  Bald  aber  waren  die 
Humanisten  begeistert  auch  ^r  diese  Deldamationen.  Die  falsche  Flagge, 
nnter  der  sie  segelten,  tbat  sieber  das  ihre  dazn.  Onamerins,  Oasparino 
Barzixza,  der  schon  die  ünechthelt  von  decl.  Hl**  erkannt  hatte,  Janns 
ParrhasiDs,  Pontaons  n.  a.  haben  Konjekturen  and  erklärende  Be- 
merknngen  geliefert,  sowie  Varianten  anderer  Handschriften  gesammelt. 
Darüber  ist  Dessanera  Dissertation  zu  vergleichen,  besonders  Kapitel  6. 
Selbstverslftndlich  ist  es,  daß  Yalla  bei  seinem  Interesse  fttr  Qointilian 
(vergl.  Nisards  Urteil  bei  Fierrille,  Qoint  inst  I  {10),  S.  XXI)  anch  seine 
Kraft  den  Deklamationen  gewidmet  hat.  Znr  Deklamation  I  schrieb  er 
das  fehlende  Argument,  eine  BeihescharfiBianiger  Teztesbeasemngcn  gehen 
anf  ihn  inriick.  Seitdem  Dessaner  im  Seldensb  23  (vgl  oben  S.  99) 
eine  Abschrift  von  Yallas  Exemplar  entdeckt  hat,  können  wir  Vallas 
Arbeiten  fflr  unsere  Schulübnngen  erst  recht  würdigen.  —  Nnr  indirelct 
liierher  gehört  Castellanis  Studie  über  die  undatierte  Ausgabe  der 
institutio  und  die  von  1471  (Ji^).  Aber  der  Nachweis,  daß  diese  un- 
datierte AnsL'abe  wabrschciiilieh  von  J^ukas  Venetus  hergestellt  ist,  was 
aus  der  l.'bcreinstiiiimuug  des  Typenschuiits  niil  dein  der  editio  prlnceps 
der  Deklamationen  hervorg-ehi.  interessiert  uns  doch  auch;  liut  also  doch 
Lnkas  eine  Gesamtausgabe  der  damals  bekannten  'Werke  Quintilians 
geben  wollen. 

Sachliches. 

Bobert  Pöhlmanu,  die  (Übervölkerung  der  antikeu  üroß.städte 
(33a),  benutzt  neben  anderen  Stellen  sehr  glücklich  decl.  13,  2,  um  den 
Kuiu  des  kleineren  un  l  imitieren  Grundbesitzes  durch  das  Latifundien- 
wesen, wodurch  diese  kleineren  Grundbesitzer  *oit  pJotzlich  und  gewalt.^am 
von  ihren  Subsistenz«  und  i'rodukliousmitteln  geschieden  wurden',  gründ- 
lich zu  beleuchten. 

An  unsere  Deklamationen  knüptt  terner  Le  Blant  (1?)  an.  Aus- 
gehend von  decl.  10  i)rz.  14,  15  bespricht  er.  siüut  auf  die  littera- 
rische nnd  uamentlich  die  epigraplusche  Überlieferung  einmal  die  Toten- 


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über  qaintiliaTiiBche  Deklamatiouea  and  Cftlpumius  Fiaccas.  (Lelmeri)  107 

beschwörnngen  und  umgekehrt,  die  Vorkebrangen,  die  man  zo  treffen 
für  nötig  hielt,  damit  die  Toten  nicht  auf  die  Oberwelt  zn rückkehrten, 
zum  anderen  die  Liebes-  und  Uußtränke.  Für  die  Archäologie  und  die 
Kenntnis  des  antiken  Lebens  überhaupt  springt  aus  der  Abhuiuiluug 
manches  heraus,  für  die  Deklamationen  eigentlich  nichts,  es  sei  denn 
die  Beobachtnng.  daß  sie  dem  wirklichen  Leben  viel  näher  stehen,  als 
man  meist  denkt.  )  Zwei  sich  cranz  eng  berühreude  Aufsätze  von  Wey  man 
(26  und  27)  behandeln  deu  von  den  Alten  gern  ansgesproclienen  Ge- 
danken, daß  die  Planeten  sich  anscheinend  planlos,  in  Wahrheit  nach 
festen  Gesetzen  bewegen.  Er  weist  darauf  Jiiu,  daß  der  Gedanke  stoisch 
kliugt,  und  wie  er  dann,  von  der  Rhetorsi  hnle  autgegriffen  und  zum  Oxj'- 
morou  gestaltet,  bis  in  die  spätesten  Zeiten  der  antiken  Litteratur  fort- 
lebt Deel.  4,  13  scheint  zuerst  die  geistreiche  Wendoüg  certis  erroribuB 
dafür  vorzukommen. 

Dyroff  in  der  Besprechung  tou  Wey  man  s  Studien  ni  Apulejus 
{16)  findet  di**  Bezieiinngen  zwiseht-n  Apiilejus  und  Pseudo -(^»uiulilian 
deshalb  niclil  oiine  Bedeutung,  weil  die  Deklamationen  nuß-tinscheiulich 
von  philosupbibcher  (populiirstoischer)  Wti^heii  duixhträukt  sind. 

Nun  bliebe  noch  das  erste  Kapitel  von  Hammers  Programm  (15), 
<ias  in  äußerst  geschickter  und  lebendiger  Darstellung  über  die  De- 
klamationen und  die  rthet'irschule  im  aligemeinen  und  die  allgemeinen 
Gesichtspunkte  im  besonderen  handelt,  di(>  uns  bei  Beli'achtuug  unserer 
Sammlung  aufstoßen.  Soweit  er  Uabei  Bekanntes  wiederholen  mußte, 
weiß  er  es  passend  einzuordnen  und  ihm  dabei  zum  Teil  neue  Seiten 
abzugewinnen.  Auf  pine  knappe  Schilderung  des  Aufkommens  der 
Ehetorschule  folgen  einige  Bemeikungea  über  die  Tradition  und  feste 
Norm  der  Kegeln  und  Themen,  deren  Bearbeitung  und  Vortrag,  sei  es 
in  lateinischer  ocicr  griechischer  Sprache ,  von  den  Schülern  verlangt 
wurde  Zunächst  werden  die  Themen  der  Eukomien  beleuchtet,  dann 
die  der  Suasorien  und  Kontroversieu.  Die  Manie,  sieh  iu  Auffindung 
ücuer  und  pikanter  Argumente  und  in  der  Answahl  df'r  betreffenden 
Situationen  zu  überbieten,  wird  gestreift;  nur  zu  natürlich,  daß  Ana 
chronismeu  und  offenbare  Unmöglichkeiten  dabei  nicht  selten  mit  unter- 
liefen. Sehr  berechtigt  ist  die  Warnung,  in  der  Verurteilung  der 
Themen  der  Kontroversien  nicht  zu  weit  zu  gehen.  Ein  Blick  auf  das 
Leben  und  Treiben  der  Kaiserzeit  mit  seinen  skandalösen  Gerichtsver- 
handlungen, auf  das  Treiben  der  Magier  und  auf  manches  andere  zeigt,  daß 
mehr  dem  wirklichen  Leben  entnommen  ist,  als  es  auf  den  ersten  Blick 
Bcheiot,  and  die  Deklamatioaea  in  höherem  Grade  der  Aufmerksamkeit 


Vergl.  S  c  h  wart«,  Fünf  Vorträge  über  den  giiechifldieiLRomaii  (33/)^ 
183,  Norden,  Kaoatprofla  II,  596  Anm.  1. 


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108    Über  quintilianische  Deklamationen  und  Calpuiniuti  Flaccuä.  (^Lelmert) 

des  KnltiirliiBtoiikera  und  Jnristen  wert  «ind,  als  gewOlinlich  geaehieht; 
verg].  auch  Denaner»  Diss.  8.  lOS.  Natürlich  verkeimt  Hammer  aoch 

die  Scliatteneeiten  dieses  Betriebes  nicht,  die  hohlen  Plirasen,  die  auf- 
geputzten Sentenzen,  die  fiberspannte  Phantasie.  Zorn  besonderen  Teile 
dieser  Vorbemerkangen  ffihrt  die  Betrachtnng  der  Stellung  Qaintilians 
znm  Treiben  der  Rhetorschalcn,  woraus  ja  ohne  weiteres  die  Unechtheit 
unserer  Sammlung  folgt.  Interessant  sind  scliließlich  noch  die  Bc- 
merkniiireu  Uber  licn  poeticus  decor.  Daß  der  oder  die  Verfasser  unserer 
Deklamationen  Lucaii ,  aber  besonders  Vergil  eifrig  studiert  und  nach- 
geahmt haben,  wird  an  eiuitren  Beispielen  u;e/A'is;t. 

Erwin  Hhodcs  Auslühnin^pn  über  litteratiiri:esciiiclitliche Stellung 
und  Zusammeulumj^f  der  Deklamatiüncn  mit  dein  lionian  liubcu  in  der 
zweiten  Auf  laue  seines  L'riecliischen  Romans  {olJr)  kfin«;  wesentliche 
Anderuntj:  erfabren-,  veri;!.  auch  Schwur tz,  luui  Vorträge  über  den 
griechischen  Koman  (.Vö'/).  S.  144. 

Hinzuweisen  auf  Nordens  auatuhiliciie  Dart^telluoß  einer  Keihe 
l'j^;riiheiteu  der  Deklamationen  in  der  Kunstprosa  I,  248  ff.  nnd 
27ü  Ü.  kann  ich  auch  hier  nicht  unterlassen.  Wenn  er  sich  auch  zu- 
nächst au  Seneca  und  die  Griechen  hält,  au  pas:sui  docii  so  viele  Zii«-e 
seiner  Schilderunj?  auch  auf  unsere  Deklamationen,  so  daß  eine  Lektüre 
der  bezeichneten  Al^schnitte  auch  fili'  die  intimere  Kenntnis  uiiherer 
Produkte  der  bchuiberedsamkeit  lohnt:*)  man  >ehe  nur,  was  er  über 
das  Seuteuzeu hafte  und  Pointierte  der  Daistell'in^',  über  ilie  oft  her- 
vortretende xaxo>iXia,  Uber  die  Antithesen,  den  Khythuiub  und  das 
poetische  Kulurit  sagt. 

*)  Daß  bei  der  Lektfire  der  tod  Seneca  im  Bxcerpte  mitgeteilten  Dekla- 

mationen  jeder  die  Empfindung  bat,  daß  sein  normales  Denken  für  Augen- 
blicke stillstehen  muß,  damit  er  sich  nur  einigermaßen  in  dieser  Welt  des 
Schwulstes,  der  Manier,  der  Phrase,  kurz  der  Verkebruni?  alles  Nutürlichea 
zurechtfmden  könne,  ist  denn  doch  wohl  eine  äußerst  bedenkliche  IlyptMbel. 
Diese  alleidinus  momentan  heirscbeude,  selb.st  in«  Mauirierte  lallende  über- 
fclrengo  Beurteilung  der  Deklaraatiooen,  .sowie  eine  Reihe  ähnlicher  Hy- 
perbeln in  Nordeos  Darstellung  wird  uian  aWeruingä  gehörig  mildern  mü&aeu, 
um  nicht  die  ganxe  Gattung  in  zu  schwarzem  und  darum  ungerechtem  Lichta 
in  sehen.  Ansdxfieklich  möchte  Referent  noch  beifügen,  daß  er  durehaua 
das  oft  bervortreteode  Gesaehte»  Ünnatttrliehe,  gelegentlich  auch  ThOriebte 
und  Widrige  dieser  litteratnrgattung  ueht  Terkennt  tind  dnrchans  nicht 
geneigt  ist,  in  ihr  ein  etwa  nachaiineBsweites  Master  in  sehen.  Aber  Mail 
halten  in  der  Kritik  gÜt  ancb  hier.  Vergl.  als  Gegensats  I,  285.  'Man  wird 
Tielleicbt  zu  einer  gewissen  Milde  in  der  Beurteilung  geneigt  sein,  wenn 
man  bedenkt ,  daß  so  viele  herrliche  Blüten  bei  dem  Philosophen  Seneca 
und  bei  Tacitus  doch  eben  nur  durch  diese  Manier  gezeitigt  «ind'^  ebenso 
Vorrede  S.  YUI. 


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Ob«  qnintilianlfehe  Deklamationea  und  Galpomiiu  FlMcnt.  (Lelmert)  109 


Calpurnius  Flaccus. 

Alle  Calpurnius  Flaccus  betreffenden  Fragen  sind  im  Zusammen- 
iiange  bebandelt  bei  H.  Weber  in  der  Dissertation  Quaestiones  Calpnr- 
nianae,  für  die  Dessauer  und  ScJiwab  dem  Verfasser  Material  zur 
Verfügung  gestellt  haben.  Ausgegangen  wird  von  der  handschriftlichen 
Orundlage.  Von  den  fünf  erhaltenen  Handschriften  ist  die  beste  der 
Montepessulanm  126,  einst  bekanntlich  Eigentum  von  P.  Pithon,  dessen 
1580  erschienene  Ausgabe  die  einzige  ist,  welche  sich  auf  handschrift- 
liche Überlieferung  stützt;  leider  ist  da»  Ende  der  Handschrift,  das 
unseren  Rhetor  euthielt.  verloren  gegangen  bis  auf  ein  Blatt,  das 
decl.  1 — 6  enthält.  Dann  folgen  Oblsianus  261  nnd  Monacensis  309, 
beide  demselben  ArcheQrpns  entstammend,  Chisianos  noch  um  eine  Stufe 
höher  anzusetzen  als  Monacensis,  was  gut  zu  dem  oben  mitgeteilten Besnltat 
Fleiters  bezttgÜch  der  kleinen  quintilianiscben  Deklamationen  stimmt. 
Der  Chisianns  enthttlt  obendrein  2  Stücke  mehr  als  der  Atonaceusis.*) 
Dazn kommen  2  Einxelhandschriften,  Monacensis  316  und  Bernensis  149, 
letzterer  einst  selbständiger  Teil  einer  Sammelhandschrift  nnd  nicht  von 
Bongarsins  geschrieben.  Weber  setzt  sie  beide  ins  16.  Jahrhundert. 
Diese  beiden  jungen  Handschriften  haben  keinen  kritischen  Wert.  Sie 
sind  beide  ans  demselben  Archetypus  geflossen  nnd  stimmen  meist  bis 
auf  die  ideinstan  JEÜnzelheiten  vollkommen  flberein.  Monacensis  309 
ist  nach  dem  interpolierten  Honacends  316  si^ter  dnrchkorrigiert  worden, 
daraus  folgt,  daß  in  tfonaceosis  309  nnr  die  erste  Hand  von  Wert  für 
nns  ist»  Weber  gebt  Bnn  dam  üb«,  im  einsolnen  m  aeigen,  an  welchen 
Stellen  das  Znrflckgeben  anf  die  Handsehriften  einen  Gevlnn  fftr  die 
BeaensioB  dea  Textes  gegenftber  der  biskerigen  Vnlgata  bedenteU  Er- 
freulich ta  sehen  ist  dabei,  wie  bei  scharfer  Interpretation  an  einer 
ganzen  Reihe  Yon  SteQen  von  der  Überlieferang  abengehen  kein  ver- 
nflnfkfger  Qmnd  vorliegt.  Gelegentlick  werden  Koigeictnren  voigetrsgen, 
so  9  fed  difficile  est  fateri,  etiam  cnm  feceria  damni  paolnm,  18  fkteor, 
armatornm  fade  uon  immerlto  teixemnr;  <fatetnr>  enim  snam  mortem; 
S3  nt  in  domo  <patris>  partibni  fnngeretnr  .  .  .;  ebenda  nt  nec  snos 
agnosoerent.  96  vos,  doo  libeti,  omnibns  in  vita  bonls  praefero.  36  im- 
paria  snnt  nobis  in  amore  tormenta. 

Die  wdtere  Untersnchnng  wendet  sich  nnn  litteratargescbichtlichen 
Fragen  zu.  Ansgehend  von  dem  Titel:  incipit  ex  Galpnmio  Elacco 
Exeetptaa  (seil.  deekuBsationss).  Exeerpta  decem  rfaetomm  minomm 
wird  zudUslüt  nochmals  festgestellt,  daß  wir  nnr  Ezcerpte  ana  Galpnmiiis 

*)  Publiziert  von  Schwab,  Archiv  für  lateimsciie  Leiikographie  y, 
547.   Yergl.  Burkhard,  Jahresbericht,  Band  93,  S.  92. 


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1 10    über  quinfiliuiiidie  Deklftmationeii  nnd  Calpnraias  Flaceoa.  (Lebnert) 

Placeas  vor  ntis  haben,  die  za  einer  größeren  Ezceiptensammlnng  von 
zehn  Rednern  gehören,  nnter  denen  anch  Seneca  eich  befond,  nicht  eolehe, 
die  Galparnins  ans  zehn  Rednern  anigeiogen  hat  Über  diesen  Kanen 
nftheres  festzostellen  (Entstehnngsaeit,  PersOnliehlceit  des  Zusammen- 
stellen, Ort),  seheint  nnmOglieh  zn  sdn.  Bichtig  ist.  daB  die  Zn- 
sammenstellnng  einer  Nachahmung  der  Griechen  ihren  Ursprung  yer* 
dankt,  nnd  daß  diesem  Kanon  keine  allgemeine  Qflltigkeit  inne* 
wohnte.*) 

Als  Verfasser  der  Deklamationen  nimmt  Weber  mit  Borghesi, 
oeuTres  eomplets  m,  887  den  X.  Galpurolus  Flaccns  an,  der  96  consnl 
snfliBCtns  war.  Dalilr  sprAebe.  daß  die  Sprache  der  Ezeerpte  verbietet, 
den  Verfasser  frfiher  als  100  n.  Chr.  anzusetzen.  Und  diese  Beobaehtong 
ist  entschieden  richtig,  wie  eine  genaue  Analyse  des  Sprachgebrauches» 
zu  der  bei  Weber  nur  Ansätze  vorhanden  sind,  ergiebt  Denn  waa 
über  filii,  liberi,  fratres  —  Gesehwister,  possibilis,  instar  beigebracht 
wird,  hat  ja  sprachgeschlchtlich  einen  gewissen  Wert,  aber  zur  chrono- 
logisdien  FiiieniDg  allein  reicht  es  nicht  anS|  da  eben  Eigeutttmlieh- 
keiten  des  VnlgflrlateinB  vorliegen,  die  schließUeh  Calpnmina  ebeasognt 
In  die  Schriftsprache  eingeführt  haben  könnte,  wie  Qnintllian,  Tkdtua 
oder  Flinins.  Überhaupt  hJttte  viel  mehr  der  große  Bhiflnß  des  Yulglr* 
latdns  auf  Stil  und  Sprachgebranch  unserer  Bzcerpto  hervorgehobeii 
werden  können.  Die  ans  anderen  Schriftstellem  als  Parallelen  ange- 
fahrten Stellen  allein  wQrden  eheniUls  der  an  für  sieh  richtigen  Ansieht 
Webers  keine  rechte  Stfttse  geben  köimeo,  deua  deeLSmtDI  sontGermaniae 
vultoa  et  flava  proeeritaa  Hispanlae  vergUcben  mit  Tadtusstellen  weist 
mehr  auf  ein  Schlagwort  der  BheliHridinl«  hin,  alz  auf  direkte 
Kaehahmnng.  Sogar  Lucan  I,  1  nnd  dazu  ded.  6  plus  quam  dvilia 
bella  Ist  nicht  andeis  anlMusea;  denn  daß  hier  efaw  viel  Utere  In  den 
Bhetorschnlen  beliebte  Wendung  zu  gmnde  liegt,  zeigt  die  von  Weber 
selbst  angeführte  OvidsteUe  met  XII»  583  ezercet  memores  plus  quam 
dviliter  iras.  Deel.  26  zeigt  die  ans  Macrobias  entlehnte  Stelle  deutlich» 
daß  wir  es  mit  einem  alten  terminos  technicas  zu  than  haben,  der  von 
Plioias,  Tacitns,  Calpurnius  u.  s.  w.  gleichmäßig  der  offtrieUen  Sprache 
entlehnt  worden  ist.  Zur  Vorsicht  mußtea  liier  auch  die  vom  Verfasser 
selbst  um  Schlüsse  der  Abhandlung  zusammengetragenen  Themen  mahnen, 
die  sich  uuck  anderweit  behandelt  finden  und  damit  zeigen,  wieviel 

*)  Wozu  8.  16  aof  die  Einteilang  der  elocuHo  nnd  partitio  an  vier 
oder  sechs  Teile,  die  swOlf  PanegTrid,  Varros  Hebdomaden  oder  gar  Ov. 
Trist.  4,  10,  54  a.  a.  verwiesen  wird,  ist  nicht  abzusehen.  Als  Parallelen 
könnten  neben  anderen  Redner-  oder  Rhetorenlisten  do(  h  nur  Dekaden  in 
Frage  kommen.  Und  «ie  steht  es  mit  der  allgemeinen  Gültigkeit  der 
griechisdiea  Dekas? 


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über  quintiliaDiscbe Deklamationen  und Calpurnios Flaccus. (Lebnert.)  Hl 

Gflmeiiignt  damals  in  der  Bhetorschnle  amlief.  Nebenbd,  aanetittiml 
indiees  ab  eineD  Bewda  (&r  die  Einheit  des  YerfMsers  antnftbren, 
dlirfle  wohl  kanm  angäugig  sein^  denn  bei  Quint,  deel.  min.,  deel.  mal. 
und  in  der  dedamntio  in  Catilinam  finden  sich  ja  dieser  Ansdrack  oder  die 
Verbindung  mit  Tiri  andi.  Weber  hat  selbst  in  den  BUUtem  fBr  bayerisches 
Gymnaslalwesen  {23)  darauf  anfmerluam  gemaeht  nnd  knipft  daran  die 
Frage,  ob  sich  der  Ansdrnck  sanetissimi  viri  anf  das  Centnmvirat  becieht, 
der  Aradniek  sanetissimi  indieea  auf  den  Senat.  Er  selbst  kann  nidits 
m  ihrer  Beantwortnncr  beibringen.  Ob  andere  glQcklicher  sind,  ist  die 
Frage,  denn  bei  diesen  fingierten  Übnngsstftcken  wfirde  (besonders  bei 
Fftendo-QDintilian  ded.  mai.),  selbst  weun  ein  solcher  ünterscbied  vor- 
handen gewesen  wäre,  kaam  za  erwarten  sein,  daß  er  fiberall  peinlich 
festgehalten  worden  wftre.  Als  ein  weiteres  cbronologiscbes  Moment 
wird  noch  geltend  gemacht,  daU  mehrere  Stücke  über  Tyrannenmord 
handeln  (1.  13.  22).  Daraus  wird  gefolgert,  daß  sie  nach  Domitian 
fallen,  zn  dessen  Zeit  selbst  in  der  Rhetorscbule  niemaud  gewagt  habeu 
würde,  solche  Themata  zu  bebandeln.  Bezüglicb  des  Stiles  der  Kxcerpte 
hebt  der  Verfasser  mit  ßecbt  das  Gescbraubte,  Abgebi  ücheue  uad  Spitze 
hervor.  Sie  lesen  »ich  wie  kurze  Beiiiprknnfron,  die  ein  Scbüler  sich  iu 
seiu  Küllcght't'l  inat-htc.  Mit  Rrcbl  vvui;  aiitlj  iimuiaJins  I-.t.^tbachLuuj^ 
der  Vergessenbbit  entrissen,  dafl  öfters  dieselbe  Terson  mit  zwei  Aus- 
drücken bezeiebnet  wiid,  um  dt-n  Unti'rschied  ibres  liaudelns  auszu- 
drücken; z.  B.  1  (luiii  <H  cideie  tyruniiuui  faniua  possit  et  mater  velit,  oder 
9  qui  fieri  potuit,  ut  Uiale  liierit  uxor  qnae  tarn  bonu  mater  est. 

i*  ui  die  Haudscbiifteniiage  würde  auch  bier  uocbm&ls  anf  Schenkl 
bei  Müller  (.5)  zu  verweisen  sein. 

Schanz  III  (^0),  S.  138  widmet  Calpuniius  §  592.  Er  geht 
davon  aas,  daß  das  Publikum  nicht  durch  die  unnatürlich  ersonnenen 
Fälle,  sondern  dadurch  veranlaßt  wuide,  den  Deklamationen  zuzuhören, 
daü  der  Sache  irgend  eine  pikante  Seite  abgewonnen  wurde.  Ein  ge- 
lungenes Schlagwort,  ein  unerwartetes  Arf^nnient,  ein  durchschlagendes 
Beschuuigunjjsmittel  wurde  mit  Applaus  autgenuinfii  'n.  Und  der  Freude 
an  solchen  Treffern  verdanken  die  Excerpte  und  ao  auch  das  Korpus  der 
Excerpte  aus  den  decem  rht'torns  minores  ihre  Entstehung.  Neben 
Seneca  hat  auch  Antüiiius  Julianus  zu  dieser  Dekas  gehört,  wenn  anf 
den  verschollenen  Kodex  des  Campanns  Verlaß  ist.  Was  es  mit  den 
dort  uocli  erwähnten  extemporaneae  ^uiuiilrnui  liir  eine  Bewandtnis  hat, 

ist  leider  nicht  mehr  za  sagen.*)  £ine  sichere  Entscheidong  über  den 
^  

^  Bei  Besprechung  der  quintilianischen  dedamatieiies  minores  rechnet 
Schanz  allerdings  anoh  in  der  zweiten  Auflage  von  II,  2  Seneca 
nicht  znr  Dekas,  was  wohl  nur  durch  ein  Versehen  stehen  geblieben  ist; 
vergL  III,  8. 138»  Anmerkong  2;  siehe  aach  Teuf  fei  (ii)  §  351,  4,  S.  836. 


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]  12   Über  qnintUiftiiiicbe  Deklamfetioiien  und  Calpnrniiis  Flftceui.  (Lebnert 

Antor  leimt  Schanz  ab,  doch  neigt  aneb  er  za  dem  consnl  Boffectni  de 
Jahres  96.  In  der  Handsebriftenibenieht  fehlt  KonaoeneiB  316. 

T.  Winterfeld  im  Fbüol.  55,  190  (21)  sehreibt  deel.  49  im 
Aigoment:  ezposilam  raptor  soflcepit  qni  tanc  erat  maritns  alterios. 

Brs  oska  im  Panly.Wissowa  m,  1371  (39)  giebt  eine  An&fthlang 
der  behandelten  Themata,  die  ▼ieliteh  an  lolehe  der  anderen  Samm- 
lungen erinnern,  womit  er  ebenso  wie  mit  dem  Hinweis  anf  die  aahl* 
reichen  Sentenaen,  Esklamationeii,  Fragen  nnd  Fignren  aller  Art,  an 
denen  die  Deklamationen  so  reich  sind,  einen  hfibscben  Beitrag  zor 
Charakteristik  derDddamationen  fiberhanpt  bietet.  Bie  Art  der  Sprache 
weist  in  Ansdmck  nnd  Sataban  frühestens  anf  das  erste  nachchrisUiefae 
Jahrhundert.  Natürlich  steht  es  aneh  ihm  fest»  daß  wir  Bxoerpte  ans, 
nicht  ton  Calpntnins  haben,  daB  er  ein  Glied  der  Dekas  ist,  nicht  lehn 
Bücher  seiner  Deklamationen  ezeerpiert  worden  sind.  Über  den  Ver- 
üMser  wagt  auch  er  keine  Entscheidnng  m  treffen. 

Und  daß  diese  Vorsicht  am  Platie  ist,  bestttigt  anch  Kleba  (BB  g), 
der  ebenso  knrz  wie  richtig  sagt:  sine  nlla  idonea  caosa  Boigheri  kone 
rhetorem  eondem  esse  atqne  amicnm  FUnii  statnit.  aetas  rhetoiis  acen* 
fatios  deinbi  neqnit. 


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Bericht  Aber  dio  Emhemiiiigeii 

auf  dem  Gebiete  der  lateinisclien  Grammatiker  mit 
Einschluss  der  Scholienlitteratur  und  Glossographie 

für  die  Jahre  1891~190L 

Von 

Oberlehrer  Dr.  Paul  Wessner 
in  BremerbaTen. 


Nach  zwei  anerkannten  Autoritäten  wie  H.  Hagren  und  G.  Goet« 
mit  einem  Bericht  über  dieses  ausgedehnte  Oebiet  hervorzutreten  ist 
vielleicht  ein  etwas  {gewagtes  Unternehmen:  ü'H'Kklicherweise  hat  sich 
Goetz,  wenn  er  anch  leidor  nicht  selbst  in  der  La^re  wir,  die  liericht- 
<  i  st.'ittiin?*'  weiterhin  zu  tibernehmen,  doch  iimaforn  beteilit^t,  als  er  mich 
durcii  Hinweis  atif  entlegenere  Publikationen  sowie  inaiiehen  gelegent- 
lichen Wink  freundlichst  unterstützt  hat  —  ich  erkenü'^  dies  voll  Dank 
an  — ,  nnd  darf  ich  vielleiciit  die  liescheidene  Hoffnung  hegen,  daß 
der  neue  Reriviir  -lirlit  allzu  seür  '^cjm  seine  Vorirftn^er  abfalle.  Daü 
ei'  noch  Miinuel  und  Lücken  aufweist,  fühle  ich  selbst  reciit  t;nt,  bitte 
aber  im  Hinbiirk  anf  den  IJmfan::  des  zu  bewälfitccndeu  Gebietes,  auf 
den  l:'\n;^eren  zu  berncksichtig-i'nden  Zeilramn  und  auf  die  mannii^rf^^ichen 
Schwierigkeiten,  die  sieh  der  naehträjlichen  J>e8clial!\in2:  der  Litteratur 
entgegcnstellteu ,  um  güti.'e  Nachsicht:  etwaige  Winke  zur  Besserung 
und  Ergänzung  werden  mir  willkommen  sein  nnd  beim  nächsten  Berichte 
beriicksichtigt  werden.  Selbstverständlich  habe  ich  mich  im  wesent- 
lichen an  die  von  Goetz  im  Eingang  des  letzten  Berichtes  entwickelten 
Gesichtspunkte  gehalten,  die  ja  mit  den  von  der  Kedaktion  di^er  Be- 
richte aufgestellten  Grandsätzen  identisch  sind;  nnr  in  einem  l^iinkte  bin 
ich  von  meinem  Vorgänger  abgewichen,  insofern  ich  nämlich  der  Seholien- 
litteratur  einen  Raum  in  diesem  Berichte  verntattet  habe.  Einer  lach^ 
Jahmboieht  lOr  Altertuimrfaniiicluilt  Bd.  GXUL  {1900.  IL)  8 


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1 14  BisolMiniiiig«naiUd«GeU«ted.lateiiuseb«ii6]»Biiu^     ete.  (Wei8D«r.) 


liehen  Eechtfertignn^  für  dießes  Verfahren  bedarf  es  wohl  kaum;  die 
Berückaichtig-UDg  dieser  mit  der  Grammatik  pngr  verbundenen  Litteratur- 
g-ftttnng  —  sind  doch  eine  ganze  Anzahl  von  Grammatikern  zugleich  Ver- 
fasser von  Kommentaren  —  dürfte  aber  auch  ans  praktischen  Gründen 
willkommen  sein.  So  fern  es  mir  ]iei,'t,  andere  Berichterstatter  irgend- 
wie in  der  Begrenznng  ihre«;  Gebietes  beschränken  zu  wollen,  so  ergiebt 
Bich  doch  ans  der  mehr  gelegentlichen  und  nicht  einmal  regelmäßigen 
Beräckslchtigting:  der  Scholienlitteratur,  wie  es  bisher  der  Fall  war, 
der  Nachteil,  daß  es  oft  recht  mühsam  ist,  sich  aas  den  einzelnen  Be- 
richten das  Erforderliche  zusammenznsnchen  und  daß  es  geradezu  unraog- 
licli  ist,  einen  Überblick  über  dieses  an  sich  schon  ziemlich  urafangreiche 
Gebiet  zu  gewinnen  Eine  Folge  davon  i?t ,  daß  in  manchen  Arbeiten 
der  Mangel  an  weiteren  Gesichtspunkten  und  die  dadurch  heivorge- 
mfene  Einseitigkeit  die  Ergebnisse  erheblicli  beeinträchtigt  haben.  Da 
nun  aber  nicht  alle  Teile  dieses  Gebietes  im  letzten  Decennium  einen 
Bearbeiter  gefunden  haben,  hielt  ich  es  für  angebrac!it,  des  öfteren  auf 
die  ältere  Litteratnr,  soweit  sie  irgend  von  Belang  ist,  zurückzugreifen, 
um  der  tjbersicht  eine  gewisse  Vollständigkeit  zu  sichern.  Zuweilen 
habe  ich  auch  Gelegenheit  genommen,  auf  wichtige  Veröffentlichuugen, 
denen  wir  in  Kürze  entgegensehen  dürfen,  biozaweisea,  da  der  nächste 
Bericht  ja  doch  erst  in  einigen  Jahren  folgen  wird.  Ich  hoffe,  daß  man 
mein  Verfahren  billig:en  wird.  —  Der  Torliegende  Bericht  ist  in  der 
Hauptsache  mit  dem  Ende  des  Jahres  1901  abgeschlossen  worden,  doch 
haben,  soweit  es  möglich  war,  auch  Erscheinungen  ans  dem  ersten 
Vierteljahr  von  1902  Beracksichtignng  gefunden.  Der  nächste  Beriebt 
ist  für  1905  in  Aussicht  genommen;  um  die  Berichterstattung  zu  er- 
leichtern, sei  die  Bitte  ausgesprochen,  die  in  das  Gebiet  einschlagenden 
Arbeiten  mir  dnroh  die  Verlagsbacbhandlong  oder  direkt  sogelieQ  za 
Isssen.*) 


Obersiebt. 

A.  Grammatiker. 

I.  Allgemeine«. 

n,  Grammatiker  der  Republik  und  der  angusteiscben  Zeit. 

a)  Aelins  Stüo 

b)  Varro 

c)  Nigidius  Pignlns 

d)  Yerrins  Flaeoos  (Festns  and  Paolos  Diaeonns). 

*)  Bei  der  Aal&brong  m  Zeitisfaiill»  babe  leb  die  bi  der  BH^o- 
tfieea  phllobugiea  eieasiea  tbUeben  Abktanneen  venrendet 


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gnehaiiiviigeaftiif d.Qeliietod.ltt0iiiiieheo  Oniiimatik«r  etc.  (Weamer.)  115 

m.  Graniinatiker  der  spSteren  Zelt 

a)  Q.  Bemmiiie  Palaemon 

b)  M.  Valeriiw  Frobra 
e)  Pllnios 

4)  QniotUlanoe 

e)  Velins  Leogu 

f)  SnetonlTUi  und  die  phflolegiicbe  BiogiapUe 

g)  Gaper 

Ii)  Terentino  Seannti 

1)  GaeaeUlns  Tlndex 

k)  GelUiis 

1)  Julies  Bomanes 

m)  Noeins  HareeUns. 

IV.  Artigi  apben  und  letzte  AiuUafer. 

a)  Gliarisiiis,  Dodtbeas,  Ezeerpta  Bobiensia 

b)  Diomedes 

e)  Aellns  Doaatns  und  seine  Kommeiitatoreii  QSenrliis,  Explana* 
Uonee,  Gledonins,  Fompeias) 

d)  GooieDtins 

e)  Saeerdoe  lud  der  jOngere  Frobos 
0  Karins  Vietorinvs  imd  Aadsz 

g)  Prisciaons 
b)  Entyebes 
0  Phoeas 

k)  Folgenties  Planciades 

I)  Cassiodorios 
m)  Isidoras 
n)  Beda 
0}  DifferenUae. 

B.  Kemmentare  und  Sekolieii. 

I.  Za  Terenz. 

a)  Aelins  Donatns 

b)  Eaanthins 

c)  Eagraphins 

d)  Bembinas-Schoiien 

e)  Sonstige  Scholien  und.  Kommeatare. 

n.  Zu  Cicero. 

a)   t^.  Asconiiis  Pediaaus 

b}  i'seudo-Asconius 

c)  Scbolia  ijübiecsiii 

d)  GrouoV'SciioUeü. 


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116   £r8  cheinimgen  auf  d.  (Gebiete  d.  lateioiscben  Grammatiker  etc.  ( Wessaer.) 

m.  Zu  Vergil. 

a)  Bet'vias  and  Daniel-Scholien 

b)  Aelias  Donatus 

c)  Tiberins  Claadins  Donatus 

d)  Probus 

e)  Asper 

f)  Scbolia  Bernensia 

g)  Scholia  Veronensia 

h)  Scholia  Medicea 

i)  Fulgeütius  Plauciades. 

IV.  Zu  Horaz. 

a)  Porphyrio 

b)  Pseudo-Acroniscbe  und  andere  Scholien, 
y.  Zu  Gemaniciu. 

VI.  Zu  Peniiis. 
Vn.  Zu  LttcannB. 

YIII.  Zu  Statins. 
IX.  Za  JuvenaL 

C.  OlOBBographie. 


A.  Grammatiker. 

I.  Allgemeines. 

1.  0.  Froebde,  Die  Anfangsgründe  der  römischen  Oranmiatflr. 
Leipzig  1892. 

2.  L.  Jeep,  Znr  Oea^ehte  der  Lehre  von  den  BedeteUen  bei 

den  lateinischen  Grammatikern.   Leipzig  1893. 

3.  E.  Wuiifliii,  Die  Etymologien  der  lateinischen  Grammatiker. 
A.  L.  L.  YTII  (1893)  421—40;  563—85. 

4.  H.  Usener»  Ein  altes  Lehigebftnde  der  Philologie.  S.  M.  A. 
1B92,  582-648. 

5.  Tb.  St  an  gl.  Znr  Kritik  der  lateinischen  Bhetoren  und 
Grammatiker.   Xenien  z.  41.  PhUol.*Vers.  Hfinchen  1891,  27—38. 

6.  H.  Bornecque,  Quid  de  structuia  rhetorica  praeceperint 
grammatici  atque  rbetores  latini.   Thesis,  Paris  1898. 

7.  Th.  Birt,  Der  Hiat  bei  Plantus  und  die  lateinische  Aspiration 
bis  zum  X.  Jhd.  nach  Chr.  Marburg  1901. 


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ErscbemuDgenaufd.Gebicted.iateiaificben  Grammatiker  etc.  (VVessner.)  117 


Das  Buch  Froetades  mit  dem  etwas  eigenartigeii  Titel  soll,  wie 
der  Yerf.  ferlieiBt,  «ein  möglichit  treues,  elnheitUcbes  fiUd  von  dem 
AnS&Dge  der  römischen  Grammatik  ans  ihrer  mannigfaltigen  Über- 
lieferung" stehen.  Unter  den  »AnfangsgrSnden*'  versteht  Froehde  die 
ErOrtemogen  de  arte»  grammatiea,  lectione,  aecenta,  distinctione,  voce, 
littera,  syllaba  und  oommnni  syllaba,  dietione,  oratione,  deflnitione, 
genere  nnd  specie»  sententia,  dansnla  und  latinitate«  Erörterungen,  mit 
denen  gcwdhnlhih  die  Artigraphen  bcgauncn,  während  andere  nur 
einzelne  Teile  davon,  zuweilen  in  besonderen  Abhandlungen  zu  be- 
sprechen pflegten.  Nach  den  angeführten  Punkten  schreitet  denn  nun 
Frochdes  Darstellung  vorwärts;  er  trägt  aus  den  verschiedenen  Gramm a- 
tikem  die  betreffenden  Stellen  zusammen,  erst  die  Definition  des  Be- 
griffes, dann  die  Lehre  selbst,  und  schließt  mit  einem  kurzen  Vergleich 
zwischen  römischer  und  griechischer  Doktrin.  Nach  lcm  mm  das  Alaterial 
zu8ammenq:ctraf^en,  gfesiclitet  und  f,'rupi>iert  ist,  erwartet  mau  oig-eutlich 
das  vom  Verf.  versprochene  'treue,  einiieitliclic  BiW ,  allein  es  i<>\u,t 
nichts  weiter:  Froehde  beiznüi^t  sich  mit  seiner  Materialsaiuniliuig,  die 
zwar  nicht  eranz  vollständii,'-,  aber  doch  imuKitiiii  als  sulciie  p:nt  zu  ge- 
brauchen lat.  ^  gl.  die  Rt  zensioneu  von  G.  Goetz  in  B.  ph.  W.  1803, 
113  und  G.  Gundermann  i..  C.  1893,  608—9. 

Wie  Froehde,  so  beschränkt  sich  auch  Jeep  in  seinem  unter 
No.  2  ;ui^eführteu  \Vcrku  auf  die  grammatischen  fcJchrifteii  der  Keilschen 
SammiuLg;  beide  Arbeiten  berühren  sich  auch  teilweise  in  ihrem  In- 
halte, soweit  nämlich  Jeep  sich  mit  den  von  iroehde  'Anfangsgriiudo* 
frenanuten  einleitenden  Teilen  des  ^grammatischen  Lehrbuches  befaßt 
(8.  102—21).  Bei  Jeep  tiuden  wir  die  Fundstellen  nur  kurz  vermerkt 
und  im  übrigen  eine  wenn  auch  knappe,  so  doch  hinreichend  deutliche 
Darstellung  der  Grummatikerlehreu  über  ars.  ars  grammatica,  vox, 
littera  u.  s.  w.  mit  HerTorhebung  gelegentlicher  Abweichungen  von 
der  allgemeinen  Tradition.  Dasselbe  Verfahren,  mir  meist  viel  aus- 
führlicher, hat  Jeep  auch  im  Ilauptteil  seines  Wcikes  beobachtet,  der 
dem  Titel  entsprechend  vun  den  acht  Uedeteileu  handelt,  die  die 
rftniischcn  Grammatiker  in  den  Mittelpunkt  ihrer  Alles  stellten;  es  sind 
die  folgenden:  nomen.  pronomeu,  verbnm,  participium,  adverbinm,  cou- 
innctio,  praepositio,  iuteriectio.  Bei  deu  ersten  drei  Redeteilen  kommen 
natürlich  auch  ihre  'accidentia'  brsiuiders  zur  Besprechung.  Jeep  giebt 
uns  auf  diese  Art  einen  trefflichen  Führer  durch  das  System  der 
römischen  Grammatik  in  der  Kaiserzeit,  das  im  ganzen  konstant  ist, 
wennschon  es  an  allerhand  Modifikationen  nicht  fehlt,  teils  solchen, 
die  püdagogischen  Zwecken  ihren  Ursprung  verdanken  (das  betrifft 
hauptsächlich  die  Anordnniip:^,  teils  solclien,  die  aus  dem  Be'5trebea 
hervorgegangen  sind,  bia  ins  einzelne  hinein  zn  schematiueren,  zu  rubri- 


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1 18  BneheininigttDftiifd. 6<Met64lttdBi>ehtn Ommmäker  etc.  (Wessner.) 

üma  und  womlH^eh  die  YingSiiger  danh  eine  nene  Snbspedes  za 
ttberframpfeii.  Besonden  oliaraktoriBlüwti  Ar  dlesM  Streben  Ist  dae, 
WM  Jeep  in  dem  Naehtniir  ^  qaelitea  nomSiils  8.  142'-i4  snaamnen- 
geitellt  bat,  wo  naa  dentUcb  'das  traurig»  Getriebe*  der  latdnlicbea 
Grammatiker  epiterer  Zeit  wahrnimmt 

lat  lomit  Jeeps  Bneli  an  sieh  sehon  recht  geeigiiet  in  dsa  Stadium 
der  rifmiseben  Grammati](er  im  engeren  l^nne  elnznfOhren,  so  wird  es 
aneh  Air  den  ein  sehr  branebbares  nnd  iriDkommenes  HlUlbmittel  sein, 
der  mit  grammatischen  Werken  außerhalb  des  Keilschen  Korpos  an 
thnn  hat;  ich  denke  hier  inabesondere  an  solche  Werke,  die  sieh  nicht 
systematisch  mit  der  Grammatik*  befassen,  wie  die  Dichterkommentare, 
und  an  solche,  die  nur  gelegentlich  eioaefaie  Abschnitte  der  grammatischen 
Lehre  behaadeb.  Für  dergleichen  FUle  finden  wir  bei  Jeep,  besonders 
mit  HlUfe  dea  gnten  Begisters,  bequem  and  fibersichtlicb  das  Material, 
um  die  anderwärts  yorkommenden  Ansichten  zu  beartellen  nnd  sar  ge- 
scUoasenen  Tradition  in  Besiehnng  an  setian. 

Dem  systematischen  Teil  seines  Werkes  hat  Jeep  in  der  Ehi- 
leitung  efaien  historischen  Toraogeschickl,  in  dem  er  die  erhaltenen 
grammatischen  Werke  ihrem  Inhalte  naeh  charakterisiert  und  ihre 
gegenseitigen  Beriehnngen  möglichst  au  bestimmen  sncht.  Hierbei  be- 
schäftigt sich  der  Verf.  natorgemgO  aneh  mit  den  so  ▼ielfach  schon  er* 
Srterten  Quelleni^agen  nnd  kommt  mannigfach  au  neuen  Ergebnissen. 
Von  dem  Verhältnis  der  spiteren,  im  Grunde  anf  Bonunius  Palaemon 
aorilckgehenden  Grammatikertradition  au  Vairos  Iiehre  ist  im  Vorworte 
8.  IX— xni  die  Bede.  —  Was  Jeep  in  diesem  einleitenden  Tdle  über 
die  einzelnen  Artes  nnd  ihre  Verfasser,  QnelIeD  u.  s.  w.  vortriigt,  wird 
späterhin  bei  den  betreffenden  Autoren  ausgiebige  Berttcfcsichtigang 
&idfln;  es  dttrfte  aber  angebracht  sein,  hier  an  eine  Bemerknng  von 
Goets  im  letzten  Bericht  (Bq.  J.  6B,  133}  an  erinnern,  wo  er  hervor- 
hebt, daB  in  allen  diesen  Fragen  »ehr  viel  anf  den  anbJektiTen  Stand- 
punkt des  betreffenden  forschere  ankommt:  nachdem  dieser  gewählt 
ist«  wird  das  Ergebnis  bald  dies,  bald  jenes  sein;  eine  gewisse  ünaldier* 
heit  ist  aber  auch  schon  deshalb  ganz  nnvermeidlich,  weÜ  uns  vieUbch 
die  Mittelglieder  fehlen,  die  erst  konstraiert  werden  mflssen,  wobei 
wiederum  öfters  mehrere  Konstraktionen  möglich  sind.  Das  sind  That- 
sacheD,  mit  denen  immer  mehr  za  rechnen  ist  and  anf  die  hiermit  ein 
lüi  alkinal  liingewiescii  sein  soll;  fibrigens  ist  sich  aach  Jeep  dieser 
A'erbältnisse  und  der  dadurch  bedingten  Unsicherbeit  wohl  bewnßt  ge- 
wesen, wie  er  verschiedentlich  zu  erkennen  ^iebt.  —  Man  vergleiche 
auch  die  Besprechungen  von  G.  Goetz  im  ludog.  Aiiz.  V  66 — 69; 
G.  Gundermann  im  L.  C.  1894,  859—6]  :  A.  Fuuck  im  A.  L.  L.  VII L 
602-3;  E.  Thomas  in  der  R.  w.  ibi)4,  185-88. 


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]BneheiniuigenMfd.Oobtotdd.latdDiadieB<hiiiim«^  119 

Wölffling  Arbeit  bringt  im  ersten  Teil  einen  geschichtlichen  Über- 
blick, beginnend  mit  der  verschiedenen  Wiedergabe  des  "Wortes  ixu- 
(ioXo^ta  bei  den  Römern.  Einzelne  meist  ZQ  Witzen  verwendete  und 
dämm  absichtlich  falsche  Etymologien  finden  sich  bereits  bei  Plaatos, 
sodann  bei  Cato,  Naevins  und  Knnins.  EUne  bedentsame  Anregung  ging 
dann  von  Krates  ans.  Die  Hanptvertreter  der  wissenschaftlich  ge- 
pflegten Etymologie  sind  Aelins  Stilo  (dem  von  P.  Mentz  geradezn 
ein  über  etymologicns'  zugeschrieben  worden  ist),  Anrelins  Opilios, 
Yarro,  Cicero  und  Verrins  Flaccns.  Kritische  Betrachtang  des  bisher 
geleisteten  finden  wir  bei  Qnintilian  und  Gellins ;  damit  ist  aber  bereits 
der  Stillstand  eingetreten.  Mit  Nonins  beginnt  die  Beihe  derer,  die 
Dor  die  früher  gewonnenen  Besnltate  abschreiben;  es  sind  die  Arti- 
graphen  nnd  Kommentatoren.  Aa  diese  bistoriache  Übersicht  knQpfl 
Wölfllin  noch  einige  Betrachtangen:  aber  onomatopdetiache  Wörter, 
die  Etymologie  e  oontrario  (xat'  dyvtfpoaiv),  über  Zmaminepsetenig 
nnd  AbleitaDg. 

Der  sweite  Teil  der  Abhandlung  befaßt  aicli  mit  den  Lautver- 
ändemngen,  mit  denen  die  Etymologie  zn  rechnen  hat:  commntatio, 
•dditii),  demptio  und  tralatio;  dazu  kommt  noch  die  prodnetio  sowie 
die  oorreptio.  die  beide  oft  sor  fienteUwig  m  Benebimgeii  dienen 
mnfiten. 

Der  Zweck  der  ganzen  Studie  ist,  wie  Wölfflin  selbst  sagt 
(8.  585),  der,  «flr  die  wichtigsten  Lautverändernngen  eine  solche  Fölie 
von  Beispielen  vorzulegen,  daß  sie  den  Leser  beflUiigen  sollte,  sich  aaf 
den  Standpunkt  der  alten  Wissenschaft  rasch  nnd  leicht  anrückzuvei^ 
aetien*;  YoUstihidigkeit  der  SannünDg  ist  also  nicht  erstrebt,  Isidors 
großes  Werk  absicfatUdi  nssgeBchtossen. 

Hier  mOge  gieieh  mit  dannf  hingewiesen  werden,  daß  weh  Usener 
<No.  4)  in  Xtlne  diesen  Gegenstand  berflhrt  (8.  684  C);  er  bebt  In 
Obereinstimmang  mit  WölffUn  hervor,  daß  von  der  spftteren  Sehnl- 
giammatikdieElTniologiegMis  anfhilMid  vemnehUMgt  worde.  Weiter 
Witt  ich  bler  auf  die  Abbaadlong  Useners  nicht  eingehen,  da  sie  an 
anderer  Stelle  (s.  Vatro)  besonders  gewürdigt  werden  wird. 

Über  die  nnter  No.  5—7  vendchneten  YeröifentlicbQngen  kann 
Ich  mich  verbSltnlsmSßig  knrs  faissn.  Staogto  kritische  Beitrage,  die 
auch  die  Grammatiker  angehen,  habe  Ick  leider  nicht  einseben  können; 
die  Arbelt  von  Bomecqne  behandelt  die  bei  Bbetoren  nnd  Grammatikem 
sich  findenden  Lehren  über  die  Bhythmik  der  Prosa  nnd  kommt  Im  wesent« 
liehen  sn  dem  Ergebnis,  daß  de  auf  Tier  Autoren  zurScksufllhren  seien: 
Gkero,  Pslaemon,  Qalntfllan  nnd  Prohns  (eine  An  des  Beiytlersl  S.^9); 
kler  nnd  da  finden  sich  ein  paar  Kotjjektnren.  Was  endlich  das  Buch 
Ton  Blrt  angebt,  so  brachte  es  natnrgemftß  sein  Thema  mit  ddi,  daß 


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120   firscheinungeiiaufd.  Uebieted.  lateioischon Grammatiker  etc.  ( Wessner.) 

die  latemischen  Grammatiker  ansgiebige  Berttekstchtigoog  finden;  dies 
geschiebt  nicbt  nur  in  den  beiden  Kapiteln  B  II  'Orthographische  und 
Orammatikerzengnisse  fdr  h  consonans"  (S.  107 — ^22)  nnd  C I  *6ramma* 

tikerzengnisse*  (S.  162 — 67;  hier  handelt  es  sich  um  die  ganz  späten 
nnd  mittelalterlichen  Antoren),  sondern  auch  an  zahllosen  anderen 
Stellen,  worauf  an  diesem  Orte  wenigstens  liingewiesen  werden  soll,  da 

eine  Besprechung  des  Buches  unter  Plautus  gehört. 

Schlielilicli  sei  Iiier  noch  der  verschiedenen,  unser  Gebiet  betreflfenden 
Artikel  in  Pauly-Wissowas  Uealeiicyklofiiidie  gedacht,  die  die  Ergeb- 
nisse dci  bisherigen  Forscliuii^  in  trefflicher  Weise  zusammenfassen, 
aber  auch  des  neuen  und  selbständigen  nicht  entbehren.  Eine  besondere 
Berücksichtigung  dieser  Anikel  kann  ich  wohl  unterlassen. 

IL  Grammatiker  der  Republik  und  der  aagusteiscUeu  Zeit. 

n)  AeUns  Sttlo. 

1.  F.  Marx,    Prolegomena  zu  s.  Ausg.    'Incerti  auctoris  de 
ratione  diceudi  ad  llercunium  libri  IV,  Ltip/jf^  1891.  (p.  138—40.) 

2.  E.  Norden,   De   Stilone  Cosconio  Yarrone  grammaticia 
commentatio.  Ind.  aehoi.  Gryphiawald.  1895. 

8.  E.  Reitsenstftin,    If.  Terentios  Varro  nnd  Johannes 
Uanropns  von  Enebaita.  Xieipzig  190L 

Marx  kommt  iu  dem  Abschnitte  seiner  Prülegomena,  der  den  An- 
fängen der  Rhetorik  bei  deu  Huniern  gewidmet  ist,  auch  uuf  Aelin.^ 
Stilo  zu  sprechen.  Nach  Sueton  <le  gramm.  c.  3  begleitete  derselbe 
im  Jahre  100  den  Q.  Metellus  Numidicus  ins  Exil  nacli  Rhodus,  wo  da- 
mals Dionysius  Thrax,  das  Haupt  der  Aiistarcheer,  lehrte.  Marx  hebt 
hervor,  daß  dieser  Aufenthalt  ohne  ZwiilVl  für  Stilo  von  nachhaltigem 
EinfloO  gewesen  sei:  »anni  iili  duo  quoa  Aelius  cum  ^^uniidicu  exsule 
Rhodi  degit  eiusdem  profecto  momenti  fnerunt  ad  stndia  quae  postea 
Romae  Aeliana  appellabantur  excitauda  et  angenda  atque  celeberrima 
legatio  illa  Attali";  war  Stilo  doch  *prinius  inter  Latinos  gramniaticus 
Aristarcheus',  insofern  er  die  kritischen  Zeichen  Aristarchs  verwendete 
(nach  Gr.  L.  VII  534).  Dnrch  die  Studien  in  Rhodus  wird,  so  meint 
.Marx,  auch  in  rhetorischer  bezw.  stilistischer  Hinsicht  StUo  seine  be- 
stimmte Richtung  erhalten  haben. 

Norden  befaßt  sich  mit  der  von  Stilo  handelnden  Stelle  bei  Cicero, 
Brutus  205  f.,  insbesondere  mit  der  Deutung  der  Worte  *et  iu  inventis 
rebus  et  in  actis'.  Mit  dem  ersteren  ist  dasselbe  gemeint,  was  die 
Griechen  Eupr]iJ.ata  nannten  (vgl.  riinius  n.  h.  IX  123);  über  die  'actaa 
res'  spricht  sich  2^ordeu  dahin  aas»  *ad  privatae  vitae  antiqnitate»  hoe 


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Srscbeiouogeo  auf  d.  Gebiete  d.  lateiiiiscbeii  Gramioatiker  etc.  (Wessner.)  121 


Stüonis  studioruni  genus  pertinuisse  (cf.  Cicero  Acad.  post.  prooem.)  .  .  . 
Vitara  autem  privatam  quasi  in  specnlo  qnodam  repracsentatam  Uabaernnt 
Homani  in  iure  civili:  illo  isitnr*  Stilo  usus  csi\ 

Die  für  Aelins  Stüo  höcii>t  wichtige  Abhandlung  von  Reitzenätein 
wird  auter  Varro  besprocbea  werden. 

b)  Yarro. 

1.  B.  EUis,  Varro  de  1.  Lat  J.  Fb.  1891,  178-79. 

8.  J.  van  der  Vliet»  Yarro  de  liofif.  lat  88.  Mn.  XX  (189S)  416. 

3.  J.  C.  G.  Boot,  Varronlana.  Mu.  XXn  (1894)  409—12. 

4.  G.  Hcidrlch,   Zu  Varro  de  lingua  Latina.  W.  St.  1894, 
306-7. 

5.  G.  Landgraf,   Coniectanea:   Varro  1.  I.  V  149.   Abb.  f. 
W.  V.  Clirist  382. 

6.  F.  SkntBch,  Yarro  de  1.  L  Y  7  ft„  VI  21.  Herrn.  32 
(1897)  96-97. 

7.  G.  AntoQiboii,  Sapplemento  di  lezioni  vaiianli  ai  libri 
'De  ÜDgoa  latina*  di  Hareo  Terenzio  Yarrone.   Bassano  1899. 

8.  G.  Heidrich,    Viinoniana  IT.    Gymn.-Progr.  Melk  1891. 

9.  R.  Kr  am  biege  1,  De  Varroniano  scribendi  genere.  Dias. 
Leipzk'  1892. 

10.  G.  Heidrieb,  Der  StU  des  Varro.  Gymii.-Progr.  Melk  1892. 

lt.  £.  Horden,  YarroDiana.  Bh.  M.  Fb.  48  (1893)  348—83; 
529—51  (lY:  De  genere  qnodam  dicendi  Yarronlano). 

12.  E.  Norden,  Die  antike  KnnatproBa  vom  VI.  Jabrfaondert 
V.  Cbr.  bis  in  die  Zeit  der  fienaiasance.  I.  Leipzig  1898,  S.  194—200 
C^arro). 

13.  H.  Useuer,  Ein  alles  Lehrgebäude  der  Philologie.  S.  AI.  A. 
1892,  582-648. 

14.  R.  Reitzenstein,  M.  Ttrentiuö  Varro  uud  Johauues  JI<uiropu3 
von  Euchaita.  Eine  Studie  zur  Geschichte  der  Sprachwissenschaft. 
Leipzig.  1901. 

Die  nnter  1^7  anfgeführten  Arbeiten  gelten  der  Textkritik  der 
Bacher  De  lingna  latina;  ich  bescbr&nke  mich,  da  ein  Eiogehen  auf 
Einzelheiten  hier  nicht  angebracht  ist,  anf  eine  Angabe  des  Inhalte  von 
No.  7.  Der  Yer&aser  lenkt  die  Anfinerksamkeit  anf  die  in  Deutsch- 
land nnbekannt  gebliebene  nnd  kanm  zu  beschaffende  Yarroaosgabe 
•eines  Uigroßvaters  Fietro  Canal,  die  in  den  Jahren  1846—54  nnd 
dann  wieder  1874  in  Yenedig  erschienen  ist  (der  genaue  Titel  lantet 


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122  BncbaioiiBgeii  anf d.  G«biitod.  kteiniKhen  OnunmBtiker  «tc  (Waiener.) 


*I«ibii  di  M.  Ter.  Varrone  intonio  alla  lingna  latioa  rivednti,  tradotU, 
•nnotati  da  P.  G.  Yenezia,  tipogr.  di  Gioa.  AntonelU*;  aie  wurde  nach 
QDd  nach  in  der  'Biblioteca  degU  Berittori  Latini  con  tradnsloiie  « 
DOte*  verüffentUeht.  Im  J.  1874  erschien  die  Anigabe  *intara  e  eoi 
fraaimenti  illutrati  da  Eed.  Bmoetti*)»  A.  weist  naeh,  daß  filr  eine 
Anzahl  Koi^ektnieo,  die  bei  [^eagel  teils  in  den  Text  anfgenemiiien. 
teils  im  Apparat  erwfthnt  worden  lind,  dem  italieolsdien  Gelehrten  die 
Frioiitlt  geliiihrt.  Derselbe  Oanal  bat  nnn  auch  die  Behanptnng  anf* 
gestellt,  daß  die  meisten  jungen  Yatrobandschriften  nicht,  wie  man  mit 
Mal  und  Spengel  allgemehi  annimmt,  direkte  Abkömmlinge  des  Cod. 
Horentinns  seien,  sondern  mit  dem  letsteren  snsammen  anf  eine  ge- 
midnsebalülche  Qnelle  lorllelcgefilhrt  werden  mttflten.  Aas  dem  wenigen, 
W88  A.  aas  Caoals  Votrede  (p.  XX  n.  XXIH)  anf  8.  23—23  mitteiln 
ISOt  sich  nicht  erkennen,  woraof  sich  diese  Hjfpothese  stBtzt;  es  werden 
einfach  die  dem  Florentinns  wie  den  jttngeren  Hn.  gemeinsamen  Elgen- 
tflmlidikeiten  anf  den  angenommenen  i^etypos  übertragen  nnd  be- 
banptet,  daß  *da  qaesto  eodice .  •  .  osdrono  tntti,  o  immediameate  (dies 
gilt  ftae  F)  0  medlamente,  i  testi  virronlanl  che  possediamo*.  A.  glebt 
dann  noch  ein  Stennna  der  von  Ihm  nntersnchten  nnd  anderer  Hss., 
das  er  sslbst  nur  als  *approssiniatl?o*  besefehnet;  er  bitte  beoser  ge« 
thaa,  statt  ans  sdnen  Codices  eine  Kenge  onntttser  Yarianteo  absa- 
draeken,  den  Naehwek  an  liefern,  daß  diese  oder  jene  Vanrohs.  aas 
zwingenden  Gründen  ans  einer  anderen  Quelle  als  aas  dem  Floreatlnns 
abgeleitet  werden  müsse.  Anf  8.  10—22  giebt  A.  eine  Znsammen* 
stellang  nnd  teilweise  eine  Bescfardbang  Y<m  Varrohss.  and  teilt  dann 
anf  B,  25—176  die  Lesarten  folgender  Codices  mit:  Barberinas  Vm 
118  Chart  s.  XV  (B.  V— YH),  Ghlglanas  L  YI  205  membr.  s.  XV 
(B.  Vni  n.  IX),  Mntiaensis  212  membr.  s.  XY,  Parmensis  H.  H.  IX 
149  nr.  280  chart.  s.  XY,  Vaticanns  1556  chart  s.  XIV  (?),  Marslsaas 
O.  Xm  cod.  XX  Chart,  s.  XY.  Ein  Anhang  (S.  177—78)  handelt 
▼on  ebier  Taiioer  Hs.  (1.  III.  10  membr.  s.  XV),  die  In  enger  Be* 
aiehong  zor  Editio  pilneeps  zn  stehen  scheint  IMe  Varianten  werden 
nach  den  FSragraphen  der  Spcngelschen  Ansgabe  mitgeteilt  nnd  regel- 
mißig  Bemerkungen  ans  CSanals  Ausgabe  sowie  hinflg  Emendationen 
des  Yerf.  aagehftngt;  über  den  Wert  der  letsteren  vgL  die  Besprechang 
▼on  O.  Goetz  In  B.  ph.  W.  1901,  135  iL  —  IMe  lotsten  8elten  des 
Baches  (179—87)  enthalten  eine  *Nota  blbliografica\  eine  (alletdings 
nicht  in  jeder  Hinsicht  mrerUssige)  Znssmmenstelinng  der  VatroUtteiatnr, 
anter  besonderer  BerflckslehtigaDg  von  De  lingna  latina.  Ar  die  Jahre 
U71-1897.  Ygl.  anch  K.  ph.  B.  1901,  267—68. 

Von  den  Ober  Sprache  and  Stil  Varros  handelnden  Aibeitmi  — 
sie  haben  es  aar  zam  kleineren  Ttile  mit  dem  eriultsnen  grammatiBeben 


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BnebdiiQiigaianf  d.  GeU«le  4.  Uteiiiiicii«nQniDiiMktlk«r  etc.  CVctmer.)  123 

Werke  wa  tfaiiB  —  ad  beeondeii  der  Abecbaitt  in  Kerdens  utiker 
KQUtpveaa  hervongebobeD,  io  dem  aieh  iblgende  Charakteristik  der 
BBeber  De  lingoa  lattna  findet  (ß,  195):  fiMjui  wird  woU  sagen  dürfen, 
daß  dies  größte  Werk  Uber  die  Uteinlscbe  Sprache  in  dem  sehlechtesten 
lateinischen  Stil  geschrieben  ist,  den  Je  ein  Prosawerk  zeigt;  im  ganxen 
genommen  kann  man  ftberbanpt  kanm  von  einem  8tll  sprechen:  es  sind 
roh  anfeinander  getiirmte  SteinUSdce,  die  von  vielen  moderoen  Kritikern, 
weil  sie  keinen  klaren  Einblick  in  die  Arbeitsweise  nnd  den  Stil  Vaxros 
haben,  nocb  immer  ^el  mt  viel  Inetnaadergefllgt  nnd  poliert  werden.* 
Anf  den  Stil  Varros  bezieht  Norden  ancfa  das  derbe  Urteil,  das 
JKemmins  Falaemon  nach  Sneton  de  gramm.  98  Aber  Varro  geflUlt  hat. 
Elgenartlfr  nnd  fOr  das  gaase  Wesen  Yarroa  bendchnend  Ist  übrigens, 
daß  sich  In  seinen  Schriften  *mlt  der  altertümlichsten  nnd  einfachsten 
die  modernste  nnd  verkünstetete  aller  Stilarten',  nimlich  der  asianisehe 
Stil  yerbindet;  ^dnrch  die  MiMhnng  erhilt  .  . .  sein  Stil  für  nns  etwss 
Barockes*.  Ans  De  ).  I.  führt  Korden  V  4  f.  nnd  VI  95  f.  als  Bei- 
spiele an.  — 

Durch  die  gesamte  römische  GrammatlkoUtterntnr  deben  sieh  die 
bald  mehr  bald  minder  dentlichen  Spuren  eines  Systems  der  Philologie 
oder  Grammatik  im  antiken  Sinne,  das  anf  dem  Prinalpe  der  Vier- 
tellnng  bemht  Diese  Sporen  an&ndecken  nnd  mSgllchst  bis  zum  Urheber 
des  £|ystems  zQrüekinTerfolgeD,  ist  die  Anfgabe,  die  sieh  Usener  (No.  13) 
geeteUt  hat  Daß  ein  B5mer  nicht  der  BegrOnder  sein  kann,  ist  bei  der 
bekannten  Abhängigkeit  yon  den  Qriedien  ?on  tomherein  anzunehmen, 
wird  aber  nocb  dentlicber  dadoreh,  daß  das  System  nicht  nnr  vielfadi 
dn  griedilsGhes  Gepräge  trftgt.  sondern  sieb  andi  bd  griechischen  benw. 
byamtinischen  Grammatlkeiii  findet.  Bd  den  Bömem  geben  die  Sparen 
bis  anf  Varro  zurück,  aber  wir  treffen  bd  ihm  andi  dn  System  der 
DreiteHnng.  Um  von  den  übrigen  Schriften  des  Beatiners  ganz  abzu- 
sehen, beruht  das  Werk  De  Üngna  latina  auf  einer  solchen  planmftßigen 
DreiteUong,  die  aber  beständig  von  dem  anderen  Systeme  dordikrenzt 
wird;  das  zeigt  sich  besonders  in  dem  ons  erhaltenen  Tdle  (vgL  z.  B. 
Vin  11  nnd  44,  zwei  Stellen,  die  nach  Reitzenstein  anf  yerschiedene 
Quellen  zurückgeben).  Man  fühlt  ordentlich,  wie  Varro  das  Triaden* 
System,  anf  das  er  sich  in  diesem  Werke  einmal  festgelegt  hatte,  als 
eine  drückende  Fessel  empfindet  nnd  dasselbe,  wo  er  nur  irgend  kann, 
anffriebt,  nm  es  durch  das  andere,  vierteilige,  zn  ei setzen.  Daß  Varro 
damals,  als  er  den  zwcittn  Teil  von  De  lingna  latina  al»faßrc,  sich  be- 
reits für  die  Vierteilung'  entschieden  hatte,  geht  uuch  iJaraiis  hervor, 
daß  er  den  Antiqnitateö  (a^R^schlossen  47}  diese  Einleilung  zu  gründe 
legte  und  auch  weiterhin  in  dem  Abriß  der  Grammatik,  den  er  in  den 
Disciplinarnm  iibri  gab,  beibehielt.    Wir  sehen  somit  deutiicb,  wie  er 


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124    Erscheinuogenaaf  d.  Gebiete  d.  lateinischen  Grarumatlkcr  etc.  (Wessner.) 


sein  mteres  Prinzip  der  Dreiteilnni;  zu  Gunsten  des  neaen  preisgab; 
die  Zeit,  in  die  dieser  AnBchanungsweehsel  fällt,  liegt  vor  dem  Punkte, 
wo  er  sieb  an  die  Ansarbeitang  der  Antiqnitates  machte,  was  sp&testens 
55  geschah.  Andererseits  finden  wir  die  Dreiteflnn^  noch  bei  Dionysias 
Thrax  nnd  ebenso  noch  bei  Asiclepiades  von  Hjrleia;  doreh  letzteren 
ist  nach  üsener  die  Zeit,  nach  welcher  das  vierteilige  System  anflcam, 
gegeben,  nämlich  etwa  das  Jahr  80.  Nun  war  der  Urheber  des  Systems, 
wie  ü.  ansf&hrt,  *ein  durch  die  peripatetische  Lehre  gebildeter  An- 
starcbeer*,  der  gewissermaßen  *da8  triadiscfae  System  des  Vorgängers 
durch  ein  tetradisches  zu  flberbieten  suchte.  In  dem  begrenzten  Zeit- 
raum giebt  es  aber  nur  einen  namhaften  Gelehrten  —  und  einen  solchen 
muß  man  nach  dem  Einfluß,  den  er  gewann,  vermuten  — ^ 
die  ermittelten  Voraussetzungen  sich  vereinigen',  nämlich  Tyrannion 
von  Amisos,  den  Sehälcr  des  Dionysius  Thrax,  seit  67  In  Rom. 
Er  hat  nicht  nur  eine  Schrift  Ilepl  t^c  'O^ir^pixf^;  zpostpoi'a;  ver&ßt, 
sondern  auch  eine  allgemeine  Aceentlehre  (Cicero  ad  Att  XII  6,  2) 
und  einen  Abriß  der  Philologie  {dia  Definition  der  l'papLixatixf^  in  Bekkers 
Anecd.  Gracca  668,  7,  jt^tzt  in  SchoUa  In  Dion.  Thrads  art.  gr.  ed. 
Bilgard  121,  16),  dessen  Titel  vielleicht  IIcpl  Ta»v  {xepwv  tot»  X^xoo  oder 
Inirsweg  Mspt3{xo;  lautete,  wohl  im  Anschluß  an  des  Lehrers  Hand- 
böchlein  Dspl  täv  6xt&  too  X070U  {xspütv  (gew.  xr^vr^  -^paiiiiattufj  genannt). 
In  diesem  Abriß  bat  nnn  Tyrannion  sein  System  niedergelegt;  von  hieraus 
ist  es  in  die  spätere  griechische  nnd  römische  Philologie  Ubergegaugen  und 
zwar  in  jene  wohl  durch  Vermittelung  des  Lukillos  von  Tarrha,  während 
bei  den  Römern  Varro  der  Mittelsmann  war  (vgl.  Gr.  L.  IV  529, 
2  ff.).  Über  Palaemon  ist  die  Lehre  Tyranuions  dann  weitergegangen 
zu  Quiiiiilian  uud,  wahrscheinlich  darch  Vermittelnng  eines  jüngeren 
.Schulbuches,  zu  den  späteren  Artigraphen.  Soweit  erforderlich,  werde 
ich  bei  dit-sfii  auf  Useners  Abhandliiug  zuiiickkümmeii  (vgl.  bes.  unter 
Diome  ics)  und  iiKuhc  nur  uocl;  auf  8.  642  autmerksani ,  wo  (in  der 
Auin.  3)  ein  paar  neue  Vanofrag'nientc  aus  Dioniedes  j^ewouuen  werden, 
»«nwie  aul'  S.  621  Anm.  1  (Beiiclitii^'nnfi:  zu  Wilmanns  11.  4i).  Gegou 
<  i.izciiie  Aufstellungen  Useners  wendet  sich  G.  Kaibel  in  'Die  Prole- 
goaiena  r.z[A  y.uijKoSt'xc'  S.  25  Aum.  1  u.  2;  28  Anni.  2;  29.  — 

Ich  komme  nunmehr  zu  Keitzensteins  Untersuchungen.  ])as  Ziel, 
das  der  Verf.  sich  gesteckt  hat,  gicbt  er  in  der  Einleitung  au :  Varros 
Bücher  De  lingua  latina  sind  ea  m  erster  Linie,  die  uns  die  Entwickelung 
der  griechischen  Sprachwissenschuft  im  ersten  voi christlichen  Jala  hundert 
verfülgeu  lassen,  die  uns  einen  Einblick  gewähren  in  Bcwegnngen,  die 
auf  eine  völlige  Umgestaltung  der  grammatischen  Theorie  abzielten, 
insofern  der  Kampf  der  Stoiker  und  Alexandriner,  der  Anomalisten  nnd 
Analogisten  gerade  damals,  in  der  scbaffenskräftigeu  nnd  schafi'ens- 


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Erscbeinongen  auf  d.  Gebiete  d.  lateinischen  OrammatUcer  etc.  ( Wessner.)  125 

freudigen  SuUanischen  Zeit,  ein  besonders  lebhafter  war,  die  alexandri- 
nische  Lehre  siecfreich  vordrang:  und  den  fast  allmächtigen  Einfluß  der 
8toa  mit  Erfolg:  bekämpfte.  Die  beiden  Hichtnngen  in  ihrem  Ringen 
finden  wir  nun  in  Varros  Werk  vertreten:  es  gilt  nur  die  verschiedenen 
Bestandteile  zn  sondern,  was  im  allf^cmeinen  nni  so  leichter  ist,  als 
Vairo  'uiiialjiij  ist,  sich  in  f«einc  Quellen  hineinzudenken",  d.  h.  also,  ein 
Tili  LMti/en  unsell)ständiger  ivonipilator  ist  fvijl.  oben  Nordens  Urteil). 
»Su  niai  lit  denn  nun  die  (^nellcnanalyse  von  \  uii  us  Liliakunen  Büchern 
De  lingua  latiua  den  Uaujitinhalt  der  Abhandlung  aus.  Ich  will,  ohue 
mich  an  den  Gang  der  Untersuchujii[<  nu  einzelnen  zu  hallen,  versuchen, 
die  Erprebnis^e  Reitzensteins  in  Übersicht  vür/.iuüiiren. 

'\  arius  unbestrittenes  Eigen Uiai  ist  in  den  er.stcn  drei  Bücberu 
De  lingua  latina  [V — VII]  znnächst  die  auch  liühtr  von  ihm  verwendete 
Vielteilung  des  Stoffes  nach  Gegtnstand,  Ort,  Zeit  und  Handlung: 
sodann  die  wenig  glückliche  Scliciduug  nach  allgemein  gebräuchlichen 
und  dichterischen  Worten',  Letztere  ist  dem  Triadensysteni  zuliebe, 
auf  das  sich  Varro  durch  den  ersten,  dem  Septimius  gewidmeten  und 
bereits  veröfFentlichteu  Teil  einniai  festgelegt  hatte,  wHhrend  dir  Aus- 
arbeitung vorgenommen  worden  und  führte  dazu,  daß  der  btufi  aus- 
einander  gerissen  wurde,  duL  vicleb,  was  nach  R.  V  nnd  VI  gehörte, 
nach  VIT  verschoben,  andererseits  in  Vif  vieles  wiederholt  und  fort- 
geführt wui  dc,  was  Mch  bereits  in  V  und  VI  tand.  Wir  haben  es  daher 
im  wesentlichen  mil  B.  X  und  VT  zu  thuii,  die  durch  Vil  zu  erfr^inzen 
sind.   Danach  ergiebt  sich  für  diesen  Teil  folgende  GesamtdispoäiUuu: 

V  1—15  Einleitung 

V  16— 5G  A:  Ort  | 

67  ff.     B:  Gegenstand  >  ^  nomina 
VI    1-34   C:  Zeit  ) 

35  ff.  }) :  Handluüg  ~-  verba. 
Die  sachliche  Anordnung  wei'-t  auf  eine  stoische  Quelle,  und  als 
solche  wird  man  wohl  eint'  sachli  h  geordnete  Etyroologiensammluug 
von  Varros  Lehrer  Aelius  8ti]o  zu  betrachten  haben,  der  siebenmal  als 
Gewährsmann  genannt  wird  {V  18,  21,  25,  G6,  101,  VI  7,  59).  Während 
dieser  nun  aber  noch  ganz  ant  dem  Boden  der  Stoa  steht,  bekennt  sich  Varro 
selbst  in  der  Einleitung  (V  7  — 10)  zu  den  Grundsätzen  einer  neuen 
Grammatikei schule,  mit  deren  Durchführung  er  freilich  nicht  weiter 
gekommen  ist,  als  daß  er  seine  stoisohe  Quelle  aus  anderen,  der  neuen 
üiclitinig  angehörigen  ab  und  an  interpoliert  und  im  einzelnen  ein 
wenig  uberarbeitet  hat  (S.  43).  Die  Nebenquellen,  die  Varro  (bea.  in  VII) 
beimizrc,  waren  'Glosßensammlungen  zu  einzelneu  Dichtern  und  sonstige 
der  Erklärung  seltener  Worte  (rewidmete  Werke'  (S.  37  u.  31  Anm.  1); 
im  4.  TeUe  (D)  ist  insbesondere  ein  latekiscber  rein  grammfttiseber 


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126   EndieiMUigen  aaf  d. Oebieted.lateioificbeD  Grammatiker  etc.  ( Wasaner  ) 


Traktat  De  verbis  eingearbeitet,  der  vielleicht  von  Cosconins  (g-enannt 
VI  36  nnd  89)  stammt.  Ihm  weist  R.  zn  die  §§  35—40,  *44-46. 
•50.  ♦69-74,  *76,  79,  86—96  (bei  dpu  mit  *  versehenrn  hält  R.  die 
Beziehuug  zum  mindesten  für  wahrscbeitilu  Ii.  bri  den  anderen  für  sicher; 
V2l.  anch  Nordens  iinitr  Aeliiis  Stilo  angefülirle  Abhandlung  S.  VII;: 
diese  Abschnitte  bilden  die  Einlagen  zu  der  eif?entlichen  Quelle  (d.  Ii. 
Aelias  Stilo :  auf  einen  Stoilter  führt  die  Erwähnung  Chrysipps  in  §  56), 
der  foltri  luh  r  Gang  eigen  war:  Die  drei  Stufen  des  agere,  Denken, 
Reden,  Ihuu  (41 — 42):  die  Tbätigkeit  des  Denkens  und  die  Ausdrücke 
dafür  (43,  4G-49):  die  Tbätigkeit  des  Sprechens  und  ihre  Beziehungen 
(51 — 76):  das  eiffentlirhe  Thun  mit  seinen  drei  Stufen  facere,  agere 
und  gerere  (78 — 79,  die  luiheie  Ausführung  fehlt  infolge  Rlattverlnstes > ; 
die  fünf  Sinne:  Gesicht  (ÖO— 82,\  Gehör  (83),  Geruch  nnd  Geschmack 
(83 — 84)  sowie  endlich  Gefühl  (85).  Im  5.  Buche  weist  R.  der  iiaupt- 
quelie  zu  die  §§  1 — 91,  95 —  128,  134 — 140  und,  mit  einiger  Reserve, 
141 — 183,  das  übrige  sieht  er  als  Einlagen  an.  Für  den  ersten  Teil 
von  B.  VI  flieht  R.  keinn  vol!st;Vndi^e  Analyse. 

Varros  Stellung  zur  priechischen  Sprachwissenschaft  erhellt  be- 
sonder aus  den  Büchern  VIII— X.  Der  Kampf  der  Anomaiiateu  und 
Analogisten  hatte  auf  römischem  Roden  bereits  eine  Anzahl  Streit- 
ßchriften  hervorgerufen  (VIIT  23),  und  Yarro  nimmt  offen  für  die  Ana- 
logie Partei.  £r  versucht  nun  seine  Stellung  in  der  Weise  zu  recht- 
fertigen, daß  er  in  dem  ersten  Buche  (VIII)  vorbringt  *quae  contra 
similitndinem  (=ÄvaXo7iav)  dicantnr*,  im  nächsten  (TX)  'quae  contra 
dissimilitudinem  (=dv(o{AaXtav)\  während  das  dritte  (X)  'de  similitadinnm 
forma*  handeln  soll;  also  Gründe  gegen  die  Analogie  nnd  Widerlegnoff 
derselben  durch  Bechtfertigung  der  Analogie,  sodann  System  der  Ana- 
logie. Man  sollte  erwarten,  daß  Vin  nnd  IX  €m  Ganzes  bildeten  — 
die  Widerlegung  bitte  Ja  Punkt  für  Punkt  erfolgen  können  — ,  und 
man  sollte  femer  vermuten,  daß  diese  Einheit  nur  dem  Triadensystem 
zaiiebe  in  zwei  Teile  zerlegt  sei;  in  Wirklichkeit  verhält  sich  die  Sache 
aber  so,  daß  Vni  einerseits  nnd  IX — X  andererseits  für  sich  stehen, 
daß  Yarro  in  Vin  nnd  IX,  die  doch  nach  der  Disposition  sich  anf- 
einander  beziehen  sollten»  ganz  verschiedene  Quellen  benutzt  hat,  die  zn 
einander  in  gar  keinem  direkten  Verhältnis  stehen,  nnd  daß  Varro  erst 
durch  Einlagen  die  Beziehungen  herzustellen  gesucht  hat,  ein  Veisncb. 
der  nicht  gerade  glänzend  gelungen  ist. 

Einen  besonderen  Abschnitt  bilden  In  B.  VIII  die  §§  1 — 24; 
dieser  Abschnitt  geht  anf  eine  QneUe  snrftck,  die  in  totster  Linie  auch 
dem  Gedicht  des  Bischöfe  Johannes  von  Enchaita  ra  gründe  liegt.  Von 
dem  letzteren  handelt  das  erste  Kapitel  bei  R.;  er  giebt  8.  4—18  den 
Toi,  dessen  Inhalt  saeblieh  geordnet  ist  Die  Quelle,  die  das  Slteste 


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BncbeinuDgenaulcU Gebiete d.lateioificben  Grammatiker  etc.  (Wesanor.)  127 

griechische  Etymulogikon,  etwa  aus  der  Zeit  des  Aagustus,  darstellt, 
ist  von  Johannes  stark  verkürzt  worden;  sie  hat  auch  dem  Bischof  Jakob 
von  Edessa  vorgelegeu.  In  jenem  AVerke  war  nun  der  Versoch  gemacht 
worden,  die  beiden  streitenden  Ansichten  zu  versöhnen,  die  Sprache 
>>owühl  als  &£7£i  wie  als  <pu7£i  entstanden  ci'schcinen  zn  lassen;  der 
VerfaB?er  ping  zwar  von  der  Lehre  der  Stoa  ans.  sachte  aber  unter 
teilweiser  Aufgabe  der  strengstoischen  Grnndsfttze  eine  Verschmelzung 
mit  der  alexandi  ini-chen  Lehre  berbeiznf&bren.  Nnn  steht  Varro  io 
Vni  1  —  24  ganz  auf  dem  Boden  derselben  Anschannng,  voraus  hervor- 
geht, daij  das  den  Vennittelungsversucli  enthaltende  System  älter  sein 
muß  als  er.  (Anf  die  Beziehungen  zu  Philoxenos ,  dem  auch  das 
5.  Kapitel  von  R  s  Abhaudluug  gewidmet  ist,  kann  hier  nicht  weiter 
eingegangen  werden;  liervoT^ehoben  sei  nnr,  daß  R.  Um  —  wohi  mit 
gutem  Recht  —  für  ciiien  Zeitrai  ossen  Varros  hält.) 

Der  zweite  Teil  von  Buch  VIII  ist  nach  einer  einheitlichen 
lateinischen  Quelle  gearbcitt  r,  die,  anf  griechischer  Vorlage  beruhend,  vom 
)hetorischen  Standpunkte  sich  gegen  die  Analogie  wendet.  Als  ihren 
Verfasser  sieht  R.  wieder  den  Aelius  Stilo  an,  und  stützt  seine  An- 
nahme u.  a.  mit  einem  Witz,  der  sich  in  §  81  findet  'qnodsi  Marcos  Per- 
peiiiia  virile  est  nomen  et  analogia  sequenda,  Ln  cius  Ael  ia  et  Quintus 
Mucia  virilia  nomina  esse  debebunt'.  Die  Anspielung  hatte  nach  R.s 
Ansicht  nur  dann  einen  Sinn,  wenn  sie  von  Stilo  selbst  berrührte,  der 
im  Scherz  auf  sich  und  seinen  Freund  (Q.  Mncins  Scaevola  Pontifex 
t  82)  exemplifizierte;  demnach  wird  er,  so  meint  R.,  als  Varros  Ge- 
währsmann zu  gelten  haben.  Bedenken  gegen  die  Beweiskraft  der  vor« 
geführten  Argumente  äußert  G.  Goetz  in  B.  ph.  W.  1901,  1033. 

B.  IX  (bis  §  90)  ist  nach  einer  lateinischen  Schrift  De  analogia 
gearbeitet,  die  sich  nicht  gegen  Stilo,  sondern  gegen  ein  jüngeres 
lateiniaclies  Werk  unbekannten  Verfassers  richtete,  daher  sie  ohne  Be* 
ziehnng  zn  B.  VUI  war;  hierdurch  sah  sich  Varro  zu  Einlagen  ver* 
anlaßt,  die  onn  anf  b^timmte  §§  von  VUI  Bezng  nehmen,  um  sie  za 
widerlegen.  —  In  B.  X.  eudlich  hat  Varro  griechische  Schriftfln  benntst; 
er  hebt  selbst  X  1  hervor,  daß  er  hier  selbstfindig  sei,  was  R.  nir  Ar 
die  lateinischen  Vorgänger  gelten  läßt.  Was  einzelnen  Qoellen  zo- 
weisen,  läßt  aich  sieht  genaner  ermitteln;  gelegentlieh  mtg  «neb  Stilo 
wieder  mit  herangezogen  sein. 

In  einem  besonderen  Kapitel  (TV)  vergleicht  R.  Varro  VUI  1— -24 
mit  Augxistins  Schrift  De  principüa  dialecticae  nnd  Icommt  dadurch  zu  der 
Annahme,  daß  in  der  Arbeit  des  Kirchenvaters  ein  überarbeitetea  £icerpt 
ein  Varros  entern  Buche  De  Ungua  latina  vorliege.  Vgl.  dazu  Goetz  a.  a.0. 

Jiag  man  in  Einzelheiten  «bweiebeDder  Ansicht  sein,  in  der  flanpU 
•aehe  niid  man  den  fifgebniaMii  m  Beitaenateins  Unteimehmigeii  m 


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j  28    Br8choiDaDgenaiifd.Oebieted.latoiDiachen Grammatiker  etc.  (Wessner.) 

EDstimmeo  k^InneD.  Der  Gewinn  derselben  Ist  ein  mehrfaclier,  von  den 
Oriechen  gans  abgeeelien:  wir  lernen  die  Arbeitsweise  Varros  genaner 
kennen,  wir  nehmen  seine  Stellung  zn  den  bewegenden  Fragen  der  da- 
maligen Oelehrtenwelt  dentUeb  wahr,  nnd  wir  bekommen  aneb  ein 
klareres  Bild  von  der  Bedentnng  des  Aellns  Stilo  nnd  von  dem  Eln- 
flnsse,  den  er  anf  die  grammatischen  Stadien  der  Römer,  speziell  seines 
Schillers  Yarro,  ausgeübt  hat.  Kicht  zum  wenigsten  aber  kommt  die 
eingebende  Analyse  der  Textkritik  za  gnte,  die  E.  aneb  seinerseitB  bei 
Tersehiedenen  Gelegenheiten  direkt  zn  fördern  gesncht  nnd,  wenn  anch 
vielleicht  nicht  flberall,  gefördert  hat  Anch  hierllber  kann  ich  anf  die 
Anzeige  von  Goetz  In  B.  pb.  W.  1901»  1033/34,  verweisen.  — 

Schließlich  sei  anch  anf  das  Vorwort  zn  Jeep,  Zur  Geschichte 
der  Lehre  von  den  Redeteilen  S.  IX— XIII  anf  merksam  gemacht«  wo 
von  dem  Verhältnis  Varros  zur  späteren  grammatischen  Tradition  die 
Kede  ist.  Gelegentlich  werden  anch  Stellen  aus  De  1.  1.  in  Münzei-s 
Beiträgen  zur  Quellenkritik  der  Nalurg.  d.  Plinins  (Berlin  1897)  ver- 
wertet; zur  Charakteristik  Varros  und  seiner  Arbeitsweise  enthalten 
diese  Beitriig-e  reiches  Material,  dürfen  deshalb  von  keinem  VaiToforschei' 
übergaiif^eii  werden. 

Eine  neue  AusL'Hbe  von  Varro  De  linmia  latina  in  der  Bibiiothecu 
Ttiubucriaiiu  Laben  G.  Goetz  und  F.  bchüll  augekünuigt, 

e)  NIgtdIns  Flgnlns. 

Inwieweit  die  Abhandlung:  von  C.  Giarabellns,  De  P.  Nigidio 
Fimilo,  Pinerulii  1B95,  hierher  gehurt,  vermag  ich  nicht  anziig-eben.  da 
mir  dieselbe  jiieht  zngUnglich  war.  V^ber  die  gramuiatisclio  iSeluiftstellerei 
des  Nijridius  liaiidelt  {^an7  knrz  F^^^ck  in  der  Einleituiip:  zn  seiner  Aus- 
gabe von  Piiiiius,  Libr.  diibü  serni.  rel. ,  S.  XIV  f.  mit  dem  Kruebnis, 
daß  Plinins  auf  diesem  Gebiete  den  Nijridins  nicht  benutzt  hiit,  wie  er 
»loch  anf  natnrwisseiiscliaftlichcm  gethan  hat,  worüber  auch  zu  vgl, 
jdüjizer,  Beitr.  z.  Qaelleiikiitik  d.  liatorgesch.  d.  Plinins  S.  356  f. 

d)  Terrins  flaconS}  festns  nad  Panlns  Diaconns. 

1.  W.  K.  liindsay,  Kotes  on  Festns  and  Konins.  Gl.  R.  I 
(1891)  9—11. 

2.  K.  Keff,  De  Panlo  Diacono  Festi  epitomatore.   Dias.  Br- 
laogen  1891. 

3.  V.  Casagraudi,  L'articolo  'Novem  .   .  .  .*  di  Feste. 
Palermo  1892. 

4.  M.  Manitius,  Zu  Pompeius  Festus.   Herrn.  iXVU  (1892) 
318—20. 


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BfiebeiimBgea  auf d.  Oebieletf  .ItAeioisehw  Onmnitiiker  ete.  ( WeMner.)   1 29 

5.  E.  Thewrek  t.  PoDOr,  Codex  Festi  FtoQMiwivs  XLSl 
tabnUfl  ezpremis.  Bndapett  I8dS. 

6.  L.  Hackenseiit  De  Verrii  Flacci  libriR  orthograpkicis.  Diss. 
Jena  1896       Oorom.  philol.  len.  VI  2,  1  — Ü2). 

7.  H.  Wille rs,  De  Verrio  Flacco  glossai-am  iaterprete  dispoUtio 

critica.    Diss.  Halle  1898. 

8.  F.  Münze r,  Beiträge  aar  QaeUeakritik  der  Katnigeichicbt^ 
des  Plmias.  BerUa  1897. 

Dia  Arbeit  von  Mackensen,  mit  der  icb  begiane,  serftUt  In  aeeba 
•Kapitel  Im  ersten  glebt  der  Verfoflser  eine  «nte  Überaiebt  über  die 
ortbograpblidiea  Stödten  der  BOmer;  als  deren  Begrander  darf,  wenn 
man  von  einaelnen  frdberen  Anafttsea  (8p«  OarvUina,  Ennini»  Aeoiui) 
abdeht,  Yairo  betraohtet  werden.  Jedoch  bat  erat  Verrina  Flaoena  der 
Orthographie  eine  eigene  Sebrift  gewidmeti  wie  nns  das  Zengait 
Saetona  lehrt.  Dieses  Werk  ist  leider  mloren  gegangen,  dagegen 
haben  wir  orthographische  Schriften  ?on  Terentins  Scanmi  (Qr.  h, 
Vn  11  ff.)  nnd  Velina  Longns  (daa.  46  ff.);  dasn  kommen  die  soge- 
nannte «Orthographia  Capri*  (das.  92  ff,),  die  Kompilation  Cassiodors 
(das.  143  ff.)  n,  a.  m.,  aneh  besondere  Abaehnitt»  bei  Qointilian  fl  4  n.  7) 
nnd  bei  Marina  Yietorinos  (I  4).  Doreb  CSassiodor  lernen  wir  aoßer 
Velins  Longns  nnd  Adamantins  (sive  Martjrins),  dessen  Abhandlung  'De 
6  mau  et  V  vocalf  erhalten  Ist  (Or.  L.  VII  165  ff.),  noch  Papiriana» 
(zwischen  Doaat  nnd  Priseian  labend;  ob  er  des  Plinius  Libri  dnbii 
serm.  benntste,  hftit  M.  8.  14  für  sehr  fraglich),  Cartias  Valerianns 
(wohl  jünger  als  Papir.)  nnd  Entyches  (jedenfalls  der  Schüler  Priscians, 
Verfasser  «weler  Schriften  De  aspiratione)  kennen,  die  wohl  die  Or- 
thographie in  eigenen  Arbeiten  behandelten,  während  es  sich  bei 
Annaens  Cornntas  nnd  Caesellins  Vindex  um  keine  besonderen,  diesem 
Gee^en-^tande  gewidmeten  Schriften  handelt,  sondern  vielmohr  um  spätere 
orthos^raphische  Kompendien ,  die  ans  ihren  Werken  (z.  B.  dem 
Stromatcus  des  CaeKellins)  aus^ezoiren  wurden.  MiL  einem  ähnlichen 
Auöziicre  haben  wir  es  jedenfalls  auch  bei  der  unter  Capers  Namen 
gehenden  Schrift  zu  thnn,  die  übrigens  nur  weni«?  Orthographisches 
enthUlt.  Die  Arügraphen  «eben  wohl  aucli  zalilreiche  in  dieses  Gebiet 
einschlagende  Notizen,  aber  —  mit  Ansnahnie  des  Marius  Victorinns  — 
über  ihre  Werke  verstreut ;  niaß8:nben(i  vs  ar  wohl  das  Vorbild  der  Ai"S  des 
Palaemon,  der  allem  Anscheine  nach  der  Orthograpliie  keinen  besonderen 
Abschnitt  c;»  ni imct  hatte.  Ob  Plinius  das  letztere  that,  hält  Mackensen 
för  sehr  ungewiß;  der  orthographische  (8.)  Teil  der  Appendix  Probi 
mag-  zum  Teil  anf  des  Rerytiers  Silva  obsf  rviitirmnm  sermonis  antiqai 
anrückgeheu.  —  Fnr  die  weitere  Untersuchung  kommen  nur  in  Betracht 
JatuMlieriebt  fOr  AltertumäwiBseQSobaft  UA.  CXIU.  (im  IL)  9 


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1  so  InehciDiingtatiif d.0«UeCed.1iM]diöli6iiCtaamiBaii1ier  etc.  (Wetsnor.) 

ScMms,  LoDfiM«  4)DlDtl]lan  ond  Yfetorlniu,  alt  deren  gegenseitigeiii  Ver» 
haitnis  dch  MBckensen  in  Kap.  8—5  beeehlftlirt.  Seine  Benltate  sind 
in  Korae  folgende:  Longns  nennt  als  leinen  GewUmnum  dreimal  den 
Yerrins;  da  alwr  Scaama  in  enger  fiexiehang  an  Longai  stellt,  so  wird 
er  dieaelbe  Qndle  benatat  liabea.  Qnintiliana  7.  Kapitel  hatte  bereite 
Kettlesbip  aaf  die  Libri  de  ortbographla  anrttclcgeflihrt;  ihm  folgt 
Kaekensen  nnd  aetst  für  das  inhaltlidi  mit  Jenem  eng  verwandte  4.  Kap. 
ebenlalli  Yerrina  ala  Oewihrsmann  an.  Dagegen  meint  er«  der  Ab* 
schnitt  des  Marina  Yietoriana  sei  nicht  mit  8cha4y  (Bonn  1869)  direlct 
ans  dem  Werke  des  Yerrins  herznleiten,  sondern  ana  einem  Ar  Schnl* 
sweeke  verfertigten  Kempendinm  desselben,  das  nm  Ezcerpte  aoa 
Seaams  nnd  Longoa  vermehrt  war.  So  wftren  naeh  den  Ansftthmngen 
Kaekensens«  denen  im  ganzen  eine  aiemliehe  Wahrseheinlichkeit  nicht 
abznqireehen  ist,  die  anf  ans  gekommenen  orthographischen  Traktate 
im  wesentlichen  auf  das  verlorene  Werk  des  Yerrina  anrficlanifilhreo. 
Mit  diesen  Eigebnlssen  begnfigt  sich  aber  der  Yertoer  nicht, 
aondern  mOcbte  ans  auch  noch  ein  Bild  Jener  Libri  de  orthographia 
vmMren.  Dasa  bedient  er  Siek  aaßer  dmi  in  Kap.  9—5  behandelten 
Scliriften  der  Eeste  des  anderea  verrianlschen  Werices,  die  durch  Festna 
nnd  Paulos  anf  ans  gekommen  sind  nnd  die  er  ftüher  schon  dea 
öfteren  herangezogen  hatte.  8o  excerpiert  er  denn  nnter  Zugrunde* 
legnng  des  bei  Seaams  sich  flodenden  Schemas  alle  orthographischen 
Glossen  bei  FestDs-Paulns  nnd  begrOndet  dieses  Verfiüiren  mit  der  An- 
nahme, Vernas  habe  diese  Bemerkaagen  zam  größten  Teil  ans  den 
Libri  de  orthographia  herttbergenommen.  Die  Möglichkeit  eines  solchen 
Verfahrens  wird  man  zugeben  können,  sicher  ist  natflrlich  die  Ver- 
mutung Mackensens  nicht;  immerhin  aber  zeigt  ans  die  Zusammen- 
pt^llnng  des  6.  Kapitels  lieser  Dissertation,  welche  Ansichten  Verrins 
in  orthographischen  Fra^uii  vertrat.  Ich  k.iün  niich  daher»  wie  schon 
au  anderer  Stelle  btoierkt  (BesiJi ecliuü^^  von  Mackensens  Diss.  in 
B.  pli.  A\ .  1899.  1416).  nicht  der  schroflfen  Ablehnung  anschließen,  die 
Willers  dem  zuletzt  vuu  Mackensen  eiDgeacldagenen  Vertabreu  zu  teil 
werden  läßt. 

Ich  komme  nunmehr  zu  Willers"  Dissertation,  deren  erster  Af»- 
Bchnitt  im  Anschluß  an  Reitzensteins 'Verrianische  Forschnngeri*  (s.  Bu.  J. 
1891,  128)  der  Autdeckung  weiterer  Glossenreihen  bei  Festos  gewidmet 
ist.  Es  werden  eine  Anzahl  Glossen  über  QefÄÜe  auf  Varro  (De  vita 
pop.  Rom.),  solche  über  Opfertiere  auf  Ateias  Capito,  ein  Teil  derjenigen 
ttbcr  Augurien  auf  Appins  Claudius  Pnicher  (Libri  auguralis  disciplinae) 
zurückgeführt;  andere  Reihen  werden  sodann  wiederum  dem  Varro  zu- 
gewiesen (fiber  CoErnomina,  die  vemohiedenen  Arten  des  'aes'  n.  a.  m.), 
eodlich  die  Cognomina  der  Götter  aas  OorDificios  abgeleitet.  Vor* 


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Er  aehoBiiiigeiiaiif Q«bieted.  lateiaiieben  OnmiBiliker  etc.  (Wcmoat.)  131 

srltiedeDe  BedonkM  gegen  diese  Anfetelliuigen  hat  Goets  in  der  B.  ph.  W. 
im,  399  geäußert.  — 

Im  sweiten  Abeelmitt  verBocht  Willen  die  viel  vmBtritte&e  Fnfß 
nsdi  dem  Verbttltnii  der  beiden  Teile  dee  Werkes  za  lOaen.  die  in  den 
ersten  nod  zweiten  Hftlften  der  einseinen  Bnohstabsn  Ywrliflgen.  Msn 
nimmt  jetzt  ^  nnd  wohl  mit  Becht  ^  an,  daß,  s(m  Kleinigkeiten 
abgesehen,  das  Material  der  Libri  de  Terbomm  signifteatn  im  gamsn 
Umfange  von  Terrins  gesammelt  ist,  nicht»  wie  fHlher  einige  ver- 
mateteut  snm  Teil  nnr  von  ihm,  snm  andern  Teile  von  Festas  ber- 
tfihrt  80  bleibt  nnn  zn  erklftren,  wie  es  kommt,  daß  ein  Teil  nach 
alphabetischem  Prinzip  geordnet  ist»  der  Best  keine  solche  Anordnong 
erkennen  Iftflt.  Zwei  Möglichkeiten  bieten  sich  dar:  entweder excerplerte 
Yerrios  teils  alphabetisch  (Glossare),  teils  sachlich  gsordnete  Quellen, 
nnd  wir  haben  in  der  Ksuptsaehe  die  nur  im  groben  alphabetisch 
disponierte  Materialsammlnog  vor  uns  —  diene  Ansicht  ist  von  Goetz 
vermatangsveiie  anlsesteHt^  eise  Begrilndnng  im  Oorp.  Gloas.  Lat.  I 
in  Ansticht  genommen  — ,  oder  aber  die  jetzt  in  einzelnen  Partien  er- 
kennbare Ordnung  stammt  von  Verrlns  nnd  deutet  auf  das  Bestreben, 
dss  gsnze  Werk  nach  einem  bestimmten  Prinzip  umzuarbeiten;  dann 
ist  aber  der  Plan  nicht  dnrchfeftthrt  worden.  Die  weitere  iVage  ist 
nun,  was  Verrins  zum  Abbrechen  des  Unternehmens  veranlaßt  hat 
Man  wird  xus&ohst  wohl  auf  den  Gedanken  kommen,  daß  der  Tod  Ihn 
an  der  Vollendung  seiner  Arbeit  hinderte  und  daß  dann  der  bereits 
nujgearbeitete  Teil  mitsamt  dem  noch  vorhandenen  Materiale  der  öifent* 
liebkeit  ütiergebeo  wurde  (lo  Beitzeottein);  man  kSonte  femer  daran 
denken,  daß  Verrfus  nach  Bsrnmlang  eines  gewissen  Materisis  die  Um- 
ordnnog  begonnen,  dann  aber  vorUafig,  um  noefa  weitere  Qaellen  aus- 
zubeuten, aufgegeben  habe,  daß  er  dann  nicht  mehr  dazu  gekommen  sei, 
die  angefangene  Umarbeitung  wieder  aufzunehmen  und  su  vollenden. 
Willers  sncbt  jedoch  die  Erklärung  auf  anderem  Wege;  er  glanbt, 
Verrias  habe  plötzücU  erkannt,  daß  sein  VerCahren  noch  mangelhaft  sei, 
nnd  nicht  dem  erstrebten  Zwecke,  einen  bequemen  Gebrauch  zu  er- 
möglichen, genfige;  darum  habe  er  es  lieber  aut^egeben.  Man  fragt 
nnwilikUrlich,  ob  es  nicht  für  Verrins  viel  nälier  lasr,  bei  solcher  £r< 
kcnntnis  dnrch  strengere  Diirchfübrnng  des  alphabetischen  Prinzips 
dem  Hange)  abzuhelfen,  anstatt  auf  halbem  Weuo  stehen  zu  bleiben  und 
dnrch  Verüffcutlichung  des  teilweise  noch  völlig  uugf^ordneten  Materials 
dio  BeuuLzujjg  heiütb  Werkes  erst  recht  zu  erschweren.  Daraus  er- 
giebt  sich  schon  zur  Gei.iii,t\  uaLl  der  Vorschlag  von  Willer«?  durchaus 
nicht  befriedigen  kHUJi,  guuz  abgCBcheu  davou,  daß  schon  ein  weuig-er 
umfangreicher  Versuch,  als  wir  ihn  jetzt  anuehmen  müßten,  dem 
Verrius  zu  deraelben  Erkenntnis  verhelfen  konnte.  —  Das  3.  Kapitel 

9' 


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132    Erscheinnngenauf  d.  Gebieted.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (Weasner.) 

von  Witten*  Dinertatioii  tet  ttbenehrieben  *De.  alfli  Iftnto  a  Venio 
conscriptis*.  Zvnidist  Itt  die  Bede  tob  den  beiden  Schriften,  die  GeUins 
anfuhrt,  De  ohsenria  Gatonia  nnd  JSenim  memoria  dignamm  libri;  be- 
treib der  ersteren  wird  an  Beitsenstein  das  ZngestiadniB  gemacht,  daß 
die  Oatoniaehen  Gloeeen  in  den  zweiten  TeUm  des  großen  Werkes 
^wahtsebelnUch  ans  jener  Spesialsehrift  geflossen  seien,  doch  handele  es 
sich  bei  der  letateren  nicht  ledigrlich  am  eine  Vorarbeit,  sonst  würde  GeUins 
doch  eher  sich  an  die  Libri  de  ▼erbomm  significatn  gewendet  haben; 
ein  aiemlieh  sehwaches  Anpiment.  ;yon  der  anderen  Schrift  wird  nnr 
bemerlct«  daß  sich  bei  Festns-FtinlQs  k^ne  Sporen  na^weiaeo  lassen. 
Es  folgt  bei  Willers  eine  Polemik  gegen  Schady  nnd  Mackensen  betr. 
des  orthographischen  Werkes  (vgl.  oben)  sowie  gegen  Winther,  der 
Benntznng  der  Fasti  des  Tenrins  durch  Ovid  behauptet  hatte.  —  Von 
größerem  Interesse  ist  das  lotste  Kapitel  Uber  die  Heimat  des  Pompeiiis 
Festua.  Manitins  hatte  im  Herrn.  XXVII  (1892)  318  aof  eine  Festns* 
handachrift  in  einem  Bibliothekakatalog  von  GlogDy  aoftnerksam  ge- 
macht, die  aufgeführt  wird  als  Liber  Festi  Pompeii  ad  Arcorium 
(K  Artoiiam)  Rnfnm.  Da  nnn  zwei  Inschriften  ans  Karbonne  sowohl 
«*inen  Pompeins  Festes  als  einen  Pompeins  Vennstns  nebst  Gattin  Artoria 
nennen,  so  vermntet  Willers,  daß  anch  nnser  Festus  und  der  sonst  nicht 
weiter  bekannte  Artorius  Rufus  in  jener  Stsidt  zu  Hause  sein  möchten. 

Dem  Vorrius  Flaccus  ist  ein  besonderes  Kapitel  (Iii  1,  S.  2'.>9 
—  321)  in  den  Liitersnchun^en  Alüuzcis  gewidmet.  M.8  Ansicht  i8t  in 
<len  Aiifcinj^sworten  wiedere:ef?ebcn :  'Der  wichtigste  Autor,  den  Plinins 
zur  Erf^fänzuni;  \'arros  für  lömische  Diuge  h('rangezo:!en  hat,  ist  Verrius 
Flaccus,  nnd  zwar  scheint  es,  daü  verschiedentlich  sogar  ans  ihm  die 
Varronischen  Notizen  selbst  mit  den  Bericlitiu'ungen  nnd  Znthaten  öber- 
nommeü  worden'.  Verrlua  wird  sowohl  in  den  Indices  wie  in  den 
einzelnen  Büchern  der  N.  H.  direkt  ^t^^'i^nntj  von  den  als  verrianisch 
bezeugten  Stellen  ausgehend  sucht  Müuzer  die  Sporen  des  Verrius  weiter 
zu  verfolgen.  Ein  Eingehen  auf  uie  Einsi:ellieiten  «seiner  Untersuchung 
ist  hier  nicht  möglieh,  nur  sei  noch  darauf  hine^ewiesen,  Haß  schon  an 
einer  früheren  Stelle  seines  Buches  von  Verrius  Flaccus  die  Bede  ist 
(II  9,  S.  293). 

Von  der  neuen  Festusans^abe ,  deren  erster  Rand  von  Goetz  im 
letzten  Bericht  besprochen  worden  ist,  fehlt  leider  immer  noch  der 
zweite  Band,  ohne  den  mit  dtr  Ausgabe  nicht  \W\  ■Amn^au^en  ist.  Da- 
für hat  Thewrek  den  Codex  Farnesianns  in  wuhlgeluüguuer  Repro- 
duktion bekannt  gemacht,  so  daß  jeder  in  der  Lage  ist.  an  die  Ijand- 
schriftliche  Quelle  selbst  heranzugehen;  beim  Anblick  dieser  Tafeln  wird 
einem  erst  recht  deutlich,  in  weichem  traurigen  Zustande  der  so  wert- 
volle Kodex  sich  betiudeL 


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£j-äcbeiuuiiguiiaui  d.  Gebiete d.iateinificb«ii Grammatiker  etc.  (WetuiDer.)  1^ 

Mit  dner  MA  gerade  neuen  Frage  beaebftftift  sich  Neff  mid 
sacht  aie  an  einem  deiaitifea  AbaehlnO  an  briagen ,  nlndieli,  ob  der 
Epitomator  des  Feetoa  beatimmt  der  bekannte  Paalni  DIaconas  ist, 
wie  anletat  ^aita  behauptet  hatte.  Neff  beginnt  mit  einer  gi*üad- 
Utthea  TTateranchang  des  Sprachgebrauchs,  wie  er  sich  ans  den  Werk^ 
des  Panlus  Biaeonna,  besoDders  der  Historia  Longobardorom  und  dem 
Commentarins  in  sanctam  regalam,  ergiebt.  Da  aan  eine  große  Zahl 
Tou  Eigentümlichkeiten,  die  die  Sprache  dieser  Werke  aafweiat,  sich 
aoch  in  der  Epitome  feBtstellea  lassen,  und  da  ferner  eine  Bekannt- 
scliatt  des  Paulas  Diaconos  mit  deu  £xccrpteü  aus  Festos  nickt  zu 
ltU4UüU  ist  (vgl.  8.  ^4ff.)>  so  folgert  Kefif  mit  gotem  Rechte,  daß  wii 
es  bei  allen  diesen  Werken  mit  ein  und  demselben  Autor  zu  thnn 
bubüu.  Im  /.weiten  Teil  bebiindelt  er  die  Frage,  wie  Paulus  bei  »eiuer 
Bearbeitung  des  Veirius-Festus  vertahreu  ist.  Dieser  Abschnitt  ent- 
hält eine  Fülle  teiiu  r  Beobacbtung^en  ,  die  besonders  wicbti;;  i^md  lür 
die  nehtig:e  Eigin  /uiif^  der  Festnslüeken.  iu  die  mau  nicht  ohne  weiteres 
die  Worte  des  l'uulus  einsetzen  dait,  da  letzterer  nacli  be&ümmten 
GehichtisjtunkLcu  den  Text  (ies  Festus  verändert  hat.  Kiu  iiäheres  Eiu- 
gelitu  auf  diesen  Teil  der  Abbuimlun^  mul]  ich  mir  lüer  versagen.  — 

Jjie  unter  No.  1  und  3  uuigelühneii  Arbeiten  kenne  icli  nicht. 

Vgl.  auch  deu  Abschnitt  über  Glossographie  (»Pseudo-Philuxeuus"). 

III.    Grammatiker  der  späteren  Zeit. 

a)  Q«  Benunlaa  Palaemen» 

Übel'  die  Ars  des  Palaemou  liegt  keine  besondere  Abhandlnag 

vor,  doch  geschieht  ihrer  hänfiv'  Erwähnung  bei  den  Qaellenanter- 
suchungen  a.  s.  w.,  vrI.  d.u-iiber  unter  Varro,  Verrias  Flaccos,  flinius, 
Qumtiüau,  ChariöiUö,  iJioniedes.  Marius  Victoriuus. 

Über  die  Huyeblicheu  Differeutiae  Palaemonis  8.  Mace,  Essai  sur 
8uetoue  (üutci  Siii  t  ii;  8.  340  fl.;  vgl.  auch  Mauitius  im  Rh.  M.  Ph. 
XLVIl  (1892}  buppi.  44  C^'losae  Palaemoui»  grammaLici  m  einem 
Lorseber  Katalog  de«  d.  Jlidts.). 

b)  M.  Yaierlaa  Frobaa. 

Eine  besondere  Abhandlung,  die  sich  mit  dem  Berytier  bpfaßte, 
ist  nicht  erschienen,  doch  spielt  er  iu  zalilrcirlicn  üutersuchiiiiü:Ln  ver- 
Bcbiedenster  Art  eine  Kolle.  Ich  beginue,  in  Anknüpfung  au  dm  leuten 
Bericht  von  Goetz,  mit  der  Einleitung  zu  Becks  Ausgabe  der  iragmente 
von  Plinios'  grammatischem  Werke.  Daselbst  stellt  Beck  S.  XVI 
folgende  Thesen  auf,  die  man  zwar  nicht  einfach  aunehuieu,  aber  doch 
wenigatena  ala  wabaracheinlich  gelten  lanen  soll:  1.  Pliniiu  hat  den  Proboa 


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134   EnehdnuQgonaafd.  Oebieted  lateuuschen  Grammatiker  etc.  (Weesoer.) 

Biebt  benotst;  S.  Probos  bat  sieh  lediglich  mit  der  Emendatio,  Distinctio 
oad  Adnotatio  gewiaser  Autoren  befaßt,  auf  dieses  Oebiet  beschränkt  sich 
alio  auch  die  yon  Sneton  bezeagte  *silva  observationum  sermonis  antiqnf , 
aus  der  wohl  allerhand  weitergegangen  sein  kann;  3.  auf  die  Angaben 
des  Gellias  über  Probus  ist  kein  Verlaß;  4.  der  Kommentar  zu  Vergils 
Bocolica  nnd  Georgien  hat  mit  dem  Berytier  uichts  zu  thun;  5.  ver* 
schi^ene  Schrifteu  trn^en  den  Namen  des  Prohns,  die  weder  mit  dem 
Berytier  noch  mit  dem  jüncferen  rrobus  etwas  gemein  haben.  Üher 
die  'l'liesen  3—5  muß  ich  auf  die  Abschnitte  'Gcllius',  'Saccrdos  und 
der  jüngere  Probus',  'Vergilkommentare  (d:  Probus)'  verweisen;  über 
These  1  läßt  sich  in  Ermangelung  fester  Anhaltspunkte  kaum  etwas 
sagen.  Anders  liegt  die  Sache  bei  These  2,  denn  hier  haben  wir  den 
Angelpnnkt  der  ganzen  Probusfrage:  nachdem  Stcups  Hyputhese  von 
den  drei  Probi  endgültig  begraben  ist,  handelt  es  sich  darum,  ob  der 
Nachlaß  des  Berytiers  unbenutzt  liegen  geblieben  und  völlig  verloren 
gegangen  oder  doch  noch  in  die  spätere  Tradition  hinübergerettet  Wörden 
ist.  Stand  Beck  früher  anf  dem  erstbezeichneten  Standpunkte,  so  scheint 
er  jetzt  anf  die  andere  Seite  tibergegangen  zu  sein  (vgl.  aoch  8.  XIV), 
macht  jedoch  sofort  eine  Einschränkung:  der  Nachlaß  beträfe  nur  «las 
von  Sneton  umgrenzte  Gebiet.  Dadurch  wird  natürlich  das  ganze  Zu- 
geständnis, wenn  andera  ein  solches  gemacht  worden  ist,  wieder  illu- 
sorisch, wie  es  denn  Beck  auch  direkt  ausspricht  *ex  eo  sequitar  ut 
qui  historiam  gramniaticae  latinae  describaut,  Valerii  Probi  noraeu  sine 
magno  dctrimeoto  praeterire  possint';  er  leugnet,  daß  der  Probus  hei 
Charisius,  Diome  iPB,  Prisciau  mit  dem  Berytier  irgend  etu\is  zu  thun 
habe,  nnd  somit  atdien  wir  auf  dem  alten  Flecke.  Ich  brauche  also 
nur  wieder  auf  deu  Bericht  von  Goetz  zu  verweisen. 

Hier  läßt  sich  w(»hl  am  passendsten  anknüpfen,  was  Leo  teils  In  den 
Flantinischen  Foi-schungon,  teils  in  der  griechisch-römischen  Bio;;,^ ai  hie 
über  den  Berytier  vorgetragen  hat;  ich  maß  freilich  von  vornhei  <  in 
benrorheben,  daß  es  sich  ^nm^ist  um  Kombinationen  handelt,  die  gewil.'. 
hier  nnd  da  auf  Widersprach  stoßen  werden.  Der  erste  Teil  des  er^t- 
gcnaimtoii  Werkes  handelt  von  der  'Geschichte  der  Überlieferung  der 
PlautiiKsi  ht  ti  Komödien  im  Altertum'  und  knüpft,  soweit  Probus  in 
Frage  kommt,  an  die  bekannte  Snetonstelle  an,  nn<?  der  sattsam  hervor- 
geht, welche  Bedeatung  dem  Berytier  in  der  Überlieferungsgeschichte 
der  altrömischen  Texte  zukommt.  Probus  ist  es,  dem  ein  gut  Teil  der 
älteren  Antorrii  ('antiqui')  seine  Rettun;,'  für  die  Kachwelt  verdankt. 
An  die  Stelle  der  Beschäftigung  mit  der  archaischen  Litteratur  — 
Varros  antiquarische  Forschung  bezeichnet  den  Höhepunkt  —  war  ^eit 
der  Festigung  des  Prinzipats  in  Rom  nnd  Italien  mehr  nnd  mehr  eine 
AbweDdoof  TOB  den  Alten  getreten,  die  ihre  YoUeudnog  in  Bemmiua 


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ArKhtiBimgenivf^OebietedJateiiiiBcheiiGnuiimatiker  etc.  (Weasner.)  135 


F^ttOD  lud.  Da  traft  Ftobiu  auf  vad  fUurte  nteht  aar  dia  altaa 
T«zte,  aowait  ar  Ihrar  ia  der  Prcnrias  (Yiellaldit  in  aalaar  Eeinafti 
8.  86  Ama.  4}  kabhaft  Warden  konnte,*)  aoadem  lasMch  die  gelehrte 
Fonehang  larllek.  Was  inebeiosdere  Flaataa  angeht,  ae  braehte  er 
eine  ganze  Aaaahl  von  Stfiekea,  jedenliUs  «belrtebtlieh  mehr  aU  die 
Sl  Vanroaianae*^),  sasammea  in  einem  Zaataade  mehr  oder  minder 
großer  Verwahrloenng;  „fast  aUea,  waa  die  sptterea  Grammatiker  aaOer 
den  Varroaiaaae  eitieren,  geht,  soweit  ea  niekt  Ton  Varro  oder  Veifiaa 
Ilaeeaa  kerrflhrt,  direkt  oder  indirekt  aaf  Brobae  aarftek.  Ob  er  dao 
Aaigabe  der  Toa  ihm  aaiammeBgebraebtea  StfidKO  vanaalaltet  hat, 
Uiibt  aegewlß  ....  Der  Text  der  Meko  blieb  im  weientliehatt  wie 
er  ihn  gefunden  hatte  nad  werde  ao  Toa  dem  Heraaageber  der  Aoa- 
wahl  reprodaiiert,  von  den  Spiteren  loceatatat."  In  beiag  aaf  die 
Thfltigkeit  des  Prohns  ftaBert  sieh  Leo  &  45—46  folgendermaßen:  «er 
mafite  dareh  Yergleichnng  der  ihm  an  Gebote  stehenden  Exemplare  die 
znverl&esig  überlieferte  Lesnngr  Vers  f&r  Vers  erschließen  nnd  fixieren ; 
wo  nnr  Kormptel  überliefert  war,  ließ  er  sie  im  Text.  Die  unerläß- 
liche Korrektur  und  Ergänznn^  eines  solchen  Verfahrens  ist  entweder 
die  Anwendung  der  kritischen  Zeichen  oder  ein  kritischer  Kommentar 
oder  die  Vereinigung  von  beiden,  d.  h.  die  Verarbeitung  der  kritischen 
Zweifel  in  besonderen  Schriften,  wohin  die  observaliones  sermonis  antiqni 
des  Prohns  gehören,  die  sich  an  das  Beispiel  der  Alexandriner  nnd  Yarros 

anlehnen  Die  obbtrvationes  desPrubui  ßcheinen,  wie  das  Vorkommen 

diese.»:^  WdLcrials  in  den  späteren  Kommentaren  [z..  B.  des  Donat  zu  Terenz, 
ServiuB  zu  Vergil]  zeigt,  gleich  von  seinen  Nachfolgern  in  Noten  zu 
solchen  Ausgaben  aufgelöst  zu  sein,  Noten,  die  die  >;rkUirnng  der  Inter- 
punktion und  der  krüischeu  Zweifel  enthielten,  mit  Konjekturen  und 
den  \  arianten,  die,  wenn  die  Handschriften  vereinzelt  waren,  aus  den 
Arbeiten  der  früheren  Zeit  7M  entneliiuen  wai  en;  denn  Probus  und  die 
JSeitiig:en  griffen  wieder  zu  VaiTO  uud  Verhus  Flaccus  und  der  ver- 
wandten gelehrten  Litteratui'."  Trotz  aller  Anerkennung,  die  Leo  den 


*)  An  der  betr.  Snetoaeteüe  laAebte  Useaer  8.  IL  A.  €06  Asbl  l  statt 
'muliaqDe  exenplaria  eontraeta'  lieber  schreiben  hnnltaqne  exsmplaiinai 
<eopia>  contracta*. 

'^*)]Megegeo€kisls  geriehtete(B^leg.  s.  d.  Pragm.  Plant.  192  f.)  Anmerkung 
8.  27  bnuht  m.  E.  auf  einem  MißverstSadnis;  O.  lehnt  doch  uar  den  von  Winter 
aus  einer  Stelle  des  sog.  Probuskommentars  su  Vergil  gesogenen  Schi  iß 
auf  Probas  ab,  da  es  mit  der  Autorschaft  des  Berytiers  für  jenen  Kommentcir 
doch  sehr  übel  bestellt  ist  (vgl.  unter  Vergilkommentare:  dl,  und  lugt 
hinxu,  8elb«t  wenn  man  Probas  als  Verfasser  zug&be,  würde  doch  gerade 
dieie  Ötelle  wegen  YerriuA  Flaccus  nicht  aüsuviel  beweisen. 


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1 86  Bneheinong«!!  auf d. 6ebletod.]aiciDjacheii  Gramnifttiker  etc.  (Wattner.) 

Ldstoogen  des  Beiytiera  sollt,  Icaim  er  ihm  dodi.  deü  Torworf  nicht 
erdparen,  daß  er  an  einseitig  nur  anf  die  Feststellang  der  Teztäber'- 
liefening  bedacht  gewesen  sei,  statt  seine  Texte  auch  mit  aUen  ihm  so 
Oebote  st«heiidjdn  Kitteln  sn  emendieren  (8.  53);  freilich  ist  das  mehr 
ein  Vorwarf  vom  modernen  Standpnnkte  aus. 

Zn  der  von  Soeton  bezeugten  Thätigkeit  des  Prohns  gehörte  anßer 
dem  emendare  nnd  distingnere  auch  das  adnotare,  welchen  Be> 
griff  liCO  in  seinem  der  Biographie  gewidmeten  Bache  dahin  aaslegt, 
daß  aach  das  Abfassen  einer  Vita  mit  darnnter  falle.  Dementsprechend 
l&hrt  er  nicht  nnr  den  Zosats  des  Donat  zur  Snetonvlta  des  Terens 
atif  Frobns  snrtck  (ehien  direkten  Anhalt  Ar  diese  Znweisong  giebt 
es  m.  W.  nicht),  sondern  hUt  gegen  K<irtge  aach  daran  fest,  daß  die 
einem  Probas  Valerias  sageachriebene  Persiasvita  in  der  Haaptssohe 
anf  :den  Berytier  sorflckgehe  (S.  18  f.).  Ohne  die  Haglicbkeit,  daß 
Prohns  Viten  verfaßt  haben  kQnnte,  direkt  in  Abrede  stellen  sn  wollen, 
glaabe  ich  doch  betonen  sn  rnttesen,  daß  es  an  ansreichenden  Stfltien 
fttr  eine  sdcbe.  Annahme  fehlt  Käheres  anter  Saeton. 

Speziell  anf  die  dem  Terens  gewidmete  Thätigkeit  des  Probas 
wird  in  drei  Arbeiten  bezog  genommen:  vonSmntuy,  vonBabbow  nnd 
von  Kaner  (genanere  Aogabea  findet  man  unter  Terensscholien:  a). 
Die  Bemerknngen  des  erstgenannten  (S.  12S  n.  127  f.)  enthalten  kam« 
etwas  Forderliches;  es  ist  eine  Znsammenstellang  der  Probasfragmentd 
im  Donatkommentar  sa  Terens.  In  welcher  Weise  über  die.  direkt  ,  als 
problanisch  bezeagtea  Scholien  hlnaos  die  Sparen  des  Berytiers  in  dem 
gedachten  Kommentar  verfolgt  werden  kOnnen,  dafür  giebt  Babbow 
(8.  313)  einige  gote  Hinwdse;  derselbe  sockt  an  anderer  Stelle  (988  ff.) 
Beste  von  kritischen  Koten  im  selben  Kommentar  nachsnweisen.  doch 
stehe  ich  seinen  Aosführangen  etwas  skeptiscti  gegenüber.  Kaner  endUoh 
sncht  einen  Znsammenhang  der  von  der  Interpnnktion  des  Tereastextes 
bändelnden  Scholien,  von  denen  ein  paar  direkt  für  Probas  beseagt 
Bind,  mit  der  von  ihm  im  Bembijuas  festgestellten  lüterpmiktion  dar* 
zuthuD.  Zum  Schlosse  verweise  ich  noch  anf  den  von  Valerias  Prohns 
handelndeu  Abschnitt  bei  Froehde,  De  C.  Jalio  Romano  (S.  610  ffl); 
dvr  von^iegeud  eine  Zasammenfassnng  entliält. 

o)  Plinios. 

1.  J,W,  Beck,  Die  Plinianischen  Fragmente  bei  Kenias  nnd 
dem  Anonymus  de  dnbiis  nominibns.  B.  ph.  W.  189S,  1571  iL;  1008  ff. 

2.  Derselbe,  Stadia  Gelliana  et  Pliniaaa.    8.-A.  ans  dem 

19.  Sappl,  der  K.  J.Ph.  P.,  Leipzig  1892,  1—  55. 

3.  0.  Froehde,  Valerii  Prubi  de  nomine  Ubelluui  Piiuii  Secuudt 
docUiiiuui  cuuüücre  docelur.    iiibeudu  lob — 203. 


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Br MhAinuBgnn  matd  Gebiet« d.kteiaiMbeik6nuiimatiker  etc.  (Weeener.)  137 


4.  Der  selbe.  De  C.  Jelio  Bonuino  ObariBÜ  uotoie.  8.-A.  tos 
dem  18.  Soppl.  d.  K.  J.  Pb.  P.  667—672.  Leipsig  1892  (bes. 
617— as). 

5.  J.  W.  Beck,  Die  Quellen  in  den  giammatiischeu  Bücheiu  des 
Piiüius.    Philol.  Lll  506  —  18. 

G.  C.  PUdü  Secundi  libroriim  dubii  sermonis  VIU  reliqaiae. 
CkiUfigit  et  iUiutravit  J.  W.  Beck.   Leipzig  18^4. 

AUe  die  UnlenaebnBgeo,  die  als  CSiel  die  Aafdecknnir  der  Reste  toii 
Plinitis'  grammatischeiii  Werke  verfolgteo,  baben  einea  vorlftofigea  Ab* 
sehloß  gefunden  dorek  die  Ausgabe  der  Flraginente,  die  Beck,  eiser  der 
eifrigatea  PUniasfofseber,  veranstaltet  bat.  Auf  dem  von  aaderea  be- 
reiteten Grande  (s.  darüber  Ooetsi  in  Ba.  J.  1891)  bat  er  fleiÜig  weiter- 
gebaut  nad  nacb  den  verschiedensten  Seiten  die  piiuianiscben  8pnren 
yerfülii;t  (oben  No.  1  n.  2),  aneh  ftber  das  von  Pltnjas  verarbeitete 
katttial  festgestellti  was  sieh  feststellen  ließ  (No.  d).  Die  Bmchstftcke 
der  libii  dabii  sermonis  serfallen  in  zwei  Gruppen:  aolcbe,  die  direkt 
als  pliniantscbe  beseugi  sind  —  sie  floden  sieh  bei  Oharisius,  Prisdan, 
Servias  (im  Verprü-  wie  im  DoDatkommentar) .  dedonias,  Pompeius 
nud  in  den  iDstitata  des  Probos,  einaelne  auch  bei  Diomedea  und  an 
eiu  paar  anderen  Stellen  —  und  solche,  für  die  erst  Plioins  als  Quelle 
erschlossen  werden  maDte.  Dabei  worden  als  Kriterien  verwendet: 
gewisse  Serien  von  Artikeln  bei  Charisins«  in  deren  Verlauf  hier  nnd 
da  Plinins  genannt  wii  d;  gewisse  Autoren,  die  Plinius  zu  citiereu  pflegt, 
nDter  denen  Casars  Bücher  Dt*  unalof^ia  ^^ewisaernialkn  *lie  liolie  eines 
L^-itfofisils  spitlcii;  die  Lelii'e  des  i'linius,  der  neben  der  ratio  auch  die 
consuetudo  und  anctoritas  berücksichtigt,  also  neben  d<;r  Analogie  auch 
die  Anomalie  zu[:ii:l,  endlich  sprüchliche  Eiuentümlichkeiten,  die  sich  in 
d»  n  sit.  lieieii  jb'ragnjeuteii  finden.  Nicht  imiuer  lassen  sich  alle  diese 
Kiiterien  anwenden,  und  du  sie  außerdem  von  verschiedenem  Werte 
Bind,  80  ergiebt  sich,  daß  man  mit  verochiedenen  Graden  der  Wabr- 
scheiulicbkeit  pliniani^chen  Ursprungs  rechnen  ujuü.  Dessen  ist  äieh 
Beck  auch  wohl  bewui;r  gewesen  und  bat  im  Vergleich  m  seineu  Vor- 
arbeiten in  der  Auliiahme  nnbezeogter  BruchstUclce  ziemliche  Eat- 
haltsamkeii  geübt;  dafür  bieten  die  meiät  erläuternden  Anmerkungen 
manchen  nützlichen  HinweiB  aut  andere  der  Sammlun;^  nicht  eingereihte 
Si(  llen.  Auf  eine  Uekoubii  ukLion  des  Werkes,  wie  sie  Nettleship  seiner 
j^'it  Verauchte,  bat  Beck  mit  gutem  Grunde  vereichtet:  dazu  sind  die 
Aubaltspankte  nicht  zahlreich  genug,  denn  meist  wir  !  überhaupt  kein 
Buch  mit  angegeben,  und  wu  »  s  doch  der  Fall  ist,  iiuudelt  es  sioli  last 
stets  um  das  ti.  Buch.  Datui  iiat  Beck  seine  Fragmente  —  es  sind 
nicht  weniger  als  482,  darunter  X33  mit  jNamensangabe  —  uacU 


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1 38   ^ndi  einniigcii  aufd.  6ebi«t«d.Utol]iiMb«iiGi«iiimalik«r  ete.  (Wessner.) 

16  Rnbriktta  geotdaet»  um  lo  etn  Bild  von  dor  Lehre  dei  Flinliit  ssa 
geben.  DIeie  Eiuteilnoff  ist  aUerdingi  nicht  gann  einwandfrei  (?gl 
freehde  In  W.  Id.  Ph.  1894,  im\  wie  aneb  sonst  die  Aoi^abe  leider 
▼enebiedene  Mbigel  anfweist,  nnter  denen  man  das  Fehlen  J«glieher 
Indices  (Autoren*,  Saeh-  nnd  Fnndstellenregister)  besooders  nnangenehm 
empfindet;  auch  ist  nicht  deotlieh  genug  nwiaohen  sicheren  aod  an* 
sicheren  Fragmenten  nnterschiedem  Th»ts  aUedem  behilt  die  Ausgabe 
Ihren  Wert,  der  durch  eine  daniceoswerte  Obersicht  Aber  die  Sut- 
wielielnttg  der  grammatischen  Studien  der  BOmer  nod  die  innerbath 
det8el1>en  dem  lUnins  »kommende  Stellnng  erhöht  wird.  Nach  Beciu 
Aasfühningen  bedeutet  das  Erscheinen  der  Ubii  dnbÜ  sermonis  etsen 
Markstein  in  der  Qeschtehte  der  rVmisehen  Orammalik;  mit  Flinies 
schließt  die  Periode  der  varroniscben  Studien  ab,  die  an  die  Quellen 
selbst  herangingen  und  ein  reiches  Material  sUer  Art  nu  Tage  ibrderten, 
das  wie  In  einem  Speicher  In  dem  plinlaniichen  Werk  der  Ausbeutoug 
durch  die  Bpftteren  dargeboten  war.  Der  erste,  der  diese  Fnudgrube 
benutzt,  Bemmios  Falaemon,  ist  auch  der  erste  Verfasser  einer  Ars 
grammatica.  Der  h&nptsftchlichste  Vermittler  für  die  späteren  Arti- 
graphen  war  Fla?iii8  Caper,  durch  den  beeonders  Prisctan,  wohl  auch 
Servius,  Nonius  n.  a.  die  Früchte  plinianiacben  Sammeleifers  bezogen 
haben.  Bei  anderen  Autoren  ist  der  We^  der  Vermittelnng  nicht  mit 
Sicherheit  zu  bestimmen;  wenn  Julius  Romanus  den  Plinins  direkt  be- 
nutzt  hat,  (Hinte  t-r  der  letzte  gv.\s'Q.>vr\  sein,  der  iiücli  selbst  an  diQ 
Quelle  'j.\\]<z  und  in  reichem  Maße  aus  iliTst^lbL'U  schöpfte.  Dia  lie- 
uiitzuiig  des  Plinius  durch  Gellius,  die  Lieck  m  seiner  unter  2,  un- 
gerührten Abhandlun{2:  zu  erweisen  bemüht  war,  bleibt  unsicher  (v:^l. 
Goetz  iu  B.  ph.  W.  1893,  12ü2ir)  In  derselben  Arbeit  hatte  Beck 
auf  den  püuianischen  Gehalt  der  S<  hriftcben  'De  dnbiis  nomioibus* 
and  'De  nomine'  hingewiesen;  daü  letztere  führte  auch  Froehde  in  No.  3 
anf  i'liiiiuö  zurück,  doch  nahm  er  später  (N.  J.  Fb.  P.  1895,  257) 
einiges  von  seinen  früheren  Behauptungen  zurück.  Derselbe  widmete 
auch  in  No.  4  eineo  umfanj^reichen  Abschnitt  den  Pliuinsstellen  bei 
ChariBius  bezw.  Eomauus;  nuui  hudet  hier  verschiedene  willkommene 
Znsammenstellnngen ,  die  auch  nach  Becks  Ausj^abe  nicht  ganz  ftber- 
flÜBsig  geworden  sind.  —  In  der  Vorrede  seiner  Pragmentsammlung 
berührt  Beck  auch  die  Probnsfrage,  in  der  er  seiuen  eigenen  öland- 
ponkt  einnimmt;  man  vergleiche  darüber  unter  Prohns.  — 

Bt  .s{  1-  ciiuugeu  der  Beckschen  Aasgabe:  W.  kl.  Ph.  1894,  J279 
(0.  Froehde),  U.  er.  1895,  450  (E.  Thoraas).  B.  ph.  W.  1895  ,  937 
(Ref.),  L.  C.  1895,  1328  (G.  Gnndeniiann),  Ü.Lbl.  1895.  596  (R.  Kttkula), 
Bayr.  Gy.  1896,  115  (C.  Wtyman),  N.  ph.  SL  1Ö96,  99  (F.  Bölte), 
D.  L.  Ibd7,  1536  (G.  üaeberlin). 


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^tdMBüDftn  «afd.O«bi0ted.  UteiiiitelianQniiintttker  etc.  (WeMser.)    1 39 


In  te  unter  S.  genannten  Schrift  kommt  Beek  (8.  SS  iL)  «nf  die 
nreeUedenen  Sünmluigen  von  DiibnntiAe  n  epneben,  von  denen  er 
eine  Anignbe  Yerbefeitet  Plinlos  hat  in  feinem  Werke  reichUek  Gelegen* 
keit  genommen,  lärmen-  nnd  BedenlnngranlerKhiede  in  Uteiniaeben 
Worten  herronnhebeo  nnd  ans  den  SchrilSatellem  na  belegen;  wer 
Gharia.  1 16  oder  die  Fragmentensammlang  daraafhin  darehiieht»  kann 
alch  leieht  davon  flbemengen,  ein  Veigleieb  mit  Konina  ergiebt  vielfache 
fihereinatimmnng.  Nnn  befla0ten  sich  mit  der  Featatellnng  von  Dlffo- 
rentieo  auch  Yairo,  Verrioa  llaeoaa  nnd  Sneton  (Pratnm),  aber  die 
leiehbaltigste  Ftanditittte  dafür  waren  doch  dea  Plinina  Libri  dnhtt  aer- 
Bonia.  Von  hier  lind  sie  in  dea  von  Beek  (vgl.  aeine  Schrift  De  diffe* 
TCtttlamm  leriptw  lat)  angenommenen  Tbeeaana  differeaUarun  gefloaaen, 
der  nach  AgroecittB  nnd  vor  dem  Uber  glossarnm,  alae  im  5.-6.  Jahrh. 
enlalnndea  lein  mU;  in  dem  letateren  findet  sich  der  Quellen  vermerk 
'Ex,  diif.  8erm.\  doch  ist  anch  vieles  in  das  große  Gloeienwerk  ans 
Isidor  geflonen,  der  seinerseits  Soeton  zur  Quelle  hat  Zn  jenem 
Theeanrns  diiferentiarum  gehören  die  Sammlungen  des  Montepessnlanos 
906  (s.  Beck  in  der  oben  citlerten  Schrift),  des  Bodleianus  186  (cf. 
A.  L.  L.  m  549)  nnd  des  Montepess.  H.  160  s.  IX;  vgl.  anch  Beck 
im  A.  L.  L.  VI  261.  Bevor  uns  das  gesamte  Material  vorgelegt  ist,  was 
hoffentlich  buld  ^^eschieht,  igt  es  geraten,  sich  des  Urteils  Uber  die 
älteren  nnd  jünf^reren  Differentiensammlanfjen  zu  enthalten;  daß  aber 
Plinins  und  Sneton  daran  crhebliciicu  Anteil  haben,  wenngleich  sie  dem 
Gegenstände  keine  beson deren  Schriften  widmeten,  diu'üe  uicher  be:u. 
(Vgl.  auch  unter  Differentiae.)  — 

Anf  einige  Widersprüche  «wischen  den  Angaben  des  Plinins  in 
den  Libri  dnbii  sermonis  nnd  denen  in  der  Naturalis  historia  ma  diL 
Münzer  anfmerksam  in  seinen  Beiträgen  zui  (Quellenkritik  der  Natur- 
geschichte des  Plinins  (Berlin  1897)  S.  119  f. 

Zu  guter  Letzt  sei  noch  anf  eine  Bemerkung  von  Leo  hingewiesen 
(Plautin.  Forsch.  S.  27  Anm.  1),  der  —  nicht  ganz  ohne  Uruud  —  vor 
einer  übertriebenen  St  liiitznng  der  Leistungen  des  Pliuius  warnt. 

Über  Plinins  und  Varro  sowie  über  Pliuios  nnd  Verrius  Blaccus 
▼gl  anter  Varro  und  Verriuä  Flaccus. 

d)  Qaialllianna. 

M.  Kiderl  in,  Zum  ei-sten  und  zweiten  Buche  des  Quintiliauus. 
N.  J.  Ph.  P.  147  (1893),  69—78. 

Diesen  Aufsatz  erwähne  ich  nnr.  weil  er  n,  a  auch  zu  dem 
grammatischen  Teile  von  Quintilians  W(  i  ke  <'inii,'c  Besserungsvorschläge 
bringt.  Sonst  sind  wir  über  den  Stand  von  (s.  den  letzen  Berieht 
von  Qoetz)  kaum  hinausgekommen.   Der  Abschiutt  ia  der  Einleitung 


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140   EnchdniuigeB  aafd.0ebi6tod.latiiiüMheii0niDmatiker  etc,  (Weener.) 

Becka  za  seiner  PUniasaiiBgabe  ist  mehr  eine  ZnsammeofasBuiigr  der 
bis  dahin  gewonnenen  Besnltate;  hervorzuheben  ist  vieUeieht,  daß  Beek 
besonderes  Oeideht  anf  gewisse  von  QuintiUan  citierte  Autoren  legit, 
die  Ar  Plinins  chanÜEteriBtiseh  sied,  so  daß  darin  ein  dentlieher  Hin* 
weis  anf  die  Quelle  an  erblicken  wäre.  Um  ans  Quintilian  neue  Flinius- 
fragmente  zu  gewinnen,  reichen  die  Anhaltspunkte  nieht  aus.  —  Die 
anf  die  Orthographie  bezüglichen  Abschnitte  hatte  bereits  NetUeship 
anf  Verrins  Flacens  aurfickgefUhrt,  teils  direkt,  teils  Aber  die  Ars  des 
Palaemon:  ihm  schließt  sich  ßeck  a.  a.  O.  an.  Mackensen  in  seiner 
unter  Verrins  Flacous  besprochenen  Dissertation  c*  IV  Ist  mit  Ihnen 
darin  einig,  daß  Verrins  der  GewUirsmann  ist,  wendet  aber  gegen  die 
Vennittelung  eines  Tdles  durch  Palaemon  ein,  daß  es  auffällig  wKre, 
wenn  Quintilian  nicht  alle  seine  orthographischen  Angaben  aas  der 
sicher  von  ihm  benutzten  Quelle  geholt  hätte;  obendiein  sei  es  hdcbst 
unwahrseheinlicb,  daß  Bemmins  seiner  Ars  ein  besonderes  Kapitel  fiber 
Orthographie  einverleibt  habe,  wie  ja  anch  bei  den  ihm  folgenden 
späteren  Artigraphen  sich  ein  solches  nicht  finde. 

e)  Tello  Longua. 

Einige  Beinerkuu<{eii  (über  die  Assimilation  von  ad)  giebt  J.  Bi. 

StowriM^er  in  der  Z.  ö.  Gy.  42.  468—09. 
Ausführlicher  beächältigt  sich  mit  ihm 

L.  Mackensen,  De  Verrii  Flacci  libris  orthographicis.  Diss. 
Jena  1B97. 

■4 

worüber  vgl.  unter  Verrins  Flaccus. 

f)  Snetonlas  und  die  f Ulolagiache  Biographie. 

1.  R.  EUis«  Suetoni  gramm.  11.   J.  Ph.  1891,  174. 

2.  Ders..  Suetoni  vin  Lncani.    J.  Ph.  1891,  181—2. 

3.  J.  W.  Beck,  Znr  Kritik  von  Soetons  De  grammaticis  et 

rhetoribus.    B.  ph.  W.  1892,  771—2. 

4    l\  Heid,  nhaiu,  Zq  Suetonins' Vita  des  Hoi*aÜns.  N.J.Fh.P. 
CXLVU  (1893)  844. 

5.  B.  Büttner,  Pordoa  Lidnus  und  der  litterarische  KraiB 
des  Q.  Iiutatlus  Catnlns.   Leipsig  1898. 

6.  W.  Christ,  Horatiana.  8.  H.  A.  1898«  57—169  (bes.  60  IL). 

7.  R.  Büttner,  Zur  Überlieferung  der  Vita  Terentii  in  dem 
Commentare  des  Donatus.    N.  J.  Ph.  P.  CXLIX  (1894)  73—5. 

8.  G.  Thilo,  Über  Probus*  Commentar  zu  Vergils  Bucolica  und 
Ueorgica.   N.  J.  Ph.  P.  CXLGC  (1894)  290  £ 


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EnelMiiiwigeo  «of d.  Gebiete  d.  tetdnlBehen  Gnnmifttiktf  ote.  (Weaanev.)   1 4 1 

9.  K.  Dsiatiko,  Zu  Tereos  im  Mittdaltar.  N*  J.  Fh.  P.  OXUX 
(1894)  466  ff. 

10.  M.  Schanz,  Snetons  Pratum.  Hermes  XXX  (1895)  401  — 28. 

11.  V.  Kubeika,  Über  das  Leben  und  die  Schriften  von  Ö. 
Snctonins  Tranqaillaa.  (Böhmisch.^  Progr.  d.  boüm.  Qjmn.  Vag. 
Hradisclu  1396. 

13»  B»  8abb»diiii,BiogrftfleeoiDmeDtotoridiTereiiilo.  8t  I.  F. 
V  {im)  S89-397. 

18.  W.  Hertens,  Viria  [z.  Bonmti  VersUvita].  Bb,  M.  Fb.  LIY 
(1899)  167. 

14.  G.  Körtgc,  In  Saetonii  de  viiis  illustribns  libros  inqni«?itio- 
nam  capita  tria.    Dias.  philoL  Haienses  XIV  3  (1900)  187—284. 

15.  A.  Macö,  Essai  snr  Sn^tone.  Bibl.  des  6coles  firaa^aises 
d  Äthanes  et  de  Booie.   Bd.  82.   Paris  1900. 

16.  Fr*  Leo,  Die  srieebisoh-rOniisebe  Biographie  nacb  ihrer 
UUerariseben  Form.  Ldpsiff  1901* 

Iii  dea  Scbalkommeataren  sa  römischen  Diobtem  pflegt  nach 
grieehiscbem  Mnster  eine  Tita  an  der  Spitze  an  stehen;  es  ist  dies  der 
FUl  bei  Tereas,  Vergil,  Horaz,  Persius,  Lncan  nnd  Jovenal.  Von 
diesen  Viten  sind  einige  dem  biographischen  Werke  Snetons  *De  viris 
illnstribns*  estnommen  nnd  zwar  dem  Teile  'De  poetis',  über  den  wir 
im  übrigen  auf  die  dürftigen  Auszüge  des  HierorijuuH  angevriesen  sind. 
Es  erbebt  sich  nnn  die  Frage,  ob  wir  vielleicht  in  den  nicht  irgendwie 
ids  snetonisch  bezeugten  Viten  Brachstticlte  des  genannten  Werke«  ge- 
winnen können,  und  diese  Frage  zu  beantworten  hat  sich  Körtge  zu- 
nächst zur  Aufgabe  gemacht  (Cap.  I — II).  Als  Fundament  für  seine 
üntersnchnngen  dienen  ihm  die  bekannten  Reste  des  biographischen 
Werkes,  der  in  der  zweiten  Hälfte  unvollständige  Teil  De  grammaticis 
et  rhetoribus,  die  Terenzvita  ira  Donatkommentar  und  die  Horazvita. 
Mit  deren  Ilull'c  stellt  er  die  Eigentümlichkeiten  des  ßuetonischen 
Welkes  fest,  um  zu  prüfen,  wieweit  diese  sich  in  den  übrigen  Viten 
wiederfinden.  Vorausgeschickt  ist  eine  L  atersuchuu;^  über  die  verschie- 
denen Vergilviten  und  die  beiden  Lebenssabrisse  des  Lucan.  Von  den 
ersteren  werden  verglichen  die  Vita  des  Aelins  Donatus  (vor  sriner  Ein- 
leitung zu  den  Bucolica),  des  Servius,  des  sogen.  Probuskomirieiitarö  und 
des  Pbocas.  Die  des  zuletzt  genanulen  Grammatikers  iat  uanz  von 
Donat  abhängig  nnd  vnrd  deshalb  ausgeschieden;  dasselbe  gilt  von  der 
Vita  bei  Servins.  Es  bleiben  somit  als  selbständig  nur  die  Viten  des 
Donat  nnd  dm  Bogen.  Probus  übrig,  von  denen  die  erstere,  was  ja  nichts 
Keaes  ist,  in  der  Hauptsache  die  Saetonvita  des  Vergü  darstellt,  wie 


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142    ErschoiDuagen  auf d. Gebiete d.lateioisciieuGramuiaUkur  etc.  (Wesaiier.) 

die  Übereimtlmmoiig  mit  d«ti  Aoffaben  des  Hieronymne  (der  aber  oieht 
immer  gm  geoa«  ist,  daher  eine  Ideine  Differenz)  ond  vw  allem  der 
Umstflud  beweist,  daß  die  Oharacteristiea  snetonlaeher  Biographien  in 
ihr  vorhanden  sind.  Bei  einseinen  SteUeo  bleibt  es  zweifelhaft,  ob  sie 
ans  Saeton  entlehnt  sind,  in  ein  paar  FKIlen  mOgen  Znthaten  des  Donat 
vorliegea.  (Vgl.  Leo  8.  IS  Anm.  5.)  Aaf  Saeton  wird  anch  die  sogen. 
Probosvita  sorfiekgeflUirt.  die  ja  mit  Donat  an  eioem  guten  Teil  fiberein^ 
stimmt:  Terschiedene  TTogenanlgkeitett  werden  daraus  erlüArt,  daß  der 
Terfasser  die  Vita  aas  dem  Oedftchtnis  niedergeschrieben  habe  (so  auch 
Riese  nnd  Tiiilo).  Eine  Icarze  Erörternug  findet  noch  die  Frage,  ob 
die  Vita  des  Servius  wirklich  von  diesem  herrühre  oder  nicht,  nament- 
lich in  Hinsicht  auf  den  Schluß  der  Probnsvita.  Reifferscheid  verneinte 
den  servianischen  ITrsprnng,  Hagen  verteidigte  ihn,  und  ihm  t'oliart 
Kol  Ige,  indem  er  die  vorhandenen  Schwierigkeiten  durch  die  Anüaliuie 
btseitig'en  will,  daß  uns  nur  eiu  Auh/.u;^  aus  der  Vita  des  Sei'viub  er- 
lialten  sei.    Vgl.  auch  Leo  S.  12 — 13. 

Von  d(n  Lacanviten  kommen  die  beiden  in  Betracht,  die  sich  io 
einer  Beraer  Iis  (vgL  Uscuers  Commcnta  Bernensia  S.  3)  uebenciuander 
finden;  die  voranf?ehende  jünjjjL're  wird  dem  Lncanerklärer  Vacca,  die 
folgende  und  aw  Eingang:  verstümmelte  dem  Suetou  beigelegt.  Sie 
stimmt  mit  Hieronymus'  Angaben  Qberein  nnd  ist  dem  Dichter  feindlich 
gesinnt,  während  bei  der  anderen  das  (4egGnteil  der  Fall  ist  Doch 
bei  uht  nach  Körtges  Annahme  anch  die  Vaccavita  in  ihrem  Kerne  auf. 
S'ieton,  nu!  ist  eben  alles  dem  Dichter  Ungiinstif?e  weggelassen  und 
durch  andere?,  ersetzt  und  erweitert.  Hieronymus  hatte  eine  voll- 
siäüdigere  Snetonvita  vor  Aue^en.    Vgl.  besonders  Leo  S.  13  -14. 

T)U'  Vita  des  Persius  viird  in  der  Cberlioferani,'  einem  Kommen- 
tare ili  s  l'iobfi'*  Valerius  zugewieseii .  doeh  hatte  bereits  Reifferscheid 
die  Vermutung  goäuijert,  dal!  der  letzte  Abschnitt  ('sed  mox  ut  a 
schola^  etc.)  von  Sneton  herriihieu  mucjite  K^rtge  sucht  nun  dar- 
zuthnn ,  da!*  die  «jnnze  Vit-a,  wenn  auch  nicht  in  der  vorliegenden 
Fassung,  die  lUiitlii  he  Spuren  einer  Überarbeitung  trägt,  auf  Saeton 
zurückgehe.  Lr  begründet  dies  1.  damit,  daß  von  einer  biographischen 
Tijätiukeit  des  Berytieis  nichts  bekannt  ist,  auf  die  Angaben  der  Hss 
a^er  kein  Verlaß  ist,  da  den  Namen  'Probus'  verschiedene  Werke 
tragen,  denen  er  gewiß  nicht  zukommt;*}  2.  dati  die  eigentümlichrn 
ilerkntale  Buetonischer  Biographie  in  dieser  Persiusvita  nachweisbar 
sind,  wozu  noch  die  (allerdings  dem  T^mfanf^  nach  ziemlich  gering- 
fügige) Übereinstimmung  mit  Hieronjmo»  kommt.   Eiu  Excerptor  hat 

*)  8o  werden  z  Ii.  atieh  die  jüngeren  Juvenalscholiea  im  Vatic.  Üri>, 
€61  8.  XI  dem  Frobus  zugeschrieben,  8.  Stephan,  i>e  Fith.  in  Jav.  scholiis  7^ 


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EischeiauDgen  aufd.Get>ieted.lateiaiticbeuGr4Lmujaüker  etc.  (Weasner.)  143 

die  QnprüDgttdie  Anordnuig  bdSneton  gcttOrt;  einen  apUem  ZostU 
heben  wir  jedeniUIe  ao  der  Stflü«,  we  von  *Nero  prioeepe  iUiai  tem* 
pijile*  die  Bede  ist.  >-  Oef^n  das  Resultat,  m  dem  KOr^ge  gelangt, 
wendet  aleli  Iieo  8.  28.  Gegen  den  negativen  Teil  des  von  Jenem 
geflllirten  Beweises  erhebt  er  den  Einwand,  daO  an  dem  handsclirlft* 
Uchin  Zeognia  tn  swelfeln  kein  Omnd  voriiege;  zu  dem  von  Soeton 
bexengten  'adnotare',  d.  b.  der  Beiorgang  Initlscber  Aosgaben,  gehöre 
eben  aneh  das  Abiassmi  einer  Tita«  Ans  der  materiellen  Verwandt- 
Schaft  mit  Soeton  lasse  sich  aber  gar  niehls  folgern,  denn  Schema  nnd 
Inhalt  der  Frobnsvitn  trelTe  ebmi  mit  der  snetoniscben  Weise  im 
ganzen  wie  im  einaelnen  ttberein;  beide  haben  sich  den  Alexandrinern 
aiigeschloBsen ,  Prohns  deo  Editoren  und  Sueton  den  Biographen. 
Wesentlich  sei  eine  Abweichung,  indem  bei  Probus  dem  Gebartsdatara 
glt^ich  das  Todeadatnm  ebenso  wie  dem  Geburtsort  der  Sterbeort  zu- 
gefügt seien,  hing-egen  fände  sich  bei  Sueton  beides  getrennt,  das  eine 
am  Anfang,  das  andere  am  Schlüsse.  Mir  will  freilich  dieser  Geg-en- 
bcweis  nicht  reciit  clücklicli  t-rscheinen.  Ziin  ir-hst  ist  Leo  selbst  ge- 
nötigt zuzugehen,  dnu  Sueton  sein  Schema  niclit  immer  eing-chalteri 
ha!,  indem  er  gelegenüich  auch  Geburtsdaiuin  und  Tod  zusammeustellt 
(8.  19);  die  sonstige  Übereinstimmung  hebt  er  selbst  hervor.  Die 
Auslegung  der  Suetonstelle  über  Probus  ist  auch  nicht  über  jeden 
Zweifel  erhaben  und  hiüigi  wesentlich  davon  ab,  welche  Vorstellung 
ü3an  sich  von  den  Kommentaren  des  Probus  macht.  So  bleibt  als 
einziger  fester  Anhaltspunkt  das  Zensinis  der  H-s;  wer  an  dieses  un- 
bedingt glaubt,  muß  dann  naturlich  eine  biogiaphische  Thätigkeit  des 
Piübus  annehmen,  für  die  sich  aber  sonst,  soviel  ich  sehe,  nur  noch 
die  Analogie  der  Alexandriner  ins  Feld  fähren  läßt.  Was  Leo  S.  12 
Ober  den  ürspninj^  der  Zusätze  in  der  Terenzvita  des  Donat  bemerkt, 
düLi  Bie  nämlicii  aus  der  Vita  des  probianischen  Terenzkommentars  ent- 
lehnt seien,  ist  lediglich  eine  Vermutung,  für  die  es  au  jedem  sicheren 
Anhalte  fehlt;  aus  einer  Terenzvita  ni5t;en  die  Znthaten  stamineu,  aber 
warum  soll  es  gerade  eine  Vita  des  Probus  gewesen  sein?  Was  die 
Fersinsvita  aidangt,  so  ei  klärt  auch  Schana  (Gesch.  d.  röra.  Litt.  II  2», 
S.  340),  es  könne  nicht  bestritten  werden,  daß  der  Kern  von  Valerius 
Probus  hcniihre;  neue  ürüude  für  die  Autorschaft  des  Probus  lirini^t  er 
aber  auchnicht  bei,  was  f»hen  nach  Lage  dei  J>iii;^e  kaum  mÜLlicli  seiudiinte. 

Die  auf  uns  gekoniinenen  Juvenalviteu  führt  Körtge  nach  dem 
Vorgänge  Dnerrs  auf  eine  Urvila  zurück,  die  mit  Probus  gar  nichts^ 
mit  Sneton  nur  insofern  etwas  zu  thun  Imt,  als  ihr  Verfasser,  etwa 
dem  3.-4.  ,7hdt.  angehörig,  sich  die  Bio^iaphien  Suetons  zum  Muster 
genommen  hat  und  danach,  ohne  Benutzunii-:  alter  Quellen,  mit  Hülfe 
von  ein  paar  dürftigen  Nachrichten  älterer  Tradition  seine  Vita  verfaßt 


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144   BneheinaiigeiiAafd  Q^Metad.lateiiiiftcheii  Oraiiiiiittikeretci(We88Ber.) 

bsl,  die  Ton  «pitoran,  teils  durch  Kombination,  t»ü»  nnter  Benntning 
der  Satiren  selbst  nuinigfiMh  erweitert  wnrde.  Vgl.  auch  Leo  8. 18. 

Hier  mCge  gleich  engefttgt  werden,  daß  Leo  (8, 14)  aoeh  geneigt 
Ist,  die  in  swei  Tibnllhsi.  überlieferte  Yita  dieses  Dichters  als  ein 
Eicerpt  ans  Sneton  anmsehen;  Veranlassang  an  dieser  Yemintang 
bilden  die  Aalige  der  Yita  sowie  das  Epigramm  des  Domitios  Harens, 
den  Sneten  nehrüach  dtiert 

Femer  ist  hier  Oelegenbeit,  auf  Christs  Abhandlnng  elnsagehen, 
deren  1.  Kapitel  ttberschrieben  ist  Die  alten  Lebeaabeschrelbnngen  des 
Horas*.  Cruqoias  verMbatUohte  ans  sdnem  Cod.  Blandinins  antiqnissimns 
swei  Viten  des  Horas,  dasn  eine  dritte  aas  anderer  Qoelle.  Die  letstere 
ist  mittelalterlichen  ürspmng«  nnd  'von  irRoad  einem  Libraiins  ans 
jenen  zwei  alten  Biographien  zosammengebrant*.  Yon  diesen  stellt  die 
Bweite  «inen  Ansang  ans  der  Yita  des  Porphyrie  dar;  die  Horascitate 
des  letsteren  sind  alle  weggelassen,  dafür  ilndet  lich  am  Ende  der  be- 
Icannte  Znsata  Uber  die  Horaxerklirer  (ans  der  Yita  Psendo-Acroniana). 
In  der  Anftilhlnng  der  Dichtungen  finden  sich  Diibrenzen,  die  aber 
Tielleieht  dem  Gmqnios  zur  Last  fallen.  Die  vor  dem  Kommentar 
Porphyrios  fiberlieferte  Vita  hftit  Gbrist  ^e^eu  Reifferscheid  nnd  flchans 
(vgl.  aaeh  Vehlen  im  Hermes  CXXX  [1895]  23)  für  echt.  Porpbyilo 
kannte,  wie  ans  Ep.  II  1,  1  hervorgeht,*)  die  Saetonvita,  bescliriüikte 
sich  aber  darauf,  seinen  LebensiibriÜ  des  Dichters  wesentlich  anf  Stellen 
seiner  Dichtungen  zu  basieren.  [Nach  Leo  S.  12  ist  Porpliyrios  Vita 
ein  kurzer,  mit  Zuthaten  aus  den  Gedichten  erweiterter  An>^zu^  aas 
einem  anderen  d.  Ii.  einem  nirhtsnetonischen  Kxeuiplar  der  Vifa  j  Die 
;indere  Vita  wird  dnrch  die  j^t  iuinnte  Porpliyriostelle  als  snctoiiisch  be- 
zeui^u  die  beiden  von  Lessiiig-  und  Reiiferscht  iii  vLidäcliti^ften  Stelleu 
vom  pater  salsainentai  ins  und  von  den  specnia  des  cnbiculnm  (Christ 
^:iebt  eine  Emeiidalion  der  letzteren)  sind  perade  bei  Suetou  lu'uüz  und 
^ar  nicht  zu  beanstanden  (v»;L  I.eo  139  Anni.  4). 

Die  von  Bneton  benutzten  Qnellen  waren  zunächst  die  Horaziscben 
(ledicbte  selbst,  sodann  Gedichte  und  Testament  des  Maecenas,  die 
Inschrift  auf  dem  Grabdenkmal  de«  Horaz,  eine  Notiz  über  Gebnrta- 
und  Todestag,  besonders  aber  noch  Briefe  des  Angustns.  [In  der  zu- 
erst ans  diasen  an^efUbrteu  Stelle  scblJlgt  Heidenhain  vor  btatt  paramtifa' 
za  le?en  'satrapica'.  V^l.  jetzt  auch  Goetz,  C.  Maecenas  f.Tena  1902)  S.  95.] 

W  ir  kehren  hier  passend  za  Kört^  zuriicli.,  der  im  3.  Kapitel 
von  den  QneUen  Saetons  handelt  nnd  die  Parallelen  aas  der  griechischen 


•)  So  sicher  ist  das  nicht,  denn  Porphyrie  tann  die  Anfühmng 
RnrtonH  aus  eeinor  Quolln  (vtoII  fleleoini  Acroo,  vgl.  KießliDg  'Depersoois 
Uoratiaois*  10)  übemommen  haben. 


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Ersch  eiQ  ungen  aafd.  Gebiete  d.  iateinischeo  Grammatiker  etc.  (Weganer.)    1 45 

Biographie  imammenstdit  Vuro  ateht  oatfirllcb  an  der  Spitn;  aa 
ihn  knüpft  Saeton  an  and  Venntat  flu  aowait  ak  möglich,  besondeii 
dae  Bach  De  poetis.  Daneben  werden  von  Sneton  an  Rate  gezogen 
KepoB,  Santra,  Hyginus,  Feneatella.  Aaeonins  Fedianaa  n.  a.,  Briefe  des 
Aognstaa  und  amtliche  Schriftstücke;  gelegentlich  treten  aach  eigene 
Srinnerangen  anf.  La  letzte  Abschnitt  soll  in  WeiterfBhning  der 
Untersnchuug  von  W.  Schmidt  das  Verhältnis  Snetons  snr  griechischen 
Biographie  festgeRtellt  werden;  Körtge  zeigt,  indem  er  die  einzelnen 
T^Kot  dnrchgeht,  die  innige  Verwandtschaft  mit  der  biographischea 
Schriflstellerei  der  Peripatetiker.  —  Weiter  führen  nns  die  Stndien 
Leos,  deren  für  nns  wichtigstes  Ergebnis  sich  etwa  dabin  zusammen- 
fassen läßt:  Die  Grundlage  für  die  litterarhistorische  Biog:raphie  haben 
^e  Peripatetiker  geschaffen,  auf  dieser  Grundlage  habeu  die  Alexandriner 
weiter  gebaut.  Der  Uuterschied  zwischen  beiden  beruht  darauf,  daß 
jene  sich  an  ein  größere  Publikum  wandten,  dem  sie  in  kunstmäßiger 
Form  und  populärer  Darstcllnng  ein  Bild  von  den  einzelnen  Persönlich- 
lichkoiten  vorführen  wollten,  wohintrefifen  die  AlexaiiLliiner  sich  auf  den 
engeren  Kreis  d*  r  (lelehrten  beschränkten;  sie  'sichteten  das  ausge- 
breitete iluteiiul,  bildeten  neue  ilethoden  es  zu  verwerten  aus  und  be- 
gründeten die  chronologfischc  Forschung  neu'.  Dadurch  entstanden  'ge- 
lehrte Biographien  g'elehrLen  Stils':  ein  mit  deu  vorhandenen  Notizen 
nebst  Übei*lieferuiig^v;u  ianten  mehr  oder  weniger  ausgefülltes  Schema 
in  knnst-  und  schmucliloßer  Form.  Diese  grammatische  oder  wissen- 
schattiiche  Biographie  hat  Varro  nach  Koro  verpflanzt  und  SueLon 
übernimmt  sie  nach  der  Wiederbelebung  der  varronischen  Philologie 
durcii  i'robus.*) 

Von  den  beiden  Veröffentlichungen  Bfittners  beschäftigt  sich  die 
ältere  mit  den  in  Rnetons  Terenzvita  erhaltenen  Brnchstficken  des 
Porcina  Licinua.  Diese  Arbeit  liat  seitens  der  Kritik  zum  Teil  recht 
uDgünstipe  Aufnahme  gefunden  (s.  E.  Thomas  in  R.  er.  1894,  188; 
IL  Ebwald  m  D.  L.  1896.  970;  vgl.  auch  P.  Cauer  in  N.  ph.  R.  1894, 
372  und  C.  Weyman  in  Bayr.  Gy.  1895.  144).  Die  Erörterungen 
über  die  überlieferTing'  im  Donatkonunent  ir  (S.  9  ff.)  beruhen  auf  un- 
genügender Kenntnis  der  Donaths«  und  konnten  nicht  zu  richtigen  Er- 
gebnissen führen  In  der  anderen  Arbeit  beschränkt  Bich  Büttner  anf 
die  Dresdener  Hs  und  konstatiert  auf  i^mnd  eiu-ener  Vergleichung,  daß 
die  Angaben  Ritschls  in  Keifferscheids  Sueton,  die  auf  einer  Kollation 
Vahrens  beruhen,  zaverliUsiger  sind,  als  der  Apparat  in  den  Op«soiila; 


•)  Bei  di^er  Gelegenheit  sei  noch  auf  die  Anmerkung  in  Leos  Plaut. 
Forschungen  B.  2s  aufmerksam  gemacht,  die  die  Einleitung  zu  buetona 
*De  grammaticis'  betrifft. 

JakiMbtttoht  fflr  AltMtnmswiaMnsctaafU  Bd.  CXm.  (ISQB.  IL)  10 


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146   Ei>eheinii]igiiiaofd.Q«liiotod.lfttoi]Ü8ebenQninmti^  etc.  (Wesiner.) 

einige  Kleiniglteiten  lind  allerdiaga  veneben  Qod  werden  ▼on  Bttttoer 
berichtigt  (bis  auf  ein  paar  Stellen,  wo  anch  er  sich  geirrt  bat).  Über 
BflttaerB  Pdeniik  gegen  Sabbndini  vgl  Bh.  H.  Fb.  LK  97.  In  betreff 
der  yerechiedenen  Terenzbiograpblen,  von  denen  Dziatzico  and  Sabbadini 
handdn,  ist  anf  den  lotsten  Abscbnitt  fiber  die  Terenslioninientsre  zn 
verweisen;  ftber  die  EVsge,  ob  das  Kapitel  des  Diomedes  De  poematibos 
In  der  Hanptsaebe  auf  Sneton  bemht,  wie  Beifferscbeid  behauptet  hat, 
wird  nnter  Diomedes  berichtet  werden.  Hier  verdient  noeh  der  Anfeats 
von  Schanz  Ber&eksidhtjguDg,  insofern  er  die  Differentiae,  die  Beifierscheid 
in  Snetons  Fratnm  nnteigebracbt  hatte,  dem  Sneton  Uberhanpt  abspricht. 
Ans  dem  Fratnm  seien,  woraof  schon  der  Titel  *ez  llbro  Snetonii*  hin- 
deute, Synonyma  zassmmengestellt  nnd  dann  sp&terhin  erweitert  worden. 
An  ein  ganzes  Kapitel  oder  gar  ein  ganses  Bnch  sei  nicht  sn  denken, 
denn  das  Wirde  nicht  so  leicht  den  snetoniicben  Charakter  abgestreift 
haben.  Sehans  schließt  sich  mit  dieser  Erklftrong  der  Ansicht  Beckers 
an,  die  dieser  in  K.  J.  Fb.  F.  1863,  644  ausgesprochen  hatte.  Vgl.  anch 
Beck,  De  differentiarom  sci-iptonbas  latinis,  12  ff.  nnd  oben  anter  Plinios. 

Anf  Uacds  dickleibiges  Suetonbnch  im  einzelnen  einzugehen,  liegt 
hier  kaum  Veranlassnng  vor,  nur  einige  Bemerkungen  seien  heraosge- 
hoben.  S.  55  heißt  es  'Su^tone  n*6tait  pas  proprement  un  historien, 
encore  moins  uu  rbetor;  c  etait  um  gramniaticus'  und  S.  58  wird  erklärt, 
daß  Saeton  Lehrer  der  Grammatik  war,  dahci  u.  a.  diu  lirbi  volie  Ein- 
leitung zu  De  grammaticis  (M,  berult.  aich  besondere  auf  riin.  ep.  II 
3,  5 — 6:  sdiülasticus  iiomme  d'ecole  ou  profe-iseur,  s.  iS.  ü2).  Seine 
Biographien  sind  nicht  rhetorisch  gehalten ;  er  berücksichtigt  iu  den 
Cäsaieiiviten  besonders  die  Sprache  und  den  Stil  der  Kaiser.  Später 
gab  Sueton  seine  Lelirtliätigkeit  auf  und  widmete  sich  ganz  seinen 
wissenschaftüclieii  Studien.  Vgl.  besonders  S.  76.  —  Weiterhin  koniml 
AI  auch  ;mf  die  dem  Sueton  beigelegten  Differentiae  zu  sprechen,  die 
ei  zu  den  oeuvres  apocryphe.  z'ihlt;  sie  stammen  von  einem  Kompilator, 
der,  allerdings  ziemlich  siltcn,  auch  ein  paar  alte  Autoren  benutzte, 
darunter  möglicherweise  Sueton  (S.  339).  Ebenso  wenig  wie  Sueton 
hat  Kemmius  Palaemon  Differentien  verfaßt.  Die  Stelle  in  Scotts 
Waverley  ist  entlehnt  aus  Fabers  Thesaurus  eruditionis  scholasticae  1696, 
worauf  bereits  Howard  in  den  Harv.  Stod.  1896  hingewiesen  hat  (vgl. 
auch  Beck,  De  diüereüLiamm  scriptor.  lat.  S.  Ib).  Auf  S.  405  bemerkt 
H.:  'Diomöde  semble  avoir  consulte  rilistoria  Indiei-a  (cf.  Roth  p.  LXXII) 
et,  dans  le  troisiöme  livre  de  son  Ars,  il  a  probablement  exploite  le 
de  Poetis  (Teuffei  §  419),'  also  einfache  Reproduktiua  altn  er  Ansichten; 
nach  dem  nicht  unzutreffenden  ürleii  über  Keiflerscheid  (8.  339/40) 
hätte  man  vielleicht  eine  Pr&fnng  des  Verhältnisses  zwischen  Diomedes 
nnd  Saeton  ei  warten  d&rfen. 


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Si  sehtfanugen  anfd.  Gebieted.  lateiniadien  Grammatiker  otc.  ( Wessner.)  147 


g)  Flarius  Caper. 

P.  V.  Winterfell,  Ein  PetroDcitat  des  Grammatiken  Caper. 
Henn.  33  (1898)  50e— 11. 

In  dem  Nachlasse  des  Eagenias  Valgarlna»  erhalten  im  Cod. 
Bamberg.  P  HI  20  a.  d.  J.  999,  findet  sich  1.  eine  Stelle  aoa  *Caper 
f  Caput*  ftlschlich  DQmmler  in  s.  Ansg.)  de  dlüerentia  calcia*;  2.  secba 
Verse  dea  Engenins;  3.  eine  Petronstdle.  Nach  W.  gehOren  No.  1  und 
3  zosammen;  es  ergiebt  sich  demnach  eine  reichere  Fassung  der 
Gapertehen  Schrift,  als  in  den  Or.  L.  VII 98, 10  vorliegt  Die  weiteren 
Bemerlinngen  betreffen  Petron. 

Besondere  Arbeiten  über  Caper  sind  mir  nicht  belcannt  geworden; 
gelegentlich  wird  er  berücksichtigt  von  Froehde,  De  C.  Jnlio  Romano, 
J.  kl.  Ph.  XVm.  Snppl.  640  ft.;  ders..  Die  griech.  und  tOm.  Qaellea 
der  Inst,  des  Priscianns  Jb.  kl.  Ph.  1895,  279  IT.  (s.  unter  Prisdan}, 
von  Jeep,  Znr  Geschichte  der  Lehre  von  den  Bedeteilen  (vgl.  den  Index 
remm  xn  diesem  Werk  8.  296),  Mackensen,  De  Tenii  Flacci  libria 
orthographlds  (bes.  S.  21;  s.  anch  nnter  Verrias  Flacons). 

h)  Terentia«  Scaaras« 
Hier  kommen  dieselben  beiden  Arbeiten  in  Frage:  Froehde  634 
— 36  und  Mackensen,  der  im  2.  und  5.  Kapitel  seioer  Dissertation  sich 
aasführlicber  mit  Scanma  beschäftigt,  woiilber  man  nnter  Verrins  Flaecna 
Bnchsehen  wolle.  Man  vgl.  auch  Jeep,  Znr  Gesch.  der  Lehre  von  den 
Bedeteilen,  der  des  öftera  (s.  Index  remm  S.  306)  anf  Scann»  zn 
sprechen  kommt. 

I)  Caesellfiis  Ylndex. 

Über  dieseu  Gelehrten  haniifla  gelegeotlich  Froehde,  De  C.  Jnlio 
KoDiano,  J.  kl.  Ph.  XVIU.  Suppl.  63n--37  und  Mackensen,  De  Verrii 
Flacci  libria  orthograpbicis  20  f.,  ohne  etwas  Neues  beizubringen. 

k)  Qelltas. 

J.  W.  Beck,  Stndia  Gelliana  etPliniana.  8.*A.  a.  d.  19.  Sappl, 
d.  N.  J.  Ph.  P.   Leipzig  1892. 

Der  Zweck  dieser  Abhandlung  ist,  die  Benntznn^'  It  r  Libii  dubii 

sennouis  in  den  Noctes  Atticae  nachzuweisen  oder  duch  wahrscheinlich 

20  liiaclieii.    Es  werden  folgende  Stellen  behandelt:  IV  16  und  IX  14; 

V  20—21;  VI  9,  XV  13,  15,  XVIII  12;  XIII  21,  XV  9,  IV  1; 

XIX  8;  X  11,  21,  24,  XIT  15.    Vergleicht  man  diese  Stellen  mit 

Becks  Plinianischer  Frat^nieutensamuiliinf!:,  so  wird  man  meistens  eine 

ziemliche  Übereinstimmung  niclit  veilveimca  können,  darf  freilich  nidit 

Tergessen,  daß  der  Plinianische  Uraprung  jeuer  Fragmente  duiciiaus 

10* 


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148   Krtdi«iniu§enaiifd.Oebieted.UtttiuiehenQmuiiatik«r  ete*  (Wessner.) 

nicht  Ubenll  Uber  Jeden  Zweifel  erhaben  ist  Es  witd  also  die  IfOg- 
liefaiceit  nisiigebeo  sein,  daß  steh  unter  den  behandelten  Stileken  PU- 
nianisches  Ont  verbirgt;  der  bestimmte  Kachweis  ist  freilieh  niebt  sn 
führen,  und  so  hat  Beck  m.  E.  recht  daran  getban,  die  OelliQVtellen 
onr  io  die  Anmerkiingen  anfranebmen.  Nui  hftngt  aber  die  Sache  mit 
der  Probnsfk'age  eng  snsammen;  wird  doch  eine  Jener  Stellen  (XIII 21) 
znm  Teil  dem  Probns  in  den  Unnd  gelegt.  In  der  Frobnsfhige  aber 
nimmt  Beck  (?gL  den  loteten  Bericht  von  Goets  8.  1S6)  eine  eigea- 
tümliche  Stellang  ein«  die  er  aach  in  der  Einleitang  seiner  FUninsans- 
gäbe  S.  XVH  behanptet;  er  bestreitet»  daß  wo  in  der  grammatisehen 
Litterator  ein  Probns  auftritt,  wir  es  mit  dem  Berytier  zn  thnn  haben, 
nnd  leugnet  so  anch,  daß  die  Stellen,  an  denen  Yalerins  Probns  bei 
Gellias  erscheint,  anf  jenen  Gelehrten  snrttckgehen.  Ohne  die  ?on  Beck, 
namentlieh  in  seiner  firBheren  Abhandlnng  De  M«  Yalerio  Probe  BcryUo, 
eingeschlagene  Methode  gntheißen  zn  wollen,  mnß  ich  doch  gestdien, 
daß  ich  den  Ehidraek  habe,  als  sei  der  Probns  bd  Geliias  nnr  Deko- 
ration, eine  der  nur  Belebong  des  Stoffes  eiogef&hrten  Personen,  wie  so 
mancher  andere.  Freilich,  das  ist  nnr  ein  allgemeiner  Eindrnck,  nnd 
beweisen  l&ßt  sich  in  dem  Falle  schwerlich  etwas;  wenn  jemand  doch 
meint,  Prohns  sei,  wenn  auch  nicht  überall,  so  doch  hier  nnd  da  der 
(wohl  indirekte)  Gewährsmann  des  Gellins  —  dies  die  Ansicht  von  Goetz, 
dem  sich  auch  Froehde,  J.  kl.  Ph.  1895,  287  an^'eschlo3sen  liat  — ,  so 
gebe  ich  ihm  dies  gerne  zn;  hier  heißt  ea  eben  *Don  liqnet'.  (S.  aach 
die  Rezensionen  von  Goetz  in  B.  ph.  W.  1893,  1262—64;  Froehde 
W,  kl.  Ph.  1892,  ISie-^bO:  Weyninn  Bayr.  Gy.  2;>,  231:  Ilaeberlin 
D.  L.  1893,  1448-50;  P.  Thoma.  U.  er.  1893,  372—75.)  im  übrigen 
vgl.  unter  M.  Valerius  rrobus. 

1)  Jnllns  Besunns. 

0.  Froehde,  De  G.  Jnlio  Romano  Gharisii  anetore.  8.*A.  aas 
dem  18.  Soppl.  zn  N.  J.  Ph.  P.  567—672.  Leipzig  1892. 

Es  ist  eiüc  Eigentümlichkeit  fast  aller  der  Arbeiten,  die  die 
Spnren  eines  nicht  erhaltenen  Autors  iu  der  Litteratnr  za  verfolß-en 
sucheu ,  daß  sie  mehr  beweisen  sollen ,  als  sich  beweisjen  läßt.  Der 
Wunsch,  ein  möplichst  vollständiges  nnd  deutlicbes  Bild  von  der  Tliätigf- 
l^eit  und  Wirksuinkeit  des  Betreffenden  zn  ^c\s innen,  macht  oft  blind 
gegen  die  Grenzen,  die  nnserer  Krkenntiiis  uuu  leider  einmal  gezogen 
sind.  Wie  wir  es  bei  Plinius,  Caper  nnd  Palaemon  erlebt  haben,  so  ist 
es  nnn  auch  mit  Romanns  j^egangen,  den  sich  Fiuehde  zum  Objekt 
seiuet  Forschung  gewühlt  hat.  Um  den  richtipren  Maßstab  zur  Beur- 
teilung seiner  Ergebnisse  zu  g^ewinnen,  müssen  wir  uns  vei  i^eg'enwcirtig^en, 
was  sich  mit  Sicherheit  feststeilen  läßt;  das  ist  aber  folgendes:  In  der 


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JSrsdieinuogeu  aufd.  6ebidted.l»teiniBclieii  Grammatiker  etc.  (Wesaner.)  X49 


uns  erhaltenen  Ars  des  Charisius  wei  den  eine  Anzahl  Ahschoitte  direkt 
nnter  dem  Namen  des  Komanus  eiugeidhrt,  uämlich  B.  I  c.  17:  'De 
aiiuiog^ia,  ut  ait  Üomanns^  II  c.  13  der  letzte  Abschnitt:  *G.  Julius 
Bomanus  ita  refert  de  adverbio  sub  titulo  di^optiwv*;  II  c.  14  De  cou- 
iuiiciiüue,  ebenfalls  der  letzte  Abschuilt,  zu  dessen  Anfaug  es  heiLit 
'ut  ait  C.  Julius  Komanus'.  wäiireud  am  Ende  zu  lesen  ist  'de  quibus 
plenius  G.  Julias  Romanus  libio  a^op^tuv  sub  titulo  de  couiunctioue 
dibüei uit' ;  II  c.  15  letzter  reil:  M-raius  Julius  Romanus  de  |)raepf)sif io- 
nibus  libro  dl?op|xu>v  ita  relert';  mit  demselben  Schluß  wie;  in  14,  nur 
*8ub  titulo  de  praepo<;itione':  von  IL  c.  16  geliöi-t  der  let^Lc,  fast  das 
ganze  Kapitel  füllende  Teil  dem  Romanus,  denn  'G.  Julius  Komauus 
ita  refert:  iuteiiectio  est'  etc.  Zu  diesen  recht  umfangreichen  Bruch- 
Stöcken  kommen  nun  eine  Anzahl  kürzerer  Anfübrnne^en:  B.  I  c.  15 
(Ue  extremitatibos  numinum)  'plenius  autem  de  analogia  in  J^equentibus 
Romannm  disseruisse  invenies^  (  51,5— f»);  'Ronianus  poemati^  refert 
—  schemasin*  (~  53,  12 — 18);  *Rüuinnns  autem  in  libro  de  analoje^ia  — 
amforarum'  (—  56,  4 — 7);  'Uumaiius  ita  refert:  maro  —  tranqnill  i  luare' 
{-—  61,  5 — 14);  ferner  I  c.  16  'Ronianus  libro  de  analogia  iia  iiiquir  — 
alacris'  (-=  114,  1  —  6)  und  'Cicero  in  Laelio  —  ut  Romanus  retert  iu 
libro  de  ;idverbiis  sub  eodem  titulo'  (-  114,  25— '28);  endlich  in  II  15 
'p'(^neraiiter  autem  et  canonice,  nt  Komanus,  disertissiums  arlis  sciiptor, 
reiert  —  ut  apud  euudein  Romauum  inveuies'  (=  232,  7 — 10)  und 
Iii  €.  4  'sed  C.  Julius  Romanus  ea  verba  idiomata  appellavit*  254, 
8  —  '*).  Diese  eben  aufgeführten  Reste  vom  Werke  des  Romauus  sind 
so  nmfönglich,  daß  sie  uns  ermöglichen,  die  Anlage  seines  Buches  im 
einzelnen  sowie  die  Qualität  der  von  ihm  benutzten  (Quellen  zu  erkennen, 
nnd  daß  sie  auch  einige  Schlüsse  gestatteu  auf  die  Art,  wie  er  seine 
Vorlagen  benutzt  und  verarbeitet  hat;  auch  lernen  wir  einige  ganze 
Teile  kennen  und  können  Vermutungen  über  andere  anknüpfen,  aber 
hier  verlassen  wir  schon  die  sichere  Grundlage.  Wenn  es  unn  nur 
darauf  ankäme,  nns  ein  Bild  von  dem  Schafifen  des  Romanus  zu  madieu, 
80  dilrftea  die  sicher  bezeugtan  Partien  allenfalls  ausreichen,  wenn  wir 
dnraof  verzichten,  alles  wissen  zu  wollen.  Non  ist  aber  die  Frage  ge- 
stellt  worden:  Hat  Charisius  nicht  auch  sonst  den  Romanus  benutit, 
oho«  Um  IQ  nennen?  Vfrnnltwinng  datn  gaben  vielfache  Übereinstim- 
mnngen  zwischen  Romanos  und  anderen  Abschnitten.  Dabei  ist  eine 
Torfrage  gar  nicht  berückaiehtjgt,  die  m.  W.  erst  Jeep  aufgeworfen  httli 
Steht  es  fest,  daß  die  Romanuspartien  von  Charisius  selbst  aufgenommen 
worden  sind  oder  liegen  nicht  vielleicht  spätere  Zusätze  vor?  Jeep 
kommt  dnrch  Vergleich  mit  Diomedes  dazu,  den  letzteren  FaU  anzu- 
Dehmeii  (vgl.  unter  Charisiu),  nnd  damit  verliert  die  erste  Frage  ihre 
Bereehtigiuig;  lie  muß  dann  lo  lenten:  Sind  —  naeh  Atuncbeidoog  der 


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1 50   Erscheinungen  auf  d.  Gebieted.  lateinUehen  Grammatik  er  etc.  (Weasner. ) 

späteren  Romanasznsätze  —  die  Übereinstimmungen  zwischen  Cbarisins 
und  Komanns  zu  erklären  darch  Benutzung  des  letzteren  oder  seiner 
Quellen,  bezw.  bat  der  von  Cbarisins  ausgeschriebene  Autor  dieselhftii 
Quellen  benutzt  wie  Romanus?  —  Doch  lassen  wir  dies  jetzt  beiseite, 
denn  wie  gesagt,  bis  auf  Froehde  einschließlich  nahm  man  als  selbst- 
verständlich an.  (laß  Cbarisins  selbst  den  Romaniis  benutzt  habe.  Die 
Aufmerksamkeit  erregte  hanptsflchlich  das  ib.  ICapitel  des  1.  Butiies. 
Daß  dieses  im  ganzen  auf  einer  Quelle  beruiie,  iiiimlich  aul  ralacmoti, 
liattc  Marschall  (das  Nähere  findet  man  bei  Gootz  Bn.  .T.  1891)  he- 
hanptet;  aehwerlich  mit  Recht,  denn  es  fehlt  nicht  au  Anzeichen,  die 
anf  Kontamination  fuhren.  Nimmt  mau  mehrere  Quellen  an,  so  gilt  es 
womöglich  festzustellen,  welche  und  \vie  weit  sie  benutzt  sind.  Die  Ant- 
worten auf  diese  FraL^e  lauten  verschieden:  Den  Anteil  de»»  Komanus 
beschränken  auf  die  ausdriicklich  bezeugten  Stellen  Marschall,  v.  Mo- 
rawsky  und  Boelte;  SchottuiüUer  setzt  auch  soust  Romanus  als  Quelle 
an,  Nenmann  desgleichen,  aber  nur  indiiekt;  die  Übereinstimmungen 
luiireu  auf  gemeinsame,  direkte  oder  indirekte  Quelle  des  Chari«ius  uüd 
Romanns  zurtick  Marschall  (ralaemon)  und  Boelte  (Anonymus  de  ana- 
logia).  Froehde  ist  nnn  der  Ansicht,  daß  der  erste  Teil  des  Kapitels, 
die  Disposition  und  Grundlage  von  Palaemon  liRi  rühre,  der  zweite  Teil 
(p.  93.  3  ff.)  in  der  HauptsH che  direkt  aus  Hümanus  geflossen  sei.  Wo 
Romanus  mit  Namen  angettihit  werde,  handele  es  sich  um  Nachträge 
des  Cbarisins.  Die  vorhandene  Unordnung  komme  daher,  daß  Charisins 
zwei  Quellen  mit  vrrF(  hit  ili  n^^r  Anordnung  des  Stoffes  vermischt  hahe. 
Die  Zuteilung  an  die  Ijeideu  Quellen  ert'oltrt  auf  grund  der  i)bereiu- 
stimmuiii;  mit  lien  ulu  il^mi  sicher  dem  Palaemon  oder  lloinanus  gehöri  i^n 
Partieu,  sowohl  hinsichtlich  der  von  ihnen  vorgetragenen  Lehren  nach 
Inhalt  und  Form,  wie  iu  Rücksicht  auf  die  von  ihnen  citierten  Sehi  itt- 
steller.  Von  den  letzteren  führe  Palaemon  nur  die  bekanntesten  m, 
Romanus  dagegen  gebe  viele  erlesene  Citate,  was  gewiß  richtig  ist.  Aber 
nun  kommen  die  Schwierigkeiteu:  Palaemon  hat  öfter  dieselbe  Quelle 
benutzt  wie  Romanns,  wie  soll  man  da  ent-cheidon Ferner:  Romanns 
nennt  den  Dichter  der  Aneis  konstaut  Maro,  im  15.  Kapitel  heißt  er 
stets  Vei*gilius.  Froehde  glaubt  die  Verschiedenheit  damit  erklären  zu 
sollen,  daß  Cbarisins,  durch  seine  Hanittquclle  Palaemon  verführt,  das 
'Maro'  des  Romanus  regelmäßig  durch  'Vergilius'  ersetzt  hahe.  Pns 
mag  für  die  Partien  gelten,  wo  Romanus  mehr  gelegentlich  benutzt  sein 
soll;  aber  wo  Charisius  einen  ganzen  längeren  Absciniitt  aus  let^f'-iem 
entlehnt,  ist  es  wenig  glaublich.  Weiterhin  stellt  sich  bei  Froelides 
Üntcrsncbaiig^  heraus,  daß  gar  manches,  was  er  nach  seiner  Metbode 
an!  Eomanns  ZDT&ckzuführen  genötigt  ist,  bei  diesem  sich  nicht  nach- 
wdBen  läßt.  Da  oimmt  Froehde  sein«  Zuflucht  za  der  AQDahme,  das 


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Erscbdnangeo  aufd.Gebieted.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (Wossner.) 

Kapitel  17  De  amtltifl^a  sei  nicht  der  voUatfindige  Bomanna,  aondern 
nur  ein  Excerpt;  aber  dieae  Znflncbt  iat  doch  nur  eine  Ansfiacht^  am 
der  anbequemen  Notwendigkeit  aa  entgehen,  daß  flr  ChAriaiaa  1 15  eine 
reichhaltigere  QaeUe  angeaetst  werden  mnO  ala  Bomaana,  woraoa  man 
mit  Christ  und  Mmwaky  eben  nnr  an!  eine  gemeinaame  Qoelle  für 
bdde  aehließen  kann.  Dabei  wird  man  eich  wohl  bemhigen  mUmen; 
der  sichere  Nachweis,  daß  Qmrlaina  den  Homanna  direl^t  bennttt  habe, 
ist  auch  von  Froehde  nicht  erbracht  worden. 

Es  bleiben  noch  zwei  kleinere  Abschnitte,  die  man  dem  Romanos 
anweisen  wollte:  in  II  c.  13  (De  abvevbio)  p.  189.  25—190,  4  (TJsener; 
dagegen  Jeep  Rh.  M.  Ph.  51,  438  ff.)  and  IV  (De  satnmio.  De  rhythmo 
et  metro)  p.  288—290  (Schottmttller;  dagegen  Jeep  a.  a.  0.  439);  die 
Zuweisung  gründet  sicli  hanptsUclilich  auf  die  angeführten  Autoren,  die 
auch  bei  Koraanus  öfter  citiert  werden.  Sichere  Schlüsse  sind  aus 
diebcm  ZiisammciiLreliei:  kaum  zu  ziehen. 

Der  zweite  Teil  von  Froehdes  Aibeit.  ist  den  von  Koraanus  sä- 
nauiileii  grammatischen  Autoren  g^evMdmct,  wo  bei  jedem  einzelnen  alles 
Bekannte  zusammengetragen  wird,  darunter  auch  viel  L'nwebeiiiliches. 
Dieser  Teil  enthalt  viele  sorgfältige  Untersuchungen,  unter  denen 
der  umfangreiche  Abschnitt,  der  dem  Plinius  eewidmet  ist,  hervorge- 
hoben zn  werden  verdient.  Die  Schriftsteller  von  der  Mitte  des  1.  Jahrb. 
an  hat  Komanus  wohl  diiekt  benutzt,  die  filteren  durch  deren  Ver- 
mitteluug  kenneu  gelernt.  Die  Hauptquelle  sind  die  Libri  dubii  ser- 
monis  des  Plinius;  die  anderen,  darunter  Caper,  sind  mehr  ^relpcentlich 
heranjcrezo|2:en.  Außer  grammatischen  Werken  benutzte  Bomanus  auch 
Kunuiieutare  (Helenios  Acron,  Asper,  Porphyrie)  und  Olosaare  (auch 
Differentiensammlnngen).  Seine  Arbeitsweise  (darüber  handelt  Froehde 
im  3.  Teil)  war  die,  daß  er  an  die  Spitze  der  einzelnen  Kapitel  die 
allgemeine  Kegel  stellte  und  dann  die  Htlego  in  alphabeti8cher  Ordnung 
anschloß;  die  let /leren  gewann  ci-  durch  Excerpicroii  der  Quellen  und 
gab  ihnen,  vielleicht  nach  dem  Muster  des  pliniauischen  A\  orkes,  Glossen- 
form  mit  einem  Lemma  an  der  Spitze.  Eigene  Zusätze  des  Kornau  us 
aiüd  selten. 

Bei  der  Rekonstruktion  des  Werkes — Titel  d-popjxai  oder  «'popu.üiv  — , 
die  Froehde  im  dritten  Teile  vornimmt,  bleibt  das  meiste  problematisch ; 
als  sicher  können  nni-  luigesehcn  werden  die  Kapitel:  De  analogia,  De 
adverbio,  De  coniuuctione,  De  praepositione,  De  interi'^rtioue;  dazu  viel- 
leicht uoch  nach  eigenen  Angaben  des  Ronianns  De  m  t]in[ri.aphia  (icepl 
^pf)a7pot^rot?)  und  De  consortio  pracpositionum.  Das  reicht  aber  nicht 
ftua,  um  Anlage  und  Umfang  des  Gesamtwerkes  festzustellen 

Die  Zeit  des  Romanus  bestimmt  Froehde  mit  Hülfe  der  von  ihm 
benutzten  Autoren  nnd  setzt  ihn  an  das  £nde  des  2.  oder  den  Anfang 


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162  Encheinaogen  auf d.  Oebietod. laioiidfleheDOfaimiuttik«  etc.  (WcMoer.) 

dM  3.  Jahrh.,  was  m.  E.  etwas  sa  frflh  ist;  ygl.  unter  Porpliyrfo,  alter 
aaeh  unter  ChariBins.  Wesen  p.  316,  82  ist  Froehde  genelgrt»  Kampanlen 
als  Heimat  ansiueben.  — 

Beaensioaen  findet  man;  D.  L.  1993,  1658  (H.  Kell),  L.  C.  1892, 
1676;  W.  kL  Fh.  1893, 872  (a  Weyman);  B.  pb.  W.  1893,  110  (Geete) ; 
B.cr.  1898»  112. 

la)  Henlas  ■areeUas. 

1.  L.  Havet,  Nonlana.  B.  Ph.  XV  (1891)  61—68. 

2.  W.  M.  Lindsay,  Spätlateinische  Randglossen  in  Noniae. 
A.  L.  L.  IX  (1894)  598—99. 

3.  Nonios  Marcellns,  De  compeudiosa  doctrma  I — III.   £d.  J. 
H.  Onions.   Oxford  1895. 

4.  J.  W.  Brown,  The  corrections  in  tbe  Fiorence  Us.  ot  Nonios. 
dB.  IX  (1895)  396-403:  447—54. 

5.  W.  M.  Lindeay,  The  loet 'Godex  optinras*  of  Neidas Hareellns. 
Cl  a  X  (1896)  16^18. 

6.  W.  H.  Littdsay,  Die  Haadschriften  von  Nonios  Marcellas 
I^m.  Ph.  LV  (1896)  160—69. 

7.  L.  Havel,  Nonius  p.  63  M.   E.  Ph.  XX  (1896)  22. 

8.  J.  H.  Onious-Liudsay,  The  Nonios  Glosses.   ü.  8t.  IX 
(1898)  67—86. 

9.  C.  M.  Francken,  Koniaaa.  Mn.  XXVI  (1898)  373—79. 

10.  L.  Yalmaffgl,  Bonio  Pianto  eNonio.  Bo.fi.  cl.  Y  (1899) 
89--46. 

11.  W.  M.  Lindsay,  ▲  Stndy  of  the  Leyden  Ks.  of  Koalas 
MaroeUas.  A.  J.  Ph.  XXII  (1901)  39'-a8. 

12.  W.  M.  Lindsay,  Die  Haudächrilteu  von  Nonios  IV.  Ph. 
LX  (1901)  217-28. 

13.  W.  M.  Lindsay,  Die  üandschriften  von  Nonios  V— XX. 
Ph.  LX.  (19U1)  628—34. 

14.  VV.  H.  Lindsay,  Tbe  Codex  Tomaesianoa  of  Nonios  Mar- 
ceUos.  OL  B.  XV  (190L)  156-57. 

15.  W.  X.  Lindsay,  Le  manmcdpt  de  Cambridge  da  llvre  IV 
de  Nonios.  B.  Ph.  XXV  (1901)  50—65. 

16.  W.  H.  Iiindsay,  Nonios  Harcellas.  8t.  Andrews  ünlverslty 
Pablleatlona  No.  I.  Oxford  1901. 

17.  W.  K.  Lindsay,  The  Euieudation  of  the  Text  of  Nonios. 
Cl.  B.  XVI  (1902)  46-i2. 


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Eischeinuugexi  auf  d.Gobittted. iatciuuiciicii  ürammatiker  etc.  (W essutir.)  Xö^ 


Etil  W6MintUeh6B  ^ardienst  L.  MQUen,  det  lotsten  HerauBgebfln 
dM  geHMBtoB  Ifonlos,  beBtefat  darin,  daß  «r  samt  eine  Sidituug  dm 
liandtebriftKelien  Materials  Yorgenommen  nod  den  Test  lefner  Aufgabe 
auf  deDjcuigen  Handsebriften  anfgebaut  hat,  die  er  als  die  anwütotigaten 
erluuuit  batte,  nftmlieb  dem  LngdnneDaie  L  und  dem  Harlefanna  H,  ven 
weleben  er  dieiem  im  allgemeinen,  jenem  in  orthograpktoU  den  Yomg 
gab;  daB  er  ferner  daneben  aiieb  andere  gute  H»  ivle  den  Oenerenda 
und  den  Bemeasia  B  wobl  berficksicbtigte  (vgl.  seine  Adverearia  Noniaaa 
K.  ni).  Zu  einer  ih*ledignng  der  Überliefernogsfrage  bat  es  Mfillor 
freilich  nicht  gebracht  nnd  konnte  es  auch  gar  nicht,  da  ihm  verschiedene 
für  diesen  Punkt  wichtige  Hss  gar  nicht,  andere  nicht  darch  Autopsie 
bekannt  waren;  gerade  die  letztere  ist  aber  nötig  bei  Uss,  die,  wie  zatü- 
reiche  Nouius  Codices,  eine  mehrfache  Korrektor  erfahren  haben,  wovon 
fast  eine  jede  auf  einen  besonderen  Zweig  der  Überlieferung  zurückg-eht 
Daher  konnte  aucL  hciiie  Klassitizierung  der  Uss  (a.  a.  O.  S.  26(5 1  nur 
eine  ganz  8uuimari>che  sein.  Die  also  noch  ihrer  Lösung  haiTLn.L  Aul- 
gabe hat  zuerst  ünions  und  nach  dessen  frühem  Tode  (1889)  Jjindsay 
übernommen.  Im  lolgendeu  soll  versucht  werden,  das  Ergebnis  ihrer 
Forschungen  znsamuieu/.uiassen. 

Von  deuXoüinshss  enthält  ein  Teil  das  ganze  Werk,  ein  anderer  nur  B. 
I — III,  wieder  andere  nur  Ii.  IV.  Das  mag  seinen  Grund  darin  haben,  daß 
der  Archetypus  in  drei  dem  Umfange  naeh  ziemlich  gleich  starke  Bände  zer- 
legt worden  war.  Da  nun  auch  von  den  vuUstaudigen  Hss  die  meisten  in 
den  dnrch  diese  Zerlegung  ^ich  ergebenden  drei  Partien  verschiedener 
Überlieferung  angehören,  so  entsteht  die  Notwendigkeit,  für  jede  Partie  ge- 
sondert die  Verwandtschaft  der  Codices  zu  untersuchen.  Im  allgemeinen 
sind  dreiKlab&en  von  Hbs  zu  unterscheiden:  a  hat  die  reine  Tradition  be- 
wahrt; p  bietet  einen  (wohl  in  der  Kaiolingerzeit)  emendierter»  Text,  dessen 
Ginndlage  eine  Hs  der  Klasse  a  bildete;  7  unitaijt  die  sogenannten 
Excerpthss,  in  denen  der  Versuch  gemacht  ist,  durch  \Veü;lassung  von 
Citaten,  Ergänzung  fehlender  Erklärungen  u.  dergl.  die  Compendiosa 
doctrina  in  eine  Art  lateinisches  Wörterbuch  umzuwandeln;  auch  hier 
diente  eine  Hs  der  Klasse  i  alü  Grundlage.  Wpti  l  u  wir  uns  nun  zu  den 
drei  Partien  de?  Werke.s  und  ihrer  überlieiei  ua^.  *) 

Für  die  liiu  lu  r  I  — III  wird  die  Klasse  a  repräsentiert  durch  den 
Lugdunensis  L\  bemen  Abkonunling  (abweichend  Onions  [No.3]  lunleitung 
8.  XXHI)  F  (Fioreutinus),  sossie  duich  die  beiden  liss.  (Harleiauus) 
nnd  (E8co^ialellsi^),  dir  wit  th  ium  (K  aber  nur  für  II  med.  — III) 
aui  den  bereils  korrigierieu  i'  zurückgehen.  In  beueü  der  letztgenannten 


*)  Ich  habe  statt  der  von  Lindsay  verwendeten  Siglen  A^^  ßA^ 
•T-  i><^  griecb.  Buctistaben  eingesetst,  um  einer  Yeiwirrung  vorzubeugen. 


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1 54   Erseheimmgen  anfd.Gebieted.UtdoischenGnuiiiii&tikw  ete.  (Weuner.) 

E»  bat  OnioM  nftiDlicli  festgestellt,  daß  sie  doppelte  Korrektar  erfahren 
hat:*)  ansf  der  Vorlsge  (L  naeh  Lindsay)  nnd  ans  elDem  ver- 
lorenen  'Codex  optimo8\**)  der  unr  B.  I— HI  enthalten  m  haben 
scheint  nnd  der  sich  von  allen  Übrigen  Hss  dadurch  nnteraehied,  daß  In 
ihm  nicht  wie  im  Archetyp  aller  übrigen  ein  StOck  ans  dem  vierten  Bnche 
ins  erste  verseUagen  war;  letateres  war  wohl  dadurch  herrorgemfen.  daß 
in  der  gemeinsamen  Quelle  der  erhaltenen  Hss  (TieUeicht  der  Vorlage 
von  L)  ein  loses  Blatt  an  falscher  Stelle  eingelegt  worden  war.  Übrigens 
finden  wir  In  L,  dem  ältesten  Yertreter  dieser  Klasse,  ebenfalls  schon 
Korrekturen,  was  auch  L.  Hilller  nicht  entgangen  war;  LIndsay  anter* 
scheidet  drei  Hfinde:  Schreiber),      (Korrektur  nach  Klasse  7) 

und  Xr*  (Korrektur  nach  Kl.  ß).  Zieht  man  alles  in  betracht»  so  bl^t 
als  einziger  selbständiger  Vertreter  der  Klasse  a  fUr  B.  I^HI  nur 
Hbrlg.  —  Die  Klasse  %  die  mit  L  anf  tine  Vorlage  zurückgeht^  hat 
inj  der  ersten  Partie  folgende  Vertreter:  7  (Wolffenbüttder  Bs;  bei 
Ifüner  Cr),  die  beiden  anf  gemeinsame  Qaelle  zurückgehenden  Hss  P 
(Paris.  7667)  nnd  E  (dieser  nur  für  B.  I— II  med.),  ferner  JEf'  und,  wie 
bemerkt,  L'.  Eigentümlich  sind  dieser  Klasse  die  Bandglos^sen  (ver- 
öffentlicht aus  Onions'  Nachlaß  durch  LIndsay  in  No.  8;  vgl.  No  6 
S.  1G4),  zu  denen  das  ]^oniusglossar  des  Cod.  Leidensis  67  P  (s.  Müller, 
Advers.  170  ff.:  Goetz,  Corp.  glos».  V  p.  XXV  und  G37  ft.)  in  engster 
Beziehung  steht.  Daneben  enthält  H  von  dritter  Hand  noch  eine  andere 
Grnppe  von  Randglossen  (vgl,  Z.  f.  kelt.  I'hilol.  I  25  und  No.  2  S.  598).  — 
Zur  Klasse  7  gehören  zwei  Gi  upjJiMi  \  011  Hss,  denen  das  Fehlen  von 
B.  III  gemeinsam  ist.  Von  einem  ()r)i,'iüal  7'  stammen  ab  die  Hss  C 
(Paris  7666),  X  (Voss.  116}  und  A  (ÜaniberiJ.),  von  einem  Originale  7" 
die  Hss  D  (Paris.  7665  +  Bern  347  und  357j,  M  (Montepess.)  und  f) 
(Oxford).  Das  gemeinsame  Original,  dem  7'  näher  steht  als  7",  wai-  wohl 
eine  L  sehr  ähnliche  Hs. 

In  der  zweiten  Partie,  g^ebildet  durch  das  umfangreiche  B.  IV,  wird 
die  Klasse  a  zunächst  durch  L*  vertreten,  sodauu  durch  mehrere  Hss, 
die  nur  diesen  Teil  enthalten:  Gen(evensis),  B  (Beniensis)  nnd  Z 
(Cantubrigiensis),  endlieh  durcli  II  und  F.  Der  letztere  ist  durch  ein 
Zwischenglied,  in  das  Lesarten  einer  anderen  p;uten  Quelle  anfgenommen 
waren,  am  L  abgeleitet:  B  verrät  Beziehuniien  zur  Kliisse  7.  Dagegen 
ist  Gen.^  ein  vorzüglicher  liepräsentant  von  a;  von  den  Korrekturen 
dieser  Hs  stammt  Gen.^  aus  Klasse  ß,  wiUirend  Gen.'  aus  einer  anderen 
guten  Hs  herrührt,  auf  die  auch       zurückgebt.         hingegen  und 


*)  Genaueres  bei  Brown  (No.  4). 

*'^)  UadBay  (No.  5)  vermutete  in  ibm  den  Archetyp  aller  nnserer 
Noniushss. 


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ErscbcinuDgen  aufd.Gebieted.lateinisciieüGrammatiker  ot€.  (Wessner.)  155 

sind  ans  dem  bereits  korrig^ierten  Gen.  f^flossen  und  iiabcu  daher 
keinen  selbBtändigen  Wert.  Somit  bloihen  L\  Gen.*  nnd  B  übrig. 
Mit  dem  Gen.  ist  allem  Anscheine  nach  der  Codex  Tornaesianus  ilentiscli 
(No.  14).  —  Die  Klasse  [1  wird  in  B.  IV  vertreten  durch  die  Hs  V, 
sowie  die  Korrekturen  E-,  H*  und  Z*;  P  ist  aus  4-  abgeschrieben. 
Für  Klasse  7  kommt  nur  die  Gruppe  -f  {D  Jf  0)  hier  in  Frage,  da 
in  i  (C  A'  A)  das  IV.  Buch  fehlt. 

Endlich  in  der  dritten  Partie,  B.  V — XX  urafa8<?end,  haben  ^vir 
als  Repräsentanten  der  Klasse  1  anzusehen  L\  danuif*  nebst  den  auf 
dieselbe  Votlage  zurückstehenden  nnd  P,  sowie  wahrscheinlich  die 
nss  der  Gruppe  7',  die  für  diese  i'artie  deu  vollständigen  Text  ?eben. 
Klasse  3  hat  als  Verti'eter  V  E'^,  woisa  noch  kommt,  w  ihreud 
für  Klasse  7  nur  die  Gruppe  7"  übrigbleibt,  zu  der  wiederum  L  -  ju  Be- 
Ziehung  steht.  Uber  (die  Hand,  von  der  die  zweite  Glossengruppe 
herrührt)  ist  kein  sicheres  Urteil  möglich ;  anscheinend  hängt  sie  mit  7 
ZQsammen,  enthält  aber  auch  Konjekturen. 

I  ber  die  jungen  Uss  s.  XV  vergleiche  man  Onions  (No.3)S.  XXIV  ff. 
und  Tandsay  (No.  13)  S.  631;  da  sie  für  die  Kritik  nicht  in  Frage 
komnien,  können  sie  hier  füglich  übergangen  werden. 

Wie  weit  die  Entwirrung  der  ziemlich  verzwickten  Verhältnisse 
gelungen  ist,  läßt  sich  aus  der  Ferne  ohne  Autopsie  der  Hand'jchriften  nur 
schwer  beurteilen,  doci»  darf  man  zu  Lindsa\'  das  Vertrauen  habeü,  daß 
das  Resultat  so  weit  g-esichert  ist,  als  bei  «lerartipen  Dinaren  eine  Sicher- 
heit zu  erlangen  ist.  Die  von  L.  Muller  getrotfene  Auswahl  von  Hss 
erscheint  im  ganzen  als  i/'-rechtfertiiTt;  di^  [jeirlener  nimmt 
nach  wie  vor  eine  hervorra;^eude  St  llniig  ein,  die  liedeiiiung  von 
Geu.  nnd  B  i?t  in  ein  helleres  Licht  gerückt»  anderen  Hss  wie  dem 
Guelferbytanu^,  dem  Bambergensis  uml  dem  Vossianus  fUllt  mehr  eine 
sekundäre  Rolle  zu.  D^^r  Harleiaous  scheidet  für  B.  I— IV  als  selb- 
ständiger Textyeuge  aus,  dafür  sind  in  F^^  Gcn.^  (i/^),  i/*  nnd  z.  T 
in  F  andere  gute  Quellen  erechlossen  worden.  Nach  alledem  darf  niau 
annehmen,  daB  die  handschriftliche  Grundlage  für  die  neue  Ausgabe  '^o 
zuverlässio;  als  m(3glicli  sein  wird.  —  l'bcr  die  Ausi^abe  von  Oaions,  die 
bei  ihrem  fragmentarisrheu  Zustand  praktisch  keinen  großen  Wert  be- 
gitst,  vergleiche  man  die  Rezensionen  in  B.  ph.  W.  1896,  392  (Goetz), 
C!.  R  1895,  447  (Brown).  Acad.  No.  124R,  285  (Owen),  Cn.  XV  91 
(0.  P.j,  Ath.  3596,  222,  A.  L.  L.  IX  (1896)  610,  D.  L.  1896,  937  (Ref ) 

Von  einer  anderen  Seite  wird  die  neue  Ausgabe  durch  Lindsay  in 
der  unter  No.  16  aufgeführten  Abhandlung  vorbereitet,  die  eine  Unter- 
snchnng  Uber  die  Entstehungsweise  und  die  (Quellen  des  Nonianischen 
Werkes  enthält.  Den  Weg,  den  der  Verf.  einschlägt,  haben  schon  andere 
Vor  ihm  (Herts,  Biese,  SchottmflUer,  Sohmidt  jl  a.)  betreten.  Aach 


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156  Bnebeiaungen  auf d.  Oebietod,  lateioiseben  Gnunmattkar  etc.  (WoMoer.) 

lindsay  gebt  von  den  in  der  Gompendioea  doctrim-deatlicb  erkennbaren 
Antorenreihen  ans,  §het  dorch  die  Anwendung  der  Methode  anf  dat 
ganne  Werk  nnd  aftmtUche  ScbriflsteUerBerien  kommt  er  zn  einem  mebr* 
fe^ch  abweichenden  fieedtate,  das  ich  im  folgenden  skiisieren  wüL  Naeh 
Liodsaj  machte  sich  NoDins  ans  den  Bäaden  seiner  eigenen  Bibliothek 
oder  der  seiner  Heimatstadt  niemlich  obetüftchlicbe  Excerpte  nnd  legte 
sich  so  ehie  Anzahl  Usten  (41—43)  an,  die  er  in  bestimmter  Reiben- 
folge durchging,  nm  Ümen  die  fnr  die  einselnen  Bficher  seines  Werkes 
verwendbaren  Excerpte  an  entnehmen.  Zn  dem  Lemma  mit  dem  Loit- 
citat  ftgte  er  dann  hAnflg  noch,  onter  Innehaltniig  derselben  Listenfolge, 
Beihen  von  ZosatzcitateD.  Indem  Lindsay  nnn  diesen  Antorenreihen 
nachgeht,  stellt  er  die  von  Nonios  excerpierten  Werke  nnd  die  Reihen- 
folge ihrer  Benntsnng  fest.  £s  bandelt  sich  in  der  Hauptsache  nm 
Aufgaben  mit  Anmerkungen,  unter  Bevonngong  der  archaischen 
liiteratnr;  daneben  kommen  einige  Qlossare  nnd  grammatisch- 
antiquarische  Werke  (darunter  Gellius)  in  Betracht  (S.  7  fT.}. 

Sodaon  giebt  Lindsaj  eloe  eiogehende  Analyse  de»  gesamten  Werkes, 
znnSchst  der  nicht  alphabetisch  geordneten  Bücher  I,  Y— XIX  (XX  ent- 
hftlt  keine  Citate)  und  sodann  der  alphabetisch  geordneten  II— IV,  in 
deren  einzelnen  Bnchstabengroppen  dieselbe  Qoellenfolge  nachzuweisen 
versucht  wird,  die  sich  hi  den  ganzen  anderen  Büchern  erkennen  Iftßt 
Was  den  Unterschied  swischeo  den  beiden  Gruppen  anlangt,  so  ist  ja 
gewiß  anzunehmen,  daß  in  B.  U — IV  eine  Umarbeitung  vorliegt;  nn- 
gewifi  bleibt  aber,  ob  Nonins  seibat  diese  Umarbeitung  vorgenommen  hat 
otier  ein  Spliterer,  für  welche  letztere  Annahme  sich  allerdings  kein 
sicherer  Beweis  erbringen  Iftßt  (8.  3  und  90),  wenngleich  manches  dalfir 
zn  sprechen  scheint. 

Weiterhin  werden  eine  Anzahl  der  ermittelten  Qaellen  besprochen. 
Eigentliche  Kommentare,  meint  Lindsay,  habe  Nonins  nicht  benutzt  — 
die  Kommentarientheorie  war  bisher  wohl  allgemein  angenommen,  so 
auch  von  L.  Müller  — ,  vielmehr  seien  die  Ausgaben  der  von  ihm  bevor- 
zugten 'aniiqni  anctores'  mit  Glossen  und  Scholien  versehen  gewesen,  aas 
denen  der  Kompilator  wohl  auch  gelegentlicJi  noch  ein  Citat  eotnahm.  Die 
Listen  26  —  28,  im  Verzeichnis  als  Glossare  bezeichnet,  könnten  vielleicht 
aus  einem  einzi^ta  ^Tammatischen  Werke  gezogen  sein;  das  5.  Glossar 
(3Ma  nnd  b)  zeige  Bcziehung'en  zu  I  tblu».  Daß  Nonius  übrigens  auch 
einiges  aus  eigenem  Wissen  dem  znsetzte,  was  er  aeiüeu  d^ueüeii  ent- 
nahm, wird  auch  von  Lindsay  zugegeben. 

Von  seinen  UnterBUchungen  verspricht  sich  Lindsaj'  eiueu  doppelteu 
Gewinn.  Einmal  wim  dadurcL  die  Textkritik,  der  auch  zahlreiche  ein- 
gestreute Bemerkui  ^-^en  gelten,  gefördert;  das  st*  ht  ganz  außer  Frage 
und  zweifelsohne  wird  man  durch  ein  eingehendes  Studium  deaNoniaaischeu 


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Brseheinuiigen  auf  d.  Gebiete  d.  latcinucheo  Grammatiker  etc.  ( W  cssner.)    ]  57 


Werkes  ein  gates  S^ck  fiber  L.  MQlIer  binanskommen,  dem  es  vor 
allem  nm  die  Citate  der  verlorenen  Autoren  zn  thnn  war,  während  er 
deu  Nonins  selbst  ziemlich  ^erin^schHtzi^  behandelte.    Znm  anderen 

sollen  die  Resultate  seiner  UntersucLuug  der  Litteratargeschichte  und 
dtr  i^berlietViungi^ereschichte  der  erhaltenen  Schriftsteller  (Plantns, 
Terenz  u.  s.  w.)  zu  pute  kommeu,  auch  dies  wird  niaii  zugestehen 
können,  wenngleich  man  vielleicht  gnt  thut,  sich  vorerst  in  dieser  Be- 
ziehung keinen  allzu  großen  Illusionen  hinznsreben.  Alles  in  allem  kann 
man  nur  sagen,  daß  die  Darlegungen  Llndsays  höchst  interessant  sind,  und 
daß  seine  Eesultate  ziemlich  bestechend  sind,  läßt  sich  ebensowenig 
leugnen;  trotzdem  halte  ich  eine  gründliche  Nachprüfang  für  angezeigt, 
wofür  nach  dem  Erscheinen  der  neuen  Ausgabe  der  Zeitpunkt  gegeben 
sein  wird.  Vgl.  auch  die  Anzeigen  in  W.  kl.  Ph.  1902  ,  98—104 
(Froehde)  und  B.  ph.  W.  1902,  296—302  (Ref.). 

Die  letzte  Publikation  von  Lindsay  (No.  17)  enthftlt  eine  Dar- 
legung der  kritischen  GmndsÄtze,  die  bei  der  Behandlang  der  Citate 
in  der  Uompeudiosa  doctrina  anzuwenden  sind,  sowie  eine  Anzahl  Bei- 
spiele dafür.  L.  verwendet  dabei,  wie  natürlich,  die  Ergebnisse  seiner 
oben  bpsprochenen  Untersuchungen  und  kommt  vielf;Kh  zu  finem,  von 
seinem  Vurg.iriL'er  Ti  AFiilipr  erheblich  ahweichpud^'n  KesulUte.  Was 
er  S.  49  fF.  über  die  Behandlung  der  Fragmente  ausfuhrt,  hat  allgemeinere 
Bedeutung  und  verdient  wohl  beherzigt  7U  werden. 

Die  unter  No.  1,  7  uud  9  angetlihrteii  Artikel  enthalten  Ver- 
besserangsvorscbl&ge;  No.  10  bringt  Bemerkungen  zu  NodIus  p.  150,  6  M. 

IV.  Artigraphen  und  letzte  Ausläufer. 

1.  L.  Jeep,  Zur  Gcsebichte  der  Ldm  von  den  Bed«toil6ii  bei 
den  lateinlselien  Gmmmatikern.  Leipsitr  1893,  1—18  (Obaris.),  14 
—16  (Doe.),  16—23  (Exe.  Bob,). 

9.  Ders.,  Die  jetzige  Gebtalt  der  Grammatik  des  Charisius. 
Rh.  M.  Ph.  LI  (1896)  401—40.  (Vgl.  Plinius,  Julius  iiümanus, 
Biomedes.) 

Jeeps  ünter^urliuntr!  n  knüpfen  an  seine  frühere  Arbeit  im 
Rh.  M.  Ph.  XLIV  (ISsyj)  25-51  [vgl.  Goetz  in  Bu.  J.  1891,  150]  an. 
Schon  Bölte  hatte  festgestellt,  daß  unter  den  fünf  in  engerer  Beziehung 
zu  einander  stfhenden  Grammatikern  Cbarisius,  Dositheus,  Anonymus 
Bnbiensis,  Donatus  und  Diomedes  die  ersteren  drei  sich  besonders 
nahe  stehen,  während  ihnen  gegenüber  die  beiden  letzten  eine  Gruppe 
für  sich  bilden.  Er  hatte  Benutzung  ein  und  derselben  Quelle  durch 
aUe  fünf,  zweier  Terschiedenen  Bezenaionen  derselben  dorch  die  beiden 


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15g    EracbeiouDgcn  aQfd.Oebiete  d.  Itttlmieben  Oiunmatikor  cte.  (Wessner.) 

Gi-nppen  angeDommen  und  das  tiberettutimmeade  anf  eioenlABODymiiB 
ZDrGdcgeffihit.  Abweichend  davon  hatte  Jeep  fir  Charisim  und  (die 
Excerpte  eine  gemeinaame  Qaelle  aDgeeetat,  die  darch  Veraehmelzong 
des  Dositheos  mit  efnem  anderen  grammatiaehen  Werke  entstanden  war; 
Diomedes  benutzte  den  Oharislns  nnd  daneben  dessen  Qnelle.  Jeeps 
neneste  Ansicht  geht  nnn  dahin:  die  Übereinitimninngen  zwischen 
Gbarisins  nnd  Ezc.  Bob.  kommen  von  der  Benutzung  einer  durch  Zu- 
lAtze  erweiterten  Grammatik  des  Cominianns,  w&hrend  Bosithens  diese 
Zcsfttze  in  seiner  Quelle  noch  nicht  vorfaod,  diese  also  in  nrsprling- 
lieberem  Zustande  wiedcrgiebt;  wobei  freilich  zn  beachten  ist,  daß  die 
Grammatik  des  Bosithens  in  un^stematlscher  Weise  zngeslutet,  Ificken- 
haft  und  interpoliert  (ans  Diomedes)  anf  uns  gekommen  ist  Auch  die 
Excerpte,  die  im  übrigen  die  ihnen  mit  Charisias  gemeinsame  Quelle 
besfser  als  dieser  wiedergeben,  siod  von  Elnfllgangen  anderen  Ursprungs 
nicht  frei. 

Ber  yergrleich  zwischen  Charisius  und  dem  Anonymus  Bobiensis 
hatte  ergeben,  daß  die  gemeinsamen  Partien  diijenigen  sind,  Mr  die 
CominianuB  entweder  als  Quelle  von  Charisius  genannt  wird  oder  als 
Quelle  ansnnehmen  ist  und  die  mit  einer  Ausnahme  (B.  S  c.  18)  an 
der  Spitze  der  betrefTenden  Kapitel  stehen.  Bieser  mdst  kfirzeren 
Barstellung,  gewissermaßen  dem  EHementarkurstts,  hat  Oharisins  fast 
regelmäßig  eine  eingehendere  nachgestellt,  die  er  dem  Palaemon  ent- 
lehnt hat  und  die  für  fortgeschrittenere  Schiller  bestimmt  war.  Hierin 
erblickt  Jeep  also  ein  i^idagoglRches  Prinzip,  bei  dem  die  Partien  ans 
Bomanns  gar  keinen  Platz  haben;  es  handelt  sich  dabei  in  efster  Linie 
um  die  letzten  Abschnitte  des  Ktap.  13 — 16  des  8.  Boches.  Nun  hat 
nach  Je^  Diomedes  die  Grammatik  des  Charisins  benutzt  (s.  darflber 
nnter  Diomedes);  ein  Vergleich  ergiebt  die  Thatsache,  daß  er  wohl  die 
Partien  ans  Gominianns  und  Palaemon,  nie  aber  die  ans  Bomanns  be- 
rficksichtlgt  Bas  Iftßt  —  meint  Jeep  —  nur  die  eine  Erklärung  zu, 
daß  er  In  seiner  Grammatik  des  OlmrisiuB  die  Bomanuspartien  nicht 
vorüuid,  diese  letzteren  ndthtai  erst  nach  Biomedes  zugefügt  worden 
sind.  Bas  gilt  also  aneh  l&r  das  17.  Kap.  des  1.  Bachea  Be  analogia 
und  natürlich  anch  für  die  Stellen  des  15.  Kapitels,  wo  auf  das 
17.  verwiesen  oder  sonst  eine  Bemerkung  ans  Bomanns  angeführt 
wird  (p.  51,  5  [fehlt  bei  Biom.  439,  82];  p.  53,  12;  56,  4;  61,  5; 
femer  in  I  16  p.  114,  1  nnd  35,  in  II  15  p.  838,  7  und  in  IBC  4 
p.  254,  8.).  Damit  leugnet  Jeep  natürlldi  die  vielen  XJbereinstimmnogen 
zwischen  dem  15.  und  dem  17.  ganz  dem  Bomanns  gehörigen  Kapitel 
nicht;  aber  während  andere  sie  dadurch  erklärten,  daß  Charisius  an  den 
betreffenden  Stellen  des  15.  Kapitels  den  Bomanns  benutzt  habe,  führt 
Jeep  das  Gemeinsame  anf  die  Quelle  des  Homanns  zurück,  die  Charisius 


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ErMlieimiogeD  auf  d.  Gebiete  dJftteiiiiscbeii  Qrammtftiksr  ote.  (Wesiner.)  159 

bcrangesogen  habe.  Indem  er  daftr  betonden  geltend  maebt,  daU  Gha- 
risioB  öfter  mebr  Citate  bringt  als  Romanns,  ebne  in  den  Verdaebt  zu 
geraten,  sie  ans  eigenem  Wiaeeii  tugefllgt  sn  beben.*)  Ans  der 
von  Cbarisios  benatsten  Quelle  des  Bomanns  mflssen  saeb  Jeep  ancb 
die  Übereinstimmangen  swiscben  Cbarisins  nnd  Nonins  sowie  Priteian 
bergeleitet  werden.  Aaßer  den  Znsatsen  ans  Bomanns  sind  ancb  andere 
Stellen  in  die  Orammatlk  des  Cbarisins  interpoliert  worden  (e.  B.  p.  47, 
29—31;  168,  19-33;  181,  17—186,  99),  wfthrend  sieb  anderwftrts 
Verstflmmelnng  nnd  Verwirrung  des  Textes  nachweisen  läßt  Betreflb 
des  15.  Kap.  des  1.  Bncbes  vendcbtet  Jeep  Übrigens  darauf,  eine  aus- 
fBhiÜche  Analyse  vorsnnebmen,  scheint  aber  der  Anncht  derer  nicht 
abgeneigt  zu  sein,  'die  das  genannte  Kapitel  ganz  oder  im  wesentlicben 
ans  Palaemon  herleiten  wollen*  (No.  2  8.  438). 

Wenn  Jeep  mit  der  Annahme,  daß  Oharisius  den  Bomanns  nicht 
benutzt  hat,  im  Becht  Ist,  so  Ist  das  fflr  die  Chronologie  veracfaiedener 
lateinischer  Grammatiker  nicht  unwichtig.  Zunächst  ftllt  der  ebudge 
sichere  Tenninns  ante  quem  für  Bomanns  selbst  fort,  dessen  untere 
Leben^gtente  man  eben  bisher  durch  Cbarisins,  dessen  Zelt  demllch 
feststeht,  bestimmte.  Von  der  Zeit  des  Bomanns  ist  aber  wieder  ab- 
hängig die  des  Caper  und  Porphyrie,  durch  letcteren  wird  die  Zeit 
dts  Helenins  Acron  bestimmt.  Wenn  sich  somit  die  Möglichkeit  er> 
öffoet,  die  genannten  Grammatiker  weiter  herabzuHleken,  so  ffihrMi  dodi 
mannigfache  andere  Erwägungen  daza,  die  bisherigen  Ansfttie  beizube- 
halten oder  wenigstens  nickt  wesentlich  davon  abzugehen. 


*)  Eine  Bestitigung  für  Jeeps  Ansiebt  kann  man  vielldcht  brt 

Charifi.  I  15  p.  65,  10—25  finden,  wenn  man  die  Stelle  mit  Romanus  p.  119, 
9—120,  3  vergleicht  Letzterer  scheint  hier  2  Quellen  ineinander  gearbeitet 
zu  haben.  Die  eine  (Caper?)  boriclitete,  dafJ  botr.  ambos  und  ambo  Mn- 
diftereDtcr  locutos  veteres',  und  gab  dafai  rcirlilictH»  BRispiele.  Hierzu  fügte 
Romanuis  die  Angabe  aus  Hcienius  Acrun,  der  im  Komm,  zu  Ad.  V  tl,  5 
für  amboe  (wie  zu  Ad.  V  3,  23  für  duos,  vgl.  Rom.  p.  l*iB,  18  — U»)  eiutrat 
uiid  diu  ADüicbt  des  Veriius  (vgl.  Ftintuti  Pauli  p.  4  M.)  bekämpfte;  tiodaua 
aus  der  anderen  Quelle,  die  dieselbe  Anacbaaong  wie  Acron  vertrat  Cqoi 
cum  Helenio  fudonf )  eine  Begründung  decselben,  die  man  nur  als  Ausxug 
aus  dem  ansehen  kann,  was  Cbaiisius  a.  ^  0.  vorgetragen  hat  Chaiisioa 
bandelt  p.  64,9—18  fiber  die  ?ierWOrter  octo,  pondo,  duo  und  ambo» 
anschdnend  nach  derselben  Qoelle  wie  der  Anon.  Bob.  548,  6—11  (talweise 
wOrtUeh  fibereinstimmeod),  bricht  aber  mit  'de  quibus  infra  dicetor*  ab,  da 
er  aus  anderer  Quelle  ausfUbrlicher  über  ambo  and  duo,  speiiell  dem 
Accasativ,  zu  schreiben  vorhatte;  das  ist  die  Stelle  GO,  16—25  (Auszug 
daraus  bei  Beda  Gr.  L.  Vli  264,  1-4).  Ygl.  auch  Bülte  in  N.  J.  Ph.  F. 
187,  418-414. 


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160  BneheioiiogeD  tiif d.  OeMeted.  IstoiDijelien OitmiDfttikor  ete.  (Waisner.) 


b;  Dlomedes. 

1.  H.  üsener«  Ein  altos  JLelirgebäade  d«r  PbiJologie.  a  M.  A. 
Ig92.  582-  658. 

9.  L*  Jeep,  Zor  Geeehicbte  der  Lehre  von  den  Bedeteileiu 
Leipzig  1898,  56  -68. 

8.  Der 8.,  IMe  jetsige  Gestalt  der  Graminfttlk  dee  CharUi». 
Bh.  M.  Pb.  LI  (1896)  401—40. 

4.  A.  Buchholz,  Über  die  Abhandlung  'De  poemaübus'  des 
Diomedes.    N.  J.  Ph.  P.  CLV  (1897)  127—144. 

5.  Fr.  Sc  ho  eil.  Zur  Abhaudluu^  'De  poematibas*  des  Diomedes. 

N.  J.  Ph.  P.  CLV  (1897)  879. 

6.  G.  Kai  bei,  Die  Prolegomena  mpl  icio|up4taic.  G5.  Abb.  N.  F. 
II  4  1898. 

7.  P.  Weimer,  ünteraneboiigea  war  lateiiiiactaen  fiebolieoUtte- 
r«tttr.  BremerliaTeii  1899.  (Vgl,  auch  Charimiia  and  Snetonliu.) 

Die  BiiirfchtaDir  der  Ars  des  Dionedes  beruht«  wie  er  salbet 
(p.  S99,  490.  478)  aogiebt.  anf  einem  pädagogischen  PHndp,  ist  also 
nicht  nach  wlasenschaftllehen  Gesiehtspankten  getroffen.  IHe  Vorana- 
echidtnng  der  Lehre  ?on  den  Bedeteilen  hat  ihre  Analogie  in  der  Ars 
minor  des  Donat;  während  dieser  aber  denselben  Abeehnltt  in  der  Ars 
maior  noch  einmal  behandelte,  Iftßt  Diomedes  ihn  an  der  entsprechenden 
Stelle  ans  nnd  fügt  daflir  am  Sehlmse  die  Verslehie  liinm.  Freilich 
war  die  Folge  der  Anslassnng,  daß  nun  die  Paragraphen  fiber  die 
Elemente  der  Sprache  eich  mit  den  stilistischen  Abschnitten  zu  einem 
übel  gefügten  QADsen  znsammenfBmden.  Die  pädagogische  Theorie, 
die  Diomedes  befolgt,  ist  also  im  Grunde  dieselbe,  die  sich  bei  Donat 
zeigt;  ihre  Eigenart  ▼erbietet  an  ein  zufälliges  Zusammentreffen  zu  denken, 
vielmehr  wird  der  eine  dem  andern  gefolgt  sein.  Da  nun  augenschein- 
lich Donat  der  Urheber  der  Stoflfverteilung  ist,  so  wird  Diomedes  der 
Nachahmer  sein,  denn  dessen  Anordnung  erklärt  sich  wohl  aus  den 
zwei  Kursen  des  Donat,  nicht  aber  umgekclii t.  Die  Zoitverhältaisse 
begünstigen  eine  solche  Annahme;  denn  Donat  und  Charisius  werden 
beide  von  HieronymuH  in  »iieselbe  Zeit  (353  bezw.  368)  gesetzt,  Charisius 
ist,  wie  Jeep  anderweit  Uarzulegen  versacht,  von  Diomedes  benutzt 
worden,  also  ist  Diomedes  jünger  als  Donat, 

Hierzu  kommt  nun  noch  die  schon  von  Bölte  nachgewiesene  weit- 
gehende Übereinsiiiiimung  zwischen  Donat  und  Diomedes.  Das  Ver- 
fahren des  letzteren  besteht  darin,  daß  er  den  Donat  teilweise,  oft  mit 
kleinen  Änderungen,  aasschreibt,  und  entweder  durch  Znsätze  aus 
anderen  Quellen  erweitert  oder  ihn  streckenweise  verläßt,  am  anderen 


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Em^fliiiiiiigftn  auf  d.0«bi«ted.lftteiiiiflcbeiiGia]iiiiiatik6r  etc.  (Wesaoer.)  161 

^wUmmänneni  sn  folgen.  Uiiter  diesen  steht  voran  GhuiiinB,  den 
'Diomedes  «nsglebig  benntst  hat.  Den  Beweie  fOr  dletes  Ahhftnglgkeita- 
verbSltsifl  Ündet  Jeep  einmal  darin»  daß  Diomedee  an  mehreren  Stellen 
dieselbe  Unordnung  neigt,  wie  wir  sie  bei  Charisios  finden;  letiterer 
hat  dieee  aber  selbst  vemraaeht.  wie  Im  Kapitel  ftber  Gharisins  dar* 
gethan  wird.  Ein  anflUiges  Zmammentreffen  in  der  fehlerhaften  An- 
ofdonng  Ist  gans  nnwabrseheinlich.  Sodann  hat  Charisiiis  neben  die 
Abschnitte  ans  Gbminian  diejenigen  ans  Palaemon  i^estellt;  Diomedes 
hatte  aber  eine  gleiche  Znsammenstettnng  vor  sieb,  denn  er  kombiniert 
hftaflg  den  Inhslt  der  Parsllelstellen.  Daß  aber  anßer  Oharidns  noch 
jemand  gerade  die  beiden  genannten  Grammatiker  verdnigt  haben  sollte, 
ist  nicht  gnt  glanblich.  Dam  kommt  femer,  daß  eine  FIttehtigkeit  des 
Gharisins  in  der  Benntsnng  des  Palaemon  bei  Diomedes  wiederkehrt, 
daß  an  einer  anderen  Stelle  Gbarlsiui  bsin  Antsehreiben  der  ihm  mit 
den  Eze.  Bobtensla  gemeinsamen  Qnelle  abbricht,  Diomedes  aber  eben- 
falls die  abgekllKte  Fassung  hat  Bei  dieser  Sachlage  wird  man  nach 
Jeeps  Ansicht  an  eine  sdbstibidige  Benntanog  des  Palaemon  nnd 
Gominian  dnrch  Diomedes  nicht  mehr  denken  können;  Gharisins  ist  der 
Vermittler  gewesen.  Wenn  aber  Diomedes  vielfach  tiber  jenen  hinaus- 
geht, so  kommt  das  daher,  daß  er  noch  andere  Qaellen  (außer  Donat 
noch  Scanrns,  Armntins,  Claudius,  Valerius  Prohns  n.  a.)  heruigezogen 
und  wohl  auch  manches  aus  eigener  ÜberleguDg  hinzugefligt  hat.  Von 
der  auffälligen  Thatsache,  daß  Diomedes  die  Komannsabschnitte  bei 
Ciiaiiaias  nicht  kennt,  ist  schon  oben  nnter  Gharisins  die  Rede  gewesen. 

Es  mag  noch  bemerkt  werden,  daij  die  Ansführnngen  Jeeps  sich 
in  erster  Linie  auf  den  AbscLuilt  iibs  r  lie  Redeteile  (B.  1)  beziehen 
(s.  Redeteile  8.  60,  Anm.  2);  der  Aiitbatz  im  Rh.  M.  Ph.  berücksichtig-t 
auch  das  zweite  Buch,  soweit  si  U  Beziehungen  zu  Charisius  ergeben. 

Bei  seinem  Bemühen,  die  Spuren  eines  vierteiligen  philulügiacheu 
Systems  zu  verfolgen  (s.  unter  Varro),  kommt  üsener  aiicli  dazu,  sich 
mit  Diomedes  zu  befassen  und  zwar  mit  B.  II  und  III.  Was  'hs  ei-stere 
angeht,  so  verdienen  hier  folgende  Bemerkungen  ei  wahut,  zu  werden. 
In  dem  Abschnitt  über  die  vier  Teile  der  Philologie  (426,  21 — 31)  hat 
Diomedes  zwei  Quellen  zusammengearbeitet;  ihre  vScheidung  vollzieht 
sich  mit  Hülfe  des  Dositheus  ohne  Schwierigkeit.  Die  ältere  Quelle, 
die  io  letzter  Linie  auf  Varros  Disciplinariiiu  libri  zurückgeht,  liegt 
n&mllch  bei  Dositheus  (Vn  376,  5)  noch  unvermischt  vor;  der 
jüngeren,  die  den  Stempel  späterer nngelehrter Zeit  trügt  und  nur  eine  Auf- 
zählung ohne  Definitionen  gab,  folgen  auch  noch  Victorinns  (VI  188,  7) 
nnd  Audax  (VII  322,  4).  [Usener  S.  598  ff.].  —  Die  Unterlage  für 
das  2.  Buch  des  Diomedes  bildete  vermutlich  ein  aus  Scaurus  abge- 
leitetes Handbuch:  dazu  kamen  Nachträge  aus  einer  Schrift,  walche 
Jiüir«sberkht  fOr  AitortumBwiwenscbaft  Bd.  CXUL  (1802.  IL)  II 


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ilG2  Sn«b«iaiuigeii«iif  d.Gebietod.  lateinischen OniniQaüker etc. (WewAer.) 

vai  ronißche  Lehre  berücksichtigte.  [Usener  S.  643.]  —  Es  folgen  Er- 
öiteniDgen  über  die  AbschDitte  De  barbariBmo  und  De  soloecismo 
(l)ioiu  451 .  22  ff.)  mit  beaonderem  Hinblick  aaf  den  Anteil  des  Palaemou. 
[üseDer  S.  628  1  — 

Besonderg  einaehend  beschattigt  sich  TJsener  (S.  614)  mit  dem 
Abschnitt  des  '6.  Buches,  der  die  Überschrift  'De  pocniatibus'  trägt 
(482, 13  fF.).  Derselbe  zerfallt  in  einen  a)!gen>eineu  und  einen  bs- 
sonderen  Teil  (482.  13  ff.  und  27  ff.);  beide  sind  nach  Useiier^  An- 
nahme von  vornherein  nicht  füreinander  bestimmt  g-ewesen .  denn  die 
Klassifikation  des  ersteren  sei  der  folfjenden  Einzelbespreo.hnnt^  der 
Dichtongsarten  nachweisbar  ircind.  Diomedes  babe  diesen  Teil  ans 
einem  jüngeren  Rchnlbuche  eingefügt;  desgleichen  die  Abschnitte  öber 
Epoden  nnd  bukolische  Poesie  (485,  18^29  und  486.17  -407,10), 
die  demnach  mit  Reiff» i?c Heid  auszuscheiden  seien.  Dann  bliebe  eine 
in  pütpr  Ordnnnir  fortschreitende  Besprechung  der  einzelnen  Dichtungs- 
arten übrig:  Epos,  Elegie,  Jambus,  Satire,  Drama;  beim  Drama  sei 
freilich  eine  arge  Unordnung  zu  konstatieren,  insofern  der  Kompüator 
den  Abschnitt  über  das  römische  Drama  gleich  an  die  griechische  Komödie 
angeschlossen  habe.  Die  folgende  Partie  über  iSatyrdrama  nnd  Mimos 
scheint  Usener  gleich  dem  letzten  Abschnitte  über  Teile  und  Schau- 
spielersahl  der  Komödie  abzasoudern;  jedenfalls  leitet  erDiom.  491,  20 
— 492,  14,  wo  allein  Sueton  genannt  wird,  nicht  ans  derselben  Quelle 
ab  wie  den  Stamm  der  voran  fgehenden  Poetik.  Eine  besondere  Er- 
örterung finden  die  Paragraphen«  die  vom  Drama  handeln;  denn  hkit 
wird  Varro  genannt  nnd  somit  aaf  ihn  die  VierteUnng  des  Dramaa 
znrückeeffihrt.  Ans  Useners  Äußerungen  darf  man  wohl  entoehmeo» 
daß  er  Saetou  nicht  als  Qoeile  der  Poetik  ansieht. 

Gegen  die  Hypothese  von  Reifferscheid,  der  das  ganze  Kapitel 
des  Diomedes  im  weseotlicben  als  suetonischee  £igeiitiloi  .betrachtete, 
wendet  sich  Bnchholz.  Er  fährt  folgende  Augmente  an:  Sueton  ist 
BOT  fOr  den  Sciiiußabschoitt  als  Quelle  bezeugt;  daraus  folgt  nicht» 
weiter,  als  daß  Diomedes  seine  Hauptquelle  durch  einige  dem  SuetoD  ent» 
Bommenen  Nachrichten,  ohendrein  in  höchst  unßeschickter  Weise,  ergänzt 
hat.  Wollte  man  aber  Sueton  auch  als  QneUe  für  den  Hauptieil  an- 
nefameo«  so  ergäbe  sich  die  schwierige  Frage,  welches  Werk  des  Sueton 
dem  Diomedes  als  Vorlage  gedient  habe.  Von  den  Prata  sei  ohne 
weiteres  abzusehen,  gegen  Jahns  Vermntnng  aber  betr.  die  Lndicra. 
historia  habe  Reiffei  scheid  z  T.  wohl  berechtigte  EinwendoDgen  erhoben; 
sonach  bleibe  nur  das  Werk  De  viris  illnetriboa  ftbrig,  dem  denn  ancb 
Keifferscheid  das  Diomedeskapitel  eieverleibt  hat.  Hiergegen  erUlrt 
BochhoU  sanftohBt,  daß  gerade  die  ffir  Sneton  beseogten  Sehlofi- 
beoierkDDgen  gm  nnd  gar  nicht  dahin  pauen;  Überdies  aber  neigen 


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Jiisdi€l]iiiDg«ii  auf  d.  0tMeted.latibkdiflii6nmiiifllker«te.  (Wonner.)   1 63 

die  B^vte  SsetooB  blQgrtpbiaeliiiii  Werke,  dftß  die  Blideltiiiigeii  n 
dea  Kapltelii  Uber  die  Bhetoren  und  Gnminfttiker  In  Jeder  Hinif^ht 
dem  Oiemedeiebeebnltt  fremdartig  ipegeoflbenrtelien:  dort  tprleht  der 
HiiCoriker  (udere  Heed,  YgL  enter  Sneton),  hier  aber  entechleden  ein 
Grammatiker.  Also  kann  ▼on  Saeton  nickt  mekr  die  Bede  sein.  So* 
iveit  gebe  idi  Bnebhols  ToUkommen  reeht,  Im  ftbrigen  kann  leb  Ihm 
aber  nickt  üDlfen,  Seinen  Grammatiker  glaabt  er  ntmlich  In  Prohn 
gefunden  mi  haben.  Er  gebt  dabei  au  ton  dem  Abacfanitt  ttber  die 
bnkoUeeke  Poede,  wo  Vergil  mit  *noiter*  beselchnet  irird;  die  Partie 
itammt  also  (nad  das  Ist  richtig)  aas  einem  Yergllkommentar.  Hnn 
soll  aber  Blomedcs  die  einzelnen  Stücke  ans  lanter  ElnleitoogeD  sn 
Kommentaren  des  Prohns  msammeagestellt  haben:  enßer  dem  «eben 
erwihnten  Vergllkommentar,  dem  anch  die  allgemelae  Einleltong  «i> 
gewissen  wird  (vgl.  andi  üsener  607),  denkt  Bnebhols  flir  Jambns» 
Bpoden  and  Satire  an  einen  Kommentar  sa  Horas,  für  das  Drama  aa 
einen  solchen  sa  Terens  nnd  für  die  Elegie  setst  er  sogar  einen  TibaU* 
kommentar  des  Prohns  an!  Kit  diesen  verschiedenea  Schriften  eines 
Aators  sollen  sich  daaa  aach  die  sich  hier  and  da  fladenden  Widerspruche 
leicht  erklSrea  lassen.  ICaa  kaoa  aber  doch  nicht  gat  Toa  der  Be> 
aataang  etaier  Hauptquelle  redeo,  wenn  es  sich  am  Tier  versdUedeae 
Werke  handelt  Ich  maß  somit  dea  pcsitiTea  Teil  Ton  Bachhols* 
üntersachnng  ablehnen,  halte  aber  anch  Useaers  Aafifimsoag  voa  dem 
Charakter  des  Diomedes-Kapitels  Ar  aasatreiFead,  aad  swar  Im  Hfai» 
blick  aaf  die  Erörteraagea  voa  O.  Kalbel  la  seiner  Schrift  *Die  Pro- 
legomena  ictpl  ««(up^iacV  der  die  Poetik  des  Diomedes  la  den  größeren 
Zusammenhang  der  griecbisch-rOmischai  Tradition  einstdlt,  aas  dem 
herasB  sie  erst  richtig  gewürdigt  werden  kann.  Weiter  daran!  efama« 
geben,  ist  hier  nicht  der  Ort;  Ich  begnfige  mich  aaf  Kaibd  S.  19,  28 ff., 
49—52,  54,  64—67  binzaweisen. 

Bei  Diomedes  werden  im  allgemeinen  Teil  des  eben  bebandelten 
Kapitels  (483,  5)  die  Arten  des  ^evoc  xoivov  der  Poesie  aufgezählt; 
der  überlieferte  Text  weist  da  eine  Lficke  auf:  'species  prima  est  heroica, 
tit  est  Jliados  et  Aeiieidos;  'secundac  liaca'  ut  est  Archilochi  et  Horatii 
(oiatiiis  die  Hss)',  Keil  schrieb  'secunda  est  lyrica',  Reifferscheid 
'secunda  est  <Iyrica,  nt  est  .  .  .  .  tertia  e8t>  elegiaca,  ut  est 
<  .  .  .  quarta  est  iambica,  ut  est>  Archilochi',  Bnchholz  (137)  ging 
wieder  anf  Keil  znröck,  da  er  an  den  Lücken  bei  Reifferscheid  An- 
stoli  iialiiii,  strich  auch  'et  oratius'  als  Glossem;  Schoeli  verteidigt  das 
letztere  und  sclilagt  vor  'secunda  melica'  zu  schreiben,  sonst  wie  bei 
Keil;  das  Üichtige  hatte  schon  vorher  üsener  (615)  gefunden,  der  im 
Anschluß  an  Reiffer?chti<l  folgendermaßen  verbessert  'secunda  elegiaca 
<at  est  CalUmachi  et  Pioperti;  tertia  iambica>,  ut  est  Archilochi  et 


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164    Erscheinungen  auf  d.Gubictod.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (VVcät>ncr.) 


Horati\  Bestfttigt  wird  diese  Heratellong  einmal  dordi  die  griecbisehe 
Tradition:  Imitov  IXrjfttoK^  Ia(i.ßix6v  {leXtic^.  aodaim  aber  m.  E.  dnrch 
den  speriellen  Teil,  wo  flieh  folgen  Epos,  Elegie,  Jambna.  Baß  im 
all;:emeinen  wie  im  besonderen  Teil  das  ^cvoc  {ttXix^v  fehlt  (die  Abi^chnitte 
fiber  Satire  nnd  Bncolica  sind  rOmische  Zothaten  znr  griechischen 
Qaelle),  spricht  wohl  trotz  Usener  far  die  ZusamroeDgehÖrigkeit  des 
Ganzen. 

Znm  Schluß  erwähne  ich  noch,  da0  ich  in  meiner  Abhandiang 
gelegentlich  der  Analyse  der  Einleitungen  znm  Donatkommentar  des 
öfteren  Veranlassung  hatte,  auf  die  Beziehungen  zwischen  jenen  und  der 
Poetik  des  Diomedes  hinzuweisen;  ausführlicher  gedenke  ich  an  anderem 
Orte  darüber  zu  bandeln. 

€)  Aeliaa  Honatia  mid  seine  Kommentatoren  (Serftaa,  ExplaBatloMS» 

Qedonias,  Fompeins). 

1.  L.  Jeep,  Zar  Geschichte  der  Lehre  von  den  BedeteileD. 
Leipsig  1893,  24—56. 

8.  A.  Sehellwien.  De  Cledonii  in  Donatam  commentario.  DSaa. 
Königsberg  1894. 

Nach  einer  (  h  u  akteristik  der  beiden  Artes  —  die  Ars  minor 
stellt  in  Frage  und  Antwort  den  Mementarknrsus  dar,  die  Ars  maior 
ist  für  die  zweite  Unterrichtsstufe  bestimmt  —  bespricht  Jeep  ihr  Ver- 
hältnis zu  einander.  Eine  Gegenüberstellung  der  sich  eutsprechendeu 
Abschnitte  erpiebt  verschiedene  Differenzen,  die  dadurch  zu  erklären  sind, 
daß  die  Ars  minor  an  den  Stellen,  wo  sie  mehr  hat  als  die  Ars  maior, 
intei pr.lit'rt  ist,  während  diese  an  einer  Stelle  (391,  26)  offenbar 
lückenualt  ist;  die  Er^'iinzuii!^  bietet  Diomede^,  (-419,  1). 

Der  Kommentar  des  Servius  zu  beiden  Artes  giebt  eine  Er- 
kiäiuug  einzelner  Punkte  mit  dem  sk  litli;  lien  Bestreben.  "Wiedt  iholungen 
thnnlichst  /:u  vermeiden.  An  vf  i  si  laedenen  Stellen  paiit  er  nicht  zum 
Texte  des  Donatns;  der  Grund  dafür  ist  zn  suchen  ent\^^'ll■r  iu  der 
Ung-enanigkeit  dp«  <erviiN  oder  in  einer  Korrupte!  des  Donatit  xtes  oder 
endlich  darin,  dal)  bei  iSi  i  via-,  luterpulation  vorliegt.  Der  Koniiiient;itor 
hat  für  seine  Erklärungen  noch  andere  Grammatiker  benutzt,  vielleicht 
u.  a.  einen  Auszug  aus  Caper,  dem  er  einige  Oitate  (Lucillas,  Plioiiia) 
entnahm. 

Die  Explanationes  unbekannten  Ursprungs  fallen  in  die  Zelt 
zwischen  Serviiis  (der  496,  26  genannt  wird)  und  Pompeius  (der 
j^ie  benutzt  hat).  Ks  ist  aus  foimellen  wie  sachlichen  Gründen  wahr- 
scheinlich, daß  sie  von  verschiedenen  Verfassern  herrühren;  die  Expl. 
iu  art.  min.  ist  eine  Art  FortbUdong  dea  Senrioakommentara,  dagegen 


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£r8cbemuDgen  auf  d. Gebiete  4*  lateinischen  Grammatiker  etc.  (Weasner.)  X65 

die  Expl.  in  art.  maior.  eine  unordentliche  Zusammentra^niig  aus  ver- 
schiedenen (Quellen,  u.  a.  aus  einem  Grammatiker  Scaurus.  wobei  mau 
nicht  oline  weiteres  an  Terentius  Scaurus  denken  darf.  —  Über  529,  2  Ii. 
^Explan.  l)  v^-i.  auch  Useaer,  iiiü  uUes  Lehrgebäude  der  Philologie, 
S.  C33ff. 

Cledonius  gab  ursprünglich  eine  knappe  Erklärung  Ucs  Donut  für 
den  Elementarunterricht;  sein  Koinineiitar  ist  aber  nur  in  zertrümmerter 
Foiiii  überliefert  und  nuL  z.ihlreichea  Zusät^ien  (n.  Jeep  S.  43  aus 
Pompeius)  versehen.  Mit  dem  Probus,  der  10,  6  und  20,  19  genanut 
wird,  dürfte  wohl  der  Berytier  gemeint  seiu. 

Mit  demselben  Kommentar  beschäftigt  sich  Schellwien.  Sein  Ziel 
ist,  durch  Ausscheidung  der  spateren  Zn^iitze  wie  duich  Umstellungen 
(soweit  diese  nicht  schon  von  iiertsch  [s.  Goetz  in  Bu.  J.  1891,  154J 
vorfjenommen  waren)  die  ursprüngliche  Form  des  Werkes  zu  ermitteln. 
Er  unterscheidet  vier  Arten  von  Interpolationen:  1.  Doppelanroerkungen 
zu  einer  Douatstelle,  von  denen  nur  eine  dem  Cledonius  gehört;  2.  An- 
merkungen, die  sich  nicht  direkt  an  Donat  anschlieüen,  wennglt^ich  ihre 
Beziehung  zu  demselben  erkennbar  ist;  3.  Erweiterungen  der  Erklärung 
des  Cledonius;  4.  Zusätze  ohne  jede  Beziehung  zu  Bonat  und 
Cledonius.  Eine  Übersicht  der  aü-geschiedencn  Stellen  findet  sich 
S.  54 — 55;  sie  machen  ungefähr  ein  Siebeiitel  der  Ars  aus  Schellwien 
erläutert  dann  noch  an  einigen  Beispieleu  die  Übereinstimmungen 
zwischen  Cledonius  und  anderen  Donaterklärern;  Roweit  Pompeius  in 
Frage  kommt,  hält  er  es  tiir  zweifelhaft,  ob  dieser  den  Cledonius  be- 
nutzt hat  oder  ob  der  um-rckelirte  Fall  vorliegt.  Der  Ursprung  der 
Interpolation  ist  meibt  nicht  fe.stzusteilen;  einiges  findet  sich  ebenfalls 
bei  den  anderen  Kommentatoren,  zu  sicheren  Schlösseti  i  t  i(  hf  es  aber 
nicht  aus.  Zorn  Schlosse  giebt  Schellwien  eine  Probe  des  *  Cledonius 
purgattts'. 

Den  Kommentar  des  Pompeius  zur  Ars  maior  bezeichnet  Jeep 
als  ein  elendes  Machwerk,  das  von  Servins  und  den  Explanatioues  ab- 
hängig ist.  Die  Zitate  aus  Pjohus  Tnstit.  sind  entweder  aus  Servius 
entlehnt  oder  interpoliert;  auch  die  paar,  die  auf  Prohns  Cathol.  zurück- 
gehen, liat  Pompeins  nicht  direkt  entnommen.  So  hat  er  gewiß  auch 
andere  Zitate,  wie  z.  B.  aus  Plinius,  nnf  indirektem  AVrire  (f'aper? 
Servius?)  erhalten,  manches  wohl  auch  durch  die  Schuiübtrli«  f  rung, 
was  -Tfop  ^^iederholt,  auch  bei  anderen  Autoren,  mit  Recht  hervorhebt. 
Wenn  nun  der  Cod.  Bern,  des  Cledonius  s.  VI  bereits  Zufügungen  aus 
Pompeius  enthält  (Jeep  S.  43),  so  muß  dieser  vor  dem  6.  Jhdt. 
gelebt  haben,  wie  Keil  ähnlich  vermutete. 

Die  späteren  Kommentare,  die  den  Donat  ganz  oder  teilweise 
erläutern,  werden  nur  EDgeftthrt,  nicht  beBprocben. 


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166'  BncheinoDgen  aafd. Gebiete  d.lA(eiiiiBche]iOraminatiker etc.  (Wessaer.) 

d)  ConsentiuB« 

L.  Jeep,  Zar  Geschichte  der  Lehre  vou  den  Redeteilen. 
Leipzig  1893.  68—73. 

Unter  dem  Namen  dieses  Grammatikers  sind  zwei  Schriften  er- 
halten, *I)e  nomine  et  verbo*  nnd  'De  barbarismis  et  metaplasmis',  in 
denen  wir  wohl  Teile  einer  vollständigen  Ars  la  erblicken  haben.  Be- 
nutzt sind  allem  Anscheine  nach  ältere  Werke  wie  Donat,  Gharisins, 
Diomedes,  doch  läßt  sich  über  das  Verhältnis  la  dea  Quellen  nichts 
ZBTerUiiiget  fettsteUeii.  Gewisse  Übereinstimmnngea  mit  Prisdan 
lassen  an  Caper  denken,  doch  ist  auch  eine  Benatzang  von  'EzempU 
elocntionnm'  möglich.  Es  seigt  eich  ein  gewisses  Bestreben,  ver» 
echiedene  Auffassungen  zu  vereinigen,  doch  kommt  es  meist  nicht  über 
eine  äußerliche  Aneinanderreihung  hinm.  Über  die  Lebeneseit  def 
Verfaiiflte  fehlt  Jeder  sicliere  Anhalt 

e)  Sacerdos  and  der  jOngere  Prohns. 

I.  R.  Beer,  Zur  Appendix  Probi.  W.  8t  XII  (1890)  327—328. 

3.  K.  üllmann,  (App.  Probi)  in  Vollm.  JRom.  Forsch.  VII 
(1891-92)  195  ff. 

S.  B.  Kftbler,  Die  Appendix  Brobi  A.L.L.  VH  (1898) 
593-595. 

4.  W.  Foereter,  Die  Appendix  Probi  W.  St.  XIY  (1899) 
t78^398. 

5.  P.  Bosenstock,  £in  Beitrag  zur  Probusfrage.  Philol.  LI 
(1892)  670  ff. 

6.  0.  Proehde,  Valeri  Probi  de  noraine  libellum  Plinii  Secundi 
doctriuam  continere  demonstratur.  K.  J.  Ph.  P.  19.  SnppL  (1892) 
169—203. 

7.  G.  Gundermann,  (Nachträge  zu  No.  4)  in  Z.  f.  franz. 
Spr.  and  Litt.  XV  (1893)  184  ff. 

8.  L.  Jeep,  Zur  Geeehicbte  der  Lehre  yon  des  Bedetdleo. 
Lelpsig  1898»  78^. 

9.  W.  SehnUe,  Zur  Appendix  Brobi.  Z«  t.  Spr.  XXZIH  (1895) 
138—140. 

10.  M.  Ihm,  i'robi  de  uüniiiie  excerpta.  KU.  M.  Ph.  LII  (1897) 

II.  W.  Beraens,  Zur  Appendix  ProbL  A.  L.L.  XI  (1898) 
«1—70. 

12.  W.  Heraevi,  Die  Appendix  Prebi.  S.*A.  ans  A.  L.  Ii.  XI 
<1899)  301—332. 


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BivcbeiiiiiDgen  auf  d.  Qebiete  d.  latdinisehen  6nuii]iiftlik«r  eto.  ( Woffow.)  ISZ 


Von  Marios  Plotins Sacerdos  (zu  B.  I  und  II  fälschlich  M.  Clandias 
8.  g-enannt),  der  nach  Osanns  Venuntuiig  im  dritten  Jhdt.,  sieber  zwisdiea 
Joba  und  Diomedes  lebte,  haben  wir  eine  Ars  in  drei  Bflchero«  deren 
Inhalt  der  Verf.  selbst  in  der  Einleitang-  des  dritten  angiebt.  Vom 
ersten  Bncbe  fehlt  ein  beträchtliches  Stück  im  Anfang::  auch  sonst 
lassen  sich  Liick«  n  wie  andererseits  spätere  Zatbaten  feststellen,  so- 
daß  wir  dieseu  Teil  weder  vollständig  noch  in  der  Originalfassung  be- 
«tsen.  Dasselbe  gilt  anch  vom  dritten  Buche.  Das  zweite  ist  nach 
Jeep,  dessen  Ausführungen  ich  folge,  ein  traurices  Machwerk,  aber 
deshalb  nicht  ohne  Interesse,  weil  es  mit  der  Probusfrafire  zusammen- 
hängt. In  derselben  Bobienser  Ht  (Vindob.  16),  die  uns  die  ersten 
beiden  Bücher  des  Sacerdos  erhalten  hat  (B.  3  hat  eine  andere  t'^ber- 
lieferung-),  findet  sich  auch  ein  Werk  De  catholicis  Probi,  das  trots 
mancher  Abweichungen  (s.  Jeep  S.  7B)  doch  als  identi^  mit  dem  2.  Buche 
d&a  Sacerdos  anzusehen  ist.  (Dies  wird  von  Rosenstock  [No.  5],  aber 
ohne  rechten  Erfolg,  bestritten.)  Die  eben  an2:eflihrte  Bezeichnang 
muß  ziemlich  alt  sein,  da  Cledonius  und  PriaciHU  den  Probus  citiePen, 
während  der  Name  des  eigentlichen  Verfassers  nur  bei  Pompeias  ge- 
oanot  wird. 

Wir  haben  ferner  unter  dem  Namen  Probus  ein  'überaus  trüb- 
seliges Denkmal  ^grammatischer  Machens^hafi ,  betitelt  instituta  artium. 
£s  gehört  wohl  ins  vierte  Jhdt.,  da  einerseits  die  Thermen  Diocletiana 
erwähnt  werden,  während  es  andererseits  von  den  Donaterklärern  (z.  B. 
Servius)  und  spUterbin  von  Prisdan  benutzt  wird,  und  zwar  mit  Au- 
führuug  dos  Namens  Probus.  Im  Verlauf  des  breiten  und  mit  allerlei 
Albembeiten  angefüllten  Buche«?  wird  hautig  auf  einen  weiteren  Teil 
Terwiesen,  der  nicht  voriianden  ist  und  nach  Jeeps  Ansicht  (78  Anm.  3) 
wohl  überhaupt  nicht  geschrieben  worden  ist.  Au  dem  Namen  des 
Autors  hält  Jeep  fest  (er  verweist  dafür  anch  auf  das  Paradigma 
*probare'  p.  160  K.,  analog  der  Verwendung  Ton  'sacerdos'  bei  bacerdos), 
und  will  von  hier  ans  anch  den  Prohns  der  Catholica  erklären.  Er 
-vermntet  nämlich,  Prohns  habe  als  Ersatz  der  versprochenen  Fort- 
aetznng  seiner  Institnta  das  zweite  Bncb  des  Sacerdos  (das  erste  Buch 
desselben  handelt  *De  institutis  artia  grammaticaeM)  einfach  angehängt, 
and  infolged^sen  sei  dann  Min  Nane  aaf  dieses,  wenn  anch  ohne  seine 
Schuld  nnd  Absicht  fibertragen  wontoo.  Ana  einer  gewissen  Ähnlich- 
keit swiscben  den  Institnta  nad  dem  1.  Bncbe  des  Sacerdos  kOnne  dbih 
cchließen,  daß  Probas  diesen  gekannt  habe.  NatttrUeh  bleibt  das  nor 
«tee  Verrnntsog,  die  sieh  kaam  direkt  beweisen  Iftßt;  ebensowenig 
lassen  sich  aber  ansreichende  Orftnde  daför  beibringen,  daß  et  nieht  einen 
Grammatiker  Prohns,  den  Verfasser  der  Institnta.  gegeben  Me^  n« 
weklier  AanakaM  Seimii  in  selMr  Lltt.«G«Mli.  liiueigC 


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168  Brtehtiikaiig6nftafd.0ebietedJattiiiiBebeaGn]ii]Datik«rete.(WeMiie 

.  ütiter  Überg«huog  der  Schrift  *De  nltimis  syllabia  ad  Caele- 
fltinum*,  die  im  Viodoboik  16  (dine  den  Namen  des  Froboa  (dieser  wurde 
erst  von  Parrbasias  zogeBetst)  Gberliefert  ist,  wenden  wir  ans  cor  sog« 
Appendix  Probi.  die  in  demselben  Kodex  wie  die  Institota  (niUnlich. 
Yindob.  17)  erbalten  ist  nnd  ihre  Beseichnnog  dnrcb  die  ersten  Herens- 
geber  erbalten  bat.  Es  handelt  sich  nm  vier  iLleine  Tralstate:  1.  Über 
Ablativ-  nnd  Komlnatlvbildnngen  n<  ä.,  im  wesentlichen  wohl  anf  die 
Institata  des  Prohns  znrfickgehend;  8.  über  KssnsIconstmiLtionen  nnd 
NominalbetonnngeQ;  8«  ein  Verselchnis  fehlerhafter  Wortformen  mit 
BeriehtignDg;  4.  Uiiferentlae,  anm  Teil  anch  im  Montepessnlanns,  wo 
die- Beaeichnnng  'Dilferentiae  Probi  Valerii'  vorliommt  (s.  Beck,  De 
differ.  Script,  lat,  Qroningen  1883,  U);  auch  bei  diesem  Traktat  sind 
Beaiehnngen  an  den  Institnta  zu  erkennen.  Besonderes  Interesse  bat 
der  dritte  Traktat  hervorgerofen,  wie  die  große  Zahl  von  Pablikationen 
seigt  (No.  1—4,  7,  9,  11,  12);  es  bernht  dies  darauf,  daß  n^s  hier 
eine  Meuge  vulgärer  Formen  geboten  werden,  die  für  die  Sprach- 
forschnng  von  Bedentnng  sind.  Fflr  afrikanischen  Ursprung  traten  ein 
SittLund  G.  Paris  [s.  Bu.  J.  1891,  137],  denen  sich  MUer  und  Jeep 
anschließen;  dagegen  bestreitet  TJllmann  diese  Herkunft  nnd  Schans 
folgt  ihm,  indem  er  den  Antibarbams  als  Arbeit  eines  Lehrers  oder 
Schülers  im  Vicns  Capitis  Africae  zn  Rom  betrachtet.  Hinsichtlich 
der  Abfassnngszeit  stimmt  Jeep  dem  Ansätze  von  G.  Paris  (8.  Jhdt.) 
nicht  bei;  man  dürfe  den  Traktat  nicht  an  früh  ansetzen,  doch  lasse 
sich  Genaueres  nicht  bestimmen.  Sittls  Bemerkoog,  er  sei  für  Heiden 
geschrieben,  sei  nicht  stichhaltig.  —  Grundlegend  ist  die  Ausgabe  von 
Foerster  (No.  4)  nach  einem  Lichtdruck  der  Hs;  anf  ihr  und  den  Nach- 
trägen Gnndermauus  beruht  die  Ausgabe  vou  üeraeus,  der  ein  wert; 
voller  Kommentar  beiye^^eben  ist. 

lu  derselben  Wiener  118,  dir  die  lustituta  und  die  Appendix  ent- 
hält (No.  17.  nicht  16,  wie  Schanz,  wohl  iiilul^e  des  Druckfehler  bei 
Keil,  auglebt.),  aivlii  imch  das  Schriflchen  'Valerii  Probi  de  nomin«'. 

Daß  es  gute,  alte  Gelelirsamkeit  enthält,  darüber  ist  man  sich 
einig,  nicht  aber  über  seinen  Urgprunir.  Nachdem  schon  Beck  (Studia 
GelL  et  i'lin.  25)  bemerkt  liatte,  dal]  der  Inhalt  anf  Plinius  zurückzu- 
führen sei,  suchte  Froehde  in  seiner  .Vbliiindlnng  nachzuweisen,  daß  es 
sich  um  direkte  Auszü£;e  aus  den  Libri  dubii  sermonis  des  Plinius  handele. 
Zur  Begründung  führte  er  an,  daß  wegen  der  einheitlichen  Termino- 
logie ein  einziger  Verfasser  anznnebmen  sei:  da  ferner  die  var^'etrageuea 
Lehren  sich  sehr  eng  mit  Charisins  I  15  berührten,  so  gingen  die 
Exzerpte  anf  die  gemeinsame  Quelle  der  Gewährsmäuoer  desbelb«n, 
Palaemon  und  Koiuanus  zurück,  und  das  sei  eben  Plinius.  So  sicher 
es  ist,  daß  das  ächrittchen  viel  pUoianisches  Gut  enthält»  so  gewiß 


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lurächemujjgeii  auld.  Gebietod.lateiüischeuGrammatikeretc.  (We^fioer.) .  16d 

BQye£t  Froehde .  mit  seiner  SchlaßfolgeroDg  aber  das  Ziel  hinans. 
BnleiM  iet  die  BeobMitiiDg  fon  Steap,  der  zwei  Bestandteile  imter- 
sebied,  dadnreh  nicht  hioreielieDd  widerlegt,  daß  dies  'excerptoria  conaÜlo' 
geeelielien  sei  und  nnr  anf  NaehUisigkeit  bembe;  sodann  würde  aber 
die  Einheitliehkeit  der  Sprache  nnd  Terminologie  insbesondere  noch 
nicht  mit  Sicherheit  anf  eine  einhdtildte  Quelle  (Bhren,  wie  Goeta- 
(B.  ph.  W.  1893,  113)  treffend  hervorbebt;  weiterhin  ist  es  bei  der 
herrschenden  Unsicherheit  über  das  genannte  Charisinskapitel  nicht  eben 
geraten,  dasselbe  als  einziges  Fundament  zn  benutzen.  Es  findet  sich 
anch  gar  nicht  alles,  was  die  Schrift  enthält,  bei  Charisias,  sondern  sehr 
vieles — Froelide  weist  selbst  dieStelleii  nach  —  bei  anderen  Grammatikern; 
i'ür  diese  wird  nun  (S.  198}  Piiuius  als  "auctor  primarius  et  iJiinceps' 
angenommen  und  durch  Vergleich  eben  mit  der  auffeblich  plinianischeu 
Schjrift  nachgewiesen:  eine  bedenkliche  8chluL!folg'erung!  Froehde  hat 
LUIS  :.pätei  selbst  eingesehen,  vgl.  N.  J.  Ph.  l\  1890,  287.  Jeep  ist 
vielmehr  mit  Stenp  der  Meinung,  daß  sich  vieles  aus  den  Insfitiiti 
I'iübi,  (  liaiiöiös,  Uiomedes  und  Sacerdu«  herleiten  lasse;  der  }samt* 
i'robus  sei  nur  von  den  Institnta  übertragen.  Jlim  hält  es  für  möglich, 
daß  einiges  von  den  Exzerpten  auf  den  Jieryticr  zurückginge,  doch 
enthielte  die  Schrift  sicher  auch  jüngere  Elemente;  aus  215,  13  ff. 
scheine  hervoi zugehen,  daß  der  Kompüator  nicht  vor  dem  4.  Jhdt.  ge- 
lebt habe.  Für  Exzerpte  ans  vei'schiedeueu  grammatischen  Autoren 
spricht  sich  auch  Schanz  aus. 

f)  Karins  Tietorlnis  md  Andax 

1.  L.  Jeep,  Znr  Geschichte  der  Lehre  Ton  den  Bedeteilen. 

Leipzig  1J>98,  82—89. 

2.  G.  Schepß,  Aiarius  Victoriuns  de  detiüitiouibus,  Philol.  LVI 
(1897)  382.  (Vgl.  Verrius  FJaccus.) 

Die  unter  dem  Namen  des  Älariua  Victorinus  (der  nach  Hiero- 
nymus gleichzeitig  mit  Donat  in  Ron)  lebte)  überlieferte  Ars  besteht, 
aus  drei  Teilen:  1.  dem  Anfans-  enicr  Ars  grammatica  (VI  3—31, 
16  K.),  2.  dem  vorn  verstiimmeiteu  Werke  des  'Aelius  Festus  Apthonins' 
De  meü'is  (VI  31,  17 — 173:  vgl.  daselbst  die  Subscriptio)  und  3.  rineiu 
Anhange  De  metiis  Iloratianis.  Der  erste  Teil  Ut  ein  Kon^domerat 
von  Auszügen  ans  versciiiedenen  Grammatiken,  darunter  nii  ^Tüßeres 
Stück  Do  orthographia  (VI  7,  35—20,  13;  Vi.-!.  dariiber  unter  Verrius 
Flaccus).  Jeep  meint,  die^^e  Zusüminenstellung  rühre  nicht  von  Victo- 
niius  .st'lhst  her,  vielmehr  liege  uns  der  mit  manchen  fremden  Bestand- 
teilen vermischte  Anfang  seiner  Ars  vor.  Ebenso  leugnet  er,  dass,  wie 
JbLeil.  behauptet  hatte,  Victorinas  die  Hetrik  des  Aphtbonins  selbst 


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170    ErscheiDungcn  auf  d.Gcbiete  d.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (Wesaner.^- 

heiUbflige&ODaies  lialie;  vidlelcht  mtea  man  an  nflOUg«  ZuMiiiiflB* 
•lellnng  d«iik€D.  KifilideDi  eine  grBOer»  Lllek»  entetaiidei  «nur,  dnioii' 
äS»  der  Best  von  der  An  des  Tletorlnits  und  der  Aohatg  vom  Vertts 
des*  Apbthonliit  samt  dem  Titel  verloreo  ging,  kabe  maa  den  Kamen 
des'  erateren  auf  das  Ga&ze  bezogen,  wie  ja  aioh  der  Anhang  Vier  dla 
äbnfemetra  aehUeOUeh  mit  in  das  angeUfebe  Geaamtworic  des  Yletorinna 
«faigeseUoiaen  worden  sei  (Snbscriptio  des  Ood.  Paria.  7539  8.  IX).  Der 
Vemels  im  aweiten  Teile  (35,  21)  auf  den  ersten  (27,  2)  *at  snpra 
relatnm  est*  kDnne  späterer  Zusatz  sein,  'am  die  mangelnde  Einheit  der 
Arbeit  zn  erhencbeln*.  Obgleich  offenknndig  manche  Partien  der  Ars 
des*  Yictorinns  mit  Diomedes,  Oharisins,  Dosithens  und  Donat  eng  vei^ 
wan4t  seien,  lasse  sich  über  die  gegenseitigen  Beziehungen  nichts  Be* 
stimmtes  ermitteln. 

Im  nächsten  Abschnitt  bandelt  Jeep  von  den  Schriften  des  an- 
geblichen Maxiraus  \'iL:toriiiua:  1.  Ars  und  2.  De  metrica  institutiene, 
sowie  von  dem  'A'irimuiatisch-metrischen  Machwerk'  des  Audax  *Dc  Scauri 
et  Palladii  libria  excerpta  per  inlerrog'ationem  et  reßponsioueni'.  Der 
Name  'ilaximus  Viclüiiaus'  ist  uhue  alle  handschriftliche  Gewähi,  er 
rührt  vun  rutsche  her;  der  Sangallensis  s.  IX/X  giebt  als  Überschrift 
von  No.  1  'Ars  Victorini  graminatici'  (ebenso  in  ein  paar  aüdeien  Hss; 
vgl.  Keil  praef.  XVni),  doch  hat  der  Bobiensis-Yindob.  IG  s.  VII/VIII 
den  Titel  'Incipit  Uber  Palemonis  de  arte'.  No.  2  wird  in  einigen  Hss, 
die  anch  No.  1  enthalten^  dem  Victorinns  zugeschrieben,  dagegen  im 
Paris.  7559  s.  X  heißt  es  'Indpit  ars  Palamonis  de  metrica  insli- 
tutione*  etc. 

Zn  diesen  beiden  kleinen  Schriften  steht  das  Werk  des  Audax  in 
sehr  enger  Beziehung,  wenn  auch  die  Tlbereinstimmnug  keine  völlige 
ist,  insofern  Andax  oftmalb  mehr  bietet.  Man  wird  berechtigt  sein, 
die  BenntznDg  einer  gemeinsamen  Quelle  anzunehmen,  der  der  angeb- 
liche VictorinuB  sich  enger  augescblossen  hat,  während  Audax  sie  ge- 
legentlich verläßt,  um  den  Instituta  Probi  oder  üonat  zn  folgen.  Den 
QuellenaniG:abeu  des  Audax,  von  dem  nur  feststeht,  daß  er  vor  dem 
7.  Jhdt.  gelebt  hat,  spricht  Jeej)  die  Berechtig-ung  ab;  eine  Benutzung 
des  Scanrns  lasse  sich  bei  den  geringeu  Resten  aus  dessen  Ars  nicht 
erweisen;  betr.  Palladius  sei  Kciis  Vcrnnitung,  daß  damit  Prohns  gemeint 
sei,  nicht  unwahrscheinlich.  Vgl.  auch  unter  Verrius  Fiaccus.  —  Diebeiden 
kleinen  Schriften  gehören  sicher  4inem  Verfasser,  den  Jeep  mit  Marius 
Victorinus  identitizieren  moclite,  namentlich  weil  in  No.  2  (p.  2U9,  12) 
Lactantina  genannt  wird  und  zwar  als  Zeitseuosse  des  Verfasseii?.  Wenn 
nun  Jeep  auch  betont,  man  dürfe  hier  so  wenig  wie  bei  der  oben  be- 
sprüclieucn  Ars  an  das  Oriirinal  des  Victorinus  denken,  so  erscheint 
doch  seiae  VemntODg  als  sehr  onsicber,  wenn  man  allein  schon  da» 


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Eracbeisuogen  aafd.Oebietbd;l«tiBlidiebeiiGrftmmatikwete.  (Weaibar.)  171 

Schwanken  der  Est  betreffe  des  Antors  bedenkt ;  das«  der  Bobiensis  (fßr 
No.  1)  und  der  Parisinns  ffÜr  No.  2)  Palaomon  nennen,  niuD  doch  auf 
«iner  ziemlich  alLeu  Ubeilietenin^  beruhen,  wenngleich  an  Ketomlus  nicht 
zu  denken  ist.  —  Den  Aitikel  von  SchepU  habe  ich  nicht  gesehen. 

1.  M.  Ihm,  Zu  l^iiscianna.  Rh.  M.  Ph.  XLVI  (1891)  621—22. 

2.  L.  Havet,  Note  sur  PriscianuB  116.  R.  Ph.  XVII  (1893)  62. 

3.  L.  Jeep,  Zur  Qeichiehte  der  Lehre  Ton  den  RedeleUen. 
tieipidg  1893,  89—97. 

4.  0.  Froehde,  Die  grleehiaebeD  und  lOmiiehen  Qaelleii  der 
Inttitotloiies  die  FrlMdenos.  K.  J.  Ph.  P.  OIÄ  (1895)  979-^88. 

5.  G.  Cortete,  Sn  Prisdano  YIU  380  K.  Bo.  fi.  cl.  U  (1896) 
889. 

6.  C.  Heldmann,  Ein  neu  entdecktes  Priscianbrnchstnck.  Bb. 
M.  Ph.  LU  (1897)  299—303. 

Jeep  beschäftigt  sieb  in  erster  Linie  mit  der  Komposition  der 
Institntiones,  die  eicher  vom  Verfasser  selbst  heraus^geben  worden 
sind,  üm  so  weniger  erscheint  es  glanblich,  daß  das  Werk  in  der  Tor- 
liegenden  Gestalt  von  Priscian  der  Öffentlichkeit  fiberpreben  ist:  man  wird 
wohl  an  mannigfache  sp&tere  Zusätze  denken  müssen.  Wichtig  ist  die  zweite 
Einleitung,  die  sich  vor  Buch  VI  findet;  was  in  ihr  als  Inhalt  einer 
besonderen  Schrift  attgekOndigt  wird,  ist  in  Buch  VI— VII  enthalten. 
Man  wird  also  ansonebmen  haben,  daß  Priscian  diese  Spedalarbeit 
spater  seinem  größeren  Wefke  einverleibte,  aber  freilieh  nicht  gehörig 
einarbeitete.  Ebenso  deuten  p:e^\h^p  AnkttndiguDgen  der  zweiten  Ein- 
leitung auf  den  Inhalt  von  B.  IX— X,  die  Jeep  daher  auch  aussondern 
machte,  worin  ihn  noch  besonders  der  Anfang  von  B  IX  bestärkt.  Bei 
der  Überarbeitung  des  Qansea  hat  Priscian  die  EiDfQgiiDgeii  mit  dem 
nrsprfinglichen  Werke  in  mannigfache  Beziehung  gesetzt.  Was  nach 
dem  Ausscheiden  der  vier  Bücher  fibrigbleibt,  gicbt  *ein  ^ut  ßregliedertes 
Corpus  grammaticum* :  B.  I  De  voce  und  De  littera.  B.  II— V  über 
die  Silbe,  das  Wort,  die  Oratio  und  ihre  Teile  bis  zum  Nomen  ein- 
•ehUeBUeh,  B.  VHI  Verbom.  B.  XI  Parücipium,  B.  XII-XIII  Pro- 
Domen,  B.  XJV  PraeposiÜoii,  B.  XV  Adverbinm  und  laterjektioo, 
B.  XVI  Ko^Janktion,  diso  B.  XTIl— XVm  De  constractione,  ein  An- 
haag  tber  die  8!ytttax. 

Was  Jeep  dann  Aber  die  Qaelles  TortMgit,  Ist  eine  Znsammen- 
faataag  der  fietaltate.  die  Miere  (Neamano,  Keil,  Karbanm)  gewonnen 
haben  hod  worttber  Goets  Im  Bo.  J.  1891,  189  ff.  iind  156  f.  ein- 
gebend  berichtet  tat.  Ton  KeOa  AnfiteUiuigea  Uber  das  Terhiltnit 


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172  Enchoinangan  auf 0«Uete  d.  lateinisehflnOiammaiilcer etc.  ( We  ssaer.) 

PfiBdftOB  ZQ  Gaper  weicht  Jeep  mir  an  einer  Stell«  ab,  nftmlich  in  besag* 
iMif  B.  T  1<— 4&,  wo  er  mit  Kenmann  direkte  Benntsnn^  aDoimmt;  Keila 
Qrnnd,  PriBcian  werde  nicht  zweimal  denaelben  Stoff  ans  derselben  QaeUe 
ansgeBcbrieben  haben,  wird  hiniUlig  dnreh  die  Voraaflaetznng,  daß  es 
Bich  nrspriinglich  nm  zwei  verschiedene  Werke  handelt,  deren  einem 
B.  Vi  deren  andern  B.  YI.  aogehönt«  BezSglich  des  Yerbältnisses 
zwischen  Priseian  nnd  Arnsianns  Kessins  glanbt  Jeep  mit  JCarbanm 
an  eine  Sammlang  ?on  Eizempla  elpcntionnm  als  gemeiosame  Quelle,  die 
anf  alten  ürsprang  zarflckznfiQhren  ist.  Cbarlsias,  Biomedes,  Donatas, 
Serrins  nnd  Prohns  (GathoUca;  Oaper  als  gemeinsame  Qaelle  fftr  fr. 
nnd  Priseian  [so  Nenmann  nnd  Keil]  hftlt  Jeep  nicht  flir  erwiesen)  hat 
Prisclan  selbst  eingesehen;  ebenso  liegt  direkte  Benntznng  des  Theo- 
ctistns  (Lehrer  Priclans),  des  Nonins  n.  a.  vor. 

Eine  Übersicht  Aber  die.Qnellen  Prisciaas  giebt  Froehde.  Er 
spricht  znnSchst  von  den  Griechen  (die  übrigens  Jeep  anch  anfgef&brt 
hat)^  nnter  depen  Apollonias  Dyseolos  als  Haaptqnelle  ansnsefaen  ist, 
wie  früher  Uatthlas  dargethan  hat  Wenn  man  aber  anf  Benntzong 
den  Apollonias  geschlossen  hat,  1.  da,  wo  Überelnstimmang  mit  den  er- 
haltenen Schriften  vorliegt,  2.  da,  wo  die  Sdiolien  zur  -ce/vri  des  Dionydnz 
Thraz  mit  Priseian  fibereinstimmen,  so  liegt  nach  Froehde  bei  No.  2 
ein  Fehlschiaß  vor,  da  man  erst  ans  dem  Zosammentrelfon  von  Priseian 
mit  den  Scholien  den  Apollonios  in  letzteren  ersehloosen  hat.  Eine  ein- 
heitliche Ts^vT]  deo  ApiDllonias  lehnt  Froehde  wie  andere  vor  ihm  ab« 
Herodian  werde,  so  ffthrt  dann  Froehde  fort,  wohl  anch  an  Stellen 
herangezogen  worden  sein,  wo  er  nickt  genannt  ist;  in  welchem  Umfange 
er  benntst  sei,  lasse  sich  aber  nicht  bestimmen.  Den  von  ^!lsdnn  ge- 
nannten Didymns  ist  Froehde  geneigt  f&r  denselben  zn  halten  wie  den 
AtöujAo;  veo;  nnd  vielleicht  auch  den  AtSuixo;  KXa'jdio;  des  Saidas. 

Bei  den  römischen  Quellen  wiederholt  Froehde  die  Bedenken,  die 
Kubier  in  der  B.  ph.  W.  1890,  1368  erhoben  hatte  gegen  KeU9  Be- 
haaptung,  daß  PHnins  nnd  Probas  nur  darch  Caper  zu  Priseian  gelangt 
seien.  sei  mit  der  Möglichkeit  zu  rechnen,  daß  auch  ein  anderer 
der  Vermittler  gewesen  sei,  z.  B.  Papiriauus  de  orihographia  (so  schon 
Neumann).  Caper  als  Quelle  für  Nonius  sei  nicht  erwiesen,  deun  aus 
tler  l'bereinstimmung  zwischen  Nonius  und  i'iiscian  folge  wohl  irgen«! 
welche  (^uellengemeinschaft,  aber  noch  lange  nicht  eine  direkte  Man 
dürfe  eben  nicht  von  vornherein  cillca  das  dem  Caper  zuweisen,  v.«ia  bei 
anderen  GrauinuiLikern  mit  Priseian  übereinstimmt  und  dort  auf  Probus 
oder  ]*Iinius  zurückgeht.  Damit  kuiiimt  Froehde  wieder  auf  die  Probus- 
und  Pliuiusfrage,  worüber  mau  die  betr.  Abschnitte  vergleichen  wolle. 

Nach  einer  kurzen  Znsammeustelluug  der  sonst  noch  von  Priseian 
benutzten  grammatischen  (^aellen  spricht  Froehde  zum  Schlüsse  den 


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£rsclieiauDgeuaufd.Gebi6(ed.latcmi&ciiunürammatikeretc.(Weääaer.)  173 

Wnoech  ans,  es  möchte  doeh  einmal  genau  featgesteUt'  werden,  wie 
weit  Priscian  die  tins  erhaltenen  Grammatiker,  Chariaina,  IMomedes, 

^onias,  Donat  etc.,  benntat  habe. 

h)  Entjches. 

Jeep  ^icbt  8.  97—98  ein  paar  Bemerkaogen  zur  Gharakteriaierang: 
ein  *aubedeatdndes  Opaacolam'. 

I)  PhOGas» 

L.  Jeep,  Znr  Geaehicbte  der  Lehre  von  den  Bedeteflen.  Leipzig 
1893,  98-101.  (Vg).  unter  Svetonins.) 

Von  diesem  Grammatiker  beeitaen  wir  ehie  heeondere  Sehrift  De 
nomine  et  verbo. '  Seine  Lebenueit  wird  auf  der  einen  6eite  begrenit 
dnreh  Donat,  deesen  YergOTita  er  der  eeiolgen  m  gmnde  gelegt  hat, 
andereraeite  dnreh  ein  Zitat  bei  Prisdan,  voransgesetat,  daß  letzteres 
richtig  ist.  Das  wird  von  Jeep  aber  bestritten:  nach  Prisdan  X 
p.  516,  16  sollen  Diomedes,  Charisina  und  Phocas  das  Perfekt  *cnsi' 
beiengt  haben,  das  stimmt  aber  höchstens  IBr  den  ersteren,  wenn  man 
Toa  der  Undcherheit  der  Überliefernng  abdeht;  die  anderen  bdden 
haben  'endi'.  Non  nennt  Prisdaa  In  yerblndnng  mit  Charisius  und 
DIomedea  oder  dnem  von  bdden  des  Öfteren  Prohns^  nnd  da  Phoeas  mir 
an  dieser  einen  Stelle  den  Frisdan  vorkommt^  so  schrdbt  Jeep  daadbst 
Trobnia*  ffir  'Phocam\  obgleich  dch  weder  in  den  Gatholiea  noch  in  den 
Institnta  eine  entsprechende  Stelle  nachwdseD  läßt;  nach  Herta*  Vor- 
gang versteht  Jeep  unter  dem'  hez^tellten  Prohns  den  Berytier,  der 
anch  da  ansnnehmen  ist,  wo  sich  Probnsdtate  in  den  beiden  genannten 
Werken  nidit  wiederfinden.  So  bldbt  als  erster,  der  den  Phocas  er- 
wähnt, Gasdodorins.  Da  non  bei  Phocas  mehrüRche  Übereinstimmnng 
mit  den  Gatholiea  nnd  manche  Ähnlichkeit  mit  Prisdan  sich  erkennen 
Utßt,  trilgt  Jeep  kdD  Bedenken,  direkte  ßenntanng  der  bdden  dnreh 
Phocaa  anzunehmen,  worans  dch  dann  die  Lebenszdt  dea  letxteren  mit 
Hidierhdt  in  den  Anfang  des  6.  Jhdts.  legen  ließe.  Für  so  späte  Zdt 
paaae  aadi  der  Gharakter  des  Traktats;  der  von  Gaadodor  (Gr.  L.  VII 
314,  94  ff.)  genannte  Phocaa  könne  nldit  deradbe  sein  wie  der  hier  In 
Bede  stehende,  da  er  unter  den  hervorragenden  Grammatikern  der 
älteren  Zdt  anfgef&hrt  werde.  Wie  man  deht,  steht  und  fällt  die 
gimae  Konstruktion  mit  der  Anerkennang  oder  Yerwerinng  der  Emen* 
datlon  hd  Prisdan.  Als  dehere  Zdtgrenzen  bleiben  jedenfalls  Donat 
and  Gassiodor;  daß  Phocas  dem  letateren  näher  steht,  ist  an  sich 
wahrscheinlich. 

k)  Falgentius  Planciades. 
1.   P.  Wessncr,  Fabii  Flanciadis  Falgentii  expodtio  sermonum 
anüqaomm.   Comm.  philoL  Jen.  VI  2,  63—144. 


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1 14  EnebeiBnogan  •ttfd>0<Mftgd.totdatoclMnGi«mm^tiktreto,  (W«iia«r.> 

2.  W.^JiindsAy,  WesinenFiilgeBtivs.  Gl.  JELXn 466-457. 
a.  B.^6lm,  Aii«Hlol4MiFiilg«iitiaDiiiii.  Bh.H.Pli.LII  177— 186. 
4.  B.  Helm,  Der  Bischof  FidiceiitliiB  und  der  ilythograph. 
Bb.  M.  Pb.  UV  1-84. 

ß.  B.  Sel^,  Fotoeotios  de  aetaHbiie miodL  WloL  LYISSS^SS^. 

6.  B.  Helm,  Einige  spreebliehe  BlgentflmUcbkeiteB  dee  Mytho» 
grapben  Folgentint.  A.  L.  L.  XI  71—79. 

7.  Fabii  PlaDCiadis  Folgentii  V.  0.  opera.  Aceedant  Fabü 
Gaodii  Gordiani  Folgentii  V.  C.  de  aetatibns  mnndl  et  hominis  et 
S.  Fnlgentii  epiacopi  soper  Thebaiden.  Ree.  B.  Helm,  Lipsiae  1898. 

Von  No.  1  wird  nnter  G  (Glossographie)  ooch  die  Rede  sein; 
No.  2  enthält  Ergänzungen  zn  No.  1;  über  die  AbhandluDgen  von 
Helm  und  seine  abschließende  Ausgabe  verweise  ich  auf  meine  An- 
zeigen iü  B.  pb.  W.  IB99,  558-^62  und  W.  kl.  Pb.  1Ö99,  626—629. 

1)  Casglodorins. 

Einige  BemerkuDgen  giebt  Jeep,  Znr  Geschichte  der  Lehre  von 
den  Redeteilen  S.  101  4ind  105  Anm.  4;  etwas  eingehender  handelt  von 
der  ortliographischen  Kompilation  des  Gassiodor  und  ihren  Qnellen 
Mackensen«  De  YenU  Flaeci  librie  orthofrephieie  13  ff  (s.  anter  Verxiim 
Fleeeoe). 

m)  Isldorns. 

1.  B.  Kubier.  Isidornsstndien.  Herrn.  XXV  (1890)  496—526. 

2.  K.  Wotke,  Isidori  Synonyma  im  Papyrus  No.  226  der  Stifts- 
biWiothek  zu  St.  Galleu.   8.  W.  A.  127  (1802)  1—18. 

3.  J.  W.  Beck,  Observationes  palaeograpbieae  ad  Indorom 
Hispalensem.  JCo.  XXIXI  (1895)  270—286. 

4.  H.  Sehwars,  Obserrationee  eritieae  In  laidorl  Hispalengia 
Origioes.  O7mn.-Plrogr.  Hlraehbeig  1895. 

Ei  Ist  sehr  in  bedaaem,  daß  ilch  bia  Jetat  niemand  daran  ge«^ 
macht  hat,  eine  branehbare,  handschriftlich  gat  Itiodierte  Aosgabe  des 
Isidor  zn  schaffen;  da  die  Aosgabe  von  Otto  im  3.  Bande  von  Lindemaona 
Qrammatici  (Leipzig  1833)  nichts  taugt,  so  ist  man  immer  noch  aaf 
die  von  Arevalo  (Rom  1797—1803;  Abdrodc  in  Migoes  PatreJogie)  an* 
gewiesen.  Sie  ist  ja  immer  ooch  die  beste,  aber  modernen  Ansprüchen 
genügt  sie  nicht,  und  daß  sie  bequem  zn  handhaben  wäre,  kann  man 
auch  nicht  gerade  behaupten.  Vielleicht  holt  das  30.  Jhdt.  nach,  was 
das  19.  trotz  seiner  reichen  Produktion  an  kritischen  Aosgaben  ver- 
säumt hat.  Eine  tikhtigt  Vorarbeit  liefert  Ktibler.  Im  ersten  Teil 
aciiitir  ALli.indluiiu'^  beschäftipt  er  sich  mit  der  Überlieferung,  ins- 
besondere mit  der  äitefilen  WolfeubütUer  Haudscluift  der  Ürigiues.  Ea- 


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BcfohdiBwiatn  «Bf4. 0«Uettd.lAteliiiMb«iOnuimitik«r  «to.  (Wfitiier.)  175 

ist  ^h»  OtofiqnwtbiuiMiillk,  wm  T«U  PalinpMst,  ia  Jflngerer  rOmiadier 
KmlYo  um  700,  abo  nur  wenige  Jabnehate  nadi  Isidore  Tode  (ßSßia^ 
sohrieben;  sie  stammt  vielleiebt  nns  Bobbio  nnd  ist  Iber  Weißenbug  l/E. 
naeb  Wolfenbflttsl  gelangt  (Wissenbarg.  No.  64).  Der  Oodez  GnsUbrl^* 
tanna  ist  vIeUsiebt  die  Sites!«  Tsidorhandsebrilt,  die  es  tibeiiianpt  glsbt; 
siae.Flsrlser  Hs  gebdrt  noob  dorn  8.,  drei  spenisebe  nnd  eine  rdnisebe  Hs 
den  879.  Jbdt.  an.  Der  Wert  der  Wolfenbilttler  Hs  benbt  Tor  allem 
daaaf,  daß  sie  ftei  yon  Interpolationen  ist»  die  sieb  bereits  In  wenig 
jttngeren  Hie  linden.  Die  Eiatellnng  des  Werltes  weicbt  gans  erbeblieh 
TOB  der  der  jüngerea  Hss  nad  der  aaf  Ibnea  benibenden  Aaigaben  ab. 
wie  Kühler  8.  500  9,  nAber  ansftbrt  BsstiUigt  wird  die  Baeb-  and 
Kapitelabteilnng  dee  Qaeiferbytsnas  dnrch  ein  BmebsUtek,  das  sieb  als 
Vorsetsblatt  Im  Cod.  Oaelf.  Heimst  455  findet  nnd  ebenfiüls  dem 
8.  Jhdt  angehört 

Im  sweiten  Tolle  bespricht  K.  die  Jarlstlschen  Partien  der  Ety- 
mologien (hanptsftehlicb  B.  V).  Er  glebt  mnMchst  als  Probe  den  Text 
▼on  II  10  *De  lem*  nnd  teilt  dann  eine  Aniahl  Iiesarten  dee  Onelfer- 
bytanos  nnm  5.  B,  mit  unter  Beigabe  von  Farallelstellen  and  sonstigen 
Anmerkungen.  Ich  hebe  ans  den  letsteren  die  Vermutung  heraus,  daß 
Udor  y  97,  10  f.  vielleicht  einen  Flaotnskommentar  anigesebrieben 
habe,  nnd  den  Hinweis  auf  die  Arbeitsmethode  des  Isidor»  die'  20 
V  S7,  36—87  anter  Heranziehung  von  Tertullian  ApoL  7  und  ad 
Hat.  I  7  erlftntert  wird;  endlieh  aoch  die  Feststellang,  daß  Isidor  ßkr 
die  jarlstlschen  Partien  neben  den  Schriften  der  Kirchenväter  nnd 
neben  Diehterkommenturen  ein  Juristisches  Lehrbuch  benutzte,  das 
*wahrscheinlicb  in  Spanien  nach  Abfassung  dss  theodosianisdien  Codex 
geschrieben  worden*. 

Im  dritten  Teile  legt  K.  dar,  daß  Isidor  für  die  Textkritik  von 
TertnlUaa  De  spectacnlis  (von  Isidor  im  18.  B.  der  Origines  benntst) 
dodi  nicht  so  bedentangsloB  ist,  wie  andere  gemeint  haben;  nur  maß 
man  sieh  nicht  mit  den  Ausgaben  begnOgen,  sondern  bis  an  die  band- 
schriftliche Quelle  gehen.  — 

Die  Abhandlungen  unter  2.  und  3.  habe  ich  nicht  einseben 
können,  und  bemerke  daher  nur  noch  in  Kürze,  daß  Schwarz  (No.  4) 
eine  größere  Anzahl  von  Emendationen  vorschlägt,  dabei  aber  nur  vou 
der  Ausgabe  Arevalos  ausjRreht. 

Über  Isi<lors  Bezieliiuigen  zu  den  Glossaren,  speziell  zum  Liber 
glüsbarum,  vergleiche  man  den  Abschnitt  C. 

n)  Beda* 

K.  ScUenkl,  Zu  Beda  de  oithographia  YIl  28d,  12  K.  W.  St. 
XVHI  160. 


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1 76    Sneheiniiiigen  attfd.0ebieted.lateim8cheoGnmiiiatikerete.  (WossnerJ 

Nachweis  einiger  SteUen  ans  dem  Hexaemeron  des  Ambrosius,  die 
bei  Keil  (Beda  mid  Albinos)  ftUen. 

o)  Differentiae. 

1,  0.  Keller,  Ps.  Fronte  de  dUTerentüs,  B.  Ph.  XXI  (1897)  111« 

2.  A.  Kae6,  De  emendando  düfereDtiamm  Ubro  qni  inscribitor 
^De  proprietate  sermonnm*  et  IstdoriHispaleBsis  esse  fsTtor.  Paris  1900. 

Diese  letztgenannte  Abhaudlung"  kenne  ich  nur  ans  der  Anzeige  im 
A.  L.  L.  XII  297:  andere  Besprechungen  in  Bo.  fi.  cl.  Vn  180-81 
(Ussani);  K.  F.  XXIX  357—58  (Sabbadioi);  R.  er.  1901,  394;  A.  J.  Pb. 
XXII  III — 12.  Im  ubriisren  vgl,  unter  Plinius,  Snetonios,  Glosso- 
graphie.  —  Keller  i^iebt  ein  paar  texikniische  Bemeikungen  za  Gr.  L. 
VII  525.  15  und  530,  12. 


B.  Kommentare  und  Sctiollen. 

I.  Zn  Terens. 

a)  Aeliuä  Donatas. 

(Altere  Litteratur:  L.  Schopcn,  I>e  Terentin  et  T)onato  eius 
interprete,  Diss.  Bonn  1821,  —  Ders.,  Specimen  emendationis  in  Aeli 
Donati  corninentarios  Tcrentianos.  Gymn.-Progr.  Bonn  1820.  — 
H.  Keil.  Joannis  Aurispae  epistula.  Ind.  lect.  Halle  1870.  —  W.  Hahn, 
Zur  Entstchungsgescliirhtp  der  Scholien  des  Donat  zum  Teicnz.  Propr. 
Ilaiberstadt  1870  und  Stralsund  1872.  —  K.  Dziatzko,  Zum  Terenz- 
kommentar  des  Donat  Bh.  M.  Ph,  XXIX  (1874)  445-02;  511  —  12, 
Ders,,  Beiträge  zur  Kritik  des  nach  Aelius  Donatus  benannten  Tcrenz- 
kommentar».  N.  J.  Ph.  P.  Snppl.  X  (1879)  662-9G.  —  A.  Teuber. 
De  anctoritate  commcntariornm,  quae  sab  Aclii  Donati  nomine  circnm- 
fenmtur.  Progr.  Eberswalde  1881.  —  Fr.  Leo,  Die  Überlieferungs- 
geschichtc  der  terenzischen  Komödien  und  der  Kommentar  des  Donatas* 
BiL  M.  Ph.  XXXVni  (1883)  317—47.) 

1.  K.  W.  Smitb,  Archaisms  of  Toenee  mentioned  in  the  Gommen* 
taiy  of  Donataa.  Diss.  Baltimore  1890. 

9.  B.  Sabbadini,  Storia  e  eritica  di  alcnni  testi  latini.  Unseo 
ital.  di  ant.  elass.  m  (1890)  319—76. 

3.  Ders.,  Blografia  docnmentata  di  Giovanni  Aurispa,  Note  1891. 

4.  A.  Teuber,  Zur  KritUc  der  Terenzschoüen  des  Donatus. 
N.  J.  Ph.  P.    1891,  363-67. 


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Eräcliemu.DgcLi  auf  d.Gebmttid.iatoiiiisdica  Grammatiker  etc.  (Wefisner.)  X77 


5.  W.  Weinberge r,  Beiträge  za  den  Baboenalterthfiiiiern  aoi 
Donate  Tefenseoniiieiitar.  W.  Bl  XIV  (1892)  120^ao. 

6.  R.  Sabbadini»  II  commente  di  Donato  a  Terenao.  St.  I.  F. 
U  (1894)  1—154. 

7.  Bera.,  Brldole  Donatiane.  Bo.  fi.  cl.  I  (1894)  20. 

8.  Bera.,  GU  acolU  ai  due  primi  atti  der  Eonaco  di  Terenzio. 
Sk.1.  F.  III  (1895)  249-363. 

9.  J.  J.  Hartman,  De  Terentio  et  Donato.   Leiden  1895. 

10.  F.  Weaaner,  Die  Überlieferang  von  *AeU  Douati  oomineu- 
tnm  Terenti'.   Rh.  M.  Ph.   LH  (1897)  69—98. 

11.  B.  Sabbadioi,  Biografi  e  commentatori  di  Terenzio.  ät.  1.  h\ 
V  (1897)  289  -397. 

12.  P.  Rabbow,  De  Donali  cominento  in  TereiUiuui  specimeu 
observalionum  primuui.    (Diss.)    N.  J.  Pli.      (lY  (1897)  305— 42. 

13.  E.  Smutny,  De  ßcholiorum  i't  rcntianunim,  quae  8ub  Donati 
nomine  feruntur,  aucLoiibua  et  foutibud  tiuaestiüues  aelectae.  i>iS8. 
phü.  Vmdob.  VI  (lä98)  93-137. 

14.  P.  Wessner,  Unlersuchimg-cn  zur  latein.  Scholienlltteratar. 
i'estscbr.  z.  46.  Piiilol.-Vers.,  Bremerliaven  1899. 

Ib.  SL  Kaner,  Zo  Terens.  W.  St.  1900.  56—114  (bes.  87  ff.). 

16.  P.  Weaaner,  Zn  den  Bonatacholien.  A.  L.  L.  XII  (1901) 
S84. 

Unter  dem  Kamen  dei  Giammatiken  Aelioa  Bonatos  CV.  C. 
orator  nrbla  Bomae*  in  den  Stbekriptionen  der  ftlteren  nud  beneren 
Hae)  iat  ein  Kommentar  m  fllnf  Komödien  dea  Terena  Überliefert  (Andria, 
Eimaehas,  Addphoe.  Hecyra,  Phormio).  An  der  Spitze  deaselben  be- 
findet aieh  eine  faat  ganz  anf  Sneton  bemhende  Yita  dea  Bichteca  (a. 
darüber  oben  unter  Snetonioa}  und  eine  Einleitung  Aber  die  KomOdie 
(darftber  a.  oben  nnter  Enanthioa).  Obgleich  nngefllbr  ein  halben 
Hnndert  Haa  bekannt  aind,  iat  die  Überliefening  eine  achlechte,  da 
nur  8  Haa  ftlter  aind  ala  daa  15.  Jhdt.  und  dieae  beiden  nnr  Bmeh- 
attcke  dea  Kommentara  enthalten;  es  sind  dlea  Paris.  7920  a.  XI  (Vita, 
Einleitg.,  Andria,  Ad.  ^  1 1, 40;  Beachreibong  der  Ha  und  ihrer  Schiek* 
aale  von  Dadatako  1S74)  and  Yatic.  1595  a.  xm  (Andiia  von  IX  1, 23 
an;  Eon.  bia  III  2.  1;  Hec.  UI 4,  IG—T  2.  8}  mit  TielfMh  verküntem 
Text.  Über  diese  wie  Uber  die  meisten  übrigen  Hss  hat  ansflihrlieh 
gebandelt  Sabbadini  in  No.  6.  Er  beschlftigt  aieh  saDlchst  mit  dem 
Ursprang  und  der  Beschaffenheit  des  Kommentars,  stellt  die  Ter« 
scbiedeneu  Ansichten  der  Gelehrten  über  diese  PanUe  snsammen  ond 
trägt  nach  kritischer  Besprechung  derselben  seine  eigene  Anffasanng 
vor:  der  Archetyp  unserer  Hss  ist  im  6.-7.  Jhdt.  durch  Vereinigung 
Jahr«8bericbt  fQr  AltertumswiflaensohaXt.  Jid.  CXliL  (10Q2.  IL)  12 


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X  78   firschemuugüQ  auf  d  Gebiete d. iateinücheu  Grammatiker  etc.  (Wessaer.) 

zweier  Kommentare  entstanden:  der  eine  war  das  zusammeubängeude 
Werk  des  DoDatus,  aber  bereits  durch  allerhand  Zusätze  erweitert,  der 
andere  ein  Auszur-  aus  jenem,  auf  die  Ränder  einer  Terenzhs  über- 
tragen. Eiü  Kuiiipilator  hat  dann  beide  zuh.iuiiuengeschweiLit,  ist  aber 
mit  dieser  Arbeit  nur  bis  Phoriu.  Ii  2  gekommen:  für  die  nächste  Scene 
gab  er  die  beiden  Scholienreihen  nacheiKamlt  i  und  für  den  liest  be- 
gnügte er  sich  mit  der  Wiederf^abc  eiiiei  von  seinen  beiden  Vor- 
lagen.*) —  Im  nächsten  Abschnitt  verfolgt  S.  die  Schicksale  des  Kommen- 
tars. Derselbe  wird  in  alter  Zeit  nur  dreimal  erwähnt:  von  Hierony- 
mus, Priscian  und  dem  Donaterklärer  Sergius.  Dann  lesen  wir  in  einem 
I^riefe  des  Servatns  Lupus  die  an  Papst  Benedikt  III.  gerichtete  Bitte 
um  Überlassung  einer  Hs.  Seitdem  ündet  &icb  kein  Zeugnis,  bis  im 
15.  Jhdt.  Aurispa  wieder  zwei  Hss  entdeckt,  eine  in  Mainz  (s.  Keil 
1870,  Sabbadini  1890,  91,  94).  die  andere  in  Chartres  (s.  Sabb.  a.  a.  O.) 
Damit  beginnt  die  Verbreitnng  des  Kuiumentars,  die  Sabbadini  ein- 
gehend darlegt.  —  Die  nächsten  Paragraphen  seiner  Abhandlung  be- 
fassen sich  mit  den  Donatexzerpteu  in  den  Randscholien  der  Tcrenzhss 
(Bembinns,  Victor.,  Kiceard.;  vgl.  unten  S.  186  ff.),  mit  den  Beziehungen 
zwischen  der  Terenzvita  des  Donatus  und  den  anderen  Viten  des 
Dichters,  mit  dem  Verhältnis  des  Donatkummentars  zu  den  späteren 
Schnlieumasseu  (Hallenser  Scholien,  Expositiones)  und  mit  den  Donat- 
spuren  in  den  Glo^sareü  —  Im  /weiten  Teile  giebt  Sabbadini  eine  Be- 
schreibung der  IIss  und  der  wiclitij^eren  Ausgaben,  eifie  Klassifizierung 
der  ersteren  und  eine  kritische  Würdigung  der  letzteren;  dazu  eine 
Anzahl  Textproben,  um  die  vorangegangenen  Anfstellungen  zu  erläutern. 

Ergänzunsjen  zur  tlberlieferuug  und  Textgeschichte  gab  Sabbadini 
selbst  1895  (Text  von  Euu.  1  und  II  mit  Kommentar,  außerdem  all- 
gemeine Bemerkungen  über  die  Hss  etc.),  und  1897  (mit  textkritischen 
Beitrügen  zum  Phormiokoramentar);  hierher  gehöit  auch  die  ältere  Ar- 
beit von  Dziatzko  1 879  (Beschreibung  des  für  die  Textkritik  wichtigen 
Oxon.  Bodl.  95  8.  XV  nebst  Untersuchungen  über  seinen  Ursprung).  Hier 
möge  ferner  auf  meine  austührlichen  Besprechungen  von  Sabbadini» 
Arbeiten  in  B.  ph.  W.  1895,  4*26  ft".  und  1898,  358  Ü'.  hingewiesen  werden, 
desgl.  auf  die  Bczensioncn  von  K.  Thomns  in  K.  er.  XI  (1894)  203  ff.  und 
XII  (1895)  482  IT.  In  meinem  Aufsatz  im  Rh.  M.  Ph.  1897  habe  ich 
versucht,  die  Beziehungen  der  Hss  untereinander  soweit,  als  es  möglich 
ist.  zu  bestimmen  und  /war  unter  Zugrundelegung  des  von  Sabbadini 
bekannt  gegebenen  wie  unter  Hinzuziehung  eigenen  Materials  (zusammen- 
gefaßt, ergänzt  und  berichtigt  nunmehr  in  der  Praefatio  der  neuen 
Aasgab«).    Als  Ergebnis   der  diesbezüglicbea  Unteraacbangen  darf 


')  Vgl.  auch  unter  d)  BembinosBcholiea. 


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ErscheinoDgen  auf  d.  Gebiete  dJatoiauchen  Grammatiker  etc.  (Weeener.)  179 

folgendes  gelten:  Der  größte  Teil  der  jungen  Hss  stellt  eine  von  den 
Italienern  vorgenommene  Rezension  dar;  deren  Ziel  war,  den  oft  heillo» 
verderbten  Text  zu  glätten  nnd  lesbar  zu  machen.  Wie  sie  auch  sonst 
in  derartigen  Fällen  verfuhren,  haben  sie  die  Überlieferung  oft  {ge- 
waltsam geändert  nnd  sich  vor  Interpolationen  nicht  gescheut  (vgl. 
meine  Bemerkungen  im  A.  L.  L.  XII  [1901]  284).  Diese  Hss,  bei  denen 
Bich  wieder  mehrere,  sich  öfter  kreuzende  Ut  uppea  üütei*scheiden  lassen, 
kommen  daher  für  die  Textkritik  nur  da  in  Betracht,  wo  die  bessere 
tJberlieferuu^  versagt.  Diese  wird  vertreten  durch  die  beiden  oben 
genuiinten  Hss  s.  XI  mni  XI Ii,  durch  einen  Vatic.  1496  s.  XV,  dessen 
urspjüiik'lieher  Text  dem  jtner  beiden  sehr  nahesteht,  aber  stark  nach 
der  italienischen  Rezension  korriiiriert  und  teilweise  in  sie  übergegangen 
ist,  endlich  durch  die  Hss,  die  auf  den  von  Aurispa  1433  gefundenen 
und  später  nach  Alailand  gelangten  Codex  Maguniinns  zurückgehen;  es 
sind  dies  der  Oxon.  95  (s.  Dziatzko  1879;  aus  derselben  Vorlage  der 
Marucell.  C  224),  der  Vatic,  2905  (nur  Vita,  Einleitung,  Andria  nnd 
Eon.;  letzterer  unvollstÄndig)  sowie  jedenfalls  auch  der  Riccardianus 
669  (nur  den  Phormio  enthaltend).  Gelegentlich  wird  die  Textkriuk 
gefördert  durch  die  Ausgaben,  fiir  die  gute  alte  Hss  benutzt  sind,  die 
von  Stephanua  und  von  Lindenbrog  (weniger  die  von  Westerhov). 
Ersterer  benutzte  nach  eigener  Angabe  ein  'exemplar  vetustam',  dessen 
Lesarten  aber  nur  selten  mit  Sicherheit  zu  ermitteln  sind;  Lindenbrog 
stand  eine  Kollation  der  Brüdor  Pithou  zur  Verfügunp,  die  von  einem 
Cod.  Cuiaciauus  gcnnmmen  war  und  von  der  eine  Abschrift  dnrcb 
Gronov  erhalten  ist  (in  Leidenj.  S.  darüber  Dziatzko  1874  nod  bes. 
Wessner  1899,  16  ü. 

Aus  der  Erkenntnis,  daß  der  überiielerte  ivunimentar  ki  in  ein- 
heitliches geschlossenes  Ganzes  bildet,  wie  etwa  der  Serviuskommentar 
zu  Vergil,  gii  ;;eu  zahlreiche  Versuche  hervor,  deu  echten,  alten  Donat- 
kommentar  herauszuschälen,  aber  alle  bisher  ohne  sicheren  Erfolg.  Der 
Grund  hierfür  liegt  einmal  in  der  Be-chalfenhoit  der  erhaltenen  iScholien- 
massp,  die  ein  glattes  Resultat  überhaupt  unnioulich  macht;  sodann  aber 
auch  darin,  daß  die  betr.  Untersuchnngen  teils  von  willkürlich  auf- 
irestellten,  teils  von  einseitigen  Gesichtspunkten  ausgingen;  das  erstere 
^ilt  besonders  von  der  Euanthinstrase,  worüber  später  berichtet  werden 
wini.  Ein  annäherndes  Ergebnis  läßt  sich  nur  erwarten  von  einer 
sorgfältigen  Analyse  des  Kommentars,  durch  Zerlegung  (ier  Scholiea- 
konglomerate  in  ihre  einzelnen  Bestandteile  unter  stren^'er  Berück-  • 
sichtignog  der  überlieferten  Anordnung  bezw.  Unordnuin?  und  durch 
Ansscheidnng  der  sicheren  Interpolationen.  Diesen  Weg  hat  zuei-st 
Schopen  betreten  (1821,  1826,  sowie  in  dem  nur  in  wenitr  Exemplaren 

▼orliaiideiieii  Fragment  der  Antgabe);   ihn  hat  dann  Teuber  ein- 

12* 


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ISO  EndieiiiangeD  aiifd.Oebieto  dJateiabebenOrammatikcretcCWessoer.) 

geschlagen  (1881  und  bes.  1891),  wfthrend  Sabbadini  (1894  uod  1895) 
die  Hetbode  erweitert  und  in  die  Praaüs  nmxnsetzen  venneht  bat  Die 
notwendige  Gmndlage  fftr  die  anf  Heranssondemng  dee  Donatiseben 
Kerns  geriebteten  XTntersnchnngen  ist  eine  anf  bandschrtftlicher  Gew&br 
bembende  Ausgabe .  die  bisher  fehlt;  ich  habe  dne  solche  vorbereitet 
nnd  darin  nach  dem  Vorgänge  der  eben  genannten  Gelehrten  eine 
nOglichst  weitgehende  Zerlegnng  in  Einzelscholien  dnrchznfOhrea  ver- 
sncht;  damit  ist  zwar  der  alte  Donatkommentar  noch  nicht  gewonnen, 
aber,  wie  ich  hoife,  die  Uöglichkeit  nn  einer  annftbernden  Bekonstmktion 
gegeben.*) 

Ale  wertvolle  Vorarbeiten  für  eine  solche  sind  zn  nennen  die 
Dissertationen  von  Babbow  nnd  Smntay.  B.  giebt  im  ersten  Kapitel 
teztkrltisehe  Bemerknngen,  bescbftftigt  sich  im  zweiten  mit  der  Ein- 
leitnng  des  Enantbins  (vgl.  nnten),  insbesondere  mit  der  ooYxpaic 
Terenti  et  Plaoti,  während  das  dritte  eingehende  nnd  ergebmsrmche 
Untersnehnngen  ftber  die  Praefationes  zn  den  einzelnen  KomSdien 
bringt.  Ich  verweise  dafür  anf  meine  Anzeige  im  B.  ph.  W.  1898, 
368  ir.  Wahrend  Babbow  es  als  verfMht  ablehnt,  an  die  Bonatfrage 
selbst  heranzugehen,  ancht  Smntny  derselben  anf  dem  Wege  der  Qnellen- 
nnterrachnng  beiznkommen.  Nachdem  er  die  von  Sabbadiui  anfgestellten 
Kriterien  fOr  die  Scheidung  der  Scholien  in  mehrfacher  Hinsicht  modi- 
fiziert hat,  betont  er  mit  Becht,  daß  bei  der  Bekonstmktion  die  That- 
Sache  der  Benutzung  Blterer  Kommentare  seitens  des  Donatus  ge* 
btthrend  berücksichtigt  werden  mU8«e.  Man  wird  bei  der  Entscheidung* 
welche  von  den  zahlreichen  Doppelscbolien  dem  Donat  zuzuweisen  sind, 
nicht  selten  gei<5rdert  durch  den  Nachweis,  daß  dieselbe  Lehre  sich  bei 
Varro  oder  Festus  findet  oder  auch  bei  Noniua,  der  wahrscheinlich 
einen  Terenxkommentar  benutzt  hat  (s.  jedoch  unter  Nonias).  Durch 
solche  Übereinstimmungen  ist  die  Annahme  nahegelegt,  daß  die  betr. 
Angubea  ans  Uteren  Kommentaren  (Probus«  Asper)  stammen  nnd  von 
Donat  aus  diesen  entlehnt  sind,  also  dem  alten  Donatkommentar  an* 
gehören.  Smutny  weist  nun  eine  Belke  solcher  Beziehungen  zu  Varro, 
Festus  und  Konius  nach;  zu  berficksichtigen  rind  femer  der  Vergil- 
kommentsr  des  Servius,  der  einen  gleichen  des  Donatus  benntst  hat 
(Nachweise  bei  Thilo  in  der  Praef.  der  Senriasansgabe  nnd  bei  lAmmer^ 
hirt  *De  priaemmm  scriptonim  locis  a  Servio  allatis\  Dies.  Jena  1890), 
der  Horazkommentar  des  Porphyrio  (wegen  Helenias  Acron)  nnd  die 
Artes  grammaticae  der  Keilschen  Sammlung,  von  anderen  abgesehen. 
Vgl.  meine  Besprecbang  von  Smainja  Diss.  in  B.  pb.  W.  1900,  74  ff. 


*)  Mittlerweile  ht  der  erste  Band  der  Ausgabe  der  Üffentlicbkeit  über- 
geben worden  (Leipzig,  Teubners  Verlag). 


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£xBcheiaaiigeu  auId.Gebiet(}d,lateiJU8chen  Grammatiker  etc.  (W  es  euer.)  1^1 

Einen  e}«:etiartigen  Vorschlag  hat  Hartman  gemacht  (No.  9).  Er 
hebt,  oft  in  ziemlich  überschwenglichem  Tone,  hervor,  daß  der  überlieferte 
Kommentar  eiue  Fülle  wertvoller  Anmerkungen  enthalte,  die  nnser  Ver- 
Biäudnis  der  Tereuzischen  Komödien  fördern,  nnd  weist  dies  im  einzelnen 
am  Ennncbas  nach.  Daran  knüpft  er  die  Forderung  ^  mau  solle  ans 
einer  der  vorhandenen  Ausgaben  alle  diese  wertvollen  Notizen  (sie 
nimmt  er  allein  für  Donat  in  Anspruch!)  herausheben  und  soweit  als 
nötig  sinngemäß  emendieren,  wobei  es  auf  den  überlieferten  "Wortlaut 
nicht  so  ^enau  ankomme.  Das  sei  viel  nützlicher,  als  sich  mit  den 
llduiischrilten  und  dem  ganzen  Wnste  gleichgültiger  Scholien  herum- 
zuplagen. Ein  derartiges  Veriahreu  wäre  ja  ftf-ilich  verhältnismäßig: 
bequem  und  erspaite  deju  lleraus|j;eber  viele  Mühe,  aber  die  Resultate 
würden  auch  oft  danach  sein,  wie  Ilarlm.uis  eigene  teitkriiischö  Ver- 
snche   zeigen.     Trotz   die^p«   verfelsUen    Viir.>(  muß  unerkannt 

weiden,  daß  die  Arleit  unter  vieieu  überlliissiij^r  n  und  falschen  auch 
manche  förderliche  Ji  nu  rkung  enthält.  Vgl  die  Besprechungen  von 
Bziatzko  in  D.  L.  Ihyti,  842  ff.,  von  Sabbadiui  in  Bo.  fi.  cl.  TT  (IByü) 
200  rf  ,  von  mir  ia  B.  ph.  W.  1896,  651  ff.  und  dazu  den  Bericht  von 
bchlee  in  Bn.  J.  93,  125  ff. 

Wie  seiner  Zeit  ilahn  (lb70  und  1872)  die  im  Donatkomruentar 
notierten  Figuren  und  Vitia  orationis  zum  Gegenstande  einer  besonderen 
Untersnchnng  gemacht  hatte,  nm  dadurch  einiges  Licht  in  die  dunkele 
Entstehungsgeschichte  unserer  Scholienmasse  zu  bringen,  so  unterzieht 
Smith  diejenigen  Scholien  einer  besonderen  Beiiachtung,  in  denen  ein 
i^'iah'^o-  bei  Terenz  konstatiert  wird.  Er  kommt  zu  dem  »fijebnis, 
daß  die  meisten  dieser  Anmerkungen  zutreffend  seien  und  wohl  aus 
Donata  Kommentare  stammten  (8  Stellen  werden  ausgenommen),  über 
den  er  weniger  pessimistisch  denkt  als  Hahn.  Seine  Zusammeustellung 
enthält  manchen  nützlichen  Hinweis  auf  Parallelstellen  bei  anderen 
Autoren;  gelegentlich  wird  auch  auf  sp&tere  Zosätze  zum  OTSj^rfioglichea 
Kommentare  aufmerksam  gemacht. 

Mit  einer  bestimmten  Gruppe  von  Scholien  beschäftigt  sich 
auch  Kauer.  £r  vergleicht  die  Angaben  unseres  Kommentars  über 
disUnctio,  subdistinctio  und  dcrgl.  mit  der  von  ihm  im  Bembinus  nach- 
gewiesenen  Interpunktion,  die  mit  jenen  vielfach  übereinstimmt.  Im 
Kommentar  wird  bei  dieser  Gelegenheit  zweimal  Probus  genannt» 
Andr. IV,  3,  5  und  Eon,  Ii,  1 ;  an  der  ersten  Stelle  fehlt  der  Bembinus, 
an  der  zweiten  hat  er  genau  dieselbe  Interpunktion,  die  im  Kommentar 
anf  Probus  zurückgeführt  wird.  Kauer  schließt  daraus,  daß  die  later- 
pnnktion  des  Joviales  im  Bembinus,  wie  schon  ihre  Prüfung  an  sich 
nahelegt,  auf  gute,  alte  Quellen,  vielieiebt  den  Kommentar  des  Probus, 
zorfickgehe.  Umgekeiurt  läßt  sich  ani  der  Übereinstimmung  mit  deu 


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182   Erscheinangen  aafd.06bieted.lfttemi8obeQOraiiiinatUceretA.iWe88iier.) 

Angaben  der  Scholien  flir  letztere  der  SchlnO  sieben,  daß  sie  ebenfelli 
anf  alter,  gnter  Überliefemoff  beniben  und  somit  wabrschelnlieli  dem 
echten  Donaticommentar  angehören.  Auf  dieeem  Wege  wSre  eine  nene 
Hülfe  fttr  die  Sondernng  der  Scbolienmaeae  gewonnen. 

E3n  paar  teztliritiicbe  Bemerkungen  giebt  Sabbadini  in  No.  7; 
aneb  die  Abbaadlnng  von  Weinberger  (No.  5)  fordert  mannigfach  das 
Verst&ndnis  des  Textes  nnd  seine  Emendation. 

b>  Baaalhlas« 

(Ältere  Litteratur:  H.  Usener,  Vier  lateinische  Grammatiker. 
Rh.  M.  Ph.  XXIII  (1868)  490-507,  bes.  493  ff.  -  A.  Teuber,  Progr. 
Eberswalde  1881,  8.  nuter  a.  —  E.  Scheideinantel ,  Qnaestiones 
Enanthiunae.  Diss.  Leipzig  1883.  —  h  i.  Leo  im  Kli.  Äl.  Ph.  XXVIII 
(1Ö83)  317—47,  s.  u.  u  ) 

1.  R.  Sabbadini,  II  commeuto  di  Donato  a  Tereozio.  St.  I.  F. 
H  (1894)  1^130. 

2.  P.  Rabbow»  De  Donati  comento  in  Terentinm  (ve^l.  a) 

1897,  314  ff. 

3.  £.  Smntny,  De  scholiornm  Terentianontm,  qiiae  snb  Donati 
nomine  feruotnr,  anctoribns  et  fontibas  quaestiones  selectae.  Disa. 
pbilol.  Yiudob.  VI  (1898)  93—137. 

4.  F.  W essner,  üntersnchnngen  aar  lateinischen  Schollen- 
litteratnr.  Festschr.  z.  45.  Fhilol.-Vers.,  Bremerhaven  1899. 

Rofinns  zitiert  Gr.  L.  VI  554  awei  Stellen  ans  'Enanthios  in 
commeotario  Terentü*.  die  sieh  wOrtUeb  und  in  derselbe  Beihenfolge 
in  der  Elnleitang  des  überlieferten  Donatlcommentars  wiederflndeo. 
Darans  bat  Lindenbrog  and  nach  ihm  Schopen  den  Schiaß  s^iogeu^ 
daß  der  erste  Teil  dieser  Einleitung,  der  die  zitierten  Stellen  enthalt, 
nicht  von  Donat,  sondern  von  Eaantbins,  seinem  älteren  ZeitgenoBsen, 
herrühre  and  ans  dessen  von  Rnfinns  bezeagtem  Terenzkommentare 
stamme.  Da  nnn  nachweislich  die  unter  Donats  Namen  gehende 
Scholienmaase  aas  mehreren  Kommentaren  zasammengefiigt  ist.  so  lag 
der  SehlaO  nahe,  daß  einer  davon  der  des  Enanthias  gewesen  seL 
Usener  bat  zoerst  einige  Qesicbtspaukte  aufgestellt,  nach  denen  vielleicht 
das  Eigentam  des  Euantbins  von  dem  des  Donatas  zu  scheiden  wftre; 
dann  hat  Scbeidemaotel  sich  eingehend  mit  der  Euanthinsfrage  be* 
lobiftigt.  Ein  paar  Verweisnngen  in  den  Praefationes  zu  den  einzelnen 
Komödien  anf  die  vorangehende  Einleitung,  sowie  zahlreiche  Überein* 
Stimmungen  zwischen  dieser  nnd  letzteren  führten  ihn  dazu,  die  Vorreden 
dem  Enanthias  zuzuweisen  (einige  Bedenken  wurden  dnrch  Annahme 
^u  Interpolation  beseitigt);  ferner  eutäpieclien  gewisse  Scholien  hin* 


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Enebeiiraiigeo  Mfd.<}obieted.Utei]iiaehenQramai«tikerete.(WeBMi«r.}  183 

sichtlich  ihrer  kritischen  nnd  üsthetiBchen  Teodeoz  den  Angaben  der 
EiaieitQog  wie  der  Vorredea  uod  worden  daher  ebeofallB  dem  Eoanthiu- 
kommentare  sngesproehen;  endlich  wurden  andere  verwandte  Scholien 
nnd  Scholiengmppen  angereiht. 

Die  Edatenz  eines  aolchen  Eoanthinskonmentan,  wie  Ihn  Scheide^ 
nantel  teilweise  m  rekonstnüeren  verancht,  hatte  Tenber  besweifhlt. 
Er  war  umgekehrt  ?on  den  Praefationea  anagegangen,  die  er  für  Donat 
in  Anspruch  nahm,  nnd  war  besliglich  der  Einleitung  zu  folgendem 
Besnltate  gelangt:  Es  sind  drei  Traktate  an  unterscheiden;  der  erste 
ist  eine  Kompilation  des  5.  Jhdts.,  hergestellt  mit  Benntsong  einer  Ton 
Donat  herrfthreaden  Einleitung  *de  comoedia',  die  im  dritten  Traktat 
(Anf.  *Fabnla  generale  nomcn  est*)  fragmentarisch  erhalten  ist,  sowie 
mit  Benntsung  einer  Abhandlung  des  Euanthios  *de  fabnla*  und  anderer 
QueUen;  der  mittlere  Traktat  sei  unbekannten  ürsprnngs.  Biese  Auf« 
atellnngen  Tenbers  sind  von  Leo  (326  ff.)  und  Scheidemantel  (7  ff.) 
anrOckgewiesen  worden  (vgl  anch  Weinberger  W.  Bt.  XIV  192  ro. 
Anm.  4).  Dann  hat  wiederum  Sabbadini  die  Ezistena  eines  Enanthins- 
kommentars  geleugnet  und  versucht  Uber  das  Zeugnis  des  Rofinns  durch 
die  Erklärung  hinwegzukommen,  mit  dem  Ausdrucke  *in  commentarlo 
Terentii*  sei  der  Tereuskommentar  xst*  Mox^i  nftmlich  der  des  Donatus 
gemeint,  in  dem  ein  paar  Stellen  ans  einer  Abhandlang  des  Eaanthins 
Me  fabnla*  Anfsahme  gefhnden  hätten  (S.  16).  Daß  diese  Hypothese 
unhaltbar  ist»  habe  ich  in  B.  ph.  W.  1895,  430  ff.  dargethan. 

Eine  ausf&hrlicbe  Erörterung  der  Euanthiusfrage  findet  sich  so- 
dann bei  Smntny,  der  swisehen  Tenber  nnd  Scheidemantel  eine  ver- 
mittelnde Stellung  einnimmt.  Nach  ihm  sind  die  Praefationes  von 
Donat,  ebenso  der  dritte  Teil  der  Einleitnng,  dieser  aber  nicht  direkt 
von  ihm  herrührend.  Der  erste  Teil  gehört  dem  Enanthins,  doch  ist 
der  letate  Abschnitt  (*Illnd  vero  tenendum  est  . .  .*)  dem  mittleren  Teil, 
einer  losen  Kompilation,  anzuweisen;  damit  fallen  die  Bezlehnogen 
swiachen  Eoantfaius  und  den  Vorreden  weg.  Bei  letsteren  sind,  vie 
schon  die  ftnßere  Form  zeigt,  zwei  Gruppen  zn  nntersebeiden:  Andria 
Hecyra  Phormio  und  Ennnchns  Adelpboe.  Dieselbe  Wahrnebmnng  hat 
nnabhilngig  Babbow  gemacht  und  dargelegt,  daß  wir  es  bei  den  beiden 
letzteren  nnd  anm  Teil  anch  bei  der  zur  Andria  mit  Überarbeitungen 
an  tbun  haben  zu  dem  Zwecke,  die  Angaben  der  Praefationes  mit 
denen  der  Einleitung  fiber  die  Komödie  in  Einklang  zn  bringen.  So- 
nach fallen  die  Übereinstimmangen,  von  denen  ScheldemanCel  ausging, 
Ar  die  Beweisf&bi'ang  weg. 

Mit  Becht  betont  non  Smntny,  daß  an  dem  Zeugnis  des  Bufinus 
und  an  der  Autorschaft  des  Enantbius  fttr  den  ersten  Traktat  festzn« 
halten  sei.   Aber  dann  erbebt  sich  die  Frage,  wie  dieser  Traktat  in 


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184  Bneheionngon  auf d.  Gebiete  d.Uteiiii8ebenGrtiDiD»tikerete.  (Weanier.) 

unteren  Kommentar  gelangt  ist.  Smntny  sieht  darin,  wenn  ich  ilin 
recht  verstehe,  gleicbirie  in  den  von  ihm  (allerdings  mit  nnznreicbender 
Begründung)  angenommenen  Enanthinsscholien  spätere  Zusätze  mm 
Kommentar  des  Donatus;  Rabbow  hält  die  Überlieferte  Scholienmaaie 
ffir  die  Kompilation  zweier  Exzerpte  eines  nrspränglichen  Kommentars, 
die  eine  Zeitlang  ihre  beßonderen  Schicksale  gehabt  haben,  und  stellt 
den  Enanthinttraktat  in  Parallele  zum  Beste  der  Einleitung.  Folgen 
wir  Smutny,  M  mttasen  wir  in  der  zweiten  Hälfte  der  Einleitung  die 
des  Donat  raehen,  was  bei  dem  bnnten  Durcheinander  der  verschieden- 
artigsten  Notizen  wenig  glaublich  erscheint.  Aber  anch  bei  Rabbows 
Annahme  febltee  nicht  an  Bedenken;  denn  selbst  wenn  wir  den  letzten  Ab- 
sebnitt  des  ersten  Traktats  ('tllud  vero'  etc.)  gegen  Smutnys  Ansicht  dem 
Enantbins  mit  zuweisen,  sind  der  Übereinstimmnngen  viel  zu  wenig,  der 
Vendiiedeiiheiten  zu  viele,  nm  im  zweiten  Traktat  eine  Parallelrezension 
snr  Abhandlung  des  Enanthins,  an  desBen  Urheberschaft  Babbow  nicht 
zweifdt,  erblieken  an  kOnnen.  £ine  LDsong  der  scbwierigen  Frage  habe 
ich  im  ersten  Kapitel  meiner  ^üntersnehnngeD  ete.'  versnelit  durch  die 
Annahme,  daß  Donat  bereits  den  Kommentar  seines  Uteren  Kollegen 
benutzt  habe.  Wie  er  die  Vita  dem  Sneton  (oder  vielleicht  schon  einem 
fiteren  Kommentare)  entlehnte,  so  auch  die  Einleitong  fiber  die  Komödie 
dem  Enanthlns.  Bei  der  Übertragnng  seines  Werkes  anf  die  Bftnder 
einer  Terenzhs  ging  wohl  das  Oefflge  des  eigentlichen  Kommentars 
auseinander  (anm  Schaden  der  ToUstftndigkeit),  die  beiden  zusammen- 
hftngenden  Stücke  an  der  Spitze  aber,  Vita  und  fiinleitnng,  blieben 
geschloBSen  und  Intakt  Des  weiteren  wurden  Arele  Kzzerpte  seines 
Kommentars  in  eine  andere  Terenzhs  flbertragen  und  dort  doreh  An» 
merkungen  fremden  Ursprungs  (darunter  die  rhetorischen  Scholien  ana 
Bngraphlus)  allrnftUich  erweitert;  Vita  und  Einleitung  wurden  natfirlieh 
nicht  mitexzerpiert,  wohl  aber,  wie  es  scheint,  allerhand  Nachrichten 
über  die  KomOdie  an  der  Spitze  der  Ezzerpteohs  zasammengetragen. 
Der  Kompilator  vereinigte  beide  Seholiensammlungen,  die  unter  Donata 
Namen  gingen,  wobei  er  Vita  und  Einleitung  der  einen  voranstelite  und 
dann  die  diverBon  Notizen  der  anderen,  so  wie  er  sie  vorfsnd,  anbSagte; 
zugleich  überarbeitete  er,  soweit  es  ihm  nOtig  erschien,  die  Praefhtiones, 
um  sie  mit  der  Einleitung  in  Dbereinstimmung  su  bringen. 

Wenn  diese  LOsong  richtig  ist,  was  sich  freOich  nicht  mit  abto- 
luter  Sicherheit  beweisen  l&Ot,  so  entgehen  wir  den  Schwierigkeiten, 
die  bei  den  früheren  Hypothesen  bestehen  blieben,  müssen  aber  auch 
mit  der  Möglichkeit,  Ja  Wahrscheinlichkeit  rechnen,  daß  Donat  den 
Kommentar  des  Euanthius  sonst  noch  benutzt  hat  Da  er  aber  seine 
Gewihrsmünner  meist  nur  mit  *quidam\  *sunt  qui'  u.  ä.  ehifflhrt,  wird 
es  kaum  mOglich  sein,  die  Enantbiusscholien  Jetzt  noch  bestimmt  heraus* 


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B  rfleheinongra  auf d.  Gebiete  d.  UteiniselienOTaaimttiker  ete.  ( Weasaer.)   1 85 

sufinden*  Daß  die  Enerpte  über  die  KomOdie  (der  zwdte  Teil  der 
fifaileitiug)  eich  getegeotlieli  mit  Enanthins  berübren,  wird  ans  der 
Bmatauig  gleicher  Quellen  m  erklären  sein. 

Babbow  (▼gl.  oben  S.  180)  legt  dar,  den  Enanthios  Beinen  Ter- 
gleich  iwiaehen  Terens  und  den  anderen  Komikern,  bea.  Flantns,  nach 
griechischem  Hneter  aotgearbeitet  habe,  indem  er  Plntarehe  ou^xfiotc 
*A^nof  ivotK  Kfltl  MtvavSpoo  daneben  hftlt.  —  Die  Angaben  des  E.  Aber 
Ursprung  nnd  Entwickelnng  der  Komddie  werden  mehrfach  berück- 
sichtigt von  G.  L.  Hendrickson,  The  Bramatie  Satnra  and  the  Old 
Gomedy  at  Borne,  A.  J.  Ph.  ZV  (1894)  14  if  (vgl.  anch  das.  XCS, 
80$)  nnd  von  O.  Kaibel«  Die  Frolegomena  «cpl  xto^iUK,  Abb.  G9. 
Ges.  n.  F.  II  4  (1896)  Seite  44  ff.  — Eine  nene  Bearbeitnng  der  Ehi- 
leitQDgen«  die  gleich  den  Praeihtiones  früher  von  BeüTerscheid  gesondert 
heransgegeben  waren  (Ind.  schol.  Brodau  1874  u.  76),  giebt  Fr.  Leo 
in  Kaibels  Fragm*  com.  Qraec.  I  62—71. 

c)  Eagraphias. 

(Ältere  Litteratar:  L.  Scliopen,  Über  die  Pariaer  fiaadscbriften 
des  Engraphins.  Gyinn.-Progr.  Bonn  1852.  —  H.  Gerstenberg,  De 
Engrapblo  Terentii  interpreto.  Dias.  Jena  1886.) 

1.  K.  Dsiatako,  En  Terens  im  Kittelalter.  H.  J.  Ph.  P.  GXLIK 
(1894)  479  ff. 

%  B.  Sabbadini,  Biografl  e  commentatori  di  Terenzio.  St.  I.  F. 
V  (1897)  389^397. 

8.  P.  Wessner,  ITntersuchangen  nur  lateln.  Beholienlitteratnr. 
Bremerhaven  1699. 

Den  Namen  des  Eagraphias  (in  den  Hss  öfter  Eografins)  trägt 
ein  vorwiegend  rhetorischer  Kommentar  zu  sämtlichen  Komödien  des 
Terenz,  von  dem  noch  keine  vollständige  und  zuverlässige  Ausgabe 
ejtistiert.  Eine  solche  war  von  Schopen  geplant  und  in  dem  Bonner 
Programm  von  1852  angekündigt,  doch  kam  die  Absicht  nicbt  zur  Aus- 
führung. So  war  Gewtenberg  für  seine  Unttirsucliunf^en  genötigt,  auf 
die  Hss  zurückzugehen,  von  denen  er  einige  selbst  iji  Augenstihcin  ge- 
nommen bat,  während  er  sich  bei  anderen  auf  fremde  Mitteilungen  ver- 
lassen uiuüLe;  ein  paar  llss  blieben  ihm  unbekannt.  Gerstenbergs  Arbeit 
i  t  in  vielfacher  Hinsicht  ^grundlegend.  Er  stellte  zunächat  fest,  daß 
der  Kommentar  in  zwei  mitunter  erheblich  voneinander  abweichenden 
Fassungen  überliefert  ist,  und  erläuterte  ihr  Verhältnis  an  einigen  Proben; 
dann  untersuchte  er  die  Quellen  des  Kon^^meutars,  wobei  die  Beziehnngen 
zu  Bonat  besondere  Berüclisichtrgung  tuaden,  nnd  suchte  endlich  die 
Lebenszeit  des  Autors  (nugefähr  Mitto  des  6.  Jhdts.)  zu  ermitteln« 
Über  das  Verhältnis  der  beiden  Hedaktioneo  kam  G.  zu  dem  Ergebnis, 


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1 86   SrschomaDgen  t of  d .  Gebiete  d.  latdoigeben  Gmomatiker  etc.  (Weimer.) 

daß  keine  den  echten  Eagrapliiuskomroentar  darstelle,  daO  aber  die  eine 
(A)  demselben  näher  stehe  als  die  andere  (B),  die  eine  planmftßige  Be- 
«rbeitang:  erfuhren  habe. 

Ob  die  Aufstellangen  G.s  sich  in  allen  Pnokten  halten  lasaen, 
erscheint  mir  nach  genauer  Kenntnis  des  gesamten  handschriftlichett 
Materials,  das  übrigens  nicht  sehr  umfangreich  ist  (vgl.  demnttcbst  den 
Artikel  bei  Paulj-Wis^  wa).  etwas  sweifelhaft;  namentlich  dflrfken  deh 
die  fiesiebangen  der  beiden  Redaktionen  etwas  anders  gestalten,  als  O. 
angenommen  hat,  doch  ist  darfiber  Yarl&tififjr  noch  kein  absehlieOendes 
ürteil  mögrlich. 

Im  dritten  Kapitel  meiner  'üntersncbangen*  habe  ich  Uber  die  Has 
und  ihr  Yerhftltnia  sn  einander  berichtet;  ich  kann  dem  dort  Gesagten 
noch  hinznfllgen,  daß  die  Ha  von  Laon  467  thatsaehlicb,  wie  ich  ver- 
mutete,  den  Engraphinskommentar  enthält  und  swar  in  der  Redaktion  B. 
Sie  steht,  wie  die  Kollation  ergeben  hat,  gegen  den  Sangaliensls  (eben- 
falls s.  XV)  nnd  geht  meist  mit  dem  Leidensis  34  s.  Z. 

In  einer  Hs  der  A-Kedaktion  (Paris.  16935)  folgt  anf  die  Über- 
schrift 'Incipit  commentnm  eografil  in  comedüs  terencii*  die  Tereosrita 
mit  dem  Anfang  'Terentins  comicns  genere'  nnd  dem  Schlüsse  *sed 
hnmilis  servatnr  in  comoediis^  dann  folgt  *Incipit  andriae  prologns*  nnd 
darauf  die  Einleitnng  des  Kommentars  *Gnm  omnes  poetae\  Daraus 
folgerte  Dsiatsko  (472—3),  daß  Jene  Vita  nrsprQnglich  zum  Engraphins- 
kommentar  gehOre;  eine  gewisse  Bestätigung  fand  er  darin,  daß  sie 
«uch  in  einem  Oxon.  BodL  (F  VI  27}  demselben  Kommentar  Toranfginge. 
Das  letzte  ist  indessen  nicht  sutreffend,  denn  wie  mir  landsay  g&tigst 
mitteilte,  enthält  die  betreffende  Hs  gar  nicht  den  Engraphins,  sondern 
einen  anderen  Kommentar,  dem  mit  hellerer  Tinte  ein  paar  Engnkpbios* 
schollen  snr  Andria  beigeschrieben  sind.  Wahrscheinlich  ist  der  Kom- 
mentar derselbe,  den  Bmns  (IS  11)  ans  einem  Hallenser  Kodex  w- 
«ffentlicht  hat  Dort  geht  dieselbe  Vita  voraus,  wie  in  der  Pariser 
Engraphinshs;  während  sie  aber  hier  mit  dem  Horaxvere  (A.  p.  94) 
schließt  (es  kommt  nur  noch  die  Bemerkung  über  die  tres  ebarseteres), 
folgt  im  Hallenser  Kommentar  (ebenso  im  Paris.  7900  nnd  7901  nnd  in 
einem  Ozon,  bei  Westerho?  I  p.  XXXIII)  eine  AifiAhlong  der  Teren* 
siechen  KomOdlen  und  dann  eine  Einleitnng  zur  Andria  (Anfang  des 
Argnmests  'Belle  ezorto  Athenis  Chremes").  Da  nnn  die  Vita,  mit 
dieser  Einleitung  verbunden,  sich  in  sahireichen  Hss  vor  einem  anderen 
Kommentare  findet,  sonst  aber  kein  Bngraphinskodez  die  Vit«  enthält, 
so  ist  es  ?on  vornherein  ganz  unwahrscheinlich,  daß  sie  von  Eagrapblos 
stammt,  eine  Annahme,  gegen  die  sich  ans  anderen  Orttnden  auch 
'49abbadini  (312  f.)  ausgesprochen  hat  (vgl.  Rabbow  337  f ).  Nun  hat 
außerdem  die  Einleitung  bei  Bruns  am  Schlüsse  eine  Angabe,  die  ziem« 


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findntoimgeiianfd.  Gebiete  d.iatei]iiM!]ieaQn]iiiiiatikerete.(Weaancr.)  187 

lioli  genan  dam  totsten  Engnphiiisieholion  nr  Andria  in  der  Bedaktton  A 
«ntiprieht;  deriialb  hatte  ancli  sehon  Brnos  die  Vita  seiner  Hallenser 
Hs  dem  Engrapfains  anteilen  wollen.  Alldn  es  liegt  nAber  aninnehment 
daß  wie  an  anderen  Stellen  so  aneh  bler  der  Verfasser  jenes  Kommen* 
tais  den  Engraphins  benntct  bat;  s.  B.  stimmt  das  Ballenser  Scbolion 
sn  Andr.  III  4,  14  fast  wörtlich  mit  EographJns  fiberein  (?gl.  Sabba- 
dini  St.  L  F.  II  36—37).  Wir  d&rfen  somit  als  sieber  annehmen,  daß 
Eograpbhis  keine  TerensTita  verfaßt  hat;  einige  andere  Grttnde  s.  in 
B.  ph.  W.  1898,  861. 

d)  BembinnS'Sebollen. 

(Ältere  Litteratnr:  L.  Scbopen,  TTnedierte  Schollen  znm  Terens.  • 
Oymn.-Progr.  Bonn  1833.  ^  F.  ümpfenbaoh.  Die  Scholien  des  Codes 
Bembinvs  snm  Tereoüns.  Hermes  II  (1^67)  337--403.  ^  W.  Stade- 
mnod.  Über  die  Editio  princeps  der  Terensscholien  dei  Codex  Bembinns. 
N.  J.Fh.P.  1868,  646—71;  1882,  61—63.  —  H.  Oerstenberg,  De 
Eagraphio  Terentii  inteipicte.  Diss.  Jena  1886;  bes.  S.  107  ff.) 

1.  &.  Sabbadini,  II  commento  di  Donato  aTerenzio.  St.L  F. 
n  (1894)  20  ff. 

2.  R.  Kaucr.  Zum  Bembinus  des  Tcrenz.  W.St  1898,  252—76. 

Der  Bembiuns  des  Terenz  trägt  auf  seinen  Rändern  eine  betiHcht- 
liche  Anzahl  Scholien  zu  Aiuiria  (von  IV^  5,  8  an),  Eun.,  Heaut.  (bis 
III  2,  39),  Phorraio  und  AJelphue.  Auszüge  daraus  hatte  P.  Victorins 
iü  eiue  Terenzansgabe  (Aiaihuui  1476)  ei nji:e tragen,  die  sich  jetzt  in 
München  befuulet;  (lie.^e  Auszüge  vcrörtViitlichtc  Bchopeii  1832.  Eine 
Gesamtau^i:al)t  besitzen  wir  erst  durch  t'iDpfenbach,  dieselbe  ist  jedoch, 
wie  die  Naciiiiäge  Studemunils  zeigen,  uiigeiiügend.  Die  Schuld  daran 
trägt  freilich  in  der  Ilauplsachc  der  Zustand  der  Hs;  die  Scholien  sind 
zum  Teil  abgegriffen,  zum  Teil  durch  starkes  Bescbueideu  der  lüinder 
verstümmelt.  lunuerhin  wird  durch  eine  neue  eingehende  Prüfaug,  die 
sehr  zu  wünschen  ist,  unter  Herauziehung:  der  von  Umpfenbach  nicht  ge- 
hörig gewürdigten  Abschriften  (iu  Terenjsanegaben  7,n  Fioruuz  und 
Mailand,  s.  Studemund  1868,  546  f.)  noch  manche  Lücke  ergänzt  und 
mancher  Fehler  der  Editio  princeps  berichtigt  werden  können. 

Umpfenbach  (S.  33ü)  hielt  den  Schreiber  der  Scholien  für  um  drei 
Jahrhunderte  jünger  als  den  des  Textes  (s.  IV/V),  ein  Ansatz,  den 
schon  Studemund  (1868,  549)  bezweifelt«;  er  rückte  die  beiden  Schreiber 
näher  zusammen.  Kach  Zangemeister-Wattenbach  und  v.  Sickel  gehören 
aber  die  Scholien  schon  ins  6.  Jhdt.,  sowohl  die  der  Hlteren  als  auch 
die  eiuer  jüngeren  Hand  (letztere  im  Eunnchus  und  Phormio,  aber  nicht 
immer  mit  Sicherheit  zu  sclieiden),  die  auch  beide  nach  Studemunds 
Urteil  nicht  weit  auseinanderliegeu.    Vgl.  Kaaer  255  Ö*.   Diese  Datie- 


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1 38   Erschein  m  ngen  auf  d.  Gebiete  d.  lateinischeo  Grammatiker  efe.  (Wessner.) 

nng  ist  iDBofem  tob  'Wichtigkeit«  als  Bich  daraaa  ein  Anbaltspanlct  Ar 
die  EntstehDngBart  dca  ttberlieferten  Donatkommeiitars  gewinnoi  l&Ot 
Dieser  ist  aamlich  im  Eon.  und  Phormio  (Scholien  der  jfingeren  Hand) 
reicblieh  benntst,  dort  frder,  hier  in  eirgerem  Anschluß  (s.  Sabbadini  32). 
Zum  Heantont.  finden  sich  im  Bemblaos  zahlreiche  Scholien,  die  sidi 
in  unserem  Donatkomraeotar,  in  dem  der  Heantont.  fehlt,  nachweisen 
lassen  (Gerstenberg:  110).  Darin  liest  ein  Hinweis  darauf,  daß  der 
Bembinnsschollast  in  seinem  Donatkommentar  den  Heant.  nicht  mehr 
vorfsnd  (daher  entnahm  er  gleichwie  viel  später  Calphnmins  seine 
Scholien  den  anderen  Teilen  des  Kommentars);  dieser  wird  aber  sicher 
erst  nach  der  Kompilation  der  beiden  Scholienmassen  Terloren  gegangen 
sein,  die  demnach  spätestens  im  6.  Jhdt  stattfand.  Femer  stellte 
Oerstenberg  eine  doppelte  Beziehung  zwischen  Donat  und  Bngraphiua 
fest:  Eagraphius  selbst  habe  die  noch  nicht  vereinigten  Scholienmassen 
einschließlich  des  zum  Heant.  gehörigeu  Teiles  benutzt,  andererseits 
seien  zahlreiche  rhrtorische  Schollen  ansEagi-aphins  in  die  Kompilation  mit 
anfgeoommen  worden.  sodaO  diese  nach  Eagraphius,  den  G.  io  die  Mitte 
des  6.  Jhdts*  setzt,  erfolgt  wäre.  Die  ganze  Frage  muß,  wenn  erst  die 
Aasgaben  vorliegen,  noch  einmal  im  Zusammeuliange  nutersucht  werden. 

e)  Sonstig«  SehoUen  und  EoauMutaro. 

1.  Scholia  Terentiana  coli,  et  dfsp.  Fr.  Schloe.  Leipzig  189S. 

2.  E.  Wölfflio,  Diti  neuen  Sckülicu  zu  Teieuz.   A.  L.  L.  Yiii 
(1893)  413—20. 

3.  K.  Sabbadini,  Ii  oommento  dl  Donato  a  Terenzio.  St.  I.  F.  II 
(1894;  20  flf. 

4.  K.  DziatzlLo,  Zu  Terenz  im  Mittelalter.  N.  X  Ph.  P.  CXUX 
(lö94)  472  C 

5.  B.  Sabbadini,  Biografi  e  conunentatorl  di  Terenzio.  St^ L  F. 
V  (1897)  889—327. 

8.  P.  Babb 0 w.  De  Donati  commeoto  inTerentlum  etc.  K.J.  Ph.  P. 
OLY  (1897)  857  f. 

7.  M.  Warren,  Unpublisbed  Schoüu  from  the  Vaticauus  (C)  of 
Terence.    H.  St.  XU  125—136. 

Unter  den  Scholieü  der  iUtenii  Terenzhss  (ausschließlich  dea 
liembiiuks^  üuden  sich  zahlreiche  Auöaig:e  aus  Doaat  (im  Victor.  D  zu 
Andria  uud  Euo.,  im  ßiccard.  F  zu  Hec.  und  Phormio,  im  Vatic.  C  und 
Paris.  P  zn  Andria,  im  letzteren  aucb  zur  Einicitnng";  Aasgaben: 
ümpfenbach,  'l\-rcnz  yraef.  XX  ff.,  Sabbadini  St.  I.  F.  II  24  ff.,  JSchleö 
67  ff.),  ferner  aus  Serviua  und  Priscian  nnd  einige  ans  Eng:raphius, 
Festos,  Porpbf  rio  und  laidor  (bei  Scblee  53  ff.).  Keben  diesen  Exzerpten, 


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Erscbcinuiigen  aufd.Gcbieted.lateüuscbenOrammatikeretclWessner.)  189 

die  großcBteils  mit  einem  UnpruDgsveriDerk  verBehen  sind  (flecondttm 
Donattimn.  ft.),  stehen  nnn  eine  Hasse  Scholien,  die  zu  einem  oder 
mehreren  spftteren  Kommentaren  gehören.  AnfUlmng  über  diese  wie 
Uber  die  ngehOriffen  Viten  nnd  Einleitnnfen  verdanken  wir  Sabhadini, 
Dziatzko  und  Sehlee,  ttber  deren  Besultate  folgende  Übersicht  orien- 
tieren soll. 

«)  Commentarins  antiqnior,  von  Schlee  ans  dem  Monac.  14420 
s^  ZI,  der  nnr  den  Kommentar  enth&lt,  veröffentUeht  (aber  nicht  voll- 
stAndig,  B.  DsiaUko  469).  Dieser  Monac.  ist  Abschrift  einer  alleren 
Sebolienhs.  Der  Kommentar  stand  firBhaeitig  oder  wohl  von  vornherein 
in  engster  Beäehnng  snm  Text  der  S-Klasse  der  Terenzhss,  in  deren 
Vertretern  (DGEF)  sich  zahlreiche  Exzerpte  von  erster  oder  wenigstens 
gleichseitiger  Hand  finden,  wfthi«nd  solche  in  den  Vertretern  der  7- Klasse 
erst  später  eingetragen  worden  dnd.  Der  Monac  und  diese  Exzerpte, 
durch  D  schon  ffir  das  9.  Jhdt  bezeugt,  gehen  znrttek  anf  einen  Alteren 
Kommentar,  der  eine  reichliehe  TezterkllLnmg  nnd  knrse  Elaleitangen 
zu  den  einzelnen  Scenen,  ferner  die  Tereozvita  mit  dem  Anfange 
*TerentiaB  comicns  genere  qnidem  extilit  Afer'  nnd  wohl  anch  noch  eine 
Einleitung  über  die  Komödie  enthielt  nnd  in  den  zahlreiche,  aus  den 
Alteren  Scholiensamminngen  (Donat,  Bembinns)  geflossene  Terenzscholien 
nnd  -glossen  anfgenomnien  waren.  Auf  diesen  älteren  Kommeotar,  der 
wie  leicht  erklärlich  im  Laufe  der  Zeit  raanclie  Veränderung-  erfuhr 
(bes.  Znsätze;  viell.  gehören  die  aus  Euj»raphius  hierher),  ^chL  gewiß 
auch  der  von  Bruns  1811  aus  einer  Hallenser  Hs  veröffentlichte 
Kommentar  zurück,  der  dieselbe  Vita  an  der  Spitze  tia^'t.  Die  über- 
einstimmnng  imt  dem  Comm.  ant.  bei  Schlee  ist  zwar  keine  vollständig'e, 
immerhin  aber  —  und  gnade  au  entscheidenden  iStellen  —  so  groß, 
daß  man  den  engen  Zusaramenhaug  für  gesichert  halten  darf.  Dafür 
spricht  auch  (I  is  Ar^rutiK  iUum  zur  Andna,  von  dem  ein  Rest  im  Monac. 
steht  (Dziatzku  170^;  es  ist  dasselbe  wie  im  Riccard.  E  (jüngere 
Blätter),  von  Schlee  fälsciilich  dem  Comm.  recentioi  (i72,  16—173,  15) 
eingereiht,  nnd  beginnt  'Orte  belle  Athenis  cum  Chremea*.  Ein  Ver- 
gleich mit  dem  Argument  bei  Bruns  I  5 — 7  'Belle  exorto  Athenis 
Chremes'  zeigt,  daß  beide  in  engster  Beziehung  zu  einander  stehen. 
"Wir  dürfen  somit  wohl  annehmen,  daß  uns  zwei  Redaktionen  eines 
filteren  Terenzkommentars  erhalten  sind:  die  —  vielleicht  ursprüng- 
lichere —  des  Monac.  und  der  S-Hss  und  die  des  Commentuui  Brunsi&uum. 
Uber  den  Verfasser  wj^st  11  wir  so  gut  wie  nichts;  Wölflflins  Vermutung 
betr.  Pompeioa,  den  Erklärer  des  Donat,  ist  durch  Dziatzko  Ö.  477  er- 
ledigt. — 

Was  oben  über  die  enge  Verwandtschaft  zwischen  Schlees 
Comm.  ant.  und  den  Hallenser  Scholien  gesagt  wurde,  liudet  auch  seine 


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]  90    ErficheinuDgeD  auf  d.Gebieted.lateiDiscbeD  Grammatiker  etc.(Wefi8aer.^ 

Beatfttignng  durch  dio  neueste  PobUkation  too  H.  Warren  (No.  7),  dl» 
Scholien  des  Yatic.  G  des  Terens  m  Hee.  T  4  und  Phomio,  von  denen 
Bich  onr  ein  Teil  bei  Schlee  findet  Was  Warren  darüber  hinaus  ver- 
ÖlTentlicht^  steht  fast  alles  bei  Orons  zn  le^en,  einiges  hat  der  Vaticaana 
mehr,  daffir  aber  sehr  vieles  nicht,  was  die  Handschrift  von  Halle  bietet. 
Da  beide  Sammlnngeo  von  Scholien,  oder  richtiger  Glossen,  voneinander 
nnabhfingig  sind,  lälSt  ^ch  Öfter  die  eine  ans  der  anderen  ergttnaen  oder 
berichtigen. 

B)  Commentarins  reeentior.  Frohen  bei  Schlee  163—172,  15  ana 
Cod.  Barbetin.  VUI  47  s.  Xm/XIV;  Sabbadini  fsnd  ihn  im  Cod. 
Biceard.  647  nnd  nannte  ihm  daher  frfiher  (St.  I.  F.  II)  Ezpositio 
mecardiana,  später  (St.  I.  F.  T)  dnfach  Ezpositlo.  Diese  findet  sieb 
auch  noch  im  Önelferbjt  862  s.  XIII. 

An  der  Spitze  steht  eine  Vita  mit  dem  (beginn  'Legitar  aactor 
iste  Africaaas  fuisse';  im  übrigen  enthält  der  Kommentar  eine  Einleitnng 
Aber  die  Komödie  und  eine  ans  Raudglossenf  grammatischen  Werken 
(DIomedes),  Lexicis  n.  a.  m.  kompilierte  Texterklärang,  in  der  Horas 
besonders  hänfig  augeführt  wird.  Die  Expositio  zitiert  den  Virgilios 
Grammaticus  (s.  VII)  nnd  wird  von  Papias  (ca.  1063)  benutzt;  sie  ge- 
bort wohl  in  die  Zeit  der  Karoliiigischen  Renaissance  (beachtenswert  die 
Überciiitaliiiimiiiig  von  Schlee  1G5,  18  ff.  mit  den  Karoliug.  Scholien  za 
Horaz  A.  p.  193  ed.  Zecbmeister  p.  22/23). 

Teile  dieses  Kommentars  finden  iiich  in  älteren  Terenzausgrabeu 
unter  dem  Namen  des  Servius.  Ferner  geht  vielleicht  auf  die>L'Ibe 
Expositio  die  Angabe  in  einem  Bibliüthekskalaiügo  von  ca.  1200  'Expositio 
Xcientii  iu  magno  rotnlo',  8.  L.  Mneller  in  N.  J.  Ph.  I*.  XCVIl  67. 

Gleichen  Ursprungs,  wenn  nicht  eher  ans  dieser  Expositio  iu 
Terentinm  abgeleitet,  ist  der  Kommentar  des  Magister  Jacobions  von 
Manlua  8.  XIII;  Sabbadini  nannte  ihn  fröher  Expos.  Laurentiana,  weil 
er  ihn  im  Laur.  ö2,  24  fand.  Daselbst  lautet  der  Titel  'lucipiuut  ex> 
planationes  comoediarum  Terrentii  Afri  civis  Cartaginensis  editae  per 

excellentissimum  virnm  magistmm  *;  der  Käme  des  Autors  fehlt. 

Es  folgt  'Circa  cxpusitionem  huius  lihri  qui  Terentius  dicitur'.  Nun  fand 
Sabbadini  iin  Ambros.  433  inf.  s.  XV  ful.  5^  'Sequentur  aliqaa  extracta 
de  sciipto  Magistri  Jacobini  de  Mantua  super  Terentinm.  Ciica  ex- 
positioneni  hnins  libri  etc.',  ferner  zahlreiche  Scholien  mit  dem  Vermerk 
Ja.  de  Ma. ,  die  in  jenem  Laurcntianus  wiederkehren;  somit  war  der 
fehlende  Käme  gewonnen.  Die  Zeit  des  Verfassers  crgiebt  sich  aus  der 
Anfilhmng  der  Nova  poetria  des  Geoffroi  de  Vinsauf  (am  1200)  und 
daraus,  daß  die  älteste  Hs  (in  der  Kgl.  Sammlung  zu  Kopenhagen 
No.  1995)  dem  13.  Jhdt.  augehürt.  Die  eigentliche  Vita  dieses 
Komuieatai's  beginnt  'Aactor  dicitar  istius  libri  faisse  Terentias*  (?gl. 


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BrscheiiiUDgen  aufd.üebiete  d.IaieiiÜ8cbenGiamiDatikcrctc.(WeMner.)    19  Jt 

oboD  die  Eipotitio);  der  KommeDtar  Belbst  ist  mehr  eine  oft  weitschweitige 
Textparaphrase. 

Za  dieser  Expositio  gehören  die  Scholien  auf  den  juagoren 
Blättern  des  Victorianns  D,  von  denen  man  Proben  bei  Scblee  173» 
l$ir.  nnd  hei  Sabbadini  St  I.  P.  II  34  ff.  findet.  Letzterer  iiai  in  u 
Ohereinstimmung  mit  TJropfenbach  (praef.  XVIII)  an,  dubü  iilatit  i 
seien  nnr  wenig  jünger  als  der  Kodex  D,  uud  kam  dadurch  in  Ver- 
legenhdt,  die  Bedehnngen  sn  dem  erst  später  eiitöUiiiüeuth  Kommentar 
zn  erklären  (St.  I.  F.  II  34  ond  V  320);  nach  Scblee  Rh.  M.  Pü. 
XLVI  147  ff.  sind  sie  aber  wahrscheiulich  um  mehrere  Jahriiuuderto 
jünger  als  die  übrige  Hs,  womit  jede  iSchwierigkeit  beseitigt  ist. 

Ein  völlig-  ^esichei-tes  Uiteil  über  dieee  Kommentare  wird 
eröt  iiucli  eiaer  umfa.sscndeii  Untersudiiiiig  des  reichen  MateriaU 
mö^'licb  sein;  dabei  wäre  zu  beachten,  wie  weit  sich  Beziehun;?cn  EU 
den  alten  Kommeiitaieu  deä  iJuuatuti,  des  Eugraphius  und  im  Bembiuaa 
nachweisen  lassen. 

II.  Zn  Cicero. 

a)       Aftconius  i'ediauus. 

(ÄUeies:  Ausgabe  von  A.  Kießling  und  R.  Schoell.  Berlin  1885. 
—  C.  Lichten  fei  dt,  De  Q.  Ascouii  Pediani  iootibns  ac  Ade.  Breslaner 
philol.  Abb.  11  4  1888). 

A.  C.  Clark  in  Cl.  R.  X  (1896)  301—305  legt  dar,  daß  der 
Kodex  X  81  der  Kgl  Bibliothek  zn  Madrid  vermutlich  die  Reinschrift 
des  Apographons  sei,  das  Poggio  von  der  darch  ihn  entdeckten  St.  Qallener 
Hs  angefertigt  hat,  vgl.  Kießling- Schoell  praef.  XXXIV  ff.  —  Sonst 
wird  der  Kommentar  des  Asconius  in  den  Schriften  über  die  andcreu 
Cieeroseholien  gelegentlich  berücksichtigt;  s.  bes.  nnter  Schoiia  Bobiensia» 

b)  Fseudo  -  ÄHCoiiias. 

Der  Kommentar  zu  den  Verrinen,  den  mau  gew  iibnlicii  mit  diesem 
Namen  belegt  (vgl.  Stangl,  Der  sog.  Gronovscboliast  20  ff.),  ist  bekannt- 
lieh  von  Pofigio  in  derselben  St.  (jalleoer  Hs  gefunden  worden  wie  der 
des  Asconius,  in  dessen  Ausgabe  Kießling > Schoell  S.  83  ff.  Varianten 
zur  Baiterscheu  Ausgabe  (Ciceronis  opera  V  2,  97 — 213;  Zürich  1833) 
mitteilen.  Außer  dem  Aufsat/.  von  Stangl  im  Rh.  M.  Pb.  XXXIX  (1884) 
568  ff.  (zur  Geschiebte  und  Kritik  des  Textes)  und  der  Dissertation  von 
A.  üeßner  (Zürich  lbb8),  der  an  eine  Bemerkung  Thilos  (Servius 
praef.  XXXI)  anknüpfend  das  Verhältnis  zwischen  Servius  und  Pseudo- 
Aseonios  untersucht  (letzterer  ein  Schäler  des  ersteren),  ist  mir  eine 
nenere  Arbeit  über  diesen  Kommentar  nicht  bekannt  geworden,  doch 
gUt  von  ihm  ebenfalls  das  znletst  ttber  Aseonios  Bemerkte. 


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192    Erscbeixiuugco  aufd.Gobiete  d.iateiniäcueaüraiuuxaUkerclc.i  Wcääuer.) 


e)  ScholU  BoblensiA. 
(ÄlteMliittmtlir:  Ausgabe  von  Baiter  in  Orellis  CiceroVä,  280 ff. 
—  L.  Zlcgler,  Rh.  M.  Ph.  XXVn  (1872)  420  ff,  —  Ders.,  Beitrilge 
zur  Textkritik  des  Scholiaata  Bobiensis.  Gymn.-Progr.  MÜDehen  1873.  — 
Th.  Stasgl.  Bh.  H.  Ph.  XXXIX  (1884)  S31  ff.;  428  ff.  —  H.  Ganmits, 
Zu  den  BoMeoier  CieeroaehoUen.  07mii.-Prqgr.  Bieaden  1884.) 

1.  B.  Sehilling,  De  acboliia  Bobieoabaa.  (Dias.)  Gjmo.*Progr. 
Dnaden  189S. 

2.  Tb.  Stangrl,  Boblensia.  Oynm.-Progr.  ICaDchaii  1894. 

5.  F.  Hildebrandt,  De  scbolüa  Giceronia  Bobiensibns.  Diaa» 
Beriin  1894. 

4.  B.  Sehilling  j  Zn  den  Bobieoaer  Cioeroaeholien.  N.J.Ph.P. 

6.  H.  Ganmits  |     GLI  (1895)  129—134. 

6.  Tb.  Stangl,  Zu  den  Bobienser  Ciceroscholiea.   N.  J.  Ph.  P. 
CLI  (1895)  784. 

7.  L.  Ziegler,  Zar  Textkntik  des  ScboUasta  Bobiensis.  Hermes 
XXXI  (1896)  19-69;  278-307. 

8.  Th.  Staugl,  Za  den  Bob.  Giceroscholien.  PhüoL  LVI  (1897) 
383—84. 

Von  diesen  V»  ri  fVt  iitlicban^en  befassen  sich  mit  Textkritik 
No.  2,  5  —  8;  in  den  übrigen  werden  bebaudelt:  Charakter  der  Scholien, 
ihre  Qik  lU  ii  und  ihr  Verhältnis  znm  Gronovscholiasten  sowie  zu  Asco- 
nius,  endlich  Entstehung  und  Entstehungszeit.  Was  den  ersten  Pnnkt 
betrifft,  so  ist  festg-estellt,  daß  der  Kommentar  teils  historische,  teils 
rhetorisch -granimatische  Anmerkungen  enthält,  während  bei  AscouiuH 
nur  die  erste  Art  vertreten  ist;  der  f^mze  äußere  Habitus  zeigt  ^roße 
Ähnlichkeit  luil  dem  Donatkommentav  zu  Terenz.  Ans  gelegentlichen 
Bemerkungen  ist  zu  entnehmen,  daß  uns  der  ursprüngliche  Kommentar 
nicht  voUstänrlig'  vorliegt;  ein  solcher  aber  als  das  Werk  6ines  Autois 
wird  —  unbest  liadet  der  Annahme  einzelner  späterer  Zutiiaten  —  wohl 
vorauszusetzen  sein.  Zitiert  werden  eine  beträchtliche  Anzahl  von 
Autoren,  römische  wie  griechische;  reichlich  benutzt  sind  besonders 
Livius  und  Nepos.  Von  diesen  beiden  sowie  von  Cicero  und  Sallust 
abgesehen,  wird  wohl  ein  erheblicher  Teil  der  Zitate  einer  älteren 
Quelle  entlehnt  sein.  Denn  altere  Kommeatare  hat  der  Verfasser  der 
Bobienser  Scholien  sicher  benutzt;  das  ist  bei  der  ganzen  Gepflogenheit 
seiner  Zeit  ohne  weiteres  vorauszusetzen  und  läßt  sich  auch  in  ver- 
schiedeneu Fällen  besonders  nachweisen.  Viel  umstritten  ist  die  Frage» 
ob  Asconins  benutzt  ist.  Madvig  hielt  es  für  wohl  denkbar,  daß  die 
historischen  Anmerkungen  aus  seinem  Kommentare  entnommen  seien, 
Ganmits  lengneta  jede  Bekanntechaft;  SdülUng  gab  eine  aoiche  an, 


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Bnefaei  nnagen  mufd.  Oebicted.  lsteisiBdie&Qniii]iifttik«rote.(WMf  nor.)  193 

hielt  sie  aber  nur  für  eine  oberflAchliehe,  während  Hild«bnuidt  seine 
Znflaeht  zur  Aanahme  einer  gemeinsameQ  Quelle  nimmt.  Bagegen 
wendet  sich  dann  wieder  SchiUingr  (No.  4),  indem  er  unter  anderem 
darauf  hinweist,  daO  der  Autor  dee  Kommentare  von  Bobbio  geflinent- 
lieb  seine  Quellen  veibeimlioht,  wie  s.  B.  Li?ina  und  Kepos;  daher  sei 
es  nieht  sn  verwundern,  wenn  er  sich  dnreb  Änderungen  und  sonstige 
Hittel  den  Anschein  sn  geben  suche,  als  sei  er  von  dem  allgemein  be- 
kannten Kommentar  des  Asoenius  unabhängig.  Von  den  Beniehungen 
SU  den  Oronoviebolien  wird  unten  noch  die  Rede  sein. 

Die  Entstehung  des  Kommentan  denlLt  sieh  Hildebrsndt  folgender* 
maßen:  Gegen  Ende  des  1.  nschebristl.  Jahrhunderte  wurde  ein  Kom- 
mentar au  Gieeronischen  Beden  verfaßt,  der  gleieh  dem  des  Asconins 
rein  historiseb  war  und  n.  T.  schon  auf  anderen  Kommentaren  beruhte. 
Diesen  benutxte  im  8.  Jhdt.  ein  *magister  eloquentiae'  sk  Grundlago 
für  seinen  nunmehr  historisch-rhetorischen  Kommentar,  der  sich  auf  aUe 
Beden  (diese  in  chronologiscber  Reihenfolge)  erstreckte.  Derselbe 
bildete  wieder  den  Grundstock  fBr  einen  anderen,  der  im  4.  Jhdt.  ent- 
stand und  denselben  Charakter  trog  wie  beispielsweise  der  des  Donat 
SU  Terena;  sein  Umfang  l&ßt  sich  nicht  sicher  bestimmen.  Exaerpte 
daraus  sind  unsere  Bobieoser  Scholien. 

Dieee  Aufttellung  ist,  wie  SchilUog  hervorhebt,  reichlich  kom- 
plisiert;  die  Annahme  eines  rein  historischen  Kommentars  neben  dem 
des  Asconins  schwebt  gana  in  der  Luft,  wohingegen  eine  Erkl&ruog 
Gieeroniscber  Beden  dnrcb  einen  Bbetor  der  Frontoseit  ganz  wahr- 
scheinlidi  ist  Ob  aber  zwischen  diesem  rhetorisch -historischeu  Kom- 
mentar und  den  Exzerpten  des  Palimpsestes  noch  ein  Mitteli^ied  aus 
dem  4.  Jhdt.  anzusetzen  ist,  erscheint  einigermaßen  fraglich  (Stangl 
'Gronovsdioliast*  setzt  die  Bobienser  HchoUen  ums  J.  300  an). 

-  d)  tironoTScholIen. 

1.  G.  Goetz,  Za  dem  Gronovscholiasten  dee  Cicero.  H.  J. Ph« F. 
CXLUX  (ia91)  42d->32. 

8.  G.  Landgraf,  Naevius,  Apoleius,  Ciceroscholien  in  Glossaren. 
A.  L.  L.  IX  (1894)  176. 

3.  Th.  Stangl,  Zu  den  Grouovschen  Cicero^oiien.  K.  J.  Ph«  P. 
CU  (1395)  834. 

Über  die  Gronovscholien  besitzen  wir  eine  treiflicheKoDographie  von 

Th.  Stangl,  Der  sogen.  GionovsehoUast  zu  elf  deeronisehenBeden. 
Leipzig  !  :  f>r  i^^'V   (Teil  I  «  Hfinchener  Hab.-8chr.  1883.) 

Derselbe    nterschied  vier  Teile: 

Scba  A  =  OreUi-Baiter  399.31—405;  um  450. 
.     B  «      ^       ^     382—397;  am  600. 
jAbrwbericht  fOr  Altertom  swisaeoscbafu  U<1.  CXUL  (im  IL)  18 


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194   BisdieiauigeD  aofd.G«ln«te  d.lftteiii]icbe]iGrRiDm«tik«ret9.(WessDer.) 

Sehol.  C  »  Oreili-Baiter  398—399,22;  um  600. 
•     D  —      •      •     406—444;  noch  jünger. 

Jkm  enteil  Teil  serlegte  Oaninits  (siehe  die  Litteratnr  zu  e)  nvieder 
in  Bwei  Abschnitte: 

^  m,  31-402,  83  QDd  A»  --^  403,  24—405,  29; 
leiEterer  stehe  den  Bob.  Scholien  naher  als  ersterer. 

Daran  kniipft  dann  Hildebrandt  (s. untere)  an;  er  setst A*  in  die 
Zelt  des  P&endo-Asconlas  and  betrachtet  ihn  als  Kompilation  ans  mehreren 
älteren  Kommentaren,  dagegen  ist  ihm  A*  ein  Exzerpt  ans  den  Scbolia 
Bobieniia  inter  Weg^aisnng  der  historischen  AnmerlLangen  und  mit 
Ändemng  der  Wortstellung,  die  die  QneUe  hatte.  Der  Schöllest  B  hat 
nach  Stangls  Ermittelnng  den  Psendo-Asconins  benntst 

Etwas  abweichend  ist  die  Ansicht  von  Goetx.  Die  ftberlieferte 
fieihenfolge  der  vier  Stangischen  Scholiasten  ist:  B  A  C  D;  scheidet 
man  A  0  ans,  so  schließt  D  nnmittelbar  an  B  an  and  es  ergiebt  sich 
folgende  Anordnung:  div.  in  Oaec,  in  Verr.  act.  I,  in  Cetil.  II— IV, 
pro  Lig.,  Marc,  r.  Deiot.,  8.  Boseio,  de  imp.  Pump,  and  pro  Hilooe. 
Nun  findet  sich  im  Cod.  Leid.  Oct.  88  'ein  aus  verschiedenartigen  Be> 
standteilen  znsammengcsetztM  Glossar  ans  dem  zehnten  Jhdt.,  das  eine 
Reihe  offenkundiger  Ciceroscholien  enthält'  ( =  Corp.  Gloss.  Lat.  V  657, 
29—659,  29).  'Was  die  Herkunft  dieser  Scholien  anbetrifft,  so  steht 
fest,  dal;  sie  einem  Exemplar  des  Scholiasta  Giouovianns  entnommen 
siud,  teils  wortlicb,  teils  iu  verkürzter  Form  mit  luannii^ fachen  kleinen 
Anderunfjen  entlehnt'.  Die  Reihenfolg-e  der  Reden,  zu  denen  sie  ge- 
hcireu,  ist  foljeude:  Cat.  II — IV,  pru  Lig-.,  Marc,  P.  lioscio,  de  imp. 
Pomp.,  pro  ililone,  pro  Plancio,  divin.  in  Cacc.  Die  Vorlay;e  der 
Glossenhs  hat  also  auch  diese  lieiheiit'oi^e,  die  durchaus  sachgemäß 
auf  einen  Kommentar  weist,  der  von  den  leichteren  Reden  zu  den 
schwereren  aufsteij,'t.  Aus  deui  Glossar  gewinnen  wir  Ergänznngren  zum 
Schol.  Groiiov.  be.s.  für  den  Anfang  von  Catil.  II,  die  Mitte  der  Divi- 
satio,  den  gröileren  Teil  der  Pompciaua  und  für  die  Rede  pro  Plaucio. 
(8.  auch  C.  Gl.  L.  V  praef.  XXXV.) 

Von  demselben  Glossar  spricht  Landgraf  (2)  und  bemerkt,  die 
Glossen  seien  aus  der  Leidener  Scholienhs  geschöpft,  als  sie  noch  nicht 
go  vert-nuninelt  war  wie  hente. 

iJer  Artikel  von  Stan-il  (3)  enthält  textkiitische  l!i mn knn^^eu. 

Eine  Gesamtausgabe  der  Ciceroscholien  außer  Ascouius  erwarten 
wir  von  8taugl,  — 

Znm  Schluß  sei  noch  anf  einige  Rezensionen  hint^ewiesen. 
Ktangl,  Robiensia,  besprochen  von  Gauniitz  B.  ph.  W.  1894.  1421 — 24, 
Ton  riasherg  D.  L.  1895,  364—65,  von  Tolkiehn  W.  kl.  Ph.  1894,  42  ff. 
und  von  E.  Thomas  R.  er.  1894,  259-60;  Hildebrandts  DisserUtiou 


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Er8ch«!nii]igen  auf  d.06bieted*Uteinisehen6niii]iifttikerete.(We8sner.)  195 

von  Stangl  I>.  L.  1894,  1513—15  und  yon  ToUdehn  W.  kl.  Pb.  1895, 
117—18.  Auch  sei  gmmt  L.  Gvrlitt  in  B.  pb.  W.  1895,  550—57,  der 
ticb  eingebend  mit  Hfldebrandte  S.  Kapitel  bescbfiftigt  (Qber  Samm- 
lungen CiceroniMber  Beden;  oben  niebt  beiüekeicbtigt). 

III.  Za  Yergil. 

a)  Serrtu  nntf  1lanlel«flebollea* 

1.  H.  Georgii,  Die  antike  Aneiskritik  aus  den  Scholien  nnd 
anderen  Quellen  hergesteUt    i5Luu^,^ait  ibUl. 

2.  J.  L.  Moore,  Servius  on  the  Tropes  aüd  Figures  of  Vergil. 
A.  J.  Ph.  XII  (1891)  157—92;  2(57—92. 

3.  W.  P.  Mustard,  The  ElynioJopies  in  the  Sf^rvian  Commen- 
tary  to  Veigil.  S.-A.  ans  Colorado  College  btudies  Vol.  HI,  Colo- 
rado Springs  1892. 

4.  A.  Moeller,  Quaestiones  öervianae.    Bisa.    Kiel  1892. 

5.  K.  Klotz,  Animadversiones  ad  veteres  Yergilii  interpretee. 
Öymn.-Progr.    Treptow  a.  R.  1893. 

6.  B.  B.  »Steele,  On  the  Arcbaisms  noted  by  Servins  in  the 
Gommentaiy  to  Vergü.  A.  J.  Pb.  XV  (1894)  164-94. 

7.  A.  Haberda,  Meletomata  Senriana.  Gymn.-Frogr.  Brflnn  1895, 

8.  A.  Lensebke,  De  metamorpboaeon  in  eebolüB  YergiUaniB 
fabnlis.  Bise.  Marburg  1896. 

9.  B.  B.  Steele,  Senrins  and  fhe  Scbolia  of  Daniel.  A.  J.  Ph. 
XX  (1899)  372—91;  361—87.   (S.-A.  1900.) 

10.  Trieber, Zu Servins  Aen.  VI  760.  Herraes XXIX  (1894)  124. 

11.  V.  Thöresen,  Mificell.  philologica.  I  ad  Servium.  JSi.  T.  F. 
IV  56. 

12.  W.  Eeraeus,  Zur  Kritik  und  Erklärung  der  ServiussckoUea. 
Hermes  XXXIX  (1899)  161-73. 

13.  P.  V.  WiDterfeld,  lu  Servium.  Philol.  LVm  (1899)  301—2. 
An  erster  Stelle  ist,  nicht  nur  nach  der  Zeitfulse,  das  Buch  von 

Georgii  zu  besprechen.  Vergils  Aneis  hat  bekanntlich  schon  gar  bald 
die  Kritik  der  Gelehrten  herausgefordert:  'obtrectatores  Vergilio  num- 
qnam  delnemnt'  sagt  die  Vita.  Diesen  Kritikern  stehen  die  Apologeten 
gegenüber,  an  ihrer  Spitze  kein  geringerer  als  Q.  Asconins  Pedianns. 
Über  die  dem  Diciiter  erteilten  Rügen  und  die  an  zahlreiche  Stellen 
aeiner  Schöpfung  geknüpften  Quaestiones,  nocb  mehr  aber  über  die  Ver- 
suche, jene  ztirii^i  zuweisen  nnd  diese  zn  lösen,  werden  wir  nntorrichtet 
teils  durch  den  Kommentar  des  Servius  mit  seinen  Znsätzen  nnd  die 
Terüoeser  Scholien,  teils  durch  Gellins  nnd  Macrobius.  Da  nun  je 
•päter  ein  Kommentar  entstanden  ist,  desto  mehr  der  apologetische 

18* 


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196  Bracheimuigeii  anf  d. Gebi6t6d.UteiiU8eheii GnuDinatiker etc.  (Veatner.) 

Charakter  bmorxotreten  pfloRt.  so  fiodeii  wir  bei  Servine  nar  verhftlC- 
nismäOig  weni;  Stellen,  wo  die  Kritik  älterer  Gelehrter  noch  offen  za 
Tage  liegt,  üm  so  wertvoller  Bind  daher  die  übrigen  Qaelleo,  die  nne 
eine  große  Zahl  von  Kiitiken  mitteilen.  Vergleiefat  man  diese  mit  den 
entsprechenden  Stellen  bei  Servins,  so  stellt  sich  die  anfUftllige  Thatsaehe 
beraos,  daß  einem  Tadel  der  anderen  Quellen  bei  diesem  fast  regel* 
mftOlg  ein  Lob  des  Dichters  gegenfiberstebt,  am  häufigsten  eingeleitet 
dnroh  *bene*.  Da  nnn  der  nisttefaliehe  Zusammenbang  dieser  Belobi- 
gungen mit  einem  anderwärts  erhobenen  Tadel  in  acahlreiehen  Fällen 
nachweisbar  ist,  so  wird  nach  Oeorgiis  Folgerang  xnm  mindesten  ge* 
stattet  sein,  avch  an  solchen  Stellen,  wo  der  Dichter  ohne  recht  ersicht- 
lichen Grand  gelobt  wird,  als  Anlaß  dasn  eine  Kritik  za  vermuten. 
Hiermit  ist  die  Ornndlage  und  die  Kethode  fär  Oeorgüs  TTotersnchnng 
sngedentet;  an  ungefähr  1300  Stellen  bat  er  anf  diese  Weise  die  Sporen 
älterer  Kritik  aufgedeckt  und  damit  nicht  nur  die  Katnr  des  Servins- 
kommentars  in  ein  helles  Lieht  gerBckt,  sondern  auch  ein  deotUches 
Bild  von  der  Tbätigkeit  der  alten  Kritiker  entrollt.  Zwar  will  es  mir 
scheinen,  als  ob  Geuigii  manchmal  bei  seiner  sc&arfBionigen  Untersncbung 
snviel  herausholt:  Die  mehriacb  vorkommende  Behauptung,  daß  ^bene* 
(beiServius  68!>mal)  in  der  Scholiastenspracbe  stets  einen  verteidigen- 
den Charakter  habe,  während  der  lobenden  Hervorhebung  nur  andere 
Ansdr&cke  dienten,  erscheint  mir  als  zu  weitgehend;  bei  Servius  wird 
man  ja  in  jener  Formel  in  der  Begel  die  Abwehr  einer  Kritik  erkennen 
dflrfen,  aber  dies  auf  andere  Kommentare  ohne  weiteres  zu  fibertragen, 
halte  ich  fllr  nicht  unbedenklich.  Doch  davon  abgesehen  ist  die  all- 
seitige Anerkennung,  die  das  Buch  gefunden  hat,  wohl  berechtigt. 

Qeoigüs  Verdienst  besteht  ferner  aber  auch  darin,  daß  er  die 
Servinsfrage  zwar  nicht  last  —  denn  das  i^t  schon  durch  Thilo  und  Thomas 
geschehen  — ,  wohl  aber  die  von  den  letztgenannten  gegebene  LOsnng 
in  mehrfacher  Hinsicht  befestigt  und  verstärkt.  Es  geschieht  dies  in 
einem  umfangreichen  Kapitel  der  BUnleitnng  sowie  an  vielen  einaelnen 
Stellen  der  Untersuchung.  Der  in  den  Hss  unter  des  Servius  Kamen 
überlieferte  Vergilkommentar  ist  das  echte,  einheitliche  und  im  ganzen 
vollständige  Werk  dieses  Grammatikers,  dem  die  Ergebnisse  früherer 
Forschung  in  der  Hauptsache  durch  XJrbanus  und  Aelins  Donatus  ver- 
mittelt worden.  Dagegea  ist  der  sogen.  Danielacbe  Servins  eine  durch 
*notae  aliornm*  vermehrte  Ausgabe  des  echten  Servius,  von  einem  un- 
bekannten Autor,  der  etwa  im  7.  Jhdt  und  vielleicht  in  Spanien  lebte. 
Dieser  benutzte  einen  -^'^^'^sietischen  Sammelkommentar  (des 

Telias  Longus?);  au!  .n  geben  zurttck  die  Veroneser 

Scholien  und  Hacrobjns,  sich  die  vielfache  Übereinstimmung  er- 

klärt. Ander  dieser  Hanptqaeile  dfirfLe,  wie  scbou  Thilo  hervorgehoben 


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firacheinangen  auf  d.  Gebiete  d.lateioiaeben Grammatiker  etc.  (Wessner.)  197 


hat,  der  Verfa«8er  der  Dariiplscbolien  noch  den  Isidorus,  einen  Mytho- 
graphen  und  vielleicht  ein  Glossenwerk  benutzt  haben  Sein  Kommentiu' 
ist  uirfi:eiids  geschlossen,  sondern  beliebiE^er  Erweiternns  fUhiß:;  die  oft 
in  edelstem  Latein  grehaltenen  Exzerpte  ans  Ulterer  (Quelle  heben  sich 
anfs  g^rellste  von  der  eigenen  Ansdrneksweise  des  Redaktors  ab.  Auf 
manche  interessante  Einzelheit,  die  Georgii  noch  Torftthrt,  einzugeben 
muß  ich  mir  leider  versanden. 

Reiches  Material  zu  derselben  Frage  haben  auch  die  beiden 
Amerikaner  Moore  und  Steele  gesammelt.  Jener  stellt  die  bei 
Servius  und  in  den  Dauielscholieu  preuamiTen  Tropen  und  Fig:nren  za- 
sammea  und  hebt  8.  291  eine  Anzahl  Unterschiede  zwischen  den  beiden 
Kommentaren  hprvor,  ver^-leiclit  anllerdoni  in  einer  Tabelle  damit  andere 
Scholiastea  und  Urammatiker  (die  Aii?ahen  über  iJouat  sind  nnvoll- 
ständiff).  Steele  bespricht  in  der  ejüif  n  Arlicit  (1894)  die  Scholien 
beider  Kr>iniiif  iir^re,  in  denen  ein  Arciiaismus  bei  Veriril  konstatiert 
wird,  wobei  sich  wieder  T'iitt'isciiiede  ej-geben  (s.  bes.  die  Tabelle  S.  166), 
während  er  in  der  nudiKn  Abhandinntr  (1899)  den  Sprachgebrauch 
beider  Sciiiüensammlungeii  /nm  Ocgeii&tand  seiner  rntersnchung  macht. 
Durch  zahlenmäßige  Feststellung  giebt  er  ein  besnii  lc  i  s  dentliches  Bild 
von  dem  vergchiedenen  Charakter  des  Serviaskommeiitars  und  der 
späteren  IJearbeitutitr  .r>a  beid^  denselben  Gegenstand  behandeln,  so 
ist  eine  gewisse  L  bereinstimmunf^  im  Wortschatz  nicht  auffjillis::  aber 
daneben  stehen  so  zahlreiche  durchgreifende  VerstchieicuheiteD,  dal!  man 
sie  nnr  dnrch  die  Atiiuihme  verschiedener  Autoren  erklären  kann"  (273), 
,T)pr  Kommentar  deaäervias  lag  fertig  vor,  als  die  'Scholiea*  geschrieben 
wurden"  (38fi). 

Einen  weiteren  Beitrag  zur  Servinstragc  würde  auch  die  Arbeit 
von  Mustard  geliefert  haben,  wenn  der  Verfasser,  abgesehen  von  seiner 
sonderbaren  Gruppierung  des  Stoffes,  nicht  den  Fehler  begangen  hätte, 
Sur  mangelhaft  oder  gar  nicht  die  beiden  Kommentare  zu  fldieiden; 
Vgl.  darüber  R.  Klotz  in  B.  ph.  W.  1892,  1202—4. 

A.  Moeller  beschäftigt  sich  in  seiner  Dissertation  1.  mit  dem  Ver- 
fasser des  'commentarios  ampliof  nnd  2.  mit  dem  Verhältnis  zwischen 
der  'brevior  et  plenior  recensio  Serviani  comroentarii'.  Wie  schon  diese 
Ansdriicke  zeigen «  bekennt  er  sich  zn  der  nach  anderen  von  Ilibbeck 
vertretenen  AaffasBiug,  daß  die  beiden  überlieferten  Kommentare  auf 
einen  vallständigen  echten  ürservins  zurückgingen.  Seine  Ansicht 
spricht  er  am  Scblosae  (S.  5 1 )  dahin  ans  'pleniorem  Senrinm  ant  exemplar 
archetypnm  cara  ampUoe  tom  planins  breviore  Servio  servasse  ant 
fontem  atqae  anctorem  commentarii  ab  illo  decnrtati  fni86e\  wobei  er 
dem  letzteren  den  Vorzug  giebt.  Über  die  Person  seines  'Servins 
pto&ior*  stellt  er  fest,  er  habe  nngefftbr  um  die  Wende  des  3.  und 


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198   ErscheiüUDgen  auid.  Gebiete  d.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (Wessner.) 

4.  Jhdts.  gelebt  (S.  12),  sei  Heide  gewesen  (S.  17)  und  Römer,  'quippe 
qui  peritnm  se  praebeat  lingnae  latinae'  (!  S.  20),  er  kenne  Rom  und 
Umgegend  und  liebe  es,  geemänuische  Ausdrücke  und  Din^c  zu  berück- 
sicbtigeo,  habe  also  wohl  an  der  Küste  gewohnt  oder  sei  gar  selbst  ein 
'nauta'  gewesen  (!  S.  21). 

Trotz  mancher  nützlichen  Bemerkung  ist  die  Beweisführnng  als 
mißlun;if  !i  zu  betrachten;  Moeller  greift  nieinmals  zu  Textändernnr'en, 
um  öciuc  Aijsicht  zu  stützen,  und  zieht  die  verwandte  LitteiaTiir  nicht 
in  ertoi  derlichem  Alaße  in  betiacht,  woraus  sich  denn  auch  eine  so 
schiefe  Fiehauptunpr  erklärt,  wie  sie  der  letzte  Satz  der  Dissertation 
enthält.  Somit  kuiiu  die  AibeiL  iin  j^auzeii  nur  als  verfehlt  bezeichnet 
werden  (v^'l.  auch  Bu.  J.  189«,  71!). 

Rt'cht  schwach  ist  auch  das  Ercrebnis  von  Haberdas  Meletemata. 
Er  will  durch  Untersuchuug  des  Spiach^'cbiauchs  das  Vaterland  des 
Servius  bestimmen  und  kommt  zu  dem  Resultat  (b.  20)  'Servii  usnm 
loqueiidi  speciem  Atricitati-  i  lae  se  ferre,  ita  ut  veii  sit  siniilliüiuui 
Servium  ipsum  Africa  usuui  esse  patria'  (so  schon  Thieluiauu  und 
Cramer  im  A.  L.  L.  II  180  und  VI  354);  H.  muLl  aber  selber  zugeben, 
dai>  die  Spuren  der  Africitas  im  Vergleich  zum  Umfang  des  Werkes 
recht  geringfügig  sind.  Endlich  stellt  sich  Haberda  ganz  auf  Moellers 
Seite  mit  der  Schlußbehaoptnng,  die  Sprache  des  Servius  und  der 
Danielscholien  sei  dieselbe  (als  einziges  Beispiel  wird  S  Aen.  V  70  und 
DS  AcD.  11  3.3  ani^efRhrt),  und  Ribbeck  habe  recht;  der  Danielsche 
Kommentar  sei  der  echte  Servius,  der  überlieforte  Servius  eine  Epitome 
aus  jenem  Was  diese  angebliche  Identität  in  si»rachiicher  ilinsicht  an- 
lanc-t,  so  "^in  1  Haberdas  Behauptungen  durch  Steeles  gründliche  Unter- 
suchung vuil kommen  erledigt. 

Eiu  Aniiänger  der  Thiloschen  Ansicht  ist  R.  Klotz,  der  gleich  zu 
Eingang  mit  Hecht  erklärt,  daß  nach  dem,  was  Thilo,  Thomas  und 
Geoigii  ausgeführt  haben,  die  Serviu^tVagc  als  endgültig  entschieden  an- 
gesehen werden  müsse.  Eine  andere  Suche  sei  es,  ob  der  eigentliche 
Serviuskommeutar  vollständig  oder  lüekenhatL  iibti liefert  sei,  wie  Thomas 
(Essai  sur  Servius  167  ff.)  angenommen  hat.  Daß  kleine  Einbußen  statt- 
gelunden  haben  (z.  R.  an  der  Vita),  e:iebt  auch  üeorgii  zu  (S.  17), 
glaubt  aber  nicht  an  Lückeiiliaitigki  iL  in  jüjrößerem  Umfange,  und  ihm 
tritt  Klotz  bei,  indem  er  dem  Servius  aüfM  lnmd  Ungenauigkeiten  nach- 
weist, Kommentar  aber  als  im  wesentliciien  vollstiludig  erhalten 
ansieht  Auüpr  einer  Anzahl  NachtrJicre  zu  Thilo  (betr.  solche  Steilen, 
wo  Servius  mit  'ut  diximns'  auf  ein  anderes  Scholion  verweist,  bei  Thilo 
ab«  I  die  angezogene  Stelle  nicht  notiert  ist)  liefert  K!ntz  im  2.  T'eil 
seiner  Abhandlung  den  Nachweis,  daß  von  dca  Vergüerkiürern  Theokrit- 
Scholien  zu  Rate  gezogen  worden  aiiid. 


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•  Erächeinuagen  auid.Gobieted.lateinischenGrammatiker  etc.  (Wessner.) 


LeoBdike  8t«Ut  in  seiner  DisBertation  fest,  daß  die  Verwandlangs- 
sagen  nfiserarVergllsclioUen  anseiaein  jUterenVergilkominenUr  entnommea 
sind,  dessen  Verfasser  eine  griechische  Metamorphoiensanirolung  benutzte. 
Diese  bemht  auf  derselben  Quelle,  deren  sieh  0?id  bediente. 

Anf  die  Dissertation  von  Oeßner  (ebenfalls  Anhänger  der  Thilo- 
sehen  Ansieht),  der  das  Verhiltnls  des  Psendo-Asconins  zu  Servius 
nntersnebt,  ist  schon  oben  (S.  191)  hingewiesen  worden;  aaf  die  ver* 
'Sehiedenen  textJcritiseben  Beiträge  (No.  10—13)  näher  einzugehen  liegt 
Icelne  Veranlassang  vor. 

b)  Aellos  Henatns. 

Den  Vergilkommentar  dieses  Qnunmatikers  bezeugen  Hiefonyiiids 
nnd  Priseian;  ausgiebig  benntnt  hat  ihn  Servins,  wenn  er  aneh  selnie 
Quelle  meist  nur  da  nennt,  wo  er  gegen  sie  polemisiert  jSrhsIten  sin3 
das  Vorwort  (von  WSliTlin  im  Philol.  XXIV 154  ans  Cod.  Paris,  snppl 
lat  1011  s.  IX  TerSlfentlleht),  die  Yergilvita  i^nd  Elnleitang  zu  den 
Bncoliea  (diese  beiden  in  Hagens  Ausgabe  der  Scholia  Bemensia 
734  ff.  nach  demselben  Paris.,  dem  Bern.  173  s.  IX/X  and  dem  SangalL 
862  8.  X). 

Die  letzten  beiden  Stttcke  hatte  L.  Valniaggi  in  der  R.  F.  XIV  (1886) 
1  ff.  dem  Donat  abgebprodieii,  aber  seine  (j^rände  sind  nicht  ttberzeagend. 
Neuerdings  hat  G.  Goetz  in  seiner  Abhandlung  über  den  Liber  giossa> 
rum  (s.  nnter  C)  66  ff.  nachgewiesen,  daß  zahlreiche  Scholien  ans  Donats 
Verr;iIkoinment;u-  in  das  genannte  Glossenwerk  übei'gegangen  sind;  sie 
tiagen  meist  den  Veiiuerk  'ut  Donatus'.  Unter  diesen  befindet  sich  auch 
eine  Glosse  über  die  Cli;ir;ieteres  elocutionum,  die  ans  der  Einleitung  zu 
den  Bucolica  (Haj^en  74*2.08)  stammt;  Sabbadini,  der  diese  Beziehnng^ 
anscheinend  ülier^ehen  liat,  wollte  (8t.  I.  F.  III  339)  daraus  auf  einen 
rhetorischen  Traktat  des  Donatus  schlieLlen,  Valmag-g;!,  dem  die^e  Glosse 
bei  seiner  ilypothesü  sehr  störend  ist,  bezweifelt,  ob  auf  die  Angabe 
*dicit  Donatus'  Gewiclit  zu  leg-en  sei;  das  Zitat  könne  auch  uns  irgend 
einer  Ars  stammen  und  dem  Donat  beigelegt  sein.  Nach  den  Darlegungen 
▼on  Goetz  ist  eine  solche  Ausflucht  unstatthaft. 

Wie  Valmae:c:i,  so  huguet  übrigens  auch  Habbadini  (Mns.  it.  di 
ant.  class.  III  [IhUOj  367  tf.),  daß  die  Vita  und  die  Eiuleitung  la  den 
Bucolica  von  un.serem  Duiiat  herrührten.  Er  lührt  aus:  Im  Paris.  lOll, 
und  in  diesem  allein,  ist  die  Vorrede  erhalten  und  mit  FL  •  DÜXATVS 
überschrieben,  also  nicht  Aelius,  sondern  Flavius  Donatus;  in  allen  an- 
deren II  SS  erscheinen  die  folgenden  Teile  anonym,  in  den  Ältesten  Aus- 
gaben entweder  auch  anonym  oder  dem  Tiberius  Olandius  Donatus  zu- 
geücbrieben.  Die  interpolierte  Version  dieser  Vita,  die  schon  im  14.  Jhdt, 
vorhanden  war,  benutzte  Poleoton  im  3.  B.  De  scriptoribus  Unguae  la« 


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200   Erschein usgen  auf  d.  G ebiete dJatoinlBclien  Grammatiker  etc.  (Wessner.) 

tinaa,  yerikßt  1435;  tob  einer  Verbiodang  mit  dem  Namen  des  Donatne 
war  ihm  oiehto  bekannt  JSine  solche  findet  sich  zuerst  bei  YaUa,  De 
reeiinroeatione:  'Donati  Orammatiei,  ri  modo  Donati  grammaüd  UbelloB 
est  de  vita  Veigilti*;  diese  Schrift  ist  ans  dem  J.  1449.  (Y^.  auch  St 
I.  F.  y  384  und  Vn  37  ff.)  —  Allein  mit  diesen  an  sich  isteressanten 
äußeren  Kacbveisen  wird  das  Zeognis  des  Paris.  1011  nidit  ans  der 
Welt  geschafft,  und  innere  Gründe  spredien  eben  doch  dafür,  daO  der 
Fl.  Donatus  identisch  ist  mit  dem  Grammatiker  Aelins  (£1.)  D.  Weiteres 
Über  die  Tita  s.  unter  Snetonins. 

Erwühnnng  verdient  wohl  noch,  daß  der  YergUkommentar  dieses 
Bosat  in  verschiedenen  Untersnchnngen  eine  Bolle  spielt,  um  die  Über- 
einstimmmugswisehen  Servins  nnd  dem  Terenskommentar  des  AeL  Donatus 
sowie  iwischen  Servins  nnd  dem  Yergilkommentar  des  Tl.  Ciandins  Do- 
natos  m  erklären,  worüber  vgl.  Goets  a.  a.  0. 8.  66/67.  S.  anch  anten 
bei  *8cholia  Hedicea*. 

c)  nberins  Ciaadtns  Donatas. 
(V.  BurckaB,  De  Tib.  Claadi  Donati  in  Aeneida  commeatario. 
Dias.    Jena  1888.) 

1.  B.  8abbadini,  Storia  e  critfca  di  alcuni  testi  latioi.  Mos. 
ital.  di  ant.  class.  lU  (18ü0)  367  ff. 

2.  C.  Hoppe,  De  Tib.  Claadio  Douar.o  Aeneidos  interprete. 
Dias.   Qöttingen  1891. 

8.    H.  Geor^ii,  Die  antike  Aneiskritik  im  Kommentar  des  Ti- 
berins  Claudius  Donatus     Realgymn.-Progr.    Stattgart  1893. 

Die  'Interpretation LS  zur  Aneis,  die  dieser  Donat  verfaßt  hat, 
liegen  leider  nar  in  alten,  acliwer  zugänglichen  Ausgaben  vor,  die  letzte 
vom  J.  1613  (Basel)!  Und  doch  'fehU  es  nicht  an  gnten  BemerknnEreu, 
wie  auch  die  ErklÄrungen  nnd  Besprechungen  Do'jats  mehr  Branchb ares 
und  Bear hreiisweiLes  enthalten,  als  man  nach  der  jetzt  üblichen  Ver- 
nachlässigung derselben  anütliiiun  möchte  (Georgii  S.  6).  Der  Kom- 
mentar dürfte  daher  \M3hl  eine  Ncaansgabe  verdienen. 

Über  die  }Iss  und  Aufei^aben  v^].  man  Bnrckas  S.  3  ff.  Der 
Kommentar  wurde  im  J.  144R  in  Italien  bekannt  dnrch  eine  Iis,  die  ein 
französischer  Mönch  über  die  Alpen  brachte,  worüber  Aurispa  an  Pa- 
normita  berichtet  (Sabbadini  369):  um  1450  kannte  ihn  Angelo  Decem- 
brio,  nm  1456  Fo^^io.  Exzerpte  worden  zuerst  j^edruckt  in  der  Aus- 
gabe dea  Landinus  (Florenz  1487,  wie  Valm  il^^^m  K.  F.  2LIV  1  ff,  nach- 
gewiesen; wiederholt  Venedig  1489,  s.  Burckas  3;. 

Eine  gute  Charakteristik  des  Werkes  findet  sich  bei  Georgii  in 
der  Einleitung,  wo  er  sich  auch  mit  Biirrkns  Whor  die  Beziehnngen  des 
Kommentars  zu  den  übrigen  Vergilscholicu  inaadorsetzt;  die  Disser- 
tation von  Hoppe  scheiot  Georgii  entgangen  zu  aein.  Seine  Aasicht 


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ErsebeinuDgen  auf  d.  Gebiete  d.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (Weösner.)  201 

läßt  rieh  dabin  znsaramenfaflseQ:  Ton  Servios  ist  Tib.  Donatus  nicht 
benntsst;  der  von  ihm  zitierte  Donat  ist  der  bekannte  Grammatiker.  Da 
nan  Senilis  schleehtbin  von  Donatus  spricht,  so  folget  daraus,  daß  er 
nur  ^inen  Vergrilerklärer  dieses  Namens  kannte:  also  ist  der  andere  Do- 
natus jOnger  als  Servins.  Anf  der  anderen  Seite  hindern  sprachliche 
OrQnde  daran,  den  Autor  der  Interpretationes  über  das  5.  Jhdt.  herab- 
zurücken, woraus  sich  ergiebt.  daß  er  den  erst  im  7.  Jhdt.  entstandenen 
DaDielschen  Kommentar  nicht  benutzt  haben  kann.  Auch  umgekehrte 
Benutzung  liegt  nicht  vor,  da  Ser?.  Dan.  eine  Anzahl  Kritiken,  die  sich 
bei  Tib.  Donatus  finden,  nicht  kennt.  Die  mannigfache  Übereinstimmung 
zwischen  beiden  erklärt  sich  aus  der  Benutzung  gleicher  Qnellen:  das- 
selbe gilt  von  den  Beziehungen  zn  den  Veroneser  Scholien.  Georgii  hält 
es  für  möglich,  daß  Serv.  von  Tib.  Donatus  benutzt  worden  ist;  Hoppe 
dagegen  meint,  die  Übereinstimmung  sei  auch  hier  auf  einen  älteren 
Kommentar  zurückzuführen.  A\  ahrend  aber  Burckas  als  direkte  Quelle 
das  Werk  des  Aelins  Donatus  ansieht,  erklärt  Hoppe,  das  sei  nicht  der 
Fall,  vielmehr  sei  der  KommeaUr  des  älteren  Donatus  nur  durch  Ver- 
mittelung  eines  anderen  wie  zu  Servius  und  dem  Verfasser  der  Dauiel- 
scholien  so  zu  Tib.  Donatus  gekommen,  eine  Annahme,  die  auch  wieder 
auf  mancherlei  Schwierigkeiten  stölit.  Die  Frage  ist  also  noch  nicht 
definitiv  entschieden,  so  daß  eine  abschließende  Untersuchung,  am  besten 
auf  LH  lind  einer  neuen,  weitereu  Kreisen  zugitoglichen  Aus^jabe,  wün- 
schenswert erscheint. 

d)  Pr^bit. 

(Altere  Litteratnr;  A.  Biese,  De  eomm.  YeTgiliano  qui  V.  Ya- 
lerll  Probi  dieitor,  Bonn  186S.  —  J.  Steop,  De  Probls  gnramatieli. 
Jeiut  1871.  —  B.  Kfibler»  De  Probi  BerytU  eommentarüs  Vergilianie» 
Berlin  1681.  —  Dasa  O.  Rlbbeck,  in  K.  J.  Pb.  P.  LXXXd51  und 
Proleg.  Verg.  163.) 

1.  Gh.  Thilo,  Über  Frobna*  Kommentar  za  Vergils  Bneoliea 
nnd  Qeorgiea.  N.  J.  Pb.  P.  GXLIK  (1894)  389—304;  431—82. 

2.  0.  Ka nge,  In  Saetonil  de  Tiris  illaitribiu  libroB  inqnisitio- 
nnm  capita  tria.   Dise.  philol.  Hai.  XIV  3,  187—384;  bes.  335  ff. 

In  drei  jungen  Bbb  (Vatlc.  3930,  Paris.  8809  nnd  Monae.  756, 
alle  8.  XV)  stebt  ein  Kommentar  eo  Vergils  Bneoliea  nnd  G^rgica  mit 
▼orausgebender  Vita,  einer  Einleitung  za  den  Bnc.  nnd  der  Titelangabe 
*H.  Val.  Probi*  oder  *Valerii  Probi*.  Die  zvlatet  erscliienene  Ansgabe 
ist  die  yon  H.  Keil,  Halle  1848,  doch  wird  in  Kürze  eine  nene  A.os* 
gäbe  von  Hagen  folgen.*) 

•)  Im  2.  Teil  des  3.  Bandes  der  Servius-Ausgabe  von  Thilo  Ha^en 
S.  321  ff ;  der  Heraasgeber  hatte  die  Oäte,  mir  die  Aosbftngebogen  s.  Zt  su- 
geben  sn  lassen. 


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202    ErscbeinuDgen  auf  d.  Gebiete  d.  lateinischen  Grammatiker  etc.  (VVetibocr.) 

Wir  haben  hob  in  enter  Linie  mit  der  von  8.  Brandt  ans  dem 
Nacblaase  Tliilos  verOffentllcbten,  leider  nicht  ahgesehlosaenen  ünter- 
•nebnns  sn  beschftftigen;  soweit  diese  die  Yita  betrifll,  ist  oben  der  Ab- 
schnitt Aber  Snetoniu«  zn  vergleichen. 

Die  Einleitung  zerlegt  Thilo  folgender maOen: 

L   2,  8  —  4.  19  K.      324,  8  —  326,  21  H.)   Über  Benermung 

nnd  Anfänge  des  Hirtenliedes. 
n,    a)  4.  20  —  5.  22  K.  (  -  326.  22  -  327,  23  H.)    Vom  Bau  des 
Hexameters,  der  Sprache  und  dem  Charakter  der  Darstellung 
im  bukolischen  Gedicht,  besonders  dem  Vergils. 

b)  5,  22  —  6,  21  K.  (  -  327,  23  —  328,  19  H.)     Über  die 
Gründe,  die  Vergil  zur  Abfassung  der  Buc.  veranlaßt  haben. 

c)  6,  21  —  7,  18  K.  f  -  328,  19  —  329,  16  H.)  Über  Vortrag, 
allojror.  Dentnnj?,  Dichtungsgattungen. 

Das  Etgebiiia  vuu  Thilos  ('iiip^elicnder  Analyse  ist  dies:  Es  kann 
keine  Rede  davon  sein,  dall  die  p]inleitnn£;  von  hinein  als  Ganzes  ver- 
faßt nnd  später  durch  Verküizuug  in  die  uns  vorliegende  Form  gebracht 
sei.  Vielmehr  hat  ein  Grammatiker  recht  später  Zeit,  tiiihestens  aus 
der  zweiten  Hiiltte  des  ö.  .Ihdts.,  aus  guu/.  versolüetleiien  Zeilen  stam- 
mende Üaibtelluiigen  zu^aniinengesetzt.  Der  Abschnitt  I  ist  aus  einem 
Kunnuentar  de.s  2.  JuJin.  ausge.^chrieben.  Ahnliche  Berichte  tindeii  sich 
bei  den  Thcokritscholiasten,  bei  Diomedes  und  Donatus  (daraus  Serviu».), 
doch  behandelt  dieser  diu  bei  den  anderen  ausfiibilich  vurgetra:^enen 
Urspruugserzähliingen  sehr  kurz.  Alle  drei  Lateiner  «sind  in  ihren  An- 
gaben voneinander  unabhftnL;)^';  Probus  und  der  Gewährsmann  des  Dio- 
medes  hahen  nicht  einmal  aus  derselben  (Quelle  sreschöpft,  jener  hat 
au  einigen  Stellen  so^-ar  noch  mehr  als  der  jrriechische  Scholia-.t.  Auf 
einen  Grammatiker  der  besseren  Zeit  fuhren  die  Bemerkum^eu  über  das 
Carmen  isxnny.-f.ü-^  sowie  die  Biuclistücke  aus  Varro,  Cato  un.!  Lucilins; 
an  den  Berytier  zu  denken,  verbieten  mehrfaehe  .Abweichiiiiiicn  vom 
klassischen  Spraeh.'ebrauch.  —  Der  Abschnitt  IIa  erscheinl  wt  <:rrn  der 
UnVollständigkeit  deä  Inl)alts  und  der  nachlässigen  Form  als  ein  in 
später  Zeit  angefertigter  Auszug,  vermutlich  aus  der  Vorrede  zu  einem 
Kommentar.  Dcu  Verfasser  desselben  den  hiiHtcren  Schul iasteu  zuzu- 
rechneu,  liegt  kein  Grund  vor-,  einige  Wendungen  dieses  Abschnittes 
sind  afrikanisch.  —  Im  nächsten  Abschnitt  IIb  wii^uneh  es  von  Un- 
richtii-^keitp"!  luui  Verkehrtheiten;  seine  Ausrührl.chkeit  verbietet,  ihn  als 
Auszug  anzusehen.  Er  scheint  unverkürzt  ausdurVorrede  eines  Kommentars 
entnommen  zu  sein,  der  selbst  schwerlich  vor  der  Glitte  des  4.  Jhdts.,  viel- 
leicht sogar  später  als  der  Servianische  geschrieben  war;  einzelnes  <;eht 
wohl  auf  Berichte  aas  besserer  Zeit  zuittck.   Die  Darstellung  eriaacrt 


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SneheiomigOD  ftuf d.  Oebieted.  latdmttcfadnOranifflatiker  etc,  (WaBaner.)  203 

«n  di«  des  Serdiis;  wie  diese  ist  sie  korrekt,  aber  trocken  ttad  io  scbnl- 
meisterlicbem  Tods  gehalteo.  Alles  dies  trifft  auch  zu  bei  dem  letzten 
Abschnitt  IIc,  der  sonach  wobl  gleichen  Ursprunges  ist 

Was  den  eigentlichen  Kommentar  betrifft,  so  kann  anf  diese  Bs* 
«efchnong  nnr  der  Teil  Anspruch  machsn,  der  den  Georglca  gewidmet 
ist.  Bei  dem  anderen  ist  dreierlei  zn  nnterscfaeiden:  1.  eine  Iftngere 
Abhandlung  su  Bnc.  6,31,  dss  Kachwerk  eines  Afrikaners  ziemlich 
8])iter  Zeit,  der  ältere  Yergilscbolien  verschiedenen  Wertes  mit  Stellen 
griechischer  nnd  römischer  Autoren,  die  er  znm  Teil  ans  eigener  Lektttre, 
zomTeil  aber  wohl  nnr  als  Zitate  kannte,  ohne  Einsicht  nnd  Urteil  za- 
aammengestellt  hat  Das  Material,  mit  dem  er  arbeitet,  ist  großenteils 
vortrefflicb,  die  Ansdmcksweise  nnnatfirlich  nnd  schwolstig.  An  Prohns 
ist  nicht  zu  denken;  wiederholt  wird  gegen  Asper  polemisiert  2.  eise 
Anzahl  Scholien,  in  denen  die  von  Vergil  berührten  Ilythen  meist 
ademlieh  ansfOhrlich  erzählt  werden,  ohne  besondere  Gelehrsamkeit,  aber 
in  einer  reinen  Sprache  (6,  42;  60;  74;  78 ;  vieU,  anch  6,  43  nnd  8,  56). 
3.  Die  fibrigen  Scholien. 

Thflo  kommt  zn  demselben  Resultat  wie  Biese  und  KUbler,  daß 
nimlich  dieser  gauze  sogenannte  Frobnskommentar  (ttber  die  Georgica- 
Scholien  hat  Th.  nichts  biuterlasseu)  mit  dem  Berytier  Prohns  nichts 
zn  thnn  hat. 

Hit  demselben  Thema  beschäftigt  sich  znm  Teil  anch  Kdrtge  im 
2.  Kapitel  seiner  Dissertation.  Er  unterscheidet  im  ganzen  drei  Bestand- 
teile: die  Vita,  die  Einleitung  zu  den  Bncolica  und  den  Kommentar, 
und  veispricht.  sie  im  einzelnen  und  nach  ihrem  gegenseitigen  Verhältnis 
zu  prüfen,  vom  Korameutar  ist  aber  weiterhin  nicht  die  Rede. 

Vit  LI  und  Einleitung  weist  er,  wie  andere  vor  ihm,  ver.schiedeiicu 
Verfassern  zu.  im  übrigen  bekämpft  er  ^J'hilos  Ansicht  von  dem  Cha- 
rakter  und  Ursprunpr  der  Einleitung.  Er  meint,  die  Zerlegung  in  vier 
Teile  sei  ganz  willkiuiich,  da  sich  eine  g:ewi3se  Disposition  erkennen 
lasse  und  nicht  abzusehen  sei,  woher  der  \'erfasser  diu  einzeluen  sich 
gut  (?)  zusammenfü^jenden  Teile  habe  nehmen  können.  Hätte  ferner  der 
Verf.  nacli  JJuiuH  u.id  Servius  gelebt,  so  hätte  er  schwerlich  die  von 
diesen  aufgestellte  Disposiiion  unberücksichtigt  gelassen.  Anf  ältere  Zeit 
fahrten  auch  die  Angaben  über  die  Äckerverteilung  (ö,  28  K.  ■=  327,  28  U.), 
denn  Probus  spreche  bestimmt  vom  Siej?-  bei  Actinm,  Donat  drücke  sich 
nnbestimmt  aus  in  der  Vita,  bestimmt  in  seiner  Einleitung  (Philippensis 
Victoria),  Servius  suche  beide  Anj;aben  zu  verschmelzen.  Das  letzte 
ist  aber  schwerlich  richtig,  denn  die  von  Körtge  vorgeführten  Stelleu 
aus  den  Einleitungen  des  Servius  weisen  beide  eher  auf  denselben  Kriejr, 
«len  auch  Donat  meint,  als  auf  die  Schlacht  bei  Actium;  diese  wird 
allerdings  im  SerTinskomiDeatar  zu  Buc.  9,  11  und  67  direkt  genannt, 


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204   Snoheinaiigen  auf d.  Oebieteil.  lateinischen  Oramiaatiker ete.  (Wessoer.) 

aber  ob  bier  Probm  die  Yeimiilftwiiofir  geweMn  ist,  Bcheiiit  mir  mit  Boek- 
ticbt  auf  ServioB  m  Biie.  9,  28  bSobit  swdfelhaft  zu  lein.  Wenn  KOrtg» 
fenier  wegen  dee  einen  Zitats  am  Aseonins  den  pausen  letzten  Abeefanlti 
(IIc  nach  Thilos  Oliedernng)  anf  gute  alte  Oelehnamlceit  direkt  zaritek- 
fthrt,  so  ist  das  m.  E.  etwas  kühn,  nadidem  Thilo  selbst  zugegeben» 
daß  einselnes  anf  Berichte  ans  besserer  Zeit  znr&cliLginge,  ssogleich  aber 
auch  Gründe  fOr  eine  sp&tere  Abfownng  Yorgebracbt  hat,  die  Kdrtge  nicht 
widerlegt.  Ans  diesem  A8conin»>Zitat  aber  nnd  den  drei  Zitaten  im 
ersten  Teil  (I  nach  Thilo)  sowie  ans  der  angeblich  gnten  Disposition 
nnd  dem  psssenden  Zusammenhang  folgert  Körtge,  der-Kem  der  gannen 
Binleitnng  stamme  yon  Prohns,  wegen  einiger  Ansdrfteke  mfiise  man 
aber  eine  spfttere  Bearbeitong  annehmen.  Ich  war  selbst  früher  (Be- 
sprechnng  von  KOrtges  Diss.  in  B.  ph.  W.  1900, 878)  geneigt,  dieser 
Annahme  snznstimmen,  mnß  aber  erldftren,  daß  eine  emente  eingehende 
Beechäftigong  mit  den  Terschiedenen  Traktaten  Aber  die  Bncolica  (Dio- 
medes,  Donatas,  Phüargyrins,  Isidoras)  diese  Annahme  nicht  bestiügt 
hat  Höchstens  kann  zagegeben  werden,  daß  einzelnes  (nnd  darunter 
vielleicht  eben  die  erwUmten  Zitate)  dnreh  den  Kommentar  des  Probns 
auf  diesem  oder  Jenem  Wege  in  die  Quellen  gelangt  ist,  die  der  Korn* 
pllator  benotste. 

e)  Asper. 

Za  deu  unter  dem  Namen  dieses  Grammatikers  überlieferten 
Bruchstiicken  von  Qoaestiooes  Vergilianae  (im  Palimpsest  Cod.  Paiis. 
12  161 :  gedruckt  bei  Keil,  Probi  comm  ,  Halle  1848  a  109;  Eigänzuagen 
von  Chatelain  R.  Ph.  X  [1886]  87—101)  ^iebt 

Fl.  Welgel,  Serta  HarteUana  1896  S.  129—133. 
Nachtiige  auf  grnnd  einer  1893 — 95  vorgenommmenen  Nachprüfung. 

f)  Seholia  Bemensta« 

Ausgabe  von  IL,  lla^eii  im  4.  Sn|i]jl.  zu  N.  J.  Ph.  P.,  Leipzig 
1867,  8.  C73— 1014.  Zur  Textkiiük  von  Oeorg.  III  7  liefert  einen 
Beitrag 

W.  Heraeus  im  Rh  M.  Ph.  UV  (1899)  146. 

g)  Scholia  TerenensUu 

Ausgabe  Ton  H.  Keil,  Prob!  comm.,  Halle  1848,  8.  71—108; 
demoAehst  von  H.  Hagen  in  SerTius  III  2,  891—450. 

Sie  werden  ausgiebig  berttekslehtlgt  von  H.  Qeorgll,  Antike 
Äneiskritikt  worSber  unter  a)  Servios  berichtet  worden  ist 

h)  8cholia  Medicea. 
M.  Ihm,  Die  Scholien  im  Codex  Mediceus  des  Veigilios,  Kb.  M.  Ph. 
XLV  (1890)  622  C 


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EndtemuBgoi  aiifd.0«btotod.latei]iiidie&Gfa]iunAttker  etc.  (Weaanttr.)  205 

Za  QDtenobeiden  aind  swei  Uten,  seitlich  lieh  nahestehende 
HIode  (wohl  nach  (KX))  und  eine  jaogere  (IS.  Jhdt.).  Die  SehaUen 
(anf  S.  696—84  TerOffentUcht)  beziehen  ileh  nur  auf  Bne.  1—4  und 
6 — 10.  Schreiber  und  Verfasser  sind  nicht  6ine  Penon;  es  ist  wahr- 
scheinlich eine  Auswahl  ans  einer  reicheren  Quelle.  »Die  Annahme,  daß 
unsere  Sdiolien  ans  dem  Kommentar  des  Aelina  Donatus  geflossen  sind, 
entbehrt  nicht  der  Wahrscheinlichkeit;  xwingende  Beweise  fehlen 
freilich*  (S.  606).  Benntat  sind  sie  von  Pomponina  Sahinns  in  seinem 
Sammeliiommentar,  mit  dessen  Hälfe  auch  hier  nnd  da  eine  Sn^üunng 
oder  BerichtigaDg  möglich  ist.  Vgl  anch  Bo.  J.  1898,  204. 

i)  Folgentins. 

Die  'Yirgiliana  continentin'  dieses  Antois  liegt  jet&t  in  nener 
Ansgabe  vor  bei 

E.  Helm,  Fabii  Plandadis Folgentii  opera.  Leipn.  1898,  8. 81— 
107.  VgL  Bn.  J.  CZin  68.  - 

Eigäniend  sei  noeh  bemerkt,  daß  der  letite  Band  der  Thilo* 
Hagenachen  Servinsansgabe  auch  die 

*Bxplanationes'  dea  Philargyrins  an  den  Bnooliea  nnd  die 
'Brevia  expoaitio'  an  den  Qeoigica  bringen  wird. 

IV.  Zn  Horas, 
a)  Porphyrie« 

(Ältere  Litteratar:  0.  Keller,  in  Symbola  philol.  Bonn  1867, 
495  ff.  —  W.  Meyer,  Beiträge  zur  Kritik  des  Horazscholiasten  Por- 
phyrion. Gymn.-Progi'.  München  1870.  —  M.  Fetschenig,  Zar  Kritik 
der  Horazscholiasten.  Gymn.-Progr.  Kiogenfart  1873.  —  Ders^,  Zn 
den  Scholiasten  des  Horas.  Qymn.-Progr.  Graz  1873.  ^  Pomponii 
Porpbyrionis  commentarii  in  Q.  Horatinm  Flaccom  rec  G.  Meyer, 
Leipz.  1874.  —  C.  F.  Vrba,  Meletemat»  Porphyrionea.  IMss.  Wien 
18»5.) 

1.  J.  Stowaaser,  Porphyrionea.   W.St.  XU  (1890)  131—29. 

5.  E.  Sabbadiai,  Porflrione.  Kns.  ital.  dl  ant  Claas.  III  (1890) 
363^67. 

3.  Fr.  Bneeheler,  Oonieetanea.  Bh.  K.  Fh.  XLVm  (1893)  87. 

4.  J.  8 to Wasser,  LexikaUsch-kritisches  sn  Porph^'rio.  Xenia 
Austriaca  1893,  181—168  =  Gymn.-Progr.  Wien  1893. 

3.  P.  Fossataro,  De  Porpbyrionis  Horatiani  commentarii  looo 
xecte  interpretando.   R.  F.  XXII  (1893)  887. 

6.  P.  Wessuer,  Quaestiones  Porphyrioneuc.    i>iaa.  Jena 
in  Comw.  pliüül.  Jen.  V  (^iö'J4)  160—196. 


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20G   ErsebeinuDgen  »ufd.  06bieted.lfttciBiflQbttii  Grammatiker  etc.(W6Miier.> 

7.  Pomponi  PorfyrioDU  eomineatiim  in  Horatinm  Flaecnm  ree. 
A.  Holder ^  Sebolia  antiqna  in  Q.  Horatinm  Maccum  rec.  A.  Holder 
et  O.  Keller  Yol.  I.   Itmebrock  1894. 

8.  J.  LnuAk,  Za  den  Hoiazschoiien.    Philol.  LH  (1894)  32-i. 

9.  .1.  StowABser»  Kleioigkeiteo  ans  Porphyrio.  Berta Harteliaait 
1896.  125—28. 

10.  6.  Landgraf.  Über  die  Latiiiitttt  des  Horasscboliaateii  Por- 
phyrien.  A.  L.  L.  IX  (1896)  549—65. 

11.  0.  F.  Vr ba.  Zum  Commentnm  des  HoraBseboliaaten  Porfjrrion. 
0ymD.-ProeT.  Wien  1897. 

12.  W.  Gern  oll,  KriiiscUe  Remerkangeu  zu  latein.  fcJchiiftstellem 
II.    Piogr.    Lie-nitz  1898,  S.  32. 

13.  W.  Heiaeus,  Zur  Kritik  und  Erklärung  von  Poifyrio» 
HorasMcbolien.    Philol.  LIX  (1900)  158-60;  317—20;  630-33. 

14.  J.  Tolkiehn,  Textkritische  Bemerknn^en  zum  Horaz- 
kommentar  des  Porpbyrio.   W.  kl.  Ph.  1900,  1076—78. 

15.  O.  E.  Sengera,  KPonBiionu.   FiloL  Obosr.  VII  8,  346, 

Der  Kommentar  Porphyrios  ist  ?od  den  Mberen  Heiansgebem  bia> 
auf  Paaly  und  Hanthai  ziemlich  mißbandelt  worden;  der  Qi-and  dafOr 
ist  in  dem  mangelnden  Verständnis  fQr  die  Eigenart  des  Werkes,  sodann 
aber  anch  in  der  ungenügenden  Kenntnis  und  ungenügenden  Benntznngr 
des  handschriftlichen  Materials  zu  suchen.  Erst  W.  Heyer  hat  eine 
bmnchbare  Ausgabe  geschuffeu,  die  in  der  Hauptsache  auf  der  Münchener 
Hs  (181)  8.  X  beruht;  aus  ihr  sollten  die  übrigreii  jimuen  Hss  (s.  XV) 
mit  mehr  oder  weniger  Zwischengliedern  abstammen  (Meyer  1870,  3) 
und  obemheiii  redidert  und  interpoliert  sein,  weshalb  sie  bei  der  Aus- 
gabe fast  unberücksichtigt  blieben  (vgl.  auch  Vrba  1885,  10  IT.). 
Eiijc  ßereichtrunp  erfuhr  das  lisl.  Material  durch  die  Auflindung  des 
Cod  ^  .itic.  Ursin.  3314  s.  IX,  den  Holder  1887  kollationierte.  Diese 
Hs  iLeht  dem  Monac.  so  nahe,  duL  iiiaa  sie  zunächst  —  wie-es  auc  ii  Vrba 
1897,  31  Anm.  noch  thut  —  tür  die  Vorlage  von  diesem  zu  liultun  ge- 
neigt ibt;  doch  stehen  dieser  Annahme  eine  Aii/.a  il  Stellen  entgegen 
(vrI.  meine  Aust'ühruiig  in  N,  J.  Ph.  P.  1895,  41b),  so  dal.  ilolder  beide 
Hss  aus  einer  Quelle  herleitet,  als  die  er  einen  Codex  Laureshanieusis 
vermutet  (praef.  Vll  u.  G12).  Da  der  Vatic.  nicht  nur  älter,  sondern 
auch  etwas  besser  ist  als  der  Monac,  so  legte  ihn  Holder  seiner  Aus- 
gabe zu  gruiuie.  Daneben  aber  berücksichtigte  er  auch  mehrere 
jüngere  Uss:  tinmal  den  Paris.  7988  P  (bei  Hauthal  R),  der  nach  seiner 
Annahme  *ad  archetypum  prope  acceJit',  und  sodann  die  WoHtiibüLteler 
Hs  W  (Gudianus  lat.  bb)  s.  XV,  die  neben  anderen  gelegentlich  be- 


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Era«h^uDgen  ftitfd.(jebieted. lateinischen  Grammatiker  etc.  (Wessner.)  207 

nntztan  Hsh  hergeleitet  wird  von  dem  PorpbyriolLodeXf  den  Enocbe  da 
Aaeoli  in  Denteehland  entdeckte  nnd  14^  nach  ItaUen  brachte,  worüber 
Sabbadini  oocb  ein  paar  Zeugnisse  mitteilt.  In  welchem  Verhältnis 
diese  Hb  zn  der  älteren  durch  VM  vertretenen  Überlieferung  und  zu 
dem  Paris.  P  stand,  ist  bisher  noch  nicht  eingehend  untersucht  worden, 
ebenso  ist  die  Stellnng  von  P  noch  nicht  genttgend  anfgeklftrt;  nach 
Holder  bat  diese  Hs  selbstftndigeti  Wert,  doch  erregen  ihre  Lemmata 
vielfach  den  Verdacht^  daß  Korrektor  vorliegt,  and  daraas  ergeben  sich. 
Zweifel,  ob  dssselbe  nicht  doch  anch  im  Texte  an  den  Stellen  ansonehmea 
ist,  wo  P  gegenüber  von  VM  die  richtige  Lesart  bietet  Eine  ab- 
schließende üntersnehang  darflber  wäre  wohl  wünschenswert 

Wie  Heyers  Äasgabe  gegen&ber  ihren  Vorgängerinnen,  so  be- 
deutet wieder  Holdere  Aasgabe  gegenäber  der  M^ers  einen  Fortschritt, 
aber  von  einem  AbschlaO  liann  noch  keine  Bede  sein;  das  zeigen  die 
zahlreichen  teztkritischen  Beiträge,  die  oben  aufgeführt  worden  sind, 
hier  aber  im  einzelnen  nicht  bespiochen  werden  kennen.  Die  Bchwlerig- 
keiteo  ffir  eine  endgfUtige  Herstellong  des  Teites  sind  nicht  gering; 
sie  berohen  anf  der  aoOerordentlich  kormpten  Überlieferung  des  Textes 
and  auf  der  Eigenart  der  Sprache  Porphyrios.  Der  Kommentar  ist 
nicht  in  der  nrqirftnglichen  Form  anf  ans  gekommen;  er  ist  aoßer* 
ordentlich  lückenhaft  (vgl.  Wessner  185  Anm.),  todaß  nns  ein  großer 
Teil  der  Scholien  fehlt,  wofär  der  sichere  Beweis  erbracht  ist  (a.  a,  O. 
186  and  Holder  619).  Sodann  sind  eine  Uenge  fremde  Zusätze  ein* 
gedrangeu,  die  sich  bsld  mehr,  bald  weniger  leicht  erkennen  and  ab- 
sondern lassen.  Dies  nnd  noch  einiges  andere  (z.  ß.  Qedichtaberscbriften) 
fährt  za  der  sicheren  Annahme,  daß  der  Kommentar  aas  einer  Horazbs 
heraosgelSst  worden  ist;  ob  freilich  erst  karz  vor  dem  9.  Jhdt,  wie 
Kießling  im  Qreifswalder  Ind.  scbol.  1880,  6  annimmt,  erscheint  fraglich. 
Wenn  das  Scholien  zn  8.  I  9,  52  von  Porphyrio  stammt,  würde  man 
mit  Meyer  anznnehmeu  haben,  daß  bereits  der  Kommentator  seine  Er- 
klärungen in  eine  Horazhs  einii  ug,  doch  spricht  eigentlich  die  Analogie 
anderer  gleichartiger  Werke  dagegen,  und  wenn  wir  es  an  der  an- 
geführten Stelle  mit  einer  Interpolation  zu  thun  haben  sollten,  könnte 
man  recht  gut  an  ein  gegen  das  Ende  dürftiger  werdendes  Exzerpt  aus 
dem  iirHi)rüngIich  geschlossenen  Kommentar  denken.  Mag  dem  nun 
sein,  wie  ihm  wolle,  jedenfalls  liegt  uns  von  Porphyrios  Werk  nur  eine 
spätere,  mehrfach  alterierte  P^'assung  vor,  und  es  bedaif  noch  einmal 
einer  gründlichen  Untersuchiiiig,  (»b  der  Jvuiiiiiientator ,  wie  retsclienig 
JS73,  7  eikülrtc,  wirklich  'alles  kritischen  »Sinnes  bar  und  ohne  beson- 
deres Wissen  seine  Quellen,  schlechte  wie  gute,  i^edunkenlos  abschrieb' 
oder  ob  nicht  manche  sachlichen  Unrichtigkeiten  und  Widersprüche,  au 
denen  es  nicht  maugelt,  vielmehr  dem  Exiierptor  oder  anderen  Leuten 


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208   Snehemaogen  Mf  d.Gebioted.lateiiiuc]iOBGraiiimatik6retc  (Wessner.) 

anb  Kerbholx  za  achreiben  sind  (Vrba  1897,  31).  Man  wird  bei  dieser 
Lage  der  Dinge  wohl  auch  recht  yoraiehtig  sein  mQeBeD  in  der  Bear- 
teilong  der  Sprache,  »o  wie  sie  sich  aus  den  ülteeteD  Textsenges 
numittelbar  ergiebt;  ich  will  aar  daran  erianern,  daß  man  Lesarten 
des  Konac  Mher  für  echt  porpbyriooeisch  erweisen  wollte,  bis  sich  ans 
dem  Vatic.  herausstellte,  daß  handsehriftliche  Eormptel  vorlag  (vgl. 
J.  Pb.  P.  1895,  481). 

Damit  soll  nnn  keineswegs  in  Abrede  gestellt  werden,  daß,  von 
allen  nweifelbaften  FKllen  abgesehen,  der  Tat  des  Kommentars  eine 
große  Anzahl  von  Bigentümliehkeiten  anfweiet,  die  man  mit  Sichnheit 
f9r  die  Sprache  Porphyrios  in  Ansprach  nehmen  kann.  Kan  wollte  in 
ihr  afrikanisches  Latein  £aden  (Keller,  Sittl,  Ott),  Vrba  dagegen  in 
seinen  Heletemata  Porpbyrlonea,  in  denen  znm  ersten  Male  die  Sprache 
des  Kommentators  eingehender  nntersncht  worden  ist,  bemfthte  sich  den 
Nachweis  an  erbringen,  daß  wir  es  ▼ielmehr  bei  den  EigentOmlichkeiten 
der  porphyrioneischen  Sprache  mit  Vnlgarismen  zu  thnn  hfttten.  Dem- 
gegenüber betont  Landgraf  wieder  als  Ergebnis  seiner  Untersnebnng 
*daa  afrikanische  Gepräge  der  Latinit&t  des  Porphyiio  ttberhanpt*  sowie 
'die  nahe  Verwandtschaft  seiner  Sprache  speziell  mit  den  Hanptvertretern 
den  alteren  Afrikanismns  (vgl.  Vrba  1886,  4  ff.)  .  .  .  sowie  mit  den 
älteren  fiibdttbersetzangen*.  In  seiner  Programmabhandlnng  von  1897 
setzt  Vrba  seine  Betrachtungen  ftber  die  Sprache  Porphyrios  fort,  in 
der  er  eine  eigenartige  Vorliebe  für  Abwechselnng  nachweist,  die  man 
geradezu  als  ICanier  bezeichnen  könne  (33  ff.);  dabei  warnt  er  wiedemm 
vor  Schlflssen  anf  die  ^Afdcitas'  des  Schriftstellers  (37),  indem  er  sich 
nach  anf  W(iUnin(8.H.A.1894,  102—3)  bemit  Es  geuügt,  an  dieser 
Stelle  anf  GFeyers  Aasflihrnngeo  in  Bn.  J.  1898,  100 — I  hinsnweiseo, 
wo  anch  Stowassers  Konjektnreu  (1893)  gewordigt  werden. 

Laadgraf  hatte  mit  dem  Kachweis  der  'Africitas'  anch  zugleich 
die  Heimat  Porphyrioa  ideherer  bestimmen  wollen;  allerdings  wird  man 
wohl  an  Afrika  za  denken  haben,  aber  weniger  ans  sprachliehen  als 
anz  sachlichen  Qrttndeni  wie  tSa  Landgraf  nach  KeUera  Vorgang  S.  SIM)  ff. 
zusammenstellt 

Was  endlich  die  Zeit  des  Horaserklirera  angeht,  so  setzte  Keller 

ihn,  allerdings  mit  einer  nicht  stichhaltigen  Begründung,  in  die  Zeit 
zwischen  200  nnd  250,  SitÜ  in  die  zweite  HAlfte  des  4.  Jhdti„  weil 

er  'für  einen  Grammatiker  sehr  schlechtes  Latein*  schreibe,  Meyer  ohne 
Angabe  von  Qranden  ans  Ende  desselben  Jbdts.  nnd  Vrba  ( 1885)  wegen 
der  Sprache  in  dieselbe  Zeit;  dabei  bekennt  er  (63),  er  wfirde  ihn  gern 
noch  weiter  herabrücken,  wenn  nicht  ein  äußeres  Zeugnis  dem  entgegen- 
stitnde.  Dieser  späte  Ansatz  ging  dann  in  die  Litteraturgeschicbtea 
von  Tenffel'Schwabe  und  Schanz^  über;  ihn  als  unhaltbar  nachzaweiaeii. 


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SriMtmngen  Mif46eU«ted.ltiaiiikidi6iiQr«]iiiiMfik«r«to.  (Weisner.)  209 

war  mit  die  Anfgalio  meiner  QqeeetieDee  Porphyiioneae.  D»  die 
•praeUicikeii  Indisiee  sq  einer  siehereii  ZeitbeeClmmiing  nnsidliiglieli 
siad«  bleibt  nur  ein  snverlltaeiger  Weg  offen:  Porphyrie  wird  von  Jnliu 
Bomnnim  bei  CharieinB  830,  88  siliert,  mafl  also  vor  diesem,  d.  h.  vor 
der  Mitte  dee  3.  Jhdte.  gelebt  beben  (vgL  aber  aneb  eben  m  GhailiinB); 
anderenelta  ftthrt  er  den  Helenine  Aeron  nnter  seinen  Qewtthrsminnem 
an,  dessen  Lebenaieit  mit  großer  Wabrseheinliehkelt  ans  Bnde  des 
8.  Jbdts.  gesetat  wird.  Demnaeh  wird  Porphyrie  der  ersten  HUfte  des 
3.  Jbdts.  angeboren,  was  Landgraf  (JM)  bestfttigt  und  anob  Sehans  im 
Z,  Teil  seiner  L.-G.^  bereits  eingesetst  bnt  (8.  158  m.  Anm.  1). 

Über  den  Heraatezt  Porphyrios  ist  tn  vergleieben  die  Praefbtio 
sn  Keller  nnd  Holders  Horanuugabe  8.  Anfl.  (1899)  LXXVmc  Über 
die  Vita  s.  n.  Snetonins. 

Es  erübrigt  nnr  nooh,  anf  eine  Ansabl  von  Bespieobiingen  der 
Holderscben  Ansgabe  hinraweisen:  Sefaenki  In  B.  L.  1896,  744—6; 
Adamek  in  B.  ph.  W.  1895, 611—18;  Eomitser  in  Z.  6.  Oy.  1896, 81—88; 
Landgraf  in  Bayr.  Gy.  1896.  116—19  nnd  Befl  in  N.  J.  Ph.  P.  1896, 
417-88. 

b)  Psende-Aerenlsehe  nnd  andere  Sehollen« 

(Älteres:  F.  MatthiaB,  Qnaestiones  Blandiiiiaiiae.  Halle  1882. 
—  R.  Kiikula,  De  tribüs  Pseudacronianorum  scholi  inm  recenaionibus. 
Wien  1883.  —  H.  Jordan,  De  commentatore  Horatii  Cruquiano. 
Königpsberg  188B.  —  A.  Karschat,  IFnedierte  Uorazscholien  des  Codex 
Pariainus  Lat.  7976  (7).   Gymn.-Progr.   Tilsit  1884.) 

1.  P.  W essner,  Qaaestionee  Porpbyrieneae,  in  Comm.  pblloL 
Jen.  T  (1894)  163-196. 

8.  <^  Hoiati  Flaeei  opem  ree.  O.  Keller  et  A.  Holder.  8.Aiift* 
Leipz.  1699.  (Voirede.) 

3    W.Heraeus,  im  Bii.  M.  Pli.  LIV  (1899)  158;  30ö— 6  (zur 
Kritik). 

4.    0.  Keller,  Voranzeige  von  'Fsendacronis  scholia  in  Horatiam 
▼etnstiora'.  liitt.  d.  Teabnerseben  Verlags  1900,  112—13. 

6.  O.  Keller,  Verbesaeningen  an  Pkendaeron.  W.  8t.  XXIII 
(1901)  109—89. 

Es  giebt  eine  große  Zahl  von  Horazhss,  die  mit  Scholien  and 
Glossen  mehr  oder  minder  reichlich  ausgestattet  sind;  die  ältesten  ge- 
hören dem  10.  Jhdt.  an.  In  der  besten  Hs,  dem  Paris.  A  (7900*8.  X), 
ißt  der  Kommentar  überschrieben  'Expositio  in  Horatinm',  erst  im 
15.  Jlidt.  setzte  mau  den  JS'amen  *Aoron'  (Acrouiä  grammatici  explanatio, 
JftbfMbfrioht  lOr  AltartnoMwlMichtlb  Bd.  GZm.  (19GB:  Hl  14 


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210.  Erteheimuigeii  «nf d.  Gebiet6d.kteiiii8cb«ii6niiiinilik6r.  «te.  (Woamer.) 

oommentariiu  a.  ft.)  über  die  geg^enüber  dem  Paris,  bedeutend  erweiterte 
nud  auch  sonst  veränderte  Scbolienmaise,  die  nun  bis  anf  Hantbals 
Ausgabe  diesen  Namen  behielt.  Da  man  nnter  dem  'Acron*  den  be* 
kannten  Horaz-  nnd  Terenzerkllrer  Helenios  Aci*on  verstand,  so  ergabei^ 
sich  alierband  Schwierigkeiten  wegen  des  Verhftltnisses  zu  Porphyrio,. 
der  diesen  Kommentator  sltiert,  während  andererseits  eine  Abhängigkeit 
des  nnter  Acrons  Namen  gehenden  Kommmtars  von  jenem  nicht  zu 
verkennen  war;  darüber  vergleiche  man  Suringar,  Hist.  critica  achol, 
Lat.  m,  1  ff.  I>en  wahren  Sachverbalt  hat  meines  Wissens  zuerst 
Usener  im  Berner  Ind.  lect.  v.  1863  (De  scbolüs  Uoratianis)  p.  VII 
festgestellt  Während  Hanthal  die  Scholien  der  verschiedensten  Hss 
koQtaminierte  nnd  dadurch  wie  dnrch  einen  höchst  mangelhaften,  nm 
nicht  m  sagen  liederlichen  Apparat  seine  Ausgabe  fast  unbrauchbar 
maehte,  hat  0.  Keller  zuerst  den  Versuch  gemacht,  die  Oberlieferten 
Scholienmassen  so  scheiden.  Er  nahm  (Symbola  phüol.  Bonn.  1867« 
499^502)  zwei  Rezensionen  an;  die  Entstehung  der  einen  (A)  setste 
er  an  den  Anfang,  die  der  anderen  (F)  an  das  Ende  des  5.  Jhdts.« 
während  Useoer  an  dis  Zeit  Bedas  oder  Alkuins  gedacht  hatte.  Da- 
rauf beschäftigte  sieh  mit  der  Frage  Knkula,  ein  Schiller  Kellers,  nnd 
nnterschied  drei  Besensionen:  A,  V  nnd  rr,  deren  Zeit  er  anf  gmnd 
aprachlicher  ünteiTOchnngen  festsnlegen  suchte  (A  nm  460,  T  frähestens 
Hitte  des  6.  Jhdts.,  tj  7.  Jhdt.;  s.  S.  46).  Die  Entstehnn^  der  Scholien* 
Sammlungen  ist  wohl  richtig  in  die  Zeit  vom  6.-7.  Jhdt.  gesetst,  ob 
aber  die  Auihtellnngen  Kokulas  im  einzelnen  zutreffend  sind,  ist  einst- 
weilen noch  nicht  zu  beurteilen;  sein  Material  war  immerhin  nur  ein 
heschränktes  nnd  die  sprachliche  Methode  IQr  ai(^  allein  muß  bei 
solchen  Untersuchungen  als  nnznlänglich  betrachtet  werden.  So  hat 
denn  auch  schon  Knrschat  (ß,  4)  Bedenken  gegen  Kukulaa  Ergebnisse 
geäußert;  Knrschat  selbst  hat  ans  dem  Paris.  7  (7976)  reichliche  Kach* 
träge  zn  Hauthals  Ausgabe  geliefert.  Baß  die  ^udoaeronischen 
Scholien  in  enger  Beziehung  zn  Porphjrios  Kommentar  stehen,  hat 
man  schon  frühzeitig  erkannt;  mit  diesen  Beziehungen  habe  ich  mich 
eingehend  beschäftigt  in  meinen  Qnaestiones  Porphyrioneae,  worin  haupt- 
sächlich das  Verhältnis  der  Bezension  A  zn  Porphyrie  ansfährlich  be- 
handelt ist.  Anf  die  Beziehungen  der  ^-Scholien  zu  demselben  Horas- 
erklärer hat  Knrschat  in  zahlreichen  Fußnoten  hiugewiesen. 

Hit  Freuden  war  es  zu  begräflen,  daß  Keller  nnd  Holder,  die 
sich  im  Besitze  des  erforderlichen  Materials  befanden,  sich  zu  einer 
wirklich  kritischen  Ansgabe  der  Horazscholien  entschlossen,  die  unter 
dem  Titel  *Seholia  antiqua  in  Q.  Uoratinm  Flaccnm*  In  Innsbruck  er* 
scheinen  sollten.  Es  waren  (nach  gfitiger  brieflicher  Mitteilung)  folgende 
Teile  geplant:  1.  Porphyrie,  9.  bisher  noch  unedierte,  mit  Porpiqrri» 


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1 


BrtelieiiiiiDg«!!  tiifd.0ebietod.k(6iiiiBehen0niDniatiker«te.  (W«Miitr.)  211 

eng  Terwandte  Seboliea,  3.  die  sogenannten  Flendoncroniflcben  Scholien 
(Bas.  A  nnd  T)  und  nl»  Anlmng  die  alten  Horasviten.  Leider  blieb 
die  Anegabe  infolge  ▼onVerlagMebwierigkeiten  auf  den  1895  enehienenen 
eraten  Band  besebrtUikt.  Nnnmehr  hat  Teobner  in  Leipsig  den  weiteren 
Verlag  ftbemommeii  nnd  ao  ist  nns  snnichtt  eine  Ansgabe  der  Fsendo- 
acronisehen  Schollen  in  Anisicht  gestellt  (T.  3  des  nraprilngliehen  Planes). 
In  der  Voraueige  änßert  sich  Eeller  Über  das  bandsehrlMiche  JCaterlal« 
anf  dem  er  seine  Ansgabe  anlkabaneo  gedenkt.  Erst  wenn  diese  vor* 
liegt»  wird  man  &ber  das  Verbftltnia  der  einseinen  Eesenrionen  an  dn^ 
ander,  ilber  ihre  fintstehnngsseit  und  ihre  Besiehnngen  sn  anderen 
Horaskommentaren  ein  sicheres  Urteil  gewinnen  können,  soweit  das  in 
solchen  Dingen  mOglidi  ist'")  Bann  wird  noch  der  Charakter  des 
unter  dem  Kamen  Hüommentator  Crnqnianns*  gehenden  Kommentars 
IsstgesteUt  werden  können  (vgl  die  Arbeiten  von  Matthias  nnd  Jordan), 
der  nach  Knrschats  Ueinnng  (8.  4)  zum  großen  Teile  hente  noch  in 
Handschriften  steht  nnd  n.  a.  mit  den  Scholien  y  eng  verwandt  Ist. 
Vgl  anch  die  Bemerknagen  von  W.  Christ  in  8.  H.  A.  1893,  60  iL  — 
Eine  Ansahl  VerbessemngsvorschlSge  sn  Piendoaoron  (Sermonen  nnd 
Episteln)  hat  Keller  in  den  W.  St.  (No.  5)  verOirentlicbt;  dabei  neigt 
sich  wieder  dentlich,  wie  nnxnverlfissig,  ja  manchmal  geradesn  erbSnn- 
licfa  die  Ausgaben  von  Paaly  nnd  Hanthal  sind. 

Einen  Kommentar  snr  Ars  poetica  ans  karolingtacher  Zeit  vor» 
öfTentUchte  ans  einer  Wiener  Hs  (883  s.  X/XI)  J.  Zechmeister:  Seholia 
Vittdobonenna  ad  Horatil  Artem  poeticam,  Wien  1877^  über  deren  Be* 
siehnngen  sn  s^ten  Terensfcommentaren  s.  oben  S.  190, 

V.  Zn  Germaniens. 

Über  die  Scholien  sn  den  Aratea  des  Germaniens  findet  man  eine 
gute  Crientiemng  in  Sehens*  Litteratnigeschichte.  Zo  erwfthnen  ist 
der  Anibats  von 

♦)  Durch  die  Güte  de»  UeriD  llerausgeberß  und  des  Verlags  sind 
mir  die  AnshtngebogeD  dor  neuen  Ausgabe  zugegangen;  einige  MitteilQngett 
werden  vielleicht  nicht  unenrfinscht  s^.  An  der  Spitse  stehen  swei  Honi- 
viten:  'Hoiatins  Qointos  Flsccns  praecone  patre  natu»'  nnd  *Poeta  Q.  Ho- 
ratios  Flaccns  libeiüno  patre  natas*;  es  folgt  eine  Bsposilio  metrioa 
Serrins,  De  metiis  Horatii)  und  dann  die  eigentliche  Expositio  in 
Horatium.  Hinter  jedem  Scholien  sind  die  Siglen  der  betreffenden  Hand« 
Schriften  angegeben;  der  Text  beruht  auf  den  ältesten  iiss,  besonders  .4, 
w8^irf»nd  fiir  die  etwas  abweiehendon  IIs9  von  sekundärer  Bedeutunt?  nur 
der  Vermerk  'oons.  cp'  u.  ä.  gegeben  wird.  Das  von  Keller  eingeschlagene 
Verfahren  scheint  mir  für  derartige  Scholicnauseaben  das  einzig  richtige 
zu  eein.  Näher  auf  die  Ausgabe  einzugehen  wird  dem  uächslen  üericlit 
vorbehalten  werden  müssen. 

14« 


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81 2  Braebefaroiigen  auf d. Gebieted.  laldniMhenQriaiiiUktikfir  ete.  (Wetnier.) 


M.  liAnitins,  Ein  Exzerpt  der  Scholia  Basileensia  [der  ältesten 
ScholieomaBse  s.  111]  sa  Germaaiei  Aratea,  im  Bh,  M.  Pb.  UV 
(1899)  293-304. 

Es  handelt  sieh  nm  den  Traktat  *De  ordine  ac  positiooe  steUarom 
in  dgDls*.  Der  Text  wird  aal  grond  von  drei  Hes  verOffeDtlicht» 
jütmlieh  einer  Dresdener  (De  183  s.  IX/X)  nnd  sweier  Berliner  (1869 
B.  vm/IX  nnd  188S  s.  IX/X)«  nnd  die  Bexiehnngen  zu  den  BreyBigaehen  ' 
Baa  (Qemianiei  (Jaesaria  Aratea  enn  aeholiis  ed.  A.  Bregrsigt  Berlin  1867; 
die  nene  Anigabe,  Leipdg  1899,  entbUt  die  Seholiea  nicht)  werden  b»- 
q^rocben. 

Ein  weiterer  Anibata  ?on  ICaoitinB,  Zn  den  BcheUen  na  Germanioi 
Aratea,  flndet  sieh  Bb.  K.  Pb.  LYI  (1901)  46S--79. 

VI.  Zu  Persius. 

Solaoge  noch  nicht  die  große  Zahl  von  Hss,  die  PersiasschoUen 
enthalten,  gründlich  nntersncbt,  dann  das  gegenseitige  Verbftltois  der 
verschiedenen  Fassangen  geprQlt  nnd  die  älteste  davon  heransgeschält 
nnd  ediert  itt,  wird  man  gnt  tbun.  sich  dee  Urteils  über  den  Wert  nnd 
die  Qnellen,  Über  TJrsprang  und  Entstehongszeit  des  Gi-andstooka  der 
Soholienmanen  an  enthalten.  Wohl  liegt  allerhand  Material  vor,  ein 
gutes  Stfick  Arbeit  bleibt  aber  noch  zo  erledigen.  Was  sich  bis  jetit 
aagen  likßt,  hat  gut  znsammengrefaßt  E.  Kurz  in  der  Ausgabe  der 
Bemer  Schollen  (Bnrgdorf  1889)  T.  HI  p.  IX  f.,  deaaea  Aasiehi  Fried* 
Ittoder  inBn.  J.  1892,  173  wiedergegeben  hat.  Von  nenerea  Beitrlgra 
ist  mir  nnr  ein  ArUkel  von  v.  d.  Vliet  in  Hn.  ZXV  (1897)  302—206, 
Scholia  Persii  et  Jnveaalis,  bekannt  geworden  (an  I  86;  110;  n  66; 
67j  IV  28). 

Über  die  P^iosvita  a.  nnter  SnetoDias. 

Vn.  Zn  Lncanas. 

In  den  Mitteilnngen  des  Teoboerschen  Verlags  TOm  J.  1868  8.  5 
kündigte  K.  Usener  eine  Äasgabe  der  Lncaascholien  an.  Der  erste 
Teil,  der  anch  im  J.  1869  erschienen  ist,  sollte  die  'Commenta  Ber^ 
nensia*  enthalten,  eine  Scliolienmasse,  die  bis  dahin  noch  gans  unbe- 
kannt war;  der  aweite  Teil  sollte  die  'Adnotatlones  snper  Laeanam* 
bringen  nnd  zwar  'zum  ersten  Male  rein  nnd  vollständig  mit  nrknnd- 
iicher  Trene*  (auf  gruud  einer  Wallersteiner  nnd  einer  Seiner  His  870), 
da  die  Sammlung  Webers  (1831)  dnrebaos  nnkriüsch  Uteres  nnd 
jüngeres  Gnt,  obendrein  nach  schlechten  Hss,  in  bnntem  Dnrehdnander 
enthielt  nnd  somit  nnbraachbar  war.  Ein  Anctarinm  aas  alten  glossiertMi 
Lncanhss,  vomehmlicb  Bern.  46  nnd  dem  ersten  Vossianos,  sollte  bei- 
gegeben nnd,  was  vor  allem  n6tig,  die  Vorrede  mit  der  Erörtemng 


Cioogle 


Krsdieinuogen  »uf d.  Gebiet«  d.  lateiniscbea  Grammatiier  etc.  (Weflsner.)  213 

über  die  Hss  und  die  Geschichte  der  Lncanstodien  im  Altertum  nach- 
geliefert werden.  Leider  ist  dieser  zweite  Teil  bis  jetzt  noch  nicht 
erschienen,  doch  soll  er  nnnmehr,  wie  mir  H.  Uscner  mitzuteilen  die 
Güte  hatte,  bald  der  Öffentlichkeit  überg^eben  werden.  Dann  wird  sich 
anch  feststellen  lassen,  was  es  für  eine  Bewandtnis  mit  den  Scholia 
Montepessulana  hat,  mit  denen  sich  H.  Gent  he  im  Berliner  Gymn.-Progr. 
1868  beschäftigt,  falls  Usener  diese  Frage  nicht  schon  erledigt  hat. 
Nenere  Litteratur  ist  mir  nicht  bekannt  jfeworden-,  gelegentliche  Be- 
merkungen üudeL  man  in  den  Vorreden  der  Lucauaiisgaben  (z.  B. 
V.  Hosins  1892  und  Lejaye  1894)  sowie  in  den  Dissertationen  von 
A.  Genthe  (De  Lncani  cod.  Erlang.,  Jena  1894  S.  18)  and  F.  Beck 
(Unters,  zn  den  Ihs  Lncans,  München  1900  S.  04  und  70). 
Über  die  Viteu  vgl.  äaetonins. 

VIII.  Zu  ätatius. 

(Ältere  Litteratur;  B.  ünger,  Etoeta  •  Lactantii  in  SUtü  Tbe- 
Imidem  commentarUe.  Friedland  1804.  —  Ph.  Kohl  mann,  Nene 
Scholien  zor  Thebate  dei  Skatina.  Qymn.-Frogr.  Posen  1873.  —  Deriw, 
P.  Papioi  Statt  Achilleidot  Libri  I  venna  1—396  enm  aeholiJs.  Fkogr. 
Emden  1877.  —  Ders.,  LacUntii  Pladdi  in  Statli  Thebaidoe  lib.  III 
1—323  oommentarli.  Progr.  Emden  1887.  —  Aneh  WOlffiin  im 
PhUoL  XXIV  156  nnd  Kohlmann  ebenda  XXXIU  188.) 

1.  Jfayer,  Gloeaen  der  Berliner  Statins-Hs.    PhfleL  Uli 
(1894)  194—7. 

S.  R.  Belm,  Anecdotou  FulgentiaDOm.  Bh.  M.  Pb.  LU  (1897) 
177—186. 

3.  Fabii  Planciadis  Fnlgentii  opera  .  .  .  S.  Fnlgentii  episcopi 
anper  Thebaiden  nc.  B.  Helm,  Leipaig  1398.   S.  160  ff. 

4.  Lactantii  Plaeidi  qni  dlcitar  commentarios  in  Statli  Thebiida 
et  eommentarinm  In  Achilleida  reo.  B.  Jahnke,  Leipiig  1893. 

5.  Fr.  Bücheler,  Coniectaiitja  Rh.  AI.  Pii.  UV  (1899)  7-8. 

In  den  Htatiushss  fiudeu  sich  eine  Menge  Scholien  am  Rande  nnd 
über  dem  Texte;  daneben  giebt  es  in  anderen  Hss  einen  selbstäudigeu 
Kommentar  zu  Statins.  Beide  decken  sich  nur  teilweise,  wie  auch  die 
selbständigen  Scholienhss  untereinander  nicht  genau  dasselbe  bieten. 
So  fehlen  in  dem  Monac.  19462  s.  Xl/XIl  eine  Menge  Vergilzitate  (die 
Jahnke  nur  z.  T.  anageschieden  hat),  fehlen  die  Scholien,  in  denen 
MartianUB,  Servias,  Boelhius  und  Sedulins  genannt  werden,  ti.  a  m. 
Daß  diese  fls  die  älteste  nns  überlieferte  Form  des  Kommentars  dar- 
itellt,  iit  wahrscheinlich,  doch  muß  vu  endgiUligen  Entscbeidnnt;  das 


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214    ErscheiouDgea  aufd.Gebieted.IateiDischeuGrammatikeretc.  (Wessoer.) 


ganse  Hktarial  g«prQft  werden,  da  von  derselben  HMgnippe  der  Kodex 
TOB yoIeocleoDee (514,  Boeb  nicht voUeUUidig  bekannt)  noch  Mter  fatale 
der  Honaceniia,  den  aocb  von  den  mit  Schollen  vervehenen  Statioebae 
▼erBchiedene  an  Älter  llbertreilen.  Eine  branchbare,  alleo  Anfordemngen 
genügende  Ausgabe  mnB  eich  an  die  Slteste  Faasong  anichlleßen  nnd 
alles,  was  sieh  an  diese  spftter  angesetxt  hat,  dentUch  (am  besten  dorch 
anderen  Dmek)  erkennen  lassen.  Diese  Anfordemngen  erflIUt  die  Ana* 
gäbe  ?on  Jahnke  nicht.  Ihr  liegen  in  gmnde  der  oben  genannte 
Uonac,  femer  die  beiden  Parisini  8063  and  8064  (s.  XIV  nnd  XV; 
J.  nnterlttßt  ea  bedanerlicberweise,  das  Alter  seiner  Hss  anzugeben,  sodaß 
man  dasselbe  erst  anderwärts  feststellen  maß);  außerdem  sind  Terechledene 
Hss  der  anderen  Gruppe,  aber  nnr  gelegentlich,  nnd  die  Undenbrogsche 
Ansgabe  benntst.  Daß  die  Erweiterongea  der  jüngeren  Pariser  Hsa 
nicht  genagend  kenntlich  gemacht  sind,  wnrde  bereits  angedeutet;  man 
yermißt  femer  die  Qnellennachweise,  nnr  ein  Vergleich  mit  dem  Mythogr. 
Vatie.  findet  sich  anf  S.  603  AT.,  während  Fnlgentias  ab  nnd  sn  im 
Apparat  genannt  nnd  fär  Serrins  [ein  Zitat  ans  den  Parisini  Th.  I  874; 
im  Index  fehlt  die  Stelle]  anf  eine  bis  jetst  noch  nicht  erschienene 
Arbeit  von  R.  Klots  hingewiesen  wird. 

Allerdings  hat  der  Heransgeber  nachdrttckllch  her?orgehobea,  daß 
seine  Ausgabe  keinen  Abschluß  bilden  solle  (praef.  VII  u.  IX;  s.  auch 
die  Voranzeige  in  Tenbners  ICitteil  ),  allein  da  aidi  schwerlich  sobald 
ein  Verleger  entschließen  wird,  ehie  neue  Ansgabe  der  Statinsscholien 
an  ttbemebmen,  so  hat  Jahnke  m.  E.  der  weiteren  Arbeit  den  Weg 
einigermaßen  verbant.  Als  KoUatlonsezemplar  wird  seine  Ansgabe 
xeeht  gnte  Dienste  leisten,  anch  sonst  fär  manche  Zwecke  genügen, 
aber  eine  gründliche  Untersuchung  der  Statinsscholien,  sichere  fichlftsse 
anf  tJr^prnng  und  Alter  derselben  ermöglicht  sie  leider  nicht.  Vgl. 
y.  Wilamowits  im  Hermes  XXXIV  601  ff..  R.  Helm  in  B.  ph.  W.  1899, 
425  ff  ,  J.  Ziehen  in  D.  L.  1898.  1915;  anch  A.  L.  L.  XI  996  nnd 
L.  C.  1899.  346. 

Die  Coniectauea  Büchelers  (No.  5)  beziehen  sich  auf  Schol.  zu  Xh. 
n  85;  III  689;  V  431;  613;  VIII  1;  Ach.  187. 

Heim  vf  röfTcritlicht  im  Hb.  M.  Ph  viuvn  kleiuen  Traktat  über  die 
Xhebais,  den  er  dann  auch  iu  seine  Ful^entiasansp^abe  aufgeuoinnien 
hat.  Während  Goetz  (Ind.  schul.  Jen.  1890,  6  Anm.)  das  Schriftciieu 
dem  F'i]ß:(  iitiiis  absprach,  sncht  Helm  zwar  nicht  zn  beweisen  —  denn 
das  ist  scljlechterdinps  nicht  möglich  — ,  wohl  aber  wahrscheinlich  zn 
machen,  daß  es  doch  den  Wythugrapheu  Fulgentins  zum  Verfasser  hat; 
die  Überschrift  nennt  den  Bischuf  Ftilpreutias,  dessen  Identität  mit  dem 
^yihographen  Helm  mi  Kh.  M.  Pn.  54,  1  ff.  vertritt. 

Die  Arbeit  ton  Mayer  (I)  kenne  ich  nor  dem  Titel  nach. 


-Sn eheinangeii  auf d. 6e1»i«te d. UteiniiehonOraiiiiiifttiker  etc.  (Wessner.)  215 


XX.  Za  Javenal. 

1.  K,  Zacher,  Zu  den  JnveDalecholleD.  Bh.  IL  Fb,  XLY  (1890) 
524-640. 

2.  W,  Hoehler,  Die  Coiniitus-Scholien  zu  Juveoals  VI.  batiie. 
PhUol.  LHI  (1894)  505—535. 

3.  W.  Heraeus,  Za  Keils  Javenal-Glosäeo.  A.  L.  L.  IX  (1894) 
594—595. 

4.  £.  Lommatzsch,  Quaestiones  JavenaliailAe.  22,  SoppL  ZU 
K  J.  Pli.  P.  375-506.  Leipzig  1896. 

6.  W.  Hoehler»  Dia  Gornotat-Seiiotleik  svm  enken.  Bneli  der 
Satiren  Jmoak.  83.  Sappl,  an  K.  J.  Pli.  P.  $81—441.  8.-A. 
Leipzig  1896. 

6.  J.  d.  y liet,  Scbolia  PanU  et  JuvenaUs.  Kd.  XXV  (1897) 
203-205. 

7.  Ders.,  sciioliolum  JoTenaliannm  emendatam.  Mn.  XXVI 
(1898)  III. 

Die  .TnvenalBcholien  zerfallen  in  zwei  Hauptmasseu,  eine  ältere, 
die  sog.  Scliolia  Pithoeaua,  uud  eine  jüngere,  die  sog.  Ci)rnutns-Scholien. 
Von  diesen  sind  die  erstercn  wohlbekannt  durch  die  Ansgabe  vuu  Jahn 
(1851),  die  anf  dem  Pitboeaiins  P  (Älontepees.  125  s.  IX)  and  dem 
Sanpallensis  S  (870  8.  JX)  beruht,  unter  Heranziehung  d(>8  sog.  Probus- 
koiiimtiitars,  den  G.  Yalla  1486  in  Venedig  veröffentlichte.  Dieser 
Kommentar,  dessen  Hs  aiiBcheinend  verloren  ist,  setzt  sich,  wie 
Chr.  btephaü  iu  seiner  ß miu  i  Diss.  (De  Pithoeanis  in  Jnv.  scholiis, 
1882,  c.  III)  Daciigewiesen  bat,  aus  Scholien  der  beiden  oben  be- 
zeichneten Gruppen  zusammen  und  bricht  mit  VIII  198  ab.  Hierzu 
kommen  nun  noch  die  Aarauer  Fragmente,  die  dem  Pithoeanus  sehr 
nahe  stehen.  Eine  neue  Ausgabe  ist  ans  vei-schiedeuen  Gröndeii  er- 
forderlich; znnachst  weil  die  Jahusche  Ausgabe  vollständig  vergriffen  und 
kaum  noch  aulzutreibea  ist,  sodann  aber,  weil  dieselbe  nicht  zuverlässig 
ist,  auch  eiue  Anzahl  Scholien  der  aiulereu  Gruppe  mitenthält  (vgl.  darüber 
u.  a,  Schulz  i.  Herrn,  s  XXIV  [1H89]  481  ff.,  Stephan  a.  a.  0.  Off.),  vou  der 
Bereit  hening  des  lian  lhclniftiichen  Materials  ganz  abzusehen.*)  (R.  Beer 
hat  leider  ^eiu  Versprechen,  eiue  Neuausgabe  zu  liefern,  bis  jetzt  noch 
nicht  eingelöst.)  Uber  die  Aitfti:;il>(;ii  der  Kritik,  die  diihei  zu  lö^eu 
sind,  spricht  Zacher;  ea  sind  die  drei:  üersteiiuiig  des  üheriieferteu 

*)  Daß  die  Pithoean.  Scholien  aas  einer  vollständigeren  Sammlutig 
«xserpiert  sind,  zeigt  ein  Vergleich  der  Scholien  aas  dem  Vaücan.  Pahmpseät 
bei  Qaat^  lad.  e^oL  Jea.  18S4  laü  der  Aaegaba  Jaluu. 


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216   BwflhdnmgMi  ftiifd.OebieCed.ltldaiselieDafMiimatik«r  ete.  (WaiMiir^ 

TextM,  Zerlegmcr  der  ScholieDkoBglomerato  in  ilur«  elnEoloeD  Bestand- 
teile nnd  VntenitGlHui^  der  letsteren  aaf  ilireD  TJnpning,  um,  soweit 
es  iBÖglidi  ist,  Us  m  dem  alten  EemmeDtar  Toniidiiegen,  der  als  Keni 
in  der  erhaltenen  Schelienniaase  steckt  Die  letstere  Fordernng,  die 
wie  die  anderen  Ar  aUe  unsere  Seholiensammlnn^n  silt,  ist  freUicii  eine 
ideale  nnd  wird  schwerlieh  gans  sn  erfftHen  sein,  da  wir  nicht  Uber 
genügende  Kriterien  verfügen,  nm  die  ZnAtt»  Yom  slten  Qmndstock  mit 
Sicherheit  zu  scheiden.  Immerhin  mnß  ▼ersucht  werden,  soweit  wie 
möglich  sn  demselben  sn  gelangen.  Auf  8.  540  gieU  Zacher  dann 
noch  eine  Anzahl  kritiseher  BeitrJIge. 

IDt  der  anderen  Jüngeren  Scholienmasse  ist  es  schlechter  bestellt. 
Bis  Yor  knraem  waren  nur  BmehBtieke  ans  ▼erschiedenen  Hss  be* 
kannt,  nimlieh:  Scholien  des  Leid.  82  s.  X  bei  Hosins,  Apparatne 
critiens  ad  Juvenalem  95-S-99;  Scholien  der  Leid.  Vossiani  18  nnd  64 
s.  X,  sowie  des  Leid.  8S  sn  Sat  X  nnd  VUI  bei  van  Gigch,  Appiiatos 
erit.  in  Jnv.;  ans  denselben  Hss,  vornehmlich  dem  Voss.  18,  die  Scholien 
m-Sat.  in  bei  Sdiopen  im  Bonner  Qymn.-Progr.  1847;  aas  den  Vossiani, 
ferner  ans  Paris.  9845  s.  XI,  Sangal).  871  s.  XI,  Vindob.  877  s.  X 
nnd  381  s.  XI  eine  ScholieDanswahl  bei  Hoehler  im  Progr.  von  KensingeD 
1689;  endlich  ans  einem  Teil  der  eben  gen.  Hss  nnd  dem  Lanr.  52,.  4 
s.  XY  Scholien  zn  Sat.  XU,  XV  nnd  XVI  bei  demselben  im  Progr. 
von  Sttenheim  1890;  dasn  eine  Anzahl  Bzzerpte  bei  Achaintre  nnd 
Gramer.  Anf  gmnd  seiner  eben  angeführten  Vorarbeiten  nnd  mit 
Benntznng  weiteren  Materials  ging  Hoehler  daran,  die  gesamten 
Gomntns  •  Scholien  bekannt  sn  machen;  diesem  Zwecke  soUen  die  oben 
nnter  No.  S  nnd  5  bezeichneten  VerOffentlicbnngen  dienen.  Hoehler 
benntste  für  No.  9  den  Lanr.  52,  4  nnter  gelegentlicber  Heranziehnng 
des  Paris,  nnd  des  Leid.  18,  für  Ko.  5  denselben  Lanrentianns,  dasa 
den  Lanr.  53,  23  nnd  den  Vat.-TTrb.  664  nnd  gelegentlich  wiedemm 
den  Parisinns.  Hoehlers  Arbeit  hat  in  verschiedenen  BesprechuDgea 
(z.  B.  von  Hosins  In  B.  ph.  W.  1897,  813  nnd  von  Heraens  in  W.  U.  Ph. 
1898,  281)  Anerkennung  geftinden  nnd  verdient  sie  wohl  anch  In 
mancher  Hinrieht,  abgesehen  vielleicht  davon,  daß  die  einzelnen  Teile 
an  verschiedenen  Orten  verüflbntUcht  wurden.  Aber  gewisse  Bedenken 
lassen  sieh  nicht  unterdrücken  In  besog  anf  die  Methode,  die  Hoehler 
befolgt  hat. 

Mit  den  herrenlosen  Scholien  —  nicht  nnr  hei  Jnvenal  —  hat 
deh  allgemein  der  folgende  Prozeß  vollzogen:  Ein  Älterer  Kommentar 
wnide  von  den  Bändern  einer  Bs  anf  die  einer  anderen  übertragen 
nnd  so  fort,  bei  welcher  GMegttiheit  mandies  verloren  ghig,  besonders 
aber  nach  nnd  nach  sieh  allerlei  Znsütze  einlhnden.  Je  lebhafter  ein» 
Zdt  sieh  mit  den  kommoitierten  Schriftstdier  besdiftftigte,  desto  dent- 


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Braefa  eiauDgen  auf d. Gebist« d.  lateiDiscbflo  OrtDiiatikerete.  (Wepsner.)  2*1 7 

lieber  pflegte  sicli  dies  la  der  Erweiternng  der  Scbolienmasse  m 
erkennen  za  geben,  die  nach  nnd  oacb  »ieh  aneh  dfter  in  Terschiedeoe 
Beiensionen  spaltete.  In  der  Benaissanee  war  man  wenig  kritisch  nnd 
idifttate  einen  Kommentar  nm  bo  hOher,  Je  reichhaltiger  oder,  wie  man 
meinte,  je  ▼oltetindiger  er  war;  anch  trog  man  kein  Bedenken,  ihn  einen 
berühmten  Gelehrten  des  Altertnms  beiznlegen  (vgl.  Acren).  Heutzutage 
gdit  man  aber  doeh  daranf  ans,  m(yglich8t  die  Slteete  bandechriftUehe 
Faamnir  feataatellen  und  dann  dnreh  weitere  Kritik  den  ans  dem  Altertum 
itammenden  Kern  keranmeehUen,  Dna  kat  aber  Hoekler  nicht  ge* 
tkan,  aondeni  «ich  gerade  anf  die  jlingaten  His  wlaHen  —  seine 
beiden  Lanrentiani  nnd  der  ürbinas  stammen  aas  dem  15.  Jh'dtw  — , 
die  ja  wohl  einen  ziemlich  ebenen  Text  geben,  aber  doeh  die  Jüngste 
Fassnng  darsteUen.  Alle  drei  Oodiees  enthalten  den  ans  den  Texthss 
heran^gelÖBten  Kommentar  sn  Jnwal  mit  daranf  folgendem  Peitins» 
kommentar;  alle  drei  haben  die  Snbskription  «Espeeitio  Cornnti  snper 
toto  libro  Jovenalls*  nnd  weisen  auch  im  THUl  den  Namen  des  Gomntns 
auf«  der  in  sUen  Uteren  Hss  ul  W.  fehlt  nnd  wohl,  wie  schon  Ungst 
anngesprochen  ist,  anf  Erfindung  der  Itall  bemht.  Man  wird  Ja  nna 
diesem  jungen  Kommentar  die  Beseiehnnng  *Cemnttts«8cholien*  belassen 
können,  aber  ich  verstehe  nicht  recht,  was  dieses  SammelniTinm  ver- 
sehiedener  Jahrhunderte  Ar  nna  soll.  Znm  mindesten  wäre  doeh 
eine  sorgfiUtige  Angabe  sn  wünschen  gewesen,  was  sieh  davon  in  den 
lltesten  Hss  findet,  nm  so  die  Seheidnng  der  Bestandteile  an  erleichtern. 
Oharakteristisek  ist  in  Bat.  I  78  die  Bemerkung  *nnde  in  nita  SanetI 
Oennani  [des  Heiiicas  von  Anzerre]  legitnr  'cessit  praetexta  togae'; 
dieses  Zitat,  mit  dessen  Bttlfb  man  den  ürspmng  des  Comntns-Kommen- 
tars  in  die  Xarolingerzeit  verlegt  hat,  fehlt  in  den  beiden  lltesten  Has, 
dem  Leid.  Voss.  18  nnd  64,  wShrend  es  in  der  etwas  abweichenden 
fiesension  des  Leid.  88  s.  ZI  nnd  in  der  des  gleiebsltrigen  Parisinns 
bereits  vorhanden  ist.  Zn  Bat.  I  44  bietet  Uoehle»  Cornntns  (wie 
anck  anderwärts)  ehi  bnntes  Konglomerat  von  Scholien  nnd  Glossen, 
darunter  eine  Etymologie  von  Lngdnnnm,  aber  ganz  entstellt;  die  ur- 
sprüngliche Form  hat  Leid.  88,  nnd  diese  hftngt  wieder  eng  snsammen 
mit  der  Ylta  S.  Germani  (vgl.  Du  Gange).  Andererseits  wird  aber  anch 
in  den  beiden  Utesten  Hss  sn  Bat  IX  37  der  'magister  HehricmT  ge- 
nannt, in  der  eisen  nnek  (zu  XVI  57)  Alenin;  aber  es  ist  mdgUcb, 
daß  es  sieh  hier  bereits  um  Zosütie  handelt.  Wie  gerade  in  der 
Karol&igenielt  JTnvenal  fleißig  gelesen  wurde,  ist  bekannt  Von  be- 
sonderer Wichtigkeit  aber  seheinen  mir  die  schon  in  der  ülteeten  Fassung 
vorhandenen  Doppelscholien  sn  sein,  die  uns  zdgen,  daß  zwei  KomuMo* 
tare  zusammengeflossen  sind,  von  denen  wohl  der  eine  ilteren,  der 
andere  jüngeren  Ursprungs  ist.   In  HoeUers  Ausgabe  ist  von  alledem 


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'218   ErscbeiDunges  raf ö.  Oebieted.  lateioischen  Graminafiker  etc.  (Wessner. 

kamD  noch  eine  Spur  Torhanden;  Scholien  und  Glosaeii  liad  da  oft  gans 
bunt  durcheioatider  gewttrfelty  rgl  z.  B.  b.  1 81  ff.,  wo  in  die  Scholien 
zn  81  solche  oder  Trttmner  T<m  lolcben  %n  v.  85  nnd  86  hinein* 
^paekt  Bind,  sodaß  ein  ganz  nnveratibidlicheB  Chaos  heransgekommen 
ist.  —  ObrigeoB  ist  von  Wichtigkeit,  daß  die  Eezenslon  der  Leidener 
Hss  identisch  ist  mit  den  jüngeren  Scholien  im  Pithoeanns,  die  nach 
liommatzsch  ebenfalls  dem  9.  Jhdt.  angehSrea;  diese  jfingeren  Pithoeanns' 
Schollen  sind  aber,  ebenso  ivle  die  Glossen  (und  anch  die  Korrekturen 
^er  zweiten  Hand),  ans  einer  anderen  Jnvenalfas  Übertragen,  teilweise 
mit  Korruptelen,  sodaO  wir  vielleieht  noch  ein  Stttck  fibera  8.  Jhdt 
hinanfkommen,  während  anscheinend  Isidor  die  obere  Grense  beseichnet, 
Lommatssch  geht  allerdings  noch  viel  weiter.  Der  Zusammenhang  der 
Korrekturen  im  Pithoeanns,  der  Interlinearglossen  nnd  der  jüngeren 
Scholien  mit  der  Rexension  des  Hicaens  führte  ihn  aaf  die  Termntnng, 
daß  derselbe  Kicaens,  der  in  der  Snbskription  einiger  Hss  als  Schüler 
des  Servins  beseichnet  wird,  nicht  nnr  den  Jnveoaltext  redigierte,*) 
»ondem  anch  einen  Kommentar  verfaßte,  dessen  Scholien  nnd  Glossen 
mit  den  Hss  der  nenen  Rexension  sich  fortpflanzten  nnd  so  auch  in  den 
Pithoeanns  gelangten.  Wie  weit  diese  etwas  kühne  Yennntang  sich 
rechtfertigen  läßt,  wird  von  einer  gründlichen  üntersochnng  der  Jnveoal* 
Scholien  nnd  -glossen  abhängen,  zn  der  oben  der  Weg  angedeutet  worden 
ist  Kit  Hoehlers  Cornntnsansgabe  ist  dabei  so  gut  wie  nichts  anzufangen. 

Nun  ist  wie  besonders  Heraena  hervorgehoben  hat  der  Wert  dieses 
Juvenalkommentars  für  uns  mehr  auf  der  sprachlichen  als  auf  der  sach* 
liehen  Seite  zu  suchen;  nm  so  nötiger  ist  es  zu  wissen,  welcher  Zelt 
'die  einzelnen  Scholien  angeboren.  Zur  Erläuterung  ein  Beispiel:  Oomutus 
(bei  Hoehler)  zu  Sat  V  46  bat  'Vatiains  quidam  sator  BeneventanuB 
voradssimus  et  ebriosns  fhit*;  dieselbe  Fassung  hat  schon  der  Paris,  s.  XI 
(verkürzt  der  jüngere  Leid.),  dagegen  haben  die  älteren  His  *VaUnins 
fhit  quidam  sntor  Beneventsnus  meribibulus  et  gulosns*.  Diese  Lesart  Ist 
also  die  ältere,  Während  die  andere  hüchatens  bis  ans  Ende  des  9.  Jhdts. 
zurückgeht.  — 

Lommatssch  hat  8.  SDl  ff.  seiner  Abhandlnng  die  Glossen  des 
Pithoeanns  mit  vielen  Kachweisen  veröffentlicht  (vgl.  aber  t.  Winterfeld 
im  PhiloL  LYIII  [1809]  295);  sie  stehen  Im  engen  Znsammenhang  mit 
den  zuerst  von  Keil  1676  und  dann  von  Goetz  (s.  unter  C)  heraus* 
gegebenen  Jnvenalglossen  des  Puris.  7780  s.  X,  vgl.  darüber  besonders 
Lommatzsch  S.  879  ff.  Mit  der  Emendation  und  mit  dem  Stellennach- 
wels einer  Anzahl  von  JuvenalgloBsen  dieser  Pariser  Sammlung  befaßt 
sich  Heraeus  (No.  3),  während  v.  d.  Vliet  (No.  6  und  7)  Bemerkungen 


*)  Vgl  aber  Leo,  Plant.  Forsch.  43  Anm.  4. 


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Snebdimiigeii  auf d^Oebietad. latoiniielien  QnmiiiAtikerate.  (Wassner.)  219 

an  Schol.  Pith.  I  96,  VI  594,  Scbol.  Psendo-Coro.  1 32  und  Berichtigangaii 
zn  Lommatzschs  Glossae  Pithoeanae  giebt.  Beachtung  verdient  auch  ooeh 
-die  EinleitUDg  zti  Friedläoders  Javenalansgabe  mit  Beitrttgen  von  Qoetz 
<8.  nnter  C)  nnd  Bttcheler.  —  Über  die  Javenalviten  a.  unter  Saetonios. 
<VgL  aacb  Probos.) 


C.  Glossographie. 

1.  G.  Goetz,  DerLiber  glossarum.  Abb.  d.  a  ö.  Xlll  (1891) 
:No.  II,  213-288. 

2.  Ders-,  De  Placidi  glossis  II,  lud.  schol.  Jen.  1891. 

3.  Ders.,  De  Placidi  giossis  III.  Ind.  schol.  Jen.  1893/1894. 

4.  Ders.,  Colloquinm  scholicamHarleiannm.,  Ind.  schol.Jen.  1892. 

5.  Ders.  De  divi  Hadriani  eententiia  et  epistnlis,  Ind.  ecbol. 
Jen.  1892/1893. 

6.  Dera.«  Über  Dunkel-  nnd  Oeheimepraefaen  im  ap&ten  nnd 
tnittelalterlieben  Latein.  B.  S.  G.  1896,  62  -92. 

7.  De  18.,  Corptts  gloBMriomm  latlnomm,  vol.  m.  Leipsig  1692. 

8.  Ders.,  Oorpns  gloBsariomm  latlnomm,  vol.  Y.  Leipsig  1894. 

9.  Ders.,  C!orpas  gloBMriomm  latlnomm,  vol.  VI  1.  2,  VII  1. 
(Theeanrna  gloiearam  emendatamm)  Leipzig  1899—1901. 

10.  K.  Krambacber,  Colloquiam  Psendodoiitheaaam  Mona- 
oense.   Abb.  f.  W.     Ohrist  807—364. 

11.  A.  Fuuck,  üiossographiache  iSiuiiieu,  A.  L.  L.  ViiX  (1893) 
369—396. 

12.  Ders.,  Vereri%lossen  ans  dem  Glossarium  Cod.  Vatic.  3321. 
Comment,  Woelfifliniauae  43—47. 

13.  G.  Helmreicii,  Zu  den  Glossen  von  Epinal,  A.  L.  L.  YIX 
(1092)  274-275. 

14.  G.  Landgraf,  Naevins,  Apaleiua,  Ciceroscholien  in 
Glossarien.  A.  L.  L.  IX  (1896)  169-176. 

15.  G.  Landgraf,  Qloiaographie  nnd  Wörterbncb,  das.  355— 
446;  565-566. 

16.  J.     d.  VUet,  Motnlae  ad  gloesaa  nominnm,  daa.  802— 304. 

17.  0.  Weyman,  Gloasogmpblscbes,  daa.  546. 

18.  K.  Dalatzko,  Za  den  Hdmatedter  GloeaarfragmenteD,  daa. 
598-594. 

19.  W.  Heraens,  Zn  Keila  Javenal-OloMeD,  das.  694 — ^595. 
'  SO.  Ders. ,  Zn  den  lateinischen  Glossen,  A.  L.  L.  X  (1898) 

507-522. 


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220  Sneheiniingen  »nfd.  Oebioted.Iateiiiif ebcoOnrnmitiker  ele.  (WMier.) 

21.  Ders..  Die  Sprache  des  PetroniiiB  und  die  Oleaaen.  Ojinii.* 
Ptogr.  Oflienbach  a/M.  1899. 

22.  W.  M.  Llndaaj,  Spätlateinische  Bandgloasen  In  Nonliw» 
A.  L.  L.  IX  (1896)  596-^99. 

23.  H.  Onions-Lindßay»  The  Xor.ius  Gloßses,  H.St.  IX  67—86. 

24.  0.  B.  Öchluuer.  Latin  glosaea,  A,J,?h.  XVII  (1896). 
473-484. 

25.  Ders.,  Beiträg^e  zur  lateinischen  Glosaographie,  A.  L.  L.  X 
(1898)  11—15;  187—208;  361—866. 

26.  A.  Dammann,  De  Feato  Faendo-Fhiloxenl  aaetore.  Comn. 
pbilol.  Jen.  V  (1894)  1-48. 

27.  J.  David,  Hermeneamata  Vaticana  emendata  et  lllaatrata» 
daa.  197—288. 

28.  F.  Wessner,  Fabii  Planciadis  Falgeülii  expositio  sermouuiu 
antiquoruni,  das.  VI  2  (1896),  63—143. 

29.  A.  Soany,  Zum  Thesaurus  glossarum,  A.  L.  L.  XU  (iÖÜI) 
12B— 128. 

30.  C.  M.  Prancken,  Placidus.  Mn.  25,  236. 

31.  J.  M.  Stowasser,  Placidos  76,  24,  Z.    Oy.  42,  296. 

82.  £.  G.  Keayon.  Oreek  Papjrri  in  the  Britiali  HnMnn. 
Oatalogne  «ithTezta.  Vol.  XI.  London  1898:  No.481,  8.  822^28 
(Latdn.-grieeh.  Gtouar). 

83.  0.  Haeb erlitt,  Zn  dem  lateiniseb-grleehiieben  Oloasar. 
Brit  Mq8.  Papyraa  No.  GCGGLXXXL  B.  pb.  W.  1899,  474-47«. 

34.  M.  PokrowBkij.  materialy  deja  istoriceskoj  grammatiki 
latinskago  jazyka  (Materialien  zor  historischen  Grammatik  der  latei* 
nischen  Sprache).  Abb.  d.  Kais.  üoiv.  Moskau,  bist. -pbilol.  Gl. 
Moskau  1898. 

35.  Ders.,  Glossographiscbes  und  Liogoistiaebes  zum  Thesaurus 
glossarum,  A.  L.  L.  XI  (1900)  351—360. 

36.  Ders.f  Vergriicitate  in  den  lateinischen  Olosaarien  (roas.) 
J.  M.  V.  (?)  1899,  Abt.  f.  klass.  Philol.  15—32. 

37.  E.  WeiObrodt,  De  R  et  L  consonantinm  latinarom 
mntua  ratione  praecipuo  e  glossarüa  latinia  iUoairanda.  Oomm.  pbiloL 
Jen.  VI  2  (1899).  145—193. 

38.  O.  B.  Sehl  Otter,  Some  eeltie  traeea  in  the  gloaaee»  A.  J.  A. 
XXI  188—192. 

89.  Fr.  Stolz,  SpraebwiBaenaehaftliehea  ans  den  lateiniichen 
OloMOD,  W.  St.  XXU,  809—813;  XXIII,  168—168. 


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Erscheinungen  auf d. Oebieted. IfttoiAitchenGnaiiiiiatikflrete.  (Wcwner.)   22 1 

40.  W.  Heraens»  Beltiftge  sa  doa  TinmiKhea  Noten,  A.I1.I1. 

.  XEI  (1900)  97^93. 

41.  G.  Goetz,  JnvenalglosBen«  bei  Friedländer,  Aosg.  d.  JnT., 
-  Leipzig  1895,  S.  106—112. 

42.  Qloasarium  latino-arabicnm  ed.  Chr.  F.  Sejbold  =  Se- 
mitische Studien  von  C.  Bezold  H.  15—17  (190O). 

43.  R.  V.  Fischer- Benzon,  Altdeutsche  Gartenflora.  Kiel 
und  Leipzig  1894. 

Die  geaamte  anOr^Ahrte  gloasographiaehe  Littaralnr  läßt  tioh 
unter  vier  Geiichtsponkte  bringen: 

1.  Veraffenüicbvo«  von  Material,  No.  S,  8.  4,  ö,  7,  6,  10,  99,  93, 
89,  41,  42; 

9.  Bearbeltnng  des  Materials  znm  Zweeke  der  Emendation,  No.  9, 
11,  13,  15.  16,  17,  18,  90,  94,  95,  97,  99,  30,  31,  88,  85; 

8.  üntortnchnng  des  Materials  nach  TJtsprang,  Bntatehnngiiiett,  Be* 
standteilen  n.  s.  w.,  No.  1,  19,  14,  19,  96.  98,  86,  88,  40; 

4.  Verwertnng  des  Materials,  No.  6,  15,  9  t,  84,  85,  87,  39,  48. 
Natfiriich  ist  es  nicht  bei  allen  Arbeiten  mOglieh,  sie  nnr  in  einer 
dieser  Kategorien  nntersnbringen;  uamoitlich  ist  die  Kombinatioa  m 
9  and  8,  sowie  9  nnd  4  b&nfig. 

Wenden  wir  nns  nnnmebr  zur  ersten  Gmppe.  Die  Abhandlung 
von  Goetz  (No.  2)  bringt  üntersnchnngren  über  die  rfimiseheu  Placidus* 
bandschriften,  also  eine  Ergänzung  zu  der  Abhandlung  v.  J.  1886  (De 
Placidi  gloesis  I),  die  sich  im  Hauptteil  mit  der  Pariser  Placidnsbs 
Gefaßt,  vgl.  Goets  in  Bn.  J.  1891,  162;  iin  Index  scholarum  von 
1893/94  (No.  3)  werden  in  der  zweiten  Hälfte  Glossare  besprochen, 
^ie  mehr  oder  weniger  Placidasglossen  enthalten.    Alle  drei  Unter- 
Buchungen  bereiteten  die  Herausgabe  der  Placidnsi^Iossen  im  5.  Bande 
des  Corpus  glossariorum  vor.    Zum  dritten  Bande  desselben  Werkes 
stehen  in  Beziehung  die  unter  No.  4  und  5  angeführten  Veröffent- 
lichungen, desgleicben  Krumbachers  Beitra«:  zn  den  Abhandluno:en  für 
Christ  (Nu.  10):    es  handelt  sich   um   Bestandteile  der  sogenannten 
Hermeneumata  Pseudodositheana,  die  im  Corp.  gl.  III  (No.  7)  in  Ver- 
bindung mit  älteren  mediziniscli-botanischen  Werken  gleichen  Charakters 
herausgegeben  sind.    Der  5.  Band   aber  enthält  außer  den  Placidus- 
glossen die  beiden  Amplonianischeu  Glossare,   von  denen  das  eine  be- 
flonders  reich  an  auj^elsücUsischeu  Würteru   ist,  sodann  Auszüge  und 
Proben  aus  verschiedi  .'len  rinderen  Glossaren  (Liber  glossarum,  Abavus 
Diaior,  AA  u.a.),  mehi    ■    .Speziaiglossare :  zu  Terenz  (bereits  im  Ind. 
Bcboi.  Jen.  1884/1885  veioiltiUiicht),   zu  Juvcual  (Ii über  von  Keil  im 
Ind.  schul.  Hui.  1870  hei  ausgegeben j,  zu  Nouiud  (hierher  geiiui  tu  äuch 


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Encheiniingeii  anf d.  Qebietod.lAt6i]iiadi6iiOmiimitik6rete.  <W«S8iiar.> 

die  unter  No.  2S  ond  23  angefUirtaa  ArMteii);  endlldi  den  AbBehnitt 
*De  latinitate*  au  der  Neapler  Ghariaiiuba.  Über  die  einselnen  Teil» 
und  die  Überliefemng  wird  in  den  Vorreden  der  beiden  Binde  bericbtei. 
—  Das  unter  No.  32  aa%efllhrte  latoiDiBeb-gridebiNhe  Glossar  (a. 
4  Jbdt)  ist  insofern  recht  bemerkenswert,  als  die  latelniseben  Wörter 
In  griechischer  Schrift  erscheinen.  —  Von  dem  nnter  Ko.  42  be- 
seichneten  lateinisch-arabischen  Glossar  giebt  Seybold  einen  genaneik 
Abdmck  sowohl  der  lateinischen  Lemmata  wie  der  arabischea  Inter- 
pretamente.  Der  lateinische  Text  ist  vom  Liber  glossanim  abhftngig- 
nnd  daher  ohne  selbslftDdigen  Wert.  Ber  Anhang  enthftU  eine  Beih» 
von  Emendationen,  die  Goeta  beigestenert  hat.  Vgl.  auch  dessmi  An- 
zeige  in  B.  ph.  W.  1901,  1623. 

Wie  zQ  erwarten  war,  hat  das  Id  den  vier  Binden  des  Ooipn» 
glossariomm  (II — V)  in  so  reicher  Ffllle  dargebotene  Material  nach  ver- 
schiedenen Bichtongen  an  Arbeiten  anf  diesem  Gebiete  angeregt  D». 
sind  snerst  die  zahlreichen  Versnehe,  die  oft  schwer  verderbte  tlber» 
liefemng  zu  bessern;  die  überwiegende  Mehrzahl  dieser  Arbeiten  ist  im 
Archiv  f.  lat.  liSzUcographie  erschienen.  Anf  sie  nfther  einzugehen  er» 
fibrigt  um  80  mehr,  als  sie  bereite  Im  Thesaurus  glossarnm  emendatarnak 
(No.  9)  nach  Gebühr  berftcksichtigt  worden  sind.  War  früher  die  Be- 
nntzuDg  des  Materials  nicht  immer  ganz  leicht^  namentlich  für  diejenigeny 
die  sich  nicht  besonders  in  das  Studium  der  Glossographie  vertiefst 
konnten  oder  wollten,  so  sind  nunmehr  die  gesamten  Schätze  der  daa 
Material  enthaltenden  BAode,  noch  um  mancherlei  vermehrt,  in  beqiiemer 
Form  zugftnglich  gemacht,  bis  auf  den  griechischen  Teil,  dessen  Be* 
arbeitung  W.  Heraens  fibemommen  hat.  Im  einzelnen  auf  die  Be- 
den Inng  des  Thesaurus  glossarum  und  den  Wert  dieses  von  Goeta  ge- 
schaffenen Werkes  einzugehen,  kann  Ich  wohl  nnterlassen,  da  es  bereUa- 
anderwdt  von  berufenster  Seite  geschehen  Ist;  Ich  verweise  anf  die  Be* 
sprechungen  von  Bficheler  in  der  D.  L.  XXI  (1900)  40—42;  Gundermann 
in  der  B.  ph.  W.  1901,  974-984;  Lejay  in  der  B.  er.  1901,  810— 3l2f 
W9fflin  im  A.  L.  L.  XI  (1900)  588  und  Hey  im  A.  L.  L.  XII  (1901> 
286—286;  außerdem  ist  der  Thes.  gl.  von  mir  angezeigt  In  der  W. 
kl.Ph.  1899,  629-681;  1901,  765—769.  — 

Ton  den  zur  dritten  Gruppe  gehörenden  Schriften  ist  an  erster 
Stelle  die  Abhandlung  von  Goets  (No.  1)  zu  nennen.  Nach  einer  all- 
gemeinen Scliildernng  des  Liber  glossarum,  der  eine  klösterliche  Encj- 
klopädie  für  einen  Gebildeten  des  8.  Jahrhunderte  darstellt,  bespricht 
Goetz  im  1.  Kap.  die  erhaltenen  Handschriften;  nach  einer  genauen 
Besehreibung  der  einzelnen  Oodicea  werden  Ihre  gegenseitigen  Be- 
Ziehungen  festgestellt.  Kap.  2  handelt  von  den  Abkömmlingen  des  Ii. 
gl.  Bas  Glossarium  Salomonls  beruht  Im  wesentlichen  auf  2  Quellen  t 


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BrtchoUnuigeii  tuf d. Qebieted.  latdoiacben Grammatikerete.  (WeBaner.)  223 

einem  g:ekürzten  Liber  glossarnni  ^Qn<  Hexern plar  Moiiac.  14  429  s.  IX) 
ond  dem  Glossar  Abavas  maior.  Fapias  ist  ebeofalk  vom  L  gl.  ab* 
hlDgig,  doch  nimmt  G.  im  Gegenaats  zu  Loewe  (Prodromus  235)  an» 
daß  ein  nngekOrztes  Exemplar  za  gründe  liege,  da  Papias  die  Zu* 
sammenziebiiDgen  selbst  vorgenommen  haben  köone.  Aas  dem  L.  gL 
ist  ferner  das  Glossar  Abb«  pater  (6  Hss  werden  besprochen)  geflossen» 
in  dem  meist  die  kfirseren  Glossen  exzerpiert  sind.  Weiter  gehört 
hierher  das  griech.*latein.  Qloasar  Absida  Incida  (ebenfalls  6  Hss  gO: 
naont).  Sodann  werden  noch  eine  Anzahl  Handschriften  besprochen, 
die  eine  Epitome  des  L.  gl.  oder  Stücke  desselben  enthalten.  Anf 
Osbem  nnd  Ugntio  gebt  G.  nicht  naher  ein.  Kap.  3  bringt  eine  Unter- 
sndrang  fiber  die  Qoellen  desL.  gl.  Uanptqnelle  sind  Isidors  Etymologien, 
die  fast  ganz  anfgeldst,  in  Glossenform  gebracht  ond  eingeordnet  worden. 
Der  L.  gl.  geht  anf  einen  Terhältnismäßig  gntoi  Text  mrftek  ond 
verdient,  natürlich  nnter  Berflcksichtignng  der  Umarbeitnug,  fieacfatnng 
hei  der  Textkritik  Isidors.  Von  weiteren  Werken  desaelhen  Aators  sind 
Quellen  des  L.  gl.:  De  remm  natnr»,  Liber  officiomm,  Llbri  de  ortn 
et  obltn  patmm,  DifferentJae  (neben  denen  Isidors  ist  wohl  noch  eino 
andere  Samoilnng  beantzt),  endlich  der  Liber  artinm,  der  sich  oft  mit 
den  Etymologien  berührt,  ohne  mit  ihnen  identisch  sn  sein}  wenn  er 
nicht  von  Isidor  selbst  berrtthrt,  so  worde  er  ihm  doch  beigdegt  Voa 
Aognstin  kommt  in  erster  Linie  in  betracht  De  civitate  dei,  sodann  die 
Gomm.  in  psalmos  nnd  in  pentatenchnm,  die  Schriften  De  Genesi  ad 
litteram  nnd  über  bypomnesticon;  endlich  werden  genannt  Ang.  in 
deeadis  nnd  omilia  Angustini.  Von  Ambrooins  ist  vorsogswelse  Heiae- 
meroo  benntzt,  daneben  die  Ezpositio  in  Lncam.  Weitere  QneUen 
sind  Hleronymns,  Qnaestiones  hebralcae  in  Genesim,  in  Esaiam 
nnd  in  EeechieliB  ezpositio  n.  a.;  Gregors  d.  Gr.  Dialogi  nnd 
Moralia;  Eucherins,  Instmotiones  (vom  Text  des  Erasmos  mehrfach  ab- 
weichend); iFolgentins;  JanÜins  Afilcanns,  Institnta  regnlaria  divinae 
legis;  Clemens  Epiacopns;  Hllarins,  De  litteris  (—  contra  Dioscnrom 
medicnm?);  Satmpion  (Gassian  coUat.  Y;  s.  Traobe  in  B.  ph.  W.  18d2» 
176);  Grigines,  In  Leviticnm  ond  In  Joenae;  Orosins,  Historiae;  Eu- 
tropins;  Solinna.  Perner  sind  eine  Anzahl  medizinischer  QneUen  be- 
nntzt: Isidor,  Galen,  Hippocrates,  Pandecti  medici,  Libri  medicinales, 
Gxeo  Patici  («  Gaelins  Aorelianns  de  acotis  passionibns).  Nach  kurzen 
Bemerkungen  über  den  Phyaiologns,  Andax,  Panlns  Abbas  n.  a.  wendet 
sich  G.  zn  den  glossographischen  Qnellen;  es  finden  sich  Pladdoaglossen, 
die,  wie  G.  nachwetat,  anf  ein  Exemplar  der  Parisinnsklasse  zurück- 
gehen; Yergilglossen,  die  sich  zuweilen  mit  dem  Glossar  C.  Gl.  L.  IT 
427  ff.  berühren,  zn  Serrins  nur  sehr  wenig  Beziebnngen  haben  nnd 
wohl  ansgloasiertenVergilhandschrifton  stamme  (die  vielen  Doppelglossea 


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224  Encheinuagen  Aafd-Oebieted-lateiaiTOlienGimiiiiiiatikeretew  (Wesnar.) 

weisen  auf  doppelte  derartige  Qoellen  hin);  dazn  kommeil  Ezaerpte  m 
dem  Veigilkommeiitar  des  Aetius  Donatas  (3.  67  fi.  ZosaiDiBemtellangr 
der  Fragmente) ;  Lacanglotsea  ond  gelegentUcb  welche  zn  Statins ;  eiid» 
lieh  weist  die  Qnellenbezeichnong  De  glosis  auf  elD  allgemeines  Glossar 
bin,  dem  wohl  eine  Anzahl  kleinerer  QlossRre  zn  grimde  liegen,  die 
Sinn  Teil  niebt  mehr  erhalten  sind;  daher  der  Nachweis  unter  den  jetit 
vorhandenen  Glossaren  sehr  acbwer  oder  kanm  möglich  ist.  Des  öfteren 
erg-eben  sich  ße/iehung:en  zu  den  Glossao  Abstrnsa  nnd  dem  großen 
Glossar  des  Cod.  Vatic.  3321  (C.  Gl.  L.  IV  1  ff.).  Im  4.  und  letzten 
Kapitel  behandelt  G.  die  Frage  nach  dem  Verfasser  nnd  der  £nt- 
stehnngBieit  des  Werkes.  Während  aaf  die  entere  eine  bestimmte  Ant- 
wort zu  geben  nnmöglich  ist  —  der  sogen.  Ansilenbns  Ist  eine  reofat 
sweifelhafte  Person  — ,  läßt  sich  die  Zeit  demlieb  genan  nmgrenaen;  den 
terminns  ante  qnem  bieten  die  Handschriften,  die  ans  der  zweiten  Hälfte 
des  8.  Jahrhunderts  stsinmeo,  den  terminns  post  quem  giebt  Jnliaaas 
von  Toledo,  gest.  690;  also  ist  der  L.  gl.  gegen  Ende  des  7.  oder  cu 
Anfang  des  8*  Jahrhonderts  msammengestellt  wovden,  allem  Anschein 
nach  in  Spanien  wegen  der  Bevorzngnngr  dieses  Landes,  seiner  Autoren 
nnd  der  Goten.  Eine  angehängte  Tafel  giebt  eine  ToKtprobe  «os 
dem  Oed.  Paris,  tat.  11530.  —  Brsäntende  Bemerkungen  von 
L.  Traube  finden  sieh  in  B.  ph.  W.  1892,  175—177. 

Das  große  Glossar  des  God.  Vatic.  8321  s.  VII  (im  0.  GL  IV 
1  ft.)  ist  unter  anderem  dadurch  interessant,  daß  sich  in  ihm  ohne  alluu 
große  Schwierigkeit  Glossenreihen  nachweisen  lassen,  die  ans  einem 
Speuialglossar  Übernommen  sind.  So  hatte  Goets  bereits  im  Ind.  schol. 
Jen.  1889/90  auf  eine  Beihe  von  Tereniglosssn  zur  Hecym  hingewiesen, 
woau  man  Fnnek  In  der  B.  ph.  W.  1890,  477  vergleichen  möge.  In 
seinem  Beitrag  au  den  Commentatiooes  Woelfflinianae  (No.  12)  weist 
Funck  zahlreiche  Glossen  zn  Veigil  nach  und  stellt  fest,  daß  sieh  nur 
schwache  nnd  zufällige  Beziehungen  zu  Servius  und  dem  im  gleichen 
Bande  des  G.  Gl.  (IV  427  ff.)  verttifentlicbten  Veigilfflossar  ergeben.  — 
Nachtragsweise  mag  hier  noch  bemerkt  werden,  daß  Goets  im  Ind. 
Jen.  1888/89  6.  HI— V  eine  Anzahl  Glosssn  aus  dem  bülnguen  Fseudo* 
cgrrOl-Glossar  zusammengestellt  hat»  die  Testimonia  aus  Terenz,  Cicero, 
Vergil  nnd  Sallust  enthalten,  und  dazu  die  Vermutung  geäußert  hat, 
daß  die  Belege  einer  Sammlung  ähnlich  der  des  Amsianus  Kessins 
entnommen  sein  dürften.  —  Speziell  mit  Vergilzitaten  beschäftigt  sich, 
wie  der  Titel  ergiebt,  die  Arbeit  von  PokrowskQ  (Ko.  30),  die  mir 
jedoch  nicht  zn  Gesicht  gekommen  Ist  —  Landgraf  (Ko.  14)  unter- 
sucht zunächst  die  Glossare  des  Vatic.  1469  nnd  Gaasin.  90  (C.  GL  V 
620  ff.  und  559  ff.)  auf  ihre  Beziekungen  zu  Festus-Panlus  und  auf 
.einige  Naevlnsaitate;  sodann  weist  er  nach,  daß  eine  Beihe  von  Glossen 


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Brschointmgen  «u  f d.  Oebieted.  lateiniBchen  Gnnuattiker  ete.  (Wessner.)  225 

des  Leid.  Voss.  88  (das.  657)  aas  Apnleins,  De  deo  Socratia  g'ezQgen 
fliDd,  während  andere  mit  dem  Scholiasta  Oronoviamis  zn  Ocero  (vgl. 
unter  Cicerosebolien)  anfs  en^te  sosammenhllDeren.  —  Heraeaa  (No,  19} 
giebt  Ergänzungen  QDd  Berichtigangen  sn  Keils  Stellennachweisen  im 
Pariser  Joveoalflrlossar,  welches  nicht  nar  Jnvenal,  sondern  —  wenn 
ancli  spärlich  —  Horas  und  Fersioa  beriicksichtigt  (vgl.  auch  unter 
Jovenalscholien).  In  der  anderen  Abhandlung  (No.  40)  untersucht 
Heraeus  die  Tironischen  Noten  und  stellt  dabei  fest,  daß  sie  in  viel- 
fachen  fieaielmngen  zu  den  Glossen  stehen;  die  Sache  ist  so  zu  erklären, 
daß  die  Glossatoren  die  Koten  benutzt  haben.  Besonders  intereasant 
ist  das  Yerhältnis  der  Glossae  laidori  (Glossae  Scalie:eri  i.  G.  G.  V  589  ff.) 
zu  den  Tironischen  Noten  (Heraeus  S.  83  f.)*  ^  Über  die  JuTenal* 
glossen  bandelt  auch  Goetz  in  der  Einleitnng  zn  Friedländers  Aufgabe 
und  macht  bei  dieser  Gelegenheit  Mitteilung  von  zwei  von  dem  Pariser 
unabhängigen  Juvenalglossaren,  die  sich  im  Cod,  Harleianos  3836  a.  X 
(Ex  libro  Juvenalis:  V  8— VIII  249)  und  im  Cod.  Vaticanus  Begin. 
1392  B,  Xni  (De  iuuenali:  VI  236-X  1S2;  1 1  -  VI  202)  finden.  Die 
Glossen  beräbrea  steh  zum  Teil  mit  den  jängeren  Scholien  zn  Juvenal 
(vgl.  z.  B.  Gl.  VaUc.  zu  1  44  mit  der  Erklärung  des  Heiric).  —  Auf 
Glossen,  die  ans  der  Ezpositio  sermonum  antiqnorum  des  Fnigentiua 
geflossen  sind,  hatte  bereits  Goets  im  Ind.  Jen.  1889/90  8.  III— IV 
hingewiesen;  dies  gab  mir  Veranlassung  im  Anhang  zn  meiner  Ausgabe 
dieses  Werkchens  (No.  28)  alle  Beziehungen  zu  Fnlgentius,  die  sich  in 
den  Glossen  auffinden  lassen,  zusammenzustellen.  —  Iffit  dem  biliuguen 
Glossar  des  Pseudo-Philoxenus  (G.  gl.  II  1  ff.)  beschäftigt  sich  Bammann 
in  seiner  Dissertation  (No.  26),  deren  erster  Teil  De  compositione 
gloBsarii  handelt.  Nach  D.  wurde  dem  Grundstock,  in  dem  die  alpha* 
betisehe  Beiheafolge  bis  zum  dritten  Buchstaben  (Aba,  Abd,  Ahe  u.  s.  w.) 
durchgefUhrt  war,  eine  zweite  Glossenmasse  zugefügt,  bei  der  nur  der 
erste  oder  die  beiden  ersten  Buchstaben  berttcksichtigt  waren;  dadurch 
wurden  die  Reihen  des  Grundstockes  häufig  unterbrochen.  Eine  glatte 
Aussonderung  der  zweiten  Glossengruppe  lässt  sich  jedoch  nicht  vor- 
nehmen, da  einzelne  Glossen  derselben  an  der  ricbtigen  Stelle  eingefügt 
sein  m5geu  und  somit  als  späterer  Zusatz  nicht  mehr  erkennbar  sind. 
Des  weiteren  finden  sich  zahlreiche  Doppelglossen,  die  sich  entweder 
vdllig  oder  teüweise  decken,  was  D.  in  der  Weise  erklärt,  daß  er  an- 
nimmt, es  sei  ein  gewisses  Glossar  zweimal  verwendet  worden,  einmal 
direkt  und  einmal  indirekt,  nämlich  nachdem  es  in  ein  anderes  größeres 
Glossar  aufgenommen  worden  wäre.  Nachdem  kurz  auf  Fälle  von 
Glossenkompilation  hingewiesen  worden  ist,  wendet  sich  D.  zn  den  drei 
Arten  von  Glossen:  den  lateiniscb-griechischen,  den  lateiniscb-lateinisch- 
griechischen  und  den  rein  lateinischen.  Von  den  letzteren  läßt  sich 
Ja]ir«sbwlobt  ar  AltortomswIsMOtobaft  Bd.  Czni.  asoe.n.l  15 


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226  Br8eheuLung«B  aaf d. Oebietod: lateinischen Grammfttiker  ete.  ( Wessaer .) 

ein  großer  Teil  mit  mehr  oder  weniger  Bestimmtheit  anf  Horas  zarttck- 
ffthren  (sie  deeken  sieh  meist  mit  Ps'Acron  b.  Hanthal,  worauf  hätte 
hiogewiesen  werdea  können),  einige  an!  Martial,  Plautns  und  VergU. 
Ähnlick  liegt  die  SACke  bei  der  «weiten  Art  tob  Glossen,  deren  grie- 
ebische  loterpretamente  spftterer  Zusatz  und  dnfacbe  Übersetznoff  der 
nrsprIlDgllchen  lateiniscben  Glosse  sind.  Endlich  wird  naebgrewieseD, 
daß  auch  unter  den  lateinisch-griechischen  Glossen  nicht  wenige  anf 
Horaz  zarüekgehen,  der  ja  einzeln  genannt  wird;  darauf  hatte,  ebenso 
wie  anf  Cicero«  nnd  VergilglosseD ,  bereits  Loewe  Frodr.  186  hinge* 
wiesen.  Erst  der  zweite  Teil  der  Dissertation  bringt  die  im  Hanpttitel 
versprochene  Untersnchnng,  die  ihren  Ausgang  von  der  Glosse  8,21 
nimmt,  in  der  t:o(iiriJloc  (Festns)  angeführt  wird.  Im  einzelnen  versncht 
nnn  D.  festsnstellen,  welche  Glossen  sieb  mit  i>icherheit  oder  wenigstens 
mit  Wahrscheinlichkeit  anf  Festos  znrflcktfihren  lassen;  allerdings  nicht 
direkt,  sondern  durch  Vermittelong  einer  ans  Festns  gezogenen  Glossen* 
Sammlung.  Durch  den  Nachweis  des  Ursprungs  ist  es  D.  gelungen» 
manche  Glosse  herzustellen,  die  Frfthere  vergeblich  za  emendieren  ver- 
sucht habeo;  die  Eesultate  der  Dissertation  sind  dem  Tbes.  glossarnm 
zu  gute  gekommen.  —  Vgl.  die  Rezension  von  Funck  in  der  B.  plu  W. 
1894,  38.  —  Don  Anfsatz  von  Schlotter  (No.  38)  habe  ich  nicht  gesehen. 
Von  den  VerÖffentlichangen,  die  zur  vierten  Gruppe  zu  rechnen 
sind,  scheiden,  als  zu  einem  anderen  Gebiet  gehöHg,  von  der  Bericbt- 
erstattnng  an  dieser  Stelle  ans  No.  34*),  35,  37  nnd  39,  auch  No.  16 
kann  hier  füglich  Obergangen  werden.  Die  Dissertation  von  David 
(No.  27)  gehört  größtenteils  zur  zweiten  Kategone;  die  ESnleitnng 
handelt  in  der  Hauptsache  von  den  Besonderheiten  der  giiechischen 
Wortformen,  die  in  den  Herroeneumata  Vaticana  auftreten  nnd  diese 
von  den  anderen  Werken  desselben  Charakters  unteracheiden;  nebenher 
werden  die  FrAgen  nach  Heimat  und  Entstehnnsszeit  mehr  gestreift,  da 
ganz  bestimmte  Resultate  sich  nicht  gewinnen  lassen.  Die  Programm« 
abhandlnng  von  Heraeus  (No.  21)  giebt  eine  Erlänterung  der  Sprache 
Patrons  ans  den  Glossen,  nebenbei  auch  aus  anderen  Quellen  wie  Tirou. 
Noten,  Scholien,  Inschriften,  und  ist  fiir  die  Lexikographie  wie  für  die 
Sprachforschung  von  großem  Werte;  näheres  findet  man  in  den  An- 
zeigen A.  L.  L.  XI  (1899)  445;  W.  kl.  Ph.  Ih99,  1177—78  (Ref.); 
B.  ph.  W.  1899,  1516—19  (Ref );  D.  L.  1900,  293—94  (Lommatzsch); 
R.  Ph.  1900  83—84  (Fabia);  Z.  ö.  Gy.  1900,  746—47  (Swoboda);  R  er. 

*)  Aua  d*T  Auz*  igo  vod  M.  NUdern.uüu  im  A.  L.  L  XI  437—39  ent- 
nehme ich,  daß  dir  'glossographische  Studiin*  betitelte  Anhang;  cntb&lt; 
1.  Versuch  einer  Gharalteristik  des  sogm.  Ityrillisehen  Glossars;  2.  snr  Tez^ 
kritik  von  C.  gl.  IV  und  V ;  B.  Qaeilen  der  Glossi-n  des  4.  und  5.  Bande» 
des  C.  gl.;  4,  eioselne  interoisante  Wörter  und  WcndungMi. 


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£rscJieinuiigenaufd.Get>ieted.Ut6mi0ebeDOnuninatiker etc.  (Wenoer.)  227 


1901,  3H7 — 89  (Lejay).  Eine  iuteressante  Verwertung  finilen  die  bo- 
tanischen Partien  der  Hernjcnriiniatu  (C.  gl.  III)  durch  die  Unter- 
siiclninjreii  voii  v.  Pif5clier-Benzon,  insoteni  er  sie,  ebeoso  wie  die  bo- 
tanischen Glossare  desselben  Dandes,  benutzt,  um  spätlateinische  Pflanzen- 
namen zu  deuten,  spezifOl  die  im  70.  Kapitel  des  Capitulare  de  villis 
Karls  d.  Gr.  aufgeführten.  Der  Anhang  I  enthält  eine  Ausgabe  der 
betreffenden  Partien  mit  reichlichen  und  wertvollen  sachlichen  An- 
merkungen. Ich  verweise  im  übrigen  auf  die  Besprechungen  in  B.  ph. 
W.  1894,  820-22  (Funck),  W.  kl.  Ph.  1895  No.  10  und  Z.  f.  Kultur- 
gesch.  1894,  332—33  (U.  Schräder),  D.  L.  1896.  1099  ff.  (Ref.).  Den 
Beschluß  mag  wieder  eine  Arbeit  von  Goctz  bilden  (No.  6),  wenn  sie 
gleich  nur  znm  Teil  hierher  gehört  Der  zweite  Abschnitt  handelt  von 
der  Vorrede  der  Anthologia  Salniasiana,  die  schon  längst  als  ein  Muster 
glosseniatischer  Latinität  bekannt  ist;  sie  setzt  sich  großenteils  aus  den 
Lemmata  der  F*lacidn-glossen  zusammen, sodaß  das Placidas^lossar  gewisser- 
maßen den  Schlüssel  zam  Verständnis  bildet,  doch  ist  es  bis  jetzt  noch 
nicht  gelungen,  alles  za  erechlieUen.  Als  weitere  Beispiele  dieser  aus 
glossematiscben  Wörtern  zusammengefügten  Dunkelsprache  führt  Goetz 
dann  an  das  3.  Ii.  De  bellis  Purifiacae  nrbis  des  Abbo  von  St.  Germain, 
das  Poliplicnm  dea  Atto  von  Vercelli  (Veröffentlichung  des  17.  Kapitels 
in  den  beiden  Fassungen  mit  den  Glossen  der  zweiten)  und  die  Vorrede 
Bu  Osberus  Panormia  (nach  2  Mttnchener  Hss  mit  den  Glossen  ab* 
gedmckt). 


IVaelitr  a 

Zu  Sueton:  J.  M.  Stowasser.  Porctua  Liciooa  Ober  Terenx,  Z.  0.  Gy.  1900,  1O60--7& 
F  r.  S  (■  h  I)  M 1 1 .  Die  Ver-?«  dos  V.»lle^iufi  in  dor  Vit  i  THrr  ntii.  Rh.  IL  Ph-  LVII 168  ff. 

M.  Ihm.  Zu  Suetons  Vita  Lucaui.   Hermes  XXXVII  4Ö7. 
ZnNonluts;  H,  \  oit  luslu  i» ,  Notr-:        N.inius.    .1.  i'li.  XX-IV  {ItiSM^,  212-4.".. 

W.  M.  Lindrtft.v.  l'ü  fiagmcniis  seriirtorum  üimkI  Nonlnin  sei  vatis    Uh.  M.  Ph. 
LVII  ISWfl" 

Ders.,  Sur  la  provcnancc  do  «juelques  maouscrits  de  Noniu^  M;krcellu».   R.  Ph. 
iy(f2,  211-12. 

Za  DionMdes:  A.  Lad  wich.  Das  Arktlnoafragment  bei  Dlomedcs  [477,  4  f.  K.].  B.  i>b.  W. 

J  Toi  k  lohn,  Zur  Ars  grammatica  des  üloincdes,  I.   W.  kl.  Ph.  XIX  1166-5». 
Zu  tleu  Ti  ituzschoüfn:  P.  Wesanor,  Oricula.  Amuäu«  [zu  Don.  In  Ter.  Eun.  537  u.  Tiai)]. 
A.  L  L.  XII  477-7ri. 

Zu  den  Cicero^Joholion:  Fuvouii  Kulogli  disputatio  dp  «omnio  Scipionls  ed.  A.  Holder. 
Loipaig  1901. 

F.  SkutHch,  Zu  FavoniuH  Eulogius  und  (  lialddiu.-».   I  h.  LXI  193—300. 

W.  Peter  son,  Collations  from  tlie  Codoi  Cluniacon.sis  a.  Uolkhami  i  :.   A  ninth- 

centurv  manuscript  of  Circro  .  .  .  with  certain  hithorto  utipubllshed 

BChnlia*  .  .  .  uxford  ivul  ,Vgl.  ßu.  J.  CXIII  88i. 
2a  d«&  Horauehalien:  Fr.  Buecheler,  Coniactanoa  [zu  Porphyrie  ad  c.  I  2,  17  H.]. 

Rh.  M.  Ph.  LVII  821. 

Zu  den  LncoDHcholien :  M.  M  a  n  i  t  i  u  ä .  Scholien  w  Lttkon  ana  dner  Dnsdaner  Handschrift 

iDc.  148  «.  XII).    Hh  LXI  H17. 
So  dOB  Statiu$«8cholieii :  M.  Manitiu<.  Au-  Dn-Jcncr  Handschrifteil. 
I.   Scholien  zu  Vrg.  tui^  im  iikI.  Hr  1^2  s.  VIII/IX. 
II.    Schollen  zu  Statins  1  t.»!h;u.-^  im  -  od.  De.  156.    Rh.  M.  Pli.  LVII  ,rj2  fT. 
Ela«  B«8pr«chaDg  muss,  soweit  sie  erforderlich  scheint^  dem  nächsten  Bericht 
Torbalialtaii  bltlboD. 


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Bericht  ttber  die  Idtteratar  zu  C.  Sallustius  Crispus 

1878-1898.0 


(FortsetouDg.) 
Von 

B«  Haarenbreelier, 

Halle. 


TU.  Die  HlBtoriM  Sallnsts, 

Noch  mehr  als  die  erhaltenen  Schriften  Sallusts  haben  sich  in 
dem  Sljäliri^en  Zeitraum,  den  wir  hier  zu  besprechen  haben,  die 
Historiae  der  Auimerkgamkeit  und  der  Arbeit  der  Parl)(>'en()S3en  zu 
rrfreuen  gehabt.  Der  Grund  hierfür  Wff^t  in  den  l-uiidon  Haulers 
und  in  der  Anregung,  die  durch  sie  und  nicht  minder  durch  die  sncli- 
gemäße,  vortreffliclie  Behandlung:,  die  diese  durch  llaulcr  erfuhren, 
ausging  auf  die  llitforscber  und  der  allein  es  zu  verdanken  sein  wird, 
daß  nicht  \ve?iii;(  r  als  4  Gelehrte  gleichzeitig  dem  Versnche,  die  Historiae 
neu  zu  beaibritrii.  näher  ^^etieten  sind.  —  Ich  folge  in  der  Be8preclinn{? 
der  Litterutur  zu  ISallusts  Historien  derselben  Disposition,  wie  für  Cati- 
lina  und  Jugarthiuam  (siehe  J.  B.  1899,  cap.  2.  '6.  5.  6).  — 

§  h  Allgemeioefl.  Ansgaben. 
Littentur* 

1.  Henri  Jordan,  Cummentationis  fragmentum  d»  SfilUistii 
historiarum  libri  II  reliquiis,  cjuae  ad  bellum  piraticiuii  S  iviliauum 
pertiucut.  (Index  lecüonam  Königsberg,  S.  S.  1887,  Ebeuda  üdiabeit 

und  Seidel.) 


Vgl.  Bd.  101  (1S<»0  11)  S.  165—248  (weiterhin  citiert  als  ,T.  B.  1899). 
Wenn  diese  Fortsetzung  erst  verspätet  erücli'.nüt,  la^,^  der  Grund  der 
YenOgerung  niclit  an  Redaktion  oder  Verlagsbuchhandlung,  sondern  aua- 
eehliefilicb  am  Referenten,  der  leider  diirdi  verBcbiedene  UmetSnde  an  der 
Tollendnng  gehindert  wurde. 


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I 

-4 


Bericht  über  die  Litteratur  zu  C.  Sallustius  Crispus*  (Maure&brccber.)  229 

2.  Paul  Jiirges,  .Sallustii  histüriaruni  i >  licjuiiö  capita  selecU. 
(Göttinger  Inauir.- Dissertation,  Einbeck  lbü2,  Vundenhoek  n.  Ruprecht.) 

3.  C.  Sailusti  Crispi  Historiarum  reliqniae,  ed.  B.  Maaren- 
hrccher,  fasc.  I:  Prolegomena,  1891.  —  fasc.  II:  Fragmenta  argji» 
ineiitis  conimeiitariis  apparatu  critico  mstrocta.  Accedant  indicoi. 
1893.   Lipsiae,  B.  O.  Tenboer. 

[Die  iDanguraldissertation:  B.  Manreiibrecher,  Qaaestioniiiii 
SallastiaDarnin  capita  tria,  Leipzig  1891,  ist  nnr  ein  Abdniek  von 
fasc.  I  S.  1—40.] 

4.  S.  Brandt.  Verzeichnie  der  im  Codex  169  ?on  Orleans  ver- 
einigten Fragmente  von  Handsebriften  lateinischer  Kirchenschriftsteller. 
(Sitzungsberichte  der  pIiüolog.*hi8tor.  Klaeee  d.  Wiener  Akademie, 
Bd.  HO  [1885],  S.  171.) 

5.  Ders.,  Zur  Fuudgeschichte  der  nenen  Saila8tfi*agiueute. 
(Beiiiiitr  philol.  Wochenschrift  VI,  l«bü.  tS.  yuü.) 

G.  E.  Ilaulcr,  Ein  neues  Pälimpsestfragmentza  Sallasts  üietorieo. 
(Wieoer  Stadien  VIII,  1886,  S.  316—330.) 

7.  Ders.,  De  novis  Sallnstii  bistoriamm  fi'agmeotis.  (Bevne 
de  Philologie  X,  1886,  S.  113—131.) 

8.  Ders.,  Ki  iie  Bruchstücke  zu  Salliists  Historien.  ^Sit/.iinea- 
berichte  der  ph.-liist   Kl  d  Wiener  Akud.  113,  1886,  S.  616— 67ö.) 

[Dasselbe  auch  separat,  Wien  1887,  Gerold.] 

9.  Ders.,  Die  Orldancr  Palinipsostfragmente  zu  Saliusts  Historien. 
(Wiener  Stadien  IX,  1887,  S.  25—50,  auch  separat,  Wien  1888,  Gerold.) 

10.  F.  Vogel,  Qoaeetionom  BalloBtianarnm  pan  altera.  (Acta 
Beminarii  philol.  Erlaagensie  II,  1881,  S.  405—448.) 

11.  Q.  Landgraf,  Blätter  für  das  Bayr.  Gymnasialscbnlweaen 
31,  1895,  &  133. 

12.  i:  lJauler,ZeitM'lniltf.österr.  Gymnasien  1894,  S. 747— 60. 
(BeidtB  Rezensionen  von  Mauienbrecher  'Historiarum  rellciuiae*, 
Xo.  3.)  — 

Die  Paliiii  psestfr  unneiite  siud  lerner  abgedruckt  in  den 
Ausgaben  von  II.  .lurdan  (3.  Aufl.  1887.  vgl.  J.  B.  1899,  S.  208,  No.  2) 
UTifl  von  Loii--Krazer  ('2.  ed.  1881.  v<rl.  J.B.  1899,  S.  219,  No.  39). 
8ebr  zahlrtieli  sind  die  Salinstnu^^-abcii ,  welclie  auüer  Catiliiia  und 
bellum  JcguithintMii  amh  dm  l'cxt  der  lieden  und  Briete  ans 
den  Historien  enthalteu.  Ks  f*ind  dies  die  .T.  B.  1899.  S.  208  ft'. 
besproelieneii  lolgenden  deutBchea  bez.  ausländischen  (a.  U.  S.  217  ff.) 
Aasgabeu:  Jacobs- Wirz  7.  Aafl.l&78, 10. 1894,  mit  Kommentar  (No.3)i 


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230   Beriebt  über  die  Litteratur  zu  G.  Sallustius  Crispus.  (Maurenbrccber.) 

A.  Scheiiidler  1883  iiud  1801  (No.  7);  II.  Jordan  3.  Aufl.1887  (No.2): 
A.  Eußner  1887,  1893,  1897  (No.  4);  Klimscha  1888,  4.  Aufl.  1894 
(No.  12);  Is'ovak  1891  (No.  13),  Tli.  Opitz  1897,  Bd.  III:  Heden 
üiid  Briefe  aas  den  Historioi;,  mit  Kommentar  (No.  14):  Vog-el,  Ora- 
tiones  selectae  1887  (nur  die  4  Rfden  ans  den  Historien,  nicht  die 
beiden  Briefe,  ein  wörtlicher  Abdruck  aub  LiiL-MPr,  vgl.  J.  U.  1899, 

5.  222,  No.  74).  Sodann  die  Editionen  von  Com  st  aus  1881  nnd  1888 
(No.  27).  Long-Frazer  1884  (No.  39).  M.it  cou  1880,  1883,  1892 
(No.  25),  Lebaiguc  1^81.  1883,  1890  (No.  2i)}.  UnbH.iuint  blieb 
mir:  'Sallastius,  Ic  orazioni  e  le  epistolae  coutenute  nelle  iSiorie,  liiuäti'ata 
da  Pighiera',  Savona  1897,  Ricci. 

Die  größte  Bereiclioruug  erfohr  unsere  Kenntnis  von  Salhiats 
Historien  darch  die  Auiiiudang  und  Herausgabe  der  sog.  Orleaner 
Fragmente.  S.  Brandt  (No.  4)  teilte  den  Inhalt  eines  Sammelcodex  aus 
Orleans  mit  (Cod.  1G9),  in  welchem  unter  dem  Text  zweier  Fragmente 
des  Konjiütniais  des  Hieronymus  zu  Jesaias  eine  alte  Kapitalschrift 
sichtbar  wurde,  Hauier  hat  den  Inhalt  dieses  l'aliiupsestes  bald  als 
zu  Sullusts  Historien  gehörig  erkannt.  Nach  einem  kurzen  Hinweis  auf 
diese  Entdeckung  im  „Anzeiger  der  Wiener  Akademle\  1886,  No.  11 
(vom  5.  Mai  18S6j  durch  v.  Härtel  hat  II  au  1er  dann  in  den  4  ge- 
nannten Abhandlungen  (No.  6—9)  die  Bruchstücke  erst  einzeln,  dauu 
1887  (No.  9)  in  f»incr  Gesaintedition  herausgegeben.  Sofort  h.itte  er 
erkannt  (No.  6),  daH  der  Orleaner  Paiimpsest  zu  derselben  altfri  Hand- 
schrift gehört,  aus  wulcher  das  soj^.  Berliner  Fragment  .stamiuL  (das 
von  Hertz  veioffentlicht,  dann  von  Bergk  und  Rnth  als  sallustisch  er- 
kannt worden  war),  er  beobachtete  auch,  diiij  die  Schnitte  genau  in- 
einander passen  und  so  in  höchst  willkoiuiutner  Weise  die  Le.snng  zweier 
bisher  nicht  verständlicher  Kolumnen  des  Berliner  Fragmentes  klar  gemacht 
wird.  Die  Handschrift,  die  (nach  No.  7)  aus  dem  4. — 5.  Jahrb.  stammt  und 
wohl  Gallien  zur  Heimat  hatte,  ist,  wie  Ilauler  (Wiener  Stadien  10, 
1888,  S.  130,  s.  u.  No.  48)  später  nachwies,  dieselbe,  aus  der  auch 
die  Vatikanischen  Uistorienfragmente  aus  dem  3.  Buche  herrühren,  ein 
in  der  t'berlieferuugsgescbichte  lateiuischei*  Autoren  wohl  einzig  da- 
stehender Fall. 

Hauier  hat  in  W  ii  ii.  Stud.  1886  (No.  6)  zunächst  die  1.  4.  5. 

6.  Kolumne  des  Paiimp^estes  vejuüentlicht  fr.  IT  12.  47.  52  M), 
gleichzeitig  in  der  r^vue  de  ph.  (No.  7)  die  col  1—4,  8.  9,  13 — 15 
(--fr.  II  42.  43.  4j.  47,  87  B.  C,  98  M).  dann  im  Wiener  Sitz.-Ber. 
(No.  8)  col.  7—10.  16- IR  (-  fr.  II  87.  92.  93.  98  D,  III  5.  6.  M) 
und  schließlich  1887  (No.  9)  die  frt^^amten  Fragmente  des  Palimpsestes. 
Mit  bewundernswerter  Geisciiickiiclikeit  nnd  dankenswerter  Akribie  hat 
er  die  Lesungen  des  Palimpsestea  wiedergegeben,  mit  vorsichtiger  und 


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Bericht  fiber  die  litteimtor  tu  C.  SalluatiiiB  Crispos.  (Manreabreeber.)  231 

anf  trefflicher  KenntDfs  des  SallnsUBcbeD  Sprachgebrancbs  begründeten 
Textkritik  deo  Wortlaat  bergeetellt  und  ergSnst,  anBcblieBend  bieraa 
aacb  einen  gnten  epraeblicben  Kommentar  und  umsichtige  sachliche 
^rklirnngen  hinaagefAgt.  Der  Text  selbst  ist  —  von  einigen  wenigen 
Kleiniglieiten  abgesehen  —  in  den  3  Voreditienen  derselbe  wie  in  der 
Oesamtansgabe  (Ko.  9).  Was  an  kleineren  Beitilgen  von  anderen 
Gelehrten  znr  Textkritik  der  Falimpsestfragmeote  beigetrsgen  worden 
ist  (siehe  onten  §  3)«  steht  ebenso  wie  die  Ausgabe  der  Historien  des 
Bef.  (in  diesen  Fragmenten)  durchaus  nur  auf  Hanlera  Schultern.  — 
Einen  knappen  Bericht  Ober  die  Orleaner  Falimpsestfirsgmente  gab  (nach 
der  Wiener  Ausgabe)  die  Berl.  philol.  Woefaensehritl  1886,  8.  770, 
«benda  hat  Brandt  (No.  6)  nochmals  geltend  gemacht«  daß  ihm  die 
erste  Nachricht  von  dem  Codex  169  und  den  Flallmpsestblllttem  Ter* 
dankt  wird.  Ferner  hat  WClfflin  (Archiv  für  lat  Lexikogr.  m, 
1886,  8.305/6)  Vh  Spalten  des  Orleaner  Fragm.  (iV.  1187  0,  D) 
mit  mehreren  beachtenswerten  Teztesvorschlilgen  bekannt  gemacht 

Die  Etnreihnng  des  neu  gewonnenen  8chatzes  in  die  Samnüang 
der  übrigen  Fragmente  hatte  zunächst  H.  Jordan  geplant,  der  nicht 
nur  eine  editio  maior  der  ganz  erhaltenen  Werke  (vgl.  praefatio  cur 
3.  Aull,  seiner  Ausgabe  1887),  sondern  auch  eine  Neuordnung  nnd 
Sammlung  der  historiae  in  Aussicht  genommen  hat.  Nach  seinem  Tode 
ist  ein  8t&ck  dieser  Neubearbeitung  herausgegeben  worden  (No.  1),  das 
offenbar  gerade  durch  die  neuen  Fragmente  angeregt  worden  ist  Nach 
einer  Einleitung  fiber  die  bisherigen  Ausgaben  der  Historien  und  starkem, 
aber  berechtigtem  Tadel  der  Ausgabe  von  Rudolf  Dietsch  (1859)  be- 
bandelt er  sunftchst  die  Ereignisse  des  Seerauberkrieges  des  F.  Servilius 
in  den  Jahren  78—75  nach  den  spärlichen  Quellen  und  glebt  dann 
eine  Zusammenstellung  der  hierher  gehörigen  Fragmente  des  1.  und 
2.  Buches;  er  zieht  hierzu  (in  folgender  Reibenfolge)  die  Fragmente  I 
237.  129.  131.  133.  130.  1S8M  nnd  H  81.  84  H;  aus  den  Nummern 
selbst  ist  ersichtlich,  daß  Ref.  in  seiner  Ausgabe  (No.  3,  II)  im  einzelnen 
von  dieser  Anordnung  hat  etwas  abweichen  müssen,  sowie  auch,  daß 
er  noch  einige  Fragmente  des  2.  Buches  mehr  herangesogen  hat*) 
Nach  Jordans  Tode  haben  drei  jüngere  Gelehrte  dieselbe  Aufigabe  um* 
fassender  aufzunehmen  versucht,  F.  Jürges,  der  frOhverstorbene  Th. 
BShnigk  und  B.  Uaurenb recher  (Ref.),  die  beiden  letzteren  im 
Anschluß  an  eine  1889/90  in  Leipzig  gestellte  akademische  Preisaofgabe. 


'j  llauler  (No.  7)  bezieht  auf  die  Goficbichte  des  Isaurerkrieges 
ti.  1  luü,  II  ^•4.  M,  dazu  —  wobl  unrichtig  —  fr.  II  39.  88.  90,  Ret 
selbst  auf  den  Seetinberkrieg  fr.  1  127—182,  auf  den  Feldzug  in  Kilikien 
und  Isaurlen  fr.  II  81^86. 


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232   Bericht  über  die  LUteratar  sa  G.  SaUustiiis  Crispns.  (If  AueDbrecher.) 

Der  entere  hat  in  seiner  Dissertation  (No.  2)  einmal  eine  Reihe 
von  Einzelfragen  in  umsichtiger  Weise  behandelt  nnd  gelöst,  sodann 
isugleicb  eine  Teiledition  der  Historien  nnd  zwar  die  anf  den  3.  Hitbi-a- 
datischen  Krieg  besüglichen  Fragmente  des  3.,  3.  ond  4.  Baches  als 
'specimen  novae  editionis*  gegeben.  Er  teilte  za  mehreren  Sallnstcitaten 
in  Donata  Terenzkommentar  die  von  Dziatsko  ihm  zur  Yerflignng 
gestellte  Kollation  des  codex  Oxoniensis  mit  nnd  bespricht  dabei  fr.  f 
136.  II  17.  34.  101.  III  nnd  fr.  inc  23.  25  M;  dieselbe  Kollation  hat 
auch  Bef.  (dnrch  C.  Wachsmnths  Yermittelnng)  benutzen  kennen. 
Sodann  folgen  mehrere  textkritiscbe  Bemerkungen,  die  einige  SaUust- 
fragmente  mit  Ähnlichen  Stellen  solcher  Autoren,  die  Nachahmer  des  Salin- 
stischen  Stiles  gewesen  sind,  vergleichen  (behandelt  sind  I  25.  55,8 
[»«Orat.  Lepidi].  IV  24.  28.  36.  66  U),  scfalieOlicb  werden  4  neue 
Fragmente  mitgeteilt  (fr.  III  90.  IV  34.  inc.  18.  27  H).  Der  Hanpt- 
wert  dieser  Schrift  liegt  in  der  eingehenden  nnd  sorgfUltigen  Befaandlnnir 
der  Fragmente  zum  Mithradatischen  Kriege  (S.  24—88);  Jfizges  erörtert 
erst  die  Chronologie  dieses  Krieges  bis  zum  Jahre  70  v.  Chr.  (S.  24—34), 
vgl.  darüber  §  2,  S.  245  ff.  nnd  stellt  dann  die  bezüglichen  Fragmente 
zusammen,  indem  er  nicht  nnr  ausi'eichenden  kritischen  Apparat,  sondern 
besonders  anch  einen  sehr  ausführlichen  sachlichen  Kommentar  zu  den* 
selben  giebt  nnd  zn  diesem  die  betr.  Stellen  der  anderen  Quellen  heran* 
zieht.  Zwei  Aufgaben  waren  für  eine  Nenedition  der  Sallustischen 
Historien  vor  allem  zu  lösen,  wenn  sie  in  der  Gegenwart  Über  die  für 
ihre  Zeit  glänzende  Ausgabe  von  Kritz  (1853)  hinauskommen  wollte: 
einmal  mußte  versncht  werden  dnrch  eingehende  Interpretation  und 
Analyse  der  Fragmente  selbst,  soweit  dies  möglich  ist,  den  Zusammen- 
hang, in  welchem  jedes  einzelne  gestanden  hat,  den  Gegenstand, 
anf  den  es  sich  bezieht,  nnd  damit  die  Anordnung  der  Fragmente 
zu  emitteln;  die  zweite  wichtigere  Aufgabe  war,  durch  Quellen* 
analyse  die  Historien  InhaltUcb  wiederzugewinnen,  indem  man  alles 
das  zusammenstellt,  was  aus  ihnen  bei  späteren  Historikern  exzerpiert 
und  geschdpft  worden  ist  Erst  in  zweiter  Linie  mußten  die  Aufgaben 
der  Textkritik  nnd  der  sprachlichen  Erklärung  stehen:  für  die 
letztere  konnte  immer  noch  der  ausgezeichnete  Kommentar  von  Kritz 
genügeu,  während  die  Texteskonstitnierung  dnrch  die  trefflichen  Ans* 
gaben  fast  aller  einschlägigen  Grammatiker  nnd  Scholiasten  auf  sicherer 
nnd  festerer  Grundlage  gestellt  war«  als  zn  den  Zeiten  von  Gerlach, 
Kritz  nnd  Dietsch.  Daß  in  dieser  letzten  Beziehung  der  von  Jürges 
gegebene  Text  allen  Anforderungen  genügt  und  anf  treffllcber  und  vor^ 
sichtiger  Benutznng  des  heute  reichlichst  zn  Gebote  stehenden  Haterials 
beruht,  kann  hervorgehoben  werden.  Die  gi-ammatische  Erklärung  ist 
reichhaltiger,  als  in  der  Ausgabe  des  Ref.  Ancb  in  der  sachlichen  Er- 


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Bericht  fiber  die  Litteratur  n  C.  Sallnitiiu  Giispus.  (Maorenbreeber.)  233 

kl&TQiig  oiid  ZaweiinDg  der  elnseliieo  Fragmente  ist  ein  Fortschritt  Über 
Krits  blnaiu  nicht  xn  verkennen.  Freilich  sind  es  im  großen  und 
ganzen  dieselben  Fragmente,  die  schon  bei  Krits  nnd  Dietsch  der  Er- 
zShlnng  derselben  Ereignisse  »gewiesen  sind;  im  einzelnen  ist  manches 
nnd  meist  zum  Torteü  gegen  Jene  geändert,  aber  der  Zuwachs  an  solchen 
Fragmenten,  die  eine  bestimmte  Beziehung  anf  irgend  ein  von  Sallnst  er- 
zähltes Ereignis  nnd  damit  einen  gesicherten  Platz  haben,  ist  im  ganzen 
nicht  wesentlich  größer  als  bei  Kritz.  Als  Beispiele  wähle  ich  einmal 
den  geogi'apbisehen  Exkurs  *de  sitn  Ponti*  im  3.  Bach,  sodann  die 
Geschichte  der  Kämpfe  bei  Kyzlkos  (von  74^73)  bis  zor  Flucht  des 
Hithradates  nach  Pontns:  der  sltns  Ponti  umfaßt  bei  Kritz  (fr.  III  32  f. 
und  m  43  ff.)  18.  bei  Dietsch  (fr.  IH  39  ff.)  14,  bei  Jorgos  17, 
bei  Kaurenbrecher  (fr.  III  61  ff.)  20  Fragmente;  die  Belagerung 
▼on  Kyztkos  hat  bei  Dietsch  (der  hier  einen  Attckschritt  gegen  Kritz 
macht  wie  meist)  (fr.  III  14  ff.)  16  Fragmente,  bei  Kritz  (III  11  fi.) 
20,  ebensoviel  bei  Järges,  bei  Haurenbrecher  (fr.  III  19  ff.)  84. 
Ist  so  in  Text  und  Kommentar  ein  Fortschritt  bei  Jflrges  unverkennbar, 
so  Ist  er  den  quellenkritlschen  Problemen,  die  zur  inhaltliclien  Kekon* 
strnktion  der  Historien  fähren,  nur  wenig  näher  getreten;  es  treten 
alle  Qnelleoberichte  äber  den  Uithradatischen  Krieg  ohne  wesentlichen 
Unterschied  im  Kommentar  der  Fragmente  auf  und  ein  Versuch,  die 
Salinsfische  Barstellung  aus  den  ihm  entstammenden  Berichten  näher 
zu  bestimmen,  wird  kaum  gemacht. 

Die  Prolegomena  der  Historienausgabe  des  Bef.  (No.  3  I> 
sollten  durch  Behandlnng  der  historischen  und  der  qoellenkritischen 
Fragen  die  Grundlagen  abgeben  fär  die  versnchte  Bekonstmktion  des 
ganzen  Werkes  im  3.'  Teil  Die  Einleitung  (8.  1—13)  enthält  eine 
knappe  Obersicht  über  die  Geschichte  der  Historiae  im  Altertum  bis 
zu  Ihrem  Untergang  nnd  nennt  die  bisherigen  neueren  Arbeiten  sowie 
die  erhaltenen  antiken  Quellen  fttr  die  Jahre  78—67.  Die  darauf* 
folgenden  Untersuchungen  sind  stofflich  so  angeordnet,  daß  die  wichtigsten 
Ereignisse  gesondert  untersucht  werden,  sowolil  auf  ihre  Chronologie 
als  auf  die  sie  betreffenden  Qaellen  hin;  gehandelt  wird  Me  seditione 
Lepidi'  S.  14--20,  'de  hello  Sertoriano'  8. 20^40.  *de  tnmultu  fugitivo* 
mm*  S.  40—46,  *de  hello  Hithridatico  tertio*  8.  47— >67,  de  hello  pi- 
ratico  Servilii*  8. 67  ff.,  *de  bellis  in  llacedonia  Thraciaqne  gestis*  8. 69  f., 
*de  beUis  piratico  et  Cretensi*  S.  71—76,  *de  rebus  urbanis*  8.  76—89. 
Der  Hauptwert  ist  bei  diesen  Untersuchungen  auf  das  quellenkritische 
Moment  gelegt  woixlen,  um  durch  Ausscheidung  und  Sammlung  aller 
derjenigen  Nachrichten  8}ritterer  Autoren,  die  auf  Sallust  zniüekgehen, 
ein,  wenn  nach  stark  verkürztes,  Abbild  der  Historien  zu  erhalten. 
An  den  chronologischen  Aufstellungen  ?on  T.  I  ist  im  einzelnen  dann 


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234   Bericht  Aber  die  Litteratur  tu  G,  SaUnstius  Grupas.  (Maurenbreeber.) 

in  T.  II  Boeh  rnftnclies  za  korrigieren  gewesen;  genät  unter  ihnen 
befanden  sich  manche  von  der  Vnlgata  abweichenden  Anriehten  (he- 
eondera  belr.  des  Sertorianiechen  nnd  dea  Uithradatischen  Krieges),  die 
in  ehiem  Anhang  sn  Teil  II  'Qaaestionnm  bistoricarnm  epicriils*  (8  326 
— 32)  gegen  Jfirgee,  Bienkowski,  Reinacb  (s.  u.)  n.  a.  emeat  erhirtet 
worden  sied.  Die  Qaellennotei'racbQQgen  haben  sich  im  aUgemeinen  an 
die  8.  Z.  hentebenden  Aesichten  angeschlossen,  so  z.  B.  f&r  Hntareb 
an  die  Feters,  der  ffir  diesen  Autor  SaUust  als  Quelle  aogenommen 
hatte I  und  fUr  denselben  aod  l&r  Applau  an  die  Strabohypothese  Xu* 
deiebs  und  Ottos  (darfiber  näheres  s. n.  8. 25S).  Im  einzetaien  ist  ver- 
aneht  worden,  die  2Serlegu]i^'  dieser  Autoren  in  ihre  Qa^en  noch 
achirfer  zu  fassen  und  besondei's  auf  die  kleineren  Nebenqnellen  (wie 
Frontinua,  Valerius  Uaxtmns,  Asconius)  dabei  eiDzaßehen,  in  denen 
mehr  SalluBtisches  stecken  durfte,  als  gewöhnlich  angenommen  wurde. 
Von  Besprechnngeu  der  Frolegomena  nenne  ich  als  besonders  gehaltvol! 
die  den  dironologisehen  nnd  quellrakritisehen  Efgebntesen  teilwefoe 
widersprechende  von  A.  Tilley  in  der  .English  historical  Review* 
189S,  8.  337;  H fiter  sagt  (Jahresbericht  ffir  Geschichtswissensebaft 
1891.  I.  S.  116)  aber  die  QncllenkriUk,  .den  Beweis  von  Ssllnsto 
geistigem  Eigentum  bleibt  er  natQrlieh  (! !)  oft  schuldig/* 

Die  Fragmenta  des  lief.  (No.  3,  II)  babeu  folgeude  Anordnung: 
innerhalb  der  5  BQcher  der  historiae  ist  der  von  Ballast  erzählte  Stoff 
in  Kapitel,  wie  bei  Kritz,  geteilt  worden ;  sie  umfassen  nacii  dessen  Vor- 
gang die  zu  einem  und  demselben  Kriege  etc.  gehörigen  Fragmente 
eines  Bucbes,  doch  h  .  die  Disposition  den  von  II  au  1er  (So.  8)  aus 
dem  Inhalt  der  Orleaner  Fragmente  gezogenen  Schlußfolgerungen  gemäß 
eine  strenger  chronologische  als  noch  Kritz  für  Sallust  annahm;  Ref. 
würde  heute  noch  weiter  gehen  und  glauben,  daß  Sullust  in  der  An- 
ordnung seiner  Eizählung  in  den  Hii^torien  fast  ganz  den  Jahresab» 
schnitten  gefolgt  ist.  Jedes  dieser  Kapitel  zerfällt  in  enarratio  nnd  in 
die  fragmenia;  erstere  uiebt  eine  Inhaltsantjabe  vorzugsweise  nur  nach 
«len  Exzerptort-ii  Saliiists;  des  Raumes  wegen  sind  aber  die  (nach  des 
Jlditors  Annahiiie)  aus  Sallust  getlosseuen  Taitieii  nur  citiert  und  knapp 
uu^iuduutct,  im  Wortlaut  d.i>:(.;^cii  iiiii  solche  kürzeren  Stellen  an^etiihrt, 
<lie  entweder  mit  Sallustfrugmenten  sieh  wörtlich  decken  oder  in  ihrem 
Wortlaut  Sallustisches  Stilgepräge  tragen.  lief,  (glaubt  heute,  daß 
diese  der  ]{aumersparnis  wegen  vorgenommene  Anordnung:  unpraktisch 
war  inui  daü  der  Zv\eck  des  lianzen,  eine  inhaltliche  Rekonstruktion 
JSalJusts  zu  crreiciicn  deutlicher  geworden  wäre,  wenn  auch  Iviugerc 
Stellen  Plutarchfs,  Dios  u.  s.  w.  wörtlich  aufgenommen  wären.  Xu  dieser 
enarriitlo  sind  die  iStellen  bezeichnet,  au  welchen  die  einzelnen  Fragmente 
in  der  Erzählung  hineiogehören.  Die  Zusammenstellungen  dieser  enarratio 


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Beriebt  fiber  die  Littentar  sa  C.  SaUuetins  Criepus.  (tfaureiibreeher.)  235 

flind  ganz  auf  ^niDd  der  Qnellenanalysen  von  ßd.  I  gremacbt  worden, 
«ber  anch  wo  diese  heute  zn  korrigieren  sein  werden  (vgl.  §  S),  wiM 
das  Bild  der  enarratio  nicht  wesentlich  so  lindern  sein,  da  auch  dort, 
yro  Sallast  nicht  mehr  als  direkt  benntst  angesehen  werden  darf,  doch 
meist  indirekt  Sallnstische  Tradition  vorxnliegen  pflegt  Za  den  histo- 
rischen üntersnehnngen  des  1.  Teiles  treten  im  9.  hinzn  die  Qnellen- 
«nalysen  für  die  geographischen  Partien  der  Historien,  *de  Sita  Sardiniae* 
<S.  59),  'de  Sita  Ponti*  (S.  134  E),  über  Creta  <S.  109)  nnd  das  fretnm 
Sicnlnm  (8.  166),  f&r  die  der  Editor  sich  meist  an  Mflillenhofi  grund- 
legende Yorarbeiten  anlehnen  konnte.  Fflr  das  ProOminm  (die  Geschichte 
des  Snllaniscben  Bürgerkrieges)  ist  ein  Kachtrag  aar  enan^atio  im  Vor- 
wort gegeben,  indem  S.  15—21  ein  Kapitel  ans  der  mathesis  des 
Firmicns  Maternas  I  7,  §  nach  TJsener  (ond  auf  Uüeners 

Hinweis)  wiedergegeben  und  mit  einem  Kommentar  verseben  wurde,  der 
4ie  inhaltlichen  nnd  sprachlichen  Parallelen  sn  Sallusts  Darsielloug 
herroibob.  Fftr  den  Text,  zn  dem  damals  noch  nicht  die  Editionen 
8iitls  und  Krolls  snr  Verfügung  standen,  wurden  mehrere  Kollationen  • 
TJseners  benutzt,  er  steht  im  wesentlichen  dem  Krolls  nfthtr  als  dem 
£Kttls.*)  Die  fragmenta  enthalten  Text,  knappen  Apparat  nnd  einen 
nusschließlich  auf  daa  Sachliche  und  auf  die  inhaltliche  Bestimmung  aus- 
gehenden Kommentar,  am  Schlosse  jedes  Boches  folgen  die  Fragmente, 
denen  eine  bestimmte  sachliche  Beziehung  fehlt,  am  Schlosse  des  Ganzen 
die  fragmenta  incerta,  die  keine  sichere  Bncbzabl  haben.  —  FQr  die 
Tcxteskonstitoierung  sind  alle  neueren  Ausgaben  der  Grammatiker  n.  s.  w. 
hinzDgezogen  worden;  dazu  kamen  für  die  noch  nnedierten  'Adnotationes 
Buper  Locanom*  Kollatioren  Usenei's,  die  dieser  freundlichst  beigeüteuert 
hatte,  für  den  Terenzkommentai  Booats  Kollationen  des  Oxonieosls  und 
Farisinns  vonDzlatzko  (vgl.  oben  8.23S),  sowie  eine  des  Dresdensis,  für  die 
StatinsschoHcn  der  Apparat  Kohlmanns:  so  gewannen  (ohne  Verdienst 
des  Editor)  viele  Fragmente  ein  ganz  verändertes  Aussehen.  Eigene 
neue  Konjektnien  sind  nicht  zahlreich  (ich  erwihne  die  wichtigeren: 
fr.  I  20.  88.  108.  IH  2.  7.  82.  88.  V  21.  Inc.  1.  10).  Die  alten  und 
die  neuen  direkten  (Palimp8est-)Bruchstficke  leizten  Öfters,  Uber  Jordan 
und  Hauler  In  der  Ergänzung  nnd  Emendaüoa  hinauszugehen;  einiges 
mag  gelungen  sein,  anderem  hat  Hauler  mit  Kecht  wideraprocben,  der 
in  seiner  Bezeosion  (No.  12)  treffliche  Einzelbemerkougen,  teils  Ricbtig- 
ateUangen  meiner  Angaben  teils  neue  textkt-itische  Vorschläge  oder 
VerteldiguDgen  sginer  eigenen  Lesungen  beigetragen  hat;  von  wesent- 
licheren Neueinogen  des  IIerau^gebe^8  wftren  die  inhaltliche  Tren- 


I  7,  §  2?^  giebt  Kroll  -iu  piai  tuide  pctitiooii'  als  ligeoe  Konjektur 
an,  doch  ist  so  bclioo  a.  0  S.  16  stilläcliweigend  von  lief,  verbessert. 


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230   Bericht  über  die  Litteratar  ca  C.  Sallastios  Crüpus.  (Maureabrechci  .) 


niug  der  lieiden  Blätter  dea  fragmeDtQiD  Vaticanani  (fr.  HE  96  and  98) 
nnd  mehrere  nene  Erg^znogsTersache  in  ebendemselben  n  nennen.  — 
Im  Apparatns  criticns,  der  äaßerst  knapp  bemenen  ist,  hfttten  die 
Gitate  der  Grammatiker  etc.  im  WorÜant  angeführt  werden  können; 
dies  berechtig  Desideriam  hat  ebenso  wie  den  Wnnseh  genauerer  biblio- 
graphischer Angaben  in  diesem  Apparat  Opitz  (Woehenschrift  f.  kl. 
Phil.  1894,  S.  673  ff.)  ansgesprocben.  ^ 

Wie  Krits  hat  der  Herausgeber  besonderes  Gewicht  daraof  gelegt, 
die  inhaltliehe  Beziebang  und  Bestimmung  der  Fragmente  zu 
fördern;  er  hat  geglaubt,  daß  durch  eingehende  Untersuchung  des  Wort- 
lantee  der  Fragmente  die  Situation,  aus  welcher  heraus  und  zu  welcher 
Uastelbe  geschrieben  ist,  sich  mehr  als  bisher  bestimmen  lieBe;  deoa 
auch  wo  eine  mehrfache  Möglichkeit  der  Einreihung  gegeben  ist  (und 
dies  wird  meist  der  Fkil  sein),  läßt  sich  durch  Vergleich  mit  den  andern 
Quellen  und  besonders  durch  genauere  Prüfung  der  aua  Sallust  ge- 
floBsenen  Quellen  die  Gewißheit  oder  doch  Wahrscheinlichkeit  einer 
einzigen  bestimmten  Beziehung  näher  bringen.  Besonders  unterstützend 
treten  hierzu  einmal  Obereinstimmung  im  Wortlaut  oder  in  der  PlktioD, 
sodann  die  Thatsache,  daß  durch  die  oft  fest  überlieferte  Buchnnmmer 
des  Fragmentes  von  vornherein  der  Kreis  der  Möglichkeiten  stark 
eingeengt  wird.  Immerhin  bleibt  In  vielen  Fällen  eine  solche  Einreibung 
nur  Konjektur,  doch  steht  Ref.  auch  heute  noch  auf  dem  Standpunkt, 
daß  auch  eine  bloße  Wahrscheinlichkeit  besser  ist  als  nichts  und 
daß  man  in  diesen  (wie  in  anderen  Fragen)  zureden  sein  muß,  eine 
Möglichkeit  oder  Wahrscheinlichkeit  über  andere  als  die  mehr  be- 
rechtigte benrorheben  zu  können.  Daß  der  Heraasgeber  in  dieser 
Bestimmung  weiter  gegangen  ist  als  andere,  geht  aus  den  8.  231  für  den 
Isaurischen  und  S.  23$  für  Einzelheiten  des  Mithraddtischen  Krieges 
gegebenen  beiden  Beispielen  hervor;  ich  stelle  hier  Übersichtlich  die 
Zahl  der  bestimmten  und  auf  ein  Ereignis  fest  bezogenen  und  einge- 
reihten Fragmente  der  drei  größeren  Ausgaben  von  Kritz  (1853),  Dietsch 
(1859)  and  Maurenbrecher  (I8ü3)  zasammen:  erklärt  sind 

bei  Dietsch  Kritz  Maurenbreclier 

vom     I.  Buch   82  88  130 

«     II.     „   51  62  98 

,    III.     „   70  85  106 

,    IV.     „   62  63  81 

,      V.     „   16  20  27 

Entsprechend  sind  die  Zahlen  der  buchlosen  nnerklärtcn  Incerta 
fragmenta  kleiner,  es  sind  bei  Dietsch  122.  Kritz  li4,  Maur.  38. 

Die  Gesamtzaiil  der  Fraij:meti t e  hat  sich  —  eingerechnet 
die  neugefundeneu  ralimpseaibi  uchbLuckc  aus  Orleans  —  ia  dem  hier  be- 


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Beriebt  fiber  die  Litteratar  sa  C.  Sallu&tiua  GrispuB.  (MaureDbrecher.)  237 

bandelten  Zeitraum  nicht  wesentlich  vermehrt  und  ist  auch  in  des  Ref. 
Auögahe  nur  wenig  größer  als  bei  Kritz.    Neue  Fragmente  hat 
F.  Vogel  1881  (No.  10,  S.  432—441)  dorch  Vei^leich  mehrerer 
fitii..'toCher  Imitatoren  Sallnsts  zn  gewinnen  gesacht,  so  erschloß  er 
ans  Dictjs  II  21  und  Hegesippns  II  4,  28  die  Floskel  impetrari 
neqnitum  est  (vgl.  Jng.  31,  8),  aus  Diet  XI  2,  Ammiao.  Mareeli  XIV 
2,  13  nnd  Heges.  III  2.),  10  die  Worte  maiora  viribus  aggressns 
(Tgl.  Jag.  89,  3),  ans  Dict.  I  3,  SjriDmach.  epist.  VI  5,  Justin.  II  13,  2 
fama  ut  fieri  amat  in  malus  eztollens  als  Sallnstiscb,  mit  Un- 
reebt  m.  E.,  denn  liier  sind  der  Möglichkeiten  des  Uroprungs  dieser 
Phrasen  so  viele,  daß  es  mir  zq  gewagt  erscheint,  sie  direkt  Ballast  and 
gar  den  Histoiien  sn  vindizieren.  Anders  sind  die  Fttll«,  in  denen  auch 
ans  inhaltlichen  Gründen  Sallnstischer  Ursproog  nahe  liegt.  Vogel 
hält  80  Florns  II  8  ^Spartacas  Crixi»  Oenomans  effracto  Lentnli 
Indo  cnm  septnaginta  hant  ampHns  einsdem  fortnnae  viris 
empöre  Capuani*  nnter  Vergl.  von  Comment.  Bern,  ad  Lncasam  II 
554  für  ein  Sallnstischea  Fragment  (—  fr.  III  90  H),  ebenso  die  Worte 
'adflnentibos  in  diem  copiis  cnm  iam  esset  instns  exereitns*. 
ygl.  Snlpic.  Sever.  cbron.  II  SO,  2  ^mviHs  ad  enm  confinenHims  apecim 
iusH  eacercUus  effeceraf  nnd  schließlich  ans  der  Geschichte  des  Marios 
Exnperant.  *de  ergastnlis  erotis  servis  ezercitnm  confeeernnt 
unter  Veigl.  mit  Anrel.  Victor  de  vir.  iU.  67  *rnptis  ergastnlis  ezer- 
citnm fecit'.   In  allen  3  Fällen  ist  nicht  nur  stilistische  Imitation 
Sallnsts,  sondern  anch  Benntznog  desselben  als  QaeUe  für  dasselbe  erzählte 
Ereignis  sicher,  wir  werden  demnach  mit  Recht  in  ihnen  Fragmente 
Sallnsts  zn  sehen  haben;  für  die  erste  Stelle  hat  sieh  dies  inzwisehen 
(fr.  III  90  M)  glänzend  bestätigt  durch  ein  Citat  in  HorazschoUen.  Bef. 
bedauert  demnach,  in  der  2.  nnd  3.  Stelle  die  Citate  nnr  in  die  enarnttio 
nnd  nicht  als  selbständige  Fragmente  anfgenommen  zn  haben;  er  hätte 
hierin  Vogels  Voigang  folgen  müssen.  —  Außer  den  4  von  Jftrgee 
neu  ai  fgenommenen  Fragmenten  der  Historien  (s.  o,  S.  232)  und  den 
Orleaner  Brnchstflcken  sisd  dann  in  des  Bef.  Sammlung  noch  9  Stellen 
aus  Scholien  und  Grammatikern  hinzngekommen,  die  bisher  äbersehen 
waren  oder  durch  neues  Material  uod  neue  Lesungen  gewonnen  wurden 
(fr.  I  48.  96.  IV  9.  35.  V  27.  Incerta  11.  21.  38.  31,  von  diesen  2 
von  WOlfflin,  2  von  Schmitz,  1  ?on  O.  Mttller  schon  frfiher  be- 
obachtet); auf  fr.  V  27  (aus  dem  Placidusglossar)  machte  (ohne  WölffUns 
Vorgang  zn  kennen)  Heraens  ^Jahrbücher  für  klass.  Philol.*  Bd.  133, 
1886,  S.  717  Anm.  nochmals  aufmerksam.  Femer  kamen  hierzu  5  neue 
Fragmente  ans  den  Lucanscholien,  deren  Lesarten  Usener  dem  Herans- 
geber vermittelt  hatte  (fr.  I  10  31.  III  67.  72.  78  H,  von  denen  2 
schon  frfiher  von  Usener  veröffentlicht)  und  einige  Fragmente,  die 


238   Berieht  über  die  Litteratar  lu  C.  Sallustiua  Crispue.  (tfauientnreeher.) 

gerade  die  Ausgaben  des  19.  Jalirli,,  obgleich  jene  früher  bekannt  waren» 
vei'gessen  hatten  (z.  B.  I  73.  95.  III  22  II).  Andererseits  mußten  aber 
mehrere  Fragmente  aus  den  Sammlungen  von  Kritz  und  Dictsch  wieder 
entfernt  werden,  die  auf  falscher  oder  unzuverlässiger  Überlieferang  be- 
ruhten, F  rüber  Maurenbrecher,  Teil  II  S.  210  if.  in  einem  An* 
hang  *de  iocis  faiso  antea  pro  fragmeotis  historiarum  SallaBtiaDaram 
habitis'.  So  kam  es,  daß  <Iie  Gesamtzahl  nicht.  weaeittHcb  gewacbsan 
ist,  denn  Kritz  hat  513,  Dietsch  &06,  Maaren  brechet  anch  nur 
527  Fraumente  gezählt.  Aber  auch  von  ihnen  wird  noch  einiges  cii 
streicbeii  sein.  So  ist  fr  I  60  M  gar  keine  SallmtsteUe,  wndero,  wie 
schon  H.  Keil  und  L.  Müller  (Rhein.  Mag.  24.  S.  242)  Bähen,  ein 
Septeii  n ,  r,ho  ein  Komödienfra^ent  (Comieied.  Ribbeck,  fr.  inc.  pall.  59) 
und  fr.  IL  68  ist  nach  neneren  Kollationen  nur  ein  anderes  Citat  2Q 
ni  45  (Weßnor,  Oerl.  phiiol.  Wocbenscbrift  1900,  S.  1436).  flinsa- 
gekommen  ist  seitdem  nar  ein  Citat  aus  den  Flaeidnsglossen  (Corp. 
gloss.  lat.  V  S.  136)  „praeTertiraua,  dum  aliqnid  praemittimns,  SalÜ  iiea 
praeverteret  de  se  natos"  (desenutos  cod.,  verb.  von  WSIfflin); 
Wölffiin  versteht  (nach  ft-cundlicher  brieflicher  MitteUttng)  dies  höchst 
ansprechend  im  Sinne  yon  *vorziehen\  vgl  Plant  Araph.  528  *ne  ne 
nxorem  praevertisse  dicant  prae  re  publica*,  ebenso  sjAter  Heraens 
(Archiv  f.  lat.  Lexik.  IX,  1896,  597);  Hauler  hat  dies  Citat  atif 
fr.  III  98  C,  SO  bezogen  (*€elerit8te  praeverterent  de  re  nnntios',  wo 
im  Vaticanns  nach  'praeverterent*  eine  Lücke  von  4  Bachstaben  ist) 
(s.  u.  No.  48),  was  Landgraf  (No.  11)  billigt,  indem  dann  nea  aus 
'Seil.  h.  Iir  oder  *Sall.  in  III*  korrumpiert  worden  sei;  doch  scheint 
mir  der  Überlieferung  nach  die  WOlfflinscbe  Annahme  naher  zu  liegen. 

Der  Ausgabe  des  Ref.  Bd.  II  ist  schließlich  ein  dreifacher  Indes 
mitgegeben,  1.  Tabula  fragmentorum,  eine  Yergleicbang  der  Fragment- 
nummern nach  Dietsch  and  Kritz,  2.  Index  nominam  atque  historieus 
(in  dem  auch  die  'enarrationes'  der  5  Bücher  mit  hineingezogen  sind. 
Dicht  nur  die  wörtlichen  Fragmente,  8.  Index  verborum  (nicht  ohne 
Druckfehler);  „une  table  des  auteurs  qui  ont  gard^  les  iragments*^  hat 
hierzo  Lejay  (Revue  critlqne  1894,  S.  430)  gewfinscht 

Von  den  obenS.  229 — 30  genannten  Ausgaben,  welche  auch  die  Reden 
und  Briefe  aus  den  Historien  enthalten,  hebe  ich  besonders  die  von 
Eußner,  von  H.  Wirz  und  Th.  Opitz  hervor.  Im  allgemeinen  gilt 
von  diesen  dasselbe,  was  auch  Uber  ihre  Eldition  der  erhaltenen 
Schriften  gesagt  wurde  (vgl.  J.  B.  1899  8. 209  ff.).  Eußnere  Text 
zeichnet  sich  durch  ein  vorsichtiges  Festhalten  an  der  Oberliefemng 
des  Vaticanus  aas,  er  geht  in  diesem  Konservativismos  sogar  so  weit^ 
anch  gegen  die  Zeugnisse  antiker  Quellen  an  Y  festzuhalten;  so  liest 
er  Orat.  Philippi  14  'concordiae  gratia  tribuniciam  potestatem  restitoi' 


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Beriebt  flb«r  die  LUtenitur  ta  C.  SaUustias  Criapua.  (Maurentreeber.)  239 

(mit  Y),  wo  man  meist  ans  Piiscian  ein  testimoniam  fdr  dea  Text 
*plebei  trib.  p.  restitai*  heraotlesen  wollte  (ietzeres  gewiß  falsch,  Tgl. 
Bef.  Oomm.  za  fr.  I  73),  nnd  Omt.  Licinil  Maeri  14  sehreibt  er 
'omittendum  morem*  mit  V  gegen  Amsianns  (der  amittendam 
morem  hat).  In  dem  Pompejnsbrief  dagegen  hat  er  ans  dem  Orleaner 
Palimpaest  aach  gegen  V  Lesarten  entnommen.  Wirs  hat  aaeh  in  den 
Beden  nnd  Briefen  seinen  Text  dnrr^ans  sclbst&ndig  aowohl  g^enftber 
seinem  Vorgftnger  Jacobs  als  anch  gegen  Jordan  gestaltet.  Er  neigt  Eor 
Anfnahme  von  Konjekturen,  so  hat  er  nicht  weniger  ala  7  mal  eigene 
Vermntnngen  (wie  Bef.  glaubt  an  allen  7  Stellen  unnötigerweise)  in  den 
Text  hineingesetzt,  in  anderen  Füllen  aber  ist  er  anch  gegen  seine  Vor- 
gänger znr  tiberlieferong  zurückgekehrt  Aosgezeicbnet  ist  anch  für 
diese  Partien  sein  Kommentar,  der  hier  natnrgem&ß  mehr  das  Historische 
als  das  Sprachliche  betrifft,  und  der  Benutzung  auch  der  neueren 
Litteratur  zeigf..  Sprachliches  und  Sachliches  ist  gleichmäßig  berflek* 
sicbtigt  in  dem  trefflichen  Kommeutar  von  Opitz,  der  ebenso  wie 
Wirz  jedes  Stück  durch  eine  kurze  historische  Einleitung  einführt  und 
beleuchtet.  — 

Von  allgemeinen  Fragen  Über  die  Salinstischen  Historien  sind 
schlieClieh  aus  dieser  Periode  zwei  nicht  unwesentliche  behandelt  worden, 
einmal  diejenige  der  Geschichte  des  Werkes  im  Altertum  und  des 
Zeitpunktes  seines  Unterganges,  aodann  die  Frage,  ob  die  Historien  von 
Sallust  überhaupt  vollendet  sind.  Die  erste  hat  F.  Vogel  (No.  10); 
S.  4S6— 433  bebandelt  (de  fatis  hlstoriarnm  Sallnstii);  er  weist  nach, 
daß  die  Historien  gelesen  sind  nur  bis  zum  5.  Jahrhundert  n.  Chr.,  die 
späteren  Autoren,  die  sie  nennen  oder  Fragmente  ans  ihnen  anführen, 
haben  diese  ans  zweiter  Hand,  besonders  gilt  dies  auch  von  Priscian 
und  Isidor;  der  letzte,  der  die  Historien  noch  aus  eigener  Lektüre 
kannte,  war  Augustinus.  Mit  den  Besnltaten  der  von  Vogel  gegebenen 
Skizze  stimmt  heute  flberein,  daß  (nach  Haulei's  und  anderer  Urteil) 
auch  der  Orleaner  Palimpsest  noch  ans  dem  4.^5.  Jahrhundert  stammt; 
jene  alte  Sallusthandschrift,  deren  Teil  er  ist,  wurde  etwa  im  8.  Jahr- 
hundert zerrissen,  und  das  ist  die  Zeit,  nach  welcher,  wie  Vogel  lehrt, 
das  neu  erwachte  Interesse  für  Sallnst  wieder  beginnt.  Eine  knappe 
Übersieht  über  die  Qeschichte  der  Historien  giebt  (znm  Teil  Im  An- 
schlnO  an  Vogel)  auch  Jlanrenbrecher  (No.  3)  Teil  I,  8.  10  ff. 
Daß  die  Historien  von  Sallust  unvollendet  hinterlassen  seien,  hatte  schon 
Teuf  fei  (Litt.-Qeseh.  §  205),  wenn  auch  zweifelnd,  vermutet,  dasselbe 
hat  —  ebenfalls  nur  vermutungsweise  —  Hanl  er  (Zeitschr.  f.  Üsterr. 
Gymnasien  40,  1889.  8.  313)  als  Möglichkeit  hingestellt.  In  den  Pro* 
legomena  (Ko.  3,  I)  8.  71  hat  dann  Bef.  zu  beobachten  geglaubt, 
daß  der  Krieg  des  Q.  Metellns  Oreticns  in  Kreta  von  69^67,  der  im 


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240   Bericht  fiber  die  Litkentor  soi  C.  SalliutiDB  Grispas.  (Ifanrenbrecher.) 

5.  Buche  der  Historien  hätte  erzählt  weiden  müssen,  überhaupt  von 
Sallust  gar  nicht  berichtet  worden  ist:  als  Ursache  hierfür  bleibt  dann 
freilich  nur  die  Annahme  übrig,  daß  Sallnst  die  Historien  nicht  mehr 
hat  vollenden  können.  Außer  dieser  inhaltlichen  Lücke  fiilirte  Ref. 
noch  2  Argumente  für  diese  Tbe^e  an,  einmal,  daß  die  Zahl  der  Frag* 
mente  des  5.  Buches  so  nnvcrbÄltnismäßig  crcring  ist  gegenüber  der- 
jenigen der  anderen  4  Bücher,  sodann  daü  bei  Cns^^^nts  Dio,  der  Sallust 
exzerpiert  hat,  der  dem  5,  Boche  entnommene  SlnlT  wirklich  nur  3 
Kapitel  umfaßt.  Die  Vermutung  selbst,  der  auch  Tilley  (a.  a.  O.) 
zugestimmt  hat,  halte  ich  auch  heute  für  richtig,^)  obwohl  gerade  der 
Ausgangspunkt  mir  nicht  mehr  beweiskräftig  er«*  b(  int.  denn  daß  wir 
keine  Fr  an  mente  fiber  die  Unterwerfnn^  Kretas  durch  Metellns  besitzen 
oder  zu  besitzen  glnibm  kann  anch  darin  seinen  Grund  haben,  daß 
wir  bei  dem  gänzlichen  Maugel  an  anderen  Quellen  über  die  Details 
dieses  Feldzages  einfach  nicht  mehr  imstande  sind,  etwa  vorhandene 
Fragmente  anf  diese  Ereignisse  sn  beziehen.  — 

§  2.   Inhalt  und  QacHen  der  Historien. 

Die  histui  ischo  Litteratur  dieses  Zeitraumes,  soweit  sie  die  Ge- 
schichte der  Jahre  78—67  v.  Clir.  betrifft,  gehört  in  den  Ralimeri  dieses 
Berichtes  nur  insofern  sie  zur  Fe':tleguug  der  Ereignisse  selbst  und  zur 
Kommenticrnng  der  Fragmente  dienen  kann,  die  quelb  likiiiische  (ge- 
rade lür  diesen  Zeitraum  recht  reiche  Litteratur)  ist  tiir  die  Historien 
aber  von  höchster  Wichtigkeit,  da  allein  die  Quellenkritik  eine  Grund- 
hiLfc  abgeben  kann  lur  die  Kekoustruktion  des  verlorenen  Werkes.  8ie 
muß  also  ebenfalls  in  diese  Besprechung  hineingezogen  werden. 

Utteratvr.*) 

13.  Sehnorr  von  Carolsfcld,  Die  Keden  und  Briefe  bei 
Sallust.  Leipzig  (Teubner)  1888  (gekrönte  Preisschrift). 

Hierzu  wichtig  (\\(^  Besprechung  von  Hanl  er,  Zeitscbr.  f.  öst 
Gymn.  40,  188U,  8.  auBtf. 

14.  Eng.  Li nden ,  De bdlo  dvili  SoUano.  (Diss. inang.) Freibnrff 
i.  B.  1896. 

16.  Jos.  Franke,  Der  Angriff  des  K.  Lepidns  nnd  H.  Bmtna 
auf  das  Beformwerk  Sollas.  (Jahrbficber  f.  kl.  Philo!.  147,  189$, 
B,  49-63.) 

^)  Auch  Bonn  et  (Revae  des  Stades  ancicnaesll,  1900,  8. 117  If.)  hat 
jetst  sogestimmt 

'}  Diejenigen  Sebrifiben,  die  dem  Ref.  nicht  selbst  vorgelegen  haben, 
sind  mit  einem  Stern  beseiehnet 


r 


Berieht  fibnr  die  Littontar  tu  G.  Silloatina  Ciiipiu.  (Ifanriuibreelier.)  241 

16.  Edler,  Qoaeetlones  Sertorianae.  (Dies,  inangr.,  Mflnster.) 
Herford  1880. 

17.  P.  von  Bieokowaki,  De  fontibna  et  aoctoritate  aeriptonun 
biatoriae  SertoriaDae.  (Paml^tnik  Akademii  ümic(jQtooild  w.  Knkowle 
[Denkicbriften  der  Akademie  von  Kratcaut  philol.*pbUoB.*biator.  Abt.] 
Vni.  1890,  8.  66—109 ) 

Hierzu  Rezension  von  Jejicnicki,  ZeiUckr.  f.  öst.  Oymn.  43, 

1892,  8.  4:5H— 43. 

18.  P.  von  Bieiikowski,  Kritische  Studien  über  Cürooolog'ie 
und  Oescliichte  des  bertorianis>'heu  Krieges  (Wieuer  Stadien  13; 
1891;  1.  S.  129—158.    H  S.  210—230.) 

19.  Th.  ReiDach,  Mitbridate  £opator,  roi  de  Pont.  Paris 
1890.  Dasselbe  mit  Berichtigungen  and  Nachträgen  des  Verf.  ioa 
Dentscbe  übertragen  von  A.  Götz,  Leipzigs  (Teabner)  1S95*  (Gittert 
ist  bier  nacb  der  deotachen  Anagabe.) 

90.  Beinacb,  fieienaion  von  H.  Jordan,  Sailatti  op.  ed.  3, 
1887.  (Revne  critiqve  XXI.  2,  1887»  6.  369—64.) 

21.  H.  Bernhardt,  Chronologie  der  Mithridatiaehea  Krlegre 
and  Anfklärnng  einiger  Teile  derselben.  (Progr.  d.  Re«lgymn.  Dortmund 
1896,  zugleich  loang.-Dtss.  Marbnrg  1896.) 

•22.  Beversen,  De  L.  Licinii  Lacnlü  vita  ac  moribus  commen- 
tatio.    (Dis.s.  G 

*23.  Bonghi,  Spartaco  (Attl  deila  reale  Academia  dt  scieuza 
anorali  di  Xapoli,  lü  (18b0). 

*24.    !Mag-*,'ipinto,  Spartaco.    Cuak-ienza  storica.    Napoli  1892. 

25.  F.  Aliin /.er,  Der  erste  Gegner  des  Spartacas.  (Piulologas 
55  [N.  F.  9]  1896,  S.  387—89.) 

26.  C.  Wachsmutb,  Einleilong  in  daa  Stndinm  der  alten  Qe* 
echicbte.   Leipzig  (Ilirzel)  1895. 

*27.  Lely,  Plntarcbna  et  Appianns  de  bellia  MithridatieiB. 
Amaterdam  1879. 

S&  Fr.  Ben ß.  De  Jnbae  regia  historia  Bomana  a  Plntareho 
ezpreaaa.  (Progr.  Gymn.)  Wetadar  1880. 

29.  Fr.  Arnold,  ünteraachnngen  ftber  Theophanea  von  UytUene 
nnd  PoRidonioa  von  Apamea.  (Jahrbttcher  f.  kl.  Phil.  13.  Sappl.-Bd., 
8.  79—150)  Leipsig  1884  (achon  1889  eraefaienen). 

30.  Ant  Gleitamann,  De  Plntarchi  in  LncnlU  vita  fontibna 
ac  fide.   (Diss.  inang.  Erlangen.)   Httnchen  1883. 

31.  Schacht,  Die  Hauptqnelle  Piatarcbs  in  der  vita  Laculii. 
(Gymn.-Piogr.)  Lemgo  1883. 

JthreBlwricht  fflr  AltortraiivtsmBehsft  Bd.  OXIII.  (im  IL)  16 


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242   Beriebt  ttber  die  LiUerator  ta  G.  Sallastiiu  Gmpiis.  (liaurenbreclier.) 

32.  W.  Jndeich,  Cä^ar  im  Orient.  Kritische  t^bersicht  der 
Ereignisse  vom  9.  Am^ust  48  bis  Oktober  47.  Leipzig  lb85. 

33.  0.  Vogel,  QnaeaUonesFlotarcheae.  (If arbarg.  Dies,  ioang.) 
1889. 

34.  P.  Otto ,  Strabonift  tfftopixwv  OKojivr^jiaTwv  fragmenta,  colleg.  et 
enarravit  adiectis  'Quaestionibm  Strabonlanis*  P.  0.  (Leipziger  Stadien» 
11.  Suppl.-Bd.)  1889. 

35.  E.  Kornemann,  Die  historische  Schriftstellerei  des  Asinius 
Pollio.    (Jahrbücher  f.  kl  Phil..  22.  Suppl.-Bd.  1896.  S.  557— 692.) 

36.  E.  Schwartz,  Appianas.  (Pauly-Wissowa,  Healency- 
Uopadie  II.  1896,  8.  216-237.) 

87.  Schwartz»  OasBios  Dio.  (P.-Wiss.  Bealenc.  III,  1899» 
8.  1684—1721.) 

38.    Clifford  H.  Moore,  Jnl!n3  Pirmicus  Maternus,  der  Heide 

and  der  Christ.    (Diss.  inau^.)  München  1897. 

38a  E.Wölfflin,  .t^iimicus Matemas.  (Archiv. f. lat. Lexiicogr. 
X,  1898,  433.) 

Eine  eynchronistisclie  ZusainmeDstellang  der  Ereignisse  des  (von 
Sallust  imr  im  Pioömium  des  I.  Buches  erziihlten)  ßürgoricriegea 
zwischen  Marins  und  Salla  bietet  Linden  (No.  14)  S.  27  f.  Der  ans- 
fbhrliche  Ansatz  von  Franke  (Ko.  15)  behandelt  mit  gesandem  Urteil 
den  Anfstaud  des  Lepidns  vom  Tode  Sullas  bis  zam  Untergang  des 
Lepidus  (Sallnst  B.  I — II)  in  sorgfältiger  Zusammenstellang  der  von 
den  Quellen  berichteten  Ereignisse.  Von  Einzelheiten  hebe  ich 
zweierlei  hervor,  einmal  die  richtige  Bemerkang,  daß  die  wirkUchö 
Bede  des  Lepidns  nicht,  wie  Sallaat  eewtU.  bei  Lebzeiten,  Bondem  erst 
nach  dem  Tode  Sullas  gehalten  sein  wird,  Ballast  habe  diese  Yer- 
sehiebang  der  Hervorhebang  des  Lepldos  wegen  gemacht;  sodann  die 
Feststellang,  daß  die  von  Lepidns  veranlaDte  lex  fmmentaria  (anf  die 
sich  aacb  Orat.  Philippi  §  6  beziehe)  77  wieder  abgesobatt  and  erst 
im  Jahre  73  erneaert  worden  ist  Dagegen  sind  die  Ereignisse  des 
Jahres  77  m.  E.  nicht  richtig  von  Franke  angesetzt;  er  setzt  zwischen 
die  Niederlage  des  Lepidns  vor  den  Thoren  Borns  and  die  Schlacht  bei 
Cosa  noch  die  Gefangennahme  des  Scipio  durch  Ponipeias  in  Alba; 
doch  können  zwischen  beiden  Kämpfen  nar  wenige  Tage  Zwischenraom 
gewesen  sein,  denn  nach  fr.  I  81  ]f  and  Ezoperantins  ist  Lepidas  in 
ttberatürzter  Eile  von  Born  abgezogen,  hatte  also  keine  Widerstandskraft 
mehr;  die  Überwftltlgaog  der  oberitaliscben  Hfiapter  dei*  Bevolation, 
Brntas  and  Scipio,  durch  Pompejas  maß  vor  dem  Treffen  bei  Born 
schon  vollendet  gewesen  sein  (vgl.  auchBef.  Ko,  3,  Teil  II,  8.22). — 


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Berieht  üb«r  die  Litleimtiir  in  C.  SaUnattne  Grispiu.  (Maoreiibftteber.)  24S 

Die  Chronologie  der  Ereigoisse  des  Sertori aoiscben  Krieget 
iet  'fielfach  strittig  gewesen,  so  weichen  in  dieser  die  Arbeiten  von 
Edler  (No.  16),  Bienkowski  (No.  18)  und  Manrenbrecher  (No.  3, 1 
S.  20  ff.)  nicht  nnwesentlich  ab.    Edler  stellt  S.  7^13  die  Naehrichten 
fiber  des  Sertoriaa  Thätigkeit  im  Bflrgerkriege  zusammeo»  Beine  Be« 
handlaog  des  Sertorianischen  Krieges  selbst  ist  nicht  frei  von  schlimmen 
Irrtümern;  so  hält  er  S.  15  einen  .Prokonsui*  h,  Domitius  nnd  den 
Legaten  Cn.  Domitias  für  zwei  verschiedene  Personen  nnd  identifiziert 
den  ersteren  mit  L.  Domitius  Ahenobarbns,  Konsal  von  94  (der  doch 
79  ?ar  nicht  mehr  lebte!),  während  der  Statthalter  von  Hispania  citerior 
i.  J.  79  (nach  Ref.  No.  3,  I  S.  21)  M.  Domitins  Calvinas  hieß;  der 
Statthalter  von  Gallien  78  soll  identisch  mit  C.  Manlins  Haximna, 
KoDsnl  105  (!),  sein ;  bei  Segovia  fielen  nach  ihm  (S.  27)  noch  »Hirtnleii 
fratres"  (vgl.  Ref.  No.  3,  I  S.  38),  schließlich  hält  er  gar  Q.  Metelina 
Pias  (79—72  in  Spanien)  nnd  Q.  Metellns  Cretiena  (Konanl  69)  fftr 
eine  Person.  —  Dagegen  hat     Bienkowski  den  einsebifigigen  histo* 
risehen  Fingen  eine  eingehende  nnd  sorgfältige  Untersnchnng  gewidmet. 
Die  wichtigeren  Differen«pnnkte  in  der  Chronologie  dieses  Krieges  sind 
folgende:  Datum  der  Ankunft  des  Pompejns  in  Spanien;  Edler 
8.  18,  Bienkowski  8.  210,  ebeoso  Hnnler  (No.  ^  S.  661  Anm.)  nnd 
Tllley  (Engl.  bist.  Beview  1892,  337)  treten  mit  Mommsen  fftr  den 
Herbst  77  ein,  dagegen  ▼ersnchto  Bef.  I  S.  23  den  Ansats  Geriachs  nnd 
Dmmanns  in  das  Jahr  76  wieder  an  Ehren  an  bringen,  gegen  Bienkowsld 
nnd  Tllley  wird  dies  II  8.  226  erhärtet   Hiermit  steht  in  Znsammen- 
hang die  Datierung  der  Ereignisse  des  Livlusfragmenta  aus  Buch  91, 
Edler  nnd  Bienkowski  nehmen  fflr  sie  den  Winter  77->76,  Bef.  I  8.  25 
Winter  76-  75  in  Anspruch.  Die  Sohlaeht  bei  Segovia  setst  Bienk. 
8.  146  ins  Jahr  80  und  liält  sie  nicht  fftr  identisch  mit  dem  (Gefecht, 
In  welchem  75  Uirtnleius  fiel,  weil  Florus  sie  mit  den  Niederlagen  des 
Domitins  und  Thorins  zusammen  nennt;  ich  glaube  dagegen,  daß  ins 
Jabr  80  kein  römischer  Sieg  fallen  kann,  da  gerade  damals  gann 
iffispania  ulterior  (unter  Fofidina)  an  Sertorius  verloren  giog.  Florus 
beweist  nichts  dagegen,  da  er  gaos  unchronologlsch  erzählt  nnd  (wie 
aus  dem  Ausdruck  oppressi  und  der  Gegenuberstelinng  von  Hirtnieius 
und  Domitius  folgt)  offenbar  die  Vernichtnngsscblacht  von  75  meint 
Die  8  eh  lacht  bei  Valentin  verlegt  Bienk.  8.  214  gegen  Mommsen 
nwar  Ins  Jahr  76»  aber  nach  der  Schlappe  von  Lauron,  dagegen  Ref.  I 
a  26  nnd  Bd.  U  (zu  fir.  H  54)  ins  Jahr  75;  die  Schlacht  bei 
Italiea  verlegte  Bef.  I  8.  26  *ezcnnte  anno  76',  aber  ebenda  8.  36  in 
den  »Hochsommer*  desselben  Jahres,  Bienk.  8.  216  in  den  August 
Den  Krieg  des  Servlllns  gegen  die  Seeräuber  und  Isanrer 
bebandelt  Jordan  (No.  1);  den  Widerspruch  zwischen  Livios  (Entrop), 

I6» 


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244  Berieht  aber  die  Litkentnr  la  C.  SallnstiiiB  Criapiu.  (Manrenbreeber.) 

der  Yon  einem  trienniani,  und  CScere,  der  von  f&nfjfthrigem  Imperiam 
redet,  Iftßt  J.  nngeUtet,  hierttber  sowie  Uber  die  CbroDologie  dieser  Ex- 
pedition Tgl.  Bef.  (No.  3)  I  S  67  f.  Der  Feldzug  hat«  wie  jetzt  ans 
dem  Orleaner  FraipDent  mit  Sicherheit  sn  acbließen  ist,  von  78—75 
(eise  4  Jahre)  gedauert  ond  aexflel  in  die  beiden  Phasen*  den  Seekrieg 
nebst  Erobernng  der  Kflstenstädte  von  Lylcien  nnd  Pampbylien  i.  J.  78 
(SaUttst  1.  Bnch)  nnd  den  dreUAhrigen  Landkrieg  in  Cilicien  nnd 
Isanrien  77—75  (Sallnst  B.  II);  hierbei  ist,  wie  Bef.  a  a.  0.  aufge- 
stellt hat,  von  der  Eroberung  eines  Ewiefachen  Gorycns  bei  Sallost 
<die  Bede  gewesen,  die  hisher  —  und  von  Jordan  ebenfalls  —  verwechselt 
worden  sind:  des  Corycus  (der  alten  Stadt  Attaleia)  in  Pampbylien  und 
der  gleichnamigen  Stadt  in  GUicien.  Die  Ereignisse  des  Isanrerfeld- 
zages,  deren  Schluß  (Eroberung  von  Isaura  vetus  und  Übergabe  von 
laaura  nova)  im  Orleaner  Palimpsest  (fr.  II  87  H)  enfihlt  ist,  bespricht 
ebenfalls  Hauler  (No.  7  n.  8);  eine  Meinungsverschiedenheit  Ober  die 
Ansetanng  dieser  Dinge  ist  zwischen  Hanler  und  dem  Bef.  nor  Bber 
die  von  Frontin  erzHblte  Einnahme  Isanras  durch  Ablenkung  eines 
Flusses  und  Ausdftrsten  entstanden.  Hauler  bezog  dies  auf  Isaura  novs, 
setzt  also  die  von  Frontin  erjsfthlten  Dinge  hinter  die  Ereignisse  des 
Orleaner  Fragments  an,  da  die  geographische  Lage  bei  Isaura  vetus 
ein  solches  Strategem  unmöglich  mache,  dies  aber  sehr  wohl  bei  der 
Neustadt  geschehen  sein  kann;  Bef.  dagegen  ließ  dies  von  Isaura  vetus 
gesagt  sein  auf  grund  der  Sallnstischen  Worte  fr.  II  87  B  „egostate 
aquae  coacta  deditio  est'  nnd  der  Thatsache,  daß  nach  der  von 
Sallnst  endlhlten  Übergabe  der  Neustadt  von  einer  Belagerung  nicht 
mehr  die  Bede  sein  konnte;  danach  gehört  die  Nachricht  Frootins  vor 
den  Ereignissen  des  fr.  II  87  und  Sallnst  hat,  wie  oft,  aus  topogra- 
phischer Unkenntnis  einen  Schnitzer  gemacht.  Hauler  bat  1895  (Wiener 
Studien  16  S.  250)  demgegeotiber  an  seiner  ersten  Ansicht  festgehalten, 
ich  möchte  zur  BegrUndung  der  meinigen  nochmals  auf  Komm,  zu 
tt,  II  87  hinweisen;  nach  der  in  den  letzten  Worten  dieses  Fragments 
gegebenen  Schilderung  der  Situation  Ist  eine  förmliche  Belagerung 
(nnd  dabei  Ahleokong  des  Stromes  mit  langwierigen  firdarbeitea)  eine 
militärische  Unmöglichkeit;  hier  blieb  dem  Servilias  nur  mehr  der  ge* 
waltsame  Angriff  durch  Stnrm  fibrig.  Und  warum  sollte  Sallnsts  Dar- 
Stellung  durch  gewaltsame  Interpretation  gerettet  werden?  Denn  dies 
ist  ja  nicht  das  einzige  Hißverstllndnis  des  oft  flSchtigen  Autors.  Haulert 
Vermutung,  daß  er  »gewiß  Daten  aus  dem  Monde  dieses  tüchtigen«  dem 
Kreise  Cttsars  nahestehenden  Feldberm  verwertet  habe**,  bleibt  ohne 
weitere  Argumente. 

Za  lebhafter  Diskussiou  hat  die  Chronologie  des  Hithra- 
dati sehen  Krieges  Anlaß  gegeben,  welche  schon  von  Dromann,  Ihne 


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Bericht  über  die  Litteratur  zu  G.  Ballustiut»  Crkpus.  (Maureabredier.)  245 

und  Ncuraanii  einerseits*)  nud  Mommsen  andererseits  verschiedeu  auge- 
setzt worden  war.  Die  Ansichten  der  ersteren  hat  Reinach  (No.  19) 
S.  31  j  Ii.  in  einer  Darstellung  des  3.  Mithr.  Krieges  —  oder  wie  er 
ihn  treffend  ueuut,  des  «bithynischea  Erbfolgekrieges"  ~  aufgenonimea 
und  dahin  präcisiert,  (hd\  der  Tod  des  Nikoraedes  von  Hithyoien  zwischen 
Oktober  und  Dezember  des  Jahres  71  lalle,  der  Bp.'iuü  des  Feldznges 
aber  erst  ins  Jahr  73.  die  Belagerung  von  Kyzikoü  73/72,  der  Zug 
des  LucuUus  ins  lauere  (muh  Cabira)  erst  71  anzusetzen  seien.  Für 
das  Datum  des  Todes  des  Nikomedes  ist  ihm  eia  llaupt:irf?unieiit  die 
Existenz  von  Münzen  mit  dem  Jalire  224  der  bithynischen  Ära 
( bpaiherbat  74),  für  die  Datierun^^  des  Krieges  stützt  er  sicii  auf 
Velleius  II  33  und  die  von  Cicero  Acad.  prior.  II  1,1  erwähnte  Kon- 
sulatsftihruiig  des  Lueuiius  74  in  Rom;  das  seiner  Datierung  der  Kämpfe 
um  Cabira  entgegenstehende  Zeugnis  Phlegons  wird  durch  Textes- 
korjectur  beseitigt,  die  Anjrabe  Memnons  (c.  5.5),  Mithradates  habe 
zwischen  der  Niederlage  von  Cabira  un^l  dem  Hejzinn  des  Römisch- 
Armenischen  Krieget»  69  20  Monate  in  Armenieu  geweilt,  wird  auf  Herbst 
71  bis  Frühjahr  C9  bezo^^en.  Kein  ach  hatte  schon  frtlher  (No.  20) 
darauf  hingewiesen,  dalj  nach  dem  Zeugnis  des  Orleaner  Sallustfragmentes 
74  L.  Octavius  Statthalter  von  Cilicien  war,  daß  also  der  Feldzug  unter 
Lncullns  ev<i  73  habe  bejrinnen  können.  Den  Standpunkt  Reinachs 
nud  dessen  Argumente  hat  dann  Jürges  (No.  2)  8.  24 — 34  uäher 
ansgefUbrt  und  zu  begründen  versucht.  Dagegen  hat  lief.  (No,  3) 
Teil  I,  S.  47  ff  <lie  Ansetzung  Mommieas  zu  verteidigen  unternoiiinien 
und  dies  im  Anhang  zu  Teil  II  (S.  228)  gegen  Reinach.  Jürges  und 
Tillpy  (Fnelish  historical  Review  1892,  S.  337)  weiterliin  erhärtet. 
M<  iii^  Aririnueate  waren  (und  sind  noch  heute),  daß  Cicero  in  Über- 
einstimmung mit  Livius  bi  /tiiirt,  daß  Cotta  und  Lucullus  ah  Konsuln, 
(nicht  als  Prokousuln)  nach  Asien  gegangen  sind,  daC  nach  Plntarch 
Luculi.  c.  33  die  Belagernugen  von  Kyzikos  und  AmisoB  in  zwei  auf- 
einanderfolgenden Wintern  und  nach  Plilegon  die  Kämpfe  bei  Cabira 
im  3.  Winter  statt £?etundeu  haben  (also  W.  74/73,  73/72,  72/71)  und 
daß  nacli  Sallust  (Hnch  II)  der  Tod  des  Nikomedes  und  das  Bündnis 
zwischen  Mithradates  und  Sertorius  noch  im  Laufe  des  Jahres  75  ge- 
schehen sind.  Über  die  von  Jürges  und  Keinach  anp'eführten  Gründe, 
besonders  über  die  Ansetzung  der  bithynischen  Mm  zen  siehe  Ref.  II 
a.  a.  0.;  ich  bemerke  hierzu  ferner,  daß  Cicero  Acad.  II  1,1  nicht 


Ed.  Meyer,  Geschichte  des  Königreiches  PontoslHabilitationssdmffc 

Leipzig  1S79)  giebt  S.  lOGf.  nur  einen  gans  knappen  Abriß  der  Ereignisse 
der  Römerkriege  des  Mithradates,  ancb  er  setat  den  Tod  des  Nikomedes 
ins  Jahr  75. 


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246   Bericht  ab«r  die  latteratnr  so  C.  8alliutiiis  Criepna.  (MaiureDbieeJier.) 


ge^en  Mommsefls  und  meine  Datierung?  sfiricht,  da  Lucnllus  jeilnifalls 
bis  /.urii  Tode  des  L.  Octavius  —  nlso  dnch  wohl  lu.Mirrre  Moiutte  — 
als  Konsul  in  Horn  weilte,  und  daU  uie  20  Mouate  des  Mithradates  io 
Armenieu  nur  auf  die  AiiBetznng  des  Falles  von  Cabira  in  das  Früh- 
jahr 71  (April  oder  Mai)  passeu  (20  Monate  Mai/ Juni  71  bis 
Januar/ Februar  69).  —  Für  Ref.  und  gegen  Reinach  nnd  Jürges  tritt 
schließlich  H.  Bernhardt  (No.  21)  S.  17  f.  ein:  er  führt  (außer  den 
von  Ref  benutzten  Orfioden)  zwei  beachtenswerte  Argumente  au,  einmal, 
daß  auch  Appian  Mithr.  c.  72  T>ncull  als  Konsul  entsendet  sein  läßt 
(önaTE'jctv  X7.\  7TpaTr)7eiv  atpefitii)  und  dann,  daß  (nach  Keinachs  Er- 
wähnung) von  Mithradates  im  Winter  74  73  in  Pariou  Münzen  geprägt 
worden  sind;  da  dies  nicht  nach  der  Belreiun^  von  Kyzikos  und  der 
Flucht  des  Königs  geschehen  sein  kann,  wird  auch  hierdurch  die  Be- 
lagernng  von  Kyzikos  auf  Wint«^r  74  73  festgelegt. 

Von  einzelnen  Ausführungen  über  die  Ereignisse  des  'bithyniscben 
Kl bfolgeki ieges'  erwähne  ich  hier  folgendes:  Jürges  (No.  2)  S.  38 
riit  int,  daß  die  Vererbung  Bilhyniens  an  Korn  durch  Testament  des 
Nikomedes  von  allen  Autoren  nnd  so  auch  von  Sallust  erzählt  sei, 
während  Ref.  (I  ö.  58 — 59)  dies  als  Livianischc  romfreuudliche,  aber 
falche  Tradition  htn^'cstellt  hat;  ich  betone  hier  nochmals,  dass  nach 
Sali.  fr.  II  71  M  und  Epist.  Mithr.  (IV  60)  §  0  Sallust  es  mindestens 
offen  gelassen  hatte,  ob  der  bithynische  Praetendent  legitim  sei  oiier 
nicht,  daß  er  also  die  (auch  heute  allgemein  recipierte)  fable  convenue 
vom  Testamente  des  Nikomedes  nicht  erzählt  haben  kann,  nnd  dann 
wird  wohl  der  (a.  a.  0.  citlerte)  Ciceroscholiast  auf  Sallust  zurück- 
gehen; an  und  für  sich  hat  natürlich  diese  der  offiziellen  Version 
widersprechende  Überlieferung  den  Schein  der  Wahrheit  für  sich.*) 
Gegen  Jürges  hatte  ich  T.  II  8.  229  behauptet,  dal>  Cotta  74  vor  Luculi 
in  die  Provinz  abging;  dies  ist  aber  nach  Plut.  Luc.  6  falscJi;  der 
Hergang  war  folgender:  im  Frühjahr  geht  Octavius  nach  Cilicieo,  etwa 
im  Mai  erfolgte  der  Angriff  des  MithradAtee  auf  Bithynien  und  die 
Propontis,  etwa  gleichzeitig  stirbt  Octavius,  nun  weiden  beide  Konsula 
nach  Asien  geschickt,  Cotta  trifft  noch  im  Hochsommer  in  seiner  Provios 
ein  (Chalkedon),  LncnU  ist  erst  später  auf  den  Kriegsschaaj^tz  ge- 
kommen (Herbst  und  Winter),  da  er  erst  nach  Kilikien  muüte  und  eni 
TOQ  dort  mit  Ecincm  Heer  und  der  kilikischen  Besatzung  nach  Kyzikos 
vorrückte.  —  Schließlich  habe  ich  anzuführen,  daß  Reinach  a.  a.  0. 
die  Einnahme  der  Poatosstädte  mehrfach  richtiger,  als  ich  es  gethan, 


*)  Unentschieden  lißt  diese  Frage  Ed.  Hey  er  (a.  o.  8.  88  a.  0. 
8.  106),  er  sagt,  „als  die  RSmor  75  in  Bithynien  einsogen,  ohne  sieh  nm 
einen  angehlich  ehelichen  8ohn  des  Nikomedes  snl[finmiem*  n.  s.  w. 


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Behebt  Über  die  Litteratar  za  C.  Sallustius  Grifpiu.  (Maureobrecber.)  247 

ansetzt:  die  Belai^erunGr  von  Herukkia  ist  von  72 — 70,  der  Fall  voa 
Sinope  in  das  Frühjahr  70,  derjenige  von  Amaseia  in  den  Herbst  70 
sa  datieren. 

Die  Kriege  in  Makedonien  und  Thrakien  sind  vom  Ref. 
(No.  3)  T.  I  8.  69  ff.  anders  angesetzt  ^vorden,  als  meist  bisher,  nämlich 
der  Feldza^e  des  Appius  Claudius  in  die  Jahre  77  und  7G  (nicht 
schon  78),  der  des  Curio  nicht  von  75 — 73  sondern  76  —  74,  da  Cnrio 
als  Nachfolger  des  im  Amte  gestorbenen  Appius  noch  in  seinem  Künsulatä- 
jahr  iu  die  r'ioviuz  ging  (vgl.  dazu  Ref.,  Kommentar  zu  fr.  1180  M), 
schließlich  das  Koramando  des  M.  Lncnllns  nicht  72  und  71,  sondern 
73  —  72;  den  Feldzng  des  Coscoiiius  in  Dalmatien  setzte  Ref.  ver- 
mutungsweise in  die  Jahre  77  — 7G,  möglich  wären  aoch  die  Jahre 
76  und  75,  da  aus  Ir.  II  39  M  nur  soviel  folgt,  daiJ  Sallu^t  seine  Er- 
eignisse im  2.  Buch  erz?lhit  bat,  daß  sie  also  nicl>t  später  als  75  lallen. 
Diese  Kriege  hat  Bernhardt  (No.  21)  8.  21  ff.  (der  in  ihrer  Chrono- 
logie noch  der  Vulgata  folgt)  in  einen  interessanten  Zusammenhang 
gebracht:  er  meint,  daß  die  thrakischen  und  ilhTischen  Völker  mit 
König  Mithradates  in  Waffeugen« )ssenschaft  gestanden  hätteu  und  daß 
besonders  die  griechischen  Stiidte  am  Pontus  (Apollonia,  Mesembria  u.  s.  w.), 
gegen  die  M.  XiUCullus  zu  Felde  zog,  mit  Mithradates  verbündet  ge- 
wesen seien. 

Im  Aufstand  des  Spartaens  hatte  Ref.  1  S.  40  f  die  Über- 
nahme des  Kommando  durch  M.  Crassus  fäUchlich  auf  Frühjar  71  an- 
gesetzt statt  lierbst  72,  die«  aber  II  S.  231  zurückgezogen;  F.  Münz  er 
(No.  25)  hat  die  Namen  der  römi^rhen  l-uhrer  bei  Beginn  des  Auf- 
standes i.  J.  l'i,  die  meist  (and  auch  hei  Ref.  II  8.  146)  falsch  ge- 
nannt waren,   richtig  gestellt,   sie  heißen  P.  Varinins  (ohne  das 
Cognomen  Glaber)  und  C.  Clandins  G laber  (nicht  F'ulclior).  —  Im 
AnscbluC)   an   die  P^rzahlung  de>  Sklavonkrieges  hat  Sallust  eine  Be- 
schreibung des  fretnm  Siculum  gegeben;  Über  dies.e  liandeln  Ref.  T.  II 
S.  165  ff  und  Jürges  (No.  2)  8.  9—12,  letzterer  stellt  die  Autoren 
noch  voUstiuidiger,  als  Ref.  gethan,  zusammen  und  glaubt,  ans  dem 
Vergleiche  der  Sallustischen  eiiarratio  mit   der  des  Strabo  ginge  die 
Benutzung  des  Timaeus  durch  Sallust  hervor.    Sollte  nicht  Poseidonios 
der  Vermittler  gewesen  sein?    Zweifelnd  hatte  Jürges  hingestellt,  daß 
auch  Seneca  Sallust  (in  dieser  Schilderung)  vor  Augen  gehabt  habe. 
Mir  erscheint  dies  jetzt  sicher  nnd  ich  bedauere,  die  Stelle  nicht  in  die 
cnarratio  von  B.  IV  der  Historien  aufgenommen  zu  haben.  —  Die 
wichtigeren  kleineren  und  innerrömischen  Ereignisse  der  Jahre 
78—67  sind  von  Ref.  I  8.  76   (de  rebus  nrbauis)  zusammengestellt 
worden;  ich  hebe  daraus  hervor,  einmal  die  Ansetzang  der  Gesetzes- 
antrage  des  L.  Gellins  und  Od.  LeBtulos  (Sali.  fr.  IV  1)  ios  Jahr  72 


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248    Bericht  über  die  Litteratur  zu  C.  Sallostius  Crispus.  (Maurenbrechcr.) 

(idobt  wie  Mommsea  70),  Mdaon  die  Datierung  der  Prätor  des  M. 
Lnenllns,  der  Anklage  dee  C.  Antonit»  darch  Casar  nnd  des  letzteren 
Abndse  naeh  Asien  in  das  Jahr  77;  dies  bat  J&rges  (Ko.  2)  S.  26 
Ann.  richtiggestellt;  der  Prozeß  dee  Antonias  und  des  Lncnllns  Frtttnr 
waren  erst  76;  Cfisar  wird  erst  75  (nach  J&rges  a.  a.  0.  sogar  erst  74) 
algereist  sein. 

Über  die  den  Historien  von  Sallnst  einverleibten  Beden  bat 
Schnorr  Yon  Caro Isfeld  (No.  13)  gehandelt,  der  anch  von  den  ein* 
xehien  Beden  nnd  Briefen  treffende  Charakteristiken  gegeben  hat.  Er 
sdilieflt  tm  dm  Geriebtspnnkten,  nach  denen  im  CatUina  und  im 
Jngnrthhinm  Sallnst  den  handelnden  Personen  Beden  gegeben  nnd  nach 
denen  er  ale  anf  sein  Werk  yertdlt  habe»  daß  noch  mehr  Beden,  be- 
sonders solche  in  indirekter  Sprache,  in  den  Historien  gewesen 
seien;  so  seien  solche  (indirekten)  Beden  für  Sertorins  nnd  für  Ln- 
cnllns  zu  verlaugün.  Als  Beste  einer  solchen  Sertoriosrede  ans  dem 
2.  Boche  sieht  Scho.  fr.  I  93  M  nnd  II  Gl  an  (dies  mit  Zastimmnng 
von  Opitz,  Wochenschrift  f.  kl.Philol.  VI  S.  63);  beide  Satze  gehören 
gewiß  dem  Sertorins,  doch  erscheint  mir  die  Sitaation  in  beiden  so  ver- 
schieden zo  sein,  daß  ich  nicht  glanbe,  sie  in  einer  und  derselben  Rede 
/Qsammenfassen  za  können.  Lncullas  habe  bei  Sallnst  vor  der  Schlacht 
von  Tigranocerta  im  4.  Buche  eine  (iinlirekte)  Keile  gehalten,  daraus 
fei  ti  .  J  \  14  AI.  Doch  dies  Fiai^mcnt  lilßt  noch  andere  Deutungen  za, 
^ü  (ialj  mir  die  Annahme  einer  Luculhisrede,  von  der  wir  sonst  gar 
nichts  wissen,  in  der  Luit  zu  stehen  scheint.  Auffällig  ist,  daß  Sehn, 
(nehen  der  Rede  des  Catuliis  fr.  V  24j  die  beiden  größeren  Reden 
des  Pom  pejus,  die  einziL:  scheren  in  indirekter  Rede,  nicht  beachtet 
hat,  einmal  vor  seiner  Wnlil  Dt-zember  71  (fr.  IV  45 — 4  7,  und  hierzu 
zog  ich  auch  das  vou  ScLu.  auf  Lucnllus  bezogene  fr.  IV  44)  und  dann 
vor  der  lex  Gabinia  Frühjahr  67  (fr.  V  20).  Ferner  nimiuL  Sciin.  die 
Existenz  einer  jetzt  verlorenen  direkten  Rede  de.a  Gabinius  aus  dem 
5.  Buche  au,  aus  der  die  fr.  V  21.  22  stammen,  er  muß  also  UuvoII- 
ständigkeit  der  Redenekloge  im  cod.  Vaticanus  vermuten.  Hiergegen 
wendet  sich  Haulcr  (zu  No.  13)  ö.  313.  der  ans  der  V'oUständigkeit 
der  Reden  und  Briefe  im  Catilina  und  im  Jngnrthinum  schließt,  dali 
auch  für  die  Historien  der  Vat.  voUstän d ig  sei;  er  leugnet  folglich 
die  Beziehung  auf  die  Gabiniusrede  in  diesen  Fragmenten  nnd  erblickt 
in  ihnen  eigene  Baisonnements  des  Autors.')  Diese  Möglichkeit  halte 


Einen  ganz  willkürlichen  Ausweg  schlag  Uber  (Qaaestioncs  aliquot 

Sallustianae,  Göttinger  Diss.  1SS2,  .s\  u.  No.  78)  vor,  indem  er  an  einen  Irrtum 
Priscians  glaubt  und  die  beiden  Fragmente  in  indirekte  Rede  (Accus,  c.  inf.) 
setzen  will.  (Übrigeoa  vgl.  auch  J.  B.  1899,  S.  201.) 


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Bericht  über  die  Litteratur  zu  C.  SallusUus  Crispuä.  (Maureabrecher.)  24i> 

ich  flr  gäDiIich  avagesehlosBeu,  die  Worte  fr.  V  21  können  nnr  von 
OabiniüB  gesprochen  Bein  (während  ich  jetzt  ittr  V  32  aneh  andere 
Möglichkeiten  der  Erklirnng  zugeben  wftrde).  Aber  kleinere  Beden 
oder  AnsBprüehe  in  direkter  Eede  sind  in  den  flistorien  aneh  tonst 
überliefert  und  demnach  gar  nicht  na  lengueD;  so  fr.  V  7  die  Werte 
des  scythischen  Arztes  des  Mitbradates  ond  andere  Worte  nnbekannter 
Sprecher  fr.  inc.  20  nod  26  (fr.  ine.  27  kann  ans  Sallnsts  Froömiam 
sein).  Wir  werden  also  hierans  and  ans  jener  riehtigen  Beobachtang 
Hanlem  die Scfalaßfolgemng  zn  ziehen  haben,  daß  Salinsteine  längere 
Bede  des  Gabioins  nicht  mitgeteilt  hat  (wenigstens  nicht  in  direkter 
Bede),  daß  aber  einzelne  Worte  dessdben  ans  jener  Yolksversamm* 
lang  im  5,  Bnch  enthalten  waren  ond  ein  solches  Braehstflck  Ist  fr.  V  21. 

Von  den  sekundären  Quellen,  welche  dieselben  Ereignisse, 
wie  SaUnsts  Historien,  erzählten,  galten  Platarchs  Viten  and  (für  die 
Geschichte  der  Jahre  68^67)  das  36.  Bach  des  Cassius  Dio  bisher 
als  diejenigen  Schriften,  die  ganz  (oder  teilweise)  aus  Sallnsts  Historien 
«nerpiert  seien;  vereinzelt  war,  wenn  auch  nicht  ohne  Widi  rspruch  zo 
ßnden,  dasselbe  auch  für  Appian,  Valerius  Maxiiuus,  Frontiims, 
Asconins  und  Florus  behauptet  worden.   Eine  Übewiclit  zunächst 
über  alle  für  Sullusts  Historien   in  betiacht  kommende  Quellen  g-aben 
Bef,  (No.  'ö,  T.  I),  über  die  Autoren  für  den  Sertoriunischen  Krieg 
Edler  (No.  IG)  8.  1  — G  und  v.  Bieiikowski  (No.  17),  sowie  für  die 
des  Milliriidatischta  Krieges  Keinacli  (No.  19,  im  Anhanf:!.  Die  ({uellen- 
kiiLischen  Arbeiten  dieses  21j;llirigen  Zeitiumnos  haben  uuii  ia  ei'Ster 
Linie  der  Erforsch unu;  der  Quellen  Plutarclis  und  Appiaas  gregolteii. 
Dat;  Pluiarch  lateinische  Autoren  und  demnach  wie  Livius  auch  ballusis 
Historien  (die  er  beide  citiert)  benutzt  hat,  war  durch  Peter  bewiesen 
wurden  und  galt  seitdem  für  die  Viten  des  LucuUus  uud  Sertorius, 
teilweise  für  dio  des  Pompejus  und  Crassns  als  sicher.    An  diese  Mei- 
nung hatte  sich  auch  Ref.  angeschlossen  und  dies  für  das  Leben  des 
Crassus  c.  8 — 12  (I  S.  41  f )  (mit  Ausuahuie  einer  gelegentlichen  Be- 
nutzung des  Livius  c.  8)  und  das  des  Sertorius  c.  4  und  c.  6  ff.  (außer 
c.  9)  (I  S.  27  f.)  zu  erhärten  versucht;  Edler  (No.  lOj  schloU  freilicii 
aus  häufigen  Übereinstimmungen  Plntarchs  im  Sertorius  mit  Frontin 
darauf,  daß  Livius  Plutarclis  Quelle  sei  (wobei  dann  Frontin  =  Livius  ohne 
näheren  Beweisgrund  angesetzt  wurde),  aber  wie  Peter  und  Ref.  hat 
auch  Bienküwbki  (Xo.  17)  über  den  pto%  des  Sertorius  geurteilt  und 
ihn  von  c.  ü  an  auf  SuUust  zurückgeführt^  über  Plut.  c.  IG  urteilt  er 
gftwiß  richtiger  als  Ref.,  der  (I  »S.  35)  für  die  Fabel  von  den  2  Pferdeu 
alle  ö  Autoren  (Plutarch  c.  16,  Froiitiuus  1  10,  1,  Valerius  Maximu«* 
\II  3,  6)  auf  Sallust  bezogen  hatte:  B.  weist  darauf  hin,  daß  Plut. 
geringe  Verschiedenheiten  von  Froutin  and  Valerius  Maximus  zeigt,  also 


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250    Bericht  Über  die  Litteratur  sa  G.  SiUnstiai  Ciupus.  (Hanrenbmher.) 

haben  äin»  beiden  woU  Livias  aU  Qoelle  gehabt  nnd  Livlns  Mhdpfte 
wie  Plntarch  ans  Sallnst.  —  FOr  das  Leben  des  Sa  IIa  istSallost^  ivie 
Bef.  IS.  16  behaaptete,  von  e.  36  ab  als  Quelle  benntst  worden,  nicht 
allein,  sondern  neben  Livins  nnd  Nepos.  Ebenso  hat  Feter  mit  seiner 
Sallnstliypothese  im  wesentlichen  Bestiltignng  gefanden  far  die  vita  des 
Lncnll;  so  hat  Arnold  (No.  89)  8.  88  f.  diese  aaf  die  Historien 
znrftckgeflihrt  nnd  fOr  diese  Aoschaaang  mehrere  nena  Argumente  bei- 
gebracht; ich  hebe  von  diesen  hervor  (weil  vom  Ref.  a*  a.  0.  I  iber- 
sehen) die  feine  Beobachtung,  daß  Plnt  Lue.  c.  19  Harena  schlecht 
benrteilt,  dies  weist  auf  Salinst,  der  dem  Gegner  der  CatUlnarier 
i.  J.  63  feindlich  gesinnt  ist.  Aber  sngleleh  bat  Arnold  anch  erkannt, 
daß  in  dieser  Vita  eine  zweite  griechische  Qoelle  bennlat  ist,  daß  also 
nicht  alles  anf  Sallasts  Historien  znrflckgeführt  werden  darf}  er  meint 
(im  Zosammenhange  seiner  n.  8.  251  an  erwähnenden  Hypothese),  dies 
sei  Theophanes  von  Mytilene  direht  bez.  dessen  Nachrichten  durch  die 
Vermittelung  Strabos.   Gegenttber  dieser  seharfhlnnigen  üntersuchnng. 
die  sich  von  der  üblichen  summarischen  Art  der  Quellenbestimmuiigen 
anch  dadurch  auszeichnet,  daß  sie  den  Autor  methodisch  in  seine  Be- 
standteile Kn  zerlegen  sucht,  bedeuten  die  oberflächlichen  Arbeiten  von 
Gleitsmann  (No.  30)  nod  Schacht  (Xo.  31)  keinen  Fortschritt;  ersterer 
tritt  auch  für  Sallnst  als  Haap! quelle  eiu,  die  Übereinstimmungen  mit 
Appiau  in  Flntarchs  LncoU  sollen  daher  stammen,  daß  Livias  Appian) 
auch  Sallnst  Öfters  benutzt  habe.   Die  Einleitung  (c.  1  —  4)  dieser  Lebens- 
beschreibung sowie  der  Schluß  wird  richtig  auf  andere  Autoren  als 
SalluBt  bezo}?en  (Sullas  Memoiren,  Poseidonios,  Nepos).    Schacht  be- 
hauptet, Liviiis  sei  des  Plutarcli  Hauptquelle;  Beweis:  Übereinstinimang 
mit  Obse(niciis  und  Appian  (!);  die  Diskrepanzen  zwisciieii  Pliitaich  und 
Appian  wcriieii  durch  Annahme  von  Miljveiständni>sen  od(;r  Flüchtigkeit 
des  Hchriftstelleis  wegdisputiert.    tSchlicljlich  liat  Keinach  (No.  20) 
darauf  hingewiesen,  dail  Plutarch  Luc.  c.  5  mit  dem  neuen  Oileancr 
Sallustfragment  (II  98  D)  übereinstimme,  ebenso  weise  die  Kiv.  ililting' 
über  des  Lncullus  \'erlialtuis  mit  Praecia  aul  »S  illiist,  wiim  inau  Iihnliclic 
Geschichten  (über  Orestilla,  Fulvia,  Semproniai  an  CaUima  vergleiche. 
Daß  Sallusts  liauptquelle  Plularoh  sei,  hat  iieiuach  weiterhin  (No.  lü, 
S.  425  und  410)  le-,tgehaltoü,  daneben  habe  Pluiaicli  i  ine  Biographie 
des  Lncnll  von  Archias  benutzt,  die  überall  da  hervortrete,  wo  Liviua 
und  Appian  mit  Plutarcli  übereinstimmen. 

Für  Appiau  war  inzwischen  die  Quelleuanalyse  nicht  wesentlich 
frefürdert  worden;  für  den  Mithradatischcu  Ivrieg  beguügten  sich  Gieita- 
II Hin  (No.  30)  nni  Schacht  (Xo.  31)  einfach  mit  der  Gleichung 
Appiau Livius,  doch  hatte  schon  Arnold  (No.  29)  Widersprüche 
zwischen  beider  Überlieferung  aufgedeckt  und  Livias  als  Uaup tquelle 


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fiericbt  über  die  Litteratur  zu  C.  äaiiustiuä  CriBpus.  (Maurenbrecher.)  201 

nrflckgeivie86D;  da  er  im  Feldsage  des  Potni)ejus  Tbeophanes  von 
MytUene  glaubte  ale  Hanptqnelle  Applaa  erkeaneii  zu  kOniieD,  »altm  er 
^asBelbe  auch  dir  den  Krieg  des  LneiiUi»  an,  lehnte  aber  8trabo  auf 
grnnd  nebrerar  WJdenprttebe  ab.  Fflr  die  iiA^uXta  batte  Arnold  in  der 
Oeschfcbte  dee  Sertorianiscben  und  dea  SklavenlLrieges  Abweicbangen 
von  Flitarch  («Sallnat)  erkannt  (beiondera  für  das  Ende  des  Sertorlns 
b.  c.  I  1 12),  ebenso  £dler  (No.  16)  S.  33  nnd  B.  36  (in  der  Ersäblang 
der  SchUehten  am  Snero  nnd  bei  Sagnnt  i.  J.  75)  Arnold  führte  B.  I 
der  «Bfirgerluriege*  anf  Poseidonlos  nnd  daneben  auf  Strahn  znrOek. 
Trotsdem  bat  v.  Bienkowski  (No.  17)  S.  101  ff.  als  Appians  einzige 
i^nelle  (fOr  den  Sertoriuskrieg)  Sallnst  angenommen,  meist  nnf  grnnd 
der  Übereinstimmnng  mit  Plntarch  (—Sallnst);  er  glanbte,  daß  geringe 
Verschiedenheiten  Appians  nnd  Plntarcbs  (auf  die  er  S.  78,  79  n.  ö. 
hinweist)  dies  Ergebnis  nicht  beeinträchtiRten.  Ebenso  hat  Ref.  (No.  3. 
IS.  19,  S.  32  f.  u.  43  f.)  für  die  Eiziililutie:  des  Lcitidiisanfstandes,  des 
Sertorianischen  und  des  Sklavenkrieges  (App.  b.  c.  I  107  ff.)  Sallust  als 
«inzige  und  dir^t  benutzte  Hanptqnelle  Appiuus  liiiiL'cstellt,  teils  auf 
grnnd  von  Übereinstimmnog  mit  8alln8tfiag:menten,  meist  wegen  (  ber- 
«instiinmuiig  mit  Autoren,  die  auf  Sallust  zurückgeben,  wie  Kxnpeiantius, 
Plutarch ,  Granius  Licinianus;  Widersprüche  zwischen  Plntarch  und 
Appiaii  (/  \l.  b.  c.  1  112)  wurden  vom  lief,  iiariijuiiistisch  um^^fedeutet ; 
Mißverstaii>liii.sse  und  Fühler  A[i)ians  wurden  eben  dnrcii  Benut/aiii;- 
dieser  lateinischen  (Quelle  erklärt.  Kiue  Einschränkung  machte  Ref.  inw 
für  b.  c.  I  118-  i  Ji),  wo  Appian  mit  Öullur>t  eine  zweite  Quelle  unge- 
schickt kontamitiiciL  habe. 

Eine  voll-täudige  Verschiebung  hatte  währenddessen  die  Uuter- 
buehung  der  Quellen  Plutarchs  und  Appians  dadurch  erlitten,  daß 
Thouret  0878)  erkannt  hatte,  daß  Plntarch  iu  mehreren  seiner  Viten 
sowie  die  Bürgerkricsje  Appians  eine  nnd  dieselbe  gemeinsame  griechische 
i^ueile  haben:  so  konnte  die  Frasie  nach  den  piimiiivu  Quellen  derselben 
(nnd  damit  die  Frage  nach  den  Benutzern  und  Aubschreibern  SallusLü) 
erst  b<  iiit wortet  werdiii  nach  I^fVsnng  der  Vorfraize,  wer  jene  Älittel- 
queile  ß:cwesen  ist  und  wie  die  Art  ihrer  t^uelleabenut/.un:^  v  ;<r.  Freilich 
hat  gerade  die-e  Frap:e  auch  heute  noch  nicht  eine  ausreichcaJe  uud 
allseits  befriedigeude  Jvu^uut;  gefunden,  nur  negative  Resultate  sind  bis 
heute  hierin  erzielt  worden.  Zuerst  sollte  Jubas  Geschichtswerk  jene 
Quelle  gewesen  sein,  dies  schloß  F.  Eeuß  (No.  2Ö)  aus  der  Über- 


')  Andere  Abweichungen  sind  z.  B.  b.  c.  I  107  (Lepidoe  erhftltOallia 
transalpina,  nach  Plut.  und  Sali.  Obcritalicn),  I  loo  (Plünderung:  und  Zer- 
störung von  Lauro),  I  IIH  (Heer  des  Rj  articus  li?i)0(K>  M,  nach  SalUst« 
Comm.  Beroeufi.  ad  Luc.  11  554  iO  QUO  M.,  nach  Liviua  Gü  000  Mann). 


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2Ö2   Bericht  &ber  die  Litleratar  su  C.  Sallustius  CriBpus.  (Maorenbreeher. 

eiiuidmmiin;  der  Plutarchlscben  Yitae  einmal  mit  Platarcha  (ans  Jaba 
geBchdpfteo)  «tm  'Pm^md,  sodann  mit  Appian.  Mehr  Wahnchein- 
lielikeit  liatte  Jndeicbs  (No.  32)  S.  33  auch  von  Niese  (Rhein.  Hoa.  38) 
vertretene  Hypotheie,  daß  in  dieser  darcb  Platareh  and  Appian  wieder- 
gegebenen griechischen  Mittelqnelle  das  verlorene  große  Öeschichtawerlc 
S trab 08  zo  erlcennen  sei,  eine  Hypothese^  der  sich  hnrs  darauf  gleich* 
zeitig  C.  Yogei  (No.  33)  nnd  P.  Otto  (No.  34)  mit  Eüfer  annahmen.  . 
Unterer  ging  so  weit  (S.  20}  za  folgern,  daß  die  Piiroftrqnellen  wie 
(Asinins  PolUo  nnd)  Ballast  gar  nicht  direkt  von  Flntarch  benatzt  worden 
sind;  er  folgert  dies  ans  wörtlichen  Übereinstimmangen  der  vita  Pompeji 
mit  anderen  Lebensbeschreibnngen  (wie  der  des  Sertorins),  was  (nach 
Vogel)  eine  griechisch  schreibende  Quelle  (also  Strabo)  verrate:  die 
frtkhere  nnd  m.  £.  einzig  berechtigte  Anschauung,  nach  welcher  Plutarch 
im  Pom  pejus  sieb  selbst  ausschreibe,  ist  dadurch  nicht  erschüttert  worden. 
Otto  hat  in  dieser  —  von  der  Haoptthese  abgesehen  ^  geradeso  ffir 
qoeiienkritisehe  Arbeiten  mustergültigen,  gründlieben  und  methodischen 
ITntenncbong  zunächst  (Do  Sirabone  Appiani  et  PlutaMi  fönte,  a.  O. 
8.  345  if.)  die  zahlreichen  Belege  für  eine  Platareh  nnd  Appiau  gemein- 
same  und  iwar  griechische  Quelle  zasammengestellt  und  dann  sowohl  aus 
inneren  Grflnden  als  aus  zahlreichen  Übereinstimmungen  zwischen  Appian 
und  Strabo  begrftndet,  daß  dies  Strabos  iTto^txäi  t^7:o^yr^\t.9x%  gewesen  seien 
(im  einzelnen  wird  dies  am  Bürgerkrieg  B.  JI  nnd  IV,  am  Mtdpt^dfTCioc 
und  der  KfiXttxij  sn  erweisen  versucht,  «ähi-end  es  B.  I.  III.  V  unsicher 
gelassen  wird).  —  Gegen  die  Vogel'Ottosebe  Ansicht  erhob  sieh  aber 
Widersprach:  ihr  hatte  Bef.  (No.  3)  noch  röckhaltlos  beigestimmt, 
doch  schon  Beinach  (No.  19)  machte  8. 4id  auf  Abwetchangeu  Applaus 
von  Strabo  in  der  Geschichte  des  Mitbr.  Krieges  aufmerksam;  er  vei"- 
mutete  als  Appians  Quelle  Mikolaos  von  Damaskus.  Baß  der  gesachte 
unbekannte  Autor  gerade  Strabo  nicht  sein  Icann,  da  die  Überein* 
stimmangen  geringfügig,  die  Widersprüche  Appians  gegen  Strabos  echte 
Fragmente  nnd  be8ouders  seine  argen  geographischen  Schnitzer  stark 
sind,  hat  dann  Schwartz  (No.  36)  S.  235  f.  erwiesen;  aber  seine  alles 
bisher  Geglaubte  auf  den  Kopf  stellende  Annahme,  daß  Appiau  (der 
latt'iuiscli  natürlich  hat  verstellen  können)  nur  lateirische  Quellen  ge- 
habt halte,  und  daß  bei  ihm  ein  riiniischür,  lateinisch  sclireiben^ltn* 
Autor  zu  gründe  liegen  müsse,  hat  er  m.  K.  uicht  beweisen  künuen 
(die  Ausdrücke,  auf  welche  Schw.  sich  stütxt,  b.  c.  II  70,  79.  IV  12. 
V  45  kann  Appiau  üliiriioninicn  haben);  zugestimmt  hat  ihm  Wachs- 
luutii  {'So.  '2b,  S.  COo).  Der  Annahme  einer  venuittelnden  (und  euL- 
bltllenden)  griechischen  (Quelle  Applaus  nnd  i'Iutavchs  lial  auch  Koriie- 
mann  (No.  'M))  S.  575  widersprochen;  er  meinte,  zur  Krklaiiiii!?  der 
(voll  ihm  aber  UiciiL  weggeleugneten)  u;riechi scheu  Ubereinstimniuugeu 


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B«ri€fat  tber  die  LUtwatiir  la  G.  SaUuBtius  Crispos.  lUAureabrecher.)  2d3 

zwisclien  Platareli  und  Appian  genüge  die  Annahme  einer  griechischen 
Überaetzang  der  PrimarqneUe  Aeinitis  Pollio,  ein  noglückUcher  Aus« 
weg,  denn  solche  Übereinetimnrangen  bestehen  aaeh  in  der  Geschichte 
vor  d.  J.  60.  Dagegen  hat  anch  Komemann  Strabo  ab  MittolqaeDe 
mit  Aecht  (S.  566)  sorückgewiesen.  Schließlich  ließ  Linden  (No.  14) 
es  wieder  nnentaehieden,  ob  (im  Bürgerkrieg  B.  I)  Appian  direkt  oder 
indirekt  (wie  etwa  dnrcb  Strabos  Vermittelnng)  anf  Poaeidonina  snrflck- 
ginge.  Ans  den  genannten  sowie  den  neneren  Arbeiten  von  Witte  ^) 
nnd  Soltan^  hat  sieb  m.  E.  als  Besaltat  niedergeschlagen,  znnftchst 
dies,  daß  —  wie  Thonret  nnd  Otto,  ohne  widerlegt  za  sein,  nachge- 
wiesen haben  —  Applaus  nnd  Plntarchs  gemeinsame  Quelle  ein  Orieehe 
war,  der  vor  24  n.  Chr.  schrieb  (Otto  S.  S04);  iflr  seine  Identifisiernng 
können  vielleieht  die  von  Belnach  nnd  Witte  anfgedeckten  Bedehnngen 
m  Nikolaus  von  Damaskus  nfitslich  werden,  Strabo  war  es  sicher  nicht. 
Auch  scheint  es  mir  sicher,  daß  Appian  nicht  eine,  sondern  zwei 
Quellen  kontaminiert  bez.  meist  nebeneinander  gelegt  hat  (nach  Buresch, 
Haorenbrecher,  Otto,  Soltau). 

Dnrch  den  hier  skizzierten  Verlauf  der  Qaellenfragen  für  Appian 
und  Plntarcb  ist  dieijenige  tJntersnchung,  von  der  ansgegaogen  wnrde, 
wesentlick  auf  veränderte  Gnindlagen  gestellt  worden:  es  fragt  sieb, 
dürfen  wir  bento  noch  Sallosts  Historien  als  direkte  Quelle  jener  beiden 
Griechen  ansehen?  Ans  dem  eben  Gesagten  folgt,  daß  dies  fEr  Appian 
zu  verneinen  ist.  Im  Hlthradatischen  Krieg  ist  Appian  aus- 
schließlich nnd  einzig  jener  unbekannten  MittelqneUe  gefolgt;  es  würde 
sich  für  dies  Werk  nur  darum  handeln,  die  indirekte  Benutzung  der 
Ballostiscben  Historien  festzustellen.  Daß  jener  vermittelnde  griechische 
Autor  (ftlschlicb  Strabo  genannt)  gelegentlich  Sallnst  und  andere 
lateinische  Quellen  herangezogen  habe,  daß  er  aber  vorzogsweise  — 
•ebenso  wie  der  Pontiker  Memnon  auch  romfeindlicher  d.  1.  also 
kleinasiatiscb -griechischer  Überlieferung  gefolgt  ist,  versuchte  Ref. 
<No.  3,  I  S.  61  ff.)  nachzuweisen;  aus  rSmischer  Überliefening  finden 
sich  bei  Appian  eher  mehr  Übereinstimmung  mit  Livtns  als  mit  Sallnst 
Dagegen  bat  Schvartz  (No.  36,  S.  922  f.)  behauptet,  daß  indirekt 
«die  Historien  die  ErzKhlung  von  Lucnlts  Feldzügen  gmdezu  beherrscht 
haben";  er  socht  dies  vor  allem  dnrch  die  Übereinstimmung  Appians 
mit  Plnt  Lucnllas  zu  erweisen.  Aber  gerade  diese  Übereinstimmungen 
beweisen  gar  nichts  für  Sallustische  Tradition,  diese  Kapitel  bei  Plntareh 
heben  sich  deutlich  von  der  Hauptmasse  der  Plntarchisehen  ErzÜblnng 


*)  De  Nicolai  Damasceni  frapaeutorum  Romaoorum  indolc  (Diss. 
Berlin  1900). 

')  Pbilologus,  Suppl.  Bd.  7,  1899,  S.  G24. 


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264  Beriebt  Ober  die  Litteimtur  sii  C.  SAliiutiiis  Ciiapiu.  (UaiireiibrecJier.> 


(die  allerdings  Sallnsti^cli  ist)  ab,  rintarcii  läßt  sich  (wie  Otto  und 
Ref.  im  einzelnen  nachgewiesen  haben)  ziemlich  rcinlkh  zwischen 
Sallnst,  der  prircliischcn  Quelle  Appians  und  gelegrntlidi  Livius 
scheiden;  Schwartz  hfltte  nicht  unter  Iß:noriernnpf  der  (oben  aufgeführten) 
früheren  Qiiellenuiitersuchungen  unterschiedslos  riutarch  durchweg'  pfleich 
SallTisf  -rt/Pii  dürfen.  Auch  beweisen  die  3  von  Schwartz  für  Über- 
einstimmung- von  Appian  mit  Sallust  angeführten  Beispiele  grar  nichts 
hierfür,  da  sie  Thatsachen  betreifen,  die  ganz  allgemein  sind  and  bei 
denen  llongrnen/.  notwendig  war. 

Ebenso  wird  direkte  Benutzung  Sallusts  jetzt  abzulehnen  sein 
für  die  ifi«f>uÄia  B.  I  (u.  II).  Abweichungen  Appians  in  der  Geschichte 
des  Seitorianischen  Krieges  von  Plutarch  hatten  schon  Arnold  nnd 
Bienkowski  mit  Recht  festgestellt,  wenn  auch  letzterer  ebenso  wie  Ref. 
trotzdem  an  der  Benutzung  Sallust«  durch  Appian  festhielten  (s.  o.  S.  251). 
Richtiger  hat  Schwartz  (No.  36)  8.  223  ausgeführt,  daß  auch  hier 
nur  dieselbe  annalistische  Hauptquelle  Appiaus  zu  gründe  liegt,  diese 
aber  hatte  (für  diese  Periode,  Lepidnsaufstand,  Sertorianischen  and 
Sklavenkrieg)  Sallust  als  hauptsächlichsten  Führer  erwählt.')  Der  ?Ott 
Ref.  nutemommene  Rekonstraktiooeversocb  der  ßallastischeu  Historien 
wird  also  dadarcb  nicht  weflentlich  alteriert  (auch  wo  er  Appian  «i 
grande  legt). 

Hingegen  sind  durch  die  im  letzten  Jahrzehnt  gewonnenen  quellen- 
kritischen Resultate  über  den  gemeinsamen  Berichterstatter  Plutarcfaa 
and  Appians  die  früheren  Ergebnisse  für  Sallust  als  Qaelle  von  Plntarchs 
Viten  des  Lucullns,  Sertorias,  Pompejns  nnd  Ci  a^sns  (s.  o.  S.  249)  nicht 
wesentlich  betroffen  worden.  Daß  der  Pluturchische  LucuUaa  in  den 
Historien  seine  Han]itr|uelle  gehallt  habe,  bewies  eingehend  von  neuem 
Otto  (No.  34,  S.  2U7  f.  nnd  315  ff.);  ein  neoes  nnd  durchschlagendes 
Argument  sah  er  darin,  daß  der  für  Sallust  citierte  und  für  diesen  Autor 
so  charakterietiEc  he  Zag,  die  üuzufriedenheit  der  Soldaten  hervorzuheben, 
durch  die  ganze  Plutarchische  Vita  sich  bindarcbziebt.  Daneben  liaba 
Platarch  Livias  und  Rtrabo  (wofür  jetst  ein  anderer  Name  einznsetzen 
ist)  benutzt.  Die  Ansicht  Ottos  ist  vom  Bef.  (I  S.  48)  im  einzelnen 
korrigiert  nnd  ergänzt,  im  ganzen  bestätigt  worden.  Daß  Plutarch 
im  Leben  des  Sertorias  Sallust  direkt  benutzt  habe,  hielt  Tilley 
(Engl,  historic.  Rev.  1892,  337)  gepen  Ref.  für  nicht  erwiesen  und 
hielt  die  Möglichkeit,  daß  er  (mit  Appian)  ans  zweiter  Hand  Ballaatische 


*)  Schwerts  begrfindet  dies  durch  Yergleieh  von  b.  c  I  80  mit  SslL 
fr.  V  20  H;  gerade  hier  ist  der  Kachweis  mOglieh,  daß  Sallust  nicht 
direkt  benuttt  worden  ist,  denn  das  hatte  Sallust  tum  Jahre  67  y.  Chr^ 
aber  Appian  sum  Jahre  81  bemerkt 


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Bericht  über  die  Utteratur  ta  C.  SaUu^üus  Crispiu.  (Uaarenbrecher.)  255 

Überlieferung  erhalten  babe.  für  vorhaudeii.  Doch  scheint  mir  noch 
beute  durch  die  mannigfache  Übereinstimmung  von  S.illnstfra'^'mi  iitoii 
mit  Plntarch  im  Wortlaut  sowie  durch  die  gelegentlichen  Abweichungen 
von  Appian  erwiesen  zn  sein,  daß  Sallust  direkte  Quelle  Plutarchs  ist, 
dieser  also  in  erster  Linie  zur  Rekonstruktion  der  Historien  verwendet 
werden  darf.  In  dem  Leben  des  Pom  pejus  schließlich  hat  Ref.  für 
d.  J.  77  Livins,  für  den  Sertorianischen  Krieg  Sallust,  für  den  See- 
räubeikrieg  Livius  und  Strabo  (also  jetzt  —  griecbiBcher  Historiker 
Appians)  als  Quellen  vermutet. 

Daß  Cassius  Dio,  dessen  36  Bach  die  Ereignisse  der  Jahre 
68^67  zum  Teil  nocb  umfaßt,  Sallusts  Historien  als  Qaelie  benutzt 
habe,  hatten  Wilmanns  nnd  Grashof  früher  schon  nachzuweisen  versucht. 
Für  die  Rekonstruktion  der  Historien  ist  dies  fast  noch  wichtiger  als 
die  Qoellenfra^e  bei  Plntarch,  denn  in  Dio  haben  wir  eine  fortlaufende 
zusammenhängende  Er/ählung,  nicht  bloß  einzelne  lierauF^erissene  Stücke, 
wie  bei  Plotarchs  Biographien,  und  würden  also  die  Möglichkeit  haben» 
ein  znaaromenbängendea  £zzerpt  der  beiden  letzten  Bücher  Salloats  ans 
Dio  berstellen  zn  können.  Jener  Ansicht,  naeh  welcher  Sallust  direkt 
Bios  Antor  ist,  steht  die  ebenfalls  fiüher  ausgesprochene  Möglichkeit 
gegenfiber,  daß  Cassins  Dio  hier,  wie  in  den  Hauptpartien  seines 
Werkes,  nur  aus  Livins  schöpft,  daß  demnach  höchstens  nur  indirekt 
8aUu8t  als  Quelle  zu  gelten  hat.  Erstere  Ansicht  haben  in  diesem 
Zeltraum  Reinach  (No.  19)  S.  450  und  Referent  (No.  3)  I  B.  54, 
73,  81  Anm.)  geäußert,  crsterer  hat  sehr  richtig  darauf  hingewtesen, 
daß  Abweichungen  von  Plutarchs  Lncollns  nicht  gegen  Sallust  zu  sprechen 
brauchen,  letzterer  hat  die  alte  These  von  nenem  eingehender  zu  beweisea 
versucht;  zustimmend  sprach  sich  Wachsmuth  (No.  26)  S.  600  am« 
Ffir  Livius  als  einzige  führende  Quelle  des  Dionischen  Geschichts werke s 
traten  Gleitsmann  (Ho.  30)  und  vor  allem  Schwarte  ein  (No.  37, 
8. 1706  f.),  ,die  Mf'inDOgen,  daß  Sallust  oder  Oftsar  herangezogen  seien,  sind 
BinfftUe  (siel)  die  eine  energische  Prttfang  nicht  vertragen"  (S  1714). 
Schw.  macht  drei  angebliche  Widerspräche  zwischen  Cassins  Dio 
nnd  Sallust  geltend;  einmal  soll  Dio  36,  14,  8  gegen  Sallust  und 
Plntarch  (Lnc.  33)  polemisieren;  aber  das  hatte  beides  auch  SaUust 
erzählt,  vgl.  fr.  V  9  Ift  nnd  Ref.  I,  S.56;  sodann  soll  c.  1,  1—2  gegen 
Ballnst,  Epist.  Uithrid.  (fr.  IV  69  U)  §  3  apiechen:  hier  ist  überhaupt 
kein  Gegensatz,  auch  deutet  £p.  Hithr.  §  4  „qnalem  tu  voles  sodetatem 
accipiet*  die  von  Dio  erwähnte  Abtretung  an;  schließlieh  soll  Dio  c.  1  b 
(Abwesenheit  des  Mithradates  bei  der  Schlacht  bei  Tigranocerta)  nicht 
gegen  Livins  sprechen,  also  für  Sallust  ins  Gewicht  fallen,  da  Dio  hier 
nur  dnrch  Xiphiünos  vertreten  wird  nnd  es  unbekannt  (1)  sei,  wie 
Sallust  es  datgestellt  habe:  doch  Sallusts  Ersfthlnng  kennen  wir  hier 


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256   Beriebt  über  die  Lilterator  tu  C.  Sallnatios  Crispos.  (Manrenbreeher.) 

aas  Plntatcli  und  dieser  stimmt  (in  dem  angezogenen  Punkte)  mit 
XiphilinoB,  so  daf*  hier  einen  \ViderspriicliSftllQBts  nnd  Dies  nnr  ans  der 
Möglichkeit,  daß  der  echte  Dio  einen  solchen  vielleicht  enthalten 
haben  könnte,  konstruieren  zu  wollen,  wohl  zu  kühn  sein  dürfte.  So 
kann  ich  auch  jetzt  nur  den  Schlnß  ziehen,  daß  Sallnst  direkt  von 
Dio  exzerpiert  worden  ist.  da  1.  kein  Widerspruch  beider  oder  Dios  und 
Plntarchs  besteht,  2.  zahlreiche  Fragmente  in  wörtlicher  Fassung  mit 
Dio  passen,  was  hol  einem  TJmwe^  über  Livins  wohl  ans»eschlo88en  Ist 
(vgl.  Ref.  1  ö6),  3.  diese  Übereinstimmung  beider  sich  sogar  aaf 
sichere  Fehler  erstreckt  (wie  der  Name  des  Partherkönigs  Arsaces 
(ib.  S.  54)  und  die  Altersangabe  des  Uithradates  Sali.  fr.  V  5  M,  vgl. 
Reinach  No.  19,  8.  273). 

So  werden,  wenn  wir  Sallosts  Historien  nicht  nur  ans  den  direkt 
überlieferten  Fragmenten  kennen  lernen  wollen,  uns  vor  allem  auch 
weiterhin  ihre  Kxzerptoreri  Plutarch  und  Cagsius  Dio.  nicht  aber  Appiao« 
dienen  dflrfen.  Bei  den  kleineren  Schriftstellern  finJet  sich  fernerhin 
aaeh  noch  manches  Sallustische  Ont  verstreut.  Su  hat  Referent  Be- 
nutzung der  Historien  besonders  für  Granias  Licinianus  (No.  3  1, 
S.  15)  (Geschichte  der  Lepidusunruhcn),  Asconins  und  die  anderen 
Ciceroscholien  (/.  R  a.  0.  a  65,  72,  73),  Valerius  Maximus 
(a.  0.  S.  17,  35,  37.  der  aber  ebensowobl  auch  aus  Livius  schöpfte), 
Frontinus  (a.  O.  S.  35.  45,  69;  Frontin  hat  mehr  aas  Sallast  als  aus 
Livins  entnommen)  und  Florus  (nur  einzelne  Floskeln,  während  er  im 
ganzen  ~  Livins  ist,  Beispiele  a.  O.  S.  19,  38,  48,  65)  behauptet.  Die 
auf  die  Geschichte  des  Sertorianiscben  Krieges  bexQglicheo  Beispiele 
Frontins  nnd  des  Valerius  Mazimus  hat  Bienkowski  (No.  17)  stUU 
schweigend  Livius  gleichgesetzt»  doch  glaube  ich  nicht,  daß  so  sum- 
marisch verfahren  werden  darf;  dagegen  hat  mit  Recht  fQr  Valeriiis 
Waohsmnth  (No.  26)  S.  296  ein  anderes  Bedenken  hervorgehoben, 
•bei  Sallnsts  Historien  schwankt  die  Entscheidung,  da  Yalerins  seiner- 
seits schon  Beispielsammlongen  ausgebeutet  hat."  Fftr  Florus  wäre  die 
schöne  Untersuchung  von  Vogel  (No.  10)  8,436—40  noch  zu  nennen, 
der  fQr  das  den  Spartacusaufstand  betreifende  Kapitel  aus  spiaehlichen 
Indizien  Benutzung  Sallnsts  wahrscheinlich  macht.  Dagegen  bat  mit 
Unrecht  Beferent  (No.  3  I,  S.  39)  ein  Fragment  Diodors  ttber  den 
Tod  des  Sertorios  auf  Sallnst  zurückgeführt;  diese  Stelle  Diodors  geht 
vielmehr  mit  Appian  zusammen  und  widerspricht  der  SaUnstischen  (nnd 
Plntarchischen)  Tradition.  Ffir  das  Proömium  der  Sallustiscben 
Historien  (Geschichte  des  Snllanischen  Bar;;rrkrieges)  hat  Bef.  (No.  3, 
in  der  Praefatio  zu  Bd.  II,  S.  15—21)  oiuer  Anregung  Useners 
folgend  ein  Kapitel  ans  Firmlcns  Maternus  I  c.  7  §  25^36  ab 
aus  Sallnst  geschöpft  betrachtet  und  herangezogen.  Vorangegangen  war 


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Berieht  üb«r  die  Littentm  lu  C.  SalluatiaB  Criapiu.  (U»arenbrecher,)  257 

ihm  hierin  schon  Vogel  (No.  10,  8.  411),  der  eine  Sallostische  Floskel 
bei  Firmicas  verglichen  hatte.  Dagegen  hat  Moore,  der  (No.  38) 
8.  3*J— 47  anch  die  Qnellcn  der  geschichtlichen  Beispiele  von  Firmicas 
I  c.  7  nntersncht  hat,  die  Ansirht  iinffresielit,  diese  stammten  auch  hier 
aus  livins  (bez.  der  Liviosepitome);  er  drackt  wie  Hef.  die  Stelle  ab 
unter  Hervorhebung  dessen,  was  sprachlich  ans  LiTins  nnd  was  ans  dem 
eigenen  Sprachgebraoch  des  Firmicn»  berröbrr.  Die  Anklänge  an  Liviilfl 
sind  zweifelJoB,  es  sind  nicht  nur  sprachliche,  wie  M.  richtig  herror- 
bebt,  sondern  anch  sachliche  (ÜbereinHtimmnng  mit  Orosios  und 
Angnstiutts),  woranf  ebenfalls  Kef.  a.  0.  II  S.  20  selbst  hingewiesen 
hatte;  immerhin  ist  damit  nichts  gegen  die  Annalnne  von  Sallust  als 
Quelle  von  Firmicus  gesagt.  M.  selbst  fülirt  8.  49  als  Beweis  für  die 
«JBelesenheit''  des  Firmicus  Phrasen  aus  Sallust  an,  auch  ^ind  die  vom 
Hef.  als  Sallustisch  bezeichneten  Stellen  nicht  als  Livianiscb  nach- 
gewiesen worden;^)  zu  den  sprachlichen  Indisien  aber  kommen  die  sach- 
llclieo,  die  Moore  üherselien  hat.  Mehr  der  methodischen  Wichtigkeit 
weges,  als  weil  auf  die  Einzelheiten  dieser  Sttoitfrarrc  viel  Qewicht  zn 
legen  wöre,  nenne  ich  ein  chaial<tvristisclies  Beispiel:  Firm.  c.  7  §  25 
(Sullas  Lasterleben)  liielt  Ref.  für  Sullustisch  (vgl.  Plut.  Sulla  c  36  und 
Salt.  fr.  I  68  n.  61  M);  dem  hielt  M.  gegenüber,  daß  der  Aasdrack  ninui- 
dinati  pndoris*  ans  dem  Sprachschatz  de.s  Firmicus  selbst  entnommen  sei 
and  daü  'nnndinare'  bei  Sallust  fehlt;  darauf  aber  kommt  es  ja  gar  nicht 
an  und  dies  war  gar  nicbt  von  mir  behanptor  worden.  Ejalloat  ist  deshalb 
als  Quelle  anznselieU;  weil  gerade  diese  Züge  er  mit  Vorliebe  (und  in 
diesem  Fall  ^^icher),  Livias  dies  aber  nicht  erzählt  hat.  Dieselbe  An* 
sieht  wie  Moore  vertritt  anch  Wdlffliu  (No.  38  a);  die  vom  Ref.  be- 
hauptete Ähnlichkeit  mit  Sallust  erklärt  W.  dnrcb  indirekte  Verwandt- 
schaft: .daß  Livins  selbst  seine  Erzählung  auf  gruud  von  Sallust  gab, 
ißt  nicht  zu  bezweifeln. *  Da  m.  E.  gerade  dies  heute  gesichert  zu  sein 
scheint,  daß  Livins  in  der  Geschichte  der  Bürgerkriege  die  Historien 
Sailnsta  nicht  benntst  hat,  so  bleibt  demnach  auch  für  Firmicus  Maternus 
nnr  direkte  Benutzung  Sallusts  übrig;  es  werden  hier  die  sachlichen 
Ifomente  ausschlaggebender  sein  als  die  —  ja  auch  nicht  fehlenden  — 
sprachlichen.  ' 

Dail  Livins,  von  dessen  Werk  freilich  nnr  sp&rliche  Exzerpte 
vorliegen,  ebenfalls  die  Historien  benutzt  habe,  ist  von  vornherein  sehr 
wahrscheinlich;  daß  Sallnst  anter  des  Livins  Quellen  für  den  Scrtoria- 
nischen  Krieg  gewesen  sei«  vermutet  Bienkowski  (Ko.  17  8.  90); 


')  Mit  Ausnahme  von  §  28  „degencris  animi  timore",  was  aus  der 
▲eneis  ist.  Hierzu  würde  nach  Vogel  (No.  10,  S.  411)  kommen  §  27  i,in  medio 
fiinu  urbis  Romae**  (vgl.  Catil  c.  52,  35),  wofern  die  Lesung  authentisch  ist; 
«0  liest  P  (nach  Usener),  Kroll  und  Sittl  schreiben  mit  ihren  Usa  m  foro, 
JalirMlMrieht  für  Attertmnsiriflseiisebaft.  Bd.  OXUUL  (190B.  U.)  17 


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258  Beliebt  Uber  die  Uttentar  xa  G.  SaUiutioe  Cri«pae.  (Manrenbreeber.) 

gerade  bier  ftoden  sieb  kanm  Spuren  Sallnitiieber  Ers&Uaiig  In  den 
Trfimmem  der  livianiaeben  Tradition,  nnd  dnreb  Salloete  Parteinabme 
Ar  den  Volkamann  Sertorine  ist  dies  ancb  anwabracbeinlicb;  Orosina 
citiort  (nalilrlicb  ans  Livina)  Solpi^na  Oalba/)  was  aber  alcbt  weiter 
fHbrt  Dagegen  ist  —  nacb  Bef.  I  S.  56  —  ausgiebige  Benatznng 
Sallnats  Ar  die  Geseblcbte  des  Ifitbradatiseben  Krieges  anznnebmen. 

Daß  es  Ar  die  Beorteilnng  Sallnsts  niobt  nnwicbtlg  wSre»  be* 
stimmen  an  kennen,  ans  weleben  Qnellen  er  sebQpfte  nnd  welebe  Zn» 
Terlissigkeit  seiner  DarBtelinng  ankommt,  ist  zwar  klar,  doch  sind 
bierttber  ebensowenig  wie  Ar  C^tUina  oder  Jngnrtbinnm  (vgl.  J.  B.  1899 
8.  162  nnd  168)  siehere  Besnltate  blsber  gewonnen.  Filr  den  Sertoria« 
niseben  Krieg  nahm  Bienkowski  (No.  17)  8. 103  Sisenna  (1),  (Hbinins» 
(naeh  der  kormpten  Leaart  bei  Strabo  XVII  3, 8)  Yarro,  Tarqnltins, 
L.  ICanlios  als  Qnellen  Sallnsts  in  Anspincb;  aber  von  diesen  Antoren 
wissen  wir  eben  gar  niebts;  mit  Becht  wandte  sieh  gegen  solebe  Yer^ 
mntnngen  Jejienieki  (an  No.  17).  FGr  die  Gesetdchte  des  Hitbra- 
datischen  Krieges  bat  Beinacb  <No.  19)  8. 490  mehrere  geographische 
nnd  historische  IrrtSmer  Sallnsts  nachgewiesen;  sie  lassen  sieb  rer- 
mdiren«  wenn  man  Memnons  Darstellnng  neben  die  SaUnstiMhe  (nnd 
die  der  anderen  von  Bom  beeiollnßten  Quellen)  legt  Immerhin  bat 
Ssllnst,  anmal  gegenftber  der  Enbmredigkeit  der  bei  Iiivins  benntsten 
Annalen,  eine  mittlere  "Stellung  eingenommen  (ein  Beispiel  bei  fief.  I 
S.  59,  8.  0.  6.  846).  Ober  die  Annahme  eines  anderen  topographischen 
Irrtums  im  Isanrischen  Krieg  bei  Saliust  s.  oben  S.  844. 

§  3«  Einzelne  Stellen. 

litteratnr  (soweit  in  ihr  mehrere  einaelne  Stellen  bebandelt 
sind;  die  Beitrlge,  in  welchen  nur  eine  Stelle  besprochen  wird,  sind 
an  ihrem  Ort  angeAbrt): 

39.  F.  Vo^el,  'O^ohvqxEi  8allustiauae.  (Acta  Seniiuaiii  philo- 
logici  Erlangeiibi^  1,  187^»,  8.  313—365)  (vgl.  oben  No.  10,  S.  229). 

40.  H.Keil,  Qaaestionum  grammaticarum  pars  YI.  De  Arusiani 
Messi  exemplis  elocotionum.  (Index  scholarnm,  Sommersem.  1879, 
HaUe.) 

41.  Tb.  Opitz,  Sallustins  nnd  Anrelins  Yictor.  (Jahrbücher  f. 
U.  Philol.  127,  18S3,  6.  217—322.) 

42.  Ders.,  Zu  Sallostius.  (Jahrbücher  f.  kl.  PhUol.  137,  18d8, 
S.  61-63.) 

Edler  (No.  16)  bringt  es  fertig,  Benufsung  des  Galba  diurdi  Orosioa 
selbst  SU  behaupten. 


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B«rieht  Aber  die  Litteratar  la  C.  SftUoitttii  Oiifpiu.  (HanMibiMher.}  259 


43.  Nitsschner,  De  lode  SflSlastianis  qnl  apnd  flcriptoree  et 
grammsticM  veteres  legantnr.  (Dibs.  in  OQtdiigeD.)  1884. 

44.  A.  Kunze.  Sallnstiana.  L  II.  III,  1.2.  1892.  93.  97.  98. 
Leipzig  (Simmel  A  Co.)  vgl.  hierVber  cap.  ym  §  1. 

45.  E.  H auler.  Zur  Sallastkritik.   (Wiener  Stadien  17,  1895» 

S.  122-1 'iL) 

46.  K.  J.  Neamann,  Za  den  Historien  dea  SaUn&L  (fiermea  32, 
1897,  S.  313-17.) 

47.  H.  Jordan,  De  Vaticanis  SaUutil  historianim  achedia. 
(HermeB  14,  1879,  S.  634—36.) 

48.  £.  Hanler,  Beitrilge  aar  Qeacbiehte  und  Leanng  des  Vati- 
caniacben  Fraermenta  an  Sallnata  Hiatorien.  (Wiener  Stadien  10, 
1888,  S.  136-149.) 

49.  Dera.,  Epilegomena  zn  den  Orleaner  SallaaffragnienteD. 
(Wiener  Stadien  16,  1895,  S.  247—53.) 

50.  Ders.,  ZeitacUrift  für.  ?»sterr.  Gymnasien  38.  1887,  S.  834 

— 84.1.    (Rezension  von  Joi  Uiti>  Sallustausgabe  ed.  3,  1887.) 

*5i.  K.Cumpf,  1  !>pr  liv  ucünn  Siillnstfrao-mente  (in  czccb.  Spr,). 
(Listy  filologicke  14,  lbö7,  iS.  213.)   (Hat  Hei*,  nicht  vorgelegen.) 

Zu  dieaen  Abbandinngen  kommen  hinan  die  oben  8. 229  genannten 
Ansgaben  der  Beden  nnd  Briefe  ana  den  Hiatorien,  von  Jacoba-Wirs 
1878  ir.,  Yon  Seheindler  1883,  Yon  Bni^ner  1887  ff,,  von  TkOpits 
1897;  zahlreiche  Koigektnren  zn  den  Hiatorien  aind  femer  yerdffentUcht 
Ton  Kovak  in  den  (J.  B.  1899,  S.  215  f.  cbarakterinerten)  Anigaben 
dea  Jngnrthinnm  1888  nnd  des  Catilina  1891  (diese  Anegaben  aind  im 
folgenden  durch  A  bezeichnet,  alao:  Eußner  A  »  Enßner  in  der  Anagabe 
SallnsU  opera  ed.  Eallner  1887);  viel  einzelne  Beiträge  aind  in  den  oben 
6.  228 f.  citierten  Schriften  von  F.  Vogel  (No.  10),  G.  Landgraf 
(No.  II),  £.  Hanler  (No.  12)  enthalten. 

Keil  (No.  40)  hat  S.  9—1 1  die  Leaarten  dea  Neapolitenua  dea 
Arnaianna  Hesaiua  (der  einzigen  nnverlJUachten  Quelle)  ffir  Salluat  mit- 
geteilt. Dieae  Leearten  sind  inzwiacben  angenommen  in  seine  Anagabe 
dieaea  Grammatikers  (gramm.  lat.  YII):  behandelt  aiad  Sali.  bist.  fr. 
I  40.  57.  122.  149,  II  66.  82.  105.  III  54,  IV  4.  15.  51  (H),  mit  einer 
Ausnahme  (darüber  a.  u.  S.  271)  aind  Konjekturen  und  aua  cod.  N  rezipierte 
Leaungen  der  apäteren  Auagabe  gleich.  —  Fttr  daa  Vati  kau  lache 
Fragment  ana  dem  3.  Buch  der  Historien  gab  Jordan  (No.  47) 
Kachtrftge  zu  aeiner  Kollation  nach  erneuter  Autopsie  durch  P.  Krüger; 
nie  betreffen  fr.  III  96  B.  0.  D,  f^.  98  A.  C.  D  (H)  und  wurden  in  die 
8.  Auflage  der  Jordanachen  SallnatauBgabe  1887  aufgenommen.  Maßgebend 
ftr  daa  sog.  Vatikaniacbe  Fragment  iat  hente  die  Eevision  seiner  Leaarten 


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260   Bericht  über  die  Littentar  la  C.  Salliuttiis  Grispos.  (Haurenbrecher.) 

darcb  Hanler4j[No.  48),  der  zogleich  eine  Geschiebte  desselben  seit 
seiner  Aaffindoog  (die  vermutlich  Petrus  Daniel  verdankt  wurde)  giebt. 
Diese  Hanlericbe  Kollation  konnte  also  Kef.  in  der  Aasgabe  benutzen. 
Naebtrftge  znr  Lesnng  der  Orleaner  Palimpsestfragmeiite  hat 
dann  Hanler  zogleich  mit  Verteidigung  seiner  ErgftQznngeo  oder  Ver- 
mataDgen  und  mit  neuen  Beitrügen  znr  Kritik  mitgeteilt  in  den  Rezen- 
sionen der  Ausgaben  von  Jordan  (No.  50),  von  Xram-mbreclier  (No.  12) 
nnd  in  dem  abschließenden  Aufsätze  von  1895  (Xo.  49).  Kritische  ßeit  iäge 
nur  xam  Orleaner  Fragment  euthält  der  Aufsatz  (No.  42)  von  Opitz. 

In  der  Mittdlnog  der  Beitrttge  zn  einzelnen  Stellen  ist  in  folgendem 
die  Beihenfolge  eingehalten  worden:  1.  die  Reden  nnd  Briefe,  2.  die 
direkten  (Palimp8est)-Fragmente,  3.  die  einzelnen  kleineren  Fragmente; 
hierbei  doiften  alle  solche  BeitrSge,  welche  vor  1893  erschienen  sind 
nnd  in  der  Ausgabe  des  Referenten  (No.  3)  Erwähnung  geftinden  hatten, 
an  dieser  Stelle  unerwähnt  bleiben. 

Oratio  Lepidi  (Hist  fr.  I  55  M)  §  1,  qnam  si  peior  atqne  in* 
testabilior  nutu  vesiro t\Uitili\  erklflrt  P.Tboma8(BevQe  de  rinatraetion 
publique  en  Belgique  22,  1879,  8. 112  und  nochmals  ebenda  37,  1894. 
S.  44)  als  Ablativus  comparatiouis  (wie  spe  oder  opinione)  und  stützt 
dies  durch  das  Beispiel  von  Luean  I  635  ^wä  venient  maiora  metu^, 
diese  Auffassung  dSrfte  wohl  feststehen. 

§  6  solus  omninm  post  memoriam  humani  <generi8>].  Opitz 
(No.  41)  fuhrt  an,  daO  auch  Anrelius  Victor  Caes.  39, 15  *post  me* 
moriam  humani*  (ohne  gentris)  schrieb;  oftenbar  hat  dieser  Nachahmer 
Sallusts  die  Stelle  schon  mit  der  Kon*uptel  des  V  gelesen. 

§  7  eum  per  scelus  occupata  periculosius  demisrarum]  per  scelus 
H  pericttlo  9W>  oecupatam  Weidner  (Adrersaria  Sallnstiana,  Progr. 
Dortmund  1886,  S,  9);  perkulo  sko  schon  vor  ihm  Schöne  (Hermes 
9,  254). 

8  nihil  gloriosum  nisi  tutum]  nm  medm  Weidner  ebenda»  da- 
g^fen  Jorges,  (No.  2,  S.  6)  vgl.  Hauren b recher.  Komm.  z.  St. 

11  quaeve  humana  superant]  w  streicht  Wirs  A,  ebenso  Novak  A. 

18  quae  tum  formidfne  mercatns  sum  pretio,  solnto  iure  dominis 
tamen  restituo].  Zu  der  vielbehandelten  Stelle  konjicierten  Novak  A: 
'quae  tnm  form,  mereatus  sum  preHoqm  solnto  iure  <teneo>,  dominis 
tamen  rest.*,  Tin  germann  (Jahrbftcher  133,  1836,  8.  139):  *quae  tum 
f.  m.  8.  pretio  soluto  <fialvo>  iure  d.  t  r.\  Boot  (ICnemosyne  18, 
1890,  S.  358),  quae  t.  f.  m.  s.  praedia  soluto  iure  etc.,  vgl,  aber  ferner 
Ref.,  Komment,  z.  St. 

24  nisi  maneat  expulsa  agris  plebes,  praeda  civilis  acerblssima] 
praeda  civilis  diviw  servis^  stmmum  (iusindiciumqueomniumrerumetc.) 
Wirz  A,  praeda  civilis  <belli>  ac.  Novak  A,  praeda  civilis  a  servis 
sumpta  Eußner  A. 


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Bericht  über  die  Littcratur  zu  C.  SaUustius  Crispuii.  (Maurcnbrocher.)  261 

Oratio  Philippi  (UlsL  tr,  I  77  M)  §  1:  omnia  tnrbata  Bont  et 
ab  iis,  quosj  etiam  ab  eis  Novak  A. 

§  3  Pro  di  boui,  qui  haiic  urbem  omiiim  cura  adhuc  tegitis]. 
Ausführlich  bespricht  diese  Stelle  nud  ihren  Gedankenwug  L.  Lange 
(De  L.  Marcii  l'hilippi  uratiunis  apud  Salluötiuui  loco,  Dekaoatsprogr.  • 
Leipzij?  1^70);  er  weist  die  Konjekturen  Haupts  nnd  Scbftnes  zurück 
ebenso  uio  die  fiühcien  KettnnöRversnclie  der  Stellt«,  <chlielit  aus  dem 
allgemeinen  nnd  regelmäni<.'eii  Gi-braucl;»*  von  *cura  omissa'.  <l;i(5  ein 
Genetiv  fehlen  müsse»  und  sieht  diesen  in  den  Worten  des  tollenden 
Satzes  (die  dort  störend  und  sowohl  logisch  als  sachlich  falsch  und 
die  er  also  umstellt):  omissa  cura  vatmti  rnrminis  (als  Ans|>ielunff  auf 
den  Brand  des  Kapitols  nnd  der  Sibylliiiischen  BUcher  ^'^  v.  (Jhr.). 
Lan^e  schreibt  flemnach  im  fcduenden  Satz  'mussantes  et  retractantes 
verbis  pacem  üptatis  niagis  quam  <re:^  defeuditis.  Andere  Vorschläge 
machten  Tb.  Berfrk  (ans  seinem  Nachlnl*  in  'Kleine  phiiol.  Schiitteu' 
I  S.  651  —  655  vri  (iiit'iitlicht),  'olnija  cura  adhuc  tegitis",  er  widerlegt 
Langtsi  ivonjektur;  l'einei  WirzA:  'omissa  cura  r^ov.'rcf'  (irebilligt 
von  Hauler  Xo.  15,  S.  147  uitd  Scheiudler,  Zeilschr.  1.  ost.  Gymn. 
1898,  8.  214);  Kraut  (JahrbiL  lier  127,  1883.  S.  440):  'qui  hanc 
urbem  nimis  Atvuravi  adhuc  teg.'  {stiuram  vor  ihm  schon  Schöne, 
Ilerm.  9,  254);  Novak  A:  ^noiiretnis.uicuia.',  Opitz  A;  'urhein  omissam 
cura  no<;tra'.  Dal)  onu'^.^'i  mm  zu  halten  ist  und  aus  altlateiiiiseher 
Diction  geflossen  ist,  folgt  aus  dem  alten  Spruche  bei  Liviu^i  V  17. 

7  sicariis,  quonim  nemo  diurna  mercede  vitam  mutaverit]  nemo 
non  diurna  merc.  verteidigt  Headlam  (Classical  Keview  12,  1898, 
S.  351),  der  non  für  überliefert  zu  halten  scheint,  es  ist  aber  Konjektur 
Carrios,  die  überlieferte  Lesart  giebt  einzig  Siuu,  deou  damals  könnt« 
Lepidus  mit  seinen  Söldnern  nichts  Einstliches  wagen. 

Ib.  cum  imperio  non  cmpto  sed  dato  a  vobis]  non  dempto 
Härtel  (bei  Scheindler  A),  non  adrepto  Wirz  A,  non  negato 
Novak  A. 

14  ex  qoa  oinnes  diseordiae  aceensae]  swU  seUt  Novak  A  hinan. 

16  neqne  teprovinciae  neqne  leges  neqne  di  penatea  civem  pati- 
nnttur]  neqne  te  proconstdem  leffiones  neqne  etc.  Wirs  A,  provinciae 
regem  neqne  Eußner  A,  vorher  schon  Zeitschr.  f.  Gymn.  Wesen  29, 
8.  84),  provinciae  neque  patria  neque  di  Novak  A. 

Orfttio  Cattae  (Fr.  n  47  M)  §  7:  classe,  qnae  commcatos  iuebaiur 
minore  qnam  antea  navigamusj  tu^atur  vermntet  ansprechend,  ^wenn 
woU  anch  nicht  notwendig,  Opitz  (Jahrbttcher  f.  kl.  Pb.  131,11885, 
S,  270). 

Epistnl«  Pompeii  (Fr.  II  98  K).  Eine  gnte  Charakterisieranir 
des  Briefes  nnd  der  übertriebenen  und  falschen  Angaben  in  demselben 


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262    Bflriehl  Aber  4ie  Littorfttor  sa  C.  Sallustiiu  Ciispitf.  (llMFenbreeher- 

sowie  seiiier  stiliBtischtti  Eigentüinliehkeiteii  findet  sieh  bei  Schnorr 
Ton  OftroUfeld  (Ko.  13)  8.  67  ff. 

§  2  bacine  spe  pop.  E.  Uberos  snos  ad  bellnm  miait]  nUUii  Novak  A. 

5  recepi  GaUiam  Fyrenaenm  Laoetaniam]  Laeeiamam  (nicht 
Jacetaniaa)  verteidigt  Hanler  (No.  7)  unter  Anfilhrnng  mehrerer 
ParallelsCeUen  ale  die  liehtige  Kamensform. 

Vh  hiememqne  castrie  .  .  .  egi]  in  castrie  Novak  A,  so  aneh 
die  Abaehrift  des  Petras  Candidus  Deeembrins  nach  Sabbadini 
(Hnseo  ital.  di  anticb.  elaas.  lU  S.  69)  (vgl.  J.  B.  1879,  8.  199). 

Iii.  ex  ambitione  meaegi]  mea  streieht  mit  Hanler  (No.  7  nnd  9) 
auch  Enßner  A. 

6  quid  deinde  prodla  ant  expeditiones  ....  enamerem?]  qnid 
deinde?  proeiia  .  .  .  ennmerem?  teilt  Wirz  A. 

Ib.  res  plns  valet  qnam  verba]  viUe»i  Sabbadini  a.  a.  0.  (mit 
Cod.  Dee.). 

§  6  dnx  boetinm  .  .  .  com  nrbe  Yalentia  et  ezercl^u  deleti  satia 
elara  vobü  sunt]  exerdft»  deleti  ....  nfihi$  Hanler  (No.  7,  9,  50.). 

7  vietor  nterqne  in  Italiam  venire  potest]  victorgae  Sab  badini 
(mit  Ood.  Bec.).. 

9  praeter  maritimes  civitates,  nitro  nobis  snmptnl  onerlqne]  sunt 
(mit  fr.  Aurel.)  Hanler,  guae  nitro . .  sunt  Sehlen  (Jabresber.  d.  philol. 
Ver.  1890,  S.  47),  {gme  schon  Konjektur  der  Aldina),  ebenso  Kovak  A, 
qma  "  oneriqne  Sabbadini  (BoUetino  di  filol.  cl.  II,  1896«  S. 
früher  Museo  ital.  d.  aut  cl.  III,  1888,  8.  69  mit  Cod.  Dec.  *et  nitro'), 
sumptui  aerique  sunt  £nOner  A. 

10  exercitns  hioc  . .  in  Italiam  transgradientnr]  kic  (mit  fr.  Aurel.) 
Sehmalz  (Woebeoschrift  f.  kl.  PhUoL  4,  1887.  8.  1329). 

Oratio  Llcinii  Mwsri  (Fr.  m  48  M).  Daß  diese  Bede  dem  Ur- 
teile Ciceros  (Brnt.  238)  Aber  Macer  entspricht  und  wirklich  eine  gnte 
und  klare  Disposition  zeigt,  hat  ansprechend  Hauler  (zu  No.  13, 8.  330) 
ausgeführt,  er  findet  (mit  Becbt)  gerade  in  dieser  Bede  am  meisten 
eigene  politische  Gedanken  Sallnsts. 

§  1  multis  mihi  disserendum  fnit  doeendiqne]  eratis  fügt  Novak  A 

hinzu. 

7  eoneessere  llluc  omnes,  at  mox  .  .  •  ad  vos  pleriqoe]  transHmni 
«etzt  Novak  A  hinzu. 

U  certatum  utrmgue  de  dominatiooe  in  vobis  sit]  utrimque 
streicbt  Wirz  A  als  Bittographie  aus  §  12. 

15  ne  voe  ad  virilia  lila  vocem  quo  tribunos  plebei,  modo  patridum 
magistratuffl,  paraverej  quis  Novak  A,  er  streicht  modo, 

2S  Pompeinm  tantae  gloriae  adnlesoentem  malle  prindpem  vo* 
lentibus  vobis  esse  quam  illis  dominatlonis  soeinm]  soll  nach  Neumann 
(No.  46)  nicht  auf  Pom  pejus  dch  beziehen,  der  i.  J.  73  weder  adulescens 


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Bericht  über  die  Litteiatur  zu  G.  SaliustiuB  Crispus.  (Maurenbrecher.)  263 

gewesen  Doch  an  das  Frineipat  dachte,  aondarn  auf  Gbar  Octtfiantu, 
nng^efähr  36  Chr.  Mir  sdieiDt  Jadei  Wort  aaf  Fompejus  n  piasoii, 
die  aaf  ihn  geaetita  Haffiinag  der  Popniarpartei,  die  VonteUimg  das 
*  adaleecena  (denn  jer  konnte  nor  ala  89  jfthriger.  als  der  er  77  nach  Spanien 
zog,  ia  der  ErioneniDRr  des  Volkes  leben),  der  Ansdmck  prinoeps,  der 
einzig  aaf  seine  SteHang  nach  67  paßt,  was  Sallnst  eben  antidpierte. 
•  Dagegen  glanbe  Ich  nicht,  daß  Cl&sar  —  und  besonders  nad^  dem  Siege 
ftber  S.  Fompcjns  —  noter  des  Ponpcjas  Bild  gemeint  sein  kann,  aneh 
mftOte  erst  erwiesen  sein,  daß  Buch  III  nach  36  abgelkßt  worde, 

25  neque  enim  ignorantia  res  dandii]  clandü  m  schrieb  Ref.  A 
nach  Donat.  ad  Ter.  Eun.  I  2,  8i,  dies  ist  falsch,  denn  Donata  Wort- 
folge s\iiurnt  mit  der  des  Vat  Qberein  (vgL  Weßner,  Berl.  phil. 
Wochenschr.  1900,  S.  1436).  — 

Epistiilii  Mithridatis  (fr.  IV  69  M)  ^  2:  Tibi  si  i)eii)etua  pacc 
frui  liceret  (licet),  iiisi  Höstes  opportuni  et  scelestissimi,  <ni>  e^regia 
fania  .  .  .  futnra  est]  'si  p.  p.  Ii.  iiceC  will  Hauler  (No,  45)  halLen, 
er  schreibt  (nacli  ihr  1.  Jiand  des  Vat  )  'ni  nyia  fauui';  '8i  liccat,  niai 
opportmu  liostes  (--  obnuxii)  sceleiatissimi  et  egregia  tama  fut.  sif 
Novak  A,  den  (iedanlceni^aat;  dieses  Satzes  erklärt  gut  iSclieindler 
(ZeiUclir.  f.  öst.  Gymii.  IhLKS,  S.  211}. 

t:^  3  si  Vera  existiiimre  volesj  vere  atstumare  Novak  A  {vere 
scbuu  Al.idviL';. 

9  cum  tiliuä  Aj^a,  i^itam  regiuam  appeilaverat,  genitus]  appelluve- 
ruHt  Nova  k  A. 

Ii)  ui  ignas  opes  virorum,  anuoiuu»  et  aurij  ariiioruui<»/MC>  et 
auri  Kuvak  A. 

Ib.  consilium  est,  .  .  parvo  labore  per  nostra  cui  pora  bellam  con- 
ficere]  ])&tvo<luo>  labore  (nach  iiertz)  Wirz  A,  Uauler  No.  45, 
parvo  labore  streicht  (weil  beiCbariaius  fehlend)  Nitzscbner  (No.  43, 
a  55). 

Ib.  (bellum)  quo  iieiiue  vincere  neque  vinci  .  .  .  possamnsj  ^uom» 
Opitz  A  (Vat.  quo,  was  nach  Hauler  so  anfzalösen). 

17  Convenas  .  .  .  pesiem  (peste)  conditos  orbis  terrarunij  pe^tem 
Novak  A.  M aureubrecher  A,  für  peste  Jordan  A,  Nitzschner 
<No.  43,  Ö.  72),  Wirz  A,  Eußner  A.  Opitz  A,  mit  ßecUt. 


Fragm.  Aurciianense  fr.  II  42  M,  V.  10:  Cotta  pronipims, 
sed  ambitiöse  (ambitiore)  tum  ingeuio  larj^itore]  ambiiione  ingmita 
vermutete  Ref..  ambtiio6e  (uud  danach  Interpunktion)  besser  Hauler, 
der  dies  (No.  uü;  nochmals  verteidigt,  ambitione  nimmt  (nach  Uauler 
No.  12)  za  viel  lUnm  ein. 


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2C4  Beriebt  über  die  Litteiatur  zu  C.  SaliusUus  Crispuä.  ^Maureobrechor.) 

Fr.  Berolliteiise  fr.  U  45  M  V.  11:  Atgientisqne  lecnta  ai 
Oetavi  domom,  qua«  propior  erat  in  .  .  .  goacnlom  pervenit]  lo  gena- 
culum  oder  in  euhicuhm  Roasi  (nach  brlefUcber  Hitteilang  an  Hanler 
vgl  No.  bO),  tör  leteteres  atimiDt  dieser. 

Fr.  Aurel.  II  47  A  V.  3:  pennaesUu  qnod  pro  enpita  vo* 
lantate  plebes  Ca^altesata?)  Aierat].  So  (teilwdse  nach  Bficlieler) 
Ref.;  wie  Hanler  No.  49  mitteilt,  ist  aber  der  1.  Bochetabe  nach  dem 
fiberlieferten  pUvts  nicht  A,  sondern  R;  in  der  nächsten  Zeile  nicht 
vtUin,  sondern  vali  a;  'qaod  pro  capita  volnntate  plebi9  rivaH  a/faerat* 
vermalet  glftnnend  Hanl  er  (Mher  —  No.  9  —  hatte  er  pro  cup.  vol. 
plebls  abalienaverat  (seil,  volnotatem  plebis)  vermatet,  Ref.  würde  unter 
AnlebnuDg  un  Hanler  jetzt  *pro  c.  vol.  pldfes  rivali  affueraf  lesen. 

Ib»  fr*  II  68  esar  (am  Ende  der  Zeile)]  Hanler  hat  scharfiBinuig 
(No.  9)  vermutet,  daß  von  Cüsars  Thaten  76/75  (gegen  die  Seerftober 
oder  gegen  Mitbradates)  die  Rede  gewesen  sei,  müglich  ist  aber  auch 
eine  Ergänzung  <ho8t>€s  ar<ma>  oder  ähnliches. 

Ib.  fr.  II  87  A.  Über  die  Situation  des  in  dieser  Kolumne 
erzählten  Belagertingsgefeclites  entstand  eine  Meinungsverecbiedenheit 
zwischen  Hauler  und  Ref.;  crsterer  verstand  (No.  8)  'simul  utrimqqe 
pugnam  occipiunt'  vuii  2  Stiiriiikoloniu  n,  mit  denen  die  belagerten  Isaurer 
den  Wall  der  liömer  angiitYeii,  nmi  verteidigt  dies  No.  49  S.  248;  Ref. 
No.  3  II  S.  96  daelite  an  einen  Kanipt'  mit  2  Fronten  (daher  utrimque) 
indem,  wie  bei  Aleria  die  Uomer  von  don  ausfallemleu  Isaurern  und 
zugleich  im  Rücken  durch  cüi  Kutsutzheer  an^eirritVen  wurden.  Mir 
erseheint  leizcre  Ausicht  auch  heute  noch  wahrscheinlicher,  da  die  Worte 
„fuga  tuta  tuit''  etc.  sich  nicht  auf  die  zurückireworfenen  Krieger  und 
belagerten  Stadt  bezieben  können  (dejiu  nuiil.*'  iielagerungsheere  liegyn 
dicht  an  den  Stadtmauern,  der  Angritfswall  innerhalb  rteilschuU  -=s 
unter  180  m;  uni  wir  keinen  Grund  haben  zu  bezweifeln,  dalj  die  Be- 
wohner von  Isaura  nuva  die  Römer -im  Rücken  ange^'ritVen  hnttcn. 

Ib.  II  STA,  20  pars  vallo  traubUxa]  in  vallo  Maurenbrecher  A, 
mit  Recht  /.urückgewiesen  von  Hauler  (Nu.  49,  S.  7ö2)  nach  Ca»,  b. 
g.  Vll  7;}.  4. 

Ib.  II  87  B,  18  ne  de  missione  mutarent  animoüj  Uauler  nahm 
(No.  50)  znpüchst  seine  Konjektur  'de  demissione'  wieder  zurück  und 
schloß  sich  an  Härtel  'demissione'  (-Niedergeschlagenheit)  au,  was 
ancb  Opitz  (No.  42)  unter  Vergleich  von  Jul»-.  10  ,,4uia  mortis  metu 
inutabantur"  billigte;  'de  promissione'  verninu'ie  Landgraf  (Xo.  11), 
Hanler  (NO.  12)  billigte  zuletzt  die  Lesung  des  Kcf.  »de  missione** 
(sc.  ob<idum). 

Ib.  II  87  C,  ä  iiracteroa  miliies  a  praedatiouilius  agrorom  .  .  . 
retinebatj  a  yraedalionibus  verteidigt  Ilanler  (Nu.  äO)  mit  Recht 
als  die  leichte&te  und  sprachlich  uuchstliegeude  Konjektur,  populafionibus 

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Bericht  fiber  die  Littenttor  sa  G.  SalliutliiB  Criapna.  (Haimiibrecher.)  265 

(wie  nach  Harte!  und  Hoiomseii  Bef.  ichrieb)  empfiehlt  Bich  nicht, 
da  popviari  and  popuiaiio  bei  SaUnst  fehlt. 

Ib«  y*  10  ne  <8e>  anspeetom  haberent]  ae  (wie  Bef.  nach 
Heerwagen  aehrieb)  erscheint  mir  jetzt  nnnOtig. 

Ib.  T*  18  nti  qniiqne  acdderat]  acciderat  belegt  Opitz  (No.  42) 
durch  Jag.  88,  6  and  107,  6  gegen  Hartela  nnd  Bflchelen  Ändernngen. 

Ib.  U  $7  D,  2  mos  tarnen  eztrema  victia  paterentnr]  'extremo« 
vicen  paterentnr*  frSher  Wölfflin  (Archiv  f.  lat.  Lex.  III  1886, 
8.  305)  (nicht  wie  Bef.  A  angab  Jordan),  diea  ist  aber  ebenda  IV 
S.  166  von  ihm  znrachgenommeD. 

Ib«  T.  16  ex  qno  in  Aigam  oppidi  teli  conieetna  erat]  in  fugam 
hatte  Hanler  (No.  2)  znerst  halten  wollen  (=.- „Bflckzngalinie*  oder 
—  *8i  ftagere  conarentnr*),  aehr  ansprechend  vermntete  er  xoletzt  (Ko<  49) 
*in  togam  oppidi^  nach  Nonius  p.  406  *toga  dicitnr  et  teetnm*;  (wir 
würden  dann  aber  toga»  erwarten).  Novak  A  atreicht  die  nnbe« 
qaemen  Worte  (ex  qno  in  oppit^tim),  anderes  siehe  Aosg.  d.  Bef. 

Fr.  Aurel«  II  92,  4  nbi  illoram  fortia  facta  <ca>nebant] 
condnebanl  hatte  mit  Bttckaicht  anf  daa  anszafüllende  spatinm  Hanler 
(No.  50,  ebenso  No.  IS  S.  758)  vorgeschlagen,  was  Bef.  hätte  auf* 
nehmen  miiaaen. 

Ib.  T.  5  M  postqoam  Pompeina  •  .  .  adventare  eompertas  est] 
ea  verteidigt  Opitz  (No.  42),  indem  er  es  sn  comperltia  sieht,  eo  Bef.  A. 

Ib*  T*  12  arma  cep<ere>  occapato  . . .  loc<o  eiä>os  teatabantnr 
inopcs  patriae  .  .  .  eoque  nber<a  tt>  partns . .  viris  manere]  Hanler 
(No.  12)  hat  gegen  Bef.  mit  Becht  geltend  gemacht,  daß  1.  das  von 
Bef.  nach  cepere  eingesetzte  des  mangelnden  Banmea  wegen  anwahr- 
acbeiniich  aei,  daß  2.  illos  teatabantnr  (wie  Bef.  A)  nnwahrscheinlicb, 
ejt  vermutet  (neben  m)  obvioa  oder  dnbios;  ich  möchte  durch  Einfttgaug 
ionßtdejk  S^tzbaa  glätten;  3.  daß  nach  ubera  auch  des  Baumes  wegen 
w  einzuschieben  sei. 

^  Fr.  11  98,  11  cuins  ronltam  intererat,  ne  ei  periode  Asiae  .  .  . 
atqne  vadi  e  facoltate]  gegen  seine,  wie  gegen  Ref.  Bessernngsversuche 

nimmt  Ilauler  (No.  12)  Harteis  Ergänzung  'ne  ei  periretAidM  <jipes>* 
auf,  ich  Wörde  jetzt  (unter  Annahme  von  pcriret)  vielleicht  Asiae  <vto> 
vorschlagen,  doch  scheint  die  ganze  Steile  noch  nicht  geheilt,  da  auch 
die  Ergänzung  intererat  unsicher  ist  (itileresse  fehlt  bei  8allust). 

Ib.  fr.  II  98  ü,  G  coosules  ....  provincias  inter  se  paravere] 
zum  Schutze  des  angezweifelten  paravere  verglich  Mendelssohn  (Mit* 
teiluug  an  Hanler,  vgl.  No.  50)  die  lex  Julia  (CIL  I  206)  Z.  25 
„uediles  .  . .  inter  se  pai  uitu  aiit  sortiunto,  qua  in  partei  urbia  quitqae 
eoiuiJi  vias  publieas  .  .  .  reticiundas  sternendas  curet". 

ib.  fr.  III  5  zur  Ki kliii im;?  der  in  diesem  Fragment  geschilderten 
kriegerischen  bitualiou  ist  die  ansprechende  Vermutung  Haulers  nach- 


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266   Bericht  über  die  Utteiatur  m  C.  SftUoitiiie  Crispas.  (Maurenbreeher.) 

zatragen  (No.  8  tiad  No.  9),  daß  der  Mer  erw&hnte  (n.  E.  vod  Ajito- 
nini  angegrlffeae,  uaeh  Hanler  yon  diesem  verteidigte)  Hafen  deqenige 
Kassilias  sei;  hierza  paOt  auch  die  ErwUiQOog  der  Ligarer. 

Ib.  T*  5  neqoe  Ifamercas  bost<iiiiii  naTie>  ....  tntior  in  aperto 
•eqaebatur]  Die  IcHrzere  Erg&uziing  hostea  empfalil  Hanler  (No.  50). 

Ib.  T*  10  diebns  aliqoot  per  dobitatiooem  <tritis>]  Statt  Haolers 
(und  Bef.)  triUa  wollte  Opitz  (No.  42)  consumpHs  nach  Jng.  c  69,  9 
eiosetsen;  hierfür  reicht  daa  vorhandene  Spatinm  nicht  ans,  vgl.  anch 
fr.  in  16  M. 

Ib.  y.  11  f.  Die  vom  Ref.  vermutete  Satzfassnng::  'cum  Ligoram 
prae<8idia  ceB8is8eDt>  in  Alpis,  Terentnn<orQm  ac>eitn  qaaestio  fae<ta 
ad>  Sertorinm  perve<hi  cnm>  Antonio  ceterisquc  placeret'  entspricht 
nach  Hanler  (No.  13)  mehrfach  nicht  dem  verfügbaren  Banme;  er 
vermutet  (m.  E.  richtig)  'cnm  Ligamm  re<gre88u>  in  A.  Ter.<jfiM 
nc>dta  qo.  f.  <es8et  ad>  Sert  perve<hi  idque>  Ant.  cet.  placeret'. 

Ib.  fr.  III  €  ant  looge  <acta  al>io  classe  quam  ....  tn>t 
temere  nezis  ratibus]  temet^e  nexia  vermutete  Haoler  (No.  50)  schon 
1887  richtig,  tmereque  iexUa  des  Ref.  war  demnach  überflüssig,  dasse 
-qua  meahat  Hanl  er  No.  49  (qnam  emitsral  ders.  froher,  (in&m  euoearat 
Ref.,  beides  nnmöglicb,  wenn  out  geschrieben  werden  maß). 

Ib.  V.  10  praeniisso  cum  eqni<tatQ>  Mauio  legato]  Da  der  Banm 
nach  Hanler  No.  49  nnr  für  equiUUu  Uanio  oder  equifihiu  Afirmno 
ausreiclit,  ist  cum  equitibus  Münio  falsch.  Daß  dieser  Manins  mit 
Mauias  Acilios  Glabrio  Cos.  67  v.  Chr.  identisch  sei,  hatte  Haoler  No.  8 
vermutet. 

Ib.  V.  10  atqiie  illi  loco  fretij  <at>aeque  verlangt  der  liaum  und 
<iie  Form  des  ersten  Buclistabens  nach  Hauler  No.  49. 

Ib.  V.  20  Die  ErgftDzungen  des  Ref.  '<ad  hoc>  f^on<te>  at 
augnsto  <ita  har>enoso  ingre&äu'  übeisclneitcu  nach  Hauler  No.  49 
den  verfügbaren  Raum. 

Fragmentnni  Taticanuni,  fr.  III  DU  Ii  k^gcn  die  Ergänzungen  des 
Kef.  (V.  1  —  2)  Lul  Hauler  (No.  12)  Kachliclie  Zweifel  vorgebracht. 

Ib.  V.  16  prociil  vitLiitibus  ertxeraut  fulta  <ante  portam>  recentia 
-cadaveiuj  so  lief.,  l'iilta  stipilihus  Hauler  Xo.  48. 

Ib.  V.  18  <iit  für>uiiJiue  f<u^aieutur  Va>riui  <milites>]  (so 
Ref.j,  formidinc  fcartmf  Hauler  No.  <1H, 

Ib.  fr.  III  9G  C,  15  Der  Ergän/.Uiif?sversucli  des  Ref.  '<mum>to 
tarnen  <[(j<nunc  /n5/f//u>.v  paveiis  sc  <iecipit>"  füllt  den  vurhaiideneu 
Itauüi  nach  Hauler  No.  12  nicht  iiinreichend  aus:  vielleicht  ist  zu 
schreiben;  'muuito  tarnen  aj^niine  cum  omnihns  co^dis  pavens'. 

Ib.  fr.  III  98  Des  Ref.  P^rgäiizung  *<pauci>  prudentes 

l><robaic  Uber!  aDi>mi  uoljiles<que>'  übersdneitct  nach  Hauler 
No.  12  den  Kaumj  es  bleibt  (neben  dem  Vorschlage  Haulers  No.  48 


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Beridit  Ober  die  Litteistor  sa  C.  SallastiiiB  Gritpiu.  (MaoronbiMher.)  267 

<*prodentes  docUisqne  aiiimi  nobile«*)  die  liSgliclikeit  'panci  pradentes 
probare,  plnrimi  oobüee<qiie  obsi8iant>  laadantqoe  q<aod  vetnerat 
fae>ere*. 

Ib.  fr.  III  «8  <i»  80  vffl.  oben  8.  288. 

Fncneate  alafilat  Fr»  I  9  *receii0  8erip<tQm>*  wurde  bisher 
aUgenein  aof  Vorgänger  SallnstB  (Siaenna)  bexogeo,  dagegen  hat 
Wölfflin  (*Das  Adverbiom  reeene\/rohiv  f.  lat  Lexikogr.  IX,  1896, 
8.  863)  daranf  hiDgewiesen,  daß  eeribere  eonacribere  (exereitam) 
gefaßt  werden  kann;  er  tbnt  dies  (trotz  Salptdoa  Severoi  I  6,  3  *in 
libiis  recens  scriptie*)  wegen  äbniicher  Bedentong  bei  Sallntt  Jog.  43, 3, 
84, 5,  86.  2  and  wegen  Jolios  Valer.  Alex.  1, 21  *qnoa  (milites)  ipse 
recens  eeripierat*.  Mit  Recht  bat  W.  diese  «weite,  biaher  unbeachtete 
ErkUbrnngsmOglicbkeit  betont;  eine  Entecbeidnng  l&Qt  sich  nicht  ge* 
Winnen,  da  beide  Bedentnogen  im  Sallnstiachen  Oebranch  (siebe  Index 
bei  Dietieb)  nnd  bei  imitatores  vorkommen.  Ist  ein  Heer  gemeint,  ao 
kann  es  sieb  auf  das  Heer  des  Marias  oder  des  Snlla  86,  anf  das 
Harianiache  83,  anf  den  Sertorianiseben  Krieg  80/79  oder  den  Ab* 
manch  des  Pompejns  77  bezieben;  jedenfalls  gehört  dies  Brachstüek 
2Q  den  incerCa. 

Fr.  I  4  In  der  Ed«  des  Bef.  fehlt  das  Testimonium  Hieronymus 
Epist.  61  (I  850  V.)  *Solas  es  Gato,  Romani  generis  disertiasimos' 
(wofanf  Wölfflin  schon  Pbflol.  17,  8.  544  biowiea),  Wdlflin  machte 
(brien.)  noch  anf  Fronte  S.  203  N  nnd  Arnobins  3,  6  aufmerksam. 

F^.  I  8  Für  den  Genetiv  Ptrsi  fehlt  bei  M.  das  Testimoninm 
€hai>is.  Exc.  (I  541  K.). 

Fr«  I  U  Fttr  die  Lesart  *nisi  qua  paiadibns  invia  fnit*  (aleht 
0<a  a)  weist  Vogel  (No.  39,  a  865)  anf  Mola  III  3,29,  Ambrosius 
Hex.  VI  7,  Heges.  V  15, 16  hin. 

F^.  1 14  Die  Beziehung  des  Bruchitilcks  aui  das  ProSmium  der 
Historien  ist  ganz  unsicher  (so  Hauler  Ko.  12,  8.  751  und  Landgrat 
Ko.  11). 

Fr.  1 18  ut  omne  ins  in  vtrÜms  esset]  so  Ref.  nach  den  Lucan- 
schollen,  m  valtdhrtbus  empfiehlt  (nach  Fronto)  Landgraf  No.  11, 
da  vaUdtor  bei  Sallnst  beliebt  und  hier  fr.  11  und  12  vorkommt,  m,  E. 
richtig.  Im  Kommentar  hätte  Eef.  aof  das  Sprichwort  bei  Plantns 
Tmcnl.  812  *plaa  poteat  qui  plus  valet*  hinweisen  sollen. 

Fr.  1 80  Omnibus  lex  Lidoia  ingrata  foit]  parala  Landgraf 
No.  II  (fratra  Qberlief.},  doch  bleibt  dann  omnilfw  unverstftndlich. 

Fr,  I  21  Italia  ammis  dii»cessit]  'animis  aique  armis*  Vogel 
(No.  89,  8.  354)  nach  Heges.  II  1. 75. 

Fr.  I  28  quippe  vasta  I(atia  rapinis  fuga  caedibns]  b&lt  Land- 
graf No.  11  f&r  identisch  mit  Orat.  Lepidi  (I  55)  §  17  *vastam  wrbem 
foga  et  caedibns*. 


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2ü8   Bericht  über  die  Litteratur  sa  G.  StUiutiiu  Criipos.  (Maurenbrecher.) 

Tt,  1  26  nihil  esse  de  re  publica  neqne  libertate  .  .  pactam] 
'oeqne  de  libertate'  Kaoze  (No.  44,  HI  3,  8.  250). 

Fr.  1  44  ut  per  singuloB  artne  expiraret]  diese  (besser  überlieferte) 
Leiart  beatätigt  auch  Vogel  (No.  39,  6.  323). 

Fr,  I  4«  magiüs  uptMit-us  portVctis  obsidium  coepit]  Ucf,  hatte 
die  Worte  des  FestiiR  •obsitiiiun  UiUKiuam  [iraesidium  subshiiiiiir  wie 
Kritz  80  verstanden,  dall  damit  eine  andere,  ältere  Bedeutung  des 
Wortes  ohsiilium  anpe^eben  werden  solle  (—  auxilinm),  und  demnach 
(mit  KifiLej  ct[)it  gescliiiebeu;  mit  Hecht  machte  bierße^'eii  Horaeus 
(Archiv  f.  lat.  Lexikogr.  IX,  1896,  S.  182)  geltend,  dal]  des  Festus  Worte 
sich  nur  auf  die  Wortbildung  be/äehen  und  dati  sieh  nnr  so  die 
Überlieferung  coepit  (mit  Objekt  wie  Ep  Mithr.  IV  60.  13)  erklilien  läl  t. 
Sallust  hat  hier  wie  Ep.  Mithr.  H  die  ältere  Form  obsidlnm  (Coluuuia 
Rostrata,  Plauiua,  Ennins),  nur  einmal  (fr.  II  '.'ii)  obsidio  eebrnncht  (obsi- 
dione  exempti  wie  Col.  Rostr.  'obsidiod  exemet').  Dnrch  die  veränderte 
gramuiatische  Auflassung  des  Fraf^inents  wird  die  IJe/ifhnnL':  ]  11  i^i 
verschoben:  die  Belagerung,  welche  Catilina  selbst  leitete,  ist  deninacU 
nicht  Präneste,  sondern  eine  andere,  von  Sulla  83  eroberte  Stadt. 

Fr.  I  54  de  praefecto  urbis  quasi  possessione  rei  publicae  .  .  con* 
tcndebatorj  qaasi  de  poseesalone  Knnze  (No.  44,  III  2,  282). 

Fr.  I  67  SaUae  domiaationem  qneri  non  aadebat,  qna  eifenBue] 
Jjeearteii  italienischer  Hb8  Donata  Jetzt  bei  Sab  badin i  Stndi  italiani 
di  filol.  Claas.  II  S.  102.  Aach  in  diesen  scheint  ^neqne  est  offensos  domi- 
natione  SoUae'  ftberliefert  zn  sein,  *neqne  eam  infensins'  Sabbadini, 
jedenfalls  hat  fuU^  das  Ref.  nach  qua  einsetzte,  keine  Qewfthr,  es  wird 
'qua  offensns*  oder  'neqne  ea  offensns*  zn  schreiben  sein. 

Fr.  I  60  8.  o.  S.  238. 

Fr.  I  74  Landgraf  (No.  II)  hftlt  dies  Gitat  (aam  talia  incepta  ni 
in  eonsnJtorem  vertissent,  rei  pnblicae  pestem  factnra)  fOr  identisch 
mit  Orat.  Phillppi  I  77,  §  1  *deniqoe  prava  incepta  consDltoriboa 
nozae  esae\ 

Fr.  1  80  qniu  ille  dehonestamento  corporis  maxinie  laetabatar] 
Bienkowski  (Ko.  17,  8.  61  Anra.)  verteidigt  die  Überlieferong  qmd 
(Qaid?  ille  dehon.  etc.). 

Flr.  I  04  modicoqae  et  eleganH  imperio  percarns  ftait]  *et  bUmdo" 
oder  gentilit  («den  Landessitteo  entsprechend*)  vermntet  Landgraf 
Ko.  11. 

Fr«  1 108  (more  bnmanae  cnpidinis  ignara  visendi)  bezieht  nach 
dem  Citat  des  Nonius  Nitzschner  (No.  43)  anf  Jog.  c.  03;  da  N. 
selbst  annimmt,  daß  Nonins  hier  nur  ans  Oellios  schöpfte,  wird  anch  er 
die  SchlnOfolgemng  nicht  umgehen  können,  daß  die  Worte  'Jogarthino 
belle*  ein  aOtor/eoiMix«  des  Nonins  sind. 


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.Bericht  ober  die  Litterator  sa  C.  SAllastittB  Grispus.  (llftoreDbrecber.)  269 

Fr*  1 107  min  ex  boo  qnisqoe  tenrore  ....  novai  immaiuB 
<foiinas  e  finibii8>  Oceani  <ftp>pal8  <a8>  .  .  .  contenderent]  statt 
formas  (so  nach  Kr  Hz  fief.)  vermutet  Land  g^raf  No.  11  ansprechend 
b$huiB  (beiaas  Oceani  aecitas)  nnter  Vergl.  mit  Cic.  Soll.  76«  Tae.  ann. 
II  24;  die  Erg&nziins^  *e  flnibos*  sdieint  mir  des  Banmes  wegen  not- 
wendig zu  sein. 

Fr.  I  108  poatqnam  tarn  <al>ta8  ripaa ....  videt]  EinfiAcber  als 
diese  meine  Koqjektnr  (statt  Qberlieferten  tantas  gpvfwt)  erscheint  mir 
jetzt  tanias  ripas. 

Fr.  I  ItO  sanctns  alia]  Für  die  Schretbnng  alia  (nicht  alias)  und 
die  Vereioignog  der  beiden  Citate  des  Ghariains  und  des  Servlns  anf 
diese  eine  Stelle  traten  ebenfalls  ein  Vogel  (No.  39,  S.  359)  nnd 
Wölfflin  (Archiv  f.  lat.  Leidkogr.  II  1885,  S.  94),  letzterer  wies 
2nr  Unterstiitsang  der  Sehreibnng  (Uta  (anßer  den  vom  Bef.  im  Komm, 
z.  St.  genannten  Stellen)  anf  Anrel.  Vict.  Gaea.  9,  Heia  I  19»  19.  nnd 
(briefl.  Hltteil.)  anf  Amm.  Marc.  XXVm  4.  3,  XXTX  8,  9,  XXXI 
14«  6  hin.  Wie  Ref.  hat  gleichseitig  Blenkowski  (No.  17,  6.  71) 
dies  Fragment  anl  Jfetellns  Pins  bezogen  (vgl.  Gicer.  pr.  Archia  9). 

Fr.  I  120  K.  J.  Nenmann  (No.  46)  bezieht  dies  Fragment  nach 
Silins  Italiens  XII  3d4  (virgnlta  tegitnr  valle  ac  firondentlbns  nmbris) 
anf  die  Kämpfe  des  Statthalters  Triarins  mit  Lepldns  (i.  J.  77,  also 
im  3.  Bach  der  Historien);  daß  die  SaUnstworte  hier  von  SUlns  nach- 
gebildet sind,  erscheint  anch  mir  jetzt  sicher,  über  die  inhaltliche 
Beziehnng  aber  folgt  daraus  zunächst  gar  nichts,  nnd  wenn  N.  argu- 
mentiert, *ein  zwingender  Anlaß  za  einer  LoslQsnng  dea  Fragments  ans 
dem  Znsammenhang,  in  dem  es  bei  SUins  erscheint,  liegt  nicht  vor\ 
so  wBrde  dies  gegen  seine  Anffassang  und  eher  fftr  Beziehnng  anf  die 
Geschichte  der  Kämpfe  des  Torqnatns  anf  Sardinien  sprechen;  da  aber 
diese  (anch  in  dem  Ezknrs  *de  sitn  Sardiniae*)  Sallnst  kanm  erwähnt 
haben  wird,  bleibt  es  am  nächstliegendsten,  die  (nnr  sprachlich  von 
Silins  nachgeahmten)  Worte  anf  die  im  Komm.  z.  St  vom  Bef.  an- 
gezogene Plntarchsteile  nnd  anf  die  Kämpfe  des  Sertorins  in  Spanien  an 
beziehen. 

Fr.  1 127  itaqne  Servilins  aegrotnm  Tarenti  coUegam  prior  trans- 
gressns]  Her  eher  Progr.Bealschnle  Qera  1878  S.8)  machte  den  Aecnsativ 
von  *transgressns*  («  Überholen)  abhängig;  hierbei  würde  prior  unver- 
ständlich werden.  Eef.  (vgl.  Komm.  z.  St.)  ergänzte  ein  Verbum  (wie 
reliquU  oder  ähnlich). 

Fr.  1 140  Bei  Bef.  fehlt  als  Testimonium  z.  St.  Ambrosius  de  fuga 
saeouli,  Migne  14,  577. 

Fr.  11  0  Auf  ein  weiteres  Zeugnis  zu  dieser  St  wies  Landgraf 
No.  11  hin,  Liber  gloss.  (Gorp.  gl.  7  S.  167)  *SalIustias  alt  Aristaenm 
primo  insulam  Ceam  relicta  patria  coluisse*. 


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270   Boriebt  über  die  Litteratur  ta  C.  SfelloBtinf  Crifpot.  (Vaiireiibreeher.) 

Fr«  n  !•  Für  die  Überllefenin^  orw»  mprohi  köonte  (worauf 
Wdlfflin  hinwies)  Capttol.  Haer.  3  spreelien  (aDimi  atqne  oris  invere- 
cnadi),  doch  werdeo  die  ÜbereinstimmaDgen  von  Saeerdos  and  Plinina 
mit  den  beeseren  Handscfarifteti  ebenio  wie  der  offenbar  von  SaUilst 
beabticbtigte  Ge^nsatz  an  der  Leaart  oris  probt  festhaUen  laBsen. 

Fr.  II  19  cnm  validis  veete  certabat]  enm  callidia  Senger 
(Woehenechr.  f.  klaas.  Phii.  1894.  S.  1205). 

Fr.  II  67  atqne  edita  andiqne  tribne  tarnen  enm  mnrii  et  maienia 
tnrribne]  Knnse  (No.  44,  HI  8,  8. 10)  erldärt  mit  Recht  emn  als  Kon- 
junktion, nicht  als  Prftpoeition  (an  erg^.  drcnmdata  enet),  die  Anigaben 
(Gerlacb,  Krits,  Diettcb,  Ref.)  haben  die  Steile  ohne  grammat  Er- 

klärnng  gelassen. 

Fr.  II  66  Sagantinm]  Obwohl  der  Genetiv  Sagantinm  von  Gbarisivs 

bezeugt  scbeinti  werden  wir  doch  mit  WOlfflin  (Antiochos  von  ^^rakna 

nnd  Caelina  Antipater,  1872,  8.  37)  Sagnntinnm  zn  lesen  haben. 

Fr.  U  68  vgl.  oben  8.  288. 

Fr.  II  78  per  obseqoentiam  orationis  et  maxime  odinm  Snllae 
graves  cariqne  erant]  msxime  per  odinm  Kunze  No.  44,  HI  2»  8. 164. 

FT.  II  88  bat  Blanko wski  No.  17,  S.  78  auf  die  Spanier  bezogen, 
die  in  der  Schlacht  am  Sncro  i.  J.  75  des  Pompeins  Pferd  erbenteten. 

Fr.  llOi  viigineo  noptamaparentibus  mittebantnrjdabantor  Not  a  k  A. 

fr,  II  160  zieht  Hanler  (No.  12)  anf  fr.  HI  6  der  Ftart  wegen. 

Fr  II  101  Gegen  die  Koqjektnr  des  Bef.  'qni  in  flamen  <iM> 
mebant*  macht  Hanler  (No.  12,  S.  700  Anm.  1}  Einwendnngen;  daß 
an  ihr  festzuhalten  sein  wird,  zeigt  m.  E.  die  Erläntemng  Donats  „qnod 
faciant  qni  ipsi  praecipltes  alios  prostemant**;  die  Situation  ist  also  der- 
art, daß  diejenigen,  die  (anf  der  Flocht)  in  den  Fluß  nachspringen,  die 
darunter  nnd  bereits  in  demselben  befindlichen  durch  die  Schwere  ihrer 
anffhllenden  Körper  töten. 

Fr.  II  III  Lesarten  von  Donathandschriften  an  dieser  Stelle  bei 
Sabbadlni  Stodi  ital.  di  ftlol.  class.  II  8.  106. 

Fr.  III  2  qnt  orae  maritimae  .  .  .  cwator  nocentior  (damnosior?) 
piratis]  (überl.  contrarius)  carolor  <mra>«i»  piratis  Landgraf  No.  11, 
doch  würde  ich  dann  'curator  <adver>so8  piratas*  vorziehen  oder  eher 
noch  curator  pirnsüs  schreiben,  indem  dann  der  Abl.-Dativ  von  einem 
uns  anbekannten  nicht  mitdtierten  Verb  abhängen  wiirde. 

Fr.  III  7  graviore  hello  qui  prohibltum  venerant  socU  se  gere<re>] 
gravior«a  .  .  .  hello  .  .  .  se  gerere  Ref.  A  (gratnorm  überlief.),  gra- 
viore fa<.0re>  beUam  . . .  sodi  gerere  Landgraf  (No.  11,  wiederholt 
Archiv  (ttr  lat.  Lexik.  IX,  1806,  8.  60  Anm.  1). 

F^,  III  24  dedecores  inultique  terga  .  . .  caedebantur]  'dedecorea 
tnuUiqu»*  bei  Heget.  V  27,  24  sch&Ut  die  alte  Yerbesseniug  *ianitl* 
(so  Yogel  No.  39). 


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Beriebt  übor  die  Lilteratui-  zu  C.  Sallustius  Grispua.  (Maureobrccker.)    27 1 

Fr*  ni  45  Sed  Metelliis  In  olteriore  provincia]  *jn  olterioroii 
provineiam*  wird  nach  Weßner  jetit  sn  lesen  sein  (vgl.  BerJ.  phil. 
Wodi.  1900,  8.  1436). 

Fr.  III  64  icti  saepe  frag-mentis  naviuii!  uut  {\dflieti  •älvtoj  ua- 
daram  vi]  alvon  edierte  nach  Dietschs  unglücklicher  Konjektur  Ref.  A, 
alveos  hatte  mit  Recht  schon  Keil  (No.  40)  herfi:estellt. 

Fr.  HI  79  iiomeiique  Danuvium  habet,  ut  ad  Germanornm  terra» 
adstiiiigit]  vt  ad  ist  nach  dem  Vaticanus  Jet^t  lesen  (und  so  scbou 
in  U),  die  K'nnjektnr  qmad  (Christ)  eiübrigt  sich  also. 

Fr.  III  81  Dies  Fra^m.  (hanc  igitur  redarguit  Tarqnitius)  be« 
zieht  Bienkowski  (No.  17  8.  106)  anf  die  Schriften  des  Tarquitius, 
die  Sallust  bei  einer  Auseinandersetzung  mit  seinen  Quellen  erwähnt» 
eine  Deotong,  die  den  Worten  Donats  nicht  entspricht,  s.  n.  8.  272. 

FT.  III  8S  Aneh  in  Bef.8  Ausg.  fehlt  das  Zeugnis  Donats  (ad 
Aen.  I  698)  (median)  'nam  Is  locus  potior  apud  veteres  fnit;  nam  Sa* 
Instins  ita  Sertorii  convivinm  describit.  at  ipsum  qnia  potior  foit  collo« 
casset  in  medio\ 

Fr.  III  86  Ferpemam  forte  cognoseit]  Ei  Perp.  f.  cogn.  jetzt  nadi 
Yat.  Porphyrios. 

Fr.  UI 90  Baß  die  Worte  des  Fioms  (118,  3)  •Spartaens . . .  .effracto 
Lentnli  Indo  cnm  74  hand  amplins  einsdem  fortnnae  Tfais  eropere  Capna* 
HallQStisch  sind,  hatte  mit  Recht  Vogel  (No.  10  B.  436)  nntw  Vergleich 
von  Comment.  Bern,  ad  Lnean.  II  554  behauptet;  Hef.  hatte  die  Zahl 
(74)  dem  Sallnst  abgesprochen,  dem  widersprechen  —  mit  Recht 
Jfirges  (No.  2;,  Schmals  (Berl.  phfl.  Woch.  1894  8.493)  nnd  Opitz 
(Wochenschr.  f.  kl.  Fb.  1894  8.  677). 

Fr,  III  91  In  der  An^g.  des  Ret  fehlt  für  die  Worte  'ingeus 
virinm*  das  Zeugnis  Donats  (ad  Ter.  Eon.  II  2,  43). 
/  Fr.  III  lOS  se  quisqoe  in  formam  parmae  eqnestiis  armabat]. 

Der  Zosatz  aculto  (so  Ref.  A,  dupto  Dietsch)  erscheint  mir  Jetzt 
unnötig. 

Fr«  IT  4  prope  rationem  ezplorare  inbet]  propere  regionem 
Landgraf  (No.  11)  anter  Hiawefe  anf  Jag.  c.  58,  prope  nwmiiionm 
Keil  (No.  40),  der  aber  Gramm,  lat  VII  dies  feilen  ließ  und  die 
Qberliefeite  Lesart  mit  Recht  verteidigte. 

Fr.  IT  80  dolia  .  .  .  snb  trabes  locata]  sab  iräbiJlmB  Novak  A. 

Fr.  IV  41  hand  Impigre  neqne  innltos  occiditnr].  Die  Streldbimg 
des  hand  (No.  10  8.  439)  nahm  Vogel  später  (Jahrbficher  f.  klasa. 
Fhilol.  133,  1886,  S.  867)  znrttck  nnd  belegte  die  Wendnng  'band  im* 
pigre'  bei  dem  Nachahmer  Sallnsts  Snlpic.  Sever.  I  10,  2  nnd  I  33,  2 ; 
andere  Parallelen  für  derartige  natSrliche,  aber  unlogische  Ansdmeks- 
weisen  gaben  Vogel  (Archiv  f.  lat.  Lex.  IV,  1887,  S.  320)  nnd 


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272   Beriebt  fiber  die  Litterator  m  G.  Sallnatias  Grispus.  (Haarenbreelier.) 


W.  Heraens  (Jahrbücher  f.  kl.  Philol.  133.  1886,  S.  713-720  nod 
ebenda  143,  1891.  8.  501—507). 

Fr.  IT  51  boni  aut  mali  publici  guavns  ezactor]  aesHmaior  Ref.  A, 
txactor  hatte  Keil  (No.  40)  zu  verteidfgren  fiferaeht,  mit  fieebt  vgl.  Saet, 
Caes,  65.;  gnamts  (überl.  ist  ^ravns)  Landgraf  No.  11. 

Fr.  V  13  compeito  .  .  .  smt  luissos  esse  (übtrl.  esse)]  einfaches 
4t'  schlug  Kunze  (Xo.  44,  I,  S.  24)  vor  zu  schreiben,  da  acse  in  den 
Histot  ii  II  nicht  vurkomme,  giebt  aber  III  1,  S.  7  zu.  daü  dies  ein  Zufall 
sein  könne. 

Fr,  V  21  spc<cicm  ct>  ccloljiitatcin  noniinif;  intcllof^o  tinientcra]. 
Die  KodJ,  des  itef.  (speciem  et  cel.  statt  'spe  celebritate")  billigt 
Landgraf  (No.  11).    Über  die  Beziehung  des  Fragm.  s.  o.  S.  248  f. 

Fr.  ine.  10  ne  dcditis  qaidem  <armi8  bellum  excitare  metaenti« 
biie>]  unch  die  Handschriften  Sab badi nie  haben  die  Abkürzung  a.  b. 
e.  m.  (nicht  a.  b.  c.  m),  damit  ist  die  Mdgliehkeit,  daß  Bef.  richtig 
ergilDSt  bat,  gegeben. 

Fr.  ine.  85  atqne  ea  cogentie,  non  eoactos  .  .  .  obatringl]  ob- 
atringi  (oder  abstringi),  nicht  distringi  haben  anch  die  HandBchriften 
Sabbadinis. 

Fr.  inc.  2G  ad  Jovis  niane  vpiii].  So  bat  in  glänzender  Kon- 
jektur den  locus  desperatus  Landgraf  (No.  11)  hergestellt  (mandevani 
der  Oxonierisis) 

Fr.  fttl8.  4.  Die  beiden  Septcnare  schrieb  Ref.  A,  um  die  Worte 
des  Ciiarisius  'Crispus  IXF  zu  retten,  dem  (Dichter?  und)  Redner  Vibius 
Crispus»  der  Veapasianiscben  Zeit  /u,  nchtie:er  hat  Ribbeck  iu  ilioen 
ein  Frag'ment  eines  unbekannten  alten  PaHiatendicliters  gesehen  (Comici 
inc.  pall,  fr.  34);  als  liistorientVa<^'inent  hat  also  nur  acräer  (zum 
3.  Bucbe)  zu  gelten,  der  8at/.  Sallusts  selbst  ist  bei  Charisius  zugleich 
mit  dem  Namen  des  Dichters  ausgefallen. 

2u  Fr.  III  Hl  (s.  0.  S.  271)  Schlee  (Jahresbericht  d.  ph.  Ver. 
Berlin.  Z.  f,  (iyinii.-Wes.  5t2,  1898,  8.  112)  meinte,  da  der  Tereuz- 
kommentar  nur  Fra{2fen  aofübre,  seien  auch  diese  Worte  eine  Fraise 
und  gehörten  zu  einer  Verhaudluog  über  die  1.  Verschwörung  gegen 
jSertorins. 


.  ijui..^  Ly  Google 


JAHRESBERICHT 

ilMr 

die  Fortschritte  dei  classischen 

Altertumswissensehaft 

begrüodet 

TOD 

Conrad  Barsisn 

heramgegebeii 

▼on 


Himdertimdvierzehnter  Band. 
Drei88ig8t6r  Jahrgang  1902. 

Dritte  Abteilang. 

ALTERTUMSWISSENSCHAFT. 

lUgiiter  flbtr  die  drei  Abteilungen. 


1    M  . 


LEIPZIG  1908. 
O.  R.  BEISLAND. 


i^iyiii^uü  Uy  Google 


Inhalts-Terzeichuis 

dei  boBdsrtondvienelinfeii  Bandes. 

Bericht  Uber  römische  Geschichte  für  1894—1900  von 

Dr.  Ludwig  Holzapfel  in  Gießen  1—25 

Bericht  Ober  die  Litteratur  znr  antiken  Naturgeschichte. 

1895—1897.   Von  Hcraiann  b  Udler  in  München  26—82 

Bericht  Über  lateinische  Lexikographie.  Von  Professor 

Dr.  Carl  Wagener  in  Bremen    ......  83 — 187 

Bericht  über  rOmlsche  Geschichte  für  I894--1900  von 

Dr.  Ludwig  Hoizaplei  in  GieUeu  .   .   •   .  188—217 

Register  ttber  AbteUung  I— ni  218—230 


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Bericht  über  lömiBche  Geschichte  für  1894 — ^1900 


von 

Dr.  Ludwig  Holnpfel 

in  Gießen. 

Die  sieben  Jahre,  anf  die  sich  dieser  Beriebt  erstreckt,  haben  auf 
fast  allen  Gebieten  der  römischen  Geschichte  eine  rege  Thätigkeit  mit 
«ich  gebracht  Einen  sehr  bedeutenden  Anteil  hieran  hat  Itiüieu  selbst, 
das  nnnmehr  den  anderen  Nationen  mit  der  Begründung  einer  Zeltschriu 
für  alte  Geschichte  vorangegangen  ist.  Es  ist  dies  die  1895  von 
G.  Tropea  ins  Leben  gemfene  Rivista  di  storia  autica,  an  deren 
Heransgabe  jetzt  anch  E.  Pais  beteiligt  ist.  Im  Jahre  1897  begann  iü 
Italien  für  das  gleiche  Fach  noch  eine  zweite,  von  P.  P.  Garofalo 
redigierte  Zeitschrift  zu  erscheinen  unter  dem  Titel  Rivista 
bimestrale  di  antichita  greche  e  romane;  doch  ist  aut  den  iö9ü 
herausgekommenen  Band,  welcher  die  letzten  drei  Hefte  des  ersten  und 
die  beiden  ersten  Hefte  des  zweiten  Jahrganges  enthielt,  keine  Fort- 
setzung mehr  gefolgt.  Die  Erkenntnis,  daß  die  alte  Geschichte  eines 
besonderen  Organs  bedarf,  machte  sich  bald  auch  anderweitjn;  f^eltciid 
So  sah  bich  1899  der  Verleger  A.  Hettler  in  Bern  veraulaUt,  eine  Zeit- 
schrift für  alte  Geschichte  zu  begründen,  die  einen  internationalen 
Charakter  haben  sollte;  doch  ist  dieses  rnternehmeu,  fiir  welches  Mit- 
arbeiter aus  den  verschiedensten  Ländern  gewonnen  worden  waren,  nicht 
über  das  im  Jahre  ]ltOo  eischiencDe  zweite  Heft  des  ersten  Bandes 
binausgekommeu.  Dafür  ist  seit  1901  Deutschland  mit  zwei  Zeitschriften 
vertreten,  denen  man  wohl  eine  längere  Lebensdauer  zutrauen  darf, 
nämlich  den  von  C.  F.  Lehmann  herausgegebeuen  BciträL^ea  zur 
alten  Gcachichlii  und  den  unter  W.  Sieglins  Leitung  publizierten 
i^uellen  und  Forschungen  zur  alten  Geschichte  und  Geo- 
graphie. 

Obwohl  in  diesem  Berichte  solche  Arbeiten,  die  sich  speciell  mit 
den  Pieviiizen  oder  Altertümern  beschäftigen,  ni(  ht  berücksichtigt  werden 
fiülleu,  so  ist  doch  noch  ein  so  bedeutendes  ilateriul  zu  bewältigen,  daü 
Jahresbericht  iur  Ait«itumswisfiea8cbaft.  Bd.  CXIV.  (1902.  IIL)  1 


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2      Berieht  fiber  rfiinuch«  Geschichte  fOr  1894—1900.  (Holiapfel.) 

nnr  lolcbe  Scbnfteo,  deren  Eigebniase  einen  Fortschritt  bezeichne» 
Odo*  doch  wenigrstens  Beachtung  verdienen,  in  betracht  gezogen  werden 
können.  Von  der  Besprechung  populärer  Schriften  wird  daher  in  der 
Kegel  abgesehen  werden  niü  sen.  Das  Gleiche  gilt  von  denjenigen 
Arbeiten,  die  in  dieser  Zeitschrift  bereits  in  dnem  anderweitigen  Be* 
richte,  wie  ttber  Ciceros  Briefe,  die  LiriDslitteratur,  über  die  8patai*eo 
rbmiscben  Geschichtschreiber,  über  Cäsar  und  seine  Fortsetzer,  Salluft 
und  Tacitns,  ttber  römische  Epigraphik,  über  Mythologie  nnd  Religions- 
geechiehte,  eine  Benrteilnng  erfahren  haben  oder  voiaussiclitlicli  noch 
erfahren  werden.  Wem  es  daram  zu  thnn  ist,  sich  einen  Überblick 
fiber  die  geeamte  auf  dem  Gebiet  der  römischen  Geschichte  nnd  der  zu  ihr 
in  Beziehung  stehenden  Disziplinen  erschienenen  LitteratarzQ  verschaffen» 
^vird  für  die  Jahre  1894  bis  1897  in  den  Beferateo^  welche  von 
£.  Korne  mann  für  die  von  E.  Berner  heransgegebenen  Jahresberichte 
der  QeschichtBwiBBenschaft  geliefert  worden  sind  und  deren  von  anderer 
Seite  m  erwartende  Fortsetzung  sich  hoffentlich  nicht  mehr  lange  ver- 
sögem  wird,  sümtliche  Arbeiten  mit  EinechlnO  der  in  deutschen  und 
aasUndiachen  Zeitschriften  enthaltenen  Hezeneionen  verzeichnet  finden. 

Es  erübrigt  dem  Ref.  noch  die  ErfUllaog  der  angenehmen  Pflicht» 
denjenigen  Autoren,  die  ihm  dnrch  Übersendung  ihrer  Arbeiten  leina 
Anfgabe  erleichtert  haben,  auch  an  dieser  Stell^  seinen  Danlt  ans* 
mprecbeo. 

L  Sehriften  tob  aUgemelDerem  Inhalt 

a)  Geschicbtswerke  und  sonstige  ein  größeres  Gebiet  um- 
lassende ächriften. 

1.  E.  Pais,  Storia  d*ItaUa  dal  tempi  piA  antiehi  sino  alle  gnen» 
pimiehe.  Part«  I:  Storia  deUa  SicUia  e  della  Magna  Qreda.  Vol.  I. 
Tnrin-Palermo  1894.  XVI  nnd  633  8.  8. 

Parte  II:  Stoiia  <li  Kouki.  Vol.  I,  parte  I:  Critica  della  tradi- 
zione  sino  alla  cadtit  i  liei  decemvirato.  Tnrin  1898  XXIV  nnd 
629  S.  8.  und  parte  II:  Critica  della  tradizione  dalla  caduta  del  de- 
cemvirato air  intervento  di  Pirro.  Turin  1899.  XLVII  und  746  S.  8^ 

Wie  aus  der  Vorrode  zum  ersten  Teile  ersichtlich  ist,  war  die 
Absicht  des  Verf.  ursprünglich  bloil  darauf  gerichtet,  die  Qeschichte 
Siciliens  nnd  QroÜgriechenlands,  welche  beiden  Linder  trotz  ihrer  gleich- 
artigen Bevölkerung  und  Knltur  noch  keine  zusammenhängende  Dar- 
stellung gefunden  hatten,  zu  behandeln.  Da  indessen  die  rdmiscbe 
Politik  doreh  die  gleichen  Bestrebongen,  die  zuvor  für  Syiakns  maO- 
gebend  gewesen  waren,  geleitet  wurde,  so  sah  sich  Verf.  allmilhlich  ver- 


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Bericht  aber  rOmiacbe  Oesehiehte  für  1894—1900.  (Holtapfel.)  3 

anlaßt,  die  ganze  Gesdiicbte  Italiens  bis  zq  den  panischen  Kriegen  zam 
Gegenstände  seines  Werkes  an  machen.  Die  drei  Teile,  welche  bis  jetzt 
▼erliegen,  sengen  Ton  voIHcommener  Beberrschnng  des  Haterials  nnd 
großer  Grftndlichkeit  der  üntersnehnng.  Yerf.  ist  durchgängig  bemüht» 
die  Tsrschiedenen  Überlieferungen  zn  zergliedern  nnd  bis  auf  ihren 
Ursprung  zn  verfolgen,  nnd  gelangt  so  sehr  häufig  zn  Besnltaten,  die 
sich  von  den  bisherigen  Ergebnissen  erheblich  entfernen. 

Der  erste  Band  zerfällt  in  vier  Abschnitte,  von  denen  sieb  die 
beiden  ersten  mit  den  ältesten  Einwohnem  Säditaliens  nnd  Sicllieas  vor 
der  Ankonft  der  griechischen  Kolonisten  beschäftigen.  In  dem  dritten 
Kapitel  werden  sodann  die  Nachrichten  über  die  einzelnen  Grändnogen 
der  Beihe  nach  einer  Prftfnng  unterzogen.  Im  vierten  Kapitel  socbt 
Yerf.  endlich  ein  Urteil  iiber  die  Glaobwärdigheit  dieser  NoUten  so« 
wohl  im  allgemeinen  als  im  einzehien  zo  gewinnen  nnd  ans  der  Ent- 
wickelnng  dec  Kolonisation  vom  Ende  des  achten  bis  znm  Anlbnge  des 
ffinften  Jahrhunderts  die  Ureachen  der  ältesten  Einwanderungen  zu  er^ 
mittein.  In  einer  Beihe  von  Anhängen,  die  nshezn  die  Hälfte  des 
Bandes  etnnehmenp  findet  eine  Anzahl  von  Speeialfragen,  wie  Aber  die 
Hessapier  und  Japyger,  den  Ursprung  des  Namens  Italien,  die  ältesten 
Beziehangen  zwischen  Griechenland  und  Italien,  die  Aboriginer  nnd 
Siculer  und  über  die  Entstehung  der  Bezeichnung  Magna  Graecia,  eine 
eingehende  Erörterung,  Femer  wird  noch  ein  weiterer  Anhang,  der 
sich  mit  den  Quellen  beschäftigen  soll,  in  Aussicht  gestellt. 

Was  zunächst  die  Volksstämme,  welche  Italien  nnd  fitdUen  vor  der 
griechischen  Kolonisation  bewohnt  beben  sollen,  nnd  ihre  verschiedenen 
Wandeningen  betrifft,  so  wird  mit  Becht  geltend  gemacht,  daß  die 
griechischen  Schriftsteller  des  fünften  Jahrhunderts,  denen  wir  die 
ältesten  Nachrichten  hieräber  verdanken,  nicht  mehr  in  der  Lage  waren, 
zuverlässige  Mitteilungen  zn  geben,  da  zwischen  der  Periode  dar  Wande- 
rungen und  ihrer  eigenen  Zeit  ein  Intervall  von  mehreren  Jahrhunderten 
lag.  Nicht  minder  wird  man  dem  Verf.  beistimmsn,  wenn  er  die  iu 
Hinsicht  auf  die  Aussendung  der  ältesten  griechischen  Kolonien  äber- 
iiefeiten  Zeitangaben  in  Zweifel  zieht,  wie  dies  auch  in  den  beiden 
etwa  gleiebzeitlg  erschienenen  Werken  von  E.  Meyer  (Geschichte  des 
Alteitnms  II,  Stuttgart  1S93.  8.  448.  478  ff.,  vgl.  unten  unter  No.  7) 
nnd  J.  Beloch  (Griech.  Geschichte  I,  Straßburg  1893,  8.  173)  ge- 
schehen ist.  Von  positivem  Werte  Ist  der  auf  eingehende  Vergleicfanng 
der  Ortsnamen  gestützte  Nachweis,  daß  die  Messapier  anf  der  sallen- 
tinischen Halbinsel,  die  sich  schon  durch  ihren  Namen  als  einen 
griechischen  Stamm  zu  erkennen  gaben,  nnd  die  nürdlich  vom  Vorgebirge 
Crimissa  wohnenden  Ghoner  aus  dem  westlichen  Griechenland  über  das 
Meer  eingewandert  sind,  die  über  gans  Apulien  verbreiteten  Japyger 

1» 


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4      Bcrfefci  «Umt  rtmiicbe  Ocfdddifte  för         1900.  (BobapM.) 

dagOfeB,  welclit  mü  den  fltüich  von  den  joliMhcB  Alpen  weinenden 
Jnpndnn  idmihth  eind»  nn  X^nde  gekommen  eein  mnsen.  —  JMe 
Angnbe  dee  Anlioefaai  Aber  die  flieste  Bedentnng  des  Nnmens  Ifteli» 
(fgl*  Dio^js.  I  35.  Stralio  VI  wird  im  Oegensnt»  m 

«Coeebin  (Stndi  Utini.  NapoU  1883.  a  3  £).  Tropen  (Sterin  dd 
Lnenni.  Messinn  1894,  8.  80)  «nd  Fnglif  i-Hnrino  (8nl  nome  Itnlin 
In  der  BIvIst.  bimest.  dl  Anticbltii  Orecbe  e  Bomnne,  Ann.  I.  fMe.  4—8, 
Ontnnin  1899,  8.  87  ff.)  mit  Beeht  dnbin  nnfjgiefnOt,  dnß  derselbe  die 
Tom  Kspetiniseben  bis  zum  S^Üetiniseben  Meerbnsen  gesogene  Linie 
niebi  nls  die  sadliebe,  sondern  nls  die  nOrdUebe  Grenze  des  alten  Dslien 
betrnebtet  bnbe.  Yerf.  bezweifelt  indessen  die  Bicbtiglteit  dieser  An- 
sieht, weil  die  mnhe  nnd  wilde  Hochebene  des  sich  dorch  den  s6d- 
Uefaen  Anslftnfer  von  Bmitinm  hindurchziehenden  OeUiges  Aspromonte, 
welche  Bftnbem  nls  ständige  Zoflncht  dieote,  nicht  die  Wiege  einer 
italischen  CiTlIisntion  habe  sein  können,  nnd  entscheidet  sieh  daher 
dahin,  daß  nnter  Italien  von  Hans  ans  der  ganze  die  achftischen  Stftdte 
nnd  das  Gebiet  der  Choner  in  sich  begreifende  Kttstenstrich  verstanden 
worden  sei.  Die  von  Amiochns  vertretene  Ansicht  sei  ans^ogaogen  von 
den  mit  seiner  Yatetatadt  Byraens  verbOndeten  epizephyrischen  Locrem, 
welche  den  Namen  Italien  für  ihr  eigenes  Gebiet  in  Ansprach  ge- 
nommen, die  feindlichen  AchHer  dagegen  davon  ansgsschlossen  hätten. 
Aber  ist  es  nicht  sehr  wohl  möglich,  daß  die  anf  den  Bdehtam  an 
Bindern  bemheode  Bezeichnung  Italien  sich  znnächst  anf  den  sttdlichsten 
Teil  von  Bmttinm  erstieckt^  für  den  sie  im  Hinblicke  anf  die  der 
Weidewirtschaft  günstige  Beschaffenheit  des  Landes  (vgL  Nissen, 
Ital.  Landesknnde  I  246)  dorchans  angemessen  war,  und  sich  mit  dem 
Fortschreiten  der  griechlBcben  Kolonisation  weiter  nach  Norden 
anadehttte? 

Die  Geschichte  Roms,  zu  der  wir  nns  nunmehr  wenden,  ist  in  der 
Welse  angelegt,  daß  nach  einer  sehr  ansführlichen  Blnleitnng  Uber  die 
Qoellen  die  einselncD  Berichte  der  Beihe  nach  einer  gründlichen  FMlfttng 
unterzogen  werden.  Ebenso  wie  Schwegler  giebt  Yerf.  f&r  eine  be- 
stimmte Gruppe  von  Begebenheiten  znnftchst  einen  Überblick  Uber  die 
Tradition,  um  sodann  eine  eingehende  Kritik  folgen  an  lassen.  An 
diese  rein  analytische  Arbeit,  zn  der  in  einem  Er^Uumngsbande  noch 
eine  Untersnchnng  iber  die  Quellen,  die  Fasten  nnd  die  Chronologie 
hinzukommen  wird,  soU  sich  spftter  eine  Bekonstmktlon  der  wirklichen 
politischen  Geschichte  anschlieOen. 

Für  die  Auflkssung  der  Oberliefemng  im  nilgemeinen  ist  nun  In 
erster  Linie  entscheidend  die  Beurteilong  der  Magistratstafel.  Nach 
der  gegenwärtig  herrschenden  Ansicht  bildet  dieses  Yeraeichnis  die 
Grandlage  der  gesamten  Tradition  nnd  kann,  da  man  dasselbe  auf  alte 


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Bericht  über  römische  Geschichte  für  1&94~1900.  (Holza|)fei.) 


6 


Aufzeicbnangen  ZTirückfii])rt.  die  entweder  bis  zu  dem  Anfantr  der  Ke- 
pnblik  oder  doch  jedenfalls  weit  über  den  gallischen  Braml  hinauf- 
reichten, von  vereinzelten  Interpolationen  abg:eseben,  für  zuverlässig 
gelten.  Im  Gegensätze  hierzu  vertritt  Verf.  die  Auaicht,  daß  die  Ponti- 
üces  erst  gegen  das  Ende  des  \iei  ten  Jahrhunderts  v.  Chr.  oder  um 
die  Zeit,  wo  Appins  Clandias  Ciicus  die  Censnr  (312)  und  Cn.  Flavius 
die  kurulische  Adilität  (304)  bekleidete,  begonnen  hätten,  die  gleich- 
zeitigen Begebenheiten  zu  notierea.  Bei  einem  solchen  Sachverhalt 
konnte  von  einer  glanbwürdigen  Überliefernnt^  der  jenseits  der  Sauiuiter- 
kiiege  liecjenden  Begebenheiten  natüiiirh  keine  Rede  sein.  In  der  That 
gellt  die  Beweisfühl nng  des  Vei  i  darauf  hinaus,  daß  die  Berichte  über 
die  KönigBzeit  und  die  •  ist. n  De/rnnieu  der  Republik  fast  durchweg 
anf  sakralen  Legendi  ii.  l  itis»  ljungeii  zu  gunsten  einzelner  Geschlechter 
uiul  Donbletteu  beruhen  nn  1  von  der  ganzen  Tradition  als  geschichtlich 
nnr  eine  etinskische  Heribchalt  in  Latium  vom  6.  bis  zur  Mitte  des 
ö.  Jahiliiinderts  nnd  eine  sich  gleich  hieran  anschließende  sabinische 
Invasion,  die  sich  in  dem  Angriffe  des  Titus  Tatins  anf  Rom  wieder- 
spiegle, verbleiben.  Auch  in  der  folgenden  Periode  bis  zur  Ankunft 
des  Pyrrhus  ist  die  Tradition  nach  der  Ansicht  des  Verf.  in  weit 
höherem  Min>e  von  Ertiiidungen  durchsetzt,  ala  nuui  bisher  angenommen 
hat.  Ref.  glaubt  hiergegen  (Berl.  Phil.  Wochenschrift  1900,  Sp.  1359  ff.) 
gezeigt  zn  haben,  daß  die  wesentliciisten  Bedenken,  welche  von  Pai» 
gegen  das  Vorhandensein  annalistischer  Aufzeichnungen  in  der  älteren 
Zeit  geltend  gemacht  würden  sind,  auf  sehr  unsicheren  Argumenten  be- 
ruhen. Wer  nun  danm  festhält,  daß  die  Pontiflces  mit  der  Begründung 
der  Republik  oder  wenigstens  nicht  sehr  lange  nachher  angetangeu 
haben,  Jahr  für  Jahr  die  Namen  der  Oberbeamten  und  die  wichtigsten 
Begebenheiten  zu  registrieren,  für  den  wird  es  anch  keinem  Zweifel 
unterliegen,  daß  bereits  der  Name  des  letzten  römischen  Königs,  welchen 
Yerf.  mit  dem  Gotte  Tarpeins  identifizieren  möchte,  als  historisch  za 
betrachten  ist,  was  nicht  gewagter  erscheint,  als  die  Realität  eines 
Porsenna,  die  anch  Pais  nicht  iu  Abrede  stellt,  gelten  zu  lassen. 

Wenn  wir  nun  auch  gegen  die  in  diesem  Werke  zn  Tage  tretende 
Grnndauffai^snng  Bedenken  haben  erheben  müssen,  so  verleiht  ihm  doch 
undererscitü  die  reiche  Fälle  feiner  Beobachtungen,  die  sich  in  der 
Kritik  der  einzelnen  Berichte  findet,  im  Verein  mit  manchen  treffenden 
Bemerkungen  über  die  Beschaffenheit  der  litterarischeu  Überlieferung 
einen  so  bedeutenden  Wert,  daß  es  bei  weitereu  Untersnchungeii  über 
die  ältere  Geschichte  Roms  stets  wird  zu  Rate  gezogen  werden  müssen. 

Über  den  Inhalt  des  die  Geschichte  Siciliens  uu  l  ( rroßgriecheu- 
lands  behandelnden  Teiles  orientiert  nach  H.  Swobodas  Angabo  (s  unten) 
am  basten  die  Schrift  von  *F.  P.  Garofalo,  Soll'  opera  di  £.  Pais 


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ß       Beriebt  über  lümische  Geschichte  für  1S94— 1900.  (Holzapfel.) 


„Rtoria  della  SicHia  e  della  Magna  Greda*,  Catania  1894.  Ferner  itt 
dieser  Band  noch  einarehend  besprochen  worden  Ton  B.  Lnpus,  Wochen- 
schrift f.  klaas.  Phil.  1894.  Sp.  1334—1341.  Sp.  1372—1375.  von 
A.  Holm.  Berl.  Phil  Woch.  1894,  Sp.  1023—1037  ond  von  H  Swo- 
boda,  N.  Ph.  ßundsch.  1895,  S.  311—316.  Für  den  ersten  TeU  der 
Geschichte  Roms  liegen  ansfahrüche  Kritiken  vor  von  G.  Tropea, 
Rivi8t.  di  Stor.  ant.  III  1.  1898,  S.  77—86,  H.  Swobodn.  N.  Ph. 
Rnndach.  1899.  S  179—184,  G.  F.  Hertzberg:,  Berl.  Phil.  Wochen- 
Bchr.  1899,  Sp.  585-589  un»i  F.  MQnzer,  Dentsch.  LIttz.  1898, 
Sp.  1164 — 1167.  Mit  dem  zweiten  hat  sich  Ref.  in  der  bereits  er- 
wähnten Anzeige  (Beil.  Phil.  Wochenscbr.  1900,  Sp.  1358—1364. 
1390—1394)  und  mit  der  in  beiden  Bänden  zur  Geltung  gebrachten 
Gesanitaiiffassnng  O.  E.  Schmidt  in  einem  den  konservativen  Stand- 
punkt vertretenden  Aufsatze  über  die  gpgenvvärtige  Krisis  in  der  älteren 
römischen  Geschichte  (N.  Jahrb.  f.  d.  klass.  Altert.,  1900,  S.  38 — 54) 
eingehend  besehäftigt. 

'i.  R  Niese,  GiundriC  der  löniischeii  Cieschichte  nebst  Quellen- 
kunde. Zweite  unjgearbeitetc  und  vermehrte  Anfh\ge  (llaudbuch  der 
klassischen  .\ltertuins\Yissen-chart.  Hand  III,  Abteilang  5).  Mimcheu 
1897,  Beck.    Vlil  und  265  S.   gr.  8.   5  M. 

Die  erst«  Anfinge  dieses  sehr  brnnehbaren  Grundrisses,  weiche 
1886  erschien,  bat  in  der  neuen  Bearbeitung  eine  bedeutende  Erweite« 
mng  erfahren,  welche  namentlich  der  QneUenkonde  nnd  der  Darstellnng 
der  sp&teren  Zeit  von  167  v.  Chr.  bis  476  n.  Chr.  zu  gute  gelcommen 
isL  Ansf&hrllebero  Bespredinngen  geben  K.  J.  Nennann«  Lit. 
Gentmlbl.  1897,  6p.  1388—1292,  J.  B.  Asnifts,  N.  Phil.  Bnndschan 
1897,  8.  351— 164,  A.  Höck.  Wochenschr.  f.  klass.  PbU.  1897,  Sp. 
369—373  und  L.  üolzapfel,  Berl.  PbiL  Wochenschr.  1897,  Sp.  1038 
—1041. 

3.  H.  Schiller,  Weltgescbicbte.  Von  den  ftltesten  Zeiten  bis 
zum  Anfang  des  20.  Jahrhunderts.  I.  Band:  Geschichte  des  Altertums. 
BerUn  u.  Stuttgart  1900.  XIV,  689  u.  78  8.  gr.  8.   8  M. 

Obwohl  von  der  Erwähnung  populärer  Schriften  in  der  Reget 
abgesehen  werden  soll,  so  möchten  wir  doch  nicht  unterlassen,  auf 
dieses  Werk,  das  die  Mitte  zwischen  den  großen  Weltgeschichten  und 
den  grupdrißartigen  Xfichsehlagebuchern  hält  nnd  dank  der  rüstigen 
Arbeitskralt  des  Verf.  nunmehr  in  vier  Bänden  vollendet  vorliegt,  hin- 
zuweisen. Die  Darstellung  der  römischen  Geschichte,  welche  nahezu 
die  Hälfte  des  ersten  Bandes  (S.  379  —  689)  einnimmt,  ist,  wie  man  von 
dem  an  der  Forschung  auf  diesem  Gebiet  selbst  mit  wertvollen  Arbeiten 
beteiligten  Verf.  nicht  anders  erwarten  kaon,  mit  Sachkenntnis  abgefaßt 


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Bericht  über  rOmucbe  Oescbiebte  Ar  1894— 190a  (HobtpfeL)  7 

lud  wird  dem  VerBtindnis  des  Leaen  durch  HiDsafligniig  größerer  A.b* 
eebnifte  aus  den  Qaellen  sowie  ancb  darob  eioige  8orgiil%  avagewftblte 
und  gnt  »QBgefnbrte  Karten  nnd  Portr&ts  nftber  gebracbt.  Vermöge  der 
den  «inaselnen  AbBcbnitten  beisegebenen  ütterariecben  KachweieimgeD, 
die  sieh  bis  auf  das  Jabr  1000  eretrecken,  wird  das  Werk  mitunter 
anoh  fBr  das  gelehrte  Stadium  von  Katzen  sein.  Verschiedene  Uängel 
in  der  Diapodtion  nnd  eisige  onzntreffende  Angaben,  anf  welche  F.  Rtthl, 
Litt.  Ceotralbl.  1900,  Sp.  1885  IT  hingewiesen  liat,  werden  in  einer 
oenen  Auflage  leicht  beseitigt  «erden  ItOnnen. 

Ebenfalls  popnlftr,  aber  auch  für  wissenschaftliche  Kreise  beaeh« 
tenswert  ist 

4.  A.  Holm,  W.  Deecke,  W.  SoUau,  Kalturgcschichte  des 
klassisiiiea  Altertums.   Leipzig  Xd97.   XII  aod  594  S.   gr.  8. 

Es  bildet  dieses  Werk  einen  Teil  der  in  vierter  Auflage  in  neuer 
Bearbeitung  erscheinenden  Kulturgeschichte  von  F.  von  Hellwald 
(1.  Aufl.  Augsburg  1875).  Holm  hat  die  Qriecbeu,  Deecke  die  Etrusker 
und  Soltau  die  Bftmer  fibemoramen,  anf  welche  letzteren  bei  weitem  der 
größte  Teil  des  Baumes  (S.  190-  569)  entfiUlt.  Im  allgemeinen  kann 
man  sagen,  daß  es  den  Verfassern,  auch  wenn  sie  in  der  Anlage  des 
Oannen  und  in  manchen  Einselausftthmngen  an  HeUwalds  Werk  ge- 
bunden waren,  doch  gelungen  bt,  den  Stand  der  heutigen  Forschung  in 
geeigneter  Form  wiederaugeben.  Das  Verstftndois  wird  durch  sahireiche 
Abbildnugen,  die  sich  jedoch  leider  nicht  immer  an  der  richtigen  Stalle 
ünden,  und  die  Orientierung  durch  ein  vonO.  Henne  am  Rhyn  bear- 
beitetes Sachregister  erleichtert.  In  Hinsicht  auf  die  Etrusker  wird  es 
von  Interesse  sein  sn  vernehmen,  daß  dieselben  nach  der  Ansicht,  m 
welcher  Deecke  nunmehr  gelangt  ist.  ein  Hischvolk  waten,  dessen  Grund- 
nasse  dn  italischer,  den  Faliskern  und  Latlnem  nahe  verwandter  Stamm 
bildete.  Aus  Soltaus  Darstdlung  verdienen  namentlich  die  Ausltthraogen 
über  die  Entstehung  des  Christentums,  in  denen  die  Peiaönlichkait 
Christi  mehr  zu  ihrem  Rechte  gelangt  als  in  der  frftberen  Bearbeitung, 
hervorgehoben  zu  werden.  In  den  Einselheiten  bieten  sich  manche  An- 
grilbpunkte,  die  in  E.  Bethes  abfUliger  Kritik  (Deutsch.  Littseit  1897, 
8p.  4S0 — 122)  ausschließlich  zur  Geltung  kommen,  wlhrend  Brnnoke 
(N.  Phil.  Bnndsch.  1897,  S.  173—175)  zwar  ebenfalls  venebledeoe  Ans- 
atellungen  macht,  aber  doch  der  Bedeutung  des  Werkes  gerecht  wird. 

Eine  knappe  nnd  gut  disponierte  Darstellung  der  römischen  Qe* 
schichte,  in  der  jedoch  das  geistige  Leben  hinter  den  politischen  Be- 
gebenheiten zu  sehr  zurücktritt,  bietet 

5.  H.  F.  Hclmolt,  Weltgreschichte.  IV.  Band.  Die  Randländer 
4e8  Mittelmeeres.   Leipzig  uud  Wien  1900.   X  und  574  S.   gr.  8. 


8      Berieht  fiber  rOmiselie  Oeechidite  lur  1894-1900.  (Holwpfel.) 

Der  anf  Italien  entfalleode  Teil  dieses  mit  geeigneten  Karten 
Qod  Abbildungen  scIiSn  ausgestatteten  Werkes  ist  in  zwei  Abecbnitte 
gegUedert,  indem  zunächst  C.  Pauli  (3.  297—311)  von  den  ürvölkern 
der  Apenninenbalbinsel  and  sodann  J.  Jung  (S.  315— 4G8)  von  Italien 
nnd  der  römischen  Weltherrschaft  bandelt  Wie  sehr  die  Ansichten 
lEompetenter  Forscher  fiber  den  Ursprnnflr  der  Etrusker  noch  hentsntage 
voneinander  abweichen,  ersieht  man  daraas.  daß  Panli  im  Gegensatze 
sn  .Deecke  (4)  ihre  indogermaDiecbe  Abstammmg  in  Abrede  stellt. 
Ans  Jungs  Darstellung:  ist  als  wertvoll  der  geographisch-historische 
Ausblick  anf  Land  nnd  Leute  der  Apenninenbalbinsel  hervorzuheben» 
Es  finden  hier  die  Verändeningen.  die  sich  im  Lanfe  der  Zeit  in  der 
BesiedelQng  vollzogen,  in  der  Gestaltnng  des  Bodens  ihre  natürliche 
ErUIämng.  Verf.  gelangt  zu  dem  einleuchtenden  Ergebnis,  daß  die  cen- 
trale Lage  Italiens  innerhalb  des  Mittelmeers  die  Fremdherrschaft  nicht 
minder  begflnstigt  hat  wie  die  sogenannte  Weltherrschaft. 

6.  W.  Ihne,  Römische  Geschichte.  IL  Band:  Vom  ersten  pn« 
nischen  Kriege  bis  zum  Ende  des  zweiten.  Zweite,  umgearbeitete 
Auflage.    Leip;sig  180G,  Engelmanu.    V  und  448  S.    8.    4  M. 

Ebenso  wie  der  erste  Band  der  neuen  Auflage,  welcher  in  diesen 
Jahresberichten  (Bd.  94«  S.  3)  von  L.  H&ter  besprochen  worden  ist» 
seigt  nach  der  verliegende  Band,  daß  Verf.  bemftbt  gewesen  Ist,  seiner 
Darstellung  eine  sorgfiltige  Bevision  aogedeihen  an  lassen  und  die 
mittlerweile  erseUeneaen  Schriften  sa  berflcksichtigen.  Bei  der  Fülle 
der  in  betracht  kommenden  Litteratnr  kann  es  nicht  anffallen,  daß 
manche  wichtige  Untersnehnngt  wie  s.  B.  die  sehr  wertvolle  Schrift 
von  J.  Enohs  Ober  den  zweiten  pnnisehen  Krieg  nnd  seine  Quellen, 
WieneivNenstadt  1894  (s.  hierttber  nnten  im  V.  Abeehnitt),  nnbenntat 
geblieben  ist.  Den  Problemen,  welche  die  Oberlieferang  des  ersten 
nnd  des  tweiten  pnnisehen  Krieges  fiBr  die  Chronologie  bietet,  ist  Verf., 
wie  es  scheint,  absichtlich  ans  dem  Wege  gegangen  nnd  hat  hierdurch 
seine  Darstellung  einigermaOen  geschädigt  Bei  der  Yersohiedenheit  der 
Ergebnisse,  zn  denen  die  neueren  Arbeiten  ttber  rOmische  Chronologie 
gelangt  sind,  erseheint  es  ja  keineswegs  verlockend,  sich  mit  dieser 
Litteratar  nfther  zu  beschilftigen.  Verf.  hätte  aber  daraus  wenigstens 
.  soviel  entnehmen  kdnnen,  daß  die  Jahnsählnng  der  kapitolinischen  Fasten 
hinter  der  varronischen  Ära  um  eine  Stelle  surSekbleibt.  Die  befremd- 
liche Bemerlrang,  daO  C.  Sempronins  filaesus  (cos.  501  varr.),  dessen 
Triumph  nach  den  Fasten  am  1.  April  des  Jahres  500  stattfand,  dieser 
Angabe  znfolge  noch  vor  dem  Antritt  seines  Konsulats  triumphiert 
hätte  (S.  71,  A.  1),  wäre  alsdann  samt  den  weiteren  sich  daran 
schließenden  Auslfthrnngen  in  Wegfall  gekommen,  —  In  der  SphUde» 


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Beriebt  fibor  römiiehe  Gesebiebt«  ftr  1894—1900.  (Boltapfel)  9 

raag  von  Hannibab  Hamb  ctnreh  Gallien  (a  159)  findet  aich  ebenso 
nvfo  in  der  ersten  Auflage  die  naveratfindlidie,  boffentficb  nnr  anf  einem 
Drnelcfebler  bombende  Angabe:  i,Bin  rdmiaebes  Heer  war  bei  Maaailia 
gelandet  nnd  etand  nnr  yier  Tagenlracbe  entfernt  von  der  Hündnng 
der  Bhone".  Es  mnß  natflrlieb  bdßen:  „an  der  Kündnng  der  Rhone**. 
—  Als  eine  sweckmftfiige  Nenernng  bann  ee  bexeiebnet  werden,  daß  die 
Darstellong  des  zweiten  pnniaohen  Krieges  in  veraehiedene  größere  Ab- 
Bcbnitte  gegliedert  ist  Es  bat  sich  jedoch  in  der  Inhaltsangabe  (8.  IV) 
ein  BtSrender  Fehler  elngesehliehen,  denn  der  dritte  Abschnitt  reiebt 
nicht  bis  aar  Erobernng  von  SyralLns,  sondern  vielmehr  bis  snm  Abfall 
von  Slrrakns. 

7.  E  Meyer,  Geschichte  dfs  Alteitunis.  II.  Band.  Geschichte 
des  Abondland«  s  bis  auf  die  Perderkiiege.  Stuttgart  1893,  Cotta.  XVI 
nud  böO  iS.   b.   15  M. 

Dieser  Band  bescbftftigt  sich  awar  vorwiegend  mit  der  Uteren 
Gesehichte  Grieehenlands,  ist  Jedoch  anch  fOr  die  Gesehiebte  Borns, 
die  bis  zur  Begrftndnng  der  Bepnblik  hinabgefthrt  wird,  von  Wiehtig- 
Iteit  und  verdient  daher,  da  er  in  dem  vorigen  Berichte  nnberScksicbtIgt 
geblieben  ist,  hier  besprochen  sn  vrerden. 

Die  Dsrstellnog  ist  in  Paragraphen  gegliedert,  in  denen  die  vom 
Verf.  gewonnenen  Ergebnisse  In  Kttrae  dargelegt  werden.  Wo  es  n5tig 
erschien,  sind  Anmerkungen  beigefügt ,  die  neben  den  erforderlichen 
Belegen  nnd  den  Terweisnngen  anf  die  einschlagenden  neneren  Arbeiten 
oft  anch  eine  eingehende  Begittndnng  der  Im  Text  anigestellten  Ansichten 
enthalten.  Verf.  iBßt  es  sich  Überall  angelegen  sein,  diejenigen  Angaben, 
die  anf  wirklicher  Überliefemng  bemhen,  von  den' Bypothesen  nnd 
Kombinationen  an  scheiden,  nnd  gelangt  so  unter  sorgfUtiger  Ver- 
wertung der  ncneres  Forschungen  zu  Besnltaten,  die  fllr  gesichert  oder 
doch  für  wahrscheinlich  gelten  dürfen. 

Wir  erhalten  snnflehst  (8.  470—484)  einen  Oberblick  &ber  die 
Anfllnge  und  die  Entwickelang  der  griechischen  Kolonisation  in  Sicilien 
nnd  Italien.  Es  folgt  sodaon  (8.  484—532)  eine  alle  wesentlloben  Ko- 
mente  susammenf^wsende  Darstellnng  der  Mtesten  Gesehichte  Italiens. 
Nach  einigen  einlsStmiden  Ansftthrangen  aber  die  physikalische  6e- 
schaifenheit  der  Italischen  Halbinsel  nnd  den  Znstand  nnserer  ethno- 
graphischen Überliefemng  giebt  Verf.  eine  Übersicht  über  die  Utesten 
Volksstämme  Italiens,  wobei  er  In  Übereinstlmmnng  mit  Mommsen  und 
im  Gegensätze  an  Nissen  an  der  auf  sprachliche  Erw&gangen  gestützten 
engeren  Verwandtschaft  der  Osker  und  Umbrer  festbllt.  Die  Frage, 
anf  welchem  Wege  die  Italiker  in  ihre  Wohnsitze  gelangten,  wird  wohl 
mit  Becht  dabin  entschieden,  daß  sie  nicht  über  die  See,  sondern  über 


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10     Bericht  über  rOmischo  Geschichte  Tor  1891-1900.  (BolsapfoL) 

^ie  Alpen  gekommen  sind,  was  mit  P«is  (1)  aach  von  den  Japy^ern» 
deren  EInwaiideniDg:  oaeh  der  Ansicht  des  Verf.  auf  dem  Seewege  er- 
folgte, anznneliineD  sein  dllrfte.  Was  die  Etmaker  betrifft,  so  findet 
Verf.  das  Hanptprobtem  darin,  daß  sie  lo  ihren  geschiehtUcben  Wohn- 
sitzen nirgends  orsprfingHeh  heimiseb  zu  sein  scheinen.  Von  Wichtigkeit 
ist  jedenfalls  der  Hinweis  anf  die  von  Pais  (Storia  della  Sicilia  e  deUa 
Magna  Grecia  1 167  f.)  nicht  beachtete  Thatsache,  daß  sie  bereits  im 
J.  1280  V.  Chr.  (S.  501  heißt  es  irrtümlich  im  13.  Jahrhaadert,  w&h* 
rend  S.  210  die  richtige  Angabe  bietet)  nnter  dem  Namen  Tnrselia 
unter  den  Scevölkern  erscheinen,  welche  einen  Banbzag  gegen  Ä'jypten 
ausführtCD.  Sie  müssen  also«  wie  Verf.  mit  Recht  folgert,  schon  damals 
«m  Heer  ansässig  gewesen  sein.  In  dem  den  Anfängen  Borns  gewid- 
meten Abschnitte  sind  von  besonderem  Interesse  die  AnsfÜbrnngen  Ober 
das  Wesen  des  Patriziats.  Die  von  Niebnhr  begr&ndete  nnd  von 
llommsen  beibehaltene  Anffassong,  wonach  der  Adel  eine  nach  Ana- 
logie der  8partiaten  Ober  stammfremde  ünterthanen  herrschende  Bfirger- 
Schaft  gewesen  stin  soU*  wird  mit  einlenchtenden  Orttnden  snrflckge- 
wiesen.  Ebenso  ist  Verf.  im  Rechte,  wenn  er  in  den  drei  Tribns  der 
Tities,  Ramnea  nnd  Lnceres,  deren  Realität  gegen  Niese  nnd  Bormann 
glücklich  verteidigt  wird,  nicht  die  Überbleibsel  selbständiger  Gemeinden, 
sondern  politische  Abteiinngen  einer  einheitlichen  Gemeinde  erblickt* 
Ref.  bat  mittlerweile  diesen  Fragen  eine  dngehende  ünteranchnng  (ia 
O.  F.  Lehmanns  Beiträgen  znr  alten  Geschiebte  I  8,  I90I.  8.  2S8  ff.) 
gewidmet  nnd  ist  so  den  gleichen  Resnitaten  gelangt.  In  den  späteren 
Abschnitten  ist  die  Rede  von  den  letzten  Zeiten  der  griecbisehea  Ko- 
lonisation in  Unteritaiien  nnd  SiciUen  (3.  677—683),  von  den  Anflogen 
Karthagos  nnd  der  Etrnskerherrschaft  in  Italien,  dem  Bttiidnisse  zwischen 
Karthagem  nnd  Etmskern  nnd  der  etrusklsehen  Knltnr  (S.  695—715), 
endlich  von  dem  Zuge  der  Etrnsker  gegen  Kyme  (524  v.  Chr.),  der 
B^reiong  Roms  von  ihrer  Herrschaft  nnd  den  Anfängen  der  römischen 
Republik,  dem  politischen  nnd  geistigen  Leben  Unteritaliens  in  der 
gleichen  Periode  nnd  der  Tyrannis  anf  Sicilien  (8.  808—827).  Erfreu- 
lich war  es  dem  Ref.,  daß  sich  Verf.  dafür  eotschieden  bat,  den  ersten 
bei  Polybius  erwälmten  Vertrag  zwischen  Rom  und  Karthago  in  die 
ersten  Julire  der  Republik  zu  setzen. 

8.    J.Schvarc7,  Die  Demokratie.  II.  Band,  Abteilung  lundS, 
Leipzig  1891  und  1899.  LXXXVIU,  X&V  n.  650  8.  gr.  8. 

Nachdem  in  dem  ersten  Bun  le  dieses  Werkes  (Leipzigs  1884)  die 
athenische  Demokratie  behandelt  worden  ist,  soll  der  vorlie;^eude  Band, 
der  mit  einem  L  bei  blick  über  die  sonstigen  bedeutenderen  Demokratien 
(iriecheniauds  uud  des  beUenischeu  Westeus  und  emer  Cliarakteristik 


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Bericht  über  rOmitebo  Oesebiebte  ffir  1894—1900.  (Holsftpfri.)  U 

der  «riobtissteii  neaeren  Bearbeitaof^eii  der  griecbiscben  ond  i^muchen 
Geschiebte  sowie  einem  Nachtrabe  Uber  Aristoteles  und  die  Ihm  sage* 
schrlebeoe  *Adiiv««»v  itoXtrstet  eingeleitet  wird,  eine  stBatawisseoschaft- 
Uche  Wflrdlgaog  der  rOmischen  Maaseoherrscbaft  von  der  Begründoog 
der  Republik  bis  auf  Tiberins  bieten.  Obwohl  in  Rom  niemals  eine 
Demokratie  bestanden  hat,  so  glaubte  Verf.  doch  die  dortigen  Yerhftlt* 
Hisse  deshalb  in  seine  Darstellung  anfhehmen  zu  roilsseo,  weil  dieselben 
denen  der  italienischen  8tftdterepnbiiken,.  mit  denen  er  sich  spftter  su 
beschäftigen  gedenkt,  nnd  wohl  aoeh  der  Organisation  des  stftdtlschen 
Gemeinwesens  in  verschiedenen  anderen  eoropfiischen  Staaten  aar  Grond« 
läge  dienten. 

Ungeachtet  der  anch  vom  Verf.  nicht  bestrittenen  Verdienste, 
welche  sich  die  Börner  um  dss  Rechtsleben  und  das  Knltnrleben  der 
tpiteren  Nationen  erworben  haben,  gelangt  die  Untersuchung  an  dem 
vernichtenden  Ergebnis,  daß  die  Geschichte  der  rOmlschen  Kassen- 
herrschaft nnd  der  ^ßen  militärischen  Demagogen  kaum  etwas  anderes 
aei,  als  .die  Geschichte  einer  geschichtlich  entwickelten  enormen  Räuber^ 
bände*.  Dieses  Urteil  erseheint,  anch  wenn  es  auf  gravierende  Tbat« 
Sachen  gestütst  werden  kann,  doch  an  schroff;  denn  es  fährt  einesteils 
an  der  irrigen  Yoistellung,  daß  Im  alten  Rom  schlimmere  Zastände  be- 
standen hätten,  als  in  anderen  Staaten,  in  denen  die  politische  Ent- 
wickelung  nicht  minder  dnreh  den  Kampf  nm  das  Dasein,  den  Besitz 
nnd  die  Macht  bestimmt  wurde,  nnd  wird  andererseits  der  sittliehsn 
Tficltigkeit,  der  die  RAmer  doch  wohl  In  erster  Linie  ihre  Erfolge  ver* 
*  dankten,  nicht  gerecht. 

Im  ttbrigen  muß  aneikannt  werden,  daß  Verf.  es  wohl  verstanden 
bat,  in  seiner  nach  staatsrechtliohen  Gesicbtspankten  disponierten  Dar- 
atelluDg,  die  ein  eingehendes  Stndiom  der  modernen  Litteratnr  erkennen 
läßt,  die  wichtigsten  politischen  nnd  soxialen  Veränderungen  anf  be- 
schränktem Räume  gut  darzulegen.  Von  historischem  Sinn  zeugen 
die  AusfHhruDgen  ttber  die  soUanlsche  Verfassung,  deren  Bedeutung 
Im  Gegensatze  zu  Mommsen  mit  Recht  hervorgehoben  wird.  Die  Re- 
aktion gegen  die  Auffassung  dieses  Forsehers  hat  aber  andererseits  d  ie 
Folge,  daß  Cäsar  und  Angnstns  zu  sehr  heiab^edrnckt  werden. 

Hin  und  wieder  gewinnt  man  leider  den  Eindruck,  daß  Verf. 
seine  Kenntnis  nicht  aus  den  (Quellen,  sondern  aus  moderneu  Dar- 
stellungen geschüi)ft  hat.  Auf  diese  Weise  erklJüt  &ich  wohl  die  Er- 
wühnung  eines  ilordversnches  auf  Pompeius,  den  Cäsar  als  Konsul  im 
Jahre  59  angestiftet  haben  soll  (8.  437).  Allem  Anschein  nach  liegt 
liier  ein  MißverstUndni«5  von  Ihne,  Ilöm.  Gesch.  VI,  330  zu  gründe. 
Es  iieit'.t  daselbst:  .Am  deuilichsteu  tritt  (der  nicht  zu  züeelnde  Eifer 
des  Vatiuius)  zu  Tage  iu  einer  der  verwerflichsten  Kabalen,  welche  lu 


12    Berieht  Aber  Htmieebe  Getehiebte  fOr  1894—1900.  (HoltapfeL) 

jener  Zeit  van  Trag  vod  Hinterlist  unter  Cfteers  Oberleitnng  ins  Werk 
geietet  wurde,  der  erlogenen  Veisehw&nuif  sor  Ermordimg  des  PompeinB.* 

Der  Tom  Verf.  geftnßerte  Wnneeh,  daß  das  Wirtachaftsleben  der 
BOmer  von  selten  eines  realpbiloioglscben  Forechers  wie  Pöblmann  be- 
bandelt werden  o5ebte  (8.  637  f ),  ist  mit  dem  Erscheinen  des  sweiten 
Bandes  der  Oeechiohte  des  antiken  Eonunnnisnins  nnd  Sodaliemna 
(Müneben  1901)  in  ErfWlnng  gegangen,  doch  mnß  desnn  Besprechnng- 
dem  nftebsten  Jahresbericht  irorbehalten  bleiben. 

Anf  einem  ganz  anderen  Standpunkte  befindet  sich 

9.  K.  Jentsch,  Der  Römerstaat.  In  deu  (Jreii/boien,  Bd.  58» 
1898,  Abt.  2 — 4  und  in  «Drei  Spaziergänge  eines  Laiea  ius  klassische 
Alteitom*.  Leipzig  1900,  von  S.  179  bis  372.   kl  8. 

Es  soll  diese  Schrift,  In  der  anf  die  EotscbeidaDg  etreitlger 
Fragen  Terzicfatet  wird,  ein  bescheidener  Versoch  sein,  das  politisch 
Lehrreiche  ans  der  römischen  Oeechiehte  heranssohebeo  nnd  in  einer 
ToUständigen  Übersicht  zosammenanstellen.  Yerf.  hat  dieee  Aufgabe 
mit  großem  Geschick  bdiandelt,  nnd  es  d&rfiten  daher  seine  Ansfllhningen 
anch  von  Seiten  der  Fachmänner  Beachtung  verdienen.  Sehr  wohl  gelnngen 
erscfaelot  der  anf  verschiedene  Thatsaehen  nnd  Traditionen  gestfittte 
Nachweis,  daß  die  Beügion  wenigstens  In  der  älteren  Zeit  k^eswega 
bloß  anf  dne  mechanische  Verricbtnng  von  Ceremonien  blnansUef. 
sondern  wirklich  einen  ethischen  Gebalt  hatte,  der  anch  hftofig  im  Ver- 
halten der  Börner  gegen  andere  Nationen  zum  Ausdruck  kam.  Es  ht 
von  Interesse,  die  gleiche  Auffassung  In  dem  nicht  in  diesem  Berieht 
in  besprechenden  Werke  von  W.  Warde  Fowler.  TheBoman  Festivals  of 
the  Period  of  the  Bepnblic,  London  1899  (vgl.  Berl.  Phil.  Wochensehr. 
1901,  8p.  718  ff.)  vertreten  zu  finden.  Ein  berrorrageader  Beweis  flr  die 
sittliche  Tttchtigkeit  des  römischen  Volkes  liegt  jedenfalls  in  der  vom 
Verf.  mit  Nachdruck  hervorgehobenen  Thatsache,  daß  der  politische 
Kampf  swisehen  Patriciem  und  Plebejern  zwei  Jahrhunderte  gedanett 
hat,  ohne  zu  einer  Bevolution  zu  fähren,  welcher  Fall  sich  in  der 
Weltgeschichte  nicht  mehr  wiederholt  Wae  die  äußere  Politik  betrifft, 
so  erscheint  die  Bebanptnng,  daß  die  BAmer  von  Hans  m  kdneswegs 
ein  Eroberungsvolk  gewesen  seien,  durchaus  gerechtfertigt.  Nicht 
minder  wird  man  dem  Verf.  znstimmen,  wenn  er  von  den  Gracchischen 
Beformbestrebungen  sagt,  daß  sie  mit  der  heutigen  Arbeiterbewegnng 
nicht  die  geringste  Ähnlichkeit  hätten,  sendem  vielmehr  mit  der  seit 
1886  von  der  preußischen  Ree^eraog  betriebenen  inneren  Kolonisatiiui 
anf  dne  Idnie  zu  stdlen  seien.  Sehr  bea<äitenawert  ist  auch  die  Be- 
merkung, daß  die  Beden,  welche  Dionys  den  £*fihrem  der  sich  be- 
kämpfenden Parteien  in  den  Hnnd  kgt,  wenn  sfo  anch  für  die  historische 


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Bericht  ftber  rOmiBche  Geschiehte  IBr  1894—1900.  (Holsapfel.)  13 

Wahrheit  wertlos  aeieo.  doch  fttr  den  Politiker  große  Bedeutung  hSiten; 
denn  man  erfahre  ana  ihnen,  daß  sehen  vor  mehr  ala  aweitaoaend 
Jahren  alles  gesagt  worden  sei,  waa  die  Parteien  der  Beiehen  nnd  der 
Armen,  der  Privilegierten  nnd  der  ZnrItdcgeMtsten  einander  in  sagen 
hätten. 

Nicht  allgemein  beflrennden  wird  man  steh  mit  der  teleologiaehen 
Anfftasnng,  die  die  ganse  DarsteUnng  behenraeht.  Verf.  ist  der  iLnaieht, 
daß  die  BSmer  Im  sweiten  Jahrhundert  n.  Chr.  ihre  ]nroTidentieUe 
AnijpUie  erffillt  hätten,  indem  gans  Bnropa  von  ihnen  hia  com  Pikten- 
wall  hinauf  mit  der  antiken  Enltnr  durchtränkt  worden  aei.  Baun 
hätten  aie  untergehen  mftnen,  nm  dem  Omnanentnm  und  dem  Christen- 
tnm  Plats  so  machen. 

10.  hl.  Meyer,  Die  wirtschaftliche  Entwfckelting  des  Altertams. 
Ein  Vortrag,  gehalten  auf  der  3.  Versamnilungr  deutscher  Historiker 
in  li'rankfart  a.  M.  am  20.  Aprü  1895.  Jena  1895.   72  S.  gr.  8. 

Zwei  namhafte  Forscher,  Bodbertns  nnd  Bficher,  haben  die 
Ansieht  anlisestellt,  daß  der  Znstand  der  gescUoeieoen  Hauswirtschaft, 
In  welcher  „die  Qäter  In  denelben  Wirtschaft  verhrauebt  werden,  in 
der  sie  entstanden*,  von  den  Anfängen  der  Knltnr  bis  In  das  Mittel- 
alter  Irinein  herrschend  geweien  nnd  die  nächst  höhers  Form  des  direkten 
Anstansches,  in  welcher  «die  Qäter  ans  der  produzierenden  Wirtsdhaft 
unmittelbar  in  die  konsnmIereBde  äbergehen*,  errt  am  Ausgange  des 
Mittelalters,  In  der  Zeit  vom  15.  sum  16.  Jahrhundert  entstanden  sei. 
Im  Znsammenhang  mit  dieser  Auffossnng,  die  bei  HIstorikem  und  be« 
sonders  bei  NationalSkooomen  vielfach  Beifall  gefkwden  hat,  ateht  der 
»mächst  eiaem  theologischen  Bedttrfhis  entsprungene  and  namentlich 
von  der  populären  Philosophie  gepflegte  Glaube^  daß  die  Entwickelnng 
der  Geschichte  der  HittelmeetvSlker  in  einer  kontinuierUeh  aufsteigenden 
Linie  verlanfen  sei.  Verf.  betont  dem  gegenober  mit  großem  Nachdruck, 
daß  man  hier  awel  parallele  Peiiodea  su  unterscheiden  habe.  Indem 
mit  dem  TTntergang  des  Altertums  die  Entwlckelung  mit  den  schon  einmal 
längst  ftberwnndenen,  aber  schließlich  surfickgekehrten  primitiven  Zu- 
ständen von  neuem  begänoe.  Der  Vortrag  soll  nun,  ohne  den  amfaag^ 
reichen  Stoff  sa  erschöpfen ,  ein  Bild  von  dem  wirklichen  Verlanfb  der 
wirtschaftlichen  Entwlckelung  geben.  Obwohl  Verf.  erst  am  Schlosse 
dann  gelangt,  eich  mit  den  rdmlschen  Verhältnissen,  die  fär  diesen 
fieilcht  allein  in  betmcbt  kommen,  za  beschäftigeu,  so  erscheint  es  doch 
angemesBen,  seine  lobaltreichen  Auslflhmogen  In  ihrem  ganzen  Zu- 
sammenliaiig  wiederzngeben. 

Eb  wird  sunäebst  gezeigt,  daß  Im  alten  Orient  schon  bei  dem 
Beginn  geschiditlieher  Kunde  eine  hochentwickelte  Industrie  und  ein 


14     Beriebt  fiber  rtmiscbe  Oeeehiebto  fir  1894-1900.  (HoltapfeL) 

allgemeiDer  HaodelsTerkehr  eziitierte.  Verf.  wendet  «icb  sodaDo  zu 
dem  grieeblBClien  Wirteebaftsleben,  dem  eue  sehr  eingebende  Behand- 
lung za  teil  wird.  In  dem  dcb  in  den  homerischen  Gedichten  spiegeln* 
den  „Mittelalter*  tritt  nns  allerdings  noeh  die  autonome  Wirtschaft  des 
Einaelhanshalts  als  die  maßgebende  Lebensform  entgegen;  doch  hat  es 
auch  in  diesw  Zelt  an  Handwerkern  keineswegs  gefehlt.  Zugleich 
kommt  der  Seehandel  auf»  der  der  Odyssee  bereits  ganz  geläufig  isc 
und  seit  dem  achten  Jahrhundert  einen  gewaltigen  Aufschwung  nimmt. 
Diese  Entwickelnng  flfthrt  einesteils  sn  einem  stets  zunehmenden  Skla^en- 
import,  anderuteils  aber  zum  Eindringen  des  Geldverkehrs  und  der 
Geldwirtaehaft  Hieraas  ergiebt  sich  eine  yöllige  Umgestaltung  der 
sozialen  und  ökonomischen  Verhältnisse,  die  den  Sturz  der  Adelsherr* 
schalt  zur  Folge  hat  Der  Ertrag  der  Landwirtschaft  geht  seinem  Wert 
nach  stetig  zurück,  der  Bauer  gerftt  in  Verachnldong,  und  es  beginnen 
nunmehr  auch  die  Adligen,  ab  Handel  und  Schiifahrt  teiUnnehmen. 
Das  letzte  Resoltat  ist  die  Umwandlung  des  patriarchalischen  Staaten 
in  einen  Rechtsstaat  mit  festen,  geschriebenen  Gesetzen,  die  Sonyerttae* 
tftt  der  Oesamtbürgerschaft,  die  Gleichheit  aller  vor  dem  Qesets,  dia 
Beseitigung  aller  ererbten  Privilegien  und  die  Verteilung  der  finanzlelleii 
und  militiUiscfaen  Lasten  und  Pflichten  einerseits  sowie  der  politischen 
Vorrechte  andererseits  nach  der  ftkonomiachea  LeistangsflUiigkeit  des 
einzelnen.  In  zahlreichen  Staaten,  wie  vor  allem  in  AÄen,  entwickelt 
Sick  schließlich  die  volle  Demokratie,  bei  weLcker  die  Abstnfling  der 
bflrgerlichen  Beehte  nach  dem  Vermdgen  beseitigt  wird,  während  die 
Abstufhng  der  Pflichten  nach  dem  gleichen  Mafistabe  bestehen  bleibt. 
Das  Bagiment  fällt  hiermit,  wenn  nach  nicht  rechtlich,  so  doch  that* 
sächlich  der  städtischen  Bevölkerung  zu.  In  der  hallenistischeai  Zelt  tritt 
eine  fundamentale  Veränderung  denn  es  kommt  nunmehr,  indem 
der  Orient  In  die  heUenlsche  Kultur  hineingezogen  wird,  zu  einer  Ver* 
Schiebung  der  Handelsverhältnisse,  was  die  VerOdung  zahlreicher  Städte 
Im  griechischen  Hutterlande  zur  Folge  hat.  Die  Bevölkerung  sorfäUt 
daselbst  nur  noch  in  einen  Stand  von  Oroßkapitalisten,  in  deren  Händen 
sich  der  Grundbesitz  mehr  und  mehr  konzentriert,  und  ein  seines  Ver- 
dienstes beraubtes  Proletariat,  das  stets  mit  Bevolntionen  droht  und  auf 
Staatskosten  oder  durch  Spenden  der  reichen  Leute  versorgt  werden  muß. 

Bom  hat  wohl  nicht  die  gleiche,  aber  doch  eine  ähnliche  Ent- 
wickelnng durchgemacht.  Verf.  verzichtet  indessen  darauf,  uns  die 
Mheren  Stadien  vorzuführen,  und  wendet  sich  nach  einem  knnea  Hin- 
weise auf  den  während  der  Bepnbük  in  Italien  eingatretenen  Buin  der 
Bauernschaft  und  die  Entstehung  ungeheurer  Kapitalien  auf  der  einen 
und  eines  besitzlosen  Proletariats  auf  der  anderen  Seite  sogleich  zur 
Haiserzeit.  Was  uns  hier  entgegentritt,  ist  die  Auflösung  einer  aufh 


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Beriebt  aber  tOmtscbe  Gescbichte  für  1S94-  1900.  (HotsapfoL)  1& 

bdchste  gesteigei-ten  Koltor,  die  eich  von  Innen  heran«,  in  tSUig  ^rd* 
neten  iunereo  Verb&ltnissen  ohne  Jeden  ernsthaft  in  betracbt  kommen- 
den jinßeren  Feind  Tollzieiit.  Verf.  erhebt  nicht  den  Ansprach,  daa 
g^ewaltige  Problem,  das  hier  vorliagt,  an  ISsen,  sondern  begnügt  sich 
damit,  die  Hanptfaktoren  der  Katastrophe  hervoranheben.  Bas  weaent» 
liebste  Moment  erblickt  er  In  der  allgemeinen  Verbi^tnng  d^  antiken 
Knltnr,  wodnrch  die  Qeblldeten  die  Ftthrnng  verlieren.  Dies  geschieht 
indessen  nicht  nur  anf  dem  geistigen,  sondern  anch  anf  dem  mili- 
tftrischen  nnd  politischen  Gebiet.  Hiermit  flUlt  sQ«unmeD  der  Unter'« 
gaog  der  städtisehen  Selbstverwaltnng,  welche  dnrch  die  Entwickeinng 
der  BmehsbeamtenscbaU  ftberwochert  wird,  der  Eüekgang  des  Wohl- 
standes nnd  der  BevfilkernngSEahl.  Als  die  Hanptnrsachen  dieses  Pro* 
zesses  betrachtet  Verf.  das  stSndige  Anwachsen  des  Großkapitals,  daa 
die  Existenz  eines  kräftigen  Banemstandes  nnmdglich  macht,  nnd  dio 
magnetische  Ausiehnugskraft,  welche  die  Baoptstadt  vermöge  der  sich  da- 
selbet  bietenden  materiellen  nud  soiialen  Vorteile  anf  dieLandbevSlkernng^ 
ansfibt.  Schließlich  wird  aber  anch  die  BanptsUdt  selbst  von  dem  Bnin 
der  Landbevdikemng  ergriffen;  denn  Handel  nnd  Verkehr  beginnen  zq 
stocken,  die  Indnstrie  steht  stül,  und  die  Lebensmittel  können  nicht 
mehr  in  genügender  Menge  prodoziert  werden.  Ihre  höchste  Steigerang 
findet  die  KHsis  endlich  in  der  im  dritten  Jahrhundert  stets  wachsen- 
den Geldnot,  welche  coletat  In  der  Zeit  Diocletians  dahin  führt,  dai^ 
das  Geld  wieder  znr  Ware  wird.  So  langt  denn  die  Entwiekelnog 
wieder  bei  den  primitiven  Lebensverhältnissen  an  und  hat  anf  dies» 
W^  ihren  Kreislanf  vollendet. 

11.  H.  Liers,  Das  Kriegswesen  der  Alten  mit  besuiiderer  Be- 
lücksichtigTiiik'  der  Strategie.    Breslau  1896.    VIII  uud  391  S.  8. 

12.  H.  Delbrück,  Gescliiciite  der  Kriegskunst  im  Rahmen  der 
politischen  Geschichte.  L  Teil:  Das  Altertum.  Berlin  1900.  XV 
und  533  8.  gr.  8. 

Diese  beiden  Werke,  in  denen  der  Seekrieg  und  der  Belagenings- 
krieg  auageschlossen  sind,  erglnsen  sieh  gegenseitig.  Liers  behandelt 
seinen  Gegenstand  in  ^tematischer  Welse.  Indem  nach  einem  kurzen 
t)berblick  Über  die  Entwickeinng  der  Kriegführung  im  Altertum  zu-^ 
nftchst  die  Oi^nisation  und  Elemeatartaktik,  sodann  die  angewandte 
Taktik  (Harsch,  Lager  nnd  Schlacht)  mit  der  Verpflegung,  hierauf  die 
Strategie  in  ihrem  ganzen  Umfange  und  endlich  der  kriegerische 
Charakter  der  einzelnen  Völker  zur  Sprache  kommt.  Es  wird  hier  in 
übersichtlicher  Griq^piening  ein  reiches  Material  vorgeführt  und  so  für 
alle,  die  sieh  mit  der  antiken  Kriegführung  n&her  bekannt  machea 
wollen,  ein  wertvolles  Hül&mittel  geboten.  Belbrücki  dem  wir  bereits 


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16     Beriobt  aber  fOmiache  Oosdiichte  für  1894-1900.  (Holnple].) 

▼erscfaiedeD«  bedentonde  Beitvig«  zar  antiken  Kriesrsgesöbidite 
danken  (Die  römiiebe  Maalpolaitaktik  in  8ybebi  Eist.  Zeitacbr. 
Bd.  Sl,  1883.  8.  239—264.  Die  Uanipnlarlegion  und  die  SeUaebt  bei 
Gannft,  Hermes  Bd.  21,  1886,  8.  65->90.  Die  Petserkriege  nnd  die 
Bojisonderkriege,  Berlin  1887.  Die  Strategie  des  Perikles  eriäatert 
dnreb  die  Strat^ie  Friedricbs  d.  Gr.,  Berlin  1890),  bat  sieb  dagegen 
seinerseits  die  Aufgabe  gestellt,  nnter  Ansscblnß  der  Antiquitäten 
(Detail  des  Exerzierens,  Waffenteebnik,  Befestigung  n.  s.  w.)  die  Eni»  - 
wickelnng  der  Kriegskunst  bei  den  Gxiecben  nnd  Römern  im  Babmen 
der  ]K>litiscben  Oeschiehte  darzulegen  und  dnreb  eine  grilndliebe  TTnter- 
sucbnngr  der  nns  Torliegenden  Bericbte  zu  einem  besseren  YenfSndnis 
der  wicbtigsten  Seblaebten  nnd  Operatienen  zn  gelangen.  Nachdem  in 
den  drei  ersten  Abscbnitten  das  griecbiscbe  Heerwesen  von  den  Psfser- 
kriegen  bis  anf  Alezander  bebandelt  worden  ist,  beschäftigen  dcb  die 
folgenden  vier  Absebnitte  (8.  217--5S5),  die  den  grQfiten  Teil  dieses 
Bandes  ansmaehen,  mit  dem  der  Börner.  Die  DarsteUnng  beginnt  mit 
der  HJassenpbslanx.  8ebr  beaebtenswert,  aber  doeh  noeb  einer  uKheten 
Prüfung  bedürftig,  erscbeint  die  anf  eine  Bereebnung  der  BeTölkerung 
Berns  um  das  J.  510  gegründete  Annabme,  daß  dieses  System  anf  dner 
gleiebmiOigen  DurobfÜbrnng  der  allgemeinen  Webrpflidit  berubt  babe. 
Es  ist  sodann  die  Bede  von  der  in  die  Jahrgänge  der  bastati,  principee 
und  trlarii  gegliederten  Manipnlarpbalanx,  deren  Entstehung  in  die  Zeit 
der  Samniterkriege  gesetzt  wird.  Bieran  schließen  sich  einige  kuis- 
gefaßte  Ansfübmngen  über  das  Ezenieren  der  Börner,  ihre  Lagerkunst 
and  Disdplin,  über  den  Krieg  mit  Pyrrhni  nnd  den  ersten  puniseben 
Krieg.  Der  nfichste  Abschnitt  bescbftftigt  sich  mit  dem  zweiten  pnnischen 
Krieg,  dem  eine  sehr  eingebende  Behandlung  zu  teil  wird.  Yerf.  hat 
nicht  unterlassen,  für  die  strategische  Einleitung  des  Krieges  die  sehr 
instmktiTe  Untersuchung  yon  J.  Fuchs  (s.  unten  im  Y.  Abschnitt)  nnd 
für  die  Schlacht  bei  Zama*Naraggara  die  nicht  minder  wertvolle  Arbeit 
von  K.  Leb  mann  (s.  ebenda)  In  gebührendem  Haße  zu  berücksichtigen. 
Daa  schließliche  Unterliegen  Hannibals  in  einer  auf  freiem  Felde  ge* 
lieferten  Schlacht  wird  mit  Recht  darauf  zurückgeführt,  daß  dem  kar* 
thagischen  Heerführer,  der  lange  Zeit  nur  mit  den  Jeweiligen  Ober- 
beamten der  Bepublik  zn  klUnpfen  hatte,  endlich  in  Sdplos  Person  ein 
ebenbürtigrr  Feldherr  entgegentrat,  dem  es  gelungen  war,  seinen  im 
Laufe  des  Krieges  aus  einem  Büzgerheere  in  eine  Armee  von  Bernfa* 
Soldaten  umgewandelten  Truppen  durch  Anordnung  eines  größeren  Ab« 
Standes  zwischen  den  bastati  einei-seits  und  den  principes  und  triarii 
andererseits  mehr  Beweglichkeit  zn  Terleihen.  Sehr  treffend  erscheint 
die  Bemerkung,  daß  Seipios  Marsch  nach  Naraggara,  durch  welchen 
zwar  die  Operationsbasis  anfgegcbcu,  aber  die  Yereiiiiguog  mit  UasiniBaa 


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Bericilt  über  rdmiBclie  OoBchichto  ffilr  18d4-1900.  (HolMpfel«)  17 


p^e^icheit  wurde,  mit  dem  Abmärsche  der  ScblosiRrhcn  Armee  von  der 
Mulde  über  die  Saale  im  J,  1813  nnd  ihrem  Rückzüge  von  Liguy  auf 
Wavre  auf  eine  Linie  zu  stellen  sei.  In  den  folgenden  Kapiteln  be- 
schäftigt sich  Verf.  mit  den  Kämpfen  der  Römer  mit  den  Macedoniern, 
der  weiter  um  sich  gleitenden  T^mo^estallung'  des  BUrgerheeres  in  Be- 
rufssoldaten, den  Centurionen  und  den  Kriegen  mit  Mithridates  und  den 
Parthern.  Der  letzte  Abschnitt  ist  den  Feldzügen  CAsars  gewidmet, 
denen  eine  sehr  oincrfthende  Uotersucliung  zu  teil  wird.  Ein  nicht  ge- 
ring'es  Verdienst  hat  Fich  Verf.  durch  die  kritische  Prüfung  erworben, 
die  er  den  bei  den  alten  Autoieii  überlieferten  Truppeazahlen  hat  an- 
gedeihen  lassen.  Es  ist  ihm  gelungen,  nachzuweisen,  daß  diese  Angaben 
sehr  oft  auf  erheblichen  Übertreibungen  beruhen.  In  manchen  Fällen 
können  indessen,  wie  J.  Kromayer  (Deutsche  Litt^.  1900.  Sp.  1388) 
Oüd  A.  Bauer  (v.  Sybels  Ilist.  Zeitschr.  Bd.  86.  1901,  S.  286  ff.)  ge- 
leigt  haben,  gegen  DelbrOcks  Eesoltate  gewichtige  Bedenken  geltend 
gfemacht  werden. 

Im  verflossenen  Jahre  ist  von  dem  Delbrtlckschen  Werke  ancb 
die  erste  H&lfte  des  zweiten  Bandes  erschienen,  welche  sich  mit  den 
Bömern  nbd  Germanen  befaßt  nnd  im  nächsten  Berichte  zn  besprechen 
sein  wird.  Vgl.  hierfiber  einstweilen  fi.  Wolffs  Anzeige  in  der  Berl. 
Phil.  Wochenschr.  1902,  Sp.  47-55. 

Wir  haben  nnumehr  noch  einige  wertvolle  HOlftmittel  zu  er- 
wähnen. An  erster  Stelle  ist  za.  nennen  die 

13.  Prosopographia  imperii  Bomani  «aecl.  II.  HL  Edita 
conailio  et  anctoritate  acadomiae  seientiaram  ngiae  Bomsaieae. 
Part  I~IIL   Berlin  1897/8.  IX.  489.  443.  503  6.  gr.  8. 

Im  Hinblick  auf  die  Fülle  des  in  noseren  Inschriftensammlnngen 
anfgeepeicherten  Materials  erscheint  es  nnnmehr  als  eine  lohnende  Aof- 
gabe,  daaselbe  der  geschichtlichen  Forschung  in  höherem  Maße  zn- 
gänglich  zn  machen,  als  dies  bisher  durch  die  den  einzelnen  Bänden  der 
Corpora  beigegebenen  Indices  (reschchea  ist.  Die  Preußische  Akademie 
«nebt  daher  sn  bewirken,  daß  Onomatologica,  Verzeichnisse  der  be- 
dentenderen  Hänner«  der  saera,  der  militärischen  nnd  munizipalen  Ein- 
richtungen n.  s.  w.  herausgegeben  werden.  Es  sollen  hierbei  nicht  nor 
die  Angaben  der  Insehriften,  sondern  auch  die  Schriftsteller,  die  Münzen 
nnd  die  Papyri  Berücksichtigung  finden.  Als  ein  specimen  für  der- 
artige Arbeiten  soll  vorliegendes  Werk  dienen,  welches  eine  Übersicht 
über  die  namhafteren  Personen  aus  der  Zeit  von  der  Schlacht  bei  Actinm 
1>is  anf  Diocletian  bietet.  Die  Wahl  dieser  Periode  empfahl  sich  hanpt- 
aächlich  deahalbi  weil  hier  die  inschriftlicbe  Überlieferung  für  die  Er- 
weitemng  nnierer  Kenntnis  von  der  größten  Bedentong  ist  Der  nicht 

JabraSbsrioht  lllr  Alt«rtiiiBSwiu«iiiehaft.  Bd.  OXtV.  (IflQB.  m.)  2 


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18     Bericht  aber  rdmiscbe  Geschichte  far  1894—1900.  (Iloizapfel.) 


besonders  glückliche  Titel  Prosopographia  beiulit  auf  dem  Vorgange 
des  Jacübus  Gothofredus,  der  sich  in  dem  Personal  index  seiner 
Ausgabe  des  codex  Theodosianns  (im  2.  Teile  des  6.  Ban  1p=  dir 
Bitterschen  Ansgabe,  Leipzig  1745)  dieser  Bezeichnung  zuerst  l  ediente. 

Von  den  drei  bis  jetzt  erschienenen  Bünden  der  voriiegeiidon  l^uhli- 
kation  ist  der  erste  (A— C)  von  E.  Klebs  und  der  zweite  (T) — 0)  von 
II.  Dessau  bearbeitet  worden.  Den  dritten  Band  (P — Z)  halte  P.  von 
Kohden  übernommen;  doch  konnte  derselbe  wegen  schwerer  p]rkraakung 
seine  Aufgabe  niclit  vollenden,  nnd  es  hat  daher  von  8.  145  an  unter  Be- 
nützung des  von  ihm  gesammelten  Materials  H.  Dessau  die  Arbeit 
weitergeführt.  Ks  hoII  nun  noch  ein  vierter  Band  folgen,  welcher  die 
Konsularfasten  iim  I  die  Verzeichnisse  der  anderen  Btaraten  sowie  die 
wJihrend  der  fünfjährigen  Drucklegunc:  der  drei  ersten  Bäade  notweDdig 
gewordenen  Nachträge  enthalten  wird 

Auffrenommen  sind  zunächst  siuntliciie  Mitglieder  des  Senatoren- 
standes, soweit  sie  uns  bekannt  sind.  Zur  Hervorhebung  ihrer  Namen 
ist  Kapitalschrift  angewendet.  Ebenso  haben  die  kaiserlichen  Beamten 
aus  dem  Kitterstande  mit  ihren  Prennden  und  Verwandten  Berück- 
sichtiguni^  gefunden.  Auch  andere  Römer,  die  bei  den  Schrit'tötellei'u 
und  insbesondere  bei  den  Historikern  rr\\!i!int  werden,  sind  meistens  an- 
geführt; doch  blpfbt  di'^  lmoL'o  ■Meno:e  gewöhnlicher  Leute,  die  in  der 
juristischen  und  kirchlichen  Litteratur  vorkommen,  ans  dem  Spiele.  Voa 
den  Griechen  und  sonstigen  Ausländern  sind  nur  dicjeniiren  genannt, 
die  irgendwie  zu  Römern  oder  riimischen  Verhältnissen  in  Beziehung 
gestanden  haben.  Bei  den  Kaisern  wird  von  der  Ref?:ierungsthntigkeit 
abpcsehen  und  von  den  ausländischen  Köniu:en  nur  das  Wissenwerte 
erwähnt.  Was  die  Schriftsteller  betrifft,  so  konnte  anf  eine  eingehende 
Besprechung  ihrer  litterarischen  Thäti<>:keit,  die  anderweitig  anaführlicb 
genug  behandelt  wird,  verzichtet  werden. 

Die  Namen  sind  alphabetisch  geordnet  in  der  An  nnd  Weise», 
daß  bei  den  Römern  die  Geschlechtsnamen,  soweit  sie  ermittelt  werden 
konnten,  bei  den  Griechen  dagegen  meist  die  cognomina  maßgebend 
sind.  Eine  f?roße  Annehmlichkeit  bietet  die  Einriebt unt;:,  daß  sich- 
sämtliche Namen,  die  jemand  führte,  unter  ihren  Anfangsbuchstaben 
verzeichnet  finden,  wodurch  das  Nachschlagen  sehr  erleichtert  wird. 

Tm  allgemeinen  kann  man  sagen,  daß  in  diesem  Werke  in  gc^ 
drängtcr  Kürze  ein  sehr  reiche?;,  mit  großer  Mühe  und  Sorgfalt  ge- 
sammelte^  I^Iaterial  vereinigt  ist,  das  für  weitere  historische  Studieo 
von  bedeuti-ndem  Nutzen  sein  wird.  Zu  Ausstellungen  dürfte  sich  nur 
selten  Anlad  bieten.  Awa  dem  Ritterstande  hätte  wohl  der  als  Freund 
Cäsars  und  Octavians  bekannte  C.  Matins  noch  angefahrt  werden  können, 
dessen  Lebenszeit  sich  nach  Piin.  q.  b.  XII 13  bis  znm  Jahre  i  v.  Chr^ 


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B«rieht  fiber  rOmisehe  Geschichte  fttr  1894-1900.  (Uolzapfel)  19 

entreckt«.  Seine  Bedentoncr  erhellt  aus  Tae.  aoo.  XU  60,  wo  er 
neben  An^stiu'  Verti-antem  P.  Vedins  Fo]Uo  als  Inhaber  einer  Shn- 
liehen  Maehtatellnng  sfenannt  wird,  wie  ale  zn  Cteara  Zeit  Balbni  nnd 
Oppins  besessen  h&tten.  Von  dem  Geschiehtsehreiber  G.  Clodins  Liclnns 
wird  I  417  nnter  Verweisnn^  auf  Snet  de  granm.  90  bemerkt:  Ovidio 
poetae  fiunilarisaimns  fait  Ctodins  Lidnna  eonsnlaria,  bistorieos,  qni 
enm  admodam  panperem  decessisse  tradit  et  liberalitate  sna,  quoad 
^erit,  sostentatam.  Hiernach  wftre  Ovid  nicht  im  Exil,  eondem  in 
Italien  gestorben.  In  Wirklichkeit  lantet  die  Stelle:  ftdtqae  (Hygioos) 
familiarisaimoB  Oridio  poetae  et  Clodio  Licino  consnlaii«  biatorioo  e.  q.  s. 

Welchen  Ertrag  man  sich  von  der  Prosopographia  sowohl  für 
die  Textkritik  als  anch  ffir  die  Qesehiehtsforschnng  versprechen  kann, 
hat  H.  Peter  in  feiner  ansAhrlichen  Anzeige  (N.  Jahrb.  f.  d,  klass. 
Altert.  I  1898,  8.  38^63)  an  einigen  instrnktiven  Beispielen  gexeigt. 

In  nicht  geringerom  Maße  werden  dem  Stndiom  der  rAmisehen 
Geschichte  folgende  Werke  an  gute  kommen: 

14.  Paiilys  ßeal-Encykioi>ll(iie  der  klassischen  Altertnms Wissen- 
schaft. Neue  Eeurbeitaug.  Unter  Mitwirkang  zahlreicher  F:tch?e» 
uosseu  iierauegegeben  von  G.  Wissowa.   Berlin  1893  ff.  gr.  ö. 

15.  Dictionnaire  des  antiqnitös  grecqoes  et  romalnes  d'aprös 
les  tflztes  et  les  monuments.  Onvrage  r6dig4  par  nne  societ4 
d'^crlvains  spteianx,  d*arch6o!ogQes  et  de  professenia  soas  la  direction 
de  H.  Ch.  Daremberg  et  Edm.  Sagrllo.  Paris  1877  ff.  4. 

15.  Dizionario  epigrafico  di  antichit&  romane  di  £.  de 
Raggiero.  Bom  1895  ff.  8. 

Von  der  neuen  Bearbeitung  der  Fanlyschen  Beal-Encyklopädie 
sind  von  1893  bis  1901  achtHalbbUnde.  die  bis  sum  Artikel  Demodoros 
reichen,  erschienen.  Das  in  Liefemogen  heranskommendo  Dictionnaire 
▼on  Daremberg  et  Saglio  ist  nunmehr  bis  zur  Vollendung  der  zweiten 
Abteilong  des  zweiten  Bandes  (Paris  1896),  die  die  Buchstaben  P  nnd  G 
umfaßt,  fortgeschritten.  Von  dem  ebenfsUs  in  Lieferungen  erscheinen'' 
den  Dizionario  Bnggierös  liegt  bis  jetzt  nur  der  die  Buchstaben  A 
nnd  B  enthaltende  erste  Band  (Bom  1895),  zu  welchem  F.  Hang  (in 
diesen  Jahresberkshten,  Bd.  81,  1895,  8.  250—252)  verschiedene  Nach- 
träge nnd  Berichtigungen  giebt,  fertig  vor.  Alle  diese  Werke  ent- 
sprechen nicht  nur,  soweit  sie  verOffentUdit  sind,  dem  bisherigen  Stande 
der  Forschung,  sondern  fthren.  Indem  manche  Artikel  auf  eingehenden 
Spezialuntersachnngen  beruhen,  nicht  selten  darüber  hinaus  und  bieten 
80  for  weitere  Forschungen  eine  vorzügliche  Orundlage.  Die  wlihrend 

der  letzten  Decennieo  erzielten  Fortschritte  fallen  ara  meisten  in  die 

2* 


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20     Bericht  Uber  rOmiache  Oescldcbta  ior  1894—1900.  (Holiapfd.) 

Augen,  wenn  man  veischiedene  Artikel  in  i*aul3'-\Vi8sowa8  Ileal-Enc}'- 
klopädie,  wie  Aera  und  a^er  von  J.  W.  Kabitschek,  ala  von  C.  Cichoriua, 
über  die  Kaiser  P.  Aelius  iladriauus.  T.  Aurelius  Fulvns  A utoninus 
Antouiuus  Pius),  M.  Aunius  V'erus  (M.  Aurelius),  L.  Aurelius  Commo- 
dns  und  M.  Aarelins  Antoninn^  (Carucalla)  von  T.  v.  Rohden, 
M.  Aurelius  Severus  Alexander  von  F.  Groebe,  conventus  von 
E.  Kornemann,  Appianus  und  CassiuB  Dio  Cocceiauus  von  E.  Schwartz 
mit  denen  der  früheren  Auflage  vergleicht.  Es  wäre  zu  wünschen,  <\a\i 
68  den  Herausgebern  der  drei  Werke  gelänge,  dieselben  rascher,  als 
es  bisher  geschehen  ist,  ihrer  Vollendung  entgegenzuführen. 

£Ddlich  darf  ia  diesem  Abschnitte  uicht  übergangen  werden 

17.  Oenvres  eonuptötes  de  Bartolomeo  Borghesi.  Tome 
diztömey  pnbU6  sons  les  auspices  de  M.  le  ministre  de  rinstmedon 
publique  par  les  soins  de  Tacademie  des  inscriptiont  et  bellei  lettres. 
Les  pr^fetB  da  pr^toire.  Paris  1897.  835  8.  4. 

IiD  Jahre  1884  ist  von  Borghesia  Werkeo,  deren  VeriMfentUcbuiif 
1862  begann,  der  2  Teil  des  9.  Bandes,  welcher  die  Liste  der  prae- 
fectl  nrbi  enthült,  erBchienen.  Mit  dem  jetzt  von  A.  H4roa  de  Tille« 
fosse  herausgegebenen  10.  Bande,  in  welchem  die  pmefecti  pmetorio 
Basammengestellt  sind,  findet  die  Pnblikatioa  ihren  Abechlnß.  Der  Band 
serfllllt  in  Ewei  Teile,  Ten  deoen  der  erste  die  praefecti  bis  anf  Kon- 
Btaatin  nnd  der  zweite  die  praeüecti  der  sp&teren  Zelt  nach  Ihren  Be- 
zirken (Orieat^  Ulyrien,  Italien,  Afrika  nnd  Gallien)  und  innerhalb  der- 
selben wiederum  der  Zeit  nach  geordnet  vorffthrt.  In  Jedem  einzelnen 
Falle  sind  die  litterarlschen  nnd  urkundlichen  Belege,  deren  Wortlaut 
im  Text  ToUstftndig  in  lateinischer  Sprache  wiederKsgeben  wird,  heige- 
fogt.  Anf  Veranlassung  der  Pariser  Akademie  hat  sieh  E.  Gnq,  Pro* 
fessor  an  der  juristischen  Fakultät  in  Paris,  der  ebenso  mflhsamen  wie 
entsagungsvoUen  Arbeit  unterzogen,  die  sehr  fragmentarischen  Notizen 
Borgbesis  zu  ordnen  nnd  durch  Verwertung  der  mittlerweile  erschienenen 
Litteratur  zu  vervollständigen.  Welchen  Anteil  dieser  Gelehrte  an  dem 
Werke  gehabt  bat,  lassen  die  fiberall  vorkommenden  Zusätze  erkennen, 
welche  in  eckigen  Klammern  ohne  Kamensangabe  hinzogefOgt  sind. 
Außerdem  hat  sich  auch  der  Herausgeber  selbst  nnd  neben  ihm  W.  H. 
Wadding  ton,  der  den  Druck  noch  bis  zum  24.  Bogen  hat  ttberwaehen 
ktonen,  durch  eigene  Zusätze  um  die  Arbeit  verdient  gemacht  Auf 
diese  Weise  ist  es  erreicht  worden,  daß  das  Werk,  dessen  Benutzaug 
dorch  ein  alphabetisches  Namensverzeichnis  erleichtert  wird,  dem  heu- 
tigen Stande  der  Forschung  entspricht  und  sich  neben  der  Prosopographia 
(No.  18)  und  der  neuen  Bearbeitnug  der  Paulyschen  Beal-Encyktopädie 
(No.  14),  die  in  den  Nachträgen  beide  berücksichtigt  sind,  als  ein  brauch- 
bares HQlfsmittel  bewähren  wii^l. 


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Bericht  aber  römische  Geschichte  fOr  1894—1900.  (UolsapfeL)  21 


b)  Methodologiacbe  Schriften. 

18.  £.  Bernheim,  Lehrbuch  der  historisclien  Mtthni.'.  Mit 
Nachweis  der  wichtigsten  Qnelieu  uud  Hülfsmittel  zum  Stu  linm  der 
Geschichte.  Zwfite,  völlig  durchgearbeitete  nnd  vermehrte  Auflage. 
Leipzig  1896,  Daucker  &  Hamblot.  XI  and  624  ä.   8.   12  M. 

Im  Vetglfliehe  m  der  1889  erBchieoenen  ersten  Auflage  h«t  sieh 
der  Inhalt  dlesea  bewahrten  Bnehea,  daa  durch  HinmAgnog  eines 
(Atttoren^eneiGhnisses  nnd  einea  Saehragiaters  an  Branebbarkelt  ge- 
wonnen hat,  nm  etwa  ittnf  Bogen  vermehrt.  Unter  den  fast  aUentbalben 
vorkommenden  Zusätzen  verdient  namentlich  die  wohlbegrUndete  Po- 
lemik gegen  die  von  0.  Loren a  anfgestellte  Generationentheorie 
(8.  64  if.)  nnd  die  gleichfaUa  gegen  Iiorens  gerichtete  BrSrtemng  der 
in  der  Ersäblong  selbst  begrttndeten  Kriterien  der  Wahrheit  nnd  Un- 
wahrheit (8.  238  ff.)  hervorgehoben  zn  werden.  Als  eiue  willkommene 
Zagabe  sind  ferner  die  Ansftthrongen  tber  die  sogenannte  maCeriall* 
stiache  Oeschichtsanfthsanng  (S.  538  ff.)  an  betrachten.  Anf  dem  Ge- 
biete der  rOmisehen  Oescbicbte,  die  im  Vergleich  za  der  des  ICittelalters 
einigermaßen  anrficktritt,  hfttten  als  Beispiele  besonders  schwieriger 
Prägen  die  Kontroversen  über  die  von  Polybins  (III  23  ff.)  erwähnten 
rSnilsch-karthagisohen  Yertrttge,  Qber  das  Yerbflltnis  der  dritten  Dekade 
des  livina  an  Poljbins  nnd  das  der  plntarehisehen  Biographien  des 
Galba  nnd  Otho  an  Tadtns,  sowie  anch  Aber  das  Zeitalter  der  scriptores 
hiatoriae  Angnstae  angeNUirt  werden  können. 

19.  R.  Pö  hl  mann,  Zur  Methodik  der  Geschichte  des  Altertums 
(iii  der  Beilag:e  zur  Alüiiciieuer  Alldem.  Zeituni:,'  1895,  No.  123  und 
in  den  unter  dem  Titel  „Ana  Altertum  uud  Gegenwart",  Alüuchen 
1895  vereinigten  Ab  handlangen,  S.  34—55), 

Es  wird  hier  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  daO  in  der  Alter- 
tnmskande  noch  immer  die  beschreibende  Methode,  welche  „ihre  Bilder 
nach  wesentlich  deskriptiv  angelegten  Kategorien  entwirft  nnd  chrono« 
logisch  aneinanderreiht'',  zn  sehr  überwiegt.  Man  vennißt  noch  ylelfacb, 
wie  Yerf.  treffend  bemerkt,  „die  Fähigkeit  zn  jener  allerdings  ungleich 
achwierigercn,  aber  doch  ungleich  tiefer  in  das  Leben  nnd  Weben  der 
Geschichte  eindringenden  Analyse,  welche  die  den  einzelnen  Zuständen 
nnd  Institutionen  zn  grande  liegenden  Entwickelnngstendenzen,  die  ihre 
innere  Struktur  bedingenden  Entwickelungsreihen  nachzuweisen  imstande 
ist  —  eine  Analyse,  die  eben  eine  nniversalgeächichtliche  Kenntnis  der 
typischen  Entwickelnngsstufen  von  Recht  und  Volkswirtschaft,  von  Staat 
nnd  Gesellschaft  voraossetst,  welche  die  Menschheit  flberhanpt  im  Gange 


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22     Bericlit  über  römisclie  Geschichte  für  1894—1900.  cUoizaptel.) 


der  Geschichte  (iurchhiufen  hat."  Kine  solche  Art  und  W ei:sü  der  i'or- 
schung  )8t  nach  Pohlmanns  weitereü  einleuchtenden  Auslührüng'en  nnr 
dann  mog:lich,  wenn  es  ^.'elingT,  die  alte  Geschichte  ebcusu,  wie  es  mit 
der  Archäologie  bereits  geschehen  ist,  von  der  Philolog'ie  zu  emaazi- 
piercn  und  den  historischeu  Siun,  der  nur  durch  stete  Fühlung  mit  dein 
wirkliclieu  Leben  erworben  werden  kuiiii,  zu  erwecken. 

Nahe  mit  dieser  Abiiäudiung  berührt  bicii  der  kurze  Aufsatz  vou 

50.  J.  Jo ng.  Über  ürofangr  nnd  Al^pren^0Dg  der  alten  Oeeebiehte 
io  A.  Hettlen  Zeitscbrift  fQr  alte  Geichicfate  1 1899,  8.  5—10. 

Verf.  zeigt,  daß  get,'enwärf  i-'  auf  dem  Gebiete  der  alten  Geschieht« 
die  ForbcüUiig  den  verschiedeusten  Zielen  zugewandt  ist,  so  daß  eine 
feste  Abgrenzung  der  allgemeinen  Geschichte  gegenüber  unthunlich  er- 
scheint, und  sohiieiit  seine  lehrreichen  Ansiuhrungeu  mit  der  Mahnung, 
gegenüber  «lieser  iMannigfaltijLikoit  der  Bestrebungen  die  Pflege  deshisto- 
riücheu  iSioues  nicht  aus  den  Augen  zu  verliereu. 

51.  K.  Breysig:»  Eiiltnrgescbiehte  der  Kenzdt  VeigleieheDde 
EntwickelangBgeecbichte  der  ftbreoden  Völker  Enropas  nnd  ihrei 
sozialen  nnd  geittigen  Lebens.  I.  Band.  Anfjsaben  nnd  Haßetilbe 
einer  allgemeinen  Oeechichteehreibnng.  Berlin  1900.  XXXV  nnd 
391  8.  8. 

Vorliegender  Band  bildet  die  Vorarbeit  zu  einem  groß  angelegten 
Werke,  von  welchem  jetzt  auch  die  nicht  mehr  in  diesem  Berichte  zu 
besprechende  Einleitung  (II.  Band:  Altertum  und  Mittelalter  als  Vor- 
stufen der  Neuzeit  in  zwei  Abteilungen,  Berlin  1901)  erschienen  ist. 
Zunächst  ißt  es  dem  Verf.  darum  zu  thun,  die  Ziele  der  geschichtlichen 
Forschung  überhaupt  zu  bezeichnen  und  im  Anschlüsse  daran  die  Um- 
risse einer  historischen  Staats-  und  Gesellschafts-,  Kunst-  und  Wissen- 
schaftalehre zu  entwerfen.  Der  Stoff  ist  in  zwei  Bücher  gegliedert,  von 
denen  sich  das  er»te  mit  den  Aufgaben  einer  allgemeinen  Geschicht- 
schreibong  nnd  das  zweite  mit  den  hierbei  anzuwendenden  MalJstäben 
oder,  um  eiutn  verständlicheren  Ausdruck  zu  gebrauchen,  mit  den  ver- 
schiedenen für  die  soziale  und  geistige  Entwickelung  in  betracht  kom- 
menden Gebieten  beschäftigt.  In  dem  ersten  Buche  wird  davon  ausge- 
gangen, daß  die  Geschichte,  die  die  Vergangenheit  der  Vrlker  oder  der 
Menschheit  als  Ganzes  ins  Auge  zu  fassen  hat,  naturgemäß  in  zwei 
Teile  zerfällt,  von  denen  der  eine  das  soziale  und  der  andere  das  geistige 
Leben  seinem  ganzen  Umfange  nach  in  sich  begreift.  Den  Unterschied 
dieser  beiden  Sphären  defiuitMt  Verf.  in  geistvoller  Weise  dahin,  daß 
in  der  einen  der  im  Schauen  schaffende  Geist,  in  der  anderen  der  han- 
delnde Wille  vorherrsche.   Als  höchste  Einheit  ergiebt  sich  die  üui- 


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fiericht  über  ii»jni«che  Geacbichte  för  1894—1900.  (Holsai»feL)  23 


versalgeschichte,  welche  aut  einer  Kombiuatiou  der  Sozialgeschichte  mit 
der  GeietLsgeschichte  beruht.  Die  Geachichtschreibuug  kaun  iadessen, 
w'm  in  eiii^'eheoder  Ausführuog  gezeigt  wird,  ihrer  Aufgabe  nur  dann 
u(  I  i  cht  werden,  wt-iin  sie  mit,  den  aystematisch-philosophischen  Wissen- 
sciiaiten  in  lebendiger  BertihruDg  bleibt  and  hierdurch  vor  der  durch 
tili;  so/.i;ileii  uud  religiösen  Strömungen  nahe  gelegteu  (}efahr  eiuer  ein- 
«eiiigeu  Aiiffassuu;,'  bewahrt  wird.  In  dem  zweiten  Buche  läüt  es  sich 
Verf.  auf^elegcu  sein,  die  verschie  Itnen  Gebilde  nnd  Bewegungen  des 
sozialen  Lebens  nnd  die  mannigfachen  Formen  des  geisligeu  Schaffens 
in  ihrem  "Wesen  zu  erfassen.  In  einem  iSchlußabschnitt  wird  auf  die 
zahlreichen  Züge  hingewiesen,  welche  Knnst  nnd  Wissenschaft  mitein- 
ander  gemein  haben,  und  o^ezeigt,  in  welcher  Weise  beide  im  Verein 
mit  der  Religion  den  Gang  der  Sozialgeschichte  bestimmen.  Es  schließen 
tiich  hieran  noch  einige  kurze  Bemerkungen  über  den  entscheidLn  J*  u 
EinJiuli,  welchen  die  in  den  Mai^soii  vorhandenen,  fast  unter  der  S  livs  uile 
des  Bewußtseins  befindlichen  Getühlüstrürnungeu  auf  den  Gaug  der  Be« 
gebeuheiten  auszuüben  vermögen. 

Es  seien  hiermit  diese  gedankenreichen  Ausfuhruagen,  deren  Er- 
gebnisse dem  zweiten  Bande  in  hohem  MaLle  zu  gute  gekommen  siud, 
der  Aufmerksamkeit  eines  jeden,  der  für  die  höheren  Probleme  der 
Geaebichtachreibuug  Interesse  hat,  empfohlea. 

c  Quellen. 

Einem  längst  empfundenen  Bedärfui«  kommt  auf  diesem  Gebiete 
entgegen 

29.  C.  WachBmnth,  Einlettnng  in  das  Stadium  der  alten  Ge- 
schichte. Leipzig  1895,  Hirzel.  Yl  nnd  717  S.  8.   16  M. 

Eb  wird  hier  nicht  nur  eine  Einleitung  in  die  alte  Geschichte, 
tondern  eine  enejrklopftdiache  Übersicht  über  die  antikeu  Quellen  und 
die  modernen  Forschungen  gegeben.  Nach  einem  historischen  Überblick 
ftber  die  Behandlung  der  alten  Geschichte  in  der  neueren  Zeit  beschäf- 
tigt sich  ein  allgemeiner  Teil  mit  den  litterarischen  Quellen,  den  Ur- 
kanden,  der  Metrologie  und  Chronologie.  In  einem  besonderen  Teile  ist 
sodann  von  der  Gesehiehte  der  orientalischen  ond  klassischen  YtfiJcer 
die  Bede. 

Verf.  beherrscht  seinen  Stoff  ?oUkommen  nnd  liat  es  wohl  ver* 
standen,  überall  in  einer  kurz  gefoßten,  aber  gnt  lesbaren  Darstellung 
den  neuesten  Stand  der  Forschung  vor  Augen  zn  fuhren.  Da  die  meisten 
.Leser  mit  der  chronographischen  Litteratnr  nnd  der  orientalischen 
Geschichte  nur  wenig  vertraut  sein  dürften,  so  war  es  angemessen. 


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24     Beriebt  über  rOmiacbe  Qeschicbte  für  lb94— IdOO.  (Uolzapfel.) 


diese  Gebiete  besonders  auBiübrlich  zu  behandeln.  Auffallend  ist  es» 
daß  in  dem  Abschnitte  über  die  Karthager  Philiuos  ond  SUen  keine 
BerücksichügiiDg  gefunden  haben. 

Um  einem  Veralten  des  sebr  biaucbbaren  Werkes  vorznbengeD, 
will  Verf.  in  geeigneten  Zwiscbenränmen  besondere  Ergänzongshefte 
fülgeii  lassen.  Bei  der  regen  Thätigkeit,  die  geg-enwärtig  auf  dem 
Gebiete  der  römischen  Geschichte  herrscht,  darf  mau  dem  Erscheinen 
eines  solchen  wohl  »chou  demnächst  entgegensehen. 

23.  H.  BQdinger,  Die  UDiver8alhist4>rie  im  Altertom,  Wien 
1896,  Gerold.   VH  und  2/2  8.  8.   ö  M. 

In  einem  einleitenden  Abschnitte  bemüht  sich  Verf.,  dessen  Dahin- 
scheiden wir  nunmehr  beklagen  müssen,  zn  zeigen,  daß  bereits  bei  den 
orientalischen  Völkern,  deren  Herrscher  sich  rühmten,  über  die  Gesamt- 
heit der  Menschen  oder  über  alle  Länder  der  Erde  zu  gebieten,  die 
Anfänge  einer  nni versalhistorischen  Auffassung  zu  erkennen  seien.  Der 
zweite  Abschnitt  beschäftigt  sich  sodann  mit  den  griechischen  Autoren, 
die  sich  zn  einem  solchen  Standpunkte  erhoben,  und  der  dritte  mit  der 
Einwirkung  der  Röraerherrschaft. 

Als  den  ersten  römischen  Geschichtschreiber,  der  von  Bedeutung 
für  die  "Univer-^ailiistorie  gewesen  sei,  betrachtet  Verf.  den  Fabiua 
Pictor,  der  die  Griiuduog  Horns  in  das  Anfangsjahr  der  nabonassarischen 
Ära  (747  v.  Chr.)  verlegt  und  hiermit  die  Schicksale  seines  Vaterlandes 
in  eine  Zeitenordnuug  von  universeller  Gültigkeit  eingefügt  habe.  Als 
zweiter  Vertreter  einer  universülhistorischen  Anffassung  wird  Ennius 
geuanut.  nach  de.ssen  Zeitrechimiit;-  die  Erbauung  Roms  in  das  von 
Ktesias  für  die  Begründung  des  medopersischen  Reiches  angenommene 
Jahr  884/3  gefallen  sei.  Es  ist  sodann  die  Rede  von  Amilius  Sora, 
welcher  nach  einer  bei  Vell.  I  6,  6  vorliegenden  Interpolation  die 
Weltherrschaft  Korns  mit  der  Niederwerfung  des  Antiochns  im  Jahre 
190  beginnen  ließ  und  nach  einer  ansprechenden  Vermutung  C.  Trie- 
bers (Hermes  XXVil  1892,  S.  337  ff.)  dem  nÄmlichen  Zeitalter  an- 
gehörte, von  seinen  Nachtulgern  Agatharchides  und  Poaidoaius,  von 
Diodor  nnd  schließlich  von  Trogns  nnd  Tacitus.  Am  eingehendsten 
sind  natQrlich  Polybius  und  Diodor,  auf  den  allein  der  dritte  Teil  des 
Buches  entfällt,  behandelt. 

Was  Fabius  und  Ennius  betrifft,  so  wird  man  darüber  streiten 
können,  ob  ihre  römipchon  Grüuduugsdaten  so,  wie  es  Verf.  will,  zu 
erklären  siud.  Gegen  die  Einreihnng  des  Tacitus  unter  die  üniversal- 
historiker  hat  bereits  F.  Koepp  (Berl.  phil.  WocIk  nsc^hr.  1896, 
Sp.  1489)  berechtigten  Widerspruch  erhoben.  Im  allgemi  iueu  wird  man 
den  Ausführungen  des  Verf.,  die  durchgängig  von  selbständigem  Urteil 


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fiericbt  über  lömische  Geschichte  für  (UolMpfel.)  25 


zeugen  und  woiil  f^ecignet  smd,  zum  Nachdenken  über  mannigfache 
Probleme  anzuregen,  mit  Interesse  foIg"en.  Als  treffend  möchten  wir 
hervorLebea  die  Bcmerkuug-,  daij  Diodors  römische  Berichte  unser  son- 
8tig:e8,  immerhin  kritisch  zw  prüfendes  Material  Wühl  ergänzen,  aber 
ohne  dasselbe  in  ihrer  gekürzten  und  üiichtig  hingeworfenen  Gestalt 
überhaupt  nicht  verstiltidlich  i^ind.  Nicht  minder  berechtigt  erscheint 
der  Wider^jn-nch  (:ef]:eri  die  nahezu  zur  üeltüntj  eines  Axioms  j?clan<^te 
Ansicht,  duU  diu  öpürlichkeiL  der  Namen  in  den  die  römische  Geschichte 
betreflfenden  Abschnitten  des  Dicdüribchen  Werkes  auf  eine  al!k,'omeine 
Beschaffenheit  der  älteren  Historiog^raphie  zuiückzufiihten  aei.  Verf. 
macht  hiergegen  das  eiuleuchtende  Art^ument  gfeltend,  daß  ein  derartige« 
Verfahren  von  Nepoa  (Cat.  3,  4;  als  eine  Kigenlömlichkeit  Catus  be- 
zeichnet wird. 


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Bericht  Uber  die  Litteratnr  zur  antiken  Natur- 
gescliichtd.  1895—1897.*) 

Von 

Hemann  Stailer 

in  Müachen. 


Der  Bericht  aoU  eig^entlich  nor  die  genannten  drei  Jahre  nm- 
faeaen,  doch  war  einige  Haie,  nm  nicht  ZoBammengehÖriges  aUmaefar 
zerreißen  an  rafisaeD,  dn  Tor-  nad  Znrfickgreifen  nnTenneidUch. 
Schwierigkeiten  machte  vor  allem  die  Abgrenzung  gegen  Kachbargebiete, 
insbeeondere  die  Hediain;  denn  gerade  dieae  berfihrt  nnd  deckt  aich  im 
Altertome  so  inuig  mit  der  Natorgeachiehte,  daß  eine  vÖlUge  Trenanng 
nnmöglich  erschien. 

Daher  aollen  denn,  trota  dea  Beatehena  einea  eigenen  fieforatea 
für  Hedisln,  diejenigen  Schriften  »tr  Qeachichte  dieser  Wiaaenacbaft, 
welche  dem  Beriehteratatter  Beslehnngen  snr  Naturge- 
schichte an  haben  ach  einen,  knrx  erwfthnt  werden:  im  Ebrigen  aei 
far  dieses  Qebiet  Torlftofig  anf  die  vortrefflichen  Berichte  von  Posch* 
mann-Töply.Pagel  In  B.  YirchowB  Jahresbericht  Uber  die  Leistongen 
nnd  Fortschritte  der  gesamten  Medixin  (Berlin,  A.  Hirschwald  XXIX^ 
XXXIII  I.  Bd.)  nnd  anf  die  mediziniscbe  Bibliographie  (XX)  in 
Schmidts  Jahrbiicfaem  der  in*  nnd  ansliindiachen  gipsamten  Hedlsin 
(Leipsig,  0.  Wiegand)  verwiesen.  Daza  kommt  noch: 

1.  H.  Di  eis,  Bericht  Uber  die  ueuesten  Leistungen  für  die  an- 
tike Medizin.  Vortrag,  gehalten  in  der  43.  YersammL  d.  Philol.  a. 
Schulmänner  zu  Köln. 

2.  B.  Fachs,  Bericht  über  die  Fortschritte  aaf  dem  Gebiete 
der  Geschichte  der  Heilknnde  in  den  leuten  iwei  Jahren.  VVDPh  4i. 

Leider  ist  der  in  den  WDPh  43  erschienene  Anssng  so  dttrftig, 
daß  sich  daraus  nur  ein  Hinweis  anf  Bberga  nnd  Knehleweins  nnten 

*)  Der  Bericht  über  die  Jahre  1Ö9Ö  bis  1900  folgt  im  nftchstea  Jahr- 
gange.  D.  Red. 


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Behdit  über  die  Littoratur  zur  aotikea  ^atorgeachicbte.  CStodler.)  27 

za  erwähnende  Arbeiten  entnehmen  läßt,  wahrend  doch  wohl  aach 
noch  andere  neuere  Leistongen  erwähnt  wurden.  Fachs  bespricht 
Virchows  Jahresbericht  und  Snsemihls  liericht  über  Aristoteles  uad  die 
älteren  PeripaLuUker  Bn.T  Bd.  79  (1894)  384  ff.,  um  sodann  weitere 
Ausführungen  zu  «ebeu  zu  dem  Aulor  anonymus  der  Diagnosis  acutorum 
et  tardorura  inürbornra  (cod.  Par.  suppl.  Graec.  636  vgl.  No.  47)  sowie 
zu  dem  latrosophium  Hippocratis,  Galeui.  Magiii  et  Erasistrati  (cod. 
Par.  üraec.  2324). 

Ahnlich  steht  es  mit  der  Abgrenzung  der  Mineralogie  gegen  die 
Technik  und  Archäologie.  Was  aber  die  Uamoglichkeit  aabelaugt, 
gerade  in  diesem  Referate  eine  absolate  Vollständigkeit  zu  erzielen,  so 
hat  sich  darüber  mein  sehr  verehrter  Herr  Vorgänger  in  s(  inem  letzten 
Berichte  (Bd.  LXXXX  71)  in  so  zutrerteinier  Weise  ausgespiuchen,  daß 
ich  weit.  1'  nichts  beizuiugeu  habe.  Für  Zeitschriften  u.  s,  w.  benutze 
Ich  die  Abkürzungen  der  Bibl.  phil.  class.,  die  auch  in  allen  bibiiu- 
grapbischeu  Dingen,  wie  Format,  Preis,  Verleger,  Seitenzahl  und  Ke- 
zeusiouen  der  besprochenen  Schriften  zu  Rate  zu  ziehen  ist. 

I.  Medizin. 

Ztemtlat  hier  za  gedenken  der  zaUraiehMi  Arbeiten  lon.  Oefelee 
(Neaenahr),  die  swar  meist  auf  dem  Gebiete  der  ägyptischen  und 
▼orda*adatjaeben  Medizin  liegen,  aber  doch  recht  oft  in  unseres  her- 
überragen. 

Dieselben  sind  leider  in  allen  möglichen  medizinisehen  und  phar- 
maaentiachen  Zeitschriften  verstrent  und  infolgedessen  ^feeh  achirer 

zugängiioh. 

Aus  ihrer  großen  Zahl  sind  in  folgenden  einige  ansgewfthlt, 
welche  noch  am  meisten  mit  der  Antike  zusammenzuhängen  scheinen: 

1.  Ein  gleichlauteüdet«  Kantiiarideurezept  bei  Hippokrates  und 
im  Papyrus  Ebers.    AUg.  Medizin.  Central  Zeitg.  63  (1Ö94)  S.  176. 

2.  Die  nichtpatbologische  GynftlEOloeie  der  alten  A|Qrpter.  Ebenda 
800,  8U,  ^23,  836,  847,  860. 

3.  Eine  Angina  behandeln  die  alten  Ägypter  mit  der  gleichen 
Inhalation  wie  Hlppokrates.  Ebenda  IUI  (vgl.  anch  1161  nnd  64 
(1896)  399). 

4.  Der  KrankljeiLüuame  T_y  i)hos  führt  sich  zurück  auf  den  ägyp- 
tischen Kruiikheitsnamen  äaä.    Ebenda  1 198. 

5.  Die  Medizin  in  Mesopotamien  zur  Keilschriftaeit.  Arztl. 
Enndschau  Y  (1395;  706,  793,  740,  758,  772. 


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28     Berielit  Uber  die  Uttmtar  nur  «nfikaii  Naturgeschielite^  (Sladiar.) 


6.  Die  ersten  EotlebBttogen  der  Qriechen  yon  der  Igyptiaehen 
Hedisin  wurden  lehon  in  der  ▼ergesebidittielien  ^eohiselien  Zeit 
gemaclit  Allg.  Medizin»  Central-Zeim.  64  (1895)  58. 

7.  Die  Lelire  der  Pnenmntiker  itt  altügypUtehe  EntlebDon^. 
Ebenda  129. 

8.  DuB  Insiurandnm  des  Hippokrates  Btamint  aus  ägyptischen 
Quellen.    Ebenda  297  (vgl.  auch  370). 

9.  Diodorni  Sicnloe  Aber  Sgyptiaehe  Medizin.  Ebenda  406. 

10.  De  aere,  aqnia  et  locit  itt  griechische  (Oberarbdtnng  nnd) 
Überaetinng  ägyptischer  Vorlagen.  Ebenda  850. 

11.  Die  Ezcerpta  Menonia  in  ihrer  Beziehnng  znr  ägyptiieben 
Medizin.   Ebenda  934. 

12.  Vorhelleuische  Medizia  Kleinasiens.  Zeitschr.  f.  klin.  Med. 
XXX  (1896)  573  ff. 

13.  Die  Wege  der  frrierhischcn  Medizin  in  die  deatsche  Volks- 
medizin.   Allg.  Med.  Ueiitral-Ztg.  65  (1896)  288. 

14.  Ansicht  za  ßegiun  der  römischen  Kaiserzeit  über  das  Ver- 
h&ltnis  zwischen  itgyptiaeher  nnd  griechischer  Medizin.   Ebenda  799. 

15.  Griechische  nnd  Hgyptisehe  Sekten  der  Ärzte.  Ebendn  1048. 

16.  Zaaberpapyrns  des  Leydner  Hnsenms  (LeMisjm^IMetetkh). 
Janns  If  884  n.  s.  w. 

Der  Verfasser  geht  hiermit  ganz  nene  Wege:  er  ist  Arzt,  nicht 
Philologe,  und  liat  sich  in  die  Keilschrift-  and  Ilieroglyphcnlitteratur 
erst  einarbeiten  müssen;  zudem  sitzt  er  in  einem  Orte  ohne  Bibliothek 
und  sonstige  nulfsmittel.  Dazu  ist  da.s  Material,  das  wir  auf  diesen 
Gebieten  besitzen,  äußerst  lückenhaft  und  wird  durch  Neufiuide  ständig 
verschoben;  die  Deiituiisf-ii  sind  iiiclits  weniger  als  sicher.  Infolgedessen 
sind  natürlich  diese  Schriften  niclit  frei  von  Mängeln  verschiedener  Art, 
von  Widerrufen,  Übersehen,  Mißgriffen,  Anlicipationen  und  allzu  kühnen 
Küiibtruktionen.  Aber  im  ganzen  und  groLen  scheinen  seine  mit  Hülfe 
einer  nngewöbnlicben  Sachkenntnis  und  Kübtigkeit  errungenen  Ergeb- 
nisse doch  richtig  zu  sein,  und  nicht  nur  die  Mediziner,  sondern  auch 
die  Philologen  werden  ^eine  Hinweise  auf  die  engen  wissenschaftlichen 
Verbindungen  zwischen  Orient  und  Occideut  zu  wUrdigen  und  die  Pfade 
einzoschlagen  haben,  welche  De.  in  diesem  UrwaMe  znerst  gebahnt  hat. 

Zu  Hippokrates  sind,  abgesehen  von  kleineren  Arbeiten  teztkri- 
tischen  oder  rein  medizinischeu  Charakters,  erschienen: 

17.  H.  Kuehlewein,  Hippocratis  opera  qnae  fernutsr  omnia. 
Vol.  I.  Prolegomena  cooscr.  J.  Ilberg  et  H.  Kuehlewein.  Leipzig 
1895,  Tenbner. 


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BeiieJit  Aber  die  Idttenitar  sor  aiitikeii  NilorgeMliidite.  (Stedlw.)  29 


18.  Ilberg*,  prolegomena  ia  Hippocratis  opera  qaae  feran- 
tnr  reoeniioiiem  nimm,  Adoexa  tob.  phot  Leipzig  1894,  Tenbner. 

19.  B.  faebi,  Hippokratea  iftmtllobe  Werke  tlbenetzfc  und 
anflfiUirlieh  kommentiert.  8.  Bd.  Ifflnelien  1896—1900.  Dr.  H. 
Liliiebiirg. 

20.  H.  Faß  be  Uder,  Entiriekelasgiiehre,  OeburteblUfe  tmd  Gy- 
nlkologie  in  den  hippokratiseben  SehrifteD.  Eine  kritleebe  Studie. 
Stuttgart  1897,  F.  Enke. 

Der  AnftLng  in  einer  großen  kfitiicb^  Neoanegabe  de«  H.  wftre 
alio  gemaebt,  idder  iit  de  noch  immer  niebt  ttber  den  ersten  Baad 
hinauflgekommeo,  so  daß  man  nacb  wie  vor  anf  Littr6  aogewiesea  ist 
Mit  den  großen  Autoren  hat  llberhaapt  die  Teobneriana  kein  Glttek  — 
Aristoteles,  Hippokratea,  Galen  —  Uberall  einige  Bftndchen,  aber  niohts 
Oanzesl 

Dieser  eiste  Band  enthiUt  sieben  Schriften:  Über  die  alte  Medisin, 
Über  Laft,  Wasser  und  örtUchk^t,  Das  Prognostiknm,  Von  der  Lebens* 
Ordnung  in  aknten  Krankheiten  (echter  and  nnecbter  Teil),  Epidemien 
(1.  nnd  3  Bach).   Die  vortreff liehen  Prolegomena  bebandeln  hanpt- 

sächlich  die  Qaellen-  und  Dialektfrage. 

Die  Übersetzung  von  B.  Fachs  wurde  anfangs  nicht  Überall  gleich 
frenndlicli  aufgenommen,  so  hat  insbesondere  gegen  den  Kommentar 
Foschmann  in  Virchows  Jahresbericht  (1894  S.  309  if.)  verschiedene 
An88tellun£;:en  erhoben.  W\t  der  Zeit  hat  aber  aacb  dieser  berufene 
Kritiker  ihren  infolfre  von  Verbesserungen  noch  steigenden  Wert  aner- 
kannt, und  heute  ist  sie  besonders  in  ärztlichen  Kreisen  allgemein  ge- 
bcliatzt.  Der  Komraeutar  enthält  vorzüglich  im  zweiten  Buch  der  Diät 
nnd  in:  'de  vulneribus  et  ulceribus'  viele  Üeutung:en  von  Droi^nen  uud 
insbesondere  vou  Pilaiizeniiiunen ,  aber  da  dieselben  meist  Leuuis'  Sy- 
nopsis der  Botanik  uiiluanimen  siud,  besteht  hier  keiu  Auiaß,  darauf 
einzugehen. 

Die  Schrift  von  FaDbcndfr  hat  R.  Fuchs  in  der  Wkll'ti  1897, 
1051  zwar  als  ein*  ii  ciiii  lViilt'iiijwerten  liat^eher  auf  dem  (jebiete  der 
hippokratischen  und  voihippokratischen  Gyuakoiugio  bezeichnet,  hat  aber 
mit  Recht  diesem  Lobe  eiuen  scharfen  Tadel  vorausgeschickt  gegen  die 
sträfliche  Gleichgültigkeit  uud  Nachlässigkeit  so  vieler  Verfasser  medico- 
historischer  Abhandiuugen  nnd  liucher  in  pbiIoIoi.'isch»bibliographischen 
Dingen.  Was  wird  hier  gesündigt  durch  uuvoUstilndige  und  unklare, 
ja  selbst  ganz  falsche  Citate,  die  entweder  aus  schlechten  und  ganz 
veralteten  AuRjrabeu  geschöpft  oder  aus  völlig  unzureichenden  Handbiicheru 
u.  s.  w.  eilitilcli  abgeschrieben  werden I  Wenn  nur  diese  Herren  wenig- 
stens augeben  würden,  nach  weichen  Aasgabea  sie  citiereo,  oder  woher 
sie  die  Citate  haben! 


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80     Beridit  tibor  die  Littttmtar  lur  aafikea  Natargeaehiehto.  (Stadler.) 

Besonders  lebhaft  erörtert  wurde  in  den  Berichtsjahren  die  Frage 
nach  der  Echtheit  der  einzelnen  hippokratischen  Schriften.  Die  Anregnoff 
ging  ans  von: 

91.  H.  Biels,  Sopplementnm  Aristotelletiin  ed.  eons.  et  anct. 
Aead.  Iii.  reg.  Borass.  Vol.  HI  p.  I.  Anonymi  LondlneDais 
Aristotelis  latrieit  ICenonÜB  et  alile  medieia  eelogae.  fierlin  189S. 
XVin  116  S. 

22.  —  —  über  die  Exzerpte  von  Menon-.  iaUicu  m  dem  Lond. 
Pap.  137.    llerin.  XXV Iii  (1893)  S.  407—434. 

23.  Medizin  in  der  Schale  des  Aristoteles.  Preoß.  Jahrb. 

LXXIV  412-421). 

Darin  wurde  nämlich  u.  a.  darauf  hia^ewiesen,  daß  der  Aristo* 
teliker  Menon  kein  verlustiger  Zeag^e  für  die  Echtheit  hippokratischer 
ßchriften  sein  könne,  da  er  ja  die  unechte  Schrift  irspl  (posuiv  (de  fla> 
libus)  für  echt  hielt  und  benntzte  (v^l.  Snsemihle  Bericht  über  Aristo- 
teles etc.  BnJ  Bd.  79  (1894)  8.  384  ff.).  Dag^egen  verteidigte  Menona 
Glaubwürdigkeit  mit  allen  sich  darani  ergebenden  Konsequenzen  — 
Umstarz  der  gesamten  bisherigen  meist  auf  Galens  Äußerungen  aufge- 
bauten Anschauungen  von  Hippokrates  und  seinen  Werken  —  in  fol- 
genden Veröffentlichungen  ein  Utterariaeh  sehr  rilhriger  Ansbacher  Arzt, 
nämlich:  Fr,  Spaet. 

24.  Aaonymns  Londinensis.  Aussage  eines  Unbekannten  ana 
Aristoteles-ll^onB  Handbach  der  Medizin  nnd  ans  den  Werken  an- 
derer älterer  Ärzte.  Oriechisüh  hrsg.  von  H.  Dlels.  Deutsche  Ansg. 
von  H.  Beckh  nnd  Fr.  Spaet.  Berlin  1896. 

S5.  Spaet,  Fr.,  Der  gegenwärtige  Stand  der  Hippokrateefrage 
und  das  Corpus  BIppocraticum  vom  Standpunkte  der  Menon-Aristo- 
telischen  Überlieferung.  Allg.  med.  Centr.-Ztg.  1896.  8. 1102,  1114, 
1127.  Vorläufige  Mitteil,  auf  d.  68.  Versamml.  d.  Naturf.  n.  Ante 
zu  Frankf.  a.  M. 

26.  —  —  Znr  Geschichte  der  altfiriech.  Medizin.  Ans  dem 
gri  Ii  London.  Papyrus  137.  Münch.  Med.  Wocbenschr.  1896. 
S.  857. 

37.  Der  gegenwärtige  Stand  der  Hippokratesfrage.  JauosI 

(1896/97)  243  ff.  n.  344  ff. 

28.  Die  geschichtliche  Entwickelung  der  sogenannten 

hippokratischen  Medizin  im  Lichte  der  neuesten  Forschung.  Eäne 
gesehichtlich>mediän!sche  Studie.   Berlin  1897.  55  8. 

Gegen  die  hierin  ansgesprocbenen  Ansichten  erhoben  vor  allem 
heftigen  Widerspruch  R.  Fuchs  In  seiner  Besprechung  dieser  Arbelten 


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Beriebt  über  die  Litteratur  zur  aatiken  Natargescbichte.  (Stadler  )  $1 

(WklPh  1897.  313—317  ximl  .Tanns  II  38  und  47)  sowie  J.  liber^ 
(BphW  1897,  1153),  während  andere  Forscher  wh"»  z.  B.  Puschmann 
(in  Virchuwiä  Jahresb.  f  1897  S.  309)  ihm  wohlwollender  besreeneten. 

liier  kann  auf  die  s'  hwierige  und  weitläufig«  Frage  üicht  näher 
eingegangen  werdeiK  für  dif  i  l^schichte  der  NatorwisRenschaften  ergiebt 
sich  aber  aus  dieseia  iStreirr  die  Kotwendigkeit ,  kein  Hippokratescitat 
unbesehen  hin/.un»^hn!pn ,  sniidern  Tor  der  Verwertung  erst  zu  prüfen, 
wie  sich  die  besten  Kenner  zu  der  betreffenden  Schrift  in  bezuf»'  auf 
Echtheit  u.  s.  w.  stellen.  An  üippokrates  schließt  sich  am  nächsten  an: 

29.  J.  Ilberg,  Bas  Hippokratiache  Gloasar  des  Erotian.  Abb. 
d  K.  S.  Gm.  d.  WiM.  Bd.  34  8.  IQL  (Der  Abb.  d.  phiL-hlst.  Kl. 
14.  Bd.) 

DieseB  GIobbu:  ist  hiernsch  nlidit  In  nrsprOngUchar  Beihenfolge  er* 
halten,  sondern  nmgearbeitet.  Die  anter  den  TienmdnwamdgBnebstaben  des 
Alphabets  stehendenEinzelgruppen  sind  naehdemsdbenstetswiederkehren- 
den  PHnzip  geschichtet.  DieZnsammenstellnng  der  mit  dem  gleichen  Buch- 
staben beginnenden  Worte  ist  derartig,  daß  immer  die  der  gleichen 
Schrift  eatnommeiien  in  der  vom  Hippokraiesteite  gebotenen  Ordnung 
vereinigt  werden,  nnd  daß  diese  Ideineren  Omppen  dann  nach  Maßgabe 
einer  feststehenden  Sehriftenfolge  geordnet  erscheinen.  Nach  einer 
KritilL  der  bisherigen  Ansgaben  nntersneht  er  die  Beziehnngen  der  auf 
grand  eigener  Kollationen  zusammengestellten  Hippokratesscbolien  zu 
Erotian  nnd  stellt  hierauf,  ausgehend  von  K.s  Prottminm,  die  von  diesem 
fttr  echt  gehaltenen  Schriften  innerhalb  der  drei  Gruppen  der  semio- 
tischen,  physiologischen  nnd  therapeutischen  Werke  ordnend  die  Schriften- 
folge  des  Urglossars  her. 

Zu  den  griechischen  Medizinern  zwischen  lüppokrates  und  Galen 
ist  die  wichtigste  Erscheinung: 

30.  M.  Well  mann,  Die  piieumatisclie  Schule  bis  nnf  Archigenes. 
Philologische  Unterstich.  hrsg.  v.  Kiesling  a.  Wilamowits-Moellendorf. 
H.  XIV.    Berlin  1Ö95. 

Der  Vcifasser  giebt  im  ersten  Teile  eine  ftuBerst  scharÜBinnigo 
ond  gelehrte  litterarhistorische  ünterauchnng  über  die  pneumatische 
Schule,  ihre  Anhänger  und  deren  Werke.  Ffir  das  uns  in  den  Schriften 
der  späteren  Mediziner  (Galen,  Aretaeos,  Oribasins  u.  a.)  Erhaltene 
erscheint  als  gemeinsame  Grundlage  Arehlgenet.  Der  zweite  Teil  will 
eine  Darstellung  der  physiologischen,  pathologischen,  difttetisehen  und 
therapeutischen  Gmndsitze  der  Pneumatiker  geben,  doch  bemerkt 
spesiell  bieten  Faschmann  in  Vircbows  Jahresb.  1895  8.  286,  W. 
habe,  indem  er  als  Kichtmedidner  rein  medizinische  Dinge  behandelte, 
über  seine  Kraft  gehandelt  nnd  infolgedessen  viele  Fehlgriffe  gemacht. 


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32     Bmeht  Aber  die  Littentnr  sor  uitikeB  Matangeadiidito.  (Stadler.) 

Etwas  Ähnliches  maßte  ich  an  anderer  Stelle  (s.  o.  99)  aaf  botaniachem 
Gebiete  vermerken,  nod  aach  seioe  letzten  Arbeiten  zeigen  wieder  den- 
selben Fehler.  Sieht  man  aber  von  diesen  Schwächen  ab,  so  bedenten 
W.B  Arbeiten  stets  einen  tüchtigen  Ruck  vorwärts  in  unserer  Eikenotniii 
der  £ntwickelang  antiker  Medisdo  und  Naturwissenschaft  und  verdienen 
in  dieser  Hiosicht  anch  die  überaus  freondUche  Anfiiabme,  die  sie  nictit 
nur  bei  den  Philologen  gefunden  haben. 

Die  Arbeiten  zu  Dioskorides  sollen  ihres  TOrwi^nd  botaniecheii 
Inhaltes  halber  nnter  Botanik  besprochen  werden.  — 

Von  den  römischen  Ärzten  bietet  Oelsas  verhältnismäßig  wenig 
Natnrwissenflcbaftlichei:  es  genügt  daher  wohl  an  dieser  Stelle  eine 
bloße  Kennnng  von 

31.  S.  Sepp,  Pyrrhoneische  Studien.  (I.  Die  philosoph.  Rirh- 
tuD^  des  Cornelias  Celsus.  II.  Untersachungen  auf  dem  Gebiete  der 
Skepsis.)   Dissert.  v.  Erlangen  1893.    149  S. 

Degsgen  ist  hier  eingebender  cn  besprechen: 

32.  F.  Rinne.  Das  Ive/cvtbucli  des  Scribonius  Largus  znm 
ersten  Mnle  teilweise  ios  Deu lache  tibersetzt  und  mit  pharmakolo- 
gisch rni  Koni  III  ontar  versehen.  In:  üistor.  Studien  aus  d.  pharmakol. 
Inätitute  (i.  K.  Univ.  Dorpat  heraosgegebea  von  Dr.  R,  KoberU  V. 
HaUe  1896,   S.  1—99. 

B.  giebt  eine  Übenetsnngsprobe  der  praefktio  und  der  Kapitel 
I— LXXIX.  Allerlei  Übenetsnngasttnden  eto.  hat  B.  Fnohs  in  seiner 
Besprechung  (WklPh  1896  S.  1062)  hervorgehoben,  sonst  ist  die  Arbeit 
sehr  gelobt  worden.  Iter  Kommentar  bespricht  Ober  300  Annelstoffe 
'  aas  den  drei  Beieben  and  zeigt  neben  grandlieher  Sachkenntnis  anch 
genflgende  Yertrantheit  mit  der  einschlägigen  alten  Litteratnr»  wono 
auch  Ton  philologischer  Seite  noch  manches  an  beanstanden  ist.  So  ist 
es  z.  B.  iUsch,  wenn  S.  40  gesagt  wird,  DIosk.  lY  69  und  Flin.  n.  b. 
XXY 17  behaupteten,  die  Giftpflanze  Hjoscyamns  hieße  bei  den  Arabern 
Altercnm.  Arabische  Synonyma  kennen  beide  nicht,  nicht  einmal  in  den 
Interpolationen;  bei  Plin.  beroken  die  Araber  nnr  auf  einer  schlecbtea 
Lesart  Uterer  Ausgaben  (Sillig).  Auch  sonst  treten  viele  Dentnngen 
viel  an  bestimmt  auf;  wir  wissen  lange  nicht  alles  so  bestimmt,  als  es 
nach  B.  den  Anschein  hat  Allein  das  Qnte  Qberwiegt  entschieden  das 
Verfehlte,  nnd  so  wird  diese  Arbeit  in  Zakiinft  immer  m  berttcksich* 
tilgen  sein. 

Des  medizinischen  Inhaltes  der  Bücher  90—33  wegen  ist  hier 
anch  der  nat.  bist.  deaPlinios  zu  gedenken,  von  der  in  den  Berichts- 
Jahren  gerade  die  einschlägigen  Bücher  neu  heTansgegeben  worden  von: 


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Beriebt  über  die  Littcratui  zur  aatikea  Naiurgescbicbte.  (Stadler.;  33 


83.'  C.  ICayboff,  C.  FUni  Seenndi  natnraUs  bistoriae  libr 

xxxm  vol.  in.  UM  xvi^xzn  (1892).  voi.  iv.  ub.  xxm— 

XXX  (1897).  vol.  V.  XXXI— XXXVn  (1897).  Leipzig,  B.  G.  Tenbner 

• 

BeiichtersUtter  bat  die  Teile  III  und  IV  bereits  angezeigrt  in 
NphR  1893  S.  203  und  NJPbP  1897  8.  343  ff  ,  möchte  daher  hier  nur 
hervorheben,  was  für  die  Gescbichte  der  Xatur Wissenschaften  in  dieser 
Ausgabe  besonders  wichtig:  ei-scheint,  daii  naralich  unter  dem  Texte 
die  Quellen,  ParallelÄtelleu  und  späteren  Ausschreiber  —  leider  nicht 
von  einander  geschieden  —  verzeichnet  sind.  Die  Wüidipiirig  vom  rein 
philologischen  Standpunkte  aus,  Handbchriftliches  und  Toxi  kritisches 
gehört  ja  ohnehin  nicht  hierher;  Spezialschriften  zu  den  botanischen, 
geologischen  und  mineralischen  Büchern  wprden  unter  diesen  Fächern 
bebandelt  werden.  Dagegen  ist  von  allgemeiner  Bedeutung  und  kann 
daher  dort  nicht  untergebracht  werden: 

34.  F.  Münz  er,  Beiträge  zur  Quellenkritik  der  KainigcMlüclite 
des  Piinins.   Berlin  1897.   XL   432  a 

Hierüber  gab  Beriehtentatter  doe  eingebeDdere  Beapreehuig  in 
NpkB  18d8  S.  178  ff. 

Halb  noob  ni  Fliidiis  gehört: 

35.  J.  Keeae,  Qnomodo  Serenns  Sammoiiieos  a  medieiiia  PU- 
niaiia  Ipioqne  Plinlo  pendeat.  Dfaa.  ioaiig.  Bestock  1896.  67  8. 

Der  Verfasser  beweist  darin,  daL5  die  medicin;i  Pliniaua  bereits 
▼on  diesem  Autor  des  dritten  nacbchristl.  Jahrh.  benutzt  ist,  während 
sie  V.  Hose  erst  in  die  erste  Hälfte  des  vierten  Betzen  wollte.  Auch  hatte 
sie  nicht  die  Form,  in  der  sie  Kose  herausgab,  sondern  war  viel  voU- 
stäudiger.  (Nicht  zu  den  Quellen  gehört  dagegen  Dioskorides.)  Erst 
hernach  ward  Bie  exzerpiert  zu  dem  breviarium,  dtis  in  den  codd.  San- 
gallcns.  und  Dredens.  vorliegt.  In  einem  zweiten  Teile  werden  einzelne 
Stellen  besprochen.  Im  Auschlusse  hieran  möchte  sich  Berichterstatter 
zu  bemerken  erlauben,  daß  es  bick  doch  yielleicht  lohncti  dürfte,  einmal 
die  ersten  drei  Bücher  G.  Plinii  Secundi  de  re  medica,  wie  sie  in  den 
Kedici  antiqui  omnes  etc.  der  Aldina  von  1547  und  bei  H.  Stephanua 
fl567)  vorliegen,  natürlich  anter  Berücksichtigung  der  Arbeiten  Roses, 
darauf  durchzugehen,  ob  nicht  nach  Ausscheidung  der  zahlreichen  Inter- 
polationen aus  Gaelius  Aurelianus,  Psendoapuleius  und  VindicianoB  aich 
doch  noch  ein  Bild  jener  älteren  Rezension  gewinnen  ließe. 

Die  von  V.  Kose  1882  herausgegebenen  Brnchstäcke  des  Boranas 
worden  weiteren  Kreisen  zugänglich  gemacht  dnrch: 

36.  Soranris   EpbesiuB   (tynäkologie  (nep».    Yuvatxei'mv)  übersetzt 

▼on  £L  Lünebarg.  Kommentiert  von  J.  Chr.  Hober.  Mönchen  1894. 
IX.   173  R  , 

Jahmbwtoht  (ttr  AlUrtiuMwliwMohatt.  Bd.  GZIT.  (1918.  XIL)  B 


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34     Bericht  über  die  Litter&tor  zur  antiken  Naturgeschichte.  (Stadler.) 


DMk  aUgBiiiebiem  TTrtefl  eine  «ehr  tttehtig«  LelBtnn^.  Einige  Naehtrige 
lirlngt  Hober  in  der  Hfinebener  med.  Wocbenecbr.  1897  No.  14  und  weiifc 
darin  auf  aneh  die  ftwizOeiBebe  Übenetsnog  dea  Naniiger  Qjnftkologen 
F.  Job.  Herrgott  hin,  welche  die  Aaegabe  von  Ermerine  ala  Vorlage 
beontst  und  in  Devtscbland  wenig  belnnnt  geworden  an  aeln  aebeint: 

Soranns  d*£ph^e,  TraitA  dea  maladiea  des  fenmea  et  Mosebion 
aen  nbbriviatenr  et  tradnetenr.  S87     gr.  8.  mit  Tafel.  Nanef  189S. 

Zn  Galen  nenne  ich  boooria  canaa  merat  1.  v.  Müller«  Über 
Galena  Werk  vom  wiBsenscbaftUcbea  Beweis,  Abb  d.  K,  bayer.  Akad, 
d.  Wiaa..  Manchen,  Bd.  90  Abt»  3  a  403  ff.,  1895»  dem  wir  n.  n.  den 
gelnngenen  Nachweia  verdanken,  daß  Qalen  nicht,  wie  man  bisher  an- 
nahm,  131,  sondern  bereite  Im  Sommer  d.  X  ISO  n.  Chr.  geboren  aal« 

Aach  bei  diesem  Aotor  ist  man  noch  immer  auf  die  anerkaoater- 
maßen  in  jeder  Beziehung  nDgenäg:ende ,  schwerfällige  nnd  aehleebt 
ZDgängliche  Ktthnsche  Ausgabe  angewiesen;  von  eiuzelaen  Schriften 
sind  folgende  Nenausgaben  erschienen: 

37.   Claadi  Galeni  Protrepüd  qaae  anpersont  ed.  G.  KaibeL 
Berlin  1894. 

88.  —  Inatltntio  logica  ed.  GaroL  Kalbfleiscb.  Leipaig  1896., 
wm  gehört  deeselben  YerfaiaerB: 

39.  Über  Qalens  Einleitoog  in  die  Logik.  NJPhP.  Leipzig  1897. 
23.  Suppl.-Bd. 

40.  —  de  tempcramentis  üb  T.  ad  codd.  priuium  conlatos  recens. 
G.  Helmreich.   Prograniui  d.  K.  Gyiun.  Augsburg  lb97. 

41.  —  de  victu  attennante  Uber.  Primnm  graeee  ed.  O  Kalb«- 
Üeiach.  Leipilg  1898. 

Flir  die  riehtige  Datierung  nnd  Benrteünng  der  einseinen  Sebriften 
OBBeres  Antora  ist  am  wiebtlgsten: 

42.  J.  IlberR,  über  die  Schriftstellerei  des  Klandioa  Gaknos, 
eine  Reihe  von  Auisätzen  im  RhMPtj,  von  denen  hier  zanäckst  III  nnd 
IV  (LI  165—196  und  LH  591—624)  in  Pra^e  kommen.  Im  ernten 
werden  die  pathologiscbeu  und  tberapeuri^cheu  Werke  behaml^^lt,  aii  die 
sich  die  Betrachtuüg  der  byprienisclien  und  pbarmakologischen  aiiscliti.  Ct. 
Hier  sind  zunächst  wirhti?  die  Bemerknne-en  nhor  trepl  rpo-j-tov  öuva- 
fietoc  (Anküüpiüiig  au  Votfjäüger,  wie  Diokles,  Miiesnheos.  Phylo  imos 
und  eigene  Erfabi-ung).  Die  Abfassuüßrszoit  wird  anf  die  Z«it  zwischen 
dem  5.  nnd  6.  Buche  der  uifietvot  festgestellt.  Ein  Anszn?  ftir  Praktiker 
ist:  Trepl  ed^^ojifac  xal  xaxo)^upifac  tpo^uiv.  Von  den  pliarrnitkolo,-^!-!»  hHO 
Hauptwerken  war  bereits  XLIV  die  Rede;  vrrlorpü  »in  1  die  erbten 
drei  Bücher  repi  £usop(9Ta»v;  was  wir  uuter  diesein  Titel  habeu.  ist 


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Bezieht  über  die  Litteratiir  sor  aotikea  Natorgeacbiehte.  (Stadler.)  35 

später  gefJllscht.  Die  späteste  Arbeit  ßiiui  di  c  zwei  Böcher  iccpl  dvxi- 
d^ttttv.  Deo  Schiaß  bildet  eine  tabt^lldiische  Übersicht  dieser  Werke. 
Der  zweite  Anfsatz  beiiandelt  die  philosophischen  Schriften.  Ebenda 
(LI  466)  bringt  Ilberg  einen  Xacljtsa^^  zu  seiueui  Aufsatz  über  G.  nnd 
weist  auf  Costomiris  Anzeige  von  dem  griechischen  Urtexte  des  vorher 
nur  lateinisch  bekanutei]  Buches  uspl  AerTuvouaTjc  öiat-rrjc  (de  victa 
attennante)  hin.  Im  Anschlüsse  daran  stellt  Kalbfleisch,  der  dasselbe 
heiiKich  herau-gab.  den  Titel  richtig  (das  in  der  Hs  stehende  xal 
TTocyuvoj-r,,-  ist  iiachtj  aglicher  und  eigenmächtiger  ZuöHtz  dt  s  Schreibers) 
nnd  giebt  einige  Hülfsmittel  au  zur  Textverbesseraog  dieser  ältesten 
diätetischen  Schritt  G.s. 

ßphW  1896  S.  59  weist  K.  Kalbfleisch  nach,  daß  die  angebliche 
G.-Öchrift  irepl  npo^vtijfitüc  (XIX  497)  nur  ein  Teil  ist  des  echten 
Baches  repl  w-jt^miuc  ^otrptxijc  (cap.  17— Schluß  I  289 — 3ii4)  und 
giebt  duiiii  einige  Textvcrbesserunuen  an,  die  sich  für  den  I,  Band  noch 
aus  dem  XIX.  gewinnen  lassen.  bestätigt  nnd  ergänzt  aus  haad* 

schriftlichem  Material  ebenda  S.  317  6.  Helmreich. 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  vortrefflichen  Ausgabe  einer  pseudo- 
galenischeu  Schritt  gedacht,  nämlich 

43.  K.  Kalbfleisch.  Die  oeoplatonische,  fUschlich  dem  Qftleil 
IDgeschriebeoe  Schrift:  Dpö«  Fotipov  iccpl  toü  ictöc  2(«.<{<ux<M)Tai  T<3i  S(ißp<Mtt 
an«  der  Pariser  Hb  hngeg.  Abh.  d.  K.  preoD.  Akad.  d.  Wiaa.  au 
Berlin.  1895. 

Mehr  sprachlich  als  sachlich  bedeutsam  Ist 

44.  £.  Landgraf,  Ein  lat einisch- medizinisches  Fragment fsendo- 
galens.   Progr,  von  Lndwigsbafen  1895. 

Aach  Ton  den  spftteren  Anten  ist  eine  Ausgabe  m  nennen,  nämlleh 

45.  Theodori  IVisciani  Euporiston  Ubri  III  cum  physicomm 
fragmento  et  aii<lu;iit't-ntis  Pseudo-Theodoreis  editi  a  V aien  ti  uo  Rose. 
Accednnt  Vindiciuui  Ain  quae  feruutnr  reliqoiae.  Lipsiae,  B.  G.  Teub- 
ner,  1894. 

An  dieser  Stelle  ist  besonders  hinzuweisen  auf  Pseudotheodori 
i.  e.  Anonymi  ex  libris  Galeni  epitomae  de  simplici  medicina  in  brevius 
contractae  (textus  cod.  S.  (ralli  762  (G.)  s.  IX)  und  den  manch  schätz- 
bara  Zusammeustelluug  von  Nameusformen  u.  s.  w.  enthaltenden  index. 
P.  Geyer  hat  die  Ansgabe  in  ALL  IX  325  ff.  an2:ezeigt  und  insbesondere 
das  Verhältnis  der  H-^s  zu  einander  prlänfert;  in  Bayr  Gy  XXX  587  ff. 
weist  er  am  zweiten  Buche  der  Kupor.  auf  i^ruud  eigenen  Materiales 
nach,  daß  die  Antraben  der  aduotatiu  criüca  öiteia  der  w&oscbeuswerten 
Zuverlässigkeit  nnd  Genauigkeit  entbehren. 

8* 


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36     Bericht  über  die  Littcratar  zur  antiken  Natorgescbichte.  (Stadler.) 

46.  R.  Fuchs,  Simeon  Seth  und  der  Cod.  Par.  Graec.  2324 
8.  XVi.  Ph  Lm  (1894)  449. 

Der  Verfasser  weist  darauf  hin,  daß  Langfkavela  Ausgabe  dieses 
Autors  auä  verschiedenen  Gründen  ungenügend ,  ;ilbO  immer  noch  die 
Pariser  Ausgabe  des  Bogdanus  v.  1658  uiuntbehrlich  sei.  Grund- 
beriing-ang  für  eine  neue  Ausgabe  ist  peioliclie  fSorjif'iU  in  Bonutznag 
der  alton  Ausgaben  und  Heranziehung  aller  noch  nicht  benutzten 
(besonders  Pariser)  Hfs.  Aus  eiiu  r  derselben,  dem  eod  Par.  Graec.  2324, 
prüft  er  sodann  den  Text  mitteis  Stichproben  und  betrachtet  die  Zahl 
der  Kapitel,  ihre  Anordnung  und  die  Titelform. 

47.  Der  cod  Paris,  suppl.  Graec.  636.  Aneodota  medifia 

Gneca.   EbMPii  NF  XLIX  (1894)  8.  632-551. 

Diese  Handschrift  ist  eia  SammelbaDd  mediriaiacher,  natnrwintti- 
sehaftUcher  und  theologischer  Stücke,  deren  Qnellen  erst  noch  fest» 
SBStellen  sind;  hfiigesteUt  worde  er  von  einem  nengrieeliischen  Schrslber 
des  17.  Jahrb.  nach  einem  Shnlichen  Sammelbsnde,  ist  aber  schon  von 
diesem  nnd  noch  spAter  durch  allerlei  Znthaten  bereichert  worden. 
F.  giebt  nach  einer  EinlBbning  die  Inhaltsangabe,  dne  Kollation  von 
foL  108^  — 105^  sn  dem  Kanon  des  ICaadmns  Flnnndes  nnd  den  Ab* 
druck  eines  bisher  nnbekannten  medizinisehen  Traktates  in  doxogra- 
phiseher  Form,  der  in  Inhalt  nnd  Citaten  an  Soranns  gemahnt,  Jedoch 
nach  Fnchs  ftlter  als  dieser  an  sdn  scheint. 

Znm  Scblnsse  sei  noch  aaf  die  meist  von  V.  Wellmaan  ver- 
faßten Äratebiographien  in  Paaly-Wlssowas  Realencyklopädle  erinnert 
(Alexander  Trallianns,  Aetins  Amidenns,  ApoUodor,  ApollosioB,  Aslde- 
piades  n.  a.  m.),  welche  u,  a.  noch  dnreh  die  Angabe  dar  nensiten 
Litteratnr  wertvoll  erseheinen. 

Den  Übergang  anr  eigentlichen  Natoigesohicbte  hüden  hier: 

II.  Tierheilknnde  nnd  Landwirtschaft. 

48.  Eng.  Oder,  De  Hippiatrieorom  eodioe  Caatabrigieasi. 
BhMPh  1896  (NF  Bd.  61)  8.  6S— 69. 

49.  —  —  H'PP-  codex.  Anecdota  Cantabrigiensia  edidit  et  com- 
mentatus  est  E  Oder.  Pars  prima.  Gymu.-rrogramm  Berlin  (Friedr.- 
Werdersch.  G.)  1896. 

Der  Verfasser,  durch  seine  Beiträge  zur  GtschicliU'  der  Laiid- 
wirUcliaft  bei  den  Grioeben  n.  a.  bereits  rülnnliclist  bekannt,  berichtet 
in  erster  Arbeit  über  benannte  Hs,  beschreibt  sie  genauer  uud  gicbt  den 
Inhalt  an.  Neben  anonymen  enthält  sie  92  mit  Namen  veisebene  Auszüge, 
worunter  solche  aus  Africanua,  Apsyrttis,  Hippokrates  muioniedieus, 
Tiberias.  Uierocles,  Jb^amelus  Thebanos,  Theomaestoa,  Felagonios,  Ana- 


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Bakht  über  die  Littentor  tor  «atikeii  Nataigesehicbte.  (Stadler.)  37 

tolins,  *hn  TÄv  AM9i(op(d«v\  Oribasim  und  einem  sonst  weni^r  belwnnten 
Antonios.  Unaieber  bleiben  Gissins  (Dionysins?)  nnd  Mosehton.  Es 
folgen  dann  noch  eioige  Erdrtemngen  in  HeracUdes  Tarentinns»  Aede- 
piadea,  8tratonicna  (in  Strato  Terschrieben)  ApoUonina  f  ooixic  und  znm 
Sishlnsse  der  Fatriareh  Theophjlactns  nnd  der  hl.  ChtTSoatomne.  Daran 
reiht  sich  der  Abdruck  eines  iVagmentes  des  2({m>v  'Adi)va?oc  Ktfk  rnHw^ 
xod  iiciXopjc  7icic«»v.  8. 311  verbessert  ein  Addendum  einige  Druckfehler 
und  bringt  den  Nachweis,  daß  das  EVngment  anch  im  Londoner  Hippat- 
Cod.  enthalten  sei,  eine  Kollation  und  nflher«  Erdrtemngen  einer  Stelie, 

50.  Ed.  Wölfflin,  Proben  der  Tulgärlateinischen  Mnlomedicina 
Ghironis.    ALL  X  412  ff. 

giebt  Probeü  aus  einer  vou  W.  Meyer  aas  Speier  in  Cod.  latin.  Monac. 
243  saec.  XV.  entdeckten  vuigUriateiDischen  Tierheilkande  (Ghironis 
Centauri.  Absynti  .  .  .  artis  veterinariae  libb.  X)  dieses  Autors  des 
vierten  Ja]»rh  ii  Chr.,  der  eine  ilauptqaeiie  des  Vegetins  g^eweseu  sein 
soll.    Daza  fügt  er  noch  frraniinatisch-lpxikographische  Erläoternnpen. 

Die  Ausgabe  der  ganzen  Schrüt  von  £.  Oder  fällt  in  den  nächsten 
Bericht. 

Was  nun  die  Landwinsciiaft  anbelangt,  so  hat  über  die  ein- 
echingigen  Schriftsteller  schon  raein  Vore:äng^er  in  seinen  letzten  Be- 
richten sich  verbreitet.  Dabei  hat  er  nicht  gekannt:  H.  Stadler,  Dio 
Quellen  des  Plinius  im  19.  Buche  der  nat.  hist.  MUnchener  Disseitat. 
Nenbnrgra.  D.  1691,  besprochen  v.  P.  Rusch  \phR  1893  S.  134,  worin 
Berichterstatter  u.  a.  auch  diese  Litteratur  behandelt  und  insbesondere 
8.  9  fi.  darauf  hingewiesen  hat,  daß  Plinius  nicht  den  uns  vorliegenden 
Colnmellatext,  sondern  jene  erste  Auflage  benutzt  haben  müsse,  von 
der  wir  noch  den  lib.  de  arbor.  Übrig  haben.  Diese  Behauptung  ist  trotz 
der  Einwände  Münzers,  Beiträge  z.  Quellenkritik  8.  36  Note»  die  ich 
bereits  NphR  1898  a.  a.  0.  zurückgewiesen  habe,  aufrecht  zu  erhalten 
nnd  ist  auch  von  W.  Becher  in  der  noch  zu  besprechenden  (67)  ColumeUa* 
biographie  angenommen  worden  (S.  30  und  53). 

Auch  dem  Karthager  Kago  hat  Berichterstatter  dort  ein  Kapitel 
gewidmet  und  ans  Plinius  einige  Stellen  dieses  Schriftstellers  nach- 
gewiesen. Daran  anknüpfend  hat 

51.  LundstrOm  V.,  Magoatudien.  Erasos  II  8.  ^  f. 

noch  weitere  SteUen  eruiert  und  seUießüch  mit  Becfat  die  Wichtigkeit 
duer  giündliohen  Durehmusterung  der  Golomellaquelleii  herfoigehoheu. 
Zu  Cato  ist  SU  nennen: 

58*  Oato  de  agri  cnltura  liher.  Recognovit  H.  KeiL  Leipz.  1895. 
Bibl.  Teuhneriana.  (Text  und  vereinfachter  Apparat  a.  d.  größeren 
1882  erschienenen  Ausgabe.) 


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38     B«rtolit  ftbtr  die  Littantor  mr  «ntikeft  Natnrgeiehiebto.  (Stidier.) 

53.  K.  Pord  Catoois  de  agri  c.  1.  M.  Terenti  Varronis  r.  r. 
1.  ni  ex  recensione  H.  Keil  vol.  III  fasc.  1.  lodex  verborom  in 
CatoQia  de  re  rostica  Ub.  comp.  B.  Krambiegel.  I/eipsig,  Teabnor, 
1897. 

M.  E.  Hanler,  Zu  Catoa  Sebiift  Uber  das  IjandweMn.  Wieoer 
Ptogramm 

Der  Verfasser  tritt  im  ersten  Teile  Ar  die  Echtheit  des  Schriftchens 
ein.  Indem  er  die  Orttnde  der  Gegner  sn  entktftften,  die  anatößigen 
Ponkte  (Sprache  n.  s.  w.)  zo  erklftren  sacht.  Im  sweften  Teile  be- 
spficht  er  die  Titelfrage  «ad  giebt  eine  Aosahl  mdst  recht  guter,  die 
Überliefennig  oft  gegen  Keil  wahrender  Bessemngsvorscbllg».  Zn. 
Yarro  bringt  Lafaje  In  der  BPh  XIX  SlO  den  Vorschlag  r.  r.  II  5,  5 
na  lesen:  Novi ...  et  hnne  PI.  loootnm  esse  Intlne  <relatione>,  quam 
<ab>  Hirrio  praetore  rennntiatam  Romam  In  seoatnm,  scriptam  habemos. 
Den  Übergang  za  Vergil  bildet:  Morsch,  H.,  De  Varrone  Beatino, 
aactore  in  Geoi'gicis  a  Vergilio  expresso.  In  der  FesUcbrift  z.  150  jähr. 
Beatehen  d.  K.  Bealgymnasioms  zn  Berlin  (1897). 

Er  findet  bei  einem  Vergleich  der  ähnlichen  Stollen  beider  Autoren 
bald  ÜbereinBtimmung,  bald  nicht,  und  stellt  fest^  daß  Vergil  zwar  den 
Varro  stellenweise  benutzt  hat,  daß  aber  auch  viel  Gemeinsames  gemein- 
samen Qnellen  angehört,  so  z.  B.  Nicander,  in  welchen  Hyg-in  den  Dichter 
♦  iiif^eführt  haben  soll  (daher  bei  Colnmella  dessen  paedagof^us  genannt). 
Gaüz  anders  faßt  das  Verhältnis  Abart  in  110.  Auch  die  Servius- 
stellen,  die  auf  eine  Beimtzuug;  des  Vairo  iü  astrolo,^  ,  uiytholog.  ü.  a. 
Beziehung'  hindeuten,  werden  berücksichtigt  und  zum  Schlüsse  £ur 
Empfehlung-  der  Varrolektüre  auf  die  interessaute  SteUe  in  r.  r.  I  19,  2 
hingewiesen,  wo  in  den  animalia  miüuta  quue  non  possunt  oculi  coiibequi, 
die  durch  Mund  und  Nase  iu  den  Körper  eindringen  und  güfälulichQ 
Krankheiten  erzeugen,  die  erste  Andeutung  der  Bacülentbeohe  zu 
finden  aei. 

Von  Vergils  Georgica,  die  hier  zunächst  aiiein  in  Frage  kommen, 
sind  besonders  außerhalb  Deutschlands  mehrere,  meist  für  Schulzwecke 
bestimmte  Ausgaben,  Kommentare  und  Übersetzungen  erschienen;  einen 
wirklichen  ForUchritt  für  die  Geschichte  der  antiken  Naturwiicfinachltft 
bedeuten  sie  nicht,  weshalb  ich  aach  unr  die  Titel  anführe: 

55.  V.,  Georgics  books  1  and  II  ed.  by  Young  and  Masom  with 
introduct.,  text,  notes,  vocabulaij  and  tranalation.   London  1895. 

56.  ~  lea  Qöoigiqitee.  BxpüqnieslittöralenientparE.  Sommer. 
Tndnitee  en  finuiQils  et  imnoffae  |^     Deeportei.  Puii  1896, 

67.  Bneolica  and  Qeorgiei.  Bdited  with  IntrodnetioB  iad 
Mtfli  bj  T.  L.  Papillen*  and  A.  E.  Haigh.  Oxford  1887. 


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Bttieht  fiber  die  lattentiir  tnr  tatiken  Nttorgeaehiehte.  (8tidt«r.)  39 

58.  —  Georgicon  lib.  IV.  Edited,  for  the  ose  of  aehools,  -witli 
TOOftbularyi  by  T.  £.  P»ge.  Iiondon  1897. 

In  Deutechlftnd  kommt  dani: 

59.  y..  BacoUca  etQeorgica  iternm  rec.  0.  Elb b eck.  Leipaf 
1894. 

Ki€ht  sogiiiglieh  waren  mir: 

60.  Kvfeala,  kritisehe  und  ezeg«tiiebe  Beltrflge  wbl  Y.  Qeoif. 
Geak«  Mueiini  filol.  1886.  a  90  if.  und 

61.  Beforfriato  V.  la  natara  neUe  opere  di  VagiUo.  Oatanla  1895. 

Vgl.  aucb  unter:  Zoologie. 

Am  rdcbaten  Ist  die  Litterator  m  Colamella: 

69.  y.  LnndstrOni,  Ein  Coltunella-Exaerptor  ans  dem  15.  Jhrik 
üpsala  1894. 

68.  —      Bmeiidatk>iie!iüiGoluDflIlamLII.IILetiy.  Biaiietl 
88  ff..  169  ff.  n  49  ff. 

64.  CoUectio  scriptomm  vetemm  UpsalienBia:  L.  Juui  Mo- 

driuti  Columellae  opera  qnae  exstant  recensnit  V.  L.  FaBcicalni 
primua.  L.  J.  M.  C.  Libram  de  arboribos  qni  focator  contineoi. 
Ups.-LipB.  1897. 

65.  V.  Langlet,  ad  Columellae  r.  r.  V,  1,  1.   Eranos  I  187. 

66.  ad  G.  ood.  Sangermaneniem  qoi  Tocatiir.  £raneaI86. 

67.  W.  Beeker,  De  Lad!  loiiii  Koderati  OelnmeUae  vita  el 
acriptia.  Lelpalg,  Diai.,  1897. 

68.  Daa  Oaeretanimi  dea  h,  Inn.  ICod.  Col.  PhOoL-hiat 

Beitrag  f.  Wacharnnth.  S.  186  ff. 

69.  £d.  Stettner,  De  L.  lunio  Moderato  OoiumeUa  VergiUi 
imitatore.   Triester  GPrgr  1894. 

70.  A.  Maleio,  Zo  Colamella.    Fiiolog.  obosr.  XI  71  ff. 

71.  Eeitzeiiatein,B..ZaOpplaiiimdColQmeUa«  PhLyiI817. 

79.  6.  8ehepß|  Za  ColnmeUa,  Jnliua  yktor  ete.  BajyrGy 
ZXZn  (1896)  404. 

Lundstrüm  bescLj-eibt  die  kleine  HandscLrift  LIX  24  der  Bibl. 
commnn.  zu  Sieiia,  die  schließlich  als  eine  der  besseren  ('.-Uss,  s,  XV, 
bezeichnet  wird,  und  mustert  in  einem  Exkurse  diese  jüni^eren  Hsa,  die 
er  in  drei  Kla.s8€n  teilt,  gauz  wertlose,  bedenkliche  (interpolierte  etc.) 
und  solche,  welciie  ein  ziemlich  treues  Bild  des  vou  Poggio  gefondenüD, 
mit  dem  Ambrosianns  nahe  verwandten  Codex  bieten,  (a  —  Laurent 
plot.  53,  32;  c  =^  Caeseu.  Malateat.  plot.  42,  2;  q    Laurent,  plnt.  91,  6; 


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40     BtriGlit  fib«r  4ie  Littentur  wr  uitikeii  Nfttorgeiehiehte.  (Stedlar.) 

B  =  Laurent.  Strozz.  69;  n  =  Mosqaens.)  Übersehen  ist  hier  and  in 
der  Ausg.  des  Hb.  de  arb.  der  Aufsatz  von  G.  Schepß  (72),  worin  a.  a. 
Dacbgewie^eri  wird,  die  St.  Germaioer  Exzerptenhss  des  Gronov  sei  in 
dem  Parisin  13  955  saec.  X  erhalten.  Die  Emendationes  bringen  eine 
Anzahl  z.  T.  evidenter  Textverbessernngen  znm  lib.  de  nrb.  nnd  snr 
preef.  des  10.  ßnches.  Was  die  Ausgabe  des  lib.  de  arb.  anbelangt, 
Terweise  ich  auf  meine  Besprechong:  in  BayrGy  XXXIV  (1898)  758. 

Bechen  sorgfältige  und  gründliche  Arbeit  ist  wohl  das  Beste, 
was  wir  gegenwärtig  über  unsem  Autor  besitzen;  zu  einer  Anseinander- 
Setzung  über  Einseiheiten,  in  denen  ich  nicht  seine  Ansicht  teile,  i?r 
hier  kein  Raum;  nur  ein  MiOventftndnis  möchte  ich  beseitigen.  Nach 
Kote  184  soll  ich  nämlich  behanptet  haben  (S.  15  der  FliniasqnelleD), 
Golumella  hätte  in  seiner  ersten  Aufl.  alle  Schriftsteller  der  Liste  Tor 
Atticus  benutzt.  Das  habe  ich  nicht  gesagt:  ieh  sagte  nar:  .sie  standen 
Ulm  zu  Gebote",  was  doch  wohl  heißt:  ,er  konnte  sie  benntien*, 
weil  sie  eben  schon  da  waren.  Ob  er  sie  wirklich  benutzt  hat, 
ist  eine  andere  Frage,  die  mich  damals  nichts  anging.  Im  übrigen  ist 
ja  B.  auch  hier  meiner  Meinung,  nlmlich  daß  die  erste  Aafl.  schon 
Tor  GelSQs,  Attietis  nnd  Graeeinns  erschienen  seL  * 

Im  *Oserefannm*  weist  derselbe  Verfiuner  nach,  daß  dieses  Land- 
gut naeh  r.  r.  III  3,  3  im  Gebiete  des  etmrischen  Caere  zn  sndien 
sd,  nnd  nicht,  wie  BereaUo  wollte  (im  Index  verb.  der  Gesnencben 
Antg»  V.  1629)  in  den  I^n^&en  (»  Geredsgne,  Gerdsfia)  oder  Tenffel- 
Sehwabe  (RL^  §  298)  im  stdL  Teile  der  spaa.  Provin«  Estramodnr». 

Langlet  sehUgt  an  der  betreirenden  Stelle  vor  statt  nastitss  — 
nnlTenitas  sn  lesen  nnd  begründet  diesen  Yoraohlag  doroh  Barattel- 
stellen;  znm  Cod.  Sangermao.  legt  er  dar,  daß  Schmitts  nnd  Hftnßnera 
Kollationen  dieser  Handschrift  —  bei  letiterem  mit  Ausnahme  des  sorgr- 
flltig  .TergUchenen  10.  Buches  —  strengeren  Anfordemngen  nicht  ge- 
nügten nnd  gieht  eine  Übersicht  der  von  ihren  Angaben  abweichenden 
Lesarten  der  Handschrift  nach  seiner  Kollation. 

Stettaer  weist  aaf  die  Nacfaahmnng  des  Vergü  seiteiis  Colnmellas 
Inhalt,  Sprache  nnd  Wahl  der  poetischen  Darstellnngsinittel  hin.  Fast 
all  diese  aind  dem  spftteren  Antsr  Entlehnungen  ans  den  siderei  vatia 
piaeeepta  Maronis  aber  *effiisiores  et  andadores  et  hnmiliorea*. 

Beitaenstein  macht  daianf  anfinerkaam,  daß  von  Ool.  außer  dem 
fiaagermaaenais  eine  aweite  alte  Bs  in  St.  Gallen  existiert  haben  muH« 
da  der  efaie  Schreiber  des  Sangall.  878  (s.  X)  Blatt  370  ein  kleines 
Stück  ans  dem  Zn.  Buch  C.  kopiert  bat 

Haieins  Anibata  war,  weO  russisch  geschrieben,  BerichterstattBr 
nicht  Tentiadlieh. 

Zu  Falladins  Ist  zu  veraeichnen; 


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Bericht  über  die  Litlentor  tut  antiken  Nfttorgescbichte.  (Stadler.)  41 

73.  K.  Liddell,  the  Hiddle-EBgÜBh  trtDahition  of  FaUadiOB  de 
re  mstica.  Sdited  with  critical  and  ezplanatoiy  notes.  Part  L 
BerUn  1896. 

74.  La  caltnra  e  1'  uso  dei  fiori  in  Palladio  secondo  il  volga- 
rizzameutü  di  Andrea  Lancia.    Fireoze  lä97. 

75.  Palladii  Eatilii  Taari  Aemiliani  viri  inlastris  opus  agri- 
cnltorae  ex  recensione  J.  G.  Schmittii.  Leipzig»  B.  0.  Xeabner,  lö98. 

Llddell  druckt  eine  mitteleng].  Übetnetznng  des  PaUadina  in  Venen 
ab;  die  Koten  sind  meist  textkritiaeher  Art;  Saeherklärnngen  werden 
niflkt  gegeben.  Lanelaa  Arbeit  war  mir  nicht  xngttnglich.  Schmitt 
beapiicht  in  aeiner  praefatio  die  Oodieea,  welche  die  Früheren  nad 
welche  er  aelbet  benntite;  eine  zweite  TeztqncUe,  nämlich  die  ver- 
achiedeoen  Aoaachreibcr  dieaea  aeit  dem  frttheeten  Mittelalter  ao  vid- 
benntsten  Antora  hat  er  nicht  herangezogen.  Immerhin  haben  wir  darch 
aein  Verdieoat  einen  verlftaaigen  Text  erhalten  nnd  mHaaen  dafür  trota 
mancher  Einwünde  der  Kritik  dem  Heranageber  dankbar  aein;  nur 
schade,  daß  er  ao  gar  keinen  Index  beigegeben  hat.  der  doch  gerade 
bei  einem  derartigen  Schriftatelier  beeondera  wichtig  würe.  80  ist  man 
nach  wie  vor  anf  daa  hüchat  mangelhafte  Lexicon  maticnm  angewieaen. 
Zu  TergL  sind  zn  dieaen  Autoren  ancb  noch  die  einacbUgigen  Kapitel 
dar  bereite  genannten  oder  noch  zn  nennenden  Qaellenforachnngen  zu 
PUniaa,  aowie  die  Geachichte  der  rSm.  Litteratnr  Von  K.  Schanz. 

Den  Abechlnß  dieaea  Abschnittea  bilden: 

76.  Qeopouica  sive  Cassiani  Baesi  Scholastici  de  re  rastica 
eclogae.  Recensnit  Henriens  BeckL.   Leipzig'  (Teubuei jauaj  1895. 

77.  Baomstark,  Lucabratiooes  Syro-Gracae.  2iPiiF  Sapp.  X}U 
(1094)  357  ff. 

78.  —  —  Beitrüge  znr  griechiachen  lätteratargeach.  Ph  53 
(1894)  449. 

79.  0.  Brockelmann,  Die  armeniacbe  Überaetznog  d.  G.  ByZ 
Y  885ir. 

Ersteres  habe  ich  angezeit^t  in  BayiCiy  XXXIII  (1897)  120, 
im  übrigen  sei  auf  die  sacijkundjgeu  llezensionen  von  Gemoll,  Krum- 
badier,  Giübler,  v.  de  Vries,  Maaß,  I3o!iatta,  Ilbeig  u  a.  verwiesen. 
BamnBtark  schildert  in  den  Luc  erst  das  Leben  und  die  Schriften  des 
Archiaters  Sergius  Resinaceiibiä  ( J-  u  536),  der  den  syrischen  Text  direkt 
aus  dem  Originalwerke  des  Anatoliuß  übersetzte.  Diese  ilberHetzun? 
ward  im  9.  Jahrb.  ins  Arabische  übertTagen  (cod.  bibl.  Lngd.  Batav, 
Arab.  192).  Lagard^  Ausgabe  der  syrischen  Übersetzung  liegt  der 
Text  des  cod.  Mas.  Briitan.  14  662  za  gronde,  der  am  Aafang  and 


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42     Bericht  über  die  LiUerttor  lor  «nttken  Netorgesdilehte.  (Stadler.) 

£nde  fentänunelt  und  obendrein  nur  ein  Anmg  eines  späteren  Mönches 
%m  dem  ursprnnglichen  Werke  des  Sergias,  doch  noch  besser  ist  aU 
jene  arabische  Übersetznog.  Anatolins  hatte  nach  Pbotins  nur  13  Bfiober, 
die  Epitome  14,  also  muß  Sergins  2  Bacher  sngMetst  liabon,  und  zwar 
Mt  einer  Tierheilkunde  des  Anatolius,  die  von  den  eclogfae  rasticae 
verschieden  war.  Darin  hatte  er  hanptsjtoblich  Apsyrtns  nnd  die  Cesti 
des  Scxtus  Julius  Africanna  ausfescbrieben.  —  Die  Beiträge  handela 
in  Ko.  1  die  ^eoip^Ca  des  Orphens,  eine  lose  Aneinanderffigoiig  von  aar 
fltofiflich  sich  berührenden  Werken  Uber  Landwirteehaft,  von  welchaa 
die  Dodfikaftteriden  nnd  Ephemeriden  bei  Tzetzes  geoannt  werden.  — 
Brockelmaon  weiet  angesichta  der  Mängel  der  arabischen  nnd  syrisehea 
Übersetzung  auf  die  Bedeutung  der  armeniachen  hin.  Gefertigt  ist  sia 
—  eine  aieherere  Datiemng  als  in  das  späteste  Mittelalter  tat  Bkht 
nOg^ch  '—  nach  einer  arabischen  Vorlage,  doch  nicht  naeh  der  obeft 
genannten.  Der  armenische  Text  ist  von  Cassianns  Bassus  nnd  Sergiaa 
in  der  Anordnnog  unabhängig  und  bietet  vielfach  mehr  ala  dieae.  Ob 
aber  diese  Vorlage  das  Werk  des  Anatolioa  in  wortgeferaiier  Über> 
trugong  oder  in  irgend  einer  Bearbeitaag  enthielt,  kann  nur  daroh 
«ingahende  Vergleichang  mit  der  einaeblSgigea  Litteratnr  erwiesen  weideD. 

m.  Botanik. 

60,  G.  Bnachan,  Vorgesehiehttiehe  Botanik  der  Knitnr*  nnd 
Nntspilanaen  der  alten  Welt  anf  gmnd  pitbistoiiaeker  Fnnde.  Bnalaa 
1895.  J.  U.  Kenia  Verlag  (Max  MftUer). 

81.  H.  Lewy,  Die  aemltiadien  Fremdwörter  im  GriaehlMhan. 
Berlin  1895. 

82.  E.  Post,  Flora  of  S^ria,  Palesline  and  Sinai,  from  the 
Tauruä  tu  liaä  Mulianiniad,  and  from  ihb  Mediterraueao  Sea  to  the 
Syrian  Desert.    Beirut  (18913). 

83.  V.  Loret,  La  Flore  Pharaoniqne  d'aprfes  les  documeDta  hi^ro- 
glyphiques  et  les  spei  iaicus  d^couverta  dans  les  tombea.  2.  ^tion, 
revue  et  augoieDtee,  suivie  de  six  index.    Paris  1392. 

84.  Ch.  Joret,  Les  plantes  dans  Tantiqait^  et  au  moyen  Aga; 
histoire,  nsages  et  Bymbolisme.  Premiere  partie:  les  plantes  dana 
rorient  clasaiqna.  I.  J^lgypte,  Chaldte,  Asayiie,  Indde,  Phdnida. 
Paris  1897. 

Alle  diese  Arbelten  haben  gemeinsam,  daß  sie  sich  ranäehst  nioht 
mit  dem  klamischan  Altertnm  besehiftigen,  dabei  aber  infolge  der  sahl- 
loaen  Fäden,  die  ihr  Gebiet  mit  Jenem  Terfcnfipfen,  entweder  selbst 
hinfibetveaogen  werden,  oder  wenigstens  dem  Altertamsforscbar  als  gute 


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Beridit  Hbor  die  Littantur  sor  utiken  NttorgeieliMbto.  (Stadler.)  48 

HUftmittd  dienen.  80  geht  Bosdiaii  lonicfast  ans  von  den  pithlitorlMben 
KnlttmrerUÜtniBsen  Schleiieni,  idle  er  ans  den  im  Braalaner  Moseom 
■dileahchiir  Altertümer  anf  liewalirten  Orftberflindeii  Yon  Sftmereien  n.  a. 
Pflaannieiten  beeonden  geaan  studiert  hat  Dabei  bleibt  er  aber  nieht 
eteben,  loodern  giebt  eine  oft  reoht  anafilbrlicbe  Geecfaicbte  von 
190  Pflanaen;  so  ist  n.  B.  nnter  Hordenm  eine  Geschichte  des  Bierss 
<enthalten,  die  freUlch  dnrch  H.  Roberts  noch  xn  besprechenden  Vortrag 
nnd  Olks  Artikel  Bier  in  Paoly-Wlssowas  BE  flberhelt  ist.  Über  die 
Torgebrachten  etymologischen  Unteisnchnngen  wage  ich  nicht  sn  urteilen: 
4as  philologische  Bflstwerk  Ußt  an  Sorgfalt  zn  wünschen  ttbrig;  so  ist 
doch  die  von  BIppokrates  in  dnem  eigenen  Boche  gerühmte  tisana 
<n.  h.  XVni  76)  nicht  eigentlich  Bier,  wie  B.  sagt;  schlimmer  ist: 
jfHomer  kennt  den  Knoblauch  noch  nicht:  dagegen  unterscheidet  Theo* 
phraat  ihn  bereits  als  besondere  Art  Kamens  eK^peSev  (!)  von  der 
KücheuBwIebel  xpo|uiov.  Der  altgriechische  Name  seoiydon  (also  nicht 
Druckfehler)  ist  im  Neogriechischen  die  Benelehnung  f.  d.  gl.  Pflanze 
^blieben.*  Die  Gitate  sind  wie  gewöhnlich  in  derartigen  Werken  oft 
ungenau  oder  falsch. 

Lewy  dentet  eine  AnsaU  TIemamen  («i|iii)^^>  ?up«li  ll^Aoc.  fyAt 
Tonpoct  nap$aXK,  .  .  .  dst&Ci  dv^xna,  Tei&c,  1^^,  o^ts,  doirCe,  X'^l'^* 
Xlwv,  duwo«,  «»ffpivoc,  cnijc,  xdf|ji|xopoc, . . .  «opdÜJUov)  oud  sehr  Tide  Pflanaen* 
Barnen  (d^xwXoc,  .  . .  ooxdtfuvoc,  ^i^aptov,  ßaXotomov,  dt^Jorfiihi,  |ii(ta6niXov, 
%6[Lapoi,  difpapxT).  9ax&c,  «^Qssfiov,  .  • .  outUTj,  aT^^iov,  (laXa/T),  t&Xtte, . .  .  xe- 
mlptoeoc  etc.,  ßpado«  xidpoe«  eivtoXov,  dX^t) .  .  .  xaoCst,  xtwdc}i.u>}iov,  «(aioiaov, 
Umwico?!  xu}iivov,  (laifTjSapic,  ßaxxapi;,  vdp$Oi,  ßaX93|i.ov,  orupa^,  (jtuppa  0.  a. 
dp,apaxo{,  {xupixri,  Xi^vo;,  ;^aXßavT],  ß^XXtov,  Xijdavov,  XwT^,  x(«TO«,  &ap0V| 
dfffxupov,  9UX0C,  xp6xoc,  owoov,  dvt|M&vT),  dp7e|A.(uvT),  a^voc,  dsaXi{fi),  xdxtoCi 
«67^0;,  CtCufov,  dbictfXadoc,  }jif97tCXii]  u.  a.)  aus  dem  Semitischen,  ebenso 
einige  HIneralnamen  (vtxpov,  is^oXro;,  oxtpoc,  dlXaßaircpoc,  dpaevix^v,  i-^dr^i^ 
«dixf  eipoc,  Iflcaiac.  apLapa^do;,  aapdiov,  9{xuptc,  XP**^  ßaoavoc),  SOWie 
▼lele  Beseichnongen  von  Gegenständen  aus  Kenschenleben,  Nahrung, 
Traeht,  Wohnung,  Haasgerfit  n.  s.  w.  Die  Kritik  hat  Tide  seiner 
Deutungen  gebilligt,  andere  Ycrworfen,  aber  Jedenfalls  ist  das  Buch  un- 
entbehrlich f&r  jeden,  der  sich  mit  der  Frage  nach  der  Herkunft  aatir- 
Wisseniehaftlieher  Kamen  beschäftigt. 

.  Daß  das  von  Post  botanisch  In  hervorragender  Weise  beschriebene 
Gebiet  ffir  nns  sehr  wichtig  ist.  bedarf  keines  Beweises;  seine  Angaben 
ergänzen  Boissiers  Flora  orientalis  in  der  trefflichsten  Weise.  Loret 
verbreitet  sich  eingehend  über  202  in  den  Gräbern  AJtägyptens  anfge- 
fandene  Pflanzen.  ÜDgemeiu  erleichtert  wird  die  BenOtzang  dieses 
ohnehin  schon  übersiclitlichen  Buches  darch  die  sorgfältigen  Indices, 
welche  der  auf  diesem  Gebiete  bereiu  durcli  eine  iieihe  von  einschlägigen 


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44     Beridit  über  die  Littentor  sor  antiken  Natorgesebichte.  (Stadler.) 

Studien  (L'fiß^ypte  an  tcmps  des  Pbaraous,  Paris  1889,  Le  Champ  des 
Soncheta  Paris  1890,  Recherches  sar  plasienrs  plantes  connaes  des  anciens 
^gyptiens,  Le  C^dratier  dans  rantiqait^  Paris  1891  etc.)  bekannte  Verf. 
geliefert  hat.  Dagegen  ist  es  sehr  anangenehm,  daß  solche  Jorets  bi^t 
angelegter  nnd  leider  bisher  fiber  diesen  ersten  Band  noch  nicht  hinaus* 
gediehenen  Arbeit  gänzlich  fehlen.  Andererseits  ist  dieses  Werk  wieder 
wichtig  dnrch  seine  reichlichen  Noten  mit  Litteratnrangaben  und  die 
anschaulichen  Schildemngen  von  Landschafts-  nnd  Fiorenbildem;  es  ist 
ftberbanpt  weniger  Nachschlagebach  als  Lektüre. 

In  das  eigentliche  griechiach-römiBche  Aitertnm  fähren: 

85.  Die  homerische  Flora  von  Stephan  Fellner.  Wien  1897. 

86.  Kams,  les  cUoses  naturelles  dans  Homere.   Paris  1Ö97. 

87.  0.  Gruppe,  Beriebt  Ober  die  antike  Mythologie  nnd  Be- 
ligloDsgeechichte.   BuJ  Bd.  102  (1899)  S.  169—173. 

Von  Fellner  hat  Referent  eine  ausführliche  Besprechung  in  BayrGy 
XXXV  (1899)  323  ff.  gegeben.  Kums  behandelt  S.  37—72:  Les  odeurs. 
Les  parfams.  —  Les  v^getaux.  —  Les  aniiiuiux.  Er  begnügt  sich  mit 
einer  einfachen  Zusammenstellung  dessen,  was  der  Dichter  über  jeden 
Naturgegenstand  &;igt,  ohne  jede  weitere  Erläuterung.  Als  Beispiel 
genügt  der  Antang  de--  Vi'fir^tnnx.  11.  XII  132.  Le  ebene  aax  vastes 
rameaux,  f5olidement  implnii!«'  -lans  le  sol.  II.  V  rA'tO,  XXIV  450, 
Od.  V  239.  Le  pin  et  particuliereraeut  le  pin  gigantesquc  de  Tlda, 
fameux  bois  de  construction.  II.  V  693,  XVI  76G.  Le  betre  dont  ua 
cdl^bre  dans  la  plaiae  ilevant  Troie  et  souvent  cit6  dans  l'Illade. 
Daß  es  sich  hier  nicht  um  die  Buche  (Fagns  silvatica  L)  handeln 
kann,  sondern  nur  um  Qnercna  Aegilops  L  oder  etwa  noch  Castanea 
vesca  gaertn.  verschlägt  nichts.  Das  Buch  eignet  sich  allenfalls  zur 
Einstellung  in  Schälerbibliotheken.  —  Anschließen  möchte  ich  noch 
einen  Hinweis  auf  den  Anhang  zu  Ameis-Hentzes  neuer  Homerausgabe» 
der  natürlich  manches  hier  Einschlägige  bringt. 

Gruppe  bespricht  kurz  einige  ein:  cbl  igige  Arbeiten  von  Toolain» 
Murr,  Kübert  (s.  o.),  Harrison  Jane,  AVeniger  (s.  o.),  Ehrwald  B. 

Zur  Botanik  bei  Aristuteles  ist  nur  zu  erwähnen: 

88.  A.  von  HUppIin,  Aristoteles  über  die  Pflansenseele.  Natnr 
und  Offenbar.  1893.  Bd.  36.  a  705. 

•   In  dleeer  weaentUcli  phileeophischen  Arbeit  wird  nacbsnweiieii 
venudit,  daß  die  anafUiriiek  daiselegta  ariateteUeebC-themiatlaehe)  Lehre 
TOn  der  Pflamenieele  lieote  soeli  haltbar  und  mit  den  modernen  botn-, 
niKben  Anaehanunfen  wohl  Tereinhar  lei. 

Mehr  Uegtm  Theopbmt  nnd  Dioskoridea  vor:  f 


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Berieht  über  die  Litterator  lor  «ntikeD  Natorge«chichte.  (Stadler.)  46 


8U.   Beo^paoTO'j  repl  icup<^;  edidit  A.  Gercke.  Uoiversit&t  Ureifa- 
wald.   Ostern  lb96. 

90.  A.  Schöne,  Zn  Theophmtos  ictpl  furwv  l«topuu  KJPbP 
(1894)  848. 

91.  H.  Stadler,  Eio  nnbeachteteB  Fragment  des  Theophraatos. 
NJPbP  (1896)  863. 

92.  Zq  Tfaeopbrastos  i:ef>l  <ptm»v  Uxo^  NJPhP  ( 1 896)  679. 

03.   —  —  Lateiiiiäciie  i'Üauzeüüttmcü  im  Dioskoridee.  ALL  X 

83  ff. 

94  Kachtrag  zu  des  lateimsdieu  rHunseu  im  Dioskor. 

ALL  Xi  105  fr. 

95.  Ii.  Well  mann.    Die  PflAOzennamen  dea  Dioeknrides. 
H  XXXIU  360  (1898). 

96.  Kraleoas.  Abb»  der  K.  Oea.  d.  Wlaa.  in  GSttingen, 

PbU..biat  Kl.  NF  B.  S  No.  I.  1897. 

97.  Das  Hlteate  Krttnterbneh  der  Grlecben.  In  Feitgnbe 

f.  Fru»  Sosemibl  (1898). 

98.  Dioskoiidcs.  VVDPh  44. 

99.  H.  Stadler,  üeuea  zur  alten  Botanik.   BayrGj  XXXIY 

(1898)  609. 

100.  IT   Küstner,  Paendodioscoridea  de  berbia  femininia. 
H  XXXI  578  ff. 

101.  Addendun  ad  PlMudod.  d.  b.  f.  H  XXXII  160. 

109.  KritlaebeB  nod  Eiegetlacbea  sa  Flendo-Dioakoridea 

de  berbia  fenüninia.  Plügr.  des  Keoen  Gyinn.  zn  Regensbarg  1896. 

103.  H.  Stadler,  Dioskoiides  als  Quelle  Isidors.  ALL  X  403. 

104.  —  —  Dioskohdes  Loügobardus  (Cod.  Lat.  Monacen''iB  3^7) 
VoUmÖÜers  Koraanisciie  Forschimgren.  X  181,  369,  XI  1,  XIII  Ibl  ö. 

105.  M.  Auracher,  Die  Benier  Fragmente  dea  lateiniaoben 
Dioakorides.   ALL  X  117  ff. 

G^rcke  aocht  den  Text  dea  kleinen  nicht  direkt  hierher  gehörigen 
Büchleins,  der  in  den  Hss  nnd  Anggaben  besonders  arg  entstellt  iat, 
soviel  als  möglich  auf  den  Arche^ns  zorflckzarühren;  die  adaotationes 
geben  neben  einleitenden  Bemerkungen  die  Begründang  der  manchmal 
•ehr  kiUmen  Textgeataltnng.  Schöne  erhebt  einen  Einwand  gegen  eine 
vom  Berichterstatter  vorgeschlagene  Emendation  zu  Theophr.  H  I  3,  1 
(1894  8.  603).  die  Erwiderung  darauf  in  92  bringt  einige  weitere  aokbe. 
91  ergänzt  Frgm.  CLXVI  Wimm,  ans  Oribas.  V  460  Bu&sero.-Daremb.  — 
Daa  VerbUtolB  der  Arbeiten  93t  94uid95    ^xmAet  lagt  die  £inleitoag 


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46     Bcdfiht  über  die  Litteratar  zur  aDtikeu  Naturgeachicbte.  (Stadler.) 

in  94  dar:  WeUmanni  Abhandlnngea  ttber  Rnteoas  nnd  Diokles  roa 
KaiystM  liat  Beriebtentafttor  ansfOhrlieliw  betproeben  in  99,  ebeDso 
KiBtnen  Arbeiten  In  ALL  X  310;  das  Addendum  trägt  einige  Kapitel 
nacb,  die  dureb  ein  Yerseben  ansgefülen  waren. 

An  diese  Ausgabe  anknüpfend  weist  die  Arbeit  zn  Isidor  die  Be- 
ziehungen zwischen  Origines  XYII  nnd  Dioseorides  mat.  med.«  iusbe- 
sonders  aber  zu  dem  Psendodiosc.  de  h.  f.,  nacb  und  sucht  diesen  als 
einen  Rest  einer  Übersetzung  oder  besser  Bearbeitung,^  zu  erweisen,  die 
neben  der  des  cod.  Lat.  Mon.  337  bestanden  hätte.  Das  dürfte  dahin 
zu  ändern  sein,  daß  besagtes  Schriftchen  überhaupt  nicht^s  mit  der  mat. 
med.  zu  thun  hat,  sondern  vermittels  noch  unbekannter  Zwischenglieder 
mit  älterer  auch  von  Dioskor.  und  den  lüterpolatoren  benülzter  Litte« 
rator  zusammenhängt. 

In  Vollmöllers  R.  F.  ist  Aurachers  Auagabe  (1882)  fortgesetzt, 
der  Text  nach  dem  Cod.  Mon.  abrredrnckt.  von  dem  zn  Bnch  IV  auch 
eine  phototypische  Probe  beigegeben  ist.  Dazu  kämmen  noch  die 
Varianten  von  Cod.  Parisiu.  93ü2,  aus  welchem  auch  die  ziemlich  um- 
fangreichen in  M.  verlorenen  Stöcke  des  IV.  und  V.  Baches  ergänzt 
sind,  femer  die  T.f  surten  der  Göttinger  Fragmente  nnd  der  al)  hibetischett 
Bearbeitung  nach  den  erhaltenen  Hss  nnd  den  Inkuuabeitirucken. 

Das  Pergamentblatt  A  91  in  groß  Folio  der  Beruer  Staatsbibliothek» 
welches  die  Kapitel  XIX — XXXII  des  ersten  Buches  des  lat.  Diosk. 
enthält  und  in  24  aus  A.  Nachlaß  abcredruckt  ist,  gehört,  wie  Bericht- 
erstatter an  anderem  Orte  nachweisen  wird,  dem  schon  genannten  Paris. 
9332  an,  aus  dem  es,  während  er  noch  zn  Chartres  lag,  irt^eudwie  ent- 
fernt wurde.    Weiteres  znra  lat.  Diosk.   wird  der  näcliste  Bericht 
bringen;  über  das  griechische  Original,  dessen  Handschriften  und  Aus- 
gaben, sowie  seine  Studien  und  Vorarbeiten  zn  einer  neuen  Ausgabe, 
welche  er  im  Auftrage  nnd  mit  ünterstütznne-  der  K.  Ges.  d.  Wiss. 
zn  Göttincfen  besorgen  wird,  berichtete  M.  AVelimann  in  der  44.  Ver- 
samiül,  d.  Philo),  nud  Schnlmänner  zu  Dresden,    Hoffentlich  wirJ  diese 
Arbeit,  welche  den  Forschungen  anf  diesem  Gebiete  erst  einen  sielieren 
Boden  geben  wird,  nicht  mehr  allzulanp-e  anf  sich  warten  lassen;  Köbert« 
Pgendoapuleins  fristet  leider  noch  immer  ein  embryaoaies  Dasein  in 
den  Zetteiltttsten  des  Thes.  L.  L. 

106.  G.  H.  tfoore.  Die  mediziitlsehen  Rezepte  io  den  10t- 
eellanea  Tlroniana  (von  W.  Selinitz).  ALL  X  263  ff. 

M.  giebt  erst  verbesserte  Lesungen,  bespricht  sodann  die  Teile 
und  Quellen  des  ']  rnktates  (Pseudoapoleius,  Plinius  Valerianua  u  a  ), 
ergänzt  z.  T.  hieraus  Mangelhaftes,  stellt  die  neuen  Wortformen  ui  d  We- 
dentongen  zosammen  und  bestimmt  scUießU^^h  die  Hs  als  eine  italienische 


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Berieht  über  die  Litteimtar  zur  antiken  Natargeschichte.  (Stadler.)  47 


des  9.  Jahrb.,  doch  müssen  die  Eezepte  ans  einer  älteren  Vorlag» 
kopiert  sein. 

Hieran  schließen  sich  zunächst: 

107.  G.  Goetz,  Gorpas  Glossarioram  Latiooram  vol.  II — 
Leipzig  18ÖÖ— 1894. 

108.  yoL  VI^VII  1,  Thesaiinu  Gloflsarmn  emendataroni» 

Lelpsiff  1899--1901. 

109.  Di«  altboehdeatseb«]!  Glosten.  GeBammdt  und  bearbdtot 
von  Ellas  Steinmeyer  und  £dnard  SieTers.  Dritter  Band;  Sadi- 
lieh  geordnete  Oloasen.   Berlin  1895.   XU  793  8. 

Daß  die  Glossare  für  die  Geschichte  der  uUen  uud  mittleren 
Botanik  eine  küßt  i  t  wichtige  Quelle  sind,  bedarf,  besonders  nach  den 
Darlegungen  Fischer- Benzons  (121  S.  14)  keiner  weiteren  Worte  mehr. 
Die  meisten  botanisclu  ii  (ilnssuii  enthält  der  3.  BJ.  des  CGI.,  doch 
stecken  solche  nnd  danuitei  auch  einige  zoologische  und  mineraloj^isch  e 
auch  in  den  andern  Bäudeü.  Ganz  besonderer  Danlc  aber  gebührt  dem 
hochverdienten  Herausgeber  für  die  unglaublich  mühevolle  und  die  Ge- 
duld auf  harte  Proben  stellende  Ausarbeitung  des  Thesaurus  gl.  em.» 
der  erst  die  richtige  Benützung  der  verborgenen  Schätze  ermöglicht. 
Wer  wie  Berichterstatter  das  Werk  im  Werden  beüb;i(  litt  n  konnte  und 
ans  eigener  Ertahruiig  die  Muhen  kennt,  die  oft  die  EiitriUselnng  eines 
einziges  Wortes  macht,  weiß  das  erst  ganz  zu  würdigen.  Natürlich  ist 
noch  viel  Rätselhaftes  imcU/ulösen  und  noch  viele  Fehler  sind  zu  bessern, 
aber  ein  fester  Boden  ist  nun  doch  sT^schaffen  für  künftige  Ötadien  auf 
dem  Gebiete  der  Pflanzenkunde  uu  l  der  Synonymik. 

Da  aber  die  antike  Botanik  nicht  ohne  die  mittelalterliche  be« 
handelt  werden  kann,  welche  ja  nur  deren  Fortsetzung  darstellt  und 
gar  manches  Rätsel  in  jener  lösen  hilft,  so  ist  hier  auch  Steinmeyer* 
8ievers   (jld^senwerk  zn   erwähnen.    Dasselbe  bietet  gerade  in  dem 
dritten  Bande  eine  reiche  FiUle  von  Glossen  zoolog-ischen,  botanischen 
nnd  mineralogiscben  Inhaltes,   die  allein  schon  penüf^rten,  dasselbe  für 
uns  unentbehrlich  zu  machen     Nun  hnt  aber  der  Herausgeber  auch 
noch  mit  erklärenden  Noten  nicht  ^e^^eizt  und  ist  dadurch  noch  über 
das  CPt]   hinaimg'e'^rtn'jPTi.   das  ja  nur  nackte  Glossen  bietet.    Ob  der- 
selbe über  jene  Sammlung  jetzt  noch  so  enttäuscht  wäre,  wie  er  in 
seinem  Vorwort  berichtet,  da  doch  der  Thf^.s.  Gl.  Em.  der  Besserungs- 
versucire,  Verweisungen  nnd  EHftnterungen  genug  bietet,  wozu  freilich 
aucli  seine  Noten  Beihülfe  gewährten?  Andererseits  hat  aber  doch  auch 
er  aus  dem  CGI.  viel  gelernt,  so  daß  also  beide  Sammlungen  sich  treff- 
lich ergänzen.    Von  der  hohen  kulturhistorischen  Bedeutung  dieser 
Werke  zu  reden»  ist  jetct  eigentlich  noch  zn  frftli,  da  meines  Wiateot 


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48     Bericht  fibor  die  Litteimtar  sar  antiken  Ntfturgeiebiehte.  (Stedler.) 

nocb  kein  ernsthafter  Verweh  gemacht  ist,  die  hier  anfgehttoften  Boh- 
atoffsebätze  entsprechend  zn  verarheiten. 
Zn  Plioina^Theophraat  ffihren  nirfleh: 

110.  F.  Abert,  Die  Qaelten  des  Flinlns  im  16.  Bach  4er 
naturalis  historia.  Progr.  d.  Oynn.   Burghaosen  1896. 

111.  L.  Renjes,  De  ratione  qnae  inter  Plini  nat.  bist,  libram 
XVI  etTlieophr.  lib.  de  plant,  intercedil.  Dissertation  von Eostock  1893. 

Ersteres    vom   I3erichtei*statter  eingehend   gewürdigt:  BayrGj 
XXXin  (1897)  453.  letzteres  NJPhP  (1895)  856  flf. 
Melir  allgemeiaerer  Natur  sind: 

112.  J.  Mnrr,  Die  geographischen  und  mythologischen  Kamen 
der  altgiiechischeD  Welt  in  ihrer  Verwertong  für  die  antilLe  Pflanzen- 
geographie.  InnahmdL  1889  nnd  1890  (Progr.  d.  K  Obergymn.  an  Hall). 

113.  Die  Pflansenwelt  in  dw  griechiaehen  Mythologie. 

Innabmck  1890. 

114.  Die  Gottheit  der  Griechen  als  Natnrmacht.  Gnmd- 

z&ge  eines  einheitl.  Systems  griechischer  Gdtterlehre.  Zugleich  ein- 
leitender Teil  zn  d.  Verf.  Pflanzenwelt  in  d.  gr.  Mytb.  Innsbruck  1892. 

115.  —  —  Die  beschreibenden  Epitheta  der  Pflanzen  bei  den 
römischen  Dichtem.  I.  Hoizgewächse.  Progr.  d.  K.  K.  Btaatagymn. 
Üarbarg  1893. 

116.  —  —  Die  beschreibenden  Epitheta  der  Blumen  bei  den 
griechischen  and  römischen  Dichtern.  Progr.  d.  K.  K.  St-G.  Mar- 
burg 1894. 

117.  H.  Köbert,  Der  zahme  Ölbaum  in  der  religiösen  Vor- 
atelinng  derGrieehen.  Progr.  d.K.  Mazimiliana^ymn.  zu  München  1894. 

118.  L.  Weniger,  Der  heilige  Olbemn  In  Olympia.  Progr.  d. 
Gymn.  Wmtit  1895. 

Murrs  fieitrSge  zur  altklassischen  Botanik.  Progr.  des  K.  K.  Staate* 
gymn.  Innsbruck  1888,  liegt  zn  weit  «nrfick,  um  hier  noch  beaproeben 
zu  werden ;  wenn  er  aber  in  den  geographischen  nnd  mythologischen 
Namen  nach  Pape-Benselers  Wörterbuch  der  griechischen  Eigennamen 
(1875)  alle  irgendwie  bekannten  Ortsnamen  etc.  in  Pal&stina,  Phönikien, 
Cyperu,  Äthiopien  u.  s.  w.  auf  griechische  Wörter  zurfickffihrt,  so  geht 
das  entschieden  zn  weit  Denn  ,»bei  der  bekannten  Meisterschaft  der 
Griechen,  fremden  Eigennamen  ein  hellenisches  Gepräge  aufirodrficken* 
stecken  doch  darunter  ganz  sicher  eine  Menge  semitischer  Namen,  die. 
oft  durch  Volksetymologie  u  s.  w.  entstellt,  wie  griechische  aussehen. 
So  hat  denn  auch  schoa  Überhummei,  besonders  aber  Lewy  (vgl.  81), 
eine  Anzahl  von  Murr  auf  griechische  Pflauzennameu  zurückgeführte 


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Berieht  Uber  die  Littentar  zur  antiken  Naturgeschichte.  (Stadier.}  49 

W9itor  als  Mmitiaehe  in  Ansprach  genommen  (z.  fi.  EXaiouc.  'CXai'a 
O.  a.  m.).  Berichterstatter  findet  es  überhaupt  von  voruherein  verfehlt, 
WADn  ein  Philologe  mit  seinem  einseitigen  Wissen  eine  soicLe  Arbeit 
unternimmt,  ohne  sich  mit  einem  kundigen  Orientalisten  zu  verbinden; 
aber  auch  in  philologischer  Hinsicht  ist  l'ape-Benseler  keine  gcnü/^endö 
Grundlage;  hier  wären  doch  die  Quellen  selbst  uud  luäbe&uudüre  die  lu* 
Schriften  zu  bcniltzen  gewesen. 

Was  die  librif^^pti  ArbeiLeu  Il^Ls  aiibelaDf^t,  so  bin  ich  für  das  AT}^- 
thologißche  niclii  kuinpeteut;  im  Botanischen  vermisse  ich  aber  die 
Quellenkritik.  Neben  Dioskorides  und  Piiuius  erscheint  als  Qaelle 
für  griechische  Flora  M  icer  P'loridns,  eiu  Franzose  des  11.  Jahrh.! 
alle  müglicben  Autoren  aus  allen  Zeiten  und  aUer  Herren  Länder, 
Dichter,  Rhetoren,  Grammatiker.  Mythographeii  werden  als  gleichwertig 
behandelt,  statt  nenerer  Pbarniakologen,  Botaniker  u.  s.  w.  erscheint 
als  Autorität  der  gänzlich  veraltete  fiillerbeck  und  Dierbach,  die  gar 
oft  auch  für  klassix  he  Stellen  statt  der  Quellen  angeführt  werden  — 
(wenn  diese  die  antiken  Qaellen  mangelhaft,  anheben,  so  ist  das  keine 
Entschuldigung  für  den  Verfasser  derartiger  Arheitea,  denn  dieser  maß 
die  Quellen  selber  kennen  und  zu  ihnen  selber  hiii  ibsteiß'en).  80  sind 
denn  diese  Arbeiten,  denen  ich  als  fleißigen  ZusamüieiisLelliiii^en  durch- 
aus nicht  jeden  Wert  absprechen  möchte,  nur  mit  Vorsicht  zu  benutzen. 
Ton  üen  „beschieibeudei!  Epitheta'  beschränkt  sich  leider  der  erste 
Teil  auf  die  römischen  Dichter,  während  der  zweite  auch  die  (Jriechea 
berücksichtigt.  Auch  hier  ist  M.  nicht  weit  ;:^eii!it;:  pej^angen.  Besonders 
die  römischen  Dichter  sind  so  selten  originell;  es  ist  daher,  wenn  wir 
ein  Epitlietüu  botanisch  verwerten  dürfen^  stets  zu  untersuchen,  ob  wir 
€9  mit  ei[^ener  Anschauung  oder  Nachahmung  (Ubersetznnp:,  stehender 
Rederisai  t  etc.)  zu  thnn  haben.  So  kann  ,  um  nur  ein  Hei:4piel  anzu- 
führen» tagus  bei  den  Römern  unsere  J^n  lie  sein,  wenn  ^sie  itulionische 
Verhältnisse  im  Auge  haben  und  Quercus  Aegilops,  wenn  sie  ein  grie- 
chisches cpT,Yo;  übersetzen.  Trotzdem  wären  gerade  diese  beiden  Ar- 
beiten sehr  verdienstlich,  denn  der  Historiker  der  Natarwi88enscbaft(3n 
liann  nicht  immer  die  ganze  Litteratur  bis  m  die  spätesten  Dichter  und 
Grammatiker  hinaus  nach  irgend  einem  Epitheton  dnrcbsuchen;  ist  also 
für  derartige  Sammlungen  sehr  dankbar.  Aber  dann  müssen  sie  ver- 
i&ssig  sein.  Diese  Eigenschaft  streitet  aber  ein  gewichtiger  Gewährs- 
mann, nämlich  Köbert  in  dem  Vorwort  des  anter  117  genannten 
Frogrammes  unserem  Gelehrten  ab.  Damit  büßen  natürlich  auch  diese 
Schriften  viel  an  Wert  cüi.  Anf  sachliclie  £inz6ldinga  kann  ich  leider 
hier  nicht  mehr  eingehen. 

Köberts  Arbeit  schließt  sich,  was  Exaktheit  der  Forschung, 
Kritik  und  Wissen  betrifft,  seiner  PstudoapulelMgschrift  würdig  an. 
Jaferwbnioht  Ar  AltsctnaswlBMBSobaft.  B4.  GXIV.  (ISO^  lU.)  4 


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50    Berieht  fiber  die  Litteimtiir  rar  antikeo  Natoigescbichte.  (Stadler.) 

AuageheDd  von  Verbreitang  und  Geschichte,  weist  er  nach,  daß  bei 
Homer  die  KDitivientog  des  ÖlbaniDe  bereits  bekannt,  dieser  aber  noch 
nicht  in  den  Kreis  der  Mythologie  gezogen  ist.  Das  geschah  erst  in 
Attika.  Daher  bespricht  er  denn  znerst  die  attischen  Sagen,  die  aich 
an  den  Ölbanm  knttpfen,  dann  die  anßerhalb  dieses  Iiandes  nachweis- 
baren, die  Gebränche,  bei  denen  er  eine  BoUe  spielt,  nnd  snietzt  die  mit 
ihm  Terknttpften  aberglttabischen  Vorstelinngen.  — 

Weniger  schildert  den  Standort  des  heiligen  Ölbanmes  nach  Pan« 
saniaa  nnd  Phlegon  nnd  bespricht  sodann  die*  pindarische  Version,  die 
pseodoaiistotelische  Tradition  vom  Panthfdon,  das  Zweigopfer  nnd  den 
Haindienst.  Die  späteren  Gebrftnche  werden  von  altert&mlicher  Baum* 
gdstverehmog  hergeleitet.  Der  Uteste  beilige  wilde  ölbanm  stand  bei 
der  hinteren  Halle  des  Tempels.  Phlegon  ist  als  Gewährsmann  dem 
von  Kebenrflcksichten  geleiteten  Findar  vorzuziehen;  das  psendoaristo- 
telische  Paotheion  wird  innerhalb  der  Altis  in  der  Nähe  des  Zenstempels 
angenommen  nnd  durch  Interpretation  nnd  Emendation  zn  stQtsen  ge* 
sucht,  was  0.  Keller  in  seiner  Bezension  BphW  1896  8.  622  verwirft. 
Im  letzten  Abschnitte  wird  in  sehr  eingehender  Weise  die  Hegnng  des 
wilden  Ölbaums  mit  dem  Gaiaknlte  in  Verbindung  gebracht.  Berichti- 
gungen giebt:  ITaaß  DLZ  XVI  (1895)  683  f. 

119.  Fltickinger,  F.  A..  Pharmako^^nosie  des  Pflanzenreiches. 
Dritte  Anfl.  Jiit  einem  geschichtUehea  Anhange.  Berlin  1891. 
1117  S. 

120.  Dragendorf f,  G.,  Die  Heilpflanzen  der  verschiedenen 
V61ker  und  Zeiten.  Ihre  Anwendung,  wesentlichen  Bestandteile  nnd 
Geschichte.   Ein  Handbach  fdr  Ärzte,  Apotheker,  Botaniker  und 

.  Drognisten.   Stottgart  1898.   884  S. 

121.  Fisch er-Benzon,  B.  v..  Altdeutsche  Gartenflora.  Unter- 
suchnngen  über  die  Nutzpflanzen  des  deatschen  Mittelalters»  ihre 
Wanderung  und  ihre  Vorgeschichte  im  klsssischen  Altertum.  Kiel 
und  Leipzig  1894. 

122.  Söhns,  Franz,  Un??ere  Pflanzen.  Ihre  NamenRerklftrnn^ 
and  ihre  Stellang  in  der  Mythologie  and  im  Volksaberglauben.  Leipzig* 

•  1897.   Zweite  Aufl.  1899. 

123.  Pieper,  Bichard,  Volksbotanik.  Unsere  Pflansen  im 
Volksgebranche,  in  Geschichte  nnd  Sage,  nebst  einer  Erkl&mng  ihrer 
Namen.  Gumbinnen  1897. 

124.  Emmerijr,  A.,  Erklärung  der  gebiäuchl.  fremden  Pflanzen- 
namen.   DonanwörtU  1894. 


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Beriebt  fiber  die  Littoritor  snr  entikeii  Neturgesebiebte.  (Stadler.)  51 
125.    Held  reich,  Tb.  v.,  MeXeti]  ntpl  tqIo  IlapdtWoo  ^ oipt^x<&doiK 

"^fiioc  A\  Atben  1896. 

1S6.  Basier  (Offenbnrg),  Die  Gerealien,  ihr  Sehicksal,  ihre 
WiriniDgen  im  Körper  nnd  die  in  Beslehnng  dazn  BtehendeD  physio- 
logisehen  Probleme.  Nach  der  DareCellaog  der  Alten,  beionders 
Galens.  In  Janns  Archives  internationales  ete.  Jbrg.  1897/98. 

127.  Keppel,  Tb.,  Weinverbesserang  im  Altertum  nud  in  der 
Nenzeit.   BayrGy  XXXII  (1896)  8.  24—28. 

128.  Die  "Weinbereitung  im  Altertum  und  in  der  Neuzeit, 

Cr  .-Programm.    Bayreuth  1896. 

129.  Weise,  Paal,  Über  den  Weinbau  der  Körner.  Progr. 
der  ILealscbnle  vor  dem  Lttbeckerthor  zu  Hamburg.  1897. 

130.  Kobert,  Rudolf,  Über  den  Kwaß  nnd:  Znr  Geschichte 
des  Bieres.  Beides  in:  Historische  Studien  aus  dem  pharmakol.  In- 
stitute der  K.  Uaivendt&t  Dorpat  Halle  1896.  S.  100  nnd  139. 

181.  Rosendahl,  H.  Y.,  Pharmakologische  Untersochangen 
Über  Aconitum  septentrionale  Koelle.  In  Koberts  Arbeiten  des  phar^ 
makol.  Inst,  sn  Dorpat  Bd.  11—18.  1895. 

182.  ^Hussen,  G.,  histoire  du  pain  k  tontes  les  ^poques  et 
chez  tous  les  penples  d'aprös  un  mannscrit.   Tours  1896. 

133.  Comcs,  Orazio,  Darstellung  der  Pflanzen  in  den  Male- 
reien von  Pompeji.  Autorisierte,  vom  Verfasser  revidierte  Über» 
Setzung.   Stuttgart  1895. 

134.  Fhilippson,  A.,  Reisen  und  Forschungen  in  Nordgriechen- 
land.  In  Z.  d.  Ges.  f.  Erdke.  XXX  6. 

135.  Znr  Vegetation^karte  des  Peloponnes.  Petermanos 

Mitt.   Bd.  41.   Heft  12.   Mit  Karte. 

136.  Baldacci,  Die  pflanzengeographische  Karte  von  Mittel- 
albanien und  Epims.  Peterm.  Mitt.  Bd.  43.  Heft  7  n.  8.  S.  163 
n.  179  ff. 

137.  Carton,  climatologie  et  agricnltnre  de  TAfriqqe  andenne. 
(Bstralt  de  racadömie  d'Hippone  n.  27.)  Bone  1895. 

138^  Bainand,  A.,  Quid  de  natm  et  frnotlbiu  Qyrenaicae 
PentapoUs  antiqnA  monnmenta  cam  tecentioribns  coUata  nobis  tradi* 
deifnt.  (Th^.)  Paris  1895. 

189.  BlOmner,  Hngo,  Die  trözenlschen  Fnemente  des  Edlctnm 
Dlodetiannm.  Ph  Lin  (1894)  834. 

140.  Wiesbaner,  J.  S.  J.»  Ist  der  Eibenbanm  (Taxns  bacata 
L.)  giftig?  Katar  und  Ofimb.  40  (1894)  8.  885  IT. 


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52    Btrieht  fibar  die  Uttoratnr  tor  utikai  Natargeedüchto.  (8tedl«r,) 

141.  ^HaseUtein,  Wofalgerftclie  dM  Altortamt.  In:  Phtfin*- 
seQt  Post  1893. 

142.  FiBcher-Beiixoii,  B.  tod.  Zur  GMcbichte  nnMros  Beorai- 
Obstes.   Botao.  Gentralb].  64.  Bd. 

143.  Caetani-Lovatelli,  K,  Auüke  Denkmäler.    S.  57  ff. 
Adonisgärten. 

144.  Fachs.  R.,  Nachtrag  za  Bd.  L  S.  580  (des  BiiMPb) 
EiiMPii  LI  (1896)  S.  164. 

145.  Oarlick,  GoDstance,  Grammar  ofthe  Lotus,  GIRVUI 
'  (1894)  S.  338. 

146.  Zaeher,  G.,  Zar  Gesebtehte  der  BoiSkastanie.  Frometheas 

VII  (1896)  S.  160  ff. 

147.  ebenda  8.  801.    Zur  Geschiebte  des  Zuckers. 

148.  *8accardo.  P,  A.,  Ja  botanica  in  Italia;  materiali  per  la 
storia  di  i^aesta  scienza.  Mem.  del  r.  ist.  Veneto.  T.  XXV.  Padova, 

Flttckingers  Werk  ist  wesentlich  pbaraaseutisch-eliemiseher  Art, 
giebt  aber  doch  nod  zwar  ia  recht  vonichtige»  und  eeltea  sa  beanstao* 
deader  Weise  bei  jeder  Drogse  deren  Geiekichto  knrs  an,  und  ist  andi 
wegen  des  historischen  Anbanges,  der  yiele  Litteratnr  bietet,  hier  zu 
erwtthnen. 

Bragendorft  ist  als  Nachsdilageboch  nnentbehrlicb,  nnd  ab  Beweis 
der  Anteilnahme  natnrwissenschafUicher  Kreise  an  unseren  Stndien  mit 
Freuden  zn  begrfißen.  Baß  hier  und  da  die  philologiBChe  Genanigkelt 
nnd  Kritik  fehlt,  insbesondere  manche  gewagte  Behanptnngen  Sprengeli, 
Ko4^  Q.  a.  nnbesehen  herQbergenommen  werden,  muß  vorderhand  bei 
derartigen  Arbeiten  in  den  Kauf  genommen  werden.  —  Gegen  Fischer- 
Benzons  trefriiches  Buch  hat  Schräder  (WUPh  1895  S.  366),  der  im 
Übrigen  den  Wert  desselhen  voll  anerkennt,  einige  Aasstellnngen  evhobeii 
nnd  gewfioscht,  es  mdchte  in  der  Behandlung  der  Yorgesebichto  unserer 
Htttzpfianzen  im  klassiseben  Altertum  größere  Ebenmftßig:keit  herrschen, 
da  hierauf  nur  gelegentlich  eingegangen  wird.  Auch  die  Heimatsfrage 
komme  zu  kurz,  so  besonders  bei  Myrte,  Kußbaum,  Boßkastanie  und 
Weittstock.  Nach  der  Ansicht  des  Berichterstetters  war  das  nicht  F.n 
Auilpibe:  wenn  er  derartiges  doch  bot,  war  es  eine  erfreuliche  Zngab^ 
und  was  Urgeschichte  anbelangt,  so  hat  hier  das  beste  Schräder  aelbat 
bereits  geleistet. 

So  mdchte  Berichterstatter  denn  dieses  Bnch  jedem  Philologen 
und  Gescbichtslehrer,  der  sich  fOr  Pßanzen  interessiert,  bestens  em- 
pfehlen, da  es  weit  mehr  bietet,  als  der  Titel  Terapricht,  und  insbeson- 
dere auch  auf  die  Anhänge  (Aus  den  Hermeneumata  des  Gorp.  Gloak 


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Beriebt  über  die  Litteratur  lur  aDtiken  Natargescbichte.  (Stadler.)  53 


Lat.  III;  zwei  Inventare  KaiserHcher  Gärten  aus  d.  J.  812,  Kapitel  70 
des  Capitnlare  de  viiJis,  Entwurf  zu  einem  Klostere^arten  aus  d. 
19.  Jahrb.,  Der  bortulus  des  Wulalriddus  Strabus  (luhallsübersicht), 
Qlossae  Theotiscae  und  die  Pflanzennamen  iu  der  Physica  der  heiligen 
Hildegard)  iiiuweisen.  Daß  natürlich  nicht  alle  Fiat;»  u  gelübt,  nicht 
alle  Angaben  nnzweiielhalt  sind,  versteht  sich  uuf  diesem  Gebiete  von 
selbst;  doch  sei  stets  d<mkbar  der  gnten  Dicn<;te  gedacht,  die  das  Buch 
bei  der  Verbesserang:  des  Thes.  Gloss.  emeud.  geleistet  hat.  Zu  be- 
-  danem  ist  nnr,  daß  der  Verf.  die  Steinmeyerschen  Glossen  noch  nicht 
benutzen  konnte. 

In  dem  Aufsätze  znr  „Geschichte  des  Beerenobstes "  beschäftigt 
er  sich  hanptsächlicli  mit  dea  Kibesarten  und  sucht  insbesondere  für 
den  Namen  Grossniana  deutsche  Herkuuft  nachzuweisen.  Solms'  und 
Piepers  Arbeiten  hat  Berichterstatter  bereits  gewürdigt  in  BuyiGy 
XXXVI  (1900)  149—153;  trotz  der  dort  gerügten  Mängel  dürften  sie, 
voi-sicbtij?  gebraucht,  dem  Lehrer  zur  Vorbereitung  für  deutschen  und 
naturgr^cliicbtlichen  Unterricht  zu  empfehlen  sein. 

Enimerigs  Büchlein  beansprucht  keiue  wissenschaftliche  Bedeutung; 
Caetaiii-Lüvatellis  Aduiii^^^ii ten  giebt  als  Pflanzen  solcher  au:  £om, 
Anis,  Gerste,  Malven,  hauptsächlich  aber  Lattich,  und  macht  auf  ein 
Jb'ortieben  de«?  Adonisfestes  als  Johaniiisfest  in  Sardinien  aufmerksam. 

In  geradezu  klassischer  Weise  weist  Ut  l  ireii^h,  gegenwärtig  wohl 
der  beste  Kenner  der  griechischen  Flora,  aus^-heud  von  Plntarchs  Pe- 
rikles  13,  5  tind  n.  h.  XXII  41,  43—44  aus  der  Lokalflora  der  Akro- 
polis  nach,  daß  das  Tzapdi-ao^  dortselbst  nur  Parietaria  Judaica  L.  (Bois^ier 
Fl.  or.  IV  1149)  sein  kann,  und  giebt  dalür  weitere  Beweise  aus  der 
noch  enthaltenen  medizinischen  Verwendung-,  den  in  Attika  und  auf  den 
ionischen  Inseln  noch  lebenden  Beinamen  frspoixt,  ttepSixoüXi',  KspSixdxi 
=  «tpf^tx'-ov),  sowie  aus  den  Beschreibungen  der  Alten. 

Keppel  besvni'  ht  und  erklärt  in  dem  ersten  Aufsatze  die  Sitte 
der  Alten,  die  aut  ij'laschen  gefüllten  Weine  dem  Rauche  oder  richtiger 
der  Wärme  ausznsetzen,  und  verweist  auf  moderne  Analogien,  sowie 
ganz  besonders  auf  das  Pasteurisieren.  In  dem  Programme  sucht  er  zu 
beweisen,  ckl!  die  Weinbereitung  der  Roriier  im  ersten  Jahrhundert 
unserer  Zeitrechnung  mit  den  heutzutage  von  Weinprodazenten  und 
Weinhändlern  angewandten  Methoden  in  den  wichtigsten  Punkten  über- 
einstimmte, und  daß  nur  die  Art  der  südlichen  Weine  und  die  Gefäße, 
deren  sich  die  Alten  bedienten ,  manche  Verschiedenheiten  in  der  Be- 
reitung und  dem  Genüsse  des  Weines  bedingten,  weshalb  auch  die  heu- 
tige Behandlung  der  südlichen  Weine  der  der  Alten  ähnlicher  ist  als 
die  unserer  deutschen  Weine.  Dies  wird  im  einzelnen  dargethan,  indem 
ent  BereitODg  und  Behandlung  der  Weine  ohne  fremde  Zusätze  •  dauu 


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54     B«ricbt  fiber  die  Litteratur  lar  tntiken  Katorgeachichte.  (Stadler.) 


die  YerbesseniDg  der  Weine  obse  Bolcbe  und  mit  lolchen,  die  Wieder* 
bentelloDg  kranker  Weine  und  die  Herriebtong  des  Weinen  vor  dem 
Qeniitse  geeehildert  werden. 

Weine  Teraeicbnet  erst  die  Qnelleii  (melit  nach  Reitzenvteiii, 
Tenffel,  Marquardt  und  Becker)  und  die  LUteratnr,  and  gebt  sodann 
ftber  sn  Herkunft  nnd  Alter  des  Weinbanes  in  Italien.  Anf  grasd  der 
neueren  paläontologischen  Fnnde  äußert  auch  er  sich  dabin,  dafi  die 
Beben,  von  denen  man  Beste  schon  im  unteren  Eocän  fand  (Titis  vini- 
fera  im  Travertin  von  Toscana  etc.),  bereits  vor  Einwanderung  der  Ita^ 
liker  dortselbst  vorbanden  waren.  Auch  eine  primitive  Pflege  nnd  Wein- 
bereitnng  scheint  sich  dort  entwickelt  ta  haben.  Ein  rationelles  Ver- 
fahren freilich  lehrten  ent  die  Griechen.  Sodann  bespricht  er,  binpft- 
sächlich  den  Angaben  der  Scriptores  rei  rusticae  und  Plinios  folgend, 
in  auaffthrlicher  BarvteUnng  die  Anlage  der  Weinpflansongeu,  BesdhaffiBii- 
beit  des  Bodens,  Lage  der  WeinbergOt  Bebsatz  und  Tranbensorten.  Auf 
QueUenfragen,  wie  z.  B.  Abhängigkeit  dieser  Scbriflsteller  von  Mago, 
den  Griechen  und  einander  selbst,  wird  nicht  eingegangen. 

Baseler  besehreibt  kurz  die  Getreidearten  der  Alten  nnd  ihre 
Verwendung,  Verarbeitung  in  einfacherer  nnd  IcompUzierterer  Form, 
die  Bereitnng  von  Suppen  und  Brfihen,  beranscbenden  Getränken,  Teig 
und  Brei,  Brot  und  feineren  Gebäcken,  Ursprung  nnd  Verbreitung  der 
Cerealien.  Ein  zweiter  mehr  physiologisch-philosophischer  Teil  behan- 
delt: Die  Lehre  von  der  Ernähruug,  Wesen  der  Nahrung  nnd  das  Ver- 
hältnis von  Organismus  und  Nalirung  zn  einander.  Etjmidogien  nnd 
Citate  lassen  vielfach  zu  wünschen  äbi  ig. 

Koberts  Arbeit  fiber  den  Kwaß  intersssiot  hier  bauptsichlicli 
durch  den  Hinweis  darauf,  daß  alle  bierartigen  Getränke  vor  Pipla  nnd 
Karl  dem  Großen,  w^  ungehopft.  nichts  anderes  als  Kwaß  gewesaii 
seien.  Das  beweist  auch  das  mitgeteilte,  zuerst  von  O.  Gräner  1814 
herausgegebene  Fragment  des  Zosimos  aus  Paoopolls  nepi  C'jduv  icoii^7ea>s. 

Viel  eingebender  behandelt  die  Geschichte  des  Bieres  im  Atterton 
nnd  Mittelalter  die  zweite  Arbeit,  deren  Hanptergebois  freilich,  der 
Nachweis  nämlich,  daß  nicht,  wie  Baschan  wollte  (Zur  Geschichte  des 
Hopfens.  In:  Das  Ausland  1891  S.  613  nnd  Vorgeschichtliche  Botanik 
S.  50)  das  Hopfenbier  von  den  Slaven  erfanden,  sondern  eher  fluni* 
sehen  Urspraoges  ist,  nicht  mehr  hierher  gehört. 

Roscnthals  Arbeit  löst  die  i  la^e  nach  dem  dxovitov  der  Alten 
nicht,  dazu  belierrucht  Verfasser  schon  das  philologische  Material  viel 
zu  wenig. 

Hierin  ist  ihm  natürlich  Wagler  (Artikel  dx'SvtTov)  in  Pauly- 
Wissowas  Realen cyklopädie  weit  übeilefjcn.  RosentliHls  Ergrebnisse  sind 
etwa  iuigeude:  Das  Acouit  Uer  Griuclicxi  i^L  uichi  ideuliäch  mit  dem 


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Beifolit  Uber  die  Litteffttar  rar  utikeii  Natorgeadiicbto.  (Stidltr.)  55 

faentig«n  Genna  AeoBitnm,  sondern  nmfaßt  mehrere  Qiftpflansen.  Manche 
ziehen  daa  »dtfiiucpov  des  Hippokratea  hierher;  Theophrast  gebranehl 
caerst  das  Wort  nnd  giebt  eine  —  wie  Wagiei*  richtig  bemerlct  ganz 
nnplastische  —  Beschreibung  der  Pflanse:  außerdem  führt  er  unter  dem 
Kamen  6i|Xofovov  oder  vxopinbc  Fflansen  an,  die  hieriier  gehdren.  Dies- 
Icorides  unterschied  vier  venebiedene  Arten;  &bnllebe  Angaben  macht 
Piinius  (natflrlichl).  Das  dx6viTov  icovnx&v  des  Dioskorides  —  diese  gante 
Stelle  ist  interpoliert!  —  ist  nicht  Aconitum  Napellus,  sondern  eher 
A.  lycoctonnm;  dagegen  ist  ersteies  unter  einer  anderen  Aconitnm-Art 
des  Dioskorides  zu  verstehen.  ^  Hit  dem  Znsammenstnrae  der  philo« 
logischen  Grundlage  flUlt  natfirlich  auch  diese  ganie  BeweisfQlürung. 
Galen  erwtthnt  zwei  Arten»  von  denen  die  eine  Ac.  lyc.  ist  (?).  Die 
späteren  Autoren  wiederholen  dies. 

Becht  interessant  sind  die  folgenden  pharmakologischen  Unter- 
suchungen Uber  Aoonitom  septentrionale,  sie  scheinen  noch  mehr  an 
beweisen,  daß  die  Aconita  der  Alten  absolut  nichts  mit  unseren  zu  thun 
haben.  Auch  mit  Wagler  ist  Berichtentatter  nicht  ganz  einverstanden, 
Insbesondere  dflrfte  auch  Doronicnm  Pardallanches,  das  sicher  keine 
Giftpflanze  ist,  auszuscheiden  sein;  denn  Venuche,  wie  sie  Sprengel 
II  608  von  Amatus  Lusltanos  und  Bern.  Desseoius  berichtet,  haben  doch 
heute  keine  Beweiskraft  mehr.  Die  AbbilduDgea  der  Wiener  Hand- 
schriften zeigen  Fianzen,  die  mit  Aconitum  und  Don»lcum  gar  nichCi 
gemein  haben;  und  hiervon  ausgehend  ist  die  ganze  Frage  von  neuem 
zu  prüfen;  dann  kann  man  vielleicht  finden,  was  den  Zeichnern,  resp. 
denen  ihrer  Vorlage,  dix^vtrov  war.  Anderen  ist  es  wieder  etwas  anderes 
gewesen  (darin  stimmen  wir  aUe  fiberein),  am  allerwenigsten  aber  die 
bisher  dafür  erklärten  Pflanzen.  Hierzu  ist  aneh  noch  zu  vergleichen: 

Stick  er,  G.,  Historische  Notizen  über  die  Anfnahme  von  Arz- 
neien nnd  Giften  vom  Mastdarm  und  von  der  Scheide  aus.  Kttnch. 
Hed.  Woch.  1896  S.  131, 

"worin  die  Möglichkeit  von  Fällen,  wie  der  n.  h.  XXVII  4  erwähnte. 
Vom  Standpunkte  der  modernen  Wissensciiatt  aus  anerkannt  imd  mit 
weiteren  Beispielen  belegt  wird. 

Der  Übersetzer  von  Comes'  Darotfillnn:-':  der  Pdanzen  in  den  Ma- 
lereien von  Pompeji  hat  sich  mit  Recht  niclit  genannt;  seinen  philolo- 
gischen Kenntnissen  nach  scheint  er  ein  Frauenzimmer  zu  sein.  Atenca 
Deipnosoph.  S.  13, 16,  32,  46  etc.  I'Aiudus  (Opera  et  dies  S.  65),  Hyppo- 
crates  8.  15  nnd  16.  Nicaadrus  S.  5.  Marzialis  etc.,  Homer  erwähnt 
II  370  (lies  II.  II  307)  die  Platane  Anlidens  S.  49;  Atides.  der 
Geliebte  Cybelens  u.  a.  dürfte  genügen.  Im  übrigen  ist  schon  das  Ori- 
ginal philologisch  acbwaoh  nnd  botanisch  nicht  unanfechtbar. 


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56     Bericht  Aber  die  Litteratar  tor  iBtiken  Netorgeieliiebte.  (Slihdler.) 

PhilippsoDS  Beise  ging  von  Athen  nach  Lamia,  dann  fibor  Limo- 
girdi-^Onra— Halmyrös  und  ttber  VrymeoM— M^li— Eehlndi--8tylls 
znrfick  nach  Lamia,  von  da  fiber  Domoköi  nadi  PhAnalei  und  über 
KAto—Agoriaai— Bereif,  den  MocU6ka>PaD  nach  Yaiylopi  In  der 
Spercfaeioe -Ebene.  HaaptafteUieh  galt  sie  topegrapUaeh-geologiieheii 
Eonchnogen»  doch  werde  aneb  dem  attgemeinen  Charakter  der  Vege- 
tation Aoftnerkeamkeit  geschenkt 

Die  Vegetatlonskarte  des  Peloponne«  giebt  eine  eefar  detaillierte 
Übenicbt  dea  Standes  von  1887/88  nnd  nnterscheidet  in  Ftoben: 
«.  Knltnrland.  b,  Wald  (Tanne,  Schwankiefer,  Aleppokiefer,  Pinie, 
£Iehen),  e.  BnschwUder,  Hteppen,  Matten,  Odländereien. 

Baldacei  bespriebt  anf  gmnd  eigener  sedi^ftbriger  Untennehangen 
nnd  Samminngen  mmftchat  in  allgemeinen  ZQgen  die  Flora  des  nngeftfar 
dem  alten  Epims  entsprechenden  Gebietes.  Die  Karte  beneichnet  die 
jUtfcelmeeriander-,  Beigwald-  nnd  Hodigebirgsregion  nnd  im  einselneii 
die  Yerbreitang  von  Citrus  nnd  Olea,  Qnercns  Aegilops  nnd  Orisebachii, 
Qytisns  WUdeni,  Aeeeolns  Hippocastannm,  Nerinm  Oleander  nnd  Ar- 
centbobinm  Oxycedri. 

Garton  ftthrt  die  hentfge  Verschlechtemsg  des  Klimas  in  Kord- 
•frika  (an  viel  Winter-,  m  wenig  Sommerregen)  nnd  den  sich  darans 
ergebenden  Bflckgang  der  Bodenkoltnr  anf  die  Entwaldung  snrfick. 
Die  Schrift  ist  wichtig  cur  Erklftmng  nnd  richtigen  BenrteOong  mancher 
Stellen  der  Seriptores  rei  msticae,  die  Ja  durch  den  heUenisierten 
Hago-DioBysins  auf  afHkanische  YerhSltnisse  Besng  nehmen.  Noch 
viel  mehr  gilt  dies  von  Bainands  interessanter  und  sehr  fleiOiger  Arbeit» 
welche  in  acht  Kapiteln  erst  von  den  hauptsächlichsten  QoeUea  nnd 
Hülftmitteln,  litterarischen  wie  monumentalen,  ftlterer  nnd  neuerer  Zeit 
handelt,  dann  von  den  Kamen,  Lage  und  Grenaen  der  C.  P.,  von  Geologie, 
Höhenlage,  Klimatologie^  Beuüsserung  etc.,  von  Mineralien,  Fauna  nnd 
Flora.  Bei  letateren  ist  ein  großer  Abschnitt  dem  Silphion  gewidmet. 
Jedoch  erscheint  ihm  keiner  der  bisher  gemachten  Dentnngsversoche  bo- 
fHedigcud,  so  daß  er  schließlich  mit  fiecht  bemerkt:  Iure  igitnr  existima- 
mus  pyrensieum  Silphion  vel  omnino  periisse  vel  adhuc  non  repertum  esse. 

Blllmner  giebt  eine  Erlftnternng  der  trSsenischen  Fragmente  dea 
Bdietum  Biod.  und  bespriebt  dabei  in  gewohnter  sach-  und  litteratnr- 
kundiger  Weise  eine  große  Ansahl  von  Droguen  pflansUcher  und  mine- 
ralischer Herkunft 

Etwas  nnfibersichtlich  sammelt  Wiesbaner  alle  alten  und  neuen 
ZeugDiBse  für  die  Giftigkeit  oder  Harmlosigkeit  der  £ibe,  geordnet  nach 
den  einzelnen  Teilen,  gelit  auch  anf  die  Etymologie  ein  und  kommt  au 
dem  Endergebnisse,  die  männlichen  Bäume  seien  flberhanpt  nicht  giftig 
nnd  anch  bei  den  weiblichen  sei  nicht  Jedes  Organ  taziohallig,  im 


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Bflriebt  ftber  die  Littoratar  lor  utik«!!  NttorgMcblelito.  (8tedl«r.)  57 

reinen  sei  man  sidi  nnr  Uber  den  Giftgelialt  der  Samen.  Wu  nnn  du 
Fmehtfleiaeh  oder  riebtiger  den  AiiUne  anbelangt,  so  erinnert  ileb 
Beriefatentatter  aelbit,  ab  Knabe  an  Kelheim  von  einetw^len  ver* 
lebwondeoen  Bannen  gaaie  Hftide  toU  von  Frilebtea  geaammelt  nnd  daa 
•Aße  Fleleeb  —  nicht  aber  den  Samen  —  mit  großem  Bebagen  nnd  ohne 
Jede  aehlimme  Naobwirknng  venebrt  in  haben. 

Die  weiteren  Nnmmem  enthalten  Kleinigkmten:  ao  erklärt  F^cba 
den  bysantinliehen  Pibnaennamen  ponC&av  aambnens:  Zacher  verlegt 
die  Heimat  der  BoBkaaUnie  nach  KordgriechenUuid,  Macedonlen»  Epinu, 
Tbeaaalien,  in  die  waldrtiohen  Sehlnehten  der  Hoohgebiige  nnd  bringt 
einige  Notiien  über  den  Zocker  im  Altertum;  Garliek  bietet  eine  an 
Theophr.  H.  IV  8, 9  paiaeade  Beobachtung  an  Nymphaea  atellata,  dem 
Lotaa  der  alten  Ägypter,  ana  dem  botanischen  Garten  za  Kiew. 

Nicht  sQgftnglieh  waren  Berichterstatter  die  Arbeiten  von  Hnaaon, 
Saecardo,  Haaebtein. 

149.  A.  Wünsche,  Die  Pflanzenfabel  in  der  orientalischen  und 
klasBiscben  Litteratar.  Munchener  Allg.  Ztg.  Beil.  1896  No.  59,  60,  61. 

150.  Rudow,  Die  Kaprifikation  der  Feigen,  ülostrierte  Wochen* 
Schrift  f.  Entomologie.  Neadamm  L  (1896)  624. 

Wllnscbe  verfolgt  die  Pflanaenlkbel  dnrch  Bibel,  Hidraach,  Sopbos, 
Äaop,  BabrioB»  Fhftdms  n.  a.  m.,  giebt  zahlreiche  Proben  nnd  weist  daran 
nach,  daß  der  Natnrsinn  der  alten  Völker  auch  die  Pflanzen  als  T^pea 
moraliacher  Ideen  verwendete. 

Bndow  tritt  für  die  —  n.  a.  von  Heldrdch,  Die  Kntzpflaniea 
Griechenlands,  S.  Sl  flir  bedentongslos  erfcllrte  —  Kapriftkation  da. 
Kenere  Litteratar  an  dieser  IVage  bietet  n.  a.  Eogler^Prantl,  NatBrliche 
Fflanzenfaniflfen  III  1, 89. 

151.  Olk,  F.  Der  Akanthns  der  Griechen  und  Römer.  In: 
Festschrift  z.  oOjähr.  Doktorjabiläam  Ladw.  Friedlaenders.  Leipzig 
1895.   8.  837—359. 

152.  Henrer,  M,,  Bas  gHecbische  Akanthasomament  nnd  seiae 
natitrlichen  VorbUder.  JDAI  XI  (1896)  S.  117—159. 

•  Nach  Olk  konnten  die  Griechen  nnr  Acanthns  ^[»inostis  L.  nach- 
ahmen, da  nnr  dieser  in  Griechenland  hente  hftQfl^  vorkommt»  wihrend 
in  Italien  A.  mollia  in  ganz  Italien  gemein  ist  (A.  spinosisaimna  bt  nnr 
in  ApnlJen  and  Kalabrien  an  finden).  Vorbild  iat  das  LanbbUtt,  doch 
giebt  er  zn,  daß  gerade  die  eraten  ans  erhaltenen  DarateUnngen  des 
Akaatbns  geringe  Ähnlichkeit  mit  dem  natürlichen  Blatte  haben.  Im 
folgenden  charakterisiert  er  die  einzelnen  Formen  des  Akanthnsblattes 
anf  den  mit  großem  Fleiße  znaammengesteUten  Denkmälern.   Bei  ge- 


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58     Beriebt  Aber  die  Littentur  siir  antiken  Nnturgeaebiehte.  (Stadler.) 

Bannter  Differenz  aeUt  Uenrer  ein.  Er  geht  aoa  von  der  Natnr;  nnter- 
ancbt  und  beschreibt  Ina  einaelne  die  gmad*  nnd  atengelstftndigen  Lant- 
blitter,  Bowie  die  Hochblätter  von  Aeanthus  moUi«,  spinoras  and  B|dno- 
siBsimiu  nnd  kommt  an  dem  Ergebnisse,  die  ersten  Akanthoaforraen,  auf 
welche  es  «UD&chst  ankommt,  seien  nicht  ans  den  Lanbbl&ttem,  sondern 
ans  den  Sttttzblättem  nnd  weiterhin  ans  den  Hocbhlfttteni  des  Bisten- 
Standes  hervorgegangen.  .Das  Stntsblatt  Ist  der  Stammvater  des 
Akanthns-Omamentes.*  Daran  reiht  sich  eine  chronologisch  geordnete 
AnfiEfthlnng  der  Denkmälerklaasen,  in  denen  dieses  Ornament  vorkommt, 
sowie  der  Nachweis,  daß  es  nicht  ans  anderen,  z.  B.  Lotns  oder  Pal- 
mette, entstanden  sein  kdnne.  Angenommen  worden  in  die  Akanthns- 
Ornamente  ancb  noch  einige  Formen  der  Doldenblfttler.  Die  Ältesten 
Knnstformen  kttonen  sich  sowohl  ans  A.  spinosns  wie  ans  A.  moUis 
entwickelt  haben,  in  den  spftteren  finden  sich  aber  so  viele  Berfihmnga- 
punkte  mit  A.  rooUis,  daß  Verf.  an  der  Annahme  gedrängt  wird*  diese 
Art  habe  in  Griechenland  wie  noch  heute  wenigstens  in  Anpflaazongen 
(Gr&berpflanze)  existiert  oder  sei  gar  einheimisch  gewesen  und  erst 
infolge  der  zunehmenden  Trockenheit  des  Bodens  versehwanden. 
Möglicherweise  ist  auch  A.  mollfs  nnr  eine  Knltnrform  von  A.  spinosns. 
Die  beigegebenen  schönen  ornamentalen  Beispiele  nnd  Abbildnngen  der 
natfirlichen  Blattformen  etc,  sind  meist  nach  den  Originalen  an  Ort 
nnd  Stelle  photOBraphisch  anfgenommen  und  daher  frei  von  jedem  sab« 
jektiven  Einflösse. 

Hierzu  käme  noch  Waglers  Artikel  Akanthns  in  Fanly-Wisaowas 
Bealencyklopädie,  der  kurz  das  bis  dahin  bekannte  Material  an  Stellen 
nnd  Denkmälem  sneammenstellt,  ohne  sich  anf  weitere  ErOrtenuigen 


IV.  Zoologie. 

151.  Hahn,  Eduard,  Die  Haustiere  und  ihre  Beziehungen  zur 
Wirtschal  t  des  Meuschea.  Eine  geographische  Stadie.  Leipzig  1896. 
X  581  S.  u.  1  Karte. 

152.  Keller,  D.  0.,  Die  afrikanftschea  Elemente  in  der  enro* 
pftischen  Hanstierwelt.   Olobns  LXXII.  S.  285  ff. 

Habns  Werk  ist  das  Bedentendste,  was  in  diesen  Jahren  rar 
Haustierfrage  erschienen  ist.  Nach  einer  Festlegung  des  Begriffes 
„H&ustier"  werden  die  Veräodemngen  besprochen,  welche  die  Domesti- 
kation an  den  Tieren  herbeigrefuhrt  hat  a.  a.  m.,  und  sodann  in  36 

Kapiteln  die  einzelnen  Haustiere  vorgeführt.  Daran  reiht  sich  eine 
Dar8tellnngr  von  sechs  Wirtschaftsformen :  Fischfang  nnd  Jagd, 
Hackbau,  riautageubau,  Gartenbau,  Viehwirtscbafl,  Ackerbaa.  Ihre 


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ücacilt  über  diu  Litterator  zur  antiken  Natnrgeschiclite.  (Stadler.)  59 

Verbroitnng  auf  der  Erde  veraniclmilicht  eine  Karte.  Bodaim 
werden  die  Wirtaehaltaverbiltiiliae  der  Tertcliiedeiieii  Linder  und 
Knltnifiebiete  beachriebeD,  wobei  stets  der  Gnudgedaake  liervortritt^ 
das  ganase  meoMhllehe  Wirtsebaftalebea  nnter  dem  Gesichtspiuikte 
der  G^aoBtierziicht  zu  betraehtea.  Es  ist  bier  gana  aDsiQglieh,  mehr 
TOB  dem  reichen  Inhalte  dieses  wichtigen  Boches,  das  aoch  fttr  nnier 
Gebiet  sehr  viel  bietet,  mitznteilen:  eine  sehr  eingehende  Wttrdigang 
brachten  nnter  dem  Titel; 

.,Dic  Uuuatiere  und  das  Wirtschaftsleben  der  Völker'*  die  Grenz- 

boteu  189G  S.  397  flf. 

Keller,  der  besonders  Ludwig  RUtimeyers  Verdienste  um  die 
Haastierkunde  warm  aner]^enut,  bezeichnet  als  afrikauiscbe  Elemente 
in  unserer  Haastierwelt  vor  allem  Windhund,  Pferd,  Esel  and  Katze. 
Von  letzterer  lassen  sich  nnter  den  Mumien  zwei  Stammarten  scheiden; 
Felis  Chans  und  Felis  manicnlata,  letztere  schon  langte  als  Stammart 
bezeichnet.  Die  Griechen  besaßen  die  Hauskatze  wohl  noch  nicht,  die 
BOmer  fOhrten  sie  ein;  im  frühen  Mittelalter  kam  sie  nach  Mittel- 
europa. Eine  Ableitung  von  der  WildlLatze  ist  ausgeschlossen.  In 
Jkgypten  selbst  kam  das  Tier  zuerst  ans  religUtoen  Gründen  in  das 
Haas.  Weiterhin  wird  anch  noch  Schaf,  Ziege  und  Bind  besprochen. 

153.  Baranski»  A.,  Die  vorgeschichtliche  Zeit  im  Lichte  der 
Hanstierkoltar.   Wien  1896.  IV  996  8. 

Die  zoolugischeu  Bebauptungtu  des  Verfassers  fordern  zwar  zu 
fortgesetztem  Widerspruch  heraus,  so  z.  B.  vseuu  das  europäische 
Pferd  von  einem  erst  jüngst  ausgerotteten  europäischen  Wildpferde, 
der  zahme  Hund  vom  indischen  Windhunde  abgeleitet  wird,  lassen  sich 
aber  doch  weuigsteus  noch  lesen.  Wenn  er  aber  in  großen  Tabellen, 
welche  einen  Hauptbestandteil  des  Uucbes  bilden,  ausgehend  von  der  patho- 
logischen Ansicht,  in  den  meisten  auf  die  Pferde  etc.  bezüglichen  Worten 
müßten  zwei  oder  mehr  verscbiedensprachliche  (hamilisch-aitaiBciie) 
Pferdenamen  stecken,  Etymologien  autstellt,  wie:  Et-ct,  est,  ist.  indog. 
gall. :  et-able  und  e^t-able  Viebol;  proven*;,'.:  stable  Stall,  latein. :  st- 
abul-um  aus  et-tabl  und  es-tabl;  gall.:  et-r-ier  und  est-r-reu  SteigbiiLf-l; 
polu.:  8tre-nn>  Hteiijbiim  1 ;  Kareta  Wagen  (kar,  et  Pferd);  ^rall,:  et-alou 
Hengst,  wovon  *rijl  sialion  (aus  est-al-on);  griech.  Eigenname;  Kal- 
istr-o,  wenn  bamitisch-altaische  Namen  im  Griechischen  sind:  an>ab-aL-es 
Henppt  türkisch  at  Pferd),  agele  Viehherde,  hebräisch  p<^el  Kalb,  iber. 
z  agal  Hirt,  hemeron  zahmes  Tier,  arabisch  himar,  hamar  Eael,  ohemaf!) 
Wai?:cn,  etrusk.  ohema  Wagen,  Hippodamnos  Eigenname,  etrnsk.  dnin- 
nos  Pferd,  so  ist  nur  0  Schräder  beizustimmen,  der  in  Busrbans  Centi  albl. 
f.  Anthropol.  n.  ürgesch.  den  ganzen  Inhalt  für  Umünn  erklärt  und 


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60     Bericht  Uber  die  lattontur  nir  antiken  Naturgeschichte.  (Stadler.) 

bedmiert,  daß  Leute  in  TerantwoitUeher  Stdlnng  —  B.  ist  Proftesor 
an  einer  OBtemieUicben  TierarmeiBcIiQle  —  solche  Sachen  verSifent* 
liehen. 

154.  Fellner,  St.,  Der  homenscke  liogeu.    ZöGy  46  (1895) 
S.  193-208. 

155.  —  —  Naturgescbichtlicbe  Bemerkaogen  zu  Homer.   II.  II 

305  ff    Ebenda  47  (1896)  S.  588-590. 

166.  Scbeindler,  A.,  Natarbistoriscbee  an  Homer.  Ebenda  46 
(1895)  8.  598. 

157.  Andeo.  Natnrai  hSstoiy  in  Honer.  CIR  X  107. 

158.  Prohn,  Die  Ihiekten  in  den  hooeriiehen  Gledichton.  Hl. 
Wocfaenschr.  f.  Entomologrlo.  II.  Nendamm  1897,  S»  890^899. 

159.  Steuding,  Ii..  Skylla,  ein  Krake  am  Vorgebirge  bkyllaiou. 
NJPbP  1895  (41)  185. 

160.  Was  er,  0.,  Skyüa  nnd  Charybdis  in  der  Litteratar  aad 
KuDst  der  Griechen  und  Römer.    Dissert.  Züricli  1Ö94.    103  S. 

Hieran  achließt  sich  zooäcbat: 

161.  Gemoll,  Bericht  über  die  Realien  bei  Homer.  BnJ  Bd.  92 
(1897)  S.  932^  278. 

Über  Natnrlninde  bandelt  er  8.  339—141 ;  Ar  nae  ist  nur  be- 
merkenswert die  Erwfthnong  von  Qoebet,  E.,  Homerische  BlUter  IL 
Progr.  Ton  Fnlda  1893  (No.  3  in  tldJioo  oiT^c  H.  IV  105  wird  lEoAov 
x^poc  erkUrt)  und  die  mit  Hecht  abfUUge  Besprechnng  von  Wegner,  W.» 
Die  Tierwelt  bei  Homer  Prgr.  Königsberg  1897  —  eine  bloße  Stellen- 
sammlong,  die  noch  dasn  nicht  verULssig  ist. 

168.  Gruppe,  0.,  Bericht  fiber  die  antike  Mythologie  and 
Eeligionsgescbicbte.  BuJ  Bd.  102  (1899)  S.  169—173, 
worin  einschlägige  Arbeiten  von  Cook.  Bieukowsky,  Roscher  (s.  N,  177  f.) 
Kroll,  Drexler,  Svoronos,  Wernn  ke,  Tümpel,  .Steudiug  (s.  No.  159), 
Jamot,  Houssay.  A.  de  Ridder,  iMylonas,  0.  Keller,  FurUvängler, 
B'Arcy-Wentworth- Thompson  (s.  i\o.  168)  Holland,  W.  Bobert-tomow 
beeprocben  worden. 

Fellner  bestimmt  afS  O7ptoc  1.  als  Wild«  oder  verwilderte  Ziege 
(z.  B.  Od.  XVI  294),  2.  als  Paseng  (Capra  aegagrus,  gm.  Bezoarziege 
z,  B.  11.  IV  105).  Im  ADseliluBse  daran  mustert  er  die  flbrigen  Hans* 
tiere  der  bom.  Zeit  (Schaf,  Kind,  Pferd,  Hnnd,  liansschwein,  Tanbe 
ganz  domestiziert,  Gans  halb,  Bienen  wild).  Eine  Verzögerang  der 
vi  lligeu  Zähmung  wird  bei  E«el.  Maalesel  und  Ziege  durch  ihren  Eigen- 
siim  bedingt.  Die  Ziege  ist,  wie  heute  noch  das  Ren,  zugleich  Jagd-  ond 
Haastier.  Paudaros  also  schießt  einen  Paseug  und  läßt  sich  aus  dessen 


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Barioh«  fibtt  dl«  Ltttonfar  sor  antikai  Nstaxgeaehidits.  (Sttdler.)  61 


Hörnm  den  Bogen  machen.  Hier  widerlegt  F.  mit  dogehenden,  aber 
t  nieht  immer  nnbedenldiQhen  AniflUiniiigeii  ttber  Gewinniuig  und  Yer- 
«rbeitaog  der  Metalle  and  insbeiondere  aber  EiieB  nnd  Stahl  (meiyoet) 
die  biaberige  AaffaBsaag  tob  B.  IV  810  it,  am  ISogen  aeien  die  Worael- 
enden  der  HOiaer  durch  einen  ICetallheaeUag  Terbraden  and  die 
achwSeheren  Kopfenden  deiaelben  rar  Befestignag  der  Sehne  geeignet 
gewesen,  als  technisch  nam(fgUch.  Ihm  ist  vielmehr  dieaer  Bogen  wie 
nach  der  dee  Odyaaena  ana  Hola  (die  ficte  aind  Anobiam  pertinax); 
Iber  die  Enden  eines  hOlaeraen  krummen  KittelstliGhes  (it^x^O*  ^ 
selber  frei  bleibt,  werden  die  Hörner  dea  Paseng  aafgetrieben  aad 
featgekeilt.  Die  Sehne  ist  an  einem  Home  featgemacht  and  wird  am 
aweiten  aar  eingehängt,  am  EinwärtsBcbl&pfea  aber  dnrch  die  goldeae 
xopuvi)  (Bing  oder  Widerhaken)  gehiadert 

In  der  zweiten  Arbeit  aacht  er  das  \U-{a  (7T}{t«  natoriiiatoiisch  an 
deotea.  firstena  yollsog  aich  der  Vorgang  nicht  plötslich,  sondern  be- 
anspruchte  infolge  dea  langaamen  Sehlingens  der  Sehlangen  mindestens 
eine  Stande.  Anch  die  Jungen  sind  noch  nicht  üiigge,  sondern  aitsen 
ala  halbrdfe  KestUnge  nebm  dem  Neste  auf  einem  Aste  dmr  Ilataae. 
Deshalb,  and  weil  ihrer  nenn  sind,  ist  weniger  an  Sperlinge  als  an 
Banmlftnfer  (Gerthia  familiaris  L.)  zu  denken,  die  Schlange  selbst  ist 
Elaphis  qoaterradiatns  Dam.  et  Bibr.  —  Das  geht  entschieden  sa  weit; 
die  Stelle  schildert  ein  Wander,  und  Poeten  sind  keine  Zoologen. 

Scheindler  leitet  ans  II.  II  469  ff.  Od.  IV  86;  B.  IV  433  nnd 
Od.  X  344  ab,  daO  zur  homerischen  Zeit  das  Rind  zur  MUcbgewinnong 
noch  nicht  verwendet  wurde,  sondern  fdr  den  menschlichen  Gebranch 
nur  ZiegeD-  und  Schafmilch  benQtzt  wnrde,  and  auch  diese  nar  im 
Frül^ahr,  der  natürlichen  Wurfzeit  dieser  Tiere. 

Prehu  t'i  w;Uint  als  homerische  Insekten:  Stubenfliege,  Stechfliege, 
Schmeißfliege,  Biene,  Bremse,  Wespe,  lieuschrccke  und  Cikaden;  von 
sonstigen  Gliedertieren:  die  Spinne;  Würmer  werden  mit  axtuXrjE,  ii} 
uuJ  g-Vlii':  lie/eichnet,  wüvüu  elfteres  ein  wirklicher  Wurm,  das  zweite 
ein  Bohlkäfer  (Larve)  und  das  dritte  Schmeißfliegenlarven  sind.  Von 
Spedesbestimmung  ist  im  richtigen  Getuhiu  der  Uuzuiäugiiuixkeit  ab- 
gesehen. 

Anden  erläutert  aus  einer  Stelle  in  Big.  (iame  Schooting  vol  L 
P.  C.  Selons  pg.  327,  wie  naturgetreu  Homer  IL  V  161  das  Überfallen 
eines  Rindes  durch  einen  Luwen  schildert. 

Steuding  erkläi't  die  Skylla  für  einen  riesigen  Ochpous  vulgaris  L., 
nun  fehlt  nur  noch  eine  paläoutologischc  Abhandlang  über  den  kol- 
cbischen  Drachen! 

Wasera  sorgfältige  und  keuntiiiBreiche  Arbeit  ist  vornehmlich 
iqythologiMch-archäologischen  Charakters.  Aosgebend  von  der  Etymo- 


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^2     Borieht  aber  die  Litttntar  war  antiken  Natm^esdüchte.  {Stadler.) 

l«g!e  der  Kanen»  die  vielleieht  semitisclien  üraprangca  siod,  «ntertiiclit 
er  sehr  grttDdlich  das  Lokal  der  8age,  und  das  Torkommea  derselben 
In  der  alten  Litteratnr  nnd  in  der  Knnst  der  Oriecben,  Etrnsker  nnd 
Römer.  Anhangsweise  folgt  noch  eine  kurze  Übersicht  Aber  alle  nicht 
spesiell  besprochenen  Knnstdarstetlnngen  der  Skylla. 

163.  Tfimpel,  K.,  Tethys  nnd  die  Tethyarnnschel.  Ph  LUI 
(1894)  a  197. 

164.  Babelon.  E.,  L'616phaut  d'Aüuibal.        1896  (tom.  XIV) 
S.  1—13. 

105.    Borinski,  K.,  Die  Tiere  in  der  Kunstgeschichte.  Beilage 
z.  mncliu.  Allg.  Ztg.  1896  No.  171. 

Im  Ansclilnsse  an  seineu  Aufsatz  über  die  Muschel  der  Aphrodite 
(8.Tor.Ber.  S.  119)  sncbtTtimpel  ans  einer  Konjektur  beim  Scholiastea 
TOn  Kikanders  Alexipharm.  V  sowie  aus  einigen  anderen  Stellen 
nachzuweisen,  daß  tiJt^T)  (-n)dua  —  Tr^Oca)  gleich  Meerohr  sei  und  so  gut 
wie  znr  Aphrodite  auch  zur  Thctys  Bezug  haben  konnte.  —  Babelon 
behauptet,  gewisse  etmekische  Bron/^em&nzen,  die  auf  der  Yorderaeite 
einen  Negerkopf,  anf  der  Kückseite  das  Bild  eines  Elefanten  tragen, 
stellten  den  einen  von  Hannibal  nach  Italien  gebrachten  Elefanten  dar 
(Liv.  XXn  2, 10)  samt  seinem  Kornaken.  Das  Bild  scheint  thatsftcUich 
den  langohrigen  afirikanlscben  Elephanten  wiederzugeben. 

Borinski  bespricht  paraphrasierend  E.  P.  Evans  Animal  ßymbolism 
in  Ecdeaiastical  Architectnre.  London  1896. 

166.  Volprecht,  Alf.,  Die  physiologischen  Anachannngen  den 
Aristoteles.  Dissert.  von  Greifrwald  1895.  64  8. 

167.  Hammerschmidt,  Karl,  Die  Ornithologie  des  Aristoteles. 
G.-Prgr.  V.  Speier  1897.   80  S. 

168.  Thompson  d'Arcy  Wentworth,  A  glossary  of  Greek 
birds.   Oxford  1895.    204  S. 

169.  Schenkung,  Sigm.,  Die  Entomologie  des  Aristoteles. 
lU.  Wochenschr.  f.  Entomologie.  I.  Nendamm  1896.  S.  469  ff.  n.  491  ff. 

170.  Zahlfleisch,  AristotoliseheB.  Ph  53  (1894)  749. 

171.  Harchl,  P.,  Des  Aristoteles  Lehre  von  der  Tierseelo. 
Prgr.  von  Xatten.  1  TdL   1897.  II.  Teil.  1898. 

Volprecht  stellt  in  die  Kapitel:  Herz,  Gehirn,  Atmnngsorgane nnd 
Ernährung,  und  Entwickelungrsgeschichte  geordnet,  in  Übersetzung,  ohne 
weitere  ZusUtzs'  und  Ei  liluteruni^eü  die  betreflfenden  Stellen  des  Aristoteles 
zusammen  und  kommt  zu  dum  Endergnisse,  daß  die  Leistungen  des 
Philosophen  für  die  damalige  Zeit  wirklich  großartig  waren»  besonders 
auf  dem  Gebiete  der  EuLwickeluugsgeschichte.    Benutzt  ist  vor  aUem: 


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Bttieht  Uber  die  Littentiir  tut  anÜkeB  Natargesebicbte.  (8tMU«r.)  63 

Jürgen  Bona  H^er»  Aristoteles  Tierkunde  nnd  die  Bibl.  anatomic« 
von  HaUer. 

HanmerBcbmidt  gJebt  in  seiner  tücbtigen  Sebrift  eine  dnrchaas 
BaebverBtandige  WttrdigQDg  der  omitbologiseben  Kenntnisse  des  Aristotsles. 
Scbon  in  der  Eioleitun^  stellt  er  fest,  daß  A.  keine  Zoologie  scbrieb« 
sondern  eine  Tergleicbende  Biologie,  daß  nicht  die  Beschreibung  der 
einseinen  Arten  nnd  Individuen  Hanptzweck  war,  sondern  den  großen 
Gesichtspunkten  absichtlich  untergeordnet  und  nur  insoweit  berfick* 
sichtigt  wurde,  als  sie  sieb  der  biologischen  Darstellung  der  gansen  Tier* 
weit  einreihte  und  znm  Belege  der  aufgestellten  Grundsfttse  dienen  konnte. 

Sodann  erläutert  er  mit  steter  Bezugnahme  auf  die  Ergebnisse 
der  modernen  Wissenschaft  den  Körperbau  der  Vögel,  die  Fortpflanzung 
und  sonstige  Eigenschaften  und  Lebensgewohnbeiten  und  fügt  daran  eine 
erkUrende  Übersieht  der  genannten  Vögel.  Das  Haupt  verdienst  des  A. 
beruht  aber  nicht  sowohl  auf  einer  mSehtigen  Förderung  der  aoologisehen 
Kenntnisse,  als  vielmehr  auf  der  einheitlichen  Darstellung  derselben, 
durch  welche  er  die  Zoologie  zu  dem  Bange  einer  selbstündigen  Wissen* 
schuft  erhob.  Er  war  der  erste,  der  auch  die  Ondtbologie  sTstematisch 
dargestellt  hat,  ein  Omitbologe  aber,  der  seine  gefiederten  Lieblinge 
in  der  freien  Katur  beobaehtet  und  belauseht,  das  war  er  nicht  und 
konnte  er  nicht  sehi.  Den  Schluß  bildet  ein  reiches  Stellenvensiehnis. 

Schenkung  bespriebt  erst  die  Zoologie  des  A.  im  allgemeinen, 
dann  dessen  Wissen  von  der  Insektenwelt  und  siUilt  schließlich  die  in 
der  Tiergeschichte  angeführten  Insekten  auf,  wobei  er  die  Kamen  — 
meist  nach  älteren  HttlÜBrnitteln  —  deutet 

Thompsons  Olossaiy  bietet  ein  alphabetisches  Venmichnis  der  ans 
dem  Altertum  überlieferten  Vogelnamen  und  ihrer  Bedeutung  mit  möglichst 
vollständiger  Angabe  der  Belegstellen,  Epitheta,  tfythen,  spriehwörtliehen 
Bedensarten,  IVibeln  und  bildlichen  DarsteUong,  die  an  einem  Jeden 
überkommen  sind.  Die  beigefügte  Tafel  giebt  einige  Vogelbilder  auf 
Münzen  wieder.  Eine  Probe  der  Darstellungen  nebst  einigen  Ausstellungen 
hat  0.  Keller  in  seiner  anerkennenden  Besprechung  BphW  IS97  S.  807  ff, 
gegebeo,  gegen  Mythendeutungen  des  Ver&ssers  proteetiert  W.  W.  Kerry 
in  CIB  K  (1896)  115  ff. 

Zshlfleiscfa  giebt  u«  a.  einige  Tektverbeaserungen  zo  i:epl  C(f><ttv 
7tvim«»(;  Marehls  Programme  sind  philosophischen  Inhaltes  und  stehen 
im  ganzen  auf  dem  Standpunkte  Kuppiios  (s.  o,  No.  88).  Er  definiert 
ans  dem  Geiste  der  aristotelischeh  Lehre  die  Tieneele  als:  IvnUxtMi 
i^  icptun)  ('»^c  odob)  ai&(MiTOC  ^pootxoo  dp7«vtw»S  ^wd^ut  CoiV  ata&rirtxV 
i^oytoc  oder  als  Begrübbestimmung:  ^  toS  fti^pfott  ^\ix^  xwvi  Ivnv  ^ 
C{  zal  fldoßdnt«!  irptuToi«.  Daon  schildert  er  in  eingehender  Darstelluog 
die  Vermögen  der  Tieneele  auf  vegetativem  und  sensitivem  Gebiete. 


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64    B«r!cht  ttber  dU  Uttantor  tnr  aatikeii  NatnrgweUclito.  (Stedtor.) 

Dyroff,  Am  Die  Tierp^eholo^e  des  FlQtaroboi  von  Cbaironeia. 
Pfgr.  des  netten  Oymn.  sn  Wflnbofg  1897. 

—  —  Zur  stoischen  Tierpsychologie.  I.  Plutarchos  Schrift  fiber 
den  Tierveratarni  als  Quelle  för  die  stoische  Tierpsycholog^ie.  II.  In- 
liult  der  stoischen  T.  BayrGy  XXXIII  (1897)  399—404  und  XXXIV 
(1898)  416-430. 

FlntarehB  Dialog  fiber  den  Tierventand,  die  Haaptqnelle  fttr 
nneere  Kenntnim  ttber  seine  Tierp^yeliologie,  nerftUt  in  einen  fegen 
die  Stoilcer,  weletie  den  Tieren  die  Temnnft  abspraeben,  niebt  un- 
geschickt polemisierenden  tind  einen  sebwSeberen  poetttven  Teü,  in 
welcbem  die  eigene  Andoht  des  Anten  dargelegt  wird»  daß  die  Tiere 
Vemnnft  beben.  In  dieser  Absiebt  werden  mit  ZttraekdringttDg  der 
aoimalisGhsn  Triebe  vor  allem  die  vemilnftig-praktisehen  Triebe  der 
rp6&t9«,  lictßoXfj  nnd  icapa9xto:{  nachznwelsen  gesucht,  ferner  die  höheren 
Seelenthatigkeiten  des  Denkens »  ÜberlegenSi  Berecbnens  ete.«  sowie 
eine  ganse  Beibe  ethischer  Eigenscbaften.  Hierbei  mangeln  freUieh 
genanere  psychologisebe  üaterseheidttngen,  nnd  ancb  nm  die  Beschaffang 
des  empirischen  Materials  hat  er  sich  wenig  Verdienste  erworben,  da 
das  meiste  schon  vor  ihm  gesammelt  war.  Der  ente  Artikel  dei  BayrOy 
weist  im  einzelnen  nach»  daß  Pltttarebs  Schrift  Aber  den  Tierverstand 
fortwährend  gegen  einen  Stoiker  polemisiert  Dieser  dttrfte  ein  geidsser 
Autipatros  gewesen  sein,  der  von  Flntarch  selbst  eitiert  nnd  von  Plinins 
als  Quelle  für  das  8.  fineh  der  n.  h.  genannt  wird;  als  Stoiker  bemidinet 
ihn  Alex.  Aphrod.  zu  ictpl  xpdfoeaic  216,  12  (II  2  Bmno  in  der  fierl. 
Anag.  der  Aristoteleskomnentare).  VieUdcbt  kSmpfte  dieser  Antipatroa 
gegen  Uagnon,  einen  Schfiler  des  Kameades,  nndPltttarch  mltZnhlUf»- 
nahme  des  letsteren  gegen  Antipatros.  Jedenfühi  aber  dflrfni  alle  in 
jener  Schrift  angegrifRsnen  Sätse  als  stoisch  angenommen  werden.  In 
dem  swciten  Artikel  wird  enerst  festgestellt,  daß  die  Stoiker  den  Tieren 
eine  Seele  anerkannten,  deren  Fooktionen  des  näheren  erörtert  werden, 
die  Vernunft  aber  denselben  absprachen  nnd  damit  natürlich  anch  die- 
jenigen Eigenschaften,  welche  dem  Lebewet^en  neben  den  Tagenden  den 
Charakter  der  Vemftnftigkeit  aufdrücken.  Im  ganzen  aber  haben  die 
Stoiker  zwar  ihren  litterarischen  Sammelfleiß  auch  für  die  Tierpsychologie 
fruchtbar  gemacht,  nnd  haben  anch  in  der  Einführang  der  teleologischen 
Betrachtung  nene  Gesichtspnnkte  gefunden  und  in  dem  Ansschlnsse 
eines  Vergleiches  zwischen  Menschen-  und  Tierseele  ohne  Analyse  der 
Vorgänge  im  menschlichen  Be\N  uOtiein  eine  richtig:e  Methode  befolgrt, 
aber  da  sie  in  der  Auswahl  ihrer  Nachrichten  zu  wenig  kiitisih  ver- 
fuhren, zeigt  sich  in  der  Anwendiiiig-  der  Theoiie  auf  die  Erklüning 
der  einzelnen  Tierhaudlungen  gegen  Arioioleieä  ein  gewaltigei-  Kückächritt. 


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Baiklit  über  die  Littemtor  rar  uitikoi  Katorgweliiehie.  (Stadler.)  65 

Leider  erlaubt  bier  der  Banm  nicht,  auf  die  reiebliehen  nnd  sehr  inter- 
esaanton  Bdepiele  eiDsagehen. 

172.  Wellmann,  M..  Ägyptisches.  Herrn.  XXXI  (1896)  S.  221 
-253 

erweist  erst,  elaß  die  von  Plutarcli  de  Iside  et  Osiride  c.  12 — 19  vor- 
getragene bekannte  Satre  eine  absichtliche  Verschmelzung  ulUigypüscher 
und  hellen i'^cli er  E.cligionsvorstellung  ist.  Hieran  knüpft  sich  eine  von 
dem  Tierkult  der  Acrypter  ausgehende  Quellenanaljse  des  Plutarch. 
Das  Erg-ehnis  derselben  ist,  daß  alle  über  Ägypten  in  dieser  Hinsicht 
berichtenden  Autoren,  wie  .Seieukos,  PkiUirch,  Alian,  Porphyrios  und 
Horns,  der  Gewährsmann  des  Macrobius,  aus  einer  Quelle  geschöpft 
haben,  nämlich  den  A{7UT:Tiaxd  dea  ApioD.  Vgl.  hiermit  Cohu  bei 
Pauly-Wisaowa  I  2803—2806. 

173.  Eberl,  Georg,  Die  Fiachkonserven  der  Aiten.  Stadtam* 
hof  1892.   34  8. 

174.  Horaee  Addieon  Hoffmann  and  David  Starr  Jordan, 
a  eatalogne  of  the  fishes  of  Greece,  with  notea  on  the  names  now  in 
ose  and  those  enployed  by  classical  antbo».  Prooeedinga  of  the 
Academy  of  natural  Bdences  of  Philadelphia  1893.  Philaddph.  1898. 
S.  230—285. 

175.  Hnsemann,  Th.,  2iBr Vorgeschichte  dei  I«aoUni.  Jannal 

S.  42,  132,  219,  313,  414. 

17G.  Roscher,  W.  H.,  Die  Entstehno^  des  Gifthonigs  und  des 
Schlangengiftes  nach  antikem  Volksglauben.  NJPhP  41  (1895) 
S.  329—332  ü.  8.  66B, 

177.  —  —  Das  von  der  Kynanthropic  )iaudelnde  Fragment  des 
Marcellus  von  Side.  Abh.  der  philol.-hist.  Kl.  d.  K.  Sächs.  Ges.  d. 
Wis8.   XVU.  Bd.  M.  HL  Leipzig  1896.   n  92  S. 

178.  Die  Hnndekrankheit  der  PandareoatiJchter  nnd  andere 

mythiache  Krankheiten.  RhMPh  NF  LUI  S.  169—304. 

179.  Kroll,  Antiker  Volksglaube.    RhMPh  NF  LH  S.  33Ö  ü. 

Hoffmanns  und  Jordans  Fischkatalog  ist  auf  die  einzig  richtige 
Weise  entstanden,  nämlich  durch  Sammeln  nn  Ort  nnd  Stelle  (Fisch- 
märkte Athens),  Erfragen  der  linnte  üblichen  Kamen  und  gewissenhaften 
und  sachverständigen  Vergleich  der  alten  Autoren,  insb(  sondere 
des  Aristoteles,  dessen  Angaben  sich  hierbei  bf^soii  ii !  s  in  einem  an- 
geführten Falle  genau  bestätigten.  Die  Abhandlung  erscheint  daher 
sehr  wichtig  und  da  dieselbe  wohl  nicht  überall  zugänglich  ist,  seien 
wenigstens  die  Bestimmungen  antiker  Fischnamen  kmz  wiedergegeben 
(AG  =  Altgriech.  Autoren).    Es  ist  also  hiernach: 

Jahneberlcht  lOr  AltertamawiaMOBchaXt.  Bd.  CXIV.  (im  IlL)  5 


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66     BericM  ttbtr  die  Litteiatar  war  antiken  Nntofgeteliielito.  (Stadler.) 

Seyniorhlnns  eanleola  L.    «xaXal  ACh  oxoXbv  Aiitt.  C«  565a  16— S6; 
566a  19. 

Ortolu  BteUayls  L. «  xirr«,  «anoc  bjsant.  u.  r5m.  Zelt  eatta  Martial 
13,  69. 

Garchaiodon  CarchariaB  Ii. »  xapx«p(a«,  Xdt}ua,  axnXXa  Athen.  VII 806 d. 

Spbyrna  qvaena  L.    Coiratva  Artet«  C»  506b  10.  Eplehannfirgr*  50. 

Squaloe  blaittTillel  Rieao  =  loXeic,  7aXtoeiof|C  und  ^aXetoSv]«  Afilt. 

Qi^notas  centrina  —  xotfo«  Strabo  823,  Athen.  YII  812  a. 

Sqnatina  aqnatina  H.  ^  pivr)  Artet. 

Torpedo  torpedo  L.  =  vdtpxi}  Ar  ist 

Boja  punctata  L.  =  ß<£toc  Arist 

Bija  niraletas  L.«olXax^s  Arlet. 

Aetobatis  aqnila  L.»d«Tic  Artet.  Co»  540b  18. 

Daayatis  paetinaea  L.  —  xpo^tuv  Artet. 

Parasiloroa  Artetotelte  Agassis  •=  ^X^vtc  Artet 

Haren^Qla  anrita  Guy.  et  YaL  »6p(m  Artet,  ef.  Athen.  YII  328  e. 

Oinpea  pilchardns  L«  —  9ap$7},  aap^ijvT}  Galen,  ^üapdivo?  Ariet. 

AngniUa  angnilla  L.  =  inOMc  (mit  aoafUirl.  BesprechaDg,  die  mit 

Oden  Artikel  in  Wissowas  BealencyU.  m  vergl.  ist) 
Leptocephalns  oonger  L.  =  ^o-npo«  Artet.  Conger  lat. 
OphisnroB  serpena  Ii. »  dotXdfTttot  o^eic  Arist.  Co  505b  8,  10;  621  u  2. 
Mniaena  heleaa  L.  =  oftupatva  and  jAupaiva  Arist. 
Eboz  belone  L.  «=»  ßeX^vT)  Ariet 
HippoeampOB  hippocampna    linc^xa]j.Koc  AG. 
Siphonoetoma  acnsL.'^^afW  Athen.  YII  319  d. 
ICegil »  xi9vp(6c  AG. 

Ifngil  eephalna,  saliens,  labeo,  chelo  nod  cm  tus  eut^preclieu  dam  xe^aXoc, 

|ii>&i>v  und  der  Alten  als  Speeles. 

Atherina  hepeetne  L.e=da6ptvTj  und  dOepivo;  Anst. 
Sphyraena  sphyraena  L.  =^  (j^upaiva  Arist.  Athen.  VII  323  a. 
Ziphtes  gladioa  L.  =  Itcp^a«  Arist. 

Gynuiotarda  aUiterata  Rafinesqne  =  duwof,  a6vva  und  dowfc. 
GymnoBarda  pelamys  L.  =  ^py.us  Arist.  Co*  543  b  5  und  Athen.  YII 

315  C — d  (opxuvoc). 
Sarda  tarda  L.  =  icTjXajiyc  Arist. 

Trachoms  roediterraD  eus  Stemdachus  =  aaupoc  Arist.  ^ta  610b  5. 
Liohia  amia  L.  =    {a^os  (7oji.^apiov)  Tzetzes  ad  Lycophr.  664  und 

Oppian  Schol. 
Dicentrarcljus  labrax  L.     >>aßpa4  Arist. 
Serranns  scriba  L.  -  -äpxr,  Arist. 
Serranus  cabrilla  L  =  -/«wa  (yi-rrr^  Arist. 
Epinephelua  gigas  Brüüüicli  —  op^pö;  (6p(pca«)  Arist.  u.  a. 


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Beriebt  über  die  Litturatur  zur  aotiken  Naturgeschichte«  (Stadler.)  67 

Dlplodu  TolgariB  Ghoffirey  St  HUaire 

Diplodos  sargis  Gmella  ^  onapo;  (oxapoc)  Arist 

Dlplodos  vetnla  Oit.  et  VaL  »  oxapos  Arist  q.  a. 

Pugellas  monnyn»  L.  —  |i^pp.upoc  Arfst.  Co  570b  20  n.  a. 

Spams  pagms  L.  =  ^d^c  and  Ipo0ptvo;  Arist.  u.  a. 

Sparoi  anrata  L.  «^puoo^puc  Arist. 

Spondyliosoma  canthams  Gmelin  =  xdfvOapo;  Arist. 

Box  boops  L.»ß»E  (P^ai)  Arist  Cu>  610b  4;  1528a  20? 

Boops  salpa  L.^aaXicr)  Arist 

OUada  melaniira  L.  —  {&fiX(£voupoc  Arist. 

Bflntez  dentex  L.  -=  ouvoYpC«  Arist. 

Spicara  smaris  L.='|xaivtc  und  a]Lapii  Arist? 

MnUos  snrmnletas  L.  =  zpq\r\  Arist. 

Umbrina  cirrosa  L.  =  cjx{aiva  Arist.  Ctu  601b  30. 

Labitis  bergylta  Ascauius  —  ^uxr^;  und  <f<uxii  AG. 

Trachinos  draco  L.  =  opavoiv  (^.paxaivt'c  etc.)  AG. 

Uranoscopus  scaber  L.  -=  xa/.XiajvjpLo;  Arist  u.  a. 

Trigla  hirundo  Bloch  -  -/eXiocLv  Arist. 

Scorpaena  sciofa  L.     :;/.op7:io;  Arist 

Gobius  io7.ü  L.     xcuBioc  Arist.  u.  a. 

Püllachius  jiouLassou  Risso  =  ovoc  AG.? 

Solea  eolea  L.  ^  >rj , Xoijo;  ("jir^TTtj;)  Atlien.  u.  a. 

Lophiu»  piscatorius  L.  =  patpayo;     uAteJ;  Arist 

Aus  den  gleichfalls  niit^eteiiten  mittel-  nnd  nen^iechischen  Namen, 
die  liier  leider  nicht  wiedergegeben  werden  konnten,  ergiebt  sich,  daß 
sich  gerade  anf  diesem  Gebiete  noch  recht  viele  alte  Namen  erhalten  haben. 

Eberls  Schrift  bringt  nicht  sehr  viel  wesentlich  Neues  und  ist 
auch  in  manchen  Pnnkten  bereits  überholt  (vgl.  zum  Thunfisch:  Paul 
Rhedes  überaus  sorgfältige  Abhandlung:  Thynnornm  captura  quanti 
fuerit  apud  veterea  momenti  in  N.TPhP  Suppl.  XVIII  [1892]  1—79), 
allein  sie  enthält  doch  manche  Ergänzung  und  Verbessernug  zu  Koehlers 
Recherches  sur  l'histoire  et  les  antiquit^s  des  pecheries  de  la  Eussie 
märidionale  (Memoire  de  l'acad^mie  imperiale  des  sciences  de  bt.  Feters- 
bonrg.  Ser.  VI  tome  I  1832  S.  347— 488),  ist  übersichtlich  und  bequem 
zugänglich,  verdient  also  größere  Beachtung,  als  ihr  bißher  geworden  ist. 

Hasemann  giebt  auf  gruud  richterlicher  Entscheidungen  in  Patent- 
prozessen den  Unterschied  zwischen  Lanolin  (Emulsion  von  reinem 
"Wollfett)  nnd  üwüiio;  (höchstens  halbreines  Wollfett)  an  und  erörtert 
sodann  die  Mängel  der  bishi  rit,M  Ji  J  >ai  stelhing  (Wnlfsberg,  Yulpius). 
Bodann  bringt  er  die  bez.  Steilen  der  Alten  und  die  Form  des  Wortes, 
das  allmählich  in  Zn^mr.o;,  ysopum,  ysopns  etc.  verändert  wurde,  so  daß 
Yerwechaeiuttgen  mit  der  Pfianze  hyssopus  eintraten.  Hier  wäre  mit 

5» 


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68     Berieht  über  die  Littentor  sor  aotiken  Natorgwchicht«.  (Stodlw.) 

großem  Nutzen  der  lateinische  Dioskorides,  Galen  ad  Patern,  und  die 
davon  abb&ngigen  mittelalterlichen  Schriften,  sowie  die  Glossare  hereia- 
snziehcn  crcwesen.  Weiterhin  erörtert  er  die  Darstellung  des  Oesypnm, 
seine  Verfälschungen  und  Sarrogate  nnd  verfolgt  dessen  Geschichte 
durch  die  gesamte  deutsche  und  anßeideutsche  Pharmakopoe.  Den 
Schloß  bildet  eine  Abhandlung  über  das  0.  als  Heilmittel  in  bestimmteii 
Krankheiten,  die  mit  ihm  bereiteten  Arzneien  und  eine  Zusammen* 
stellong  der  ErgeboisBe.  Die  Arbeit  iat  als  eine  der  besten  anf  diesem 
Gebiete  zn  bezeichnen. 

Rnscber  führt  die  Erzählung  vom  Gifthonig  im  Roman  des  lam- 
blichos  auf  Xenophon  Anab.  IV  8,  20  zurück,  stAßt  sich  aber  an  der 
gewühnlichen  £rklttrtlQg^  von:  dXX'  iizo  eprcTwv  ao)Jiicticopi8(ievov  =  von 
den  Schlangen  gewonnener  Honig  und  schlägt,  gestfltai  anf  die  Ansicht 
der  Alten  von  der  Entstehung  des  Schlangengiftes  aoa  dem  Fressen 
giftiger  Kräuter  vor,  nach  «(»ictT&v  den  Ausfall  eines  Wortes  wie  vo|Li|Ct 
9opß^c  oder  ptC«»v  anzunehmen.  S.  68S  bringt  er  noch  eine  Ergftnsong, 
worin  nach  einem  englischen  Konsnlatsberichte  indirekt  angegeben  wird» 
daß  noch  heute  bei  Trapesnnt  Bienensacht  nur  des  Wachses  megm.  be- 
trieben wird,  der  Honig  ist  giftig  wegen  der  Hlnilgkeit  des  Stoehapfels. 

Die  weiteren  Schriften  des  Verfassers  sowie  KroUs  Einwurf  liegen 
doch  mehr  anf  dem  Gebiete  des  Ifythos  und  der  Hedisin  als  auf  dem 
der  Zoologie,  weshalb  die  ErwUinang  nnd  ein  Verweis  auf  die  Be- 
sprechnngen  von  Rohde,  Weinfteker  n.  a.  genfigen  mag.  Dagegen 
dürfte  es  hier  geboten  sein,  Boschers  Lexikon  der  griechischen  nnd  r5* 
mischen  liythologie  zu  nennen,  das  zwar  einem  ganz  anderen  Zwecke 
dient,  gelegentlich  aber  doch  auch  natnrwissenschaftliehe  Dinge  berüek« 
sichtigt. 

180.  Badermacher,  L.,  Ober  den  Qjmegetikas  des  Xenophon. 
BhlCPh  NF  LI  (1896)  8.  596.   LH  (1897)  13  ff. 

181.  Varia.    Ebenda  S.  463. 

182.  Reitzenstein,     Zu  Oppian  und  Oolnmella.  Pb  LVIl  317, 

168.  Zimmermann,  A.,  Lateinische  Tiemamen  ans  Menschen- 
namen.  ALL  IX  692. 

184.  Baucalui  i,  F.,  SuU  trattato  Greco  de  vocibus  auimaiiam. 

StiF  i  (1893)  75—90. 

185.  Cook,  A.  B.,  Descriptive  animal  names  in  Qreece.  CL& 
VIII  (1894)  381. 

1^^.   Hill,  G.  F.,  on  descriptive  names  of  animals  in  Gireece« 
cm  IX  (1896)  12. 

187.  Allen,  T.  W.,  on  deser.  n.  of  anim.  i.  Gr.  Ebenda  8.  IS 


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Beliebt  Über  die  Litteratur  rar  antiken  Naturgeecbicbte.  (Stadler.)  69 

188.  AcbeliB,  Tb.,  Über  Tierkoltas.   UmAcbaa  X  (1897)  30. 

189.  Ibm,  TL,  NemeBiaiis  Izentica.  RbKoaPh  KF  LH  8.  454 
—467. 

Badermacber  erweist  am  apraeblidien  und  atilittiaehen  Gründea 
den  CynegetikUB  des  Xenopbon  als  antergescbobea.  Dabei  wird  aneb 
eiaisee  Zoologiaebes  (Verbrettnngr  des  Bftren)  berangezogen ,  am  etwas 
I4ebl  aaf  die  Heina;!  des  Terfusera  ra  werfen.  Im  Yerianfe  der  IJnter- 
sneboBg  wird  der  Text  auf  die  erste  HAlfte  des  vierten  Jabrb.  datieit; 
das  Flro9Dii«m  dagegen  dftrfte  als  ein  eebtea  Stflek  a^nfeeber  Bered- 
samkeit Bcbwerlicb  Ter  dem  dritten  ▼orcbristUcben  Jabrb.  entstanden 
sein.  In  den  Varia  bringt  er  einige  Konjektnren  an  AeUan  bl^t.  anim« 

Nacb  Reitsenstein  (in  der  sehen  bei  CelnmeUa  genannten  Notiz) 
icbeint  die  Uteste  Überliefemng  von  Oppians  Halientica  in  eiuigcn 
Palimpsestblättern  des  Lanrent.  57,  26  Torznliegen.  Ihm  snebt  die 
£chtbeit  der  dem  Kemesianas  zugeschriebenen  Fragmente  de  ancnpio 
(über  tetrax  Auerhahn  oder  Trappe  nnd  axoUKtil  —  Schnepfe)  zu  er* 
weisen  und  tritt  für  Bemhardys  Konjektor :  {^sutixoi  statt  des  bei  Vopisc. 
Knmerian.  11,  2  überlieferten  nantica  ein. 

Zimmermann  giebt  als  Tiernamen,  welche  ans  Menschennamen 
herzuleiten  wären,  an:  Inlus  (ein  Fisch,  n.  h.  XXXIl  152),  Lndns 
Hecht,  Titns  Taube,  Accia,  Acceia  Schnepfe,  Caecilia  Blindscbleicbe, 
Gavia  Möwe,  Valeria  Schwarzadler.  Davon  ist  das  erste  sicher  falscb, 
da  schon  Aristoteles  C«>  610b  6  einen  Fisch,  lo^XU  kennt  nnd  Numenius 
nach  Atlicn.  VII  304  f.  den  ßegeuwurm  touXo;  nannte,  der  Name  also 
wohl  auf  die  Form  geht. 

Aiikiiüpfeud  an  eine  Anffordernnq:  Studpmnnd.s  stellt  Bancalari 
47  HsB,  in  welchen  Tiakiate  de  vocibus  animalium  enthalten  sind,  zu- 
sammen und  belenchtet  dieselbeu  nach  allen  Seiten,  um  schließlich  den 
Text  des  Archetypus  so  gut  als  mög:lich  wieder  herzustf^llen.  Kachträge 
—  Hinweis  auf  weitere  Handschriften  und  deren  Varianten  —  bringt 
N.  Festa  ebeuda  S.  384  und  III49G,  Bancalari  selbst  I  512  und  IV  223. 

Cook  weist  ausgehend  von  der  übereinstiiiuuung  der  Sprache 
Hesiods  mit  der  des  delphischeu  Orakels  auf  allegorische  und  um- 
schreibende Tiemamen  bei  den  Alten  wie  bei  modernen  Völkern  hin 
und  führt  schließlich  pLcXotfinou;  auf  „Ziege"  zurück. 

Hin  lehnt  diese  Dentung  ans  dem  Namen  ab,  während  Allen 
uXoTo^Aoio  in  Hymn.  in  Demet.  v.  229  auf  einen  Holzwurm  deutet 
(e'Ajiivc  or  <jxu>Xtj$=^  engl,  woodcntter;  ebenso  üXotoavov  v.  228  =pover). 

Ächeiis  sucht  den  Tierkultus  psychologisch  zu  eikluren. 

100    Neri,  Fr.,  gli  animali  nelie  opere  di  Yirgilio.  Pisa 
1896.   15  8. 


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70     Bericht  Über  die  Utteratoi  rar  tntikeiL  Natargesehiehte.  (SteAar.) 

191.  Le  BretoD,  A„  De  animtlibiiB  apnd  VeiigUiiim  theslm 
ÜMsaltati  Litteramm  Parisieiisi  proponebat.   1695.   115  8. 

192.  Scheiikliiig,  Sigia.,  Die  EuLomologie  des  Pliüius.  Blastr. 
WocLenschr.  für  Entom.  II.    Neudaram  1897.    S.  1 — 6. 

193.  König,  Clemens,  Die  Schriftsteller  des  klassischen  Alter- 
tams,  welche  über  die  Wespen  und  üornissea  berichten.  Ebenda  I. 
1896.   S.  184-1Ö9. 

194.  *  ^  Was  wußten  die  alten  Griechen  und  ABnier  von 
den  "Weapen  nnd  Hornissen  t  Ebenda.  S.  961—966. 

195.  Prehn,  Welche  Kenntnisse  ven  den  Insekten  besaß  das 
Altertom.  Xilnstr.  Wchschr.  f.  Ent.  I.   Nendamm  1896.  S.  57^61. 

196.  Sajö,  Karl,  Pelopoeas  ~  Ichneomou  des  Plinius.  Ebenda  !• 
1896.   S.  402. 

197.  Über  den  Scarabaens  der  Ägypter.  Ebenda  L  1696.  &403. 

198.  Schnitz,  Oskar,  Die  Xnsekten  in  ihrer  Verwendung  atai 
Arsnelr,  Speise-  nnd  Färbemittel.  Ebenda  Ct.  1897.  8.  481—485 
nnd  519—584. 

199.  Osteii-iSacken,  C.  R.  Ou  the  so-called  Bugüiiia  of  the 
ancients  aud  its  ralation  to  Eristalis  tenax,  a  two-wiüged  insect. 
Bnlletino  della  Societa  entomologica  Italiaoa  anuo  XXY.  Firenze 
1093.    S.  186-217. 

200.  Cook,  0.,  the  bee  in  Greek  mythology.  JHStXV  (1895) 
8.  1—24. 

901.  Glock,  Job.  Ph.,  Die  Symbolik  der  Bienen  nnd  ihrer 
Prodokte  in  Sage,  Dichtung,  Knltns,  Knnst  nnd  Brlnchen  der  ?«iker 
für  wissenschaftlich  gebildete  Imker  sowie  alle  Frennde  des  Uassieeheii 
Aitertnms  und  einer  Isthetisehen  Natnrbetraehtnng  naeh  den  QneUen 
bearbeitet.  Heidelberg  1891.  9.  Ansg.  1900.  411  & 

Neris  Abhandln ug  wai*  Berichterstatter  nicht  zugänglich :  Le  Breton 
bekämpft  in  der  Eioleitnng  die  Deatscben,  welche  den  Veiigil  mm 
blossen  Nachahmer  nnd  Ansschreiber  der  Griechen  machten,  so  Knoche 
(Vergil.  qnae  graeca  exempla  eecntas  sit  in  Georgicis.    Leipzig  1877) 

J.  van  Wageningen  (De  Verg.  Georg.  Utrecht  1888)  und  besonders 
Morsch  (De  Graec.  anct.  in  Georg,  a  Verg.  expressis  HaUe  1878). 
Nach  ihm  verdankt  Veifr.  allerdings  viel  dem  Aristoteles  —  jedoch 
kaum  direkt  —  Theophrast,  Demokrit,  Aratus,  Nikander;  nicht  benfttzt 
hat  er  Meuekrates  und  Mugo.  Sodann  aber  sucht  er  aus  der  Lebens- 
geschichte und  aus  Stellen  dps  Dichtere  dessen  innige  Vertrautheit  mit 
dem  Laadlebea  durzulhuu.    Besonders  was  die  Tierwelt  aobelaogt,  ist 


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Bwidit  Uber  die  Uttoittar  nr  antikeii  Katarseaehiebto.  (StMUtr.)  71 


YergOB  Eigentoni  allei,  «rat  er  mehr  hat  ak  AzUtotelea  und  Yarro  — 
ein  gaos  acbiafer  SelünD,  da  ea  ja  noch  andare  aoologtacbe  Antom 
gab»  die  Milch  uns  verloreii  aind«  Sein  loologiiebes  Wiasen  wird  ga» 
rfiboit»  doch  auch  anf  eioige  Fehler  antoerkaam  gemacht  Die  folgen- 
den Kapitel:  Qna  scribendi  arte  animaUnni  formam  bahltnmqne  ad 
Tivnm  ezpreBierit  und  Qua  pectoria  affecta  aaimalia  oecinerlt  sind  mehr 
rhetoriach-äatbetiicbe  Fronkattteke  als  kritiaehe  üatemidiangen.  Bla 
Arbeiten  Königa  and  Prehna  ilnd  dnrcbaoa  gemeinTeratändUch  gehalten 
und  gana  nett  an  leaea.  Bin  wiwenaGhafUieher  Wert  kommt  ihnen 
aber  elgentUeh  nicht  an,  da  sie  haaptsächllcb  anf  dem  doch  aehr  veiw 
alteten  Ottmar  Lena  anfbanen  nad  anf  daa  VerUÜtaia  der  cinnlnea 
Autoren  an  einander  aowie  anf  lonatlge  phüologiaeha  Fragen  ?iel  aa  wenig 
Rüokaioht  nehmen.  Schnlta  geht  neben  den  antiken  ancb  anf  moderne 
Znatinde  ein;  am  besten  acheint  mir  S^'ds  Dentong  der  apInnentStendeB 
Ichnenmonen  dea  Flinina  auf  Pelopoeaa  destiUatorina  Latr.  nad  F. 
apirifcK  L.  zu  sein.  £ine  sehr  bedentsame  Leistnng  haben  wir  in 
Oaten-Sackena  Aofsats  an  bcgrflDen,  denn  hier  wird  eine  im  gansen 
nicht  bloß  klaasischen  Altertam  viel  erwfthnte  Wnndergesehichte^  nlm« 
lieh  die  Entstehnng  von  Bienen  nnd  Wespen  ans  Tlerkadavem,  in  so 
einfacher  nnd  natnrgemftßer  Weise  erUftrt»  daß  ein  Widersprach  wohl 
nicht  mdglieh  sein  dürfte.  Ea  iat  nlmUch  eine  bekannte  Thataacha^ 
daß  die  gemeine  SchwebiUege  Eiiatalia  tenax,  deren  »Battenachwaaa» 
larven*  in  Aborten  n.  a.  w.  häofig  zu.  finden  sind»  ihre  Eier  anf  Aas 
legt,  daß  die  Larven  sich  in  der  fanlenden  Kaase  entwickeln  nnd  sieh 
endlich  in  einen  Schwann  von  Fliegen  verwandeln,  die  in  ihrer  Geatalti 
ihrer  Haarbedecknng  and  Farbe  ganz  wie  Bienen  ansaehen,  obwohl  sie 
zn  einer  ganz  anderen  lasektenordnaag  geboren  (Mimikty).  Aach  die 
Entatebang  von  Weapen  ana  Pferdeleichen  fBhrt  er  anf  eine  ähnliehe 
Verwechselang  mit  Helophilns,  einer  weapenähnlichen  and  Eriatalis  sehr 
naheatehenden  FUegengattang  zorttck.  Er  giebt  sodann  anch  die  Belege 
für  diese  Bngonia  von  prähistorischen  Zeiten  an  ftber  die  Bibel,  daa 
klasstoche  Altertam  nnd  daa  Hittelalter  bis  anf  die  Kenaeit.  Sdbat 
Swamerdam  fand  noch  nicht  die  LOsnng  dea  Bitseis,  dagagaa  acheinft 
es  Btenmnr  gelOafc  za  haben  (Mtooirea  Ted.  lY  439),  jedoch  wordo 
dies  infolge  seiner  mangelhaften  Nomenklator  nicht  weiter  beachtet 
(vgl.  anch  Natnrwiaa.  Bandscban  IX  (1894)  363  nnd  Oama  Sterne  in 
PromeKhena  VI  (1895)  $10  It).  Über  Cook  hat  bereits  0.  Qroppe 
a.  a.  0.  beriehtet:  Glod»  BieneniiymboUk  ist  eine  tlberaaa  fleißige, 
kenntniareiche  nnd  aehr  belehrende  StoiÜMmmlnng,  die  sich  flott  liest 
nnd  anch  im  ünterricht  verwerten  lißt  Hier  Ist  besonders  zn  enrthnen 
die  Übersetznng  von  Yerg.  Georg.  IV  mit  ihren,  was  Bleneozncht  sn* 
belangt,  sehr  verstindigen  sachlichen  ErUntemngen. 


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72     Bericht  Uber  die  Litteratar  zur  antiken  Naturgeschichte.  (Stadler.) 


Im  oHcfastOQ  Berichte  irird  naUlrUeh  dee  schönen  ArtikelB  Aber 
Biene  nnd  Bienenincbt  von  Olk  in  Paniy-WIgBOwan  Beal-Enejkl.  co 
gedenken  sein. 

202.  Kayser,  Bruno  von,  Jagd  und  Jagdrecbt  in  Horn. 
Dissen.  V.  Göttingen  1895.    44  S. 

203.  Keller,  0.,  Die  SchUdkröte  im  Altertum.  Prag  1097. 

204.  ICeyhoff,  K.,  Zu  FUnins  naturalis  Ustoria  NJPhP 
(l W)  877  f. 

Kaysers  juristische  Dissertation  bietet  auch  uns  etwa  folgende 
iDtcressierende  Sätze.  Im  alten  Italien  war  wie  heute  ein  ^^ahlreiclier 
Wildstand  nur  in  eingehegten  Besitzungen  reicher  Leute  vorhanden, 
Gemeindewillder  waren  spärlich,  infolgedessen  Hochwild  und  Rehe 
selten.  Die  paar  Hasen  waren  nicht  wichtig  gcuug,  ein  Urrecht  aller 
iltiibchen  —  sich  heiTcnloser  Dinge  zu  bemächtigen  —  in  Frage  zu 
ziehen.  Herrenlos  aber  war  bei  den  Kümern  das  Wild,  gefangene  wAde 
Tiere  gehörten  dem  Tungenden,  also  gab  es  auch  kein  fSthoii;,'cieLz  und 
keinen  Wilddiebstalil.  Die  Jagd  steht  jedem  frei,  wenn  der  Grund- 
bciit/.er  es  nicht  verwehrt,  das  Jagdgebiet  zu  betreten.  Die  Hauijtjagd 
richtete  sich  übrigen»  wie  heute  auf  die  durchzieiicuden  Vögel.  Bei 
alledem  liebten  auch  die  Alten  die  Jagd  und  schätzten  sie  als  schüustc 
männliche  Thätigkeit  und  die  best«  Vorübung  für  den  Krieg.  Mayhoflf 
bringt  einige  Eiuenuaumien  und  Rechtfertigungen  der  Überlieferung  gegen 
die  Herausgeher  (n.  h.  VIII  34  coortosque  für  mortusque;  VIII  182  et 
iocose  für  et  ideu;  verteidigt  wird:  VIII  61  das  überlieferte  fieri  statt 
ferri;  XI  140  nec  locustis  cicadis  statt  nee  1.  <nec>  c;  XI  166  cum 
ipsi  statt  c.  ipsis.    Die  Besprechung  von  203  folgt  im  nächsten  Bericht. 

205.  Peters,  Emil,  Der  griechische  Physiologas  und  seine 
orientaliscben  Übersetzangen.  Berlin  1898.   105  S. 

206.  Pnntoni,  V.,  frammenü  di  nna  recenaione  greca  in  prosa 
dd  Pl^ologns.   StIF  vol.  in  (1895)  6.  169-191. 

307.  Cohn.  G.»  Znr  litterarisehen  Oeschichte  des  Einhorns. 
.  Progr.  d.  XL  stftdt.  Eealsehnle  Berlin.  I.  Teil  1696.  II.  TeU  1897. 

Die  Physiologusübersetzuhfcj  Peters'  hat  Berichterstatter  besprochen 
in  BayrGy  XXXV  (lö99)  S.  502. 

Pnntoni  giebt  aus  dem  cod.  Bologn.  Univers.  gr.  2702  (579)  elf 
Kapitel  des  Pliysiologus  (Viper,  Phönix.  Elefant,  Hirsch,  Geier,  Adler, 
Pelikan,  Specht,  Wiedehopf,  Taube  und  Rebhuhn)  wieder  mit  Apparat 
und  Erörterung  des  Verhältnisses  zu  deu  übrigou  bekannten  Hand- 
schriften und  Ausgaben. 


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Bericht  über  die  Littoratiir  zur  antiken  NatorgescMchte.  (Stadler.)  73 

Gobn  mit'SiiclMidet  in  Beiner  anageseiehneten  Abhaadluig  drei 
Überli«feningen  Uber  doa  Eiahoni,  die  antike,  die  des  PiiyBlologoa  ond 
die  blblisclk-theologisclie.  Der  AuflgangspanlLt  der  efiterea  liegt*  wohl 
In  des  Cteaiaa  EraEftblang  Yom  einhOmigen  und  einbnfigen  indiseben 
Esel,  aber  die  Sehildemngen  der  Gestalt  des  Einboms  gehen  nicht  anf 
Gteaiae  nnd  Allan  (bist.  anim.  IV  52  etc.)  zar&ek,  Btimmen  vielmehr 
mit  dem  fiberein,  was  Allan  (XVI  20)  von  dem  indlBchen  xapTaCo»vos 
ersftblt  Nor  awei  Zfige  ans  des  Ctesias  Scblldemng  haben  eine  weite 
Verbreitnng  gefunden,  nftmllch  daß  man  das  erwaehsene  E.  nicht 
lebend  fangen  könne  nnd  die  Sage  von  der  Wonderkraft  des  Hernes. 
Nebenher  läuft  die  Yerwecbselang  des  (xovoxeptac  mit  dem  ^voxipoic. 
Diese  antike  Tradition  pflegte  das  Mittelalter  nnr  in  der  gelehrten 
Litteratnr  der  Encyklopädien,  sonst  bfilt  es  sich  mehr  an  die  vielleicbt 
ofientaliBcben  Qaellen  entstammende  Pbjpsiologas-Überlieferang  (Fang 
durch  eine  Jungfiran),  deren  Entwickelnogsgang  ins  einzelne  nach- 
gewiesen wird,  JHa  blbliseh-theologische  Überlieferung  beruht  auf  der 
Verwendung  des  Wortes  )jt.ovoxcpu>c  darch  die  Septai^inta  an  den  Stellen, 
wo  io  der  fiibel  He*em  steht  Schon  Mh  gehen  die  drei  Überliefernngen 
ineinander  über,  doch  laasen  sie  sich  bei  geeignetem  Verfahren  immer 
wieder  auseinanderlegen. 

Zum  Schlasse  sei  noch  an  die  einschlägigen  Artikel  von  Oder, 
Marx,  Wellmann,  Thraemer  u.  a.  (Aal,  Acns,  Aedoa,  Adler,  Affe  a.  s.  w.) 
in  Paaly-Wlssowas  liealencyklopädie  erinnert. 

V.  Mineralogie. 

208.  Hei  big,  W.,  Eiserne  Uegeiistandc  an  drei  Stellen  des 
homt  ii  <  iien  Epos.  (lüas  1  123.  485  2  34.)  Herrn.  XXXII  S.  8b— 9i, 

2ü9.  Goetze,  Die  trojanischen  Silberbarren  der  Schliemann- 
Sanimlun^en.  (Ein  Beitrag  znr  Urgeschidite  des  Gieldes.)  In:  Globus 
LXXI  {mi)  214-220. 

210.  Helm ,  0.,  Das  Antimon  nnd  seine  Benutzung  zur  Herstelluttg 
▼on  Bronze  bei  den  alten  Völkern.  Prometheus  IX  (1897)  S,  41—44. 

211.  Bobzinkfnnd  aus  vorgesehichtlieher  Zeit   Verb.  d. 

Berlin,  antbropol.  Gesensch.  1896  S.  619. 

212.  Ohnefalsch-ltichtei',  iL,  Kupfer,  Bronze  und  Erze  im 
Altertum.  Eine  kuItiDT^-eschicbtlicUe  Skizze.  In:  Zeitgeist  (ßeibi.  z. 
Berliner  Tageblatt)  v.  2j.  .Mai  1896. 

213.  Lipp  mann,  E.  O.  von.  Die  chemischen  Kenntnisse  des 
Plinios.  In:  Mitteil,  aus  dem  Osterlande,  herausgegeben  von  der 
natorforsch.  Gesellsch.  des  Oiterlandes  zu  Altenburg  1892,  Bd.  V 
a  370  ff. 


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74     Berfefat  über  die  Littentar  tur  antiken  NatugMchiebts.  (8tedl«r.) 


214.  Binder,  J.  .T.,  Laurion.  Die  attischen  Ber^ifwerke  Im  Altar- 
tarn.  Ftogr,  y.  Laibach  1B95.  54  8..  1  Karte  n.  4  Tf. 

Helblir  terteidigt  gegen  Caaer,  Gnindfr.  der  Homerkritik,  seine 
Verwerftuff  der  genannten  Verse.  In  welefaen  von  eisemen  Gegenständen 
die  Bede  ist,  als  späterer  Einseblebsel. 

Güet/.e  bespricht  und  bildet  ab  die  Silberbarren  aus  der  zweiten 
Stadt,  welche  Schliemann  fälschlich  für  homerische  Talente  erklärte. 
Sie  sind  hinsichtlich  ihrer  Form  aus  Bronze-  oder  Knpferkeiten,  welclie 
als  Tauschroittel  dienten,  entwickelt. 

Das  Antimon  war  nach  Helm  sowohl  in  prähistorischer  als  in 
antiker  Zeit  bekannt  (rz']i.\ii,  <jxifji,  Diosk.  i^iin.  u.  a.).  Alan  verstand, 
es  zu  reduzieren  und  zur  Darstellung:  von  Bronze  zu  benützen,  in 
chemisch  untersuchten  Bronzen  fand  er  das  Zinn  zum  Teil  oder  ganz 
durch  A.  ersetzt.  Die  westpreußischen  (vorgeschichtlichen)  Bronzen 
sind  reicher  an  A.  als  alle  andern;  die  Erze  dürften  aas  Siebenbürgen* 
Ungarn  bezogen  worden  sein,  dessen  Bergwerke  auch  von  den  Römern 
ausgebeutet  wurden.  Beigegeben  wurde  das  A.  jedenfalls  in  der  Form 
von  Erz.  Was  den  Rohziukfand  anbelangt,  so  werden  im  Anschlüsse 
an  einen  siebenbürger  Fund  ans  bleihaltigem  Zinn  die  Kenntnisse  der 
Alten  vom  Zinn  zosammengestellt.  Die  Homer  kannten  nnr  die  Kupfer- 
legiemng  (Messing  ^  öpsi/aXxoc,  fälschlich  auri  chalcnm  geschrieben  nnd 
mit  anrum  zusammengebracht).  Sie  stellten  dasselbe  her  durch  Erhitzen 
von  Rohkupfer  mit  Galmei  und  Kohle,  wobei  das  reduzierte  Zinn  sicli 
mit  dem  Kupfer  legierte  (Erfind,  etwa  200  v.  Chr.).  Bei  den  Griechen 
deutet  eine  Stelle  bei  Strabo  auf  seine  Bekanntschaft.  Das  '^tn^dp-^^ 
genannte  Metall  nämlich,  das  ans  einem  Stein  von  Ändeira  in  der  Troas 
gewonnen  in  Verbindung  mit  Kupfer  das  Messing  giebt,  kann  wohl 
nnr  Zink  sein,  indem  nämlich  Zinkblende  gerOstet  nnd  mit  einer  Art 
Erde  (MIneralkoblef)  geschmolzen  vnrde. 

Der  Artikel  TonOhnefalsch^Bichter  warBefereoten  nicht  sogänglidi. 

Binder  entwirft  nach  eigener  Anschannng  eine  SdiUdetnng  des 
ganzen  Bergwerkgebietes  (etwa  80  000  ha).  Eine  Karte  veransehanlicht^ 
was  etwa  noch  an  Schntthalden«  Schachten  v.  s.  w.  zn  sehen  Ist.  Ein- 
gehend dargestellt  wird  Betrieb  nnd  Yerwaltong,  Gmbeoarbeit,  Oeräte, 
Forderung,  Metallwäsche  nnd  Verhfittnng  (VotiTbOder).  Der  Hnnpt- 
ertrag  bestand  In  Silber,  Nebenprodnkte  waren  Kupfer,  Blei,  Zinnober  n.  a» 
Dann  werden  die  BesitsverhUtnlsse  er(^rtert  (Staatoelgentnm,  jedoeh 
Betrieb  Terpaehtet  —  Bergzius).  Et  feUto  anch  nieht  an  einem  Berg- 
gmndbnch  nnd  Bergprocessen.  Den  ScUoB  der  sehr  kenntnlareloheik 
nnd  belehrenden  Arbelt  bildet  eine  Geschichte  des  attischen  Bergbanen 
von  der  ersten  Brwihnnng  in  Äschylos'  Persem  an  bis  rar  Wledenmf- 


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Bericht  flb«r  die  LitterttBr  w  entiken  Neturgeschichte.  (Stadler.)  75 


Dahme  des  Betriebes  durch  eine  fransaslsebe  GeaeUichaft  (1865),  welche 
die  antiken  AbfUIe  TcrwerCet 

T.  Lippmnnos  DuntelliiDg  der  chmnisehen  Kenntnisse  des  Flinios 
dfirfte  die  velistftndigBte  bisher  existierende  Znsammenstellnng  dieees 
StoifeB  sein  nnd  ist  daher  mit  Dank  m  begrüßen.  FreiUch  bietet  sie 
nnr  den  Bohstoflf,  denn  anf  die  F^age,  woher  eigentlich  FUnins  all  diese 
„Kenntnisse"  habe,  was  richtig,  was  lUseh,  was  von  ihm  miÜTerstanden 
oder  waa  verdorben  sei,  gellt  YerüMser  nicht  ein,  ebensowenig  ist  die 
Parallellitteratnr  herangesogen.  80  wftre  denn  hieran  erst  eine  weitere 
TJntersnchnng  na  knOpffen,  worin  nachsnweisen  wäre,  was  FUnins  der 
voraosgeheaden  Litteratnr  entnahm,  was  Zeltgenessen  boten  nnd  waa 
seine  eigenen  Zathaten  sind.  Vermißt  habe  ich  einen  Hinweis  auf  das 
n.  h.  XXXVI 195,  Isidor.  Orig.  XYl  16,  6  a.  a.  erwähnte  vitmm  flezfle, 
worttber  im  nlchaten  Berichte  mehr  an  sagen  sein  wird,  fiinen  sehr 
aosflUirUchen  —  naheaa  einem  Abdrucke  gleichkommenden  —  Ansang 
ans  dem  wohl  nicht  flberall  sngüngllchen  Originale  bietet  Natnrwisaen- 
achaftliehe  Rnndscban  (W.  Sklarek)  IX  (1894)  426,  438,  450,  475,  490. 

215.  Henning,  L.,  Die  nenesten  Porschuugeu  über  die  Steiuaeit 
and  die  Zeit  der  MetaUe  in  Ägypten.   Giebas  LH  (mi)  263. 

216.  Jevons,  F.  B.,  Iren  in  Homer.  JHSt  (1892/98)  25-*31. 

HcimiiiKB  Artikel  ist  eine  ausliiiitliclie  Bcöprecbunfj^  von 
Morgan,  J.  dt ,  Eecherches  bur  Ica  Üngiuea  do  r^igypte.  L'uge  de  la 
pierre  et  les  in6taax.    Paris  1896. 

Jevoiis  Aulbatz.  der  für  die  Ansetzung  der  liumeriscben  Gedichte 
io  den  Anfang  der  Eisenzeit  eintritt,  ist  ausführlicher  besprochen  von 
Gemoll  in  seinem  Bericlite  Uber  die  Realien  bei  Homer,  BuJ  Bd.  92 
(1897;  S.  240. 

217.  Babel nn  E.,  Lea  ori^inee  de  la  nirwir.aie.  kScieiice  sociale 
11°  an.  tom21.  ib96.  S.  32—51;  120—158;  202—230;  292—322; 
318—411. 

218.  L'or  et  Targent  dans  Tantiquit^.    Ebeoda  11»  an. 

tom  22.  S.  37—76;  422—444;  609—623.  1897.  12<»  an.  tom  23. 
a  70—92. 

919.  Lea  originea  de  Ja  monnaie  eonaideite  an  point  de 

-  vne  deonondqne  et  historiqne.  Parle  1897.  XU  427. 

Die  erste  Anfsatzreihe  bespricht  den  Tanschhandel  der  ältesten 
Zeit,  der  Naturvölker  (Waren,  Sklaven,  Vieh.  Metallgegenstände)  und 
Neuzeit,  dieMönzverhältnisse  in  Ägypten,  deiiEupbratlanderu  und  Vorder- 
asien, bei  der  grieehisrli»  n  ürbevolkernng,  den  iLilikern  und  übrigen 
Europäern.   Hierauf  folgt  die  DarstelluDg  der  freien  and  der  staatlicli 


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76     Bericht  Über  die  Litteratnr  rar  «ntikes  Nfttoigescbiebta.  (Stadler.) 

garantierten  If  finzpragangr  tind  endlich  ein  Abschnitt  fiber  die  Tra- 
ditionen der  Alten  von  der  Ei&dnner  der  Mttnzen.  Die  sweite  Beihe 
beecbftftigt  sich  mit  den  Eigenschaften  der  Hünsmetalle,  Ibrem  Vor* 
homnien,  der  Ansbentnng  der  Minen,  dem  WertTerhUtoiase  swiachen 
Gold  nnd  Silber  in  veradiiedenen  Staaten  nnd  Zeiten,  mit  den  Scbeide- 
mGnsen  n.  a.  m. 

Das  Bnch  ist  eine  im  wesentlichen  nnverftnderte  Vereinlgnog  der 
beiden  Artikel. 

220.  ßabelon  E..  Catalogues  des  Cainees  antiques  et  modernes 
de  la  Bibliotheque  National«.  Publik  sons  le<?  anspices  de  rAcademie 
des  Inscriptions  et  Belles-Lettres.  üuvrage  accoinpagne  d'im  Album 
de  76  plancbes.   Fondatiou  Eugene  Piot.    Paris  1897. 

221.  La  gravnre  en  pierres  flnea,  camßes  et  intaillee. 

Bibliotheque  de  TenseigDement  des  Beanz-Arts  pnbli6e  snr  la  direction 
de  IL  Jolee  Gomte. 

Die  beiden  banpts&chlieh  arch&ologischen  Bücher  sind  hier  nnr 
anfgenomroen,  weil  der  Verfasser  ausführlicher  im  ersten,  knapper  im 
zweiten,  den  StoflF  und  die  Technik  der  Glyptik  bespricht  In  dem 
Abschnitt:  Les  vases  mnrrbins  (s.  XIX  des  Catal.)  scheidet  er  diese 
in  zwei  Sorten,  künstliclie,  aus  einer  den  Sardonyx  imitierenden  Qlas- 
paäLe  gefertig-te,  und  uatiirliclie  aus  einer  Art  von  Sardonyx. 

222.  Preg^l  Th.,  Die  Technik  im  Altertum.  Frgr.  d.  techn. 
Staatslehranstalten.  Chemnitz  1896.   54  8. 

238.  Jaeck,  Indnstrie  nnd  Gewerbe  im  Altertum.  Prometbens 
IX  (1898)  S.  416  ff. 

224.  Gallenstein,  H.  T.  R.  v.,  Beiträge  zur  KeiiiUnis  der 
römischen  Glasindustrie  nach  Funden  von  Aquiieja.  l'rgr.  von  Görz. 
1895.    49  S. 

225.  Steinmetz,  G  ,  Die  römischen  Glasspiegel  in  den  Samm- 
inngen  des  historischen  Vereins  zu  Regensbnrg.  Korresp.-Bl.  d. 
Gesammtver.  d.  dtecbn.  Gesch.*  nnd  Alterlumsver,  1897.  S.  17—22. 

226.  Schumacher  K.,  Zur  römischen  Keramik.  In:  Jähr* 
bfteher  d.  Ver.  v.  Altertumsfreunden  im  Bheinlande.  Heft  100. 
Bonner  Jahrb.  8.  102—113  (1897). 

227.  Hettner,  F.,  Keramik.  In:  Festschrift  für  Overbeck. 
1894.   8.  165  ff. 

228.  Koenen,  K.,  GefüBkuude  der  voriömisc)ieu,  römischen 
nnd  fränk!<^riieii  Zeit  in  den  Kheinlanden.  Bonn  1895.  154  S.  Mit 
590  Abbild,  auf  21  Taf. 


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Beriebt  über  die  Littoratur  zur  ftotiken  Naturgeachicbte.  (Stadler.)  77 


229.  Dragendorff,  H.,  Terra  sigrillata.  Ein  Beitrag  tm  Ge- 
schichte der  griechischen  und  römischen  Keramik.  Jahrb.  des  Terelmi 
von  Altertamsfreonden  im  Bheinlande.    Heft  96  ond  97  (1895) 

S.  18-155. 

230.  Gftmbel,  W.  7.,  Yiride  Appiaoam.  ALL  X  (1897)  292. 

Noch  niemals  ist  Berichterstatter  bei  einer  modernen  Arbeit  so  sehr 
au  rimius  naturalis  historia  gemahnt  worden,  als  von  Prci^els  Technik. 

Mit  wahrem  Bienenfleiß  sind  alle  mö^i^licben  Noti/^en  ans  einer 
Xieihe  von  Schrifteu  znsammen^jetrageri,  aber  ohne  jede  Kritik,  ohne 
tiefere  Tjitteraturkenntnis,  ohne  jegliche  plülulogipche  Grunalage.  AVie- 
vulil  I'liiiiüs,  \'itruv,  und  insbesondere  Homer  sebr  oft  erwtihnt  werden, 
so  sind  doch  .3  a  111 1 1  i  (  he  Citate  aus  ihnen  nur  mittelbar  get,'eben,  von 
mykenischer  Kultur  winl  kein  Wort  geredet,  grundlegende  Werke,  wie 
Blümners  Technologie,  ilarquaidts  rrivatalteriiimer,  Schlieraanns 
Werke  n.  a.  «uwie  nahezu  die  ganze  von  diesen  angeführte  wissen- 
schaftliche Litteratnr  sind  anscheinend  Vtrtasser  völlig  uubekannt, 
der  hauptsächlich  anf  Releaux  Rucb  der  Erfindungen,  L.  Becks  Ge- 
schichte des  Eisens  (vgl.  Blümuers  Techn.  IV  67  Note  4),  Rtthlmanns 
allgem.  Maschinenlehre,  Lippertis  Kultargeschichte,  BQchsenschütz  Besitz 
nnd  Erwerb  u.  9.  w.  fußt.  Daher  ist  auch  die  ganze  Arbeit  nicht  zu- 
verlässig, weil  sie  beständig  Veraltetes  und  Neues,  Falsches  und  Wahres 
vermengt,  ganz  abgesehen  von  kleineren  Veratößen  phiiosophisch-histo- 
rischer  Natur. 

Wissenschaftlicher  scbeint  .Taecks  Aulöatü  zu  sein,  der  besonders 
die  iiielulhirgischen  Kenntuisse  der  Alten  bespricbt  und  manchmal  recht 
anziehende  ÜiLitilun^en  macht,  z.  B.  Reagenspapier  n.  h.  XXXIV  26. 
Die  vasa  mnrrhina  sind  nach  ihm  aus  einer  rotli-  und  weiUgefleckten 
Milchglasmasse  horc^esroUt,  in  welcher  die  g>'wüiischte  Trübung  durch 
einen  Znsatz  von  phosphoi-saurem  Kalk  (Knoi  h«  iimebl)  hervorgerufen 
wurde.  Auch  die  ZuRiutHiit  tisttHiifirr  des  sinkenden  Münzwertes  in  Rom 
dürfte  in  weiteren  Kreisen  int»  l  eHsit  ren.  — 

FBr  Glapspiegel  im  eigentiii;)ien  Altertum  haben  wir,  nach  Stein- 
UK  tz,  ahs  Z'  iiLcrii  nur  Plin.  n.  h.  XXXVI  193  und  einige  unbedeutende 
Furidrcäte,  denn  Alexander  [Aphrodisias]  Problem.  I  132  (Ideler  phys. 
te  med.  Gr.  min.  I  p.  4.^)  gehört,  weil  nach  neueren  Forschungen  von 
dem  Arzte  Alexander  Traliianus  verfaßt,  nicht  mehr  hierher. 

Danach  ist  auch  Blünmers  Technol.  IV  403  u.  a.  zu  Itcrii  htiL^en. 
Dagegen  sind  in  Regen«:bnrg  29  Glasspiegel  ans  röm.  Grabern  zum 
Vorschein  gekommen,  deren  Fundstellen  etc.  e:enau  angegeben  werden. 
Die  Spiegel  selbst  sind  kleine,  nrn-egelmäßig  runde  oder  vielseitige 
Glasscheiben  von  leichter  Wölbung  und  angemein  dünn.  Der  Belag 


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76      Beriebt  über  die  Litterator  zur  aotiktm  Natorgcticbichte.  (Stadler.) 

(Vi  mm)  stellte  sieh  bei  eliemiseher  üntenvebmig  tls  mIims  Blei  herans, 
das  IMUch  im  Laafe  der  Zeit  stark  oxydierte.  Als  HetsteUangsart 
der  eingehend  besohriebenen  Spiegel  dfirlte  Anssehneiden  ans  einer  ge* 
blasenen  Kugel  anzanehmen  sein,  als  Eabrlkatiensort  Begensbnig  nnd 
Umgeban«  selbst.  Vgl.  aach  Bayiüy  XXXia  (1897)  746. 

Schnvaeher  beschäftigt  sieh  hanptsiehUeh  mit  den  Formen  der 
rOnu  Glas-  nnd  Thongeftße. 

Bragenderff  besprieht  als  länleitnng:  Name,  Oattnng,  Technik 
und  Litteratnr  der  sog.  Terra-siglllala*Oeftße,  die  ans  feinem  roten, 
anfii  beste  bearbeiteten  and  sehr  hart  gehrannten  Thon  mit  natürlichem 
Eisenoxydgehalte  nnd  alkaliseher  Glasur  bestehen.  Dann  bringt  er  noch 
einige  orientierende  Bemerkungen  über  einige  helleniBtische  Relief^asen, 
welche  die  Vorläufer  der  terra  sigillata  bilden,  nnd  behandelt  sodann 
die  arretinischen,  kampanischeD,  matinensiscben  und  pnteolaDischon  Vasen, 
sowie  die  ornamentierten  GefäDe.  Es  folg:en  dann  noch  AbscbDitte  über 
T.  B.  in  den  Provinzen,  über  GefäJÜe  des  ersten  nachchristl.  Jahrb., 
der  späteren  Zeit  und  das  Ende  der  g"anzen  Indastrie.  Im  Anhange 
werden  nach  den  in  den  diii  Küinieiitafeln  angegebenen  55  Funiieu 
geordnet  dieStempelderjenigenl.  ».-Geffii-le  aufgeführt,  welche  in  deutschen 
nnd  franzosischen  Museen  vorhanden  sind  GallcübLeiiiä  lind  iiettnei^ 
Arbeiten  wm-en  Rerichteistatter  nicht  zng-anglich. 

Güßibel  wfist  zur  Etymologie  von  Viride  Ai  pianum  (n.  h.  XXXV 
48)  darauf  hin,  dal]  heute  noch  in  einem  Val  Apian^i  geuannteu  Thal 
am  Münte  Haldo,  unweit  des  Dörfchens  Avio,  (irimerde  gegraben  wird, 
der  Name  also  geographischen  Ursprungea  ist, 

Koenens  Gefäükuude  bringt  zwar  besüDdei-s  in  dem  Abseimitte; 
„Die  Gefäße  der  römischen  Zeit'  (65—127)  allerlei  Bemerkungen  nber 
Material  and  Technik,  ist  aber  doch  vorwiegend  archäologi&cb  gehalten. 

231.  Majonica,  H.,  Über  die  antiken  Olttser  ans  Aqnil^a. 
YVDPh  42,  312—13. 

J>er  Verfasser  brachte  antike  Qlftser  ans  Aqnileja  snr  Ausstellung 
und  erwies  aus  denselben  die  Existenz  einer  blühenden  QissiDdqstrie 
Ton  der  Zeit  der  römischen  Republik  bis  In  die  ehrlBtUehe  Epoehew 
Ei  finden  sich  dort  aber  aneh  sog.  phOniklsche  nud  alezandrlnisolie 
OUaer,  OUtoer  mit  grieehisehen  Inschriften  nnd  solche  ans  der  rSmlsdieii 
Kaiserzeit  Alle  Arten  der  Olastechnik  sind  wtreten,  ftmerhin  Nack« 
ahorangfen  von  Halbedelsteinen,  Qemmsn  nnd  Kameen,  besenders  aneh. 
Ton  Gegenstftnden  ans  Betnsteitt*  Die  moderne  Glasfsbrikation  in 
Venedig  sdieint  nnr  eine  Fortsetznnfr  der  antiken  ton  Aqnileja  zn  sein. 

232.  Lepsins,   R  ,   Geoloi^ie   von  Attika.    Beitrag  ZOT  Lehre 
vom  iletamorplusmos  der  Ge&teiue.   Berlin  lb93. 


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Beriebt  über  die  Litteratur  zur  antikea  Naturgeacbichte.  (Stadler.)  79 

SS3.  Philippson,  Alfred,  Oeologische  und  geographiBche 
Wahrnehmnogen  anf  einer  Orientreise.  In:  Sitzungsberichte  der 
niederrhein.  Ges.  f.  Katar-  a.  Heilkoode  zn  Bonn  1897.  A.  B.  4—51. 

234.  Washing-ton,  Harry  S.,-  A  petrographical  sketch  of 
Aegina  and  Methana.  Chicago  Joaroal  of  Oeology  II  879r-91d; 
UI  21—46;  138— 1G8. 

235  Elias  Balsamakes,  i^  'jftwXoKiK  iicixoopoc  Tj  tvcop^qt.  In: 
napvaoo^  1895  8.  S93— 302. 

836.  Halle  r .  E.,  Ein  Beitrag  nur  «ntiken  Palioatologle.  BayrGy 
XXXI  (1895)  566—567. 

237.  K.  B.  Der  deutsche  Bernstein  and  die  grieciiische  Heliadeu- 
sage.    MAZB  1S96  Nu.  250. 

238.  Rnello,  Note  sar  les  Aragments  des  Cyrauides  retronvSs 
dans  oa  manoserit  de  la  Bibliothö^ae  Kationale.  BPh  1897  S.  189. 

239.  Sehneer»  J.  und  Stein* Nor dhelm,  von.  Bot  Veiiiy  nnd 
seine  Geechlefate  von  79  n.  Chr.— 1894.  Mit  sahlrelchen  lUiistratienen 
entnommen  zeitgenöwlKhen  Werken.  8.  Anfl.   Earlarafae  (1896). 
69  a 

Uber  Lepsins'  Geologie  von  Attika  hat  i'aitecli  in  der  BphW 
1895  S.  334 — 341  so  sachverständig  nnd  gründlich  grehaudelt,  daß  Be- 
richterstatter nnr  auf  diese  Besprechuug  verweisen  kann. 

Philippsons  Arbeit  ist  wesentlich  geographisch;  Washingatons 
petrograi  hische  Skizze  war  niclit  zag-flng-lich.  —  Balsaitiakes  weist  daranf 
hin,  daJj  bukaiinte  SageDgesLaiten,  wie  z.  R.  der  erymaiithische  Eber, 
der  ma^atl]Olli^ciie  Stier,  die  Ziege  der  Ainaltheia  auf  paläologische 
Fnnde  zuriickgeiien  küiinteu,  und  wie  auch  sonst  die  natürliche  Be- 
Bchaffenlieit  des  Landes  nnd  Bodens  auf  Sage,  Koltor  ond  (xeschiehte, 
sowie  auf  die  Gebrauche  etc.  eiuwirkte. 

Hailer  stellt  die  Berichte  der  Alten  über  paläontologisclie  Fände 
im  Altertniu  zusammen,  wobei  noch  weiter,  als  es  geschehen  ist,  auf 
die  Qaellenfragen  (z.  B.  bei  Alian  und  Plinias)  einzugehen  g-ewesen 
wäre,  nnd  kommt  zu  dem  uahcliegeuden  Schlüsse,  daß  in  den  Klassikern 
zwar  Angaben  über  Versteiueruneren  zn  finden  sind,  von  einem  eigent- 
lichen paläontologischen  Wissen  aber  nicht  gcbi  rochen  werden  kann. 
Insbesondere  sind  mit  Ausnahme  einer  einzigen  Stelle  bei  Apaleias  de 
magica  alle  Angaben  über  i/Öue;  (Jpuxxol  etc.  auf  lebende  Schlamm- 
fiBciie,  wie  Protopterus  annecteua  u.  a.  zu  beziehen,  nicht  aber  aat 
Wirldicbe  Versteinerungen.  — 

Gestützt  auf  Plin.  n.  h.  XXXYII  35  und  eine  ältere  Angabe 
(ans  dem  18.  Jhrh.),  an  der  Oatseekttate  bedienten  uch  arme  Leute 


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80    Beriebt  ttber  die  Litteratnr  rar  antiken  Mataiigeaehiehte.  (Stadler.) 

tchlediten  Benuteb»  ata  Licht,  rechtfertigt  der  nngenamite  Verfaaiar 
des  oben  genausten  Anfiataea  den  I^theaa  gegen  Strabo  and  soniCige 
Yerkleinerer  deutet  den  Eridanoe  der  Alten  «  Badaa  (NebenflnO  der 
Weichiel;  Badanne?)  nnd  racht  schließlich  diegaase  HeUadensage  ins« 
hesoodere  mit  sprachlichen  QrOnden  als  germanischen  Import  an  deuten.  — 

Baelle  zeigt  kurz  an,  daß  in  HS  2610  der  Bibliotbdqne  Kat  an 
Paris  nnter  dem  Titel:  Ato9x«ap(8oc  xal  'Imeoxpdhooc  xod  roXi^voS  irepl 
laTpix^c  liRon^piilc  etc.  eine  willkommene  Srginrang  der  veriorenea 
ßtücke  der  Cyraniden  erhalten  ist,  fllr  die  man  bisher  auf  eine  mittel- 
alterliche latdnische  Dhersetaang  angewiesen  war.  — 

Von  der  Arbeit  ttber  den  Vesuv  sind  das  Interessanteste  die  Ab- 
bildungen des  Berges  und  seiner  Ansbrttohe  aus  den  verschiedenen  Jahr^ 
hunderten.  Der  Text  enthllt  u.  a.  auch  dne  Übersetzung  der  beiden 
Briefe  des  jfingeren  Flinius  an  Tadtus  Aber  den  Ausbruch  des  Jahres 
79  n.  Chr.  Derselbe  scheint  ttbrigens,  wie  die  Namen  Diene  (=  Cassins 
Dio),  Falco  Beneventanum,  Leo  Varsicaao-OstienUs,  Andrea  Scotto  u.  a. 
beweisen,  ziemlich  kenntnislos  aus  italienischen  Quellen  znsammen* 
getragen  au  sein. 

Zum  Schlüsse  seien  noch  einige  Arbeiten  angefthrt,  die  sich  nicht 
wohl  in  eine  der  aufgestellten  Abteilangen  einreiben  ließen: 

240.  T)  aiinemaoo,  Friedr.,  Gruudriii  einer  Gesckichte  der 
Natui  wisseiiHcliaiten,  zng-leich  eine  Eioführnng  in  das  Stadiniu  der 
natoi wisscnscliaftlichen  Jjitteratnr.  I.  Bd.  Erlfintei  Le  Abechnitte  aas 
den  ^Vel•kcD  hervorragender  Naturforscher  aller  Völker  and  Zeiten. 
1896.    XII  375  S.    (2.  Aufl.  1902.) 

241.  II.  Bd.  Die  £ntwicke]ung  der  NaturwissenschAffeen.  1898. 
485  S.  Leipzig. 

842.  Jftger,  0.,  Grondzüge  der  Geschichte  der  Naturwissea« 
Schäften.  Stuttgart  1697.  YHI  ISO  8. 

243.  Kroll,  W.,  Antiker  Aberglaube.  Sammlung  gemeinveratiindl. 
wi88.  Vorträge.   NF  H.  278.   43  8. 

244.  Rieß,  E.,  Pliny  and-  Magic.   AJPh  XVII  (1896)  77—83. 

245.  Wessely.  D.  C,  Nene  Griechische  Zaubetpapjri.  Wiener 
Denkschr.  XLII  (1893)  1-96. 

946.  Hertlein,  F.,  oXw^.  WttKor  1895«  197— 90S. 

S47.  Hesselm ey er.  Drei  homerische  Epitheta  Ar  das  Meer: 
porpbyreos,  mdas  und  oinops.  Süddeutsche  BL  f.  hdh.  TJntevrichta« 
anstalten.    1895.  6S5ff. 

248    U zäune,  Octa?6|  Das  Kochbach  des  Apicius.  Zeitschr. 

f.  Bücheriieunde,  I  7. 


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Beliebt  öber  4ie  Litterainr  tnr  uittkeB  Netugesehielite.  (Stedler.)  dt 

Dannemanns  Grandriß  hat  Berichterstatter  bereits  BayrGy  XXXVI 
<i900)  605  ff.  besprochen;  Jägers  Grandzüge  geben  sich  selbst  als  ein 
8chiUerbach,  bestimmt,  ScbOlem  der  oberen  KlaMea  hdberer  Lehr- 
anstalten eine  Übersicht  über  die  ÜSatatebanir  der  modernen  Natur* 
Wissenschaften  gewinnen  zu  lassen. 

Kroll  bespricht  nach  Festlegung  des  Begrifies  Aberglaube  die 
Grandauiolianungen  desselben  (Vermeneoblicbnng  der  Natur,  Sympathie» 
Obertragungr,  homöopathische  Mittel  u.  a.  w.).  Dasu  kommen  noch  Vor- 
stellnngen,  welche  sieb  auf  die  Person  des  Zaubernden  beziehen,  s.  B. 
Bntliaitaamkeit  in  jeder  Beziehung,  Reinigungen,  femer  Beobaehtong 
^wiüer  Zahlen  n.  a.  Dabei  wird  natürlich  einer  Menge  von  Natar- 
dingen  gedacht,  weshalb  das  interessante  Scbriftchen  hier  erwähnt 
werden  mußte.  Aus  dem  gleichen  Grunde  ist  hinzuweisen  auf  den 
Artikel  «Aberglaube*  von  Eieß  in  Pauly-Wissowas  Realeocyklopaedie. 

Bieii  macht  auf  merksam  anf  die  auffallenden  Ähnlichkeiten,  die 
zwischen  dem  Aberglauben  in  den  griechischeu  Papyri  und  in  der  nat. 
historia  sich  finden ,  sowie  auch  auf  einige  Verschiedenheiten  zwischen 
i)dden.  Wessely  veröffeutlicht  im  Anschlnsse  an  seine  Sammlung  griechi- 
aeher  Zauberfiapyri  in  Bd.  XXXVI  S.  27  ff.  der  Wiener  Denkachr.  eine 
Anzahl  neuer  verwandter  Texte.  Fär  uns  ist  am  wiehtigaten  die  Zu- 
aammenstellung  der  Synonyma  (S.  15)  wie:  Tpi-/e;  xuvoxecpiXoo  —  dv^doo 
«idpfA«:  K^voc  *£p|MK»  avijdoe;  aijMi  die*  <S|aoo  »  £xav8oc;  dwouv  {axpcw  ^ 
dfi|u-n^  Xldoc;  ai|M  pjvoXi&ictxoc  —  tdX<^  9vxa|Atvi](  etc.,  weiterhitt  die  daran 
Anschließenden  YerzdchniBse  von  Pflanzen,  Tieren  und  Mineralien  und 
der  Wartiudez. 

Hertlein  weudet  «ich  gegen  die  Fassung  von  olvot^  als  Epitheton 
«Omans  weinrot  oder  dunkelrot  sowie  gegen  den  Versuch,  es  prfignant 
als  «dunkel,  schwarz*  zu  nehmen  zur  Bezeiebnnng  der  stürmischen  See. 
£r  verwirft  überhaupt  jede  Farbenbedeutuug  und  damit  auch  die  Ab- 
leitung von  olvoc  und  erklSrt  es  ffir  «gewaltig-stimmig,  weithin  brüllend* 
Ton  den  Wnrzeln  vi  und  vok  und  sucht  diese  Ansicht  weiter  zn  be- 
4Eiflnden.  Ähnlich  erklftrt  Hesselmeyer  nach  einer  nicht  einwandfreien 
Daiatellung  der  antiken  Purpurfitrberei,  die  sich  hauptsttcblich  auf 
W.  A.  Schmidts,  Die  griechischen  Papymsurkunden  der  Kgl.  Bibliothek 
zn  Berlin  (1842)  stützt,  «opf  upso«  für  keine  besondere  Farbbezeichuung, 
sondern  nur  für  «funkelnd,  strahlend,  glünzend,  glitzemd,  schillernd*. 
Bern  ITrsprunge  nach  h&lt  er  das  Wort  für  phönikisch.  Zu  übersetaen 
^Are  es  mit  «purpurn*  mit  einer  angeknüpften  Belehrung  des  Schülers 
•darüber,  was  sich  die  Alten  unter  purpureus  etc.  eigentlich  dachten. 
Auch  filXae  bezeichnet  nur  den  funkelnden  Glanz,  das  dunkele  Funkeln 
4er  See.  oTvw|»  erkttrt  er  mit  Verwerfling  der  Deutung  Wecks  (NJPhP 

JskraibMieht  nr  AHartDinsiriaMDSahaft.  Bd.  OZIV.  {UOB.  m.)  6 


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S2     Boricht  über  die  Litter&tur  zur  antiken  Naturgeschichte.  (Stadler.) 


1884,  443  einfarben  oder  einsam)  und  Hertlelns,  b.  o.  246,  aia  ,wie 
Wein  aassehend,  weingleich  schimmernd  wie  Chierwein". 

Uzanne  giebt  in  nnterhuitender  Plauderei  biblio^'iai^Lische  and 
biogruphiäciie  Notizen  und  Übersetznngaproben  anf  grund  der  Amster- 
damer Aosgabe  Listers  (1709)  von  dem  Apicios  Coelü,  der  anter  Hello* 
gabal  schrieb.  — 

Zum  Schlosse  sei  wiederholt  au  alle  Verfasser  von  einschlägigen 
Anfsätzen,  Abhandlungen  u.  s.  w.,  und  besonders  von  solchen,  welche  in 
w'tAue^  verbreiteten  oder  ganz  fernliegenden  Organen  eracheineu,  die  Bitte 
gorichtPt,  dem  Berich terptiitter  entweder  Sonderabzüge  oder  doch 
wenigsteus  eiue  kurze  Mitteilung  zQküiMii]en  zu  lassen.  Für  jede  Be- 
mübnng  in  dieser  Hinsicht  dankt  derselbe  im  voraus  bestens. 


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Jahresbericht  über  kteimsehe  Lexikographie. 

Von 

Professor  Dr.  Carl  Wageoer 
in  Bremen. 


Indem  Ich  biermit  zam  ersten  Ifale  Uber  die  anf  die  lateioJsebe 
Lexiicograpbie  bezO^Iicben  Arbeiten,  welche  in  den  Jahren  1886—1899 
erschienen  sind,  berichte,  ist  es  flr  mich  eine  angenehme  Pflicht,  hier 
des  Mannes,  der  bisher  diese  Jahresberichte  geliefiert  bat,  rühmend  sa 
gedenlcen.  Schon  als  Scbtfler  beschäftigte  sich  E.  6.  Georges  mit 
iexilEOgraphiscben  Stadien;  seit  Olctober  1838  bearbeitete  er  mit  LUne- 
mann  das  Iclehie  Handwdrterbaeh  ScheUers    nnd  nach  Lfinemanns 
Tode  (1830)  stellte  er  vom  Bnchstaben  S  aUein  die  Ausgabe  fertig. 
Dann  schrieb  er  sein  ansrahrliches  dentsch-Iateinisehes  Handwörterbuch 
(1831--1883)  nnd  besorgte  die  folgenden  Auflagen  des  Scheller-LÜne* 
mannschen  Handwörterbuches,  bis  er  dasselbe  völlig  umgearbeitet  im 
Jahre  1869  als  selbständiges  Werk  unter  seinem  Kamen  allein  herans- 
gab.  Basselbe  erschien  1879  und  1880  in  debenter,  fast  gänclich  um- 
gearbeiteter und  vermehrter  Auflage  (vgl.  Fleclcelsens  Jahrb.  für  klass. 
Philol.  1682  S.  693;  Heerde«en  in  Iwan  v.  Müllers  Handb.  der  klass. 
Altertumswissensch.  II»  8.  506;  WOlfllin  im  Archiv  IX  623).  Unver- 
gänglich ist  das  Verdienst,  welches  sich  Georges  dadurch  erwarb«  daß 
er  mit  geradesu  bewunderungswürdigem  Fleiße  und  zäher  Ansduuer 
ohne  Hitarbeiter  ein  solches  Werk  schaf,  wie  es  keine  andere  Nation 
in  gleicher  Beichhaltigkeit,  Uenaaigkeit  und  Sorgfalt  aufzuweisen  bat. 

A.  Thesaurus  linguae  LaÜnae. 

Soweit  es  in  den  Grenzen  eines  Handwörterbuches  lie^t,  hat 
Geor^os  durch  seine  Arbeit  dem  dringendsten  Bedürfnisse  abgeholfen, 
abei'  die  höhere  Aufgabe,  die  Abfassung  eines  Thesanrns  linguae  Latinae 
war  immer  noch  zu  lösen;  jedoch  können  wir  uns  jetzt  der  Hoffnung 
hingeben,  daß  wir,  wie  wir  mit  dein  Anfange  des  neuen  Jahrhunderts  den 
Anfang  des  Biesenwerkes  gedruckt  vor  uns  haben,  so  auch  in  absehbarer 
Zeit  das  Ganse  vollstüadig  erhalten  werden.  Im  vorigen  JalirUondert 

6* 


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84        Jabreabcricbt  über  latoiDisehe  Lexikographie.  (Wagener). 

war  es  der  Begründer  der  moderneii  klaaeiselieii  PhUologie  Friedrieh 
Ansnet  Weif  (1759— 18S4),  der  znent  den  Plan  zn  einem  «oleheo 
l^erke  faßte,  aber  wieder  faUen  ließ  (vgl.  Heerdegen  a.  a.  0.  n*  515; 
Arehiv  für  lat.  Ijexikographie  II  485).  Der  nSebste,  der  viel  energischer 
an  die  Saehe  ging,  war  Carl  Halm  (1809—1882),  der  einen  mit 
Biteebl,  Flecketoen  (ygl  Qoetz,  Nekrolog  von  Alfr.  Fleekeisen  8. 139) 
und  Büeheler  genan  darehgearbeitetenPlan  aof  derPhilologenirersamniluDg- 
za  Wien  im  Jahre  1858  vorlegte.  Es  war  beabaicbtigt,  von  den 
IQaflaikem  des  arebaiaeben  und  goldenen  Zeitalter«  sowie  von  deo 
wiehtigsten  des  stlbemen  vollatJLndige  Spedalwörterbfleher  ansarbeiten 
za  lassen,  fttr  die  ttbrigen  Autoren  der  Xaiserzeit  aber  nnr  lezikallsehe 
Exzerpte  anzulegen  nnd  aus  der  wissensebaftliehen  Fisefalittemtnr  nur 
die  termini  tecboici  auszuziehen;  der  Kreis  der  Autoren  sollte  nicht 
ilber  die  Uitte  des  6.  Jahrb.  n.  Ohr.  ausgedehnt  werden.  Als  Leiter 
des  Ganzen  war  der  jagendliche,  erst  21  Jahre  alte  Fr.  Bficheler  aua> 
ersehen.  Ein  gütiges  Geschick  hat  es  gefügt,  daß  es  ihm  auch  nach 
42  Jahren  beschieden  war,  die  Vorrede  sum  Thesaurus  linguae  LaUoae 
(Juli  1900)  abfassen  zu  kdnnen.  Mit  Jubel  wurde  der  Plan  Halms 
aufisenommen,  aber  aus  verschiedenen  Gründen,  besonders  infolge  des 
italienisehen  Krieges,  sollte  die  Hoffnung  unerAUlt  bleiben.  Wohl  be- 
dauerte man  es  damals,  daß  es  der  Philologie  nicbt  vergönnt  war.  diesen 
Schritt  vorwärts  zu  machen,  aber  wenn  wir  die  Forderaogen  nnd  Auf- 
gaben, die  wir  heute  an  ein  solches  Werk  stellen,  recht  erwSgen,  so 
können  wir  uns  nur  f^nen,  daß  die  Arbeit  damals  nnterblieben  ist. 

Ber  dritte,  der  wie  selten  ein  Gelehrter  dazu  berufen  war,  die 
große  Aufgabe  von  nenem  anzuregen  und  das  Fundament  zu  einem 
Lexikon  der  Zukunft  zu  legen,  ist  Eduard  Wöhiliu  (geb.  1.  Januar 
]831),  der  Nachfolger  Halms  an  der  Universität  München  (vgl.  T.  W.  Beck, 
Prof.  Eduard  von  WölfFlin).    Zuerst  spricht  er  in  einem  Auiüatze: 

Über   die  Aufgaben   der   lateinischen  LexiiLOgraphie 
(Eheiü.  Mus.  N.  F.  Bd.  XXXVU  1882  8.  83—123) 

über  die  Notwendiglceit  eines  Thesaurus  und  erinnert  daran,  daß  es  au 
der  Zeit  sd,  auch  an  den  Ausbau  eines  soleben  Wörterbuches  zn  denken 
(Tgl.  Oeorges  im  Jahresbericht  1881  und  1882  S.  S59— 964).  Und 
bald  (1884)  trat  er  mit  einem  üntemebmen  auf,  welches  eine  Yonrbeit 
au  einem  solchen  Thesaurus  lioguae  Latioae,  gleichsam  eine  Yersnchs- 
atation,  wie  er  es  nannte,  sein  sollte.  In  dem  Vorwort  su  dem 

Archiv  für  lateinische  Lexilcographie  and  Grammatik 
mit  EinschluB  des  älteren  Mittellateins 

entwickelt  er  seinen  Plan,  bestimmt  die  Grenzen  des  üntersuchungs- 
gebietes  bis  auf  die  beiden  Oregore,  ausnahmsweise  auch  bis  Isidor, 


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Jabrefibericbt  über  lateiniache  Lexikographie.   (Wageaer).  B5 


iqnriclit  sich  hier  mit  Entediiedwiheit  gegen  die  Speiialwörterbaclier  und 
lexiludiscbe  Exzerpte  ant  und  verlangt,  daß  alle  in  betracht  za  ziehenden 
Sohnftsteller  und  Glossarien,  laschriftea  wie  Leges  and  Kapitalarien, 
Chartae  and  Diplomata  onter  die  Mitarbeiter  verteilt  würden,  damit 
diese  die  von  ihnen  ftbernommenen  Schriftsteller,  Glossarien  a.  s.  w. 
exzerpieren  and  die  von  der  Centraistelle  gestellten  Fragen  beantworten 
sollten.  Wie  voranszasehen  war,  so  hat  zieh  zwar  die  erste  Begeisterung 
der  augeworbeneu  Freiscbar  bedeutend  abgekülilt.  abtT  im  Laute  der 
Zeit  hat  sich  doch  ein  guter,  zuverlitssiger  Stumm  vou  ältereu  und 
jüngeren  Gelehrten  gebildet,  die  mit  dem  schönsten  Erlul^'i  auf  diesem 
Gebiete  weiterarbeiten,  wie  dies  eine  Reihe  von  Mubteiaufsätzeii  iu  dem 
xVrcLiv  (von  dem  bis  jetzt  11  Bände  uud  'A  Helte  vorliegen}  deutlich 
zeigt.  T'nd  wenn  der  ileransgeher  nai  li  uem  AI  srlilnlj  deb  zehnten  Jahr- 
ganges ( Ai(.ii.  XI  145)  einen  Rückblick  auI  die  ;,^eleistete  Arbeit  wirlt 
und  ilie  Fülle  vüu  K  vikulischen.  tri uiiauatiiicheu  und  fililisti>;cheu  Ab- 
haiiiilniitreu,  die  nicht  iiur  der  lateinischen  sonderii  auch  dei  l  umanischeii 
Sprache;  zu  ^'ute  koninien,  übcrschant,  dann  kann  er  mit  seinem  Erfolge 
wolil  /iuirieden  sein.  Das  meiste  und  bcate  rührt  vou  ihm  selbst  her, 
uiid  D)it  Recht  sagt  Bock  a.  a.  0.  p.  7;  Seif  stoud  Wuiü'im  als  een 
echt  veldheer  altijd  in  de  voorste  geledereu.  üveral  hooren  wij  de 
Stern,  de  bevelcn  en  wenken  vau  den  ]mi)erator.  Uud  daher  ist  es 
auch  gekommen,  dafi  das  Archiv  wie  am  Anfange  so  auch  jetzt  noch 
auf  der  Tluhe  steht,  daß  es  jetzt  eine  viel  gelesene  Zeitschrift  ist,  die 
das  Bü  lt  iitenüstü  auf  diesem  Gebiete  zu  bringen  pflegt.  Es  haben  dai  an 
im  L-düle  der  Zeit  Gelehrte  aus  allen  LiLuderu  teilgenommen,  und  so 
kann  man  mit  Recht  sagen,  daß  aus  einer  deutschen  Zeitschrift  eine  inter- 
nationale geworden  ist.  Nauientiich  haben  in  letzter  Zeit  junge 
Amerikaner,  die  in  München  studierten,  höchst  wertvolle  Arbeiten  ge- 
liefert, und  es  ist  erfreulich  zu  sehen,  wie  die  IJewoiruer  des  anderen 
Weltteils  gerad«  die  deutsche  Wissenschaft  zur  Grundlage  ihrer  Studien 
nehmen  und  sich  geistig  mit  uls  verbunden. 

Eine  eitrige  Unter^tiitznni,'  fand  Wolfflin  au  Martin  Hertz,  der 
auf  der  Philologenversal nivilun^r  iu  Görlitz  (Herbst  1889)  als  erster 
Vorsit/eiider  in  der  Erötiniuigsiede  anrh  du  Tiiesaurus- Frage  berührte. 
Als  er  dann  die  gedruckte  Rede  (Vt  rh:iiul hingen  d(  r  4U.  Versamralun.; 
etc.  Leipzig  1890,  8.  9—11)  dem  Miujsier  von  Gußltr  vorlegte .  erhielt 
er  vou  diesem  die  ZtisichernuL'  (27.  Eebruar  IbUO),  dali  die  iü  der 
Kedp  gegebene  Aure;iiing  zum  Uegensiand  weiterer  Erwägung  gemacht 
Werden  sollte.  Später  wurde  diese  Angelegenheit  in  einer  Konferenz 
(16.  Februar  1891),  au  der  die  H.  H.  Althoff,  Mommsen,  Vahlen, 
Diels  uud  Hertz  teilnahnifn ,  eiugehend  erörtert  und  letzterer  aufge- 
fordert, ein  Schriftstück  über  Bedeutung,  Geschichtei  Plan  oines  solchen. 


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86        Jahresbericht  über  lateinische  Lexikographie.  (Wagener). 


Unternehmens  abzufassen.  ])ie  hauptsächlichsten  Grundsätze,  die  Hertz 
in  dieser  Denkschrift  (Sitzungsberichte  der  Berliner  Akademie  1891 
S.  671—684)  iuisfUhrlich  entwickelt  hat,  sind  tolffcude:  Die  Eigen- 
namen sind  ganz  auszuschließen,  sonst  aber  darf  kein  W  ort  innerhalb 
der  zu  bestimmenden  Grenze  übergangen  werden;  vou  jedem  Worte 
null]  seine  Geburt,  sein  Lebcnslanf  nnd,  soweit  es  sich  nicht  dauernd 
am  Leben  erhalten  hat,  auch  sein  Tod  ersichtlich  sein.  Es  kann  aber 
nicht  beabsichtigt  werden,  eine  vollständige  Sauiuiluug  aller  Stellen  von 
dem  Vorkouiiuen  jedes  Wortes  zn  geben,  daher  wird  von  gewöhnlichen 
ncd  durchweg  gangbaren  nnr  eine  Anzahl  von  Stellen,  zum  Teil  uoi* 
dnrch  Ziffern  bezeichnet,  oder  bei  sehr  ausgedehntem  Gebrauche  durch 
ein  ,etc.";  dafres:en  sind  die  a?ta5  Xe^^ixeva  sorgfältig  anzugeben  und  von 
selten  vorkommenden  Wörtern  alle  Beleq:e  zn  verzeichneo.  Die  Zeit- 
jcrenze,  bis  m  welcher  die  Schriftsteller  exzei-piert  werden  niiiülen, 
sollten  die  beiden  Gregore  und  Isidor  bilden,  wie  auch  Wölfflin  schon 
vor  ihm  vorgeschlagen  hatte.  In  dem  Out  achten,  welches  von  den 
Mitgliedern  der  Berliner  Akademie  übei  diese  Denkschrift  abgefaßt  ist 
(a.  a.  0.  S.  685—689),  traten  diese  mit  großer  Wärme  für  den  Plan 
ein  uud  weisen  mit  Recht  daraufhin,  daß  das  Unternehmen  nicht  Sache 
eines  Privatmannes  sei,  sondern  nur  einer  staatlich  organisierten  Kor- 
poration iibertra):,'en  und  nur  dnrch  Heichsmittel  ausgeführt  werden 
könne.   Diese  beiden  Schriften  bespricht  Wölfflin  in  dem  Aufsätze: 

Zwei  Ontachtea  aber  das  Unternehmen  eines  lateiniseben 
Wörterbnohes  (Archiv  YH  507), 

indem  er  dabei  über  die  Bedeutung  des  Thesaurus,  über  die  Geschichte 
des  Unternehmens,  über  die  Orc^anisatiitii  der  Arbeit,  über  Arbeiter  und 
Leitung,  über  Zeit  und  Gel  l  rin^^eliend  handelt  Noch  einmal  äußert 
sich  Hertz  in  der  in  dfut^^cln  r  Sprache  geschrirlicncn  Programmarbeit: 
De  thesanro  latinitatis  condendo  (Somnjn -Lcktionskatalos  Breslau 
1892),  ohne  indes  etwas  Xrues  zu  bringen,  vgl.  noch  Archiv  Vill  158. 

Eine  Zeitlani^  drang  von  dem  Thesaurus  wenip  in  die  Öffentlich- 
keit, bis  dann  in  dem  Archiv  YIII  62i  ein  Plan  zur  Ijet.'^ründuu  g 
eines  Thesaurus  linguae  Latinae  erschien,  der  den  fünf  deutscheu 
Akademien  in  Berlin,  (röttingeu,  Leipzig,  München  und  Wien 
von  der  Berliner  Delegiertenkonferenz  zur  Genehniiguug  vorgelegt  und 
von  sämtlichen  einstimmig  genehmigt  worden  ist.  Aus  demselben  er- 
sehen wir,  daß  nach  verschiedenen  Beratungen  und  Konferenzen  zn 
Frankfurt  a/M.  und  Koburg  die  genannten  Akademien  sich  bereit  er- 
klärten, die  ganze  Last  des  Unternehmens  auf  gemeinsame  Schultern 
zu  nehmen,  wonach  auf  jede  wahrend  der  für  das  Untornolimen  fest- 
gesetzten Zeit  von  20  Jahren  100  000,  alao  jährlich  dOuO  Mark  iallen 


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Jahnsbeiiebt  fiber  lataiiiiaclie  Lexikographie.  (Wagener).  87 

würde,  und  daß  man  uch  nach  eiogehender  PMifong  der  tod  Bftcheler 
Qsd  WöiffUn  Aoagearbeiteteii  Planei  auf  folgeodeii  Modaa  elaigte:  Ffir 
einige  wenige  Klassiker  fland  man  die  yorliandenen  Speaialleiilm  ans- 
reichend.  Für  die  ttbrigen  SehiiftsteUer  dagegen  wird  eine  nene  Ver- 
zettelung stattfinden.  Und  swar  sollen  aoa  den  von  FaeUenten  re- 
vidierten und  vorbereiteten  Kosteransgaben  vemitteist  des  Mensel- 
aehen  Systems  ToUstftndige  lodices  omniam  verbomm  et  loeomm  ber^ 
geteilt  werden.  Die  aräbaisefae  und  goldene  Latinität  (anch  der  In- 
schriften) wird  gans,  die  silberne  grÖßtenteOa ,  die  spätere  Zeit  nnr  in 
sweekentsprechender  Auswahl  ▼enettelt  werden.  Dabei  soll  namentlich 
«Qch  anf  die  die  mittelaltta.-Jche  Latinitftt  bestimmenden  Schriften  Blick- 
eicht  genommen  werden.  Die  fibrige  antike  Idteratnr  (einschließlich 
der  Inschriften)  nnd  die  modernen  Facbceitschriften  nnd  Fachwerke 
sollen  durch  kündige  Qdehrte  exzerpiert  werden.  Sofort  nach  Her* 
etellnng  nnd  BeTision  der  so  gewonnenen  Spezialindiees  beginnt  das 
Werk  der  Ordnung  nnd  Bearbeitung  im  Beben;  die  Zettel  werden 
alphabetisch  gelegt,  die  Frequenz  der  Wörter  und  Wortformen  statistisch 
festgestellt»  die  Arten  nnd  Abarten  der  Bedeutung  in  großen  Gruppen 
ausgesondert  und  die  cbarakterlstiichen  Typen  Jeder  Art  ausgehoben. 
Durch  diese  Boharbeit  wird  es  gelIngeD,  vor  der  eigmitlicfaen  Bedaktlon 
die  If  asseahaftigkeit  des  ungeheuren  Materlala  auf  eine  sweckdienliehe 
Auswahl  zu  redusleren,  doch  so,  daß  man  Jeden  Augenblick  auf  die 
Eiuzelindices  zurückgreifen  kann,  die  auch  nach  Yollendang  des  The- 
saurus ihren  selbständigen  Wert  ftbr  die  Forschungen  behalten  werden. 
Ist  nun  diese  Bohbearbeituog  der  einzelnen  Indices  abgeschlossen,  so 
wird  daa  gesiebte  Material  zusammeDgeleg:t  und  ehizelne  Buchstaben 
oder  TeOe  derselben  den  eigentlichen  Bedaktoren  zur  Feinbearbeitung 
überwiesen.  Bas  Ergebnia  dieser  Thfttigkeit  Ist  dsa  Mannskr^t  des 
Thesaurus,  das  nach  der  Bevisiou  der  Direktion  druckreif  Ist.  ^)  Das 
Direktorium  Uldoi  die  Frofessormi  Bicheler  in  Bonn,  Leo  In  OSttingen 
und  W91ffJin  in  München.  Der  Umfang  des  gansen  Werkes  soll 
12  Bände  groß  Quart  zu  dnrcbfcbmttlicb  1000  Seiten  nicht  übersteigen. 

*y  Ansfahrliche  Darlegungen  über  die  Geschiehte  des  Planes  und 
aeioer  VerwirkUchang  fioben  Heerdegen,  Handbuch  der  klass.  Altertums 
wiBsenscbaft  IP  515;  Wölfflin,  Archiv  VII  607-522;  XII  300  ;  450;  Leo, 
Nachr.  der  Gesellsch.  der  Wiss.  zu  Göttingen,  geschäftl.  Mitt.  189;»  Heft  l; 
Diels,  ElcmeDtum;  Brugmann,  Anzeiger  für  idg.  Sprach-  and  Altertnmsk. 
X,  ISnn.  a8s-  373;  Thesaurus  Vol.  I  praefatio;  Kirby  Flower  Smith, 
American  Journal  of  Philology  XXH  203—210;  Gundermann,  Zeitschrift 
für  franz.  Sprache  und  Litteratur  l'JOl  Bd.  XXIII  Heft  S  S.  103:  S.  Reiter, 
Der  Thesaurus  lingoae  Latinae  in  N.  Jahrb.  f.  klass.  Altert,  herausgegeben 
von  Dberg  and  Richter  IV  513  ff. 


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88       Jahrefibczlebt  ttber  Ittebiiche  Leilkopapbie.  (Wagwer). 

JMe  OberautVicht  fiber  das  gRoze  Werk  steht  den  5  Akademieo  zu«  die 
TU  der  jährlichen  Konferenr,  je  ein  Mitglied  zn  delegieren  haben,  weleh» 
mit  dem  Direktorium  dio  leitende  Kemmission  bilden.  Noch  mag  be- 
merkt werden,  daß  die  ludices,  wenn  sie  ent  geordnet  sind,  sofort  von 
den  Gelehrten  benutzt  werden  können  und  zwar  bei  der  Akademie  zu 
München  die  für  die  Prosaiker,  in  Göttingen  die  filr  die  Dichter.  Doch 
anf  der  Pfingstkonferenz  von  1898  wurde  beBcblosssn,  sftmtUebe  teils  in 
Oöttingen  teils  in  München  gesammelten  Materialien  an  einem  Orte  za 
vereinigen  und  zwar  in  M&ncben,  wo  die  bayerische  Akademie  der 
Wissenschaften  vier  gerSnmijre  Zimmer  zur  Verfügung  gestellt  bat 
(Arch.  XI  300).  Die  Gesamtzahl  der  Zettel  diirfte  4Vs  MiUionen  be- 
tragen, welche  in  etwa  300  Kartonschachteln  verwahrt  werden.  Ab- 
gesehen von  dem  Generalredaktenr  (Fr.  Vollmer)  nnd  dem  SekrelSr 
(Oskar  Hey)  woden  etwa  19  Assistenten  (Qsorg  Dittmaon,  Wilh.  Bannier, 
Walter  Otto,  Alfr.  Klotz.  Ernst  Lommatsch,  Paul  Babbow.  Emst  Diebl« 
Qeoig  lidinert,  Adolf  de  Keß,  Henrich  Oertel,  (3arl  Plins,  Bmst 
Biekel}  beschäftigt  sein,  die  Lezikonartikel  ansiiarbeiten  (Areb.  XI 
459).  Naeh  Abseblnß  der  Vorarbeiien  bat  nnn  im  Oktober  1899  die 
eigentlicbe  Arbeit  am  Tbesanras  d.  b.  die  Abfassung  der  Artikel  be* 
gönnen.  Und  was  naeh  dem  Konunissioosberiekte  Ton  8.  nnd  4.  Jnli 
1895  (Arob.  XX  481)  nnd  nach  dem  Referate,  welches  PkvfiBSSor  Dieb 
anf  der  Pbilologenversammlnng  zu  Köln  am  26.  September  1895  lieferte 
(Verbandlnngen  der  Pbilologen?ersammlnug  zn  Köln  8.  94--96),  an 
war,  daß  mit  Beginn  des  nenen  Jahrhunderts  aneb  der  AnÜuig 
des  Tbesanras  gedrnokt  werden  würde,  ist  wirklieb  in  Erffillung  ge- 
gangen, denn  mit  Freude  können  wir  berichten,  daß  im  Jabre  1900 
die  erste  Uefemng  (vol.  I,  fsse.  I  absnrdus)  nnd  im  Jabre  1901 
die  nweite  Lieferung  (vol.  II,  fasc.  I  an— »aplnda  erscblenea  sind. 

Was  wir  Ar  ein  Werk  an  erwarten  haben,  das  können  wir  am 
besten  ans  den  Arbeiten  Im  Arohiv  ersehen,  die  siob  anf  lAutlebre» 
WortbllduDgslebre,  Syntax,  Semasiologie,  afHkanlsehes,  gallisches  Iskleiii 
nnd  auch  anf  literatnrgesebicbte  betiefaen.  Kau  erkennt  sogleich,  dal^ 
alle  diese  Beitrüge  mehr  oder  weniger  in  einem  inneren  Zusammenhange 
mit  der  Lexikographie  stehen  nnd  daß  diese  keine  mechaniscbe  Arbeit 
mehr  ist,  sondern  sieb  an  einer  selbständigen  Wissenschaft  herausge- 
bildet bat  Das  Lexikon  der  Zukunft  soll  daher  nicht  etwa  eine  yer- 
mehrte  oder  verdoppelte  Auflage  des  Forcellini  sein,  auch  nicht  ein 
Naebsdilagebnch,  in  dem  man  jede  Stelle  finden  kann,  es  wird  etwas 
gans  anderes  werden,  als  es  Halm  nnd  Bitaehl  im  Sinne  hatten,  es 
wird  ein  Werk  sein«  welches  »das  Leben  jedes  einseinen  Wortes  nnd 
damit  die  Gescbiebte  der  lateinischen  Sprache  vor  unseren  Augen  ent* 
follf.  Daher  wird  man  anch  schttrfer  als  bisher  darauf  achten  vQseea, 


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Jfthfesbeiicbt  fib«r  ktoiniidie  Lexikographie.  (Wageacr).  g9 

ob  ein  Wort  in  der  Litentnrspraehe  oder  im  VnlgSrlAtein  rorkonmit. 
Ein  gaos  neuer  GeaiditsiNuikt  iit  tneh  der,  daß  mm  die  lokale  Ver- 
eebiedenheit  der  Sprache  anft  geaaneBte  betttckiiclitigt)  am  «einem  nach 
Landern  provinaieU  geftrbten  Latein,  einer  den  romaniichen  Sprachen 
entipreehendefl  Verftnderong  des  lateiaiacfaen  Spraehachatsea  In  Spanien, 
Frankreich,  Italien  anf  die  Spnr  an  kommen*.  Femer  wird  anch  daa 
Absterben  and  Fehlen  der  WOrter  beachtet  werden  müssen,  «da  ja 
der  Bomanist  sich  oft  darflber  klar  werden  mnß,  ob  ein  lateinisches 
Wort  in  einer  gewissen  Periode  noch  oder  sehon  gelebt  habe."  Daan  ist 
aber  anch  weiter  an  antersnchen,  welche  Mittel  die  Sprache  benntste, 
am  ftr  das  Yerschwinden  der  Wörter  Ersata  an  schaffen,  so  a.  B.  dorch 
Ansetsong  ▼on  Soffixen,  dnreh  Bildnog  von  FreqaentatiT-  oder  Intensiv* 
formen  nnd  vor  allem  dnrch  ümschreibnn^  oder  dnrob  AnfUlsongr 
in  awel  Wörter,  durch  dasetanng  von  Syuooymen  nnd  dergl.  Alle 
diese  Fragen  hat  WÖUnin  besoaders  in  den  AnfUltsen: 

Die  alten  nnd  die   neuen  Aufgaben   des  Thesaarus 

liogaue  Latinae  (Archiv.  IX  1)  nnd 

Die  neuen  Aufgaben  des  Thesaurus  linguae  Latinae 
(Sitznogsbericht  der  philos.-philol.  und  der  histor.  Klasse  der  k. 
bayer.  Akad.  d.  Wiss.  1894,  Heft  i) 

eingehend  besprochen.  Mögen  znm  Schiaß  die  Worte  stehen,  die  der 
verstorbene  Otto  Eibbeck  dem  UDternehmen  widmete:  soll  hier- 
mit znm  ersten  Mal,  aas  dem  Vollen  nnd  Ganzen  geschöpft,  mit  allen 
Kittein  fortschreitender  Erkenntnis  nnd  Methode  da  bis  In  die  feinsten 
Zöge  ansgeflihrtes  getrenes  nnd  anverllssigee  Abbild  des  lateinischen 
Spracbschataes  von  den  ftitesten  Zeiten  bis  «um  7.  Jahrhundert  n.  Ohr. 
geschalfen  werden,  wekshes  allen  Wlssenschaftszwelgea,  die  nach  irgend 
einer  Seite  hin  anf  dss  VerhUtnis  dar  lateinischen  Sprache  nnd  der  von 
ihr  entlehnten  Ansdraeksweise  angewiesen  sind,  an  gnte  kommen,  fttr 
das  sichere  Verstandais  aber  der  latdniscben  Autoren,  Ihrer  stilistischen 
Eigentllmlichkeiteo  nnd  Vorbilder,  die  Feststellung  Ihrer  Texte  nnd 
das  Stadium  der  Sprachentwickelung  nach  in  kulturhistorischer  nnd 
psychologischer  BIchtaag  von  nnermeHlichem  Kntaen  sein  wird,*  vgl. 
Heerdegen  a.  a.  0.  II*  8.  525. 

Koch  ist  es  nötig,  anf  die  Artikel  der  ersten  Lieferung  des 

Thesaurus  Hnguaa  Latinae  editas  aactoritate  et  consUio 
academlaram  quinque  Germaaicarum  BeroUnensiB  Gtottilngensis 
Lipsiensis  Monacensla  Vlndobonensis.  MDOCCG  Lipslae  in  aedlbus 

B.  (y.  Teubneri 

selbst  etwas  ;?enaner  einü,ue:Lht  ii.  Nach  der  von  Bücheler  verfaßten 
Vorrede  and  dem  Yerzeichniä  der  gebrauchtea  Ausgaben  Iftteinischer 


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90       Jahresbericht  über  hteioische  Lexikographie.  (Wagener). 


Autoren  iübrt  dds  der  eigeDtUche  Schöpfer  des  Werkes.  Wölfflin,  den 
ei-sten  Bachstaben  gleichsam  als  eine  Probe  vor.  Wie  dieser  ArtiJceL 
80  sind  fast  alle  größeren  angelegt.  Der  «Kopf**  bringt  geoan  die  Form 
des  Wortes  und  dabei  avcb  iiDgewöhnlicbe  Formen  mit  Anfübrong  von 
GramjnatikerieogiiineD.  Dann  aiod  die  zur  Übersetzongr  ▼erwendeten 
Glossen  gesammelt  nnd  in  knapper  Form  Beobachtungen  zur  Ge* 
schichte  nnl  zum  Bedeutuifrswechsel  zusammengestellt;  anch  sind  dia 
lateinischen  Schriftsteller,  b«-:  denen  dos  Wort  fehlt,  verzeichnet.  Hieran 
schließen  sich  knrze  Notizen  über  Etymologie  von  Professur  Thumeysen 
nud  Über  das  Fortleben  des  Wortes  in  den  romanisciien  Sprachen  von 
Professor  Meyer-Lübke.  Der  eigentliche  Artikel  enthält  die  Citate. 
die  möglichst  nach  der  Bedentongsentwickelang  chronologisch  geordnet 
sind,  wobei  die  Beispiele  so  weit  ausgeschrieben  sind«  daü  der  Sinn 
verständlich  ist.  Am  Üude  des  Artikel  folgt  eine  ZasamoiensteUaiiff 
von  Synonyma  nnd  apposita  des  Wortes. 

Nach  der  ganzen  Anlage  ond  den  großartigen  Vorarbeiten  vmr 
es  ro  erwarten,  daß  in  dem  neoen  Werke  die  größte  Vollständigkeit 
herrschen  wfirde.  Und  so  sind  denn  auch  die  Artikel  weit  umfang- 
reicher, als  die  gleichen  in  dem  bisher  größten  Lexikon  von  Forcellinl 
'  De  Vit  «Es  ist  wohl  nicht  sn  viel  gesagt,*  beißt  es  in  dem  von 
der  Verlagsbuchhandlung  beigegebenen  Prospekte,  daß  der  „ThesannUi 
wo  ilberhanpt  der  Stoff  verwendbar  war,  anf  etwa  doppeltem  Banme 
bis  snm  Zehnfachen  dessen  bietet,  was  Forcellinl  bringt  Z.  B.  nimmt 
der  Artikel  aoimosns  bei  Forcellinl  33  Zeilen  ein,  im  Thesanms  80; 
Forcellinl  citiert  21  Stellen,  der  Thesanms,  abgesehen  von  den  Gleesen , 
130.  Unter  anlmo  giebt  ForcelUni  54  Zeilen  mit  84,  der  Tbesannis 
113  Zeilen  mit  139  Citaten,  animatas  umfaßt  bei  Forcellini  48  Zeilen  mit 
26,  im  Thesanras  35  Zeilen  mit  48  Stellen.*  Den  größten  ond  schönsten 
Zuwachs  aber  hat  der  Thesaurus  dorch  Anfhabme  der  Eigennamen  er* 
halten,  von  denen  besonders  die  inschriftliehen  ttberans  beachtenswert 
sind,  da  sie  bisher  in  den  Indlces  und  in  anderen  Pnblikationen  ver- 
borgen waren.  Anßerdem  ist  in  dieser  ersten  Lieferung,  die  bis  ab- 
BurduB  reicht,  eine  lange  Beihe  von  bisher  meist  nnbekannten  Vokabeln, 
die  auch  im  Forcellini  fehlen,  in  den  Thesaurus  aufgenommen,  von  denen 
ich  mir  folgende  angemer]^t  habe.  Ich  f&hre  sie  hier  alle  auf,  damit 
man  so  recht  die  Reichhaltigkeit  des  Werkes  kennen  lerne;  in  Klammem 
habe  ich  0.  nnd  N.  heigeflQgty  wenn  das  Wort  bereits  von  Georges  in 
seinem  Handwörterbnehe  (7.  Auflage)  und  von  Kettleship,  Contrlbutlona 
to  Latin  Lezicograpby ,  verseichnet  war.  £a  sind:  ababalsamnm, 
abaotio  (G.),  abaddir  (Q.  N.),  abalbus,  abalteruterum  (O.  N.),  abanet. 
abaiigubtas,  abantes,  abantoula,  abarguo,  ?  abartenum,  abarticulamentum, 
abaso,  abatto,  ahfaatiai  abbo,  abhondio,  abdecet  (N  ).  abdiscit,  abditndo. 


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Jahresbericht  über  lateinische  Lexikographie.  (V^^^i^^O*  91 


[abegato],  ?  abcripio,  ?  abes,  abextra,  abg>mtiDn8,  abhibeo  (G  ),  abhonidus 
?  abhorris  vel  aborris,  ?  abhumus,  abiectito,  abiectivu»,  abietalis,  abi- 
geins.  abigus,  abinde.  nbiulra,  abingruentes,  abintellegentes,  abinterina, 
abinti  1,  il  inundaus,  abingus,  ablacta,  ablava,  abligiir[r]igine.  ?  ^iblinda, 
;LbUng(ujo  (G.j,  [ablinio].  ablnmentnni,  abluvio  (G.),  abnei;;»! tiu,  ;ibne- 
gito,  ?  abniso.  abnneiitia  (G.),  abnurus,  abolitus  (Ö.),  r  abomaihon,  abu- 
niiiiabiliter,  abonnis.  abordiiiatio,  aborigirieus  (G.),  aborsorias,  aborticium, 
■ibpono,  abi  isio  ((;.),  abrelinquo,  abremisaa,  V  ubreptabat,  ?  abreplicius, 
abreptio  (N.\  abrt  ptus,  (6.  N.),  abrogantia,  abscidio.  abscidit,  ?  ab- 
scissio  (G.),  abscis'iura,  ?  abscito,  abscuiiditio  (O.),  absentatio,  ?  abseratio, 
absideo  (andere  Lexika  haben  mit  Unrecht  absedeo),  absigno  (N.).  ab- 
soleo,  absolubihs  (G.  N.),  absorbiüo  (O.  N.),  abstcnsns,  abstentatio,  ab- 
Stersio  abstirpat.  abstlatata.  abstr^-pitns,  V*  abbtriügo,  (absLulus). 

Manche  M  örter  sind  aber  weggelassen,  die  sich  wie  minützer 
Ballast  von  Lexikon  zu  Lexikon  fortgeschieppt  habeo,  z.  B.  agnif  isttini. 
wofür  jetzt  Eose  in  Theod.  Prise.  U  34,  113  (p.  216,  5)  ab  an^Mucutis 
liest;  abflaat,  was  Goc?.  im  Simplicias  de  re  agr.  p.  76  schrieb;  ad- 
hiemabit  Plin.  N.  11.  18.  35,  81  (354),  wo  die  Heransgeber  nach  den 
besten  Hss  liiemabit  geben;  abiectacuium ,  was  Plaut.  Truc,  2,  7,  38 
(597)  nur  eine  Xoüjcktnr  von  "Rothe  war,  ferner  noch  abietinum,  abo, 
abrnmns«  absordeo,  abspes,  absuetudo.  Bei  einigen  Wörtern,  die  sich 
auch  sonst  in  Junten  Wörterbucheni  linden,  aber  im  Thesaurus  fehlen, 
steht  mir  das  bandschriltiiche  xkCaterial  nicht  zu  Gebote,  nm  richtig 
darüber  urteilen  zu  können.  8o  wird  auch  von  Georges  abaestno  au- 
peführt  und  mit  Tert.  oder  Cypr.  carm.  de  ind.  dorn.  1  (qnid  faciat 
laetis  nt  vitis  abaestuet  uvis)  belegt.  Für  abblandior  führen  Paucker, 
Supplcm.  kx.  Latin.  I  1  nud  Nettleship  a  a.  0.  j».  5  Hilar.  l'ict.  in  Ps. 
140,  6  (raulier  .  .  abblandieits  pellexit)  und  Forceüini  und  Nettleship 
Script.  Eleg.  de  Fortunae  vicis>.  21  (ut  facile  amfssos  abblandiar  ore 
favores)  an.  Bei  abcaecatio  citieren  Forceilini  und  Nettleship  a  a.  O. 
p.  5  eine  gloss.  Cyrill,  aroru'pXtoTtc  abcaecatio.  Abnodare  belegen 
Klotz  und  (leor^es  mit  Col um ella,  Georges  erwähnt  weiter  nicht«.  Klotz 
aber  bemerkt  noch,  daß  Schneider  mit  Unrecht  adnotare  schreiben  will. 

Wie  bei  abrotouum  auf  habrotonum  verwiesen  ist,  so  biitte  dies 
auch  bei  abrotonites,  absis,  absida,  absidatns  geschehen  können.  Aus- 
gelassen ist  Abducta,  welches  der  Name  einer  Komödie  des  Afranias 
ist,  vgl.  Hibb.  Scaen.  poet.  II  164,  sowie  auch  absinthiatus,  absinthium, 
absintliitea,  welche  vielleicht  an  einer  anderen  Stelle  behandelt  werden, 
wamm  aber,  weiB  ich  nicht.  Ein  Druckfehler  scheint  bei  dem  Worte 
abhorridos,  Yon  dem  fi.  Ploeu  im  Arch.  lY  286  sagt:  cuins  nallom 
eistat  exemplnm,  yonsaliegen,  wo  ich  die  Stelle  äen.  epiat.  8,  19  nicht 
habe  finden  können. 


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92       Jiliretbttiebt  Aber  latsiiUMdi«  Uiikographii^  (Wageoer). 

Znm  Schloß  spreche  ich  die  HoffnODg        daß  das  Versprechet» 
der  Verlagabncbbandlniig  in  ErfflUoDf  geben  nnd  das  ganze  Werk  ia 
leleieber  Gttto  lud  VorlteffUchkeit,  wie  dies  bei  der  eratea  Liefemag 
jedem  Artikel  an  Tage  tritt,  in  16  Jahren  vaUeadet  ana  vorliegen  mQge. 

B.  Vorarbeiten  zum  Thesaurus  linguae  Latinae. 

Die  Vorarbeiten  zum  Thesaurus,  die  in  die  Zeit  (allen,  über  welcUd^ 
der  Jahresbe Hellt  handelt,  sind  folgende: 

1.  Wölfflin,  Arch.  4.  101—108:  abdico;  abdömen  (S.  lOl);. 
abecedaria  (S.  103):  [ab^do];  abömo;  abeqoito;  aberratio;  aberro  (S.  104); 
abgrego;  abhibeo  (8.  108j. 

2.  Henrad,  Areb.  4,  467—631:  abeo  (S.467);  Ab-6-dna  nnd 
Ad-6  öoa  (8.  531). 

3.  Ploen,  Arch.  4, 109—115:  abhine.  Ana  den  Erlftniemnge» 
(8. 114—116)  ersehen  wir,  daß  tieb  abhinc  bei  Plantna,  Tereu,  Paea* 
Tins,  Lnkres,  Cieero,  in  einem  Briefe  des  Antonius,  in  den  Episteln  de» 
Horas  sowie  SO  mal  bei  VtsUeios  Paterenloa  findet,  daß  ea  aber  OSaar 
gar  nicht  verwendet,  doreh  dessen  Einflnß  (vielleicht  in  dem  Bnche  de 
anatogia)  ea  anch  gekommen  sein  mag,  daß  das  Wort  bis  150  n.  Giir* 
gleichsam  ans  der  Schriftsprache  verbannt  war.  Ent  die  Schriftsteller 
seit  der  2.  HAtfte  des  2.  Jahrhnnderts  holten  ea  wieder  ans  der 
archaischen  nnd  klassischen  Literatnr  sowie  ans  der  Volksaprach» 
hervor.  Abhinc  wurde  nrsprttnglich  von  der  Vorzeitigkeit  gebraacht 
nnd  mit  dem  Accnsat.  verbanden,  bis  dann  daneben  der  Abi.  auftrat 
(snerst  bei  de.  pro  Q.  Bosc  87;  Verr.  2,  130;  Epist  ad  Att.  12,  17 
neben  dem  Aee.  pro  Q.  Boac.  37;  Verr.  1,  34;  2,  25;  pro  Balb.  16; 
Philipp.  2,  119;  Divinat  2,  118),  der  dann  anch  den  Sieg  davontni;^. 
Neben  der  nrsprflnglichen  Bedeutung  scheint  schon  Mh  die  fntnral» 
einhergegangen  an  sein,  spater  wird  abhinc  mehr  auf  die  Zukunft  als 
auf  die  Vergangenheit  angewandt.  Daneben  entwickelte  sieb  anch  dia 
lokale  Bedeutung,  daa  erste  Beispiel  wird  ans  Lucr.  3,  954  aufer  aUiine 
lacrimas  aageiUhrt,  später  findet  es  sich  zuerst  wieder  bei  Apnlejus.  Bei 
den  Rchriftstellem  der  nutergehenden  Literatur  aber  ging  die  klare 
Vorstelloog  des  Wortes  ganz  verloren  und  man  schrieb  es  sogar  in 
swei  Worten. 

4.  Ploen,  Arch.  4,  277—286:  abhoireo  (S.  277);  abhorrssco; 
abhorride  (ß.  286);  Wölfllin,  Erl&uterungen  zu  abhorreo  286—287). 
Aas  dieeer  ersehen  wir,  daß  abhorreo  in  der  Poeaie  sehr  zurücktritt, 
daß  es  bei  Flantas,  Terenz,  Lukrez,  Catnll  selten  ist  und  daß  ee  bei 
Virgil,  Horaz,  Tibnll,  Properz,  Ovid,  Hanilius,  Lncaans,  Valerius  i*iacous« 
Silins,  Statins,  Martial  ^ar  nicht  vorkommt   Bei  dem  ine.  aaetor  de 


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Jahresbericht  über  lateinische  Lexikographie.   (Wagener).  93 


ntione  dieendi,  Varro,  Sallut  finta  wir  abhorreo  nicht,  sehr  selten 
bd  Qtour,  Seoeca,  recht  häufig  bei  Ciceru  nnd  Liviiu.  Wm  die  Koa- 
«trnktfoD  betrifft,  eo  Ist  die  gewöhnliche:  abhorrere  ab  aliqna  re.  In 
der  Bedenfaog^  «einen  Abeeben  (WidenrUien)  haben  vor  (gegeu)  etwas* 
ist  es  erst  von  Gnrtina  mit  dem  bloßen  AblatiT  Terbnnden  worden,  mit 
dem  Accasativ  der  Person  nnd  der  Sache  zuerst  von  Sneton.  In  der 
übertragenen  Bedeotnug  «verschieden  sein  von,  nicht  atimmen  zn*  hat 
libhorrere  die  Pr&position  ab  bei  aioh,  den  bloßen  Ablativ  haben  die 
poetisierenden  Prosaiker  wie  Onrtins,  Fioms  nnd  Apulcjns;  Livias 
(3,  14,  1)  hat  sogar  einmal  den  Dativ;  auch  findet  eich  abborrere  mit 
inter  nnd  in  aliqaa  re. 

5.  Thielnianii,  Aich.  4,  522—561:  abicio  (S.  532);  abiectito; 
abiecttis  a  um  (S.  552);  perabiectus  a  um;  abiectCt  (S.  558);  abiectio, 
önis;  [aiiiaceu]  (S.  559).  Abicio  ist,  wie  in  den  EilUuteiuugeü  aus- 
geführt wird,  vorwiegend  von  Prosaikern  gebraucht  worden;  Cicero  und 
Val.  Maxinius  wenden  das  Woii  auffallend  häalig  an,  dagegen  macht 
Liviua  davon  imi  bparsamen  Gebrauch,  während  Cäsar,  Sallnst,  Curtius 
n.  a.  nnr  die  eiseotliche  Bedentnnjj;  kenneo.  Von  den  Dichtern  ver- 
meiden es  Lukrez:,  Lukan  and  Silius  ganz,  ebenso  Ovid  ui  den  Keta^ 
morphosen,  sehr  selten  gebrauchen  es  Virgil  und  Val.  Flaccns.  Ein 
inschriftliches  Zeugnis  für  die  äciireibung  abicio  scheint  nicht  vorhanden 
zu  sein,  während  sie  sich  häufig  in  guten  Handschriften  findet  Die 
erste  Silbe  ist  bei  Dichtern  bald  lang,  bald  kurz. 

6.  Wölf fl in,  Arch.  4,  288-315:  abiectio,  önis  (S.  288); 
abiegnens  a  um;  abiegnus  a  um  (S.  289);  abies  (8.  290);  abietarius; 
abiga;  abigätor  (S.  292);  abigeäta;  abigeätor;  abigeatus,  us;  abigeätua 
a  um;  abigeus;  abigare;  abigere  (S.  293);  abigus  a  um;  abitio,  öois; 
abitare;  aMtere  (S.  302);  abitns,  m  (S  .303);  abiudico;  abiügo;  abiunc- 
tum;  abiunctus  a  um  (8.  304);  abiungo  (S.  305);  abiurätor;  abiüro 
(8.  306);  ablactatio,  önis;  ablacto;  ablaqueatio,  önis  (S.  308);  ablaqueo: 
ablativus  (S.  309);  ablativns  a  um;  ablätor,  öris;  ablavo;  ablegatio,  önis; 
ablego  (8.  311);  ablovo;  abligurrio  (S.  313);  abllgurritio,  önis;  abligurri- 
tor,  öris;  ablinp^^re  (S.  314).  In  den  Erliiuterungen  (8.  314—315)  führt 
Wölfflin  ans,  daß  in  klassi^chor  Zeit  Subjekt  nnd  Objekt  zu  abigere 
lebende  Wesen  zu  sein  pliegen.  \\';i!irend  abducere  sich  mehr  aut 
Menschen  (Objekt)  bezieht,  wird  abigere  mehr  von  Tieren  gesagt  und 
kann  sowohl  bedeuten  „aus  dem  Stalle,  von  dem  Urte,  wo  sie  sich  be- 
finden, wegtreiben*  als  auch  „lästige  Tiere  verscheuchen Bei  den 
Dichtem  der  klassischen  Zeit  sind  »Subjekt  uud  Objekt  ineiHten-,  keino 
lebtrndi  Wesrn,  erst  in  der  silbernen  Latiniita  i^reift  dieser  Gebrauch 
nrn  i^ich.  8e  abigere  =  sich  packen,  sich  eutferaen,  kann  nar  vulgär 
gewesen  sein. 


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94       Jtbresb«riebt  Uber  lateioisebd  Lexikographie.  (Wagener). 

7.  W Olf flin.  Ansh.  4,  562-586:  ablatio,  dnls  (ß.  562);  ablinda; 
ablOoo;  ablfido;  ablnmeDtam;  ablno  (8.  56$);  ablutio«  önls  (S.  571); 
ablotor,  örit;  ablavio,  önis  (S.  572);  ablnviom;  abmatertora;  abnato, 
abnegatlo,  önis;  abnegativtit  a  vm  (S.  573);  abaagator,  öris;  abn^to; 
abn^  (8.  674);  abnepos:  abneptia;  abnocto  (8.  577);  abnddo;  abnor- 
mis  6;  abDonnitas;  aboneo;  abnnitioi  önis;  abnamero;  abnno  (8.  578); 
aboflniB,  Ob:  abnatim  a  om;  abnfito  (3.  585).  Von  abaaere  kommeD 
passive  Formen  aar  aebr  wenige  vor;  vielleieht  bat  Idvins,  wie  Wölfllin 
in  den  Erlftntemngen  (8.  586)  sagt«  zaerat  abnaitnr  nnd  abnoendam 
angewandt  Livins  ist  ea  aneh,  der  zoerst  abnnere  mit  aceas.  c  infin. 
geschrieben  hat  la  transitiver  Bedentong  verbindet  Cicero  es  nnr  mit 
dem  Accns.  eines  Pronomen,  Virgil  sagt  abnnere  omen,  nnd  ähnlichea 
dann  die  Prosaiker  von  Sallnst  an;  abnnere  denm  tanoht  erst  seit 
Apolejos  anf,  von  demselben  ist  wohl  anch  aaerat  abnnere  de  aliqna  re 
in  die  Literatar  eingefflhrt  worden. 

8.  Wölfflin,  Aidb,  107—119:  aboleCusio;  aboleo  (8.  107); 
aboleseo;  abolitio,  önis  (8. 1 15);  abolitor,  orls;  abolitns,  fis;  abolla  (S.  1 17). 
In  den  Erlftatemngen  an  aboJeo  (8. 118—119)  weist  Wtttfflin  naeh,  daß 
Livlns  das  Wort  in  die  Prosa  eingeführt  hat  und  die  Dichter  Virgil, 
Ovid.  Statins  ea  selten  gebraneht  haben,  daß  aber  im  sUbemea  Zeitalter 
der  Gebranch  des  Wortes  immer  mehr  aieh  ausbreitete.  Zn  beachten 
ist  daß  aboleo  immer  ein  TiansiUvnm  geblieben  ist  die  Perfektformen 
mit  intransitivem  Gebranch  gehören  an  aboleseo. 

9.  Ploen,  Arch.  5,  89 --106:  abominabilis  e  (8.  89);  abomiaa- 
mentnm;  abominandns  a  nm  (8.  90);  abominaater;  abominatio.  önis 
(8.91);  abofflinätas,  ns?;  abomino  nnd  abomlnor(8.93);  aborior(S.98); 
aboriscor;  aborsorins  a  am;  abortio,  önis;  abortire  (8.  99);  abortinm; 
abordvns  a  nm  (S.  100);  abortivnm;  aborto;  abortom;  abortns  nnd 
aborsQS,  ns  (8. 102).  Aas  den  Erlänternngen  zn  aborior  (8. 105—106) 
ersehen  wir,  daß  aborior  ia  den  Hss  oft  mit  oborior  verwechselt  worden 
ist  nnd  daß  Honioa  einen  Unterschied  In  der  Bedentnng  zwischen  den 
Formen  des  Partie.  Perf.  auf  -sas  und  auf  -tna  festzastellen  versucht 
hat,  der  aber  von  den  Schriftstellern  nicht  beobachtet  worden  ist.  In 
den  romanischen  Sprachen  hat  sich  keine  Spur  von  aborior  erhalten. 

10.  Wülfflin,  Arch.  5,  120 — 124:  aborbito;  abpatrnns;  ab- 
racadabra  (S.  120);  abrädo  (S.  121);  abrasio,  onis;  abrelego;  abrelinqao 
(S.  122];  ubreiiiissio,  önis;  abrenuntiatio,  onis;  abreuuiitio  (S.  123). 

11.  i'loen.  Arcli.  5,  243  —  263:  abrepticins;  abreptio,  (»iiis; 
abreptu;  abreptus  ns:  abripio  (8.  243).  In  den  Erläuterungen  bespricht 
Ploen  die  Vertau.siluuig-  von  abriperc  und  arripere,  die  Bedeuiung' 
von  abripero,  arripere  und  ubducere,  ierner  die  Konstruktion  von 
abripere. 


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■Jahieabericht  über  lateinische  Lexikographie,  (Wageaer).  95 


12.  Schmalz,  Arcb.  5,  254 — 203:  abn  ilo:  abro^atio.  önis;  ab- 
rogatoi-,  öris:  übrogo  (8.  254):  abrotonites;  abrotuDum  und  abrotöuns 
(8.  260).  In  (Jen  Erläuterun^M  u  zu  abrogare  (S.  261—263)  wird  der 
UDterschied  zwitichen  consnlatum  petere  und  consulatnm  rogare,  zwischen 
legem  rogare  und  legem  abrogare  besprochen,  ferner  abrogare  imperiiim, 
magistratum,  consnlatam.  Ans  der  ÜQtersucbuug  ergiebt  sicli,  daü 
abrur'aie  nicht  weit  über  das  publizistische  Gebiet  sich  hinaaswagte, 
daß  erst  iu  der  (^iiuz  späten  Latinität  sich  die  Bedeutung  so  erweiterte, 
daß  der  Zasammeuliaui;  mit  dem  orsprünglichea  offizielleo  abrogara 
aidi  ganz  verwischte. 

13.  Wülfflin,  Arch.  5,  264-276:  abrumpo  (S.  264);  abruo; 
abrupte  (S.  270):  abruptio,  «inis;  abrnptum  (S.  271);  abruptna  a  um 
(S.  273).  In  den  Erläuterungen  zu  abrumpo  (S.  275—276;  wird  über 
die  Bedeutung  und  Konstruktion  des  Wortes  gesprochen.  Als  Schöpfer 
desseibea  ist  ohne  Zweifel  £nniaB  zn  betrachten,  der  auch  in  der  ganzen 
archaischen  Literatur  allein  abnimpere  gebraacht  hat,  da  die  ältere 
Latinität  sich  mit  mmpere  begnügte. 

14.  Miodoüski,  Arch.  5, 277—285;  500—507:  abfloedo(S. 277); 
abscesBio,  önis  (8.  504);  abscessas,  ns  (8.  505). 

15.  Pürtner,  Arch.  5, 520—533:  abscidio,  önis;  abscido  (8.  520); 
abscindo  (S.527);  abscise;  abscisio,  önis  (S.  531);  abscissura;  abscisnm; 
absciaus  a  um  (S.  532).  Die  Erläütemngen  beziehen  sich  auf  abscido 
and  abscindo,  die  oft  vertanscht  sind,  besonders  die  Partidpien  abscisos 
and  abscissus. 

16.  Thielmann,  Arch.  5»  534^539:  abscoadite;  absconditio. 
önis;  absconditor,  öris;  absconditus  a  um  und  absconsns  a  um  (S.  534); 
inabscondo ;  [absoondor?];  absconse  (8. 538);  absconsio,  önis;  abseonsor, 
öris  (8.  539). 

17.  W  öl f  f  1  i n ,  Arch .  5, 508— 5 1 9 :  absdo ;  absectos  a  nm ;  absedeo ; 
absegmen;  absentatio,  önis;  absentia(8. 508);  absentivns  a  um ;  abseoto; 
ahridatns  a  nm;  absigno;  absilio  (S.  511);  absimilis  e;  absinthiacus  a 
nm;  absinthiatns  a  nra  (8.612);  absinthites;  absinthiam  (S.  513);  absis 
(8.  514);  absisto  (S.  516);  absitas  a  nm;  absöcer  (8.  513).  In  den 
Erlätttemngen  bespricht  Wdliflin  absimilis  nnd  absistere,  die  wir  zuerst 
bei  Cäsar  gebratidit  finden;  absimilis,  das  nach  Analogie  Ton  absonoa 
nnd  absardns  gebildet  an  sein  scheint,  ist  zuerst  wieder  von  Golnroella 
gebranebt  nnd  anch  dann  nicht  b&nfl^,  weil  dafftr  dissimilis  angewandt 
wurde;  absistere  kommt  bei  Dichtern  nnd  bei  Li?ias  sehr  bäafi^  vor, 
Cicero  kennt  es  nicht 

IS.  Ploen,  Arch.  5, 540—564:  alMolvo.  In  den  Erlftoternogen 
an  absolTO  (S.  564)  wird  zuerst  über  die  nrsprSngliche  nnd  flbertrajrene 
Bedentnng  gesprochen,  dann  bemerkt,  daO  Olsar  das  Wort  mit  bewußter 


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96 


Jahresbericht  über  lateiiusche  Lezikbfnphie.  (Wageaer). 


Absichtlichkeit  vermeidet,  daß  auch  die  meisten  Dichter  der  klassischen 
Zeit  68  nicht  jfebrauchcu.  Nur  ciiitnal  hat  es  Horaz  in  den  Satiren  und 
Ovid  in  den  Metamorphosen  angewandt;  auch  bei  den  Dichtem  des 
crateu  Jahrliunderts  n.  Chr.  bleibt  absolvere  sehr  selten. 

19.  Thielmann,  Arch.  6,  151—167:  abscondo.  In  den  Erläu- 
terungen (S.  IBB — 107)  wird  ^ezeipt,  wie  abscondo  gebildet  wnrd(\  aU 
absdo  wepren  Kollision  mit  addo  in  der  Volkssiirache  unbrauchbar  wurde. 
Von  deu  Sclji  ittstelleni  der  klassischen  Zeit  wurde  es  teilweise  absichtlich 
veraiioden,  aber  in  der  silbemen  Jjatinität  verbreitete  es  sich  mehr  und 
mehr,  bis  es  durch  das  liibellatein  das  eigentliche  Wort  für  »verbergfeu" 
wurde.  Eingebend  wird  Uber  Perf.  Act»  and  über  Partie.  Perf.  Pass. 
gesprochen. 

20.  Ploen,  Arch.  6.  169—184;  abffolabUis  e;  absolute  (S.  169); 
absolutio,  önis  (S.  173);  absolntiTe;  absolntiTua  a  um  (8. 177);  abBolator, 
örii;  abiolatorias  a  um;  absolntus  a  nm  (3. 178):  inabiolotas  (8.  184). 

21.  Wölfflin,  Arch.  6,  185—195:  abaonaos;  abeone;  abeono; 
abaoBiis  a  nm  (8.  184);  abaorbeo  (S.  187);  absorbitio,  dnis;  abaorptio, 
doii;  abspello;  abstantia;  abeteDdo,  Sois;  abstentatio,  5nis(  abstevtio, 
dnis;  absteraia  (S.  191);  abstemis  e;  abstemiiu  a  um  (8. 193);  absterrco 
(8. 193).  In  den  EriantemugeQ  (S.  195)  spricht  WdlffUn  Über  abionna 
und  abaterrere;  abeonna  Ist  iron  den  Klaaaikem  absichtlich  gemieden, 
in  der  Volkssprache  aber  lebte  es  fort  und  taucht  wieder  bdl  den 
arehaisierenden  8chrift8tellem  anf;  absterreo  ist  im  allgemeinen  ein 
seltenes  Wort  geblieben,  nnd  vftbrend  es  in  der  gansen  archaischen 
Latinit&t  seine  eigentliche  (lokale)  Bedentnng  beibehalten  hat,  ist  es 
im  Spfttlatein  fast  ganz  verschwanden. 

22.  Prunn,  Arch.  6,  197—212  absque,  das  nach  dem  Verfasser 
(in  den  Erläuterungen  S.  211  —  212)  trotz  Schoniauo  und  ßru^^mann 
(vfrl  Wackemagel,  ludogerm.  Forschungen  1  417)  von  Haus  aus  als 
Filipusition  galt  und  zwai-  unspränglich  in  der  Bedeutung  sine  ---  --  aveu, 
seit  Plinius  =  praeter  uXtjv,  später  auch  ~  Ttpoc  c.  dat.:  als  Adverb 
kommt  absque  sehr  selten  nnd  sehr  spät  vor,  es  findet  sich  zuerst  bei 
Maxim.  Victorin.  de  final,  metr.  235,  15.  Als  Präposition  wui  de  es  stets 
mit  dem  Ablativ  verbunden,  seit  dem  Jahre  256  n.  Chr.  auch  mit  dem 
Accusativ.  Seit  Terenz  ist  absque  aus  der  Schriftsprache  geschwunden 
und  gelangt  erst  bei  den  Frontonianern  und  spüter  znr  üppigen  Nach- 
blute, deuu  im  Cic.  Epist.  ad  Att.  1,  19,  1  und  Invent.  1,  64  wird  es 
von  C.  F.  W.  Müller  nicht  mehi'  gelesen,  nnd  ob  bei  Qnintil.  7,  2,  44 
absqne  sententia  und  Anonym,  invect.  in  Tuliium  1,  3  absque  carnificis 
nomine  geschrieben  wurde,  ist  sehr  zweifelhaft,  vgl.  Jordan,  Kritisclie 
Beiträge  znr  Geschichte  der  iateiniscbeu  Sprache  S.  310. 


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Jahresbericht  über  lateiuüche  Lexikographie.  (Wagener).  97 

23.  Wein  hold,  Arch.  6,  213— 21«:  abstergeo  (S.  213j;  abster^o; 
abslersio,  önis  (S.  217).  In  den  Erläuterungen  bemerkt  Wei ahold,  d.iLi 
abstergere  nicht  vor  Scribou.  Larg.  zo  belegen  sei.  Die  kla»sibcli6  Forin 
abstergeo  heiüt  „abwischen,  einen  nassen  GegensLand  durch  Trocknea 
reinigen,  die  Nitese  wegbringen'*  (während  bei  abluere  ursprünglich  ein 
trockener  Gegeuätaud  zu  befeuchten  ist);  in  der  Medizin:  «vertreiben, 
Mittel  sein  gegen";  bei  den  Kircheu&chrift»tellern  wird  abstergere  mit 
Objekten  aller  Art  verbunden,  welche  Dinge  bezeichnen,  die  zu  ver- 
hannen  sie  für  Pflicht  erachteten. 

24.  Weinhold.  Arch.  6,  509—527:  abstineo.  Das  Wort  ist, 
wie  "Weinhold  in  den  Erlänternnpen  erwähnt,  bei  Dichtern  selten,  die 
Patristik  aber  hat  sich  desselben  mit  Vorliebe  bedient.  Horaz  wendet 
«6  iü  den  Satiren  und  Epislein  an,  iu  den  Oden,  abgesehen  von  abst mens, 
nur  einmal  und  zwar  mit  dem  gräcisierendeu  Genitiv.  Was  die  Bedeu- 
tung betrifft,  so  macht  es  keinen  Unterschied,  ob  man  die  Präposition 
Ab  wiederholt  oder  nicht,  ob  man  das  Wort  reflexiv  gebraucht  od^r  nicht. 

25.  Wölfflin,  Aich  G,  529—552:  abstentatio  onis;  abstinax; 
abfitinens  (S.  529);  abstineniia  (.S.  532);  abstirpo  (S.  538);  absto;  ab- 
stelle; absiractio,  önis;  abstraetorins  aum;  abstraho  (S.  539);  abstrudo 
(S.  547);  abstruse;  abstrusio,  ouis;  abstrusuni;  abstrnsns  a  um  (8,  549); 
Abstnlo;  abstiiliis  aum  (S  551);  absumedo,  inis  (S.  552).  Wölfflin  be- 
merkt in  den  Erläuterungen  (S.  552)  zu  abstioens,  daß  Cicero  es  nur 
4ib8ülut  gebraucht  und  keinen  Superlativ  davon  bildet,  zn  abstinentia. 
-daß  die  Schriftsteller  oft  mit  abstinentia  und  cniitiiientia  nach  Belieben 
abwechseln,  zu  absto,  daß  die  klassische  Sprache  es  vermieden  habe, 
zu  abstraho,  daß  bei  Augustin.  Op.  in)pt'rf.  contra  lulian.  1,  57  ab- 
8trnctus  statt  attractus  zn  lesen  <;ei,  und  ZU  abfltrado,  daß  es  offenbar 
mehr  der  Volkssprache  angehört  habe. 

26.  Gramer,  Arch.  7,  14G— 183:  absum.  In  den  Erläuterungen 
(8.  181  —183)  macht  Gramer  darauf  aufmerksam,  daß  absum  in  den 
romanischen  Sprachen  untergegangen  sei  wie  beinahe  kein  Kompositum 
von  esse  (außer  absens,  praesens,  Interesse)  sich  hioübergerettet  habe. 
Auch  erwähnt  er,  daß  die  vier  bei  Cicero  vorkommenden  Beispiele  mit 
tantum  abest  ut  —  ut  in  die  Jahre  46  und  45  fallen,  daß  tantum  abest 
mit  acc.  c.  infln.  schon  Ambrosius  kennt,  daß  Heges.  3,  21,  9  sogar 
tantum  aberat  qnominus  schreibt.  Bei  Ballast,  Livius,  Curtius,  Tacitus, 
Quintilian  fällt  die  Vorliebe  für  procnl  abesse  auf  im  Gegensatz  za 
Cäsar  (longe). 

27.  Gramer,  Arch.  7,  aö9— 407:  absens.   Absentem  esse  ist, 
wie  Gramer  in  den  Erläntemugen  (8.  407  )  zeigt,  eine  Schöpfung  des 
-Spätlateios,  wm  doh  ans  dem  Streben  des  fortschreitenden  Sprachlebens 
Jtach  volleren  Formen  erklAren  läßt.    Was  die  übertragene  Bedeataa^ 

Jahvwbuiobt  für  AltartanswlseeBsclMft.  Bd.  QXIY.  (IWB.  IU.)  7 


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98 


Jabmb«rklit  fiber  lateiniicb«  LvxikQcnplit«^  (WagtBir). 


lietriflt,  10  findet  lie  dcb  in  der  Uteren  Latloitat  selten  nnd  wird  aacb 
Ton  Sftclien  ent  tp&t  gebrancbt.  In  absenti,  woiHr  die  Jaristoa  p#r 
abUDtian  MgeD,  eneheiot  io  den  Bortet  SangalleDBis  and  bei  Venantiaa. 

28.  WSIfflitt,  Areb.  7,  185-306:  absomo  (8.  185);  absnmirtiQ^ 
dnis;  »brarde  (8.  196);  nbonrditas  (8.  198);  absordum;  absnrans  a  nm 
(a  199).  In  den  Erlantemagen  (8.  206)  bebt  WSlfflin  hervor, 
daß  Cifiero  abenmere  nar  eebr  Kelten  gebrancbt  nnd  Cftaar  daa  Wort 
niebt  kennt,  daß  beide  da(8r  conünnere  nebmen,  daß  dagoson  JAvim 
an  etwa  100  Stellen  absnmete  irebrancbt  bat.  Abanidns  Itt  tine  Ver» 
atlrknmr  von  snrdni  und  meiai  in  Übertragenem  Sinne  angewandti  von 
Cäsar  gemieden,  von  Livios  selten  gebranebt.  Ad  abioidttm  dedneere 
ist  nicbt  antik. 

29.  Stöekieln,  Areb.  7, 207^267  nnd 409—420:  abnndabilia  o$ 
abnndana  (&  207);  abondanter  (8.217);  abnndare  (8.220) ;  abnnde  (8. 244); 
abnndoB  (8.  251);  abnndantia  (&  409);  abnndatio  ß.  414).  In  den 
SrlUtemiigen  (a  252—267  nnd  414—420)  banddt  StScklein  sehr  ana- 
f Ohrlieb  über  abnnde,  abnndna  and  abnndare.  Znerst  stellt  er  fest»  daß 
abnnde  efai  Adverb  mit  langer  Endsilbe  sei,  also  von  abnndns  gebildet 
Ist,  das  zwar  erst  seit  Qellins  Yereinaelt  auftritt»  aber  wahrscheinlieh 
ans  der  aicbaiscben  Periode  wieder  herroigebolt  sei  Kaehdem  geneigt 
Ist,  daß  abnnde  sieb  bei  Plantns,  Terenn  nnd  Oftsar  gar  ntebt  findet» 
bei  Oieero  sebr  selten  ist,  bei  Sallnst  nnd  bei  den  SdhziftsteUem  der 
sübemen  LaUnltat  hftnfig  vorkommt,  opriebt  StOcklein  über  den  Gang 
der  Bedentoogsentwiekelnng,  über  die  Konstraktion  von  abnnde  niH> 
dem  Genetiv,  die  selten  ist  ond  erst  sp&t  vorkommt,  nnd  über  die  Ter> 
bindong  von  Synonymen  mit  abnnde  zur  VerstArkong  des  Begrtib,  da 
von  abnnde  sieb  kein  Kom|Murativ  nnd  8operlativ  findet.  Ebenso  ein* 
gehend  nnd  genan  wird  Über  die  E^ologie,  Bedeutung  nnd  Kon« 
stmküon  von  abnndare  gebandelt. 

30.  Wöimin,  Areb.  7.  421—434:  abuslo,  dnb  (8.  421);  abu- 
sitatus;  abosive  (8. 423);  abnsivns  a  um;  abnsor,  öris;  abnsos,  ü&  (S.  424); 
abntor  (8.  425).  Ans  den  Eriftntemngen  ersehen  wir,  daß  abntor  bei 
Virgil,  Horas,  Ovld,  Taler.  Flaecns,  Silios  nnd  Stotins  gar  niebt  vor^ 
kommt,  daß  es  sieh  oft  schwer  feststellen  läßt,  ob  man  besser  von  einem 
Gebraneh  als  von  einem  Hißbranch  spreche  nnd  daß  abnti  anch  die  Be- 
deutung von  non  nti,  neglegere,  contemnere  angenommen  hat  Im 
arcbalsehen  Latein  heißt  abuti  anfbranchen  nnd  wir!  mit  dem  Accusativ 
verbunden,  so  ist  aach  Sallnst.  Cat.  13,  2  nicht  mit  .milibraucheu*, 
sondern  mit  nOnfbrancben"  m  übersetzen. 

31.  Wey  man,  Arch.  7,  529— 6G8:  ubyssus  (S,  529);  ac:icia 
(8.  531);  acalanthis;  acaiios;  acanthiv;  acanthice;  aciinthinus  a  iiui; 
acauthioü;.acauthis  (S.  5^2);  acanthua  (S.  533);  acantiiyllis;  acai^uos; 


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Jalurctbcridit  Aber  htoiniscbe  Lexikographie.  (Wagener).  99 


acatotectici»;  aettalMtM  a  um;  aettalcsis:  Mt«;  mtinin;  ocatni 
(ß,  534);  aeaiutOB;  accado;  accano;  aocanto;  aecantaa;  aeoedo  ($.  585). 
Für  dea  panttolieben  Gfibraiidi  to  Pasnva  von  aeoedo  leheint»  wie 
Weymaa  in  den  Erlftatemacen  (S.  568)  amnettt,  aar  Tae.  Ann.  IS,  33 
vemliegan.  Aeoedo  aiit  dem  Inilnitiv,  waa  ia  der  Itala  Iflnfif  vor* 
kOBBt,  wird  Toa  HieroDymae  venniedea.  fiigeatllmliehe  Wendnagfn 
sind  aceedente  qaod  bei  AmniiaDiu,  feraer  aeeedit  qala  oad  aceedit 
qaoaiav  bei  Aagustiana. 

32.  Wdlfflin,  Arch.  7,  569—578:  accelebro;  accelei-ate;  acce- 
leratio,  önia;  aceelero  (8.  569);  accendo  (S.  572).  Da  die  HofFauu^ 
anf  das  Zustandekommen  des  Thesaurus  sich  gesteigert  hatte,  so  gchi  ie 
Wölfflin  zom  ersten  Male  den  Artikel  accendo  so  ziemlich  in  der  IVjiiii, 
in  welcher  die  Artikel  des  Thesaurus  abgefaßt  werden  sollen.  In  den 
Erlänteiiingen  (S.  577—578)  ^eht  WülÖlin  näher  aul  die  äuiiere  Foiui 
eiu,  zeigt  aber  auch,  wieviel  Neues  hier  gebuten  wird. 

33.  Wiilfflin,  Arcl».  8,  115  —  129:  acceudiuni;  aceeii  io,  önia ; 
acccnseo;  accensibiiis  e:  accejisio,  (inis  (S.  115);  accensiuücula;  acceusor, 
öris;  accensus,  us;  accensus,  i  (S.  llH);  acceutio,  önis;  accenriuncula ; 
accento;  acccntor,  öris;  accentus,  m  (Ö.  117);  accepta:  acceptiihilis  e 
(S.  120);  acceptabiliter;  acceptatio,  önis;  aceeptator.  uris;  nreeprilalio, 
önis;  acceptio,  6uk  (S.  121);  acceptito;  acoepto  (S.  122);  acceptor,  oris 

qui  accipit);  acceptor,  öris  (Jagdfalke);  acceptorariiis:  uweptoririns 
a  um  (S.  123);  acceptorins  a  um;  acceptus,  üs;  accept.us  a  um  (S.  124). 
Aus  den  Erläuterungen,  in  denen  auf  die  »Schwierigkeit  der  VeräuderuQg 
der  Wortbedeutung  aufmerksam  gemacht  wird,  ersehen  wir,  daß  carus 
acceptusque  nur  von  Personen  gebraacht  wiril,  gratu'^  acceptnsque  uur 
von  Sachen,  waa  bei  Ballast.  lag.  70,  2  and  Liv.  35,  15,  4  zu  be> 
achten  ist. 

34.  WOlfflin,  Areh.  9,  186—131:  accessa;  accessibüis  e;  accessi- 
bilitae;  aeeeesibiliter;  aeeesdo,  öaii  (8. 126);  aoeeseito;  accessam  (S.  131>. 

Von  nan  an  folgen  lateinisch  gesebriebene  Artikel,  die  der  Form 
der  Tbesanrasartikel  eoteprecfaen  sollen: 

1.  Hey,  Aieh.  9,  453—457:  aeeeisaB,  ds  (8.  453);  accido 
(8.  454). 

2.  Hey,  Arch  9,  575-577:  accidens  (8.  575);  accidentalla  e; 

accidentaliter  (S.  57G);  accidenter;  accidentia  (S.  577). 

3.  Wölfflin,  Arch.  9.  579 — 585:  accidia;  accido ;  acciduus  aum; 

accieo;  accinciio,  onis  (S.  r)79);  accinctus,  üs;  accingo  (8.  580);  acciiio 

(S.  581);  accio  (b.  582);   accisus  a  um;   accitio,  onis;  accito;  accilu», 

U-;  Hcclaven^e  (S.  583):  ncclinatio,  önis;  acciiDatoriom;  accUnis  e:  accHno 

(S.  5Ö4);  acclivis  e;  acclive;  acclivitas;  acclivus  a  am;  acclüdo  (S.  535.. 

7* 


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100      JatireBbcnebt  fiber  Uteini^clie  Leiikograplii«.  (Wagener). 

4.  FuBck,  Arch.  9,  587—591:  acdpiler  (S.  687);  •cdamallo« 
önis  (8.  589);  aodamo  <S.  690). 

Zidetst  mng  nooh  du«  Übeniclit  der  vidgftrLatoliiiaGlieti  Sabstiftte 
TomaiiiMsber  W5rter,  welche  Gröber  znaammeiigeitellt  hat»  fol^,  wobei 
aneh  die  Artikel  ans  den  Mheren  ArohiTbfliideB  aiil|^oiiimeii  stnd: 
Einleitiiiig:  Areh.  1,  232;  abbreviare— battfe  Areh.  1,  283—954; 
caeeabu— eorbna  Areh.  1,  639— 657;.dam]iaai— dni  Areh.  9, 100—107: 
eber— fttiettiD  Areh.  2,  976-288;  flagtare— gittu  Areh.  2,  494—443; 
haediiB— ilicem  Aieh.  3,  138—143;  üle-hUDoia  Areh.  8,  964—275; 
laeoBta— iiiiUe  Areh.  3, 507—531;  minaciae— nntrire  Areh.  4, 116—136; 
obedire— pntidiiB  Areh.  4, 422—454;  qna(d)ngi&ta— raae(Q)lare  Areh.  5, 
125—132;  reberroe— rotUare  Areh.  5, 234— 242;  flaba&vm— mos  Areh.  5, 
453—486;  tabanns— sindare  Areh.  6,  117—149;  Kacbtrag:  Areh.  6, 
377—397;  7,  25—64. 

C.  Wörterbücher  dar  lateiniechan  Sprache. 

Da  in  letster  Zeit  manche  WSrterbtteber  oder  lexikalische  Arbeiten 
langBamer  fortachrelteii,  als  beabsichtigt  war,  oder  fiberhaapt  gans  auf* 
gehM  haben  ra  erscheinen,  so  ist^  «de 

Mergnet,  Über  Lexikographie.   Progr.  Xusterborg  1900 

glaubt,  der  Gnmd  m  der  Annahme  vorbanden,  daß  vielfach  aneh  eaeh- 
liehe  Schwierigkeiten,  die  erst  im  Verlauf  der  Arbeit  vom  Verfuser 
erkannt  werden,  eich  naehtrSglich  stSrend  erwiesen.  Nachdem  der  Ver- 
fasser die  einzelnen  Schwierigkeiten  ansftthrlieh  besprochen  hat,  giebt  er 
am  Ende  seiner  Arbeit  den  Gang  an,  den  man  bei  der  Ansarbeitang 
eines  lexikalischen  Werkes  nehmen  mnß.  Eis  sind  folgende  Ponkte: 
1.  Ermittelnng  des  ümfaogs  der  Arbelt  nebst  der  für  sie  erforderliehen 
Zeit;  2.  FeststeUang  des  Planes  and  der  inneren  Einrichtnng  des 
Wörterbaches;  3.  AaswaU  der  zar  Vereinfachoug  der  Arbeit  braach- 
baren teebnischea  Hiilfimiittel;  4.  Sammlnng  des  Haterials  mdglichst  in 
dem  erforderlichen  Umfang  and  der  ifir  das  Bach  geeigneten  Fassang; 
6.  Verarbeitang  oder  Znsammen^teUnng  des  Materials  anm  drackfertigen 
Manaskript;  6.  Korrekter  des  Drnckes.  Ob  die  Arbeit  von  Heng aet 
inrUich  dazu  beitragt,  lexikalische  Arbeiten  sa  fBrdem,  möchte  ich  doeh 
sehr  bezweifeln.  Meistens  sind  es  andere  Grttnde;  vornehmlieh  liegt  die 
Schwierigkeit  darin,  einen  Bachhiladler  sa  finden,  der  bereit  ist,  sein 
Kapital  ftlr  ein  Werk  anznlegea,  das  so  betrftchtliche  Opfer  fordert, 
and  der  imstande  ist»  die  nOtige  Zahl  von  Abnehmern  eines  solchen  Werkes 
zasammenzabringen.  Es  ist  betrfibend  aber  wahr;  denn  leider  haben  wir 
diee  bei  dem  gediegenen  Livinslexikon  von  FBgner  kennen  gelernt,  and 


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Jahresbericht  über  lateiniBcbe  Lexikographie.  (Wagenar).  101 


Merguet  bat  selbst  mit  seinem  Haüdiexikon  zu  Cicero  die  Erfahrung 
machen  müssen,  daß  wegen  der  geringen  Zahl  der  AbuehiLer  das  Werk 
nicht  zu  Stande  «gekommen  ist. 

Das  GesHfjt»^  s'ilt  hauptsächlich  vou  großen  Spezial Wörterbüchern, 
aber  auch  ausiührliclue  Wörterbücher  der  lateinischeu  Sprache  sind  seit 
dem  Jahre  1882  in  Dentschland  nicht  erschienen,  weil  dos 

Ansftlhrliehe  Latein.  -  Bentiehe  Handwörterbuch  ydb 
K.  £.  6  e  er  ff  es  (7.  Auflage) 

überall  solche  Anerkennung  uud  Verbreitung  gefunden  hat.  daß  jeder 
Versuch  zu  einem  neuen  Werk  unterblieben  ist.  ( )bwohl  das  Lexikon 
das  beste  seiner  Art  ist,  so  int  doch  bekannt,  daU  manches  übersehen 
ist,  und  dal)  manches  ganz  fehlt,  manches  frcändert  werden  muC,  weiß 
jeder,  der  das  Werk  eingehend  benutzt  oder  bick  selbst  mit  lexik  ilischeik 
Arbeiten  beschäftigt  hat  (vgl.  J.  H.  Schmalz,  Unseru  lateinischen  Lexika, 
Gymnasium  V  p.  785J.  Noch  möchte  ich  bei  dieser  Gelef?enheit  einen 
Wunsch  aussprechen,  dem  gewiß  viele  zustimmen,  daß  nämlich  die  von 
Georges  im  Wörterbnche  angeführten  und  besprociieneii  Stellen,  vseU  hf» 
nur  mit  dem  Namen  des  Autoi*8  bezeichnet  sind,  in  einer  neuen  Auf- 
lai^e  durch  den  Namen  des  Buches,  durch  d&a  Kapital  und  den  Para- 
f^raphen  geiuiuer  bebLiuimL  werden.  Hierdurch  würde  das  Buch  wohl 
etwas  gröüer  und  teurer  werden,  aber  der  innere  Wert  wüide  bedeutend 
steigen. 

ZuHiitze  und  Ergänzungen  zu  dem  Wdrterbache  von  Georges 
finden  sich  in  den  zwei  Abbandlungen  von: 

a)  Anton  Zingerle,  Beitrige  zu  den  lateinischen  WSrterbllchem, 
im  4.  Hefte  der  HUeinen  pbilologisehen  Abhandlungen'*,  Innsbmck 
1887.  8.  90—94; 

b)  A.  Dräger,  Zur  Lexikographie  der  laieiui&cheu  Sprache. 
Progr.  Aurich  1890. 

Beide  Abhandlangen  bringen  eine  Reihe  von  neuen  Wörtern,  die 
in  dem  Wörterbnche  von  Georges  fehlen,  hauptsächlich  aus  spätlatei* 
nischen  Schriftstellern,  so  Zingerle  aus  Hilarins  Psalmeukommentar, 
Dräger  aus  Boet.  ad  Aristot.  mpl  «p}ji7|vei'a;.  Außerdem  führt  nament- 
lich der  letztere  viele  Eigennamen  und  Angaben  von  Stellen  an,  Ton 
denen  es  freilich  zweifelhaft  ist,  ob  Georges  davon  Gebrauch  gemacht 
hätte,  da  er  ja  mit  Citaten  recht  sparsam  zu  Werke  gegangen  ist.  Be- 
achtenswert sind  manche  grammatische  Konstruktionen,  die  Drftger  ans 
klassischen  Schriftstelleni  anf&hrt.  Einige  von  den  neu  hinzugekommenen 
Artikeln  stammen  aus  der  Schrift  von  Henri  Goelzer,  l^tude  lexico- 
graphiqne  et  grammaticale  de  la  latinitö  de  Saint  J^rome,  fnris  1884. 


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102      Jabresboricbt  über  lateinische  Lexikographie.  (Wageuer). 

* 

Ib  Eoglaad  bat  Prof.  Kqr  19  Jalm  laMg  an  eiaeii  kitoia.-eBg<- 
Usehen  WOrtarbndie  gearb^t  iib4  bei  mImh  Tode  1875  w«U- 
BtAndigM  Manmkript  bi&teriassen,  welche«  unter  dem  T{cel 

Tb.  H.  Key,  A  Latiu-Euglish  dictiouary,  priated  from  the 
nDflnished  M  S  of  M.  Key.  Cambridge  1888,  676  S. 

ei Sellien.  In  betreff  der  BelegsteUeo  hen-scht  nach  K.  E.  Georges 
(Herl.  Phil.  Wocbensehrift  VIII  1414)  eine  große  Ungleichheit,  manche 
Artikel  und  Wörter,  deren  Lesart  längst  verbessert  ist  nnd  daher  in 
unseren  Wörterbüchern  nicht  mehr  stehen,  sind  za  berichtigen.  Daa 
Werk  steht  nicht  aaf  der  Höhe  der  WiaaeoMbaft  und  wäre  beaaer  qh- 
gedrnckt  geblieben. 

Die  wisseoscbaftlicben  lexikaliachen  Stadien  sind  auch  an  der  Schale 
nicht  spurlos  vorübergre^an^en.  Ein  weeentUcbes  Verdienst  erwarb  sieb 
Stowasaer  durch  aeine  fiede,  die  er  am  26.  Kai  1893  auf  derFhüo« 
logen- Veraammlnng  za  Wien  hielt: 

Über  die  konaeotrierende  Stellnagr  des  Wörterbaches 
im  LatelBoaterrieht  (Verhaadl.  der  PbUol.  -  Vecaammlaog  sa 
Wien,  8.  18S— 195). 

Hier  findet  mau  ganz  vortreffllefae  Qedanken,  ood  ndt  den  meiateB 
Forderangen,  die  Stovaaaer  an  ein  Sehalwörterboeh  ateUt,  wird  mam 
aieh  im  allgemeinen  elnverataaden  erkUbren  kOniieB.  Aber  manehea  regt 
znm  Widerapraeh  an,  ao  z.  B.  die  Ferdemng,  die  nna  vom  pralrtaaefaan 
Staadpankte  ganz  anaaaftthrbar  eiacbeint,  daß  aimlioh  daa  Wörterimeli 
nicht  bloB  Hilfabnch  aondem  vor  allem  ein  Lehrboeh  aein  aolle  (vgl. 
Menrad  in  der  Bez.  tob  Stowaaaera  Wörterbach  in  den  BL  f.  bayer. 
Seholw.  1894  S.  323  Anm.).  Während  jetzt  mit  Recht  aof  dentochen 
nnd,  wie  ich  glanbe,  anch  anf  österreichischen  Gymnasien  der  Schwer* 
pankt  ans  dem  Lateinschreiben  in  das  Latein  lesen  gelegt  ist,  fordert 
Stowasser  etwas,  was  weit  Ober  die  Grenzen  eines  Gymnasinms  hinaas- 
ceht,  wenn  er  S.  186  sj^:  „Vor  allem  aber  kann  durch  das  Lexikon 
eino  Einsiebt  in  unseren  Schülern  geweckt  werden,  die  nach  nnser  aller 
Erid.liruug  ihnen  meistens  gänzlich  mangelt,  —  ich  meine  die  Einsicht 
in  die  Usthetische  Seite  der  Sprachbildunf;:  und  in  die  FlukiuaLion  des 
bprachmaterials,  die  Einsicht  in  die  historisch  erknnnbare  Kntwickelnng 
der  Sprache  in  bezog  auf  BegTifft?schöptuug  ebenso  wie  auf  Dnich-  and 
Umbildung  syntaktischer  Foniu  n.'*  Wie  dies  bei  der  heutigen  geringen 
Standenzahl  im  Lateinischen  muglich  sei,  vermag  ich  nicht  zu  sagen. 

Bald  erschien  auch  das  von  dem  Verf.  in  seiner  Bede  angekündigte 
Wörterbuch  unter  dem  Titel: 

J.  M.  Stowasser,  Lateinisch-DeutschesSchul Wörterbuch. 
Frag,  Wiea,  Leipzig  bei  Tempsky  a.  J'reytag,  1894.  1092  S.  Lex.  8. 


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ifthmiMficht  übtr  lateiaifebe  Lexikographie.  (Wageocr).  10$ 


Iii  äeimelbeii  ist  der  Verf.  bemOht  gewesen»  dte  sn  lelMeii»  was 
«r  in  dem  Vortrage  verqirochen  hat   Manches  Ist  recht  sn  loben,  so 
die  EritUmngen,  die  sieh  anf  antike  Geographie,  Gesebiehte  nnd  Realien 
besiehen.  Die  ans  den  MriftsteUem  gewSblten  Beispiele  sind  praictiseh 
«md  erfUlen  ?el]stlüidig  ihren  Zweck.  Die  Verdentsohnngen  können 
meistens  als  recht  glOcküch  nod  gelangen  beseiebnet  werden,  doch  reiehen 
eio  nicht  tibersll  ans,  wie  B.  Menge  in  Fries  nnd  Meier,  Lehrproben  . 
nnd  Lehrgäuge,  Hfl.  80  S.  109  henrorhebt.  Die  Bedentnngsentwickelnng 
eines  Wortes  ist  in  knner  Dioposition  snaammengestellt,  weranf  dann 
die  Belege  mit  korrespondierenden  Zeichen  folgen.  Ob  diese  Metbode 
bequemer  nnd  praktischer  ist  als  die  alte,  darflber  sind  die  Ansichten 
verschieden,  vgl.  N.  Pbiloleg-  Bnndeob.  188i  &  60  nnd  Wechemebr. 
t  klasB.  Philolog.  1894  8,  242.  „Die  eigentliche  Stärke  nnd  das  größte 
Verdienst  des  Terf.  erkennen  wir,**  sagt  'WOlflttn  (Zeitsehr.  f.  Osterr. 
Oymn.  1894  8.  113),  „in  der  Entwickelaiig  der  Wortbedentnng'' ,  wir 
erkennen  dies  vollkommen  an,  doch  machten  wir  bemerken,  daß  nna  die 
Wortbedentangslebre  noch  nicht  so  entwickelt  zn  sein  scheint,  daß  sie 
ecbon  jetzt  in  einem  Sc hnl Wörterboche  konseqnent  durchgeführt  werden 
könnte,  nm  so  mehr  da  die  lateinische  Etymologie  jetzt  noch  anf  80 
nnslcberem  Boden  ruht.    Und  gerade  „die  Etymologie  ist  bekanntlich 
iSto Wassers  Lieblingsgebiet;  seine  Divinationsgabe  stellt  niemand  in 
Abrede;  aber  daü  er  seiner  Phantasie  manchmal  die  Zügel  schießen 
läßt,  kann  nicht  gelengnet  werden."    Aber  in  den  letzten  Worten 
fck'heindleis  (Zeitsehr.  f.  österr.  Gymn.  1894  S.  311)  lieu't  eine  große 
Gefahr  für  ychüler,  noch  mein   aber  für  Lehrer,  die  sich  mit  dem 
Studium  der  Etymologie  nicht  eingebend  beschäftigt  habeu,  weil  sie  oft 
die  vorgetragenen  etymologisch  er»  ErklSrungen,  welche  der  Sprach- 
luischer  als  falsch  erklärt,  ttir  richtier  halten  nnd  in  dei  Schnle  weiter 
verbreiten.    Recht  gut  sind  die    Vorbegrilfe",  welche  über  Sprachge- 
ecbicbte,  Lautgesetze,  Wortbilduufr  u  s.  w.  handeln,  aber  , .lesen  wird 
dies  fi*eilich  bloß  ein  für  Sprache  lebhaft  interessierter  älterfi  Schüler; 
von  den  andern  und  von  allen  jünp^eren  Schülern  wird  d'w^n  wertvolle 
Zngabe  unbeachtet  bleiben"  (R.  Menge  a.  a.  0.  S.  lObj.  Isoch  müssen 
wir  auf  einen  Funkt  auiijitiki>am  machen,  daß  nämlich  bei  der  Ans- 
wahl  der  Schriftsteller  nur  auf  den  Kanon  der  österreichischen  Gelehrten- 
schnlen  Rücksicht  genommen  ist,  daß  infolgedessen  das  Wörterbuch 
für  CatuU.   Tibull,   Properz  sowie  für  di^jeuip^en  Schriftsteller  des 
flilbemen  Zeitalters,  die  z.  B.  in  der  Anthologie  für  Schulen  von  Opitz 
nnd  Weinhold  enthalten  sind,  nicht  völlig'  ausreicht.    Auch  ,, fehlt  im 
einzelnen  iittcrs,  '  wie  R.  Menge  bemerkt,  „die  pli]loloj?'iRche  Genauigkeit, 
dip  an  einem  Wörtei  buche,  anch  an  einem  Schnlwörterbuche,  die  erste 
Tagend  ist  *.  Wir  stimmen  in  das  Urteil  Scheindlers  ein,  wenn  er  sagt: 


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104      JahreBberieht  über  lateiniache  Leuko^mpbie.  (Wafenar). 

..StowapBer»  Buch  i'^t  ein^  Ktappe  anf  dein  Gebiete  der  lateinisch »^n 
Lexikographie,  ein  origioelles.  epochemachendes  Bach»  wie  man  ohne 
l'bertreibung  behaupten  kann,"  wobei  wir  aber  üicht  vereessen  dürfen, 
^as  Wetzel  fOymraj^ium  1894  P  309)  «ae^.  daß  „das  Bach  noch  sehr 
verbe«fiernne:sfiüiig^  und  veibesseruiiL'>!it  üiirttig''*  sei,  nnd  ,  vorlSnfiff  <;t^ht 
die  Sache  noch  nicht  so,**  sae^t  K,  Meii^rp,  ..daß  wir  alle  anderen  bchul- 
worterbücher  verwerfen  und  allein  das  von  Stowasser  empfehlen  könnten**. 
AnCer  den  hier  berncksichtig^ien  Besprechungen  vgl.  noch  Central or£*-an 
f.  d.  Interessen  des  Reahchuiwesens  1894  S.  74^^:  N.  Korresp.  Blätter 
f.  d.  Gelehrtenschulen  1894  S.  475;  Archiv  VIII  S.  600.    Noch  mnß 
ich  hier  bemerken,  daß  H.  Lüwner  das  Wörterbuch  von  Stowasser  zum 
Gegenstand  einer  besondern  Programm  arbeit  gemacht  hat,  indem  er  in 
seinen  „Lexikographiscbe  Hiscellen*'  (Progi-.  Aman  1895)  auf 
28  Seiten  Verbessernngen  nnd  Zusätze  bringt  und  den  Verf.  anf  manche 
Lücken,  die  ihm  bei  dem  Stndinm  des  Werkes  anfgefallen  sind,  hin* 
weist,  während  er  sich  auf  eine  eigentliche  Besprechung  nicht  weiter 
einläßt.   Ob  sich  Stowasser  bereit  findeo  wird,  viele  von  diesen  Zo- 
Sätzen  aufzunehmen,  scheint  mir  deshalb  zweifelhaft,  weil  er,  wenn  icl» 
recht  beobachtet  habe,  in  der  sweiten  Anflaice  nichts  hiervon  berück* 
sichtigt  hat,  und  doch  hätte  Stowatser  die  Übersetzung  der  horazischen 
Stelle:  credat  Indaeus  Apella  (das  glaube  der  Herr  Kohn)  änderi» 
nfiaaeD,  da  Löwner  S.  3  mit  Becht  sagt,  daß  diese  Übersetnog  in  keia 
wissenschaftliches  Werk,  vielleicht  in  ein  Witzblatt  gehöre. 

Obige  fiezension  habe  ich  als  Jahresbericbt  nach  den  mir  zn  Qe* 
sieht  gekommenen  Besprechungen  des  Lexikons  zusammengestellt,  was 
ich  selbst  darilber  denke«  habe  leb  im  Lit  Ceatralbl.  1894  a  216 
««ngt. 

Im  Jahre  1900  ist  eine  ,^dte  verbesserte  nnd  mit  NachtrlgeD 
▼enebene  Auflage"  erschienen;  »aber,*  wie  der  Verf.  im  Vorwort  sagt» 
^eiser  vollständig  nenen  Auflage  mit  neuem  Satxe  standen  die  außer* 
ordentlich  hohen  Kosten  Im  Wege,  die  der  Verleger  trotz  aller  Opfer,  die 
er  für  das  Bneb  nicht  gescheut  bat»  jetst  noch  ▼etmeiden  zn  sollen  glanbte. 
In  der  vorliegenden  sweiten  Anfinge  haben  wir  nns  daher  daranf  be- 
schrftnkt,  eine  große  Beihe  von  Versehen  und  Irrtümern  —  es  kamen 
sebließUeb  nnd  1600  berans  —  in  den  Platten  an  entfernen  nnd  tn 
Terbessem.**  Sodann  ist  ein  Nachtrag  von  12  Seiten  hiosagefQgt,  in  desa 
die  WSrter,  die  entweder  nrsprQnglicb  flbersehen  waren  oder  zn  dem 
Spiachsehatse  von  Gieetot  Briefen  gehörten ,  enthalten  sind.  Letztere 
Sammlnng  hatte  Prof.  J.  Sander  in  Wittenberg  für  den  Verf.  über- 
nommen« Von  dem,  was  ich  über  die  1.  Auflag«  gesagt  habe,  kann  ich 
kein  Wort  znrüeknehaien;  ich  bedauere  es  lebhaft«  daß  in  dem  Bache 
neben  wirklieb*  Gutem  so  viele  Fehler  sieh  fanden  und  noch  finden;  et 


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Jahresbericht  aber  lataiaieche  Lexikographie.  (Wagcner).  105 


war  nur  da«  Uebo  Axaüme  von  Ungeoaiiiiirlc^teD,  die  leh  in  meiner 
Besprechnngr  m  tadeln  hatte,  nad  was  feh  getadelt  liabe,  liabe  idi  alkt 
mit  Beispielen  belegt,  daher  ist  meine  Bezeufioa  kein  „vnfreondlicher 
Angriff**,  wie  8towaaeer  sie  in  dem  Verwert  nennt,  londern  eine  rein 
saebliehe  AnzeiRe.  Ich  habe  sehr  viel  Zeit  anf  die  genaae  Dnrch- 
arbettang  des  Boches  verwandt,  viel  mehr  als  man  gewöhnlich  anf  neue 
Erscheinno^en  zu  verwenden  pflegt,  und  habe  mir  dabei  viele  Notizen 
gemacht,  wo  ich  mit  dem  Verf.  nicht  übereinstimme.  Es  ist  hier  nicht 
der  Platz,  nm  dies  im  einzelnen  ansznführen,  vielleicht  findet  sich  eine 
andere  Gelegenheit,  nnr  will  ich  das  eine  noch  bemerken,  daß  selbst 
ein  ganzer  Artikel  wie  invenio  fehlt,  den  der  Verf.  jetzt  erst  auf  S.  109S 
zugefügt  hat. 

Julius  Sander  hat,  wie  bereits  erwähnt  ist,  die  Aufgabe  über- 
nommen, die  sämüicben  Briefe  Ciceros  nach  spraohliche;;  Besonderheiten 
zo  durchforschen,  und  diesen  Stoff  hat  er  in  dem  i  'i  tj^M  .  des  Melauclitliou- 
Gymnasiums  in  Wittenberg  (1901):    IUmh  tu  kuügen  zu  den  Cicero- 
Brielcn  verarbeitet.    Der  Stoflf  zerf.UU  naturgemäß  in  zwei  Teil?,  in 
einen  lexikalischen  und  einen  grammatisch-stilistischen.  Im  ersten  sind 
außergewöhnliche  Nomina,  Adverbia  und  Verba  zußammengestellt,  woi  au 
sich  Besonderheiten  im  Sprachgebranch  anschließen.   Die  Sammlung 
scheint  voliätc'iudig  zu  seiu  nnd  verdient  Anerkennung,  weil  die  Citate 
recht  genau  sind.    Nur  einiges  wenige  will  ich  hierzu  bemerken.  S.  8 
möchte  ich  pigmentarias  lieber  durch  Salbenhändler  als  durch  Farben- 
händler übersetzen,  vgl.  Gurlitt  Philolog.  N.  F.  XII  45  flf.  —  Bei  nugax 
(S.  1 1)  hätte  auf  Landgraf  Archiv  X  225  verwiesen  werden  müsseu.  — 
Eine  Sammlung  von  griechischen  Lehnwörtern  findet  sich  bereit«  bei 
Linderbauer,  De  verboram  mutuatorum  et  peregrinorum  apud  Ciceronem 
usu  et  compensatiooe  I  p.  25 — 32.  —  S.  8  übersetzt  Sander  duo  parietea 
de  eadem  fidelia  dealbare  durch:  zwei  Fliegen  mit  einer  Klappe  schlagen, 
was  Otto,  Die  Sprichwoi ter  der  Kömer  S.  265  Anm.  bestreitet.  —  Bei 
dem  zweiten  Teil  der  Arbeit  aber  können  wir  dem  Verfasser  den  Vor- 
wurf nicht  ei.s|iareri,  dnli  die  Arbeit  den  lientigen  Au.sprüeheii  nicht  ge- 
nügt.  Denn  nachdem  wir  so  vortrefflicbe  Spezialarbeiten  wie  z.  B.  die 
von.!.  H.Schmalz  besitzen,  verlangen  wir  mehr  als  eine  blolle  alpha- 
betische Zusammenstellung.    Wenn  wenigstens  diese  vollständif?  wäre, 
so  könnte  man  deswegen  den  zweiten  Teil  der  Arbeit  eiupiehlen,  aber 
ancb  das  trifft  nicht  zu.  Einitre  BeiBpiele  mo^en  dies  zeigen.  S.  führt 
8.  22  den  Ablativ  des  als  A«ijektiv  behaudeiten  Particip  languenti 
stomacho  an,  es  fehlt  ii  ähnliche  Ablative,  wie  ardenti  studio  Ep.  ad  Q. 
fr.  2,  13,  2:  aniiDo  «^audenti  ac  libenti  Ep.  ad  Att.  2,  4,  2;  animo 
libenti  Ej).  ad  Att.  16,  16,  13;  tam  llh^nti  5?enatu  Ep.  ad  Att.  1,  U,  3; 
praesenti  iracoudia  £p.  ad  Farn.  1,     20»  praesenti  dignitate  Ep.  ad 


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106      Jahreabariebt  über  ktoüiiaebe  Lcxikognphie,  (Wagener). 

Fain.  2,  9,  1;  praesenti  iudido  £p.  ad  Fam.  13,  8,  2;  praeeenti  silentio 
£p.  ad  Q.  fr.  9,  1,  1;  ioaequenti  officio  Piano,  bei  Cie.  £p.  ad  Fam. 
10,  8,  1;  tremeoti  voce  Ep.  ad  Q.  fr.  3,  2,  2.  ->  Bei  dem  Dat.  mi 
•Utt  mihi  febleo  folgende  Stellen :  Ep.  ad  i^m.  3,  6,  5;  7,  24,  2:  13, 
16,  4;  14,  8,  2;  ad  AtU  1,  8.  3:  1,  13.  5;  4,  8b,  3;  4,  12;  5.  13  1 ; 
6,  1,  19;  11,  7,  6;  12,  Sl,  1;  12,  82,  1;  12,  42,  1;  12,  52,  2;  13,  26. 
3;  13,  28,  3:  13,  31,  2;  IH,  88,  1;  13,  44.  3;  13,  46,  3;  13,  46,  4; 
13,  51,  2;  16,  3,  6;  G«a1.  bei  Cle/Ep.  ad  Fam.  8,  17,  1  und  Balb. 
bei  Cie.  ad  Att.  9,  13  A,  2.  — -  Qais  Ar  qoibns  findet  sieb  noeb  Ep. 
ad  Att.  10,  11,  2;  10,  11,  3;  13.  22,  4.  —  Memo  haben  Hendelaton 
nnd  G.  F.  W.  llfiUer  Bp.  ad  Fam«  13,  1,  2  geschrieben,  vgl,  Becher, 
Über  den  Sprachgebrandi  des  Gaelins  8.  11.  —  Welche  Anagabe  der 
fipirteln  der  Verfasser  seiner  Arbeit  an  gmnde  gelegt  hat,  sagt  er  nicht; 
daß  es  aber  die  neueste  von  G.  F.  W.  Hfiller  nicht  gewesen  sein  Icann, 
geht  daraus  hervor,  da8  er  intellezti  nnd  decesse  als  Archaismen  an* 
führt,  weil  diese  Formen  hier  richtig  verbessert  sind;  wichtig  sfaid  die 
Bemerknngen  MtUlers  in  der  Vonrede  znm  1.  Teile  p.  XXXVn  nnd  nnm 
2.  Teile  p.  GXI  nnd  CSSUL  ^  Wenn  »ander  »caUaee  statt  caMhe' 
anfuhrt,  so  stellt  er  damit  calfac  als  die  gebrftncbliehe  Form  aof,  was 
2Q  beweisen  ihm  aber  sehr  schwer  fallen  mOchte.  Die  mit  Fripositionen 
gebildeten  Komposita  von  fado  haben  bekanntlich  den  Imperativ  anf  e, 
so  &  B.  inteiflee;  von  den  mit  Verbalstämmen  gebildeten  Komposita 
kennen  wir  anBer  caUSsce  bei  Cicero  nnr  noch  recalüsce  Ovid.  A.  A.  2, 
445  nnd  olfac  Angnstin.  Confess.  10,  35,  54,  der  Orammatlker  Macrobins 
führt  in  den  Esc.  Bob.  ed.  Keil  V  641,  1  olfac  nnd  olüMse  an.  Sollen 
wir  nnn  mehr  Gewicht  anf  Cicero  nnd  Ovid  oder  anf  Angnatin  legen  t 
Ich  stimme  den  ersteren  so  nnd  habe  deshalb  in  der  mit  J.  H.  Sehmals 
hei'SQsgegelkenen  Qrammatik  §  68  die  Bogel  anfgestellt:  die  Kompoiitn 
von  fado  behalten  das  e,  also  interfice,  perfice,  ealeface.  —  Es  fehlt 
der  Infinitiv  dider,  der  bei  Vatinins  (£p.  5,  9,  1)  vorkommt,  vgl.  J. 
H.  Schmähe,  Über  die  Latlnitftt  des  Vatinios  8.  34.  —  S.  28  behauptet 
8.:  «niminm  adverbial  kommt  in  guter  Frosa  nnr  in  Verbindung  mit 
einem  Verbom  vor."  Dieee  Behauptung  ist  nicht  richtig,  denn  wenn 
man  Merguei  (Leiikon  an  den  Beden  Ciceroe)  III,  805  und  (Lezikoa 
der  philosophischen  8chHffcen  GSoeroo)  II  706  nachdeht,  findet  msa 
gerade  daa  Gegenteil,  nftmllch  daO  nhntum  mit  einem  Adjektiv,  Farticip 
und  Adverb  viel  hftufiger  vorkommt  als  mit  einem  Verbum,  —  Der 
trandtive  Gebrauch  von  persnadere  scdl  nach  Sander  nnr  diehtedsch  sdn. 
Auch  das  ist  nicht  richtig,  wie  deh  der  Vwftsser  aus  Nene- Wagener, 
Lat.  Formenlehre        4  fiberzeagen  kann. 

Andere  8chulw5rterbücher  sind  in  dem  letuten  Deaeaniom  hi 


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Jabnsbericht  über  lateioiscbe  Lexikographie.  (Wa^enerj.  107 


Dentschland  niclit  erscbieüeü,  wohl  aber  die  alten  in  oeuea  Auflagen 

wieder  berau.scei^ebeü,  m 

1.  Georges,  K.  E.,  Kleines  lateinisch-deutsches  und 
deutsch-lateinisches  Handwörterbuch.  Lateinisch-deutscher 
Teil,  6.  und  7.  verb.  und  vermehrte  Aufl.  von  Heinrich  Georges. 
Leipzig,  Hahn,  1897,  2742  u.  189«,  2624  S. 

2.  Geortet,  K.  Lateinisch-deutsches  und  deutsch- 
lateinisches Schnlwörterbach.  Lateinisch'deatscber  Teil, 
4.  8ter.-An?g'.  Mit  Anhangt  ^Vürterbuch  der  Eigennamen.  Leip< 
zigr,  Hahn,  1887,  VI  812  u.  110  8.  —  Deutsch-lateinischer 
Teil.  Ausgearbeitet  von  £.  Georflres,  3.  Ster.-Aiuig.  Ebeod.  1888. 
VI  848  S. 

8.  Heinlehen,  F.  A.,  Latein Ueb-dentaeliei  ind  deutsch* 
lateiaisehes  Schal wörterboeb  bearbeitet  voa  G.  Wagener. 
Lateiaisch-deatseher  Teil,  6.  nrb,  Aail.  Leipiig,  B.  G.  Teabner, 
1897,  936  8.  —  Dentseh-lateiniseher  Teil,  5  Tsri».  Aofl.  Ebead« 
1895.  Xa  872  a 

Der  Kreis  der  Schriftsteller,  wie  ihn  Heioichen  festgesetzt 
and  Diäger  in  den  früheren  Auflagen  beibehalten  bat,  ist  von 
mir  nicht  überschritten  worden,  doch  nahm  ich  eine  Reihe  von 
Wörtern  auf,  um  den  Wortschatas,  wie  er  mir  für  ein  Wörter- 
buch dieser  Art  nötig  schien,  möglichst  voUfttändig  zu  geben.  Die 
veralteten  Lesarten  sind  nach  den  besten  Texten  geändert  und  die 
lateiniacbe  Orthographie  ist  nach  den  neuesten  Untersocimugen  geregelt. 
Wesentlich  vermehrt  sind  die  Artikel  über  Wytbukigie,  Geschichte,  Geo- 
graphie und  Realien,  überall  ist  die  Kürzeu-  uud  Längeubezeicbnuug  der 
Vokale,  auch  hr  iu  Positionssilben  stehenden,  durchgeführt,  wohl  zum 
ersteu  Mal  in  einem  Lexikon;  über  jeden  Vokal  ist  daher  ein  Zeichen 
der  Kürze  oder  L.int^e  i^caetzt,  außer  da,  wo  es  nielit  möglich  war, 
etwas  IJestiiniiites  zu  L'ebr'n.  In  betrefl  Uer  Etynioloyit:  habe  ich  nur 
ganz  Sicheres  aufeenonimon ;  dpiin  wer  da  weiß,  mit  welcher  Willkür 
oft  Etymologien  gebildet  werden,  der  wird  mir  recht  geben,  wenn  ich 
in  diesem  Punkte  recht  vorsichtig  gewesen  bin.  Auch  schien  mir  lie 
Öemasioloj^ip,  über  deren  Grundprinzipien  unter  den  Gelehrten  noch  keine 
Einigung  herrscht,  für  die  Schnle  noch  nicht  reit'  za  sein. 

Zq  erwähnen  ist  hier  auch 

4.  vaa  Wageniageo,  Latijasch  Woordeaboek,  GroBingea 
1900. 

Aas  der  Vorrede  hebe  ieh  folgeade  Stellea  heraas.  het 
eaaieastellea  vaa  dit  woordeaboek  is  het  Sehalwfirterbach  vaa  Heiaichen. 


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108      Jafentbcricbt  ffber  bteiaiicfce  LeiikafT«plii«L  (WagcM). 


wimi  de  TieHe  €■  fijfde  Uk  d««r  Drtecr,  de  aade  door  VagMcr 
hemm  i»,  tot  gmdsli«  gCBonen.  Daaraa  Ii  aDM.  wat  ay  Lacretn» 
betrekklBir  lieefl.  to«gevoccd«  tCTwql  befand«  «H  Qeorgea,  Klais  es 
«eoige  qiedaaneiiea  ii  aaagefald.  «ai  alet  gaed  acteca  geaait  te  fcauea 
woidea.  Fcmar:  Wat  de  arthogta|iUe  aaaisaat,  dicBdaa  BraatWcli 
(Xdder)  an  Geotcea  (Wartfoimao)  tot  IridiraaJ.  Yaa  de  etjaolacie» 
Taa  O.  KeOar«  Br^BaiUy,  Stowawer  c  a.  ii  aea  veoi^dit«  «e- 
bndk  gemaeht 

5.  lugfcrslev.  C.  F.,  Lateinisc h-dentsches  üüü  dcütscL- 
lateiniscbes  Schul  Wörterbuch.  Lateinisch-ientscher  Tei  1 , 
10.  Auri.  XVI  809  S.  und  Deotsch-lateiiiiseher  Teil,  10.  AuiL 
XX  iV  G45  S.  Braun&chweig,  Vieweg,  1887. 

Diese  Auflage  ist  miß  aaeb  die  früheren  cor  eine  Ster.-Aaegabe, 
ond  doch  hätte  besonders  der  lateinisch-deatscbe  Tefl«  an  daai,  ae^el 
ieh  glaube  bemerkt  zu  haben,  aeit  1867  nichts  verbcaaert  iat,  einer 
recht  giüDdlicbec  Umarbeitung  bedurft  Dleae  mftßte  lieh  beaendera 
daraof  erstrecken,  daß  die  betten  Textearesenaieneii  geaan  vanrartet 
würden;  aoeh  m&fiten  die  ftbliebea  Konatmktleneo  der  SnbetaatiTn» 
A4Jektlva  und  Verba  mehr  berflekiiehtigt  and  die  Phiaaeologie  mehr 
YenroUatftadtgt  aewie  lehwierige  Stellen  erkttrt  eder  ftberaefeEt  werden. 

6«  Kahlmann,  G.,  Lateinlaeb-deataehea  and  dentaeli- 
lateiniachee  Handwörterbuch.  Nen  bearbeitet  ven  H.  WIndeU 
Lnteinieeh-denticher  Teil,  34.  Anfl.  Leipzig,  Fh.  Bedaa  Jan., 
J89d  und  Benttcb-lateiniseher  Teil,  35.  Anfl.  Ebend.  1895. 

Auch  dief:e  fortwährend  erscheineiideü  Aoflageii  sind  nur  Ab- 
drucke der  liparbpituDg  von  H.  "Windel  vom  Jahre  1864,  über  die 
Georges  im  Jahresbericht  1884  S.  98  gesprochen  hat. 

7.  Koch,  A.,  Lateinisch-deatschcs  und  dentsch-latei- 
ttlschea  TascbenwOrterbach,  Berlin.  Friedberg  &  Mode, 

Ist  mir  nicht  an  Geeichte  gekommen,  ich  kenne  es  nnr  aae  der  Anaelge 
von  Oeoigee  Im  Jahreebericbt  1884  S.  99.  Trotadem  es  echwer  an 
sagen  isty  für  wen  dae  Taicbenwftrterbnch  eigentlich  paßt,  ao  eiad  doch 
eine  Belbe  von  Anflagen  erachieoea,  die  wahracheiolich  auch  wohl  onr. 
bloße  Abdrücke  sind. 

In  Italien  erschien  eine  Übereetsang  von  Georges  nnter  dem 

Titel: 

Georges,  C.  E.,  Dizionario  della  lin^na  latiua.  Secondo 
rultiiua  edizione  tedesca  con  prefazione  ed  apgiunte  delF  antore  scritte 
api'ositnmente  per  Tedizione  italiaua.  Traduzione  con  aggiante  con- 
dotta  da  F.  Calonghi.   Toriao,  Eosenberg,  1889, 


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JäLreäbencht  über  lattümbciie  Lexikographie.  (Wageoer).  109 

ferner  als  eelbttändigee  Werk 

Gortese,  G.,  Vocabolario  della  lingaa  latina  ad  oso  delle 
acaole.   2  voh   Toriuo  1890. 

Wie  auf  den  Titelblatt  afeht,  lit  das  Werk  ad  nso  delle  scnole 
liestimmt,  iofolgedeoseii  sind  auch  nur  die  SchtiftsteOer  bis  mr  Zeit  des 
Saetoa,  Florvs  und  Justin  benutzt.  In  der  aaf  der  ersten  Seite  auf« 
gesteUten  Liste  der  benntstea  Schriftsteller  haben  sich  einige  Fehler 
eingeschUefaen,  indem  es  T.  Carlas  Lneretliis  st»  Cams,  Gn.  Naevins 
St.  0.  und  T.  Maceins  Plantns  st  IL  Aecius  heißen  maß.  Eigen* 
tamlleb  ist  es,  daß  nnter  Plin.  sowohl  der  Natnrhistoriker  als  anch  der 
Eipistologe  and  nnter  Seneea  sowohl  der  Vater  als  anch  der  Sohn  gt- 
meint  sind.  Vielen  Fleiß  hat  der  Verf.  aaf  die  Aaordnanfp  und  Ober* 
eetming  der  Beispiele  Terwandt,  gewöhnlich  wird  ein  Artikel  in  die 
Hanptteüe:  Proprio  nnd  fignrato  nnd  in  die  Unterabtdlnngen:  Parti- 
Golare  nnd  generale  zerlegit.  Welche  HQlfnnittel  benatst  sind,  wird 
nicht  weiter  angegeben;  freilich  versichert  Cortese  tatti  gll  aasil!  della 
fflologia  progredita  e  della  lessicografla  benatzt  za  haben,  doch  lassen 
manche  Fehler  mmaten,  daß  ihm  die  hanptsftehlichstea  Werke,  be- 
sonders deatsche ,  nnbekannt  geblieben  sind.  Manche  Verbessemngs- 
▼orschllge  hat  er  In  der  Vorrede  zam  %  Baade  selbst  schoa  erwähnt, 
besonders  mochten  wir,  daß  ansegoben  wQrde,  welche  Steigemngs-  nnd 
welche  Verbalformen  sich  wirklich  belegen  lassen.  Aach  wollea  wir 
den  Verf.  daranf  aaftnerkaam  machen,  daß  eine  Reihe  von  Wörtern, 
die  von  Uassisehea  Schriftstellern  angewandt  sind,  noch  fthlti  daß  bei 
^elen  Wörtern  die  Orthographie  nicht  richtig  Ist  and  daß  noch  manche 
prosodische  Fehler  verbessert  werden  müssen.  Da  der  Verf.  bestrebt 
ist,  sein  Werk  Ar  die  Schale  immer  braachbarer  za  madiea,  so  ist  za 
helfen,  daß  mit  der  Zeit  ein  recht  gates  Schalwörterbnch  za  stände 
kommen  wird. 

Über  das  in  Frankreich  erschienene  Werk 

Chatelain ,  E.,  Dictionnaire  latin-francais.  Paris,  Hacbette, 
1889, 

welches  ich  nicht  zn  sehen  bekommen  habe,  vgl.  Archiv  Vn  281. 

Noch  möchte  ich  hier  das  seit  1867  im  Erscheiaen  begriffene 
Onomasticon  erwMhnen: 

TotinsLatinitatis  Onomasticon,  opera  etstadio  Vincentii 
De -Vit  iQcabratnm.  Prati. 

Der  Verf.  sammelt  mit  staunnisw.  rLt  m  Fleiße  aus  Schriftstellern, 
^liiiizfi]  und  Inschriften  die  Eigennameu.  Leider  sind  die  Autoren- 
aosgaben,  welche  der  Verf.  benatzt,  nicht  die  besten,  sondern  die. 


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110     JalurMberiefat  fiber  lateiniBche  Ltzikographie.  (Wagaofir). 


welche  io  Italien  gebraucht  werden.  Daher  leidet  dies  großartige 
Unteruehmen  wie  anch  die  neae  Bearbeitimg  des  Forcellini  an  dem- 
selben Fehler,  daß  oft  Namen  und  Lesarten  angeführt  werdeOt  die  scbon 
längst  verbessert  worden  sind.  Über  den  Plan  und  die  ganze  Anlag-e 
des  Werkes  brauche  ich  nicht  weiter  zn  sprechen,  da  Georg:es  in  deo 
Jahresberichten  1882  S.  848,  1884  8.  96  und  1886  8b  9  aingehflud 
dar&bar  gehandelt  hat. 

Über  £  igen  n  amen  handeln  noch  folgende  Arbeiten: 

1.  K.  Braaseh,  LnteiDisehe  Personennamen,  nach  ihrer 
Bedentong  Ensammengestellt.  Prog.  Zeitz  1893.  36  8.  4. 

Der  \'ei  f.  ordnet  die  FersonenDaineii  der  republikanischen  Zeit  bis  in 
die  Kaisti/Lil  lierul»  nach  der  etymologischen  Bedentoug  oiid  führt  iik 
klfciiitieü  Abschnitten  zuerst  die  Namen  auf,  welche  von  Gütternameü  nud 
Zahlen  gebildet  sind  und  mit  den  Umständen  bei  der  Gebart  zuHammea- 
hängen.  Dann  stellt  er  die  nomina  zusammen,  welche  sich  aaf  Leben«iltery 
Verwandtschaftsverhältnisse,  auf  den  Körper  und  seine  Teile,  auf  Essen 
und  Trinken,  anf  den  Geist  und  iiieiiächlicho  Zustände  und  Verhäiltuisse, 
auf  Thätigkeit  bebenderer  Art,  auf  friedliche  Beschäl tigungen,  auf  die 
Tier>  und  Pßaozenwelt,  auf  Ortsverhaltnisse  beziehen.   Zuletzt  folgen 
noch  einige  Spottnamen,  griechische  Xauien  sowie  die  der  peregrioi 
und  der  Freigelassenen.    Leider  ist  dem  Verf.  die  Hauptquelle  der 
Namenforschung,  vielleicht  die  wichtigste,  die  römischen  iuschrilteu 
verschlossen  p:eblieben,   aber  auch  bu  ist  uns  diese  Zusamroenstellung* 
höchst  vviilkiiinmen ;  zeii;^i  sich  docn  auch  hier  ko  recht  der  nüchterne 
Charakter  der  Römer,  voi  allpni   wohl  darin,  daß  dem  nengeborenea 
Kinde  die  Nuninier  ge^abtai  wurde,  die  es  im  Verhältnis  zn  seinen 
schon  verhaudeneu  (ie>:eliwist^rn  zn  beanspruchen  hat.  Wünschenswert 
Wäre  es  gewesen,  wenn  der  Verl.  einen  iudex  nomioom  hinzugefügt  hätte, 

2.  R.  Macke,  Die  römischen  Eigennamen  bei  Tacitna. 
Hadersleben  I  Piog.  1886  19  S.:  IL  Prog.  1888  20  &;  UX.  Prog. 
1889  22  S.;  IV.  Prog.  1893  18  S.  4. 

In  streng  wisBeoschaftUeher  Form  werden  in  den  drei  eisten 
Programmarbeiten  die  Anzahl,  Art  nnd  Beibenfolge  der  Personennamen 
behandelt.  Dreistellige  Namen  d.  h.  Pränomen,  Oentile  und  Gognomen 
znaammen  finden  alcfa  bei  Tacitna  sehr  selten;  sicher  ist  nnr  Agr.  4 
Gnaeas  Inlios  Agricola  nnd  vieUeicht  auch  Ann.  12,  41  TL  Claudio 
qnintnm  Servio  Gomelio  Orfito  eonsalibOB»  wfihrend  es  frsgUeh  ist,  ob 
Ann.  2, 1  Sisenna  Statflio  Tanro  L.  Libone  consnUbns  Tncitos  wirlclidi 
so  gesehrieben  hat  Zuerst  glaubte  IL  diese  drei  Namen  beibehalten  so 
mfissen,  spitter  aber  (IIL  Prog.  p.  20}  neigt  er  dam,  Sisenna  sn  streidien. 
Genan  nnd  sctgftltlg  wird  nnn  die  8tellong  von  swei  Ittnnemamsft 


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JabreBbiriebt  Aber  lateiniiche  L«iikograpbie.  (Wagenor).  m 


h.  von  GtentQe  und  GogDomen,  PriUioman  and  GwitUe,  PriLnomen  und 
CocBomeD  n.  s.  w.  bespFocbeD,  lodaiui  die  FnuA&naiieo,  bei  deii«ii  im 
TadtQB  nid  ein  PrSsomMi  vorlcomint^  mid  zuletzt  die  Kamen  der  KonralB. 
Im  vierten  Prog;ramni  bebeadelt  M.  die  Fraenomina»  die  lieb  bei  Tadtne 
finden,  wobei  der  Verf.  aneh  die  grieehiache  Inaebrift  von  Kylaaa  er- 
wfltint«  ana  der  ttbenengead  bervor^ht,  daß  Corn.  Tacitna  den  Vor- 
namen Pnblina  nnd  nicht  Gaina  hatte.  Anf  Eioielbeiten  kOnnen  wir 
dea  Ranmea  wogen  nicht  weiter  eingeben,  aprechen  aber  den  Wnnacli 
ans,  daß  der  Verf.  das  Ganze  an  einem  Lexiiton  der  Eigennamen  bei 
Tacitna  nmarbeitun  mSge. 

3.  P.  M  ey  e  r ,  Die  c  o  g  n  o  lu  i  n  a  a  n  t  a  u  u  ü  griechischen  Stammes 
auf  dtü  römischen  Inschriften.    Prog*.  Bern  1886.  28  S.  4. 

Nachdem  der  Verf.  über  griechische  Eigennamen  im  Lateinischen 
im  allgemeinen  gesprochen  hat,  geht  er  genuner  anf  die  von  grie- 
chischen Stämmen  gebildeten  Eigennamen  über  nnd  bebandelt  dann  die 
formelle  Erkl&imog  des  Snffixes,  die  sachliche  Bedentnng  desselben,  das 
örtliche  Vorkommen  nnd  die  erste  Zeit  dieser  coguomina.  Man  ist 
jetzt  darüber  einig,  daß  das  Suffix  -aons  eine  speziell  lateinische  Bildung 
ist,  welche  erst  von  Lateinern  auch  an  griechische  Stämme  gefügt  nnd 
dann  von  den  Griechen  adoptiert  wurde;  später  ist  dann  die  Endung 
•iana  allmählich  durch  die  Neubildung  von  -iauns  verdrängt.  Die  Über- 
tragnng  des  Suffixes  änns  anf  griechische  Stämme  seheint  in  Italien  im 
ersten  Jalirh.  n.  Chr.  ihren  Anfang  genommen  nnd  sich  dann  über  alle 
Provinaen  verbreitet  an  haben.  Vorliegende  Abhandloog  ist  eine  recht 
willkommene  Ergänzung  der  Arbeit  von  H.  Schnorr  v.  Carolsfeld  (Daa 
lateinische  Suffix  anns  im  Archiv  I  S.  177—194),  der  in  besvg  anf 
Eigennamen  eine  VoUatttadigkeit  nicht  eraielt  liatte. 

4.  £.  Häfner,  Die  Eigennamen  bei  den  lateiniachen 
Hexa  metrikern.  Frog.  des  Lndwiga « Oymiuuunm  in  München 
1895.  19  a  8. 

Verf.  hat  ea  nnternommen,  nach  den  von  KOne  in  seinem  Bache : 
.Über  die  Sprache  der  Epiker*  angegebenen,  aber  immer  noch  zo  wenig 
bekannten  Gesichtspunkten  die  einschlägigen  Dichter  bis  anf  Lucan 
durcii^uarbeiten.  Ans  seiner  reichen  Sammlung  wählt  er  als  Probe  die 
Eigennamen  ans  und  weist  nach,  mit  welchen  Mitteln  die  Hexametriker 
die  nnfiig-samcu  Eigennamen  sich  dienstbar  gemacht  haben.  Beson^lers 
interessiert  um  hierbei  das  Lexilcalische,  wo  der  Verf.  zeigt,  wie  Bnb- 
stantiva  durch  andere  Substaiitiva  oder  abgeleitete  Adjektiva  oder  durch 
AntOMoniasie  ersetzt  sind,  z.  Ii,  Sicilia  durclj  Trinacria  oder  Trinacris, 
Atticus  oder  Atheniensis  durch  Actaeus.  Cecropins  und  ^lopsopius, 
Euripides  durch  cothuruatus  vaLes,  Tiicmiätocles  durch  Neoclidf»,  Coli' 


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112      Jftbniberiebt  fiber  lateiniflcbe  Lexikographie.  (Wageoer). 

fttalift  doreh  feita  pira  ConBo  u.  w.  InterMsant  ist  auch  der  letzte 
Abselmilt.  Metrlscbe  Fretheiten,  wo  Vokaldehoiuig,  Kfimug,  Hiatni  and 
SlnaU^phe  kurz  beeprocben  werden.  Ein  Beispiel  mOge  geBllgai,  am  za 
seigeil,  wie  die  Dichter  fttr  die  Anasprache  maßgebend  geworden  sind. 
In  den  obliqnes  Gasns  von  Hannibal  nnd  Hasdrabal  iet  JedenMls  die 
Sttbe  hal  langr,  wie  Geli.  4,  7  diee  aas  Ennini  besengt  nnd  anch  die 
Biologie  verlangt,  ygrl.  K6ne  p.  232,  aber  die  Dichter  seit  der 
Angnstdschen  Zeit  gebraneben  die  Silbe  bal  als  knn,  nnd  diese  Heaannir 
ist  sp&ter  in  Gebranch  gekomneD. 

5.  E.  Renn,  Die  griechischen  Eigennamen  bei  Martial. 
Grammatisch-kritische  Uülersuchuug-.  Prog.  Landshut  lö89.  70  S.  8. 

Verf.  behandelt  mit  großer  Sorgfalt  auf  den  ersten  40  Seiten  die 
DekliDation  der  griechischen  EigennamcTi  bei  Martial  nnd  zeigt,  daß 
dieser  nicht  etwa  ans  Vorliebe  für  griechische  Formen,  wohl  aber  ana 
Btteksicht  aof  Metram  nnd  Wohllant  sowie  auch  um  die  Elision  sn  ver- 
hüten und  nm  Abwechslung  hervorsnbriDgen  sich  derselben  bedient  habe. 
Auch  die  Mittel,  welche  Häfner  im  vorigen  Programm  anführt,  werden 
hier  erwähnt,  wie  Vokaldehnnng  in  der  Endsilbe  nnd  im  Inlaut,  Wort- 
ferlAngemng,  Vokalklirsnng  n.  dergL  FUr  eine  histoiische  Formenlehre 
der  lateinischen  Sprache  ist  diese  Arbeit  ein  vortrefilicher  Beitrag. 

6.  Ang.  Zimmermann,  Zn  den  römischen  Eigennamen 
(Archiv  VI  S.  269). 

1.  Eine  Üeihe  von  Wörtern  auf  a,  die  sich  anf  KörperbeschaiTeu- 
heft  beziehen,  dienen  als  Cognomina,  z.  ß.  Ala  a.  a  :  ferner  Adjektive 
auf  a,  zn  denen  ein  Substantiv  fem.  gen.  zn  ergänzen  ist;  «odann  auch 
audois  (  [idigende  Snbstautiva,  die  eine  Beziehung  aut  den  Kurper  be- 
zeichnen, so  soll  Cinna  zu  cincinnus  (Lockenhaar)  L'clioien,  vgl.  Cin- 
cinuatas.  2.  Secus  und  Procus  sind  nicht  aus  Secniuius  und  Proculus 
abgekürzt.  3.  Gentilnamen  mit  der  Endung  -idiua  sind  teils  urspriuig- 
lich  teils  aualog  gebildet. 

7.  Ang.  Zimmermann,  Lateinische  Tiernamen  aas 
Mensch enn amen  (Archiv  IX  S.  692). 

Wie  in  der  Uteren  dentschen  Sprache  gern  Tiere  mit  meoseh« 
liehen  Namen  benannt  sind,  so  linden  wir  anch  ihnUehes  im  Lateinischen, 
z.  B.  lulns  (ein  Fisch),  Lndns  (Hecht).  Titas  (Tanbe),  Accia  nnd 
Aeceia  (Schnepfe),  Caecilia  (Blindschldebe),  Gavla  (MOwe),  Vsleria 

(Schwarzadler). 

8.  Aug.  Zimmermann,  Etymologische  VcrstK-he.  Prog. 
dos  Kgl.  Marien-Ciymnasiums  ZU  Poseu  1Ö91  und  Prog.  des  Gym- 
nasiums zu  Celle  1893. 


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Jaliresbeiicbt  über  lateini6cbe  LezikoKrapbie.  (WAgoner).  J13 


Unter  einer  Reihe  von  etymologischen  Erklärangen,  die  wir  hier 
übergcUeu,  werden  aach  einige  Eigennamen  zu  denten  versnebt,  so  I 
S.  17  Cinna.  II  S.  17  Giius  und  (öjnavns.  Cnaeus  f(inaeus),  Naevius^ 
IT  S.  IS  Gr:u^chus.  II  S.  19  ffcns  Creperia,  Crepereia,  Crepusia  ünd 
gens  SeiJil*^  ^"^^'^^    I  S.  19  fiinleii  uir  ( iau  Erklärung  des  Namens  Ar» 
miuins,  mit  der  der  Vci  fasst  r  \v(i]il  wenig  Glück  liaben  wird;  cv  glaubt 
nämlich,  daß  dem  Befreier  Deutschlands  der  Name  von  den  Hörnern 
wegen  seiner  starken  Arme  und  Schultern  beigelefrt  «ei.    Es  ist  dabei 
natürlich  nicht  aufgeschlossen,  fügt  Z.  zu,  daß  auch  sein  deut?r!:or 
Name  infolge  einer  entfernten  Ähnlichkeit  —  vielleicht  begann  er  mit 
„irmin"  —  zn  dieser  üenennuDg  mit  beigetragen  hat.    Schon  oft  ist  der 
Natne  Arminius  römisch  eiklärt  worden  (v^d.  Kossinua  in  den  Indoger- 
maiiiP' lien  Forschungen  II  8.  171,  wo  die  ältere  Litteratur  verzeichnet 
ist),  zuletzt  von  R  Much  in  seinem  Aufsätze  »die  Sippe  des  Arminiris'* 
(Zeitschr.  für  deutsch.  Altert.  3ß  S.  361),  iregen  den  sich  Kossiona  in 
den  Indogermanischen  Forschungen  a.  a.  0.  und  in  den  Wissenschaft!. 
Beiheften  zu  der  Zeitschr.  des  allgemeinen  deutschen  Sprachvereins  III 
S.  126  wendet  und  nachweist,  daß  der  Name  deatsch  sei:  Arminius  ist 
also  als  Koseform  eines  mit  Ennin  zus^ammengesetzten  Namens,  etwa 
Erminomerns,  und  damit  als  deutficber  Name  gesichert:  er  ist  zugleich 
•der  älteste  deoUche  Ueldenname,  denn  der  Sucbenköuig  Ariovist,  Cäsars 
^^roßer  Gegner,  führte  einen  rein  keltischen  Namen.    Den  Namen  Ar- 
minias schreibt  O.  Roßbach  in  seiner  Flomsausgabe  IV,  12, 32  (S.  175,  15) 
nach  den  besten  Handschriften  Armenius  und  erwähnt  in  der  Anmerkung 
zu  dieser  Stelle,  daß  auch  Strabo  7,  291  und  Dio  Gass.  56,  19  'Appiev.oc 
haben.  In  meiner  Besprechung  des  Florus  (Liter.  Centralbl.  1897  S.  29) 
wies  ich  darauf  hin ,  daß  auch  sonst  in  den  besten  Handschriften 
römischer  Autoren  Armenius  gelesen  wird:  Tacit.  Ann.  1,  55;  2,  88; 
11,  16  im  cod.  Med.  und  Frontin.  Strat.  2,  9,  4  in  H(arleiann3)  und 
P(arisinu8).    Velleins  Paterculus,  bei  dem  sich  aaoh  der  Name  Ar* 
mini  US  fliiilet,  kann  nicht  in  betracht  kommen,  weil  zu  orthogra. 
phiBckeu  Fragen  die  handechrifülche  Grandlag«  dieses  Schriftstellers  zu 
unsicher  ist 

9.  Aug.  Zimmermann,  I  ber  lateinische  von  Verwandt- 
schaftsbezeichnungen herrührende  Praenomina  (Jahrb.  fär 
dass.  Philologie  1896  S.  419-420). 

In  anderen  Sprachen  werden  V   v  u  l tschaft sbezeichnungen  gern 
.als  Praeiiomina  verwendet,  daß  dies  auch  im  Lateinischen  der  Fall  ist, 
weist  Z.   au  folgenden  Worten:   Aulus,  Opiter,  Atta,  Appius 
'Titus,  Annius  nach. 

Jahreabericlit  fOr  Altertum»wia8«nscli»it>  Bd.  CXIV.  C19CB.  III.)  8 


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114     Jfthratbeiiclit  1lb«r  IstalaM«  Lrsikofitpkio.  (Wagooer). 


0.  WirlfrlMMr  wni  kNliett  n  tiueNiMi  ScMfItMtni. 

Während  vor  einigen  Dezennien  eine  ?roße  Zahl  von  Pliiloiogeo 
es  als  ihre  Hanptanfgabe  an^ah,  die  alten  ÖcbiiftÄteller  dnrch  konjek- 
turale  Kritik  lesbar  zn  maclK  :i  oder  diese  auf  ^^niud  der  besten  Hand- 
Fcbriften  herauszugeben,  hat  man  sich  in  ktzterer  Zfit  vielfiich  damit 
beschäftigt,  die  Sprache  der  einzelnen  Sobrtf'i .steiler  aufs  genaueste  zu 
dnrchforscbrii  und  "Worterbiiflier  zu  einzelnen  Schriftstellern  mit  Angrabe 
sämtlicher  Stellen  oder  ancb  genaue  Wortindices  zu  denselben  ansza- 
arbeiten.  Wie  es  sieb  von  selbst  versteht,  waren  diese  Arbeiten  rein 
wisspnsrbaftlifh ,  daneben  ging  man  aber  auch  vom  praktischen  Stand* 
l'ui:kte  daran,  Schulwörterbücher  für  bestimmte  Schriftsteller,  aber  fait 
nur  für  snirlie,  welche  auf  Scholen  gelesen  werden,  oder  auch  gedruckte 
Präparationeu  für  Schulschriftsteller  zn  schreiben.  Ob  solche  Schnl- 
wörterbücher  und  gedruckte  Präparationen  für  die  Schale  geeignet  sind 
oder  welche  von  beiden  den  VonEO^  verdienea,  das  za  entscheiden  ist 
hier  nicht  unsere  Sache;  wenn  man  aber  nach  dem  Verbranch  solcher 
Bücher  urteilen  will,  dann  sind  Schulwörterbücher  und  gedruckte  Prä- 
parationen für  den  bentigen  Stand  der  Gymnasieo,  wo  von  den  Schülern 
im  Lateinischen  so  wenig  verlangt  nod  wo  so  wenig  geleistet  wird, 
geradezu  ein  Bedürfnis.  Von  wissenschaftlichen  Wdrterbüchem  für  ein- 
zelne Schriftsteller  gehören  hierher  folgende: 

1.  H.  Her^net,  Lexikon  sa  den  Beden  des  Cicero  mit 
Angabe  Bftmtlicber  Stellen.  Jena,  Verla«  Yon  H.  Dnit,  Bd.  1  1877; 
Verlag  von  6.  Fischer,  Bd.  2  1680;  Bd.  3  1882;  Bd.  4  1884. 

2.  H.  Mergttet,  Lexikon  xn  den  Philosophischen 
Sekriften  Olceroa  mit  Angabe  lamtUcher  Stellen.  Jena,  Veilag 
von  G.  Flacher,  Bd.  1  1887;  Bd.  2  1892;  Bd.  3  1894. 

Wir  müssen  es  auliichtig  bedauern,  daß  von  H.  Merguet  nicht 
Boeh  zu  den  Briefen  uud  Ithetürischen  Schriften  Ciceros  ähnliche  L'^xika 
mit  Angabe  sämtlicher  Stellen  wie  die  obengenannten  ausgearbeitet 
werden,  daß  also  das  Werk  ein  Torso  bleiben  soll.    Wenu  auch  die 
Methode,  nach  der  der  Verfasser  vor  mehr  als  20  Jahren  seine  lexika- 
lischen Schriften  zu  arbeiten  angefangen  hat,  von  der  Meusels  weit 
übertroften  ist,  was  naiiaiitlich  bei  den  größeren  Artikeln  8o  recht 
deutlich  zu  ii^ge  tritt,  indem  nämlich  bei  Merguet  der  Stoß  nur  nach 
rein  äußerlichen  Mitteln  geschieden  ist,  so  haben  wir  doch  ein  Werk 
vor  uns,  be.sondejs  das  Wöiteibuch  zu  den  Philosophischen  Schriften, 
wo  der  Te.xt  von  C.  F,  W.  Müller  zn  gründe  liegt,  das,  weil  hier  alle 
Stelleu  gesamtiR'lt  sind,  für  die  Spezialuntersuchung  der  Keden  und  der 
Philüsophibcheu  Schriften  Ciceros  gei-adezu  unentbehrlich  iäU 


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JibmbeHcbi  fiber  kteuusebe  Leukogvftp)^e.  (Wngener).  115 

3.  H.  Hergnet,  Handlexikon  zn  Cleero.  Ldp^,  G.F^ej- 
tag»  1896, 

Da  die  Annibeitnng  einet  Leiikone  sn  den  rhetoriielifln  Sehriften 
lud  BrielSNi  Gieeroe  nicht  snatande  gekommen  tat»  ao  hat  der  Verfaaeei* 
den  Yeraneh  gemacht^  ein  fiandlezikon  na  Cleero  sn  achreiben,  von  dem 
ein  Probeheft  (a--adfero)  vorliegt.  Der  VerfaMor  beacbr&nkt  aich  hier 
anf  eine  Anawafal  von  Stellen,  indem  er  Jedoch  alle  Schriften  Glceroa 
heraosieht.  Die  Einrichtang  nnd  Anlage  iat  im  ganzen  dieedbe  wie  in 
den  eben  genannten  lezilcalischen  Schriften;  wenn  es  aber  in  der  Aa- 
kUndignng  h^t,  daß  die  Anordnung  dea  StdÜM  nach  syntaktlach-phra- 
aeologischen  Oeaichtspnnkten  nnd  innerhalb  dleeer  Gruppen  die  alpha- 
beticdie  Belh^olge  von  der  Kritik  ttberefnatinunend  gebilligt  sei»  ao 
kSonen  wir  nna  dem  nicht  anaehlieflen,  Tgl.  anch  Areh.  10»  S93.  Das 
ITntemehmea  Ist  ohne  Zweifel  an  der  geringen  fieCelligung  gescheitert. 
Das  Ganse  sollte  640  Seiten  umfassen  nnd  ca.  24—30  Mk.  kosten. 

4.  A.  Gerber  et  A.  Greef,  Lexicon  Taciteam.  Leipzig, 

B.  G.  Teubner,  1877—1900.    14  Lieferungen. 

Das  gediegene  \Verk  hat  von  seit**ii  der  Kritik  überall  große  An- 
erkeiiuuug-  gefunden;  es  ist  aber  auch  mit  der  größten  Sorgfalt  gear- 
beitet und  zeiclinet  sich  darcli  Vollständigkeit  der  einzelnen  Artikel 
bowie  durch  strenge  Scheidung  der  verschiedenen  Wortbedeutungen  aus. 
Die  im  Jahre  1888  herausgegebene  7.  Lieferung  ist  noch  von  beiden 
Herausgebern  ausgearbeitet,  die  8.  dagegen,  welche  im  Jahre  1890  er^ 
schien  und  den  Stoff  von  meditatio  bis  nempe  umfaßt,  nach  dem  Tode 
Gerbers  allein  von  Oreef  beendet.  Leider  schreitet  das  Werk  nur  lang- 
sam weiter,  so  sind  seit  dem  Jahre  1877  im  ganzen  14  Lieferungen, 
also  durchschnittlich  alle  IVa  Jahre  eine  Lieferung  von  ca.  7  Bogen 
erschienen.  Wann  das  ganze  Werk  vollendet  sein  wird,  läßt  sich  schwer 
ssgen,  die  letzte  Lieferung  schließt  mit  snperns  (summus)  ab. 

Was  von  Kergaets  Wörterbftchem  zn  Ciceros  Schriften  so  sagen 
Ist,  gilt  anch  Ton  dem 

6»  Lexikon  zn  den  Schriften  Cftsars  nnd  seiner  Fort- 
setzer mit  Angabe  sfimtücher  Stellen.  Jena.  G.  Fiicber,  1886, 
welches  derselbe  Yerfssser  herausgegeben  hat.  Dazn  kommt  aber  anch 
noch,  daß  Hergnet  die  veraltete  Stereotypansgabe  Ton  Nipperdey  vom 
Jahre  1847  zn  grund  gelegt  nnd  daher  die  nenerea  Untersnchnngen 
gar  nicht  beachtet  hat,  daß  femer  eine  Reihe  von  Stellen  ganz  fehlen 
nnd  fiberhanpt  der  Druck  höchst  inkorrekt  ansgeffthrt  ist.  Daher  ist 
auch  das  Werk  von  der  Kritik  scharf  mitgenommen. 

G.  II.  Menge  et  S.  Preuß,  Lexicon  Caesariannm.  Leipzig, 
B.  G.  Teubner,  1890, 

8» 


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IIQ      Jabiesbehcbt  über  lateinische  Lexikographie.  (Wagener). 


7.  H.  Meoiel,  Lexlcon  Oaeflarianam.  BerSio,  W.  Weber» 
1887—1893. 

Über  beide  Cäsarlexika  urteilt  Rudolf  Schneider  in  der  Berliner 
Fhilol.  Woclienschiift  1886  No.  21  foljreiifiprniaßen:  „Beide  Ltexika 
ruhen  auf  dem  quellenmäßiueii  Texte,  beide  siud  lückenlos.  In  der 
Einzelausftlhiutig  streben  Meoge-Preuß  nach  Kürze,  Meusels  Arbeit  ist 
breiter  in  der  Anlage;  Mei  jrf  Pronß  seben  an,  was  ihnpn  wichti<?  er- 
scheint, Mt'USel  stellt  alli^s  /.ii^:uiiiiieii,  wua  Udtt  i-  ii-^^ecid  eiiicni  •  it-isichts- 
pnnkte  wichtig  er&cheiueu  knutih:;  Men^Lie-Prtrui-  sclilirlieii  die  Eiireii- 
namen  aus,  weil  sie  von  Dimer  mustergültig  behandelt  Btvn,  Mt:ii->.'^ 
bietet  zu  Dinters  anerkennenswerter  Arbeit  durch  seine  sclb»iiiudi^eü 
Sauinilui)2:eTi  erhebliche  Beitrage;  Menge-Pren('>  haben  aus  Eaumersparnis 
den  Foruieuiudex  und  die  Zusammenstellungen  der  Verbindungen  des 
Adjektivs  mit  dem  Substantiv  und  des  Adverbiums  mit  dem  Verbum 
unterdrückt,  obwohl  sie  diese  Hegister  bereits  ausgearbeitet  haitt-a« 
Meusel  hat  sie  am  Schhisse  jedp=5  Artikels  angefügt;  Meuge-Preuß 
ziehen  die  Abschnitte  von  den  Partikeln  so  zusammen,  daß  an  diesen 
Stellen  aus  dem  Lexikon  ein  Index  wird,  Mensel  behandelt  dieselben 
mit  voller  Ausführlichkeit;  Menge-Preuß  veiweisen  möglichst  oft  auf 
andere  Artikel,  auch  wenn  die  einschlagenden  Stellen  nicht  unmittelbar 
hiutereiuauUer  stehen,  Mensel  nur,  wenn  man  die  Auf/ählang  des 
zweiten  Artikels  ohne  Veränderung  an  der  ersten  Stelle  einschalten 
kann."  Aus  allen  Rezensionen  des  Aleuselschen  Werkes,  die  wir  m 
Gesichte  bekommen  hüben,  geht  deutlich  hervor,  daß  das  Cäsarlexik -jn 
von  Mensel  ein  Meisterstück  ist,  das  hoffentlich  allen  äbAlichea  Werken 
als  Muster  dienen  wird. 

8.  Fr.  Fligner,  LexicoD  Livianam  partim  ex  HÜdebrandi 
schedis  confectam.  Bd.  1  (1—8.  Liefernog).  A.  6.  Leipzig  1^98, 
B.  0.  Teobner. 

Bekannt  ist  es,  daß  A.  flildebrand,  weil.  Direktor  des  Gym- 
nasiums zu  Dortmund,  eifrig  damit  umging,  ein  lexicüu  Livianuin  zu 
schi'eiben;  sein  hintcriassenes  Manuskript  in  5  Bänden  reicht  bis  T.  die 
Zettel  sind  vollständig  erhalten.  Für  Hildebrand  war  es  zu  bedauem, 
daß  es  ihm  nicht  glückte,  einen  Verleger  für  sein  Werk  zu  finden,  uir 
die  Wibst  uschaft  kann  es  aber  nur  als  ein  (jewiuii  bezeichnet  werdcu, 
daß  das  Lexikon  damals  nicht  herausgegeben  wurde.  Denn  so  fleißig 
und  sor;4sam  auch  Hildebrand  gesammelt  und  geordnet  hat,  so  ent- 
sprechen seine  Sammlungen  doch  nicht  den  Antoiderungeu,  die  wir 
heute  au  ein  solches  Werk  stellen.  Pügner,  in  dessen  Hände  zuleizt 
nach  langen  WuiidLiun^'en  die  Vorarbeiten  Hildebranda  kamen,  war 
daher  gezwungen,  von  neuem  alle  Stellen  zu  sammeln  oder  sammeln 


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Jahresbericht  über  latcinisclie  Lexikographie.  (Wageoer).  117 


zn  lassen,  da  er  bei  seiner  schwereu  Arbeit  von  einer  Reihe  von  Mit- 
arbeitern fleißig:  untei>ti[tzt  wurde,  indem  AI.  Reckzoy  in  Berlin 
adactio — adoro,  Herin.  Xetzker  in  Dresden  adparatns — adsurgo  und 
adulatio— advolvo,  E.  Hai  las  In  Franstadt  udtcndo— adtribuo  und  aper— 
attamen,  E.  Kühler  in  Bückebur^  aedes— aio,  F.  Sclmiiilt  in  lever 
ala— aiixius,  G.  Wnlsch  (f  2.  Juli  1900)  in  Barmen  auctio— audeo. 
H.  .7.  Müller  iu  Berlin  bacuhim — bnstam  fertig  grestellt  haben.  Dal» 
das  Werk  eine  der  besten  Leistnng-en  auf  lexikalischem  Gebiete  ist, 
das  in  jeder  Weise  es  verdient,  an  die  Seite  des  Meuselschen  Cäsar- 
lexikons gestellt  zu  werden,  habe  ich  im  Literar.  Ceutralbl.  1898  S  336, 
337  bereits  ansgfesprochen.  Leider  sah  sich  die  Verlagsbuchhandlung 
gezwnngen,  das  Werk  eingeben  zn  lassen,  weil  sich  die  genügende 
Anzahl  von  Abnehmern  nicht  fand.  Auch  der  Versuch,  die  folgenden 
Bände  in  kürzerer  Fassnnjj  herauszu Treben,  so  daß  daa  Werk  statt  mit 
7 — 8,  jetzt  mit  3—4  Lviiiden  abgeschlossen  werden  sollte,  ^;;lückte  nicht, 
und  60  ist  denn  ein  lur  die  Wissenschaft  hochwichtiges  Werk  nur  ein 
Torso  geblieben,  wie  auch  das  Lexikon  zu  den  Schritten  Ciceros  Yon 
Herguet. 

9.  0.  OradeowiU,  B.  Kttbler,  E.  Th.  Sebalse,  Yocabn- 
Uriam  lur! Spinden tiae  Rom»&Ae.  Berlin,  O.  Beimer,  1894. 
Fase.  I— IIL 

Vor  einigen  Jahreo  ward  den  eben  genannten  drei  Gelehrten 
der  Auftrag,  auf  Grundlage  der  auf  der  Kgl.  Bildiuthek  zu  Berlin 
deponierten  Wortindiccs  zn  den  röniischen  .luristen,  über  welclje 
V.  d.  Leyen  in  der  Zeitschr.  fiir  Rprlitsgeschichte  (IV,  IX)  berichtet 
hat,  ein  Wörterbuch  der  klassischen  Rechtswissenschaft  mit  Angabe 
sämtlicher  Stell  ii  auszuarbeiten  Das  Lexikon  umfaßt  außer  den 
Digesten  Justmians  toi^^«  nde  i  iuzeln  erhaltene  NN  tTke:  Gat  institutiones," 
Ulpiani  requlae  und  Pauli  sententiae,  ferner  die  Excerpta  aus  klassischen 
Juristen,  welche  in  den  fragm.  Vaticana,  in  der  Mosaicarnm  et  Koma- 
narnm  lef^um  collatio  und  in  der  consultatio  veteris  cniusdam  iuris- 
consnlti  enthalten  sind.  Aus  der  ersten  vorliegenden  Lieferunj*-  haben 
wir  nüt  Freuden  ersehen,  daß  die  Anlage  des  Werkes  im  großen  und 
ganzen  dieselbe  ist  wie  die  im  Cilsarlexikon  von  Mensel  (Forma,  Collo- 
catio,  Significatio),  was  jedenfalls  der  Arbeit  nur  zum  Vorteil  gereichen 
wird.  Die  Oitate  sind,  was  wir  besonders  hervorhelen  wollen,  kurz 
und  dadurch  das  Ganze  recht  über^irfitlich.  Bei  üeu  Wörtern  a,  ab, 
abs  nnd  accipio,  also  wohl  bei  allen  oLleren  Artikeln,  ist  eine  Nenerung 
eing:eführt,  die  auch  bei  dem  kiinftigeu  Thesaurus  linguae  LaLinae  recht 
angebracht  wäre,  daß  nämlich  am  Anfange  eine  genaue  Disposition  des 
betreffenden  Wortes  mit  Hanpt-  und  UnterabteiiuDgen  und  mit  Angabe 


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1X8      Jthfwbeiicbt  fiber  Jatdniflche  Lexikognpbie.  (Wigener). 


der  St'itPiirahl  voran^esetzt  ist.  För  die  Gediegenheit  der  Arbeit  selbst 
bürgen  cIil  Name;]  der  Heraiisi;ebcr. 

Während  sich  wohl  jeder  mit  der  Kinrichtniij^  nnr?  Ansführung' 
des  Werkes  einverstanden  erklären  wird,  scheint  aus  die  Citiermethode 
für  die  praktisch'^  BenuUuug  recht  anpraktisch  za  sein.  Die  oben  ge- 
naunttii  i  inzihi  erh  altenen  Werke  sind  nämlich  in  der  nblichen  Weise 
nach  Büclicrn,  Titein  und  Paragraphen,  dag'epen  die  Di^^esten  nach  den 
Seiten  und  Zeilen  der  größeren  Mommsenschen  Ausgabe  citiert  und 
zwar  so,  daß  die  größeren  Ziffern  die  Seite,  die  kleinere  folgende  die 
Zeile  bezeichnet;  bezieht  sich  das  Citat  auf  den  zweiten  Band  der 
Mommsenschen  Ausgabe,  so  ist  über  die  kleinere  Zabl  ein  Strich  ge- 
setzt.  Wer  nnn  aber  die  Mommsensche  Ausgabe  der  Digesten  nicht 
besitzt,  und  die  werden  wohl  die  meisten  Philologen  nicht  haben,  der 
muß  in  der  beigefdgtcn  75  Seiten  langen  Konkordanz  der  Seitenzahlen 
der  Mommsenschen  Ausgabe  mit  der  gebräuchlichen  Einteilung  der 
Digesten  erst  nachschlagen,  um  Bach,  Titel  und  Paragraphen  seiner 
Ausgabe  za  finden.  Was  fUr  eine  imgelieare  Arbeit  dies  ist,  wieviel 
Zeit  mit  diesem  doppelten  Nachschlagen  vergeudet  wird,  kann  nur  der 
reeht  beurteilen,  der  den  Artikel  a,  ab,  abs  darebgeerbeitet  hat. 

Das  Wörterbuch  soll  fortan  in  Lieferoogen  tou  10  Bogen  xun 
Preise  von  8  Mk.,  also  ein  Bogen  zum  Preise  von  80  Pf.  ersoheiiltD; 
der  Umfang  des  ganzen  Werkes  ist  auf  ungefähr  15  LiefeniDgeB  be- 
rechnet. Wir  glanben  niebt,  daß  dlea  mOgliek  sein  wird. 

10.  F.  Hanna,  Speeimen  lexici  Persiani.   Wien  1893. 
Progr.  des  K.  K.  Akademiacben  Gymaananit. 

Der  Verfasser,  der  sich  eingehend  mit  den  rünüscheii  Satirikern 
beschäftigt  hat,  bietet  uns  hier  eine  Probe  eines  Lexikmis  zu  Perslus, 
indem  er  ac,  atque,  et  und  que  behandelt  uud  zwar  mit  Ansabc  sann- 
lieber  Stellen,  was  man  leieht  ans  einer  Vergleichnug  mit  dem  Wort- 
iudex  in  der  Ausgabe  des  Persius  von  0.  Jahn  ersehen  kann.  Da 
Hanna  die  lexikalischen  Arbeiten  von  Mensel,  Gerber,  Fiigner  kennt 
und  sich  in  der  Zerlegung  des  Stoßes  an  diese  seine  Vorgänger  an- 
lehnt, so  ist  auch  die  Einteilnng  eine  sehr  genaue  und  sorgsame.  Die 
Beispiele  hätten  etwas  knapper  citiert  werden  können.  Za  gründe  ge- 
legt  ist  die  2.  Ausgabe  von  Biicheler,  doch  sind  überall  die  abweichenden 
Lesarten  der  Hau  l^chrifteu  und  Ausgaben  angeführt,  was  enweiicn 
etwas  viel  ist  und  w  odurch  die  Ubersicht  erschwert  wird. 

11.  E.  Ballas,  Specimen  lexici  CornelianL    Fara  I. 
Progr.  des  Kgl  Gymnasiniin  an  Franstadt  1896. 

Wenn  ein  wisseMchaftUehea  Spesiallezikott  wttaietieinweit  ifet,  «o 
ist  es  ein  solches  za  Coraelias  Nepos.  Wir  freoen  uns,  daß  BallaSy 


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Jahresbeiicbt  über  lateinische  Lexikographie.  (Wagener).  119 


durch  lelne  Afbelt»  Uber  Llfliii  bekuiit  ist,  ebi  Midies  Iiaiikoir 
msoarbeiten  swtenkt.  Als  Probe  leirt  sr  die  Artikel  a,  ab-^affwo 
▼or.  Die  Anlage  des  gaoaea  Werkes  ist  die,  ide  sie  Fttgner  in  seiaero 
LiTindexikoii  hat,  was  kein  Wunder  ist,  da  ja  Bellas  am  Liftsa* 
lexikon  mitgearbeitet  hat  Wir  wünscbeo,  daß  der  Yerfksssr  littst  und 
Ausdauer  bebilt  nad  das  Wmk  aneh  wirklieh  sn  Bnda  flibrt,  er  kana 
versichert  sein,  daß  sein  Lexikon  vielen  Anklang  linden  wird.  Wie 
nnn  hente  einmal  die  Heposkritik  ist,  wftre  es  sehr  in  wQnschen,  wenn 
Balisa  nicht  eine  oder  mehrere  Ausgaben  des  Kepos  zn  gründe  legte, 
sondern  einen  mit  allen  Varianten  versehenen  Text,  den  er  sich  freilich 
selbet  ans  den  Ausgaben  und  Handschriften  herstellen  müßte.  Zu  welchen 
Besoltaten  man  anf  diesem  Wege  kommen  kann,  sehen  wir  am  besten 
bei  llensel,  der  ons  neben  seinem  Lexikon  auch  eine  nene  Ausgabe  des 
bellQm  Gallicnm  geschaffen  hat  and  den  ganzen  Cäsar  mit  kritischen 
Koten  herausgeben  wird. 

12    C.  Lessing,  Historiae  Angnstae  Lezicon.  Fase  I. 
Berlin  1897.   24  8. 

Wir  haben  es  hier  mit  einer  recht  gediegenen  Arbelt  m  tbnn. 
Früher  sebon  hat  der  Verfasser  in  seinen  „Stadien  zu  den  serlpteres 
historiae  Angnstae'*  geseigt,  daß  er  seinen  Gegenstand  nach  allen  Seiten 
hin  durchgearbeitet  hat  nnd  gaax  beherrscht.  Er  legt  die  S.  Anfinge 
von  H.  Feter  (Scriptores  historiae  Angnstae)  seiner  Arbeit  in  gmnde, 
weicht  jedoch  insofern  von  ihm  ab,  als  er  dem  cod.  Falatinas  einen 
größeren  Wert  beilegt  als  dem  cod.  Bambergensls,  wftbrend  Peter  in 
einigen  Pnnkten  den  ersteren  codex  fttr  älter  hilt  Lessing  ist  in  der 
günstigen  Lsge,  eine  gsnanere,  sorgfältigere  Kollation,  die  Dessau  an« 
gefettigt  hat,  benntsen  an  können.  In  vorlisgendem  Programm  aind 
die  Wörter  von  a  bis  adytnm  behandelt  Die  längeren  Artikel  neichnen 
sich  dnrch  eine  klare,  übersichtliche  Disposition  ans,  die  Beispiele  sind 
recht  knapp,  dock  so,  daß  man  alles  recht  gnt  versteht  Die  Gitier- 
methode  Ist  anders  als  bisher,  insofern  er  nicht  die  Namen  der  Schrllt* 
steiler  anführt,  sondern  die  der  behandelten  Kaiser,  weil  es  Ja  nicht 
ganx  sicher  bt,  von  welchen  Autoren  die  elnaelnen  Biographien  verfaßt 
sind.  Wichtig  i^t  es  auch,  daß  der  Ver&sser  die  neneren  Forseher 
wie  Petscbenig.  Mommsen,  Dessen,  Hjrachfeld  n.  a.  genan  borflck- 
sichligt  bat 

13.    Segebade  et  Lommatsch,  Lexicon  Petroulauum. 
Leipzig  1898,  B.  G.  Tenbner. 

Da  Petron  in  sprachlicher  Hinsicht  als  Hanptrinelle  fiir  das  Volks- 
lateiu  überaas  wichtis?  i«»t.  ist  da«?  lexicon  anch  uicht  nar  für  lilasaische 
Philologen,  sondern  aach  für  üom&nisteu  eise  recht  willkommene  Gabe 


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120      Jahresbericht  Uber  teteiniaebe  LeiikograpMe.  (Wtgener). 

gewesen.  Der  BegrOnder  dcB  Werkes,  der  leider  m  Mk  TerstorlMM 
fiegebade,  hatte  den  Stoff  yon  hic  fertiggestellt,  io  daß  nur  wenige» 
binzQziifligeii  und  n  Andern  war;  das  übrige  lag  auf  Zetteln  vor,  was 
dann  Lammatseb  so  ausarbeitete,  daß  alles  wie  ans  einer  Feder  ge- 
flossen an  sein  scheint  Die  Anlage  richtet  sieh  im  allgemeinen  nach 
dem  lexicon  Caesariannm  Ten  Menge-Prenß;  die  größeren  Artikel  aiiid 
■ebr  geschickt  gegliedert,  bei  kleineren  nnr  die  Beispiele  verzeichnet« 
Die  Verfasser  haben  die  allenthalben  xerstreaten  Beitrftge  cor  Kritik 
und  ErkllroDg  des  Petron,  die  in  den  ietsten  Jahren  erschienen  sind» 
gesammelt  nnd  bei  den  eisselnen  Stellen  binsngenigt;  von  ilteren  Ver^ 
bessemngsTorschllgen  sind  nnr  die  sicheren  aufgenommen,  die  sweifel- 
haften  mit  Becht  weggelassen.  Die  anverlissige  Arbeit  Ist  In  jeder 
Weise  geeigoet,  über  den  Spracbgebranch  Petrons  rasehe  nnd  toII* 
standige  Ansknnft  an  geben,  nnd  daher  ein  nnentbehrllches  HfUfi- 
mittel  für  die  tiefere  Erforsehnng  des  Volkslateins.  Vgl.  Iiiterar. 
Centralbl.  1898  S.  1237  ff. 

Erwähnung  verdient  anch  das  Werk  von 

G.  A.  Saalfeld,  De  biblioram  sacrornm  valgatae  editionia 
Graecltate.  quedliobnrg  1891» 

das  gewissermaßen  ein  Nachtrag  an  dem  tensanms  italograecns  de» 
Verfassers  ist  Denn  er  hat  sich  hier  die  Anfjgabe  gestellt,  alle  die- 
jenigen worter,  Eigennamen  wie  Oattangtnamen,  die  gaos  dem 
Oriecbischen  entlehnt  oder  ans  dem  Oriechischen  abgeleitet  sind,  mit 
Angabe  aller  Stellen  ans  der  Vulgata  nns  vorznfQhren.  Neben  jedem 
Worte  stehen  die  grieehisehen  Formen,  die  deofesehe  Bedeutung  nnd 
dann  die  Fundstellen  mit  ausgeschriebenem  Wortlaut  Die  Wörter  calix, 
chielnnns,  eolomba,  linum  (lin«i>9*  linteamen,  linteus,  linteolum).  lippos, 
Pallium  (palUolum),  panous,  saccas,  saliva,  die  nach  des  Veifbssera  An- 
sicht nicht  griechischer  Herkunft  sein  kSnuen,  werden  mit  Stellen  aut 
der  VtUgata  In  der  Vorrede  8.  XI— XVI  belegt  Nach  den  angestelltair 
Stiehproben  und  nach  der  Vergleickang  mit  der  Konkordanz  (Concor* 
dantlae  Bibliornm  ntriusqne  testamenti  veteris  et  novi  perfectae  et 
integrae,  Aotverpiae  1585)  zu  urteilen,  muß  man  die  Sammlung  von 
Saalfeld  als  vollständig  bezeichnen,  zugleich  zeigt  sie  zum  ei-steu  Kaie 
den  großen  Umfang  des  gräcistisclien  Wortscbatzes  in  der  bibUsoheD 
Latinität.  ßeinein  Vorsatze  gemiilj  fiiliit  der  Verfasser  die  Fremdwörter 
nur  ans  der  Vulgutu  an,  ohne  näher  zu  bezeichucn,  ob  das  betreffende 
Wort  auch  sonst  toch  vorkommt.  Und  doch  Vkdre  eine  kurze  Be- 
merkung durch  einen  Stein,  Kiuuz  oder  dergl.  gerade  hier  sehr  er- 
wünscht f^'cwesen,  denn  jet/t  ist  mau  gezwungen,  daneben  auch  noch 
den  teosaui  US  iialogruecus  zu  Hate  zu  ziehen.   Auch  veruüiit  mau  Natcu 


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Jahresboricbt  Ober  lateiniBclie  tezikograpbie.  (Wagener).  121 

der  Art,  wie  sie  in  den  teils,  itslogr.  fftr  alle  Forscher  von  großem 
'Werte  sind.  In  dem  nenen  Werke  finden  sich  nnr  gelsgentUeh  Yer- 
vreisnngen  snf  des  Tetfassers  tens.  italogr.  oder  anf  BOnscb»  Itala  nnd 
Ynlgita,  dagegen  aber  sehr  oft  eine  Worterklämog  von  Da  Gange,  was 
bei  dem  Umstände,  daß  wohl  die  wenigsten  Leser  dies  Werk  besitsen, 
als  praktisch  bezeichnet  werden  mnß.  WBnschenswert  wäre  es  gewesen» 
wenn  der  Verfasser  bei  seiner  Sammlung  anch  dem  cod.  Amiatinna 
mehr  Beachtung  geschenkt  hätte*  So  wird  z.  B.  der  Qenitiv  elephantia 
mit  1  Hachab.  6,  46  belegt,  aber  nach  dem  cod.  Amiat.  ist  hier  elephanti 
statt  elephantis  zn  lesen,  die  Volgata  kennt  daher  nnr  die  Formen  von 
elephaotos.  Ebenso  hat  derselbe  codex  richtig  Dario  rejL  Dan.  6,  6, 
während  Saalfeld  (8.  60)  Dari  res  schreibt.  Die  Form  Darl  läßt  sich 
erst  recht  spät  belegen,  in  der  Mitte  des  10.  Jabrhonderts ,  in  der 
Historia  de  preUis  (ed.  Landgraf  p.  97,  16):  snrge,  domine  Dari,  snrge, 
während  Inl.  Valer.  2,  32  (p.  104,  12  ed.  Eflbler),  der  fast  600  Jahie 
fi  fiher  denselben  Stoif  behandelt,  erige  te,  quaeso,  Dario  schreibt  Der 
cod.  Amiat  hat  nnr  Ftolomaens,  daher  sind  die  anf  Seite  147  angefhhrten 
Stellen  zn  verbessern,  flinter  acharis  (S.  2)  hätte  der  Yerfbsser  anch 
die  richtige  Verbessemug  Thielmanna  (Arch.  4,  600  (f.)  achariter  anf* 
nehmen  oder  wenigstens  erwähnen  könne. 

Neben  den  SpezIalwörterbOchem  haben  wir  hier  anch  eine  Beiho 
von  Indices  zn  nennen.  Wie  selbst  die  oberflächlich  gearbeiteten 
indices  verbomm  derik«nz6sischen  nnd  holländischen  Ausgaben  lateinischer 
Autoren  immer  noch  fOr  uns  nfltsllch  sein  kOnnen,  so  gewähren  natfiilich 
die  heutigen,  viel  sorgfältiger  gearbeiteten  Wörterverzeichnisse  einen 
viel  größeren  Nutzen.  Becht  gute  und  zuverlässige  indices  haben  wir 
von  H.  Scbenkl  in  seiner  Ausgabe  Calpnrnii  et  Nemesiani  bncolica, 
Leipzig  und  Prag  1885,  S.  78,  von  L.  Schwabe  in  seiner  Catull* 
ausgäbe,  Berlin  1886,  in  denen  die  textkritischen  Forschungen  sn 
gründe  gelegt  und  die  Belege  vollständig  gegeben  sind.  Ein  gleich 
wertvoUer  indez  ist  von  Ad.  Brinck  in  der  Tib  oll  ausgäbe  von 
Ed.  Hiller,  Leipzig  1885,  der  sämtliche  Wörter  und  Wortformen  des 
TiboU,  Lygdämas  und  Solpicia  mit  Angabe  von  Buch  und  Vers  ent^ 
hält  Zn  denen,  die  mit  YorUebe  solche  indices  verbornm  zn  den  von 
Urnen  herausgegebenen  Ausgaben  anfertigen,  gehört  besonders  AI  fr. 
Holder;  so  besitzen  wir  von  ihm  indices  zn  Rnfi  Festi  Avieni 
carmina.  Ad  Aenipontum  1887,  vgl.  Arch.  4,  329;  zu  Pomponi  Por- 
fyrionis  commentnm  in  Horatiiim.  Ebeud.  1894,  vgl.  Arch.  9,  474; 
zu  Caesar,  de  hello  Gallicu,  Freibui;?  und  Tübingen  1882  und  zu 
de  hello  civili,  Leipzij,'  1898,  von  denen  die  beiden  letzten  von  der 
Kritik  nicht  günstig  aufgenommen  sind.  So  sagt  Men:;;e  bei  der  Be- 
sprechung der  Arbeit  über  den  gallischen  Krieg  (Phil.  Kundschau 


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122      Jabresberiobt  Uber  Ittiialaehe  Letikogrtphie.  (Wageoor). 

1883,  970):  »Befeirent  ist  mit  lezikatiicheD  Arbeitm  nicht  nnbekuatt 
80  da0  er  die  dabei  vorlcomneaden  SebwieriglreiCeD  so  wOrdigen  weiß 
und  zn  einem  naehaiehtigen  UrteU  geneigt  iat*  Aber  er  nraß  deek 
sagen.  daO  dieser  Index  der  SoijgfUt  ermangelt,  mit  der  aolch  eine 
Arbeit  gemacht  sein  mnO,  aof  die  weitere  s|iraehlicbe  Beobtebtangen 
gegründet  sein  sollen.*  Anch  Ifensei  (Jahreeber,  über  Gftsar  1899  8. 933) 
urteilt  nicht  günstig:  mit  Recht  sagt  er,  daß  ein  index  com  bellnm  eivile 
überhaupt  gans  überflüssig  sei,  da  wir  drei  große  CJIsarlezilca  berilfieo. 
Im  swdten  Bande  der  Marti al ausgäbe  vonL.  Friedländer,  Leipsic 
1886,  findet  sich.^  ein  Wörterverzeichnis,  das  freilich  nicht  frd  ?on  Yer- 
»eben  und  falschen  Cltaten  ist  und  in  dem  auch  manche  Partikeln  ganz 
fehlen.  Dasselbe  ist  von  KOnigsberger  Studenten  mtsammengestellt  und 
der  index  der  Ausgabe  in  usum  Delphini  nur  cur  Kontrolle  benutzt, 
vgl,  Areb.  8, 564;  4. 146  und  Anm.  Ein  Wörterveneidhnis  zu  Juvenal, 
das  von  Frans  Atorf  angefertigt  ist,  ist  in  der  JnvenalAusgabe  vom 
L.  Friedländer,  Leipzig  1896    Becbt  suverlBssige  und  vollständige 
indices  sind  von  A.  HiodoAski  in  der  Ausgabe  WölffUns  de  hello 
Afr  ico,  Leipdg  1889,  von  Fr.  Marz  in  dem  Werke  Incerti  auctoris 
de  ratione  dicendi  ad  G.  Heren nium  libri  IV,  Leipug  1894,  von 
Bich.  Krurobiegel  znCatonls  de  agri  cultnra  Uber  von  H.  Keil, 
Leipzig  1897  (vgl.  meine  Anzeige  im  Literar.  Gentralbl.  1697  8. 1496) 
und  von  Otto  Keller  in  der  91.  Auflage  des  enten  Bandes  seiner 
Horazaiisgabe,  Leipzig  1699,    Während  MlodoAski,  Marx  und 
Krumbiegel  zu  den  Belegstellen  nur  ganz  kurze  8ätse  geben, 
MIodoAski  auch  dann,  wenn  ein  Wort  im  Texte  eingeklammert  ist, 
führt  Keller  nur  die  Worte  und  Wertformen  mit  den  betrdlBudet  Be* 
legen  an,  die  letzte  Arbeit  ähnelt  am  meisten  dem  index  von  Ad.  Brinck. 
Bio  letztgenannten  indices  sind  mit  rühmlichem  Fleiße  gearbeitet,  wobei 
anf  Denüicbkeit  und  Übersichtlichkeit  großes  Gewicht  gelegt  ist. 
8iegfr.  Lederer  hatte  die  Abidcht,  ein  lexieon  Plantlnnro  za 
schreiben  und  hatte  bereits  die  WSrter.  die  im  roiles  gloriosns  enthalten 
sind,  gesammelt,  als  er  erfahr  nonnullos  viros  doctos  idem  opus  aggressuroe 
esse  et  brevi  fortasse  perfectnros.    Es  war  verständig  von  ihm,  daß 
er  von  seinem  Plane  zurücktrat,  damit  es  mit  Plautus  nicht  ebenso 
ginge  wie  mit  Cäsar,  wo  zn  gleicher  Zeit  an  drei  großen  Wörterbüchern 
^rearbcitet  wnrde.    In  dem   index  in   T.  Macci  Plauti  militem 
Kloriosum,  Krems  1891,  giebt  der  Verfasser  eine  Probe,  die  nur  die 
"Wörter  von  a — humanus  enthillt.  Diese  sind  aber  nicht  lexikotjraphiecU 
durchgearbeitet,  sondern  nur  mit  den  Wortformen  und  deu  iSteUeQ,  wo 
die  i'ormen  sieb  finden,  zusammengestellt.  Es  wäre  zu  wünschen,  wenn 
recht  viele  Aasgaben  mit  knappen,  genauen  Wörterverzeieimissen,  die 
uiclit  viel  Kaum  eiouehmen  dUrfen,  aasgearbeitet  würden.  Sie  wurden 


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Jabresberiebt  &b«r  lateiniacbe  Lexikographie.  (Wageatr).  123 

nicht  Dar  für  Lexikog^rapheo  Toa  Fach,  sondern  anch  fdr  Grammatiker 
▼om  größten  Nutzen  sein. 

E.  Beiträge  zu  dan  latebiisciien  Wörter buehorn. 

Abgesehen  Ton  den  Kommentann  zu  lateinischen  SchriftsteUem, 
in  denen  manches  Goidltorn  verborgen  liegt,  nnd  abgesehen  von  den 
lateinischen  Grammatikern  nnd  grammatischen  Untersuchnngen ,  mögen 
sie  vom  historischen  oder  vom  sprachvergleichendcn  Standpunkt  abgefaßt 
sein,  haben  wir  eine  Reihe  von  Büchern  nnd  Schriften  in  verzeichnen, 
die  für  die  lateinisehe  Lezikoi^pbie  vom  größten  Nutzen  sind.  Diese 
Beitr&ge  sind  sehr  versehiedenor  Art.  So  beben  wir  zuerst  addenda 
lexicis  Latinis  sa  erwfthnen,  die  die  Wörter,  welehe  in  den  lateialiolien 
Wörterbflebem  —  gewöhaltch  ist  das  von  Georges  oder  von  Foreellini- 
De  Vit  zu  gründe  gelegt  —  fehlen,  mit  Angabe  der  Stellea  bringen, 
dann  kleinere  oder  größere  Abhandinngen  und  Bfleher  zu  nennen,  die 
lexikograpbische  Stoffe  bebandeln;  hierauf  werden  die  dcbrllten  folgen, 
die  ttber  die  Sprache  der  einseinen  Schriftsteller  handeln»  wobei  fireUieh 
zu  beachten  ist,  daß  gerade  dies  Gebiet  sieh  mehr  mit  dem  der  lateinisdieii 
Grammatik  berührt  und  daher  ttber  eine  Reibe  von  Schriften  in  dem 
Jahresbericht  ttber  lateiniscbe  Grammatik  berichtet  werdea  wird;  znletat 
haben  wir  einselne  Wörter  in  alphabetiseher  Beiheafolge  znsammenge« 
etellt,  Bber  die  in  Zeitschriften,  Programmen»  Dissertationen  nnd  Fest- 
schriften bald  ia  grdßerea,  bald  ia  kleineren  AnlUltien  nnd  Mlscellen 
gesprochen  worden  ist. 

a)  Addenda  lexleis  I<atiais» 

1.  K.  Sittl,  Addenda  lexieis  Latinis  (Arch.  6,  107-110). 

Der  Verfasser  giebt  hier  ans  spatlateiniseheh  Schriftatsllem  eine 
Beihe  bisher  anbekaanter  Wörter  (c.  94)  nnd  zwar  banptsSebiich  Vo- 
kabeln, die  mit  t,  n,  v  beginnen. 

2.  K.  Sittl,   AddüiidH   zum    Tensaurus  Italograecus 
(Arcli.  6,  110—116  und  435—446). 

Als  Sittl  (Arch  1,  594)  den  tensaMms  Ttalopraeoiig  von  Saalteld 
besprach,  hob  er  auch  hervor,  dal)  in  dem  J^iirhc  iiiclit  nur  aus  später 
Zeit,  sondern  auch  aus  der  archaischen  und  klassisdirn  Literatur  gar 
nn^nchea  fehle,  und  zum  Beweise  hierfür  führt  er  aus  allen  möglichen 
Öchnftstellern  der  späteren  Zeit  Rrispicle  an ,  die  ff!r  die  Tjehn- 
wörterfrai^c  im  Lateinischen  sehr  wichtig  sind.  Zugleich  aber  zeigen 
diese  Sammlungen  eine  Belesenheit  des  Verfassers,  die  wirklich  stannens* 
wert  war. 

8.  C.  Weyman»  Addenda  lezicis  (Arch.  9,  137—139). 


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124      Jabresberieht  Uber  iateiniseh«  Ltzikographie.  (Wagener). 

Ans  „ApoOTpba  «needota*  now  first  edited  ftom  loaDiueript» 
by  MoDtagae  Bhodea  James  (Cambridge  1893.  Teita  aod  Stndies. 
Yol.  n  No.  d)  flihrt  Weymaa  37  Wörter  auf,  von  deoeo  eioiice  bisher 
noch  nicht  behannl  waren»  andere  sind  wohl  bekannt,  kommen  aber  sehr 
selten  yor;  von  einigen  WSrtem  sind  die  Formen  nod  Eooatniktionttii 
sehr  beachtenswert,  so  s.  B.  apparere  nnd  obvlare  in  transltiTem  Ge- 
branch und  ntl  mit  dem  GenitW. 

4.  A.  SoQter,  Ans  Angnstin  (Arch.  10,  412)  und  Addenda 
lexicis  Latinis  (Arch   10,  541-543). 

Ans  der  Lektüre  sspätlatcinisoher  Sohriftstellpr.  besDuiers  an» 
Angnstin,  hat  der  Verfasser  eine  ßeilit  von  Wurtera  nn  l  Worttormen 
gesammeit,  die  sich  im  Lexikon  von  Georges  nicht  finden. 

5.  John  £.  B.  Mayor,  Addenda  lexicis  Latiois (Comment« 
Wölfflin.  a  131—135). 

Anch  Major  führt  wie  Sittl  nnd  Sonter  ans  spatlateinischen 
Sebriftstellem  eine  Beihe  von  WOrtem  anf.  er  hat  nnr  solche,  die  mit 
Q  nnd  X  anfhngen«  Ähnlich  wie  Slttl.  Bei  doer  Vergleichnog  meiner- 
seits stellte  sich  herans,  daß  Mayor  anch  folgende  "Wörter  nennt  (va- 
cnefjsctio,  vallensis,  Taniter,  vaporabflis,  vecticnlns,  vehicnlator,  yellelns^ 
vernor,  vetatio,  yicenns,  yillabondns,  viridiariolnm,  Tiecatora,  yitrinna»' 
yitoperinm),  die  bereits  Sittl  hat;  yeanndaüo  führen  alle  drei  an,  Sittl 
ans  Cassian  nnd  den  Glossen,  Sonter  ans  Angnstin,  Kayor  ans  den  Glossen» 
Hieronymus  nnd  Cassian. 

h)  Bflcher  nnd  Ahhandlnngea. 

1.  Henry  Nettleship,  Contribntions  to  Latin  Lexlko- 
graphy,  Oxford  1889. 

Das  Yorliegende  Werk  besteht  ans  swei  nngleichai'tig  gearbeiteten 
Teilen,  Ton  denen  der  erste  (S.  1^891)  allein  den  Bnchstaben  A  nm« 
faßt,  der  swelte  (S.  391—809)  die  Wörter  mit  den  übrigen  Bnchstaben. 
Diese  Unglelehheit  ist  dadarch  eitstanden,  daß  der  nrspr&ogliehe  Plan, 
ein  lateinisch^englisehes  Wörterbnch  als  Seitenstück  xa  dem  griechisch- 
englischen  Lexikon  von  Liddel  nnd  Scott  zu  schreiben,  anfgegeben  wurde 
und  daß  der  Verfasser,  während  der  Bachstabe  A  fast  yoUständig  ans» 
gearbeitet  war,  von  den  übrigen  Bocbstaben  nnr  das  bot,  was  in  den 
lateinischen  Wörterbflchern  in  England  fehlte  nod  was  daher  als  eine 
wertvolle  Ergänzung  dienen  kann.  Unter  A  findet  sich  eine  Reibe  von 
Wörtern,  die  in  dem  Lexikon  von  Qeorges  fehlen,  wie  z.  B.  abnndabilis, 
accentio  n.  a.,  dagegen  sind  die  Eigennamen  nnd  die  Ableitungen  davon 
in  weiterem  Umfange  als  bisher  behandelt.  Anch  ist  der  StaS  nicht 
allein  ans  den  späteren  Schriftstellern  genommen,  sondern  es  ist  auch 


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JabieBbcricht  Über  lateinische  Lexikographie.  (Wagen er).  125 

ans  der  archaificbeu  und  klassischen  Periode  viel  Wertvolles  hier  ge- 
sammelt. Ein  großer  Vorzug  ist,  daC  wir  hier  keine  trockene  Auf- 
xäblniig  der  Stellen  vor  uns  haben,  sondern  erforderlichenfalls  Er- 
öiteruiigfcn  über  Ableitoug,  l>edeutuiig!;entwickelnng,  vergleichende 
Znsammenstellangen,  grammatische  Notizen  vsie  auch  antiquarische  Be- 
merkungen vorfioden,  überall  tritt  uns  eine  eingeimnde  Kenntnis  und 
eine  groL'e  Vertrautheit  mit  der  nötigeo,  vielfach  recht  zerstreuten 
philologischen  Literatur  entgegen.  Die  vorausgeschickte  Übersicht  der 
Schriftsteller  uud  benutzten  Bücher  zeigen  am  besten,  welchen  gewaltigeu 
Stoflf  der  zu  früh  verstorbene  Gelehrte  (f  15.  Juli  lb93)  hier  ver- 
arbeitet hat. 

2.  H.  EÖnsch.  SemasiologischeBeiträgezmii lateinischen 
Wörterbach.   3  Hefte.   Leipzig  1^^87—1889. 

Nach  dem  Titel  in  urteilen  kannte  man  glauben,  daß  das  ge- 
nannte Boch  ein  Werk  wäre,  das  auf  den  Prinzipien  von  Heerdegen 
anfgebant  ist;  dai  ist  hier  aber  nicbt  der  Fall,  vielmehr  enthllt  es 
weitere  Belege  zn  den  Wortbedentangen,  die  bereits  bekannt  sind,  wie 
anch  solche  Bedentangen,  die  nngenügend  belegt  waren  oder  bisher  gaus 
nnbeaeagt  geblieben  sind.  Ancb  lesen  wir  eine  Beifae  von  Wörtern, 
die  noch  nicht  in  den  Wörterbftchem  za  finden,  die  aber  Ar  die 
Bildung  von  nensprachlichen  WOrtem  wichtig  sind,  so  s.  B.  aicarios 
bei  Bniin.  Interpr.  losephi  Antiqn,  XII  14  nnd  17,  in,  arebier.  Das 
Buch  ist  ein  rBhmendes  Zengnis  für  den  VlmÜ  nnd  die  große  Belesenheit 
des  Terf assers,  der  seine  Samminngen  teils  der  kirchlichen  teils  der 
volkstfimlicben  Latinitftt  mit  Einschluß  der  Scholieii  und  Glossen  ent- 
nommen kati  also  einem  Gebiete,  das  gewöhnlich  für  Philologen  schwer 
jEngäDgUch  ist  nnd  deshalb  auch  von  dem  Lexikographen  bisher  wenig 
beachtet  und  verwertet  worden  ist  Besonders  wichtig  ist  das  Buch 
Ar  Romanisten.  In  drei  Heften  ist  der  Stoff  vom  Verfasser  bearbmtet, 
im  ersten  steht  das  Substantiv,  im  zweiten  die  A^iektiva  und  Prono- 
mina,  die  Adverbia  und  Adverbialla,  im  dritten  die  Verba. 

3.  O.  Körting,  Lateiuiscii  -  ro  manisches  Wörterbuch. 
Zweite,  vermehrte  nnd  verbesserte  Autlage.    Paderborn  190J. 

Schon  nach  wenigfeu  Jahren  ist  eine  neue  Auflage  dieses  für 
Eomauisteu  uud  Latinisten  so  überaus  wichtigen  Wörterbuches  erschienen, 
jedenfalls  der  beste  Beweis,  ein  wie  nützliches,  jetzt  schon  unentbehr- 
liches Werk  der  Verfasser  geschaffen  hat.  Wir  besitzen  in  der  vor- 
liegenden Auüage  —  die  erste  Auflage  ist  1691  erschienen  —  eiue 
wirldich  sehr  vermehrte  und  verbesserte,  denn  von  8954  Artikeln  ist  der 
Stoff  auf  10  469  gestiegen,  auch  finden  wir  innerhalb  der  einzelnen  Artikel 
Viele  neue  Zusätse  und  Verbesserungen.  An  Vollständigkeit  hat  der 


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126      JAbieeberidit  ttbcr  litoioUebe  Lesikognphie.  (Wigoicr). 

YerÜMMr  fifttürlieli  gar  nicht  gedacht,  wie  J»  Qbeihanpt  ein  dorattigw 
Werk  nie  Y<»Uständig  aein  kann.  Aiiob  maß  noch  enriUint  werden, 
nur  die  romwiechen  SehrÜtipradu»  heheodelt  «ind,  die  Mnndvten  d»- 
(egen  nur  gelegenUich  Berttckaicbtignng  gefunden  heben.  Denn  ^ 
sieherea  lexikaliaehes  Xaterial  für  die  ao  aahlreiehen  ICnndarten  d«e 
Bomaniachen  nnr  erat  verhUtniaaiKßlg  wenig  geaamnelt  nnd  geaiehiet 
ist,  ae  achiea  die  Zeit  noch  nicht  gekonunen  für  eine  ayateaaatiacho  Bin* 
beaiehnng  der  Hnndarten  in  daa  ronaniache  QesamtwSrteriHich.  In 
einer  Anaeige  dieaer  aenen  Anflage  (Arch.  12,  287)  heiOt  ea:  £•  wiie 
die  achöoate  Art  des  Dankea,  wenn  die  aahlieichen  fienntier  itoe 
Bachca  ihre  Bemerkungen  dem  Verfimer  mitleUen  wollten.  Kon  so 
mögen  hier  einige  Kleinigkeiten  folgen.  Bei  folgenden  Wörtern  konnte 
noch  herttckaiehtigt  werden:  bei  belqa ^o.  1193)  WOl01in,  Die nenen  Auf- 
gaben des  Thesanms  lingoae  Latinae  S«  107;  bei  bonada  (No.  1600) 
die  Bemerfcnogen  Qröbera  im  Patron  von  Mediinder  8.  814;  bei 
favonina  (Ko.  8664)  Klage,  Etymologiaehet  Wdrterbneh  8.  114  mkI 
Grimm,  Dentachea  WOrterbnch  m  1869;  bei  bama  (Ko.  4468)  Qrimm 
a.  a.  0. 1  191;  bei  impropero  (Ko.  4794)  BOnsch,  ItaU  nnd  Ynlgatm 
S.  368  nnd  Keiler,  Lat.  Yolkaetymologie  8.  156;  bei  latroeinieaa 
(Ko.  6466)  Keller  a.  a.  0.  8.  138;  bei  mandin  (Ko.  6672)  Traabe, 
Philologns  1895  8.  182;  bei  matna  (Ko.  6020)  GrOber  im  Patron  voa 
F^iedländer  8.  238  nnd  Keller  a.  a.  0.  8.  172;  bei  mnloa  (No.  6868) 
G.  Ueyer,  Indogerm.  Forscfanngen  I  322;  bei  qnfetna  (Ko.  7669) 
8nebler,  Gomment.  Woelfflia.  8.  71;  bei  aagma  (Ko.  8264)  8eelmwiii» 
Anssprache  dea  Latein  8.  827;  849.  Die  Sternibrm  *eardellne  (Ko.  1999) 
beaengt  G6ta,  Gonmeat  Weelfriin.  8. 128;  «tranaallre  (No.  9689)  ateht 
Corp.  Glösa,  ed.  Ooetss  II  200,  50.  Devenire  (No.  8958)  in  der  Be- 
dentnog  „werden"  belegt  BSnacb,  Semaaiologiaehe  Beitrftge  III  28  nnd 
focna  (Ko.  3871)  .Feuer*  ders.  a.  a.  O.  1 88;  labor  (Ko.  6856)  »Fdd- 
arbeit* Qeyer,  Kritische  nnd  sprachliche  Erlllatemngen  an  Anton.  Haa. 
Itiner.  6.  61 ;  bei  hostis  (No.  4639)  möchte  leb  daranf  anftaerkaam 
machen,  daß  daa  Wort  auch  in  der  Hiatoria  de  prelüs  des  Arehiprea- 
byters  Leo  ed.  Landgraf  p.  48,  2  in  der  Bedeatnag  „Heer"  vorkommt, 
wie  auch  daaelbat  p,  1*23,  6  ialmici  für  „FMnde**  im  p<ditlaehen  Sinne 
gebrancht  ist.  Hieran  bemerkt  Landgraf,  da0  io  dem  von  Hieronymas 
nen  revidierten  Italatexte  des  Neneu  Testameots  und  des  Psaltei*s  siob 
ebenfalls  nur  inimici  findet,  während  die  von  demselben  selbstäudig  über- 
setzten Teile  des  Alten  Testamentes  beide  Wörter  aufweisen.   Bei  fiuis 
(No.  3776)  ist  die  Bedentaug  „Steuer"  zuzufügen,  die  Könscb,  Semasio* 
logische  Beiträge  I  32  erwähnt,  was  vielleicLt  das  Grundwort  für  ital. 
fiuanza  war.  Der  italienischen  rrUpoäitiun  eccettuato  entsi)iiclit  cxceputo 
in  einer  Urkunde  bei  Moratori,  Ant.  It.  II  p.  771a,  vgl.  Geyci- 


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Jahresbericht  üt>er  lateinische  Lexik ographi«^  (VVagener).  127 

a.  «.  8.  a.  Über  anantes  (Taoe),  dos  bei  KSrtiog  fehlt,  vgl.  Keller 
a.  a.  Q.  8.  108  uid  Uber  olfoiisa  P.  Heyer.  De  doerooli  in  eplit.  «d 
Attic.  eemoee  1887  8.  17.  Mit  egt  eeet  (No.  9183)  btairt  Bloberlieli 
auch  der  auf  Hadeit»  gebrftiieUiehe  Name  leeCe  filr  deo  aoa  den  WUeCen 
AMkae,  aiio  Yen  Oiten  konmeaden  Wied  znsammeii,  vgl.  Fletaer,  Ana 
dem  Süden  8.  914;  235.  Zoletat  machte  leb  neeb  darauf  anflperluwm 
maeben,  daß  sieb  in  dem  Bnebe  von  E.  Appel,  De  geoere  neatro 
ittterennCe  in  lingna  I^tina,  Erlangen  1883,  gar  manebea  ans  dem  8pRt- 
latebi  findet,  waa  der  Verf.  UUte  verwerten  können. 

4.  Ferd.  Barta,  Über  die  anf  die  Dichtknnet  besflg« 
lieben  AasdrQcke  bei  den  römischen  Dichtern«  Progr.  an 
Linz  1889  nnd  1890. 

In  dieser  fleUUgen  Aibeift,  welche  die  Dichter  von  Flautas  bis 
AoBonins  nrnfbOt,  sind  die  Ansdrtteke  gesammelt,  aber  die  der  römische 
Dichter  verfügt,  nm  seine  diebterische  Thätigkeit  zu  bezeichnen.  Wir 
erkennen  bieraas,  dafi  die  Wahl  des  Ansdrocks  nicht  dem  Zufall  über- 
laasea  wird,  daß  vielmehr  der  Sprachgebraach  fOr  den  Dichter  maß- 
gebend ist.  In  der  fiegel  hat  der  Dichter  für  jede  einzelne  Dichtnngsart 
▼erscbledeoe  AasdrQcke  gebraucht,  am  das  Erhabene  und  das  Tändeln  It, 
das  Schwierigere  und  das  Leichtere  za  bezeichnen.  Im  1.  Teil  sind 
die  Ausdrücke  für  „dichten**  und  „Dichtei'",  im  3.  Teil  die  liir 
„Gedicht"  besprochen. 

Die  gewöhnlichsten  Ausdrücke  fdr  „dichten"  sind  cuneie;  cant  ue; 
componere  (verfassen  in  Prosa  und  Poesie);  condere  (zusammbütüireiid  ver- 
fassen); dicere  (anstimmen,  singen);  vom  Spinnen  und  Weben  entluhut  j>iud 
dacere  und  deducere  (den  Faden  fortspiuuen,  fein  aussi  inncn);  facere; 
an  die  ThRtigkeiL  der  Biene  erinnert  fing:ere  (bildend  ijchalleu) ;  loqai 
(von  Hüiuz  oft  von  seiner  ineii&clieu  i'oesie  c^ebrauclit);  ludere  (Lieder 
leichten  Schlags  oder  J ugeadk'edichte  di(ditciij;  iKiadcre  (eiüdnen,  ktnul- 
thun  aus  Dichtermunde):  pangero  (aneinanderfügen,  dichten);  scribuie 
ein  sehr  gebräachliclicr  Ausdruck  für  die  sclniftsudlerische  Thätic^keit 
des  Dichters;  selten  sind:  a^erc;  audeie;  eüdadcre  (timdere) ;  modulari; 
(eniodiilaii;;  evigUare  (vi;>;iiare) ;  l'erire,  Uaugcre  (calanios);  (comis) 
garriie  (iibellos);  hiscere;  illiuere;  illudnre;  iocari;  manare;  meditari; 
nectere;  poetari;  referre;  souaie;  striugere;  teuuare;  texere  (coutexere, 
detexerc,  pertexere,  subtexere);  versiücare. 

Für  „Dichter**  werden  gebrauciit:  vates  (der  gottbegnadete  SUi  ger) 
im  Gegensatz  zu  poeta  (der  Dichter  als  künstlerischer  Bilduer);  scriptor; 
seiteuere  Ausdrücke  sind:  artifex;  bardus;  compositor;  conditor;  fidiceu; 
lusor.  oder  es  werden  statt  des  Dichternamens  auch  Umschreibungen 
angewendet,  so  für  Valerias  Placcus:  qui  per  freta  duxit  Argonautas  u.  a. 


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128       Jabresbericlit  über  lateinische  Lc-xikograpliie.  (Wagener). 


Die  gebriochliclisten  Avsdracke  flir  ^Ckdkht,  Dichtang:,  Sang*' 
find:  carmeD;  libellas  (Büchlein,  Oedichtsaxnmlao^):  Uber;  opus;  opn- 
senlam;  poema;  scriptum;  versicnli  (kurze  Gedichte):  versus*.  selteDere 
Ausdrücke  für  Dichtang,  die  zum  Teil  nur  eine  gewisse  Art  derselben 
bezeicbnei],  &'md:  amores  (Liebesgedicbt);  apinae  (poetische  Kleinigr* 
keiten);  anna  rFeldengedicbt):  camena  (Lied);  cantilena  (Liedlein^: 
cantQs;  chaita;  coeptum ;  deliciae:  ecloga;  elegeia;  ele^i  (FJefrieu); 
elegidion;  episramma:  ♦riiodus;  epos:  hentiecasyllabi;  honores  (L,t'ü- 
lied);  igp.cs  (verliebte  \'er.se};  iambi:  inoptiae  inepliulac;;  ioci;  litt^ra; 
ludicra ;  lii^us;  melos  (die  Weise  des  Liedes};  niodi  (Töne,  Melodie^; 
monmiieiita;  muiiera  (poetische  Gaben);  inusu;  neiiiae;  nequitiae;  üugat;; 
nomeruB  (N'eisfuß);  uuuui,  iagina;  pes:  poesis;  scriptura;  verba; 
volumeu  (Schrift,  Buch};  ferner  comoedia;  cuthuiuus;  soccus;  traguedia; 
satira ,  sodaua  avena  (iiii  tenpfeifü  zar  ßezeichcnng  der  eiufachsttü 
Gattnner  des  idyllischen  Gesangs):  barbitos  (Laute);  cheljs  =  testndo  ; 
ciLLdiia.  dde^fLaute,Lied);lyra;plcctrum;  libia;  tuba;  testudo (Leier).  Oit 
wird  die  Dichtung  durch  hcs  Pronomen  bezeichnet,  z.  B,  aliqnid 

Galli  ein  Stück  des  Oallus;  me  legit  äagt  Martial.  vgl.  Platen:  „Mein 
Lolin  ist  groß,  wenn  mich  die  Fieunde  lesen:'*  nicht  selten  steht  der 
>lame  des  Schriftstellers  £>tatt  des  Werkes,  z.  £.  Naso  iegeudus  erat. 

d.  Job.  Babl,  J>6  epistolaram  Latinaram  formnliB,  Progr. 
Bamberg  1693. 

Verf.  behandelt  seinen  intereasanfen  (iegenstand  in  4  Ab- 
schnitten: de  salutandi  lormnlis,  de  epistularum  prooemiis,  de  valediceii  ii 
formnlis,  de  diei  lociqne  hubs>  i  iptif)ne.  In  älterer  Zeit  ptleg-te  mun, 
indem  der  Name  des  Schreibers  dem  d»^s  Adressaten  vorang:iug  (was 
sich  freilicli  in  späterer  Zeit  änderte),  salutem  dicit  und  salntem  plnrimara 
dlcit  ir<  Wohnlich  in  abgekürzter  Form  S.  D.  iind  S  P.  1).  zu  stiren, 
auch  gebrcinrlitr  man  saluiem  niitüt,  salutein  iirijiei  tit,  saiutem  donat.  i>a8 
Verbum  kann  auch  ft  hlen,  so  daß  bloß  Saluteoi  o  1er  Salntem  Plnrimam 
oder  auch  Salntem  Multani  geschrieben  wurde.  Seit  dem  dritten  Jahr- 
hundert  traten  zu  saiutem  andere  Zusätze,  wie  in  Deo  patre.  in  Domino, 
in  Christo  u.  a.  In  vertraulichen  Briefen  ließ  man  auch  die  Begrüßungs- 
forroel  ganz  weg,  so  z.  B.  Cicero  Ligario,  oder  es  wurden  andere 
Formeln  niit  salntare,  salvcre  iubere,  salve  diccre,  ave,  gaudere  et  bcne 
rem  gercre  angewandt.  —  Zu  dem  Namen  des  Schreihers  und  dem  des 
Adressaten  konnten  aucli  nähere  Bezeichnunj^en  zugesetzt  n% erden,  wie 
z.  B.  M.  Cicero  Imper.  S.  D.  Cn.  Sallnstio  Pro(iuaest.  oder  Tnllins 
Terentiae  snae,  je  nachdem  der  Brief  in  vertraulicher  oder  feierlicher 
oder  wichtiger  Form  gehalten  war.  Ein  Wandel  trat  mit  dem  2.  Jalir- 
bnndert  n.  Chr.  ein,  wo  oftmals  douünag,  pater,  frater  oder  besoadcra 


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Jahresbericht  über  Uteioiscbe  Lexikographie.  (Wageaer).  X29 


Soperlative  wie  amplissimus,  amaDtissioiQs,  beatissimns  n.  a.  zag^esetzt 
wurden;  äo  heiLt  ea  in  eiDem  Briefe  des  Salvian:  Domino  ac  beatiätiiuio 
discipolo,  patri,  tilio,  per  institntioDem  diacipulo,  per  amorem  filio,  per 
honorem  patri,  Salonio  episcopo  Salvianns.  In  dem  prooemium  pflegte 
man  häutig  si  vales,  bene  est  oder  si  valea,  bene  est,  ego  quidem  valeo 
(abgekürzt  8.  v.  b.  e.  q.  v.)  oder  ähnliche  Formeln  wie  m  vob  liberiqae 
vestri  valetis,  bene  est,  ego  valeo  o.  a.  anzuwenden,  v^obei  fBr  bene 
est  aneh  gandeo  gesetzt  wurde.  In  späterer  Zeit  trat  aucli  wieder  ein 
Waadd  ein,  so  heißt  es  z,  B.  valeo  quantum  sinit  aeger  animus  u.  a.  m. 
"Während  die  Abscliiedsformeln  zuerst  sehr  einfach  waren,  wie  z.  B. 
vale,  valete,  salve,  wurden  dieselben  sehr  bald  durch  Zusätze  erweitert, 
so  Semper  vale,  Semper  valete,  etiam  atque  etiam  vale,  iterum  atque  iterum 
ac  pon'O  in  iongam  senectutera  bene  vale,  fac  valeas,  fac  nt  valeas,  Tale  in 
Christo  u.  a.  Zuletzt  mag  noch  crvvtUmt  werden,  daß  der  Tag  und  del* 
Ort  bei  Abseiidung-  der  Briefe  in  alter  Zeit  gewfihnlich  am  Ende 
Standen  und  zwar  fast  imiuer  der  Tag  vor  dem  Orte;  niö  tindet  sich 
der  Ort  ohne  Angabe  des  Tages,  oft  aber  der  Tag  ohne  Nennung  des 
Ortes;  der  Ort  steht  gewöhnlich  im  Ablativ,  auch  können  die  Präpo- 
sitionen ex  nnd  ab  hinzutreten,  seltener  ist  der  Lokativ  (nicht  Qeniti?, 
wie  der  Verfasser  sagt),  doch  nur,  wenn  data  zugesetzt  ist. 

6.  Aug,  Bngelbreekt,  Das  Titelwesen  bei  den  ip&t« 
Uteiniselien  Epistolograpben.  Wien  1893. 

Alis  dem  Titel  ersieht  man,  daß  wir  eine  ähnliche  Schrift  wie 
4ie  von  Babl  vor  uns  haben;  sie  bildet  in  mancher  Beziehung  zu  der- 
selben eine  Ergänzung,  indem  der  Veifaaser  die  wichtijsfsten  Vertreter 
4er  erhaltenen  Briefliteratur  vom  4.  bis  zum  Bei^inn  des  Ü.  Jahrhunderts 
in  den  Kreis  der  Betrachtung  gezogen  hat.  Absichtlich  läßt  er  die 
vor  dem  4.  Jahrhundert  verfaßten  Briefsammlun^^en  uiiberiicksichtig-t, 
•weil  die  Schreiber  im  allgemeinen  in  der  Art,  ihre  i3t  iete  zu  über- 
echreiben  und  die  Adressaten  anzureden,  der  antiken  Einfachheit 
huldigten.  Als  die  Zeit,  wann  eine  regelrechte  ceremonielle  Titulatur 
bei  den  lateinischen  Schriftstellern  in  Gebrauch  gekommen  ist,  weist 
4ler  Verfasser  aus  den  Fapstbriefen  das  4.  Jahrhundert  nuch ,  da  erst 
Jetzt  das  altrömische  tu  der  Briefe  wie  die  altrömische  Art,  die  Briefe 
2XL  tiberschreiben,  durch  konkret  gebrauchte  Abstracta ,  beziehungsweise 
weitläufigere  Überschriften  verdrftogt  wurden.  Eine  solche  Anrede  und 
Überschrift  findet  sich  vielleicht  zuerst  in  dem  Schreiben  der  zum  ersten 
4irelatanl8chen  Konzil  im  Jahre  314  versammelten  Bischöfe  an  den 
Papst  S|7lvester  I.  Nach  Peststellung  dieser  Thatsache  bespricht  Engel- 
brecht an  den  einzelnen  Schriftatellern  die  Titel  und  Titulaturen  iu  der 
iJberschrüt  oder  im  Text  der  Briefe,  wobei  stets  beachtet  ist,  ob  der 
Jahresbarieht  Ar  AlttttOMvlsMnsQliaft  Bd.  OXIY.  il8(B.UI)  9 


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ISO      Jaiireflbericht  über  lateiiÜBcbe  Lexikographie.  (Wagener). 


Schreiber  die  Briefe  an  Freunde,  Beamte  oder  an  hochgestellte  Persooeo 
wie  Kaiser  und  Päpste  gerichtet  hat,  ob  es  Titel  für  Geistliche  ond 
Laien  oder  für  iiitime  Freunde  sind.  Die  behandelten  SchriftsteUer 
Bind  folgende:  Symmachiis  (8.  5 — 19),  Ambrosias  (S.  19 — 24),  die 
Papstbriefe  vom  Jahm  352—440  (S.  24—26)  und  vom  Jahre  461-  52.3 
(S.  38—40),  Hieronymus  (S.  2G  — 29),  Augustiu  (S.  29—36),  Leo  der 
Grolie  (8.  36— Apollinaris  Sidonius  (S.  40 — 43),  Alcimus  ATitai 
(8.  43^ — 47)  Uüd  Eiinodius  (S.  47-  02).  ßesonders  wichtig:  für  die 
Lexikographie  ist  die  am  Ende  der  Abhamllnng  zusammengestellte 
alphabetifche  Ordnung  der  'i'itel  und  der  Epitheta  honoritica,  wobei  der 
Verfasser  immer  aogegeben  hat,  ob  man  es  mit  üifiziellen  Titeln» 
Freondschaffstiteln ,  Höflichkeitstiteln,  Standestiteln  zu  thnu  hat  und 
ob  sie  für  Geistliche  oder  weltliche  Personen  b^timmt  sind.  Über  die 
gediegene«  hoch  interessante  Abhandlung  vgl.  noch  meine  Anzeige  in 
der  K.  Philolog.  Rnndschan  1893  S.  148—151. 

7.  C.  Hittweger,  De  eqai  Tocabnlo  et  oognominatis» 
Dinert.  Balis  1890. 

I>er  Verfaaeer  bat  die  eingelaafenen  Arebimttel,  die  ihm  to» 
Brofeiaor  WOHflin  sur  Verfiigniig  gestellt  wareo,  in  oben  genanoter 
Diiaertation  verarbeitet.  Er  behandelt  folgende  Wörter:  eqnu,  eqna^ 
admifliarina  (aniiBariaB,  emiasarins,  neesariiiB,  anneBiarint);  canterina 
(eanteriniu);  caballns  (eaballio»  eaballa);  mannna;  bariiefava  (bnriciu); 
veredni;  paraveredos  (Pferd);  parhippns  und  snletat  iomentnm«  indem 
«r  mehr  oder  weniger  anaffthrlieh  ttber  den  TJrepmng,  Form,  Gebrauch,. 
Bedentang  n.  dergL  der  eiaseineD  angegebenen  Worte  epricht.  Am 
anofOhrlidisten  iet  die  TJntemcbnng  aber  eqnns,  equa  nnd  eaballu,  daa- 
sneret  ans  Satiren  nachgewiesen  werden  kann  nnd  der  Volksaprach» 
angehört;  der  Verfasser  giebt  eine  historische  Übersicht  von  dem  Vor^ 
kommen  desselben  in  der  lateinischen,  besonders  spätlateinischea  Lite- 
ratur. Zn  beachten  ist,  daß  es  das  Grundwort  fOr  die  Bedentong- 
sFferd"  in  den  romanischen  Sprachen  geworden  ist.  Als  Eiginzong 
na  dieser  Arbeit  hat  Rittweger  im  Areh.  7,  394^333  anch  dne  Über* 
sieht  Über  die  poetischen  AosdrÖcke  ffir  »Fferd"  gegeben  nnd  hier  die 
Wörter  quadrupes,  qnadrnpedatis«  sonipes,  cornipes,  alipes,  ingales«  biiagl 
(biinges),  quadriiugi  (quadriiuges)  besprochen.  Ans  der  Dissertation 
veröffentlichte  Wölfllin  (Arch.  7,  313—323)  einen  freien  Anszog  mit 
einigen  AbBndemiigen  und  Zusätzen  unter  dem  Titel:  nWas  MÜt 
daa  Pferd?«« 

8.  i'rauz  Gramer,  Was  heißt  „Leute"?  (Arch.  6,  341—376). 

Die  Abhandlung  zerfällt  in  zwei  Teile,  einen  historischen  nnd 
einen  lenkaliscben.  Im  ersten  Teil  iiat  der  Verfasser  die  Wörter,  die 


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Jahreabericht  über  IfttemiBche  Lezikognphie.  (Wagener).  181 

Uerbd  la  betBMht  koanno,  wie  popnlaras,  nortaki,  popiliu,  genta«, 
honlBM  ete.  bMpmelMii  md  gBipOliiilldi  du  «nto  Anftnten  In  der  Be> 
dentnns  ,  Jioate**  aicbgewlMen  ud  dabei  de»  SfiradiffebnHidi  efaueber 
Sehtiftiieltar  anvilmt,  deon  geht  er  dm  Uber,  die  Wdrter  in  den 
eimdnen  Lfiaden  ivle  Aftika»  Italien,  Gallien,  Spanien,  Britanniedi  in 
betpreehen  nnd  die  Seliriftatflner  anf  die  eben  erwülinte  Frage  lila 
n  dardmraateniL  Wiehtiger  iit  filr  nni  der  aweite,  ledkaliiehe  Teil. 
Hier  behandelt  er  folgende. Wfirter  nnd  belegt  die  Bedentang  mit  den 
nötigen  Stellen,  indem  er  gelegentlieh  anf  den  ersten  Teil,  wenn  hier 
über  ein  Wort  eingehend  geaprocfaen  iat,  verweist:  1.  Siug.  gens  nnd 
Flnr.  gentes  mit  den  Bedentnngen:  a)  Glieder  eines  Volkes;  b)  Be- 
wohner; c)  Kriegslänte  (EriegMehareo);  d)  ^nanmeaellend«  oder  bereits 
versammelte  Leute;  e)  Lente  schlechthin*  2.  Bing,  homo  nnd  Plnr. 
homines,  wobei  in  bemorlnn  Ist,  daß  „hcmlnea  Lmte**  namentlich  in 
der  Yerbindnng  mit  attribntiren  Bertinimnngen  vorkemmt.  In  den 
meisten  FflUen  ist  die  Übersetmg  .Jlenscben'*  ebenso  nllsslg  wie 
„Leote**,  doeh  feUt  es  aneh  nicht  an  Stellen,  wo  „Lente**  allein  passend 
erscheint  Für  „Lente  «  man'*  wird  eine  8t«Ue  ans  Cdnmella  (11, 1,  26) 
angeführt:  nihil  agendo  homines  male  agere  discnnt  Homines  kann 
auch  im  prägnanten  Sinne  .»gewöhnliche  Lente'*  wie  Angehörige*  einen 
Volkes  bedeuten,  ebenso  Manuscbaften  im  militftrischen  Sinne,  Bewolmer, 
Unterthanen ,  Untergebene,  Dienstleute.  3.  Hortales  gebraucht  Qeero 
nur  mit  vorgesetztem  molti,  omnes,  cnncti;  Cäsar  vermeidet  überhaupt 
diesen  Gebrauch  von  mortalis,  während  Sallnst  es  mit  und  ohne  Zusatz 
im  Sinne  von  homiDes  anwendet.  Über  andere  Schriftsteller  spricht 
Gramer  noch  S.  367.  4.  Miiltitndo.  5.  Muiidus.  6.  Natio  und  nationes. 
7.  Personae,  iu  der  juiibtischen  Litciuiur  z.  B.  bei  Ulpian.  8.  Plebecula 
=-  „Leute**  (vd.  unser  „Leutchen")  und  plebeculae.  9.  Sing,  plebs,  das 
StaüuB  mit  Vüiiiebü  aaweüdet,  wo  es  Bich  uü  einigen  Stellcu  mit  „Leute'* 
wiedergeben  läßt;  bei  den  christlichen  Autoren  steht  plebs  im  Sinne 
von  „Gemeinde**;  Plur.  plcbes in  der  Bedeutung  .,Leut«"  nnd  a;uiii  „Laien, 
Gemeinde  oder  Gemeinden".  10.  Populäres  „Laiidäleiite  ".  11.  Sing, 
populus:  a)  Bewohner;  b)  Kriegsleute;  c)  Zusummeustrümeiidc  oder 
zasaromenbefindliche  Volksmenge,  oft  soviel  wie  unser  „Publikum*'; 
d)  Leute  schlechthin;  Plar.  popnli:  a)  Volksgenossen,  Glieder  eines 
Volkes;  b)  Leute  einer  Stadt  =  Bewohner;  c)  Leute  eines  Landesherru, 
IJuterthHijeu ;  d)  Kriegsleute;  e)  ZusaninieiikMimneude  oder  bereits  zu- 
sammenbL  tindliche  Leute,  sei  es,  dail  von  einer  bestimmten  Versammlung 
(Publikum  im  Theater,  Cirkus)  oder  von  einer  zuiiUligen  Meiischen- 
veisammhiug  die  Hede  ist;  f)  Leute  schlechthin.  Zuweilen  bedeutet 
populi  geradezu  „Menschen",  auch  dient  es  jsur  Bezeichnung  der  „ge- 
wöhnlichen Leute"  sowohl  im  veiächUichen  Sinne  wie  auch  im  Sinne 

9« 


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1^      Jahresbericht  über  lateinüche  Lexikographie.  (Wa{;«ier). 


Ton  ,.WtltMMelMB**.  2b  populi  tritt  oiii  Attrfbot«  ud  swar 

gewQlmlidi  «Iii  ZaU-  ote  Omtinttbcgriff;  in  te  Balntnif , J^ite** 
findet  sieh  populi  erst  bi  KirehMdatein«  Ja  populi  konurt  bd  Aogostia. 
Ci?.  Del  7.9  sogar  Im  Sinne  nii  »Heiden"  ver.  IS.  Sing.  tailMi 
amutndo)  nna  Flnr.  tarine  (Getriebe  d«  Weil).  13.  Tili. 
Ii.  Tolgiif  (Yn]gns)  meist  soriel  wie  „grewötmlidw  Lente.** 

9.  AütoßFunck,  Weis  heiUt,jiie  Kinder"?  Arch.7,7;> — 102). 

Ans  der  Vorbemerkung:  Leben  v.ir  als  beachtenswert  hervor,  daß 
liberi  nicht  nur  Kinder,  sondern  auch  ein  Kind  bezeichnen  kann,  daß 
der  Sing",  liber  erst  in  spiiter  Zeit  und  zwnr  recht  vereinzelt  auftrat, 
ho  dal  diese  l^ildun{5  kaum  als  wirklich  in  der  Sprache  lebendig  g^e- 
Damit  werden  kaoü.  Der  Grund  hierfür  ma^  der  gewesen  sein,  da£ 
man  den  Sing,  liber  (Kind)  mit  dem  Adjeküv  über  (frei)  und,  wenn 
man  nicht  ^enan  war,  auch  mit  dem  Öabetanti?  liber  (Buch)  leicht  Ter- 
wechseiü  konnte. 

Hierauf  zielit  der  Verf.  folgende  Wörter:  liberi,  uati,  inieri,  filii, 
parvnli,  Infant eb  iu  den  Bereich  seiner  Betrachtung,  von  denen  sich  im 
allgenjeinen  sagen  lälit,  daß  liberi  und  pneri  durch  nati,  dann  darch 
ülii,  parvali  and  infantes  znrückgedräng't  wurden,  ohne  daß  sie  doch 
g^aoz  verBchwnnden  sind,  daß  allmählich  die  Wörter,  welclie  in  den 
romanischen  Sprachen  fortlebten,  zur  Geltnnf^  kamen. 

Bei  dem  Worte  liberi  (die  freien  Hausj^enossen  im  Gegensatz  zu 
servi)  betrachtet  Funck  zuerst  die  substantivischen  Verb5ndnng"en  mit 
coniunx  (uxor)  und  parentes.  Was  die  erstcre  betrifft,  so  kommt  sie 
sehr  häufig"  vor,  wobei  zu  bemerken  ist,  daß  gewöhnlich  coniunx  (uxor) 
voransteht.  Mit  dem  Zurücktreten  von  liberi  diingeu  andere  Wörter  in 
diese  Verbindung  ein,  wie  nati,  selten  pueri,  häufig  namentlich  in 
späterer  Zeit  filii,  äußerst  selten  infantes,  bei  den  Kirchenschrlftstellem 
•aucii  parvuli.  wenn  auch  die  Belege  hierfür  nicht  eben  zahlreich  sind. 
Wenn  man  die  Ausdrücke  nimmt,  welche  die  Eltern  mit  den  Kindern 
in  Beziehung  setzen,  so  ist  die  Zasammenstellnng  von  parentea  mit 
liberi  ganz  gewöhnlieli,  dagegen  mit  nati  spftrlich,  öfter  kommt  sie  mit 
pueri,  recht  oft  mit  lilii  vor,  wenig  dagegen  mit  infantes  nnd  parvnli. 
Wie  bei  den  substantivischen  Verbindnngen,  so  dringen  auch  in  die 
verbalen  Redensarten  wie  liberos  procreere  (auch  wohl  cieiiei  genenre 
nnd  gignere)  und  liberos  educare  die  genannten  EonknrrenzwSrter  bald 
mehr,  bald  weniger  ein.  Zuletzt  fügt  der  Verf.  noch  eine  stilistische 
Ikmerkung  hinzn  nnd  erwähnt  aach,  daß  der  Aosdrack  liberi  seine 
(irenze  erweitert,  daß  er  allgemein  für  «Nachkommen*  aneh  Im  3.  nnd 
4.  Qliede  gesagt  wurde. 

Nati  fttr  „Kinder"  ist  im  alten  Latein  selten,  bis  mit  den 
aagasteischen  Dichtern  ein  Wandel  eintrat;  namentUeh  seit  Viigil  nnd 


* 

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JftlixwbeElelit  ftb«r  Itteinisdie  Lcnikognphi«.  (Wagenau  183 

Ovld  gehört  der  Ausdruck  nati  für  alle  Zeiten  zu  dem  festen  Beatand- 
teile der  daktylischen  Poesie,  da  liberl  toq  der  daktylischen  Knnst- 
poesie  ?(Ulig  aiU!g«8cliloMea  war;  in  der  Prosa  dagegen  tritt  naü  sehr 
zurück. 

Die  ursprüngliche  Bedentnng  von  pner  ist  «das  Junge,  das  Kleine*, 
nnd  gerade  am  Plnral  paed  läßt  sich  beweisen,  daß  dem  Worte  die 
Beziehung  auf  das  kindliche  nnd  kindische  Lebensalter  wesentlich  ist. 
Wie  bei  liberi  so  veranschaulicht  auch  bei  pueri  die  stehende  Verbin- 
dung am  klarsten  die  Eigenart  des  Wortes:  senes  mulieres  (feminae) 
pueri,  in  die  auch  die  Konkurrenzwörter  eindrangen,  wobei  aber  zu 
bemerken  ist,  daß  pueri  immer  mehr  zurücktritt  und  in  der  späten 
Latinität  ganz  fehlt,  wie  ja  aach  pueri  in  den  romanischen  Sprachen 
nicht  nachzuweisen  ist  Zuletzt  werden  noch  Stellen  angefahrt,  die  das 
pnerile  an  pueri  hervorheben. 

Bei  fiUI,  dessen  Qmndbedeutung  ;,Säugling"  ist,  bemerkt  Funck, 
daß  aus  der  ganzen  älteren  Latinität  bis  ins  1.  Jahrhundert  n.  Chr» 
hinah  nicht  ^ne  einsige  Stelle  verzeichnet  ist,  wo  an  deutlichen  Merk- 
malen zu  sehen  wäre,  daß  fiüi  nicht  «Söhne*  heißen  könne,  sondern 
•Kinder*  heißen  müsse.  Dagegen  muß  betont  werden,  daß  schon  Ton 
Plantns  an  eine  ganze  Beihe  von  Stellen  zu  finden  ist,  welche  oo 
nnbestimmt  gehalten  sind,  daß  sie  die  weitere  Auffassung  nicht  nnr 
zuließen,  sondern  selbst  begünstigen.  Während  im  1  Jahrhundert  n.  Chr. 
3tellen  sich  nachweisen  lassen,  wo  lllii  thatsächlich  bereits  für  »Kinder* 
gesagt  Ist,  so  war  der  Abnsns  gegen  Ende  des  folgenden  Jahrhnndetta 
bereits  so  wdt  zum  Usus  geworden,  daß  Tertullian  mehrmals,  wo  er 
bei  filii  nnr  an  „Söhne"  gedacht  wissen  Wollte,  einen  Zusatz  nötig  fand« 
Bei  des  Juristen  und  den  Kirchenschriftstellern  sind  die  Belege  für  dei^ 
erweiterten  Sinn  von  filü  sehr  groß. 

£rst  im  1.  Jahrhundert  n.  Chr.  tritt  parvoli  als  Substantiv  auf 
und  swar  recht  vereinzelt;  es  änderte  sich  aber  die  Sache  mit  dem 
Auftreten  der  ersten  kirchlichen  Schriftsteller,  so  ist  z.  B.  bei  Angostin 
parvuli  das  durchaus  herrschende  Wort  für  „Kinder**.  Dagegen  ver- 
hielt sich  die  Sprache  der  Gesetze  nnd  Urkunden  lange  Zeit  dagegen 
abwehrend. 

Die  weiteste  nnd  aUgemelnste  Yerbrdtnng  in  den  neueren  Sprachen 
fand  In&ntes.  Im  Lateloischen  blieb  die  ErkUmng  von  Inlkns  (in*fari) 
lange  Im  Bewußtsein,  und  dsker  wurde  zn  allen  Zelten  das  Wort 
vorwiegend  für  das  Mhe,  zsrte  Kindesalter  angewendet  Als  8nb<*. 
stantiv  findet  rieh  Infiuis  schon  fHlh  und  kommt  auch  an  solchen 
Stellen  vor,  die  zor  weiteren  Auffassung  des  Wortes  auffordern,  die 
dann  noch  mehr  bei  Xedfadnem  nnd  KbrchenschriftsteUem  sich  nach- 
weisen läßt 


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134     Jaivtaberiehi  mm  kitmiiafih»  Lezikogitpliio.  (Wneaei^ 

10.  Anton  Fanck,  Satnr  und  die  davon  abg-elei te teil 
Wörter.  Brogr.  Kiel  1888  («ich  m  gekürzter  Form  im  Arcä.  ^ 
Sd— 48). 

Satnr  (flatt«  gertttigt»  toU)  muß  als  die  allein  gebrftnebliohe  Torrn 
aageiehen  werden,  da  satnnie  tieh  reebt  spKt  findet,  ae  in  den  SelioL 
ta  Inven.  898  ed.  Sehopen  p.  S2,  7  nnd  im  cod.  Letd.  67E,  TgL 
Ldewe  Frod^.  410,  nnd  dar  Yanach  Angnatiiia  (H,  47, 1143),  dae  Ad* 
Jaitf?  dareh  die  Normalform  eatnraa  anf  den  rlehtigen  Weg  an  bringen, 
iet  Md^eseUagen;  auch  Inaatnma  kommt  nnr  Goripp.  loh.  3,  808  vor. 
Wm  die  etjmologlaehe  EiU&niDg  betrifft,  eo  hat  aneh  Ae  vei^B^eiefaeBda 
Slpfaehfofschnng  nicht  vermocht,  die  elgenttlnillche  Form  anfinkBbeo. 
An  hättfigBten  kommt  satnr  bei  den  Schriflatelleni  vor,  die  dnreh  dte 
Natmr  flirer  Stoffe  darauf  g^efahrt  wurden,  bei  den  Komiicem  nnd  Sati- 
rikern, nnd,  wenn  anch  selteu,  ia  der  klassischen  Sprache  Cfceros:  in 
der  spRterei]  Zeit  bei  den  christlichen  Schriftstellern  sind  die  Beispiele 
spärlich,  ohne  jedoch  ganz  ans  der  Literatnr  zu  verschwinden.  Sütur 
wird  von  Menschen  und  Tieren  g-esagt,  Komiker  und  Lukrez  g-ebraachcn 
es  nnr  von  Menschen,  was  auch  als  das  gewöhnliciic  angenommen  werden 
kann.  Aber  das  mnß  besonders  hervorgehoben  werden,  daß  satur  wie 
unser  „voll'  von  Trunkenen  und  daher  Aiisf^eiassenen  äuDerst  selten 
ist  und  erst  spät  in  einem  Fraprment  des  Petron  nnd  bei  Augustin  vor- 
kommt. Interessant  ist,  was  Fnuck  über  per  saluram  (S,  13—20)  sag-t, 
Kinige  Nationaigrammatiker  bringen  diese  Formel  mit  lex  satura  zu- 
sammen, obgleich  an  keiner  einzigen  Stelle  legem  neben  per  satararn 
gelesen  wird,  andere  verweisen  auf  die  sakrale  lanx  satnra.  Es  ist  za 
beachten,  daß  nicht  nur  anlSer  diesen  Stellen  bei  Grammatikern  In 
der  Literatur  der  Ausdruck  lanx  satura  nirgends  vorkommt,  sondern 
anch  die  alten  Gelehrten  von  der  Sache  durchweg  wie  von  einer  mit 
CStaten  zu  belegehden  Antiquität  sprechen.  Aus  der  Untersnchnn^  hat 
sieh  ISulgeadei  eiseben:  der  am  Adjektiv  sator  erwiesenen  Beden* 
tong  „Yoll**  tritt  In  der  Wendung  ,»per  satnram**  die  der  bunten, 
ttannlgfalligen  Fülle.  Diese  scheint  etat  auf  dramatische,  dann  anf  aadm 
IMEtttngea  in  der  Welse  flbertmgen  su  sein,  daO  snant  koUektlriaGh 
die  JMchtung,  welche  die  Xannigfiütjgfceit  des  täglichen  Lebens  in 
weehsebden  Formen  snr  Anschauung  brachte,  Satnra  (vielleicht  in  Er^ 
Innemng  an  die  satura  lasz  oder  lex)  genannt  wurde,  dann  der  Name 
«ach  anf  elnietate  Gedichte  angewendet  wurde.*'  Vgl.  auch  Scfaana, 
Geschichte  der  rOmlsehen  Lltteratar  1 19*  Eingehend  spricht  auch  Fnnck 
Über  saturitas  (S.  20—26),  ein  in  der  vorchristlichen  Literatur  ziem- 
lich seltenes  \V'ort,  das  aber  ans  der  christlichen  Zeit  besonders  bftuflg 
belegt  werden  kauu.  Saturare  (S.  26  —  33)  kommt  in  allen  Zeiten 
sowohl  in  einfacher  wie  in  übertrageuer  BedeuLuug  vor.  Öuaätige 


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JalireAbohcbt  über  iateiimidiö  Lexikogiapbio.  (Wagener).  X35 


Bildnngen,  die  kurz  besprocbea  werden,  tfaid:  ■atalks,  satallare,  ob- 

8atiil(l)are;  Batnrator  (otira^  tl^ri\ti^^  bei  AugostiD);  sataratio,  exsatoratio, 

saturamcü ;  saturabilis,  exsaturabilis,  insatarabilis,  inexsaturabilis;  satu- 
raater  (Comp,  featurantius),  naturatim;  exsaturare,  obsatarare;  insaturatus. 

11.   Ed.  WOlfflin,  Sescenti,  mille,  centam,  trecenti  aU 
anbeatimmte  und  runde  Zahlen  (Arcb.  9,  177—182). 

Ans  diBr  AnfMhlong:  der  SteUen,  wo  aeiceati  lieh  ilodet,  eifieht 
«ich,  wie  der  Yerihaier  mit  Beeht  nagt,  das  ftbefraichende  fietnltat»  daft 
•nOer  dem  seimo  .Tolgarie  der  KomSdie  nnd  dea  Briefttile«  die  gatea 
Antmn  diese  Bedeneart  nur  lehr  wenig  gcipflegt  haben,  daß  tie  nach 
Cicero  zarttekantreten  beginnti  daß  lie  im  S^fttlatein  abgwtorbeniaft  nad 
«ich  nur  noch  als  gelehrte  Beminieeena  findet.  An  die  Stelle  dar  alt- 
itafiachen  Aaidnichaweiae  tritt  die  griediiacba  d*  h,  mllle  (irgl.  Donat  an 
Ter.  Fbor.  668  nt  apnd  Graecos  (w>pta.  ita  apnd  not  seacenta  dicere  pro 
mnltis  üsitatnm  est),  miliens,  miUesimoB,  die  beiden  letzteren  Wdrter 
siüd  auch  von  Cicero  aufgewendet.  Außerdem  finden  sich,  namentlich 
bei  Dichtem,  quingenti,  centum  (^ceiiLics,  ceutcaimus),  ducenti,  treceuti. 
liassen  wir,  sagt  WüllTJin,  die  200  und  die  500  als  Ausnahmen  beiseite, 
80  bleiben  nns  100,  300,  6Ü0,  1000;  die  Erklärung  giebt  das  Dozimai- 
aystem  and  das  Hexadenprinzip  oder  Daodezimalsystem.  Nor  mit  der 
Erkläninj?  des  letzteren  lassen  sich  die  sescenti  erklären.  Als  Anliang 
folgt  der  Artikel  sescenti,  etwa  im  Zuschnitte,  mit  Lettern  uüd  Kolumnen* 
breite  des  Tbesanrui;  der  Umfang  ist  doppelt  so  groß  ala  der  bei 
l'oreellini  -  De  Vit. 

IS.  Wilb.  Kohlmann,  De  n^^l**  imporatiTo  qaatenna  ab 
nant**  partienla  differat  Diaiert.  Marborg  1898^  98  8. 

Von  dem  bei  Flantna  noch  deutlich  Torliesenden  Bedeatnnga- 
ontefadiied  awiiefaen  dem  Imperativ  Tel  nnd  der  Partikel  ant  aosgehond, 

^ersnebt  der  Verfesaer  nachznweiaen,  wie  lange  das  Bewoßtaeln  dieaea 

Unterschiedefi  in  der  Sprache  lebendig  geblieben  ist;  er  will  eine  karzo 

Geschieh Le  der  Partikel  vel  geben  von  den  ältesten  Zeiten  ab,  wo  man 
in  ihr  noch  den  verbalen  Charakter  des  luiperativs  euipfaiid,  bis  dahin, 
wo  man  anfing,  vel  und  aut  promiscue  zu  gebrauchen.  Die  Vorschriften 
der  Grammatici  Latini  über  die  Verwendung  der  beiden  Partikeln,  die 
in  cap.  I  (S.  1 — 11)  zasaMiinenf^estclU  worden  siüd,  bieten  im  wesent- 
lichen nur  den  Sprachtrcbraucli  sjuiter  Zeit  und  sind  deshalb  von  geriogem 
Belang,  bis  auf  ein  Zeugnis  in  den  Exiseiptm  des  Paulus  (ed.  Thewrewk 
de  Ponor  p.  561.  3^)-  vel  colligatio  quidem  est  disiunctiva,  sed  non 
earuin  rcrum,  quae  natura  disiuncta  sunt,  in  quibus  aut  coniunction© 
rectios  utimur,  nt:  aut  dies  est  aut  nox,  sed  earam,  quae  non  sunt 
contra,  e  qoiboa  qoae  eUgator,  nihil  interest,  das  in  Venrias  einen  Ver* 


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}36      Jalmsbflrkbt  über  latemische  Lexikographie.  (Wagener). 

iMwr  damlbett  Aoriobt,  welebe  dte  vorliegende  Dlnertattoi  dnreh- 
mPShtm  ileb  benfibt,  etkeimeD  JSM,  W»  lADUdt  der  TerHuaer  in 
cap.  n  (S.  11 — 15)  nachsiiweiflen  Tenncht,  ist  Tel  Imperativform  Sit 

veU©  wie  fer  zn  ferre.  Ansgresprochen  hat  dies,  ohne  aber  ausführliche 
Gründe  beizubringen,  zuerst  Bücheler  (Rhein.  Mqb.  36,  239),  und  pegcD 
BragmaBu  und  Üsthoff  haben  diese  AuffaBsung-  Skutach  und  Solmsen 
verteidigt  (vgl  auch  Wülffün,  Arch.  8,  296),  deren  Argumente  der 
Verfasser  teilweise  rezipiert,  teilweise  berichtigt  und  durch  Heran- 
ziehung des  Umbrischen  (veltu)  erweitert  hat.  Eioe  Bestätigung  seiner 
Ansicht  erblickt  der  Verfasser  femer  in  einer  der  von  Hülsen  (Mittb. 
d.  röm.  arcbäol.  Inst.  1896  8.  228—237)  veröffentlichten  und  vod 
Bücheler  f Rhein.  Mus.  52  S.  392 ff.)  besprochenen  Spielmarkenanfschriftec 
die  etwa  in  den  Anfang  der  augusteischen  Zeit  zu  verlegen  sind.  Auf 
einer  dieser  tcsserae  tiudet  sich  das  "Wort  vel.  Der  Verfasser  verwirft 
Büchelers  Ergänzung  dieser  Aufschrift  in  velox  als  unbegründet,  er> 
kennt  vielmehr  in  diesem  vel  den  alten  Imperativ  und  erklärt  ihn 
(S  17):  si  placet,  cie  calcem,  iDoram  ezcate;  er  verweist  dabei  anf 
Piaat.  Gore.  611: 

8i  vis  tribQS  boHs,  vel,  In  eblamydem 

wo  das  vel  genau  ebenso  als  reiner  Imperativ  aufzufassen  ist.  vs?l. 
cap.  in  (S.  15—18).    In  cap.  IV  (S.  18—46)  behandelt  Kohimano 
die  Verwendang  von  ant  bei  Plaatas,  denn  erst  wenn  der  Gebrancb 
dieser  Partikel,  die  das  Lateinische  mit  dem  Oskiscben  Qod  Umbrischen 
gemeinsam  hat,  festgestellt  ist,  wird  die  Bedeatnng  des  speziell  lateini« 
^bea  vel  im  Gegensatz  zn  ant  klar.  Nacbdem  nun  der  Verfasser  alle 
FSUe,,  in  denen  Plantos  ant  verwendet,  auf  ibren  Sinn  geprüft  nnd 
danach  nnter  18  Bnbriken  verteilt  bat,^)  kommt  er  an  folgendem  Scbloi^ 
(S.  21);  Ant  particnla  in  sjntail  ad  seenndam  personam  non  speetat 
neqne  ant  appoaito  illi,  qni  appellatnr,  optio  inter  complores  res  düretnr» 
sed  dnae  res  dlBcemontar,  qnae  per  se  diversae  sant  vel  ex  selentia 
eins  qui  leqnitnr.  81  ant  nsnrpatnr,  Is  qnl  loqnitor  arbiter  est  optionis« 
enins  ad  volnntatem  disinnetio  dnamm  vel  comphirinm  remm  referenda 
est;  eins  antem  qnl  appeUatnr  arbitratns  omnino  neg:legitnr.  Dagegen 
riebtet  sieb  vel  (über  denen  Gebraneb  bei  Plantns,  das  das  eap.  V 
(8.  46—69}  füllt,  vgl.  die  8.  47  genannten  Arbelten  von  G.  P. 
kflUer  nnd  Langen)  stets  an  die  iweite  Penon,  entsprechend  seiner 
ersten  Bedeutung  „wolle",  nnd  bat  diese  seine  erste  Bedeatnng,  ab- 
gesehen von  dem  schon  citierten  Curcnliovers,  an  vier  Stellen  rein  nnd 

')  Besonders  verwiesen  sei  auf  den  Gebrauch  von  ant  in  der  Selbst- 
korrektur (  -  oder  ich  will  sagen,  oder  ich  will  mich  lieber  so  ausdrücken^ 
8.  32),  der  bisher  noch  nicht  zosammenhängend  behandelt  ist. 


.  ij  .  ..cd  by  Googl 


Jahresbericht  über  lateiuhiche  Lexikographie.  (Wagener).  137 


«ogetrRbt  bewahrt,  vgl  Amph.  916 ff.;  Epidic.  597 ff.;  Holt.  S99  und- 
990  ff.  Ans  dieser  GnuidbedeutaDg  »wolle"  entwiekebi  sieh  dann  die 

drei  Nuancen:  1.  wenn  du  willst,  meinetwegen;  2.  oder  wenn  du  willit; 
3.  wenn  du  willst,  sogar.  Jedenfalls  nimmt  vel  in  den  bei  weitem 
hüufij^^ten  Fällen,  wo  es  bei  Plautns  gebrancht  wird  (cap.  V  giebt  ein 
vollständiges  Verzeichnis),  deutlich  bezug  auf  die  Persoa  des  Angeredeten 
(TgL  die  nicht  seltene  Verbindung  vel  tn  nnd  die  S.  51  ff.  auf- 
gezählten und  besprochenen  zahlreichen  Verse,  in  denen  vel  bei  der 
zweiten  Person  des  Imperativs  steht).  Einige  wenige  Beispiele  des 
disjunktiven  und  komyaraiiven  Gebrancbs  (H.  ßO  tY.)  zeigen  dann  aller- 
dinßs,  daß  hcIiou  zu  Plantus'  Zeilen  die  Bedeiitun<,^sentwickeiung  des 
Imperativs  zur  Partikel  langsame  FortschriUe  g-eniaeht  hat.  Der  alte 
Imperativ  dag-ei^rn  scheint  wieder  rein  vorzuliegen,  wenn  eine  allgemeine 
Behauptung  durch  ein  mit  vel  eingeleitetes  einseines  Beispiel  bewiesen 
werden  soll  =  nimm  ein  Beispiel.  Daß  nämlich  vel  gerade  kraft  seiner 
imperativischen  Natur  diese  Bedeutung  annehmen  konnte,  zeigt  der 
Vergleich  mit  dem  ebenw  verwendeten  Imperativ  puta;  beide  Imperative 
nnOten  ddi  dann  in  einer  Zeit,  die  ihren  Süm  nicht  verstand,  die  Hlnza- 
fflgnng  eines  ut  gefallen  Innen. 

Gap.  VI,  das  den  Gebrauch  beider  PartUceln  bei  Terenz  behandelt 
(8.  68—87),  stellt  insefeni  eine  nerkwttrdlge  Veitchiebang  des  Sprach- 
Kebmndui  fest,  als  Terenz  ant  im  VerhUtnIs  viel  hSnl^,  vel  viel 
seltener  aU  Plantos  verwendet  Im  ftbrigen  aber  gilt  das,  vms  Aber 
den  BedentongsiinterBchled  der  beiden  Partikeln  bei  Plantos  gesagt 
ist,  aneh  für  Terenx;  aneh  Ar  ihn  l&ßt  sich  eine  wohl  nicht  mehr 
vollbewuOte,  aber  doch  Instinktive  Untersebeidiing  des  Impemtivs  vel 
von  der  Partikel  ant  behanpten.  Denselben  Schieß  gestatten,  teilweise 
wenigstens,  die  in  eap.  VII  (6.  87^94)  msammengestellten  Verse  ans 
den  fragmenta  tragieenun  et  comieonim  nnd  ans  den  ftragmenta  poetamm 
Bomaaomm;  besonders  das  Beispiel  ans  Ennins,  mit  dem  Festes  (vgl. 
die  oben  citierte  Panlns-Stelle)  den  Gebraneh  von  vel  belegt: 

Vel  tu  dictator  vel  eqnoram  eqnitnmqne  magister 
Este  vel  coninl 

stimmt  auf  das  genaueste  zu  der  Ansicht  des  Verfasaei^s  über  den 
Imperativ  vel.  Auch  CatuU,  der  das  cap.  VIT  absclilieljt,  liefert  iu 
seinen  kleineren  Gedichten,  den  nngae,  den  Beweis,  daß  ihm  der  Zu- 
sammenhang der  Partikel  ndt  dem  Imperativ  vel  noch  nicht  ent- 
schwunden ist.  Die  Prosaiker  df\<rp?r^n,  die  in  dem  SchlnBkapitel  VIII 
(S.  94—98)  kurz  behandelt  worden  sind,  zeigen  schon  fiilhzeiüg  eine 
vfillfo-e  Vermischung  des  Gebraucbesi  von  vel  und  aiit.  so  Cato  de  re 
ruAtica  und  der  Incertas  anctor  de  ratione  dicendi  ad  Herenniun;  ihnen 


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133      Jikretberifht  fibar  lilainisektt  Le^ognphie.  (Wagener). 

MMeftt  stdi  »Hefa  der  Pkfttar  Lvlkm  «n.  Wenn  M  tan  Mi0kmm 
Bkhieni  (vgl.  TibiiU.  4,  5,  13C  and  Pki^  X  IT,  5ff)  wieder  An- 
klioge  an  den  ptontInMnB  Mnndi  des  Lnpenüvi  vel  Mea, 
«eMifc        aihr  der  2nfUl  ah  bewaOte  Abdcht  die  YmnlMianir 
nn  aels. 

Hdebst  wichtij?  für  die  Lexiko^apbie  sind  anch  die  etymologiscbea 

UntersnchUDg^n,  doch  darf  man  sich  nicht  verhehlen,  daß  bei  der  Auf- 
nahme solcher  Erkläruogeu  in  ein  Würterbuch.  besondeis  in  ein  Schnl- 
Wörterbuch,  die  grölke  Vorsicht  nötig  ist,  da  die  Etymologieu  sehr  oft 
zu  subjektiv  sind  und  vielfach  beim  Ziel  Torbeiechießen.  Es  ist  nicht 
möglich,  im  folgenden  auf  alle  in  den  etymologiscbeD  Werken  behandelten 
Wörter  genauer  einzugehen,  ich  kann  nur  im  allgemeioen  auf  die  Ein- 
richtungen der  Bücher  verweisen,  oder,  wo  kein  Regieter  istj  könaen 
nur  cUe  besprocbeiien  Wörter  korz  dtiert  werden. 

18.  O.Keller, Lateiniiehe Volksetymologie.  Leipzig  1891. 

Das  Bach  zerföllt  in  zwei  Teile,  im  ersten  wird  die  lateinische 
Volkietymologie  bebandelt.  Unter  Volksetymologie  versteht  der  Ver- 
fasser, wie  er  in  der  £iiileitnng  auseinandersetzt,  die  Einwirkang  teils 
willk&rlicher,  teils  nnwillkürlicber  etymologischer  Spielerei  auf  die 
Wortgestaltnng,  insbesoodere  die  mebr  oder  weniger  willkürliche  An* 
gleiehong  eiaes  Lehnwortes  an  den  heimischen  Wortschatz.  Vgl.  bier- 
«ber  aneh  Bkiitaeh,  BuL  PbUolog.  Wochenschrift  1892  6*  1366  C 
Aber  gerade  das,  was  bei  den  Yolksetymolegien,  wie  i.  B*  im  Dentsehem 
nad  in  Grieehisehen,  so  nötig  ist,  Homer  vnd  grelle  Komposition»* 
fikigkeit,  fehlt  dem  Börner.  Denn  wir  haben  es  hier  mit  einem  pro- 
saiseb-praktiseben  Volke  na  thnn,  daa  viel  mehr  sor  gmvüas  als  mt 
Schern  oad  Witn  neigt  nnd  daa  wenig  Kelgang  hat»  Wörter  ans  mehnreii 
Komina  nnsammensasetsen.  Später  greifen  aneh,  wie  der  Verfssser  be-> 
merkt,  infolge  der  mangelnden  EompositkinsfUitgfccit  des  Laleinisebea 
die  hybriden  Bildungen  in  merkwOrdlger  Weise  nm  sieh,  wibrend  die 
eigentliche  UaaslBehe  Zelt  nnd  die  gebildete  Literatorspraehe  eine  große 
Zahl  von  Komposita  in  die  lateinische  copia  verbomm  einführte.  Trota- 
dem  liegt  uns  hier  ein  reicher  Stoff  vor,  wofür  man  dem  fleißigen  und 
scharfsiiiingen  Verfasser  wirklich  dankbar  seiü  moß.  Nach  drei  Ge- 
sichtepunkLea  führt  um  Keiler  sein  iubaltreiches  ilatcrial  vor,  zuerst 
nach  der  Natnr  der  Gegenstände,  welche  die  fraglichen  Wörter  be- 
zeichnen: so  ist  die  Volksetymologie  besonders  thfttig  bei  den  geo- 
graphischen und  mythologischen«  Wörtern,  bei  den  Ausdrücken  des 
Handwerks,  bei  den  Namen  der  Tiere,  Pilan/.en,  Steine,  bei  medi/.ini-chen, 
nautischen  Dinprcn  u.  s.  w.  Daneben  giebt  es  eine  Reihe  von  Wörtern, 
die  in  diese  Kategorien  nicht  passen,  und  diese  werden  vom  Verfasaer 


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Jftiureabencht  über  Isteuuiche  Lezikograpliie.  (Wagea«).  139 

nach  grammatischer  Kubrizicrunß:  alphabetisch  aufgeführt.  Hierauf  foljft 
die  Betrachtung  der  eigentümlichen  lant-  und  formengeschichtlichen  Kr- 
schcimin^cn,  welche  die  lateinische  Volkeetvmolo^^ie  nns  dai'bietet,  und 
zuletzt  ein  Anhang-  (S.  182  —  217):  ciiechieche  Volksetymologie.  Im 
zweiten  Teil  findet  man  Etymologien  und  Formen  von  Lehnwörtern  uncl 
zwar:  Pbönikiscbes  Lehngut  im  Griechischen  und  Lateinischen  (8.  225), 
griechische  Lehnworter  im  Lateinischen  (S.  254),  mitteleoropäische 
Lebnwöi-ter  im  Lateinischen  (8.  322),  oskische  Lehnwörter  im  Lateiai* 
tcheii  (8.  327),  ein  persisch^gnechisches  und  kleinasiatiscb-gnechisches 
Lehnwort  (S.  328)  und  zoletzt  einigM  ftber  röniMhe  osd  giiechiscbe 
ICenachenopfer  (8.  331—350).  £Sa  gutes  Begister  wweist  asf  die 
«inaekeA  Wdrtor,  irad  wir  Beben  lo  recht  deutlieh,  irie  reiehhaltig,  wie 
Mehrend  nnd  amgend  d»  Buch  Ist 

14.  O.Keller,  Zur  lateinischen  Sprachgesehiehte.  Erster 

Teil :  Lateinische  Etymologie.  I^eipzig  1393.  Zweiter  Teil:  Gramma- 
tische Autsatze.    Daselbst  1895. 

Während  in  der  zweiten  Hälfte  der  lateinischen  Volksetymologie 
TOB  Keller  Etymologien  von  Lehnwörtern  enthalten  sind,  bietet  uns 
derselbe  Verfasser  hier  nur  Etymologien  von  echt  lateinischen  Wörtern. 
Den  Hanptslock  bilden  die  in  verschiedenen  Zeitschiiften  veröffentlichten 
Abhaodlnngen  Kellers,  die  teils  ergänzt,  teils  Iiiiigesrt>eit0t  hier  in 
«IplHtbetiBohfir  Reihenfolge  vorgefahrt  sind.  Ein  sorgsam  gearbeitetet 
Begister  glebt  uns  Bechenschaft  von  dem  reichen  8toff,  der  hier  vor- 
liegt Wie  in  dem  froheren  Werke,  so  treffen  wir  aneh  hier  auf  eine 
Unre,  anregende  Daxstellnng  nnd  auf  eine  bewnudemswerte  Belesenheit 
des  Verfhawis. 

Anf  8. 141—189  folgen  Kachtiilge  aar  latetnisehen  Volksetymologie. 
Eine  reiche  FttUe  von  e^otogiseken  Bentongen  findet  man  in 
den  Schriften  Stowassers: 

15.  J.  M.  Siowasser,  Dunkle  Wörter.    Wien  1890. 

Es  sind  hier  folgende  Wörter  behandelt:  Absedere  (S.  17);  ac- 
ceptio  (8,  23  Anm.);  Adjektiva  auf  .  .  olentus  (S.  24);  Adverbia  auf 
.  .  Iter  und  .  .  itus  (8.  30);  'alapa  (8.  22  Anm.);  albumen  (S.  29); 
aliter  (S.  30);  ambnlare  (8.  25  Anm.);  amoenus  (S.  4);  an  (I'räposition 
»dvd  6.  25  Anm.);  ancnnnlentae  (S.  25);  cacnmen  (S.  29);  caeremonia 
(8, 14);  cervix  (8. 30);  colaphus  (8.  22  Anm  );  contumelia  (8. 11  Anm.); 
eracere  (8.  S6  Anm.};  discipnlos  (8.  16);  ebnr  (S.  21  Anm.);  elephas 
(8. 91  Anm.);  Eogippins  (8.  3);  faetiales  (8.  11);  frandalentns  (8  28); 
trandolosns  (ß.  S9);  fnnditare  (8. 23);  fhtare  (8. 23  Anm.};  ganenm  (8.13) ; 
graeaentns  (8.  26  Anm.};  gracüis  (S.  26  Anm.};  gorgostlnm  (8.  13); 
kellnari  (8. 14);  hyhrida  (8.22 Anm.);  impropero  (8.10);  iandentna  (8.26); 


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140      Jahresbehcbt  über  lateinische  Lexikographie.  (Wageuer). 


iuBukiitus  (S.  26};  LabicDUs  (S.  5  Anrn.);  lagenaris  (S,  3);  largiter 
(8.  30);  iatex  (S.5);  legnmen  (8.  29);  litora  (S.  6);  lotjoleotus  (S.  25  )i 
macilentns  (S.  26);  maccus  (S.  4);  mallens  (S.  22  Anm.);  malva  (S.  2'2 
Anm);  Melo  (S.5  Anm.);  menstniüs  (S.  29);  mica  (S.  3);  mntto  (S.  9) : 
matoniaiu3  (S.  9);  noverca  (8.  6  Anm.);  novicias  (8.4);  DUtrire  (S.  17); 
obiter  (S.  30);  obturare  CS.  7);  oltiraus  (S.  15  Anm.);  omen  (S.  19); 
oniinari  (S.  19);  paemiluium  (S.  7);  palla  (8.  21):  pallium  (S.  21): 
palada  (S.  21);  parricidium  (S.  19);  pecuiator  (S.  18  Anm.);  peculium 
(S.  18  Anm.);  peculor  (8.  18  Anm.);  pecunia  (8.  18  Anm.);  perendie 
(S.  14);  praeter  (S.  30);  prandere  (S.  14);  prölytae  (S.  17);  propero 
(S.  10);  prosferari  (8.  10);  prosper  (S  9);  qaoctarniz  (8.  14);  rediiiiira 
(S.  10);  Bilotrum  (S.  6);  sonärinm  (8.  7);  stnprum  (ß,  8);  sngillare 
(8  20);  thriambos  (8.  12);  triamphns  (8.  12);  tnditare  (S.  22);  tanica 
(8.6);  ta88i8(S.  6);  vinolentos  (8. 24);  violare  (8. 26);  iriolentns  (S.  26); 
^tricng  (8.  6  Anm.);  uUagwis  (S.  8);  nstinm  (S.  18). 

16.  J.  K.  8towa8Ber,  Eine  xweite  Beihe  dankte  Wörter. 
Wien  1891. 

Ädsentari  (S.  13);  aiuussih  (S.25);  autumari  (S.  8):  bonacus (8. 27);- 
bonasus  (S.  27);  bnrdo  (S.  2.0);  cacbinnns  (8.  28);  caecitndo  (S.  6); 
caiumijia(S.  31);  calvere  (S.  31);  caperare  (S.  32);  capitiura  (S.  loAnm  ); 
capronae  (8.  30);  castigo  (S.  30);  castrare  (8.  4);  castula  (S.  29); 
cat-ca.  =  xata  (S.  28);  catampo  (8.  29);  catasta  (8.  291;  cavillari  (8.31); 
cemssa  =  cerosa  (S.  27);  cimusea  (S.  22);  consentaneoB  (S.  14);  crassns 
(8.  8  Anm.);  discidinm  (8.  11);  dissentanens  (8.  14);  ecce  (S.  15); 
eccere  (S.  18);  eecnm  (S.  15);  emnssitatns  (8.  27);  ex  =  lxic  (8.  24); 
excetra  (8.  23);  excidium  (8.  11);  bonestilado  (8.  5);  initinm  (S.  10); 
,  •  itia  .  .  ities  (8.  13);  •  .  itium  (8.  10);  macellotae  (8.  1);  macellns 
a  nm  (S.  1);  .  .  mentam  (8.  11);  roscidas  (S.  12  Anm.);  rassatns 
(8.  28);  scntica  (8.23);  servitndo  (8.6  Anm.);  simnasa  {&.  27);  stilli- 
cidiam  (8.  11);  .  .  tndo  (S.  7);  .  •  tnmen  (8.  8);  vwedm  (a  24); 
viciaeius  und  ?ici«itndo  (8.  6). 

17.  J.  M.  Stowasser,  Das  yerbnm  larc  (eine  dritte  Beihe 
donkle  WOrter).  Wien  1892. 

Circulaii  (S.  10);  circulator  (S.  10);  depeculari  (8.  13);  fanum 
(8.  19);  fas  (S.  6);  fastus  (S.  lö):  Faustulus  (S.  15);  gratulan  (8.  12); 
birrire  (8.  7);  irrltare  (S.  8);  lere  (8.  6);  migrare  (S.  5);  peculari 
(8.  13);  praesto  (S.  13);  praestolari  (S.  13);  ritare  (8.  7);  sortilator 
(8.  15);  nstulare  (8.  11);  veatüatio  (8.  15);  Ventilator  (S.  15);  verti- 
labondns  (S.  9). 

18.  A.  Semenoff,  Ktymologiscbes  über  einige  rOmiache 
Sigennamen  (Xenien  8.  21—25).  lifinchen  18dl. 


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Jahreabehcht  ül^er  lateiniBche  Lexikograpliie.  (Wagener).  141 


Der  Verfasser  bespricht  ansfübrlich  drei  Wörter:  Valerius,  das 
er  mit  „^oß,  gewaltig'*  übersetzt,  Qaius  (Qavias,  Gavns),  das  er  als 
das  «Freudige"  erklärt,  und  lulias,  das  »den  zun  Sonnendienst  gehörigen* 
bedeaten  soU. 

19.  A.  Zimmermann,  Etymologisohe  Versoclie.  Fhigr. 
Posen  1891  and  GaUe  1893. 

In  bdden  FMgnnimea  liat  der  VerüMMr  die  In  Zeltiehriften 
früher  w^MEuitlioliten  kleinenn,  »pracfawinenaeliaftllcfaen  Abhandlungen, 
die  lidi  besondere  anf  Etymologie  beliehen,  doer  noohroallgen  Frfllangr 
ontefzogen,  wam'ML  erweitert,  maadies  ameh  bever  als  frtther  anegedrilekt. 
Im  ersten  Programm  handelt  er  ttber  aeeoi,  aetiiia  n.  s.  w.  (8.  8)  nnd 
in  einem  Anhange  hierza:  „Kann  Intervokaliachea  et  im  Latein  sein  e 
verUeren?**  (8.  7);  über  donienm,  donee,  doneqne,  doniqne,  dune  (8.  9) 
nnd  in  efaiem  Anhange  hiermi:  „Ober  Yerdoppelnng  von  einfiuhen 
KoDsonanten  swlsehen  Vokalen**  (S.  13) ;  über  Ang^nr,  Rnstios.  Sallastios 
(8.14);  über  paenitet,  oportet,  necesse  est  (S.  16);  über  Cinna  (8.17); 
üiier  Entstehung  der  Eüduug  idius  bei  den  Gcntiliiamcn  (S.  18);  über 
lucus  a  uon  locendo ?  (S.  19);  über  Arminius  (S.  l'J).  Im  zweiten 
Programm  folgen  nach  einigen  Bemerkmin^oti  uud  Zusätzen,  die  sich 
auf  das  vorige  Proßrramm  beziehen,  Abhandlungen  über  apud  (S.  6); 
Über  ergo,  erga,  cuspis,  spissus,  acervas  (S.  8);  über  sepelio,  cnlpa 
(8.  9);  über  sispes  fseispes),  sospes  (8.  11);  über  traiiquillus  (8.  12); 
über  festus,  festinus,  festmare;  über  snpcllex,  supeliectüis  (8  13); 
über  palara,  coram,  clam  (S  14);  über  Gaius;  über  (G)navn8,  Coaeos 
(Gnaens),  Naevins  (S.  17),  über  Gracchus  (S.  18);  über  g-ens  Creperia, 
Crepereia,  Crepuaia;  über  gens  Sempronia  (8.  19),  vgl.  8.  112. 

€)  LezIkaUsohe  Abhandlugen,  die  sieh  anf  heatlmmte  Sehrifliteller 

haileheni 

1.  JnL  Orimm,  De  adieetlTis  Plaatinie.  Disaert.  nnd  zn- 
gleleh  Progr.  m  AltUreh  1899. 

Nacli  einer  Zusammenstellnng  der  ablat.  absol.  absente,  praesente, 
iuvito,  iubeute  mit  einem  Prüiiomen  wird  eine  Anzahl  von  Adjektiva 
(c.  80)  mit  den  nötigen  Belegstellen  in  alphabetischer  Eeihen folge  auf- 
geführt, indem  bei  jedem  Adjektiv  kurz  eine  hieranf  bezügliche  Be- 
merkung gemacht  ist,  ob  z.  B.  ein  Adjektiv  nur  bei  Personen  oder  bei 
Sachen  steht  (so  aeramnosus,  decrepitus,  diligens,  dolosus,  fnrti?ns  n.  a. 
nur  bei  Tersonen;  festes  nur  bei  dem  Substantiv  dies;  e^ens  nur  bei 
Personen,  egeuus  aber  nur  bei  dem  Substantiv  res),  wie  die  \V ortfolge 
ist  und  welche  Stellung  das  Adjektiv  im  Verse  eiuniramt.  Oft  scheint 
mir  der  VeriasBer  zu  weit  za  gehen,  wenn  er  aas  einer  Beihe  gleich- 


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142      Jabreslxziclit  über  lateiniBcbe  Lexücographie.  (WageiMr). 

mäßiger  Verbindnogen  folgern  will,  daß  auch  eine  davon  abweichende 
l/csart  danach  verbessert  werden  maß;  so  findet  sich  z.  B.  clarus  immer 
hinter  seinem  Substantiv,  nnr  Poennl.  1146  darns  claraor.  wo  Grimai 
(S.  16}  damor  clarus  beistellen  will;  ebenso  steht  medius  gewöhnlich 
zwischen  Präposition  und  Substantiv,  Epid.  679  aber  medio  iü  maii, 
wo  der  Verfasser  (S.  25j  auch  in  medio  mari  zu  schreiben  vorsdüilgt. 

2.  F.  Leo,  Zum  plantinUcheii  Iiezikon  (Anh.  9, 161—167). 

In  diesem  Anftets  bei^rielit  Leo  folgende  WSrter,  die  er  aus 
den  Hnodeebrilken  encUoMen  hat  nnd  die  bereits  In  seiner  Ausgab« 
Anitaahme  gefkuiden  haben:  Poennl.  1016  arvina  (BpeeksCick);  PoentiL 
1168  ealones  (hohe  8ehihe);  Gorenl.  509  eonspidtur  (er  ftlU  an^  naa 
sieht  Ihn  sa,  tadelnde  Blicke  riefaten  äeh  anf  Ihn);  Psend.  168  HedytntBi 
statt  HedyUam;  Mere.  S9  inertia  statt  inhaeret  etiam;  Ankl.  446  steht 
pipnlo,  aber  sn  der  anderen  Stelle  Mü.  Gier.  684  ist  popnlo  sn  sehreiben; 
da  bei  Plantos  prope  nnr  In  der  nnprUngiiohen  lokalen  Bedeotnng  vor- 
kommt, wie  aneh  Pers.  610,  so  ist  aaeb  Leo  Baoefa.  1160  prope  nidit 
richtig^  M  mnß  besser  probe  stehen;  Stieb.  765  wird  die  A4}ektiyfbrm 
prostibilis  wieder  hergestellt  nnd  Cas.  851  bellum  für  ▼allom  geschrieben. 

3.  Gnst,  de  la  Ohanx,  Der  Gebrauch  der  Verba  und  ihrer 
Ableitungen  beiNepos.  Vier  Programme  zu  GumbiDuenlÖ96 — 1899. 

Nachdem  Ignatius  (De  verbomm  cnm  praepositionibns  compositomai 
apud  Com.  Nepotem.  Tit.  Livinm,  Onrtinm  Bofnm  cnm  dativo  stmctora» 
Berlin  1877)  die  mit  Präpositionen  zusammengesetzten  Yerba  bei  Nepoa 
behandelt  bat.  unternimmt  es  der  Verfasser  obiger  Programme,  die  sftmt» 
lieben  Verba  bei  Nepos  einer  Prfifting  m  nntendeben.  Dieselben  aind 
alphabetisch  geordnet  mit  Angabe  sämtlicher  Stellen;  jedem  Verbnm  sind 
die  bei  Nepos  vorkommenden  Ableitnagen,  Snbstantiva  nnd  Adjektlva  an* 
gefügt.  Die  Stellen  sind  vollständig  eltiert,  nnd  dadurch  Ist  die  Arbeit 
ein  schQner  Beitrag  an  einem  Neposlezikon. 

4.  Mttller,  Phraseologie  des  Sallnst.  Drei  Programme 
zn  Gothen.   1888,  1890.  1894. 

In  diesen  Programmen  giebt  der  Verfasser  eine  Zusammenstellung 
der  Verba,  die  im  bellum  Catilinae  und  im  bellum  lugnrthinum  vor- 
komnipn.  Er  hat  die  alphabetische  Reihenfolge  gewählt,  zu  jedem 
Verbum  die  im  Sallust  vorkommenden  Phrasen  und  eine  mustergültige 
Übersetzung  hinzngefilgt.  Wissensehatilichen  Wert  beansprucht  die 
Arbeit  nicht,  sie  ist  lür  uie  Schule  bestimmt;  wie  sie  hier  aber  zu  ver- 
werten ist,  vermag  ich  nicht  zu  sagen. 

5.  Adolf  M.  A.  Schmidt,  Beiträge  zur  iivianischea 
Lexikographie.  I.  Progr.  zu  Baden  (Österreich)  1888;  II.  Progr. 
m  Waidhofen  an  der  Thaya  1889;  m.  Progr.  daselbst  1892. 


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Jatareibeiicht  fib«r  kteiiuAcbe  Lezik<>gi«ptaie.  (Wigooer).  14S 

Im  ersten  Programm  beh^indclt  der  Verfiuseer  die  Substantiva 
auf  -inea  ood  -tor,  sowie  die  Adjektiva,  welche  mit  prae-,  -osna  und 
-bnndus  g-ebildet  «sind;  im  zweiten  die  Sabstantiva  auf  -menttim,  die 
Adjektiva  auf  -alis  (-elis,  -ilis)  \nid  -hilis;  die  Adverbia  auf  -ter  und 
-im,  die  Deminntiva  und  griecluache  Lebuwörter;  im  dritten  bespricht 
er  den  Gebraoch  von  cootra.  Es  kam  dem  Verfasser  nicht  darauf  an, 
in  den  beiden  ersten  ProgTammen  nor  Material  zn  sammeln,  vielmelir 
wollte  er  vor  allem  zeigen,  welche  Wörter  Livius  abweichend  von 
Cicero  and  Crisar  gebraneht  bat.  ob  diese  poetisch  sind  oder  nicht  nnd 
in  welchen  Dekaden  sie  angewandt  sind,  was  um  eo  wichtiger  ist,  dA 
Livius  In  den  fHlheren  Bachern  mit  Vorliebe  poetlsebe  Aosdrficke  ge* 
wShlt  bat,  in  den  spftterea  Dekaden  aber  immer  mehr  und  ndur  sn 
dem  klissiscben  Latein  snrackkehrte.  Daher  Ist  die  Arbeit  nicht  nur 
für  die  litiaidsdhe  Lesikegraphie  sondern  anch  für  die  Kenntnis  der 
Genesis  der  livlaaiscfaen  Stilistik  hddmt  wichtig.  Was  sieh  eigentlieb 
von  selbst  verstehen  tollte,  aber  Idder  nicht  von  allen  gau  beachtet 
wird,  ist,  daß  er  die  neuere  Literatur  fleißig  herangescfsn  hat  nnd 
sich  mit  allen  betreffenden  Fragen  vertrant  leigt.  Da  der  Verfeaser 
als  Mitarbeiter  an  dem  von  Stigner  beraiisgegebensn  lesicon  Liviannm 
mit  der  Sammlung  der  mit  co  beginnenden  Wörter  bei  Livins  be- 
scbttftlgt  wer,  so  beirbeltete  er  cootra  Ar  den  IlL  Teil  (Progr.  1892), 
wobei  er  besonders  die  Verteilung  der  bezüglichen  Ansdmckswclsen 
anf  die  einzelnen  Dekaden  des  livianischen  Geschicbtswerkes  berück* 
sichtiißrte,  auch  contra  mit  adversas  verglich,  das  damals  gerade  im 
Jexicon  Liviauum  erschienen  v.  ai .  Auch  in  dieser  Arbeit  hat  der  Ver- 
Insser  wie  in  den  früheren  versnclit,  stets  die  historische  Ents\ ickelnngf 
hervorznhebeTi.  Nach  knrzen  Bemerknngen  über  Form,  Stellung  und 
Bedeutung-  von  contra  behandelt  er  daw  Wort  zuerst  als  Adverb,  dann 
als  Präposition.  Zu  loben  ist  die  genaue  und  übersichtliche  Disposition 
der  Arbeit. 

6.  G.  Wnlsch,  De  verbis  enm  praepositione  »per*  com* 
positis  apnd  Livlnm.  JProgr.  Barmen  1889. 

Vorliegende  Arbeit  ist  ein  lexikalisches  Fmgment»  denn  wfthrend 
der  Yerfssser  alle  mit  per  znsammengesetsten  Verba  bei  Livins  be* 
handeln  wiU,  bespricht  er  nur  20,  d.  h.  die  von  peragere  bis  perforare, 
die  anderen,  88  an  der  Zahl,  werden  nnr  anfgeführt  Die  Disposition 
bei  den  ehizelnen  Yerben  ist  ttbersichtlich  nnd  klar,  die  dtierten  Stellen 
sind  alle  ansgeschrieben.  Anf  den  Sprachgebranch  der  früheren  oder 
späteren  Zeit  nimmt  der  Verfasser  gar  keine  Bflckdeht,  anch  geht  er 
nicht  anf  die  venchiedenmi  Bedeutungen  von  per  ein,  sondern  verweist 
hier  anf  Qrysar  (Theorie  des  lat  Stils  8.  446  ff.)»  Nfigelsbaeh  (Lat. 
SUlistik,  3.  Anfl.  a  932)  nnd  Tegge  (Stadien  znr  lat  Synonymik). 


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144      JabreBbehcbt  über  lateinisdie  Lexikographie.  (Wagener). 

7.  Ph.  Loewe,  Lexikalische  Studien  zu  0?id.  Ftogr. 
zo  Strehlan  1888. 

Der  Verfanir  giebt  ims  hier  eine  recht  aDsprechende  PMtbe 
eines  Ovidleadkons,  m  der  er  alle  Werke  Ovids,  andi  die  für  nneebt 
gehaltenen  Texte  der  Herolden  herangesogen  hat.  Behandelt  sitid 
folgende  Wörter:  ano  (8.  8—9);  amator  (8.  9^10);  amabllis  nad 
anabllios  (B.  10);  amor(8. 10—16)  nnd  der  Eigenname  Amor  (8. 16 — 
18).  Bei  der  Disposition  hat  sieh  der  Verfasser  nicht  entsohllefien 
können,  dleBedentong  mir  Gmndlage  an  maehen;  ihm  ist  es  ^elmehr 
dämm  an  tbnn,  die  Kenntnis  der  fltyntsx  nnd  des  Stiles  der  lateinlaehen 
Dichter  fördern  sa  heUbn.  Daher  hielt  er  es  fir  notwendig,  die 
Stellung  des  betreffenden  Wortes  im  Satae  m  beseicfanen,  seine  VerblndoDgr 
mit  den  übrigen  Satzteilen  daranthnn,  das  andere  Ifil  glefaho  Vor- 
bindnngen,  Phrasen  n.  dgl.  nieht  in  verschiedene  Teile  sn  serstrenen. 
Wenn  wir  auch  im  Prinzip  mit  dem  Verfasser  ttbereinstimmen ,  so 
scheint  nns  die  Disposition  mit  den  allznvielen  Unterabteiinngren  (▼f^l. 
S.  0  und  7)  doch  der  Übersichtlichkeit  sehr  im  Weg^e  zu  steheu.  Auf 
der  letzten  Seite  des  Progr.  werden  noch  moror,  rcmoror.  remoramen, 
exosns,  perosns  behandelt,  jedoch  sind  de«  Üaames  halber  die  Stellen 
selbst  ansgelasseo. 

8.  E.  Linse,  De  P.Ovidio  Nasone  vocabnlornm  inventor«. 
Dortmund  1891. 

Da6  Ovid  in  der  Bildung  des  Hexameters  der  vollendetste  Vern- 
fcllnstler  in  Born  wer  (vgl.  die  Arb^ten  m  Droblscb,  Hnltgren,  BIrt 
n.  a.)  und  daß  er  von  sich  sagen  konnte:  et  qnod  temptabam  dioere, 
versns  erat,  ist  beicannt,  daß  er  aber  anch  in  der  Wortbildung  weit 
Über  die  allherg-ebrachtcn  ScLrankeii  liiüaasg-iug;,  ist  erst  durch  die 
Arbeiten  von  Jul.  Fuvre,  De  Ovidio  novatore  vocabulorum  in  !NIeta- 
niüiphobeoii  libris  (Pariß  1885),  von  A.  Dräger,  Ovid  als  Sprachbilduer 
(Progr.  Anrieb  1888)  nnd  von  E.  Linse  in  der  oben  genannten  Schrift 
klar  dargelegt.  Während  Favre  nur  die  Metamorphosen  behandelt,  ver- 
breiten Bich  die  beiden  anderen  nber  alle  Werke  des  Dichters.  Dräger 
stellt  im  ersten  Teil  seiner  Arbeit  ia  alphabetischer  Reihenfolge  die  von 
Ovid  znerst  gebrauchten  Wörter  und  Wendungen  zusammen,  im  zweiten 
(S.  17—19)  giebt  er  die  Resultate.  Leider  ist  die  neuere  Literatur 
zu  wenig  benutzt,  auch  ist  die  Sammlung  nicht  zuverlässig.  Weit 
besser  ist  die  Arbeit  von  Linse,  der  mit  großem  Fleiße  die  einschlägige 
Literatur  Uber  lateinische  WortbilduDg  im  weitesten  Maße  heranziebt 
nnd  die  Werke  Ovids  anfs  genaueste  durchgearbeitet  hat.  Nach  einer 
Einleitung  spricht  er  zunächst  über  griechische  Wörter  nnd  Wort- 
biidnogt  dann  ttber  lateiniacbe  nnd  verzeichnet  genaa  die  Wilirter,  die 


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Jahretberieht  Ober  Ittohriache  LazUngnphi«.  (WagwMK).:  145 

Oirid  i^ebildet  bat  und  die  sieb  zuerst  bei  ibm  finden.  Schfitte,  der 
die  Scbrift  in  der  Berl.  Pbilolog.  Wochenscbrift  1892  GL  18  besprocben 
hat,  streicht  einige  Wörter  und  ffSigt  mebrm  aene  sn,  so  daß  nach 
seiner  Berechnung  Ovid  514  neue  Wdrtor  gebildet  bat  Im  Ai«1l  7  -. 
8.  611  beißt  es  in  der  Anzeige  ▼oii  Uwe:  Die  324  NeablldBiigen, . 
wekhe  Favre  bloß  ans  den  Metenoipboieii  ffcmmmolt  hatte»  die  899 
Drigen  lind  auf  487  angewaehaen,  oder»  wenn  man  die  y(nke»>  End 
patroiqrnilichea  Namen  mitieehnet»  anf  mehr  denn  700. 

9.  Emil  Stephani,  De  liartiale  verbornm  novatore*' 
Breslau  1889. 

Nachdem  der  Text  des  ilartial  von  Friedlaiider  und  besonders 
von  Gilbert  fe?t{?e8etzt  war,  kam  es  darauf  an,  auch  den  Spracligebrauch 
Martials  inbetreff  der  Neubildungea  einer  Untersuchung  zu  unteraehen. 
iSwar  haben  vir  eine  Übersicht  der  wichtigsten  Neubildungen  von 
Paucker,  aber  erst  dorch  die  fleißige  und  grttndliehe  Dissertation  von 
Stepltani  ist  diese  Frage  mm  Abschluß  gekommen.  Die  Gesichts- 
pnnkte,  denen  der  Verfasser  gefolgt  iat«  sind  so  verständig  durchdacht, 
dafi  sie  allen  Arbeiten  ähnlicher  Art  zum  Vorbild  dienen  können.  £r 
nntenmeht  nämtteh,  welche  Wörter  Martial  anent  für  neue  Saohen  ein- 
gefilhrt  hat»  md  wenn  diese  nicht  neit  shid»  wie  ältere  fichriftsteller 
denselben  oder  ähnlichen  BegriiT  aa^gedräckt  haben.  Debde»  heißt  es 
8.  8»  ^nonlam  poetaa  eonstat  posteriores  priomm  etempla  etiam  in 
eopla  pleramqne  seqni,  refert  cognoscere,  qnatenns  Martiali«  a  snpeiioribna 
poetio  ita  diseesserit,  ot  vocahnla  nondnm  antea  a  qnoqitam  poeta 
pooita  —  nos  qnidem  qnod  sciamns  —  primns  in  veniboa  nsurparet. 
Bei  den  anerst  von  Hsrtial  gebrauchten  WOrtem  kommt  es  daranf  an, 
«b  qiätere  Schriftsteller  sie  angewandt  haben  oder  nicht,  im  lotsten 
Falle  sind  ce  Snnl  slpi^tUva,  deren  Zahl  bei  ICartial  sehr  groß  ist,  ob 
4de  bereits  in  Prosa  vorhanden  waren  und  von  Martial  zuerst  in  die 
Poesie  eingeführt  wurden  und ,  was  sehr  wichtig  ist,  ob  die  Aufnahme 
aua  metrischen  Grüüden  zu  erklären  ist.  Den  vocabnla  Graeca  (8.  6  — 
32)  t  welche  nach  den  (iebieleu,  deueu  sie  Hiij^'rliüreii ,  geschieden  sind, 
folgen  die  von  griechischen  Eigennamen  abgeleiteten  Adjuktiva.  Die 
lateinisi  heu  Wörter  (S.  33—87)  sind  nach  Wortklassen  geschieden  und 
in  eintaclie  und  zusammengesetzte  getrennt,  daan  werden  sie  nach  den 
Endungen  und  Ableitungen  geordnet  besprochen.  Ein  alphabetisches 
Register  schließt  die  gediegene  Arbeit,  die  nicht  nur  fiir  die  l^iteinische 
Lexikographie,  sondern  auch  lur  die  lateinische  Wortbildung  von 
Wichtigkeit  ist 

10.  Ch.  Delhorbe,  De  Senecae  traglci  snbstantlTis» 
Bern  1896. 

JaluMMeht  flr  AltMtoauwissaBsehslt  Bd.  OZIV.  CUOBLUZ«) 


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149     JaliftaUriebt  Ab«  laAeiaiaebe  L«xikognpliio.  (Wagenar). 

Wiohtife  Beiträge  für  die  lateinische  Lexikograpiiie  und  für  die 
betreffenden  Schriftsteller  bilden  die  Abhandlaogeo  von  H.  Bassow» 
De  Plantl  snbstantlvis  (N.  J»hrb&eher  f.  klassische  Philologie,  Snpple- 
mentboid  XVII  8.  591—732),  von  M.  S.  Slanghter,  The  aiibstantivM 
of  TiNMe  (Boiton  1891)  snd  von  Delhorbe.  Beachtenswert  ist  es, 
daß  Steoghter  nach  dem  VerbMe  von  Baisow  grearbeitet  hat,  nod 
DeNKnte  Mf  Mde  Immer  benf  nimmt  Wer  Gefallen  daran  findet» 
an  yfUmUt  ivfe  tiel  kemponlerte  Subetantiva  bei  FJantoa,  Tereos  ud 
Seneea  wkomneB,  kana  ee  Uer  anb  trhneWeta  «vtebren,  aneh  kann 
er  gleich  anagmebnet  finden,  daB  die  Kompoeita  bei  Plantaa  14.  bei 
TeroDs  17»  bei  Seneca  13  Froaent  betragen.  UTie  ttber  die  komponiertem 
SubstantiTat  ao  ateUt  der  Yer&aser  aneh  üntermehnngen  an  Über  die 
Bemlnptiva«  Aber  die  einieinen  Suffixe,  die  an  8nbitantiTa  gebSngl  rfnd^ 
ferner  Uber  die  A^iektira,  die  antatantiviaeh  gebraaeht  werden.  Wenm 
diese  Berechnnngen  aneh  gaaa  interessant  sind,  so  möchten  wir  doch 
anf  den  «weiten  Teil  der  Arbeit  das  Han^tgewioht  legen,  da  hier  alle 
SnbetaatiTa  nach  Xatnefermen  nnd  mit  Belegstellen  ana  Seneen  lo 
alphabetischer  Reihenfolge  anf  geführt  sind.  Wenngleich  die  Abhaadlnns^ 
mit  großem  Fleiße,  mit  Sorgfalt  nnd  GrOndlichkeit  gearbeitet  ist,  u> 
ißt  sie  doch  nicht  frei  vuii  kleinen  Vergehen;  aber  wer  sich  einmal 
genau  mit  Lexikographie  beschäftigt  hat,  wird  hierbei  einen  inilderea 
Maßstab  anlegen.  Bedauern  mQssen  wir,  daß  Kritik  gar  nicht  an> 
gewandt  ist,  selbst  da  nicht,  wo  die  betreffenden  Stellen  jedenfalls  ver- 
derbt sind.  Wünschenswert  wäre  es  und  hätte  den  Wert  der  Arbeit 
sehr  erhöht,  wenn  bei  zweifelhatten  Stellen  vvenipstens  die  Lesarten 
der  Codices  verzeichnet  wären.  Hoffentlich  arbeitet  der  VerfasBer  in 
diesem  Fache  weiter,  damit  ein  Lexikon  oder  weiügstens  ein  Wörter- 
verzeichnis zo  dem  Tragiker  Seneca  zu  stände  kommt. 

11.  Wilh.  Heraena,  Die  Sprache  des  Petronina  und  die 
Oleaaen.  Leipzig  1899. 

Die  Sprache  des  Petronins  ist  in  den  letzten  Decennien,  abgesehen 
▼on  der  ziemlieh  flüchtig  geschriebenen  Abhandlung  Ten  J.  A.  Oeaaree 
(De  Petronii  sermone,  Bomae  1887)*  zweimal  zum  Gegenstand  syste« 
matischer  Unteranchnng  gemacht  worden,  inerat  ?on  £.  Lndwig  (De 
Petronii  eermone  plebeio,  Harburg  1869} t  dann  von  H,  Qnericke 
(De  llngnae  Tulgaris  reliquiia  apnd  Petronium,  EOnigsbcfg  1876). 
wahrend  Ludwig  im  allgemeinen  eeioe  XTntenuohnng  f&hrt,  Guericke 
aber  im  apeaieUen  Hinblick  anf  die  Pomp^aaischen  Wandinicbriflen„ 
nntendmmt  ea  Heraena,  die  Sprache  dea  Petrooiaa  mit  bemg  anf  die 
lateiniflchen  Glossen  an  behandeln.  Wohl  hatte  man  diene  früher  schon 
gelegentlich  zur  Erklärung  nnd  oft  an  glflcklicben  Emendationea  dea 


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Jahmbericht  Ober  kteiabebe  Locikographie.  (Wagenoi).  147 


Textes  lierangezo,i;er,  aber  eine  Arbeit  im  Tollen  TTmfange  ist  erst  jetzt 
möglich,  Beitdem  das  grolle  Olossenwerk  von  George  Götz  vollendet 
vorliegt.  Die  Arbeit  von  Heraeus  zerfällt  in  zwei  Teile,  eiuen  lex!» 
kaliicbeOf  der  den  größten  lUom  umfaßt  (S.  1—38)  und  uns  hier  inter- 
eBsiert,  und  einen  gnunmatitchen,  der  im  Jabreebericht  über  lateinische 
OnumnatUt  «fwlhnt  werden  solL  Der  Ver&sser  beapriebt  zaerst  die 
aelteiMii,  meist  vnlfftren  Wörter  und  WartbedentoDfen,  die  sich  im 
Petnnülis  flndeii,  indem  er  mit  stannenswerter  Bdeaenbeit  besonders 
Gloasen  znr  Vergleichnng  nnd  Erklftmng  beransleht«  außerdem  noch 
die  TironiaGhes  lüoteii»  die  Jnaclirilten,  ScboUen  sn  latdolaeheii  Schrift- 
Btelleni  imd  andere  Tidgire  Texte,  ftmer  die  vieliiMh  temdütalgtea 
Granmatlkeneiigidiie  eowie  die  neaerten  grammatüMdieii  Werke  «nd 
Abbandlimgeii,  aoipett  ale  den  beapfocheoen  Oegeostand  berthien.  Ja 
deraelben  Weiae  werden  dann  aneh  Bedenaarten^  Formelhaftea»  Spileb« 
wOrtUeliee  nnd  anbangaweiae  einige  seltene  Wörter,  die  aneh  eelbst  In 
Gloieen  n.  a.  w.  nicht  ?orkenimen,  behandelt,  sodann  neeh  einige  irantger 
beaehtetea  Bedenaarten  der  ümgangsspraebe  durch  PüraUelen  ana 
aebt  späteren  Schriften  erttntert  Auf  EbuEdheitett  cinngehen  Ist  liier 
nicht  mOgUch,  ulr  können  die  Aiteit  aber  allen«  die  aich  ftr  selche 
Forschimgen  Interesderen,  anf  das  angelegentliefaite  empfehlen;  anf  Jeder 
Seite  wird  nns  Kenea  in  Fülle  geboten,  und  gern  folgen  wir  dem  Ver- 
fasser bei  seinen  üntersucbnngen,  da  man  auf  Schritt  nnd  Tritt  merkt, 
daü  wir  cineu  Mann  vor  uns  haben,  der  anf  diesem  Gebiete  zu  Hause 
igt  wie  kaum  ein  zweiter.  ^Yi^  ßtehen  daher  nicht  an,  hier  zu  erklSren, 
daß  die  Arbeit  zu  den  besten  gebdrt,  die  in  neuester  Zeit  über  la- 
teinische Sprache  geschrieben  sind. 

12.  J.  M.  Stowasser,  Lexikallach-Kritiaches  ans  Per* 
phyrio.  Wien  1898. 

Vorliegende  Untersnchnng  ist  die  Beg-rüßungsschrift  znr  43.  Ver- 
sanmüong  deutscher  Philologen  und  Schulmänner  von  seilen  des  Lehrer« 
kollegiums  des  Franz- Joseph-Gymnasiums  in  Wien  1893.  Wir  finden 
hier  in  di^er  frisch  geschriebenen  Arbeit  eine  B^ihe  von  lexikalischen 
und  kritischen  Beobachtungen,  vor  allem  viele  neugebildete  Wörter. 
Ob  diese  in  der  Ausgabe  von  llolfier  Aufnahme  getnnden  haben,  kann 
ich  nicht  ?ag-en,  da  mir  die  neueste  Anse:abe  nicht  zur  Hand  ist.  Einige 
dieser  ueugebildeten  Wörter  sind  z.  B.  adseetanter  (ö.  13);  echos  (S.  18); 
elndificari  (S.  9);  ethicös  (8.  19);  exessitas  (S.  12);  flceuß  (8.  25); 
hianter  (Ö.  13);  hymnesis  (8.  17);  pantherocameius  (Giraffe  S.  9); 
teiepbaatecamiUaa  (Opferdieoer  dea  Ifyatagogen  S.  10)  a.  a.  m. 

13.  J.  Tan  der  Vliet,  Lezikaliiches  sn  Apnlciina  nnd  Sidenloa 
ApoUiDirii  (Aich.  10,  885— 390> 

10* 


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148       Jaiireabericbt  über  iateiniäcbe  Lexikographie.  (Wagener). 

Folgende  WSrter  sind  hier  erläotert:  urgrnmeiitBiii;  fotls;  ex  fama; 

gremium;  partes;  sero;  Baccidoos;  TolatidM  and  werden  im  folgenden 

Absciiiiitte  befiprocheu, 

14.  Fr.  Kanmann,  De  rerboram  tnm  praepositionibas 
compoaltornm  itsn  Ammiani  Harcellioi.  Progr.  Stendal  189 1 
md  luter  demadben  Titel  die  Iiiaiigaral*Difliertatian  Halle  1899. 

Beide  Arbeiten  ergänzen  sich,  indem  in  dem  PrograDim  der  erste 
Teil  des  cap.  I  d.  h.  die  Verba,  welche  mit  ab,  de,  ex  komponiert 
Bind,  besprochen  werden,  woran  sich  dann  in  der  Dissertation  die  Fort- 
setzung d  b.  die  Yerba.  welche  mit  di,  pro,  re,  se,  anb,  super  zusammen- 
gesetzt sind,  anschließt.  In  cap.  II  werden  die  verba  behandelt,  quiie, 
cum  simplicia  sint  intransitiva,  compositioue  demnm  transitivani  ^ccepe« 
ront  notionem  accasativumqQe  ascisennt.  Der  Verfasser  teilt  diese  dann 
in  solche,  qoae  motom  vel  qaietis  atatnm  exprimnnt  und  in  solche,  qnae 
ad  animem  ant  ad  certa  qaaedam  corporis  hnmani  membra  pertineBt. 
Die  PiUpositiooen,  mit  denen  die  hier  bebandelten  Verba  maammen- 
gesetzt  sind,  sind  fiwt  alle  die,  welche  bei  Ammian  gefunden  werden, 
so:  ab,  ad,  aate^  eircnm,  cnni,  de,  ez,  in,  inter,  ob,  per,  prae,  praeter« 
pro,  anb,  soper,  traaa  wie  auch  amb,  dis,  intro,  re.  In  cap.  III  Abrt 
uns  der  Veilksser  die  Verba  vor,  welche  Ammian  anller  mit  dem 
Aceosati?  anch  mit  dem  Dati?  verbindet:  convenire,  ingemlsoere,  in« 
sidere,  inaUlre^  insistere,  obeqoitare,  obtiectare,  praeire,  snceedere;  In 
cap*  IV  die  Tsrba,  qnae  yerbis  sepaiationem  vel  disinnctlonem  sipii- 
flcantia  opporita  snnt,  com  coninnctionsm  vel  eonsodationem  inter  dnas 
res  vd  personas  intereedentem  exprimant  Talinm  verbomm  apnd  scrip- 
torem  nostmm  nt  omnino  in  Hngna  Latina  vis  exstat  pennagna.  Im 
Sdilnßkapltel  berichtet  der  VerlSuser  Uber  die  verba  compositat  qnae 
apnd  Ammiannm  regimen  „aliqnid  allenl«  et  „aüqnem  aUqna  re**  ad- 
raittmit  et  qnae  etd  iaeplns  maioreqne  enm  Ueentia  apnd  poetaa  repe- 
rinntar,  tarnen  etiam  ab  optimis  prosae  orationis  scriptoribns  hoc  modo 
usnrpantur.  Dies  der  knrze  Inhalt  der  Öberans  fleißigen  Dissertation, 
die  ein  schöner  lieitrag  zum  Lexikon  des  Ammian  ist.  Im  einzeliieu 
möchte  ich  noch  bemerken,  duL  aus  Ammian  alle  btellen  im  genauen 
Wortlaute  angeführt  sind  und,  was  recht  wichtig  ist,  diili  auch  der 
Sprachgebranch  des  Cicero,  Livius  und  Tacitus  —  merkwürdigerweise 
ist  anf  Cäsar  gar  nicht  Rücksicht  genommen  —  stets  zum  Ver- 
eJeich  herange:^o^en  iRt  A\  ahreu'l  man  zugehen  muß,  daß  durch  die 
Beobachtungen  des  Verfassers  der  Sprachgebrauch  des  Anmiian  in  der 
Konstruktion  der  Verba  feststeht,  bedarf  es  bei  der  kurzen  Angabe 
über  den  Sprachgebrauch  der  anderen  Schiiftsteller  doch  einiger  Vor- 
sicht äo  schreibt  z.  B.  der  Verfasser  in  dem  Programm  S.  8;  de* 


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Jabnabericbt  ttber  latdniiobe  Lankognphie.  (Wagenar).  149 

fendere  verbi  etnetnram  A.  nsoi  Gkeronis,  Livii,  Taciti  accomodavit 
et  nbiqne  praep.  *ab^  posiiit,  aber  er  hat  nicht  beachtet,  daß  in  den 
Beden  und  den  philosophiflchea  Schriften  Ciceros  fast  ebensovielmal 
dafendere  ab  wie  defendera  contra  vorkommt,  daß  Liyias  neben  defendera 
ab  auch  dafendere  adversns  sagt  und  daß  Tacitns  auch  defendere  contra 
anwandat;  ferner  heißt  es  in  der  Dissertation  (S.  7):  dilabi  Terbo  in 
constraendo  eoogmit  daeatio  Ammianea  cnm  lAm  et  Taciti  nan  prae- 
positlonea  'ab*  et  ^ex*  poacente;  Gicaro  Taro  praeter  praep.  W  nno 
loco  imdnm  ablatl^nm  admiait,  aber  bei  Schmäh,  Antibarbama  fon 
Eraba  I  408:  „bei  (Scero  kommt  weder  dflabi  a  noch  es  vor**.  Ea 
wftre  an  nntaraochen,  wer  recht  hat. 

15.    Feld.  Ptueij,  Kig-änzunp:  des  lateinischen  Wörter« 

bnches  durcii  die    Tironischea   Xot.eii   (Aich,  9,   231 — 245), 

Nachdem  der  Verfasser  über  die  Handschriften,  von  denen  der 
Kasseler  Codex  ans  dem  9.  Jahrhundert  der  älteste  nnd  beste  ist,  über 
den  Ursprung  nnd  Znsammenaetznng  der  Tironischen  Noten,  über  die 
Anagabe  derselben  von  Schmitz,  besonders  aber  über  den  Index  gesprochen 
bat,  ataUt  er  einen  Vergleich  derselben  mit  dem  Wörterbache  .Ton 
iQaoigea  an,  woraaa  herrorgeht,  daß  daaselbe  durch  die  Noten  am  mehr 
ala  1500  Wörter  eislüiit  werden  kOnna.  Von  dieeen  scheinen  die  nn« 
gefttr  500  nen  Torkommendan  Eigennamen,  die  ana  dem  Alten  und 
Neaen  Testamente  stammen,  für  daa  latefniecha  W5rterbnch  entbebrüdi, 
die  ttbiigen  1000  Wörter  hat  Bneß  einer  beaMren  Übavaieht  wegen 
grammatisch  in  nomine,  wba  n.  s.  w.  geschieden  and  anflBserilhit. 

Zaletst  maß  noch  ein  Werk  erwihnt  werden,  daa  lltr  die  lateinische 
Lexikographie  von  dem  grSOten  Werte  ist  Da  Jedoch  die  Gleesen  in 
einem  besonderen  Jahreebericht  besprochen  werden,  so  dürfen  wir  hier 
anf  die  ▼enehiedenen  Abhandinngen  und  Erllatemngan  keine  Bficksicht 
nehmen,  doch  aoQ  nnd  maß  daa  große  Glosaenwerk,  wenn  anch  gan^ 
knrs,  Brwähnnng  finden. 

,  16.  Corpns  glossariorum  Latinornm  a  Gnstavo  Loewe 
incohatnm  auspiciis  societatis  litterarnm  regiae  Saxonicae  composnit 
recensnit  edidit  Georgias  Goetz.   I^eipzig  1888 — 1899. 

Der  Gedanke,  die  hauptsächlichsten  Glossen,  die  bereits  gedmckt 
vorliegen  oder  die  noch  in  Bibliotheken  verborgen  sind,  so  znsimmenni" 
steUen,  daß  sie  von  jedermann  leicht  nnd  beqnem  gebrancht  werden 
kdnnen,  ging  von  Friedrich  Bitsehl  ans,  dem  anch  der  zweite,  zaenit 
heransgegebene  Band  gewidmet  ist.  2nm  Heransgeber  war  G.  LSwa 
ansersdien,  der  wie  nnr  einer  zn  dieser  gewalügen  Anfgahe  beftUgt 
war.  Iicider  ereilte  ihn  ein  tragisches  Ende  (f  Deaemher  1883),  nnd 
das  ganze  Unternehmen  wftre  vieUeicht  gescheitert,  wenn  nicht  ein 


}50      Jahresbericht  über  Uteüüiebe  Le:(ikO|Sn^hie.  (Wa^ener). 

IVnmd  to  Y«nfeorb«w»,  Pkoftmor  GOti  In  Jena,  in  4i0  Ltteto  f»- 
tntMi  «in  «nd  Haimgabe  to  Wata  fibemomnan  lütte,  das 
jetvt  oiit  Aonukhine  des  ersten  Bandes  uid  der  zweiten  Hälfte  dM 
siebenten  fertiir  gedrückt  vorliegt.  Der  Plan  zn  diesem  gewaltigen  Werke 
ist  kurz  folgender:  Die  Urglossare,  die  sich  uiclit  weiter  in  ihre  Bestand- 
teile trennen  lassen,  werden  diplomatisch-getreu  mit  allen  nötigea  Zm- 
thaten  abgedruckt,  und  damit  da*  Material  leicht  übersehen  werden 
kann,  schließt  sich  ein  Geaanuindex,  in  dem  die  Glossen  konjiziert  sind 
QDd  die  Fundstelle  angegeben  ist,  an  die  Ausgabe  an.  Der  II.  Baad 
enthält  die  Glossae  Latinograecae  et  Graecolatinae;  der  HI.  die  Her- 
menenmata  Psendodositheana;  der  IV^  die  Glossae  codicum  Vaticani 
3321;  Sangalliensis  912;  Leidenais  67  F;  der  V.  Placidus  über  glossa- 
rnm;  der  VI.  The^anms  glossarnm  emendatarum  (a — nyans);  der  VLL 
Theaaama  glossanun  emendatanun  (o — aBjytbam). 

^  BfamiM  WSftar  Im  ilpkftb«tbek«r  BilhiBMfa. 

Abhastare,  das  allein  bei  Boronl.  Fab.  3,  14  (ed.  Oesterlejr 
p.  72,  19  =  ed.  Hervieux  p.  211)  sich  findet,  hat  Wölfflin  (Arch.  4,  324) 
mit  Recht  für  falsch  erklärt  und  von  der  Aufnahme  in  den  thesaurus 
üng-uae  Latinae  ausfteschlnsgen,  so  lange  nicht  bessere  Belege  beigebracht 
werden,  was  Ims  jetzt  nicht  der  Fall  gewesen  zu  sein  scheint,  da  das 
Wort  wirklich  im  thesanrns  fehlL  Die  richtige  Lesart  fttr  abhastatiin 
teeofi  ist,  wie  ieh  Nene  Philologiaeke  Bundscbaii  1901,  313  C  naeiiffto 
wieien  so  haben  glanbe,  aptata  secnre  (oder  secnri). 

Abietalis,  ein  in  den  lateinischen  Wörterbüchern  fehlendes  Wort, 
wM  Ton  WölffUn  (Arch.  5. 124)  mit  Serv.  m  Verg.  Aen.  11,  667  belegt. 

AbMuitM  für  insanHaa  gianbt  NetUeship  (Areh.  7,  678)  M 
Ynm  fi  4m  EiMoid«  (vi^  Kon.  ed.  L.  KttUer  I  «7,  96)  8«fiuid«a 
n  habsac  dM  W«ft  Ift  ia  dän  t^emini  lieht  aB%Miom«»it 

Abttare,  daa  nur  liemlieh  «dtcn  vorkinnii  (Ateh.  6, 580)  wd 
ia  UmiNher  Spmbe  gani  wniedmi  Ist  (Areh.  6, 5d9),  wUl  Bauer 
(AidL  7.  277)  ia  SIL  19,  480  durch  Konjektur  hfintellMi,  inte  er 
abitabal  für  •datatel  schreibt  Einoa  Bcoeo  Bdcf  entbllt  die  Oensait 
des  Gallien  G|yprlaa  y.  1440,  wo  Pelper  «bstare  hat,  wihrend  Jfarttee 
abstm  wmatcte,  vgl.  Weyman,  Arch.  8,  139. 

Abstrnere,  das  Foreeüini  De  Vle(  mit  einer  Stelle  aas 
Tertoll.  ady.  Marc.  4,  27  belegt,  ist  von  der  Anfhahme  in  den  thesanrns 
aaasoBchließen,  da  die  Leeart  im  Tertull.  nnsicher  ist  nnd  das  Wort 
nirgends,  auch  nicht  in  den  Glossen  nachgewiesen  werden  kann,  vgL 
Wölfflin  Ardi.  6,  568. 

Abyssus  mit  kurzer  Pänultima  wird  bei  Paul.  NoL  19,  651; 


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Jtlmibtiidil  ttbar  iBtriBinlw  Lodkographie.  (Wiigencr).  151 


35,  988  (W^ymaa,  Areli.  7,  5S9)  uid  M  Qjinr.  QtXL  (Oes.  988  ad« 
Pelper)  geleieii,  vgL  Weynaii,  Arob.  8,  905. 

Aeanthit  und  aeanthyllii  bedmlw  aaekOdtae  (Com.  WSUDin. 
8. 197)  dastellM  «fo  eardneUt;  aeanthit  imd  aealaathia  alier  itießeii 
aehatt  bei  den  Alten  auf  Widenpnieh. 

Accerso,  vgl.  arcesso. 

Accieo  wird  von  Diomed.  366,  3  ohne  Beleg  aügelüLrt,  anch 
Plant,  Mil,  935  aciebo  wurde  durch  Konjektur  verdrÄnst.  Aber  an 
letzter  Stelle  «chreibt  jetzt  Leo  acciebo  und  verweist  auf  Asinar.  360, 
"WO  er  accieatur  vermutet.  Aas  den  Glossen  weist  Wöiffiin  (Arcb,  9,  586) 
accieo  nach,  femer  aociet  aae  SiL  13,  ^QQ  ed.  Baoer  nod  accientor  aoa 
8en.  Thyest.  982. 

Accipiter  in  der  Bedeotong  »Jagdfalke*'  ^ird  Ton  Brandes 
(Anh.  4,  141)  mit  dem  Eacharistieoe  des  Panlinns  Pellaene  v.  145 
belegt  Zogleich  weiet  er  darauf  hin,  daß  die  Falkenjagd  im  Abend* 
lande  bereite  in  den  letzten  Decennien  des  4.  Jahrhnnderts  geflbt  wmrda. 
Ältere  Beleg«  IQr  JagdlaUn  btiDgan  Dreeeol  (Aicli.  4,  894)  ana  Firm* 
Hatem.  V  7;  V  8  und  Fonek  (äxtk.  9,  688)  a»  AQgmtliiiii  ad.  JCgaa 
40,  1306  und  Avitoa  App.  188.  8  beL 

Aehariter  ¥rird  Ton  Thielmaoa  (Areh.  4,  800)  ans  Vnlg.  Eeeli 
(Sir.)  18,  18  und  Angnatln.  SjpaeoL  p.  188,18  neohge wiesen. 

Actio,  daa  VerbakobataBti?  von  agere,  kX  von  H6M  in  dem 
Progr.  von  Dresden-Neostadt  1894:  «Bedeotnng  und  Gebratich 
des  Wortes  actio  bei  den  lateinischen  Schriftstellern"  mit, 
Benutzung  der  tiir  das  Archiv  eingelieferleii  Zettel  eingehend  behandelt 
worden  (vgl.  Hölzl-Wolffiiu  im  Arcb.  9,  116—125).  Wir  erfahren  hier, 
daß  es  znerst  bei  Comificios  vorkommt,  daß  es  also  in  der  archaischen 
Poesie  wie  bei  den  Dichtern  der  ciceron Ischen  und  augusteischen  Zeit 
fehlt,  da  man  actus  und  acta  vorzo^^,  auch  im  daktylischen  Versmaß 
äctin  nicht  brauchen  konnte,  daß  es  sich  Tinr  sn  vier  Stelleu  in  Versa 
nachweisen  I&ßt.  Die  ursprüngliche  Bedeutung  ist  jedenfaüg:  daa  in 
Beweg-oDg  Setzen,  Bewegen.  Treiben,  Führen,  es  findet  sich  aber  nur 
im  übertrap^enen  Sinne.  Um  nun  darzulegen,  wie  sich  die  Bedeutung 
des  Wortes  entwickelt  hat,  zugleich  aber  auch  um  za  «eigen,  welche 
ICttha  eine  solche  lexikalische  Arbeit  erfordert,  will  ich  hier  die  Di8> 
Position ,  welche  der  Verfasser  seinem  Artikal  zn  grnnda  gelegt  hat, 
in  äberaichtliGher  Perm  folgen  lassen. 

A.  Im  allgemeinen:  Thnn,  Handeln. 

1.  Kollektiv:  Tliatigkeit,  Handeln,  Wirken,  Bemühen  u.  a. 
9.  Die  einzelne  Handlung^,  Xhat,  UntemehmuDg,  das  Werk» 
Geschäft,  die  Aufgabe  u.  &. 


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152      J^JMbwiebt  iftber  lat^ioJidi«  LttdkograpMe.  (Wagentr), 


•3.  Aetio  mit  gm,  obj. 

4.  YitM  tetio;  actio    Leben,  Lebeoeweite,  Lebenswandel. 
.  &  Wiridiefaes  Sdn,  WirUicbkeit. 

Aetto  ab  Xnoetanednielc  der  Graaiinatiker. 

B.  Im  besonderen.-  Ddn  feierliche,  fSraliche  Handeio  und  Reden. 

a)  Die  Vollziehung,  AnefübniDg  einer  Sache  durch  den  ge- 
hörigen äußeren  Vertrag. 

I.  Vom  Redner. 
XI.  Vom  Schauspieler. 
1.  Vortrag". 

,  •.  2.  Theatralische  Aufiührung,  Yorsteilang. 

3.  Handlung  eines  Dramas, 
m.  Gratiarum  actio. 

b)  Bas  öffentliohe  Handehi  and  Verhandeln  in  amtlicher,  dlenalK 

'  ■  •     lieber  Stellaug. 
.    .  I.  Als  publizistischer  t.  t.  ' 

1.  öffentliche  Yerbandliiiig. 
Antrag;  Amtshandlung. 

3.  Amt 

II.  Ab  JnristiBcher  t.  t 

1.  Actio  nod  4egis  actio  im  weitesten  Umftuge. 
t      •.  8.  Legis  actio  im  engeren  Sinne,  SpraehfofmeUdage. 

•  8.  Sehriftformelklage. 

4.  Ihrozessualiscbes  Augriffsmittel,  Klage  überhaupt. 

5.  Gerichtsverhandlung,  Terroin. 

6.  Gerichtsrede,  Rede  überhaupt 

•    in.  Als  wirküch-thwlog-ischer  t.  t. 

1.  Actione3  aposloiorum  u.  ä. 

2.  Actio  in  der  Liturgie. 

3.  Kirchliches  Amt. 

4.  Elirchliche  Verhandlung. 

Addnotorinm  fibereetxt  Ott  (Ardk  8,  468)  mit  «Zelt*.  Hauer 
(Arch.  4,  141)  aber  mit  •beweglicher  Yoriiang*  gegenüber  den  Vor- 
hängen, welche  als  Wftnde  dienten,  und  belegt  seine  Überaetrang  mit 
Auguitin.  Quaest.  in  Hept  n  177  §  b  und  §  18  sowie  mit  Esod.  26,  36. 

Adeo  ist  von  Langen  (Beitrilge  sur  Eritflc  und  ErUftmng  de» 
Plautns  8.  189  ff  )  ansffihrlich  und  grfindlich  besprochen  worden,  doch 
ist  Sydow  mit  einem  Paukte  nicht  einverstanden.  Auf  S.  145  sagt 
Langen:  „Völlig  abg-eschwächt  in  seiner  Bedentung  erscheint  adeo,  wenn 
es  zur  bloLieii  Hervorliebung  eines  anderen  Wortes  dient;  doch  ist  dieser 
Gebrauch  bei  Plautus  noch  sehr  beschränkt  and  iiat  erst  äpäter  au 


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Jahresbericht  über  iateiuiflcbe  Lexikoj^phie.   (Wagener).  153 


Ansdehnnng:  gewonnen.   Nicht  selten  findet  er  eich  beim  Pronomen 

personale  und  demonstrativuni.''    Anf  S.  146  heilet  es:  «Anßerdem 

(iieot  adeo  noch  zur  Hervorhebnng:  von  nnnc"  und  dann:  „Endlich  ist 
adeo  einmal  überliefert  als  Verstärkniip;  der  Koniparativpartikel  proinde." 
Sydow  dagegen  glaubt,  daß  adeo  in  allen  diesen  Fällen  nicht  zur  Ver- 
8Uü*kang  ond  Hervorhebung  des  Pronoiiiens  oder  Adverbs  dient,  soudem 
seine  ursprüngliche  Bedentung  teils  bewahrt  hat,  teils  wenigstens  noch 
erkennen  läßt.  In  dem  Progr.  Stettin  1896:  Zum  Gebrauch  von 
adeo  beiPlantas  venncht  dies  6ydow  au  Beispielen  aas  Piantat 
iilar  darznlegen. 

Aedeolnm  als  Nebenform  zn  aedicnlnm  wird  von  Leite  da  Yas- 
'coneelloB  (Arch.  9,  192)  auf  einer  Inschrift  nachgewieeen. 

Ala  in  den  Phiaaen  nrnbonibne  inenisaqne  ala  itenere  (Liv.  9, 
41,  19}  nnd  ala  et  nmbone  pnlaare  (Ut.  80.  84,  3)  bedeutet  nadi 
Hanler  (Arch.  9,  246)  der  mit  Eisen  beschlacfene  Schüdrand  am  oberen 
nnd  nnteren  Ttü%  des  sentnm.  Im  Leiieon  Idvlannm  ed.  FQgoer  1 8S9 
ivird  an  diesen  Stellen  ala  dnreh  azilla  erUIrt 

Amarefacio«  was  Lacbmann  im  Kommentar  zu  Lacrez  S.  410 
ablehnt,  \N'eiBt  HanDleiter  (Arch.  5,  567)  ans  dem  cod.  Angiensis  des 
Primasin s  Kommentars  nach,  wo  Apoc  10,  9  icixpaCvo»  durch  amarefaclo 
übersetzt  ist. 

Ambagio  oder  ambigio  konjiziert  Xettleship  (Arch.  5,  lOß) 
fttr  ambitio  in  einem  Glossar.  Berndii,  das  Konscb,  Semasiologische 
Beitr&ge  1  S.  7,  für  ambitio  in  der  Bedeutung  „Sprichwort'*  anführt 

Ambrones  soll  naeb  Panl.  Festi  17  zur  Bezeichnung  yon  torpfs 
'Titae  homines  gebrancht  worden  sein.  Sonny  (Arch.  10,  866)  glaubt 
aber  in  ambro  den  grieehisohen  *App»v  (von  %Ö6)  mt  erkennen,  der 
in  dem  Spriehworte  *Appi»voc  poe  erseheint  Bas  ««parasltisehe**  m  vor 
b  steht  hier  wie  In  strambns  für  Strahns  nnd  strambo  ftlr  strabo. 

Amplare  ist  ?on  amplns  gebildet,  ampliare  von  dem  Adterb 
«mpUna  nach  Analogie  von  propitins  propitiare,  sodns  soeiare,  mina 
Tariere.  Statt  ampliare  gebranchen  Cieero  nnd  dsar  das  Kompositum 
ampUfieare,  vgl.  WSUIlin,  Arch.  ^  41d. 

Anculus,  das  iür  die  Ableitnng  von  ancilla-ancillor  wichtig  ist, 
hat  Funck  (Arch.  5,  539)  auf  einer  Inschrift  des  Ager  Campainus 
(CIL.  9,  998)  gefanden,  wo  es  allerdings  wohl  Eigenname  ist. 

Aniüiabilis  wurde  früher,  noch  von  Schümann  bei  Cic,  Nat. 
Deor.  2,  91  (hac  animabili  spirabilique  natura)  als  a-ai  XsYOfievov  ge- 
lesen» jetzt  hat  C.  F.  W.  Müller  räch  Baiter  hier  animalis;  auch 
Angnstin.  Serm.  45,  10  (XXXVIIT  '270  Migne)  ist  nach  der  besten 
Überlieferang  animalibas  für  aoimabilibog  za  schreiben. 


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154      JftliNabtricbt  flt>er  liidntodie  Laikogn]iliie.  {Wageiim)* 

▲niinns  bei  Plaatns  ist  der  Gegenstaad  der  Programmarbeit  voft 
Joaanfti  Onidek  (De  vocabali  „animns'*  apnd  T.  Macciaa 
PlautniB  nsQ.  Brseiay  1891}«  In  aecbs  Kapttda  iprieht  der  VerlMMr 
in»er  animiis  ond  iwar  Im  ersten  ftber  die  Oreadbedentitiicr  dei  Weviee 
und  den  Untenelüed  ven  aninia;  im  sweiten  luuidelt  er  de  aaimo  ftealtate 
InteUegeadi  ratiociiiaBdiqae  pnedito»  qaui  anini  Tim  Latiiii  lerlptoM 
eiogiOatim  per  „mens  animi**  sen  limplioiter  per  „mens**  esprimmit« 
im  dritten  werden  die  Beispiele,  nbi  «^mns**  pro  „Tolnntate**  posiCns 
pntandns  est»  aofgefBbrt;  qnartnm  est  propositom,  et  paneis  de  aalaio 
facoltate  sentiendi  praedito,  qnod  Graeci  mrfhfRiwv  ?oeant,  dieamms; 
prozimam  est»  nt  expediamns  ▼oeabnlnm  „animas**  apnd  Plaatam  niar- 
pari  (iQemadmodnm  nomen  „anima",  ,,vita**  ad  id,  qaod  est  nebis  ea* 
rissirnnm  designandiini,  qaod  aane  in  blanditiis  ecenrrit:  anime  mi,  in 
diesem  Kapitel  sind  anch  die  Beispiele  des  Lolcativs  animi  bei  den 
Verben  se  ang;ere,  ai]g-i,  discruciuri,  excraciare,  pendere  g^esammelt: 
zuletzt  spricht  der  Verfasser  über  die  Acljeittiva  und  üpitheLa,  die  voa 
PläutQS  zu  aniinas  gesetzt  sind. 

Vir! de  Appiannm  (Gi'tinerde  nnd  die  darans  bereitete  Farbe) 
ist  wahrscheinlich  eine  geographische  Benennuti?  nnd  hängt  mit  dem 
Val  Apiaua  am  itoüte  Baldo  und  dem  Dörfchen  Avio,  wo  das  Thal  in  das 
Etschthal  mündet,  zusammen,  vgl.  v.  Gömbel  (Arcb.  10,  292),  der  damit 
Yinde  Hispanicum  (Grünspan  vergleicht. 

Apud  soll  nach  Zimmermann  (Arch.  8,  132)  eine  zusammenge- 
setzte Präposition  sein,  entstanden  aus  ab— ad,  ap — ad,  vgl.  ap — or, 
ap— ar.   Vgl.  Lindsaj,  Lateinische  Sprache  S.  666. 

Are e SSO  nnd  accerso  sind  Formen,  bei  denen  et  schwer  ist« 
geoan  an  bestknnien,  weicher  sich  die  eincelnen  Rcbriftsteller  bedient 
haben.  Im  sUgemeinen  läßt  sich  sagen,  wie  Wittfflin  (Arcb.  8,  279| 
anseinaadersetzt,  daß  die  nrsprttagliehe  Form  arcesso  nanientUeli  in  der 
GerioblMpnelie  fsWaaeht  nnd  iron  Jaristm  beibehalten  wnrde,  daft 
aaa  dagegen  in  der  bfligeiliehen  üngaagsspracbe  das  Verbnm  in  aeeetno 
ttmfpnndelte.  Im  besenderen  ist  sn  merken,  dnfi  Oeto,  CseeOins  Stalins, 
Comifldns  areesse  gebranohtsn,  dann«  daß  sieli  die  Heransgeber  den 
Cicero  nnd  Qter  beflonden  Ar  arcesso  entschieden,  daß  Flantis  beida 
Formen  anwandte,  Teiens  aber  nnr  aceerso.  Hiertnf  lißt  WMttn 
eine  eingehende  Be^redinng  der  Perfeictforaen  areessivi,  necefrisl  nnd 
des  PerÜBkts  areesri  (aeeersi),  des  besonders  mit  Stellen  aas  den  Olonscm 
belegt  wird,  folgen.  Zo  beaehten  ist  der  tlbergang  in  die  4.  Koi^n- 
gatloB  areessire  nnd  bftnfig  aceersire,  was  swar  saerst  bsi  Frontin  sicher 
belegt  werden  kann,  aber  schon  lange  in  der  Yolkstpraefae  im  Gebrauch 
gewesen  zn  sein  scheint.  Erwähnt  wird  noch  das  Snpinnm  accersitnns 
nnd  die  ij'uluilorm  arcessibo  (accersibo).    Vgl.  nucli  ArcU.  8,  562. 


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JahiMbtiidit  ttbflr  IitrfniwAe  Liadktgifti»liie.  (Wageucr). 

Ardalio  wird  von  Qeoigw  (Aroh,  5, 486)  ala  dto  «Iitlr  rielitige 
Fom  aaehgeivlfiMn  (vgl.  Meli  dMMn  Bamerkniig  in  der  fieri.  pUlolof . 
Wocfameiirllt  1889  &  57),  da  lisek  (Aldi.  5«  «9)  lielianptet  halte,  daß 
aidalio  an  aehielbflii,  ardelio  and  ardalio  atrar  m  besdtigeo  lelea.  Wa« 
die  Bedentanr  betriff!,  ao  glanH  Sonny  (Ardi.  10,  881),  daß  aidalio 
vom  grieehiachen  djpMoc,  dpfa  komme  nnd  daß  in  aidalio  eine  Jener 
drastischen  Tjrpen  der  dorischen  Poede  zn  sehen  sei,  die  dnreh  AtellaDa 
und  Mim  US  in  Rom  bekannt  und  volkstümlich  worden  und  unabhängig 
von  der  Bühne  weiter  lebteü, 

Argumentnm  in  der  Bedentnng  «Symbol"  weist  van  der  Vliet 
(Arch.  10,380)  ans  Apnl.  Met  11,  3  nnd  11,  11  nach. 

Arsio  findet  sich  nach  Kchmit?:  (Arch.  7,  271)  in  der  ans  der 
Bibliothek  der  Königin  Christina  stammenden  vatikanischen  Hs  846. 

Artificns,  vgl.  camificns. 

As,  asfiis  m.  hat  eine  Nebenform  sssis  m.  Ob  as  oder  assis 
auch  als  Feminin,  vorkommt,  muß  vorläufig-  dahingestellt  bleiben,  vgl. 
f'rick,  Arch.  7,  444;  dagegen  ist  eine  Nebenform  asse  von  demselben 
(Aroh.  6,  566)  ans  dem  Corp.  Gloss.  ed.  Goetz  II  23,  63  nachgewiesen. 

Angnr  (avi-gar)  aoii  naok  Zimmermann  (Arch.  7,  435)  dasselbe 
Wort  wie  *aogas  sein,  von  dem  nach  Yaaioek  (£^mol.  W<frterbaeli 
der  lat  Spr.*  S.  260;  Angnstns  gebildet  ist. 

Anricaesor  (Ciselenr)  belegt  BOrchner  (Arch.  6,  566)  mit  dem 
Edletnm  DiocIeÜaai,  welehea  im  finlL  de  Oonr.  Hell.  IX  (1886)  p.  S2a  C 
veröffentlicht  iat. 

Aurieala  beieichaete  at^prSai^  ein  Ueiaea  Ohr,  aber  der  Aist 
liareeUna  Empirieoa  benatste  die  Form,  wie  WflUDiii  (Angaben  dea 
Theiaana  Uagaae  Latioae  8. 108)  tagt,  wfthiend  er  an  den  dreiaflbigen 
GeaJti?eii  and  DaÜTen  aarlnm  nnd  aariboa  leatball«  am  dea  iireiiflUgea 
Formen,  wie  dem  Dativ  Singnlaiii  aari,  dareh  aoriealae  anfinhelta. 
SchUefiUeh  heißen  bei  den  Fiaasoaea  aUe  Ohrea  oreUIei,  vgl.  auch 
WIKUOin.  Areh.  8i  591. 

Anriga  soll  nach  Ehwild  (Aieh.  8,  307)  ana  aiiri-r%a  eat- 
atanden  sein  (?). 

Bambalo  (<{>eXXi9Ti^c)  steht,  wie  Sonoy  (Aroh.  10,  366)  meint,  mit 
„parasitiflchöm"  m  für  babalo,  vgl.  babniüs  Schwfttzer.  Anch  bat  daa 
allein  Ter.  Adelph.  91  j  überlieferte  Babylo  nach  Sonny  (Arch.  8,  494) 
nichts  mit  Babylon  und  seinen  Schätzen  zu  thuu,  vielmehr  ist  hier 
babnlo  zu  schreiben. 

BannUa  gebrauchte  Mico  im  9.  Jahrb.  für  Bjllaba,  vgl.  Traube, 
Areh.  6,  266. 

Baro,  dessen  Zusammenhang  mit  dem  roman.  baroo  Settegast 
(Eoman.  f'orscbnngen  von  Vollmöller  1  240)  klar  nachgewiesen  bat, 


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156       J&bresbericbt  über  iateimäcbe  Lexikographie.  (Wagener). 


hieß  nach  Wdlfflio  (Arch.  9,  13  und  Aufgaben  dee  TheBanrns  Un^ae 
Latinae  S.  105)  nicht  ein  Tölpel,  Klotz,  sondern  ein  Mann  mit  vor- 
wiegfend  entwickelter  Körperkraft,  später  hatte  baro  die  Bedeutung 
„TroÜküecht",  aus  der  dann  ,, tapferer  Mann",  „Edelmann"  sich  ent- 
wickelte, ähnlich  Wie  Marschall,  das  urti}nüiiglich  „Pferdeknecht"  be- 
deutete, oder  Conn^table,  das  ans  com  es  stabuli  (Stallmeister)  hervor- 
ging:, vgl.  Körting,  Lrttpinisch-Roniauisciies  AVörterbuch  No.  1243  S.  128: 
D.  Riccoboni,  Barone  e  vocaboli  affini  (Atti  del  ß.  Istitato  Veneto  di 
scienze.  Tom.  YI.  Sei  YII.  1894/95);  Heraena,  Die  Sprache  de» 
Petioiiius  und  die  Glussen  S.  !  ]  ff. 

Bomb  0  (die  Drohne)  weist  Traube  (Arch.  6, 167)  aus  einer  Schrift 
des  Hönches  hilnn  nach. 

Bnbia  in  der  Bedeutung  „die  männliche  Emst**  steht  nach  Lindaay 
(Arch.  10.  228)  in  eluer  He  aus  der  1.  Hälfte  dea  9.  Jahrhnndeita 
(cod.  Bodl.  Auct.  F  IV  32). 

Canaster  (aschgrau),  das  ans  den  Glossen;  nnd  nigraater 
(schw&rzlich),  das  aus  Firm.  Haternns  naehgewiesen  ist,  wie  auch 
InlTaster,  das  im  Apnl«  Herb.  110  vorkommt,  xeigen»  daß  die  in  den 
Tomanliehen  Spradien  so  hänfigen  Farbenbeneminngen  anf  •astro,  -Atre 
ihre  lateinischen  Vorl&nfer  hatten,  vgl.  WSlffUn,  Aufgaben  des  Theaaams 
Ungnaa  Latinae  8.  97. 

Gandebrnm  ist,  wie  HanOleiter  (Areh«  5,  567)  seigt.  hn  cod. 
Attgiensis  des  FHmasins  die  latetniscbe  Obersetsong  Ton  Xo^v^i  (LenchterX 
gewöhnlich  ist  der  Plnr.  candebra,  "Omm. 

Gaptiosns  (auf  Jsgd  bedacht)  wielst  Tiranbe  (Arch.  7, 183)  ans 
dem  Leben  des  h.  Germanns  von  Heric  von  Anxeire  (873)  nach. 

Gardnelis  bespricht  GOta  (Gomm.  Wodtlin.  8. 1S7)  nnd  belegt 
die  Nebenformen  cardelis  (vgl.  Heraens,  Die  Sprache  des  Petronins  nnd 
die  Glossen  8. 46)  nnd  cardellus  (cardelus)  mit  Stellen  aus  den  Glossen. 

Cardus  und  cardo,  Nebenformen  zu  Carduus  (Distel)  bespricht 
Wölfflin  (Arch.  9,  G  und  297)  und  belegt  die  erstere  Form  mit  dem 
Kxcerptor  des  Charisius  und  mit  Glossen,  die  letztere  mit  Glossen, 
vgl.  jetzt  Thes.  GIoss.  ed.  Goetz  VI  181  und  182  und  Heraeus,  Die 
Sprache  des  Petronius  und  die  Cilossen  S.  46  Anm.  2. 

Carnificus  ist  eine  Neubildung  des  Silius  (1,  173  caraificaeve 
manub)  statt  cariiifex,  vgl.  Bauer  (Arch.  4,  639),  wie  artificus  statt 
artifex  bei  Cyprian us  Gallus  (artißca  mann),  vgl.  Weiyman,  Zeitscbr. 
f.  österr.  Gymn.  1894  S.  1075. 

Cassidile  war  im  Hittelalter  gebräuchlich,  wie  Traube  (Arch. 
6,  266)  zeigt. 

Sine  causa  in  der  Bedeatnng  von  frustra  finden  wir  nicht  nur 
in  lateinischen  Bibeltlbersetsnngen,  die  nicht  vor  der  2.  Hallte  dea 


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Jahresbericht  über  lateinische  Lexiko^phie.  (Wagener|.  157 

2.  Jahrh.  n.  Ohr.  entstanden  sein  köanen,  sondern  nach  Thielmapn 
(Arch.  7.  268)  bereits  schon  im  Bell.  Alex.  39,  1. 

Cen8et4)r  ist  Sidon.  Epist.  8.  8,  3  and  Aicim.  Ant.  VI  613  za 
schreiben,  vgl.  Mohr,  Arcii.  6,  398. 

Circnm  war  als  Präposition  nnd  als  Adverb  im  archaischen 
Latein  allein  in  Gebrauch;  es  ißt  als  Accusativ  von  circuB  aufzafassen, 
,,sei  es  nach  Aiialog:ie  von  donmni  auf  die  Frag-e  wohin?,  sei  es  als 
inneres  Objekt  in  Phrasen  wie  circum  Ire  =^  einen  Kreislauf,  Bandgang 
machen.*'  Immerhin  setzt  circnm  ein  Yerbam  der  Bewegung  voraas, 
es  kftnn  also  nicht  bei  esse  die  Ortsrahe  aasdrflckfin,  diee  geschieht  DUTt 
wenn  bei  plnralischem  Snbjekt  esse  im  Sinne  von  extendi  genommen 
wird.  Oicero  lUhrt  saent  circa  ein  nnd  zwar  als  Präposition,  doch 
kehrte  er  von  seinem  VemiGh  zurück  und  gebraucht  circnm  wie  aaeh 
Clear,  der  nur  ein-  oder  sweimal  drca  hat.  Dagegen  nimmt  Idvliis 
für  circa  Partei  nnd  setxt  ea  anoh  bei  Verben  der  Bewegung.  Vgl. 
Lindsay,  Die  latdnieche  Sprache  8.  666  ff.  nnd  Deeeke,  Jahraiber. 
Aber  lateln.  Grammatik,  189S.  8.  243. 

Clam  ala  PMpoeition  hat  in  alter  Zelt  den  Accusativ  bei  sieh, 
adten  d«i  Ablativ  (Oaee.  bell  dv.  %  82,  8;  Bell.  Aide.  11,  4;  im 
BeU.  Hispan.  18|  4  steht  aogar  die  FiHpoeition  a),  der  nach  Analogie 
von  eoram  ali^no  sn  erklären  lat  Die  klaieiflche  Proea  kennt  dam 
gewöbnliek  nnr  ala  Adverb,  vgl  WSlfDIn,  Arch.  7, 279. 

Clancnlnm  ist  nach  Stowaeser  (Areh.  6,  563)  nicfata  anderen  ala 
damdam,  indem  es  dnrch  Gemination  gesteigert  iet  (vgl.  Keller,  Volka- 
etymologie  8.  140).  Hiergegen  erhebt  Faoek  (Arch.  7,  23)  Bedenken, 
der  danculum  als  Deminutiv  faßt.  In  seinem  Lateinisch  •  Deutschen 
bciiulwürterbuch  sagt  Stowasser:  ;,adv.  iaül.  acc.  Xi.  eines  adi.  'cianculus, 
bestehend  ans  dam  und  *cala3  von  cälere''. 

Clandestinus  ist  nach  Stowaaser  (Arch.  6,563)  aus  clam  und 
destns  =  desitus  (abgelegen)  zusammengesetzt. 

Olausa,  das  im  mittelalterlichen  Latein  gebräuciilich  ist,  weist 
Leo  (Arch.  10,438)  als  „geschlossener  Eanm*'  bereits  ausMoretam  15 
nnd  Titin.  61  nach. 

Clytaemestra  ohne  n  hatte  schnn  Scaliger  zu  Festus  3.  v.  Crustu- 
mina  in  einem  Pentameter  des  Ausouius  anerkannt,  spüter  bandelten 
genauer  darüber  Eitschl  Opusc.  II  517,  Fleckeisen  50  Artikel  S.  13, 
Brambach  Latein.  Orthographie  S.  31,  und  jetzt  ist  die  Form  ohne  n 
in  die  guten  Anegaben  latdoischer  Sckriftöteller  aufgenommen  oder 
muß  aufgenommen  werden,  da  auch  im  Griechischen  die  einzig  richtige 
Form  EXuTa(}tij9Tpa  ist.  Dies  haben  Peter  N.  PapageOIg  in  der  Berliner 
Philolof.  Wochenschrift  1686  8.  291  und  S.  Reiter  in  dem  Aufutae 
(KXiiTcn|Mi{8tps  oder  KXuraituiicrTpaf)  in  der  ZdtBchrift  für  Oeeterr. 


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158      Jaluresberiebt  über  lateiaucbe  Lexikog^apb!«.  (Wagener). 


Gymnasial w.  1895  S.  289  gfezeigpt,  indem  besonders  Reiter  ans  Hand- 
schriften, Inachriften  nnd  der  Etymologie  nachwies,  daß  im  Griechischen 
KXüTaiixiQaTpa  Qud  im  Lateinischen  Clytaemestra  geschrieben  werdea 
miisse.  Und  wenn  man  fraget,  wie  v  oder  n  in  das  "Wort  g-ekoinmca 
seien,  so  antwortet  Keiter  mit  liccht,  daß  die  editionea  principes  daran 
schuld  wären,  die  meistens  aus  jüngeren  Hss  abt^edrnckt  wurden, 
daß  wir  also  in  den  Formen  mit  v  oder  n  die  des  Mittelalters  vor  uns  haben. 

Co  Ii  t  er  für  coltor  wird  von  Funck  (Arch.  7,  184)  mit  einer  Jv.- 
Bcbrift  ans  Belgrad  (Arc]i.-£pigr.  Mittlga.  m  Öslenreieb-Ungani  XJH  1 
8.  33)  belegrt. 

Collidere  gebraneht  Lactant.  Inst.  2,8*31  intmaitiv  und  ia 
wciprokem  Sinne,  vgl.  Brandt,  Arcb.  8,  130. 

Collifsna,  das  Bfieheler  (BlieiD.  Maseam  188  S.  479)  als  ,,Opfer- 
▼ieb<'  erklärt  hat,  beipricht  Gdts  (Gomm.  Woelffttn.  8.  128)  und  weiat 
in  den  Glotten  £wei  miabh&iigigtt  ErkUniiigen  naeh:  die  des  Uber 
gloeaamm  gelit  anf  die  Qaalitftt  der  Ofifertiere,  die  niebt  im  menseb- 
lieben  Bleuste  yervendet  weiden  durften  *  die  des  Paettdepbttez^naa 
bedebt  eleh  ledIgUeh  anf  die  Beetlmninng. 

Colllgere  in  der  Bedeutung  «anfbeben"  nnd  reeolllgare  «wieder 
aufbeben*  wird  von  Petscbenig  (Areb.  8, 140),  Weyman  (Arcb.  8»  48S) 
nnd  Heraeni  (Arcb.  9, 134)  mit  Stellen  ans  apAteren  SebriflirteUeni 
bel^  Hit  Beebt  bebt  Petachenig  benror,  daß  Batr.  9, 28  die  Leaan 
der  beatea  Hia  Fnld.  und  Gotb.  oolligeretur  fir  tolleretnr,  was  die 
Hn  HC  haben,  einzosetzen  ist. 

Colpus,  colfus.  colfora  belegt  Prick  (Arcb.  7.  443)  mit  Stellen 
des  Ravennatischen  Geo^rapheu  und  Wülftlin  (Arcb.  7,  444)  culfus  mit 
dem  lUneranam  Autoniiü  Placentim  vom  Jabre  570,  vgL  GrOber, 
Arcb.  7,  522. 

Co  In  her  stellt  Havet  (Arcb.  4,142)  mit  x^udpo«  zuaammen* 
Keller  (Arcb.  4,  140)  mit  axoXorevSpa. 

Colnmnatus  als  Particip.  ündet  sich  außer  an  den  bei  Georges. 
Lat.  Wörterbuch,  verzeichneten  Stellen  ancb  C.  I.  L.  IX  244Ö;  das 
Substantiv  columnatum,  das  in  einer  Glosse  mit  Trepi'aruXov  zusammen- 
gestellt ist,  muß  in  späterer  Zeit  nicht  so  selten  gewesen  sein,  da  wir 
it.  colonnato,  span.  coln(m)nata,  frz.  colonnade  haben.  Daneben  wurde 
lat.  auch  peristyl(i)am  gebraacht,  it.  periatilio,  apan.  periatilo,  frz.  peri- 
Btjrle,  VgL  Funck,  Aich.  6,  S56,  257. 

Gombennlonea  gebraucht  Hlco  für  »Genosaen*,  bei  Paulua 
Diaconua,  aus  dessen  Festua-Bscerpten  ea  Mico  scbOpfte,  geben  miaore 
Hss  combennones,  ygL  Traube,  Areb.  6,  266. 

Commanuculus,  eommanieniarins,  eommanipularius  be- 
legt Scbulze  (Areb.  8, 184)  ndt  Inscbriften. 


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Mnetberidit  tUwr  lat«iiiiidi6  l«0xikogt»^e.  (Wagoier).  1B9 

Oompaitoralli  belogt  Hanler  (Arch.  5, 564)  mit  Bngipp.  Bplst 
ad  Ptoban  (p.  2«  11  ed.  KaOU). 

OompiUre  und  eoneipilara  aind  nach  Yan  der  Vllet  (Areh. 
9, 461)  miteiiiaoder  Terweehaelt»  ond  deBbalb  ecfaieibt  er  aneh  In  aetner 
Anigabe  von  ApoL  ICet  9, 2  (p.  190, 5)  efmdpOaaaent,  wo  früher 
eompflaneDt  geleeen  wnrde. 

Oonfligere  iat  aneh  in  reciprokem  Sinne  gehrancht,  vgl.  Brandt» 
Areh.  8, 130. 

Oonatitna  Im  8tone  von  «slkvtwc,  uSv  wird  Ton  C.  Goeti  (Areh. 

9,  307)  mit  Stellen  ans  Cyprian  belegt. 

Continari  ist  nach  dem  cod.  Upsaliensis  im  Panegyrikos  de» 
Pacatuä  oG  (ed.  Baehi  ens  p.  303,  25)  Statt  CüüLiüuare  zu  schreiben» 
vgi.  Weyman,  Arch.  8,  129. 

Ocuiis  contrectai  e  iiaben  Weymaii  (Arch.  8,  405)  und  Heraeoa 
(Arch.  9,  596)  mit  Stellen  belegt,  au  deueu  außer  Lact.  De  opif.  dei 
1,15  von  unzüchtigen  Blicken  die  Eede  ist.  Nach  Brandt  (Arch.  10,  15) 
ist  Tacit.  Ado.  3,  12  abzusondern,  nnd  die  Stelle  im  Lactanz  iat  durch 
die  Parellele  IdsL  2,  6,  6  genfig'end  geschützt. 

Convivalis  kommt  nach  Wülflflin  (Arch.  9,  574)  von  conviva 
oder  convivo,  convivialis  von  cooviviiim  her. 

Co  quere  iu  der  BedeutuDg  „einem  heiß,  angbt  machen*  sacht 
Köhler  (Arch.  10,  289)  bei  Senec.  üontrov.  II  1  uachzaweiseii. 

Corcodillns  mit  11,  vgl.  Havet,  Arch.  9,  135. 

Gornix,  ygl.  Stowasser,  Arch.  6,  563;  im  Wörterbache  6.  35& 
hel0t  ea:  „Fw.  statt  •eora-hopvil,  der.  =  opvi;  •cor-omix." 

Cornnficina  war  gewiß,  wie  Wölfflin  (Arch.  4,  620)  zeigt,  die 
altere  Form  för  das  später  gewöhnUch  gebraochte  Gomifloins,  siGherlieh 
hat  Lnei).  (9, 18)  Ooiunfieioa  gesehrieben. 

Oötnrniz  ist  ans  cStornlz  gesehwSeht,  was  fOr  eoetnmiz  nnd 
äieees  wieder  IBr  qnoetnmiz  steht.  Ben  ersten  Bestandteil  des  Wortea 
erUIrt  Havet  (H 4m.  de  la  so&  de  lang.  TI  p.  264)  nnd  Keller  (Volks- 
etymologie  8.  50)  fVr  »wacht,  Wachtel*,  der  xweite  Ist  nach  Stowasser 
(Aich.  6, 662  ff,)  das  dorische  6pviE  Vogel  =  ^pvtc. 

Gremo  in  der  Bedeutung  von  xpe|&tfwo[u,  sospendo  wird  von 
Geyer  (Arch.  1<^  547)  ans  Vegetina  n.  a.  nacfagewieflen. 

Cttllena  mit  11,  ygL  Havet,  Arch.  9,  806. 

Cnlpator  wird  von  Brandes  (Arch.  6,  46)  ans  einem  Oedichte^ 
De  Baebiani  baptismo  et  oxoris  Aprae  obito,  dessen  Verfasser  eia 
jüngerer  Zeitgenosse  des  Paulin,  von  Nola  ist,  zuerst  nachgewiesen. 

Cnltores  huiua  loci  von  Göttern  gesagt,  vgl.  Fnnck,  Arch.  5,  242.. 

Cuuuio  (CIL.  IX  G089*)  als  Schimpfwort  ist  mit  oannas  in  Zu- 
sammenhang zu  bringen,  vgl.  Zander,  Arch.  6,  253. 


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160      Jabresbericht  über  lateiniBcbe  Lexikographie.  (Wageoer). 


Primum  pflnm  dedvcere  n^m  pr.  dveere,  vgl.  HcneoB, 
Ardi.  9, 596. 

Deferre  wird,  wie  Weyman  (Zeitsehr.  f.  österr.  Gymn.  1895 
S.  296  ff.)  sagt,  mit  einer  gewissen  Vorliebe  im  späteren  Latein  vom 
Tragen  eines  Leichnams  gebraucht. 

Befioculus  ist  nach  Renn  (Arch.  5,  398)  mit  Unrecht  dureii 
Gilbert  und  l^'riedläuder  auä  Martial  (12,  59,  9)  und  damit  auä  der 
Latinität  verdrängt  worden.  Durch  die  neue  Verbesserung:  hat  die 
Stelle  nicht  gewonnen. 

Dein  und  pro  in  sind,  wie  Skutsch  (Forschungen  zur  lateinischen 
Orammaük  uud  Metrik  1  S.  85  ff.)  zeigt«  im  alten  Latein  stete  nur 
antekonsonantisch  ^»•ebraucht,  vgl.  auch  Arch.  8,  443. 

Desubtus  weist  Geyer  (Arch.  7,408}  aus  dem  Itiuerariiun . 
AntoniDl  Placentini  nach. 

Dipondium  als  Neutrum  belegt  Frick  (Areb.  6,566)  mit  Ewet 
Steilen  des  Chronographen  vom  Jahre  354. 

Dirigere  Jittena  statt  mittere  ist  dem  Zeitalter  Ciceros  und 
Seoeeas  abzusprechen,  es  ist  wahrscheinlich  zuerst  im  Frgm.  Marato* 
rianum  40,  das  ans  Ende  des  zweiten  Jahrhunderü  geästet  m  werden 
pfiegt,  gebraucht,  ygl  Wdlfflio,  Anh,  4, 100. 

Discedere  ex  Tita  oder  a  Tita  sagt  Cicero  Ar mori,  in  der 
christlichen  Idleratar  kommt  dafttr  de  hae  Tita,  de  hoc  saeeoIOi  de  lioc 
mnndo,  de  hac  Inee  Ter,  aber  es  findet  sich  disoedere  auch  abwlnt  bei 
Hin.  Fei.  1,  S;  Amm.  Marc.  39, 6, 43  nnd  in  der  Eist.  ApolL  p^  77,  9 
ed.  Biese,  Tgl.  Weyman  (Zeitsehr.  f.  asterr*  Gymn.  1894,  1075  ff.), 
der  dies  genaner  naehwefst. 

Discipnlns  leitet  Stowasser  (Areh.  d,  S89)  Ton  einem  Verbnm 
disdpere  ab,  vgl.  dasn  Bt4al,  Areh.  5, 579. 

Sorte  dnctns  findet  sich  nach  SehnuOs  (Arch.  9,  578)  meist 
bei  Oicer.  Bep.  1, 51.  Die  nrsprOogliche  Konstmktion  maß  sortem  dncere 
gewesen  sein,  da  das  Los  entweder  gezogen  oder  beransgezogen  wird. 

Dnmtaxat  wurde  in  ältester  Zeit  getrennt,  so  noch  in  der  im 
Kurialbtü  übliL'hen  Formel:  dum  minore  parti  familias  taxat  oder  dum 
minoris  partus  familias  taxat;  die  Übersetzung  von  iiichardson  (De 
dum  particiüae  usn  p.  92  93):  während  er  (die  Sache)  abschätzt  oder 
indem  er  es  genau  nimmt,  trifft  darin  das  Richtige,  daß  sie  als  Subjekt 
zn  taxat  den  Magistrat,  der  die  Strafe  verhängt,  annimmt.  Dum  heißt: 
8(1  lange,  so  weit  (insoweit),  so  fern  (insofern),  Objekt  zu  taxat  ist  die 
Strate,  und  dnmtaxat  bezeiclmet  urspröngUch  das  Strafmaximum,  vgl. 
Wölffliu,  Arch.  4,  325. 

1)  IHK  ,  di*^  aus  donec  wohl  erst  in  der  Kaisorzeit  entstandene  Form, 
belegt  Zimmermann  (Arch.  5,  571  und  9,  591)  mit  ötellen  auf  Inschriften. 


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JuhnslMricht  ttb«r  UteiBiMtaft  Laiikognpliie.  (Waganir).  161 

Duplex  in  der  Bedeutung*  <Iolo8Us  belegt  Hoppe  (Arch.  8,  587) 
fuit  einer  Criosse,  die  sehr  alten  Ursprungs  ist:  altriplicem  doplicem  do« 
losum,  was  fOr  die  Erklärung  des  Hör.  Carm.  1,  6,  7  wichtig  ist«  da 
liisber  Icein  Beleg  fOr  duplex  in  dieser  Bedeutung  beigebracht  iat 

£do  (i^  ich  esse)  ist  von  Wölfflin  (Aa^abeo  dea  TJMiMinit 
liognae  Lailnae  S.  115—123)  als  Beispiel  gewählt,  am  daran  m  zeigen, 
was  in  der  Lexikographie  alles  noch  zu  leisten  und  za  beachten  iat 
nachdem  er  die  Etymologie  berührt  and  Kritik  an  der  hiaherigen  Leiiko- 
gnfl^  In  betreff  det  Yerba  edere  geftbt  bat,  komnt  «  auf  die  Hiupt* 
«aebe,  d.  h.  auf  die  Geacbiehte  dea  Wortw,  daa  bereiti  bal  Maevioi 
Toriionnit,  mid  aaf  du  Abaterben  develbeD,  da  et  itcb  lo  keiner  der 
TomaniseheD  Spraehen  ladet,  an  spreebaa.  Da  Im  8.  JaM.  n.  Obr., 
wo  man  die  Qaaatittt  bekaantUeb  aebr  vemad>l>saigte,  Mere  mit  Mera 
verwaohaelte  and  anefa  die  qmkeidertea  Foraen  ?ott  Mete  Bit  deaea 
Ton  eaaa  saaamaieiifleleii  and  daher  eft  aldit  mehr  reebt  Teratmdlleli 
wareo,  ao  gab  man  edere  aaf  oad  wählte  dafür  andere  W9rter.  Beeht 
deatlieii  zeigt  aiah  diee,  wie  WSliUa  darlegt,  an  den  Aaiapniebe  dea 
Appiua  Gtandina  Polehcr.  Ala  dieaer  die  Httbaer  der  Auguren  er^ 
ä^tttm  ließ,  aoU  er  naeh  Oie.  Kat.  Beer.  8,  7  (vgl.  andi  VaL  Maxim. 
1,  4,  3  und  8aet  Tib.  2)  geaagt  haben:  et  hiberent«  quoniam  esse 
DoUent,  während  es  in  der  Periocha  Livii  19,  also  im  3.  Jahrhundert 
|)iilloa  qoi  cibari  nolebant  lieiÜt.  Ferner  zei^'t  Wöfflin,  dalJ  in  den  um 
200  entstandenen  Bibelübersetzungen  edere  aufülleud  zurücktritt  und 
die  Vulgata  des  Allen  Testanieutä  edere  kaum  30mal,  comedere  aber 
4iber  500  mal  hat.  In  der  Beisebeschreibung  der  Silvia  (385),  bei  dem 
Arzte  Caelius  Aurelianns,  in  der  um  525  geschriebenen  Diätetik  des 
Antiiimus,  also  in  vulgkrlateiniBchen  Schriften,  fehlte  edere  panz» 
■während  Gregor  von  Tour?,  der  Literatur-  und  Volkssprache  verminchte, 
-das  Wort  mehrfach  angewandt  hat.  —  Der  nächste  Ersatz  für  edere 
Jiätle  esitare  sein  müssen,  aber,  da  esitare  seine  freiiuentative  Be- 
deutung nicht  abgel^t  hat,  griff  man  lieber  zu  dem  Koinpüsiturn  comc- 
•dere  (aufessen,  so  daß  nichts  übrigbleibt),  das  zwar  viel  gebraacht 
ist  und  besonders  sfldllch  und  westlich  der  Pyrenäen  fortlebte,  aber 
nördlich  davon  doch  nicht  den  rechten  Boden  fand.  Man  wandte  hier 
andere  Wörter  an,  wie  m andere,  mandneare  und  die  Kompoaita 
-commandere,  comm'anducarOf  besonders  scheint  mandneare,  daa 
-die  Yolksapnche  aehon  in  dieeem  Sinne  gebrancht  hat  und  in  der 
Kaiaeneit  in  die  Literatnrapraehe  eingednngen  ist,  der  Erbe  von  edere 
gewerden  an  aeln,  da  ea  vleUbdi  in  den  romaaiaGhen  Sprachen  fortlebte, 
wgl,  KSrtiag,  Lateiaiaeb-Bonaniaobea  Wörterbncli  Ko.  6876  B.  560. 
Dagegen  diaagea  andere  Wörter  wie  glnttire  (aehlaokea),  (de)- 
^orare  (wacbüagen),  eibare  (fiitCem),  pappare  (kanea)  nicht 
Jsbitsbükht  für  Altflrtnaswiissiiaohalt,  JM.  OZIV.  aWB.Xn)  11 


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162.      Jabresbericht  über  iftteinu^e  Lexikographie.  (Wageoer). 


durch,  wenn  sie  anch  gelegentlich  die  Bedeatang  essen  angenommea 

Kffulcit,  effuibit,  das  nach  iilümuer  au  Ii  er  Apnlejns  nicht  von- 
küinmeü  soll,  belegt  Schmitz  (Arch.  9,  308)  aus  lieu  Tironischen  Noten^ 

Egens  hatte  nach  Landgraf  (Arch.  7,  275)  urspi  anglich  die  Be- 
deutüu^^  extoiria  (verbannt),  die  jedoch  immer  mehr  schwaud,  bis  egens- 
die  Bedeutung  von  pauper  anuahin.  Abulich  verhielt  es  sich  mit  der 
Bedeutung'  vom  Snbstantiv  egestaa  und  voui  Vtrh  egeo.  Siowasser 
(Das  verbiun  lare,  8.  5  Anm.)  macht  darauf  autmerksBm,  daß  "Land- 
graf die  (^iiantitätsfrage  zwischen  e-gene  ond  vüilig  unberuck- 
sichtigt  gelassen  habe. 

Eques  im  Öiuue  von  eqiuis  ist  bereits  bei  Enniiis  nachweisbar  und 
indet  sich,  wie  Wölfilin  (Arch.  10,  286)  sagt,  anch  bei  Virgil,  dem 
aoctor  belli  Hispaniensis,  Minncius  Felix,  Gellios,  Gregor  von  Toiirs^ 
(vgl.  Arch.  7,  310),  nnd  BiM  (Arch.  10,  402)  Tenniatot  es  auch  bei 
Frontin.  Sirat.  2«  5,  31. 

Eigenna  wird  von  Hmeu  (Arch.  9,  595)  als  ein  lateiniaeb* 
eCrnskiflehea  Wort  oaebgewieseo,  aneh  Lattea  (Arch.  10,  186)  maebt 
daianf  anfmerksam,  daß  auch  das  YorhaiideDaein  einca  ouaprechandte^ 
etnnkiadien  Frieatertitels  nachgewicien  worden  «ei. 

Exemplare  terdankt  nun  wahracbeiDlich  der  Itala;  bisher  ist 
daa  Verb  mit  swei  SteUea  belegt  (Ital.  ad  Goloss.  S,  15  und  Hebr.  6,  6X 
aof  eiae  dritte  (Tert  adv.  na».  1,  S)  wird  von  Waifllin  (Areh.  8, 5dl> 
anfinerksam  gemacht. 

Bxpiare  in  der  Bedentnng  «befriedigen*  wird  von  Tranbe  (ArdK 
7,  590)  nacbgewieeea 

Faloppat,  das  sich  in  den  Gkwsen  flndet  (vgl.  Landgraf  Areh.  9,. 
416),  wird  dnrch  iL  faloppa  (eine  Art  Halbseide)  sickergestellt,  vgL 
Lattes,  Arch.  9,  578. 

Felgerola  (Famkrant,  und  zwar  genauer  Tüpfelfarn)  findet  ciick 
als  Glosse  im  cod.  Dresd.  De  186,  vgl.  i'ucbs,  Arch.  10,  dbA. 

Femilla  solle rs  jxebraucht  Cyprianus  (iailns  (Gen.  1177)  für 
obstetrix,  wie  Weyman  (Zeitschr.  f.  österr.  Gymn.  1895  8.  595  ff.)  zeigt. 

Fides  als  vox  media  wird  von  Krüger  (Arch.  10,  355  flf.)  eio- 
gehend  uuter&uclit.  Nachdem  er  Ober  die  Mögliciikeit,  fides  als  vf»x 
media  anfzufasseu.  im  allgemeinen  g:eäprochen  hat,  gelit  er  auf  die  Be- 
Bprechuug  der  Stellen  ein,  wo  fides  als  vox  me  lia  ^-^^  faßt  werden  kann. 
"Während  bei  Cicero  kein  einwandfreies  Material  vorlii  gt,  i^vhi  aus  Horaz. 
ganz  ent'^chieden  hervor,  daß  fides  auch  Untreue  bedeuten  kaiiu.  Zuletzt 
spricht  K rii^^  r  ül)»  r  [i<>r  fidem  decipere,  fallere,  indem  er  sich  aa 
die  echarfsinuige  Erklärung  von  Usener  (Jahrb.  f.  klassische  Fhilolog. 
1Ö78  a  74)  anschließt,  wonach  hier  per  sonel  ist  wie:  wider  (darcb^ 


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Jftbzesbaicbi  Uber  kieiniacho  LeodkognijpliSe.  CWag0nor>  163 

das  ist:  darüber  hinam,  auf  der  «äderen  Seite);  so  fibersetzt  auch 
Skatsch  (Zur  Wortzosammensctziins:  im  Tiftteiiiliflhtn  9.  93)  perianta» 
perfidas  über  das  Recht,  Uber  die  Treae  sich  hinwegsetzend. 

Flavias  and  flamen  unteneheidfto  aioh  der  BedentiiBg  UMh  gar 
nieht,  in  der  Ältesten  LItflimtiir  wurde  beeonde»  flnvim  gebraucht, 
wfthrend  CHur  mul  Mine  S'orteetnr,  Gksero  In  den  Beden  nnr  flamen  an- 
wandten, in  den  pbilnioiihMien  Schriften  konunt  aber  lechsmal  flnvina  vcr; 
Petien  hat  flnmen  hänUg,  flnvina  nnr  einmal,  vgl  WAlflUn,  Arch.  7, 688. 

Feearia  betrachtet  Panl  Mejer  als  „eine  apeiteUe  Sorte  der* 
Btnpro  cegnitae*,  nach  Ktbler  (Arch.  10, 448)  aber  waren  es  «Soldaten- 
konknblnen*,  die  mit  den  Soldaten  in  einer  monogamischen  Qnasi-Ehe 
lebten.  Anf  einer  Inschrift  findet  sich  auch  eine  fbcsria  als  beres  eines 
Soldaten,  was  bei  den  mnlierea  tnrpia  condidonis  nicht  möglich  war,  vgl. 
Xempf,  Bomanomm  sermonls  castrensis  reliqniae  coUectae  et  illnstratae 
p.  380.  Im  Hittelalter  beaeicfanete  iaa  Wort  die  «BdsehUUlsrinnen  von 
Oeisüichen". 

Fomen,  was  sonst  nicht  nachweisbar  ist,  schreibt  Brandes  iu  dem 
Gedichte  De  Baebiani  baptismo  et  nxoris  Aj^rae  obitu  v.  2b  statt  omen, 
was  keinen  Sinn  giebt;  fomuü  verhält  sicii  zu  fomentum,  wie  momen  za 
momentuni,  segmen  zu  segmeutum  u.  a. 

Foris  mit  dem  Acc.  ist  eine  ziemlich  selteue  Konstmktion,  sie 
findet  sich  vielleicht  zuerst  Apul.  Met.  1,  21,  vgl.  van  der  VUet,  Arch. 
10,  386. 

Ex  forma  weist  van  der  Viiet  (Arch.  10,  386  flf.)  aus  Tertnllian 
und  Frouto  in  der  Bedeutung  „nach  festem  Braach,  nach  stehendem 
Modell"  nach,  auch  kann  forma  den  Sinn  von  »Typus,  Vorschrift, 
Befehl''  annehmen.  Danach  ist  ex  forma  aach  Apnl.  Ket.  7,  25  bei- 
zubehalten. 

Fers  als  Adverb,  vgl.  nox. 

Forsitan,  das  im  klassischen  Latein  sehr  hftnfig  gebraucht  ist, 
findet  sich  im  ältesten  und  älteren  Latein  gar  nicht,  vgL  Fleokeisen,' 
Jahrb.  für  klass.  Philologie  1894  8.  284—287. 

Falvaster,  vgl.  canaster. 

Galbanos  und  Galbianns  sind  Adjektiva  zu  Galba;  die  entere 
Form  ist  die  richtige  Bildmig,  die  letztere  war  ein  Farteiname  and  ging 
nicht  Ton  einem  grammatisch  gebildeten  8ohriflBteUer  ans,  sondeni  von 
der  Armee  and  dem  Tolke,  welches  sieh  oft  dareh  fidsche  Analogien 
leiten  IftOt 

Gerrae  nnd  gerro  (comgerro)  können  nach  einem  bestimmten 
Lantgesets  nicht  von  garr*ire,  wie  man  mit  Brandt  annahm,  abgeleitet 
werden,  Tiebnehr  hflngen  sie  nach  der  Anseinandersetsnng  ?on  Sonny 
(Arch.  10,  877—881)  mit  den  sieiliscfaen  Wörtern  7eppa  nnd  ^cppov  sn* 

11* 


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164      Jtbreat^ericht  üb«r  Ifttdiiiidie  Lodkognphie.  (Wag«ii«r). 


rammen.  Nach  einem  Parömiographenexcerpt  ist  7&ppa  ^  aiooibv,  and  die 
Bedentnng  nn^e,  ineptiae  erklärt  sich  aas  dem  spottenden  Sinne,  den 
das  GciGoiov  in  der  Symbolik  der  Südländer  hat.  "Wie  ans  Paol.  Festi 
hervorgeht,  war  terrae  ein  höhnender  Aosmf,  und  so  tinden  wir  das 
Wort  bereits  bei  Planta»  und  OäcilitiB  An  einer  anderen  Plantnsstelle 
(Poen.  135)  erkennen  wir  bereits  den  Übergang:  zu  der  Bedeutnair  nng:ie, 
ineptiaa.  Gerro  hängt  mit  der  in  der  Bicilischen  Komödie  Vippin^  be- 
kannten Gestalt  zosammen,  die  in  Sicilien  selbst  entstanden  war  und 
eine  feat  eingeprägte  typische  Form  hatte.  Der  Käme  Gerro  ist  gemiü 
von  -jip^  =*  aidotov  abgeleitet  Die  beiden  ticillBchen  Wörter  fippa  und 
K^ppov  aeheinen  iemitisehen  Ursprnngi  zo  sein.  Nach  Athen  gelangte 
4«r  aiclUiclM  Gerro  wohl  durch  die  Vermittelnng  Epicharma,  in  Rom  war 
er  lebon  vor  Plantns  bekannt,  da  die  dofiidie  Komödie  ?oa  SieiUen  aaa 
mannigfach  anf  Itattum  eingewirkt  hat. 

Gibba»  boieldiiiet  nicht  bloß  anormale,  londmm  «neh  TollaliBdlg 
nomale  Erhdbnng  am  Körper,  vgl.  Weiman,  Areh.  8,  896. 

GUdiatorieina  belegt  Haoler  (Areb.  i,  898}  mit  Angoatin. 
8enn.  30,  8  und  UeCart  iomit  einen  weiteren  Beleg  neben  gladlatorfcia 
herba  bei  Uare.  Bmp.  16. 

Graba  iat  dae  Stammwort  an  grabatam  (Robebett)  nnd  wird  von 
Idndaaj  (Aiob.  10,  328)  ana  einer  Qlene  dee  12.  Jabrb.  (BtbU  BodL 
lat  96  fei.  86)  naebgewieeen. 

Oreminm  =  acerTas  wird  voo     d.  Vliet  (Areb.  10,  388)  Yer^ 

mutel 

Cratae,  grntarins,  vgl  somta,  seratariiu. 
Gnbernator  war  der  gebrftnehliebe  Amdmck  ftr  »Steuermann*', 
daneben  findet  sich,  wenn  auch  aelir  selten,  gnbernius  und  gnbernns. 

Vgl.  Gundermann,  Arch.  7,  587. 

Gumiae  und  geniiae  sind  nach  Stowasser  (Arch.  8,  444)  se- 
mitischen Ursprungä  und  beide  Formen  aellist  bei  ein  und  demselben 
Autoren  möglich. 

Haedilia,  das  bei  Hör.  Carm.  1,  17,  9  vorkommt,  ist  als  Name 
eines  Berf^es  nirgends  nachgewiesen,  dageg^eu  für  ein  DeminntiT  von  haedus 
in  der  Bedeutung  „Zicklein,  Böcklein"  bereits  von  Bücheler  (Coniect. 
Bonn  1878  S.  23)  erklärt,  von  Heraens  (Die  Sprache  des  retronius  und 
die  Glossen  1899  S.  10  Anm.  5)  und  von  mir  (N.  PliiloloLdscLe  Rund- 
schau Ibyy  S.  217—220)  mit  C.  G.  L.  III  432,  37/38  belegt;  zugleich 
habe  ich  daselbst  auch  nachgewiesen,  daß  bereits  Porphyrion  das 
nichtige  gretroffen  hat,  indem  er  haediliae  an  der  Horantelle  für  einen 
Nom.  Plur.  erklärt. 

Herb  am  dare  «sich  als  unterlegen  bekennen*  wird  von  W.  K. 
mit  SteUen  belegt,  vgl.  Areb.  6,  388. 


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Jabresbeiicbt  über  lateimAche  Lexikographie.  (WAg^^r).  165 


Hiberis  oder  Iberis,  das  sonst  nicht  vorkommt,  aber  bei  Sil. 
(4,  59)  handschriftlich  überliefert  ist,  durfte  als  Kebenform  für  Hiberia 
zu  nphraen  sein,  vprl  Bauer»  Arcb.  4,  639. 

Hirquitallas  erklärt  Lattes  (Ärch.  9,  460)  durch  „jnngrer 
Wolf**  und  durch  VermengTintj  des  Sabinischen  mit  dem  Lateinischen 
,JuD^er  Bock''  und  ,,puer  ad  vlrilitiitem  accedena  a  libidine  aciUcet  hir- 
corom  dictns"  (Panl.  Festi  101  ed.  Müller). 

Hoc  =  liuc  findet  sich  bei  Piautas  und  Terenz,  den  Epistolographen 
Caeliot,  Plancias,  Brutos,  Balbos,  Xientalas,  den  Fortsetzern  Oäsani, 
IT«pcNi,  Livius,  fitthrend  Cicero  auch  in  den  Briefen  nnd  Cftsar  fiberall 
hac  gebrauchen,  so  daß  WOlfiflin  (Arcb.  7,  332)  mit  Becht  behauptet, 
daß  hnc  als  die  hocblateioiache  Form,  hoc  als  die  der  Umgrangsspnuite 
gelten  muß;  vgl.  NeiM-Wafener,  Lat.  FormenlelirB  JI>61ö;  fitowaner» 
Lezikaliacli*Kritisehei  ans  Porphjrio  &  19. 

Hortiilo,  6idt  itdlt  Molur  (Anh.  6,  418)  btf  Sidan  Epiit.  6» 
14,  8  her. 

Hypermeitra  Ift  dl«  eiiiitliniiiig  m  der  Ti»dltioii  der  Ovid- 
handaebrift«ii  Qsd  der  Ineebrift  dee  Bonner  TrinkgefiiOes  (n.  Benner 
Jahrb.  1889,  t  VI)  gebotene  Form,  ebenso  bietet  Propert,  IT  (Y)  7,  6S, 
67  Hypenneetre  und  der  Salmaiianiii  Anth.  Lat  S46  B  1 68  R.  fiyper- 
meatrae.  Vgrl.  Ehwald,  Eteget-Komnentar  nur  XIV.  Heroide  Ofids  8. 11» 
der  mit  Beeht  erwfthnt,  daß  nur  die  Etymologie  Ton  («{ftea8ai,  nicht  die 
Yon  fftvsOm  in  der  Sage  ihre  Begründung  findet 

laientare  und  iainnns  aneht  Skatseh  (Areh.  7,  537)  Ar  lelen* 
tare  nnd  ieianos  im  Flantns  herzustellen. 

Iberis,  vgrl.  Hiberis. 

Iclüatus,  bißher  nur  aus  Gregor  von  Tours  bekanul,  sucht 
Tbielmann  (Arch.  7,  26ö)  durch  Emeudation  iu  deu  Keicheuaaer  (ilo&sen 
zn  gewinnen. 

Icnncnla,  das  bousL  nicht  nachweisbar  ist,  hat  Roth  im  Baet. 
Nero  56  geöchrieben ;  Madvig,  Advers.  II  580  empfiehlt  die  Verbesserung 
des  Sab<*!licn9  imaguncnlara,  zumal  die  Handschriften  acuncnlam  nach 
qnidern  bieten.  Mit  Hecht  sagt  HeraooB  (Arch.  9,  595)  daß  icnncnla 
ans  den  Lexicis  zu  beseitigten  sei. 

Id Circo  haben  Piautas,  Terenz,  Cäsar  und  Ballast  selten  ge« 
brancht,  b&ofiger  Cicero,  vgl.  Landgraf,  Arcb.  9,  566. 

Iropraesentiarnm  haben  Oorssen,  Aussprache  etc.  II  869  nnd 
A.£berhard  in  dar  Berliner  Zeitschr.  f.Gymn.  1873  S.  846  ans  in  praesentia 
hamm  (sdl.  remm)  erklärt,  W51fflin  (Areh.  4, 11)  hält  es  für  ralnam, 
wieder  zur  alten  Erklärong  in  praesentia  remm  zurückzukehren,  aber 
naeh  Bmgmann,  Grundriß  der  vergleftdienden  Grammatik  I'  p.  869  ist 
impraesentianim  doch  ans  In  praesentia  liamm  (remm)  heryoiygnngsn. 


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«166      Jahresbericht  über  lateinische  Lexikographie.  (Wagener). 


wSbrend  LiudBay,  Die  lat.  Sprache  S.  647  wieder  die  Ansicht  WölffUns 
.vertritt. 

In  ante  als  Präposition  mit  dem  Acc  weist  Geyer  (Arch.  7,  406) 
aas  dem  Itiner  Anton.  Piacentini  nach. 

Inaoratura  nrsprünglich  „die  Vergoldnn^'^  kommt  in  der  Be- 
^entnnisr  «Oberfläche  der  Kn^el*  in  einem  Fragm.  der  Orom.  vor,  das 
Cantor  aus  cod.  Arcerianns  in  seinen  AßrrimenRoren  (Leipzig:  1875  S.  213 
§155)  vpröffentli(:lit  hat.  Wrilftlin  brinf^t  (Arch.  9,  522)  eine  neue  Be- 
deutung* bei:  , Beschreibt  man  um  einen  Kreis,  dessen  Radius  x,  einen 
zweiten  konzentrischen,  dessen  Radios  2  x,  so  ist,  wie  man  annahm, 
der  weitere  gleich  dem  Vier&chen  des  encweii.*  In  diesem  Sinne  wird 
auch  ioanratnra  gebraucht. 

Incontra  als  PrUposition  mit  dem  Acc,  weist  Geyer  (Aroh.  7, 408) 
am  dem  Itiner.  Anton.  Piacentini  nach. 

Increbrare,  ein  nnr  in  Glossen  bekannte»  Wort,  will  Hanler 
(Areh.  5,  578)  im  Plant.  Trne.  60  »cbieiben. 

Indemnis.  das  doh  TorSeneca  (Epist,  !•  9, 19)  nieht  nadiweiaeii 
Iftflt,  bespricht  Fnnefc  (Arch.  6,  257);  anch  fuhrt  er  neben  Indemnis 
ancb  indamnuB  an. 

Inpensa  in  der  Bedeatnn^  .HiMel*  hat  merst  VaMoi  an  Anun. 
Mare.  30,  6,  11  naebgewieaen,  dann  spricht  IL  Hanpt«  Opnao«  S,  617 
darllber,  femer  citiert  es  Nohl  im  Index  an  VitntT  8.  151;  den  Flar. 
Inpenaae  aber  belebt  Beeck  (Ardi.  4,  421}  mit  fitpnmach.  BeL  26,  5 
nnd  Itelvian.,  De  gabern.  dei  3,  1,  1. 

Iniopor,  das  bei  Georges,  Lat.  Wörterbnch,  fehlt»  findet  aidi 
nach  Schutte  (Arch.  6,  565)  Ovid.  Herold.  12,  101. 

Interemo  wie  anch  peremo  sind  sogenannte  rekomponierta 
Foi-men.  die  sich,  wie  Georges  (Arch.  4,  315)  zeigt,  gelegentlich  aneh 
iii  recht  guten  Handschiilteu  liüden.  Gewöhnlich  sind  die  Komposita 
mit  dem  Vokalwandel  die  älteren  Formen,  die  rekomponiei  ten  die  jüngere u. 
So  scheint  z.  B.  defetigare  im  älteren  Latein  im  (iebrauch  gewesen  zu 
sein,  zu  Ciceros  nnd  Casars  Zeit  aber  %s  ur(le  defatigare  gesagt.  Ohne 
Zweifel  sind  anch  interimo  nnd  ]iei  iitio  die  alteren  Formen,  interemo 
und  peremo  die  jüiigereo.  Wenn  letztere  Formen  auch  in  guten  Hand- 
schriften vei  (  iiizelt  vorkommen,  so  haben  wir  noch  kein  üecht,  sie  ancli 
in  den  Text  zu  setzen,  weshalb  ich  es  auch  für  falsch  halte,  Hör.  Sat, 
2,  3,  131  interemis  zu  schreiben,  wo  übrigens,  wie  Stolz  Uistor.  Gramm. 
I  187  bemerkt,  die  Lesart  auch  nicht  aicher  ist.  Vgl.  noch  Seelmann, 
Die  Ansspracbe  des  Latein  8.  57  ff.  nnd  Fieckeisen,  50  Artikel  S.  15 
nnd  16.  Anknüpfend  an  die  Bemerkung  von  Georges  erwähnt  Schmitz 
(Arch.  5,  48),  daß  in  den  besten  Handschriften  der  tironischen  lioten 
die  Kompoeita  von  emere  bald  mit  e  bald  mit  i  eich  finden;  anch 


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Jahreabeiicbt  über  iateiniicbe  Lexikographie.  (Wftgener).  J67 

'Ifibrt  er  Perfektbildaogen  an  wie  imit  aod  empsit,  adimit  und  adempsit 
n.  a.  n. 

lese  nnd  issa  sind  als  vulgäre  NebeDformen  za  ipse,  ipsa  sicher 
lieseofl^;  die  Form  Isse  weist  Lndwigf  (Arch.  10,  450)  aaoh  aus  Sedal. 
Faach.  eano.  1,  307  nach,  wa  dia  Haadsehrifteii  ene  haben. 

Itoria,  ein  Malier  unbekanntes  Wort,  ist  von  0om:Qermain 
UoriD  in  der  Bern  B4s6dictine  IX  (1899)  p.  173  nnd  von  jUnderbaaef 
(Arch.  8,  139)  ans  einer  spanischen,  von  dem  brittlschen  Hnsenm  er- 
worbenen Handschrift,  in  der  eine  Pred^t  Angnstins  steht,  In  doppelter 
Anwendoog  als  Femininum  der  ersten  Deklinatiott  nnd  als  Flnnd  des 
Nentnuns  iiachg:ewieeen  worden.  In  dieser  Predigt  ist  von  der  Himmel« 
fahrt  Christi  und  von  dem,  was  er  nns  hinterlassen  hat,  die  Rede.  „Der 
Bedner  vergleicht  dieses  Vermächtuis  mit  dem  Geldstück  der  itoria 
(nämlicli  pecunia),  welche  der  in  die  Fremde  Ziehende  seinen  ihn  ge- 
leitenden Freunden  hinterläßt,  damit  sie  sich  gütlich  tbuu  und  seiner 
gedenken  sollen."  Einen  weiteren  Beleg  für  itoria  bringt  Weyman 
<Arch.  9,  52)  aus  Oj  tatus  von  Mileve  bei.  Vgl.  noch  WölffUn,  Die 
Jieaen  Aufgaben  des  Thesaurus  linguae  Latiiiae  S.  97  ff. 

Inlicae  in  der  i^e  leutufig  , Bartflaum"  stellt  Sonny  (Arch.  4,  606) 
bei  Catull.  41,  136  nach  den  besten  Handschriften  her,  indem  er  freilich 
ebensowenig  ein  [:rie<'hi>i'lies  lotüxMt  als  eiu  lateinisches  iuiicae  aa  einer 
anderen  Stelle  nachweisen  kann. 

Inssnlentns,  was  sonst  nirgends  bezeugt  ist,  will  Tcanbe  (Arch. 
e,  i5d)  im  Apnl.  ApoL  89  streichen  nnd  dafür  inmlentns  schreiben. 
Xftbler  (Arcsfa.  8,  187  Anm.)  dagogon  glaubt,  daß  dnreh  pnsnlentos  anch 
insnlentns  gesichert  sei,  was  im  cod.  Flor,  steht,  nnd  so  sehreibt  auch 
van  der  Yliet  in  seiner  Apnmasansgabe  p.  63,  % 

Lansiae,  das  einigen  romanischen  WortbOdnngen  an  gründe 
liegt  (vgl.  Körting,  Latein. -Romanisches  WOrterbneh,  2.  Anfl.  8.  680 
Ko.  5483),  hat  Bücheler  (Arch.  2,  605  ff.)  in  der  Lex  metalli  Vipa- 
scensis  (Ephem.  epigr.  III  181)  richtig  mit  , Stein-Stöcke"  gedeutet,  ¥rie 
hic  durcli  Brechen,  Hauen,  Schneiden,  kurz  durch  Arbeiten  eines  Lapi- 
darius  entstehen,  vgl.  auch  Gröber  (Arch.  3,  510),  der  laosa  Stein- 
platte anführt.  Mit  Bezug  hieranf  will  Schell  (Arch.  4,  258)  im  Plant. 
Truc.  731  für  Thetis  qnoqne  etiam  lamentando  iausum  fecit,  wie  in 
Handschriften  überliefert  ist,  lansam  setzen,  während  man  seit  Valla, 
znletzt  anch  Leo,  pausam  schreibt.  Gegen  Iriusain  ist  Schuchardt  (Arch. 
7,  113)  und  auch  Schöll  hat  in  der  Textaosgabe  des  Plantos  seine  Kon- 
jektor  nicht  geschrieben. 

Lassns,  vgl.  J.  W.  Beck,  Ex  sylloge  commentationnm  quam 
obtnlerant  philologi  Batavi  viro  clarissimo  Gonstantino  Conto. 


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468      Jtlimb6ricb^  ftt»€r  lateinifche  LexUcognfbie.  (Wafener). 

LantTTs,  08  das  Baden,  findet  sich  als  Sobitutiv  nach  Klebs 
(Arcli.  7.  438)  bei  Anrel.  Vict  C^es.  10,  5. 

Lectina  bezeichnet  nach  Stndemtmd  (Arcb.  1,  117}  eine  Schiffs- 
k^jfite  diaeta),  das  unbekannte  Wort  wird  von  Gnndaraiaiui  (Ansh.  7, 
586  fl.)  mit  dem  Aetna  Fetri  com  Simone  belegt 

IieiiilleB,  das  nur  ans  den  Bobienaer  GieeroachoUeB  belegt, 
«erdeä  kann,  lit  ans  den  Wtfrterbllelieni  an  atreichett,  da,  wie  Stangl 
(Fleekeiaea,  Jabrb.  f.  klaas.  Philologie  1894  8.  351  it)  nachweist,  In 
den  Scholien  videolentie  Ifir  tlreoleatie  steht  nnd  dies  die  TolkatHmlldie 
Ferm  iOr  tirolentie  ist 

LeTlficare  wird  von  Ott  (Arcb.  4.  616)  mit  Ftalt  Hieronymf 
5,  10  belegt. 

Lilybitanna  ist  die  am  besten  beglaubigte  Form  nnd  maß  auch 
Gic.  Dirin.  in  CaecU.  17.  55  nnd  Verr.  4,  14,  82  geschrieben  werdoe, 
nicht  Lilybaetanas,  vgl.  Zielinski  FhUologns  N.  F.  6  8.  250  Anm. 

Lisae  wird  von  Hoppe  (Arch.  8,  587)  ans  Donat.  zn  Verg.  Aen. 
8,  289  nachgewiesen. 

Lilterutui  a  überhitzt  Georges  mit  «Buchstabenschrift,  Alphabet. 
Sprachunterricht,  Sprachknnst,  Sprachwissenschaft,  Grammatik",  W-ilfTl  n 
(Arch.  5,  49  ff )  weist  neben  anderen  Bedentnng^en  aucli  nach,  daii  es 
vielleicht  Bchüu  bei  Vitruv,  sicher  aber  bei  Tertullian  eine  Samme  von 
Schriftwerken  im  modernen  Sinne  bcdente,  so  dal^  wir  es  mit  «Literatur* 
wiedergebf.n  können.  In  dieser  Bedeutung  unterscheidet  eb  sich  voa 
scriptnra  dadurch,  daß  es  sich  auf  heidnische  Literatur,  auf  weltliches 
Gebiet  bezog,  während  man  p^jin  divina  (sancta,  Sacra)  mit  8criptar4 
verband  und  deshalb  für  das  biblische  Gebiet  anwandte. 

Loco  kommt  auch  als  Ortsadverbium  in  der  Bedeutung  «hier*^ 
vor;  zuerst  hat  Sittl  (Die  lokalen  Verschiedenheiten  der  lateinischen 
Sprache  S.  75)  auf  die  von  Hagen,  Anecdota  Helvetica  veröffentlichten» 
ana  dem  9.  oder  10.  Jahrhundert  stammenden  quaestiones  grammatleat 
aaa  dem  Kloster  Altumvillare  (Hautvilliers)  bei  Reims  aufmerlmam  ge* 
macht;  auch  ROnsoh  (Semasiologische  Beiträge,  II  p.  74)  verweiat  anf 
diese  Stelle:  loco  est  i  e.  ibi  est  .  .  .  et  Afri  et  Romani  et  omoea 
Itali  atqne  Beneventani  tritvm  id  habent;  Grttber  (Arch.  8,  514)  ceigt» 
daß  loco  als  Adv.  im  apaa.  Inego  sogleich,  port  logo,  altfraaz.  lne% 
altital.  loco  helfet,  vgl.  KdrUng,  Lateinisch -Bomanischei  Wärterbnch 
^0,  6665  8.  544.  Wfthrend  bisher  nnr  im  allgemeinen  von  looo  ge- 
sprochen ist,  belegt  Geyer  (Gommentationea  Woelfflinianae)  S.  91—95 
loco  in  der  Bedentnng  von  ibi  mit  5  Stellen  ans  8.  Silviae  p^«grinatio 
ad  looa  cancta,  wetehe  in  der  von  ihm  heransgegebenen  Anigabe  anf  8. 42, 
99 ;  68, 11 ;  73, 19;  74. 14  nnd  97, 17  stehen.  Die  Peregrinatio  stammt  ans 
dem  südlichen  Frankreich  nnd  ist  im  4.  Jabrhnndert  (385)  geschiiebeiL 


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JabreBbehcht  Über  lateiniBche  Lexikographie.  (W&geaer).  1^9 


Lnpana  (seil  mnUer)  belegt  Wölfflin  (Arch.  8,  9)  mit  zwei  Stellen 

ao9  Cyprian,  eine  dritte  ans  demselben  Schriftsteller  brinfft  Hanßleiter 

(Arch.  8,  45)  bei,  wenn  anch  mit  etwas  abweichender  Bedentung-.  An- 
dere Beispiele  führen  Sonny  (Arch.  8,  500),  Weyaian  (Österreich, 
(iyraaasialw.  1894  8.  202)  und  van  der  Vliet  (Arch.  9,  303)  aii,  vgl. 
noch  Wölfflin  (Arcb.  9,  5).  der  lnpana  als  Kurzform  von  lapanaria  oder 
als  Jditteiform  von  Inpa  und  lupiDaria  betraebten  möchte. 
Maenianam  vpl.  soiariuin. 

Mafortium  belebt  Bürchner  (Arch.  6.  566;  8,  114)  mit  Bdict. 
Dioclet.  (Bull,  de  Oorr.  Hell.  IX  1685  p.  Sä2  und  Journal  of  HeUenic 
^StadieB  1890  p.  299). 

Magis  ist  nach  Keller  (Arch.  4,  316,  weiter  anB^efiihrt  in  dessen 
lateio.  B!tymologie  8.  70  nod  180)  keine  Komparativbiidun^,  sondern 
mit  satis,  potis,  nimis  zusammenzustellen  nod  wflrde  einfach  „sehr*  be- 
deaten,  wie  auch  Vurro  L.  L»  9,  73  magis  mane  aignificat  primmn 
Dane,  magis  vespere  novissimnm  vesper  zeiget. 

Malacia  ist  nach  Funck  (Ajreh.  6,  259)  nicht  als  ein  allgemein 
flblielier  Ansdmek  Ar  «Windstille*  anzusehen.  Dagegen  schließt  Schmits 
(Areli.  7,  270)  ans  der  In  den  timdschen  Noten  sich  findenden  Zn- 
aammensteUnng  mit  Götternamen,  deren  Triger  simtlieh  sor  Sehiffshrt 
Bedehnng  haben,  daß  das  Wort  malaeia  doch  dem  Kreise  der  BchÜTer- 
spraehe  angehöre.  Wie  Sohmitn  die  Beziefanng  des  latelaischeii  Wortes 
snm  Heere  nachweist,  so  neigt  Latten  (ArcL  8, 441),  dafi  die  etmsUsche 
Gottheit  Mlax  (ench  Mlaca  Ulaka),  die  mit  dem  lateinischen  Ifalacia 
identisch  ist  (vgl.  Fnnck  Areh.  8,  27^X  ^  Mf  einer  von  EtoU  ter- 
dlFentlichtett  KnmieninsclirUI  neben  Neptun  Ibidet  nnd  anch  eine  Keer- 
gottheit  ist.  Aach  wird  Ton  Onndermaan  (Arch.  7,  586  ff.)  ans  einer 
lateinischen  Übersetznng  des  Actus  Pstrl  cum  Sfanone  ans  dem  6.  oder 
6.  Jalirfa.  nachgewiesen,  daß  malada  ein  terminns  technicns  ans  der 
Schiffersprache  gewesen  sei.  Meyer-Lübke  (Arch,  7,  445)  zeigt  auch 
noch,  daß  das  Gruudwort  der  in  neueren  Sprachen  vorkommenden 
"Wörter  für  , Windstille"  bonacia  gewesen  sei,  eine  Umbildung  von 
malacia,  um  den  Anklang  von  malus  zu  vermeiden  (vgl.  Körting,  Lat.» 
iiijmanisches  Wörterbuch  2,  Aufl.  No.  5818).  Diese  Umbildung  kann 
nicht  vor  dem  6.  Jahrb.  in  (Gebrauch  gewesen  öeia  (vgl.  Gundermann 
Arch.  7.  587).  Noch  ist  zu  bemerken,  daß  Lattes  (Arch.  8,  278) 
malacia  Plin.  N.  H.  33.  105  und  malacia  stomachi  ebend.  27,  48  als 
Seekrankheit  (nansen)  erklüit, 

Mane  als  Femin.  kommt,  wie  Bonnet  (Arob.  7,  568)  zeigt,  bei 
Gregor  von  Toors  vor. 

Hann  eins  ist  als  Grundform  von  mannplns  anmsehen,  vgL 
Schnlze,  Arcb.  8,  134  ff. 


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170      JkhreBberiebt  fiber  Uteioisch«  Lexikographie.  (Wagener). 


Kanus  tollere  =  mirari,  vgl.  WSUEliii,  Ardi.  10,  343» 

Martianos  ist  te  toh  Hanoi  weitergebfldete  römMi«  l^raie, 
der  im  KaiUUidiicbeii  yorkomnt,  vgl.  Ihm,  Arofa.  10,  506. 

Xattiabarbvlns,  das  Georg^es  mit  «ein  mit  Bleikn^ln  bewaff- 
veter  Soldat*  fibersetzt,  halt  Stowasser  (Areh.  6,  135)  fSr  einen  Lagrer- 
witz,  ,,der  noch  durch  die  volksetymologische  Latinisierang^  klar  f^^ann^ 
durchbricht:  fxoirru&--apßoXoc.*'  Eine  andere  Erkläruug  ^\cht  Keller 
(Volksetymologie  S.  110,  164,  177):  Martiobarbulns,  Marsbartchen  oder 
Marsbftrbchen ,  was  ans  mattiobarbnlas,  bleierne  Schleaderko^el  ent- 
wickelt wurde;  vgl.  Kenipf,  Romanorum  sermonis  castrensia  reliq^oiae 
collectae  et  illostratae  p.  366  ff. 

Mediastinas  belegt  Weyman  (Arch.  8,  38)  mit  einer  Stelle 
aas  Evodias,  vgl.  Seeck,  Arch.  1,  400. 

Mediator  ist  die  [ " bersetzn ng-  von  fieoiTT);  (Mittler  zwischen 
Gott,  und  den  3tr<^]ischen),  die  rasch  alle;6mein  dnrchercdrnngrpn  isi;  doch 
war  sie  von  niedius  aus  umnöglich  und  erst  gestattet,  wenu  ein  Verb, 
mediare  war,  welches  aach  Wölfinio  (Arch.  8, 593  ff.)  aas  der  Frei- 
.Singer  Itala,  Apicias,  Aagastin  und  den  Glossen  belegte.  Eingebend 
spricht  er  fiber  mediaote  io  temporalem»  lokalem  Sinne  wie  aneh  in 
der  Bedentong  von  |i.e7iT«ua>. 

Medns  (Honigwein)  faJUt  Stowasser  (Aroh.  6,135)  für  ein 
gothiscbes  Wort. 

Henau  rare  (iwtplo)  lißt  sidi  snent  ans  der  Itala  (S.  GorintlL 
10, 12)  naebwdsen,  wie  WSURln  (Nene  Bmctastlicke  der  Freisinger 
Itala  in  den  Sitsongsberiehten  d.  bayer.  Akad.  der  Win.  1898  Heft  S 
6.  15)  angiebt,  doc^  ist  damit  nieht  gesagt,  daO  die  Christen  dss  Wort 
Ben  gebildet  bfttten,  ^elmebr  dftrfte  es  schon  In  der  heidnisehen  Yolks- 
eimche  In  Oebraneh  gewesen  sein. 

Herldies  leitete  man  frflher  tob  medlns  dies  ab,  bla  Stowasser 
(Arch.  1,  273)  nachznweisen  snehte,  daß  es  ans  merns  dies  entstanden 
sei;  in  nenerer  Zdt  neigt  man  sich  wieder  der  ilteren  Ansteht  sn. 
Die  Literatur  Ist  groß«  es  handeln  darüber:  Hintncr,  Heridies,  eine 
etymologische  Untersuchung,  Wien  1886;  ders.  Noch  einmal  meridies, 
Wien  1890;  Wölflflin,  Arch.  3,  566;  7,  605;  Warren,  American  Journal 
of  Philolügy  vol.  VII  (1880)  S.  228-231  (vr^I.  1887  8.  82  ff.);  Bergk, 
Beiträge  I  143:  M.  Breal.  De  Timportance  du  sens  en  ^tymolugie  et 
en  graminaire.  Acad.  des  iiiscr.  et  de  helles  lettr es  1887,  19/26.  Aug:.; 
ders.  Mem.  de  la  soc.  de  liiiguist.  de  Paris  Vi  S.  44H  (vfrl.  S.  163, 
231,  262);  Stein,  Academy  18S7  No.  388  8.  418;  Ziemer,  Wochenschr. 
f.  klacg.  Philoiog.  VII  (1887)  S.  78R;  Iwan  v.  Müllers  Jahreaber. 
Jahr*:.  18  (Rand  56)  S.  324;  GoUing.  Gymnasium  1887  S.  460;  Schweizer- 
tiidler,  Latein.  Grammatik^  S.  Ö3;  Schmalz,  Aatlbarbai'us  von  Kreb« 


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Jabretb«richt  über  lateinische  Lexücograpbie.  (Wagener).  171 

II  71;  Brngmaüü,  Grundriß  der  ▼ergleichenden  Sprachen  I'  534;  861; 
II  60;  Speijer,  Gött  «feiehr.  Anz.  1897  S.  298;  Stol«,  Latein.  Grammatik' 
(I.  Ton  Müller,  Handboch  der  klass.  AltertamswissenBchaft  II)  8.  291 
Anm.  3  (ders.  Lat.  Grammatik'  8.  70  Anm.  3;  ders.  Histor.  Grammatik 
I  233);  Planta,  Grammatik  des  oskisch-umbrischen  Dialekts  I  409; 
Grammont,  La  dissimilation  consonantique  S.  120;  Keller,  Latein.  Volks- 
etymologie S.  132:  ders.  Latein,  f^tyinologie  S.  72:  Lindsay,  Latein. 
Sprache,  übers,  von  Nohl  S.  329  und  Anm.;  SoiTinici,  Handbuch  der 
Latein.  Laut-  nnd  Formenlehre  S.  300;  314;  Hergel,  Wochenschr.  f. 
klass.  Philolog.  YUI  (1888)  8.  1401;  Zeittohr.  f.  österr.  Gymnaa.  43 
8.  557.  Nach  Skntsch  (Zur  WortzusammensetzuDfi:  im  Lateinischen 
8.  95)  kannte  Plaatns  noch  nicht  ein  voUentwickelte«  SobstanÜT  meridies, 
•ondem  nur  einen  Lokativ  meridie. 

K  el  o  flir  Kilns  sucht  Keller  (Arch*  4, 140)  lo  sa  erklären,  daß  «die 
Form  von  «bem  nicht  in  Born  geborenen  bedeatenden  nrehaiBehen  Selirift« 
steiler  gevvagt  worden  Ist  im  Aneeblnsse  an  die  Sprache  seiner  Heintat, 
und  daß  dieses  Jetst  niebt  msliT  festsnsteUende  Idiom  snflUlig  die  glelehe 
Liebhaberei  hatte  wie  das  UngailMhe,  wo  der  Übergang  eines  an- 
Jaatenden  n  in  m  niebti  weniger  als  nnerhM  ist**.  Da  nnn  ein  solcher 
Lantilbeigang  im  Lateinischen  sich  nicht  nachweisen  Ußt,  so  vermniet 
Keller  In  seiner  ToUnetjmologie  8.  891,  daß  Helo  anf  mechanischem 
Weg«  infolge  einer  bloßen  Verlesnng  ans  Nüns  oder  NeUo  entstanden 
sei.  Beide  Erklftmngen  sind  JedenfiOls  nicht  richtig.  Übrigens  kann 
Ich  sn  den  von  Keller  dtierteo  Stellen  Ar  Meto  noch  Symmach.  Epist 
1, 14  (8),  3  (ed.  Sesck  p.  10, 10)  and  Ck>rp.  Gloss.  V  465, 17;  629,  59 
hinznfBgen. 

Hentio  =  meotior,  v^l.  Havet,  Arch.  10.  ]76. 

Modo  si  statt  des  regelmäßigen  si  modo  ist  ein  Archciismua 
und  findet  sicti  außer  bei  Plaatus  auch  bei  Ovid.  Trist.  2,  26o  und 
Prop.  3,  9,  iü,  vgl.  Blase,  Arch.  10,  292. 

Montuo8U8=  montanus  bei  Plinios,  vgL  Wey  man,  Zeitschr. 
£.  österr.  Gymn.  1895  8.  596. 

Mnlaster  muß  wegen  des  frz.  mulätre  ein  latein.  Wort  gewesen 
sein  (virl.  cnnnstor),  dessen  Alter  freilich  nicht  zn  bestimmen  ist;  mnlns 
bezeichnet  im  Lateinischen  das  durch  Kreuzung  entätandene  Tier,  also 
Kaultier  (ex  equa  et  asino  fit  mnlus),  während  Maulesel  hiunos  heißt 
(ex  eqao  et  asina  flt  binnus),  Tgl.  Wölffiio,  Arch.  4,  412. 

Mnoerarins  „der  Spielgeber"  soll,  wie  Qulntilian  sagt,  von 
Angsstns  gebildet  worden  sein,  vgl.  Wölfflin,  Arch.  10,  246. 

Mnsio  „Katze**  erwähnt  Wölfflin  (Aufgaben  des  Thesanms  lingoae 
Latlnae  8. 113)  als  eine  Nenbüdnog;  Isidor.  Orig.  12,  2,  38  sagt:  mnsio 
appeUatns,  qnod  mnribns  infestos  sit.  Hnnc  vnlgns  eatom  a  captora  Tocant 


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X72      Jabreabericbt  über  latemitebe  Lexikographie.  (Wageoer). 

Mutto  soll  nach  Sonny  eine  i'igur  der  dorischen  Posse  gewesen 
sein;  über  das  (ienauere  vgl.  Arch.  5,  382  flf.  Mit  mutto  hat  Peter  (bei 
Aoscber  Lex.  d.  M3'thol.  II  204)  aach  Matinas  zasammeogebiächt. 

Nec  non  et,  wofür  Kttbler  (Arch  8,181  Aom.)  Beispiele  an- 
ffibrt»  wird  von  Lease  (Arch.  10,  890)  mit  aDderen  Betspielen  beleget. 

Necare  heißt  nach  Wölflflin  (Arch.  7,  278)  orsprüllgUch:  einen 
obae  Anwendung^  einer  Watfe  zuni  Tode  bringen. 

Necesae  est  aoU  nacb  Zimmermaan  (Arcb.  7  437)  ca  ceaiim 
geboren. 

Nemo  (bzw.  nullas)  am  quam«  das  im  klasaischeo  Latein  das 
figilliiAßlge  ist,  iat  dem  Piautas  völlig  nnbekanDt,  er  gebrancht  dafür 
nnmqoam  qnisqnaro,  wie  Jol.  Lange  (Fleckeiaen,  Jahrb.  f.  klan. 
Philologie  1894  S  275-284)  nacbgewieaen  hat 

Nictire«  Ygl.  Havet«  Areh.  7,64. 

Nigraster,  ncL  euiisfeer. 

Hoz  iat  wie  fori  (?gL  FleekeiMn.  Jsbrb.  f.  Uua.  FhQaloel» 

8.  S86)  im  Nominativ  in  der  alten  Sprache  ak  Adverb  yerweiidet 
worden,  wie  Eleekeiaen  a.  a.  O.  1894  S.  849^-842  nadiwetit  und  auch 
im  flantns  an  mehreren  Stellen  fEr  moz,  daa  die  Abaohreiber  Ar  dea 
ihnen  nicht  niiehr  vereUUidliehe  noz  gesetzt  hatten,  herzoiteillett  veraocbt. 

Nncnla  ist,  wie  Landgraf  (Arch.  10,  S78)  jetzt  annimmt«  daa 
Deminntiv  von  niiga.  abo  eigentlich  nngnla,  vgl.  MturL  OapelL  1,  S 
nigalai  ineptae  aggarrire;  daneben  hat  ee  aach  eine  Form  nagtüa  alc 
Nentr.  Flur,  gegeben,  welche  in  den  Gloeeen  dorch  aomnia  im  Sinne 
von  nogae  ^  Hirngespinste  gedeutet  wird. 

Nagaa  kann,  wie  Landgraf  (Arch.  10. 225)  anseinandersetzt. 
»ein:  1.  der  elliptische  Accusativ  von  rm^ae  =  Possen,  Unsinn,  Dumm- 
heiten; 2.  der  Accasativ  von  dem  jdnrale  lantuin  nug-ae,  in  der  üm- 
gaDgsspiüche  aach  von  Personen  gebraucht  =  Possenreißer,  AVindbeatel; 
3.  das  Adjektiv  nagax  =  nichtsnutzig,  da  in  der  UniRanersspracbe  s  für 
j.  in  einer  Reihe  von  Worten  gesprochen  und  gesell  rieben  wurde,  vgl. 
sescenti  und  sexcenti,  Xerxcs  und  Xerses;  4.  das  indeklinabie  Ac^ektiv 
nogae,  vgl.  Nene-Wagener,  Latein.  Formenlehre  I  703. 

Obsidium  in  der  ungewöhnlichen  Bedeutung  praesidlom,  sab« 
sidiam,  die  sich  in  unseren  Wörterbüchern  bis  in  die  neueste  Zeit  fort- 
gepflanzt bat,  stützt  sich  nar  auf  eine  falsch  verstandene  Erklärung 
einer  Qlosse  des  Festns  p.  193  a:  obeidinm  tamqaam  praesidinm,  soIh 
sidinm  recte  dlcitor,  denn  hier  handelt  es  sich  nicht  om  die  fiedentoog 
des  Wortes,  sondern,  wie  Heraena  (Arch.  9,  132)  richtig  auseinander- 
gesetst  hat,  nm  die  seltenere  Form  des  Wortes,  die  durch  snbsidiom 
nnd  praesidivm  gestützt  wird.  Es  ist  selbstverständlich,  daß  in  den 
Lezids  obsidinm  in  der  Bedentnng  .Scfants,  Htafe**  gestrichen  werden 


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Jahreibakbt  üb«  UtelniBche  Lezikognpluo.  (Wageiiai).  173 

muß.  Bei  seiner  Darlegung  weist  aucii  Heraeus  darauf  bin,  fonweiehen 
i^olU'ittsteUenL  obaiditun  und  obsidio  gebraucht  worden  ist. 

ObBervationes,  das  Qessner  und  ForoelllDi  au  Gie.  pro  Xvr, 
d4,  49  mit  der  Bemerkniig  geben,  daß  obeemtioiiei  m  leeen  sei,  wfll 
Boon^  (ArdL  9,  181)  bei  Senee.  Eplit  88,  96  hentellen,  ffmia 
acbreibt  hier  aber  obematioiies. 

Ocnlis  contreetare  vgl.  eontreetare. 

Offoeare  wird  Jelit  an  des  tod  Georgee  (Amf.  Handwörterbneh^ 
I  2197)  dtierten  Stellen  itatt  effocare  gescbrieben,  vgl.  Haider,  Arch.  5, 

142  ff. 

Omen  bringt  Mähly  (Pbilologus  is.  F.  i  S.  ööü)  mit  avis  (Vogel) 
znsamDiea,  also  onaen  ^  avisraen,  anmen;  mit  viel  mehr  Wahrscheinlich- 
keit erklärt  Bragmunn  (Grundriß     765;  das  Wort:  ömen,  alat.  osmen, 

«ntstaodeiL  aas  *o|(ie-nieD;  im  Giieeh.  dw|uu  (lob  glaobe),  niapr.  *dFitf-co*. 

Oportet  aoll  naeh  Zimmermann  (Areb.  7,  437)  m  ob-oiior 
geboren. 

Oppidnm  deotet  WOlfflin  (Arch.  6,  196)  ala  »Befeetiguig*  and 
daa  Adverb  oppido  ab  nfeit**. 

Oratio  in  der  Bedeatoog  nOabet*  findet  deh  wobl  bei  Tertallian, 
nicht  aber  bei  Hinndae  Fdix,  vgl.  Geyer,  Areh.  9«  636. 

Ordinal  «exordinm,  vgl.  Nettleship,  Areh.  6,  433. 

Orienlnm  atatt  aarieolam  aeUigt  Beeher  (Areh.  6,  84)  in  Oie. 
Epist.  ad  Qoint  fr.  H  13.  4  vor,  wie  im  eod.  Med.  steht,  jetzt  sehrdbl 
aach  C.  F.  W.  Müller  so,  vgl.  Heraeos,  Die  Sprache  des  Petronios 
ond  die  Glossen  S.  7  Aum.  2. 

Ortus  in  der  Bedeutnup;  ^Quelle'*  weist  bonny  (Aich.  9,  585) 
ans  Avien.  Or.  marit.  61  und  G26  nach. 

Gram  (der  Kaud),  Nebenform  zu  ora,  ündet  sich  im  Itiner.  Anton. 
Piacent.,  vgl.  Geyer,  Arch.  9,  300. 

Tacare  in  der  Bedeutung  „dnrch  Waffengewalt  unterwerfen" 
hat  zuerst  Cäsar  j^ebraucht.  der  überhaapt  auch  das  Wort  zuerst  in  die 
Schriftsprache  eingeführt  hat,  wie  Wulfflin  (Arch.  5,  581)  sagt,  während 
man  frfihei'  nur  das  Particip.  pacatus  anwandte. 

Paedidns,  das  sieb  bei  i'estus  und  in  den  Glossen  findet,  wird 
auch  ans  I^ticiüos  und  Petron.  augeführt,  wo  jetzt  jedoch  nach  den 
besten  Handschriften  anders  gelesen  wird.  Herneus  (Arch.  9,  596) 
glaubt  einen  sicheren  literaiischen  Beleg  im  Apui.  Met.  6, 10  gefiinden 
an  iiaben,  wo  freilich  allgemein,  aach  in  der  Aasgabe  von  v.  d.  Yliet, 
iomeatia  oUdis  et  pannis  sordidia  et  ihedidis  cataplasinatibaa  geleeen  wird. 

Faenitet  soll  nach  Zimmermann  (Arch.  7, 436)  zo  ponire  gehfican. 

Paropaie  heißt  aonichat  dne  kleinere  koitbare  8ehftMd,  dann 


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174      Jahresbericht  ftber  Jateinuche  Lesikographie.  (Wtge&er). 

SilbergeRcüirr,  schließlich  Schüssel  überhaupt.  Das  Wort  war«3e  in 
volksetymologischer  Aolehnaog  an  das  griechische  a<|ftc  (Wölbang) 
parapsis  g^eaprocfaen  und  geschrieben.  Aas  den  angeführten  Beispielen 
sieht  Hnemer  (OomiD.  Woelfflin.  8.  191-193)  den  Schloß,  1.  daß  die 
Form  paropsis  nur  an  einigfen  Stellen  nnd  bei  Autoren  vorkommt» 
bei  denen  griechischer  EioflaB  nachweisbar  oder  wahrscheinlich  iftt, 
S.  daß  parapsis  die  lateinisohe  Yolgärform  ist,  deren  lieh  die  cbrist- 
liehen  SehriftsteUer  bedienten,  8.  daß  die  Nebenform  parapslda  sicher 
angenommen  werden  kann.  Vgl.  Keller,  Latehi.  Volkeelymole^e  8. 84; 
Heraena,  Die  8praehe  doa  Petronins  nnd  die  Glossen  8.  48. 

Partes  In  der  Bedentang  Ȇberreste  der  Mahlzeiten''  weist  van 
der  yiiet  (Areh.  10,  d88)  ans  den  Metamorpheeen  des  Apnl^fns  naeh. 

Passns  wird  von  Kothe  (Atch.  6,  567)  als  Klafter  erklftrt, 
wenn  aneh  diese  Bedentnng  in  der  literatnr  nieht  naehweisbar  lat. 
Andere  Brkl&mngen  sind  Ton  WSlfflin  in  der  Anmerkong  veneiehnet 

Pansnm,  Nebenform  zn  pansa,  findet  sieh  anßer  bei  B6nier, 
Inscr.  Afr.  4099  aneh  noeh  dreimal  in  der  Yita  Hn^^Mrti,  wie  Gejer 
(Areh.  9.  300)  augiebt. 

Peramplns  ist  bisher  nnr  aosCIc.  Verr.  4,  109  und  110  belegt, 
Hauler  (Areh.  5,  564)  fährt  aas  Eogipp.  Epist.  ad  Probam  (ed.  KnöU 
p.  2,  II)  auch  peramplius  an. 

Peiemo  v^l.  iateremo. 

Ferna  heißt  znnftcbst  die  Vorderpartie,  oder  genauer,  die  nach 
vorw&rt«  sich  bewegenden  Glieder das  Wort  war  ursprünglich  vom 
Menschen  vsiu  von  Tieren  gebraucht  worden.  Über  das  Genauere 
▼gl.  Wölftlin,  Areh.  8,  598  ff. 

Peruix  wurde  am  häufigsten  von  den  Füßen  gebraucht  und 
wurde  dann  nicht  bloß  von  d^r  Schnelligkeit  der  Menschen,  sondern 
auch  der  Tiere,  namentlich  der  Pferde  gesagt.  Über  die  Bildung  des 
Weites  vgl.  Wölfflin,  Areh.  8,  452  ff. 

Ferspiciaam  veritatem  fand  Weihrich  (Areh.  10,  136)  bei 
Angastin.  De  consensn  euangelitarum  1,  37  n.  50  (Migne  34,  1067) 
im  cod.  Lagdnnensis  des  6.  Jabrh.  foL  35  .  £e  ist  schwerlich  ein 
Schreibfehler,  wenn  man.  noeinns  nnd  noenns,  ▼aeini»  nnd  Yaenu  ver- 
gleieht 

Per  vi  am,  von  dem  Stols  (Areh.  2,  503)  meint,  daß  es  aneh 
„angftaglieh*«  bedeote  nnd  so  das  A^Jekti?  pervlns  ins  Leben  gemfen 
habe,  wird  als  Adverb  in  den  Leziela  mit  Plant.  AnL  437  belegt. 
Aber  «an  dieser  Stelle  ist  die  Lesart,  wie  Blase  (Areh.  4,  382  iL)  seigt, 
höchst  nnsicher,  die  neneren  Heransgeber  haben  pervinm  fadtis,  Blaee 
schttgt  pervia  faeitis  vor.  Für  das  snbeL  pervinm  (se.  iter}  ^  freier 
Wegt  Bnrehgang  führt  Blase  mehrere  Beispiele  an.  £in  Adverb  perviam 


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JiliiMberieiit  fliwr  litoinliche  L«iikogiap]iie.  (Wtgeser).  175 


findet  dch  bei  Charis.  ed.  Keil  p.  17:  Qiiamqvam  di?ii8  Ao^stus 
reprehendeni  Ti.  Ghuidiam  ito  loqoitor:  seribls  e&im  perviam  dvrl  to» 
obiter. 

Pipinna  kommt  nir  bei  Hart  11«  7%  1  lon  Braad  Katta  wak- 
voeat  piploDam,  ooUatos  cni  Gallas  est  Pkiapns  und  ist  naeh  Btowaieer' 
(Areh.  5,  191)  griechisches  IVemdwort,  welebes  dasselbe  wie  kTkoc,  wo 
das  i  kon  ist»  latein.  pipio  bedeutet  Der  Natta  ist  also  das  „Fipiheiidi**^ 
unserer  lÜnder  geläufig. 

Planguneula,  das  der  FtUscberBosiusbei  GicEpistadAtt  6,1*8& 
ans  dem  sinulosen  langoncnlae  der  Xediceisoheu  Haudsehrilfc  hergestellt 
hat,  findet  lieh  nirgeuds  und  muß  aus  den  Ijezieis  verschwinden,  YgL 
Heraeus  (Arch.  9.  595).  Bei  Gleero  a.  a.  0.  wird  die  Konjektur  de» 
Yletorlns  imaganoolse  dureh  daa  ton  8peogeI  hervorgezogene  Wfir»-> 
burger  Fragment  bestätigt. 

Pone  wurde  iu  der  archaischen  Latinität  lokal,  post  temporal 
gebraucht,  im  klassischen  Latein  hat  post  beide  Bedeutungen  ange- 
nommen. Aber  Tacitua  und  iiuch  liiia  Apukjua  seUeu  bLaLl  pubt  terguui 
nur  püüe  tergom,  vgl.  "WrjliTlin  (Arch.  10,  124),  der  noch  über  diese 
Yerbindang  bei  Auimiaii  und  Sution  spricht. 

Prae  und  pro-  sind  etymologisch  verwandte  Praeüxe,  die  sieb 
auch  im  Gebraucli  berühren,  vgl.  praeire  prudiie,  luaeferre  proferre, 
und  auch  luituuter  verwechselt  werden,  vs;!.  praemincuus  promiscuus, 
praemixtus  promixtns,  auch  in  den  romanischen  Sprachen  gelegentiich- 
vertauscht  sind,  \gl  iirappositus,  frz.  prevöt.  it.  prevosto  neben  pro- 
positus  (synkopiert  proposlasj,  Propst,  vgl.  Funck,  Arcb.  9«  304. 

Praeclare  im  komparativen  Sinne,  der  dem  Kompositam  prae- 
clams  arsprttogüch  eigen  war,  später  aber  durch  die  Bildung  praeclarior» 
praeclarissimns  verloren  ging,  belegt  Weymann  (Zeitsch.  f.  dsterr.  Gynm. 
1894,  1077;  mit  Panlinos  von  Kola:  Cläre  fide,  praeclare  aetn» 
clarissime  IractB. 

Praeco  bat  maocberlei  Deutungen  erfshreu:  1.  Fisch  (Areh.  6,69> 
siebt  es  als  Zossmmensetsuog  aus  prae  und  eco  an;  eoones  oder  egones 
sind  nach  den  Glossen  saeerdotes  rastiei,  vgl.  Ldwe  Prodr.  p.  377 r 
Göti  Areh.  9,  344  and  Thes.  gloss.  emend.  p.  378a;  danach  soll  praeco 
der  seio,  der  dem  eco  vorausgeht;  9.  nach  U^er-Lfthlce  ist  praeco 
aas  *praevoco  und  3.  nach  Stowasser  (Zdtschr.  t  östeiT.  0ymn.  l%9(y 
S.  795  und  besonders  1894  B.  14  ff.)  sus  praedico  entstaaden.  was 
die  größte  Wahrscheinlichkeit  fOr  sich  hat  und  auch  von  Bragmann,. 
Grundriß*  I  &  914  angenommen  ist. 

Praedieatrix  (Verkttndigerin,  verUndend)  findet  sich  nach 
HaQler  (Areb.  4,  '62i)  nicht  allein  bei  Tert.  de  anim.  96,  sondern  aoclk 
bei  Augostin.  Serm.  288,  4. 


176      JtliiMlraEiebt  IU»«r  ktiiflitebe  Lesi]^^  (WH«Mr). 

Praeatare  kann  aiicui  aliquid  and  alicai  aliqua  re  konstruiert 
werden;  daher  itt  nach  Kothe  (Arcb.  7,  114)  praestare  einnial  au 
prte-8tare  ^bildet,  das  aodere  Mal  in  der  Bedentoog  „bfliKen,  bei* 
stimmen  **  kommt  «i  fon  pnm  (B&rge)  b«r,  lit  alio  ms  praad-stsM 
sntstsndsB. 

FraeTertor  bst  nscb  Onorses  kein  Perfsktom,  aber  HersMM 
(Arcb.  9,  697)  wsist  prasvem»  anm  am  Froato  p«  1S9  Nab.  mi  aaa 
Sehol.  Dan.  aaeh. 

Procedore  bai  ladilicliam  Chibjskt  balost  Qsgrar  mit  ivsi  Bsi- 
splalaii  ans  dam  Itlnar.  Anton«  Ftaaant.;  Vcgrman  batnwktat  diaaa 
BadawaiBa  ato  aina  apailflaek  UtnrgMia  nnd  filbit  UarAr  (Atah.  9, 196) 
mahrara  Balspiela  an,  In  dcoan  proaadara  ^  proteii  ist 

Pröda,  daa  Im  Latsinisdian  nur  als  Adwb  bslagt  Ist,  mnO  nach 
WandaUn  Foaiatar  ^tscbr.  f.  romaalaeba  Plülidagla  15,  594  ft)  voiks- 
tllmliah  barsiia  im  altan  Lalain  ab  Nantnim  sn  ainam  A^t^ktir  *prodl8 
prode  grebftrt  haban,  wobai  es  naalahar  ist,  ob  dlas  daa  msprilnKllBka, 
thatsIchUaha  Varfailtnls  dar  baidan  W5rtar  ist,  odar  ob  daa  Volk  alah 
asla  Adjektiv  aas  dem  enteren  nur  aaaloglaeh  arseUoassa  bat.  Diaaaa 
▼olkslatainitcbe  Adjektiv  ""prodis  ist  dnreh  daa  Italien Iscbe,  Pro?enaaliaabe, 
Französische  ^bllig  gesichert. 

Pro  in,  v^'l.  dein. 

Proporro,  über  das  Polle  (Fieckeisen,  Jahrb.  f.  klassische  Philo- 
logie iö66  B.  751  S.)  ausführlich  gesprochen  bat,  ist,  wie  ders.  a.  a.  O. 
1894  8  208  sagt,  seiner  Bedeatnng  nach  ein  verstftrktes  porro  und 
wird  iiuehst  wahrscheinlich  aus  porroporro  entstanden  sein. 

ProsouiaeuB  =  rpomuo'.axoc  finden  wir  bei  Georges  mit  zwei 
Sttällüu  belegt,  aber  in  der  bedeatang  von  -po^odiax^  belegt  es  Stowasser 
(Aich.  4,  617)  mit  einer  Stelle  aus  Ansonius. 

Provincia,  über  desseu  Hedeutung-  von  Becker,  Madvig  und 
besonders  vonTh.  Mommsen  viel  geschrieben  ist,  sucht  Ileisterbergk  (Philo- 
logns  N.  F.  3  S.  629 — 644)  aaf  eine  ganz  neue  Weise  zu  deuten.  Er 
bringt  das  Wort  provincia  wie  auch  andere  mit  dem  Verbam  vincere 
zasammen,'  unterscheidet  sich  aber  dadurch  von  ihnen,  daß  er  nnoera 
nicht  in  der  Beden tnng  des  Besiegens  der  Feinde  faßt,  sondoni  von 
dem  Gewinn  bei  der  Verlosung,  also  in  nichtmilittoischem  Sinne.  Mit 
vineeie  hingt  sioberlich  vinaia  zasammen,  daa  demnach  Gewina  bei  d^ 
Varlosang  oder  bal  sonst  einem  Spiele  bedeutet  Das  Wort  profincia  | 
abar,  sagt  Hieistarbeigk  6.  643,  dürfte  auf  dem  Wege  dar  Snbataa-  | 
tivierang  einer  adverbialen  Wendung,  also  genau  anf  demaeKben  Wage 
entatanden  sein,  wie  die  Worte  proaonsul  und  proprsator  aaa  pro  oonanla 
und  pro  praetore  ealataadan  aind  nnd  wie  ans  proportlone  dsa  Substan- 
tivnm  proportio  gabUdot  worden  ist  Wie  pro  Gansnle,  pro  praeton 


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JtlneBberieht  &ber  ktaiiiiiohe  Lczikogimphie»  (Wagantr).  177 

von  einem  Verbam  (missus  est)  abhftng:en,  so  würde  provinda  aus  der 
stehenden  Formel  provincia  evenit  (obvenit,  obtingit)  za  erklären  sein, 
die  demnach  aufzulösen  wäre  in:  pro  viociä  evenit,  pro  vincift  obvenit 
(fiel  als  GewioD  [ans  der  Verlosung:]  za).  Der  Gebrauch  des  pro  in 
der  Verbindung  pro  vinelA  evenit  würde  dem  Gtobrancb  diflsar  JMpoittion 
in  den  eine  VerteUiiDg  awMlrltekenden  Wendii]|g«o,  wie  pro  nta  parte, 
pro  p<Hrtloiie  inbeiteheiis  «oim  das  VeilMiiiigaeiiobDia,  eimelii  nnd 
Ar  Mk  betraebtet,  vinefa  bieß«  so  kam  in  Batiehiuig  auf  die  ganie 
Reihe  der  gieidwttii;  oder  nacheiBander  erfolgten  Ämterrorloeangen 
dem  eioaelnea  Beamten  die  erloete  Funktion  pro  TindA  n.  Ana  dieser 
Srlüfimag  eigiebC  sieli,  daß  provineia  keineswega  bloß  Fnoktionen  be- 
adcbnete,  welche  ans  dem  oberbeamtUeben  Imperinm  bervorgingeo, 
eondern  daß  es  sieb  anf  alle  amtlieben  Funktionen  beamg,  weldie  der 
Anslosong  nnterworfen  waren.  Wenn  die  Komiker  provineia  rar  Bo- 
neicbnnng  jedweden  QesehSftes  verwenden»  so  itt  dieoer  Gebraneb  als 
oin  metapborlscher  ananseben,  weil  es  sich  nicht  um  GescbÜte  bandelt, 
die  verlost  worden  wiren.  Vgl.  noch  Heisterbergk  (Pbilologus  N.  F.  10 
S.  798),  wo  er  sich  gegen  Keller  (Lat.  Volksetymologie  S.  117;  Lat. 
Etymologie  S.  88;  N.  Jahrb.  f.  klass.  Philologie  1897  S.  352)  auö- 
«prioht,  der  meint,  daß  vincia  aus  vindicia  entstauden  sei  und  ,,Amts- 
bezirk^'  bedeute,  daß  unter  provHH  ia,  pro  mit  aaustatt"  iibersetzend, 
der  „uueigentliche  Amtsbezirk**  zu  verstehen  sei. 

Pulpitare  findet  sich  im  HidoDias  und  Gregor  von  Tours; 
pnlpitavit  stellt  Havet  (Arch.  G,  40;  im  Donat  her. 

Parariaa,  vgl,  Havet,  Arch.  10,  523  ff. 

Quandone  wird  von  Zimmermann  (Arch.  9,  ö92j  inachriftUch 
belegt. 

Quapropter  ist  zuerst  aus  Ennius  bezeugt,  in  Prosa  wandte  es 
znerst  Cornificius  an,  am  häutigsten  gebrauchte  es  Cicero  (vgl,  Reissinger, 
Über  die  Bedeutung  und  Verwendung  der  Präpositionen  ob  und  propter 
76  und  Anm.)»  w&brend  Ollsar  sich  ablehnend  verhielt,  vgl.  Laadgraf, 
Arch.  9,  5^6. 

Qnarranta  (40)  findet  sich,  wie  WöllTlin  (Arch.  5, 106)  mitteilt. 
Jiuf  einer  luBchrift,  die  in  d.  Jahrb.  d.  Ver.  von  Altertum sfreunden  im 
XUieinlaode  Ö4«  S41  veröffentlicht  worden  ist,  vgl.  Qröber  (Arob.  125) 
«od  Körting.  lAteiOo-Romanisches  Wörterbuch  No.  7604. 

Qaatenoa,  fiber  das  WOlfflhi  (Arch.  6,  399-414)  auaftbrlicb 
Jiandelt,  wird  hier  in  den  veracbiedeniteii  fiedentODgea  yorgefllbrt«  Das 
VTort  Ist  im  klassischen  Latein  selten,  ja  es  fehlt  bei  manchen  Schrift- 
atdlem  dieser  Zeit  gaas,  so  a.  B.  bei  Cftsar,  SaUnst  und  Vligil,  da- 
gegen kommt  es  in  s|Aterer  Zelt  öfter  vor.  Die  uraprflngliche  Be- 
«dentung  ist  die  lokale:  „wo  (wohin)  weit,  wie  weit*',  mid  so  kommt  es 
JahfMbulcht  lir  AltKtanswisNBtehsIt.  Bd.  CUV.  (1808.  HL)  19 


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17B      JahreBbericht  über  lateiniacbe  Lexikographie.  (Wageoer }. 


namentlich  bei  denjenißren  Schriftstellern  vor,  die  mit  dem  Räume  nr 
thuu  Jjabcu.  wie  bei  deu  Architekten,  den  Geographen  und  Geometem^ 
weniger  bei  den  Historikern  uüd  rhilosophen.  Schon  Cicero  erweiterte 
das  Gebiet,  indem  er  quatenus  auch  da  gebrauchte,  wo  eine  HandluDgr 
sich  als  räumlich  ausdehnend  ßedacht  wird  (insoweit),  auch  in  späterer 
Zeit  findet  sicii  (ins  W-irt  so  gebraucht.  Ans  der  räumliclien  Bedeutung 
ging  quatenus  leicht  in  die  teniporale  iiber;  sie  läßt  sich  schon  ver- 
einzelt bei  Cicero  nachweisen,  später  tritt  oft  eine  Mischung  der  lokal*»» 
und  temporalen  Vorstcliuiig  ein.  Die  dritte  Stufe,  die  kausale  (iusotern),. 
die  Lukrez  begründet  bat,  fiixlet  sich  bei  Horaz  und  Ovid,  öfter  bei 
den  Schriftstellern  nach  Quintüian.  In  anderen  Bedeutungen  koniuic 
quatenus  nur  bei  späteren  Schriftstellern  vor,  so  —  quomodo  von  Ter- 
tnllian  an;  final,  ebenfalls  von  Tertnllian  an,  dann  bei  den  Juristen 
TJlpian,  Paulus,  ferner  bei  Ambrosius  und  Angnstin.  nnd  ganz  spat 
immer  fioal  in  den  Kapitularien  Karls  des  Großen;  konsekutiv  taacbt 
es  gegen  JBade  des  4.  Jahrbiinderts  auf,  Ambrosius  läßt  es  auf  dignos 
feigen  t  erst  in  der  spateren  Patristik  wird  diese  Bedeutung  bänflg; 
siiletst  steht  qnatenos  auch  statt  des  accus,  e.  infinit.,  freflich  kania 
vor  dem  VL  Jahrhoadert. 

Quem  los  in  der  Bedentnng  von  qeaemlns  wird  von  W^jma» 
(Zeitschr.  f.  Osterr.  Oymn.  1895  8.  297}  mit  mehreren  Stellen  beleftt. 

Qnoeirea  schdot  dorch  Varro  in  Qebranch  gekommen  m  sein^ 
Cicero  wandte  es  in  seinen  spiteren  fichrifleo,  oft  In  den  phUoaophisehe» 
an,  vgl.  Landgraf,  Arch.  9,  566. 

Qnüqne  erklärt  Polle  (Fleckeisen,  Jahrb.  f.  klassische  Philolode^ 

1894  8.  207  AT.)  fSr  eine  verst&rkende  Verdoppelnng  von  qne,  wobei 
aber  wegen  des  hSßUeh  klingenden  quequc  eine  Biasimilation  eintrat 
wie  nmgrekehrt  hei  quoqnoversns  nnd  qnoquevenos.  Quoqoe  ist  seiner 
Bedeotnng  nach  ein  verstärktes  qne  nnd  auch  wie  qne  dnrcbgäu^ig^ 
enklitisch. 

Recedere  =  decedere  belegt  Wey  man  (Zeitschr.  f.  österr.  Gymii, 

1895  S.  507)  mit  Stellen  ans  dem  späteren  Latein. 

Recens  ais  Adverb  tindct  sich  meistens  bei  einem  i'ait.  Perf. 
l'.ibä.  Oller  Part.  Perf.  eines  Deponens,  weniger  in  anderen  VerbiudunK^en. 
\?gl.  Wolftlin,  Rh.  Mus.  37  S.  112;  Nene -"Wagener,  Lat.  toirnenlehro 
IT'  593;  rec enter  tauchte  erst  bei  Irin  Naturforscher  Pliniiis  auf, 
recente  aber.  Analogiebildnng  zu  repeute,  besaü  noch  gerin^ere- 
Autoritat,  vgl.  Wölffliu,  ArHi  9,  353, 

Kecolligerc,  vgl.  culligere. 

Eedaedifico  in  der  lex  Ursouensis,  vgl.  WölfFlin,  Arch.  9.  521^ 
Ke^dux,  redücis  ist  nicht  bloß  in  der  gesamten  lateinischea 
Literatur  von  Naevios  an  bis  auf  Boetbias  die  einzig  gebräachliche- 


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Jahiefibericht  über  lateiuiBche  Lejükographie.   (Wageoer).  179 

Menniig  gewesen,  londern  aneh  Plaatm  hat  ftberall  so  gemesseD,  anch 
Cftpt.  923  und  find.  909,  ide  üdekdaeii  (Jalirb.  f.  klass.  Pliilologie  1895 
f).  277  ff.)  dies  nachzuweisen  sacht 

Eestatus  bUti  flestitntas,  vgl.  Skatsch,  Arch.  8,  ö6ä  uod  589. 
Retro  als  Präposition  ist  selten  und  steht  uar  lor  me  und  nos, 
ein  fieiqiiel  retio  M  stellt  Ludwig  (Arch.  8,  294)  im  SediUios  her. 

Bidlcnlns  In  der  BedeatiiDg  .verwaehsen*  belegt  BieB  (Arch.  8, 
588)  mit  einer  Stelle  ans  FInn.  Ifatemns. 

Eoeitndo  wird  ?on  Sehnita  (Areh.  7,  27}  znerst  ans  einer 
vatikanischen  Handschrift  nachgewiesen. 

Rnllus  als  Adjektiv  fristete  jahrhundertelaDg  ein  ansschlieülich 
glossographisches  Dasein,  bis  Useuer  das  Wort  im  Plant.  Most.  40  und 
Persa  169  für  rasticus  zu  schreiben  vorschlug;  auch  Siaogi  (Heckeisen, 
Jalirb.  f.  klass.  Pliiloloi^ie  1894  S.  573—676)  will  Tacit  Dial.  21,  14 
sordes  ülae  in  sordes  roUae  amiindern.' 

Saecalum  gehört  zu  der  Zahl  derjenigen  Wörter,  für  die  noch 
keine  sichere  Etymologie  gefanden  ist.    Während  die  Herleitnng  ans 
dem  Etraskischen  (vgl.  Conrad,  De  saecnlo  Bomanomm  1900  p.  5) 
ohne  Halt  ist,  giebt  es  im  allgemeinen  drei  etymologische  Dentoagen. 
Die  einen  sagen,  daß  saecolnm  mit  saepire  snsammenhftnge,  welche 
Wnrzel  In  dem  Wort  saepe  wiederkenre  nnd  demnach  also  nngeOhr 
nnserer  «Kette  von  Jahren*  entspriche,  so  Mommsen,  BAm.  Chrono* 
logie '  S.  172  ff.;  Eleckeisen,  60  Artikel  ßi  latein.  Reehtscfareibnng 
8.  27;  YoUbiecht,  Das  Säknlarfest  des  Angostns  8. 11.  Nach  Bftcheler 
bei  Polle,  De  aitls  vocabnlis  qnibnsdam  Lncretianis,  Dresden  1866, 
8.  66  hängt  saecnlnm  mit  dem  Stamme  sa  sftoi,  streuen  snsammen, . 
wonach  saecnlnm  nrsprlloglich  „die  Saat'*  bedeute  „nnd  weiter  bei 
der  steten  tTbertragnng  der  pflanzlichen  anf  das  tierische  nnd  mensch* 
liehe  Entstehen  nnd  Leben  „das  Geschlecht**,  „die  Generation*',  „das  • 
Lebensalter  nnd  Zeitalter**.  Diese  Ansteht  seheiat  hente  die  verbreitetste 
an  sein,  sie  ist  angenommen  von  Vanlcek,  Etymolog.  WOrterbnch  der 
latein.  Sprache  S.  286;  Brandt  (Arch.  7,  596),  der  hiertor  noch  ein 
recht  passendes  lieispiel  aii>  Aruob.  1,  34  ipse  (deus  omnipotens)  est 
Ions  reruiü,  sator  saeculüniiu  üc  temporuin   aiilührt;  Stolz .  liistor. 
Grammatik  I  209;  Fr.  Schöll,  Deutbclie  Kuudaciiüu  1897,  S.  üb  Anm.  5. 
Eine  neue  EikJaiung  giebt  Nettleship  (Arch.  4,  598).  wonach  saecuium 
für  Bav-i-cnluni  steht  und  zur  Wurzel  sn  erzcuj?en  gehört,  also  Gene- 
ration" beduuiet:  1.  „Generation  im  konkrtten  binii,  d.  h.  Gc^i  iilecht; 
2.   im  zeitlichen  Sinne  ,die  Periode',  während   wtlrlur  eine  einzelne, 
in  der  nämlichen  Zeit  geborenen  Grnjpe  von  Individuen   als  lebend 

Toraofigesetzt  wird."    Über  die  von  Kiuge  (Etymol.  Wörterbach  der 

12» 


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X80      Jahresbericht  fiber  lateüuBche  Lesdkographie.  (Wageaer). 


4«itieh6ii  Sprache  S.  344)  venmohte  InammmMbng  wit  GMe« 
^  SoMIl,  a.  «.  O. 

Baepe  muß  schon  in  der  römischen  KaiBcrzeit  aoffalleod  znrdck- 

gegangen  sein,  denn  mit  Recht  sagt  Wölfflin  (Anfgaben  des  Thesanms 

linguae  Latinae  Ö.  lOl),  daß  bei  Pornpouiua  ilela  auf  3  saepe  ein 
Dutzend  snbiiide  trefi'eii,  in  den  4  ersten  Büchern  der  Astrologie  des 
Firmicuä  Maternus  auf  etwa  3  saepe  aunähernd  GO  frequenter,  bei 
Cassias  Felix  anf  3  saepe  mehr  als  70  freqnenter,  ein  Adverb,  welche« 
Cäsar,  Saliust  u.  a.  gar  nicht  gebraucht  haben. 

Saeturnus  neben  Satnrnas  bespricht  Maurenbrecher  (Arch.  8, 
592),  vgl.  Lattes,  Aich.  8,  499. 

Saiaputti  u  m ,  dm  Oeorge»  in  aeinem  Lexikon  mit  „geiles 
Bchwanzchen"  übersetzt,  erklärt  Thielmann  (Arch.  4,  601)  für  eine 
Weiterbildong  von  saiapitta  mit  deminutivem  Sinne  nnd  itberaetst 
„Trompetercheu". 

Saltrix  ist  die  Ynigärfonn  fftr  paaltriz,  ygl.  ThielflMUU, 
Arch.  7,  267. 

Salvator  nnd  salvare  fehlen  im  Uaasischen  Latein,  man  druckte 
die  griechisebe  Beibe  oipoc,  mpCw,'«i»Ti{^  omvtipui  dnreb  Uouobreibangeii 
nnd  Phrasen  mit  salns,  salvns,  servator  nnd  durch  servare  ans,  wie  diee 
WOlinin  (Nene  Brnchstticke  der  Freiaioger  Itala,  in  den  Sitiangs» 
berichten  der  bayer.  Akad.  der  Wiaa.  1898  Heft  S  8.  11^15, 
aneh  Areb.  8«  59S  nnd  19,  994)  im  einxelnea  an  Beiapielen  aas  Gioero, 
liviaa,  Flinliis  and  den  alten  Bibelflbenetnmgea  kkr  dargelegt  bat. 
Salvater  dnrfte  man  von  dem  Ad|ektiT  Hdfns  niebt  bOden«  aolaage 
sehue  nicbt  im  Gebraach  war,  wie  man  aadi  Ten  bonos  niebt  boaater 
oder  von  malus  niebt  malator  ableiten  kennte.  8er?ater  oder  eoHer* 
Täter  kennten  aber  die  Cbristen  ihren  Heiland  niebt  nemien,  da  eervare 
neben  „retten**  ancb  die  Bedentnng  „erbalten,  bewabren*  hatte.  UTena 
aho  die  Cbrieten  den  Namen  ibree  Heflaades  wcfy  genan  ine  Lateinlaehe 
ttbereetaen  wollten,  so  mnOten  eie  an  enlnt  anknftpfen  nnd  TOn  ealtare, 
dM  die  Volksepraebe  bereits  fHlher  besaß,  salvator  bilden.  Daaaefa  int 
ealTator  f=  lesus,  Neubildung  der  Christen,  salvare  aber  von  fbnen  in 
die  Literatursprache  eingeführt»  jedoch  mit  dem  Unterschiede,  daß  von 
nun  an  salvare  allein  den  Begriff  des  iiettens  behielt,  servai-e  aber 
«erhalten,  bewahren,  beobachten"  hieß. 

San  na  ist  ursprünglich  =  al^oh^  (vgl.  Sonny,  Arch.  10,  378 
7£ppa  =  aiöoiov),  dann  heißt  es  auch  , höhnende  Gebärde",  vgl.  Schmitz 
(Arch.  10,  548).  der  auf  Comm.  noUr.  Tir.  tab.  62,  4—16  ver- 
veist, wo  eine  Anzahl  anf  Heiterkeit  und  Scherz,  aui  Dummheit  und 
Spott  bezügliche  Worte  vereinigt  sind,  nnter  denen  sich  anch  sann» 
befindet. 


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JahNiMelit  tbtr  liftdniicbe  Lttikogf^Tri».  (Wagvier).  161 


Satlsftgas  ist  nach  Stowuier  (Anh.  6.  84}  iIi  «Id  Wort  m 
fum&üi  ^I.  Mfsh  dfliM  Abbaafluur:  Lexikaliach - Kritii«he8  m  Por- 

jhjrk>  8.  9. 

Sstvllo  Ist  Ton  Loswe  im  LiidL  (38,  44)  bot  Kon.  a  865,  33 
riobtig  heigsstellt,  vgl.  Fnnek,  Areh.  6,  8. 

Seobfire,  das  Petscbeoig  (WieDor  Stadien  7,  35)  nit  leobis  zn- 
ssflnneiigMtellt  hat,  ist  aaeh  Ansieht  desselbsa  (Aich.  5,  187)  die 
Obersetsnng  von  crxdfXXstv:  einen  Gegenstand  mit  einem  Listnimente  so 
bearbeiten,  daß  Teilchen  absplittern,  also  scharren,  scbürfen,  raspeln, 
kratzen  und  vom  Erdboden  mit  der  Hacke  (<jxaXi'c)  bearbeiten,  daher 
ist  also  scübebam  ('assian.  Conl.  1,  19,  4  in  der  Italastelle  Ps.  76,  7 
von  Petschenig  lickLig  geschrieben.  An  derselben  Stelle  steht  in  der 
Vnlgata  scopebam,  was  eine  Nebenform  von  scobere  ist,  im  Psalt. 
Hieroiijmi  scrobebam,  indem  sich  Hieronymus  an  die  Grondbedeatnng 
des  hebräischen  Wortes  .graben"  gehalten  haben  wird. 

Scribo  statt  scriba  findet  sich,  wie  Wölfflin  (Aufgaben  des 
Thesanrns  linprtiae  Latinae  8  98  ff  )  sag^t,  erst  bei  Gregor  dem  Gi'oßen, 
doch  muß  die  Form  schon  viele  Jahrliiin lerte  älter  gewesen  sein,  da 
der  Knirie  der  geiit;  Scribonia  nur  von  Hcribo  ab^'-eleitet   werden  kann. 

Scruta  und  scrutarius  sowie  grutae,  wimach  in  dem  psenda* 
crionischen  Scholien  zn  Hör.  Epist.  1,  7,  65  gruias  die  meiste  Gewähr 
hat.  und  grntarius  bespricht  Götz  (Comm.  Wölfflin.  S.  128),  vgl.  auch 
Heraens,  Die  Sprache  des  Petronins  nnd  die  Glossen,  S.  15. 

Secta  in  der  Bedentnng  „Grundsätze,  Charakter",  auch  „Beruf** 
belegt  Weyman  (Zeitaehiift  f.  östenr.  Gyma.  1894  8.  202  iL)  mit  Bei* 
spielen  ans  Apnlejos. 

tiicfls  erklSrt  Zimmeraaan  für  ein  Part  Praes.  von  seqai, 
das  nisprUDglich  seqaoas  oder  seeaas  laatete,  indem  d  vor  s  ausfiel. 
Daher  hei8t  aeens  aaerst  der  folgeade,  zweite.  Aas  dem  Partisip.  wurde 
daan  die  Prftposltioa  und  das  Adverb  secas  mit  dem  KomparatiT  sequias. 
Die  Fonn  seetias  hangt'  aaeh  mit  sequi  aasammeu,  indem  es  ein 
adverbialer  oder  neatraler  Komparativ  Ton  seetns,  einem  alten  Part. 
Perf,  von  seqnor,  ist.  Aus  der  ursprüngiichea  Form  sectins,  die  von 
Qeüios  mit  Plaatos  belegt  wkrd,  entstand  setins  (sedus  ist  nur  Sehreib« 
fehler).  Auslührlieh  handelt  hierttber  Zimmermann  (Areh.  4,  608  ff.) 
und  im  Programm  an  Posen,  Etymologische  Veisuche,  8.  8.  ' 

Seaus  ist  die  archaisch  vulgäre  Form  für  sinns  nnd  so  anch 
Oie.  Epist  ad  Farn.  7,  1,  1  sn  sehreiben,  wie  Wölfflin  (Areh.  10,  451) 
glanbt,  dagegen  C.  P.  W.  Müller  (Fleckeisen,  Jahrb.  f.  klassische 
Philologie  1897,  S.  850),  d  er  es  nicht  liir  eine  unbefangene  Abwägung 
der  Thatsachen,  sondern  für  eine  absonderliche  Vorliebe  für  Haritäten 
hält,  wenn  man  die  form  im  Gicero  auinehmea  will 


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182      Jabnaberieht  Uber  kteiniNlie  Lodkognpbi«.  (Wafetiim). 


'  Septif  oDinm  der  Siebemtreifenbwi,  vgl.  Schmits,  Arch.  7,  273. 

Sero  In  der  Bedentnogr  »»gesteni  abend*'  belegt  v.  d.  Vliet  (Arch. 
10, 388)  ndl  S  Stellen  aas  den  MetamorplioBen  des  Apnlcjm  (1, 15;  3, 12). 

Sineerare  findet  sieh  nicht  nnr  bei  Diomed.  364,  28,  wie  Gte- 
oiigee  bemerkt,  sondern  anch  nach  Hanler  (Areh.  6,  SS)  bei  Angiutia. 
Berm,  359,  7  (Migne  39,  1596  Z.  8). 

« 

Sohiriuiii  ist,  wie  Sittl  (Arch.  5,  290 — 293)  nachweist,  nach 
Hieronymus  zu  Ezech.  il.  3  ff.  (Vallarsi  V  col.  504)  mit  Maenianuui 
identisch  (vgl.  aucii  Aich.  6,  507),  der  UiiLcrscliied  liei^t  nur  darin, 
pdaß  die  Römer  die  ans  Griechenland  eingefÜlirte  Sache  bald  nach  dem 
Einführenden  benannten,  bald  das  griechische  Wort  f,^iaxov  (auch  -  .  xo^), 
durch  welches  Saidas  richtif*"  das  PYemdwort  otuXapiov  erklärt,  nacii- 
bildeten."  Uber  Konstruktion,  Einrichtnng  und  Benutzung  der  solaria 
in  den  Privatliäaseru,  sowie  über  die  Öffentlichen  solaria  oder  Maeniana 
handelt  SittJ  a.  a.  0.  ansfiihrlich.  Die  hier  fTPschilderte  Bauart  rindet 
sich  nach  Brandes  (Arch.  5,  519)  auch  für  Gallien  bezeugt.  Anß^ 
an  den  von  Sittl  und  von  Linke  (Progr.  des  Breslauer  filisabetbgym- 
nasinms  1889  8.  28)  angegebenen  Stellen  wird  Maeniannm  anch  in  de& 
tironischen  Noten  von  Schmitz  (Arch.  6,  Ö07)  nachgewiesen. 

Speotacnlnm  beceiebnet  niebt  nur  das  Schanspiel,  sondern  anch 
•den  Akt  des  Scbanens",  wie  Weyman  (Zeitsebr.  f.  öiterr.  Oynui.  1884 
8.  1077  ff.)  mit  mehreren  spitlateiniechen  Stellen  belogst. 

^Spintnrniz  besteht  nach  Stowaaaer  (Areh,  6,  568)  ans  spint 
und  nmiz;  der  sweite  Bestandteil  dea  Wortes  bedeutet  deherUeh  wie 
in  cotnmiz  »Vogel" ;  der  erste  geht  anf  9iciv8(»v  bei  He^cbins  (»  «kCwoc 
Arist  Psx  1116;  At.  1079)  nutek,  einem  Beminntiv  von  *««vdr^. 
Naeh  Festns  soll  spintnmiz  ein  a?is  genns  tnrpis  fig:nrae  sehi. 

ilea,  tna,  sua  sponte  ist  die  gewöhnliche  Stelluos^  in  der 
klassischen  Zeit;  wälireud  bei  Dichtern  olt  sponte  sua  vorkam,  war 
nnter  den  Prosaikern  Augustus  im  ilonumentum  Ancyrannm  der  ei-ste, 
der  die  Wortstellung  umdrehte  und  sponte  sua  schrieb,  vgl.  Wölfflin, 
Aich,  10,  138. 

Stima  -  fama  weist  Wotke  (Arch.  5,507)  aas  einer  Glosse  dea 
10.  Jahrhunderts  nach. 

Storia  (Strohmatte)  und  storea  wird  aus  klassischer  Zeit  ja 
einmal  (Caes.  bell.  civ.  2,  9,  5  und  Liv.  30,  3,  9)  angeführt,  ein  drittes 
Beispiel  ist  von  B.  Kttbler  (Arcb.  10,  360)  dnrch  Emendation  im  beil. 
Afric.  47.  5  hergestellt,  wo  er  storiisqne  zu  schreiben  vorachUgt,  was 
aber  WdlfOin  in  seiner  Ausgabe  des  bell.  Afric.  nicht  ani^nommen  hat. 

Strigo  wird  als  Appellativ  nnd  als  Eigenname  naohgewiesen. 
tgL  Ihm,  Arch.  10,  649. 


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Jabresberiebt  über  lateiniscbe  Lexikographie.  (Wageaer),  183 


Snb  sndo  findet  sich  C.  Gl.  IV  287, 51.  vgl  Fmck  (Arch.  10.  344), 
■  der  eiogehend  hierüber  spricht. 

Snbitare,  wofür  das  klassische  Latein  celerare  oder  acceler  ue 

•  sag-t,  kannte  man  bisher  nur  aas  2  Oyprianstellen,  Wölfflin  (Arch.  4,  586) 
führt  nach  Mitteilung:  von  Haußleiter  noch  eine  dritte  aus  einer  afri- 
kanischttu  Bibplübersetzuni;  (Apocal.  3,  3)  au,  welche  ia  einer  iLeicheoauer 
Primasiiishandschrift  eaihalten  ist. 

Sablimen  als  Adverb  ist  von  Ritscbl  (Opasc.  II  462  ff.),  einer 
Anre^ang:  Scaligpers  folgend,  bei  Plaatns  und  Ennias  nachgewiesen  und 
▼on  Ribbeok  and  Fleckeisen  (vgl.  Ritschis  Opusc.  II  405  IT  )  für  Virgil 
und  Terenz  (vgl.  Spengel  za  Ter.  Andr.  861  und  Dziatzko  sa  Ter« 
.  Adelph.  316)  za  begrfiodea  verracht.  Gegen  diese  Hypothese  spnusheii 
«tillschweigräd  die  fimnageber,  wie  L.  MfiUer,  Goldbadier,  Ümplni- 

•  baeh,  G.  f.  W.  KtUler,  Indem  sie  snblimen  In  den  Text  der  Ton  ihnen 

•  heranigeKebenen  Schriftsteller  nicht  nnfhahmen,  ansführUch  aber  Klots 
im  Exknrs  seiner  Ansgabe  von  Terenz  Andria  S.  197— S07»  doch  ohne 
jeden  Erfolg.  Im  Philologns  (N.  F.  9  S.  197^212)  nntersncht  nnn 
Heraens  eingehend  diese  Frage  nnd  kommt  bei  der  PrftAug  des  hand« 

<  «chriftUchen  Materials  m  dem  fiesnltate,  da0  snblimen  anch  an  Stellen 
überliefert  ist,  wo  es  grammatisch,  beaw.  metriseh,  ohne  weitere  Ände-> 
ruDgen  nach  sich  zn  ziehen,  ganz  nnmdgllch  ist,  daß  es  sieh  im 
wesentlichen  nnr  als  Variante  zn  einem  an  sich  statthaften  Accnsativ 
anblimem  findet  Was  die  zn  den  tironischen  Noten  flberlieferten  Formen 
vir  snblimen  nnd  vir  snblimentfssimns  betrifft,  so  ist  eine  adjektivische 
Endnng  anf  en  eine  Form,  woran  man  so  leicht  nicht  glauben  kann, 
uiid  aucii  der  Superlativ  ist,  wie  Hülsen  (iMiilologas  N.  F.  10  S.  385) 
sagt,  höchst  bedenklich,  überimupt  scheint  die  ganze  SLelle  in  deu 
tironischen  Noten  nicht  in  Ordnung  zu  eein,  wie  auch  die  zahlreichen 
8ciiwa!ikun^;:en  in  den  Handschriften  zeigen.  Einen  indirekten  Beweis 
bringt  Htiaen^  vur,  der  höchst  beachtenswert  ist.  Ein  sublimen,  sagt 
er,  w;ir  vermöge  seiner  einfachen  Zncarame^ns*  tzunf^  [dvim  dem  Schreiber 
"Wäre  es  nichts  als  sub  iimen  gewesen)  der  Verderbnis  nicht  ansf^es^'t.zt 
und  es  ist  weniger  glaublich,  daO  ein  Abschreiber  ein  sublimeu  seiner 
Vorlage,  anch  nicht  in  der  Schreibung  sublime  durch  sublimem  ersetzt 
haben  würde.  Aber  umgekehrt  lag  e^  für  einen  gewöhnlichen  Ab- 
schreiber nahe,  ein  sublimem  seiner  Vorlage  mit  sublimen  d.  b.  sub 
limen  zu  vertauschen,  znmal  an  den  Piautas-Stellen,  wo  anch  der  Sinn 
ein  getrenntes  sub  limen  zn  gestatten  schien.  Auch  ist  es  merkwürdig, 
daß  kein  Nationalgrammatiker  oder  Scholiast  die  Form  sublimen  erwähnt 
nnd  daß  sie  in  keiner  der  zahlreichen  Glossen  sich  findet.  Als  Analogon 
zu  snblimen  führt  Heraeus  die  Form  incolumem  an  nnd  zeigt,  daß 
liietAr  an  einer  groBen  Zahl  von  Stellen  in  Handschriften  verschiedenen 


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1 84     Ja]ir^beri<|it  (Um  lateiaiseliB  Leiikogm>lite>  (WagttMi). 


Alter»  und  Werfet  die  YariaitCe  InooliimeB  nadigeiileeeii  wetdeii  kaon* 
Naehdem  er  eo  «tte  Pnokte  beaproehen  Jbat»  kommt  er  n  dem  Bewit»» 
daß  raUimeu  eine  einfiMibe  Veraebreibang  gewimermafien  psycbologiaelier 
Art  aeL  In  anblimem  erblickte  der  Abaebrelbar  die  PMpoaftion  amb 
und  anbetitoierte  daa  ibm  gelioilge  SnbataotiT  limea.  Wer  Je  lieh  be- 
müht bat.  80  fährt  Heraeas  fort,  die  Fehlerquellen  der  HandBchriften 
zo  ergründen,  von  ihren  Schreibgewohnheiten  sich  ein  Bild  za  macheo, 
dem  wird  es  nicliL  entg^angen  sein,  daß  die  Absclireiber  überhaupt  ge- 
neigt waren,  Komposita,  deren  Anlant  mit  einer  Präposition  übereio- 
stimmte,  wie  ein  Substautiv  mit  Präposition  sich  zarechtzolegen. 

Snccidaas  ^  snccessivns,  coDtinnus  findet  sich  im  Sidon. 
Apollin.  an  3  Stellen  (Epist.  7,  6;  7,  16.  I;  8,  3,  3).  vgl.  v.  d.  Yliei, 
Arcb.  10,  389. 

Superni  als  Genit.  Sing,  nnd  soperne  als  Adverb  i^t  iior. 
Epod.  1,  29  überliefert  worden,  die  besten  Handschriften  haben  snperni, 
wie  auch  in  den  nenesten  AtiRß'a'ben  gfesrlirieben  wird,  Danach  wäre 
Uoraz  der  erste,  der  supernus  gebraucht  hätte,  nach  ihm  Ovid,  Seneca, 
Lncan,  in  Prosa  soll  zuerst  der  ältere  Plioias  das  Wort  geschrieben 
haben.  Daa  Adverb  snpeme  findet  sich  bei  Sisenna,  Lncrez,  Horas, 
Virgil  nnd  zwar  immer  mit  aaalantendem  £a  ergiebt  sich  daher» 
daß  snpemns  j&nger  ist  als  anperae  nnd  daß  snpern^  nicht  vom  Adjektiv 
sapernns  abgeleitet  ist.  Soperne  war  kein  bftafigea  Wort  nnd  erscheint 
in  der  Regel  im  Venohlnß.  Neben  supernna,  aagt  Leo  (Arch.  10,  435  ff.)« 
war  den  Dicbtern  snpeme  nnheimlich  geworden,  aber  dämm  ließ  dock 
keiner  anperne  an,  wobl  aber  entstanden  andere  Ansdraekaweisen,  die 
snpenie  ersetaea  sollten. 

Snpervacanens  ist  die  gebrftnetiliebe  Form,  die  sieb  bei  Cato, 
Cicero  n.  a.  findet  nnd  von  Yarro  nach  Nonina  S.  695  fSr  anper- 
vaenna  gefordert  wird,  daa  aneiat  von  den  Heaametrikern  (vgl.  WftUDiii, 
Anilsaben  des  Tbesaoms  lingnae  Latlnae  S.  99]  angewandt  ist  nnd 
später  in  die  silbeme  Latinität  flberging.  Anßerdem  kommt  nnch 
snpervacnanens  bei  Sallnst  vor,  vgl.  WAlfflin  (Aroh.  8,  561).  Sehmits 
(Arcb.  9, 139)  weist  aaf  die  tironiaoben  Noten  bin:  vacat,  vacnnm, 
vaenanenm,  vacnarinm,  sopervacnnm,  snpervacnanenm;  ftr 
sopervacnaaena  bringt  Weibrich  (Zeitscbr.  f.  Osterr.  C^ymn.  1894 
S.  721)  noch  mehr  Beispiele  bei. 

Superventores  war  im  4.  Jahrh.  nach  Chr.  eine  Truppengatiuiig 
im  römischen  Heere,  die  an  die  Thätigkeit  unserer  Ulanen  erinnert. 
Fonck  (Arch.  5,  222)  weist  aut  einer  Inschrift  aus  dem  2.  Jahrh.  den 
Sing,  snperventor  nach. 

Snrsnm  soll  nach  ötürzinger  (Arch.  7.  597)  ein  Particip.  voa 
sargere  gewesen  sein  nnd  zunächst  „aafgericht,  oben"  bedeutet  habea. 


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Jabrefibericbt  über  lateiiUBche  Lexikographie.  (Wagener).  135 

4ie»  würde  auch  erkUUreo,  wmnin  hiidKg  noeli  bd  Cioero  und  Lvkres 
„anfVrftrts*  mit  snrtiim  veni»  wiedergegeben  wird. 

Snrng  ■=  8tircnlu8,  vgl.  WölflTlin,  Arch.  6,  508. 

Tabü  Bremse,  vgl.  Traube,  Arch.  6,  168. 

Tappo  ist  nach  Sonny  (Arch.  10,  383)  vom  Siamme  abzuleiten; 
*6->)Ku»v  ist  also  derjenige,  der  alles  bewandert  and  bewundernd  Ober- 
treibt, teils  aus  Schmeichelei  teils  nin  zu  betrügen.  Dorisch  lautete 
der  Name  *6czjru>v,  woraus  latein.  Tappo  wurde.  Wir  haben  es  hier 
mit  einer  Gestalt  der  dorischen  Poesie  zu  thun. 

Temere  weist  Wölflflin  (Arch.  4,  51)  als  Tribrachya  nach,  wo- 
nach CS  dann  als  Neutrum  von  *teaieris  anzusehen  ist;  die  Bildung  wäre 
temere,  teraeris,  iemeritaa:  facile,  facilis,  faciiite»;  vgL  Aoch  Arch. 
10,  8  nnd  138. 

Tervium,  Terventura  (Tereventnm) ,  vgl.  Fo&gIl«  Arch.  6,8. 

Tesquitam,  rgl.  WöimiD,  ArcL  10.  208. 

Tbeotisent,  Tgl.  Gramer,  Arch.  5,  141. 

Torrn enta,  ae  t  ist  nach  Brandt  (Arch.  5,387)  schon  bei 
Cyprian  und  bei  Lactanz  alt  die  von  diesen  Autoren  geicliriebeDe 
Form  aosnerkennen.  Auch  ist  die  Form  in  ^er  Italaatelle  tieimiiiteUen« 

TraBaflnmlDianuB  steht,  wie  Ibm  (Areh.  10, 549)  aeigt,  in 
einem  Kaufverträge  auf  einem  Papjnu  aas  dem  Jahre  166  n.  (%r. 

Tricensima  in  der  Bcdentoiig  »Neumond*  hat  xuerst  Horat. 
8a|.  1,  6,  96,  vgl.  Dombart  (Arch.  6, 972)  und  G.  Wsgener  (Neue 
Philolog.  Bundscbau  1900  8.  563—558). 

Trigarium  (Bennbahn)  vertrat  vieUeicfat  in  der  Volkssprache 
die  vornehmeren  FremdwQrter  wie  Stadium,  bippodromus,  vgl.  Funck» 
Arch.  6, 565. 

Triumphns,  vgl.  Sonny,  Arch.  8,  132.' 

Trogodytae  statt  Troglodytae  ist  in  den  besten  Handschriften 
des  Cicero,  Mela,  Seneca,  Plinius,  Solin,  Inlius  Valerius  und  Isidor 
überliefert  und  wird  jetzt  in  den  neuern  Ausgaben  pc^chricbeu.  Die 
richtige  lateioische  Schreibweise  ohne  1  wird  darch  die  griecMsche  be- 
stätigt, wie  Kallenberg  (Textkritik  und  Sprachgebranch  Diodors  I  S.  1) 
zeigt,  der  nachweist,  daß  in  den  Texten  Herodots  und  Diodors  die 
Formen  ohne  X  geschrieben  werden  iniissen,  daii  sich  in  der  rberliefe- 
mng  Strabos  Spuren  dieser  Form  zeigen,  daß  sie  nur  bei  Aristoteles 
zu  fehlen  scheinen. 

XJllageris  sncbt  Ott  (Arch.  4,  388)  auf  folj^ende  Weise  zu  er- 
klären. Er  sieht  in  nllageris  ein  Adjektiv  auf  aris,  in  welchem  das 
Stammsnbstantiv  oUa  steckt,  also  ollaris.  Der  Vorgang  ist  nan  folgender: 
aus  0  ist  u  geworden:  nllaris,  dann  dnrch  den  volulischen  Vorschlag 
von  e:  uUa-e»ri8,  dann  durch  hiatnstilgendes  g:  ulta-g-e-ris,  MitBecbt 


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186      Jahresbericht  über  Iftteioiache  Lexikographie.  (Wagener). 


'weiRt  Stowai^Ber  (Dnnkle  Wörter  S.  3)  (laranf  hm,  daß  Otts  Deutung" 
die  Hntinaansche  (Arch.  3.  176)  noch  an  Gewaltsamkeit  Ubertrift't,  wie 
er  im  einzelnen  ausführt.  Nach  ihm  ist  ailageris  ein  Schreibiebler 
and  maB  ans  den  Wörterbüchern  verschwinden. 

XTncinnlns,  das  sich  nur  bei  Isidor  findet,  sncht  Wrobel  (Arch. 

7.  184)  in  der  Praefatio  in  UbmiB  de  benediotioiiibaa  ladae  des  JEUifioQt 
Aqnileiensia  henrasiellen. 

üsque  ad  qnod  bei  AngfostiD.  Conf.  3.  7,  IS  (non  Do^eram  malam 
neu  esae  nisi  privatioDem  boni,  nsqne  ad  qnod  omaiBo  non  est)  entepiicht 
genau  dem  frz,  jnsqn'fc  ee  quo,  vgl.  Fanek,  Areh,  10, 344. 

üt  qaid?  Im  Sinne  eines  fragenden  quid^enr  kommt  sdioa, 
wie  Oeding  (Ober  Olceros  Qninctiana.  Oldeobnrger  Progr.  1889  S.  18) 
zeigt,  vereinzelt  bei  Oieero  vor;  die  fVtge  alier,  wann  es  in  die  rdmiseliA 
Literatur  eingedrungen  ist,  da  die  Beispiele  der  besseren  Zeit  dodi 
nnr  als  Ansnabme  an  betrachten  sind,  beantworte!  WQlfflin  (Areh. 
4,  617  ff.)  dahin,  daß  es  oft  erst  in  der  Itala  erscheint  nnd  daß  es 
Hieronymns  nnm  Teil  bat  stehen  lassen.  Durch  die  Bibelflbersetznqg 
ist  nt  qnid  in  das  Kirebonlatein  ftbergegangen,  wie  a.  a.  0.  aosAhrlick 
-dargelegt  wird. 

Utrnmqne,  das  als  Seitenstttck  m  plemmqne  gefaßt  werden 
kann,  weist  HanOleiter  (Arch.  5,  565)  als  Adverb  nach,  so  a.  B.  gladina 

ntrnmqne  acntns. 

Uvidulus,  das  in  den  Wörterbüchern  nur  mit  Catull  belegt  wird, 
ist  eine  Küjijektur  von  Guarinus;  die  Überliefemng  hat  vindnlus; 
Wölfflin  (Arch.  6,  196)  will  dafür  nmidnlus  schreiben,  da  Ovid  und 
Anson.,  die  Anklänge  an  die  Sprache  Catnlls  zeif^en,  umidulus  gebrauchen. 

Valde  ist  der  archaischen  Litteratur  so  put  wie  fremd,  anch 
Cornificins,  Livius,  Cnrtins,  Tacitns,  Saeton  waiidtoa  es  nicht  an,  bei 
Cäsar  findet  man  es  nur  einmal  in  einöm  Fragment,  dagegen  hat  es 
Cicero  sehr  oft  in  seinen  Schrilteu,  am  hänfigsten  in  seinen  Briefen 
(in  denen  ad  Atticum  über  150  mal)  gebraucht,  vgl.  Abbott,  Arch.  9,  462. 

Yapio,  vgl.  Zander,  Arch.  6,  253. 

Vel  ist  nach  Skntsch  (Forschungen  znr  latein.  Grammatik  S.  55) 
eine  Imperativform  wie  die,  doc,  fae,  fer.  Über  die  Bedentnngaent- 
Wickelnng  vgl.  8.  135. 

VeUm  hatte  im  Lateinischen  eine  doppelte  Bedentnng,  Je  nach- 
dem ein  verschiedener  Stamm  zn  gmnde  lag;  einmal  ist  es  vom  St. 
▼es  gebildet  nnd  heißt  .Hülle,  Toch,  Vorhang,  Segel**,  das  andere  Mal 
vom  8t.  veb  nnd  heißt  «Fahrzeng",  vgl.  Stohs,  Histor.  Grammatik  I 

8.  193.  In  der  lingoa  rastieana  Roman a  hat  sich  die  letzte  Bedeatnngr 
erhalten  nnd,  da  man  für  Floß  in  dem  heatigen  Sinne,  also  Ar  Holz* 
floß,  Iceinen  adäquaten  Ansdrnck  hatte,  nahm  man  zn  dem  allgemeinen 


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JiliresbfliiGht  ftber  latdniidi«  Leiikognphie.  (Wagcnw).  1S7 

Ansdrack  „Fahrzeug:  velam"  seine  Zaflncht,  woraus  dann  in  Lothring^en, 
epeziell  in  Metz,  dba  nVaUes"  oder  «Walles"  entst^ind.  Aasführlich 
handelt  hierttber  Pfannenschmid  im  Arch.  4,  413  ff.  Auch  im  Schrift* 
latein  läßt  sich  yelnm  in  der  Bedentnog  navJgiam,  ratifl  noch  bolegeD, 
▼gL  T.  d.  Viiet  (Arch.  10,  16),  aber  sie  ging  m  gnude,  wohl  nm  die 
yerwechseloDgr  mit  ▼«lam  HttUe,  Tach  zu  vermeiden.  Als  Ersatz  fOr 
jenes  velnm  (Fnhraeng)  trat  daa  ans  denuelben  Stamme  gebildete  Wort 
▼ehicnlnm  ein.  Über  velnm?gL  aneh  Keller,  Latein.  EtymologieS.  8;  4;  196. 

Yetns  bei  Ortsnamen  iat  in  apftterer  Zeit  indeklinabel,  wie 
Peteehenig  (Arch.  10, 533)  mit  Beispielen  belegt. 

Vice  ▼eraa  iit  modene  WortateUnng«  während  nach  WVURin 
(Bbein.  Moa.  37, 119)  die  geaamte  latefwiache  Literatur  nnr  die  Stellung 
veraa  vice  kennt  In  dem  Boman  de  Gonatant  et  HeL  44  steht  vice 
▼ena,  was  ragleich  ein  Beweii  flir  die  apKtere  Abfhaanngaaeit  ist,  Tgl. 
WöUnin,  Aich.  4, 67. 

Viacera  in  der  Bedentang  Ton  membra  belegt  Brandes  (Arch, 
4,  454)  mit  Stellen  ana  Sednlins  nnd  Yenantiaa  Fortunatas. 

Vitria,  Nebenform  von  vitrea  (Plur.),  ftthrt  Frick  (Arch.  6.  566) 
uüSt  dem  Chronoerraphen  vom  Jahre  354  an. 

Vivenua  soll  uach  Havet  (Arch.  9,  522)  allein  richtig-  Bein,  aber 
nach  Lattes  (Arch.  10,  135)  müssen  wir  jetzt  wie  frUhtu*  Vibeuuu 
als  die  richtige,  lateinische  Form  betrachten. 

Volaticns  und  voiatilis  in  der  Bedeutung  „fliegend,  mit  Flügeln 
versehen"  kommt  in  den  Metamorphosen  des  Apulejus  vor,  ebenso  auch 
volatica  Zauberin,  vgl.  v.  d.  Yiiet  (Arch.  10.  'düd)  and  BOoacb  (Itala 
nnd  Volgata  S.  106). 


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Behebt  über  römisclie  öescMclite  für  1894—1900 


von 

Br.  LnMg  Holnpfel 

in  Oleßcn« 
(SohloB  TOA  Seite  25.) 


84.  L  BroBt«  Die  PenSnliebkeit  In  te  QeechiohUohreibmigr 
der  Alton.  UntemolniiigeD  tm  Teohnlk  der  aatlkeii  Hiitoriogrraphie. 
BerUn  1S98.   YUI  md  109  S.  8.  S,40  H. 

Wenn  es  dem  Historiker  darnm  zn  than  ist,  den  Charakter  einer 

Persönlichkeit  vor  Augen  zu  führen,  so  kann  dies  entweder  ^chehen  dnrch 
eine  direkte  SciiilderuDg  oder  in  der  Art  und  Weise,  daß  der  beabsichtierte 
Eindmck  teils  ans  der  Erzählung  der  Begebenheiten,  teils  aus  Auße» 
rungen  der  in  Frage  koinnienden  Person  oder  ihrer  Zeitgenossen  ge- 
wonnen wird.  Bekanntlich  hat  sich  Thukydides  dieser  letzteren  Methode 
rnit  großer  Meisterschaft  bedient.  Vorliegende  Schrift,  deren  Yerf.  der 
wis.sens(  haftlichen  Thatigkeit  zu  frühe  eutrissen  worden  ist,  beschättiprt  sich 
im  Anschlüsse  an  die  von  ihm  selbst  angestellten  Untersnchangen  über 
das  litterari«che  Portrflt  der  Griechen  im  5.  und  4,  Jahrhundert  mit  drei 
Schriftstellern  der  Bpateren  Zeit,  die  bei  der  Charakterschilderung  teils 
die  direkte,  teils  die  indirekte  Metliode  aogewandt  haben.  Es  sind  dies 
Polybius,  Livins  und  Tacitus. 

Was  znnächst  Polybius  betrifft,  so  wird  gezeigt,  daß  er  in  der 
Kegel  ans  Gewissenhaftigkeit  anf  eine  Gesamtcharakteristik  bedeatander 
Männer  verzichtet,  dagegen  an  bestimmte  Handlungen  Befiexionen  an- 
knüpft, so  oft  es  ihm  nötig  erscheint,  Ein  ganz  aaderee  Resultat  eiv 
giebt  »ich  in  bezog  anf  Livini.  Ana  der  yom  Verf.  eingehend  be- 
sprochenen Behandlung  eineaHiuinibal,  eines  Seipio  nnd  aadeierf^dherreii 
des  aweiten  panischen  Krieges  geht  hervor,  daß  Livins  sein  Urteil  nleht 
nnmlttelbar,  sondern  in  seinen  Mitteflnngen  aber  die  Äußerungen  nnd 


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Bericht  über  r4)imsdie  Gesctudite  für  18d4- 1900.  (Uoliapfel.)v  189 

StimmuDgen  von  ZeitgenoBsen ,  sowie  in  den  Worten,  die  er  den  be- 
treffenden Personen  in  den  Mund  legt,  zu  erkennea  giebt.  Was  end- 
lich TacitnB  anbelanget,  so  kommt  Verf.  zu  dem  Kesaltat,  daß  bei  ihm 
nicht  nur  Äugustus  nnd  Germanica^,  sondern  auch  Tiberins  nach  der 
indirekten  Methode  gezeichnet  sei.  In  diesem  Punkt  vermögen  wir  nicht 
•ziiznstiraraen.  (xewifl  hat  Tacitus  sein  Urteil  über  Tiberiiis  nicht  selten 
in  die  von  Zeitgenossen  f^eÄußerten  An.sicbten  eingekleidet.  Noch  viel 
häutiger  sind  aber  die  Fälle,  in  denen  er  die  tfaßregeln  des  Mo- 
narchen durch  kurze  Andeutung  seiner  eignen  Ansieht  kommentiert« 
wie  JU  B.  Min.  I  24:  haec  audita  quamquam  <Mnmm  et  trisHasitna 
qitaeque  maxim  occuUantm  Tiberium  perptdere^  ul  .  .  .  nnd  II  30: 
caUidMS  et  novi  iuris  reperter  Tümiua.  Verf.,  der  auf  diese  nnd 
andere  Stellen  selbst  hinweist,  macht  zu  GnniteD  seiner  Anftoniog' 
geltend,  es  sei  io  sokhea  Fällen  der  Zosammenbang  von  Faktam  nnd 
WesenebeitbDmiiiflr  stets  ein  nnmitteiliarer,  nnd  die  laiMdate  Kflne,  mit 
der  letalere  UnnigeAgt  werde,  trage  den  Charakter  der  Thatetehlich« 
keit.  Die  Wwmng  derartiger  Bemerknngen  nnd  ihre  ieamageii  er- 
gaahwbe  Verbindnng  mit  den  berichteten  Thatsachen  kann  jedeeh  niebls 
daran  Andern,  daß  an  den  firagUohen  Stellen  direkte  HebrnngetnOernngen 
des  Gesehiehtaschreiben  vorliegen. 

Einen  sehr  wesentlichen  TJnterechied  zwisehen  der  direkten  nnd 
der  indirekten  Methode  erkennt  Verf.  mit  Beeht  darin,  daß  nnr  hei 
der  enterai  ein  Einblick  in  die  psychologische  Vorarbeit,  deren  Spnren 
hei  PoIyUns  in  einem  Sehlnßahselmitt  vorgefUirt  worden,  m0gUeh  ist. 

25.  W.  Sei  tau.    Zur  Qeschichte  der  römischen  Auualistik. 
Kord  und  SM  1896,  September-  Heft,  S.  373—086. 

Dieser  Aufsatz,  der  in  etwas  kilnerer  Fassung  in  der  Bivista 
himestrale  di  antichitft  greche  e  romane  I  1897,  Heft  8,  S.  119—134 
▼ertffbntlieht  ist,  enthalt  eine  gnte  W&rdigong  der  annaüstischen  Tra- 
dition. Es  wird  im  AnscUnsee  an  die  Eigebnisse  der  QneUenforschnng 
daranf  liingewiesen,  daß  die  ans  vorliegende  Oberliefemng  wohl  in  ihrem 
Kern  anthentiseh  ist,  jedoch  nnter  der  Einwirkung  eines  Ennias  nnd 
der  griechischen  Litterainr,  dnreh  die  Rttckspiegelneg  spftterer  fie- 
gebenheiten,  dnrdi  gelehrte  Kombinationen  nnd  die  im  Interesse  vor- 
nehmer Familien  in  den  Inschriften  von  Ahnenbildem  nnd  in  Leichen- 
reden angebrachten  Fälschungen  sowie  endlich  dnich  den  Einfloß  der 
Bethorik  mannigfache  EnfstelluDgen  erfahren  hat. 

26.  W.  Soltau,  QuellonuDtersuchungea  über  antike  Historiker. 
A.  Hettlers  Zeitschrift  f.  alt.  Gesch.  1  1899,  1.  iiett.  Ö.  43—50. 

Es  ist  schon  oit  bemerkt  worden,  daß  die  Jäeeoltate  der  an  an- 
tiken Antoren  angestellten  (tneUenanteianchnngen  sehr  hinflg  der  daranf 


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1^0   Bericht  über  rOmisclie  Geschichte  for  1894—1900.  Holzapfel.) 


verwandten  Atülie  nicht  entsj^rechen.  Den  Grand  dieses  Übelstandes 
wird  mau  mit  S.  teils  darin  zu  erblickeü  haben,  daß  solche  Arbeiten 
meist  von  Aiifänsfern  aosgeführt  werden,  die  nur  eine  begreozte  Über- 
sicht über  die  Litteratar  besitzen,  teils  in  der  rein  äaOerlicben  Art 
vieler  ünteranchnns-en.  die  lediglich  von  den  oft  recht  dftrftigen  Frag- 
menten verlorener  Gescbichtswerke  ausgehen,  sowie  auch  in  der  ein- 
seitigen Anwendnng  des  Einqueileuprinzips.  Dem  gegenüber  verlangt 
Verf.  mit  vollem  Rechte,  daß  man  mehr  als  bisher  die  inneren  Merk- 
male berücksichtigen  solle,  welche  durch  den  lokalen  Ausgangspankt 
nnd  den  politischen  Charakter  des  zu  analysierenden  Berichtes,  durch 
seine  topographischen  und  chronologischen  Einzelheiten  nnd  den  an  der 
Hand  solcher  Zttg«  leicht  zn  ermittelnden  primären  oder  sekundären 
Ursprnng  gei^eben  sind.  Es  wird  sodann  darauf  hingiewieBen ,  daß  im 
Laufe  der  letzteo  Deceuoien  nicht  wenige  Arbeiten  erschienen  sind,  die 
diesen  Forderongen  gerecht  werden  and  ungeachtet  vieler  noch  be- 
stehender Gegensätze  in  einigen  entscheidenden  Fragen  einen  wesent- 
lichen Fortschritt  bezeichnen.  Der  an  diesen  Untersuchungen  dorch 
seine  sahireichen  BeitrSge  snr  liviusfonebnng  in  herrorragendeni  MmOe 
beteiligte  Ysrf .  schließt  seine  AosfAhmngen  mit  dem  sutreffendea  Sntte» 
daß  die  qnellenkritisehen  Arbeiten  anderer  wohl  dem  Historiker  die 
Arbeit  nicht  abnehmen  klJnnen,  es  ihm  aber  doch  erieichtem,  den  Weg 
einsnschlagen,  den  .schUeßlieh  ein  jeder  selbst  geben  muß*. 

27.  A.  V.  Outschmid,  Aus  Vorlesungen  über  die  Gescldchto 
der  römischen  Historiographie.  Kleine  Schriften,  herausgegeben  von 
F.  Bilhl,  Bd.  V,  S.  512-535. 

Es  sind  hier  aus  A.  y.  Qotsehndds  Vorlesungen  nur  solche  Ab* 
schnitte  wiedergegeben,  die  KontroTenen  behandeln  oder  eine  neae 

Ansicht  ttber  die  Ökonomie  des  betreffenden  Geschichtswerkes  bieten. 
Es  ist  die  Bede  von  Fabias  Pictor,  Cato,  Valerias  Antias  and  Lieinina 
Hacer. 

Den  gehässigen  Ausfall  des  Fabius  gegen  die  TüliLik  der  li.iiciuer 
(vgl.  Tolyb.  III  8)  führt  G.  mit  ßecht  auf  Informationen  zurück ,  aie 
der  römisclie  GeschichtÄciireiber  von  den  karthagischen  Eömer freunden 
erhalten  hatte,  nnd  tindet  hierin  einen  Beweis  dafür,  daß  Fabins  sein 
Werk  erst  nacli  BfciHlijrnng  des  Krieges  geschrieben  hat.  Für  die  srhui 
Ott  erörterte  Frage,  ob  l^abius  neben  seinem  grieciiischeu  Werke  auch 
lateinische  Anualeu  verlaßte.  ist  von  Wichtigkeit  das  Zugeständnis,  daß 
Cicero^  Äußerung  de  div.  143:  Aeneae  somnium^  quod  in  Numerii 
Faini  Fictoris  Oraecis  annalibus  eins  modi  est,  ut  ,  .  .  nur  iu  diesem 
Sinne  verstanden  werden  kann.  Einleuchtend  erscheint  die  Bemerkung', 
daß  der  Schreibfehler  Numerü,  wofür  mit  Hertz  nostri  gelesen  wird» 


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Beticbt  über  römische  Geächichte  für  l&94-ltKX).   (Holzapfel.)  191 

dem  letzten  Bachstaben  des  vorhergehenden  in  seine  Entstehnng  ver« 
diiiikL  Was  Cato  betrifft,  so  hat  G.a  Annahme,  daß  er  die  Geschichte- 
der  römischen  Republik  bis  auf  dcu  ersten  pnnischen  Krieg  im  2.  nnd 
3.  Euchi!  seiner  origines  mit  den  Anriinj!:en  der  mit  Rom  in  Konflikt 
geratenen  italischen  Städte  zusammen  dargestellt  habe,   weit  mehr 
"Wahrscheinlichkeit  als  die  Ansicht  H.  Peters,  wonacli  dies  erst  in  dem 
den  ersten  punischen  Krieg  behandelnden  vierten  Buche  geschehen  sein 
Poll.    Die  Frage  nach  der  Disposition  der  fob.'enden  Büciier  bereitet, 
insofern  Schwierigkeiten,  ah  das  5.  Buch  nachweislich  uis  ^nm  J.  167 
hinabgegangen  ist  und  domnach  hti  einer  rein  chronologisclien  Anord- 
nung für  die  beiden  letzten  iiücher  nur  noch  die  Zeit  von  K>7  bis  149^- 
verbliebe.    G.  glaubt  einen  Ausweg'  zu  finden  mit  der  Annahme,  daß 
das  5.  Buch  noch  die  drei  makedonischen  Kriege,  das  6.  den  mit  An> 
tiochus  und  die  übrigen  Verwickelangen  im  Osten  und  das  7.  Buch  die- 
spanischea  Angelegenheiten  ¥om  Ende  des  zweiten  pnnischen  Krieges 
an  im  Zmammenbang  behandelt  habe,  and  mochte  auf  eine  derartige 
Anordnung  die  Angabe  des  Nepos  (Cat.  3,  4):  atque  haec  omnia  capi^ 
iulatim  smt  dicia  beziehen.  Hiermit  kann  indessen  das  dem  5.  Bachem- 
angeliörige  Fragment  99  bei  Peter  (Qeli.  XV  9,  5):  postridü  sigmt. 
conlaiüf  aequo  fronU,  ptditaiii  atque  oZm,  am  hcaUum  tegiMÜm  pttgn»- 
vtmits,  wo  allem  Anschein  naeh  ?on  dem  von  Cato  in  seinem  Koninlat. 
(195)  Aber  die  spanischen  Insurgenten  erfoehtenen  Hieg  (Liv.  XXXIV 
14  ff.)  die  Bede  ist,  sieht  in  EfnUang  gebracht  werden.  Znm  Schluß, 
mochte  Ref.  noch  seiner  IfVende  darüber  Ansdmck  geben,  daß  auch 
G.  an  eine  FUschnng  der  von  Licinins  Maeer  wiederholt  erw&hnteit 
Angaben  der  libri  lintei  (vgl.  hiergegen  Holzapfel,  BOm.  Chronologie». 
S.  30  ff.  n.  68)  nicht  an  glauben  vermag. 

28.  C.  0  i  c  h  0  r  i  n  8 ,  Annaies.  Panly * Wiseowas  Beal-Encydopftdie- 
1 1894,  8p.  2248—2256. 

29.  W.  8ol tau,  Die  Entstehung  der  annaies  maximi.  Philoiogus. 
LV,  S.  257—276. 

30.  L.  Gantarelli,  Orfglne  degli  Annaies  Ifazimi.  Turin  1898: 
23  8.  8. 

Die  annaies  maximi  beruhen  beltanntlich  auf  den  Aufzpichnnnjit'n, 
mit  welchen  der  pontifex  maximns  Jahr  für  Jahr  dem  Volke  Ii«  wi  ii- 
tigsten  Ereignisse  auf  einer  an  der  Regia  angebrachten,  mit  Uips  über- 
zogenen Tafel  unter  Hinzufdgung  der  Tagdaten  (per  singulos  dies)  be- 
kannt gab  (Serv.  Aen.  I  373.  Cic.  de  orat.  II  .52).  Diese  Notizen  wurden 
bis  auf  den  pontifex  maxinius  P.  Mncins  Scävoia,  der  sein  Amt  um  daa 
J.  130  V.  Chr.  antrat,  fortgeführt  und  alsdann  mit  der  Veröffentlichung. 


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1^2    Bericht  aber  römische  Geachidite  für  1894—1900.  (KolsapfeL) 

einer  Gesamtpublikäüüu  von  ÖO  Bücbera  zum  Abschlaß  gebracht  (s.  die 
soeben  citierteo  Stellen). 

Soltau  lind  Cantarelli  sind  nun  nnabliaiigig  voneinander  darch 
verschiedene  Erwät^un^en,  anf  die  hier  nicht  näher  eingegangen  werden 
kann,  m  dem  Resultat  gelaüg:t.  daß  der  Oberpontifex  nicht  nur  Jahr- 
tafeln, sondern  auch  Jahrbücher  geführt  hätte,  welche  von  Cantarelli 
mit  den  mehrfach  erwähnten  commentarii  pontificnm  identifiziert  werden 
und  Bich  nach  Soltans  Ansicht  darch  eine  mehr  sachliche  Anordnung 
Ton  den  die  Ereignisse  in  chronologischer  Folge  aaffibrenden  Tafeln 
tinterschieden.  Dieser  Annahme  steht  indessen  die  von  Ci eher  ins 
berrorgebobene  TbaUnehe  entgegen,  daB  von  Dionys  I  73  als  die  Quelle, 
ans  der  die  AiiBaliiteii  ihre  Kenntnis  sehopften,  lediglich  die  Tafeln 
(ltp«l  Ukm)  genannt  werden,  wUirend  ihnen  znflanunenbftngende  Ohra* 
Iiiken,  wenn  aolehe  vorgelegen  hätten,  doch  JedenfaUa  wfflkominaiier 
bitten  aein  mfissen. 

Die  Angabe  des  Servins,  daB  die  Begebenhelten  per  singoloa  dien 
anfgeneicbnet  worden  seien,  wird  von  CIcborins  im  Anschlnß  an 
O.  Seaek  (Die  Kalendertafel  der  Fontlflcea,  Berlin  1885,  8. 69)  dabin 
an%efaOt|  daB  die  Jabrtafel  ein  Kalender  gewesen  sei  Anf  diese  Weise 
ergiebt  sieh  für  den  sehr  aa£Ulenden  Umfang  von  80  Bflehem,  den  die 
Annelen  bei  ihrer  JSnaammenfusnng  erreichten,  eine  befriedigende  Br^ 
klftmng.  Nach  der  bisherigen  Annahme,  für  die  sich  Sölten  entscheideCi 
soll  das  Material  bei  der  von  Sc&vola  vorgenommenen  ScblnDi*edaktion 
eine  bedeutende  Erweiterung  erfahren  haben.  \on  einer  sulcheu  Arbeit, 
die  geradezu  epochemachend  gewesen  wäre,  mUljte  aber  doch,  wie  Ci- 
chorios  mit  Recht  bemerlct,  irgend  welche  Kunde  auf  uns  öfekommen 
sein.  Cantarelli  will  seinerseits  in  Scävolas  Publikciliou  eine  Zusainmen- 
fassong  der  von  den  Vorgäugei'n  überltoaunenen  Jahrbücher  erblicken: 
doch  kaiiu  die  Existenz  von  Jahrbüchern  neben  deu  Jahrtafeln,  wie 
wir  bereits  gesehen  haben,  nicht  angeuommeu  werden. 

In  einem  Punkte  bedarf  allerdings  die  von  Cichorius  aufgestellte 
Ansicht  einer  Modiükation.  Das  kalendarische  iScIienui,  in  welches  die 
Notizen  eingetragen  wurden,  kann  nämlich  nicht  das  mit  dem  1.  Mars 
beginnende  Kalenderjahr,  sondern,  wie  die  Angabe  des  Servius  prae^ 
scripHs  consvlum  nominibus  zeigt,  nur  das  an  wechselnde  Termine  ge« 
kuQpfte  konsalaiische  Amtsjahr  dargestellt  haben.  Wae  den  Inhalt  der 
Tätein  betrifft,  so  nimmt  Cichorins,  dem  sich  Soltan  anschließt,  mit 
Becbt  an,  daß  von  Hans  ans  nnr  solche  Ereignisse  mitgeteilt  worden 
seien,  die  den  Pontifioes  Anlaß  zn  irgendwelchen  Amtobandluagen  ge- 
geben hatten,  indem  z.  B.  bei  Prodigien  eine  Stthnnng,  bei  Dnn-e  eine 
Prozession  nnd  in  Zeiten  der  Not,  bei  dem  Aasbrach  einer  Pest  odev 
eines  Krieges  ein  MUbde  erforderlich  gewesen  sei. 


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Bfldcbt  ftber  rOmMehe  OMchidite  för  1894—1900.  (HobtpfeL)  193 

Für  die  Bearteilaog  der  Ma^tratatafel  sind  voa  Wicktigkeit 

31.  B. Frnin, BeitrSgtt ntr Fastenkrilik.  Jabrb. f. FltUoLlBM» 
8.  103—118  Qod 

39.    A.  En  mann.  Die  älteste  Redaktioü  der  rümiscUea  Kon- 
BulartasteD.  A.  üetUers  Zeiuchr.  für  alte  (iesch.  1 1900,  ä.  89—101. 

Am  Froina  AnfiMti.  dar  aidi  mit  verMhiodAneo  Fngm.  boMhlf- 
ti|t,  ist  alt  verdimntroll  der  Kadiwei«  harrmuhebeii,  daO  dto  in  den 
Fasten  der  beiden  enten  Jabrimuderte  der  BepnbUIc  vevkeaiinendett 
coDsnlei  snffeeti  ibr  Dasein  3fter  dem  Bestreben  Terdanken,  die  bin» 
elehtUeb  der  Namen  eimelner  Konsuln  besCebenden  Abweiebnngen  mit« 
«inuider  anamgleieben.  Von  den  im  nftmUeben  Zeitranm  hti  Idfint 
begebenden  interreges  wird  angenommen«  daß  ibre  Namen  ans  der  Mn* 
gifltratiliste  entnommen  seien;  doeb  icann  der  bierOr  versnebte  Beweis 
niebt  als  gelungen  betraebtet  werden.  Dagegen  trifft  F.  vielMebt  das 
Richtige,  wenn  er  Saef.  Tib.  8:  Claudius  Drusui  9iaiua  sihi  diademcUa 
ad  Appi  Forum  posita  Italiam  per  cHentelcu  occupare  (emptavü,  wo 
JJru.^ii^  je  Jeiifalla  verderbt  ist,  auf  den  Konsul  des  J.  268  v.  Ciir.,  der 
bei  Idatiuö  Kulus,  bei  dem  Chronographen  dagegen  Kussus  heißt, 
bezieht  und  demgemäß  den  vou  Idatius  gegebenen  Namen  korrigierL 

Enmaun  führt  seinerseits  den  überzeugenden  Beweis,  daß  in  die 
Pasten  der  ersten  Decennien  der  Republik  mehrfach  die  Namen  von 
Piebt  jern,  die  zwischen  307  und  303  v.  Chr.  das  Konsulat  bekleideten, 
interpoliert  sind,  und  gelangt  so  zu  dem  einleuchtenden  Ergebnis,  daß 
<Jn.  Fiavius  (kurulischer  Adii  304  v.  Ohr  )  nicht  bloß,  wie  man  bisher 
im  Anschluß  an  Moinriisen  angenommen  hat,  die  Magistratsliste  ver- 
4$ffentiichte,  sondern  auch  deren  Redaktion  seiu  Werk  gewesen  iat.  Der 
Anlaß  zu  den  vou  Flavius  vorgenommenen  Interpolationen  wurde,  wie 
£.  mit  Wahrscheiniichiceit  vermutet,  durch  die  Wahrnebmong  geboten, 
4aß  in  dem  Konanlarveneicbnis  Lacken  vorbanden  wann. 

33.  L.  Cobn,  L.  Gfaidns  Alimentns  nnd  die  bistoriscbe  Kritik . 
N.  Jabrb.  f.  d.  Uass.  Altert  V  1900,  8.  333-340. 

34.  Th.  Plüß.  In  der  Cincierfrage.  £benda,  S.  640—641. 

Seit  dem  Erscheinen  der  Abhandlung  von  M.  Hertz  de  Luciig 
Cinofis  (Berlin  1842)  gilt  es  als  eine  feststehende  Thatsache,  daß  die 
Yon  ebiem  Cincios  verfaßten  Schriften  d$  fnaHtf  de  eowtitiü^  dt  oont»' 
hm  poUaiak,  de  officio  iime  eoMiittt»  rnffeiagogieoH,  de  re  «titiart  nnd 
4e  verUe  prieme  deren  Kenntnis  wir  den  CItaten  der  Ormumatlker 
verdanken,  niebt  Ton  dem  alten  A«iiAti»toii  Glnclns,  sondern  Ton  einem 
in  den  letKen  Denennien  der  Bepnbük  oder  im  aagnsteisehen  Zeitalter 
lebenden  Antor  berrttbren.  Die  Bedenken,  welebe  gegen  die  Antenebaft 
Jahnsb«rloht  nr  AltsrtuBswimwsohsft.  Bl  COUV.  (ttQBLm.)  13 


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194     Benclit  über  römische  Geschichte  für  1894—1900.  (HolzapfeL> 

des  altMi  Gineiiia  geltend  gemacht  worden  tind,  beraben  in  enter  linie 
auf  dem  Inhalt  der  betreffenden  Schriften,  der  sn  den  grunniattelien 

und  antiquarischen  Stndien  einer  späteren  Zeit  in  Bexiehang  so  iteben 
scheint  Es  ist  mui  Colin  geinngen,  zu  zeigen,  daß  es  bereits  seit  dem 
Anfang  des  zweiten  Jahrliundeits  an  derartigen  Arbeiten  keineswegs 
gefehlt  hat,  wofür  die  vielseitige  Schriftstellerei  eines  Cato  den  besten 
Beweis  bietet.  Er  trägt  daher  kein  Bedenken,  die  sämtlichen  in  Frage 
kommenden  Schriften  dem  alten  Historiker  zuzusprechen.  Dieser  Ad* 
nähme  widerstreitPt  jedoch  der  Umstand,  daß  eine  in  der  Schrift  de 
re  mihtart  mitgeteilte  Formel  eines  Soldateneides,  in  der  die  Kousuln 
des  J.  190  V.  Chr.  mit  Namen  genannt  werden,  mit  den  Worten  cum 
diledus  aniiqni fus  fieret  eAu^deitet  wird  (Gell.  n.  Att.  XVI  4,  2), 
sowie  die  in  der  iiilnilichen  Schrift  vorkommende  Formel  einer  Krieg-s- 
erklämng,  in  welcher  von  dem  den  Römern  wohi  erst  zur  Zeit  de» 
AngOBtns  oder  kurz  zuvor  bekannt  gewordenen  popnlos  Uermundalns 
die  Bede  ist  (ibid.  XVI 4, 1).  Cohn  vermag  sich  hier  nur  anf  dit 
Weise  zu  helfen,  daß  er  an  beiden  Stellen  im  Widerspruch  mit  dem 
klaren  Wortlaut  die  mit  seiner  Ansicht  nicht  zu  vereinigenden  Worte 
als  Zne&tze  des  die  Mitteilungen  des  Cincius  wiedergebenden  Gellins  be* 
trachtet.  Dieses  Auskunftsmittel  versagt  iedoeh  gegen&ber  einer  dritten 
Btelle.  der  fraglichen  Scbfift,  an  wdeher  die  i^eiehfSdli  eine  ipitere 
AbÜUMUig  Temtende  Einteilung  der  Legion  in  sehn  Kohorten  nrwilut 
wird  (Ibid.  ZVI 4,  6).  Es  mnß  daher  sein  Bewenden  dabei  haben, 
dafi  die  Bücher  de  re  wHUari  nnd  ebenso  wohl  anch  die  fibrigen 
in  Frage  kommenden  Schriften  nicht  Ton  dem  alten  Gindus,  sondern 
▼on  einem  dem  angoateischen  Zeitalter  angehdrigen  Namensvetter  ver- 
faOt  «bd.. 

;  TL  Pltß  hatte  in  seiner  Dissertation  de  Gtnciis  remm  Bornas 
namm  .aeriptoribns  (Bonn  1865)  angenommen,  daß  die  grieehiaefa  ge- 
schriebenen Annalen.  den  Cincins  nicht  von  demselben  herausgegeben« 
sondern  erst  ia  der  angnstelschen  Zdt  dnrch  das  lateinische  Geschichts- 
Verk 'eines  Nachkommen,  der  die  gn^echische  Chronik  seines  Vorfahren 
benutzt  habe,  bekannt  geworden  und  von  Livius  und  Dionys  mit  dieser 
späteren  Schrift  verwechselt  worden  seien.  Er  bemüht  sich  nunmehr, 
die  von  Cohn  t^egen  seine  Auftasstmg  geltend  gemachteu  Argumente 
zurückzuw  ei-seii,  ühiie  jedoch  neue  (iründe  lür  seine  die  Sache  unuöüger* 
weise  komplizierende  Hypothese  beizabringen. 

36.  F.  Httnaer,  Zn  den  Fragmenten  des  Yalerins  Antias. 
Hermes  XXXII,  1897,  8.  469—474. 

36.   L.  Holzapfel,  Suir  et^  di  Valerio  Anziate.  Eiv.  di  Stor» 
ant  IV.  1899,  8.  51—60. 


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Btticbt  über  römische  Gefichichte  für  1894—1900.  (Uolzapfei.)  195 

37.  F.  Müüzer,  Aücura  suli  eUi  di  Valerio  Anziate.  Ebenda» 

S.  229-233. 

38.  L.  Holzapfel,  Ancora  snll*  et^  di  Valerio  Ansiate.  Ebenda» 
&  456—466. 

Nach  der  bisher  hemeheiiden  Aiuiclit  soll  das  Werk  des  Valerius 
Aotias  aieht  fiber  das  suUanlsehe  Zeitalter  hinabgegMgen  sein.  Hier- 
mit iat  es  jedoeh  nicht  sv  vereinigen,  daß  nach  desu  doppelten  Zengais 
des  GellinB  (n.  Att.  VI  9,  IS)  nnd  Oiafjsins  (II  p.  908  K.)  im  S2.  Buche 
von  dem  im  J.  137  v.  Chr.  vom  Konsnl  0.  Ifancinns  mit  den  Nnmsn> 
tinem  geschlossenen  Medensvertrag  die  Bede  war,  «fthrend  der  6e- 
samtomfang  des  Werices  nach  OeH.  n.  Att  VI  9, 17  mfaideetens  75  BScber 
betrog.  Es  hfttte  demnach  Antias  die  Periode  von  den  Anfängen  Roms 
bis  znm  J.  137,  anf  welche  bei  Livins  55  Bücher  kameu.  viel  kuapper, 
den  folgenden  Zeitraum  dagegen  bis  znm  Tode  Siillns,  welcLeiü  Livius 
35  Bücher  (55 — 90)  widmete,  weit  ausfülirlicher  behandelt.  E«  ist  ein 
Verdienst  Künzers,  dieses  Mißverhältnis  erkannt  zu  haben.   Um  das» 
selbe  zn  beseitigen,  stellt  Münzer  die  Annahme  anf.  daß  der  Umfang 
des  Werkes  in  Wirklichkeit  höchstens  30  Bücher  betragen  habe  und 
die  darüber  hinausgehenden  Zahlen  (45  bei  f  iel).  VI  9,  9  —  74  bei  Prise. 
EX  p.  489  H.  —  75  bei  Gell.  VI  9,  17)  entweder  verderbt  oder  von  den 
Grammatikern,  die  mit  ihrer  ausgedehnten  Lektüre  hiitten  prunken 
wollen,  erfiiiulen  worden  seien.   Ref.  ist  dageq-en  der  Ansicht,  daß  man, 
ehe  man  sich  für  eine  so  m iiiliche  Hypothese  entscheidet,  zunächst  zu 
nntersnchen  bat,  ob  nicht  auf  grnod  der  überlieferten  Zahlen  ein  be- 
firiedigendes  Ergebnis  gewonnen  werden  kann.   Von  diesem  Gesichts- 
punkt ans  gelangt  er  zn  dem  Resultat,  daß  Antias  seine  DarsteÜnng 
erst  mit  dem  Tode  Casars  beschlossen  hat,  nnd  findet  eine  Bestätigung 
hierfür  darin,  daß  derselbe  in  der  von  Cicero  de  leg.  I  6  ff.  (52  v.  Chr.) 
gegebenen  Anfzälünog  der  römischen  Annalisten  von  Fabins  bis  herab 
anf  Lieiidns  Hacer  nnd  Sisenna,  in  der  ein  Antor  von  solcher  Beden« 
tnng  nicht  hfttte  fehlen  dürüsn,  übergsngen  wird.  Die  weiteren  Kon- 
troversen swisdien  KftDzer  nnd  dem  Ref.  beschftMgen  sieh  mit  der 
Frage,  auf  welche  Ereigniise  diejenigen  Fragmente  des  Antias,  aus 
denen  vielleicht  ein  Anhalt  fBr  die  IMspoaltion  seiees  Werkes  gewonnen 
werden  könnte,  wx  bezieben  sind. 

39.   W.  Soltau,  Der  Annalist  Tubero.   Hermes  XXIX  1894, 
S.  631-633. 

Gewöhnlich  wird  dieser  Annalist  mit  Q  Tnbcro,  Itm  bekannten 
Juristen  des  nnf^uBteischen  Zeitalters,  identifiziert.  s</hau  is*  dan:egeu 
der  Ansicht,  daß  der  Historiker  vielmehr  der  Vater  des  Juristen,  L. 
Q?nbero,  gewesen  sei,  welcher  nach  Cic.  ad  Quint,  fr.  1 1,  3, 10  im  J.  60, 

18» 


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196     fiericht  über  römische  Geschichte  für  1894— im  (Holz&pfBL) 


mit  der  Abfassung  eines  Geschichtswerkes  beach;iftij2:t  war.  Hiermit 
steht  jedoch  in  Widerspruch  Liv.  IV  23,  3:  Valerius  Antiar  ei  Tu- 
bero  M,  Manlium  et  Q.  Suli/iaum  tvnsules  in  eum  annum  edunt.  S. 
glaubt  für  et  Tubero  lesen  zu  mtisseo  atque  Tubero,  was  ancb 
bereits  ünger  (Jahrb.  f.  Phil,  CXXIII,  1891,  8.321)  verlangte;  doch 
aind  die  fQr  diese  Änderung  geltend  gemachtea  Gründe  keineswei^ 
ttherzeugend. 

40.  J.  ZingUr,  De  C^Aerone  Iristorico  ^oaestloM.  Berlin  1900. 
Mayer  A  MflUer.   88  8.  B.   1,20  IL 

Da  der  Frage  nach  Ciceros  Quellen  in  deu  historischen  Abschnitt eu 
»einer  Schriften  bis  jetzt  nur  wenige  eingehendere  Untersuchungen  ge- 
widmet worden  sind,  so  kommt  vorliegende  Dissertation  einem  nnlea^- 
baren  liedüifuia  entgegen.  Es  werden  zunächst  die  bisher  erniiLtidten 
Quellen,  denen  Cicero  vorzugsweise  folgte  (Nepos.  Atticu^.  Vhito, 
Polybias).  namhaft  f^eniacht  und  sodann  sein  Verhältnis  zu  den  in  be- 
tracht  kommenden  Annalisten  erörtert.  Daran  schließen  sich  drei 
Spezialuntersuchungen  über  die  Quellen  für  die  römischen  Beispiele  ira 
ersten  Buche  de  divinatione,  über  die  die  Auszüge  der  Plebs  iu  den 
J.  494  und  449  betreftendeu  Angaben  und  über  die  Chronologie  der 
Königszeit  im  zweiten  Buche  de  re  publica.  Sehr  wohl  begrfindet  er^ 
echeiat  die  Annahme,  daß  die  Nachrichten  aae  der  römiachen  Geschichte 
im  ersten  Buche  de  divinatione  samt  den  Namen  der  dafür  angefilhrteii 
Gewährsmänner  ana  der  von  Ap.  Claudius  Fnlcher  (Konsul  54)  ver- 
faßten und  Cicero  gewidmeten  Schrift  Aber  das  Auguralwesen  (CHe. 
Um,  m  4,  1.  Feetns  p.  298  M.)  entlehnt  seien.  Die  übrigen  Er^ 
gebniase  ^nd  dagegen  meist  problematiseh.  Da  es  xa  weit  fthreo 
wfirde,  anf  diese  Pnokte  näher  einsagehem  so  darf  sidi  Ref.  damit  be> 
gnägen«  anf  s^  aasfBhrlicbe  Besprechang  in  der  Berl.  Fh.  W.  8. 
1901,  8p.  1035—1039  zu  yerweisen. 

41.  J.  Kaerst,  Untersuchungen  über  Timagenes  von  Aleundreia. 

Phüologus  LVI  1897,  8.  621—657. 

Seit  A.  v.  Gutschmids  Untersnehmig  über  Trogos  nnd  Tima- 
genes (Bh.  Mus.  N.  P.  XX&VII  1689,  8. 548—»^  Kleine  Schriften 
V  S.  318—227)  wird  fast  allgemein  angenommen,  daß  das  Werk  im 
xnr  Z»ft  des  Angnstoa  in  Born  lebenden  Timagenes,  welebea  die 
schichte  der  ans  der  Monarchie  Alezanders  herrorgegangeoen  K6ii|g>- 
reiehe  behandelt  la  iiaben  scheint»  fttr  Trogos  als  alleinige  oder  doch 
als  haoptsächliche  Vorlage  gedient  habe^*)    Ebenso  beeteht  naeh 

*)  Gegen  diene  Ansteht  hat  sich,  soviel  Ret  weiß,  nur  B.  Heyer, 
Gesch.  d.  Altert  11  23  ausgesprochen. 


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Bericht  über  röniiMbe  Geicfaicht»  für  1894-1900.  (HolttpfeL)  197 

G.  Schwabs  Darlegiingon  (de  Livio  et  Timagene  hiftoxiartm  eerip- 
toribni  ftemnlis,  8tnttgart  1834>  Übefeiostiiiimiiiig  dariber,  4aß  der 
rSmeifeisdUehe  Autor,  gegen  welcbea  Livina  in  aeiner  Betmhtnng  ftber 
den  mntmaßUchen  Anegang  einea  Kriegea  der  Römer  mit  Alexander 
(IX 17  ff.)  polemiaiert,  kein  anderer  als  Tlmagenea  gewesen  sein  ktfnne. 
In  der  vorliegenden  Arbeit  wird  nnn  der  Venach  gemaeht,  daa  Vor- 
handenseia  einer  den  B9mem  nngOnatigen  Tendenz  bei  Trogna,  welche 
A.  Qntsehmid  and  C.  Waehamnth  (Rh.  Mna.  XLVI  1891| 
S.  478  f.)  gefhnden  haben,  in  noch  weitertm  Umfange  naebanweisen. 
Den  hierfBr  angefllhrten  Belegen  stehen  Jedoch  andere  Stellen  gegen* 
ftber,  welche  wohl  g^eeig^et  staid.  einigen  Zweifel  an  der  Richtigkeit 

jener  Anseht  an  erwecken.  Wir  verweisen  anf  XVUI 9, 10:  Cyneas  

inierrogaUu  a  Pyrrho,  qualis  Roma  esset^  respondü  regum  urbm  sibi 
viaam  und  die  dem  fiannibal  XXXI  5,  4  in  deo  Mnnd  gelegte  ÄnOeran^: 
Romanos  vtnci  nun  nisi  armis  auin  passe  nee  lialiam  alttcr  'jmm  Italicis 
viribus  subigi,  ferner  auf  die  Darstellimg  der  Schlacht  bei  Magnesia, 
nach  welcher  die  Zahl  der  von  den  R6mern  gemachten  Qefangenen 
1 1  000  betinig  (XXXI  8,  8),  während  Llvins  (XXXVU  44,  1)  dieselbe 
nur  anf  1400  aujEriebt  und  Appian  (Syr.  36)  in  seiner  Vorlage  die 
gleiche  Ziffer  gefunden  zu  haben  scheint. 

An  einem  äuCeren  Anhaltspunkt  für  din  ßenut/uu^^  des  Tiir!ap:eii-jä 
dnrcb  Trogns  fehlt  es  gänzlich.  K.  erblickt  einen  solchen  nach  A.  v. 
Gutscbmids  Vorgang  in  der  Erziihluug  vou  dem  im  J.  106  von  dem 
Konsul  Q.  Cäpio  weggenommenen  Goid-  niid  Silhfischalze  der  Tecto- 
^a-eu  (XXXII  2,  9),  von  dessen  Schicksalen  auch  bei  Timagenes  (  fr  9 
Müll.  ^  Strabo  IV  187  ff.)  die  Rede  war.  Eine  genaue  Vergleichuag  der 
beiderseitigen  Angaben  fdhn  aber  vielmehr  zn  dem  Ergebnis,  daß 
Trogns  hier  nicht  ans  Timagenee  geschöpft  haben  kann.  Nach  dem 
letsteren  stammte  nämlich  der  erwfthate  Schatz,  der  nach  Trogoa  ans 
der  anf  Terschiedenen  Kriegszügen  gemachten  Beate  herriUurte,  ana  einer 
Plnndemng  des  delphischen  Heiligtums.  Trogos  heriehtete  dagegen, 
daß  das  galUiehe  Heer,  welches  dasselbe  angriff,  bis  anf  den  letalen 
Mann  Yemichtet  worden  id  (Just  XXIV  8,  16).  Nach  Timagenes 
haben  feiner  die  Tectoiagen  den  Schats  dem  Ap(kUo  geweiht,  wobei 
doch  wohl  nnr  an  die  Verhringnng  in  einen  Tempel  gedacht  werden 
kann  (so  Oros.  Y  16.  Gell.  d.  Att  in  9,  7),  nach  Trogns  dagegen 
daa  Gk>ld  nnd  Sflber  in  den  laona  TeloeensiB  ?enenkt« 

42.  L.  Holzapiel,  L'opera  storica  di  Clodio  liicino.  Jüvista 
di  Stor.  anL  I  2,  1895,  S.  61—67. 

Clodina  Lidnaa  schrieb  zur  Zeit  des  Angnatns  ^  Werk,  daa 
nadi  drei  Citaten  des  Titel  rmm  Somananm  Uhri  hatte.  W.  Soltan 


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198    Bwieht  über  rOmische  OMdüchte  für  1894—1900.  (Bolsapfiel.) 


{Li^ins  Qaellen  in  der  in.  Dekade,  8.  45)  findet  dien  Beneontmip  unf 
gewdfaiiUcli  ftr  ein  Geaclüehtiwerk  und  glnnbt  dieselbe  dalier  mf  «in 
antiqiitflsebes  Weric  beziehen  zn  mtaea.  Bef.  verweiat  hietgeffen  nnf 
andere  Stellen,  an  denen  der  Anadmok  n»  in  gleleher  Weise  die  Ge- 
ichldite  eines  Volkes  beaeiehnet  Die  weitere  üntemchong  gelangt 
zn  dem  Ergebnis,  dafi  Lieinns,  der  im  8.  Bache  einen  im  J.  194  yon 
dem  eingekerkerten  Pleminins  nntemommenen  Flnditvenneli  erwilmte 
(Liv.  XXIX  22«  10),  seine  Darstellnng  mit  dem  Ende  des  zweiten 
punischen  Kriegfea  begonnen  und  bis  zum  .1.  13o  hinabgeführt  hat. 
Die  aus  dem  12  Buche  von  Nüüiag  p.  535  M.  citierten  Worte  quingut 
pristü  werdeu  auf  die  Begebenheiten  des  J.  168  (vgl.  Liv.  XLiIV 

28.  1:  Perseus  praefectos  classis  cum  quadraginta  lemlns  — 

adiectae  ad  hunc  numerum  quinque  pristis  erant  —  Tefitdum  mittü) 
Uüd  eine  Stelle  aus  dem  21.  Buche  hei  Kon.  p.  221  M.  deligat  ad  pati- 
huloa  auf  die  Hinrichtung  aufsiiiüdiÄcher  Ökiav  on  im  J,  133  (vgl.  Oros 
V  9:  tyi  bicilia  Piso  covsul  Mamerii'um  0])pidum  expugnavii,  übt  O'  to 
mülia  fugüworum  interfecit,  quos  autm  capere  potvit,  patümio  süffig) 
hezogen. 

Was  die  Qaellen  des  Livius  betriflfl,  um  deren  Ermittelung  sich 
im  Laufe  der  letzten  Jahre  namentlich  W.  So  1  tau  in  zahlreichen 
Untersuchangen  verdient  gemacht  hat,  so  sind  die  hierauf  bezüglichen 
Arbeiten  schon  größtenteils  in  Fftgners  Bericht  über  Livius  (Bd.  CV 
1901,  a  268—372)  besprochen  worden.  £1ir  den  Bef.  bleibt  noch 
nachantragen 

43.  Soltan,  Fablns  Betör  nnd  Livins.  Phüol.  LVH  1898, 
a  B45— 346. 

44.  F.  Laterbacher,  Fabias  nnd  Piso  als  Queiiea  des  Livioa. 
Ebenda.  S.  510—511. 

Soltau  hält  eine  direkte  Benutzung  des  Fabius  durch  Livius  für 
ausgeschlossen  und  betrachtet  demgemäß  aUe  Citate  als  entlehnt,  während 
Ijuferbacher  dies  bestreitet  und  seinerseits  nachzuweisen  sncht,  daß 
Piso,  in  welchem  Soltau  den  alleinigen  Vertreter  der  aanales  vetnstiores 
erblickt,  bei  Livius  geringere  Autorität  aU  Fabina  genossen  habe.  Man 
wird  Luterbacher  jedenfalls  darin  anstimmen  mOssen,  daß  an  einer 
Stelle  wie  II  40, 10  <yN«j  Fabium,  Umge  Mtiquissimim  audorem^  «agitf 
ad  seneehiim  visci9»e  mutäm  (Coriolannm)  t  nvento  sich  die  Ansdraeki» 
weise  mit  der  Annahme  einer  Entlehnung  schwer  Terelnigen  läßt. 

45.  G.  Pascal«  Valerio  Anziate  e  Tito  LItIo.  44  a  8. 

In  dieser  Abhandlung,  welche  Verf.  zuerst  in  seinen  Studi  romani 
(Turin  1896.  Loescher)  und  sodanu  nochmals  in  seinen  Stndi  sugli 
scrittori  laüni  (ebenda  1900)  verOflfentlichte,  wird  mit  Eecht  die  weit 


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Bericht  über  römiache  Oeschtcbte  far  ISH-ldOO.  (üoixapCei.)  199 

verbreitete  Neigfung^  bekämpft,  Autiaa  bei  Livins  überall  da  als  Qaeile 
anzunehmen,  wo  übertriebene  oder  durch  ihre  Genauigkeit  verdächtig« 
Zahlenangaben  vorkommen  oder  sich  eine  Verherrlichung  das  Valerischen 
Hause-*  zu  erkeuuen  p^icbt.  Ebenso  wird  man  dem  Verf.  zustimmen, 
wenn  er  Bedenken  trägt,  soiche  Berichte,  in  denen  Aotias  als  Q^währs- 
luaun  für  eine  einzelne  Angabe  citiert  wird,  ohne  weiteres  volUtäodig 
auf  ihn  zurückzufahren.  Dagegen  kann  der  Beweis,  daß  Livins  ledig* 
lieh  solche  Nachi'ichten  ans  Antias  entlehnt  habe,  für  die  er  sich  aut- 
drücklich  auf  ihn  beruft  ,  keineswegs  als  gelangen  betraelitet  werden, 
fief.  glaubt  (Berl.  Phü.  W.  S.  1896.  Sp.  1590  ff.)  im  Gegenaatie  hierza 
gezeigt  ZQ  haben,  daß  Antias  einesteils  einem  Berichte,  in  4em  er 
nicht  citiert  wird  (XXXIV  44, 6} ,  zn  Gmnde  liegt,  «ndefenteib  nber  «idi 
in  einem  Abeehnitte,  in  dem  Liv.  nnf  ihn  betng  nimmt  (XXXVI 86;  5  C), 
ftber  den  Bereich  dei  CitntB  hinaus  benutzt  ist 

46.  L.  Holzapfel,  Soll'  ubo,  che  Dionigi  di  Alicaniasso  fece 
deir  aiitialista  QelUo.  iüv.  bimestrale  di  antichita  greche  e  romaae 
I  1899,  a  1—3. 

Seitdem  K.  W.  Nitzeehi  Buch  über  die  fdmiiehe  Annalistik  er- 
echienen  iat,  pflegt  man  all  Hanptqnellen  des  Dionys  Vnleritts  Antiis 
«nd  Lieinins  ICaeer  za  betmehten.  Bei  macht  hiergsgea  gdtsod«  daß 
die  Darstellnng  dieser  beiden  Antoren  hinter  der  des  Bionys  -an  Ans- 
Ahrlichkeit  bei  weitem  snrllckstand*  Bs  wird  sodann  damaf  hingewiesen, 
daß  das  Geachichtswerk  des  Qellins  in  dieser  Hinsicht  mit  dem  des 
Dionys  wohl  Teiglichen  werden  Imon  vnd  daher  als  <tne]le  i^  erster 
Idole  in  betracht  gezogen  zu  werden  verdient. 

47.  IT.  Burmeister,  De  foutibus  Yeliei  Paterculi.  BerL  Stud, 
f.  kiass.  f  hüoL  a.  Arch.  XV  1.    1894.  83  S.  8.   Ü  M.  50. 

Bsspr.  F.  Bflhl,  BerL  Phil.  W.  8.  1895,  8^  879—881  and 
E.  Thomas,  W.  8.  f.  klass.  Phil.  1896,  Sp.  574—578. 

Das  Uauptverdienst  dieser  sorgfUltigeu  Arbeit  btsteht  in  dem  auf 
gründlicher  Vergleichung  der  hviauische?!  trberlieferuDu'  L^^estütztea  Nach- 
weise, daß  Livius,  dessen  Benutzung  durch  Vellejus  für  einzeine  Ab- 
schnitte bereits  durch  frühere  Untersuchungen  testgestellt  worden  ist, 
für  die  von  diesem  Autor  gegebene  Darstellnng  der  römischen  Geschichte 
bis  zur  Schlacht  bei  Actiam  als  Hanptquelle  gedient  hat.  Vermöge 
seines  großen  Umfanges  kann  nnn  aber  das  livianische  Werk  kaum  als 
geeignete  Vorlage  für  einen  kurzen  Geechichtsabriß  erscheinen.  Diese 
'  Schwierig:keit  wird  beseitigt,  wenn  man  mit  dem  Verf.  annimmt,  daß 
Vellejus  sich  von  einem  Sklaven  £xcerpte  hatte  anfertigen  lassen.  Nach 
den  Beobachtongen,  welche  H.  A.  Sanders  in  seiner  in  diesen  Jshrss» 


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200     Bericlit  über  romificbe  Geschichte  für  1894—1900.  (Holxspfel.) 

berichten  (Bd.  CV,  8.  271)  von  FBfner  IwtproelieaeD  Sclurift  über  di» 
QnelleDkontamiDation  im  31.  und  92.  Buche  des  Liviiis  (S.  45  ff.) 

grestellt  hat,  kann  jedoch  kein  Zweifel  daran  bestehen,  daß  eine  Epi- 

tome  aus  Livius  bereits  im  J.  30  n.  Chr.  vorhanden  war  und  nicht 
bloß  von  Valerius  Maximas,  süüdern  auch  von  Vellejus  benntzt  worden 
ist.  Da«  von  B.  gewonnene  Eri^ebnis  ist  demnach  dahin  zu  modifizaeren. 
daß  VellejüB  nicht  direkt  aus  Livins  geacbüpttr,  sondern  sich  des  er- 
wähnten Anszn&res  bedient  hat 

AIh  Nebenquellen  werden  im  Anschluß  an  H.  Sauppe  (Ali. 
Schweiz.  Mus.  I  1837,  S.  133  ff.)  die  Chronik  des  Cornelins  Nepos  und 
die  Selbßtbingiaphie  des  Angnstns«  außerdem  aber  noch  eine  Schrift  de 
viris  ilhistiibus ,  deren  Beoutznngr  bereits  J  Rosenhauer  (Symbolaf 
ad  ([uaesiioaem  de  fontibns  iibri,  qui  inscribitur  de  viris  UiiutrihiiS  nrbis 
Homae,  Kempten  1882,  S.  16)  vermatet»  aogenonuueu. 

48.  9.  Hsire,  De  Diodoro  Siealo  Valerii  ICarimi  anetore. 
Schöneberg  bei  Berlin  1899.   Progr.  des  städt.  Gym.   26  S.  4. 

In  den  TJntersnehnngen ,  die  man  bisher  über  die  Quellen  de» 
Valerina  Maximni  aagestellt  hat,  iind  neben  Ciom  nnd  IMu  nodi 
Yam,  Ottlar,  Sftllnit,  Trognt  nnd  Hygin  in  betraeht  geaogen  worden. 
Zn  dfoian  Autoren  gesellt  sich  Jetst  noeh  IModor.  Verl  weist  mniehst 
daranf  hin,  daß  dessen  Werk  dem  Yaleiins  nicht  nur  wegen  de*  reieken 
Hatsrials,  das  es  (ttr  die  answttrtige  Qesefaichte  bot»  sondern  aaeli  wegen 
der  die  BarsteOnng  beherrschenden  etiiischen  Tendenn  willkommen  sein 
maßte»  Es  wird  sodann  eine  Beihe  ?on  FSllen  besprechen,  in  denen 
die  Angaben  des'  Valerius  mit  Sicherheit  oder  doch  mit  Wahndiein* 
lielikeit  auf  Diodor  nnrackgeftthrt  werden  k&naen.  Die  meisten  Beispiele 
dieser  Art  geboren  allerdings  der  griechischen  Geschichte  an;  doch 
flnden  dch»  wie  8.  23  ff.  gezeigt  wird,  anch  BrzHhlnngen  ans  der  rö- 
mischen Geschichte,  insbesondere  aus  dem  zweiten  punischen  Kriege, 
die  für  Diudor  in  Anspruch  genommen  werden  dürfen. 

49.  F.  Münzer,  Beitr^^rc  zur  Quellenkritik  der  Naturgeschichte 
des  Plinins.  Berlin  1897,  Weidmann.  XI  n.  432  S.  8.   12  H. 

Uraprüng^licli  war  die  AbsicliL  des  Verf.  darauf  gerichtet.  ledig- 
lich die  ^iachrichtea  des  Pllnius  zur  römischen  Geschichte  und  Ivnlt Ur- 
geschichte zu  untersnchen,  doch  sah  er  sich  durch  die  Beschatfeniieit 
des  Werkes  bald  veraniabt,  dasselbe  vollständig-  durchzuarbeiten.  Für 
uiibeifcii  Bericht  kommen  die  sich  auf  die  rüniische  Geschichte  be- 
ziehenden Abschnitte  all^^n  in  betracht.  Die  Untersuchung  ist  in  me- 
thodischer AVeise  angelegt,  indem  znnUchst  die  Arbeitsweise  des  Plinins 
auf  grand  seines  Verhaltens  zu  noch  vorhandenen  Quellen  festgestellt 


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Bericht  über  rOmiscbe  Geackiehte  lüi  1894-1900.  (üolsapfel.)  2Qi 

wird.  Der  zweite  Teil  beschäftigt  sich  sodann  mit  den  auf  Varro  be- 
nihentlun  AbsciiDitten  und  den  Qnellen,  die  dieser  Forscher  seinerseits 
benutzte,  und  der  dritte  mit  den  jüng^eren  Quellen  /.ur  römischen  Ge- 
schichte ünd  KulturL^e9clii( hte.  Es  scheint  jedenfalls  dem  Verf.,  der 
seinem  Gegenstaude  von  den  verschiedensten  Seiten  beizukommt^n  sncht 
und  die  bei  anderen  Schriftstellern  vorliegenden  Nachrichten  stets  zur 
Vergleichaog  heranzieht,  der  Beweis  wohl  gelangen  za  sein«  daß  die 
Angaben,  für  welche  Plinias  römische  Annalisten  and  andere  ältere 
Autoren  als  Gewährsmänner  citiert,  ihm  zn  einem  großen  Teile  von 
Varro  nbennittelt  worden  sind.  Eine  solche  Arbeitsmethode  nntersebeidet 
sich,  wie  Verf.  treffend  bemerkt,  nicht  erheblich  von  der  der  moderaen 
Gelehrten,  welche  ebenfiüls  sehr  häufig  dnrch  Handbücher,  in  denen 
allee  beqnmn  iDaemmeogiBtellt  iat,  auf  die  Angaben  der  Qnellen  gefOhrt 
werden  nnd  nar  dadurch,  daß  lie  dieselben  etett  kontrollieren,  fiber  das« 
was  man  im  Altertnm  verlangte,  hinansgehen. 

In  iwei  Punkten  lassen  sieh  gegen  die  in  dieser  Arbeit  gewon« 
Denen  Ergebnisse  wohl  Bedenken  geltend  machen.  Verf.  mochte  auch 
Gitote  wie  CMiw  IZimtna . . .  quario  libro  (Zm  84),  Piio  etnsorm 
primo  cmmeniarimm  (Xm  87),  iliiliiM  MCiHMfo  Uhra  (ibid.)  Ar  Vairo 
in  Anspruch  nehmen  und  memt,  daß  derselbe  durch  die  Genauigkeit 
seiner  AnfOhrungen  den  spMeren  Benutieni  deren  Nachprttfong  er- 
leichtert habe  (8,  185  f.).  Derartige  Gitate  kommen  aber  in  den  er- 
haltenen Schrifitti  Vanros,  in  denra  aeboi  dem  Autor  hdchstens  noch 
das  Werk,  nicht  aber  das  betreffende  Bnch  genannt  wird,  nicht  vor  und 
können  daher  anch  ftlr  die  verlorenen  Schriften  schwerlich  Toraosgesetst 
werden,  ^'icht  minder  probiemdLiscli  erscheint  die  Annahme,  daß  da, 
wo  sich  Plinius  der  varronischen  Ära  beditut,  auch  Varro  als  (Quelle 
benutzt  sein  müsse.  Es  ist  hier  die  vom  Verf.  selbst  in  einem  eiuzelueu 
Falle  (8.  124  f.)  zugelassene  Möglichkeit,  daß  Plimna  seine  Jahres- 
zahlen  ans  it  ^'eii  1  einer  auf  der  varronischen  Ära  berohendeo  Zeittafel 
eatnehmen  ki  iinte,  nicht  berücksiclitigt. 

Im  übrigen  mag  anf  die  sehr  eingehenden  Anzeisen  von  H.  Peter 
(W.  S.  f.  klass.  Phil.  1898,  S.  62—74)  nnd  D.  Detlefsen  (Berl.  Phil. 
W.H.  1898,  S.  107—114)  verwiesen  werden. 

Für  Cassios  Dio  kommen  in  betracht; 

50.  A.  V.  Outschmid,  Oassins  Bio  Gocedanus.  Kleine  Sehr.  V 
8.  547— 56S. 

51.  ^V.  boltau,  Dione  e  Livio  nella  III,  IV  e  V  decade.  Rivist. 
bimest.  di  antichitä  greche  e  romane  I  I,  1897,  S.  19. 

6S.  E.  Schwerts,  Gaasius  Dio  Gocceianns.  In  Panlj-Wjssowsa 
B.  K  m  1899,  Sp.  1884—1782. 


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202     Bericht  über  römische  Geschichte  für  1804—1900.  (Holzapfel.) 

Onttebmid«  AnsfllhningeQ  sind  beiondon  in  Hinaielit  auf  die 
in  diieni  Anhang  behftnddte  Ökonomie  d«  BantellQD^  yon  Wiehtig-keit. 
Es  werden  zonftchst  die  Fragmente,  deren  Zagehörigkeit  zn  bestimmtea 
Büchern  tiberliefert  ist,  znsammeDgestellt  und  nach  den  Aohaltspunktea. 

die  uns  durch  Zouaras  und  Xiphiiiüua  oder  die  etwa  bei  anderen  Schrift- 
stellera  vorliegenden  Nachrichten  j?e?eben  sind,  in  die  Darstellung  ein- 
gereiht. Es  schließt  sich  hieran  eine  eiuleachteude  Rekonstraktion  der 
von  Dio  seinem  Stoffe  gegebenen  Einteilaog,  in  der  durchgängig  groijQ 
Symmetrie  zu  Tage  tritt. 

Soltau  weist  nach,  daß  bei  Dio  in  denjenip^en  Abschnittea, 
welche  der  3.  bis  5.  Dekade  des  Livius  entsprechen,  dieser  Aut^r 
nirijreuds  benutzt  ist.  Als  H an j  t^n eilen  werden  anf  prund  zahlreicher 
Konkordanzen  Antias ,  Cölius  und  Polybias  ang^enommeti.  Kine 
direkte  Benutzung  des  Polybins  wird  jedoch  durch  die  von  Schwam 
betonte  Thatsache,  daß  Dio  regelmäßig  die  im  Ghegensaüs  zu  seiner 
Darstellung  stehenden  annalisUseben  VerftUchnngen  widergiebti  ans* 
geschlossen. 

Nach  der  sehr  gr&ndlicheu  Analyse,  welche  Schwartz  angestellt 
hat,  bietet  Dio  fdr  die  ersten  sechs  Jahrhunderte  der  Stadt  ^ae 
Misehaog  der  Annalistik,  die  trotz  aller  Bertihningen  von  Livias  an« 
abhXngjg  ist,  hat  jedoch  denselben  f Qr  die  Zeit  von  69  bis  30  Chr. 
als  Hanptqndle  benntst.  Neben  Ihm  shid  fOr  verschieden»  Abadmitte 
noch  andere  QewUiTsnifainer  herangezogen;  doch  ist  weder  an  Sallwt 
noch  an  CSsar  noch  an  PoUio,  dessen  Darstellang  allem  Anscheui  nach 
bei  Pintarch  nnd  Appian  in  überarbeiteter  Oestalt  vorliegt,  an  daiikna. 
Eine  sichere  Benrteilnng  der  verschiedenen  Berichte  anf  diesem  Gebiet 
wird  erst  dann  mOgUeh  sein,  wenn  einmal  die  livianische  Darstellang 
ans  den  von  ihr  abhftnglgen  Antoren  rekonstrnlert  ist,  welche  Arbeit 
sowohl  von  S.  wie  anch  von  Wachsmnth  (Einleitnafir*  8.  596)  mit 
Recht  als  notwendig  beieichnet  wird.  In  Hinsicht  anf  die  Geaehichts 
der  Kaiserselt  wird  konstatiert,  daß  Dio  nicht  bloO  von  Sneton,  sondern 
anch  von  Taeitns  nnabh&ngig  ist.  Was  insbesondere  Tiberios  betrifft, 
sö  ftihrt  S.  anf  grnnd  verschiedener  Angaben  Dios  den  Beweis,  daß 
TaciLiis  auch  die  dunkle  Seite  seiner  Charakteristik  bereits  vorgefnudeii 
hat,  und  erblickt  in  dieser  Schilderung,  mit  der  sich  au  Kun>t  keine 
auä  der  folgenden  Zeit  vergleichen  läßt,  „das  festumrisaene  Bild  eines 
Schriftstellers  von  seltener  Gt  uialität'%  dem  es  unmittelbar  nach  dem 
Tode  des  TiberiOs  gelungen  sein  muß,  „die  Erinneruns^  der  höcbst- 
stehenden  Kreisf'  an  das  vergangene  Regiment  zu  einem  Gemälde  von 
stahllinrter  Linienfiüirung  zusamnieiizulnssen".  Ref.  ist  auf  grund  guxiz 
anderer  Erwägungen  zu  dem  ffleiclien  Resultat  gelangt  und  gedenkt 
anf  diesen  Punkt  im  7.  Abschnitte  noch  näher  einzugehen. 


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Beridit  fil»«r  i«iiiiMke  eatehidite  ftx  1894—1900.  (HolnpfeL)  ^ 


Wir  wenden  xaA  niinmehr  m  4en  aeriptores  Uatoriae  Aogmiae. 
Ea  haben  ricli  biemit  dni  lUliealiebe  Foncher  beeohslllgt,  oiliilicli 

*53.  L.  Oantarelli,  Aeotto  e  |^  Sertttoii  ddla  storia  Angnsta. 

BoU.  di  fil.  class.  I  1894/95.  S.  282  ff. 

54.  Gaetano  De  Sanctis,  QU  scriptores  historiae  Aogaatae. 
JUv.  di  stor.  aut.  I  4.  1896,  &  90—119. 

55.  G.  Tropea,  Stadl  mgU  aorlptorea  histerfae  Avgaatae. 
I— V.  MMdna  1899—1901.  Tlpi  della  Bitr.  di  ttor.  ant  116+41 

-4-53+51+79  Ö.  gr.  8. 

Oaetano  De  Sanctis  widerlegt  ia  grescUekler,  tob  grMUcher 
•Sachkemitnis  zeugender  Beweisführnng  einige  Hanptargnmente ,  welche 
von  Dessau  und  Seeck  dafür  geltend  gemacht  worden  sind,  daß  die 
«cript.  Ii.  Aug.  ihre  Biographiea  nicht  etwa  zur  Zeit  der  Kaiser 
Diocletiau  und  Conätautin,  an  die  sie  ihre  Anrede  richten,  sondern  erst 
zu  Ende  des  4.  oder  zu  Anfang  des  5.  Jahrh.  geäoiirieben  hätten,  and 
gewinnt  grerade  aus  solchen  Stellen,  die  man  gegen  die  Echtheit  der 
Viten  ins  Feld  geführt  hat,  starke  Beweise  für  ihre  Autheuticitit. 

Aus  Tropea 8  Untersuchuiif^eii  ist  als  wertvoll  der  Nachweis 
hervorzuheben,  dalj  die  fraglichen  Biographien  nicht  nur  die  Inhaber  des 
bestehenden  Kegiments  verherrlichen  sollten,  sondern  anch  im  Gegen- 
sätze zu  den  Darstellungen  eines  Jklarius  Maximus  und  Cordus  dazu  be- 
stimmt waren,  das  Ansehen  der  Monarchie  überliaupt  zu  befestif^en. 
Die  in  Hinsicht  auf  die  Autorschaft  und  Abfassungazeit  der  einzelnen 
Biographien  gewonnenen  Ergebnisse  unterliegen  dagegen  manchen  Be- 
denken. So  sollte  man  z.  B.,  wenn  die  unter  den  Namen  des  Spartianus 
and  des  Gapltolinoa  gehenden  Yiten  das  Eigentum  eines  einzigen  Ver- 
lassen wären,  erwarten,  die  Ael.  8  (Spartianus)  feir  die  Biographie  des 
Teros  (Oapitolinus)  in  Aussicht  gestellteii  näheren  Uitteilangea  Uber 
die  Familie  seines  Vaters  L.  Ceiooiaa  Cemmodns  an  der  angegebenen 
Stella  zn  finden;  doch  geht  daa,  waa  wir  daselbst  (e.  1)  erfahfen,  ebenso 
wie  die  AeL  9  gebotrami  Naidufehten  Uber  einige  gans  aUgemeine 
Bemeikaogen  über  die  Herknnft  nnd  den  Adel  der  Yorfahren  nicht 
lünans.  Noch  mlBlicber  erscheint  die  Annahme,  daß  die  Vertoer  des 
Alins  (Spartianns)  nnd  dea  Avidins  Caarivs  (Vnkatina  GalUeaans) 
identisch  seien;  denn  iriUnend  der  erstere  aneh  die  Oassarss  bcfflokaichtigte 
(Ad.  I),  bat  sich  der  letztere  anf  die  Angssti  beschrinkt  {AiiiL  3). 
Ebensowenig  geglfickt  ist  der  Beweis,  daß  Vopisens  die  BicgrapUe  dea 
Caras,  Nnmerian  nnd  Carinns  erst  387  geschrieben  habe.  Wie  ans 
e.  17  erhellt,  waren  znr  Zeit»  als  diese  Vita  abgefaßt  wnrde»  die  ^er 
princlpes  DlocIetiaD,  Maziminian,  Oalerius  nnd  Oonatantias  noch  am 
Leben,  und  es  ergiebt  sich  demnach,  wie  bereits  Mommsen  (Hermes XXV 


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204    Bericht  aber  riimiBcbe  Qeschicbte  für         im  (Uolzapfei.) 


1890,  ^.  259)  nchiig  bemerkt  hat,  als  spätester  Temun  der  Todestair 
des  Unstantins  (25.  Juli  306). 

Die  dem  Ref.  nicht  zn  Gesicht  gekommene  Arbeil  von  Cantarelli 
gelangt,  wie  aus  Troj^eas  Angaben  ersichtlich  ist,  ebenfalls  zo  dem 
Resultat,  daß  eine  Fälscbun^  der  Biographien  nicht  anznnehmen.  bei 
ihrer  Benutzung  jedoch  im  Hinblick  anf  die  darin  Torkommeoden  <=r- 
dichteten  Urkunden  nnd  Anachronismen  die  errößte  Vorsicht  geboten  is:. 

Weitere  Untersuchungen  über  die  scr.  bist.  Aug.  und  die  voa 
ihnen  behandelte  Zeit  würde  es  zn  einer  wesentlichen  Fördemn^  ge- 
reichen,  wenn  einmal,  wie  es  Mommsen  (a.  a.  0.  S.  281)  fcewünicht 
bAtyi  eiii  die  Parallelstelleii  zu  jeder  einseinen  Notiz  an^llkreiidtf 
Kommentar  mit  einem  die  sachlich  wichtinpen  Ausdrücke  znamm— 
famenden  nnd  chronologisch  kontrollierenden  Verzeichnis  Torlftge. 

An  letster  Stelle  bleibt  noch  m  beqpredien  das  grofi  angeleKte 
Werk  von 

56.  H.  Peter,  Die  geschichtliche  Litteratnr  über  die  ronüsdie 
Kaiserzeit  bis  Theodoäius  I  und  ihre  QueÜeu.  Zwei  Bände.  Ijeiptic 
1897,  Tenbner.  XI  nnd  478  8.  VI  nnd  410  S.  8.   24  M. 

Wie  in  der  Vorrede  bemerkt  wird,  handelt  es  sich  daran,  die 
Entilehmig  der  nna  Torliegenden  aehrifkUehen  ÜberUefeniag  über  die 
ramlaehe  KafeergeMshiehte  danmiteUen  mid  demgemiß  ihren  Wert  sa 
bestimmen.  Da  sich  im  Lanfe  der  Arbeit  fttr  den  Verf.  die  Notwendig- 
keit ergab,  nicht  bloß  den  Wvrseln  der  Überlietonng  naofamgelMii, 
sondern  anch  den  Boden  m  prifen«  worans  sie  ibie  Nabrnng  gezogen 
haben,  so  hat  das  Werk  einen  grdfieren  Umfang  erhalten,  als  Urspring- 
lieh  beabsichtigt  war. 

Die  bisherigen  Quelleuuntersuchmif^eu  leiden  meistens  an  dem 
Fehler.  dalJ  luan  bith  mit  der  Eii^enarl  der  betrelYendea  Au'oreu  iiiu 
den  allgemeinen  Strüniuügeu,  die  auf  sie  einwirkten,  zu  wenig  bekannt 
gemacht  hat.  Im  Gegensätze  hierzu  ist,  das  Bestreben  des  Verf.  daraut 
gerichtet,  zunächst  ein  Bild  des  geistigen  Lebens  umi  der  politischen 
Aosetiaiiuno;eii ,  iü  denen  unsere  Autoren  anfgewaclisen  sind,  zn  ge- 
winnen und  sodann  auf  diesem  Hintergrunde  die  Eigenart  der  einzelnen 
in  Tuüglichst  scharfen  Kissen  zu  zeichnen.  Von  einer  solchen  Arbeit 
darf  mau  von  voruherein  erwarten,  daß  sie  dem  Quellenstudium,  um  das 
sich  Verf.  schon  große  Verdienste  erworben  hat,  in  mannigfacher  Hin- 
sieht  zu  gute  kommen  wird. 

Die  Darstellung  ist  in  sechs  Bücher  gegliedert.  Das  erste  be» 
schäftigt  sich  mit  dem  geistigen  Standpunkt  des  Publikums  und  seinem 
Interesse  für  die  Qeschichte  der  Vergangenheit,  das  zweite  mit  den 
seitgenSssischen  An&eichnuigen  nnd  sonstigen  geschichtlichen  Denk- 


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fierieht  Uber  lOmiiche  Geaehichte  lOr  tö94-<-im  (HolnpM^  20& 

17  alera  nnd  das  dritte  mit  den  verscliiedenen  Arten  der  höfischea  Über- 
lieferoDg,  denen  eine  sehr  eingfehende  Behandlnng  zu  Teil  wird.  Im 
vierten  Bache  ist  eodann  von  dem  Mnflasse  des  Senats  aaf  die  Tradition 
und  im  fünften  von  der  heidnischen  geschichtlichen  Litteratnr  im  vierten 
Jahrhundert  die  Rede.  Es  folgt  hierauf  im  sechsten  Boche  eine  all- 
«emeiae  Würdigung  der  Geachichluhxeibiing  der  Kaiserseit 

Indem  wir  nnt  nun  zur  Hervorbebnag  der  weeentilciisteii  Ergebnisse 
wenden,  nnD  vor  allem  der  «ngBnitige  Efadfaiß  der  Bbetorik  anf  die 
Oesdncbtschieibimg:  erwihnt  werden.  Verf.  leigt  In  anaflhriicher  Dar* 
legong,  wie  das  Streben  nach  riieceriieher  WirkiUff  in  der  Begel 
dabin  geführt  bat,  genaue  Zahlen*  und  Mtangaben,  lowie  aneh  die 
namentliche  Erwibnnng  von  Penonen  nnd  örtUebkeiten  sn  venieiden, 
und  wie  andererBeits  an»  dem  gleichen  Grunde  die  llberkommenen 
Scbilderangen  oft  erweitert,  zugespitzt  nnd  Abertrieben  worden  lind. 
Für  die  Benrteilnng  der  elmelnen  Kalter  war  natOrllch  annichit  der 
Einfloß  maßgebend,  den  sie  telbat  direlct  oder  Indirekt  anmflben  ter« 
mochten.  Verf.  wele^  indessen  darauf  bin,  daß  ee  trots  der  großen 
Mühe,  die  man  zn  diesem  Zwecke  aufwandte,  nur  zwei  Kaisern  gelungen 
ist.  der  Überlieferung  auf  diu  Dauer  diejenif^e  (Tcstalt  zu  geben,  die 
ihieu  eigenen  Wünschen  entsprach.  Es  waren  dies  Augiistua,  der  den 
Sieg  seiner  Darstellung  ihrer  malivollea  Fassung  und  der  erlösenden 
Macht  der  von  ihm  selbst  verwirklichten  Idee  verdankte,  und  Julian, 
welcher  von  den  Anhängern  des  dahiusch windenden  Heidentums  als 
idealer  Herrscher  gefeiert  wurde.  Im  übrigen  ließen  es  sich  die  vom 
Hüte  abhängigen  Schriftsteller  in  der  Regel  angelegen  sein,  den  re- 
gierenden Kaiser  auf  K.08ten  seines  unmittelbaren  Vor^ngers  zn  heben. 
Auf  diese  Weise  konnte,  wie  Verf.  mit  Hecht  bemerkt,  von  Seiten  der 
Kaiser  und  der  ihnen  nahe  stehenden  Kreise  keine  feste,  in  sich  zn- 
sammenhängeude  Tradition  begründet  werden.  Andererseits  wird  hervor- 
gehoben, daß  der  Senat,  der  seineu  Anspruch  auf  die  Herrschaft  niemall 
fallen  ließ ,  bei  jedem  Regierungswechsel  seine  eigene  Auffassung  zur 
Geltung  brachte  nnd  sieb  anf  diese  Welse  eine  die  Litteratnr  be- 
herraefaende  Überliefemug  herausbildete,  welcfae  einem  Tiberius  oder 
Olandins  sehr  zum  Nachteil  gereichte,  dagegen  den  anf  die  Wftnsche  dea 
fleaata  eingehenden  Kaisern  Traiaa  nnd  Alexander  Serena  entaehieden 
20  gnte  gekommen  lit. 

Wae  die  dnzelnen  Autoren  betriilt,  ao  bat  Yer£  ea  Im  allgemebien 
wohl  veratanden,  ein  gntea  Bild  fon  dem  Cfliarakter  der  bodentendereo 
Sebriltateller  nnd  den  anf  ihre  Arbeit  einwlrlcenden  Zeitvarhfthnissen 
nnd  peraSnlieben  Beiieboegen  zu  gfU  1"  '^'«aondere  wird  man  Yoa 
den  eingebenden  Aasfübningen  Uber  LivIiih  und  aebi  YerliiUiila  an 
Angoatna,  Yellelna,  Tadtns,  Die  nnd  Amniianna  IfarceUlnoa  befriedigt 


206     Bericht  über  römische  Geschichte  für  1894— ISOO.  (üolzapfel.) 


sein.  Sehr  lehrreich  sind  die  ErÖrterongren  über  die  Art  und  Weise-, 
wie  die  antikeu  Autoren  ihre  (^uelien  citierten  und  benutzten,  and  die 
hieraus  für  die  moderne  Forachnng  gezogenen  Konsequenzen.  Verf. 
erhebt  wohlbegründeten  Einsprocli  gegen  die  mißbräuchliche  Anwendtinir 
des  Einqnellenprinzipa  und  stellt  die  gerechtfertigte  Forderung- ."TdAi! 
man  bei  der  Untersuchung  des  zwischen  zwei  Autoren  be^tehendr-n'Ver- 
hältnissee  die  Entscheidnog  von  solchen  Teilen  ihrer  Werke,  die  beider- 
seite  voll^^täudig  vorliegen,  herzuholen  habe. 

Das  Werk  ist  der  Dresdener  PhiloiogenversanimliinL'  eewj^rn-*, 
Bnrch  die  Notwendigkeit,  zu  einer  bestimmten  Zeit  zum  Abschloss  za 
gelangen,  mag  sich  das  Vorkommen  einiger  Angaben  erklären,  die  bei 
einer  sorgfältigeren  Revision  wohl  gestrichen  worden  wären.  Voi 
Saeto^  wird  gesagt  (I  451),  er  sei  der  einzige  gewesen,  der  die  ver- 
gaagene  Kaiserzeit  zum  GegenstAnd  emster  Forschung  gemacht  habe^ 
welches  Lob  nach  den  Tom  Verf.  selbst  (II  240)  gemachten  Be- 
merkungen doch  auch  einem  Tacitns  jiicht  vorenthalten  werden  kann.  — 
Bio  soll  im  J.  201  den  Entschlnss  gefaßt  haben,  die  gesamte  rOmiKlie 
Oescbichte.  in  aehreiben  und  sie  in  die  Mber  ▼erftffentliclite  DanteUm^ 
der  Kil^  nnd  AnfstBnde  nacb  dem  Tode  dee  Commodot  anfaonahmea 
ß  433).  El  verstefat  eieh  von  aellwt,  daß  das  Speeialwerk  elneii  Tal 
der  a%emelnen  Geaehielite  bDden  tollte,  wie  diei  LXXn  28^  3  aie- 
drfiekVdi  geengt  wird.  —  Ein  anfEülendcr  Anadironiemnt  liegt  vor  in 
der  Bemerkung,  daß  die  BegieningageBeldehte  Hadrians,  bei  dem 
Lektüre      qriUere  Kaller  Septimins  Sevenu  bei  lelner  Ankunft  in  Barn 
(nm  170)  aeinen  Gaitfreand  traf,  verrnntUeh  von  Hariai  Haiimna  (aduiib 
am  930)  wfiaßt  worden  sei  (I  63>  ^  Baa  Oeichiehtawerk  des  iltenn 
Seneca  beeebriakte  eleh  keineswegs  anf  d«i  BSigerkrieg  (1 7SX  aondera 
enthielt,  wie  II  39  f.  richtig  gesagt  wird,  die  Begebenhdten  vom  An- 
laug  der  Bürgerkriege  bis  beinahe  zn  dem  Todestage  des  Autors.  — 
In  Hinsicht   auf  die  Senatsverhandlungen  der  Kaiserzeit  begegnet  niaii 
(I  208)  der  überraschenden  Angabe,  daiJ  die  Zurufe  der  Senatoren 
(acclaiQationes)  weniLüätens  zuweilen  vorher  festgesetzt  worden  seien. 
Nach  der  ak  Beleg  hierfür  citierten  SteDe  bei  Dio  (liXXU  20,  2) 
geschah  dies  vielmehr  bei  den  Gla  liatorenspielen,  welche  Commodas 
veranstaltete.  —  Em  starkes  Stück  ist  endlieii  die  Behauptung  (II  284 1. 
daß  bei  den  Körnern  der  ältere  Plinins  zuerst  ah  nrbe  condita  ge- 
rechnet habe. 

Durch  diese  Ansst»  Hungen,  die  U  ''-     '   FT!iz'  'iiv:teu  betreffen, 
kann  jedoch  der  Dank,  welchen  wir  dp  ■  .i  yv  )  *  für  weitere 

Forschungen  überaus  förderliche  Arbeit  sclmlden,  :it  Kemer  Weise  ge- 
schmälert werden« 


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Bericht  über  rOmiftche  Oeiebichto  für  1894- 190a  (Holsapfel.)  207 


d.  Cbronolofie. 

In  erster  IJnie  sind  hier  vier  Werke  zu  neDnen,  die  dem  praktiscbeo 
Gebrauch  diesen  sollen: 

57.  M,  Lerseb,  EiDldtnng  in  die  Chronologie.  Zweite,  amge- 
arbdtete  and  itark  Yemehrta  Auflage.  I.  Teil:  Zeitrechnnng  and 
Kalenderweieii  der  Grleehea.  BOmer»  Jaden,  K^ammadaimr  and 
anderer  Volker,  Ära  der  Christen.  IL  Teil:  der  ehrbtUehe  Kalender, 
~  eelne  Einricbtnng,  Geschichte  and  chronologische  Yerwertang.  Prei* 
barg  i.  B.  1899,  Herder.  951+189  S.  8.  5,60  K.  +  4  M. 

*58.   A.  Rolando,  Crooologia  storica,  Koma  sbo  al  teraiae 

deir  impero  di  Occidente,  Tnrin  1899.    XIX  and  300  S.  16. 

59.  A.  Wiblicenus,  Asti ouohiisclie  Chronologie.  Ein  Hülfs- 
biic^h  für  Historiker,  Archäologen  and  Astronomen.  Leipzig  1895, 
Teabuer.   X  und  163  S.    8.  5  M. 

60.  F.  K.  Ginzel,  Specieller  Kanon  der  Sonnen-  and  Mond- 
finsternisse fdr  das  Ländergebiet  der  klassischen  Altertumswissenschaft 
and  den  Zeitraam  von  900  vor  Chr.  bis  600  n.  Chr.  Bearbeitet  aaf 
Koaten  nnd  heraasgegebea  laife  Unterstatsnng  der  K.  FreaO.  Akad.  der 
WJw.  Mit  3  Karten  im  Text  nnd  einem  Atlas  von  15  kolorierten 
Karten.  Berlin  1899,  Hajer  dt  Httller.  Vn  and  271  S.  Fol.  36  M. 

Lere  che  EinleitaDg  in  die  Chronologie  Ist  haaptsflchlich  wertvoll 
wegen  der  klaren  Batwlekelnng  der  Grandbegriffe  and  der  HittcUong 
bequemer  tfethoden  rar  Aniflodang  der  verschiedenartigst»!  Daten. 

Im  Vergleich  znr  ersten  Aaflage,  die  1889  erschien,  bat  sich  die  zweite 

an  Umfang  mehr  als  verdoppelt,  welche  Vermebrnng  namentlich  dem 
jetzt  eineu  besouderen  Teil  bildenden  christliciieii  Kalend(jr  zu  gute  ge- 
kommen iöt.  Im  übii^eii  wird  jetzt  noch  eine  weit  größere  AuBwahl 
praktischer  HtilfsniiUel  geboten  ah  zuvor  und  ist  auch  der  Litteratnr 
eino  eingehendere  Berücksichtigung  zu  teil  geworden.  Eine  Anzahl  von 
Verst  ben  nnd  Irrtümern,  die  man  dem  den  Beruf  eines  Arztes  und  Bal- 
ne(  logen  ausübenden  Verf.  nicht  zu  hoch  anrechnen  wird,  bat  Kef.  in 
der  Bcrl.  Phil.  W.  S.  1900,  S.  1138  ff.  berichtigt. 

Das  dem  Ref,  leider  nicht  zugängliche  Buch  von  Rolandn.  der 
eine  Professur  für  iieufrc  Gescbit  htt'  an  der  wisKrnschaltlich-litLerarJschen 
Akademie  in  Mailand  bekleidet,  ist  nach  der  kurzen  Anzeige  eines  mit 
A.  nnterzeichneten  Kezensenten  in  der  Kivista  di  storia  ant.  V  1  (1900), 
S.  153  nicht  etwa  dazu  bestimmt,  die  verwickelten  Probleme  der  chro- 
nologischen Forschung  darzulegen,  sondern  stellt  vielmehr  einen  organisch 
gegliederten  Abriß  der  römischen  Geschichte  bis  zam  J.  476  dar,  in 


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208     Bericht  flbar  rOmiidie  Qesciuehte  för  1894-1900.  (HolmpIaL) 


dem  die  gesicherten  Datea  mitgeteilt  und  Verweiioogeu  auf  die  wtehti^eim 
Qoelleo  und  modernen  Sehriften  biningefügt  werden.  Es  soll  naf  dioe 
Weise  eine  Anregung  som  Stndlom  der  antiken  Lltteratnr  gres«^  «erdeB, 

welchem  Zwecite  das  Bach  nach  der  Ansieht  des  Beeensenten  sehr  wohl 
cutspricht.  Verf.  ^^t^ienkt  demnächst  in  zwei  weiteren  Bänden  die 
griechische  und  oi  ieutaliache  Geschichte  auf  gleiche  Weise  zu  behandeln. 

Bisher  hat  es  den  Uistorikem  und.  Arcbäulogeu  ao  einem  Fahrer 
gefehlt,  in  welchem  anf  die  fOr  cliroDoio tische  Untersnchnngrcn  in  betraelit 
kommenden  Hülfslafeln  hingewiesen  und  eine  leicht  vei^täudliche  Aü- 
leitöDg  zu  ihrem  Oebraoch  gegeben  wird.  Das  kleine  Hoch  von 
Wisiiceniis  füllt  diese  Lücke  in  vorzüglicher  Weise  ans  Der  erst« 
Teil  enthait  die  für  die  Chronologen  nötigen  astronomischen  (rrundbe- 
griffe  und  der  zweite  die  Bei  echnungsmethoden,  deren  Beispiele  sich, 
soweit  es  möglich  war,  auf  wirkliche  Anfgabcu  der  t'orschuup  beziehen. 
Indem  die  die  wichtigsten  Punkte  der  einzelnen  Aufgaben  eDihaltenden 
Überschriften  im  Inhaltsvei-zeichnis  anfgefnhrt  sind«  erhält  das  Werkchen 
d&k  Charakter  eines  Nachschlagebnches.  In  Hinsieht  anf  die  Definitioo 
der  astronomischen  Grundbegrifife  spricht  R  Meyer  (Herl.  Phil.  W.  fiL 
1896.  8.  311  ff.)  den  berechtigten  Wunsch  ans,  daß  in  einer  m&am 
Auflage  nicht  eine  rein  (^tematische,  aondenL  sngieich  eine  geaetiMhe 
nnd  historische  Darstellung  gegeben  werden  mS^,  in  der  z.  B.  in  ze^en 
wftre,  wie  sich  das  himmlische  Koordinatenssyatem  nnd  der  Hinsrnd»» 
äqnator  anf  die  Erde,  von  deren  Koordinatensystem  Verf.  amgnht»  ttber- 
tragen  hat 

W&hrend  das  soeben  heaproehene  BficUein  für  den  HiBtoiik«r 
stimmt  ist,  sott  Gin  aels  Werk  Historikern  and  AstioBomeB  Id  i^eidwm 
KaOe  dienen.  Kachdem  Verf.  beidts  ?er  geranmer  Zeit,  nm  m  einer 
besseren  Bantellong  der  historischen  Ilnsteniisse  auf  grund  des  Oppol» 
sehen  Kanons  s»  gelangen,  nene  emyiitoohe  KoirektioM  ermittelt  hatte, 
die  hanptsiehUch  ans  mlttehilterliehen  nnatemissen  abgeleitet  wam, 
erschien  es  Ihm  wtlnsclienswert,  diese  Korrektoren  an  der  gansen  Beihe 
der  historischen  Finsternisse  zu  prüfen,  die  bei  den  klassischen  Autoren 
nnd  in  den  abendländischen  Geßchichtsquellen  etwa  bis  zum  6.  Jahrb 
B.  Chr.  uberlieten  sind.    Er  gelangte  hierbei  zu  dem  Resultat,  Jai. 
seine  empirischen  Korrekturen  auch  för  die  Finsternisse  dieses  Zeit- 
raumes eine  gleichmäßig  gute  Daretellung  geben,  durch  die  ein  zwang:- 
loser  Anschluß  der  neueren  Finsternisse  an  die  alten  hergestellt  wird. 
Es  zeigte  sich  ferner.  daD  bei  Hinzuziehung  von  sechs  antiken,  der 
i^eit  uüd  deui  Orte  nach  ziemlich  sichergestellren  Finsternissen,  vun 
denen  bisher  nui-  die  vom  19.  März  71  n.  Cbr.  Berücksichtigung  ge- 
funden hatte,  not  h  eine  Verbesserung  der  Korrekt'ii  en  zu  erzielen  war. 
wahrend  so  die  Arbeit  dem  Interesse  des  Astronomen  dient,  war  anderer* 


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/ 

Beridit  Ober  rttnüsche  Qegchläit^^^jjtf^y^--^  ^OOp^^jgjrf^apfeU)  209 

eeits  das  Bestreben  des  Verf.  auch  darauf  gerichtet,  so  detaillierte  An- 
gabeo  über  die  Sichtbarkeitsverbaltnisse  aller  Finsteniisse  ionerbalb  dm 
ideographischen  Gebietes  der  alten  Geschichte  (von  10*  w.  L.  bis 
50«  ö.  L.  Gr.  und  von  30"*  bis  50«  n.  Br.}  zu  liefen),  daß  dem  Historiker 
die  nomittelbare  BeurteUoiig  der  Sichtbarkeit  Ar  ehien  bestlmiiiten  Ort 
80  gnt  wie  obBe  alle  HechniiDg  ermOgliebt  wird. 

Ben  enten  Teil  des  Werkes  bildet  eine  Einleitung ,  welehe  ttber 
seinen  Zweck»  seine  Anlage  nnd  seinen  Gebranch  orientiert.  Der 
Historiker  findet  bfer  die  ndtige  Unterweisung,  um  die  Auffälligkeit 
einer  Sonnenfinsternis,  deren  Größe  und  Verlauf  bestimmt  ist.  selbst 
beurteilen  zu  können.  Dem  Astronomen  wird  andei'erseits  die  in  diesem 
Absclinitte  gegebene  Zusammenstellung  der  historischen  Finsternisse  aus 
900  V.  Clir.  bis  600  n.  Chr.,  die  für  die  Ermittlung  der  säkularen 
Acceleration  des  Mondes  von  Wert  sind,  willkommen  sein.  Es  folgt 
<üdann  eine  Darstellung  der  für  das  Gebiet  der  alten  (beschichte  in 
betracht  koinmonden  Sonnf^n-  und  Mondfinsternisse  aus  dem  angej^ebenen 
Zeitraum,  wobei  insbesondere  die  Sithtbarkeit  in  Born,  Athen»  Memphis 
nnd  Babylon  berücksichtigt  ist.  Hieran  schließt  sich  eine  auf  gründ- 
lichem Studium  der  antiken  T^'berlieterung  und  der  rnndernen  Tiittcr:itur 
beruhende  Besprechung  von  80  Finsternissen  aus  der  Zeit  von  648  v.  Chr. 
bis  592  n.  Chr.,  bei  welcher  dem  Verf.  in  Hiosicht  auf  die  Beur- 
teilong  der  bistorischen  Nachrichten  die  von  einigen  namhaften  Fach- 
männern gewährte  Unterstützung  zu  statten  kam,  eine  Berechnung  der 
Mondfinstemisse  des  Almagest,  eine  von  dem  Assyriologen  C.  F.  Lehmann 
geflbrte  nnd  von  G.  mit  zahlreichen  Anmerkungen  begleitete  Unter- 
gacknng  der  babylonisch-assyrischen  FinstenUsse,  die  Dentong  einer 
ügyptischen  Tnscfarift,  die  sich  nach  der  Andcht  des  Verf.  auf  eine  unter 
Takeint  11  erwartete,  aber  nicht  eingetretene  Mondfinsternis  besieht, 
und  ein  Anhang,  in  welchem  von  dem  Werte  der  für  die  Voransbe- 
stimmnng  von  Finsternissen  geeigneten  Perioden  der  Alten  sowie  von 
der  Astronomie  der  Babylonier  die  Rede  ist.  Den  Schlnß  bilden 
15  Kart»,  anf  denen  die  Centralitfttsknrven  der  centralen  Sonnen- 
finsternisse von  900  V.  Chr.  bis  600  n.  Gbr.  von  Jahrhundert  an  Jahr- 
hundert eingeseichnet  nnd  Je  nach  der  totalen  oder  ringförmigen  oder 
ringförmig-totalen  Beschaffenheit  der  einseinen  Finsternisse  durch  be» 
stimmte  Farben  voneinander  nnterscbieden  sind. 

Wie  man  aus  deu  hier  gegebenen  Mitteilungen  sieht,  wird  der 
Historiker  durch  dieses  anf  einer  schönen  Vereiiu^miß:  astiononiischer 
nnd  litterarischer  Forschung  berulifiidr«  Werk  in  den  Stand  gesetzt, 
die  bei  den  Schrittstellern  erwähnten  Finsternisse  clironologisch  zu 
üiieren  nnd  die  Herkunft  and  Glaubwürdigkeit  der  in  Frage  kommenden 
Jabiwberlebt  IBr  AltartiniswiMtiMdiaft  B4.  OXTV.  (190B.  m.)  14 


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210     Bericht  über  römische  Geschichte  für  1894-1900.  iüolzapfeLj 

Naehrtehten  zu  bestimmflo.  Et  kaon  4$keit  teine  B«iiiitsiiiif  nidlt  «s- 

gelci^entlich  getmg  empfoUeD  werdet. 

Anf  den  römischen  Kalender  and  die  römische  Stadtira  be* 

ziehen  sich: 

61.  F.  Olck«  Znr  römischen  Chronologe  für  das  4.  bis  6.  J»lir* 
hundert  der  Stadt.  Jahrb.  f.  PbiL  1894,  8.  353—393. 

e2.  0.  F.  Un^er,  KandiiuOfraKen.  Ebenda  1895.  a  497—590. 
609-640.  705—717. 

63.  W.  Sternkopf,  Das  bissextum.  Ebenda  1895,  S.  718— 732. 

64.  H.  Omont,  Un  nonvean  calendrier  romain,  tirä  des  fastes 
dOvide.  Bibliotbdqne  de  Vtoo\%  des  Cbartes.  LVm  (1897). 
8.  18—25. 

65.  F,  Hü  na  er,  Znr  Zeitrecfannng  des  Amiallsten  Piso.  HenMs 
XXXI  (1896X  8.  308-319. 

66.  W.  Soltau,  Ein  chrooologisches  Fragment  der  Oxyrhynchos- 
Papyri.    Philol.  LVIII  (1899),  S.  558—576. 

Za  Beginn  des  zweiten  Jahrhunderts  Chr.  tritt  im  r5niiBclien 
Kalender  bekanntlich  eine  sehr  bedeutende  Abweidrang  vom  jnlianischea 
an  Tage.  Am  angealUligsten  zeigt  sieh  dieselbe  darin,  daß  die  Sonaen- 
ftnstemis  des  14.  U&rz  190  Chr.  Qnt)  naeh  altrQniseber  DatiemBg 
anf  V  Id.  Qninet  sn  stehen  kam  (Ut.  XXXVII  4,  4).  Olek  sodit 
nnn  die  Yerändernngen  an  ermitteln,  die  an  einer  solchen  Lage  der 
Monate  führten.  Er  setst  hierbei  nnter  Bemfling  auf  die  von  Hoger 
nnd  Sölten  gewonnenen  Eigebnisie  voraus,  daß  bis  znm  J.  S07  y.  Ohr. 
die  Differenz  niemals  den  Betrag  eines  Monats  erreicht  habe.  Die 
alsdann  eingetretene  Verschiebung  wird  in  Obereinstimmung  mit  dem 
Ref.  (ROm.  Ohronol.  S.  807)  dadurch  erkiftrt,  daß  die  Furcht  vor 
dem  als  schlimme  Vorbedeutung  betrachteten  Zusammentreffen  der 
Nundinen  (Markttage)  mit  dem  Neujahr  (Kai.  Marl,  oder  etwa  auch 
Id.  Mart.)  den  AnlaÜ  dazu  gegeben  habe,  binnen  einer  ganzen  Heibe 
von  Jahren  auf  die  Einlegaug  eines  Schaltmonats  zu  verzichten.  Es 
hätte  indessen  bemerkt  werden  sollen,  dal»  diese  Furcht  lediglich  den 
Vorwand  /u  einem  solchen  Verfahren  geliefert  haben  kann,  da  die 
ominöse  Kollision  auch  in  jeilr-in  P'alie,  wo  der  Schaltmouat  in  Fra^r 
kam,  durch  dessen  Verkürzung  von  23  Tagen  auf  22  oder  durch  seine 
Verlrmgernng  von  59  Tagen  anf  23  hätte  vemieden  werden  kennen.  Al^ 
das  erste  Jahr,  m  welc  hem  ein  Schaltmonat  in  Wegfall  kam,  betrachtet 
Olck  das  .1.  549  Varr. 

Die  im  J.  563  Varr.  gegebene  lex  Acilia  de  intercalando  (Macrob. 
Sat  I  13,  21)  hatte  jedenftüls  den  Zweck,  den  Monaten  di^eaige  Lage, 


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Berieht  fiber  röniache  Oesehiehte  fttr  1894—1900.  (Holmpfel.)  211 


die  ihnen  später  im  jnlianischen  Kalender  znknm  tind  bereits  im  J.  516- 
Van-.  (Plin.  n.  h.  XVm  386)  nod  ebenso  560  Varr.  (Liv.  XXXTV 
44,  3)  als  normal  erkannt  worden  war,  zu  geben.  Es  wurde  dies  in 
der  Weise  bewerkstelligt,  daO  man  die  re^elmiUiige  Schiltmig  wieder 
anftiabm  nnd  außerdem  mehrmals  anOerordentlicbe  Schaltmonate  ein- 
legte. Neben  einem  Scbaltmonat  finden  wir  non  aber  aneb  noch  einen 
nach  den  TmlniUen  (SB.  Febmar)  hinngelttgteu  Schalttag,  der  von- 
Livius  (XLin  II,  18)  sum  ersten  Mal  nnter  dem  J.  584  Varr.  er- 
wähnt wird.  Okk  zieht  hierans  die  gewiß  zntrelTeade  Folgemng,  daß 
damals  mit  dem  Kalender  etwas  Besonderes  vorgegangen  sei,  und  stellt 
die  Annahme  anf,  daß  man  nach  der  lex  Adlia  wold  Öfter  einen  Schalt- 
tag eingelegt  habe,  nm  das  Znsammentreffen  der  nvndinae  mit  dem 
Kai.  Hart,  an  verhindern.  Man  darf  hier  wohl  noch  einen  Schritt 
weiter  gehen  nnd  in  dem  Schslttsg,  wie  es  Bef.  (Rdm.  Ghron.  S.  308) 
gethan  hat,  eine  Einrichtung  erblicken,  die  erst  durch  die  lex  Adlia 
geschaffen  worden  ist. 

Macrobins  (Sat.  1 13,  13)  erwfthnt  einen  S4  jUhrigen  Sehalt^klns^ 
in  welchem  der  sich  >?egen  die  normale  Daner  des  Jahres  ergebende  ITber« 
«rhnß  von  24  Tagen  dnrch  Weglassnn^  ebensovieler  Schalttage  in  der 
dritten  Oktaeteris  ausgeglichen  wnrde.  Olck  giebt  diesem  Cyklns  eine 
andere  Anordnung,  Jndem  er  bereit«  im  12.  Jahre  einen  Schaltmonat 
von  28  Ta^en  wegfallen  und  mit  dem  13.  Jahre  einen  Wechsel  im 
Tnmns  zwischen  Gemeinjahren  und  Schaltjahren  eintreten  lÄßt  (vgl. 
Jahib.  f.  Phil  1890.  S.  j92).  Er  nimmt  nnn  an,  daß  dieser  Cyklns 
.indi  schon  vor  der  lex  Arilin  im  Gehranch  Seewesen  sei.  nnd  s^elangt. 
indem  or  fttr  die  Zeit  des  zweiten  panischen  Krieges  snlclie  Cileicliungren 
zn  [jf^winnon  snobt.  bei  denfMi  die  Kai.  Mart.  oder  Td.  Mtirt.  möglichst 
häufig  mit  den  nnndinan  zusammenfielen,  zn  dem  Ersel  iiis,  daß  mit 
Kai.  Mart.  545  Varr.  ein  Cyklns  begonnen  hnbo  Bif-siM  (Vkln^ 
wnrde  indessen,  vie  auf  gmnd  weiterer  Korabinationen  vermutet  wird, 
nicht  zu  Ende  geführt,  sondern  mit  Kai.  Mart.  562  Varr.  ein  nenei* 
Cyklns  begonnen  Olck  motiviert  diese  Veränderung  damit,  daß  za 
Beginn  des  J.  563  Varr.  infolge  abermaliger  Kollision  der  nnndinan 
mit  Kai.  Mart.  die  Pontifiees  dnrch  die  lex  Acilia  die  Befugnis  erhalten 
hSttea,  dnrch  Einleitung  ehies  nenen  Gyklas  die  Kai.  Mart.  anf  ihre 
alte  Stelle  an  hringen,  herüeksichtigt  jedoch  hierhei  nicht,  daß  der 
Beginn  eines  nenen  Qyklns  dem  Oesetse.  durch  das  er  eingeführt  worden 
sein  soll,  nicht  wob!  voranfiiegangen  sein  kann. 

In  der  Zeit  Ton  Kai.  Hart.  569  bis  Kai.  Mart  588  wurden  nach 

CIcka  Konstraktion  im  gansen  f&nf  ttbers&hUge  Scbaltmonate  eingelegt 

mid  hierdoreh  sowie  durch  die  Hinauffignng  Ton  ftnf  Schalttagen  nnd 

die  durchgängige  Erhöhung  29  tSgiger  Sehaltmonate  anf  3S  Tage  die 

14* 


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212     Bericht  über  römische  Geschichte  für  18ui  — TjoO.  (UolzapfeL) 


Wiikuntr  erzielt,  daß  Kai.  Marl.  588  mit  dem  1.  März  des  jnUaüische' 
Kalenders  zusauuueußel.  Mit  der  sich  hiernach  erjjebenden  GleichoDi 
von  Id.  Mart.  586  mit  dem  4.  Februai*  168  v.  Chi.  UUlt  sich  indesscr 
die  mehrfach  bezeof^te  uud  von  Unger  und  Okk  uhne  hinlängliches 
Qrnnd  bezweifelte  Anprabe  (Liv.  XLIV  37,  8.  Plin.  n.  h.  II  53.  Pim 
Aemil.  Panl.  17).  wonach  die  Moiuihusternif«  d^»s  21.  Juni  1»>8  v.  Cht 
in  der  Naoht  vor  der  prid.  l^ion.  Sept.  gelieferteu  Schlacht  bei  Fjrdai 
»tatttand,  nicht  vereinit?en. 

Im  folgenden  geht  Olck  auf  die  Kontroversen  ein,  welche  dj 
Chronologie  des  zweiten  puiii sehen  Kri(^ges  bis  znm  Jahre  548  Varr 
abwärts  and  die  des  ersten  puniscben  Krieges  betreffen.  Man  üüäti 
hior  einige  gute  Bemerkungen,  wornnter  die  von  gründlicher  S&th- 
kenntnis  zeugenden  Ansfahrnngen  über  die  Zeit  der  Getreideernte  ib 
Apnlien  and  dem  übrigen  Italien  besonders  berücksichtigt  sn  werdoi 
verdienen. 

Am  Schlüsse  wird  der  Versnch  gemacht,  auf  grund  des  SdjAhrigfli 
Clyklnt  die  Chronologie  der  Uteren  Zelt  bk  «im  Deeemvint  rCekwirtB 
za  rekonztraieten.  Alz  Anfangstermin  eines  Gyklus  wird  der  1,  Wr 
d.  J.  449  Chr.,  in  welehez  Olek  den  AmtMutriit  des  ersten  Deeem- 
viralkoQeginms  aetct,  angenommen  nnd  der  gaUlzche  Brand  den  Angnbsa 
des  Polybins  (I  6»  3)  nnd  IHodor  (XIY  113)  gemsa  in  das  J.  387/6 
verlegt.  Mit  dieser  letnteren  Ansetsmmr  lasMn  sieh  jedoch  die  Zeitm- 
gaben  in  dem  Beriolit  des  Polybina  Uber  die  spttteren  Klmpfe  der 
Bümer  mit  den  GaUiem  (II  IS  ff.)  niekt  in  EinkUmg  bringen.  Olck 
nimmt  an,  Polybins  habe  bei  der  Beaeieluning  der  BwiMhen  den  ein- 
zelnen Kriegen  liegenden  Intervalle  natftrliehe  Jahre  im  Sinne  gehabt 
In  diesem  Falle  kommt  indessen  die  gallische  Katastrophe  nicht  auf 
387/6,  sondern  auf  383/2  zu  stehen.  Die  fehlenden  vier  Jahre  glaubt 
nun  Olck  durch  Hinzurechnung  der  vier  Diktatorenjahre  421.  430, 
445,  453  Varr.  gewinnen  zu  kunaea,  welche  Polybins  übergangen  habe 
Wie  war  lies  aber  möglich,  wenn  Polybius  nach  natürlichen  Jähret 
rechiu  tc  uud  die  Diktatorenjahre  44.3  und  453,  wie  Olck  im  AQschlai> 
an  äultau  annimmt,  die  Dauer  von  Kalenderjahren  hatten? 

Unger  (62)  verteidigt  mit  Erfolg  gegen  "Mommsen  die  gewöhn- 
liche Annahme,  daß  mau  unter  dem  trinundiiium  nicht  etwa  drei  acht- 
tägige Wochen,  sondern  vielmehr  eine  Frist  zn  verstehen  hahi-,  in  die 
drei  Markttat^t  (nundinae)  hineinfielen,  wonach  sich  eine  Minimaldauer 
von  17  und  eine  Maximaldauer  von  31  Tagen  ergiebt.  Nicht  minder 
gelungen  erscheint  der  auf  gute  Interpretation  einer  Äußerung  C&sars 
(bei  Macrob.  Bat.  116,  29)  und  verschiedene  Beispiele  gestfitzte  Nadi- 
weis,  daß  an  den  Nundinen  keine  Komitieu,  wohl  aber  Kontiooen  statt- 
linden  durften.  Was  das  ^osammenfalleD  des  Markttages  mit  dem  Ken* 


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Bericht  über  römiscbe  Gescbidite  für  1894—1900.  (Holzapfel.)  213 

Jahr  (bis  600  Yarr.  Kai.  Xart..  nadilier  Kai.  Jan.)  betritt,  so  wird 
auf  graad  einer  keinssiwgs  efoleiiefaieiideii  Interpretalioii  von  Dio 
XLVm  33»  4  angenommen,  daO  znr  TerbfltQngr  dieser  omloOsen  Kol- 
lifkin  ei-st  im  J.  713  Varr.  zum  ersten  Mal  ein  Schalttag  eingelegt 
worden  sei.  In  diesem  Falle  ist  jedoch  nicht  ersichtlich,  welchem 
Zwecke  die  EiiiBchaltuiig  eines  Tages  nach  den  Teminalien  (23.  Februar) 
des  J.  084  Varr.  (Liv.  XLIII  11,  13)  hat  dienen  sollen.  Ung^er  möchte 
hierin  eine  aul]erordentliche,  auf  Hehn n  .' der  diiinaiigeu  Kalendej Störung 
berechnete  Mußregel  erblicken;  docii  konnte,  da  das  Neajahr  im  Ver- 
gfleich  zu  der  normalen  Zeit  etwa  2V2  Äfcnate  zu  früh  eintrat,  die  Hin- 
zafügnog  eines  einzip:en  Tages  überhaupt  nicht  von  Bedeutung  sein. 

Für  die  Angabe  des  Macrobius  (Sat.  I  13,  18),  daß  man  sich  be- 
nllht  hätte,  die  Nonen  von  den  Nundinen  fernzuhalten,  hat  sich  bisher 
noch  keine  befriedige nr^p  ErkLlrnng  f^etun  leii.  Unger  bringt  nnn  diese 
Notiz  iu  Zusammenhang'^  mir  einer  bei  Dio  (LX  94,  7)  vorliegenden 
Nachricht,  wonach  im  J.  44  n.  Ohr.  der  Wochenmarkt  um  gewisser 
Opfer  willen  verlegt  warde.  Er  identiflsdert  diese  Opfer  mit  den  von 
Tano  (1.  Lat.  VI  2B)  erwähnten  saera  Nonalia  und  stellt  die  Annahme 
auf,  daß  es  dem  anf  £meQernng  alter  Gebräuche  bedachten  Kaiser 
Clandins  dämm  zu  thnn  gewesen  sei,  den  Konen,  an  denen  in  der 
ältesten  Zeit  Kalatkomitien  stattgefunden  hlltten  (vgl.  Varro  I.Lat.  VI  28. 
Hacrob.  Sat.  1  15.  12),  den  Charakter  von  Komltialtagen  zn  wahren. 
Es  bleibt  jedoch  fraglich,  ob  Dio  an  der  citierten  Stelle  nicht  andere 
Opfer  als  die  sacra  Nonalia  im  Ange  hat 

Im  übrigen  greift  Ungers  üntennehiuig,  Indem  de  die  Geaehlchte 
des  römischen  Kaienden  ftberhanpt  in  ihrem  Zusammenhang  behanddt, 
Uber  das  in  der  Oberschrift  boEeichnete  Thema  weit  hinaus.  Die  Ein- 
fllhraog  des  24jUirigen  Sehaltcylclns  wird,  wie  es  Verf.  bereits  in  seinem 
die  Zeitrechnnng  der  Griechen  und  BfSmer  behandelnden  Abriß  getban 
hat,  bis  in  den  Anfang  der  Itepnblilc  hinanfgertckt  und  als  Ansgangs* 
termin  der  1.  Mfins  497  Chr.  angenommen.  Wie  Olelc,  so  gewinnt 
anch  Unger  durch  seine  Olelchaflgen  sine  Anmriil  von  Fftllen,  In  dmen 
sich  das  ZasammentrdFen  der  Nnndinen  mit  dem  Neujahr  als  onbeil* 
verkündend  erwies.  Mit  besonderer  Ausführlichkeit  wird  sodann  die 
Chronologie  der  Jahre  217  bis  215  v.  Chr.  behandelt,  in  denen  nach 
Uogers  Aubichl  die  Schaltung  nach  dem  24jährigen  Cyklus  gehandhabt 
wurde  nud  sich  demgemäß  die  Monate  von  der  itmen  im  juliauiscbeu 
Kalender  zukuamienden  Lage  nicht  wesentlich  entfernten.  Der  letzte 
Abschnitt  beschäftigt  sich  mit  dem  Veihallnis  der  römischen  Stadtära  . 
£VL  unserer  Zeitrechnug  und  soll  dazu  dienen,  das  früher  von  üuger  ge- 
wonnene Ergebiiis,  wonach  der  gallische  Brand  io  das  J.  881  v.  Chr. 
fiel,  zn  rechtfertigen. 


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tu  Bwioilt  ia»er  lünuMhe  GMetiiehift  Ar  1884-1900.  (HobipCeL) 


Die  Frage,  welebem  Tige  des  jalianlieheB  Kalenden  der  Nnu; 
iämidKjtnm  nteoi,  wonuter  maft  auf  grnnd  ton  Oenaor.  de  die  nat.  90. 
10  nnd  Maerob.  Bat  I  14.  6  den  toii  Cliar  Mnaogefligten  Schalttag 
verBteht,  kooate  biiher  noch  niehft  ala  dellnitiv  erledigt  betnichlet 
werden.  Uommaen  (R.  Ohren.  8.  870  ft>)  entwlued  aleb  Ar  d» 
86.  Febroar.  fiAhfend  ünf  er  (Beri.  PUL  W.  8. 1888»  a  187  iL  Ztür 
reehnnng  der  Grfocb.  n.  Bdm.,  8.  Aofl.,  8.  819  ff.)  nnd  Ber^k 
(Beiträge  znr  rVm.  Chronol.  im  XIC.  Sapplementbd.  d.  Jabrb.  f.  FbO., 
1883  8.  606  iL)  die  Sltere  Anaidtt,  wonaofa  der  fragliebe  Ansdraeb 
den  84.  Februar  beaelchnet  liaben  aoU,  mit  gewichtigen  Orflnden  Ter* 
teidigteo,  ohne  jedoch  dieselbe  zu  allgemeiner  Geltang  za  brio^n.  Es 
war  daher  angemessen,  daß  Stern  köpf  (63)  diesem  Gegenstände  cioe 
neue  Uutersuchuüg  gewidmet  hat.  Eine  ßräiidlicbe  Musteiuüg  der  iy 
Frage  kommenden  Angaben  führt  za  dem  Reäului,  da!i  der  tgu 
Cäsar  nach  den  Terminaliea  (23.  Febr.)  emgeschaltete  Tag  mit  VI 
Kai.  MLiit.  zu  einem  bidnnm  vereinigt  wurde,  welches  den  Namen 
bissextum  erhielt.  Diese  Bedeutung  bat  sich,  wie  Sterukopt  aaa  der 
vou  Mommsen  zu  gunstcu  seiner  Ansicht  verwerteten  lusciu-ift  vod 
Cirta  aus  dem  J.  168  u.  Chr.  entnimmt,  iu  welcher  V  Kai.  Marl,  ak 
der  auf  bis  VI  Kai.  fulgeude  Tag  bezeichnet  wird,  bis  zu  dem  f^eiiaunten 
Zeitpunkt  erhaUeu.  Die  Angabe  des  unter  Trajan  blühenden  Juristen 
GelsuB,  wonach  der  dies  posterior  des  biduum  der  Schalttag  gewesea 
sein  soll  (Dig.  L  16,  98),  wird  mit  Recht  nicht  anf  den  von  Kai.  Man. 
entfernteren  Tag,  aondem  anf  den  zeitlich  nachfolgenden  Tag  beaofea 
und  diese  Auffassung  auf  praktische  Erwägungen  zurückgeführt.  Die 
entgegenstehende  Behauptung:  des  Gensorinus  (de  die  nat.  20,  10)«  dai» 
der  nach  dem  23.  Februar  eingelegte  Schalttag  jetzt  bissextnm  ge« 
uannt  werde,  möchte  Stemkopf  in  der  Weise  erklären,  daß  vor  dem 
J.  238,  in  welebem  die  citierte  Sebrift  abgeiaflt  iat,  Unklarbeit  Aber 
dieStellnng  des  Schalttage«  bestanden  habe  nnd  dieselbe  schließlich  dnrcb 
eine  in  dem  angegebenen  Sinne  getroffene  elBiielle  Enttebeidnn^  be- 
seitigt worden  aeL  Sebivierigkeit  bereitet  nnn  aber  die  bei  Aoun. 
Marcell.  (XXVI  1,  7,  vgl.  8, 1)  vorliegende  Nacbriefat,  daß  ValentiiiiM, 
bevor  er  sieb  im  Febroar  864  snm  Kaiser  nnamlbn  Baß,  den  I6r 
nniplflcldidi  geltenden  Tagr  dea  biiaeztnm  bebe  veistreieben  laeatt.  Wena 
die  Angaben  dea  Idatioa  nnd  dea  Cbron.  Eaacbale,  wonaeb  die  Tbron- 
beateiguug  V  KaL  Kart  erfolgte,  ibre  BiebliglEeit  haben,  ao  iviie 
Ammians  Darstellunig  wohl  geeignet,  eine  Stiltxe  IBr  Mommaena  Anaiebt 
abzugeben.  Sternkopf  macht  jedoch  geltend,  daß  der  Kircbenbistoriker 
Sokrates  (IV  1)  deu  Regierungsantritt  auf  den  25.  Februar  setzt  nnd 
dieses  Datum,  wenn  es  in  der  ursprungiicheu  XiudiLion  jijegebcn  war 


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Seiidit  «bor  lOadMlw  QeMiiidito  fOr  lS94<*im  (Holstpftl.)  215 

laA  das  Vorbasdsnaoiii  einot  Sdialltagw  nicht  bMohtet  wnnle,  leleht 
In  y  Kai.  Kart»  nogeaelit  mudm  konnte. 

In  «iner  Hfauielit  kann  der  Gedankangaas  dieaer  aeharfslnnigen 
Abhandlung  noch  Tarfollsliadigt  werden.  Sternkopf  welat  daranf  hin, 
daß  der  Schalttag,  naehdem  er  einmal  gegen  den  Antrag  dea  8.  Jh.  anf 
den  34.  Februar  flilert  worden  wir,  diene  Stellnng  «ach  in  ^riat* 
liehen  Kalender  behalten  hat  Ee  hätte  in  dieaem  Zoaaninienhang  auch 
dte  ^Eiiatoaehe  erwfthot  werden  kOnsen,  daD  der  n&mliche  Platz  bereits 
üem  Sdialttage  des  vorcäsarischen  Kalenders  zugewiesen  (s.  zu  No.  61 
und  62)  und  demnach  die  in  Hiusicht  auf  diesen  i'unkL  zur  Zeit  de» 
Lcufloiiüus  lieriibcliende  Auffassung  gereclitfertigrt  war. 

Zü  den  versc}  iedenen  biäber  bekanoten  Kalendern,  die  aui  Ovlds 
Fasten  bernhen,  ist  durch  Omonts  Publil^ation  (64)  noch  ein  neaer 
hinzügetreten.  Derselbe  befindet  sich  in  einer  von  der  fiauzösiscbeu 
Nationaibibliotbek  erworbenen  Hg8.  aus  der  zweiten  Hälite  d^ 
15.  Jb.  und  weist  im  Vergleicb  zu  den  flbrigen  Exemplaren  bemerkeus- 
werte  Abweicbungeu  auf,  so  dal!  er  uach  der  Ansicht  des  Herausgebew 
bei  einer  neuen  Ausgabe  der  römischen  Kalender  wohl  berücksichtigt 
zu  werden  verdient. 

In  Plinius'  Naturgeschichte  liegen  an  zwei  Stellen  (Vill  16. 
XYYITT  i^y  Datiemngen  nach  der  catoniscben  Ära  vor,  welche  hinter 
der  varroniaehen  um  zwei  Jahre  zurQckbleibt.  Mttnzer  (65)  nimmt 
an,  daß  an  beiden  Stellen  Piso  als  Quelle  benutzt  sei,  und  gelangt  so 
za  dem  Ergebnis,  daß  derselbe  sich  der  catonischen  Ära  bedient  und 
deren  Bichtigkeit  in  der  Art  nnd  Weiae,  wie  ea  bei  Dionys  (1 74)  ge- 
schieht, begründet  habe.  Schwierigkeit  bereitet  ihm  jedoch  hiahei  daa 
Zengnia  dea  Cenaorinna  (de  die  nat  17,  13),  wonach  Piso  im  J.  596 
Varr.  (158  t.  Chr.)  daa  aiebente  aaeenlnm  der  Stadt  beginnen  ließ. 
Wenn  man,  wie  dlea  Geniorlnna  thnt,  den  Ansdmck  aaeenlnm  auf  einen 
Zeitnaam  von  hundert  Jahren  henieht,  ao  mnß  Fiao  die  Grflndong  Roma 
in  daa  J.  758  Chr.  geaetat  nnd  aich  denmaeh  von  dem  catonischen 
Datum  (751)  um  sieben  Jahre  entfernt  haben.  Hllnaer  vermag  die 
fraglicie  Angabe  nur  so  an  erklSren,  daß  er  im  Anschluß  an  ünger 
(Bh.  Hub.  XXXV  1880,  S.  33  IT.)  unter  aaeenlnm  nicht  ein  Jahrhundert, 
aondem  dnee  da*  in  ihrer  Dauer  voneinander  ahweldiendeQ  etruskischea 
saecula  versteht  (s.  dagegen  Holzapfel,  Rdm.  Chroa.  B.  236,  Anm.  1), 
welche  Deutuug  ihn  jedoch  selbst  nicht  völlig  befriedigt.  Wir  werden 
m\s  woUl  daliiü  zu  entsclieideii  haben,  dal  die  Leiden  plinianischen 
Zeitangaben,  auf  welche  Mtinzer  seine  Ansieht  stützt,  nicht  aus  Piso, 
sondern  ans  einem  anderen  Autor  entlehnt  sind.  Seeck  (Die  Kaieuder- 
tatei  der  Pontifices,  Berlin  1885,  S.  8  ff.)  bemerkt  sehr  richtig,  daB  der 


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216  Beriebt  über  rOmiMhe  Geeebiehte  f&r  1S94— 1900.  (HolmpfeL) 

ganze  Charakter  der  an  der  zweiten  Stelle  gebotenen  Mitteilangen  nicht 
aBnaUetischen,  sondern  antiquarischen  Ursprung  verrät,  und  das  Gleiche 
ist  nach  der  Ansicht  des  Ref.  anch  an  der  ersten  Stelle  der  Fall. 

Unter  den  von  Grenfell  und  Hnnt  herausgegebenen  Fapjnisrollea 
(London  1898}  befindet  sieh  aneh  ein  chronologisches  Fragment  (XII). 
Danelbe  entbAlt  eine  Beihe  von  Ereignissen  au  den  J.  85Ö/M  bis 
818/15  V.  Chr.  mit  Datierangen  nach  Olympiadenjabren  und  attMhen 
Arcbonten,  wobei  neben  der  griechischen  Geschichte  in  geringerem  Maße 
auch  die  römische  berücksichtigt  ist.  Soltan  (68)  teilt  den  ganiea  Text 
mit  nnd  hebt  nach  einigen  orientierenden  Bemerknngen  nber  tjn- 
chronistische  ZnsammensteUnngen  die  anffallenden  YerscUehnngea  her- 
vor, welche  verschiedene,  am  xwei  bis  drei  Jahre  an  früh  oder  sa  spit 
angesetzte  Begebenheiten  der  makedonisch*orientali8ehen  Geschichte  er- 
litten hiheo*  Er  erklärt  diese  Erscheinnng  wohl  in  zntreflrendar  Weiie 
dadurch,  daß  der  Verfasser  des  Abrisses  aas  einer  synchronistisch  ange- 
legten Darstellung  schöpfte,  in  der  varronische  nnd  nepotiscbe  An- 
setzuDgen  durcheinandergesclioben  waren.  Fiiv  die  römische  Geschichte 
ist  besonders  wertvoll  die  vou  8oltau  uiit  Kecht  auf  eine  gritchistAe 
Cberlieieiuijp  zmückgetührte  Angabe,  daß  Alexander  von  Epuus,  der 
ein  Btiüdüis  mit  deu  iiämern  geschlossen  haben  soll  (Just.  XII.  2,  12, 
vgl.  Liv.  VIII  17.  10),  Ol.  III.  33  (334/33  v.  Chr.)  nach  Italien  übei-- 
gesetzt  sei.  In  Hinsicht  auf  den  unter  339/38  erwähuteu  Latiiierkrieg' 
will  Soltau  eiüe  ♦  laeutümliehe  Tradition  dann  rinden,  duLi  eine  Ver- 
bindung der  Samujten  nicht  mir  dpii  Römern,  sondern  mit  den  Latinern 
berichtet  werde.  Die  Worte  Aaxa(vot  z-i  -ou);  Po)ffi.)o!tou:  TrA-rriyzz: 
e)7cej^t]jav  wird  nuin  aber  doch  lediglich  auf  ein  von  den  Latinern  nnt£r 
sich  geschlossenes  Bündnis  zu  beziehen  haben. 

Vou  dem  fünfzehnjährigen  Indiktionencyklus  bat  man  bisher  viel- 
fach angenommen,  daß  er  mit  der  Zensnsperiode  der  späteren  Kaiserzeit 
identisch  gewesen  sei;  doch  hat  diese  Ansichti  da  kein  Beweis  hierfür 
beigebracht  wurde,  keine  aUgemeiDO  Anerkennung  gefiinden.  In  einer 
eindringenden  Untersnchnng  von 

168.  0.  Seeck.  Die  Eutstehung  des  Indiküonencyklus  in  der 
Deutschen  Zeitschr.  f.  Geschicbtswiss.,  XII  1894/95,  S.  279— 296 

wird  nnn  anf  grnnd  der  im  codex  Theodosianai  nnd  in  anderweitigeii 
Qpi^en  Torkommenden  Angaben,  die  sich  anf  die  Zeit  von  307/6  bia 
4S9/3d  eistrecken,  die  Tliatsache  festgestellt,  daß  von  307  an  eine  dem 
-  alten  Instmm  nachgebildete  fünfjährige  Schatanngsperiode  in  Qehraidi 
war,  deren  Beginn  stets  mit  einer  1.  oder  6.  oder  11.  BidilEticii  in- 
sammenfiel.  Allem  Anschein  nach  trifft  Seeck  das  Richtige,  wenn  er 
dieEinflUiinng  dieser  Periode  dem  Diocletian  anschreibt,  der  so  oft  das 


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Bericht  &ber  rümiacbe  Getidiichte  fttr  1900.   ^Üülzapfel.)  217 

Bestreben  seigto,  seine  Neaerangen  aDveneboUene  Institotionen  desgnneiL 
Altertams  anzuknüpfen.   Die  erste  Schatznog:  wird  mit  Wahrsobeinlicb- 

keit  in  das  J.  297/98  verleget,  in  welcliem  mit  der  Einnahme  Alexandrias 
(März  297)  das  .L;aiize  Keich  uach  mehr  als  zeliujUhrigeti  Kämpfen 
wieder  nnter  dem  Scepter  Diocletians  und  seiner  MiLrt Renten  vereinigt 
war.  Ans  der  ansehnlichen  Zahl  der  uns  aus  Ägypten  vorliegenden  Ur- 
kunden wird  sodann  der  Beweis  dafür  entnommen,  daß  der  Indiktionen- 
cyklas  dort  entstanden  sein  mnß,  nnd  hierauf  die  einleuchtende  An- 
nahme nufgebtellt,  daß  derselbe  anf  einem  Ansgleiclie  der  daselbst  bereits 
seit  dem  ersten  .lahrhinidei t  der  Kaiserzeit  bestehenden  vierzehujälirigeu 
Volkszählungsperiode  mit  der  tiinQäbrigen  Schatznngsperiode  beruht. 
Die  Ursache,  weshalb  man  diesen  Cyklns  zu  Datierungen  benntzte,  er- 
blickt Seeck  wohl  mit  Recht  in  der  unter  Diocletian  beginnenden  und 
bis  auf  wenige  knrze  Unterbrechungen  sich  über  das  ganze  vierte  Jahr- 
hundert  erstreckenden  Vielherrschaft,  die  eine  Zeitbestimmung  nach 
Kaiserjahren  sehr  encbwerte.  Als  Ausgangspunkt  wird  für  die  In- 
diktions<^kl«i  ebenso  wie  fttr  die  fünfjährigen  Zemrasperioden  das 
J.  297  angenommeil,  in  welchem  Diocletian  in  Ag^ypten  war.  Die 
ersten  Datierungen  nach  Indiktionen  finden  sich  allerdings  erst  in  dem 
mit  dem  J.  312  beginnenden  Qyklns;  doch  mußte,  wie  Seeek  gut  be* 
merkl,  nsch  der  SinfOhrang  dieser  Periode  natorgemiß  matk  einiga  , 
2eit  verstrelcben,  bis  man  daso  gelangte,  sie  fOr  nrkundliebe  Datieningen 
an  benntaen. 

Fortäetsung  folgt  im  n&chsten  Jahrgang. 


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Verzeichnis  der  besprochenen  Schriften. 


Aall,  A.,  der  Logos  bei  HerakUt  I  309 

—  Oeflch.  der  LogosidM  in  der  griedL 
Philosophie  I  809 

A«Mit,  TU.,  ftbtr  Ti«rkiiliiii  lO  69 
MiiiM,  8m  ü  sentiineiiio  laligiMo  nell* 

Eneidc  IT  35 
Attna,  erkl.  voa  S.  Sudhaus  II  $9 
AllM,  T.  W.,  on  dMeripttve  hubm  of 

animals  in  Greece  III  68 
Amatucoi,  A.  6.,  d'un  preteso  poema 

di  Vergilio  II  34 
AilMMia  Ifrio^  ed.  E.  HUler  I  386 
Aiilai,  J.  R.  w.,  de  origine  UbelU  ,,icef/t 

C^uyßz  xo'3|L«>  nut  tpuotoc^  inacripto 

l'  l'87 

AiMftoa,  CL,  lesioBi  vniaafi  ai  ßbri 

^dc  Ungua  latma"  di  Varro  II  121 
Apett,  0.,  Meliaeoa  bei  Pseodo^Ariato- 

teles  I  272 
AritMalM,   de  Melieao  Xenophane 

Gorgia,  ed.  0.  Apelt  I  336 
Araeld,  Fr,  zu  Theophane^s  von  Myti- 

leae  a.Posidoaius  von  Apamea  II  241 
Aadaa,  nataial  hiatorj  in  Homer  III  60 
BaMan,  E.,  Tel^pbant  d'Annibal  in  62 
BabI,  J.,  de  epiatolamm  Latin.  fonnoÜa 

m  128 

BaMaeoi,  die  pflaotengeograpb.  Karte 
Ton  Mittel  Albanien  a«  BpinoB  III  56 

Baldi,  8  ,  vita  di  Pitagora,  trad.  da 
E.  Narducci  l  199 

BaBat,  E.,  äpecimen  lezici  Cotneliaui 
III  118 

Banealari,  F..  su\  tmttato  Greco  de 

vocibuä  aoimaUum  III  68 
Baraatki,  A.,  die  ▼orgeaeluciitl.  Zeit  im 

Lichte  der  HanstierkultQr  UI  59 
Barta,  F.,  auf  die  Dichtkunst  bezügl. 

Ausdrücke  bei  röm.  Dichtern  lU  127 
Btttr,  W.,  der  iUere  Pythagorettmoa 

I  200 

Bäumker,  C,  vermeint  Ii  ctic  aristotel. 
Zeugnisse  über  Anaximandcrs  azu^ov 

I  m 

—  die  Einheit  der  PaimenideiBehen 
Seienden  I  251 

Baahar,  W.,  de  Lucii  Junii  Moderati 
GoJameUae  fita  et  acriptia  m  89 


Baehar,  W»  das  Oaantennm  d.  Gelir 

luella  III  39 
Beek,  i.  W.,  die  Pünian«  Fragmente  bei 
Kenina  n.  dem  Anonymoa  de  dobii 
nominibus  II  136 

—  studta  Otdliana  et  PUniaan  II  186. 
147 

— dieQaelleBiBdengcamiBat.Blicbea 

des  PÜnios  H  137 

—  observationes  palaeograph.  ad  Ui- 
dorum  üispalensem  II  174 

Baar,  R  2  lur  Appendix  Prolü  II  166 
BellinB,  N.  H.,  Studien  üb.  d.  Kompo- 

sitionskooflt  Veigils  in  der  Aencide 

U  39 

—  in  Vergil  U  45 

Beloob,  L,  griecb.  Geschiebte  I.  I  91 
Berard,  V.,  les  Phdnicieaa  et  lea  pohaai 
hom^riques  I  88 

—  topologie  et  toponymie  aatiquoa  181 
BargiTt  H.,  Untersuchungen  th*  das 

kosmisene  Syatem  dea  XanophnMi 

I  237 

—  die  ZonenleiiiedesPanneiiidaa  1981 
Bamya,  J.,  gesammelte  Abhandlugen» 

hrsg.  V.  H.  üsener  1  295 
BaralirdL  H»  au  den  Mitbridat  i^riegea 

II  941 

Berntaeim,  E.,  Lcbrlnidi  der  biater. 

Methode  III  21 
Bartraad,      Virgile  et  ApoUooiua  de 

Rliodea  U  10 
Berlin,  G ,  la  qaeation  Homenqne  1 88 
Belke,  E.,  Homer  u.  die  Heldensage  I  ^? 
Biaakawakl,  P.  v.,  de  fontiboa  et  auc 

toiitate  acriptonm  liiatoiiae  8er- 

torianae  II  241 

—  üb.  Chronologie  u.  Geschichte  des 
Sertonan.  Krieges  II  241 

Biadar.  J.  J.,  Launen  III  74 
Birt,  Ta.,  zum  Aetna  II  69 

—  der  Hist  bei  Plautoa  n.  d.  inteia. 
Aspiiation  II  116 

BIQoiBer,  H.,  die  trOaeniaehen  Frag- 
mente dea  Edietom  IHodelianna  m 
56 

Bill,  F.,  Alois  l'atuis  üerakiitstudiea 
I  309 


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Mtintttn,  Schalen  VeigUitadiai 

II  15 

BtrolMti,  B.,  Oeuvres  compietcä.  X. 

in  90 

8trneoqus,  H  .  quid  de  structura  rhe- 
to  rica  praec  c  p  c  i  i  o  t  gramnuttici  at<^ue 
ihetorcä  laliai  U  ÜG 
Bttftl,  A.,  8ur  riUade  d*flom^  1  56 
Braatch,  K.,  iatoin.  FertoneniuunT 

III  110 

Brandt,  K.,  zur  Geschichte  u.  Koaipo> 
aition  dar  lüas  I  G 

—  8.,  Verzeichnis  der  im  Codex  169 
von  Orleans  vereinigten  Fragmente 
von  Urs.  latein.  Kirchenächiiftateilcr 
U229 

—  snr  Fundgeschichte  der  aenan 
Sallustfragmonte  II  229 

Brayaif,  K.,  Kulturgeschichte  der  Meu- 

zttit  I.  III  22 
Brocbard,  V.,  les  preteoduea  aophiauaa 

de  Zönon  d'Elcc  I  265 
Brun»,  J.f  diu  Persönlichkeit  in  der 

GescbiebtaaehreibQiig  der  Alten 

III  18? 

Brzoska,  J.,  Caipurnlus  Flaccus  II  U- 
Bueobeler,  Fr.,  comectauca  II  205.  213 
Bnchhelz,  A.,  fiber  .da  poomatibiia"  des 

Diomedcs  II  160 
BBdioger,  M.,  die  Uaiversalhistohe  im 

Altertum  III  2i 
Baraach,  K.,  Klares  I  295 
Buraielster,  F.,  defbntibaaVellei  Pater- 

culi  III  I'J'J 
Bascban,  G.,  vorgcachichli.  Botanik  der 

Kultur-  u.  Nutzpflanien  der  alten 

Welt  III  42 
Busolt,  6,  kriech   Geschictitf  1.  I  90 
Batlar,  8..  the  authoic^iä  ui  tlie  Odvssce 

I  4 

Botti,  A.,  Dantenachahnmugen  II  14 
Büttner,  R  ,  Porcius  Llcinus  u  der 
Utterar.  Kreis  deäi^t.Lutatiuti  Catuiuä 

II  140 

—  zitr  Kritik  von  Suetons  de  gramina*- 
ticis  et  rbctoribus  !I  1 40 

Bywatar«  I.,  ileraciitus  a.  AniUiiauuä 
Mareellinus  I  295 

—  IfsracIitQs  a.  Albertus  Magnus  1  295 
Cantarelii,  L  .  origino  degU  Aimalefi 

Maximi  III  191 
Carliylt,  A ,  etude  aar  lea  bueoliques 

de  Virgile  II  2.  19.  24.  2G 
Carten,  climatulo'^ic  et  agricolftare  de 

TAliiquo  ancicune  III  5ü 
Caaairaadi,  V.,  rartieolo  nNoram . . 

di  Feato  II  12S 
Cata,  de  agricultura  Uber,  rec.  iL  Keil  i 

III  S7 


^tar.  219 

Cauer.  spracbgeschichtl.  u.  apracU. 

Schichten  in  der  Ilias  I  20 

—  c.  eigentiiml.  Schwäche  d.  homer, 
Denkart  I  42 

—  Grundfragen  der  Uemerkrilik  I  dSL 

—  ii'imer  aU  Charakteristiker  I  62 
Cataiw,  P.^ilsabbiettiviamoneipoeni 

d'Oracro  I  (U 
Cbaux,  ti.  dfi  la,  der  Gebrauch  der  Verba 

u.ihter  Abicitaiigen  bei  Nepos  III  142 
Chiappam,  A.,  franmientt  di  Bneltta 

I  152 

—  sulla  Teogonia  di  Ferecide  di  Syroa 

1  16(j 

—  zu  Pytbagoraa    Anaximenea  1 184 

—  sui  franunenti  c  satte  dottrine  di 
Meiiäso  di  Samo  I  272 

Clirist,  A.  Tb.,  d.  Aioiosabenteuer  in 
der  Odyssee  I  23 

—  W.,  Horatiana  II  144 

—  Geschichte  der  giiech.  Litterator 
I  121 

Cloara,  Orationea.  VoL  VI.  Rec.  A. 

C.  Clark  II  78 
Cichorius,  C,  Armales  III  191 
Cipolla,  F.,  Vcigil  bei  Dante  II  13 
Gebet,  C.  6.,  collectanea  critica  I  187 
Cadloet  o  Vaticanis  selecti  phototyp. 

expressi  iu88u  LeonisP.  F.  XIII  1163 
Cegnetti  de  Martiis,  S.,  Ti^tituto  Pita- 

gorico  I  199 
Gehn,  C.,  zur  littorarischen  Geacbiebla 

des  Einhorns  III  72 

—  1.,  ücöchichic  dQb  üacndlichkeitB« 
Problems  l  141 

i  —  L,  L.  Cinciuä  Älimentua  tL  die 

;      hitstor.  Kritik  III 

I  CoDibarieu,  hagments  de  PEneide  eo 

j     musique  II  64 

Cemes,  0.,  Darstellung  der  Pflanzen  in 
den  Malereien  von  Pompeji  III  56 

Centi,  E.,  Vcrgilio  cducatore  II  2 
I  Caak,  A.  B.,  descriptive  aaimal  namea 
j      in  Grcece  III  ('S 

Corpus  gloaaariorum  iatin^  ed.  U.  Goela 
III  149 

I  CtriMe,  6.,  SU  Prisdano  II  171 

I  —  vocabiUario  delia   lingoA  laliaa 

III  109 

i  Cauvrear,  P.,  quelques  additions  aus 
Fragm.  pbil.  gr.  de  Mflilaeb  I  143 
Gramer,  Fr,  was  heißt  „Leute**  III  130 
Craiset,  M.,  histoire  de  ia  üu^atore 

grecquo  l  117 
Cran,  Chr.,  an  Ueraklit  tob  Bpbeaua 
1  309 

Crusiu8,0.,  ein  Lehrgedicht  desPlutareb 

1  237 


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320 


Registor. 


CwciHewIoi,  Ä  ,  üb.  d.  III,  u.  XVI. 
Bach  der  Odjsaee  J  28 

—  lor  2.  Hftlfte  der  Odvsßee  i  26 

—  Betrachtungen  üb.  Horn.  Od.  I  28 
IhuBmin,  A ,  de  Feato  PMado-PJülozeai 

aactore  II  220 
DiMll,  emendandi  artls  vindicatio 
lectionibufl  Vergilianis  iiiastrata  II  58 

—  adnotationes  ad  Aeneidem  II  58 
Otaleltson,  0.  A.,  z.  metriscbcD  Deh- 
nung im  älteren  griecb.  Epos  1  Ga 

IMMberg,  Ch..  etE.8a|iit,  dietioiuiaire 
doi  ^uitiqnites  grecqoea  etzornaines 

David,  J.,  Hermeneumata  Yaticaiia  emen- 
data  et  iiiustrata  II  220 

I  296  ' 
MbrOck,  H.,  Qescbicbte  der  Kriegs- 
kunst.  I:  Altertom  III  15 

Otlhoriie.  Ch ,  de  Senecae  tragici  sab- 
•tantivüi  HI  145 

Dentttr,  H.,  die  handsclaiftl.  Grund- 
lage der  Id  größeren  Pseado-Qoin- 
tilian.  Dcklamatiopen  I£  91  u.  ff. 

—  Lupana  II  91  u.  ff. 

—  de  eodiee  rescripto  Pansino  790U  A 

II  91  n.  ff. 

Dettmtr,  H  ,  ScbiUera  UmdiehtuiiMB 

des  Vergil  II  15 
DIaierfeh,  B.,  quomodo  dei  in  Horn. 

Odyssea  cum  hominibas  commercium 

faciant  I  114 

Dielt,  H.,  über  das  physikalische Sfstem 
dee  Btraton  1  140 

—  lu  Pberekydes  von  Syros  I  166 

—  zur  Pentemyehoe  des  Pherekydes 

I  167 

—  Tfaales  ein  Semite?  I  170 

—  Seneca  u.  Lucan  1  171 

—  über  Anaximandcrs  Kosmos  I  174 
~  ein  geföisclites  Pythagorasbuch 

I  187 

—  über  Xenophanes  I  287 
Oieterich,  A.,  Nekvia  I  in? 
Oinoeidein,  0  ,  zu  Uerakleitos  I  296  . 
Diriag.  A.,  Thaies  1  171  j 

—  Wandlnngeii  in  der  pythagor.  Lehre  ; 

I  201  f 

—  das  Weltsystem  des  Parmenides 

I  251 

Dtttrlae,  L,  les  origines  logiques  de  In 

doctrini'  de  Parm^nide  I  251 
Oragenderff,  G ,  die  Heilpflanzen  der 

verschiedeüeii  Vüiiier  u.  Zeiten  III  52 
Driger,  A.,  inr  Lexikographie  der 

latein.  Sprachr»  HI  101 

Dräseke,  J ,  putristische  Uetakieitos- 

spuren  1  ^b«^ 


Orftteke,  J.,  Heiodot  u.  Hemklit  I  fSi 
DOmnler,  F.,  d.  QaeUen  tn  Polyniate 

Nekvia  I  25 

—  Hektor  I  80 

—  lur  orphischen  Kosmologie  I  157 

—  tu  Athenaios  I 

DAfltzer»  H.,  zum  1.  Buche  der  Odyssee 
I  85 

—  Dieuchldas  u.  Dikniaiehee  I  180 
Dupuis,  J.,  Sur  le  serment  des  Pytha- 

goriciens  I  201 
Dyrtff,  A.,  die  Tierpsyciioioi  (ie  des 
Pltttnrchos  von  Chaironeia  ul  64 

—  «nr  stoischen  Tierpsychologie  III  G4 

—  K.,  über  p'm'ige  Quellen  des  Qia«> 

diaskeuüöUü  1  7 

Dliltlko,  K.,  zu  Terenz  im  Mittelalter 
n  ISö.  188 

—  zu  den  Helmstedter  Glossarfrac- 

menten  II  219 

Ebers,  6.,  die  Fisch konserven  der  Alten 
III  65 

Edler,  quaestlone.^  Sertorianae  II  241 
Eggar,  t.,  die  Mullachschen  Fragmentn 

phil.  gr.  I  143 
Ellis,  R ,  adversaria  I  296 

Engel,  F.  J..  zum  Rechte  der  Schote- 

flehenden  bei  Homer  I  88 
Engeibrecht,  A  ,  das  Titelwesen  bei  den 
spfltlatein.  Epistolographon  HI  189 

—  vermeintliche    Sporen  nltgrieeh. 

Astrologie  1  l'DC 

Eomana,  A.,  die  älteste  Redaktion  der 

rOm.  Konsulartesten  III  193 
Erhsrdt,  L.,  Ilias  B.  I  95 

—  die  Entstehung  der  homenscheo 

Gedichte  I  95.  121 

Espinas,  A.,  du  ütuä  du  mot  %6&t«&<z 
I  201  ^ 

E  u  or  7  j  c  X 1 3oü,M^  f  iXoowptxQ  ttsVznkiana 
I  264  T       .     r  IT 

EveKn,  F.,  notes  critiques.  Encore  m 
propos  de  Z^non  d'El^e  I  265 

Fassbendsr,  H ,  Entwickelnngslehre, 
Geburtshülfe  und  Gynaekologie  in 
d.  hippokrat  Schriften  lU  29 

F0idslHn,  sor  Odyssee  1  iia 

Felinsr,  St,  der  homerisehe  Bogen 
III  60 

~  naturgeschichtl.  Bemerkungen  au 

Homer  III  60 
Ferrari,  8,  gU  Bteati  I  982 

Feri,  L  ,  rrtrospettivo  alle  opinioni 
dcgr  italiaai  iatorno  alle  origini  dei 
Pitagorismo  I  156 

Flak,  A ,  d.  Lied  vom  Zorne  Aehills  l€7 

—  d.  Erweiterung  der  Menis  I  67 

—  d.  Erbreiterung  der  Menis  I  67 


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Fierville,  Cb.,  sur  deax  muiuscriU  de 

81  Omer  II  89  vu  ff. 
Fitoher-Benzon,  R.  v .  altdeotecbe  Gar- 
tenflora II  221.  III  r)2 
Fieiter,  G.,  do  minoribus  quae  sab  no* 

min«  Qoiiitilitiil  feniotiir  deelama- 

tionibus  II  90  u.  ff. 
ROckinger  F.  A.,  Pharmakognosie  des 

Pflanzenreiches  III  52 
FMTtler,  W.,  die  Appendix  Probi  II  166 
Fttntaro,  F.,  de  PorpbyrionisHoratioDi 

commentaiii  loco  recte  interpretando 

II  205 

Fmekti,  C.  H.,  Plsddns  n  320 
F^ttÜM,  J.,  res  meCrica  A«Cnae  camniiis 

II  69 

—  der  Angriü  des  M.  Lepidas  n.  M. 
Brtttiis  auf  das  Reformwerk  Sullas 

II  240 

Frsadenthal,  J.,  über  die  Theologie  des 

Xenopbanes  I  237 
->  snr  Lebre  des  Xenophanes  f  287 
Friedlftndsr,    L.,    Abhängigkeit  der 

mittelalterl.  latein.  Poesie  u.  Ge- 

scbicbtsschreibuDg  von  altröm.  Vor- 

blKtom  H  14 
Frsehds,  0.,  Anfangsgrunde  der  xOm. 

Grammatik  II  116 
~  de  C.  Jolio  Romano  Cbansii  auc- 

tore  II  186.  148 

—  Valerli  Probi  de  nomine  libellum 
Plinii  Secundi  doctrinam  eontinere 
docetor  II  ISG.  166 

—  die  grieeh.  n.  rUsi.  pnellen  der  In- 
etitutiones  des  Priseianus  II  171 

Fruin,  R.,  Beitiftge  snr  Fastenkiitik 

III  m 

Faehs,  R.,  Simeon  Seth  a.  d.  Cod.  Par. 

Graec.  2324.  III  36 

—  d.  cod.Paris.  Sappl. Graec,  CS«;.  III  36 
FOgoer,  Fr.,  lezicon  Livianum  Iii  116 
Fulda,  die  Sn8hliuig  von  dem  Orakel 

der  CeUno  II  58 
Filgentfos,  oppra,  rec.  R.Helm  II  64. 213 
FUMk,  A.,  giossograph.  Studien  II  219 
Vergilglossen  II  919 

—  was  heifit  «die  Kinder**  III  132 

—  Satnr  n.  d.  davon  abgeleiteten 
Wörter  ffl  134 

Fftsslein,  K.,  üb.  Giceros  erste  Hede 

gegen  Catilina  II  83 
Sarbe,  R.,  über  den  Zusammenhang 

der  indischen  Plülosopliie  mit  der 

griech.  I  148 
ttrtner,  Th.,  Neopythagorearom  de  be- 

ata  ^  ita  et  viitate  doctrina  einsqne 

fontus  I  187 
fiaanitz,  H.,  zn  den  Bobienser  Gloero- 

seboUen  U  192 


ir.  23t 


Gemoil,  W.,  krit. Bemerkungen  zu  lateia. 

Sebiiftstellern  II  206 
Georges,  K.  E..  latein.  Handwörtertraeh 

III  101  107 

—  latLUD.  Schulwürteibucii  Iii  i07 
Qaorg ii,  H.,  die  antike  Aeneiskritik  aas 

d.  Scholien  u.  a.  Quellen  II  195 

—  die  antike  Aeneiskritik  im  Kom* 
mentar  des  Donatus  II  200 

flarfeer,  A.,  et  A.  SrMf,  lezieon  Tad- 

t«um  III  115 
Gercke,  A.,  d.  Analyse  als  Grundfrage 

der  höheren  Kritik  i  44 
Oiml,  F.  K.,  Kanon  der  Sonnen-  o. 

Mondfinsternisse  III  207 
Girardi,  G.,  de  Ciceronis  oratione  pro 

Marcello  II  7U 
8ladis6h,  A.,  die  aegypt  BntsteUang 

des  Pythagoras  I  145 

—  Berichtigung  eines  Fragm.  des  Par- 
menides  I  251 

Sladttane,  E.,  landmarks  of  Homerie 

Studj  I  50 
QlaMensr,  H.,  les  hdroinea  de  Virgile 

II  38 

GIsitSBian,  A.,  de  Plutarchi  in  Luculli 

vita  fontibus  etc.  II  241 
GIsok,  J.  Ph  ,  die  Bienen  in  Sage, 

Dicht  aus  etc.  III  70 
GIsssarium  latino-arabicum  ed.  Chr.  F. 

Seybold  II  221 
Glessen,  die   althochd-nt^'-hen.  Gc- 

samm.  u.  bearb.  v.  E.  Steinmeyer 

u.  E.  Sievers  III.  lU  47 
GSbel,  K.,  üb.  den  piaton.  Finnenides 

1  251 

Goldbacher,  A.,  ein  Fragment  des  Hera- 

clitus  V.  Eph.  I  295 
Goldsohaiidt,  M.,  Gen  tage  iserne  i  de 

Homeriske  Diiste  I  40 
Ganperz,  Th.,  Marginalia  I  295  .. 

—  zu  Ueraklits  Lehre  u.  den  Uher- 
ropten  seines  Werkes  I  308 

Goetz,  G ,  zu  dem  Gronovscholiasten 
des  Cicero  II  193 

—  Dunkel-  u.  Geheimspracbon  II  21f> 

—  corpus  glossariornm  latin.  Ii  219 

—  Uber  glossarnm  II  219 

—  de  Placidi  glossis  II  219 

—  colloqniom  seboUciutt  Harielannwi 
TI  219 

—  de   divi   Hadriani    sententüs  et 
epistolis  II  219 

Juvenalglossen  II  221 
Gradsnwitz-KQbler-Sohutze ,  vocabola- 
num  iurisprudeuüae  üomanaeill  117 
Gitaa,  H.,  Homer  lUas  I  52 

—  J.,  de  adieetM  Plantfaiis  IH  Ul 


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222 


Register. 


jer,  11^  die  Kirke-Biobtiuig  in  der 

Odyssee  I  23 
irapM,  0.«  d.  Kriech.  Kalte  a.  Mythen 
in  ihren  Beziehungen  za  den  orieotal. 
Rdigionen  I  158 

—  die  rhapsodische  Theogonie  u.  ihre 
Bedeutung  innerhalb  der  orphiscben 
Litteratur  I  157 

—  Bericht  über  die  antike  Mythologie 
a.  Religionsgescbichte  III  lU) 

8itsohaiil,  A.  v.,  zar  Gesdüchte  der 
rOm.  Historiographie  Iii  Iüü 

—  Gassliis  Die  Goeeeltaiu  III  80t 
Hiat,H.,  d.ZaK  zum  Monotheismus  1 113 
Hibtl,  P.,  Heinrich  Schliemann  u. 

Emst  Bötticher  I  ä7 
Ikitria,  A.,  meletemataSflnriana  II  195 
Hubcrlin,  C,  zu  dem  lat(^*grieeh« 

Glossar  II  220 
Haebler,  6.,  b  Vorträge  über  Iliaa  u. 

Odyeaee  I  50 
Nifner,  E.,  die  Eigennamen  bei  den 

latein  Ilexametrikcm  III  Ul 
Hahn,  Ed.,  die  Haustiere  u.  ihre  Be- 
siehuQgen  tur  WiTtsehaft  des  Men- 
schen III  58 
Heiler,  E.,  ein  Beitrag  zur  antiken  Pa- 
läontologie III  79 

icr,  C.,  zn  den  19  grODeren  qnin- 


tilianiscbeD  Deklamationen  II  90  a.  ff. 
NanHerschmidt,  K.,  die  Ornithologie 

des  Aristoteles  III  62 
Huna,  F.,  spedmen  lexiei  Persiuii 

III  118 

Hantsen,  F.,  sobrc  Ic  iotf^rpretacion  de 
un  passaje  de  la  Iiiada  1  18 
sohre  el  roego  de  T^tis  I  18 

—  Ilias  IX  13-28.  I  19 

Nwtman,  J.  J.,  de  Terensio  et  Donato 
II  177 

ÜMrter«  E.,  die  Orl^aner  Fhlimpseet- 
Fragmente  an  Salloats  Hiilerien 

II  229 

—  ein  neues  Palimpsest-Fragment  zn 
Süloate  Historien  II  229 

—  de  novis  Salastil  hietoriaram  frag- 
raentis  II  229 

—  neue  Brachstücke  zu  Sallusts  Histo- 
rien II  229 

—  aar  Saliustkritik  II  258 

—  zum  Vatican.  Fragment  au  Sallusts 
Historien  II  259 

^  mdenOrleanerSnlloat^Fragmenten 

n  259 

—  zQ  Catos  Schrift  Sber  das  Land- 
wesen III  38 

Niiiriatt,  B  ,  netiee  aar  lee  melMigea 
po^tiques  d*Hi)debert  de  Lavmrdin  II 
^  n.  iL 


Haertali,  B.,  notice  sur  uo  manuscrit 

de  la  roine  Christine  i^  In  bibUotil^ve 

du  Vatican  II  sm  u.  ff. 
Havel,  L,   Dotc  äur  Pngciaaos  II  Iii 

NMeliee,  F.  A^  laleimscfaee  Seiral- 

wörterbüch  III  IGT 
Heibig,  W.,  d.  Schlüß  <]e^  aollacheo 
Epos  vom  Zorac  des  Achill  I  12 

—  eiserne  GegenstSode  an  3  Stettea 
des  hoinerischen  Epos  T  98 

—  zu  den  hoinerischeii  Beatattang^- 
gebräuchen  I  III 

Heiimin,  Cn  ein  neu  «nideektee  Prit- 

cianbruchstück  11  171 
Helai,  0..  das  Antimon  bei  den  alten 

VöllteiD  III  73 

—  Rohsinkfund  III  73 

—  R  ,  Daphnifl  bei  Theokrit  II  19 

—  anecdoton  Falgentianum  II  iM3 

HelBOlt,  H.  F.,  Weltgeschichte.  IV: 
Randl&nder  des  Mittelmeeres  III  7 
Helmreich,  6.,  zu  den  Oloeeon 

Bpitial  II  2UI 
Hiraellti  Epheaii  reliquiae  rec  J.  Bj- 
water  I  295 

—  fragments  of  the  work  on  nature, 
tracsl.   by  G.  P.   W.  Patrick  I  29f. 

Heraeus,  W.,  zur  Appendix  Probi  II  16<'. 

—  zu  den  Serviusscbolien  II  195 

—  sn  Porfyrios*  Horaaaeholien  II  20i'> 
znKeils  Juvenal  Glossen  II215.  319 

—  zu  den  latein.  Glossen  II  219 

—  die  Sprache  des  Petronius  u.  die 
Glossen  II  220.  III  146 

—  Beitr.  zu  den  Tiron.  Noten  II  221 

Hcrgt,  M.,  die  Irrfahrten  des  Menaluw 

I  22 

Hildebrandt,  P.,  de  aeholüs  Cfeeroiria 
Bobiensibus  II  192 

—  R  .  mm  Aetoa  II  69 

Hill,  6.  F.,  en  descnpÜTe  names  of 

aoimals  in  Greece  Iii  6S 
Hlllir,  E.,  Homer  als  KollektiTnMlie  1 128 

—  zu  Epicharmos  T  225 

—  Antbologia  lyrica  1  236 
HIppeeratit  opera  quae  fetuntnr  onmisL. 

1.  Prolegomena  conscr.  J.  Ilberg  H 
H.  Kuehlewein  III  28 

—  sSmtl.  Werke  übers,  u.  commeot 
T.  R.  Pncbs.  HL  in  29 

Hirisl,  B ,  Pythagereiaelies  in  Platona 
Gorgias  I  201 

—  K.,  zur  Philosophie  des  Alkmfton 
I  217 

Hotrman«,  H.  A.,  u.  D.  St.  Jordan,  a  cata- 
logne  of  the  Üshe.s  of  Greece  IH  6S 

—  p.,  note  sur  Pseudo-Aristote  de 
Xenoph.  Zen.  Oorg.  X  226 


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HMktor,  Wm  tiie  CoroutoB-Scholieo  zu  , 

Jw/mtü  II  915 
H8llr,  C,  do  acusmatis  tif«  Bymliolis 

Pythagoricis  I  201 
Hota,      W.  Oeeck«,  W.  Soitau,  Kultur- 

«fcbiebte  d.  kliM.  Altertnins  III  7 
HtHitrd«,  J.  H.,  Homen  IHas  Z  168, 

H  175.  I  95  I 
Hilzapftl,  L.,  8uir  eUi  di  Valerio  An- 

sirte  lU  194 

—  Poporm  rtorica  di  Glodia  Llciiio  10 

197 

—  Dionigi  di  Alicarnasso   e  GeUio 

in  199 

Itoppa,  C,  de  Tib.  Claudio DoDstoAeiMi- 

dos  intftrprete  II  20 1 
Htratiiit,  Opera,  rec.  0.  Keller  et 

Holder  II  209 
tiotrenz,  C,  de  votu'^tioro  vnrsus  hcro- 

ici  forma  in  Uomcri  carminibus  in- 

?cQta  I  72 
Wiwirtli,  H.  H.,  the  cyelic  poenw  and 

thc  llomeric  question  I  1?0 
Hmtaana,  Th.,  zur  Vorgeacbicbte  dea 

Lanolins  III  6o 
iMifc,  Indostrie  n.  Gewerbe  im' Alter- 
tum III  7n 

/äfler,  0.,  Homer.  Aphorismen  I  84 

labo,  d.  Art  der  Abhängigkeit  Ver- 
gib Yen  Tbeokrit  II  19 

Mmbllcbi  de  vita  Pythagorica  Uber  ad 
firlf'm  codicis  Fiorentini,  ree.  A. 
Nauck  I  ISS 

Im,  0.  V.,  die  Haimonie  der  Sphiren 

I  201 

lebb,  R.  C,  Uomer  I  IUI 
leep,  L.,  2.  Oesch.  der  Letire  von  den 
Redeteilenbei  den  Ut.Qs«ffl]iiatikeni 

II  116.  157.  160.  164. 166.  169. 171. 

—  die  jetzige  Gestalt  der  Grammatik 
dea  Cbarisiua  II  157.  160 

Jeltneck,  F.,  Homer- Untersacbungenl  80 
lenttch,  K  ,  der  Rnmerstaat  III  12 
Iba,  M.,  zur  Überlieferung  des  älteren 
Seneea  II  90  n.  it 

—  Probi  de  nomine  excerpta  II  166 

—  zu  Pri^rianus  11  171 

—  NemcsiäDs  Ixeutica  III  6t) 

HMe,  W.,  rOmiaebe  Oeaebicbte  n.  Hl  $ 
iNtft  J.,  prolegomena  in  Hippoenlis 
opera  III  ?9 

—  das  Hippokrat.  Glossar  des  Erotian 

III  81 

_  üb.  d.  Schriftstellerei  des  KUndioa 

Oalenos  III  34 
Hfl,  über  die  bomer.  Kritik  I  181 
iMiteh,  0.,  la  Tbalfft*  Abknnft  l  170 

—  so  griaeb.  IMcbtem  I  887 


iter.  223 

iaaarslev,  C.  F.,  latein.  Scbulwärterbueb 
III  108 

Jerdan«  H.  de  SalhiKtli  hialoriarom 
libri  II  reliquiis  U  228 

—  de  Vaticanis  Sallustii  historiarum 
aebedia  n  259 

Jaileleh,  W.,  Claar  Im  Orient  II  342 
J6te,  N.,  aenpytbagoieiflcbe  Stadien 
I 

Jana,  J.,  Umfiang  u.  Abgrenzung  der 
alten  Oesebidite  m  22 

IBrget,  P ,  de  Saltustii  historiaram  re- 
liquiis capita  sclccta  II  229 
Kaibel,  8.,  die  Prolegomena  zzoi  xomu» 
II  160 

Xamaier,  E„  ein  ästhetischer  Kommen- 
tar zu  Homers  Tliag  1  55 

Kaerst,  i.«  zu  Timagenes  von  Alezao- 
diia  m  196 

Ibwer,  R.,  zu  Terenz  II  177 

—  zum  Bcmbinus  des  Terenz  II  1?7 
Kayaer,  B.  v.,  Jagd  u.  Jagdrecht  in 

Rom  UI  72 
Nwet,  I.«  qnomodo  Serenoa  Sammoni- 

cti5^  n  modicina  PUniana  ipaoqne 

Plinio  pendeat  III  33 
Kell,  zu  Salloat  U  259 
Kellar,  D.  C,  die  afrikaniidien  Elemente 

in  der  eoropSiaehen  Hanatienrelt 

ni  58 

—  0.,  Verbesserungen  zu  Psendaeron 

n  209 

die  Schildkröte  im  Altertum  11172 

—  latein.  Volksetymologie  UI  138 

—  zur  latein.  Spracbgeschlcbte  III  189 
Keayen,  E.  G.,  Oreek  Papyri  in  tbe 

British  Mussum  II  220 

Keppel,  Th.,  Wciobereitung  u.  Wein- 
verbesserung III  58 

Kern,  F.,  zn  den  QaeÜen  ftr  die  PMIo- 
aopbie  dea  Xeoophaoes  I  236 

—  TUT  Würdigung  dea  ICelissoa  rou 
SamoB  l  272 

—  0.,  de  Orphol  Bphnenidia  Pbereey- 
dis  theogoniia  I  157 

—  Empcdokles  u.  die  Orphiker  l  157 

—  zu  Parmenides  I  157 

Kty,  Tb.  H.,  Latin-English  dictionary 
III  102 

Kiderlin,  M.,  zum  1.  o.  2.  Bncbe  dea 

Quintiüan  II  139 
KJellberg,  L ,  de  cyclo  epico  quaestioneB 

selectae  I  128 
Kintfermann,  C.  H.,  de  Aeneiaage  en  de 

Aeneis  II  37 
Kirchhof,  d,  Hornau  eines  Sophisten  1  4 

—  Beitr.  a.  Oeaeb.  d.  grieeb.  Rbnpaodik 
I  5 


224 


Regifter. 


Klatz,  R.,  ad  ▼etures  Yerdlii  interpretes 

II  195 

Ktaf«,  H.,  zur  BotslehuigiKaMluebte 

der  Ilias  I  71 

—  die  topographischen  Angaben  der 
IUm  v.  d.  Ergebnisse  der  Aiugni- 
bungen  anf  Ilissarlik  I  87 

—  TOibomcr.  Abbildungen  bomer. 
Kampfscenen  I  99 

—  vorhomer.  KampfiMliUdeningeii  in 
der  Ilias  I  99 

—  der  Schild  des  AchiÜeos  u.  die 
mykenischen  Funde  1  99 

Kmtt.  it,  Beiträge  z.  Erklärnng  ailiiger 

Stellen  der  Aeneidc  II  50 
Knfttel,  R.,  Homeros  der  Blinde  v.  Chios 

u.  8.  Werke  I  2 
KIhtrt,  H.,  der  zahme  Ölbaum  in  der 

religiösen  VorsteUaog  der  Grieelien 

III  49 

—  über  den  Kwaü  III  53 

—  zur  Oeschiebte  des  Bieres  III  53 

Kohlmann,  W.,  ^vel"  et  ,aut«  III  W^ 
Mnig,  Cl.,  die  alten  Sdi  rittet  oller  über 

V?e«pen  u.  UoiiiiaacD  III  70 
Kememann,  E..   die   histor.  Schrift- 

?tt'll('r(?:  d^'P  Asiii'us  Poilio  II  242 
Kernke.  üt  d  Eingang  d. IX.  Gesanges 

der  iiiaü  I  16 
Kirtge,  6.,  in  Saetonii  de  virie  iUnatri- 

bus  libros  inqnlaitioaiiiii  caf^t«  tria 

II  141.  201 
Kroll,  W.,  Stadien  über  die  Komposition 

der  Aeneis  \\  49 

—  antiV(  r  Volksglaabn  III  05 
Krumbacher,  K.,  colloquium  Pseudodoai- 

tbeauum  Monacense  II  219 
Klbler,  B.,  der  Proeefl  des  Qninctiiw 
II  S2 

—  die  Appendix  J'robi  II  166 

—  Isidorusstudiua  11  174 
KmM,  A.,  Sailoatiaiia  II  259 
Ltotantiut  Placidus,  comment.  in  Statii 

Thebaida  et  in  Acbilleida,  rec.  R. 
Jahnke  II  213 
Lmdgraf,    NmtIiu,  Apoldiu,  Gieero- 
Scholien  in  Glossareii  IT  193.  219 

—  die  Latinitftt  des  BorasscboliMten 
Porphyrion  II  206 

— >  Glossograpbie  n.  WOrterbaeh  II  219 
Lsif,  W.,  a  companion  tothe  Iliad  1 116 
Le  BUnt,  £.,  sur  dcux  declamations 

attribuöes  k  Quintilien  II  90  n.  ff. 
Ukrtlen,  J.,  Mades  aar  la  langne  et  la 

grammaire  de  Ciceron  II  84 

—  A.,  de  animaliboB  apad  Vergiliom 
Ul  70 

iartalae,  6.,  n<»te  eur  lee  aigomenli 
de  Zdnon  d'Blie  I  265 


Leeuw9n,  i.  van,  Uomerica.    XJ:  Jk 

eqao  Troiano  I  86 
Legraad,  TArcadie  et  l'idylle  II  19 
Leo,  F..  zum  Plautilusebea  Lenk« 

III  142 

LetpaM,  H.  M.,  de  orationibtia  qaaMMC 
quae  ininria  Giearool  rädicaalc 

II  79 

Lerseh,  M.,  Einleitung  in  die  CbraLv 

logie  III  207 
Letsing,  C,  historiae  Aagnalae  laiieaa 

!.  III  nn 

Lauschke,  A.,  de  metamorpboseon  i: 
scholiis  Vergilianis  fabalis  II  193 

Lewy,  H.,  die  semitiseban  FramdvMs 
im  Griech.  III  43 

Liebhold,  K.  J.,  zu  Parmenides  I  251 

Liere,  H.,  das  Kriegsweaen  dar  Alte 

III  ir, 

Lioden,     de  bello  civil!  Sullaoo  IT  24 
Lindtay,  Wf.  M.,  notes  on  Feütus  &. 
Nonius  II  128 

—  Schriften  zu  Nonias  II  152 

—  spätiateio.  Randglossen  in  lioni« 
Ii  220 

Llaaa,  E.,  de  Mdio  voeabnloraH  ia 

ventore  III  144 
Lippmann,  E.  0    v. ,  die  chemiscüCi 

KuuuLxii^jtte  dcti  Fliiiiuä  III  73 
Laamiar,  Fr.,  in  qnaatam  Rnripidea  Be- 

racliti  auctoritatem  susceperit  I  25: 
LOBiBiatzscb,  E.,  quaeationee  Javea» 

liauae  II  215 
Laewe,  PlL,  lafikal.  Studien  sa  Oii 

III  1  !4 

Ludwig,  A.,  üb.  d.  IntegritiU  der  iliai 

I  11 

d.  Rhapsodien  der  Ilias  A~£  t  1! 

—  d.  Euphorbosepisodc  1  1 1 

—  üb.  d.  Schwanken  der  lokalen  Das- 
Stellungen  m  der  Uias  1  87 

LanAlc,  I.,  ra  den  HorazscbolieD  II  SOf 
LundstrJm,  V.,  zu  Columella  HI  39 
Luterbacher.  F.,  Fabius  u.  Piao  ak 

QuelloQ  deö  Livius  III  19S 
Liltia,  Fr..  Hb.  das  er«tt{»ov  An»yliaa' 

d.-rs  I  174 
MaasS.  E  ,  Orphons  1  l  'w 
Maoi,  A.,  esääi  sur  buetoue  II  146 
Hitltt,  R.,  die  rOm.  BigemiaiMi  bc 

Taeitna  III  Hl 
Mackensen.  L.,  de  Verhi  Fiacci  libci» 

orthograpb.  II  129 
Hagaus,  N.,  d.  antikea  BHafean  4m 

Horn  LT  1  .') 
MajoBloa,  H ,  übor  die  antiken  Glii« 

aus  Aquileja  Iii  78 
Maira,  8.,  de  Diodero  Sianlo  Valiv 

II  aiimi  aaetore  m  200 


Digitizod  by  C<.j..' vic 


Mmitkit,  M.,  zuPompeioi  Fmtus  11 128 
Marchl,  P.,  des  Aristoteles  Lehre  ▼on 

der  TiiTsecle  lif  «',3 
Mareoduzzo,  A.,  la  versione  delle  Geor- 

f lehe  di  Tirgilio  di  Bernardo  Trento 
l  IG 

Mariupolski,  L.,  zur  Gescbiclita  desBiit' 

wickcluDgsbegrifls  1  300 
Martin,  8t ,  de  Odvssca  et  Thcogonia 

I  ;iL' 

Marx,  F,  zur  IV  Kklogü  VorKila  II  2U 

—  Prolegonieoa  zu  S.  AuHf?  ,lncürti 
auctoris  de  nitinno  dicondi  ad  He^ 
rMin'imi  H  1:'.) 

Matthaei,  A..  de  didk  P^thagoreo- 

rum  I  IST 
Maxa,  R  .  l  ^uui.j'i ,  ;  u.  Hltvilnb  .s  bui 

Veruil  11  ]■ 
Mayhoty       zu  Pliiii...^  Natura  ii)  histo- 

ha  III  :-2 
Mayr,  A ,        t  uiju  Tt»  C'u\  oratio  pro 

Melardi,  A.,  I  >  p-ycUoi'iU'  ljia  di  Pni- 

denzii'  11  i;j 
Menge,  R  ,  vi  S  P.  i,uss,  L  xicuu  Cue- 

sarianum  ill  14 
Mergue^  üi . .  ),  xikci    i  ,  »  iil  loü 

—  Lcxil:  ■  >li  /  ;  » "  '  <'i     1 1  i    !  1  4 

—  Leiikeu  zu  (  ... .  r  lU  115 
Maurer,  M.,  drtü        ü  Ai.  .nthusorna- 
meDt  ü.  d  liUtüiiic^M'U  Vditiilder  III 

57 

Meusei,  H.,  iv \  v  .-.i  (Juc.  ....iuui  III  1  IG 
Meyer,  Ed,  d.  V. atVaK.pf  Homc?rs  q. 

He.  ;   1^  [  1 

—  Go~ci*ichi^',       All  itums  il.  1  Ul. 

III  y 

—  derUr&()tuaS  d"s  Odyäät'uäOiythua 
I  10t; 

—  Ilcro     t  i:'.    I  1   '  Iva-  1  17*' 

—  dioA^iit  ui.;iii  1  >•  i^.ivviekcluug  cica 
Altertums  III  i;: 

—  P.,  die  II  iijf  anus  III  III 
Milbaud,  G.,  U-  (<..'';  du  nonib'o  ciiez 

les  Pytha^oiicicua  ut  lim  Klcatcs 

I  265 

Mohr,  i.,  die  Listor.  Stellung  Ueraklita 

von  EplK-.-us  I  ;  - 
Moelier,  A.,  qua^-^t.  ÖL-ivianao  II  1D6 
Meere,  C.  H  )  Julius  Firmicus  Matemus 

II  •242 

—  I.  L,  Sotviiis  («n  llio  Tropos  a. 
Figuie:^  of  Vcigii  Jl  I'J.j 

Mersch,  H  ,  de  Varroue  Roatioo  auctoro 
in  Gcorgicis  a  Ver{;ilio  exprosso  II  32 
Malier,  G.,  Phraseologie  des  Sallust 

III  112 

—  H«  D.,  histor.'tDythol.  Untereach- 
imgen  I  74 

Jabr«9berlcbt  fOr  Altertomswlssenichaft 


MQiiir,  F.,  zur  Quellenkiitik  der  Natur- 
geschichte des  Plinius  II  120 

—  der  erste  Oegoer  des  Spartaeus 

II  2^1 

—  %u  den  Fragmenten  des  Valerius 
Antias  III  VM 

—  zur  Quellenkritik  der  Natorgd' 
schichte  des  Plinius  III  200 

—  zur  Zeitrechnung  des  Annalisten 
Piso  III  210 

Murr,  I.,  die  geo«?raph  u.  mytbolog. 
Namen  der  altgriech.  Welt  in  ihrer 
Verwertung  für  die  antike  Pflanzen- 
weit  III  48 

—  die  Pflanzenwelt  in  der  griech. 
Mythologie  III  4S 

—  die  Gottheit  der  Griechen  als  Natur* 
macht  III  4S 

—  die  beschreib.  Epitheta  der  Pflan- 
zen büi  den  röm.  Dichtern.  1;  flok- 
gowächse  III  4S 

Matlvd,  W.  P ,  Teuuy.  011  a  Vergil  U  15 

—  the  ctyraolo-^ies  in  thc  SorTiancom« 
mentary  to  Vergil  II  195 

Natorp,  P.,  üb.  d.  Prinzip  der  Ko^mo» 
logie  Anaximanders  I  174 
Ari  ti'telps  u.  die  Eleat-'n  I  22r. 
i  Nauck,  H.,  e.  zweiter  Dichter  in  der 
I      Odystiec?  I  3G 
Naumaan,  Fr,  de  yerborum  cum  pme> 

10  itiuuibus  compositorum  USn  Am- 
Kii.ini  Marcelliai  III  14^ 

Neff,  K.,  de  Paulo  Diacono  Festi  epi- 

tomatore  II  128 
Nettleship,  H.,  contributions  to  latin 

lexl'- oLT.iphv  III  124 
Neuhauser,  J ,  Auaximauder  Miiebius 

I  174 

Neumann,  K.  J.,  lleiaelitei  1  2,'.' 

—  zu  den  Uistorien  des  Siillust  II  259 
Nilzscbner,  de  locis  SalluäUauio  II  259 
Nett,  6,  le  mouvem^nt  et  les  argn* 

iiiiMit-  >\r  'A'-nrni  d'El6e  I  2r.5 
Nolhac,  M.  P.  de,  l^"  Virgile  du  Yatican 
et  ses  peiuturos  II  G3 

—  la  bibliotheque  de  FuItio  Oraini 

11  90  u.  ff 

-  P«'tr  u  f|'!"  et  l'humauisme  Ii  90  u.  fl. 
I  Noniug  Marceilus,  de  compendiosa  doc- 

trina  I-UL  Ed.  J.  U.  Onions  II  152 
i  Norden,  E.,  Vergilstudien  I  201 
•      Vorrrils  A Gneis  im  Lichte  seiner 

Zeit  IL  35 

—  die  antike  Kunstproea  II  91  u.  ff. 
121 

—  de  Stilono  Cosconio  Vanone  gram- 
maticis  couunentatio  II  120 

Nevik,  fLf  miscellmea  critien  II  89 
a.  iE. 

Bd.  cxiv.  (im  m.)  15 


226 


Regutor. 


Odtr,  E.,  de  Uipuialiicorum  codicc 
Gantobrigleiui  Ul  d6 

—  Hipp   codex.  Aneedota  Cantabii- 

gieusis  in  8C 
Oefeles'  Schriften  zur  Medizin  der  Alton 
lU  27 

Ofllitr,  M.,  die  pytbagor.  Lehre  ?om 

Leeren  1  201 
--  zur  Beurteil uug  des  iielissos  I  272 
Olok,  P.«  der  AkautbuB  der  Griechen 

und  R5mer  III  57 

—  zur  röm.  Cluonologie  III  210 
Oldeaberg,  H.,  die  Religion  des  Yeda 

a.  der  Buddhismus  I  150 
Olivtcri,  A.,  osaervazioDi  critiehe  suUa 

Muesterofonia  I  81 
Offlfnt,  H.,  un  aouveancalendrierroinain 

in  210 

Onlons  Lindsay,  the  Nonius  Glosses 

II  152.  220 
Opitz,  R.,  quaest.  crit.  in  Senecac  et 

Quintiliani  declamationes  Ii      u.  ü. 

—  ium  Orleanor  Fragment  II  25S  - 
Oaton*8aalnn,  6.  R.,  on  the  Bngonla  of 

the  aneieuts  etc.  III  70 
Ovidio,  F.,  non  soltanto  lo  belle  atilo 

tolse  da  lui  II  13 
PalMt,  A.,  de  Meliaai  Samii  fragmeotaa 

I  272 

Pala,  e".  ptoria  dltalia  III  2 
Parmeoidea'  Lehrgedicht,  griech.  u. 

dentsch  von  H.  Dieb  I  250 
Pascal,  C,  commcntationes  VergUiaoae 

II  2.  21».  n4 

—  Valerio  Aoziate  e  Livio  III  198 
Patin,  A.,  Quellenstudien  zu  Ueraklit 

I  282 

—  üeraklits  Einheitslebre  I  SOd 

—  Heraklit.  Beispiele  I  309 

—  Neues  u.  Altos  zur  heraklit  Logos- 
lehre  I  809 

Pauly*8  Roaleacjclopaedie  der  klaaa. 

Altertumswiss.  III  11) 
Peter,  H.,  die  geschichtl.  Litteratur  üb. 

die  röm.  Kalseraett  III  204 
Ptlars,  W.,  zur  Geeohichte  der  Wolf- 

sclicn  Prolegomena  zu  Homer  I  131 
Petersen,  ein  miO verstandenes 

Wort  dos  Heraklit  I  295 
Peteraon,  W.,  Kommentar  zu  Ciceros 

Rede  pro  Cluentio  II  Sl 
Pfieiderer,  E ,  diepscudoheraklit.  Briefe 

u.  ihre  Verfasser  I  282 

—  Heraklitspuren  I  2S2 

—  was  ist  der  Quellpunkt  der  bera* 
klit.  Pbilosophio?  I  300 

—  die  Philosophio  des  Heraklit  im 
Lichte  der  M^eterienidee  I  809 


,  Pfudel,  E.,  d.  Wiederholungen  bei  Hmmt 

I    I  ns 

I  Philippsoll,  A.,  Reisen  und  FnrsGhnfiga 
in  Nordgriuchcniind  III  56 

—  zur  Vegetationskarte  des Pelopomui 

III  .jt; 

Plate,  Theaetetus,  by  L  Cumpbell  I  2^/ 
PilnittS  Seousdas,  iibrorum  dubii 
monis  VIU  reliqniae  II  IS? 

—  Naturalis  hiatoria,  ed.  C.  Majhoi 

II!  :;n 

Plllss,  Tli.,  in  der  Cincierirage  III  1:*: 
;  PSbImano,  R.,  aus  Altertum  a.  Oefea- 
wart  I  96 

—  zur  Methodik  der  Geacbicbte  d« 

Alteitums  III  21 
Pokrowskij,      zur  bistor.  Gramn^atik 
der  latein.  Sprache  II  220 

—  Glossograph.  u.  Linguist.  XIB 
Thesaurus  glossarum  II  22u 

—  VergiIcitate  in  den  latein.  Glossaiie 
U  220 

Polak,  H.  J ,  de  jongste  GedaanteT<>r- 
wiijseling  der  Homerische  Ikwestit 
I  125 

Psrfyrionis  commentum  in  Horatann. 

rec.  A.  Holder  U  206 

Porphyrfi  philosopbi  PIat<)nici  op'i? 
cula  seiecta,  iteruui  rec.  A.  Natt:» 
I  188 

Post,  E.,  Flora  of  Sjrria,  Paleatine  a 

Sinai  etc.  III  13 
Prächtar,  K.,  Metopos,  Theage«  u.  Ac> 
chytas  bei  Stobaeus  flor.  I  187 

—  Krantor  u.  Ps.-Archytas  I  1S7 
Pregel,  Th.,  TeL-linik  im  Altertum  III  "S 
Prohn,  die  Insekten  in  dea  liomer.  Ge 

dichten  III  60 

—  Kenntnisse  des  Altertoma  Ton  des 

Tnsokton  III  70 
Preoierslaio,  A.       das  Trojasspiel  ü 

die  tribnn!  oelerum  II  57 
Prosopograplila  imperii  Romani  aaec 

L  IL  III.  Pars  I-IIL  III  !7 
Quintiliani  de  institutione  orat^ria  üUi 

primus,  par  Ch«  Fierville  II  90  n.  i 
Raab,  E.,  die  Ze&onischea  Bewd» 

I  2ni 

Rabbow,  P.,  de  Donati  commeoto  is 

TerentiniD  II  177.  182.  188 
Radermacher,  L.,  über  den  riyoegetikiv 

des  Xenoph  n  III  (l*^ 
Rainaud,  A.,  de  natura  et  frucUhui 

Cyrenaicae  III  56 
Ranzoli,  C,  la  rcligione  e  la  filosofis 

die  VirjÜio  II  2 
Reichel,  W.,  homerische  Waffen  I  \\A 
Reichert,  C,  üb.  d.  S.       der  Odv^^ 

I  80 


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Register. 


227 


R«iia«h,  S.,  TorphiBme  dans  la  IV. 

^^^[rp"jo  de  Virgile  II  ?>\ 

—  Th,  Mithridate  Eupator  II 
RelUenstein,  R ,  M.  Terentiuö  Yarro  u. 

JohanoeB  Mauropus  T.Eacbaitall  121 

—  zu  Appiau  u.  Columella  III  08 
Rann,  E.,  griecb.  Eigennamen  beiMartial 

III  112 

Raun,  Fr.,  de  Jubae  regia  historia 

Rouiana  a  Plutarcho  expressa  II  241 
Ribbeck,  W.,  )I<<mer.  Misccllen  I  G 
Riffgaway,  W.  R ,  wbat  led  Pjtbagoras 

to  the  doetrioe,  that  the  world  raa 

built  of  numbers?  I  201 
Riecke,  A,  Pylhagoras  I 
Rinae,  F.,  das  Rezeptbucb  des  öcri- 

bomiu  LargoB  III  82 
Rittweger,  C,  de  cqui  vocabulo  et 

rnpnominatis  III  \','>n 
Robart.  C,  Studien  zur  ilias  1 20  69.  102 

—  d.  Nekyia  dea  Pulygnot  I  25 
Rehds,  E.,  Payebe  I  103.  182 

—  Paralipomena  I  106 
--  Nekyia  I  106 

Raemar,  A.,  Humeriscbe  Gestatten  u. 

Gestaltangen  I  62 
Köngch.  H  .  '^cmasiolog.  Beiir.  a,  latein. 

SVüiterbucii  III  125 
Roao^er,  W.  H.,  die  Bntatehong  dea 

Oiftbonlgs  a.(los  Schlaogengifta  III  65 

—  das  vonderKynautliropie  nandelnde 
Fragment  des  Marcellus  von  Side 
III  65 

—  die  Hundekrankheit  u.  a.  mythiaebe 

Krtinkh reiten  III  C^') 
ioaendabl,  H.  V.,  Pharmakülog.  Ijutei- 

sucbungcn  üb.  Aconitum  septentrio- 

nale  KocUe  III  55 
losenstock,  P.,  zur  Probusfrage  II  166 
iofhe,  C ,  zur  Homerischen  Frage  I  6 

—  d.  Bedeutung  der  Wiederholungen 
fiir  d.  homer.  Frage  I  3s 

—  d  Bedeutung  der  Widerapräche  f. 
d.  homcr.  Frage  I  4J 

tugoiaro,  E.  da,  dlzlonaiiu  epigiaGcu 
du  antichita  romane  III  ID 

!aes8,  F ,  Ergänzung  des  latein.  Wörter- 
buches durch  die  Tiron.  Noten  III  Mr> 

•aalfald,  8.  A..  de  bibliorum  bacrorum 
vulgatae  editionis  Orarcitate  III  120 

^abbadinl,  R.,  il  primitivo  di.segDo  deiP 
Eoeide  e  la  composisione  dei  libri  L 
II,  III.  II  4C 

"  compoatstona  dei  libri  IV,  V,  VI,  in 
Vorgilio  l'Encide  II  52 

—  die  Donatvita  II  67 

—  spigolatura  laüne  II  Ul  u.  ff. 

—  bli^rafi  a  commentatori  dt  Tereniio 

177.  185.  -r..,  !iT 


Silladloi.  R.,  eommento  di  Donato  a 

Teronzio  II  177.  182.  187.  188. 

—  briciole  Donatiane  II  177 

—  Eunuco  di  Terenzio  11  177 

—  atoria  e  eritica  di  aleoni  teati  latioi 
II  176.  200 

—  biografia  documentata  di  Giovanni 
Aurispa  II  176 

—  PorfirioDO  II  205 

Saiö,  K  ,  Pelopoeoa  =  lehaeomon  dea 
Plinius  III  70 

—  über  den  Scarabaeus  der  Aegvpter 
DI  70 

!  Salluatius,  Ilistoriarum  reUqalto,  od. 
I      B.  Mrturenbrecher  II  229 
Sanetis,  6.  de.  gii  scriptores  historiae 

Augustae  III  S08 
Sander,  J.,  AlkmSon  TOtt  Kroton  I  217 
;  Sandford,  tbo  qnaai-caeani»  in  TorgU 
U  17 

Sliiara,  R.  I.,  die  proaodiacben  Funk- 
tionen inlautender  muta  cum  liquida 

bei  Vcrgil  II  1^ 
Soaia,  R.  v.,  die  Studien  des  Poiybios 
I  282 

Schaelit,  die  UauptqucUe  Platareha  in 

der  vita  Luculli  II  241 
Sehäfer,  Fr.,  de  orlgine  pbiiosopijiae 

I  U3 

Schanz,   M.,    Widersprüche  in  d«r 

1.  Eklo^''  Vc^ils  Ii  2"i 

—  Gesciiiclite  dcrröm.Litteratur  illU 
Schelndler,  A  ,  NatorhiatoriscIieB  an 

IT-nniM   III  60 
Soheliwien,  A.,  de  Cledonii  in  Donatnm 

commentario  II  164 
Sohankllag,  S.,  die  Entomologie  des 

Aristoteles  III  62 

—  die  Ent  mnlogie  des  Plinius  III  7(i 
Schepas,  6.,  Marius  Victorinus  de  de- 

finitionibus  II  169 
Schiller,  H.,  Weltgeacliicbto.  L:  Alter- 
tum III  r. 

Schilling,  de  ecboliis  Bobiensibus  II  U>2 
Schlutter,  0.  B.,  Latin  glosses  II  220 
snr  latein.  Glossographie  II  'J20 

—  somo  celtic  tracea  in  tbo  glosses 

II  220  ' 
Schmekel,  A.,  de  Ovidiana  PythagWeae 

doctrinae  adumbratione  I  '2^1 
Schmidt,  A.  M  A ,  aar  livian.  Loiilto- 

graphie  III  Ui  ' 
Schneider,  F.,  Zono  aus  Kiea  I  2ii4  ^ 
Sobaarr  v.  CaroltftM.^  RodoiD  n.  iBfiaM; 

bei  Sallust  II  240 
SchrMar,  i.  v.^  Pythagoras  u.  die  indqr: 

I  146  .  ;     i )  ,    ti  ,11. .11 

SfltathfetNt,  €.,!  Sdilialiftlina  yteS 

grabungon  I  97'  .  i         >  <i>  li 


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228 


Regifter. 


Multz,  L  zur  Iliu  Kritik  I  13 

—  d.  Lied  vom  Zorn  A('bi'l3  I  13 

—  0.,  dielnsekten  in  ihrer  Verwendung 
als  Amei-,  Speise-  u.  Färbemittel 
III  70 

Schülzf;.  W  ,  zur  AppcDilix  Probi  II  16<J 
Schvircz,  J  ,  liie  Demokratie  II  !11  10 
Sohwartz,  Ed.,  h  Vurträgc  üb.  d.  gnech. 
Roman  I  22 

—  Agamemnon  v.  Sparta  u  Orestes 
V.  Te;>'t?a  in  d  Tuiemachie  1  85 

—  AppiaQUä  11  212 

~  Cassius  Dio  II  242.  III  201 
Schwarz,    W.,  Nacbklfioge  prahisto- 
riscli-  n  Volksglaubens  im  Homer  1 114 
Schwieger,  P.,  der  Zauberer  Virgil  II  8 
Seiava,  R.,  le  imprecazioni  e  1a  Lidia 

II  73 

Segebade  et  Lommatzsch,  lexicon  Pe- 

tronianum  III  Iii) 
Seni^ca,  scripta,  ed.  H.  J.  Müller  II  90 
Sesgera,  G  E ,  k  Porfirionu  II  206 
Seybold,  Chr.  F.,  glosearium  latino- 

arabicum  II  221 
Sillooraphoruai   giaucorum  rcliquiao, 

rei'.  C.  Uachsmuth  1  236 
Sittl,  K  ,  Geschiehte  der  griech.  Litte- 

ratur  I  112 

—  zum  teubauruö  italogiaecus  III  123 
SMitb,  K.  W.,  arcbaiam  of  Terence 

meutioned  in  the  commentary  of 
TUmatus  II  170. 

Soiutny,      de  sciiolioium  Torcntiano- 
rnm  aactoribus  et  fontibus  II  177.  Ib2 
Sobozyk,  P.,  das  pythagor.  System  1 200 
Solmsen,  F.,  zur  grieeh.  Laut- n.  Vers- 
lehre I  (i.'i 

SoKau,  W.,  z.  Gesch.  d.  röm.  Annalistik 

III  188 

—  Quillonnntoisuchungeii  über  alte 
Uifitoiiker  Iii  18s 

^  die  Elntiitchung  der  anuaies  maximi 
III  191 

—  der  Annalist  Tubcro  III  195 

—  Fabius  Pictor  u.  Liviua  111  19S 

—  Diono  e  Livio  III  201 

—  ein  ebrooolog.  Fragment  der  Ox? r- 
hyncbos-Papyri  III  210 

Sonny,  k,  lum  Tbesaurua  gloesaram 

II  220 

Sortais,  6.,  Ili«.8  et  Uiude  1  51 
Spaet,  Fr.,  zu  Uippokrates  III  80 
Spicker,  G.,  de  dicto  quodara  Aiiaxi 

niandri  philo.soi.hi  disjiutatio  I  174 
Spitzer,  ü.,  fctilibt.  Abwechselung  in 

Hom.  II.  u.  Od.  I  62 
Staoey,  S.  8.,  die  Entwlckelnng  des 

livian.  Stiles  11  iu 


Stull,  Th.,  zur  Kritik  der  lataio.  Rks- 

tnren  u.  Grmiraatiker  II  11$ 

—  Hobionsia  il  192 

—  za  dcQ  Bobieuser  Cicerosclkoüe^ 
II  192 

~  zu  den  Oronovscben  Gic«ro-8ckeliec 

TT  nr^, 

Steele,  R.  B.,  ou  the  arihaism^  noU: 
by  Serviua  in  tho  comaicntary  i 
Vergil  II  195 

^  Servios  a  tbe  Seholia  of  D%w: 

II  195 

Stephanl,  de  MarttaU  verbortua  stv- 
▼-tore  III  145 

Sternkopf,  W,  das  biss.xfura  III  M 

Steudirg,  H  ,  Skylla  ein  Krake  am  Vor- 
gebirge Skyilaion  lü  GO 

Stolz,  Fr,  Sprach wissoascbaftl.  aus  Cti 
latein.  Glossen  II  220 

Stowasser,  J.  M.,  Irxikal.-kritiscbes  it 
Porphyrio  Ii  205.  HI  147 

—  Porphyriana  II  205 

—  Placidus  II  220 

—  latein -deatsches  ScbuIwOrterbncfa 

III  102 

~  üb.  die  konzentrierende  StelluL^ 
dos  Wörtcrbaehes  im  Lateinonter- 

richt  III  102 

—  dunkle  W?irter  III  139 

—  das  verbum  „tare"  HI  HÜ 
Sirabenis  nto.'vixiMv  'jro^vyjixflrc««  frac- 

n)'^ritn,  (d.  P.  Otto  11  212 
Streinz,  F.,  do  Ntcvia  llomerioa  Ii' 
Strenge,  J.,  das  Moueot  des  Koml^chei. 

in  Cic.  pro  Murona  II  $2 
Stricklaod,  S.,  la  qnestioiie  ooieilc» 

Inn 

SttSemlhl,  F.,  de  Theogooiac  Orpbicar 

forma  antiquissima  I  157 
TaWMry,  P. ,  une  nouvelle  bypotiie» 

Sur  Anaxlniandre  I  174 

—  uu  fragment  d'Auaximene  dao» 
Olympiodore  Ic  chimiste  i  16i 

—  Sur  le  secret  dans  T^Ie  do  Pytba- 
gore  1  201 

—  uoe  opinion  fausseiuent  attribuöe  i 
Pythagore  1  2ül 

—  Sur  an  fragment  de  Pbtlolaoa  1  3t*  ^ 

—  p^nudonynips  antiques  1  223 
-  K' phante  do  Syracusc  1  22.". 

Teichmüller,  6.,  zur  Gescbiobto  der  Bt-  i 
griffe  I  308  , 

Terret,  V.,  Homire  I  34 

Teuber,  A.,  zur  Kritik  der  Tmaz- 
schollen  di-s  Donatus  11  1 7<? 

Teuffel-Schwabe,  Geschichte  der  röm. 
Litterator  II  91  u.  ff. 

Tbeiattrui  Itnguae  Latina«  III  S9 


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Register. 


Tkiwrtk  V.  PMtr,  E.,  Godei  F«iti  Fw* 
neuaniu  XLU   tabnik  exprefl^ns 

IT 

Thilo,  G.,  Probus'  Kommentar  xu  Yerg. 

Bncol.  Q.  Georg  II  201 
Thinus,  A.  v.,  die  harmooiscbe  Symbo* 

lik  d*'s  Altertums  1  201 
Thomas,  E.,  üb.  Bruchstücke  der  griecb, 

Philosophie  bei  Seoeea  I  171 
TUrtsen,  V.,  aci  Si  ivium  II  195 
TbOMb.  A.,  zur  Geschichte  des  griech. 

Digamma  I  64 
Tocco,  F.,  Hcraclit  1  2y6 
TelWehn,  j.,  zum  UoraskommentDr  des 

?  ri  byrio  II  200 
Traube,  L.,  dai»  Alter  des  Codex  Ko- 

manus  des  Virgil  II  Gl) 
TrMer,  zuServius  Aen.  VI  7G0.  II  195 
Trtpta,  G.,  studi  sugli  scriptoroa  histo- 

riae  Augustae  III  203 
TQmpel,  K.,  'AXx'vou  är'y/.o^o;  I  131 

—  Thetis  u.  die  Thetysmuschel  III  r)2 
Unger,  6.  F.,  Nundinalfrapcn  III  i'lO 
Ueener,  H.,  altgrlcch.  Vers-b  m  1  70 

—  der  Stoff  des  griecb.  Epu»  I  79 

^  ein  altes  Lehrgebäude  der  Philo- 

logio  II  110.  121.  iro 
Ustaoi,  V.,  Vnrgilio  iuuamorato  11  2 

—  in  difesa  di  Euea  II  3S 

VablM,  J.,  de  emendationo  Tulliana 

II  79 

Valeton,  M.,  ad  compositionem  liiadis 

I  10 

VaimaoQi,  L  ,  il  valorc  estctico  deli' 
cpisodio  virgiliano  di  Didone  II  38 
Vit,  V.  de,  totins  latinitatis  onomuticoD 

III  109 

Vivona,  F.,  sul  IV  Ubro  deir  Eneido 

II  53 

Vliet,  J.  van  dar,  TertalUani  declama- 
tiones  II  90  u.  ff. 

—  scholia  Persti  et  Juvenalis  II  21.^) 

—  scbolioium    Juvcoal.  cmondatum 
II  215 

—  notulae  ad  glossas  nominum  II  219 

—  Lexikal  zu  Ap  ilejus  u.  Sidonius 

Apollinaria  Iii  147 

Vogel,     quacstionesPlutarcbcao  II  242 

—  F.,  quaest  Sallnst  II  239 
VsIpreeM,   Ad.,   die   pbysiolog.  An- 

M  liauungen  des  Aristoteles  Hl  {]2 
Vrba,  C.  F.,  sum  Commentum  des  Ho- 

nuseholiasten  Potfyrioo  II  206 
WlObniath,  C ,  Einleitung  in  das  Stu- 
dium der  alten  Geschichte  Ii  241. 

iU2a 

WachtltP,  J.,  de  Alemaeone  Crotooiata 

1217 


Wageningen,    latijnsoh  wooideiib«^ 

III  107 

Wagner,  R..  d.  Eotwirkelungsgang  der 

griecb.  Ueidensage  1  16 
Walter,  J.,  Geschichte  der  Aestbetik 

I  141 

Warmbier.  E ,  studia  Heraclitea  I  J;»5 
Warren,  M ,  unpublished  scholia  from 
tbe  Vaticanus  (G)  of  Terence  II  188 
Waser,  0.,  Skylla  u.  Charybdis  III  60 
Weber,  A  ,  die  Griecben  in  Indien  I  14H 

—  H ,  zu  Galpurnius  Flaccus  II  1U9 

—  qnaeetiones  Calpurn.  II  109 

Weil,  H,  un  nouvcaa  fragment  de  Plii> 
vecyde  de  Syro   f  !67 
I  Weinberger,  M.,  zu  den  Bubneaalter- 
I     thümern  aus  Donats  Terenzcommen- 
I      tar  II  177 

I  Wefssbrodt,  E ,  de  R  ot  L  II  220 
;  Weisa,  P.,  üb.  d.  Weinbau  der  Hümer 
III  54 

Wellmann,  M.,  die  pneumatische  Sebale 

Si?  auf  Archigenes  III  31 
Wendol,  C ,  de  nominibus  bucolicis  1125 
Wendlaid,  F.,  Pliilos  Schrift  üb.  dio 

VorsehuDg  I  296 
Weniger,  L.,  der  heilige  Ölbaum  in 

Olympia  III  50 
Weotworth,  Th.,  a  gluägary  of  Grcek 

birds  III  (;2 
Wessner  P.,  zur  latein.  ScholienUtte- 
1      ratur  II  IGO.  177.  1S2.  LS'. 
I  —  zu  den  Donatscholieu  Ii  177 
"  dio  Oberltefernng  Ton  «Aeli  Donati 

commeotum  Terenti"  I!  177 

—  quaeaüones  Porpbyrioneao  U  205. 
.  209 

—  Fabii  Plandadis  Fulgentii  ezpositio 

;  rmonum  antiqaorum  II  220 
Weygoidt,  G.  F.,  die  pseudohippokrat. 

Scbrift  7,.(A  oia-Tr,;  1  282 
Weynan,  C,  Studien  zu  Apuleius  u.  s. 

Nachahmorn  II  :m)  u.  ff. 

—  miscollanea  critica  II      u,  ff. 

—  Glossograubisches  II  2U) 
Wilamfwt1t-llllfaiNitrir,U  V.,  Lesefrftchte 

I  19 

Willers,  H  ,  de  Veriio  Flacco  gloasarum 

interuretc  II  129 
Wiadiaen,  E  ,  fib.  d.  Sita  der  denkenden 

Sfiele  I  150 
I  Winterfeld,  P.  v  ,  s.  lied:ii>  crit.  in  scrip- 
I      tores  et  poetaä  Komanoü  11  90  u.  ff. 
I  —  ad  scriptores  latinos  coniect  JI 91 
1      u.  ff. 

!  —  in  Scrvium  II  105 
Wislioeous,  A.,  a^tronom.  Ciiruuoiogie 
in  207 

Walfr«  Jul ,  de  clausuUs  Ciceron.  II  85 


.  ij  .  ..cd  by  Google 


WIHRif ,  E.,  die  Etymologien  der  Utein. 

Grammatik  II  116 
^  die  neuen  Scholien  zu  Terenz  11  ISS 
nmiiciis  Materoai  II  342 
ftb.  die  Aufgaben  der  latein.  Lex!« 

kograpbie  III  84 

2  Gutachten  üb.  d.  Unternehmen 
eines  latein.  WttrterbnehB  II!  86 
Aufgaben  des  Theunma  llngnae 
latinae  III  89 

—  scsceuU,  millo  etc.  als  unbestimmte 
u.  runde  Zahlen  III  135 

Wolke,  K ,  Isidor!  Synonyma  im  Papy- 
rus N  >  2n  der  StiftsbibU  la  St. 
Gallen  ü  174 

Wilsoh,  G ,  de  vcrbis  cum  praepositione 
.per"  compoiitis  apud  Livium  III  143 

Youno.  J ,  a  mannscript  of  Qointilian 

II  !)0  U.  ff. 
Zaoher,  K ,  zu  den  Juvcnalscbolicn 

II  215 

Zahifleiich,  Aristoteles  III  G-2 
Zeller,  E.,  die  aristotel.  Metapbyhik  in 
den  Scbrifteu  der  ältereu  Pytbago- 
U40 


ZoNof;  E.,  Uber  die  richtige  Aoffassosf 
einiger  aristotel.  Cltate  I  140 

—  über  die  ältesten  Zeugnisse  zur 
Gesehiehte  des  Pythagoraa  1 187 

~  r\  {t\LrM'x  n.  SEsmtsia  beiXenopliaiies 
1 


Ziealer,  H., 
Ifa  ~ 


«Mi«i,  zur  Textkritik  de«  Scho- 
Ifasta  BobienBis  II  192 

—  Th  ,  ein  Wort  von  Anaximaiidcr 

I  174 

ZIeüstkK  Tb.,  Behandlung  gleichzeitiger 

Ereignisse  im  antiken  Epoe  I 
ZimBerniani,  A.,  an  rOm.  Bigenimnen 

III  112 

—  latein.  Tiemamen  aus  Menaehen- 
namen  III  6S.  113 

—  etymolog.  Verenche  III  113.  141 
Z'ngerle,  A. ,  zu  den  latein.  Wörter» 

büchem  III  101 
Ztngler,  J.,  de  Cicerone  bistorico  quae- 

btioues  III  19G 
Zuretti,  0.,  la  peneeoiione  Tieiva  in 

Omero  I  8 
Zutt,  6.,  üb.  d  Katalog  der  UeroiaeL 

in  der  NekySa  125 


•UtlMH  MlNNll«Wl>4arilN*WMU*WVTi  WriMiMIM'lIWi  Mt 


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von  G.  Wagener. 

I.  Band:  Das  BiibstaotlTun.  11)01.  C4  Bogen  gr.  8^.  M.  82.-,  geb.  H.  84.40. 
II.  Band:  Adjektiv»,  Nnmemlla  Prononilua,  Adverbla,  PrSposltlonen,  Con- 
jnnktlonen,  Interjektioaen.  XU  und  999  Seiten  gr.  i><» 

M.  82.-,  geb.  M.  VAAO. 
in.  Band:  Dat  Terbim  1897.  II  and  «64  Seiten  gr.  8P.  M.  21.-,  gob. H. 88.—. 

EMn  ll«Qlster  syr  S.  Aiiflave  wM  «•ribareitot« 


Pausaniae  Graeeiae  Deseriptio. 

Bdidil^  graeca  emendavit,  apparatum  eritieum  adiecit 
HenMUtnns  Uitalg. 

Commentarinm  geimanice  acriptam  cum  tabulia  topographicia 

et  numismaticiB  addiderunt 

Hermaimiis  Uitiig  et  Hugo  filueuer« 

Bisher  erschienen: 

Velnminis  priorls  pari  prior,    tib^^r  !:  Attiea. 
Cum  XI  tabulis  tupogr.  et  numiämaticis. 
1S96.  XXIV  und  379  8.  Lex.  8»    M.  18.—.  Bieg.  geb.  M.  20.—. 

Telnalnla  primi  pars  posterior.   Liber  U:  Oerlntfelaea. 

Uber  III:  Laoenioa. 
Cum  VI  tabulis  topogr.  et  numiäniaticis. 
ISDH.   XVI  und  4t";  S.   L-x.-H".   M.  22.—.   Elo^  geb.  M.  24.  — . 

Volouiiuis  secQudi  pars  prior.  Liber  iV:  .Vesseniaca.   Liber  V:  Eliaca  I. 
Cum  V  tabnlis  topogr.  arcbaeolog.  et  nnmlsmaticis. 

IJJOI.  XIV  und  449  8.  Lex -S«.  M  20.-.  Eleg.  geb.  M.  22.—. 

Die  zweite  Abt.  des  II.  Bandes  ist  im  Satz. 
Das  vollat&udige  Werk  wird  voraussichtlich  G  Ualbbäade  umfassen. 

 o«o  

Handbuch  der  griechischen  Epigraphik 

von 

Professor  Dr.  Wilhelm  Larfeld. 

ßigher  erschien<'a: 

Zweiter  Band:  Ole  attlachcD  loschriftea.  Erste  Uiilfte.  Mit  einer  Tafel. 

1899.  892  S.  Lox.*8^  M.  80.—. 
Zweiter  Band:  Zweite  Hftlfte.  Hit  einer  TafeL  1902.  XIY  and  565  S. 

Lez.-8^  M.  86.*. 

Band  1  in  Vorbereituug. 
Die  Verlagsbuchhandlung  behält  sich  eine  Preiserhöhung  vor. 


Digitizod  by  Gu^.- . 


Verlag  von  0.  B>  Belslaiid  in  Leipzigs 


Bisher  erschienen  die  Heile  1  bis  6  von 

Scriptorum  hlstoriae  Augustae  Lexicou 

von 

Professor  Dr.  K.  I«essliig. 

k  5  Bogen.    Lex. -8».    a  M.  3.60. 

Das  ganze  Werk  wird  in  s  oder  höchstens  9  Ueften  voHstandiV  •er- 
scheinen. Das  Manuskript  liegt  fertig  vor,  sodass  die  Durchföhrung  de« 
Unternehmeos  und  schnelle  Herstellung  desselben  gesichert  sind. 

Alton  Snbskribeoteii  wird  das  vollstfindige  Werk  für  Udl8t«BB  K.  Stf.— 
geliefert 

<Die  Subskription  ist  geschloasea.) 


Nach  ErscheiiKju  des  Schhissbandcs  in  neuer  4.  Auflage 
liegt  wieder  vollständig  vor: 

Die  Piiiiosophie  der  Griechen. 

In  ihrer  geschichtlichen  Entwicklung  dargestellt 

von 

Dr.  Eduard  Zeller« 

3  Teile  in  G  Bänden  und  Register.   Gr.  S'.  M.  101.—.   Qebundeu  in  ü  lialb- 
frensbftnden  (Register  nngebuoden)  M.  116.—. 

Erster  Teil,  erste  HUfte:  Allgemeiue  Einleitung;  Vorsokratische  Philo- 
fiophie.  JErste  Hälfte.  O.Auflage.  1892.  40  Bogen  gr.  S''.  M.  13.-, 
geb.  H.  1&.50. 

Erster  Teil,  zweite  Hälfte:  Allgemeine  Einleiluug;  Yortokratischc  Philo- 
pophie.  Zweite  U&lfte.  ö.  Auflage.  1892.  &ejt  Bogen  gr.  S**.  M.  12.-, 

geb  M.  14.50. 

Zweiter  Teil,  erste  Abteilung:  bokiatoü  und  die  Sokratiker.  Plato  und 
die  alte  Akademie.  4.  Auflage.  1888.  66  Bogen  gr.  8^.  M.  20.-. 
geb.  M.  23.50. 

Zweiter  Teil,  zweite  Abteilung:  Aristoteles  und  die  alten  Petipatefiker. 

?y.  Auflage.  GO  Bogen  gr.        M   IH.-,  geb.  20  50. 

Dritter  Toll,  erste  Abteilung:  Die  Nacliaii^totoli-ohe  Pliilo-npiiie.  Erst  ' 
llölfte.   3.  Auflage.    18S0.   ho  Bogen  gr.  s  .    M.  Ii;       gtn».  M.  is'v- 

Dritter  Teil,  swelte  AI»teUnng:  Die  Nacharistotelische  Phllosopbio.  Zwciu 
Hftlfte.  4.  Auflage.  1902.  59V«  Bogen  gr.  S\  M.  20.-,  geb.  M . 

Register  xom  gnnsen  Werk«.  188^.  6  Bogen  gr.  8^  M.  2.—. 




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