Koloniales Jahrbuch
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??arbartj College Hibraru
VMOM TUE »Eqj;EST
CHARLES SUMNER, LL.D.,
OF BOSTON.
(Glau of 1830).
•' For books relating to PoliticR and
Fine Arts."
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Koloniales Jahrbueh.
Herausgegeben
▼OD
Gustav Meinecke.
Dritter Jahxgang.
Hit einer politischen Uebersiehtskarte ron Afrika.
X Berlin.
Carl Heymanns Verlag.
1891.
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VerUct-ArchiT 1C82.
Iiihciltsverzeichiiiss
Seite
Die Vertbeilung Afrikas 1—25
Die SprachverhältDisse in den deutsctoeu Öcbuizgebieten« Von A. Seidci 26—45
Afrikanische Jagd. Von Paul Reichard 46 — 65
Die MissioDsthätigkeit in den deutschen Schutzgebieten. Rundschau för
1889-1890 von E. Wallroth 66—83
Die Kolonialpolitik im Reichstage . . ;__ 84 — 105
Kolonialabtheilung und Koloaialratb . . . 106—109
Die deutschen Kolonien . . . . . . 110—266
KAfflfinui • - - ^ ^ ^ ■ 110-;39
Togogebiet . . . . . . . . . . . . 140—155
nPiitsrh-Sri.lRfstftfrika . , . . , . . . , . 155—169
Deutsch-Ostafrika (mit Karte) 170 — 251
Das Schutzgebiet der Neu-ffuinea-Kompagnie . . 252—268
Das ScbutzgeMet der Marschall-Inseln :'fi4 — 206
Samoa 266
Denkschrift über die Beweggründe zu dem deutsch-englischen Abkommen 267—282
Verwaltung, Zollpolitisches und Statistisches 283—292
Mtmliir . . ■ . ■ . . . . ^ . -iaR-'i^R
RegiMcr 2i)8-3flO
Kolorirte Karte im Maassstabe von 1 :25000000: Die politische Theilung Afrikas.
Die VertheUiuig Afrika s.
4
Als wir vor zwei .lalireii in dem Artikel „Stnuniingeii in Afrika'*
die verschiedenen KouHiktstolie liervorhobeii, welche der svramftle
der kolonisireudeu Natiüiien in Afrika alhiiiihlich liut ansammeln
lassen, zeigte sieh schon hier und dort, wenn au< h überall noch
nicht deutlich, dass die Bestrebungen der Engländer, Buren und
Portugiesen die grösste Aufmerksamkeit verdienten. Besonders war
(las Vordringen der Engländer charakteristisch. Das energiscliste
Kölonialv(dk der Neuzeit, welciies mit bewundernswertlier < iröss«» Pläne
entwirft und ausführt, zu denen der bedächtige und kulunial-uuer-
tahrene Deutsche zweifrlnd den Kopf schüttelt, hatte eingesehen, dass
der kritische Moment zun» Handeln, welcher nicht verpasst werden
dürfe, wieder einnuil herangekommen ^el und demgemäss überall seiue
Vorkehrungen getrollen.
England hat mit grosser Kenntniss dt!r Vfrliallnisse das exten-
sive Kolonialsystem als Theorie aufgestellt und mit zäher Folge-
richtigkeil durchgefiiiirt. Dieses System beruht auf der Erwägung,
dass es sich hinsichtlich Afrikas um einen zu k"lnni>ireuden Krdtheil
von riesiger Ausdehnung, uiit scliädlirhem Klima. >pärlicher Bevölke-
rumc handelt, das-- also Hinc gewinniiringendi' Kulturarbeit wesentlich
darin bestellen müsse, die weit im Lande zerstreut vorkommen-
den Xaturerzeugnis.-e zu >anunelu oiler gegen eurojniische Waaren
Von den Eingeborenen aiis/utuuschen. Dieses System verlangt eine
mö<4lichst weite Au?driiiiiuig des llandelsgebieles und eine Be-
herrschung möglichst alier Handel>strassen, welche di«; Sciiätz-' des
gewaltigen Erdtheils aufzu>clilie>>en geeignet sind, insbesondere
der Weitverzweigten Wasserstra>seu. Es ist ein Systeni, welches
gewaltige Mittel, einen grossen (ie-dj-iftsgeisl erheischt, dann aber
aileh reiiiieu <icwiuu abwirft. Englauds allgemeine p<diti>ej|f» Eage
war seinen Plänen iu Afrika güuätig. England war in anderen Welt-
Koloaiales Jabibach 1890. i
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2 I^ie VertbeiluDg Afrika's.
theilen nirgends in bedeuiclicber Weise engagirt, an Kapitalien hatte
68 mehr als je Ucberfluss, und die sich immer mehr entwickelnde
Industrie verlangte nach nenen Absatzgebieten, die Afrika, wenn
nicht in der Gegenwart, so doch in naher Zukunft, liefern sollte. Die
aggressiven Tendenzen auth'rer in Afrika kolonisirender Mächte waren
die einziiirii (iefaliri ii. welche zu fiirehten waren: ihnen niii>>te zn.
vorgekunmien werden. Wenn aber der Welttheil in verschiedene Inter-
essensphären zerlegt, werden sollle, so wollte England seine langgeheg-
ten, oft mühsam zurückgedrängten Wünsche befriedigen, sei es mit
Recht oder Unrecht, und es hat sein Ziel erreicht. Heute ist Afrika
vertheilt. In diesem Jahre ist eine ungeheure Vertheilung der Erde '
vor sich gegangen. Man niuss bis auf die Bulle des Papstes Alexan-
der VI. vom 4. Dezember 1493 zurückgehen, die den grossen
Strich von Pol zu Pol zwischen den Entdeckungen der Spanier im
Westen und dem der Portugiesen im Osten, hundert Seemeilen west-
lich von den Inseln des grünen Vorgebirges, zog. um eine ähuliciie
Auftiieilung von Land und Meer zu finden. In Nachfolgenden
werden wir in historischer Reihenfolge die Entwickelung der Dinge
behandeln.
England und dfe Buren.
Die erste AngriftVtolle der Engländer war das Land nördlich
des r.impoj)o, jenes goldreiehe Gebiet der Matabelc, von einem
kriegerischen Volksstamm bewohnt, gesund, fruchtbar, ein verlocken-
des Ziel für Tausende unternehmungslustiger Engländer und Buren.
Anf dieses Land mucliten Buren und Portugiesen Ansjirüehe; die
ersteren weideten gelegentlich ihre lleenlen nördlich des Linipopo
und betrachteten es als ihnen in der Zukuntt zufallend, da es das
einzige war, welches sie, von allen Seiten von Engländern um-
geben, noch erwerben konnten, während die Portugiesen auf Mata-
bele und das Masclionaland historische Rechte geltend machen
konnten. Die Engländer kamen aber den Buren bei Lobengnla, dem
Haujitling der .Matabeie, zuvor, sie schlössen mit ihm einen Kontrakt
ab und führten wenigstens die eine Bestimmung hinsichtlich der
Waffenlieferung ans, indem sie dem blutdürstigen Zuluhauptling über
Kapstadt 1000 Gewehre guter Konstruktion njit Schiessbedarf über-
mittelteu! Um aber die gewonnene günstige Stellung vollkommen
ausnützen zu können, bedurfte ,.s grösserer Mittel: es bildete sich
deshalb in England unter liohem Pr(»tektorate die British South
African Company und erhielt eine Charten welche sie zur fast
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Di« Vtrthciliuif Afrika*«. 3
uuumschränkteii Gebieterin des Landes machte. Die Einsprüche der
Portugiesen wurden nicht beachtet, die Buren rührten sich uicht,
da sie durch die sich steigernden Ansprüche der Engländer im eige-
nen Lande in eine schwierige Lage gebracht worden waren.
Es haben sich nänaüch in Südafrika im Laufe der Zeit drd
Parteien entwickelt; die eine besteht aus den burenfeindlichen Eng-
ländern, die andere ;iu>i den nnversöhnlichen durchaus engl&nder-
feindlicheii Buren, welche am liebsten jeden Aaslinder von ihren
Weidegründen, jeden Bergmann von den Bergwerken fernhält, und
in der Bildung onlengbar etwas zurückgeblieben ist. Die dritte,
angenblicklich die am meisten hervortretende, setzt sich aus den
Nachkommen der Engländer und Buren zusammen, welche Homerule
in der weitesten Form, noch über das bei den anstralischen Kolonien
übliche System hinausgehend erwerben wollen. Diese Afrikander-Partei,
ursprünglich ans extremen Buren bestehend, hat in Folge des Ein-
flusses von aussen sich gemSssigteren Anschauungen zugewandt, es
verstanden, sich mit ihrem neuen Programm populär zu machen und
ist auch eine Macht geworden, mit der gerechnet werden mnss. Wäh-
rend die historische Afrikander-Partei den Schlachtruf „Airika für die
Afrikaner* so auslegte, dass jeder Ausländer zurückgewiesen werde,
und man in einer selbstgewählten Isolirung verharren müsse, fragt
die neue Richtung nicht nach Abstammung und Geburt, sondern
sucht das Heil für Südafrika im wirthscfaaftlichen Zusammenscbluss
der einzehien Staaten und Kolonien, in der Pflege eines gewissen
nationalen Geistes in der Ueberzeugung, dass die Zeit der Isolirung
der Bnrenstaaten vorbei sei. Bis zu. einem gewissen Grade mussten
selbst die Unversöhnlichen die Richtigkeit dieser Ansichten anerkennen,
das Hereinströmen des englischen Elementes zeigte ihnen von Tag
zu Tag mehr, dass ihre Vorherrschaft hier bedroht, dort unmöglich
geworden war. Die Buren haben in gewohnter Langsamkeit die
- richtige Zeit verpasst, Auschluss an einen starken Staat zu suchen,
bis es zu spät geworden ist Wenn die Schlacht am Majubaberge
die Morgenrötbe ihrer Unabhängigkeit und Freiheit schien, so ist
die Swasiland-Convention ihr 6rabgeläute.r
Das Swasiland bildet eine Enklave zwischen Transvaal und
der von bisher unabhängigen Stämmen bewohnten Heeresküste; es ist
goldreich und bietet gute Weidegründe, welche viele Buren nach hier
gezogen hatten. Die Buren hatten sich von dem König grosse Gon-
zessionen auf Ländereien, die Engländer auf Minen zu verschaifen
gewnsst, beide waren natnrgemäss auf einander eifersüchtig, bis die
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Die Vertheilimg Afrika*«.
Engländer einen onlsdiietlenen Voilheil davontrugen, der Kunig
den Engländer lSiife|)st<iiiy zu seinein Benither niin-lite. Als der Konig
starb, brachen Wirren aus. y.n deren Schlielitung Sir Fran<-is dti
Winton nach Swasiland geschickt wurde. Er erreichte aber sehr
wenig und kehrte nach England zurück, da die ailgeraeiue .Meinung
in Transvaal dahin ging, dass au eine bedingungslose Aufgabe des
Landes nicht gedacht werden konnte. Da die Eiiicländer für ihre
Pläne im Norden von Transvaal die Neutralität der Buren gebrauch-
ten und das schwer erreichl)are Swasiland in der That für sie niidit
zu behaupten war. zni;. ii sie niildere Saiten auf und begannen mit
Hülfe des Afrikander-Bundes l iiterhandlungen anzuknöpfen, welche
eher Erfolg versprachen, wenn der Wunsch der Buren, eine Verbin-
dung mit der Küste zu haben, erfüllt wurde. Nach langwierigen
UnterhaadluDgen ist am 2. Angnst 1890 dieser Vertrag zu Stande
gekommen, welcher in seineu Hauptzügen bestimmt:
I>ie Unabhängigkeit der Bevölkerung von Swa-süatui wird gemäss dem Ver-
trage von 1Ö8-1 auf» neue bestätigt. Diü Regierung des Lande« regelt alle Au-
gelegeuheitea der Eingeborenen.
Die raropUschen Kolonisten sieben anter einer gemischten Aufeichtsbehorde.
Es soll in gleicher Weise «n Oerichtshof für die Europier gebildet werden,
der nach niederländischem und rümiscbem Recht urtheilt.
Alle gesetzlich erlaubten Rechte mü^isen von einer gemeinschaftlichen Kom*
iniä^ion von Verwaltunu''^l>e;iiiiten und sämmtlichen Richtern anerkannt wetJen.
Die Regierung der äüdatnkaniachou Republik macht :>icli verbindlich, bei den
bevorstehenden Ktopfen der Sädafirikanischen (hisellsehaft gegen die Eingeborenen
im Norden und Nordwesten der Republik nicht Partei zu eigreifen, sondern durch
ihren Einfluss bei der Aufrecbterhaltung der Ordnong und der Gewalt der Sud-
afrikanischen Gesellschaft innerhalb deren Recbts<rebietc noch Maas^abe der ihr
von der englischen Regierung verliehenen Charter behültlich zu sein.
Die britische Regierung erkennt die Konzession an, welcSie der Küui>: von
Swasiland der Südafrikanischen Republik für Anlage einer Kiseubahu durch Swasi-
land bis an die See verliehen hat. Auch willigt die en^lisebe Regierung in die
Absicht der Regierung der Sudafrikanischen Republik, an der Kosibai einen Streifen
Landes von 10 Meilen xu erwerben.
Ks sind Pjestimmungen vorgeselit'u, (Ia>s die Kosil»ai oder der vorhin er-
'.^.thnte Laudstreiten nicht in den Belitz, in die KuutroUc oder iierrschaft einer
Iremdeu Macht fallen kann.
Transvaal tritt in einen Zollverband mit der Kapkololonie, dem Oraiy'e-Frci-
Staat und Betschnanaland unter noch n&her su vereinbarenden Bedingungen.
Sofern der Anschluss an den Zollverband innerhalb sechs Monaten nicht ge-
schehen ist, so wird die Abmachung wegen der Kosibai als hinfüUii: betrachtet. Da-
gegen soll die •jeraeinschaftliche Re^^ioruni über Swasilan<l für drei Jalire in Kraft
bleiben und iil>er diese Zeit hinaus fortdauern, wenn nicht eine der \eitrag-
scblie&semlen I'arteien sechs Monate vor Ablauf den Vertrag kündigt Tritt Trans-
vaal aber in den Zollverband ein, so ist die Fortdauer des Vertrags unbeschränkt.
Digltized by Gt)
Die Tertheilang AfrikVa.
Dieser Vertrag wurde schon am S. Aogost vom Volksraad in
Praetoria genehmigt Im Lande sowohl wie im Volksraad herrschte
die grösste Anfregnng, die heftigsten Reden wurden gehalten xmd
alle Redner ohne Ausnahme änsserten sich gegen den Vertrag — eine
früher im Lande sehr gangbare Redensart: „England ist mächtig,
aber Gott ist a11mfichtig% kam wieder in Aufnahme, und Manche
erklärten im Parlamente, dass sie lieber wieder für ihre Freiheit
kämpfen als die Convention annehmen wfirden — aber schliess-
lich stimmten zwanzig dafOr und nur zehn dagegen; denn England
hatte in nicht missznverstehender Weise gedroht und von Deutsch-
land war in Folge seines gnten Verhältnisses zu England keine
Hälfe zu erwarten. Damit scheinen auch die hochfliegenden Träume
Aber einen sfidafrikanischen, von England unabhängigen Buidesstaat,
dessen Kern einmal die südafrikanische Republik bilden sollte, ver-
flogen; die Verengländemng der Republiken wird ihren Lauf nehmen.
Es gab eine Zeit, wo die sfidafrilcanische Republik gnte Aussichten
hatte, wenn sie sich lest an Deutschland in politischer Hinsicht an-
schliessen wollte. Aber die Stimmung in Transvaal selbst war stets
getheilt, diejenigen Buren, welche Anlehnung an Deutschland such-
ten, waren in der Minorität, da die grössere Mehrheit in Ueber-
traguDg der Monroe-Doktrin auf sfidafrikanische Verhältnisse bis vor
wenigen Jahren weder von Engländern, noch Deutschen, kaum etwas
von den stammver^'andteu Niederländern, wissen wollte.
England und Portugal.
Während die Buren rathlos der drohenden ümklanimeruim ihres
Gebietes durch die Engländer zn.sahen nnd nur vage Aiisprfii lie ;itif
Weidegründe nördlich des Limpopo orhobcn, waren die in ihren An-
sprüchen bedrohten Portugiesen nicht nifisj^ii;. Sobald bekannt
wurde, dass das Matabele- nnd Maschnnalaiid in die britische Inter-
essensphäre gezogen wenlen sollte, sandte die j)ortniriesische IJccri»'-
rung von Queliman»- mehrere Expeditionen aus. anueblirh, uni das
Innere zu erforschen, thatsäriilich um das an natürlichen llült's<)u»>lleii
so reiche Masclinnaland /n annektiren. Von Zumbo, am Sambesi,
marschirte Lieutenant Canlo/o mit seiner Truppe nach Süden bis
zu den Flüssen Umfuli und Sanyati, liess die dortigen Häuptliime
Treue der [lortuijiesischen Heyierung s<'h\vören und hi>ste die por-
tugiesisciie Fhiyö;e. Auf dem Wo^o trafen die Portugiesen Pninen
früherer Forts und Gruben an, die au2;cnscheiidich jiorlu^iesiseheii
Ursprungs waren. Zu gleicher Zeit aber zog der bekannte poitugie-
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Di« Vertheihing Afrika't.
(»ische Afrikareisen de Serpa Pinto den Sambesi hinauf, in das
Schiregebiet, um dort die portugiesische Autorität sicher zu stellen.
Der englische Konsul Johnston hisste seinerseits die britische Flagge
in dem genannten Gebiet nud stellte die Makololo anter britischen
Schutz.
Die portugiesische Regierung antwortete auf diese englisehon
Umtriebe durch VeröfTentlichunjj: eines Dekretes, nach welchem die
Territorien südlich des Sambesi, — Unazüa und die portugiesischen
Distrikte Manica, Sofala und Inhambane, - unter eine Zeutralver-
waltoDg gestellt werden, die mit Hülfe militäriselier Kräfte die Ordnung
wahren und die rechtlichen Beziehungen der Eingeborenen zu den
Weissen überwachen s(»llte. Ein zweites Dekret schaffte einen neuen
Distrikt von Zurabo, das bisher nur eine Militärstatiou war, im Nor-
den des Sambesi. Mit diesem neuen Distrikt schnitten die Portu-
giese in das Gebiet der neuen englischen Gesellsrhaft ein, und es
entbrannte darum ein heftiger Streit, da die Portugiesen, abgesehen
Ton den letzten Flaggenhissungen, die Priorität der l-jitiltckun:; und
Beaiedelung dieser Länder in Ansprach nahmen. So hatte Batalba
Reis fiberzeugend nachgewiesen, dass nicht nur im fünfzehnten Jahr-
hundert Portugiesen diese Gebiete erforscht haben, sondern auch
noch Tor den epochemachenden Reisen Livingstoues. Dass diese
Entdeckungen dem grossen Publikum unbekannt blieben, lag an
der Unmöglichkeit Portugals, dieselben zur damaligen Zeit auszu-
nutzen.
Zwischen den Englftndem und Portugiesen waren an der Ostküste
Afrika's schon seit langen Jahren Streitigkeiten an der Tagesordnung;
die Englfinder betrachteten das kleine Portugal etwas von oben herab,
me Hessen durch ihre Kriegsschiffe die portugiesische Küste nach
Sklavenschiffen absuchen und sieh manche Uebergriffe zu Schulden kom-
men, welche die Portagiesen, wenn auchz&hneknirschend dulden mussten.
Den Portagiesen war schon seit Jahren die Anwesenheit der Eng-
länder auf dem Schire und Nyassa besonders unangenehm, weil bei
den fortgesetzten Reibereien es über kurz oder lang hier zu einer
Entscheldong kommen musste.' Die Portugiesen vrarden für ihre
Unterstützmig, welche sie Livüigstone bei seinen Reisen in ihrem
Hinterland hatten angedeihen lassen, schlecht belohnt Auf Living-
stoues Rath hat sich die englische Missionsgesellscbaft, welche am
Schire und Nyassa sich festsetzte, gebildet, hatte die Afriean Lakes
Company dort Geschäfte zu treiben begonnen und war mit grossen
Mitteln und viel Energie ein kolonisatorisches Werk angefangen wor-
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Die Vertlieiliuig Afrika*t. 7
den, dessen Portugal mit seinen beschränkten Mitteln nicht fähig
gewesen wäre. Im Besitze der Küste nnd der Mündung des Sam-
besi gefiel 8ich Portagal leider in allerlei Chikanen, welche dazu
beitragen rnnssten, es bei den Engländern ftosserst verhasst zu
machen, so das< <f''me Theorie, dass das Land zwischen den Provinzen
Hosaamedes nnd Mozambiqne ihm gehöre, von Anfang an von den
Engländern nicht ernstgenommen wurde.
Gegen die portugiesischen Dekrete protestirte England sehr ener-
gisch, doch Portugal antwortete in würdiger Weise. Es stützte sich
wesentlich auf das liecht der Entdeckung, der Arbeiten der Be-
kehiunf? und des Handels, denn eine effektive Besitzergreifung hatte
in der That nicht stattgefuiideu. Die Ansprüche der Portugiesen
datirten ans dem siebzehnten Jahrhundeit, als südlich des Sambesi
das etwas schattenhafte Monomotapa-Reich errichtet wurde, von dem
allerdings wenig mehr als Ruinen übrig geblieben sind. Eine gewisse
Verwaltung war in einigen Distrikten zwar eingerichtet dnroh die so-
genannte Lehnsberrschaft der Krone (prazos), aber alles war verrottet
nnd wenig im Znsammenhang mit der Verwaltung an der Kfiste.
England stellte dagegen den Satz auf, dass die thatsftchliehe Besitz-
haitang heute die wesentliche Bedingung der Anwendung der Ober-
herrschaft sei. Die portugiesische Regierung antwortete darauf voll-
kommen korrekt, dass sich die darauf bezüglichen Bestimmungen
der Eongosakte nur auf die Efistengegenden bezogen und wies in
w&rdevoUer Weise auf das hin, was es gethan habe und was es er-
hoffe: „Portugal, welches Indien eroberte, welches Brasilien schuf,
hat eine Vergangenheit, wie kein anderes Volk. Diese Vergangenheit
giebt ihm das Recht, die feste Hoffnung zu hegen, dass ein neuer
Glanz die portngiesiscbe Krone umstrahlen wird. Nur Afrika kann
ihm diesen Glanz versprechen. Vertheidigt dort Portugal seine
Rechte, so vertheidigt es seine Zukunft!**
Die Angelegenheit wftre auch vielleicht gütlich beigelegt worden,
da Lord Salisbury noch im Jahre 1889 erklftrt hatte, dass das
Schire-Territorium (in dem Serpa Pinto operirte) meht unter eng-
lischem Schutze stftnde und sich überhanpt gegen die Ausdehnung
der englischen Schutzherrschaft hier ausgesprochen hatte, wenn nicht ein
neuer Zwischenfall in England eine ungeheure Erbitterung hervor-
gerufen hfttte. lligor Pinto hatte sich nftmlich in das Tetegebiet be-
geben, um einige Wasserlftufe zu erforschen, und dort ei&hren, dass
die Makololos sich seinem Vordringen widersetzten. Da Pinto einsah,
dass er mit seinen 300 Mann die 14000 Hakololo-Krieger nicht be-
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8
Die Vertbeilung AfrikaV
wältipc<ii Nvürrlo. kt'hilo er um und nu'ldfte seiner Kegi<'rniju das
eingetretene liinderninis. Oit'se eab iinn die entsprechenden Ver-
stärkungen, etwa 7000 KatVern und etlieiie Kanonen, und so trat «t
den Makololos entgegen und schlug sie; der König liel in dem
Gefecht. Die Makololos hatten Schnellfeuergewehre und fügten
den Kaftern grosse Verluste hei: einmal Hohen sie, kamen dann
nher plötzlich mit zwei eDglisehen Fahnen wieder, welche von den
Kaifurn « ruhert wurden. Nach diesen und anderen Niederlairen
unterwarfen sich die Makololos, und nun erfahr Pinto, Uass sie sich
von den Engländeni hatten zum Kriege reizen lassen, was sie jetzt
sehr bedauerten. Als die Ein/.elheiten dieses Vorganges, besonders
die Wegnahme der englischen Flaggen, in England bekannt wurden,
begnügte sich das englische Auswärtige Amt. der Volksstimmung nach-
gebend, iiif-ht mehr mit der Versicherung Portugals, dass dasselbe
unter Vorbehalt eines Seh ifdsgerichts seine Truppen aus dem streitigen
Gebietzurückzieli» !! \v(.|!.-. -uiKh-ni stellte am 1"J. .lanuar ein kiitegorisehes
Citimatnm. Da Enghind mit dem Abbruch dei- diidomatischen Beziehun-
gen drohte und eine Flotiendemonstration ins Werk setzte, so blieb Portu-
gal nichts anderes übrig, als dem Verlangen der F)ngländer nachzugeben,
obwohl ein Schrei der Entrfistung über diese Vergewaltigung Portugals
durch das gesittete Europa ging. Die Aufregung in Portugal erreichte
eine bedenklich Höhe, der Unwille des Volkes zwang das Kabinet zur
Abdankung, eine revolutionäre Bewegung breitete sich immer weiter
aus und die innere Lage Portugals wurde sehr kritisch. Aber die
Engländer haben ihr Ziel erreicht, Portugal war, von allen Mächten
verlassen, gefQgig geworden ffir die Unterhandlungen, welche dann
mit ihm über eine Abgrenzung der Interessensphäre gepflogen wur-
den. Das Resultat derselben war das folgende Abkommen, welches
beim Schreiben dieser Zeilen von der portugiesischen Volksvertretung
zwar noch nicht angenommen war, aber wohl das äusserste darstellt,
was Portugal erlangen konnte. Die Hauptpunkte desselben sind:
Orossbritannien «rkeiiiit durch diese Kontention das portn|{iefliscbe Gebtot
eudticb vom RoTuma an, irie dasselbe in dem deutScb-portugiesiEchen Vertrscre von
1F86 definirt ist. I>if pnTtugiesischen Hosit/unpen in <»stafrika sinil hepretiTt im
Nordt'n von dem Kh:— r I'iovuma h\s /u sciix'in Zusfimmenfluss mit dorn ^INinje
tind vün da westwärts diirch diesell>e Hreitenparallele bis zum Nyassasee. Die
Grenze folgt dran dem Gestade de« Sees sadwftrts bis «um 18'/«. Grade södl. Breite
vtid TOD da in einer direkten Linie sudw&rts nach dem Kilwasee. Dem östlichen
Gertade dieses Sees bis 7u seinem äussersten südöstlichen Punkte folgend, rieht die
('iTei<7e von da eine direkte Linie nm ii ilcni ri>tlirlK'ii Nebenflüsse des Ruo (etwa
im Lri)perp!o<le lotft d* m l{ii<i westwärts Kis /ii seinem Znsatnmentlusse mit
dem Sfhire und wendet sich von da in einer direkten Linie nach dem Sambesi,
Die Vertlieiluug Afrika^!.
9
den de an einem Punkte zwiaehen den Knroa Bassa^Stromtehnellen und Tete be-
rührt. Die südöstlichen und südlichen Gestade des Njassasees, die Schire-Hocblande,
Blantyrc niui ■ia'^ iirnliei,'ejid*' Gebiet sind mithin Grossbritannien fe'as^eti. I»ie
(ircnze foljjt si-datm liem Zaiiibesi bis zu einem Puuiite 10 eneli!>chc Meilen west-
licii von Zuinbo. bort verlasst sie den Zambesi und schlägt eine Linie direkt süd-
lich nach dem 16. Breitengrade ein, folgt dieser Parallele ostwirts bis zum 81. Breiten«
grade und llnft von da in einer geraden Linie naeh dem Dorchscbnitt des Flusses
Mazoe mit dem 31. Rreilenjrrade, dem sie südwärts bis zum If^S. Hreitengrade
folgt und (l.iMii letztere Parallele westwärts verfol({t, bis sie 'len Mashike an seinem
ZusaiuuK-ntlusse mit tiem Save eireirlu. Die (Ireu/.e läuft ai-.iiann |iaralU'l mit dem
Laufe des letztgenannten Flu^seä »üdwärtä bis zu seinem Zusammen tiuüse mit dem
Lnndi. Von diesem Punkte aehllgt sie eine gerade Linie nach dem Südwesten bis
znm|l nordüstliehen Winkel der Transvaalgrenze ein. Sie folgt der Grenze ton
* Tran^vn < i li Swasiland südwärts bis zum Flusse Maputo und von da der Breiten-
parallele des Zusammenflusses des Maputo mit dem Pontrolo nstwfirts bis zum Meere.
Kraft einer besonderen .Sti|iulatioij wird Portugal '»ebiet am nürdtiolien l'fer des
^ambeiii auf eine t^utferuung vau 10 Meilen um Zumbo herum zugewic>en.
Was das westliche Afrika anbelangt, so Iftufl die Grenze zwischen der portugiesi-
Mben nnd der britischen Einflosssph&re Ton den Katima-Stromschnellen am Sam-
besi längs dieses Flusses bis zu seinem Zusammenfluss<' mit dem Kabompo und
folk't dann letzterem Flusse nordwärts bis zur (iren/e des Kon^o-Kreistaates. Es
ist vereinbart, dass * irossbritannien die AusiK-lmunj der [>ui tut'iesiM'lien Kinflus>-
spbäre ostwärts von der ürouze von Luanda nach der westlichen Grenze des Kongo-
Kreistaates, ein Fläcbenraum von 400000 QuadratkUometem, nicht beanstande^ und
es erkennt als portugiesisches Gebiet das Hinterland von Angola Ton der Grenze,
wo die Flüsse nördlich und südlich (etwa in der 11' Rreitenparallele) nach der
n'-rdliohen (trenze der deutschen ."Sphäre laufen, an. <iriissbritannien soll seiner*eit>
einen freien We«; zwischen >ciner nnidlichen und seiner süillii-lien Kintlussspiiän-
in Afrika haben. Thal>ächlich alles, was westwärts vom Nyassasee liegt, ist bri-
tisches Gebiet. Portugal behält sieh jedoch das Recht Tor, eine Verbindung swischen
seinen ostlichen und westliehen Territorien Ungs des Sambesi aufrecht zu halten.
Zwecks dessen wird ihm das Recht gewährt, Strassen, Eisenbahnen und Telesrraphen-
linien anzulegen, innerhalb einer 10 M' il>-n vom südlichen Ufer und 20 .Meilen vom
nrirdiiohen TlVr des Sambesi gezogenen Linie, welrhc einen ."»O Meilen lireilen
Landgurlel bildet. Andererseits behält Grossbntanujen sich das Recht vor, Ei>en-
bahnen, Strassen u. s. w. zwischen dem nordöstlichen Winkel seiner Binflusssphire
südlieh Tom Zambesi bis zu einem Punkte zwischen dem Ilazoe und den Karoa
Bassa-Stroraschnellen am Sanjbesi in einem 1" Meilen breiten Landgürtel anzulegen.
Der .Sambesi und seine Nelientlüsse sollen ileii Flagiren aller Nationen frei offen
stehen und alle NVa-serweije in der britisefieti und j»ortuj,Mesi>chen Kintlus>sp!;äre
in dem ganzen durch die gegenwärtige Konvention abgesteckten Gebiet sollen der
SrhtlMibrt dar Flaggen der beiden Linder frei offen stehen. Bei etwaigen Gebiets-
abtretungen, zu denen Portugal sieh reranlasst sehen könnte, wird der Regierung
Urossbritanniens ein Vorzugsrecht eingeräumt. Alle DilTeten/en, welche zwischen
den beiden Regierungen in ihren beziehungsweisen EintUissspliären entstehen dürf-
ten, sollen auf schiedsrichterlichem \Ve?e bcirlicheu werden, l'ie TraMsir/ jlle, welche
von Portugal auf portugiesisches Gebiet zwischen der britischen Kiutlusäsphäre iu
Ostafrika und dem Meere panirMMie Waaren auferlegt werden, 80tl«i die von dem
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Dia Vertheilung Afrika*s.
portugiesischen Tarif in 1877 fe^tge^etzten Zi'Ue, oämlich o Vroi. ad valorein, nicht
übersteigen. Die Konvention umfai^st auch einige weitere Stipulatioaen ia Betreff
von Zöllen, ilie aber uuwichlio^ sind.
Das Abkommen wurde von der ent^lischeii Tai^ospresse selbst-
verstäiidlieh günstig heurtlieilt. denn Lord Sali>hurv hat in der Haupt-
saehe nur zugestaudeii, was PortuLjal im (inuul*- i'i>iier selmn iiiibe-
f^t ritten Itesass f»der was seiuem Wrrtlie nach <o gleieligiltig i<t, dass
HS «MiLrlisehe Inten's^tn nicht berührt. Das Schire-lloeliland nnd
(his (Gebiet, welclies (lit> südafrikanische St^<'nkoni[>amtiie für sicii be-
anspruchte, ist also Kngbmd zugetallcii, die Verbindung zwischen
der britisch-ustafrikauiscben Kompagnie und (b-r britisclicn Snd-Afrika-
gcst llschait in Ans>iclit gcnoninim. Das i:an/.e unüt'henrc iiebiet.
weh'hes (b'r kruii;iliche Freibrief der Süd-Alrikaut'>ellsehaft zuwies,
ward (b'rsclben durch «las Ai»k"inimen bc-tatint. Nicht nur Matabele-
und Masciiona-Land. weh-hes die Portugiesen in Anspruch nahmen,
SMnd<'rn aucli das ganze Land zwiscln-n Sambesi und Kongostaat
knmmt in englischen Besitz. Den /ollüelüsten der Portugiesen auf
den Zambesi war schliesslich durch die Bestimmung völlig freier
t>cbiHlalirt auf dem Strome ein Kiegei vorgescliobeu.
England und Deutschland.
Die Ansprüche der Engländer Portugal gegenüber hatten in
Dentschland die Beffirchtong rege gemacht, dass das sogeuannte
Hinterland unserer ostafrikanischen Besitzungen, welches allgemein
als bis zn den Tanganyika-See reichend angesehen wnrde, nicht geuü-
geud gesichert sei. Die dort ansfissigen englischen Missionen suchten
Stimmung in ihren sehr einflussreichen Kreisen gegen Dentschland zu
machen, während Unternehmer der britisch-ostafrikaniscfaen Gesell-
schaft offen den Plan befürworteten, inoi Htnterlande unserer ost-
afrikanischen Besitzungen mit der von Süden nach Norden vordrin-
genden britisch-südafrikanischen Gesellschaft sich zu vereinigen, um
so eine ununterbrochene Verbindung vom Cap bis zum Nil herzu-
stellen. Dazu kam noch, dass Stanley auf seinem Zage nach der
Küste mit eingeborenen Häuptlingen Verträge abgeschlossen hatte,
und mit grossem Eifer die Engländer für Aufrechthaltnng derselben,
deutschen Ansprüchen gegenüber, zu intereesiren wusste. Ausserdem
waren noch die Schwierigkeiten wegen Witu, Togo und Südwest-
Afrika aufgetaucht (welche später noch besonders behandelt wer-
den sollen), so dass der Wunsch nahe lag, dass auch England und
Deutschland über eine genaue Abgrenzung ihrer Interessen zu einem
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Die Vertheiluug Afrika^«.
11
endgfiltigeii Einveniebinen kommen möchten. Die Frage bleibt offen
ob der Zeitpunkt dafftr glücklieh gewählt war, ob wirklich die Noth-
wendigkeit zu diesem Sdiritte in Hinblick auf die allgemeine Weltlage
vorlag, aber anf der anderen Seite liess sich nicht leugnen, dass
England Fortschritte auf kolonialem Gebiete gemacht hatte, welche
nns mit der Zeit In eine vielleicbt noch gefthrlichere Lage gebracht
haben wfirden.
Denn leider hatt« man in dentschen Regie l ungskreisen von jeher
die Kolonialpolitik als eine Art von nationalem Luxus betrachtet,
dem man sich in politisch guten Zeiten gestatten dürfe, den man
aber in weniger guten Zeiten beschränken müsse. Solange und
soweit es sich vorwiegend am territoriale Fragen, um den Wett-
bewerb lier Völker im Erwerb fremder Länder liandelte, war ein Zu-
samiiieuhaiii; der deutschen Kulniiialpdlitik mit unserer alls:emeiiieii
Politik uineriiit'idlicli, und Frankit ii'li und DeiUschland konutcii, der
englisclien Politik ihren Willen ;iut/wingen, und bei der Vertheilunu:
der afrikauisehcii Küslcn neben dem mecrbeherrschejiden England einen
ebenbürtigen Autlieil verlangen und erhalten. Aber mit dem Sturze des
Ministeriums Kerry und mit dem bulgarischen StaatxSstreicii begann
(las Barometer der deutschen Kulonialpolitik schnell zu sinken.
England athmete auf je weiter sich Frankreich wieder vnn Deutsch-
land entfernte und je aggressiver die Haltung llus>lands gegen
Deutschland wurde, jedes folgende k<iloniale Abkonnnen wurde un-
trünstiger für Deutschland und günstiger für England. England war
wieder im Zenith seiner Macht, es wusste, dass seine Freund-
schaft für Deutschland, zunuil luich dem llücktritt des Fürsten Bis-
marck von seiner Stellung als Reichskanzler, sehr noth wendig war.
es sali das allmähliche Zurückweichen Deutsiddands sowohl in der Witu-
als auch Xiger-Benue-Frage und es war überzeugt, mit Deutschland
gerade so wie mit Portugal jetzt fertig worden zu können. l)ie
deutsche, mit so grossen lIolTnungen begonnene Kolonialpolitik war
eben, soweit es sich um das Veriiältniss zu anderen Mächten handelte,
auf den tiefsten Punkt angekommen, unter den sie, vom Kriege ab-
gesehen . niclit. sinken konnte. Es konnte sich daher bei uns die
vornehmlich durch die wirth.schaftlichen Fortschritte <ler Engländer
entstandene Ansicht festsetzen, dass die Kolonien Kompensationsobjekte
für Gefälligkeiten auf andern (Gebieten seien — eine Anschauung, die bei
dem zielbewnssten Vorgehen der Engländer für uns von Anfang an
wenig Gutes in Aussicht stellte.
Als englischer Unterhändler wurde Sir Percy Anderson» ein in
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12
Die Vertbeilunii: Afrika'».
kolonialen Fragen geschalter Hann, nach Dentschland geschickt,
welcher zuerst vorsichtig die Frage sondirte, ob Deutschland die
Hinterlandsthorie bis za den Tanganyika-See ausgedehnt wissen wollte.
In diesem Punkte blieb das auswärtige Amt fest, die Handels-Entwick-
Inng der Kolonie wäre unterbnnden gewesen, wenn England ein Territo-
rialrecht am Tanganyika erhalten hätte, und der englische Unterhändler
reiste nach England zurück, um neue Instruktionpn zu holen. Wäh-
rend (iiosor Zeit trat aber ein Wechsel in den Anschauungen der
oftizit'Uoii Kreise ein, da man es auf ein Zerwürfniss mit Kniiland
nicht luikcmnien lassen wollte. Es wurde als Kompensatioiisnbjekt
Heli^oland in die l)cb;»t,te gewoilVii und der romantische Zauber, wel-
cher diesen Naiu-m nnii^ab, scheint so i(e\viikt zu haben, dass der
Zukunttswerth unserer ostafrikanisciicn Ivobniioii liarübrr i;aiiz aus den
Angon verloren wnrde. Es wird noch beüaiiptet. dass zur Zeit des
V( itra;^sabs(ddusses die alli;eineine jxditisclie Lai;e besonders gespannt
gewesen sei in Foltro des dndiendt'n Absclilusses des Bündnisses von
llnssland und 1 luiikreicli und dass Italien eine Annälicrun^ an Eng-
hui<l verlangt habe, um im Falle eines Krieges mit Frankreich durch
Eiigland an seinen Küsten i;escliützt zu werden, ahi i- genaueres ist
darüber ni(dit bekanntgeworden. Jedenfalls wurden alle INditiker auf
das gewaltigste, die K(donialtreunde auf das cnipfindlicli^tc niul
schmerzlichste üiierrascht , als der Keichsauzf'iger das Vdidiiufige Ab-
komnuni. nnd am 1. Juli folgeudeu delinitiven Vertrag mit England
veröffentlichte:
Das deutsch -englische Abkommen.
Die Unterzeichneten:
der Reichskanzler, General der Infanterie von Caprivi,
der Geheime Legations-Ratb im Auswärtigen Amt Dr. Krauel,
der ausserordentliche nnd bevollmächtigte Botschafter Ihrer Bri-
tannischen Majestät Sir Edward Baldwin Malet,
der Vorsteher der afrikanischen Abtheilung Ihrer Majestät Aus-
wärtigen Amts, Sir Henry Percy Anderson,
haben nach Berathung verschiedener die Eoloniaiinteressen Deutsch-
lands und Grossbritanniens betreffenden Fragen Namens ihrer Re-
gicnittgen folgendes Abkommen getroffen:
Artikel I.
In Ost-AiVika wird das Gebiet, welches Deutschland zur Geltend-
machung seines Einflusses vorbehalten wird, begrenzt:
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Die VertbeiluAg Atrika's.
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1. Im Nordeil durch eiue Linie, welche an der Küste vom Nord-
tifer der Mündung des Umbeflusses ihren Ausgang nimmt und daiuut
in gerader Kichtung zum Jipe-See läuft. Dem Ostufer des h»ees
entlang und um das Nnrdnfer desselben herumlühivnd. überschreitet
die Linie <lariiuf diMi Kluss Lunii, um die Landscluifteu Taveta und
Dschagga in der Mitte zu durchschneiden und dann entlatig an dem
nonllichtMi Abhang der Bergkette des Kiiiiiia-Xdscharo, in gerader
Linie weiter geführt zu werden bis zu deiiijeMigen Punkte am Ost-
ufer des Victoria-Nyanza-Sees. welcher von dem ersten (irad süd-
licher Breite getroffen wird. Von hier den See auf dem ^^enatmten
Breitengrade überschreitend, folgt sie dem letzteren bis zur Grenze
des Congostaates, wo sie ihr Ende findet. Es ist indessen Einver-
staudniss darüber vorhanden, dass die deutsche Interessensphäre auf
der Westseite des genannten 8ees nicht den Mfumbiro-Berg umfasst.
Falls sich ergeben sollte, dass dieser Berg südlich des genantiten
Breitengrades liegt, so soll die (Jrenzlinie in der Weise gezogen
werden, dass sie den Berg von der deutschen Interessensphäre aus-
schliesst, gleichwohl aber zu dem vorher bezeichueten Endpunkte
zurückkehrt.
2. Im Süden durch eine Linie, welche, an der Küste von der
Nordgrenze der l'rovinz Mozambique ansgebend, dem Laufe des
Flusses Rovunia lii> zu dem Punkte folgt, wo der M'sinjelluss in den
Kovunia mündet, und von dort nach Westen weiter auf dem Breiten-
parallel bis zu dem Ufer des Nyassa-Sees läuft. Dann sich nord-
wärts wendend, setzt sie sich läni;s den Ost-, Nord- und West-Ufern
des Sees bis zum nördlichen Ufer der Münduni:; des Songwe-Flusses
fort. Sie geht darauf diesen Fluss bis zu seinem Schnittpunkte mit
dem 33. Grad östlicher Länge hinauf und Itdiit iliin weiter bis zu
demjenigen Punkte, wo er der Grenze des in dem ersten Artikel
der Berliner Konferenz beschriebenen geographischen Cougobecken^;.
wie dieselbe auf der dem y. Protokoll der Konferenz beigelügteu
Karte gezeichnet ist. am nächsten kommt. Von hier geht sie in
gerader Linie aut' die vorher gedachte (irenze zu und führt au
derselben entlang bis zn deren Schnittpunkte mit den] 'A2. Grad
östlicher Länge, sie wendet sich dann in gerader Ilichtung zu
dem Vereinignngspuukte des ^Hord- und Sädarmes des Kiiambo-
flnsses, welchem sie dann bis zn seiner Mündang in den Tanganyika-
See folgt.
Der Lauf der vorgedachten Grenze ist im Allgemeinen nach
Maassgabe einer Karte des ^vyassa-Tanganyika-Flateans angegeben,
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Die VertbeiluDg Afrika*«.
welche im Jahre 1889 amtlich für die britiscbe Regieraog ange-
fertigt wurde.
3. Im Westen durch eine Linie, welche voq der Mündung des
Flusses Kilambo bis zum 1. Grad sfldlieher Breite mit der Grenze
des Gongostaates znsammeni&llt.
Das Grossbritannien zur Geltendmachung seines Einflusses Tor-
behaltene Gebiet wird begrenzt:
1. Im Sflden durch die vorher erwihnte Linie von der Hftndung
des ümbeflusses zu dem Punkte der Grenze des Gongo-Freistaates,
welcher von dem 1. Grad sfldlieher Breite getroffBO wird. Der Berg
Mfumbiro ist in dieses Gebiet eingescUossen.
2. Im Norden durch eine Linie, welche an der Kfiste am Nord-
ufer des Jubailustes beginnt, dem genannten Ufer des Flusses eni-
laoglänft und mit der Grenze desjenigen Gebiete zasammenfällt,
welches dem Einflüsse Italiens im Gallalande iu Abyssinien bis za
den Grenzen Egyptens vorbehalten ist.
3. Im Westen durch den Cougo-Freistaat und durch die west-
liclie Wasserscheide des oberen Nil-Beckens.
Artikel II.
Um die in dem vorstehenden Artikel iiezeicbnete Abgrenzung
zur Ausführung zu bringen, zieht Deutschland seine Schutzherrschaft
Aber Witu zu Gunsten von Grossbritannien zurück. Gi o.<sbritannien
verpflichtet sich, die Souverünetät des Sultans von Witu über das
Gebiet anzuerkennen, welches sich von Eipini bis zu dem im
Jahre 1887 als Grenze festgesetzten Punkt gegenüber der Insel von
Kweihu erstreckt.
Deutschland verzichtet ferner auf seine Schutzherrschaft über
die an Witu grenzende Kfiste bis nach Eismaju und auf seine An-
sprache auf Gebiete des Festlandes nördlich vom Tanaflusse und auf
die Inseln Patta und Manda.
Artikel III.
In Sü(l\vt'>t-Airik;i wiid das (irlnet. welches 1 )eiits(h!and zur
(ieitentlnuu-liuni; seines Eiiitlusses vorl>ehalt»'ii wird, ix-^iviizt :
1. Im Süden dnreh eint* Linie, welehe ;m d*T Mümluug des
Oranje-Flnsses beginnt und an dem Xrirdiiter des Flusses bis zu
dem Punkt-' iiinaufgeht, wo derselbe vom 20. Grad Ostlicher Läuge
getroffen wird.
2. Im Osten durch eine Linie, welche von dem vorher iienanuten
I^unkte ausgeht und dem 20. Grad östlicher Lauge bis zu seinem
Digitizoü by Coo^Il
hie Vertheiluug Afrika's.
15
Schnittponkte mit dem 22. Grad südlicher Breite folgt Die Linie
Iftaft sodann diesem Breitengrade naeh Osten entlang bis zn dem
Pnnlcte, wo er von dem 21. Grad Ostlicher Länge getroffen wird,
sie führt darauf in nördlicher Richtung den genannten Längengrad
bis zu seinem Zusammentreffen mit dem 18. Grad sQdlicher Breite
hinauf, läuft dann in Ostfieher Richtuug diesem Breitengrade entlang,
bis er den Tsehobe-Fluss erreicht und setzt sich dann im Thalweg
des HaupUaufes dieses Flusses bis zu dessen Mündung in den Sam-
besi fort, wo sie ihr Ende findet
Es ist Einverständniss darüber vorhanden, dass Deutschland
durch diese Bestimmung von seinem Schutzgebiet aus freien Zugang
zum Sambesi mittels eines Landstreifens erhalten soll, welcher an
keiner Stelle weniger als 20 euglische Meilen breit ist.
Das Grossbritannien zur Geltendmachung seine?* EinHusscH vor-
behaltene Gebiet wird im Westen und Nordwesten dunii die vorher
bezt ichiiete Linie begrenzt. Der Ngami-See ist in dasselbe ein-
geschlctsscn.
Der Laui der vorgedachten Grenze ist im Allgemeinen nach
Maassgahe einer Karte wiedergegeben, welche im Jahre 1889 amt-
lich für die Itritische Regiernni; angefertigt wurde.
Die Festsetzung der Südgrenze des britischen Walfischbay-Ge-
biets wird der Entscheidung dunli einen Schiedsspruch vorbehalten,
falls nicht innerhalb zweier Jahre von dfr rntt-rzeichnnug dieses
Uebereinkommens eine Vereinbarnut; der Machte über die Grenze
getrort'en ist. Beide iMächte sind darülter «'inverstauden. dass. so-
lange die Erledigung der (Jrenzfrage schwebt, der Durchmarsch und
die Durchfuhr von Giitern diircii das streitige (b-biet für die beider-
seitigen Untertlianen frei und dass die Behandlung der Letzternii iu
dem Gebiete in jeder Hinsieht eine gleiciie sein soll. Von Durch-
ganus^ütern wird kein Zoll erhoben und ids zur Ordnung der An-
gelegenheit soll das Gei>iet aih neutrales betrachtet werden.
Artikel IV.
In West-Afrika:
1. Die (irenze zwischen dem deutsciu n Schutzgebiete von Togo
und der britischen ( ioldküsten-K<donie geht an der Küst«- von den
bei den Verhandlungen der beiderseitigen Kommissare vom 14. und
28. Juli 1S86 gesetzten Grenzzeichen aus und erstreckt sich in nrlrd-
lielier Richtung bis zu dem Parallelkreis 6*^ 10' nördlicher Breite.
Von hier aus geht sie westlich dem genannten Breiteugrade entlang
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Die V«iih«i]iin(( Afrilta*«.
bis zam linken Ufer de:< Aka-Flnsses uod steigt hierauf den Thalweg des
letzteren bis zu dem Breitenparallel 6^ 20' nördlicher Breite hinauf.
Sie Iftaft sodann anf diesem Breitengrade in westlicher Ricbtong
weiter bis zn dem rechten Ufer des Dsehawe oder Shavoe-Flasses,
folgt diesem üfer dieses Flasses bis zu dem Breitenparallel, welcher
durch den Punkt der Einmflndnng des Deine-Flusses in den Volta
bestimmt wird, um dann nach Westen auf dem gedachten Breiten-
grade bis zum Volta fortgeffihrt zu werden. Von diesem Punkte an
geht sie am linken Ufer des Volta hinauf, bis sie die in dem Ab-
kommen von 1888 vereinbarte neutrale Zone erreicht, welche bei der
Einrntadung des DakkspFlusses in den Volta ihren Anfang nimmt
Jede der beiden Mfichte verpflichtet sich, unmittelbar nach dem
Abschlnss dieses Abkommens aÜe ihre Beamten und Angestellten
aus denjenigen Gebiete znrfickzuziehen, welches durch die obige
Grenz-Festsetzung der anderen Macht zugetbeilt ist.
2. Nachdem fSr beide Begiemngen gifta^Itftft nachgewiesen ist,
dass sich am Golf von Guinea kein Fluss befindet, welcher dem anf
den Karten angegebenen und in dem Abkommen von 1885 erwähn-
ten Rio del Key entspricht, so ist als vorläufige Grenze zwischen
dem deutschen Gebiet von Kamerun und dem angrenzenden britischen
Gebiete eine Linie vereinbart worden, die von dem oberen Ende des
Rio del Rey-Kceeks ausgehend in gerader Richtung zu dem etwa
9^ 8' östlicher Länge gelegenen Punkt läuft, welcher auf der Karte
der britischen Admiralität mit ^Hapids** bezeichnet ist.
Artikel V.
Es wird vereinbart, dass durch Verträge und Abkommen, welelie
von oder zu (iunsten einer der bcidt ii Machte in den Getjoudeii
uGrdlieh vom Heuue getroffen werden, das Recht der andcn i» .Maelit,
im freien Durchgangsverkehr nnd olme Zahlung von Dun-h^augszüUen
nach und von den Ufern des Tschad-Sees llaudei zu treiben, nicht
beeinträchtigt werden soll.
Vdii ülleii Vertrauen, welche in dem zwischen dem Benu«" luul
Tschad-^ee bele^^enen Gebiete geschlossen werden, soll die eine Macht
der anderen Anzeige erstatten.
Artikel VI.
Bei ulieil in (Umi Artikehi I -IV bezeichnt'teu AltKrenzuucslinien
können Berichtigungen, welche mit Rücksicht aiit orilirh»' V.'rliiiit-.
nisse nothweiidi^ erscheinen, dun li Vereiubaruug der beiden Mächte
getroÜ'eu werdeu.
Digiti-^^rf hv Google
- I I I I
Die Vertbeiliiog Afrika».
17
ÜDsbesondere ist Emventfindniss darflber vorhanden, dass be-
züglich der in Artikel IV bezeichneten Grenzen sobald als möglich
Kommissare Behofis Herbeif&hmng einer solchen Berichtigung zu-
sammentreten sollen.
Artikel ViL
Jede der beiden Hftchte flbemimmt die Verpflichtung« sicii jeg-
licher Einmischung in diejeDige Interessensphlre zu enthalten, welche
der anderen dnrch Artikel I — IV des gegenwärtigen Uebereinkornmens
zuerkannt ist. Keine Macht wird in der Interessensphäre der an-
deren Erwerbungen machen, Verträge abschliessend Sonveränitätsrechte
oder Protektorate äbemebmen oder die Ausdehnaug des Einflusses
der anderen hindern.
Es besteht Einverstäudiiiss darüber, duss Gesellschaften oder
Privatpersonen, welche der einen Ma^ iit aii^'ehören. die Ausübung
von Souveränetätsrechtt'U innerhalb der Inleressenspliure der anderen
Macht, au.s&er mit Zustimmung der letzteren, nicht zu gestatten ist.
Artikel Vin.
Die beiden Machte vcrpHiditen sich, in allen denjenigen Theilen
ihrer Gebiete innerhalb der in der Akte der Berliner Konferenz von
1885 bezeichneten Freihandelszone, auf welche die fünf ersten Ar-
tikel der genannten Akte am Tage des gegenwärtigen Abkommens
anwendbar sind, die Beetimmungen dieser Artikel in Anwendung zu
bringen. Hiemach geniesst der Handel vollständige FVeiheit; die
i>chiffahrt auf den Seen, Flüssen und Kanälen und den daran ge-
legenen Häfen ist frei für beide Flaggen: keine iiiit^lt lt h.' Hehand-
inng mit B»v.ng auf den Transport oder Küstenli;iiidi.'l ist uolattet;
Waaren jeder Herknnft sollen kein»' anderen Abgaben zu entrichten
haben, als solche, welche unter Aussclilnss ungleicher Behandlung,
für die zum Nutzen des Handels gemachten Ans^iahen erhoben
werden mögen; Dnrehgangszölle dürfen nitht erhoben und keine
Monopole oder Handelsbegünstigungen gewährt werden.
Den AngehOri-en l)ei(ler Mächte ist die freie Niederlassuug in
den beiderseitiiren (Tcbieten, soweit dieselben in der Freihandelszone
gelegen sind, gestattet.
Insbesnndert' herrscht Einverständniss darflber, dass in Gemäss-
heit dieser Bestimmungen von jedem Hemmnis» und jedem Durch-
gangszoll frei sein soll der beiderseitige Güterverkehr zwischen dem
Xyassa-See nnd dem Congostaat, zwischen dem Nyasaa- und Taaga-
KolODialts J&hrbacb liOO. 0
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18
Die YtrihtUttiig Alrika*t.
nika-See, anf dem Tanganika-See. und zwiscbeo diesem See nod
der DOrdiichen Grenze der beiden Sph&ren.
Artikel IX.
Handols- nud Bergwerks-Konzessiouen sowie Rechte au Gnind
niid Bodeu, welche GescllschatttMi oder Privatpersonen der eiixMi Macht
innerhalb der Interessensphäre der anderen Macht ei worheu haben,
sollen von der letzteren anerkannt werden, sofeni die (^iiltii^keit
derselben i;enügend dargethan ist. Es herrscht Eiiiverständniss
darüber, dass die Konzessionen in Geniüssheit der au Ort und Stelle
gültigen Gesetze nod Yerorduoiigea aasgeübt werden müöi»en.
Artikel X.
In allen Gebieten Afrikas, welche einer der beiden Mächte ge-
hören oder unter ihrem Einfluss st«'hen, sollen Missionare beider
Länder vollen Schutz s:eniessen; relii^iöse Duldung und Freiheit für
alle Formen des Gottesdienstes und für geistlichen Uuterricht werden
zugesichert.
Artikel XI.
Grossbritannien wird seinen ganzen Einflnss aufbieten, nm ein
frenndsehaftüches UebereiDkommen zu erleiclitem, wodurch der Snltan
von Sansibar seine anf dem Festland gelegenen nnd in den vorhan-
denen Konzessionen der Dentsch-Ostafnkanischen Gesellschaft er-
wfihoten Besitzungen nebst Dependenzen sowie die Insel von Mafia
an Deutschland ohne Voibehalt abtritt Es herrscht Einverst&ndniss
darflber, dass 8e. Hoheit gleichzeitig für den ans dieser Abtretung
entstehenden Verlust an Einnahmen eine billige Entschädigung er-
halten soll.
Deutschland verpflichtet sich, die Schutzherrschaft Grossbritanniens
anzuerkennen über die verbleibenden Besitzungen des Sultans von
Sansibar mit Einschluss der Inseb Sansibar und Pemb«, sowie Aber
die Besitzungen des Sultans von Witu und das benachbarte Gebiet
bis Kismaja, von wo die dentsche Schutzherrsehaft zurückgezogen
wird. Es herrseht Einverstftndniss darüber, dass Ihrer Majestftt
Regierung, Falls die Abtretung der deutschen Küste nicht vor der
Uebemahme der Schutzherrsehaft über Sansibar durch Grossbritannien
stattgefunden hat, bei der Ueberaahme jener Schutzherrschaft die
Verpflichtung übernehmen wird, allen ihren Eiiiflnss aufzuwraden,
um den Sultan zu veranlassen, jene Abtretung siegen Gewährung
einer billigen Entschädigung sobald als möglich vorzunehmen.
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Die Verthmlimg Afrilu*«
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Artikel XII.
1. Voi'behaltlii b der Zustiiimiuiit; de^^ britischeu Parlaments
wird die Souveräuetüt über die Insel Helgoland nebst deren Za-
behörnngen von Ibrer Britischeu Majestät an S«. Majestät den
Deutschen Kaiser abgetreten.
2. Die Deutscbe Kciiiening wird den aus dem abgetrett'iien
Gebiet iierstamnienden I'ersonen die Befugniss gewähren, vermöge
einer vor dem 1. Januar 1892 von ihnen seihst oder bei minder-
jährigen Kindern von deren Eltern ocU^r Vonnündeni abzugebeudeii
Erklärung die britische Staatsangehörigkeit zu wählen.
3. Die aus dem ai)getrett iieii Gebiet herstammenden Tersonen
und ihre vnr dem Tage der Unterzeichnunu dieser Uehereinkunft
geborenen Kinder Ideiben von (b>r Krfülhing der Wehrpflicht im
Kriessheer und iu der Flotte in Deutschland befreit.
4. Die zur Zeit bestehenden heimischen Gesetze und Gewohn-
heiten bleiben, soweit es möglirh ist, unveraiidcrt tortbesteiien.
5. Die Deutsche Regierung verpüichtet sich, bis zum 1. Ja-
nuar 1910 den zur Zeit auf dem abgetretenen Gebiet in Geltung
befindliclien Zolltarif nicht zu erhöhen.
6. Alle Vermögensrerhte, wt-lrhe Privatperaenen oder le'st<diende
Korporationen der britischen ilegierung gegenüber in Helgoland er-
worben haben, bleiben aufrecht erhalten; die ihnen ents[»reeheiiden
VerpHichtungen gehen auf Se. Majestät den Deutschen Kaiser ül)er.
Unter dem Ausdruck „Vermögensrechte'' ist das Singnalreebt des
Lloyd inbegriffen.
7. Die Rechte der briti-elien Fischer, bei jeder Witterung zu
ankern. Lebensmittel und Wasser einzunehmen, Reparaturen zu
machen, die Waaren von einem Schiff auf das andere zu laden,
Fische zu verkaafeu« zu landen und Netze zu trocknen, bleiben
unberührt.
Berlin, den 1. Juli 1890.
von Cuprivi. R. Krauel Edward B. Malet.
H. Percy Anderson.
Die Aufnahme, welche der Vertrag in Dentecbland fand, war
sehr getheilt. Im ersten Augenblick hatten die nationailiberalen Zei-
tungen, welche sonst recht kolonialfreondlich sind, Aber der Erwerbung
Helgolands alles andere vorausgegangene vergessen nnd an der Seite
der kolonialfeindlicheD freisinnigen Blätter gestanden, welche den
r
20
Di« Yertbeilung Afrika*!.
Vertrag bewillkomninetcii, aber eine Enniclitcninf; setzte sehuell
«'in. In Süddentsclihmd besonders war man über die Zugeständnisse
an die Knirländer empört, das nati^tiialc Gefühl bäumte sich gewaltig
gegen diesen als l)emüthigung empfandenen Vertrag auf. in den Kreisen
der Kolonialfreunde herrsehte eine tiefe Xiederge>< hlaui'nheit. Bald
begann eine sehr kiitisclie Stimmung auch in den Zeitungen, weUhe
nicht geradezu offiziös waren, sehr deutlich aifs Tageslicht zu treten,
und es bedürfte des mahnenden Hinweises darauf, dass eine allzu
pessimistische Auffassung für die ganze Kolonialbewegung in Deutsch-
land geradezu gefährlich wirken müsste, dass in dem begrenzten
Gebiet noch gewaltige Landstriche der deutschen Unternehmerkraft
zu erschliessen waren, und dass noch lange nicht alles verloren war.
Da es allmählich bekannt wurde, dass es Fragen europäischer Politik
gewesen waren, welche das überraschende Kinverstiindniss zu Stande
brachten, erschien das Ganze allerdings in einem anderen Lichte, als
wenn man es nur von dem Gesichtspunkte einer Verständigung über
afrikanische Besitzungen betrachtete. Dennoch war daraus der Umstand
noch immer nicht zu erklären, dass England thatsächliche Vortheile
allein daraus gezogen hatte, denn bei allen möglichen europäischen
K(tmplikationeu hat England mindestens ebenso viele Vortheile von
der Unterstützung Deutschlunds zu erwarten, als wir unigekehil von
England. Hei einigermaasseu eutscbiedenem Auftreten hätteu wir
sicher mehr erreichen können.
Auf die Einzelnheiten des Abkommens werden wir bei der
Schilderung der einzelnen Kolonialgebiete noch näher eingehen. Das
Auswärtige Amt fühlte das Bedürfniss, um der herrschenden Ver-
stimmung entgegenzutreten, von seiner Geptlogenheit abzusehen und
am i'f). .Ulli in einer „Denkschriit über die Beweggrunde zu dem
deutsch-englischen Abkommen" (siehe Anhang) ein rjposc (h^s motifs
zu eeben, welche in erschöpfender Weise die Frage der Abgreuzuugeu
vom ailgemeiueu und besonderen Gesichtspunkte behandelt.
England und Frankreieli.
Bei dem <leutsch-englischen Abkommen halte aber auch Frank-
reich mit/ureden, da dasselbe durch Vertrag am 10. März 18G2 die
Unabhängigkeit des iSultans von Sansibar garantirt hatte. Es fanden
sich zwischen England und Frankreich so viele Berührungspunkte,
*) So schrieb die kolonialfeindliche Freisinnige Zeitung gaiis konsequent:
«Deutsch- Ostafrika ist dnrch das deiitsrh-enirlische Uebereinkooimen noch weithloser
für Deotscbland geworden als es bisber der Fall war.*
Die VertbeiluDg Afrika*«.
■
21
(liiss eine Eiiiiiiun? verhält nissniftssifC leicht war. Am 5. August
uurde zwisrlieu Lord Salisbury und Waddiugtou folgeudeä Abkouiiueu
geschlosseu :
Artikel I.
In UelMralnitiBiimiiig mit den voa Ilifw- IMriUnBlMhen Higtitftt gestellten
Oetvetien willigt die fransöeiaGlie Re^erunt; ein, das Abkommen vom 10. Mira 1969
mit Bezuj;^ auf den Sultan von Sansibar abzuändern und Tcrpflichtet sieb folglich,
die britische Schutzherrscliaft über die Inseln Sansibar und l'emba anznerkennen,
sobald ihr dieselbe angezeigt worden ist. in den in Rede stehenden Ciebieteu
aollen die ^i&sionare beider L&nder vollkommentn Schutz genieasen. Religiüse
Dnldnag und Freiheit for alle Fonnen der GottesTerebmng und Religlonnuiterricht
sollen Terbörgt werden. Sa iat BinTentlndnies darober erzielt, daaa die Herstellung
dieser Schutzherrschaft keine Rechte oder Freiheiten berührt, welche französische
Bürger in den in Eede stehenden Gebieten «feniessen*
Artikel II.
1. Die Recieruug Ihrer Hritannisohen Majestät frkennt die Sf'Mit/liorrschaft
lraakreicb<« über die lusel Madagascar an mit seinen Folgeui Daaieutiicli lu Betreff
der Exeqnatan britischer Konsuln und Agenten, welche dorch die Vermittelung des
fransSsisehen Oeneralresidenten nachgesudit werden nossen. In lladavascar sollen
die Missionare beider Länder Tollkommenen Schutz genie^isen. Religiöse Duldung
und Freiheit für alle Formen der 'tottosverehruui; und Relit;ionsunterrichl sollen
verbürgt werden. Es ist Einverstrmiiuiss Harülter erzielt, dass die Herstellnnj' (ii^^it-r
Schulzberrücbalt keine Hechte und Freiheiten berührt, «elcbe britische üuterthuueu
auf dieser Insel geniessen« 2. Die Regierung Ihrsr Britannisehen ü^jest&t erkennt
du Einflussgebiet Frankreicha im Süden seiner Mtttelneerbesitsttngen bis zu einer
Linie von Say am Niger nach Harruwa am Tscbadsee, so gezogen, dass sie in dem
Actionsbe reich der Ni£rer'.:osellschaft alles ninfnsst, «as hilliL'crweiso zum Köni^reii'he
Sokoto gehrfft, an. I'ie Linie soll «lurch 7U ernennende Kommissare festgestellt
werden. Die Regierung ihrer bniaunischeu Majestät verpflichtet sich, unverzüglich
awei Kommissare sn ernennen, die in Piria mit sw^ von der R^eruog der fran«
lösischen Republik ernannten Kommissaren susammentreisn sollen, um die Einzeln-
heiten der obenerwähnten Linie festzustellen. Es besteht jedoch ausdrückliebes
EiiiTerständuiss darüber, dass seihst, falls die Arbeiten dieser Kommissare nicht ein
Tollkommeues Einvernelunon über alle Einzelnheiteu der Linie /ur Folge haben
sollten, das .\bkommeu zwischen den beiden Regierungen über die oben augeführte
nllgemmne Orensberiehtiinmg nichtsdestoweniger bindend sein solL Die Commissare
werden auch mit der Aufgabe betraut werden, die belderseiti^n Einflussgebiete
der zwei Länder, in der Gegend, welche sich nach dem Westen und Süden des
mittleren und oberen Nigers ausdehnt, festSUStellen.
London, b. August IS'JO.
(Gez.) Salisbury bez. Wad d i uf; i o ii.
Damit war dou Frauzosen uud Eiigländern die Anwartscliaft auf
einen Theil dvr schönsten Länder Innerutrikus um den Tst hudsee
gegeben, welche nur von Dcutsrhcn erforscht sind. Die Engländer
beliielten natfirlich den besten Thcil. Es handelte sich hier um
voUkommea orgauisirte Staaten mit stehendea Ueereu, uameutlich
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22
Die Vertbeilni« AfrikaY
die L&nder Borna and das grosse Kaiserreieh Sokoto. Nacheinander
durchforschten diese Gegenden Heinrich Barth, £dnard Vogel, Over-
weg, V. Benrmann, Rohlfs und Nachtigal, nnd 1886 flberbiaehte
Staudinger die Geschenke Kaiser Wilhelms an die Snltaiie von So-
koto nnd Gandn. Diese Lftnder nnn sind vermöge ihres naiflrliehen
Reichtbams zn einer verbältnissmässigen Höhe der Blüthe gekommen;
sie haben sogar — wenigstens einige von ihnen — eine Geschiebte,
was von den übrigen Lündem Afrikas nicht gesagt werden kann.
Die Fürsten, die Vornehmen nnd Reichen der Länder sind Mohame-
daucr, während das Volk noch heidnisch ist. Der Reichthum der
Landereieu, die Fruchtbarkeit des Bodens wird von allen KeisenJeu
hervorgehoben. cl)euso ist dort an Vieh kein Mangel. Dioe Llluder
haben nicht nur Ueberlluss an Plerden, ixindtTLi. Muulthieren. l-^st^n,
Schafen nnd Ziegen — Tlüere, die man. /um Theil wenigstens, süd-
lich vom Aeijuator nicht findet. — sondern auch au dem übrigen in
Afrika heimischen Wildstand, Es verlohnte sich deshalb wohl, auf
diese schönen Lände r Beschlag zu legen und der Gedanke der Aus-
führung der Transsaliara-Bahn tauchle in Frankreich wieder auf.
Nur leider geht Deutschland vorläufig hierbei leer aus. Es ist da-
her auf das dringlichste zu wünschen, dass die (iren/linie uns^^rer
Kamerunkolonie über den Benui' hinaus bis zum Tschadsee verlän-
gert werde. Im Hinterbuid unserer Kamerunkolunie sind al»cr aurh
die Franzosen, wclclie bereits vun einem zusammenhängenden fran-
zösischen Gebiete vom Kongo bis nach Algier und Tunis reden,
thätig, vom Ubanghi aus unser Hinterland von Kamerun zu be-
schränken. Gegenüber diesen französischen Ansprüchen ist daran fest-
zuhalten, dass die deutsche Regierung sich in dem Protokoll vom
24. Dezember 1885 nur verptliditet hat, sich einer jeden politischen
Einwirkunu sütllirh von einer Linie zu enthalten, welche dem Campo-
fiuss von seiner Mündunt^ Iiis zum 10. Grade östlicher Länge und
von diesem Punkte ab dessen Breitenparallel bis zu dem Schueide-
punkte des letzteren mit dem 15. Grad östlicher Lange folgt. Es
berechtigt nichts zu der Annahme, dass die Verlängerung dieser
Grenzlinie sich, wie es die Franzosen wünsehen, an dem bisherigen
Endpunkt in einem rechten Winkel mich Norden zu wenden habe,
um auf dem 15. (xrad weiter zu laufen. Die natürliche Fortsetzung
der bisherigen Grenze geht in der alten Richtuntr geradeaus weiter
auf dem Breitengrade nach Osten, nicht nach Norden dem Längen-
grade entlang. Wenn auch die Hinterlandstheorie allein für Greuz-
absteckungen nicht massgebend sein kann, so besitzt Frankreich znr
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Die Vertbeiluug Afrika^s.
28
Zdt doch keinerlei wiridicfae Intereesen in dieser ganzen Gegend
ansser am übangfaiflnas bis zom 4. Grad nördlieher Breite. Eine
Yerlftngening der dentsoh - franzOnBchen Grenzlinie bis zu diesem
Punkte an derKordwesteeke des Eongostaates wfirde als ein billiger
Ansgleicfa za betrachten sein.
Aber noch war die Vertbeilnng Afrikas nicht vollendet; die
EnglSnder ' schlössen mit den Barotse nördlich vom Sambesi Ver-
träge ab, welche ihnen das Land bis znm BaDgweolo-8ee sicherten,
nnd der Eongostaat zog das Lnnda-Beich anf weldies Portugal An-
sprüche erhob, in seinen Yerwaltnngskreis ein. Diese Angelegen-
heit dürfte durch schiedsrichterlichen Ansspruch erledigt werden.
Ferner unterbandelt England mit Italien, welches jetzt das ganze
Somaliland bis znm Jab besitzt nnd mit dem Sultan Osman von
Halule einen Vertrag geschlossen hat, nach welchem derselbe sieli
verpüii-htet, keinen anderen Protektoratsvertrag als den italienischen
anzunehmen, wegen der Abgrenzung der italienisch- englischen Be-
sitzungen um Rothen Meer, insbesoudcre Aegyptens und Abcssyniens,
so dass man mit vollem Keelile sagen kann, Europa, wolches von
Afrika Besitz ergriffen hat, hat es nun auch vertheilt. Die Eng-
länder haben den Lüwenantheil davongetragen; sie haben vor allem
das gewaltige Stromgebiet des Nils von der Mün<laug bis zu seinen
Quellen am Mondgebirge und im Sudan und das riesige Reich
Uganda, ferner den Handelsweg der grossen Seen vom Sambesi-
Schire bis znm Nil, den Taua nnd da.s Südufer des Jub-Flusses, so-
wie das reiche Gebiet des untern und mittlem Niger und des Benue
gesichert. Von allen grossen und wichtigen Strömen Afrikas ist
nur der Kongo der englischen Herrschaft entzogen. Drei riesige
britisch-afrikanische Reiche sind in der kurzen Zeit von fünf Jahren
gegründet oder doch wenigstens diplomatisch gesichert worden, das
eine in Ostafrika, welches in Verbindung mit Aegypten ununter-
brochen von Sansibar durch den östlichen Sudan bis nach Suakiin
nnd Alexandrien reicht; ein zweites, das sich im Anschluss an die
Kapkolonie über den Sambesi bis zum Tanganyika-See und zum
obern Kongo erstrekt; das dritte im Gebiet des Niger-Benue im
westlichen und mittlem Sudan. Diese drei Reiche zusammen be-
decken eine fläche, die derjenigen von ganz Europa ougelUbr
gleichkommt.
Erst innerhalb dieses Jahrhunderts ist der dnukie Erdtheü
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24
Die VertheiluDfr AfrikaV
gcogrupliiseh und politisch wahrhaft iu den europäi-rliPii fiesichtskreis
getreten. Im Korden drohte vorher die nDgastliche Barbareskeüküste,
das unnahbare fianatische Marokko, im Westen beschränkten sich
die enropftischen Mächte darauf, an besonders günstigen Stellen der
Eflste ihre Sklavenkomptoirs zn halten nnd daza beizutragen,
dass ganze Landstriche verödeten. Von Sfiden drangen zwar die
Bnren nach Norden hinanf, aber die kräftigen Eaffemstftmme bereite-
ten ihnen gewaltige Schwierigkeiten. Portugal ruhte auf den Lor-
beeren frfiherer Jahrininderte ans und an der Ostkfiste griff das Re-
giment der Maskat-Araber immer weiter nm sich. Der Feldzog
Napoleons in Aegypten war nur eine Episode gewesen, erst die Er-
obemng Algiers dnrch die Franzosen im Jahre 1830 ftthrte nach
mancherlei Eämpfen zn einer danemden Besetzung. Bewunderungs-
würdige Entdeckungsreisen yon Deutschen, Engländern, Franzosen
und Italienern erschlossen das Innere; die Quellen des Nils, die grossen
mittelafrikanischen Seen, wurden aufjgfefnnden. Der Suezkanai wurde
gebaut, die ostafrikaniscbe Eflste trat aus der Vergessenheit der
Jahihunderte hervor, der Lauf des Eongo wurde erforscht Der westafri-
kanische Sklavenhandel hOrte auf, ein grosser Aufschwung des afrika-
nischen Import- und Exporthandels begann; der sfidafrikanisohe Boden
barg Diamanten und Gold in fast fabelhaftet Fflile, der Handel mit den
Erzeugnissen des Pflanzen- und Thierreichs brachte reichen Gewinn.
Der Wettstreit der eoropflischen Nationen setzte ein, nnd heute ist der
Erdtheil fiberall von den furchtbaren Armen Europas umfasst In den
verschiedensten Formen tritt zunächst noch die Herrschaft der
Europäer auf, hier als tbatsächltcfaer und hJstoriseher Besitz, dort
als Sehntzfreondschaft, bald als Pachtang von Zollen und Lände-
reien, bald als vertragsmässige militärische ünterst&tzung. Aber das
Ziel ist fiberall dasselbe: die Erwerbung des Landes, die Erziehung
der Neger zu Cnterthanen der Weissen. Im Fortschritt der Kultur
haben mr ein allgemeines Menschheitsgefühl gewonnen, das uns ver-
bietet, in einem Vernichtungskriege gegen die Einwohner Afrikas
vorzugehen, wie ehemals die Spanier in Westindien, in Mexiko und
Peru. Vor dem Loose der westindischen Schwarzen, die vor dem
Wehen der enroi>aisrhen Kultur dahingeschwunden ist, wie da.-*
Schilf vor dem Feuer, bewahrt die afrikanische ihre Stärke und
ihre gewaltige Kopfzahl. Was die EuropSer den Negern brinaeu,
ist doch niclit allein der Branntwein und die Schusswafte, sondern
die Befreiung von der furchtbaren Geissei der Sklavonjagden. Die
erste Frucht des deutsch-englischen Vertrages über Afrika kommt
Die Vertbeiiuug Afrika'».
25
der Humanität zu gat: indem er die Tyrannei der Araber bricht,
madit er die Henschenjagden unmöglich. Wie weit sich der N^r
in unserem Sinne erziehen und entwickeln UM, ob es in abeehbarer
Zeit dem Ghrietenthum gelingen wird, das Heidenthum, den Fetisch-
dienst und den Islam völlig zu fiberwinden — das und Fragen und
Aufgaben der Zukunft. Aber die Bahn zu unermesslichen Fort-
schritten, zu den bedeutsamsten Werken und Thaten der Zivilisation
ist frei gelegt Bleiben die Europäer eiuig, so Termag nichts die
Ton ihnen unternommene Eulturübeit in Afrika, die Ausbreitung
und Srfiftignng ihrer Stellung^ die Erhebung der eioheimiscfaen Be-
völkerung auf eine höhere Lebensstufe zu hindern. Die Gewinnung
Afrikas ist aber des Schweisses der Edlen werth, es wird vielleicht
die letzte grosse That des alternden Europa. Ein unabsehbares Feld
von Arbeit im Dienste der Gesittung und der Menschlichkeit breitet
sich den kommenden Greschlechtern aus — die Eulturerziehung
der Naturvölker.
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Die 8pracliverMltiiis8e in deu deutschen Schutz-
gebieten.
Von
A. Seidel,
i
Oer Hemecke'sche Kolonialkalender f6r 1890 enthält auf Seite 130
eine der „Madras Times" entnommene Znsammenstellnng von Winken
nnd BathschJftgen f&r den dentechen Kolonisten in Afrika, welche
den Verfasser als einen in hohem Grade erfahrenen nnd weisen
Mann kennzeichnen. Seine RathschlSge beziehen sich durchgängig
auf das zweckmässige Verhalten des einzelnen Kolonisten wie einer
kolonisirenden Macht gegenaber der eingeborenen BevOlkemng. In
der That liegt hier eine der bedentsamsten Schwierigkeiten für ein
kolonisirendes Volk, dem es darauf ankommt, das eingeborene Ele-
ment zu erhalten, ja materiell und geistig zu fördern, statt etwa
nur eine blosse Vemichtnngspolitik zu treiben, wie es zum Theil in
Amerika und anderswo geschehen ist. Schlägt das letztere Veifthren
einmal allen Grundsätzen der Humanität sowie der Auffassung von
der zivilisatoiischen Aufgabe entwickelter Volker ins Gesicht, so ist
femer nicht zu verkennen, dass dadurch auch die ErschliessuDg der
natfirlichen Schätze des betreffenden Gebietes mindestens erschwert
und verlangsamt wird. Dies trifft um so mehr auf den grössten
Theil unserer afrikanischen Schutzgebiete zu, als man kaum jemals
wird daran denken können, dieselben mit vorwiegend enropäischer
Bevölkerung zu besetzen, Allerdiiit^s liegt glücklicher Weise bei der
stiirkeu Widerstandsfähigkeit des Xegers die Gefahr der Veruichtuug
auch weniger nahe.
Es ist also von der äussersten Wichtigkeit, die Grundsätze zu
erforschen, nach deneu man sein Verhalten gegen die eingeborene
Bevölkerung einzurichten hat. Es genügt dazu nicht, sich vorzu-
halten, wie es der Verfasser der oben erwähnten , Winke** thut, dass
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Die SprachverhältnisM in den deutscben Scbutzgebieteo.
27
•man mit Eingeborenen zn verkehren habe ,,anf der breiten Grund-
lage des einfachen i;esnnden Mt-nsehenverstandes nnd der natür-
lichen Gerei-htij-keit, zumal eine nur von diesen beiden Motiven diktirte
Art des Verkehrs mit den Eingi'l)()renen bei ihn n differenten Rechts-
Anschaunni^en in unendlich vielen Fällen dem Verständniss derselben
nnzugäuirlich und dalier ohne die erliofTte Wirkung lileilien wird.
Zudem ist der Werth allgemeiner Grundsatze für die Praxis doch
recht schwach, da die Anwendung auf den einzelnen Fall ein Ik'-
deutendes Maass natürlichen Taktes erfordert. Es ist vielmehr
nötig, mit stetiger Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse
der Eingeborenen und unter den obigen llxponenten des gesunden
Menschenverstandes und der natürlichen Gerechtigkeit für jede ein-
zelne Spliiire der in Betracht kommenden Verhältnisse von Kolonisten
untl Kolonisatoren zu den Eingeborenen bestimmte praktische Regeln
zu linden, die das Verhalten im einzelnen Falle bestininn'ii. Eine
solche F(H(lerung setzt eine gründliche Erforsehung der LelM-nsver-
hällnisse der Fjni^eborenen voraus. Unter «lieseni Gesiehtsiiunkte ist
z. B. besonders das Studium der Rechtsverhältnisse der Eingeborenen
von der eminentesten Bedeutung und es ist mit Freuden zu l)e-
grüssen, da>s die deutsche Kolonialuesellsehaft btM'eits wietierliolt und
neuerdings erst uelem'iiilich ihrer GeneralversainTiiliiim- in C'iln zum
Studium derselben in wirkungsv(dler Weise angeiei;t hat. Von nii-ht
geringerer Wichtigkeit erscheint ferner die SchatViing eines Mittels
zum leichten, selmeilen nnd zuverlässigen Gedankenanstausch /wischen
Kolonisten und F2ingeborenen. Mit vollem Rechte fa<st der oben
angezogene koloniale Weise diese Frage an erster Stelle ins Auge,
indem er seine „Winke" eiideitet mit dem Satze: „Beschafl'e für den
Verkehr mit den Eingeborenen F^ingehorene als Dolmetscher."* In
der That bedarf es ja kaum des Nachweises, vmi wie eminenter
Wichtigkeit e-> ist, dass mau im Stande sei, mit voller SchiMle u!id
bis in die kleinste Nüance hinein sich dem Eingeborenen verständ-
lich zu machen und ihn selbst zu verstehen. Das hat seine Geltuui;
sogar mit Bezug auf die GebenhMisprache, über welche kürzlich
Reichard ') und Zinlgraft'. ■-) soweit es die Xpger anseht, so schätzens-
werte und interessante Auf>chlüsse gegeben hal)en. (ijir majicl)-'
Konflikte würden durch die Mr>glichkeit leichter und eiiio^.Jnijj(i,,,-
Verständigung, wie sie von Dülmetschem nur in seltenen Etüieu
<) Ausland 1890» No. 20. 21, 22.
ibid. No. 24.
i^iyiu^cü üy Google
28
Die Spracbverbältaisäe iu deu deulschea Scbutzgebieteu.
geboten wird, vermieden worden sein. Andererseito ist das Stndiom
der Sprache der Eingeborenen, abgesehen von seiner Bedeutung ffir
die allgemeine Spiaohwissenschaft, auch als ein vorzflgliehes Kriterium
fftr die Schfttznng der geistigen F&higkeit der Eingeborenen von nicht
zu unterschätzendem Wertlie. Die viel ventilirte Frage nach der
geistigen Perfektibilitftt des Negers Usst sich m. B. ohne die Heran^
Ziehung der historischen Beispiele aus der Betrachtung seiner Sprache
mit Evidenz io bejahendem Sinne entscheiden.
Je niedriger die EulturstuÜs der Bewohner eines Landstriches
ist, um so grosser pflegt die Spraehverschiedenbeit derselben zu sein.
Während die zivilisirten Kationen auch in diesem Punkte einem
gewissen Kosmopolitismus entgegeustreben und die Grenzen einzel-
ner Sprachgebiete unter Verdräogang und Einschränkung anderer
Sprachen und Dialelcte immer weiter sich ausdehnen, ja Volapukisten
und Pasilinguisteu die ganze Erde mit einer Sprache umspannen
möchten, herrscht unter den Bewohnern unserer Schutzgebiete noch
die babylonische Sprachverwirrung im gewagtesten Sinne des Wortes.
Jeder Stamm hat seine eigene Sprache, <Ue sidi in den einzelnen
Dörfern oft noch in erheblich verschiedene Dialekte spaltet Man glaube
nicht etwa, dass, wenn hier von verschiedenen Sprachen die Rede
ist, es sich nur etwa um geringe dialektische Abweichungen handele.
Zwar werden alle Stufen der Verwandtschaft durchlaufen, aber im
gunstigsten Falle ist doch das Verhältniss zwischen zwei Sprachen
in dem hier genannten Sinne nicht näher als das zwischen dem
Englischen und Deutschen. Ja, in unserem Schutzgebiete in der
Sfidsee ist die Verschiedenheit so gross, dass ein flberzeugender
Kachweis von einer ursprünglichen Verwandtschaft trotz der jüngsten
Bemflhungen ZoUers^) noch zu erbringen ist.
Zwischen der Sprache der Khoi-Khoin und dem Otyi-Uerero in
Deutseh*Sfidwett-Afrika besteht nicht die entfernteste Verwandtschaft
Beide unterscheiden sich wie Deutsch und Chinesisch. Aber selbst
Stämme mit verwandten Sprachen wie z. B. die Waseguhaund die Wayao
in Ostairika verstehen einander nicht Es ist nicht leicht, sich in diesem
Babel von Sprachen einigennaassen zurecht zu finden. Die Zeit ist
zwar voräber, in welcher die Philologen sich schaudernd abwandten,
wenn die afrikanischen Sprachen aufs Tapet kamen. Heutzutage
sind die rohen Umrisse auch fär die afirikaaische Linguistik fest*
gelegt. Eine lange Bdhe der verdienstvollsten Forsdier vrie Bleek,
') Peterai. Mittb. 1890, No. 5 und 6.
Dm 8prachverlilItiuB8« in dm deutselMB ScfavtegebietM«
29
Krapf, Steere, Rebnian, Latham, Koelle, Lepsius, Barth, Saker, Chri-
staller, Moft'at, Livingstone, Hahn und viele andere, in nenester Zeit
Eroenlein, Brincker, Büttoer a. 8. w. haben anter der Aegide eng-
lischer und deutscher Missionsgesellschaften dieses AVerk fördern
helfen. Grosses Verdienst trcbfihron ferner der englischen Bibel-
gesellschaft uod der Society for Promoting Christian Kiutwledge.
Ein verdienter englischer Gelehrter, Robert Needham Cust hat zam
ersten Male in seinem Buche: A Sketch of the modero JLaogoages
of Africa (11 Bde., London, Trübner, 1883) alles zusammengestellt,
was an Materialien über die einzelnen afrikanischen Sprachen be-
kannt ist Seit 1887 erscheint eine von dem erwähnten Dr. C. G.
Bfittner heransgegebene Zeitschrift für afrikanische Sprachen. welche
sich vorzugsweise mit den Sprachen des donklen Erdtheiis befssst.
Weniger günstig steht es mit nnserer Kenntniss von den
Sprachen der Bewohner unserer Besitzungen in der Südsee. Zwar
haben die Missionare manches zur Erforschnog einzelner Sprachen
gethan; aber das wenigste davon ist veröffentlicht worden, sodass
man selbst über so magere Mittheilongen , wie sie Zdller über
24 Sprachen Nengoineas in Petermanos Mittheilungen (1890, Heft 5
mid 6) gegeben hat, erfreut sein mnss.
Zur Betrachtnog der einzelnen Schutzgebiete in sprachlicher ,
Hinsicht übergehend, schicken wir die Bemerkung voraas, dass die
folgenden Skizzen nicht den Ansprach auf lückenlose VoUstftndigkeit
machen, sondern nur in grossen Zflgen ein allgemeines Bild der
sprachlichen Verhältnisse in unseren Kolonien darzubieten bestimmt
sind. Deatsch-Ostafrika, wie es sich nach der letzten Abmachung
mit England abgrenzt, umschliest, soweit bekannt, fiber 60 verschie-
dene Sprachgebiete, welche zum grosseren Theile den Bantu-Sprachen
und zwar dem östlichen Zweige derselben angehören. Nicht zu den
Bantnspradien gehören z. B. die Sprache der Bewohner von Eavirondo,
der Wakuafi, der Massai u. s. w. Unter den ostafrikanischen Sprachen
nimmt aber an Bedeutung das Eisuaheli bei weitem den ersten Platz
ein. Das Kisuaheli hat sich zur Verkehrssprache nicht nur auf der
Insel Sansibar, sondern auch an der Kfiste und weit in das Innere
des Kontinents hinein au^eschwungen. Mit ihm rivalisirt nur das
von dem zahlreichen arabischen Element faieber getragene Arabisch,
dessen Einfluss sich noch viel weiter in das Innere des Festlandes
hinein verfolgen lässt. Das Eisuaheli ist eine ausserordentlich
') Berlin, Ascber <Si Co.
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30
Uie SpracbverbäUniMe ia dea deuUcben Schutzgebieten.
wohlkliugeiide iSpracbe, da es keine rauhtönendeii Konsouanten hat,
das Zusammentreffen zweier Konsonanten mit Ausnahrae einiger
Lippenhiute und Nasale zu meiden sucht uud jede Silbe mit einem
Vokale sehliesst. Der Bau der Sprache ist wunderbar regjelmüssig
und durchsichtig; sie ist daher verhiiltnissniiissiij leiciit zu erlernen.
Sie trägt noch alle charakteristischen Merkmaie der Bantusprachen,
■wenn schon hie und da starke Abschleifungen stattgetuiulen haben,
die für die lange Sonderentwickelung der Sprache Zeugniss ai)legen.
Es sei erlaubt, in grossen Zügen den Bau dieser wichtigsten der
ostatrikanischen Sprache, der zugleich iu vielen Pookten für die
BaDtuspracheu typisch ist, klarzulegen.
Vor allem gilt es, sich mit dem Gedanken vertraut zu niacheo,
dass, unserem Gebrauche schnurstracks zuwiderlaufend, die Verände-
rungen des Wortes in der Deklination, Konjugation u. s. f. am An-
fange desselben vorgenommen werden. Wir bilden die Mehrzahl
von „Frau" durch Anhängmig der Endung en, im Kisuaheli wird
aus „mke" im Plural: nake. Einen Artikel giebt es nicht. Die
Hauptwörter zerfallen nach den Vorsilben, welche sie im Singular
und Plural haben, iu 8 Klassen, z. B.:
Klasse 1. mtn der Mann, Plural: «mtu.
y, 2. mti der Baum, „ nttti.
y ü. nynmba das Haus „ nyumba.
„ 4. htu das Ding, ^ vitu.
„ ö. kasha der Kasten, , «n/ikasba.
„ G. ?nmbo der Gesang, „ nyimbo.
„ 7. mahali der Ort, „ mahali.
„ 8. kufa das Sterben „ —
Eine eigentüclM' Deklination fehlt. Nominativ und Akkusativ
unterscheiden sich durch ihre Stellung vor und hinter dem Zeit-
wort, z. B. Mtu anapeudader Mann liebt, aber: Ninampenda mtn
icli liebe den Mann. Der(ienetiv wird bezeichnet durch Vocsetznng
einer Silbe, welche je nach der Klasse und dem Numerus des regie-
renden Hauptwortes verschieden ist und ffir die einzelnen Klassen
folgendermaassen lautet: 1. wa (Sing.)» wa (Plnr.); 2. wa, ya: 3. ya,
za: 4. cha, vya; 5. la, ya; 6. wa, za; 7. pa; 8. kwa, z. B. mkono
(Klasse 2, Sing.), wa mtn die Hand des Hannes, mikono ya mtn
die Hände des Mannes. — • Eigenschaftswi^rter und Zahlwörter in
prädikativer oder attributiver Stellung nehmen die Vorsilben an,
welche der Klasse des von ihnen bestimmten Hauptwortes eigen-
thflmlich sind, z. B. dogo klein, mtn mdogo der kleine Hann, kita
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Die SpnieliTwbiltiiiiM i& den dentsdien Sehutigebieten. 31
kidogo das kleine Ding; moja eins, mtu mmoja ein Mann, kita ki*
mqja ein Ding. Die verschiedenen Klassen der Fürwörter zeigen
för jede Klasse der Hauptwörter eine verschiedene Form; als Bei-
spiel möge das besitsanzeigende Ffirwort „mein'' dienen: mta wanga
mein Mann, watn wangn meine Mftnner; mti wangn mein Baum,
miti yanga meine Binme n. s. f.; fflr die 8. Klasse yangn, zangn;
4. cfaanga, yyangn; 5. langu, yangn; 6. wangn, zangn; 7. panga;
8. kwangn (man yergleiehe die YorsetzwOrter des Genetivs). Das
Zdtwort ist ziemlich reich an Formen, z. B. knpenda lieben ; penda
liebe; napenda oder ninapenda oder hnpenda ich liebe; nalipeuda
oder nilipenda ich liebte; nimependa ich habe geliebt; nltapenda ich
werde lieben; nikapenda nnd ich liebte; nikipenda wenn ich liebe;
nijapopenda selbst wenn ich liebe; ningependa ich würde lieben,
wenn ich liebte; ningalipenda wenn ich geliebt hätte; nipende dass
ich liebe; sipendi ich liebe nicht; napendwa ich werde geliebt; pen-
dana eioander lieben n. s. w. Diese wenigen Bemerkungen mögen
genügen. Wir besitzen eine Grammatik des Kisuaheli in englischer
Sprache Ton Steere nnter dem Titel: A Handbook of the Swahili
Langnage as spoken at Zanzibar. HI. ed. 1885. London. Society
for Prom. Chr. Kn. Femer ein «Hülisbüchlein für den eisten ünter-
rieht in der Suaheli-Sprache* von Dr. G. 6. Büttner (bearbeitet nach
den Suaheli exercises der üniversities Mission), nnd eine praktische
Grammatik von dem Yerlasser dieses Aufsatzes. ^) Ein gutes Kisna-
heli-Englisches Wörterbuch ist von dem um die osta^buiische Lin-
guistik hochverdienten Krapf veröffentlicht worden. Deutsche Wörter-
bücher fehlen noch. Dagegen hat das neh errichtete Seminar für
orientalische Sprachen in Berlin das Kisuaheli wie auch das Sansibar^
Arabisch in seinen Lehrplan aufgeuommen.
Was die übrigen dentsch-ostafrikanischen Sprachen angeht, so füh-
ren wir die hanpts&chlicbsten derselben in alphabetischer Reihe nach-
stehend auf und fügen dazu ausser der Bezeichnung der geographi-
schen Lage eine kurze Angabe der Stellen in der Litteratnr, wo sich
Nüheres über dieselben findet Zuvor jedoch sei es erlaubt, zur Be-
urteilung des Yerwandtsehaftsverhültnisses zwischen den verschiedenen
ortafrikaoisehen Sprachen einige der häufigsten Worte des Kisuaheli
mit den ^dehen Worten aus der Sprache der Wagogo -) zusammen-
zustellen.
') Ä. Hartleben'sVeilag, Wien 189U.
Vergl. Last, Polyglotta Africaaa orieaUdU.
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32 Die SprachT«rhUtnisse in den denteehea Sdmtigebietea.
üand
Fuss
Nase
Auge
Mund
Ohr
Haar
jicho
kinwa
sikio
miyele
kitwa
ulioii
mtu
mke
mkooo
mguu
pua
mwoko
mgnlu
mpnla
ziso
Kopf
ZuDge
Mann
Frau
mülomo
igatwe
lavaile
mutwe
Inlimi
miinha
mnke
n. 8. 1
Bena,^) an der N.-Spitze des NyassapSees. Elton, Travels 1879»
829. — Thomson, Central Afr. Lakes 1881.
Bondei, an der Efiste s. v. Mombas. — Woodward. 6. 8.^ 188^
Vocab. — Erapf, Trav. in E. A. 1843, 879. — Steere, Report
of the Univ. Miss. 1861.
Boni, n. vom Osi. — New. East Afr. 1878 Voeab. — V. d. Decken
1869, n, 804 (Gramm.). — Fischer, Zeitschr. d. Ethn. Ges. 1878,
141 (Voeab.).
Donde, n. von den Wagindo. — Beardall, Prooeed. of R. G. S.
1881, 652.
Dsehldsehi (Jiji), an der Ost-EQste des Tanganyika. — Lond. Ifiss.
Soc. Rep. 1880, 1881. — Stanley, Dark Gontin. II, 488, Yocab»
— Höre, Proc. of R. G. S. 1882. — Miss. Catb. 1882, 714.
Gindo, n. vom Rovuma. — Maples, Proc. R. G. S. 1880, 340. Steere,
Vocab. 1869 (ungedruckt). Beardall, Proc. R. G. S. 1881, 641.
Froberville B. S. G. 1846 Voc.
Gogo, ö. von ünyiamwesi. — Stanley, Through Dark Cont II, Vocab.
Steere, G. S. 1871. Soulbon, Fror. R. G. S. 1881, 547.
Hebe, s. vom Kuaba, Xebenll. des Rufidschi, wcstl. v. Mabonge.
Keiih Johnston, Proc. R. G. S. 1879, 329. Tbomsou, Centr. Afr.
Lukcs 1, 239 n. Proc. R. G. S. 1880, 121, 727.
Henge, w. vom Rutid.scbi. Thomson, Centr. Afr. Lakes I, 13.S &
Proc. R. G. S. 1880, 735. Beardall, Proc. R. G. S. 1881, 645.
') Die Vorsilben Ki, U und Wa oder Ma (ba), welche Sprache, Land und
Bewohner bedeuten, sind überall fortgeblieben.
') G. S.: grammatische Skizze.
Die SpracbverbältzÜMe in deu ileuUcben Schutzgebieten.
33
Hha, 0. vom TangaDyika, Stanley, Thr. Dark Gent
^Kamba, w. tob deo Wapokomo. Krapf, Travels in £. A. 306.
Ewald, Zeitoehr. d. Deutsch. Morg.-Ges. 1816, 40. Hildebrandt,
Z. d. Bthn. Ges. X, 347—406. Bleek, Afr. Laog. 184. Last,
Cbnrcfa Miss. Soe. Intellig. 1879, 668 & 1882, 153. Zeitschrift
f&r afr. Spr. 1887, 81.
Eonde, an der EQste von Rovama bis Lindi. Steere, 6. S. 1876
(ined.). Froberville, Bib. Soc. G. 1846, Voc. Hall, Unit. Stat.
Exped. 1846 Voc. Bleek, Mozamb. Lang. 1857. Livingstone,
Last Journ. i. 19—28, 1874. O'Neill, Proc. R. G. S. 1882, lö83
Voc. Maples ibid. 1880. 342—44.
*Kwafi, 0. vom Viktoria-Nyausa. Ewald, Z. d. D. Morg. Ges. I, 44.
Lepsius, Kubische G. 1880. V. d. Decken, II, 24. New. £. Afr.
p. 357. Waketield, J. R. G. 8. XL Farler, ibid. 1879.
Massai, s. w. vom Kiliniaiulscluiro. New. E. Afr. 1873. Voc. Last.
J. R. G. S. 1883 Voc. Farler, ibid. 1879. Lepsius, Nubische
G. 1880.
Hwera, n. von deu Koude. Maples, Proc of ß. G. S. 1880, 342
—344.
Ngnrn, uw. v. Usegnha. Last, Church Miss. Soc. intell. 1879, 622
und Proc. R. G. S. 1882, 148.
Nyamwesi, s. vom Viktoria-Nyansa. Stanley, Through Dark Cont
II. Voc. Grant, Walk a< ross Afr. 1864, 42. Brayon, Proc. K.
G. S. XXII, 29—30. London Miss. Soc. Rep. 1880, 1881.
•Nyika, nm Morabas herum. Krapf. Swahili Gram, adapt. iu Xyika
1850 (k Travels 174, 184, 188 & Voc. of 6 lang. 1850. Ewald,
Zeitschr. Deutsch. Mor-. Ges. 1846. New, E. Afr. 1873 (Voc.).
Nyika-Engl. Dict. von Krapf n. Rebmann,
Pare, w. von üssambara. Krapf, Swah. Gr. 142 & Travels 379.
Farler, Proc. R. G. S. 1882, 752.
Ruanda, n. vom Tanganyika. Stanley, Through Dark Cont. L 455.
Rnndi, am Ostufer des Taogauyika. Proc R. G. S. 1882. Miss.
Cath. 1882, 714.
Bungu, zwischen Tanganyika und Rikwa-See. Thomson, Centr. Afr.
Lakes II, 31. Stanley, Thr. Dark Gont. Ii, 488 (Voc). Living-
stone, Last Joomals 1, 219.
*) Ein Stern (»ei dem Nftmen bedeutet, daas die Bibel in die betreffende
Sprache übersetzt wurde.
M Heraiii«gege)>t>u von Sparsbott, London 1S8T.
Koloniale« Jahrbucb 18'J0. 3
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34 Di« SprachTerbilteiite in den deutoehen Schttttgabieten.
Sararao, an der Küste, n. vom Rufidschi. Steere, Walk in Zaramo
Country 1880. Last, Voc. (med.). Barton, Voc. (ined). Thomson,
Centr. Afr. Lakes 1881. BeardaU, Proc. R. G. S. 1880, 647.
Seguha, an der Küste, ge!:,^enfiher der Insel Sansibar. Wood ward,
Bondei Gr. IX, Voc. Ewald, Z. d. D. M. G. 1846, 44. Miss.
Catb. 1879, 439. Staoley, Ihr. Dark. Cont. 1878, Voc. Last,
Voc. (ined.).
Sindseha, svr. vom Viktoria-See. Stanley, Thr. Dark. Cout.
Songoro, an der Südwestspitze des Viktoria-Nyansu. Zerfallt in
2 Dialekte: Nyambu nnd Keiosa. Stanley, Thr. Dark. Cout II.
Voc. Wilson & Felkin, Uganda I, 149. Grant, Walk acr. Afr.
129, 174.
Ssagara, w. von üseguha. Bloyet, Proc. R. G. Soc. 1881, 563.
Last, Chnrch Miss. InteU. 1879. Stanley, Thr. Dark Cont., Voc.
Ssambara, an der Küste gegenüber der Insel Pemba. Bieek, Afr.
Lang. 190. Krapf, Travels 206.
Ssango, n. von Ubena. Livingstone, Last Jonm. I, 218. Elton, Tra-
vels 337.
Ssui « Dschidschi.
Ssnknma, an der S.-O.-Spitze des Viktoria-Nyansa. Stanley, Tbr.
Dark Cont 11. Voc. Litchfield, Chnrch Miss. Soc. Intell. 1881.
*Swaheli, siehe oben.
Taweta, östl. vom Kilimandscharo. New, E. Afr. 327, 356. Farler,
Proc R. G. S. 1880.
Tschagga, am Kilimandscharo. New, £. Afr. 1873, Voc. Krapf,
Travels 206. Rebmann, Chnrch Miss. Soc. Intell. 1849—50 o.
1878.
Tsehnngn, nördlich vom Nyassa-See. Stewart, Free Chnrch Miss.
Rep.
Tnrn, w. von Unyamwesi. Stanley, Thr. D. Cont I, 120. Brayon,
Proc. R. 6. S. 1877, 1878.
Tnssi, inmitten des Wanyamwesl-Gebietes. Grant, Walk acr. Afr.
51. 184. Bmyon, Proc. R. G. S. 1877—78, 80. Chnrch Miss.
Soc. InteU. 1881.
*Yao, ö. n. 8. vom Nyassa. ZerfftUt in 4 Dialekte. Bleek, Mozamb.
Lang. 1857, Voc n. Afr. Lang. 1857. Livingstone, Zambesi 541.
Pott, Zeitschr. d. D. M. G. VI, 338. Salt, Travels, Voc Krapf,
Voc. 6 lang. Anderson, Proc R. G. S. 1855. Koelle, Polygl.
Afr. XI, 2. Macdonald, B. Afr. Tales, 1881. Froberville, Bibei-
ges. Gramm, nnd Voc. 1846.
Die SpraehvtrUHnitse in den deutochoi 8ehat^abi«tto.
85
Diese wenigen AofDhnmgen mOgen genOgen, um darzothoD, wie
InintBcheekig die Sprachenkarte von Dentseh-Ostafnka nch ausnimmt.
Wenn Stanley berichtet, dase in Eawele am Tanganyika, einem be-
deutenden Handelsplatze, zu den Mftrkten die Wasindscha, die Wa-
songora, die Wanyambn, die Wamanda, die Wanyoro, die Wasen!,
die Watnssi, die Wahha, die Wanindi nnd manche andere Stämme
zusammenströmen, so kann man sich eine Vorstellnng machen von
dem Spracbgewirr in den Handelszentren von Dentseh-Ostafnka.
£s ist in den vorstehenden kurzen Notizen absichtlich unterlassen
worden, etwas aber die VerwandtscfaaftsverhAltnisse der einzelnen
Sprachen unter sich beizubringen, da die Forschung auf diesem Ge-
biete noch lange nicht abgeschlossen, ja kaum emstlich Hand an*s
Werk gelegt hat.
In Dentooh-SttdweatafHka liegen die Verhaltnisse etwas gfinstiger.
Von kleineren Sprachinseln abgesehen, zerftllt das Land in vier
grossere Sprachgebiete: Gross-Namaland mit dem Namaqua, Damara-
Land mit dem Otyiherero, Ovambo-Land mit den Ovambo-Dialekten,
welche sich durch den schmalen Arm in der Nordoatecke unseres
sfidwestafrikanischen Besitzes bis an den Sambesi erstrecken. Die
Sprache der NamaquapHottentotten gehört einem ganz anderen Kreise
an als die bisher berfihrten, welche zumeist zu den fiantu-Sprachen
zu rechnen waren. Das Namaqua und die demselben nfther stehenden
Sprachen (soweit davon die Rede sein kann), wie die Sprache der
Koranna, San und sonstiger Hottentotten- und Buschmaustftmme in
Sfldafrika, der Lala in Betschuanaland, der Bumantu in Bassnto-
land, der Denessana in Bamangwatoland, der Sarwa in der Kalahari,
der Nana am Nyassa, der Sania im Lande der GaUa u. a. m.,
bilden eine Spraclienklasse für sich, deren Zugehörigkeit zu irgend
einer Sprachiamilie tieh bisher nicht hat erweis^ lassen, wie
denn die Trftger derselben die mala cmx der Ethnologen sind, die
in ihrer Verlegenheit selbst in Ostasien schon nach Verwandten ge-
sucht haben und noch suchen. Die aus dem Kaplande eingewanderten
Hottentotten, die sogen. Orlam, haben ihre Muttersprache fast ganz
anfgegeben und sprechen Aist nur Hollihidisch, das auch sonst in
einzelnen Worten und ganzen Redensarten in die Sprachen der
deutsch-sOdwestafrikaniscben Völkerschaften viel&ch eiugedrnngen
ist Dagegen ist im Sfld- und Nordosten von Gross-Namaqaaland
das Namaqua die vorherrschende Sprache. Auch die Bergdamara
in Damaralaod sprechen fast nur Namaqua. Die Sprache der Nama
oder, wie sie sich selbst nennen, der Khoi-IChoin ist der Forschung
36
Die SprachTerhiltiiiiM in den deaUeh» Sdmtifebletcn.
nunmehr vollständig zugänglich gemacht, nachdem die deutsche
Kolonialgesellsehuft mit Unterstützung der ROnigl. Akademie der
Wissenschaften ein von dem Missionssuperintendenten .1. 0 Krorn-
lein gesammeltes vortreffliches AVörterbuch derselben (Berlin 1889)
heran ss:e2:el)en. Die Herausgabe besetzte der auf dem Felde der
afrikanischen Linguistik rühmlichst bekannte Dr. C. G. BäUner.
Schon früher hatten Wallmaun (Die Formenlehre der Namaqua»
Sprache. Berlin 1887), Tindali und Hahn Grammatiken verülTentr
licht. Der erwfthnte Kroenlein übersetzte das alte und neue Testa-
ment in das KaaMiqiiA; Dur das letztere erschien indess im Druck.
T'as Namaqna ist eine sehr regelmüssige und seiir bildsame
Sprache. Bildsam besondere deswegen, weil ihre Wörter die Fähig*
keit unbeschränkter Zosammensetznng haben. So bildet man z. B.
TOD mi sagen, sprechen, reden: mis das Wort, die Rede: misa
(adj ) und misase (adv.) sag- oder redbar; mf^a wortreich, red-
selig; mi-/ä dentUob reden; mlba erzählen; mi-be, mi-Xn von
sich wegreden; mi-:f:ga hineinreden; mt-ma befehlen; mi-mas der
Befehl; uitmäi geloben; mf-mäis das Gelübde; mf-m&i^khüa das
Geläbde brechen; mi-mäi-khöa-aob der Bundbrüchige, und viele an*
dere mehr. Nur mit wenigen andern Sprachen theilt das Namaqua
die eigenth&mlicben Scbnalzhinte, vier Konsonanten, vrelche dadurch
hervorgebracht werden, dass man die Zungenspitze möglichst stark
1. an die Vorderzähne (bezeichnet durch /»Dentalis),
2. an die Vorderseite des harten Gaumens ( i, PalataÜM),
3. möglichst weit nach oben an die Decke der Mundhöhle
(/, Cerebralis),
4. an die Backenzähne (i/, Lateralis),
anpresst nnd sie dann so rasch wie mörrüc h zurückzieht (Büttner).
Zu dieser fiSchwierigkeit der Aussprache kommt eine weitere. Aehnlich
wie im Chinesischen und in den indochinesischen »Sprachen kann die Ton-
silbe eines Wortes mit musikalisch verschiedenem Ton, mit Bezug auf die
Zeitdauer sowohl wie ant die Höhe oder Tiefe gesprochen werden. Man
unterscheidet lange (ä), kurze (a) und kürzeste (Schwa-Vokale i, ^, ^)
Vokale, einen tiefen (a), mittleren (a) und hohen (ä) Ton und die
Nasalimng des Vokals (ä). Das Wort igä (pflanzen) beginnt also
mit dem palatalen Schnalzlaut, der Vokal a ist lang und mit dem
tiefen Ton zu sprechen. Die Grammatik ist sehr durchsichtig. Bei
den Snbstantiven werden 3 Geschlechter: männlich, weiblich und
commune unterschieden, welche durch besondere Endungen bezeich-
net werden, z. B. Jnnge, »ji^as das Mädchen. Auch die
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Die Spracbvetbältnisse in deu deutseben Scbutzgebieten. 37
Numeri, deren es drei giebt (Singular, Plural, Duui), werden durch
EuduDgen gekeDozeichnet Nach dem regierenden Worte richtet sich
das darauf bezflgtiche Pronomen, aber nicht das Adjektiv, dagegen
wird die charakteristisehe Endung des Subjekts anderen SatiilieUen
(den Konjunktionen u. s. w.) beigeffigt. Um den Tempuseharakter
des Zeitworts zu bezeichnen, gebraucht man eigene Stämme wie ra,
gye, go, nt, welche bald hinter, bald vor den Stamm treten, and
welche bald einzeln, bald in Verbindung mit einander verwandt
werden. Die einzelnen Personen werden durch das Hinzutreten der
Pronominalstämme, ebenfalls bald vor, bald hinter den Stamm, be-
zeichnet. Das Passiv wird durch ein dem Stamme angehängtes he
ausgedrückt. Die Präpositionen und KonjunkMonfn treteu meist
hinter das Substantiv, beziehentlich hinter den Satz (vergl. Büttner,
Vorrede zu KioLüleiu's Wörterbuch).
Di«? Spra< iii' der Ovaherero in Dajuaraland wie die der Ovamp«)
gehören zu den Banlusprachen. Nach IJiincker in seiner (Gram-
matik des Otyi-herero, weh'he er seinem WOrterbiiche dieser Sprache
angehängt hat,^) ist der Kaum vom Wendekreise des Steinbocks
bis zum Kunene, soweit bekannt, von folgenden Bantu- Stämmen
bewolmt: die Ova-Iiereru und Ova-mbandieru (zusannnen ca. JOOOOO),
die Ondonga (Ovambo, ca. 6 — 7000), die Ova-Kuanjama (ca. 15000
bis 18000), die Onjandjila (ca. 5 — 6000), die Uu-kuaiiihi (ca.
4~.'»00(i). die Ombandja (zu beiden Seiten des Kunene, ca. 8000),
die Ongaluuzi (ca. 2—3000), die Okasina (ca. .3000). die Evale (ca.
2 — 3000), die Stämme am Okavanga-kueta, wie Mbangara (ca. 7000),
Va-sambiu (ca. 3000), \ambuiiidja (ca. 7<>00). Die Gesammtzahl
aller Bantu auf diesem Kaume beträgt daher etwa 1 SO— 'iOOoijO.
welche etwa zelm vt'^-^cl^u'(iene Dialekte sprechen, unter welchen das
Otyi-herero deswegen eine hervornigende Stellung einnimmt, weil es
mit wenigen Ausnahmen von allen diesen Stämmen theils gespj-ochen,
theiN verstanden wird. Unter den Ovambo-Stäujmen scheint der
Osiii-ndonga-(jtj-ambo-Dialekt eine ähnliche Bedeutung erlangen zu
wollen. Hier haben die linnischen Missionäre fleissig geail>eitet,
während der rheinischen Mission das Verdienst zufällt, das Otyi-
herero erforscht und bearbeitet zu haben. Beide Dialekte gehören,
wie schon bemerkt, zu deu Bantu-Spraehen, und zwar zu deren
reinsten und unverfälschtesten Kepräseutanten, so dass sie aui h für
die Philologie der Bautuapracheu von ganz besonderer Wichtigkeit
0 Henuugegeben von Dr. G. 6. Bfittner, Leipzig 1886.
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38
Die Sprachtreitlltalne ta den dwtoelMii Sehiitsg«bf«teii.
sind. Der Missionar Brincker hat ein vorzügliches Wörterbadi und
eine Grammatik beider Dialekte geliefert. Sonst vergleiche man
noch über diese St&mme und ihre Sprachen (ansser der Zeitschrift
ffir afrikanische Sprachen): H. Hahn, Grandz. einer Grammatik des
Herero mit WOrterbnch, Berlin 1857 nnd Voc des Ndongai-Dialektes,
Grey Library Qned.). Kolbe, Law of the Vowels, 1868. Bleek,
Afr. Lang. Galton, Travela, 182, 181, 198. Rath (Her. WOrterb.)
Grey Library (ined.). Dnparqnes, Miss. Cath. 1880. T. Hahn,
Tsnni-Goam 32, 83. Büttner, Spradifthrer ffir Reisende in Damanip
land. 0
Die Volker des deutschen KameniB-GebleteB gehören sprachlich
znr grosseren HSUte zu den BaatostftBimen. Die ganze Kflste mit
Ausnahme eines schmalen Streifens an der Nordgrenze und das ganze
Hinterland wird von ihnen besetzt vermuthlich bis zum 7® N. B.
und dem 12^ 0. L. Darfiber hinaus wohnen Stämme, welche zu den
eigentlichen Negern gehören. Hie und da finden sich einige Ein-
sprengsel ans der Gruppe der Nuba^Fulah-Sprachen. Unter den
Bantnsprachen hat die Dnallasprache die grOsste Bedeutung. Sie
verspricht eine ähnliche Stellung einzunehmen wie das Kisuabell an
der Ostkfiste. Es war der Missionar Saker,^ welcher zuerst unter
ungeheuren Schwierigkeiten es unternahm, die Bibel in das Dualla
zu fibertragen. Auch gab er einen kurzen Abriss der Grammatik
und ein Vokabularium heraus. Eine brauchbare Grammatik und ein
gutes Worterbuch fehlen noch. Seit Saker ist wenig mehr fiber die
Dnallasprache verOfTentlicht worden. Meinhofüs Studie fiber das Zeit-
wort in der Dnallasprache ^) nnd die Dnalla-Fibel des Lehrers Ghri-
staller seien hier noch erwähnt. Da das Dualla vollkommen den
Bau und die Eigenthfimlichkeiten der Bantnspradien zeigt, so ist ee
nnnOthig, näher darauf einzugehen. Von den fibrigen Sprachen
Kameruns, soweit sie der Bantu-Familie angehören, ist im Durch-
schnitt wenig bekannt. Nur das Issubu und die Sprache der Bakwhrl
sind etwas bekannter geworden. Die fibrigen führen wir in alpha-
betischer Reihe mit einisjen kurzen Bemerkungen auf:
Abu, u. von den l)aalla. Suker, Duaila G. N. 0, Voc. Grenfell,
i^-oc. R. G. S. 1S82.
Bagba, Koelle, Polygl. Afr. Voc. Dortselbst üüden sich auch Voca-
') Zeitschrift für afr. Spr. 1887 88 u. scpar.
■-; Vgl. über denselben Band 1 des Jahrbuchs (i888, S. 28ff.).
^) Zeitschrift für afr. Spr. 18Ö8/1889, S. 1—34.
I
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Di« 8pradiT«rlil]tiiisM io dm deatKliea SehutsgebietMi.
89
bolarien der folgenden Sprachen im Innern des Landes: Nelobi
Moaaenya, Papiyah, Ngoäla, Ngoten, Nhaiemoe, Bakum, Bamon,
Mbe Bonkem, Melon, Penin, Faram, Nso, Bala, von denen wir
sonst keine Eenntniss besitzen und sie deslialb im Verzeielmisse
nicht besonders aufführen.
Bamboko, zwischen den Eamenmbergen nnd dem Old Calabar.
Oomber, Proc. R 0. S. 1879. Allen und H. Thomson, Niger-
Exped. Transaet of PhiL Soc. 1850, 87,
Bayon (Baynng), im Innern hinter den Kameranbergen. Baikie,
Bzpl. Exped. 428, Voc. Koelle, Pol. Afr. Yoc. Clarke, Spe-
eimens, Voc.
Benga, Zeitsehr. für afr. Sprachen 1888/89.
Bnmke, im bnem. Clarke, Spec. Voe. 1849.
Bote, in Adamana. Koelle, Pol. Afr. Voc. Barth, Reisen II, 512,
*lsMibu, in den Kaniurunbergen. Koelle, Pol. Afr. Voc. Merrick,
(iraiDni. u. Wörterb. 1854. Saker, Dualla Gr. 6. Allen u. H.
Thomson, Niger-Exped. Voc. Bleek, Afr. Lang. Clarke, Spec.
Voe.
Kundu (Bakundu) am Kameruugebirge. Comber, Proc. R. G. S.
1K79, 230, 289. Zeitsehr. für afr. Spr. 1887/ss, S. 43ff.
Kwiri (Bakwiri) ibid. (ireufell. Proc. K. G. ^^. 1882.
Mfat (Etat, Mbafa?), am Gross River. Koelle, PoL Afr. and Clarke,
Spec, geben Vokab.
Fati, in der Nachbarschaft der Baynng. Baikie, Expl. Exp. 1856,
Koelle, Pol. Atr. nnd Clarke, Spec. Yocab. Barth, Kelsen U,
573, 631, 632.
Bundn, n. von den Baknndn. Koelle, Pol. Afr. Voc
Tikar, in Adamana. Von Bary, Zeitsehr. Ges. Erdkunde XV, Voe.
Unter den Sprachen, welche der Gruppe der eigentlichen Noger-
sprachen angehören, sind besonders die folgenden hervorzuheben.
Anf der westlichen Sprachgrenze finden sich: Kwa, Uwet, Ak'ayon,
Hoko; in Adamaoa: Bassama, Bnte, Batta, Hbana, Hbnm, Dama,
Fall; sftdikb davon Baya, Kotofo, Bender, Ruf am n. s. f. Wir
versagen nns ein wdteres Eingehen anf diese Sprachen, von denen
znm Teil kurze Vokabnlare, zum Teil nichts als der Name be-
kannt ist.
Das deutsche Togogebiet fällt ganz in die Sphäre der Ewe-
Dialekte. Ueber die Ewe-Sprache sind wir gut orientirt durch den
Miääionar J. B. Schlegel, der im Jahre 1857 eine Grammatik, Texte
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40 Sprftcbverbältnisse in d«n deaUcben ScbuUgebieteo.
uud ein Vokabularium unter dem Titel: Schlüss(^l zur Ewe-Spiu< he,
veröffentlichte. Die Bibelgesellschaft hat ferner das neue Testament
irod einige Büclier des alten Testaments ins Ewe übersetzen lassen.
Das Gebiet des Ewe erstreckt sich vom Volta bis über Dahome hin-
aus; die Nordsreiize ist noch festzustellen. Nach Schlegel zerfällt
das Ewe in 5 Dialekte, deren einige weitere Schössliuge getrieben
haben. Der Mahe- oder Maklii-J )icjlekt wird nördlich von Dahome
gesprochen. In Dahome selbst herrsehcii im Xordeu und Süden zwei
verschiedene Dialekte. Zwischen Dahome und der Voltamüiulung
liegen zwei weitere Dialekte, der von Anful, der die deutsche Tngo-
küste beherrscht und weit ins Innere hinaufreicht, uud der von Anlo,
welcher als der reinste gilt und in dem Schlegel seine Grammatik
abgefasst hat. Ausser der Ewe -Sprache hört mau in Deutseh-
Togo, wie an der ganzen Gold- und »Sklavenküste, ausserordentlieh
hiiuli? die Tsciii -S|Mache von Aschante, die auch von mehreren
verwandten Stümuieii wie den Asen , Aken, Akuapem u. s. f. ge-
sprochen wird, die Akra-Spache. ^) ebenso wie die Kru-Sprache der
Krnjungen von Liberia. Am Oberlaufe des Volta reichen einige
Auslaufer der (nKUi-S[iiache in das deutsche Touo-Gebiet hin. Guan
wird auch in ih'iu iMdeutenden Handelsplatze Salaga gesprochen.
Alle diese S|)racli(Mi gehören zu den eigentlichen Xegersprachen.'')
Zu unseren Besitzungen inderSüdsee übergehend, mns.sen wir
die unangenehme Thatsache konstatiren, dass die Verschiedenheit der
Spraelien sogar noch i^rössere Ausdehnung besitzt als in Afrika.
Kaiser-Wilhelmsland. Bismarckarchipek Salomoinseln, Marschallinseln,
alle haben von einander verschiedene Sprachen. Und nicht nur das,
sondern in den einzelnen Territorien findet wieder eine so grosse
Sprach Verschiedenheit statt, dass die Bewohner eines Dorfes oft die
des nächsten nicht verstehen.
Erst vor Kurzem hat der bekannte Reisende H. Zöller Vokal)u-
larien von 24 verschiedenen Sprachen gesammelt und Proben davon
in Peternianns Mittheilungeu veröffentlicht, welche trotz Zöllers Gegen-
anstrengunti.en beweisen, wie gering die Verwandtschaft zwischen
ihnen ist. Ausserdem hat bisher keine der eingeborenen Sprachen
genug eigene Kraft gezeigt, um eine dominirende Stellung gegeuül)er
den übrigen zu gewinnen. Für die Keuutniäs derselben war man
*) Vergl. Cbristeller, Die yo]ta-Spmeben>6nippe, Zeitsehrift fnr afr. Spracben
1887/88, S. 161 fft nod von FranVois, Spfaehproben aus dem Togoland, ibid. 1888/89.
S. 242 fr.
CbrisUHer u. Bobner: Uebungen in der Akra- oder Qa>Spracbe, Basel l8iH>.
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Di* Spnehva^iltiiiiM in d«n drataehtn SelmtigebletaB.
41
bisher auf einige magere Wörtersamraluiigeii von Miklucbo-Maclay,
Dr. Finsch u. a. beschränkt. ZöUer bat nunmehr Vokabularien von
3—500 Wörtern von 24 Sprachen gesammelt, von denen 15 auf
Deutsch-Neu-Gninea, 2 auf Nen-Pommem, 2 auf Neu-Lauen barg,
2 auf Neu-Mecklenburg, 1 auf die Salomo-Inseln und 1 auf die Ad-
miralitäts-Inseln entfallen. Im V. und VI. Hefte des Jahrganges
1890 von Petermanns MittheiluDgen hat er Proben seiner Samnilntigen
veröffentlicht und in Aussicht gestellt, nocli im Laufe des Jahres in
einem besonderen Buch über unsere Südseebesitzungen die Resultate
seiner Bemühungen ToUstfindig niederzulegen. Wie weit die Schlüsse
Tollberecbtigt sind, die er aus der Vergleichung der von ihm gesammel-
ten Vokabalarien unter einander, sowie mit dem malayiscben und
polynesischen Wortschatz ziehen zu dürfen glaubt, wird sich erst nach
der Publikation seiner ganzen Sammlungen deutlicher sehen lassen.
Freilieh wird nur eine Vergleichung des grammatischen Baues dieser
Sprachen zu endgültigen Schlüssen das Recht geben, und zu solchen
fehlen noch alle Vorarbeiten. Nicht eine der 24 Sprachen ist noch
im geringsten grammatisch erforscht Herr Dr. Schellong, der be-
kannte exzellente Kenner von Neu- Guinea hat ganz kürzlich ein Buch
über «die Jabim-Sprache in der Finschhafener Gegend" ver-
öffentlicht (Leipzig, V^ilh. Friedrich), worin er gegen 900 Würter
aus dieser Spr^'e mit grosser Sorgfalt verzeichnet; über die gram-
matischen Yerhftltnisse giebt er nur einige ganz dürftige Notizen,
welche zeigen, wie sehr Züller mit seiner Behauptung über die
^ grammatischen Kenntnisse deijenigen, welche der Sprache mächtig
' zu sein meinen (Pet. Mittb. 1890, V, 1251;, im fiecht ist, Da die
Feststellungen ZöJler's über diese Sprachverhftltnisse in unserem
Südsee-Schutzgebiete die Grundlage für weitere Forschungen bilden
müssen, so wollen wir dieselben hier kurz zusammenstellen.
1. Die Jabim- Sprache, in Finschhafen und nOrdlich (bis Bus-
sum ind.) und südlich davon an der Küste. Im Ganzen
kaum 1000 Menschen. Im Süden scbliessen sich die Dia^
lekte Pami (auf der Insel Pami) und Bukaua, im Norden
Agö, Poom, Kemboa, Siaua und Bonga an.
2. Buk au a (siehe d. v.), mit dem Jabim verwandt
3. 4. 5. Simbang-Kei, Saleng-Eei, Jabim-Kei, ver-
wandte Dialekte, landeinwärts, gleich hinter dem Jabim,
welches sdion an den Verbergen aufhört
6. Pöom, 6V2 Seemeilen nOrdiich von Finschhafen. Stehtin der
Mitte zwischen dem Jabim und den Kei-Sprachen.
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42
Die SpnchverbftItiibM in den dfutoehtii Schntigebietoii.
s
I
p
o
t
x:
O!
B
7. Kelana, ca. 37 Seemeilen (Luftl.). N.W. von Finschhafen,
8. Eelana-Kei, hinter Kelana. 7 und 8 , zeigen viel Aehn-
lichkeit mit 16.
9. Bongo , an der Astrolabe-Bai in der Dorfgemeinscbaft Bonga-
Gnmbn-Gorrendn.
10. 11. 12. Dschongu (in Dschongu a. Dschigle), Manni-
kam (in H. n. Kollylco), Eadda (in K. n. einigen ande-
ren Orten). Landeinwärts von der Astrolabe-Bai an den
KQBtengebirgen.
13. Bo k;i(l.s<-iii III . in <ler Niiiie von Stephansort.
14. Bilibili. instleheii der Küste zwischen Bokadschim und
Friedrich- Wilhelmshafen.
15. Sprache von üatzfeldthafen im Dorfe Toben am (mit leich-
ter Verschiedenheit auch in Ongnmor n. a.).
16. Sprache der Rook- Insel.
17. Sprache der Elisabeths-Inseln.
18. 19. Ralnm und Palili-Bai auf der Gazellenhalbinsel Nen-
Pommerns.
20. Kerrawarra, anf der Insel Eerrawarra.
21 Die Sj »räche von Ne u- La u e n bnrg^.
22. '23. Kapsln, der iiekanntn Handelsplatz auf Ncu-Mecklen-
burg, und Pakail, westlich davon zwischen Kablemau und
KabatcMon.
24..Buka, auf den Buka-lnseln im Salomo-Archipei.
Die Verwandtschaftsverhaltnisse dieser Sprachen nnter einander,
wie Zöller sie annimmt, erhellen ans der folgenden Znsammenstellnng,
in der wir der Eflrze wegen statt der Sprachnamen die Ziffern ge-
brauchen, nnter denen sie oben anfgeffihrt sind. Die inEIammero stehen-
den Zahlen geben den Prozentsatz deijenigen Wörter an, welche
Verwandtschaft mit malayisch-polynesischen Stftnmien zeigen.
l. (18,5) aufs engste v«i\\ainU mit 2 — sehr verschieden von
3 — 5 — leicht verwandt mit B — Verhaltiiiss zu 9 — \-> wie
Englisch zu Drutsth oder 1:0—1*2= 1;3— 5 — Verhältniss
zu 15 wie Deutsch zu Skandinavisch.
•2. (-25,75) vergl. 1.
3. (i;3) vergl. 1 — sehr ähnlich mit 4 und 5 — einige Verwandt-
schaft mit S. — In demselben Grade wie 1 verwandt mit 6.
t
a
S
70
Die SpnelifM^tiiMie in den dfliitieh«B Sdmtsgebittan.
4S
4. (10,75) und 5. (13,25) vergl. 3.
6. (6,25) vergl. 1 und 8.
7. (26,75) bemerkenBwerthe Aeholichkeit mit 16.
8. (8,5) leicht beeiDflnsst von 7 und 16.
9. (11) Uldet mit 10 (12,50), 11 (11,25), 12 (10,50) tiote starker
dialektischer Verschiedenheit eine Ömppe — vergl. 1 —
9 — 12:15 = Deutsch zu Englisch.
13. (9,50) ?
14. (18) ?
15. (7,5) vergl. 1 nnd 9.
16. (29,5) ? — 17. (19,5) ?
18. 18 — 24 nahe unter emander verwandt. Im Vergleich m 1—16
sind die ProzentsStze malayischer oder malayisch-polynesischer
Wdrter gleich, die der rein polynesischen nm das Doppelte bis
Dreifache höher.
19. 20. 21. siehe 18.
22 nnd 23 bilden zusammen eine Sondergruppe, vgl. aber 18.
24 vergl 18. 24 unterscheidet sich stärker von 18 — 23, wie die
flbrigen Glieder unter sich.
Man hat darao gedacht, um ein gemeinsames VerstÄudigungr^niittel
zu finden, den Versucii zu machen, an Stelle dieses Wirrsales das soge-
nannte Pidgin-Eugiisch einzuführen, weil man das Deutsche, an das mau
ja zunäciist bei einer solchen Absicht denken könnte, für zu schwer und
koTiifdizirt zu halten geneigt ist, was, wie ich glaube, nicht der Fall sein
dürfte. Wenn man schon einmal vom Deutschen absehen wollte, wäre
wohl der Vorschlag des Dr. Hindorf, das sogenannte Knstenmaiayisch
einzuführen, ^) noch eher der Erwägung werth. Indess sind die Be-
denken gciien die Einführung des Deutschen nicht so gross. Einmal
hat man hier keinen Kampf aufzunehmen gegen ein Idiom, welches
sich bereits ein grosses Terrain erobert hat. In Ostafrika wird man
über Kisuaheli und Arabisch nicht hinwegkommen; mau wird viel-
mehr bestrebt sein müssen, deren Geltung noch weiter auszubreiten.
Dabei wird dem Kisuaheli ohne Zweifel der Vorzug zu geben sein,
da die übrigen Stämme sich leichter und williger eine verwandte
Sprache zu eigen machen werden, als eine radikal verschiedene, die
deren gaii/e Denkweise in andere Formen pressen oder seihst dar-
über degeneriren würde. Eine ähnliche Rolle spielen iu Südwest-
') \'ergl. L* itfaden zar Erlernung der Malayischen Umgangwpnohe von Dr.
Hindort Berlin 1890.
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44
Di« SpracliverblltnUi« in dm deattdiMi Sehvtiffebieten.
afrika da s Otyilierero und das Holländische. Hier wird der Versuch,
an die Stelle des Holläudischen das Deutsche za setzen, vielleicht
in Hiebt zu femer Zeit auf Ertblg hoffen können; das Namaqua
kommt für die Zukunft m. £. kaum ernstlich in Betracht üeber
^e Aussicht der allmfthlichen EinfQhnmg des Deutschen in Kamerun
vnd Togo ist es schwer, sich jetzt schon ein Urtbeil za bUden. In
dem mitten im £we-6ebiet liegenden Togoland bat man eicherlicb
die allergeringste Chance. Die Spraehwellen der Umgebimg des
kleinen Landes werden Aber allen Versnchen wohl wieder zasammen-
sohlagen. JedeniUls eiigiebt, wenn man sich die in Betracht kommenden
Sprachen nnserer afrikanischen Besitznngen als Ansdrock der geistigen
Yirtns mit denen in der Sfldsee vergleicht, ein bedentender Ueber-
schnss zo Gunsten der Afrikaner. Es wird leichter sein, den na-
tArUchen Widerstand der Sfidsee- Insulaner gegen die EinfÜbrong
einer nenen Sprache zn besiegen. Nun kann man das Bedenken
haben, wie schon oben angedeutet, dass die komplizirtere Grammatik
der dentsehen Sprache die Sache erschweren werde und man daher
besser thue, ein Idiom mit so ein&chem Mechanismus wie das
Malayische oder das Pidgin-Englisch zu wfthlen. Dagegen lisit sich
sagen, dass dem Sfldsee-Insulaner die Aneignung einer Sprache um
so saurer werden wird, je mehr deren Grammatik von der Gram-
matik seiner Muttersprache abweicht Unter diesem Gesichtspunkte
betrachtet bieten aber Pidgin-Englisch wie Malayisch oder Deutsch
ziemlich das gleiche Maass von Verschiedenheit Die eigentliche
Schwierigkeit liegt aber auch ganz wo anders. Di« Sprachen der
Sfidsee-lnsuhiner stehen sammt und sonders noeh auf einer sehr
niedrigen Stufe der Entwickelung. Sie bringen nur das Sinnliche und
das Individuelle zum Ausdruck; das Abstraktere und Allgemeine liegt
ausserhalb ihrer Sphäre. Sie kennen z. B. dne Kokospalme, eine Sago-
palme u. s. f., aber bis zu dem allgemeinen Begriffe der Palme oder
gar des Baumes sind sie noeh nicht durebgedrungeo und haben dafür
auch keine Bezeichnung. In diesem Punkte sind ihnen unsere Afri-
kaner überlegen. Nun aber ist die deutsche Sprache ausserordent-
lich weit nach der entgegengesetzten Richtung entwickelt Sie indi-
vidualisirt weniger, der Inhalt ihrer geläutigsten Begriffe ist kleiner,
der Umfang grösser. Um daher unsere Sprache geistig handhaben
zu können, muss der Sudsee-Insulancr diese Kluft überspringen. Er
ist in der Lage tiiits Älannes, dem der Kork um ein Kiklcrkliches
/u gross geratheu ist. Er wird erst hineinwachsen müssen.
Zum Sclilusä will ich nicht unterlassen, gegen den Verfasser
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Die SprachTerhiltDiiM in d«a denttchea SchntxgabietMi*
45
der Brofichflrd: Kolooiales,^} mich zn wenden, der sich nnbedachter
Weise beschwert über eine za grosse N^gang des Dentschen, mit
seinen neuen Landslenten in ihrer eigenen Sprache zn verkehren,
statt dem Beispiele der Englfinder za folgen, die stets und fiberall
das Umgekehrte forderten. Ganz abgesehen davon, dass die £ng-
Iftnder hier vollstftndig zn Unrecht zitirt werden, wftre doch zu be-
denken gewesen, dass, wer etwas erreichen will, mit klfiglichen Kon-
zessionen weiter kommt, als wenn er sich den Kopf an der Wand
zerschellt
0 Eaglw: Koloniales 8. 114.
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Afrikaiii8€he Jagd.
Ton
Paul Reioliard.
Bis in die neueste Zeit hinein wirken die Nachklänge jener
Jagdberichterstattung, deren Autoren es als eine Pflicht betrachteten,
dem Leser die unwahrscheinlichsten Jagdgeschichten ans fremden
L&Ddem aufzutischen, GeschicbteD, welche keioeswegs mit unserem
hanolosen Jägerlatein vergleichbar, meist sogar den Stempel eiDer
grossen Frechheit in Bezug auf Entstelioiig und Uebertreibung an
der Stime tragen, aber dennoch ein be^eriges, giftnbiges Pablikom
üaoden.
Wie wenig aber ist es nothwendig, Jagdgeschichten, welcher Art
sie immer seien, in solch phantastischer Weise auszuschmücken!
Wie interessant ist schon die einfache wahrheil -mtrrue Darstellung
guter Beobachtungen, selbst der einfachsten Thatsacheu über uns so
fremdartige Thiere und deren Wohnplfttze, wie wir sie nnter anderem
in Afrika lioden.
Ich wlU es versuchen, den frenndlichen Leser mit den Verhält-
nissen der afrikanischen Jagd bekannt zu machen, bitte ihn. mir
zunächst dahin zu folgen, wohin ich bei meinem ersten Jagdausflnge
in Afrika zuerst meine Schritte lenkte, eingedenk joivv tradi-
tionellen Jagdgeschichten, nämlich nach dem afrikanischen LJrwalde.
— Treten wir in eine jener kleinen Urwaldparzelien Ostafrikas ein,
welche in bergigen Gegenden Bachquellen oder sumpfige Stellen um-
sohliessen. Riesenhohe Stämme v<m gewaltigem Umfange streben
nach oben, ein Schrotschnss erreicht die Krone nicht, welche dem
Auge überhaupt nur vom Kunde des Waldes ans sichtbar wird, im
Innern des Urwaldes ist der Bück seitwärts, nach allen Kichtungen
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AfrikMiltch« Jtgd.
47
und nach oben gehemmt darch Laubwerk, dichtes Unterholz und
Lianengehänge.
Das klettert auf- nnd abwärts, schenkeldick gewundenen Tannen
gleich, bie zu den feinsten Fäden, den Schritt ebenso hemmend wie
die Domen, welche sich in die Kleider haken. Umge&Uene Ter-
moderte Stämme, von Farrenkraut überwuchert, Dracaenen, Rotang
mit prächtigen Palmenblättem. Wunderbare, seltsam gestaltete weisse
und gelbe Orchideen hängen von den Bäumen herab. Bartartige
Flechten und Mooa ttberziehen das H0I2. Am Boden schneidende
Gräser, alles in blaues, braunee und grfines Dämmerlicht gehflUt
Der FnsB sinkt in übelriechenden gelben und rothen eisenhaltigen
Schlamm ein. Auf kleinen Lachen und Pfätzen schimmern opalisirende
Flecken. Todtenstille in der feuchten, drflckenden Luft. Nur wenn
ein heftiger Passatstoss durch die Gipfel fährt und das Ast- und
Blätterwerk ausebanderbiegt, huscht zitternd ein Sonnenstrahl fiber
Boden und Blätter. Hfthsam nur vermag sich der Jäger zu einer
lichten Stelle hin durchzuarbeiten. Die Kleider von Domen zerrissen,
Gesicht und Hände von scharfen Gräsern zerschnitten, langt er end-
lich, fiber Aeste und gestfirzte Stämme kletternd oder unter dichtem
Laubwerk und Gezweige durchkriechend« dort an. Ein ürwaldriese
hat im Sturz eine Menge minder starker Genossen mitgerissen und
so eine Lficke im Waldmeer geschalTen. Das Alter hatte ihn ge-
beugt und Schmarotzer und Schlingpflanzen, welche auf ihn hinaaf
gekrochen oder oben gewachsen waren, haben seinen Sturz mit Hälfe
von Käferlarven und Termiten, welche sein Holz zerstörten, herbei-
geführt. Khi Stäekeben leuchtend blauen Himmels wölbt sich fiber
der OefTnung und ein frischer Windstoss fährt durch die Bäume. —
Erieichtert athmet der Jäger auf, frob der drfickend schwülen Luft
entronnen zu sein, welcbo ihn bisher umfangen.
Da föllt sein Blick anf eine dichte Blätterwaod, aus welcher
purpurbranne Schoten hervorleachteu. Er kann nicht widerstehen,
eine der schönen Fruchte abzureissen. Doch kaum ist dies geschehen,
wirft er sie mit lautem Flucbe weg, in seiner Hand aber bleibt der
sammiaitige Ueber/.ug der Schote und verursacht ein furchtbar
brennendes Jucken. Es sind die lirennhaare, die teuflische Vei-
theidig^ngswaffe der tückischen Pllanze. Während der .läger bemüht
ist. durch Abschaben, Waschen in dem stinkenden Wasser, Ein-
tauchen in den Schlamm sich von dem peinigenden Brennen zu be-
freien, beginnt plötzlich die ganze Haut des Körpers rasend zu
jucken. Beim üerauterreisseu der Schoteu hat die boshafte Schliug-
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48
Afrikaidsebe Jagd.
pflanze eine Menge feiner Brennhaare abgeschüttelt, welche die
Blattanteräeite bekleiden, und nan, durch die diinnen Kleider elnge-
drangen, den Wanderer peinigen. Nur ein Gedanke behemcbt ihn
fortan, hinaus au» dem Urwald, hinaus ins Freie. —
So ging es mir das erste Mal. Stolpernd trete ich meinen
Kuck zug an, falle über verborgene Aeste, sinke banchtief io- brodelnden
Sehlamm, zerreisse die Kleider und die Hant; tansende von Moskito
nmsummten und zerstachen mich. Zuletzt noch stiess ich an einen
flchenkeldicken Stamm, an dessen Aesten ein ans feinen seiden-
artigen Fäden und Blättern hergestelltes Netz jener rothen Ameisen
hing, welche die Schwarzen M%ji meto (heisses Wasser) nennen. Wie
richtig die Bezeiebnnng, daas bewiesen mir einige derwfltheodea In-
sekten, welche sich in Folge des Stossee an den Stamm anf mieh
hatten fallen lassen nnd mir dann mit ihren Mandibeln ihren schaiftn
Saft nnter die Hant spritzten; ein Gefühl, als sei ieh wirklieh
mit heissem Wasser ftbergotieii, überkam mich. Endlich erreiche
ich sehweisstriefend, zerschnnden nnd beschmutzt wieder den
Rand des geheimnissvoUen Urwaldes. Sofort den Heimweg antretend^
zitire ich Sdiiller: „Der Mensch begehre nimmer zu schauen* u. s. w.
Meinen Zweck hatte ich ganz und gar verfehlt Ausser einem schon
2 — 3 Jahre alten Elephantenpfade, auf wekshem die Fährte eines
einzehien Büffels eingedrückt war, hatte ich keine Spur von Wild
gesehen nnd mir wurde klar, dass dieses im Urwalde nicht zu
finden sei.
Wäre auch eines dieser Thiere auf selbst nur 20 Schritte Ent-
fernung im Urwald an mir vorbeigezogen, ich würde es nicht haben
sehen kennen. Wegen des dichten Laubes im feuchten Urwald ist
also für den Jäger nichts zu suchen. Eher schon im trockenen
Urwald, dort eingetreten glaubt man in einen trockengelegten Pfahl-
rost von unendlicher Ausdehnung gerathen zu sein, Tausende und
Tausende von dicht- oder weitstehenden Stangen und Stämmen in
jeder Dicke, alles unten glatt, fast kein Ast, ziemlieh gerade nach
oben strebend, sich dort in unentwirrbares Geäste verlierend, die
Stämme vom hellstoi bis dunkelsten firaun; der glatte trockene
Boden, selbst der hier und da einfallende Sonnenstrahl scheint hell-
braun zu sein. Kein grüner Grashalm, kein grünes Blättehen am
Boden, alles Grün hoch oben. Eines der eigenthümliehsten Vege-
tationsbUder, welche ich in Afrika geschaut. Aber nur im ^men
Katanga fand ich jene sonderbaren Urwälder in kleinen Parzellen.
Der Boden derselben war durchzogen von Wiidfährten, kein Fleck-
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Afrikanische Jagd.
49
chen, wo nicht sehon der Huf eines Wildes hingetreten wäre. Von
diesem selbst aber war nichts zu sehen, da die Thiere diese Wäl-
der nur durchziehen, sich aber nie dort aufhalten. Im trocke-
nen wie im nassen Urwald, Msito genannt, üudet sich also kein
Wild.
Im Fori, wie der Neger sagt, inüsste das Wild zu üinUm
sein, glanbte ich im Anfang. Uneiulliches Einerlei empfängt uns
hier in dem lichten Wald, welciier üO% der Überfläche Ostafrika's
bedeckt. Die Stämme sind selten über Schenkel- oder Leibesdicke.
Die Kronen weit gegabelt, ganz flach und schirmartig gebreitet
höchstens 10 — 12 m hoch. Die schwache Belanbung spendet wenig
Schatten, der Boden ist mit spärlichem Graswuclis bestanden und
das wenige Unterholz hemmt kaum den Blick. Nur die 6 — 7 m
hohen umfangreichen Termitenhügel bieten etwas Abwechselung,
diese sind mit einer ganz anderen und üppigeren Vegetation be-
standen, welche bei dichter Belaubung auch dichten Schatten werfen.
Im heissen Sonnenschein tlatteni einige prächtige Irissoreu mit lautem,
schnarrendem, schwätzeiideni (ie/änke (hirch die Gipfel. Ein Specht
hackt in den Stamm und ein grauer Pisaugfresser läuft gurrend, sein
kuUu kullu ausstossend in den Aesten eines Mrumbabuuines auf- und
nieder. Eine Bande Meerkatzen springt von Gij^tcl zu Gipfel und
schreit, zankt und lärmt. Einige haben den Jäuer entdeckt und
nicken ihm, grimme Fratzen schneidend, zu. Lärmend und rauschend
von Ast zu Ast im Blattwerk springend ziehen sie einer nahen
Schamba, einem Maisfelde /u, um dasselbe zu plündern, Lässt sich
der Jäger, vom Gluck begünstigt, dazu verleiten, einen der lustigen
Gesellen mit der Kugel kerunter zu holen, so büsst er mit bitterer
Reue seinen Frevel. Wie ein Morder kommt er sich vor, wenn ihn
der arme Affe mit brechendem Auge vorwurfsvoll anblickt. Nicht
leicht entschliesst er sich zum zweiten Mal einen Affen zu schiessen.
— Trotz der Hitze, welche uns wegen ihrer grossen Trockenheit
nicht im mindesten ersciUallt, ziehen wir, ohne sonderlich zu er-
müden, stundenlang umher. Leider aach hier ohne Erfolg. Ausser
einigen wenigen Fährten, welche nur schwach in den harten Laterit-
lehmboden w&hrend der Regenzeit eingedrückt worden sind, ist nichts
za linden. Einsamkeit und Eintönigkeit ringsum, nnd wenn man
nicht bestimmt wüsste, dass man schon stundenlang gegangen ist,
so könnte man glauben, immer an derselben Stelle zu bleiben, so
einförmig ist der Wald. Ohne Eingeborene, welche sich trotz ihrer
grossen Orientirnngsfähigkeit selbst öfters verlaufen, sollte man sich
XotonialM Jahrbadi im m
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50
Afrikanisebe Jagd.
daher nie weit in den Pöii wagen. — Besonders anch, da Wild dort
nirgends zn finden ist
Wir haben jetzt den Urwald durchstreift nnd den Pöri, ohne auch
mir ein Sttck Wild gesehen zn haben. Es bleibt nns jetzt nnr
noch die Mbnga, d. i. die Savanne, übrig.
Die Mbnga ist aber so Ode, so heiss, so langweilig, geradezu
trostlos, dass wir nns nnr schwer entscbliessen kOnnen, ans dem
schon wenig schattenreichen Wald in die brennende Sonnenglnth zu
treten. Vor nns thnt sich eine weite, weite Flftebe anf, eben wie
eine Tischplatte. Die Lnft zittert vor Hitze nnd in der Feme zieht
sich dunkelblau der Wald hin. Das Gras, welches meist nur bis zum
Unterleib reicht^ filngt schon an hie und da trocken und gelb zu
werden. Den Uebergang aus dem Pöri in die Mbnga bildet ein Be-
stand niederen Erfippelholzes und spftrlich belaubter kleiner Bäumchen.
Alhnfihlich beginnen die höchstens 3 Meter hohen motenakazien vor-
zuherrBchen. Die fingerlangen, scharfen Doppeltdomen sind durch
Insektenstiche an der Basis zu fiberhaselnnssgrossen Kapseln ge-
schwollen. Nach meinen Beobaebtungen sind es schwarze Ameisen,
welche die Geschwulst veranlassen. Diese Kapseln, im Innem hohl,
werden spftter holzartig und dünnwandig, dienen den Ameisen als
Wohnung. Wenn ein scharfer Wind durch den Flötenakazienbestand
zieht und die kleinen LOcher der Kapseln streift, erklingen sie, wie
ferner märchenhafter leiser Orgelklang. Daher ihr Name FlOten-
akazien. Hat man die FlOtenakazien durchschritten, so tritt man
meist in die ganz offene Mbnga. Hier kein Strauch, kein Baum,
ein weites eintöniges Grasmeer, dessen kurze Halme nie das scihüne
Wogen unserer Felder zeigen. In der Mitte liegt oft ein Wasser«
tfimpel oder die Savanne zieht zum Flusse bin, auch zeigt sich
die Mbnga wie eine Parklandschaft^ dann aber ist sie schön. Prftch*
tige Baumgrnppen entspriessen dem Buschkompleze, Termitenhügel
bringen angenehme Abwechselung oder schOne graziöse PhOniz-Pähnen,
schlsnke Hyphaena- und majestätische Borassuspalmen verleihen
der Landschaft ein echt afrikanisch-tropisches Gepräge. —
Hier endlich sehen wir Wild. Die Savanne erweist sich gegen
alles Erwarten als der Aufenthalt desselben. Dort findet man es
«
regelmässig. Jedoch selbst hier nicht zu allen Jahreszeiten. Wenn im
Oktober, also vor Eintritt der Regenzeit, der Wald sich in Grfin zu
kleiden beginnt, das Gras hochsclüesst, immer dichter wird, so dass
das Gehen dort noch mehr erschwert ist, als es schon wegen der
Graswurzelstrfinke der Fall ist, so thut sich das Wild während der
u kjiu^ cd by Google
AfHkaalsche Jaf d.
51
ganzen Regenzeit l)ifi zum Mürz und dann noch wähnMid d» r Tebei-
schwemmunc^speriode bis Ende Mai ])aarweise ab und zt-rstreut ?;ich
über sehr weite Gebiete. Zu jeuer Zeit trifft man nur durdi Zufall
auf Wild. Hai)en sich die Wasser dann im Mai verlaufen oder sind
sie verdunstet, ist das Gras dürrer und pelb iiewnrdeu. so zünden
es die Kingeboreneu allenthalben an. Tag und .Nacht sieht mau
Kanchwolken und Feuerschein am Himmel.
Aber nur da, wo das Gras in Depressionen der Mbuj^a sehr
dicht, hoch und üppig wächst, wiire es gefährlich, während des
Brandes in die Nähe zu kommen, an anderen Stellen kann man
überall durch die schmale, kriechend langsam dahinziehende Fener-
linie schreiten oder springen, welche unter furchtbarem Knallen,
Brausen und Prasseln vielen Lärm um Nichts macht. Dichte Kauch-
und Dampfwolken steigen auf und ballen sich am Himmel zu
schweren Cumuli, welche oft derart mit Wasserdarapf gesättigt sind,
dass sie, während von unten aas dem brennenden Grase Feuersänlen
aufsteigen, windwärts das Mitgeführte als Regen wieder zur Erdo
senden. Die Luft wird bis Ende August derart mit Rauch erfüllt,
dass die Sonne me durch einen weissen Schleier blickt und man
2 Monate lang fast nur weissen Himmel sieht.
Tausende von Insekten, besonders Heuschrecken, fallen den
Flammen zam Opfer und ganze Zflge von Falken, Schwalben, Rei-
hern und anderen Vogel spielen im Rauch, um Insekten zu haschen.
Wild fällt im östlichen Afrika bis nahe zur Westküste niemals dem
Feuer zum Opfor. An der W^eatküste dagegen, wo dichtere Gras-
bestände vorbanden, kommt es zuweilen vor.
Das Feuer lässt hinter sich eine grenzenlos traurige öde Flftche.
Alles kohlschwarz gebrannt. Die Sträucher strecken wie Besen
ihre entblätterten Aeste gen Himmel, die Krüppelbäume sehen ge-
spenstisch ans und der Wald ist die verkörperte Melancholie, alles
grau in grau, entblättert, dabei glühend heisa ansgetrocknet, so dass
schon der blosse Anblick Durst erregen kann. Aber schon 2 bis
3 Tage spftter spriessen überall fein«' Halme aus der Dürre hervor,
um schon nach 8 Tagen einen leichtru grünen Sciiimmer über die
Erde zn breiten, damit ist die Zeit des Waidmannes gekommen.
Jetzt kann er dem edeln Gewaid obliegen. Jetzt thut sich alles
Wild wieder in Heerden zusammen. Antilopen nnd Zebra treten
auf die Mbuga hinaus, die Büffel ziehen äsend über die Fläche. Am
Waldrand naschen die Giraffen mit langem Halse von den stäche^
liehen Akazienzweigen. Sogar die vorsichtigen Sanen brechen auf
4*
52
Afrikanische Jagd-
der kahlen Fifidie. Der Bnf der Fnmkolme, eine« rebhnhn-
artigen Vogek, tOnt ans dem Wald, daas metalliacbe Bassein und
Schnarren der Perlhühner, welches wie das Anfwinden einer Anker-
kette klingt, wird Abends am Wasser oder vom Flnsse her ver-
nehmbar.
Das WM kommt stellenweise in sehr grossen Heerden nnd in
allen Arten vor, nm anderwftrts so gnt wie gar nicht zu erscheinen,
trotzdem alle Bedingnngen für dessen Existenz erlQllt sind.
Idi selbst hatte zuletzt eine derartige Uebong im Srkennen wild-
reicher oder wildarmer Gegenden, dass ich ganz sicher anf die
H&nfigkeit des Vorkommens desselben mit sicherem Blicke schliessen
konnte.
Da wo viel Wild, ist natürlich anch viel Banbzeng. Voran ist
der EOoig der Thiere, der LOwe, überall äusserst hftnfig. Wie oft habe
ich Abends dem mqeetfttiseheii Gebrülle gelauscht, wenn sich 8—4,
selbst 5 nnd 6 LOwen, weit umher zerstrent, mit donnernder Stimme
Antwort brüllten. Der Panther streicht nnhürbar nmher, er ist es
anch, welcher die meisten Opfer an Menschenleben fordert, w&brend
der Lowe selten einen Menschen reisst, es sei denn, er wftre zu alt
und nicht mehr im Stande, Wild zu jagen.
DieHyfine streift, heulend ihr langgezogenes uuu-i ausstossend,
umher und trotzdem sie als gräulicher Leichenrftuber nur Aas und
menschllcbe Kadaver irisst, erregt sie bei ihrem Erschien immer
allgemeine Heiterkeit, denn ihr Geheul klingt mehr hühnisch und
ärgerlich wie grässlich. Nur wenn sie ihr sogenanntes Gelächter
ansstöäst, so dringt dieser vntklidi sehaueiüche Diut dorch Mark uud
Bein, wie das entsetzliche Lachen eines Wahnsinnigen; dann streiten
sich die gefrässigon Thiere um ihre Beute. Das unschuldigste Raab-
thier ist der Schakal In Gestalt und Bendunen genau unserem Fachse
gleichend, ist er nur etwas kidner als dieser. Wenn er Nachts das
Dorf oder ein Lager umschlücht und sein lauthallendes buä' bnä'
ansstösst nm nach bescheidener Beute zu suchen, so gilt dies als
ein sehr böses Zeichen und niemand wird ein neues Unternehmen
am anderen Tage beginnen oder seinen Marsch fortsetzen.
Die Geier, Adler nnd Marabu gehören auch zum Raabzeug
sind iiher ebenfalls unschädlich, wenn sie nicht Gelegenheit haben,
.sich einem zur Strecke gebrachten Wild zu nähern, welches ihnen
dann iu kurzer Zeit ganz zur Beate fällt, sei es selbst ein todter
Büllel.
Das Wild ist in ganz Afrika nirgends Staudwild, soudeni zieht
Afrikinisehe Jtfd.
58
immer, grosse Gebiete durchstreifend, umher. Der Jäger wird durch
die zahllosen Wildpfade im Anfange immer irre geleitet und glaubt
daher allein ausziehen zu mfissen, um Wild aaf dem Anstand za
erlegen. Er begreift anfangs gar nicht, dass er nur höchst selten
auf deu stark betretenen Wechseln Wild zu sehen bekommt. Dies
hat aber seinen gnten Grund darin, dass das Wild wegen der Löwen
und Panther gar keinen Wechsel einhalten kann. Es wurde dann
leichte Beute dieser mächtigen Raubthiere und so verbietet sich für
das Wild der regeimfissige Wechselgang ganz von selbst Auch die
schöne Geschichte vom Auflauern an der Tränke, wo von allen Seiten
mit Anbruch der X:uht zahllose Antilopen, Zebra, Büffel und Gir-
affenbeerden, friedlich mit dem Elephanten und Rhinoceros erscheinen
sollen, um sich an dem Nass zu laben, sind meistens nichts als
Phantasien von Leuten, welche nie Beobachtungen darüber gemacht
haben. Löwen und Panther sorgen schon dafür, dass solche idyllischen
Znsammenkflnfte nicht stattfinden. Ich habe auch immer die Beob-
achtung gemacht, dass alle Thiere, d. h. Girafien, Antilopen imd
Zebra Ängstlich fliehen, wenn eine Bfiffelheerde irgend wo erscheint
Dasselbe geschieht bei dem Nahen Ton Elephanten nnd Nashorn.
Alle Thiere ziehen wegen des Raabzenges hOehst nnregelmässig znr
Trfinke nnd ehüge Antilopenarten trinken überhaupt nie Wasser, wie
z. B. die Konsi (Aleelaphus caama Gray) und die Bjämäla (Damalis
senegalensis Gray), das am Morgen in den Grftsem hängende Wasser
des Thaues genügt fost allen Antilopen. Nur Zebra und Büffel
ziehen tfiglich zur Trünke. Ich will hier auch gleich einer allgemein
verbreiteten Unwahrheit gedenken, nfimlich Erzühlungen über das
Schiessen bei Nacht, »ich sah zwei leuchtende Punkte, wie feurige
Kohlen, zielte mit meiner guten Eugelbücbse dazwischen, mein Sohuss
donnerte in die Nacht und zu Tode getroffen wftizte sich das Banb-
thier am Boden'*. Ich glaube, die Verleger von Beisewerken haben
diesen Satz stereotypirt. Nun aber leuchten Banbtbieriichter eben-
sowenig von selbst wie die anderer Thiere. Man nehme doch ein-
mal eine Katze mit in einen ganz dunklen Raum, man wird nichts
von jenem Leuchten der Augen merken, nur wo ein Liehtschimmer
hinemfiült, erglftnzen die Augen in Phosphorschimmer. Dann nehme
man bei recht hellem Mondschein eine Büchse zur Hand und ver-
suche zu zielen. Es wird nicht einmal das Visir, geschweige das
Korn zu sehen sein. Höchstens wenn es glänzend polirt ist und
der Mond im Rücken steht, wird das Visir sichtbar sein. Dann
verencbe man im Mondlicht Entfernungen zu taxiren, um bald genau
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54
Afrikauiäcbe Jagd.
ZU wissen, was es mit den nSchtlichen Jagden f&r eine Bewandtniss
hat Der eine Fall nnr sichert einigen Erfolg, die Anwendung einer
Sehrotflinte nnd starken Schrot, sogenannte Poeten, eine ganze
K:4 pc (Matze) voll, wie man in Sfiddentechland sagt, konnten auf
ganz kurze Distanzen beim Mondschein ein Raabthier zur Strecke
bringen. Das Verhalten des Wildes bestimmt natürlich auch die
Methode des Jagens, nnd diese kann in Afrika, wie ans obigem her-
vorgeht, nnr die des POrschgaDges sein. Hnnde stehen dem Jftger
anch nicht zur Verffigang. Die kleinen rothhaart gea Köter der Ein-
geborenen haben gar keine Nase, wie der Jfigeransdrack heisst, '
werden von den Schwarzen zum Hetzen von Haasen nnd Aifen, be-
sonders aber einer grossen Springratte verwendet. Meine wieder-
holten Versuche, afrikanische Hunde zum Jagen zu verwenden, er-
wiesen sich immer als erfolglos. Europäische Hunde verlieren sofort
den Genich, würden aber bei der grossen Trockenheit der Tropen,
selbst mit diesem ausgestattet, wenig nützlich sein. Tin mit Erfolg
zu jagen ist es nothwendig, mit drei schwar/.eu Begleitern auszuziehen.
Drei Begleiter sind deshalb nothwendig, weil man oft 5 — G Stück
schwere Thiere sehiesst und um das so nützliche Fleisch nicht ver-
loren gehen zu lassen, ist es nothwendig, das zur Strecke gebrachte
Wild mit Dornen und Zweigen dicht einzudecken wegen der Geier,
welche sonst innerhalb einer halben Stunde zu Hunderten erscheinen,
und wegen des kleinen iiauh/cuges, wie Schakal und Hyäne. Dann
nuiss einer der Leute naeh dem Lager zurückeilen, um Träger für
den Fleischtransport zu holen. Boonders aber bedarf man der Be-
gh iter zum Verfolgen des angesciiossenen Thieres, denn trotzdem der
Schwarze einen ziemlich gut^n Spürsinn hat. wird sehr vieles Wild
zu Holz geschossen, da man es nicht autlinden kann; oit zeiut auch
eine Schaar von Geiern, in den Lüften schwebend, die Stelle an,
wo das Wild verendet ist. Diese Vögel im Verein mit dem Marabut
sind derart gefrässig, dass sie innerhalb 5 — <> Stunden ein grosses
Wild bis auf Haut and Koovheu auA'ressen, kröpfen, wie der Jäger
sagt, können.
Der Pürschgang ist nicht leicht, besonders wenn die Thiere auf
der kaldgebrannten Steppe äsen. Es gehört ein erdfarbener leichter
Anzug und ebenso gefärbter Filzhut dazu und eine gute, weit-
tragende Buchse von kleinem Kaliber. Ich führte mit ausgezeich-
netem Erfolg eine leichte Mauserbüchse mit gewöhnlicher Militair-
mnnition. Ein kleines Kaliber ist entschieden vorzuziehen, wegen
der grösseren Dorchschhigskraft bei dem grossen schweren Wild nnd
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Afrikamtehfl Jagd.
55
wegen der grösseren Tragweite. Man ist oft geuüthigt, auf grosse
Entferaungeu, bis zu 200 und 300 Schritten, zu schiessen, da mau
manchesmal absolut nicht näher herankommen kann. Besonders ist
bei dem kleineu Kaliber von Wichtigkeit, dass der Einschuss und
selbst der Ausschuss sehr klein bleiben, so dass alles Wik! bei
guten Schüssen sehr bald an innerer V^erblutung eingehen muss und
schnell aufzufinden ist. Dieser Umstand ist in Afrika sehr wich-
tig, denn anders ist das Wild immer verloren. Mit grossem
Kaliber, welches bekanntlich nicht weit trägt, sind Ein- und Aus
Bchuss derart gros^:, dass zu reichlicher Schweiss austreten kann,
das Thier behält immer Luft, d. h. die Athmong wird Dicht be-
engt und es geht ab. Selbst mit guten Lungen- und Knochen-
schuBsen kommt dies bei dem sehr harten aMkaniscbeu Wild h&nfig
genug vor.
Im Anfang fällt es dem Eufop&er ungemein schwer, Wild im
Holz zu unterscheiden. Er wird wegen seiner schlechten Augen
TOD dem Schwarzen bemitleidet, später aber bei einiger Gewöhnong
kommt es vor, dass er den Neger übertrifft Die verschiedenen
Fährten genau kennen zu lernen (anzusprechen, wie der Waidmann
sagt), ist ganz nnnöthig. In den seltensten Fällen pürscht man
der Fährte folgend. Das Wild ist immer so zahlreich, dass man
nur auf schon sichtbares Wild pürscht. Auf Fährte zu purschen,
ist schwer wegen der vielen Warner, welche das Wild des durch-
zogenen Beviers aufmerksam machen. Da giebt es eine Menge
YOgel, welche schrecklichen Länn beim Nahen des Menschen machen,
anch Antilopen. Die Zwergantilopen werden besonders listig durch
Pfeifen. Man hat fast immer halb verlorenes Spiel, wenn man das
Wild nicht zuerst entdeckt Dennoch treibt nnr der Wamnngston
gewisser grosser Antilopen, ein lautes, merkwürdiges Prusten, alles
Wild ausser Sebussweite, wfihrend es auf die andern Warner
weniger reagirt und sich hftufig wieder ganz beruhigt.
Sehr häufig sieht man Terschiedene AntUopenarten zusammen
äsen, besonders Zebra und Djämäla» Ton denen dann abwechselnd
ein Zebra und eine Antilope den äussert aufinerksamen scharfen
Ausguck halten. Die Djämäla ist die scheueste Antilope. Wer sie
beim Pfirsehgang regelmässig zur Strecke bringt, der hat das
Purschen gelernt Stundenhmges Kriechen auf dem Bauch, durch
schwarz gebrannte Grasstopp^ als Deckung hier und da ein
Stämmchen oder ein nicht verbrannter Grasbusch, glühender Sonnen-
brand, Stechfliegen, Domen, scharfkantige Steinchen, brennender
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56
Afrikauiscbe Jagd-
Darst, dabei fortgesetztOB Bcharfes Beobachten ist nothwendig, am
zum Schuss zu kommen.
Das wird aber deu passiouirteu Jäger nicht abschrecken, und
um so grösser sind Freude und Stolz, wenn der aufgebotene Scharf-
sinu lind die mühsam erlangte Geschicklichkeit belohnt wird und
der träumerisch wiederkäuende Djamiilahock, welcher sich scharf in
seiner hässlichen (leslalt vom Horizonte für den auf dem Bauche
liegenden ubzeichuete. mit «utem Blattschusse im Feuer stürzt, um
mit zittemden Läufen zu verenden. Doch nun heisst es, wie ein
Holz liegen bleiben. Die zwei Gefährten der Djämäla sind in eigen-
artig tollen linkischen Sprüngen, bockeud oder wie hinkend, in auf-
fallend plumpem Galopp abgegangen. Als sie aber ihren Gefährten
so ruhig am Boden liegen sehen, kommen sie neugierig, zuerst
zögernd, dann immer dreister, fortwährend laut prustend. Den
Jäger halten sie für einen Stein 'oder Holz, und der Pulverdampf
macht auf kein Wild einen Eindruck. Selbst der Knall nicht, wie
ich unzählige Male beobachten konnte. Ilaben die Djämäla deu
Jäger aber einmal erkannt, so ist alle fernere Mühe umsonst. Die
Thiere Ii ächten immer auf Schussweite und äugeu dann, um bei
Annäherung wieder abzugehen. Es ist mir bei Djämäla und auch bei
Konsi wiederholt gelungen, von drei Thieren eines nach dem andern
zu schiessen, ohne dass sie die Flucht ergriffen hätten. Kathies
blieben zuerst die zwei, dauu die dritte stehen, bis sie alle zur
Strecke gebracht waren. —
Giraffen kann man nur in der Halbmbuga beikommen, wo dich-
tes Unterholz dem Körper gute Deckung bietet. Die hohen scharf-
äugenden Thiere sind zwar äusserst neugierig und folgen oft einer
Karawane 1 - 2 Stunden seitwärts vom Pfade, immer aber halten
sie sich in guter Schussweite. Es gewährt einen prächtigen Anblick,
wenn die riesigen Thiere, die grosse Schwanzquaste anf den Rücken
gelegt, in graziös wiegendem Galopp davon eilen, dabei immer die
gftiize Heerde von 10 — 20 Stück in langer Front ausgerichtet, eine
Alt zu flüchten, welche höchst befremdlichen Emdrack macht.
Gegen die RieseDgiraffen in der Freiheit sind unsere gefangenen
Giraffen nur verkümmerte, schwache Thiere.
Die Palla-Palla-Antilope (Hippotragns niger Harris) hat die
£igenthQmlichkeit bei der Wanderang emer hinter dem anderen im
Gänsemarsch zu ziehen. Auf der Flu(^ht ziehen sie immer in's Holz,
und alte Böcke haben die Gewohnheit, sich so hinter Stämmen zn
postiren, dass man selbst in der N&he keinen Sehnss anbringen kann.
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Afrttaniaehe Jagd.
57
Einen sehr schüneu Doppelschuss aufs Blatt machte ich auf
zwei riesige Nimha (Oreas). Jedes der Thiere wog 20 Trägerlasten
Wildpret a 70 Pfuud, also 1400 Pfuud. Der Neger erzählt vou der
Nimba sonderbare Geschichten. Wenn jemand eine Nimba geschossen
hat, sagt er, müsse man sofort, wenn mun schon Jagdzaubermittel
in Arm und Kopf eingeimpft bekommen hat, za dem betreifenden
Medizinmanne eilen, welcher ihm die Impfung vorgenommen hat, aud
sich aufs Neue für die Jagd weihen kesen. Eher wird man nicht wieder
ein Wild schiessen können und wenn es jahrelang danem sollte. Hat
aber der Jäger noch keine Jagdmedizin eingeimpft, so sei es geradezu
gefährlich, eine Nimba zn erlegen, da man alsdann vom nächsten
Wild, anf welches man schiesst nnd sei es eine winzige Zwergantilope,
getödtet wurde. Dies Schicksal kann man nur abwenden, wenn man
den Jagdgefährten oder sonst Jemanden nach Hanso sendet, mit der
Meldnng, dass man anf der Jagd umgekommen sei. Wenn dann die
Angehörigen Iraner angelegt haben, indem sie die Haare abscbeeren,
Klagelieder anstimmen und Opfer bringen, sowie die Bestattung vor-
bereiten nnd hinaus ziehen, um den angeblichen Todten za holen,
welchen sie natürlich lebend und gesund finden, so ist der Zauber
gebrochen. Der Schwanzqnaste der Nimba wohnen zauberkräftige
Eigenschaften fär Jagd und Krieg inne. —
Die interessanteste Jagd ist die auf den Bflffel (Bos caffer). In
Heerden von 20—100, selbst 600 Stfick, unternehmen die mächtigen
Thiers weite Wandemngen. Dem Wasser folgend, hinterlassen sie
30—40 m breite zerstampfte und zerwflblte Wege. Meinen ersten
B&ffel erlegte ich in der wildreichen Kataui-Mbnga in Eawende, Öst-
lich vom Tanganyika. Im lichten Niederwald mit drei meiner Jäger
umherstreifend, entdeekten wir bald eine breite frische BflffeUfthrte.
5 Minnten später fanden wir in niederem liditem Knflppelgebflseh-
wald die weit umher zerstreuten Bflffel, deren schwarze Leiber aus
der Entfernung wie dunkle Steine aussahen.
Ich wählte als Deckung einen starken, aber leicht erklunmbaren
Baum, denn mit dem angeschossenen Bflffel ist nicht zu spassen. Ist der
getroffene Bflffel nicht sehr krank, so nimmt er immer den Jäger an und
dann wehe demselben, wenn es ihm nicht gelingt, einen sehr starken
Baum zu ersteigen. Der Bflffel ist trotz semer plampen Gestalt äusserst
gelenkig, gewandt und von unbändiger Kraft, so dass es Tergeblieh
wäre, einfech Deckung hinter Stämmen zn nehmen. Wflthend schflt-
telt er den Jäger vom Baume, wenn dieser nicht sehr stark ist, indem
er wie ein Widder rflckwärts tritt, um dann in einem kurzen Anlauf
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58
Afrikauiscbe Jagd.
mit aller Wncht in hohem Sprang mit den gewaltigen HOmem an«>
zurennen, so dass es aller Kraft bedarf, nm niebt herabgeschleadert
zu werden. Hat er den fliehenden Jftger erreicht, so ist dieser
immer verloren, er spiesst ihn anf die HOmer, zerstampft ihn mit
den Lftnfen. Mit Recht ist der Bfiffel mehr wie der Löwe gefflrchtet,
werden doch die meisten UnglOcksfillle durch angeschossene BflffiBl
Tororsacht und schon viele Enropfier sind dnreh Büffel getödtet
worden, (ooch häufiger oatfiilieh Schwarze) nnd oft hatte ich Grelegen-
heit, vom Büffel verwundete Keger zu sehen.
Dm sich einigermaassen gegen die durch angeschossene Büffel
drohende Gefohr zu schlitzen, ist es nothwendig, nach dem Schusse
ganz besonders auf den Wind zu achten und rieh vor allem voll-
kommen regungslos zu halten.
In der Kataoi-Mbnga sah ich mich zum ersten Male Büffel,
obendrein einer besonders grossen Heerde, gegenüber. Es mochten
600—700 Stfick der mächtigen Thiere sein.
Da es gegen Mittag war, so hatte sich ein Theil niedergethan,
nm unter dem breiten Schirmdach einer gewissen niedem Baumart
wiederzukäuen, deren dichtes Laubwerk kühlen Schatten spendet und
immer mil Vorliebe von Büffeln aufgesucht wird. Zuweilen ertönte
das dampf abgestossene Gebrüll der plumpen Wiederkäuer.
Ich war ziemlich nahe unbemerkt an die Büffel herangekommen
nnd konnte deutlich die Madenhacker (Baphaga. sie gehören zu
den Webervögeln) auf denselben bemerken. Es sind dies Vögel in
der Grösse zwischen Drossel und Sperling, von gedrungener Gestalt
und unscheinbarem Gefieder. Der kräftige Schnabel ist rothgefärbt.
Emsig laufen sie, paarweise oder selbst zu H — 7 Stück, auf dem
Büffel umher, klettern au den Seiten und dem Bauche auf und ab
und statten selbst dem Kopfe zuweilen Besuche ab, indem sie sich
mit ihren scharfen Krallen fest halten. Sie suchen die dicke Haut
der Büffel nach Insekten ab, Flie^on, sowie Zecken und Maden,
welche sich eingebohrt haben. Ob sie den Büffeln damit eine Wohl-
ihat erweisen, möchte ich bezweifeln, denn recht oft schütteln sie
unmuthig die bissisjen bieiinde ab. deren sie sich nicht erwehreu
können, ueben ln>*'ktt'n rei^-cii sir» mit dem scharfen Schnabel Haare
und Hautsiückilien ab. Audi ein kleiner weisser Reiher, der Knh-
rciher (Ardea bubnlcus), ist ein steter treuer Begleiter der Biitiel.
Diese Reiher steiieu auf dein Kücken derselben oder laufen ihnen
zwischen den Beinen umher, um ebenso, wie der Madenhacker, dem
vitilgeplagten Wiederkäuer von seiuen Peinigern zu befreien. Einen
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Afiikaniadi« Jagd.
5f>
äusserst komischen Anblick gewährt es, wenn ein von dem silber-
weissen Reiher j allzusehr gequälter Büffel eine SL'hnellere Giinsart
einschlägt und die Reiher auf seinem Rücken iu's Wanken kommen
und aufflieiren oder auf dem Boden in weit ausgreifenden Schritten
und aufges|»annt<'u Flügeln nebenher laufen. Unzählige grosse und
kleine Stechfliegen hegleiten in Schwärmen die Büffel. Sie senken
auch ihren uadelgrossen Rüssel mehr wie einmal in die Haut des
Jägers, dass dieser erschreckt, wie vou einer 2iadel gestocken,
auffiUirt.
Die Madenhacker erweisen sich aber in gewissen Momenten als
wirkliche Freunde der Büffel und vergelten die Gastfreundschaft,
welche ihnen auf dem mächtigen Leibe gewährt wird, dadurch, das»
sie, wenn Gefahr durch eiueu Jäger oder Löwen in Verzag ist, einen
schnarrenden Ton mit dem harten Schnabel hervorbringen. Ich hatte
vou meinem beobachtenden Posten hinter dem Baum schon mehrmals
jenen Ton vernommen. Einige Büffel stiessen ihr dumpfes Brüllen
aus und mehrere mir zunächst stehende Thiere erhoben schon sichernd
die Köpfe, da erdröhnte raein Schuss, rollenden Wiederhall in den
Berghalden weckend. Brüllend stürzte ein mächtiger Bulle im Fener
zusammen. Sein stöhnendes lautes Brüllen zeigte mir an, dass er
zu Tode getroffen war. Donnernd brach die kolossale Heerde durch
das H<dz, dass knackend Aeste und Bäumchen brachen und der
Boden dröhnend erzitterte. Eine hohe Staubwolke wirbelte auf. Maden*
baeker und Reiher schwebten darüber und den Beig binanstfirmend,
war die Heerde bald darauf dem Auge entschwunden. —
Ein Fangschuss in den Kopf machte den Qualen des erlegten
Thieres ein Ende, welches stöhnend, mit rollenden Augen, vergeh*
liehe Versuche machte, sich zu erheben. Ich aber konnte mich nicht
enthalten, einen lauten Juchzer auszustossen, hatte ich doch meinen
ersten Bfiffel erlegt
Damit das Fleisch auch fdr die Huselmftnner meiner Karawane
geniessbar wurde, musste jedes Thier nach mohamedanischem Bitus
geschlachtet werden. Der Koran schreibt vor, dass die Kehle des
lebenden Thieres mit einigen kräftigen schnellen Bewegungen mittels
eines sehr scharfen Messers durchschnitten wird, und zwar muss die
Prozedur beendet sein, bis der Betreffende die Formel: Bismilla* him
rachm&n wa rahtm, ausgesprochen hat Dies bedeutet: im Namen des
allbanDheizigen allerbaimenden Gottes. Um nun meinen Bflffel eben-
falls für die Isl&m der Karawane geniessbar zu machen, durchschnitt
der erst kürzlich zum mohamedanischen Ghiuben bekehrte Magaoga,
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60
Afrikaniscb« Jagd.
mein Haiiptjaijdbegleiter. dem todteii Buflfel die Kehle dur< h. Denn
einen RiiftVl. welcher auch nur einen Funken von Lehen im Leil)e
hatte, würdt' sich Niemand anzurühren wagen. Es war dies für
unsere BegritVe ein höchst unwaidraännisches und für den Isläm ein
unreines (haram) Beginnen. Allein in der Wüdoiss nimmt mau s mit
den Koranvorschriften nicht so genau.
Das Schlachten des todten l^üffels hatte wegen der daumen-
dicken Haut desselben übrigens wenigstens 15 Minuten gedauert,
während weicher Zeit mau fast eine ganze Sare-Capitei des Koran
hätte beten können.
Bei den afrikanischen .lagern herrscht der Brauch, die Schwanz-
wedel des erlegten Wildes abzuschneiden, um die Trophäe als Beleg
für die Wahrheit der Aussage der Boten in's Lager zu senden. In
der Kataui Mbuga wird nach alter Sitte das Wild Mbusi, d. i. Ziege,
genannt. Dort herrscht nämlich der Geist eines alten afrikanischen
Nimrod Namens Kataui, der ein grosser Jäger vor dem Herrn war.
Als eine Art afrikanischer St Hubertus führt er das Regiment über
das Wild jenes Jägerdnrado. W^ollte der Jäger in Katam's Grebiet
das Wild anders als mit Mbnsi, d. i. Ziege; bezeichnen, so wäre er
sieher, Nichts zu erlegen. Ehe man in der Eatani Ml)uga jagt, ranss
man dem Kataui ein kleines Opfer bringen. Dieser sichert als
GegenleiBtaDg gnte Jagd und er nimmt alsdann den J&ger und
Karawanen in seioen Schutz, dabei volles Vertrauen beanspruchend.
Man darf, wenn man Eatani's Geist nicht erzftmen und beleidigen
will, dort keinen Domeuhag zum Sebutz gegen LOwen, Panther
und die diebischen Hyänen nm's Lager errichten, selbst nicht gegen
rftaberische UeberfäUe. Thatsächlich hört man nie von Belftsti-
gnngen irgend welcher Art in jenen Gebieten.
Einer meiner schwarzen Begleiter ging nnn in*B Lager zarfick,
nm Leute zum Wegaehleppen des Fleisches zn holen. Trotzdem
ich über die vor mur liegende ganz baumlose Ebene hinweg dentUch
die weissen Wftnde meines Zeltes unterscheiden konnte, dauerte es
iVs Standen, ehe die Leate znr Stelle waren. Ich besah nun in
der Zwischenzeit meine Bente. Es war ein ganz aosnahmsweise
starker Bnlle, dessen mftchtige HOmer heate mein Zimmer schmücken
und dessen Schwanzqnaste dort ebenfalls an einer meiner ehemaligen
Eriegstrommeln hangt. Die eigentlich fast schwarze, glatte, sehr
spftrlich behaarte Haut oder Decke, wie der JSger sagt, war ganz
mit getrocknetem Schlamm überzogen. Die Büffel lieben es, der
Insekten wegen, in Wasserpfützen zu suhlen. Das Thier lag, wie
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Afrikanische Jagd.
61
stets, anf dem EinsduMS, ein Ansschnss war nicht zn sehen. Die
Kngel stak Tiehnehr an! dem rechten Blatt, dicht unter der Hast
eine Beule auftreibend. Das Geschoss hatte somit aof 50 Meter
die beiden starken Schulterblätter durchschlagen und war erst unter
der fingerdicken Haut platt gestaucht An den weichen Hautstellen,
unter den Beinen und am Bauch, Bassen Tausende von Zecken,
darunter Arten von der GrOsse eines kupfernen Einpfennigstfickes.
Stecb0iegen umsummten uns und die Madenhacker, welche wahr-
scheinlich auf dem erlegten BQflfel ihr Heim hatten, trieben sich in der
Nahe umher. — Da ertfinte lautes Summen. Bienen erschienoi in
Meuge, nm gierig das ausgeströmte Blut zu saugen und unter diese
misditen sich immer mehr Skarabaeen in drei verschiedenen Arten
und Grossen. Die zwei grossen Arten Hessen im Fliegen ein laut
metallisches Summen hOren, welches zuletzt bei der grossen Masse
der anschwirrenden Eftfer wie wundervolles, leises Glockenlftuten
erklaug, so dass sdbst meine Schwarzen erstaunt aufhorchten. Ich
beobachtete diese seltsame Erscheinung nur einmal in der Kataui
Mbuga und später wdter westwirts. Die Kfifer begannen nnn in
geradezu rasendem Eifer ans der Losnng des Büffels mit den eigens
zu diesem Zwecke schaufelfÖnnig verbreitertem ersten Beinpaar
Stficke auszulösen, welche sie zu Kugeln formten von der Grösse
sogenannter Murmeln, mit denen die Knaben bei uns spielen. Die
Käfer entwickelten bei ihrer Arbeit grosses Geschick, indem sie die
Stücke nach allen Richtungen drehten und rollten. Meist paarweise
lief der eine Käfer vorwärts, der andere rückwärts, indem er mit dem
ersten Beinpaar die immer runder werdenden Kugeln diriKirt»' und
sich mit seinem letzten sehr langen Beinpaar vor- resp. rückwärts-
sehob. Nach allen Seiten konnte man bald einige dieser Mist-
käfer paarweise ihre Kugeln transportiren sehen. In diese Mist-
kugein legt das Weibchen die Eier und vergräbt dieselben alsdann.
— Da machte mich klatschender Flügelsehlag aulinerksaiii. dass
auch schon die Geier erschienen waren, um ihren Antlieil an der
Beute zu verlangen. In den Liilton sclnvebteii, niajestätisclie Kreise
zitleiid, ganze Schaaren der gefrässigen Raubvögel. Die am
höcli>ten Fliegenden verloren sich als verschwindende Pünktchen im
blauen Aether. Um das nun in Aus>i(lit stellende Scliau>i>iel
geniessen zu kimih ii. zog ich mich mit den beiden Schwarzen unter
einen di( hteu Imk^cU zurück, welcher uns nach oben vollkommen
den Blicken der Geier verbarg. Diese Vögel linden übrigens ihre
Beute nur mit Hülfe ihrer unvergleichlich guten Augen. Deckt
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«2
Afrikanische Jagd.
man das erlegte Wfld Yollst&ndig mit Blattwerk ein, so erscheint
nicht ein einziger Geier oder Adler. Jedenfalls aber scheinen Geier
oder Adler fortwährend in nngeheoren Hohen dem menschlichen
Blick onsichtbar zu kreisen, denn anders könnte man sich ihr
schnelles Erscheinen bei Kadavern nicht erkiftren. Ich habe wfthrend
meines langen Anfenthaltes in Afrika am Tage nirgendwo Geier anf
Bämnen gesehen (aufgehackt, sagt der Jftger), aber immer kommen
sofort von allen Seiten diese Vögel herbei, wenn Wild erlegt war
oder auch menschliche Kadaver sichtbar waren.
Nachdem wir etwa 5 Minuten in unserem Versteck, behaglich
ausruhend, lagen, begann es in den Lflfken zu rauschen. Mit zu-
sammengelegten Fltigehi, den Kopf nach unten, sehoss einer der
Geier nach dem andern sausend herab, breitete dann nahe der Erde
die Flügel wieder aus, um, in weiten Kreisen schwebend, sich den
Baumwipfeln zu nfthem. Klatschenden Flfigelschlages hockten sie
auf und ftugten mit vorgestrecktem Kopf nach meinem Bttffel. Zu-
nllchst Hessen sich die kleinen Möncfasgeier zur Erde nieder und
kamen dann mit weit geöffiieten Flflgeln halb hfipfend, halb schrei-
tend auf den Kadaver zu. Schnell waren die Augen ausgehackt,
Theile der heraushängenden Zunge abgelressen und schon begannen die
MOnchsgeier den durchnittenen Ifols anzuschneiden, da folgten die ver-
schiedenen grosseren Geierarten. Die armen MOnchsgeier mussten nun
das Feld rftumen und in respektvoller Entfernung sich mit einem manch-
mal fortgeschleuderten Bissen begnfigen. Nun entstand ein wfithender
Kampf, balgend, flflgelschlagend und fauchend stritten sich die mäch-
tigen Vogel, den ganzen grossen Büffel bedeckend. Manchmal
hatten sich zwei derart ineinander verbissen und mit den Fftngen
gefasst, dass sie von dem Bfiffel herab auf die Erde kollerten. Als
aber die Geier schon begannen, dass Gescheide aufeureissen und
vom Halse Stücke gekrOpft hatten, mussten wir einschreiten, indem
wir aufstanden. Unwillig erhoben sich die Vögel schwerfiüligen
Flügelschlages, nachdem sie erst nach einigen hüpfenden Sprüngen
genügende Luft mit den weiten Flügeln fassen konnten. Rauschen-
den Fluges zogen einige wieder ihre Kreise in der Luft, andere
fielen in den Baumwipfelu ein und ftugten gierig nach der ent-
gangenen Beute. —
Endlich nach hingem Warten erst erschienen aus dem Lager
30 — 40 Trfiger und nun wurde in höchst unwaidmftnnnischer Weise
der Büffel au^^gesehlaehtet Die Haut oder Decke, welche anf dem
Rücken und dem Halse daumendick war, wurde nicht aljgeätreift,
L.ijiu^cü Oy Google
AfrikanUcbe Jagd.
63
daza war weder Zeit, noch wftre es ohne die allergrüsste An-
strengnng möglich gewesen. Mit Beil, Lanze und Messer wurden
vStücke von 50 — 60 Pfund abgelöst. Doch musste ich dabei mit
ciuem kräftißien Stocke sorgfiiltig Wache halteu, dass keiner etwas
stahl oder nicht etwa Streit ausbrach, mehr wie eiDiiiul musste ich
meinen Stock herabsausen lassen, wenn sicii zwei mit den Waft'en
bedrohten. Endlich war der Buflfel zerlegt, die Stücke an Stangen
gebunden, um von je zwei und zwei getragen zu werden. Der Kopf
mit den mächtigen Hörnern und der ilals waren so schwer, dass von
4 Mann immer zwei bei einem der Stücke abwechselten. 30 Trüger-
lasteu Fleisch zu je 60—70 Pfund, also ungefähr 2000 Pfund liatte
der Büffel gewogen. An demselben Ta^ie wurde von einem schwai7:en
Jäger aus einer kleinen arabischen Ilandelskarawane ein Rhinozeros
und ein Büffel geschossen. Mein Kollege Dr. Böhm erlegte eine
Antilope und ich selbst hatte am Morgen 2 Djämäla zur Strecke
gebracht.
Auf dem Heimwege bemerkten wir Giraffen, Zebra und eine
Menge Antilo])en und in weiter Ferne eine zweite grosse Büffelheerde.
2V2 Jahre später sehoss ich während der Regenzeit in der Kataui
Mbuga innerhalb 9 Tagen 12 Zebra, 1 riesengrosse Giraffe, 3 grosse
Antilopen und 1 Nilpferd in der überschwemmten Ebene.
Im Lande Marunga, westlich vom Tanganyika, gelang es mir
eines Tages, in der an Büffeln ziemlich armen Gegend eines dieser
Thiere zu erlegen, welches merkwürdig niivorsichtig schien. Als der
Büffel, ein ausserordentlich grosser Bulle, zur Strecke gebracht war
und ich mir denselben ansah, bemerkte ich, dass seine Haut über
und über mit zum Theil vernarbten, zum Theil noch eiternden, lang-
gerissenen Wunden bedeckt war und im Nacken tiefe Bisswunden
zeigte. Es that mir nun leid, den tapferen Bullen erlegt zu haben,
da er nach den zahlreichen Spuren an seinem Korper zu schliessen,
Si^er in einem Kampfe mit einem Löwen geblieben war.
Ich hatte öfter Gelegenheit, Plätze aufzufinden, wo ein derartiger,
geiwiss mit äusserster Erbitterung von beiden Seiten geführter Kamj)t
zwischen Büffel und Löwen stattgefunden hatte. Immer fand ich
die im Kreise von 16 — 20 Schritten ganz und gar zerstampfte und
aufgewühlte Erde eines solchen Kampfplatzes in der Nähe einiger
Bäume und Büsche, unter deren Schutz sich der König der Thiere
«D den Büffel herangeschlichen hatte. Auf mehreren derartigen Stellen
sah man neben Büffelhufen- und Löwentatzenspnren den Körper der
beiden Thiere im £rdreich eingedrückt, als Beweis, dass sich der
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64
AfrikMÜMhe J^gd.
BfiiTel des Löwen zu entledigen gesacbt hatte, indem er deh aof die
Erde warf, am ihn mit seinem Körpergewicht zn erdrfteken. Doch
dürfte er diese Taktik nnr dann zur Anwendung bringen, wenn er
sich einem einzehien LOwen gegenüber sieht nnd, wie mein Beispiel
oben zeigt, oft mit gutem Erfolg. Fallen den Bfilfol aber, wie es
hAnfig vorkommt, mehrere LOwen an, so ist er immer verloren.
Wiefast jeder Afrikareisende, welcher sich IftngereZeit dort anfliielt,
irgend ein LOwenabentener erlebt, so wurde aach ich nnd mein Kollege
Böhm «nst von einem LOwen angefallen. Es war unser erster grosser
Jagdansflug im Innern. Wir kannten noch nicht die anzuwendende Jagd-
methode und zogen in Begleitung von 6 Negern durch eine Mbuga. Vor
uns marschirte einer der Schwarzen. Nach 4stundigem Wandern in
glfihender Sonne ging mit einem Male hinter einem Busche klat-
schendes Fluges ein Pftrchen der prftchtig schwarzweissen Gaukler-
adler mit den rothen Fftngen und ebenso gefärbtem Sehnabel auf.
Meine Kugel traf einen der bald ruhige Kreise ziehenden VOgel,
Federn flogen und sich ftberschlagend kam der Adler herunter,
fasste aber in etwa 10 m Hohe vom Boden wieder Luft und war
dann bald unsem verblfiflten Blicken entschwunden. Jetzt erst ge-
wahrten wir, dass wir die VOgel von einem üppigen Mahle aufge-
scheucht hatten. Am Boden big, halb von LOwen aufgefressen, eine
grosse Antilope. Dicht dabei hatten die Löwen die Gedärme und
Losung der Antilope sorgfiUtig mittels ihrer Pranken von allen Seiten
mit Erde zugescharrt, so dass es aussah, als ob die Arbeit mit einer
eisernen Harke verrichtet worden sei. ,Simba illiho'' (der Löwis
ist in der Nähe), sagten unsere Wanjamuesibegleiter. Als wir etwa
200 Schritte weiter gegangen waren, vernahm ich plötzlich hinter
einem hohen Termitenhügel ein brummendes Grnnzen, ich machte
mich schussfertig, in der Meiiintig, ein Schwein hervorbrechen zu
sehen, als statt dessen zwei gauz junge, noch äusserst täppische
Löwen erschienen, welche höchstens 14 Tage alt sein mochten. Sie
lielVii uacli links um den Termitenbau heruu), ihnen folgten zwei
ändert-, welche nach reclits verschwanden, und hinter ihnen erschien
in einer leichten Staubwolke, wuthend brüllend, mit weit aufgerisse-
nem Kacheii, in zwei bis drei niärlitigen Sätzen ;nil uns lus&tiirzeud,
eine prächtige Löwin. Vor inir inai-^rhlrl'' einer der Neger, welcher
zwar etwas erschrocken stutzte, daiui aber, als die rasende Hestie
auf nur 5 Sciiritte Entfernung heran^^ekMuuiien war. seine dem Thiere
gegenüber wie ein Zahnstocher erscheinende Lanze schwang, einige Mal
laut ka! ka! ausrief und eiie wir uns recht besinnen konnten, ehe wir
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Afrikaniieh« Jagd.
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das Gewehr augeschlagen hatten, war die Löwin nnd ihre Jangen
mit einigen Sfttzen spurlos verschwunden. Als ich dem Thiere
nachsetzen wollte, hielten mich die Schwarzen gewaltsam zn«
rfick, welche alle, bis auf den Vordermann, zum Tode erschrocken
waren. Leider hiess es nnn heimwärts znr Station Eakoma pil-
gern, denn vor Schrecken hatten unsere Diener das in Flaschen-
kftrbissen mitgeschleppte Wasser fiillen lassen, so dass es, ans
den zerbrochenen Behältern anslanfirod, bald von dem glfihoid
heissen nnd zerrissenen Boden anfgesogen war. Spftter war es
mir nie mehr vergönnt, einen Löwen von Angesicht zn Angesicht
zn sehen, trotzdem ich in der Nfihe unseres Jagddorfes Waidmanns-
heil am Ugallaflnss wochenlang nur auf Löwen ging, von denen
jenes wildreiche Revier wimmelte. —
Koloniales Jahrbuch 1S90.
5
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Die Missioustliätigkeit in den deutscheu Schutl-
BoD^sduui für 1389—1890 von K WallrotlL
— 1 —
KAmenui. Um in Viktoria die MissionsverliftltniBse der Baseler
MissionsgeselUchaft beortbeflen zu können, mius man mch
erinnern, dass sich hier ganz eigenartige Ansprftche der Neger ent-
wickelt haben. Vor drei Jahrzelmten liatte der baptistiaefae Send-
bote Alfred Saker, dessen grosse bahnbreehende Bedentnng ftr*s
Kamerongebiet gewiss nicht gelengnet werden soll, etliche wenige
Familien von der gegenfiberliegenden Insel Fernando Po hier an-
gesiedelt, zn denen sich allmähUch allerlei Volk Yon den benachbar-
ten Inseb nnd Ellstenstriehen gesellte. Diese Ansiedler, Heiden nnd
Christen untereinander, bildeten zusammen einen Freistaat, welcher
ein nnnmschrftnktes Recht nnd eine Willkfirherrschaft Aber die ein-
geborene Bevölkerung der Umgegend beanspruchte nnd ausftbte, bis
▼or wenigen Jahren, 1884, die Deutschen dieser erträumten Selbst-
herrlichkeit ein schmerzlich empfundenes Ende bereitete. Der
Gedanke nun, dass sie^ «die Honoratioren*, mit den andern gewöhn-
lichen Negern des Bakwiristammes in eine Gemeinde ge&sst, dase
ihnen das Evangelium statt in einer europäischen in der Neger-
sprache verkflndigt werden sollte, dass ihre Kinder in der Schule
das Gotteswort in der allgemeinverständlichen Duallasprache lernen
sollten, statt in halbverständtichem Eng^h oder in nnveiständlichem
Deutsch, erscheint diesen Grössen unerträglich. Sie verlangten als
jetzt englisch, später deutsch redende Gemeinde von der Baseler
Missionsgesellsdiaft versorgt zu werden und glaubten, die Börse der
Missionskasse sehr benutzen zu därfen. Doch die Baseler ver-
fuhren anders; in der Uebergangszeit wurde nach und nach die
Duallasprache als Kirchen- und Schulsprache eingeflkhrt, das
Englische beseitigt und in der deutschen Sprache nur angemessener
Weise unterrichtet Unter diesen Umständen wird sich die christ-
L.idui^cü Uy Google
Die MiMionatfa&tigkdt in d«& dmitMfa«o SdnitigeMeteii. fit
liehe Gemeinde in Viktoria von Basel lösen: doch sind andererseits
die langwierigen Verhandlungen wegen des Kaufs des vielbeaprocbenen
„Viktorialandes'* glücklieh beendet. In den ersten Monaten des
Jahres 1889 erfolgte die Theilung zwischen der Kaiserlichen Kolonial-
regiemng und der Baseler Mission. Was letzterer för die Mission
und die Gemeinde nöthig ist, ist ihr zugefallen, von der Last eines
ausgedehnten Landbesitzes, dw ittAi^Uch ftberootninen werden
sollte, ist sie befreit.
Auch ist begründete Hoffnung, in dem eine Stunde westlich
von Viktoria gelegenen stark bevölkerten Kfistenorte Bota eine
Missiousstatiou zu errichten. Auch in Bwea am Ostabhang des
Kamernngehirges soll eine zweite Aussenstation gegriindet werden
und dies urn so lieber, weil die Lage gesund und die Gregend stark
bevölkert ist, auch die Mission auf diese Weise dem Bakwiristamm
näher rückt. Missionar Schölten schreibt (Baseler Jahresbericht
1889, 49): „Sehr erfreulich, aber auch sehr schwierig waren msere
Belsen nach Bwea hinauf. Autenrieth nad ich kehrten auf nntenr
ersten Heise beim H&aptling in Soppo ein. Der war sammt seinem
Volke sehr freundlich gegen nns; wir haben aber nichtsdestoweniger
Hanger gelitten. Die Leute jener Gegend sind sehr darauf ans,
den Mukala (Weissen) gehörig auszubeuten. Davon abgesehen wohnt
man dort gut, weil ein Bäcbldn hier fliesst und frisches Wasser
Torhanden ist; in der trockenen Zeit auf dem Gebirge leider etwas -
Seltenes. Von Soppo gingen wir aufwärts und predigten von Ort
zn Ort bis Ober-Bwea hinauf, wo das Gebirge aufhört, bewohnt zu
sein. Je höher wir kamen, desto wundervoller fanden wir die
Gegend; die Bevölkerang ist sehr stark. . . . Der Häuptling in
Ober-Bwea war mit seinen Leuten gerade im Begriff, zwei Franen
zu vergiften nnd dann an&nhftngen. Nnr Abeiglanbe hatte zn
diesem Todesnrtheil Anstoss gegeben. Wir suchten natflilich diese
tnnen Frauen zn retten, allein der Häuptling erkl&rte, Islls er diese
Franen nicht tOdte, müsse er sterben, dagegen wollten sie uns sehr
dankbar sdn, wenn wir das ganze Tolk von dieser Sitte befreien
würden. Wir erklärten ihm dann, dass dieses nnr geschehen könne,
wenn sie die freimachende Gnadenbotschaft, die wir ihnen bringen,
annehmen würden n. s. w. Er war im Uebrigen frenndlich gegen
nns, sagte aber, sie konnten mis nicht eher glauben, als bis wir
kommen, nm als Lehrer unter ihnen zn wohnen. — Auf einer
zweiten Reise ging's geradewegs nach Ober-Bwea, es war sehr heiss,
aber wir kamen alle glücküdi dort an. Am Morgen nach unserer
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Die Uisäionstbätigkeit in den deutschen Schutzgebieten.
Ankonfb gingen wir zum Eftnig, nm mit ihm Aber nnsere Nieder-
lasrang zn reden. Der König trommelte ednen ganzen Bath, etwa
50 Mftnner, zusammen. Mit dentlicher Entschiedenheit legte ich es
ihnen vor, wer wir seien nnd was wir wollten nnd was sie von uns
zu erwarten hfttten. Alle sassen Tor mir wie Torsteinert — ; keine
Antwort erfolgte, so daas ich nicht wnsste, was werden sollte. Ich
wandte mich nnn an den König «Knba'' persönlich nnd legte ihm,
£Edl8 er nns hindern wftrde, sdne ganze Yerantwortang Das
half. Er sprang aof nnd sagte zn seinen Lenten, er habe schon
öfter B&kala (Weisse) gesehen, aber soldie habe er noch nie vor
sich gehabt nnd er halte nns seiner Frenndschaft wördig. Da
•limmten alle mit grossem Frendengeschrel ein; ich Hess mir dann
die Erlanbniss geben, irgendwo in ihrem Gebiet einen Platz znr
^ederiassnng ansznaochen nnd wollte wieder gehen. Allein ich
mnsate dem König noch die Ehre anthnn, bei ihm zn Mittag zn
essen, wob^ es recht abentenerlich zaglng. Am folgenden Morgen
kauften wir eine Hütte, die wir an einen von nns gewählten Platz
setzen Hessen. Ein schöner Hügel wurde abgeholzt und gereinigt,
ein kleiner Sockel aufgeführt nnd die Hütte darauf gesetzt In der-
selben wohnt jetzt der Lehrer.**
Das Hauptquartier dieser Mission ist im llaupteingaugsthor
der Kamerunkolonie, in den OrtsclKitteii des Kanioiuullusses. Strom-
auf- und abwärts schliesseii sich au die Missionsniederlassuug Betliel
die Anssenseineiiidcn an, welche theiiweise von den Baptisten über-
iionmieii, iheihveise neu gea^riiudet sind. Um dem Manijel an ein-
geborenen Geliült'en abzuhelfen, wurde am 1. J;iniiar 1889 zu Bethel
eine kleine Lehrer- und Katechistenschule gegründet, welche neun
Schüler zählt. Bis jetzt sind zehn Eingeborene als Gehülfen ver-
wendet; seit dem Beginn der Baseler Mission zogen 15 Missionare
aus, vier sind gestorben (darunter Anfang Juni 1889 Ganger und
Anfang 1890 K. Bastian), acht stehen in der Arbeit, drei neue
siud kürzlich angekommen. Etliche Minuten südlich von Bellstadt
befindet sich die von Ba^^el gegründete ohristli> li»* Station Tokoto-
dorf mit einer Kapelle, welche zugleicii als St liiile dient. Auf dem
rechten Ufer, in Hickory, ist der WitHleraufbau des eiienialigen
englischen baptistischen Missi(»nshauses begonnen. Das ehemalige
SchuUiaus wurde zu einer Kapelle hergestellt, wozu die 27 Seelen
starke Gemeinde fast 80 Mark beisteuerte. Auch eine Schule hat
hier begonneu und in vier Heidendorfern wird von Hickory aus
Strasseupredigt gehalten. Auch iu Dschibaii ist die Kapelle
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Die Missionstbätigkeit in den deutschen Schutzgebieten.
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wiederiiergesteUt; in John-Akwudorf mehren sidi die sonntftg-
lichen ZnhOfer und die Crrfindmig einer Gemeinde steht in Anssicfal
Leblos hingegen ist die alte Gemeinde in Dibombary; doch regt
es sich in der Umgegend in Folge der Predigt earopäisdier UisidO"
nare nnd der Gehftlfen. — Segensreich wirkt Gottes Wort in and
nm Mangamba am Aboflnss bei Bonakwasi und Mandoka, also
landeinwftrts. Der dort arbeitende Lehrer Eoto sandte guten
Bericht; der König fehlt bei keinem Gottesdienste, drei Häuptlinge
sind kArzlich getauft, andere stehen im Unterricht. Die Station
liegt sehr günstig, mitten im Urwald, aber in einer etwa 10 000
starken Bevölkerung. Von dem Hügel des Missionshauses kann
man das Oberland nach allen Richtungen überblicken. Von hier
kann der Wuriflnss, in welchen der Abo mündet, in's östliche Inland
hinein benutzt werden. Die Abosprache ist von der Duulla sehr
▼erschieden, da aber letztere durch die Küstenhändler peläutig ist,
wird sie als Predigt- und Schulsprache auch hier benutzt. In Mungo, am
westlichen Haui^tarnie des Stromes Mungo, wird bald eine christ-
liche Niederlassung sich bilden. Auch ßakundii (ha Nauiwili) am
oberen Mungofluss, wo der Baptist Richardson lange Jahre stand,
ist mit einem Gehülfen besetzt, und in Maliniba, südlich von
Kamerun, soll bald die kleine baptistische Gemeinde durch die
Baseler Missionare besorgt werden. So ist denn der Küstenstrich
von Viktoria bis Malimba und das Inland den natürlichen Wasser-
strassen entlang von Basel in Angriff genommen; treu hat diese
Missionsgesellschaft die schwierige Arbeit anij;efasst und weiter-
geführt: denn erst Weihnacht 1886 wurde dies Miasionsfeld von
den englischen Baptisten übernommen.
Im südlich von Kamerun der Küste entlang liegenden Batanga-
l'and giebt es eine Ausscnstation der amerikanischen Presby-
terianor, welche 25 Stunden südlich auf ihrer Hauptstätte B( nita
arbeiten. Die kleine Batangastation trug i;ule Frucht: 75 Getaufte
nnd 154 Taufbewerber. Die dentschen Behörden in Berlin und
Kamerun haben der amerikanischen Missionsgesellschaft volle Bewe-
gungsfreiheit zugesagt. Der Unterricht in der Landessprache solle
in keiner Weise beschränkt werden; nur wenn eine fremde Sprache
gelehrt werde, müsse es natürlich die deutsche sein. Da die Pres-
byterianer anch am Gabun und Ogowefluss thätig sind, ist näheres
noch abzuwarten. — Am 30. September 1890 ist unter Leitung
des apostolischen Präfekteu Vieter die erste aus acht Personen be-
stehende katholische Mission von Hambarg ans anf einem Wör-
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Die lliuioDSlbiti(kiit ia dta dtataoh« Schntigabittta.
manD-Damplei- uach Kamerou abgefabreu, um hier ihre TkluUgkeit
fortzusetzen.
In Dentschsüdwestafrika, zunächst im Nanialaud, gab's
Wirren genujr. Hier beherrschte der falsche Prophet und ver-
bummelte liänj»tlinfi;ssohD Hendrilv Witbooi die Sachlage; der Wohl-
stand der Bevölkerung gelit rückwärts, der früher reiche Wildstaud
nimmt sehr al», die besten Weideplatze fallen in die Hände der aus
der Kapkolonie heranziehenden englischen Händler und Buren. Im
Norden des Landes nahe bei Tsaobis wurde der kluge, gut beanlagte
Jan Jonker, der Sohn des bekannten Räuberhauptmannes Jager
Afrikaner, die Geissei des Hererolandes, als er sich mit Manasse
von Hoaehanas verbunden hatte, von dem genannten Hendrik am
10. August 188i) erschossen. Hendrik treibt nun von seiner Werft
Hornkranz aus freches Wesen; trotz alles Kaubens soll auch hier
Mangel herrschen, so dass Hunger zu neuen Diebeskriegeu tühren
wird. Hendrik, übermüthig geworden, scheint das ganze Land unter
seine Herrschaft bringen zu wollen. Auch den südlichen Theil des
Grossnamalandes begann er zu beunruhigen, wo bisher die fünf
rheinischen Missionsstationen unbehelligt geblieben waren.
Auf Warmbad, der südlichsten Station, wurda eine Schvi» und
Kuchenvisitation Anfang August 188i) zur Befriedigimg yorgenommen;
auMr vier Mauerhäusem gab's dort TG Mattouhftneer, bei der Sehnl-
Prüfung waren 42 Knaben und 7 1 Mädchen zogegeB, welche naraisch
und holländiflcb lesen konnten, Taufbewerber und KonfirmandaB
waren 22 Männer und 31 Frauen. Trotz spAriichem Weidefeld war
die Gemeinde vollzählig daeJahr hindurch zusammen geblieben, such
die Schule für Erwachsene wunde wöchentlich zweimal gehalten und
goi besucht — In Keetmanseliop ging's mit dem Gemeindeieben
vorwScto^ auch in Bethanien und dem DsÜich davon gelegenen
Becseba. gedieh Schule und Kirche. laBietfontain, der am Weite-
sten östlich nach der Kalahariwüste zu voigeschobenea Station, konnte
Missionar H. Pabst schreiben: »Da» Jahr 1889- ist ein fllr uns flber-
aoa raichgesegnetesv Das WeideMd ist piAchtig. Gros»» nnd Klein-
vieh, weiden ganz in der NAhe des natzes» Dasa kommt dar er-
frenliche imbliek des aagasammelten Wasae» anf der Strtion. Das
IftsBt nns anftithmen. Bs leiht sieht Hans an Han» aui dar Station.
Auch, haben sich seehs Bastardüuntlien vom Gfossflnaa nnsemr 0e»
meinde angeschlossen. Die Gotteedienste werden gnt besndit nnd
das- Kinsfalein ist an den Sonntagen franstet» bis anf den latatten Plats
gefüllt Das Wort Gottes Usst sich an den Herzen der Leute nidit
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Dm MissioiiBtlrttiglfit ia den daatschea SetwtzgebieteD. 7\
«BbeMgt lad rämliM i» dttrOaneud«, di^iBteXIni lad in der
WabiMt Clicisto nd dieneay 0bm «»iHiiMr wiete Alias»
xir Fmda «ad lasm ms «iaMBsr dsM vMoro Aifoeü ndit veifib-
Ikh kt« Ali dem eiafibmMft Adtirtim KmmUbb JaMW bitte
der Sendbote eiie geW UirtentitMf imI da ^el bnusbtiegeeder
Boden » der Hlbe ist» kow Bietfalai» leeb groaee Bedeaftmig et-
balteiL — Sie Stati» H^aebaMS Miaata aitb von der Kriepaetb
(vei^ Eoloimd-JafariNMb IMft, 101 f.). eibtiaai» mm deeb bcUmI die
dflutaebe Kriegsaagge, ritmdiaga im dnet KisH ^ Stade der
Feiade gekUen; batto deeb HiiiM ITHboei in «Iki leim dieae
Station, nelebe «itei deolaAeia Sebaia atah« aeOti^ tfr erobert
ericbbri nad damit «oder die deatecbe BegieraBg aeeb ibie Yertclge
geachtet (^eiaucbe Missionabembie 1889, 340 f., woselbst aoeb
Qendrik'a BaalsreieB enftUt sind.) Die Arbeit ia der Kirebe ud
Sebole wnrde darcb die Uomhe «od Aafregoag aebr oft gsstOrt.
Hanehe sdilossen sieh enger as &m Wort and an aos an, viele aber
wurden freeher und unhöflicher gegen ans als je. Der Krieg ent-
fesselt eben alle bösen Eigenschaften nnd Elemente im Volk. Auf
das Volk gesehen, kann mim uit'hts anderes sageu als; „Vud ob sie
auch geschlagen und schwer jü^ezüchtigt wurden, so thateu sie den-
noch nicht Busse." Das ist traurig aber wahr!
Von Hoachanas aus ist die neue Station Gochas bei Ouob
(18° östlich von Green wich) angelegt und der Missionar Rust am
30. Juni 1889 in Haruchas beim Kapitän Simon Kooper, welchem
Gochas aogehört, eingeführt, um in Gochas die Arbeit zu beginnen.
— Auf Rehoboth nieUleten sich aus den hinzugezogenen Hoachu-
nasser 16 Personen äüt laufe und 15 zur Konfirmation; alle be-
suchen regelmässig den Unterricht. Dies ist umsoraehr hervor-
2ahebeu, weil die Meisten derselben thatsächlich am Hungertuche
nagen. Man sieht namentlich unter den Kindern elende, abgezelirte
Gestalten. Weil die Leute unter den gröbsten Entbehrungen aus-
harren, um den ünterriclit nicht zu versäumen, muss in ihnen doch
wirklich ein emstliches Heilsverlangen sei. Von dem älteren Theile
der Gemeinde sind neun, einschliesslich zwei Bergdamra, im Tauf-
ond 27 im Konfiruai^en Unterricht, also im Ganieii wieder eine an-
sehnliche Schaar von naheza 70 Personen.
Mererolaad.^) Wübrend Manasse von Hoachanas den Ober-
b&aptÜDg der Herero, MabarerOy za ensm Böndnise gegen Hendrik
') Y«rfl. flt gut« Karte des frh. t. StofalelMr in Petorm. gsogr. Mitth. 1889i
Tafel &
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73 Die MInionstUtigIcdt in den dentselMn Sctrotxgebieten.
Witbooi nicht bewegen konnte, hat Maharero in alter Sdrianheit eine
abwartende Stellong eingenommen. Doch besserten sich die TerhSlt-
nisse. Nachdem die dentsche Begiening zn der richtigen Erkennt-
nies gelangt iet, daea ohne irgend welehe Machtentfaltnng nichts zu er-
reichen sei, nnd wenigstens eine kleine Schntztnippe nnter Befehl
eines nmsichtigen nnd energischen Offiziers, des Hanptmanns von
Fran<x>is, in's Land geschickt hat, ist den englischen Wflhlereien nnd
den Branntwein-Bestechungen des „berfihmten Lewis" schnell ein
Ende gemacht worden. Die Herero verhalten sich einstweilen noch
sehr znrfiekhaltend, berohigen sieh aber wegen des Anftretens dieser
Trappe allmAhlich und sehen dentsche Ansdaner nnd Macht mit
anderen Augen denn znvor an. — Die Aussichten der Missionsarbeit
haben sich im letzten Jahre gebessert Bei den Bergdamra hilt die
Bereitwilligkeit) das Evaag^nm anzunehmen, ungeschwächt an; auf
verschiedenen Station^ konnten ansehnliche 8chaaren getauft werden.
Auch unter den heidnischen Herero wScfast das Verlangen nacb
Gottes Wort in sehr erfreulicher Weise. Zum ersten Mal melden
sich verheirathete Leute zur Taufe und faeidnisdie Frauen erdulden
lieber ScUftge und Bande, als dass sie sich von solehem Vorhabenr
abbringen Hessen. Sehr bedeutsam ist es ferner, dass von versohle^
denen Seiten, z. B. auf Omamm, auch um inlfindische Lehrer gebeten
wird, weil solches Verlangen als der deutliche Beweis für eine wirk-
liche Sehnsucht nach Gottes Wort angesehen werden muss. Andrer-
seits ersdiwert der Hang zu Fleischessfinden, zum Bettete, sowie das
auf einem gewissen Kommunismus beruhende Leben der Herero die
Entfaltung und Entwicklung eines odentlichen christlichen Familien-
lebens ganz ungemein. Auch litt die Mission unter den Unruhen des
Landes und der Branntwein des Herrn Lewis wirkte nicht nur auf
Samuel Maharero, sondern auch auf viele seiner Leute, darunter die
Christen, verderblich.
Aul Neu- Barmen oder Otykangu zeigte sich zwar bei vielen
Gemeindegliederu ein offenbares Bedürfniss nach tieferer christlicher
Erkenntniss und Wille zu besserem Leben, auch fehlte es nicht an
Erbciuuiigsstuuden Seitens der Gemeindeglieder, aber die oft sehr
zudringliche Bettelei machte dera Missionar viel zu schaffen. „Wenn
sie arbeiten, wdllen sie auch schwerere Kost essen; ihre saure Milch
genügt ihnen dann nicht. Ohne vollen Magen meinen sie nichts
leisten zn können. Da geschieht es wohl, dass einer zu mir kommt
und sagt: Muhonge, ich will jetzt in meiuem Gaiteu graben; darum
leib mir deinen Spaten und gieb mir Kost. Haben die Leute ein
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Die MUäionsthätigkeit in den deutschen Schutzgebieten. 73
sehweres Werk vor, bo mvas ein Stück GroesTi^ geschladitet
werden, wo dann gemäss ihrem Communisrnns alle Lente zusammen
kommen nnd mitessen, Ins Alles Tertehrt ist Natürlich können sie
bei Tcdlem Magen an<A nicht arbeiten, so erlahmt der Mann bald,
die Arbeit bleibt nnvoUendet» man wartet, bis es wieder emen vollen
Baneh-giebt.* Nor in Bezng anf Korn önd GartenMcbte kann der
Eommnnismns leichter flberwnnden werden, vielleicht weil das Fldsch
sich im Sommer so schlecht hAlt. Es gehört viel Gedald nnd Oltich-
mnth dazn, solchen anleidlichen Zustand zu ertragen. Die Lenta
wegen ihrer Hmunlnngerei znrechtweisen und sie bei der Ehre ftseen,
heisst in den Wind reden. Da mnss ein hartes Wort oder eine
Drohung eingreifen nnd wirken. In Otjimbingne hat das vom
Missionar Hngo Hahn gegründete Augnstinenm sich gut bewährt nnd
die vier dort weilenden Zöglinge des Ovambolandes haben die Rhei-
nische Missionsgesellschaft auf dies Gebiet alten Höffens gerichtet.
Da niii) die deutsch-portnsiesische l^audesgrenze von der Mün-
dung des Knneiic bis zum Katinm Mololo Wasserfall des Sambesi
geht, muss anch das Ovaniboland in diese Uebersicht hineingezogen
werden. Mithin sei ein kurzer Ueberblick über die Thätigkeit der
hier arbeiteudeu finnischen Missionsgesellschaft ^) gegeben,
welche, seit 1870 thätig, nun endlich Erfolg hat. Hier ist schwerer
Boden, die heidnischen Häuptlinge besitzen noch volle Macht und
Ausübung ihrer Willkör; Zauberei und Mord hat hier ungestörte Zu-
flucht: viele heidnische Greuel und Sitten herrschen in alter, nnge-
schwächter Form. Als 1855 am 18. April die (ienenilversammlung
der rheinischen Missionsgcsfllschaft eine Mission unter den acker-
bauenden Ovambo zu beginnen beschloss, reisten die beiden rheini-
schen 3Iissionare Hugo Hahn und Rath 1857 vom Horerolaud aus
in dies (icbiet. Aber schon beim ersten Stamme in Ondonga landen
sie schlechte Aufnaiirne und wurdm zur Umkehr gezwungen. Der
gerade damals erfol.i;en(io [ilnt/.iicho Tod des Königs NanL^'iro rettete
wahrscheinlich allein ihr Loben; denn OQit genauer -N'oth entgingeu
sie einem mörderischen Ueberfall.
Aber die Ambo oder Ovambo (Ova-Mbo) änderten, nachdem sie
von dem guten Wirken der Missionare im Hereroland gehört hatten,
allmählich ihre Ansicht nnd zeigten Verlangen nach den weissen
Lehrern. So fand 1866 Missionar IL Hahn, der gelernte Laini-
messer aas Riga, Gründer Neu-Barmens, l^orschongsreisender und
AuBfaiurUch in AUg«meme ^iMions-Zeitsehrift. 1S74. S. Ml £.
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74 IM« Hiiiioaithitiglnit in d» dMliehm 8«lati«tWtl«i.
Sprachforscher im Hereroland, nach PetermaDu's Wort „der unermüd-
liche Pionier geographischer Entdeckungsreisen" (Petermann's geogr.
Mitth. 1858, 42, 175, 195, 349, 59, 295—303 nebst Originalkarte,
Tafel 11, Tgl. Seite 106) gute Aufnahme. Er durchzog das Land
bis zum Eunene nnd Ongnn^jens. ü&uptling TjikoBgo gab ihm emoi
seiner Söhne zur Erziehung mit mdl Otjimbingue. Da die rhemi>
sehe Ifissionsgesellsehaft oalerdesseB in Niederländisch-Iudien ein
grosses Arbeitsgebiet angefangen hatte, schlug Hahn der eben ent-
standenen finnischan Missionsgesellschaft dies Ovanlialand als Feld
ihrer Thätigkeit vor. Zehn finniacbe Sendboten zogen über Bannea
in's Hererolaud und mit Unterstötzung der rheinischen Missionare
iii's !KÜ]e Ovamboland. Schon damals wurde ein Theü des Landes
<ler rlteimaciien Mieeionafeeellschaft vorbehalten, wio denn auch Ma-
harero gewisflermaassen von den Ovambo aie Herr anerkannt wird.
Die junge finniseiie lliseionegeeeUsehaft masste sich erst in'a neue
Werk ^eben; langsam ging'a Torwftrts; bald verlieesen einige
Missionare das Land; der Ersatz blieb ftber Erwarten lange ans.
Aber 1883 gidi's drü fimisehe MiieiMsstationen: Omandongo, wo
Weikkolin arbeitete, Olnkonda unter Bantanen's, Omni od ga unter
Reyonen's MxfmM (alle etwa 18<> sfldl. Br. nnd 16^ OstL L. t. G.).
Thronstreitigkeiten ersehwertea jede Miseionsarbeii Der erst 36jShp
rige KOniff Jitana starb im September 18d4 naeb kama zebomonat^
Heber Begiersng; ihm folgte der Sobn seiner Mnttmebwester Kam*
bonde H. Ka-Mbingama, fär welebea aber eigentlicb s^ Mntter
Naampala regiert Aber 1885 konnten anf Omandongo doob Ib £r-
waebsene getanft werden, trotzdem ein Anfrnbr gegen den nenea
König das Laad ersehreekte and feindlich gesinnte Rathgeber den
Efinig gegen die llissioDare hetzte. Unter dem benachbarten Stamme
Unlnianjama arbeiteten, zwei katholisehe lÜBsionare, weiche leider
getötet wurden; aach das Leben der JPlnidftnder war mehrfiu^ in
Gefahr. Im Jahre 1888 waren aof allen drei Stationen 189 Getanfke
gesammelt; die Sprache war erforscht, zar Schriftsprache erhobea aad
von den llissioDare erlernt, das LakaseTangeUnm in dieselbe iber-
setzt, ebeneo das Psalter, Lather's Kateefaismas aad ein Gesangbadi.
Jetzt giebt's dort zwei Stationen, nimlich Olakonda mit eiaer
AassenstatioD and Oniipa, vier Missionar aad SSO^Getaalte. Leir
der qaftlis and plagte Nehal^, E^uDbonde*s Nebenbahler, die Hissio-
nare, wie aad wo er konnte; doch hat er nach den neaesten Nach-
richten die weggegangenen Ifissionare wieder zariLckgernfen nnd sidi
ihnen lireimdlicher gezeigt
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Db MhrinnrtWHifctit ia dm OmMa Mwl«Bl>toliB. 75
Nun bitiea die finaiachen Miseiosen schon seit vielen Jahren
' um Mithilfe der RheinlADder nnd so hat Bidb. die rheisiscbe Mission»*
gesellscbait entschlossen, nordwärts za mekm and atbeE dea Finn-
Itedani im Ovamboland zb arbeiten; dies nun nm so mehr, da das
sfidlieba Ovamboland imtei dentooiMr SchntaherFscbaft Ut nnd dia
Ovambospradie dem H«rero noch nAher steht, al& das HoUiDdiache
dem DantschaB. Anck iat die ackerbanteaibaade Lebensweise der
Ovambo fQjr aiaa Miasia» Batflrliah vial glaatigsr ala dia NomadaiH
aci dar Hararo^ —
Ia Haatailurtiftliaj walekH M^or Ton ^P^aMiaim aehnatt und
glaekliak dan» DaaAaakaft SaSaba wkdar onfterwoEfm hakr koonle dia
Barlioai e?»Bgaliaolia MUaio&agaaalla<iba£fc fflr DaBtaakoat-
afiika iBmihlipk d» vadareiMiB Paaka» wiadar gsviaBaB «nd
ativia aaabaMn. Das Tarangsgangaaen Migaioimr Crraiaar folgten
im Jidi 1889 dia Fn» wd aeiaa NiAta laok^ um mit ikm mid dam
aia biglatteadaik MiaMamr Krftmar dia Arbaii ia. I>av«aa«Salaam
aufs Naaa zu begisnaB. Im Daiember konnte das nana Hans bezogen
iMtdan ud dia Jupflaansg gadiak imtar dna HSadan dar flaiaatgea
MlMionalaota m ainar ,»Oaaa in dar Wfiata* kenn. Da dia nmiaten
baficeiten Sklarvan bai jaaem üabaiftU im Jaoaav 1889 dan Sklavan-
ktadlaA wisdar in dia Btada gBfidlfl» warao, so iat noa die Aasakl
dar bei dar Station baindfichea nnr atva 33. Die Sakilkinder
werden Vonnitkags von dar Niehte Maria Fiogerlin nnd Abends von
Greiaev natanicktat, danabaain den. freien Stnadan, basoadars Nach-
mittags, uOtalidi im Haoaa nad Gartm baacbAftigt. Tran bat Grabifir
dia sabwaia Kriagiiait ttbatmindaa wid aaf aaiaam Immannalkap,
via ar saina Statio» aannty ante dan anginatlgalBn VadiÜtniaaan
gaarbeüat Wsksend ikm nabaa JEstaiaB aiaa Zeit lang. a«ck dar
Diakan. Haba, vam Eiaakaakana ia. Saaaibar kaiibaj^konmMB,
bal£, 8ia4 nna Gaataer'a Verwandte, Daaial nad L]pdia Elkeiv aoa
NaakandBUBani bai ihm eingetroffen, Daaiei, nm in Dar-aa-SUaam,
Lydi% am ia Sansibai: hUfreioha Hand zu leisten. Untardessan war
KriBMT zanftchst eine Zeit lang ia Sansibar als Geistlicher des
Enmkenhanses gewesen, darauf hatte er eine Untersnchungsfahrt
nach Pangani nnd Taiiga gemacht Letzterer als ein gesunder,
treflnieh gelegener Platz an der Usambarakfiste, welcher vielleicht
noch eine Zukunft hat, wurde als neue iStutioa iiusersehn» Die deut-
schen Kolonisten in Tanga versprachen jedwede Uuter.>^tiitzuüg uud
wünschten Krämer's Uebersiedelung. Nach cinigom Zögern traf die
Erlanbniäs umtlieh ein, dass iu Tanga eine zweite Station errichtet
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76' Di« lOnioasÜiitigktit in dtn d«ulMh«ii 8clnitfg«bl«tni<
werden könne. Nun wird Krämer dort schoD wohoen nnd die ersten
Gmndarbeiten begonnen haben.
Das mit der ostafrikaniscben Mission verbundene Krankenhaus
oder »Deutsche Hospital'^ in Sansibar wnrde nach dem Weggang
mehrerer Schwestern von der Gräfin Asta Blücher znletzt allein ge-
leitet: Marie Kentsch, Henriette Sachse, Helene von Borke waren
nach Deutschland heimgekehrt; ebenso Amalie Oberkobusch. An
dem in Sansibar errichteten Kriegslazarefch betheiiigte sich die
Missionsgesellschaft nnd der deutsche Franenverein; die von letzterem
gesandte Pflegeschwester Antonie Bäumler starb zn Bagamoyo am
24. S^tember 1889; das Ranhe Haus bei Hamburg sandte drei
Krankenpfleger. Doch mnsste der eine krankheitshalber im Janoar
1890 znrflkkommen. Nnn hat die oltafrikanische Mission mit der
westfUisehen Bmderscbaft Nazareth bei Bielefeld • nnd mit dem
Diakonissenhanse Sarepta bei Bielefeld ebnen Vertrag abgeschlossen,
demzufolge Ar Schwesteni nnd Brüder im Erankenhanse zn Sansi-
bar gesorgt ist Aach den Pastor Worms bat von Bodelschwingh'
als Krankenpfleger nnd Geistlichen der Missionsgesellschaft fiberlassen
nnd Se. Majestät der Kaiser gab zum Bau des neuen Krankenhauses
20000 Mark. Da flbrigens die Offiziere, Soldaten, Beamte Pflege-
gelder zahlen, werden die verausgabten Kosten vollstftndig gedeckt;
unentgeltlich werden nnr ganz arme Deutsche nnd die ^geborenen
behandelt.
Da das Wituland- nach dem neuesten Vertrag Eng^d fiber-
lassen wird, kann die hier arbeitende evangelische Neukirchener
Mission nur kurz berflhrt werden, '^elleicht zieht letztere sowie
die in Jimba; bei Mombas arbeitende evangelisch^lutherisefae Baye-
rische Mission auf deutsches Gebiet hinfiber. — b Ngao am Tana
arbeiten nnn Weber, Wfirtz und BOcking, in Lamu an der Kflste
Pieper und Heyer, nachdem am 24. Jnni 1889 die drd ersten nach
dem Inland hingereist und die verlassene Missionsstation Ngao wieder
in Besitz genommen hatten. Die Bewohner begrftssten sie mit Freu-
den und halfen ihnen treulich beim Neubau des Hauses. Uebrigens
soll Lamu als Station wieder anfgegeben nnd die Mandabucht in's
Auge gefasst werden, da ersteres englisch geworden ist Wie wird's
aber nnn, da ganz Witn England zugesprochen wnrde? Hoffentlich
wird Nenkirchen in das deutsche Gebiet fibersiedeln; zum zweiten
Mal sei^s wiederholt. Das deutsche Ostafrika ist gross genug, um
den verschiedenen Missionsgesellschaften Raum zu geben. Kommt
herüber und helft uns!!
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*
Di« Mimiiwiiitlittii^t in dtn dratochen SdmlsgtMcten.
77
Betrachten wir onn die evangelische englische Mission
m Dentschostafiikn, soweit letiteres nach dem neneeten Yertng ab*
gegrfiDzt ist, mit üebergehmig also der Uganda- nnd Sansibar-Hission
im örtlichen Sinne dieses Wortes.
Wfthrend vor einem Jahre die entmischen Missionsblitter manch-
mal gegen das dentsche Vorgeben misstranisch nnd unwillig waren,
zeigt der jetzige verSnderte Ton der Missionsberichte die terftnderte
Sachlage und den Umschwung. Dem rflcicsiditsvollen, anfineiksamen,
aelbstverlengnenden Verhalten der dentschen Beamten, nnter Anderen
des Lentenant Giese, gegen die englischen Missionare wird gebiihrende,
reichliche Anerkennnng gegeben. So richtete z. B. der Sekretftr der
engliseh-kirchUchen MissionsgeseUschaft an den StaatsielfintSr des
dentschen Answftrtigen Amtes, Gra^sn Bismarcic, folgendes Dank-
schreiben: «Londmi, 4. Febmar 1890. Eizellenf ! Im Anftrag des
Komitee der englisch-kirehlichen Missions-GeseUschaft beehre ich mich,
den Dank desselben fftr die werthvoUen Dienste znm Ansdrook an
bringeD, welche Migor Wissmann in Ostinnerafrika den Angestellten
der Mission geleistet hat. Derselbe gewährte Missionar Gole nnd
dessen Fran in Mpaapoa beim Augenblick der Gefahr seine Hilfe
nnd beschfltzte sie auf ihrer Reise an die Kftsteu Die Verbindung
zwischen den anderen in Usagara stationirten Missionaren nnd ihren
Genossen an der Küste hat er bedeutend erleichtert und wflhrend
der aufreibenden und gefahrvollen Zeit ihres AbgeschnittenseinB von
dieser Verbindung hat er jenen allerlei Hilfe geleistet. Es gereicht
uns zur lebhaften Freude, unsere Werthscliätzung der freundschaft-
lichen Gesinnung ausizusprechen, in welcher diese guten Dienste
Seitens des Major \Vissniann geleistet wurden und zugleich Ew. Ex-
zellenz unsere aufrit-htigste Aiieikeiniuiii? des iiachdröoklicheu Bei-
standes auszusprechen, weli her durch einen Oflizier Sr. Majestät des
Kaisers gewährt wurde." Die Missionare der eben ^'»'nannten eng-
lisch kirchlichen Gesellschaft luussten demnach theilweise ihre
Stationen während des Krieges verlassen. So Price, welcher durch
einen Eingeborenen gewarnt, vor Buschiri mit 12 Christen nach
Kisokwe lloli: bald darauf verbrannte dieser Bandenführer Price's
Station Mpuapua; ferner, wie berichtet ist, Cole; Roskoe nebst Frau
in Maraboia, nstlich davon, wurden iiu Frühjahr lSf<d von Buschiri
^lugehalten, aber anständig behandelt, schlechter hingegen Hooper
von Nasa, welcher sich loskaufen niusste. Jedenfalls hielten die
Sendboten treu aus, su lange sie es vernicH ht.'n und wichen erst der
ilussersten Gefahr. Für den im Jahr ermordeten Bisciiof Hau-
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78 l>i» MMoBitUUiglNtt in dm 6mMbm MmtzfeUetoB.
Hingt«» «nd den 1888 vemtoilMiien Pirker ist A. R. Tntlktr als-
fiiicM dieses eekweren QeUetes enMumt.
Die IßssieDMe der englischen OiiiT«rsitftte&»ission 1»
üsamban Iconnten anf ihren FUttzen bleiben, «eil ihnen Araber «d
Engebofene 4k«ndtteh geeiaBt ivaren. NaMrfich wir somit die
Jlieiionaarbeit bei Weitoni mebl so sehr geflhrdet, wie in den,
aadiren Theilen des dsntochen Ostafrüca. Wiren sio fortgegangen,,
«issa die SeMUer als Sklaven imfcaoft nnd das Eigenthnm aeratNt
worden. Mitten wter all den Unruhen des Anfitandee wnrde dn
stilles segensreiebes Werk votteadet, die Cebersetsug der Bibel, dea
Alten, sowie des Nenea Testaments ins Suaheli, hanptsfiehlieh die
Aibeit des Sisehofe Stsere and des Avehldiakonns Hodgson Seitens
dieser Mission.
in's deotsehe 8dratq(M>iet ftllt sndh ein Theü der Londoner
Mission in Mittelafrika, wo sie unter vielen Opförn ar-
beitet 1877 wvde dies Feld in Angriff genenMien, man versndite-
mit Oehsenwagen westlich zn sieben, doch die Ochsen stsiben. Anf
der zweiten Beise wnrde im Angnst 1879 ürambo, die Hauptstadt
des damais berflcfatigten Mirambo, des afnkaaisehen Mars, erreicht
Hier koonfte darch das frenndliche Entgegenlcommen des Herrsehen,
weicher dareh den Miseionsarzt Dr. Sosthon von einem Geschwür .
geheilt war, eine Station gegründet werden. Am Tanganyika smd
nach mannichfiMshem Wechsel and schweren Yeiinsten^) die Missions-
pUtse Fwambo (Fambo) am Sttdnfer and die Insel fivrsla im Nor^
den besetzt, dodi liegen bmde nicht anf dentschem Oebiet Von
grossem Nutzen ist das Missionssohiff ,Good News*, seit dem
3. Mftrz 188d anf diesem See dem Werke dienend; ebenso der
«Morgenstern*. Jeden£dls sind die Aussicht«!! dieeer Mission nadi
der glficklichen Unterwerfiuig der oetafrikanischen Küste durch
deutsche Macht sehr gestiegen. Leider starb Ifirambo, ein wissbe-
gieriger Sdiüler der Missionare und einflussreichster GOnner, am
2. Dezember 1884, aber die Schule in ürambo gedieh trotzdem.
Brooks, ein Laienmiseionar und Schmied, vertrat einige Jahre hin-
durch den Missionar Shaw zu Urambo, wurde aber am Sl. Januar
1889, als er heimreiste, westlich von Saadaai zu Mkange mit seeh>
sehn TrSgem erschossen.
Gehen wir in üniamwesi von ürambo (totUch, so treffen wir
Ujui, wo eine Missionsstation der englieeh-kirchlichen Geeell-
') Udscbidschi (Kawele) wurde ain 23. August J878 besetzt, bis 18Ö5 warea
zehn Londoner Missionare gestorben.
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INe MiMioBtai&tigkeit ia dm deatMben 8ebiit^<abi«tflB.
7^
Behaft fAdk befrnd, iran aber Mck lltiBgiaja, zwal Tageviiaen
nOHlieher ▼erlegt ist Nerdwftrta wanAemd getaagen nix naoh
Uaambiro (frOber MsaklA)!) nater'm a. Br. «nd am 6peke«alf
naeb Nasa, den beiden Statfonen der «bengenannten GeaeHiehaft.
Aaoh ne etnd mm deatadi and waidea kftndidk in 4m Zeitungen
anlfiaelicjb der TTgaada-Tbronetreitigkeitai 9iUn geaannt. üaanbiro
oder Sva Makole waide im flerbtt 186$ dnrek emen Angriff der
benachbarten HiaptUnge ecbwer bedroht und nar durch den SiAn
dee OberhänpÜiogB Rownma, dem der Hinptling Makolo von Mvte-
reia ainepffichtig iat» gerettet Hier arbeitet liiirfenar Walker,
welcher iwieehen den Leuten in Uganda and denen von hier einen
groaeen Unterechied fiind. »Hier,*' aiAreibt er, „begnift Niemand,
wamm wir in dae Land gekemmen aind; noch kein Bmgeborener
hat na^ Leeenlefnen verlaagt* Der andere englisch-ktrehliche
MioBionar, welcher eich mit Walker ans Uganda hierhin sorftckzog;
and am die UgandamicBion die gröseten Teidienste hat, Alea ander
Mackay, ist hier am 8. Februar 1890 dem Fieber erlegen, ein
greeser Veiinat ftr diese Miuion, welche er xehn Jahre lang an-
erBchrocken in Uganda anftecht erliielt and erat vor BchmtiiÜchen
Umtrieben der Araber naeh dem Sttdende des Seen hin lettote.
Hier in Usambiro trafen bekanntlich Herbat 1889 Stanley ond
Emin Pascha efai nnd eriiielten die von Maekay snfbewahrten Vor-
rftthe und Briefe. Erinnert sei an Stanley's ehrenvolles Urtheil
Uber die christlichen Waganda, welche dem Dorchreisenden eine
Gesandtschaft schickten, als er Ankori (oder Nkoli in Bnsagala?)
passirte: „Die Waganda, die baumwollene, tadellos weisse Kleidung
trugen, wie die nettesten Eingeborenen von Sansibar, waren die
Abgeordneten einer Schaar von 3000 Waganda. Sie überraschten
mich durch das Verhalten, mit dem sie allen P'rajjeu bezüglich
ihrer Wünsche begegneten . . . Welch glänzender Beweis dafür,
dass das Christenthum in Afrika möglich ist! Jedes Mitglied be-
sass das Gebetbuch und Kipiudii = Matthäus -Evangelium; , . .
ich halte diese mächtige (Jenieinschaft eingeborener Christen im
Herzen Afrika's, welche um ihres Glaubens willen Verbannung dem
Dienste eines glaubensfeindlichen Königs vorzieht, für einen wesent-
licheren Beweis des Erfol<,'s der Wirksamkeit Mackay's, als jedwede
Anzahl ansehnlicher Baulichkeiten, die man eine Missionsstatiou
Msalala liegt am Südufer dos l'kerewe, nahe dabei etwas nrirdlicher
Kwa Makolo, auch Wutereza genanut, uuil wieder nur etwas nördlicher Usam-
biro. Diese drei oder vier tarnen werden auch wohl Yerwechs»elud augeführt. L)ie
Entfernung zwischen MsalalA und Uaambiro ist nur 10 englische Ueilen.
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80
Di« Muiionitbltigktit in des dtatfchm SehutigebietML
oennt. Diese eingeborenen Afrikaner haben die tödtlichst^ Ver-
folgungen ertragen, Pranger und Feuer, Strick und Knute, Messer
und Flinte 8iBd vetgeblich versucht worden, am sie von der Lehre
abtrunDig za machen. Fest in ihrem Glauben, standliaft in ihren
Ueberzengnngeu, haben sie mannhaft und entschlossen zusammen-
gehalten. Mackay und Ashe (der andere Missionar) dürfen mit
berechtigtem Stolze Angesichts der gütigen, ihnen vertrauenden
Frennde in der Heimath auf sie als auf Früchte ihrer Arbeit hin-
weisen.*' (Brief von Bruce, Intelligencer 1890, III). — Auf der
andern Missionsstation, Nasa am Spekegolf, konnten sich die Send-
boten dem Studium der Sprache und des Volkes widmen, bis dieser
Ort der Ünmhen wegen vorläufig aufgegeben wurde.
Im IVjMBa-Qeblet befindet sich in der sfidwestliehsten Ecke
der deutscfa-portngiesiBohen Grenze am Ostofer des Nyassa die
Station der englischen Universitfttenmisaion: Mbampa,
femer am Kordostufer dieses Sees die Station der Livingstone-
mission der Freisehotten: Halindu unter einem wohlhabenden
Volksstamm, weleher von den arabisehen Ifenschenrftnbern noch
nieht berührt worden ist, auf der Ukukwehochebene am Ende des
Livingstonegebirges im Bnndaloland, nmgeben von 17 DOrfem und
prächtigen' Bananengftrten am Flnss Kiwlra. In einem der Dörfer
wird bereits mit 60 Kindern Schule gehalten. Die zweite Station
dieser seit 1875 am Nyassa arbeitenden ireicn schottischen Mission,
Mwiniwanda im Nordwestland des Sees, nahe der deutsoh-engU-
achen Grenze, aber auf englischem Gebiet, im Utschnngnland, 1883 er-
richtet; etwas nördlicher ist Tschinga.
Die katholische Mission war, wie wir voriges Mal sahen,
mehr oder minder stark in die Kriegsbeweguug hineingezogen; ja
am Sfidende des Ukerewe griff sie thatkrftftig in die ügandawirren
ein. Am 3. November 1889 kamen die französischen Missionare
aus Uganda in Ukumbi bei ihren Brüdern an. Hier auf der
Missionsstation Unsere Liebe Frau von Kamoga fand der ent-
thronte Muauga Zuflucht, nachdem er zwei Monate lang in Magu,
etwas üstlichdavon, von einem Araber gefangen jjehalteu wurde, der Ver-
folger bei dem früher von iliin V^orfolc^tcn. Si>iiter ist er, wie durrli
die Zeitungen es berichtet winde, hier im Kxil ;;etaul't und mit deni
Namen Leo geziert worden. Dann zog er mit Hülfe der katbo-
lischeu Missionare, katholischer und evaugelischer Christen welchen
') Missiouar jUackay warnte vor dieser gefthrlicben Verbindung der Politik
mit der Misaiou.
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Di* HiiiitBithitighiit in den dMrtMbia tkhayftbiili^
8t
sich die beideo englischen evangelischen Missionare Gordon uud
Walker anschlössen, am 11. Oktober 1889 siegreich in Rnbaga ein,
nachdem er den Gewaltherrscher und Usurpator vertrieben hatte. Doch:
kehren wir zu unserem eigentlichen Missionsgebiet zurdck. Uier am
Sttdende des Sees snchte die katholische Mission sich auszudehnen.
Giranlt versuchte Anfang 1889 im Gebiete Rwoina's mit Hülfe der
Sendboten Brard, Calland und Marie eine neue Station zn gründen;
ebenso sollte vier Wegstunden von Kamoga entfernt im Stamm der
Gnagizi eine dritte Station „Unsere Liebe Frau der Verbannten**
errichtet werden. Vielleicht ist diese nach Bäckkehr der Gbristea
geo Uganda wieder aufgehoben.
Andb am Tanganyika Hessen sich, gleich den evangeHscben,
1879 katholische Missionare nieder und zwar aus der Kongregation
zu Algier, „weisse Väter** im Unterschied zu den „schwarzen" des
heiligen Geistes in Sansibar genannt, ürundi am Nordostufer
wurde dem ungesunderen Udschidschi vorgezogen; ebenso Kibaoga
am Westufer, welch letzteres überhaupt mehr bebaut wird. — In
Xabora (ünyamyembe), gleich weit fast von Ukerewe, Nyassa und
Tanganyika entstand am 2. September 1881 durch Guillet eine
Staüon mit Waisenhaus, ebenso im sfidOstlich gelegenen Eipala-
pala durch Levesque und Giraod.
Im ostafrikanischen EQstenland haben die fraazteiachen Missim
nare nicht allzuviel Leid durchgemacht, sefaümmer erging's deo
deutschen BenediktinenL, welehe aber iiire zerstörte Station Pngii
bei Dar es Salaam wieder ersetzen. Das sich steigernde intereese
der deutschen Katholiken für Afrika beweist aach die Herausgabe
des Blattet des katholischen Afrikavereins: „Gott will es*^ Major
V. Wissmann hat kürzlich die kulturellen Verdienste der katholischen
Mission Deatschostafrika's öfFentliefa lobend anerkannt (Tägliche
Rundschan 1890, Ko. 157 fi.) Dies ist die Bestätigung emes Urtheils
desselben Maanes y<m Sl. Mftrz 188S (vgL Kaiholisolie Missieaea
188a, loa).
In ¥steer Willnlflie-Land auf Nengninea haben die Rheinisebe»
Hiesionire Beiynun nnd Kmize die aweite Station aof der kkiMK
Insel Siar od« Aly in Pchia Beiariefasbalini angelegt Bs feUto
hier niebt an Zwistigkeiten, wetehe dem sehwaehea üntsrseheidangs-
gafilhl der Leate zwischen Kein mad Ddn and den kleinen spraeb-
lidien MiflSTentfindaissen entspraagen. Die ganae neue Sfiaehe
waide doch insoweit gelernt, dass den Eingeborenen die ersten
AafeagsgcOade Über die Seligiceit a. s. w. autgetheilt werdea keante,
KolaaklM JabiM 18Mi ^
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Die Miscionsth&tigkeit ia dea dMUcban SehutigelMetMi.
imiBoiiMhr, da auch sie lau ein Jenseite glaubeQ. Der „Messiab^
(Götze) holt die ,,Nitiim'' (Seele) in den „Gasenb^S die Reise dahin
geschiebt auf kleineu Booten, meinen sie. Jedenfalls giebt's in den
religiösen Vorstellungen für den Missionar Anknüpfungspunkte tind
wiihrend die Leute in Bogadj im' jeden Sprachfehler des Sendboten
geflissentlich nicht verbessern, sprechen die iSiarleute die richtige
Satzstelluug vor, oft unter Lachen und Scherzen. Auch dies erleich-
tert die schwere Arbeit der Spracherlernung.
Zu ihrer grossen Frende wurden die beiden Missionare in
ihrer stillen Ecke auch einmal von einem deutschen Kriegsschiffe,
der Alexandrine, besucht. Sehr anzuerkennen ist, dass die Schiffe
der Neuguinea-Kompagnie so viel als irgend möglich hier vorsprechen,
wie denn überhaupt die Missionare sich eines grossen Entgegen-
kommens der Herren Beamten, insbesondere des Kapitains Dall-
mann und des neu ernannten Regierungs-Kommissars, zu erfreuen
haben. Kürzlich ist in Hamburg für diese Siar-Station ein sehr
noth wendiges Segelboot angekauft und abgesandt; zwei der neu ab-
gehenden Brüder erhielten vor ihrer Abreise Unterricht im Segeln
auf der See.
Auf der anderen Station Bogadjim wirkten Eich nnd Frau
nebst Scheidt. Wegen der vielen Erkrankungen u. s. w. — Frau
Eich starb am 4. Oktober 1889 — wurde die Arbeit an der Sprach-
erlemuug und an den Leuten vielfach unterbrochen. Leidlich
können sich die Missionare mit den Bogadjim- Leuten schon verstän-
digen; leider aber wurde die Schule nicht mehr so gut besucht wie
früher und war überhaupt das Verhältniss zu den Eingeborenen
nicht mehr so befriedigend. Es zeigte sich ein grösseres Misstranen,
anch hatten die Miokesen -Arbeiter auf der benachbarten Station der
Nengninea - Kompagnie Steiansoit mancherlei Reibungen mit den
Eingeborenen. An Planen einer Erweitemng der Arbeit hat's nicht
gefehlt; die erlaubte Besetzung der kleinen unweit Bogadjim gel^pe-
nen Insel Bilibiii wurde nicht ausgeführt und die Anlegung einer
Station auf den Salomoos-Inseln (vergL voriges Jahrbuch S. 115}
konnte sich allein schon aus Mangel guter Verbindnng nicht ver*
wirklichen, obgleich die Erlaubniss Seitens der Behörde ertheilt war.
In den Bergdörfern hinter Boga4jini, welche nur klein nnd eehr
zerstreut liegen, machte Missionar Scheidt Versuchsreisen; anoh
besnchten die Siarmissionare die benachbarten Inseln nnd die Küste
bis Ea|^ Jnno hinauf. Aber diese Madngas-Gegend war dnroh Rohr
entvöllrört nnd deshalb znr Anlage einer Station ungeeignet Sonst
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Die MiMioDttli&tigkeit in den dtntachea Schutigebitten.
83
schien der Umstand, dass die Siar-Sprache ziemlich weit nordwärts
sich erstreckt, für eine Missionsarbeit in diesem Küstenlande zu
sprechen. Leider stellte bei diesen Reiseversuchen der Missionare
es sich heraus, dass der Neid der Eingeborenen ein nicht unbedeuten-
des Hinderniss bildet. Diese Leute wollen von dem Weissen mög-
lichst viel Nutzen ziehen und ihn den anderen Stämmen vorent-
halten. Bis jetzt aber sind die dortigen Missionare von dem guten
Willen der Eingeborenen vielfach abhängig. Am 18. Dezember 1889
trafen drei junge Rheinische Missionare, Claus, Arff und Bosch in
Hutzfeldhafen ein. Die Kundschafterfahrt des Eich und Kunze im
Januar 1890 nach der Rieh- und Dampier-Insel verunglückte, doch
hoffen sie besonders auf der Richinsel sichern Fuss zu fassen. In
der nächsten Rundschau wird auch von einer katholischen Mission
in Deutsch-Neuguinea Näheres zu berichten sein.
Während über die Mission im Bismarck- Archipel und auf
den deutschen Salonioinseln für dieses Mal nichts Neues zu
sagen ist, sei noch ein kurzer üeberblick über den Marsch all-
archipel gegeben. Ende 1888 hat das evangelische Missionsschiff
^Morgenstern'' der amerikanisch-hawaiischen Mission auch den bis*
her unberührten Inseln Ujae und Namu (in der Ralik Kette) das*
Evangelium gebracht. Im ganzen Archipel werden etwa 2000 evange-
Uscbe Christen, darunter 582 Abendmahlsberechtigte in 23 Gemein-
den, 1212 Sonntagsschüler auf 23 verschiedenen Stationen und
502 Voiksschttler in 8 Werktagsschulen gez&hlt. Leider ist die
Gesinnoog der nieist deutschen Händler — mit rüh mens werther
Ausnahme des Herrn A. Capelle in Eben — in letzter Zeit dieser
Missionsarbeit unfreundlich nnd selbst hinderlich gewesen.
Die kleine Insel Nauru (Pleasant I.) ndt der 1000 «Seelen
zählenden, in 12 einander befehdenden St&mme zerspaltenen Be^l-
kermig hat nun in dem Gilbertinsnlaner Timoteo einen gnten
Missionsarbeiter (nebst drei Eateehisten) eihalten. Der überrnftsrigen
Waffeneinfuhr trat der deutsche Kommissar Dr. Sonnensehdn sdmei-
dig entgegen nnd fand bei der Entwaffnung nicht weniger als
765 Gewehre, 109 Pistolen und 1 Bevolver vor. Das unleidliche
ToddybiBuen hindert die Annahme des EvangeliumB; hingegen ist
der Umstand, dass die Sprache deijenigen der Gilbertinselgnippe
sehr gleicht, eine grosse Forderung dieses Friedenswerkes.
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Zu- Anlug des Jahns ging dem Reichstage der Sotwnif eines
Gesetzes, betrefl^d die EiBfiohtuBg und CnterhaltaBg einer Post-
dampfschiffsverbindiing mit Ostafrika, m. Der Entwarf
hatte folgende 3 Paragraphen:
»1.
P«r B«iqhA^pdfr nM. «rvlffhüfti die Biwiehtaag vad UatQriiiatai« einer
ngelm&ssigen Postdamp&cbilEiTerbüidaiig cwiachep DeatschUmd und Ostafrika auf
eine Dauer bis zu zehn Jahren an geeignete deutsche Unternehmer auf dem Wege der
engeren Submission zu übertra^fen und in dem hierüber abzuschliessenden Vertrage
eine Beihilfe bis zum Höchst betrage von jährlich Nennhundertausend Mark aus Reicbs-
mil^ln ta bewilUgvn.
Dar im § 1 beseicbaete Tertnc mois die in der Aiüaga mwoMiigeetelltea
Hauptbedingungen enthalten und bedarf zu seiner Giltigkeit der Qeaebmigung de*
Hundesraths. Der Vertraj», sowie die auf (irund desselben geleisteten Zahlungen
sind dem Reichstage bei Vorlage des nächsten Reicbshaashalte-Etats mitzutbeilen.
§ 3.
Der nach § 1 /ahlbur«> Retrag ist in den Reichshausbalts-Ktat einzustellen.
Die in dem Gesetzeutwurle erwähnten Hauptbediugnngen laateu:
1. Die Fahrten müssen in Zeilabschnitten von längstens vier Wochen statt-
finden. Die Bestimmung der anzulaufenden Häfen erfol^'t durch den Reichs-
kanzler. Die Fahrgeschwindigkeit ist auf mindeatens lOYs Knoten im Durch-
eebnitt feefaroeettea.
i. Die in die Vehrt einxattellendeD Dampfer maseeB vor ihrer Efutenuiig durch
vom Reichskanzler zu ernennende SachverstfitKlige abgeoommen werden. Nene
Dampfer müssen auf deutschen Werften nach den vom Reiehkanzler za ge-
nehmigenden Plänen gebaut sein.
3. für ungerechtfertigte Verzögerungen bei der Fabrtausführung werden ent-
ffUTM^iiide Abräge von der Jahresbeihiife gemacht
4. Die Dampfer fuhren die deuteebe Poetflegge und beßrdero die Poet nebtt
den etwaigen Begleitern ohne besondere Beiablung.
6. Der Zeitpunkt für den ße<,nnn der Fahrton wird Yom Reiehakanzlor mit den
Dntemehmem vereinbart. Insofern es sich nach seinem Brmeseen cur Be*
Üiyitizcü by GoOglc
9»
sthletßhipuTifr des Öe^ntis empfiehlt, vorläufig; If'iilirten atich in Änderen kli
TieKwöch entliehen ZeitÄbschnftten stattfindeQ zu lassen, ist den Unternehmern
bierfär 2^1aDg nhch dem VdfbUtniu der vertragsmässigen Jahresbeilnlft
kn IMittiL
forderlicb, den Dtotkrnelimeni die Bestellung einer IttaAlOb attlkatll«gMlk.
06r Begründttiiig entnehmen wir Folgendes:
Zun&cbst wird erwähnt, dass der Verkehr Deutschlands mit Ostafrika, soweit
er sich nicht gelegentlicher Fahrten von Segelschiffen und Frachtdampfern bedient,
was die allgemeinen laufenden BeziehunKen betrifft, noch auf die Fahrten der Britisa
India-Linie von Aden bis Mosambique und der ^astle Mail-Linie von Mo£ambique
bi« Kapstadt a&g«lriMMi ist In diMein Varblltoine tat iwaardiiift inaofara aina^
Ina Jatil indaia noeh Bieht gans mm Abaebluaa galaafta^ Aandanuc aii^ralnlaiit
als im Laufe des November v. J. an Stelle der bisberij^en britischen Postdampfer-
linie Bombay- Aden -Sansibar- Mo7.ambi<iue eine direkte britische Postdsmpferlinie
zwischen London und Sansibar, über S'eapel, Aden, Lamu und Mombas, eingerichtet
worden, und als die portugiesische Regierung dazu übergegangen ist, unter Küudi-
gang das 8nbT«ntioiiafartragaa mit dar Oaaüa Mail Paekat Company, eine portugia-
siicha PtatdampftchiinarUniinnf , ala Fortaatiniif dar baraita baitahandan aigtean
Ptostlinie nach ihren Resitzungaii an der Westkäste Afrikas, bis sn ihren Besitzungen
aa der Ostküste herzustellen. Der erweiterte Dienst ist jedoch werfen der ünvoU-
st&ndigkeit des SchifTüparks erst theilweise aufgenumineu. Die Castle Mail Packet
Company setzt ihren bisherigen nach Mozambique zwar fort, jedoch ohne Postvertrag
nnd ohne Verbmdliehkait dar lanahaltiiog dar fchrplanmiasigan feUirtan. Fnr dia
d^utaeban VariMbnbatiabnitgan wird das Varbiltniia doreh Jana Aandanuig nieht
gfinatigar gaataltat, im Gegentbeil tritt das Bedürüiiss ainar unabliiDgigan deat>
sehen, direkten Postdampfschiffsverbindung mit Ostafrika nur noch bestimmter her-
vor. Es ist nicht anders zu erwarten, als dass durch jene Umst&nde der auf die
englische Vermittelung angewiesene deutsche Waarenumsatz mit Ostafrika gelähmt
und zurückgehalten wird. Die KonkurrenzAhigkeit des deutschen Handels und der
Antrieb imr Anknapfung tob BaadalsbatiahviigaB «ird hiardnidi gaadiwMit Dar
XaufaMon in Oatafdika, seibat in TaraebiadanoB BasiahongaB dar dortige deulscho
Kaufmann, ist bei der Sachlage oft genötUgt, sidl an den englischen oder den
indischen Markt, statt an den deutschen, zu wenden. Durch die ungiänstige Rück-
wirkung des Verhältnisses werden die gesammten Handels- und SchifTfahrtsbeziehungen
zwischen Deutschland und Ostafrika in Mitleidenschaft gezogen. Die Erfahrung lehrt,
daasi «0 ragalmlssiga diraktä VarbindnogaB faUaD» dia |aw5halieha Üanüfahrtai-
aehiflMirt aic^ sieht zu dar I«abandiKkait so antwiekabi varmag, waleha da haiTM^t,
wo durch regelmässige Postdampfschifffahrten die Verkehrsbeziebungen belebt werden.
Daher ist auch der Antheil der deutschen Rhederei an der ostafrikanischen üandels-
schiflfahrt verhältnissmässig schwach. Zu den vorgedachten besonderen Erschwer-
nissen des deatscb-ostivfrikanischen Verkehrs tritt als allgemeiner Uebelstand hinzu,
dasa dar tümik dar <tta Vad>iBdang l&ngs dar £nsta tob Adaa bis sb dsB briti-
sdicn Baai'tiuigaB am kap jatit anfrachl arhaltandsa DamptSurliaiaB Ifnr dia BäfHadi-
gDBgiles Terkebrsbedürfnisses mancherlei za vdnschen lässt.
Die französische Regierung bat seit Juli 18S8 eine direkte Postdampfscbifflinie
von Marseille öach Sansibar und weiter nach Madagaskar und den Maskareuen ein-
gerichtet Aucb]^die portugiesische Regierung beabsichtigt, ihre mit Idossamedes be-
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Di«. Zollpolitik im. «okMfti*
stehende regelmässige PostdampfscbiffTerbindung bis zu ihren Besitcuogen auf der
OsLküste von Afrika ausxudebnen. Deutschland wird, «tun. «et dcb nicht äber»
flägeln «nd. den nach Miner IboMtebbedeatong^ ihn iiikODinoadim AirthoU- aa dorn
otttfrikaaiadi«! Handel Uiäh idehik ontdehaa baara iHlli aidkk ttnger nit der Bin-
richtung einer eigenen SchifRahrtslinie nach den IHrtafrütankthtn Küstenländern
säumen dürfen. Ein Stillstand in dieser Beziehung würde gegenüber dem Vor-
gehen der konkurrirenden Lftnder gleich aoin mit einem Zurückweichen der deut-
schen Interessen-
An dar Entwi^ongaflUiiglnit iler anafadahntw Köatengebiafa und Ihrar
Hintarliadar, daran Warth dia naharan Fonehungan iamar aahr ina Lieht ataOan»
ist nicht XU zwalfaln. Anf die Absieht der portüfieeisdiea Ragianmg, ihre Dampf-
schiffsverbindun^en mit den ostafrikanischen Besitzungen neu zu gestalten, ist schon
hingewiesen. Die Delagoa-Bai erlangt durch den Bau der Eisenbahn nach Pretoria,
welche die Südafrikanische Republik in die nächste Verbindung mit der See setzt,
eine ausserordentliche Handelsbedeutung. Bekannt ist der Aufschwung, welchen
dia wirthaeteftUaba fentwidtalnig daa Bvanltndaa tVMAttnan bat Safna raiAan
Natvr» «ttd Bodanaabiln aidiara ihm waitaraa Oadaihan. Dia Anabantni^ dar
(BaldMdar belebt den Verkehr und erhöht den Bedarf an Industrie-Erzeugnissen.
Wegen der vortheilhaften La^e der Delagoa-Bai für die Erreichung der See legt die
Südafrikanische Republik auf die Verbindunf^ daliiii Werth. Der daselbst belegene
portugiesische Hafen Louren^o- Marques verspricht unter diesen Umständen ein ber-
TOrngandar Braniqninkt daa Bandala an wardan* Vannigfacha «irfltaabaMIciba
VarbindonKan baatahan aait langam swiachan Dantaeblsnd und dam Boranlaad.
Dantachaa Kapital, deutsche UatamalnDar und loganianra aind an dan naaaren
Handels-, Eisenbahn-, Wege- u. s. w. Unternehmungen in Transvaal betbeiligt.
Von den am Handel mit Transvaal interessirten Kreisen sind bereits Schritte ge-
schehen, um in Erwartung des sich der Delagoa-Bai bald zuwendenden Ausfuhr-
nnd Einfuhr-Verkehrs daselbst Fuss sa fassen. Der Handelsverkehr des Hafens
tan Lbwan^llarqvaa iat ton 1886 bla 1887 um daa Viarlhcfaa gaatlagan. Daoiaab-
land nit adnan mailnatnan btaraaaatt in Bnrantand wird nidn gagan atidara
L&nder zurückstehen dürfen, sondern Anstalten trefTen müssen, durch eine bis zur
Delagoa-Bai reichende Darnpüschiffsverbindung seinen Anthaii am Yarkahr sich rächt*
laitig zu sichern.
Es werden nach Ostafrika die verschiedenartigsten Erzeugnisse der deutschen
Industrie ausgeführt. Dia AwAibr baiiabt aieh anf Oaganattnda, Vai waleb'an aina
Brwaitonng daa Abaslaaa dar dantaehan Indnalria {Srdailieh irtre. Die SInfiibr
nmfaait tropiadia Enengnisae, für welche Dantaeliland ainan geeigneten Marltt van
groaaer Aufnahmefähigkeit bildet. Die statistischen Zahlen laasen den Umfang des
deutschen Antheils an der ostafrikanischen Ein- und Ausfuhr nur in unvollkommener
AVt'ise erkennen, doch ergeben die Durchschnittsziffern der Jahre 1884 bis 1887
das günstige VerbUtaiss, dass Deutschland au Werth doppelt soviel nach Ost-
Afrika anigifSbrt, ala von da bat aleh aingaffibrt bat Mt dan ümalaada» daia
wagan ttngala ainar ragalmiaaigan dantochan DanpÜMihilbllnia nach OatafKka dia
Waaren des deutschen Antheils zn einem graasan Prozentsatz erst durch den eng-
lischen und indischen Markt gehen, beziehungsweise indirekt über England oder
Indien, sowie auch über Holland und Belgien verschifft werden, hängt es lusaramen,
dass der Waarenumsatz der in Ostafrika zum Theil schon seit langen Jahren an-
sässigen deutschen Handeiah&nlar tratontlieh umfangreicher ist als dar^ dirakta
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Di» XfldonMlpoUkik im ReiclMtiii«.
87
Waarenaiutitusch zwischen DeuUcbland und Ostafrika. In Sansibar ist der Waaren-
uBMto dir dMittditn UoMr Mftr dan •BfütelMii HtaMr 6btrlegen, obwohl
dor difoklo WaMBnmMti miMhoB Sii|^ad «nd 8taiib«r mohr all doppolt
gratt ift| «le derjenige iariwben Dentschland and Sansibar. Indem bei Einrichtung
fiMr direkten Post-Dampfschifffahrt zwischen Deutschland und Ostafrika der deutsche
Waarenvtrkehr sich tod erheblichen Unkosten der fremden Spedition bezielmnesweise
des englischen und indischen Zwischenhandels entlastet sähe, würde die Konliurrens-
^igkoU dor deotMlioa WMvtn gtwiUMii. Dio EfWekteraiic doi Yorkohn donh
4Ko vagolvliiig« YocUiidanf «Mo fenrnr war Invoftonmff dar baatohaariaa ud
cur Änknüpfnng Bovar Handelsbeziebongen fqkian. . In dieser Hinsiebt wird nament-
lich die Verbessening des Postverkehrs, des unentbehrlichen und besten Hilfsmittels
für die Belebung der peschafilichen Beziehunjyen, von Bedeutung sein. Die jetzige
einmalige Verbindung im Moust für die ausgedehnte Küste ist, zumal bei der
langoa Duia^ dar Nttt, nngenögead. ' Noah aoidaro yorthaila «Man ana dar S&i>
lichtntg dar dantaehan PoatdaaspfarUaio fotgan. Dar dantaakan Hhadarai waidaa
knnfkig die Mittel cufliessen, welche der deutsebo Handel und Yeriiehr jetzt rar
Unterhaltung der fremden Dampfschiffslinien beisteuert. Das Ansehen der deutschen
Schifffahrt und überhaupt das deutsche Ansehen wird durch das Be>tehen einer
•deutschen Postdampferlinie gehoben werden. Dies wird zum Aufschwünge der in
den ostafrikanüalm Gawlaaani jetzt in den Hintergrund gedrängten dentiohan
HaadatoichiffTahTt battragao.
Stallt aehfln aadi diaiaB Br«iffaBfa& und ia HfaiUidc ovf dIo ni arwailiiid»
Bntwickelnng Ostafrikas die Einrichtung aiDar deutschen Poetdampferlinie dorthin
sich als eine durch die deutschen Interessen und die Voraussicht gebotene Has-s-
nabme dar, so erscheint dieselbe auch aus dem Gesichtspunkte des Schutzes der
deutschen Handels- und Kolonial- Uuternehmungen in Oatafrika wohl begründet.
Dar Scbiiti ^aaar Untanohmungen hat aehon aalt Jahren dia Stationiraof von
Xrlagsaekifran In dan oatafrikaaiaehan Goiriaaem bedingt. Daa Badarfbiia ainar
dcheren, unabhängigen Postverbindung mit denselben, beziehungsweise einer regel-
mässigen BefSrderunL'spelcL'enheit für die Zuführung; militärischer Redarf.sgejjenstände,
von Ablösungen u. s. w. liegt zu Tage. Ferner haben die deutschen Kolonialunter-
nehmungen in Ostafrika die Entsendung einer Anzahl Keichsangehöriger zu dauern-
dem Aufenthalto diaotbat mit aich gabiacht Dia Thitigkiit dar in Oatafrika ba-
findliehaki Vairtrotar dar Raicharegiemng lat ana Anlaaa dor ÜntamabBungao iror-
godachtar Art in mnfaaaattdaram Maaaoo in Anapmek gänommen «ordon. Ba sind
hierdurch neue Besiahungen amtlieber, geschäftlicher und privater Eigenschaft
zwischen Deutschland und Ostafrika entstanden, wie sich beispielsweise darin aus-
drückt, dass der Briefverkehr mit Sansibar seit 1885 von 58CKJ Sendungen jetzt bis
auf 31 300 Sendungen angewachsen ist, in welchen Zahlen iudess die amtlichen
aod privataa Briofimidnngon nach und ton don Schiffen dar KaiaarHehan Marina
nkibt ittbagiUhtt aind. Ffir dio fflehoiatallnng diaaar Basiahnngan dnreb aino alfana^
unabhängiga>PoaldaniplMUIftMrbindong tn aoigan, atalll alCb ab oino Ptteht daa
Roiches dar.
Was die Gestaltung der einzurichtenden deutschen Postdampferlinie nach Ost-
Afrika betrifft, so muss aus den zuvor entwickelten Gründen, um das Umladen und
daa ZnHhAMalbaii von Götam unterwegs gänzlich sn Taraialdan, dio Fahrt dar
Dampfar 'vom doutachan Avagaagahaln Ua tnm oataftftanlBehan Endpunkt dnrdt-
gahan. Hanptait» dar ortafrikaaiachea flaailalabaaiahnngan in DaataoÜand Iii Haia-
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fite XtliBialpolttIk MAili^
bürg. Ais Endpunkt, velcber anch im Allgemeinen die Grenze für den durch den
Kanal van Stias aieh bewegenden Veitehr mk Ostafrika bUdet, ist die Detagea-Bai
Werth da»? kgm md DiMit dir Uni« diw oHm DMUMsHchMlem ge-
statten sollte, nicht zu Tersais^en sein, die FahrtM aaf eigte Kotten unter üra>
•tiaden bis Port Natal (d'ürban) auszudehnen. Welche Hifen auf der Fahrt an-
zulanfen wiren, wird nach Maassgabe des Scbifffabrtsbedürfnisses und unter Kerück-
iiebtigung der Verkehrsentwickelung vom Reichskanzler zu bestimmen sein. Die
OewinniHif von FimUmb nr AsMShmg dir Danplbr to den Aafuigsjabran «M
M nomtHdi tmfMkmM wwkea, dam MgfMkm od«r MmIMkdkm
Salsn, sowie auch Litaabon anznlaute. In Pmi Said würde die «orepliaebe Poit
cu- beziehungsweise abzugeben haben. Dem Bedärfniss der deatselien Handels»
besiehnngen werden vierwöchentliche Fahrten entsprechen, sodass also j&hrlich
18 Fahrten stattzufinden hätten. Um in diesem ümfanpe eine regelmässige Post-
dampfschifffabrt mittels leistongsfähiger Dampfer zwischen Deutschland und Ostafrika
«Btar den ift dar Aalag« dM dmaHM Kotwrfi baniduMtaB Badlngungen cinni-
rieUm «ad tm imleriialtMi, badarf aa iiaah da» AiachÜgan ataiaa JibrUaban Raielm-
tu Schusses im Höcbstbetrage von 900000 M. Bei Bemessung dieser Vergntong
vnd bezüglich der Vertragsdauer ist auf Grund der in sachkundigen Kreisen ein-
gezogenen Erktindigiingen über das Maass des Nothwendigen nicht hinausgegangeo
worden. Im Vergleich mit der für die ostasiatische und australische Linie zu
tahlenden Sabvantkm — etwa 5,60 Mark pro Seemeile, — fir welche höhere
LaiatauigaB baamprocht «ardan, batniga dar Kvaehvaa fir dia aatafrtkaaiaflha Linia
arbablich weniger — 4,16 Xaifc airf dto Saamila.
Der €«8etz6iitwiiif kam am 17. Januar zur ersten Berathmigr.
Den Angriff' dagegen leitete Dr. Bamberger, weleher die Begrfln-
dnng ftr unzureichend erldfirte, keinen Nutzen f&r die Vennelimng
der demtaehen Industrie und des dentsdien Exports erwartete, nnd
den Handel für viel zn gering hielt, als dass ein« Dampfotlinis be-
rechtigt sei. Staatesekretftr Dr. t. Stephan wies die abfiUligen An-
sichten des Vorredners fiber die £rfo]ge der snbventionirten Dampfer-
llnie des Korddeatschen Lloyd znrfldc nnd wies nach, dass z. B. die
ostasiatiBche Linie für die Entwiddung des deutschen Handela und
Befestigung des deutschen Ansehens unzweifelhaft von grossem Nutzen
gewesen sei. Der deutsche Import nach Indien, der Torzugsweise
woUene Stoffs mnfesst, sei In den letzten Jahren um volle 164 Prozent
gestiegen. Er vertheidigte dann eine direkte Linie gegen eine von
mehreren Seiten vorgeschlagene ZweigUoie von Aden-Sansibar im An-
schlusae an die ostasiatische Linie des Norddeutsehen Lloyd, indem
er besonders aal die Schwierigkeiten des Umladens zn spreehen kaiii
und auf cBe Unmöglichkeit, dann die Linie bis zur Delagoabai ver-
Ifingem zu können, und gab der HoffnuDg, dass der Handel sich
heben würde, durch Aufetelluug manches statistischen Materials ein
grosseres Gewicht, ndt den Woctea sehttessend;
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Wem wir «at T«rf «gonrliifetb, w«lldM politiidhciii, BMiiMii» Icoiraiertlele«
Bild CiTiUtatimuintCMtseii moh atn dies« ganz« Untern feliiaaBg aakuüpfen; wenn wir
sebeo, das« alle Länder, Frukreicbf Portugal, Eof^land, ich kauo auch Italien an-
fuhren, in fremden Welttheilen festen Fuss fassen; wenn in den Vereinigten Staaten
Yitaident BtrriMm gwide «ia« Mibr Bbmle Utttantfltanmff ton ^ottdampfem duidi
^nbVBiiYioMtt diB SoBgiMi Hm s^tgt hat; wtiiii vif mitct bidodLui« mldid
fmm EiiihniBf^n wir ait taaMMM Vm^phm nach Cbtaa Wd Avttnlien fe«
macht haben «nd die AeuseemnfMi der zahllosen H&Dddskammern, Vereine nad
Korporationen aus allen Theilen Deutschlands erwlgeu, wenn wir an die Berichte der
Konsuln denken aus den Orten, wo unsere deutschen Brüder weilen« wo sie ihre Kräfte
für die Vermehrung des deutschen Anseheiii einsetzen; wenn wir an den Grondzug
idet ütm genauiMlNii Ghinkton, der KoMiMiwlitik, denhtn, n dto Zeit der Haaia,
dann moM ieh emeD, da» et ein aeitgaaiMki «ad ynUkMikMM Üt^b&tmitmm.
Jat and den men den Tag, wo die <|ea<whe Flagge an Bord des Datl|ifeil la San-
iibar weben wird, mit f reuien hegriasea wird. (Lebhafter BeiialiO
D«r Abgeoidnete Hobrecht M 8«kr ivtan für die Yoriigd
«in umI feiBMlte du in einsni Tbeil dsr dentMhen Pmw m Tag«
tretet hinisohe BesMieii, mtt wMmm ««liiefa» MiUm tbw
die deifewlMB Eolomalbettfelnuigeo anfjgenoiBmeii «mI vectoeilet
wQfden. Sehr flbeReogeod tai er den BiubeigerMeii AxtUh^
mngen entfftfeo, als ob sieh das Meh gaaz ohne Nelfa ia kriege*
risehe Abenteuer eingelassen tabe. Das Beioh tirae ledigUnh du»
irocn ee seinen Angehirigsn gegenflber wplüehtst eei» Bin besssier
Schnii and eine bessere Forderung der wirthsehaftKchsn and etU*
sehen fiesMnugea dvselben in OstaMIca aber sei nieht denlcbar als
dieee Posfaiampfervecbindiang, welche den Arabern den veOen Bnsl
Deatnohlanda, die dortige Poeitien sn behanpteo, bsMsen werde.
Dr. Windthorst, sebr kfthl, war iftr Becathnng in der KoaBSMSSion,
dagegen Hellderff indN^bbe flrdie Verhge. Der Abgeordnete
Tirehow war nicht dagsgen« dass der Bsichslig dieee DsnpMniie
bewillige, wenn Denteddsiid enlsehloesen sd, Oalafrifcn sa halten»
nnd UsH «e flr möglich, daas wir den Hsndri in dem Grade aoeh
an ans ziehen könnten, dass er eben eine Dampferünie noch lohste.
Br befaaaptete, dass seines Erachtens der Aafistand in Ostafrika nicht
mit der idealen Aufgabe der Sklavenbefreinng in Zusammenhang zn
bringen sei, sondern nur mit dem Steuereinziehen der Dentsefa-ost-
afrikanischeu Gesollschaft, welche dann der Abgeordnete Oechel-
häuser in Schutz nahm. Letzterer verbreitete sich besonders über
die Angaben des Vorredners, das „mörderische Klima" betreffend,
und meinte anf Grund der Statistik, weiche sich allerdings nur auf
eiuige Jahre und eine geringe Anzahl Beamte bezog, dass die Ost-
afrikanischen Gegenden durohscbaittüch gesunder seien als vielleiclU
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90 M}^ üLoioiiiaipolitik. im Keicbfttage.
•
irgend ein AnüBiitlialt In dfln WmdekroiBeii. Die Vorlage wBrde darauf
der Badgetkommiflsion flberwieseiij welche lediglich den finanziellen Ge-
sichtspunkt zu prftfeYi hatte. In der Kommission, an deren Berathnnp^en
von Seiten der Regiemog die Herren Staatssekretär v. Stephan. Di-
rektor im Reichspostamt Sachse u. A. theilnahmeu, wurde sodaua
die Vorlage mit den Abänderuugeii angenommen, dass die Unter-
nehmer der Linie verpflichtet sein sollten, bei der Hin- und Rück-
fahrt einen belgischen oder holländischen Hafen anzulaufen, und dass
den Unternehmern bei dauernd grösserem Gewinn grossere Leistungen
auferlegt oder die Subventionssumme von 900 000 Mark jährlich
entsprechend gekürzt werden sollte.
Am 20. Januar trat das Haus in die zweite Berathung der Vor-
lage ein, welche Graf Behr als Referent der Kommission vertheidigte.
Der sozialdemokratische Abgeordnete Dietz erklärte Namens seiner
Fraktionsgenossen sich gegen die Subvention mit der Begründung,
dass die Linie nach Ostafrika jjanz aliein kolonialen Zwecken diene und
sie den Sprung in den „hellerleuchteten Abgrund'* nicht mitmachen
wollten. Sie hielten die Kolonialbestrebungen für Pliantome. Gegen
die Vorlage sowohl aus kommerziellen mo sozialpolitischen Gründen
sprachen auch noch der Abgeordnete Dr. Barth und der Zentrums-
Abgeordnete Rintelen, letzterer namentlich deswegen, weil die An-
gelegenheit nicht genügend geklärt sei, um spruchreif zu erscheinen,
und die finanzielle Lage zu unijünstig sei, als dass wir für diese
Dampferlinie Geld ausgeben dürften. Nach einem kurzen Schlnss-
wort des Referenten, Abgeordneten Grafen Behi*, wurde § 1 der
Vorlage gegen die Stimmen der Freisinnigen, Sozialdemokraten nnd
des überwiegenden Iheils des Zentrams angenommen. Der § 2 mit
den Hauptbedingnngen des mit der za enbventionirenden Dampfer-
geaellachaft abzuachliessenden Vertrages wnrde nach den Kommissions-
vorschlägen mit grosser Mehrheit, zn der jetzt anofa ein gEoaser Theil
des Zentrums gehörte, angenommen.
Am 21. Januar schon fand die dritte Berathnng des Geset»>
entwnifes statt, in welcher Professor v. Cnny nnr noch eine knrze
Bemericnng zur Vorlage machte, die dann ohne weitere Debatte: end*
gOltig aogeDommen wnrde.
-Am 18.- Januar Icam/aiBflli ein Aatng Windihorli'« zar dritten
Beratbnng, in das Geaatz filier die Beefatrrerhftitniiitle'' in den Sehnt»»
' geUeten ^e fügende fieetiiDnuiog' der ^GoBg(Md^to aii&DneliiBe&: »Ga«
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. wissensj^reiheit nad religiöse J>iildiing werdon sowohl den Eingeborenen
wie den Landesangehörigen nnd Fremden ansdrücklich gewährleistete
Die freie und öffentliche AuBübung aller Kalte, das Recht der Erbawiog
gottesdienstlicber Gebftade und der £uirichtang von Missionen, welcher
Art Knltns dieselben angehören mögen, soll keinerlei BesdiFAiikiing
jioch Hindemiss unterliegen." Der Antrag war einigermassen fiben-
jQüssig, da Graf Beruhe m schon frOher in der Bqjdgetkommission
des Beichstags binsichtUoh der Stellang der Regierung zur Missiens-
finge in . den Schutzgebieten erkl&rt ^atte, dass in den Kolonie* voU-
kommane Glaabensfreiheit und koDfesaionelle Gleiehber^tigaog ksTF*
sehen eoUe. Dagegen halte die Regienmg. fftr aogeaeigt, d|^ die
Hisnonsthftfcigkeit in nnaerep Schntsgebieten yon deutsoben HisBionaren
ansgjsflbt werde, nnd wftnsche» das« die kathoUachei^ Miaäonen ana-
aehlieaslich der Aninoht nnd Leitnng deatacher kiidiUeher Antori-
tftten nnteratellt würden. Der Abgeordnete Stöcker hatte dagegen
beantragt, nnter .Ablehnung des Antngea Windthprst die varbflnde-
ten Begiemngen zn ersnehen, Haassregeln an treffen, durch weleh^
bei Festhaltiing des GrondsstjECs der Paritftt das gleichzeitige .Wjrken
von Missionen verschiedener Eimfesdon in denseljben Bezirken, mög-
lichst verhütet wird. Beide Antrftge wurden abgelehnt.
Die Kolonialpqlitik nahm in der. Thronrede vom 6.. Mai nur
einen sehr b^chrftukten Baum ein, obwohl erwartet wordou war, dass
der Eintritt.Emin Pascha's in den. deutschen Dienst und die daijsit .be-
ginnende Brschlieasung des ffintsrlaadea von Ostafrika vieUeieht er*
wShnt werden wOrden. Es wurde aber nur darauf hingewiesen, dass
die in Ostafrika eingeleitete A^oa^ zur ünterdrftckung des Sklaven-
handels und zum Schutze der deutschen Interessen, Dank der auf-
opfernden Thätigkeit der dorthin gesendeten Offiziere und Beamten
w&hrend der letzten Monate Fortschritte gemacht habe und der
vollständigen Wiederherstellung der Ruhe in jeuen Gegenden in
Däthbter Zeit entgegengesehen werden dürfe. Die dadurch eutstehen-
den Kosten sollten durch einen Nachtragsetat gedecivt werden, der
4 500 000 Mark betrage. Dem Reichstag ging dann bei seinem Zu-
sammentritt eine speciBcirte Bere* hnung der Ausgaben des Nach-
tragsetats für 1890/91 zu, dem wir entnehmen, dass die laufenden
Ausgaben 3 088 580 Mark betragen, wovon auf Unterhaltung des
europäischen Personais 750 000 Mark, Unterhaltung der farbigen
Trappe 1 3^8 580 Mar)w, lauf ende, Reise- und AM8r,ü^tang8l(0Bteit,,.4.bT
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findungsgeMer etc. ans Anlass eines Wecbscis im Personalbestände
der Trappe 85 000 Mark, Kosten für den Schiffsbetrieb (4 Dampfer
tind 1 Barkasse), einschliesslich der Besoldungen der Besatzung
385 000 Mark, verschiedene sonstige sachliche Ausgaben 510000 Mark
entfielen. Dazu kamen an einmaligen Ausgaben für Ankauf einer
Dampfbarkasse und von Brandungsbooten, zur Charterung von Trans-
portschiffen, für Ergänzung des Kriegsmaterials, Haus- und Kaseraen-
einrichtungen ete. für die Stationen, Ausrnstungs- und Reisegelder
845 000 Mark. Ferner werden noch veriftiigt Ar nntoftMrgesekene
Aiugaben 566 420 Mark.
Die Verhaiidliuigen Uber diesen Nachtragsetat begannen in
dem neuen Reichsteg am 12. Mai; die Vorlage ^^urde vom Staats-
aekretSr Freiherrn von Marschall mit einer Rede eiageleitpt, in
iralfliier in einzelneu grossen Zügen das Wichtigste, was geschehen
war, vorgeführt wurde. Von besonderem Interesse war noch speziell
die Aosführnng Aber die Expedition Emin Pascha's, für welche
300000 Marie ausgeworfen waren, damit er im Innern der ans
ttnbestritten zng^Origen Interessensphäre freundliche Beziehnngen
mit den Bingeborenen ankufipfen nnd voi^ Allem anch die Interessen
der dort ansMgen Missionare sdittcen könnte. Allerdinga sollte
er anch in Erwflgong ziehen, ob und mit welchen Kosten dort die
Stationen znr danemden Siehernng der Karawanenstrassen za er>
liefatea seien, in üebereinstiminang mit den Ideen, irekhe anch bei
den Berathnngen des Brüsseler Kongresses maassgebend gewesen
waren. Es war dort allgemein der Meinnng AnsdmdE gegeben,
dtes eine nachhaltige Unterdrfteknng des Sldavenhandels nicht mOg>»
lieh sei, wenn nicht im Innern Stationen angelegt wfirden. Wegen
nnseter frenndscfaaftlichea Beziehnngeft sn E&«huid, deren Pflege
eine wichtige Anljsabe der auswärtigen Politik Seiner Majestät des
Kaisers sei, wllnsehte der Sedner, diss in der Eiihrtonuig aber die
fragen, in denen matt mit England tefhandele, eine gewisse Sllck^
Sicht giuibt werden mbge; Was speziell die Abgrenznxig nnserer
Itttefessettsfkhsre betreffe, die bezflgüch der nenen Abmaehnngen
nethwendig sei, nachdem das fHkfaefe Abkommen dtkreh die Bnt^
wtokdnng der Dinge Obeffaolt woFrden, eo kditte es niclit die Anf*
gäbe sein, möglichst ^1 Termin aaf der Kaite entostreben. Bs
WMto vielmehr* das ernste Augenmerk damnf M richten sein, dies
das, was nach seiner gepgraphiselien Oesttlliifig, nach den VeHtiltts»
Wegen tu Wasser nttd zn Lande, nach den Verkehrs^ und Handels*
besiehangen zosammeogehöre, anch zusammen bleibe, so dass das
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j0lm|B WM fl«IMittai4jif «i4 Mibe m »iMc gedoM^bMA
Enjfcwiol^tlQDg geHUirt w^nbm klb^am ])er «nti^ MllW dßc Opppsi«.
tioB, 6«T Dr. Bskmbi*Tg9v, bi«lti «in« l«ng« BAd% Imrwr Sinn
war,, dass 4ie Doqtacb-iFr^UbuiigiQD, oaeh in« w »neio'* Mgtn.
Die VerktUi4iso98 ^tqtpebr^reisiQiiigQQi Presse, dam dia Partei
innerhalb des lUhmaas, in welcheai Herr von Gaprivi die Kolonial-
politik angeblich halten wollte, dieselbe onterstfitzen werde, hatte
sich somit als durchaus grandlos erwiesen. B^err Dr. Bamberger
sprach im Ganzen mit gelassener Ruhe. Er suchte iiathzu weisen,
dasB in einem späteren Kriege die Kolonieen für uns eine grosvse
Gefahr bedeuten könnten, dass die schon stattgefuudouen Konflikte
wegen der Kolonialpolitik nicht immer so leicht bewältigt werden
könflten, dass die Unterdrückung des Sklavenhandels nur eine
schöne Dekoration sei und wir vor einem afrikanischen Kriege stän-
den, dessen Ende nicht abzusehen sei. Durch die äusserliche Mässi-
gung, sie als ein künstliches Produkt der Berechnung kennzeich-
nend, brach aber wiederholt die Gehässigkeit durch, indem die
Einleitung der Kolonialpolitik vor fünf Jahren als das Werk von
Spielern bezeichnet und an einer anderen Stelle bemerkt wurde, der
deutschen Ehre sei jetzt genug gethan; denn es sei genug gesengt
und gebrannt worden! Die Ostafrikanische Gesellschaft habe alle
Rechte und Vortheile von den Aufwendungen des deutschen Reiches,
bei den Kolonialfreunden handle es sich nur um romantische Ideen,
aber die Anschauung, dass die Kolonialpolitik eine reine Wirthschafts-
politik sei, sei bei ihnen nicht vorhanden. Eine bemerkenswerthe
Nuance gegen früher war allerdings vorhanden. Nachdem der
deutsch-freisinnipje Redner des Längeren dargelegt hatte, dass er
und seine Ereunde auf dem alten Standpunkte uobedingjter Ver-
werfung — nicht jeder Kolonialpolitik, aber gerade derjenigen
Kolonialpolitik sich befinden, welche in Deutschland möglich ist und
getrieben wird, kam ein Oberaus wunderliches Nachwort. Falls
Herr v. Caprivi eine Art laogsamer Liquidation der koLonialpoUtischen
Stellung des Reiches in Ostafrika einleiten wollte, so sollte ihm da-
für die Unterstützung der Deutsch-Freisinnigen nicht fehlen; dieses
freundliche Anerbieten wurde alsbald durch die Kiklftrongen des
Henm Beiehskanalers erledigt, welche die Fortfübrang des Unter-
nonuiienen, wenn auch unter dem Vorbehalt einer spftteren neuen
RageloDg des Verb<nisses zur Deutecb-ostairikaniscben.Gesellsohaft
in. sieh schlössen. Herr Dr. Bamberger war aber noch entgegen-
kommender; er und sein GesümiingsgeBOSse Dr. Bartb Yerweigerten
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94
Di« tolonialpolitlk' Im Reiebtia^.
zii«!' die GeldbewiUlgiiDg, wdche nothwendig ist, 'wenn die 40nt8etie
Fl&gge' in Ottalrika veiter' wehen soll, und sie würden; wie aas-
dificklieh'hlnzagefllgt ward, bei dieser Verweigernng aadi-beharren, eo-
fm sie die Mehrheit beelaaen aber sie gaben zo, dau Herr V. OapriTi
nach Anem,- was -geschehen ist, ntdit ohne Weiteres nach detatsch-frei-
sinnigem fiesepi haiideln k6nne, nnd sie wollten ihm daiaos keinen' Vör-
-"mf iTTi'hTt" Offisnbar bezweckte das äusserst gewundene Nachwort des
deatsch- freisinnigen Bedners,' nnh veischiedenen Seiten' hin den Ein.'
dmck hervorznnifen, dass die Partei, obwohl 9» gleich In der ersten
wichtigen Angelegenheit Hand in Hand mit d^r Soziddemekniie
dem nenen Kanzler entgegentrat, doch zn ihm ganz anders stehe
als zu seinem Vorgänger. Die Partei mnsste sich spater Von Hemi
Bennigsen belehren lassen, dass eine derartige Anffassüng sieh mit
den [Murlamentarischen Pflichten nidit vertrage, dass man Ar die
Haassnähmen der Regierang stimmen mfisse, wenn man sie für
riditig erkannt habe.
Der Reichskanzler General t. Caprivi ergriff nadi der Bede
des Herrn 'Abgeordneten Bamberger das Wort und bekannte, dass
er früher nicht zu den Freunden der Kolonialpolitik gehört habe, er
sei aber jetzt der üeberzensjung, dass so, wie die Sache heute liejie.
wir nicht ullein ohne Verlust an Ehre, sondern auch ohne Verlust
an Geld nicht zurück könnten, dass uns also nichts anderes übrig
bleibe, als fortzuschreiten. Er wies die so oft wiederholten gegne-
rischen Behauptungen zurück, dass die afrikauisclien Unternehmungen
gänzlich uneri^iebig seien, und die sogar überraschend schnelle He-
bung des dortigen Handels nach, welche sofort eingetreten, sobald
nur einigermaassen friedliche Zustande durch das Eingreifen des
Reiches hergestellt waren. Sehr leicht war es, dem Kedner zuzu-
rufen, dass die Kosten höher seien als der Ertrag, aber noch leich-
ter war es, solche Stirn Tn»Mi zu erinnern, dass Aussicht gegeben
sei, die Kosten verschwinden, den Ertrag steigen zu sehen. Sehr
glücklich wies der Reichskanzler auch die Forderung zurück, die
ferneren Kosten auf eine begrenzte Summe fest/.ustellen. und betonte,
dass man die Kolonialpolitik nicht im Weye der Sul)missioii au den
Mindestfordernden vergeben könne. Von hohem Interesse gerade aus
diesem Munde war die Ausführung des Gedankens, dass der Kolonini-
drang ein ErzeuL,Miiss des nationalen Idealismus sei, einer Kraft-
quelle, die man nicht ungestraft verstopfen oder verschütten dürfe!
Ohne Kolonialschwärmerei und unter ausdrücklicher Verwahrung
gegen eine solche, wnsste der Kanzler dennoch die deutsche Kolonial-
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Die XolonklpoUtik im Reichstag«. ■
9»
bewegnog nnter den OetiiMipiiakt' jprMer Ziele imd' Anfgabeif zu
rficken und sie ans der nüchternen Betrachtung voin wirthschaftlichen
Standpunkte ans änf den höheren des nationalen Empfindens, der
nationalen Ehre und Thatkraft zu heben. , Wir ^älen aas dctf* ßede
des Herrn Heichskanziers den Satz heraus: < ; •
lob gtesb« «BdHeh, da» dir Bm Abgeördaete B$tBMrgvr eia MOtit nicht ge-
iiigfml gtwMlgt btt «dir «MdgitaBs^ diM er ' betoilM' läMeM^ des kt du
—HoiMilii BrnpfindeB. Nach neiiier ITelMiMiifiiiig — und leh lltte'iik dMMi'Melk'
Einblidt in des Eine oder Andere gehabt, was nr KefenlftlpoHUk führte — >, itt
die Rücksicht auf die Erhaltung einer nationalen Ströroxin? im \o\ke mit mass-
gebend gewesen. Nach dem Kriege von 1870 trat eine Periode ein, in der der
nationale Geist, ich will nisht sagen, rückläuiig wurde, aber zu erlahmen schien. Es
üiUtaihB Objekte, anf die «rriBbiidrtn Imti^darldMdlnaQa, dfliMa'darDMrtidie
mtriBw Bilalns bedaii; brtte tUk abgwrttet, steh auf OaMatan an ba-
tbitiKaB. Die Kriege hatten ihm- funkliBaha Ziala gegeben, jetzt war noch ein
Ueberschuss davon da, der nicht wnsste, wohin. Da bot sich die Kolonialpolitik,
nnd was am warmen Empfinden für die nationale Ehre und GrösRe da war, das
richtete sich, ich gebe zu, zum Tbeil blind und ohne den Verstand . zu Rathe zu '
ziehen, auf dieses Gebiet. Meine Herren, es liegt doch auch eigentlich im Wesen
daa Danlaahaa, dar aaf dar ainao 8aita ao alvlr doai Partikqlariaina neigt, dan-
ar aiaaa IdaaUanna badari; mui ar lalatnngaflUlig Uaiban aall. DIaaar UaaUamiia,
wenn er sich konsentriren aall — vmi nur durch Konzentration bleiben OefBlda
auf die Dauer in den Massen warm und stark — , bedarf eines gewissen Brenn-
punktes, und ein solcher Brennpunkt wurde ihm in der Kolonialpolitik gegeben;
er wurde Ton der Nation, so weit ich habe benrtheilen können, dankbar au^e-
anwiiwiiii Dar Abgaordnata Bambarger nennt daa aban romantisehan Sinn
nnd spricht ihm wenig Bedeutung tu. Ich m6cbta mir aber doch einmal dia Frage
aiianben, ob ohaa dieaen romantitdien Sfam, ob ohne den Instinkt daa Qefibla im
Yolka der Deutsche Reichstag heute hier sitzen würde, wo er sitzt! Ich glaube
UOgakahrt Einem solchen nationalen Instinkt, dem Dnbewussten in der Volkseele,
erkenne ich eine gewisse Kraft zu, und ich würde mich aucb an meiner Stelle
für Terpflicbtet halten, wenn ich walu-nihme, dass eine solche Kraft da ist, ihr
nachzugeben und zta veraneban, wie sie nutzbw zu machen und in bnmebbare
Wega zu lenken ist*
Bine andere sehr bemerkenswerthe AusfUhning wandte sieh gegen
die Befürchtung des deotsch-freismnigen Bedners, wie geMrdet der
Kolonialbesitz ftr nns im Falle eines enroplisohen Krieges sein würde:
Dar Herr Abgeordnete hat auch den Krieg gestreift nnd gesagt: wenn eS ann
Kriege kommt, rind solche Kolonien eine bedenUicha Sache. leh will ihm das
ngaban, daaa ea mir zweüslhaft ist, aber vielleicht glaubt er mir als altem Soldaten ;
es ist ein militärisch anerkannter Grundsatz, dass die Entscheidung auf dem Haupt»
kriegsschauplatz immer über die Nebenkriegsschatipl&tze mit entscheidet, und wenn
es nun, was Gott verhüten wolle, zu einem Kriege in Europa käme, und wenn wir
in Europa siegen, so hat es keine Notb, selbst wenn inzwischen die eine oder die
aiid«a Kolanie in dbla Lage gerathen sein sollte. Der Friedensschluss giebt uns
daa ziabtiffa wiadar. (Sehr richtig!)
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98 Pb f Artilprttil im lilH^m
UmI mm sein, Ang« bkq «Uaa weit«» in tf« Zakmift gibm, «• balto ieh •»
doch niciit für uamöglicbf das« die Entwickelaiii;. die die Welt im Gaazen moaoit>
aucb Deutschland dazu nötbigea wird, mit transozeaoiscbea Staaten in einen engere»
Verkehr — hoffentlich immer nur friedlicben — tu treten«. aU bisher. Das Phiaken-
dMihk (ftMS MiiflAB. 0QMpUMltoft MmIm tat cte AiAty wfr vwAhi Bit IftAtitt
jMutft dM Mmim nekniB mfima» 41» iker gaa» Miim MMm aa MwMte
QtU«Nfig«Q lie wir, vad^ ««nn man öb«rii«oi»t ner zafMlk Aas Zeile» komm ea
werden, wo deutsche Macht und deutscher Geist sich stärker ausserhalb Deutschlanda
dpkumentireD mü^en, als bisher, so foigt weiter, dass wir dann sor See eine
gewisse Ikraft zu entwickeJA im Stand« sein müssen. Die Jahre* in denen ick di«»
Ekn gehakt k«ke, CM Mf AApinOttift msciB,halBirabiteflr4fe Mm
im trulghiml» W kam myuhpaH, ditMirtM ia Lag* su hätafM, 4m%,
mma. ein Ma) eiM mWm KrwiHsaeng umtt Wkkngakreliae aothwearfif ii»%
sie daw bef&higt wire. Giebt man man das alt eine Möglichkeit wenigatana aa»
giabt man zu, dass wir in Zeiten kommen können, wo eine Thätigkeit der Marina
in ausgedehntem Maasse im Frieden un i Krie^ in ausserdeutschen, ausserbeimiscbeii
Gewissem er£ordeit wird, so nubs man äich unumgänglich die Vrage vorlegen:
Wahar bako—itdaB» dia Mari— daa» «was ai»bM watahia daa ai» ■•dar Waging«.-
nMh gMiWUri« iat» dit KoUan? Warn «Ir jalak in ai—n Zäaf^amtüm te&mim
Macht verwickelt werden, so haben wk ja einige, aber schviarica Mittel^ unsere-
Schiffe im Auslande mit Kohlen zn versorgen: Wir sind im Ganzen auf das Wohl-
wollen neutraler Staaten angrewiesen, und wer einmal dazu neigt, sieb für die Marine
zu begeistern, ihr eine grosse Zukunft zuzuerkennen, der muss zugeben, dass eine
solche Rolle in ausserheimischeo Gewissem für die Marine auf die Dauer nicht
duffdnnfiliraa aain wird. Wir aiiaaan «albat fm, 4aft BaaMa wawgataM «iaitc«r
Pnnkt* galaagaa, in danaa dantaalia KoUan von daolaahan BaUrdw an danlaabe
Schiffe gegeben werden können. Das Dasdn von Kohlenstationen iafe fiSr ainaa
zukünftigen Krieg die Bedingung jeder Wirksamkeil der Marine. Also, werm wir
auch im Augenblick Ausgaben, und es sind sehr unbedeutende Ausgaben, für
unsere Kolonien machen, so möchte ich doch die Hoffnung nicht aufgeben, dass
anah diaaaa Kapital aiwaaal rantfiin und amah hier daa, waa wir jalat ansgeban» in
«rbflrtam Uaifiuigt tina wiadar snflteaaan wird.
Idi kann alao nnn noch ainnal nmammaitiaarti. Wir werden daa Baaaiben
haben, dass, wenn der Reichstag uns weiter unterstützt, wir schrittweise vorgehen,
dass wir uns auf keine gewagten rnternehmunpen einlassen, dass wir danach
trachten, die (-iesellächaften wieder dabin zu bringen, wo sie ursprünglich gestanden
haben, sie so selbstständig, als es müglich sein wird, zu machen. Ich muss hier
die Sinsebrlnknng machen, dasa eben daa Ton der Leiatnngafthigkeit der Oaaell*
•ebaften abbfingen wird und deaa «ich haut« noch nicht mit Beatimmtheit nberaeban
lässt, wie weit sie dazu geeignet sein werden. Wir haben aohon Jalal in Oatafrika
einen Zustand, in dem eine Truppe durch die lex Wissmann geschaffen worden ist,
von der eii.'«>ntlicl: Niemand recht weiss, weisen Truppe sie ist, und ich halte es
nicht für uumuglich, dass, da die Diktatur und der Kriegszustand in Osiafrika
Tonmaiiabtlidi noch Jahre lang fortdauern wird, wir in die Lage koaunatt Unaan,
aua dieaer jettt kdiglicb von Mijjor Wiaamann nadi altar Laadaknaclitattt» ge-
worbenen Trappe eine Reicbstruppa m anehan, am mit garingan KrÜten wirksam
mehr leisten in können, als jetzt geschieht, wo die Sacka eben auf kontraktliche
W erbangen baairt ist. Wir werden das Beetreben baban, fremd« Bneht« äbarali
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Di» KoUmfelpolltik in Rdcbitag«^
97
lu respektiren, wie es der Herr StaatssekretSr ausgeführt hat, nnd das Deutsche
Reich zu scbütTPii; ich plaube, die verbündeten Regierungen werden im Staiaie
5ein, die Kolouiaipulitik so zu führen, da&s die allgemeine Politik Pcutschland.s
darunter keinen Schaden leidet, und das« dtr berechtigte Aufschwung deutseben
KatiODBlgefahli nicht Terletst werden wird. (Lebhafte« Bra^o! rechte and im
C«ntnim.)
Die Allem Anschein nach rücksichtslose Offenheit, mit der General
von CapriTi gesprochen nnd anch seine eigenen, frfiheren kolonialpoli-
tischen Ansicbten preisgegeben hatte, verdeckte absichtlich die Fein-*
heit nnd Mischnng seiner Argnmeote, deren eine Uftlfte die Gegner
besänftigen mnsste, wfthrend die andere die Freunde befriedigte.
Zn Gunsten der Vorlage sprachen noch die Abgeordneten Graf Udo
StolberfT nnd von Eardorff, während von Yollmar den Einspruch
der Sozialdemokratie gegen eine Politik erhob, die in Afrika Sklaven
befreien wollte, an denen es in nächster Nfthe nicht fehle, wie anch
nicht an Ansbentem, die i^ilich nicht, wie dort, gehängt wfirden. Ab-
geordneter Windhorst nahm znr Vorlage eine vorsichtige, aber nicht
abgeneigte Stellung ein nnd hielt mit seinem Votnm znrfick, bis eine
grfindliohe Präfnng der Vorlage nnd des Status der Deutsch-Ostafri-
kanischen Gesellschaft, welche gewisse Auslagen des Beiches wieder
zu erstatten veipffichtet sei, ihm die Möglichkeit gewähre, es wohl-
erwogen abzugeben.
Die £olonialdebatte am 13. Mai stand insofern unter einem
sehr günstigen Stern, als mitgetheilt werden konnte, dass am
10. Mai, nach wirksamer Bescbiessung durch «Carola' und „Schwalbe*,
Lindl, der bedeutendste Sklavenhändlerplatz nach Eilwa, von der
deutschen Schutztmppe eingenommen und besetzt war. Der Kom-
missar des Bundesraths, Herr Migor Lieb er t, der Berliner Vertreter
des Beiehskommissars, welcher Ostafrika besucht hatte und soeben
zurfickgekehrt war, polemiairte zuerst gegen das Wort des ver-
storbenen Dr. Fischer, das so oft gegen die Eolomalpolitik in
Afrika angewendet ist: »Wo in Afrika Wasser ist, ist das Land
ungesund, und wo kern Wasser ist, ist es unfruchtbar*^, und wies
nach, dass es zur Beurtheilung der Verhältnisse nothwendig sei, zu
individnalisiren. Die nördliche Provinz Usambara vom Umba bis
zum Panganifluss bezeichnete er vielfach [als ein Paradies, Useguha
mache einen weniger gfinstigen Eindruck, die Kulturarbeit werde hier
erst einzusetzen haben, wenn die andern Gebiete besiedelt sind nnd
wenn ee lohnt, kfinstliche Brunnen anzulegen. In der Landschaft
Usaiamo mit den Haaptorten Bagamojo und Dar-es-Salaam sei der
Boden verschiedenartig. Bei Bagamoyo werde man Baumwollenkultur
Kolmlat« Jthrbotih tBMi 7
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98
Die KolooMlpoUtik im Boifhrtagt.
betreiben küiiuen, bei Dar-es-Salaiiiii reiche der herrlichste Boden lüs
an die Küste heran. Die Thaten des Major Wissniann spezilizirte er
Dach drei Richtungen hin. Er habe sich grosse Verdienste erworben
dadurch, dass er erstens eine Mustertruppe draus.sen geschaffen, zwei-
tens, dass er durch die Anlage fester iStationen die Küste unbedingt
gesichert, und drittens, dass er durch richtige Anordnungen den
Gesundheitsstaud unserer Truppen ausserordentlich günstig gestellt
habe. Er lobte die Sudanesen, welche dem deutschen Kommando
gehorchen, dem deutschen Ret^lernent folgen und die Gefechte, soweit
das unter den dortigen Verhältnissen möglich ist, nach unseren
Kriegserfahrungen führen. Was ihre Tapferkeit anbetrifft, so führte
er au, was gegangene Araber von den deutschen Soldaten sagten:
„Ple deutschen Soldaten macheu erst ein furchtbares Feuer, dann
setzen sie sich Uömer auf — sie meinen damit das Aufpflanzen des
Seitengewehrs — nehmen den Kopf zwischen die Beine wie die
Büfi'el, brüllen wie die Büfl'ei und stürzen dann auf uns los, und
diesem Ansturm kann Niemand widerstehen.*' Was die Disziplin
dieser Soldaten anbetrifft, so sei dieselbe musterhaft und habe sich
auch auf das Erfreulichste auf die Bevölkerung der Efistenplätze
fibertragen. Man fände, im Gegensatz zu den unglaublichen Verhält-
nissen in der Araberstadt Sansibar, dem Schmutz und der Unordnung
nach allen Richtungen, an der Küste die ausgezeichnetste Ordnung.
Die neu aufgebauten Orte, besonders Bagamoyo, wflrden in schnur-
geraden Strassen, nach vorgeschriebener Bauordnung angelegt, im
Norden smea bereits sechs befestigte Stationen fertig gestellt, Tanga,
Pangani, Ukwa^ja, Saadani, Bagamoyo und Dar-es-Salaam, deren
Mauern eine absolute Sturmfreiheit und Sicherheit darböten, so dass
sie für afrikanische Verhältnisse uneinnehmbar seien. Der ausge-
zeichnete Gesundheitszustand der Truppe sei auf die Verordnung des
Majors Wissmann zurückzufahren, welcher vom ersten Augenblick an,
als er das Land betrat, die Anordnung getroffen habe, dass die
Europäer nur in steinernen Häusern zu wohnen hätten. Von
248 Europäern, welche seit Beginn der Expedition nach Ostafrika
hinansgesandt seien, seien drei am Fieber gestorben, was ein sehr
gflnstiges Verhältniss sei. Auf die Expedition Emin Paschas fiber-
gehend, betonte er, dass derselbe ein vortrelFlicher Charakter, ein
durch und durch nationalgesinnter Deutscher, aber kein militärischer
Kann, sondern ein stiller Gelehrter sei, dem seine naturwissenschaft-
lichen und geographischen Forschungen fiber Alles gingen. Unter
dem Namen und mit dem Geschick Emin's, der durch seine lang-
Die Koloni&lpolitik im ReictiüUg««
99
jfthrige Thfttigkeit im Innem eine im Verkehr mit deo Negern notlH
wendige fi&beliiafte Geduld gewonoen habe, wollen wir friedliche Poli-
tik im Innern treiben. Naeh einem TTeberblick Iber die gesteigerte
Haadelebewegang und lebhafter Anerkennung der MisBionethttigkeit,
besonders der fnmzOsischen, sdiloss er seine Sede mit den Worten,
dass erstens die militärische Herrschaft an der Eflste von Ostafrika
absolut sicher and anf die Daner begründet sei nnd zweitens, dass
man jetzt schon die sichere Hofihong ansspreeheo könne, das
jedes dort angelegte dentsche Kapital ungestört arbeiten nnd reich-
liche Zinsen bringen werde.
Abgeordneter von Bennigsen knflpfte an diese Mittheilnngen
an nnd hob daraus den Punkt hervor, daee der Besitz der Kdste uns
dauernd gesidiert und eine gute Grnndhige für deutsche ünter-
nehmuDgen geschaffen sei. Was die gestrigeu von den Gegnern der
Eolonialpolitik gegen diese erhobenen Angriffe betreffs, so bekämpfte
Redner vor Allem die von Herrn von Yollmar ansgedrfickte An-
8(*haniuig, man möge die Kolonien anfgeben, weil diese event ans-
wärtise Verwicklungen hervorrnfen könnteo. Eine so schwächliche
Politik werde niemals Boden im deutschen Volke finden. In den
Darlegungen des Abgeordneten Bamberger vermisse man jedes an-
erkennende, warme Wort für die grossen Verdienste des Majors
Wissniiinn. während sogar Ahgeordneter von Vellmar seine Aner-
kennung für die Enersnc des Reichskomrai.ssars nicht unterdrückt
habe. Als Herr Abgeordneter Dr. Windthorst des Majors Wissmauu
ehrend gedaciite, musste man wünschen, dass dies die Ansicht des
guiiztMi }Iauses sein uiul auch Herr Dr. Bamberger sich dem aii-
schliessen mfige. Der letzte Theil der Ausführungen des Herrn Ab-
geordneten ßamberger liesse jede Konsequenz vermissen. Hr behaup-
tete, der r^eichskanzler konnte gar nicht anders handeln, als er es
gethan; wie könne man denn aber Reichsn-gierunu und Kcichsver-
tretung so auseinanderreissen Das sei vicUeiciit für Fragen der
inneren Politik in<)i;li( li. nicht aber für die des Aeusseren. Wenn
also anerkannt wr)rdeii, dass die Regierung zur Zeit iiii ht anders
handeln könnte als diese V'orlage machen, dann müssten auch die
Gegner der Kol(>nial|Militik die Konsequenz zielien. alles was zur Er-
haltung des Besitzes in Afrika erforderlich sei. zu bewilligen. An
die Verdienste erinnernd, welche deutsche Forscher sieh um die F.r-
schliessuug des grossen afrikaiiiselien Kdiiliiients erworben, fühlte
Redner aus, dass die Meinuim imnier n 'ch au riiilaii^ gewonin-n
habe, dass hier eine grosse Aulgabe Europa gestellt werde, in ha-
7*
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100
Die Koloidalpolitik im Rrtehataffe.
manitärem und wirthsohaftlichem Sinne zu wirken. £s wftre ftr
das wiederefstaDdeue Deutschland wahrlich ein äbles Zeichen ge*
wesen, wenn es sich an dieser Aufgabe nicht betheiligt hätte. Wenn
nach den kriegerisoben Erfolgen von 1870, nach den erfolgreichen
Arbeiten im Innern ein gewisser StiUstand eintrat, so sei es doch
sehr leicht möglich gewesen, dass die Sntwicklnng einen sehr viel
gefthrlicheren Weg eingeschlagen h&tte, als den yerhftltnissmftssig harm-
losen der Kolonisation in Afrika. Dem Mangel jedes GhanTinismos
bei Kaisar Wilhelm und dem Mheren Reichskanzler Ffirsten Bis-
marck sei es zuzuschreiben, dass jeder Versnchnng, etwa Ober Bel-
gien hinweg, Vertrftge mit Frankreich zu schliessen, welche Belgien
betrafen, ausgewichen wurde. Gegen derartige Abenteuer war die
Kolonialpolitik doch gewiss eine minder gei&hrliche Art, sich zu be-
thitigen. Dass man sich bei diesen in weitansschauende, nicht zu
flbersehende Untemehmnngen eingelassen habe, treffe nicht zu, so
wenig auf den 2ug Emin's, der nur der Handelspolitik dienen sollte,
noch auf die Bestrebungen, den Sklavenhandel zu unterdrücken; denn
nur um diese handle es sich, nicht um die Unterdrückung der Skia*
verei, wie gestern Herr Dr. Windtborst meinte. Diese Aufgabe &Ue
nicht uns allein zu, sondern sie werde von anderen Milchten im
Osten und Westen, im Norden und Süden gleiehmSssig verfolgt,
Hier liege ein internationales Engagement fttr Deutsdiland vor. Dem-
selben Zwecke diene das Vorschieben von Stationen nach dem Innern.
Was Emin Pascha betreffe, so gebe doch aus Stanley*s Berichten
hervor, dass von einem wagehalsigen Militär wenig in ihm stecke,
dass er vielmehr ein stiller, friedliebender, gelassener, vorsichtiger,
mit f^rossem Organisations-Talent ausgestatteter Gelehrter sei, der
für die ihm zufallende Aufgabe gerade durch dicj^e Eigenschaft ou
(jualiti/irt werde. Die AiiH:ritVe gegen die ostultikunisclie Gesell-
schatt seien jet/t iiacli und nach verstninnil, narlidein man die He-
deutung und den Fanatismus der Araber mehr zu würdiL;<>n in der Lai:»'
uewesen wäre und erkannt hätte, dass diese den Aufruhr hcrvorijerulen
hätten. Der Vertrag, den die Oesellsehalt mit dem Suitau abge-
schlossen liabe, werde in Zukunft seiue vortheilhaften Folgen zeiti-
gen. Der Keicliskanzler liahe gestern davon ijesproeiien, dass eine
Truppe, wie sie jetzt Wissniaim privatim angeworben, auf die Dauer
sich wohl nicht werde halten lassen, sondern da<s an ihre Stelle eine
Art Kt'irhst nippe werde treteji müssen. Das aber müsse er hier
aussprechen, dass jederifalls niemals ein Tiieil unseres deutschen
Reichsheeres zum Uieuät in Afrika werde verwendet werden dürfen.
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Di« KoloBialpolitik im Itoiehit^«.
101
sondern dtt» jene IWppe sieh immer werde dmcli Weibongen er-
gänzen mtlssen. Se wÖrde ihn sehr bemhigen, wenn von Seiten der
Begiemng, eo eelbetveratindlich das sei, eine Beetäftignng dieser An«
nalime erfolgte. Redner luate die dentechen Angaben in Aliika
nochmale dahin znaammen, daas es sich nnr dämm handeln kOnne,
das Erworbene zu schfitzen nnd zn erhalten. Dass der gegenwärtige
fieichskanzler etwa in Versnchnng gerathen ktante, das Reich in
eine Abentenerpolitik zn stOrzen, diese Gefahr liege doch Yollkommen
fem. Vielmehr kOnne man in dem Vertranen, dass die Regierang
das grosse wichtige hnmanitäre nnd wirthschaftliche Unternehmen
frei von jeder Abentenerlichkeit ftrdem werde, die Vorlage be-
wiHigen.
Herr Dr. Barth, welcher auf die Bennigsen'sche Rede erwiderte,
machte die ftnsserst onglfleldiche Bemerkung, diese Rede habe ihn
an Jnles Feny's Tongking-Politik erinnert. (Der Vergleidi mit Feny
sollte ein «iStlch*^ sein. Wer sich nicht blos ganz oberflftchlich mit
den Tagesereignissen beschäftigt, weiss, dass der — nnter dem Vor-
wande der Tongking-Angelegenheit, aber ans ganz anderen Grfinden
erfolgte — Sturz Jules Ferry's längst bei vielen ernsthaft urtheilen-
den Franzosen, als ein schwerer Fehlschlag, und dieser Staatsmann
trotz Tongkinj? als derjenige gilt, welchen man im Augenblick einer
ernsten Krisis jinniten wird. Aber vor Allem: Tongking hat den
Franzosen, wie Ftrry selbst dieser Tage festgestellt hatte, 334 Mill.
Frcs. und 36 000 Mann gekostet, Ostafrika aber Deuschland 9 Mill.
Mark und einige wenige EuruiKior und Schwarze. Diese beiden
Rechnungen stellte Herr Barth — allerdings wohlweislich ohne Zah-
len zu nennen — neben einander.) Er verlange ja nicht, dass mau
die Unternehmung brüsk abbreche und aus Afrika herausgehe, da
dies unmöglich sei, aber man solle langsam auf den Anfangspunkt
zurückgehen und die ganze Koloniaiarheit auf die Schulteni der
f)rivaten Bet heiligten zurücklegen. l)er Reichskanzler wolle aber auf
der einmal betretenen Bahn vorgehen. Er betonte auch, dass das
deutsche Keich verpflichtet sei, an der Beseitigung des Sklavenhandels
und der Ausbreitung des Christenthums mitzuwirken, war aber
skeptisch darüber, ob die aufgewendeten Mittel im Verhältniss zu
den zu erreichenden Zwecken ständen. Die Bibel könne in Afrika
die Konkurrenz mit dem Koran nicht aushalten, die mit der ganzen
Kultur verwachsene Sklaverei werde nicht aufhören, ehe nicht die
Verkehrsvcrliiiltnisse in Afrika andere geworden seien. Fürst Radzi-
wili sprach für die Vorlage und bemerkte, dass die hier geforderten
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102
Bit KoloBJalpoUtik im Eeiebrtag«.
Gelder alö eiue GraiidschuM dfr DtHitHch-OHtafrikaniHchen Gesellschaft
zu betrachten seieo. Dr. Wind Ihorst vertheidigte die segensreichö
Thfitigkeit der Missionare, während v. VoUmar die Nothwendigkeit
noch einmal betonte, die Thätigkeit in den Kolonien privaten Gesell-
schaften za überlassen, and die Rede des Herrn v. Bennigsen mit einer
der von Jules Ferry gehaltenen verglich. Der Nachtragsetat wnrde
dann der findgetkommission zur Yorberathung überwiesen. In 8nnima
konnte man sagen, dass die zweita^iii^e Debatte die Uebereinstimmong
der grossen Mehrheit der Volksvertretung mit der kolonialpolitischen
Auffassung der Heichsregierung konstatirt hatte. Wie In letzterer
Hinsicht der Wechsel in der Person des Kanzlers eine Acnderung
des Kurses der Kolonialpolitik nicht bedeutet, so hat auch der Aus-
fall der Wahlen vom 20. Febmar eine Aenderung in der Gesammt-
Anfiassnng des Reichstages über die Kolonialpolitik nicht herbeige-
führt. Diese Thatsaehe bewies mit anwiderleglichcr Klarheit, dass die
Kolonialpolitik anf festem populärem Grande berohte. Mit der Bestäti-
gung der bisherigen kolonialpolitisohen Richtung durch alle Faktoren
des Beiches war in den kolonialen fiesitz Deutseblands ein Element der
Daner und der ^berheit gekommen, welches ihn zur Unterlage von
kapitalistischen Unternehmungen ungleich geeigneter machte» als
bisher. Man' wusste jetzt, dass es sich nicht um die Liquidation
des ostairikanischen Besitzes, sondern um die voUe Erhaltung und
Ausbildung dieser Unterlage der deutschen Weltmachtsstellung am
indischen Ozean handelt und dass in dieser Hinsicht der Wech-
sel der innerpolitiscfaen Erscheinungen keine Aenderong hervorge-
rufen hatte. Dies war das wichtige flauptergebniss der zweitägigen
Debatte.
Die zwmte Lesung des Nachtragsetats fond am 9. Juni statt
und gestaltete sich wieder zu einer allgemeinen Eolonialdebatte in
der flblichen Weise. Nach dem Bericht des Vorsitzenden der Kom-
mission, Graf Bohr, ergriff der freisinnige Abgeordnete Dr. Gold-
schmidt das Wort» welcher bisher tBat die kolonialpolitischen
Forderungen gestimmt hatte, zu der Erklärung, nunmehr nicht
weiter mitgehen zu können. Die Ausführungen des Herrn Reichs-
kanzler hätten ihn ftberzeugt, dass wir weit Aber den Mher gezoge-
nen Rahmen hinaus gelangt seien und dass der Ehre Deutsdüand's
genug gesdiehen wäre, wenn die Begierong sich allmählich zurfick-
ziehe. Der Abgeordnete Dr. Dohren glaubte aus seiner eigenen
Tropenerfahrang ein abmahnendes Urtheil über die Verderblichkeit
des Klimas in Ostafrika abgeben za können. Die Aufwendung,
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Die Eolonialpolitik im Reichstage.
103
wekhe vom Beiobe llr die Oatafrikaiiigehe OesellBchaft gefordert
werde, sei enorm mid dnrehans nngereditfertigt Der Abgeord-
Bete Graf Mirbach trat fttr die Fortfllbniiig des KolonisetioDs-
Werkes ein und tadelte die Diakreditinmg, weldie demselben dnrch
das YerhalteD der Opposition zugefügt werde. Der Abgeordnete Haus-
mann von der Volkspartei bekimpfte die devtsohe Eolonialpolitik
in Ostalrika als nebelhaft nnd versehwommen. Im deutschen 'Volke
sei Sympathie für dieselbe nicht vorhanden; solange wir jfihrlioh
Hunderte von Millionen aufwenden müssen, um uns gegen unsere
nächsten Nachbaren zu vertheidigen, kOnnen wir keine gemeinsame
europäische Aktion mit Erfolg nnd Nachdruck in Afrika führen.
Nachdem die Mission Wissmann's, die FaziHzimnff der Efiste erreicht
seif müsse sieb das Reich zurückziehen. Die Unabsehbarkeit der
neuen ünternehmuDgcn mache die Ablehnung; der Vorlage zur Pflieht.
Der Staatssekretär von ^larschall wies auf den seltsamen Gegensatz
bin, dass dieselbe deutsche Koloiiialpolitik, die iiier als nebelhaft
und verschwommen bezeichnet werde, von einer im Auslände sehr
thätigen Agitation als eine zielbewasste, energische und klarte hin-
gestellt sei. Für nächsten Winter stellte er dem Heichstage ein
Programm in Aussicht; im Augenblick habe die Regiernng das
Bedürtniss, die gewonnenen Erfolge erst zu übersehen und auf
Gniud weiterer Aufklärung über die fernere Aufgabe sich schlüssig
zu machen. In das Programm der Opposition, eine Liquidation in
Ostafrika in der Weise anzubahnen, dass man an einem Tage AU^s
der Deutsch -Ostatrikauischen Gesellschaft überweist, könnten die
verbündtt>'n Regierungen nicht eintreten. Herrn Dr. Bamberger's
Rede unterschied sich weniu: von seiner früheren; nur schien er noch
darauf besonderen Wertli zu legen, dass seine Worte, für Deutsch-
lands Ehre sei jetzt hinreiehend gesiMigt und gebrannt worden, in
weitesten Kreisen niciit in Vergessenheit gerathe. Er versuchte
auf's Neue die wirthsehattliehe Aussichtslosigkeit der oslafrikanischen
Kolonie und die Nothwendigkeit der Zurückziehung des Reiches ans
diesem Unternehmen darzuthun. Der Abgeordnete Scipio trat sehr
entschieden der auf ganz unrichtigen Voraussetzungen beruhenden
Beurtheilung der ostafrikanischen Verhältnisse entgegen, schilderte
die Thätigkeit der Ostafrikanischen Gesellschaft und zeigte die Un-
möglichkeit, oach der ganzen liistorischen Entwickelung der Dinge
diese Kolonie wieder aufzugeben. Die Berathung des Nachtrags-
ettts wurde dann bis auf den 12. Juni vertagt, an welchem Tage
der Ahgecffdaete Dr. Wiadthorst die Debatten einleitete mit der
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104
Dte Kolooialpolttik im BiichtlHE».
Erkttrong, man mfisse vor Alkm Elariieit darftber haben, was nach
dieses Fordeningen noch weiter zn erwarten sei. Die gegenwftctigen
Fordemogen kOnne auch er nicht snrilckweiaen, da es sich nicht nm
eine nene Bewüligong handle, sondern vielmehr um die Bezahlmig
von Schulden, die er und die Mehiheit des Beicbstages darch ihre
früheren Beschlfissen Icontrahirt hätten. Br würde sich ancfa zm
einem gfinzlichen An^seben nnserer afrikanischen Besitsongen nur
entscbUessen, wenn (Üe tnsserste Noth daza zwinge, denn das
IVestige des dentschen Namens ond der Kredit DentschUuid's wfiiden
daronter in der ganzen Welt leiden. Vor Allem aber idme für ihn
in Betracht, dass die deotsche Nation sich der Angabe nicht ent-
ziehen kOnne, an der Aafhebnng der Sklaverei mitzuwirken. Dazu
sei allerdmgs vor Allem die Forderung der Hissionen n6thig,
wfthrend leider den katholischen liissionaren gegenüber in Dentscli-
land noch immer eine aosserordentliche Engherzigkeit herrsche.
Redner wies dann auf den engen Zusammenhang der Eolonialpolitik
mit den Übergrossen Bewilligungen für die Marine hin. Die nenen
grossen Forderongen für die Landarmee legten die Verpflichtang
anf, sich dessen dngedenk zn werden, dass unsere £raft in der
Landarmee wurzele, nnd dementsprechend die in Anssicht genommene
YergrOssernng der Flotte so viel wie möglich zn beechrünken.
Redner schloss dann mit der Erklüroiig, dass er die Forderangen
bewilligen müsse, weil er sie als eine alte Schnld betrachte nnd
wegeD der Begeistorang seiner Freunde hier und ausserhalb für die
Sache trotz seiner eigenen nfichteraen Auffassung. Der konser-
vative Abgeordnete Dr. von Frege widerlegte die in der vorigen
Sitzung von den freisinnigen und volksparteilichen Rednern er-
hobeneu Kiu\veiiduLii:en, bezeichnete Ostafrika als klimatisch nicht
uiigüDstiger uls andere Tro|>f*nländer. Man könne nicht leugnen,
dass aus diesem osiatrikai]isi hen Gebiete später Absatzgebiete für
die deutsche Industrie würden uud dort Produkte gebaut werden
könnten, welche wir jetzt aus anderen Tropenlüiidern beziehen
müssen. Der Abgeordnete Dr. Hamm acher hielt dann eiue be-
deutende und an Schlaglichtern reiche Rede. Wie er den Ab-
geordneten B:iniln r^cr, welcher die ^koloniale B(;geisterung'* bespöttelt
hatte, ad ah^urdurn führte und dessen Behauptung, nicht einmal in
den deutscheu Seestiidteu sei ein re^ies Interesse and Vertrauen zu
der Kolouialpolitik vorhanden, in das rechte Licht rückte, so kenn-
zeichnete er die staatsrechtlichen iSfhwierigkeiteu einer Umwandlung
des Schutzgebietes in eiue Kroukoiouie, so lauge der Eüstenstreifen
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Die Koloaialpolitik im KeicbsUge.
105
der Souyerftoittt des Sultans ▼on Sansiber unterstellt sei. Zniu
Sehhiss betonte er auch, dass nach Herstdlnng der Ordnung die
Ostalrikanische GeseUscbaft in der üebernahme der auf sie fidienden
Leistungen Pflichten zu erflUlen habe. Im Allgemeinen hat der
Vertanf der Debatten, welcbe mit wenig Ansnahmen, wenn man ein
geographisches Bild auf sie anwenden darf, im VetfaSltaiss zn ihrem
Fischeninhalt eine flbergrosse Efistenentwickelnng hatten, gezeigt,
dass an ZnsamDenfinden der Parteien auf kolonialem Gebiete
nnmOglidi ist Die Klage, dass es nicht gelungen sei, die EoloDial-
politik liber das Getriebe der Parteien emporzuheben, kehrte mehr-
mals in den Reden wieder; wenn der Gedanke einer Versöhuuns
nach dem Rücktritt des Fürsten Bismarck lebhaft vertreten war so-
wohl in Zeitungsartikeln als iu einer besonderen Broschüre^), so
zeigte doch der Verlauf der Debatte, dass der Zeitpunkt für eine
objektive Behandlung kolonialer Fragen in Folge der durch den
Nachtragsetat und durch den Zni; Emin s entstandenen Erregun?^
nicht günstig war. Die Abstininiuug ergab eine Majorität für den
Antrag, welche sich aus den Konservativen, den Mittel parteien und
der überwiegenden Mehrheit des Centrums zusammensetzte.
In der Sitzung des Reichstags vom -24. Juni wurde der kolo-
niale Nachtragsetat in der dritten Lesung ohne eine weitere Dis-
kussion angenommen, nachdem Herr von Marschall den Wunsch
ausgesprochen hatte, dass der Reichstag eine Verhandiunf^ über das
deutsch-englische Abkommen, welches mittlerweile in den Umrissen
ver')ffentli<-ht worden war, nicht herbeiführen m()c:e. Alle Parteien
berührte sympathisch der nochmalige lliiiweis darauf, dass auf der
Basis der neuen Abgrenzungeu und der dadurch ixeschalVeoen Grund-
lagen die verbündeten Regierungeu beabsichtigten, für die nächste
Session ein Programm für die weitere Behandlimg der kolonialen
Dinge vorzaiegen.
S«eha Jahre deutscher KolonialpoHtik. Eine Ergiozimg zu Dr. F*-
inft Buch: «FSnf Jahre deutachef KolonialpoHtik* von Dr. W. Weiaseabom. Ber-
fin 1890. Verlag von 0. Denbner.
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Kolonialabtheiluug und KolonialraÜu
Als der Beichskanzl^ Fftnt Bismurek im M&n von dem Schau-
plätze seiner mhmToUai Thätigkeit schied, befiyid sich die Eolonial-
politik in einer Verwlrmng nnd einer Art Manwmns, welche trotz
der Siege des Belehskommissars Wissmaan das Sehümmste befdrch-
ten Uessen. Jeder Kokmialfrsnnd wird es stets dankbar anerkennen,
dass Ffirst Bismarck Deutschland anf die Bühne der Kolonialpolitik
gelftbrt und das überseeische, nach Entfaltung ringende wirthschafb-
liehe Leben des Landes auch in dieser Hinsicht gefördert und unter-
stützt hat. Aber in den koloniaifreundlichen Kreisen herrschte doch
vielfiich Verstimmung gegen ihn. besonders wegen seiner Hinneigung
zu Kiiiiland, und wegen der Langsamkeit, mit der er neue Kinrich-
tnngen, die naeli dem Urtheil der Kolouiulfreunde für durchaus noth-
wendii; erachtet wurden, einzuführen gedachte. Es war offenbar, dass
das Auswärtige Amt nicht genügende in Kolonialangelegenheiten q^e-
sehulte Kräfte besass, und in Folge dessen bei der Behandlung
wichtiger Fragen oft eine Unsicherheit zu Tatje trat, welche lähmend
nicht nur auf die thätiiieu Gesellschaften, sondern auch zu Zeiten auf
die ganze Bewegung wirkte. Fürst Bismarck hatte auch wohl ein-
gesehen, dass hier eine Aenderuug des ^Systems erwünscht sei, aher
er scheute in Erinnerung an den Volkswirlhschaftsrath lauge davor
zurück, dem Laienelement, wenn es auch koluiiiah'dahren war, eiue
angemessene Vertretung seiner Interessen zu bewilligen, bis das An-
wachsen der kolonialen Aiiij* lo-rcnhtMtt'ii ihn von der Xothwendigkeit
der Bildung einer besonderen kolonialen Abtheilung überzeugte.
Jüemgemiiss wurde bekanntlich im Etat für ls90 bereits eine Summe
für diese AbtheihniLC ansueworfen, welche am 1. April als die vierte
in s Leben trat und nach einer Verfüt^ung des Keichskanzlers vom
29. Juni fortan den .Namen »Koiünial-Abtheiiang" führte. Der Di-
Digiti/Oü by Cjt.)0^lc
KolonialabtbeiiiuBg und Koloniainth. 107
*
rigent derselben wir anftwgiirfi der Geh. LegationsraiUi Dr. Kranel,
vortragender Bath der WirkUehe Legationerath Dr. Rettifii. Der
Käme des Herrn Dr. Kranel, eines geborenen Hanseaten, hängt atif*B
Innigste mit der Entwicklung der bisherigen dentsehen Kolonialpolitik
zneammen. Als die Verwicklungen wegen der Fidschi-Inseln, 8a-
moas tind Neogttineas mit England entstanden, wurde er, der damals
deutscher Generalkonsul in Sydney war, vom Fürsten Bismarck nach
Lüiidon gesandt, ura dort, im Frühjahr 1885, die Ausgleichsverhund- ■
luijgeü unter Zuziehung des deutschen^,, Generalkonsuls Sahl mit dem
englischen Kronjmisteii White wegen der Landentschädigungen auf
Fidschi und mit dem Uuterstaatssekretür iSir Julian Pauncefote und
Herrn Thurnston die Neuguineafrage und die gegenseitige Abgrenzung
der Interessen in der Südsee zu regeln. Dass die Verhandlungen zu
einem allseitig befriedigenden Ergebniss führten, ist noch in frischer
Erinnerung. Bald darauf wurde er als Nachfolger des zum preussi-
schen Gesandten in Hamburg ernannten Herrn v. Kusserow vor-
tragender Rath im Auswärtigen Amt, wo er sofort das Kolonial-
deceruat übLinahm, das er seitdem ununterbrochen ausgeübt hatte.
Er war bei der Abgrenzung der Interessensphären in Ostafrika 1886
nicht unwesentlich betheiligt, er war im Jahre 1889 der dritte
deutsche Bevollmächtigte bei der Sanioa-Konferenz und erledigte eine
Anzahl Einzelfiagen in Bezug auf das englisch-deutsche Abkommen
mit Sir Percy Anderson, dabei, wie es heisst. den zu weitgehenden
Ansprüchen der Engländer entgegentretend. In den Kreisen der
Kolonialfrounde war er sonst wenig beliebt. Nach Abschluss des
deutsch-englischen Abkommens trat in der Leitung und Organisation
der Kolonial-Abtheilung eine Aenderung ein, Dr. Krauel wurde für
den Posten eines Ministerresidenten in Buenos Aires ausersehen, und
an seiner Stelle trat Dr. Kayser, der nicht minder in .kolonialpolitischen
Dingen bewandert ist als sein Vorgänger. Nachdem Dr. Kayser
Iftogere Zeit als Richter beim Stadtgericht zu Berlin nnd beim Land,
gericht zu Strassburg im Elsass gewirkt, wurde er zuerst im Reichs-
jnatizamt, dann im Reicbsversicherungsamt verwendet nnd 1885 als
vortragender Rath in's Auswärtige Amt berufen, wo er zuerst in der
Bechtsabtheiloog, dann anch in der politischen Abtheilung hervor-
ragend Bich auszuzeichnen reiche Gelegenheit liatte. Namentlich den
Rechtsverhältnissen unserer Schutzgebiete hatte er seine Dienste zu
widmen; die Mehrzahl, wenn nicht alle neueren kolonialen Reiche-
geeetze, für die im Grande alle Vorarbeiten fehlten, stammen aus
seiner Feder nnd er bat sie durchweg auch im Reichstage mit
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108
Koloakhblliiifami^ nmd Koloniftlrath.
grossem Glück vertreten. Mau kann ilin in der That mit vollem
Recht den geistigen Vater unserer Kolonialgesetzgebung neuneu. Da-
neben hatte er auch iür die praktischen Bedürfnisse unserer Kolonial-
politik vielfach einzutreten: er hat an der Reorganisation der Deutsch-
Ostafrikanischen Gesellschaft einen wesentlichen AutheiK da er der
Delegirte des Reichskanzlers im Auf sieb tsrath dieser Gesellschaft war.
In allen Kolonialkreisen arfreut er sich besonderen VertrauenB und
grosser Beliebtheit und an seine Emennang knüpfen sich manche
frohe Hoffnungen, zumal mit seinem Eintritt erst die OiganisatioB
der Kolooial-Abtheilang eine feste wurde. Soweit es sich um die
Beziehungen zu auswärtigen Staaten und um die allgemeine Politik
handelt, bleibt die Kolonialabtheilung dem Staatssekretär des Aus-
wärtigen Amts unterstellt, in allen eigentlichen Kolonialangelegen-
heiten dagegen, insbesondere auch in allen organisatorischen Fragen
fongirt die Kolonial-Abtheilung derartig selbstständig unter der Ver-
antwortong des Reichskanzlers, dass der Abtheilnngsdirigent dem
obersten Chef der ReichsTorwaltong unmittelbar die erforderlichen
VortrSge erstattet und unter Bezeichnung „Answärtiges Amt» Kola-
nial-AbtheUnng** die von der letzteren ansgehenden Sehriftstllcke selbst
zeichnet
Dr. Eayser &nd ein reiches Th&tigkeitsfeld vor, die Verhftlt-
nisse in Ostafrika drftngten nach einer Eonsolidirong, die Verband-
Inngen mit dem Snltan von Sansibar fiber Abtretong der Schntz-
tnippe mnssten eingeleitet werden, die Umwandlung der Dentsch-
Ostafrikanischen Gesellschaft stand bevor, der Etat harrte der Yor-
berathang, die Grenzfragen in Eamernn nnd Togo mnssten ge-
regelt werden, daneben verlangte der Reichstag noch nach dem festen
' Programm für die Herbstsession, nm davon grössere Bewilligungen
abhAngig zu machen. Unter den besonders dringlichen Angaben
befand sich auch die Bildung eines Eolonialratbes, da in dieser Ein-
richtung ein gewisses Gegengewicht gegen eine rein bflreaukratische
Behandlung der Eolonialfragen geschaffen werden konnte. In Frankreich
bestdit ein Gonseil supdrieur des eolonies, dessen Zusammensetzung der
deutschen zum Muster diente. Nachdem ein AUeriLOchsier Erlass
vom 10. Oktober 1890 die Einrichtung eines Kolonialrathes ange-
ordnet hatte, brachte der Bdchsanzeiger am 17. Oktober fölgende
Verfügung des Reiehskanzlers vom 10. Oktober:
§ 1-
Die Mitgli» iloi des Kolouialrallia wcrtleu vom Heicliskaiizler ernannt.
Die itiit kaiserlichem Scbutzbrief ausgeätatteten oder in den Schutzgebieten
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KoUrniatobthcUoBg und Kolonuüntb.
109
durch die Anlage wirthidwflUdier UatenehrnnDgen von bedratendem DmCuig in
Thitt^kdl bellndliehen KolonttlgeeeUseteftai werden ealiifeferdeit «erden, ans ihrer
Mitte UitgHeder zum Kolonialnth in Vorschlag zu briagen. Im Uebri^en erfolgt
die Berafiing aus den Krdeen der Sacbverstlndigen nach dem Enneeeea des Reichs-
kanzlers.
§ 2.
Die Mitglieder des Kolonialraths verseben ihr Amt als Ehrenamt.
Die anavirtigen erhalten fb die Theilnalune an den Sllinngen eine ihren
bnaren Andafen «ntsprechende Ebtaehldignnf nach Ilaaasgabe einer besonderen
Verfügung.
§ 3.
Die Ertieunimg der Mitglieder erfolgt für je 1 Sitzungsperiode des Kolonial-
raths. Die Zeitdauer dieser Perioden beträgt I Jahr.
§ 4.
Der Kolunialratb tritt auf Berufung des Reichskanzlers unter dem Vorsitz des
Leiters der Kolonialabtheilung des Auswättigeu Amts oder des mit seiner Stell-
▼ertretnag beanftngten Beamten der Kokmialabtbeilnng msammen.
Br hat sein Oatachten über alle Angelefenbeitm «bfngeben, «elehe Ihm von
der Kolonialabtheiinnc überwiesen verden, und ist befugt, fiber selbststtad^ An-
trige seiner Mitglieder I:u's<'h!u>>-i ni f.is^pn.
Der Geschäftsgang wird durch eine von Keicbskanzler genehmigte Geschäfts'
Ordnung geregelt.
16.
Mitglieder der Eolonialablheihuig sowie Vertreter anderer BehSrden kfinnen
mit Oenehmignng dea Reichskanslers den Silsangen mit beratbender Stimme bei-
wolmen.
Der Kolonialrath wählt aus seiner Mitte einen ständigen Ausscbuss von dre
Personen, welcher muierhalb der Sitningen der Hanptveraamnhing von der Kokmial-
abtheUang vm sdn Gotachten in einzelnen Fragen mnndUch oder adirifllieh befragt
werden kann.
Sehr wichtig erscheint die Bestimmiiiig, dass der Koloniahrath
auch befiigt ist, fiber selbststftndige Anträge seiner Mitglieder Be-
schlnsB za &8sen; dieses Recht der Initiative kann, wenn es mit
guter Begründimg nnd von wohl erfahrenen Leuten ansgeflbt wird,
von höchster Bedentnng ffir die 'Weiterentwicklong der kolonialen
Angelegenheiten werden. Beide Einrichtongen stellen einen wesent-
lichen Fortschritt dar.
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IHe dentselieii Kolonien.
9
Kamerun.
Das nördliche Gebiet. 0
Forschungsreisen.
Die Forschungsreisen im nördlichen Gebiet, welche durch die
Arbeiten des Dr. Bogen Zintgraff zn einem vorl&nfigen glücklichen
Ende geführt worden sind, bieten ein so grosses Interesse, dass es
sich verlohnt, auf das bisher Geleistete einen Rflckblick zn werfen.
Ueber die Person des Beisenden ist torerst mitzntheilen, dass er (ge-
boren am 16. Jannar 1858 zn Düsseldorf), anf dem etwas seltenen
ümwege dnrch das Stndinm der Rechtswissenschaften, dem er anf
den Universitäten in Berlin, Bonn und Strassbarg oblag und die er
mit der Erlangung des Doktorgrades in Heidelberg abscbloss, zum
erfolgreichen Erforscher Afrikas geworden ist. Mit Dr. Chavanne
f;ing er 1884 zum ersten Male nach Afrika, nach dem unteren Kongo,
von wo er 1885 nach Hi liin zürückkelirfe. um sich von nun an
flänzlich in den \aterländischer Atrikat'orschunjr, und zwar mi
(lehiete von Kamerun, zu stellen. Dort fand die Erschlit ssunii des
dunklen Erdtlieils nicht die Mittel und Wege, die sie au anderen
Stelleu Afrikas förderten, befjueuie Wassert^trassen oder otfciie Kara-
wanenwege. Die dichte Kiisteubevölkerung gestattete den ExpiMÜtiouea
nicht weiter ins Land einzudringen, als der Einlluss der Dualla
reichte. Theiis war es die Furcht der Eingeborenen, ihre weiter im
Innern gelegenen Zullucht^st alten dem weissen Manne geheim zu
halten, welciie sie zu dieser wi<iers[)enstigen Haltung veranlassteu;
der Hauptgrund aber war die Haudclseileräucht, da sie lurchteii
*) Zur BearbeituDg der Artikel aber Kamenin und Togo sind vesentlieh die
uMittheilongen toh ForscbirogereiseiuieiL und Gelehrten in den dentschen Sehuti-
gebieten* (Verlag tob Asher dk C<s Berlin) benutzt worden.
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IMe deutschen Kolonien.
III
arasstoi^ daas ihnen doreli du Emdringen der fibertegeoen Welisen
der emfarUgiidie Zwieehenhandel, den sie in den Binden hatten, ent-
wnndeD werden wfirde. Nichts wäre leichter gewesen, als diesen
Widerstand durch eine im Stanley'schen Styl ausgerüstete Expedition
nnd mit Waffengewalt niederznschmettem. Aber die Eroberung eines
Landes ist nicht auch zugleich die Erschliessung desselben in
handelswirthschaftlicher Beziehung, zumal dem Neger gegenüber, der,
selbst zu üebergriffen geneigt, dem weissen Herrn nur mit dem
grössten Misstraueii sich fügen würde. Es blieb daiier nur der Weg
friedlicher Eroberung offen, indem man durch Errichtung von Sta-
tionen mit den Eingeborenen freundsi haftliche l»eziehunp;en anknüpft,
deren Zutrauen gewinnt und so die Autorität der deutschen Flagge
sichert. Auch für die Wissenschaft kann nur dieses Vorgehen die
erwünschten Früchte bringen. Das Wort des grossen Nachtigal:
„Für die Wissenschaft kommt es durchaus nicht darauf ab, ob die
Thatsacheu zwanzig Jahre früher oder später l>ekauut werden, wenn
sie nur genau bekannt werden", war daher der leitende Gedanke
für die Vorschläge, die Dr. Zintgraff in Betreff der Erschliessung
Kameruns dem Auswärtigen Amte machte, nachdem ihn dasselbe im
Jahre 1886 zu einer Rekognoszirungsexpedition nach Kamerun ent-
sandt und er durch fünf kleiutTC Vorstösse ins Innere des Landes
desst'u Natur und die Eigenthünilichkeit seiner Bewolmer kennen
gelernt hatte. Diese Prinzipien wurden vom Auswärtigen Amte ge-
billigt und kamen zur erfolgreichen Durchführung auf der Expedition,
mit deren Fühmng Dr. Zintgraff beauftragt wurde. Am 1. Oktober
1887 verliess dieser mit dem Hauptmann Zeuner Hamburg; Mitte
Dezember brach die Expedition von Kamerun ins Innere auf, Zeuner
entlang dem Mungo marschirend, Zintgraff westlich im Bogen den
Kamerunberg umgehend. Letzterer traf am Weihuachtstage im Dorfe
Kumba beim Elephaiitensee ein, wo einen Tag später auch Zeuner
ankam. Am Neujahrstag 1888 erklang zum ersten Male die Axt in
den Wäldern am See, und in sechs Wochen war der Bau der Ba-
rombistation (etwa 5 Grad N. Br.) fertiggestellt. Schon im Mai
konnte Zintgraff einen Vorstoss nach Norden versuchen. Derselbe
führte ihn über Ikiliwindi. den nördli< list<'ii vou Dr. Schwarz erreichten
Punkt, an dem dieser, wie Dr. Zintgrati erfuhr, erschreckt durch eine
grosse zur Elephantenjagd ausziehende Schaar Kingeborener, deu
Rückweg angetreten hatte, in das etwa einen halben Breitegrad
nördlich von der Station gelegeue Land Batom. Ein zweiter im Juli
desselben Jahres uuternommeoer Zug führte Zintgraff bis in das
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112
Di« dMittebM Kekmien.
I
I
Lind der Banyang, wo bereits sehr getmoe ErinrndiguBgea Aber die
sfldlichen Hanssastämme möglich waren. Sklaven, die atts don nur
drei Tagemfirscbe nOrdlich beginnenden Grasland stammten, wnaaten
von Lenten zn erzfihlen, die auf Pferden reiten und Beis essen. Den
Widerstand der Banyang, die Expedition weiter vordringen zu
lassen, versuchte ZintgraiF nicht mit Waffengewalt zu brechen, da
ihm, selbst wenn er siegreich geUieben wäre, angenblicklieh die
Mittel fehlten, den Erfolg aosznnntzen. Er kehrte somit znr Ba-
rombistation zarflck, erschien aber bereits am l. Januar 1889
wieder bei den Banyang, diesmal aber an der ^itze einer starken i
Karawane, deren Stftrke schon TJebelgesinnten imponiren mnsste; sie
bestand ans 100 Lenten ans Lagos, die wegen ihrer angeblich grossen
Tapferkeit angeworben wurden, aber dem ihnen geschenkten Ver^
trauen nicht voll entsprachen, wAhrend sich die 80 Weis als ftuaserst
beherzte Leute erwiesen. Bei seiner Mheren Expedition hatte
Zintgraff die Banyang als einen verrätherischen räuberischen Volks»
stamm kennen gelernt, dessen Häuptling Difang nicht davor zurfick-
geschreckt war, für den Reisenden, den er offen nicht anzugreifen
wagte, den Giftbo<her raisrhen zu lassen, um ihn daran zn verhin-
dern, den Buschlcaten des Hiiiterlandos „zuviel Verstand zu bringen.*
Trotzdem musste Zinti;iart' den AVeg dureh ihr (tehiet nehmen. Ob-
wohl der Reisende an der Spitze seiner stattlieheu Karawaiif in dem
Lande der Banyang ei-sehien, liess sieh Difauü; nicht einschüchtern ;
er versuchte durch allerlei Ausflüchte bei den Dun hzn^sverhandlungen ,
Zeit zu gewinnen, um sein Volk unter die Waffen zu rufen. Dr. Zint-
graff, der diesen i^lan durchschaute, beschloss daher bereits am andern
Tage seinen Marsch fortzusetzen. Die Banyang sncliten ihn zwar
daran zu verliind<'rn. der darüber entbrannte Kain(»f endete aber da-
mit, dass Difang das Dorf räumte. Der Kciscnde zog nunmehr un-
behelligt ab, aber die Banyang belästigten flie Expedition doch nooh
unterwegs, so dass es rathsam war. >obald als nn'iglich aus dem
Gebiete dieser feindlichen Stamme herauszukommen. Er verliess
deshalb hinter (iandjang die zu den Babe. den Nadibarn der Bali
führende Strasse und brach sich nu"ibevoll durch unwegsames ^
Dickicht mehrere Tage lang einen Wei?. bis er au den Kand eines |
Thaies anlangte, au dessen anderer Seite sich ein von Palmen be-
deckter langer Bergrücken hinzog, l't ber diesen hinweg erblickte ,
Dr. Zintgraff einen zweiten, etwa 700 Meter hohen Höhenzug, dessen
Ränder, von der untergehenden Sonne beschienen, sich von dem
bl&aiicben Dunkel der vorliegenden Wälder in br&onlicbea Tönen ab-
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IKe Maebtn KoloBitB.
IIS
hoben. JSa war das Gfasbnd, wie der BaDyang*0otmetMher Tar^
aidierte. Am 11. Jasoar arraicfate die Bxpedftioii ein anf der oben ei^
wilintett Pafanenhfibe gelegenea Doif der BM. Als die Verhaadlangen
mit den Singeborenea wegen der LiefernngeD der Kalimngsmittel für
die bnngrige Karawane einen drohenden Charakter annahmen, setite
eieb Dr. Zintgraff müten anf den Maik^iktz bin, öffiiete eine Sudinen*
bftebae nnd Tenebrte den labalt derselben Tor den Aagen der er-
slaanten Bab^. Diese banoalese Handinng Oberaeogte diese von den
ftiediicben Abaiditen der Expedition nnd leitete gates Sinyemebmen
ein. Die Umgelmng des Dorfes ist ganz mit wolilgepllegten Palmen-
Waldungen bedeckt, die der Beiseode noch nie in solcher Menge sab.
Der folgende Tag flUirte die Expedition an den steilen Abbang des
weataftikanisdien HAbenpkteaaa, das am 18. Jannar bestiegen wnrde.
slOnter nns**, so schreibt der Beisende, ,in wallenden Nebeln die
Walder nnd ThAler, vor m» im Sonnenglanae bfigeliges Grasland.
Wenn der Veigleicb erlaubt ist, so kann das MXaml der Xeno-
phontischen Sebaaren meht froher erUangen sein, als das «C^rässl
Grassl Maasa** meiner Tiiger, die nnter dieson Frendengebeal die
bequemen Pfiuie des ebenen Graslandes dahineilten, dem Haaptdorfe
der Babi zu, Nn Taku. Denn seit Monaten hatten. sie Vorbereitttn-
gen zur Brreicfanng dieses Zieles treflen sehen, hatten mit ihren
Lasten in Begen nnd Sonnensehein die Wälder dnrebkeneht nnd mit
den Banyang gefoehtso, die sie nicht zn den Bali lassen wollten,
wdehe nach den Beechreibungen der BanyangsklaTen anf Pferden
Sassen, Freunde der Weissen waren nnd vor allen Dingen Beis, die
lieblingsnabrnng der Weis, eseen sollten. Was die Banyanglente
eizihlt batUo, traf im Grossen und Ganzen sn; jedoeb geborten die
Bali, in deren Laad wir nach dreitägigem Aufpnthalte in Kn Takn
kamen, niobt zn den eigentlielisn Adamanastimmen, sondern sind als
ihnen in Gebräncbea nnd äusserer Ersoheinnig ähnUche Grenzstämme
zn beieiebnen.'' Dr. Zintgraff hatte mit Fo Bessori, dem nneimfld-
lifih Palmenwein zechenden Oberbäuptliug von Nu Takn, Blutsfrennd-
sehaft geschlossen; daa hinderte aber die benaehbarten Hiaptlioge
nicht, zn versnchen, der Expedition, als sie am 16. Jannar den
Weitermarsch antnt, einen ffinteibaH zn legen. Allein die in der
Ebene zn veUslsr Creltnng gelangende Stärke der Karawane schreckte
sie doch ab, kriegerisch vorzugehen. Der Häuptling der Bali, Ge-
rega, zu dem nun Dr. Zintgraff kam, hielt die Expedition drei Mo-
nate fest Weder reiche Geschenke, noch Kfinste der Ueberrednng
vermochten ihn zu bewegen, ibr den Durchgang durch das Land nach
KolonlalMi Jabrbaeh IMOl g
uiyiii^ed by Google
lU
Dia drateetMü KoknioL
Bagnio, das nnr fünf bis sechB Tagemarsche nordostwärts liegen sollte,
za gestatten. Diesem Benehmen Garega's fi^egenüber war Warton
und Ausharren das einzig Richtige. Die zaiüreiche Bevdlkemng des
landflchaftlich schönen, gut behauten Landes machte einen sehr aof-
geweckten Eindruck, so dass sich die Anlage einer Station emp^ihl,
zamal dnroh eine solche die Gnnet Garega'e gesichert werden konnte.
Garega war mit dem Plane einverstanden and binnen zwei Monaten
waren, vorwiegend durch die £ingeborenen selbst, die Geb&ade der
Station errichtet Weder Garega, noeb einer der Männer, die an dem
Ban mitgearbeitet liatten, forderten dafür Geadienke. Mit Behagen
sah Zintgraff, wie sieh die Leute seiner JBx|>editiQn mit den Bali ver-
brüderten. Als Ende April endlicb der Beisende Anstalten zun An^
bntcb maehte, snchte ihn Garega, indem er von Ueberftllen sprach, zn-
rfiekznlialten. Als aber Zintgraff, die List dmebschanend, lachend
ausrief: „Garega und die Bali sind verrfidct^*, eridftrte Garega:
„Der Weisse bat ein starkes Herz, er mag geben** und Hess Zintr
grafi^ Um wie einen Sohn segnend, abmaTBcbiren. Keiner der Bali
glaubte an seine Wiederkehr aus dem Lande, das ihre Abnen vor
etwa hundert Jahren, vor den vergifteten Pfeilen und Speeren der
roflsetummelnden Hanssa fl&cbtend, verlassen hatten. Ueber Ban-
deng, ein 4000 Binwobner zählendes Dorf, gelangte dieselbe nach dem
grossen Dorfe Balut, dessen Häuptling £ualem die Strasse nach
Bagnio beberrscht Dieser konnte erst nach langen Verhandlungen
durcb ein Geschenk von nahezu 200 Mark im Warthe bewogen
werden, Ffibrer za stellen. Bald zeigte eis sieb, dass diese den
ricbtigen Weg vermieden, die Expedition in einen ffinterbalt locken
wollten. Dr. Zintgraff bescbloss daher, selbständig vorzugehen, und
bahnte sich einen Weg durch den Urwald, der ihn in ein Dorf der
gastfreien Bufe fOhrte. Während bei den Bali wenigstens die älteren
Frauen einen kl^en Scburz vom und hinten tragen, gehen bei die-
sem Busdivolk beide Geschlechter völlig nackt Durch unwirthKche
Gegenden ohne Steg und Weg, über steile, felsige Abhänge ging es
nun vorwärts vier Tage lang, bis man endlich — schon begann sich
Nahrungsmangel einzustellen — zu einer Siedeiung von fremdartiger
ßäuart der Häuser (rund mit rundem Spitzdach, wie am Benue) ge-
langte. Es war nach der Erklärung des Haussadolmetschers eine
sogenannte Rin^n. »'in Pflanzdorf. Grosse Aufregang entstand hier über
(las iinKe\v()huli<h>' Komnii'ii des Weissen von einer Seite, von der
noch nie einer ersehit'nLin. Z< liii Tage dauerte es, ehe der drei
Tagereisen nordwärts wohnende Häuptling von Takuui Dr. Ziutgratf
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Die deutschen Kolonien.
115
die Erlaabniss ertheilte, zn ihm zu kommen. Doch Hessen die sonst
sehr höflichen Eingeborenen, die bereits in langen Hanasagewändern,
Hosen und Turbanen eiubergingen und lauge Schwerter und Spiesse
trugen, die Expedition nicht in ihre mit Lehnimauern umgebenen
Dörfer. Leere Schnapsflasehen, die in Takum gleich Thurraknäufen
die spitzen Dächer der Häuser zierten, verriethen, dass nicht fern
ab Weisse sich aufhalten müssten. Von Takum erreichte Dr. Zint-
grafi" am 28. Mai Donga am Wukarifluss, einem Nebenfluss des
Benue, und hatte somit den Anschluss an Flegel's Reisen im süd-
lichsten Theile von Adamana gefunden. Weiter giog es nach Okari
(Flegel'sWukari). Hier daehte Dr. ZintgrafF. wieerschreibt, eben darüber
nach, wie er sich aus einer Hand voll Mehl, denn seine Tauschwuaren
hatten ein Ende genommen, ein lukuUisi-hes Mahl bereiten könne,
als Eingeborene ihm zwei y;rosse Kisten Proviant überbrachten, die
Mr. Mc Intosh, der Vertreter der englischen Niger-Kompagnie am
Benue, mit der Adresse „Au den Europäer, der sich in Donga auf-
halten soll" in freundlichster W^eise abgesandt hatte. Auch in Ihi
am Benue fand Dr. Zintgraff in der dortigen Faktorei der Kompagnie
gastfreundlichste Aufnahme und konnte sich neuerdings mit landes-
üblichen Tauschwaaren ausrüsten. Von hier gelangte bekanntlich im
Juli vorigen Jahres die erste Nachricht über den glücklichen Verlauf
der Expedition, über deren Schickr^al man bereits liesorgt zu werden
anfing, nach Berlin. Nur vier Tage gönnte sich Dr. Zintgraff in Ibi
Rast, dann brach er nach dem am Tarabba liegenden Enndi (FlegeFs
Bakundi) auf. Dort überstand er in der von einem Sierra-Leone-
Neger, Mr. Lewis, geleiteten Faktorei der Royal Niger Kompany einen
starken Dysenterieanfall und traf dort auch mit einem der ehemaligen
Begleiter Flegers, der mit diesem in Berlin gewesen, Madaga 6a-
schimbaki, zasammen. Da sich Letzterer erbot, den Reisenden nach
Bagnio za bringen, so nahm ihn Dr. Zintgraff in seinen Dienst; 6a-
schimbaki hat sich aber als allzu sanfter Mann i rwiesen, der die
Interessen der Expedition nicht mit der nothwendigen Energie vertrat.
Um nicht allzn sehr in die Regenzeit hineinzukommen, reiste Dr. Zint-
graff bereits nach achttttgigem Aafenthalt in Kundi noch als HekoD-
valeszent ab. Gaschka war das erste Dorf, das er in dem znr
deutschen Interessenspähre gehörigen Theil von Sfidadamaua betrat.
Da der dortige Häuptling Sambo erklärte, er dfirfe die Expedition
ohne Erlaabniss des OberhftaptUngs von Jola am Bena§ nicht nach
Bagnio ziehen lassen, so entsehloss sich Dr. Zintgraff selbst nach
Jola zn gehen. £r wurde dort von dem Oberhänptling gat anfge-
8*
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U6
Di« deutidiea Kokmieo.
uommeii, welcher aber erklärte, er könne dem Reisenden keine Führer
noch Baguio geben, da er selbst dort nicht gut bekannt sei. Sambo
werde aber einen guten Weg zu den Bali zeigen. So kehrte denn
Dr. Zintgruff nach Gaschka zurück; der Resuch Jola's hatte 30 Tage
in Anspruch genommen. Sambo, ein gastfreier, kluger Mann, gab
endlich dem Reisenden Führer, die ihn wieder nach Takum brachten,
das er vor fünf Monaten verlassen hatte. Irregeleitet durch die Aehu-
lichkcit des Namens eines ihm Bafum genannten Dorfes mit dem des
ihm bereits bekannten Bafut. erbat sich Zinti^raff von dem freundlich
gesinnten Häuptling von Takum Führer nach Bafum. Diese Route
erwies sich aber als nicht unbeträchtlicher Umweg durch ein schwie-
riges Bergland, wo die Expedition in Folge eines plötzlich herein-
brechenden Unwetters (Hagel mit Temperatursturz um 11 — 12 Grad
Celsius) 16 ihrer Leute verlor. Glücklicher Weise schriehea die
Trfiger die Schuld an dem Unglück nicht dem Eeisenden, sondern
bösem Zauber zu. „Massa, Du lumnst uns gegen die Menschen,
nicht aber vor Gott beschützen'', «igten sie; ^nter Gott verstanden
sie aber .bAse Medicin^, von der zu sprechen sie sich schämten.
Nach sechämonatlieher Abwesenheit kam Dr. Zintgruff wi^er ^uf der
Balistatiou bei (4arega an, der bereits Boten ihm entgegengeschickt
hatte. Die fiäckkehr der Expedition machte den gl&nstigsteu Ein-
druck, denn es war die Meinung Terbreitet gewesen, Dr. Zinigraff
werde entweder von den Bnsefanegara todtgesohlagen werden, oder
aus irgend einem anderen Gnnide nieht wiederkommeii. Sechs
Wochen, wihrend welcher die Statiop «osgebessert und erweitert
wnrde, Uieb die Ei^editioq bei Bali. Ak Zintgraff zur Hsim-
kehr aufbrach, gab ihm Garogm 4w sein Blutsfrennd geworden war,
Leute mit, die ihn bis Kameron begleiten sollten« Pen Banyang
liess Gareg» sagen, wenn sie efff die Expedition schfli^en, so wer^e
er es nicht ungestraft dahin gehen lassen. Trotzdem wurde einmal,
die Nachhut der Expedition Ton den hinterlistigen ^uschnegeni an-
gegrüfon, aber ohne Ijrfolg. Ohne weitere Schwierigkeiteil eciekhle
Dr. Zintgraff, unterwegs von 4en er^uten begründeten Kmgeboremm
lebhaft begitsst, die ^arombistation iiach mehr dehn eiiyUhriger Ab-
wesenheit, körperlich allerdi^igs von den StEapgi^ etwas angegiiffen,
und langte am 5. «Kanmir 1890 in Kamerun an.
Aus den MittheUungen ZintgrafiTs heben wir nodi hervor, 4ese
das Grasland einen Bestand an kleinen, in Folge der Qblichen Gras-
brftnde verkrüppelten Bftomen von 20 bis ^^.Fnsa Bfihe besitzt, de<
sich mitonter zu klsipen flainen verdichtet Die von Sädost wk
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Die deutäcbeu Kolonien-
Ii?
KoidoBt steigenden Gebirgssdige bäten dtsh ane krystattmiBchem
8ebl6lBt"«if; ans ihiUni erheben dich id AdamaiüL auffallende Fels-
paMieen Ms zu 300 Fnee Höhe Wie gewaltige Zncicerhfite. Rasen-
eiäenstein ist bftnfig and liefert den eingeborcncD Schmieden das Roh-
material ; Kupfer soll in den östlich von der Route Zintgraffs liegen-
den Ländern vorkommen. Nur zwischen Gaschku und Jola tritt
Laterit zu Tage. Wie das ganze Küstengebiet von Kamerun ist
auch das durchreiste Hinterland nicht besonders wildreich. Der
Elephant, der in den Urwäldern an der Küste meist nur zu drei
bis vier Stück gest heu wird, kommt im Grasland in grösseren
Heerden vor. Flusspferde finden sich im Wuri. Eine kleine Art
Büffel, die im Waldhuid selten ist, ist im Grasland häufiger; Anti-
lopen wurden namentlich in Adamaua in Heerden von 40 bis
50 Stück gesehen. Spuren von Leoparden, Hyänen wurden beob-
achtet, auch Löwen S(dlen vorkommen. Affen sind zahlreich, uunient-
lich Schimpanse, deren stark ausgetretene Pfade den Wanderer irre
führen können. Zibethkatzen wurden gefangen und gewöhnten sieh
an den Menschen. Schlangen wurden in nicht grosser Zahl getroffen.
Der Wald ist reich an Vögeln; Hauptmann Zeuner hat eine ausser-
ordentlich vollständige Sammlung derselben zusammengebracht. Das
t*erlhnhn und eine grosse Holztaube ist geradezu charakteristisch
für Adamaua. Die Jagd betreiben die Eingebor-nen als Treibjagd
und mittelst Fallgruben und Fallen. Die Hausthiere, die an der
Küste in Folge mangelhafter Verpflegung mager und schlecht sind,
80 dass der Europäer auf Konserven angewiesen ist, sind im Binnen-
land gut genährt; überall fand sich ein guter Viehstand. In Jola
hatte ein fetter Huckeloclise nur den Werth von etwa 6 Mark. Das
Huhn, das in seiner Magerkeit als ein Symbol der Küche an der
afrikanischen Küste angesehen werden kann, ist fett und rund.
Ueberhanpt ist die Verpflegung im Binnenlande eine ausgezeichnete,
Sobttid man sich an die einheimische Kost gewöhnt hat. — Die
Schwarzen des Graslandes nnterscheiden sich von denen der Kfistö
nidit 80 sehr, ^e man nach der VersChied^eit des Landes an-
nefhmen möchte; der Unterschied ist aber noch immer bemerkbar.
Hin Vergleich fällt zu Gunsten der Bewohner des Graslaiidcs aus,
bei denen sich Alles freier, nngebündener entwickelt. Dieselben sind
ton guter Mittelgrösse, Oft erbliökt man Wahrhaft herkulische Ge-
stalten, die sich ihrer Kräfte bewusst sind. Der Haartracht w^iid
grosse Sorgilllt zugewendet; bei den Bali tfagen beide Geschlechter
gleieh« ffiMBeh6|»fe, dnieh die sie den Kopf tauch hinten yeti&ngem.
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118
IKt dmitiditn Kokmin.
Sie drücken den Kopf der Neageborenen, um ihm eine oblonge Ge-
stalt zu geben. Die Greistesfähigkeiten werden dadurch nicht beein-
trächtigt, denn die Bali sind neben den Uanssa die Klügsten nnd
Aufgewecktesten. Obwohl die Sinne, namentlieb das Gesicht der
Schwarzen, sehr scharf sind, erscheint der Farbensinn nicht besonders
ausgebildet; sie können im Regenbogen nnr drei Farben nntei^
scheiden; als Einer vier Farben gesehen haben wüllte, sagten sie,
.er lüge, das könne nnr der Weisse sehen. Bewnndeinswerth ist die
Fähigkeit der Schwarzen, Schmerz nnd Wunden zu ertragen. Mit
durchschossener Mi^enwand zankton sie sich am die Kriegsbeute;
mit durchschossenen Hinterbacken folgte ein Verwundeter dem an-
strengenden Marsche der Expedition. Dr. ZintgrafF erklart den
Charakter der Neger für einfach nnd durchsichtig; nach seiner
Stellang im und seiner Auffassung vom Leben ist der Neger voll-
kommen ein Kind, für das die Vergangenheit nicht existirt, nnr die
Gegenwart gilt nnd die Znkonft insofern, als der Magen in Betracht
kommt. Für V^erbandlnngen mit dem Neger empfiehlt sich die
Politik des Lavirens; anf indirektem Wege gewinnt man ihn leichter,
als direkt, denn er ist misstraoisch, fürehtet» fiber das Ohr gehauen
zu werden. Die Ansicht ist anrichtig, dass es nicht gelingen werde,
den Neger der Koltnr zaznfBhren; ihn für dieselbe zn gewinnen, ist
des Schweisses der Edelsten werth. £s ist kein Zweifel, dass es
gelingen wird.
Dr. Zintgnff kehrte dann zu mebrmonatlicher Erholung nach
der Heimath znrfiok nnd wurde iron dem Kaiser sowohl als den
geographischen GeaeUsehaften melu:&ßh ansgezeicfanet Anfiuigs Sep-
tember reiste er jedoch wieder in Begleitung des Lientenant Spangen-
berg nach Kameron znrfick, am ^rasiell für die Handelsentwicklnng
des Hinterlandes thatig zo sein. Leider hat er den Tod seines
mehijfthrigen Mitarbeiters, des Hauptmann Zeuner, zn beklagen,
welcher am 28. April anf der Rhede von Lagos verstarb. Karl
Lodwig Zeoner, geboren am 19. Juni 1852 zu Emmendingen i. BaAen,
hat *gleich beim Beginn der sozialen Bewegung Deutschlands mit
vollem Eifer fflr die nationale Sache gearbeitet nnd sich durch
langjährige Stadien auf seinen Forscherfoeruf vorbereitet, welchen er
in der Expedition Zintgraifs dann ausftbea konnte. Wfthrend der
Adamauer Expedition Zintgraft^s musste Hauptmann Zeuner, vom
schweren Fieber befallen, in die Heimath zurfickkehren, traf aber
mit Zintgraff -wieder in Kamemn zusammen. Wenige Monate spftter
Ist er ein Opfer seines Berufs auf dem afrikanischen Boden geworden.
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Di« daatoeb« K«i»nkn. 119
Im nOrdltdMD Gebiet tand noch einige Sänreden thitig, weldie
zar firforsehnog des Landes maneheriei beigetragen haben. Ende
1888 siedeHen sieh die beiden schwedischen StasAssogehOiige
Knntson md Vnldan nebst einigen Qefthrten am Vtuoe des
Kamermigebiiges an, nm daselbst jnVerblndnng mit Jagd nndLand-
wirthsebaft Handelsgeschifte za treiben. Da die AnkAmndinge bm
ihr» Krenz- nnd Qnerzflgen dmish das Gebitge das hSillge Vor-
kommen der Gmnmiliane festgesteUt hatten, so bemühten sie sieh,
die £nigeborenen in der fiereitong des Eantsdinks sn nnterriohten,
welcher bislang im Kamenmgebiet ein noch nnbekannter Ansftahr-
gegenständ gewesen war. Sie sahen sich bald in die Lage gesetzt,
in dem an der NordkOste dee Schntsgebietes anf halbem Wege nach
Ealabar gelegenen kleinen DOrfichen Bibnndi eine eigene Faktorei
zn errichten, erweiterten nach einem Besnehe in Bniop« im Jahre
1888 das Gesdifift nnd gründeten die Firma Knntson, Valdan & Heil-
bom, deren Hanptsitz in Stockhohn ist nnd welche gegenwfirtig eine
grössere Anzahl von Faktoreien im nördlichen Theile des Sdintz-
gebietes sowie einen Ideinen Dampfnr besitzt Die bisherigen Er-
folge der Firma sind in erstsr Linie der Thstkraft nnd Ansdaner
der Herren Knntson nnd Valdan, sodann aber anch dem befolgten
Gesdififtssystem zoznschreiben. Die schwedischen Ansiedler haben
einen grossen Theil des Hinterlandes von Kamemn zn Fuss durch-
wandert, nm schliesslich an denjenigen Ponkten, welche ihneo znr
Anknüpfung von Handelsbeziehnngen mit den Eingeborenen als die
günstigsten erschienen, Niederlassangen zu gründen. Den Haapt-
theil ihrer Thätigkeit haben sie an die Nordgrenze des Schutz-
gebietes, an die Ufer des Mcme-Flusses (Ndobe-Kriek) verlegt. Der
Handel besteht hau{>tsiiclilich in Palmöl, welches in Fässern von den
Faktoreien aus dem Fluss herabgeHnsst und alsdann von dem weiter
unten nahe der Mündung liegenden Dampfer aufgenommen und nach
der Hauptfaktorei Bibundi gebracht wird. In Rücksieht auf die
reichen Erfahrungen, welche die schwedi.schen Ansiedler im Kamerun-
gebiet gesammelt haben, dürfte es nicht ohne Interesse sein, die An-
sichten kennen zu lernen, welche einer derselben, Herr Valdan, in
der schwedischen Zeitschrift „Ymer"* mit Bezug auf die Verhältnisse
des Schutzgebietes niedergelegt hat. Sehr eingehend wird die Ar-
beiterfrage besprochen, welche auch für die schwedische Firma von
grosser Wichtigkeit geworden ist, nachdem dieselbe durch die deut-
schen Gesellschaften in Kamerun auf dem Gebiete des Tabak- und
Kakao-Anbanes angeregt, ebenfalls mit der Anlage von Plantagen
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120
Die itnMm. Kittoni«.
beginnt. Wie bekannt, wurden als Plautagenarbeiter bisher nicht
die Einj^eborenen des Kamenmgebietes selbst verwendet, sondern
Einwohner von Liberia und der Goldküste, obgleich dieselben ver-
hältnissmässig thener sind. Die Kumernn-Lente werden, dem all-
gemeinen ürtheile nach, nicht als zur Arbeit tauglich erachtet. Herr
Valdau ist anderer Ansicht. Er ist der üeberzeagang, dass dio-
aelben bei richtiger BeiuMtdloog sehr wohl zur Arbeit anzoleineii sind.
• Wir haben,* so intMrt er, „seit zwei Jahren Eingeborene des Landes in
unserem Dienst, und unsere Versuche sind mit wenitjen Ausnahmen befriedigend
ausgefallen. Während des Jahres 1888 hatten wir 20 Mann, von welchen 7 sich
für ein Jahr verpflicbtet hatten und auch zu unserer Zufriedenheit ihre Zeit ab-
dienten; die übriftoi mna fSr 8 bte S Kontte angenommen; von diesen Hefen 4
aus dem Dienste. Da von Allen nur 8 twor bei Weissen gedient hatten, so nrass
du Reenhat ab ein eOhr gnnstigee beieiehnet irerden. Wfr habm Itets auf gmaner
Einhaltung der Arbeitsstunden bestanden, gaben aber im Anfang leichtere Arbeit,
welcho erst nach und nach gesteijjert wurde. Shi^h Sobluss der Arbeit am Abend
erhielten diese Leute und erhalten iiofh jetzt mehr Freiheit als die l)ereil< an Ar-
beit gewöhnten Krujuugeu. Mit Bezug auf die Bezahlung haben wir eine Methode
befolgit, die sieli ga% bew&brt bat. Die Lente bekommen vor Ablauf der gansen
Dienstseit niehti tou ibrem Lohn. Im Anfing besahlten wir sie jeden Monat, aber
daa hatte cur Folge, daM sie Alles verschwendeten und am Scblnss der Dienstzeit
nicht mehr hatten, als am Beginn derselben. Wenn aber der Arbeiter mit der
Löbnmii; für lungere Zeit nach seinem Dorfe zurückkehrt, so kann er .seine Lage
in einer Weisü verbessern, welche ihm und Anderen zeigt, dass es sich wohl lohnt,
bei dem weissen Manne zu arbeiten. Von den Leuten, welche zuletzt bei uns
arbeiteten, haben IS der Bestgeabten anf*e Neue Dienst auf 1 Jsbr genommen,
und das Betepiel derselben sowie die SeUUse, welche sie heimgefBhrt, haben so
günstig gewirkt, daM wir jetzt jederzeit weitere 20 t i 30 Mann erhalten könnten.
Und doch wird es noch einige Jaiire dauern, bis sie die Kruieute und andere Ar-
beiter werden voll ersetzen können: es wäre dnlier unklug, durch Entlassung der
Letzteren sich von den Eingeborenen ubhän<rig zu machen. Nach gehörigem ,trai-
ning* werden diese aber sieber gute Plantagenarbeiter wttdoi und dsrauf arbeiten
wir hin. Weit grössere Hoffnungen noeb eette ich aaf das Volk dos innoren
Landes.*
Herr Valdau bespricht fennr die Fngd des Zwiaehenhandela.
Deieelbe wird Yon der EfiiteiibefMkenuig des Sointigebiefees seit
langer Zeit betrieben und trSgt dazn bei, dieselbe der Bebammg dee
Landes sn entfremden. Insbesondere vertheoert derselbe aber die
Landesprodakte so erhebUeb, dass hierdoreh der Handel scbwer be-
eintrftditigt wirl Im mitHersn Thdle des Sohntagebietes sind es
insbesondere die Dnalla, welche mit grosser Zähigkeit den dkekton
Verkehr der WeSssoa mit den Stimmen imHiiteiiaade an Terbhideni
suchen uid hierbei htafig gewaltthitig yerfiihrsn. Herr VahUm be-
zeiehnat den Zwisofaenhandel als den Hammw^hnh iBr das V(»dringen
Dk deutschen Kolonien.
121
dor Snropler in cU» LuMfe dto Landes und die ünaohe der Demo-
iBUsalktt der KftrlMibervOlInnuig, iveldie de Iml und viipfodiiktiv
ouudit »Ift Folge dieses ümstandes*, so bemerkt er, „bekommen
die Bttmme des inneren Landes lAr ihre Arbeit so ivenig besablt,
daas sie keinen Impnls fühlen, mehr tu prodnzfren, äls für die Be-
BchaffuDg der ailemothwendigsten Lebensbedfirfnisse anBreioht. Konnte
der Zwi sehen handel beseitigt werden, so würde sich die Prodoktion
der Kolonie vervielfältigen, denn der Neger, für den die Zeit keinen
Werth hat, trägt gern sein Oel und seine Kernfrüchte Hunderte von
Kilometern, wonu er weis, dass or sie gut bezahlt bekommt. In
unserem Gebiete — d. h. im Norden des Schutzgebietes — wäre es
verhältnissraässig leicht gewesen, von xVnbeginu an da,s Aufkommen
eines solchen Zwischenhandels zu verhindern und den vorhandenen
zu anterdrücken, aber dazu wäre eine grössere Macht erforderlich
gewesen, als wir sie gegenwärtig besitzen." Als weiteres Mittel,
die Produktion des Schutzgebietes zu heben, bezeichnet Herr Valdau
endlich die Beseitigung des sogenannten „Trnstsystems". Man ver-
steht hierunter ein System des Kreditgebens an die Eingeborenen,
dessen ursprünglicher Gedanke war, dem eineeboreuen Händler den
Ankauf von Produkten im Innern zu ermöglichen. Dieser Ankauf
sollte für Rechnung der Firma geschehen und die Tilgung der Schuld
nach der Rückkehr des Händlers aus dem Innern stattfinden. Die
Rückzahlungen erfolgten indessen nicht 'pünktlieh. vielmehr wuchsen
die Schulden mehr und mehr an und gleichzeitig fasste der Zwischen-
handel tiefer und tiefer Wurzel. Die steigende Konkurrenz der
europaischen Firmen nöthigte zum fortgesetzten Kreditgeben, um die
Kundschaft der Eingeborenen zu erhalten. Die Beseitigung des
„Trnstsyatems", welches den Zwischenhandel hat grossziehen helfen
nnd jetzt wohl allgemein als schädlich anerkannt wird, würde ein
einnüthiges Znsammengehen aller europäischen Firmen voraussetzen.
Auf Anregnng der Schweden ist unter Führung des cand. phU.
Ingve Sjöstedt, einem bedentenden Ornitholoiren. dne Expedition von
der Schwedischen Akademie der Wissenschaften ansgerfistet worden
and nach Kamemn abgegangen, nm die Fauna des westliehen
Kamemnber^ges m stndircn nnd für die AluMiemie entomologieche
Ramahingen sn Yeranstalten.
Thätigkeit der Marine.
S. M. Krenser « Habicht" hat im f ergangenen nnd in diesem
Jalne indem dentsch-englisehen Grenzgebiet von Kamerun,
Digitizoü by C3t.)0^lc
122
Die dtntwilMn Kolonkn.
dem früher mit „Rio dfl RpV bezeichneten Küstenstrich zwischen"
dem Alt-Kalabar und dem Kamerungebirge, Vermessungen angestellt.
Der wichtigste und grösste der Flüsse des behandelten Gebietes ist
der Akwa Jafe, der bis zu seinen Wasserfällen befahren wurde.
Während er innerhalb der letzteren auf seinem rechten Ufer nur
einen einzigen Kriek entsendet, durch welchen er mit dem Klein-Akwa-
Fluss in Verbindung steht, zweigen von seinem linken Ufer zahl-
reiche Krieks ab. Eine Sandbank scheidet die Mündung des Akwa
Jafe von der des Alt-Kalabar- oder Gross- Flusses. Auch die Farben
des Wassers der beiden Flüsse, die sich bis weit in die See hinaus
gesondert erhalten, sprechen dafür, dass dio Darstellung der alten
englischen Karten , die den Akwa Jafe in den Alt-Kalabar münden
lassen, unrichtig ist; jener hat eine weisslich grüne, dieser eine
schmutzig braune Farbe. Das Westofer des .Rio del Rey", welchen
die Eingeborenen Mascbantu nennen, bildet bekanntlich die Grenze
zwischen engliscliem und deatschem Gebiet. Der Maschantu ist nicht
als Fluss anzusehen, sondrrn er ist lediglich ein tief in Mangroven-
gebüsche einschneidender Meerbusen, in welchem sich hauptsächlich
von Westen und Norden zahlreiche Arme des Akwa Jafe ergiessen.
Oestlich vom Rio del Rey ist der Meta gelegen, der ebenfalls nur
als ein Meerbusen aufzufassen ist. In seinen nördlichsten Theil er-
giesst sich der Flnss Ndian, welcher bis zn seinen von dichtem Ur-
wald umgebenen Wasserfällen vermessen worden ist; diese erfolgen
in drei Abn-illen, von denen jeder nngefthr 5 — 10 Meter beträgt
Der Ndian ist fast auf seinem ganzen oberen Lanf so 6ach, dass er
kaum mit Kanus befahren werden kann. Doreh den Bomesinga Kriek
nnd einen weiter südlich gelegenen, nördlich die Fiariplnsel begren-
zenden Kriek Ist der Heta mit dem weiter Ostlich gelegenen Andon-
kat, der frfiber ftlschlich Massake genannt wnrde, verbanden. Erst
nördlich von der Nachtigal-Insel, bis zn der seine Ufor von Mangrove-
sftmpfen gebildet werden, zeigt der bis dahin meerbnsenartige An-
donkat das Charakteristische eines Flnsses. In seinem oberen Lanfe,
Ton der Krokodilinsel, wird er von den Eingeborenen anch Boke
genannt In seiner Mfindnng liegt die Soden-InseL Das linke Ufer
des Memo schliesst nach Osten dieses Flnsssystem. Die Ufor des
Memo sind von den DöbenfUlen an, bis zn welchen er befahren wnrde,
bis zn dem Pnnkte, wo der Flnss sich nach Sfldwest wendet, hoch
nnd frnchtbar. Das von dem unteren linken Ufer des Akwa Jafe,
dem rechten Ufer des Andonkat bis znm Massake, dem Massake nnd
der Mememftndnng nmscfalossene Gebiet ist ein grosses Krieksystem
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Die dtntwben Kolonien.
123
mit tief einachneideiidfln MMnaannen, in wetehes der Kdiaii, AndoD-
kat» LoM und der Meine münden; es ist mit ilnsnehme einiger Iclei-
nen Plfttze, auf weldien Fiseberdörfer liegen, ein von Hangroven
bewaeheenes Sumpf land, sogar für EingelN>rene nnt»ewohnbar, also
ohne wirthachafUichen Wertii. Das Gebiet, das ndrdliob nnd 6stlieh
von der voiiierbezeichneten Grenze liegt, bat guten Boden, ist hoch
gelegen, daher aneh bewohnbar. Hier wachsen flberall die Oelpalme,
der BanmwoUenbanm nnd die Banane.
Das mittlere Qebiet.
Verwaltung.
Forschongsreisen von Bedentnng sind in diesem Gebiete im
Lanfe des Jahres nicht gemaeht worden, die Thfttigkeit der Regie-
rung erstrQckte sich wesentlich darauf, durch geeignete Massregeln
den Handel zu beben, passende Anlagen herzustellen und allgemein
zivilisatorisch zu wirken. Der Ruhm, diese Verbesserung mit Um-
sicht und Verständniss durchgeführt zu haben, gebührt dem Gouver-
neur Freiherm v. Soden. Fünf Jahre der noch nicht secbsjährigea
Geschiebte unserer Kolonie Kameruu hat als Gouverneur Herr
V. Soden an derofi Spitze gestanden. Am 4. Juli 1885 war er dort
eingetroffen, hat daun bloss einmal einen kurzen Urlaub zur Reise
nach Europa iH-nutzi und ist endgültig mid wHhrs<ljeinlieli auf
Nimmerwiedersehen am 6. Januar 1890 aus der Kolonie, iu welcher
er unter den schwierigsten Verhältnissen grosse Dienste geleistet hatte,
abgereist. Wenn man den in Ostatrika wirkenden Oflizieren und
Beamten bei Gehaltsbezügen und l'ensionirung Kriegsjahre berechnet,
80 wäre das Gleiche mit viel gmsserer Berechtigung für dio west-
afrikanischen Kolonieen Togo und Kamerun am Platze. Wer fünf
Jahre lang auf einem Posten ausharrt, auf dem alles und jedes erst
geschaffen werden muss und auf flein es wenigstens im Anfang an
den einfachsten Bedürfnissen der denkbar bescheidensten Lebens-
führung gebrach, muss ein Mensch sein von aussergewöhidicher
Ausdauer, Charakterstärke und Gesundheit. Wenn Kamerun heute
nädist Togoland die bestentwickelte unter Deutsclilands Kolonien ist,
80 gebührt nächst der Gunst der Verhaltnis.sc das Hauptverdienst
Herrn v. Soden. Man muss sich nur den Gegensatz zwischen
heute und damals vergegenwärtigen, als noch im Flusse die Hueks
(als Wohnung dienende abgetakelte Schiffe) ankerten, während heute
sich am Ufer die Begierungsgeb&ude und Wohnhäuser der ü&adier
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134
Di« deQtich«ii Kolonieo.
erheben. So ist in Kamemn anf einem herrlich gelegenen Platze
ein Bcbmackes GonTernemeotshans in Stein errichtet, nmgeben von
eineni ausgedehnten, wohl unterhaltenen Park, in welchem eine An-
zahl gut gebauter Oekonomiegebäude liegt. Von hier aus führt l in
breiter, sorgfältig makadamisirter Weg dardi die Ddrfer Joss, Bell
und Aqua. Da, wo der Weg über einige von dem Flusse sich ab-
zweigende Eiieks führt, sind taugliche Brücken geschlagen. In
Tictoria (an der Ambasbucht) ist ein breiter Weg vom Hafen
schnurgerade durch das Dorf geführt Zum Hafen gelangt man auf
diesem Wege vom Dorfe ans auf einer breiten Steintreppe, welche
Ton vier gemauerten Sftulen umgeben ist, von denen die zwei
grOssten die eine eine starlce Laterne, die andere einen 27 m hohen
Signalmast tragen. Der Weg führt über den hier mündenden Bach
mittels einer langen soliden Brücke, versehen mit sechs Steinsftnlen,
▼on welchen zwei Laternen tragen. Bs besteht die Absicht, diesen
Weg nach und nach die Küste entlang zu führen, so dass er in
einigen Jahren Bibundi erreichen kann. Auf dem Gipfel dnes steilen
Hügels an der anderen Seite des Baches ist ein zweistöckiges Holz-
haus im VillenstU für das Gouvernement ert»aut (Dort hat der
Amtmann Dr. Erabbes seinen Sitz.) Daneben ist eine Anzahl von
nothwendigen Gesetzen und Verordnungen erlassen worden und in
Kraft getreten. Das Volk an der ganzen Küste sowohl als an den
Flüssen hat gehorchen lernen; der Handel ist zum Theil frei ge*
worden, so dass die Leute von Victoria und Bimbia, um Handel
zu treiben, die Flüsse Mungo, Wuri u. s. t hhnaufgehen, alle
Handelsplätze besnehen und sogar bis Kbundi kommen künnen.
Der innere Theil der Kolonie ist nach vielen Sichtungen liin bereist
worden und der Gouverneur selbst hat keine Mühen und Beschwerden
gescheut, in abgelegene und unbekannte Gegenden vonudringeu,
sowohl in dem eigentlichen Kamerun, als in Bataoga und auf den
sogenannten Oelflfissen. Die Erforschung, Aoftnessung und Kar*-
tirung dieser Flüsse bis hinauf zu den Wasseiftllen und ihres ge-
meinsamen, aasgedehntün Deltalandes bis zur Grenze von Calabar
ist auf die Initiative und in Geg:enwart des Gouverneurs ausgeführt
worden; zu diesem Zwe<'ke hat er wiederholt lange Reisen gemacht.
Durch Auflage einer Jahre^^-Spritsteuer und eines Zolles auf die
meisten Handelswaaren liui das Gouvernement <\di ein nicht un-
bedeutendes K in kommen verschafl't, welches es in den Stand gesetzt
hat, die bedeutenden Bauten herzustellen. Dann hat aber auch Herr
V. Soden bei Victoria eine jetzt mehrere Hektar umfassende land-
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Die deutschen Kolonien.
irirfhschaftlicbe Venoobsstatioii anlegon lassen nnd im Verem piit
dem botaniBcben Garten za Berlin dieKnltor venehiedener Gewftohse
nntemommen. Es wurde nacbgewiesen« da» die meisten tro^schen
Gewftcbse anch in Eameron geddlien, mit Ausnahme der China-
rinden hfttune, welche eine höhere Lage ▼eriangen.
Handel- nnd Plantagenbaa.
Die Zahl der ün dentsohen Sehntzgebiet wehnenden Weissen ist
bereits auf Aber 100 geschikst, unter denen sich 68 Deutsche und
23 Engl&nder befindeD. Die Zahl der Kanfmannafirmen hat sich,
abgesehen davon, dass auch die ältem deatscheo und englischen Ge-
schäfte ihren Betrieb ausdehnten, um drei vennehrt. Das Vorgehen
der Afrikanischen Dampfscbiflf-AktiengeselLscliaft (Wocrmauu-Linie),
welche, nebenbei bemerkt, 1888 5 Prozent und 1889 7\/2 Prozent
Dividenden vertbeilte, nachahmend, haben auch die Engländer ihr
■westafrikanisches Dampferuuternuhraeu iu zwei Linien getheilt, von
denen die eine bis Mossamedes reicht, die andere aber schon mit
Kamerun abschliesst. Unterhandlungen waren auch im Laufe des
Jahres im Gange, eine Kabelverbindung mit Kamerun herzustellen.
Einige Erfolge hat Deutschland seit der Besitzergreifung in Kame-
run mit dem Plantagenbau erzielt. Das Land ähnelt in Bezug
auf Klima und Bodenbeschaffenheit einer der blühendsten Kolonien
der Erde, S. Thome. That^ächlieh liaben denn auch auf den euro-
päischen Märkten Karaerun-Kakao, Tabak, -Vanille und -Kaffee genau
die gleichen Preise erzielt wie die entsprechenden hochwerthi<(en Er-
zeugnisse von S. Thome. Abgesehen von einer grossen Anzahl #
kleinerer Pflanzungen giebt es in Kamerun fünf grosse Plantagen,
nämlich: erstens an der Kriegsschiffbucht (zwischen Victoria und
Bimbia) eine von Herrn Theuss geleitete Kakao- und Tabakplantage,
welche bereits voriges Jahr 100 000 Kakaobäume zählte; zweitens
bei Bimbia eine ausgedehnte Kakao- und Tabakplantage, auf der
man es auch erfolgreich mit der lohnenden Rindviehzucht versucht
hat; drittens die von einem Bayern verwaltete Cribyfarm im südlichen
Eamenmgebiet, auf welcher einstweilen blos Tabak gepflanzt wird;
viertens die jetzige zweijährige, den Herren Jantzen und Thorni&hleo
gehörige KalLaopflanznng bei Kap Dibundscha (am Fass des Kamenm«
gebirgs), welche von einem frühem G&rtner des Gouverneurs, Namens
Geehter angelegt worden ist; fünftens und letztens die ebenfalls im
Besitz der Herren Jantzen, Thormählen & Co. (denen ein grosser Jheil
des Kastenstriches gehört) befindliche, von Herrn Nehber verwaltete
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126
Die deutschen Kolonien.
Tabak- und Eakaoplantage bei Bibnndi, deren Ergebnise ein recht gates
sein soll. Soweit bisher edion Br&hnmgen gesammelt werden Iconn-
ten, bringt Kaffee die geringsten nnd Kakao die höchsten finanziellen
ErtrSgnisse. Aber da die Kakaobftnme erst mit vier bis fBnf Jahren
ertragBfthig zn werden beginnen nnd erst mit acht oder mmstens
zehn Jahren dann den Höhepunkt erreichen, so darf man sich nicht
wnndem, wem die Kakao^Ansfehr von Kameran einstweilen noch
verhflHnissmfissig klein ist Ii weitem ftnf Jahren .wird sie sich in
nnsem Einfahrlisten schon recht anffiUlig bemerkbar madien. Wäh-
rend der Boden als ganz TorzQglich gilt, ist eine endgültige Lösung
der früher äusserst schwierig gewesenen Aibeiterfrage erst ange-
bahnt aber noch lange nicht erzielt
Schnle.
Ueber die Fortschritte der zweiten dentachen, von Lehrer Fi ad
geleiteten Schnle in Kameran, weldie in Bon^bela') errichtet ist,
liegt ein Brief vor, welcher allerdings nnr eine kurze Zeit behandelt,
da die Schnle erst am 7. Janaar 1890 mit 25 Schfilem eröflFnet
wnrde. Schon im September 1889 hatten die Deido-Leute um eine
deutsche Schale gebeten und zugleich das nach Duailabegriffen hohe
Opfer der freien Abtretung eines Stückes Land von ihrem Gebiet
wie des selbständigen Baues des Schulhauses zu bringen versprochen.
So wurde ein durch die Höhe seiner Lage wie durch die unmittel-
bare Nähe des Kamerunflusses ausgezeichnetes, vorherrschend mit
Bananen und Palincu bestandenes Terrain, das reizende Aussicht
über (las <?anze Kiinierunbecken gewährt und dem erfrischenden See-
wind nngohindcrten Zutritt gestattet, zum Schulgrundstück ans-
grwiüilt imd — da die Herstellung einer, wenn auch primitiven
Wohnuns; durch Schwarze immer geraume Zeit in Anspruch nimmt
— eine der darauf befindlichen, am besten geeignet erscheinenden
Eingtdiureueiiliiitten als Interimsscimlhans bestimmt. Letzteres, einzig-
artig in Alldeutschland, ist eine langgestreckte, enge, aus Baum- und
Palmblättern gebundene Behausung, welche trotz mehrerer durch
Läden vcrschliessbaror, in die Wände eingesägter Fensteröffnungen und
zweier Tliiin n den Wunsch nach mehr Licht übrig lässt. Der Fuss-
bodeu aus Lehm, von Katten und Mausen tleissig durchwühlt, bedarf
') Du «Bwia* der DorferaaneD tn Kamenui bedeutet Pamili«» NaehkomiDeD*
Volk. Im zweiten Theiie der Namen simi die Stammväter dieser Familien hezeich-
tiet. ßuiiaku — Volk des Ku, Bonebela — Volk des EbeU, eigentlich Bonaebela,
a wird fortgelassen.
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Die deutachen Kolonien.
127
häuöger Ausbesserungen und ist trotz täglicher Reinigung ein Saramel-
ort der lästigen Saiidilöhe. Das nach Gewitterstürmen, wie sie zur
Zeit der Abfassung des Berichtes Nachts nait ziemlicher Regelmässig-
keit auftraten, zerzauste und gelichtete Dach giebt den Schülern der
Reihe nach Gelegenheit, Beweise ihrer turnerischen Gewandtheit wie
ihrer baulichen Geschicklichkeit an den Tag zu legen. Der Lehrer hat
in der Mission Unterkunft gefunden, von wo aus er jeden Morgen in
einem Baumkahn, gerudert von kraftigen Schuljungen, nach V-j- bis
einstündiger Fahrt nach Bon^bela gelaugt. Anfangs erthciltc der-
selbe tiiglich drei Stunden Unterricht, Vormittags oder Nachmittags,
je nachdem die Meerestluth der Kahnfahrt günstig war: seitdem
häufige Regen (seit Mitte Februar) beim Pliuu/di auf dem Schul-
gmndstück Aussicht auf Erfolg gewährten und Hülfeleistung seitens
der Bon^bela-Leute dem am 2 1 . Februar dieses Jahres begonnenen
Schnlhausbau förderlich war. blieb der Schulmeister als „Headmann'*
den Tag über auf seinem Arbeitsfeld und vertheilte vier Stunden
täglichen Unterrichts auf Vor- und Nachmittag gleich. Von den *25
aufgeuommenen, bis jetzt treu gebliebenen, 8- bis 16jährigen Knabeu
gehören 7 Bonaku, K? der Nachkommenschaft des Ebela (s. An-
merkung), 2 den Dörfern HoDambale und Boiiakwasi im Abolande
BD. Der Schulbesuch lässt nichts zn wünschen übrig. Ohne die
Zeichen einer (noch nicht vorhandenen) Schniglocke 6nden sich
die Jangen immer Toilzählig zur bestimmten Zeit ein. Besondere
Erwähnung verdienen die sieben Knaben aus Bonaku, die in einem
kleinen, von einem hochherzigen Vater in Daalla ihnen zur Ver-
fBgong gestellten Kann als frohe, sangeslustige Gesellschaft, Schnl-
ansrOstung und „Muudvorräthe" im vorderen Ende des Fahrzeuges
aufgespeichert, jeden Morgen ihren etwa ^/^stündigeii Weg zur Schule
machen und mit rühmlicher Pünktlichkeit regelmässig kurz vor 8 Uhr
am Fasse des Schalhügels eintreffen. Ihr Landweg, f&r einen Weissen
der zn fkberaehreitenden Sompfstellen wegen nur mit Htltfe eines
Trfigers zn passiren, ist.lVs Standen lang. Schnlbesnehe seitens
der Erwachsenen finden sehr hftnfig statt Den Yatem scheint die
Aasbildnng der Söhne wichtige Angelegenheit zn sein, sie wagen es
nicbt, die snm Theil schon sehr krftftigen, fttr ihre Literessen wohl
verwendbaren Jnngen gelegentlich für Handel oder Fischfang ans
der Schale zu nehmen. Fleiss nnd Eifer der SchlUer verdienen An-
erkemrang. Das Betragen der meisten ist zufriedenstellend. Unter-
richtet wurde bis jetzt im Lesen, Schreiben, Rechnen, Tomen, Singen,
biblischer Geschichte und Deutsch. Bei der £rlemung von Lesen
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128
Di« denttehem KQl<mi«o.
nnd Schreiben wird, im klaren Bewnsstscin des hoben praktischen
Wertbes dieser beiden den meisteo DnallAS noch geheinmissvollen
EQiiete» grosier Eifer und bewanderaswfirdiQB Atudanar an den Tag
gelegt Fürs Rechnen braebten manobe JimgAB als Erbe ihrer Vftter
schon merkwürdige Fertigkeiten mit m Sohnle. Die deateeben
Melodieeo finden auch in BonÄbela lebhaften Anklang nnd rasche
Verbreitung. Die emaehien an Bord der Kriegssebiffe verwendeten
Eamemner übennittebi die ans den militftriiebett üebnngen gebliebe-
nen Fertigkeiten ihren Landalenten, nnber welchen sie ala «Spiele*'
blähen; nnd Jung nnd Alt sammelt sich am weitiinmigen Turn-
platz, wenn «der Herr der Scbnle** anf demsalben b^ seinen Zög-
lingen dieses «Soldatenspiel'* p6egt Kenntnias der dentsohen Sprache
erscheint fiberall in Dnalla als höchst begehrenswertb. An dem
Unterrichte in derselben nehmen in zwei Wochenstnnden zwei ein-
geborene Lehrer mit lebhaftem Interesse Theil. Die Fortschritte in
den einzelnen Fficfaem sind bei den meisten Schülern befriedigend.
Das südliche Gebiet.
Expeditionen.
Die Erforschung des s&dlichen Theiles hat leider durch den Tod
des Lientenaot Tappoibeck einen sehr schweren Schlag erlitten. Sein
bedeutendster Zag (um mitDr.ZintgrafT eventuell Fühlung zu bekommen)
korz vor seiner schweren Erkrankung richtete eich nach Norden über
den Saonaga hinaus bis in das Gebiet der Sndunueger. Die For-
schungssphären Flegels und Tappenbecks gelangten dunth diesen
Vorstoss zur Berührun^^ uiul sogar zum Ineinandergreifen. Am wich-
tigsten war <lor Besu<'h der Residenz des Häuptlings Ngila oder
Ns^irang (ra. 4*^ 12' n. Bi. und IJ" 25' ö. L.\ von wo aus liereits
mit den Fulhililändt'iii und wolil auch mit Kiiohirmi ein lebhafter
\ crkehr unterhalten wird. Bis hierlier dringen ll.iussa-Händler vor,
meistens Sklaven, die für ihre Herren Klfeubeiu und Sklaven kaufen,
während sie Gewehre, i'ulver. weisse Krystallperleii und lange Schwer-
ter liefern. Tappenlieek erkundii^te norh, dass in ostuordöstlicher
Richtung von Ngilu> Ansiedluug di^' in etwa 7 Tagereisen bequem
zu erreichende grosse Stadt Tui)ati oder Tubbici liegt, dessen mach-
tiner Sultan Mohammed Alämu noch sehr jung sein soll und über
lOOU berittene Krieuer verfügt. Von Tnbati nach Bagnio braucht
mau 7 Tage, von Tubati nach Jola 9 Tage. Das von Tappenbeck
erkundete Tubati ist mit dem Flegel sehen Tibati identisch. Von
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Di« dMtidwD Eolcnim.
129
Bagnto ans hatte Flegel im April 1884 veraacbt, nach ÜBten sn
ziehen und Tibati m crroiehen, mneete aber seine Absicht aufgeben,
da der Snltan ihn nicht empfiuigen wollte. Dieser Ngila ist einer
der Fürsten, die auf eine gat bewaffnete Macht sich stützend, nur
von Raab nnd Jagden anf Sklaven leben. Der vergeblichen Ver-
handlungen mit Ngila, welcher ihm den Weg zn seinem Brader
Nknta zeigen sollte, mOde, entschloss sich Lieutenant Tappenbeck
am 3. Jnni zur Hflckkehr in der Absicht, wiederzukommen und den
widerstrebenden Häuptling das nächste Mal zu umgehen, um den
Weg nach Norden zu finden. Er kehrte nach der Jaunde Station
zurfick und brach am 17. Juni zur BatangakOste auf, wo er. am
4. Juli eintraf. Bereits am 20. Juli riss ibn dann ein unerbittliches
Geschick in Kamerun aus seiner so erfolgreichen Forscherlaufbahn
hinweg. Als Hauptmann Kund, welcher sich noch krank in Berlin
befand, von dem Tode Tappenbecks hörte, brach er sofort nach Afrika
anf, ohne sich die so nothwendige Erholung zu gOonen, und traf
am 5. Oktober in Begleitung von 50 in Togo angeworbenen Trägem
ans Klein-Popo in Kamerun ein, nachdem der zu seiner Unterstätzung
bestimmte Lieutenant Morgen daselbst schon eine Woche frfiher an-
gekommen war. Beide Reisende begaben sich alsbald nach der
Station am Kribi, um den Aufbruch ins Innere vorzubereiten. In
Kribi verschlimmerte sich der Zustand des Hauptmann Kund, so
dass er schleunigst nach Hamburg izurflekkehren musste, wo er An-
fang Dezember 1889 in schwer erkranktem Zustande eintraf. Er-
leidet noch immer an den Folgen der Isolation, aber die Hofiiiung
ist nicht ausgeschlossen, dass er wieder genesen werde.
Liputenant Morpfen, dem ninimehr die schwierige Aiifiialic /u-
;,'etall( u war. f»hne jede Anleitung (l»'n Mars< h nach der Jaunde (dio
anstiitt <ler früheren Schreibweise .Jemidf jetzt übliche Bezcichnuni^)
Station anzutreten, brach um 5. November mit ♦!4 l*(»po-, 44 Elminu-
ünd 18 Lagos-Leuten auf und gelangte ohne wesentliche Hindernisse
auf dem zum grossen Theil bereits brkannten Wege auf der Station
an, welche er folgendermaassen schildert:
Teber ilif Aril.iL'f iler Statiuii. auf woloher ich inicli nur Wis zum 9. De/.tniiber
aufhielt, kann ich nur das Alleritünstigste berichten; sie ist auf einem Plateau
gelegen, bul friiclM «nd fesonde Luft, wie die geringen PieberOUe bew^en, und
die ringeheram angelegten Plantagen von Kaewdt, Mala, Planten, Bananen, Tanu,
Zuckerrohr und Tabak, von welch* letsterem ich mit memem nächsten ausführlichea
Bericht eine Probe einschicken wer(If\ zoiieon von putem ertragfühigem Boden (der-
selbe ist rotber Laterir, theilweisc gemi>i hl mit weisser Th"tu'rde) und gestatten in
etwa ',3 Jahre die sichere Aussicht, 200 Mann während des ganzen Jahres zu er-
KoIoafalM Jabitach 188a
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130
Die drattelmi KoIobmo.
nihien. Nach meiner Rückkehr zur Station will ich auch eine Kaffeeplantajf an-
legen, da die Frucht wild in der Umiiocend wächst. Bi> jetzt wurden die Lebeus-
mittel jeden Morgen auf einem eingezäunten Marktplatz vor der Station von den
Bti^eborenen gekauft, und twar wird ifmblt:
1. Für ein Huhn Va Faden Zeug, oder 1 Bund blaue Perlen, oder 1 Messer
oder 1 Spiegel,
i. Fir «in gfosaet Schaf 1 Stück Zeag.
3. Für ein kleines Schaf oder I Ziege 2 bis 4 Faden Zeug.
4. Für 1 Ki 2 Knopfe (kleine PorxeUaa-HMDdMÜmöpfc).
5. Für Mais: für 7 Kolben 1 Knopf.
6. Für 1 Bund Planten je nach der Grü^se 5 bis 10 Knöpfe.
7. Für eine grosse Ananas 4 Knöpfe.
Was die örtliche Lage der Station betrifft, so kann ich auch in die:>er Be-
gebung mir keinen geeigneteran Fiats fir Yontfiue, bcaondan naek Oiton und
Nordan, daakan, denn in 8 Tagen erraidrt nan dto wlditige V^lkenebeMe der
Bantu- und Svdan-Nafer. Aber aiah der Zoekf« und JIger inden «in anagieWgea
Feld Miner Tbitigkeit.
San Anlwtbtlt auf öer StutioD war nvr sehr kmn, da er die
aar Eatkaanag kewendea Leute aelbst nack der Eftate zarfick-
briigeD wollte. Er eateddow siek aber diea aaeh der Rioktaag kin
za tkan, wo Ti^peobeck aad Kund Dieht darekdringen keaalen,
oftialick ftber Ne^a*» Stadt Ika leitete dabei vor allem die Abeiekt,
eiaen Dlkerea Weg aack Kameran za finden, den Uateriaaf des
Sannaga-FlnaeeB, Ton doi Naektigalftllen abwitarts feetaastellen and
eebUeeeliek den Blfeabcinbaadel, aaf den Teekten Ufer dee Flaseee,
der biaker aaek dem Niger aad Benae gekt, nack der deatsckea
S«ete za zieken. Aaf dem Wege nack NgUa'e Stadt warde die
Expedition von 2—300 Tonis •berfeUea, welcbe naek kauern Kampf»
zarlickgeworfen wardea. Am 12. Dezember warde der Sannaga er-
reiekt and am 16. NgUa'e Stadl, wekbe aaf einem 900 m koken
Platean gelegen ist and angefiüir 8—10000 Einwokner eatkattea
mochte, da 964 Hflttea mit darekechnittlich 8 — 10 Beweknem gezftklt
worden waren. Es hatte zuerst den Anschein, als ob Ngila ibm ge-
waltsam den Durchmarsch verweigern wollte, denn das Plateau selbst
und die da vorliegenden Höben waren dicht mit ca. 2000 Bewaffneten
liesetzt, von denen etwa 160 mit Fouer.^t»'ine;i'Wf*hreii, die übrigen
mit Speeren oder rait Pfeil und Bogen ausgerüstet waren, wobei die
Speerwerfer als Schutz noch einen grossen, fast mannshohen Schild
tmgen. Nach mehrstündiiieni l'aluwer gelana; es Morgen schliesslich
in das Dorf zu ziehen und (leuaueivs über die dortigen südlichsten
Slämnie der Sndanneger zu erkunden. Sie wohnen in etwa 20 Fuss
Indien runden llutteu, welche aus Lehm erbaut und mit Maisätroh
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Die imMm Kokmim.
131
gedeckt sind. Die Kleidung der Männer besteht iu eioem um die
Hfifte geschlungenen Stuck Zeug ans Bmaninde, jedoeb trftgt Xgila
selbst und sein Hofstaat, etwa 15 Personen, lange nrnhamedanisdie
Kleider und zeitweise Sandalen und Turban. Die Weiber tragen um
die Ufiften eine Schnur, raeist mit Perlen variiert, an welcher
«ch ein schmales Blatt befindet Die angesehenen M&nner führen
an Waffen, ausser einem Messer am Gflrtel, ein mnliamedauiscbes
Schwert über die Schulter gehftngt Alle, Mflnner und Weiber,
sdunfleken sich an den Armen mit rotbgeftrbten Elfenbeinringen ;
sie lieben fiberiitapt die rolbe Farbe sehr, manche bemalen sich
sogar den ganzen KOrper mit einer Masse von Botbbolz und PalroOl.
Ngila zeigte sich seblieaalieh, nachdem ihm Gewebre geacbenkt worden
waren, freiindlieber, bot allee ani^ vm der fixpodttion die acbt Tage
ihres Anfentbattee diireb VorfÜiren voa Spielen und Jagden angenehm
20 machen, und Tersprach auch, sein fiUmbdn von jetst ab nach
Kamenm zu schicken. Am 28.D6iembor zog Morgwii naehdem ihm
Ngila noch besonders eingeecbftrft hatte, ja nieht daa Mitbringen von
Gewehren za ▼eigceeen, nach Waatar^ m aidiveattieher Biehtmg, wo ein
jangererBniderKgila*slitoptling«ar. Dieser HtapiÜBg hatte hn Jahre
1888 Tappeabeek den Weg verlegt^ zeigte sieh aber jetzt freandliefa
und gab sogar seinen Sehn mit, damit derselbe sidr an der Kfiste
ftbeneogen scdlte, was man dort fOr Blfenbein kanfen kOnne. Sr
brach am 25. Dezember von dort anf nnd gelangte nmli ftofttfladigem
Marsche dareh unbewohntes Grasland an einen schon von Flegel nnd
Tappenbeck erkundeten etwa 700 m breiten bedentenden Flnss, den
Mb am, welcher neb mit dem Sannaga vereinigte. Nach üebersetzen
des Flaseea machte er einen Voretosa in daa BatOand, ninaate aber
infi^e des Wideralandea der Bingeboreoen anf den vereinigten
Mbam nnd Sannaga zaritehgaben, deaaen Ufer er abwitta bia zn
den derbertmiea verfolgt» Der Flan, nach Kamemn nördlich
zn dringen, nmeate wegen dea Maagela an Nahmngsmittefai anf-
gegeben werden. Unterhalb der Hetiiertlilla Ober den Flasa setnend,
raarsehirte er anl den Unken Ufer bis zn den Idiafidlen nnd gehmgte
am 18. Jannar nach der Woerannn'scheB Faktovei an die Kfiste,
wo er aber mit dea anlrflbireriaeben Bingeboreoea noch UMbrere Ge-
fechte zn bestehen hatte. Die Expedition hatte innerhalb 10 Wochen
8M kB znrtckgelegt. Lientenant- Morgen ibsst den Erfolg seiner
Reise ibigendermaasaen zosaamen:
a) „In geographisolNr Beziehvig: 1. Entdeckung das Mbam-
Ünsaes; 2. Feststelhing, dass der Lnngasi kein Mtadnngs-
9*
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l>ie deutscbeu Kolouieo.
aim des vereinigten Saanaga- und XbamduBses ist; 3. Kon»
statirnng der NiditschÜFbarkeit des geaaanten Finsses, sa
weit er ihn entlaog maachirt ist, nftmlich vom 10^ 10' Ost>
lieber Lftnge an bis zu den Idlaftllea. An der Ptosage-
stelle der Expeditfon war der Ubam entsebieden aneh für
grössere Fabrzeage schiffbar; 4. Feststellaog der Sud west-
grenze der mahamedanischen Sudan-Neger,
b) In kommerzieller Hinsicht: Feststellung, dass der Handel
östlich von Kamerun, speziell vom rechten Ufer des Mbam-
flnsses ans nicht nach EameruD, sondern über dici^en Fluss
und den Sannaga hinüber nach den Bakoko und von da
nach Malimba und Batullt^a -;eht. Die zwischen dem San-
nasra und Njoneflusse siteenden Bakoko sind das lianpthaudel-
troibeude Volk Südkameruiis. Ferner kann es keinem Zweifel
unterliegen, dass das erforsrlite Land für den llaiidol von
Kamerun zunächst namentlich in Bezug auf das Eilenbein,
von grosser Bedeutung ist."
Danach scheint es, dass diese Wasserstrasse weit nach Aiktmaua
iiiiieiureicht, möglicher Weise bis in die Nähe von Bagirmi, da Tap-
peiil)e(k in Ngila*s Kesideiiz von Bai;irnii sprechen hörte. Ob der
Sanna|,'a oberhalb der Narhtiijal-Kalli:' nocii auf weite Strecken schitl-
bar ist, kana nach der ganzen Koiitigurutiou des Landes nicht an-
genommen werden.
Geologisches.
Das Hinterland des sütUichen Kameriinuebietes^ zeigt einen ver-
hältnissnuissig einfachen ;,aM>I()^i,selien Aufljau. Von (Jross-Batunga
narh Usten gehend, erstreckt sieh eine schmale mit l isvald bewaehsene
Kiisteneliene. deren Untert^rund aus (iesteinen airliäiselien Ursprungs
besteht, welche durch Gebilde der diluvialen oder alluvialen Periode
üherlagcrt sind, nur stellenweise fruehtiiarer Laterit. Aus der
Küstenebene nur wenig aufsteigend, gelangt man zur erstt-n oder
Vui landlerrasse. ohne dass aber der Niveauunterscliied bedeutend ist.
Das eigentlielie Han<lgebirge des innernsudanisclien IMateaus fällt aber
/iemli<'li steil naeti Westen /u ab. Die Form der Berge erinnert sehr
an diejenige der (ri[>iel des I{ar/u:ebiri:es, wo sanfte runde Knp|)en
vorlieriM'hend sind. Die einzelnen autVagenden Kuppen erheben sich
bis auf wahrseheirdich 2000 m. de weiter man nach Osten vor-
dringt, desto mehr geht das Berglaud in ein gleieiimässiges Hügel-
land Über, welches sich aiimählich za einer zweiten Terrasse, dem
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Die deutscbea Kolonieu.
133
umerBttdaniBchen, dicht beTOlkeiten Plateau ansebnet. Das ganze
Bergland ist mit stattlicbem an' 25 dentsehe Meilen breitem Urwald
bedeckt, welcher nach Osten zn in die Pirklandscfaaft nnd dann in
die Uchte Savanen mit ihrem Grasmeer übergeht. Den Charakter
des Urwaldes schildert Knnd genaii so wie Stanley, wenn ersterer
schreibt:
Wir mar»chirtcu voii früli um sieben Uhr bin in die NacbmittagtStnnden. L'm
die IDttigtUBM bfsncbte mm tieh in diMem fraeMeai dumpfen, balbdunkdea
Bllttafgwdlbe nieht lo kfimmtrii. Hitr hcmeht «ine fut gMehmiMiutt Tempwtttar
Tat; imd Naobt. Wenn der Himmel bewölkt ist, erreicht dos Dunkel oft eioea
solclieu Gr.'ul, (las's ich ni<i)t im Stande war mein Aneroid abzulesen. Kin Sotmen-
strabl driutjt nie auf den Wt'C. Die Siüoke voni Himmel, die man zwibclieu dem
Bl&tt«rwerk der Bäume, was übrigens nicht so dicht ist, wie es immer geschildert
«iid (uascre Blum* babtn «ottehMtoo dlohterat Lmb), MbcB kanii, fibtitreffea
Mltflii die flcbalDbar« GtSim «iiiM Tatebaiilaebi. StivblC boeb oben dl» Sonnt
dnreb die für unser Aug» g«nz ungewohnt hohe^ Baumkronen, «u in der Regel
nur in den frühen Morgen- und späten Abendstunden der Fall ist, so erureift den
Menschen, der tagjelanp da unten in dem trüben Dunkel zwischen d> n liosigeu
Baumen, im Vergleich tu denen er ein winziges Geschöpf ist, seinen Weg verfolgt
bat, Sebnineht, hinauf zu gelangen, um wieder einmal die Sonne und den Himmel
itt Mhea, und «üitn Ausblick tu gewinnea, wobin aieb sein Weg eigentUcb «endet.
Denn der Wald itt so gleicblonB% wie der Oaetn. Wat btutt daa Avgt ritbt,
itt dasselbe, was es gestern gesehen hat und was es morgen sehen wird. Ueberall
graue, aufstrebende Stämme, um die sich hier unil da riesige, bpindioke Lianen
schlingen, daran erinnernd, dass auch hier in dieser scheinbar in ununlerbrocheneu
Ruhe dahinlebenden Ptlanzenwelt der Kampf ums Dasein geführt wird. Wie Schlan-
gen winden sieb ditte Sebmarolaer von Aat an Aat und ersticken den ttirkaten
Baun. Ans alten Stimmen apriessen an versebiedeaen Stellen andere Gewtehse
hervor. Unten auf dem Bodem scbicsst ein Heer von Blattpflanzen und von Juni,'eD
StämmeTi auf. die iiierij,' in die Höhe streben, um für sirh mötilichst viel Licht und
Luft z'.m dedeihen zu eibasrhcn. Ks fehlt <iem Vegetationsbilde gewiss nicht aii
Gross&rtigkeit und stellenweise auch nicht au Schönheit, aber der, weicher auf
diesen PCsden aeinen Weg entlang ai^t, kann von beiden wenig genietsed.
Völkerstämme.
Die Stämme des Küstensaumes, Bantuneger, sind nicht ans dem
Innern gekommen, wo der nubewohnte Urwald eine sjewaltige Barriere
bildet, sondern wahrscheinlich von Norden oder Süden an der Kilste
entlang gewandert, sie werden Banoko oder Bapuko genannt. Hinter
diesen finden sich die Kasjua (Kasjüa), welche von Süden einge-
wandert .sein Sollen und in den TliAlern des Flasses des hohen Rand-
gebirges leben die ziemlieh heruntergekommenen Ngamba, weiche
mit den Kasjiia eng verwandt sind. Im Norden grenzen sie an die
Bakoko, welche bis znin Sannaga reichen, und im Süden an die
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134
Die dentsdMD Koleai«B.
Holet Die beiden lelitgeMiuteQ 8t&mme werden von den Bataoga-
leaten auch Mwelle genannt. Die Bold gehAren aneeiieinend der
Gruppe der FaagvMker (PahoniiiB, Mpongwe) ui, sehr taiKferea Volker-
stämmen, welche leit Jahren nnanfhallMm mefa der See dcftttgeo
nnd ihrerseita wieder dnreh die SndaavOlker geaehoben werden.
bedentendaten dieser StSmme sind die anf beiden Ufern des Njoog
bis zun Sannaga aitienden Bane, Janndo, Tinga, Jangwane nnd
mehr sAdlieh die Bnlei. Dieae Fangvölker werden aUmfthlieh die
fichwSeheren Völker, wie Ngnmba, aufreiben oder sieh assimiUren.
Sie selbst werden nun wieder von den Stftmmen gedringt, welche
nördlich des Sannaga ihren Sitz liab«i nnd zn den mohamedanischen
Sndannegem gehören, den Bobndi, Jekibba, Bonaoö, Bonjalla, welehe
sich höehst wahrseheinlieh bis znm Bennö erstrecken. Die StaftiOD
bei den Jannde liegt sehr gSnstig an dieser Vöikersdieide, im Korden
sind die Nigritier, im Süden Fangvölker, im Westen die mit der
Kamemnbevölkemng verwandten Hwellee. Das Jannde-Volk wird
sowohl von Knud als Morgen als ein schönes, harmloses nnd glöck*
liches Volk geschildert. Der letztere enöhlt, dass die Jannde den-
selben friedlichen Eindmek machen wie die Ngnmba, ihren Tanz
ebenso wie diese mit melodischen Flöten begidten, aber sich vor-
iheilhaft vor den Ngamba dnrch giössere Reinlichkeit nnd Schönheit
nnterscheiden. Die Hfltten sind sauberer nnd sorgfältiger gebanfe
nnd nicht, wie bei den Ngnmba, znsammenhäagend, sondern einzeln-
stehend. Die Schönheit der Geslehter nnd Flgnren ist anffallend.
HInzn kommt die stets fröhliche Stimmung, die heitere Miene, das
stete Aufgelegtsein zum Tanz, die graziösen Bewegungen dabei, be-
spieltet von dem melodischen Fiötenspiele — und bei alledem keine
Sorgen um Nahrung, welche ihnen der Boden bei geringer Arbeit
reichlich zuwachsen lägst, kurz und gut, es ist ein glörklirh lebendes
Naturvölkchen. Die Mwelle sind die eigentliolu n Zwischenhändler; die
Bakoko setzten dem ersten Vordringen der Kimd-Tappenbeek'sehen
Expedition nach dem Sannaga bekanntlich bewaftneten Widerstand
entgegen. Interessant ist noch, dass in der Urwaldrcgion hinter der
Batüngaküste Leute von einem aufiallig kleinen "Wuchs sich aufhalten,
welche keine festen Ansiedluugen haben, sondern lediglich von der
.lagd lebend, den Wald durchstreifen. Sie selbst neimen sich Bo-
jalli, werden aber von den anderen Stämmen Banns genaimt und als
Tiefer stehend verachtet. Sie haben eine entschieden gelbliche Haut-
tarbe, sind von niedrijrem Wnt^hs und fremdartigem Gesichtsaus-
druck und gehöreu wahrscheiulich der Grbevülkuug an. Sie haben
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Die deulsckcD Kolonial.
m
eine ansserord^ntiidw Gewtodtheit im Pasdren des tieioii Urwaldei
selbst ohne Benntmog von Pfluien, md begldtetmi onstehtbar die
Kaimwane, sieh gegenseitig dnnh Pfeifen verstln^gend. Kteh dem
Verlassen des Lsgerplataes seliliolien de ans dem Diddeht herror
nnd lasen alles irgend wie Yeigessene nnd ZnrOckgelaasene behende
aaf, nm deh dann wieder in den Wald zorSekzodehen. Ennd er-
wähnt antdrHeUidi, dass er sie nieht in dem 8inne Zwerge nennen
Icann, wie die Aldca, Tildd oder Batna gesehildert werden.
•
Der Handel
dieses Gebietes wird, wie ans dem Vorhergehenden erddifttidi, jetzt
allmfthlieh an%esddoBsen. In den enten Jahren war er ▼erfalltniss*
mfiseig unbedeutend, da der gewaltige Urwald, wdeher blos stellen-
weise bewohnt ist, wo die Neger mit grosser Mäie Rodungen —
die grOsste Plage auf dem Harsehe hergestellt haben, den Verkehr
binderte. Der Eifenbeinhandel giog durch die Hftnde der Bakoko,
Ngnmba u. s. w. und schliesslich der Batanganeger, wdch letztere
infolge dessen sieh ohne andere Arbeit leicht ernihren konnten.
Die an und für dcfa bedeutenden IPlflsse Njong und Sannaga kamen
wegen der vielen Stromschnellen wenig in Betracht, der Handel be-
wegte sich meistentheils auf den Pfaden des Urwaldes. Er reicht
nicht weit über die Urwaldzone hinaus, wo er mit dem Benue-
Handel zasammenstösst. Ungefähr hier, ca. 20 Tagereisen von
der Küste entfernt, liegt die Jaunde-Station , welche dadurch zu
einem wichtigen konimerzieileu Mittelpunkt werden kann, wenn es
gelingt, etwas für die Verbesserung der Wege zu thun. Infolge
des Vordringens des Lieutenants Morgen haben sich auch schou
bald die damit für den Handel verbundenen Vortheile besonders
darin bemerkbar gemacht, dass es der Finna C. Woermann mög-
lich geworden ist, eine Reibe von neuen Faktoreien ins Innere
vorzuschieben und mit den Eingeborenen des Hinterlandes Ver-
träge abzuschliessen , die einen erneuten Aut'si-hwung des west-
afrikanischen Handels gewährleisten. Wenn man etwas bedauern
muss, so ist es, dass von den dargebotenen günstigen Gelegen-
heiten nicht in grösserem Umfange von mehreren Geschäften pro-
titirt wird. Hier, wo es möglich sein wird, einen Handelsweg bis
tief in den Süden zu schaffen, sollte das deutsche Kapital vielfach
einsetzen, denn die Kaufkraft von Perlen und Porzellanknöpfen ist
im Innern noch sehr gross. Wenn natürlich erst einmal eine ge-
wisse Anzahl dieser Tauschartikel importirt ist und die Weiber ge-
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136
Die deutächeo Kulonieii.
nflgend geschmfickt sind; werden solidere Artikel eiogefuhrt werden
mfiseen, aber auch dann iet der Handel, gerade weil er dnrch den
Zwischenhandel nicht mehr vertbenert wird, noch gewinnbringend.
Den SklaTonjägem des Innern aber Polver, Blei nnd Gew^re zu
vdrkanfen, warden wir für eine schlechte Politik halten, wie wir es
andi anf das Tiefste beklagen wQrden, wenn das Gift des Schnapses
nnter den NatnrTölkero dra Innern verbreitet würde. Der hente
noch nicht starke moralische Druck anf die Hambarger Kanfleate,
welche sich mit Schnapshandel beschäftigen, wQrde sicher zn einem
Sturm der EnirGstung anschwellen, wenn die wissenschaftlichen Ar-
beiten der todesmuthigen Forscher auf solche Weise von Hamburger
Destillateuren und Fuktoreibesitzern ausgebeutet werden sollten.
Die Flora
der Lfinder, wenigsten der Küsten^ ist durch den Botaniker Braun
soweit untersucht worden, dass man sich nogeföbr ein Bild des Ge^
bietes machon kann. Die gesammelten Pflanzen sind theils von bin-
mistischem Werthe, theils Nutzpflanzen, ' nnd viele von botanischem
Interesse. Der grOsste Theil der Herbarpflanzen war im Herbar des
Berliner Botanischen Museums noch nicht vertreten, die meisten
lebenden Blumen, waren noch in keinem botanischen Garten in Kol-
tnr. Unter den gesammelten Pflanzen befanden sich zahlreiche noch
bisher unbekannte, olt sehr schwierig zu bestimmende Arten nnd
Gattungen, bei deren wissenschaftlicher Taufe mit Vorliebe die Kamen
von Männern Verwendung fanden, die sich um die Botanik und die
Erforsdiung Kameruns besondere Verdienste erworben haben,
Viel wichtiger als diese Spezialitäten sind die Untersuchungen
über die Nutzpflanzen, die entweder jetzt schon Handelsprodukte
sind oder noch werden können. So verdanken wir den Arbeiten
Braun's eine erete genauere DarsteUung der dort vorkommenden und
bereits mit Nutzen verwendeten Faserstoffe, welche in fast allen
deutschen Eolonieen in grosser Menge vorhanden sind, obwohl ihre
Ausbeutung sich nur in. einigen lohnen dürfte. Die Sanseveria,
welche eine sehr gute Faser liefert und besonders aus Liberia ex-
portirt wird, kommt auch in Kamerun vor und wird deshalb auch
von den Kingeborenen vielfach in der Nähe ihrer Behausungen an-
*) Bin Vemichnin findet lieh in dem 4. Heft des «weiten Bandet der »Mit-
theilungen von Forschungsreisenden u. 8. w.* und' in der Beilage an 'No. 10 de^
deutschen Kolonialblattei» 1. Jahiyang.
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Die deutseb«!! Kolonkn.
137
gtetent. Die Galamns-Arten, welche für den Reisenden grosse Hioder-
nisse bilden, wozu ihre charakteristischen, oft mehrere Meter langen
Sletterapparate mit starken -imigebogenen Sftgezfthnen nicht wenig
beitragen, werden ebenfalls von den Schwanen geschnitten and nach
den Faktoreien getragen, da deutsche Firmen versuchen, afrikanische
Oalamos als Konkurrenten des indischen Bottang (Stahlrohr) auf den
Harkt zn bringen. Der afrikaoisi'he hat nnr eine etwas dnnklere
Farbe, lit sonst von derselben Gflte wie der indische. Dieser Rot-
tang ist far die Eingeborenen änsserst wichtig, da sie denselben als
Bindematerial bei dem Hftnserbaa verwenden nnd auch sonst mancher-
lei Sachen ans dem gespaltenen Rohre flechten. Eine f&r die
Eingeborenen ebenfolls Änsserst wichtige Pflanze ist eine Räphla-
art, welche den bekannten Baphiabast liefert, welcher viellach
in den Gftrtnereien als ßindematerial verwendet wird und jetzt
noch hauptsächlich aus Japan und Mauritius zu uns kommt Nach
Braun's Erkundigungen, wird der Bast dadurch gewonnen, dass
man die nicht zu alten Fiedem nimmt, durch Abziehen die oberen
' grfinen Gewebe- abMtot und dann die darunter liegende zarte Bast-
scbicht in langen Streifen mfihelos abhebt Braun hftlt dafür, dass
Baphiabast wahrscheinlich kein Ausfuhr-Artikel werden wiürde, doch
sefaehieii die im Kamerungebiet angededeltenr Firmen, welche grossere
QusihtitAten davon na<^ Suropa brächten, ihre Versuche noch keines-
wegs abgeschlosseu zu haben. Auch wird vielleicht noch kommer-
ziell die Pandanusfoser und von Hibiscas esculentus zu verwenden
sein, einer auch in Amerika angebauten Gemüsepflanze, welche von
Afrika nach Amerika sogar ihren afrikanischen Namen „gombo" ge-
rettet hat. Eine sehr feste Faser, als Cuunge-Bast nach Europa
gebracht und \on Hibiscus tibiaccus ^ewonucu, ist eine der charak-
teristischsten Strandpflanzen, die iuuoihalli der Wendekreise, meist
aber nur in der Nähe des Aequators eine weite Verbreitung haben.
Die Faser wird von den Kingehoreiini hauptsächlich zu Netzen ver-
wendet, da sie dem Einihiss des Wassers sut zu widerstelieu ver-
mag. Besonders sind noch Bananen- und f/mncntasern zu nennen,
so dass es unter Verwcndun;? ijeeigneter Entt'aserun^sniasciiintMi niön-
lich sein sollte, ans den heutigen Nebenprodukten der Kamernuer
Faktoreien bald eiueo grösseren Gewinn zu erzielen.
Sehlnsswort
Bekanntlicli ist die finanzielle Lage der 8chutzgebiete von Kiune-
ruu wiederum eine solche, dass die in deuselbeu aolkommendeu Eiu-
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138
Dk dtQtsohen Xolonira.
nahmen zur Deckung der lokalen Ausgaben ausreichen. Mit andeni
Worten heisst das: Der Handel hat sich bereits dergestalt günstig
entwickelt, dass die daraus erwachsenden Zölle die mit der Schutz-
horrschat't des Reiches verknüpften Kosten decken, dass die daselbst
etablirten Firmen dem Staate bereits vollständig diejenigen Mittel an
die Hand geben, welche letiterer«ar Wahning seiner lerritoriaUioiieit
gebraacht
Eine zwingende Nothwendigkeit, in die stetige and ruhige £nt*
Wickelung der westafrikanischen Kolonien mit Staatsmitteln einzu-
greifen, liegt zur Zeit nicbt vor. £s fragt sich indess, ob sich
nicht doch die Aufwendung von Öffentlichen Mitteln empfehlen möchte
für Zwecke, welche die sich langsun vollziehende £ntwiclceliiBg in
eine schnellere Gangart za setzen geeignet erscheinen.
Za diesen Zwecken reehnen wir 1. die Errichtung eines Kranken-
hanses oder mehrerer an geeigneten Orten. 2. die Herstellung von
Wegen nnd Zugängen. 3. die Beschaffung resp. die Vermehrung der
Schutztruppe. 4. die Uerstellnng einer Verbindung mit dem Benue.
Die Errichtung TOn Krankenhäusern erscheint einfach als ein
Gebot der Pflicht onseren Leib und Leben einsetzenden afrikanischen
Pionieren gegenüber. Die Bedeutung guter Wege nnd Kommuni-
kationen zwischen der Küste und dem üinterlande, aowie zwischen
den Faktoreien unter sich, wird Niemand nnterschfttzen wollen. Was
endlich die Sohutztmppe anlangt, so ist in bemerken, dass eine
aktnelle Veranlassung za dieser Forderung nicht gerade vorliegt In
jOngster Zeit ist von nennenswerthea Unruhen nicht die Bede ge*
wesen, obwohl ein wirklieh freundliches YerhUtniss zwischen den
Eingeborenen der Küste nnd den Bnropftem noch nicht besteht Bs
ist jedoch kdneswegs aasgeechloesen, dass Konflikte der Weissen mit
den bekaontermassen etfersAohtig Aber ihren Zwischenhandel wachen-
den Bingebofenen nnd Hiadel der Büigeborenen nntor sich entstehen,
welche verfaAngnissvoll werden können Ar den m den besten Anfin-
gen befindlichen Plantagenban. Wissen die fhrbigen Stämme, dass
das Reich Aber eine kraftvolle, ausreichende Schntztmppe, Aber nn-
mittelbare, stets bereite Machtmittel gebietet, dann wflrden in Znknnft
ungleich s<diwerer Unruhen m insoeniren sein, die sonst den müh-
samen Kulturen verh&ngnissvoU genug sieh gestalten mOehton.
Fflr alle diese auf die Wohlfahrt, auf die Hebung des Handels
nnd die Ruhe der okknpirten Gebiete abzielenden Massnahmen wflr-
den verhftltnissmftssig geringe Betrftge ansieichend sein, — mit einigen
hunderttausend Mark Iflsst sich schon viel erreichen! Bs ist auch
üiyitizcü by GoOglc
Di« dmMbm KoloBi«.
189
aozimehmen, dass die Vermehrnng derEiDnahmen der Kolonien sehr
schnell derartig aufgewandte Summen wieder einbringen werden.
Wir hoffen daher, daas diese Anregungen dazn ffihren werden, daas
anch für die weatafrikaniaehen Kobnien, welche dem Reiche bisher
keine weeentliohen Koe^ gema/oht, aber sich gut entwickeife haben,
Mittel TOD Seiten des Bnndearaths und dea fiekhatagi bewilUgl wer-
den, wetehe die weitere Entwicklung nur fi^rdem und deren Beträge
mit den fDr andere koloniale Zwecke bereite bewilligten Mittel nicht
veiglicben weiden kOnoen.
Dum aber wird ea nothwendig werden, den Fragen nfther zn
treten, welehe ebenfiüla immer dringlieher werden, je weiter die Be-
aiedlnng dea Sehntagebietea und die Erfoiachung dea Hinterlandes
fortschreitet: 1. die Anlage eines Sanatoriums auf dem Eamernn-
beige; 2. die höhere Besteuerung des Branntweins und 3. die Be-
sehrftnkung der Pulver- und WalEoneinfiihr. Auf den letzten Punkt
ist besonderes Gewicht zu legen; die Schilderung der Veihfiltnisse
im sfidlichen Eamerungebiet zeigt deutlich, wie die Sudanneger mit
ihrer guten Bewaffiiung die schwächeren VOlkerstftnune zurflckdringen,
und daas una hier im Innern eine Gre&hr fiber kurz oder lang er-
wachsen kann, welcher wir bei Zeiten begegnen sollten. Um dies
zu ermOi^chen, wfirde allerdings eme Verständigung mit der Boyal«
Niger-Company nothwendig sein, da die Sudanneger ihre Waffni Tor-
ISnfig noch Aber den Beoufi beziehen. Werden aber erst die Handels-
wege vom Innern nach der Käste begangen, und die Zufuhren von
Mnnitkm und Waffen leichter werden, so bedeutet die Möglichkeit
der leichten Beschaffung iron Feuerwaffen seitens der mohamedani-
schen Sudanneger fttr uns eine nicht zu unterMshätiende Gefohr.
Beim Schlüsse der Redaktion hOren wir noch, dass den in Ka-
meron intereasirten Firmen gewisse Privilegien zugestanden sind (siehe
Anhang). Da die Augelegeuhdt aber noch nicht recht klar ist, ent-
halten wir uns noch eines Urtheils Aber die Rathsamkeit eines solchen
administrativeo Vorgehens, üeber die Abgrenzang des ffinterlandes
haben wir uns bereits im ersten Artikel ausgesprochen; In Verfolg
des Ahkommens mit England kam im Oktober Mi^or McDonald
nach BeiUn, dodi waren die Verhandlungen beim AbseUnsse dieses
Artikels noch nicht zu Ende, da, wie es faless, die Engländer sehr
unbescheidene Forderangen stellten, welchen von deutscher Seite
nicht nachgegeben werden konnte.
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I
140
Die deutteheii KolonieiL
TogogeliUt
Der Mittelpunkt, von den seit mehreren Jahren nach allen Rieh-
tnngen hin ForschunKsreisen nntemommen worden sind, ist noch
immer die im Hinterland ftnsserst gfinstag gelegen« Station Bismarek-
bnrg, welche, abgesehen von ihrer politischen Bedeutung, sowohl ffir
meteorologische Beobachtungen als anch für den Tersachsweisen An-
bau von Knltnrgewflchsen von Wichtigkeit ist Im Laufe des Jahres
1889 wurde die Station ausgebaut, mit einer Pallisadenmauer um-
geben und ein Weg nach Ketschenki hergestellt, der mit Gummi-
und Melonenbäumen bepflanzt wurde. Aus dem Berichte des Premier-
lieutenant Kling geht hervor, dass Reis, Baumwolle und Tabak, wie
anch die einheimischen Nfthrgewfichse Yams, Maniok*. Bananen
u. 8. w. dort gut gedeihen.
Von dieser Station aus war das Land nach verschiedenen Rich-
tungen bis Fasugu und Salaga in den Umrissen erforscht, aber es blieb
in diesiero ziemlich dichtbevölkerten Landstrich noch so mancher kleine
Häuptliüg oder Fetisehpriester zu besuchen, welchen für die deutsche
Sache zu gewianen von Wi«*htigkeit war. Diese Aufgabe fiel dem
Premierlieutenant Kling zu, welcher sich im Juli 1889 in das sud-
westliche Adeli begab, um deu obersten Fetischpriester Jaopnra in
Dadiassi und den Hänptlini? Kodjo in Uutukpenne einen Besuch ab-
zu>t;itt''n. Der Weg führte über Pereu. ein berühmtes Fetix h-
dorl, iKi' h muiieherlei Mühseligkeiten durch dichten Urwald nach dem
Sitze des mächtigen Fetisciipriesters. Würdevoll, von zurückhailen-
dem Benehmen, machte d»'r ungefähr 40 Jaiir alte schöne Mann
einen äusserst günstigen Eindruck, was al)cr nicht von seinem kleinen
Dorfe zu behaupten war, das einen ziemlit'h schiiintzigen Anblick
darbot. Das Land zwischen Dadiassi und hntukjx'ime ist ausser-
ordentlich wildreich, der aufgeweichte Lateritboden ist an manchen
Stellen vollständig zerstampft von den Hufen der Hfiffcl. Antilopen
und Wildschweine, deren Unterkiefer bezw. H'irner die Hütten der
Jäuer in den Dörfern als Trophiien >chniücken. Zahlreii-iie Affen-
heerden Itevölkerten die (ialleriewiUder und flüchteten sich unter
lautem Geschrei; wählend \on den HeruhäuLren der grosse Pavian
sein rauhes Gebell vernehmen liess. Flephanten sind in dieser Gesend
eb'Mifalls noch vorhanden. Dutuk|>enne ist ein netter, reinlicher
Ort, von ca. 90 gut gebauten Hütten und einem schönen, neuen
Kathhause, woran sich ein grosser schattiger Platz auschliesst. Ueber
den Empfang berichtet Kliug folgendermaasseu:
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Die d«nltdi«n Kolonien.
141
Der HinptUng Kodjii, von meiner Ankunft unterrichtet, empfing mich, umgehen
von sämmtlichen Aeltesten, würdeToll. Er zeigte sich über meine Ankunft hoch
erfreut und sagte, d&ss er mich bereits seit 3 Monaten erwarte. Koiij/i ist ein
luütiger, ungemein gesprächiger Herr von ungefähr 55 Jahren. Au seine, äich un
mittelbar an das BntUiana aMckUoiaettde. WotauncT nit Vorhof roihta sich halb-
kreisfmra^» den grossen PlaU unachliessend. die Hatten seiner Weiber an, von
denen jede Aine bewohnt.
Am Abend Hess er mir zu Kbren eine frrosse TanzTorsteUting auffüliren. Der
Tanzmeister tog mit den ilusikanicn durch das Dorf, um die Tanzlustigen zum
Tanze zu rufen. Dicht hei uifinein Zeltp, vor welchem ich mit Küdjn und seinem
ersten Aiiniüter Platz genommen hatte, wurden die Trommeln aufgestellt, deren be-
tinbender TOm mir wohl das Zwerebfell ersehntterte, Kodjo's Redeiluss aber keino
Uinute unterbrach. Die Trommler, welehe entweder neben ihren nwnnslangen In-
stmmenten standen oder dieselben rittlin^rs bearbeiteten, während Andere die kleinen
aaitcnurospannten Trommeln üher die Schulter u'chrmfjt hatten, leiteten unter Be-
pleitunp von Händeklatschen und Sologesang des Voitänzors lion Tanz ein. Aus
dem schnell gebildeten, meist aus händekIat>schciideiK einen eintönigen üeaang an-
stimmenden Weibern bestehenden Kreise .nprangeu der Reibe nach Solotinzer,
welehe sieb eine Zeit lang nnter KSiperverrenkmigen und Wirbeln hemmdrehtea
und dann mit einem hohen Lnfkkehrtspning auf ihren Plate begaben, um sofort
durch Andere ersetzt zu werden. f>ie sich besonders auszeichnenden Tänzer wurden
von den Umstehenden durch Schlag in die hoch erhobene Flau'! belohnt. Die nack-
ten, schwarzen, von .'^chweiss (rlfm/enden Körper der Tanzenden, unter denen l)e-
sonders einige Weiber mit ihren auf dem Rücken hin- und herbaumelndeu Ivindern
anfielen, gewihrten bei dem trüben Lichte der Palmöllampe einen fest dimoniscbon
Anblick.
Anderen Tags 'entfaltete Kodjö vor mir leine verschiedenen ReicbthSmer. -Vor
dem Ratbbanse hatte er einen bunten, ungeßbr 3 Meter iiti Durchmesser messenden
Sonnenschirm und einen aus Bambus zierlich geflochtenen PaUnkin aufL'< >tel|t. wäh-
rend an den Wänilcii verschiedene kleine Schirme und andere Gegenstiinde leimten.
Er selbst sass auf einem mit Antilopenfell überzogenen, messinirbescblagenen i>ehn-
sessel, nach europiisdiem Mutter gefertigt. Auf dem Kopfb thronte ein sehwaT«
xer Sonnenhelm,' der Körper war mit -einem Banmwollgewande bekleidet, und
über seine nackten Füsse waren Sandalen ^'ezoi;en. Bald darauf erschien er wieder
auf einem eumpSischen .Scliaukelstuhl. in einer Tnaa vnn europäischem Zeutre und
weissem Sonnen heim. Ais er nach kurzer .\li\ve,^enheit wieder kam, hatte er ein
kostbares Uewand von A^chantiarbeit an, welches aus lauter kleinen mit liaudatickereieu
bedeckten bunten Zeugstücken zusammengeMtst mr, dossmi Preis im Innern ueh
auf nngellbr lOO Kark stellt, an der Käjite aber fast das Doppelfe werth isL Sein
Haupt schmückte ein violetter Turban, die Beine buntledeme hohe Salaga*
Stiefel und als Sitz diente ein grosses ledernes Haussakissen. Das letzte Mal zeigte
er sich auf einem schön geschnitzten, einheimischen, kauriceschmückteu Uolzschemel
sitzend, in einem gelben, silhenlurchwirkten Kleide, Ilaus.sisandalen und einer
schweren Filigrangoldplatte von Aachantiarbeit, wählend aui seinem Kupfe ein von
mir geschenkter schwarzer Pilzhut thronte, fiber den er seine grosse Freude
iusserte und den er wihrend der gansen Zeit meiner Anwesenheit trug, ausserdem
hatte er stets einen Ebenbolzstock bei sich. Auf einer grosseo ZlehharOMnika, der
er aber nur die höchsten und niedersteii Töne entlocken kopnte, sang mein Lob*
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142
Als ich ihm eine durch PsIdSI verschmierte Spieluhr wieder in Gang setzte, hatte
seine Freude keine Grenien. Fortwährend streckte er mir seine Hand ent^efen,
mich seiner Freundschaft versichernd, und war sehr aufmerksam gegen mich.
Kodjö versprach nach Einholung der Erlaubniss des Fetisrh-
priesters die deutsche Flagge zu hissen, um den aus der Fonie an-
kommenden Leaten zu zeigeo, wie eng das Bündniss mit den Deut-
schen sei.
Am 1, Oktober brach Kling, von Jaoj)nra, dem Fetischpriester
und Häuptling von Dipongo und Dadiassi, nach ersterem Wallfahrts-
orte eingeladen, über Pereu auf und wurde von Jaopnra würdevoll
empfangen. Das Dorf wird von ihm folgendermaassen geschildert:
Das gante, an anderer Stelle als „grosses Fetischdorf erwuhute Ihponjio be-
steht WS» 9 Hätten, die sich um einen Gummibaum kreisförmig gruppiren und von
denen lieben wv ven Weibern und Kindern Jaopan*i bewohnl lind. Die Fetieeb*
bitte beherbergt die Iniignieii . Jeepnn^e ale Kinäg und obenter Fetiaebprieeter von
Adeli. Einige riesige StnuMOSchirme von einheimischer Arbeit und europäischem
bunten Kattun, ein grosser, wunderbar geschnitzter Aschantischemel — die Einge-
borenen sprechen Assanti — mit Glocke, welchen er tu jeder grossen Vorsamm-
iuttg vorausschickt, aU Zeichen, dass er selbst erscheinen wird« einen merkwürdig
fewrbelteten Ledeignrtd mit vom «ngeolfater Bisenglocke, welchen vmt Jaopum
tragen darf, eine tenanfitnige» aii LeopaidtnfeU fibenogene Tronme], die tarn
Unicieebiede von den übrigen nicht geschlagen, M>ndern mit dem SehlSgel ge-
strichen wird , was ein eigenthümlich schnarrendes Ger&usch hervorbringt, und ver-
schiedene andere Fetisch- und Königsauszeichnuncrcn baumeln bestaubt von den
Wänden und der Decke oder stehen biutbespritzt auf. dem Boden.
Zwischen seinen beiden Hätten führt ein bteiter Pted, dessen Beginn dorcb
xvd qper Aber denselben liegende beilifs Bennütimme gel^ennleidlnel ist» sun
greeisn Petiieb in den Wnld, den Ich niebfc betieteA dwfte. Hier wurden die Hanpt-
Istischfeste abgehalten, während di« gewohnliebant bei welchen das Abschlachten
wn Küi'hlein, aus deren Art des Todeskampfes man dem Fragesteller eine günstige
oder ungünstige Auskunft ertheilt, die Hauptrolle spielt, im Dorfe selbst vollzogen
werden.
Der Ruf Jaopara's ist weit bekannt. Auch bei dem Könige von
Ascbanti steht oder stand er ytelmebr in groesem Ansehen. Br bnt
Onmassi mehrmals besucht und Händler von dort kamen yor dem
Kriege mit England häufig nach Adeli.
Noch in demselben Monat besuchte Kling den grossen H&npt-
Ihiu, und Fetitichpriester von Tziari in Adjati, Edjü (Edje) genannt,
welcher bereits früher eine Kinladuiig an die Deutschen^ ihn za be-
suchen, gesandt hatte, der aber wegen anderer dringender Arbeiten
nicht Folge gegeben werden konnte. Jetzt war er über die vermeint-
iirhe Hintansetzung, welche er dadurch erlitt, dass andere Häupt-
linge vor ihm besucht worden waren, (^rbost und wollte keines
Weissen Antlitz mehr sehen. Kling lies» sich aber dadurch nicht
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Die deutschen Kolonien.
143
abhalten, sondern nahm fiber Pertu den Weg in annlherd nördlicher
Riehtung zn dem malerisch an einem Abhänge gelegenen Dorfe.
Die vorausgeschickten Leute kamen mit der MeldvDg znrfick, daas
ihn der Hftuptling empfangen wolle und EUng begab aich nach dem
BeratiiQngBorte. Daa Zeremoniell des Empfanges war aehr originell.
Dar twBtU Binpflfaig, nagabeii von iMlinreB AeHettea« •mttrteto nieb und
hid «ich tia, an im Fettiohaltam Pbia sn fukmm» MMlb« ömIhmI ms «iaem
etwas hoch gelegten, flachen, blutheaprftllen Steine, auf dem «in krummes Schwert
mit pracbtvollem, poidenera Griffe von wtinderbarer Ciselirarheit und drei Stöcke
lagen, an denen dunkle, wie mit ceninnenein Blute überzogene, unerklärliche Ge^eu-
8t&nde steckten, die auffalleude Aebnlicbkeit mit den am offenen Feuer gerösteten,
inimnif nflnürhinipftin Fiieheii lad fkieahitideB amf den Mfiaebener OktoberÜBete
«IfltiB. Uebt vor den AMwt naren swei BIt«Bet8dw te dia ekealeUs Bit Blat
bedeefcten Boden getrieben, an deren oberen Enden diekeii Müh unten in die Länge
gezogene, dunkle KuKcln klebten. Auf einer kleinen Terrasse, 10 iSchrift oberhalb
des Opfersteines, standen ungefähr 40 Krieger mit gespannten Gewehren, während
drei andere die Kriegstrommel und Glocken schlugen und in die Homer stiessen.
Der zweite Hftuptling befrnaete mich und frug umA dem Grunde meinee Kominens»
Sr tagte, da« iMn nrir aUeidfa«» «ia« abeeUigiga Aatimt erlheilt ha^, da wir
nna ftat xwel Jahra auf der Station wiren und nooh NianiaBd la iliaan fekemmen
aei. Sie wären deshalb erzürnt gewesen und bitten überhaupt keinen Weissen
mehr bei sich sehen wollen. Ausserdem hätten sie mein Kommen nach so
langem Warten sich nur damit erklären können, dass ich einen l'fberfall beabsich-
tige, ich setzte ihnen meine friedlichen Absiebten auseinander und legte ihnen die
Oiiado dir langen Verzögemng klar dar, woarft aidi die Laoia daan tmk »Md«a
eiUirtan und mich wiUlieonien hieaaen. Hierauf nahm olwngeaaantw Htoptliny
einen der Petischst&be aua deot Boden und bielt, gao Osten gewendet, eine laute
Ansprache an den Fetisch. Als diese beendet war, erschien der Oberhäuptling und
Priester in unserer Mitte, ein alter, grosser, bärtitrer Tlerr von ehrwürdigrem Aus-
sehen und mit einem beständigem Lächeln auf seinen Lippen. Er trug als Zeichen
seiner Würde einen mit Kauris besetzten Elepbantenschwauz in seiner mit 16 Eingen
feaebanektan Eecbtan und Uaaa anidi, naehdan er diaaalbaa Fiagen gaatollt und
daaaelbea Grund ariner früberen Ablage ai^iegeben hatte, wie aem Stellvertreter,
ebenfalls willkommen.
Der OberT^riester mit seinem Stabe erwiderte den Besuch, der Eti-
kette des Landes gemäss, nnd ea entwidcelte sich ein lebhafter Verkehr
mit den Adjntileaten, einem aassergewöhnlleh kräftigen, mit stark
hervorspringenden Muskeln begabten Menschenschlag. Wie Kling bei
allen GebirgsvOlkem dieser Gegend gesehen, hatten auch hier viele
Leute, sowohl Weiber wie Mftnnem, Alte wie Kinder nngehenre
KrSpÜa. Als Kling von Edj6 Abschied nahm, dankte deraelbe ihm
nnd aagke, daaa die Weiaaen gleich Gott wftren nnd Kling Aber ihn
nnd aein Land verfügen kOnne, welches ja nnn ihm gehOre. Gleich-
zeitig veraprach er, in nftdiafcer Zeit eine Abtiieilnng seiner jungen
Leute mit Gesehenken an ilm absenden zu wollen.
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144
Die dratodimi KftUmien.
Während dieser Strcifzfige des PremierlieateDaot Kiiog war Stabs- •
arzt Dr. Wolf, der Leiter der Stjation, auf einer grösseren Reiae nach
Dahome begriffen. Er verliess am 23. April Bismarckbarg nnd
wandte sich nach der Oatgrenze Dahomea, mit der Absicht, das Laad
nördlich tu amgehen, und In das Hinterland yon Lagos einzadringed.
Die Reiae, «eiche bis Kdali (schon za dem grossen Seiehe Biriba
gehörig) nngefilhr 30 Marschtage betragen mochtei, fahrte fast durch-
weg durch mnhamedanisches Land mit starken Bindvieh-, Pferde-,
Esel- und Schafheerden. Die grossen Dörfer daselbst beherbergen
eine kriegerische BevOlkerang, welche über schon geschmfiekte Pferde
verfdgt nnd deren HaaptbeschftfÜgnng in Sklavenranb nnd Ueber-
fallen der von Lagos nadi Salaga nnd den Nigerstaaten ziehenden
Hansssr nnd anderen Karawanen besteht Das Entgegenkommen der
nnr iUisseriich mnhamedanischen BevOlkemng war ziemlich freund-
lich, da Wolf stets mit den MoUahs, den mnhamedanischen Geist-
lichen, gute Beziehungen pflegte. Von 8ugn Wangira wollte Wolf
das als räuberisch verschrieene Biriba betreten, stOrzte aber am
11. Jnn! mit seinem Pferde Ober einen Baumstamm nnd verletzte
sich am rechten Arm. Nach diesem Stnrze soll bei Ür. Wolf, der
bereits am 1. Jnoi einen heftigen Fieberanfall gehabt hat, das Fieber
in schnell hinter einander folgenden AnfiUlen austreten sein. Obwohl
ziemlich krank, reiste Dr. Wolf doch theils zu Pferde, theils in der
Hfingematte bis Ndali weiter, einem Dorfe 4 Stnnden von dem Bi-
riba-Hauptorte Mpellele, der Residenz des „Küuigs-* Eoto. £s stellten
sich bei ihm die Symptome des pemiciösen Fiebers ein, Dr. Wolf
erkannte seineu Zustand vollkommen and beauftragte den Dolmet-
scher, ihn nach dem Ableben in die deutsche Flagge /u hüllen, eine
Salve von 20 S<huss über seinem Grabe aljzufjeben und die Mann-
j^rliaft sicher zur Station zurückzultringeii. Am 2(1. Juni Abends
>rljliet' Dr. Weit' sanft liinüber und wurde aiidcivii J'ages vor dem
Üoiie an der Strasse in einem Sarge aus i'aimeurippeu zur Kuhe
bestattet.
Ludwig Wo 1 1' war am iJO. .luni l{?i')0 zu lia^t'n in ilarmover ge-
liiiren; er studirte in Wüi/Iiuii; nnd Greifswaid, machte l)ereits in
den .lahren 1874 bis 1878 mehrere Reisen als Srliitfsarzt, trat am
• 1.'). Septeuiber 1878 iji das 1. sächsische l'\'hl-A rt illerie-Kegiment
Nn. 12 als eiiijährii;-freiwillii;er Arzt, und wurde im Jaiire 1881 zu
einer Heilanstalt nacli Leipzig kummandirt. In Leij)ziy: verwirklichte
sich ihm der lange ^.diegte Wunsch, nach Afrika zu gehen. 1883 be-
traute der KOuig Leopold II. von Beigieu den durch seine südäquato-
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Di« deutielMii^ KolaiiiiB.
145
riale Darchqneroog A^ka's berähmt gewoideneD AfiikareiBeadeQ Herr
maim Wteuuin mit der Leitimg einer der gröesten wiesenBchaftr
licheii Afrika - Expeditionen, deren Anlisabe banptsftehlich die* Er-
fonchung der efidlidhen Gongo-ZnfllleBe sein sollte. Wolf erhielt
Urlaob von 1883—1886 nnd trat ale Ant nnd Anthropolog in die
Expedition ein, der ansser dem schon berfihmten jaqgen Offizier an
der Spitse noch Hanpthnann Kurt v. Fninoois als Geograph, Ltente-
nant Franz Mfiller als Meteorolog nnd Photograph, Lienteoant Hans
KfiUer als Zoolog nnd Botaniker, ferner der von Pog^ erprobte
Schifiiasinunermann Bngslag nnd die Bftohsenmacher Schneider nnd
Heyer angehörten. Die Expedition, welche am 16* Dezember 1888
Hambnrg ▼erliess, nm am 16. Jnli 1884 von Hahmge anfznbreoben,
hatte einen glfinzenden nnd, man mochte hinzniHgen, militfirisch ord*
naegsmässigen Yerlanf. Die Entferanngen wurden von der in drei
Abtheilangen .marschireDden Karawane in yerhfiltnissmftssig kurzen
Zeitfristen inrQckgelcgt, grosse StOmngen kamen trott der Kftmpfe
anf dem Eassai nicht vor; zwar wnrden Franz Hfiller nnd Bflchsen-
maeher Meyer vom BdlMr hingerafft, aber die anderen enropftisdien
Mitglieder hielten sich'anfrecht bis znm Congo, der bei der Ewa-
Mflndnng, also an einer ganz anderen Stdle als erwartet, erreicht
wurde. Hier allerdings mnsste Wissmann, der noch in Leopoldvilie
schwer erkrankte, das Kommaudo der Expedition an Wolf übergeben,
den auch der iieberkranke Lieutenant Hans Müller verlassen musste.
Da Hauptmann Fran^ois seine Reise nach dem Tschuapa angetreten
hatte, üel jenem die verantwortuu;;svolle Aufi^abe zu, am 5. Oktober
1885 die Rückreise in's Innere zu machen, uiii die Baluba, die treu,
wenn auch nicht ohne Wanken, die Expedition bis hierher begleitet
hatten, versprochenermaasseii iu ihr Land zurückzuführen. Wolf hatte
schon früher, wälirend Wissmann am Lulua weilte, zu Ealamba zu-
rückkehren müssen, um ihn zur Mitreise an den Kassai zu vermögen;
er hatte dann von Luluaburg eine selbständige Reise zu den Baknba
gemacht und war von Leopoldvilie con^oabwärts gegangen, um mit
Sir Francis de Wintou wegen Ueberlassuug eines Transportdampfers
zu verhandeln. Wolf liatte bei seiner Reise zu den Baluba zum
ersten Male vom Sanknrru als einem Nebenflusse des Kassai sprechen
hören, und fuhr am 5. Oktober 1885 mit den Dampfern „Stanley"
und ^En Avant" den Kongo und Kassai. hinauf. Von der Mündung
des Luebo in den Lulua aus, wo er eine Hafenstatiou gründete,
marschirte er nach Luluaburg. So war Kalamba mit seinen Leuten
nach manchen Schwierigkeiten versprochenermaassen in die Ueimath
KolouialeB Jabrbucb 1890. " in
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146
Di» dtatadiaD KoIoDitii.
znrftckgelaogt. Mit dem kleiiMii Dampfer »En Avant* ghig er dum
Anikiige 1886 in den Sankurm, einen mftditigen Strom von 2000
bis 8000 Meter Breite, nnd half so den totliehen Theil dee gewaltigen
Kaaflai-Sjetems m entaefaleiem. Nadi Dentechland mrOehgekehrt,
wurde er vom BeiehalEaiizler-Amt im Jahre 1886 mit der Angabe
betrant, nördlich von Togo eine Station zn grfinden, nnd wihUe dazu
den in geographischer, militSrischer, gesnndheitlidier mid politischer
Besiehnng geeigneten Ort im AdeUland, wo er Bismnrokbarg er-
baute. Von welcher Wichtigkeit illr spatere Zeit Bismarekbarg
wnrde, ist anf diesen BUttem geschildert w<nden. Zwar brachte
der politische Yortheü der weit voinesehobenen SteUug, w^che den
Gürtel der missgflnstigen Zwisdienhfladler hinter der Ellste durch-
brochen hatte nnd einen wichtigen Handelsweg nach dem Niger be-
herrscht, den Nacfatheil der allzogrossen Nfthe der Mnhamedaner mit
sich, welche nach Nordosten zn die nächsten Nachbarn sind, aber auch
diese Schwierigkeit hat Wolf n besiegen verstanden. Diese guten
Beiter, welche gewohnheitsmisdg alle paar Jahre dnen Einftül in
Adeli machen, hat Dr. Wolf persönlich anljseencht, um firemdschafl^
liebe Beziehnngen ansnknflpfen, and aberhanpt Bnhe mid Frieden
swisehoi den sich bekämpfenden StAmmen herznstellen gesucht
Friedrich BataMl schildert den Bdsenden in einem nflt warmer Bm-
pfindang geschriebenen Nekrolog') folgendeimaassen:
Lndwig Wolf «ar mhtdgross, sehnig gebaut «iMtiidi von B«v«gaBir; arnh
«•OB «r in gtwthltem OiTÜ enchien, was er w«bl gern «busal that, war die min-
täriscbe Hattung nicht zu verkennen. Zu ihr passte das offene Gesicht, in welchem
der Ausdruck der Energie und derjenige eines heiteren Naturells sich vneinit^ten.
Der martialisch hinausgezogene blonde Schnurrbart kontrastirte einigermaassen mit
dem feinen Schnitt der Züge. Wer mit ihm in Berührung kam, rahmte luerst seine
gewiimeiMle.Liebenawärdigkeit. Darüber kann man nur Sümm» Vörmu JMe
Vonfige des Oumktora und OdKes lagwi tiefer. Idi nSebte tlt eoldie beeendm
boehentviekelte WUleaeknll, Pfliehttrenft nnil ^isf gewisse Oersdlinlgkeit des Den-
kens bezeichnen, welche den Aufgaben, die sie scharf zu stellen liebt, ohne Um-
schweife auf den Leih rückt. Wolf war kein genialer, aber ein im höheren Sinne
praktischer Mann. Auch sein Stil ist in erster Linie sachlich, zweckmässig. Seine
wissenschafilicben Beitr&ge bezeugen eine vielseitige Vorbildung, au deren Vertiefung
•r noch vor swner zweiten Reise eifing arbeitet». WerthroU wie sie ^nd, wollte
er sie nur als Uaterial angesehen wissen. Als Afrikareisender gehörte er der Schnle
Ton Pogge und Wissmenn an, deren Kennseidien der Erfolg in schwierigsten Unter-
nehmungen ist. Auf Pogge führt Wissmann seine vielbevährte Kunst des Ver
kebrens mit Ne?em zurück, und von diesem hat wieder Wolf pelernt. Einige
Idonate vor seinem Tode schrieb er aus Bismarckburg: „ Leider gehören die Ein-
geborenen nicht zu den harmlosen Wilden, die Behandlung derselben ist oft eine
*) Beilage nr Allgemeinen Zeitung (Beilage No. 71, 1590).
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Di* dmttehtB KotoniMi.
U7
recht lehwitrife, welche alle Künste und Kniffe der afrikanitelwB Difrionutie tr-
fordert. Einen Itleinen Feldzug kann man leicht haben. Dass ich ohne einen
solchen hierher (gekommen bin, betrachte ich als ein besonderes Glück. Ein krie-
gerisches Vorgehen kann der Afrikaforscbung empfindlich schaden. Folgt daraus
ein Rückzug, so werden sieh dann dem spitertn Reisenden empfindliche Hiuder-
niiM in den Wcf stelleD. Mit Gedvld und Lsognnith kommt mm in AHrikn tm
weitesten. AdeU war vor unserem Eintrefen noch nioht fon Weissen betreten,
noch pflegten Hindier von der Koste hierber/.ukommen, weil sie Gefahr liefen, nicht
nur ausgeplündert, sondern anch noch als Sklaven bebandelt zu werden. Jetzt sind
die Verbältnisse bereits erheblich besser ijcworden und ich sehe hofToangsvoll in
die Zuitunft." Wolf^d Beurtbeiiung der Neger ging nicht vom Pessimismus aus.
Audi dnrla tdilieert er sidi an Pogge und Wissmum n. Ansoerdem «ar «r sa
•ehr Ant oad MataifMielMr, «b dii aalieUegwide U^»«fMh&twng dee Knltar-
manselMn gegenüber dem linlbBaekteato nnvortlioillMft lieh.gtbeBdin iaiMgonllMiAo
theiica sn köniwii.
PiwieriieiiteiiADt Kling raste im April nach Togo larikk und tob
da auf UrUmb naeh Dentacblaiid. Der Teeliinker Bngalag fOlurte die
VerwaltDBg der Station weiter bis zum Eintreffen toh Dr. Bfittner,
weleher im Anftrage des Answftrtigea Amtes das Togogebiet bota-
niseb erforBeben wollte. Bngslag, von Hanse ans SchüEuimmermaBn
nnd ans Scbleswig gebürtig, ist bekannt geworden als Begleiter
Y. Ifeebow^s nnd später Wissmann's anf des letzteren EassairReiBe.
Dr. Bicbard Bftttner ist bereits im Jahre 1885 im Anftnge der
„Afrikanischen Gesellschaft in Dekitsehlaad" am Congo th&tig ge-
wesen nnd hat dort eine Reise von S* Salvador zum Hnene Pnte
Kassongo am Knango ansgeffihft
Im Februar und März hatte der damalige interimistische Kom-
missar jenes Schutzgebietes, v. Puttkammer, mit einer Karawane
von 150 Mann einen Zug nacli dem Innern unternommen. Derselbe
hatte den Zweck, durch Besprechungen mit verschiedenen Stammes-
häuptlingen und durch Ausgleich von Zw istigkeitcn der Eingeborenen
unter einander die Sicheriieit der Handelsstrassen m befestigen.
Gleichzeitig beabsichtigte der Kommissar, einen geeigneten Ort für
eine nach Westen hin neu zu begründende Station ausfindig zu
machen. Die 48 Haussa-Soldaten der Karawane standen unter dem
Befehle des Polizeimeisters v. Piotrowski. auch befand sich der
Regierungsarzt Dr. Wicke dabei, welcher hygienische Gesichtpunkte
geltend machen sollte. Allenthalben zeigten sich die Häuptlinge sehr
entgegenkommend, in verschiedenen Orten wurden von ihnen Land-
schenkungeu gemacht. In einem Palaver zu Agome Falinie erklärten
die Häuptlinge des Atigbc-Stammes, welche oft die Handelsstrasse
bedroht hatten^ dass sie den Verkehr nicht mehr gefährden wollten.
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IM« dentielMii Kalonitn.
Von da aus zog die Karawane über einen Kamm von 600 m Höhe
nach Tomegbe. Auf diesem Marsehe wurde ein geeigneter Platz für
eine Station gefunden. Derselbe liegt etwa 20 Minuten hinter Jo.
Das Gebirge streckt dort eine nach allen Seiten in's Thal &lle]ide
Landzunge vor. Die Kuppe ist eben und bildet ein genügend grosses
Plateau. Am Fusse derselben tliesst ein klnier Gebirgsbach über
Felsen. Unmittelbar vom Bache ans beginnt der Aufstieg auf den
Jo-Pass: der Platz wurde von Tenu, dem alten Häuptling von Jo,
geschenkt und ,.Mi8a>Höhe^' genannt. Er ist von Lome auf sicheren
Wegen in fünf Tagen zu erreichen, nach Kpandu hat man von da
zwei Tagereisen und nach Bismarckbnrg sieben bis acht Tage. Ffir
diese Station war als Leiter Lieutenant Herold vom westfälischen
Fnss-Artillerie-Regiment Xo. 7 in Köln bestimmt, welcher sich am
8. März, begleitet von dem Mechaniker Stöhr, in Hamburg nach Togo
einschiffte. £r kam am 6. Mai mit 13 Hanssa-Soldaten, 18 Trägem nnd
2. Dienern am Orte seiner ßestinmrang an, am 7. Mai ging dort
am schnell aufgerichteten Flaggenmast die deutsche KriegsBagge
hoeh, begrflsst von drei Salven der schwaraen Soldaten. Dann
wurde mit der Eniehtnng der Station begonnen. Ringsum wurde
der Busefa umgesehlagen und verbrannt Felder und Gärten wurden
angelegt, Pferde- und Hflfanerstall, Waarenhaus und Wachtlokal
gebaut Bis zum 5. Juni bewohnte Herold das im Buaoh auf-
geschlagene Zelt Als aber ein Wirbelsturm in einer« Nacht dieses
Zelt einfach umwarf ging er schleunigst an die Errichtung- eines
provisorischen Wohnhauses. . Bs ist aus P^mrippen und Psslmblftttem
errichtet und enthält zwei recht hübsche Räume, ein Wohn- und ein
Schlafzimmer, Die Station liegt etwa 500 m hoch, ringsum von
200 m hj&herem Gebirge umgeben, nur im Sfidosten, in der Richtung
nach der Efiste hin, ist der Blick in die Ebene freu Die Umgebung
ist romantisch, und erinnert an den Harz und den Thfiringer Wald;
nur die zahlreichen Oelpalmen imd des Mittags die Bitze zeigen,
dass man in Aftika-ist Die Station hat gutes Trinkwasser, eine
wichtige Sache in den Tropen. Das EUma ist keineswegs so schlecht^
wie es in Deutschland manchmal dargestellt wird; Morgens 7 Uhr zeigt
das Thermometer meist 22 Grad, sogar 21 Grad Celsius, Abends 9 Uhr
meist 24 Grad^ unter Mittag ist es natfirlich heiss. .Sie sehen,*
sehreibt Herold in einem Privatbriefe, ,es ist hier bei dieser Tem-
peratur, bei gutem Trinkwasser, in herriicher Waldluft, hoch oben
auf dem Berge, unmittelbar unter deq Wolken thronend, anssuhilten.
UnbescbreibUch scbOn sind die Tropennächte. Ich sitze oft bis 11 Uhr
üiyitizcü by GoOglc
Di« deuUcben Kolouieo.
149
unter einer Oelpalme, unter der ich auch bisher ungfestraft meinen
Kaffee und Ealvao trinice, und kann nicht müde werden, die Wuuder
der mondhellen Tropennacht zu geniesseu. Wenn das zu meiner
Rei'hteu befindliche südliche Kreuz in seiner milden l'rarht am Ho-
rizont verschwindet, dann ist es Zeit zum Schlafen; denn Morgens
dVo Ühr heisst es aufstehen und die Arbeiter anstellen, Sonntags
arbeite ich nicht, nach dem biblischen Vorbilde, um zu sehen, was
ich in der verflossenen Woche gethan habe und in der kommenden
zu thun gedenke. Bisher habe ich eine Reise von Nyambo zu dem
mächtigen Könige Blako gemacht, einmal war ich auch auf dem
Towe-Markt«
Fauna und Flora.
Das unmittelbare Küstengebiet, ein schmaler unfruchtbarer Sand-
streifen, ist öde. wenig l)el)aut und kaum von anderen Thieren belebt
als solchen, welche in der Nähe des Meeres leben, Crustaceen, Krabben,
Seevügeln u. s. w. Das unangenehmste Thier der Küste ist aueh leider
hier der SaudÜoh, welcher gelegentlich in das Innere verschleppt
* wird. Die von Krokodilen wimmelnde Lagune ist in Folge ihres
Fischreichthums ein Sammelpunkt für die mannigfachsten Arten von
Strand- und Sumpfvögeln. Dass es hier an Moskitos und Ochsen-
fröschen nicht fehlt, ist selbstverständlich. Steigt man von der La-
gune in's Festland in den „Busch", so zeigen sich verschiedene
Holztaubenarten und der prächtig rothe, behaubte Turako macht sich
bemerklich. Die Landschaft weist Kokospalmen- und Oelpalmen-
Bestände anf, Hochwald, Busch und Savanne wechseln mit einander
ab, gelegoitlich sind auch einige Strecken von den Eingeborenen
urbar gemacht. Der Bosch beherbergt allerlei wildes Gethier und
eine Unzahl von Insekten, unter denen die Ameisen besonders be-
merkenswerth sind, welche auch in der eigentlichen Savanne — in
Togo fast durchschnittlich Graslandsdiaft mit knorrigen verkrüppelt
aussehenden Bäumen, die auffallende Aehnlichkeit mit unseren Obst-
bäumen haben — eine grosse Plage bilden. Denn nichts kann dem
Andringen einer Ameisenschaar Stand halten; wer sich ihr in den Weg
stellt, wird angegriffen und nur schleunige Flucht kann vor ihr retten.
Myriaden kleiner schwarzer Fliegen, von denen einige Arten schmerz-
haft stechen, fiUen Aber den Wanderer her und sind namentlich
während der Regenzeit eine empfindliche Ph^^e. Wild ist in der
Savanne noch zahlreich, Antilopen, Bäffel, Wildschweine, Hyänen,
Elephanteo kommen fiberall vor, der Leopard zeigt sich nicht gerade*
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150
Dia dtntoelwft KoUrnitn.
Belten, wfthrend der LQwe sieh nur noeh gelegentlich in das Togo»
laad Terirrt, Krokodile, welche in der Lagone hiafig sind, tteten
hinter dem Gebirge wieder ant Von sonstigen Sanriem ist die
riesige VTameindedise TOfnehmllch znerwfthnen, ausserdem kommen
aber noch mehrere andere Eidechsenarten, von denen manche sich
mit Vorliebe in den Hftosem oder deren Nahe anfhalten, vor. Schlan-
gen, giftige nnd lugiftige, sind xiemlidi hftnfig, Biesenschlangen werden
im Innern oft gefangen. Auch an der Küste foUen dieselben nicht
nnd in dem Lagnnendorüs Ghn^ii bei Klein-Popo befindet sich ein
eigeDs Air sie bestimmter Schlangentempet (dicht daneben liegt
Sebbe, der Sitz des kaiserlichen Kommissariats). In jedem Neger-
dorfe, Ton der Kfiste bis Adelt, findet man mit wenigen Ausnahmen
das schwarze, sehr degenerirte Schwein, Ziegen, Schafe, Bindvieh
meist porto^^esisdiMi Ursprungs, HandOi wfthrend Pferde nur im
Innern vorkommen. Wss das Geflflgel anbetrifft, so ist das Hahn
in allen Grossen und Farben überall vertreten nnd bildet mit seinem
meist mageren und zähen Fleische die Hauptkost der Reisenden.
Wirthschaftliches.
St'iteDS des kaiserlichen Kommissariats für das Togo-Gebiet
sind seit etwa zwei Jahren im Verein mit der Firma J. K. Victor
auf dem Regierungsgrundstück bei Sebbe Versuche mit dem Anbau
tropischer Pflanzen in kleinem Maassstabe vorgenommen worden.
Dieselben haben günstige Ergebnisse erzielt. Es hat sich gezeigt,
dass Tabak gut gedeiht und von Sachverständigen in grösserem Stil
mit Aussicht auf Erfolg angebaut wenien könnte. Die Berichte über
die nach Deutschland gesaiulten Tabaksproben lauten so günstig,
dass Herr Vietor beal)siciitigt, ein grösseres Unternehmen zum Zwecke
des Tabaksbaues in Togo zu Stande zu bringen. Eine kleine KatTee-
plautage von etwa 100 Bäumchen ist angelegt worden; ein L'rtlieil
über das Ergebniss ist jedoch erst in etwa vier Jahren zu erwarten.
Die angepflanzten BanmwoUenstauden haben sich gut entwickelt, so
dass ein praktischer Baumwollpflanzer, Goldberg, naih Togo gereist
ist, um dort Versuche im Grösseren zu unternehmen. Auch mit
der Anpflanzung von Kakao sollen demnächst Versuche gemacht
werden. Wir können uns aber nur der Ansicht des Herrn J. K.
Vietor anschlicssen, welcher es nicht für rathsam hält, jetzt schon
grosse Kapitalien hiueinzusteciieu. ^) Die Schwierigkeit liegt in der
*) Ein gntes Bild von den Anfangsscbwiorigkeiten des Plaotagenbftus giebt
Or. Henriei, der Vertreter der Togogeselteebaft, wenn er in einem Plaidoycr im Zoll-
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Dia dentsehen Kolonieo.
151
Arbeiterfrage. Aus einem beinahe nackten, mit etwas Flaeh und
Maisbrot, einem Sdmapa und etwas Tabak znMedenen Hensdien
einen tflehtigen, bmnehbaren Arl>eiter za erziehen, ist nieht kioht
Dazu gehört viel Arbeit nnd noch mehr Gednld. — • Das Geediftft an
der KflBte wsr yot Knrzem bei dO bis dö Prozent immer noch
leidlieh za nennen, nnd die Ellste hat sich sehr gehoben, was sieh
am besten darin zeigte dass an Stelle der früheren Holzhänser jetzt
gnte solide Hftoser ans Ziegelstein erbant sind, aber mehr imd mehr
stellt sich die Nothwendigkeit herans, von der Prodoktion der Sm-
geborenen nnabh&agig zu werden, zn welchem Zwecke eben der Plan-
ermässiguDf^ auf deutsche koloniale Produkte — einen Gedanken, welchem schon frähor
einmal die deutsche Kolouial-Gesellschaft näher getreten ist — schreibt: Planlagen-
önternehmungen kosten viel beld, und unsere Kolonien haben bisher noch nicht
einmal leichte Verbindung mit dem Mutterlande. Man vergesse auch nicht, dass
dir PflwMT in bither onkoltiTirten 0«g«Dden «nt Jahn lang Erfahrung sam-
meln moM, uid dM ist korti|ri<U|f. Nehmaii wir dnanl d«u Tabaktbra. Ba
vefgeben drei, vier Jahre» die die Trocken- und GUuungabedingungen etwa fnr
Ostafrika, Kamerun oder Togo festgestellt sind; bis dahin hat der Tabak aber noch
nicht seinen Vollwerth erreicht, er erzielt vielleicht 170 Mark für den Zentner, was
im Durchschnitt noch günstig wäre. .Nun gehen 70 Mark für Zoll ab, 15 — 20 Mark
für Seetrauäport, 10 Mark für Landtransport uud Verschiffung, S Mark für Ver-
paekung, daa aind 103 Hatk Unkoataa bii Hamburg oder Branan, bMbaiL in gSxf
aligaten Falle 67 MaA fnr den Produia&ten. Dabei haben wir Veraichenni^ Makler-
gebohr und deiglaichen noch gar nicht gerechnet. Im Allgemeinen wird der Zent-
ner wirklich Tersendeten Tatiaks kaum über 50 Mark bringen. Die Produktions-
koeten sind aber in den Kolonien ungeheuer gross. Rechnen wir auch nur einen
Weissen auf eine Station, so bezieht dieser an Gehalt gegen 3000 Mark mindestens,
das« freie Station. Die Verpflegung ist aber In tropische u and unwirtblichen Oa-
biatan aehr theaer, da fnt alle Yonitha ana Europa gesehiekt wodam mfiaian.
Von N agwfcoat kann unter hundert SnropiarB bSchatana ainar kkn. So ateUea aiah
denn die VarpAegungsunkosten auf mindeetens 8000 Mark auch noch für jeden
Einzelnen; sie "vermindern sich erst, wenn der Viehstand heranwächst, Gartenwirth-
sebaft eingeführt ist und dergleichen, bleiben aber doch hoch, da der Europäer des
Weines in den Tropen dringend beuuthigt. Die Produktionskosteu werden aber
auch dadureh ungeheuer hoeh, daea allea Aekerland erat garod-at nnd dann Jahra-
lang nit dar flaad baarbaitat werden mnai, ehe dar Mng durehgahan kann. So
erfordert es lange Jahre, ehe bai dem jetzt dröckandaa Zoll eine Pflanzung wirklieb
ErtTiiy'c bringen kann. Welchen besonderen Grund hat deutsches Kapital daher
unter den jetzigen Verhältnissen, in unsere Kolonien zu geben? Brasilien und Ar-
gentinien liegen näher und haben bliutige Verbindung; die Bodenverhältnisse dort
sind günstig, das lüima auch; tief in das Land hinein ist geordnete Verwaltung.
Einen Vortbatl irgend walcher Art bietet dar Plantaganban in den deutschen Kolonien
nicht, und deshalb zieht er auch nicht an. WIta ea nicht ana Liebe zum Vater-
lande, >o würden die jetzt Torhandeaan Pbuitagenbasitaar nicht in dla dantaehan
Kolonien, sondern in günstigere Oabieta gegangen aato.
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Dk dtDticben Kolonun*
tagenban dienen 80IL Die Kanflente vob Klein •Popo nnd Porto-
Segaro haben bebnfe Walinaig ihrer kanfkninniBchen Interessen eine
Handelskammer gebildet Der Zweck dieser i^Haadebkammer von
Klein-Popo nnd Porto-Segaro*^ ist nach dem Statut, gemeinsam
kommdriielle Angelegenheiten in berathen, -anf Abstellmig von Miss-
brSnchen sowie nacbtheiligen £inn'ehtnngen hinzuwirken, nnd mit
allen &8ften m fördern, was im Geaammtinteresae des Handels sich
ab nOthig erweisen sollte. Die Handelskammer wird regelmftssig
ain 1. jedes Monats znsammentreten.
•Eine für die Entwiokelnng der englischen Ooldkfisten-B^olonie und
des deutschen Schutzgebietes wichtige Neuigkeit betrifft die Schiffbar»
keit desVolta. Dieser bedeutende, aber vemachlflsrngte Fluss ist im
Oktober 1S89 von einem deutschen Dam^jfer etwa 830 Kilometer von
seiner Mfindung aufwArts befohren worden, .bis Kra^i. Nachdem
der Franzose fionnat im Dezember 1875 und Januar 1876 den Yolta
bis Eratji in Booten befehren hatte, ist dieses Wagniss auch im
Jähre 1890 dem Afrikareisenden G. A. Krause gelungen, obwclU
Stromschnellen die Schifffahrt sehr erschwerten. AVelche Bedeotung
die Entdeckung der Schiffbarkeit des Volta für den üaudel haben
wird, Iftset sich heute noch nicht absehen.
Aus dem Hinterlande des Togogebiets sind Nadirithten über
den flotten Kautschnkhandel gekouimen. Premierlicutenaiit Kling
berirlitct darüber aus Bif^inarcksburg : „Den Bewoliueru des Hinter-
landes von Togo, uainentlieh den Adelileuten, war bis zu unserer
Ankunft die Gewinnung des Gummis unin-kannt, ^Nur aus Spielerei
machten die Seliwarzen manclunal Gummikugeln und gaben einmal
auf der Station zehn kleine derselben gegen eine Schnur Perlen im
AVerthe von ungefähr 10 Pfennigen. Seit beinahe zehn Monaten nun
beginnt ein sehr starker Zuzug von schwarzen Händlern, englischen
Unterthanen aus Akkra und dessen Umgebung, die nach den Dorfern
von Adeli und Tribu kommen und ungeheuere Preise für Gummi
bieten. Da das Gebiet in dieser Bi-zii-iiung, wie oheu erwälmt. voll-
kommen jungfrätilicli ist und die I^andolphia. die Gummi-Liane,
welche den feinsten (iuinmi giebt, in den Galeriewäldern der un-
zähligen Flussläufe und Biiche. welche das Gebirge durchströmen,
in selir grosser Menge vorkommt, so wnrd" binnen kurzem eine
ziemliche Masse zusammengebracht. Tausende von Zentnern sind
schon von obengenannten Händlern nach der englischen Küste ge-
schleppt worden. An einem Tage kamen hier Eingeborene mit
27 starken Lasten durch. Die Händler bezablea ungeheure Preise.
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Die deutschen Kolouieo.
153
Für eine Anzahl Kugeln im Qewichte vob ungefähr 10 Pfimd er-
hielt der Yerkftiifer 4 Stick Kattun, an der englischen Bofiste jedes
mmdestens 4,5 Hark werl^v sowie 4 grosse ^nmeeser, im nnge-
ffthren Weithe Ton 1 Mark jedes, so das« sich die erkauften 10 Pftmd
Gummi demnach auf nngeffthr 15 Mark ohne Unkosten itlr Trfiger,
ünterhdt und Gewinn stellten. Da man nnn an ^r Ktste w&hrend
meiner Anwesenheit das Pfand Gummi mit OO-— 90 Pfennigen be-
zahlte, 80 gaben die Akkralente ohne die erwAhnten Unkosten min-
destens 60 Pfennige mehr.**
Der Sklavenhandel ist in der Sitznnis: des Reichstag vom 57. No-
vember 1889 anch zur Sprache gebracht worden, und es zeigte sich diil)ei,
dass auf beiden Seiten über das Ziel hinausefeschossen worden if^t.
Während Herr Geh. Legationsrath Krauel das Vorhandensein des
Sklavenhandels in Togo leugnete, beharrte Herr Krause, der die
Beschuldigung ört'entlieh ausgesprochen, bei seiner Behauptung. Der
letztere war sogar in der Lage, oinen im Auftrage von Dr. Wolf,
dem damaligen Chef von Bisnmrckburij:, wahrscheinlich von dessen
Dolmetscher nnoli Salaga an Abdul Kleina geschriebenen Brief mit-
zutheilen, in welchem eine Sklavengeschichte bebandelt wird. In
einem von anderer Seite herrührenden Schreiben aus Togo heisst es
ebenfalls: „hh sah in Denn einige Fremdlinge, die ich sofort als
Stammen im Innern angehörend und darum als Sklaven erkannte.
Als ich nachfragte, war es richtig so, und auf meine weitere Frage,
wo sie dieselben gekauft, hiess es, in Lome. Im deutschen Protek-
torat könne man gegenwärtig viele Sklaven kanten, weil es die
Beamten gewahren lassen. Man thue Barmherzigkeit an den armen
Menschenkindern, wenn man sie den Sklavenhän<llern abnehme." Die
Thatsache, dass im Togogebiet, und zwar au der Küste, Sklaven ge-
handelt werden, ist also unleugbar, aber wie Herr Vietor aus Togo
schreibt^ ist „die Behauptung des Abgeordneten Richter, dass das
Togogebiet ein Schlupfwinkel für den Schmuggel und Sklavenhandel
sei, ebenso irrig, als wenn der (ieheime Le^ntionsrath Krauel be-
streitet, dass Sklaven im deutscheu Schutzgebiete verkauft werden.
Die Wahrheit liegt in der Mitte. Ebensowohl wie in der englischen
Goldküstenkolouie und in den französischen Kolonien täglich Sklaven
gekauft und verkauft Vierden, ebenso werden sie in der deutschen
Kolonie gekauft und verkauft. Die Karawanen kommen von den
Skla^veomärkten ans dem Innern, welche' nicht im deutttchen Gebiete
liegen, besonders von Salaga, und bringen häntig Sklaven mit Der
einzige Unterschied ist der, dass im englischen Gebiet, wo der
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Di« d«oticlMD KoIodIml
Sklavenhandel amtlich verboten ist, meiBtens nor Kinder nnd grOBtere
Midehen, hier aber anch grossere Joagen uid Männer Yerkaaft wer*
den, anch Bind die Sklaven in der Goldkflatenkolonie 40 Mark im
Dnrehechnitt thenror. leh miflebillige den SkUveahandel imd die
Sklaverei darehane, nnd ich glanbe, daes die Segiemng mit d^r Zeit
dagegen einachreiten wird nnd einBchreiten mnae, wie aie Jetrt schon
SUaveigagden in ihrem Gebiet ahndet Aber ich mOdite nur dem
entgegentreten, dass es hier schlimmer aussehe als anderswo, oder
dass man gar, wie es nach den Verhandlnngen den Anschein hat,
voranssetst, dass die Begiemng diesen Handel nnterstAtEe."
Was den Branntweinhandei anbetriflit, so ist die Frage, wie
dem Uebel abgeholfen werden kOnne, nicht leicht an beantworten.
Die von derBegierang befolgte Zollpolitik, die sammtlichen Ansgaben
dnrch Zolle auf Spiritnosen, Pnl?er, Gewehre nnd Tabak an beaM»
ten, ist gewiss sehr richtig and wird schon etwas, wenn auch einst-
weilen wenig zur VerbesBemng der Veiiiiltnisse beitragen, besonders
nachdem die ZoUe erhöht worden sind (siehe Anhang). Das anzu-
strebende Ziel ist aber nnbedingt dasjenige, dass sämmtliche earo-
piische Regierungen gemeinsam die Einfahr s&mmtlicher Spirituosen
verbieten. Ein einseitiges deutsches Verbot wftre eine schwere Schä-
digung des deutschen Handels, würde aber auch den Zweck, dem
Neger das Trinken unmöglich zu machen, vollständig verfehlen.
Aus den benachbarten englischen und französischen Gebieten würde
der Bedarf der Togo-Kolonie mit Leichtigkeit zu schmuggeln sein.
Aber einen grossen Dank würde sich die deutsche Regierung bei
allen denen erwerben, welchen die Zukunft unserer afrikanischen
Kolonien am Herzen liegt, wenn sie ihren ganzen Einfluss darauf
verwenden wollte, dass die Regierungen eine allgemeine Vereinbarung
träfen, dass kein Branntwein in Afrika eingeführt werden dürfe. Der
allgemeine Handel würde auf die Dauer durch dieses besondere Ver-
bot gewiss nicht leiden, vielmehr der Verbrauch aller andern nütz-
lichen Waaren bedeutend zunehmen.
Die Eweer sind sehr bildungsfähig, geschickt und anstellig.
Fast jeder spricht einige afrikanische Sprachen, die jode von einander
80 verschieden sind, wie etwa deutsche und romanische Sprachen, und
Manche verstehen englisch, deutsch oder portugiesisch. Die schwarze
Bevölkerung an unserer Westküste wird früher oder später auf eine
höhere Kulturstufe gelangen, und es ist Sache der Europäer, sie
dahin zu bringen, damit sie es nicht auf eigene Hand thut und,
ihrer Kraft bewnsst, dass Joch der Fremden später abschüttelt. Vor
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Di« deuUcbeu Kolonien.
155
allem aber ist das Christoithiini dasa bemioD, imd mir diet kann
mit seiner höheren Knltar den Islam verdiiageii, der wiederom eine
höhere Knltorstafe als die frOhers heidniiehe war. Was die Religion
desYolkes anbetrifft, so ist diese kein nackter Feüsehismns, wie gewOhn*
lieh angenommen wbd, seodem eher monoth^stisch. Die Volkssttmme,
soweit sie z. B. Henriei kennen gelent hat, glauben alle an einen
Gott, das GMienbild ist nur Sinnbild des Ueberiidischen. Tief nnter
diesem einen Gott stehen noch dne Anzahl Götter oder Genien; selbst
die abgeeehiedenen Seelen, besonden die fon Htoptliogen, werden
verehrt (ihnlich den Heroen bei den Grieehen). Tief philosophiseh
ist die Anifossnng von der Seele. Diese war, so lantet die Lehre,
▼on Anfimg an vothanden. Naeh der SehOpfung schickt sie Gott in
den KOrper und ruft de naeh dem Tode wieder zn sieh zarfiolL
Diese Sede ist aber nnr eine Aensseruig der Lebenskraft Ausser*
dem giebt es noch ein höheres, sittliches Wesen, das bei Gott ver-
bleibt, also ähnlich wie in der Ideenlehre des Plate. Zwischen Thier-
seele and Menscbenseele ist kein Unterschied vor Gott. Trotzdem
sind die Lente keine Vegetarianer, denn sie tOdten beim Thiere ja
nur den Lebensodem; vor derTOdtnng giebt man dem Thiere hänüg
noch einen Schlnck Wasser, damit die Seele auf ihrem Wege za Gott
nicht verdurste. Neben dieser Volksreligion giebt es noch Orakel,
die von den Fürsten befragt werden, wie schon vorhin initgetlieilt
ist. Von Festen sind die Mondfeste sehr beliebt, die mit Gesang,
Tanz und llüllenlärm gefeiert werden, besonders wird sehr stark und
eifrig dabei getrommelt. '
Deutsch -SQdwestafrfka.
Die Schntztrnppe.
Die Verhältnisse in Deutsch-Südwestafrika haben im verflosse-
nen Jahre sich wenig verändert; nach wie vor herrscht hier eine
Stagnation, welche sehr empfunden wird, aber sich unter den schwie-
rigen Verhältnissen noch nicht ändern liess. Das Jalir 1888 brachte
die bekannten politischen durch die Agitation von abenteuernden
Engländern herrührenden Wirren mit den Hereros, in Folge dessen
das Ilereroland faktisch von den deutschen Repieruugsbeamten auf-
gegeben wurde. Doch hat dieser unwürdige Zustand glücklicher
Weise nicht lange gedauert. Die kaiserliche liegierung bildete eine
neue Schatztmppe, weiche anter Führung des Hauptmanns v. Frau-
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156 IM* dtolMhM 'Kolonien.
ijo\A im Sominer 1888 in WaMaohbu emtraf. Ihre Anfisabe war
weaentüch zwiefacher Natar; einmal die engUaohen Umtriebe zu nnteiv
drftcken, dann aber auch die fiiogeborenen eowmt zur Raieon zn
bringen, dase Yorgftnge wie die fiüheren eich niebt wiedeifaolen
konnten. Die Eingeborenen nnd aneh die Heren» sind an nnd Ar
eich den Dentscben nicht feindU<di gesinnt Die Sebald an den nn-
leidüchen Yerfailtmssen trogen fremde Agitatoren, welche die Ein-
geborenen dvreh Branntweinspenden und Waffenliefemngen zn ge-
winnen wossten, and den so erlangten Einfhiss zn Hetzereien gegen
die dentsehen Hindier, die dentschen Beamten nnd die deutsche
Scbntzherrschaft verwendeten. Haoptmänn t. Francds zog von Wal-
iiscbbai sofort nach Otyimbingiie, wo er am 8. Joli eintraf, um von
doit ans die Bewegungen der Gegner zn beobachten. Die 8ohnts-
tmppe machte knrz daranf einen Abstecher nach Omamm, nm den
dentsch-firsnndlichen Hftnptling Hanasse zn besnchen, kehrte aber
bald zurück, da sich die Nachricht verbreitete, Lewis würde mit
seinem Anhange in das Sdratzgebiet einrücken; statt seiner kam
aber nur ein grosser Scbnapstransport Am 6. August bat Haupt*
mann v. Fran^ den Hftnptling Zacharias nm eine Baustelle jenseitB
des Fhisses, der deatechen Niederlassang gegenüber. Der Häupt-
ling hatte anf&n glich gegen den Bau nichts einzuwenden, machte
aber schliesslich doch einige Schwierigkeiten, so dass der Haupt-
mann kurz entschlossen mit der Schutztrappe davonritt. Zacharias
sandte ihm eine Keitertruppe nach, um sich nach dem Grunde
des plötzlichen Aufbruches 'zu erkundigen, welcher bei der im
Daiuai ahitl bestehenden Sitte, alle Maassnahmen durch oft wochen-
lange Bes[)rechungen einzuleiten, den Eingeborenen allerdings auf-
fallend erselieinen konnte. Das Gerücht vergrösseHe die Bedeutung
dieses Schrittes des Häuptlings in eine Art Kriegserklärung der
IJcreros gegen die Schutztrnppe nnd vemrsachte in Deutschland
einige Beunruhigung, erwies sich aber bald als falsch. Der Haupt-
grund des ])lötzlichen Aufbruches der Schutztruppe war wohl die
Absicht, Lewis aiizutaugen, der es aber vorzog, das Schutzgebiet
nicht zu betreten.
Die Schutztruppe setzte sich etwa 40 Kilometer von Otvimhinijue
auf dem Wege nach Wallischbai bei einer kleinen Ansiedlung Tsaol)is
(sit'he Karte im .lahrgaiig 1880) fest, und erhaute dort ein Fort,
wftclies Wilhelmsfeste genannt wurde. Das Fort ist aus rohen Steinen
ohne Mörtel aufgeführt: die Mauern sind an der Basis P/., m dick,
nach oben etwas verjüngt und etwa 3 V2 ^ hoch, das Fort bildet
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Die deuUcbeu Koloniw.
157
ein Bechteck von 35 bis SO m JJage mit anf den Ecken vonpringent
den Thünnen. Auf allen Seiten nnd nach allen Richfongen hin and
Schiessechacteii angebracht, sa daes 'es nach dortigen Yerbftltmsseii
unanfechtbar iet Diese Arbeit worde in Ph Monaten tollendet»
nnd war in jeder Hinsicht eine tflehtige Leistung der Schntstrnppc,
welche allein schon sie in dem Respekt der Bingeborenen hob. IMose
Station wnrde bald von schntzsuchenden Eingeborenen als Zuflocbts«
ort betrachtet nnd in ihrer Nfthe lieasen sich knne Zeit nachher
Aber 700 Familien der Bergdamara und der Bastaida (MiscUinge
▼on Weissen nnd Hottentotten) nieder. Von der Scbutstroppe wurden
die Monitionssendimgen, die nach Otyimbiogue gehen soUten, mit
Beschlag belegt, die dortigen darftber aufgebrachten englischen HSndler
anf Tsaobis gefangen gesetzt nnd anch alle vorbeikommenden Güter,
die Lewis oder der mit ihm verbundenen Minengesellsehaft gehörten,
im Giiuzen neun Wagen voll, angehalten. Von dem stellvertretenden
Reichskommissar Nels wurde dem Besitzer kundgegeben, er dürfe
mit seinen Minenarbeiten erst beginnen, wenn er sich der bestehen-
den Gesetzgebung unterworfen habe. Er müsse also die vom Reiche
eingerichtete Bergbehörde anerkennen, sich bei derselben anmelden
nnd eine Bescheinigung darüber bringen. So lange das nicht ge-
schehen sei, würden seine Maschinen festgehalten werden. Damit
war aber Lewis nicht einverstanden; er hatte bekanntlich im Jahre
vorher dem Reichskommissar in's Gesicht gesagt, dass er die deutsche
Schutzherrschaft, also auch den kaiserlichen Beamten, dort nicht als
eine Autorität anerkenne. Demgemäss wollte er sich auch über die
Bergbehörde wegsetzen. Als er aber sah, dass man deutscherseits
seine Proteste nicht achte und Ernst mit Einhaltung der gesetzlichen
Bestimmungen machte, kehrte er in Walfischbai um und beschwerte
sich in Kapstadt. Da seine Klagen bei der Kapregierung kein Gehör
fanden, begab er sich nach England, um bei der Staatsregierang
Hülfe zu suchen, erhielt aber auch dort dieselbe Antwort wie in
Kapstadt nämlicli, dass man sich in deutsche Angelegenheiten nicht
mischen könne. Damit war dem ganzen Widerstande, der 1888 in-
Damaraland eich gegen die deutsche Scbntzherrschaft erhob» die Gmnd<«
läge entzogen.
Die An(iregQng unter den Uereros hatte nun awar nachge«
lassen, aber es hatte sich doch als nothwendig heransgestelit, der
Schntartnq[>pe eine Verstärkung zuzusenden, zumal die Kämpfe zwischen
Hereroe. und dem räuberischen liendrik Witbooi und die des Letzte«
rot mit aaderen üottentQtten-Hftapüingen es nicht aaageschlossea
158
Di« deatMiMi KiloiikB.
eredieiiMn UeBwn, daas die Sdmtttnippe, welclie snr OffinnTe zu
Khwach war, m die Kimpfe verwickelt weiden kflnnte. Dieselbe,
ans 40 Hann beetehend, m^r Ffifarong des LienftenaDt Mkrker, langte
am S5. Janoar in Sandwicfahafen an nnd begab sidi aofort naeh
Tsaebia.
Anftngs Deiember begab sieh Hauptmann t. Fran^ois naeh
Behobodi za den dentseh-frenndliefaen Bastards nnd besnohte Wind*
hoek, einen jetzt wflsteo Fiats anf der YdlkerMbeide der fiereros
nnd Hottentotten, üer Ort zeichnet sich aber dnreh Wasserqnellen
nnd die MOgliehkeit der Anlage von Knltnren ans. Das Wasser ent>
quillt 10—12 warmen Quellen mit einer Temperatnr von 70^ bis
80® R., die an dem Westrands einer 805 m langen, das MiToan des
}¥indhoeker Flnsses nm 95 m liberstehenden Tercasae deh beSnden.
Im Jannar besnehte Hauptmann Francis Ton Hoachanas ans
das Gebiet des Hioptlings Lambert (Amraal-Hottentotten) nnd nnter-
nahm too da ans mit drei Mann der Sehntztmppe nnd mehreren
Singeborenen eine Foraehnngsreise naeh dem Kgami-8ee, wo die
EngUoder bereits Mher mit dem dort wohoenden üftoptUng Morenii
Vertrage abgeschlossen hatten. Der Weg von üoachanas nach dem
Ngami-See ist von guter Beschaffenheit. Das Gelände trägt den
Charakter einer Ebene, die von zahlreichen kleineren nnd grösseren
Kesselbildungeu und den Flussgebieten des Nosop und Epukiro unter-
brochen wird. Oestlich des Nosop-Gebietes bildet lichter Wald, der
nach dem Ngami-See an Dichtigkeit zunimmt, die vorherrschende
Bedeckung; westlich davon überragen Busch, vereinzelte Bäume und
Banmgroppen, etwa zwei Fuss hoch, büschelförmig stehende Gräser.
Der Boden ist meist sandig. Kalkstein, Quarz und Schiefer treten
hiiutig zu Tage. Die Wasser Verhältnisse sind, auch in der Regen-
zeit, so ungünstig, dass der Reisende für das Leben seiner Zugthiere
besorgt war. Da der von Norden kommende, den Ngami-See 8]»eisende
Okawango-Fluss zur Zeit noch kein Wasser führte, hatte der See
niedrigeu Wasserstand. Sein zeitweiliges Ufer befand sich noch etwa
40 km ostlich des Ortes Bnlibanc:, und war bis dahin die thonige
Sohle mit üppigem Grase bestanden. Die Bevölkerung ist denkbar
gering. Wohnplätze hnden sich nur im Nosop- und Iwas-Thal (Am-
raal-Hottentotten), sowie im Ngami-Gebiet (Betscliuaneu). Dazwischen
wohnen zerstreut in ersterem Gebiete Bergdamaras und Busch-
leute, in letzterem ein dem centralafrikanischen Zwergvolk ähnliches
Buschvolk. Der Gesundheitszustand des Reisenden und seiner drei
deatscben Begleiter war aadaaemd gut Dagegen erkrankte das
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Die d^ntaebeu Kolonien. 159
geflammte farbige Penonal — 2 Bastards, 4 Bergdamann und
8 Namas — im Ngami-Gebiet am Flebw. Die an fielen Plfttzen
letztgenannteii Gebietes beobachtete Tsetse-Fliege fügte den Zng-
ochsen kahieD Scbaden zu, trag aber dazu bei, daes die mitgenomme-
nen Pferde einer miasmatiflchen Brlsnmkong znm Opfer fielen.'}
Des Vorigen Brnder, Lieotenaat t. Fhmgois, ivar am 5. Hirz mit
42 Berittenen, 2 Ochsenwagen, einem Icidneren Fuhrwerk nnd den ans
Dentsddand gesandten Leiter- nnd Wasserwagen Ton Tsaobis (Wil-
helmafeste) nach Otyimbingne aufgebrochen. Die Dentschen Ol^ini-
bittgnee wann der Sdintatrappe eine halbe Stande entgegengekommen
nnd begrüssten dieselbe mit frendigem Hnrrah. Im Oiie selbst
schien, als die Tmppe am 6. März anlangte, alles ausgestorben.
Nur einige hier nnd da ans den Weiften hervorschanende Köpfe
zeigten, dass noch Menechen daselbst weilten. In Folge des Auf-
tretens der Truppe fassten die Eingeborenen jedoch bald Zntranen,
und als am 11. März der Weitermarsch von Otyimbingne erfolgte,
wurde Lieutenant v. Francois eine ganze Streclvc lang von der jauch-
zenden Menge begleitet. Die Truppe marschirte auf Okahandja. Der
Weg dorthin steigt ganz allmäblich in mehr oder weniger kurzen,
von Nord nach Süd streichenden Wellen nach Okahandja an. Die
weiten Flächen sind mit dichten Dombüschen und üppiger Weide,
die Flussthäler mit schönem Baumwnchs bestauden. Der Boden-
uutergrund besteht zum grössten Theil aus humösem Sandboden.
An vielen Stelleu, wie auch in Ot) iuibingue, Barmen und Okahandja,
ist der Sand mit graufarbigem Lehm untermischt, der sich zur Her-
stellung von Ziegeln, die ungebrannt in Gebrauch genommen werden,
vorzüglich eignet. Okahandja, woselbst die Truppe am 24. März
eintraf, liegt am Nordhange der rechtsseitigen Erhebungen des Tsoa-
chaub, inmitten schöuer (Härten. Der untere Theil wird vou christ-
lichen, der obere, grössere, vou heidnischen Hereros bewohnt. Etwa
40 Lehuihäuser und 400 Lehmhütten, die auf einer 3 km langen
Strecke zerstreut liegen, gewähren etwa 2000 Menschen Unterkunft
Maharero liess der Truppe durch voransgesandte Boten einen
sehr schönen Lagerplatz westlich von Okahandja anweisen. Lieate-
nannt von Frankels stattete ihm bald nach seinem Eintreffen einea
Besuch ab und wnrde in freondschaftlichster Weise empfangen. Ende
März brach die Tmppe von Okahandja nach Eehoboth aof. Noeh
Oi« Fferdekrankbeit war im Jahr« 1890 reeht verbreitet im Damara- und
Namaland; man schätzt die Zaiil der daran tu Onmde gegai^neii Pferde auf
miMleeteaa IdOO Stick.
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160
Di« dcatfclieii XolMii«««
be^or letzterer Ort erreicht warde, traf üaaptoninii t. Francois, vom
Ngami-Scc kommend, mit der Tmppe zosanmieil QDd rückte »iQ
0. April in Eehoboth ein. Er wnrde daselbst von der c^esammtea
BevOlkerong auf das Feierlichste begrusst. Der männliche Theil der-
selben, etwa 200 Bewafihete, hatte eine halbe Stunde nördlich des
reich beflaggten Ortes imter dem Häuptling in zwei Ol jedem an der
Strasse Au&teUnng genommen. Bei ADD&hening der Trappe wurden
Htte geschwenkt und üochmfe ausgebracht, was von der Trappe
entsprechend erwidert wurde. Die Trappe hat nieht verfehlt, flberaU
einen grossen Eindrack hervorzoroftn« Allgemein wird die stattliehe
Erscheinong der Leate nnd ihre militSiische Aasbildang bewanderte
Aach erregte das vorzfiglich sehiessende Gewehr. M/88 das grOsste
Interesse. Haaptmann v. FraiM^ia beabsichtigte Anbng Mai mit dar
Schatztrappe m Starke von 2 Offizieren, 38 Mann nnd 6 Wagen das
östliche Damara-Gebiet zu bereisen. Am 1. Jnli ist Haaptmann
V. FranQois mit der Sehntztmppe in W^belmsfeste wieder einge-
troffen. ...
Die Mission Dr. Goering's.
Um die Eingeborenen ab^ wieder aof die deatsche Seite za
bringen, war es nothwendig, dasa auch die Diplomatie einsetzte. Mit
den VerhSltnissen des Sohotzgebietes war Dr..Goering, welcher
nach seiner Rückkehr nach Deutschland für einen Eonsnlatspoeten
in Weatindien aasersehen war, wohl am besten bekannt, seiiie
konziliante Natur liesa ihn ausserdem als denjenigen erscheinen,
welcher die Aufgabe am ehasftsn Utseii wfbrde.. Es handelte si^h vor-
nehmlich darum, Maharero dem englischen Einflüsse zu entziehen
und die Häuptlinge, welche noch keine Verträge mit Deutschland
hatten, besonders aber den Häuptling des Boudelzwaarts, welcher
Dr. Büttner's Aufforderung zum Abschlüsse eines Vertrages nicht
nachgekommen war, zu letzterem zu bewegen.
Dr. Goering war am 14. Mär/ in Wallischbai angeicommeü und
hatte sich sofort uach dem Innern begehen. Xoeh auf dem Wege
dabin erlu ss er Ende Mar/, zwei Veronluungeu, betreffend die Ein-
fuhr und den Handel mit Waffen und Munition, sowie mit Spirituo-
sen. Er suehte zunüt hst Otyimbingue auf und ging dann nach Oka-
liaudja, zu dem Sitze Maliareros, au beideu Orten fand er Kutgegeu-
komnien und erhielt von den Vornehmen die Versicherung, dass sie
die früher al)gesehlossenen Vertrage halten würden. Im Auftrage
Maharerüs erklärte der Häuptling Mauasse von Omaruru nam^U6 .der,
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Die dentschen Koloaton.
161
ganzen Herero-Nation, dass dieselbe an dem mit Dcntschland
abgeschlossenen Sc Ii atz vertrage festhalte und die Deat-
Bcben als ihre Brüder betrachte. Dann begab sich der Beichs-
kommissar nach Rehohotb za den Bastards vnd von da zn den
Boodelzwarts, in den sadOetUchen Theil dee ans gehörigen Ge-
bietes, wo bisher die deutsche Hoheit nodi gar nieht ansgefibt
war. "Er besachte von dort sowohl Wannbad, als Stolzenfels am
Oranjeflnss^ nahe d«r Grenze von Betschaanaland. Der Ort Warmbad
im Gebiete der Bondelz warts, wo Dr. Goering am 21. Aogost anter
Zalaaf aller in jenen Gebieten ansSssigen Weissen die dentsche Flagge
hisste, liegt angeftbr anter 28^ 30' sfldlicher Breite and 18® 50'
östlicher Lftoge. Der Ort ist seit Anfong dieses Jahrhanderts ein
Sitz eoropäischer Mission. Von 1805 an sassen mit einigen Unter-
brechnngen englische Missionare fast 60 Jahre dort. Vor naheza
80 Jahren llbemahm ihn die Rheinische Mission in Barmen. Die
Missioosarbeit hatte den Berichten der Missionare zafolge gate Port-
schritte gemacht; die Zahl der Gemeinde-Mitglieder belief sich anf
497 £nde 1889. £nde Jnni ging er von Rehoboth ab and war
Anfang September bereits in Kapstadt aal der Rflckreise nach Deot-
schland eingetroffen.
Dr. Goering hat mit dem U&uptling der Bondelzwarts, Willem
Christian, nnd mit dem Veldschoedragers, einem von den Bondel-
zwarts and Hendrik Witbooy gleichzeitig bekämpften Namaqaa-
stamme, Verträge abgeschlossen, in denen sie die Hoheit Deatsch-
lands anerkennen. Wenn diese Verträge znr Geltang kommen und
die richtige Form haben, so werden sie anf die Verbältnisse nicht
nur im Süden unseres SchutzgebiQtes heilsam einwirken. Auf jene
Häuptlinge wirkten die im benachbarten Kaplande und in ßritisch-
Betschuanaiand beliiidü» hen Engländer in schliunner Weise ein. in-
dem sie den uniiihigeti Häuptlingen wie Hendrik Witbooy Waffen
und Munition in Massen lieferten; auch entlockten sie den Häupt-
lingen Konzessionen und bekamen damit eine Handhabe, in unsere
Angelegenheiten sich einjaimischen und angebliche Rechte zu l)ean-
spruchen. Es ist zu lioften, dass die Verträge eine mehr bindende
Form haben als die früher mit den Hereros abgeschlossenen, welche
den Häuptlingen viel zu viel SelltstsUtudigkeit lassen. Es kann nicht
oft genug wiederholt weiden, dass das Deutsche Reich, wenn es sein
•Schutzgebiet wirklich beherrschen will, nicht in einein blossen Ver-
tragsverhältnisse zu tlcn Eingeborenen bleiben und die Häuptlinge
als selbstständige Fürsten behandeln darf. Deut«>chlaud mass alle
KoloniiLleK Jabrbucb 16'JO. 1 1
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163
Dto dMtMhM KakttiM.
diese Häuptlinge fest unter seine Hoheit and Disziplin nehmen, dann
erst i&8st weh eine richtige Verwaltung herstellen. Man sollte sich
g«nz nach dem Beispiele der Engländer in Britisch-Betächaan&land
nchtm, wo in einigen Jahren Erstaunliches geleistet worden ist Unter
den jetzigen Umständen müssen wir schon froh sein, weoB die üerero*
flftaptlioge nns Einhalten der Verträge zusichern.
Dr. Goering hat auch sonst mit ordnender Hand eing^riffen : einmal
bat er den Schnapshandel im südwestafriicanischen Sebitzgebiet mit
emer staurkeB Lizeazsteuer belastet und die jedesmalige Einfuhr von
Spiritaoten von te ErtbeUong einer Spezialerlaubniss abhängig ge»
nacht, um der nngeniAiB entaittlichenden Wirkong des Schnapses
anf die Eingehorenen vorzubeugen. Die Hftndler hatten bei diesem
Geschäft sehr viel verdient, da sie den von ihaett ait etwa 75 Pfennige
pro Liter in Kapstadt gekauften Sdumpe fbr eiwi 10 Sohilüng in
Vieh vetkaiiftdn. Unter den flereros aelbtt vir sohon eise Be^
wegnng fegan cBeseD Handel in's Leben getreten, da vMe dtti Uumd
dacaiis erwMhseiiea Schilden «ehr woU einaaheii, dag«gio sdieioen
die BotteDtotten mebr als Je unter der TnmkmMiit n kiden. Dann
aber wiid« die Binfahr and der Haadel mit Waffen and Mvnition
einer strengen Kontrolle nnterworfen, nnd die BrtbeUaBg van IGaen-
JmBseasionen seitena der eingeboreoeo Hiaptinge ia der ganzen dent-
sohen Intenesenaphftre von einer Genebmigong des fieiobakoaniisars
abhiogig gemaafat.
Darob die obengenannten Vertrage ist muMpebr dar davtaebe
BesitaBlaiid einigennaassen gaaicbeit, es bleibt nun noeb Mg, mit
dan Hii^tlingan des Ovambolaadea Vartrlge an aoUiessen nnd das
Gaiuet am Taebobe imd Sambaai, welcbaa darob daa dantaobHNigliaeban
Veitrag nna znerkaaat ist, za beaaizfln, weaa liefa diaa jeirt soboo dar
Mibe lobaen sollte.
Wirtbscbaftliehes.
Die wirkhsebaftlicbe EatwioUang des Gebietes bat im 6eriabt>
jabre kaam ^aea Sebritt aacb vonvirta giBMeht Waa daa Gfoaa»
NaauJand aabatrift, so baatfttigt eia naaer aaparlaüashar Beobaebftar,
£. Harmann, dia Mberea BaobadiiaagaB, daaa aftnUieh dar WoU-
sbud aeiaer Bewabaar gans yaliig lorfakgegaagen sei, bawmdafs
dneb den Enin dee Wildatandea naddnreb das 8labaa dar Bindf ieb>
Preise in Kapstadt. Das Greas-Kamalftod aiit einer FlAebe von
etwa 400000 qkm beberbergt etwa 20000 Eingeborene, während
gutes, geeignetes Land für eine Viehzucht treibende Bevölkerung
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Di« diiitwlm Mnim. 163
von etwa 100000 Mmchea 4ß jst, leM weav nuui mr «mf je eine
Qaitotawlle 4es veniQodXMm'JlMidef <etvit Mttel) Ifea-
tehea reebnet Die fiehviengibwtflB Uegßß i|r die Fjuebs«^ «her
» der g«riiiiw JUiaU 4er WasterpUtae luul I9r 4w ^duirbaQ Ui
der BegeiMgkeit wb4 der IMwpüf kdt kflaelMker Aefffeeemag,
welche du «H groasen Kosteo dpreh Xhal^^emvi Q«d dergl. zu
enoekhen iat Soldw TfatlspeReo ^ die eogUeclie Segiei^Dg in
deai KJein-IbuMr und Betaelnenaleiid avt gcoeseioi Keetey p»ebrfacib
eilegen lauen and dadaseh die Vorbediogmig iSr :üppjg ife^Nhapde
Fddor and Triften geieludfan. Aw^ an Hoaehme in mixm
MatcgeMete kann imui eeben, w «aeh 4er Men i^eaiiB Arbeiter
— leider eind die flottentofeten «a fanl — lehnt. Der dortige Mis-
Mar Jadt enitcfte toih 1. Weimiconi 70 Ine 80 Aehren; m aeinem
Garten gadeüioii aUe Feldfrflfibbe, jegUehae ^bet, Wein, SOdfrOchte,
Manlheeihiaflie, ««saerdein hesiint er ane id«lien Aaf^en jetzt
etwa 50 bis 60 Bie&enatOoke. Aber fBr den Aaaw4tndecer bietet 4m
hud, wie JSB ist, notk wenig Ao^hongsluaft, da eioapal wegen des
Fehlens einer direkten DampferverbindoDg mit Deutscbbnd die Reise
nach dortiün fftr den Darcbschnitt-Ao&wanderer vieJ za tbeaer, der
Absatz seiner Producte zu unsicher ujid wejii^ Schutz vor Raabereien
Yorhandeo ist. Günstiger liegen die Veriiaituisüe in Herero- oder
Damaraland. Der Werth und die Bedeutung jener Lande rst recken
ist lauge nicht gonufi gekannt und gewürdigt: in den meisten Fällen
schreckt die Trockenheit derselben ab und lässt sie besonderer Be-
achtung nicht Werth erscheinen. Das ist aber ein Irrthuip nach ver-
schiedenen Richtungen hin. Zunächst mag, was für ^en iJandel mit
dem Sarabesigebiet von Wichtigkeit ist, hier nur darauf hingewiesen
werden, dass unser Schutzgebiet in Südwest-Afrika den bequemsten
Zugang zum mittel-afrikauischen Hochplateau bildet: ein auch nur
annähernd so bequemer Weg bietet sich weder vom Süden noch vom
Osten. Dr. C. G. Büttner giebt in seiner Broi^Cihüre „Das Hinter-
land von Waltischbai" folgende Darlegungen dazu: „Von dieser Küste
hebt sich das Land sehr rasch nach dem Innern bis zu einer Höhe
von wenigstens 1300 m und erreicht im Zentrum dießer Höhenlinie,
dem Omatako und dem Awasgebirge, nahezu 3000 ni, in einei- Ent-
fernung von etwa 30—35 deutschen Meilen vom Oz.eau. Wenn man
diese Höhen von der Küste aus erreichen will, hat mau es niclit sowohl
mit einem Erklimmen schrotVer Gebirge, scmdern mehr mit einer all-
mählich ansteigenden Höhe za thon, aus welcher die einzelnen her-
vemiiendeB Beige sieb wieder aar 1000, bdchstBoe 3000 Fuss erheben
II*
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164
Die deatseheD Kolonien.
Und nnr das Barometer, sowie die immer mehr zmiehmende Nacht-
kftlte zeigen, welche Hobe man erreicht bat. Ist aber der angegebene
höchste Band einmal erstiegen, so befindet man sich wieder auf einer fut
3ndlos erscheinenden Hochillche, welche sich fist unmerklich und last
nnnnterbroehen nach Osten za bis an den Okawange mid den Tschobe,
ja bis an den Sambesi hinabsenkt, bis die tiefste Stelle im Zentram
Sfidafrikas, im Becken des Ngami-Sees, aber noch immer mehr als
300 m Ober dem Heere erreicht ist Wcdd jemand einmal ^ne Bisen-
bahn von dieser Kfiste ans in*8 Innere planen wollte, so würde hier
dieses Land nnr ganz ungemein geringe technische Schwierigkeiten
fOr den Bau des Bahnkörpers bieten. Schon jetzt, da so gut wie
gar nichts iiir den Wegebau gethan wird in dem gebirgigen Lande,
wo fast überall da» Urgestein za Tage liegt, kann man von dem
Ozean bis nach dem Ngami-See reisen, ohne anch nnr einmal den
Hemmschah anzulegen. Und wo jetzt der Weg dem Ochsen wagen
Schwierigkeiten bietet, sind es immer nur solche Stellen, wo man
fiezwungon wird, das ebene Land zu verlassen und in die Flnssbetten
hinabzusteigen, um in der Nfthe von Braunen einen Lagerplatz auf-
zusiu'hen. von dem das Zugvieh nieht allzuweit zum Trinkwasser zu
geben liat - Leider ist Waltischhai, der Schlüssel zu diesem (rebiet in
deutschen ILinden und "nst lieincnd noch wenig Aussiciit. dass durch
finen Znx'huss von iSeitcn des Koielies etwaigen Ansiedlern in dem
Hderoland ausreichend Unterstützung gegeben wird. Ohne einen snl-
<'lien bietet das I-and. obwohl es gesund, fruchtbarer und was>enei< lier
als Gross-Xainaqualand ist. augenblicklich wenig Anziebnngskraftl'ür
unternehmende Leute. Auch der im Besitze Heiidrick Witbnny's be-
lindliche nördliche Streifen des Gross-Namalandes. welcher manche
Wasserpliitzc aufweist, kann noch der Kolonisation ersciilossen werden,
wenn es eben gelingt, diesen Räut)crhauptmann, welcher von seiner
F'^ste Hornkranz aus seine Zöge unterninnnt, unschädlich zu machen.
Die Schutztruppe hatte bislang die Weisung, sich nicht in die Kämpfe
dtM" Eingeborenen zu mischen, tri-treulich befolgt, doch scheint mau
• utllich ''ingeselien zu haben, dass dieser Zustand unwürdig ist und
beabsichtiut . Hendrik Witbooy lahm zu legen. Dieser religiöse
Si'hwärinei- und IJäuberhauptniann hatte sich nach den Kämpfen im
Süden itn Snnmier gegen die 1 lereres gewandt und ihnen viel Vi«'h
gestohlen. Die Hereros verlangten alter jetzt eiu i i:i<cli nach Sehnt z
iregen ihren Feind, und um nicht die neuen Freuritle wieder zu ver-
lieren, wird ni 'II sich fion t/r^ mal gre wohl zu der sauren Arbeit be-
quemen müssen. Sodann wird mau der Frage nicht aus dem Wege gehen
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Die «Iwtidiai Kotonian.
165
kdimeii, wie und wo ein Ersatz för den an England flberiasBenen Hafen
iton Walfischbai gescbaifen werden kann. Die I4derit3sbacht kann wohl
nur für das sQdliehste Drittel des Sehntzgebietes in Betraeht kommen;
sollte sieh die etwas mythische Bncht von Kap Gross za einem Hafen
ansbanen lassen, so Hesse sich der Wettbewerb von Walfischbai da-
dnrch völlig lahmlegen, denn Kap Gross bildet den direktesten Zu-
gang za dem nördlichen Theile des Schutzgebietes, zum Herero-
und Ovambolande. Vielleicht liesse sich auch die Swakopmfindong
verwerthen, doch ecfbrdem diese Fragen noch ^in genaues Studium.
Im Anschloss an die Hftfen würden sodann Strassen und Feldbahnen
nach dem Innern anzulegen sein, wo durch Thalsperren und andere
Bewftssemngsanlagen die Vorbedingungen laadwlrthscfaaftlicher Be-
triebe und damit einer deutschen Kolonisation geschaffen werden
mftssen, welche hier von dem gesondea Klima mehr als irgendwo
begünstigt wird.
Von Resultaten des Bergbanes hört man wenig; obwohl an ver-
schiedenen Stellen Gold gefunden wurde, so hat doch bis jetzt nir-
gends festgestellt werden können, dass dieses Edelmetall in abbau-
würdijfcr Menge vorbanden sei. Das „Südwestafrikanische (iuUl-Syii-
dikat** hat seine Arbeit eingestellt, die ^Deutsch- Afrikanische Miiien-
gesellschaft** hat dagegen ihre Thätigkeit nach kurzer Unterbrechung
wieder aufgenommen; über die FortsL-hritte der englischen Gesell-
schaften ist nichts Authentisches bekannt geworden. - - Neuere Unter-
suchungen auf abbauwürdige Erzlager im Gebiete des Oranjellusses
haben ebenfalls noch nicht befriedigenden Ergebnissen geführt.
Die Deutsche Eoionial-Gesellscbaft für Sfidwest-Afrika
war im Jahre 1885 zu dem Zwecke gebildet worden, um die von
F. A. E. Lüderitz in Südwest-Afrika erworbenen Besitzungen zu
übernehmen, durch andere Erwerbungen zu erweitern und diesen
Besitz zu bewirthschaften und zu verwerthen. Eine Uebertragung von
Hoheitsrecbten durch Kaiserlii hen Schutzbrief, wie bei der Deutsch-Ost-
afrikanischen Gesellschaft und der Neu-Guinea-Konipaü;nie, fand nicht
stand. Die Gründer der Gesellschaft waren sich darüber klar, dass es
sich nicht um ein gewinnbringendes Geschäft, sondern um die Erfüllung
«'iiitT \ aterliü)dis<'hen Pflicht handle. Von dem auf rund 1 •^ill'"'^*-'"
Mark sich beUiuteuden Gesammtkapital wurde über 1 Million auf den
Ankauf der Lüderilz'schen Besitzungen und auf den Erwerb von
Bergwerksgerechtsamen u. s. w. verwendet. Für die eigentlichen
Yerwaltongsausgaben blieb mithin ungelähr h^. Million Mark zur
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i66
Die dMrtteh« KoloflfM.
VerligMg. HieraiM wftfdaB zniAsI KMten der zum Theil
schon vem LMarits begoiiBeiMa Sxp«ditk>B«» nr Erforschung dw
LttdM fliit efWK» tbet mOOO Mark Ie8t#itfe». Die Erg«biriM»
dieser EijMNÜlioBini waren derart^ daes die GeeeHBehaft eich oicbt ^«r-
anlaeet eele« koAnte, mK eigeaea ÜntenielMMHigMi weiter vem-
gefaea, es MM ür weller ndeMe «Mg, üi IhfeAlMtaBtMd in aid-
westMi MMHam sa be#«lfrei «ad fAnk raCeMetmaf» nur Ki-
forsekog «lad Amhemmg dee LaMdee M «atefatfiM. Dfeieii Fr»>
granm ist die GeeelbelMill tM geMiekeo, Mt iei Mre I$87 die
SotdeokaAg aageküek ftleker M^Bager In ffwakop-FknsbetI duith
aeetraliad» DIgger die Boftfogf aiaf eiae keeeero 6ei*altiiig der
Dmge erweckte, la dieeef HeffiiAg wnrdea eHto Sckatrtfuy^ md
eiae BergbekO#de eiagerlektoU Die ftoetea ikeriakai die Gmil-
sckafl« obwohl «I«f dato ia Bftüigiiuqg eiaes EatserMMD Matt-
briefes nicht verpflichtet war.
Die BokiiCztnippe wafde aack den VoreMgea de» fietebehom-
missare organiiirt; sie beetaad «nter deia OberbefeU des fiooiaMuis
ans 3 DIfisiera«, 9 Ualsrofli^enn aad elier Aaiahl Eingebore-
aea, deren Aawerbiiifg dem fteickekoanviaMir dberiaMea blieb. Die
Bergbekorde worde aaf Oraad der lÜBerltcheu TererdaaDg
Ute 1888 diireh die Qeeelfeekafl; ekigMet2t$ sie bestand aas
eiaeiB Votsteber ood dessoa BtelhertfiBter, denea aoek tfwei Beif-
tecbnlker beigegeben wafeo, ha Oaksni alea ans vlef Firsonen. Die
persönlichen Und saekHehefl Aasgabeb fBr die Matztneippe and die
Bergbehörde beHefea sich zoeafflmea auf rund 334 000 Mark. Die Oe-
sellschaft war aber auch in anderer Weise mittelbar für die Entwicklung
des Schutzgebietes thätig. Aus dein Kreis ihrt^ Mitglieder wurde
das „Südwestafrihanisebe Gold -Syndikat" mit einem Kapital von
750000 Mark ges^röndet. Unter wirksamster ik'ihülfe der (iesell-
sihaft entsandte das Syndikat eine nöter Fiiliiuiig des Herrn Dr.
Görich stehende bergmännische Expedition znr weiteren Eiforschung
der MinoralschätjJe und zör Ausbcntting der Goldfunde na( h Südwests
Afrika Der Deut»<ih - Westafrikunischen Kompagnie, \vel«be sich
haupt«a<lilirh Zum Betrieb eitler ExfKtitsehläehterei f^eWldet hatte,
wurde das da/u erforderliche Gelände in Sandwich-Hafen bereitWilHiifet
überlassen. Ueberhanpt war die (Tesellsehaft bestrebt, deutsoiien
rnternehmeni, welche sich an sie wandten, mit l^ath und That nach
M<»gliilikeit beizustehen, Wie dies nicht allein dem patriotischen Zweck
ihrer (irüiiduiiu. sondern atlch ihrem eigenen Interesse eiit^sprach.
i:'ür grossartige LuternehniungeQ tut Yerbeeserafig des Landes war
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Die deutschen Kolonien.
167
der TerfQgbare Betrag von einer halben Million von vornherein mt\A
-zureichend nnd da die erwarteten Einnahmen aus dem Bergregal au»-
"tjlieben, musste die Gesellschaft auf Verminderung ihrer Ausgaben
Bedacht nehmen. Da die Gesellschaft ans eigenen Mitteln nicht vor-
gehen konnte und das deutsche Kapital sich an Unternehmungen in
Sudwest-Afrika nicht heranwagte, so trat sie in Unterhandlungen mit
einem englisch-holländischen Konsortium, welches mit grossen Mitteln
an die Erschliessung des Landes gehen wollte. Die Gesellschaft be-
absichtigte den nördlichen Theil ihres Gebietes, das sterile Küstenland
umfassend, und die Bei"gwerksgerechtsamc an die Gesellschaft abza-
treten und mit den erhaltenen Millionen den ihr verbliebenen sädlichen
Theil mit der Lüderitzbucht zu behalten. Dieser sogenannte GroU'sche
Vertrag stiess aber bei seinem Bekanntwerden in einen Theif der
Presse und im Publikum auf eine lebhafte Opposition, besonders aus
Gründen politischer Natur. Dieselben wurden von der Gesellschaft
nicht getheilt; die Personen, mit welchen verhandelt wurde, gaben
Sicherheit dafür, dass man es nur mit Geschäftsleuten zu thun hatte,
die durchaus in keiner Verbindung mit den Politikern der Kapstadt
oder mit den Führern der britisch-südafrikanischen Gesellschaft, wie
Khodes. Donald Currie u. s. w. standen. Ueherdies war die deutsche
Schutzgewalt in Südwest-Afrika weit fester begründet, als sie es im
Jahre 1885 war, durch die Verträge, welche seitdem mit eingebore-
nen Häuptlingen abgeschlossen worden waren und vor allem durch
die Thätigkeit der Schutztmppe. Wenn eine kapitalkräftige hol-
ländisch-englische Gesellschaft, im vollsten Gegensatze zu der von
deatsch-feindlioben Leuten, wie Lewis etc., vertretenen Politik sich
ansdrücklich anter dentschcn Schutz gestellt nnd einen Theil des
dentechen Schutzgebietes dnrch Erbauung einer Eisenbahn, Anlage
von Strassen nnd Bmnneii, Betrieb von Bergwerken etc. wirthsehaft-
lieh werthvoll gemacht hätte, so würde dies eher eine Stärkung als
eine Schwächung der dentechen Schutzgewalt bedeutet haben. Dnrch
eine auf Wonseh and unter Mitwirknog des Auswärtigen Amts abge-
sehloBseoe besondere Uebereinknnft waren überdies Bestimmungen
getroffSeo worden, welche der Kaiserlichen Regierung einen weitgehen-
den Einfluss auf die Gesehäftsführnng der zu bildenden Gesellschaft
etnrftnmtea und die letztere zu erhebliehen Leistongen im Interesse
der Yerstärkiing der dentsehen Sehntigewalt ?eiplUehteteii.
Aber dmmoch wurde die Oenehmiginig der ÄuMehtsbehOrde 211
dem Vertrage dnreh den damaligen Beicbskaasler, Firsten von Ble-
maick, im Pebmar d. J. rersagt, ebenfidls ans Gründen poKtiseher
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168
Die deutschen Kolonien.
I
Natur. Der Gedaoke an einen Kauf wurde sp&ter von einigen deaU
sehen Fii-men anfgenommen, welche anfragten, ob die Gesellschaft
geneigt sei, mit einem von diesen Firmen nnd englischen Kapitalisiea
zn bildenden dentsch-engüschen Konsortimn Ober ein umfassendes
Verkanftgescbftft in Verhandlung zn treten. Die Gesellschaft ant-
wortete, dass sie sich in nene Yerkanfsverhandlongen sieht einlassen
werde, ohne znvor der Znstimmting des Answ&rtigen Amtes givwiss
zn sein. BemgemSss wurde eine Anfrage an das Answftrtige Amt
gerichtet nnd es erging darauf wieder ein Bescheid, welcher an dem
Staodpnnkte festhftlt, dass die Terftusserong des grOasten und werth-
vollsten Theils der Besitzungen der Deutsehen Kotonial-Gesellsehaft
für Sfidwest-Afrika an eine anslftndiscfae Gesellschaft nicht genehnaigt
werden k5nne. Die Furcht vor den Englftndem scheint wohl etwas
zn weit getrieben, obwohl nicht verkannt werden soll, dass eine eng-
lische kapitalkrftftige Gesellschaft uns bei 4er geringen Entwicklung
des deutschen Schutzgebietes gelegentlich die grOesteo Schwierigkeiten
machen konnte. Ob sich nunmehr eine deutsche Gesellschaft bilden
wird, welche das zur wirthschaftliehen Entwicklung des Schutzgebiets er-
forderliche Kapital auizubringen vermag, muss die Zukunft lehren. Die
Gesellschaft hat einen Landwirth, G. Herrmann, welcher schon frfiher
in ihren Diensten gewesen war, wieder hinausgeschickt, um im Gross-
Namalande wirthsehaftliehe Untemehmnngen, besonders Viehzucht
vorzubereiten.
Wir stehen auch in Südwest-Afrika augenscheinlich vor einer
Neugestaltung der Verhältnisse. Es versteht sich von selbstt dass
die Aufgabe dieser Neugestaltung nur dem Reiche zu&Uen kann in
Verfolg .der Schntzherrschaft, die es in Südwest-Afrika flbemommen
hat Bereits heute unterhftlt das Reich dort einen Reiohskommissar
und Kanzler, eine Sohutztruppe nnd eine Bergbehörde. Die Grund>
Züge einer Reiehskolonialverwaltung sind also schon vorhanden, und
es bedarf nur noch einer Vervollstllndigong dieser Organisation. Die
Ausgaben, die hieraus entstehen, werden in ühnlicher Weise durch
Einnahmen der Kolonie allm&hlich zu decken sein, wie dies bisher
in den Reichskolonien Kamerun und Togo geschehen ist Ob die
in letzteren Kolonien eingefahrten oder ähnliche Abgaben und Zolle
auch in Südwest- Afrika einen Ertrag abwarfen würden, weleher zur
Deckung der Verwaltungskosten ausreicht, ist freilich bei der natür-
lichen Beschaifienheit und GrOsse des Gebietes zweifelhaft, so lange
die Regierung sich nicht entsehliesst, mit grosseren Mittehi an die
wirthsehaftliehe Aufschliessung des Landes heranzutreten. Inwieweit
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Die deutäcbea Kolonien.
169
und io welcher Weise 4ie Kolooialregieruug aus dem Bergregal Kotzen
ziehen kann, iat eine Frage, die erat die Znicnnft lOsen wird; da-
gegen kann sie sofort die Entwiciclang und Erleichterung des Ver-
liebrs und die Kolonisation des Landes, namentlich der verbältniss-
m&ssig fruchtbaren nördlichen Theile desselben, in die Hand nehmen.
Aber wir stehen nicht an, zu sagen, dass es ganz besonderer Ver-
günstigungen bedürfen wird, mögen dieselben nun von der Regierung
oder Gesellschaften ausgehen, um eine Auswanderung geeisneter
dentscher Elemente in das von der Natur stiefmütterlich bedachte
Land in das Werk zu setzen. Unter den Plätzi ii aber, welche
Krystaliisationspunkte für die deutsche Kolonisation abgeben können,
stehen Windholk, Hoachana.s und Stolzenfels oben an. Die th-utsrhe
Kolonialuesellsehaft maeht neuerdin|jr> Anstrengungen, um Koloni.si(.'n
unter günstiKen Bediniiungen dort ansiedeln zu können und es ist
zu hoflfen, da^s ihre gemeinnützige Thätigkeit von Erfolg begleitet
werden möge.
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I
I
I
Deoteeh-OstafHka.
Die Schatztruppe.
Oer Zug naeh Mpwspwa.
iii&on's tn der Küste gelenditet hatte^ igl ihm auch iaamt bei triam
UDtemehmaDgen, die sieh tnf die Sidiemng der Karawaneastrasseii
richteten, tren geblieben. Br brach am 9. September 1889 von
Bagamoyo auf, einmal um Bnschiri abzufangen, dann aber auch eine
Wanjamwesi-Earawane, welche während des Aufstandes an der Küste
znrückgehalten nnd zu Freunden der Deutschen geworden war,
sicher durch das gefährdete Gebiet hindurchzuleiten. Nach einem
kurzen siegreichen Gefecht bei Pangire, wo zwei Schuppen mit Reis
gefunden wurden — ein sicheres Zeichen, dass sich der Feind hier
hatte festsetzen wollen — , kam die Truppe am 22. in Simbamweni
an. Kiiigo, der mächtigste HäuplliiiK von Simbamweni, hatte sich
der liierher getiiuhteten französischen Missionare gegen Bnschiri an-
genommen und es wurden ihm deshalb zur Befestigung seines grossen
Dorfes die nöthigen Anleitungen gegeben. Nachdem Wissmann die
französischen Missinnare durch Kingo für gesichert hielt, zog er weiter
nach Mnkondokwa. welches er am 5. Oktober erreichte. Auch hier
brachten die Eingeborenen Geschenke und erhielten Schutzbriefe,
nachdem ihnen für den Fall, dass sie die Missionen nicht schützen
würden, mit Krieg gedroht worden war, und dann nach Mpwapwa.
Bnschiri hatte vor zwei Monaten Mpwapwa abermals heimgesucht,
die dortige englische Mission niedergebrannt und die Missionare zu
fang! n versucht, was ihm aber nicht gelungen war, da sich dieselben
nach einem Ugogodorf Kisokwe, welches sie schützte, gefluchtet hatten.
Auch die Heratisgabe des Gescliüt/.es und der vier Mausergewehre,
die Lieutenant Giese einem Bäuptiiug Chipangilo übergeben hatte,
Üiyitizcü by GoOglc
Deutocb-OsUfrik«.
171
war Bmehfii von letsUvem ▼•rw«fg«ii woidM. Am 13. ttaf Wis»-
rnann in Mpwapiva ein, wo er die MiMionare zwar navarletet^ BOnifc
aber Allee zerstört fand. Das Grab von dem in Diensten der drataeb-
ostafrikanisohen Gesellsehaft emnordeten dänii^chen Matroseo Nielsen
wnrde mit einem geschnitzten Kreuz versehen und als Sühne für seine
Ermordnng worden drei Araber und Belutaehen wegen Spionage und
Betheiiigiing an der Ermordang der Fogumissionare aufgehängt Chi-
pangilo liess das Geschütz nebst Material ansliefern. Hier in Mpwa-
pwa waren am 11. Oktober vier Soldaten von Stanley und einer von
Emin Pascha angekommen und der überraschten Welt wurde nach
langer Pause zuerst wieder genau Kunde von der englischen Emin
Pascha-Expedition. Danach befanden sich Stanley, Emin Pascha und
Casati Mitte September in Usukuma nii<i inarschirten aut Mpwapwa los,
welches Wissmann den bedeutendsten Knotenpunkt für Karawanen
in ganz Afrika nennt. Denn es treffen hier zwei Strassen von Ba-
gamoyo, eine von Saadani, von Dar-es-Salaam und vom Rufidji nach
dem Innern znm Ukerewe, zumTanyangika ond zum Lualaba zusammen.
In Mpwapwa wurde ein Steinfort mit zwei Bastionen an einer Stelle
Jiebaut, von der aus die an die Wasserplatze gebundenen Karawanen-
plätze, sowie sämmtliche im Thal von Mpwapwa gelegeneu Dörfer
der Eingeborenen beherrscht werden. Das Fort wurde mit einem
Offizier, zwei Unteroffizieren, 100 Sudanesen besetzt, mit einem Schnell-
fenergeschütJJ versehen und anf Monate hinans mit (ietreide und Vieh
versoiigt, 90 dass es bei einem gut geregelten Wachtdienst allen
£veBtaaHtäten gewachsen war. Diese Station war deshalb von be-
aoflderef Wichtigkeit, da hier der ganze Karawanenverkehr Mhoii
tos dem Grunde kontrolirt werden konnte, weil die etwaigen ande-
ren Rollten, welche noch nebenher liefen, von rSnberiscben Stämmen
ge;<perrt waMn. Am 15. Oktober trat die Wanjamwesi-Karawane
den Weiterraarsch nach ihrer Heimath an, mit etwa fiOO Gewehren,
tiel Pnlver nod Geschenken fftr ihren H&nptllng Pandischaro ver-
sehen, weldier ein Gegenwiefat gegen die Araber in Tabora bilden
«oute. Am 20. Oktober ntareehirte Wieamann nach der Kaste ab,
einem engliecben Misaionnr mit fnm nnd Sind dne Geleite gebend,
nnd «Wir «nf der griMen mittleren Stranee, nm dann nach 8nadani
abbiegen n können. Der Empfeng Miten» der Bevölkerung wat
Oberau reokl 'gut, aber da CMebte von eine« Vetdringen der MafitI
m loste elnliefeo, eo ging Wieemnan nkkt anf Snadnai, eondem
in Bilmärsdheb anf Bogaaioyo, wo er am 2< November efaitrnf. Br
hatte den ROckmarscb mit ef n(*r Kamwane von 600 Mann in 1 1 Tagen
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172
DMitsch-Oatafrik«.
aoBgefOhrt, eise Leistnng, die berechtigt, aaoh in dieser Bedehiing
mit dem Trappenmaterial 2iifriedea za sein. HandBlekarawaueti
mareehiren aof dieser Strecke . 25 — 30 Tage. Die MsDiiscbaft war
wohl und gesond, und trotz der kAmmerlicheo Ernfthning iu dei*
trockeaeu Jahreszeit waren die mitgenommenen Tragthiere in ans-
gezeichnetem Zostande, die Tsetsefliege kommt in diesem Strich dt-
afrika's nicht vor; Rindvieh gedeiht fiberall gnt nod es fsoden sich
Heerden von vielen tausend Stfick bei den Hassai.
Oer Ansturm der Mafiti.
Wfthrend der Zeit der Abvrasenheit des Majors von Wissmann war
sein Vertreter Herr v. Gravenrenth nicht nnthfitig; er besetzte am
10. September in der Nacht Kondutscbi, ein berüchtigtes Nest derSklaven-
hämller und -Räuber, doch leider war eine Verfolgung in die Usaramo-
berge uiciit niöglieli. Gravenrenth besuchte dixiin die Station Tanua.
wo Alles ruhig war, und marst liirte mit <leni Chef Krcuzler von Mwoa
aus längs der Küste dunii das /ieinli< h l>c\i»lkerte und steilenweise
sogar sehr fruehtlmre Gebiet der Wadigos. Einige reiche xVraber.
welche sich der Expedition in Tanga angeschlossen hatten, begleiteten
sie bis Pangani. Das überhaupt dieser Familie, Haniiss ben Kasim,
wurde zum Akida von Tangata ernannt, zumal sich der deutseh-
l'reumliiclie Wali von Pangani, Soliman bin Nasr, für ihn verbürgte.
In Pangani war Alles in guter Ordnung, der Chef, Dr. Schmidt, hatte
eine Expedition nach T>ewa unternommen, wo noch einige Gebäude
standen, während das Wohnhaus zenstört war, und die Bauten der
Station selbst waren nahe vor ihrer Vollendung. In Bagamoyo war
eine grosse Karawane der Wasukunias, an 2500 — 3U00 Menschen
stark, mit 400 Elfeidieinzähnen und 3000 Kindern und eine zweite
WanjannvL'si-Karawane von 400 — .'>00 Trägern eingetroffen, so dass
der Handel dort äusserst lebhaft war. In du'se Stille Helen aber be-
unruhigende Gerüchte über das Vordringen der Matiti. znhiähnlicher
wilder Völkerstümme dns Innern, welche Buschiri gegen die Deut-
si liL'u aufgewiegelt und zu einem Kaubzuge an die Küste veranlasst
hatte. Alitte Oktober kamen grosse Schtiaren von Flüchtigen nach
Bagamoyo, und als Gravenrenth hörte, dass Buschiri s Hauptlager sich
b' i thtmbo befände, marschirte er am 16. von Bagamoyo ab. Nach
einigen Tagereisen schon fand man verwüstete oder völlig leere Ort-
schaften, und die scheusslichsten Grausamkeiten von Seiten Buschiri*s
Banden wurden erzählt. Jumbes, die im Besitze von deutschen
Schutzbrieieu augetroffen wurden, hatte man die Fässe abgehackt mit
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Deutscb-OsUfrika.
173
dem Bedrateo, sie mOehten dof h Dim zo ihren Freanden nach Baga-
mojo lanllni, und viele andere ScheoBalieblceiten waren verfibt worden,
weiche die Feder niedemiachreiben sich strftnbt* Am 19. traf 6ra^
renrenth fttr den Gegner völlig überraschend in Jombo ein, einer
sehr hügeligen Gegend. Es ziehen sich zwei Thäler, ziemlich para-
lell, etwa eine halbe dentache Heile hin; sie waren jetzt, in der Regen-
zeit, etwas sumpfig nnd nur schwer zn passiren. Anf dem HAhen-
zage, welcher Ostlich von dem linksseitigen Thale liegt, hatte Bnachiri
zwei Lager errichtet. Das grossere Lager schien fOr 500 Krieger
eingerichtet zu sein ; Bnsehiri nnd die vornehmeren Hftuptlinge hatten
sich Lehmhütten erbauen lassen. Lieatenant v. Behr erhielt den
Auftrag, vom rechten Flügel ans umfassend anzugreifen, Gravenreuth
selbst sties!» direkt anf das Lager. Er wurde von heftigem Gewehr-
iind (iesphützfener besTösst, welches aber den raschen Lauf der
Trup{)e fiiflit hinderte, die das Laj^fer nach halbstündigem Kampf er-
oberte. Man fand au 200 e:efan^eue Wasararoos. meist Weiber und
Kinder, vor, welche Alle vielfache Spuren von erlittenen Misshand-
Inngen trugen, zahlreiches Vieh und grosse V^orräthe. In Buschiri's
Haus lagerten au 60 Fässchen Pulver. Plötzlich wurde die Reserve
mit dem Gepäck, welche nach dein Lager nachrückte, von den Matitis
angegriftcn. Der Angrit!* wäre vielleicht von Erfolg gewesen, hätte
nicht Lieutenant v. Perbandt rechtzeitig eingegriffen. (Tleichzeitig
belebten sich die undieirenden Hügel mit Malitis. welche in Haufen
von f)00 — 600 anstürmten. Das Lager rasdi anzündend, benutzte
Gravenreuth dasselbe gleichsam als llückciKleckum; nach drei Seiten
hin. in einer einzit;en Schützenkette den Anprall aulnehmend. In
vollem Kriegsschmncke mit Wurfspeer. Keuli- und grossem Rinds-
hautscliild stürmten die Matitis an oder tauchten emzeln phitzlieh in
dichter Nahe aus Gras und Husch auf. Dreimal erneuerte sich der
Ansturm, beim zweiten Theile udaiii; es denselben, an einer Stelle
einzubrechen, ein Sudanese wurde in Reihe uud Glied niedergestossen,
ein zweiter durch zwei Speerstiche iu» Brust uud Arm verwundet:
währenddem begnügten sich die Araber, aus sicherer Entfernung zu
feuern, wobei aber höchstens Matitis getrolTen wurden. Wenn in diesem
kritischen Augenblick die schwarzen Soldaten Furcht gezeigt hätten,
80 wäre die Lage sehr kritisch geworden. Glücklicherweise sind die
Wallen der Matitis nicht so gefährlich wie ihr Aussehen. Kleine,
leichte, etwa l'/2 ra lange Wurfspeere als Waften und grosse, 1 7.2 "™
hohe ovale Schilde aus Kuh- oder Qazellenhaut als Abwehrmittel
sind ihre game kriegerische Aosröstang. In diese dichten Haufen
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kuMMi feierte die bnve ManMchilt 8alve «af Salve, «o 4*b8 eich die
AagriftlyrfM der Gegier iinmer oMlir Mietet, «Is die Mafitis
eHttch eraitfhen, daae 6pkea «ad &M1 mük Mrer and dMk
■kiit TÜraliaiMB kianen, Mea aie. Da die IMceUiät tünn-
Bttbaeeheii begaaa, fcoieteto OravenMitk dea ajflwttalaiWMW de>
amnpeDdea ilQgel, Qepiek and die beMtan WaaanMi mit amer
geaaMDteii tf aaaachaft mit eiaer dkidwi UateaakaMe aaanwMiaanwid
Bea Jindereo MeiieB ItoiMlatiite «r daich PakveailUa, Aaas dar
Gi^er in der Siditaag aaeli Doada tia aatflohea war aad kehile
aaeli Bagamaya aoriok. Der Gegaer ia der SMake vaa auadii-
«toas 9000 Maaa hatte bei ionbo fibcr 200 Mann ladt aaf dam
Platae griasaea. Bbeaao aaeifcamnaiwertä «ne <die Imiahiupa im
GaMt var die ijmdaaer der Thiype im MaaMlaria; ama aioh»
aet aaf dea laraokgelegtaa Weg aeelM gaete TagamindM, aie
hatte daaaelbca «laaeidieMliflh daa Gefechte ia «iar mvItekgöl^Et,
dte Eanpier aimmtMA aa Foaa «oter halhem Waaaemmagel aad
BoMliMgatar Yeiftfeipag. Dar Steg naida aadi aSaa girhtMiM
hin gat anagenttat and dar Feind domh mehrem StaniMfaana ^ms
UeamaM) veitrieben. Dte em«dawi Banden vnrdea theiia van daa
PataaalHea, theO» voa der erbittertoa BevSSceroag an daa fermiaaden-
aton Pnabtea aiedargemaeht. fiagamo^FO war «eeettat» dte Waaata»
ama teiiteton dir .Aafedenuig, aa ihrör Feldarbeit aartokaakehaoi,
beraitiviUigat Felge. Dagegea hattea dte Terfailbiteae am Pm^aai
wieder eine dmhtaie Geatelt aageaemmea. Dte aagiiadie Mteiiaa
m Masila. in dema Nihe ZaaanmMarettnnaea irtatlMinfhndaa haltea.
machte dta Chef von Pangaai, Dr. Sdmndt, daauf aatemikeaai,
dam etara MO Bebeltea dae MeaUgte SteUmig aüt «iaem Var-
peatea vea MO Mann eniehtet hattea. Dr. Schmidt griff diaedhe
aofoit mH 100 Haan aa, darohbiadi dte Bema and Mdtete aa
SO ifaaa der Feinde, anter ihaea aaefa den flaaptfittmr der fie»
wegaag bei Paagani. Die theihaeiee aut SÜbar aendartea, aehr
schOaea Wafien der GetSdteten lieaaea daraaf aeUiemaa, dam aneh
waldhabeadere Araber sieh dabei betheSigt hatten.
Bana Herl nad d<er Pall Baaehiri*«.
Baaa Heri, der IrOhem Waii von Saadani, «in aehr miehtiger
arabiaoher Mmr, hatte, nachdem flaadaai aeratört war, seit Monatea
<Be DeataelMB mit Friedenaiierhaadlaagen aad aicht eifftllten Ifer-
apaeehangea bingehalteo, dte IranslBisehe Ifiaaionaatetioa in Handera
bedroht, Oberau Befestigangeo angelegt und die Wasegaha gegen dte
175
]>6BtBcheM M%6raist; er mwte utor «Um IknrtftiMlflB godenflUugt
CMs y. Zfllwdci mid !»«rtheiJte JlMlUcn and die Leute 4er
Wmk«iiia4bnuvaae, antor deaea «ich iur HiaptfiK Tenkeet iMted,
der ebenae, >«ie er vor einen Jahre teeü aar, Iber die Dentoebea
knidafla, fliek jeftik liiart aan LoeBoUi^ea gi^ea die WMe0«ha bot
Vem9m$ «kaHto. Mit dea WaairicBDA halte tkk jalat «a Üudich
«Btes ^eihlltaies arie adUa fiflkar aafc dea Wm^ßtammi henuw-
«ehttdet» ma »och Mx qfitter lan WicMglnil; lat IMdumi ist
alfihafc Pn^jamweei das «rtaate laKl «jchtigato Laad !■ deatoehea
fiehategebiete vod dehot mA y<m VilofcoriarMTaaa Ue lut aar
peeatt KiaraaiaBWiafaraiae aaeh UdaehidocM aaa. Zdevald ao« mt
der Trappe, aiehiwro oMc hrfeatjgto Itefer enbamd, daroh Oee-
gifca aad traf aai 9. llovcaaher io fiaadaai ein, wo Tage foriier
Viaeauaia, aakewtitst m «iaera Laadaagaooq^ der ffaiaeriiehea
Maiiae, «elaadot aar. WiiaaiaaD beachleaa, fiiateallNU awiachea
tagaai aad BapoMgro <«od mMw^i^ ^ tberwacheo. Qxwm-
naflh aad Zelearaki iraadea aaeh Mbaa^^ geaeUekfc» «eleiiea am 11.
«adi eiaen teaen üanofeUt, «o eiaife AraAier ÜUenliad kiate-
tea, pranaiBiiB and ptOTiaeriMh bitfwiigt anrde. Das BayedMeaa-
eerpe, nadi Noidtii ateifeeiiBaadüread, haMe den Aidlraf ^ «in ttuk
boiMÜgtee Dorf Xakaroao, «e sieh eeit neiia Jaiaea anttaafeae
SIciRTeB «n Asyl gebildet, ge^m 4ie Angriffe der Ante gehakea,
ja aegar «iae Aaerioannag seiaer Enieleaeibeiofililigaag w fiaid
Bargaseh «Mit baltea, an beenohea aad eveataell an aaterMtfai
«ad daan anf Kipoiabare aluih der fiOete ekli beraatenazlalua.
VAhnad das «apeditloascoipB MaiouQro nnkemnwf, besetake Wise-
»ann Cpvabaa, nacbden 4er „Speiier* dank fieaekiesssa des
4iekt an der Kfiate liegendea Ckrtos, wo ein deatsekfrevadlieker Akida
enaaedet worden ww, die Landnng eingeleitot hatte. Das sfteMan-
weiae aiit Manem and Baalieaen stark befeetigte Dorf war aber ver^
kaaea. VsssaMnn kehrte naeh'SaasflNur aarfiok und sofaiciGte, da die
flfenase BagaBoyo-Mpwapwa wieder danh kleinem BiabeihaBden
aaaieher gemebt aar, 8snn t. «Grafearealh mit lao Mann aar
ünterstlltznog der I[arawanen und aar üsberiNangung 4er Ycm
4enlsoben fimia Faseba^Koarit^ gew&hrteo Htife §k Eaiia Ftoeha
in's Innem. In Pkngaoi, wehin aaMierweile das Zdewsld'sohe Bs-
peditieascorps gelangt war, trafen von allen Seiten HAaptlinge ein,
wm fbia üaterwedoBg aazuzeigeD, selbst ans Usambara, von Sim-
bodja, den dortigen mlohtigsteo Uftaptliuge, traf die Nachricht ein,
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176
DeuUeh-Ostefrik«.
dass es in seioer Absidit läge, sich mit deo JOeatsehen auf fried-
lichem Wege auseinanderzusetzen. Das ganze nördliche Uaegolia
sagte sich ?on Bana üeri und Biuehiri los ond die UanptUnge ver-
weigerten sogar dem letzteren, welcher nnr noch 40 Mann bei sieb
haben sollte, den Durchzog nach Norden in das engtiache. Gebiet
Der Chef Dr. Schmidt hatte in Erfabning gebrochi, dass die Hftnpt-
linge es aber doch noeh nicht wagten, gegen ihn vorzugehen; er brach
daher, sobald er von dem Lagerplatf Boaebiri's durch Meldong von
Eingeborenen Eenntaise eibalten hatte, anf and fiber6el denselbeD
wfthrend der Nacht Da trotz des strengsten Befehls, dass nicht ge-
schossen werden dürfe, dies docti gesehah, so gelang es Bnaehiri
von s^nem Lager in einen dichten Bosch zn entkommen, während
fast alle seine Lento im Lager gefimgen oder niedergemacht worden.
Dr. Schmidt marschirte non, von Eingeborenen geführt, nach einem
anderen Dorfe, in welchem sich drei anfstftndiscbe Jombes von Baga-
moyo mit etwa 80 Hann nnd 200 Weibern nnd Kindern verschanzt
hatten, in der Yoraossicht, dass Bnschiri sich dorthin flüchten werde,
was, wie letzterer spftter anssagte, aoch seine Absiebt gewesen war.
Die Jombes mot ihrem ganzen Anhang worden überrascht, über-
wältigt osd geftmgen. Es worden non von den Eingeborenen die-
jenigen Leote Bnsehiri's, denen die flocht vor dem nfiditlichen Ueber-
fall gelangen war, gefimgen eingebracht nnd Schmidt Hess sftmmt-
lichen Eingeborenen in der Umgegei|d bekannt maxshen, dass, wer
Bnschiri anfnfthme, J^bestraft", wer ihn finge, «belohnt*' werden
würde. Nachdem Bnsehiri sich zwei Tage im Gebüsch hemmgetrieben
hatte, kam er in ein Dorf des Häuptlings Mohamed Soa. Er worde
sofort von den Dorfbewohnern gebunden, nnd an Dr. Schmidt ans-
geliefert Der einzige von Pnschiri's Anhang Entkommene war der
Komore Jehasi, der sich bei allen Kämpfen Bnschirt's als dessen
Unterführer betheiligt hatte. Von den vielen Anssagen, die Bnaehiri
machte, war die interessanteste die, dass der Snltan Said Khalifa
ihm, bevor ich ihn znm ersten Male bei Bagamoyo geschlagen hatte,
habe sagen lassen, wenn er nch gegen die Dentsohen halte, so würde
er ihn später zum Vezier der ganzen Küste machen. Irgend welchen
Beleg konnte er aber nicht vorbringen.
Djiss Bnschiri, sobald er in die Hände der deutschen Schutz-
tiuppen gefallen, iils Rebell behandelt werden würde, war voraus-
/nsehen. Nach Ausweis der Weissbücher hatte Major Wissraann
schon am 1. Mai v. J., gleich nach seiner Ankunft in Ostafrika,
dem Fürsten Reichskanzler gemeldet: „Herr Admiral Deiuhard hatte
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. Dtotseb*Ostalnluu
177
bis zu meiuer Ankunft mit Boschih eioen Waffenstillstaud gesi-lilossea
und hatte iBaschiri Bediogaogcu gestellt, unter denen er Frieden
schliessen wollte. Ich nahm, da ich noch nicht schlagfertig »war,
den Waffen still stand an, liess jedoch Baschiri zugleich sagen, dUB
ich nar mit ihm als Rebellen verkehren würde und seine Friedena»
bedingnngen zurückweise. Die Bedingun<;cn waren derartig, dasB
man sie nur mit dem Namen „lächerlich'' belegen kann
Sein Todesurtheil überraschte ihn sehr, jedoch blieb er gefasst.
Zuletzt bat er Wissmann noch nm eine Unterredung, die derselbe
ihm gewährte; er theilte ihm mit, daas einer der gefangenen Jnmbes
die Banptschnld trage an dem Erscheinen und den Grendthnten der
Mafiti — es war dies ein Jumbe, der dn ganzes Jahr hindurch tien
an Bnsehiri gehalten» überall mit ihm gefochten und einen TheÜ der
Hafiti auf seinen Befehl herangezogen hatte* Das Urthefl wurde am
15. Dezember vollzogen und die Leidie Bnschiii's den in Pangani
ansSssigen Arabern auf ihre Bitte zur Bestattung übergeben.
Mit Bnachiri erlosch die Seele des Aufetandes, wozu ihn seine
grosse Hansmaeht, seine eigenthümliche Stellung dem Sultan von
Sansibar gegenüber, vor Allem aber seine Kriegserfahrenheit (er hatte
KolmialM hMmA lt9a 12
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178
Deotseb-Ostafrika.
schon unter Seyid Ma^jid Feldzilge angeführt) befähigten. Er war dabei
habeftehtig wie ein echter Araber, prahlerisch and anmaassend, wie ans
seinen Foiderongen, die er Wisemann stellte, hervorgeht, gransam und
heimtfielüseh» ein nicht zu veraditender Gegner, der das Land and
seine HilfiiqQellen genau kannte. Bin alter, etwas belebter Araber, in
seiner Art ein Lebemann, der ^eh stets sehr got kleidete nnd merk-
würdig genng, trotz seines Hasses gegen die Dentsdien doch gelegent-
lich Anwandinngen von Grossmnth hatte, wenn er z. B. Dr. Meyer
nnd Banmann nnd die katholischen IGssionare gegen Lösegeld los^
üess nnd die englischen Missionare freigal». Aneh spricht zn seinen
Gnnsten, dass er die Missionare zn Bagamoyo nicht belfistigte, aber'
seine Grenelthaten, die Bnnordnng Ton Nielsen insbesondere, mnss-
ten dnrch seinen Tod gesühnt werden. Weon anch Tielleicht zn be-
danem ist, dass dieser zielbewusste energische Mann fallen mnsste,
da er nns, würe er zn Zeiten richtig behandelt worden, ein schätz-
barer Bnndesgenosae hftUe werden können, so mnss man anf der
andern Seite doch sagen, dass er den Tod hnndertfach verdient
hatte, nnd dass die von ihm begangenen Gransamkeiten die strengste
Bfihne erheischten.
Die Eft^mpfe mit Bana Herl.
Das Gebiet Bana Heri's, sadwestlich nnd attdlich von Mkwadja,
zeigte aber noch keine Neigung zur Unterweifong, so dass eine Be-
kognoszimng unter dem Chef Lieutenant Schmidt unternommen wurde,
welche aber nnglficklicfa ablief. Lieutenant Schmidt gelangte nach
Mlonbule, wo sich Bana Heri aufhielt, aber efai Angriff auf die
Buschboma wnrde vom Feinde mit ziemlich bedentendem Verluste
t&r uns abgeschlagen, zumal die Zulne nicht vorwftrts zu bringen
gewesen waren. Sobald Wissmann Von dem Yorge&Uenen Eenntniss
erhielt, landete er in Saadani, dem nächsten Landnngsphitz zn Mlem- '
bnle; alle abkömmlichen Truppen und brach mit 500 Mann zum An-
griff aaf ; da er sieh mindestens einer dreifach überlegenen Macht In
einer gut befestigten Stellung gegenüber be&nd, so mnsste er vor-
^^ii•htig zu Werke gehen. Am Abend' des 4. Januar traf er äuf ein
grosses befestigtes Luger, welches von defi Fefaideil nnter höhnischen
Zurufen und Kriegsgehenl verlassen wurde, als die Torderste Kom-
]iagnic eindrang. Sie stand nun vor einem schmalen Thal, auf
«lesjien gegenüberliegender Seite sich ein isolirt stehender Berg er-
Ih.I), der mit dichter Urwalddschungel bedeckt war. * Dnrch eine circa
600 ni breite Oeffnuug des Waldes gewahrte man auf der Kuppe
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Deutscb-OsUfrika.
des Waldes eiiM PdUBadenwand tmd dahinter Dfteher. Wisemann
begann zonftohal mit 4 GeadiAtiea anf 400 m den efchtbaren Theil
der Borna mit Granaten zn besehieeaen; der erste Schnee wnrde mit
jnbdodem Gehenl Ton drfiben begrfiset und von da ab wAhrend der
ganien Zeit des Kampfes mit knraen, wohl dnrch Verlnste vemr-
saefaten Unterbieehnngen ein Kriegagesang nnterhalten. Wissmaon
besefaloas, den Feind in der Stellang doreh Fener möglichst zu er»
sehnttem, wihrenddessen eine schwache Stelle der Befestigung zn
snchen nnd dann znm Stmm fiberzngehen. Nachdem er gnt eingo-
schoesen war, begann er mit SehrapoelB, mit-dem ICagazingewehr nnd
mit Saiten zn arbeiten, aber dem höhnischen Geheul nnd dem
mit Hinterladern heftig unterhaltenen Feuer des Feiodes nach zn
scUiessen, war die Wirkung nicht gross. Wissmann liess dann, um
ein wirksameres Feuer mit geringerem Fatronenveibranch zn ermög-
lichen, sftmmtliche Enropfter &st eine Stunde lang Schfttzenftner auf die
Punkte erOffiicD, an denen nach der Bauchentwicklung die feindlichen
Schlitzen und eine Kanone postirt waren. • Eine Kompaguie wurde
in die rechte Flanke des Feindes gesandt, da hier der Beig am zu-
gänglichsten erschien« Nach zweistAndigem Fenergefeeht schien Wiss-
mann das Fener des Gegners etwas schwftcher zn werden und er
erhielt ICeldung von emer nach links detachiiten Kompagnie, dass
viele Fussspnren in die Sfldlisi^re des Waldes f&hrten und dort ein
Zugang sein mfisse. £r sandte zur ersten Kompagnie Sudanesen
nun einen Zug Askaris der detachirten Kompagnie nach mit dem
Befehle, falls es das Terrain erlaube, den Sturm von dort zu ver-
Sueben nnd vor dem Bajonnetangriff ein Zeichen mit der- Flagge zu.
geben. Wfthrend des Vorgehens der drei Angriftfcolonnen wurde
ein forolrtes Geschütz- und Salvenfener anf die Boma* unterhalten
nnd das ftindliehe Fener wurde heftiger und wirksamer. Der Feind*
flüilte, dass die Bntsflheidnng nahe; es- roaohie einen wunderbaren
Eindruck, als man in der Feuerzunahme die Besatzung der Boma
naeh Inntem Vorsingen eines Vorbeters .zu AUah rufen hOrte das
erste Mal .wShnnd der Kämpfe, dass ein Zeichen von religiOsein
FanatismoB bei den Gegnern konstatiit werden, konnte.' Die An*
griffisabtheilung . hactte unterdees dio Waldlisitee - erreicht, fand die
Oeffinnng, die in die Boma- ftthrte, und die Sudanesen gingen mit
dem Bi^oonet unter Hurrah vor4 Die Angegrüfenen erwiderten den
Angriifsnif ebenfalls mit Hnrrah und im Walde entspann sieh ein
heftiges Fenergefeeht. Jetzt ging auch Wissmann in der Front vor,
aber bevor er die Höbe erreichte, erschien schon die schwarz- weiss-
12*
i^iyiu^cü üy Google
1^0
Deutsch-Ostafrika.
rothe Fahoe aof der Borna, der Jabel der Sadaoesea Uber den- ge-
Inogenen AngrifF war gross, die Freude der Earoftfter sieht minder«
denn die Borna war die stftrIcBte, welche bislang erriehtet worden
war. Hinter 4 m hoben, starken PaUisaden waren maandiohe Srd-
deckongen aofgeworfen, die auch den Granaten widerstanden hatten.
An den Ecken waren regnlftre Bastionen erbant, vor den PaUisaden ein
freies SchnssÜsld von 20 m Ansdehnuug geschaffen, an das sieh rings-
hemm die diebte, fast nndnrchdringliche ürwaldsdsebnngel aasehloss.
Der Feind hatte mit grosser Bravonr ansgehalten, jeder Baom in
der Borna hatte eine grosse Zahl von Schlissen anfanweisen. Die
Scbrapnel- nnd Granatsplitter lagen fiberall im Lager nmher; Leichen,
die man nicht mehr hatte in den Wald schleppen können, zeigten
Massen von Wunden. Die Borna Mlembnle wnrde verbrannt, nnd
der Feind verfolgt, aber der Erfolg war gering, da die Urwald-
dschuDgel von vielen ganz schmalen Pfaden durchkreuzt wurden.
Der Kampf war der erbittertste, der bis jetzt gefQhrt worden war;
einmal war Bana Herl noch nie von einer Trappe besiegt worden,
abgesehen von Saadani, wo die GeschOtze der Kriegsschiffe in Thfttig-
keit getreten waren, und dann hatte der Sultan von Usegaha, wie
er sich nannte, es verstanden, eine Art religiösen Bandes um seine
Anhänger zu schlingen und sie bis zu einem gewissen Grade zu
fanatisiren.
Freiherr v. Gravenrenth hatte unterdess einen sehr erfolgreichen
Streifzng in das Innere unternommen, in Ukami den Rebellen Ma-
kandu nach Sfiden getrieben, die wohlbefestigto Missionsstation To-
nnngura und Simbamweni besucht, dessen Dorf bdiest^t wurde, war
dann nach Mhonda gegaagen und weiter nach Norden darch Xgnm
und einen Theil des Gebietes der Wakuafi (ansässig gewordene
Hassai) nach dem Hinterlaade von Saadani. Er folgte Boschiri's
Zug nach Norden, bis er hOrto, dass derselbe gefangen sei. Von
dort giDg er wieder nach Sfiden, erbeutete verschiedenes Bana Heri
gehöriges Elfenbein nnd Waaren, marsehirte wieder fiber Mhouda
zu Kingo von Tonungum nnd kehrte am 12. Jannar nach Baga-
moyo znrftek. Er wurde jetzt wieder von Wissmann von Bagamoyo ans
nach Nordwesten dingirt, um fiber den Aufenthalt Bana Heri s £r-
kundigQDgen einzuziehen und ihn womöglich aufzuhalten. Gravenreuth
wfthlto die starkbefestigto Missionsstation Mandera^) zu seiner Ope-
'} Interessant int folt^ende Proklamation, welche <»ravenreiilh Jnrt erüess:
„1. la Zukunft neiden die VVasegubas und Wadocs als deutsche Untertbaneu be-
biyiii^ed by Google
]>tutseb-0*Ufrikm.
181
nttODsbaais und stieas dabei anf Bana Heri, der sich in Palamaka
wieder feetznsetseii Tersiiohte. Durch geaehidctes Manöver zwang er
die RebeUen zur Eotwiddimg, eddog einen Angriff derselben ener-
gisch ab, und marschirte, da er nur ftber ca. 100 Soldaten und ca.
800 Eingeborene veriftgte, nach Bagamoyo znrfiek, nachdem er Man-
dern im S&dwesten von P^amaka znr weiteren Beobachtnng Bana
Heri*s hatte besetzen lassen. Ghef Lientenant Schmidt hatte von
Saadani ans ebenfalls zwei Bekognossimngen gegen den Feind Torge-
nommen, und nach den fiberdnstimmenden Meldungen ergab sich,
dass seine Stellung schlecht gewfthit war, so daae ein vernichtender
Schlag gegen ihn geführt werdea konnte. Palamaka ist in & Standen
Ton Saadani ans zn erreichen and HHssmann befishl, ihn nicht weiter zn
stOfen, nm ihn in Sicheiheit einzuwiegen. Wissmann verfilgte zur Zeit
auch nicht Aber hinreichende militärische Krifte. Denn eine Truppen-
abtheilnng war unter dem Chef Dr. Schmidt im Januar von Pangani
nach Masinde aufisebroehflii. Simbo^ja unterwarf rieh, bezahlte 1000
Rupies in Gold, ca. 2800 Bupies in Elfenbein als Strafe fBr deut-
schen Reisenden In irftheren Jahren gemachte Schwierigkeiten, gab eine
AnzaU Hinterlader zurflck, und verplliehtete sieh zn Gehorsam und
Heeresfolge, wof&r er die Terantwortliche Beaufeiohtigang des nörd-
lichen Theiles von Usambara, die deutsche Fhigge und ein Gehalt
Ton 100 Enpies monatlich erhielt. Dr. Sdimidt ging dann weiter
auf der grossen Karawanenstrasse bis Goiua, von wo ans er den
Herrn Ehlers mit den Geschenken des Kaisers an den Sultan Man-
dant^) in Moschi und v. Eitz als Agenten fttr den Kilimandscharo,
trachtet. Als solche schulden sie den deutschen Behörden an der Küste Unter-
würfigkeit utid Gehorsam. 2. Sie dürfen keinerlei Gemeinschaft haben mit den
Uebellen der Küste; sonst würden sie ihre Dürfer in Flammen aufgeben sehen.
Wenn jene flüchtig sind, müssen sie dieselben einzufangen suchen. Für jeden Fang
wird ihmn ttne B«tobmniK n Theil wenleii. 8. Olt FeUem Dorf gegen I>orf
■fiiMn «afhSrwi; Alle lolleo toh jetst an in Biatmdit leben.* Die katboliichen
Uissionare fügten obiger Proklamation die folgenden Artikel bei, welche die zu*
ständige Genehmigung erhielten: „4. Der Kindsmord ist untersagt. Wer dor Tödtung
einen Kindes schuldig befunden wird, verfällt einer schweren Strafe, selbst der
Todesstrafe. 5. Die Beschuldigung der Zauberei ist in Zukunft nicht mehr zu-
llsiig. e. Die Sireitigkeiteii «eidea von nva «i eatireder bei den groeeen Hlnpt-
Unfin, welche die Oeieehiigkeit beobediteii, oder in der lOeiioii, oder endlich in
Bagamoyo geschlichtet."
') Mandara hat die Geschenke erhalten, die aber leider so unpassend wie möglioli
gewesen waren, da in Berlin kein Sachverständiger zu Käthe gezogen war. Man hatte
dem Negerbäuptlingi der wie alle Neger nur für praktische Dinge, welch« einen
Werth haben, Siaa bat. allerlei Krimikruia geeehickt, der fSr ihn geradem werth-
u kju,^ cd by Google
Dtatoeh-OitaMkt.
auf dem sicheren Wege weiterschickte, während er BellMii naeh Norden
zum Umba abbog. Um Bana Herl jegliche Zufuhr von Lebensmitteln
abzuschneideD, wurde die Kü.ste zwiBehen dem Kingani und Mkwadja
l>lokirt und dadurch Bana Ueri gezwungen, sich durch Plünderung in
den umliegenden Landschaften Lebensmittel zu verschaffen. Wissmann
marschirte, nachdem die Marinetmppen die Stationen Tanga, Pangani
und Dar*68-Salaam besetzt liatten, welche sonst von Soldaten fast ganz
entblöset gcweaen wären, am 8. März von Saadani, mit 700 Einwohnern
und 5 Gest-bützen des Abends um 11 Ulur ab and traf des Morgens
5 ühr vor Paiamaku. einem Komplexe von etwa 10 Dörfern, der
ein von Sftden nach Nord verlaufendes Thal ausfüllt, ein. Die Ueber-
raschung gelang aber nichts die ersten Dörfer, auf weiche die Ex-
pedition stiess, waren verlassen. Der Feind hatte keine grossere
Befestigung angelegt, sondern den für ihn bei weitem wichtigeren
Kampf in kleineren Abtheilnngen, die Qberail in den ftnsserst be^
deckten, buschigen Geländen vertheilt waren, vorgezogen.
Ueberau wurden solche kleineren Trupps von Aufständischen ver-
trieben und die nar kurze Zeit vom feinde gehaltenen Ortsohailen zer-
stört. Wissmann bezog, um zunächst Nachrichten fiber eine eventoeUe
starke Stellung des Feindes einzuziehen, am fiande des Thaies ein Lager.
Noch bevor er Auf klärungsabtheilnngen ansgesandt hatte, erschienen
von allen Seiten BebeUentnipps und griffen ebenso muthig, als un-
orsichtig das Lager an, indem sie ans dem umliegenden Bosch, der
ein verhältnissmässig nahes nnd verdeektes Herankommen des Feindes
ermOgHehte, Feuer erOffiieten. Nur da, wo sieh stärkere Abtheilnn-
gen zeigten, liess er dieses Feuer durch Salven erwidern, während
die Europäer ihre wohlgezielten Schfisse auf die einzeln im Gelände
sich hemmtreibenden Wu^chälse richteten. Trotz der grossen Ver-
luste, die hierdurch dem Feinde erwuchsen, hielt derselbe doch so
lange die Dickichte besetzt, bis Wissmann zwei Abtheilungen vor-
gehen liess, die das Vorterrain säuberten nnd die Bebellen vertrieben.
lofi war. ^äudara wollte Kanonea uud Scbiessmatorial haben, um aeine Feinde
ntcbdraekKch in tnelitig«ii. Br hat dton aveh dio nmliegeod«! Linder Tenrnttet
und es miiM da oben «n KiUoandeebaro lebr b5i annebMi. BUen oaebte am
2. M&rz noch «nan Abatecher durch das Land der Wameru, nach der Wakuafi*
kolonie Aruscha waju, welche bereits früher von (iraf 'IVIeki besucht war. Der
Häuptling Lomu veranlasste Ehlers in sein Dorf zu /.iehen uud presste aus ihm
durch Drohungen soviel Waaren als nur irgend möglich heraus. Ehlers gab es auf,
Dteh dan XaDjaiaaea dvichtndriDgen, sondam kahrta aaeb Moaehi nnd apitar aber
Ta* eta nach Mombaa zuraek.
Deutsch-Ofitafrika.
183
Am Naelimittag sandte er noehmate stirkere PMroiillleii naeh aUen
Seiten ans. Dieeelben warfen ftbeiall den 7e!nd nnd serstOrten
sämmtfiehe Ortsehaften von Palamaka, bie auf eine, die .TeilUUtniBa-
mtesig stark besotit war nnd derartig im Dickicht lag, dass die be-
treffonde Abtbeünng, die drd Sehwerrerwnndete hatte, nicht im Stande
war, einzndringen. Die Patronillen kehrten mit Eintritt der Dunkel-
heit znrttok. Am nfichsten Moigen sandte Wissmann Freihem Ton
GiaTenrenth mit einer stftrkeren Abtheihmg nach der snletst erwfthn^
ten Ortschaft; dieselbe wnrde nach knner Beschiessang mit Gra-
naten nnd dem Maxim-Gnn mit Stnrm genommen nnd der Feind,
soweit es das Gelinde erlaubte, veiiolgt Gleichzätig wnrde aber-
mals von drei Kompagnien die ganze Gegend abgesucht. Nur wenige
vereinzelte Rebellen wurden angetrofien. Der Feind hatte in kleinen
AbtheUnngen, wie er gefochten hatte, wfihrend der Nacht nach Nor-
den, Westen und Sftden das, Thal und die umliegenden Hohen ver-
lassen. Es fehlte bei den eben beschriebenen Gefechten auf gegne-
rischer Seite durchaus an einer Leitung; die bei Hlembule g»>
schlagene Macht war auf ca. 400 Mann zusammengeschmolzen,
Lebensmittel wurden nirgends gefanden. Es hatte also der Hunger
nnd wohl die Einsicht, dass tan weiterer Widerstand nutzlos sei,
den grOssten Theil der bei Mlembnle Fechtenden veranlasst, die Sache
Bana Heri*s zu verlassen. Bana Heri selbst hatte nach Aussage der
Gefangenen schon seit 8 Wochen erwartet, augegriifen zu werden.
Er hatte seit jener Zeit nur bei Tage seine Ortschalten besucht und
in der Wildniss geschlafen. Nach Falamaka zurückzukehren, war
dem Feinde wegen Maugel an Lebensmitteln nicht m(igUch. Wohin
er sich nun auch wenden mochte, flbeiall traf er auf Deutschen et^
gebene Eingeborene. Im Süden beobachtete 'Lieutenant Langheld
mit 50 Mann und einigen Hundert Eingeborenen von der fran-
zösischen Missionsstation *Maadera aus die Strassen; im Norden
wohnte Mohamed Soa, derselbe Häuptling, der Buschiri ausgeliefert
hat, und im Westen die von jeher Bana Heri feindlich gesinnten
Wasegnha, die F^eiherm von Graveoreuth vor 2 Monaten auf seinem
Znge gegen die Anhänger Bana Heri's begleitet hatten. Da die
Verhältnisse eine wdtere Verfolgung als durchaus aussichtslos er-
scheinen liessen, so marsehirte Wissmaan auf Saadani zurück und
verschiffte sofort die Trappen nach ihren beziehiuigsweisen Garnisonen.
Die Lage Bana Herl's war in der That unhaltbaT geworden; seine
Leate kamen nach Mkwa^ja, um sieh zu unterwerfen und er selbst
schickte Boten nach Saadani mit der Bitte um Lebensmittel, da er
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184
Deutsch- Osufnka.
und Beine Leate dem Verimngern nahe seien. Die umliegenden
St&mme wagten es nicht mehr, ihm solche za liefern. Es wurden
Lebensmittel gesandt nnd ihm bedeutet, er solle selbst hemnter-
kommen nnd seine Unterwerfung anzeigen, in welchem Falle ihm
Begnadigang nnd R&ckgabe seiner Besitzungen zugesichert wurde.
Ein Sohn Bana Heri*s kam dann nach Sansibar, um die Unter-
werfung seines Vaters anzuzeigen und Wissmann schickte am 8. Aptil
Gravenreuth und Soliman bin Nasr nach Saadani, wo die Uebergabe
stattfinden sollte. Am Tage nach der Ankunft kamen bereits etwa
60 Leute in Trupps von 6 bis 8 Mann, alle verhungert, mit Keulen,
Speeren, Pfeil und Bogen bewalfiiet, aber Bana Herl kam erst am
Ostersonntag. Den Berichten eines Augenzeugen entnehmen wir
folgende Sehllderong:
Vou Norden her ersclieiut eine lange McDScbenreiiie, eine wei&^e Fahne flat-
tert fib«r den eben iichtbaren Kopfeu, der dampfe Scball groseer Mefertromoieln
dringt bernber, ^e xweite Ftebae, eis dritter Zag von Sfiden ber: Bann Heri
kommt. — Hinter einer Terrainwelle lagert die ^anze Gesellschaft, eine Oeetnlt löst
sich von der Manse: Omar, der Schwiegersohn Bana Heri's. Chef Sigl und Lieute-
nant V. Arnim geben hinunter, etwa 200 Schritte weit, dem Abgesandten entgegen,
um ihtü die Weisung zu geben, dass die ganze üacht sich hinter dem Fort lagern
aolL Die Sudaneiea heben eeberf geladen, die Kmonen lind mit KnrtuBcben ver-
seben, aber ee ist ensdradtlieh Yorboteo, daee irgend ein Inropier oder Sndaneoe
äich liei den Geschützen sehen liest, damit nicht im letzten Augenblicke die gante
Ge>ellscbaft in alle Winde zerstiebt Nach einer kurzen Unterredung mit Chef
Si^^I giebt Omar ein Zeichen und hinter der Terrainwelle hervor treten In endlosem
Zuge, im Gänsemarsch, die drei Züge in einer Gesammtstärke vou 400 Uann in die
freie Ebene. Yonn eine seltsame Qcalalt: von dem Kopfe stehen nach beiden
Seiten swei micbt^e, an%eriditete Adlerflögel ab, den Bicken bedeekt mit einem
]«$irenfell, perleivestickte Binder hängen vom Koiper herab, so trippelt der Zaube-
rer und VortSnzer, denn einen solchen haben wir vor i\n$, in kurzem Trabe und in
Schlangenlinien vor dem Zuge her, beschreibt Kreise, läuft hierhin und dorthin,
unermüdlich. Ihm folgen drei Trommler, auf mächtigen Ngomas (Negertrommeln)
einen langen Whbel schlagend, dann die veiaeen Fabnen, ihnen nach die Krieger,.
Araber, Behidschen, Sklaven, WaiOamvesi, Waaehenal, Wascgnha, alle m5f>
liehen Stämme. Die meisten Leute sind sehr gut, Tiele Araber pri^tif gekleidet,
einige Neger befinden sich im Kriegsschmuck, den Kopf mit aufgerichteten
Federbüscheln bedeckt (wahrscheinlich Massais). Fünf bunt geschirrte Esel be-
finden sich im Zuge. Fast alle Leute sind mit Gewehren bewaffnet, nur etwa
dreissig tragen Speere oder Bogen und Keden. So beireft sieh der Zug auf die
Station so, ein bSchst malerisehco Bild. — Da der ihnen angovlMene Plati
gerade unter der Mündung des grossen Foldgeochntiet liegt — > für den Neger
ein höchst verd&chtiger Umstand — so bitten sie, etwas entfernt davon lagern
7.U dürfen. Hier findet zunächst das unvermeidliche, unendliche Scliauri statt,
(.'hef Sigl und der Wali von Fangani verhandeln mit Bana Heri. Bana Her!
macht Scbauri mit seinen Leuten, was mehr als 7« Stunden dauert. Endlich
l>euti>cb-08Uifrika.
185'
könnt M itt oincn RemilUt. Chif Sigt meldet Herrn Omtenreutli: Bun Herl
liesse dem Bana Mkuba* dem Simba Mrima (Löwe der Küste, Beiname Gimven»
reuth's) seinen Salam sagen uiul bitte um die Erlaubuiss, ihn selbst begrüssen tu
dürfeu. Kr sei in ganz friedlicher Absicht gekommen: was ihn beträfe, so sei dei
Krieg au& und vorbei und er unterwerfe sieb allem. Zu bitteu habe er tolgeudes:
Sr Mi hnA nit Miner bwtaii Hadit gikonnen, um m nSKüchtt feierHcber Weise
Mim ÜBlenreritiiif su eiUiren; non habe er aoch 600 Maiu in Minen Lefir bei
PklMMkai ebenso eeieii dort die Weiber und Kinder und du ganu Gepäck. Zu
OMon bitten lie gar uicbta, Uunition ebensowenig. Herr v. Gravenreutb möge ge-
gestatten, dass er selbst mit einer Abtheilung abzög»-. uni jenes Lapifer berbeizuholeoi
bezw. die Leute in ihre Dürfer zu entlassen. Die anderen Abtbeilungen sollten in
der K&be sich niederlassen dörfen, es nöchten ilinen ScbuUebriefe gonibrt werden.
— Alle Ponkte wurden ngielaaden, die Nadvieht davon hinabgecandt, in Nn kam
dM ganze Lager auf die Beine und in fnerlieben Zuge^ in der voiber beacfariebe-
uen Ordnung;, näherte sieb der Zug dem vorderen Eingang zum Fort, Hana Ileri,
sein Sohn Abdallah, (»mar, Jehasi, der Adjutant Buschiri's, andere Araber, 14 Jum-
bes und die ganze Macht. Hana Heri i&t von kleiner Statur, etwa 54 Jahre al
intelligent, fast würdig aussehend, das Gesiebt etwas toU, der kurze Schnnrr- und
Kinnbaii halb eifiant Er trag ein gelbieideiMa Araberhemd, den K<Hiif ton einem
blauen, i^t anliegenden, hinten zum Knoten geeobfintoa Tuche umwunden. Im
Gürtel steckte der pr&chtige Maskatdolcb. Als Herr t. Gravenreuth auf ihn zutrat,
legte er die Hand zum Grusse an die Stirn, ergriff dann mit beiden Händen firaven-
reutb's Hechte und begrüsste ihn mit „Jambo, jambo sana, jambo sääuää (sei (re-
grösst, sei herzlich gegrüsst, sei auf das allerbeste gegrüsst)." Dann fügte er hinzu:
„Aeh, Herr, wire ieh doeh Deinem Briefe gefolgt!" (Herr Oravenrenth hatte
ihn Mber mr üebeigabe anfgelördert) Dm Ganse maehte den Elndrack, als ob
Bana Heri ausserordentlich froh sei, den Krieg zu Ende zu sehen. Mit grosser
Herzlichkeit schüttelte er allen die Hände, dann bat er selbst nochmals, sogleich ab-
ziehen zu dürfen, was ilun erlaubt wurde, zumal ein Rc;ienj;uss alle im Autrenblick
bis auf die Haut durchuüüste. Hana Heri versprach noch, in spätestens vier Tageu
snrack au Min, bat, sich wieder in Saadani niederlaaMn nnd verlier nach Snntibar
kommen zu ddrfsn, nm Oerm M^or Wisamann Minen Salam an sagen. Er erhielt
Reis und Mtama und nach vielen herzlichen Danksaj^uogen und Salams zog er ab.
Abdallah, Omar. Jehasi und die Jurobes blieben im Kort zurück, um ihre Schute-
briefe zu erhalten. Nach etwa zweistündigem Aufenthalte waren die .lumbes mit
ihren Briefen versehen und alles zog ab: der Aufstand im No/deu war be-
endet im ganun hat Bana Heri noeh etwa 1900 Leute gehabt, naebdem neben
Oefedite^ dM letzte Anbng Hirz, gegen ihn geUelut werden waren. Bin Theil der
Leute hat sich nach Ukwadja, ein anderer nach Uvindji, andere nach Windi gewandt,
um sich in der Nähe der dcntsrhen Stationen niederzulas.seu : der Rest kommt nach
Saadani, wo über sie bestimmt werden wird. — Schon am iiürhsteu Morgen erschien
in der Station ein Jumbe von Maliposa (welcher mit den Deutschen gegen Hana
Heri gefbchten hat) mit 40 Hann, welche einige hundert Hühner, aeehs Zi^en nnd
einen Stier zum Terkanf braditen. Da HalipoM twlMhen Palanakn und Handera
im Innern liegt, so muss sich eben die Nachricht von der Unterwerfung Bana Heri^s
und der Beendigung des Aufstandes mit Windeseile verbreitet haben.
Nach dem Gefecht bei Palaiujika besuchte Major Wis.smauii
mit Uerru Htgor Lieber!, beiuem Berliuer Vertreter, welcher vom
186
' Drotseh-OitafrUn.
Answirtigen Amte naeh Sansibar gesehickt war, die Kflatenplitae.
Eine bemerkenawerthe Inspektion der' Küstenstationen in HtabMek
auf wirthsehafUidie Bezielrangen hatte Wisamann bereits im Jamiar
mit dem Direktor der Deatech-Ostafrika niechen GeseUadhaft, Hemi
Yobsen, nnd dem Generalvertreter fierm St-Panl Dlaire miter-
nommen. Die letitere ist so wichtig, dasa dabei Unger ver-
weilt werden mnss. Die Deutsch - Ostafrikanische Gesettsohaft,
weldie den Zeitpunkt immer nfther herankommen sah, wo sie
eine Erwerbsgesellschaft werden wftrde, Iiatte den in Ansehnng
des sieh steigernden Verkehrs nnd in Erwartong der neuen Dampfsr-
linie sehr richtigen Plan gefiust, mit der Büdong von Faktoreien
auf dem Festlande den Anfiuig zn machen, nnd zur Einleitung
dieser wirthsebaftiichen Organisation Herrn Konsul Vohsen nach
Ostafnka entsandt. Dersdbe beabsichtigte, in Anlehnung an Er-
fahrungen, welche er früher in Westafrika gesammelt hatte, vor
allem des Landes Produktion von einheimischen Artikeln, unter
denen namentlich Oelfrftchte eine grosse Rolle spielen (wie auch das
Beispiel von Mozambique gezeigt hat), zu h^en. Konsul Vohsen
vertheilte demgemftss an die grosseren Sklavenbesitzer und Hftnpt^
linge Samen und die GeseUschaft verpflichtete sich, für einen von
beiden Theilen festgestellten Preis die Ernte einzukaufen, und für
entsprechende Ablieferung der Ernte den Hftuptlingen Prftmien zu
bezahlen. Hinsichtlich der Inspektionsreise des Herrn H^or Liebert
verweisen wir auf S. 97 und geben in Nachfolgendem nadi den Be-
richten des Herrn Dr. Neubaur, welcher zu eben dieser Zeit die
Stationen besuchte, ein genaueres Bild der damaligen Situation:
Organisation der Schatztrappe.
Das Beichskommissariat wurde bekanntlich geschaffen durch ein
kaiserliches Kommissorium vom 8. Februar 1889. Die Arbeit dea
ReichskommissaiB in seinem Wirkungskrsis begann schon am l. April
1889, und zwar erfolgte dies formell durch die TJebemahme der von
allen ostafrikanischen Kfistenplätzen allein noch von der Deutsch-
Ostafrikanischen Gesellschaft behaupteten Stationen Bagamoyo und
Dar-es-Salaam. Durch die bekannten GefiBcbte gelang es, nicht nur
das nSehste Hinterland dieser Stationen, sondern bald auch die
meisten vrichtigen Kfistenhfifen des Nordens und dnen bedeutenden
Theil der grOssten Karawanenstrassen mit dem wichtigen Knoten-
punkt Mpwapwa wieder in die Hand der Deutschen zu bringen und
Deutscb-ÜsUfrika.
187
dnreh ftste Stationoi voUkommeii m neheni. Nflehd«ii am 6. April
der letzte Rebell des Nordens, Bana Heri, sich ergeben, kann man
sagen, dass die Wiedergewinnong des ganzen Nordens innerhalb
Jahresfrist erfolgt ist.
Entsprechend der Ausdehnung, welche der Aufstand im Norden
während dieses Jahres allmählich angenommen hatte, hat sich auch
die Organisation des Reichskommissariats während dieses Jahres ent-
faltet, niid der Verwaltimgsapparat, wie er in diesem Augenblick in
Thätigkeit ist, lasst kaum noch die Bedingungen erkennen, unter
welchen das Reichskommissariat in seinem Beginn bestehen mnsste.
Der Reichskommissar ist bekanntlich der einzige von der Re-
gierung entsandte kaiaerliche Beamte, während alle sonstigen Mitr
glieder der Schatztrnppe in einem rein privaten Kontraktsverhftltniss
zu W'issmann, also vorläufig in keiner direkten Verbindung mit dem
Reich stehen. Otfiziere und Cnterofliziere haben vor ihrem Eintritt
in die Schntztmppe definitiv ihren Absi hiod aus dem Reichsdienst
zu nehmen. Es befanden sich im April in Wissmann's Dienst 52 Offi-
ziere, 21 Deckoffiziere (Zahlmeister nnd Deckoffiziere der Marine)
fQr den Dienst anf der Wissmann-Flotte, bezw. für den Dienst
anf den Kfistenpl&tzen, sowie 134 Unteroffiziere. Von diesen waren
anf den Norden Tertheilt 23 Offiziere, 12 Deckofliziere nnd 55 Unter-
offiziere. Der Best war ffir die Besetzung des Sfidens anserseÜen,
bezw. in vorlftnfig zwei Expeditionskorps fonnirt Sehwarze Mann-
schaften hatte der Reicbskommissar im April 1200 Sudanesen, 880
Zulns, 120 Askaris (Sansibarsoldaten) und 10 Somali. Die Somali
haben sich sehr schlecht bewfthrt; in dem feuchten Togetationsreichen
Klima ist der grössere Theil derselben schnell gestorben und zwar
hauptsächlich aus Mangel an moralischer Widerstandsflhigkeit. Die
noch vorhandenen Somalis waren den Polizeimannschaften zugetheilt
Die europäische Besatzung des Nordens war folgendermaassen anf die
einzelnen Stationen vertheilt:
Sansibar . .
6 Offiziere, 5 Deckoffiziere, 10 Ünterofliziere,
Bagamoyo . .
4
3
n
9
n
Paiigani .
3
1
»
9
rt
Dar-es-Salani .
2
2
rt
10
Tanga . . .
3
»
9
5
n
Saadani , . .
2
n
9
6
n
Mkwadja « .
2
1»
1
6
n
22
n
12
»
55
n
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m
DwtMh>OftafHI».
Die in Ansdcht genommene Besatmng für den Sftden war bis
zum Beginn der Aktion (1. Hai) gleichmftesig auf die Stationen
Bagamoyo nnd Dai^es-Salam vertheilt gewesen. In Bagamoyo waren
dieselben in der sog. Znlnkaseme nnteigebracht, in Dar-ee-Salam war
durch die Sudanesen der dortigen Besatmng eine f&r 600 Hann ans-
reichende Kaserne ans Latten nnd Strauchwerk, in einzelne Wohn-
räume abgetheilt, in vortrefflicher Wdse hergerichtet worden. .
Die Leitung des Rdchskommissariats, sowohl was den tasseren
wie den inneren Verkehr anlangt, ging von Sansibar aus, von wo
er Beichskommissar die Geschftfke der Kommandantur leitete. Die
Kommandantur selbst war in einem grossen Araberbaus eingerichtet,
in welchem sich auch die Wohnung Wissn^n^s, des Adjatanten Dr.
Bnmiller und zweier anderer Offiziere befand. Die anderen in San-
sibar beschäftigten Offiziere bezw. Aerzte waren in zwei weiteren
Araberhäusern untergebracht, die ünterofBziere in Privatwohnongen
oder Hdtels. Die Kommandantur hatte als Unterabtheilungen die
Verwaltungs-Abtheilung und die See-Abtheilnng, zwei in sich voll-
ständig selbstständig Amgirende Sektionen, welche jedoeh Ihre Be-
fehle von der Kommandantur erhielten. Die Verwaltungs-Abtheilung
um&sate die ganze Verwaltung des Beicfaakommissaiiate, nicht nur
was die Einnahmen nnd Ausgaben, sondern audi was Verpflegaug,
AusrQstong nud Bekleidung der Trappen, Mnnitionsersatz n. s. w.
anlangt.
Die See-AbtiieiluDg bestand im Wesentlichen in der technischen
Leitung des Schiftsapparats; der Chef denselben, Kapitäulieutenant
a. D. V. Sievers, war dem Keichskoinmissar für die Schiffe und die
Ati.sriistuug derselben verantwortlich. Die Flotte bestand iu der
Hauptsache aus den vier Dampfern „Harmonie"' (ca. 200 Tonnen),
^München*' (ca. 50 Tonnen). „Max" (ca. 40 Tonnen), „Ve.-^uv«
(ca. 20 Tonnen); ausserdem befand sich auf den Stationen eine An-
zahl dem Keiciiskommissariat gehöriger Walboote, Gigs und anderes
Seematerial; vermittelst der genannten Dampfer wurde ein zwar nicht
rej^ehnässiger, aber fortwährender Verkehr zwischen Sansibar und den
Küsteustationen aufrecht erhalten. Die Dampfer besorgten den IVt.st-
und Passagierverkehr zwischen Sansibar und der Küste und zwar in
vollständig ausreichender Weise. Für Passagiere bedurfte es natür-
lich, da ein Entgelt nicht geleistet wurde, der speziellen Erlaubnis.-^
Wissmann's. Die Post wurde in der Kommandantur abgegeben und
abgefertigt, nur die ostafrikanische Gesellschaft fertigte ihre Post in
eigenen Postsäckeu ab. Vor Abgang eines Dampier wurden die ost-
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Deattcli-0»tefHka.
189
afrikanische Gesellschaft and die dentsehen Finnen in Sansibar darch
Zirkulare von der EommandaDtiir benachrichtigt Die Dampfer fahr-
ten die dentsche Handelsflagge.
Von Sansibar ans erfolgte anch die Leituig der Sanitäts-Ab-
theilnng des Reicbskommissaiiats. Chef der Abtheilnng war rar Zeit
Stabsarzt Beeker, welcher mit dem Asustemtant Dr. Stenber demWiss-
maon-Hospital in Sansibar vorstand. HospitiUer an der KOste bestanden
in Pangani nnd Bagamoyo. Letsteres Hospital war znr Zeit noch
Hanptsanititsstation an der Efiste. Unterstützt wurden die Aerzte anf
den Stationen nnd in Sansibar dnrcfa freiwillige Krankenpfleger nnd
Schwestern. Die übrigen hier nicht genannten Haaptstalionen hatten
freiwillige Krankenpfleger nnd Lazarethgehilfen.
Unter dem Reiehskommissar war bisher der ganze Norden bis
znm Rnfidschi herab Herrn v. Gravenrenth als Direktionsehef nnter-
stellt Die einzelnen Stationen verwaltete je ein Stationsrhef, der
sowohl den politischen jrw den militärischen Theil seines Bezirkes
leitete. Befehle von der Kommandantur erhielt nnd für Vorkomm-
nisse in seinem jeweiligen Bezirk dem Reiehskommissar verantwort-
lich war. Einem jeden Stationsehef war znr Erledigung des kanf-
mftnnischen Theils der Stationsgeschäfte ein Verwaltnngsbeamter
(Zahlmeister) heigegeben. Das Ezpeditionskorps, einschliesslidi der
nen angekommenen Sndanesen, stand unter dem Oberbefbhl des Herrn
V. Zelewski.
Abgesehen von militArischen Dispositionen des Reichskommissars,
welche plötzliche Verschiebungen hervorriefen, fuhr der Reichskom-
missar bebnfe Revision seiner Stationen allmonatlich einmal dieselben
ab. Die Fahrt dauert — bei 9 — 10 Seemeilen in der Stunde — von
Sansibar nach Saadani 2*7« Stunden, Bagamoyo 8 Stunden, Dar-es-
Salaam 6 Standen, Pangani 9 Stunden, Tanga 10 Stunden. Die Sta-
tionen waren verpflichtet, bis znm 25. eines jeden Monats der Eom-
mandantur Aber die politischen und militftrisrhen Vorgänge in ihrem
Bezirk Bericht zu erstatten.
Die Stationen und der Dienst auf denselben.
Die Leistungen, welche anf dem Gebiete des Stationsbanes nnd
der Einrichtung derselben seitens des Reichskommissars, seiner Offi-
ziere und Truppen geschaffen sind, mflssen mindestens als fast ebenso
bewundemswerth bezeichnet werden, wie die Schnelligkeit und die
Erfolge der Kriegszfige an sich, besonders wenn man sieh veigegen-
wärtigt, dass die Erbanimg der Fort« durchgängig fest allein durch
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190 D«iitMli*Ottafrflu..
die sudanesischen Trappen unter Leitung ihrer Offiziere erfolgt ist
ond noch erfolgt. Bei einem grösseren Tbeil der Stationen sind als
Kein des Forts gewöhnlich ein oder mehrere groese und feste Ara-
ber- oder Inderhänaer benutzt worden, ao i. fi. in Dar-ea-Salaam
und Bagamoyo.
Die bebreffenden Hftoaer aind dann meiat im InBem gSaslieb
umgestaltet und auaaerordentUch ieat magebaut worden; hier vnd
da sind Stockwerke au%eeeizt w<Hrden und an den Kern der fietten,
ala Wohnrftume fftr die Offiziere und UnterofiBziere, ala Menea
und Vomtbaränme dienenden Gebftnde aind dann mSebtige Mauern
und Baationen av^efOhrt, inneibalb deren aieh die Wobsnngen
ffir die audaneaiacfaen Truppen, die Hnnitionamagazine, StaUungen
etc. befinden. Ala Grundlage- fir den Bau galt im Allgemeinen:
sturmfrei, iSnriefatung für GeaehOtz- und Gewehrverthddigung, mit-
geringer Besatzung. Durchweg iat f&r neue Bauten ala Grnnd-
risa daa baationftre Vlereek ala daa am beaten zu Terthaidigende
Werk gewShlt. Die lokalen VeriUUtnisse und die Yoibandenen
Baulichkeiten haben natftrlich Einflusa auf den FUUsheBranm und
den üm&ng der einzelnen Forts geQbt. Von der Auahebung eines
Grabena wurde grundsfttzlich Abstand genommen, da die Erd-
arbeit in der Nähe der Wohnrftume in den Trepen nnvermeid-
lieh Krankheiten hervorruft, ansaerdem der Graben durch An-
i*ammlung von Feuchtigkeit, Fftulnissstoffen und ünrath auch q»ft-
ter der Garnison geOhrlioh werden konnte. Da Holzbanten keine
Dauer verapreehen, so ist als Baumaterial flberall der landiBsfibUohe
Korallenstein yerwendet worden. IHe ' ümfassnngsmacera aind zwi-
schen 2,5 und 3 m hoch und sichern absolute Sturmfreiheit; -Ueber-
hanpt können sämmtliche Werke den AngrifÜBrnittehi der Eingeborenen
«.'egenüber ats nneinnehmbar bezeichnet werden. Die Kflste ist durch
diesf Anla'f^eii auf die Dauer gesichert, selbst wenn die Fort« nur mit
verhältnis^massig geringer Besatzung versehen sind. Durch die Ver-
besserung der Wohnungen hat sieh der Gesundheitszustand ausser-
nnlentlieh besser gestaltet als zuvor. Die häutigen Kikraiikungeu
der Europäer an der Küste waren zweifellos zum weitaus ii^rössten
Theil lediglich auf die früher bestehenden höchst ungunätigeu Wohn-
verhältnisse zu sehicben. •
Die von Wissmann anijelegten Stationen für den nördlichen Theil
des Interessengebiets von Wanira bis zom Rutidschi herab waren im
April 14 an der Zahl, und zwar 7 grosse und 7 kleine. Die im
Nachstehenden bei den Isameu^der einzelnen iStatiouuu aufgefüiuten
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Dmtich-OitafHka.
191
BesatznogBStärken BoUteo für einige Zeit bestehen bleiben. Die
Namen der Stationen »iud:
1. In üsambant:
a) GiüBse Stationen; Tanga (50 Sndaneeen). Pangani (40 Su-
danesen).
b) Kleine Stationen: Bweni (SO Sudanesen). Lewa, Plantage
der dentsch-ostafrikanisdien Plantagen-Geaellschaft (10 Su-
danesen). Bas-Mnhesa (10 Sodanesoi).
2. In üsegnha:
a) Grosse Stationen: Saadani (50 Sudanesen). Mkwadja (50 Su-
danesen). '
b) Kleine Stationen: Handera, katholische Missionsstation (10 Su-
danesen).
S. In Usaramo:
a) Grosse Stationen: Bagamoyo (60 Sudanesen). Oar^s-Salaam
(65 Sudanesen).
b) Kleine Stationen: Mtoni, Fähre Aber den Kingani (12 Su-
danesen). Tonungura (8 Sudanesen).
4. In Osagara: Mpvapwa, grOsster Knotenpunkt der Karawanen-
strassen, 10 Tagemftrsehe von Bagamoyo (150 Sudanesen).
5. Am KOimandseharo (20 Sudanesen).
Ausser dem Hauptfort in Bagamoyo, in welchem die stSndige
Garnison untergebracht ist, befindet sich am anderen Ende der Stadt
an der sog. Dundastrasse in der Nfihe der katholischen Mission die
sog* Zulukaseme, ein ausgedehntes ebenfells ausgebautes Araberhaus,
in welchem für Expeditionszwecke, StreiMge u. s. w. das Expedi-
tionskorps I in der Stärke von 183 Hann stationirt war; das Expedi^-
tionskoips II war fftr die Seen-Expedition Emin Pascha's nach dem
famem detachnt
Die Armirung jeder Station ist je nach ihrer Wichtigkc^ ver-
schieden. Die grosseren Stationen besitzen einige FeldgeschQtze,
HOrser, 4*7 cm-Geschtttze und einige Revolverkanonen; Das von
Seiner Higestät dem Kaiser der Wissmanntruppe geschenkte Haiim-
geschtttz, welches sich ausserordentlich bewährt und auf die Auf-
ständischen den gr5ssten Eindruck hervorgebracht hat, befindet sich
bei dem Expeditionskorps I in Bagamoyo. Im weiteren üm&nge
ist jedes Fort von einem starken Stächeldrahtzaun umgeben, inner-
halb desten die Wachtposten das* Fort zu umgehen haben. • Der
>) Dto Uli» 4«r Stettonm und ihre BMatttui^ im August siehe im Anhäufe.
i^iyiu^cü üy Google
192
Deatsch-Ostafriiu.
l'latz inuerhalb des Stacheldralitzauues wird aus.s> rdein als Weido
für die Reitthiere und als Lagerplatz für Baumaterial und dcr-
flleichen benutzt. Die Hülfe der Kingebnrenen hei der ErbaiiunL;
der Forts ist hauptsächlich für den Transport von Sand und Strincii
in Anspruch genommen Nvord<'n, und zwar hat sich dabei ergtben,
dass die Eingeborenen uusnahmsbis und ohne jede Anwendung von
Zwang gegen einen geringen Lohn freiwillig sich zur Arbeit gemeldet
haben. (Am auffallendsten trat dies zu Tage beim Ausbau des Forts
von Saadani: Die Leute Bana Heri's, welche, etwa 70 an der Zahl,
vor der eigentlichen Uehergabe in fast verhungertem Zustand An-
fang April auf der Stutinn ankamen, wurden 2 bis 3 Tage von der
Station ernährt, sahen die Art der Hehiindlung, die Thätigkeit der
beim Bau der Station Bcsrhäfti^ten und meldeten sich oacU kaum
drei Tagen allesammt freiwillig zur Arbeit.)
Als Reitthiere für OfHzicre und weisse Unteroffiziere waren bis
jetzt seitens des Reichs-Kommissariats mit gutem Erfolge Maskatcsel
verwandt worden: der Versuch mit Pferden hat keine guten Hesul-
tate ergeben, da das Klima für dieselben offenbar zu feucht ist.
Was den Dienst auf den Stationen anlangt, so ist. derselbe in
der Weise geregelt, dass jede grössere Station einem Chef unter-
stellt ist. (Abzeichen: drei goldene Streifen auf der fast niemals
zur Verwendung kommenden blauen Uniform, drei gelbe Streifen anf
dem Aerrael des weissen Leinen-Anzuges: der oberste Streifen trägt
eine Schleife.) Der Chef ist für den gesammten Dienst auf seiner
Station verantwortlich, ebenso ist ihm der zu seiner Station gehörige
Landesbezirk unterstellt, endlich übt er, so lange das Kriegsrecht an
der Küste besteht, die oberste Gericlitsbarkeit in seinem Bezirk aus.
Dem Chef sind je eine Anzahl Offiziere, je nach der Stärke der
Station (die Zahlen für die einzelnen Stationen sind bereits früher
angegeben worden) unterstellt. Je einer der Offiziere anl der Sta-
tion hat den eigentlichen Stationadienat anter sich; za diesem gehört
besondere auch die Beaafaichtigung der ankommenden and abgehen-
den Karawanen und der gesammte Verwaltungsdienst. Die anderen
Offiziere fnngiren als Kompagnieführer, beziehungsweise haben sie
den Artilleriepark nnd den Geschützdienst anter sich. Die ebenfalls
bereits früher erwähnten Deckoffiziere sind entweder mit Beigabe
von Unteroffizieren im Verwaltungsdienst (kaufmännische und Mate-
rial Verwaltung) beschäftigt, oder sie haben das seemännische Mate-
rial der betreffenden Stationen (Signal wesen, Bootsdienst, Seezeichen
a. 8. w.) anter sich.
yiu^jciby Google
Deutscb'Ostefrika.
193
Der Dienst der Trappea selbst zerfällt in den eigentlichen Mili-
tärdienst and den Arbeitsdienst. Die Exerzirübangen gescbehon
besonders für die von Anfang an vom Reichskommissariat ange-
worbenen Sudanesen — , fast ausnahmslos nach dem Morgenappell
(6 Uhr) bis gegen 9 Uhr. Naeb dem Exerzirdienst folgt der Ea-
semendianst (F*utzen q. s. w.). Am Nachmittag, beziehungsweise
schon YOn 11 Uhr Vormittags, giebt es Arbeitsdienst unter Lei-
tung der deutschen Unteroftiziere. Zum Arbeitsdienst $^ehört die
Anlage von Strassen, ferner die Aoli^e von Gullen für Stations-
zwecke, zum Bau von Gemüsen n. s. w., die Instandhaltang der Vieh-
barden, endlich die Au^fühninp: von Bauten.
Die neoangeworbenen Sadanesen haben selbstverständlich nur
Militärdienst und zwar neben dem Exerziren ganz besonders Feld-
diensi- nnd Schietwubimgen. Das Kommando ist durchweg deutsch,
und swar auch si ittDs •! r sudanesischen Unteroffiziere; nur das
gegenseitige Anrufen der Wachtposten bei Nachtzeiten geschieht auf
arahist h, wobei die einzelnen Posten ihre Nammer immer dem nächst-
folgenden /uriifen. In den Forts und auch die Strafgefangenen
untergebracht; dieselben werden mit zum Arbeitsdienst besonders
zum Erdetragen und znr Wegebessernng verwandt
Was die ViM-pflegang auf den Stationen anlangt, so haben die
Sndanesen selbst dafür zu sorgen. Die meisten derselben haben
ihre Weiber bei sich nnd eigenen Haushalt; die unverheiratheten
fahren unter • iiumder gemeinsame Menage oder betheiligen sich an
dem Haushalt der Verheiratbeten. Einzehie Stationen, so besonders
Bagamoyo nnd Dar-es-Salaam, haben grosse dem Reicbskommissariat
gehörige Viehbestände; in Bagamoyo beispielsweise betrug die Rinder-
heerde bis zu 2000 Stuck, im April etwa 400, in Dar-es-Salaam
etwa 800. Es wurde im Allgemeinen das System befolgt, dass alles
Vieh, welches mit den Karawanen ans dem Innern kommt, von den
Stationen fQr annehmbare Preise aufgekanft ?nirde, um auf diesem
Wege den * indischen Zwischenhandel zu umgehen, welcher fSr die
Verpflegung der Stationen i^eibstverständlieh ausserordentlich hohe
Kosten bedingen wQrde. Kleinvieh und besonders Geflfigel wird
grossentheils von den sudanesischen Frauen selbst gehalten, oder
aber es wird, und zwar ziemlich reichlich, von den Negern aller um-
liegenden Ortschaften zum Verkauf gebracht. Der Preis ffir eine
Ziege beträgt in Bagamoyo etwa 4 Rupien 6 M.), f&r einen
Ochsen 15-20 Rupien. Offiziere und Unteroffiziere führen ihre
eigenen Messen auf eigene Kosten.
KolooUlM Jihrbach IBOO. iq
i^iyiu^cü üy Google
194
DmtMh-Ottefrika.
Kulturarbeiten auf (ien Statioix^n.
Die Lösuni; kultureller Aufgalien auf den einzelnen Stationen
ist grösstentheils den Stationschel's überlassen, oder aber es wird ihnen
wenigstens nach gegebener Anregung vom Reichskoramissar die Aus-
führung der Arbeiten völlig selbstständig übertragen. Das hierbei
befolgte System hat einen ausserordentlicheu Wetteifer der Stationen
nnter einander und damit eine erhöhte Tbätigkeit der Betheüigfcen
hervorgemfen.
Als eines der weaentüchsten Erfordernisse stellte sich sogleich
nach der Besetzung der einzelnen Stationou am Festland und nach
der vorläufigen Befestit^ung derselben die Nothwendigkeit heraus, für
den zwischen dem Zentnilsitz der Verwaltung in Sansibar und den
ililitärstatiftnen durch die vier Dampfer der WissminiTiflotte einge-
richteten Verkehr in den Häfen, beziehungsweise auf den Rheden
Vorkehrungen für die Si(^li«'rheit der Schifffahrt zu treffen. Die-
selben bestanden in der Aufrichtung von Land marken nnd in der
Legung von Bojen zur Bezeichnung des Fahrwassers, bezw. der
Ankerplätze. Nächst der Sichemng des Fahr^sassors waren es die
Bauten von Landongspiers. welche, in den üäfen angelegt, einen
bleibenden Nutzen für sich beanspruchen. Solche Piers aus Balken
und Bohlen, mit einer ausserordentlichen Zweckmässigkeit errichtet,
finden sich in Dar-es-Sahuun, Pangani und Tanga, wfthrend die offe-
nen Rheden von Bagamoyo nnd Saadani solche Bauten von selbst
ansschliessen. Im weiteren Verfolg der seemännischen Aufgaben
wurden die Deckoffiziere d^s Reichskommissariats auf ihren be-
züglichen Stationen mit Peilungen nnd sonstigen Anfhahmen be-
schäftigt.
Einen wesentlichen Gesichtspunkt bildete ferner die Absicht,
<lie Stationen allmählich zum Theil sich selbst unterhalten zu lassen.
Zu diesem Zwecke wird einmal auf den Stationen selbst ein Vieh-
stand gehalten und nach Möglichkeit durch Ankäufe und durch Zucht
vermehrt. In gleicher Weise sollen die Stationen den Garten- und
Gemüsebau kultiviren und es wurden zu diesem Zweck zum Theil
durch die Sudanesen, zum Theil unter Zuhilfenahme der Strafgefange-
nen, bezw. der sich zur Arbeit anbietenden Neger in ziemlich be-
deutendem ünfang (iärten und Pflanzungen angelegt, welche ihrerseits
wieder^ ihren belehrenden Kinflnss auf die einheimische Bevölkerung
Husfiben.
Die beiden letztgenannten Arbeitszweige sind auf den Stationen
L.idui^cü Uy Google
Deutscb-Ostafrika.
195
<lemj«nigen Offizier, bezw. dessen Unteroffizieren unterstellt, welcher
den Verwaltungsdienst oder Stationsdienst als solchen zu überwachen
hat. Zu seiner Thätigkeit gehört auch die Abfertigung der Karawanen.
Letztere werden besonders auf den grossen Karawanenstrassen mit
Passirscheinen versehen, in welchen auch die Stärke der Karawane,
die mitgebrachten Waaren u s. w. vermerkt sind. Die Passir-
scheinc werden von dem mit dein Verwaltungsdienst auf den Sta-
tionen au der Küste betrauten (3flizier revidirt, die Trügerkolonnen
ühorwacht: bei Abgang von Karawanen aus den Küstenplätzen nach
(lein Innern werden dieselben gemustert, die Gewelirbestände, bezw.
Pulvervorräthe revidirt und anderes mehr, ^seben der Ueberwachung
der Karawanen tritt dabei die Absieht hervor, durch den tnrt wübreu-
den freundsciialtliehen Verkehr mit den Führern der Trägerkoloniien
und der Stamme aus dem Innern eine Wirkung dahin auszuüben.
Von der grössten kulturellen Wichtigkeit und Bedeutung sind
die Aufgaben, welche dem Stationsehef selbst überlassen sind. Die
Thätigkeit derselben ist eine durchaus selbstständige, nur dass die
von ihnen gemachten Vorsehläge bei den vierwöehentlichen Visitations-
reisen des Reichskommissars die Billigung desselben einziihob'U haben.
Ebenso wie die Statioiischefs für ihre Bezirke dem Keichskommissar
vt'rantwortlich sind, ist ihnen die Aufgabe gestellt, in den ihren Be-
fehlen unterstellten Ortschaften diejenigen Verbesserungen zu trcfl^en,
welche sie für angemessen halten, bezw, eine geordnete Verwaltung
dort einzuführen. Auch hier hat der Wetteifer grosse Resultate von
dauerndem Werth gezeitigt. Bei einzelnen Stationen, so bei Saadani
und Dar-es-Salaam war der Thätigkeit des Chefs insofern ganz
freier Spielraum gelassen, als es sieh hier um den vollständigen
W'iederaufbau zerstörter Ortschaften handelte; bei anderen Stationen,
wie Bagainoyo, langa und Pangani handelte es sich um den Ausbau
<ler Ortsehatten, bezw. um V^erbesserungen innerhalb derselben. Auf
beiden (lebieten sind die Leistungen gleich gross zu nennen. Der
Wiederaufbau, bezw. der Ausbau der Ortschaften ist geschehen und
ueschiebt noch nach einer von den einzelnen Cliels genau über-
wachten Bauordnung, welcln^ an Stelle des planlu^un Durcheinanders,
welches sonst arabische und Negerort sciiaften darbieten, breite und
gerade Strassen mit völlig gleichmässigen Bautluehtlinien geschatlen hat.
Der beste Beweis dafür, wie gross das Vertrauen der Araber
und Inder, sowie der einheimischen Bevölkcnmu; auf die durch die
Thätigkeit des Reichskommissars geschaffene Rulle und Ordnung ge-
worden, war die aasserordeutlich rege Baalast, weiche sich freiwillig
13*
üiyiiized by Google
196
Deutsch-Ottafrika.
fiberali in den Ortschaften geltend machte, ßagamovo war im April
bereits wieder eine Stadt von mehr als 20000 EiDwohnern, Üar-es-
Salaain von mehr als 10000« and wuchs von Tag zu Tag, wie auch
Paugaui und Taoga. Die neu aufgeführten HftOBer sind fast aus-
nahinslo» massiv. Die ilerstelluug der Strassen selbst geschah unter
Aufsicht des Stationsi^hefs. und zwar innerhalb der Stadt durch die
Anwoliner; soweit es sich um VerbioduogeD der Forts mit der Stadt
oder am die Neuanla.;«» voti später zu bebauenden Strassen, beson-
ders von solchen, in denen deutsche Firmen Ländereien zur Nieder-
lassung zu<:e\vieseu erhielten, geschah die Strassenanlage durch die
Mannschafteil des Kon)ini>-ariats und durch einheimische Arbeiter.
Hand in Hand mit dem Wiederaufbau und dem Ausbau der Ort-
schalten war die Verbesserung der Verwaltung innerhalb derselben
fortgeschritten. Die Einführung einer Strassen-Polizei, die Hein-
haltung der Strassen, die Entfernung der Abfälle von denselben waren
alles Vortheile, welche die deutsche Verwaltung zum ersten Maie
gezeitigt hatte und welche in Sansibar selbst zum Beispiel durch ihr
vollständiges Fehlen den Aufenthalt zu Zeiten unertrfiglich machen.
Ja sogar bis zur Strassenbeleuchtuog war es, z. B. in Bagamoyo und
Dar-es-Salaam, gekommen, da die indischen Eauflente vor ihren
Läden Laternen aufhängen mussten. Ebenso waren die Marktplätze
in den Uanptorten der Kfiste festgel^ und in Bagamoyo sogar eine
zwar primitive aber immerhin mit Wellblech gedeckte Markthalle
errichtet worden.
Die bisher aufgezählten Verbesserungen haben sich als von
einem ganz wesentlichen Einfluss auf den Gesundheitszustand in den
betreffenden Ortschaffen erwiesen; Stationen, welche frfiher als höchst
ungesund galten, wie z. B. Dar-es-Salaam, zeigten bald einen ver«
hältnissmässig gfinstigcn Gesundheitszustand, sowohl bei den Europäern,
als auch bei den Farbigen. Für die letzteren war eine unschein-
bare Maassregel, nämlich die Ueberwachung der Brunnen, von sehr
günstigem Einflnss gewesen. Nicht unwesentlich hat zur Verbreitung
des deutschen Einflusses die Maassregel beigetragen, dass alle Far-
bigen, gleichviel ob Inder, Araber oder Neger, den Weissen zu grossen
haben, eine Maassregel, welche von den Betheiligten keineswegs als
Härte oder Tyrannei empfunden, sondern willig und mit grossem
Kifi'r befolgt wurde.
Eben:*o wie die Verwaltung der Stationen nach politischer, mili-
tärischer und kultureller Hinsicht, liegt auch die Rechtsprechung
grusstentheiis in den Händen des Stationschefs, welcher bei Streitig-
Deutoch-OsUfrikft.
197
keiten der BingeboreneD und Farbigen zvweilen Araber hinzazielit,
oder fllr Streitigkeiten der Neger unter sich einen Kadi bestätigen
Ifiaet. Die Daitshf&bmng des dentschen Systems, die Schnelligkeit
und Sorgfidt in der AnsfOhrang nnd Ueberwachaog desselben hat
denn auch die Bewnnderong der vornehmen arabischen BevOlkemng
in Sansibar selbst hervorgerufen. Die Araber sprachen es unum-
wunden aus, dass der von den Deutschen in der kurzen Zeit ihres
Hierseins gewonnene Einfluss und die von denselben geschaffenen
Zustftnde von ihnen selbst nicht, für möglich gehalten wurden, und
sie verglichen die deutschen Erfolge mit denen der Englander, die
seit 50 Jahren in Sansibar eine bedeutende Rolle zu spielen versucht
hatten, ohne aber sehr Bedeutendes zu leisten.
£min Pascha.
Am 11. Oktober 1880 waren, als Wissmann sich noch in Mpwa-
pwa aufhielt, einige Soldaten von Stanley und Emin Pascha einge-
troffen, welche meldeten, dass Emin Pascha mit Casati, Stanley mit
seinen englischen Begleitern, zwei Hissionaren des Kardinals Lavi-
gerie, Aegyplem und Sudanesen von Usukuma nach der Kflste unter-
w^ seien, und die Welt, welche l&r alles Grosse und Heroische
Verstftndniss bat, freute dch, dass die gefthrliche Reise Stanley
gelungen war. Allerdings war der Zweck der Expedition, Emin
Hilfe zu bringen, so dass er sich gegen die Madhisten halten, und
die Provinz für die Engl&nder reserviren konnte, verfehlt, aber die
EQhnheit des Stanley 'sehen Entsatzzages, welcher fast achtlos über
viele Menschenleben hinweggegangen war, und die endlidi trotz un-
sagbarer Hindernisse erreichte Vereinigung mit Emin machte einen
tiefen Eindruck, der leider durch spätere Ereignisse wieder zum
Theil zerstört wurde. Aoi 10. November traf die Karawane in
Mpwapwa ein, wo sie von Lieutenant Schmidt begrfisst wurde.
Stanley war sehr liebenswfirdig nnd äusserte sich anerkennend Ober
die gemachten Fortschritte, Emin Pascha war auf das höchste er-
freut, besonders Ober den Oruss, welchen Wissmann, der berfihmte
Forscher, ihm entboten hatte« Er nehme dies, so schrieb er am
12. November zurfick, als ein glfickliches Omen fQr seine weiteren
Pläne und wflrde sieh jedenfalls Irenen, wenn er das grossartige
Unternehmen, an dessen Spitze Wissmann stände, durch seine Er-
fahrungen wenigstens eingermaassen fOrdem kOnne. Am 13. No-
vember brach die Karawane wieder auf, diesmal aber auf Wunsch
WiS8m»nn*s unter deutscher Flagge, anstatt unter ägyptischer mar-
i^iyiu^cü üy Google
198
DenUeb-OsUfriluu
Bchirend, und j;olaiigte nach Sinilt imweiiiJ) wo bald darauf fin Theil
der »Schnt/tnippe unter der Fühnint; Gravenreuth's, der kurz zuvor
den berühmten Sieg übur die Maüti errungen, einrückte und Emin
Pascha und Stanley einige Trägerlaslen allerlei nothwendiger und lang-
entbehrter Sachen, welche zum Theil durch das deut.<clie Emin Pascha-
Konjite geliefert waren, übergab. Am Kiugani kam Wi.ssmaun der
Karawane entgegen, welche dann am 4. JJezember 18J^i) ihren feier-
lichen £inzug in Bagamoyo hielt. Die ganze Stadt war mit Palmen-
zweigen geschmückt und sammtliche Einwohner eraptingen die glück-
lich Zurückgekehrten mit ungeheurem Jubel. Als Emin und Stanley
das Meer erblicktem, begann eine Batterie donnernde Salven zu geben,
den auf der Rhede liegenden KrtPL^^thiefcn Emin's Ankunft ver-
kündend. Am Abend wurde ein leierliches Bankett gehalten, Toaste
aof Toaste drän<„'ten einander und Emin Pascha hielt mit seiner so-
noren Stimme ebenfalls eine schwungvolle mit grossem Jubel auf-
genommcno Rede. Leider hatte das Fest einen jähen Abscliioss.
Emin Pascha hatte sich nämlich in's Freie begeben wollen, war einem
dunklen Gange gefolgt und hatte ein bis zum Boden Verabreichendes
Fenster, an welchem kein Geländer angebracht war, für eine Tliür ge-
halten, war von da auf ein VVellblechdach und dann auf die Erde gefallen.
Der Arzt konstatirte eine Schädelfraktur nnd £min Pascha schwebte
lange Zeit zwischen Leben und Tod, bis seine im Grnnde kräftige
Natur den Sieg davontrug. Stanley bracht© unterdcss di< A» gypter
und Sudanesen nach Kairo nnd begann dann, wüthend darüber, dass
Emin Pascha in deutsche, nicht in englische Dienste zu treteu be-
absichtigte, und dass er mit ihm in Europa nicht paradiren konnte,
eine ziemlich kopflose Polemik gegen Emin. Der hässliche Streit,
auf den hier nicht näher eingegangen werden soll, der aber Stanley
manche Freunde entfremdete, ist noch nicht a^^ 'schlössen, da Emin
Pascha es bislang verschm&ht hat, auf die Anklagen zu antworten,
und Stanley's Behauptungen nicht kontroliirt w(;rden können. Als
Emin Pascha sich wieder einigermaassen wohl fühlte, befand er sich
in einer unangenehmen Lage, die Zukunft lag dunkel vor ihm. In
ägyptische Dienste gedachte er nur im änssersten Xothfalle zurück-
zukehren, wie er es auch nur als einen Nothbehelf ansehen konnte,
wenn er sich von den Engländern hätte engagiren lassen müssen,
da er gern seine Dienste der deutschen Sache gewidmet hfttte. In
0 Bb ist di«B die gewöhnliche Schreibweiie, obwoU Simbt-muene (rimba =
der Löwe und mnene in Dielekte der Kisagum der fflbiptUng, »Im der «HftoptUng
l.öwe" » der Tapfere) riditigw «Ire.
DeatadfOitafHka.
199
diesem Sinne hatte er mit Wiasmann gesprochen, der am 1. Januar
dem Ffirsten Bismarck meldete, dass Emin Pascha den lebhaften
TVnssch hege, seine Erfahrungen in deutsche Dienste zu stellen.^)
Emin habe ihn gebeten, dies zur Eenntniss des Ffirsten und, wenn
aogftngig, auch des Kaisers zu bringen, dessen Gnade er sich tief
▼erpflichtet ffihle. In Deutechland war schon Iftngst die Frage auf-
geworfen, ob es sich nicht ermöglichen lasse, eine so ansgezeichnete
bewfthrte und in afrilcanischen Angelegenheiten wohlerfahrene Kraft,
wie Emin, für deutsche Dienste zu gewinnen. Denn es ist, wie
dies bei einem so jungen Kolonialvolke, wie dem deutschen, erklfir-
lich ist, Mangel an wirklich erfahrenen Kolonisatoren und Verwal-
tongsbeamten. Wenige Tage nach Eingang der Meldung Wissmann's
telegraphirte Graf Bismarek an den Kaiserlichen Kommissar, dass
die Dienste Emin Pascha's willkommen seien, und am 6. Mftrz er-
folgte seine Anstellung zunächst kommissarisch unter Vorbehalt kfinf-
tiger definitiTer Anstellung. Seine Aufgabe war, innerhalb der deut-
schen Interessensphäre mit den Häuptlingen zwischen Viktoria Nyanza
und Tanganyika Verträge abznschliessen, die drohende Verbindung
zwischen den Arabern von Tabora und den Madhisten in der Aequa-
torialprovinz zu unterbrechen, im Innern sowohl wie am Viktoria-
'See Stationen zu errichten, um die deutsche Herrschaft fiberall sicher-
zustellen, ffir spätere wirthschaftliche Unternehmungen bahnbrechend
zu wirken und genaue Routenaufiiahmen und andere wissenschaft-
liche Arbeiten zu unternehmen. Am 20. April , reiste die Expedi-
tloii, deren Chef Emin, welcher wieder in den deutschen Unter-
thanenverband getreten, war, von Bagamoyo ab; sie bestand aus
400 Trägem, 100 Sudanesen und Zulus und 50 Askaris der Schutz-
') Zu dem detiuitivt'ij Kutschlusse vou Emin, dfii palriotischeu Wejr einzu-
schlagen, wie er selbst seine ilandluugäweise in einem Briefe au Dr. Zuccbinetti be-
«niMill,hBt t^taliah aodi derUmttHid beigetragen, daitStaiiley seinen Namen ftlach-
Ueb minbrandit hatte. Stanley hatte naeh seiner Rfidtkehr nach Sansibar vor dem
dortigen englischen Konsulargericht einen Entaehldigangsproxess g«fen Tippo-Tipp,
den bekannten Sklavenhändler und Gouverneur der Kongoregierung, wegen ver-
schiede ner unerfüllter Zusagen augestellt, durch deren Nichterfüllung die britische
Expedition, welche zur „Rettung" Emin's vom Kongo nach dem äudan zoß, schwere
Nacbtbeile zu erleiden hatte. Bei der Einleitung dieses Prozesses spielte auch der
damals in Bsgampyo krank damiederliegende Enain Paseha eine Bolle^ insofern der
Name desselben ftlsehlich aof den Aashang gesetzt wordoi war, der die Vorladmig
Tippo-Tipp's Tor das englische Gericht in Sansibar dem arabischen Publikum zur
Kenntniss brachte. Emin protestirte öffentlich gegen diesen Missbrauch seines
Namens und erklärte, mit der Klage des „Engländers" Stanley gegen Tippo-Tipp
nichts gemein zu haben.
200
Dentseh^Ostarrika.
trappe, mit ManseivGewehTOD bewalfoet, unter Ffihmng der Lieute-
nant Langheld und Dr. Stohlmaon, sowie zweier Unteroffiziere. Dr.
StaUniann war bereits im Jahre 1888, mit zoologisehen Unter-
anehnngen beschflftigt, in Ostafrika gewesen; er nahm die Grelegen-
heit wahr, sieh an Emin Pascha anznschliessen, um seine wissen-
schaftlicben Ziele, welche besonders die niedere Famia mnfassten, zn
verfolgen. Femer begleiteten die Expedition eine Anzahl Sudanesen
des Pa8cha*s ans der Aeqnatorialprovinz nnd Wanyamwesi und Pater
Schynse von der algierischen Mission, der schon mit Emin ans dem
Inneni gekommen war. Die Expedition führt ein 3,7 cm-6eschfitz,
drei Pferde nnd Anf Esel mit sich nnd ist aof eine mehijShrige
Daner berechnet. Der Marsch nach Mpwapwa war bei forcbtbarem
Begen nnd gelegentlicher Kllte sehr b^chwerlich; in Farhani wnrde
unter lebhafter Betheilignng der Häuptlinge ein grosses Schanri ab-
gehalten, und die Sicherheit der Karawanenstrasse endgültig dnrch
die Yerhandlnngen mit ihnen verbürgt. In Mpwapwa wiederholte sich
die Erscheinung, dass von weither Abgesandte von Häuptlingen
kamen, welche sich und ihr Land unter den Schutz der deutsehen Be-
hörden stellen wollten. Der Earawanenverkehr war vollständig wieder
hergestellt; Tausende von Trägem waren unterwegs zur Küste, und
die Strenge, mit welcher die deutschen Behörden gegen Diebereien
von Seiten der Karawanenleute und den Landfriedensbrach von Seiten
raublustiger Nachbarn vorgegangen waren, hatte fiberall den besten
Eindrack gemacht. Hier in Mpwapwa traf Emin, eine denkwürdige
Begegnung, auch auf die deutsche Emin Pascha-Expedition, über
welche später noch berichtet werden wird. Von Mpwapwa zog Emin
nach dem Lande ünjanjembe, hisste in Tabora die deutsche Flagge
und zwang den Häuptling Sike, welcher schon seit langen Jahren
nur eine Puppe in den Händen der Araber war, zur Unterwerfung
und Tributzahlung. Emin zog dann weiter nordostwärts, nm, wie
es heisst, in Usanga, der Ansiedlung von Stokes, eine Station zu er-
richten, die mit einer anderen am Viktoria-Nyanza im Hinblick auf
spätere Dampfer-Unteroehmungen Wissmann^s anzulegenden, korrespon-
diren sollte. Die besten Wünsche des deutschen Volkes begleiten
Emin Pascha auf seinen ferneren Untemehmungen; er schreibt selbst
in einem Briefe an einen Freund, dass er — während des schwierig
gen Marsches nach Mpwapwa — „wie gefeit und obgleich recht alt
geworden, doch noch immer auf den Beinen' sei. Ob er aber dies-
mal heil zurückkommen werde, sei ihm doch mehr als zweifelhaft.
Hoffen wir, dass ihm diesmal AUes zum Besten einsdilagen mOge.
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Deatseh-Ostafrika. 201
Sein Leben8\\crk in der Aeqätorialprovioz war nicht mehr zu retten
— CS ging an der Verdorbenheit der ägAptischc'n Beamten, dem Einfall
der Madhisten und der englischen Emin Pascha-Expedition zu Grunde*)
— hier eröffnet sich aber der fröhlirlie Ausblick, dass dasjenige, was
£niin Pascha jetzt erschafft, noch för Generationen von Dentschen
▼OD Bedentang sein werde.
Im Voihei^eliPTHleii ist auch des Irländers Stokes^) £rwähnung
gethan worden, da dieser Mann eine gewisse Rolle in nnserem Schutz-
gebiet /u spielen berufen scheint. Er ist ein Händler, der besonders
gute Beziehungen zu dr □ Wanyamwesi hat, unter denen er seit langen
Jahren lebt, und auf Emin"s Rath für die dentschen luteressen ge-
wonnen ist. Dieser llaudler, welcher früher eine durchaus europäer-
feindiiche Rolle spielte, hat sogar dazu bciziitrairen, dass der vertriebene
christliche König Mwanga Ton Uganda seinen Bruder Kareuia besiegen
konnte, und Wissmann that sehr wohl daran, durch Engagirung dieses
Freundes der Wanvamwesi den Einflnss der Dentschen nach Westen
aaszndehnen. Wie wir hier gleich vorweg b'-merken wollen, ist
Stokes mit einem Theil der Schutztruppe nnter FOhmng des Lieute-
nant Sigl nach Tabora abgesandt und hatte unterwegs bis Mpwapwa
die Lage vollkommen friedlich gefunden. Er ist verpffiehtet, im
Laufe des Sommers 1891 mit einigen Tausend Wanyamwesi wieder
^) Die Geachicbte der »Rettuog* Emin Pascb«** entbehrt niebt seltmmer
Ironie. Die Retter waren, wie Jepbeon (siebe Literatvr) nacbw^st, die Förderer der
ReTolutioo, Bmin Pateba wnrde nur mit Widerstreben , gerettet* und kehrte bald
in'.H Innere /iirück, und schliesslich wurde die deatscbe Emin Pascha- Expedition
zwecklos, da Emiu l»ertit>i „^.'t rcttet" war.
Als Stokes im Frühjahr in Ilandclsgeschüften wieder die Küste l»e-
sucbte, befand äicii in sviuer Karawuue der Araber Mobamed bin Kaäüim, der^Mörder
des Kaufmanns Gieeecke, welcb letzterer im Jabre 1887 als Vertreter der Hamburger
ElfenbeinfinAa 0. A. Veyer nacb Tabora gereist war. Die Firma hatte den Versuch
{gemacht, da.s Monopol der Araber, betreffend den Elfenbeinbandel des Innern, zu
durchbrechen und als Sitz ihrer UnicrnehrautiL'cu Tabora auspf sucht, weil die dort
wohnenden Wanyamwesi liitses Haudclsmcnopol der Araber bereits oft genug durch-
brucheu hatten. L*er Führer der Expedition war Uardeiü, welcher aber bald starb,
und Gieseeke, welcher kun darauf ankamt wurde bereits auf dem Ruekmamche nach
der Küste, welchen er in Begleitung von TIppo^Tipp angetreten hatte, am 26. Sep>
ember 1887 erschossen, so dass der einzi^re Ucberlebende der Expedition Kurt
Toeppen war. Es wurde, besonders durch das Zcntruis; des Herrn Dr. Junker,
zweifellos festgestellt, dass Moliamed bin Kassim au dem Verbrechen, entweder
als Anstifter oder Thäter, beiueiligt war, und demzufolge fand am 6. Juni seine
kriegsgerichtliche Exekution statt, sumal sich w&hrend der Untersuchung noch heraus-
gestellt hatte, dass es seine Absicht gewesen war, die Station Mpwapwa zu überfallen.
202
Dentsch-Ostafrika.
an der Kü^ste zu ersrlioineu, um den von Wissmann geplanten Dampfer
für dea Victoria-Nyauza nach dortiiin zu befördern.
Die dentsche Eniin Pas rha-Ex peditou.
Die Nachricht von der Ermordung des Dr. Peters, welche im
November des Jahres 1889 auftauchte, hat sich glücklicherweise als
falsch erwiesen, sie ist darauf zurückzuführen, dass es am oberen
Tana, in Oda Born Euwa, wo bereits englische Expeditionen gewesen
waren, zu einem kriegMUChen Zusammenstose mit den Gallas kam,
bei dem ein Häuptling und eine Anzahl Gallas fielen. Die Gallas
wurden zersprengt und Peters wartete auf die Kolonne des Kapitän-
lieatenant Bast, da er nur wenige Tauschartikel besass, aber Huat
war wegen schwerer Erkrankung wieder den Tuna hinabgefahren und
Borchert mühte sieb noch am unteren Tana ab, für die Expedition thätig
zu seio. Er hatte den Auftrag, Dr. Peters die Nachricht von der Kfick-
kelir Stanley's und Eniin's niitzutheiien, aber als es ihm nach grosser
Mühe gelang, bis Oda Boru Ruwa vorzudringen, fand er Peters nnd
Lieutenant v. Tiedemann bereits abmarschirt. Am 21. Oktober war
die Expedition aufgebrochen und hatte sich westwftrts nach dem
Gebiete des Kenia gewendet Sie bestand ausser den beiden Enro-
pftem damals ans 25 SomaU, etwa 60 Trägem nnd 20 ihr zuge-
laufenen Sklaven; sie führte 8 Eameele, 6 Esel nnd 1 Pferd mit
Als sie im Westen der Gallalfinder die Grenze der gefärchteteo
Massai erreichte, bedurfte es tagelanger UnterhandlangeD, um die
Letzteren zu ftberzengen, dass die Dentschen in friedlicher Absicht
kamen. So durchzog die Expedition das ganze obere Tana-Land
bis zu dem Kenia, zum Theil wilde Hochgebirgslandschaften von
grossartiger Schönheit, die der reissende Strom in emer Reihe ge-
waltiger Katarakte durchbricht Trotz der Verhandinngen an der
Grenze der Massai-Gebiete gelang es Peters nicht, diesen Theil der
Reise ohne ununterbrochene Kämpfe mit den Eingeborenen zarftck-
zolegen, die in herausfordernder Weise seinem Vordringen stetig
Hindernisse zu bereiten suchten. Jenseit des Kenia erreichte die
Expedition wieder ein bekanntes Gebiet, Leikipia, das noch durch-
quert werden musste, ehe der vor Jahren in der ostafrikanischen
Geographie so viel genannte Baringo-See 'erreicht wurde. Auch in
Lelkipia erforderte die Reise fortwiüirenden Vertheidiguogskampf, der
namentlich im Gefedit bd Elbejeto, am 22. Dezember, einen . er-
bitterten Charakter annahm. Diese ununterbrochenen Kämpfe nnd
die Strapazen des gefahrvollen Marsches kosteten der Expedition
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DeatMb-OataiUka.
203
/ablrciebe Meoscbenleben, vermocbten aber die Energie der beiden
Fahrer nicht zu beagen. — Am 7. Janoar 1890 erreichte man
Njemps am Baringo-See, am 13. Jannur ging es wiedcrom in west-
licher Richtung weiter, zunächst bis zu Wakore'e Residenz (nördUeh
vom ViiLtoria-Nyanza) fort; hier war sie nur mehr 5 Tagereisen von
ehemaligen Miiitfirstationen £min*8 entfernt. So verh<nissm&ssig nahe
dem Ziele erfuhr jedoch nui Peters, dass £min Pascha mit Stanley
die Aeqnatoriaiprovinz bereits verlassen habe and nach der Kflste
aufgebrochen ^ei. So wurde es zwecklos, den Weitermarsch in der
Hichtang auf Wadelei fortzusetzen. Peters schwenkte daher sfld-
westlich ab, durch Usoga, in dem Bischof Hannington und seme
sehwarzeii Begleiter ermordet worden waren, nach Uganda, wohin
ihn der König Hwanga, die französischen und englischen Missionare
eÜDgeladen hatten. Bei fiipon-Falls fand am 19. Februar der Ueber-
gang fiber den Nil und der Vormarsch durch Uganda statt, welches
sich hier heillos verwflstet zeigte. Tage hing ging der Harsch durch
völlig ausgebranntes Land. Am 25. Februar langte die Expedition
in Mengo-Bubagha an, wohm bei ihrem Anmarsch der König Mwanga
und die Weissen von ihrer Insel Buliogogwe znrflckgekehrt waren.
Hier half Peters nach Kr&ften an der Regelung der Verhftltnisse in
europftisch-christlichem Sinne. Mit Unterstützung des Superiors der
französischen Mission, P. Lourdel, gelang es ihm, am 28. Februar
mit König Mwanga einen Vertrag zu schliessen, wodurch dieser sein
Land, unter Annahme der bezüglichen Bestimmungen der Kongo-
Akte, dem Handel und Verkehr aUer europäischen Nationen eröffnete
und zuglnch mit Deutschland m ein besonderes Freundscbaftsverhftlt-
niss trat. Trotz der Einsprache englischer Missionen, welche den
Handel in Uganda für die britisch-ostafrikanisohe Geselladiaft zu
monopolisiren gedachten, blieb der König fest bei dem Vertrage.
Die englische Hilfe, welche Mr. Jackson bringen sollte, war ausge-
blieben! Am 16. März erliess König Mwanga ein feierliches Verbot
des Handels mit Sklaven and der Siciavenansfabr. Um den König
in diesen seinen B' strehungcn zu unterstützen und ihm den Widerstand
gegen das vom Sklaveuraiib und Sklavonliaiidel lebende Arabcrtlium
möglich zu niathen, gab iliiii i'etür.> l int'u ^ru.sseii Tiieil seines
Pülvervoriutlis al) und uuteniabm es auf deu Wuuscli des Königs,
«leu arabischen Kiiiliuss im Westen des Viktoria-Nvaii/a zu brecbeii.
Es galt vornehmlicii, den Araber Kimliulii an^ Husiba zu euttcriieii,
welcher den Verkeiir und die l^ulverzululir vnii l'iijaii jeiiibi- nach
Ui\joro vermittelte. Poterä fuhr mit eiuigeu Hundert ^Soldaten, welche
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204
Üevttch-OstafrHuL
ihm der KOnig zur Verfügung gestellt hatte, iD 80 Booten westlich
um den See. Kirabola und der den Arabern ergebene Sultan Uta-
tembora in Bnsiba ergrifTen bei Annäherung der Expedition die
Flndit, das Land nntorwarf sich dem christlichen Mwanira und er-
klftrte sich zu danenuler Tribatzahlnng bereit. Einen Monat biieli
Peters, dem Wunsche des Königs entsprechend, in Uganda. W&breod
dieser Zeit strömten die Einwohner massenhaft in das verwüstete
Land znrück. Von Uganda wandte sich Dr. Peters nach der sfld>
lieh vom Viktoria-Nyanza gelegenen Landschaft Usuknma und zog auf
dem nächsten Wege nach der Kflste. In Ugogo verlangte ein Häupt-
ling Tribut, wie ihn Stanley gegeben, aber das Ende war, dass er
Tribut gab uod die deutsche Flagge hisste. Am 29. Juni marsehirte
£min Pascha nach Westen, Peters nach Osten durch das schOne Usagara
und erreiehte Bagamoyo am 16- Juni. Er kehrte bald darauf nach
Deutschland zurück, wo er in hervorragender Weise gefeiert wurde.
War auch der Zwedc der Expedition verfehlt, waren auch die Mittel
ohne grossen Nutzen ffir die Allgemeinheit ausgegeben, mochte auch
der Beitrag zur Ldsung geographischer Fragen gering sein, und die
Sympathie für Peters durch die gegen England gerichtete Spitze
gelegentlich etwas ftberschwftnglieh erscheinen, so ist doch klar, dass
Peters und v. Tiedemann die Expedition mit Muth und Energie
durchgeführt und dem deutschen Namen in Afrika Ehre gemacht
haben.
Die Eroberung des Südens.
Nachdem der Norden besiegt war, blieb noch als Aufgabe für
Wissmann die Unterwerfung des Südens zu erledigen, besonders jener
Hafenstftdte, an deren Bewohnern die Ermordung von Deutschen
während des Aufstandes im Jahre 1888 zu rächen war. Eine Ende
März unternommene Rekognoszirung auf dem Dampfer „Mfinehen**
und 8. M. 8. „Carola" nach Eilwa^) zeigte, dass die Bebellen sich mit
') Kilwa Kisiwaiii ist oiiicr der filtpsten in den I rkunden über Ostafrika erwühn-
tt;ij Urle. Ob Kilwa tbaUäcLliub loit deuj büdlicbsteu vou Uüaiern und Griccben
erreichten Rfaapta, welches der Ml^cnpfau* beiebreibt, identisch ist, wird Tielleicbt
nienuds mit Oewissbeit erwiesen werden können. Arabische Chroniken bebaap-
ten, dass Kilwa im Jahre 987 durch Ali, einen von Ormus iD PertischeD Golf
dortbin^ekommenen Sohn des persischen Stiltans von Scbira«, gegründet worden
sei. Am 12. Juli 1502 wurde die Stadt, w«lih(» nai'ii einigen portugiesischen
Scbriftälelicrn 41)00 und nach andern 1200Q Hinwuliner zäliUc, jedenfalls ein eigenes
kleines Königreich bildete, von den aus Indien beimkebrenden Portugiesen unter
Vaseo de Gama erobert, die ihrem Erstaunen über die arabi8cb*ostafiikani8cbe Kultur,
L.idui^cü Uy Google
I>«at«di-OstafHlM.
205
alier Mischt wehren wollten; die „Carola" warf ein Dutzend Graoft-
ten nach EUwa; auf eine Dampfpinasse, die den Versuch machte,
nSher zu kommen, wnrde dreimal aus Vorderladerkanonen geschossen;
sie erwiderte dieses Feuer mit dem Revolvergescbötze. Wissmann
mnsste, um einen entscheidenden Schlapp zu führen, noch Verstär-
kungen abwarten, die dann am 2. April durch 600 neu i(ewor))ene
Sadanesen eintraten, worauf der Angriff gegen die von fuiatischen
und hartnäckigen Leuten vertbeidigte Stellang unternommen werden
konnte. Die gesammten Truppen und Fahrzeuge wurden am Abend
des 29. April in Dar-ee*Salaam versammelt 8. M. S. „Carola** war
über die kleinen, aber mit Komf^asseu versehenen Schiffe und die kleinen Kanonen
auf den Stadt« iilleu in den uns überlieferten Aufzeichnungen einen lebhaften Aus-
druck gegeben haben. Schon der Portugiese Cabrai hatte festgestellt, dass Bich die^
Hemcbaft Kilwat nach Sfiden bis fiber Honmbiqne binaus eritr«cke. Am 38. Juli
1505 entthrontMi dto Portngiaaen unter d^AImeida d«n «ideiKpeDttigan Scheich
Ibrahim, an dessen Stelle unter dem Schutz einer portugiesischen Besatzung der
Europäerfreund Mohamed den Tlirou bestieff. Bei d'Almeida's Geschwader befanden
sich damals drei von Aui^sburger Kaufleuteii ausgerüstete Schiffe, die später in
Li:isabun auf ihren Antheii au der Kriegsbeute von Kiiwa Anspruch erhoben und
lum Theil ansb erhielten. Balthaaar Sprenger hat im Jahre 1509 ebie Gesebiohte
der Reise hefinsgegehea unter dem Titel: »Die MeerCurt von Erfunnf nÖTer Sehiffung
und Wf$Tc 7.U TÜe onerkannten Inseln und Knnigreichen von dem grossmechtigen
PiirUJijrdi^rlien Kunig Emannel Ki forscht, funden, bestritten vnd lugenoininen, auch
wundiibat iiclie Streyt. Ordnung, b-ben, wesen, bandluriiz vnd wuudernerkf des
Volks und Thjere dar inne wonende, fiude.stu in die.>sem buchlyn wahrhattigiieh be-
scbryben von abkttnterfeyt, wie ich Balthasar Sprenger soUichs selbs: in kurz wschynn
Zeiten gesehen «nn erfaren habe etc." Allerlei Unruhen ffihrten 1508 dazu, dass die por-
tugiesische Besatzung zurückgezogen und der nunmehr portngiesenfreundlieh [lewordene
Scheich Ibrahim wieder eingesetzt wurde. 1589 wurde Kilwa von den Haiden des
aus Innerafrika hervorbrechenden Harbarenstammes dt-r Wazimita einirenommen und
ein grosser Theil der Einwohner niedergemetzelt. Von diesem Schlage >cheint sich,
darnach zu nrtheilen, dass die Ueberlieferungen mehrere Jahrhunderte lang den
Namen Kilwa kaum mehr erw&hnen, der ehedem blähende Hafenplatz nie wieder
erholt zu haben. Die grossen Kuppelmoscheen, Pallete und Festungswerke liegen
jetzt von tropiscliem Pflanzenwuchs umwuchert in Trümmern. Noch 1815 scheinen
die Araber von Maskat und Sansibar, welche in) Jahre 1(>98 den Porlu^ivseu das
nördliche Ostafrika entrissen, einen Versuch zur llerstelbing tl^-r alten portugiesischen
Festungswerke unternommen zu haben. Aber bereits wenige Jahre später mftwen
die nicht sehr zahlreichen Bewohner, welche hier, wo vom Nyassasee her die wich-
tigsten Karawanenstrassen ausmünden, einen schwunghaften Sklavenhandel betrieben,
von dem niinenliedeckten Inselchen Kilwa Kisiwani nach der seichten, für euro-
päische Schiffe schwer zugruiirliclicn Festlandsküste üheriiesiedelt sein. I>ort. wo
diese eingefleischten Sklavenhändler vor den Naclisteilungen europäischer Kriej>,schifl'e
sicher zu sein glaubten, {gründeten sie, etwa 2'> Kilometer nördlich von Kilwa Kasi-
wani, den Ort Kilwa Kivindje — das heutige Kilwa.
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206
Deatach-OstaIHkt.
bereits nach Kihva Kivindje voransgegangen, um die Stadt zu beob-
achten. Am 30. Morgens fand die EiuschiffoDg der Truppen statt
und liefen noch am Vonnittage S. M. Kreuzer „Öchwalbe'", ferner die
Fabrzenge ^üannonie*', „Barawa", „Mflncben", „Max<* ond „Vesuv*
aus dem Hafen aus. Der Sfldwestmonsun hatte nm volln vierzehn
Tage früher eingesetzt als gewöhnlich und zwar mit solcher Kraft«
(lass der Reise der Expedition erhebliche üemmnisse sich entgegen-
»telltt'ii. Dio SchifTf waren irezwungen, besonders der „Harmonie"
wegen, io den .Matia-Kanal eiiizniaufen und zweimal Nachts zu ankern.*)
Erst am 2. Mai traten die Sehiti"e auf der Höhe von Kilwa Kivindje
ein, woselbst auf der Hhede S. M. S. „Carola" und das englische
Kriegsschiff «Turquoise'' lagen. Da nach dem Urtheil des Herrn
Rorvetten-Eapitäns Hirschberg wie des Kapitäns der „Harmonie*
ffir letztere bei weiterem Ankämpfen gegen den immer noch anhalten-
den steifen Monsnn die Gefahr des Henterns vorlag, mnsste der ver-
') In PHicin Briefe des Korvettenkapitäns Valette aus San^-ihar wird die Be-
detilunp der Mitwirkung der detitsrhen Flotte liei den T^nteriiehmungcn geschildert
uud von den schwierigeo VerhültQis»en folgende Jdittbeilung gegeben: „Am 2. 3Jai
Slorgens, tu welcher Zeit Vigor Wiamwnn in Kiriwani linden wollte, sollte ein heftige»
Bombardenent beginnen, welebee bis sam EintreiTen der Tnippen U^or Wisiaiuui*!,
welche dnrcb Mhwtrs-weiss-rothe Flaggen kenntlich waren, fortgesetzt werden sollte.
Zunächst stellten sicli df m Transport der Truppen unöberwindlidie Hindemisse ent-
gegen, die. wenn ich mich nicht unter diesen t'mständen bereit erklärt hätte, einen
Tbeil de» Landnngscorps auf S. M- Krzr. „Scbwalbe" ein/.u.schi(Ten, den Hesrinn der
Operationen auf Wochen binuu^geseboben hätte, «eil Major Wissmann nicht in der
Lage gewesen würe — der SW.-Monsoon mit seiner hohen See hatte schon einge-
setzt — seine Tnippen nach den Söden zu transportiren, znnal ihm nnr die
Dampfer ^Harmonie" und „Barawa'' zur Verffignng standen. Die kleinen Schlepp-
«larapfer mussten Dbaus mit (ii^päck u w. schleppen: dieselben eignen sich über-
haupt nicht zum Truppeniransp'ut auf solchen langen Strecken und bei solcher See.
K» war dem Major Wisämann nur möglich gewesen, trotz der grüssten Anstrengungen
vom Sultan nur einen Transportdampfer zu chartern, ebenso zerschlug sieb der Ver-
such, in Bombay einen passenden Dampfer zu erhalten." Dem Korrttleakapilin
Hirachberg wird fo^irendes Ztugnias ansgaetellt: »loh kann hierbei nicht nnerwUint
lassen, dass lediglich dem Eingreifen des Korvettenkapitins Birschberg und seiner
grossen Kenntniss dev Fahrwassers des Mafia-Kanals es tu. verdanken ist, ila.ss die
Flottille üLt'rhaupl den Süden erreicht hat; es ist mir dies auch wiederholentlich
durch Major Wissmaun in anerkunuendster Weise ausgesprochen worden, welcher
mir ebenfalls eifclirte, ohne die HiMe der Marine bitte er die Bxpeditlon aufgeben
mossen. Ee hatte andi gerade an diesen »Ttigett derartig gew^t und war solebe
hohe See, wie sie Jahre lang nicht gewesen sein soll." An einer anderen Stelle
wird ausdrücklieb festgestellt, dass es in erster Linie der Wirksamkeit des Bom-
bar letuents der Flotte zuzuschreiben ist, dass Kilwa so leicht in die Hftnde der
deutäcben Truppen gelangte.
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Dentscfa-Ostafribu
207
abredete Plan ffir die Landung der Trappen aufgegeben nnd als Lan-
dungsplatz der Hafen von Kilwa Kisiwani gewfthlt werden. Die
Weiterfahrt sftmnitlicher Fahrzeuge nach dahin mit Angnahme der
«HarmoDie", welche innerhalb der Riffe nach einem noch nördliche-
ren. Punkte gesandt werden mnsste, erfolgte noch am gleichen Nach-
mittage. Die Schiffe erreichten den Hafen von Kisiwani 4 Uhr Nadi-
mittags, nnd gelang es, da sich die Bewohner nicht feindselig benahmen,
noch bis zmn Einbreehen der Dunkelheit die Truppen an der Sfld-
spitze der von Küwa Kivindje nach Saden auslaufenden Halbinsel
zu landen. Während der Nacht zum 8. Mai marschirte Wissmann in
die Nfthe der weiter nOrdlich in ruhigem Wasser ankeniden „Har-
monie*. Hit Tagesanbruch des 3. wurde der Rest seiner Truppe
ton «Harmonie*' gelandet, wobei S. U. Kreuzer „Schwalbe** die be-
reitwilligste Unterstfltzung gewährte. Noch während der Landung
wurden seine nach Norden vorgeschobenen Vorposten durdi einen
Trupp von 200 Hann, der offenbar auf die Nachricht der Landung
hin von Kilwa Kivindje ausgesandt war, angegriffen. Der Gegner
wurde nach kurzem Gefechte unter bedeutendem Verluste zurfickge-
worfen. — Obgleich Wissmann's Leute, besonders diejenigen, welche
auf der „Harmonie*' eingeschifft waren, nach dem schweren Arbeiten
der Schiffe und den fortwährenden Regengnssen total erschöpft waren,
trat Wissmann den Harsch nach Norden sofort nach vollendeter
Landung an, um Kilwa so wenig als möglich Zeit zu Gegenmaass-
regehi gegen einen Angriff von Land zu lassen. Gefangene Einge-
borene, die von einer Patrouille in der Nacht eingebracht worden
waren, dienten als Ffibrer. Wissmann ging zunächst der Käste lang
nach Norden, bog aber dann nach Nordwesten .ab in der Richtung
auf den Kisimo-Berg. Der Vortrupp unter Chef Leue stiess bei
jedem eine Vertheidigung bietenden Terrainabschnitt auf Araber und
Kilwaieute, warf jedoch, nach einigen Salven sofort zum Sturm vor-
|[ehend, den Feind so schnell, dass sich das Gros nirgends zu ent-
wickeln brauchte. Erst nach eingetretener Dunkelheit wurde Biwak
in einer verlassenen Ortschaft bezogen. Die Nacht verlief ohne jede
Störung, obgldch das sehr bedeckte Terrain, die Nähe und die
grosse Zahl des Feindes einen nächtlichen Ueberfall vermuthen
Hessen. Am 4. Horgens wurde der Vormarsch fortgesetzt und fan-
den wieder während der ersten zwei Stunden kurze Avantgardenr
Gefechte statt Gegen 7 Uhr wurde das Feuer S. H. S. „Carola**
nnd „Schwalbe** hörbar. Als die Trappe sich gegen 8 Uhr der
Stadt von Sftdwesten näherte, dirigirte Wissmann das 2. Bataillon
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208
DMtKh-Ostafrika.
(jedes Bataillon /u 3 Ktunpaynien von 120 Mann) aul den Süden
der Stadt, das 1. auf die Westlinie derselben, wahrend das o. Ba-
taillon als Reserve tVds^te. i)irlit vor der Stadt Hess er einige Gra-
uaten in dieselbe werten und sandte eine starke Patrouill»' rechts
nach dem Meeresstrand mit der deutsehen Flagge, um der Marine
ein Zeichen zum Hinstellen des Feuers zu t^cheii und zum Angriff
vort(elieu zu können, /n ihrer nicht gerinuen Fcht'rrasehuns kam
die Trup|ie in die Stadt, diinc Feuer zu erhalten. Diesellie war
während der letzten Nacht Ilüchtig «ieräumt worden — das Klügste,
was der Gegner hätt»- thun können, denn die Stadt war nach Fand
zu nicht befestiut. und hatte nach Erstürmung des südlichen Stadt-
tlieiis das I. Bataiihm von Westen her den Kück/ng des Feindes
abgeschnitten und denselben in den Terrainabschnitt zwischen der
Meeresküst«' und dem Fluss gedrängt, wo er ertrunken oder iu unsere
Hände gefallen wäre. Xuch der See zu war Kilwa stark befV'^tigt
durch mit Boden ausnetullte doppelte Pallisadenrcihen. An ver-
schiedenen Stellen waren reguläre Bastionen gebaut: im Norden und
Sfiden stiessen die Befestigungen an Knicks. Die Armirung bestand
in 8 Geschützen. Die Stärke des Feindes wurde von zurückkehren-
den Indern auf 5 — 7000 Mami ans;egeben. Kameele. Esel, Rind-
nnd Kleinvieh in grosser Zahl waren zurückgelassen, desgleichen'
Geschützmunitiou und eine lirosse Anzahl von Gewebren. Der
vierte Theil der Stadt ungefähr war niedergebrannt »lurch zündende
Granaten oder nach Aussage der Inder durch Feuerletcn des Üüch-
tigeu Feindes. Den noch am gleichen Ta-^e sich, wieder einstellendea
lodern und Banianen, die sich bei der allgemeinen Flucht in der
Nähe der Stadt in den Maisfeld<'rn verborgen hatten, theilte Wiss-
niann mit, dass das auf der Rhede liegende englisdie Kriegsschiff
bereit sei, sie nach Sansibar za überführen. Tags darauf schitIteD
sich 117 von deubuiben, wornnter nur 12 Männer, auf der „Tur-
quoise" ein; die übrigen etwa '200 verblieben in der Stadt Am
5. Mai begann zun&ch.st da.s Löschen der zur Herstellung einer pro-
visorischen Befestigung nöthigen Materialien und der Geschütze.
Hoch hatte es seit der xVbfabrt von Dar-es-Salaam nicht angehört,
Tag nud Nacht in Absätzen za regnen, so dass die ganze Truppe
seit der Zeit nicht trocl;eD geworden war. Ktlwa. übrigens die
grOsste Stadt an der ganzen dem Sultan gehörigen Küste, mit vielen
Steinhäusern, war durch diese Niederschläge so zu sagen in einen
Sumpf umgewandelt. Dass unter diesen Umständen, besonders da
Erdarbeiten nicht zu vermeiden waren, in der schlechtesten Jahres-
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DtotMh-Oitalnka.
909
zeit Malaria-Infektionen in grossem Umfange statt6nden würden, war
vorauszusehen. In den nächsten Tagen sandte Wissmann eine Patrouille
von 3 Kompagnien auf mehrerc'Stunden in das Hinterland: dieselbe
kehrte mit der Melduni? zurück, dass der erste Halt der tlüchtii^cii
Aufständischen 7 Stunden von Kilwa entfernt wäre. Am R. waren
die Befestit;uiigen, die Vcrbiudungs- und Vertheidigungseinrichtungen
von vier Steinhäusern so weit gediehen, dass Wissmann besehloss,
nach Lindl aufzubrechen. Er übergab die Station mit 15 Europäern,
2 Kompagnien und 5 Geschützen rhcf v. Zelewski,
Nach Beendigung der EinsehitYung ging die Expedition am Mittag
des 9. mit S. M. S. „Carola" und „Schwalbe", der „Barawa", „Mün-
chen" und dem „Vesuv" nach Lindl in See, wo sie am Morgea
des 10. eintraf. Die ,,Harmonie" blieb in Kilwa zurück. Die Ope-
rationen gegtni Lindi eröffnete S. M. S. „Carola" mit drei schweren
Granaten von der Rhede aus, während die anderen Schiffe in den
Lindittuss einfuhren. Da letztere von beiden Seiten des Flusses
Feuer erhielten, entwickelte S. M. Kreuzer „Schwalbe" ein inten-
sives Feuer auf 400 m, das seine Wirkung nicht verfehlte und eine
verlustlose Landung der Wissmann-Truppe ermöglichte. Wissmann
Hess 5 Kompagnien nach allen Seiten durch die Stadt vorgehen ood
das dichtbuschige nächste Hinterland vom Feinde säubern; ein
Trupp desselben, der sich im Nordosten der Stadt festsetzte, wurde
nach einem energischen Anlauf zerstreut. Ein Bataillon bezog Vor-
posten und die übrigen Truppen begannen noch an demselben Tage
mit Löscharbeiten. Gegen Abend zurückkehrende feindliche Trapps,
die unsere Vorposten an verschiedenen Stellen angriffen, wurden
stets abgeschlagen, ohne grössere Verluste, da das Terrain überall
Deckung gewährte. Bei dem bis gegen 2 Uhr Nachts fortdaoeiDden
Geplänkel wurde diesseits ein Unteroffizier verwundet. Zur provi-
sorischen Befestigung wurde die Verbindong von drei Steinhäusern
ansersehen und sofort mit den Arbeiten begonnen. Der bedeutendste
Araber, Selim ben Selum, kehrte mit der weissen Friedensflagge
nach der Stadt zurück und bot seine wie sämmtlicher Araber Unter-
weifuog an; ebenso sandten die beiden Uauptführer der Aiifst indi-
schen in Lindi Boten' mit weissen Flaggen, auf denen Briefe mit
Bitten um Frieden und Begnadigung aufgeheftet waren. Eingeborene
kehrten fortwährend in die Stadt zurück. Am 11. ging S. M. S.
t^Carola" in See, zeigte sich vor Mikindani und kehrte von da nach
Sansibar zurück. Am 12. ging Wissmann mit der «München** den
Lindißuss aufwärts, besachte dabei die Niederlassung des obenge-
KoU>BUa«s Jalirbocli 189a 2^
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210
DMtwIi-OstelHka.
nannten Selim ben Sclum, wo sämmtliche Araber der üragegend
versammelt waren, um ihm ihre Unterwerfung anzuzeigen. Am Mi.
übergab Wissniann die Station mit 18 Kuropäem, 2 Kompiucnien
und 6 Geschützen Chef Lieutenant Schmidt und brach nach Ver-
schiffung der üi)rigen Truppen nach Mikiudani auf, wo die Schiffe
Nachmittags 4 l hr einliefen. — Wissmann hatte von Lindi aus über
Land an den Wali vnu Mikiudani einen Brief gesandt mit der Ant-
forderung, sich bei seinem demnächsten Eintreffen friedlich zu unter-
\v<M-l'en. — Kilwa und Lindi seien bereits von iiim besetzt. Bei Her
Kinfahrt in den Hafen kamen ihm denn anch Boote mit weissen
Flaggen entgegen, dio iiim Briefe vom Wali, die Unterwerfung der
Mikindaiii-Bewohuer enthaltend. ül»('rbrarhten. W^issmann ging mit
einem Oflizier an Land und fand beim Fort gegen 100 meist bewaff-
nete Araber mm hauri versammelt. Er theilte den Leuten mit,
dass er am nä< hsten Morgen die Truppen ausschiffen und mit dem
Bau einer Befestigung beginnen würde, und ermahnte die Einwohner,
sich ruhig in den rings um den Hafen dicht gelegenen Ortschaften
zu verhalten. Bei Tagesanbruch des 14. fand die Landung statt.
Es wurde eine um ein passendes Steinhaus liegende Oilsciiaft ge-
räumt zur Unterkunft für seine Leute und mit Vorbereitungen zum
Bau der Befestigungen begonnen. Nor ein Dorf, das einzige, das
die weisse Flagge nicht gehisst hatte, wurde Hüchtig geräumt. Nach-
dem Wissmann noch den Wali, den Jemadar und Akida des Sultans
in seinen Dienst genoninx n und sie 7U Gehoi-sam verpflichtet hatte,
ül)erliess er die weiteren Art)eiten Herrn ( hef Dr. Schmidt uod ging
mit der „München" in See nach Sansibar zurück.
Auf der Rückkehr wurde Lindi und Kilwa nochmals angelaufen
und daselbst Alles in l>est<'r Ordnung gefunden. In Kilwa hatten
sich einige Hundert Eingi'l)(»rene wiedereingestellt; der grosste Theil
der Aufständischen war allerdings noch einige Tagereisen von Kilwa
entfernt versammelt. Kilwa Kisiwani hatte als Vertreter einen völlig
verarabisirten Italiener. Jetzt Jussuf genannt, an Chef v. Zelewski ge-
sandt mit der Bitte, auch in Kisiwani Truppen zu Stationiren. Der
Ge8iindbeit/,u-t;iiid in Kilwa war, wie vorauszusehen, ein selih'chter.
Nach nochmaligen) Ankern wegen schlechten Wetters in der Dschungn-
ßai erreichte Wissmann Sansibar am Nachmittag des 17. und ging
am 18. Mai na( h S.iadani. Wahrend seiner Anwesenheit hatte ihm
Baua Heri sein Schwert als Zeichen seiner vollständigen Lnter-
werfung mit der Bitte überreirlien lassen, ihm ein anderes zu se»i-
deo, cHm er voo ooq ab nur in deutschen Dienatea trugen werde.
Deotoch-Oatofrika.
211
Diese Erfolge des Reichskommissars hatten etwas verblöfFendes.
Von Anfang an hatte man in sachknndigen Kreisen die ünterwerfong
der südlichen Kü8te des deutschen Interessengebietes für den schwie-
rigsten Theil der Aufgabe gehalten, welche dem Reichskommissar
in Ostafrika gestellt war. Nnn hatte sich diese Besetzung der süd-
Kehen Koste durch die Reichstruppe in wenigen Tagen vollzogen,
wahrend die Unterwerfung des Nordens fast ein Jahr erfordert luitte.
Mit den Häfen Kilwa, Lindl und Mikiiulani waren die Hauptver-
schiffnngspiätze für iSklaven und zugleich die einzigen Küstenstädte,
welche der deutschen Herrschaft in Ostafrika bisher noch wider-
standrii, in unsere Gewalt gebracht. Diesen überraschenden Erfolg
darf man wohl dem Zusammenwirken einer Reihe günstiger Um-
ständen zuschreiben. Zuiun hst hatte sich während des letzten Jahres
in Folge der völligen Unterwerfung der Araher des Nordens in Ost*
arfrika die Ueberzengnng verbreitet, dass über die bisherigen Allein-
herrscher von Ostafriku, die Araber, ein Stärkerer gekommen sei.
Wie diese Ueberzeugung mehr und mehr den Mnth der Araber
beugte, »0 bewog sie die eingeborene Negerbevrdkerung, das Joch
des Araberthums abzuschütteln und sich dem Mächtigeren, dem deut-
schen Schutzherrn, in die Arme zu werfen. Die interessanten Mit-
theilnngen des Pater Schynse werfen auf die schnelle Wandlung in
der Gesinnung der Neuer ein helles Licht; Kenner der Verhältnisse
hatten sie aus dem Negercharakter heraus vorhergesagt, denn der
Neger gehorcht gern dem Mächtigen, der ihn gegen jeden schützen
kann. Sodann hatte die deutsciie Truppe während der Kämpfe des
verflossenen Jahres den Feind und die Art seiner Bekämpfung
kennen gelernt, während zugleich ihre Dlszi|)lin in h(»hem C4rade ge-
festigt wurde. Mit am meisten hat aber jedenfalls die Zahl der im
Süden verwandten Truppen zu deren Erfolg beigetragen; betrag sie
doch mehr als doppelt soviel als die anfänglich für den Krieg im
Norden bereit gestellte. Wie im Norden, so hat auch im Süden
die deutsche Marine wesentlich mit eingegriffen, indem sie durch ihre
Granaten die Aufständischen fll)erzengte, dass ihres Bleibens an der
Kü0l6 nicht sein könne. Wissmann trat dann, nachdem er sich am
26. Mai vom Sultan verabschiedet hatte, einen mehrmonatlicheD Ur*
laab ao, Mf weichen wir sp&ter za sprechen kommen werden.
Dr. Meyer und Dr. Banfliaiio.
Nachdem Dr. Hai»» Merer bereits im Jahre 1888 den Kili-
msfidaeliaro bestiegen, bis eine Eiswand öein WeiteFkommen nnmOg-
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Deutscb-OsUfrika.
lieh gemacht hatte, war er im Jahre 1889 znm zweiten Male in
Begleitnng des geschalten Alpinisten Dr. PartsefaeUer nach Ostafrika
anfgebrochen nnd hatte den Weg von Mombas über Tavete nach
Manuiga genommen, wo er am 35. September anliam. Am 2. Okto-
ber Uigerten die beiden Bergbestoiger bereite anf dem Sattel-Platean
(4350 m), von wo sie halb drei Uhr Nachte aufbrachen, nm in
4780 m die das Gletscherthal sfidlich flankirenden Lavarippen za
erreichen. Um 7 ühr worden auf der rechten Thalwand in etwa
5000 m flöhe die ersten Fimflecke in Felsschute berührt Um 8 Uhr
war die Hohe von 5350 m, nm 9 Uhr 50 Minuten bei 5570 m die
untere Grenze des geschlossenen Eismantels erreicht, der hier sdkon
in Form einer Eiewand von 85 o Steigung auftrat, während die
Gletscherzunge bb 5400 m hinabgeht Es waren Stufen zn schlagen
und Klüfte zu queren. Je höber hinauf, desto zerklflfteter nnd zer-
fressener ward das Eisfeld und bot zahllose Hindernisse. Als nach
grossen Anstrengungen um 1 Uhr 45 Minuten der Firnrand des Kibo
erreicht war. zeigte es sich, dass der höchste Gipfel, durch drei aus
dem Firn einige Meter hervorragende Felsklippen gebildet, noch etwa
Marschstunden zur Linken lag. Mat:ii l'/2tägiger Rast wurde
am 5. Oktober zum Biwak in einer bei 4620 ra liegenden Lavahülde
aufgebroclieu und am 6. unter Benutzung der Stufen vom vorigen
Male der Anstieg mit frischeren Kräften wiederholt. Die Felsspitzen
wurden ohne aussergewöhnliche Schwierigkeiten erreicht und auf der
mittleren und höchsten, die rund 6000 m hoch ist, die deutsche
Flagge aufgepflanzt. Dr. H. Meyer hat vorgeschlagen, diese Spitze
„Kaiser-Wilhelm-.Spitze" zu nennen. Der Ausblick von ihr auf den
grossen Kibo-Krater, der 2000 m breit und 200 m tief nnd in seiner
unteren Hälfte mit einem mäclitigen Eisgürtel umpanzert ist, wah-
rend ein Answurfskegel von 150 m in der Mitte sieh erhebt, wird
als ein gn'S^artige^ ;;esehildert. Die eingehenderen, zum Theil
packenden Sehilderungen in den Berichten lassen überhaupt die land-
schaftlichen Schönheiten der Kilimnndseharo-Hnchregionen als unge-
wöhnlich erscheinen. Unter grossen Sehwierigkeiten wurde später
der Maweuzi bis zur Hohe von 5266 m bestiegeu und das ganze
Kilimaudscharogebiet noch gründlich durchforscht. Die beiden Kei-
senden stiegen dann südwärts in die Landschaft Kahe hinab, um
von da nach Ugueno. dem bergigen, durchschnittlich 1400 Meter
(Gipfel von 1330 und 1740 Meter wurden zur Orientirung bestiegen)
hoch gelegenen Lande im Winkel zwischen Kilimandscharo und Jipe-
See vorzudringen. Dgneno kann wegen seiner Höhenlage und Be-
Digitized by Gopgle
Dtntseh-Oatafrika.
218
wüsserang als ein wirthschaftlieh besonders werthvoller Theil des
deutschen Schutzgebietes angesehen werden, war aber in dem un-
gemein wildreicheit, steppenhaften westlichen Theil noch nie von
einem Europäer besucht worden. Nur Kersten hat von der Land-
schaft Usangi, die im iSüden liegt, Bericht gegeben. Die im Norden
wohnenden Dschagga scheinen gewohuheitsmässige Kaubzüge hieher
zu unternehmen, wodurch weite Gebiete entvölkert sind, während
der Rest der Bevölkerung sehr misstrauisch ist. Im Süden, bis
wohin diese Raubzüge nicht dringen, wo vielmehr friedlicher Verkekr
ßtattündet, erwies sich das Land besser bebaut, bevölkerter, die Leute
entgegenkommender. Der Boden ist Gneiss, scheint reich an Eisen-
erz, ist grossentheils anbaufähig, der menschenleere Nordwesten und
die Randberge sind bewaldet. Die Wagueno sind den Wasambara
n&chstverwandt. Politisch ist der Norden als Raubgebiet Mandara's
anzQsehen, während die Mitte und der Süden dem Häuptling Naguru
von Usangi gehören. Nachdem so ein schönes Stück Deutsch-Ostafrika
erschloeseD, anch kartographisch aufgenommen war, wandten sich die
Beisenden zum Kilimandscharo zurQck, um die Westseite des Gebirges
zn erforschen. Eigentliche Besteigungen, die vom oberen Urwald
der Dschag(^Landschaft Kiboso her nnternommen werden sollten«
scheiterten an den täglich um Mittag einsetzenden Gewitterstürmen
der fiegenzeit. Doch konnte von Madschame ans die Westseite im
Allgemeinen aufgenommen worden. Die Reisenden enreichten Aber
Taveta wieder am 14. Dezember Mombas.
Dr. 0. Baumann hatte von der Deutsch-Ostafrikanischen tie-
sellschaft den Auftrag erhalten, eine Tracc für eine Eisenbahn von
Tanga nach Usambara mit dem Hinblick auf Verlängening nach dem
Kilimandscharo aufzunehmen. Er brach mit 50 Trägern und 10 Sol-.
daten der Wissmann'schen Schutztruppe am 6. M&rz von Tanga auf
über die englische Missions-Station Misozwe nach den Lnkindo-
Bergen, von dort nach Korogwe am Pangani und znm Hochweiile-
gebiet von Wugira. Hier weht ein kühler, erfrischender Wind, in
den Th&lem fliessen zahlreiche klare Bäche and nichts erinnert
daran, dass man sich in Afrika befindet Die zahlreichen Dörfer
mit ihren bienenkorbartip^en Rundhütten liegen, dem Geschmacke der
Waschamba entsprechend, meist hoch auf den Graten, oft auf schrof-
fen, nur von einer Seite zugänglichen Felsblöcken. Für den Euro-
päer besonders erfrt'ulich ist der xVnblick der schönen zahlreichen
Kinder, welche anf den grünen Alpenböden weiden. Durch dieses
Gebiet, welches grttostentheils der jnngen Königin von Bnnga nnter-
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DMtaeh-OtUlrikt.
stebt, bej^ab er sich nach Wiiga, der ihm bereits wohlbekannten
Hauptstadt Usauibaras. v(»n Wuga aus nach Bumhuli. einem sehr
grossen hocliKelegenon Dorfe, und von dort nach S( lierabekesa, wel-
ches wie ein Adlcrnest auf steilem Berggrat, weit und breit da*
Land beherrschend, gelegen ist. Durch Weidegebiete, die einen
völlig eur(i|)iiischen Charakter haben, stieg die Expedition ab naeh
dem ziemlich unfruchtbaren Distrikt des Häuptlings Schutu, und
(hirch/og hierauf in starken Märschen die wasserarme, öde Nvika-
Steppe, die sich am Nordfiisse von l'saml)ara ausdehnt. Sie hatte
dai)ei als Führer einen Eingeijorenen, der mit erstaunlicher Orts-
kenntniss die AlTeiibrothäume auftand, deren kolossaler Stamm oft
förmliche Zisternen recht trinkitaren Wassers enthält. Der Gegensatz
wai' ein überraschender. aU di(* Expedition aus diesen heissen,
trockenen Niederungen /u den külilen wasserreichen Weidedistrikten
von Mti, Mtai und Mbalu anstieg. Wie meist in Usand)ara liegen
hier die Dörfer auf den höchsten Kämni' ii, von welchen man eine
herrliche Aussicht auf die sclRini)ar unendliche Steppe n)it ihren
in>elförmigen Kuppen im Norden, auf das dunkle l'areU''l>irge im
Westen und, n(»rd\v('>tlic!i Alles überragend, auf den kolossalen
Schneedom des Kilimandscharo geuiesst. Ein Berg und zugleich ein
Gebirge, bietet er besonders Morgens und Abends, wo er mit seinen
glitzernden Sehn 'efelderu förnilich über dem Dun-t der Troiten-
niederuug zu schweben sclieiut, einen wahrhaft erhebenden Anblick.
Baumann dundizog hierauf die Weidegebiete der Wambugu, eines
merkwürdigen Naturvolkes, welciies das Innere von Usambara bewohnt;
doch ist der Stamm im Aussterl»en begrifl'en. und \iele üppige Wei-
den liegen verödet, da der räuberi.-^che Nomaden.stamm der Massai
das Land unaufhörlich mit seinen Einfällen beUbtigt, die von dem
hekannlen Häuptling Simbodja unterstützt werden. Alle bereisten
(iebiete waren ruhig, nur waren säninitliehe Eingeborene in hohem
(irade aufgebracht gegen Simbodja, der in Masinde residirt und alle
Durchreisenden in der unverstdiämtesten Weise ausplünderte, wie Dr»
Baumann bekanntlich selbst schon 188^^ erfahren hatte
Die gründlichen Kenntnisse, welche sich Baumann über Usam-
bara verschallt hat, hat ihn noch mehr in der Ueberzeugung vom
Werth und von der Kulturtahigkeit dieses schönen Landes überzeugt.
Er wandte sich hierauf dem Tare-Gebirge zu und dur» hzog dasselbe
in verschiedenen Hichtungen in allen seinen Theileu, vom Südende
bis Uguero am .Ii}>e-See. Obwohl Pare sich !ii< ht mit Usambara
vergleichen iUüSt, luuU er in dem^elbeu doch ein scböues wasber-
DOTtMb-OttefrUak
215
reiche« Gebirgsland, das ihm besonden flir Viehsaeht geeignet eoheint
und auf seiner Hohe vieUiush dichten hochetitanmigen Urwald trigt.
Die Eingeborenen, die sehr nnrOebsigen nnd fobelhafk bedfirfidsBloeen
Wapare, ffihren hente noch ein ziemHcfa bedanemawerthes Dasein,
da die wilden Horden der Masaai hier, wie anch in dem jetzt ^on
Kimneri nnabliängigen Ewambngn nnd Kord-Usambara nnanfliOrlich
einbrechen nnd den Viehstand dezimiren, sowie anch einige Hftnpt-
linge des nmliegenden FUichlandes Pare gern zum Ziele ihrer Banb-
sOge zu machen pflegen. In mehreren FflUen gelang ea ihm gelegent-
lich der Ton der dentsch-ostafrikanischen Gesellschalb gewfinschteo
Schanris wegen Einffihmng nener Oelfraditknltoreb n« s. w. TieUach
durch gfitlichen Zusprach den Frieden herzustellen, indem er den
räuberischen Jnmbes die flblen Folgen vorhielt, die ihr Gebabren
für sie haben könnte. Die Massaigefiahr freilich dauert noch unge-
hemmt fort Das Pare-Gebirge stellt sich als ein aufiMeigender Berg-
waU mit geringer Breiteentwickelung dar. Am Fasse desselben,
etwa bis zu einem Drittel der H&nge ansteigend, dehnt sich ein
Gflrtel von NyikarVegetation, also Domgestriipp, hartes Gras, Baum-
Euphorbien etc. aus. Dar&ber findet man das Eulturgebiet mit Fel-
dern und Weilern der Eingeborenen, mit zahlrdchen Wasserlftufen
und kllnstlichen Bewftssemngskanftlen: offenes, fruchtbares, Dschagga
gleichendea und ebenbfirtiges Land. Das letzte höchste Drittel der
Hänge nimmt Hochweidegebiet ein, bezeichnet durch niedriges, weiches
Ghras, Erika und Farne, sowie durch eingestreute Bergwaldparzellen.
Hier gedeiht die untersetzte, kurzgehörnte Basse der Pare-Einder,
hier finden sich auch noch Schfiferhfltten. Im nördlichen und süd-
lichen Theil des Gebirges läuft dasselbe in einen einzigen schmalen
Kamm ans, welchen man nur zu fiberscbieiten braucht, um an den
anderen Hang zu gelangen. Im mittleren Theile jedoch dehnt sich
auf der Höhe in ca. 2000 Meter ein welliges Plateau mit geling
geneigten Bachtbftlem aus. Dasselbe hat an den Bändern Hocb-
weidevegetation, in der Mitte jedoch bedecken riesige feuchte Ur-
wälder das Plateau, jenen der Bergwaldsregion Usambaras gleichend.
Von den beiden Hängen ist der Osthang jedenflEÜls der begttnstigtere,
da derselbe der Fallrichtnng der Schiebten (Gneiss und krystalli-
niscfaen Schiefer) konkordaat verläuft, und ist schon ans diesem
Grunde schwächer geneigt und qudlenreicher, als der steile West-
haog, an welchem Schichtenköpfe zu Tage treten. Femer trägt die
gegen die fiauchten Seewinde offene Lage des Osthanges viel zur
Erhöhung der NiederscUagsmenge und daher auch der Fruchtbarkeit
L.idui^cü uy Google
I
216 Deutftcb-Ostafrika. .
bei. Alle Bftche enthalten Eisenstanb, der von Eingeborenen ihnlieh
wie zn üsangi gewonnen nnd verarbeitet wird.« Die Wapare be-
wohnen beide HSnge des Gebirges in der vorher besprochenen Knltor-
zone. Dörfer giebt es Iceine. Die Eingeborenen leben in verstrenten
Hfltten, zwischen welchen sieh die Felder von Hais, Bohnen, Zncker-
rohr, etwas Kürbissen, Ricinns nnd sfisser Kartoffel absdehnen. So
elend die Hfitten sind, so gnt gehalten sind die Felder. BesonderB
merkwürdig ist das System kleiner Bewfisserangskanäle, deren Wasser
geschickt von den B&chen abgedftmmt nnd — Öfters sogar mit leichter
Steigung — den HSngen entlang geleitet wird. Wo letztere steil sind,
da werden die Felder dnrch gute Trockenmanem, Ähnlich wie in 8Sd-
tirol, abgestuft Die Tiehzncht, sowohl in Bezog anf Rinder, wie anf
Ziegen, war Mher sehr bedeutend; die nnaofhOrlichen RanbeinflUe ans
den Ebenen, haben sie jedoch stark herabgemindert Der Handel ist
ganz unbedeutend.. Einige Elfenbeiuzähne und RhinoceroshGnier, die
Kie hie und da erbeuten, Sklaven und Kleinvieh, die an kleine Suaheli»
H&ndler oder die Jnmbes der Ebene verkauft werden, sowie die Ver-
proviantiiuug der vorbeigebenden Karawanen genügen, um den be-
dürfiiissiosen Wapare etwas Baumwollenzeug, Metalldraht, Glasperku,
Halver und (Tcwehro zu vcrschafi'en. Den sehr interessanten Ab-
sehluss seiner Inlandreise bildete eine Tour dureh Nord-Usegua nach
Xgura (oder riehtiger Ungi'i) anf grösstentheils neuer Route. Das
nördliche üsegua stellt sieh als ein leicht gewelltes, von breiten
Thalmulden durchzogenes Land von hoher Fruchtbarkeit dar. Man
kann stundenlang durch Sorghum- (Mtama-) Felder wandern, die weit
und breit das Land hiUleten. Anfangs August findet die Ernte statt:
Mais und etwas Bohnen werden in guter Qualität angebaut nnd
!)ringen eine zweite Ernte im Jahre. Derartigen Anbau gestritten
die Aecker drei Jahre hintereinander, worauf man sie längere Zeit
brach- resp. als Weiden für das /ahlreithe Rindvieh liegen lässt.
Fliessende Gewässer fehlen vollständig, doch wird aus Zisternen
rcirhiii'li Wasser genonmien. Die Brvöiki'rung lebt unter Junibes in
Dörfern mit bis zu 500 grossen gut gobauten Hütten. Neben den
Wasegua sind auch Wakuati im Laude, besonders in Nord-Xgurn.
ansässig, die in viereckigen Tembes wohnen und von Viehzucht
leben. Xord-Nguru bietet dem Ackerbau nicht ganz so gunstit^t^
Bedingungen wie Usegua, spielt jedoch als Stapelplatz des Elfen-
bein-, F.sel- uiul Klein viehhaudels mit den Massai eine wichtiuc
Holle und ist stark bewohnt. Die Viehzucht leidet überall stark
unter den Einfällen der Massai von Kibaia und Bukoi. Es wäre
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DentMfa-OitafHkft.
217
wirklieh an der Zeit, dass diesem HaBBai-Unwesen, welehes im
«ranzen Umba-Paogani-Gebiete eine wahre Landplage ist und die
Viehzncht, also eine der wichtigsten ProdaktionsqueUeii, fSrmlioh
unterbindet, endgültig gesteuert werde. Dies könnte ohne besondere
Schwierigkeiten geschehen, indem man die stSndigen Lager- nnd
Wasserplfttie der Massai, wenn anch nnr momentan, besetzt, den
Massai einige tüchtige Schlappen beibringt und ihnen vor Allem das
überall znsammengeraabte Vieh wegnimmt. Unsere natürlichen Ver-
bündeten und Führer wären dabei die Wakuafi^ die geschworenen
Feinde der Hassai Was die Wasegoa anbelangt, zo zeichnen sich
dieselben durch sehr ansgeprfigten Sinn für den Handel ans. Nicht
nnr Terkaufen sie ihre Produkte, Ziegen und FeldfrQchte, Elfenbein,
an die überall im Lande herumziehenden kleinen Snaheli-Hfindler,
sondern unternehmen anch selbst hftufig HandelsKüge nadi der Küste.
Europftisches Zeug und andere Erzeugnisse, sowie Pulver und Ge>
wehre sind überall massenhaft vorhanden und zum Bedürfnisse ge-
worden, Kupferpesa selbst in Ngnru noch gangbar. In Nord-Ngum
traf er an einem Orte, den nie vorher ein Weisser besucht, zoftUig
den greisen Pöre Haehon, den Vorsteher der Hission Mhonda, der
zum ersten Male diesen nördlichsten Bistrikt seines Hissionsrayons
bereiste, dennoch überall von den Eingeborenen mit grosser Sympsr
thie begrüsst wurde. Diese pflegen ihm auch ihre kleinen Hftndel
vorzutragen und seine Entscheidung unbedingt anzunehmen, was
gewiss die hohe Achtung zeigt, welche selbst der Neger vor dieser
wahren Eulturmission empfindet
Seyid Khalifa und Seyid Ali.
Kadi dem im Jahre 1889 erfolgten Tode von Said Bargasch bestieg
den Thron Seyid Khalifa, der wegen seiner schwankenden Haltung nnd
wegen mancher anderer Gharakterfehler es niemals zu rechter Aner-
kennung seiner Stellung bd den Arabern bringen konnte. Nachdem
er lange sich nach der englischen Seite hingeneigt hatte, und einer
Aeusserung Buschiri*s zufolge, wfthrend des Au&tandes wohl ein
falsches Spiel gespielt hatte, bequemte er sich schliesslich dazu,
den selbst in Sansibar immer mehr Terrain erobernden Deutschen
freundlicher zu sein und schloss mit der deutsch-ostafrikanischen Ge-
sellschaft durch Vermittelung des Konsuls Vohsen am 13. Januar
1890 einen neuen Vertrag ab, welcher fOr dieselbe durchaus günstig
war. Am 18. Februar starb er aber plötzlich, wie — allerdings
ohne Beweise ~ behauptet wird, durch Gift, und sein Bruder Seyid
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218
Deutidi-OftftfrUn.
Ali Bin Said bestieg den Thron. Seyid Ali stand im sechsunddreis-
»igsten Jabre, das scharf markirt«, gelbe Gesicht zeigt verschlagene
und ein wenig harte Zuge. Im Palaste kleidet er sieh einfach und
tragt gewöhnlich die weisse Negermütze. Mehr Glanz wird bei den
täglichen Ausfahrteu entwickelt. Eine gut berittene Leibgarde mit
blutrothen, goldgestickten Uusarenjacken reitet dem Viergespann von
schönen, rei< h geschmückten Pferden voran. Der Sultan ist aber
in jeder Beziehnng eine Puppe in den Händen der Engländer, in
einem viel höheren Maasse als es je Seyid Khalifa war. In polizei-
licher und sanitärer Hinsicht ist es aber trotzdem unter ihm nicht
besser in Sansibar geworden, zumal das Kommando fiber Truppen
nod Polizei aus den Händen des Englanders Mathews einem Araber
flberp:ebon warde. Das Ansehen Seyid AU's sank seit dem Bekannt-
werden der engliseh-deatschen Abmachungen bei Arabern und Ne-
gern noch mehr; zumal er seiner freien Lebensweise und ^diroilen
Auftretens wegen stets unbeliebt gewesen war. Infolge der Ueber-
nahme des Protektorats über Sansibar seitens der Engländer ist er
zu einer recht bescheiilenen Stellung herabgedrückt, obwohl er pe-
kuniär nicht viel schlechter tahreu dürfte. Im Jahre 1889 brachten
die Steuern auf Nelken für Sansibar und Pemba fast 80 000 Pfd.
Sterling ein. Der Saitan ist femer Besitzer von Häusern und an-
derem Grundeigenthnm, welches nnter dem englischen Protektorat
bedentend steigen wird. Wenn man den gewöhnlichen Zinsfuss der
Summe von 4 Millionen, welche für Abtretung der Küste von der Kaiser-
lichen Kegierun^^ bezahlt wird, rechnet, femer die von der britisch-ost-
afrikanischen Gesellschaft jährlich zu zahlende Summe und die Ein-
nahmen aus Zöllen und Stenern, so hat der Sultan etwa 300 000 Pfd.
Sterling jährliches Einkommen, ohne dafür die Kosten der Verwal-
tung zu tragen zu haben. Das englische Protektorat über Sansibar
wird auch insofern wohlthätig wirken, als es eine Sicherheit des Be-
sitzes der Araber gewährleistet und Anregung zu neuen Untei>
nehmungen giebt
Die Sklavereifrage in Ostafrika.
Deutschland hatte, als es den grössten Tlieil der ostafrika-
niachen JKuste besetzte, damit die moralische YerpHichtung über-
nommen, auch seinerseits gegen den die innerafrikanischen Länder
entvölkemden Handel vorzui^ehen. Die Küste war oifenbar der
wirksamste Puukt, die Sklavenhandel zu unterbinden, denn wenn
auch ein Theii der aus dem Innern gebrachten Sklaven an der
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319
Küste für den dortigen Plantagenbau verwendet wurde, so wurde die
Mehrzahl doch über See verschifft. Das ReichftkAiDmiwariat hatte
gleich im Beginn seiner Thätigkeit ulle Aostnngangen gemacht» deo
Sklavenhandel, besonders den Menschenfang an der Küste zu unter-
drücken, und mit solchem Erfolge, dass die Araber bald den Uandel
onterliessen und die Eingeborenen den deutschen Behörden Araber und
Küetenlente, die sieh mit dem Sklavenhandel befaeston, sar Bestrafong
.fiberiieferten. Die eigentlichen Sklavenjagden zu nnterdrflcken kann
oatQrlldi nur dann gelingen, wenn man durch Vorachieben von Stationen
in das Innere den Heerd derselben immer weiter einengt Diese Lander
liegen fiist ansschlieaaUch innerhalb der Grenzen des Kongoetaales'),
Das Hauptgebict der Sklavenjugdcu wird von dem Becken des üban;;hi und
«iem des oberen Oaello begrenzt und erstreckt sieb längs des 5. Psrallelkreises nach
Osten hin. Di« bmitdilwrton üfnrhadadiaftni dtt Albert* imd d« Vletorit-My-
ansMMt, in denen die Negerreiehe Ugandn und Unjoro belegen sind, Imben gans
besoaden schwer unter den Yerheerangen der SUnfeqjagdni m Mden. Der
Sklavenfang und der Sklavenhandel tragen an den verscbiedenen Stellen durchaus
nicht denselben Charakter, sondern zeiiren in Bczutr auf die Mittel, mit denen
sie betrieben werden, und die Verwendung: der Heute« sehr grosse Verschieden-
heiten. Namentlich ist das Verfahren bei den Jagden im Osten wesentlich
«ndsrs als bei denen im Westen. Am mittbren Kongo, im Kasssitlud, im Lmnda
gebiet und an den Ufein des mittleren Sambesi, wird die SUave^jagd auascUicse-
lich durch die eingeborenen Ncgerh&nptUnge betrieben. Und zwar geschieht
dies mittelst kriej,'erischer Unternehmun};en , Streif- und Plüiuleruniiszügen. Die
erbentetcn Menschen werden entweder als Lust- und Arbei'sthiere gebraurht,
oder sie dienen als Tauscbwaare, hüuHg auch als Scblachtopfer bei den
rituellen Menscbeaopiera. In der westlichen Hälfte des Sudan bläht dag^en «ter
i%eatli«he, von den Arabern oigaDisirte ll«uch«nhandeL Die bier erbeuteten
Sklaven dienen tbeils daan, um die Triger (or die Karawanen sa liefern,
welche den Elfenbeintransport nach der Küste besoigen, thcits um die M&rkte
des Orients, auf denen bekanntlich die Mt iiM-henwaare für die Haussklaverei
einen sehr gesuchten Artikel hiKli t, m vers(jrj,'en. Bezüglich der Zahl der jähr-
lieben Opfer, welche dem bkiaveuiiaudel verfallen, schwanken dm Augai-en sehr und
sind von den Verhiltnissen und den Beobaebtongsmethoden abhingig. Sine auf
Cbnnd von Darchscbnittsberecbnungen, denen neuere Daten ans suverlftssiger Qneile
SU Grunde lagen, angestellte statistische Erhebung hat nachstehende Besultate er-
geben. Ks werden jährlich auf die ausseraftikanischen Sklavenmärkte gebracht: 15 000
Individuen aus dem westlichen Sudan, 2j OOU Individuen aus dem östlichen Sudan,
40 000 Individuen aus dem z«ntralen Afrika. Im Ganzen würden aisu bUUüO Menschen
die Beute des Sklavenhandels. Kechnet man hiereu noch die Zahl der Schwarzen,
die auf den Uiriiten im Innern zuröckgebalten werden, die, welehe auf dem Trans-
poit su Grunde geben und in Folge der Kim|rfo und Kntbehmngen anf den U&r-
schen fallen, dann kann man annehmen, da^is Zeutialafrika jedes Jahr zum Min-
desten 400 001) mensLliliche Existenzen einbüsst. Ks ist daher nichts IJntfewühn-
liches, dass Landstriche, die so gross sind wie ganze Reiche, vüllig entvölkert sind,
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220
DevtMh-Oitarrlkft.
aber der Abzug der gejagten Sklaven geht zam grGssten Theil nach
Deutsch-Ostafrika undwird übereinige ganz bestimmte Strassen gleitet»
an denen sich die Sklavenhändler Stützpunkte geschafien haben, wieTflr
bora und üdsciüdschi. im Jahre 1889 hatte Wissmann im Innern nur
die Station Mpwapwa errichtet können, in dem Engpass, durch den die
grösste afrikaDiscbe Sklavenkarawanenstrasse hindurchfuhrt, und am
KilimandHcharo einen Bcobachtungsposten errichtet« da es die Mittel
nicht erlaubten, anch dort eine entsprechende Truppe zu stationiren.
Es vr^nh sich von selbst, dasB eine l eberwachnng Tabora's, als
den bedeatendsten Enotenpnnktes der Handelsstrassen im Innern
nicht nur aus hnmanitären, sondern auch ans politischen Gründen
nothwendig war, da dort, wo seiner Zeit socjar ein Gouverneur
des Öultans von Sansibar gewohnt hatte, viele wohlhabende Araber
sich aufhielten. Es ist bereits erwähnt worden, dass Eniiu Pascha
in Tabora die deutsche Flagge gehisst nnd dort Kuhe und Ordnung
hergestellt hat. Wissmann ging aber noch einen Schritt weiter,
der Antisklaverei-Kommission der Deutschen Kolonialgesellschaft'),
tbeilte er bereits Anfang des Jahres mit, dass es nnnmgäuglich noth-
wendig sei, sowohl die Karawanenstrassen nach dem Innern zu be-
wachen, als auch für den Victoria Nyanza, Tanganyika and Nyassa
bewaffnete Dampfer zu schaffen, ein (bedanke, dem er Sp&ter in
Deutschland beredten Ausdmck gegeben hat
Die Engländer, welche in Verfolgung ihrer alten Politik in
den letzten Jahren allen ihren EinÜuss auf die Sultane von Sansibar
zn Gunsten der Abschaffung der Sklaverei aufgeboten hatten, hielten
nun die Zeit für gekommen, einen neuen Schlag gegen den Sklaven-
handel za führen. Sie veranlassten den Sultan Seyid Ali am
nnd d«n Gebiete, die teben einen gewissen Grad von Knituraitwidiehing teigten,
wieder in Barbarei nnd Wildniss xuräckfallen. Gleichviel wo und unter weleben
Umständen der Sklavenfanc im<l der SklaTenbandel betrieben wird, die WirkuDgen,
die or nai'h >ich zieht, sind stets die nämlicliei» : 1. Systematische Ausrottunp der
erwachsenen männlichen Bevülkerung, mit Niederbrennen der Wohnsitze und Zer-
Htörung der wirtbscLaftlieben Kulturen. 2. Fortführung der Frauen und Mädchen,
der Einen, nm rie an hinslieheii oder lindlicben Arbeiten, der Anderen, um sie
cur Fortpllansnng nnd an Zweekea des Lastera cn mweodea. 8. Oebnmch der
SehnsiwalTo als eines iin> ^ tl • hrli' ben Werkzeuges für die Sklavenjäger, teien diea
Araber, oder SIestizen, oder Nejjer, ilobamedaner oder Fetischanbeter.
') L'ieselbe eab V.ivio des Jahres 1890 ihr Mandat in die Hündf des Aus-
schusses zurück, da infolge der bevorstebendeu Uebernahme der Küste durch das
Reich und der Erfolge dea Reiehal^ODiniiisan die Sacldage aieh bedeutend Verla-
dort hatte.
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Deutodi-OitalHka.
231
1. August eine Proklamation zu erlassen, wonach von dieser Zeit
ab unbedingt jeder Tausch, Kauf und Verkauf von Sklaven, Hans
Sklaven oder anderen verboten war. Es sollte kein Sklavenhandel
irgend welcher Art oder Gattung mehr stattfinden. Alle Häuser,
welche bisher von Sklavenhändlern zum Zwecke des Handels mit
Haussklaven gehalten wurden, sollen für immer geschlossen werden,
Sklaven beim Tode ihrer Eigenthümer nur an die gesetzlichen
Kinder vererbbar sein. Hat der Eigenthümer solche Kinder nicht
hinterlassen, so sollen seine Sklaven bei dem Tode ihrer Eigen-
thümer frei werden. Jeder Araber, welcher gewohnheitsmässig
seine Sklaven misshandelt, verfällt harter Bestrafung. Die Unter-
thanen, welche sich mit Personen verheirathen, die der britischen
Rechtspflege unterworfen sind, werden ebenso wie diejenigen, welche
ans solchen Ehen hervorgegangen sind, für unfähig erklärt, Sklaven
zu halten. Die befreiten Sklaven werden ebenfalls für unfähig er-
klärt, Sklaven za halten. Jeder Sklave soll berechtigt seio, za jeder
Zeit hinfort seine Freiheit zu einem gerechten and angemessenen
Preise za erkaufen. Diese Proklamation rief die gewaltigste Auf-
regong in Sansibar hervor, denn wenn sie durchgeführt worden wäre,
80 würde sie den Ruin der besitzenden Klasse, besonders der ara-
bischen Grundbesitzer^) unweigerlich nach sich gezogen haben. Denn
wird darcb den Mangel an Arbeitskräften die Arbeit selbst ver-
theaert, so ger&tb der Araber in die Waeherb&nde des Inders, mid
') Oerselbe Fall würde aucli in Westafrik» •intreten. Mau unterscheidet dort swei
Klassen ton Unfreien und zwar die im Innern gekauften eigentlichen Sklaven und
die im Lande selbst ^'oboreticn Naclikominen eines Sklaven. Die Sklaven au der
Westküste Afrikas äiud ein im Laude üblicher Uandelsgegenstand und bilden in
Bnnangelung baaren Oeldes den Haaptbestaadtbeil eines grossen Termogens. Es
giebt deshalb dort sneb keine eigentlichen ffliIaTenh&ndler, die diesen Handel als
aSpesiaUttt* betreiben, sondern die SItlaTen wandern, wie jeder andere Handflls-
gegenstand, aus einer Hand in die andere. Im Dorfe seines Herrn erhält er pe-
wöhnlicb etwas (Irund und Boden angewiesen, um sich dort mit Ililfe seiner
engeren Landsleute eine Art (iemüseKarten anzulegen, er für seinen eigenen
Unterhalt selbst sorgen moss. Er darf sieb nvn auch verheirathen, doch gehören
siomtUehe Kinder nnd Kindeskinder vom Bigenthnm seines Herrn, der dieselben
in der Regel aber nicht weiter Terkaufen darf. Es giebt im Lande geborene Skia^
ven, die sich mitunter eines grösseren Wohlstandes erfreuen als ihre eitjenen
Herren, oder doch andere freie Männer und welche die von ihrem Herrn geforderten
Dieaatleistungen wiederum durch ihre Sklaven verrichten lassen. Dennoch aber
konamt eine formliche Freilassung des Sklaven, sei es nnn durch Loskmf oder
einen anderen Akt, niemals vor, der Sklave bleibt immer Eigenthum seines Herrn,
der über Leben nnd Tod desselben nnbedingte Macht beeitst,
2*23
Dentaob-Oitafrika.
lotztercr erwirbt allmählich den grössten Theil des Grandeigenthums
Mtif Sansibar nnd Pemba. Mit Bekanntwerden des Dekretes nahm
die Behon lange gäbrende Erbitterung de<« Arabers gegen den Saltan
stetig zü; selbst seino nächsten Verwandten worden spine griiD*
niiifsten Feinde, obwohl sie einsahon. dass er persönlich nnr ein
Werkzeug in der Hand des englischen Greneralkonsnls war. Es gab
stOrmische Scenen im Palaste; die angesehensten Araber ersehieoen
nnd maehten dem Sultan die heftigsten Vorwürfe. £i ner zofriss
sogar vor seinen Angen den Abdruck des Dekrets in Stöcke. Sie
forderten, dass entweder die Ausffihrong des Dekrets für InTm > lahre
versehoben werden mri«!se, damit sie ihre Maassregeln danach treffen
konnten, oder Entscb&dignng für die ihnen drohenden Vermögens-
nacbtheile ihnen zagebilligt wfirde; falls sie keine befriedigenden
ViTsicherangen bekämen, würden sie dem Snltan den Gehorsam
aafkfindigen. Die Lage des Snltans war nicht angefährlich, da die
Araber heimlich Wafl'en bei sieh ffthrten nnd beabsichtigt haben
sollen, Seyid Ali in der Versammlung zn ermorden, falls er ihre
Verhaftung befehlen wfirde. Aach die Neger hatten an den Bera-
thangen der Araber theilgeiiommen and die bewalTnete Menge vor
dem Palaste verstftrkt Dem mit angewohnter Eiomüthigkeit fort-
gesetzten ]>räDgeD seiner Dnterthanen gegenfiber bedarfle es des
Versprechens engHscber militäriseber Hilfe, am den Saltan an be«
stimmen, die geforderte Antwort auf einige Tage ta verzögern. Es
soll darüber zo einem heftigen Aaftritt zwischen Seyid Ali und dem
englischen Konsolats-Dragomaii gekommen sein. Das Resultat war
srhliesslich, dass der Saltan versiwiich, er werde in der Praxis in
die bestehenden Verhältnisse möglichst wenig eingreifen. Durch ein
neoes Dekret vom 9. August wurde aber doch das frühere Dekret
erheblich dadurch abgemildert^ dass der Freikauf der Sklaven von
d«r Zostimmang ihrer Herren abhängig gemacht omI den Bigen«
thflmero die Stmfgewalt Uber ihn Sklaven für leichtere Veigehen
wieder eingeiftumt wurde. Daneben gab der Snftan den Sklaven*
maklem den Wink, sie konnten, wie bisher, den Kauf und Terkaaf
der Sklaven vermitteln, nur sollten sie sieh nicht von den Bnglftn-
den fassen lassen. Nadi einigen Wochen war natürlich wieder alles
beini alten.
Diese Proklamation, weldie auch direkt zu den spfttei'en Un-
rahen in Wita beigetragen hat, hatte an der deutschen Efiste selbst
noch ein NachspieL lütte September wnrde n&mlich von Sansibar
an die «Times*", wekhe gewehnheitamiesig den gröbsten EntsUlkugen
DMlMMMsfrUn.
328
über die Verhältnisse innerbalb der deatsehen ostafrikanischen Inter-
essensphäre Anüsabme gewährte, telegraphhrt, dass die dentsehe
Behörde in Bagamoyo eine Prokhnnation erlassen habe, wonach der
A»> und Verkauf voo Skla?eo dort naeli wie ynt geaattot sei nnd
die ans Sansibar ansgewieeenen SUavenhindler sich in Bagamoyo
etabUn hatten. Die Bngitader geriethen hierftber in die li(»cbate
EapOmng, engUsdie ZeilnngeB, welefae bislaag daran, daas das Laden
nnd LOscte der DaB|iffer der British-India-Conipanj zum ttberwie-
genden Tbeil von daich engüsehe Kanfleste Tennietbeta Sklmen
nnd Sklavinnen beaoi^ worde, keinen Anstoee genommen hatten,
griffen in einer naangenehoMn, sehr ferletfenden Weisa die dealselie
Begienrag an, welche sofort eine Unterraebong dieses Pallea an-
ordnete. Es stellte sich dabei heraus, dass eine solche Proklamation
nicht existirte, dass die Sache anf folgendes zorfickzaflihren war:
Als der Araber Soliman ben Nasr nach seiner Rückkehr ans Bnropa
Bagamoyo besachte, klagten ihm die dortigeo Araber, sia wftian ia
der SfclaTenfrage viel schlechter gestellt als ihre Landslente in San-
sibar Und wären infolge dessen kanm in der Lage, die im Anfttande
verwfisteten Landgüter wieder in Enltar zn nehmen. Denn wenn
aocb in Sansibar das Dekret des Snltans Aber die ÜnterdrScknng
clor 8kla?«verkiafo verOffentUcbt sei, so werde es doch in der Praxis
▼oir Niemandem beachtet, während in Bagamoyo jenes Verbot awar
Dicht gelte, daffir aber thatsächlich alte Veränssernngen ton Sklafen
verhindert würdeu. Soliman ben Xum- besprach mit den Leuten die
Mögliclikeiten einer Abhilfe und nai^te zn, er wolle sicli bei dem
Stationschef für sie verwenden. Zu dem Zwecke verfasstc er deu
Entwurf zn einer Proklamation nnd legte die-^ Schriftstück dem
Stationsrhef vor. Der Letztere nahm den Entwurf einfach zu den
Statidiisakten, ohne auf die Sache weiter einzugehen, doch drang
auf bisher unerkhirte Weise eine Kopie de.s Entwurfes in das Publi-
kum. Machte sich hiernacli iiiiit riialb der deutsehen Interessensphäre
Bennmhigung über das Vor|;ehen der Behörden gegen den Sklaven-
handel bemerkbar, so hatte in Sansibar die tiefe Missstirnmung viele
Araber zu der Aeusseruug veranlasst, sie würden nach der Zession
der Küate an die Deutschen auf das Festland übersiedeln. Den-
jenigen, welche ein Interesse hatten, dies zu verhindern, musste also
daran Hegen, das Reichskommissariat zur Publikation jenes Snltans-
dekretes auch innerhalb dos deutschen Verwaltnngsgebietes zu ver-
anlassen. Diesen Schritt liutTte man dadurch zu erzwingen, dass
man es ööentiick dem. Vorwurfe der Begunstigong des Sklaveahau-
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324
Dmtteb-OttebikA.
dels aussetzte. Hierzu sollte der Entwurf zu der Proklamation
dienen, der angeblich von dem Stationschef in Bagamoyo gezeidmet
und uflfentlich angeschlagen sein sollte.
Die Urheber dieser verläumderischen Angaben konnten nicht
ermittelt werden, da der englische Generalkonsul Euan Smith, wel-
cher den kaiserlichen Generalkonsul Michahelles unter Beifügung
einer Abschrift der angeblichen Proklamation interpelUrt hatte, auf
das Ersuchen des Letzteren, ihm seine Gewährsmänner namhaft zu
machen, ablehnend erwiderte. Bei dieser Gelegenheit hat die deutsche
ReichsregieruDg auch ihre Stellung zar Skiavereifrage mit folgender
Auslassung im Reicbsanzeiger etwas genauer formulirt:
-Seit Sultan Seyid Bargascb ist auf dem Gebi«'te des Sultanats Sansibar der
pt'werb.suiässipe Handel mit Sklaven unter Androhung einer Gefüiii^nissstrafe von
sechä >loiiaten und darauf folgender Verbannung verboten; daf^cgen blieb es er-
laubt, dm «in Sklave aui dem Eigeatlraai leineB Hem in dasjenige eines anderea
dureh Kanf, Sehenkmig, Thnseb, deegleichen dnreh letstwillige Verffigniig^ oder im
Wege der lateetaterbfelg» ibeiging. An diesem Rechtszustande ist bislang seitens
der deutschen Verwaltun? im Küstengebiete nichts geändert wordeu ; dagegen hat
Sultan Seyid Ali durch Dekret vom 1. August d. J. bestimmt, dass fernerhin jede
Veräusserung eines Sklaven bei Strafe verboten sei und nur noch durch Vererbung
an Deetendenten das BIgenUram an einem Sklaven nbertragen werden könne. Wie
tief diese Yerfogung bei wirklicher Durebfabning in die Lebensreriilltttisse der
ganzen Bevölkemng einschneiden würde, mag daraus entnommen werden« dass die
Sklaven r.nm grossen Theil auch selbst wieder Sklaven besitzen, denen gegenüber
sie dieselben Rechte haben, wie ein freier Mann übor seine Sklaven. Ferner ist es
sowohl in Sansibar wie an der Küste üblich, dass die auf eiueui ländlichen Grund-
stfidc beschäftigten SiilaTen sls tu denuelben gehörig betrachtet nod mit ihm sn-
sammen Terkauft werden; das Verbot des SldaTenTorkanli wurde daher mit der
plötzlichen bntwerthung des Grundeigenthums anf der Insel um etwa 50 Prozent
gleichbedeutend sein, und die Inder, welche gejien Verpfändung der Sklaven Vor-
schÜHse gegeben haben, gingen der Sicherheit für ihre Schuldforderunpen verlustig.
Diese neuerlichen Bestimmungen haben denn auch auf der Insel Sansibar eine so
grosse Aufregung hervorgerufen, dsss sie bis Jetzt nicht sur Durebfihrung gelangen
konnten, der Sultan sich vielmebr genSthtgt gesehen hat» dnreh Dekret vom S.Angust
dieses Jahres seine frühere Anordnung in einzelnen Punkten zu modifiziren.
Dekrete des Sultans von Sansibar erlangen für das unter deutscher Gewalt stehende
Küsteni;ebiet keine Geltung; die deutsche Re^nerunn nahm jedoch ihrerseits in
Erwägung, ob es angezeigt sei, auch für jenes Gebiet schon jetzt bezüglich der
häuslichen SklaTorst ihnliche Bestimmungen sn treffen, wie rie das Dekret des
Sullsns vom 1. Angnst enthält In Uebereinstimmnng mit den Vorschlägen des
Oenerslkonsuls in Sansibar und des steliTertretenden Reichskommiasars ist diese
Krage ans dem Grunde verneint worden, weil es bedenklich erschien, nachdem eben
Ruhe und Ordnun;: wieder hergestellt war und die Bewohner sich au die neuen
Zustünde lu gewühneu anfingen, unvermittelt mit liaassregeln vorzugeben, welche
in die socialen und wirtbscbafllicben Verhältnisse der Bevölkerung tief eingreifen
und darum die Gefahr neuer Aufregungen und Beunruhigungen in sieb bergen.
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Dentseh-Oitafrika.
22d
Entsclilos&eii, wie bisher nicht nur den Sklavcnjagden, sondern auch ilern <;eworb,s-
mässigen Sklavenbandel uunachsicbtlich und mit ailea Uittelu eDtgegeQ£utret> n,
Iwhilt'tteh dift deutscb« Regieraiig in voil«r 0»ber0iiutimmiiiif mit dtn auf der
Bröneler Konferois öbernommenen V«rpflicbtmig«n vor, d«n Moment selbst xu
wählen, der ihr für weitere Beschränkungen der herrschenden Sklaverei geeignet
erscheint; sie wird, wenn der Zeitpunkt dazu gekommen, die bezü^^lichen Maass-
re>;elu nicht nur anordnen, sondern auch für die strikte Dorcbfährung derselben
Sorge tragen."
Die A II t i s k l a V e r e i- K o u f c r e 11 z (' 11.
Um durchgreifend«' Mittel zur Bekämpfung des Sklavenliaiulcls im
Innern, der Jagd auf iSklaven, welche zum Verkaufe bestimmt sind,
und der Fortttihning von Sklaven zur See zu vereinbaren, hatten
sieh einer Einladung des Königs der Belgier und der Könia^n von
England folgend die Vertreter der Mftchte in Brüssel am 18. November
lbö9 versammelt. Nach laogwierigoi Verhandlungen wurden die Er-
gebnisse der Beschlüsse in einer Generalakte von sieben Kapiteln za-
sammengestellt. Der Artikel 1 des Kapitel 1 lautet:
Die Mächte erklären, dass die wirksamsten Mittel nr Bekimpfnng des Sklaven-
bandels im lunem Afrikas folgende sind:
1. Fortsrhreitemle Oif^anisation der Verw.iltunfr, der (tericlit-sliarkeit, sowie
der kirchlichen und militüriM-licu Eiiinchtmit^eii in den der Iluheit odor dem Pro-
tektorate der zivilisirten Nationen unterstellten Gebieten Afrikas.
2. Aliuiühliche Errichtung von Stationen im Innern Seitens der Mächte, m
denen die betreffenden Gebiete im Abhängigkeitsverhältnisse stehen, und swar mit
einer derart starken Besattung, dass in den durch die Menschenjagden verwüsteten
(lebieten ein kräftiger Schutz der P^ine:eborenen und eine wirksame Unterdrfickuug
des SkiaTenbandele ausgeübt werden können.
3. Atdaue von Strassen und nanientlicli EL^eubalmen, welche die vorffeschol>e-
nen Statioiien mit der Kü^le verbinden und den ZuL'H'ig zu den Hinnenircwässci ii
und zu dem oberen Laufe der durch die Schuelleu und Katarakte unterbrochenen
Ströme und Flosse erleichtern, um auf diese Weise billige und schnellere Trans-
portmittel an die Stelle des jetat üblichen Trägerdienstes zu setzen.
4. Kinfohntng von Dampfschiffen auf den schiffbaren Flössen des Innenlande»
und auf den Seen, sowie tu deren Unterstützung Anlegung von Stützpunkten an
den Ufern.
5. Errifhtun? von Telegraphenlinien zur Sicherung der Verbindung der Stütz-
punkte und Statiunen mit der Küste und den Verwaltunirszentren.
6. Orgarli^atioIl \' U Kxj>eilitionen und tnobileu Trup[ienkürpern, welche 'l e
Verbindung der Stationen unter sich und mit der Küste aufrecht erhalten, bei
der Unterdrückung des Sklavenhandels mitwirken und die Verkehrswege sichern.
7. Beschrtnkung der Einfuhr von Feuenraffen, wenigstens der vervollkomm-
neten sowie der Munition in der ganzen Ausdehnung der von dem Sklavenhandel be-
rührten Gebiete.
KoloaialM Jabrbedt 1890. I5
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226
DratMli-Otliifrika.
Die folgenden drei Kapitel eiitliHlten RestiinTTiiiniifn über die \''^'-
känipfuug des Sklavenhandels an den Ursprun^soilen. über tlie Ueber-
wachnn? der Kara\v;ni('ii>h:issen behufs Verhinderung von Sklaven-
trans|)ortt'ii zur Küste, ülter <lie Unterdrückung dos Sklavenhandels
zur See und über Xlaassnahnien in denjenigen Bestimmungsländern
der Sklaven, in wekhen die Sklaverei noeh als gesetzliche Ein-
riehtiirnng anerkannt ist. Kapild fünf l)etrint die Einriehtnng eines
internationaU'n maritimen Hürfaus in Sansibar, Austausi-h der auf
den Sklavenhandel bezügliciirii Urknnden nnd Auskünfte unter den
Reiiicrungeu. Sehnt/ der in Freiheit gesetzt.(Mi Sklaven. Kapitel seclis
entliiilt Maassregeln, bctrcftend die Beschränkung des Handels mit
Spirituosen innerhalb einer Zone, welche vom "20. Grad nördlicher
Breite und vom '22. Grad südlicher Breite begrenzt wird nnd welche
sich im Westen bis an den atlaut isi Im h Ozean, im Osten bis an den
indischen Ozean und seine Dependenzen einschliesslich der bis zu
einer Entfernung von 100 Seemeilen vom Meeresufer gelegenen
Inseln erstrecke. Ferner ist noch hervorzuheben, dass für dieselbe
Zone auch strenge Bestimmungen hinsichtlich der Einfuhr von Feuer-
watVen und Pulver erlassen worden sind. Die Zeichnung der General-
akte fand am *2. Juli durch die Vertreter der betlieiligten Machte
mit Ausnahme derjenigen Hollands und der Türkei statt. Um die
nachträgliclK' Zustimmung der beiden genannten Staaten zu ermöglichen,
ist vereinbart wdrden. dass ihnen die l'nterzeichiuing no<'h sechs
Monate (•ffen i;ehalten werden sollte. Der Widerstand Hollands ist
darauf zurückzuführen, diiss neben den Bestimmungen der General-
akte Tiocli ein Son<lerabkommen getrotVen worden war. welches die
Berliner Generalakte vom '26. Februar 1884 dahin moditi/irte. dass die
Signatarmiichte oder die beitretenden Mächte, welche in d«'m konven-
tionellen Conuo-Becken B^'sitzniiL: n halien oder eine Schutzherrschaft
ausüben, daselbst von den eingeführten Wuaren Zölle erheben
köiuien, deren Tarif 10" o dt?s Werthes im l">iiiluhr-Iiafcn nicht über-
steigen darf, jedoch mit Ausnahme der Si)irituosen. für welche der Ar-
tikel sechs der Brüsseler Gen(>ralakte inaass^ebend bleibt. Der Grund
für diese Durchlöcherung der Handelsfreiheit ist darin zu suchen,
dass der Congostaat zu seinem terueren Bestehen nnd zur Aus-
führung der Bestimmungen der (ieneralakte nothwendiger Weise, da
die Ausfuhrzölle nur einen sehr massigen Ertrag gewahrten, neuer
beträchtlicher Mittel bedarf, während Holland weniijer das Allge-
meine als die Interessen der grossen llotterdamer Nieuwe Afri-
kaaiische Handels- Veonotächap vertrat, deren Geschäft darcb die
Üiyitizcü by GoOglc
827
EinflShrang der Einlnbrzölie in Gefahr staod, roinirt zn werden.
MonatelaDg tobte ein heftiger Zeitangs- und Broscharenkampf zwi-
schen Hollftndeni nnd Belgiern nnd als im November die Vertreter
der Mftchte wieder in BrQssel zusammentraten, nm innerhalb der
Maximal-Grenze von 10% Werthes die Bedingungen des im
konventionellen Gongobecken einznftthrenden Zoll-Systems za verein-
baren, war noch keine Anssieht vorhanden, dass Holland in der
Frage des Einfuhrzolles nachgeben würde.
Am 22. September wurde in Paris dureh den Kardinal Lavigerle
ein Antisklaverei-Kongress eröffnet, welcher einen flberwiegend katho-
lischen Charakter hatte, obwohl Vertreter der engiischen Antisklaverei-
Gesellschait theilnahmen. Für das Jahr 1889 war der Rongress in
Lnzeni geplant gewesen, aber wegen des voranssiehtlicben Ueberwiegens
des dentschen Elementes noch im letzten Augenblick aufgegeben
worden. In der Eröffnungsansprache erklärte Kardinal Lavigerle,
der Krenzzng ffir die Abschaffimg der Sklaverei sei von dem Papste
Leo XIII. eröffnet worden. Die Sklaverei sei in Afrika ein wesent-
licher Bestandtb^l des gegenwärtigen sozialen Lebens. Ihr plötz-
liche« Verschwinden wflrde unberechenbare Schäden, Ja ein so un-
geheures Chaos hervorrufen, dass nichts diesen Zustand fiberleben
wOrde.** Ffir den Augenblick mfisse man sich darauf beschränken,
gegen den Sklavenhandel vorzugehen; er sei die Geissel, von der
man die Menschheit befreien mflsse. Den Sklavenhändler, den Hen-
ker von MiUionen von Menschen mfisse man ohne Verzug vor«
schwinden lassen, bn Vebrigen aber sei abzuwarten, „bis die Zeit
nnd das Vorgehen Europas die sozialen Elemente als die Grundlage
zu dem Fortsehritt geschaffen haben, der allmählich an Stelle der
Sklaverei treten mflsse.**
Der Kongress nahm 11 Resolutionen an, deren hauptsächlichste
folgende sind: Die Autisklavereisache wird in nationale Komitees ein-
getheilt, deren Organisation nnd Thätigkeit unabhängig von einander
sind. Der Kongress zählt vor allem auf friedliehe Mittel, haupt-
sächlich auf die moralische Thätigkeit der Missionare. Die natio-
nalen Komitees werden sich bemfihen, die private Hingebung nnd
freiwillige Hilfeleistung unter den bei der Konferenz in Brfissel be-
kannt gegebenen Bedingungen wachzurufen. Der Kongress druckte
den vom Papste gebilligten Wnnsch einer jährlichen Kollekte ffir das
Werk der Antisklaverei aus, machte die mohamedanischen Mächte
auf die Gefahren anfinerksam, welche durch die Ausbreitung ge-
wisser mohamedanischer Sekten ffir die Civilisation und die Freiheit
15*
228 Dfoteeh-Ostornl».
der Scinvai-zen entstehen und sprach den AVnnscIi aus, dass von den
nach Afrika, eotsaodteo Missionaren keiue Zölle erhoben werden
mochten.
Wissmann in der Heimath.
Major \V issmann, welcher am '2(>. Mai sich von Seyid Ali ver-
ahschicdet hatte, langte von seinem Adjutanten Dr. Bumiller und dem
deütsclifreundlichen angesehenen Araber Solinian hen Nasr begleitet,
in Dentschland an. als die Veröftentlichong des KeiduMDzeigers über
das vorläufige deutsch- euüilische .Xbkommen bereits ersehienen war
und in vielen Kreisen der Kf)h)iiiaifreunde lebhaften Unwillen er-
regt hatte. Besonders schmerzlich wurde die UeberJassuDg Sansibars
an die £ngländer empfunden, doch gelang es Wissmann noch durch
seine persunliche Intervention wenigstens Mafia unter Preisgabe der
für nns ziemlich werthlosen Stevenson Road zwischen Nyassa und
Tanganyika für Deutschland /u retten. Mafia liegt in der Nähe der
wi(htigen Hafeaplätze Eilwa, Lindl nnd Mikindani und Wiaemann
hoHt, dass es, schon jetzt mit einer volkreichen Stadt versehen, mit
der Zeit för den sadlichen Tbeii unserer Kolonie zu einem zweiten
Sansibar werde gemacht werden kOnnen. Der Kaiser ehrte üm durch
Verleihnng des Adels nnd von allen Seiten wurde ihm in f&r ihn
schmeichelhaftester Weise der Dank fttr das von ihm Geleistete dar-
gebracht. Aber leider erkrankte er bald am Gelenkrheamatismns
und musste längere Zeit in Lanterberg, wo seine Mutter wohnt, ver-
weilen, wo er nach kaum beginnender Genesung sich damit be-
schäftigte, ein grosses Werk, welches seme dritte im Auftrage des
Königs der Belgier zur Gründung 'von Lulnaburg u. s. w. unter-
nommenen Reise behandelt, zu schreiben und eine Auseinander-
setzung mit den evangelischen Missionaren über ihre Missions-
methode, an der er mancherlei auszusetzen hatte, auszufechten. Die
Lage hatte sich in dieser Zeit sehr verändert, die Ueberzeugnng
' hatte sich geltend gemacht, dass nach Niederwerfung des Aufstaudes
eine Zivilverwaltung des Gebietes eingesetzt werden musste, und dass
femer die von dem Reichskommissar auf eigenen Namen angewor-
bene Sehutztruppe in eine Reichstruppe umzuwandeln sei. Die letz-
tere Maassregel war nach jeder Richtungen hin angezeigt, emmal
ist der Eolonialdienst sehr anstrengend und aufreibend, so dass die
sich ihm Widmenden eine besondere Berficksichtigung verdienen,
andererseits war der Marine bereits das Zngeständniss gemacht wor-
den, dass den Mannschaften der Dienst in Ostafrika während der
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Deutscb-Ostafrika.
229
Blokade und des Anfstandes aU Kriegszeit, d. h. doppelt, angerech-
net wird. Im Interesse der Stftrkung des moraliseben Elementes in
der Schütztroppe war es ferner erforderlich, die dentschen AnhOrigen
derselben anf die gleiche Stnfe mit den Angeliörigen der milit&risohen
Macht des Reiches zn stellen. Das Retchskommissariat bedurfte
nach üebergang der Kfiste in die deutsche Yerwaltong dner Nen-
oiganisation. Doch wnrde ^ssmann fiberraschender nnd anilldliger
Weise nicht mit der Einrichtung der Zivil-Verwaltung betraat, son-
dern der bisherige Gouverneur von Kamerun, Freiherr v. Soden,
Ende September nach Ostafrika delegirt, um über die künftige
Gestaltung der inneren Verwalliiug und die HeRolun^ d«'r Juris-
diktionsverbiiltnisse au (l»r Küste Ermittelnugeu anzustellen und
darüber zu berichten.^) Major v. Wissmauu, dessen Ki>n)misr^oriuui
') In dem seit zwei Jabreo Torhandenen Titel „für ^aassregelu zur üuter-
drfiekiiofr des SklambsDdels md znm Schutse der deutsch«» Intcretstn in 0«t>
«frikft* werden im Etat des Amw&fti^en Amts fär IS91/92 3500000 Mk. verltnvt
griren 4 500 000 Mk. im vorigen Jahr«. Wenn auch die Htupttbatsacben »chon aus
früheren YerülTentlichunffen bekannt sind, sind die Ausführungen datu doch be-
tnerkenswerth, namcntlioli in oinein V ergleiche der Vertheiluntj der Kosten mit dem
▼orjährigen Etat. In der Heiirüiidung zum Etat heisst es: Es wird beabsichtigt,
die ^om Reicbskomtui&sar für U>tafrika auf eigenen Namen angeworbene Scbutx-
(ruppe in eine Ktiierliehe Sebulstnippe umzuvandeln, sowie die von ihm sns
Reicbsmittehi beschallte Flottille beirabehslten und der Kaiserlichen Marine anxu-
sebliessen. Für die Zivil- Verwaltung, bei welcher zunicbst auf eine Mitwirkung
von Offi^ien^i und Mannsdiaften der Schtilztruppp nirht verzichtet werdin kann,
i^t ein tinuverneur mit dein erforderlichen Beaniit tiiM r>(>iiai iu Aussicht gciitKumt'ii.
Nach den auf Grund eingehender Beratbungen autgeäteliten und, soweit aich die
Verhftltnisse übersehen lassen, detaiIHrten Ansehligen werden sich die Angaben be>
laufen: 1) fSr die Schntitnippe auf 2 200000 Hk^ S) für die Klotille auf 800000
Mk., 3) für die Zivil-Verwaltung auf ÖOOOOO Uk. Diese Summe verringert sieb
nach dem mit der deutach - ostafrikauisclien Gesellschaft abgeschlosseneu Vertra<re
um den Ertrag aus den Zolleinkünften, welcher, aKzü^lich der an die Gesellsd aft
xn xahlenden Summe von 600 üOO Mk. jährlich, für die Verwaltung des liebicts
verwendet werden kann. Nach den bisherigen Erfahrungen wird voraus^icbtlich
zu diesem Zwecke 1 OOOOOO Mk. jihriich cur Verfägung stehen. Eine weitere
Verminderung in Höhe von etwa Millionen Mark jihriich ist aus dem Ertrtg-
uiiiS der lokalen Einiiahmen zu erÄ-arlcu, in welcher Bezielmnsr die Berichterstal-
lunir citiPH nach Ostafrika ent.sandten höhertii Zivi|l>eaintfn in #\us>>ioht >tt»ht. E ne
« i)ts|»r. cluii!ie Ermässi^uuiT der Forderung' von 3' 2 Millionen Mark Meiltl demnach
vorbehalten. Sollten sich diese Erwartungeu erfüllen, so würde dos Keich im näch-
sten Reebnungsjabre nur 2 OOOOOO Mk. fSr Ostafrika snschiessen müssen. — In
dem Blat für 1890/91 waren nach den detaiUirten Ansehl&gen des Keichskommis-
aars und des Majors Liebert an laufenden Ausgaben verlauirt: 3 0S$5H0 Mk., und
swar: für Unterbaltung des europaifchen Personais 750 000 Mk., für Unterhaltung
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230
DmUdi-Otttfrilw.
erat mit dem 1. April des Jahres 1891 ablief, reiste Anfang No-
vember znrflck nach Oetafrika, wo er die Ueberführang des Hau[>t>-
quartiers von Sansibar nach der Küste so schnell als mOglieh be-
wirken wollte. Dann wollte er eine iuepektionsreise oaeh alleo
KflsteoetatioDeD notemehmen , die nothwendige Bauten aufTühren
lassen und vorkommen den Falls für die Rt'krimpfang der Gefahr,
welche die MaUti und Yao der Sicherheit der Küste noch bereiten
konnten, die etwa erforderlichen Schritte thon. Ueber seine
Thätigkeit nach Ablaaf seines Eommissorinms veiiantet, dass er
wahrscheinlich im Innern zar Ansfühmn^c ein« > grossen Planes ver-
wendet werden wird, fftr den er in Deutschland, soweit es seine
amtliche Stellung gestattete, onansgesetzt thätig gewesen war. Be-
reits im Frühjahr 1889 hatte er an die Antiskiaverei-Kommission
der r)('nt<«luii Ko!öni;ilL:t'SHllscliaft ein Schreiben gerichtet, in dem
er als das einzige Mittel zur Unterdrückung des Sklavenhandels in
Ostafrika die Anlage von Stationen nach dem Innern nnd die Schaf-
fung von Dampf» rn für den Viktoria Nyanza. Tanganyika und Ny-
assa f&r uothwen lii; erklärte. Aber auch handelspolitisch war dieses
bestreben von Wichtigkeit, denn auf der einen Seite dringt der
Kongostaat, welcher durch seine ausgezeichneten Wasserverhältnisse
der farbigen Trtii)i><» (17< 0 Mann) 1 35S 580 Mk . lür latifemle Reise- und Aus-
läatungskostci), Abtindungsgelder u. s. f. aus Anbss eines Weibhelä im Fersonal-
iMStaDde der Truppe 85 000 Uk., Kottea für den Schiffsbetrieb (4 Kämpfer und
1 BarkMie) eiuechlieMlich der Bauunofi^Beioldttiifea 385000 Mk. uad Inr ver-
eebiedeae eonttiKe sacblieb« Aueftbea 510000 Uk. Dasa tiaten an einmaligeD
Ausgaben für Ankauf einer Dampf ><arkaiiKe und von ßrandunpsbooten, zur Cbarte-
riinp von Tratisportschiffen, für Erpfinzunp ''es Kriepsroaterials, Hann- und Kaser-
nen-Einrichtungen, für die Stationen, Ausrns unc»«- und Rei^iegcider 845( 00 Mk.
Dann hatte sich daa Bedürfniss erfi^eben, zu unvorhergesehenen Ausgaben einen Re*
serTefonds von 566 4S0 Mk. auakawerfen. ScbUesalicii ward« benetkt, daa vor-
auasichüich bia Silin Finalabachlmae der Lap^tionskaaae fir 1889/90 aicb eino
Uebersclireitung der bewilligten Krr lito von "65 000 bi« 400 000 Mk. eicaben
«erden. \Ur rnterscbied in den beiden Elatsanfsf olinncen ist ein (»rnsver nnd
augenfälliuer. Für die Schutztrnppe an sich wir<l annähernd difselbe ^umnie ver-
langt, uamlicb 2,2 lIiliion«n, gc^en 2,1 Millionen Mark. Dagegen fällt der Posten
für Auarüatungan wag: fnr die Flottille wird eine runde Snimna von 800000 Mk.
verlangt, «Ibrend dia Wiiamanniclie FJottillo bitber an drei bis v.er Ctatstiteln
betbeiligt war. Die sachlichen und dio unvor') r^ohilieneu Ausgaben sind diesmal
ganz wet'LM'fallen : mi konnte man 500 (KX> Mk für die Zivilvt-rwaltung auswerfen
und doch den g.inzen Etat für Ostafrika uoi eine Million herabsetzen. Dass man
der ganien Berechnung nicht vollständig sicher ist, geht daraus hervor, dass lueh-
rer» Male in der Begründung die Einacbaltang vorkommt: eoweit sich die Varbül**
nisaa übersehen iassen.
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Dwtoeb-OstefribL
981
eioe gr0686 Zukunft hat, mächtig vor, auf der anderen Seite liegt
dar NjMsaweg der Engländer, welche nach ihren Gebieten den
EarawaiK II verkehr hinüberzaziehen sich bestreben. Man darf das
Seengebiet eigentlich als die zweite KOite Ostafrikas betrachten and
Wissmann führte den Gedanken, daes man jetzt, nachdem die Ost-
liche Küste dnrch Einrichtung der Dentsch-Oitafrika-Linie in direkte
Verbindung mit Dentschland gebracht sei, nmi «ach die westliche
Küste entwickeln mfisse, mit warmer Ueberzengnng ans. Der Appell
an das deutsche Volk war nicht veigeblich; in ▼erhältniesmaasig
kurzer Zeit waren einige Hunderttaosend Mark gesammelt (et ver-
dient liervorgehoben zu werden, dass in Hambarg allein fast 80 OOn
Mark zasammenkamen) und Wiasmann konnte einen Dampfer bei
der Uambnrger SchitTsban-Firma Janssen & Schmilintky bestellen.
Derselbe ist für den Viktoria-Nyanza bestimmt und wird 88 Fnss
lang, 16 Fuss breit and hat 8 Fuss Tiefgang. Die Maschine er-
hftli eine St&rke von 220 Pferdekrftften. Zum Transport der
Dampfor nach dem Viktoria hat eich Stokes verpflichtet, im Sommer
mit 6000 Waqamweei-Trftgem an derEtete zu erscheinea.
Das Witugebiet
Die Yeihfiltnisse im Witugebiet hatten sich Ende des Jahres 1889
dnrch das Vordringen der Engländer in einer Weise zugespitzt, welche
eine Eiida in nahe Aussicht stellte. Anfang Dezember hatte eine
Gesandtschaft der britiseh-oetaMkaaischen GeseUschaffc den Sultan
Famo Bakari besucht, um ihm mitantheilen, dass der Sultan, wenn
er den Beledsoni-Eanal nicht gatwiUig rftnme, mit Gewalt vertrieben
werden wfirde, and ihm 10000 Rupien im Falle einer friedlichen
AnseiaandersetzoDg aonbieten. Der Sultan glaubte es seiner Ehre
schuldig zu sein, die deutschen Interessen am Tana zu vertreten,
und wies die Gesandtschaft ab, da er im vollen Vertrauen daranf
war, daas die deutsche Regierung, welche ihm wieder im Jahre 1889
die Zollerhebung gestattet hatte, ihn femer nnterstatzen wflrde.
Er hatte sich aber in dieser Annahme sehr getAoscht Am 28. De-
zember kam S. M. S. «Schwalbe'' nach Lamu and brachte einen
Brief vom Gteneralkonsul in Sansibar mit dem Befehle der Kaiser^
liehen Begiemng, die Station am Beledsoni-Eanal sofort aufamgeben,
der Sölten solle spftter seine Rechte auf den Eanal geltend machen.
Der Sultan von Witu gehorchte: Die britisch-ostafrikanische Gesell-
schaft sandte Ende des Jahres 1889 eine Streitmacht nach dem
Eanale ab, vor der sich die Wituleute zurQckzogen; die Englfinder
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232
Dwtseh-Ottafrilou
waren thats;i("hli« h Ilernjn des vielumstritteneii (icbietes. Da ihnen
jiucli Lamu durc h Schiedsspruch des Barons v. Lamberruont ') zu-
e kannt war. griffen sie weiter nach Maiida und l'atta über, be-
hanpteten. dieselben vom Sultan von S;iu>il)ar gepaehtet zu haben,
niietheten dort Häuser und setzten Ai^enti'H ein. Die eimliselie Re-
gierung de>a\ouirte aber das eigenniächtiLre Vorgehen der Gesell-
."chaft und ^ab die Erkläruntr ab. dass nach (U'u bestehenden Ver-
♦Mubaruntien ohne \oraut'gegaiig»'iii' nähere Verständigung zwisch-'U
I ><'nts<-hland und Knirland weder der Sultan von Sansibar zur Er-
iheihing fiiH-r solchen Konzession, noch die eimlixh*' <Iesellschatt
zur liesitzergreitunii der Inst-ln und Aufhissnntr der Fhiggf daselbst
berechtigt war. Man konnte also auf deutsciier Seite hoffen, dass
als theilweiser Ersatz für das Verlorene wenigsten diese wichtigen
Inseln uns erhalten blieben, auf welch«' der Sultan von Witu wohl-
begründete historische Ansprüche erheben konnte. Das Auswärtige
Amt nahm au<li einen Anlauf, in diese Verhältnisse Ordnung zu
bringen. Am 5. April landete dei- (Icneralkonsul Dr. Michahelles
mit gros-eni Gefolge in Lamn. um Fumo Bakari einen Besuch ab-
zustatten. In Witu am (j. angelangt, wurde er vom Sultan em-
pfangen, der durchaus entgegenkommend '.vur un<l sich iiereit zeigte,
einen formlich''ii Schutzvertrag, welcher bisher noch nicht bestand,
zu unterzeiehiieii. Das Znstandekommen des Vertrages und die Be-
b-itit:nng der freundscliaftlichen Beziehungen war der Hauptzweck
d'-r Mission des (leiu'ralkonsuls. Am 7. April wunle der Verti^ag
in feierlicher Wei^e unter/eichnet und der Sultan empfing ausser
einem Bilde des Kaisers eine Anzahl werthvoller Geschenke. Um
so überraschemler wirkte daher später die Nachricht, dass die Kai-
serliche Regierung das ganze Wiltiirebiet nebst dem Selmt/ycbiete
von Kweiho bis zum Jiib an Hugland als Kompensation für Zuge-
ständnisse Englands im Hinterlande unserer ostatrikanisclien Be-
sitzniiLTen al>treten wolle. Ali^esehen von den wirthsihaftlichen Er-
wägungen (siehe darüber die Denkschrift im Anhang) war hier wohl
mit entscheidend. da>s die in Afrika interessirteu Deutschen allmah-
lii'h bei dem lauen Interesse der deutschen Regierung die Unhalt-
barkeit ihrer Position eingesehen hatten. Aergerliche Streitigkeiten
zwisehen den Deutschen verhinderten ein fruchtbringendes Hand-in-
Haud-Arbeiten , so dass ^iemaod auf einen grüueu Zweig kommen
') Der Schiedsptttch ist am 16. September 1890 ausfuhrlieh im BdohsaiueiKer
abgedruckt worden.
yiu^jciby Google
Denlidi-Ottafrik«.
•2^3
konnte. Die Transaktionen der Witngesellschalt hatten keinen Er-
folg, der Import war bei der geringen Kaufkraft der BevOlkerong
nubedentend, Exportartikel waten in grosseren QoantitAten nicht zn
beschaffen. Dazu kam noeb, dass die British India Schiiisgesellschaft
in nngehenerlicher Weise dem Eanfmaone hohe unerschwingliche
Lasten auferlegte, gelegentlich Lamu gar nicht anlief« und das Ka-
pital der Gesellschaft Är eine energische Ansnfitzuilg ihres Land-
besitzes, auf dem nur einige Kokosnussplantagen angelegt waren,
zu gering war. Unter diesen Verhfiltnissen war ffir die Witugesell-
schaft eine gedeihliehe Entwiekelung nur durch Vereinigung mit
einem anderen kapitalfähigen Unternehmen zu erhoffen; in einer
Sitzung am 16. November 1889 sprach sich der Verwaltungsrath
einstimmig dahin aus, dass die auf eine Verschmelzung des Witu-
Unternehmens mit der deutsch-ostafrikanischen Oesellschaft gerich-
tete Offerte der GeneralTersammlung zu empfehlen sei. In einer
Generalversammlung vom 10. Mai 1890 wurde die Verschmelzung
genehmigt. Die deutsch -ostafrikanische Gesellschaft erklftrte sich
bereit, das Unternehmen in seinem damaligen Bestände f&r ihre
Rechnung fernerhin zu betreiben und dagegen den Gesellschaftern
der Deutschen Witngesellschaft für alle geleisteten Einzahlungen auf
Antheilschelne, welche durch JC 1000 tbeilbar sind, liberirte Antbeil-
scheine zu gleichem Betrage ihres eigenen Unternehmens herauszu-
geben.
Das deutschrenglische Abkommen hatte^ber noch ein sehr be-
trfibendes Nachspiel. Es ist erklftrlich, dass der Sultan auf das
schmerzlichste von der Veränderung seiner Stellung berOhrt war,
wodurch er seinen heftigsten Feinden, den Engländem, ausgeliefert
wurde. Er gab auch seinem Missmuth gegenüber dem ihn be-
suchenden englischen Konsularagenten offen Ausdruck. Noch mehr
wurde aber die Bevölkerung durch das Sklavereidekret des Sultans
von Sansibar vom 1 . August und durch das Vorgehen der Engländer
gegen die Sklaverei aufgebracht, so dass es hier nur eines äusseren
Anlasses bedurfte, nm die Glnth zur hellen Flamme zu entfachen.
Im Sommer 1890 war ein bayerischer Landwirth Andreas Eflntzel,
welcher bereits mehrfach im Witngebiete thätig gewesen war und
sieh des Vertrauens des Sultans erfreute, in Deutsehland thätig ge-
wesen, eine Gesellschaft zum Zwecke der Ausnutzung der Holz-
bestände des Witowaldes zusammenzubringen, und obwohl manche
Bedenken gegen das Unternehmen sowohl als gegen den Leiter des-
selben laut wurden, fanden sich doch die Mittel dazu, und Käntzel
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Devttch-Ogtafiik«.
landete mit oeiui Begleiteni nnd einer goten, seinein Zwecke tage-
passten AntrOetang am 24. Angast in Lamn. Die Expedition fie-
delte nach Hkonombi, einem Eflstendorfe im Sultanate T^tn, ftber
und schaffte die SSgemftble ans Land. Ein Schoppen wurde er-
richtet nnd mit den Bewohnern des Dorfes ein frenndschaftüohes
Yerhftltniss unterhalten, w&hrenddem Kfintzel mit dem Soltan von
Wita fiber die firlanbniss, eine SSgemOble zn errichten, verhandelte.
Nach Efintcels Aenssemogen War Fnmo Bakari seinen Plänen jiicht
abgeneigt; ehe er indees seine Einwilligong ertheilen wollte, ver-
langte er ein Binffihningsschreiben des englischen Konsuls, und es
war der erste ernste Differenzpunkt, dass Kfintzel ein solches bei-
zubringen ausser Stande war. Der Sultan ist offienbar der Meinung
gewesen, dass nach Entziehung des deutschen Protektorates auch
der Schutz Aber ReichsangehOrige nicht mehr von deutschen Behör-
den geflbt werde, sondern ebenfiüls auf England fibergegangea sei.
Das Schreiben hatte für Fumo Bakari den Werth, festzustellen, an
wen er bei etwaigen Streitigkeiten mit den Ansiedlem sich zu wen-
den haben wflrde. Ehe der Punkt geregelt war, Hees Kfintzel seine
Genossen nach dem Dtuani -Walde, etwa zwei Stunden von Witu
entfernt^ vorrficken und dort eine Hfitte errichten. Er hatte dann
offenbar erfiihren, dass dies dem Willen des Sultans zuwider lief,
denn er Hess seine Leute warnen, da ernste Nachrichten aus Witu
eingegangen seien. Fumo Bakari Hess nun am U. September die
in IJtuani befindliche A|^theilung nach Witu geleiten, in einem flause
unterbringen, verpflegen und ihnen die Waffen abnehmen. Tags zu-
vor hatte er an E. Toeppen, den Vertreter derWitogesellschaft, der
in Lamn war, gesehrieben und ihn ersucht, nach Witu zu kommen,
offenbar um die Streitiglieiten mit Kfintzel zu ordnen; unglficklicher
Weise brach Toeppen erst am 15. auf und kam an, als die Kata-
strophe schon eingetreten war. Am Nachmittag des 14. September
kam auch Kfintzel mit Fritz Horn in Witu an, und die Lage der
Europfter wurde bedenklich. Nach Behauptung des Sultans hftite
Kfintzel auf dem freien Platze vor dem Pakist, wo der Flaggenmast
des Sultans steht, Öffentlich Schmähreden gegen Fumo Bakari ansge-
stossen, und auch der einzige, dem späteren Blutbad entronnene
Deutsche, der kein Suaheli verstand, giebt an, Kfintzel sei sehr
heftig gewesen und habe auf dem Platze laut geschrieen. Als nun
am 15. September Vormittags die um das Haus der Europäer ver-
sammelten Soldaten zahlreicher wurden, beschlossen Kfintzel und
Genossen gewaltsam durchzubrechen; sie vertheilten die ihnen ver-
DMrtMh OatafrUuu
235
btiebeoen Waffeo, und in eioem Augenblick, als die Soldaten sieb
zerstreut zu haben schienen, eilten sie nach dem Bfldlichen Stadt-
thore. Während Kfintzel mit Clane, Jarwieeld, Stanf und Meneehel
die daa Thor verBCfalieeBenden QoerhOUer anfrisaen, fielen hinter
ihnen die ertten Schfiase; ?on welcher Seite znerat gefenert worden,
wird wohl niemals festznstellen sein. Dem Friedrieh Horn, Urban
and Drottlef ist es fiberhaapt nicht geglfickt, bis ans Thor an kom-
men, nnd sie sind schon in der Stadt niedergemacht; KAntzel, Stani^
Glans nnd Jarwiecki wnrden anf der Flacht getftdtet, nnd nnr Jleu-
sichel gelang es, durch hohes Gras ▼eri>0Tgen, trotz seiner Verwun-
dung nach Eipini zu entkommen, wo ihn Toeppen fand nnd auf
einer Dhan nadi Lama brachte. Wie Famo Bakari Toeppen gegen-
fiber behauptet hat, habe er versucht, seine Leute von Feindselig-
keiten zurflckznhalteo, sie hätten aber nieht mehr anf ihn gehört,
<la auch auf ihrer Seite mehrere gefidlen wftren. Durch die Blutthat
ianatisirt, wandte sich die Volksmenge dann mordend und brenneod
siegen alle europüschen Niederlassungen, die sie erreichen konnte, und
so fielen ihr in Mkonumbi der junge Eari Horn, der Kflntzels Lager
beaufsichtigte, und in Baltia bei Idio der Kolonist Bebnke zum Opfer.
Die AnsiedelaDg des Penndorf im Walde von Utnani wurde nieder-
gebrannt, ebenfslla einige Tage später der Sitz des englischen IDssio-
nara Düring und eine Palmenscbamba der früheren Witn-Gesellschaft
bei Eiongwa; die fibrigen im Sultanate ansftssigen EuropAer, Kolo-
nisten wie Hissionare konnten sieh reditzeitig retten und flftchteten
nach Lama.
Eine rahige fieurtbeilang der Vorgänge iässt erkennen, dass
Kflntzels Vorgehen keineswegs einwandfrei war, ^) aber die über-
wiegende Schuld triftt sicher den Sultan, welcher weder offen uud
ehrlich aufgetreten war. noch auch mit der nfttliigen Enerp;!»' gehan-
delt hatte, um seine Leute von der Blutthat zuriu-kzuhalten. Ob
dazu die Autorität des Sultans uit ht aust;ereicht hat — er konnte
nicht einmal dw Beerdiguug der Erniordeteu befehlen — oder ob er
wirklich von Anfang an srhledite Absichten hegte, hat sich nicht
feststellen lassen. Jedenfalls erheischte die Blutthat eine schwere
Sühne. Der Admiral Fremantle zog seine Flotte von 10 Schitlfn
zusammen, mit welcher er nach Laniu altdanijdte, wo er am 2(5. Ok-
tober 930 Mariuesoldat«iu and Matro&eu landete. Die arubiächeu
I>ic offiziollou Horirhte üttcr die Ennordunr^ KönUtls vod Oenossaii bracht«
der Reichs- und .Siaatsanzoiger vom 27. Oktober 1890.
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Dcutsch-OstafHkB.
Trappen des Wati von Lama erklftrten, nicht gegen GlanbensgenoBsen
fechten zn wollen. Die vom Snltan von Sansibar zur Veifignng
gestellten Soldaten hielten sich brav. Am 26. wie 27. Oktober
wnrden die Englftnder anf ihren Terschiedenen Marschlinien von den
Witnlenten stark belfistigt, wobei 5 Ortschaften, darnnter Mkonnmbi,
in Brand gesteckt wurden. Am 28. wurde With angegriffen nnd
nach einem etwa dreistfindigen Bombardement von den Witnlenten
gerftnmt Ein glflcklicher Granatschnss steckte das Pulvermagazin
im Soltanshause in Brand. Witu wurde von Grund aus veraiditet,
die wenigen Steinh&user, darnnter das Haus des Sultans, mit Schiess-
baumwolle niedergelegt; die Trftmmer sind keinen Meter hoch. Die
Witulente verloren in den Gefechten vom 26.-28. Oktober nach
glaubwfirdigen Nachrichten 62 Todte. Auf Fumo-Bakari*s Ein-
bringung wurde ein Preis von 10000 Dollar gesetzt. Der Verlust
der Engländer betrug 7 englische Verwundete und 3 Todte. Da-
mit endete ein wenig rfihmliches Blatt der deutschen Eolonial-
geschichte.
Das SomaUland.
Die Schutzerklftrnng der Kaiserlichen Regierang aber den Kfisteii-
streifen zwischen Kweiho und Kismayu liatte die Hoffnung in man-
clieii kolonialen Kreisen rege gemacht, dass nun der Zeitpunivt ge-
kommen sei, um mit neuer Kraft anf die Erwerbung des Somnli-
landes loszusteuern, soweit dassr'lbe nicht I)ereit8 von den Italienern,
welche das Sultanat Ohbia etwa vom 8. (irad n. B. und später die
Kiislc his Kismavu uiitm- ihren Schutz genommen hatten, in Anspruch
genommen war. Es wurde deshalb eine Expedition ausirerüstet.
welche Ende 18S9 luicli ILilnle. dem Sitze des Sulluiis Usiinui, wel-
ch'T mit (k r (]eutsch-o>talrilvaiiist li( ii Oesellschatt Beziehungen ange-
knüpft hatte, abreiste, aber unverrichteter Sache nach Aden zurück-
kehren musste. Der eiiientliche Leiter des Unternehmens, Kegie-
rungsbaumeister K. lloiVmanu. braeh deshalli mit fünf Deutschen
Ende Febinar nach dem Siini;i Ii lande anf und i)esuchte am 13. März
Halule. ohne aber * inen Erfnin /u er/.ielen. Der Sultan des Med-
jertin lehnt'' »•> bistiminl, wenn auch in höflicher Weise ab, den
Deutschen Liindereien und Wohnsitze anzu\vei>en, denn ihr Land
solle, wie er sich in einem Schreiben an den ihm von früher her be-
k amti-n Het;ieriini;sl)aunieir-ter IIr)rnei'ke ausdrückte, frei Ideiben von
Fremden, „wir wollen weib-r diiden noch Christen, weder Europäer
nucli Araber liabeu, sondern einzig und allein die Stämme von
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Deutscb-Ostafrika.
237
Medjeiiin.* Obwohl ein Theil der Somali mit den deatschen Herren
n&here BezieboDgen aogeknüpft hatte, so war doch die Weigenuig des '
Sultans maassgebend nnd die Expedition fahr deswegen nach Sansibar,
nm eventuell in HohenzoUemhafen, in dem damals noch deutschen
Schutzgebiet, eine Ansiedelang anzulegen. Diese Absicht konnte
aber nicht ansgef&hrt werden, da der deutsche Generaltconsal drin-
gend davon abrieth, dorthin zu gehen; ohne Anlage einer Militär-
station im HohenzoUemhafen könne an die AosfQhraag des betref-
fenden Planes nicht gedacht werden. So war auch leider der letzte
Yersnch, das Somaliland f&r die deutsehen lateressen zu gewinneo,
endgültig gescheitert
Die deatsch-ostafrikanische Gesellschaft
Die leitenden Orgaue der Gesellschaft hatten während der Dauer
des Kommissariats die cingoheiidsten Erwögungen über die Nea-
regeluntr dt-r Verhältnisse in Ostafrikn auiiestellt. Es imndelte sich
dabei iiitht nur niii die A ut".>t«'llüii- ihres zukünftigen Programmes
in wirtiischaltlichi r HL/ichiing, ulsi» um die Festlegung des Planes
lür dif llandt'lstli;itigkeit <l<'r (iescllx halt und iiire Einwirkung auf
die Landesproduktion. >(ind('rn auch um <lie Oidnung ihrer Bezie-
liuiigen zum »Sultan \on San>ibar. Mit Seyid Khalita war sie in eine
R^'ihe srhwerwit'm'udcr DitVerenzen gerathen, welche im .lahrgang
lb8y naik-r daruclctit wurden sind. Ks ersehieu nicht w<.hl mög-
lich, die Stn'it[Minklt> anders, als durch direkte Verliandlungen
zwischen dejnsclhen un«! einem ad hoc abzux'ii.j. iidtMi Vertrauens-
mann der (Ie>ell>rhati. luiz-ulegen. Kl)enso ertorderle die Vorberei-
tung (h'r \Vic(ier;iutiialime der wirthschattlicheu Thätiukeit auf dem
o?-tafrik.ani>cheu Fe>lhiuile. dass eine mit den Verhältnissen der Ge-
seilsciiaft in jeder Hinsieht vertraute Personlii'hkeit naclj Ostafrika
sich begebe. Zwecks Litsimi; di r beiden i:enamiten Aufgaben reiste
Uerr Direktor VoIimmi. naciidem der Herr lieichskanzler seine Zu-
stimmung zu der beabsiciitigten Neuregulirung des Vertragsveriiält-
nisses zum Sultan von Sansibar ausues|»rochen hatte, Anfangs De-
zember ISi'^V» nach Ostafrika ab. Kmh' De/end)er lS,Si» in Sansibar
.•■.ngelangt, trat er sehnt in Unterhandlungen mit Seyid Kiuilifa ein
und am 13. .lanuar 1S'.}0 kam es zu ein(?r Einiunng mit (L'in Sultau
über die Abänderung des Vertrages vj»m 20. April 1S,S8: gleich-
zeitig gelang es Herrn Vohsen. die gesammten zwischen dem Sultan
und der (lesellschaft streitigen Punkte vollkommen zu begleichen.
Das Kontraktverhältniss znm Sultan, wie es in Geuiässheit des Ab-
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Dcutftcb-Osiafiika.
kommeos vom 13. Janaar sich dantellt, trag einerseits den Wfln-
schen des Saltans Rechnang, insofern nicht das Resaltat der Zoll-
regie des Aafstandsjahres 1888/89 allein, sondern das Dorchsebnitts-
rcsnltat der Zollregie der Reduungsjahre 1888/89, 1889/90 nnd
1^90/91 für die Bemossang der in späteren Zeiten dem Soltan za-
komroenden Beute maassgebend sein sollts, undererseits aber wäre«
geeignet, der Gesellschaft erhebliehe Vortheile zaznfilhren. Der Ver-
tr:ig mit dem Saltan versprach der Gesellschaft vom 18. Angnst
1891 an ganz erhebliche Ueberschösse aus den ZoUeinahmen. Für
den Verzicht auf Betheiligung von Vortheilen ans der Zollverwaltung
in den Jahren 1890 und lh91 hatte die Gesellsehaft einen Nutzen
»«•hon vorweg erlialten, da der Sultan ihr in Verbindung mit diesem
Verzicbt auf den Werth von 100 000 Hupies ^esdiatzte Häuser in
i)ar-es-Sahiam übereignet hatte. Die wirtbsehaftliciie Kntwickelung
Wi'ss sich somit selir hdtTnungsvoU au. Die grossen „Friedens-
srhauris", wek'he im Februar von dorn Reichskommissar und Direk-
tor Vohsen in den wiclitigen Küstenplätzeu abgehalten wurde, hatten
sieh zu bedeutsamen Kundgebungen uaeh dieser Richtung gestaltet.
Zu den Versammlungen war die Einwohn('r><-hal't auch der TniLr»'-
uond der einzeln. 'n Küstenorte entboten worden. Sie hatte sich
massen weise emgestellt. um die ErötTnungeri über die iiuf die Lan-
deserschliessung gerichteten Absichten entgciit ii/uiit'lnneii. und die
Kingeborenen-Cliefs erkhlrten der mit der Austheihuiii von (Jescheu-
k<'n und mit dem Versprechen einer Prämie für sie verbundmcn
\ ufforderunt;. ihre Landsleute zu den Kulturen von Oelfrüchten. na-
mentlicli von Erdnüssen nnd Sesam, behufs Verkaufes an die G> -
sells<'haft anzuspornen, gerne iiaehknmnicii zu wollen. Denn nur
(lureh liebunü; der allLioriieinen Laudeskultur kann ein duichschla-
gender und dauernder Kiutluss auf die Linjeborenen i^ewunnen und
kennen dieselben der Zi\ilisation entgegengelührt werden. Der in
Sansibar zentralisirte Handel Ostafrikas ist in den letzten Jahren in
eine rflekläufige Beweguns: gerathen. In erster Linie hat dies an
dem Preisfall der meisten £xportprodakte gelegen, als deren Gegen-
werth in Folge dessen nor ein gegen fnihrr best hrfmkies Quantnm
von Einfuhrwaaren abgesetzt werden konnte. In dieser Hinsicht
einen vollkommenen Wandel za schaffen und Ostafrikas ganze Be-
deatang erst liervortreten zu lassen, wird die aasgedehnte Erschlies-
sunir nller natürlichen Hülfs(iuellen des Landes, mit ander»>n Worten
eine Mehrung der festländisrhr'n Produktion durch Massenpflege der
hergebrachten nnd dnroh Einfährnng neuer Ealtaren (inbesondero
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DeuUcb-OsUfrika. 239
Tabmk, Kaffee, Baumwolle, Indigo iL b. w.) berafen sein. Hierza
bedarf es vor allein einer ^kten Berflfamng mit den Eiogeboreneii.
Die von Europäern seither auf Sansibmr betriebenen Geschäfte waren
wesentlich Eommissions- nnd Rreditgeschftile mit Indiem gewesen.
Faktoreien an der Rfiste nnter enropftischer Leitung gab es nicht.
Die von der Gesellschaft in AnsfOhrong des Vertrages mit dem Sul-
tan vom 28. April 1888 nach dieser Richtung gemachten Versuche
zerfielen, da die damals herrschenden arabischen Elemente sich in
ihrer willkürlichen Ausbeutang von Karawanen und in der Hand-
babnii? de» Menschenhandels durch die Festsetzung von Europäern
au der Küste auf das emptindlichste bedroht sahen und in der Ii -
regung des Anfstandes ihre Rettung suchlen. Die arabischen Gou-
verneure im Vereine mit den Dorfältesten waren an der luhaltuni;
der seitherigen Zustände am meisten interessirt, denn sie hatten fdr
ihre eiirene Rechnung den Karawanen sowohl, wie den indischen
Haudltrii, Hüben dem gesetzlichen Eltenl»einzoll — Ib^l^ ad val«^-
rem — weitere Abgaben bis zu "20 o/o des Werthes auioriegt. Diese
Misswirthschaft hatte nunmehr ihr iMide gefunden, und die durch den
Aufstand unterbrochene Arbeit kannte unter dem Schutze deutscher
Wehrkräfte mit Sicherheit aufgenommen werden. DieVorzüce, welche
die Etablinmg au der Küsti ge-^eDüber der seitherigen Cieschättsmethode
in »Sansibar bot. lai^L ii auf der Hand. ¥nv ein direkt nach der Küste ex-
portirendes und mit den Eingeborenen und Indern an der Küste in
direkte llandeLsverbindungeu tretendes Geschiift, wie es dnreh die
subventionirte deutsche Dampferlinie ermöglicht wird, fahen die dop-
pelten Versehift'nngen. die l'inhidungen, die Kominissionsgebühr u. s. w.
weg, und es wird der Handel sehr bald niciit mehr den weit kost-
spieligeren Weg über Sansibar nflinien. sondern auf die Festlands-
kOste sieh konzentriren, wenn dem Käufer daselbst mindestens gleich
grosse Vortheile zum Verkauf seiner Trodukte und zur Beschatlung
seiner Waaren geb()ten werden. Die (iesellschaft begann daher in
liagamnyo, Dnr-es-Salaain. Taniiani und 1 anga, später auch in Kilwa.
Lindi und Mikiiuhmi mit der Anlai;e von Faktoreien vorzugehen, v(»n
denen Bagamoyo noch in 18^)0 (Jeschäfte machte, während für die
übrigen der Anfang 18U1 als der Beginn des Uaudüisbetriebes fest-
gesetzt war.
Femer wurden wirtiiscliattürhe Airenten nach dem Hinterlandi!
uesciiickl. von denen besonders hr. Haumann in l sarnhara den Ver-
kehr der produzireiidon I-ingelHuenen mit den Faktureien herbei-
führen sollte. Da die deutsch - r^stalrikauische Plauta^engesellschaft
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'240
Deuttfch-Oitafrika.
ihre Arbeit auf Lewa wieder aofgenommen nod die deutsche Pflanzer-
gesellBchait ihre Arbeit bei Tanga begonnen hatte, so konnte die
deatsdi-ostafnkanische Gesellschaft sich auf die Anlage einer Ver-
sachsplantage beschränken. Znr Erleichterung des Gflter-Ümsatzes
in ihrem Interessengebiet ist eine eigene Silber- und Knpfer-
MQnze der Gesellschaft, entsprechend dem TVertbe der indischen
Posa nod der Rupie geprfigt worden. Der Hauptabechluss des Jahres
1889 ergab in Debet und Kredit Mark 3 782 367; das Verlustsaldo
war wie seither, auf Landbesitz-Konto übertragen, welches sich nun-
mehr am 31. Dezember 1889 auf Mark 2 404 289 stellen. Der
eigentliche Geschäftsverlust in 1889 bezifferte sich nur auf Mark
92 686. Die Hauptversammlung am 19. Mai genehmigte den Ge-
schäftsbericht und eine vorläufige Abmachung, nach weicher die
Witugesellschaft ihren Besitz in Ostafrika der ostairikanischen Qe-
Seilschaft abtrat In einer am 4. Juni 1890 abgehaltenen ausser-
ordentlichen Hauptversammlung wurde Beschluss gefasst fiber die
Ausgabe von Vorzugsantbeilen und eine Anleihe von 8 Millionen Mark
zu je 1000 Mark aufgelegt. Der Zeitpunkt für die Ausgabe der
Anleihe war insofern ungünstig, als der deutsch-englische Vertrag
die Gemfitber sehr erregt hatte, obwohl die deutsch-ostafrikanische
Gesellschaft ihr Möglichstes that, im Vertrauen auf die Entwicke-
iungsifthigkeit der Kfiste die Bedeutung von Sansibar für die deutsche
loeressen herabzusetzen, und ja auch bereits Schritte gethan hatte,
um die wirthschartjiche Abhängigkeit der Koste von Sansibar zu
lösen. Dass die Auslieferung von Sansibar Deutsch-Ostafrika einfseh
werthlos gemacht habe, war eine durch nichts gerechtfertigte Ueber-
treibnng. Kapital und Thatkrart können sehr wohl auch diese Sach-
lage flberwinden, aber schwierig bleibt die Neugestaltung immerhin.
Schwierig schon aus dem Grunde, weil man altgewohnte, bequem
gewordene Bahnen verlassen muss; schwierig wegen der finanziellen
Abhängigkeit der Araber von den Indem Sansibars, schwierig, weil
auch im Rücken eine Gefahr droht. I^chon seit Jahren haben sich
die Engländer bemüht, den Karawanenbandel vom Tanganyika nach
dem Nyassa-Schire abzulenken, und der neue Vertrag setzt diesen
Bestrebungen kein Hemmniss entgegen; denn der Handelsverkehr
zwischen den Seen ist auch für die Engländer völlig frei. Zugleich
aber war durch den Uebergang des Küstengebiets an das Reich die
Gesellschaft insolem in eine neue Lage gebracht, als der Zeitpunkt
immer näher rüitkto, da sie ihre Hoheitsrechte an das Reich abzu-
treten hatte. £s wurden Verhandlungen zwischen dem Auswärtigen
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«
Deutscb-Uät&frika. 24 1
Amte und der Gesellediaft eisgeleitet, welche schlieedidi zum Ab-
Bchlnsge folgeoden Vertrages führte, der in der HauptversaniniliiDg
vom 20. KoTember aogenommen wurde:
Der Vertrag zwischen der Kaiserlichen Regierung und
der Deutsch- Ostafrikanischen Gesellschaft
§ 1. Die Kaiserliche Re$^ierun^ beabsichti>^t den Abschlnss einM StutSfer-
trages, durch welchen die Hoheitsrechte ülier das der deutschen Interesseiupbira
in Ostafrika vorire lagerte Küstenget»iet, sammt dessen 'Zubehörunpen nnd der Insel
Mafia gegen EutschädiguDg Seiner Uoheit des Sullaus von Sansibar au Seine Mige"
sttt dtn Dratieh«!! Ktiter abgetretta «irdea aoUea. Du gegenwärtige U«lMr-
•inkonmcn tritt nur unter der Voranuetznng in Reditswirknng, dass der Toifte»
dachte Vertrai^ spätestens am 1. Desenber 1890 zum Abachlnss gelangt ist nnd
daas in diesem Vertrage der L^eberganjr der Hoheitsrechte von Seiten dos Snitan»
von Sansibar auf keinen späteren Zeitpunkt als den 1. Januar 1891 feslge*
setzt wird.
$ 2. Zvm Zweck der Betahlnnir der d«n Sultan v<m Sanallmr für die Ab-
tretuDf seiner Hoheitarecbte «i gewihrenden Entseh&digang verpflicbtet aieh die
Geaelhcbaft, der Kaiserlichen Regierung spätestens am 38. Dezember 1890 den Be*
traj^ von vier (4) Milliionen Mark Deutscher ReiehswUimng in Oold cur Verfügung
zu stellen und auszuzahlen.
Die Kaiserliche Regierung wird dafür besorgt sein, dass der Gesellschaft zum
Zweck der Aufbringung der Mittel fir diese Zahlung, sowie an den in § S diesea
VertraiEea beaeiebueten weiteren Zwecken recbtseitig die nach dem Prensiiecben
Gesetx tod 17. Juni 1833 (Oes.>Samnl. 18^ S. 75) erforderliche landesherrliche
Oenehmig'nng xur Aufnahrae einer mit h Prozent jUirlird verzinslichen und halb-
jährlich mit 0,3257 Prozent ihres Nennbetrages zuzüglich der aus den ersparten
Zinsen tilgbaren Nominalbetrüge zu amortisireuden, zum Kurse von 105% rü< k-
lablbaren, Dabrlebnsscbuld in auf jeden Inhaber lautenden Schuldverschreibungen
und die nach § 37, Ziffer 4, und $ 42, Ziffer 3, der Satznngen der Oeeellicbaft
notbige Genehmigung ihrer AnfisiehtsbehSrde ertheilt werden.
§ 3. Zur Anfbrinßung der Mittel für die nach § 2 an die Kai.serlicbe Regie-
rung zu leisten<le Zahlung sowie 7Tir Verwcndmig für dauernde wirthschaftliche .An-
lagen in dem Deutsch-Ostafrikanischen (lebiet und /ur befürderung des Verkehrs
nach demselben verpflichtet sich die Gesellschaft gegenüber der Kaiserlichen Regie*
nmg, eine Anleihe im Oesammtbetrage ven 10556000 Ibrk zu schaffen.
Dia Oesellsdiafk Ist gebaltea, aoa dam Brtoaa der Anleihe, sowait ala die in
§ 8 vorgesehene, sofort zu leistetnl-^ Zahlung übersteigt, die Retonnung der Häfen
im Küstengehiotp nach Ma.issg.il)t' «Ic^ uiit<^r dem -1. Mai 1890 von Seiten des
Reichs-Marineaiiits ausgearbeiteten l'laties aiis/iiführen, sowie Beleuchtungsanlagen
im llöcbstbetrage von 250000 Mark zu macheu. Mit dieser Arbeit wird spätestens
an ]. April 1891 begonnen werden.
Bina Terweadung des Erlfisea der Anleihe mvaa, sofern diaaa Verwendung
-sich nicht innerbalb der in Ab.«. 1 gedachten Zweekbeatimmong hllt» auf Verlangen
der Kaiserlichen Rederung unterbleiben —
I»ie Vcrwcuiiung muss innerhalb det ersten 10 Jahre erfolgen, soweit die
Kaiserliche Regierung eine Verlängerung nicht eintreten lässt.
Koienlatss Jahrtaeh 1890.
i^iyiu^cü Oy Google
242 DeutMli-Ottafrilia.
i 4. Der von der Gesellidiaft am 28. April 1888 mit Seiner Hobelt dem
Sultan von Sansibar abgeschlossene und durch das NacbtTagsübcreinkomnen vom
13. .lai iiar 1800 moditizirte Vertra'j wird mit dem Zeitpunkt der Zahlunp^ der Ab-
fiiidunti^-suinine (§ 2) ausser Kraft gesetzt, insoweit ^eine Festsetzungen nicht durch
den gegenwirti^en Vertrag ausdrücklich aufrecht erhalten werden.
Die Kaiserliche Regierung fibemimmt von diesem Zeitpunkte ab die Ver-
waltung des Kfiatengebietee und seiner Zubeborungen, der Intel Mafia, sowie des
Sehoticebietee.
Der Kaiserlichen Refpening fallen dementsprechend alle vom Zeitpunkte der
rehernahmo der Verwaltung ab eingehenden Zölle, sowie die etwa zur Hebung ge
langenden Steuern und sonstigen öffentlichen Gefalle jeder .\rt zu.
§ 5. Dagegen verpflichtet sich die Kaiserliche Regicning, vom 1. Januar 1891
ab bis dahin, dass die von der nescll-x haft aufzunehmende Anleihe (§§ 2 u. 3) lur
völligen planmässigen Tilguut: gelaugt ist, an die von der Oesellschaft su lieieieh-
nende Stelle tum Zweck der Versinsung und Amortisation der anfsunebmenden
Anleihe ans den von der Kaiserlieben Recriemimr vereinnahmten Brntto-Zollertrigen
der Ein- und Ausfuhr in das Küstengebiet bezw. aus demselben ohne jeden Abzug
und ohne jede Aufrerbming unter allen Umständen den Jabresbetrag von Sechs«
hunderttausend (6<)(»(*')0. Mark zu zahlen.
Die Zahlung erfolgt iu halbjährlichen Kateo von je 300000 Mark au jedem
80. Juni und 20. Detember.
Vier Podien nach Abscblnsa jeder Monatsaufiitellnng der Zolleinginge wird
der GesellBchaft von ihrem Betrage Kenntnias gogeben.
I 6. So lange die Verpflichtung der KaiserlichMl Regierung zu der in $ 5
bedungenen Zahlung besteht, wird die Kaiserliche Regiemng Aenderuneen der zur
Zeit des Vertragsschlusses an der Küste geltenden Zollsätze nicht eintreten lassen,
sofern eine solche Aenderung das Aufkommen eines Brutto- Zollerträgnisses von
miudchteus 600000 Mark jährlich gefährdet.
Werden Zollstelleu seitens der Kaiserlichen Kegierung ausserhalb des Küsten-
gebietes erriehtet, ao worden für die Daner der Vortragsaeit aueb die Brtrigniiso
dieser Zollstellen sur Aufbringung der vorerwihntan 600000 Hark verwendet
werden.
Falls iu einem Jahre oder in einer Mehrheit von .laliren der für dcTi Dienst
der Anleihe erforderliche I'.etrat: von fiOdOOO Mark durch die Brutlo-Krtrfignissp
der Zölle nicht erbracht werden Kolite, ist die Differenz aus den den Betrag von
€00000 Uark überschreitenden Ertr&gnissen späterer Jahre nachcuzablen (§ 5).
Die Kaiserliche Regiening räumt der Gesellschaft als ein ferneres Entgelt für
die Aufgabe ihrer Rechte aus dem Vertrage vom — A^^- die folgenden
\o, Januar iBsO
Befugnisse ein:
1. Tribciihadet der von der Gcsclhchaft ausserhalb des Kü.stentrebietes,
seiu<'r Zubehörungen 'ind dt r lusel Mafia 1) sowie ausserhalb des Ge-
bietes, für welches der Kaiserliche Scbutzbriet ertheilt ist, vertragsmassii;
erworbenen Rodite tritt die Kaisertiehe Regierung der Oeaellsebaft fnr
das Kostengebiet, dessen Zubobömngen, die Insel Mafia und das Gebiet
dos Schutzbriefes das ausschliessliche Recht auf den Eigenthnmserwerb
durch Ergreifung des Besities (Okkupationsrecbt) an herrenlosen Orund*
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DmtedhOitefriks.
243
stücken und deren unbew^trlicben ZubebörangeOt vornehoiUcb al<o ftaeh
•Im Okktip'itionsrecht an Wäldern ab, jedoch mit dem Vorbehalt
a) der wohlerworbenen Rechte Dritter an dergleichen berrealosen Orand>
stücken;
b) des Rsehts der Kaiserlicben RegierunKt herrenlose Orundstficke, in-
soweit solche nach ihrem Eroiessen zu öffentliehen Bauten im Inter^
eese der VervaJtnog und der Sicbemng dos Kosten.- und des Sdivts-
gebietes erfordert «eiden, dnreb OkkopsÜmi für das Reieh sn Bigen-
thum zu erwerben;
c) des Rechts der Kaiserlicben Regierung, für die Ausnutzung der
Wälder auch für die Gesdlscbaft verbindliche Gesetze und Verord-
nuBfsn im Interesse der Landes- und Forttkultur so erlassen.
3. In Bexug auf die Oewinnong von Hineralien werden der Geeellschaft fir
das Küstengebiet, dessen Zubehürungen, die Insel Mafia und das Gebiet
des Kaiserlichen Sobulzbriefes, gleichviel ob die Oeseilschaft seiest oder
ein anderer der Finder ist, die gleichen Vortlicile inliesondere auf die
Verleihung von Feldern eingeräumt, welche die iu jenen Uebieieu jeweilig
geltende Gesetzgebung dem Finder zusteht. Ausserdem verpflichtet sich
die Kaiserliche Regierung, bei Verleihung von Feldera an andere ale die
Gesellschaft, dem Belieheuen, insofern er ni hi der Finder ist, eine Ab-
gabe von fünf (5) Prozent der von ihm geförderten Mineralien zu Gunsten
der (jesellscliaft aiifxiioi le.'i'ii
3. Bei der Konzes^iouirung des Baues und Betriebes von Eisenbahnen im
Kttstengebiet| dessen Zubehörungen, auf der Insel Hafla und dem Gebiet
des Kaiserlicben Sebutsbriefes soll der Gesellschaft im Falle der Geber-
nähme und der Erfüllunir 'Icr gestellten Konz^-ssions Redinenniren ein
Vorrecht vor anderen Hewerbern zustehen. Die ihr, im Fall sie von
diesem Vorrecht Gebrauch macht, zu ertbeilende Bau- und Betriebs-
Kilaubniss soll öbeitr.'gbar sein.
4. Der GesellsebafI wird das Recht auf Errichtung einer Baak mit dem
Privilegium der Ausgabe von Notoi erthellt werden.
5. Die Gesellschaft verbleibt im Besitz der ihr zur Zeit des Vertragsschlusses
zustehenden Hefucniss, Kupfer- und Silltc! -Münzen, wel' iie an den öffent-
lichen Kassen de- Küstenu'ebiete-*, dessen Zulieliörungen unil iler Insel
Matia tiowie dei» (icbie(es des Kaiserlichen .'üchutzbriefeä la Zahlung ge-
nommen werden mnssen, zu prägen und auszugeben.
§ 8. Vor dem Brlass von Gesetzen und Verordnungen für das Küstengebiet,
dessen Zubehörungen, die Insel Mafia und das Gebiet des Kaiserlicben Schutz-
briefee wird die Kaiserliche Keirierung die Gesellschaft zur gutachilicben Aeusserung
auffordern, sofern nicht die Dringlichkeit des Falles eine Abweichung von der R^l
erheischt.
§ \K Insoweit es sich nicht um Hechte handelt, welche die Geselhchaft auf
Grund der ihr liier ein^^erüumten Mefiif^nisse wahrend der Dauer dieses Vertrages
erworben hat (vgl. § 7,, tritt das gegenwärtige Ucbereinkommen ausser Geltung,
sobald die aufennehmende Anleihe (§| 2 und 3) getilgt isL
In den zwischen Dentschland nnd Euglaud gewechselten Noten,
dnich welche das Abkommen betreffs des deutsch -ostafrikanischen
16'
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244 ' Deutsch-Ostafrika.
Efisteogebietes perfekt wurde, wurde die Verpflichtnng des deatecben
Reiches folgeDdermaasseii formiilirt:
I. Die Kaiserliche Regierung wblt in London bi« zum 81. Detember de*
laafeaden Jahres die Samme von 4 (vier) Uillionen Ifark in Gold.
II. Bis die Zahlanir dieser Sanne vollstindig erfolgt ist, fthrt die Deutsch'
Ostafrikaoische Qesellsebaft fort, dem Sultan tnonatlichc Abrecbnangea
über die von ihr eintrcnommpncn Znlle zu peben und ihm diejenif^en
Zahhinpen zu leisten, auf welche er nach (ien bestehenden Abmachungen
Anspnicb zu erbeben bat. Die Zollbeträge, welche seit dem 30. Juni
d. J. eiBbataahen worden sind, werden sofort ausbeiaiilt, soweit dies nicht
bereits geschehen ist.
III. Nach erfolgter Zahlung 'der in Arlihel T erwftbnten Snnaie wird sich
die Deutsch-OstafrikaDiscbe Gesellschaft jeder Eiomiscbting in die An-
frelegenbeiten der Zollverwaltung (cu^tom^house) in Sangbar enthalten.
IV. Die Dcutsch-Ost.i^ iV ' sehe Oescllscbaft wird spätestens am 21. Dezember
d..I. alle von ilii lieiiiitzten Waarenhäuser tind sonstigen Gcbände, welche
Ei<.'e[it[ium des Sultans sind und entweder einen Theil des Zollhauses in
Sansibar bilden oder sich an dieses auscbliesaen, räumen und dem SuHan
wieder sur Verf^nuig stellen. Auch wird die Gesellschaft die rvelt-
stlndige Xietbe für diese Geb&ude« soweit dies noch nicht geschehen Ist,
sofort und die laufende Mietbe bis anr lUunnng nonatlieh sahlen.
Wirtlischaftliche Errungenschaften und Projekte.
Im vorherEfeheiulen ist bereits mehrfacli der neuen snbventionir-
ten Dampferliuie nach Ostafrika gedaclit worden, deron Einrichtnn;]^
einem lang gefühlten Bedilrfnisse entgegen kam. Die Aktieni^est ll-
schaft „Deutsche OstafrikarLinie" verpflielitet sich, nachstehend
aufgeführte Dampferlinien einznrichten und wätirend zehn hinter ein*
ander folgender Jahre zn unterhalten:
' l IMc Aktienire^ellschaft hat sich in Hamburg mit einem < Grundkapital von
C> Millionen Mark, auf welches ziinfichst "25** i> eingezahlt sinil, koiistituirt. Das Kon-
»iortium zur L'eberuabme dieser Linie besteht aus den folgenden Firmen: in iiamburi;
Norddeutsche Baak, Vereinsbank, Konner»- nnd Diskonto-Bank, L. Behrens und
Sohne, Hardy n. Hinrichsen, C. Woemann, P. Laeisi, Ang. Bolten Nacbf., Hansing
u. Ko. ; in Berlin: Direktion der IMskonto-OescIlschaft, Berliner Handelsgesellschaft,
S, HIeichrödet, Mendelssohn u. Ko., Robert Warschsuer u. Ko. , Delbrück Leo u.
I\i>.: ferner: Hheiiiisihe Kredithaiik in Mannlieltn. Sal ( >ppcnhei."i jun. u. Ko, in
Kulu, V. d. Heydt, Kersten u. Sohne in LIberfelil und die Mecklenburgiscbe Ilypo-
theken* und Weebselbank in Schwerin. Der Vorstand besteht ans den Herren
Bduard Bohlen und Eduard Woemann; der Aufeichtsrath ans den Herren Adolph
Woeimann, Vorsitzender; Direktor Raners (Norddeutsche Bank); E. Laeisz; General-
konsul Kduar'l Behrens; Karl v. d. Heydt; I)r. Ilardy: Oher-HrirpertTici>.ter a. D.
Weber, Herlin: Hugo 'Oppenheim; Justizratb Winlerfeld, Berlin; L. F. Uansiug
und C. Erich, Kerlio.
biyiii^ed by Google
DratMh^tUfnk». ' 245
A. Eine Hauptlinie zwisoheu Hain^^ur^' unil Dclagoabay. mit Anlegeo in
einem niederländischen oder bel^iücbeu Uafeu, di'ssen Wahl der <>euehmi-
Cnng des Keichskanzifrs tinlerlic<rt, ferner in Lissabon, Neapel, I'ort Said,
Aden, Sansibar, Dar-cä-Salaain oder an einem anderen vum Heicbskao^^ler
XU bestimmenden, innerbilb der denttdiHMtafribanieehen InteceeMnspb&re
belegenen Käatenplats vnd Mosanbiitue.
B. Eine Kistenlinie swiseben Sansibar und Lamu über Bagamoyo, Saadani,
Pangani, Tanga eder Dares-Salaasa, Pemba und Mombassa.
C. Eine Knstenlininie svisehen Sansibar und Inhambane über Silva, Undi,
Ibo, Quelimane und Cbiloane.
Auf der ersten and dritten Linie sind jährlich 13 Fahrten in
jeder Bichtang in Zeitabschnitten von 4 Wochen, anf der zweiten
wenigstens 26 in Abstftnden von 14 Tagen anszaflihren. Als Fahr-
geschwindigkeit sollen fQr die Hanptlinie dorchschnittiicb miodestens
10 Vs Seemeilen in der Stande eingehalten werden, nach dieser hat
sich die Fahrgeschwindigkeit anf den Kflstenlinien in angemessenem
Verhftltniss zu gestalten. Der Reichskanzler bestimmt die Plfttze,
wo die Post anfzonehmen nnd abzaliefem ist Der vom Unternehmer
aofgestellte Fahrplan wird vom Beichskanzler genehmigt Andere
als die fahrplanmftssigen Hftfen dfirfen ohne besondere Oenehmigang
des Reichskanzlers nicht angelanfen werden. (Die Dampfer laofen
Rotterdam an, da Rotterdam der natfirliche Ausfuhrhafen fAr den
ganzen Rheinverkehr in weitem Umkreise ist; nach Rotterdam ging
der gauze Handel Westdeutschlands, so lange es keine Eisenbahnen
gab, und noch heute sind die Beziehungen des Westens nnd Sfideus
zu dem hollftndischen Hafen vielÜEUshe und bedeutende. Im Mittel-
meer berfihren die neuen Dampfer Neapel, w&hrend bisher die deut-
schen Subventionsdampfer in Genua und Brindisi verkehrten. Wird
auch Genua immer seine Bedeutung für unsem deutschen Verkehr
mit Ostasien und Australien behalten, so bietet doch Neapel manche
Vortheile, bei seiner Berflhrung wird an Zeit gespart, sowohl gegen-
über dem Anlaufen in Genua als auch dem in Brindisi.) Für die
Hauptlinie sind mindestens 4 neue Dampfer mit einem Raumgehalte
von nicht unter 2200 Registeitons brutto, und fflr die beiden KOsten-
linien mindestens 2 neue Dampfer mit je 500 Registertons brutto
Kaumgehalt einzustellen. Die Dampfer mfissen vor ihrer Fahrte
einsteliung durch vom Reichskanzler zu ernennende Sachverständige
geprüft werden, der Reichskanzler ist ermächtigt, diese PrOfung
jederzeit wiederholen zu lassen. Ohne Genehmigung des Reichs-
kanzlers dürfen die in die Fahrt eingestellten Dampfer auf anderen,
als vertragsmSssigen Linien, nicht verwendet werden. Die für die
L.idui^cü uy Google
246 0«tttMh-Ostafrtta.
neuen Linien nothwendigon Dampferneubauten mössen auf deutschen
Werften mit möglichst deutschem Material ausgeführt werden. Das-
selbe gilt von allen p;rösseren Instandsetzungen. Auch der Kohlen«
bedarf muss in DeutschUmd gedeckt werden. Die Schiffe sind zur
höchsten Klasr^e heim Germanischen Lloyd zu klassißziren. Der
Unternehmer hat för eio in Verlust geratbenes Schift* Ersatz zu
schaifen — nod /war muss d^ r Neubaa innerhalb 18 .Monaten er-
folgen — bis zur Fertigstellung des nenen Dampfers ist der unge-
störte Fortgang des Dienstes zu sichern. Die Dampfer l)efördem
die Post und deren etwaige Begleiter unentgeltlich (Verpflegung der
letzteren einbegriflfeu). Alle ans dem Fostbeförderungsdienste her-
rShrenden Einnahmen bezieht das Reich. Der Unternehmer darf
keine anderen Briefe oder posf/w^iigspliichtige Geccnstamlo befördern,
als solche, welche ihm direkt oder indirekt dnrcii die Postbehörden
eingeliefert werden, auch haftet der Unternehmer tfir den Schaden,
der dem Reich durch Verlust, Beschädigung oder verzögerte Be-
förderung von Postsachen erw&chst. Die Fracht- und Ueberfahrts-
gelder nach dem mit Genehmigung des Reichskanzler festgesetzten
Tarife fallen dem Unternehmer zu. Der Tarif für die Güterbeförde-
rung von und nach Bremen soll mit demjenigen von und nach Ham-
burg völlig gleich gehalten werden. Der Unternehmer verpflichtet sich
an den vom Reichskan/liu- bezeichneten Stellen des Reichsgebiets
Agenturen als Sammelstellen für Güter und Postsachen einzurichten.
Die Agenten, auch im Auslande, müssen Keichsangehöri^e st in. Alle
im Dienste des Reiches oder eines Bandesstaates reisende Beamten,
kaiserliche Schutztmppen, Marinemannschaften, Missions.umi'hörige
und Krankenpfleger u. s. w., ferner alle Güter der kaiserlichen Marine
und der Schutztrappen sind mit 20°/o Tarifermftssignng za befördern.
Der Unternehmer ist femer verpflichtet, Gefangene, welche entweder
nach Dentschland transportirt, oder umgekehrt einer fremden Re-
gierung ausgeliefert werden, aufzunehmen und ffir ihre sichere Unter-
bringung Sorge zu tragen. Jeder Daniitfer mnss ein Beschwerdebuch
mit sich führen. Die regelmässigen Fahrten müssen spfitestons im
liflrz 1891 in vollem Umfange aufgenommen und in den zehn darauf
folgenden Jahren regelmässig ausgeführt werden. Vorläufig sollen
jedoch mit dem Monat Juli beginnend, drei oder vier Fahrten mit
je achtwöchenüichen Zwischenrüumen stattfinden. Für die Erfüllung
der übernommenea Verbindlichkeiten erhält der Unternehmer eine, an
jedem Monatsschluss zahlbare jälirlich(j Vergütung von 900000 Mark,
dafür steht es dem Reichskanzler jedesmal frei, von den Geschäfts-
Dentsdi-OttafrikB.
247
büchern des Unternehmers Einnicht zn nehmen. Erc^iebt das Unter-
nehmen (ianernd f^rössere Gewiuue, so darf der Reichskanzler höhere
Li'istunpeii fordern — abgesehen von der Erhöhung der Fahrge-
schwindigkeit. Im Falle von Meinungsverschiedenheiten entscheidet
ein Schiedsgericht darüber, ob dauernd grössere Gewinne vorliegen
nod in welchem Umfange Mehrleistungen beansprucht werden können.
Werden die regelmässigen Fahrten nicht iunerlialb der vertrags-
mässig angesetzten Frist begonnen, so kann der Reichskanzler für
jeden Tag der Verspätung auf 300 Mark Strafe erkennen, ebenso
wird jede Verspätung in der Abgangs- und Ankunftszeit am Anfangs-
beziehungsweise Endpunkt der Linie mit 30 Mark Strafe für die
Stunde belegt, nach rjstünditjer Verspätung erhöht sich die Stundeu-
strafe auf das Doppelte. Als Kaution stellt der Unternehmer
100 000 Mark, Ohne Genehmigung des Reichskanzlers darf der
Unternehmer sein Unternehmen weder an andere überlassen, noch
ganz oder theilweise in Afterpacht geben. Hält der Reichskanzler
eine Aenderung in der Zahl der Fahrten für nothwendig, so muss
der Unternehmer gegen angemessene Vergütaag die entsprechenden
Einrichtungen treffen.
Der „Reichstag^ (2300 Reg.-Tonnen) war der erste im Sommer
nach Ostafrika geschickte Dampfer. Er hatte insofern Unglück, als
er an der engen Einfahrt in den Hafen von Dar-es-8alaam auf den
Grund gerieth, ohne aber irgend welchen Schaden zu nehmen. Er-
wünscht wäre es, dass der Fahrplan insoweit geändert würde, dass
auch noch Tanga und Lindl angelaufen würde, da der eine Küsteu-
hafen bald genug für den Verkehr nicht mehr ausreichen wird, und
dass die verhältnissmässig hohen Tarife für den Esport nach Europa
ermässigt werden.
Ein ausschliessliches Erforderniss ersten Ranges ist auch die
Anlage von Eisenbahnen in Ostafrika, für welche sich das sonst für
UntemebmangeD in unseren Kolonien so zurückhaltende Kapital all-
mfthlioh zn erwärmen scheint. Es siod eine Anzahl Projekte auf-
getaucht, welche sich etwa in folgender Weise gruppiren lassen
können. Im Norden wird eine Linie von Panga nach Usanibara be-
iibsichtigt, welche weniger dem Karawanenverkehr, der hier nicht
sehr bedeutend ist, dienen, als vielmehr das fruchtbare Hinterland
erschliessen solL Im mittleren Gebiet wird eine Linie projektirt,
welche entweder von Bagamoyo oder Dar-es-Salaam ausgehen und
vor allem bis Mpwapwa fortgeführt werden soll, um den Karawanen-
verkefir auf gewisse Punkte zu konzentriren. Dann aber liegt noch
y iu_ od by Google
248
Deutsch-Ostafrika.
ein Projekt, wenn auch nur in Umrissen, vor, nm mit BenutzuDg
des Rofidschi und Ulanga nach dem Nyassa-See zn gelangen. Die
Herren v. Wissmann und v. Gravenrenth, welche mit nie ermüden-
dem Eifer auch für die wirthschaftliche Erschliessung des Landes
thätig sind, haben grossere, besonders süddeutsche, Kreise für den
Bau einer Küstenbahn von IJaganiovo nach Dar-es Salaam interessirt
in Ausehuug, dass liagaraoyo der Endpunkt des Karawaueuverkehrs
bleiben werde, während Dar-es-Sahiam als Sitz der Zentrale und
Aolaufehafen für die Dampfer eine stets wachsende Hedeutuni? p;e-
winnen müsse. Diese Eisenbahn, deren ller>telluni' auf drei Millio-
nen Mark veranschlagt ist, soll >i)iiterhiu dem Laufe des Kiuiiani
folgend na<'h dem Inneren weitergeführt werden. Da-s eine sukiie
Bahn ein Bedürfniss ir^t. liatlcn die rpithcn Inder wohl eintjeseheu,
da sie bei Herrn v. Gravenrenth um die Konzession zum Bau der-
.»t'lben eingekoninien waren.
Unter den wirth^chaftlichen Ma>>nalinien ist uuch zu erwühneu
dass dem Maniiel, dass in 0.«*talVika s|ji-h ni)t li keine deutsche Post-
a.;eutur betand, im Laufe des Jahres durch Einrichtung von Agen-
turen in Sansibar. Bagamoyo und Dar-es-Salaam abgeholfen worden
ist. Die Post wird den deutschen Dam}dern in Neapel zugeführt
und Dar-es-Salaam bez. Sansibar in etwa 21 Tagen nach dem Ab-
gange von Berlin erreichen. Für den Telegraphenverkehr der Post
mit den deutschen Schutzijehieten haben bisher eigene Anlagen mx-h
nicht hergestellt werden können. Es sind aber Schritte i^viliaii so-
wohl für Kamerun und das Togogebiet wie aucii für OstulVika. das
deut.sche Telegra[>heniiebiet ara Anfangs- und Endpunkte thunlichst
unabhängig von fremden Verwaltungen zu uiacinn. Für Ostafrika
insbesondere wiudr ein Vertrat^ «leschlossen, wonach die Kastorn and
South Africau Tt lciiraph Company übernahm, ein Kabel \on San-
sibar über BaL;amnyo nach Dar-es-Salaam zu legen. Dieses Kabel
ist dann von «lern Heichsj)ostamt gegen eine bestimmte Jahresvergü-
tung gemietht'i und Telegraph-Agenturen sind in Bagamoyo und
Dar-es-Salaam errichtet word<'n (die "Wortgebühr nach Deutschland
itetrügt 7 ' 85 Pf.). F^s besteht die Al)sicht. nach und nach alle
Küsteuhäfen telegraphisch mit einander zu verbinden.
Die Scbutztruppe im Sommer und Herbst 1890.
Als .Major v. Wissmaim 0>tafrika verlassen hatte, wurde mit
seiner Vertretung für die Zeit seint'r Abweseidieit Chef Dr. Schmidt
l)eauftragt, ein „alter Afrikaner", der bereits im Jahre löÖ6 in Ost-
biyiii^ed by Google
DeutMh-Ostafriluu
249
afrika gewesen war. Er gehörte damals zu der Expedition der
Deatach-Ostairikaiuficlieu Gesellschaft, die um jene Zeit unter LeitOBg
des Assessor Lucas nach Afrika ging. Schmidt, ein geborener
Braonschweiger, zur Zeit Reserve-Lieutenant im 8. bayerischen In-
laute rie-Regiment, hatte als Geologe den Auftrag, die geoloj^rische
Untersuchung de» Kilimandscbaro vorzunehmen; die Ausführung
dieses Auftrages wurde aber durchkreuzt, und so schloss sich Schmidt
xniiftchst der Expeditiou Hörnecke an, die damit begann, iu Usam-
bara zu Korogwe am Pangaui eiue Station anzulegen. Im Juni 188«
erwarb Dr. Schmidt die Oberhoheit über die OstkOste von Groes-
Komoro, welche aber später nicht anerkannt wurde, sowie ausser-
dem als Frivateigeuthuin der Ostafrikauischeu GeseUschaft 1000 Mor-
gen Land auf dieser In^el. Eiue Zeit l&ug war er auch GeneraL-
Yertreter der Geeellschiift in Sansibar. Seine Masse/eit in Europa
benutzte er dazu, ein Wirk über Sansibar zu sclireibeu, das iu
kulouialen Kreisen grosse Beachtung gefundeu hat. Er trat im Früh-
jahr 1889 iu die Schatztruppe* ein und seit der Zeit sehen wir ihn
wiederholt an hervorragender Stelle an der Beruhigung der Gegend
betheiligt. Die Verhältnisse waren während seiuer Stellvertretung
bchon ziemlich kousolidirt, die Ausdehnung der Operationen uach
dem Süden und Inneren hatte bereits den Erfolg gehabt, dass die
grosse Mehrzahl der Häuptlinge mit den Deutschen Frieden liaben
wollten. Der Häuptling Kingo aus Nguru war persönlich acht Tage
iu Bagamoyo unwesemK um seine Friedensliebe zu dokumentiren.
Sefu, der Sohn Tippu Tips, stand sowohl in Sansibar als in Baga-
moyo in freandlichem Verkehr mit den Deutschen, und die Zufuhr
von Elfenbein aus dem Innern war zu Zeiten enorm. Es waren bis-
weilen in Bagamoyo allein 13—14000 Wanjamwezis und andere
I^eger ans dem Innern versammelt, welche Elfenbein gebracht hatten.
Auf der Earawaoenstrasse nach Mpwapwa und Tabora herrschte eben-
falts ein Äusserst lebhafter Verkehr. Schmidt erliess mehrere ein-
schneidende Bestimmungen hinsichtlich der Stempelung der Waften
im Verwaltongsgebiete des Reichskommissars, über den Eautschuk-
baodel, um der Verfälschung dieses werthvollen Produktes durch
die Neger vorzubeugen, und aber die vorl&ttfigeu Abgrenzungen der
verschiedenen Stationsbezirke. Gegen die Mafiti unternahm er im
Juli eine Expedition, welche ihn zurfick nach der französischen
MissioDsstation Xununguru führte. Dort wurde ihm mitgetheilt, dass
die Mafiti sich etwa 3 Tagereisen sfidlich der Station niedergelassen
haben, und er marschirte nach Zungomero, welches aber verlassen
üiyiiized by Google
I
250
Davtach-OstafrikA.
war und niedergebrannt wurde. Dif' Expedition wandte sich dann
nach dem Rutidsehi zn, wo der Jambe Pangire, der schon öfter ge-
nannte Parteigänger Buscbiri's, sich auf Guade und Ungnade unter-
warl Der Rückmaradi nach der Küste wurde den Finss Raiidfichi
entlang an^'etreteo, von dem «as Dr. Schmidt sich nach Dar-ea-
Saiaam begab, während Chef Ramsay über den Fluss nach Kilwa
marschirte, um bei dieser Gelegenheit auch das dortige Hinterland
etwas weiter aufzuklären. Die Mafiti hatten in der ganzen G^eiid
schrecklich gehaust. Der nrudli- he Tlieil von üsaramo war voll-
ständig vernichtet und entvölkert. Jedenlalls werden bald in Mahenge,
<lem eigentlichen Gebiet der Matiti, welches rieh westlich bis an
den Nyassa-See aasdehnt, befestigte Stationen angelegt werden mfia-
sen, damit diesem Treiben ein Ende gemacht werde. Die Lage im
Süden hatte sich in dieser Zeit sehr verbessert. Von Kilwa iin'.:e-
f&br drei Tagereisen nach dem Innern hatten die Aufständischen eine
Borna errichtet und beabsichtigt, sich dort zn vertheidigen. Aber
schliesslicli hat rieh doch der erste der drei Hauptchefs von Kilwa,
Mnini Makarani, mit seinem gesammten Anhange nach langen Unter-
handlungen zur Kackkehr bewegen lassen und die alten Quartiere
wieder bezogen, und es war gegründete Hoffnung, dass auch die
anderen .lumbes seinem Beispiele folgen würden. Die Mörder von
Hessel und Krieger sind hingerichtet worden. Im Oktober unter-
nahm der steilverlaretende Keichskommissar von Lindl ans eine Re-
kognoszining nach dem Ro^mma. Das Mukoude-Phit« au, welches bald
hinter I.indi beginnt, wird von Schmidt als dicht bewaldet, reich an
Kautschuklianen, und sehr fruchtbar geschildert. Der feindliche
nrm])tling Machembe, der sein Hauptquartier in einem undunh-
dringlichen Busche aufgeschlagen hatte, suchte der Kcdonne den Weg
zu verlegen, wurde aber zurückgeschlagen. Die Expedition traf am
16. Oktober in Masasi ein, wo die Englische Universitäten-Mission,
leider immer durch feindliche Waijwanijwara bennrnhigt, eine Station
hat. Die anderen Stationen, weh he diciit daneben liegen, sind Nevaia
und Kitangali, deren Gebäude, selbst die Kapellen und Kirchen, aus eben
dem Grunde einfach aus Bambus aufgeführt sind. AVegeu Zeitmangel
war iSchniidt gezwungen, seineu Plan, von Masasi nach der Einmündung
des Lndjenda in den Rovuma zu marscliiren, aufzugeben und ging
nach Nevaia Unterwegs liattc die Expedition noch einen Kampf
mit wilden Wayaos zu bestehen und von Chef End mit zwei Kom-
pagnien wurde ein auf einem Hügel gelegenes feindliches Dorf mit
Sturm genommen. Das Dorf lag auf einem ungefähr 600 Meter
yiu^jciby Google
Dttttieh-OstelriU.
251
hohes, sehr stetleo, mit Buschwerk bewachsenen Berge. In der
ersten HftUte Ahrte der schmale Pfad stetig in einer Steignng von
30 Grad, in der zweiten fast senkrecht aufwftrts. Die St&rke des
Gegners, der mit Hartnäckigkeit nnd Ansdaner gefochten hatte, aber
m hoch schoss, so dass der Verimt der Schntztnippe gering war,
seb&tzte End anf mindestens 100 Gewehre. Ueber das Dorf Ma-
ehembe's, gegen welches nvn Wissmann nach seiner Rückkehr bald
vorzugehen beabsichtigte, den weiteren Harsch Torzunehmen, warde
Schmidt von den Hissionaren abgerathen, da die za durchziehende
Strecke dicht bewaldet war und au Wasser Hangel hatte, so dass
er sich entschloss, längs des Bovuma zur Kfiste zu gehen. Schmidt
hatte einige Stückchen Kohle im Bette des Rovuma, welcher wenig
Aber 50 Heter breit ist, gefunden, aber er f&rcfatet, dass jene Kohle
weder der Karbonformation angehört, noch flberhaupt mnen Abbau
lohnen wird. Der Bovuma dftrfte nach Schmidt's Ansicht hinsicht-
lieh der Schiffbarkeit niemals eine höhere Bedeutung erlangen. Da-
gegen spricht er sich Aber den Rufidschi ganz anders aus. Er hat
im Sommer mit Dnterstfttzung 8. H. 'S. „Sehwalbe* eine Erforschung
der Rnlidschi-Hfindung ausgeffthrt, bei welcher sich ergab, dass es
sogar für ein Schiff, wie S. H. Kreuzer ^Schwalbe*, mOglich ist, in
die beiden nördlichsten Hflndungeo des Flusses einzudringen. Hit
dem Dampfer «Hänchen* von 6 Fuss Tiefgang wurde der Flnss
15 Seemeilen weit, d. h. durch das Delta hindurch bis in den eigent-
lichen Fluss hinauf befahren, ohne auf irgend welche wesentliche
Hindemisse zu Stessen, und Schmidt nimmt an, dass, wenn keine
Stromschnellen und Fälle vorhanden sind, der Fluss bei seiner on-
gehenren Breite sehr weit hinauf fohrbar sein mOsse. Wo er den»
selben seiner Zeit mit der vorhin erwähnten Espedition flberschritten
habe, ungefthr 95 Seemeilen von der Kfiste, habe derselbe noch un-
gefähr eine Breite wie die Elbe bei Hagdeburg. Hit flachgehenden
Dampfern, wie sie die Engländer fttr den Sambesi gebaut haben,
sollte es nach unserer Ansicht sicher möglich sein, bis zu den Pan-
ganifällen vorzudringen; von da bis zu den Schuguli^en sind Strom-
schnellen und Fälle, welche den Landweg nothwendig machen. An
diesen SchugulifiÜlen, bei denen der weithin schiffbare Ulanga endigt,
wünscht Dr. Schmidt eine Station errichtet, um hier die Hafiti im
Zaum zu halten, wei he bekanntlich ein eben solcher Schrecken fär
die dortigen Volker sind, wie die Hassai für die nördlicher woh-
nenden.
üiyiii^ed by Google
252
Dm Sehtttzgebiflt der Ntn-GiiiiiMi-KoDpagiii».
Das Schutzgebiet der Neu -Guinea- Kompagnie.
Die EotwickeluDg dieses Schutzgebietes ist im Berichtsjahre
langsam, aber stetig gewesen; es bat au Hücivsehlägen ebenfalls
nicht gefehlt, aber sie unterbrachen wenig den orduangsmässigon
Gang der in notbweiidiger Folge zu erwartenden Ereignisse. Was
die Verwaltung anbetrifft, so iiatte als Kaiserlicher Kommissar Be*
giemngsrath Rose am 1. November 1889 dieselbe übernommen,
während Herr Hans Arnold als kaufmännischer und technischer
Generaldirektor in Fiuschbafen von derselben Zeit an thätig war.
Leider starb dieser selur thätige uud umsichtige Beamte bereits Ende
Januar des Jahres 1890. Die durch den Tod des Generaldirektors
verwaisten Geschäfte fibemahm anf telegraphisches Ersncben llerr
Begieningsrath Rose provisorisch, doch bald ernannte die Direktion
zum Nachfolger des Verstorbenen den Kaufinann Eduard Wissmann,
der seit 13 Jaiiren in Soerabaya thätig gewesen und als Verwalter
des dortigen Kaiserlichen Konsulats auch mit den Verhältnissen und
Interessen der Neu-Guinea-Eompagnie betraut geworden war und
am 17. Juni in sein Amt eintrat Die Funktionen des Kanzlers
sind Henn Gerichtsassessor Schmiele, welcher seit Juli 1886
als Kaiserlicher Richter im Schutzgebiet thätig gewesen ist, Ober-
trägen worden. Derselbe hat seinen Amtssitz anf der neuen
Uauptßtation im Bismarck-Archipel, Herbertshöhe auf der Gazelle-
Halbmsel, während der Kaiserliche Sekretär Herr Referendar a. D.
Hildebrand mit dem Amtssitz in Finschhafen die richterlichen Ge^
Schäfte von Kaiser-Wilhelmsland wahrnimmt Herr Begierungsrath
Rose begann seine Th&tigkeit mit einer Informationsreise durch das
Schutzgebiet, um statistisches Material über die Ausdehnung der im
Schutzgebiet vorhandenen Flentageu, sowie über den Umfiiug des
Handels zu sammeln.
Stationen auf Kaiser Wilhelmslaud.
Was die Kulturarbeiten anbetrifft, so waren am 1. Dezember
1889 in Finschhafen bepflanzt: mit Baumwolle 11,2 ha, mit Mais,
Bataten, Sorghum und Maniok 9,3 ha, zusammen 20,5 ha. In Vor-
bereitung für die Pflanzung von Mais, Baumwolle und Yams waren
8 ha und 1,1 ha lag in Brache für Bataten. In Butaueng, der
Kebenstation, welche als solche im August 1889 aufgegeben worden
ist« waren bepflanzt mit Baumwolle 2,39 ha, mit Kaffee 2,62 ha,
mit Sweet potatoes 1,38 ha, mit Mais 0,»8 ha, zusammen 7,27 ha.
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Dm Schultgebiet der Nen-OnioMrEooipiipile.
253
In der Zeit voD Mai bis Oktober 1880 waron in Finschhafen 40000
Pfond Biitaton geenitot worden : auf dem dafür ijut geeigneteo Bod.'n
von Matakakum stellt sich der £rtrag auf 1 20 Ctr. per ha. Aach
Mais nnd Yat)!< hutten eine gnte Ernte ergeben. Ansser Bananen,
von denen Schäaslinge ans Snerabaya bezogen worden sind, worden
Kokospalmen angi pflanzt; nach Botaneng wurden versnchsweisc von
Finschhafen 700 Kaffeepflaozen versetzt welche gut gediehen. Die
Baumwolle hat der Erwartung, welche man anf sie setzte, volilcomroen
entspTOcfaen. Der Stapel ähnelt dem der sogenannten Se»-Island-Qna-
litftt An Vieh^) waren in Finschhafen bei der Inventur am 31. März
1889 vorhanden 16 Pferde, 45 Stflck australischen und 21 Stflck
japanischen Rindviehs, 12 Zugochsen, 81 Schweine und 3t Ziegen.
Von dem Bindvieh eignet sich das australische wegen seiner Wild-
heit nicht als Zugvieh, sehr gut dagegen das japanische, so dass
mehrere Stflck davon auch an andere Stationen abgegeben worden
sind. Die Zahl der in Finschhafen und Butaueng beschäftigten Ar-
beiter bewegte sich in der Zeit von April bis November 1889 zwischen
140 und 160; durch die Zuffihmng von neugeworbenen Arbeitern
aus dem Bismarek-Archipel stieg sie im Dezember auf nahezu 300,
fiel später aber auf etwas fiber 200. Die Anpflanzungen hatten im
Frflhjahr 1890 unter einer grossen Trockenheit zu leiden, selbst im
Mai und Juni folgte ein regenloser Tag dem andern, so dass die Kap-
seln der Baumwolle vor der Reife, die Batatenanpflanzungeo ganz ver-
trockneten und der quantitative Ertrag der Baumwolle geringer sein
wird aU im Vorjahre (siehe unter Constantinhafen).
Gonstantinhafen (Astrolabebai). Die trockenen Zeiten des
Jahres 1889 waren den Kulturen im Allgemeinen nicht gflnstig, doch
wurden von etwa 10 ha im Ganzen etwa 60000 kg Baumwolle ge-
emtet Der Ertrag kann, obwohl die Pflanzen anfangs durch Trocken-
heit und Schädlinge gelitten hatten, als gflnstig angesehen werden,
da auf den Fidschi-Inseln, wo die Baumwolle schon seit längerer
*) Das srrobe (htis (AlaiiL;-AIant;), welches überall in Neu'Ouinea vorkomtot,
t'i'jrif't sioh iiath I>r. Fins.^irs Ansicht »ehr trut /tir Krnfihrung' vnn Riinlviph nii l
l'fenlen, wi-- «las ijiiif «ieilcihen tier Iet/ter«-n in Port Mores' y 7.eipf. Auch das
anntrftliM'he Kindvieh tiedeilit bei «lieser Nahrung reiht gut, üu dus.s für Virhzui-ht
Sten-Onhiw tieb vitlleicbt gnt eignen därfle. Eine Kreainng von Qneensland*Knhen
mit Zebu-Bollen «fire tu empfeblen, da sie eine gute Rawe abftiebt. Viebinebt tur
Flei»ehge«ionuii|( l&MSt sich nur wie in Australien und Westrexas betreihen, li. h.
in ansgvdebnton mit StaclK^Hraht pln^ozäunten rjehictcn, in denen sich das Vieh
frei Termebit und dann durch besondere Hirten zusammengetrieben und gefangen
wird.
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254
Dm SchutiKebtot der Nmf<hii]iM^KMi(Nigiüe.
Zeit kultivirt wird, 500 kf; p. ha als gute Krnle geitou. Die dorligo
Baumwolle sowobl wie die vuii rinschhafen zeigt ganz vorzüglicheu
J^tapel und wurde in Bremen mit HO Pf. per ^.jKilo verkauft.
Zur Reinigung der Baumwolle wurde die Statiou mit Gins verseben.
I>ie Zahl der beschäftigten farbigen Arbeiter belief sich im Jahre
1SS9 auf W bis 40; sie soll im laufenden Jahre auf 100 t'rh<»ht
werden. Leider hielt die nasse Witterung, welche nn der Station im
Dezember ISSli eingetreten war. bis Juni an, wodurch die ausgesäteu
BaumwoUbestimde sowohl als die zweijährigen erheblich litten. tJuter
der feuchten Witterung wucherten aber die Bataten sehr ü[>pig, wäh-
lend der Mais zu stark in die Halme schoss und inlol^e dessen
keinen befriedigenden Ertrag lieferte. — l'ie probeweise angelegteu
kleinen Katt'ee- (ca. 40 PHänzlinge) und Kakaopllanzuugen haben sich
tmtz ungünstiger Verhaltnisse gut entwickelt, doch sind von dem
ausgepflanzten Kakao nur ca. 50 l'llanzlinge übrig gebliebeu. Am
30. April befanden sich unter Kultur: TJ ha zweijährige Baumwolle,
14 ha einjährige Baumwidle. 6 ha Bataten, 1 ha Mais, 1 ha Kaifee
und Kakao. Die rui^htbäuiua wie Gitroueii« Maugo, Orangen o. s. w.
gediehen gut.
In Stei>hausort (Astrclabebai) war im Sommer 1889 ein mit
Uochwald bestandenes Terrain von 19 ha geklärt, wenn die nothweu-
digen (iel)äu<ie hergestellt und 14 ha mit Tabak beptlniizt. Hier hatten
Insekten, namentlich in der ersten Zeit, die IMlänzliiige beschädigt,
jedoch in geringerem L'infange als in Uatzfeldthalen, dagegen litten
die späteren l'tlanzuugen unter Trockenheit. Die im Se{itember be-
endete Krnte wird als in der Quantität zufriedenstellend bezeichnet,
jedoch machte das Sortiren wegen des Mangels an geiditeu Arbeitern
Schwierigkeiten. Auf 14 ha Tabakland wurde nach der Aberntung
Baumwolle gepüauzt, deren Ernte im Mai bei-auu. Bis zum Juli 1890
w aren nach und nach 16 ha nur mit Tabak beplianzt; die neuen Ernten
hatten Anfang Juli begonueu und war eine Trockenscheune bereits ge-
lüllt. Die guten Erfahrungen, weiche der Station.s-Auf>t In r ll- rmea
mit zwei chinesischen Tabakaufsehern gemacht hatte, hatten ihn daza
bestimmt, in Singapore vier chinesische Mandurs oder Tabakaufseher
za engagiren. Dieselben haben sich in Stephansort gut eingeriditet.
Die aus der Umgebung von Finschhaten angeworbenen Arbeiter
waren Anfangs iu der Arbeit recht schlecht, gf^wöhnten sich aber
nihoälii; daran, 80 dass ihre Leistungen zufriedenstellend wurden.
In der rnigebnn:; von Stephansort ist für Tabaksbau geeignetes
Laud und zwar in anseheinend unbegrenzter Fläche vorhanden, so
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Dm Schvtiftbitt d«r Nea->Giuo6ft*KoiafMgiito.
255
dass hier die Anadebnnog der Pflanzungen nur darcli das Maase der
verf&gbaien ArbeitskrSfte bediogt erscbeiDt
Erima. In der Astrolabe-Bai zwischen Stephaosort und der nörd-
lii h von dieser Station gelegenen Gorima-Spitze ist im Monat Mftrz eine
nime Pflanz-nngsstation angelegt worden, welche nach einem nl^rdlich
davon gelegenen Eingeborenendorf den obigen Kamen erhielt Von den
ffir die Tabakplantage projektirten 30 ha Land sind 24 ha mit schwe-
rem Urwald bestanden. Bis Ende Jnni waren 17*/» ha Wald ge-
schlagen nnd 2V8 lui davon ger&nmt Anf der Station sind anch
bereits die nOthigen Geb&nlichkeiten errichtet.
Hatzfeldthafen. Anf der nArdlichsten Station, welche als die
»•hönste nnd malerischste Lage des ganzes Scbntzgebietes beeitzend ^
in der Nfthe des sehr thfttigeo Vnlkans der Vnlkaa-Insel — gerfihmt
wird, waren bis Mftrz des Jahres 1889 etwa 10 ha filr Tabakbau vor-
bereitet nnd 63 Saatbeete angelegt, doch worden die Pflftnzlinge von
Wflrmem nnd Ranpen befallen, so dass der Ertrag ein geringerer
war als wenn bei Erhaltung der Pflftnzlinge die Anspflanznng anf
allee dazn vorbereitete Land rechtzeitig hätte geschehen kOnnen. Mit
der Ernte des Tabaks wurde im Jnni, nachdem er 75 Tage im Felde
gestanden, begonnen, mit der Fermentation Ausgang September.
Die Ernte langte Ende Mai in Bremen an und wurde zu einem an-
nehmbaren Preise verkauft Die Erfahrung hat ergeben, daan die
Anlegung der Saatbeete bezw. die Auspflanzung des Tabaks mit
Rttcksicht auf die WittemngsverbftltniAse frfther im Jahre geschehen
müsse als bisher fflr zweckmässig gehalten ^urde, und deshalb wurde
in 1890 der Beginn der Pflanzung bereite iin Januar vorgenommen.
Das mit Tabak bepüanzte Areal dflrfte sich anf etwa 20 ha belaufen.
Bis Ende Mai. aLs die Trockeuln it einset/.te, waren •200r)00 Tabaks-
pllanzen auf die Felder gebraeht. Im März bei;aiiii die lünte und
Ende Juni wjireii ISOTOO f*liaiizen urseliniltcu. \V(>lrhe (iO>^0 kg ge-
bündelten Tal>ak lietert« n. Die Zahl der Arbeiter war ini Jahre 1881)
dureh8elinillii< ii 1 •_'(). unter ihnen sind eine Anzahl ..Jabinileute" aus
der Uiiiee;;en<l Finsi hhat'en, weleho sich auf mehre Monate haben
anwerben la>sen. Der St itioiisvorsteher giebt ihnen das Zeu^niss,
da8!5 sie sieh sehr uut /u allen Tahak^-arbfiten eiunr-n; di'"« ii<'lte aoeh
von Leut»'n aus liataeul in Nni- rdinniern, di»' weir*'ii Ablauf ihrer
Dienstzeit iiarli Hause zurürkkehrteu. ihre lialdiue I\üi'kkrhr aber
versjuaehen. Von den auf <lt'r Station bexdiiiltiL^tvu Mala rii blirh 'ii
1.') über die \trtrai:>nKi-siL:t' Z<Mt hinaus auf iluen WiiiimIi im
Dienste. Ein guter Autaug ht damit gemacht, den t'arbigeu Arbeitern
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256
Du Sehnt^biet der Neo-OniDM^Koapagiiie.
ans dem Bismarek-Archipel kleine Grundstücke zu ühcrlnssen, auf
denen sie ihnen zusagende Früchte ziehen können : sie bearbeiten die-
selben gern und willig in ihrer freien Zeit. Kine Desertion von 32
Leuten an^ der Nähe von Kap König Wilhelm fand im Juni 1890
Rtatt und es ist nicht gelungen, derselben wieder habhaft zu werden.
Leider ist das bisher leidlich gute Einvernehmen mit den Be-
wohnern der Bergdörfer dadurch getr&bt worden, dass am 21. No-
vember 1889 Eingeborene ans Tamberro die im Walde bescbftftigten
Malaien überfielen und verwundeten. Der Stationsvorsteher zerstörte
das Bergdorf mit den darin gefundenen Waffen und Vorrüthen. Ein
besonderer Grund fQr das feindselige Verhalten der Eingeborenen
ist nicht zu ermitteln gewesen, ebenso wenig wie bei dem üeberfall
auf die in der Tabakplantage bei der Station arbeitenden Malaien,
welcher am 23. Jnli 18S7 stattfand, und bei welchem fünf der letz-
teren schwer verwundet wurden, üeber die vom Strande aus sicht-
baren Küstengebirgsdörfer Tamberro und Tchiriar ist wegen der Feind-
seligkeit der Eingeborenen noch Niemand hinausgekommen. Das
Verhältniss zu den Bewohnern der Küstendörfer bat sich im Laufe
des Jahres 1890 gut entwickelt Um aber die Tabaksknltnren von
der Arbeit der Eingeborenen etwas unabhfingiger zu machen, sind
in Singapore 70 chinesische Knlis mit einem Tandil, sowie 5 Banju-
resen für die Kompagnie angeworben worden, welche im November
d. J. in Hatzfeldhafen ankamen. Weitere Verhandlungen wegen An-
werbung von Knlis aus Mittel-China sind im Gange. Es damit end-
lich damit ein guter Anfang gemacht, für den intensiven Tabaksban
geeignete Arbeiter nach Nea-6ninea zu schaffen. Wenn einmal Plan-
tagenbetrteb im Grossen eingerichtet werden soll — und dies ist
das Einzige, welches Erfolg verspricht — so mnss man dieses System
der Anwerbung chinesischer Arbeiter aber noch in einer ganz anderen
Weise durchführen, als es bis jetzt der Fall ist
Von den geplanten Pflanznngsgesellschaften hat sich in
Hamburg am 13. November die „Kaiser Wilhelmsland Plaatagen-
gesellschaft*' mit einem Grundkapital von 500000 JC konstitnirt, um
Pflanzungen von Kakao und Kaffee anzulegen. Die Neu-Guinea^
Kompagnie ist von der neuen Gesellschaft durch die Hergabe des
erforderlichen Landes, für welches sie Antheile erhält, betheiligt.
Als Leiter des Unternehmens ist der Pflanzer L. Kindt, welcher be-
reit« anf Trinidad tropische Kulturen geleitet hatte, angenommen, und
nachdem er sich in Ceylon die erforderlichen Kakao-Samen beschafft
hatte, am 20. August von Soerabaya nach dem Schutzgebiet abgereist
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Dat> Schutzgebiet der ^seu-Ciuiuea-Koiopagoie.
257
Dort wird er die Errichtimg der Pflanzang, f&r welche Land in den
Th&lem und auf den Abhängen der Berge an der Astrolabebai in
Anssicht genommen ist, inzwischen in Angriff genommen haben.
Ueber die Bildung einer Pflanznngsgesellschaft för Tabtk, eben&lls
anf Grand des Reichsgesetzes vom 15./19. Hftrz 1888, sind Verband-
langen noch im Gange. Die Untersnehnng von Proben des Bodens
in Astrolabebai anf der Bremer Moor- Versuchsstation Iftsst er-
kennen, dass ihre Mehrzahl hinsichtlich des Huraus-, Stickstoff-,
Kalk- und namentlich Ealkgehaltes den Deli-Boden auf Sumatra
überlegen ist
Forschungsreisen.
Eine Reise zur üntersuchong der Ufer des Augustu-Flusses im
Hinblick auf den Tabakbau, wurde von dem Direktor einer iSchweizer
Tabakpflanzung auf Sumatra mit einigen Beamten der Kompagnie
unternommen uml wir entnehmen einer anonymen, iu der Köln. Ztg.
erseiiieneneu, Besclireibunu des Flusses Folgeudes:
Am Abend des 14. März passirten wir von Hiitzfeldthafen kommend westlich
von d«r Vulk&Dinsel diu Küste. Der Vulkan wart die ganze Nacbt hindurch Feuer
Mia, und LmitrSmtt TOiUm VBMfbörlich an «einen Settm henk». Bei TigeeanlMnicIi
erreichten wir die Hfindnng des AugtieU'Ftosees. Sie lebeint ffir einen so nsfteh-
tlgtn Strom wie der AugustS'Plass sebr eng zu sein; sie ist nur eine scbmftle
StiMSe zwiscbcn den Kronen hohen Bauradickichts, welche** wrind.irtij an beiden
Seiten sich erhebt. Die gau^e Landscliaft iu weitem Umkreis sttiit hier unter
Wasser. Sagopalmen bilden auf den übertichveinmteu Ufern durch ihre -i Zull
langen, nadelartigen Stacheln ein so diebiverfloehtenes, undurchdringliches Bollwerk,
dass es dem diekhlutigsten Hippopotamos nicht mSg lieh sein wfirde^ hindurehsokom-
ssra. Wabrscbeiniieh bat der Aagasta-Fluss noch andere lländang:«kan&le. Nach
halbtiLfnsiPr Fahrt verschwindet zwar der sumpfartiire Charakter der Landschaft nicht
(^z, doch tretet) «iie alten Sagopalmen, die wie alle Cycadeen den Hlüthen- und
Frucbtächaft aus der Mitte der Kroue heraustreiben, schon manchmal zu zwei Dritt-
tbeilen aus dem Wasser berror, auch erscheinen allerhand Weicbboixb&ome, Feigen-,
Brotftuehtbinme, Hihisesn n. s. w., wenn auch nur in Stranehform, neben Pandanen,
Dtncänen, Tnkkas. Das Piusswasser (von Meeresebbe und Piut unabblngig) hat
angenseheinlich jetzt den höchsten Stand, da höhere W.issermarken an Stämmen
n. 8. w. nirtrends wahrzunehmen nind. Weiter stromaufwärt ■» treten die Uferränder
hin uud wieder etwas über den Wasserspiegel. Verschwinden die sumpfaiizeigenden
Sagopalmen auch nicht, so nehmen doch die Hocbwaldbüume einen gesundem Cha-
rakter an; Kokospalmen seigen die Mibe von Mensehen an; Feigen>, Brotfrueht*,
Mango-, Akasienbhume u. s. w. erreichen ihre in Neuguinea gewöhnlichen michtigen
Formen und an einiu'en wenigen trocltonen Uferplätzen werden Kingeborenendörfer
Nicbtbar, deren Bewohner mit <,'rossein Eifer sich auf ilire Kai;oes werfen und uns
vn folgen suchen. Sie fülireu lauge Schaufelruder, die >ic, im Boote stehend, ohne
Üollen mit beiden Uauden takimüssig gebrauchen. Hierin unterscheiden sich die
KoJoaiaks Jshrbocli 189a j7
i^iyiii^ed by Google
258
Dts 8elNitig«hi0t Amt Mot fliiinia KwmugiiSe.
Au{^sta-FIus8-Leate von Jen äbrigea Papiiai mid in Kaiser Wilhelm«-
Laiid, Bismarck-Archipel und Salomon-Gruppe, welche sit/.end odfr hockend ihre
kürzuni, spit/ci II Ktidor j^ehrauchen. Auch haben die Aujiusta-Fluss-Leute, im Unter-
schiede vüu ieiztgeuanuten Völkern, sehr robe Kauoes aus hohieu (nicht immer aus*
gebSblteB) BtiüMtiinineii. 8fe blieben trotz groeser Anadaner bald weit sorfick.
EiiuKe BoetiniMen aehwaag»» grAne Bäsebe, anfeaacbeinllch ala Friedenaaeiebeti.
Gehren Abend eraehienen, bakl nach Passlrunf^ einer grossen Flusschleife, prachtYoll
geleijenc, weit austredehute prüue Gra-sflüchen an '»eideu Seiten des Flusses. I>ie
ersten Marücheu liegen hinter uns und die Geest tritt nun an beiden Seiten an den
Flus8 herau. Die , Ottilie" dampfte zwischen den Grasbügelo noch eine Strecke auf-
«iita vid mnf bei Somieiniiitergaog in etwa 10 FIm1«i Waaaer Anker westUdi TOn
eiuem Singeborenendorfe.
Die Lvft war gans anaaen^ewobnlidi Idar, aodaaa wir die VulkaD-lneei , welche
docb an 80 Kilometer entfernt war, sehr deutlich sahen. Der Blick hatte ringsum-
her und auch landeinw-irts bis zum entferutesten Strich am Ilori/.ont, ausser diesem
hoben Vulkan, kein Uin lerniss. Nur tlaches und nach Westen Ifise gewelltes Land
lag da. Die bchnüden steilen Korallen wände, deren boffnungaloaer Anblick mir seit
IdmonatlleherAnweaenbeit in Finachbabn ao cur Qual geworden, waren nna meinim
Oeaiebtakreia verachwunden und anch die unbeimlietien Sämpfe der AngostafluBs»
Niederongen lat^en hinter mir. l>it' Siiminung aller an Bord war eine sehr vcr-
gnagte, wurde aber bald durch den lIohnge>ang bedeutender Muskitoschwärme
furchtbar gedämpft. Diese hier besonders schrecklichen Plagegeister trieben uns
abwechselnd vom Verdeck in die üojen und aus den Kojen auf das Verdeck. Alle
Mittel «rwiaaen aieh ala nuMoa. Dia Böaawiebtar kreebak unter die Fliegennetae,
atachen doieh Leinlfieher und Jlger-Oateijacken. leb bfillia mieb in 'hbabawelken
und sah adr anf dem Verdeck den fernen Vulkan an« von dem ohne Unter*
brecbuog bald inallikem, bald in aebwiebem Stiömen die glöbradeLav» hemnter-
rieselte.
Andern Morgens dampften wir bis 10 Uhr weiter stroinautwürts, dann begleitete
ich Herrn Bluutschli auf seiner Heise ins Land. Vier malayiecbe Uatroeeu hatten
groaae Mfibe, gegen die atarke Stifininng nasukiinirfen und una ua Ufer tu aetaen.
Wir drangen dureb dnen aebmalen Buaebatralfen in daa dahioter gdegene OraslaaA'
Die Grasarten sind dieselben wie bei Finschbafen (binter Mattatakkum auf der Höhe),
docb findet sich kein Alanij-AIaug d.-ininfer, nur ..wilder Hafer" und „Känguruh-
(irai", die allerdini,'» leicht au.'^zurotten .sind. I'astiras, welches in Australien liöch-
stens vier, gewöhnlich zwei Fuss buch isL, erreicht hier eine Uühe von /.wuit Fu>».
Meine Bdeegel&hrten hatten aua der Entfemnng vom fiebiffi ans geglaubt, wir
wurden wie auf einer kurzgebalienen Viehweide bequem dabinaehreiten und «ne
meileaweite Tour machen können; hier scblus una daa Graa hoeb aber den Köpfen
zusammen. Nur sehr mühsam konnten wir bei der brennenden Mittagssonne, genau
unter dem 2. Grad siidlicher Breite, langsam vorrücken bis zu einem Punkt, wo
Herr H. eine Probe des Boden;» nahm. Der Hoden besteht aus einem steifen gelb-
lichen Lehm, der an den obern Schiebten bis zu etwa '.s Fuss durch liumus eine
etwaa dunklere Farbe erhalten. Der Lehm ist sehr fein. Daaa er sich etwaa körnig
anfühlt, kommt von der Beimischung feinen Kieselsandea her. Der Boden i^t
xweifcdlos äusserst fruchtbar, aber reichlich scliwer und wenig durchlässi«; ; doch
möchte die Sandmischung diesen mir Terdächlii: dicht vorkommenden Lehm für
Tabakpflanzung genügen lassen. Wir di äugen auf eine tiefe (ieläudefalte vor and
Digitized by Gopgle
Dm Sebatzgebi«t dtr Nea-Guinefr-Kompagiito.
259
tnfm iwiMh«! grobea IU«d- ond SanergriMm stahwidM Watser. DIa medtmiif
batte dem Augenschein nach keinen direktMi Abfluss nach dem Meer. Die AnwCMii«
heit des Wassers und die Art dtr Gräser verstärkten meinen Vorda< ht der Anwesen-
heit des für Flachland in rc^eureicbcu Gegenden so sehr gefürchleten undurchläääigen
Gcterbodens. Doch habe ich die feste Ueberzeugong) das^i sm obern Ottilieolhisse
ganz bedoutond« Flieh«a basten Bodens vorhaDden dnd, di« sieh nicht nur fir
Tabnk, sondern f&r Baumwolle, Bela, Mais n. s. «. fonngUch eignen.
Die Kingeboreoon am Augustaflass hatten bei den Beamten der Kompapnie in
Neuguinea bisher einen bösen Ruf. Es liefen l»pän£rstiffende Krzähluntren von flie-
yeiidt n Ffei!e;i und erhobenen Speeren um, und grade auf der Stelle, wo wir mit
dem Boote laodeteD, soll eine Art Oefecht stattgefunden haben. Wir landeten unter
den Augen lon Bingeberami, die in iknn Booten uBherfabrsn, nmehivteo ndt
VDsera Gewehren uBbebuMIch nad echweisstiiefend in des» pfidleeen hoben Grase
~- gänzlich tingestorti nnd gehmgten naeh mehntindiger Abweaenhoit wohlbehalten
an Bord zuröck."
Meteorologisches und Klimutnlogisches.
Bei den nicteorologisclieu ßeubuthtungeu vou 1S86 — 1888 hatte
sich bereits die überraschende und für dcu l*llaiizuiigsl»etrieb sdn*
wichtige Thatsuche lierausgestellt, dass hinsielitlieh der jahreszeitlichen.
Vertheilung der Niedersehlage ein grosser (iegeusat/ zwischen Fiusch-
hafen einerseits uud Konstautiuhafeu und Hatzfeldtliafen andererseits
besteht. Wahrend an ersterer Station die Hauptregeii mengen in der
Zeit von Juni bis September fallen, sind im westlichen Theile vou
Kaiser Wilhelms-Land die Monate Januar bis April die llauptregen-
zeit und die Monate Juni bis August die trockensten des ganzen
Jahres. Die neueren Untersuchungen haben dies bestätigt, wie folgende
Zusammenstellung beweist. Es fielen in l'rozenttheileu der geaamm-
ten Regenmenge des Jahres (Juni bis Mai):
Finscb-
kafta
Konstaatia-
halte
Uatsfeldtp
AafM
den Monaten Dezember bis Apiil 1886/87
11%
58%
62%
•
, , 1887/88
180/0
69%
68%
■
^ , 1888 89
24 «/o
GO«o
Juni bis
Septeuiber 188G
o8%
n •
1887
62%
18»/o
17*Vo
a •
1888
420/0
5%
5%
Die Gesnndheitsverhältnisse sind im Allgemeinen günstig, ins-
besondere hat Kerawara und auch Hatzfeldthafen wenig Kranken an
.Malaria anf/mveisen, dagegen hat im Jahre 18S9 eine bösartige
Dysenterie unter den Eingeborenen der Astrolabebai viele Opfer ge-
fordert, ist von ihnen auch nach Stephansort und KoDstantinbafen
übertragen worden, und hat sowohl W^eisse als Farbige ergriffen.
Relativ am zahlreichsten waren im Jahre 1889 Erkrankungen an
17»
Digitizeo Uy v^üogle
260
Du Sebatigobkt der N«a-Giil]iMrKomiMgiiie.
Malaria in Finschhafen, aber im Jahre 1890 ist der Prozentsatz
hemntergegangen. Unter Foronkeln nnd tiefer liegenden Abscessen
leiden sowohl Weisse als Farbige. Die Inflnenzaepidemie ist aof
ihrer Reise nm die Welt flbrigens auch nach Kaiser Wilhebna-Land
gekommen.
Bismarck-Arehipel.
Die anf der Insel Kerawara dnrch den vormaligen Landeshaupt-
mann Frhm. t. Schleinitz angelegte Station bot wegen des nnbedenten-
den Um&nges der Insel nnd der geringen Ausgiebigkeit des Bodens
kein Feld für Enltnrarbeiten, so dass eine Verlegung der Station nach
der Gazelle-Halbinsel im Frfihjahr 1890 dnrchgeffihrt worden ist
Die Station Herbertshohe, welche dicht neben der bekannten Ralum-
Plantage liegt, wird von Herrn Parkinson, einem durch langjfthrige
Thätigkeit auf der Plaotage wohlerfahrenen Manne, verwaltet und
hat iflr Pflanzungszwecke Äusserst passenden Boden. Dampfschiffe'
liegen auf geschfitzter Rhede in geringer Entfernung vom Lande nnd
für Boote ist eine durchaus sichere Landnngsstelle vorhanden. Da
die Ralum-Plantage als sehr gesund bekannt ist und das erworbene
Terrain ganz ahnliche Hohenverh<nisse hat als jene, so wird die
neue Station auch als Gesundbeitsstation Werth haben. Sie wird
auch femer als Arbeiter-Depot dienen. Die im Ganzen etwas un-
ruhigen Eingeborenen haben aber der Station bald nach ihrer Grün-
dung Schwierigkeiten bereitet; sie erschlugen einen Aufseher und der
kaiserliche Kanzler stellte fest, dass der Ueberfall wohlfiberlegt und
dass von Seiten des erschlagenen Aufeehers keinerlei Versnlassnng
gegeben war, wodureh der UeberMl hätte motivirt werden kOnnen.
Da die Eingeborenen eine sehr herausfordernde Sprache führten, so
beschloss der Kanzler, sofort energisch vorzugehen, um so mehr, da
die St&mme sich mit Nachbardistrikten zu verbinden suchten und
einen Ueberfall der Station Herbertshohe planten. Am 30. März
früh ,3 Uhr brach deshalb eine bewaffnete Mai^t von Ralum anf,
bestehend ans der Polizeimannschaft des kaiserlichen Kanzlers sowie
ans Hfllfsmannschaften der Ralumpflaiizung. Die Leitnng und Ffihmog
übernahm der Stationsvorsteher Herr Parkinson. Es gelang in der
Dunkelheit bis dicht an die feindlichen DOrfer zu gelangen; bei
Tagesgrauen wurden dieselben gestürmt, nicht ohne Widerstand von
Seiten der Eingeborenen, die jedoch den überlegenen Feuerwaffen
der Angreifer auf die Daner nicht zu widerstehen vermochten. Die
landeinUegenden Dörfer Gunagonoi, Karawia und Litarebareba wur-
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Du Schntigebiet d«r Nen-GuinearKompagm«.
961
den auf GelK'iss des Kanzlers zerstört. Vor dem Dorfe Karawia
hatte ein Trupp von Eingeborenen sich festffesetzt. und hier wurde
einer getödtet: leider wurde auch einer der Rahiniarheiter von einer
Kni^el getroffen und starb mehrere Tage darauf an seiner Wunde.
Die Erwartung, dass die Eingeborenen, durch diese Lection
bt'leiirt. sich auf Vi'rhandluniitMi einlass^»n würden, bestätigte sich
nicht. Im Gi'gentlieil vcrbandt'n sie sieh mit mehreren volkreielien
Inluudsdistrikten und grifVen am 2. April Ralum an. wurden jedoch
mit einem Verluste von 3 Todten zurückgetrieben. Am 4. wurde
deshalb ein neuer Zug gegen die feindlichen Dörfer unternommen.
Am foigendt'u Tage begannen die einirt schüehterten Dorfschafteu mit
dem Kanzler in l'nterhau<üun_' zu treten. Es wurdt^ von ihnen ver-
langt, zunächst als Friedenszeiclien eine bestimmte Quantität Muschel-
geld zu zahlen und die Mörder auszuliefern.
Diese prompten und effektvollen Massnahmen seitens der An-
si«'dler werden einen dauernden EinHuss auf die Sicherheit derselben
sowie deren Eigenthum ausüben. Die Kü.ste der Gazellehalbinsel
am Eingange der Blanchebueht hat in den letzten Jahren mehr und
mehr ein zivilisirtes Ansehen erlangt durch die verschiedenen per-
manenten Ansiedelungen der Weissen. Bisher wurden solche aus-
gedehnte Expeditionen in der Regel den kaiserlichen Kriegsschiffen
auferlegt; die Eingeborenen erhielten dadurch den Eindruck, dass
die Weissen selber nicht im Stande wären, sich zu beschützen. Diese
Annahme ist jetzt wohl zerstört worden, weitere Aasschreitongen
daher vor der Hand wohl kaum za erwarten.
Als Depot für die Arbeiter gewann diese Station bald grosse
Bedeutung. Parkinson hatte vom 20. bis 27. Oktober 1889 an der
Blanche-Bay nnd an der Küste von Ken-Mecklenburg im Ganzen
100 Arbeiter angeworben und dehnte nun seine Operationen im
November nnd Dezember bis nach Buka ans, welches za den Salome-
Inseln gehOrt Fflr die Arbeiter-Anwerbung ist neuerdings ein eigener
Segelschoner „Senta" gebaut worden. Parkinson hat auf seiner Heise
interessante Beobachtungen Uber die Bevölkerung von Buka und
besonders Aber die der kleinen Atolle Ostlieh von den Salomo-Inseln
gemacht Auf einigen der letzteren ist die Bevölkerung im allmäh-
lichen Absterben begriffen, und zwar ohne dass die Weissen hierauf,
wie es sonst an vielen Stellen der Fall ist, irgend welchen Einfluss
haben. Die Grfinde dieser Erscheinung sucht der Beobachter wohl
mit Recht darin, dass auf den kleinen Atollen die Inzucht besteht
und damit eine allmähliche Deteriorirung der Bevölkerung entsteht.
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262
Das SchoUgebMt der lieu-OuijMt-KoBipagnM.
Sie liegen zu weit auseiannder, al» dasij überhaupt eine Vermischuuf^
der verschiedenen Stämme und Gruppen entstehen könnte. Er nimmt
an, dass in einem nicht allzulangen Zeitriiuine diese theilweise von
roiynesieni bewohnten Inselgruppen vollkommen ciitvidkert .sein werden,
für die MarkeHas-Inseln (britisch) sei dies mit Bestimmtheit zu
erwarten. Die Fea<l-Insulauer sind z. B. im Aussterben begritieu,
und auch die Lord-lIowe-Gruppe, wo die deutsihe Flagge gehisst
wurde, lässt trotz ihrer dii hteren Bevölkerung doch eine Abnahme
erkennt'u. Dort sind allerdings von den Europäern schon Krank-
heiten einiieschleppt worden, wie z. B. die Musem, welche sehr unter
den l^iügelM^renen wüthcii.
Ein anderes Arbeitcr-De[)ot ist im Finschliafen t'rrichtet worden,
von wo aus Anwerbetouren im Miirz nach dem Huongolf und im
Mai nach der Küste nördlu h von Finscidiafcn zwischen Blücherhuk
und Kap König Wilhclin und dann nach Xeu-P<jmmern und der
Kook-Iusel unternommen und Mann angeworben wurden. Die
Eingeborenen waren hier und dort sehr misstrauisch — wahrschein-
lich in der Annahnif^, dass sie von den Weissen gegessen werden
würden — und eine Keise im August nach dein Huongolf richtete
dort ebeuluils noch verhält^issuiäsäig vveuig aus.
Die Purdy-Inseln-Phosphate.
Dei erste im Jahre 1S89 gemachte Versuch, von den I^urdy-
Inseln die Phosphate zu holen, ist insofern ergcbnisslos verlaufen,
als nach Lage der Kiffe, der Meerestiefe und »It r Bi aiidungsverhält-
nisse eine sichere Befestigung des für die Beladung bestimmten
SchiHes unmö^ilich war. Da die Küste derniassen steil abfällt, dass
man am Vordertheil eines dort ankernden Schiffes 50 und am ilinter-
theil l:)0 m Wassertie!e gemessen hat. da es keine Bnclit gicbt. die
als Hafen dienen kann, und eine fürchterliche Brandung ansteht,
so hat das Ankern der Schifte eben so grosse Gefahren wie das
Landen der Boote. Die Purdy-Inseln selbst sind winzig kleine und
ganz niedrige, nher dicht bewaldete und durch diesen ihren hoch-
ßtammigen Baumwuchs au<'h ziemlich weit sichtbare Koralleneiiande.
Etwa einen Meter tief unter der Dberiläche beginnen jene weisslich-
gelblicheii Phosphatlai;er, die, wenn man ein Stückchen zwischen
den FiiiL;erii zerreibt oder sonst zerkleinert, das Gefüge winzig klei-
ner MusehelM liiiiclien erkennen lassen. Auf eine weite Stre<-ke wur-
den die Pht».->pliatlager der Mole-Insel so freigelegt, dass mit der
Ausbeutung begomien werden kounte. Die Entdecker dieser Bodeii'>
Das Scbnt«gebi«t iar Km-Ouinea-Komptgiiie.
S6d
schätze sind Engländer t^ewesen. die eine Zeit lanj? die Ausbentung
selbst in die Hand zu nehmen beabsichtigten. Genanere Plane der
La^^crstätten hat dann im Auftrage der Compagnie Dr. Hollrung an-
gefertigt. Ob die Behauptung, dass ähnliche Phosphatlager auch auf
dem Festlande von Xeu-Guinea, insbesondere in der näheren Um-
gebung von Finsc.hhafen, vorkämen, richtig ist, ist noch nicht er-
wiesen. Es ist dann ein zweiter Versuch, nachdem die erforderlichen
Hölfsmittel zum Festlegen des Schiffes beschafft worden waren,
Quteraommen und sind 1000 Tods Phosphate gebdeo worden.
Thätigkeit der Marine.
Im Jahre 1889 hatte S. M. Kreuzerkorvette „ Alexaniiriue" eine
Rundreise durch den Bismarck-Archipel unternommen, um Einge-
borene, welche auf Neu- Mecklenburg zwei deutsche Händler er-
schlagen hatten, zu züchtigen, hatte Finschhafen besucht und war
dann schliesslich nach der zur Howe-Gruppe gehörigen, zwischen
159,19 Ü. und 5,24 S. gelegeneu Ong-Tong- Insel gefahren, auf
welcher die deutsche Flagge aufgezogen und eine auf die Erklärung
des deutschen Protektorats bezugnehmende Proklamation von Herrn
V. Prittwitz verlesen wurde. Die gleiche Förmlichkeit wurde auf
der Insel Ysabel, Saloinonsgruppe, wiederholt. S. M. Kreuzerkorvette
„Sophie" traf am 14. Februar in Finschhafen ein, fuhr auf Er-
suchen des Kaiserlichen Kommissars nach Hatzfeldthafen , wo das
Erscheinen eines Kriegsschiffes auf das Verhalten der dortigen noch
immer feindlich gesinnten Eingeborenen von Einfluss zu sein ver-
sprach, und besuchte dann die Gardner- und Sir Charles llardy-
Inseln, um Repressalien gegen verschiedener Unthaten angeklagte
£ina;eborene auszuüben. Die „Alexandrine" hat am 26. Juli Matnpi
und Herbertshöhe besucht und war vom 2. — 4. August in Finsch-
hafen. Von dort besuchte sie in Begleitung des Kaiserlichen Kom-
missars den Bismarck-Archipel und landete am 1.3. August auf der
Sir Charles Hardy-lnsel ein Detachement Polizeimauuschaft. Finsch-
hafen ist vom 22. August bis 3. September wieder von dem Kreuzer-
geschwader unter dem Befehl des Kontre-Admiral Valois, bestehend aus
S. M. S. „Leipzig" und ^Sophie", besucht worden. Der seit Jahren
nicht dagewesene längere Aufenthalt Kaiserlicher Schiffe am Sitze der
Kaiserlichen Verwaltung wurde natürlich mit lebhafter Freude be-
grüsst und hat auch auf die Eingeborenen sicher einen guten Ein-
druck gemacht
L.idui^cü uy Google
264
MwrBchall-Intein.
Das Schutzgebiet der Marechall- Inseln.
In Folge des mit Strenge dnr<*h?efri!irteii Verbotes des Kredit-
gebens und dadurch, dass die Häiipllinjie durch den Kaiserlichen
Kommissar zu steter Abzahlung ihrer alten Schulden angehalten
wurden , hat sich die Schuldenlast der Eingeborenen im laufendtMi
.lahre auf 15 000 Mark vermindert. Sie würde bereits völlig getiliit
sein, wenn nicht ein Theil der Häuptlinge sich noch im Besitze
europäischer Srgelschooner betände, mit denen sie nur mangelhaft
iimzut:t'hen verstehen und welche deshalb fortgesetzt kostspieliger
Keparaturon bedürfen. Die Befreiung der Häuptlinge von Schulden
wird auch den Kautieuten zu Gute kommen, da die Eingeborenen sich
iiatürgemäss mit mehr Lust und Fleiss der Produktion von Knpra
widmen, wenn sie wissen, dass sie für ihre Mühe bezahlt werden,
als wenn sie den grüssten Theil des Erlöses ihrer Arbeit zur Tilgung
der von ihreji Häujitlinueii kontrahirten Schulden verwendet sehen.
Die Erziehung der Eingeborenen liegt leider nocli sehr darnieiier
und wird nach Ansicht maassgebender Kreise auch keine Fortschritte
machen, so lange nicht an Stelle der eingeborenen Zöglinge der
Boston Mission Society europäisclie Missionare treten.
Der Kaiserliche Kommissar a. i. für die Marsi liall-lnsehi, Vi/»'-
konsul Bierrnaun, hat in der Zeit vom 29. Septeniher bis ]!•. OktoInT
188?^ an Bord Sr. M. Kanonenboot ^Wolf"' eine Heise diircli das
Schutzgebiet unternommen und die Atolle der Ralik-Kette. Ebon und
Namorik, sowie diejenigen der Ratak-Kette. Likieb. Maloelab. Arno,
Majeno und Mille besucht. Im Anfang des Jahres wurde auch der
etwa 100 Meilen südlich gelegenen Insel Nauru (IMeasant Island),
welche zum Schutzgebiet der Marschall-Inseln gehört, ein Besuch
abge.stattet. welcher sj)ater von dem Sekretär Eggert wiederholt
wurde. Derselbe hat eine genauere Besdireibung der Insel gegeben,
deren äusserer Umfang etwa *20 km beträgt. Das Küstenland ist
sehr dicht mit gut tragenden Kokospalmen besetzt und die Einge-
borenen plhuizen. wo irgend Raum ist. weitere Bäume au. Das
Innere der Insel ist hügelig und durchschnittlich — 40 m über
dem Meeresspiegel erhaben. Auf der Insel leben ca. 1050 Einge-
borene, welche in zwölf Stämme getrennt sind, welche urs}>rringlich
Familien und nicht Verbände von verschiedenen Ortschaften gewesen
zu sein scheinen. Dafür sprii ht die noch jetzt herrschende Be-
stimmung, dass Niemand sich mit einem Mitgliede seines eigenen
Stammes verheiratheD dürfe. Die iosel hat trotz ihrer Kieiuiieit
>larsch«lMDsefai.
265
eine gewisse Bedentung; es befinden sich anf ihr das Kaiserliche
Bezirksamt nnd die Küste ist mit ueun Faktoreien and zwei Missions-
stiitioiien besetzt.
Die Kreuzerkorvette „Alexandrine* besuchte im Mai die Mar-
srhail-Inseln, traf am 10. Mai in der Lagune von Jaluit ein nnd fuhr
dann natli der Insel Xamorik, woselbst der Kaiserliche Kommissar
verschiedene Geschäfte zu erledigen hatte. Ende Mai verliess die
Korvette das Schutzgebiet, um die Hückfahrt nach Apia anzutreten.
Der Jahresbericht der Jaluit-Gesellsciiaft theilt mit. dass die
Uebernahme der Faktoreien und Bestände der l)eiden überliefernden
Firmen, der Deutschen Handels- und Planta^en-desellschaft der Sfid-
see-Inseln und der H<'rreii Robertson & Ilernsheim, welch«' bereits
am 1. Februar ls88 stattiinden sollte, in Folge mangelhafter Post-
verbindung niciit inue gehalten werden konnte. Der Termin für die
Faktoreien auf den Marschall-Inseln musste auf den 1. April 18S8
verschollen werden und zog sich für die Stationen auf den Carolinen-
Inseln sogar bis zum 1. Februar 1890 hinaus. Diese Uebernahme
der ca. 60 Handelsstationen, welche auf einer Wasserflüche vertheilt
liegen, deren Ausdehnung von Osten nach Westen über 2 1()0 See-
meilen beträgt, hat nicht unerhebliche Störungen des geschäftlichen
Betriebes verursacht, wie auch die Kinfüiirung der deutschen Reichs-
währung an Stelle der kursirenden chilenischen nnd bolivianischen
Dollars, welche vom nationalen Standpunkt Wünschenwerth war, nicht
unerhebliche Opfer gekostet hat. Alle diese Umstände haben dem
ersten Geschäftsjahre, nel)en den Gründungs- und St«mpelkosteii eine
schwere Last ausserordentlicher Unkosten anfirebürdet, so dass sich
ein Verlust-Saldo von 77 UM Mark ergiebt : die allgemeine Geschäfts-
age ist aber gat, denn die KaufTähigkeit der Eingeborenen hat ganz
bedeutend zugenommen und die Gesellschaft war dem yesteigerten Be-
dürfnisse entsprechend in der Lage, reichliche Waareu-Vorr&the nach
ihren Faktoreien zu legen. Auch der enropfiische Markt werth des
ansschlag^ebenden Produktes, Kopra. welcher anfänglich tiefer als
je zuvor gesunken war, liat sich allmählich erholt. Soweit sich also
die Verhältnisse übersehen lassen, dürften für das zweite Geschäfts-
jahr recht befriedigende Resultate erwartet werden. Das für den
Verkehr zwischen den einzelnen Inseln bestimmte Schiflfsmaterial be-
findet sich in tadellosem Znstande und ist allen Anforderungen ge-
wadksen. Die Eokosplantage der Gesellschaft auf der ,Providence-
InseP) liefert zur Zeit bereits einen genügenden Ertrag, nm alle
0 Durch Kaiserliche Verordnung vom 13. September 1886 wurde das deutsche
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266
Kosten ihres Unterhaltes zu decken ; nach weiteren fünf bis sechs
.Jahren wird dieselbe ein werthvolles Objekt bilden, von welchem
eine fortdauernde reLielmässige Einnahme zu erwarten ist.
Seit Oktober 1888 ist Jaluit dem Weltpostverein eingereiht und
eine Postageutur daselbst errichtet; die Beförderung der Briefe ge-
schieht zur Zeit noch durch Schiflfsgelegenheiten von Sydney and
San Fraucisco.
Uebor Samoa.
Die Generalakte der Samoa-Eonferenz, aaf Grood deren Knhe
und Ordnung auf den von Partei kämpfen zerrissenen [nseln her-
gestellt werden soll, enthält acht Artikel. 1. Eine Erklärung, be-
treffend die Unabhängigkeit und Neutralität der Samoa-In sein, worin
den Bürgern und Untertbanen der Vertragsmächte Gleichheit der
Kechte auf den genannten Inaehi gesichert nnd fOr die sofortige
Wiederherstellung von Frieden und Ordnung auf denselben Sorge
getragen wird. 2. Eine Erklärung, betreffend die Aendemng be-
Btebender Verträge nnd die Zustimmung der Samoanischeu Regie-
rang zn dieser Akte. 3. Eine Erklärung über die Errichtung eines
obersten Gerichtshofes für Samoa and die Bestimmung seiner Zu-
ständigkeit. 4* Eine Erklärung, betreifend Aoeprficbe auf Lfinde-
reien in Samoa, durch welche die Vcrffignng der Eingeborenen
daräber beschränkt and für die Untersnchnng der Landanspr&che
nnd die Eintragung gültiger Titel Sorge getragen wird. 0. Eine
Erklärong, betreffend den Munizipal-Distrikt von Apia, durch welche
für eine lokale Verwaltung desselben Sorge getragen and die Zu-
ständigkeit des Munizipai-Magistrates bestimmt wird. 6. Eine Er-
kl&rnng, betreifend Besteueraug und Einkünfte in Samoa. 7. Eine
Erklärung, betreffend die Beschränkung des Yerkaofs and Gebrauchs
Ton Wafleo, Manition und beraaschenden Getränken.
Zn dem Oberrichter ist ein Schwede, Herr t. Gederkrantz,
ernannt worden, welcher, nachdem er sich den Regieroogen von
Deutschland, England and Nordamerika vorgestellt, am Ende des
Jahres 1S90 in seinem neuen Wirkungskreis eingetroffen sein dfirfte,
wo man seiner Ankauft mit Spannung entgegensah.
Schutzgebiet ancb über di« ProTid^nee-liiMt aasgedehnt, obwohl die IbmI, welche
unter 9^ 40' n. Br. nnd 161^ 5. L. liegt, nach der ßrenxe dea am 17. Dezember
1885 abgeschlossenea spaniscb-dcatacben Karolinen -Vertrages als zur apaoi^chen
Interessenapbftre gehörig sn rechnen wire.
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Denknclirlft
über die
MweggrUnde zu den dairtseb-eigliicbeii AbkMiMiLO
(An» dem Dtatvcbtn Beicb»- und K6nifL JPFrauiKbcn 8tMta-Ajis«iser^
Ntcljdem d&s deutsch- eujrlische AI)kommen lom 1. Juli d. J. die zu seiiuT
Gültigkeit erforderlicbeo Stadien »oweit durcblAufen bat, d&ss seiner Äusfübrun^
HiadiCBitM nkht mthr «ntfSffMUtolMOt mU« onanelir dkjmiifen GMiehtepiuilttt
diig«l«gt wtrdfla, wM» §ü die KaiMrii^ Bafiamiff bei AbMhloM diMellMa
iiiaaif»b«id gtwMtn tind.
AUera voran stand das Bestreben, unsere durch Stammesverwandtscbaft uud
dvitb die geschichtliche Kiitwickeiung: beider Staate» {,'ejfebenen truten Beziebun);en
za England weiter zu erhalten und zu befesti^'en uud dadurch dem eigenen Inter-
esM wie den dM Weltfriedens ni dienen. Hit der dnrcb die Ausdebnong unserer
ibewsieelm Beiiebvnfm ud koloniilta Bettrtboaffen fsgebaiMi Venetmuig der
BeriknncipaBktB ait uderaD StMteo, Baimiiitlich ndt Baglind, hatte aach die
Weltiecllrinlicllkeiti ▼efmBimende Reibungen, weiter wirkende Differenzen nicht
immer rermeiden zu können, zneenommen. Solche Wirkungen sich nicht bis auf
die ;ill<: ein eine Politik fortsetzen und diese daduriii cefTihrden zu lassen, miis^to
das vomehmste Ziel der Verhandlungen »ein. Der Gedanke: uiu eines kolonialen
Zwiilei «ilkn ift letstor laitaas vm Zervür&iae nit Bngiand ge<ir&nct wnden n
können, dnrfie keinn Ranm gewinnen. Et konnte nidit iweiMhoft aein, daaa
nnser kolonialer Besitz, materiell bei Weitem nicht werthvoll geuut: ist, um etwa
gar die Nachtheile eines den beiderseitijren Wohlstand auf das Tiefste erschüttern-
den Kriefres aufzuwägen. Aber nicht bloss der Krietr mit den Waffen in der Hand
mutste vermieden werden, auch die Verfeinduug der Nationen, die Verbitteruuß der
Stimmoflg in weiteren Intereiaentenkreisen* die diplomatische Fehde durften in
mumm koloninlen Beaiti keinen Boden finden. Wir wnnachen driufend, die alten
gvlen Besjebnogen u England aueb aaf die Znknnit tu fibertragen.
Wie weit Gemeinsamkeit der Interessen oder verbriefte Verträge im Stande
sind, in unnerer acbnelllebenden Zeit die Politik der Staaten über allen Wechsel
Diese Denkschrift ist auch als No. 1 der Sammliuig amtlicher Veröffeni-
liebenffUL ana dem Reicbs- und Staateanzeiger (Beriin» (krl Heynunns Verlag)
zum Preise von 50 Pfennigen zn becieben.
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268
Beweggründe xa dem deatich-engtiwbeii Abkommen.
der Personen und der V'erhälliiisse fort auf längere Zeiträume fest zu Idnden, ma?
dabin gestellt bleiben. Zweife]lui> aber wird das sicherste Mittel für ein freund-
acbeftlicbee Einvernebmen svteeben swei Slaaten enf die Dener darin feeoebt werden
kSnnen, den man sieb beetrebt, alle diejenigen Punkte su finden und zu begldcben,
welche, die Keime zuküuftif^er Verwickelungen iu sich tragend, die Nationen mit
der Zeil einander entfremden könnten. Je mehr die Politik mit nationalem Em-
pfinden, mit pesteigertera Ehrgefühl der Völker zn rechnen hat, um so mehr muss
sie danach trachten, schon früh die ersten Anfänge nationaler Verstimmungen zu
entfernen.
Aber anob von dem b^^renzteren 6land|nuikt der geddblieben Bntwiekelung
nneerer dgenea nberseeiscben Politik «Ire jede weiter greifende Differenz mit
Kurland tief zu beklagen. Wir sind in ttneeven überseeischen Beziehungen vielftusb
auf das freundschaftliche Verhalten der grösseren, äl''^ren Seemacht angewiesen.
England gestattet unserer Marine überall hereitwillig die Mitbenutzung seiner Häfen,
Docks und anderen maritimen Anstalten; Handels- und Kriegsmarine beider Lander
erfreuen sieb gegenseitigen Wohlwollens.
Hiebt in demselben Kaasse indess war es fibeiall geglückt, ancb ans der
kolonialen Politik beider Reiche unliebsame DifTerenzen fem zu halten. Es waren
hie und da Reibungen zwiM-hen den beiderseitisjen Oespllschaftcn und Organen,
welche sich die I'flege kolonialer Angelecenheifen und Interessen /.'ir Aufgabe ge-
macht hatten, eingetreten. Diese sieb in scheinbar unbegrenzten Räumen bewegen*
den und mit unbenannten Grössen reebnenden, vieUkeb mebr an die Phantasie als
an dos Ortheil ihrer Landslente appellirenden Oesellscbaften nud Organe verstanden
OS aiobt selten,' die öffentiidio Meinung zu beeinflussen, und es konnte nicht au«-
bleiben, dass dabei auch die Regierungen in eine gewisse Mitleidenschaft !rez<^n
wurden. Die Konkurrenz und die F.iforsucht der Kolonial-Interessenten limclifen es
mit sich, dass furtwidirend Reklaniationen wetren d'^r wirklichen und verineintü ■li> ii
UebergriiTe i'er Einen k^K^^ *'>^ Anderen erhoben wurden, und dass die Keiiieruu^en
einen wesentlichen Theii ihrer internationalen Bedehungen in der Erledigung dieser
Reklamationen erblicken mossten. Seit 1886 wurde Aber diese Ansprnebe und
Streitiv'keiten der gegenseitigen Interessenten zwischen den Rsgierui^n verbandelt,
im einzelnen Falle diese und jene Streitigkeit ausgeglichen oder vertagt, im All-
gemeinen aber blieb als Ergehniss, dass eine völlige Begleichung nicht «•ingetret.'n
war. Die Notbwendigkeit, diesem Zustande fortdauernder, das gute Einvcrnehmfu
beeinträchtigender Zwistigkeiten ein Kode tu machen, war der deutseben wie der
englischen Re^erung sum Bewusstsein gdti>maien. Anfiings dieses Prölyabrs hatten
sich deshalb beide Regierungen verstlndigt, olmmtliche strittige Fragen dnrdi De-
legirte einer genauen Prüfung zu unterziehen und dabei zu versuchen, inwieweit
sich auf Grund dieser mündlichen Erörtenmgen eine Einigung erreichen lassen werde.
Am 3. Mai d. J. traf zu diesetn Behüte 8ir Percy .\ndorsoii in ßerliu ein und
ging mit dem Geheimen Lcgatiouä-Kath Dr. Krauel iu mehrfachen Beratbuugeu die
simmtliehen afrikanischen Streitpunkte durch. Bs stellte sich dabei bald berans,
dass diese Detail-Brorterungen die Angelegenheit nicht absebliessen konnten, und
musste vielmehr versucht werden, einen allccmeinen Standptmkt zu finden. Es
wurde daher diesseits als für uns leitender <ie>ichtspunkt hintrestellt, dass die ver-
schiedenen streifiireti üeiretistände als ein untrenn t)ares Ganzes behandelt, und
üasä als Tauschobjekte diejeuigeu Punkte verwcrtbet werden scditeu, deren relativer
Werth für die beiden Slaaten ein versiAiedener wu*, so dass das Interesse des
t
Btweggrüude zu dem deutscb-eugliscbeu Abkommen. 26U
•
•inen mit dem d«f anderen bei einem UmUmieh vereinigt werden konnte. Bs er-
schien wohl mSgflich, einen Vertrag zu Stande zu bringen, in welchem zwar keiner
der beiden Theile alle seine Wünsche hpfrieilict schon würde, in welchem aber auch
Jeder von Beiden einen (Jewinn gerade an deujeiiiiren Stelloti zu verzeichnen bitte
««lebe von »einem besonderen Standpunkt au» die werlbvullereu waren.
Nacbdem diese Qeiicbtspunkte die AUeriiaclwte BUUgung Sr. Majesl&t des
Kaisers erlangt hatten, konnte der deutsebe Botschafter Graf Hatsfeldt die besög-
iiebmi, allgemeineren Verhandfaingen mit Lord Salisbnry in London beginnen.
Bereits am 17. Juni kam es zu der Torlänfigen Verständigung, welche in No. 145
des Deutschen Reichs- und Königlich Preussischen Staats- Anzeigers veröffentlicht
ist. Die Einzelheiten dieses Abkouimentt wurden soduuu zwischen den obengenannten
Detegirten der beiden Regierungen in Berlin auf der nunmehr gefundenen Orund-
faige dnrdigearbsitet, nnd es konnte nach angestrengter Arbeit das Abkommen am
1. JttU Abends geceiebnet werden.
Im Einzelnen waren dabei ffir uns folgende Srwignngen maassgebend ge-
OS vWU «
I. Wert- und Sililwest-AfHka.
Das dentsebe Togogebiet, welches reich an knitnrfthigom Land ist und
fiut alle tropischen Produkte hervorbringt, kann in Zukunft ein ergiebigea Feld für
den Betrieb von Plantagen bieten. Die in dieser Beziehung eingeleiteten Unter»
nehiniingen befiiulen sii h imlessen noch in den ersten AnfUnsjen. Von Bedeutung
ist <*iii.stft eilen allem litr Handelsverkehr, welcher t ine erfreuliche Entwickelung ge-
uommen hat. An dem nur wenige Meilen laugen KiiütetiHtreifen von Lome bis
Klein>Popo sind 11 enroplische Firmen angesessen, welehe in der Zeit vom
1. April 1888 bis 31. Mirs 1889 einheimische Produkte — namontiich PalmoU
Pldmkeme^ Gummi, Elfenbein, Erdnüsse — im Werthe von 1 900 000 M. aasgeführt
haben und deren Einfuhr nach Togo sich in der gedachten Zeit auf einen Werth
von - Millintien Mark beiiflVrt hat. l>t r gedachte Verkehr wurde durch 112 Schiffe,
welctie die Rhede von Klein- Popo unlieteu, vermittelt. Für da» Jahr 1889/30 liegen
genaue statistische Nachrichten noch nicht vor, nach dem ErgelNiiss der Zolldn-
nabioen darf aber erwartet werden, dass der Handelsumsats sieb auch in diesem
Zeitraum, mancher ungünstig wirkender Verhiltnisso ungeachtet, ungefthr auf
gleichem Niveau wie im Vorjalire gehalten hat.
Bei der rüiiinluh geringen Ausdehnung dex Schutzgebietes, welches im Osten
durch frauzüstäche» und im VVetiteu durcti en,:liscbeä Gebiet begrenzt wird, ist für
die Weitorentwickelung des Handels in Togo der Verkehr mit dem Hinterlande von
grösster Bedeutung. Um das In gerader Linie hinter dem Togogebiet liegende
Hinterland zu erforschen und dem Handel zu ersch Messen, ist seiner Zeit im Adeli-
lande die Station Bismarcksbunr angelegt worden. Von dort aus sind freundliche
Beziehungen mit den umlie-j^endeu Eingeborenen Stämmeu augeknüpft und auch in
anderer Beziehung ^Beförderung der Gummi-üewinuuug etc.) Erfolge erzielt wurden.
Wichtiger ala diese Gebiet« sind aber die nordwestlich von der dsotsehen und
hinter der englischen Interessensphäre gelegenen Gegenden von Salaga, Jendi und
Gam>>aga, welche tbeils von heidnischen, tbeilweise aber auch »<chon von mobammo"
dänischen Völkerschaften bewohnt sind. Von dort aus findet schon jetzt ein reger
Karawanenverkehr nach der Küste statt. Den P.erifiiten der deut-ehen Forschuugs-
leiauudeu ^iiauptmaun v. Franvoiü und Dr. Wolt; zufuigc ist der Handel nach jenen
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270 Benegin^ode to den dMta«b-eD|liteh«ii AbkiNDi
GeeendeD aber einer weiteren sehr erbeblicben Steigerung ftbi(; Namentlich kommt
in dieser Bcziehunsr die Stadl Sfila<j.i in Betracht, welcho einerseits den Mittelpunkt
für die aus dem Innern Afiikas iumI den Gejfenden lies oberen Nijfer kommenden
Karawanen und den ätapelplau für die Produkt« jener üegeudeu bildet, auf d«eu
llnrkt aadAraneito aber aneb für «oropliidM Artikal tMm äkufM gabataa iat
Um Jen« Gegenden dem deoteebea wie dem engUeeben UnterDebmingifeiit nutzbar
SU mdiei, Ist iu dem im Jahr» 1888 nit Eni^land abffeecbtossenen AbkoBinen
rrreinbart worden, dass dipsplhen netitml bleiben sollen, und dass in dieser nen-
traten Zone keine dor heidt-n Mächte Hoheitsrechte erwerben darf, .leilenfalls würde
UeuUcbiand UoterDebmungeu gegenüber, welche diese Neutralität berühren künuteo,
auf Grand dar ton daai Haaptiaann t. Franfois gescbloaeeaen Schutsvertrftge das
Rflcbt der Piioritlt sa baaaspmdiea baben.
Wenn dnrcb dieie Maaisaabnien dafar Sorge getrairen ist, dem Handel von
TofTO weite (Jebiete offen zu lialfen, so hat es sich aber weiter als nötbig erwiesen,
auch dafür Vorkehrungen zu treffen, dass eine bequeme und sichere Verbindung
/.fvischen äalaga und dem deutschen Schutzgebiete iiergealellt wird. Iu dem vorher
gedachten Abkommen vom Jahre 1888 «raren die Gebiete am unteren und mittleren
Laufe des Volta swiscben den beiden X&chlen nacb Landsebafken getbeilt; Deutsch-
land waren die f^andsebaften von Kewe, Towe, Agotime und das Gebiet nördlicb
von Crepi (Peki) zugesprochen, während England die Landschaften von .\qnamn
und Crepi «rhalten hatte. Alsbal'i aber ergaben sich Zweifel über die Ausdehnting
jener Landschaften. Namentlich bezüglich de» Gebiets vuu Feki standen sich die
Angaben ochroff gegenüber, indem die einen dasselbe dicht über dem Orte Peki
endigen liesien, wlbrend andere nicht nur die Stadt Kpandn, aondem aneh die
Gebiete von Inkoaja nnd Buen fSr Tbeile von Orepi erlilirtan. Diese Veriilltnisse
scblossen eine doppelte Gefahr für den deutschen Handel in sich. Die Unsicherheit
der Grenzen in Verbindung mit dem seit langen .lalnen von England geübten Kin-
fluss hatten zur Fol^e, dass in den streitik'en ureuzbezirken jeder Verkehr mit den
deutscbeo l^üstenplätzen von den Eingeborenen vermieden wurde. Schlimmer aber
war, dass die Karawanenatrasse ans der oben erwibaten nevtralan Zone durch den
streitigen Theil von Crepi und nanmiCUch über KiNuda fihrt», und daas die Kara-
waaen, von der Stimmung der dortigen Einffebort-nen beeinflnsst, von dem ccdaebten
Orte aus ihren Weg nicht mehr wie früher na^ h ileiii im deutschen Gebiet belegenen
Lome, sondern nach dem britischen Tbeile der küsie nahtneu. I'urch dma neue
Abkommen werden beide Gefahren beseitigt, die in demselben festgesetzte Grenz-
linie ist leieht an Ort und Stelle featxalegeo; überdies aber entspricht sie den
deutacben Interessen und Wünschen, indem nunmehr die Earawaaenatrasse von
Salaga, Jendt etc. leditriich deutsches Gebiet berührt und somit der von Alters her
bestebeinle dlickic Verkehr von dort nach Lome gesichert i>t. Die Ilerste|lu:i<:
einer andec-ii \ fi iuiidunj^ nach der neutralen Zone wäre, wenn ulierhaiipt in diu
iiuchsteu Jahren erreichbar, mit vielen Mühen und Opfern verknüpft gewesen. Kür
die Bntwickelttog iles Handels im Togogebiet ist daher die durch das Abkoiimen
herbeigeführte Grenzregniimng ein namhafter VortheiL Auch ist nicht zu verkennen,
dass dieser Vnrtheil wesentli< h einer britischen Konzession zu verdanken ist, denn
PS kann nach dem v.ir;^el»' achten Material kaum einem Zweifel unterliegen, dass die
liuher in Aus^i. ht >;en'Muinene rniersiu-huun an <h\ und Stelle sicher bei Kpandii.
wabrächeinlicb aber auch bt i Buem und lukunja die Zugobörigkeil zu der Euglan I
zuerkannten Landschaft Ciepi ergeben bitte.
Beweggründe za d«m danUch- englischen Abkommen. 271
la Kamtrnn iat der Boden Ibolidi vie in Toga rar Erasttgimg tut sinDt*
lieber tnpiechen Produkte goe^oei. Der Plantegeobetrieb liat hier bereit« eine
grössere Entwickelung genommen, indem auf d>'n Pflanzungen der Kamerun-Laiid-
md Plantagen-Gesellscbaft nnd der Tabakbau-Gesellschaft Karoemn erfreuliche He-
snltate mit Tabak erzielt worden sind. Auch mit dem Aaltau von Vanille niid
Kakao sind erfolgreiche Versuche gemacht. Ebenso wie in Togo tritt aber au« b
bier der Plaatagenbetrieb gegen die Bedeatung der HiiMlelsuBtomehmnngen weit
inraefc. Der Handel von Kamerun Hegt in den Binden von 9 Firmen, damnter
2 groeaen deutschen Häusern. Faktoreien dieser Untemebmnngen sind anf einselne
Funkte des Südens und des Nordens dos Sotiiitzffehietes Tcrtheilt.
Die Hauptausfubrartikel bilden Palmöl, l'alnikerne, Kaul>i liuk und Klf«'nbeiii
Die Einfuhrartikel sind sehr verschiedauer Art, eine Uebersicht, aus welcher sich die
in der Zeit vom 1. JoU Ui 31. Desember v. J. impoitirten Oegenatinde und denru
Mengen ergeben, ist in dem Deateehen Kolonialblalt No. 1 auf Sdta 4 veröflbntUdit.
Die SoUe, mit welchen die Einfobr'von Spirltnooen, WaSm, Pulver, Sali nnd Bete
belegt iat, eigaben einen Krtrag
in dem Etatsjabr 1888,d9 von 844,4 i M.
n , , 1889,90 . •>00bro,\)i ,
Der Bin- und AnifohTVMlE^r wurde ermittelt
im Jabre 1887 durch 81 i^hifle,
, . 1888 . 97 ,
„ . 1889 , 82 .
Em wesentliches Hindomiss für den Handel in Kainertni hat bisher der Ton
den Eingeborenen an der Küste betriebeue und monopolisirte Zwischeuhandel ge-
bildet Im SMen iat dieaea Monopol anm grosien Tbeil durch die Ezpeditiooen
des Hanptmaana Kundt und des Ueutenaata Hoigen dorebbroebeu, im Norden ist
hierin durch die letzte Expedition des Dr. Zintgraff, welcher bis nach Adamna hin-
auf mit den Eingeborenen Beziehungen anffekmipft hat, wenigstens ein Anfang ge-
macht. Ist der Zwischenhandel erst völlig hc9Piti.rt und der Vorkehr auch mit dorn
weiter entfernten Uiuterlande frei, so darf auf eine erheblictie Hebung des Handels
von Mamenm gebolR werden. Die in dem neuen Abkommen getroffene Bestimmung,
dsM der DordigangaTerkebr iwiseben den beiderseitigen Gebieten und dem Tschad.
See frd sein und keinen Transitabgaben unterliegen soll, durfte sich alsdann als
äusserst nützlich für Kamerun erweisen. Durch dieselbe wird, auch wenn encliscbe
Uiiternehmungin in jenen Ländern Detitsohlaiid zuvorkommen sollten, dem Handel
nnserea Schutzgebiets der freie Verkehr mit den in diesen Gegenden aii<;o;!iiedelteu
reichen mohamedaniscben Völkerschaften offen gehalten. Was die in dem Vertrage
getreffcno Bestimamng über die Nordgrense dee Kamerungebiets (von der See bis
XU den Rapide des Crossflusses) betriffi, so haben hier dotnltife Bestimmungen
nicht erfolgen können, weil der Köniijlich grnssbritannischen Rftrierung die Ergeb-
uiHso der vor Kur/om :in Ort und Stelle vort,'cnommenen englischen Vermessungen
noch nicht zugegangen waren. Für Kamerun kommt es inde>s bei der vorliegenden
Frage fast allein darauf an, ohne Aufgabe von werthTollem Land eine Grenze zu
halten, «siebe eine leichte und wenig kostspielice Zollnberwaebong gestattet. Dieses
Bednrfiiiss hat bei den Verhandlungen ▼olle Keachtung gefunden, und es ist dem-
nach 7.U erwarten, dnss sich wegen der definitiven GrentreguHrung leicht eioe ent-
sprechende Vereinlianing erreichen lassen wird.
Das Südwest-afrikanische Schutzgebiet zeigt einen wesentlich anderen
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272
Beweggrände zu dem deutäch-eoglischen Abkommen.
Cbankler atte die Sehntsgebiete von Kameniii nnd Togo. Einen Fllebenrmnm von
15000 bis SO 000 deutscheu Qnadratmeilen umfassend, ist das zur dentsehen Inter-
essensphäre gehörige Gebiet von etwa 150 bis IGO Tausend Eingeborenen und 400
bis 500 Weissen bewohnt. Der Handelsurasatz hat sich demtreraäss bisher in be-
scbeideoeu Ureuzeu geb<eu und eioe erheblichere Kaiwickelung desselben ist auch
erat bei Älterer Betiedelung de« Sdratigebtotot in erwarten.
AuMicbten fSr die Znkuoft eröibel des Gebiet in doppelter Riebtang. Bin>
mal sind vom Norden bis mm Süden der Intereeseesphlre, n>ni Kaoko-Felde bis
zum Gebiete der Bondelzwart:« z.il lro'i he Funde von Oold und anderen Metallen
(namentlich Kupfer) gemacht worden. Allerdings ist das Vorkommen von Gold in
abbauwürdiger Gestalt bisher noch uicht völlig erwiesen. Die verschiedenen von ein-
zeiueu Uuternebmern angestellten Nachforschungen und gemachteu Fuude geben noch
kein abgeschlossenes und sweifellöses Bild. Wenn man aber die Entwickelong der
Qoldgebiete in Tranevaal betrachtet nnd wenn man die Knrse der Zwit, in weldier die
Forschungen nach Metallen in dem deutseben Gebiete stattgefunden haben, sowie
die nicht immer zureichenden Mittel in Erwägung zieht, so liegt kein Grund vor
einen vielleicht recht bedeutenden Erfolg für die Zukunft auszuschliessen. Zur
Ausforschung und Ausbeutung des Mineralreicblbums des Landes haben sich deutsche
und englische Gesellschaften gebildet
Weiter ist das Sdintxgebiet namentlieh in demjenigen Theilen, welche sich
Tom Hererolande sndiriLrts etwa bis xnm M. Gr. sfidUeher Breite erstrecken, zur
Resiedelung durch deutsche Ackerbauer wohl (reeignet. Wenn aur^h die Fracbt-
barkeit des Landes durch Trockenheit beeinträchtitjt ist, so kann doch in jenen
(.iegcMiien mit .\usuabme des unfruchtbaren Küstenstreifens Viehzucht betrieben
werden, wuichu den Reichthum des Landes darstellen wird, wenn für die nöthigcn
Transportwege gesorgt und dem Absats elB entsprechender Ausgang gesehailNi wird.
Znm Aekerban bieten diejenigen Flnssthiler Gelegenheit, welche aneh in der beissen
Jahresseit genügende Feuchtigkeit bewahren» Bei dem ausserordentlich gesunden
Klima wäre hier für eine nach mehreren Tausenden au beaiffemde Zahl von An-
siedlern eine geeignete Unterkunft geboten.
Was die in dem Abkommeu mit England bezeichneten Grenzen zwischen den
beiderseitigen Interessensphären betrifft, so waren dieselben im Allgemeinen bereits
durch frühere Verhandinngen fsstgesetit Nen 'ist lediglich die nördlich des
iS. Breitegrades voifenommene Abgreosang. Bei derselben sind die Interessen des
deutschen Schutzgebiets völlig gewahrt, indem demselben der Zugang zum Zambese-
Fluss, welcher für die künftige Ktitwickehmg des Handelsverkehrs von Bedeutung
sein kann, gesichert wurde. Andererseits ist den Wünschen dt-r englischen Re-
gierung entgegengekommeu, iudem das Gebiet des N'Uami-Sees der britischen Inter-
essensphftre fiberlassen wurde.
Wenn man erwSgt, dass engliseherseits mit den Bingeborenen jenes Landes
Vertr&ge abgeschlossen, wihrend deutscherseits noch keinerlei Beziehungen mit
denselben angeknüpft waren, so wird iu dem Verzicht auf jenes Gebiet, welches
nrirh den neuesten Berichten des Hauptmanns v. Fran^ois überdies keinesweirs
werthvoll zu sein scheint, ein Zugeständnis.^ erblickt werden können, welches dio
deutschen luteressen unberührt lässt und nur dem Affektionsinteresse entgegenkommt,
welches England anf diese Gebiete legt.
Von einigen Seiteu war der Wunsch, das kleine Gebiet der Walfiscbbay ganx
an Deutschland abgetreten an sehen, laut geworden. Es darf hierbei zunftdist nicht
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B«w«ggriade la d«D dentsek-engUtelMO Abkommen. 273
öberseben «erden, dass eine Abtretnng des genannten QebieU nicht durch die
grossbritunniscbc Rt'^noriiiig allein, sondern nur mit Zustimmung der Kapkolouie
vorgenumueu werden kounte. Da die ILaiserliche Regierung austter Stande war,
der Kapkolonie irgend welche Kompensationen zu bieten, so war ein Zugestäadaiss
der leUteren in dieser Biehtimg von vornhwein MMgeeeUoeaen. Aber meli ab'
geseben bierroo konnto die Keiserlicbe Regienung nicht die Uebecseugang gewinnen,
dass die über den Werth von Walfischbay landläufigen Vorstellungen den tbat-
sächlichcn Verhältnissen entsprechen. l)em von etwa 20 Europäern bewohnten
kleineu Ort wird zumeist um deshalb Gewicht beigelegt, weil sein guter Hafen einen
zweckmässigen Ausgangspunkt für den Weg in des Innere bilde, der von hier aus
lieh am körseeten gestalte. Ist siAon letstere Behsoptung in ihrer Allgemeinheit
fiagwirdig, so Irt die Ansieht, dass der Hafen ein gnter sei, geradezu nmrichtig.
Schon frühere Veröffeutlich untren hatten klar gelegt, dass der Hafen allm&lig ver-
sandet. Die neueste vorn -J. .'uni d. J. datirtc Mittheilun«: des Kaiserlichen Obcr-
Rommaado!> der Marine bestätigt dies, indem sie sagt: „Was die Bucht anbetrifft,
so verändern sich die Tiefen in derselben fortwährend und hat man jetzt schon auf
1,^ Seemeilen Entfernung vom Lande nur noch m Wasser. Die Halbinsel selbst
ist an einer Stelle bereits gana lortgespnit, jedoch sind die Helen an dieser Stalle
noch 80 gering, dass selbst Hooten die Passaije uninüglich ist."
Es unterliegt aber keinem Zwfifel, «las-, der Ilafen von Angra Pequena er-
heblich besser ist als der von Walfischbay. Ein Vergleich «ier Lage beider Häfen
zu dem deutschen Schutzgebiet entbehrt so lauge jeder Grundlage, als sich noch
nicht annihenid übersehen Mist, «eiche Biehtang die Bntwieklong dieses Gebiets
fibediaapt n^men wird.
II. Witu.
I)ie deutsche Schutzherr.schaft in dem ostafrikani.S' ben Kü.steiigebiet nr»rdl'.» b
vom Taua erstreckte sich von der Nordgrenze der noch zur englischen Interessen-
spbire, gehörigen Ortschaften Kipini und Kan am linken Ufer des Osl nordwirts
bis zur Sidgrenze der zu Sansibar gehörigen Station Xiamqu. Der südliche Theil
dieser Küste untersteht dem Sultan von Wito. Von deu davor 1.i>rertr>ii Inseln
irehört [.;imii anerkauutermaassen dein Sultan von Sansihar. I>i ■ Inseln Mandu und
Patta beau»|»rucht er ebenfalls; sein Anspruch war aber hislier weder von Iieutscli-
and noch von England anerkannt worden. Beide Mächte hatten sich vielmehr hier-
über vreitere, Verhandluntren vorbehalten. Das tiebiet, über welches der Sultan von
Witn thatsIcMieh die Herrschaft übt, hat nach dem Innern au nnr eine missige
Ausdehnung. Die Grenzen sind nach dieser Seite bin nicht näher bestimmt, wie
ancb in dem nördlichen Theil der unter deutschen Schutz (jestellten Küste eine
Abgrenzung des Schutzgebiets nuLh ilcm Innern zu nicht stattgefunden hat. B' i
Kotgegenuahme der Anzeige von der Uet>eruahme dieses Theiles der Küste lu diu
deutschen Schutz hatte die grsnbritamusehe Begierung dw Kaiterlichen Hittheilunt;
von dem Beslehen zabireieher Uteier Vertrige gemacht, welche die britisch-ost-
afriksniache Gesellschaft mit Eingeborenen im Hiuterlando abgeschlossen habe.
Diese Vorträge betreffen namentlich Gebiete am linken l'fer dt i Mittellautes des Tana.
Deu Bitten um Gcwülirimg des deutschen 8. hu t /.es welche der Sultan von
Witu und andere benachbarte Häuptlinge an die Kaiserliche Regierung richteten,
hatte diese sich im Hinblick auf die liöglicbkeit einer glücklichen EntwickelunK
der dortii^ dentsehen Interessen nicht wohl entziehen können. Die Aussichten atif
KotoalalM Jshrboeb 1880. la
874 Daweggrgaäe n d«a dnrtaek-rafHtdMn AbkoanMO.
eine solche Entwickelung aber wareo Ton Tornherein davon abhängifr — und dar-
über hat unter den deutschen Betheilißten von Aiifanp an kein Zweifel bestanden,
— da98 die Ansprüche des Sultans von Witn auf die Inseln Manda und Patta sich
gegeoäber denen des SnHans von Sansibar als besser begrandet erweisen würden,
oder, wenn die« nieht der Fall, disa es dem hasptaieUiek am der BnehUestmif dea
Witalandes interessirten deutschen UntemekB«! faUDgen würde, von den SoHan
Ton Sansibar die Verwaltung der Inseln prichtweise zu erhalten. Keine dieser Vor-
aussetzunpen hat sich indessen verwirklicht. Bei näherer Prüfung des Sach- und
Rechtsverhältnisses bezüglich der vori^enannten Inseln war die Ueberzeugnng nicht
«bniwciaeii» dasa der über deren staatliche Zugehörigkeit proTozirte Schiedsspruch
nogwBBtig für den Sultan ton Wtn, und aomit für die dentscben BeCheil^ten aas-
fidlea würde. In der Bewerbung am die PlMbt der Zölle aef 4tm baabi kaai die
britiscb-ostafrikaniscfae Geselliebaft in geediickter BemrtmBg der Teckiltaiaae den
deutschen Unternehmen zavor.
Dem deutschen Einfluss würde hiernach nur der Küstenstrich in der oben an-
gegebenen B^frenzong Terblieben sein, ein Gebiet, welches inmitten einer fremden
Intereiieiiipbire md abgesebnitlen vea den Centran der dewimk ealaftilauiedieB
Bewefraafr die Be^Hnfimgea einer aelbitatindigen polttiaeben md wirtbeekaftUeken
Bntwickeluuß entbehrt.
Dte Bevölkernnö^, vorwiegend vom Stamm der SnnhtMi, hat ihre Interessen
theila auf den Inst-in, theils auf dem Festlande. Auf dem letztereu fehlt es an
einer ton sämmtlichen dortigen Stimmen anerkannten einheimischen Autorität,
weleke nm eo nStiiiger «ire, ab du Andringen der Sonalf ton Norden ker elke
etete Bennmkignng für die Külte bildet Zur Herstellung einet wiikaanen ScksiMB
nach Aii'^sen und geordneter Zustände im Innern beaitzt das Land nicht die er-
forderlichen Einnahmcquollen. da dit> Rtnrtlkerung weni(j zahlreich int, die laml-
wirthschaftliche Produktion nur den oigiifn Bedarf deckt und die Ausfrihrprodukte
des Hinterlandes im Wege der Zollerhebung zu diesem Zwecke nicht herangezogen
«erden künnen, weil sie^ nn inr Koste sn gelangen, das firagHebe GeUet nickt be-
r6bren. Die Hanptremiltier dea Veikebro swbcbeB den Itanem nnd der K&te
sind die Wasserstraasen des Tana und des Jnba, die beide ausserhalb des unter
deutschem .'^« hnt/. h<'finil!i'-h {rewesencn Küstengebiets münden. Was an Landes
Produkten auf ilim-ii bis zur Münduuu irelanet, wird dort von den Kü.stenfahrern
übernommen, für die Lamu den Hauptzieipunkt bildet. Der llafen am Ausfluss des
Sekeri) der einzige an dieaem Vheil der Küste, hat nur «tne unteigeordnete Blr>
deutni^ für den Verkebr. Der Ansbaa der an sieb als Bisten wertkfollen Kanda-
bucht würde nur für iliejeniire M.idit in Fra?c kommen l 'i ü.rn, wiriebe im Beaitae
der Inseln ist und den Ztipani: helierr^cht. Es erpicht .sich hicrans, dass bei dem
Mani.'el der Karawnnenstrasseu die Aussichten, den Export üher dieses Küsten-
gebiet zu ienkeu, nur gering sind. Ebenso wenir wird man sich ton einer Ent-
friekehmg der landwirlksekaftKeken Produktion BiMg verqmeken können. Dte
dentodieneite angeitollten Vevsaabe nit dem Anbau von Bsndelagewidwett sind
twar an sich nicht fehlgeschlagen. Dwt Ausdehnung dieser Betriebsart steht In-
dessen der M.-inpel an Arbeitern entirepen. Hh die Viehzucht, welche den Haupt-
erwerbszwcig der .streitbaren IlirtenvOlker im Ilmterlande bildet, einer höheren Ent-
wicklung fabig ist, darüber lassen sich bei den spärlichen Nachrichten über die
Bodenbeachainnkrtt daedbet nur Temratknngen anMellen.
Bei dieser Sacklago war tn erwlgen, ob IBr die Kidasrliebe Regierang noek
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Beweggrönde zu dem dentscb-engliscben Abkomman. 275
«in sosrsieheiider Onmd bestelle, besSslieh dieeei KüstMutridis die TeteDtwofttieli-
keit einer Sehntimaebt fbrnerbfn in tranfen. Denteehe Interenen eind dort» ab>
gesehen ^on einigen landwirthschaftlichen Kleinbetrieben nur durch das Unter-
nehmen vertreten, welchos von den Gebrüdern Denhardt eingeleitet, von der deutschen
Witu-OeseII*chaft fortgesetzt und neuerdings von der Deutsch-ostafrikanischen Ge-
sellschaft übemoinmea worden ist. Diesem Unternehmen dient als Grundlage ein
ton dem Ssdten von Wita Isnl Vertrages tobb 8. April 1885 an Cleoiens Denhardt
nit aUan Hohdtarechten abgetretener Landstrich nordlieh von Kipini an der Koste
im angeSlichen Umfange von 25 deutseben Qoadratmeilen. Dass das üeberein-
kommen mit der crosshritannisclien Repierunp Hie erworbenen Rechte der Dentsch-
Ostafrikanischen (teselischaft vollkommen unberührt lässt, bedarf als selbstverständ-
lich hier nur der Erwähnung.
Im Liebte dieser Enrftgungen stelKe sieh das Reehl der deutschen Schnts-
berraebaft Aber dfe Käste vod Wita ond SonmlEand ab ein Oegenatand dar, welcher
«t >,'en der Läse dieses Gebietes im Anschluss an die englische Interessensphftre f8r
Encrland werthvrdler als für uns ist und dessen Aufgabe im Kompcnsationswege
ohne Scbridiguni:r dt>r deotscben Interessenten — wie von diesen anerkannt ist ~
geschehen konnte.
IlL Dia dMittcb-ottafirUaMiMlw lnftariniMitpliir»»
Die deutsche Interessensphäre in Ost- Afrika war nach dem sogenannten
Londoner Abkommen vom 29. Oktober / 1. November 1886 wie folet begrenzt:
1. Im Süden durch den Rovuma-Fluss und im Norden durch eine Linie,
welche von der Mündung des Flusses Wanga oder Umbe aus in näher bestimmtem
Laofe bis ztf demjenigen Ftaokte am Ostufcr des ViMoffii-Nyanss sieb ibrtsetat,
welcher Ton dem 1. Grad sfidlidier Brsite getroffut wird. Der vor diesem Gebiete
liegeude Kfistenstreifen in dner Breite von 10 Seemeflen war dem Snltcn ton
Sansibar zugesprochen worden.
Das deutsche Interessengebiet war hiermit im Norden, Süden und Osten fest
begrenzt. Dagegen war aber die Ausdehnuug desselben nach Westen, also nach
dem hteem eine Versinbarnng in dem Abkoassen Ton 1886 noch nicht ge-
troffen worden.
Rrst Milte des feigenden lahres wurde deutscherseits itf London eritliil, dass
wir bei dem Abkommen von 1886 von der Voraussetzung ausgesrancfen seien, dass
Enffland un? für die Zukunft überhaupt südlich des Victoria-Sees und Östlich vom
Tanganika- und Nyassa-See freie Hand lassen würde.
Die englische Regierung eridbrte ihr SinTorstlndniss mit dieser Anftwsung
untet der Vonnssetanng, den auch die deutsche RSgiemng Im Ricken der eng-
lischen Interessensphäre keine ErweAungen zulassen werde. Die deutsche Re-
giemng^ acceptirte dies. In einer vom Auswärtigen Amte inspirirten Note des
Grafen Hatsfeldt an Lord Salisbnry vom 19. August t. J. beisst es in dieser Be-
siehuog :
mIii Bethatif^ng dieser Auisssnog bat die Kalseiliebe RsgtmiDg bei Gelegen-
heft einer von dentsehetr Seite bsabsichtigten Bxpeditiott tarn Bntsats von Emln
Pascha ausdrücklich erklärt, dass Uganda, Wadelai nnd andere nördlich des ersten
Grades südlicher Breite gelegene» Gebiete sich ausserhalb des Bereiches deutscher
Kolonialbestrebungen befi n d o n . *
Eine Besitzergreifung von Uganda deutscherseits war hierdurch ausgeschlossen.
18*
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276
BeWflKgründe zu dem deutbch-engliäi üca Abkuuiuiea.
Deatsehe InterMMO waren daaelbst nie vorhanden gewesen. Nor engUaehe
und französische (al^eriache) Missionare hatten dort einen Einfluss ausgeübt.
Keine Vereinbartintr war liislier «retrofTcu eiuer.ieits über dasjenige Gebiet im
Norden des Tanfranika-Sees, welches zwischen dem Victoria-Sce nud dem Koiigo-
staat liegt, und audercrseitä über dasjenige (.iebiet im äüdeu des Taugauiiia-Seeä,
welche» iwiaeben dem- Kongostaat im Weeten und der Steveneouitiisfle und dem
NyasM-See Im Osten begriffen ist.
Auf das letzte Gebiet Ic^tc En<;land ganz besonderen Werth. Niebt nur be*
ruht die Kenntniss dieses Landes im Wesentlichen auf den zaiilreichen Kreuz- und
Querzügen, welche Uavid Livin^jstone, der Wierierentdeoker des Nyassa-Sees, da-
selbst in den Jahren 186ti bis 186ü und 1872 bis Ib'iö vulernommen bat, sondern
ea bat «neb im Anseblnss an Liviogstone*» Eeisen daselbst die Begründung vou
MibsionS'Stationen und Handelsontemehmangen stattgefunden. Bebon in den
00er Jahren hatte die anglilcaniache Universititen-Miasitm ihr Werk am Schire be-
gonnen und war bis zum Nyassa vorgedrungen, an dessen Ufern sie mehrere
Stationen bes-ii/f. Noch weiter nördlich als sie i^t die schottische freikirchliche
Mission vorgedrungen, welche ihre ätationeu bis in das Gebiet zwiscbea Nyassa-
uod Taogaaika-See vorgenchoben hat, für welche vor etwa 10 Jahren mit erheb-
lichen Kosten und Verlust von Menschenleben eine Verbindung «wischen dem Myassa-
und Tanganika-See, die sogenannte Stevenson-Strasse , anzulegen versucht wurde.
Handelsgeschäfte betreibt die „African Lakes Co."', welche, wie bekannt, noch
in letzter Zeit schwere Kämpfe mit den Arabern am Noidrande des N yassa-Seees
zu besteben hatte. Sowohl diese Gesellschaft wie die Missionen besitzen Üampf-
sehiffe auf dem Myasea^Sae.
Diese durch britiaeben^ Untemabmungsgeist eröffnete Verbindung, w^ehe danjb
den Schire, den Nyassa-See und die Stevensonstrasse zwischen dem Tanganika^See
und dem Zambesi gegeben war, auf/.nopferu, konnte sich die englische Regierung
umsoweniger entschliesscn. als sie deren Anfrechterhaltuns im Interesse der südlu li
am Zambesi gelegenen, ihrem Einflusä untersteilteu Gebiete für durchaus erforder«
lieh erachtete.
Die Kaiserlieh deutsehe Regierung sab sich um so mehr veranlasst, diesen
berechtigten Wünschen der ei^lischen Regierung entgegenzukommen, als einerseit«,
soweit bekannt, das Land zwischen dem Nyassa-See und dem Congostaat einen be-
sondt-ren Werth nicht besitzt und als anderer.seits die Verldmlung der deutschen
luteresseusphäru mit dem Congu.staat besser und bequemer üt>er den Tauganika-See
herzustellen ist, von welchem aus die Uauptkarawaueustrassea nach der ostafrikanischen
Küste fuhren. Ungleich werthvoller wie der Besite einee groaseren Antheils am
Ny.is$a-8ee erschien es, ^mm mfigKchat ausgedehnten Küatenbeaitx am Victoria-See
für uns zu sichern, wolcbui; die Verbindung mit den reichen und fruchtbaren Ge-
bieten im Norden bihit t. Hier, iu dem Gebiet /wisrhen dem Victoria- Nyanza und
di'in Congostaat, bestaudeu keine älteren eugiischuu luteresseu, und Euglaud bat
dabei bereitwillig dieses Gebiet als zu unserer Interessensphäre gehörig anerkannt
War hiernach eine Einigung' über die Abgrensnng nnaeres, Gebietes auch im
Westen su Stande gekommen, so erschien es femer erfcMrderlicb, im Osten dem un-
natürlichen Zustande ein Knde zu machen, wonach notainell «ii ri der Sultan von
Sansibar herrschte, während ihatsächlieh die Verwaltunj; eine detitsi lir war und der
daselbst ausgebrocbeue Aufsiaud durch eine deutsche Truppe uud durch deutsche
Schiffe niedergeworfen ist Die Küste bildet die Basis für das Vorschreiten ins
Beweggrüude zu dorn deutscb-eDgliscbeu Abkommen.
277
Innere des Landes. Eine kraftToHe nnd zidbeinisste Venraltniiirt eine Bracbifessiing
des Ltndes ist nnr moflicb, wenn wir, unter Ansscblnss fremden Einflnsses, 'nn>
beschränkte Herren der Käste sind. Üm ein greifbares, auch den Eingeborenen
Terat&ndlicbes Resultat für die von nns auspeübte Herrschaft im Lande aufzuweisen,
handelte es sich daher jetzt darum, ein Abkommen mit dem Su'tan zu treffen, wo-
nach der Letztere die Küste vou Umbe bis Rovuiua nicht nur pachtweise, wie dies
bereits geschehen, deutschen Interessenten weiter bellest, sondern avcb formell an
das Deutsche Eeicb abtritt. Erst nach Abtretung der Knste dnreh den Sultan - on
Sansibar kann das Reich, ebenso wie in Xeu-Guinea, die unmittelbare Verwaltunff
ül»ern»'liin(Mi : denn es ist ausgeschl"ssen, dass Se. Majestät der Deutsche Kaiser als
Beauftragter des Sultans von Sansiltar Hoheitsrechte ausübe.
Fassen wir Vorstebeudes zusammen, so ergiebt sich als Grundgedanke der
VereinbaruDg über nnaeren Ost-Afrika-Besits das Folgende:
Es kann nicht daraaif ankommen, weiter auscngreifen, sondern einen tnsammen*
hängendeu Besitz, in dem fremde Einmischung aus!:escli!ossen ist, zu i :! altrri, um
hier unizestnrt auf die »"kotiomische Entwick!u!i<r des Landes, die Verl>r<'iti!ii;r christ-
licher (iesittung, die Sicheiun;: df-r Karawauenstrassen und die Ausrottung des
Sklavenhandels hinzuwirken. Den kühnen Männeru, welche von Begeisterung ge-
tragen, jene weiten Gebiete für Dentschland erworben hatten, gebfihrt unsere vollste
Anerkennung. Aber die Periode des Flaggenhissens und des Yertragsebliessens
muss beendet werden, um das Erworbene nutabar zu machen. Es beginnt jetzt die
Zeit emster unscheinbarer Arbeit, für weiche Toraussichtlich auf ein halbes Jalir-
hiuuiert ausreichender Stoff vorhanden sein wird. Nach Abtretuntr des Küstenstrich.s
kann die Regierung aus dem Kriegszustand allmälig zu unmittelbarer Keicb&ver-
waltung übergehen und in Gemeinschaft mit der Dentseh-Ostafrikaoisdien Gesellschaft
zu friedlicher Arbeit schreiten. Die Regierung bat nun erst die Möglichkeit, ihren
Willen, die Deutsch-Ostafrikanisehe Gesellschaft in die Höhe zu bringen, tu be*
thätigen, und die Petifsch-Ostafrikanische Gesellscliaft wird befähigt werden, die
Geldmittel zu erwirthschaften, welche Reiciiszuschüsso euthehrlich machen. Es
Steht zu hofTeo, dass die Herstellung klarer Verbiiltnisse und das Gefühl der Sicher-
heit unter dem Schutz der Regierung auch dem Kapital einen neuen Antrieb ge-
w&bren wird, sieh jenen Gebieten zuzuwenden.
Wir gelangen nunmehr zu demjenigen Theil des Abkommens, welcher sieb
auf die üebernabme des Protektorats über Sansibar durch England bezieht.
Der geL'enwärtiL'o Zu>taiid, welcher den Sultan von Sansibar von den Schwan-
kungen eines mehr oder minder ofleuen Wettstreites zwischen englischen und
deutschen Interessen abb&ngig macht, war unerträglich geworden. Bs war notb-
wendig, demselben ein Ende tu machen. Dies war nur in der Weise möglich, dass
entweder Deutschland oder England der leitende Einfluss in Sansibar zugestanden
wurde. Ua.ss England der historischen Entwickeinng seiner Stellung zu Sansibar
gemäss hierauf einen grösseren Anspruch hatte als Deutschland, kann wohl nicht
/W'-ifelhaft sein. Seit langem bestand zwischen Bombay uud Sansibar eine enge
Uaodelsverbindung; indische Kaufleute — englische Unterthaoen — hatten sich in
Sansibar niedergelassen und vermöge ihrer geschlftlichen Gewandtheit bald Reich*
thum und Binilnss erworben. In politischer Hinsiebt war England seit AnfiuR
dieses Jahrhunderts mit Sansibar in Verbindung getreten. Schon 1822 wurde
englischerscits mit Seyid Said der erste Vertrag a^.:c<cfilossen, durch welchen dieser
sich terptlicbtete, den Sklavenhandel vou seineu arabischen und afrikauiscbeu Be-
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276 Baweggrfinds ni d«n dnitafib-eiigUaclieii AbkooinM
sitzunffen aus nach dem Auslande zu verhindern. Wie jn^oss um die Mitte diese»
Jahrhunderts das englische Ansehen in Sansibar war, beweisst der Umstand, dasa^
als nach dem Tode Seyid S&id's im Jahre 1856 zwischen dessen Söhnen ein Streit
fibar die Hemchaft ia Suaibar uod lladtat eiitstaDd, dia Entaehaidung der eng-
Uselieii Bifiarong aakalniceatelU imrda. Dar General-QoaTameor von Indiaa, Lord
Gamiing, entschied im Jahre 1R61 dahin, dass in Sansibar Seyid Madjid, der Vor-
gänger des bekannton Seyid B:irLrascl), als nerrscher verbleiben solle. Sollte über-
haupt ein l'i'itoktorat über Sausibar begründet wenlon, so musste man sich offen
sagen, daA& ein deutsches, Angesichts der bekannten L^eklaratiun vom 10. Ukn 1862^
aicht bloas die berechtigte öffoDtliebe Ifeinttiig ia England, soodem auch dia am*
pindlicbe Öffentliche Ifeinoug in Frankreioh gegen aicb gehabt bitte. Deutschland
h&tte einen Erfolg auf diesem Gebiete jedenfalls mit einer Verschlechterung seiner
Beziehungen zu Kni:1and lie;rahleti müssen, und hätte den beiden erw&bnten Staaten
einen geeijfneten Hoden ge|?enseitiger Annäherung gewährt.
Bei dieser Sachlage, einer befreundeten Macht wie England das Protektorat
ober die InsaUi Saaaibar und Pemba ausugeataben, konnte am ao weniger Bedenken
haben, als kein Orand zu der Annahme beateht, daaa deutsche Firmen und Per-
sonen auf der Insel unter englischem Schutze schteeht fohfen werden. Deraelbo-
Zustaiul existirt an vielen Stellen <icr Welt und, wenn man von nationalen Motiven
absieht, zur Ziifrieiienhuit der Deutsuhen. Treten .'^chwierit^keiten ein, .so werden
diesellieii auf dem Wege der Veriiuudluugen mit Lugiauü, mit welchem wir an
wich tigeren Stellen Berabrangapunkte haben, leichter beaeitigt werden können, ab
gegenfiber einem von unaichtbaren Binden geleiteten Sölten.
Die Meinung ferner, dass die Insel Sansibar daa Festland beherrsche und aua
diesem (ininde für »ms unentbelirlich sei, ertnanjelt der Begründung. Diese
Meinniitr ist, geo(ira|)liisch ^rcuuuimeii, unhaltbar, da man sonst mit demselben Rechte
behaupten könnte, dass etwa Feruando-l'o das deutsche Schutzgebiet in Kamerun
beberiacha, oder die Inael Borubolm die Koate Ton Hemd bia Stralaund.
Auch vom militftriacben Standpunkt aua lisat aicb dieae Anffaaanng nicht
rechtfertigen. England würde schon jet^.t, falls es sonst ein Interesse hieran hätte,
eine ungleich grössere Zahl von Schiffen bei Sansibar sfationiren können als wir.
Wir wüiden dies nirht «erhindern können, selbst wi'iin wir uuserer>eit-> ilas Pro-
tektorat über Sansibar übernehmen wollten. Falls Kugland — was ausserhalb aller
Voranaaetsuogan liegt — unaere Käate in Oat-Afrika blockiren und, aoweit daa to&
den Schiffen aua möglich iat, unsere Enstenpl&tze angreifen wollte, so durfte diea
anch ohne den Beaitz Ton Sansibar kaum schwierig sein. Der ger&umige Hafen
von Mombassa, welcher er.si kürzlich ein bedeutendes englisches Oeschwader ver-
sammelt sah, würde eine mindestens ebenso vortheilhafto Operationsbasis jrewälireu
wie die libede von Sansibar. Uiuderi Malta, wo England sein grüsstes und bestes
Geadiwader nnterbilt, die Fransoaan an der Avanutsung von Tnnia? Warum aoUte
die Intel Sanaibar in engliachen Binden unserer oatafrikanischen Eolonie bedrob-
lichar sein? Dagegen würde für den Fall, dasa wir in jenen Gebieten mit einer
dritten Macht in Kampf ^erathen sollten, eine englische Scbutzherrschaft über
Sansibar uns eher vorthcilhaft »ein können Kine kräftige englisrlu- Neutralität auf
der Insel sichert dieselbe vor der (jciuhr, im Kriege in die iläude einer dritten
Uaeht zu fallen, was wir aelbst nidit durch Schiffe, sondern nur durch Unterhaltung
einer Oaraiapn auf Sanaibar unter unverhiltniaamiaaig groaaem Aufwand au vcr-
hindern im Stande wiren.
B«r«8grjiBdt tn te dsQtMh-fBcUiekM Abkfloma. STD
Es bleibt scbliesalich noch die Frage 7.u beantworten, ob die Insel Sansibar
Tom StaodpuDkt der Haadelsioteressea aus das gegeooberiiegende Festland beherracbt
and für daMelb» nnentbebriieh ist Bei oberflIchHeher Betraebtong kSante ma
in Hinblick auf die Bedeatong, welebe Sansibar bisher als Mittelponkt des osi-
afrUtaniscbeu Handels erreicbt hat, wohl zu diesem Schloss gelangen. Bei näherer
Krwäguni; inries^en wird man finden, dass diese Entwickelun^ Sansibars lediglich
von äusseren l iDStfuiden abhing. Es war das Gefühl der Terh<nissm&ssigen Sicher-
heit dieser Insel im G^ensatx zu dem gegenüberliegenden Festlande, welches den
Soltaa 8«yid Said veranlasste, seine Residenz daselbst ta nehmen. Aoi dem
gMehen Omnde tladelten sieh di« svropiiiehsii Kuflanta daMlbst an. So «nrds
alloiilig ein Centrum für den Bändel gtaehaffen. Den ▼scfcebr Mit dwn Fsstlande
vermittelten die geschmeidigen indischen Gescbiftsleute, welche nicht nur in
Sansibar selbst sich niederliessen, sondern auch nach der Küste hinübergingen, um
dort den aus dem Innern kommenden Karawanen aus erster Hand ihre Produkte
absnkaufen nnd in Dbaus nacb Sansibar an varscbiffen. Die wachsende Bsdflntnng
dar laMlstadt Binriebtongtt mt Dunpfirvstbindnngsn orit SniO|M tnd Indiaa
herror, welch» dem Haiidal der Insal an statten kamen. Der Aasebloss an das
Telegrapbennetz ermöglichte es, die daselbst etablirten Kaufleute rechtzeitig von
den Preisschwankungen der bedeutendsten europäischen H&rkte, wie insbesondere
des Londoner Elfenbeiumarktes, in Keuntniss xu setzen.
Abor diese gesammte Entwiekelung bemht, wie bereits h«rvorgeboben, nicht
auf einer inneren Nothwendighsiti Tielmehr spreehen die gewiehtigrten Orinde gegen
die Konaentrirung des oslslrihnnieehen Handela «nf der Insel Siasibar. Bs Ist on-
natorlicb und erfordert doppelte Kosten, die Ausfuhrartikel zunächst an der Käste
zu verfrachten und dann wiederum umzuladen. Dasselbe gilt von der Umladunr
der Einfuhrartikel in Sansibar. Die Kbe<ie von Sansibar bietet bei Stürmen keines-
wegs ToUkommene Sicherheit, wie deutsche und englische Kriegssehiffe wiederholt
erfahren haben. Dagegen leidet die gegenäberliegende Koste aa gnften Bheden nnd
H&fen keineswegs Mangel Es sind hier insbesondere Taaga, Dar-es-Salaant, Kilwa
und Lindl zn erwähnen.
Diese Nachtheile der Stadt Sansibar als Mittel[)unkt seiner Resitzungeu hat
übrigens bereits Seyid Madjid, der Nachfolger des Seyid Said, erkannt. Derselbe
beabsichtigte, seine Residenz nach Dar-es-Salaam zu verl^en; mächtige Bauten und
Palisce waren ihrer Vollendung nahe, als der Sultan starb; seine Nachfolger Heesen,
vom orientaliMhen Absfgfanben geleitet, das Werk nnvoUendet
Hatte schon Seyid Madjid die Nothwcndi^ksit der Verlegung seiner Residenz
nach dem Fcstlande beschlossen. obi:leich für dessen weit nach Norden ausgedehnte,
zum Theil an der Küste zerstreut liegende Besitzuntreu die Insel Sansibar vielleicht
eher einen Mittelpunkt bilden konnte, so ist es für uns noch weit wichtiger, dass
der Hanptort einse kompakten Gebietes ton solcher Ausdehnung — unsere Inter-
eweatphite in Ost*Afrika umlasst etwa 1000000 qkm, die prenssiaehe Uonarehie
848880 qkm — nicht aus.serhalb der Peripherie liet;t
Ebenso wie die entrlisch-afrikanische (iesellschaft nicht gezögert hat, ihren
fiauptsitz nacti ilombassa zu verlegen und dies durch Hafonbaiitcn. Telegraphen-
Verbindung u. s. w. dem Handel und der Schiffahrt zugänglich zu machen, hat auch
die dentsdi-ostHfirikanisehe Gesellschaft stets den Stsadpnakt Tortreten, dsis wir,
um unsere Kolmiien selbststtndig nnd unabbJkngig zu machen, den Sohwerponkt
unserer Interessen nach dem Festlands Terlegen mfissso.
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280
B«wtggrände ra den deiitoch*«iiglisdi€n AbkoamciL
„Nach den Erfahrungen" — "m^ssprt sich die Gesellschaft in i' > '» titen,
vor dem deutsch-enplischen Abkommen venttTentlichten Geschäftsbericht — „welrhe
in anderen afrikanischen Kolonien eemacht wurden sind, hat sich der Handel immer
von den Inseln nach dem Fettlande gezofren und too da den FlÖMen entlang nach
dem Innern. Bin» ibnliebe Entwiekehinff wird Mich In Oetafiikn stattfinden, indem
nach Etabllranur enn^aeher Ptlktoraen aa der Festlaadakdite durch Eisinmiese
an Transportkosten den Einfrohnrenen höhere Preise für ihre Produkte bestblt
Verden können und der Ilamlel an der Ke.stlantisk Tiste feHt<jehalfen wird."
Die GesellHchaft hat mit der An!a<j-e von Faktoreien an der Küste be-jronnpii.
Der erste Dampfer der deutschen Ostafnka-Linie wird im August d. J. im Uaten
von Dar-es-SaltMB Anker werfen, ein Kabel wird in nicht femer Zeit Bagamoyo
Mild Dar^es-Salaam an das Tele((rapbenn«ls anichliessen. So liest aleh hoffen,
dass, wenn ancb vielleicht erst nach Jahren, der Handel auf diesem wlehtigsten
Theil dos nstafrikanischen Festlandes einen erfreulichen Aufschwnnir nehmen wird.
Nicht Sansibar beherrscht die Küste, somlcrn die Kilst»» Sansibar. Es kann keinem
Zweifel unterliegen, dass — das Protektorat über Sansibar mag für England werth
sein, was es wolle — für uns die Erwerbang des 10 Seemeilen-Kästenstreifeins
einen grösseren Nutsen bietet Jetzt, nachdem der Vertrag mit Bngtand gesohlossen
ist, darf anf eine amttidi abgegebene Aenssemnr der Vertreter der dentaeh-ost-
afrikanischen Gesellschaft Bezug genommen werden. Dieselben erklärten, dass,
uenn sie die \N ah! 'icliabt hätten, das Protektorat über Sansibar mit der en jliscben
Interessensphäre oiit>r dif jetzige deutsrhe Küste und Interesst ii-i hriri^ zu erlialteu,
sie üich für die let2t^e(.iacbte Alternative als die wertbirollero eutschKÜt-u haben würden.
Die Feetsetznngen im Artikel VIII des Abkommens enthalten die gegenseitige
Verpflichtung beider llkohte, in ihren Innerhalb der Freibandelssone gelegenen Ge-
bieten die auf diese Zone bezüi;lichen fünf ersten Artikel der Generalakta der
r>L-rliner Konferenz, betreffend die Handelsfreiheit, P'reihoit der Schiftfahrt u. s. w.
anzuwenden. Der Artikel enthält also nichts Nenes und bat nur die Bedeutung,
dass auch nach einer etwaigen Aufhebung der Geucralakte der Berliner Konferenz
oder Ton Thailen dersdben die in Bezug genommenen Bestimmungen Ifir diejenigen
denlsehen nnd englischen Gebiete in Kraft bleiben, welche innerhalb der Frei
handelscone liegen.
Andl über den Schutz der cbristlidien IJissionen sowie über die religiöse
I'iildung und Kreüii t des ( inttesdienstes nnd Unterrichts waren im Artikel 6 des
1. Kapitels der Gcri>raiakte der Herliner Konferen/. bereits Hi'stiinmunuen getroffen.
Dieselben sind im Artikel X des vorliegenden Abkommens auf alle Gebiete
Ost -Afrikas ausgedehnt worden, welche einer der beiden vertngsehliessenden
Michte gehören oder nnter ihrem Binflnss stehen.
Die Verbindung mit dem Kongostaat ist, wie bereits erwähnt, durch das vor-
liegende Abkommen gesichert. Die Kntwii'kelung, welche dieser jun<;e Staat in
den letzten Jahren genotninon hat, die Bestrebungen, welclie sich unter Leitung
seines uns befreundeten Souveräns zum Zweck der Herstellung gesicherter Verhält-
nisse, der ScbafTung von Verkehrswegen, der Hebung des Handds nnd AnabnitaBg
der CiYÜiaation im Allgemeinen geltend machen, die guten BetiehnngeD, in welohen
wir stets au demselben gestanden haben, stallen ein gedeibüches Zusammenwirken
im Interesse beider Theilc in gegründete Aussiebt
Soweit die Hegründting unseres Abkommens in Bezut' auf Afrika. Bs ergiebt
hkh daraus, dass die Interessen unserer iichutz^tebiete durch dasselbe nicht ge-
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BewcggrSnde ta «km dentsdi-eiiglischeD Abkommen.
281
srhädijt sind, da^s den wirtli^chaftlichcn Bedürfnisisen für die »eitere Kntwickeliinjr
lies deutschen Kolonialbesitzes Rectiuung ^^utrageu ist, und dass wir der Doffniiug
leben dflifen, in Europa gemefauaa mit England angestSrt auf die Brhmitimg des
Friedent hinwirken an können, in Afrika aber deutsehe nnd engliaebe Arbeit anf
iiestimmt abfegronzten Gebieten Schalter an Schulter denselben zivilisatorischen
Ideen dienen zu sehen.
Es soll daliei nicht verkannt werden, flass für <liejeni£ren Männer, deren Enertrie
wir UQsern Antheil an Afrika verdanken, wie für viele von Denjenigen, welche mit
warmem Interesse die gefabr- nnd mfibevollen Schritte Jener begleitet haben, der
eine oder der andere Wunsch nnerinllt geblieben ist Das war bei dem (Jeber-
irant; aus den Jahren des ersten Aufwallens kolonialer Ideen m denen emster, in
ihren Zielen beprenzler Arbeit — ein Ufl't- r;,MnL', der uns in unserem jungen
kolonialen Üasein nioht erspart werden körnte — unverraeidlirh. Die Kaiserliche
Regierung durfte der Ueberzeu-^ung leben, dass ein Ersatz für das, was in Afrika
an nationalen Motiven und Wünschen etwa unbefriedigt bleiben mochte, im Wieder-
gewinn Ton Helgoland gefunden werden konnte.
Seit Menschenalt. in hatten Deutsche aller Stämme schmor/Iirli empfunden,
d ISS unmittelbar vor der Mündnii;? der Klbe. der Wfser nnd der Jade ein fremde»
Reich Ht'rr dfutsrlien Landes war, und dass ein echt dt^ntsehi r Stamm, von seinem
lieimatblande losgerissen, tiotz humanster liehandluni; verkuimuerte. War dieses
Gefühl schon immer lebendig gewesen, so steigerte es sich seit der Wiedererrichtung
des Deutschen Reiche su einer Empfindiicbkeit, deren öffentliche Erörterung, weil
sie schmerzlich berührie, int^stlich vermieden wurde. Die Akten des Auswärtii;eD
Amts ffoben Zenu'niss von den zahlrii<hcu Gesuchen und Vorschläfrcn, wolchc -^'-it
d''n TOcr Jahren über die Wiedererwcrbuni,' von Ilelfoland fjemaclil wurden: die
öffentliche Meinung bemäcbtiKte sich von Zeit zu Zeit in Üeuiscblaod und England
der Frage nach der Abtretung der Insel an das Reich, und die letatere ist wieder-
holentlich Gegenstand emster ErSrterangen innerhalb der deutschen Regierangs-
kreise gewesen. Abjjesehen aber von diesem prctium afTcctionis bedeutet der Besitz
der Insel T1o1l''*1 uid für f^eutschland eine wesentliche Krhülinni,' seiner Wehrkraft
zum Schutz der Kütten nnd Khissroündungen in der Nordsee. Es mau' daran er-
innert werden, wie im Jahre 1864 die Insel Ilcigoiand den Operationen des öster-
reichischen Admirals Tegethoff Schwierigkeiten bereitete. Während de« Krieges
1870 hat das neutrale Helgoland der firaniösisehen Flotte das Ausharren vor unserer
Küste erheblich erleichtert. Die Insel bot durch das Leuchtfeuer und durch die
.^lü'^lichkeit, sich unter ihrem Schutz der Einwirkung von Wiml und Wetter soweit
entziehen zu könrien, als dies zu einer Reihe von Verriehtnntren, deren eine
moderne Flutte nicht entratheu kann, erforderlich ist, dem Feinde eine wesentliche
Stülxe frithrend der stSrmischen Jahreszeit.
Deshalb erhoben sich schon w&hrend der FriedensTbrhandlungen im Jahre
1870 aus den betheiligten Kreisen Stimmen, welche auf die Wichtigkeit des Be«
aitsee TOn Helgoland für Deutschland hindeuteten. So hei>st < n in einem Hericht
dfS Vize- Admirals Jachmauu vom 20. September 1870: In jedem KiieL'c bietet die
Insel, selbst bei Ueobaehtung der unumgäuglicben Neutralitätsregeln, dem Feinde
einen sicheren Stutzpunkt, wihrend, wenn die Insel in unserem Besits und gut
befestigt wftre, eine feindliche Flotte sich schwerlich lingere Zeit vor der Elbe und
Weser halten künnte; auch für W'ilhelmshaven ist die Insel von grosser Wichtig-
keit, da jedes Schiff, das die Jade ein- und auslknft, von dort gesehen wird."
382
Bewcggriuui« su dam dmitadi-«ngliBelMB AhkomoMii.
Für Englaod selbst ist der Besitz tod Helgoland niemals wertbvoU gewesen,
und «• w«r «loe völlige Vevkenmuig dtr thitiichWrlwa TwMltiifaM, frfihtr
htor und da der Beiils von Edgoland dem Ton Oibraltw gkichgeeehtet weiden ist.
Jn dmilsdiea Hiad«l daf^egea wird Helgoland die Vertheidi^ng unserer Nordsee».
kÜBten wie unseres deutschen Meeres erleichtern, eine feiudliche Blokade ulier
mindestens sehr erschweren. Die Insel liegt eben anders zu Deutschlaad wie lu
England und bat für beide Staaten einen sehr verschiedenen Werth.
Andi erhlH der mr Zeit im Btm. begiiluM NenH)itiee-Xaittd ent dardi eta
denteehee Helgoland eeinen vollen Werth ior den KriegafcIL Entlieht sieh die
nähere Dnrlefung solcher militärischen Motive naturgeiD&ss der öffentlichen Be*
Bpceehnng, so kann hier doch bemerkt werden, <lass, schon als Ende 1883 die
Wiederaufnahme der den Nord -Ostsee- Kanal betrelTeadeii Vorarbeiten begann.
Seitens der Kaiserlicben Admiralität betont wurde, wie wünscbeuswerth der Belitz
TOD Hdgohmd fSr die kriegerische Ansiiutsiing dieses Kanals sei. Es wde aus-
geffibrt, dass die (Jebeifahmng nnaerer Flotte von Kiel naeh Wilhelmahaven oder
umgekehrt Angesichts eines bei Helgoland liegenden Feindes nicht ohne ein vor-
aussichtlich unter taktisch ungünstigen Vcrhäitnissfn (hirchzumacliondes Geffiht
möirlich. und dass sie daniit in Fratre gestellt sein würde, ein Einwand, der nicht
entiirüftet werden konnte und demgegenüber, da die Erwerbung üelgoiuuils damals
ausgescbloasen Mbieo, von anderer Seite die Idee, den Kanal von dw Ettwoiadniig
naeh Westen his in den Jadehnsen fortsnföhren, in Anregung gebracht wurde, eine
Idee, deren AusfShmng, wenn überhaupt möglicb, enome Kosten verursacht haben
«iirde.
Wenn man endlich viclleidit einwenden wollte, dass Hcholand uns trotz
seiner natürlichen Stärke im Lauf eines iiriegcs doch auch einmal genommen
werden könnte, nnd dass es dann besser gewMon wäre, es hitle ms nie gebort,
sondern wftre neutral geblieben, so könnte man mit Ibnlichem Grunde etwa befar>
' werten, Diedenbofen an das neutrale Luxemburg abzutreten.
Auch für den Einwand, das» die Insel in absehbarer Zeit in sich selbst iter-
fallen werde, fehlt die tbatsächlichc Unterlage. Nach gcülotri.scheu Forscbuogen
bat sich die Insel in den letzten 120 Jahren kaum merklich verkleinert.
Ist die künftige Hegierung von Helgoland geneigt und Im Stande, den ktdnen
Hafen su einem Zuflnchtsoit für Handelsschiffe und FischerllotUlen aussubauen, wosn
einiger pekuni&rer Aufwand die Voraussetzung sein würde, so wird die Insel
nicht nur als Badeort ihre friedliche Bedeutung behalten, sondern für SchifFfahrt
und Fischerei erhöhten Wertli erlanjren Wir werden im Frieden wie im Kriege
Anlass haben, uns dieses wiedererworl»i>iit'ti Besitzes zu freuen. Dass das deut-cb-
englische Abkommen auf die Schonung hergebrachter Verb<nisse der Bevölkerung
jede mögliche Bneksicht nahm, war vom Stsadpunkt der abtretenden, wie der em>
pfufenden Kacht gleich natürlich.
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YerwaltUQg/) Zollpolitisches und Statistisches
Kolonial- Abtbeilung.
MrlgleBt: Geb. Lo^ationfiratli Dr. Kayser: Vortractadw Bttb : Dr. Rettich, Wirklicher lA-
RHoBsrath; stindise Hülf.>iarb(-iter: t. König, UiüsL iimH. G«rklitt-A«a«nori U&lfMrbflitar:
br. T. Nordenllycht, kai»erl. Kousnl; SoDDeDSchda, kaiMrL KoonllMr; T. SdndtOUUill, InÜMrL
Tftekoaaal; Frlir. KsmcIw, Legrtioiimltfettr.
Kaiserliche und lokale Behörden in den Schutzgebieten.
KkHeron: (Joint tiirt;r: Fn'ihrrr v. Sod<»n (bi-uil.); Verfri'tfr: Landgerictit.-irath Zimmprer;
Kanzkr : Craf l'feil, V«m t r< ti .r : Ui if. A^s Lvhl-, Sekrctürr: Hauinspcktor Schran. Wallruuth : Polizei-
meüt«r: Fromberg; Zoliv^rw alter: Ubir-ürcui-KontroUeur Kurz; Lehrer: Christaller, Klad; Xizt
dM GoiiTernemenU : Dr. Zahl. Uezirksamtmauu iu Victoria: Dr. Krahbes, Polizeimeister: Maarar.
Expeditionen im aOrdlidm Geliieti Dr. Ziatgndi; LdUri LinutBiiuit t. SpanfanbMiK
Expeditionsmeister: Howe uad Cuttanfeii. — In Itdllebw 0«bl«kt PnnlwlleataBMit Ibiian,
IiClier; Assistent: Zenker.
T»iro: Kommissar a. i. t. Pnttkamer: Sekretir: Relchclt; Vertreter: T.angp: Pollzeimeiüter :
T. Plotrowski ; ZollTcrwalter: Bftder ; Arzt des Kommifisariat.<: Stabsarzt Wirke.
Expeditionen: Station Bbrnarckburs. Leiter: PremierlieutciiAut KHbk. WIsmo-
■dtaftiicbes Mitglied: Dr. Büttaer. - Station Misahöbe. Leiter: Prctnierlii utcnant Herold.
SQdwestafHka: Kommissar a. 1.: vacat; 8«krattrt KftBSler N*ll; PolisaiB«btar: T. Gold'
uuner. Schutztrappe: Führer : Hauptmann V. FlFU^bi V«rlr»t«rt MondÜMlmut T. Fk«ll-
Bergbehörde: Berginspektor Iriellngbans.
Srhstzarebiet der) Tfea-GBlnea-Korapanl«: Kommissar: Reiricnin^rath Rose: Kanzler:
Oflriebtsas^efi^rjr Srlirniclo. Sekretär: H<-ferenaar a.D. A. Hililfbraiult.
SchBUgcblft der ■•nck»U*lu«lB: KomoüaMr: Vizekoosui Bierouian; Sekret&r: Ji^ggert;
y«rtrat«rt Bnundtls.
Reichskommissariat in Ostafrilca.
Reichskommissariat: Reichskommissar Miyor v. Wissmann. Virtreter (beurl.): Frei-
iMir TOa Oravenrcath.
BIlM tr&hrend der Bearlaubuog der^ielbeti anfi^estellte Tabelle ergiebt folgende Gnippirung:
Sansibar.
4 Kommandantur: Steil Vertreter Relchdnaunisfar Chef Dr. Schmidt; Adjutant: Lleatenant
HtnMa«. b) VagrwBltiuics-AbtlieilBngi BarMwontead: Preotierlleateaant DoBUskr. o> See-AlH
UMlaaf: 7ontaadi PiwaterltootMiat t. 8tfti»> d> MedlifaBl-AbtteUBacf GbeAuit Dr. Beek«.
I. Kord-Distrikt.
Ifaupfslatiimen.
1. TaiiKH. .'^t.itionschef : CtiLf Krenzier: Stationsoftlzier: Sekondelientenant Iloftrefe. 2. Pan
fBBl. Statioiiscficf : i'hcf .loliaunes; StatiHu^uliizier: Sekondolieutenant h'reiberr v. Vambüler;
Assistenzarzt Dr. .'^leiiber. 8. Sanclani. Mationschef : Sekondelieufenant Albrecht: Stafions-
offlsier: S. koiHlcliciiti nant Fodlerh. 4. Buramoyo. Stationschef : Chef Hamsay : Stationsoftiziero :
Sekondelieuteuauts Fischer, Brousart rou .Sctielleudorll; Chetarzt: G&rtner. 6. Uar-ea-SAlaam.
StutfoBMlMft Chef Leaei StaUoBiofBaler: .Sekoudelieoteaaat WoUkaai.
1. BaMb Stetloaidwf I PraalailleBtaatat ▼. Perteadt !• latfaie. 8lMtkMieli«rt Sekaade-
UratMuat Steasler. t. StaHoa IUIbm Hdeehwa. StetloaMlMr: MMBddlmtMiwt t. Bt».
>) i)i< i:i !. I leiten Jahjfiagea de« KoloaJaleo SthttmOm «agallltttan TeroidaBatMi flad
akiht wieder erwähnt worden.
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Verwaltaiis, ZollpoHtiscbM und StaliititeheB.
4 MkvrmHJa. Verwosor: I iiTkoflizicr 2. KI. Bluhin. 5. Ifpvapca. Stalii-tiM lief: ('liif 1- tt-itierr von
HQlow : StaUou.suflizicrc: Sckondi-Iieut^nants df la Fremoirc, .Jjuikc «inl il«.;« . Vrrirht«-
dem* KoiiiiiirihIok. M t o n i -F ä h r •• : DcckoftlziiT 1. Kl. Huliniltnt liii.in: Vi/cfeldweb«!
Busch. TiinuuKUU. Sergeant Krttd. Mei der Karawaui- dt- Mr. .<iiiki>^: ^l•kMn<lelieat«■•llt
Sigl. Bei der Emiü l'uclui-Expeditlon : äekvudelteuteoantä Laugheld uud Dr. ätuhlmaan.
n. Süd-DlBtrikt.
1. Ktlwt. Statlon.<(li'f: '"hef v. Zelewskl; Ftationsofflziere: SekondelieutHnaiit.« Ilerrnunn,
V. Elpoii.>: As.sistfuzarzt Dr. ISuschow. 2. Liadi. Matiuii.Nchff : Chef Schmidt Jl.: Statiou.sofflxter :
S«koud«lieut«iunt JOrii Aasistenzmt Dr. Brebme. S. JUUiilMi. Sutloiucbef: Clief Jüid; StaUons-
ofRitor: Sckonddlaatenuit Scheniwr.
«
m. Expeditionskörps.
1. KompaKuic in Lindl. Kührer: Sekondriieutenant v. /.itzcwitz. 2. Kompaitnie zur Be-
satzung Ma.oiiidcü und Muao.<; vt-rwendct. 3. Kompn:;ui« in Mikiodail. Fühnr: .Sfkoudcileotaoailt
Priuce. 4. Kompaguic in Baguaja. Führer: ^ekoudclieuteiiant vou dem Kiiesebecli.
Die Aufstcllana; datirt ?»■ Mout AagiMt. End« Oktober wmo bei der Trappe 192 Earo*
päer und 1531 £iugeboreue.
Handels-Vertrag.
Der Freundschaft'«-, Handels- und SchifTfahrts-yertriig zwischen dem Deut scheu Reiche
und diin Sultan von Sansibar vom 1f. .VuKUst I8ft> bf-tinunt . dass der Sultan bcrrrhllRt sein
soll, von allen Wa-^ren und «iiitern, welcher Art sie auch Süia un>sen. wi-Iche über Si-e aus frem-
den Lindern in irgend einen Hafen innerhalb seines «iebieies riiiKrffihrt und dasell»t gelandet
«erden, ohne L'ntci. schied, ob sie für deu lokalen Konsum oder für den Versand nach auden-n
PÜtsen ganz oder theilwei»e bcfUmmt sind, einen Kiufuhr/.oll zu erheben, der 5 pCt. des
Weithes der so eingeführten Waaren nicht überstcijn n darf. Als einzii?e Ausnahmt' von dem
festgesetzten Maximal-Kinfuhrzoll von 5 pCt. ad valorem »oll der Sultan berechtigt sein, einen
höheren Einfabrzoll und zwar bis so 25 pOt. ad valorem zu erhet><-n von Spirituosen aller Art.
«eiche vom Auslände in sein Gebiet eingeführt werden und l iin ii .Mkohokdiait von 20pCt. und
darüber babeu. Alle auderen gei»tlgen tietränke tou woniKcr als pCt. Alkohukebalt (wie bei-
spielswei.4e Biete und Weine) unterUegen dagegen nur dem gewöhnlic hen Ma\inialeinfuhrzoll v^n
5 pCt. ad valorem. Dagegen soUen von Jedem Einfuhrzoll betnil blfiben . Alle Waareu, welche
nach einem fremden Hafen besiimnit. in einen d< r Hafen df» Sultans an Kord eines Ander<'U
Schiffes übergeladen oder zu diesem Zwecke zeitwiise gelamlct werden. Alle Waaren, weicht',
ohu« für da» Gebiet des Sultans besiimrat zu sein, atu Versehen k« l.uiilft wi-rdeu, alle Waan-u.
«eiche, um die von einem SchlfTe erlittenen Beschädigungen aus/nbcss« rn, nun« l.ideii oder an Land
gebracht werden. Kohlen. Provianl, sowie alle sonstigen .\usrü>tinm->v;> ti-tjinde. welche für deu
R«<larf der deutschen Kriegsschiffe eingeführt «erden. Landwnthschafilii lie .M.ischiuen und t;.'-
rftthe. desgleichen alles Material zum Wagenbau, snr Anlai;e und zum lit irn l e von Tramwuys
und Kisenbabnen, S'iwle auch alle Transportmittel, soweit .solche Ailikt^l uuth Au.-<wcij eiiii-s
Kousulnr-Attcstes für die deutschen Schutzgebiete bestimmt sind. Der Sultan \>\. laut Artikel Vlll,
berechtigt, folgende 8pezlalz<<lle von deu Waaren uud Laudescrzeuguisseu zu erbeben, vcicbe
aus seinen eigenen Gebieten oder den ausserhalb derselbeD tat dem cfrikadBisciMii EoDttoeat ge-
legenen Territorien lu seine U&feo eingebracht «erden :
Tarif
der Im Aitikul \lil und ajidorw. it im V. rtrai;.- - rwiilinten S|.i./ jal/i'llc, welche Seine Hoheit der
Sultan von San-ili.ir vtm di u il;iriii ;iiili;' Iuhrt»'n Waaren nii'l l..inili .s. izcii^iii.-i-t u zu erheben
berechtigt ist, welche aus scincu eigi uen Oebieten oder deu ausserhalb deri>elbeu anf dem afri-
kAaischea KontiMDt gelegenen Territorien lo seine llifea eingebracht verd«!.
1. KIft nbelB 15 pCt ad TttorWB
2. Ko[.al 15
X (tumtni 15
4. Nelken , clnsclUiesslich
d. i'roronlent d. iBMi
Sansibar SO
Tt. Sesamsaat
12
6. Ürsellle ans den Dis-
trikten zwis, hl u Kls-
m^u und Warscheicll,
beide H ifi ii itibegcUESB 5
von ausserhalb ... 10
7. F.beubolz 5
8. Bcirtiis (Holzbalken) . 10
9 All<> Art einheiialldMS
T.ibaks 5
10. Häute 10
IL Kbinoceroshörner uud
IlippopotMinssIlin« . 10
ft
12. Sit!ildi..-itt
Kiiuns
14. l'l. tr.'r
15. l'idriüs.si!
1& Mais, Ncgerkiirn. M»-
«ele, LiiiHcii. sowie alle
Uinlii'hi'ti Korn iirlcr
Hülsenfriii iite, •>o«eit
sie Uli ht amit'rwt'it in
dem Tarif beuauul uud
verzollt sind: 85 Cantf
pro Djisla.
17. Reis, untci -^rhfilti'r: 2.'i
Cents pro Ujisla.
18. « hiroko: 1 UoU. 10 0.
Uro l'jisla.
Ifi. Kameele 2 Doli., I'ferdi
1 DoU.,
Stück.
lOpCt ad Valoren
5 „
10 „
12 »
Das I >i.-lanjaass
soll :J«">0 Pfund
Engl. iS'egerkorn
entbalten.
10 Doli., Rindvieh
Üchafe und Ziegen 25 Cculs pro
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Verwaltung, ZollpoUtitchM und StatistiMli«.
E r I J u t e r n <1 p B «* in p r Ic ti n k c ii
Die Hoht'n Tertra;r>rhlit>>><iirl.'ii Tliril«- »iiiil düruln-r eiavcrsiaiidfii :
1. da>s ;j11<' \Na.i'' U und LandfMT/.t'uitui.^so aus dem Sultanat vun Sansibar uad dt-ii
n ( St Ul li d< s Ku.'<teni« l>i<'te!> di s lelzU-reu belcceaea Territorien dta Festlandes
vii l lic in dem vor>t<'lii'ndi-n Tarif« olellt TWItichlNt lind« SOlUni $lBd Ulli mit
kvincai /.idlf bclck't xmtiIch dürf<'n;
2. das-, falls Waareii ii: li LjupI. ~r ■ /.MiitnisM' . wdrh«? in «lern vor-tt-ht udm Tarife ver-
ici( hnt't sind, von eiiifin au»l.iiiiiisi licu llaffU über See in da.» (jcl.irt >einer Hoheit
dt-> Sult.ins von San^ilt.ir eiimdiiliit wird^'u. solche Waareii und Lanil<->^crzeilgliliM
nur di-n« im Artikel 7 di^« Vertriiiti^ ft-tKi ><-titeu KinitaniCHznll«» unterliei<eu ;
3. dai!» <li"- \l i?.il)cn. wfji In- von Hndeiii'i/ciu'nissen erholfcn wi-r<|t'ti, die von den
(irnnd>>iK'>'Ulliuin inii'-ihalli der (icluete Stiüfr liolndt de- Sult.iiis t?cwi>nM<'n »erdPii.
»••Ivtiis vor Abschhl^s di-s nctjriiw.iiti;;' ii \ > ifi.H;:t > h ini lt< >it/.c von Fi« in l. ri ti<-
iludtit, ein keiner Weue durch die lie>tiuiuiuui(eu deä Kogeuwartigeu Vertrage» beriilirt
«•rden aoUra.
K n 0 r r.
Moh»m«d ben Sslen bea Mohamed.
Nea«ra Veiwxrdiraiigeo des ReioliahommliiwiTlata.
Ueboreinkomincn swiscben dem Heiiii'ikonimi>'^ar für Ost.ifrika und d>-in licneral Verwalter
der RritlMho^tafriluuilMb«!! GeMlUcliaft über die Beschriokaog de« Handel« mit Waffen und
Munition. M>wie aber sonstig» MMSsnabmen la den belderMltiffeu VenrattensvieUateiL Vom
24. Februar IS'-H).
Koumandantar-Befeb], betr. die Bioftilir and dm Verkanf Ton Splrituonen vom 5. Anguct
IMK). Danach ist die Einfuhr von Srbaa|M in dem geeesmteii K&stenxcbiet nur mit Jedesmaliger
besonderer Erlaubnis» der Kommaadmiiiir gestattet Her Verkauf und AuMchauk Toa Schnap«
durch dritte l'er.«onen ist an der Küste abeolat an nnterdrAclion. An goiattgea Oetrinken darf
uffeutliib unr verkauft werden: Welu. Bier und Werinuth.
Koniminnlanlnr Hi !> !il Li tr. die All^rl•tl.£uue der vi'rschledei.i-n Si.itiiinsi;i l-itte vom 6. An«.
Ifi'M). Viuiv h »iid diu Küste lu eiue uördltche und südliche Proviuz eiugethcilt. Die nördliche
!'r viiiz unir.i»! die Statlonebeslrke Tanga, Pangaat« Saadanl, BcganoTO, Dar ct>Salaam. An der
Kufids( hii-Müuduug.
Verordnung, betreffend die Stempelang der Gewehre nnd Verbot der Hinterlader, vom
t August im,
Verordnung, betreffend den KautachukbaudeU um der Verf&Uchung des Kantschukü, durch
«elcb» dw Handel weeeutUrh fcecbidigt wird, in stenernt von S. September 189(1.
StaÜstiMlies.
TVr Geeammtverth dea Importes in das Vertmgsgeblet der Denlsch Ostafrikanischen do-
sellsduft in (Irr Zelt vom 18. AuKust 188K bis 28l Februar 1889 bellef sich auf 65f>6G4 Knpies.
In der Mt vom IS. August 1889 bis m. Februar 1890 Ist er aaf 1998 221 Rnples Kf^tieKen.
Der G«saromtwerth des Exportes In d«r Zelt vom N-Aaciitiit 1888 bis 28. Februar 1889
bollef sieb auf 1 .v;^ m Knples. £r ist In der Zelt vom 18. August 1889 bis 28. Febmar 1890 anf
2O0OSS2 Rupies Kr«tiei{en.
Die hinfuhr mn BaamwolLstoffen betrug in der Zeit vom 18. Au,;u<>t 1H88 bis
28. Febrnar 1889 392683 fioplee, in der Zeit Tum \b. August 1889 bis 28. tebruar l9l*«/
1.8S63l>: liupi. V
Die Ausfuhr der elnhelmlscbea Produkte in der Zeit vom 18. August 1889 bis 28. Februar
1890 b. ttus I it iiinin '.miT-i Hupies. Kopal 174578 Buples, Sesam 143901 Buples, Mtama
187 liK) liüyus, Kautschuk 136397 Buplea.
Kamerun.
Das Kc^etzlil he /.iihluiigsmilfel in K.inieriin i>t >eit dem h. < *kti'hci ISvl die deuts' be
Reit ii^ni^irk Keilinnug, und es i;elt> n ,iN i?. -i !itb> t.r Zabliiii«<wiittel .lUf <!. mIm li'-n Münzen (mit
Ansiiahnie des ^iildencn Füuf-Mark»tückes). Betrefl5 der früher nach Knis abKeschlossenen Ver-
tr.iice wuide dai WerthverbUtnifls wie lolgt festgesetati 1 Km = 20 Hark = SOUter PalmOl =
16U Liter i'almkerne.
Innerhalb des Kamerongebtetes ist der Handel mit gelstiiton Getrünkcn an Bord aller
Scblffe. welche die H&fen nnd Mifdeo dieses iJcbietes anlaufen, verboten. Dagegen i<it der Handel
mit aÜeb anderen Gegenstfoden an Bord vou Schiffen gesuttet, voraasgesetst, da.-ij diese mit
einem «om Gouverneur so erthcilendeii Erlaubui5.<!Rcbetn versehen sind. Nur der Verkanf von
Feuerwaffen nnd Mnoitlon ist unter alleu Umstanden verboten. Die für den Erlanbalssscheln xn
entrichtende Gebühr beträgt für Jedes ^iichlff UM Mark den Monat. Für die festgesetzten istrafen
(von lOO bis 50o Mark) ist das Srbiff besw. der Kapit&n nnd Rheder desselben haftbar, ohne
K&cksicbt daranf, wer die Uebertretnng verschuldet und ob sie mit oder obne Vorwissen des
Kapltins oder Hbederi stattgrAinden bat. An die kaiserlichen KrlegsscblfllB können Oetrinke und
Leoensmittel Jeder Art nach ohne hrlsnbnissschein verkauft weiden, desgleichen ancb aa alle
übrigen am Flufise wobnbaften Einwobner, voransgesetst, dass die varkanften Gegenstiade snm
penönlicbea Gebrauch nnd nicht tum Wiederverkauf bestimmt sind.
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286
Verwaltung, ZoUpolitiscbcb und Statistische».
Mit dem 10. März 1887 siud folgende MaMW f&r des Handel mit PalmOl ud PaloikenM Ua
gn.fmmtj.n Schutzgcbict iu Kraft setntea:
I. Für PalnSl: II. F&r Palmkerne:
1 XaaM ■atlialtend 80 Liter = 1 Km 1 Maaa «attattaad MD Ltter — i Kra
1 . • 40 . = V» . 'l • • 80 • r= »'s .
1 . • 20 . = 1 Kpg l , , 40 • = 1 Keg
1 • , 10 • = 1 Pi«gen 1 • • 8 . = 1 Bar.
1 • . 4 • sslBar.
Dnrcb Terordonas vom •> NoTenber 1887 atnd die dnrch TerordaanK vom SO. Jali 1885
ringerebrtea Z«lle aaf PalmOl aad Palatkarae aaaiar Kraft «etretea. Aa Stelle der AakfahnOII«
wrrden innerhalb des Schatifabtalaa »dt daai 1. JawMr 1888 EtafahnOUe aaeh UaaMvüM da»
folgunden ZoliUurib erhoben:
A. Spliflooaen nlt Aaaaaluaa von Wala aad Bier:
Mark
^ SSLm^ \ ^ etaaebneaitidi 49 pCt TraUes .... Liter 0.10
gJJJJ / BberdOpCtTiallee 0^
S. AJle amistffeo allwliottaltlfeB Oetrfaike, j ja FEaadien. . OJO
ala I. B. UUn, Sahul^ ete. /in OcMnden . 845
Hierbri utrd jedea auefauene Lit«r. das bdaat« Jedea «in voUas litar nieiit er«
gebende DebemaaBa au TaiMt Ltter gerecboet
B. Andaie Waaren: *
1. Fenerwaffiea Jeder Oattaaf Stfick ifiO Mark
9. Palver: gewobnllcbea kg 0.10 .
, JagdpnlTer 0.90 .
8. Tabak 0,20 .
4. Kalx Tonne von 1000 , 4.00 •
5. Reis 0,09 •
Laut VrrordnnuK des Goaveraeara vom 8. November 1887 wareu vom 1. April 1888 in die
bialiar innerhalb des Schutzgebietes an einselne UinptliuRe seitaaa der fremden GeftchliftjJilnser
anterdeni Namen Kami bexatalten jährlichen Abgaben abgesrhafTt. An Stelle dieser At>gaben trat eine
aeitens der Kaiserlichen Regtomag den berechtigten Hioptllngen in aablende Somme, bei deren
Bemessung die HOhe der von den einielnen Hläptltngen bisher bengenen Ababen maaasgebend
aeiu BoUte. Die genaue Festsetsnng dieser Snmnen sollte bis mm 1. April des Jabree 1889 er*
fblfaa, la welckem Monat die ente ZaUang dnidi die KaiserUeba Begierang galalitet «erden
a»llta. Dia von der Kaisarliebes Beglening an anblenden Svauiea «erden nnr nn dto biaber
In Gannase atnea Knmi befladUdien HinptUngef nlebt aber an den Badrtinaehfblger beaablt
«efden. Der Ooavenenr tat berechtigt, dieae Zabinaim gaas «dar flwIhrelM an nntertaaien.
«enn einer der berechtigten Hlnptliuge dnreb sein verhalten tn eteer derartigen KaaMaabne
AaUs-H geben sollte.
Veroninuiin vom 2. Januar IR'JO bttreffcud Auf^tt■lluIl({ ciiu r Statistik. Danach müssen von
1. April 1. .1. :il> <lii hifT^in.iMifi kIh die Werthaoirabe der l iiizelnen zur Anssebiffang Icommen-
dt'u \Vaareni;.tttuii»;cti entliali< ii uiul ist jedn im ScbuUK'<>Met augesesscne UandelsUrma oder Er-
wcrbsges''lls' li.ifl. so jeder Bt^itz^ r einer Pflanzung verpflichtet, »ieiteBMltttcb ein TefWicbntss
seiner ausgefatirteu £rzeuguls8e bei der Zollbehörde einzureichen.
Terordnnaff, betreffend AnfMelInng einer Statiatlk Itr Kaniemn, tob 89. Jaanar IdOCc
Verordnons: vom 1. Februar 1890 betreffend die Erricbtnng eines Friedhof^ in Kamerun.
Die Beanfsichtigaug und Instandhattnng des Friedhofs ist einem besonderen Körnitz flbertragen
«Orden.
Belcannimarliung für tlcn n>zirk Viktoria Mini 1. Oktober If'W. botriflt Fcststollung der
(irundi ti:cnthuni>ini-[iMi( Iii' di r diir' !i Alikomiii-'U mit il-'i' RiLsdet Miüsion in d.is .ni><('liliessllehe
I-^igcntlium di-s KimsitIu lu-u <ii.u\i'rii<-ii<( iii> üb« igiKaiigcin'ii Tht-ilcs der ('»rfsi haft Vikffirla.
lickanntmarhuuK vom 27 Mu'. Die auf di u Grund uiiil Hod< n di r Ri irleruug ' in
Viktoria ansäiisigen Huk wir i-I.enie li.ihi'ii für die Kl-uuIzuiis; dfr <jrund<tiirko . wclrhe ihnen von
dl : kiiiTuiiK überlassen sind, bi'i Vi-i inriduiir der AuswcLsung am ."^ihliisse jt-di'ii Jahres, und
/s^ .r /um ififi ti Mal«? am 31. Hi zcmbi r IffK» eine Abnabe von '2 Mark xu entrichten. £s atebt
>!' --II II. tili, statt dieser Abgabi' • i;t,~pri < liende (•«nieiiidedieiiste an lelateB, denn n**tlBI!g nnd
l mfang durch den Bezirksamtmaun in Viktoria festgesetzt wird.
Kaiaerllebe Verordanng, betreffend Lekahnlage fbr die Hnlkbesattuag In Kameran. vom
10. Oktober 1^90.
Verordnnix vom 1!» DezemluT IW», lntri(Te;id Privilesien au rntenielnner. Dieselbe
lautet: .Auf «.rund des iic^f tz. -i. betrefTeiid die lie< litj«verliältni.s>c der ili ut«. In n Si-lnitZk;i l>iete.
verordnet di'r k:u-ii Iii Ii»- timiM i mur wie folgt: 5 1. I iiijenigtii. wclrlid in d< ui Si Imiz^ebiet
Von Kamernii Vi r.iiisi.illuiisi'U triflf. um (ieuenstande zu ^'1 winiiru, lier/u -teilen oder zu ver
arbeiten. weU he Idslie; dem Si liutz::ebieti' uiclit au>.;i fuhr; «urdeii, kann, sofern dies zur
Hebung des llanilels iiiin ili-r Kultur nützlirh ersrlieint ein aiissclilie.sslii lies Recht auf die (Je-
wiununK. VerwiMtliuiin nnd die Ausfuhr jener < ieifeii^tinuir ertheilt Werden 5(2. Demjenigen,
welcher in «lekTiulen des Si hutz<< liieies. woselbst bisher Weisse nii ht anscesledelt waren, eine
NiederlassiiiiK ,ni!t (f1 »nd dailun Ii dem liiesi^cli ll.illdel neue • lebietstheile ersLhliesst, kann inner-
hall) diesi i (ii lih i-tlictle liii ausselillessliches K'i lIiI zum llaiidi lslietriebe in dem Sinne ertheilt
weiden, dass llaiuielsniederlassniiueii Dritt' i d:iselbsl au*.Ke>rlilos.sen sind. Die Grenzen des (ie-
biete*, für »clelien diej»« IJere« liti^ung (ii ltung hat, werden vom kaiserliehen Gouvernement fest-
gesetzt. § 3. Die in !t§ 1 uud 2 bezeichneten Rechte «erdcu auf eine Zeltdauer von längiiten»
10 Jabren verlieben. Die Terlelbang kaan an Bedingungen geknüpft «erden. Die Teilldticnen
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Verwaltung, ZoUpoUtiscbes und Statistisches.
287
Bedrte kr<nuen ohne Entsi hidljpnR anfgehoben werden, wenn dies im Intercsise der Scbutzir«biete
«rforderllch ist Antri^e auf Krtbeilang der Rcdachfen Rechte sind unter Darleining der in Be-
tracht IcomtncndfQ Vtrh&Itnisüe schriftlicb bei dem Icaiserlichen GouTeruenieut in Kamerun elu-
xnrelchen. § 4. Ks wird vorbehalten, für die Krthellung der in §5 l und 2 bezeii Imeten lit clite
eine besondere Fatentufobühr lu entrlrhfen I>ley-< Ibe -oll Ti Prozent des Werthes der (»t ftpnstiiide
nicht fiberschreiten, welche in dem prirelet^lrtfu Industrie- und llantleisbetrii'be aun dem Srhut/.-
gcbiet« ansRefübrt werden. § .'> Uritt«-. weiche den aiisschli« !<>lirh \ i lii h« neu H«'rechtii(utigen
snwlderhandeln. werden vorbehaltlich des zu lelstcndi n S<iiÄil< n< r-.itie.« mit iield^trafe bis zu
aOOO Hark bestraft. -
Die Anulil der im deataclieo 8chotxc*l>l*t von Kamerim ansiieiigen Weia««n betrag Im
8ofln«r tos» «matn 0 OvaMkw.
Dto huiptilohlloliitBii AfHkfll ifof ElnAihr In Kmonni.
lBjabrel88£: Vom l.Jnli bis 3I.Dezbr. 1)^9: Vom 1 Januar bis 30. JtalltMt
Bob 1 »24 038 Liter Bum und Geuever .'02.% kg, Bam ^»«473 Uter
Q*B*v«r traOO FludMO im Keider, 172U Krüi^c. m CotBMttt Uqaew «tc »tMIitar
F4sser, l'.'T Ki-iten. 40 uW
Liter netto
Cornac, Uqnwire a •. w.
410 kf^ IM KMm, 9HB Utor
netto
PalT«r 57 475 kg 141 ßSfl kg netto 133 647 kg
Salz 1 ir> 000 kg 704 213 kg netto, 70 Kisten 1477 670 kff
Tabak fem ■>* k^ netto, S8 KistM, IS 30 856 kg
Halltn
Gewehre (Steint' hl ^ 1568 8t 5446 8t&ck 6795 StQck bmtto
Patronen lOOu .siuck 1710 kg
SeiMe MBa09 larde Baamwollwaarea 36114 kg BarnnwoIIwaaren 47 432 kg
72 Kiaten, 629 Brftao brutto. 41 K Ilten brotto, 370 BIL
Kleider u. Putzwaaiea. Leib- Kleider etc. 420» kf, fl7 Kistea
wa» he etc:. 2788 kg,4FISMr, breite
64 Kiaten, 7 Ballen Leinengarn, Lctoewaild V. •. w.
Seide 1 Kitte 12909 kg. 4 WMm bnüß, M
Wollwaaren 1 Kiste. 1 BaU. Bailea bmtto
Belt 162419 kg netto. 9 Flaeer m859 kg
Seife aad ParflUaeriea 10354 kg, 6 Flaeer. aou Kist. 28660 kg, 163 Kisten teiMe
Btetalehltft vaA XeUn>
brinetti «»oao kg 613990 1«
Btfea, Blaea- and Stihl- _
waana S49M kK» fieser. 4» Kitt 67 106 1« » Fieser. 91
8801 Sttdt. «13 Bollen bintto, liO Baade Itratlo.
Die Zolleiunahmen für das Scbntz^ebiet Kamerun stellen sich im Etatajatue 1880, <.)0 a) im
L Ourtei auf 51752,46 M., b) im IL Quartal 6424U54 M.. c) Im UL Qoartel eaf 46701,86 IL, d)
!■ IT. Qaarttl aaf 47jBT^ K, ineaaiaiea MOIHM M.
Aisoelttit wurden im Jahre 1866: 0(ener» StaMitikeia sind nicht rerölTeatttalit watdaa.)
Palmöl 1924 t
Palrakema ' 16<>7 t
Kant«cliBk 65.% kg
Klfenbefa 8372 kg
Kak;i.. I'i21 kg
In Wirkllchk' tf w ir die Hinfuhr jiKlenfails deilentender. unter anderem schon destialb. weil
Viktoria, sowie oin Tlnil der Krisfeiii)lat7e nicht von Kamerun aus. sondern theilweise unmittel-
bar von Earopft, tiiellweise von Gabun und Kloby durch die daselbst beflndüdien Hendelsgeschiifte
TsneiKt weraea.
Ba Jahre IflP!* sind in K.imemn ancekoaunea:
97 Schiffe mit in.'^ge.-iauimt 1256.'i7 lUg.-Tonaen,
hiernnter
42 deataclie Sdülle von 52 005 ,
96 brtttMlie • , 166111 .
Im Jahre IW waren daselbst angekommen:
82 Schiito vuu iu^geiuuumt 100467 Beg.-Toniieii,
hierunter:
.TK dfUtMhe Schiffe (1 Dampfer) mit 47 654
W britische (41 Dampfer, 3 Segelschiffe) mit .
T iifer den Im Jahre eingelaufenen SchilTen befanden sn h '2 (T)ritische) Segelschiffe von
je 4.'>n Ki»(. Tonnen . unter den im Jahre 1889 angekommeiu n [»anipfem waren 37 Wörmann'gche
mit denfi fieimatbshafen Hamborg, einer ein Kieler i^cbifT Von den enfrlterhen .'Schiffen hatten 28
ihren Heimatshafen in LiverpooC die übriKeu zum grot-iten Iheil in Uriälui. Ausser Betraellt
sM teiiUebsn die KUrttirtswieanij sewie die 4tiittthn> oad tresadltodisehen Kriefsechilla
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388
Vemaltung, ZoUpoUfiadiM und StetiatiicbMi
Ht.'schrcibuinc iler (iala nn<l Interim.-, riiifortneu für die in den Schutzffbief f» verwendeten
l>i<h.-«b<-anit<Mi und Beschreibuns; der l uifurmea der bei den Kaiserliclieu Hehorden in dfu drei
»i stafiikanischon Schnfzicebietr n verwendeten Sekretäre und rufi rbeamten. (Deutstlie» Kolonial-
blatt No. 1. W.H)). Durch Kiii>erlirbe Kabiuet.sordre IG. Juni l'^'^U uncb auf die BflMBtMl dMT
ScbttUgebiet« der Mar^cliall-liuelB and der Noa-tiaiaM-Kompagnie augMlehBt.
Togogebiet.
Mit dem 1. .\iji£ti>;t 1*h7 ist die dentsrbe Reichsmark Kechnun.« im Togogebiet eingeführt.
Au-ssefili in weriieii liiu list.'hende fremde (»oldmüiizen als ^e.setzlii he /.abluiiKsmittel angenommen
Dud sind dein WertUverhallnis.« zur deutschen Heicbsmark wie fol^t bestimmt woi^eo: 1 Pfand
SterlinK, eiiKliscb, = 'H) Mark. 1 französlisches ZwMui8franken5täck IG Mark.
VerordBOBS, iMtrefleiul dea UmitUbtMA M Bocd d«r dte Bhed« das ToMnUstas tm-
iMofmdMi SebUb. Vom 9. Juli 1887.
TtfiordBnilg, lutreffend Koüfr .lle der einffeführten zollpfliclitiKen Waaren. Vom 26. JuU 1887.
VcrordnoBf, betreffend Zahloug der Zölle und EinbriuL-cu zollpflichtiger Wuuen. Vota
9& JvU 1887.
▼«ffoidaiiBg, betraOiBBd Hie Veiv&tiuis tb Teciast, cntrtipdw duieh Aaaalck«ni dw Baau
and dareh Brach d«r In Efsten wrpncktca Titadm ttU Q«B«fir. Tom SS. Jnll 1887.
Verpflichtung der Schiff>führer zur AbfdM Ibrtr IfaillflMta Mb AaltttÜM dar KBltMiplilM
des To(?o«ebietes. Vorn 1.'.. Februar 18*8.
Verordiiun« vom 7. Februar betreffend den Handel mit Palmkemen. Danach i>t
der Huii'lel mit I'Ältnkerneu, welche mehr als 10 pt t. Sihale enthalten, verboten. Eä sind Ucvi-
-iou-..telleii elngeriihtet für Klein-Popo auf dei Sinlwe>t-.eite von Adjido. für Porto Seguro an der
landunRK-teiie. Wer Palmkeme in unpbng nimmt, ohne diM ibr« Znliaaigkeit nach Mussgabe
der Verordnung durch Cbeck ««tteu der Beuntea Mieb8«wleaeii Ist, wird alt QeldMraflB Ui n
WIK) M. bestraft
Verordnung, betrelTeud das Verbot der Anaführ von Erlenmitefl«! au da« Tegogitiat
oach DabMBeh wihrend der Dnner der filokade vom IL April
Uebereinkunft zwischen Deutschland und Frankreich über die Einführung
eines Zollsystems in den beiderseitigen Gebieten nn der Sklavenküste.
Die Retfieninit Seiner Majestät des Iieiitschen Kal>ers uml du- iitm. nini; der FrauzTisiischeii
Republik, in der AlisjcLt. die Fiitwickelunif des Hiiiidels in den i;ehieren beider Staaten an der
Skl.iveiiku>ie zwischen den ens^lischeu ]ie<itzuiiKeii an der (Mildkii-ie im We^-ten und Dahomey
im t Kt.-ti zu sichern, haben beschlo.>seii. die von ihnen unter dem J.V M.ii l^>^7 »cetroffene l'eber-
eiukuuft wegen gemeiutchafUicber Eiufübrnug eiue« ZoUsyslemü in den beiderseitigen Gebieten
n «raeaem, nad ta dteaen Zwaefc die folgenden Bestlainiangea getrofliM:
GefauMade dar ▼•nollaag
El aheltea
deutsche
M. Pf.
fran-
x6siBcbe
Fr. C.
englische
th d
Oenerer { Kist« zu{ von 40 6U pCU TraUes ....
1 8 Litern l Uber 6ü pCt , ....
1
0 I 64
U 1 96
1 60
0 03»/,o
0 04^»
0 08
0 20
A OU
1 1 00
b 00
0 1 80
1 , 30
3 , 00
0 04
0 06
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6 25
1 35
10 00
0 1 7*>/,ooo
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0 1 OM/^
0 1 ^itm
9 1 0
1 0
8 i 0
.Vrtikel 2. Die deutschen und franrftflschen Be^it/uulrell nn der Sklavenkü.ste sollen ein
eiiihr;' Iii Im s Zollitebict bilden ohne Zwischen ZolUienie <leri:e>lalt . il.i-s da-eibst ein und die-
selben Zolle erhoben werden, und da.ss die auf einem iiebiet vorzollteu Waaien. ohne einer neuen
Abgabe an nntcrIieKcn. in da^ andere eingeführt werden k<'iuneu.
Artikel 3. Alle anderen alt die Torstetaeud beteicboeten Artikel onterliegea einen Sin-
fahnoUe nicht
Artikel 4. Dia Ahabaaf dar ZAUa kaan ia daatachaB, taasOiliebani aad aagUtahaB
Oelde erfolgen.
Eine Jede auf der lirenze des eeiiipin<inmen Zollgebiets KeleKenc HebesteUe mjU «ich im
Besitt einer gleichlautenden Tabelle betlndeu , welche im Einzelnen den betrag der im Artikel 2
voigeaeheaan ZOUe aagtobt, Ja aachdan die Brhebaaf dnreh die latereaaaataa ia dar elaea oder
Verwaltung, ZoUpolitiacbes und Statiatiicbes.
289
In «Itr andoron (jfldsorto erfoiRt. Die vpr'irhicdi-iifn Miinzsorten Rcltt-n Rbrigens ah Kesetzliehes
Zahlinittt l in Kh-iiher Welse wi« in ihrt in I r^pruinf-Iandf . si> dnss also einerseits «II«' li^-iitsrhen.
fran/.H>i.srh(n und fiiiflisclu'ii ('loldtnünziu , SDwio lii.» friiiiZ"sl.M-licii sill)erncii Fünffninkiüstiicke
und die deutsihcn Einthal< r>tü< kf (H M ), so lange sie in Deutschland tjesotzlirlics Znhlmittel
siü<I, unbeschränkt als /.iihlniitti-l Ki-ltiui, während undtrerseits die dont^rlifii. fraiizcsisclieu und
englischen Sc ht idi münz* n nur bis zu «iu«m besUnimtea Betrace in ilaUlaag ([euommca zu werdea
brauchen, nämlich die drut^r'j. u .Mtinsea bb SO 30 IL, die tansOatsclMD MS SB SO Fkaaken und
die «nKÜschrn bi.s m 4i) Schillint;.
Uio Meaint«D beider l.&uder haben allmonatlich einen Austausch der in die beidr-rscitig<>ii
KaSMO («floaaeDca t>ilbermüuea vonaiiehmen , indem sie der Aaswccliselang du darch deu
Tuff bMtbnmte WerthTerbUtniss zn Grande legen (l Mark I ScIüUId« = 1 FiMdcen 25 Cent)
Artikel 5. Das neae ZoUayatea tritt zu Kleicher Zeit In den deotschen nnd franxtet-
feben Gebieten In Kxaft and iwar Ton 15. Min mto ab.
Bb Teint fAr die Deoer daei Jähret eiiiseführt Wenn die vertragenden Theile nicht aeehs
MOMte vor AbUnf dlaaer Zelt ihre Ahetcht, den Vertrag aufzubeben, kundRcgeben haben, so gilt
deraaibe als für ein weiteres Jahr stillschweigend Terlingert, nnd so fort bis zum Ablauf der folr
geadon Zeltrinme.
Gesehehen zu Berliii in doppelter AnafertiCBnc den aachsundzwanziR «• n Dr cembar 188BI
(L. S.) Graf Berciiem.
(L. 8.) Jnles Herbetta.
Statistik der «Ihread des Etatsjnhre'i vum 1. April isso bla som 8L Hin 1S80 la daa
Togogebiet eingefBhrten SOllpfllchtlgeu Waaren in NettomenK<-n:
Rum
Oenerer
Tabak
Pulver
Geweiirc
SaU
unter
40pCt
Liter
40-fiOpCt
Liter
' über
1 GOpCt
1 Liter
unter 40 bis 1 über
40 pCt. 60 pCt i GU pCt.
Kisteu zu 8 Liter
kg
engl.
Pfund
Stück
kS
1 :t:{:i »kj.-,
14 187 SrAb,l
182 742,1
443 l'.C.
H3U0
49025
Die /oll. innahmcn stellou sich im EtaUjahr 1889/90: a) im I. Quartal auf 1856035 IkL,
b)lm n. (,»uartal auf IC '.>i.W> M., c) in HL Qnutal auf 18 483^ d) la lY. Qaäital ^
37 867.10 .M.. zii^animi-n '.'1 iT.It.'.KJ M.
Die Aii/.,il\'. litr liiflf, wt K lic im .Lihn' ls?0 die Rhed«" von Klein-l'opo ;iuIii'tVn und ver-
Uessen, betrug l'.irunirr l.t laiKlen sich deutsche Kriensschifle und l cuglischüs , sowie 5(H
Handelsschiffe vnu ziisainiii. ii sO ITd Reg.-Ton- iK tto DaM ii 'hO deutsche (42 Dampfer, h Se^el-
üchifTe) von zusaninK-n .'>1 .'4ti Keg.-Tons, 15 «ugLLsche (Dampfer) von 17 794 Keg.-Tons, ',^1 ita-
lienische (sämmtlicb Segeiscillff«) TOB 1388 Baf.>T0D8 ood 7 ftamOBiacha (8 OampliBr, 1 Sagel-
scbiO) von 8b'J2 Keg.-ToBS.
Süd w estafr ikanisches Schutzgebiet.
TerordnnnK dea KaiaerUchen KoouDiasaia, betrelTend die ElDftihr and dan Handd mit
Wallra nnd Mnnition voni28uliir8 1S90. Danach hat der Importeor die Xrlanbniaa dar Bln-
fhhr nachsoholen nnd der HSadler JIhrlich 100 Mark Lisensgebühr an entrichten.
Beka un t m a I- !i II 11 « ilr. Kai-i.Tli« hcn Kniiimi»ars, be'ren'4'nd d< ii Handel mit Spirituosen.
Der HÄudler hat iiai ii Kiianünu« ib r Lizenz :ti«) .Mark jalirlirb Cebühr zn zahlen, uihI vor jedes-
maliger Euifulir eiiu' Spezialerlaubriiss einzuholen, lieinjeiiiiieii. welcher «liirch llandelu mit Spiii-
taoseu Aulass zn Ausschreltun;;en iciobt, kann die Krlanbni.-.s zum Handel uhne Weiteres ent-
sogen werden.
Kaiserliche Verordnung, betreffend die ÜcchtoTerbJiltniss«, vom 10. August 1880.
Dienstanweisung dea Reidukaaslen, betreffend die Aoslkbnng der Gerichtabarkelt,
Tom l'T \ 11 '.Ml st l'i'M»
H 1 k a II II t m a c h u u K des Kaiserlichen Kommi.ssars vom 1. .\ p t i 1 IKK.', wonach die Er-
theilunic von Miuenkonzessionen seitens der eiimtborenen H.iuptliiii;'- um mir < ,eiieliniii;iiiiL- des
iteicbskommiM^ars rechtsgültig erfolgeu kann, uuumeUr tür diu gauiv deutsche Iulcie»>euspliitre in
Sfidwest- Afrika Geltung habe.
Gesetze nnd Verordnungen für das Schutzgebiet der Neu-
Guinea - Compagnie.
Bekanntmachung des Kaiserlichen Kommi.ssar<i v. Oertzen vom 8. Jnni 1885, l>etr.
Ijaodenrerbnugeu, VerlMt der Verabfolgung von Waffen, Mnn tion und Spiritnosen an Etogeborena,
Verbot der Wegführung Ton £iDgahorenen ans den deutschen Schatsgebleton.
▼ererdnnng, betr. die ReehtaTarbUtaiase Tom 5. Jnni 1888.
Erius> <ii". Keichskauziers. betr. die Knn&chtignni; des Landaabanptmanna Frelharm
T. Schleiailz zur Ausübung der (jerichtshariteit vom 21. Juni 1886.
Kolonlalaa Jalirbaah UBO. «n
u kju,^ jd by Google
290
Vflrwaltimg;, ZoIlpolititehM und StatittiMhu.
▼erflKiiDK dM Reldukaaslm Ton 1. Nor«ml>«r 106. dus all ElngilioniM di« An-
StUtitm dar im SchatzgebleCe beinlieb«!! SttnoM and die ADKfili(lfflK«B ndwer teUcar
ttama umueb'M) sin«!.
DIenitan wüisuiiK, biti. die Ausubuni? der rt<"richt.sbarkeit vom 1. Novi-mber 1888.
Verordnung dor Direktion der Npu-i luinra ( "ouii'ak'iiie, ti.'lr. dir MrhfbunK mji> '.tbuliren
für die über die ]vhe»cbliessnns n. ». w. Torzuneluneudea Uedchitte vom 12. November ISXü.
Elnffibrviiff der Beiduaerkredinaair tm L April 1887.
Vrrordnunk'. bi tr. die Hccbtsverhältni'ssc für Saloinonslnsidn vom 1. Jtlinar 18<}7. Dl«
Gesetz ubt-r dif KunMilar iJericlit.-barkcit tritt in Knift. Daran scliliesst alch die Ausdehnung der
VerordnunKOii d>T Neu (iiiinfa-Cunipagnie auf (iitsc:^ lii'bict.
Vfirordnunir vom \'^. Jannnr IShT, bt-tr. dii- Krlaubniss zur Ausübung: finii^er (»eweibe-
betrieb«. Danach In «liirf d< r ausd' m klu In ii U« urhiniirun^; di-s I.nndfshaujjtinanns der Betrieb d'-r
Fischerei auf Ferlinuttermascbcln und l*i ri> n. sowie auf Tripang: «Iii- Anibcntun^f d. s Bodens auf Erze
a. s. w.; die tlcwinnunK von (innn-i-, «iic Ausbeutung von niclit im Besitz ilrt 1 irKeborenen oiier
sonst im Hrivateiirt-iithuni belimlli' Inn Kokospalmmbi funde aaf Kopnu Der GeDchmi«aiiK bedarf
ferner der lU-irirb di r Küstetitischf-n i und Si liLmen vnii HolS IW gmrcrbUelM «Öd Haadell»
sweeke auf nicht im PrivatbesiU betlndlichtn L&uUeruien.
▼erordnnnir des Lndednoptmann.«. betr. die DurcbfQhniiig d«S OtMtSN tob 4 Mal
18TO Ober die Eheschliessnng u s.w. vom Februar 1887.
Kaist rliche VerordnunK für das Verhalten der Kommandanten der Katscrllchen Kriegs-
iehUfe im >rlintzK< biete der Neu-Ouiuea-(.'ompaKnic vom 'Jf>. Mai IhST.
Instruktion der Direktion für den LaudesbAuptm&un in Uezug auf Anträge au die Kom-
mandanten KalswIiclMr Sjittßf^'^ Gawihmng tob Scbnts and UatamtfttiaiiK ▼om
7. Ja Di 1687.
▼erordBiiair der Direktion, betr. die Blnrichtnng trun 8— »WMimtim Tom 7. Jnli 1BB7«
Strafverorduun»; de.s Lande^shauptmanns. betr. da» TSlbOt dOT Tonbfelgnnc VOB WafÜMI,
Munition, Spiritnoseu u. s. w. vuni Vi. Januar 1887.
Bekanntmachung des l^udeühauptmanu.<i, betr. da.<i aus.srhUaMlidM Bacbt dar Nan-
Gaioaa-Compagnia anf das berrenlote Laad a.B.w. romS. März 1887.
Poll«el-Vof icbrllten, betr. Strafkndrolninijr bei TTeberscbreltan^ des Terbotat der Ver-
ablblgmog von Waffen n. s. w, vom cr, Is*-? r\V> ind' rüüu- arn '.T. Jannur IBRf).
Kaiserliche Verordnung, betr. den higeittbuuiseruerb und die dioglicbe Beiastung
dar Orandatücke vom VO. J u 1 1 1887.
Verfügung des Itei< li.skanzlers zur Ausführung der Verordnung vom 3o. Juli ISST.
Anweisuni? der I>irektion vom 10. Antens t 18.M7, betr. das Verfahren bei dem «iruiid-
«rwerb.
Allgemeine Bedingungen für die l eberlastuus von Grund.stücken an Aii.siedler vom
IS. Pabrnar 1888.
GasatXi betr. die Heclit*verh5Itni.<.ie der denl.tchen Schutzgebiete vom l.'). März 1S88.
Anwel5unK. Inlr. die Ausführung von Zustellungen im (iericht.'Jbezirke des Bismarek-
Areblpal.'i und di i Sal. nion— Inselu vom 30. Dezember IhsT.
Verordnung di-» Laudv^liauptmanns, betr. Einrichtung von (jrundbui libe/.irk* n u. .s. w.
▼om 6. Dezember 1887.
Zollv'erordnung der Direktion für das Scbntxgebiet vom Juni 1888, nebst ZoU-
tarif, welcher Spirituosen als zollpflicbtig bei der Einflabr, Kopra bei ider Au.sfuhr bebandeit (ToUOO
VOO 1000 kg 4 Mk.) und Hinfuhr von Opium, Waffen o. s. w. für Eingeboreue verbietet
Verordnunt; der Direktion, betr. die Erhebung einer Gewerlic und Einkommenateaer
vom !>, Mai ISsS
Polizel-Verorduuug, betr. da.s Muidcwcsen vom 18.Anguat lti87.
Kalaeriieba Verordnung', betr. die RechtaverblttalM« vom 18. Juli 1888 ab Er*
giBinBV der Verordnung vom 5. Juni 18.843.
Dienstanweisung, betr. die Ausübung der Geriebtsbarkeit vom 3. August 1888.
Tarif für die BrbobaBg voB GebBbreB 1b b&fgarllebcB Baebtaatraltlsitaitan n.a.w. tob
3. Augast 1M8.
Polls«l*Verordnnaff, betr. den Stranan* nnd Marktrerkabr tob 15. Mal 1888.
Verordunng, batr. die ABwerbnng ood AnsfQhntng von EingeboranaB das Sdratxg^otes
als Arbeiter vom Vi. Aognst 11*88. Nachtrag am .'i. Dezember 1889.
Verordnung, betr. die Albeiler Depots vom 16. August 1888.
Kaiaerlicbe VerordBBBf tob 7. Juli 1888, wonach der Compagnie die Anaftbnnt der
Gerichtsbarkeit hber die EingelMrenen Iris 1897 fliMrtrafen wird.
.'S t raf ve ro rd n n ns; der Kingcbon nen vom Oktober 1S.KS. Ergänzuni; am l>4. Mira 1890.
Verordnung, betr. Einrichtung von Gruudbncbbezirkeu vom 16. Oktober 188«.
▼arfttgoBg. betr. ABlagnng des GrandbndiM ftr Gaiallahalbiasal tob IL Fabraar 18891
Vcrordnnng des KaiserllcbeB KoBBinars tob 4.DosoBbarl889htBslditUehdar Aata>
bcftignlsse der Stationsvorsteher.
PoliselTerordnung, betr. Ordnung de.s Verkehrs in den H&fcn vom 13. Dezember 1^>'.'.
Kaiserliche VerordnuoK, betr. Uebertragting der BeftigDisae dea elieDallgea Laudee-
havptBanas aaf den EaiaerlldiaB KoBmlssar tob S. Mai 1880.
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yerwaltong, Zollpolitisches and Statistisches.
291
VerffignnK des Reicbb'kanzlers, ^'-bf riimBSg IWlIlllaritdMir Boflitllli» Wtt Htm KftlB-
nÜMar f&r das ScEatsgebiet vom 23. Mai IfiSa
Verf&gang, betr. AMtdwug der AmMieftunlMe der Stetleuventeier TOtt 4 De>
seaber 1889.
Soliutzgebiet der Harschall-, Brown- und Providenoe-
Inseln.
YerordunigeB ven 3. Juni t88e ead 8. Jsnner 1887, betr. die VeniflIcJitoag nicbt-
d«itMker ScUOer sn MUdoBf M tum Veilieler der ITeherlteheB Baclenn« amlSSSt^
TerordnearTOD 8. Jaai 1886, betr. dea Verfceaf tob Weflea, Moaltlon, 8pr«n«8ti>fffln
aad benuuchenden Qetrlakea an Eioceboreo« der UancbaU-IaMlB oder ander« anf denselben
•Idl aafhalteDdc Farbige.
Verordnuni? Tom 8. Janaar lt>87. betr. den Erwerb von ürundciKjentlmni und die An-
meMuni,' der bestehenden Ansprüche Fremder anf Gnindeigeuthuni iuiifrluilb lUs .Schutzt;ebiffc--.
Danach wurde bis auf Weiteres verboten, von den Kiugeboreuea de^ i?chul2gebietts Gruudeigen-
tbum anf irgend eine Art. sli t - dun h Kauf. Tausch, Schenknng oder als Kecbtagescbift zn er-
werben, wie dieä bereits durch die Proklamation des Kommandanten S. M. Kr. „Nautilus" bei
Gelegenlieit der Hissung der dentschen Flagge im Oktober 1888 angeordnet war. Die Grund-
elgenth&mer wurden aufgefordert, ibre Ansprüche bei dem Kaiserlichen Kommissar ür. Knappe
Ms 1. Jnll anzumelden.
Verordnang Tom 25. Jannar 1887, betr. das Kreditgeben an Eiageboreae nnd die An-
meldong alter Sebalden derselben. Danach wurde es Terboten, eiaen rangeborenen ohne die
Geaehmirnng des Kaiserlichen Kommissan über 50 Dollar Kredit zn geben, nnd eine Prüfunnfrist
Ar die Schöldea der Eingeborenen, soweit sie diesen Betrag überstiegen, festgesetzt Durch
VerocdBBac tob 14 Avgaat 1887 eaftebobea oad etatt daueia verordaet: Es iit Terbotea. ela«a
Btateboreaen Kredit n gebaiL
Hafeaerdamat Ar den Bafw tob Jehitt Tem S4 JsBBsr IttTi eatUtt beeoade» Be>
ettmmnng über Looteea a. ■. w.
Verordnung v u in 15. Märi 1887, betreffend die polizeiliche An- und Abmeldung der in
dem Schutzgebiete der .MarschaU-luseln ansi^wigen, daselbst luziobeudeu, bezw. wegxitheudcn
Fkemden.
Verordnang Tjom 8. Mal 1887, Ansfuhrverbut von Waffen, Munition und Sprengstoffen.
£• tat danach Terboten, eaa den Schntzgebict Feuerwaffen, Munition und Sprengstoffe irgend
welcher Art nach anderen Inseln der Südsee, welche nicht unter der Landeshoheit oder dem
Schutze einer fremden Macht stehen, aasznführen, wenn die genannten Oegenstlade dazu be-
stiiamt stad, diiekt oder durch Hiadier aa £lBgeborMie der StUuee-IaielB oder aadere FeiMce
veikBaft oder soaet feifaieeit ib «etdeB.
PoliselverordBBBg von TL Mal 1887 Ar die Luel Jsbwor Im JthüMLtolL betr. die
Srrfchtmig tob Scbankttellen. Abladernag eai 8l Joli 1890.
Verordnung, betr. den Erlass von amtlichen Rckanntmachnngen. Oeffentliche Dekanat»
machungen werden aa besonderen Anscblxgsiulen in Jaluit, Kbou, Namorik, Mille, Arno, Mejurn,
JJaluelab. Likleb und Piüvidcnce angescillagen. Die Vt-rutTentlichuDgen erfolgen In diut:-cher
Sprache, doch wird gewöhnlich eine englische Uebersetiung und in besonderen Fällen eine solche
1b der Sprache der Eingeborenen beigefügt.
Verordnung, betr. die Einffihnutg der deatschea fieichsmarkrecbnuag.
BrkllraBff des Protektoratea Iber FlessaBt Islsad von 14 April 1814
Yerordnaac TOM 14 April IM^ Mt. Toitot 4er nafkdur vob WsOib BiS.w. IKr
Pleasaut Island.
Verordnung vom 28. Juni 1888, betr. den Krwerb Ton herrenlosem Land, den Betrieb der
Perlfischcrei und die Ausbeutung von Guanolagern. Enthält die l'rivilegien aer Jaloit-Gesell-
»chaft: 1. das Kecht, herrenloses Laad in Bc.sitii za nehmen, 2. das liecht, Fischerei auf Perl-
schalen zu betreiben, soweit solches aicbt tob den Elageboreaen In herkömmlicher Welse aoe.
geflbt wird, S. da« Be«Mi die ToitiaadeaeB Oaaaolacer aBMobeBtn, aabeeehedet wobüenpoibeBer
Be«tate Dritter.
Verordanag TOB S4 4bb1 1b welker la f 1 Teibotea wird, aüt Blageboraiea
Veitrice sbroichllMieB, weldie dea Bnreib tob UltBBflMiiB oder dla^lebeB fieditea bb Gnad*
Mäkaa oder die Beaatnag der letsterea lam Oegmitsade bebea.
Torordnung am 28. Juni ISS8. betr. den Uafen von Jalnlt als Einklarirnngshafon.
Verordnnog vom 6. September lt*B8, betr. die Regelung der Sammlungen für Missions-
zwecke. Danach Ist gestattet, für Mlssiouszwerke im Schutzg. Liete zweimal im Jahre und zwar
in den Monaten Januar und Juli Sammlungen abzuhalten. Die Heitrftge müssen freiwillige sein.
Von der Höhe der gesammelten üeitrige muss dem Kaiserlichen Komml.isar schriftlich .\nzeige
gemacht werden. Wer den vorstehenden Bcstlmmangen zuwider MLssionskollcktcn abbÄlt, oder
die Höhe der gesammelten lieitrilge nicht rechtzeitig anzeigt, wird mit Geldstrafe bis zu 50") M.
oder GefängnissstraXe bi» zu 3 Monateu bestraft. Im WieaerholuogsfiaUe wird die UaliUgkelt
des Beetiaftea xar Aostbaag der IHieloarthMIgkelt iai Sebatsgebiete taageeprocbea.
VerordBBBf tob 34 SeptoBber 1888 betolft die Ali der StOBererhebaBg tob dea
im SebvtageUete saelisIgeB iielaieB PeiMBeB.
TorordBBBt tob IL DosoBber 1884 liotr. die swaacswelse BiBtrellMBf rMoliBdlger
SteaerB»
19*
292
V«nnltung, ZollpoUtinhM und Statittiaebts.
PoliseiverordnoDg Tom 80. Jaoiur 1890 fikr Kanni (PlaMsat Iiland^ Zar Erricbtonc
neuer wie sar Uebcrnabme bestehender Schankstellen ist die ErUubai» des Kaiserlichen Kein-
misssr« elnsttholeu. Die Erlanbniss kanu verweigert werden, wenn kein Bedürfnins vorbajiden
ist oder die nscbsucbenden Fer$ouen keine morsliscbe Garantie bieten. Die Erlaubnis» kann ent-
zogen werden, besonders wenn Keistlge tJetränke an FarblRC vürabfolRt worden sind. Verbot,
einem Trunkenen ffcistinre GetrSnke lu vcrabfolsen. Wer dorch Trnnkeiiheit öffentlich Aer(?emlss
eneit) wird mit GeMstraf«- bis zu lOD M. bestraft, und im Rfickfiilli- mit Verlust di r Koiizt>ssion.
VerordnunE: vom "i. Jiitii 1K8',I, bitr unferhaJtlose Fremde. § 1 lautet: .leder Nlcht-
eiuReboreiie des Si liutzi^i bielts, wclclu r si<li iti (leni-rnieii aufhält, ohne im Besitze i;eiiü;;iiicler
Mittel zum l'nterltiilt /.w sein, oiler auf Verlanir«"ii eine ( it h'u'enlirit zum Krwerb meines L'uterbAlts
durch Arbeit um liv. . i^-u /u iinnnen, ist i;r li,iit, .|. Mir iliiii ri,-ra Kaiserlichen Koinmlmr
gewiesene, seinen Kräften angemessene Arbeit gegen ort^ubliclieu Liohn >n verrichten.
Verordnung rom 3. Angiiet t8Bi\ betr. die Erfaöhung von Gewerbestenem. Vom 1. Oktober
lfl6e «wdMi dMMh Q0mubmUßun Ja MsMider Hille «rbobeu : a) fftr die im 8fllrat«ebiet UMlssIcea
kMiMiiiiiMkra Finra nft «iMm iUuhchm OMoMAMUiMts von 600000 IL nnd dwQlwr iOiiOeh
9000 IL, b) fBr dto VlnMa att «Inen JahKramiats naler 800000 H. 6000 M., e) flkr 8«lwak-
vaA QMlvlilbMkillMi ttlm Alt 800 IL, d) Ar S^UIbi, wdelie Or Rechnung einer im ftdnts-
g«M«t oleht «DflüsinQ rima «famlbai Huid«! tnibai ftndtnc T«M«b) 1000 H. (Qr j«d« BrfM.
•) f&r jede Huid«lM»lfoii In Sehntsgeblet der Itanduul-lBseln 100 IL JllirUcta. fOr Jede Heodels-
Stittlon auf PlesMUltaaland '>0() M. jilhrlirb.
Verii nl iinng, b<>tr. Verfrsute mit Kins:el»oreni;n über höhere Wertli'>bjfKti' vom IG. Oktober
T^''. N,n h <lcrselbeu niu-v j- iba Vertra« mit KinKi'borciieu iiliet . n \\ .-n liobjekt voi< mehr als
2{M) M. schriftlich abgeschlussen werden und iMniarf zu »einer «jltliigkeit der vorberigou Genehmi-
gung des Kaiserlichen Kumml.ssars.
Btfkf-VerordnnDf fir die BiacabonMo Tom iß. Mirz 18S0. tritt mit den 1. Oktober
1890 in WfahMBlNlt
Terordnnng dee SlulMekret&rs des BeidMIutae-Aali vom M. Juli 190, bcfMCnd
die 'Vorrlthiffbaltung Ton Proviant auf Jahilt.
Ve r o r il I. M u <ii-. K i i>i i lirlini K"i>n)nii--s;irs vom 17. A |> r i I 1890. wonach die Eingeborenen
ab persnnlii lie ."^teuern jalirlich 36UUÜU Pf. Kopra ZU liefern tiaben. Jeder der H&upiliage erbilt
nach Ablieferung i^einer Steuer de« dritten Tlitll fltteo Wertbee (Im Pfund n 4 Pmmlff geneb*
oet) als Prämie ausbezalUt.
Im Jahre 1868 let Jdnlt ron 90 Schiffen in 65 Fahrten mit «Mtmaen Reg. Tonnen be-
tndtt worden und zwar von: 7 deutschen In 17 Fahrten mtt Tntamwm 2661 Kg. Tonnen, 1 brftf-
Khern iu 1 Fahrt mit '2G2 Bg. Tonnen, 6 amefUtiBlichen In 19 Fahrten mit xoiaiUBea vM Bg.
Toiuien, 2 haerailschan In 10 Fabrteu mit naammeo 681 Bg. Tennen, 1 diniacbem In 1 Führt mit
8Bb Bg: ToHMa, 9 etabelariaeben in 17 Fahrten nrit lua— men 400 Itg. Tonnen. Von den ftMidmi
6ddireQ mmnu «In dentachea, ein bawallacbea (tbelheetee) nnd eta Bcblff ebiea Eingebennmi alt
iniaaaea 18 Fabrtai nnd 777 Bg. Tonnen von deataeben f innen gectaarlat Fbr den fraadat
Bnndnl hwnat tener «adi In piincht ^ iawlbailniiii Ulailnnaalilff alt 3 Muian
aaamen 880 Bm. Tonnan. Deotacben Handtfahitewaan hibin idanaeh jedlHtt 10 fidMb In
80 Fbbrian aft 8418 Bag. TMnan, ftaadan HaadeUntafaaaaa: 10 SchUb In 88 Fahrten alt
9797 Bg. Tonnen.
Im Jahre 1889 int der Einklariruüi;>baf> n -Taluit von 87 ScliifTen mit zusammen 7701 Reg. TMiuen
antrelanfen worden. Von den Fchinen fuhien 2(i unter deut.srlier. "Jf» unter amerikanischer, 2 unter eug-
In r, 1 unter norwegischer und .'i unter hawaiisc her FlaiC^i-, während 3il Fahrten durch ."^i liifTc der
ein({eborenen Häuptlinge au>t;i;irilirt wurden. Au?<«er deut.M In n Schiffen war auch eine AuzaiU der
fremden Schiffe vun deutseben Firmen gechititi it. so d.i.s'- auf deutsche Handelsiutercaian la
Garnen 4197 Reg. Tonnen, aul fremde UandeLiiutereAüeu 3504 Beg. Tooneu eutlieien.
Literatur.
Afrika.
OiUrrikatikcbe Cl«i«rhf rfnbrtf n. \ oii I >i. H a u s M y c r. I.eipziK IHOO. Verlag von Dnncker u. Hum-
blot. Ks i^t ein erfreulii lie- Z< ii In n inr da« Kroi>s«ie Aufmei ks^iiike II uiul Vermein 1111« dtT deutsclion
kolouittU-u Leser, da>^ jftit uiuli, wh» es in Ku^Und und Kiankroirli luii«sl dir Fall Isf.
deutsche Verleger die Werke der Kek.-eiidcn in vorx&Jtlicln r N\ ri-u iiiijsl.illeii uud dasjenige.
waN bli'iheiidi'ii Werth hit, uui \i in i iit.-jin'chender äusseier I niialiiining vor die < U'lTi'ijtlii hkeit
l)riiiii;eii- I'er Iii jeder Bi-zi^liiuiK iiiei--f ci icüll j^en Ausstatt» iiki: i'iit>prii-lit .ibev aui ti di r Inhalt. Ür.
H. M<-yer li.Ht inif einer (vttacit^j ><t ;'ur;M),<e, dii- iiarh den m.'iniii:;l.i< heu Hüoksrlil.i^eii hewuiidemd
auzuerkfciieii i>t. Im Jalin' l^-^:» '«le liereKs auf ;?eite 'Jltfl. de^ Jahrbu« he.>i Keschüdert) das Klll-
njaiuisrhiiro- und L'Kiieno-(iil/ii 1 nntersnrht und Dach all«'n Hi i htunucn hin. jiolitischer, wirth-
«chaftlicher und itroifraiihisctu r N;tliir. Aufscülfisse i^egel eK. «rl. ti'- -• iu' ü .VarhfulKi-rn nicht sehi
\iel r\\ thuti ühriic la>.>ien werden. Sriticni rrthejU- iitifr die l\<)lonl',)ii')nsm"sli' hki-it die-.' r '1 i'hicte
wünv« hl Ii «ir die griisste Verhrelliiiiif ; sie sind fr''i von jeder Ueberschwaiigli« tik>'it und h-n /eti
uns anf di»- ■ rn*te Arbeit vor, welche noch zu thnn ist, aollen eiumal die^e ({esuodtn lioi hgelege-
MD Gebiete für Deutschland vou Nntzen sein.
Lei liMt i« l'AfH^M Kftalariale. Par Victor Girand. rart<> IRTKi, I.ibrairie Harhette et Cle.
Es hat Jabi« laiiK gedauert, bis die Heise, welche Ton 1^)83-1885 au.<tf;i'führt worden i.st, in einem
Juwdlicheo, aasKeseichuet illustrirten Uaude im Abschlnsse rorlieKt, aber (gerade für da.s Deutsch-
Ottltflrika Ut noch Alles ao friacb wie vor Jahren, da nach dem Heinenden Niemand wieder den
ESasten Tlieil des eifortelltMi Oebieta«. welche» beute dem deutschen Schutze unterworfen ist,
reiste. Uirand fiisg, soweit es nu.ser Gebiet beiriflft, von Uar-eH-Salaam nach dem nOrdUcbao
Ufer des N)ra«sa-8e«s. wo jetzt anrh dentsche Missionare tbätiirsein werden, aber er batte'unendUcbo
Scbwierickciten zu iiberwindeu, ehe er die Gebirgskett«, welche sieb von dem östlicbw Ufer det
HfMat-Sees bis nach dem TansaBTlka hinzieht überwand. Das beste /eu^is», welches man den
▼•iftMMr ausstellen kuo, tat, «MS Paul Heicbard, einer unserer genanesten Kenner OstaMIUM.
wMm Mit Oimad dort «— wwwBtHrf. dem 6ebralk«r dtosM iMhnMUs erkttrt iMt, iam la Jodir
Ikrtilmiig dw AsMn Aagdm Mf fcanMiUr «od iw<l«diilnli«lgai' BoolMlttnf ImtfMa.
tu mnellcigeMet, ein TheU der oatafrlkanlscben Seenregion, nach dem segenwitttean Um-
frage der Ernracfaung von Dr. B. Wiecbmann. Lndwigslnst 18W, buchdreckerei Ton C.Kober.
Die Seenregion ist Jenes innere, vor etwa 30 Jahren gintlleh unbekannte Hochland, in dem die
groaMU WMMrlUdwn der Seen All>ert. Albert Edwnid, VIktori«, Taogajiyüu and Nynsse, aowie
tue Mnami-äeea. einffebettet sind and welches ftUr den Kolonialfrennd ein imb m grdäMiw iBtar*
ene gewonnen bat, d« die Grensen von Dcntnoh'OrtiIHkn nn die crOtttM 6mb rtoüt«. Djb
Mf Grand des besten lUteriato aagNWlt» TlaliwiliBai lit «MiiiffBBd nod mit «taditafaMar
Genauigkeit durchgeführt
Br. Wnh. Jaalirr'ii Rrlies in .Urll« 1874 -IHM. Zweiter Band (18?.» -18.^2). Nuch seinen Tage-
börherii bearbeitet und heruu>Kei;i lH ii Miti dem Ifei.si iidi n. Mit Vollbildern, 110 Illai<tratii)nen
im Ttvvt und <; Ivniten. Wien uud iHuiüti l>»90. Kduard llnl/«! Mit diesen LifferuiiKm ist der
xweltr Hand von Junker's tfross auicele^'tem IJeisewerke *bgeschlo.<seu. l^r enthalt < im- Fuilf vou
Belehrendem iiud hi>rh>t Intere-isuuti m. 1 'lin>- tlns.s der huhe wisseuftchalfiii lic \S • rtli ii. > Itiirhe-
daruuter ieidet, ver.'teht e-- Jiuiker. die » In uifn:jchlicbe Neugier nach dm (•lnfarh^ten uud ge-
wöhiiiichsteu VorKaiiJfii "i ()ir l.rlirn^M im- der von ihm besuc htim \ dlker zu l>elriedi«?cn. l)er
8inn für das N'atnr»chune tritt in Jrdi'ni ivapitei zu Tage. Kr iKt zu den nie vun einem wei^tH.-;! Manne
beMH h!i ') Kinder der .Ntttur fast unbewattnct mit wenigen TruK<TU als reuud gekoraueu, und
so hat er. uiilit Rezwuu^eu. .-«ii- mit Feuer oiid Schwert vvle aiideri' liei>i ude zu veruichteu, unter
llensihenfre.s.Heni zunu i>t hm h^e.'.chitzt und in Frieden gelebt. Di r in Vorbercitunis' bcliudlichc
dritte und letzte I^and wud »cewu htiKe Autscblüsse über die früheie Situation Fnüiu, mit welchem
Dinker Jahre lang gemelnjichaftltch der Gefahr trotzend znbraclite, geben.
iMMr-AfrUta. Erlebnisse und Beubacbtungeu, von Henry Drummond. Gotha, 1890.
Friedrich AiidreiLg Perthes. Wer sich über Afrika geuner infonnireu will, hat au weit ange-
legten Baisewerkcu keinen Mangel, wer aber nur einig« in der nene«len Zeit vielfach besprochene
TneaiAia stndiren will, muss sich dieselben erst miib-'^jun aus allerlei Werken zuMDunenstellea.
Dieses Bucb hat den Vorzog, in einer Kclbe abgeschlossener Kapitel einmal über den in der
Menzeit »o «ft besprochenen i!>ami>esi-Sbire Nyassa We; und die Njrassa Tausanyika Hochebene
zu unterrichtet), dann aber auch über den SiüavenJuodel (.die Herzkrankheit Afrikas*), seine
PaUiolugie und Heilung. Zu erwihueu i»t. dnas Liviaatoae noob als der Entdecker der Ntsss«-
flaeu MMart wird. Allmiiaitli «arden die Sacliälar «aU «iMMtajwin. data dia £kn ilar
Bntdackfliiff daa PocIwIcmb caMOut, «la JtaWte JMa fthannMUT Miiüwrlmg tet
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Litentar. '
M. Juktlit« Ütta. AaftaehoBf, Btttanr vaA VUkng BnimpMeha's, OovranMvdsr
AaqaitorUIppovliis. Von Henry IL 8tftiil«y. Auterlafrta d«atsdw AvscalM. Au dem Ebb*
Itocnen von H. y. Wobeser. Zwei B&nde. Leipzie l^OO. F A. Brockhan«.
Kala Puckt »4 i\t Meitml !■ ie^uUrla. Ncunmouatlii her Aufenthalt und GefanKenscluft
iu der Ictiten der Sudan-Provinzen. Von A. I. Mountenoy Jephson und Henry M.Stanley.
Autori.sirte deutache AusRabe. Mit 46 AbbilJuiiiten. einer Fac.«imilft;ifel uud einer Karte. Leipzig
1800. F. .\. liroi-lihaiiü. Die liüiinen Tli.it i n '^taiiloy's und seiner Ofliziere zur „Rettung^ hmiii
Paschas uirdi-u immer in der Ge.*chiclite der AfriltaforscliunK einen ehrenvollen Platz einnehmen;
der Mar-cli diirdi il« ii Congo-Urwald war eine grosse That, an der man nii ht nr.rgeln soll, und
Stanley gebülirl dir Veniiensf. wieder ein grosses Lindt rKeblet durch seine fi.senie Energie und
gewaltige Thätigive)t der allift nieim n Kenntniss er.-tlili sseii zu haben. Soine Ansichten und Ur-
theile haben manche Anfcc htutiK erfahren, aber sieht man von dem ab, was auf seine Charakterver-
anlagUDg zu setzen i.^f, so bleibt doch uoch »o viel Bedeutendes übri^, da.ss es siilj lohnt, «tlese
Werke genauer zu sfudiren. Die offenbar schiefe Heurlheilung, welche bei'l.- Kmin i'ascha ange-
' deihen lassen, uud die hervortretende Animosität rtKcu ilni, sti ren aber iiiiiillg den Gennss an den
Werk«D, doch wird man vielleicht, wenn man rutiiger über dicj>o Sache denkt, das persiialiche
MOBCDt wieder hinter dem sachlichen verschwinden latieii.
■tt lluley ud Ball raacka dank Bealsck-datcfrika. BeJae-Taanbiteli TOit P. Aug. Sehynse,
BuMUgeseb«! vod Kurl Heapers. Köln 1890, Verlag von J. P. Bacbem. Dm BBddeln hat
«iaea simmii Tonu, obne Jede Affaktatioo, acblkbt^ olUM rhetorlfdien Sdnmn« (dessen Ab-
wesMitMH alMf ftius dem vlrkUdi Wiaabeglericen eint Ganntt« ftr fot« fitobacbtonc and nftcb-
Uta» AaOmKUt totHUe BleknlM aneb der Slate tob Tlkloito'NfsaM m eniUen. Stanley
ük iUb tb«r MB Weg, vdcber dvdi dtalMliw SdntsnM«! flUvtai nniiAwiegen, ander»
Werin sind nocb nicht erschienen, vnd so nM dteM BSotWa da» MiaiiOBan atats eine w«rtb>
ToUe Ergburang zu dem pompösen Relsewefk des Eni^odert bflden.
Garaogaai«; or Seren Years' Pioneer Mission Worlc in Central Africa. (Third Edition.) By
Frederick Stanley Arnot. Loudon. James E. Hawkins. Arnot ist eiu muUiigcr unerschrocke-
ner Vorkimpfer für die evangeli.'if he Mission, dabei mit einem NVi>^i nsdurst begabt, wdi hi-r dem
von Livingstone ähnelt. Für die Fortschritte der evangelischen Mission In Zentralafrika iäl es
charakteristisch, dass beute bi reit^ enf^liscbe Missionare, ia dl« FnasaUpiMi AlBOCS tratand, Uk
dem Mof des blutdürstigen Tyrauueu Msirri tb&tig sind.
Iai4- Afrika. Von Hendrik P. W. Möller. Leiden 1890. A. W. SUthofT Der Terfksser
hat die Delagoabai, Transvaal, Natal und das Capland genauer kennen gelernt, zeigt sich als
scharfer und guter Beobachter, besonders was den Charakter der Neger, ünren and EngUnder
betrUK, and lisst überall werthToUe Schlüsse auf die wirthachafUiche fintwlekelong des Luidaa
iMkea. Das Buch sei allen denen, wdehe sich fbr Tfassvaal IntarsaslnB -r- nad Ihre Zahl «Idiat
andi oatar den Deutschen — bestens empfohlen.
Tel 4er Cafstalt las Laad ier Masekikalaaibe. Reisen im südlichen AMka In den Jahren 1883t
bis 1887, von Dr. Emil llulub. .Mit ca. IsO Oriirinal-Holzschnltten und 2 Karten. Wien. 1889.
Alfred Hölder, k. k. Hof- und Universitrits-Iiu< hliändler. Der kühne Zug der österreichischen
Expedition in das Land der verraihr ris' heu Ma^chukulumbc nahm bekanntlich einen unglück-
lichen Ausgang und llolub und seine Frau mussten frnh sein, wenig mehr als das nackte Leben
gerettet zu liabeii. .\b« r doch war die wissenschaftliche Aü-tuute niclit gering. Uns interossiren
vor allen Dmgeii die >i hildcrungen von dem Leben am Sambesi und dem Tschobe, welche die
Grenzflüsse des nordf^sllichen Theiles ile^ (ieulschen südwestaftikani.sr hen (iebietes sind, und die
Charakterisirung unserer nächsten Greuzliiiider. Da» Buch ist selir hübsch ausgestattet und unter-
scheidet sich vuitlieiUKifi vor manchen andern Rciscwerki n durch die innige Vertrautheit Holub's
mit dem Charakter und der Bevölkerung der von ihm durchzogeneu Länder, da diese Reise ge-
«issermaasaen der Abschluss früherer mehrjähriger Wanderungen in Südafrika war.
Im deetsekea G«Mlaa4e. Rcisebilder ans dem südwesUfrikanischen Schutzgebiet von Dr.
Barabard Schwarz. Mit einer Karte. Berlin. Verlag von Hermann Peters, Inhaber Paal Leist.
* 108. Der Verfasser war der Führer einer Expedition der südwestafrikanischeo Minengesellschaft
■bÄ bat einen Tbeil des Herero- ond Damaralandee darcbschnltten, welchea er oiit bekannter
Uelatenchaft der ScbUdening bescbieibt Seins Ansichten Aber den knltareUea Werth des Landes
sind Tfellelcbt sn peaslmistudi und verdea hoffmtlleh dnreh die Thatsaehen bald wieder-
legt werden.
I»el Jakr« aai Caaitt, \on 1'. Aug. Schynse. Mit 7 Illustrationen nach Orlginal-Photo-
graphlen. Herausgegetj. u \ ii Karl Hespers. Köln 188'J, Verlag von J. P- Harbern. P. Schynse
war, ehe er nach (Jstafnka ging, am Congo in Diensten der kathollscbeu Mission angestellt und
hat bei Kwamouth eine Mis^ionsstation erbauen hellen, welche aber »p&ter in Folge von Dlsposi-
tloueu seitens der Zentralleitung hat aufgegeben werden müssen. Wer die Schwierigkeiten der
ersten Anfinge einer solchen Mi.s.^ion in burbari.<tchen Geblatao, iMBabyattdarZivlliaBttan,lMBBaa
lernen will, kann hier seine Wissbegierde befriedigen.
Die fraasiiisck* ItUaitllltcralir über WesUfrika, besonders über das Scnegalgebiet, Dahomey
and Gabun hat manche interessante Erscheinungen aufzuweisen; wir erwähnen besonders: C4ie
acddeaUle 4'ürlfie. Par le Colonel Frey. (Paris l&CW. C. Marpon et E. Flammarion), welches
reich iUustrirt und populär geschrieben ist; L« Ceiga Praaraii 4b fiakea k BrauaTille, von dem ver-
storbenen L*on Guiral mit vortrefflichen Ausführungen über die Pateke; Le Taagt, von Paul
Blalse (Paris. H. Lec^ne et H. Oudin) mit guter geschichtlicher Entwickeiung uud wcrthvollen
ethnographischen Bemerkungen; ein älteres Werk: La C4te 4es Esciavts •! I« lakaaer. von dem
Abb6 Pierre Bouche (Paris. E. Plön, Nourrit et CIc mh'. der in langiibriger Thitigkeit als
Missionar die Länder gut kennen lernte; Ab Sai4aa Pnafaii von Ktienne P^roz (Paris, Calman
Lcvy 1889), welcher die Staaten desSami n.- besuchte, den die Franzosen endlich besiegt haben, und
eine verdienstvolle, mit t&chtigem Statist i.sth<'m Material ausgestattete Arbeit von Alexandre L.
d'Albica: Ut BukllsscBcaU fraaeali 4a «alfe 4s Btsia. (Paris 1889, Libralrie MUitalre de L. Bm-
doin et Cie). Ueber schwebende Tagesfrsgen der französischen Kolonialpolitik natoiildttats M
»rsita oslsafaHa da ia rraaaa. Von Hearl Magar (Paris 1890. Charlaa Bayla).
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Utoratnr.
395
Lm Tikftm U l'AM^« to-B^Mltrial« (Senefuibie, Gnin^ Soudaa. Haat-Nil) p«r Abel
UoTeUcqa«, proftnenr k l'teole d'aatropoloiri« de Paris. ATer 3'i Hgnre« InterceUee duu le
texte. Paris 1899, Lecrosnier et Babe. Ein sebr scbäUenswerlber Beitrag aar KeDDtxüaa des
Memrebarakters. Die Stimme, besonder* diejcDigen SeneKunbiens, werden in ihrem geiitlgMl
«ad kftrperlkbeB EJfeuchaften geschildert. Sebr einsebead und bis auf die Neuelt fortcaflOut
ttad die untenaelniDgen über Ihr Familtenleben, Kleldanir, Kftnste, Indostrie, Jagd v. a. w., eo dies
der Freund aiithropolovrischfr Stadien bei d»-r I,»ktQii> sr uic i:. . In nntf finden wird.
Im Langel dm Felltrki. Kin I,««b»nsbild als t^jiit t«« 1 .»frik.iiu'ii Ij. n Vi>lk!<Ifben«, rezeiebnet
von Hi ir -i li Iti.liner. Missionar auf diT tloldküstc. H.(v<l. l"'»»». VitUk <Iit Mlssion.s Boch-
ban'lluiu'. 1 iiT F'-tlsrli ist bt'kaniitlii li da« Symbol, liiuter » eliiii m sich die un>ichtl>are Macht rer-
liiri-'t. !it. wie nit frulier Ei>(;laubt worden int. eine I'er*<iiiitikation der Maclit selbst. Daher
kotuiiil CS dcuii auih. dft<s die tiu.trheinliarston Dinge zu Ketisrhcn Vfrw<*n<lft wenli-u k^un«*!!,
da uani im H» li< bcu il< r <ii li< imprlester, wcbhi' das ,Hi'ilii{thiim" wahr'-ii. Ii>'.;t. ir..-' tnl « twas
zum l i tisrii zti inarlu-n' Di<-.-i' Ik trÜRerl« hi-n F< ti>chpriester haUt-u eiuen fast uimlaubliclieu Eiu-
flWS auf das Volk Ki'wonnr-u.
Calakar and ilt ■!«•!•■. By II u k h G o I d i e , missionary at Old Calabar. O I i p h a n t Ander-
son and Ferrit r. Luudon 189Ü, aiid Edinburgh. Die EugUnder haben es in lang'^n Jahren
nicht Ten>tandea, da.s trotziKC Calabar- Volk so zur Baison zu brinKt^n. <lass Anfstandc dort nicht
mehr Torkouimni; di<> Mi-^sionare waren mristfn» auf h .«tlbst augi-\»icM'ii und zu !«cllWMb« um
ibr| Gewicht bei den blutigen Kämpfen zwischen den HiuptliDKeu in die Wagschalc zu werfen.
Die Hudelstperre, welche ans auch in Kaoaruii ko empfindlicb »cbidlgt, TcrIanKt aber zu Zeiteil
ein energisches Einschreiten einer MUltalrmacbt nsd nicbt mr den gelegentUcbeo Beeuch elaet
Kriegsschiffes, welches dann ein paar Dftrfsr niederbrennt. Diese Nnttaawendang wird jedem
Leser bei der Lectöre des Baches anfstossen.
Us .MIstlsBS Calhsll^ici 4'tfri^ue, par l<> Baron Leon Bethune. Secreiaire <1> I.txation de
8. M. le Boi des BeUis, doitt ur en Droit et eii rhilo-iophle et Lettres, I'm -,(i. ut du (Jomit.-
antiesclavasrlste de l ArroudisMinent d'Alost. Aver une rarfe. So. ietr Je St. Au«u-ti:i. l'es<lee et
Brouwer et i'o., 1S89. Kiii Krundn s NVi rk ii' i v katbnlisi h« ii .Mi.ssioui'H, w. li li. n ilas
zerstreute uud schwer < rr> i' !iti;ifr .Mati ri:il zusaiiiiiit ufasst und für Jedeu, der »icli mit dem
Gegenstände iri^eud \M' ' ii .fi :t. iiuriitN-hrlirh ist.
Was Irhrei aas di^ KriabraiKm. welche aadere Vilker kel KslMltsiiaasTenarkaa ii Afrika naarhl
kakrn ! Von A. Mereii -ky, Mbsioussupertntendent. Berlin 18"0, Verlag von M. E. Mathies.
Der kli lneii Broschüre Lst die weiteste Verbreitung zu wünschen, obwohl uns der Verfasser gegen
die Portugiesen zu sehr eingenommen zu sein scheint, und .«eine Bevomgnng der F.iiKlinder
nicht überall getiügend belegt wird. Die Mahnungen, welche er an on«ere Kolonialfreunde
richtet, sind beherzigenswerth ; er «arnt vor übergrossem Enthusia.«mus bei der Anlage von
Plantagen and bebt Tollkonmen richtig berror, daas die Eingeborenenpolltik der bei «etteoi wictl-
Ügit« Zwels alter kolonlaailortidMB Thitl(kalt in OBaarea afMkaalsebea KotonlalgiritletMi Ist
Itarals !■ tke lllu aal SsiiWi« Mefeeca. A narratlTe of ezploratlon by Joseph Thomson.
London. George Philip * Son 1^89. Joseph Thomson, welcher bekannt geworden ist darch seine
bemerkenswerthe Reise in das Masaailand, welche ihn nach dem nördlichen Ufer des Victoria-
Myania führte, hat im Jahre 1H88 Marokko bereist und besonders in dem (iebiet des Atlas oft
geinag anter Oefabr fQr sich und seine Begleiter neae Wege erscbloesen and seiner Wissinschaft,
Oer Geologie, wichtige Dienste geleistet Das sehr hübsch ausgestattete Bach ist aber iii<-ht etwa
fhr Gelehrte geschrieben, sondern für ein grösseres l'ubliknra. welches sich über diese-; iinin«'r
noch wenig bekannte Land und seine fanatische BevMkerum; unterrichten will. \\<u besoud'niu
Werthe Ist da», was er mit grosser Freiheit über die >t. llmiic <ler Jiid< ii *agt, welche eralsdun h-
ans nicht so gedrückt schildert, «ie sonst allKemeia .<:ii,. in iuni< ri wird. Kr sifllt sie nehen der
Regierung als ili<' lik'eiillii Iumi Il' rr-i licr iiin. zwix, hi-ii i1i i,.mi (b'r arme Maure wie zwi^<!i> ii zw<-i
Mühlsteinen im L.nilr iler /elt /.•■riiiidili n vserdcu mu.ssc uud beuriiiuii t diese ,\nsiclit aui ii m ciu-
fabeuder Wei^'
lilder am \ord-ifrili». \'ottr:iiri /u (iunsfen di-r G<-meind.' Si liiAaiidc» l»ei Ifrienz. gehalteu
Ton < irl H. Mann in il' ri \[.iiiairn April und Mai l>'^^ >t|iHrat-Abdruik aus d'-ii „Alpenrosen".
Bern, Buchilrnckeret \(.n J'aul Uulli r. Das Büchtetu bat mauclie iuteressitute Ausführungen, von
'denen besond- die über Tuni.s und die Transsahara - Bahn Kegenwitrtii; ein lebhafteres intcr-
eese beanspruchen, da die Frauaosen mit ihren kolonialpoUtiscbea Pl&nen hier auf 's Neue ein-
iamlsn «bil aal JsM, von Dr. Priadrich Kayaer. Zwatte «rwellarto nnd ▼Alllf dnrdi-
taarbeltele Anllage. Mit einem Tltalbiid In Rvlwndnick. 118 ninstratlonea Im Text, 17 TonbOdam
n»i 1 Karte. Freibnrg in BcalaiM, 18m. B««d«r*scna Veriafrimcfehandlni^ Dn Werk, wonn
■ndi dweliaus popul&r geschrieben, Itt doch «o aorgfUtlg goaioeltet dan aaeli liUiere AnaprUcbo
bafHedlgt werden. Sebr angenehm berührt der warme Ton bei dem Erwähnen der kopttscben
CbiMan, waleha darch Jabrnundertlange Verfolgungen ihr Christentbom gerettet haben, da von
■landMB Seiten die Kopten nicht sehr gUmpflich behandelt werden. Die Unterdrfiekaaf dnrch
den Islam hat allerdings den Charakter der Kopten sehr uneünstig beeinflosst, aber dass sich
das Cbrlstentbum hier überbaopt hat halten kennen, ist sowohl eiu Beweis für die l'nzerstorbar-
kelt der Idee als einer Glaubens-Innigkeit, welche unter besserer Leitung und grös»erer F'rfiheit
gn di u tu -teil Hoffnungen für spät, r berechtij;t.
Nilfalirt. Von V. Gonzei>l)arh. Mit 'int^ lUu-tritiMurn im Text, 40 I,iclit<iruckti:M.rn
nnd Villen Handvixni tten von Kafarllo Marino Sfutt.;;irt, l.ip.'i.:, Hern, Wien D-ut-rtie
Verlagsanstalt- Das Buch will vor Allem uuierhaiten. ki-inc KfU intm .Vbbandlniigeu brlimen o<i'-r
gar neue und gianzt-nde Hypothesen Vertheidi.;< n , >on<b rn rini;"liend das Leben auf dem Nil
schildern, »ic e> sirli vom Kord einer Da)iab)eh an> ansielit. Jicute ist das Belsen aaf der
Dahabyeh etwa-i in- iler Mode gekomtnen. obwohl es e neu b<-sonderan poetischen Beil hat. Dsa
Buch ist prächtig illusirirt und gereicht jedem Salon zur Zierde.
Msfla. MoUsie nccolte dal prof. Guiseppe Sapeto, Ordinate a riassunte dal comaado
•4al eoipo dl ttato aagglora. Koma 1890, Vogbara Carlo. £lne naammenCMseada OaiakaUnnf
aataan.
296
Litflvttnr.
sowohl der abysslnlschen G4><irh!rht«> als der Öestalt des Landr.« and dir SittcB ud Lebens»
gewohnbeiten der BeTölkeruuK. Am unsfQtarlichsten litt der dritte Tbell, die GeseUcbte Aetbl»-
pieus Im 19. JabrhuiitliTt. beliandrlt. wdrho llir die Italiener von grosser Wirbtif^koit Ist. da sie
ans derselben lorni u kr>nnpii. w< lrb<Mi (iefatircn eine Kolonisation des Laudos durch italienische
Aniledlor bficcuiif II wi'inic.
ThroiiKh Abjniini«, aii rnvoj's ridc to the klng of Zion. Hy F. Harrison Smith. U. N.
London l^'.t(», T.' Fi-!i" i riiwin. Der Vcrfas-icr. •*i-li-licr il< ni Ni «us Neite^fi riri '^'ScInMik der
KfinJKiu vt'H Eiii;laii(l zu iibirln iiikbu liaite, bi-Kali sirh im Jahre lS85 von Mii.'<auah nai h dem
A>< hangi-See, wo ziii Zeit ili r K'-in.; wi ilti- iiinl x liiliii rt s< hr ans<'Laiili( Ii dai« dortit;e Leben,
»eine »ctawieriKe politiücho l^üc, die ihm vom Ivouig erwiescueu ^breubezeugungcu und vur Allem
die Str^fuen dee KActannnclies. Dm Baeb let lebendig nnd MbKb geedirieben.
Asien.
Urr Tabaktbao in D*!l. Von 0. F. II aareun, ftUierem Inspektor der Dell-Mnatscliappij in
Dcli. Mit '.) AbbildiuiKi u uml (iium!ris<en. Amsterdam I^^W. V. rlai; von II. de Hu»y. l>ii der
Tabuksbau aiirii in lUii deutsi lieii ribt i ■•fris( licn Ucsilzuiii:' ti . nn- l i druti-iule Rolle ZU s|ii<'l< ii lie-
iiifi'U sein wird, >ijlltr diese Monographie ^^^'hl•^ manche aiitiin-rl>>aini- Lr-er fii.den. l)er zuküuf-
tijce deutsclie Tabaksptliinzer auf Ni ii ■ < iuiii« a. Ost- oder N\'i stalrika wird sii Ii niiiucbe Ent-
tauscbuii^L-ii (lud maiu In- tlieuere, soii-l uu\ ei ineidliebe Lehiseld ersparen, wi iin er. siatt aiif
unsicherer (JrundlaKe zu e.xperinu nf ireu . an der Hand eines eifabrenen und lien Betrieb theori -
tisch wif praktisch vollst&uditc bi'berrsiiieiiden I"ai hiiiaiines seiuf Arlieit bc^finnt am h in
andcn-ii Landern die I^inielheiten der labaksknlinr (lii'ilwri»e andere -ein werdrii. al- in jii li, vo
wi-rrtt n siAvuhl die *>rundligeu wie am h die nntürürhi-ii Iii dingnugeu und die tectiuiiicbcu Aubfüb-
rnugi'ii nahezu dii"-elb<-n seiu. Wi< htii; i-t lir-.mdrrs der Awdinitt tbtt die Aibeltertragei, d*
dieselbe in Ustafrika und Neu-Guinea autzutauchen beginut.
lUlra !■ Wert m4 IIU. Eine Schildernog des indischen Keieerrelchs von Emil Scblasint-
welt Mit 417 Illustratiuuen. Zweite, bis auf die Neuzeit Torfffefübrte Auflage. Leipzig 1881»,
Verlag von Schmidt (c Güutber. Ein I'iarlitwcrk ans dem bekanüteu Verlage, welches sich den
früheren Fnblikattoneo w&rdig anreibt und daa wundervolle Itircbeoland mit einer Liebe nnd
Treue zeichnet, welche einer Innigen Beitanntacbaft mit demselben entsUunnt.
Al itifDt ISsirn nnd Flfltolllllin. Von Leopold von Jedina. k. n. k. T.iiii< nsi hifr-Iitnite-
nant. Mit einer Karte. 70 Vollbildern und 170 TeviMI d''i"ii. \N ien niul 'Mniiil/, Xfilag >un
Ldii.ird Holzel. I)as östei r«dt hische Kii : .lu.-*ana- vcriii am "Jl. Annust i'ida. um die
ebi n aus der Akadi inic ausici iiaisi «-i teii s, . ;,ai|<-iiin in d< ii pial^ti.si licii l»ieiist t üi/ulüiirtüi. die
belmisi hl' I lagg«- lui'ialirhsf vi.-l /.u zeiKi ii iin l dir < ii Icei-nhi ii zu sehatli'ii. die ii indi Nvcrh.ilt-
nis>e i iitlcKener 'ie>t> inlen. vorzugsweise aber jeii< i ( ist Arabii'iis und der rersi.srhen Hal-m zu
studireii. L- Ii' n ji tzt erst vier Lieferungen des Weikes vor. welche das liotbe Meer, Maskat
und Hnsiliir behandein, aber es i;i>sf sieh s lion daraus die Scblussfolperung ziehen, dass das
Werk durch die Treue und Karhi' li. r Sehildi: nullen und durcti den Bilücrschmnck eine hervor-
ragende LeLHluug KLuannt zu werden vcrdieot. Die Beschreibung Ut flott und elegaut, frei
von fitierflikaslieai Bnlltst nnd wobl fedgnet. ein Bild dieeer leiten besnohten Kttitenpönkle
zu geben.
\ ib«a«Ka«d milrn nn an rirpkaal in th« Sban Slale», by ll<> 1 1 II n II e r. Fdiiil>iirftb nnd London
18W. \N llli.ini llliu 1^ vviioU and .'sons. Hirniah. Siam und die .^hauMaateii sjud wieder in der Neuzeit
bei der stets sic h s|, ii;ei nden N\'iehtiK;kei! d' r (istllt lieii Markte tiir den eiiropaisi lien Export in
den Vordeixtund Kerüekt vM'rdeii und e-s sii;d besonders Liifjlauder daneben auch die Deutschen),
welche bin ein l;rus>^lrtl^'es .^vsteni der Koloiii-aii-m durch deu Kiseubabnbao bis nacbi hina in s
Aut;e «el.i-st h.ilieii. Der voi liegende Hand uuilassi die zn diesem Zweck untiMnomnii neii Keij?en ;
das tluieli/( .;eiie Land war wenijc bekannt sowolil liinsiehtlich seiner cominei eiellei, il- ii ilitiscben
Heziehnnt;eii und die Heise ist daher als eine Lntdeektinjrsteise zu lietiarhleii. weli lj. üin h n>>rh
besuiideis liueksirht auf die et hindogisclicn und KesrIiirlillKhen \ erhaltnisse dieser Laiol' i liiiiinit.
Das Buch ist w ie alle iu dem beriilimtcn englischen Verlag erscbieueneu Werke, in einer Weise
nugestnOet, wel< he sich die deutschen Vcrlrger nur inm Muster nehmen können.
Itbui Tai Celrbet-Tjeea. Circa 'i-V) Alibiidniiffen auf »7 Tafeln in Licttdruck. Heraasgegeben
von Dr. A. B. Meyer, Dresden, 1881). Druck und Verlag von SteuKel it Mirkert Der b«>
kannte Leiter des K. sooloaisrhen nud anthropoiogisch'etbnographlscben Mnsenms zu Dresden,
welcher sich nm die Ethnographie der PhilippinenOnseln bereits sehr verdient cemacbt bat. ver-
Affentlicbt bler srioe zum grOf«ien Teil au» Celeboe mitgebrachten Photographien, welche mit
kuisen Erüuteraagen versehen ttiud. Besonders iniereSMUit sind die Dmtelinngeu der Bowohner
der Minabassa, des niMlicben Gebietes von Celebes, und anderer weniger bekannter veiker-
stimme, wie x. B. der Bnndks. Dm Stndlnm der Mnlayen wird fOr alle, welche sich eingehender
mit Kolonialpolltik besch&ftigen, immer mehr inm BedftrfbbM» da die grosse Frage noch in
Usen ikt, ob wir nach Neu-GiUnen eine mnlnylaebo oder cbineilsdie Auswanderung begünstigen
sollen. Die Pbotomphlen geben, nmal eneb Ansidileu von Stidten nnd l<>ndieb>lteB bdn»
Si, ein ansgeteicnnefes Gcsanmtblld fftr Jeden, welcher die hoUindbebe Kolonlalrätwidcdnng,
für uns III üii'iMhit t!i-i-ii'ii ijiaassKeteiid ist, studireu will.
Nee4rrlanil Tuliitriirn De Tr<i|itn. Aiiidrliskunde <>nzer Kolonien In Oost En West door R.
SchniliUK, Leeraar Aau De K!j^>ski\eeks. Iimd ie Deventer /wulle De Krven .1. J I ijl. 1889.
Wer einen «uten L'eberblick über diu« grosse hullitndich indische Keicli. seine Kulturen. I'ro-
duktiuu, lliier und rilitnzenwell ^^ewiuneu will, der wird dieser selir sori.;fa.tii;en mit viileu
lUustfaÜoueu Tcr^ebeueu Arbeit nicht entrathen können. Befiondcrs auziebeud hiud die ivapitel
Ikber Inanllnde.
Südsee.
i Natarallst laang the Hea4-Ranlers. Tly Charles Morris Woodford. Loudon, George
Philip * Son, 18tW. Der VerfsMer, welcher als Naturforscher mehrere Belsen nach den SalomO-
teitbi gemacht hat nnd dabei «neb die in dem dootichen 8clinta«ebiet gehiMgen Shortlaad-lniehii nnd
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Litomtnr.
297
YMbel bmeht», lut, obwohl mIm HmcMlUgwac vonieliiBUch lida auf da« Sammeln 4«r Ftam
entrackta. 4aak aiieli daa Ldiaa dar (nadi aaliiar Aaaldit dahtnaatiartadaBdaa) laaalaaer tMtÄMlilaC
Bla jatst hatta nan woU aomnoaunai, daaa dla Polyaaalar, «alcha aof daa Uainaa laMla iw-
atcaot labaflL TOD den allmililisen Auaatarbeo bedroht seien, aber die melannische BevOlkamclBr
widerataadanbigar sthalten. Der Verfasser weist aber narh. daia Infolga dea KaanibaUanu und dar
Jacd nach Uenaeheokopfeu als Tropb&eu ein« VermlDdemug dar Bitr61keru&s uuuublefbUth aeL*
Er eriUilt gast greoUcbe GeKhlchtao ftber den KaonibaUaatna, obirablarMutdanSiacelNmiMB
alle GeredMgkeit angedeihen UaL iDterenant ist daaa er siT aelacBi Beauebe io Taabd aaocbe
Binfeborane wiUic lud, «Ich anwerben an laaaen, die dann aehr entttnacbt waren, ala dt arftahraa« daaa
- infolge der Erklimnc dca deutacben Protdrtoratea — die Arfoeiterscbüre von Qneenaland und
Fidaclii sie nicht nebr oaanebMi dbrftan. Daa Bach lat ein aahr acbitabarer Balfifac nr Kennt*
nlM der Salomo-Inaeln. wnidia anm Tbatl ancb nna, waotgatana naminell, geb&ren. wihrend aber
daa enffUscbe Kapital von Queensland nnd Fidachi asa Anstrengnngea mariit, um den Handel
dicaer L&oder sn entwickeln, ist von deatacher Seite noch nicht daa Geriugate geadieban, wenn
man tou ein paar gelagaatUehmi Tenncbea abtlebt. um die nSrdlidiea Batomo-teNln In den Krab
btneinxnzicheu.
r«r«l( aa« Caral lalaadf. By James D. Dana, L. L. D. Third Edition. New York
Dodd, .Mcjtd and Company. Vm Werk von Dana gehOrt sn den klassischen: der Verfasser ist der
beüeutcuilste Vettreter der Elevationstlicorie, wibreud I>ekanutlirb r>3n«in die subsidente ■ Theorie:
aulKcstcUt nnd verfochten hat. Die Fraire ist heute noch uueiitsciiuileu, dorli srh^ineu sich j« tzt
die meisten (icli-hrtpii d( r AuITassuus Dana s xuzuneiKen. Die^is W irk. ein Muster tlfttantcr und
solider Ausstattung, hat in der ueueu Auflage die i orsctauuKeu anderer Gelehrter heriickisicbtigt,
so da«s es in seiner Art kann ftbertroffen werden kann, anmal ea im besten Sinne p«pattr ge<
scIiri<'biMi ist.
Tke Cent I»aa4« »1 ifce Ptfillf: thrtr poopics and their produrts. Ry H. Stonehewer
i'ooper. L'jiiiion \^y2. l'.irhanl Hi nfU y and Son. Das Bncli i>t lux h vor d« t lifsilaergreifung
eines 'Ihi'lles der Südsti- dun h dit» I»iMit>rhoii Kr»rhrii-l)i-ii. aber w»-u>-u *ciuer t^^uten SaUldennigeB
nucb heute sehr lesbar, zumal der Foi tschrttt in di r .^üdsee ein iauKsamer ist.
Amerika.
Kin« Reise tack irr RakiitMo- Crusoe latrl. Von Alexander Kmn l. Iiainl)ur(t. IKS^K L. Krie-
(imit hsrn u. ("o. I>i" Imm I Juan Kernandrz, an der Küste Chile s (uri l» i<. n, ivt iliinli «len m Imiti-
schcn Mtttroi-en Helkirk. welrlitT liier einige Jahre in tiefster Elnsaiiikeil \i rlebii- iiud liun li >eine
'*rhirk«ale <iie l'li;intii'-ie I)i-l<>e s enitlaninite. ru einer Ik-rühinf beit Ktwordtii. wel( |jf weiiid im
V'rhaltiiis>e zu ititer (itn.^.se und IteilputiiuK stehen. Im Hesitze der rhileni-srlitn lU'Kieruiig hat
sie riu^sciilem unter der nlltreineinen südanierikaiii.-*! lieii .Mi«s\\ jjtlix lialt Uidi-n iniii>:-en, sodass
sie trotz \ieler naiiii iii lu r V<jizii;;e. zu denen !ii>l» -oimIi i.- ein .m.Nice/eichiiwtös Klima gehört.
In Hinslclit ihrer K"1"iii^;iMu-.i hi:> heute >iark veriiarlil.i«-::;; wnriien i.st.
Rfisfbrirfe aat Mrviko. \ un I>r. l'. duanl Sei er. Mit 8 T.Utln uini 11 in dm Text Re-
drui kt. M Atiliilduiitet\ lliTÜii, lS>".i. Ferd. Dümmlers VerlaK^tui' lib. inlli.ui.',. ritmoloiciNi he und
urcluioliiKi.srhe Mudieii fülirf'-ii l)r. Seler, welcher viai >eiiier ii'-ni.ililiti l>e;ileifit war. nach dem
A/.tekeiil;iiide und in (jeutiC' i , '..elihe wtit ab von il. u >,'eYk "(i nlhh \tin luuii^teu ^e^uchfen
Strirlieii li. !j;en. In d' r Form von Briefen k»^- tu u eniliiilt alter il.i.s Hui Ii, abgesehen vun den
SchilderuiiKeii Oer IJeis-Mj. eine .Men«e werihv- lleii Material> zur Heuilheilung vcn l.iuid ud
Leuten, niul i>t ttir .leiieii. wi-Uhei .-»ich über Mexiki) iiitonniren will, von tfros-seiii Wrrthe.
.Mr\ilio. L.iinl iinil l.i ufe. Von Ernst v. il i m> e W i r f e \Vieu. Oluiiiti 1M«0. Verlag
von Ed. ilolrel. l'er Keimende hat di«' (ielejcenlieit walin;enouiuien. um als einer der ersten l'ahsa-
(fiere iiiif der Ivri'llimiiic der von den Vereinigten St.iaten nai h Jilexiko erbauten Eisenbahn das
etwa.-, schläfrige I-aud lier spanischen Kreolen wieder zu boiiclien, und e.s kümiiit daher der Kon-
tnust zwiMheii dem vorwaits hustenden Anierikaucrthuiu und dein iih lli-clieti, \ er-.iinij>ften mcxi-
kaui-clieii Leben voll zur deliung. Das Hiuh ist reich iUustrirt, mit einer guten Karte vei.seluu
and eine schützbare IkreicheiuuK der Litteratur über Mexiko.
I<e Paragna). Far le Ducteur K. de üuurgade la Dardye. Avec 2C gravures et nue
grande carte de l'aiaguay. Paris Librairic Plön. Eine er.schöpfeode Arbeit über Paraguay
nnd wisseoscbaltlicb bedeutsam, da der Vaifasser daa atatiatiacbe Maiterial gnt Terarbeitete. obwohl
nancba VeibJUtnlaae, beaondera die polltiacben imd aeaialen, etwaa an rodg angesehen alnd.
Verschiedenes.
rrsUmi ef «realer Irilala. By tbe right hon. Sir ( bar! es Wentworth Düke, barL
In two volumes, with map.«. Serond edition. London nud New York I8'.iU. Macmillan and Co.
Der bekannte radikale l'.iliijker bespricht Schritt für ^^rbrttt jede cinieliie Kolonie oder DeaHTOBK
der Englisch- Kedenden, dem nach auch die Vereinigten Staaten, nach Grösse, Uevidkernng nnd
deren Ursprung. RegieruiixsurKanisaiion, (iewerhslbiitigkeit. VertheidiKUUgsmitteln. Das Buch hat
somit Ar daa Uebiet. das es sich abgrenzt, einen eucyklopidisch<'n Werth, Obne dasa ihm der
Charakter des Trockenen anhintie, der von der Fncyklopfidie sonst selten SU trennen tat Dilke
leixt sich Ton dem twfühl der tjr&we des britischen Reiches durchdrangen, aber er siebt auch
▼oUstkndig die Gefahren, die ihm droben. Es scheint ihm sieber, dass in hundert Jahren es nnr
noch drei oder vier Weltmächte geben werde: Itusslaud. China nnd Kugiiicb-Bedende, d. h. die
Vereinigten Staaten uud. wenn es nicht Torber auseinauderfillt, das britische Reich. Deutschland,
Frankreich nnd Italien treten hiernach in den Hinterfmnd. Daa noch unbestimmte Gef&hl des
Herannabena einer gewissen Gefahr in dieser Hinsicht bat liekaantlicb auch der deutacboi Kolo-
nlalbewegsng la tiroode gelegen. Daa Buch ist aber weder feindlich gewen Deutschland nodi
Fkankreidi. Gebbrea alebt Düke In gewisaan BiditangWi die sieh In den Kolonien selbst kud>
geben, nnd er wbnacht deshalb eine Ködentioa, welche er in seinem Buch Graater Britein bereita
angedeutet hatte. Die alte englische Sdwle» «eidier man vorwari; dasa sie kala Haas lllr die
Soloalea habe nnd dl« la Ooldvia Sodtb ibraa T«xti«tar fto^ tat Jctit aahr la Mtaakradtt ge-
kommen, diese sJ^blesM einer Weltnadir weideo dar Ida« «nr Imperial FedeiattM ilclMHr aane
Aabiogar lafUurea.
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298
Litoratur.
Von seinem japauiscben StAndpnnkte beiirtheilt, wa.s hirr im Zu^ammeubuise erwibat werden
mm, Manjiro Inaizaki die orientalisi-be Frage hin<!icbtlich (l<-r spiterSB Elltwldk*lllBf Jspu't
in dorn Werke Jepu u4 tke rtcilc" (Londoa lim, T. Fisher Löwin).
Ulli Ii IrtTellen, scientific and nneral. Edition for tbe Conocil of the Royat Geognphlcal
Society, by DoaKias W. Fretbfleld, Hon. 8«c; B. O. 8. ud Captaln W. J. L. WhartOB,
F. R. S.. Hydrograpber to tbe AdminJtjr. Slxtli «dttioB, mlMd «od «nlnifsd. London 1889.
Tb« Royal Geogn^ldeal Sodety. Das Bach Ut iMnlts tn dtr $MiilteA Alflaco «racbionon, d«r
bMt« Beweis fTir sohl« BrancbbarkeH. Ea bat den Tomv vor nuacbea (rotton deotadion Wnknn,
In haodllchiT Form mr.itlich<t viel zu liriuir^n.
Jabrkatk itr Na(ar«i»(ei«rktttri ISS!» |S90. Liiftr MitwlrKung Ton l achmiunem herans-
ge(?ebfn von iJr. Max W i 1 d c r ni .i nii 1- riilmri? im Brei^Mcaa, Herder'Äche Verla^shandlunn. NVie
in ii»'n fnih'-r<>ii .lahrKitnui'ii fiitliilt auch <icr neueste Baud wieder eiue genaue, oft ersclinpfende
l i'ber>ii-ht ubiT die Fortsrtiritle, welcbi- auf ileu liervoraa;eudsteu Gebieten in dem letzteti Jabre
sicli i'r<'i((ni't ti.iben. Den Kolunialfreuud wird )>eiiondera die Bnbrik: Länder- und Völkerkunde
auzit'bi n. >l.-t in iter- Hirn ^uwubl die Deuestru K rfondungOB lUd FOttSOhctttO IB AftOtS all MCh
iu AmerUka, Asien und Australien mitgetbcilt sind.
Ma aatlrUckea fiuMOlwniM nebst ibren Gattungeo und wlcbtigeren Arten, insbesondere der
Nntspllanzen, bearbeitet nnter Mitwirkung zahlreicher bervomsander Faebgelebrten von ProfeMor
A. Engler nnd Profeasor K. PrantL Leipzig ISIK), Verlag von WUbelm Bngelmann. Das Werk,
valcbes wir «cbon ftHhar anxaiston, ist bis znr fiO. Lidtemc voigaaehritten. Blnea besondann
Hiawelsea bedarf ea Bklit melir, da die Namen der Heraaseber Ar die TortrefflichkeK des
Vntemebmeas bfirgen.
fraktlKhe Craaiaadk ler Siakcli-Sprarlir, jtn b fiu den Selbstanterricht. VouA. Seidel Wien.
FeSti Leipzig-. A. Iliiitli beu's Verlag. .Ifil. r. \s . Ii her nach ».»-(afrika fcebf, wird dort der Kenntuiss
des Suaheli, der l.iusua Iranca des Kü^ti iJi^i bieie;*. bedürfen und tbnl wobl daran, sirb vorher
«iurch private.? Studimii. wt ini er es nicht vorzieht, am orieiitali.si Iumi .■^rmnia.'^ FiiliTricbt zu
nehmen, eine gute Keuütiu-- div» r Spr.i tie anzueignen, welche nicht schwer zu erlernen ist.
Die grammatische Behandinnk'. weh lie A. m Ke)>ildet<'n DeutadME BBH eioaul in Fleiaeb Ottd BInt
übcrKenans^eu i.st, erleicfiteit un.,'emt in iU_^ Ver--(iiiiilniS'.
AI? Hilfsmittel für K' iintni':- d- r lu trefTendei. I .ir ii. r seien noch erwähnt: Haaikaok of BrMst
•Narlk B«raea U-oudon ISI^J. \\ illiatn < 1-» er aiui ^ r .Utlraliaa Haadkeek for IV.K) (London, ijydnOf,
Brisbane. Cordon and (iotrh;. Le Brr>il < i' l-'^ ■ l . sous la direction de M. F. J. de Santa •
Anna Nery (Paris, rbarles I)elagrav< ). S«iitb Urira aad k«v It rcatk II kj tke Castle Llie (London,
'>impkin. Maischall and Co.), C^ogra^kie dr l Klklapir. von dem genauesten Kenner .\by.«.»iniens. -\n-
toioe d Abbadie (faria Gustave liesuU, öditeur; und resaeAlsMati « frelettenui aarst«! la ilriea IM*
(Bmu 1880, TogiMim Cario). I
Karten.
ifrlV« in 0 HlStt>ru. Von K LQddecke. Mit einem Tollsfändimi! Nnmeni>verzeicbniss.
Preis 10 Mark. (Joiha. .Justus l'ertbe.s. Diese neu er>rhienene an! Leinwand aulifezoitene Karte
im Maassiitabe von I : 1ihkk)0<>i. v,< lrbe bereite die ilnrcb die neuen Ab|crenziiui;en 1,'escliafTeue
Sacblage berfH-k^iehliKl, ist eine imsseist sorgfältig aii.'Kefiihrle itrütidliche und tecbniitch voll-
endete Arbeit. l>ie .<.liri(t i.^t äusseret klar nnd die rebi'r>ichtlichki-lt leidet nicht unter der
Menge von Fintragunici-n. Besonders "irthvoH ist aber das Nanienverzeicliuis«, da es viele kl Übe
beim Aufsurhen ers^iart. hie Karte «ii.l nii ht htos (»eocnipben, sonderit auch JadaB ZsItOBga»
leser, welcher sich etwas geiianer orientireu will, von bedeuteadem >iutsen sein.
Veae Saeaialksrte 4er deattckea nad brillicl« laterMseasaUna h AeaiaMikMit>llMla. Preis
4 Mark. Von Blehard Kiepert. Zwei BUttor. Maassstab l:8000000i Berlin 1890. Verlaf von
tUotrIdi BolBor. Die Torliegenden Karten in einem MaasastalM, welcher da.« Einxeicbnen von
des mtfilan wlohtlven nnd bekanUen Namen gestattet, sind das Beste, was wir Qber die Geofraplile
von OstaflrUu In dieeom Maaatstato aageublicklicb beben, nnd werden den Snebenden nie im
Stiche lassen. Die Karte nmfaist aneli nock einen Tbdl der Aoqutoriat-Protrins nnd den Ober-
lanf des Congo, die Gebiete, welche mehr nach dem Zentrum tu liegen nnd in der Nenselt bedeotend
an Wichtigkeit gewonnen balmi. Znglalck machen wir darauf anftnerksam. daas in demselben
Verlag die politische Wandkarte Ton Afrika (von Heinrich Kiepert, bearbeitet Ton Blehard Kiepert,
Maassxtab 1 : f>iHH)il<ii) In verbes.^erter .Auflage bis auf die Neuzeit fort geführt, erschienen Ist.
Das r, . o >cr ap h i sch e Institut zu Weimar hat es .-ich als Ziel genetzt, mi''glicbst schnell
billige und ubersh htlii In- Kartenbilder bei /.ustellen, um den Koloutalfreuod immer auf dem
Laufenden /u i ilialten. Bei der .'^i biifllii;keit abi-r, mit weblier die EntdeckuiiKeu iu .Afrika fol-
gen. \' l.iltet iii.iiM hl - . wa- flu den .\u,. nl lhk \i'n W'rrth war. in kurzer Zeit. .\ber anderes
h.it bleibenden Wirth, z. B. die lUodkikrtr lo« lif iiisrli-(l,i.ifrika fManss.sfab 1 j^inxCiX») von Kettler
(Preis 1 Mark), web he die .Kbun-nzinit; der v.-r^ciiieih ii> n Venvaltir.u-bezirke durrh«' fuhrt hat. 4
Kine I'ebersii htskatii' von Drutst h .\frika l'ieis .'jU l'feuniK;; lial, was Kaniertiii anbetrült, eiue be-
deiiKlii he ■.Hill nirlii n i Inf- i lutr .\bgrenznnK. daiteKeu ist die zw4'it.' .Vullavr rler .Spezial»Wand-
karte (D Maik; we^eu ihrer ih.kraktcrtätischeu deui liehen Furbeugcbuug zu cmpfebleu.
Dmokfehler.
Seite KiS ist zu lesen «ostatt »Abtretung der Scbutztruppe" »Abtretung der
ottafrikanischeu Küste.'*
Seite 172, 5 Zeilen von unten ist anstatt »Bagamoyo* »Dar-ei^Salaam" zu lesen.
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Register
Abkommen, deutsch-englisches 12.
— englisch-portugiesisches S.
— Englands mit Transvaal
— Englands mit Frankreich 20.
Adamaua 1 14.
Adjuti
Afrikander Bund 2.
Afrikas Vertheilung, die L
Akwajafe 122.
Anderson LL 2fi8.
Antilopen ölL
Antisklaverei- Konferenzen 2^
Araber 174, ULL
Arbeiterfrage 12«, 150, 254j 2fiö.
Augustafluss 2Ö7.
Bakoko m
Bali LLiL
Bana Herl 174, Ufiff.
Banyang 112.
Batanpaland 63j 120.
Baumann, Dr. '211
Baumwollbau 150, 2^2.
Bethel fifi.
Bismarck- Archipel 260 fr.
ßogadjim äL
Bojalli IM.
Bondelzwaarts IRl-
Branntweinhandet 72i 154, 161.
BülTel 5L
Bulle 2.
Buschiri 174.
Bwea Gl
Caprivi, v. 24,
Chinesen '256 .
Constantinhafcn 22lä.
Dampfervorlage 81.
Dampfer für den Viktoria-Nyanza 231.
l)ar-es-Salaam 75^ 1^47.
Denkschrift über die Beweggründe zu
dem deutsch-englischen Abkommen 267.
Deutsch-Ostafrika 12 ff., 75 ff., 170 ff.
— Verwaltung 225.
Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft 186.
235, 237.
Dcutsch-Ostafrika-Linie 244.
Deutsche Kolonialßesellschaft 169, 230.
— — für Südwestafrika 165 ff.
Duallasprache Mi.
Dntukpenne 140.
Eisenbahnen 247.
Emin Pascha 92, m.
Emin Pascha-Expedition, deutsche 202.
Kngland und die Buren 2
— und Deutschland lOj 266.
— und Frankreich 2L
— und Italien 2iL
England und Portugal 5.
Erima 255.
EtÄts 91^ 223.
Ewe 39, 154.
Fang 133.
Fetischismus 142 ff., 150, Ihh.
Finschbafen 252.
Freihandelszone IT^ 226 28Ö.
Freroantie 235.
Fumo Bakari 2iLL
Oeologisches 132.
Giraffen 5fi.
Goeriug, Dr. 1 10.
Gold 165, 272.
Gravenreuth, v. LZ2ff., 243.
Handel mit Ostafrika 87, 195, 21£. 238^
274, 285.
— in Kamerun 1^ 125, 135, 271, 28fi,
— in Südwestafrika lii2.
— in Marschall-Inseln 265.
— in Togo 152, 2118.
llandelsTerträge 284. 288.
Ilatzfeldthafen 2n5u
Helgoland 19, 2fiL
Ilerbertshöhe '2(]0.
llereros 7J, Liüff.
Hinterlandstheorie 12.
Hoachanas II,
Jaluit-Gesellschaft 265.
Jabim 41.
.faunde 129.
Jagd, afrikanische 4£ff.
Kaffee 125, 2M.
Kaiser Wilhelms and 81. 252 ff.
— — Plantagen- Gesellschaft 256.
Kakao 12i
Kamerun 16, 22, 67, llOff., 271. 283, 285.
Kasjua 133.
Kautschukhandel L52.
Kayser, Dr. m
Khoi-Khoin 35i
Kilimandscharo 212.
Kilwa 204 ff.
Kisuaheli 22^
Knutson 119.
Kodjö UL
Kolonialabtheilung 106, 2SiL
Kolonialrath IM.
Kolonialsvstem. extensives L
— intensives 268^ 2IL
Kolonisation 163, 212,
Kongostaat 23, 226, 28Ö.
Krauel 107, 268.
Küntzel 233.
Lamu TG, 235.
Lavigerie 222.
300
Register.
Lindl m
Lobengula 2.
Löwen Iii.
Madagaskar 21.
Madenhacker ä&
Mafiti lütr., 212.
ilabarcro 1^
Makololos L
Malayiscb 1^
Malimba 69^ 12^
Mandara 181.
Marine 12L 206, 263, 2fi5.
Masasi ihSL
Massal 202, 211
Marscball-Inseln 83, 264,
Mbam 131.
Meme 119.
Meteorologiscbes 2^
Meyer, Ür. 21L
Misahöhe MS,
Uission-sthätigkeit 66, 217. -
Mlembule US,
Mpwapwa Ufiff., 122.
Mwanga 80, 2Q3.
Namaland liL
Namaqua
Mauni 2 1)4.
Neu-Barmen 72.
Neu-Guinea-Kompagnie 252, 2B3.
Ngami-See 1 ")R-
Nßao 1£L
Ncirang 128.
Nyassa G, 81^ 21fi.
Okahandja 1^
Olukonda 14.
Otyiherero 35»
Otyimbinffue 73, Ihlß.
Ovambo 3L IS.
Palamaka ifiÜ.
Peters, Dr. 2flQ,
Pidgin English 4^
Plantagenbau 125, ILSL
Polynesier 262.
Pori 49j 112.
Postalisches 248, 2fifi,
Purdv-lDseln 2fi2.
Raphia 122^
KeichstagsverhandluDgen 84 ff.
Rehoboth IL
Rietfontein Zü.
Uottang 1^
Royal Niger Company HL
Rufidscbi 2hL
Ruo 8.
Sambesi 5 ff.
Samoa 2S&a
Sanseveria 12fi.
Sansibar 18, 76, 222.
Savanne 50^ UB, 142.
Say 21.
Schire fL
Schulen L2fi.
Schutztruppe für Ostafrika 91, 98, llüff.,
2iaff., 5^
— für Südwestafrika 72^ 155.
Serpa Pinto 6*
8eyid Ali 21Z
Seyid Khalifa 211.
Siar EL
Sklavenhandel 153, 212.
Sklavereifrage 153, 212-
Soden, v. 123, 222.
Sokoto 22.
Somaliland 23fi.
Sprachverhältnisse 2£L
Stanley 12L
j Stationen der Schutztruppon 157, 189,283.
Stephansort 254.
Stokes 2ÜL
Sudanesen 98, 173.
Südwest Afrika 14^ 70, 155, 271, 282.
Swasiland 3.
Tabak 151, 254i 255.
Tabora 22Ü.
Tanga 75.
Tanganyika &L
Thronrede
Tiedemann, 2112.
Togo 15, 140 ff., 269, 283, 288.
Transvaal 4.
Tsaobis 156.
Tschad-See 16, 21.
Ubanghi 22.
Uganda 23, 203.
Urambo 78^
Urundi 81.
Urwälder 4L 133.
Usambara 78, 181, 213.
Usambiro 12.
Vertrag zwischen d. KaiseH. Regierung
i und der l).-ostafr. Gesellsch. 241.
Viktoria 77, 124.
Vohsen 217, 232»
Volksraad 5.
Volta Ui2^
Waffenzufuhr 139, lß2.
Waganda 12.
Walfischbay 15, 164, 222.
Warmbad 70, IfiL
Warneidechsen 150.
Windhoek 158.
Wissmann 170 ff., 228 ff.
Witbooy 70, 157, IfiS.
Witu 14, 2;il, 273,
Wolf, Ür.,Tl4i.
Zeuner f 118.
Zintgraff LLL
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e
Koloniales Jahrbuch.
Herausgegeben
von
Gustav Meinecke.
m-
Vierter Jahrgang.
Das Jahr 1891.
Mit lebn PflantMibildeni und swti Kaarteo im Text
Berlin.
Carl Heymanns Verlag.
1893.
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Ycrlif^AnUv 1810.
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Inhaltsverzeichniss.
Scit4-
Afrikaniicbe Diptomatie Von HerniBn Wiismsnii 1~12
Die RcehtsverhiltniiM der deutschen Sehotsgebieto. Von Profonor
V. Stenpel in Würzburff 13—31
Die evangelische Missionith&tigkeit in den (teiitscben SchaUgebietOB«
Ran.l.s.!iau filr 1890 bis I89I. Von K. Wallroth 32—48
Die katholischen Uissionen ia den deutüchea Schutzgebieten. Von Carl
Uespers, Köln 49— ßS
Uebenicbt der beapU&ebllcbtleB Knltni^ und Matzpllenien in Kaiser
Wilbelmsland und dem Bisawrek-AreUpel. Von Dr.RiehmrdHindorf 69—89
Di« AnhauTerbUtnine der Kutspflenten im TogORebiet. Von Hermann
Rackow 90—
Die wichtigsten Kultur- und Nutzpflanzen L)eut8ch - Ostafrikas. Von
Carl BGckiier lÜO— llT
Die Koionialpoiitik im Reicbttage 118— 20Q
Die Kolonialpolitik und der Kolonialmtb 801
Die denticben Kolonien:
Kamemn 213-227
Togoland 227— 23i)
Deutsch-Sudwot-Afrika 239—2.^1
Ostafrika 261-301
Das Schntagebiet der Nen>Ottinea«Compagnie 301—311
Da* Scbntsgebiet der Marschall-Inseln 311—813
Nachtrag 313-323
Litteratur 324- 332
Register . . .' 833—335
4t-
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AIHkanische Diplomatie.
Von
Hermaim v. Wlaamann.
Der uacbfolgende Artikel bat eioe besondere Vorgeacbichte. In dem
DentoebM Wochwbltit (No. 11. 1891) war •in AiÜkal ans Tanga orMhiMMn, vom
38. Januar datirt, waleber dia poKtiaolie Lag» in Dsambara als sehr bedrohlidi
sdiilderte infolge des versöhnlichen Auftretens des Dr. Schmidt jregenüber Simbodja,
dem ersten Häuptliuj; des Landes, der seiner Zeit 'tie Fieisendeti I»r. II. Meyer und
T>r. Raiimann ausgeplündert hatte. Es wurde in dem Sohreiben dem Reirhs-
kooimissar, welcher sich damals gerade auf dem Wege nach dem Kilimandjaro be-
fand, dar Tonnirf genMclit, daas er sieb von SimlMxUn babe nbartolpeb lasMo, der,
obwobl er in demnthigster Weise Oehorsam gelobt, docb alles tbne, am die Be*
strebnngen der Dentschen za durchkrenten. In der Nummer 13 eracbien sodann
eine Einsendung von Dr. Hans Meyer, welche die neue Kolonialleitung aufforderte,
den iinrerhtmässie, nur durch Gf>w:ilt ret'ierenden Simbodja abzusetzen, welcher
als ein Ausbund aller Schlechtigkeiten geschildert wurde. Ür. Baum.inn seknndirte
seinem Reisegefährten in No. 16 in der löblichen aber unpoliti&chen Absicht, dem
angebUcben Becbte des Tbronlolgers Kiniassi snm Siege an verbelfon, und sparte
keineswegs mit sebweren Ansebnldlgnngen gegen Simbodja, dem ancb ein EinTor*
Stindniss mit dem räuberischen Massai vorgeworfen Wnrde. Herr v. Wissmann ant-
woitete darauf in No. 18 in einem aus Bagamoyo, 8. April, datirten Briefe, in
welchen) er Dr. Schmidt be-*onders belobte, dass derselbe sich durch die allgemeine,
zornige ätimmung über Simbodja nicht zu kriegerischen Maassnafamen hätte bin-
reissen lassen, weldw für unsere Kolonien Ton nnabsebbarem Nachtbeil h&tten sein
können, seUwt wenn die Niederwerfnng Simbo^as eine Kleinigkeit gewesen wire.
Wissmann stellte fest, dass Niemand etwaa von Riubereien des Simbodja selbst
wisse, wohl aber von einem Tribut, den derselbe früher erhoben babe und zu
welchem er durch die Sicherung der Karawanenstrasse voll berechtigt gewesen. Seit-
dem unsere Flagge über Simbodja« Ländern wehe, habe auch dieser Tribut auf-
gehört. In dem Schreiben wurden auch andere thatsächliche Irrthümer berichtigt
vnd Wissnunn wiea besonders dannf bin, daas man penönliebe Oefnble dem all*
gemeinen Wohle nntenrtellen mnsse. Dnreb ein kiiegerisehea Vorgeben gegen
Simbo^ würde die grosse Karawanenstrasse auf unabsehbare Zeit ToHständig un-
paasirbar gemacht werden. »Wenn ei mir meine Mittel «rJaubtan, statt 1000 Sol-
äolouiales Jahrbuch 189L i
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2
Afrikanische Diplomatie.
daten in Oatafrika 10000 zu halteo, so würde ich eine Reibe von Posten ein-
richten könneD, die die Kanwanenstrassen anch ohne Hiniusiehnng frenndticher
Eingeborener aiehem k&mten. Da dies aber nicht der Fall ist, so nraas ieh die
iiüthi^e Sicherheit mit denjenigen Blittelu zu erreichen suchen, die sieb mir bieten,
und ilies ist durch die Verwendung der Macht Simbodjas in unserem Interesse
geschehen. Von dieser meiner Pflicht kann mich das tiefühl der Hache eines
Privatmaunes nicht ablialten." Dr. Meyer und Dr. liaumaun autwoneteu in No. 19
und hielten ihre Behauptung, dass Simbodja ein gana maehtloser Häuptling sei, dasa
«r exemplarisch bitte bestraft werden mfissen, — man denkt dabei an das fiat
juatitia, pereat mnndus, — aofreeht und ersterer erwartete von Dr. Peters, dem das
Usambaragebiet als Kommissariat zugewiesen war, dass er in Usambara rechten
Wandel schaffen werde — eine Hoffnung, die sich in dem Sinn, wie l»r. Meyer
meint, keine>wegs erfüllt hat. Denn Dr. Peters schildert in einem Privatbriefe den
Simbodja als einen gemöthlicben Philister und vergleicht ihn sogar mit einem Ber-
liner UniTersit&tsprofesaor. Doch dies nur nebenbei. Zorn besseren Verständnisa
des fokandtn Atttkels war es nothwendig, dies ▼onuisavaehicken.
D. H.
Da man aus meiuen fast anssohliesslifli militarisclien B«Mi(iitt'n
über die Art des diploniatisclien Vrrkelirs mit unsoron fast noch
ganz wilden schwarzeu Scliutzhctnlilonon in Ost-Atrika sdir wenig
tMsclicn haben kann, so will ieh einmal meine letzte mililUrisihe
Expedition in das Kilimnndjaro-tiebiet von einer Seit»^ beleuehten,
die einen Eiiiltliek in diesen Theil meiner Anfiiabe tlinn liisst. nnd
zeigt, von weleiit-r M'irhtifj;keit es ist. dass der Leiter von I^ximmü-
tionen mit dem Charakter, den Sitten nnd (iebraurlien der Eingebo-
renen vertraut ist. Es mochte ^iaehstehendes aueii dazu beitragen,
zu zeij^en. wie oberflächlich der meine Thätigkeit während dieser
Expedition kritisirende Anonymus urtheilt, di-n das „Deutsche
"Wochenblatt'' trotz des Vorwurfs, dass der Artikel fast nur aus
Unwahrheiten zusammengesetzt ist, nicht nennen will.
Mit ganz besonderem Stolz habe ich stets auf meine erste
Durcli(|uerung Afrikas zurückgoWickt, weil sie nur einem Eingebo-
renen im Kampfe das I-ebcn gekostet hat. In demselben Gefühl ist
es mir stets strengste Pflicht gewesen, Krieg nur als auvermeidliche
ultima ratio anzusehen, was sich durchaus mit meiner kriegerischen
Thätigkeit in Ost-Afrika vereinigen liess, nnd mich nicht abhielt,
wenn ich die Nothwendigkeit, Gewalt anzuwenden, emsah, dies mit
aller Nachdrücklichkeit ohne Zaudern nnd Zagen zu thnn.
Ich gebe sogar soweit, Anwendung von Gewalt, wo es nicht
t durchans nöthig ist, gerade dem wilden Eingeborenen gegenüber,
ein Verbrechen zn nennen: denn wenn wir uns in die Idee des
Wilden, der uns den Durchzug durch sein Land verweigert, der
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Äfrikaniscbe Diplomatie.
8
seine SelbBtständigkeit bewahren will, hineindenken, eo mfiBsen wir
zugeben, dase nnser Recbtestandpiuikt, nneer moraliecher Standpunkt,
dnrchans kein unangreifbarer ist. Ebenso häufig, wie leider ans
Mangel an Gewissenhaftigkeit nnd mhiger üebeilegiing, wird na-
mentlich in Afrika gefocbten, weil der Beisende glanbt, wenn er
nicht wenigstens einige Gefechte anfznweisen hat, sei seine Reise
nicht interessant Ebenso hftnfig ist Mangel an Kenntniss der Sitten
nnd Gebräuche nnd Charakter der Eingeborenen an nnnfltzem Bint-
▼ergiessen Schuld. Ein Europäer, der im Auftrage der Zivilisation
und Kultur reist, und der leiditsinnig zur fieseitigung von Schwierig-
keiten zur Bflchse greift, ist nicht besser als der Araber, der, um
sich zu bereichem, Menschenblnt zu Tergiessen sich nicht scheut, ja
er ist härter zu beurtheilen, denn er sollte auf einem höheren morap
lischen Standpunkte stehen als jener.
Abgesehen von diesen Beweggrfindon giebt es noch viele prak-
tische Gesichtspunkte, die den Kenner Afrikas bestimmen, Gewalt
nur anzuwenden, wenn und wo es sein muss.
Beleuchten wir nnii die Praxis, die vorher erwähnte an solchen
Beispielen reiche Expedition.
Es kommen in dem tiaü/en nördlichen Theil unseres Deutsch-
Ost-Attik;i, im 1 liiiterlandc von i'anjjani und Tan!j:a an unserer nörd-
lichen Karawani'Ufjtraijse, folgende Factoreu iu erster Linie iu Be-
rückbitlitiifunf?:
1. der llanptiinij: Simbodja auf dem Wege zum Gebiet des
Kilimandjaro,
2. der Hiinptline; Mandara,
3. (bis zu meiner Expedition) der Häuptling JSiuiia,
4. Arnsclia tschiui,
5. A rn sc ha Ju,
6. <lie .Ma<>ai.
Simhodja ist der mächtiuste Hrmptlinir an nnserer KaravimtMi-
strasse; er verfügt über eine Macht von 1500 ( Jowehren, uu<l hält
durch seine ihm dnn'haus ernelHMien Söluie eine Hcilie von \viclitiu;eii
Ortschaften an der Strasse besetzt. Da er in frühen n Zeiten amh
für die Sicherheit der llandelskarawanen Sor^e tvuu;. nahm er stets
einen Dnnli^ian^s/.dll. Dieses und seine Macht>t''llun'; betahii;ten
ihn, die räuberischen Massai dnrch Geschenke oder Drohungen in
Zaum zu halten. Bei dt>m Vergehen der Deutsch-ostafrikanischeu
(lesellscliatt fühlte sieh Simbodja in seinen Einnahmen ebenso be-
droht, wie die Araber und Häuptlinge weiter südlich. Ebenso wie
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Afrikaniiehe DiplooMtf«.
jene lehnte er sich aiit, da er hinter den Forderungen der Gesell-
schaft nicht die JUacht sah, dieselben durchzoBetzen. Gerade in der
Zeit, in der er mit dem grösseren Theil von Deutscli- Ostafrika
gegen das Vorgehen der Gesellschaft aufstand, fiel ihm der Keisende
Dr. .Meyer in die Hände, and er nutzte die Grelegenheit aus. Wenn
er Meyer hätte unbehelligt ziehen lassen, so würde d.Tscibe
in die Hände Buschiri's gefallen sein, nadSimbodja nickt allein
der günstigen Prise verlustig gegangen sein, sondern sich sogar hier-
nlx r mit Buscliiri verfeindet haben, weil er einen Dentschen habe
dareb sein Gebiet zieh' ii hi ^< n; und jener Araber terrorisirte da-
mals gerade den nordliciieu Theil unserer Besitzungen. Simbodja's
Feinde haben den berechtigten Tribut, den er ciiiob, nnd das Fest-
balten der Meyer 'sehen Karawane als Räuberei ausgelegt. Man
braucht aber kein erfahrener Afrikaner zu sein, am vom Standpunkte
Simbodja's aus dessen Benehmen für einen Neger, der er ist, ge-
rechtfertigt zu finden. Bald nachdem ich Pangani genommen hatte,
unterwarf sich Simbodja als einer der ersten und führte jeden
Befehl gewissenhaft ans. So sandte er z. B. auf meine Verordnung
hin seinen Sohn mit 800 Vorderladern zwecks Abstempelung in die
Station Pangani, lieferte Hinterladewaffen ans, unterhielt die Ver-
bindung zwischen dem Kiliman4jaro und der Küste, stellte zu allen
Reichsnnternehmnngen Führer und Träger, und gab in keiner Weise
Veranlassung zu ruzufriedenheit; idi sandte zur besseren Kontrolle
den Chef Dr. Schmidt zu Simbodja. Derselbe erbaute ein Fort,
welches die Residenz Simbodja's absolut beherrschte, machte des
weiteren diesen Häuptling für Ordnung und Ruhe in seinem Gebiete
verantwortlich und gab ihm dafür ein Gehalt von 100 Ku])ie$ (140 , IQ
monatlich, was gewiss bei den vielen ihm auferlegten Obliegenheiten,
wie Stellung von Trägern etc., und da Simbodja keinen Tribut
mehr nehmen durfte, ein geringes Gehalt genannt werden muss.
Ich war damals sehr erfreut, dass sich Chef Schmidt nicht
hatte hinreissen lassen, den Häuptling f&r eine unter ganz anderen
Verhältnissen an einem Deutschen vorgenommene Vergewaltigung zu
bestrafen. Denn um das von Simbodja überwachte Gebiet in für
uns nOthiger Weise zu sichern, hätte es mindestens dreier befestigter
und stark besetzter Forts bedurft, abgesehen von den in jenen Bergen
darchans nicht viel versprecbenden Gefechten mit dem mächtigen
Häuptling.
Es mag noch erwähnt werden, dass Simbodja, der die
If eyer'sche Beute mit Buschiri hatte theilen müssen, wobei natur-
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AfrikaDiKbe Diplomatie.
5
tick Bnschiri den LOwenantheil erhielt, eine £ntschädigaDg von
2000 Bnpies in Elfenbein bezahlt hatte, die an den Inder Sewa
Hadji, welcher wieder Herrn Meyer die kontraktliche £ntachädi-
gnnggennime ausgezahlt hatte, fibergeben wurde. Es war soweit
. auch nicht der geringste Makel nach afirikanischen RechtsbegriiTen
auf Simbodja haften geblieben, als ich anf dem Wege zun Kill-
mandjaro von dem Häuptling in darchans bescheidener Weise aofge-
nommen und mit meiner Tmppe, nahezu 900 Mann, verpflegt wurde.
Es wird Simbodja zum Vorwurf gemacht, dass er mit den Massai
gemeinsame Sache gemacht habe. Simbodja war klug genug zu
wissen, dass er von den gefürchteten Nomaden, deren man sich in
Folge ihrer Beweglichkeit nicht nachhaltig versichern kann, am
meisten durch Gfite erreichen konnte. Er hat jedoch diese Freund-
schaft lediglich dazu ausgenutzt, die Strasse durch sein Gebiet vor
ihren Ueberfftllen zu sichern, und sich niemals mit ihnen vereint in
«ine Unternehmung zu unserem Nachtheil eingelassen. Simbodja
ist, Alles in Allem, viel zu klug, um nicht durchaus unsere Partei
zu halten, und wie schon erwähnt, erspart uns das eine Machtentfeil*
tung, die bei unseren geringen Mitteln nur auf Kosten der Sicher-
heit anderer Gebiete hätte vorgenommen werden können. Auf mehr-
^he Klagen von Seiten Simbodja*s, dass das ihm gewährte Ge-
halt nicht ausreiche fOr die von ihm geforderten Leistungen an Ver-
pflegung und Stellung von Boten, Ffihrem und Trügern, and um dem
Manne zu zeigen, dass er in unseren Diensten nicht verarmen 8olle,
verdoppelte idi ihm sein Gehalt auf 280 Mark. Wir haben alle
Ursache, zu wünschen, dass Simbodja uns gegenfibcr derselbe
bleiben möge, wie er seit seiner Unterwerfung war. Jedenfalls
glaube ich genügend n.iehirewiesen zn liahen, dass sein gegen Dr.
Meyer verübter Gewaltakt unter den dainaliiri'ii Verhältnissen silir
entschuldbarer Xalui i;e\vesen ist niid (l;iss wir. da diese Schuld
durch seiiu! Zahlung i;e>ühul ist. keine Veranlassung iiahcn, denselben
unter den jetzigen veränderten Verhältnissen noch weiter zu räehen.
Der nächste politische Faktor in jenem Gebiet, den ich. von
Simbodja weiter marsehirend, berührte, war die Landschaft Aruscha
tschini. Die Einuehorcncn dieses ausgedehnten Komplexes von (ie-
hötlen. dit' in einem wüsten Gewirro von Hecken. JJickichten und
Bornas liegen, hatten sich vor nicht langer Zeit hei einem Uehertall
bethciliyt. den die Leute vnn Aruscha ja gegen die Wapare unter-
nommen hatten. Auti dieseni (Jrundc hatte ihnen mein Agent für
das Kilimandjarogebiet die deutsche Flagge entzogen und ihucQ
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AMkaniiehe Diplomitie.
Bestrafniiu; in Aussicht gestellt. Nichts Hess sich sehen, als ich mit
der langen Marschkolonne über die weite £bene mich der Landschaft
DÄherte, und ohne einen Eingeborenen bemerkt za haben, bezog ich
zttoäcbst die frühere dentsche Station, die hart an die Landschaft
grenzt. Kaum hatten wir uns eingerichtet, so erschien der Präsident
der kleinen Republik — denn dies ist die Staataform von Aruscha
tschini — mit einigen Begleitern, um uns zu begrüssen. Ich stellte
die Gesandtschaft wegen ihrer üebergrilTe zur Rede und verlangte
eine Strafezahloog in Vieh, sowie die Auslieferung der damals ge-
fangenen Wapare; um von vornherein einen Druck auszuüben, behielt
ich den Präsidenten, den ich entwaffnen Hess, als Geisel zurück.
Gewaltiges Getose und Ges«hrei hinter den uns die rJehnfte ver-
bergenden Hecken and Dickichten Hess uns deutlich die Wirkung
dieses Schrittes erkennen: Furcht bei den älteren, Wnth und Ent-
rfistnnLc ix i den jüngeren Kriegern. Die zur Zahlung gegebene Frist
verstrich ohne ein Entgegenkommen seitens der Bevölkerung, und ich
wiederholte meine Drohung, dass ich bei Ausbleiben der von mir
verlangten Sühne gezwungen sei, die Landschaft anzugreifen. Dies
hatte dann zur Folge, dass einige Aelteste erschienen mit einem
Theil der Gefangenen und einem kleinen Theil der geforderten
Zahlung an Vieh. Ich war durchaus nicht erstaunt, in späteren
kameradschaftlichen Besprechungen mit meinen OfSzieren eine gewisse
Ungeduld und einen gewissen ünmuth über meine langmfithige Milde
zu konstatiren. Die Herren konnten sich noch nicht, wie ich, in den
Charakter des Negers hineindenken, der von seinem Standpunkt aus,
ohne sich schuldig zu fühlen, nur mit grösster Ueberwindung eul
Stück seines Eigenthums sich von der Seele reisst. Sie über-
schätzten noch den Neger, indem sie meinten, dass ich mir etwas
vergäbe, wenn ich nach europäischen Begriffen ein Zaudern im Ge-
horsam nicht sofort niul streng bestrafen wollte. Der Scliluss der
einem Europäer unendlich langwierig erscheinenden Verhaodlungen
war endlich der, dass alle Gefangenen ausgeliefert und so viel Vieh
herangeschleppt wurde, dass ich nach afrikanischen Begriffen mich
befriedigt erklären konnte. Die Geisel wurde frei gegeben und die
Aeltesten der Republik iiessen Proviant heranbringen und schlössen
mit meinen Offizieren Blutsfreundschaft. Wir hatten keinen Tropfen
Blut vergossen und hatten, was für derartige Expeditionen eine der
wichtigsten Lebensfragen ist, Munition gespart für spätere Eventualis
täten. Die Schuld der Waruscha war gesühnt und im Jubel zogen
sie mit ihrer neuen deutschen Flagge ab.
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Afrikuitehe DiplonMtte.
7
Nun kamen wir jedorli zu einem Maclitfaktor der dortigen Ge-
biete, bei dem Xaehsicht otVenbare Schwache gewesen wäre, dessen
8ehuldhuch zu hoch an !i;t' wachsen war. (h\<<('n rüeksiclitslnse Nieder-
werfung deshalb ein warnendes Beispiel werden niusste für alle
übrig 'U. Der Häuptling Sinna von Kiboscho hatte mit meinem
Agenten ostentativ gebrochen, die deutsche Flagge heruntergeholt und
die des Sultans von Sansibar gehisst. Kr hatte zwei Landschaften
in seiner Nachbarschaft vollstiindig zerstört und verwüstet; er be-
theiiigte sich, wo ls nur anging, an Menscheujagden, und verkaufte
seine schwarze Waare nach Taweta; er hatte es sogar gewagt,
Mandara zu überfallen und fühlte sich in seiner äusserst stark be-
festiuten Burg gct(fii alle Angriffe sicher. Manduia halte ihn vor
einiücr Zeit, verbündet mit den ganzen Stämmen der Sogonni Massai,
angegrifVen und war schmählich abgeschlagen; dasselbe war den zahl-
reichen Horden von Aruscha ju widerfahren, kurz, er war der
Schrecken des gan/t n Gebietes geworden. Er verfügte über eine
sieggewohnte Schaar von über 1000 Kriegern mit vielen Gewehren
und namentlich überraschend vielen Hinterladern und Magazin-
geweliren. Zu derselben Zeit, als ich schon entschlossen war, Sinna
anzugreifen, kam eine von englischer Seite an uns gerichtete Be-
schwerde ülier Sinna s Sklavenjauden auf englischem Gebiet. Zu-
nächst ging ich /u Mandara, dem H;iu|>tling von Moschi, der Zahl
der tributären Stiunme nach der bedeutendste der dortigen Macht-
haber. Ich fand in Mandara einen intelligenten Neger, der klug
genug war, schon seit lange die Partei der Deutscheu zu halten.
Die Station, in der bisher mein Agent mit der geringen Macht von
nur 20 Sudanesen und 30 Küsteuleuten gesessen hatte, war durchaus
nicht günstig angelegt und durchaus ungenügend betesfint: sie war
von der Deutsch-ostafrikanisclHMi Gesellschaft übernommen worden,
die sie im August 1887 ohne Berücksichtigung taktischer Gesichts-
punkte, als Ausgangspunkt der Anknüpfuntj von Haudelsbeziehungen
mit den benachbarten Stämmen, ani^odci-t hatte. Ende 1888 war sie von
dem Vertreter der Gesellschaft wie<ler verlassen und von einer auf-
ständischen Bande theilweise zerstört worden. Sofort nach einem
Ruhetage begann ich für alle Fälle die Station so stark zu befest ii^en,
dass sie von einer ganz gerin^^en l^esatzung zu halten war. Soldaten
und Träger, 900 Menschen, förderten so schnell das Werk, dass in
wenigen Tagen das Fort den nöthigen Grad ¥on Starmfreiheit erlangt
hatte.
Nun brach ich gegen Sinna auf. Ich hatte Mandara befohlen,
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Afrikanische Dlplomaü«.
900 seiner Krieger zu eteUen nad auch die nftchstliegenden und
deatBehfremidlieh gesinnteu Stftmme in eotsprechende Heerfolge ge-
nommen. Diese irregnlären Krieger sollten, von einem Soropäer ge-
fllhrt, hanptsächlich nach gefallener Entseheidnng zur Ansbeotong
des l^eges verwendet werdoL Mit fSr aftikanisehe Verbfiltnisse
seltener PQnktUchkeit nnd last in der befohlenen Stärke sehloss ndi
dieser malerische Trupp der Dschagga-Krieger in ihrem phantastischen
finegssehmnck meiner Marschkolonne an. Noch am Tage des Ab-
marsches brach ich in SinnaV Landschaft ein nnd focht in einem
Labyrinth von dichten, z&ben Widerstand entgegenstellenden Hecken
nnd 5 m tiefen Grftben bis znm Abend, ohne dass es gelang, wegen
der Unkenntniss der Oertlichkeit nnd der totalen Erschöpfung der
Truppen schon jetzt ToUstflndige Entscheidung herbeiznfahren. In dem
auf unserer Seite meist dnidi Europäer geführten Feuergefedit und
in dem sieh innertialb der Befestigungen entspinnenden Einzel kämpf,
Speer gegen Bayonett, gelang es uns jedoch, wie wir später kon-
statirten, dem Gegner einen Verlust von über 100 Todten bei-
zubringen.
Wir erkannten erst gegen Abend, dass es sich um die Einnahme
des Mittelpunktes dieses Gewirres von Hecken und Qber Sprungweite
breiten Gräben, um das besonders starke Gehöft und Hans des
Snitans selbst handle. Trotz der Verluste hatten die Leute Sinna's
den Muth nicht verloren. Die ganze Nacht hindurch, die wir, nur
400 m vom Feinde entfernt, in einem der tiefen Gräben zubrachten,
hörten wir Spottrufe, Kriegsgesänge und den Schlag der Axt zur
Wiederherstellung der von uns in die Befestigungen gelegten Breschen.
Mehrfach antwortete ich in der Nacht mit dem Knattern des
Maxim>gun, das noch bei Tageslicht auf den freien Platz vor dem
Hanse des Sultans eingestellt war, auf den Hohn des Feindes. Am
nächsten Morgen nahm ich von Neuem das Gefecht auf, und nach
zweistündigem Kampfe sank die rothe Flagge, die über dem zwei-
stöckigen Hause des Siniia wehte, die Flammen schlugen empor, und
in iniichtiger Detonation Üog der Pulvervormth Sinna's auf. Jetzt
flüchteten die Wakiboscho, d. h. sie wurden vor unseren Augen von
der Erde verschlungen. Vier unterirdische Gänge, die von der Sohle
der tiefen Gräben in die mit dichtem Urwald bestandenen Schlachten
führten, nahmen den Kest der tapferen Vertheidiger auf, und nnn
liess ich Mandara's Hülfstruppen los zum Einbringen der Beute,
die in ca. 3000 Stück Rindvieh und in ebenso viel Kleinvieh bestand. *
Noch am selben Tage kehrte ich zur iStatitJU zurück und war nicht
Afrikanische IHploiuti«.
'9
wenig erstaunt, als schon am nächsten Morgen Sinna's Bruder mit
einigen Unterhäaptlingen furchtlos in der Station erschiene, sie vor
meinem Zelte ihre schönen Speere in den Boden rannten, und sieb,
mit einem Geschenk von £lien))ein die bedingungslose Unterwerfung
Sinna's bringend, vor mir niederwarfen. Die Geissei dieser ganzen
Gegeud, der unüberwindlielie Sin na, war also endgültig niedei^eworfen,
and in Folge der blitzschnell nadi allen Seiten hin sich verbreitenden
Nachricht erschienen Gesandtschaften von allen Stämmen rings umher,
um die deutsche Flagge und um deutschen Schutz bittend. Mandara
bat mich, ihm Sinna zu unterstellen, ich wies dies jedoch ab; denn
nun war Mandara, auf die Station gestützt, so wie so der Mächtigste
der gaqzen Gegend, und ich hielt es nicht iür richtig, ihn noch
mächtiger zn machen. Die Häuptlinge der von Sinna früher zer<
störten Landschaften zogen, nachdem sie ihre Leute gesammelt, in
ihre früheren Gebiete zurück, um ihr zerstörtes Heim wieder aufzu-
bauen. Die Waruscha ju sandten Botschaft mit der Frage, unter welchen
Bedingungen ich ihre Unterwerfung acceptiren würde. Ich forderte
von ihnen für begangene Räubereien entsprechende Zahlung von
Elfenbein und iEündvieh und baute, da ich die Verhandlungen mit
allen St&mmen rings umher persönlich zn Ende führen wollte, was
mich noch eine Woche beschäftigen mnsste, inzwischen mit der
Truppe die Station vollkummen ans.
Jetzt kamen Nachrichten von Unruhen der Massai, deren Gebiet
ich durchzogen hatte. Auf meinem Hermarsch hatte ich einst mein
Lager an einer Stelle aufgeschlagen, an der ein Theii der Sogonoi-
Massai ihr Vieh zur Tränke trieb. Am Nachmittag erschiw eine
Gesandtschaft der Nomaden, die mich aufforderte, mein Lager anders
wohin zu verlegen oder für die Bcsetzuug dieses Platzes an sie zu
zahlen, andernfalls sie uns mit Gewalt vertreiben würden. Die
provozirend freche Art und Weise, in der dies unverschämte Ansinnen
gestellt wurde, rief bei meinen Oflizicren Unwillen hervor und <len
Wunsch, auf solche Provokation mit der Waffe zu antworten. Ich
suchte einen anderen Ausweg, denn ich wusste, dass die Massai
schwer direkt zn strafen sind, nnd dass es uns in einen langwierigen
Buschkrieg ▼erwiekeln würde, wenn es uns nicht gelang, friedlich mit
ihnen auszukommen. Ohne feste Wohnsitze, ohne Felder, ihren
einzigen Besitz, die Heerdeu, leicht beweglich stets mit sich führend,
erscheinen sie heute hier, morgen dort, die Karawanenstrasse ge-
fülirdcnde, der ^^trafe sich leicht entziehende lictrden. Es war klar,
dass ich der frechen Forderung nicht nachgeben konnte, nnd ich er-
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Afrikaniicbt Diplomatie.'
widert« daher der Gesaadtochatt, dass es dan'bans nicht in unserer
Absicht Ifige, ihnen zn schaden; es sei aber nnsere Pflicht, die ihre
Weidelfinder durchschneidende Karawanenstrasse zu sichern, und wir
dfirften es nicht mehr dalden, dass, wie bisher, die Sicherheit des
Weges Ton ihnen erlcauft werden mfisse. Da tiotz dieser Wamnng
die Hassai auf ihrem Ansinnen bestanden, beschloss ich, ilmen erst
einmal zn zeigen, dass wir ihre Macht nicht tlrchteten, und liess als
Pfimd ffir unsere Nachtruhe in der Nfihe weidende Rinderheerden in
das Lager treiben Sofort verschwanden jetzt die Sogonoi aus unserer
Nfihe. Da auch weiterhin keine Friedensbotschaft kam, liess ich
zunächst 8 Stück Rindvieh für meine Leute schlachten. Hierauf
kamen einige filtere Massai, beschuldigten die jangeo, heissblfitigen
d Moran (die Eriegerkaste) der an uns gestellten Fordemug, ver-
sicherten uns ihrer friedlichen Gesinnung und erbaten ihr Vieh zurück.
Am nächsten Morgen beim Abmarsch liess ich auf mein in Folge
dieses Entgegenkommens gemachtes Versprechen die Rinder im Lager
zurAck und nahm nur wenig Kleinvieh mit, dessen ich znr Ver-
proviaDtirnng meiner Leute bedurfte; ich erklärte dabei den Massai,
dass ich dies Kleinvieh als ein Geschenk betrachtete, dnreh welches
unsere friedlichen Beziehungen besiegelt sein sollten. Ich wusste
wohl, dass dies kein nachhaltiges Abkomtneii sein würde, hoftte aber,
dass, wenn die Massai Siiiua's Niederlage geliört haben wflnleii, sie
klug genug sein würden, mit uns in Freundschaft ans/ukoinmen.
Dass meine IlotVnnng spater scheiterte, lioLrt iiauptsächlii Ii daran, dass
die wilden Horden keino einheitliche Leiluni; lialjen und aut" weite
Strecken zerstreut sind, und dass der Theil, der sich vor uns sieher
glaubt, natürlich nicht zum Frieden neigt. Der geradezu viehisch-rohe
Chanikter der Massai, die iii)rigens, wie wir spiiter konstatirten,
ebenso feige als frech und roii sind, Eigenschattei), die sich bei noch
wilden Afrikanern nieist vereinigt finden, that zum iScheitern meiner
friedlichen HcdTnungen das Seinige. Sei kam es denn, dass die
schwache daud- Expedition eines deutschen Reisenden von den
Massai bedroht und aufL^t lialttu wurde, und dass die bis Masinde
schweifenden Sogonoi es s-i^ar wagten, dem Chef meiner dortiiien
Station eine Keule als Krieu^erklarnng zu senden. l)amit waren die
Aussichten auf friedliches Au-^kommen mit diesem Stamme ge-
schwunden, und nun niusste ich die einzii:e .Maassnahme. die sich
gegell ^nlche räuberischen Horden bietet, ergreifen: Ich musste eine
Jand veranstalten auf alle Sogoiu^i, wo und in welcher Starke sie
sich auch zeigten, um ihnen die Gegend, durch welche unsere Strasse
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Afrikaniiebe Diplomatie.
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fahrt, grfindlich za verleiden. Zu diesem Zwecke wfihlte ich zum
BAckmaroeh die südliche Boate; za diesem Zwecke gab ich den
Befehl, auf Jeden Massai, der sich zeigte, zn feuern, ihre Kraale zu
zerstören, ihr Bindvieh wegzunehmen; zu diesem Zwecke sandte ich,
da mich seihst die Gesehfifte an der Kfiste, wo der nene Gonvemenr
baldigst zu erwarten war, dringlich znm Bfickmarsch zwangen, noch
einmal von Maainde ans den Chef Johannes mit 3 Kompagnien
znm Kilimandjaro und befrhl ihm, aof seinem Hin- und Bfickmarsch
alles, was sich noch von Hassai finden wflrde, anzugreifen. Chef
Johannes meldete, von seinem Zuge znrfickgekehrt, dass er auf
seinem Hinmarsche noch einige Stämme vorgefunden, dieselben aber
zerstreut und ihnen ihre Heerden abgenommen habe. Auf dem Bfick-
marsch sei weit und breit nichts mehr von den Sogonoi zu finden
gewesen ; es sei ihm gemeldet, dass sftmmtliche Aber den Panganiflusa
nach Westen abgezogen seien. Ich hatte an einer Stelle, an der
Karawanen mehrere Tage in der Wildniss lagern mfissen, den an-
gesehenen Häuptling Manamata veranlasst, sich anzusiedeln, so dass
jetzt Tag Ar Tag bis zur Station am KilimancUaro Karawanen in
Dörfern der Wapare oder Wasegua, die die deutsche Flagge ffihren,
fibemachten können. Bei allen Häuptlingen an der Strasse hatte ich
die Massai, die wegen ihres feigen Benehmens gegen uns den bis*
herigen Bnf der Furchtbarkeit eingebfisst hatten, ffir vogelfrei erklärt,
und den Chefs von Moschi und Masinde ßesatzuugeu gegeben, die
ihnen erlaubten, event. von den Eingeborenen unterstfitzt, jede sich
wieder zeigende Massaiborde zu vertreiben.
Von nicht geringer Wiehtigiveit für später war der Umstand,
dass ich den 500 Kriegern Mandara s, die mit mir gegen Sinna
gefochten hatten, einen reichlichen Antheil an der Beute zugestanden
hatte. Es war ein Präzedenzfall geschaffeu, indem die uns be-
ireundeten Eingeborenen ihren Vortheil darin sahen, zu uns zn halten,
wenn nöthig mit uns zu kämpfen. Ich erwähne znm Schlnss, dass
Chef Johannes von Handara ans die Nachricht mit herunter
brachte, dass die Wamscha ju Elfenbein gezahlt und sich unter-
worfen hätten, und dass die Unterbandlungen sicher dahin fahren
wurden, dass ihnen der Chef von Moschi die deutsche Flagge senden
wfirde.
Es man fiw^ dieser kurzen Wiedergabe der Maassnahineu, die ich
zur Regelung des schwierigen [)oliti^<'heu Verliiillnissi s an unserer .
nordwestlichen Karawanenstrasse getroffen habe, ersehen werden, dass,
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Afriktnisehe Diplomatie.
wenn keioe unTOrhergesehenen ZnfiUle jede Wahrecheinlichkeito-
rechniiDg dnrcbkreazen, weon kein unvoraichtiges Vorgeben späterer
Untenielunimgett meine Arbeit, die erst allotäblicb znr Fmcht reifen
miiBB, in ibrem Wadwtbnm nnterbreefaen, der Zweck erreicbt ist Es
mag ingleicben bierans erseben werden, dass icb Gewalt stets nnr
als unabwendbare uUima ratio angeseben babe, dass icb jedoch ancb
andererseits, wo es sein mnsste, meine Machtmittel nnd die mir znr
VerfOgnng stehende Zeit rficksicbtsios ausgenutzt babe.
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Die Bechtsyerhältnisse der deutschen ü^hutzgebiete.')
Von
Professor v. Stengel iu Würz barg.
i
I.
Einleitung.
Am 24. April 1884 wies der Reichskanzler den deutschen
Konsul in Kapstadt an, amtlich zu erklären, daas die von dem Kauf-
mann F. A. E. Lüderitz aus Bremen durch Verträge mit Kapitain
Josef Fredericks, unabhäiigigeiii Herrscher von Bethanien in dem
nördlich des Oranjetlusses gelegenen (Iross-Xamaqualande, erworbenen
Besitzungen unter deutschem Schutze stehen. Es war dies der erste
Schritt, der seitens des deutschen Kelches auf dem Wege einer
aktiven Kolonialpolitik gethan wurde. Rasch folgten nun iu den
niulistfolgenden Jahren eine Reihe kolonialer Erwerbungen, indem
ausgedehnte Gebiete in Südwestiifrika, Westalrika, Ostafrika und in
der Südsee „unter den Schutz des Reiches" gestellt wurden. Gleich-
zeitig wurden mit England, Frankreich und Portugal eine Anzahl
von Vereinbarungen getroffen, inhaltlich welcher eine Abgrenzung der
beiderseitigen Schutzgebiete und Intereasenephären in Afril^a und in
') Eine eiugelieudo Krörtening der Rechtsverhältuissc der deutschen Srhiitz-
j;etiitte findet sich in meiner Schrift: „Die deut>chen Schutzj^ebicte, ihre rechtUche
StcliuDg, Verfassung und Verwaltung", Separat- Abdruck aus den ^Annalen dea
Deittaehttn ItoichM* 1889. — Bin« kam Dantellmig — unter Berfiduiehtiguiig
der seit dem Jahre 1889 im Bestände und in der Verftssung und Verwaltung der
Scliutzgebiete rorgefallenen Aenderungen — wird mein Artikel „Schutzjfebiete" im
ersten Ergänzungshcfte des Wörterbuchs des deutschen Verwaltungs-
reclits bringen. Da^selbst finden sich auch ausführlich« Angaben über die ein-
scblägigea Gesetze und VerordoungeD, wie über die koluntalrecbtlicbe Litteratur.
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Die BeehtsverfailtiiisM der dentsehen Sehntigebiete.
der Sfidsee stattfand. Mit dem deut8ch-enp:Ii>( hen tJebereinkommen
vom 1. Juli 1890 haben die kolonialen Erwcrbongon des Reiches
znofichst wenigstens ihren Abschloss erreicht Der deutsche Kolonial-
besitz, wie er sich auf Grand der erwähnten internationalen Ab-
machungen und der sonstigen Erwerbsakte ergiebt, ist hiernach
folgender:
1. 0ES südwestafrikanische Schutzgebiet (Angra
Peqnena n. s. w.). Dasselbe reicht vom Oranjefluss Im Süden bis
zum Knnene im Norden, im Osten stOsst es an das anter englischer
Hoheit stehende Betschaanland, im Westen wird es vom Heere bezw.
den englischen Besitzungen an der Walfischbai begrenzt Die Ab-
grenzung gegen die portugiesischen Besitzungen erfolgte' durch
Vertrag mit Portugal Tom 80. Dezember 1886 („Kol.-Ztg.** 1887
S. 505), gegen die englischeil Besitzungen durch eine im Frülqahr
1885 mit der englischen Regierung getroffene Vereinbarung (Denk-
schrift über die deutschen Schutzgebiete^ Verfaandl. des Rdöhstags
VI. LegisL-Per. II. Sess. 1885/86, Drucks. No. 44) und durch das
deutsch-englische Abkommen vom 1. Juli 1890 Art III, in dessen
letztem Absätze auch die genauere Feststellung der Südgrenze des
britischen WalÜschbai-Gebietes Torbehaiten ist (»EoL-Blatt« 1890
. S. 122).
2. Kamerun und Topo. Das Gebiet vrm Kamerun ;in der
Bi:ifiabai erstreckt sieh vom Kanipoflnss (südlirli) l)is zum sot;en.
Rin del Rey (nördlieh): westlich ist dasselbe voiu Meere beg;renzt. im
Osten besteht eine feste Grenze gegen das Ilinterlaud noch niriit.
Das Togo gebiet ist ein kleines an der Sklavenküste, südlich von
Dahome g<'lei;enes Gebiet mit den Ha tV'u platzen Lome und Haui'ida.
Die Abgrenzung beider S< lmtzLrt'l>iett! ge'^en die englischen Besitzungen
beruht auf mehreren Abnuichungcn zwisihcn (h'r di'ut>chen und
englischen Recjierung im Frühjahre 1HS5 und Juli und August 1886
(„Deutsche Kolon.-Politik« Heft IV S. G5— r>9 uiul J<ol.-Zt-.« 1886
S. ')3n) und Art. IV des deutsch- englischen Al)kommens vom
l.Juli 1890, gegen die franzttsischen Besitzungen auf der Ueberein-
kttuft vom 24. Dezember 1885 („Kol.-Politik" Heft V S. 50 ff.)
8. Das deutsch-ostafrikanische Schutzgebiet. Dasselbe
wird begrenzt vom Rowumafluss im Süden; die Grenze im Norden
bildet eine von der Mündung des Umbeflusses ausgehende, in nord-
westlicher Richtnng den nördlichen Abhang des Kilimandjaro ent-
lang bis zum Ostnfer des Viktoria Nyanze fahrende, diesen See in
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Die Recbtäverhältuisse der deutschen Schutzgebiete.
15
oetwestUchec Bicfatmig dardwchneidende und an der Ostgrenze des
EoDgoetaateB endigende Linie; im Westen stOsst das Gebiet an den
EongOBtaat, den Tanganyikasee und den Nyassasee; die Ostgrenze
bildet das Meer» naehdem der Soltan von Sansibar den unter seiner
Hoheit stehenden Kflstenstreifen sammt der Insel Mafia an das Reich
abgetreten hat. Die Abgrenzung des Gebietes gegen die portngienschen
Besitzungen erfolgte dnrch den bereits erwfihnten Vertrag vom
30. Dezember 1886, gegen die englisehen dnrch den Vertrag vom
29. Oktober bezw. 1. November 1886 („Eol.-Ztg.« 1887 S. 88 ff.)
und das deutsch - englische Abkommen vom 1. Jnii 1890 Art. IL
Inhaltlich Art XI dieses Abkommens hatte die englische Regierang
anch die Verpflichtung flbemommen, den Sultan von Sansibar zur
Abtretung des Efistenstriehs und der Insel Mafia an das deutsche
Reich zu bewegen. Am 1. Januar 1891 ist das Reich in den Besitz
der vom Snltan von Sansibar abgetretenen Gebiete gelangt (»Eol.-
Blatt" 1891 8. 1).
4. Das Gebiet der Neu- Guinea-Koniput;nie. Dasselbe
iimfasst den nordöstliclieu, nicht unter englischer oder niederländischer
Hoheit stehenden, im Kaiserl. J?chutzbriefe vom 17. Mai 1885 senaa
bezeichneten Theil des Festlandes von Neu -Guinea — „Kaiser
^Vilhelms-Land"^ — , die vor der Küste desselben liegenden Inseln —
„Bisraarck-Arcliipel" — und drei zur Salomons- Gruppe .jrhörige
Inseln. Die Abgrenzung des Gel)iets beruht auf zwei im April 1S85
und April 18S6 zwischen der deutschen und entilisrhcn Iv'gierung
getroft'eiien Vereinliarungeu (^Nachrichten über Kaiser VVübelms-Laud
u. 8. w." U. S. 49 und 51).
5. Die Marschall-Inseln, Brown-Inseln und Providence-
Inseln, einschliesslich Pleasant-Island. Drei kleine Inselgmppen in
der Sfldsee. —
Sobald das Reich die ersten Kolonien erworben hatte, trat :in
die lu'ichsregierang die Aufgabe heran, dieselben zu orcjaiiisiren und
zu verwalten. Bekanntlich war das kolonialpolitische Programm der
Kegiemng zuuäcbst ein sehr eng begrenztes:
Wie die Erwerbung der Schutzgebiete von Anfang an in der
Hauptsache privater Initiative anheim gegeben vrar, so sollte auch
die Regierang und Verwaltung der Sdiutzgebiete Eolonialgesellschaften
fiberlassen werden, die sich aus den in den einzelnen Schutzgebieten
betheiligten Eapitalisten und Handlungshfinsem bilden und auf Grund
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Die ReebtsTerfailtaisM der deotoden Sdnitigeblete.
ertheilter Sehatzbriefe vnter der Oberhoheit und Aufsicht des BeicheB
in ihren Gebieten naeh dem Vorbilde der englisch-ostindiaehen und
holländisch -oetindiaehen Handekkompignien Hoheitsrechte ansflbeo
sollten. Bs setgte sich aber bald, dasa dieses Programm nicht
dnrchf&hrbar war, da sich nnr zwei EolomalgeseUschaften, die Nen-
OoiQeapKompagnie nnd die Dentsch-ostafrikaniscbe Gesellschaft, bereit
erklärten, die Begierang nnd Verwaltung ihrer Gebiete zu fiber-
nehmen. In den flbrigen Schutzgebieten mosste die Begiemog
kaiserliche Beamte zur Ffihrang der Verwaltong aufstellen. Aber
auch der mit den genannten beiden Kolonialgesellschaften gemachte
Versuch ist nicht gelungen ^ wie sab III genauer darzulegen sein
wird, hat jetzt auch in den Gebieten der Neu-Guinea-Eompagnie und
der Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft die Reichsregierung die
Verwaltung selbst in die Hand nehmen mfissen. Das ursprfingliche
Programm der Beichsregieruog ist daher jetzt völlig angegeben. In
gewissem Sinne war es schon aufgegeben mit dem Erlasse des Ge-
setzes vom 17. April 1886, betr. die Rechtsverhfiltnisse der deutschen
Schutzgebiete, da dieses Gesetz ein viel weiter gehendes Eingreifen
der Reichsregierang in die Verhfiltnisse der Schutzgebiete voraussetzt^
als dies nach dem urspr&nglichen Plane beabsichtigt war. Es
zeigt sich dies schon in der Art und Weise, wie das Gesetz selbst
zu Stande gekommen ist Am 12. Januar 1886 legte nSmlich der
Eeichskanzler dem Beichstage einen vom Bundesrathe beschlossenen
Entwurf eines Gesetzes, betr. die Rechtspflege in den Schutzgebieten
vor, inhaltlich dessen die Ausfibung der Gerichtsbarkeit in den
Schutzgebieten, sowie die Mitwirkung der deutschen Behörden bei der
Ausfibung dieser Gerichtsbarkeit nnd der hierbei zur Anwendung
kommenden Vorschriften des bfirgerlichen Rechts nnd des Strafrechts
dnrch kaiserl. Verordnung mit Zustimmung des Bundesraths geregelt
werd^ sollten. Der Beichstag war jedoch der Ansicht, dass die ge-
setzliche Begelung sich nicht auf die Bechtspflege beschrftnken,
sondern die Rechtsverhältnisse der Schutzgebiete fib^aupt betreffen
solle und dass, was das bfifgerliche Recht, das Strafrecht und das
gerichtliche Verfiihren einschliesslich der Gerichtsverfisssung anlangt,
zu bestimmen sei, dass in dieser Hinsicht das Eonsulargerichtsbarkeits»
gesetz vom 10. April 1879 sammt den darin in Bezug genommenen
Beichsgesetzen und preussischen Gesetzen in den Schnt^bieten in
Eraft zu treten habe. Dementsprechend wurde der Gesetzentwurf
umgearbeitet und naeh eriaugter Zustimmung des Bandesraths als
Beichsgesetz vom 17. April 1886, betr. die Bechtsverhältnisse
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Die Reebtsverfa<iiiM« der deutschen Sebntsgebiete.
17
der (leatscheu Scbatzgebiote, bekauut gemacht (»K.-G.-Bl«''
Ö. 75).
' Das Reichsgesetz vom 17. April 1886 zerfallt inhaltlich in drei
Theile. Im ersten Theile (§ 1) ist bestimmt, dass die Schutzgewalt *
in den deutschen Schutzgebieten der Kaiser im Namen des Reichs
aasQbt. Der zweite Theil (§§ 2 und 3) enthält eine Regelung des
bfirgerlicheu Rechts, des Strafrechts und des gerichtlichen Verfahrens
einschliesslich der Gerichtsverfassung dorch Bezugnahme anf das
Eonsnlargerichtsbarkeitsgesetz, indem gleichzeitig zugelassen wnrde,
dass dieses Gesetz in verschiedenen Punkten dnrch kaiserL Verordnung
abgeändert werde. Im dritten Theile (§ 4) ist endlich bestimmt,
dass das Reichsgesetz vom 4. Mai 1870, betr. die Bheschliessnng
und die Beurkondnng des Personenstandes von ReichsangehOrigen im
Aushmde, auch f&r die Schutzgebiete Anwendung finden soll.
Da sich bald zeigte, dass die in dem Eonsnlargerichtsbarkeits-
gesetze in Bezug genommenen Reichsgesetze nnd preussischen Ge-
setze ohne erhebliche Abftnderangen in den Schutzgebieten nicht an-
wendbar seien, wurde zunächst am 7. Juli 1887 eine Novelle zum
Schutzgebietsgesetze erlassen, inhaltlich welcher der Kaiser ermSchtigt
wurde, die Beehtsvezhftltnisse an unbeweglichen Sachen durch Ver-
ordnung auch in anderer Weise zu regeln, als dies in den gemäss
dem Eonsnlargerichtsbarkeitsgesetz zur Anwendung zu bringenden
preussischen Gesetzen i(<'srliehen ist.
Eine zweite umfassendere Novelle ericins: am 1.'). Miirz 1888
(,,R.-G.-H1.'* S. 71), in welcher das kuiserl. Voronlnung-sri'fht in Bezug
anf Stnitrcrht, gerichtlieiies W^rfahren nnd ^lerii-htsvcrfassnni; noeh
weiter ausgedehnt wurde und ausserdem Hotinnnungen über die Ver-
fassung und Stellung der KoKHiiulgesellsehalten, die Naturalisation
von in den Schutzgebieten sich aufhaltenden Ausländern und Ein-
geborenen u. s. w. getrotien siud.
Durch Art. HI der Novelle vom 15. März 1888 wurde der
Reichskanzler ermächtigt, den Text des Schntzgebietsgesetzes, wie er
sich aus den in ded' Artikehi I und II der Novelle festgestellten
Aenderungen ergab, durch das Reicbsgesetzblatt bekannt zu machen.
Auf Grund dieser Ermfichtigung wurde der Text des Gesetzes in der
neuen Fassung vom 19. Mftrz 1888 („R.-G.-Bl*^ S. 75 ff.) bekannt
gemacht In dieser Fassung bildet das Reichsgesetz vom 17. April
1886 die Grundlage des Rechtszustandes in den deutschen Schutz-
gebieten.
KolonlalM Jahriracb 1891. 2
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18
Die B«cbUTerbälini88« der deuUcfaen Schutzgebiete.
II.
Die vdlkarrachtliGiio und ttaitsraohtllcho SMIiiiig der Schutigeblete
(Kolonien).
Ünter Kolonien im Sinne des Völkeneehts tind StaatBrechts ver-
steht man ftbenedsche Proviozen oder Nebeolftoder enropftiseher
Staaten. In der Regel sind die Kolmiien vom Hntteriand rftnmliek
getrennte, in einem andern Welttheil liegende Provinzen, welche
ebenso, wie andere Provinzen, seioer Souveränität unterworfen
sind, wenn sie anch mit Bficksicht auf ihre Lage und eigenthümliche
ethiiographi seile, wirthschaftliche nnd politisclie Verhältnisse stets
eine besondere Stellung einuehmen werden und sich nicht selten
einer grossen Autonomie erfreuen, wie z. B. ein grosser Thell der
englischen Kolonien. Zu den Kolonien rechnet man aber auch die-
jenigen Nebenländer europilischer Staaten, die nicht, wie Provinzen,
ihrer Souveränität unterstehen, sondern nur in einem völkerrecht-
lichen Verhältnisse, dem sogen. Protektorate zu ihnen sich be-
finden. Solche Kolonien (Protektoratsländer, Schut/.staaten) hängen
zwar in Bezug auf ihre auswärtigen Verhältnisse von dem sie im
völkerrechtlichen Verkehre vertretenden schutzherrlicheii Staate ab,
sind aber hinsichtlich ihrer inneren Verwaltung gewöhnlich in
grösserem oder geringerem flrade autonom und selbstständig. In
einem sohhcu Protektoratsverhältnisse stehen z. B. Tonking und
Tunis zu Frankreich und die indischen Va^aiieustuateu zu England
und Holland.
Man kann daher a) eigentliche, der Souveränität des Mutter-
landes unterstehende Kolonien, und b) lediglich in einem völker-
rechtlichen Verhältnisse zum Mutterlande stehende Protektorats-
läuder mitersi'heiden.
Die deutschen Schutzgebiete sind trotz dieser Bezeichnung
eigentliche Kolonien, also der Souveränität des Reiches iiiitcrstellt
Es ergieht sich dies vor Allem aus der Erwerbung der Schutzgebiete.
Das Protektorat kann nämlich nur erwor})en werden durch einen
zwischen dem Schutzstaate und dem schutzherrlichen Staate ab-
geschlossenen Vertrag, der also auf demjenigen Gebiete, das als
Kolonie erworben werden soll, das Bestehen eines staatlich
organisirten Gemeinwesens voraussetzt. Ist dagegen das betreffende
Gebiet völkerrechtlich herrenlos, d. h. untersteht es überhaupt keiner
politischen Herrschaft, oder ist es nur von barbarischen oder halb-
zivilisirten Völkerschaften bewohnt, die es noch za keiner im völker-
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Die BaebttverUltiiiaM dtr -dwitMlMn SohotigaUeto. 19
reehtUciien Verkehr anerkannten staatlieben Organisation gebracht
haben, so kann nnr durch Besitzergreifiing die Souveränität
Ober ein solches Gebiet erworben werden. Die Besitz-
ergreifung wird symbolisch durch Flaggenhissen, Setzung von Grenz-
pfählen, Erlassimg von Proklamationen n. s. w., vorgenommen, ist
aber erst dann vollendet, wenn in dem betreffenden Gebiete Ein-
richtDDgen geschaffen sind, die die Ausfibong einer Öffentlichen
Gewalt und die Herbeiffihrnng geordneter Zustände erni5glichen.
flandelt es sich um Besitzergreifungen an den Küsten des Festlan-
des von Afrika dnrch eine der Signatärmächte der Eongoakte vom
26. Februar 1885, so muss die Besitzergreifung, nm als effektiv zu
gelten, auch nach Art. 34 der Akte den fibrigen Signatfinnächten
mitgetbeilt werden. Abgesehen nun von den Besitzungen, welche
der Sultan von Sansibar auf Veranlassung der englischen Regierung
an das Reich ab^'etreteu hat, waren die sämmtlichen Gebiete,
welche das deutsche ßeich als Schutzgebiete erworben hat, völker-
rechtlich herrenlos, and sind auch als solche von Organen des
Reichs bezw. von Eolonialgesellschaften in Besitz genommen worden.
Wenn trotzdem mit den Häuptlingen, Sultanen n. s. w. vieler ein-
geborener Völkerschaften Verträge abgeschlossen wurden, so haben
diese lediglich die Bedeutung von die Besitzergreifung unterstützen-
den Thatsar iieii. Ansserdem wurde durch diese Verträge die rechtliche
Stellung der Keichsgewalt gegenüber insofern genauer bestimmt, als
in ihnen die Häuptlinge u. 8. w. sich die Gerichtsbarkeit, sowie
sonstige Hoheitsrechte über ihre Unterthanen vorbehalten haben.
Wenn hieniach auch die Schutzgebiete grundsätzlich der
Souveränität des Reiches unterworfen sind, so ist doch zu beachten,
dass diese Souvcränitüt nur insoweit als rechtlich wirksam zu be-
trachten ist, als das Reich das betreffende Gebiet thatsächlich okkupirt
nnd Einrichtungen geschaffen hat, die ihm eine staatliche Herr&chafts-
ausflbnng daselbst gestatten. Dies ist aber erst bezüglich einzelner
Theile der verschiedenen Schutzgebiete der Fall. Insoweit dies nicht
der Fall ist, sind die Schutzgebiete vorerst noch als deutsche
Interessensphären zu betrachten. Unter „Interessen-'' oder
„Maohtsphäre* versteht man nämlich ein auf Grund von Verein-
barungen mit anderen betheiligteu Kolonialmächten abgegrenztes
Gebiet, innerhalb dessen ein Staat ausschliesslich berechtigt ist, seine
koloniale Herrschaft zu begründen. Der Inhalt derartiger Verein-
barongen geht dahin, dass sich der eine Staat dem kolonisatorischen
Vorgehen des anderen innerhalb des dessen Einflösse äberlassenen
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20
Di« RechtsTerbUtnisn der deatscben 6ehulxg«biete.
Gebiets nicht, entgegentreten nnd sich selbst der Erwi'rbung jeglicher
kolonialer Herrsehaft innerhulb dieses (lebiets enthalten wird. Die
sub I erwühnten, mit Enuland, Frankreich und Portugal abgeschlossenen
internationalen Vereinbarungen sind nun in der liau})tsacbe Vertrüge
über die Abgrenzung beiderseitiger Interessensphären, also Vertrüge,
durch welche dem Reiche die Möglichkeit eingoräurat worden ist,
unbehindert von dem anderen Kontrahenten die betreftenden Gebiete
zu ükkupiren. Soweit dies geschehen, sind Gebiete der Souveränität
des Reiches unterworfene Schutzgebiete, d. h. eigentliche Kolonien,
im Uebrigen aber erst noch zu okkupirende Interessensphären.
Weil bezw. insoweit die Schutzgebiete der Souveränität detf
Reiches unterworfen sind, gelten sie vom Standpunkte des Völker-
rechts als ßestandtheile des Reiches. Daraas folgt, dass das Reich
in Bezug auf die Schutzgebiete alle Rechte und Filichten hat, die
ihm nach Maassgabt dr- Völkerrechts in Bezug auf das Reichsgebiet
zustehen. Das Reich kann daher jeden dritten Staat nicht blos von
der Besitzergreifung der Schutzgebiete, sondern auch von jeder Ein-
wirkung auf sie und der Ausübung hoheitlicher Rechte in ihnen, wie
z. B. der Gerichtsbarkeit, abhalten. Andererseits hat das Reich die
Schutzgebiete und deren Angehörige völkerrechtlich zu vertreten, in
Folge dessen obliegen ihm in Bezug auf die Schutzgebiete n. A.
alle Verpflichtongen, die die Eongoakte vom 26. Februar 1885 den
Signatftrmikchten auflegt, die an den Eflsten von Afrika Besitzungen
haben.
Anlangend die staatsrechtliche Stellung der Schutzgebiete, so
sind sie zwar der Souveränität des Reiches unterworfen, sie sind aber
nicht integrirende Bestandtheile des Reichsgebiets, weil sie nicht
gemäss Art. 1 dos Reichsgesetzes dem Reiche einverleibt sind. Nnr
in einzelnen Beziehungen gelten sie als Roichsinland; so hat z. B.
§ 6 Abs. 3 des Sebntzgebietsgesetzes vorgeschrieben, dass die Schatz-
gebiete im Sinne des § 21 des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1870 über
Erwerb und Verlust der Reich8> und Staatsangehörigkeit, sowie bei
Anwendung des Reichsgesetzes vom 15. März 1870 wegen Beseitigung
der Doppelbesteuerung als Inland gelten. Ausserdem ist zu bemerken,
dass, weil in den Schutzgebieten eine Anzahl Reichsgesetze, wie das
Reichs-Strafgesetzbuch, die Reichs-Justizgesetze, das Handelsgesetz*
buch, die Wechselordnung u. s. w. eingeführt ist, die Schutzgebiete
in Bezug auf diese Gesetze auch als Inland gelten, so dass z. B. ein
in einem Schutzgebiete bestrafter Diebstahl für die im Reichsinlande
zu beantwortende Frage des Rückfalls in Betracht kommt Die
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Die B««litmrbtltiii*H der detitseben Schutzgebiete.
21
Oesammtbeit der dem Reiche Qber die Schatzgebiete zastehenden
Hoheitorechte ist im Schntzgebietogesetze als „Schntzgewalt*' be-
zeichnet Diese sogen. Schntzgewalt nmfasst soiiach an nnd fKr sich
die sämmtlichen ans dem Begriffe der sonveränen Staategewalt sich
ergebenden Befugnisse; nnr da^ wo sich die H&uptlinge der ein-
geborenen Volkerschaften gewisse Hoheitsreehte fiber ihre Untergebenen
vorbehalten haben, ist insoweit die ySdrotzgewalt* des Reiches -be-
schiflnkt. [m Uebrigen sind der Schntzgewalt, da sie, wie überhaupt
die Staatsgewalt, territorialen Charakter hat, s&mmtliche Personen
unterworfen, welche sich in den Schutzgebieten niedergelassen haben
oder sich daselbst aufhalten, mögen sie Reichsangehörige, Angehörige
anderer zivilisirter Staaten oder Eingeborene sein. Die Angehörigen
anderer Staaten sind der dentschen Staatsgewalt natfiriidi nnr unter-
worfen, weil und solange sie sich in einem Schatzgebiete aufhalten. Die
Eingeborenen sind zwar grundsfttzlich der Gesetzgebung, Rechte
sprechung und Verwaltung des Reiches als dessen Vnterthanen
unterworfen, die Reichsangehörigkeit mit den daraus sich ergebenden
Rechten und Pflichten besitzen sie aber nicht. In § -6 des Schutz-
gebietsgesetzes vom 17. April 1886 ist jedoch zagelassen, dass Aus-
Iftndem, welche sich in den Schutzgebieten niederlassen, und Ein-
geborenen die Retchsangehörigkeit durch Naturalisation vom Reichs-
kanzler oder einem von ihm hierzu ermftchtigten Beamten verliehen
werden kann, und ausserdem ist bestimmt« dass* auf die Naturalisation
nnd das dadurch begrflndete Verhftltniss der Reidisangi^örigkeit die
Vorschriften des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1870 ilber den Erwerb
und Verlast der Reichs- und Staatsangehörigkeit, sowie -Art 8
Reichsver&sBung und § 4 des Wahlgesetzes f&r den deutschen
Reichstag vom 81. Mai 1869 entsprechende Anwendung finden. Da
nun Art. 8 Reichsverfiusung bestimmt, dass die Angehörigen eines
jeden deutschen Einzelstaatos in jedem anderen deutschen Staate in
einer Anzahl von Beziehungen (Niederlassung, Gewerbebetrieb, Erwerb
von Grundstücken u. s. w.) den. Inländern gleichzustellen sind, so
folgt aus der Anwendbarkeit des Art. 3 der Reichsverfossung auf die
naturalisirten Ausländer und Eingeborenen, dass dieselben in den an-
gegebenen Richtungen im Reichsinlande wie Angehörige deatscher
Einzelstaaten zu behandeln sind.- Die Anwendbarkeit des § 4 des
Gesetzes vom 81. Mai 1869 hat aber die Bedeutung, dass sie in den
Reichstag gewählt werden können, während ihnen allerdings das
aktive Wahlrecht zum Reichstag fehlt
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22
Die BachtmrblltBiaM der dentMb«« Scbatxgvbitt«.
nt.
Uonittetbare und mittelbare Schutzgeliiete. Dit Ktlonial-
gesellschaften.
Nachdem durch kaiserl. Schatzbrief vom 17. Mai 1885 der Neu«
Gainea- Kompagnie für ihr Gebiet und dnrch Schotzbrief vom
27. Februar 1885 der Beutsch-ostafrikanischen Gesellschaft für das
im Schatzbriefe genauer beieichnefce Gebiet die Aasfibnng der Landes-
hoheit fibertragen worden war, zerfielen die Schutzgebiete in zwei
Klassen: unmittelbare und mittelbare Schutzgebiete oder Kronkolonien
und GeseilschaffcskolonieD. Die unmittelbaren Schatzgebiete worden
anmittelbar von kaiserl. Beamten regiert und verwaltet; in den
mittelbaren Schatzgebieten dagegen wurde die Regierung und Ver-
waltung von den Organen der betreiTenden Kolon iaigeselbchaft be-
sorgt, während dem Reiche lediglich die Oberanfsicht zustand. Dieser
Unterschied ist jedoch jetzt verschwunden, alle Schutzgebiete
sind gegenwärtig unmittelbare Schutzgebiete. Auf Grund
einer am 30. April 1889 beschlossenen und am 17. Mai 1889
Allerhöchst geuehmigten Statutenänderung hat nämlich die Direktion
der Neu-Guinea-Eompagnie mit dem Auaw&rügen Amte ein Ueber-
einkommen getroffen, inhaltlich dessen vom l. Xovember 1889 ab
die staatliche Landesverwaltung einschliesslich der Rechtspflege und
der Einzi^uog der auf der Landeshoheit beruhenden Steuern und
Zölle u. 8. w. dnrch kaiserl Beamte geführt wird, die Kosten der
Verwaltung aber nach wie vor der Neu-Guinea-Kompagnie zur Last
bleiben. Verblieben sind jedoch der Gesellschaft das ihr durch den
Schutzbrief vom 17. Mai 1885 gleichfalls verliehene ausschliessliche
Recht, in ihrem Gebiete herrenloses Gebiet in Besitz zu nehmen and
Verträge mit den Eingeborenen Ober Land- und Grundberechtignngen
abzuschliesssD, sowie die ihr nach der bestehenden Gesetzgebung n-
stehenden gewerblichen Privilegien.
£benso hat auch die Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft auf
die ihr im Schutzbriefe vom 27. Februar 1885 verliehenen Hoheits»
rechte verzichtet. Inhaltlieh eines am 20. November 1890 zwischen
der Gesellschaft und der Reichsregierung abgeschlossenen Ueberein*
kommens („Kol.-Blatt*" 1890 S. 301 ff.) hat n&mlich die Reichs-
regierung die Verwaltung sowohl des voa der Gesellschaft durch
Vertr&ge vom 28. April 1888 und 13. Januar 1890 dem Sultan von
Sansibar abgepachteten Küstenstreifens, sowie des im Schutzbriefe
vom 27. Februar 1885 au^gefährten Gebietes am 1. Januar 1891
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Di» RaditrrerlilltauM der deutschen ScbuUgebieto.
23
ftbemommen. Dagegen wurden der Gesellsehaft fOr das Eflsten-
gebiet, dessen Znbebörnngen» die Insel Mafia und das Gebiet des
SchntsbriefBS gewisse Vorrechte eingerftnmt besw. belassen (Gmnd-
erwerbsmonopol, Vorreehto hinsichtlieh der Ckwinnnng von Mineralien,
der Eonzessionimng, des Baues nnd des Betriebes yon Eisenbahnen,
Banknotenpriviieginm, Mftnzregal).
Nachdem die genannten beiden Eolonialgesellschaften die ihnen
seiner Zeit flbertragenen Hoheitsreehte wieder anfifegebea haben,
haben sie ihre frühere Offentlieh-rediÜiche nnd obrigiceitliehe Stollnng
eingebfisst Sie sind jetzt ebenso wie die fibrigen yorhandenen
Kolonialgesellsehaften Erwerbsgesellschaften, deren Stellung nach den
einschlSgigen allgemeinen Rechtsvorschriften za beartheilea ist
Kolonialgesellschaften können an nnd fOr sich jede Beehts-
form annehmen; sie kOnnen als Aktlengeeellsohaften, Korporationen,
Genossenschaften n. & w. anftieton. In § 8 de« Sdmtagebietsgeseties
ist jedoch bestimmt, dass Kolonialgesellschaften, welche die Koltmiaation
der dentschsn Schntzgebiete, insbesondere den Krwerb nnd die Yer-
werthong von Grandbesitz, den Betrieb von Land- nnd Plantagan-
wirtbschaft, den Betrieb von Bergban, gewerblichen Untemehmnngea
und HandelsgeschAfteD in denselben zum anssohliesslichen Gegenstand
ihres Unternehmens nnd ihren Sitz im Beichsgebiet oder in den
deutschen Schntzgebieten haben, oder denen durch kaiserl. Schutz-
briefe die Ausfibung von Hoheitsreehten übertragen ist, auf Grund
«nes vom Reichskanzler genehmigten Gesellschaftsvertiags (Statuts),
welcher nach § 9 a. a. 0. gewisse Bestimmungen enthalten mnss,
durch Beschluss des Bundesraths die Eigenschaft einer Korporation,
d h. die Ffthigkeit beigelegt werden kann, unter ihrem Namen
Rechte, insbesondere Eigenthum und andere dingliche Rechte an
Grundstücken zu erwerben, Veibindlichkeiten einzugehen, vor Gericht
zu klagen und verklagt zu werden. In solchem Falle haltet den
GUnbigem für alle Verbindlichkeiten nur das Vermügen der Ge-
sellachaft Der Beschluss des Bundesiaths und im Auszüge der
Gesellschaftevertrag sind im «Reichs-Anzeiger'' zu veröffentlichen.
Deutsehe Kolonialgesellsehaften, welche die im $ 8 erwfthnte
Ffthigkeit durch Beschluss des Bnndesraths erhalten haben, unter-
stehen naeh { 10 der Aufeicht des Reichskanzlers. Die einzelnen
Befugnisse derselben sind in den Gesellschaftevertrag aufeuwebmen.
Kolonialgesellsehaften dagegen, die nicht nach Maassgabe des
} 8 des Sehutegebietsgesetzes gebildet sind, sondern die Eigenschaft
von Aktiengesellschaften, Genossenschaften, Korporationen im Sinne
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24
Die ReehtsverhlltoiSM der deotoehMi Selnrtigebiato.
des preuss. Landrechts n. s. w. haben, nntcrliegen einer behurdlicheD
Aufsicht nur dann und in dem Maass«s wie es in den für derartige
GeseUschaften überhaupt geltenden Bechtevorschriften bestimmt ist
IV.
Die Steifung des Kaisers; Gesetzgebung und Regierung.
Durch § 1 des Schutzgebietsgesetzes vom 17. Ai)ril 1886,
welcher bestimmt: Die Schutzgewalt in den deutschen Schutzgebieten
übt der Kaiser im Namen des Rciciics aus, sind dem K;ii-or alle
Hoheitsrechte, welche dem Deutschen Reiche in Bezug auf die Schutz-
gebiete zustehen, zur Ausübung übertragen worden. Bei der Aus-
übung dieser Rechte ist der Kaiser weder an die Zustimmung des
Reichstags noch auch des Bundestags gebunden: seine in Ausübung
der Schutzgewalt erlassenen Anordnungen und Verfügungen bedürfen
jedoch selbstverständlicher Weise der Gegenzeichnung des Reichs-
kanzlers.
Auf (irund der ihm durch § 1 a. a. 0. gewordenen Delegation
hat der Kaiser nanunitlich das Recht, für die S.lnitzgebiete Vor-
ordnungen mit Oesetzeskraft zu erlassen. Nur aiil dem Gebiete der
Rechtspflege ist der Kaiser in dieser Hiii-^iclit beschränkt durch die
§§ 2 und 4 des Schutzgebietsgesetzes (vgl. unter V, 1).
Das ilmi zustehende Verordnnng.<reeht, welches nach § 3 Z. 3
des Schutzgelnetsgesetzes auch die Befugniss zum Erlasse von Straf-
vorschriften in Bezug auf Materien, die nicht Gegenstand des Keichs-
Strafgesetzbuchg sind, umfasst, kann der Kaiser sowohl an Kolonial-
gesellschaften, als auch an den Reichskanzler und die Behörden und
Beamten der Schutzgebiete übertragen. Eine derartige Uebertmgung
ist aber natürlich nur dann und insoweit nothwendig bezw. zulässig,
als den betreftenden Beamten nicht schon durch Gesetz ein etwa
mehr oder mindei niiifasseiides Verordnungsrecht eingeräumt ist.
Durch § 11 des Si hut/u'bietsgesetzes ist nun in der Tliat dem
Reichskanzler das Recht verliehen, die zur Ausfühning dieses (Jesetzes
erforderlichen Anordnungen zu treffen, zugleich mit der Befngniss,
für die Schutzgebiete oder einzelne Theile derselben polizeiliche und
sonstige di<» Verwaltung betret^'ende Vorschriften zu erlassen, auch
dieses Reeht auf Beamte der Schutzgebiete und Kolonialgesellschaften
zu ubertragen. Ausserdem haben auch die mit der Ausübung der
Gerichtsbarkeit betrauten Beamten das Recht zum Erlasse von
Poli/eivcruninungen nach Maassgabo des § 4 des KoDsnlargerichts-
barkeitsgesetzes vom 10. Juli 1879.
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Die Kechtsverhältubse der deutschen Schutzgebiete.
25
Bie Verwaltang der Schutzgebiete wird in oberster lostanz
vom Beichskanzler als veraDtwortUehem Eolonialminister, der durch
das ibm untergebene Auswärtige Amt nntersttttzt wird, besorgt.
Im Auswärtigen Amte ist seit dem 1. April 1890 eine besondere
,Kolonialabtheilnng*^ fDr die Besorgung der Angelegenheiten der
deutschen Schutzgebiete gcscbaffen, welche, soweit es sich um die
Beziehungen zu auswärtigen Staaten und der allgemeiuen Politik
handelt, dem Staatssekretär des Auswärtigen Amtes unterstellt ist,
in .alien „eigentlichen KolonialaDgelegenheiten" aber, insbesondere
auch in allen organisatorischen Fragen, selbstständig unter Ver-
antwortlichkeit des Reichskanzlers fongirt Der Eolonialabtheilung
steht der durch AUerhOcbsten Erlass ?om 10. Oktober 1890 („Eol.-
Blatt^ 1890 S. 267) ins Leben gerufene Kolon ialrath als sach-
verständiger Beirath zur Seite, dessen Zusammensetzung (Ernennung
durch den Beichskanzler), Zuständigkeit u. s. w. durch Verfügung
des Reichskanzlers vom 10. Oktober 1890 genauer geregelt ist.
An der Spitze der Verwaltung der emzelnen Schutzgebiete
stehen kaiserL Beamte mit dem Tit^l Gouverneur (Kamerun,
Peutsch- Ostafrika) oder Kommissar (Togo, Sfldwestafirika, Ken-
Guinea, ilarschall-Insehi). Dem Gouverneur in Kamerun und dem
Kommissar in Neu-Guinea . ist jo ein jaristisch gebildeter Kanzler, *
. hauptsächlich zur Wahmehmnog der richteilicheo Geschäfte, bei-
gaben. .
Der Umfang der Amtsgewalt und Zuständigkeit . der Gouverneure
und Kommissare ergiebt sich theils aus den ihnen ertbeilteu
Kommissorien, tbdls daraus, dass sie an Stelle des Kaisers die ge-
samnjkte Schutzgewalt in den Schutzgebieten auszuflben haben, soweit
die darin liegenden Befugnisse nicht dem Kaiser bezw. dem Reichs-
kanzler und der Kolonialabtheilnng vorbehalten sind. Bei denjenigen
Befugnissen, welche, wie das Verordnungsrecht und die Gerichts-
barkeit, eine besondere Ermächtigaog voraussetzen, muss selbst-
verständUcb diese Ermächtigung vorliegen. Die Ermächtigung zur
Ausfibung der Gerichtsbarkeit erfolgt nach Maassgabe der Vorschriften
des Konsulargericbtsbarkeitsgesetzes- vom 10. Juli 1879, die Ueber-
tragung des Verordnungsrechts auf Grund des § 11 des Schutz-
gebietsgesetzes Tom 15. März 1888. Neben den mit der FAhmng
der allgemeinen Verwaltung und Ansäbung der Gerichtsbarkeit be-
trauten Beamten sind in den Kolonien auch Beamte für spezielle
Yerwaltungszweige (Postwesen, Bergwesen, Zollwesen n. s. w.) und
die nOthigen Bureau- und Unterbeamten, angestellt
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26
Die BeehtSferbUtnisM der deatacben Schutsgebiet«.
Die t<iiinmtlii"hen Beamten der Schutzgebiete sind vom Kaiser
ernannte Keicbsbeamte, deren Rechtsverhältnisse sich zunächst nach
dem Reichs -Bearatengesetze vom 31. März 1873 und (hmn dem
Reichs^esetze vom 31. Mai 1887, betr. die Rechtsverhältnisse der
kaiserl. Beamten in den deutschen Schutzgebieten, zu beurtheilen
sind. Nach § 1 dieses letzteren Gcset^es kann durch Beschhiss des
Bnndesraths bestimmt werden, dass den kaiserl. Beamten, welche iii
den deutschen Schutzgebieten eine längere als einjährige Verwendung
gefunden haben, die daselbst zugebrachte Dienstzeit doppelt in An-
rechnung zu bringen ist. Ferner ist in § 2 bestimmt, dass die
Gouverneure, Kanzler und Kommissare für die deutschen Schutz-
gebiete durch kaiserl. Verfugung jederzeit mit Gewährung des
gesetzlichen Wartegeides einstweiiea in den Bahestand versetzt
werden können.
Bezüglich der Rechtsverhältnisse der Beamten in den Schutz-
gebieten von Kamerun und Togo ist eine besondere kaiserl. Ver-
ordnung vom 3. August 1888 („Reichs-Anzeiger" vom 8. August 1888
No. 202) ergangen, welche das Reichs-Beamtengesetz und die daza
ei^angenen Novellen und Neben gesetze in einigen Punkten abändert.
Hervorzuheben ist endlich, dass nach § 5 des Schutzgebiets-
gesetzes die Befugnisse, welche den deutschen Konsuln nach anderen
als dem Konsnlargerichtsbarkeitsgesetze und dem Reichsgesetze vom
4. Mai 1870 äber die Beurkundung des Personenstandes und die
Eheschliessung von Reichsangehörigen im Auslande zustehen, durch
den Reichskanzler Beamten in den Schutzgebieten übertragen werden
können. Dies ist denn auch sowohl in Neo-Guinea, wie in Deutsch-
Ostafrika geschehen. (Verfügungen des Reichskanzlers vom 23. Mai
1890, „KoI.-BIaU«' 1890 S. 65, und 1. Jannar 1891, „Kol-Blatt*
1891 & 1.)
V.
Die einzelnen Verwaltungszweige.
1. Die Rechtspflege. Hinsichtlich der Gerichtsverfassung und
der Rechtspflege bestimmt § 2 des Schutzgebietsgesetzes, dass sieh
das bürgerliche Recht, das Strafrecht und das gerichtliche Veifiüirai
nach den Vorschriften des Ronaolargerichtsbarkeitsgesetzes vom
10. Juli 1879 bestimmen, und nur der Zeitpunkt des Inkrafttretens
dieses Gesetzes und der darin in Bezog genommenen deutschen und
preussischen Gesette in den einzelnen Schutzgebieten durch kaiserl
Verordnung festzusetzen sei DaraoB folgt, dass das kaiaerl Ver-
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Die RechtsTerhUtnisse der deutoehen Schutzgebiete.
27
ordnungsrecht im gesammten Gebiet der Rechtspflege insoweit aus-
geschlossen ist, als die Vorschriften des Konsulargerichtsburkeits-
gesetzes und seiner Nebengeset/e zur Anwuiulung zu kommen haben
und daiier nur in dem Umfange eintreten kann, als dies das Schntz-
gebietsgesetz und das Konsalargerichtsbarkeitsgesetz bezw. seine
Nebengesetze ausdrücklieh zulassen.
Das Konsulargerichtsbarkeitsgesetz hat nun die Gerichts-
verfassung in den Konsulargerichtsbezirkeu in der Weise geregelt,
dass die Gerichtsbarkeit in Civil- wie in Strafsachen durch den Konsul
und das aus dem Konsul als Vorsitzenden und zwei — in einzelnen
Fallen vier — ans den Gerichtseingesessenen ernanuten Beisitzern
gebildeten Konsulargericht ausgeübt wird. Im Uebrigen kommen die
Reichs-Justizgesetze (Gerichtsverfassungsgesetz, Civilprozessordnun;;,
Strafprozessordnung und Konkursordnung) mit einer Reihe durch die
besonderen Verhältnisse der Kuusulargerichtj-bezirke gebotener und im
Konsnlargerichtsbarkeitsgesetzc vorgeschriebener bezw. zugelassener
Aenderungen zur Auwendung. Um das bezüglich der Gerichts-
verfassung und des gerichtlichen V^erfahreus in den Konsulargerichts-
bezirken geltende Recht in den Schutzgebieten anwendbar zu machen,
hat nämlich das Schutzgebietsgesetz, abgesehen von der selbstver-
ständlichen Bestimmung, dass au die Stelle des Konsuls der vom
Reichskanzler zur Ausübung der Gerichtsbarkeit ermächtigte Beamte
und an Stelle des Konsulargerichts das nach Maassgabe der Be-
stimmungen über das letztere zusammengesetzte Gericht des Schutz-
gebietes tritt, — im § 3 eine Anzahl von durch kaiserliche Verord-
nung zu treffenden Aenderaugen zugelassen. Von diesen Aenderun-
gen sind hier hauptsächlich zwei iiervorzuheben, dass luimlich den
Gerichten der Schutzgebiete auch die den Konsulargerichten ent-
zogene Gerichtsbarkeit in den zur Zuständigkeit der Schwurgerichte
gehörenden Sachen übertragen und an Stelle des Reichsgerichts, das
die zweite und letzte Instanz gegenüber den Konsulargerichten bil-
det, als Berufungs- und Beschwerdegericht ein Konsulargericht oder
ein Gerichtshof im Schutzgebiet bestimmt werden kann.
Was das Straf recht anlangt, so gelten in den Schutzgebieten,
wie in den Konsulargerichtsbezirken, das Reichs-Strafgesetzbuch und
die sonstigen Strafbestinmiungen der Reichsgesetze. Ausserdem kann
der Kaiser nach § 3 N. 3 des Schutzgebietsgesetzes Strafverordnungen
über Materien erlassen, welche nicht Gegenstand des Reichs-Straf-
gesetzbuches sind, und darin Gefaugniss bis zu einem Jahre, Haft,
Geldstrafe und Einziehung einzelner Gegenstände androhen.
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28
Di« Rechtsmh&Itnisae der deuttebea 8ebutig«biete.
Auf dem Gebiete des bürpjerli chen Rechts gelten zunächst die
sämmtlicben cinscidä^igcn R' icbsgesetze, insbesondere das Handels-
gesetzbuch und die Wecliselordnuiif!:. und ausserdem das proussische
Allgemeine Landreclit und die das Inlrgerliiho Recht betreffenden
allgemeinen Gesetze derjenigen preussischen Landestbeile, iu welchen
das Allgemeine Landrecht Gesetzeskraft hat. Dabei hat § 3 Abs. 2
des Schutzgebiotsgesctzt's zugelassen, da<js durch kaiserl. Verordnung
eine von den Vorschrift cn der vorslehend erwälinteii Gesetze ab-
weichende Hegclunii: der Rechtsverhältnisse an nnbeweglicbeii Sachen
einscbiiesslicii des Bergwerkseigentbums erfolgen kann.
Bezüglich der £bescblies8nng nnd des Zivilstandes ist in § 4
des Schutzgebietsgesetzes ausdrficklich das Reichsgesetz, betreffend die
Ehescbliessnng und die Beurkundung des Personenstandes von Reichs-
angehörigen im Auslande, vom 4. Mai 1870 für anwendbar erklärt
wordeiv
Das Eonsnlargericbtsbarkeitsgesetz und seine Nebengesetze, wie
aneh das Reichsgesetz vom 4. Uai 1870 sind nicht auf Grund des
Schutzgebietsgesetzes von selbst in den Schutzgebieten in Kraft ge-
treten, sondern sie roussten vielmehr in den einzelnen Schutzgebieten
durch kaiserl. Veronlnung erst in Kraft gesetzt werden. Diese Ein-
führung ist nun in sümmtlichen Schutzgebieten erfolgt
Die vorstehend erwähnten Gesetze gelten in den Konsulargerichts-
bezirken selbstverständlich nur für die deutschen ReichsangehOrigen und
die Scbutzgenossen. In den Schutzgebieten war jedoch eine derartige
Beschränkung der deutschen Gesetze weder veranlasst, noch thunlicb,
da daselbst das Reich über alle Personen seine Staatsgewalt ane-
zuüben in der Lage ist. Demgemftss hat das Schutzgebietsgesetz in
§ 3 Z. 1 zugelassen, dass das Konsnlargericbtsbarkeit^gesetz, seine
Kebengesetze und das Reichsgesetz vom 4. Mai 1870 in den Schutz-
gebieten auch auf andere Personen als ReicbsangehOrige und Scbutz-
genossen Anwendung finden können. In den s&mmtlichen kaiserl.
Verordnungen, durch welchen das Konsulargerlchtsbarkeitsgesetz,
seine Nebengesetze, sowie das Reichsgesetz vom 4. Mai 1870 in den
einzelnen Schutzgebieten eingeführt wurden, ist auch bestimmt, dass
den deutschen Gesetzen und der deutschen Gerichtsbarkeit alle in den
Schutzgebieten wohnenden oder sich aufhaltenden Personen (deutsche
Reichsangehörige und Angehörige anderer zivilisirter Staaten) mit
Ausnahme der Eingeborenen unterstellt sind. Die Eingeborenen den
deutschen Gesetzen zu unterwerfen, war insoweit unzulässig, als sieb
die Häuptlinge einzelner eingeborener Stämme die Gerichtsbarkeit
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Die ReobtoverbUteine der dentoeben Sebatsgrebiete.
29
vertragsmässig vorbehalten haben, im üebrigen aber anthunlirh, weil
nnzivilisirte Völkerschaften nicht ohoe Weiteres dem ßeehte eines
zlvilisirten Staates unterworfen weaden können. Inini* rliin sind
sowohl im Gebiete der Xen-Gainea-Kompagni(' wie der Marecball-
Ineeln schon einzelne StratvororJnungen für die Eingeltorenen erlassen
worden, die im Uebrigeu den Vorschriften der Polizei- und Steuer^
gesetze ebenso unterworfen werden können, wie die übrigen Bewohner
der Schatzi;<'hietc.
2. Die Finanzverwaltung. Als ein Bestandtlieil der dem
Kaiser übertragenen Schutzgewalt steht dem Kaiser die Finanzhoheit
all» in zu. Der Kaiser hat daher das Recht, durch Verordunng in
den Schutzgebieten Steuern (direkte und indirekte), Gebühren nnd
Taxen einzuführen, welche auch die Eingeborenen insoweit zu tragen
haben, als sie nicht dnrch die von ihren Häuptlingen abgeschlossenen
Verträge der Besteuerung seitens des Reiches ausdrücklich entzogen
sind. Insoweit Theile deutscher Schutzgebiete im sogen, kon-
ventionellen Kougobeeken liegen, ist das Reich in seinem Besteuerungs-
rechte dnrch die einschlägigen Vorschrillen der Eongoakte (Art. 5,
14, 15, 16) beschränkt.
Direkte und indirekte Steuern sind bisher begreiflicher Weise in
den Schutzgebieten erst wenige eingeführt worden. Von grösserer
Bedeutung sind dagegen die Zölle, weiche in Neu- Guinea (Zoll-
ordnung vom 30. Juni 1888, „Nachrichten u. s. w " 1RS8 S. 81),
Kamerun (Verordnung vom 8. November 1887, „Kol. Juhrl).** 1S90
8. 286), Togo (Verordnung vom 2ß. Juli 1887, „Kol. Jahrb.« 1890
S. 288), vor Allem aber in dem vom Sultan von Sansibar abgetretenen
Kfistengebiete erhohen werden (vgl. § 6 des Vertrags mit der
Deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft vom 20. November 1890 und
Bekanntmachung vom 28. Dezember 1890, „Kol.-Blatt* 1891 S. 1).
Da die Schutzgebiete keine selbstständigen vermögensrechtlichen
Persönlichkeiten sind, sind die in denselben aufkommenden Ein-
nahmen grundsätzlich Einnahmen des Reiches, wie die Kosten der
Verwaltung vom Reiche zu tragen sind. Auf Grund von besonderen
Vereinbarungen werden jedoch die Verwaltungskosten des Gebiets
der Xeu-Guinea-Kompagnie von dieser Gesellschaft, und des Schutz-
gebiets der Marachall-Inseln von der Jaluit-Gesellschaft in ITamburg
dem Belebe ersetzt. Selbstverständlicher Weise werden die Kosten
der Verwaltung der Schutzgebiete zunächst aus den in denselben
aufkommenden Einnahmen gedeckt, insoweit nun die Einnahmen zur
Deckung der -Kosten ausreichen, erschehien die Einnahmen und Aus-
80
Di« RechUverh&lUuaM der deutacheo Sobutsgtbiet«.
gaben der Schutzgebiete im Keichsliausbaltsctat nicht, da der Kaiser
vermöge der ihm zustehenden Finanzgewalt zur selbststandigen Fest-
stellung des Etats der einzelnen Sdiutzge biete befugt erscheint. J^iud
jedoch Zuschüsse ans Keichsmitteln nothwendig, so müssen dieselben
vom Biuidesralh und Keichstag in der Form des Gesetzes, sei es de«
Haushaltsgesetzes oder Spezialgesetzes, bewilligt werden. Ebenso
können Anleihen zu Gunsten der Schutzgebiete nur in der Form
von Kciclisgt'setzen aufgenommen werden, weil das Reich für die der
selbstständigen Rechtspersönlichkeit entbehrenden Schutzgebiete als
Schuldner eintreten muss (vgl. Stengel, Die Finanzgewalt des
Kaisers, „Deutsche Kol.-Ztg." 1891 S. 41 ff.).
3. Die Verwaltung des Innern. Es bedarf wohl kaum der
Hervorhebung, dass in den Schutzgebieten, wo erst die Grundlagen
der Kultur und Zivilisation zu b'uen sind, eine entwickelte, ins
Einzelne gehende Verwaltung auf dun (lebicten des wirthsrliaftlicben,
sozialen und geistigen Lebens noch nicht besteht. Die Maa>sn'gelu,
welche uetroften, und die Einrichtungen, welche geschaffen wurden,
sind daher nur Anfänge und Grundlagen, auf <lenen weiter zu bauen
ist. Hervorzuheben sind eine Anzahl Verordnungen, durch welche
theils aus sicherheitspolizeilichen Gründen, theils im Interesse des
Schutzes der Eingeborenen die Kinlüliriuii; und der Verkauf von
Waffen, Munition und Spirituosen tiezw. die Verabfolgung dieser
Gegenstande an Kingcbnreiie verboten oder beschränkt, sowie die
Anwerbung und Auslüiirung von Eingei)orencn aus den Schutzgebieten
verboten oder unter behördliche Aufsicht gestellt wurde.
Eine zweite Gruppe von Maassregeln bezieht sich auf die Ent-
wickelung und Hebung des Verkehrs und der gewerblichen Verhält-
nisse, wie die Einführung der Markwiihrung in einzelnen Schutz-
gebieten, die Herstellung von Postanstalten und die Aufnahme der
Schutzgebiete in den Weltpostverein, die Errichtung von Postdampfer-
linieu nach den Schutzgebieten, die Hafenordnungen für einzelne
Uäfcn, die Regelung »jinzelner Gewerbebetriebe, wie des Hergwerks-
betriebcs, der Perlmutterlisciierei, der Gewinnung von (^uano u. dergl.,
der Krtlieilung von gewerblichen und Handelspris ilegieu aii einzelne
Unternehmer in Kamerun, und ähnliche Maassregeln.
Je mehr sich die Verhältnisse der Schutzgebiete konsülidiren
und entwickeln, um so mehr wird sich natürlich das Gebiet und der
Umfang der inneren Verwaltung ausdehnen.
4. Die auswärtige Verwaltung und die Militär-
verwaltung. Die auswärtige Verwaltung, soweit sie sich auf
Die RMbttrerikUtniaM der deutschen Scbutagebiete.
31
die Schutzgebiete bezieht, wird vom Kaiser bezw. dem Reichskauzier
und dem Auswärtigen Amte besorgt, die kaiserl. Beamten in den
Schutzgebieten haben auf diesem Verwaltungsgebiete keine Zu-
ständigkeit. In Folge dessen sind auch völkerrechtliche Verträge, die
sich auf Verhältnisse der Schutzgebiete beziehen, vom Kaiser ab/u-
schliesscu. (Vgl. z. B, den Vertrag vom 25. Juli 18i)0 zwischen dem
Deutschen Keiche und dem Kon^ijostaate über die Auslieferung der
Verbrecher und die Gewährung sonstiger Rechtshülfe in Strafsachen
zwischen dem deutschen Schutzgebiete in Afrika und dem Gebiete
des Kongostaates, „R.-G.-Bl." 1891 S. 91). Der militärische
Schutz der deutschen Schutzgebiete wird zuniü hst von der bewaffneten
Macht des Mutterlandes, namentlich der Marine, besorgt. Doch ist
bereits der Anfang mit der Schaffung deutscher Kolonialtruppcn ge-
macht. So wurde in Südwestafrika eine kleine, zunächst als
Polizeitruppe thätige Schutztnippe errichtet („Kol. Jahrb.*' 1888
S. 152. — 1889 S. 171, — 1890 S. 156). Ebenso ist durch Reichs-
gesetz vom 22. März 1891 („R.-G.-Bl." S. 53) zur Aufrei ht haltung
der ötfentlichcn Ordnung und Sicherheit in Dcutsch-Ostafr ika,
insbesondere zur Bekämpfung des Sklavenhandels, eine Schutztrnppe
errichtet, deren oberster Kriegsherr der Kaiser ist, und die in Bezug
auf militärische Organisation und Disziplin dem Reichskanzler (Reichs-
Marineamt) unterstellt ist, betreffs der Verwaltung und der Ver-
wendung sowohl zu militärischen Unternehmungen, als aucii zu
Zwecken der Zivilverwaltung dem Gouverneur von Deutsch-Ostafrika
und weiterhin dem Reichskanzler (Auswärtiges Amt, Kolonial-
Abthcilang) untersteht.
f
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J>ie eyangelische
Hlssionstliätigkeit in den deutschen Schutzgebieten.
Rondschao für 1890 bis 1891
S. WaUroth.
lu Togo machte das deatsch-eiiglische Abkommen vom 1. Jnli
1890 einen grossen Theil des bisherigen Arbeitsfeldes der Nord-
dentschcn oder Bremer Missiousgesellschaft deatsch. Während
Eeta und die Pi-ki -Landschaft englisch blieben, kamen die fjrüheren
und jetzigen Missiousstat Ionen Ada Fiamu am Meere, Waya am
Todschieflass, Ho (Alt-Wcgbe), Kpcngoe, Madse, Avatime (Jerusalem)
unter deutsche Botmässigkeit. Dir Bei^station AmedscboThe ist
kürzlich angelegt, und nun richten sicii die Blicke nord- und ostwärts,
um dem deutschen Ewheland das Evangelium zu bringen. Wohl
reden viele Missionsgräber ilire ernste Sprache, wohl wird's noch viele
schwere Opfer kosten, aber die bisherige Geschichte dieser Mission
lehrt: durch Finsterniss znni Licht. Auch neben anderen Sprach-
arbeiten sind im Anlo- Dialekt der Ewhe-Sprachc grundlegende
Arbeiten geschaffen: Der Wrirtteniberger J. B. Schlegel (f 1859)
flbersetzte die vier Evangelien, die St. Johaniiishricfe, Offenbarung;
jetzt sind mit üilfe der britisch-ausländischen Bibelgesellschaft das
ganze neue Testament und vom alten verschiedene Bücher, wie 1. und
2. Mose, Josua, Richter, Ruth, beide Samuelis, beide Könige, die
Psalmen, Jesaias, Jeremias, als mühevolles Werk der Missionare
Binder, Lödholz, Merz und W» vlie veröftViitlichr.
In Kamerun entwickelt sich die Baseler Mission trotz
mancher Notb und Trübsal hofihnngsvoU und zählte am 1. Januar
') Die nächste Randschau wird diese Bremer Mission eingebender behandeln.
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Die «TangeUscbe Uissionsthätigkeit in den deatschen Schutzgebieten. 33
1B91 im Ganzen 256 8eelen nebst 842 Sehfllom. Leider starben im
Laufe des Jahres 1890 vier jonge enrop&iselie Sendboten, Bastian,
Arntz, Narr, Schmitt, vom Klima dahingenfft; aber nach Ans-
ffillnng dieser Lücken lurbeiten angenbliddleh 12 Missionare anf
diesem Gebiete. Bethels Nebenplfttze, floss-anf- und abwärts ge-
gründet, scheinen die anf sie Yerwandte sorgfältige Mflhe zn ver-
gelten, und die Mittelsehnle in Bethel, eine hdhere Stoib der Volks-
schnle, jetzt mit etwa 30 Zöglingen besetst, sd) kflnftige Lehrer und
Katecheten heranbilden. Der im „KoL Jalnb.* 1889, 100 nnd 1890,
66 erw&hnte Gegensatz gegen die froheren englischen Baptisteo-
gemeinden der Kamemmmssion seheiBt .sich dadnroh noch steigern
zn sollen, dass die deutschen Baptisten ihre dortigen Glaubensgenossen
unterstfitzen und neben den Baselern eine besondere Baptistenmission
nnternehmen wollen. So besteht in Bethel eine hartnäckige, eifrige
Sondermission der Baptisten, ferner in Hickory oder Bonaberi am
Duallafluss. Aber der Baseler Schölten konnte anf ehier neuen
Predigtreise bis zum Slephantansee naeh Borombi seine Bolsdiafk
ansdehnen, und in Bakinda4HipNamwili am Mongolliiie wollten ¥er^
scMedene Männer den GOtzendieost aufgeben nnd die Bilder ver-
brennen, aber die Altw der Stadt aohlugeii dieee Regung nieder. In
Tokoto, siklUch von Bethel, an der Wori-Mfindnng, halten die
Ghriaten nnter Leüong des trenen Kateehetoi Deibol tiets allerlei
Anfechtung wacker stand, nnd in Mungo, nahe den gefiüniichen
Mangrove- Sümpfen, sowie der Mungo -Mflndung, hat sich das
Gemeindkin vergrössert, eine Kqielle und ein Lehieihans konnten
errichtet werden.
Nördlich vom eigentlichen Duallaland eriiebt sich, dorchstrOmt
vom Abofluss, das Hügelland gleichen Namens mit der Hauptstation
Mangamba. Ein Boot fthrt von hier aus nach dem Wariflnas
hinauf, um hin und wieder die Heilsbotscfaaft zu verkündigen. Seit
zwei Jahren regt es sich in der Umgegend dieser Stätte; Jfinglinge
und Männer wenden sieh entschlossen vom Heidenthum ab, bilden
einen Bund der „Männer Gottes*^ und halten treu fest Einer der-
selben, Sohn eines Häuptliogs, wurde angeklagt, die Seele seines ver-
storbenen Nachbars gegessen zn haben; vemrtheilt, musste er nach
dortiger grausamer Sitte den Giftbecher als Heide trinken. Da be-
kannte er offen: „Wollt ihr mich um des Mannes Gottes willen um-
bhogen, so will ich gerne sterben; denn ich kenne nichts Grösseres,
als Ihn; aber ihr werdet sehen, dass Gott mächtiger ist als ihr.*" Br
erbrach das Gift und wurde nun f&r schuldlos erklärt üm so enger
KolenielM JaSibodk 1891. 3
34 evaiigeliscbe Müsioiisthätigkeit in Uea deatscbeu ScbuUgebieten.
scbloss er sich dem Ghristenihiim an. Zwar wfitfaeten die Heiden,
wollten die Kapelle zerstören, welche vor einiger Zeit erbaut worden
war, und zwar unter Mithilfe der eingeboreoen Christen, aber
42 Personen konnten doch im letzten Jahre der Gemeinde hiuzu-
^^efiigt werden. Interessant ist Walkers Bericht über den Kapellenbau
(„Hi'idenbote'' 1891, 29). Die Aboer wollten nicht eher arbeiten.
al8 bis sie vom Vortheil der Arbeit vollkommen überzeugt waren.
Kaclitlem sie gesehen, dass ein Dnalhimann einige t^iusend Backsteine
verfertigt hatte und dass es hierzu nur ein wenig Uebnnix bedürfe,
sie aber mehr als den gewöhnlieiien Tageiidm verdienen könnten,
gingen auch die Aboleute an diese Arheit. Kheuso gings beim Sagen,
wo die heidnischen Aboer noch strikeu wollten. Anders benahmen
sich die Christen in Mangamba; 20 Männer brachten über 1000 M.
für den Kapelleiiliau zusammen; Hunger und Durst wurden ertragen,
und ein erfreulielier Anblick war es, sie nach des Tages Hitze mit
Säge und Heil auf der Schüller in IJeih" und Glied unter Sang und
Klang vom Walde am Missionshaus vnrheikonmien zu f-ehen. üeber-
haupt wird der Gesang eifrigst gepllegt, christliche Lieder pflanzen
sich von MiHid zu Mund fort, und der \<in den .Missionaren ein-
geführte Gruss ^Loba lo namse na" (Gott segne dich!) findet vieltach
Eingang. So riefen nicht vergehlich die von Missioiisfreunden der
Ueiniath geschenkten ersten (ilorken am Christabend zur Andacht
zusammen, und unter grosser allLicnieiner Freude konnte die Kiu-
weihung der Kapelle^) am 28. Dezember 1890 durch die Taufe,
welche an 29 Personen, darunter an nur H Kindern, vollzogen wurde,
festlichst begangen werden. .letzt arbeiten hier zwei Missionare, sechs
eingel)orene Gehilfen auf der Hauj^tstation und deren zwei Predigt-
plützen, sowie fünf iMÜalen. Von hier aus nn"issen noch fünf andere
Aussenplatze brdient und Keisepredigt in der umliegenden Landschaft
getrirlien werden. Mit Recht ruft das „Evangel. Missions-Magazin"
1891, 284 bei dieser Darstellung aas: »Die Ernte ist gross und der
Arbeiter sind wenige.''
An der Ambas-Bncht erhebt sich Viktoria als die HanptstaüoD
der Mission am Eamenmgeburge, aber nicht nnbehelligt durch die
Eifersflchteleien der Baptisten. Am 17. August 1890 erfolgte die
EiDweihung der neaen Kirche, zn deren Bau Enropfter und Ein-
geborene 400 IL beitragen and Freunde in Europa Glocken und die
Kl«inere Katten^Kapellen wurden an siebeiL Orten dieses StatloiMcebietes
erriehtet
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Die evangelische Hissioiutb&tigkeit in den deutschen Schutzgebieten. 35
heiligen Geräthe sehenkten. Am Sonntag darauf worden 4 Personen
getauft, während andere anfangs hoflhongs^oUe Tanfkandidaten ins
Heidenthnm znrficksanken. Das 800 m Aber dem Heere in den
Bergen gelegene Bnea besitzt bereits ein bescheidenes Missionshans,
nnd das etwas sndlicber am Meerstrand erbaute Bimbia einen ein-
geborenen Helfer, doch zeigt sich die Bakwiri-BevOlkerong gegen die
Verkfindignng des Heils sehr gleichgfiltig. — Da die Baseler im
Malimbagebiet am Sannagaflnss einige Gemeindeglieder in Pflege
haben, ist neuerdings ancfa das diesem benachbarte Bakokogebiet am
KnakuanndSannaga-Zusammenflnss mit seiner zahlreichen Bevölkerung
ffir sp&tere Arbeit ins Auge gefasst.
Eigenartig ist im Duallagebiet die Sinrichtung der Tielen
Aussenorte und Filialkapellen auf ▼erbältnissmftssig kleinem Raum.
Ein Hauptgrund sind' leider die häufigen Feindseligkeiten zwischen
den einzelnen Stadttheüen und die sonderbare Art des Wohnens;
denn eigentlich bilden die Ortschaften dieser Flassgegend eine einzige,
nur wenig unterbrochene, etwa 4 Stunden lange und 20 Minuten breite
Stadt, deren Häuser weit auseinander liegen. — Als Ilauptschäden
ueiiiu'ii die Baseler Missionare neben der liranntvveinsenche die Viel-
weiberei, verbiimien mit Erwerlnuii; der Weiber dureli Kauf und Krb-
schafl, die hieraus entstehende innere Zerrissenheit der Familien und
iinssere Ahiiiingigkeit vom Hei(h^nthnm, Skhiverei oder Leibeiirensrljatt
nnd die dadureh ermötilirhte Tr;ii;heit gewisser Klassen. Ans dieser
Trägheit ert;iebt sieh hinwiederum das bei den i)uaüa su geliirehtete
Ung''thüni namens ,,lluni;er'', dem sie unter den jetzigen Verhältnissen
nicht mehr, als ehedem ohne Arbeit dnreh den Handel steuern konnten.
Hieraus entspringt zum Tiieil au«h die Unzufriedeniieit mit den
]H)litiseheii Zustäudeu uud das „Wühlen" gegen die deutsche
Herrschaft.
Das ^Kol. Jahrb." I88S, 29 orwalnit.' Alfred Saker"s wenn
auch noch mangelhafte, nnbeholfene. so (Inch stannenerregeiide Urber-
setzniig der Bibel ins Jjnalla. Der nahen lsubn-S[>rache gab der
Baptist Joseph Merrick 1840 zu Bimbia das Mattiiäns-Evang' lium
und 1847 das 1. Buch Mösls, sowie Johannes Evangelium und die
Apostel licsrliichte.
Die Arbeit der amerikanischen Presbyterianer in (Jross-
Batanga, siullich von Kamerun, gedeiht siciitlich, wenn auch der
Mangel an genügenden Arbeitskräften eine erwünsclite Ansdehnung
ins Inland hinein verhinderte. Sowie Verstärkung des Personals ein-
getroHeu ist, wird auch diese begonnen. Bei gutem Kirchen- imd
3*
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36 ]>ie «vanfelitehe Miiriftnrthlrtgkeit In dm deataehMi SebattgtbielaD.
Schulbesuch koiinto eine grössere Aii/ahl Eingeborener darch die
heilige Taufe der Genieiiule hiazugefügt werdeu.
Wenden wir uns nun nach Südwestafrika, und zwar zunächst zum
Ovamboland. Nach den Unruhen der vorhergehenden Jahre konnte
die finnische Missionsgesel Iseliaft ihre Arbeit fortsetzen, zu
Olukonda wurde am 29. September 1890 die Kirche eingeweiht,
zu Onipa die Taufe an 29 Personen vollzogen un i auch zu Omaruru
der Unterricht weiter geleitet. Im Ganzen giebts auf diesem Felde
230 Gemeindeglieder, darunter 87 Abendmahlsgäste. Auf Grund
einer besonderen Einladung ging der Missionar Weikkolin ins be-
freundete Nachbarreich Uukuambi. Leider klagen auch im Ovambo-
land die Sendboten über die zunehmende Branntweiupest. In der
dem llerero verwandten 0-Ndonga-Sprache dieses Gebietes ist 1^84
durch Björklund das Lukas-Evangelium, durch M. Kautanen der
Matthäus und Markus nebst den Psalmen erschienen und kürzlich neu
durchgesehen. — Die zwei für das Ovamboland bestimmten
rheinischen Missionare haben in Stellenbo^eh die hierzu er-
forderlichen Sprachstudien getrieben und werden bald nordwärts
ziehen. Dies führt uns zu deu rheimscheu Arbeitern im üerero-
oder Damaraland.
Die deutsche Regierung hatte hier einen schweren Stand; der
KeichskoDiinissar Dr. Göring musste es ansehen, dass vor seinen
Augen Otyinibingue vom frechen Hendrik Witbooi abgebrannt
wurde. Der am 7. Oktober 1890 erfolgte Tod des heidnischen Ober-
häuptlings Maharero hat bisher keine tiefgreifenden Folgen
fürs Land gehabt; aber solange die Kriegs- und Raubzüge do.s
Witbuoi, vielleicht anf geheiinnissvolle Weise vom Kaj) her mit
Munition unterstützt, andauern, und solange nicht Deutschlunds Ali
sehen in diesem Theil Afrikas wiederhergestellt ist, kann an eine
ruhig«' Missinnsarbeit nicht gedacht werden. Letztere gestaltete sich
anf den einzelnen Plätzen sehr verschieden, und die geistliche ße-
wegung in den Gemeinden hat sieh in dersellien Stärke wie im Vor-
jahr nicht erhalten. Auf Otyinibingue herrschte viel Sorge und
N(*tii, und im geistigen Lehen der Gemeinde ein Steigen und Fallen;
doeh hielt sich das Häuflein der entschiedenen Christen tapfer, und
die deutsche Sonntagsschule wurde von Fräulein Hälbich mit trrosser
Treue geleitet. Auch eine Nähschule konnte für junge Mädchen be-
gonnen werden, welche einem grossen Bednrfniss abhalf. — Wenig
befriedigend gings in Omaruru her; Fortzug der Gemeinde, grosse
DüiTO) wirklich und geistig, liess die meiste Zeit des Jahres über
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Die evangelische Uissioiutb&tigkeit in den deutschen Scbutzgebi- ten. 37
diese Station h»t ganz leer stehen; erst gegen Ende des Jahres kam
die Schnle wieder in Ordnung. Okomhahe wnrde nnr von den
Aeltesten und Schnllehrem ohne einen Missionar versorgt. Ombnro
hiDgegeD erhielt seinen Sendboten, die Zahl der Eatechnmenen nnd
Schüler wnchs, doch bereitete der H&nptliDg dem Fortgang des
Ohristenthums mancherlei Hindemiss. Otyikango oder Nenbarmen
ist eine Filiale von Okahandy a geworden. Letzterer Ort ist als
Sitz des Oberhäuptlings nnd Hauptstadt des Hererolandes die Hanpt-
stätte der Mission geworden, auch ist das Augustinenm oder die Er-
ziehungsanstalt der ein£?eborenen Lehrer und Predieer von Otviinbingue
hierhin verlegt. 80 Heiden empfingen die heilige Taufe, der ein-
geborene Evangelist Elias arbeitet unter dem Kambazembisrhen
Stamme auf Okandyoze mit sichtlichem Geschick, Fleiss und Segen,
und auch die Berg-Damara- Gemeinde hielt sich wacker. Von
Otyosazu aus erfolgte die Vorbereitung der neuen Station in Nosob,
und die Missionsarbeit gedieh zur grossen Freude des Missi(»nars
Eich: Ende Oktober kam Irle aus Deutschland mit neuer Kraft zur
Verstärkung zurück. — I)ennoch muss es wiederiiolt werden, dass
die Versclilechterung der äusseren Lage des Landes leider sehir Daeh-
theilig auf die Arbeit unserer deutschen Brüder wirkt.
Das ganze Neue Testament und die Psalmen sind durch den
Missionar Brinker ins Herero übersetzt worden; jetzt gieht
es hier 7 Missionsstationen, 0 Missionare, 2520 (lenieiüdeglieder,
283 Katechumenen, 8r)2 Tages- und 59 Sonutagsschüler.
Im Namaland hat der Reichskommissar Hr. (löring die letzten
drei südlichen Gebiete: Keetmannshoop, Feldschuhträger nnd Warmbad
unter deutschen Scliutz gestellt. Der Feldschniitriigcrstamm hatte
seine schon seit Jahren wiederholt ausgesprocliene Bitte um einen
Missionar dringend erneuert; andererseits dehnte der freche oben ge-
nannte Hendrik Witbooi seine Kaubzüge auch bis in den Südtheil
des Xamalandes aus. Viel mehr Deutsche, Holländer ziehen ins Land,
und bereitwilligst verkaufen die Nama ihr Gebiet den neuen Ein-
wanderern. Hoffentlich bleibt den Eingeborenen ein hinreichend
grosser Antheil des Landes reservirt, wo sie allerdings auch mehr
arbeiten und sich in die neuen Verhältnisse schicken müssen; denn
in der alten Nachlässigkeit und Trägheit dürfen sie nicht beharren.
Besuchen wir nun die einzelnen Stationen: In Warmbad, wo am
21. AngQSt die deutsche Flagge gehisst wurde, war der Eirchenbesnch
gnt, aber es mangelte an der Vertlefong in Gottes Wort nnd bei
manchem an standhaftem Christenwandel. Anf der Bastardstation
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38 avaiiReUsehe lllitioiuthiti^keit ia den d»tttaeben Selratigebieten.
RietfoDteiii konnto dor junge Häuptling nebst zweien seiner Bruder
^etüiift werden nud auch bis zu den Bakkalahari, d. b. den Stämmen
der Kalabaristeppe, sollen die Missionsreisen ausgedehnt werden. Auf
Keetmannshoop erhielten am Palmsonntag 1890 aus den Heiden
59 Seelen die heilige Taofe und im Gehilfen-Seminar gings rüstig
vorwärts; leider aber zerstörte am "26. Oktober ein gewaltiger
Wolkenbroch sämmtliche Gebände, ein hier onerbörteB Ereigniss. In
ßerseba erhielt die Gemeinde zu Pfingsten einen Zuwachs von
32 Personen, und ausgedehntere Reisen führten den Missionar
liege ner zo VMW^hiedenen entlegenen Ortschaften. l?am in
Bethanien wurde schwer krank, erlebte aber die Freude, 20 Er-
wachsene zu taufen. Auch zu Gochas gings vorwärts; 33 Erwachsene
und 40 Kinder wurden der Gemeinde hinzugefugt und die Schule
zählte sogar 159 Kinder; hingegen i.st Hoachanasvom rothen Volke
ziemlich verlassen, und auf Rehoboth giebts zwar eine starke, aber
nnter sich sehr uneinige Bastardgemeinde; da/n sind die Leute sehr
verarmt. Aber doch erlebte Missionar Heidninnn an manchem
Sterbebette köstliche Erfahnmgen. Mit Einschluss der englischen
Walfiöchbai giebts 9 Missionsstationen mit 9 Missionaren, 4898 Ge-
meindegliedern, 1017 Tages- und 320 Sonntagsschüh m.
Auch in die Namasprache ist die Bibel übersetzt; schon 1818
übertrug Schmelen, der deutsche Missionar der Londoner Gesell-
schaft, Theile des Neuen Testaments, z. B. die Evangelien nebst den
Psalmen, aber ohne die sonderbaren Schnalzlaute wieder/nir« Im ii Der
rheinische Sendbote Knudsen ans Norwegen überarbeitete das Lnkas-
Evangelinm; aber viel bedeutender ist Krönleins Werk, 1866 das
Neue Testament (Berlin), die Psalmen (Kapstadt 1872) und hand-
schriftlich das 1883 vollendete Alte Testament, dessen Druck unter-
blieb, weil die Nama lieber Holländisch, als ihre eigene schwierige
Sprache reden und besonders lesen.
Ostafrika erfordert unser besonderes Interesse; hier ist zwar
das Meiste im Werden und Entstehen, aber mit grosser Freude ist
der Aufbruch zweier bewährter Missionsgesellschaften, der Brüder-
gemeinde und der Berliner 1. begrüsst% Zwischen beiden ist
folgende Vereinbarung getrofl'cn worden: „Im Norden des ^yassa*
Sees in nicht allzu grosser Entfernung von einander sollen die ersten
Stationen angelegt werden. Für die weitere Arbeit wollen sie vor-
behaltlich der Führungen Gottes nugofähr den 34. Längenerrad ö. L.
als die Grenze bestimmen, von welcher ab westlich die Brüder-
gemeinde nnd östlich Berlin I ihr Arbeitsgebiet suchen soll. ~ Sie
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Die evaofreHiehe Missionstliitii^eit in den dentseben Sehnttgebieten. 89
wollen einander bei ihrer Arbeit gegenseitig förderlich und bchilflieb
eein und einander dieneo, wo und wann sie können.** Vier jonge
Herrntinter. in entgegenkommendster Weise seitens des AnswftrtigeB
Amts in Berlin mit Empfehlungen n. s. w. versehen, langten am
20. Mai 1891 in Quelimane an nnd werden nnn wohl bald an Ort
Dnd Stelle sein. In der Landschaft Ukakwe, dem Gebiet der
Awakukwe, nnd zwar zu Rungwe, soll die erste Niederlassung er-
richtet werden. Diese Stätte liegt etwa halbwegs zwistcheu dem
Hnkwa- oder Leopold-See nnd dem Nyassa in ungefähr 7000 Foss
Höhe.
Di«> Missionsgesellschaft Berlin I missionirte bisher in
Sfldafrika, nämlich der Kapkolonie, Orangefireistaat, Natal und
Transvaal, sowie in China, und sendet nun auch ins deutsche Ost-
afrika ihre Boten hinaus. Der bekannte und sehr bewährte Missions-
snperintendent Alt'xaiKlrr Mcrensky leitet diesen Zog zom
Nyassa nnd seinen bergigen Nordufern; unter den Satzungen ihrer
Instraktton behandelt die achte die direkte Missionsarbeit und die
nennte das thatsächliche Einschreiten gegen den Sklavenhandel.
Die Ostafrikauische Missionsgesellschaft oder Berlin III
verlegte, nachdem Sansibar englisch geworden und das Bedürfniss in
der Hauptstadt dieser Insel nicht mehr vorhanden war, nach darauf
bezüglichen Verhandlungen mit dem Auswärtigen Amt das Kranken-
hans nach Dar-es-Salaam, wo der Neubau nnd die erste £inrichtnng
begonnen hat.
Hier hatte der treue Grein er unter schwerer Arbeitslast das
Hissionsgebäude zum zweiten Maie aufgeführt, naehdoni der Krieg
das erste zerstört hatte. Ungefähr 800 Morgen Grundstück wurden
zu einem verhältnissmässig billigen Preis für die Mission erworben
nnd die letzten Spuren des Aufstandes und der schworen Kriegs-
wirren verwischt. Nun geht's in die eigentliche Missionsarbeit hinein,
doch sind G reiner s Kräfte so geschwächt, dass er zur Erholung
Deutschland aufsuchen muss.
Unterdessen versuchte Krämer in Usanibara^ und zwar in dem
Hafenort Tanga, eine zweite Station einzurichten. Am 6. Juli 1890
langte er dort an und errichtete auf einem erkauften steinernen
Unterbau ein Holzhaus. Am 6. Angnst kam seine Frau als erste
Weisse nach und erregte das Staunen der Bewohner. Bald darauf
begann die Schale. Die Inder, als geborene Geschäftsleute, werden
schon um äusseren Vortheils willen ihre Kinder hinsenden, schwerer
die fanatischen Araber. Leider können die Kinder nicht fertig Suahili,
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40 Die «vangtlMeh« HiisionsÜiltigkeit io den deutschen 8cbnt«gtbiAt«i.
80 dass oft Arabisch dazwischen geredet wird. Vorläufig wird in
Snahili unterrichtet und in dieser Sprache auch der Gottesdienst und
die Morgenandaclit abgehalten. Das Weihnachtsfest fand die Missions-
familie im neuen Hause, und einige Arbeiter aus der benachbarfeu
englischen Mission von Magila lasen die Weihnachtsgeschichte vor,
woran der Missionar die Erbauung knüpfte. Jetzt sind seit März
drei neue Gehilfen, nämlich Meinhardt, Johannsseu uod
Wohlrab ebenfalls in Tauga, und so konnte an eine Weiterführung
des Werkes gedacht werden. Am 1. April 1891 wurde eine ünter-
suchungsreise ins Land Usambara, und zwar in die Landschaft
Kwambugu hinein nnternommeo. Nach dem Marsch durch die Nyika,
jene fast unbewohnte, meiienlange und -breite Steppe, gelangt man
ins grosse Dorf Mlalo^) des Häuptlings Si Kiniasi; tief im Grund
am Fasse des Bergkegels rauscht der ümba, welcher sich von hier
nordwärts und dann östlich znm Meer wendet. Si Kioiasi gab die
Erlaubniss, an dem Yon den Sendboten ausgesuchten Högel eine
Missionsoiederlassnng zn errichten; er schien allmählich Vertranen
zu gewinnen und versprach sogar, Bauholz schlagen zu lassen. Nach
einer 7tfigigen Rückreise waren die Missionare am 22. April wieder
in Tanga.
Unter den englischen Missiousgesellschaften des deutschen
Ostafrika hat die der Schottischen Freikirche eine Station
in Kararamuka auf dem Nordende des Nyassa. Bekanntlich ar-
beiten zwei schottische an diesem See; die eine, die der schottisciien
Staatskirche, mit dem llauptort Blantyre im Shirehochland, nahe dem
Kilwa-See, E^oht uns hier nichts an; die andere, die der schottischen
Freikirche, wirkt audi im Süden und im Westen des Nyassa mit
dem Hauptort Bandawe (etwa 12° s. B.), nachdem Livingstonia'^) am
Kap Macloar ^gesundheitshalber aufgegeben ist. Seit 15 Jahren hier
thütig, besitzt sie nur 16 Slatinneu und Aussenplätze in einem
Flächenraum, grösser als Sehotthmd. Sechs Sprachen der Ein-
geborenen sind in Si-lirift gebracht^), eine Anzahl neuer Schulen er-
richtet, über 3000 Kinder stehen im Unterricht; auch in Gartenarbeit,
Tischlerei, Buchbinderei u. s. w. werden die Eingeborenen unter-
wiesen. Gewiss sind das für Afrika gesunde, weil langsame Fort-
•) Vgl. Pelermann, gegr. Mitte 1889, Tafel IG.
-') Zu £brea Li viugütone'd bo genauLt, wie dena auch diese Minloil kurzweg
LiTingstonU'Mittion heisst
*) Beeonden durch die UlesioMre Lawt, Bain und Blmslie.
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Die enagditch« UiasiOMtbitlgkflit in den devtechea Sebntigebieten. 41
sehritte. Von Gowa (etwa 15*^ 8. Br.) stehen sich am Westnfer dee
Nyasea entlang bis zum Kond»-Land im Norden dieses Sees die
lOssionsstätten dshin nnd enden auf dentschem Gebiet mit dem oben-
genannten Kararamnka^). Bereitwilligst hat Kerr-Gross, der
schottische Uissionar der letzteren Station, seine Hilfe den Herm-
hntem bei ihrem neaen Unteznebmen im nahen Bongwe angeboten.
Gerade diese Gegend wird ein hoffnungsvolles Feld für die Mission,
will's Gott, werden. Von hier werden also Berliner, Hermhnter nnd
Schotten, sich frenndlich die H&nde reichend, weiter dringen, die
letzteren als erfidirene Berather der beiden nen Angekommenen.
Die anglikaiiisclie Universitäten-Mission wirkt im östlichen
Nyassagebiet, aber in dessen portuj?iesischem Theil. Doch sei ihr
Missionsdampfer „Charles Janson", 65 Fuss lang, 12 breit, mit zwei
Masten, Segeleinrichtung und zwei Maschinen, nicht unerwähnt: hat
doch auch er seit 1886 auf den Wellen des Nyassa der Ausbreitung
des Heiches Gottes und der Kultur fast bis zum Nordufer hin gedient.')
— Ein zweites, nur deutsches Arbeitsfeld dieser Gesellschaft ist der
R() vu III a- Bezirk mit den Hauptstationen Masasi und Newala, ausser-
dem Chitangali und Lumanga; hier ist kürzlich der erste Afrikaner
zum Geistlichen ordinirt. Das dritte Gebiet ist das auch von
Berlin III missioiiiite I sambara, mit der Hanptstation Magila und
andern-^), im Boiuleilaiide. Besonder«^ Sorgfalt wird auf die Schüler
verwandt und mit Erfolg; denn 600 Kinder konnten hier unterrii litet
werden, von denen manche unter Bäumen ihre Spielgenossen weiter
lehren. Mit Einschlnss der Arbeit auf Sansibar zählt diese Gesoll-
schaft etwa 17 ordinirte Missionare, 20 I.aien, 20 niiverheirathele
Damen, 2400 bekehrte Heiden. Ein besonderes Gewicht wird auf
die zivilisatorische Thatigkoit gelegt; eine Herbeiziehung von Xational-
gehilfen als selbststäntliirt n Mitarbeitern ist schon desshalb noth-
wendig, weil die Znsamuienschaarung der vereinzelten ('bristen und
die Anlegung eines christli<}ien Dorfes, in welchem der Missionar
Hirte und gewissermaasseu Häuptliog io einer Person ist, sich iu
Die in der vorigen Riinfischau (.Kol. Jahrli." 1890, 80) erwähnten Stationen
Uwiuiwauda und 'iscbinga, u&be der Steveusou-ölrai^e (vgl. Globus ÖÜ, 3) liegen,
wi« seboB damaU berichtet, auf englischem Gebiet. Daa dort genannte Midinda iit
dasselbe, «ie Kararamuka am Kawtraflnss im Bundatiland auf der Ukukwe-
boebebene.
^ Ausserdem hat die Mission einen kleinen Dampfer «Charlotte* nnd ein
Boot auf diesem See.
^) Nimlich Uuiba, Mkuzi, Misoxwe, Msulaka und neuerdings Ngagadu.
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42 Die •tangeUsehe JUsaioutbitigkeit in den dentsehen Scbvtsgebieten.
Miitolafrika dnrehans nicht bewährt hat In Usambara litt die
MiBsion sehr unter dem Aufstand; aber naeb dem Frieden ist ein
sehr gutes Verhältniss zwisehen diesen Missionaren und der dentsehen
Eolonialregiemng entstanden. Ueberhanpt ist die erste Besorgnisse
dass bei den nationalen Gegensätzen und den nenen Verhältnissen
Ostaftikas ein gegenseitiges Zusammenwirken sehr erschwert werde,
völlig geschwunden. Der englische Missionar wird den deutschen
Koloniidbeamten achten und schätzen lernen, und umgekehrt Der
Bischof dieser Üniversitäteu-Mission, Smythies, reiste nach Berlin,
unterhandelte mit dem deutschen Reichskanzler und wurde auch dem
Kaiser und der Kaiserin vorgestellt Se. Majestät empfahl dem
Bischof einheitliches Wirken der christlichen Missionare gegenfiber
der Macht des Islam und des fieidenthums.
Die Londoner Missionsgesellschaft hat in Centraiafrika
auf englischem Gebiet am Südufer des Tanganyika die Station
Niumkorlo, etwas östlich davon Fwambo und auf deutschem das be-
kannte Urambo. Seitdem die deutsche Herrschaft sich uberall be-
hauptet hat, kehrt Sicherheit und Friede, am Tanganyika ein, so
dass Missionar Svann das äusserste Nordende dieses Sees besuchen
konnte. Leider erlitt Urambo am 10. September 1890 durch die
Bache eines zurückgewiesenen Eingeboronen eine schwere Feuers-
bruust, wodurch das Missionshaus mit gesammtem Inhalt und darunter
die Handschriften des Sendboten Shaw, vernichtet wnrde, so sein
Ki-Njamwesi -Wörterbuch und die Uebersetzung des Markus- und
Lukas-Evangeliums. Die Arbeit aber dieser Stätte, wo nun auch
unsere deutsclie Flagge weht, liegt noch zu sehr in den Anfängen,
als dass schon Frfichte zu erwarten wären. T. F. Shaw und
W. Draper arbeiteten tapfer vorwärts, machten auch Predigtreisen
nach Eanongo nnd Kirira, etwa 15 engl. Meilen nordwestlich, und
fanden bei den Häuptlingen gute Aufnahme. Als der neue Mit-
arbeiter, Missionsarzt Dr. Wolfendale, durch Ugogo nach Urambo
reiste, wnrde er aus den Händen der Eingeborenen nur durch eine
nahe deutsche Karawane gerettet und gelangte gläckiich ans ZieL
Uebrigens loben die Londoner das dortige Klima.
Da Uganda der deutschen Macht verschlossen bleibt, werden wir
von nun an die Arbeit der Englisch-kirchlichon Mission nur
auf dem deutschen Gebiet, &Uo an der Südhälfte des Viktoria-Njansa
oder ükerewe verfolgen. Doch ist zu bedenken, dass die Haupt-
Station am Nordufer auf englischem Gebiete liegt und es erst abzu-
warten ist, in wie weit diese Missionsthätigkeit auf den deutschen
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Die evangelische Misäiouüth&tigkeit in den deutschen Schutzgebieten. 43
üfem sich ausbreitet Naeh gefährlicher Reise durch Ugogo erreichte
der neue Bischof Tncker am 18. Oktober 1890 üsambiro oder
Makolo am'Sfidufer des Sees, wo am 14. November Missionar Hunt
und am 21. d.M. Bunn starben; so giebts hier schon fünf Missions-
gräber als Saatkorn der Zukunft. Eine neue Verstärkung der
Arbeiter erfolgte vor Kurzem, um diese Unyamwesi-Mission
kräftiger durchzufahren. Denn der Boden ist hier hart, und eine
Unterredung mit den Eingeborenen fiber ernste Dinge errefct oft nur
stfirmisches Gel&cbter. Nasa am Speke-Golf liegt gesund und
frnehtbar, auch die Bevölkerung ist zutraulicher, musste aber vor-
Uufig als Station wieder aufgegeben werden. — Am Eilimancyaro
besitzt diese Missioosgesellschaft im Dschaggaland die Station
Moschi, wo der ehrgeizige, schlaue Mandara gebietet, und die Send-
boten Morris und Steggal unter dem Schutz der im Februar 1890
gehissten Flagge einige Schiller unterrichten, auch dem Nachbarstaat
Mworang die Heilsbotschaft zu verkQndigen suchten. Neuerdings
hindert Mandara diese Arbeit und umstellt die Missionare mit
Spionen und allerlei Trug. Doch wurden fast 2000 Kranke ftrztlich
behandelt
Die dritte Missionsabtheilnng der Kirchlichen Gesellschaft ist
Usagaramit den St&tten: Mamboja, Mpwapwa und Kisokwe.
Während jenes Aufstandes genossen die Missionare das volle, feste
Vertrauen der Eingeborenen. Zwar zerstörte Buschiri am 8. Juli
das Mpwapwa, aber Missionar Price war gerade im nahen Kisokwe,
und uachdem die Deutschen die Ruhe wieder hergestellt hatten,
wurden die Gebftude mit bereitwilligster Hilfe der Wagogo wieder
aufgerichtet Nach all' den Kriegsunmhen scheint eine fär Gottes
Wort empfänglichere Zeit anzubrechen; der durchreisende Bischof
Tuck er konnte allein in Kisokwe dreissig konfirmiren. — Hinsichtlich
der Bibelfibersetzungen sei bemerkt, dass das Lukas-Evangelium ins
Ka-Guru oder Ngaru, der Matthäus ins Gogo, desgleichen die
andern Evangelien und die Apostelgeschichte durch Price und
H. Gole fibersetzt sind und durch Wood Bibeltheile ins Ki-Megi.
Archidiakonus Farler veröffentlichte das Matthäus- und Lukas-
Evangelium in der Bondei spräche des Usambaralandes. Die Voll-
endoug der ganzen Bibel im Suahili durch Steere und Hodgson
wurde schon in der vorigen Rundschau erwähnt Shaws Ueber-
tragung des Markus und Lulcas ins Nyamwesi verbrannte zu
Urambo.
Wir wenden uns nun zur grOssten Insel der Welt: Neu-
44 IMe •TUgelitehe llisaloiittliitl(fkeit in den dentieben Sehntifsbietmi.
Guinea, und insbesondere zum Kaiser Wilhelms-Land. Nach
dem Bericht der dortigen rheinischeii Missioo, des F. Eich,
gab es bis jetzt drei Jahre, reich an Trfibsal and Leiden, aber anefa
reieh an S^en, in drei Jahren drei Grftber^} nnd drei Stationen,
keine grossen Erfolge, aber auch keine veigebliche Arbeit Hissions-
arbeit bleibt eben S&earbeit nnd das erste Wirken Pionterdienst
Während von der beabsichtigten Ansdehnnng der Mission nach dem
dentschen Theil der Salomon-Insehi fürs erste noch abgesehen werden
mnsste, konnte eine dritte Station angelegt werden. Schon im
Jannar 1890 wurde eine üntersuchungsreise nach der kleinen Rich-
bsel und der bedeutend grösseren Dampier-Insel versucht, aber ohne
Erfolg. Eue zweite im H&rz gelang besser, so dass auf der ersten,
zu Siar stattfindenden Hissionskonferenz die Anlage einer Mission
auf dieser Insel beschlossen wurde. Sehr erfreut waren die Send-
boten über die Ankunft des Dr. Probenius, welcher als Missionsaxzt
genug zu thun erhielt Scheidt machte einige kleine Reisen ins
Innere von Neu-Guinea, sowie grössere in das Gebiet des Hatzfeld-
hsfens und zur Franklinbucht hnmer deutlicher wird*s, dass in der
Astrolabebucht die RheinlscliOn einen guten, vielleicht den bestes
Theil des Landes zum Arbeitsfeld erhalten haben. Auch mflssen
nach neuester ünteisuchung im Innern noch gut bewohnte Land-
schaften zu finden sein. Trotz mancherlei Krankheit blieben die
meisten der sieben Missionare arbeitsfähig, und erfreulicher Weise
scheuit das Wort Gottes auf den beiden älteren Stationen allmählich
in den Herzensboden einzudringen. Mit besonderem Dank betont die
Rheinische Mission das ununterbrochene, grOsste Wohlwollen und die
thatkräftige ünterstfitzung der Beamten der Neu-Guioea-Gesellschaft
Nun zu den drei Stationen:
Auf Bogadjim (Bokadschi vgl. Peter mann, Geogr. Mitth.
1890, Taf. 17), dicht bei Stephansort an der Astrolabelmcht.
arbeitete Eich nebst Scheidt und Frobenius. Die Gottesdienste
werden immer zaiilreicher besucht, und mancher Zuhörer zeigt ein
wirkliches Verstundniss. Trotzdem ein Kirchlein erbaut ist, sind die
Leute aus unerklärlichem Grund zum Betreten derselben nicht zn
bewegen, wcshnlli die Ansprachen von der IMattform des Missions-
hauses aus gelialten werden. Schlimm ist es auch, dass für einige
wichtige Bogriffe, wie z. B. Barmherzigkeit und Gnade, kein Wort
za finden ist Das Kommen des Herrn Jesu können sicli die Eiu-
') Am 27. SepUmber 1390 &taib der junge Klaus.
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Dit «vaagdiscfae lUidoiiith&tigkeit io dea dmiticbra SehntsfaUeltn. 45
geboreoen trotz aller BelelmiDg nicht anders vorBtellen, als auf einem
Dampfechiff nnd natftrlich mit fielen Geschenken!
Anf dem Eiland Siar im Prinz Heinridi-Hafen gewöhnen sich
die Missionare immer besser ans Klima and lernen die Sprache
kennen. Der Dnterricht wurde dnrch einen Dorfstreit nnterbrochen,
anch ist der Neid der Siar-Leote, welche den Bewohnern der anderen
Inseln verbieten, Lebensmittel zu verkanfen, sehr läsUg. — Am
2. Joli 1890 wnrde von Kunze, BOsch') und Klans mit ffilfe der
Tier mitgebrachten Hiokesen anl der Dampier-Insel, nahe an der
See, am Fnsse eines grossen, die ganze Insel bedeckenden Vulkans
die neue dritte Station erriefatet Auch diese Insel* kennt hin-
sichtlich der BeTölkeruDg den Unterschied zwischen StrandbewohnerD
und Binnenländern und z&hlt eine zahlreiche Einwohnerschaft. Die
ueae Station liegt etwa 40 bis 50 m hoch auf dem nördlich sich er-
hebenden Theil des ziemlich steilen Abhanges. Der Hafen ist fast
Ivreismod und besitzt etwa 300 bis 400 m im Durchmesser. Die
Seeseite desselben ist mit mehrfachen Reihen von Korallenriffen be-
setzt, die Ostseite des Hafens nimmt flaches Uferland ein, auf
welchem das Dorf Kulobob, etwa eine Viertelstunde vom Missions-
platz entfernt, liegt; nach der anderen ^eite beträgt die Entfernung
bis zum nächsten Bergdorf auch nur ebenso viel. Zehn Bergdörfer
sind den Missionaren schon bekannt. Am ersten Tage des Stations-
baues leisteten die Dorfbewohner mit eiserner Ausdauer viel, zeigten
dabei eine erstaunliche Gewandtheit; später blieben sie weg, doch
kamen dafür Einwohner eines nahen Bergdorfes uud konnten zur
Mithilfe ermuntert werden. Es fehlte nicht an manchen Diebereien,
Streitigkeiten, deren Schlichtung die Klugheit der Missionare
erforderte. Anfangs konnte Kunze die Leute schlecht verstehe»,
obwohl sie fast dieselbe Sprache wie die auf Siar zu haben schienen;
später stellte es sich heraus, dass mau hier manche Laute einfacher
und leichter aussprach, als auf Siar. Die Bergbewohner weiclien in
ihrer Sprache wiederum mehr von der der Küstenleute ab; Ein-
geborene aus dem Dorfe Urit bereclit igten zu schönen lloffiaingen;
schon ihr Blick ist herzgewinnend und erweckt Vertrauen. Die mit-
genommenen vier Miokesen (uitilohen eines Tages, wurden aber
glücklicherweise wieder zurückgebracht. Ob es auf Dampier gesunder
ist, als in der Astrolabebacht, mass die Zukunft lehren; die
*) Leider kamen im Auisrust 1891 Bösch und Scheidt, wahrscheinlich bei einem
räuberischen Ueberfall der Eingeborenen, uod; dies ist die neuejte TrauerboUcbaft.
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46 Di« '«Tangeliaclie Hisiicmitbitigkeit in d«i deotaehea 8diutig»bi«ton.
Terapcratur ist gemässigter, an frischem Wind fehlts auf dem
StatioDshügel Diciit, von welchem ans man nach vom die sehr nahe
offene See. im Nebel das Finisterra-Gebirge und die Inseln des Prinz
Beinrieh-IIafens liegen sielil.
Iii Simbung, nahe dem Finsch-llafeu, arbeiten die Neuen-
Dettelsauer bayerischen Lutherauer in Verbindung mit der
Immanneisvnode Südanstralien mit fünf Missionaren, welche leider oft
vom Fieber heimgesucht werden. Der Schulbesuch ist geriiiij. auch
werden die sonntäglichen Versammlungen schwach besucht. Daza
raffte eine schwere Kranivheit vierzig vom Hundert der Bevöllvening
dahin, auch wohnen die Leute sehr zerstreut und sind schwer an
Zusammenivommen zu gewöhnen. Da die Mädchen, sobald sie nur
laufen können, ein Tragnetz über den Kopf gehängt erhalten und in
die Pflanzungen mitgenommen werden, um ihren Müttern zu helfen,
und weil ubeiiiaupt Schreiben und Lesen den Eingeborenen als etwas
sehr Unnützes, ja Schädliches erscheint, muss die Geduld der
Missionare oft sich bewähren. D*'nno< h konnte am 13. April 1890
zu Simbaug an einer Frau aus dem fernen Südosten des Landes die
erste Taufe vollzogen wcrdon, auch stellten sich fünfzehn Knaben
ans dem Süden zum Arbeiten und Lernen ein.
Kürzlich ist durch den treuen Bamler und andere eine zweite
Station auf den benachbarten Tami-lnseln errichtet worden, deren
Bewohner als Handelsleute im beständigen Verkehr mit den Insehi
südlich von Book und dem Festlande stehen, aber leider von Wasser-
mangel allerlei zu erzählen wissen. Im Uebrigen sollen die Tami-
lnseln gesund sein und zu HolVnungen berechtigten. Soweit die
Neueudettelsauer Missionare die Religion erforschen konnten, tritt
auch hier der Ahnenkultus in den Vordergrund; vielleicht ist noch
eine ältere Heligionslehre vorhanden, welcher die Weltschöpfung an-
gehört und derselbe Gottesuame, mit welchem auch die Weissen be-
zeichnet werden. Zwei Mundarten sind von den Sendboten in den
Forschungsbereich hineingezogen, das .Jubim von Simbang und das
Wonam von Tami; letzterer Dialekt scheint der ausgebildetere zu sein
und wird auf den beiden Tami-lnseln, Wonam und Kalal, sowie im
Dorf Taimi am Huongolf gesprochen. Natürlich sind auch in diesem
Theile die Arbeiten der Missionare über den ersten Grund nicht
hinausgekommen; aber Hindernisse und Schwierigkeiten, welche
schwer zu beseitigen schienen, weichen.
Im Bismarck- Archipel schreitot das Werk der australischen
Wesleyaner vorwärts. Das dortige Arbeitsfeld ist leichter, als das
Die erangeliscbe Hinionstbätigkeit in den dentichen Scbuizgcbieten. 47
auf Nea-Goioea, weil dort nicht eine so undurchdringliche Wildnis»
herrscht nnd bessere Wege oder doch Pfode vorhanden mnd. Auch
ist es kein zn grosses Gebiet, nnd die drei Hanptstationen sind so
gelegen, dasa man Ton einer znr anderen in einem halben Tage
' kommen kann. Jeder Hanptstation gehören nngef&hr ffinfeehn N^ben-
plätze an, welche alle sehr dicht bei einander liegen nnd wo immer
ein Lehrer seine passende Arbeit hat. Efirzlich aind ins Prediger-
seminar auf Eandawa (Witi- Inseln) auch vier JQngiinge ans Nen-
Pommem (Neu-Britannien) eingetreten, die Erstlingsfrncht der Selbst-
hingebang jener nenn jnngen Fidschianer, welche anch in diesem
Seminar erzogen, 1875 nach jenen heidnischen, verrufenen Inseln des
Bismarck- Archipels für die Ansbreitnng des Gottesreiches hinfiber-
siedelten.
Der Grundsatz, mit anderen bekehrten SQdsee-Insnlanem anch
hier zu arbeiten, bewährt sich anfs Beste. Fast 1200 Kinder erhalten
christlichen Unterricht, 1800 Personen wurden getaaft. Leider
wäthete eine schwere Seuche unter den £inwobnern Nen-Lanenbnrgs,
nnd anhaltende Krankheit hinderte die Missionare auf Neu-Pommem
vielfach in ihrem Beruf. Wenn anch anfangs das Verhättniss
zwischen den englischeu Missionsleitem und den deutschen Kolonial-
beamten ans verschiedenen Gründen etwas gespannt war, so wird
mhige Benrtheilnng der Sachlage nnd ein Sichhineinfinden in
gegebene Thatsacheu alles klaren. Becht ist es, dass Sendbote
Rickard 8 mit aller Mühe Deutsch lernte; wohnen die Missionare
doch unter deutscher Oberhoheit, anf dentschem Schutzi^obiet.
Andererseits sehen die deutschen Angestellten anch die Wichti^l^eit
dieser Missionsarbeit ein und lernen nach längerem Aufenthalt
manches besser und milder anschauen. Neuerdings sind die gegen-
seitigen Beziehungen freundlich und die deutschen Kolonialbeamten
suchen das Fricdenswerk dieser IJuteii nach Kräften zn fordern.
Auch für die Bibulül)erset/unp: ist auf diesem MissioDsfeld gearbeitet:
G. Brown erhob di - Sprache Neu-Laueuburgs zur Schriftsprache
nnd übersetzte dariu das Markus -Evangelium 1882 nebst ver-
schiedenen Bibelabschnitten. Dauks, der erste Missionar X'-u-
Pommerns, verfassto hundert Evangelieuab>' liiiMto in einer Mundart
dieser Insel nnd K. H. Kickard die Apostelgeschichte.
Die Arbeit des American Board zu Boston und der.
fiawai'schen Evangelischen Gesellschaft auf den Mars( ball-Inseln
war nie so vielversprechend, wie jetzt Der gute Kirchenbesuch, die
Mehmng der Gemeinden wächst; anch anf den ganz heidnischen
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48 Die evangeliscbe llissionstb&tigkeit in den dentsehen 8diiitq[tWtteit,
loselcheo wird das Gotteswort Terkfindigt Eingeborene Lehrer, ine
Hiram von EI)on und Jeremia v<m Jaloit leisten Tftditigee, aber
es mfissten solcher Helfer noch mehr sein. Das Gesang- nnd
Liederbach ist kfirzüch nachgesehen nnd findet gleich anderen Schnl-
bflchem erwünschte Verbreitmig. Dnrch B. Doane nnd G. Pierson
worden schon 1858 nnd 1863 einige nentestamentliche Kapitel in die
Ebon-Hnndart fibersetzt B. G. Snow lieferte den Matthftos nnd
Lnlns, 1869 den Johannes, 1867 die Apostelgeschichte, verbesserte
den Harkns. B. M. Pease ftbertnig seit' 1877 die meisten tbrigen
Schriften des Nenen Testaments, welches 1885 zn Kew-York dnrch
die Amerikanische Bibelgesellschaft vertfiSnitlicht wnrde. Ehnges
hiervon, z. B. die beiden Eorintherbriefo, den Epheser- nnd Philipper
brief, fibersetzte J. F. Whitney, welcher nebst Pease nnnmehr an
der UebertragnDg verschiedener alitestamentlicher Bücher arbeitet
Unter den deutschen Salomon-Inseln eriiielt Isabella oder
Bogota (Mahaga) das Johannis-ETaDgeliom in dieser Mundart
So wirken auch in Sprache und Schrift die Missionare an der
religiösen und sittlichen Hebung dieser heidnischen Eingeboreuec.
Keine wahre Enltor ohne Fibel und Bibel!
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Die katholischen Missionen in den deutschen
Schutzgebieten.
Von
Oarl Heepefs, Köln,
i
Deatsdi-OstalHka.
Das deutsche Gebiet in Ostafrika hat folgende kirchliche Ein-
theilung, die in ihren Grandzügen schon vor der deutschen Besitz-
ergreifung bestand:
1. Apostolisthcs Vikariat Nord-Saiisibar; Hauptmissiou: Bagamoyo.
2. Apostolische Präfektur iSüd-Sansibar ; liauptiuission: Dar-es-
Salaam.
3. Apostolisches Vikariat Unyamyembe; Hauptmissiou: Kipakpaia
bei Tabora.
4. Apostolisches Vikariat Tangauyika; Hauptmission: Karema
am See.
5. Apostolisches Vikariat Viktoria -isyauza. Hauptmission auf
deutschem Gebiete: Bukumbi.
I. Apostolisches Vikariat Nord-Sansibar.
Dasselbe ist der Missionsgesellschaft der Väter vom h. Geist
anvertraut. Die jetzt bestelieiuleii Stationen sind:
1. Bagamoyo. Vorsteher: P. Stephan Bauer. Europäisches
Personal: 3 Patres (Geistliche), 8 Brüder, 10 Sciiwestern
(Töchter Mariil), Waisenhaus, Schule, Werkstätten, Plantal^en
und Ackerbausciiule: im Ganzen 304 Kinder, 178 Kualicii,
1 "26 Mädchen. Hospital für eingeborene Kranke, Asyl für Aus-
sätzige. Schale und Krankenhaus in der Stadt selbst im Baa
begriffen. (Grundsteinlegung am 26. März.)
Koloniales Jabrbadi lö91. ^
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50 Di« katlioUaclNii Hinionen in den dratMhen Scbotigebieteii.
2. Mhonda in den Ntrurn-Bergen. Waisenhaus, Schule, zwei
christliche Negerdörfer, Kraiikei)lKius.
3. Mandera in Usegua. Schule uud Krankenhaus ; christliche
Dörfer Mandera und St. Ambrosius am Ufer des Wami.
4. Mrofjoro in Ukami, Schule, Kraiikcniiaus, kleinere Plantagen.
5. Tununguo auf der Grenze vou Ukutu und Ükami; christliche»
Dorf, Schule, Knmktnihaus.
6. La Longa, Wüiseniiaus, Schule, Kraiikeiiiiaus, drei kleine
christliche Dörfer: St. Benedikt, Condua. Guthilf.
7. Kilema am Kilima-Ndscharo. Die Gründung dieser letzteren
Station erfolgte 18i>0 — 91. Nachdem nämlich durch die um-
sichtige und erfolgreiche Thatigkeit Wissmann's die Küsten-
gegenden bcruliigt waren, konnte der apostolische Vikar ernst-
lich daran denken, die Missiousstationen nach dem Innern vor-
zuschieben. SeiiM' Wahl liel zunächst auf die überaus fruchtbare
und gesunde Gegend am Kilima-Ndscharo. Der Bischof unter-
nahm daher in Begleitung der bciilen Missionare P. Gommen-
ginger und P. Le Roy eine vorbereitende Fors< luiiigsreise
zum Kilimandjaro (10. Juli bis 10. Oktober 1890). Am
10. August erreichten sie den reizenden Jipc-See. der in der
Mittagssonne wie ein grosser Spiegel wiederstrahlte.
«UaMra Blicke", so schreibt ein Mitglied der Expedition*, »lichtAteD sich
unvcrwanfit pofTHii Nordwest und versuohtf-n etwas am Horizonte zu unterscheiden.
Da plötzlich tlifilten sich die dunklen Wolken und wie diircli einen Riss sahen wir
da oben, sehr hoch aui blauen Himmel, etwas \Vei:>äes vou ruuülichür Form er-
•eh«i|i«ii. Et war der GipfU des Kibo. Der Anblick dauert ab«r kann twei Mi-
nnteo, die Wolken sammeln sieli wieder nnd verdecken den Berg» Am sweit«n
Tage Abends, als vir l&ogs des Seeufers weiter marscbirten, /eiu'te sieb uns das
massive Oebirpe zum ersten Male voll und frei — ein prachtvoller Anblick Lassen
wir die Blicke 7.ura entfrepcngesetzten .Seeufer schweifen, das in lebhaftem Grün
daliegt, so haben wir liuks die Berge von ügueno luil ihreu tiefen öchiuchten,
reobts das bebe Sebilf des Sees, nberragt von den duftenden Oipfefai blfibender
Abasien, geradeaus sierliebe HSgeU binter weleben eben die Sonne feuerrotb unter>
geht, un<i in der Ferne erheben sich die ersten Abstufungen des Gebjrces, ein
prächtiges I.:ind, sehr Gewohnt und sehr bebaut, aus dtv..en Feldern eben der Rauch
von verbrannten Kriiutern aiif-.teii:t, und hoch üli- r dem allen die beiden tüpfel des
Kibo uud des Kimawcuäi, dieser schwarz und zackig, jener weiss und rundlich;
beide erbeben sieb msjest&tiaeb in den Himmel und spiegehi sieb wieder in den
rubigen Flutben des Sees."
In Mopchi, Mati^chame und Kilema wurden die ^lissionare von
den lliiuplliiij^en freundlich aufgenommen. Einen besonders herzlichen
Empfang bereitete ihnen der deutsehe ätatiouächef, Uerr v. Eitz.
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Die katholischen Missionen in den deutseben Schutzgebieten.
51
Hit demselben veraaditen die MisBiooare, die höher gelegenen Re-
gionen dee Gebirges zn ersteigen.
«Nicht ohne Mühe", so schreibt P. Le Roy, »geht der Aufsti^ tob statten.
Aber vi« reielilieh «urdaD niiim Ufilieii gelohnt dmch den AnUlek Ton reizenden
nnd gromrtigan Natorbildem, wdehe der Reibe naefa an nna Torfibenogen! Wir
treten den Marsch an in einer Höbe von 1200 m; bei 1300 m werden die Dörfer
st ltt ri, bei 1400 m finden wir nur hier und <ia einifje FoUier in WaKilichlungen, in
löUU ni n<"he haben wir den rrwald in si-iner '^anzon wiliit-n Schönheit. Noch
höher wird die Vegetation mehr und mehr verkrüppelt und auf 2500 — 2900 m
treffen «ir groste Wiesen, auf welchen knnee Oraa wichst nnd wo das BnsdlweTlt
mit langem granen Mooe bededtt ist, daa im Winde hin und her ecbankelt Sin
feuchter, eisi^ kalter Nebel hallt Alles ein und giebt dieser fremdartigen Natur ein
trann'ees Aussehen. 2900 m liber dem Meeresspiejrel schlugen wir unser Lager auf.
Am andern Morgen mussten zwei Mitglieder der Expedition, die von Fieber ergriffen
waren, zurückbleiben."
P. Le Roy und Horn v. Eitz setzten über die Kciso nach den
gehoimnissvollen Plölien fort. Dichter Nebel liüllte die AVanderer ein,
der Kotnpass war ihr eiiizitrer Führer. Knttre^cn den Vorstellniij^eu
der Einfiebon-nen, von weUdieii sie begleitet waren nnd bald im Stiche
gelassen wurden, drangen sie immer weiter vor. gehend, kriechend,
kletternd, alter fast immer einem breiten Lavabette folgend, dass
wie eine mächtige Stiege vor ihnen lag. Sechs Stunden waren die
Forseher marschirt. dichter Nebel hüllte sie n(»ch immer ein, schon
wollten sie an einem Erfolge verzweifeln, als plötzlich der Himmel
in heiterer Klarheit erschien. Welch' ein prächtiger Anblick' Da
reciits der Kimawensi mit seinem schwarzen, vom eingestürzten
Krater zerrissenen Gipfel, zu steil, um viel Schnee zu trauen, links
die imposante Felsmasse des Kibo mit seiner blendenden Sclinee-
kuppe und seinem eisstarrenden Mantel, ihnen gegenüber der Berg-
rücken, welcher beide Kegel verbindet. Noch zwei Stunden Marsch und
die Reisenden waren auf jenem Hergrücken 2<^0() m linrh angelangt.
Nachdem der Bisehof im Einverständisse mit dem Gouverneur
den Ort für die neue Missionsstation gewählt hatte. Hess er den
P. Gommenginger zur Gründung der Mission zurück; er selbst
kehrte zur Küste zurück und begann in Bagamoyo sofort die
Organisation der neneo Missionsexpedition. Der Plan derselben war
wie bei den meisten Xeugründungen der Väter vom b. Geist folgender:
Eine Angahl christlicher Xegerjünglinge, die in den Anstalten ton
Bagamoyo erzogen, in Handwerken und im Ackerbau ansgel)ildet
sind, bilden unter der Leitung eines Paters und eines Bruders den
Grundstock der neuen Niederlassung. Sie errichten die nöthigen
Bauten fär die Mission; jeder der jungen Mftnner baut seine Uütte
4*
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52
Die kadioHicbeii lliaatonen in den dentseben Schutigsbietoii.
auf dem ihm xogewieseneii Omnd und Boden und macht boid Feld
nibar. Dann kehren sie nach Bagamoyo zornek; ein jeder wftUi
sich ans den Ton den Schwestern erzogenen nnd in allen häuslichen
Arbeiten nnterwiesenen Kegermädchen eine Gattin. In der Anstalt
wird die Vermählnng gefeiert. Dann dehen die jongen Familien in
die nene Heimath nnd bilden ein christliches Dorf, das durch das
Beispiel der Arbeit nnd der Gesittung einen heilsamen nnd er-
ziehlichen Einflnss anf die umwohnende Bevölkerung ausfiben soll
P. Gommenginger hatte inzwischen in Eilema im Ostlichen
Theile des Gebirges beim Häuptlinge Fnmba eine Missionsstation
gegrfindet, zu welcher der letztere ein mit Bananen bepflanztes Feld
geschenkt hatte. Die erste ihm nachgeschickte Karawane war am
14. Januar 1891 von Pangani aufgebrochen und mit der Expedition
Wissmann's zum EUiman^iaro marschirt Die zweite Kara-
wane, bestehend aus dem P. Rhomer, einem Bruder und einem
Dutzend chrisÜicfaer Neger) unglinge aus Bagamoyo, hatte mit grossen
Schwierigkeiten zu kämpfen. Dieselbe brach am 20. Februar von
Pangani auf; doch unterwegs entstand unter den 2ä0 Trägem, welche
die fioirawane begleiteten, eioe panische Furcht vor den Massai wegen
der Kämpfe, die sie angeblich dem Higor Wissmana bereitet hätten.
Zwei Drittel verliessen ihre Lasten und flohen. In Masinde begegnete
die 80 geschwächte Expedition dem Major t. Wissmann, der vom
Eilimandjaro zurfickkehrte, um zur Kflste zu gehen. Der Reichs-
kommissar gab den Missionaren einen Theil seiner Soldaten zur
Begleitung mit F. Rhomer ist mit seiner Karawane und mit
54 Trägern am 21. März am Eilimandjaro angekommen. Die
Missionare au der Küsto waren genötliigt, eine nene Karawane zu-
saiiinieii/.ustellen, um die auf dem Wege liegengebliebenen Lasten
zur Stution zu befördern. Dieselbe ist um 20. Juni dieses Jahres
von Pangani ubraarseiiirt nnd Mitte Jnli in Kilema am Kilimandjaro an-
gei\ommeu. Anfangs Juli hat der apostolische Vikar eine auf mehrere
Monate berechnete biscliOt liche Visitationsreise in"s Innere angetreten,
auf weicher ersämmtlieheStatiuuüu seiner Genoäseuschaft besuchen wird.
II. Die apostolische Präfektur Sfid- Sansibar.
Dieses Missionsgebiet ist der Sankt Benediktus-Missiousgenossen-
schaft (Mutterhaus St. Ottilien Oberbayern), anvertraut. Die erste
von ihr in Ostafrika gegründete Missiousstation Pugu war von den
Ant.-taiidisclien zerstört worden. Als die Verhältnisse an der Küste
die Wiederaufnahme der Missionstbütigkeit gestatteten, wurde £\i-
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Die katholiächeu Misäioaeu in deu deuUcbea Schutzgebieten.
53
nächst eine neue Station in Där-es-Salaam errichtet Diese Stadt
wurde deshalb gewählt, weil von hier ans die spftter im Innern zn
gründenden Stationen leichter versorgt werden, weil femer grössere
. nnd für alle Handwerke eingerichtete Werlutfttten einstweilen nnr an
der Efiste eingerichtet werden können. Die hier ansgebildeten Hand-
werker (Neger) sollen spftter bei Nengrfindnng von Stationen im In-
nern verwendet werden.
Der apostolische Prftfekt P. Bonifatius, der mit zwei Brfidem
bereits am 80. November 1889 in Sansibar eingetroffen war, begann
im Anfiing des folgenden Jahres mit ünterstfltasnng zahlreidier Ar-
beiter ans der Mheren Station Pngn den Bau zweier Hissionshftnser,
eines für die Brflder, eines für die Schwestern.
Hit diesen Hftnsem sind mehrere Werkstätten verbunden, in
welchen die Brfider die Negerkinder in nfitzlichen Handwerken unter
weisen. Zugleich wurden zwei Einderasyle errichtet ffir die befreiten
Sklavenkinder, 'welche im Christenthum und in der Arbeit unter-
wiesen und auf Kosten der Mission erzogen werden. Hinter den
Missionshäusern liegt ein grosser Garten, in dem trefflicher Salat,
Bettige, Kohl, Stangenbohnen und anderes Gemfise angebaut wurden.
Ananas, kleine Palmen, Orangenbäume, Papäien bilden den Haupt-
schmuck desselben. Mit der Quantität und Qualität der europäischen
Gemfise, die versuchsweise gepflanzt wurden, waren die Brfider zu-
frieden. Die Schwestern widmen sich vorzfiglich der Erziehung der
Negermädchen und der Pflege der Eranken. Da die bisherige Ea^
pelle nicht mehr ausreicht, vnrd gegenwärtig von den Missionaren eine
Eirche gebaut
Leider hatten die Missionen in Dar-es-Salaam sehr vom Fieber
zn leiden. Von den neun Brfidem und den nenn Schwestern, welche
1889 und 1890 ausgesandt wurden, sind innerhalb zehn Monaten
fflof am Fieber gestorben: P. Bonifatins Fleschfitz, apost Pro-
präfekt ans Reicholdsriet (Bayern), Brader Joseph Irrgang aus
Badling (Bayem), Brader Johann Leis aus Rascheid (Reinprovinz),
Schwester Pankratia Aldenhövel aus Lfidinghausen (Westfalen),
Schwester Johanna Lämmermfihle aus Löningen (Westfalen).
Am 6. Jnli 1891 wurde zum Ersatz und zur Verstärkung der
Mission eine neue Expedition von 8 Mitgliedern unter Föhmng des
P. Franz Bau mann nach Afrika geschickt Im August folgte eine
zweite Ersatzexpedition, zu welcher ffinf Missionsschwestem (sämmt-
lich Westf&linnen) gehörten. Diese neuen Missionskräfte sollen so-
bald wie möglich eine neue grössere Station im Innern errichten;
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Die katbolischen Uissiooen in ifin drataebtn Scbatxgebieten.
zagleicb ist ein SAiiatoriiim geplant, in welchem sich die an der Etiste
durch fortwährende Fieber geschwächten Missionen erhalten sollen.
Das If ntterbans in St Ottilien (Oberbayem) erfrent sich wach-
sender Blathe. Die Mitglieder der Missionsgesellschaft zerfidlen in
drei Abtheilongen: Priester, Katecheten, welche als Lehrer in den
Missionsschalen den erstem eine wirksame Stütze sein sollen und
Arbeiter. Die Abtheilnng der Schwestern zfthlt Katecheten zum Un-
terrichte der Negermftdchen und Krankenpflegerinnen. Dazn kommen
die entsprechenden Kandidaten- nnd Vorbereitongsklasseh. Die ge-
sammte Ansbildnng der Insassen ist auf die Missionsthfttigkeit ge-
richtet; die Stadien erstrecken sich aach aof das insbesondere dem
Priester nnd dem Katecheten nothwendige Gebiet in Sprucheo,
namentlich anch aof das Snaheli.
Die Priester nnd Katecheten flben sich aach neben dem Stadiom
tftglich im Handwerk oder Feldbao, and die Arbeiter-Hilfsmissionare
werden in den Werkstätton, im Hansdienste, in Feld and Garten
beschäftigt. Handwerker aller Art finden sich bereits im Kloster:
Bachdraeker, Mechaniker, Schreiner, Schlosser, Sdiaster, Schneider,
Zimmerleate, Gärtner, Landwirthe, die sich auf Bodenkoltar und
Viebzacht verstehen. Die beiden KlOster in St Ottilien zählen
augenblicklich gegen 140 Mitglieder. Eine ganze Grnppe von Ge-
bäuden bildet die Elostergemeinde: Kirche, Schwesternhaus, Haus
der Kleriker und Brüder, grosse Oekonomiegebäude mit 80 Stück
Vieh, die verschiedenartigsten Werkstätten, darunter eine Buch-
druckerei und Buchbinderei u. s. w.
Ii in neues grosses Schwesternhaus wurde Anfangs Autnist vom
Bist huf von Augsburg eingeweiht. Zugleich begann niiin iii t der
Erriclituiii; eines neuen Missionsseminars, welches ein den Verlialt-
ni.sseu der wachsenden Konm-euation entsprei lieiider Bau werden soll.
Am 10. -luiii fand die Ein\veiliiiii!4; einer m ueu Filiale der Mis-
sionsschwestern ^Maria-Hill'"' zu 1 ulziiii; am >>tarnbergersee statt,
web'lie Stittun;; die Mis.->ionsi;esellschaft der edlen Freigebigkeit des
Frauleins von Kingscis, der Toeliter des bekannten Müucheuer
iVolossors Dr. Joh. Xep. von iiiugseis, verdankt.
III. Die apostolischen Yikariate ünyanyembe, Tangauyika
nnd Viktoria-Nyanza.
In diesen drei Vikariateii wirken schon seit 1878 die algeri-
schen Mi>sionen, von ihrer Kleidung auch „Weisse Viiter" tjenaont.
Die Geuo.sseuächalt hatte iu deu letzten Jahren iu ihrem Misslous-
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Die k&iliuliäcbeu Missionen in den deutschen Sekatxgebieten.
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gebiete mit sehr groBsen SchwierigkeiteD zn kAmpfen, die eineraeite
durch die wiederholten ümwSlznngen in Uganda, andererseits durch
die arabische Bewegung in Ostafrika hervorgerafen waren.
In Folge der drohenden Haltong der Araber mnsste die blühende
MisBionsstation Eipalapala bei Tabora in Unyanyembe im Jnni 1889
angegeben werden. Die Hissionare, darunter der bekannte P. Schy nse
(BheinlAnder) retteten sich mit den Kindern durch schleamgeFlnehtzum
YiktorispNyanza und erreichten glficklich die Station Buknmbl am Sftd-
ufer des Sees. Hier und in dem etwas nOrdiich gelegenen Nyegesi be-
finden sich anch die Missionare, welche aus Uganda vertrieben waren.
P. Schy nse wurde im Oktober 1889 beauftragt, den an den
Augen leidenden P. Girault zur KiVste zu geleiten. Auf dem Wege
traf er Stanley und Emin Pascha, mit denen er im Dezember
1889 Bagamoyo erreichte.^)
Inzwischen war der rechtmSssige EOnig von Uganda, Mwanga,
der viehrere Monate seines Exils in der Mission von Bukumbi ver-
weilt hatte, mit Hfilfe der Christen in sein Reich zurackgekehrt,
hatte den Throorftuber Earema vertrieben und die Missionare per-
sonlich zurflckgefOhrt Die Patres Lourdel und Benoit zogen mit
dem siegreichen EOnig am 12. Oktober in die Hauptstadt ein. Später
folgte der i^ostolische Vikar Bischof Livinhac mit zwei Missionaren.
Während der Abwesenheit der Missionare hatten die zurflckgebliebenen
eingeborenen Christen eifrig IBr die Verbreitung der christlichen Lehre
gewirkt
Der Eönig von Uganda schloss am 16. März 1890 mit Dr.
Earl Peters und dem Vertreter der Mission, dem P. Simeon Lour-
del, einen Vertrag, nach welchem Mwanga sich verpflichtet, den
Sklavenhandel in seinem Lande zu verbieten und die Sklavenans-
fuhr nach Eräften zu verhindern. Ausserdem versprach der EOnig
dem apostolischen Vikar in Zukunft keine verwflstenden Baubzfige
in die benachbarten Länder zu unternehmen.
Da der apostolische Vikar des Nyanza, Bischof Livinhac, zum
Generalobem seiner Genossenschaft gewählt worden war, kehrte der-
selbe aus Aequatorial-Afrika nach zwölQährigem Aufenthalte zuräok.
Sein Nachfolger wurde Msgr. Hirth, Bischof von Tebessa, Elsässer
von Geburt. Derselbe berichtete vom 20. Januar 1891:
,Es cind jetzt 18 Jahn verflosaeo, aeitdem die enten Missionan hier unter
dem Aeqnator den Gnutdetein sa einem Werke legten, weldies eo reich geweebsen
P. Schynse, Mit Stanley und Eiuiu Pascha durch Deatscb-Ostafrika.
ReiBetagebneh, beransgegebea Ton Karl Hespers. Köln, Bachem, 1890.
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56 kathoIischoQ Missionen in den deutschen Schutzgebieten.
iit, dm M •ebrinen kum, Oott hab« ibm du wmidarbara Waehstlmai der Bi«Mn*
UniDtt VBIcrer Wälder gegeben. Die Eingeborenen um unMre Stationen erhalten
tmd verstehen allmählirh die Wohlthatcn der Civilisalion, welche ihnen aus der
Freiheit und der lU'ligion erwachsen. Freilich trafen wir auf grosse Hindernisse.
Die mohauiedaniächc Krisis brach über uns herein und drohte an einem Ta^e Alles
sa ^«nilcbtao, di« begonnene Arbeit und unsere Boffiiang auf die Ziikiiafk h
Uguida feblte wmSg und die Ninioiua« kMneii in gnnsftner Wein um, dieCbriiten
wurden versprengt, die Hlssion zeitweilig verniebteL Auch in Unyanyembe muMle
die Mission aufgegeben werden, und nur unter schweren Verlusten geleog et den
Miesionaren, ihre Person und die freipekauften Kinder zu retten.
Doch schon seit einem Jahre haben sich unsere Hoffnungen neu belebt und
«ind stirfcer als zuvor. In einem Heldenkampfe hat Uganda den Islam niederge»
«arfn, im Afiden hat die Kolonne von £min Paaeba den MbimpflidMn Seblnpf-
«iirird von Maaeansa veniicbtet, welcber d«i SaamolplKU f3r all* die onglöcklicbw
Sklavoi bildete, die aeit Jabren mobamedaniacbe Halbier an allen Kästen des
Sees zusamroeniaffte.
Auch Unyanyomlie und Usukuma scheinen Dank dem Einschreiten der deut-
schen Truppen beruhigt".
P. Scliynse, der siih einige Monate in Sansibar aufgehalten
hatte, schloss sich mit P. Achte der Expedition Emin Pasehas.
der über Tal»<.ra nach dem Viktnria-Xvun/.a zog, an. Eiuh) Septeni-
l>er lh9ü errciciiten die Missionare iliic Stution Bnkurnhi. Im Auf-
trage des a[Histolischen Vikars unternahm P. Schynse eiae For-
scliuugsreise um die Sudwesterke des Sees naeh Uganda.
Er bracli am 28. .laniiar ism von Hnknmbi mit einigen Sol-
lten Emin Pasdias, einigen Waganda und Wasuknina-Tragern auf.
Zwischen dem Golf von Biikumbi und der von Stanley auf seiner
letzten Reise entdeckten südwestlichen Seebuelit fand Schynse noch
eine dritte Bucht, die von Ngulula, weldie Iiis 2^ 47' südl. Breite
reicht. Er umging dieselbe und untersuchte die Stanley'schc Bucht,
die von Bukome, deren südliches Ende Schynse auf 2^ 51' südi.
Breite bestimmt. Die Bucht sei sehr flach und die letzten 4—6
Meilen hatten für die Schifffahrt wenig Werth. Von Bukome folgte
Schynse dem See in nördlicher Richtung und erreichte am 14. Fe-
bruar nach I(Uäuii;em Marsche (von ßukumbi an gerechnet) Ba-
koba, die deutsche Station Emin PnM;ha*8 unter 1" 20' südlicher
Breite. Emin Pascha war gerade tags zuvor von Bukoba nach
Westen, nach Karagwe abmarschirt. Von Bukoba ging der Missio-
nar noch sieben Tage nördlich, überschritt die Kagcra, die Grenze
der deutschen und cn-ü-chen Interessensphäre, durchwanderte Buddi,
eine Provinz Ugandas bis 0» 31' südl. Breite. Von dort wollte er
nach Westen, um die Hinterländer des Sees, Karagwe und Usuri
zu erforschen. Doch die eintretenden Hegen zwangen ihn, nach Bn-
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Die katholischen ilissioneu in den deutschen Schutzgebieten.
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koba zarflckznkehren. Hier achiffibe er sidi mit Herrn Stokes ein
imd fahr ^r den See aaeli Bnknmbi zorQck. Das Land nm die
Südwestecke des Sees üsindja ist flacli, von GranitrQcken dnrcb-
zogen, nnr in Ngnlnla finden sicti bedentendere Höhen. Die BevOl-
kemng ist ein Gemisefa von einheimischen Wanyamwesi nnd einge-
wanderten fialma (Watnsi). Sie werden Basindja, anih Wana Mn-
eri genannt. Dieselben waren beim Anmarsch der Expedition viel-
fitch gefiflchtet; doch gelang es bald, mit ihnen in frenndschaftlicben
Verkehr zn treten, ausgenommen ihre letzte Landschaft Eimuaui,
wo man ihr feindselig gegenübertrat.
Von 20 10' südl. Breite wohnen die Baziba bis zur Grenze
Ugandas. Das Land derselben bis zum Eageraflasse ist ein Berg-
Sand mit flachen, parallel zum See verlanfenden Thälem. Diese
meist sumpfig, sind unbewohnt, die Höhen dagegen stark bevölkert.
Nach Osten zum See fallt die Höhe steil ab. Die Baziba bilden
eine Stammesiusel und sind sehr von ihren Nachbarn verschieden.
Während man im Süden des Sees nur die Buckelochsen kennt, ist
das Rind der Baziba unser europäisches plus ein l'aar ungeheuerer
Horner. Das Land um die deutsche Station ist sehr fruohti)ar:
überall rieseln Bäche von den Höhenzügen. Die BevOlkLMung ist
zahlreich. In der Station wurde rüstig gebaut und gepflanzt. Kaffee-
pflanzungen, Gärten, sogar eine öffentliche Promenade sind angelegt
worden. Das Bergland endet an der Kagera. Nur an diesem Flusse
und auf den kleineren unbewohnten Inseln des Sees findet sich Ur-
wald. Das übrige Bazibaland ist völlig abgeholzt, mit hoiiem Gras-
wuchs bedeckt, ein schönes Weideland. Die Provinz Buddu ist leicht
wellenförmig. Hier wurde die Expedition von den dortigen Christen
mit Jubel aufgenommen.
P. Schynse hat über seine Reise eine werthvolle Karte ge-
schickt, die in Petermanu's Mittheilungen veröffentlicht ist.
Inzwischen war dem apostolischen Vikar am Viktoria-See die
ersehnte Verstärkung gekommen. Am 26. August 1890 war eine
neue grosse Misi^iouskarawane der „Weissen Väter" von Bayamoyo
aufgebrochen. Dieselbe l)estand aus 12 Priestern, 6 Brüdern, zwei
schwarzen in Mdlhi ausgebildeten Aerzten und mehreren Hunderten
von Trägern. Sie bildete zwei Kolonnen, die eine für den Viktoria-
See, die andere für den Tuiiganyika und Uuyauyembe bestimmt. Am
20. September waren sie in Mrogoro, der Station der Väter vom
heiligen Geist. Am 8. Oktober erreichten sie Mwapwa. Daun durch-
zogen sie Ugogo; an der Grenze dieser Landschaft trennten sich die
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58 Di« kathoUichea Hiasionen in den deoticbeii 8«huuge bieten.
Wege. Die eine Karawane marschirte nordwärts znm Viktori^^See.
Dieselbe kam am 30. November wohlbehalten in Bnknmbi an. Oer
apostolische Vikar Msgr. üirth ging mit 11 Missionaren im Anfimg
des Jahres 1891 Aber den See nach Uganda. Dort wurden sofort
• zwei nene Posten gegrflndet, westlich in Bnddn und Östlich in Dsogi,
während einer dritten Abtheilnng die mflhsame, aber lohnende Auf-
gabe znfiel, die im Lande zerstreuten Christen und EatecfanmeDeD
au&nsnchen.
Eine zweite Missionsexpedition ging von Bnkumbi nach üslii-
rombo, wo der Provikar von Dn^anyembe, P. Gerboin, mit der
Grflndang einer neuen Station beschäftigt ist
Die Stationen des ajxostolischen Vikariats Viktoria-Nyauza sind
' nun die folgenden: 1. Baganda (Rabaga), 2. Buddn, 8. Usogs,
4. Sesse-Inseln, 5. Buknmbi, 6. Nyegezi.
Anstalten und Personal: 4 Waisenhänser mit 2bO Klndero,
1 Seminar fOr Negerjüuglinge; Anzahl der Christen 4 — MXK), der
Katechumenen 8 — 10000; es sind thatig 18 Patres und Brfider,
2 schwarze Aerzte.
Wie P. Sehynse unterm 16. Mai 1891 schreibt, können die
Missionare trotz der Verstärkang die Arbeit nicht bewältigen, Haii'
derte von völlig uuterrichtetcii Leuten treflfen überall ein und bitten
am die heilige Taufe; es mösste die Zahl der Missionare nochmals
vervierfacht werden, um wenigstens den dringendsten Ansprücheu zn
genügen. In der Hauptstadt allein werden monatlieli achtzig bis
huntiL'it Erwachseue getauft, und wir spendeu, ausser in Todesgefahr,
die Taufe erst iia« Ii vit'rjähriger Vdrhereitun^. Als icii auf meiuer
letzten Reise in IJuvaiia, einem Distrikte von Huddu, eintraf, wurde
ich sofort von Ilundertiii, Männern und Weii>ern umringt, die niiih
baten zu bleiheu, um ihren Uuterrieht zu vollenden und sie zu taut- n.
Die Tromnifl rief am Aben<le die Leute zusammen; danu erklärte
der ll;iiii»lling, der in der il;;uptstadt t;etauft war, den Katechismns"-
Die zweite für Unvauvembe und Ta^anvika bestimmte Koloiiite
kam am 15. November 1890 in Kij)ala|»ala bei Tabora an. Der
Sultan Sike iuitte diese Station, welciie die Missionare i^89 ver-
lassen mus>teu, für seine Sklaven uud Kühe in Besitz genonuiioii.
Der Führer der Missionskarawane, 1*. van Oost. stellte an den Sultan
die F(»rderuut(, ihm die .Missionsstaliou wiederzugeben. „Die Antwort
war", wie einer der iMissionare sciireibt, „sehr demüthig; mau merkt-'
ihr (üf Furciit vor den i)rursele n au.'' I)<'r Sultan liess die Slalioü
reinigen und die Miäöiuuure konnten ihr Hemi wieder beziehen.
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Die kaibolitchea Missioneu in den üeaUcbeu Schutzgcbieteo.
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Aneh das Tom Sultan geraabte Eigenthmn der Mission srhielt
P. Tan Oost dnrch die Vennittelang Tippu Tips zordek, freiUeh
gegen wncherische Zinsen, welche der Araber forderte. Da die An-
werbung Ton Trägem in Taborn sieb verzögerte, mnsste die für den
Tanganyika bestimnite Abtheilnng zwei Monate in Kipulapala Hegen
bleiben. Sie eriüelt hier die traarige Nachrieht von dem Tode des
apostolischen Yilcars des Tanganjika, Msgr. Bridonx, der am
21. Oktober 1890 in Eibanga am westliehen Ufer des Tanganyika
an einer Leberentztlndaug gestorben war. Deradbe hatte Irarz vor-
her sftmmtliche Stationen der Genossenschaft anf einer bischöflichen
Visitationsreise besucht. Dieselben sind: anf dem westlichen Ufer
1. Kibauga, 2. Mpala, 3. St. Lndwig, wo Kapitän Jonbert seinen
Wohnsitz hat; zn diesen drei Hauptätationra gehören noch 11 Neben-
stationen. Anf dem Östlichen Ufer: 1. Earema, 2. St Johann, in
IJiipa, mit 5 Kebenstationen. Eine dritte Station Ejnmdo in Ufipa
mnsste wegen der Umtriebe der Araber anfgegeben werden. Dueh
nichtswürdige Verlenmdnngen und Hetzereien, bei welchen ihnen das
Vordringen der Deutschen als Vorwand diwte, gelang es ihnen, den
vorher frenndlich gesinnten Häuptling feindselig gegen die Missionen
zn stimmen. Sdiliesslidi worden die Missionare vertrieben nnd die
Araber trinmphirten.
Ueberaos interessant ist der Bericht des Bischoft Bridoux
Aber seine Reise zn den verschiedenen Stationen am Tanganyika.
Da Earema fllr das deutsche Schutzgebiet von besonderer Wiclitig-
keit ist, so müge die Schilderang dieser Missionsstation hier folgen :
Wenn man sich von der Seeseite Kurema n&hert, so bietet sieh dem Auge
znent ein attsgedehnter Streifen 5den Sandes, den der Tanganyika seit etwa swölf
Jahren in Folge seines Zurückwcichenä hier ablagert. Als nämlich die Barriere am
Lukut,'a, w'ch'hf sich ans Saud, I'apyrusstauden und S.iiilf t,'ebi!(k't hatte, durch-
brochen war, küuiitL'u die \V;i~M_>r dos See's im Lukugu einen Aldluss nach dem
Kougo finden. Der Lukuga ist tjokanutlich der einzige AusÜuttö, welchen der Tau-
ganjika besitst.
An dem jetst bei Kareaa Torhandenen Ufer wurden von uns fünf kleine
Dörfer gegründet. Die Bewohner von zweien sind von uns atis der SklaTerei be-
freit und leben vom Fi-sohfange. Ausserdem sind sie mit der Aufsicht über unse:e
Barken betraut. Die drei andern Dörfer sind auch gleichsam Dependenzeu der
Mission. Die Einwohner derselben siedelten aicü um unsere Station au, um Frieden
und Sicherheit sn geniessen, die ihnen dnreh den Schats der Missionare ge-
währt wird.
Zwei dieser Dörfer, das eine nördlich, das andere südlich von der Station,
werden von Wafipa bewohnt. Die Einwohner des fünften Dorfes sind Wanpwana,
die früiier in dem Missiou»^Iebiete zerstreut wuimten. Da die Wati^wari;i in ihrer
Zerstreuung unter den Wulipa einen schlcchteu Eiullusä ausübten, veraulasstcu wir
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Die kttholiscben Missionen in den deutschen Schntzgebieten.
Bie, sieb in dxmn Dorfe vniVL ciaem Hiaptiiiig nmiriMielii, der uns verantwortlich
itt. Alle Dörfer sind von einem PalHsaden-Ring umgeben. An der Spitie eine«
jeden steht ein Vorsteher, Nyampara, der von der Mission abbängip ist.
Was bei der Ankunft in Kureina 7,uerst die Aufmerksamkeit auf sich zieht,
sind die alterlbümlicb massiten Bauten der Hissionsstatioo, welche einer Festung
des NittelalterB Uinlich siebt Die Oeb&ade erheben sieb auf einem Kegel 18Vs m
fiber dem Spiegel des See*s. Dieter Kegel bildete m dem BAektritt des Wsssers
einen Vorsprung in den Tangsnjika. Heute ist er etwa 1500 m davon entfernt
Von der Spitze desselben schweift der Blick über eine Fläche, welche ringsum von
einem Kranze von felsitren Höhen umgeben ist. Diese Ebene wird von zwei Flüssen
durchzogen, dem Kaniuhoho und dem Mfume, welche dem Nil gleich das Land durch
ihre Uebersebwemmangen derart befruehten, dass in regnerisehen Jahren mehrere
Ernten ermöglicht werden.
Die Missionsgebäude bilden ein Weites Tembe in Form eines unregelmässigen
Sechsecks \>hi 243 m l'mfang. Man nennt hier Tembe jedes Dorf, das von Erd-
wäilcn oder von Mauern aus getrockneten Zie}.'elu umgeben ist. Die weitern Be-
festigungswerke und Pallisadeu ncuut mau Borna.
Unser Tembe ist gegeni^fg viel cu mg fSr die grosse Zahl unserer Waisen-
kinder. Wir haben wrlinfig einige Bftnme tmi wtgtmwftiM Erde heretellen müssen,
am sie alle tinterzubringen. In diesem Jahre 1890 hoffen wir die nene Kapelle zu
vollemlcii, deren Grundstein horeits itn Ft'!>niar ^ele<rt wurde. Sie wird 50 m lang
und 13 in breit und i<i-tindet sich zwischen uuserm Wohnhaus und dem Tembe
unserer chtisllichen Familien.
Alle Abhänge des Hügels sind mit Bauten bedeekt; dem Haoptwaisenbavs
gegenüber liegt des Hans far die kleinen Knaben. Das för die kleinen U&ddien
befindet sich im Tembe der Familien. Diese Kinder unter 7 Jahren sind der Sorg»
falt und der l*f1ege älterer Noiroriimen anvertraut, welclic den Namen „Mama"
führen, (lerade für (ücm- Aiis^lalteii bedürften wir driiiirend der pflegenden Qand
von Schwestern: doch ist dieser Wunsch leider noch nicht zu verwirklichen.
Unser Viehbestand ist tnsammengesetst ans etwa IM) Ziegen nnd Schafen,
30 Kfihea, welehe ans Unyanyembe kamen oder ans von eingeborenen ffiinptlingen
zum Geschenk gemacht worden. Die Ksrema-Kahe stehen denen von rmudi und
Uhha weit nach; kaum können wir von den unserigen Morgens und Abends für uns
und unsere Kranken etwas Mi Mi bL-knimnen. Zu unserm Viehbestand t;ehuren auch
drei Esel, alte, treue Diener der Mibsiouure, welche die Mühseligkeiten der Reise
Ton der Kfiste bis snm Tanganyika glücklich überstanden haben. Ein vierter
Oranschimmel, Abkömmling der alten, gedeiht vortrefflich. Wie in den andern
Stationen haben sich die Esel hier gut akklimatisirt. Sie dürfen nur nicht zu er-
schöpft von den langen Reihen ankommen; dann erholen sie sich rnVIit leicht.
Werfen wir noch einen Blick auf den Hühnerhof. Derselbe ist einer christ-
lichen Familie zur I^tlege anvertraut. Es ist nicht schwer, zahlreiche Hühner zu
erhalten. Von den Eingeborenen essen nur die Hftnner — nnd auch diese höchst
selten — Hühneilleisch. Sie betreiben die Hfihnenmeht banptsäefalich, um ihre
Wohnungen von Zecken, Wanzen und sonstigem Ungeziefer jeglicher Art zu be-
freien. Der A(>erglaube verbietet ihnen den cJeiiuss der Eier: sie glaulicu fest,
dass ihnen dadurch die Haare ausfallen und der Kopf so kahl wie eine Eierschale
werde.
Nachdem wir unsere kleine Kolonie besichtigt habMi, möchte ich Sie in die
L.idui^cü uy Google
»
Die kathoUaeliai lUnidiuii in dm dantiebeB Sdratsgebittan. 61
Kbene führen zu den Pflänzlingen der Kinder und der jungen Christen. Die aus-
gedehnten Mais-, Maniok-, Shorgo- und Bataten-Felder beweisen, dass der Acker-
bau bei uns hoch in Ehren steht. Es sind dies die wichtigsten Pflanzungen, da
sie lelbil in Jehren der Dfirre nad TroekeDhelt eine genügende Snite ttefSarn; in
feneliten Jabren herre^t UeberihiM. So k»t im Jdure 1889 der Beis in Karenie
bundertAItige, der Mais bundertandfünfzigföltige Frucht getragen. Unsere christ-
lichen Neger haben, dem Beispiele nnd der Anleitung der Jünienare folgend, ihre
Kulturen ausgedehnt.
Au den Ufern des l^uiuhoho finden sich drei weitere Dörfer, von denen
sirai Ttm Kateehnmenen nnd Gluriatan, das dritte von den noeh heldniiehen Wa-
bendi bewolmt ist
Die Eingeborenen lassen sidi beim Errichten ihrer Dörfer sehr wenig von
der Gesundheit günstigen Bedingungen leiten; die llauptsorge ist das Vorhanden-
sein von Wasser. Deswegen bauen sie sich nur in lier Kbcue an. Die Wasser-
frage war auch für uns eine brennende geworden. Denn da der Taganyika sich
Jabr für Jahr irnnser mehr rarnekzieht, mnssten wir «natUoh enrigen, wie wir m
Waaser konunen kSnnteo. Die ersten Bohrrersoehe hatten lieinen Erfolg, doeb
unsere fortgesetzten Bemühungen wurden endlich belohnt: wir kmuiten zwei
Brunnen anlegen« die reichlieb Wasser liefern, mehr als wir für alle nnaere Leute
bedürfen.
Dem Ufer des Kaniuhoho folgend, führt uns der W^eg zu nnserer Bauaneu-
pflansong. Dieselbe wird bersits in den nlebsten Jabren hinreidiende Frnehte ffir
unsere Kinder liefsm. Die Ebene von Karsma ist nunmehr in Folge nnsersr Kul-
turen durch ihre Fruchtbarkeit in der ganzen Umgegend berühmt geworden. Da
indessen hier die Resjen nich» so reichlich und so andauernd wie im Norden des
See's sind, so haben die europäischen Gemüse und l-Vilclite, welche von Sansibar
mitgebracht wurden, nicht ein solches Gedeihen gezeigt, wie in unserer Station Ki-
banga am oatlieben Dfer des See'a.
Jeden Abend besnehe leb einige nnaerar Dörfer nnd bisweilen aneh die weit-
entfernten der W^abendi, mit welchen wir gute Beziehungen nnterbalten. Ihre
Häuptlinge Ka-s.safjiibu, Mrundi, Muliraa, Sirandn etc. machen uns häufig Gegen-
besuche und koniinen nie mit leeren lläntlen; natürlich handeln sie so im eigenen
Interesse: es ist dus „do ut des": sie hoflen mehr zu erhalten als sie bringen.
Obgleich die Pflanzungen unserer Christen sich mit jedem Jahre rergrössem,
so bietet doch die Bbrae tou Karsma, welche mehr als 100 Dörfer nShren könnte,
noch grosse brachliegende Strecken, so«renanntea »Fori* (Wildniss), das nur Ton
wilden Thieren bewohnt wird. Zuweilen bringen uns unsere Jäger einen Eber, eine
Antilope oder einen Hüffei; es ist dies ein besonders glückliches Kreigniss für unsere
W^aiscnkiuder, die nur bei solchen Gelegenheiten Fleisch erhalten.
Die Ebene ist reich an Schlangen; besonders hftoflg ist die Pythonsehhmge,
welche die Eingeborenen ala die Verkörperung ihrer Nsimn oder Oötsen mit scheuer
Verehrung betrachten. Doch unsere Christen und Kinder machen ohne Furcht Jagd
auf dieselbe Sie haben schon solche von mehr als vier Meter Länge und 15 cm
Dicke erleirt; auch solche, welche noch eine ganze Antilope im Maf,'en hatten. Die
sogenannte äpei-Schlange ist schon mehrere Male biä in unseru Ziegeustall gelangt,
nm ihre Opfia«' t« veiadilüigen. Sie speit Ihr Oifk in die Augen ihrer Opfer, worauf
der Kopf unYerbiltnissm&ssig anschwillt und der Tod bald eintritt. Als Gegengift
wird Mileh gebraucht, weebalb die Eingeborenen, welche von der Spei-Schlange an-
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Di« luttboUadieii MiatioiMn in d«n deataeben Sehntifebiettii.
gegriffen werden, in Ermangelung von Ziegen zu Ammen ihre Zaflucbt nehmen
und die Augen mit IGldi aunnuchen; sehon nach wenigen Stand«» tritt dl«
Hdlnog «in.
Zur Z«it der Masika oder der Rej;en ist all«« grün; dann Tersdi windet man
glnzlich im Grase, im Schilfe und iu 'Ion Pflniizuniren. Das entpepenijesetzte Bild
bietet die trockene Jahreszeit, bcsnndcrs wcuu Schilf und Gras zur Dünsruug des
Bodens niedergebrannt sind. Dann bat die Ebene von Karema ihre Schönheit ver-
loren. Ton den glnb«nd«n Strahlen der Sonne versengt, liegt si« Icahl und 5de da;
ringsom stMTwn di« kalkigeii B«tg>Abbing«, «a d«n«n «b«nM« j«d«r B«st d«r Veg««
tation dordi Brand verzehrt ist. Webe dem blendenden Weiss der Gandara (Kleid),
wenn man im Abendwind ober di« Ascb« und di« kalkigen Stoff« d«« Bodans
sehreitet!
Am Abend erschallt das Horn und kündet das £nde der Tages-Arb«it an>
Hunderte von Stimmen bcgrüäsen es freudig, und in raschem Laufe eilen unsere
Kinder ihrem Hana«, unsere Christen ihren •ehUfb«d«dtt«n Hfitt«n tn, di« nicht
ohn« «in«n gawis««n Knnstiann «rbattt «ind. Di« Werkzeuge worden ni«d«i!g«l«gt
und Alle ruhen sieh «inig« Zeit behaglich aus. Beim Abendläuten versammeln di«
Insassen des Missionshauses sich in der Kapelle zum Abendgebet, die Einwohner
der Dörfer unter dem „baüa des Gebetes", wo einer der Ersten an Stelle des Mis-
sionars die Andacht abh<. Die Leitung des Ganzen, der Neophyten, Katecbu-
m«n«n u. 8. Wn hat bis jetxt noch kein« «mstlieh« Sebwi«rigk«it b«r«it«t, obgl«{eb
wir w«d«r PoUtei noch Gerieht« h«b«n.
Die kl^en Zwistifjkeiten, welche hier wie rdif-rnll entstehen, werden Ton d«n
Missionaren geschlichtet. Während der MittaL^srn-t darf jede Partei ihr Anlieeen
vorbringen. Sobald der Missionar seine Entscheidung ausgesprochen hat, hört jeg-
liches Streiten auf, und die Parteien söhnen sich aus. Einer meiner Neubekehrten
fuhrt d«n Tlt«!: aNyampam* (AnfBhrsr, Vor«t«h«r); «r bi1d«t mit d«& Myamptm
d«r andern Dörfer und nnaerm Steuermann die Ariitolcratie von Karema, «in« noch
Ti«] einfachere Aristokratie, als zu den Zeiten de« Cincinnatus.
Wir haben unter den Einpeborenen schon von uns ausgebildete Handwerker:
Schmiede, welche Hacken, Niigel u. s. w. anfertigen, Schreiner, denen nur noch
bessere Werkzeuge fehlen, Maurer, die schon anfangen, einen Begriff von Loth und
S«ts-W«ag« tn hab«n. AU« «rwdien uns di« gro8St«n Di«nst«; li« TOlUSbren J«tit
di« Arb«it«n, denen früher der Hiirionar ««Ibst di« koitbaren 8tand«n widm«n mvast«.
Wir sind erst eine kleine Heerde ^jntsillus grex", aber mit Gottes Segen, der
lins l'isher nicht fehlte, wird Karema bald ein wif-hliges Kultur-Zentrum am Tan-
ganyüia werden. Neben der materiellen Seite beschüfti^rt uns selbstverständlich die
geistige Aufgabe, die wir un» gesteilt haben, im höchsten Maasse. Hier ist die
Wandelung und Umbildung noch viel aug«n8eh«inlich«r.
D«r N«g«r, d«r durch di« Religion Jean Christi und di« Arb«it gl«ich8am n«n
g«boren wird, ist nicht mehr jener Wilde, als welchen wir ihn fanden. Die Liebe
Gottes und df\s Näclisten, Tutrenfl und Ptlichttreue sind an Stelle der rohen Gefühle
getreten: utile Emptindunueu i-rwaolien in seinem Herzen, und er zeigt sich würdig,
einen Platz in der christlichen (iesellschaft einzunehmen.
Eino iifii*'. die 10. Missidiiscxiiedition der weissen Väter ist Xü-
laiii; August 18'.»Ü von der Küste iii"s Innen- aufgehrochen. Dieselbe
hat die Bestiinmuug, die sdiou beätehendeu ätatioüeu zu verstärken
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Di« katholiiehen Miukmtn in den deutaehea SdniligtbMMi.
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und mehrere neue zu gründen, eine am Tanganyikii, eine zweite
zwischen Tanganjika und Viktoria und die dritte im Lande der Ba-
ziba in der Nähe von Bokoba. Dem neuesten Briefe des P. Sehynae
vom Südnfer des YiktoriapSees entnehmen wir noch Folgendes:
pUnyamwesi ist nun tollig ruhiff, die deutsche Flagge wird «bcnll geachtet
tmd gefürchtet: jeder Stamm sucht diesen kostbaren Talisman ru erhfilfon: auch die
Wangoni wollen auf ihr Käuberlehen verzichten und friedliche Hür^'er werdcu: doch
wird es ihnen wohl schwer fallen, sich an ein regelmässiges Leben zu gewöhnen
und mnmeii sie jedenlUlt einige Zeit fibennidit werden. In Usbirombo wnrden die
Missionare mit offenen Annen anfjf^enoinmen, der HlvptHag quartierte sie in der
Ilniro (Hanptstadt) ein, bis das Ende der Regenieit das Banen gestattete.*
Kumernn.
Die apostolische Präfektur Kamerun wurde im Jahre er-
richtet. Als die Genossenschaft der Pallotiner, die bis dahin vor-
ziiglich in Südamerika, besonders in Brasilien, Argentinien und
Uruguay thätig gewesen war, vom deutschen Reichskanzler die Er-
lanbniss erhalten hatte, in Kamerun katholische Missionen zn gründen,
röstete sie ihre erste afrikanische Missionskarawane. Zum Prüfekten
wurde P. Vieter, ein gjeborener Westfale, der bis dahin in Brasilien
gewirkt hatte, ernannt. Die Ausrüstung der Expedition wurde in
Köln nnd Hami)nrg besorgt. Ihre MitsjHeder waren zwei Priester,
P. Vieter und P. Walter, und 6 Laienbrüder: 1 Schreiner, 1 Schlos-
ser, 1 Schuhmacher, 1 Koch, 2 Landwirthe.
Am 7. November 1890 fuhren sie von Kamerun ab, um sieh
den Sannagaflnss anfwftrts nach Edea za begeben, wo sie die erste
Hissionsstation anlegen wollten. Bei dem Dorfe des H&uptlings
Ntoko erlitt der kleine Küstendampfer grossen Sehaden, so dass
derselbe zur Ausbesserung nach Kameran znrfickkehren mnsste. Erst
nach einem Monate gelangten die Missionare nach Edea. Doch der
Häuptling Pome widersetzte sich der Niederlassung der Weissen.
AxLfk der WOrmann'sche Agent, der dort eine Faktorei gründen
sollte, konnte nicht bleiben, weil ein Ueberfall der argwdbnisohen
Bevölkerung zu befürchten war.
So kehrten die Missionare nacli dem Dorfe des Häuptlings
Ntoko, Pungo Sungo gemiiül)or, zurück. Dieser nahm sie freundlich
auf und überwies iliiiuii für ciueu aniit.iimbarrn Preis einen gesund
gelegenen und hiuliui^lich grossen Platz für Anlage eiuer Missions-
station. Da leider auf der Seefaiirt von JlamburL; nach Kamerun
das von dort mitgebrachte Wohnhaus aus iioiz wegen eines furcht-
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Die kttfaoUaeban Ifisdoneii ia den deutiehta Sehnt^Bebleteo.
baren Sturmes fiber Bord geworfen werden musete, bauten die
Missionare znerst ein Haas nach Landesart, sodanii eine Kapelle
und eine gerftnmige Werkstätte.
Ihr Hanptangenmerk richtetoi die MiBdonare Toa Anfang an
auf die Erzi^nng der Jugend; die Arbeit unter den Srwachaenen
versprieht wenigen Erfolg namentlich wegen der allgemein herr-
sehenden Polygamie, bei welcher die Frau nichts als Sklavin nnd
Handelsgegenstand ist.
Da namentlich wegen der nngfinstigen Wohnongsverhfiltnisse die
Hissionare vom Fieber ausserordentlich zu leiden hatten, erschien
es dringend nothwendig, ffir eine gesündere Wohnnng zu sorgen.
Sie wählten am Abhänge eines Htlgels eine kegelartige Er-
höhung, die dem Wasser nach allen Seiten leichten Abzug gewährt
Da Steine zu den Grundmauern fehlten, da dort weit nnd breit nur
Sand und Lehm zu finden ist, stellten sie das Haus auf S&aleo,
wozu 60 2 m lange Stämme erforderlich waren. Das Rothholz, das
hart wie Stein ist nnd den weissen Ameisen am läuf^sten widersteht,
schien am besten dazu geeignet. Die Wände wurden nach alter
westfiilisciier Bauart gezimmert, mit einem llolzgellecht ausgefüllt
nnd mit i.elim Itcworfeii, und zum Schlüsse theils mit Zement, tlieils
mit Kalk überzogen. Die Länge des Hauses betragt 13 m, die
Breite 11, die Höhe 8 m. Das Ganze ist von einer Veranda um-
gei)en. Das Innere enthält eine Kapelle, einen Speisesaal, vier
Zimmer, und im oberen Theile unter dem Dache, das mit Matten
gedeckt ist und dessen (iiebehvimde aus Baumrinde gemacht sind,
einen ^aTruuiiit^en kühlen Schlafsanl für die Kinder. Dazu kommen
noch, ahi^esondert von detn M issi^nshause, verschiedene Werkstütteu,
namentlich für Schn'iner und Zininiermauu und eine Schmiede.
Dank der sehr luftigen Räume und des trockenen Unterbaues,
den bcständii: frische Luft durchzieht, hat sich der Gesoüdheits-
zustaud der Missionare wesentlich gebessert.
Es wurden noch aus Bambus errichtet eine 20 m lange Arbeits-
halle, in welcher während der Regenzeit gearbeitet werden kaiiu.
An die Arbeitshalle grenzt ein Ziegen- und ein Hühnerstall. Da
die einheimisehen Ziegen nnd Hühner wenig Werth sind, licssen die
Missionare solche von Madeira kommen, um den Viehbestand za
heben und zn veredeln.
Etwa 20 Morgen nm die Missionsstation wurden vom dichten
Urwald gereinigt, was nicht wenig zur Verbesserang der Gesnndheit
beigetragen; denn je weiter der feuchte sumpfige Wald zurficktritt,
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Di« katholiMbco WHiOBMi ia dtn ömUmImii 8ciiiilig«bbln. 65
desto gerioger weiden die giftigen Anedflnstongen. An! dem urbar
gemaehton Boden wurden Bananen, Bataten, enropftiiGfaeB GemOae
vnd ?or Allem Mala angebaut, der troti des siemUeh eohlediten
Bandigen Bodena priehtig nnd sohneil gedeiht Anoh Bergreis wurde
▼ersnehaweiae angebaut Wenn derselbe gut gedeiht, ist den IGasio-
naren um vielea geholfen, da der Beis sowohl für die Missionare,
wie für die Arbeiter und Kinder sozusagen daa tägliche Brot ist
Schon nach nicht langer Zeit hatte die Mission ans Tokotown
wie aus Pungo Sange und Umgebung etwa 40 Zöglinge, darunter
guuz geweckte Köpfe. Augenblicklich ist man damit beschäftigt,
ein Schulgehäude von 23 m Länge und 6 m Breite zu errichten.
Um die versihiedcnen Dörfer leichter besiKlieu zu können, haben
sich die Missionare ein einheimisches Boot beschaflfl. Die Neger
verstehen sich ausgezeichnet auf dieses runde schmale Fjüirzeug, auf
weichem sie mit dem Flussdampfer um die Wette fahren.
Um den Eingeborenen in der Krankheit Hülfe leisten zu können,
haben sich die Missionare eine grössere Apotheke aus Deutschland
kommen lassen, die besonders mit Arzneien für Wunden und Ge-
schwüre, an denen die Neger sehr leiden, ansgestattet ist
Am 5. Juni 1891 schiffte sich in Hamburg die zweite Hisaiona-
expedition der Pallotmer ein, bestehend ans 2 Patres (Geistlichen):
P. Breintner (Oberbayem) und P. Bckmann (Baden) und 5 Laien-
brfldem: 1 Zimmermann, 1 Maurer, 1 Sattler, 1 Bildhauer, 1 Land-
wbrth. Dieselben sind glücklich in Marienberg, der oben geschilderten
Missionsstation am Sannaga, angekommen. Der Pdtfekt P. Vieter
hat inzwischen eine* Forschungsreise in*8 Innere angetreten, um
geeignete Plätze f&r neue Stationen auszusuchen.
In der Südsee.
Die Mission in den jetzt deutschen Schutzgebieten der Südsee
wurde bereits 1881 der Missionsgesellschaft vom Herzen Jesu über-
tragen. Die Gründung und Eröffnung derselben erfolgte auf der
faisel Neu-Britannien (jetzt Neu-Pommem). Schon begann das Werk
aufenblühen und man war im Begriffe, mehrere neue Stationen zu
grflnden, als die ganze Missionsstation durch Brand voilstftndig zer-
stört wurde. Zwar wurde die Mission unter Zuzug neuer Krftfte
wieder erOlfoet; aber auf Veranlassung des neuen englischen Gouver-
neurs Ton Nen-Guinea, der persönlich in Rom sieh Missionen erbe*,
richtete die Genossensehaft ihr Hauptangenmerk anf Neu^Guinea.
Kolonliki labiboch IML 5
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66
Dk katboliMlitn ÜMioiiwii in den dmtadMB SobatigvbitlflB.
Auf Veranlassung des Kardinals Mo ran von Sydney (Austra-
lien) Würde in Sydney eine Prokura der Missionare errichtet (1884).
Dann erfolgte die Gründung einer Station aof Tiinrsday-Island und
schliesslich die Errichtung mehrerer Stationen an der SüdkQste Neo-
Guinea*«. Der apostolische Vikar P. Navarre erhielt wegen seiner
hervorragenden Verdienste die Wurde eines £nbi8clio&. (7. Sep-
tember 1888.)
Inzwischen war auf mehrfache dringende Einladung seitens der
Eingeborenen auch eine Mission anf den noch herrenlosen Gilberts-
Insehi gegrtndet worden, die sieh ansserordentlich sohneil zu hoher
Blftthe entwickelte. Wegen der ansserordentlichen Ansdehnnng des
Boppel-Vikariates «Hikronesien-Mebuiesien* wnrde yom apostolischen
Stöhle wiederholt eine Thellnng yorgenommen, so dass nonmehr drei
apostolische Vikariate bestehen:
1. Das apostolische Vikariat Nen-Goinea. Apo^lischer Vikar:
Erzbischof Navarre; Coa^jotor mit dem Rechte der Kachfolge:
Bischof Verios.
2. Das apostolische Vikariat Neo-Britannien, welchem der
Papst dorch ein eigenes Breve vom 8. Dezember 1890 ent-
sprechend der jetzigen deutschen Benennong den Kamen Keo-
Pommern gab. Es omfasst die Admiralitäts-Inseln, Neu-
Pommem, Keo-lfecklenburg und den deotschen Thefl der Salo-
mons-Inseln. Apostolischer Vikar: Msgr. Couppe, Bischof
von Lero.
3. Das apostolische Vikariat Mikronesieii umfasst die Marschall-
Inseln, die Gilbert- Inseln und kleinere Ius( Igruppen. Admini-
strator: der apostolische Vikar von ^ea-i^ümuicru , Bischof
Coupp^.
Um für die deutschen Schutzgebiete deutsche Missionaro auszu-
bilden, hat die Genossensihalt drei deutsche Missionshiiuser gegründet:
in Salzburg, in Tilburg und in Ant\vi'rj)en. In diesen drei Häusern
und in andern Anstalten der Geiiossensdiaft sind schon mehr als
150 deutsche Zöjilinge, welche sich für die Mission vorbereiten, tlieils
in den apostoiischeu Schulen, tbeils im Noviziate oder im Schola-
stikate.
Auf der Insel Neu-Ponimern besteht die Station Wlawollo (Her-
bertshüh) mit mehreren Nebenstatioueii. Die Mission zählt ca. 400
Katechumenen, ein Waisenhaus für Kinder, die aus der Sklaverei
befreit wurden, ein Personal von acht Missionaren, vier Bräder und
vier Patres.
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Die katbolischeu Mi&siouen in den deutdchon Scliutzgebieten.
67
Am 16. Juli 1891 sind vier neue Ifuäooare J. K. Eieft,
O. J. Hnser, A. Friedebach und F. Lakasse von Genna ans
nach HerbertshOh an der Blanche-Bid abgereist Der apostolische
Vikar, der in Europa weilte, nm sich zum Bischof weihen zn lassen,
wird in Begleitong von 4 Hissionaren nnd 6 Erankensdiwestem nach
IHawollo znrfickkehren.
Die sehr grosse Schwierigkeit der Hission besteht darin, dass
das hinere &st unnahbar erscheint wegen des ansgesprochenen Han-
ges der dortigen Bewohner zur Henschenjagd, znm Henschenmord
nnd Henschenfrass, der namentlich auf Nen-Pommem, Nea-Hecklen-
barg nnd den Salomons-Insebi im höchsten Schwnnge steht Die
Kriege nnter den verschiedenen Stftmmen haben oft keinen andern
Zweck. Hat der AirikarSklave bei der Gefangennahme die tranrige
Aussicht, unter die Knute eines granssmen Herrn zu gerathen, so
blüht dem gefangenen PapuarNeger das weit grausigere Loos, bei
dem nächsten öffentlichen Gelage der GebirgsstSrnme als Festschmans
zu dienen, nachdem er vorher alle Unbill ausgestanden, vielleicht
nnter den ausgesuchtesten Qualen zu Tode gemartert, nicht selten
sogar bei lebendigem Leibe gebraten und nöthigenfalls, in Ermange-
lung des erwflnschten Grades des Fettseins regehrecht mit Henschen-
und Schwebefleisch gemästet worden ist In letzterem Falle befinden
sich vor Allem die Kinder, welche bei solchen Baubzfigen den Siegern
in die Hftnde fallen. Die ersten Hissionare, welche in den vier-
ziger Jahren in diesen Gewftssem ihre Bekehrungsversuche anstellten,
fiden mit geringen Ausnahmen dem Kannibalismus zum Opfer, der
erste Hissionsbischof schon beim ersten Schritt auf die jetzt deutsche
Insel Isabel. Die beiden Knaben, weh^e der Ifissionsbisehof mit
nach Europa brachte, stellen gleichsam eine lebendige Verkörperung
dieser Thatsachen vor Augen.
Der eine dar Knaben, welche Bef. sprach, war der einzig Ueber-
lebende von 20 Knaben seines Stammes, welche bei dem Hahle eines
andern Kannibalenstammes, der jenen besiegt hatte, geschlachtet
wurden. Das Boot der Hisslonare langte gerade bei dem Schreckens-
ort an, als 19 Knaben unter dem Opfermesser veibhitet waren. Der
Bischof befreite den einzigen noch Lebenden. Der junge Wildling
entfloh noch am (Reichen Abend, als er die Hissionare behn Abend-
essen erblickte; der Gebrauch von Hesser und Gabel hatte auf ihn
einen so nnheimlidien Eindruck gemadit» dass er, nachdem er zu-
rfickgebracht war, iSngere Zeit hindurdi die Furcht, von den
„schwarzen Vttem*' gegessen zu werden, nidit flberwinden konnte.
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68 Dto kftthdiMlMn MiMiaii«B In den dmitochen SdmtivtbtalMi.
Auch der andere Knabe wurde mensehenfresRendea Seeräubern ent-
riBSOD. Die beiden Kindor erscheineo »ehr befiUiigt Die französische
und englische Umgangssprache lernten sie in wenigen Wochen von
ihrer Umgebung. Aach das Deutsch« üben sie und Terstehen den
grOssten Theii der iluian deutsch vorgelegten Fragen. Ludwig der
Jüngere kennt den ganzen Katechismus, die biblische Geschichte und
einen Schatz Ton Liedern, En&hlongeD und Gebeten mit Sicherheit
auswendig. August der filtere kommt mit seinen Fragen, die um
scharfer Beobaobtongsgabe und oft von tiefem Nachdenken aengen,
nie sa Ende. Beide Kinder entstammen kannibalischen StftmmsD
und haben trots ihrer Jngend an zahlreichen Mahlzeiten der Kanni-
balen theilgenommen mid za Zeiten Tage lang niebts gegessen als
Menscbeolleisch.
Uebersicht
der
hauptHäclilichstcn Kultur- und Nutzpflanzen in
Kaiser Willielms-Land und dem Bisuiarek-ArGliipeL^^
Von
Dr. Rloliard Hindort^)
Auf (ieu folgeudeu Seiten soll dem Leser in knapper Form über Vorkommen
«nd Verbnitiuic der benpMchliclwteB NntspflMtMii xmtm SidiMberitiungen,
ihn die ron denielbeo gewonnenen SnengnisM vnd über deren Vervendony,
Werth und WicbtigkMti eei es för die Aasfuhr oder für den Verbreaeh an Ort und
Stelle, Mittbeilung gemecbt werden. Die Uebersicht betebrinkt sich darauf, ohne
systematisfhe Onippirtm? die wichtipstcn NtitrpfTan/.en nnd deren Enreu^isse mit
kurzen Worten in einem Gesamratbilde vorzuführen. Es liegt also ni< ht im Kabmen
unserer Aufgabe, eine nähere Beschreibung der angeführten Pflanzen zu geben
oder die Kultnr- nnd Waehsthnnsbedingungen denelben m beepreeben.
L
Urtftirunglich vorhandene Kultur- und Nutzpflanzen.
Die Kokospalme, Cocos mtdßra. Die Kokospalme iat die
^sichtigste and werthvoUste Pflanze unserer Südseebesitzungen, sowohl
für die Eingeborenen, als auch für den Handel der Europäer. Unsere
weiten Inselgebiete in der Südsee bieten ihr die denkbar besten
') Die Illustrationen verdanken wir der Freundlichkeit des Henn W. Engel>
nuain, in dessen Verlag »Die natürlichen Pflanzen&milien** erschienen sind (siehe
Litenlar). J>. S,
*) Henr Dr. Hindorf« welcher frober im Dienste der Nen-GninanpKomptgnie
gestanden, bat Ende Juli im Auftrage der Deutsch-ostafrikanischcu Gesellschaft mit
der Anlage einer Versuchsplantage im Ilandeipebiet in üsamhara !»p[!f>nnen Ans
einem an den Heransf»(ber gori-^hteten Hriofo eelit li-Mvor, dass die Plantagen in
einer Höbe von 600 — ÖOO m in gut bewaiiieteu Terrain angelegt werden.
70 üebersicht der haapMehlicbsteD Kultur- und Nutzpflanzen
WachsthnmsbedingaDgen dar; denn sie verlangt ein nieht zu trockenes»
rein tropisches Klima ond gedeilit am schönsten in der Nfthe des
Meeres bezw. dort, wo sie noch direkt von den Seewinden getroffen
wird. So finden wir denn in jenen Grebieten an der Efiste allent-
halben reiche Eokosbestftnde, aber auch mehrere Meilen Ton der Küste
entfernt nnd in Höhen von mehreren hundert Metern gedeihen und
tragen die Palmen noch fippig.
Es ist bekannt, dass alle Theile der Kokospalme die vielseitigste
Verwendung finden, so das Holz des Stammes zu Banten nnd zu
Gerftthschaften, die Blätter zum Dacbdecken and zu Flechtwerk, die
zarten, noch in der Knospe liegenden Bl&tter als Gemüse, die stein-
harte Schale der Nnss als Gef&ss, die ftiserige ' Umhüllung derselben
als Material zu Tauwerk, und vor aUem die Nnss selbst als wichtiges
Lebensmittel der Eingeborenen, sowie zur Oelgewinnung. Der Eem
der Eokosnuss wu*d von den Eingeborenen roh gegessen, ganz be-
sonders aber findet derselbe geschabt als Zuthat zu vielen Speisen
ausgedehnte Verwendung. Das in den Kokosnüssen eingeschlossene
Wasser schmeckt nnr bei jungen, noch nicht ausgereiften Nüssen gut,
und ist^ besonders bei langen, heissen M&rschen, ein köstlicher, er-
frischender Labetrunk, den Europäern wie Farbigen gleich will*
kommen. Dagegen schmeckt das Wasser ausgereifter Nüsse fade,
ofbnals sogar verdorben, daher denn auch das Wasser ans alten
Nüssen, die hier in Europa geöffnet werden, niemals einem Begriff
geben kann von dem Genuss, den der frische küble Inhalt einer eben
vom Baume gepflückten jungen Nuss dem durstigen Wanderer ge-
währt Zur Gewinnung von Kokosöl setzen die Eingeborenen die
geschabte Kokosnuss längere Zeit der vollen EinwirkuuLj der Sonne
aus, wodurch dann das Gel alsbald ahzut räufeln beginnt. Sie benutzen
dieses Oel nur zum Einreiben der liaut und der Haare.
Wir finden in unserem Schutzgebiet an der Küste kaum ein
Dorf, das nicht von Kokospalmen beschattet w&re. Häufig, und zwar
besonders im Bismarck- Archipel, ist der Besitz der Dörfer an Kokos-
palmen ein ganz bedeutender, so dass die Eingeborenen die vielen
Nüsse Iftngst nicht alle selbst gebrauchen, sondern grosse Mengen
derselben an die Weissen verhandeln können. An solchen Punkten
werden daher gern von den weissen Händlern Stationen errichtet zum
Einkauf der Nüsse nnd zur Bereitung der Kopra, die getrockneten
Kerne der Kokosnuss. In anderen Gegenden, so fast fiberall an der
Küste von Kaiser Wilhehns-Land, sind dagegen diese grossen ausge-
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iu Kaiser Wilbelms-Land und dem BUmarck-Archipel.
71
dehnten Palmenw&lder seltener, Bodase dort ein eintrftglicher Kopra-
lumdel sieh nicht entwickeln kann.
Es sind besonders zwei Firmen, die Handels- und riantas^eu-
Gesellschaft der Südsee-In?;oln (zu Hamburg) und Robertson & Hcrns-
heim, welche den Kopruhaiuiel in unserem Schatzccehiet betreiben.
Sie besitzen zahlreiche Koprastationeu und führen beträchtliche Mengen
Kopra nach Deutschland aus. Die jährliche Kopra- Erzeugung ist
erheblichen Schwankungen unterworfen und beträgt für das ganze
Schutzgebiet zwischen 1000 und 1500 Tonnen im Werthe von 300 000
bis 450 000 Mark.
Die Kokosfaser, Koir, welche aus anderen Tropenländern, so be-
sonders aus Ceylon, in grossen Mengen nach Europa verschifft und
besonders zu Matten und Tauwerk verarbeitet wird, findet bis jetzt
in unserem Schutzgebiet noch keine Verwerthung, da es zur Bereitung
einer marktfertigen Waare noch zu sehr an billigen Arbeitskräften
gebricht.
Vor mehrereo Jahren hat das Handelshaas Farrel anf der
Gazelle - Halbinsel angefangen, regelmässige Kokospflanznngen im
grossen Umfange anzulegen, nod die Ken-Gninea-Compagnie thot
desgleichen. Da die Palmen erst nach 7 bis 9 Jahren tragen nnd
anfangs viel Platz zwischen sich frei lassen, so bant man in den ersten
Jahren Baumwolle in den Zwischenräumen; später dienen dann die
weiten mit Kokospalmen bepflanzten Flächen als Viehweide. Nach
den angestellten Berechnungen nnd nach anderwärts gemachten £r-
fidirnngen werden diese AoUigen einen recht gnten Gewinn abwerfen.
Die Yams (Yam), Dioscorea obito, nnd andere Arten. Die Yams
ist die wichtigste Feldfrncht der Sfldsee- Inseln, nnd wie die Eokos-
nnss ein Hanptlebensmittel der Eingeborenen. In den Plantagen der-
selben nehmen die mit Yams bepflanzten Flächen meist den grOssten
Raum ein, nnd beinahe während des ganzen Jahres bilden die Yams
den Hanptbestandtheil der Mahlzeiten der Eingeborenen. Die Yams-
knoUen entwickeh sich unter der Erde, meist eine oder zwei, selten
mehr als drei Knollen an einer Pflanze. Knollen von mehr als
80 Pfnnd Gewicht nnd von 50 bis 60 cm Länge nnd Armdicke sind
nicht selten; in der Regel beträgt die Länge der Knollen 15 bis
35 cm bei einem Durchmesser von 6 bis 10 cm.
In Bezug auf Zusammensetzung, Nährwerth nnd durch Geschmack
kommen die Yams unseren Kartoffeln ziemlich nahe, und sie werden
anch von den Eingeborenen, wie bei uns die Kartoffeln, gekocht oder
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73 U«btnieht der hmptiiehUelistoii Knltar- «od Nuttpflameii
gebacken und auf Bonstige Weise zubereitet, ftst bei ieder Eablseit
gegessen; anch die Weissen bringen dort die Yams oft anf den Tisch.
Die Tamspflanze ist ein ScUinggewficfas, nnd es mnss daher jede
Pflanze eine Stütze erhalten, an der sie sich emporwindet Da auch
im üebrigen die Yamspflanze Aehnlichkeit mit unserer Stangenbohne
hat| so sieht eine Yamspflanznng einem Bohnenfelde nicht nnfthnlich.
Bei der grossen Wichtigkeit der Yams, and da die Pflanze die auf-
gewandte Mfihe sehr wohl lohnt, gehen die Eingeborenen bei dem
Anbau der Yams meist recht sorgfältig zu Werke, und besondeis
lassen sie sich eine tiefe und grfindliche Bearbdtong des Bodens an-
gelegen s^.
Der Ertrag einer Yamspflanzung ist je nach Boden, Bearbeitung,
Wetter und nach der angebauten Sorte sehr schwankend, und bei
dem Mangel an BoobachtmiG^en ist es schwer, eine richtige Durch-
schnittszifTer jinziigeben. ik'i Anbauversuchen, die der Verfasser in
Kaiser Wilhelnis-Land anstellte, wurden 90 bis 120 Zentner pro
Morgen geerntet; jedoch waren die Yams nicht besonders geratheu,
80 (lass (Icnniach eine gute Mittelernte etwa 130 Zentner pro Morgen
ergeben würde.
Wenn ancli in der Regel jedes Dorf selbst seinen Bedarf an
Yams wie üborhau])t an Lebensmitteln baut, so bilden dennoch die
Yams einen nicht unwichtigen Handels- und Tausch-Artikel für die
Eingeborenen unter einander, l^esondors aber werden von der Neu-
Guinea- Knm])agnie sowie von anderen Unternehmungen im Schutz-
gebiet bedeutende Menc;en von Yams eingekauft zur Ernährung der
zahlreichen farbigen Arbeiter. Infolge dessen sind die Eingeboren«!
schon vielfach dazu Obergogangen, ihren Yams-Anbau erheblich aus-
zudehnen, um dann für ihre Yams allerlei vielbegehrte Tanschwaaren
von den Weissen einzuhandeln.
Der Taro, Cohcada esruhnta. Der stärkemehlreichen Wurzel*
Stöcke wegen wird diese Pflanze, ähnlich wie die Yams, in aus-
gedehntem Maasse von den Eingeborenen angebaut. Während die
Yams grosse Nftsse nicht liebt and meist so gepflanzt wird, dass sie
während und gegen Ende der Trockenzeit zur Reife kommt und ge-
emtet wird, ist der Taro eigentlich eine Sumpfpflanze, er liebt und
braucht zu guter Entwickelung grosse Bodenfeuchtigkeit, und seine
Ernte wird daher an das Ende der Regenzeit gelegt. So ergänzen
sich also Yams und Taro gewissermassen; aber der Yams kommt
Ton beiden die grossere Bedeutung zu. Das hat seinen Grund auch
wohl darin, dass die Yams sich lange Zeit gut erhalten nnd audi
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in Kaiser WiUielms-Land und dem Biemarck-ArcfaipeL
78
den Tnuisport wohl Tertngen, wShrend die Tarokaollen leieht Cuden.
In Nahrwerth, Gesehmack und Arten der Znbereitang imd Ver-
Wendling sind Tarne und Taro nicbt erheblich verschieden, doeh
wird Ton £nrop&em wie von Biogeborenen die Tams dem Taro stets
vorgesogen. An jeder Taropllanze entwickelt sieh ein Wunelstock
von kugelfÖHDiger Gestalt, mit einem Durchmesser von 6 bis 10 em.
Ueber den Emte-Brtrag liegen mir sichere Zahlen nicht vor; er wird
sich etwas niedriger steHen als bei den Yams.
Die Banane, Musa paradistaea^ nnd andere Arten. Wie fiberaU
in den Tropeu, wo genügende Feachtigkeit vorhanden ist, so ist
auch in nnseren Sfidseebesitznngen die Banane die wichtigste Obst»
fracht nnd zugleich ein Volksnahrongsmittel von grosser Bedentnng.
Ke kommt fiberall in nnserem Sehatzgebiet vor nnd wird allerorten
iü grosser Ansdehnnng von den Bingeborenen gezogen. Vor nnsecer
Ankunft besassen die Bingeborenen bereits mehrere Sorten von
Bananen, darunter eiiüge recht gute, letztere jedoch seltener; es
haben die weniger saftreichen, faden, grossfrfichtigen Sorten die
weiteste Yeibreitnng, wohl deshalb, weil sie reichere Erträge geben.
WShrend des ganzen Jahres giebt es reife Bananen, und sie werden
sowohl roh, als anch in der Asche geröstet oder in allerlei anderer
Zubereitung in Mengen gegessen. In den Dörfern findet man hst
immer neben den Hütten einige üppig entwickelte Bananengruppen,
welche sehr dazn beitragen, diesen Ansiedelungen der Eingeborenen
ihr eigentbQmliches Gepräge zu geben; sie fehlen, ebenso wie die
Kokospalmen, fast nie in der Nähe menschlicher Wohnungen. Die
sehr haltbare Faser der Banane findet bei den Bingeborenen keine
Verwendung.
Der Brotfruchtbaum, Ärtocarpus, liefert in seinen Früchten
ein weiteres wichtiges Nahrungsmittel für die Eingeborenen. Bs
kommen zwei Arten von Brotfruchtbäumen in Neu -Guinea vor:
Artocarpus incixa, mit grossen, tief eingeschnittenen Blättern und mit
eiförmigen Früchten, etwa von der Grösse einer Faust bis zu der
eines Kinderkopfes, und Artocarjms hittf/rifolia, mit kleineu, ganz-
randigen Blättern und bedeutend grösseren Fruchten, oftmals 45 cm
lang, bei einem Querdurclimesser von 20 cm. Während der klein-
früchtige Brotfruchtbaum in Neu-Guinea allgemein verbreitet ist und
huiilig vorkniumt, habe ich nur g;anz vereinzelt Exemplare von
Art<>rarjd(.< integrifolia angetroffen. Jm eifientlichen Hochwakle oder
in unbewohnten Gegenden lindet man selten Brotfruchtbäume, dagegen
ist dieser nützliche und zugleich prächtige Baum iu uud bei deu *
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üebtnldit dtr hauptiieliliehsUD Kultur- und Natzpflanxen
Dörfern der Eingeborenen stets hAafig Tertreten. Die sogenannte
Brotfracht ist eigentlich der ganze Fmchtatand des Baumes; denn
sie besteht ans einer fiuerig-Oeischigen HftUmasse, in welche die
einzelnen Frflchte, an Form nnd GrOsse einer Kastanie sehr fthnlich,
in Mengen von einem bis zn mehreren Dutzenden eingebettet sind.
Die Eingeborenen essen die ganze Brotfrndit, also die Samen mit
der UmhUUnng, and zwar sowohl roh als in verschiedener Zn-
bereitong. — Aus dem Stamm von Artocarpus indsa fertigen die
Eingeborenen hftufig ihre Kanus; das Holz ist weich, leicht und hftlt
sich gut im Wasser. FQr andere Zwecke ist es kaum brauchbar.
Der Bast des Baumes dient den Eingeborenen zuweilen zur Her-
stellung von einfachen Matten und Decken.
Die Sagopalme, Meiroon/lon Bumpfai. Die Sagopalme tritt in
sehr feuchten Niederungen hAufig auf, meist in grosseren, dichten
Gruppen vereinigt, hftufig, so besonders an flachen Flussufem, aus-
gedehnte Wfilder bildend. Um den Sago zu gewinnen, wird die
Pahne, wenn sie ihr Wachsthum beinahe vollendet hat, d. h. wenn
sie Blfithenknospen treibt, gefiUlt» und der Stamm, der alsdann eine
Lftnge von 5 bis 10 m bei einem Durchmesser von 50 bis 80 cm
hat, aufgespalten. Das ganze Innere des Stammes ist mit einem
festen, von Fasern durchzogenen Mark ausgefüllt, und ans diesem
Mark wird, nachdem es recht fein gestampft oder zermahlen wurde,
mit Wasser das SagomeU ausgewaschen. Trotzdem die Ausbeute
eine hohe ist, geben sich in den meisten Gegenden die Eingeborenen
nicht häufig mit der Bereitung von Sago ab; sie scheinen den Sago
nicht sehr zu lieben, und nur, wenn die anderen Lebensmittel knapp
werden, nehmen sie zu demselben ihre Zuflucht In Neu- Guinea
harren noch reiche Sagobestände der Ausbeutang; aber Europäer
werden sich wohl nicht in den feuchten Niederaugen mit der Sago-
gewinnung befassen können, f&r Chinesen etc. jedoch steht hier noch
ein weites Arbeitsfeld offen. — Das sehr harte Holz der Sagopalme
wird von den Eingeborenen vielfach zu Speeren verwandt
Der Mangobaum, Mangtfera mäka, und andere Arten. Die
Frflchte des in Neu-Guinea heimischen Mangobaumes sind feserig und
wenig saftreich und halten keinen Vergleich aus mit den herrlichen
Mangos anderer Tropenländer; immerhin sind sie ein angenehmes und
gesundes Obst Der Mangobaum ist in den Dörfern nnd deren näherer
Umgebung fast immer in einiger Anzahl anzutreffen, weiter entfernt
von menschlichen Wohnsitzen findet man ihn seltener.
Eine Ganarium-Art, ein Baum mit mandehurtigen Frachten von
L.idui^cü uy Google
in Kaiser WUbelms-Land und dem Bi«i]»rck-Ardtipel. 75
feinem Geschmack, findet sich meist in der Xiihe der Dörfer .in
einzehien Exemplaren vor. Das Holz ist hart uud schön gezeichnet
und muss als wcrthvoll bezeichnet werden.
Wie die Canarium-Kernc, so sind auch die Früchte einer Oweuia
bei Weissen wie bei Farbigen beliebt. Dii-selben haben in Geschmack
und Aussehen viel Aehnlichkeit mit Aepfeln, sind aber nur von
Kirschen- oder Pllauin<Mii;rösse. Auth dieser Baum wird nur ver-
einzelt und raeist in der Niihe der Dörfer angetroffen.
Ebenfalls fast nur in den Dörfeni linden sich zwei Arten von
Zitronen. Citrus medira und Citrus bcn/din^a, deren Früchte, mit
dicker griUier Schale versehen, bei der Zubereitung der Speisen Ver-
wendung linden.
Das Zuckerrohr, S(u:cJ(ani)ii officiuarum, wird allgemein von
den Eingeboren ]i m geringer Ausdehnung angebaut. Mit der Be-
reitung des Zuckers sind sie unbekannt; sie' zerkauen das Rohr und
saugen den süssen Satt aus.
Dies sind die wichtigsten der Pflanzen, die den Eingeborenen
Lebensmittel liefern. Gelegentlich müssen ihnen aber noch manche
andere Erzeugnisse des Pflanzenreiches zur Naiirung dienen. So
gebrauchen sie zuweilen den Ingwer, Zhujihtr offuninh'. zum Würzen
der Speisen, sie essen die Blatter verschiedener Ptlanzen als (Jemüse,
sie verzehren manciierlei Beeren, bereiten sich zuweilen Speisen aus
anderen als den bereits genannten WurzcUVüchten u. s. w. Als Ge-
uussmittel scIi Hessen sich hier noch an der Tabak und der Betel.
Der Tabak, Nirotiatia tahncmn, ist den Eingeborenen seit alter
Zeit bekannt und das Tabakrauchen allgemein verbreitet. Jedoch
raucht der Eingeborene sehr inässig. und daher hat auch der Aid>au
des Tabaks eine geringe Ausdehnung. Eine besondere Bereitung
der Ernte findet meist nicht statt. Die üntersuehung von Tabak-
prol)en der Eingeborenen hat ergeben, dass der Tabak recht gute
Eigenschaften hat, jedoch mangelt ihm eine geeignete Behandlung.
Sehr verbreitet ist bei den Eingeborenen, bei Männern, Frauen
und auch Kindern, das Betelkauen. Man findet daher überall, be-
sonders in den Dörfern, Areca CnfirJiu, die Areca- oder Betel-
palme. Die Früchte dieser schlanken, schönen Palmenart, im Aus-
sehen den Muskatnüssen >ehr ahnlich, werden zusammen mit Blftttern
des BetelpfetVers (und gebranntem Kalk) gekaut, w(»durch übrigens
die Zähne glänzend schwarz werdefi. Der Betelpfeffer, Piper hctle,
wie der gewöhnliche PfefTer eine Kletter[)flanze, wird daher von den
Eingeborenen ebenialls allenthalben, aber in geringer Menge, gezogen.
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76 ü«btnicbt dar baupteiAlidiMMi Knltar- und BhilipfltiiMii
In d«n DOifem und Plantagen der Bingeboranen findet man
«tele in Henge bnntblätterige, benr. sdiOnblflhende oder wofal-
rieehende Pflanzen, die znr Anaeehmfickuig dea Eöipera^ beaondere
zum Tanze, b&ofige Verwendung finden, nnd zwar hanpteicliUeh von
Seiten der Mfinner. Von diesen Zierpflanzen aind am hflnfigsten
versdiiedene Arten von Oroton nnd Dracaena, sowie Bibiicu$ rota
«nmw, die ja aneh bei uns viel£ftch in den Gftrten angetrofien
werden; eine viel angebante wolürieehende Pflanze bt Octmim
mmchm.
Von grossem Werth nnd von vielseitigem Nntsen ist für unser
Sdintzgebiet» wie dies ja anch in anderen Tropenlfindem der Fall
ist, der Bambus, BanÄuaa tUüis, nnd andere Arten. Die Bambns-
atangen, welche in allen Stftrken bis zn Schenkeldicke nnd in Lftngen
bis zn 15 m vorkommen, gewfthren den Eingeborenen ein vorzfig-
lichea Material zum Hai^bbaa sowie zum Verfertigen von alleriei Ge-
räthen; aber auch fftr die Weissen ist der Bambus von unschätzbarem
Werth, da er leicht nnd doch ausserordentlich stark und haltbar ist
und sich bequem und leicht verarbeiten Ifisst, so dass er für alle
möglichen Bauten als Trftger, Wand- und Fnssboden-Beklddung,
sowie Ar alle nur denkbaren Gerfttbe und Zwecke mannigfiütige
Verwendung findet Gregen HolzwQrmer, Ameisen etc. schfitzt man
den Bambus dadurch, dass man die frisch gehauenen Stangen vor
dem Gebrauch einige Wochen lang in Wasser liegen iSsst; er wird
alsdann von diesen Insekten verschont
Der Rottang oder das Stuhlrohr, CäUmus roUan, nnd andere
Arten, kommt im Schutzgebiet häufig vor, nnd zwar oft in grossen
Beständen. Der Bottang ist eine Eletterpalme, die, mit ihren
doinigen Raokenblättem an benachbarten Zweigen nnd Bäumen sich
haltend, bis in die Kronen der höchsten Bäume emporwächst Unser
gewöhnliches spanisches Rohr ist der Stamm eben dieser Palme,
nachdem er von den Blättern befreit ist Ein solcher Stamm ist von
unten bis oben unverzweigt und gleichmässig stark, die Dicke schwankt
je nach der Art zwischen der eines Bleistiftes und eines Daumens.
Der feine, bleistütdfinne Rottang wird am besten bezahlt, während
die ganz groben Sorten wenig Werth haben. Der dickstämmige
Rottang ist in Neu-Gninea fiberall häufig, aber anch die dflnneren
und ganz dfinnen Sorten kommen in reichen Beständen vor, meist
zusammen mit dem Unterholz der Wälder undurchdringliche Dickichte
bildend. In späterer Zeit, wenn die Arbeitskräfte im Schutzgebiet
billigere geworden sein werden, wird die Ausbeutuig der Bestände
bi Kaiser Wfllwliiit-L«id und d«m MaoMrek-Ardilp«!.
77
nod die Aasfahr des Rottangg nach Eoropa sicherlich reichlich lohnen;
bis jetzt hat dch die Aasbeate anf einige Proben, sowie aaf das be-
schränkt, was an Ort and Stelle als Binde- und Flechtmaterial und
beim Hüaserbaa gebranoht wird.
Die Eingeborenen anseres Schutzgebietes sind recht geschickt in
der Znbereitiing von Pflanzenfasern imd in der Verarbeitung der^
selben za Tan- nnd Flechtwerk verschiedener Art. Die von ihnen
verwandten Fasern nnd die ans diesem Material hergestellten
Eizengnisse, als da sind Taue verschiedener St&rke, Tragenetze,
grosse Fischnetze nnd anderes mehr, sehen gnt ans nnd sind sehr
haltbar. Eine grosse Anzahl von Pflanzen liefert den Eingeborenen
verschiedene Faserstoffe, von denen OrMariOy ^tUwu», BmdanuSj
F^aiurtu genannt sein mOgen. Yielleicbt gelingt es, den einen oder
anderen dieser Faserstoffe in grosseren Mengen zu gewinnen nnd das
Erzengniss mit Vortheil anf den Markt zn bringen.
Die fippigen (Jrwftlder dort in nnseren Sfldseebesitznngen beigen
noch manche Katnrsohätze, die daranf harren, von nns gehoben zn
werden. Manche derselboi mögen nns noch unbekannt sein, bei
anderen wieder sind bis jetzt die Schwierigkeiten der Gewmnnng
oder des Transportes noch so gross, dass eine regelrechte Ansbentnng
znsftchst nicht lohnt — In den ansgedehnten Wftldem giebt es neben
vielem nnbranchbarem Material aacb zahlreiche gate Holzarten, die
sich zam Gebranch im Lande selbst znm Haasban nnd zn allen
technischen Zwecken gat eignen; ausserdem aber kommen edle Hölzer
in ziemlichen Mengen vor, mit schöner Maserung und vorwiegend
danklerer Färbung, roth, rothbraun und dunkelbraun, die sich be-
sonders für die Möbelfabrikation eisinen. Viele der nach Deutschland
gesandten und hier verarbeiteten Proben haben Bewunderung erregt
and nicht nur Beifall, sondern auch gute Preise gefanden. Die
werthvoUsten Hölzer sind MaUava^ dmlia su1)'<>r(hita, CalojjJiijllum
inophiUum, I^trocarpus, Htritwra, Sid'roriflon und andere. Mit der
Zeit kann sich vielleicht eine lohneude Holzausfuhr aas unserem
Schutzgebiet entwickeln.
Die Kinde mancher BUume Ifisst eine technische Verwerthung zu,
so dass die Gewinnung und Ausfuhr derselben voraussichtlich mit
Erfolg stattfinden kann. Zahlreich sind besonders die stark gerbstoflf-
haltigen Kinden, und nach solchen ist die Nachfrac^o auf dem Welt-
markt immer eine lebhafte. — Stellenweise tritt ein Baum in
m&ssigen Mengen auf, der die gewQrzige Massoirinde liefert, Massoia
anmuUica, Dieselbe hat einen Geschmack ähnlich dem des Zimmtes
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78
Uebenkht der hupttSeblicbtten Kultur- uod Mutspflaasok
oder der Cassiarinde; sie wird iu gemahlenem Zustande namentlich
in Indien vielfach als Gewürz gebraucht. Es sind bereits grössert '
Mengen dieser Rinde aus Nea-Goiuea ausgeführt oud za auaehmbaroo
Preisen verkauft worden.
Uabitiublld eiuea Famdamu, etwa '/«— *iW
Die in unserem Schutzgebiet liaufig vorkommenden Muskat-
nussbänme, Mijnatira, und Gewürznelkenbäume, Eugenia, ge-
hören nicht der edlen Art an und liefern daher wenig aromatische
Erzeugnisse, die für den Handel keinen Werth haben. Das zahl-
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in KaiMr Wilbtlms-Land und dem BUiii«rck-Archip«L
79
reiche Auftreteu dieser Bäume und dio reicliiiclie Fruchtfizi uguug
lassen aber hoften, dass aucli die edlen Arten in unserem Schutz-
gebiet ein gutes Fortkommen linden werden. Von anderen Gewürzen,
die in den Wäldern des Schutzgebietes häufig vorkommen, seien
noch Ingwer, Zhiffihe)\ Gelbwarz, Curcuma, und Kardamon,
Cardamomum, angeführt.
Schliesslich sei noch erwähnt, dass zwar manche Pflanzen in
unserem Schatzgebiet vorkommen, die einen gnmmiartigen Stoff ge-
winnen lasm, dass es aber bis jetzt noch nicht gelungen ist, solche
Pflanzen in genügender Menge zu finden, die brauchbaren Kautschuk
oder Guttapercha liefern. Bei fortschreitender Erforschung des Landes
wird sich hoifentUcb zeigen, dass dieselben zahlreich vorkommen,
sowie dass ausser den bekannten noch mancherlei andere werthToUe
Srzengnisse ans den weiten Wäldern nnseres Schutzgebietes zu ge-
winnen sind.
n.
Von uns eingefBlirta Kulturpflanzen.
Von den Europäern, welche sich im Schutzgebiet iiiederliesscn,
wurden natürlich zunächst eine Anzahl von solchen Kulturpflanzen
mitgebracht, die zum Unterhalt von Menschen bezw. auch von Vieh
beitragen sollten. So wurden von tropischen Früchten eingeführt:
Papaya, Ananas, Tamarinde, Soursop (Anona)^ Liraone, Grenadille,
sowie neue und bessere Sorten von Banane und Mango, und zwar
mit bestem Erfolge. Die Papaya oder der Melonenbaum, Oirica
papmja, wurde im Anfang der siebziger Jahre von dem russischen
Reisenden M. Maclay nach Neu-Guiuea, und zwar nach der Astrülal)e-
Bai gebracht. Sie gedeiht vorzüglich in Nen-Guinea, und jetzt, nach
wenigen Jahren, ist sie bereits an weiten Küstenstrecken von Kaiser
Wilhelms-Land heimisch geworden; sie wird dort überall von den
Eingeborenen gezogen, kommt aber auch vielfach wildwachsend vor,
und die schönen, grossen, stets reichlich vorhandenen Früchte sind
bei Weissen und Farbigen sehr beliebt. Aus den Früchten, sowie
überhaupt aus dem Saft des Melonenbaumes lassen sich Pepsin-
präparate herstellen. — Auch die Ananas hat bereits Eingang in
die Plantagen der Eingeborenen gefunden.
Mit unseren verschiedenen Gemüse-Arten v\iirden ebenfalls viel-
fache Anbauversuche gemacht. Manche derselben wollten natürlich
in dem Tropenklima nicht gedeihen, andere wieder, so besonders
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80 üebereicbt der hauptsächlichsten Kultur- und Nutzpflanzen
Bohnen, Tomaten, spanischer Pfeffer, Gurken, Melonen, Kürbisse,
Radieschen, Portulak, wachsen und entwickeln sich ebenso gut wie
Andropogon Sorghum BroL A die SUmmform (A bAlepensls Sibth). B eiae Kaitarform (vu.
vulgnris) nach Rcicbcnbach; D, O and K. vir. vulgari»,
bei uns; doch mnss man bei Bohnen und Radieschen hin und wieder
frischen Samen aas gemässigtem Klima beziehen, da dieselben leicht
in XaiMT Wilhelms-Land und dem Bismarck-Archipel.
81
entartoB. Audi Salat, EndiTieii, Kohlrabi, Artueboken, Zwiebeln
waeheen und geben Erträge, aber doeb in unbefriedigender Weise.
]>eflgleiehen lobnt es nicht, Kartoffeln zn bauen. Hit vielen Vor*
aiditaniaafleregeki gelingt es zwar, ^e Ernte von gnten tdimaek-
haften Kartotfoln zn erzielen, aber die Emtemenge iat nieht viel
grösser als das verwandte Saatgut, und anaa^rdem entarten die
Kartoffefai sofort. Aber eben anf den Bergen wird man reiche nnd
gnte Ernten von Kartoffeln, als anch von allen Gemfisen machen
können, ebenso wie im gemässigten Klima, wie ja die Erfahrung in
anderen Tropenländern genugsam gezeigt hat.
Gurken, Meloneu, Kürbisse und den spanischen Pfeffer ündet
man jetzt schon häufig in den Pflanzungen der Eingeborenen
(Lagenaria^ Flaschenkürbis, war bereits in Neu-Guinea vorhanden).
Auch der von uns eingeführte Mais hat bald die Gunst der Ein-
geborenen gefunden, und mehr und mehr bürgert er sich in den
Pflanzungen derselben ein. Er gedeiht vorzüglich in Kaiser Wilhelms-
Land, giebt reiche Erträge und wird deshalb von der JNeu-Guineu-
Kompagnie regehnässig in einer Ausdehnung von vielen Hektaren
angepflanzt. Die in halbreifem Zustande gerüsteten oder gekochten
Maiskolben werden von den Farbigen gern gegessen, und ein grosser
Theil des angebauten Maises wird daher zur Arbeiter -Ernährung
versvaudt; ein anderer Theil dient als i^'utter lOr Pferde, Bindvieh,
Schweine und Geflügel.
Neben dem Mais wird auch die Negerhirse, Sorghum vulgare^
in einiger Ausdehnung angebaut; zur menschlichen Nahrung dient
diese Körnerfrucht, die in grossen Gebieten Afrikas ein wichtiges
Lebensmittel ist, bis jetzt noch nicht in Neu-Guinea, weil die dortigen
Farbigen Körnerfrüchte bisher überhaupt nicht kannten imd sich nur
allm&hlich an dieselben gewöhnen lassen. Das Sorghum findet be-
sonders als Grünfutter für das Vieh eine ausgedehnte Verwendung.
Pür die Besehaffong von Lebensmitteln sind dann noch besonders
wichtig zwei Yon uns nach dem Schutzgebiet eingeführte Kultor»
pflanzen: die süsse Kartoffel nnd der Maniok. Erstere,
Cöncokmlma eäuUa, mit unserer Winde verwandt und ihr ünsaerliob
nicht unfthnlieb, gedeiht gut auf jedem nieht zu feuebten Boden und
giebt bei geringer Arbeit reiehe Ertrftge. Wie der Name sagt»
aehmeokt diese Wurzelfruoht etwas süss, ühnlidi wie gefrorene
Kartoffefai; aber man gewohnt sich daran, und die süsse Kartoffsl
dient den fulHgen Arbeitern, aber auch den Eoropftem häufig zur
Nabnmg.
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82
Uebersicbt der hauptsächlichsten Kultur- und Nutzpflanzen
Der Maniok, ManViot utHissima, gedeiht iin Schutzgebiet ganz
besonders gut. In keinem anderen Tropcnlande habe ich den Maniok
in solcher Ueppigkeit und nirgend solche Erträge gesehen. Die
mächtig entwickelten, stärkemehlreichen, knolligen Wurzeln des Maniok
werden in gekochtem oder geröstetem Zustande gegessen (roh sind
sie nicht zuträglich, eine Art sogar giftig). In vielen Tropenländem,
80 besonders in Südamerika, wird aus dem Maniok ein feines Mehl,
die Tapioka, gewonnen. Bisher ist dies in unserem Schutzgebiet
Manihot uttKstima Pohl A HabltusbUd; £ BL im Ulagsscbnltt; C Q 6L, l&cg» dnrcb-
(»cluiitten; D reife Fracht; E-G Samen von der B&nch- und Bücitensoite, lowie Ton der Seite
gesehen; B Bruch- und ThciUc^mer der Stärkekömer de^> WaraeL
noch nicht geschehen, jedoch verspricht diese Industrie daselbst für
später, bei reichlichen und billigen Arbeitskräften, gute Erfolge.
Den gewöhnlichen Reis, Sumpfreis, Oriza sativa, hat man bis
jetzt im Schutzgebiet noch nicht angebaut, weil zur Reiskultur sehr
umfangreiche Bewässerungsanlagen nöthig sind, und zur Ausführung
derselben ist es noch nicht gekommen. Dagegen sind kleinere
Anbauversuche mit Bergreis, Oriza mmtanOy gemacht worden, der
der Bewässerung nicht bedarf, aber auch geringere Erträge giebt.
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in Kaiser Wilkelma^Land und dem Bismarck-Archipel.
88
Die baldige Eisfllhnuig der Beisknltiir nach noserem Schntigebiet
rnnsB als drisgeDd wClBaehenswerth beieiehnet werden.
Die Erdnase, Aracfm hypogaea, welche vielfiush, vor allem in
Westafirika, znm Zwecke der Oedgewinnong gebaut wird, dient bis
jetzt in uiBerem Schutzgebiet nur als NahmogsmitteL Geriystet wird
sie von Enropfiem gern gegessen, und den farbigen Aibeitecn eiod
die 51- und eiweisereichen Erdnüsse eine dienliche nnd auch sehr
willkommene Beigabe zu der meist einseitig st&rkemehlreichen
Nahrung. — Erdnüsse, süsse Kartoffeln und Maniok fangen an, von
den Einj^eborenen unter ihre Kulturpflanzen aufgenommen zu werden.
Die I'liaiize, aus der das Tahitische Arrowroot gewonnen wird,
das von anerkannt guter Qualität ist, Tcu'ia pimiatifidii, ist in
unserem Schutzgebiet überall verbreitet; merkwürdiger Weise kennen
die Eingeborenen die Verwerthune: derselben nicht. Proben dieses
feinen Mehles, die in Neu-Giiiiiea ans Tarca gewonnen wurden, haben
in Deutschland sehr gefallen, und es ist daher die Wurzelfruclit seit
einiger Zeit in mässigem Umfange angebaut worden, um die Versuche
mit der Arrowroot-Bereitung in grosserem Maassstabe fortzusetzen.
Voraussichtlich wird sich auch dieser Erwerbszweig mit der Zeit zu
einem lohnenden gestallen lassen.
Um das nach dem Schutzgebiet eingeführte Vieh l)es8er und
leichter ernähren zu können, wurde neben Mais und Sorghum auch
der xVnbau von einigen anderen Futterptlanzen vereucht. Bei Luzerne
und Esparsette schlugen diese Versuche fehl, dagegen gelang es, ver-
schiedene bessere Weidegräser einzuführen; übrigens werden durch
das Beweiden die Grasflächen von selbst besser, indem sich allm&hlich
Werthvoliere Gräser und Futterkr&nter ansamen.
Von den Ilandelsgewächsen, deren Kultur wir in das Schutz-
gebiet eingeführt haben, dürfte wohl für die nächste Zeit der Tabak
am wichtigsten sein. Die ersten Versuche mit Tabakbaa, welche
vor S nnd 4 Jahren in Kaiser Wilhelms-Land gemacht wurden, er-
öffneten recht gnte Ansaichten, nnd die fortgesetzten Yersnche haben
die ersten Erfolge bestätigt. Der von der Nen-Gninea-Kompagnie
gezogene Tabak hat anf dem Bremer Markt eine sehr gOnstige Be-
Qrtheilnng er&bren; das Blatt eignet sich seiner Zähigkeit nnd
Feinheit wegen besonders znm Deckblatt Der Tabak erzielte gnte
Preise nnd wird bei grösserer GleichmAssigkeit, die erreicht werden
wird, wenn man erst das Klima genaner kennt nnd auf dasselbe bei
der Emtebereitnng mehr Rücksicht nehmen kann, noch mehr im
Preise steigen. So hat denn die Nen-6ninea-Eompagnie ihren
6*
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84
Ueb«nieht dar liMi|ittiddieliilm Kiltar* od Mvbpflauta
Tabakbau bedeutend ausgedehnt; sie besitzt grossere Tabakspflanzongeo
in Hatzfeidhafen und Stephansort mit mehreren 100 Arbeitern, und
sie wird in nficliBter Zeit anftfthnlif.h6 Posteii Tabak auf den Markt
bringen kOnnen.
Die Kultur der Baumwolle, Oossypiwn herlxiceum (yui.barbO'
deme, Sea-Island Cotton) ist schon vor einer Keihe von Jahren in
uiserem S&dsee- Schutzgebiet eingeföhrt worden. £b ist bekannt»
dass in Samoa und
Fi4ii und auf man-
chen anderen Südsee-
luseln grosse Banm-
wollenpflanznngen im
Betriebe sind (and
zwar zum grossen
Theil in Händen von
deutschen Firmen),
die ein vorzügliches
Erzeugniss liefern.
Die Aehnlichkeit der
H^fn^^^ii^rf^ Verhält-
nisse Hess gute Er-
folge mit derBaum-
woUkoltur auch in un-
serem Schutzgebiete
erhoffen, und als die
Firma Farrel in Ra-
lun auf der Gazelle-
Ualbinsel vor nun
bereits längeren Jah*
ren eine BaamwoUen-
pflanznng anlegte, entsprachen die Erfoli^'c ganz den gehegten Erwartun-
gen: die Emtemengen sind reichlich, die Baumwolle ist von guter Qua-
lität, nnd sie erzielt gute Preise. Im Jahre 1887 begann auch die Xeu-
Guiuea-Kompagnie damit, Baumwolle zu pflanzen; auch hier sind die
Ernten sehr reich, die Baumwolle ist langstapelig, fein und gleich-
mässig, erzielte auf dem Bremer Markt selir hohe Preise und wurde
dort den besten Erzeugnissen Nordamerikas und der Sfidsee-Inseln
gleichwerthig erachtet. Die Aussichten für den Baumwollbau in
Neu-Guinea sind daher die besten. Die Neu-6uinea-£ompagnie hat
ilire BaumwoUenpflanzungen bereits bedeutend ansgedehnt» nnd vor-
bmrbodenä*,' L. (Sea- Island, BArbadoc«- and Htm-
Orlouu-Gotton). Zwdc lalt BL nad rtUaa Fr.
Digitized t (
in Kaiser Wilhelms-Lajui und dem Bismarck-Arcbipei' 85
aus8ichtlich wird diese Kultur bald grossen Umfang annehmen. Die
Samenkerne der Baumwolle enthalten einen hohen Prozentsatz an
gutem Oel, nach welchem die Nachfrage in den letzten Jahren eine
lebhafte und stetig wachsende gewesen ist.
Ausser der Baumwolle sind einige weitere Gespinnstptlanzen
von uns nach unserem Südsee-Scliutzgebiet gebracht worden; eine
Kultur derselben im Grossen findet allerdings bis jetzt noch nicht
statt, man hat sich bei denselben zunächst auf kleinere Probe- An-
pflanzune;en bp^chränkt, hauptsächlich deshalb, weil zur Herstellung
einer mniktfertigen Waarc mancherlei Maschinen erforderlich sind.
Ich nenne zuerst die Jute (Corchonis sat'nms)^ die, wie bekannt ist,
auf dem europäischen Markt lebhaft begehrt und besonders in
£nglisch-Indien in grosser Ansdehnong gebaut wird; femer die
Ramie (Rameh), BoeJmeria nivea, welche eine vorzügliche und sehr
'werthyoUe Faser liefert, die zn den feinsten, seidenglänzenden Ge-
weben verarbeitet wird. Leider ist die Trennung der Faser von
den anhängenden PHanzentheilen sehr schwierig, und die zahlreichen
TXk diesem Zweck erbauten Maschinen haben die Schwierigkeiten
noch nicht zn überwinden vermocht, sodass aas diesem Grande der
Anban von Boehmeria fiberhanpt ein beschränkter geblieben ist.
Der Bedarf anf dem Weltmarkte an gnten Faserstoffen ist stets ein
ganz bedeutender; wir werden nns daher in Nen-Gninea zn ge-
legener Zeit dem Anban von Faserpflanzen zuwenden, nnd ich
glaube, dass gerade Jute und Ramie ein wichtiges Erzengniss
unserer Sfidseebesitzungen sein worden. — Agaoe mexkana^ deren
lange, schwertförmige BiAtter eben&lla einen sehr dauerhaften,
werthTollen Faserstoff liefern, wurde schon vor langen Jahren nach
der Gazelle -Halbinsel gebracht und dort angepflanzt, aber ohne
das« man die Faser gewonnen und zubereitet hfttte. Der Kapolc
oder die Seidenbaum wolle, Mriodendrcn anfradwmmt wurde sdion
Tor 17 Jahren von Maolay nach der Astrolabe-Bal gebracht, ist
aber jetzt auch an anderen Orten des Schutzgebietes von nns ver-
bratet worden. WahrBcheäi]i<di war auch schon frfiher die Seiden«
banrowolle, Eriodenäron- und .Bbm^- Arten in Kaiser Wilhelms-
Land heimisch. Die schneeweisse, glänzende Seidenbaumwolle,
welche in üppigen Flocken aus den reifen Samenkapseln des
Baumes hervorbricht, lüsst sich ihrer Glätte und Bnichigkeit wegen
nicht gut zu (ieweben verarbeiten; sie findet in Neu-Guiiiea, wie
in anderen Tr()i)enliuulern vielfache Verwendung zum Füllen von
Eissen und Polstern. Für diese Zwecke ist sie anch in Europa be*
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86
U^benidit der htnpttiehllchatm Kaltnr- aad Ifatipiaaicii
liebt geworden. Sydney iat ebenMs ein gnter Harkt für Kapok;
hier wie dort werden beträchtliche Mengen dieser Faser ans andflcn
Tropengebietra eingeftbrt, und eine ergiebige Ansfohr diosei
Artikels ans unseren Sfldseebesitsongen ist für spitere Zeiten sdir
wahrscheinlich.
Eaflfoe wurde von der bereits erwShnten Finna Farrel sehfli
Yor 7 Jabren im Bismarckarohipel gebaut,' und zwar Coffea amätka,
der arabische Eaflfee. Bis jetzt hat man sich auf einen, allerdinp
lunfangreichen Yersnch besdiiftnkt, denn das mit Eafiee bepflanzte
Gebiet nmfasst etwa 8 Morgen. Trotzdem diese Pflanzung nur
400 Fuss über dem Meere liegt, entwickelt sie sich prächtig, der
Kaffee gedeiht auf dem rein vulkanischen Boden vorzüglich, die
Bäume st-hcu i;esuud und kräftig aus uud tragen reichlich, ein Kr-
zeugniss vuu guter Qualität. Auch die Xeu-Guinea-Kompaguie hat
bereits seit mehr denn 3 Jahren mit der Anlage von Kaffee-
pdan/.uugen begonnen uud dieselben in letzter Zeit beträchtlich er-
weitert, so dass auf einer Anzahl von Hektaren viele tausend
Bänmchen angepflanzt sind. Natürlich stehen hier weitere Er-
fahrungen noch aus, da der Kaffee erst im vierten Jahre trägt; bis
jetzt haben die Kaffeepllanzuny:en der Neu-(Iuinea-Kom[)agnie sich
gut entwickelt und machen den besten Eindruck. Mit seineu hoheo
und ausgedehnten Gebirgen vulkanischen Ursprungs uud mit seiueo
gfinstigen Witterungsverhältnissen dürfte sich unser Südsee-Schutz-
gebiet in hervorragender Weise für den arabischeu Kaffee eignen,
der am besten in Höhen von einigen Tausend Fuss gedeiht; und
die Erfolge werden um so sicherer sein, als die verderbliche Laub-
krankheit des Kaffees, HemUeia vasUUrix^ noch nicht nach Neu-
Goinea gedrongen ist. Ck>ffea liberica, der liberische Kaffee, der
auch in Meereshöhe dauernd gut gedeiht, und der von der Laob-
krankheit wenig za leiden hat, ist nur in wenigen Exemplaren io
Finschliafen vorhanden. Man hat bis jetzt von einer grösseren An-
pflanzung des Liberia-Kaffees abgesehen, weil die Kultur- und die
Wachsthums-Bedingungen desselben, sowie die Ernteergebnisse nur
wenig bekannt sind.
Wie für Kaffee, so scheinen mir aach f&r Kakao alle Be-
dingungen für ein gates Gedeihen in nnserem Schntzgebiet gegeben
za sein. Grössere Anbau-Versnche haben noch nicht ansgefBbit
werden können, bis vor Eorzem hatte man sich anf die Anpflanzong
weniger Eakao-Bänmchen beschrflnkt; Ergebnisse von Versochs-
pflanzongen liegen also noch nicht vor. Die gegebenen ftosseren
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in KaiMT WilhelmfLaiid imd dem KMnafek-AreiiiptL
87
Verbältnisse sind aber dem Kakao so günstig, dass eine Hamburger
Gesellschaft, weiche mit einem Kapital von 500000 Marie in Nea-
Gninea. Pflanzangen anlegen will, zunftchst mit Kakao beginnen
wird; die Voiaibeiten für die Anlage der Pflanznngen sind bereit»
weit Toigeschritten.
Daae der Thee auf den bAheren Beigen oneereB Sehntigebietea
gat gedeihen wfirde, unterliegt keinem Zweifel; jedoch erfordert der
Iheebau soviel Handarbeit, weil die Blätter alle mit der Hand ge-
pflöckt werden mfiseen, und andererseita verfügen wir in Nea-
Gninea fiber so geringe Arfoeitskrftfte, dass in nftchater Zeit sicher-
lich Niemand versuchen wird, dort Thee im Grossen anzobanen.
Eine Anzahl von Theestrftachem, denen man fftr weitere Yersndie
den nOthigen Samen entnehmen kann, befindet sich in Finschhafen.
Auch der Fieberrindenbanm ((Xnehom) wird wohl in den
nächsten Jahren in Neu-Guinea kaum in grosserem Ifaassstabe an-
gebaut werden, da die Chinarinde sehr im Preise ge&Uen ist und
auch der Ifarkt von Java und Ceylon reichlich mit Cinchona-Rinde
versehen wird. Da aber dennoch durch Aenderuug der Verhältnisse
Cinchona wie Thee im Laufe der Zeit für das Schutzgebiet von
Bedeutuüg werden können, so durften diese beiden an sich sehr
wichtigen KultuipllanzLii hier nicht übergangen werden. Bis jetzt
sind nur einige Exemplare von Citwhona smciruhra in Fiuächhafen
angepflanzt worden.
Hier sei auch kurz der Cocastraucli erwähnt (Erijtrojylon ( 'o< a)^
aus dessen Blättern das Cocuin hergestellt wird, jenes Alkaluid,
\vc'l(bes in den letzten Jahren für die Augenheilkunde wie überhaupt
für die medizinische Wissenschaft eine gesteigerte Bedeutung ge-
funden hat. Es sind einige Cucastriiucher in Neu-Guinea angepflanzt
worden. Ich hatte Geleg»'nlieit. in Java eine Coca- Versuchspflanzung
zu sehen, und soweit sich dies nach den äusseren Verhältnissen be-
urtht'ileu lässt, scheinen mir in Neu-Guinea die Bedinguugen für die
Coca-Kultur ebenso gut vorhanden zu sein wie in Java.
In Eiuschhafeu befindet sich eine kleine An{)flanzung des
Anattostrauches (Bixa oreUana). Dieser Strauch liefert einen rothen
Farbstoff, Anatto genannt, welcher zum Färben von Butter und
Käse verwandt wird. Infolge der Steigerung der Kunstbutter-Her-
stellung hat dieser Farbstoff in den letzten J:ihren eine erhöhte
Kachfrage gehabt, und ich glaube, eine Auattopflanzong in Neu-
Guinea würde sich sehr wohl bezahlt machen. Der Strauch wächst
leicht und schnell, hat kaum irgend welche Feinde und trägt im
Digitizoü by C3t.)0^lc
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ütbmleht der hmptildiHdiftoii Kultur^ nad NntipflMiMii
dritten Jahre Frfichte, etwa so gross wie Apfelkenie; sie fiegen zu
6 bis 10 in einer Hfllse und sind von einer dfinnen Sehidit einer
rothen Masse nmgeben, welclie den Ftobstoff Anatto liefort, der
durch Waschen der Frftchte und daranf folgendes Siefasetzenlasseo
gewonnen wird.
Eine andere Farbpllanze, der Indigo (Indigofera Hnäoria)^ ist
ebenfalls von nns nach Nen-6ninea eingefBhit worden nnd wSehsk
dort jetzt schon vielfsch wild. Bis jetzt ist dort der Farbstoff
Indigo noch nicht ans der Pflanze hergestellt worden, ans Mangel
an den nOthigen Einrichtongen. Der Indigoban dfirfte wohl nicht
leicht Eingang nach Nen-Gninea linden, da das peknniare Ergebniss
bei demselben ein nnsidieres ist, denn die Qnalitit nnd demnach
der Preis' des Farbstoffiw sind grossen Schwanknngen nnterworftn;
auch würden wir kaum den Wettbewerb mit Englich-Indien aof-
Dehmen können.
Viele unserer Gewürze werden in unserem Sfldsee- Schutzgebiet
gut gedeihen und mit Erfolg angebaut werden können. Leider sind
auch hier die angestellten Versuche nicht umfangreich genug und
von zu kurzer Dauer gewesen, als dass sich aus denselben sichere
Schlüsse ziehen liessen. Aber ein Vergleich mit jenen Tropen-
ländern, wo diese Gewürze gedeihen, berechtigt zu der Hoffnung,
dass wahrscheinlich unser Schutzgebiet ebenfalls ein günstiges Ge-
biet für dieselben ist. Die kleinen Anpflanzungen von Pfeffer,
Ingwer und Vanille in Fiuschhafen haben sich bis jetzt zufrieden-
stellend entwickelt. Gewürznelken und iliiskatnuss werden, so
glaube ich bestimmt, in Neu-Guinea gute Erträge geben; Anbau-
Versuche mit diesen beiden Gewürzbäamen sind leider bis jetzt
nnterblieben.
Die Oelpalme (Elaeis guineensis)^ deren Erzengniss, die Palm-
kerne, bezw. das Palmöl, in so bedeutenden Mengen aus Westafrika
nach Deutschland gebracht wird, ist in einer Anzahl von mehreren
Dutzenden von Exemplaren in Finschhafen angepflanzt worden« Ob
der Anbau dieser Palme durch Europäer lohnen wird, ist eine noch
ZQ entscheidende Frage; vorläufig wird man sich auf Versuche be-
sehrfinlcen mflssen. Vielleicht gelingt es mit der Zeit, die £nh
geborenen zur Anpflanzung von Oelpalmen zu bringen.
Das Zuckerrohr (Saocharum offiänarum) war bereits im Schutz*
gebiet vorhanden; von nns sind dann noch einige Varietäten des-
selben neu eingeführt worden, allerdings wohl kaum in der Absicht)
in Ken-Guinea alsbald Zuckerrohr im Grossen anbauen nnd ans
Digitized by C ■ jj.
in KlUMr Wilhelms-Lind und dem Bismarck-ArehipaL
89
demselben Zucker herstellen zu wollen. Denn bei der jetzigen Lage
des Zuckermarktes, und bei den noch so ganz unfertigen Ver-
hältnissen in unseren Südseebesitzungen wird man wohl kaum gleich
im Anfange Rohrznckerfabrikon anlegen wollen. Dieselbon erfordern
von vornherein so viel Kapital und sind in einem noch so un-
entwickelten Lande so schwierig zu erbauen und einzurichten, dass
man sicherlich lieber mit einfacheren Untemehmongea den Anfang
macht.
So hat man denn auch in unserem Schatzgebiet zunächst mit
solchen Ptlaiizaiigen begonnen, die bei einem verhältnissmassig ge-
ringen Betriebskapital schon nach kurzer Zeit einen Ertrag, bei denen
man ausserdem bald übersehen kann, wie die Rentabilität sich
stellt. Man hat also zunächst mit dem Anbau von Tabak und
Baumwolle begonnen, und diese Kulturen werden voraussichtlich,
da die bisherigen Ergebnisse günstig waren, bald einen grösseren
Umfang annehmen. Allmählich geht man nun auch zn anderen
Kulturen über; die Kaffeepflanzungen werden mehr und mehr aus-
gedehnt, Kakao soll ebenfalls im Grossen angebaut werden, und so
ist hoffentlich die Zeit nicht mehr fern, wo wir in unseren Südsee-
besitzungen die meisten der wichtigeren Tropenkaltoren in grosser
Ansdehuung nnd mit gutem Erfolge betreiben.
Digitized by Google
Die Aubauyerhältnisse der Nutzpflanzen im
Togogebiet.
Von
Hermann Raokow.O
i
Die ca. 52 km lange Küste des dentschen Togogebiets wird
tut in ihrer ganzen Ausdehnung vom Hinterlande dnich eine Lagone
getrennt. Sie bildet also eine Nehmng, welehe sich Ton Westen
nach Osten keilförmig zuspitzt und bei Elein-Popo, dem östlichst
gelegenen Küstenplatz des Gebiets, nur noch ans einer 20 Schritt
breiten Düne besteht, welehe bei hohem Wasserstande der Lagune
häufig ganz fiberschwemmt wird.
Die Vegetation ist auf der ans Sandalluvium bestehenden
Nehrung zwar keine üppige, indess gedeihen nicht nur wilde Dattel-
und Fächerpalmen auf derselben sehr gut, sondern sie gestattet auch
stellenweise eine loiinciidc Kultur von Nutzgewächsen, wie Yams,
Kassada, Baumwollenstaude etc., während das Laguuenufer mit kräf-
tigem Grase oder dichtem, ü|)[iigeni Gebüsch bestunden ist.
Jenseits der Lagune erhebt sich das Land zu einem welligen
Plateau, abwechselnd in einer Höhe bis zu 300 m über dem
Meeresspiegel, bis 200 km in das Linere hinein. Der ganze nörd-
liche Theü des Gebiets ist Gebirgsland.
Die Oberfläche des Bodens besteht namentlich hinter der Lagune
aus tief roth gefärbtem Lehm, während weiter im Innern auf grauem
Thon oder gelbem Lehm anfgeschichtete Hamns, in Verbindung mit
dem leachtwarmen Klima eine fippige Vegetation hervormft
Der \ erfaaäcr dieses Artikels befindet sieb aag<nblicklicli auf der Tabak-
plantage Bibondi im nSrdlicfaen KamenmgeUet. D. B.
Üiyitizcü by GoOglc
Die AobaaTerb&itnisse der NuUpflaDzen im Togogebiet.
91
Der bei weitem grössere Theü der Bodenflftdie ist mit Gra»-
nnd BaunaaTaime bestanden, welebe jedoch &st immer nur in
sebmalen Streifini von Urwald dnrehsfthmtten wird. Zur BeortbeUnng
der BodenqoalitSt bedarf es erst nicht einer eingehenden Bonitirang,
^elmehr bietet der Banmbestand nach dem Grade seiner Dichtigkeit
und Ueppigkeit den besten nnd sichersten Maassstab für die Fmdit-
barkeit des Bodens. Fflr den Beweis, dass der dicht mit Urwald
bestandene Boden an Fmchtbarkeit den der Savanne fibertiifit^
spricht schon der Umstand, dasa die Bingeborenen für den Anban
ihrer . Nntzgewftchse diesen mit Vorliebe wählen, obgleich das Urbar-
machen desselben bei weitem grössere Schwierigkeiten bietet, als
der nnr schwach mit Bftnmen bestandene Savannenboden.
Bei dem von der spArlichen Bevölkemng nnr wenig nmfangreidi
betriebenen Ackerbau, befinden sich nnr Flftdien von. geriogem Um*
fange in Enltnr, wShrend der bei wdtem grössere Theil der Lftnde-
reien sich im Urzustände befindet nnd, wie gesagt, ans Savannen
nnd Urwald besteht Indessen glebt es herrenloses Laad ün
wahren Sinne doch nicht, viehnehr machen die Häuptlinge dw
einzelnen kleinen Lfindchen auf allen unbebanten und nicht in ander-
weitigem Besitz befindUcfaen Gmnd und Boden Anspruch, sobald
von irgend einer Seite auf denselben reflektirt wird.
Ißt dem geringem UmiSuige, in welchem der Ackerimu von den
Eingeborenen — den Bwenegem — getrieben wird, steht die primi-
•tive und urwüchsige Art und Weise der Bodenbearbeitung im
Binklang.
Ausser dem zwei Fuss langen Bnschmesser und einer an einem
10 bis 13 Zoll langen SÜA befestigten Hacke kennen die Leute
kein Aidcer- oder Handgeräth. Die auf der zur Kultur in Aussicht
genommenen FlSehe befindliohen Biomo werden in der Welse be-
seitigt, dass um ihren Stamm solange ein Feuer unterhalten wird,
bis sie absterben, und, nachdem der Stamm ganz durchgebrannt ist,
umfallen, um dann vollständig verbrannt zu werden. Besteht der
Boden aas Savanne, so wird das Gras abgehackt, und nachdem es
genügend trocken, gleidiÜBlls verbrannt, womit dann die eigeat]i<äie
Bearbeitung des Bodens beendet und zur Anfiaahme des Saatguts
vorbereitet ist
Wenn trotz dieser mangelhaften Bodenbearbeitung sich die auf-
gekommene Saat dennoch in fiberraschender Ueppigk^t entwickdi
und die Ernten uberreichlich ausfallen, so bietet dies einen Beweis
für die Fruchtbarkeit des Bodens, sowie f&r die sonstigen günstigen
92
Die AnbauTerbältnisse der NutzpflanMn im Togogebiet.
WachsthnmabedingiiiigeiL Das Dfingen des Ackers kennen die
Lente ebenÜtillB nicht; ist eine Flielie Us zar Bnnüdnng abge-
wirthschaftet, so wird sie einfach der Yerwildernng überlassen and
neuer Boden in Bearbeitung genommen.
Unter dem Anbau Ton Nutzgewächsen nimmt der Mais die
erste Stelle ein. ludess geht die Produktion desselben nicht über
den Eigenbedarf hinaus. Es sind zwar in letzter Zeit von einigen
Faktorei Verwaltungen Versuche für den Export von Mais nach
Europa gemacht, indess ist kaum Hoffnung vorhanden, davSs der-
selbe vorderhand einen h)hnenden Umfang annehmen wird, da die
theuren Frachtspesen und Zölle es nicht gestatten , für dieses Pro-
dukt einen Preis an Ort und Stelle anzulegen, welcher dazu au-
gethan wäre, die Eiogeboreoeu zam umfangreicberen Maisbau zu
ermuntern.
Vertreten ist im ganzen Gebiet nur eine Specics, welche, ob-
gleich die Kömer kleiner und weniger platt gedrückt sind, als beim
amerikanischen, sog. „Pferdezahn'', mit diesem jedenfalls dennoch
identisch ist, wovon sich der Verfasser durch Aubauversuche mit
. verschiedenen Sorten überzeugte, indem gleich die erste Nachzucht
amerikanischer Originalansaat vollständig degenerirte und die Gestalt
und Farbe der im Lande vertretenen Sorte annahm, während die
Anbanyersnche mit badischen, nngarischen etc. Sorten fast voll-
ständig resnltatlos blieben und bei kruppelhafter Kömerentwickelnng
keine nennenswerthen Erträge lieferten.
Der Mais findet bei den Eingeborenen als Nahrungsmittel in
verschiedener Form Verwendung. In der Nähe der Rüste wird aus
dem zwischen zwei Steinen zerriebenen EOmem ein brodähnlicbes
Gebftck — ^^Einke** — hergestellt, indem das Schrot mit Falmwein
vermischt und za faastgrossen ElOssen geformt wird, welche man
in Bananenblätter wickelt nnd auf Eohlenfener rAstet Ziemlich
beliebt ist anch ein ans Haisscbrot nnd Wasser heigestelltee Brot
Aach wird das Eom, bevor es vollständig reif nnd hart geworden,
direkt vom Eolben gegessen oder nachdem letztere mit dem daran
haftenden Eom im Feuer gerOstet sind.
Die zweite Stelle in der Ernährung der Eweneger nimmt der
Tams ein. Der Anbau desselben geschieht, indem mit der Hacke
in Abständen von 1 bis 1^9 ni kleine Hflgel aufgezogen und in
diese etwa faustgrosse Auswüchse der zur Nahrung dienenden
grosseren EnoUen eingelegt werden. Von der Ansaat bis zur Ernte
gebraucht der Yams 8 Monate. Er gedeiht hier so gut, dass
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Die AnbauTerbältaiue der Natzpflauzeu im Togogebiet 93
Knollen von der GrOflse eineB Wamereimen nusbt m den Selten-
heiten gehören.
Die chemischen Bestandtheile des Yams sind dieselben, wie die
der Kartoffel, nur ist der Stärkegehalt bei iiim grösser als bei jener.
Die Eingeborenen, bei welchen dieses Gewächs dieselbe Bedeutung
hat, wie die Kartoffel für den Nordenropäer, essen denselbea im
gekochten oder direkt im Feuer gerösteten Zustande.
Wenn die Farbe des Yams hier auch zwischen weiss, röthlich
nnd wachsgelb variirt, so ist dies jedenfalls nur auf verschiedene
äussere Einflösse, als Boden qualität, Witterung, Koltnnnethode etc.
und nicht auf besondere Spielarten znrfickzufahren.
Die gfinetigste Zeit znr Anpflanzung des Yan» ist der Anfang
der grossen Begenzeit, also Ende Febnuur oder Anfangs Hftrz.
Ein anderes sehr gnt geddhendee EnollengewSehs ist der
Kassada (Manihot), indess weniger beliebt als Yams, welehem er
auch wohl an Nfthrwerth nicht nnbedentend naehsteht
Süsskartoffeln (Bataten) gedeihen zwar gleichfalls gut, jedoch
werden sie nur in geringem Umfange angebaut und konsumirt.
Eriieblich umfangreicher als der Anbau der Süsskartoffel und der
Tomaten wird der der Erdnuss betrieben, wenn auch die Produktion
derselben den Eigenbedarf nur wenig übersteigt und in letzter Zeit
kaum nennenswerthe Quantitäten ausgeluhrt sind.
Die Hülsenfr&chte sind vornehmlich in einer kleinen, braunen,
kriechenden Bohne vertreten, welche die Eingeborenen gleichfialls wie
den Mais zwischen Steinen zerreiben und aus deren Mehl, genan
nach Art des Pfannkuchens, ein wohlschmeckendes Gebäck bereiten.
Der Reis gedeiht im Togogebiet sehr gnt, indess wird der An-
bau desselben nur am Gebirge nnd auch dort nur in kaum nennens-
werthem Umfange betrieben. Die Knltnr des Snmpfreis ist ganz
nnbekannt, wenngleich sieh die unteren Thäler des Haho- nnd Zio-
flnsses vorzüglich dazn eignen mfissten.
In verschiedenen Spielarten wird die Banane bei vorzfiglichem
Gedeihen ziemlich umfangreich knltivirt Sie liebt einen etwas
bindigen nnd feuchten Boden. Ihre Anzucht ist sehr einfach xmd
leicht, indem die WnrzdschOsslinge filterer Pflanzen abgestochen nnd
verpflanzt werden, welche schon im Lanfe eines Jahres eine BShe
von 10 Fnss nnd darflber erreichen, tragfthig werden und bis zu
60 Stack, je nach der Spielart 4—10 Zoll lange Früchte erzeugen,
welche ihres grossen Zucker- und Stfirkegehalts wegen sehr nahr-
L iyiii^üd by Google
94 Die AnbmiTtrlilltiiisM d«r Notspflansta ia Togofebtot
haft uud wohlschmeckend sind. Die Neger geniessen sie theils roh
ond theils in Feuer geröstet oder gekocht und zu Brei zerstampft.
Eine sich ebenfalls hier sehr schnell entwickelnde Pflanze ist
der Meloneubaum (Bapaya carica). Derselbe, aus dem Kern der
Frucht gezogen, wird schon im vierten Monat nach seiner An-
pflanzung tragbar und erzeugt ununterbrochen 4 Jahre hindurch
melonenartige Früchte in Grösse eines Kindskopfes, welche stark
zuckerhaltig und äusserst wohlschmeckend sind.
An einem und demselbeu Baum befinden sich niemals Blüthen
beiderlei Geschlechts, weshalb also die Tragfähigkeit isolirt stehender
Bäume ausgeschlossen ist Falls in einer Anpflanzung Bäume
männlichen Geschlechts im Ueberfluss vorhanden sind, so können
dieselben zur Erzeugung weiblicher, also Fruchte producirender
Blüthen veranlasst werden, indem man die Krone vollständig fort-
schneidet und eine neue treiben lässt. Indess ist hierbei auch nicht
aosgeschlossen, dass die neue Krone wieder männliche Blüthen
hervorbringt, wodurch diese Operation wenig empfehlenswerth wird.
Man kommt bei der schnellen Entwickelung der Pflanzen eher nnd
leichter zum Ziele, wenn man die überschüssigen männlichen Bäume
entfernt und an ihrer Stelle von Neuem Samen in die Erde legt.
Die Neger pflanzen meistens Melonenbäuine, l^anaaen und Mais
im Gemenge, — ein Verfahren, welches entschieden maa» praktische
Bedeutung hat, insofern als die einzelnen Pflanzengattungen hierbei
bei weitem besser gedeihen, als weim sie getrennt, jede Sorte für
sich auf einer besonderen Fläche augebaut würden, da bei ersterer
Knlturmethode, jeder einzelnen Gattung relativ eine grössere Menge
an Nährstoflfen im Boden zur Verfügung steht, als bei letzterer.
Wie in fast allen Tropenländem gedeiht die Ananas anch hier
ganz vorzüglich. Vertreten ist indess nur eine Speeles — die
orangefarbene. Sie wächst vollständig wild und mit Vorliebe im
fruchtbaren, dichten, schattigen Urwalde. Die Früchte, welche un-
gemein saftreich und leidlich aromatisch sind, erreichen ein Gewicht
Ton 8 bis 4 Pfund und darüber. In der £mfthrung der Ein-
geborenen spielt die Ananas indess nur eine unteigeordnete Holle.
Ebenso ist sie, trotz voigedacbter Eigenschaften, welche doch
wesentlich für ihre Empfehlung sprechen, als Genussmitt^l bei den
an der Efiste nnp:*'s< ssenen Enropfiem nicht sehr beliebt, weil ihr
Geuuss eine krankheits- und namentlich fiebererzengende Wirkung
haben soll, — eine Annahme, deren Berechtigung wohl nicht zweifel-
los ist
biyiii^ed by Google
Die 'AnbrawUHnlfM der Nntqifliiiieii im Tefocebiet. 95
AjkfslBlneiibftiime sind nur in geringer Menge ▼oriumden. Auch
sind die Fifielite dendben diekeehalig, im Innern fiwerig und nicht
«ehr aromatisch. Ehnge Bftume bringen FriUshte hervor, welche
▼oDstftndig nngeDieeebar ^d, nnd deren Saft sidi sehr gut als
Essig verwenden Iftsst Die Apfeleine ist hier dnich Enropfter ein-
geführt worden, wie anch schon ihr Name »Frodit des weissen
Mannes* andentet
In ungleich grösserem Maassstabe, als die Apfelsine, ist die
Citrone (Limone) vertreten. Die Früchte sind indess bei weitem
kleiner, als die Produkte in den halbtropischen Zonen, wogep:en sie
diesen in Bezug auf Saftreichthum und Aroma nicht naclistebou.
An sonstigen Kern- uiul Steinfrüchten sind noch zu verzeichnen:
Die Alligatorbirne, eine kleine, gelbe Pflaume, jedenfalls eine Abart
der Mangopflaume (Mangifera gabonmsis), und eine Apfel- und in-
sofern eigenartige Frucht, als der Same sich nicht innerhalb, sondern
in Form eines wallnussgrossen, homartigen Auswuchses dem Stengel
der Frucht gegenüber befindet. Die beiden zuletzt genannten
Früchte sind sehr saftreich und haben einen eigenthümlicb süsa-
sauren Geschmack.
Wfthrend der Anban vorgedachter Bodenerzengnisse im All-
gemeinen nnr ffir den Hans- nnd Eigenbedarf gesdiieht, wird die
Oelpalme (Elaeis gmneenaia) zur Liefenmg der Handelsartikel —
Palmöl nnd Pahnkeme ziemlich umfangreich knltirirt. Die nach
Art der WaDnnss ans drei Theilen bestehenden Frfiehte finden in
der Weise Verwendung, dass ans der fleischigen Umhfillnng das
Oel dnreh Anskochen ao Ort nnd Stelle gewonnen wird, wfihrend
der innere, haselnnssgrosse Kern dnrch Zerschlagen der ihn um-
gebenden harten Schale zur marktfähigen Waaie bearbeitet wird,
nnd als solches den Hanptansfohrartikel nach Enropa bildet
Eine ziemlich umfangreiche Verwendnng findet die Odpahne indess
auch zur Bereitung des „Palmweins*, eines Getrftnkes, welches,
IHsdi genossen, ftusserst angenehm und erfrischend schmeckt, aber
schon 5 bis 6 Stunden alt, stark zu gfihren anOngt und bei
widrigem Geschmack stark berauschend wirkt. Zur Gewinnung des-
selben werden die dazu in Aussicht genommenen Bäume umgerodet
und ihrer Zweige entledigt, wonach unten an den Wurzeln ein
Feuer unterhalten und aller in dem Stamm befindliche Saft nach
der Spitze desselben getrieben wird, wo sich derselbe in einem
handgrossen, einige ZoU tief eingehauenen Loche ansammelt und von
L.idui^cü uy Google
96
Di« AnbmttriiiltiüiM te Kwtqtowm im TofOKvblit
hier uns daroh ein klein«« AbfloBsrohr in einen nntergesteUtdn
Topf läuft.
Unter den sonst vertretenen Palmenarten kommt in be-
schränktem Maa8se die Fächerpalme als Nats- und Bauholz liefernde
Pflanze nnd die KokoepaLme ikrer Frnelitoneiigaiig wegen als Nutai-
gewiehs in Bekacht
Wenn auch die Akten Uber die MeinnngsTenehiedenheit in Be-
zog auf die Frag!e, ob die Kokoepalme tu ihrem Gedeihen un-
bedingt der Kfihe der See bedarf, noch nieht gesohloeeen sind, so
dfirfte die Behanptong, daaa sie nur in den Klleten- gegenden ge-
deiht, jedenMe berechtigt sein, ▼oransgesetit, daes es eich nicht
nnr nm ihr Fortkommen, sondein nm ilur anbanlohnendes Gedeihen
handelt; denn während die Kokospalmen, welche die Negerdöifer
an der Togoküste in ToUstfindigen Hainen umgeben, sich durch ein
flberaas flppiges Wachsthnm nnd eine tadellose Fmchtentwickdong
anszeichnen, macht sich sdion unmittelbar hinter der Lagone em
bei weitem weniger üppiges Gedeihen bemerkbar, wfihrend die Palme
weiter im Innern des Landes, wo ue vereinzelt in den DOrfem an-
zutreffen ist, ein &8t krfippelhaftes Aussehen hat und wenige kleine
FMehte erzeugt
Wenn auch die Kultur der Kokospalme an der Togoküste
ziemlich aasgedehnt ist, so ist der Werth derselben bis dahin
doch ein untergeordneter geblieben, indem der Pflanze ein
solcher meistens nur als Schattenspender beigelegt wird, während
ihre Frucht in der Erafthrang der Eingeborenen nur eine unter-
geordnete Bolle spielt Jndeas daifbe gerade dieses Gewächs ge-
eignet sein, die ganze Togonehmng durch die Anpflanzung derselben
mit Kokospalmen und der Produktion von Reis und Kopra nutz-
bringend auszubeuten.
Der Aiibuu der BaninwoUcusitaiule ist allgeniuiu verbreitet, in-
dess nur in einer Ausdehnung, da^s bei weitem niciit der Bedarf
von Kollmaterial zur Aiilerliguiig der (Gewebe für deu Eigenbedarf
gederkt, sondern noch eine bedeuLeude Menge an Baumwolleii^arn .
von Europa aus eingeführt wird. Verarbeitet wird die Baumwolle,
indem sie mittelst Sj)iiid«dn gesponnen und aus dem Garn auf
kleinen, primitiven Webestüiden handbreite Streifen gewoben und
diese je nach Bedarf zu grösseren Stücken zusammen genäht
werden.
Sehr h&ufig findet man Gelegenheit, die Behauptung ausgeprochea
Die AnbawerfallUkine d«r Notipflaiiitii im Togogebi«t.
97
zn hören, dass die fiaamwoUenstaude hier wild wachse, eine Ansieht,
welche indess nieht zutreffend, znm mindesten nieht ganz zutreffend
ansgedrfickt sein dflrfte; denn bei einiger eingehenden Beobachtnng
wird man stets die Wahrnehmung machen, dass, wo dieselbe im
nnlcnltivirton Znstande vorkommt, dies immer auf GeUnden der
Fall sein wird, welche noch Spuren früherer Enltor aufweisen,
während man das Gewftchs in der unberührten Savanne, sowie im
Urwalde, vergebens suchen würde. Es berechtigt also dieser Um-
stand wohl zu der Annahme, dass es sich hier um die Reste
früheren Anbaues handelt und man füglich nicht von einem Wild-
wachsen, sondern von einem Verwildem sprechen kann. Wenn
auch an und für sich die Sache ziemlich dieselbe ist, so dürfte der
ivleine Unterschied, welcher in derselben obwaltet, doch den Beweis
liefeni, dass die Baumwollenstaude hier ihre Heimatli nicht hat,
sondern als Nutzptiauze eingeführt ist. Nach ihren botanischen
Eigenschaften zu schliessen, ist dieselbe mit der amerikanischen,
und speciell der sea islund-Staude identisch, welclier Umstand also
einen Zweifel über ihre Herkunft nicht bestehen liisst.
Die Baumwollstaude gedeiht hier nicht nur äusserlich gut,
sondern sie liefert auch ein Fr«)dukt, welchem von Sachkennern das
Prädikat „vorzüglich" beigelegt wird.
Der Gummibaum sowohl wie die Kautsrhukliane sind im ganzen
Laude vertreten, indess wird die Gnmmiproduktion nur in geringem
Umfange betrieben, und zwar ausschliesslich nur in den nördlichen
Landschaften Agotime, Agome und Adeli, während dieselbe im süd-
lichen, der Küste näher gelegenen Theil des Landes der früher von
den Eingeborenen betriebenen Raubwirthschaft wegen überiianpt
nicht mehr lohnt.
Ricinus wächst im ganzen Laude wiM. Die Sträucher erreichen
bei reichlicher Fruchterzengung eine Höhe von 20 Fuss und
darüber. Vertreten ist nnr eine Spielart: JUdnus communis.
Der Indigo (indigofera) wächst gleichfalls im ganzen Lande
wild, und zwar in Strauch-, Ualbstranch- und Krautform. Bei den
Eingeborenen findet die Pflanze zur UersteUung des Farbstoffes, des
Indigoblau, und dieses zum Fftrbeo von baumwollenen Geweben
ziemlich um&ngreiche Verwendung, während seine Produktion bis
jetzt gleichfalls nicht über die für den Eigenbedarf nothwendigen
Mengen hinausgegangen ist
Von gewflrzeliefemden Pflanzen ist vorwiegend der rothe, sog.
spanische Pfefferstrauch vertreten, während auch der schwarze
Kolonltlw JabriNicli 1881. 7
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98 ^ Anbcnverhlltniaie der NitlipfltiiiMi im Togogebi«t
Pfeffer fi^per nignm% indeas nur eebr vereinzelt, Torkemmt Ton
den Negern, welche ihre Speisen in einer für den Enropfter nn-
gemessbaren Weise pfeffern, findet auch nnr der erstgenannte, rotte
Pfeffer, Verwendong.
Die Weinrebe ist im ganzen Gebiet in vielen Variationen im
wilden Znstande anzotreffan, indess ist an einen Gennas ihrer sanreo
nnd dicksobaligen Frfichte nicht zn denken. Es käme also aaf
einen Yersnch an, ob sich dnrch Eüiftthmng von Reben aas ge-
Cl9$$gpium arboreum, L. Zweig mit Bi. uud Fr. Kommt uacb Euglor ud Prantl UDie uk-
UkrUdiaB PSunaCuBlUeii'*) feganvlrtif noch Im T«coc*blet wmI «neli aoast ia AMk» irlld lot.
mässigteren Zonen, vielleicht von den Kanarischen Inseln oder dem
£[ap nicht ein brauchbare!* Produkt erzielen liesse.
Wie einzelne durch £nropfier angestellte Versuche ergeben
haben, gedeihen neben den vorgenannten, meist einheimischen nnd
tropischen GewftcliseD, europäische Nutzpflanzen gleichfells sehr gut
Namentlicli zeichnen sich alle Kohl- und Gemüse-Arten, wie Weiss*
nnd Rothkohl, Kohlrabi, Kohkaben, Mohrr&beo, Radi etc. bei voi^
ziiglichem Gedeihen dnreh Zartheit nnd Wohlgescfamaek ganz be-
sonders ans.
üiyiiizc-d by Google
Die AnbauverbUtnisse der ^utzpUauzeu im Togogebiet*
99
Ebenso haben die allerdings bis dahin wenig nmfongreichen An*
banversnche mit sonstigen tropischen NntzgewSchaen, als Tabak, Kaffee,
Kakao etc. das anbanlohnende Gedeihen derselben yollanf bewiesen.
Wenn, wie ans dem AugefOhrten hervorgeht, sidi der Grand
nnd Boden seiner Frnchtbarkeit, sowie der sonst günstigen Wachs-
thnms-Bedingungen halber für den Acker- resp. Plantagenbaa ganz
vorzüglich eignet, weon femer auch das Klima dem Europäer bei
verständiger Lebensweise den Aufentlialt in diesem Laude gestattet,
so ist (loch vor der Hand an eine Kolonisinniir desselben durch
europäische Einwanderer nicht zu denken, indem dieselben nicht
nur eine ganz veränderte Lebensweise annehmen müssten, sondern
ihnen auch das Klima eine angestrengte Thätigkeit — die erste Bedin-
gung beim Kleinbetriebe der Landwirthschaft — nicht gestatten würde.
Dagegen ist es wohl zweifellos, dass sich die werthvollen, jetzt
nutzlos brachliegendeu Gelände durch das Groaskapital sehr wohl
nutzbar machen Hessen.
Leider ist das Fiasco, welches die „Deutsche Togogesellschaft",
bezw. der an der Spitze derselben stehende Philologe Dr. Henrici,
mit ihren Versuchen nach dieser Kichtung hin gemacht haben, zur
Ermunterung für weitere Unternehmungen wenig angethan.
Was die Ursache dieses Misserfolges betrifft, so bestand die-
selbe neben dem Mangel verschiedener sonstiger Vorbedingungen auf
die von Hause aus jeden Erfolg ansscbliesseiule falsche Wahl der
Gegend, in welcher die Niederlassung angelegt wurde; denn ab-
gesehen davon, dass bei Gründung derselben das Fehlen jeglicher
Verkehrswege zwischen der Niederlassnngsstelle und der Küste und
die dadurch bedingte Schwierigkeit, nnter welchen der Transport
von Bedarfsgegenständen nnd Plantagenerzengnissen von bezw. zn den-
selben nnr stattfinden kann, vollständig ausser Acht gelassen war, so
schloss der absolute Wassermangel dieser oa. 2 deutsche Meilen vom
nächsten Flnss entfsniten Gegend jedes Prosperiren von vorneweg ans.
£s liefert dieser Fall wiedemm einen Beitrag zur Bestätigung
der alten Erfishrnng, dass die Besiedelnngen nnknltivirter Länder
unter allen Umständen etappenweise vor sich gehen nnd dass bei
Auswahl der Ländereien ftar die Anlage von Plantagen die Be-
dingung eines mit mOgliehst wenigen Transportkosten zu erreichen-
den Absatzplatzes an der Spitze stehen muss.
Diesem Grundsätze nach wfirden also die Ländereien an den
unteren Finssläufen für die Besiedelnng zunächst in Frage kommen.
r
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Die wichtigsten Kultur- und Nutzpflanzen
Deutsch - Ostafrikas.
Von
Oarl BöoknerJ)
FMerttoffe.
Ost-Atrika ist j^ehr reich an Gespiunst- und Faserpflanzeu.
unter welchen die lia uiiiwo lle am iiuMsttMi Berficksichtij^uug liudeii
dürfte. Ge\v()Uii»'ii aus den Sanienkajisehi der im tropischen Afrika
auch wild und vcrwildeit vorkoniniendun Gustyijptuta l/arbadeim', hir-
sutuiii, hcihivcam, koiunicii tür uns die Sea-bland- und Uphmdstaude,
Spielarten der beiden erslgeuauuten Formen, besonders in Betracht.
Die Baumwolle ist bisher in i?rossen und kleineren Versuchsplautauen
aiiirepflan/t, in denen fast ohue Ausnahiu-' i^ute Rohprodukte erzielt
wurden, die bei richtiger Ernte und Bearbeitung der guten amerika-
uisriit-n Baumwolle glfichkominen ; auch sind die Erntemengen liü.'hst
befriedi<: 'iid ausg. 'fallen. Zwar hiess es vor einiger Zeit, dass unsere
Baumwolle auf dem Bremer Markt sehr schwer Abnehmer gefunden
hätte, da sie zur Verarbeitung fast untauglich, infolgedessen auch
schlecht bezahlt sei, doch ist dies nur auf die mangelhafte Ernte-
bereitung 2iirfi«'k/ufuhrau. Die Baumwolle ist für den Kleinbetrieb
nicht geeignet, denn sie mnss, um ein wirklich marktfahiiies Produkt
herzustellen, mit meistens kostspieligen Maschinen bearbeitet werden.
Xnr wenn sie in grösseren Pflanzungen angeban» uird, kann sich die
Kultnr rentiren. Die gute Waare ist auch bei hohen Preisen immer
'i Vcrfajiser bereiste in deu Jahren 1886 — IS'.IO West-, Sü«iwest- uu^l Osl-
Afrika, legte im Sommer 1891 die Köluuial-Abtheilung im Küuiglicb BoLauiscbeo
Gtrten xa Btrlin an und befindet sich gegenwärtig mit der Expedition dee Dr. Zint-
graff in dem Hinterlande von Kamemn.
. d by Googl
Die vicbtigsteu Kultur- und Nutzpflanzen Deut(>cb-Oätafrika9.
101
gesucht, dagegen hat die Ueberfüllung der Märkte mit geringen
Qualitäten die Preise fQr letztere herabgedrückt. Der Boden und
das Elima sind für die Baumwollkultur besonders günstig, auch die
Eingeborenen sind bei richtiger Behandlung und Leitung der Euro-
päer brauchbare Arbeiter. Da-
mit jedoch die Baumwolle kon-
kurrenzfähig wird, muss der
Transport durch Anlage von
Wegen und Bahnen erleichtert
und verbilligt werden, wie dies
überhaupt für die Kolonisation
des Landes unumgänglich nöthig
ist. Die Eingeborenen verar-
beiten die Baumwolle schon
seit langer Zeit, auf selbstge-
fertigten, höchst primitiven
Webstühlen, zu Stoffen, die sie
auchzu färben verstehen. Durch
die Einfuhr europäischer und
indischer Baumwollstoffe wer-
den sie dieser Beschäftigung
immer mehr enthoben.
Ein ebenso wichtiger Han-
delsartikel ist die Jutefaser,
aus den Stengeln der Corchonis
(apsulm is und C. dUorhis (Fa-
milie Tilimeae)^ auch in Afrika
wild vorkommend. Weil die
Nachfrage nach diesem Produkt
von Tag zn Tage steigt, auch
die Zubereitung der Faser bil-
liger und weniger schwierig ist
als die der Baumwolle, so ist
die Kultur derselben nur zu
empfehlen. Die Güte der Fa^ier
wird durch die ja bei uns ge-
nügend vorhandene Luftfeuch-
tigkeit bedingt. Auch feuchter
Boden und dichter Stand tragen dazu bei.
Besondere Beachtung verdient die Ramie (Chinesische Nessel)
San$erieria cphndricn, Bojer. In Sansibar beimlscb.
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102
Di« iHeMigitan Kvttin^ md Kvtapi^uauk DQataeh-OstefrOuM.
Bodumeiia mvea (Familie ürticaceae). Dieselbe, in China hanpt-
•Achlich, jedoch aach in Ostindien und Aegypten knltivirt, liefert
eine lange, aoBseigewöhnlich starke, seidenartig glfinzeade Faser. Sie
ist) trotsdem der erste Rohstoff schon im Jahre 1810 in England im-
portirt wurde, weniger bekannt nnd knltivirt, was darauf znrfickzn-
fthren ist, dass es bisher an einer passenden Enti^uerangsmasdune
gefehlt hat Der Ertrag einer Ramie-Pflaninng ist zum Theil grOeser
als von der BanmKoUe, znmal die Pflanze weniger Arbeit eifordeit
Pie Bamie hat eine grosse Zukunft, denn die Nachfirage nach Roh-
stoff wird bisher nur zum geringsten Theile gedeckt
Bogens tranghanf, ans denBl&ttem der Sa/imviera gvianensU
(Familie Alaineae) gewonnen, liefert dne sehr starke Faser, die
hanptsftchlich zn Seilerarbeiten gebrancht wird. Die Pflanze ist fiber
das ganze tropische Afrika verbreitet, nimmt mit jedem Bodm fflrlieb
und eignet sich, da sie reiche Erträge liefert, auch zom Anbau in
Plantagen. Die Eingeborenen verarbeiten die Faser zu Matten, wasser-
dichten Gefässen und Körben. Dasselbe g\\t von dem Mauilla-
hauf aus den Blättern der Mum textüis (M. jHiradmaca und M.
saiiientHm (Faniilio Musareae). Die Früchte der beiden letztge-
nannten, die BananeutVüchte, sind eines der wichtii^sten Mahrungs-
mittol der Bewohner der Tropen. Eine PHan/.e bringt jäbrlieh oft
mehr als einen Zentner Fnlehte, ans denen man uu< h ein berau-
schendes Getränk bereitet. Die Eiufolir gedörrter Früchte iu Enropa
ist bislang ni< ht geinngen.
Ausserdem liefern die Ananas {Anana.^sa mtiiui), At/arr amrri-
cana und .-1. sisalayia, aueh Ahrlmnsdnifi asculentus, gute export-
fähige Faser. Eriodoidron anfraituusiim und E. stropJiantu^ dagegen
die Seidenbaumwolle, Ka])ok, welehc sich aber nicht zn Gespionsteu
verarbeiten lässt, weil sie zu glatt oud kurzstapeüg iit.
Oelpflanzeu.
In demselben Maasse, wie die Faserpflanzen, gedeihen hier eine
Menge Oel liefernde Pflanzen. Di den Küstengebieten ist die Kokos-
palme (Cocos nudfera, Familie JPalmae) die wichtigste. Sie ent-
wickelt die Frfichte, die bei uns allgemein bekannten Kokosnüsse,
zn jeder Jahreszeit, ca. 20 — 30 Stück an jedem Kolben, und bringt
nnter günstigen Bedingongen jährlieh ca. 150 Nüsse. Die in den
unreift^n Xusson enthaltene Alilch giebt ein kühlendes Getränk and
das Fruchttieisch eine angenehme Speise. Die reifen Früchte werden
zerschnitten, getrocknet und kommen so als Kopra in den HaodeL
nyr i by GoOgl
Dm wkbtigsten Kvltar- «nd NQUplUai«n D«otMli-0«tafnkfti.
103
Kopra verarbeitet man in letzter Zeit viel&ch za der billigen und
wotfalsGhmeckeuden Kokosnnssbatter; man gewinnt ferner Min Kopia
ein zur Seifen- und Schmierfabriivation verwendbares Oel. Die
Schalen wandern in die Knopffabriken. Der ans den Blftihenkolben
gewonnene Palm wein wird zu Arak, Essig und Zucker verarbeitet,
die um die Früchte befindliche Faser kommt als filoir in den Handel
und dient /nr Fabrikatton von Stricken, Bürsten, Läufern nnd vielen
anderen bekannten Sachen. Die Eingeborenen fertigen ausserdem
ans den Schalen Trinkgefässe; das Oel benutzen sie als Speiseöl
und schmieren sich auch den Leib damit, oder verwenden es als
BrennOl, und aus den jungen Blättern bereiten sie Falmkohl.
Ebenso nützlich wie anspruchslos an Boden und Pflege ist die
0 e 1 p u 1 1)1 c Elaeis guineensis (Familie JPaimae) fast Qber das ganze tro-
pische Afrika verbreitet, welche verdient, regelrecht angepflanzt zn wer-
den. Die Frucht von der Form einer riesigen Erdbeere besteht aus ca.
3000—4000 rothbraunen, pflaumengrossen Frflchten. deren öliges,
faseriges Fleisch einen steinharten, haselnussgrossen Kern umscfaliesst
Die Eingeborenen in Westafrika bringen die Früchte ftber's Feuer,
oder wie es öfter der Fall ist, in £rdgraben, zerstampfen sie, wenn
Gfthrong eingetreten, in einem Mörser, wodurch die faserigen Höllen
von dem Kern getrennt werden. Erstere werden hierauf in einem
Geiftss mit Wasser geknetet, gekocht nnd das Oel von der Oberflftche
abgeschöpft, nochmals gekocht und dann zum Versandt auf Fftsser
gefült; das angenehm riechende Oel wird zur SeifBnfabrikation, zu
Kerzen, Wagenfett und anderen Schmiermitteln verwendet Die Kerne
werden von den Eingeborenen zerklopft» man hat auch eine mit der
Hand in Bewegung gesetzte Maschine, die eine sehr schnelle Ent*
kerouog ermöglicht, erfunden. Das ans den Kernen gewonnene Oel
ist bedeutend reiner und wird auch in den Tropen als Speiseöl
vielfiich benutzt Der gröeste Theil der Kerne wird jedoch nach
enrop&ischen HftfiBn verschifft, wo sie eine sorgfältigere Bearbeitung
erhhren, durch welche man ein grösseres Quantum Oel erzielt Die
Pressrfickstände werden zu Viehfutter verwendet Aus dem Schnitt
des mftnnlichen Blöthenstieles quillt der Palmwein, der im gegohrenen
Zustande berauschend wirkt, von den Eingeborenen gern getrunken
und von den Europftent als Hefe zur Bftckerei benutzt wird.
Ein sehr werthvolles Produkt ist die Erdnuss (Jradiis hffpth
gaeß (Familie Bi^ßiomeeae), in den Tropen heimisch und knltivirt
Die Frucht entwickelt sich, indem sich der Fruchtknoten in die Erde
senkt und dort ausreift Die von einer faserigen, gerippten Hölle
104 I>ie wicbtjgiteii Kultur* und Nnttpihms«ii Dentseh^OstafrikM.
eingeschlosBeneo Nüsse liefern Gel und die PressrOokstände den nh
Viehfutter verwendeten Erdnusskuchen. Das Oel dient als Speiseöl,
zur Seifen- und Scbmierfabrikation; das Kraut wird als GrQnfatter,
wie bei iui8 der Klee, verwendet Ebenso werthvoll ist der Sesam.
Der Same von Scsnmum imUcum und Orientale (Familie Acanthcu'eae\
in Ostindien heimisch, ist bisher eines der wichtigstep Produkte der
Ostkflste. Das ans demselben gewonnene Oel ist dem Olivenöl an
Gfite gleich, wird anch wie dieses, hanptsftchlich im Orient, als
Speiseöl gebrancht, ebenso aneh znr Belenchtnng and Parf&merie-
fabrikation. Im Orient, wo der Sesam, wie bei nns das Getreide,
gebaut wird, liefert derselbe ein zn den feinsten Backwaaren Ter-
wendetes Hehl. Der Same wird anch, wie bei nns der Kfimmel und
der Mohn, zum Würzen des Bredes gebraucht, gequetscht liefert er
eine sehr schmackhafte Suppe; ans dem Russ des Oels bereitet man
chinesische Tasche.
Auch das RicinusOl, aus dem Samen von Ridmu ctmmum»^
B. afrkanm (Familie Ei^fhorhiaceae) ^ in Afrika heimisch, ist ein
nicht unbedeutender HandelsaitikeL Das aus den entiifilsten Samen
kalt ausgepresste Oel wird an der afrikanischen Mittelmeerkfiste als
Speiseöl gebraucht, dagegen ist das warm gepresste Oel das als
Arzneimittel bekannte Ridnusöl, welches auch bei der Seifenfabrikation
Verwendung findet.
Ausser einigen geringwerthigeu haben wir aber auch noch andere
einheimische Oelpflanzen, die leider bei uns weniger bekannt, aneh
nocli nicht in Kultur geuomuiou j^iud. Es ist dies die Ramiilla
Geifern oder Guizotia oleiftra (Familie Comimiteae). Dieselbe ist in
Ostindien und Abyssinien schon lange in Kultur und ihre Samen
liefern ein sehr feines Speiseöl. Auch die Telfairia jmhita oder
Joliffa afr/ccnxt (Familie Cuiurhitnmu) verdient in Kultur genommen
zu werden. Die kastanicnähnlichen Samen schmecken wie Mandeln.
Das aus denselben ^a-wuiiiieue Oel kommt an Güte dem Olivenöl
gleich und kann auch als solches gebraucht werden.
Arzneilich und darum nur in geringen Mengen findet das
Kr 0 ton öl aus den Samen des Croion JujxlmrgJü , C. oMonr/ifolins
und anderen in den Tropen verbreiteten Arten der zur Familie Euj>hor-
biaccae gehörenden Gattung Croton Verwendung. Croton 77////V/, in
Indien heimisch, verdient besonders eingeführt zu werden, auch
Croton cascariUa und Croton i)!>eudochma\ die beiden letztgenannten
liefern die Cascarill- und Copalcherinde , die, wie die Chinarinde,
gegen Wecbselfieber, Malaria etc. gebraucht wird. Man gebraucht
Digiti2ed_bxQ21^Ip ^
Die wichtigsten Kultar- und Nutzpflanzen Deutsch-Ostafrikas. 105
die Pflanzen als Zwischenpflanzeu, weil sie von allen Thieren mög-
lichst gemieden werden, und als Einfassung in den Plantagen oder
als Schattenspender; in zusammenhängender Pflanzung sieht man
sie weniger.
Das Oel aus den Samen der Jatropha Ciircas findet in der Me-
dicin Verwendung, ebenso die Samen der Tetminalia Catappa (Ka-
Telfairia prdata. Hock. A Bl., B Q Bl, C Swmen.
tappenbaum) und der SfercuUa foetida (Stinkmalve). Von der letzt-
genannten wird auch ein berauschendes Getränk bereitet und das
Oel wird gleichzeitig als Brcnnöl verwendet.
Jatorrhiza palmata^ eine Kletterpflanze, liefert die bittere, in der
Medizin verwendete Kolombowurzel, welche auch zu Verfälschungen
des Bieres benutzt wird.
Kautschuk und Gummi.
Einer der bedeutendsten Handelsartikel Ostafrikas ist der
Kautschuk, denn schon lange nimmt das ganze Afrika den zweiten
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106 Di« frichtigttoa Kultur- und Nutzpflanzan Dentsdi-Ottafrikai.
BaDg unter den Prodnktionalfindeni ein, wfthrend den meisten Kant-
Bchnk Amerika liefert Doch sind die Eantsehnck liefernden Pflanien
Afrikas weniger bekannt als die jedes anderen £rdtheUes. Man
gewinnt den Kantschnk dnrch Anzapfen nnd Anritzen ▼erschiedener,
den Familien der Asdqnadaceaey EuphofUac&aßf Aptcjfnoßm^ Mofeaey
angehOriger Pflaaaengattnngen. Bei nns kommt vor allen die Eant-
schnkliane, iMnddphia florida nnd L, Watsom in Betracht, wfihrend
Aeaäa IMek, Ju aralncay Ä, S^ody Ä. vera, A. FersKe, hanptsftch-
lich das Gnmmi arabicum liefern. Anch Ikue dastica und F, nah
geben Kantsdink. Ausser diesen bei nns heimisehen nnd
häufig vertretenen haben wir noch eine Menge tropischer nnd sub-
tropischer gammiliefemder Pflanzen, mit denen in Ostafrika schon zam
Theil gelungene Anbauversnche gemacht sind. Unter anderra ist
hier zu erwübiien der Ccara- Gummi von ManiJiot Glaziovi, der
Fara-Kautsciiuk von der ILvea hrasil/t')isis, und Hancornia spe-
ciosa, weh'h' letztere auch sehr wohlschmeckende Früchte liefert.
Bisher ist der Kautschuk nur von den Eingeborenen gewonnen
und in den Handel gebracht Durch deren Raubbau werden aber
nicht nur allein eine Menge werthvolle Pflanzen zerstört, sondern
durch das angewandte rohe Verfahren wird das an und für sich
vorzQgUcbe Produkt anch veronreinigt und geringwerthig. Daher
dürfte es sich empfehlen, die £mten genau zu fiberwachen.
Ebenso ist das Kopalharz ein bedeutender Handelsartikel,
denselben gewinnt man von TVachf/lobitm verrucomm und T. Horne-
mannium^ wo dasselbe am oberen Stammende und den unteren
Aesten ohne künstliche Verletzuni; dvv liiii'lo hervitibriibt und vor-
dickt. Der älteste und beste Kopal wird jedocii gegraben; derselbe
stammt von Trarhi/hbium Martianum, welche das Kopal au (k-n
Pfahlwurzeln entwickelt. Von einer Jlyini naia spec. fliesst dasseU>e
ab und verdickt sieb in der Erde, eine andere (futhourtiu ( <>iiaVtf,ra
liefert ein sehr reines Kopal. JJasselbe findet in der Lack- und
Firnisslabrikatiou uud zu leinen Drechslerarbeiteu Verwendung.
Keiz- nnd Genussmittel: 8pezialkuUuren.
Vor allem ist die Kultur des Kaffees, Coffea arahicay C In
berica (Familie Bubiaceae) zu berficksichtigen; bekanntlich sind die
beiden genannten Sorten in Afrika wild zu finden, erstere besonders
in höheren, gebirgigen Lagen in Ostafrika bis an die grossen Seeen,
letztere besonders im Tiefland in Westafrika. Darum sind für die
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Die wicbligäteu Kultur- und NuUpfläQzeu Deutscb-Oütafrikas.
107
Ealtor beide Spea za Terwendeo, wobei die genannten versehiedeneii
Ansprftclie auf Lage und Boden in*a Auge zu fSteeen sind. Die
Behimptnng, der liberiscbe Kaffee weide Ton der Blattkrankheit nicht
be&Uen, hat eich als nicht stichhaltig erwiesen, doch vermag er ihr
infolge seines kräftigeren Wnchses besser zu widerstehen. Die
Bniteertrftge beider Sorten sind gleich, doch ist die Bohne des li-
berisehen grosser und soll ancfa den arabischen an Wohlgeschmack
ftbertreflfon. Die Pflanze bedarf in der Jugend sorgfältiger Pflege,
und das Verpflanzen muss von besonders sachkundigen und gewissen-
haften Leuten auagef&brt werden, weil die Pflanze gegen Beschädigung
der Wurzel sehr empfindlich ist Da Boden und Klima einiger
Striche besonders gfinstig für die Kultur sind, ist zu erwarten, dass
Ostafrika dereinst einen bedeutenden Platz auf dem Kaffeemarkt ein-
nimmt
Dieselbe Bedeutung wie der Kaffee hat f&r uns der Kakao,
Thedbroma cacao (Familie BUUneriaceae); von den im tropischen
Amerika heimischen 10 Sorten dieser Gattung ist bis jetzt nur die
Theobr, cacao in allen tropischen Gegenden knltivirt, und die in
Westafrika gemachten Yersuche haben bewiesen, dass man gn^te Re-
sultate zu erwarten hat
Dieselbe Verwendung in der Chokoladenfabrikation, auch Ver-
mischung mit Kakao» findet die Kolanuss, Cola aamimta oder
Stereuiia acuminaia (Familie SteeniUaceae), weldie man im ganzen mitt-
leren Afrika findet Die Nuss hat den Vorzug, dass sie nicht so Ölhaltig
ist sonst aber dieselben Bestandtheile wie der Kakao besitzt Dem
Neger ist sie ein unentbehrliches, tftgliches Gennssmittel, wie dem
Trfiger ein nnentbehrlicher Begleiter auf dem Marsch, wo der Ge-
nuss der Kola seine Leistungsfähigkdt erhöht Auch kaut sie der
Neger vor dem Essen und Trinken, wefl sie den Gescbnmck der
Speisen verfeinert und den schlechten, &uligen Geschmack des Was-
sers verdeckt In Natal wird Kola bereits im Grossen angebaut
und seiner Kultur an der ganzen Ostkflste steht nichts im Wege,
denn sie liebt humusreichen, porOsen Boden.
Der Tabak (Kulturarten der NiooHana Sltioeum, Familie
Sdlanaceae) ans Sfldamerika, Virginien stammend, gedeiht bei uns
sehr got und liefert bei sorgfältiger BefaandUung, Ernte und Zu-
• bereitung ein vorzfigliches, als Deckblatt verwendbares Produkt Der
von den Eingeborenen in den Handel gebrachte Tabak ist gut, jedoch
wegen mangelbafter Bearbeitung weniger brauchbar. Die Tabakkultur
muss rationell betrieben werden, denn sie erfordert nach jeder Ernte
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108 I^'* wichtigsten Kultur- und Nutzpflanzen I)cut«ch-Ostafrikas.
frische Düngnng und sorgfältige Bodenbearbeitung, weil der Tabak
den Boden mehr wie alle anderen Kulturen erschöpft, was ja der
grosse Aschengehalt der Blätter am deutlichsten beweist; infolge-
dessen haben einige Gesellschaften in Westafrika die Kultur schon
mehr in den Hintergrund gestellt.
Der Reis, Oryza »ativa, Sumpfreis (Familie Qi-amineae) von
indischen Kaufleuten eingeführt, wird bei uns unter dem Xamen Padi
allgemein angebaut, doch nach einem sehr rohen Verfahren, wie es
sich leicht denken lässt, und ist daher geringwerthig. Der grösste
Prrtta grntittimo, GArln. Advoktt^nbirnc. A ein Zweig des Danmes. B IM. und Kaosp^'o.
»tÄrkcr versTiissert. C 2 Bl. der Blb. mit den darorstelieuden Stb. D Frkn. im LÄUKSschuitL
£ Reife Fracht im Längsschnitt. J- Saamea.
Theil der Ernte bleibt im Lande, nur eine ganz geringe Menge wird
nach Sansibar verschifft, welches seinen eigenen Bedarf nicht deckeo
kann. Er ist den Farbigen sowohl wie den Europäern ein Haupt-
utüirungsmittel und für den Tropenbewohncr überaus gesund, weil
er nicht erhitzt und im Magen nicht säuert, dabei aber sehr nahr-
haft ist, was bei den vielen Leberleiden in den Tropen von grösster
Wichtigkeit ist. Reisschleim wird oft mit Erfolg bei Ruhr und anderen
Magenleiden angewandt. Dann hat der Reis noch den Vortheil,
dass man für jede andere Kultur wegen der Nässe unbrauchbare
Ländereien für diesen Zweck ver^serthen kann. Ohne Zweifel wird
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Die wichtigsten Kultur- und Nutzptlaiueu DeuUcli-UstufriltM.
109
die Reiskoltar in den Flneslfiodeni hier einer solchen Ausdehnung fthig
sein, dass grossere Mengen in den Handel gebracht werden kSnnen.
Clewüne.
Als Spezialknltor dArfen wir in Zoknnft die Vanille, VamiiBa
pkmifoUa (Familie Orthideae) behandeln. Ton mehreren m Mexiko
heimischen Arten dieser Gattung ist die F. pUmifdUa die ertragreichste
und anbanwflrdigste. Die bei nns angestellten Knhnrversaehe be-
rechtigen zu den grOesten floibungen. Fenchtwarmee Klima, möglichst
gleichmftssige Temperatar, nahrhafter Boden, schattige geschitzte Lage,
wie man sie in der Nftbe der EQste findet, sind znr Kultur nOthig.
Ingwer, Zhigiber ofßcitialis (Familie Ziiujiberaceae), dessen Ver-
wendung als Küchen^ewürz allgemein bekauut, bei uus wie in allen
tropischen Gegenden kultivirt. Der Wurzelstock wird, naeiidem das
Kraut abgestorben, gesammelt, in warmem Wasser gewaschen, ge-
trocknet, seiner Schale entledigt nnd auf den Markt gebracht; oft
kommt er auch im rohen Naturzustand in den Handel. Aus der
halbreifen Knolle wird, in Zucker gekocht, ein Citronat bereitet, das
hauptsächlich in England genossen wird, ausserdem tiudet es vielfach
Verwendung in der Medicin und Likürfabrik.
Die tiewürznelken, (jinjophiUm aromatirus (Familie Mip-
tavt'Htf) sind bekanntlich besonders auf den Inseln Sansibar und Pemba
ge/ncren. Die Kultur an der Küste ist versucht, aber immer wieder
autgegeben worden. Als besonders anbauwürdii; ist die Muskat-
nuss, Mi/f/stlni frafßuis. M. iH<>scJn(ia und (ironuitim (Familie ^[y-
ristkai ca<-) und der Kardamitm, Kfrffurin < nnhimohinni (Familie
Ä7^/we/«fv/p) zu empfehlen ; beide gedeihen bei uns und sind gesu< hte
Handelsartikel. Ob sich der Zimmt, CinniDiiomuni zeHaniciun
(Lnftnicf ae) . der von Sansibar zu uns gebracht ist, in der Kultur
bewilhrt, bleibt ab/uwarten, dagegen hotfe ich von der Kassia, Ca.-<sin
lüjnea, Cdssia ßstula, meiste?itheils jedoch als CinmD^tomam co.^sitt
bezeichnet, einer nahen Verwandten des ('iniiamonmui ^ von der i(di
eine Varietfit auch in Ostafrika (Usaramo) gefundciK sieheren Erfolg
und Ersatz. Die Kassiarinde, auch Kassiablütlien . werden haupt-
sächlich in China produzirt , und die gewürzliebenden Südasiaten
ziehen diese, weil scfiärfer, dem Zimmt vor. Dagegen ist der
Pfetler Fiptv Befh- (Familie Piperatcae) bei uns einheimisch, die
Eingeboreueu kuneu denselben mit der Betelouss.^)
*) Siehe Artca Caiechu, Uetelnusa.
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110
Die wichtigsten Kultur- und Nutzpflanzen Deutscb*Oat&fnkas.
Verwandt mit der eben genumten ist P. «t^mrn und P. CubAa,
doch werden dieee ndetens im Firodoictioneltad Terbnnciit, nur
von der letztgenannten kommt ein kidner Theil naeh unserer nor^
dischen Heimath, unter dem Namen Cnbebenpfeffer. Der rothe Pfeffer
für den Handel wird hauptsächlich von Capsicum annuum, C. haccatum
und verwandten Formen, der Familie Solanaceae angehorig, gewonnen.
Von Sansibar liudet schon lange ein nicht ganz unbedeutender Ex-
port statt: ob er für unsere Ostküste später ein Handelsartikel wird,
bezweide ich der Kentabilitat wegen, trotzdem die Kultur eine sehr
einfache ist
Bei dem heuticfn Fortschritt in der Chemie, wo fast jede Farbe
auf chemischem Wege herirestellt wird, die den Naturfarben der
Billigkeit wegen vorgezogen wird, ist es kaum zu empfehlen, sich
mit der Kultur dieser bei uns zum Theil wild vorkommenden Pflanzen,
als auch solcher, die sich bei uns leicht einführen lassen, zu befassen,
trotzdem will ich hier einige derselben anführen.
Die Indigopflanze, Indigofera thictoria, ist in verschiedenen
Sorten überall in Afrika wild anzutreffen, doch kann von einer lohnen-
den Produktion keine Bede sein. Dann wird in China ein Indigo von
grfiner Farbe, von Hhamnus utHis und Eh. dorophorus gewonnen,
welcher jedoch am Produktionsort verbraucht wird und selten in den
Handel kommt; er ist von Malern sehr gescb&tzt, wird auch zum
Färben von Seidenstoffen gebraucht.
Das Katechu von der ans Indien stammenden Acacia catecku
auch Mimosa Sandra genannt, ist eine sehr werthvolle schwarze
Farbe. Die Binde liefert ausserdem einen vielgebrauchten Gerbstoff.
Der Anbau dieser Pflanze ist zu empfehlen. Dasselbe Produkt liefert
der Gambir Strauch, Unearia Oambit und ü. adda* Die Bestand*
theile des von beiden Pflanzen gewonnenen Katechu sind derartig
gleich, dass sie sich gegenseitig ersetzen können. Aus der Akazie
gewinnt man das Produkt aus dem Holz des Stammes, von der
Uncaria aus Blättern und Zweigen.
Ein viel begehrter Farbstoff ist der Safflor aus der Blume
der CarÜuxmus tmctoria (Familie Cmpoateae), Die Farbe, welcher
man auch andere Schattlrungen geben kann, ist rosaroth; man ge-
braucht sie meistens zur Seidenfibrberei und Sehminke&brikation.
Das aus den Samen dieser Pflanze gepresste Gel, ca. 85%, ist als
Speise- und Brennöl sehr geschätzt, man verwendet es auch zum
Färb* und Oerbfltoflfe.
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Die wicbtigsieQ Kultur- und NatxpfliaiMll Deutäch-Ostafhkas. Hl
Lackiren feiner Schnitsereien. Die Pflanze eignet sich Yorzfiglidi
snr Zwiechenlnütnr.
Dasselbe gilt von dem Di vidi vi, aus den Schoten der Cacsal-
pinia coriaria, einer Leguniinose, gewonnen, in der Gerberei ver-
wendet beschleunigt es den Gerbeprocess und giebt dem Leder eine
schöne Farbe. In der Färberei wird es als Beize gebraucht, auch
in der Tintenfabrikation ist es uneutbehrlich geworden.
Diese letzten frenannten Produkte erzielen von Jahr zn Jahr bessere
Preise. Da die Kultur keine grossen Schwierigkeiten macht und
die Prodnktionskosteu gering sind, dürfte sich der Anbau derselben
vielleicht enipffhlen.
Ein nicht unbedeutender Ausfuhrartikel ist die Orseille, Roc-'
ceHa tinctoria^ Farbetiechte (Familie Hymetioihcdami). Aus derselben
gewinnt man einen rothen Farbstoff, den man zum Färben von 6e-
spinnsten verwendet; sie liefert auch den Lakmns, Lacca musica.
Bei uns heimisch ist der Safran holzbanm {JEkieodenäron
croceim (Familie CdaMrmea/s). Dasselbe kommt als Gelbholz in
den Handel.
Natehölzer.
Unter den vielen in den Handel gebraciiten feineren Nutzhölzern
ist das schwere und schwarze Ebenholz, der von gewöhnlichem
weichem Spliutbolz umschlossene Kern einiger Malta und Diospyro»
spec, der Familie E^imarf-ae sehr werthvoll. Die meisten Bäume tra-
gen wohlschmeckende Frücbte und ihre Rinde entb< GerbstolT. Das
Tothe Ebenholz, Grenadillholz, Diospyros mespififolia (Familie
EbenMeae) und von mehreren AnthyUis spec, (Familie FapiUonacea»}.
Das Sandelholz, der innere Kern von Saniaium album (Familie
Santalaceae)» Das gelbe Sandelholz von durchdringendem, rosea-
artigem Dnft und gewürzigem Geschmack, ist als feines MObelholz
bekannt. Das jOngere, weisse und weiche Splintholz dient zum
Bftachem.
Das E isenholz, schwarzes und weisses, ersteres von Olea
iaunfoHa (Oleacea), das weisse von JPfeäronia veniosa und It
Mundüana (Familie BMueae) liefern ein sehr schOnes II Obelholz
fflr den Bxport, ausserdem ein wohlriechendes Harz, das als Weik*
nmch benutzt wird.
Ein anderes als Eisenbolz bezeichnetes ist das Holz der Casua-
rina afncana und Casuarina equisetifoUa (Familie Casuarina), Das-
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112 Di« «ielitigtttii Kaltnr- und Nvtipflauta Deatieh^>itafri]Kaa.
aelbe ist sehr fest nnd schwer. Die Rinde der meisten hier ge-
nannten Bäume enthalten alle mehr oder weniger Gerbstoffe.
Ein weitverbreiteter Banm ist der Akeschnbanm (Anacaräkm
ccadMidk (Familie Afuteardiaeeiui), liefert das weisse Mahagoni-
holz (Acajonholz) für den Handel. Die nierenfftnnigen Frflchte,
ElephantenUnse, resp. deren fleisehartiger Fniehtboden, schmecken
w^artig, snsslich sauer, und wurden Yon den Negern gern gegessen»
anch zur Bereitnng von Branntwein nnd Essig yerwendet Ans dem
Stamm der alten Bftome schwitzt ein beinsteinartiges Gommi, das
anch als Gnmmi arabicom in den Handel kommt.
Der Manlbeerstranch, Morus cHha (Familie übreae), wftchst
hier, ob heimisch oder verwildert, konnte icJi nicht feststellen, eben-
folis. Die Blfttter sind die Hanptnahmng der Seidenranpe. Vielleicht
liesse sich anch Seidenzacht bei nns betreiben, jedenfalls werden Ver-
Sache nicht lange anf sich warten lassen.
Noch viele nützliche Buuniarteii sind vorhanden, aber zum
grössten Theil noch nicht bestimmt und auf ihren besonderen
Nntzungswerth untersucht. Der Botanik steht hier noch ein grosses
Feld oifen.
Tägliche Nahrungsmittel liefernde Ttlanzen.
Zuerst mögen einige Palmen erwähnt sein, die, wenn in Kultur
genommen, wie die Kokospalme, nicht unbedeutende Exportartikel
erzengen.
Die Betelnnsspalme, Äreca Cbfecft«, eine ca. 17 m hohe
Palme bei einem Stammdorchmesser von ca. 0,60 m, entwickelt,
nachdem sie im April, Hai geblflht, an einem Fruchtzapfen bis 500
von einer foseiigen Hfille umgebene Frflchte von der GrOsse kleiner
Hühnereier, die kurz vor der Reife abgepflfickt, in unreifem Zu-
stande enthfUst und darauf in Wasser gekocht werden. Dann wird
die Brfibe abgegossen und, bis sie völlig verdickt ist, überm Feuer
gehalten. Nachdem die Früchte zerschnitten und an der Sonne ge-
trocknet, werden dieselben mit der eingedickten Hasse abgerieben,
wodurch sie eine schwarze Farbe annehmen; in dieser Form gelten
sie als Delikatesse. Han geniesst die Betelnfisse, indem man sie in
das Blatt des Betelpfeffer ^) vrickelt, mit dner Hischnng von Ealk-
pulver nnd Turmerik überstreut. Dir Genuss wirkt vortheilhaft anf
Siehe Pijper B$U:
Did «ricbtigättiu Kultur- und Nutzpllaazen DeuUcb-Oätafrikas. 113
die Verdauung. Die Vollreifen Früchte liefern ein vorzfiglicheB Zahn-
pulver und werden vom Drechsler zn Scbnracksachen verarbeitet
Die Paimyrapalme, Borassus fiabeiHformis^ ist eine eehr
nützliche Palme, die in Bezog auf Boden nnd Enltnr die geringsten
Ansprfidie macht. Dieselbe wird bei einem Stammam&ng an der
Basis von ca. 2 m bis 24 m hoch. 8ie treibt j&hrlich ungefähr
5—8 Fraditzapfen, von denen jeder 15^18 Frfichte von der GrOsse
eines Kindskopfes trägt, welche je 3 harte, von einer sehr festen
Schale eingeschlossene äamenkOmer enthftlt, die man frisch nnd
auch zn einem Brei geknetet nnd getrocknet, geniesst Das Hanpt-
prodnkt ist jedoch der
tkberans znckerhaltige
Saft, den man ans dem
Stamm abzapft, von
dem 3 1 Saft 1 Pfund
Zocker liefern. Ans den
Blättern fertigt man
Sftcke, EOrbe ond Mat-
ten, auch kann man
darauf schreiben. Die
Keime der jungen Pflan-
zen verzehrt man als
Gemflse.
Die Sagopalme,
lieiroxißon Rumphü,
ist auch ffir den Handel ^^^^ r<,r«ca«a. üann. B-SKt. von e. indka,
wichtig, dieselbe liefert Q*rta. K ScUaaebfraehL 8 Summ.
den vielbegehrten Perl-
sago. Eine minderwerthige Palme ist <Slot^ 2aei;». Noch geringwerthi-
ger ist die bei uns heimische Sagopalme, Cy<m Thouarm. Daher sollte
man die erstgenannte, Mdrox^/onBumphii^ die echte Sagopalme, bei uns
einführen. Dieselbe wird bei einem Stammdurchmesser von 1 m
nur 30 m hoch. Aus dem Stamm gewinnt man ungeflihr 8 Ztr.
Rohmaterial, welches 4 Ztr. reines Mehl liefert; mit geeigneten Ge-
rftthschaften bringt man es auch bis auf 6 Ztr. Am besten gedeiht
die Sagopalme in niedrigen fenchten Gegenden, eine nennenswerthe
Pflege beansprucht sie nicht. Ich kann den Anbau der Sagopalme
nur empfehlen.
Die Dattelpalme, Ihoenix dac^ferot ist in Afrika heimisch
und wächst bei uns wild. In Nordafrika kultivirt ist die Frucht
KoloBlalM JalwlMcIl 1891. 3
i^iyiu^cü L/y Google
114 wichtigsten Kultur- uad Nutzpflanzen Deutaeh^ttfrikM.
der bedeutendste Handelsartikel nnd das wichtigste Nahningsmittel
f&r die Bewohner, wie bei nns die Kolcospalme. Die Dattelpalme
gedeiht auf dem schlechtesten Boden; eine Ifasseoknltor ist sehr zn
empfehlen.
Einige iniiiderwerthit^e Palmen sind noch bei uns heimisch, es
sind dies die Wein- oder Bam bu spalme, Baphin x'hvfcra, liefert
V*almwein, Rafliabast und die Blattstiele ersetzen das Bambusrohr
als Bauholz: die Zwergpalme. CJiamaerops humiUs, aus deren
Bastfaser Matten und Bastsäcke angefertigt werden. Die anderen
haben keine Bedeutung für deu Haudel.
ObfltfHIdite.
Der Brotfrue ht l»au m , Artoi firpus iniisa (Familie Artoi arpeae)^
dessen kopfgrosse Fruchte roh und geröstet gegessen werden, ist f&r
die Ernährung der Tropenbewohuer von grosser Bedeutung.
Der MaTiiok, Mnyiihot utilisitima (Eiiphorbidceae) fehlt bei keinem
Dorf. Die l)is >20 Pfd. schwere Wurzel liefert das Mandiok, die ans
derselben durch Waschungen gewonnene reine Tapioka liefert feineres
Backmehl und das in den Handel kommende Arrow-Root. Letzteres
gewinnt man au< h aus dem Wnrzelslock der Marantha anindinaoea.
Die Blätter des .Manihot geniesst man als Oemüse, den sonst giftigen
Milchsaft mit Pfeffer abgekocht gebraucht man znm Würzen der
Speisen.
Der Melonenbaum, Carka Bapaya (Bapayacwe), Die me-
lonenartigen Frfichte werden von den Negern und Europ&em ge-
gessen; sie schmecken angenehm und sind erfrischend. Erstere
gebrauchen die Blfttter als Seife.
Die Mangopflaume, Matigmfera mim (Anaeardiaceae). Die
bis 2 Pfd. schwere Frucht ist ein beliebtes Obst, bewirkt jedodi
leicht HautausscfalSge und Diarrhoe, Ifisst sich zu Wein und Essig
verarbeiten. Der Stamm enthält ein bitteres, wohlriechendes Oel.
Die Orangen, Citrus medka^ C. trifdiata, C. Limmiumy C.
Limetia, und verwandte Arten dieser Gattung (der Familie Anran-
iiaceae) sind als beliebtes Nahrungsmittel sehr wichtig. Aus den
halbreifen Frßchten gewinnt man das bekannte Oel, aus den reifen
dagegen Zitronensäure nnd Saft. Für Nordafrika sind die Frfichte
ein bedeutender Exportartikel; nachdem dieselben zu Zitronat und
Marmelade verarbeitet worden, werden sie meistens nach England
verschifft.
Üiyitizcü by GoOgle
Die wiebtigsten Kultur- uad Mulzpflanun Deatscb-Ostafrikaa.
115
Der Mandelbanni, Ami/tjdalus umnnunis (Familie jhnijfjihh'af')
p^edeilit aiicli in unseren Gebieten; sein Stamm liefert ein sehr schönes
Möbelhol/.
1)«M- Zncker-, Honif(- oder
Z i ni m t a |) f e 1 , Ano n a C 'henmolia,
A. squamosa, A. murirata (Familio
Myristiifirrac), eiiio l)is 3 Pfund
schwere Frucht, welche ein ange-
nehm süss säuerlich schmeckendes,
wohlriechendes iscb bat und eine
beliebte kühleodo Speise liefert.
Aach kann man aus derselben
einen wohlschmeclceadeo Most be-
reiten. Dasselbe gilt Ton der Gu-
jave, Fsidium Quayava (Familie
Myrteae) und der Barsea graüssima.
Die Ananas, Ananassa saUva,
Ä, encida (Familie BromeHaceae)^
findet man im ganzen tropischen
Afrika wild. Die wohlriechenden
Frftchte werden als Obet allgemein
gegessen nnd liefern mit der
Anona zusammen eine Torzflgliche
Bowle, die anch in Europa ihre
Verehrer finden würde. Doch be-
darf die ostalrikanische Ananas,
um exportirt werden zn kOnnen,
einer sehr sorgfältigen Enltnr. Die
ans dem Blatt gewonnene Faser,
ans der man sehr feine Gewebe
anfertigt, kommt als Pitra in den
Handel.
Getreide (Oramineae).
Ausser dem schon genannten
Reis ist vor allem der Mais,
Zea Moj/s. von fjrossor Bedeu-
tunj?. Derselbe wird ^M-röstet, anch
als Brod zubereitet genossen. In dieser Weisr werden noeh einige
Uirsearteu verwendet, wie Fmnii<ttum typhoieum^ Negerliirse, F.
8»
rennisefum typhoideum, lUch.
Digilized by Google
116
Die wicbtigvten Kultur^ niid Nntti»flMiMn D«otodi-Ott»friku.
ditUdnum, Negerhirse, Bankum tpicatum, Hirse, Eteusme Gtracanay
Eorakan, Anäropoffon Sorgkum, Mohrhirie, Ä. tcKxiiarahu vor,
arundinaceum; ^eusine Tocusso, dient ansserdem zur Bier-
bereitong (Pombe). Euddaena mexicana giebt ein sehr saftiges
Fattergras.
Oemflse.
VoD den Gemfisearten gedeihen mit geringen Ausnahmen htt
alle enropftischen, doch leider artet nnsere Kartoffol ans. Wir haben
aber zom Theil Ersatz in den Bataten (SflssicartoflMn), BaMas
eäuUSf Yamswurzeln IHoscarea äkUa^ die nnserer Eartoffol an Nfthr-
werth gleich stehen. Aneh andere Solanaceen — wie Lycopenkum
esoula/iium — , Tomaten, Sdaniim Mdomg&nOy Taro, werden roh und
gekocht gegessen.
Von unseren Hülsenfrüchten (PapilmiaceaeJ gedeihen die Bohnen,
wie Dolidios Lablab, Soja hispida, Canavalie enstformis^ einige Pha-
medus s)>€r,, ebenso aucli Linsen Ermm Leus, am besten. Erbsen
dagegen lialten sirli wenic^er s^ut, gedeihen aber auch bei einiger
Pflege. Die Früchte des Bohnenbaumes, Cajamis hidiaiSy sind auch
wohlschmeckend.
Mit Melonen, Gurken, Kürbissen und anderen Cucurbitaceen
haben wir sehr ^(ute Krtolge erzielt, Audi die Netzgurke, Luffa
aef/ifpfira , ist für den Anbau sehr zu em[)fehlen. Sie liefert die
allbekanuten Luti'aschwämme and ähnliche Fabrikate.
Von unseren Kohlarten gedeiht der Rosenkohl vorzüglich, und
Weisskohl, Kohlrabi, Salat, Eodivien, Spinat, Radieschen, Rettig,
Karotten, Sellerie nnd Zwiebeln werden heate bereits für die Be-
wohner der Stationen angebaut.
Die Suuhuliuaueu der wichtigsten Kultarptlauzeo sind:
Kokospalme mnasi, reife Nuss nasi, Cogra nani kafu, Koir knmba,
Dattelpalme, mtende, A re cap a I m e ^^opoo, Od pal ine vitschikitschiy Hambus-
oder Weinpalme muale, Borassuspaime mouma, Dumpaiine müansa, Paadaaus
mkadit Maogrove n^Boko (Dachsparren, ftoritO, Bambaa Mfaj»n% Orangenbanm
MtseAtM^KKi, Citrone ndimu, Linona tRlNNM, Onyaf« mpero, Kandel bäum
mhri, Mus kataussbaum hmyumanga, Nelkenbaum kanfiif Nelkenateagel
rikonjo. Auona squarusa mstofeU, Mango eniOe, Artocarpus intoprifolia
infeMsi, Feigenbaum mtini, Cinnamomum ZoilaiiiiMim Jiulalasini, Kaffee-
baum mbuni, Sykomore mbakuit Affenbrotbaum mbuyu, Gelbholz mpara-
mmi, TracbylobiuB nwamlanMM', Orenadillbols «iptnpo, Seidea-Baum-
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Die wichtigsten Kultur* und Nutzpflanxen Dentsdi-Oitefriku. 117
wolUnbnvm mmfi, Landolphi« tnj>tra, Ricinus mbarika^ Sesam etiMtM
oder if^lto» Sandelholz Utca oder sandali, Orscilleflecbte ntaUUa, Banane
ndisi, Yams kiasi kiktiu , Bataten kiasi. Aracliif! njiifjK , Injjwcr tangaicisi,
Tomaten nyania, Eierpfiauze miunguya, Pfeffer püipili, Betelpfeffer
teM&lc«, Hanf bangt, Baumwolle pamba^ Zuckerrohr tnttia, Reis mpunga,
MaU mhmdif PeDnisetum hajiri, WRanpo, Sorghttm mtama^ Maniok muAo^
Sfir1»ii «iftoyo, Gurkenmofai^ Telfairia ml««««, Bohneo ÜMiul«» Pbateo»
lus Mango Schirokko, Voandzeia subterranea maue, Panicom
naxranje, Elo p Ii u n t r nl üuse koroacho, Terminalia catappa mJhifi^, Cureas
purgans mbono makabarine.
Die KolonlalpoUtik im Beichstige.')
lieber den Etat für 1891—92 „für Maassregeln zur Unterdiückung des Sklaven-
handels und zum Schutze der deutschen Interessen in Ostafrika" ist bereits genü-
gendes in dem Jahrbuch für 1890 (S. 229) mitgctheilt worden; erwähnenswerth ist
noch, dai>ä der Betrag für die Erschliessung Central- Afrikas von 150 000 auf 200 000
Hark, der für Sfidwestafrika auf S92S00 M. erböht ond ein Betrag von 25000 M.
far Anlage einer landwirthaehaflUeheii Tertnehsitation in dem letik genannten
Schutzp^ebiet eingeaetst war. Die Verhandlungen in der Budgetkoninission Hessen
bereits erkennen, dass die Opposition der Freisinnigen nach wie vor sehr lebhaft
sein, während das Centrum sich zur Kolonialpolitik noch freundlicher als bishw
stellen würde. Zum Referenten der Budgetkommissioa wurd» deshalb auch Prinz
Ärenberg (Z.) gewühlt, der während der späteren Verhandlungen sich mit Eifer und
QeaeUeUichkeit «einer aehwierigen Aufgabe entledigte. Die Btatatital worden in
der BudgvtkommiaBion angenommen mit der Ablnderang, daaa anatati der für Oat-
afrika geforderten S'/s Millionen nur 2V3 Millionen bewillifrt wurden, nachdem die
aus den Zoll-Einuahnien voraussichtlich sich erziehende 1 Million in Abruj^ gebracht
worden nar. l>ie Debatten im Reichstag begannen am 3. Februar, bei dem Etat
des Auswärtigen Amtes.
Herr I>r. Hnmmaelier (nat) nahm snerstdas Wort, nmdie EntsebidigangB -
anspräche doa Kaufmanns Hönigsberg gegen die Rojal-Niger-Company und die
Verhandlungen mit England zur Sprache zu bringen. Hönigsberg, welcher seit
mehreren Jahren Handelsgeschäfte auf dem Niger betrieb, hatte auch ein solches
in Egga, einer zum Sultanat Nupc gehörigen Ansicdlung am Niger, oberhalb des Ein-
flusses des Benne in den Niger, besessen. Als er gegen Ende des Jahres 1887 in
mehreren Kaooes verladene Waaren von Egga aua atromabwirta naeh Onitaeha fiUirea
wollte, wurde er von der Verwaltong der Royal^Niger-Company davon al^haltnn mit
der Behauptung, daas es verboten sei, Waaren in Onitscha zu landen, dass er seine
Waaren an einem anderen Orte versoUen mösbe. Serr Hönigsberg erhob Wider-
0 Wir babeu iu diesem JahrsaBgc <lic licicb.stagsverhaiidlungon etwas ausführlicbor als
«on$t behandelt, da mit dcuselben unserer Ansicht nach die prinzipiellen Debatten darüber, ob
Dcatächland überhaupt Koiouiea besitteo solle oder nicht, abgeschlouen sind. Ferner haben
diese Verband laofeD «Ine gioase BedeatBBff, da sie noch anter den NeehwiikBiitHi die daattch-
eogUfchen Abkonuneo« standen.
Der Fall Hönlgsbercr.
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Di« Koloikialpolitik im Reidutaga.
119
sprucb, wurde aber dann von dem Gericht ikr Royal -Niger Company in Akassa zur
Zahlung des Zolles in doppelter liühe verurtbeiit, ausserdem zu einer gewi2>ätiu
0«ldttrafi» und dtn KMtm. Di H&igsberg in AkMMi nfebl di« sn nhlmd« Sonme
betchaSsn konnte, m erfolgte der iwugsweiBe Verkmif seiner Wearen tn einem
Spottpreise und das Vermögen des Hönigsberg wurde dadurdi am ehien Betrag
von ungeßbr 1000 Pfund Sterling geschädigt. Kiniire Zeit später wollte dann
Hönigsberg eine Salzladung den Nisrcr aufwärts nach E^pa schaffen. Aucli diese
Waare kontiszirte die Koyal-Niger-Cumpany und e» erfolgte demnächät auf Grund eines
Aneweisimgsbefebls gegen Hönigsberg dessen Verbaftung. Gestätsi tn( dieae tbatsftch-
lichen Yerbiltnime, wandte aich H$nigsbei( an das dentaehe Anawlrtige Amt mit
einer Beacliverde über die ihm xu Tbeil gewordene Bebandlong und mit dem
Antrage, za seinen Gunsten bei der Royal Niger-Company, bez. bei der Königl.
grossbritannischen Regierung eine Entschädigung au>zuwirken. Das Auswärtige Amt
ist diesen Wünschen des üerrn Uönigüberg auf das Bereitwilligste und auf das
Energischste entgegengekommen} es untersuchte den Fall, acbiekte den Kommissar
in Togo, Herrn t. Pnttkamer, an Ort nnd Stolle, nnd beriebteto dem Rciehstago
ober die mit der groesbiitannisehen Reciomng gepflogenen YerhandlnqgeD nnter
gleichzeitiger Vorlegung des Berichts des Herrn y. Puttkamer über die Torliegende
Streitfrage, in welcher die Forderung des Hönigsberg, (SOOO l*fund Sterlinj^, als eine
bescheidene und billige von der Regierung selbst bezeichnet worden sei. Da dem
Reichstage ein Weissbuch über die Interessen der Deutschen am Niger und Benno
nidit angegangen sei, so stelle er die Aanrage, was denn aeitens des Anawirtigon
Amtes im Sinne des Wsissbncbes weiter geschoben sei nnd vorallgemoinere die
Frage durch den Binweis darauf, dass in dem Falle Hönigsberg ganz eklatant xnm
Vorschein trete, wie die Royal-Niger-Company im Widerspruch mit der Niger-
Schifffahrtsakte den Iland«-! auf dem Niger zum Nachtlu il von der deutschen und
anderen Nationen ougeburigen Personen so zu monopolisireu ver»tauaen habe —
boffmtlieh aber nicht mehr verstehe -~ dass es unmöglich sei, neben der BoTsl-
Niger-Company Handel auf dem Niger sn treiben. Br eritenno die Thitigkoit
des Auswärtigen Amtes in der Wahrnehmung der Interessen Dentseblands im Aus-
lande vollauf an. Je wichtiger es aber für die deutschen Inlerfs^^cn sei, dass der
überseeische Handel Deutschlands geschützt werde, dass er frei bleibe für deutschen
Unternehmungsgeist und deutsche Tbätigkeit, um so grösseres Gewicht habe der
Briebstag daran! sn legen, dass besonders in FUIob der torUegondta Art, wo dto
Freiheit des Handels anf dnem gesehloesenon Vortrage beruht dorsslbo nioht eingo-
sehrlnkt werde durch die Willkür von fremden Völkern, besw. von Angehörigen der-
selben. In neuerer Zeit sei die Royal Nii^er-Cumpany auch gegen einen Angehörigen
des französischen Staates ähnlich gewaltthätit;; tind ungerecht vorg^eschritten. Wenn
die deutsche Regierung ihren ganzen Kinüu»» bei der englischen geltend mache,
dann wird sie sich dabei auch der Unterstntsang der nbrigen enropliadien Miehto
erlkonen. Nun seien Herrn HSnigsberg von der Boyal-Nigor^Comgany 500 Lstr.
als Entscbidignng angeboten worden. Das Missverhiltniss sei so arg, dass das
Auswärtiire Amt sich nicht damit zufrieden geben, vielmehr wiederholt unti fort-
gesetzt Anstrengung; machen werde, um Herrn Hönigsberg zu einer seinem wirk-
lichen Schaden entsprechenden Summe zu verhelfen.
Stastssokretir v. Mnrsohnll gab die boatlmmto Veiaieherung ab, dass die
Begierung nach wie vor bestrebt sei, die Interessen dee Horm HÖnigsbofg wahr-
tunohmen. Im Sbrigon müsse er aber sn seinem Bedanern mittheilen, dass diese
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120
Die Kolonialpolitik im Reichstage.
Angelegeobtlt noeh nieht tiel ir«iter Mi, ab tu Anfiuur, obgleich ile muuDelur drei
Jahre aU lei. (Hört!) Die denteebe Regienag vertritt aaeh wie vor den Staad-
punkt, den sie von AaSuag an eingenoainien bat, dass die englische Nigergesellschaft
durch ihr Verhalten gegen Höni£rshpr(» sowohl die Niger -Schifffahrt^akfe als auch
ii&s bejionderH deiatsch-englische Abkommen vom IT), üai lbÖ5 verletzt hat (hört!
bürt!; und diese Recbtaansicbt wird wesentlich durch das Urtheil von Angehöri-
gwB andennr Nationen fiber das Verhalten der Niger^jceellaebaft bekrilUgt Die
engUaebe Regierang hat swar in Teraehiedeaer Hinaiebt daa Verhalten der M^er-
Gesellschaft rektül/irt, sie ba' <ln> Verbannun?-I)ekrct gegen Honigsberg auf-
gehoben und auch die Z Ile, filier deren exorbitante Höhe allgemein geklagt wurde,
in Ktwas rediizirt. In der Hauptsach»" aber ist die englische Regieiung auf ihrem
früher eingenommeneu Standpunkt stehen geblieben, dass das Vorgeben der
M%er»Oeaellichafl, wenn avdi in einielnen Punkten ungereebtfertigt, ao dedi
in d«r Haaptuche korrekt war. Ba handelt sidi in der Hanptaaebe darum, ob
daa KSnigreich Nupe unter englischem Schutt atehe. r)ann ist die EinfSbrung
Ton Zöllen mit Hecht crfoljt. Ist dies dagegen nicht der Fall, wie wir be-
haupteten, Nupe alsu ein sellistäudiger Staat, dann waren die (iüter llüni^ibbergs
frei von Zoll. Der zweite Punkt der Keklamatioo betraf die Höhe der Zölle.
Nach dem Abkommen mit England aollen Zolle nur aoweit erhoben werden,
als aie nSthig sind, um die Verwaltungskosten tu decken. Wir haben
na( hber Erhebungen angeatellt und sind dabei zti dem Resultat gelangt, dass diese
/iiüe frnnr. exorbitante waren, was davon herrührt, das*« rn den Verwaltungskosten
aucli die Zinsen von demjenigen Kapital «gerechnet waren, das zu Landeserwerbungen
verwau It wird. Nachdem ein Meinungsaustausch, ohne jedoch die Sache zu fördern,
stuttgefundoi hatte, ist Herr t. Puttkamer aaeh Lagos geschickt worden, um über
die einaehligigen VerhIItnisae Bericht tu erstatten. Daa Resultat aeiaer Unter-
suchungen ist in einem Weiaabuch mitgetbeilt worden, er hat in allen Paukten die
Beschwerden llönigstergs gerechfertigt gefunden. Er ist zn dem Schlüsse gekommen,
dass Nupe ein selbständiger Staat ist. Die englische Reiiierung hat darauf auch
ihrerseits einen Kommissär hingeschickt, das Resultat dieses Kommiss&rs war aller-
dings ein dem nnsrigen gerade entgegengesetztes. (Heiterkeit) Dieser Kommisir
fsnd daa G^entheU, dasa nftmlidi Nupe bereits seit llagerer Zeit unter engUachem
Schutze stehe. In diesem Stadium stand die Sache im Torigen Frthjahr, nach zwei
.lahren der Rede und Gegenrede, des lebhaften Meinungsaustausches war die Hoff-
nung, über die prinzipielle Fraee zu einer Einigung zu kommen, in der That TÖllig
gesunken. Die Regierung hat nun gcf^lauVtt, den Versuch machen zu sollen, den
Verhandlungen eine andere Richtung' lu gel>en und wurde dazu insbesondere dnrdi
daa Angebot der engliachen Regierung Teranlasat, ohne Prüfung oder Entscheidung
der Rechtsfrage dem HSn^aberg eine Entachidigung tu gew&bren. Es ist richtig,
dass die angebotene Entschädigung von unserer Seite als nicht genfigend bezeichnet
worden ist und glauben wir auch auf Grund unserer Erhebungen zu der Annahme
berechtigt zu sein, da^s Hönigsbcrg eine weit höhere Entschädigung beanspruchen
kann. ') Ich kann nur mit der Versicherung schliessen, dass wir nach wie Tor wie
^n allen FiUen, so auch in diseem, die Interessen der deutschen 8taalnageli6r^ai
') Die Streitfrage Ist sodann dem belpi.«« hon Ptaafsmftil-tnr Jarnlis. Schiedsrichter,
unterbreitet worden, welcher bislang noch nicht zu einer Kut^cheiduni; geltommen ist. Herr
llOnif Bbart selbst ist Im FiUUahr UM aa ^aer Langaaentstoilanff tertorbea.
Die Koionialpoliük im Reiclistage.
121
gewinenJwft f«rtr«teii und itots darfiber wacbeii wtrdwi, dait die inteniatioiialeii
y«rtrlg6 gefaaltan werdeiL (B«if«U.)
FOrdenmg wiSBensöbafUiidier BestrebvnKeiL
B«i den einmaligen Ausgaben des Ordinarino» beantragten die Abgg. Richter
und Bamberiver, im Titel 2 „zur Forderung der wissenschaftlichen Hestrebimgen
zur Rrs-hliessunc Centralafrikas" statt der von dfr Ho[ricruiifr frefordorten 20OO0O M.
(50 000 M. mehr als im Vorjahre) auch diesmal nur 15'i dOO M. zu r»owi!!igon. !>er
Abg. Bamberg er will bei an allen kolonialen Forderungen Sparsamkeit anwenden.
W&brend es sieb früher wesentlich nur um wissenschaftliche Forschungen handelte, trete
nunmehr die Explorirang (Sr Kolonialsvecke mehr in den Tordergrand* Bs seien
seit dem Jahre 1886 700 000 11. ffir wissenschaftliche Erforschung Afrikas Tonrendet
nnd wenn man bedenke, dass diese dOCh nur zwei HanJIungsli&asem, die das
Monopol') hätten, im üinterlande von Kamerun Handelsniederlassungen tu begründen,
zu Gute koiuroc, so würden, selbst wenn man diese Privatinteres.MMi mit Reichs-
interessen identifiziren durfte, die Vortheile dieser beiden Bandelshäuser diese
grossen Kostea doch kaum Terlobnen. Was nun diese Monopole auf Handelsnieder-
lassungen selbst anlangt, misse er doch darauf hinweisen, dsss in der ganzen
Jahrhunderte alten Oesehiebte der Kolonisationsbestrebungen solche Monopole sich
am scbicchtesten bewibrten und mehr Schaden als Nutzen brachten.
T)r. Kayser, Diricrent der Kolonialabtbeilung, betont Herrn Bamberger gegen-
über, dass es sich um rein wissenschaftliche Angelo£renheitcn handele. Zuzugeben
sei freilich, dass diese wissenschaftlichen Expeditionen indirekt auch unseren
Kolonien xn Chite kommen, das sei aber lieis Nacbtheil, sondern ein Vortheil; alles,
was der GiTflisirung Afrikas diene, gereiche auch unseren Kolonien nun Yortheil.
Nun hat Herr Dr. Bamberger die Frage der Handesniederlassungsmonopole berührt;
ich will, ohne mich über Monopole selbst zu äussern, nur bemerken, dass die
dortigen Vcrlifiltnissc besondere Berricksiohti<riing verlangen; ich erinnere zum
Beweise an das üesetz , in dem die (rnlndung von Kolonialgesellschaften in Afrika
mit Genebmigting des Buudesratbs soll erfolgen können, und das der Abgeordnete
Hihnel mit dem Hinweis auf die eigenartigen TeihUtnisse in Afiika befürwortete.
Diese Monopole, um die es sich hier handelt, sind in der That iniindischen Patenten
tu vergleielien; dlsM Monopole beschrlnken sidi ibrigens darauf, Handelsnieder-
kssongen im Hintsrimdo unserer Kokmien sn gründen; Handel treiben darf dort
jede der in Kamenin angese«;»enen Firmen — es handelt sich überhaupt nicht um
zwei Firmen, wie Herr Hamberner meinte, sondeni zu den beiden deutschen Firmen
kommen noch mehrere englische und schwedische — also alle diese dürfen dort
HandeJ treiben, und natSrUch kann «ndi den Bingeborenen dies Recht nicht Tor-
sagt werden. Bedenkt man nun ferner, dass dies Monopol jeden Augenblick ohne
irgend welche Entscb&digung genommen werden lunin, und die dass betreffenden
Firmen, um die ITandelsniederlassnngen su betreiben, grosse Opfer an Zeit, Geld und
Gesundheit bringen müssen, so könne Ton der Zuwendung eines so grossen Vor-
theils nicht gesprochen werden.
Abg. Dr. Bamberger hegte über das in Frage stehende Monopol eine andere
Ansicht wie der Herr Yorrsdner; er könne dem Veigleiche mit einem Patente nicht
sustimmen, denn der Orundsug des Patentes sei der, dass es verkluflich sein müsse
*) 9Ub» Koloniales Jahrbuch 1890, S. 286.
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122
Die Kolonialpolitik im Reichstage.
nnd das sei doch hier nicht der Fall. Br gltnbe ^elnehr, nan könne dieeee
Monopol dem alten „Bannrecbt" Tergleicheo, dan Demjen^eii, der es besitst, die
alleinige Tbätigkeit zu.siiMiert,
Der Abg. v. Vellmar (Soz.) erklarte sich persönlich für die Bewilligung, da
er die Ueberzeugung gewonnen habe, üass es sich hier um leia wissenächafiiiche
Zwecke handle, nnd dar Abg. Windthorst betonte, dass die Abatimnnng über
diesen Titel mit Kolonialpolitik an sich nichts an thnn habe. Der Abg. Richter
bestritt nicht, dass mit den Bzpeditionen wissenacbafUiche Zwecke Terbondan
worden seien, aber im weaeutli< lieii lian !cle es sich indess um koloniale, handels-
politische Zwecke, man wolle durch Anlage von Stationen etc. das Ilandelsmonopol
der Stämme dos Hinterlandes im Verkehre mit der Küste brechen. Vor kurzem
erst ist eine llandelsexpediiion der Firma Jautzeu und Tbormädileu von Kamerun
ans snsammen mit der wissenschaftlichen Reichsexpedition ia*s Innere anfgebroehcn.
Wie schidlich eine solche Yerqaickung von Handel nnd Wissensebaft ist, hat
früher der Abg. Yirehow nacbgewlbsen. Wir wollen also nur so viel bewilligen, als
fär die rein wissenschaftlichen Zwecke erforderlich ist. Kamerun und Togo sind
uns ohnehin theuer genug, es ist durctiau-. falsch, wenn man sagt, Einnahme und
Ausgabe decken sieb hier. Die reichen Uamburger Firmen, die ohuehin dort ein
Monopol babeu, kuuuten selber mal tiefer in die Tasche greifen. Wir sind über-
haupt der Meinung, dass die private Th&tigkeit inr die Wisswaehaft watt mabr
leistet als Staatsbilfe. Wir sind der Regierung sehr dankbar fär die Erkl&mng in
der Denkschrift sum deotscb-ei^liscben Abkommen, dass die Periode des Flaggen-
hissens vorbei sei. Damit sind da* AbMüanerlust Grenzen gezogen, auch ist Afrika
80 ziemlich aufgethcilt. Da es nun eine srewisse Rii htuug giobt, welche unsere
Regierung dahin zu drängen scheint, durch Kipeditionen in das Hinterland von
Jüimerun und To^o einen Weg bis zum T.-'chadäee zu babueu und so anderen
Nationen smrcmnikommen, so ist das ein Grund mehr» die Mehrfordernng nidit sn
bewilligen.
Abg. Seipio (natl.) stellte demgegenüber, dass wir doch ein Interesse daran
bitten, für die Entwicklung unserer jetsigen Kolonien ta aorgan, woin In erster
Linie die Erforschung des Hinterlandes gehört. Dieee Territorien sind wissenschaft-
lich theilwcise noch ganz unbekannt, die Wasserl&ufe und Gebirge sind zum Theil
noch unerforscht. Es ist doch nur natürlich, da&s. wenn überhaupt die deutsche
Nation für solche wissenschaftliche Forschungen Geld übrig hat, und das ist immer
dar Fall gewesen, wir es in etster Linie fir die Territerfen varwWMten, welche
unserer Interessensphäre xnntehst stehen, die Hinterlinder deijenigen Knatentfone,
die unter dem Protektoiate Seiner Migestit des Ktlam stehen oder als Reichs-
kolonicn anerkannt sind. Er halte es deswegen förmlich für eine Ehrenpflicht fir
Deutschland, nachdem dieser erste Schritt gethan ist, dass speziell darauf gedrungen
wird, dass diese Mittel in erster Linie zu der Erforschung des Hinterlandes unserer
Kolonien verwandt werden. Er habe mit grosser Befriedigung die Darlegungen tou
Seiten der verbfindeten Regierungen Wbw die Verwendung der Mittel, wie iia hialiar
stattgefunden hat, in der Budgetkommiasion*) entgegengenommen. Wenn nebenbei
noch handelspolitlsebe Zwecke befördert weiden können, so sehe er darin kein
Uebel; die Frage sei nnr, ob das Geld direkt sn handelspolitischen Zwedten ?er^
Die Deukjschiift über die Verweuduug des AfrUik-i' uudi ist abgedruckt in >iO. 3, Jahr-
tßag 1891 des „OentscheD KolonisIbUttw."
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Die Kolonüüpolitik im Eeidi&tage.
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wandt wwden mU«, oder nur iwb«Db«i wiche Zwecke emicht werden können.
Dasa darin eine ScUdigong der wiaeenichaftUehen Zwecke Ue|{e, mnase er Im-
atreiten.
Reichskanzler v. Caprivi: Der Abg. Kicbter berief sich darauf, wenn ich ihn
recht verstanden, dass in der Denkschrift zum deutsch-englischen Abkommen der
£>at2 Staude, die Periode des i*laggenbisäeus und Verträgeschliesseas sei mit dem
deotich-engUaeken Abkemnen tieendeL Dw ketnlTMide Faaana laatets »Die Periode
deo FlagfmkiiaenB nnd Yertiigeeehlieaaena mnaa beendet werden, um nnaere Er-
werbuogen nutzbar zu machen." In Oetafrika, im Hinterlaade von Kanenan nnd
Toeo sind wir noch nicht so weit, um das Erworbene uns nutzbar machen zu
können. Ob auf dem Wef^e des Flappenhissens und Verträpeschliessens oder, was
ich vorziehen würde, der Anlage von Faktoreien vorgegangen wird, darüber kann
ich Mn Urtbeil nicht abgeben. Ich will hier aber, um MiMventindoiasen Torxu-
bengen, konatntlren, dasa die Kolonial-Regiemng, wenn Sie nür dieoen Anadruek
erlaaben wcUeo, der Meinung iat, daaa die Dinge im Hinterlaade Ton Kamerun und
Togo noch nicht /.um Abschlüsse gekommen sind. (Beifall.) Auf die Frage, ob
die geforderten 2üÜ(XK) Mark vorherrschend zu Kolonial- oder zu «rissenschaftlichen
Zwecken zu verwenden sind, glaube ich nicht einzugehen zu brauchen. Ich würde
die Frage nach dem Werth, der der Wissenschaft dabei zugelegt werden soll, nach
den Antheile, den sie dabei haben aoU, für bedenlend halten, wenn in nnaeren
kolonialen Gebieten fir wissenschaftliche Foracbong kein Spielraum mehr w&re, und
wenn wir das Geld anderswobin tragen müssten, um wissenschaftlichen Aufgaben
genügen su können; da das nicht der Fall ist, bitte ich Sie, den Foada in der an-
gegebenen Höbe anzunehmen. (Beifall.)
Abg. Richter (dfr ): Ich will über den Sinn der betreffenden Stelle der Denk-
Schrift nicht mit dem Herrn Reiehakansler atreiten, er ist ja sein bester Interpret.
Der Eeiehakaailer meinte, das ffinterland von Kameraa nnd Togo wL noch nieht
genügend erschlossen. Ich meine, diejenigen unserer Kolonien sind die besten, von
denen am wenigsten gesprochen wird. Das sind Kamerun und Togo, und wir
sollten uns damit begnügen zu erreichen, dass hier Ausgaben und Eiunahmeu sieb
decken, und nicht durch Expeditionen ins Hinterland neue Verwickelungen berbei-
Inhren. Was wissenschaftliche Zwecke betrifft, so könnten die Herren Kolonial-
enthnaiastoD, die sieh jn bei Festessen so eiftig für die KohmialpoUtik begeistern,
aneh einmal dafür Geld hergeben.
Reichskanzler v. Caprivi: Auf die .Ausführungen des Abg. Richter über die
Kolonialenthusiasten brauche ich nicht einzugeheu, da ich nicht dazu gehöre.
(Heiterkeit.) Was Kamerun und Togo angeht, als diejenigen Kolonieu, die uns
ttiehta kosten, die eher im Begriis sind, etwas einsttbriagen, so kann ich ihm nnr
ToUkommen beitreten. Aber wenn mich nicht allea tinacht, ist gerade von jener
Seile ganz vor kurzem der Wunsch ausgesprochen worden, man möchte doch aus
den El trägen der Kolonien selbst die Kosten für etwaige wissenschaftliche For-
schungen bezahlen. Das ist eine Ansicht, mit der ich sympathisiren könnte. Wenn
aber Togo und Kamerun in diese Lage gebracht werden sollen, dann müssen sie
dwn hShere Einnahmen haben, als bisher, nnd ieh halte es nidit für wahrschein-
Ueb, dsas sie dasn im Stande adn wurden, ohne die Erschliessung des Hinter-
landee.
Abg. v. Vollmar (Soz.): Es ist eine alte (ieschichte, dass Handels- und Ent-
deckungszüge niemals su trennen sind, und es ist auch der billigste Weg, der
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Die Kolonuüpolitik im Reichstage.
IViiMiiidMft in dienen, wenn eine Sipeditioa gleichseitig einen merkaatiliseben
Charakter bat : es handelt sich hier darum, welches der vorwiegeode Zweck ist.
Und hier f;:l;iiil'e ich, kann darüber kein Zweifel herrschen. Ich halte die Forde-
rung für gerechtfertigt im Interesse der Wissenschaft. Es ist die Hauptaufgabe
eines ao grossen Gemeinwesens, wie das Deut^be Reich ist, für die Wissenschaft
«Ilea zu tlran, wm ihm mofUdi itL
Abf. Dr. Bamberger (dfr.): Ich kann trets dee Oeh&ten kein dringaidea
Bedvrfiliss für diese Ausgabe erkennen. Im übrigen möchte ich auf die Bemer-
kiinp^cn des Herrn Reichskanzlers duch bemerken, dass längst vor dem Anfange der
Koloiiialpolitik im Reichstage deutsche Kaufleute in Kamenin und Togo Kolonien
gründeten und zur Hlütüc brachten, ohne dass sie damals an eine Reicbshülfe
dichten.
Bdehskaniler t. Caprivi: Dem Herrn Abg. Barn berger möchte ich nnr
erwidern, dass, wenn er das Blähen der Kolonien in Kamerun und Togo auf
Rechnung der Kaufleute setzt, die sich dort ancrcsiedi'lt. es dieselben Kaafleute sind,
die jetzt Hio Au»>dehnung nach dem ilinterlauiie wünschen.
Abg. V. Kardorff meinte, das.s er Koloniaiscbwärmer gewesen sei, aber nach
den deotsch-eogliscben Abkommen e* nicht mehr sein könne.
Abg. Dr. Hammach er: Wenn vir uns in EolMialsehwirmer vnd in Nidit-
kolonialschw&rmer trennen wollen, so mnas ich auch meinestbeiU sagen, dass ich
mich niom:ils zu den Kolonialschwririn^rn gerechnet habe, wohl aber habe ich in
dem kolonialen (iedanken ein sokiies btreben des deutscheu Volkes gefunden, dass
ich dem auch mit einer gewissen Begeisterung folgen konnte und stets zu folgen
gedenke. Aber diesen Gencbtspnnkt wollen wir hier nicht erörtern nnd ans diesem
Anlasse TeiHefen. Ich stimme mit meinen politischen Prennden fir den hier
geforderten Kredit aus dem vom Herrn Reichskanzler vorhin geltend gemachten
Gesichtspunkte, dass wir das Interesse von Togo und Kamerun im deutlichen Be-
sitze durch die wissenschaftliche Erforschung des Hinterlandes fördern. Also ich
Stimme dafür, weil es sich um die Verfolgung wissenschaftlicher Zwecke handelt,
«msomehr, weil sie auch zugleich den wissensdialUiehen und den Intereason meines
Vaterlandes gelten, ich habe mich nicht, nm rar Sache selbst in sprschen, ram
Wort gemeldet, sondern um eine Behauptung des Abg. Richter nicht iiuwider-
sprochen ins T.and hineingehen zu lasspn, als ob nämlich in der Thal in den für
koloniale Fragen sich inleressirendcn krciMMi nicht die genügende Energie ent-
wickelt würde nach der Richtung bin, dass man auch die wissenschaftlichen Zwecke
in nnMitn deutschen Schntsgebieton wad aadwsn Lindwn verfolge. Nein, ich bin
sicher, nnd der Abg. Richter wird mir darin Recht geben: Bitte Demtsebland nieht
mehr gethan, als das, was das Reich durch die.se löOOOO oder auch SOOOOO Mark
seither gethan hat, uro die unbekannten Welttheile zu erforschen, so wäre das
tjlutwfni^r, und es ist ja in der That auch sehr gering gegen das, was einzelne
Personen und auch die kolonialen Vereine für die Sache gethan haben. Es sind
die Leistnngsn der Nen-6niiieft*Xoffipagnie auf diesem Oebiote erwiknt worden, die
in der That sehr bedentoid sind. Audi die vielfiuh angsfochtone afidweataiiika-
nische Gesellscbafl bat aus ihren Mitteln nicht weniger als 134000 Hark für die
wissenschaftliche und kulturelle Erforschung des südwestafrikanischen Cicbietes au«?-
geizebeii. Der frühere deutsche Kolonialvcrein hat seiner Zeit 67 000 Mark im
Interesse des Flegelfonds gerade aus den Beiträgen gesammelt. Der Verein ist
also nach der Richtung bin th&tig gewesen, wie Herr Richter wfinscbt, aber n
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Die Koloniaipolitik im Keichstage.
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•diMiii Bedauern ▼«rmiist Ich will nicht an di« Aoigaben lud Opfer eionbier
Peisonen erinnern, die» mit Geldmitteln hinliofflieb anagMtattet, dieielben dtsa ver-
wenden, um im Interesse dee deotiehen Volkes die unhekanntea Gef^enden jenes
Welltheiles den Landslenten zu eröffnen dadurch, dass sie die Ge<renden bereisen
und Anderen ilitlheilungen darüber zukommen lassen. Alles im Allem können wir
mit der Art und Weise, mit der deutschen Kolonial politik sowohl nach der wis<ien-
■ehnftUciieB als nneh der »ondiecheii Seite hin sofrieden edn, wenn wir denjenigen
UMMtteb an nneeren seitheiig«! Brfolg anl^en, der ferstindtgerwdse angelegt
werden muss.
Der Antraf; Richter wurde t^epen die Stimmen der Deutscbfreisinnij^en, Volks-
partei und der Sozialdemokraten [unl Ausnahme der Abu'?- v Vellmar und Bruns,
die dagegen stimmen) abgelehnt, die Ref^ierungbturderuug bewilligt.
Südwest-AMka.
Die Verbandlungen am 4. Februar setzten ein bd Beratbnng der einmaligen
Ausgaben im Etat des Auswärtigen Amtes: Zuschuss tur Bestreitung der Ver-
waltungsausgaben im süd westafrikanischeo Schuirgebiet 2^2 300 Mark,
d. i. mehr gegen das Vorjahr 23500 Mark. Letzteren Betrag beantragen die Abgg.
Btehter wad Bambeiger abnlelmen.
Referent der BudgetkoBmieelon, Abg. Print Arenberg, ÜBbrto ana, daia MMb
lUTerl&ssigen Naebriehten dae deutsche Gebiet in Södwestafrika das einsifa aal,
welches sich wegen seiner ausgedehnten Weidegründe zur Ansiedlunp empfehle.
Die Majorität der Kommission ging hierbei davon aus, dass das Reich keine Ver-
antwortlichkeit für Ansiedlungen äbemehmen könne; es wärde sich aber empfehlen
rar Anlage einer hadwirtbiebdllieben YenndiMtatfeB iSOOO Mark an bewilligen,
nm aaf deren Reanttate geetotat weiter torgeben an ktmien.
Der Abg. Bamberger wünscbto im Prinzip die Ablehnung der gansen
Summe und nur eyentuell die Bcwilligunc; der Summe in der bisherigen Röhe.
Solche Unterstützungen von landwirthschaftlichen ünterneb munden aus Staatsmitteln
hätten sich bei allen Kolonialunternehmungen als rerbängniäsvoil erwiesen, so in
Frankreich unter Lndwig XIV luid so in Algier noch beotsutage. Er glaube nicht,
daaa der Abetrieb gaanbniigt werden wfirde, denn die Ifajoritit dea Hanaea aei ja
für Allee, was Kolonie beiiae, in einer aebr fteigebigeii Stimmung, was sehr merk-
wfirdig sei. Wir hörten gestern aus dem ganzen Hause Erklärungen, dass eigent-
lich Niemand mehr als Kolonialenthusiast bezeichnet werden wolle, der Reichs-
kanzler, Herr Windthorst verwahrten sich dagegen, auch Herr Dr. llammacher pro-
teatirte leise, und schliesslich, last not least, Terwabrte sich Herr Kardorff pro
tempore dag^n, Kolonialentbnaiaat an aein. Miditadeatoweniger wird aocb dioi*
mal wieder die Forderung der Regierung bewilligt werden, trotadem kein Punkt
geeigneter ist, als dieser hier, wenn es sich darum handelt, zu beweisen, dass man
kein Kolonialcnthiisia«tt ist. Denn es ist hier der denkbar nngönsti<;ste Fall von
Kolonialbildun*? für die Deutschen. Dieses Land ist typisch und prototypisch für
unsere Kolonialpolitik geworden. Ich weise nochmals darauf hin, dass die Schaffung
der ganzen Kolonialstimmuog erst entflammt wurde durch die Schöpfung dea Herrn
Lftdeiita. Damaeb erat wurde das ganse Kolonialprognunm anliferoilt. Bs bat sich
geieig^ dass die ganze Saebe ungefähr, um einen Ausdruck des Reichsgerichts in
einem seiner Urtheile anzuwenden, als ein vergeblicher Versuch mit ungeeiuneten
Mitteln an einem ungeeigneten Objekt zu bezeichnen ist. Die Hoffnungen, welche
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126
Die KolonialpoUtik im RetcbsUge.
vom raf ds8 Vorkofnmen von Gold geaetst liabe, bittan «idi aiebt erfailt.
Wer die Oescbicbte der Metallgewimrang in Afrika kennt, der wird sich von dieser
Aussicht nicht sehr beoinflusspn lasson. SeUist die Gold- «nd Diamant Felder in
Südafrika haben schliesslich, volkswirthschafllich gerechnet, inehr ScliaHen als Nutien
gestiftet, und in Transvaal und in dem englischen Tbeile Südafrikas sind diese
Gruben viel mehr ein Gegenstand von wilden Oeldipekulationen geworden, aU
daaa sia ainan raallan Gairinii reprlsaDtirtan. 8eU»«t wann dar Baigbra in
Jan«! Gagandan lich variahnt, ao kann iidi in dar Nilia dar Lager dodi knine
Industrie entfrickeln. Alles dies wurde in der Kommission ausfiihrlich eiörtirt,
und weder von Seiten der Vertreter der Südwestafrikaiiis« hcn Gesellschaft, noch
von denen der Keiohsrefjicrung wurde hierbei ir^jend welcher Eothusiasmus g'e-
zci^t, man hat vielmehr recht absprechend über diesen Punkt gesprochen. Die
Regierung erklärte, sie aei nicht gesonnen, aich in iigend welebe K&mpfe mit den
dortigen Eingeborenen eimnlaaaen, weil, wenn Dentaehlaad ent einmal ei^ngirt sei,
aofort eine endloae Sebnnbe der Opfer an Geld und Menaeben begiimeii worde.
Der Vertreter der Regierung und der Haupt Vertreter der Gesellschaft — Vertreter
nicht im materiellen Sinne, sondern als Fürsprecher der Gesellschaft ß[odacht —
haben sich mit wenii^' Enthusiasmus ausgesprochen, tind ich bin mit allen ihren
Ausführungen auch eiuTerstanden, nur nicht mit der daraus gezogenen Konsequenz,
das« num mun doeb «iader aablieaaUeb beinaba 800000 Mark an diaa Untemebmen
«oiden aoU. Die Frage der Yerkinlicbkeit der BeigwerfcdHmiaaaiooeB aebwebt
nva aeit einer Reibe von Jabren. Vorbehaltlich besseren Beweisee ball« idli aa
für kein Unglück, wenn die Deutsche Kolonial-Gesellschaft für Südwestafrika, die
sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet, durch den Verkauf der Berg-werke-
konzessinncn an eine zalihini,'>frtliiL'e Gesellschaft wieder flott tjemacht würde. Ich
sehe es überhaupt für keinen Fehler an, wenn fremde Gesellschaften sich mit ihrem
Gelde an nnaeren Kolonien betbeiligen, ao ezklnaiv liad die Kobmlen anderer
Linder nie geweaem. Nadi meiner AnflSsaanng bat aieb die Bagiemng, wenn ieb
sie richtig veratand, nicht kategorisch daffir erklirt, dasa die dortigen Betgeraifa-
kon7e88ionen nun für alle Zeiten in deutschem Besitze sich befinden mussten, sie
hat sich vielmehr nur eine gewisse Bedenkzeit erbeten. Ich kann eher nicht nmhi^
zu sagen, dass es nicht nöthig ist, länger zuzuwarten.
lierr Dr. iiummacher, auf seine gestrigen Aeusserungnn über Kolon iai-
eebwlnnerei tnrnekkommend, insaerte aieb dahin, daaa er aUerdinga nidit sn dt»
aehnnmscblagenden kolonialen Sehwinnem im Dentseben Reiche gehfire* Aber er
wolle es jetzt noch deutlicher als gestern sagen, daaa er in der Strömung dea
deutschen Volkes, welche sich auch auf die Erwerbung yon ansl&ndiscben Gebieten,
also von Kolonien, richtet, den idealen Ausdmrk einer Volkskraftempfiuduntr er-
kenne, die er gern sehe und der er demnach auch gern mit voller politischer üeher-
zeugung folge. Der Herr Vorredner stellt nun die Begründung der südwestafrika-
niseben KolonisJgeaellachafl mit Reebt ao dar, daaa diejenigen Personen, «elebe
derselben beitraten und Geld hergaben, keineswcga in oraler Linie von der Absiebt
geleitet wnrden, dab^ Geldgeachifta zn machen. Das ist völlig riebtig. leb habe
>) Die VerbaaUluDgeu zwucheo der Deutscheu Küloulai-Gesellscbafl t&r tiüdwestatrika und
«iBem holllodlsch-enffllscben KoDsortlnm haben aieb bekanntlich serseblagen. (Kolonial-Jakr'
buch 18^10, Seite 1C7.) Es hatte slrh dann in Ilambtiri? eine tuuc Gi sill-i h.ift Ki'bildtt. \vi l,!i.»
unter deaselben Hedinsnagen wie die Ir&bere das Laud fibcruebmen wollte. Der Vertras uii
4melben Ist dann qilter genSbmlgt wordeai. (SIdie nnt«r BMwMtafHka.)
DIgitIzed by G(
Die Kolonialpolitik im Reichstage.
127
Mbon «ine frib«r» Teraii1«nmi|f benotst, nm hier ta erUlreo, dut der Bewege
^nd in enter Unie der war, die Ehre der deutaeben Kolonialpolitik, welche durch
den Fürsfen Bismarck durch sein bekanntes Telepramm an den Konsul in Capstadt,
dass das ganze (lebiet der südwestafriiianisctien Küste von dem Orangefluss bis
Cap Frio unter unseren Schutz gestellt sei, engaj{iit worden war, al» die Ebre eines
jeden Dentsehen auch pnktis^ ra eihaltmi. h der Kommissioa habe ich mich
euch dirfiber anageeproeben, wie Herr Liderits leinerReit dnreb dje ErfSUnng der
VcrbindKchkeitoo, welche er in Afrika bei der Erwerbunj^ gewitser Territorien ein-
gegangen war und durch andere Unternehmen in Südwestafrika seine Mittel er-
schöpft hatte, und vor die Frage gestellt war, entweder seinem perstmlichen Ruin
entgegenzusehen oder das dort erworbene Eigenthum zu veräussern. Ich habe
treiter mitgetbeilt und wiederhole es, dass Herr Löderitz in dieser Nothlage mit
gewinen Engtladem sich in Verbindung geietst bette, welche gendgt waren, ihm
«eine Bedtiongen in Sfidwestafrika abstthnfen. Angesichts dieser Sachlage ent>
schloss der damalige deutsche Kolonialverein sieh dazu, einige Herren zu ernennen,
und denselben den Auftrag zu ertheilen, dass sie in Deutschland eine Kolonial-
gesellschaft in's Leben riefen, weiche das Eigenthum des Herrn Lü<leritz erwarb und
weiter so Tiel Kapital zusammenlegte, um das erworbene I'^igenthum in Südweat-
Afrika firnktifisiren n Unnen. Mit dieser Aviisabe wurde — nnd ich stehe nicht
an, die Namen tu nennen — der jetdge Finansninister HcrrMiquel und ich beCrant.
Wir Beiden haben damals — keineswegs eine von autoritativer Seite tasammen-
berufene I^anquierskorporation, wie früher wiederholt hier behauptet wurde — uns
bemüht, das nötbige Kapital aufzubringen, und es ist das uns in einer angemessenen
Weise gelungen. Redner ging dann auf die Th&tigkeit der Gesellschaft ein, welche
nach Ansiahlnng grosser Sommen an Lfideriti noch wdtere erbebliche Gelder f&r
die Erforschung des Landes nach der wissenschafüiehen nnd wirthschaftliehen Seite
aufgewendet habe. Leider waren alle diese Hemähungen von einem grossen Miss-
fre<;rhick heimgesucht, an dem leider auch das Answüttiire Amt uml die deutsehen
\ertreter in dem Hcreroland nicht ganz unschuldig sind. Ais der deutsche lievoll-
mächtigte Herr Goering mit dem Kamaherero zur Beseitigung der Streitigkeiten
über die Antheflnabmo an den einielnen Minenbereehtigttngen dne Art von Frieden
schloss, stellte er die Interessen der efidwestaMkanisehen Gesellschaft in den Hinter«
gmnd und Hess es geschehen, dass Kamaherero seine sämmtlichen Minen an dritte
Abenteurer hergab. Dass unter solchen EnttäuschunL'en die «ToselUchaft nicht mit
der Fremli.'keit ihre (Teschüfte betrieb, wie sie es beai'sichtiglc, werden Sie be-
greifen. Zum zweiten ^ale hat derselbe Herr üoering es geschehen lassen müssen,
•dass Kamaherero den bekannten Scfautsvertrag mit Deutschland serriss und den
Abeotenrer Lewis gewissermaassen als seinen Vertreter in die Regentschaft ein-
setzte, endlich ein Vorgang neueren Datums. Das Land wird von Volksst&mmen
bez. Chiefs gewisser Volksstämme zei fleischt, welche mehr aus Privatinteresse als
aus allgemeinen öfTcntlichcii Interessen sich befehden. Insbesondere ist es der
Häuptling Hendrik in Gibeon, ein kleiner Cromwell. l'Ir ist Christ, geleitet von
-egoistisch-religiosen Grinden, und wie kaum ein absolntistiscber Fürst von der
Gfittlichkeit seinw dynastischen Berechtigung durchdrangen. Der Hftuptling be-
findet sich in beständigen Streitigkeiten mit den Hereros und er hat vor einigen
Monaten einen Raubzug gegen den Beherrscher des llererolandes unternommen,
indem er eine vorwiegend von Christen bewohnte .Stadt plünderte, die Häuser in
Brand steckte und die Viebbeerden furttrieb. Nur wenige Meilen von dort entfernt
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128
Die Kolonialpolitik im Reichstage.
befand sieb der Führer der deutscLen Scbutztruppe voa Fran^ois mit 50 Penoaeil
und ttli Otw«hr bei Fan in, diM der Feind des dentsclieii SehntaUiiga den leti«
teren beeilte, ihm teine Stadt und Ei|r*ntbnm nahm. Daaa unter aolehan Um*
st&Dden in Deutschland nicht ein gewisser Unternebmvngegeist erwacht, um in
dieses Land hineinzntreten, dass 8elbst diejenigen Personen, welche bereits damit
begonnen hatten, dort geschäftliche Unternehmungen ins Leben zu rufen, zurück-
schrecken, das dürften Sic, wie mir scheint, uanz erklfirüch finden. Ich weis*
äberbaupt nicht, was denn Scbutzverträge, die ein europäischer Staat mit einem
Finten in AMkn nbeehlieat, ra bedentMi haben, wenn aie nicht nach dem deot-
sehen Staate die VerpAichtnnp aaferlegen, diesem Fönten in aeinm Intermeen
Schutt ffegen fremde Feinde angedeiben zu lassen. In der Kommission hat nna
der Herr Staatssekretär die Erklärung abgegeben, dass der mit dem Kamaberero
abgeschlossene Schutzvertraij seitens der deutschen Regierung nicht so gedeutet
werde, dass daraus die Verptlichtung erfolge, den, mit dem man den Vertrag ah-
geechlossen bat, gegen Feindseligkeiten zu schützen. Ich kann das rechtlich nicht
als snÜBsig ansehen, «enn ich aneh angaben mnss, dass in dem gegebMien Falle
eine gewisse Sehen berechtigt sei, die deutschen Interessen in vnäbersehbara Ter»
Wicklungen hinein zu bringen, teils Hauptmann v. Franfoia sich dem Einfall Ton
Hendrik Witboy in das Land unserer Schutzbefohlenen entgegengesetzt hätte. Nun
habe ich weiter die Pflirht, darauf hinzuweisen, dass die Vorstell iiii!.', das Land sei
eine zusammenhän^^ende Sandhüchse, irrig ist. Ich sagte, dass in den ersten Jahren
dea Erwerbs in den dortigen Schutzgebieten das Hauptaugenmerk der deutacbea
Interessen anf die Gewinnung nnd den Abbsa ton Minen geriehtet war. Das Vor-
gehen anf diesem Wege hat nicht gnnatige Resnltaie herbeigeffihrL Sa sieht bis-
her nicht fest, dass es in diesem Gebiete Minen giebt, welche in Biploitation in
nehmen sich vom wirthschaftlichen Standpunkte lohnt. Aber dass man fast ans-
schlicsslich auf die Minen die Aufmerksamkeit lenkte, hat auf der anderen Seite
den Nachtheil gehabt, dass man die Untersuchung des Landes für landwirthscbaft-
liche Zwecke ganz aus den Augen verlor. Erst im Laufe der leisten Jahre hat
tifä Beamter der Oesellschaft» ein Herr Hermann, der schon seit mshroron Jahren
in dem Schntagebiete wohnt, aieh des Studinma dieser Frage angenomann nnd ist
dabei zu solchen Resultaten gekommen, die es in der Tbat erhoffen lassen, wenn
man mit der nöthisren Sachkenntniss und Vorsicht und dem nöthiiren Unternehmung
geist, ohne den überhaupt Kolonial^escilschafteii in fremden Ländern nicht möglich
sind, vorgeht, in einem grossen ausgedehnten Tbeile des Schutzgebietes den Raum
ür hoffnungsvolle deutsche Niederlassungen zn finden. Das Klima in Sdintsgobiet
ist auq^eaeiehnel, der Boden iat frnchtbar, wenn ihm das ndthige Wasser sogoführt
wird. Nach der letsteren Ricbtong hin bestohem allerdings Schwierigkeiten. Die
natürlichen Kiederschl&ge sind zu gering, man wird deshalb auf kfinstlichem Wege
die Wa.<ser herleiten und zur Berieselung benutzen müssen- Ganz ähnliche oder
fast dieselben Verhältnisse sind auch in Transvaal gewesen. Ik-r Abg. Bamberper
spricht mit einer gewissen Besorgniss, ja er urtheiit sehr absprechend über üiuen-
kolonien. Ich stimme ihm anch an der Hand meiner Stndien über diese Frage
vollkommen bei, dass Wnenkolonien als solche far daa Mutterland in der Begol die
geringsten Vorthelle bringen, im Oegentheil, namentlich da sie moraliaebo Sehl-
digung im Gefolge haben, nicht zu den besten Kolonien eines Landes gehören.
Aber ich glaube doch, dass, wenn wie bei uns die Entwickelung eine» auseedehnten
Bergbaues mit Entwickelung der Landwirtbschaft, also mit der Produktion der-
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Di« Kolonialpolitik im Reichstage.
129
jenigen Oegentttnde, welche die arbeitende BevSlkeniiig In dea Hinendiitrikten
eifordeilt gei^ielit, lieli dann rine dnreiiaue glneklid»« Eifiiiiaiig von Kriflen
findet, welche jene Bedenken des Ab|;. Bamber(;cr aus der Welt scbaSt. Der Herr
Hermann ist davon ül>erzeui;t. dass sirh in Süiiwestafrika, namentlich in (Jross-
Namaijualand, t:anz erhebliche Flächen, deren l nifaiig sich auf 15 000 Qu.-.Meileu
bemisst, tinden, in denen man insbesondere die Schafzucht, also Wollproduktion
einfahren konnte. Er urtbeiU dabei keineawegt doktriiAr und theoretiseh, da schon
in Lande greeie Heerden Torkooinen, und er lagt mit ToUem Recht« daaa, wenn
auch das Land keine Zukunft biete für die Kntwickelung eines grossen ausgedehn-
ten 'ietrcidehaues, doch i^erade di«- Ki'j»'n-cliafteii des Landes auf eine intensivere
Kultur auf den (jarteuliau, und nebeuliei auf die l'rotluktiou vou Wolle, die Unter-
haiiung vua öcba&fheerden etc. hinwiesen, und dass dies für Deutschland nur in
heheo Manne erfreulich sein könne. Die Vorlage aoll nur dasn dienen, um wei-
tere Vorbereitungen xu treffen, eine Art rnntaritativer Vorbereitung ISr die nihere
Untersuchung des Landes botrdb seines wirtbschaftlicben Wertbes Itenustellen.
Ks sollten die Gegner der tjanzen südwestafrikauischeu Kolonie und der gesammten
Kolonialpolitik doch geneigt sein, gt'rade für diesen von ihrem Standpunkte aus
letzten Versuch doch die Mittel zu bewilligen, da es doch auch ihnen niciit leicht
a«n wurde, wenn Deutschland in die Mothwendigkeit kirne, hier von diesem seinem
Kolonialbeeits Abatand nehmen und ihn an fremde lAnder übertragen su möMen.
Dafür haben Sie ja alle eine lebhafte EiDjifinduag, dass der Rücktritt von einer,
wie ich zugebe, mit einem gewissen Aplumb in Szene gesetzten Kolonialpolitik
gerade nicht zu den angenehmen politischen Erfahrungen eines Freundes seines
Staates gehört, ich erwarte, dass heute der Herr Reichskanzler die ciüte hat, sich
iber dieae Frage aossusprecben, ob und in wie weit die in den Zeitungen stehende
Nachrieht richtig last, dase seiner Zeit daa Ziel verfolgt werde, SSdwettafrika sum
Gegenstand eines Tauschobjekts mit anderen Staaten zu machen. Ich kann nicht
annehmen, deujs diese Nachricht auf Wahrheit beruht, und hoffe, dass in diesem
Sinne seine Antwort ausfallen wird. Redner empfahl dann der Reiritruug, der
neuen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika die üeuehmigung nicht zu versagen.
Der Abg« Dr. Windthorst wfinsehte, dass die Regierung, da man siebt ohne
weiteres suruek könne, einen festen Pbm ober das weitere Vorgehen, welehes sie
ins Auge gefasst, vorlegen möchte. Da der Herr Reichsknuler kein Kolooial-
schwärmer sei, so könne man der weiteren Kntwickelung der IMiif^e ruhig entgegen-
sehen. Immerhin habe es ihn unangenehm berührt, dass Hauptmann v. F'ran^ois
den dortigen Dingen so ruhig zugesehen. Er setze seines Theils voraus, dass die
' Regierung jeder Zelt bereit sein werde, wenn die Verfakltnisse ee verlangten, die
Sache anzugeben, oder, wenn das nicht möglich sei, wenigstens mit nller gebotenen
Vorsidit und ümsicht ▼onugehen. Aber er wiederhole, es sei ein anderer Stand-
punkt, eine Sache beginnen oder eine begonnene aufjgoben, und von diesem Stand-
punkte aus werde er för die Vorlage stimmen.
Rede des Herrn Reicbskanslers.
Reichskantler t. Caprivi steht der sfidvestnfirikanischen Kolonie kühl gegen-
über und bekennt, dass sie ihm schon manche Sorge gemacht habe. Es ist ja bei
der Entstehung unserer Kolonieen, die zum grossen Theile Kinder des Gefühls und
der Phantasie sind, nur zu natürlich, dass plötzliche Umschläge in der Weith-
sch&tzung kommen, und während man Südwestafrika vor Jahren als eine Art von
Koloniales Jahrbneh IML 9
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Die Kolonialpolitik im Reichstage.
PmmIIw ■düldtrto, in dt« HandmiaiMaii« fon Deutaehtn Muwand«ni kSantcii, ia
dem Gold und ich weiBs nicht wm aomt noch allet «uf der Stnate Hg»« ist mut
jetzt in ein pessimistisches Extrem n«eb der anderen Seite umgeschlagen. Die
gegenwärtige Kolonialre^iermig hält an den Traditionen ihres Vorgrinffers au-.-h in
Bezug auf diese Kolonie fest, wir verfolpen dieselben Ziele, wie >ie in früheren
Jahren verfolgt worden sind. Ich will Sie nicht damit ermüden, die Motive über
du OmsU von S. Febroar 1888 tu TwlMen, durch w«IehM der R«iditkonmiinr
ür Ostefrikn eifMrtit wurde, in d«n«n gani klar MiagwprodiMi worden iit, wie
die verbandeten Regierungen sich dae Yerbältniss der Regierung in den Kolonieen
SU den Weissen und zu den Eingeborenen denken. Genau auf diesen Grundsätzen
fussend sind die Instmktioncn gegeben worden, die der Zivilbeamte und der * »ffi-
zier in Ostafrika erhalten haben. Die Instruktionen g^eben im ganzen darauf bluau^,
dasi sie die Weissen zu schützen haben^ sich aber in Händel der Eingeborenen
ideht tu miedieB hitten. Man bat weiter die Frage geeteUt, wie die Regfemogen
sieb denn sur Znlastong «oaliBdiseber Oeselliebaften stellen würden. Wir haben
nichts dagegen und haben das ja durch die That an vielen Orten bewiesen, winA
auch durch Verträge dazu verpflichtet, andere als deutsche Gesellschaften in unseren
Kolonieen ziiziilassen. Indes.><en darin weiche ich doch von dem Abg. üammacher
ab: wenn es acblieäi»lich sso weit käme, dass eine deutsche Kolonie uur durch
Nichtdeutscbe exploiürt würde, so wurde ich der Meinung sein, dass der deutsche
Sehnte gegenstandslos geworden ist; denn was haben wir Ifir ein Intersise dann,
dentsdies Geld nnd deutsche Bhre für Niehtdentaehe an engagirao? (Sehr riehtig!)
So weit ist die Sache indessen, was Südwestafrika angeht, noch nicht gekommen.
Die Zahl der Deutschen, die Ms jetzt da thätig sind, ist allerdings sehr gering,
aber wir brauchen die HofTHung noch nicht aufzugehen, dass sich dieses Verbfiltniss
ändern wird. Im Augenblicke t>md Verhandlungen mit einer Gesellschaft im Gange,
und wenn nicht im letzten Augenblicke noch Stömngeu eintreten, so lieben wir
die HoAinag, daas dieselben perfekt werden. Bs handelt aieh um eine in wesMit-
ü^n ans Deutseben nnd dentsebens Kapital snsammengeeelste Gesellschaft, dis^ in
Deutsdiland gerundet, sich die Aufgabe stellen wird, einen Theil der Geschifte
zu übernehmen, die bisher in der Hand der södwestafrikanischen Gesellschaft waren.
Bei dem gegenwärti^ren Stande der Nerbandlungen kann ich mich nicht auf Km-
zelbeiten einlassen, aber ich kann mich der Hoffnung hiugebeu, dass, wenn dieser
Vertrag zu Stande kommt, die deutschen Interessen sich in Südwestafrika in einer
gedeihliehen Weise entwickeln kSnoen, nnd dass damit jeder Grund für die Regie-
rung w^Ollt, der Gesdlschaft, die sieh gründet, oder denen, die sieh noch gründen
werdni, die Bestätigung zu versagen. Denn wenn mein Amtsvorgänger bisher tot»
schiedeuen Geseliscbaften die Cienehmisrunir. ^-icli in Südwestafrika zu ctabliren,
versagt hat, so lre^cbah es nur, weil da^ keine deutschen Gesellschaften waren.
Der Abg. üammacher hat an mich die Frage gerichtet, ob ich die Absicht hätte,
oder gehabt bitte, Südwestafrika su verkanfNi, wie es in den Zdtungen gestanden
habe. Ich hatte wirklieh geglaubt, bei meiner BnthaltBamkeit in Besng auf die
Presse nachgerade über dergleichen Fragen fort su adn. Wenn ich auf alles das
erwidern sollte, was in der Presse steht, so habe ich viel zu thun. Wenn nun
weiter die Frage angeregt worden ist, <>\> dieser Standpunk? der Regierung nun
auch für alle Zeiten dersel'je sein würde, so muss ich >a2eii, mir fehlt <iie prophe-
tische Gabe. Wenn ich tu Tautologien reden soll, so kann ich vorsichtiger Weise
nur sagen, das ist dsr Standpunkt der Terbfindeten Regierungen heute; fOn dieeem
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Die Kolonialpolitik im UeicbäUge.
131
Standpuiikto balMii die Yorlafe eioferaiclit, und wfiiiBeheD» dass ta» genebmigt
wird. Dmu frt tneh du VerliiltiiiM uiuartr Schntstruppe in den Kimpfeo Wit-
boys mit den Heraroe beriährt worden. Uneera SiAiitztruppe besteht au« 40—50
anfangs berittenen, nachf^orade «nheritten gewordenen Polizisten (Heiterkeit). An
der Spitze steht ein Offizier, zur Zeit Hauptmann v. Kran^ois, dem ich, im Gegen-
satz zu manchen Anfeindungen, die er erfahren hat, denen jede Polizei vollends
unter braunen llenscben ausgesetzt ist (Heiterkeit), das Zeugnias anastellen muss,
daaa er aainen FnnlttiODeii vonugHcb genügt oad aeine InatmktieneB in lehwie-
rigen YerlAltBiaBeB genaa beiblgt hat Er ist preoatiaebar OfBiiar, und icb weit»
aus seinen Berichten, dass es ihm viel schwerer geworden ist, nicht zu schiessen«
als zu schiessen. Er hat aber seine Instruktion befolgt, und ich habe gar keinen
Anlass, diese zu ändern, sondern habe sie von neuem bestätigt und ihm von neuem
eingeschärft. Denn was soll entstehen, wenn diese 50 Polizeisoldaten sich in deu
Streit Ton Völkerschaften mnmiacben, die auf der einen Seite 60000, auf der an-
deren vialleieht 19000 Menaeben tUdan? In dem itidUeben Tbeile nnaeraa aud-
waataMkaniaebtn Oabietaa iat ein Haan auljKeatBnden, balb Prophet, halb Krieger,
Witbey genannt, der dM Talent hat, seine Umgebung sn begeistern und fortzu-
reissen. Der hat eine Truppe ton 450 nOO Mann 7us,immen<»ebracht, die alle mit
Hinterladern bewaffnet sind, und iMnk der Freundlichkeit unserer Naclibarn in
Südwestafrika (hört, hört!) auch reichlich mit Munitiou verseben sind. Mit dieser
Truppe bat er aicb in ein Felsennest zurückgezogen, von dem aus macht er, wenn
der Hunger ihn treibt» AuaAUe. 8o iat er aueb im Herbat vorigen Jabrea in daa
Land der ^eroa geiogen, um dort die Vlehbeerden w^tutreiben. Daa ist ihm
nneh im vollen Umfange geglückt. Nun sagt man, bei dieser 6elei;enheit habe die
deutsche Sohutztnippe («ewehr hei Fuss dajifestanden. Das ist richtig. Ahor ich
bitte Sie. sich einmal die Kunscquenzen auszumalen, wenn sie nicht Geweiir hei
Fuss gestauden, sondern das Schiessen gekriegt hätte (Heiterkeit). Was sollen
50 Hinterlader gegen 450—500? Nun will icb swar die Scbiessansbildung der
Deutschen aehr hoch und die der Hottentotten sehr niedrig uMdilngen; aber auf
die Dauer kommt ein Moment, wo aueb von sdileebt gesieltem Feuer eine grosse
Zi^l von Schüssen derartig wirkt, dass 50 Mann vom Erdboden Tersch winden.
Herr von Fran^ois sagt, er würde sehr gern einen entscheidenden Schlai: gejyen
den Mann geführt haben. Ich muss mir indess sagen, wenn dieser lirave Haupt-
mann den Schlag riskirt und siegt, nun was ist die Folger' Wie viel Mann wird
er von seiner Scbutxtruppe noeh übrig behalten? Was madit er dann, wann
Witbo7 deh wieder nach seiner Felaräbnif surocksiebt? Cemiren kann er ihn
gar niebt, er kann tMk «och nicht so lange behaupten, bte wir ihm neue Unter-
stitsnng aebicken. Nun ist die Frage angeregt worden, ob sieb Herr v. Fran^ois
nicht unseren Freunden, den Hereros, verbünden könne Herr v. Fran^ois sagt,
er danke für (lie^e Bundesirenossen (Heiterkeit), und ich ulaube, er hat Recht.
Zunächst kommt dabei eine Schwierigkeit in Betracht, die das Land bietet. Cirüssere
Abtbeilongen sind dort sebr schwer im Wege der Requisition tu em&bren, und
noch schwerer su trinken. Jene Bundesgenossen würden, da sie nicht voUwerthige
Mitatroitsr sind, ffir uns nur Ballast sein. Herr v. Fran^ois hat su aeiner Vermu-
tbuDg, dass diese Hereros nur Ballast sein würden, auch insofern eine Berechtigung,
als sie sich bisher — ich will der Ehre der Hereros nicht zu nahe treten — durch
einen hohen Grad von Vorsicht ausgezeichnet habtn. ((irosse Heiterkeit.) Auch
bei den letzten Ereignissen im September ist keinem Weissen ein Haar gekrümmt
9*
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132
Die Kolonialpolitik im Reiihstage.
worden, so viel Respekt bat Witboy vor den Weissen gehabt; er bat dM Haus
keines Weissen betreten, ja nicht einmal ans der Pfntie getrlnkt, von der Haupt*
mann v. Francois bebavptet. sie firehöre ihm. Trotsden babm die Herero« sieb
wenig oder irar nicht penlliit, sondern haben es vorgezogen, in die Hätisor (hr
Weissen zu latifeii und dort Si-Imtz zu finden, statt sich zu wehren, obwohl sie
eine Bevölkerung ist, die im ganzen 600Ü0 ^eni>cben 7.ühlt. Dass wir also, so
lange niciit deutscbe InterMsen in grösserem Umftunge dort engagirt sind, keinen
Qmnd haben, deutsches Blut für die Hereros sn vei^essen, ist uns sweifelles, als
die Hereros bei den Ereignissen, vo der Bngl&nder Lewis eine Rolle spielte, sieb
uns gegenüber recht unschön benommen haben. NMchta desto weniger würde ich
einer Vermehrung der Srlmtztrnppe nicht abgeneigt sein, immer aber unter der
Voraussetzung, dass erst mehr zu schützen da ist. Man bat mich wiederholt an-
gegangen und gesagt: Ja. Gott, was wollen Sie, was sollen wir unü in Südwest-
afrika ttiederlasseii, vir finden da keinen Schult; orst bringen Sie mal eine Tmp-
penmacbt hin, die uns ein ungestörtes Arbeiten garantirt. Ich kann das nicht
aeceptiren, ich bleibe bei dem Grundsatz meines Amtsvoigingers: Brst mnss etwas
zu schützen sein und dann kommt die Trappe hin. Sonst wfirde es eine Schraube
ohne Ende sein, und wir bekommen eine Kolonialarmee, die wir über halb Afrika
zerstreuen könnten. Wir wollen nur in Ruhe abwarten, wenn da.s Haus die .\ntr;igo
der Regierung genehmigt, wie das Jahr ablaufen wird. Wir sehen es mehr wie
ein Versnchsjahr an, wir können nicht in dl« Znknnll bUeken, hibea abef' tidit
den mindesten Orond, an der Zukunft sn sweifsln, denn in Besug auf das, was
der Abg. Hammacher über die Zukunft des Landes sagt, kann ich ihm, gestützt
auf meine Kenntniss der tbatsicblicben Verb<nisse, die wahrscheinlich aus den*
selben Berichten datirt wie seine Kenntni.ss, nur zustimmen. Man kann nicht
wissen, was aus dieser Kolonie alles wini, s iIkiM man erst Zeit hat und geneigt
ist, Kapital hineinzustecken. iJer gegenwärtige Zustand ist nicht baltbar. Geben
Sie uns aber sin paar Jahre Zeit, dann werden wir sehen, was ans der Sache au
machen ist.
Der Abg. Richter knüpfte an den Ausprach des Reichskanslera in dem
Versucbsjahre an, um sich gegen die Bewilligung auszusprechen, da man in einem
solchem Falle sich enthalten müsse, irgend etwas Neues in dem Schutzgebiete an-
zufangen. I)ie Konsequenzen solcher Bewilli);unL'> ii könnton sich praktisch sehr
leicht auf eine nicht absehbare Zeit erstrecken. Kr habe es verstanden, dass das
Zentrum in seinor Kolonialpolitik eine gewisse Wendung macht« und flinea Zu*
sammenhang zwischen der Kolonialpolitik und der Dnterdrücknng der Sklaverei an
eritonnen glaubte, in Südwestafrika komme aber der Sklavenhendel absolut nicht in
Betracht, hier handle es sich lediglich um Kolonialpolitik- I>er Herr Abg. Windt-
horst meinte, wir müssten unsere überschüssigen Arbeitskräfte in andere Lfmder
verpflanzen. Haben wir denn in Deutschland einen Ueberfluss an laiidwirthschaft-
licben Arbeitern? Gegen die Sacbsengängeret wird mit allerlei polizeilichen Schika-
nirungen vo^egangen und ein konservativer Redner hat doch noch vor wanigen
Tagen mit Rncksieht auf die Saehsongftngerei vor der Herantersetsnng der Per»
sonentarife gewarnt. Hier will man nun künstlich eine Afrikag&ngerei insoealren.
(Heiterkeit.) l'io Arbeiter befinden sieb bei der Sachsengingerei durchweg ganz
wohl, bei der .Vfrikagäntrerei würde dies weit weni?er dfr Fall sein. Ich möchte
keinem Sachsengünger rathen, sich auf Afrika einzulassen, er könnte »ehr trübe
Erfahrungen machen. Die Regierung ist über Werth oder Unwertb von Südwest*
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Die Kolonlalpoliük im Reichstage.
138
nfrika iiocfi durchatis unklar. Wie kann man es da verantworten, wie Abg. Ham-
mailur meinte, ein autoritatives (intachten abzugeben, durch welche.'« sich Arbeiter
bestimuieu \a&sen könnten, aus Deutschland nach Afrika zu geben. Die Sache hat
eine grnndifttsliehe Bedentnng. Die Kolonialpolitili litt mae schon msocbe Un-
gelegenbeit gebncbt, ebw die Regierang bat sieb gebfitet, sieb in die Koleoisttions-
fra^^e einzumischen. Wer dorthin gebt, thut es auf eigene Reebnnng. Gans anders
liegt (ÜB Sache, wenn solche Versuchsanstalt eingerichtet werden soll. Wenn es
noch eine reine liegierungsan.stalt wärel Aber man will einem dort angesiedelten
Deutschen einen Zuscbuss geben, welcher den Landleuten» die dahin kommen,
Auskunft geben soll. Das ist die denkbar ungläcklicbste Verquickung einer autori-
tativen Beliörde mit den Privatinteressen. Der Privatmann« der eieh auf seiner
Besitsnng abgeschieden von alten äbiigeo befindet, hat doch ein gans natfirliehes
Interesse daran, Nachbarn zu bekommen und solche Leute dahiczulocken. Es ist
nicht unparteiisch, trotzdem soll es von Reichswegen eine Autorität erhalten. Hei
der Lrricbtung einer landwirth:»chaftlicheu Versuchsstation kommt es nicht nur
darauf an, ob da etwas w&cbst, die Frage ist, ob das auch lohnend veitauft werden
kann, und wenn das nicht möglich ist, dann ist die gaase Produktion der betref-
fenden Gegend gar nichts werth. Die schöne G^nd dort ist von jedem Verkehre
abgeschnitten. Ganz Südwestafrika hat gar keine regelmässige Verbindung, ab iind
zu kommt ein Segolschiff aus Kapstadt dürthin. Ks hat 15 — "iOOtJO ileutsche
Quadratmeileu und umlus^st 500 Europäer, auf 40 Quadratmeilen kommt ein Kuropüer
und auf 200 — .300 ein Deutscher. Wie stebt^s nun mit den Rechtsverhältnissen?
Ich halte die Instraktionen, w^che die Regierang dem Hauptmann v. Fraufois ge-
geben bat, für durchaus verstindige. Wenn man aber dort eine Sehutitrappe hat,
die ausser Stande ist, einen Sehuti SU gewähren, wie kommt man dann dazu,
sich in ilie Kolonisationsfrage einzumischen? Obschon man dort eine Sobutztnippe
bat, kann inau doch nicht schützen, da dächte ich, dürfte die Krage einer Abtrat nn^'
wohl in':» Auge zu fassen sein. Wir haben, ohne unserem Auseben zu schaden,
unsere Flagge auf den Karolinen und anderswo niedergezogen, das hat ein paar
Kolonialsehvirmer su Zeitungsartikeln veranlasst, aber geschadet hat es uns nicht.
Heute scheint die Regierung selbst zu fühlen, da.s.s sie bei einem Wen it imnkte
stehl, dass es so kein .Jahr länger fortgehen kann: da kann man wohl norh anf ein
Jahr die alte Bewilligung ausbpreclien, aber ich denke, wir tiaben deshalb keine
Ursache, sie zu einem Vorgehen noch anzuspornen, das nimmermehr zum Wohl
Deutschlands sein kann.
Der Abg. vea Vellmar kann nicht begreifai, wie man f&r Sudwestafirika
nicht nur Geld bewilligen, sondern es sogar vermehren wolle. Disss man mit den Ein-
geborenen Verträge schlösse und sie nicht schütze, könne nur das deutsche
Prestige schädigen. Nach den bisherigen Erfahrungen mit den l'rtheilen Sachver-
ständiger kann man nur wenig Vertrauen zu der laudwirtbschaftlicben Entwicklung
SddwestafHkas haben. IMe Herren rechts und im Zentram spii^n sich immer als
Freunde der Landwirthschaft und Viehtnehtung auf und sperren sie gegen das
Ausland ab — nun wollen Sie diesen im Inlands, in den Kolonien einen Konkur*
renten schaffen I Wie wird e> sich hier mit dem Viehzoll mni li.-m Wollzoll ver-
balten? Wer für <lie Korderuni; stimmt, thut dies aus den anije^H'heiien (inuulen
nur, weil er andere, bessere ürüudc nicht nennen will. L'urch die Bewilligung der
neu geforderten 23500 Hark wurde man sich hier weiter engagiren, wUrend wir
das Land am besten aufjKiben, die dortige Scbutstroppe auflisten und unsere
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134
Di« KolonuJpoHtik im Rdehatage.
(ganzen Engagements dort lösten. Man sagt, ein grosser Staat könne das nicht so
• tlino Weiterps tliun; ich verstehe nicht, wie das im nationalen Sinne liegen kann,
weau man einmal eine Dummheit gemacht bat, dabei zu bleiben ; gerade ein grosser
$tul hon 4u, ohne aieh «twas su vergebeii.
D«r Abg. Dr. Haomaeher «riimarto daran, daia der Gedanke daa Ffirstaa
Biaani^ avf Sfidweatafnka die deutsebe ScIintilierTadiaft so eratreeken, doreh das
Kedärfuiss der ßarmer Missionsgeseliscbaft nach politischem Schatze angeregt mar.
Kr zweifle nicht, dass Herr Hr. Windlliorst und seine Freunde auch jetzt im Interesse
der Christianisirunu' für Süilwestafrika die nöthiffen Mittel bewilligen werden. l>er
Uerr Keicbskanzler ging wohl von einem Irrthum aus, wenn er meinte, ich wünsche
den dentaehen Sehtita auch dann aufrecht an erhalten, wenn Dentachland kein
Intereaae daran habe, nnd hielte eine Znrnckwdanng dieaea Wnnaehea fdr neth>
wendig. Dem gegenäber bemerke ich, daas ich in dieser Seite der Frage durchaus
auf dem Standpunkt des Herrn Reichskanzlers stehe. Rs bandelt sich bei dem ia
Rede stehenden Vertrage über die Eigentbumsobjekte der Südwestafrikani-^chen
(iesellschaff, nicht um ein Aufgellen unserer dortigen Interessen, er soll im Gegen-
theil diese Interessen vertiefen und erweitern. Daas, wie der Keicbskanzler meinte,
tiei der Brwerbnnf der aiidweitafrikaniBchen Sehntigebiete in Kolonialkreiaen die
Ueinung geweaen aei, daaa aofort Hnnderttanaende ton Dentaehen, die das Vater>
land verlassen wollen, dort ein geeignetes Gebiet knlturellcr nnd wirthaehaftlicber
Tb&tigkeit finden, wüsste ich nicht. Meiner Erinnerung nach stand man der Er-
werbung Südwestafrikas sehr nüchtern gegenüber, was ich namentlich Flerrn Richter
gegenüber sage, der auf meine Ausführungen mit einer der Wirklichkeit nicht ent-
sprechenden Kritik vorging. Der Abg. Richter erinnerte an die denkwürdige Sitzung
der BadgetkoBsmisaion im Jahre 1885, wo ich die Anai^t Tortreten bitte» die Br-
werbnnf liege im Intereaae des dentichen Vaterlandea. Daa habe ich nicht gelhan.
Vielleicht berichtigt Herr Richter seine Ausführungen, wenn ich daran erinnere,
dass es sieb damals darum handelte, bei der Berathung der Uebernabme einer Zins-
parantie für eine Dampferlinie den Zusammenhang zwischen diesem F,ntwurfe und
der deutschen Kolonialpolitik darzuthun. Ich habe damals allerdings erklärt, dass,
wie die Einrichtung subventionirter Dampferlinien auch die Erwerbung von Schutx*
gebieten ein Akt dentaeher Kolonialpolitik aei und den Intereiaen Deutsehlands im
Auslände dienen Deahalb gehöre ich aber noch nicht an den Schanmachligem.
Mit diesen bezeichnete ich eine gewisse Kat^orie von Kolonialfreumlen, die lieber
phantastische Ideen in unserem Vaterlande vertreten wollten, als die in der Kolonial-
politik liegen<leii vaterländisclien Interessen in ihrer vollen Bedeutune zu würdigen.
Die Behauptung, dass das BÜdwestafrikanische Gebiet nur vermittelst der Walli>olibai
zugänglich sei, ist ein Irrthum, der darauf beruht, dass er übersehen hat, da^^
Angm Peqnena von nnacrer Harineverwaltnng ala ein guter Hafen angesehen wird.
Anaserdem beateht bweita eine nicht nnwieht^e Verbindung gerade awMian der
Kapkolonie, speziell zwischen Kimberley und dem südlichen Tbeile. Hendrik Wit-
boy erhält Waffen und .Munition vnn einem englischen Konsortium in Kimberley.
Im vorigen Jahre hat er allein 800O0 Patronen von Kimberley erhalten. Wenn
überhaupt das Schutzgebiet so bedeutungslos wäre, wie die Abgg. Richter und
Vollmer mahlten, wie erklirt ea eich, dasa unausgesetzt die Bewohner der Kap-
koionie und in Europa lebende Englinder wnnsehen, jenea Gelriet ffir die Kap-
kolonie an erwerben nnd dort eine wirthachaftUcho TUUigkeit an entwidteln? Sind
diese Herren aolche Narren, die für eine verlorene Aulgabe groaae OeManrnmon vor-
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Die KoloBialpolitik im Itoicbttactt.
1S5
wenden wolle«? Herr Richter stützt sein Urthei! über die Werthlosigkeit dieser Ko-
lonien wesentlich auf das Ke.-ultat dieser Fxpedition, aber dieses Resultat ist durchaus
kein definitives, das bat auch der Herr Reichskanzler betont. Mir ist von sacbver-
BtindifeB Mmiaiii vaivlebert worden« dus, weim man mit d«m nötbigen Kapital Tor-
g«he, mit Sielnriieit auf •bbmwvrdig« OoMmines s« raclni«ii td, wie «iiut io Trau^
▼aal. Die geologischen Verhältnisse sind in einem groMan Tb«i]e VOB Sfidwestafrika
dieselben, wie in Traii<>vaal und, darauf gestützt, behaupten Bergleute und Geologen,
dass sich auch in unserem Schutrgebiete ertragreiche Gol iminen werden aufscbliessen
lassen. Dir steht kein Urtbeil darüber zu, aber diejenigen Ausländer und Inländer,
Ivtitira antar Fiknmf 4m Htm Wo«rmann, welch« entscbloMen sind, dieee
grantn lafritalien dort oiunlcfni« mfinon doeb der Attsiebt eeia, des* die BipM-
tetion anssiditavoll iit. Herr Richter spöttelt nber meinen Antdraek, die Oeiell-
schaft betrachte es als ein nobile officium, Schildwacbe vor dem deutschen Schutz-
gebiete zu stehen. Ich habe, als von verschiedenen Seiten behauptet wurde, die
Gesellschaft könne ihre Aufgabe nicht erfüllen, das Schutzgebiet biete keinen
rationellen Boden, gesagt, die Oesellacbaft werde nach Erschöpfung ihrer Mittel
wenigateos soviel Kapital snnrnmenbaltan, daia in unaarem Sebvlq{oUota eine
Ko1oniaI>Oesoilaehaft fiberfaavpt noch «siatirf. Ba ist selhstTerst&ndlich, daaa tie
dabei nicht unth&tig zu sein gedachte. Die Oesellschaft wird ihre Vertreter immer
dort behalten und dadurch das aktive Be.sitzrorht des Reiches dort aufrecht erhalten.
Auch die Bemerkung von mir, dass nach Ansicht der Landwirthe für eine künst-
liche Sammlung des Wassere tut Bewässerung der weit ausgedehnten fnr Weiden-
hoerden gatigBetmi Fliehon geaorgt «erden mnaata, hat Herr Richter in^ Lieber»
liebe gemfen, indem er sagte: «Wo kein Waaaar iat, kann fiberhaapt niebta «aehaan.*
Ich halte Herrn Richter entprep:en, dass dasselbe Verhältniss auch in Södwestafrika
und in Transvaal stattfindet. Ich resuroire mich dahin: Die Schwierigkeiten in
Südweslafrika sind sehr gross, niemand kann jetzt sa^^eu, dass die Versuche, dieses
I^nd für Deutschland nutzbar zu machen, dafür zu sorgen, dass dort in der Tbat
Kolonisten in groaaem Oebieto aich nioderlaaaen könneo, bia jetit aiebeigeatallt
sind; aber allca, waa iber Sndweatafrika bia jetzt bekannt gewoidan iet^ llaat nicht
daran verzweifeln, daH^ r^an zu einem besseren Resultate kommt. Keinesfalls liegen
die Verhältnisse so, dass wir die Klint» in's Korn werfen sollen, und wenn wir uns
dazu nicht entschHessen, so geschieht es ineinestbeils aus dem Grunde, den ich
mir nicht aus dem Herzen reissen lasse, dass es unseres Vatorlandea nicht würdig
wire, wenn wir eine Kolonie aalS|«ben miasten, die erst vor «anig Jahren durch
einen der grSasten nnd geacbickteaten Feldiqga gegen England erworben worden
ist (BeHhll.}
Nach einigen Bamerkunrren oder Richtif^stellungen der Abeg. Windthont,
Richter, v. Vollmar und I)r. Hammacher wurde der Antrag Richter gegen die
Stimmen der Deutschfreisinnigen, der Volks[>artei und der Sozialdemokraten und
einiger Mitglieder des Zentrums abgelehnt, die Position in der Höhe der Regierungs-
forderong bewilligt.
Ostafrika.
Im Titel 6 werden für Ma.ssrei;eln zur Unterdrückung des .Sklavenhandels und
zum Scbuue der deutschen Interessen in Ustatrikü 3500000 Mark gefordert; die
Bndgetiioauaiiaion beantragt, 1 Million abraaetaen. — In VerWndnng danrit wird
dar Geeetaentworf, betreffend die KaiaerUche Scbvtatrappe in Oatafrika, baratban.
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136
Di« KoloDialpoUtik im RfliolwUge.
GMetienhnirf, betreffend die Scliiitztruppe fDr Deutsch-OstifKka.
§ I des Entwurfes lautet: »Zur Aüfrechtbaltung der uffentUdi» Ordnung ucd
Sieberlieit in Dentaeb^Ostafrikn, insbesondera snr Bek&opfaog d«8 SkteTenbandcta,
wird eine Schutxtruppe terwendet, deren oberster Kriegsherr der Kaiser ist.** In
drei weiter folf^enden Abtheilunfj^en stellt der Entwurf fest: I. Bildung, Ergfimung
und Rechtsverhältnisse der Sohutztruppe; II. Versorguns; III. Ueherganssbfstim-
rnunpon. N.icli <5 2 wird die Schut/tnippe gebildet: a) au>i Ofti/it-ren, lii<;e:iieureu
des Suldateuätuudeä, Sauitätsoftiziereu des Keichnheeres und der Kaiserlicbeo Marine,
weiche auf Grund freiwilliger Meldung der Scbutztrupp« tntweise siigvtheüt
werden: b) aus Angeworbenen Farbigen. $ 8. Die der Schatstmppe sugetlieiltea
deutschen Hilitirpersonen und Beamtm scheiden aus den Heere und, soweit sie
der Kaiserliehen Marine angehören, aus dem Etat der letzteren aus. Sie gelten ab
ausser dief^em Ktat stehende, /<>itweise abkoinmandirte Aniiehöniie der Kaiserlichen
Marine. Die der .Schutztnif)[t»^ ziigetheilten Zivillieainten der Militär- oder Manne-
verwaitung gelten als Militärbeamte. § 4. Die hinsichtlich des strafgericbtlicbeu
Verfahrens gegen die zur Scbutztruppe abkommandirten Milit&rpersonen doreb die^
besonderen Verhftltnisse der Sehntztruppe gebotenen Abweichungen von den Vor-
schriften der HiUtlr>Stra%OfielitsordBang werden durch Kaiserliche Verordnung
bestimmt. Nach § 5 finden in Betreff der Venorgungsansprüche der zur Kaiser-
lichen Schutztruppe abkommandirten Militfirpt'rsniicn un<l ihrer Anjjeliörigen die
Hestimmunffen, welche für die au.s dem Manne- Ktat besoldeten Miiitärpersonen
gelten, mit einigen besoudereu Massgaben Anwendung, die in den ^§ (i — 1(> näher
angegeben w«rdon. Nach | 9 erhilt jeder Offiiier, Ingenieur des Soldatenstandes,
Deekoffixier, Sanititsoffizier oder obere Beaate, welcher nachweislich dnreh den
Dienst in der Schulstmppe intalide und sur Fortaetzung dea aktiven Militär- oder
Scedienstes unfähiL' »[oworden ist, an Stelle der im § 12 desOesotses vom 27. Juni
1871 torgesehenen l'on.>)ionserliöhun£r eine Krhöhutip der Pension von 1020 Mark
j&briioh. wenn die Pensioninini^ aus der ('liurLru uiiios Itcckottiziers, bcziehunjrsweise
eines Lieutenants oder Hauptmanns (Kapiiuu- Lieutenants) Ii. Klasse, und von
760 Mark jibrlidi, wenn die Pensionirang aus einer anderen Chaigo erfolgt Oben
Beamte erhalten die Pensionserhöhung ton 1020 Mark jihrlieh, wenn ihre Pen-
sion! rung aus einem pensionsfUiigen Diensteinkommen von weniger als 8600 Hark
erfolgt. Alle übrigen ob«Toii Üpamten erhalten eine Pensionserhöhtiiip: von 750 Mark
jährlich. Militärpcr.sonen dtr l ntL'rkla.>isen. welche in der vorbczeictineten Weise
^anz invalide geworden sind, erhalten an Stelle der Zulage eine l'en^ionserhöhung
von jährlich 300 Mark. Für diejenigen, welche der Schutztruppe ohne Unter*
' breehung länger als drei Jahre angehört haben» findet ffir jedes weitere volle Dienst-
jahr eine Steigerung der Pensiouserhöhong um ein Sechstel bis zur Brreiehnng des
Doppelbetrsges statt. § 10. bestimmt weiten Bei denjenigen aus dem Dienste der
Kaiserlichen Scbutztnippe scheidenden Per.sonen, welche derselben ununterbrochen
mintlestens 12 volle Jahre arifrehürt haben, ist eingetretene Dienstunfähigkeit nicht
Vorbedingung des Anspruches auf Pension. Fiir den Anspruch auf die Pensions-
erhühuogeu (§ 9) ist jedoch der Nachweis der Invalidität erforderlich. § 11. Die
Zeit der Verwendung in Afrika wird bei der Penrionimng doppelt in Anrochnnng
gebracht, sofern sie mindestens sechs Monate ohne Unterbrechung gedauert hat
Seereisen ausserhalb der Ost- und Nordsee rechnen hierbei der Verwendung in
Afrika gleich. — Ausgenommen von dieser Doppelrcchnnng ist die in solche Jahre
Digltized by Coogl^«J
Die KolonMlpolitik im Rttietetage.
137
fallende Dienstzeit, welche bereits als Kriegsjabr zu erhübtem Ansätze kommt.
Na< h den l eherganpshestimmuiigeii können ausser den im § 2 I,itt. a hezei« hneten
Militärpersoneu in die Scbutztruppe auch solche Deutsche übernommeD wi'i ien,
welche der von dem Reicbskommissar für Ostafrika angeworbenen Truppe angehören.
Sie erhalten hierdareh die Rechte und Pflicbten der vorerwihnten Militftrpereoiieii.
FSr die aof Onrad dieser Beetimmniig in die Scbatztrappe fiberaommenen Personen
ist der in der Truppe des Reichskommissars bereits abfireleistete Dienst im Sinne
dieses Geaetses denjenigen in der Scbutitruppe gleich zu achten.
Referent der Hud(;etkomiuissiou, Prinz Arenberg : Die dem Reicbskommissar
untentebenden eingeborenen Scbntstnippen, sowie der dentsohe Stab derselben und
das Veniallniigspeiaonal fir Ostafrika machen groase Kosten nfitbigi femer mache
sieh der Mangel einer Reparaturwerkstatt unangenehm bemerklich; dasn kommt die
Olganisirunp^ der für das Deutsche Reich nhprriommcnpn Zollverwaltung — alles
dies genau spezißzirt, eririeht eben nur die .Summe, die die Kommission zu be-
willigen vorschlägt, zumal der Regieruugsvertreter selbst zugab, die Zollverwaltung
werde keine Kosten Toranlassen, sondern noch ein geringes Pins Hefem. Die Kom-
misaion wünschte, den apeiifizirten Etat fnr Ostafrika dem Hause in der Welse vor-
zule(^en, wie es seit zwei Jahren für Kamomn geschieht; die Regierang gab hieriber
keine bindende Krklärun<}:
Abg. Dr. Bamberger: Als nno Art Zusirljcruiii: wurde uns im Krnlijahre
vorigen Jahres die Krklärung abgegebeu, da!>8 uns im Herbst des Jahres eine
Anseinaadersetsnng der Regierung an Tbeil werden wfirde, wie in Zaknnft diese
unklare Materie liinaichttich der ostafrikanisehen Verhiltnisse beliaadelt werden solle
und es wurde zugleich gesagt, diese Erklärung werde zu allseitiger Befriedigung
gereicheO' rnmittelh;ir darauf fol£?r<' d»T Abschluss rics fl^-utsch enfjlischen Ver-
trages. Meine Freunde und icii haben uns nicht zu Widcrsailiern dieses Vertraj^es
gemacht. Namentlich meinten wir nicht, dass die Regierung in Afnlia zu viel auf-
gegeben habe. Im Oegentheil. Wir mdnen, je weniger Afrika, desto besser. Von
anderer Seite wurde der Gewinn Heigolanda als gar an gering dargestellt. Sagte
man doch, der Vertrag bedeute so viel, wie wenn nma eine neue Hose hingebe
fSr einen Hosenknopf. Da möchte icli schon eher saß^en, wir haben sie dahin ge-
geben gegen eine schöne Husennadel, und ich hoffe nur, dass uns das Ktui der-
selben, die Refestigung Helgolands, die Freude au diesem Juwel nicht verderbe.
Die HainongSTerschiedenbeit swiacbon meinen Freunden und der Regierung trat
aber um ao heftiger aoa Tagealicht bei der Bntsehliesaung der Regierung, in welche
Verfassung sie das uns so gebliebene Gebiet Afrikas bringen wolle. Die Regierung
hat den Küstenstrich, der früher dem Sultan von .Sansil)ar gehörte und von diesem
der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft übergeben wurde, mit dem l)eutscheu
Reiche vereinigt. Ganz klar sind die Staats- und TÜlkerrechtiicheu Verhältnisse,
die daraus folgen, heute nicht tu fixiren, aber jedeniüla iat der Boden, auf wetdion
sich nach den früheren Abmachungen twischen Reichstag und Reichsrsgiemng
unsere frühere Rolonialpolitik aufbaute, und wonach wir keinen eiiienen Reichs-
besitz, sondern nur Schutztrebietc dort etabliren wollten, verlassen worden. Wir
sind nun der Hetriennif^ und speziell dem Reichskanzler dankbar dafür, ilas> er uns
im letzten Moment vor i^erathung dieser Vorlage die letzten Nachrichten aus
Sanaibar zuginglich machte, damit wir bei der vollen Verantwortung tiber diese
Sache auch in voller Kenntniss derselboi bandeln. Bei der Lektüre dieser Berichte
L.idui^cü uy Google
138
Dk KolmiwlpoUtik im lUicbttagt.
aber hiitte ich den EinHnirk dt-« Manne«, welcher fia£rto: „Was habe ich mit der
»ialet'te zii thun?" Hei den Streilio:kt iten zwischen Kmin, Stokes, Wis<mann und
wie alle diese Leute beissen, kommt man scbiiesslicb zu der Ueberzeuguug, dass am
Ende dat Oaliinde des gaascn Beiebes in den HIaden von kibneii Pfadfiiideni eich
befindet. Ich hebe, flrabe ieh, im » Beichmiteieer* gelesen, daes die Regieivng
sich in die Einzelheiten der afrikaniiicben Anselefrenheiten nicht einlassen könne.
Und das ist auch natürlich hei einem Volke, welches in kolonialen Angelegenheiten
noch so weniu' Erfahrung gemacht hat. wie wir. Itarum müssen wir unseren
dortigen Beamten eine grosse Verantwortlichkeit und Machtvollkommenheit zu-
billigen. Nun sind aber diese Leute, die sieh nm die Enebllesennf Afrikas ver-
dient maeben, Abentenrer, d. b. Abcntearsr im besseren Sinne. Wir haben «na
von abenteaerischen Männern immer hinziehen lassen von Station zu Station. Als
Fürst Bismarck hei der Frage von Angra Pequena di«* Krage der Knlonieen berührte,
sagte Peter«, jetzt ist es Zeit, in Ostafrika Erwc-rbuniren für Deutschland zu machen.
Er ging auf eigene Faust bin, scblofs Verträge, trank Blutbrüderscbaft mit iiaupt-
lingen «. s. v. Damals wurde über ihn viel geliebelt nnd gelacht. Aber aehlieaa-
lieh hat Herr Peters die ostafrikanisehe Gesellschaft gegrfindet, diene emarb Knslan-
stricbe von Afiika, es entstand der Aufstand, der mit Hälfe des Deutschen Reiches
gedämpft wurde, und so kamen wir schlies.slich durch da,s ganze A-H C dahin, wo
wir uns jetzt befinden. Dennoch habe ich vor Herrn Peters den Respekt, den ich
vor jedem Manne habe , der sein vorgestecktes Ziel erreichte. Ob Herr Peters ge-
eignet iit, wie es jetst heifst, dem Gonvemenr an die Seite gesetat werden,
um die Dinge in die ri^tigen Wege ta bringen, weiss ich nicht, geht mich aaeb
nichts an. Ich eiinnere Sie ferner daran wie infolge der Kolonialbegeisterung dar
Englisch - Amerikaner Stanley bei uns pefeiert wurde, wie dann (ileiches Herrn
Wissmann widerfuhr, und ich muss Herrn Wissmann, wie nh es schon früher
that, die Uerecbtigkeit widerfahren lassen, da&s er zu unseren Öiegeserfolgen in
Ostafrika sehr viel beigetragen bat. Anf die ncoeren Streitigkeiten swisehen Bmin
nnd Wisamann will ich jetst nicht eingriien, ich fahre ihn nnr snm Beweiae dafir
an, wie aasserordentlich gross der Eiofluss aller der M&nner ist, die wir in unseren
Kolouieen verwenden müssen, und da.s8 deshalb das Iteutsche Keich die Sachen sehr
sorgfältig prüfen müsse, ehe es aus dem System der Schutzgebiete in das der
Keichskolonieen übergebt, weil alle die üefabren, die früher die deutacb-
ostafrikMilsehe OfBellaehaft lief, jetst van dem Denlaehen Hci^ getragen werden.
Jetzt haben wir, nm es rund heranssusagen, ein afrikanisches Dentsehland.
Wir sind weit abgekommen von dem, waa daamls geplant war, als die Kolonial-
politik in üebereinstimmung mit verschiedenen Parteien in Angriff genommen
wurde. Wir können (ien Forderungen der Neuoreanisatiou der Regierung zu unserem
Bedauern nicht zustimmen. £s ist ja gesagt wurden, das ganze Unteraebmen wird
vielleicht produktiv werden, wenn es gouTeraemental von der höchsten Macht aas
geleitet wird. Ich bin der entgegeagisststsn Ansicht, dasa die Sdmflkmg elaea
ostafrikaniaehen deutseben Reiches nicht im Interesse dee Deutschen Reicfaee ist
Wir hatten erwartet, dass die Regierung die Verwaltung über die Gebiete der ost-
atrikanischeu (ieselischaft dieser in dem Sinne übergeben würde, wie die Dinge
ursprünglich lagen. Das Deutsche Reich hatte sich der ostafrikanischen Gesell-
schaft, die in Schwierigkeiten geratben war, angenommen. Nun dachten wir, es
sei natfirlieb, dass die Regierung sagen würde: Jetzt ist es an euch, daa dureb-
zufuhren, weesmi ihr euch anheiachig gmnaeht Imbt. Aneh Abg. Windthont hat
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Die KoloDialpolitik im Raehstage.
139
im Torigen Jabre erkl&rt, er erwarte, dass «iie Vonfraltung der Gesellschaft zurückgegeben
werde. AlsderKriepr mitBuschiri ausgebrochen war, schilderte Graf Herbert Bismarck die
Leichtigkeit, mit welcher der Aufstand zu bewältigen sei. Mit 400—500 Soldaten
wollte man sich Buscbiris bemächtigen« dann wurden es 600, 1100 Mann, immer
lil«M M, of Mi «ine Poliaeimaebt, and j«lat tebn wir «iiM kMii« Atbm vmi
1700 llum. Ob die ZoHe and tonstigen Abgtben die Koaten decken, leheint im
höchsten Grade zweifelhaft. Wir haben uns aber immer dagegen gewendet, daat
bei vagen (Unternehmungen das Reich die Lasten tragen soll, wthrend der (Gewinn
den Unternehmungen zufällt. Die Rejrierung hatte einen Vertrag abgeschlossen mit
der Gesellschaft, wodurch ihr die Koutrabirung einer Anleihe erleichtert wurde, es
war keine Oanmtie des Beicliet dabei, aber beüiahe eine Garantie, und leb meine,
wenn einmal daa OnglAek kommen sollte, daes die Geaellaebaft ihre Zinaen nicht
bezahlen könnte, so wäre nach der Art, wie die Sache verhandelt worden ist, daa
Deutsrtie Reich moralisch dazu verpflichtet. Zu einer Garantie wäre das Reich be-
rechtigt gewesen, wenn die Kosten wirklich aus den Zöüoti herauspfekommen wären.
Wir können der Forderung der Regierung nicht zustimmen, weil wir nicht das
Vertranen haben, daaa wk nach menadrikdiem Irmaeaen anf eiMa Erfolg bei der
Kolonialpolitik in hoffen haben. Sehen wir doch anf Algerien. In den 60 Jahren,
die es tn Prankreich gehört, hat es nach Abzug der Einnahmen 4 Milliarden Francs
gekostet, und noch jetzt, nach GO .Jahren, erfordert es einen Zuschuss Ton 87 Millionen.
Was Ostafrika betrifft, so hat man den .Afrikareisenden Fischer, der ein ungünstiges
Urtheil darüber gefällt hatte, der Befangenheit angeklagt. Man wird das wohl nicht
einem Manne gegenfilm tbon, der aaeh Oitafrika bereist hat and ein Scbw&rmer
für Kolmiialpolitik ist, ich meine den Reisenden Hans Meyer, welcher n. a. den
Kllimandscbaro bestiegen und der höchsten Spitze den Namen Kaiser Wilbelmspitie
gegeben hat, dem der Kaiser als Beweis Allerhöchster Gnade und als Anerkennung
seiner Leistungen sein Bild geschenkt hat. (Redner verliest hierauf eine längere
Stelle aus dem betreffenden Reiseberichte, worin es u. a. beisst: Mit Ausnahme des
Landes an der Küste und den grossen Seeon ist der grilaaoro Tbeil der deutschen
Intoreaoenq>hftro in Oslafrika ein onfrnchtbares und dSnn boTSlkertes Land, in dem
wohl der genngaame Neger ausreichendes Fortkommen findet, in dem aber far den
Europ&er weder gewinnbringende Wcrthe vorhanden .sind noch hervorgebracht
werdet! können. Das Klima ist im ganzen ungesund. Selbst am Kilimandscharo
in Hübe von 2000 Fuss erkrankten nicht allein Iiluropäer, sondern auch Neger am
Fieber. — Mag man die Handelsstationen am oberen Kongo oder die Missionen am
Myassa- nnd Viktoriaaee beaadmi, sie alle seigen dn Uppokratischeo Gesicht*)
Mit dieawBetiachtungsehliesso ich. Sie fägt xn meinen staatareditlichen nnd politischen
Bedenken auch noch das wesentliche Bedenken, dass von dieser ostafrikanischen Kolonie
ein solches Reich, wie man es sich hier vorstellt, nicht zu erwarten ist.
Staatssekretär v. Marschall: Der Abg. Bamberger hat uns in einem sehr
wichtigen Punkt missverstanden, indem er glaubt, es sei die Absiebt der Regierung,
eine staatsrechtUcho Dreithelhing des ootafHkanisdien Oebiotos in dem Sinne ein-
treten t« lawon, dass nnr daa Knstengeblet als einheitiiche Kronkohmio gelten solle,
dahinter daa Schntigebiet als solches verwaltet werden und dann noch die Interessen*
Sphäre verbleiben solle. Eine derartige Absicht besteht nicht. Ich habe auch
keinerlei Aeus.seruugen darüi'er gethaii, die auf eine solche Absicht hindeuten
könnten, zumal ein solches System schon aus geographischen Gründen undureh-
föhrbar wire. Schon gegenwirtig besteht twischen der neu orworbeneii Kfiste and
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140
Die Kolonitipolilik im Raichttag«.
dem alten Scliutz>;cl>iet kein Tuterschied mehr. l>ie beiden <iebiete bilden ein
einbeitliches Gaoze. die lDterei>i>eQ8pbäre betrifft, üo babe icb auf eine Aufrage
ciiMs MitgUedw der BudgetkonoiiMion geantwortet, ob und wenn man «ueb diese
loteresBenspblre unter den förmlichen Sehuts dee Reichee eufaebnien eolle, sei noeb
eiue offene. Es schweben darüber noch Krwit^uuzen, die Saohe sei nicht so einfach,
weil die ünterschulzstellutiff auch gewisse internationale VerpflichtHngen bedintre, und
CH tiiöj;liclier\vcise vorzuzielieti sei, nur allraäll?, nach Maassgahe der faktischen
Okkupation, mit der Krkläruug der Intere^isenspbäre zum iScbutzgebiet vorzugehen.
Als Ziel sebwebt der Kolonielregierung vor, seiner Zeit das gesammte Gebiet als
•inbeitliehes Oanxo zu venvalten.
Die Sittung am 8. Februar wurde durch den Herrn Abg. Oecbclhäuser
eingeleitet, welcher auf die günstige Entwickeluntr des Handels mit West- und
besonders mit Ostafrika einging und annahm, dass nach dun l)ishcrij?eu Uesuitaten
der deutKcbeu 0.>tafrika-liiuie auf eine Ausfuhr von uindestuns 4,ö bis ö Millionen
Mark im laufenden Jabr geschlossen werden dürfe, der dreifKhe Brtn^ des Jabrss
1889. Es ergab sieb, dass in der kurzen Zoit des Besiebens der snbventionirtmi
Linie benits eine aossMgewöbnliebe Bntwiekelung stattgefundoi babe. Der in soleben
Sachen sehr skeptische Herr Woermann babe sieb selbst erstaunt darüber ausge-
sprochen, dass die Ausfuhr in diesem Jahre die in früheren .lahren erreichte Höhe
schon mindestens um das dreifache übertrolTen. Diese Fuii^en der Linien waren
aber durchaus nicht die einzigen, die hierbei in Betracht zu ziehen seien. Znnicbst
ist ins Aqg* *v fassen, dass die Begrnndnng dieser Woemiann>Linie ein bedeuten-
des Kapital der dentseben Industrie tugefobrt bat Es sind tou Hamburg aus in
direkter Folge dieser subventionirten Linie 6 Schiffe, die ausschliesslich aus
deuischem Material gebaut werden müssen, für Deutschland in Bestelluui; gegeben.
Ausserdem erfordert jede Reise einen ungefähren Aufwand vou 100 — l'iOOUÜ M.,
also 13 mal wiederholt, repräsenlirt das ungefähr ein Kapital von 1,5 Millionen Mark,
welches sich auf die allerverscbiedenste Weise vertbeilt: Gagen, Gehftiter, Aus*
rustuBg, Munition u. s. w.« also ein hodibedentender Betrag, der der deutseben
Industrie tu Gute kommt. Diese Folge bestätigt gerade die Ansicht, die ich stet-^
hier ausgesprochen, dass eine kräftige Entwickelung unserer Koloiiialpolitik und
überhaupt unserer üterseeischen Verbindungen nicht bloss vom volkswirthschaft-
licben und politischen, sondern namentlich vom sotialen Standpunkt aus als eine
hochwichtige Frage au bebandeln Ist Der Herr Kollege Bambo^ger verOhrt natur- -
gemias in der Behandlung dieser kolonialen Fragen kbniieb wie ein F&dagoge es
machen würde, wenn er einen Jungen herunterputzt, weil er noch kein Mann ist.
Es ist ja gerade die Aufgabe unserer Politik, diese kleinen Zahlen in grosse tu
verwandeln. Sehr richtig bat Herr Bamberger gesagt, da>s seit der letzten Session
die ganze Grundlage, namentlich die Völker- und staabrechtlicbe der ostafrikani-
scfaen Kolonie sich vollstlodig geftndert habe, durah den bekannten Vertrag
mit England, dann durch dm an SOi. MoTember abgeeeUottwen Vwtrig mit der
ostafrikaniscben Gesellschaft. Kr selbst habe den Vertrag mit England vom ersten
Autjoiiblick an mit günstigen Augen ange!«eben, obgleich er /u denjenigen gehöre,
welche den Uebergang des Protektorates über Sansibar in englische Hände nicht so
leicht nehmen, wie es von vielen Seiten geschehen sei. Es würde nicht leiebt
fallen, ein anderes Emporium tu gründen, wenn er auch nicht daran tweifle, daas
es geling«! werde. Immmr aber weide die Konkurrent von Sanaibar liager empfind-
icb bleiben, als man es gUnbe. Er glaube, daas nach bester Ordnung der Be-
Die Kolouialpolitik im Keichntage.
141
stonenmif und einer Redaktion der Arngnben flr die Sebutotmppe die ganien Ver-
«altuogskosten für Ostafrika aas deo Einnabmen gedeckt werdni ktooen. Die
Verhältnisse der dcutsch-ostafriltanischen (iesell^chaff scheiden nunmehr, nachdem
sie ihres völkcrrcrhtlirhen «'harakfcr-; entkleidet sind, aus der öffentlichen l>is-
iiusäioD aus, er erkcuue es daixkbar an, dass der Abg. ßamberger gestern dieser
OeeelliclMft gegenüber eowobl objekÜT nie mbjekliT einen anderm Ton «nge-
seblagen bnbe als fniber. Die Absiebt der Regiiening, allmklif fSr des ffinxe Oe*
biet eine einbeitlicbe rechtlich« Basis su schaffen, i!«t vollständig zutreffend, und
wir können mit trrosser Ruhe dem entgegensehen, was demnächst durchgeführt wird
Ich wünsclitf aber, dass im nördlichen Theil unserer Interessensphäre recht bald
eine Entscheidung dieser staatsrechtlicheu Fragen erfolgen möge. Gerade im nörd*
lieben Tb^te Blossen wir mit nnseren Kobern Frsnadon, den Bogllndem, sosammen,
und wenn aneb noch so offizieller Friede swisebbn Downinir Street nnd der Wil-
belmstrasse berrscben mag, so weiss doeb Jeder, dass der Kleinkrieg mit den eng^
lischen Apenton in Afrika tinauseesetzt fortgesetzt wird. Nach einer unwider-
sprochenen Nachlicht wollen die Kncländer ihre Bahn nach dem Viktoria Nyanza
unmittelbar bis zu unserer Grenze nach Südwesten führen. Daraus erhellt ent-
schieden die Absicht der Engländer, den Karawaaenbandel Ton seinen gewohnten
Weiten nach Bagamoyo nnd anderen dentsehen Köstenbifen nach dem Norden in
ibr Gebiet abzulenken, um dort die Ansftabrzölle erheben xo Icönnen. Desbslb mösaen
gerade im nördlichen Gebiet die staatsrechtlichen Verhältnisse möglichst rasch ge-
ordnet werden. Mit dem Gesetzentwurf über die ostafrikanische Schutrtruppe bin
ich vollkommen einverstanden, ich bitte aber den Staatssekretär, das lierücht, dass
den ans dem ZivUstaade hertorgegangeoen Offizieren der Wissman'schen Truppe
ihre Stelhiog gekündigt werden soll, als nngereditfortigt su beseiehnen. Es gebt
aach schon aus dem Gcsettentwnrf selbst hervor, dass die Uitglieder der bisherigen
Wissmann*8chen Scbutztnippe in der neuen Verwendung finden sollen. Es handelt
sich dabei um 7 Offiziere. Zunächst wird eine vollständige Organisation der neuen
Scbutztruppe uüthig sein. Die Regierung hat einen glücklichen Griff getban, indem
sie den in Kamerum so bewkhfton Freiberm von Soden zum Gouverneur bestellte.
Ich hol^ dass er sich mit einem Stabe anderer bedeutender Minner, die dort ge«
weaen sind, umgeben wird, damit bald eine Organisation su Stande kommt, unter
weicher sich die wirthschaftlichen Verbältnisse voll und ganz entwickeln können.
'Bei dieser Gelegenheit danke ich Herrn Bamberger für die .Anerkennung des
Dr. Peters, welcher die (irundlage für unser ostafrikanisches Reich gelegt hat.
Absolut nothwendig ist in Ostafrika ein einbeitlicbes Wirken. Die Ostafrikanische
Oesellsehaft plant eine Eiaenbahn in Dsambara, eine andere Oosellsebaft eine Bahn
von Dar>es-8alaam nach Bagamoyo. Durch freiwillige Opfer sind dafür bedeutende
Beiträge zusammengekommen; aber das Reich muss alle diese Unternehmungen
nach einheitlichem Plane fördern, wenn auch nicht pekuniär unter.stüt/.en. Ich
will durchaus nicht auf unser Keicbsbudget noch bedeutende Summen für Ostafrika
nehmen, die dortigen Zoll- und Steuereinnahmen werden genügen, um eine gute
Verwaltung tu sichern. Je schneller wir fortschreiten, desto grosser wird der Erfolg
sein. Der Abg. Bambwger hat ein Zitat des Reisenden Hans Meyer über die
klimatischen Verhältnisse Ostnfrika's vorgeführt. Solche Urtbeile von Reisenden
kommen in eigenthümlicher Weise zu Stande. Man kann sich sehr wohl für
wissenschaftliche Expeditionen eignen , ohne Handel und <iewerbf beurtheilen in
können. JUancbes ürtheil von Afrikareisenden würde eine scharfe i'rüfung nicht
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142
Die Roloaisipolitik im Reielittag«.
hestfhen. Im Gefensatz ru Herrn Meyer sprechen sich andere Reisende sehr tor-
theilhaft über Osfafrika aus. Man kann auch njcht über (iebiete, die grösser sind
als Kuropa, ein zusammeafassendes trtbeil abgeben, das wäre ungefähr dasselbe,
alt wran man «ine RfliM Ton Stetttn iiaek Pomo maebte und datmuf bin aber die
Gebiete am Schwanen Heer niibeilen wollte. AueeideBi iat die Pnicbtberkeit dee
Bodens allein kein Maassstab für die Vortheile von Handelsbetiebungen na^ Aliika.
Arbeiter dorthin zu locken, kann mir natürlich nicht in den Sinn kommen. Wäre
Herr Bamberper heute hier, so würde ich ihn um eine Klassitikation der von ihm
geschaffenen Kategorien der Kolonialschwärmer bitten. Den Abg. Uammacher kann
man doeb nicbt desbalb so beteiebnen, weil er die wirtbscbaftlicbe und politische
Wiebtigiteit des KelonialbeeitBee erkennt Wie man Herrn Windthont sn den
KolenialediwinDem reebnen kann, ist mir gans unerfindlich. Und meine Selbst»
erkenntniss gebt ancb nicbt so weit, dass ich das für mich zugestehen könnte,
wohl aber, dass ich etwas optimistisch gefärbt bin. Aber was ich im Lieben er-
reicht habe und geworden bin, verdanke ich meinem Optimismus. An diese Verhält-
nisse müssen wir einen grossen Haassstab anlegen. (Beifall bei den Nationalliberalen.)
Qiaf Hirbaeh polemisiite gtgta Herrn Riehter und ttallte fett, dass in Ott-
afriba ein Tropsnklima sei, welobes 6—7 Zahntet aller Bnmpler nbeihanpt nicht
vertragen, bei dem aber ein groflser Theil sich ganz wohl befinde. Schwere körper-
liche Arbeiten würden allerdings von Deutschen dort nicht ausgeführt werden
können; landwirthschaftlicbe Arbeiter also seien, weni^rstens in tiefer gelegeoen
Gegenden, nicht zu verwenden, im Ganzen sei aber das Klima Afrika's nicbt
schlimmer, als andere TropenUimata. Die Aeaseerungen dee Abteordnclan Bam-
berger nber Hslgidand seien erfranUeher ab £e dee Abgeoadnrton Riditer. Helgo-
land bat zunacht einen grossen idealen Werth, und ideale Warthe wiegen unter
Umständen '•ehr viel schwerer als materielle. (Sehr richtig! rechts.) Ein Volk, dass
seine hkiiie verloren bat, steht nicht mehr auf der aufsteigenden, sondern auf der
entschieden abschüssigen Bahn. (Beifall rechts.) Ich freue mich desbalb, dass der
Reiehikanslar aaeh den idealen Bestrebungen, allerdings mit einer gewiaaen Tor-
siebt, Rechnung getragen bat. Anaser dem idealen Werth hat Helgoland aUerdinga
auch einen recht bedeatenden militärischen Werth. So erfimnlicb nun für uns der
Krwerb von Helgoland ist — die foliremlen .Ausführungen mache ich nicht als
Mandatar roeinor Fraktion — , so kann ich ihn dooh nicht als Kompensation gegen-
über den weitgehenden Abtretungen au Kngiaud anstehen. Ks müssen sehr erheb-
lidie politische Rockaiehten, die sich naturgemisa mebier Kenntnisa entsiehen, bei
dem Vertrage mitgewirht haben. Die Insel besw. Stadt Sansibar ist ein so domi-
nirendes Handelsemporium, es konientriren sieb dort die Fäden des ostafrikani-
schen Handels in dem rrnfantro. dass es einer aiiofestrencten Thätigkeit unserer
Interessenten \\:itirfnti eines ilonschoualtors liodurten wird, um glei'li wertlnu"'
Handelsplätze au der Küste ins Leben i\i rufen. 60 lange Witu den tleutM^heu
Interessen angehörte^ war Bngland «inkniirt; seitdem diese Vinkulation fortgefidlen
iat, bat der en^ehe Besiti einen sehr viel höheren Werth. Danach ist es kein
Wunder, dass die kolonialen Kreise den Werth von Ostafrika beute niedriger
schätzen, als vor einem .lahre. Mir persönlich fällt es aber durchaus t)i»"ht »^in;
durch eine retrospektive Kritik irgendwie da> Ansehen d»^r verbündeten Ucirierun-
gen alteriren zu wollen. Ich nehme im GegeDiiioil ketueu Anstand, zu erkläreu,
und ich glaube da In Uebereinstimmnng mit allen meinen politischen Freunden tu
sein, dan diejenigen Hinner, in deren Hand die Entscheidung lag, mit aller
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Die Kolonialpolitik im Ueicbtitage.
143
Entfgie und oaeh bMtem Win«ii dit IntoretMii «umtm Vatoriand«! vertraten
haben. (Baitali rechts.) Ich habe allerdings zun&chst den Wunsch, dass aus un-
seren weitgehenden Konzessionen ein positiveres Wohlwollen Kneflands gegenüber
unseren kolonialen Bestrebungen als bisher resultire. Dass die deutsche Reichs-
ref^ierung auf dem kolonialen Gebiet mit den allergrössten Schwierigkeiten zu
kämpfen bat, liegt auf der Hand. Aber gerade die Herren der Linken haben diese
Schwiarigkeitaii gaos bMondars vanehirft, indain aia bd jeder Oelegenheit ane«
spncheiif die verbnadeteD Begienmgea worden mH ihrer Kolonialpolitik Fiasko
machen, die Kolonieen hätten wirtbscbaftlich keinen Werth u. s. w. Ebenso war
in der freisinnigen Presse fortwährend zu lesen und ist es noch: mit der Kolonial-
politik ist's nichts, deutsche Mitbürper, haltet die Taschen zu! Beifall rechts.)
Eiuerseits warnen sie das Kapital vor Betbeiligung an den kolonialen Unter-
nehmungen und andereneits sagen sie; wir wollen abwarten, bis die Kapitalisten
ihr Gehl dam hergeben. Daa widerapricht aieh. — Die Srriehtnof einer Reidis-
tmppe bietet die «nxige Müfliehkeit, eine Piilfiiining dee Landes berbeixufahien.
Wif «erden die Uittel dazu bewilligen. Vergessen wir aber bei unseren kolonialen
Beatrebnngen nicht daa ideale, was dahinter steht. (Beifall rechts.)
Rede des Herrn Reichskanzlers.
Der Herr Reichskanzler v. Caprivi p\ug im Hiublick auf die Aeusserung des
Gfiifen Mirbach und des Herrn v. Kardorff sowie auf den Entrüstungssturm in
der ileulscbem Presse nach dem deutsch-cncflischen Abkommen penauer auf die
Kolouialpolitik ein, um nachzuweisen, dass die Regierung keine Fehler gemacht
hid>e. Er warf einen Ueberblick auf die Lage in Ostafrika vor einem Jahre, die
dem Sultan gehörige Kfiste, das Sehatsgebiet and die Interessensphire. Im Lande
Kriegszustand, die Ansiedlungen niedergebrannt, in Sansibar deutscher und eng-
lischer Einfluss um die Gunst des Sultans sich bewerbend. Der Zustand war so
schlimm, wie er ntir sein konnte, und schon unter seinen Amtsvorjränsxer seien
Verhandlungen eingeleitet worden, die dabin gingen, mit England zu einem erträg-
lichen Modus vivendi zu kommen. Die Verhandlungen hatten aber noch nicht
begonnen. Am 2. Mai t. J. gab Se. lüyestkt der Kaiser für die Yerhandluigen
der ostafrikaniichen Angelegenheiten im Immediatvertrsge die Entscheidang, dasa
1. die für Kolonialswecke verfügbar lu machenden Mittel in erster Linie atif
Ostafrika zu vorwendeu sind;
2. dass in den jetzt bcgiunondeu Verhandlunüjeu mit England auf Anerkeunuug
der deutschen Ansprüche auf die strittigen Interessenspburen, zunächst auf
die nördliche, dann die südliche hingewirkt werde, und dass im Notbfall das
* Preisgeben von Witnland bis Kismi(ju, vorbehaltlich der Befriedigung
etwidger berechtigter Ansprache der dort interessirten Deutsehen, als
Kompensation sullssig sei;
3. dass der Ueberganj; der Hoheitsrechte in dem innerhalb der deutschen Zone
liependcn Küstenstriche auf das l)eutsche Hci-'h aiii;<'strel»; werde:
4. dass die Umwandlung der Truppe des Rcichskommissars Wissmanu in eine
kaiserlich deutsche Truppe zu bewirken sei;
5. dass die SchaAing einer über dem Reichskommissar und den sonst be*
theiligten deatschen BehSrden und Korporationen stehenden Zentralstelle mit
dem Sitz auf dem Festlande ins Aui;e zu fassen und
C. dass die Ucbernahme der Verwaltung des Küstenslriches und des Schuts-
gebietes in die unmittelbare Eeichsver waltung zu betreiben sei.
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144
Di« KoloBialpoHtik im Rttkbstage.
Nach diesen Allerhücbsten DirektiveD nun — ich wiederhole, sie sind unter
dem 2. Mai v. ,1. «reffeben worden — ist die deuische Regierung vorgegangen,
nicht einen Schritt davun sind wir abgegangen, und noch heute steht die Kolouial-
regierung auf dem Boden dieser Direktive. Es war notbwendig, da&s solche
Direküveii gtgaben wurden und daia nuu sieh klar wurde, wu denn ejgentlieb
geeebeben soIHe; denn dieser Zuitend, in dem vir lebten, war eben unertiftglicb)
wir mnssten heraus aas ihm, und das war eine der wesentlichsten Schwierigkeiten,
die uns beim Ab8ch!u>>s des Vertrages mit England entgegentraten. Kn'_'laud hatte
Zeit und war nicht begehrlich, üesätti^jt von reichen Kolonien, spielte etwas mehr
W'itu oder Sansibar für England nicht die Kolle wie für uns, wo ja durch die Tüeil-
nahme der Nation an dieeen Dingen die Kolonien ffir une einen idealen Werth
gewonnen hatten, von dem in England keine Rede war.
Eine weitere Enehwerung der VerbUtnisse bei den Verhandlungen lag darin,
dass man mit Dingen zn thun hatte, die geographisch und rt'clitlich zum grossen
Theil nicht definirbar waren. Ks liandelt sich um ganz unbekannte und unbenaunte
Grössen. Es kam hinzu, dass Euglaud dem Sultan vou Sansibar gegenüber Mie
•t&rkere Stellung einnahm. England iit dort seit Anfiug des Jahchunderts thitig
gewesen, und wenn ieh gern anerkenne, dess die deutschen politischen Agenten,
welche in Sansibar tbitig waren, es dort bis zu einem gewissen Grade von Einflnss
gebracht hatten, so war iler Kn^länder doch der stärkere dem Deutschen gegenüber.
Das deutsche Element auf der Insel und in der Stadt Sansibar hatte /.ugenommen,
ein starker Zulauf von zum Theil fragwürdigen deutsciieu Elcmeuteu hatte statt-
gefunden, und dies Vorhandensein der Deutseben war den Verhandlungen und
unserem VerlüUtnias cum Sultan schon seit langem nicht mehr forderlieh geweeen.
So traten wir unter nicht leichten Verhältnissoi in Unterhandlungen mit England
ein. Ich werde nachtier darauf zurückkommen, was wir damals erreicht haben.
Ich bin noch heute der Ueberzeugunt,', die icli beim .Abschluss der Verhandlungen
hatte, dass, wenn wir von dem Wertbe von lieigolaud absehen und von der Frage,
in wie wdt sich unser Verb<aiss xa England dadurch gebessert hat, der Vertrag
für uns ▼ortheilbaft war. (Sehr richtig! links.)
Ich will mir nun erlauben, die wesentlichsten Vorwarfe, die dagegen erhoben
worden sind, ilurchztigehcn. Eine Menge Kleinigkeiten fasse ich unter einen
^'^rv^urf zusammen: Ihr habt nicht genug gekriegt; und in der deutschen Presse
ging mau soweit tu sagen, der brave deutsche Michel hätte sich von dem pertideu
Albion Ubers Ohr hauen lassen und wire nur mit einem kleinen Stfick der Beute
nach Hause gekommen.
Man hatte die Theorie des Uioterlandes erfunden und war in deren Anwendung
nicht sparsam gewesen. Nun rausste sich die Koloiiialrogiernng aber doch die
Frage vorlegen: was können wir ant die Dauer halten? wie weit reichen unsere
Kräfte? wie weit reicht das Geld, was Deutsche in Kolonien anzulegen gesonnen
sind, und wie weit reicht unser Mensdienmaterial, was in den Kottntten verwendbar
ist? Und da bin ich der Meinung, war von Hause aus eine Scbwftobe unserer
Kolonialpolitik — und ich betone wiederum ausdrücklich, um jedem Missverstindniss
vorzubeugen: ich übe hiermit keine Kritik an meinem AmtsTorgänger — , das lag
in der öffentlichen Meinung, in den \ erlifiltnisseii , wie die Kolonien bei uns
geboren wurden. Mau hatte uäuilich au zu vielen Stelleu gleichzeitig angefangen und
hatte nun bdde Binde voll mit Dingen, die man lu verwerthen nicht im Stande war,
weil man weder Geld noch Menschen dafür hatte. Ist diese meine Ansicht richtig.
Üiyitizcü by GoOglc
Die KolonialpoJitik im ReicbsUge.
U5
so folgt weiter, dass aber eine gewiue Grenze hinaus jede VennehmDg des
Unfiukgs unierar Bedtzungen in den Kolonien sa einer SehwiebonK werden nuiste;
denn wenn wir doch nicht die Kraft liatlen, das lo Terwalten and in halten, waa
wir gewonnen hatten, wo mnsate in dem Hehmehmen Naase gehalten werden, sonst
wuchs die Schwäche.
Hoiiner ginp dann auf die Verliüllnisse von Witu ein und zeigte aus dem
6e»ch:tftsbericbt der Witu-üesellscbaft, dass der Piautageubau dort, wenn aicbt durch
Sklaven erfolgend, sich nnrentabel erweise. Der Werth von Witn veningerte sieh
nn so mehr, als ee im Lauf» der Verlmndlungen sweifellos wnrde, dass wir die
beiden Inseln, Manda nnd Patta, die dem Witvlande Torlicfen, nieht bekommen
konnten. Dit* Vorhältuisse lagen aber so, dass die RechtSVerständi^^en , die wir
darüber hörten, der Meinung waren, liein Schiedsgerit ht k<"nnp uns .Manda und Patta
zusprechen. Ohne Manda und Patta aber war dies l'uh/'' Wituland für uns ziemlich
wertblüä; denn das Beste au ibiu war eben nach meiner Au«<icbt der Hafen; bekamen
wir den Hafen nicht, so war anch das Hinterland nichts nntae. Man war die Witn-
GesollMhaft im Begriff, sich aufenlösen nnd sich an dij Dentsch-Oetafnkanische
Gesellschaft zu Teritanfen, und zwar mit der ausgesprochenen Absicht, dadurch ein
Kompensationsobjekt zu schaffen. Diese Absiebt hatte die Deutsch-Ostafrikanische
üesells baft aoceptirt auf Instanz der Keffierung; der damalige Staatssekretär des
AuswiirtiiTf n Amts hatte der Gesellschaft eröffnen lassen, dass das Auswärtif;e Amt
gegen den Erwerb des Wilulandes durch die Deutsch'Ostafrikanische Gesellschaft
nichts einsawenden hUte, aber nnr unter der Voranssetsong, dass dieser Erwerb in
Kompensationsswecken erfolge. Also schon damals, schon ehe wir in den Vertrag
eintraten, stand fest: Witu soll zum Kompensationsobjekt gemacht werden.
Redner zeigt dann an den Kosten der englischen Expedition zur Bestrafung
de-^ Sultans von Witu, aus Anluss der Ermordung der Mit^•liedt'r der Expedition
Künt/.l, wie kostspielig zu Zeiten der Besitz eines absolut werthlosen Landes
werden kunne. Was nun Sansibar anbetrifft, so waren die Zustände dort geradezu
nnertrigUche. Trots der Handetabesiehnngen der Inder der Kasten mit Sansibar
mussten wir ans von Sansibar trennen, denn dass uns bei dieeem Vertrage das
Protektorat abgetreten worden würe, wenn England nicht gewollt hätte, das war
ansgesi hlossen Es kunnte damals nur der Zustand eintreten, der einzutreten pflegt,
wenn zwei Müchte mit einandor verhandeln und e> nicht zuni Kriege kommen lassen
wollen, sich auch zur Zeit kein Kompensatiuusobjekt in der allgemeinen l'olitlk
indet: dass mau den strittigen Punkt auf sich beruhen und den Status quo fort-
bestehen liest Das war aber das, was wir nicht konnten. Denn waren wir unbedingt
in der Nothwendigkclt, von dem sehn Seeoieilen breiten Kastenstrdfen die Flagge
des Sultans hemnterxubekommen; wir waren weiter in der Notb wendigkeit, dies
Resultat zu erreichen, ohne einen (irc^riifMi (idd dafür in der TaM-hf zu haben.
Nun hat man j,'t'sagt: hättet Ihr ^» wartet . waie Kucli ja dies <:anz von
selbst zugefallen. Ja, dus i»t ein Mumeut, was meinerseits nicht als durcbscblagend
anerkannt wird. Wemu nwn die Voraussetsong hat, den die VerhUtnisse der all-
gemeinen Politik einmal so werden könnten, dass England geneigt wire, far irgend
einen Preis, den wir anderswo lahlen, uns daa Protektorat von Sansibar an über-
lassen — und wenn ein solcher Zustand einmal eintreten könnte — , so weiss ich
nicht, warum derselbe ni< lit jetzt el^enNO irut eintreten kann, wie noch zu der Zeit,
als der Suit'in souveräner Herr v.in Sansibar, aber unter P>nglands EinHuss war.
Ich will noch auf einen Norwurf eingehen, der uns wiederholt gemacht worden
Kotoalales Jahrbaeb 1891. Iq
iJiyiiizea by CjüOgle
146 Kolonialpolitik im ReictuUge.
itt, n&Mlieb dmi, dMt 'Ffiitt Biamartk dies« Abtratanf Mhwerlieh Ktaacht babea
würde. Man btt di« j«tsi|re Regieraog darin mit der vorigen verglichen, und der
Vergleich fiel zu unserem Naohthei! au-*. Nun würde ich eanz und gar ein pfliohl-
vertfe>seuer ileosoii >eiii, wenn ich, als ich in diese* Amt eintrat und solche Ver-
handlungen nbemahm, mich nicht, selbst wenn mein \ orgäuger nicht der bedeutende
Mann giwam «ira, dar ar war, davon nbataangt bitte: «aa sind dann far Var^
ginga da nnd was liat dann di« Bagianinff in dar Saaba vor, was bal ^a fir ainaw
Standpunkt eingenommen? I)as war ja eine gans aalbstvarstiadliche Pflicht, xud
Sia können glauheu, dasn ich dieser Pfli.ht mit grossem Eifer nachgegangen bin.
I>a habe ich nun in Bezug auf Witn ^'t 'utiden, das> im Oktober des Jahres 1889,
al» der l ümt Bismarck sich auf seinem Laudüitze befand, und die Frage wegen der
AnnakUmng dea Kiaianatridia von Witn bia KissM^a angeregt wocden war, ar nach
Bariin aebraiban üasa: »Mag dia Nacbriebt riabtig aein oder niebt; jadanfblla bittat
der Reichskanzler dringend, vor jeglichem Vorgehen sich sorgßltig zu vergewissern,
ob nicht Enpläoder daselbst bessere Rechle h;it'eii oder auch nnr /n haben glauben.
Die Krhaltun^ vun Lord Salisbury bat für Se. Durchlaucht mehr Werth wie gani
Witu/" ^ilurt, hörti links.)
Und waa daa Plotaktorat von Sansibar angabt: aa war im Dasanbar 1888;
aa batta aina Bndgatvaibandlnng stattgafondaa, bei dar dia Fiaga angarogt wordaa
war, ob man nicht das, was wir jetzt haben, im Wege des gütlichen Vaigleicbs
bekommen könnte, nämlich den Erwerb des Küstenstreifens auf dem Fostlande,
dieses zehn Seemeilen breiten Küsten.streifens. durch eine .\btmdung des Sultans,
und ich glaube, der Herr Abg. Oechelhauser, unterstntzi aucii durch Abgeordneta
anderer Fbrtaian, bclla dia Anaicbt aa1||aatellt, man konna ISr diesen Knstanatrsifm
woBl 10 Ua 90 Millionan dam Soltaii fon Sanaibar bieten. Bs war dann die
weitere Idee angeregt wordm, man ItSnne dann den Engländern aa einer anderen
Stelle auch zu Willen sein. Da bat mein Herr Anitsvorsiünger an den Rand des
Berichts, der ihm über diese Kummissionssitzun^' gemacht worden ist, )?e>chneben:
„Darüber müssteu wir zunächst England fragen, wu ich Zustimmung kaum erwarte«
England ist für una wiebtiger, wie Sanaibar nnd OataMka.' (Bort, bort! links.)
leb glanba also, dar Vorwurf sinaa laiditainnigan Abwaiobans von den
Traditionen meines Vorgängers oder der, eine Islsehe Bahn eingeschlagen zu haben,
weil sie ni< ht die meines Vorgingera war, kann mich in dieser Besiabang niebt
treffen. (Hr.ivo! rei-hts.")
.Nachdem wir nun unter vielen Mnban — und ich kann ua^en. ich habe Blit
Spannung den Moment erwartet, in der lotsten Stande sog er sieb noeb bin, bis
die Unterscbfift unter den Vertrag gesetst war — , nadidam wir das mit vieler
Mühe erreicbt batten, kam die vielleicht noch i^rüssere Hübe. Bngland hatte sieb
in dem Vertra>re verpflichtet, uns beizustehen, dass wir gegen eine biilice Kul-
schädiifung den Kilstenstreifen, soweit der .Suitiiti liurh Hi>heitsrechte an ihm hatte,
von ihm bekommen sollten. Ja, eine billige Entschäüigung; das schreibt sich leicht,
nacbber aber wird das Wort sabr drückend, wann man positiv, wie wir, kainan
Pfennig in der Tasebe bat. Womit sollten wir den Sultan ontseb&digan? Bs blieb
uns also nichts übrig, als in Verhandlungen mit der Ostafrikaniscben GesellsabafI
einzutreten. Während wir nun hier auf der einen Seite den Versuch machten, aus
den Taschen dei O.stafrikuiiischen (jesellschaft, deren Verwaltungsralh um die Zeit
nicht zusammengebracht werden konnte, weil die meisten Mitglieder auf Reisen
waren, aiaa Mark naeb der anderen batausxnbolan, ao versaehtaa wir auf dar
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Di« £oloDMlpoUtik im K«icJistage*
U7
auderen Seite um eine Mark uach der audereo deu i'reis herunter zu drücken
(Heiterkeit), und so sind wir ron den urspräoglich angeietatMi Praiie — uai ieb
wiederliole nochmals, selbst in der Budgetkommission wsieo 10 bis 80 Millionen
Dicht für zu hoch gehalten worden, <Jer Herr Major liiebert In seinem Berichte
hatte uuch noch die Summe von zehn Miliionen als eine {?anz zahlbare für deu
(lewinn dieses Küstenstreifeiis jrehalten — auf vier Millionen heruntergekommen.
Aher auch diese vier Millionen wollten beschafft sein, und das war recht schwer.
Bs reichte »her niebt hin, diese vier Hillionen su besehiffen, wir nimlsn weiter
Geld bekommen, um du Land, wenn wir nun die Herren gewordMi waren,
melioriren tu können. Der AuMand hatte das Land verwfistet, die kleinen
Küstenstädte waren Haufen TOn Ruinen, die Plantage I.ewa war nieder-
gebrannt, zersti'irt Nicht allein die Schäden mussten wir herstellen, sondern wenn
aus dem Küstenstreifen überhaupt etwas werden sollte, mussten wir in der Lage
sein, eine Telegraphenlinie anzulegen, hier und da Wege zu hauen, und eine Zahl
MeUoratioBsarbeiten mussten vorgenommen werden, die die Segierang selbst «orsu-
nehmen keine Neigung hatte; sie musste Leute finden, die sie Tomehmen wollten.
Wir mussten also zahlbare Menschen an unserer Seite haben, die weiter mitwirken
wollen, um das, was wir nun durch den deutsch-englischen Vertrag in Ost-Afrika
gewonnen hatten, ausnützen zu können. Es wurde darauf der Ihnen bekannte
ysrtrag mit der Ostafrikanischen Qeaellschaft abgeschlossen. Die Oeselliehnft
brachte die vier Millkmen noch rechtseltig auf; am 89. Desember konnten wir sie
zahlen, und aie brachte ansaerdem eine Summe von etwa sechs Millionen anf, die
sie sich vertrat^smässig verpflichtet hatte, in das Land hineinzustecken, um es zu
melioriren. Das Reich übernahm die Verpllirhtiing, aus den Zöllen, die die Ost-
afrikanische Gesellschaft vom .Sultan vou Saosibar gepachtet hatte und deren Ertrag
nunmehr an das Reich überging, die Gesellschaft zu einem billigen Zinsfuss, der
in dem Vertrage feetgesetst ist, su entscbidigen. Die Summe, die das Reich der
Gesellschaft dafür jfthrlich tu zahlen bat — 600 000 Hark, wenn ich nicht irre — ,
ist geringer als der Ertrag der Zölle, seihst in dem Aufstandsjahre, wo Handel und
Wandel nahezu panz stille gestanden liaheu, gewesen ist. Ks ist also nicht
wahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit die Höhe dieser Zölle heruntergehen wird.
Ich will Eins zugeben (weil ich nicht das Bestreben habe, hier irgend etwas zu
verschleiern): die Sache hat auch ihre Schwierigkelten. Der Blfenbeinhandel, auf
den wir bis Jetzt in der Hanptssche basirt sind und der eine Quelle dieser Z$Ue
ist, ist Raubbau. Es wird, wenn es so weiter gebt, einmal eine Zeit kommen, wo
keine Elephanten mehr da sind: aber noch sind wir nicht so weit. Und dann ist
es eine Erfahrung, die andere kolonisirende Nationen gemacht haben, nicht mit dem
Klfenbein, aber mit Gold oder anderen kostbaren Stoffen, dass, wenn man erst
gewisse Wege eingeschlagen bat, die ursprünglichen Artikel nicht mehr erforderlich
bMben. Bs treten andere Artikel an deren Stelle, und so sind wir su der Annahme
berechti<.'t , da^s die Deutsebafirikanische Oesellschaft nach wie vor ihre Rente wird
vom Staat erhaltou können.
Ich möchte mich noch gegen etwas verwahren, was der Herr Abg. Bamberger
gestern missverstäudlich sagte; er meinte, das Reich hätte die moralische Ver-
pflichtung übernommen, wenn nun doch fiber alles Erwarten die Zölle einmal
geringer worden, dann mit seinen Mitteln beituapringen. Daa war mir ein neuer
Oedanke. Diese moralische Verpflichtung habe ich bisher nicht empfunden, ich
wdss auch nicht, ob daa Reich sie empfinden würde, jedenfalls würde das dann von
10*
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Die Kulonialpolitik im Heicbstage.
Ihrem Bmpfinden abhlogen. Wir muwten ja, wann wir in Ott-Afrika waitn- konaia
wolltan, hei dam Vartraga mit dar Oaaallachaft niebt bloa daa iakaliacba htcns»
im Auge haben, sondern dieser Gesellschaft, die ein verhältnissBiiasiß bedeutendes
Kapital in Ost- Afrika an^ele^n hatte, durch den Aufstand kolossal gelitten hat, und
in einen Zustand versetzt worden war, dass sie. wenn ihr nicht vom Reich, indem
das Reich gewisse Funlvtionen übernahm, gohüifen wurde, vielleicht nicht wieder
lebeutifäbig geworden wäre; der Gesellschaft mussten wir soTiol Schonung aage-
deiben lawan, daaa sie labanafthig bliab und mit aiaigar Anaaiebt auf Brfe^ ii
Oat« Afrika waitar ifirkan kann. Ich glauba, daaa aueb diaiar Yartrag mit dar Ost-
afrikanischen Oesallschaft aowoU for das Intareasa daa Raieha wie f&r das der
Gesellschaft ein guter ist
Nun sagt man, — und ich glaube gestern auch von dem Hm. Abj. Ham-
berger einen Anklang davon gehört zu haben — , Ihr hättet doch das Geschäft qua
Reich machen sollen und dia 4 Hillioneu vom Reich aufbringen, das w&re da-
fiwhar and Tiallaieht aneh voniahmar gewaaan. Zwaifielloai dann tomabm war diu
nidit (Haitarkait), das gaba ich su, wann dia Raiehsragiarmig' aieb bemnhan mots,
um nach und nach eine Privatgesellschaft dahin zu bringen« daaa lia sich überzeugt,
dass ihr Interesse und das Reichsinteressc Hand in Han l f^eht. wenn sie 4 Millionen
aufliriiijjt. l>as ist nicht vornehm, aber wir konnten nicht an den Kei''hstag geben,
einmal schon zeitlich nicht, wir mussteu am 29. Dezember das Geld von hier ab-
acbicken, wenn es am 1. Januar in Landon gezahlt sein sollte. Nnn frage ich,
walcba Chancen hatten wir, daa Oald Tom hohen Hanaa bia tnm S9. DaiaailMr
vorigen Jahrea an bakomman? WabrscbainUch gar kaine. (Raitarfcait)
Also dieser iaasera Umstand hinderte uns schon. Zweitens hatten wir gtr
keine Ncipung, indem wir qua Reich den Sultan bezahlten dessen Rechtsnachfolger
zu werilen; denn der Vertrag, den der Sultan mit der ( Ifsellschaft gesclilossen hatte,
war ein für den Sultan viel ungünstigerer, als für die Gesollschaft. Man hat dann
weiter gesagt: ja, Ihr konntat den Saltan regresspiiicbtig machen, wenigstens wegeo
dar Kosten daa Aufilandas, oder Ihr konntat dar Dantseh - OitafHkaniaeban Gaedl>
»thaSt dia Koatan des Aafttandaa mit ein paar Millionen in Rechnung atellen and
ihr erst dann Zinsen zahlen, wann diese Millionen eingebracht worden wären,
der (ledanke war ja naheliesrend und, wenn ich ihn auch von Haus nicht für er-
folgreich gehalten hal»', s" habe ich mich docli für verpflichtet gehalten, ein Votum
des Reichs-JustizamU» darüber einzuziehen; wie weit geht wohl unser Anspruch aa
die RagraaaplUebt dea Snitana and dar Ostafrikaniaeban Gaadlaehaft. Daa Baiehs-
Jttstiiamt vamainta den Anapniob naeb baidan Ricbtnngan. Dar Saltan hatte sieh
sehr waaantlicber Hoheitsrechte entäussert nnd dan Vertrag aabr vorsichtig abge-
schlossen, dass von ihm nichts herauszukriegen war. Die Deutsch - Ostafrikaniscb«
Gesellschaft aber retrresspf^ichtitr machen zu können, verneinte das Reichs-Justizamt
auf Grund des Gesetzes — wenn ich mich nicht irre — vom 2. Februar 18S9.
Die Motive zu dieser lex Wissmann, in denen gesagt worden war, dass man den
Wissmann com Raicbakommiaaar oder einen Raichskommiasar dnaatxan und grone
Aasgaban machen wollte von so nnd so viel Millionen, niebt im Interaiaa dar dea^
sehen Geaellschaft, auch nicht um Krieg zu führen gegen irgend Jemand, sondefB
im Interesse des Christenthums und der Zivilisation, würden nicht hingereicht haben,
ein Gericht zu bewegen, dass es die Deutsch-Ostafrikanische (jesellschaft zum K't'^ten-
ersatz verurtheilte, wenn wir einen solchen Prozess hätten anstrengen wollen.
Nun will ich zu der Frage übergehen: Was haben wir denn nun erreicht?
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Di« Kolonialpolitik im Reicluti^.
149
wie stehen wir nun jetzt? — Wir haben also zunächst erreicht, dass wir vom •
Sultan nniibb&ngig geworden sind, und das ist Ktwa«, was ich nicht gerinsr an-
•cblage. 80 oft ich den Vertrag der Deut»cb-Oätatrikauiäclieu Gesellschaft mit dem
Snltra gslMen habe, so hat mir das Blut etwaa gekoebt, wann ieh T<m Sr. Hobdt
Fiagga, von 8r. Hobait Baebtan in ainaitt Paragrapban ffin^ aaeba Mal latan mmata.
Fragen Sie, wen Sie wollen, von den Herren, die aus Deutscb-Ost-Äfrika herkommeu!
Ihre Klagen fanErt-n damit an: so !ari<^f die .Sultansflagge in Ost-Afrika weht, ist
nichts zu machen, kein Araber begreift dass hier der Hr. von Wissmann Herr sein
«oll, 80 lange die Flagge des Sultans webt, das muss erst in UebereiusUmmung ge-
braebt Warden. Daa ist ain waiantHebar Erfolg, und ain Erfolg, den wir aadi melaar
Mtiouag, ao wie die Sachen iagan, dnreb die Konaeaaion, daas bigbod daa Pro-
tektorat über Sansibar haben sollte, nicht zu tbener erkauft haben. Der Herr Redner
geetem sagte, wir hätten Sansibar aufgegeben. Das möchte ich doch nicht in diesem
Wortlaut zugeben, denn wir hatten es nie, es war ein strittiger Punkt; wir haben
aber unsere Anspräche von Sansibar zurückgezogen, dio übrigens auch nie begründet
waren, aondem nur In dem fohtiieben Wettatreit twiseben Deatiebland nnd Bngtand
ibre Begrfindung finden konnten, und beben geglanbt, daas wir ein idir gutee Oe>
achift maeben, iudem wir den 10 Seemeilen breiten Kästenstreifen bekommen, dn
eebr gutes um deswillen, weil wir ohne diesen Küsteustroifcn absolut nicht TOm
Fleck kämen. Wenn wir den nicht bekamen, war der Vertrag mit der Ostafrika-
uischen Gesellschaft nicht möglich, und ich mag kaum ausmalen, welche Zustände
die Folge davon geweaen aein worden. Wir haben dnieb den Vertrag ein abge-
grenstes Gebiet in Ost*Afrika bekommen nnd baben dadurch die Möglichkeit, mit
Organisationen vorzugehen. Wie wir über die Interesaenapb&re utd das Schutzge-
biet und den Küsienstreifen denken, ist Ihnen gestern gesagt worden. Da die Sache
beute noch einmal in diesem Punkte angeregt worden ist, so will ich bemerken:
gewiss, wir werden unsere unmittelbare Reichäverwaltung in dem Gebiet der inter-
easeospbire immer welter anadebnen in dem Maasae, ab eben Deutaebe in der Inter»
easensphire vorgeben, und In dieser Bettehnng hat es mieb gefrent, den Werth an
bSren, der hier vom Hm. Abg. Oechelhäuser auf das Vorgehen im Norden gelegt
worden ist. In der Vortragsentscheidung Si. Majestät, die ich mir erlaubt habe, Ihnen
vor/ii lesen, wird schon gesagt, wir sollten auf die nördliche Interessensphäre hinwirken
und dafür die südliche preisgeben. Wir hatten schon damals den Eindruck, dass die
nSrdlicbe, in dw der ganze Victorb-Myunn nnd ein Uter des Taugaujika liegt, für
nns ungleich werthToller sei, ala die andlicbe, die naeb dem portngieaiaeben Gebiete
hingeht. Das, was der Hr. Abg. Oecbelb&user sagte, und die Erfahrung, die
wir bis jetzt gemacht haben, bestätigen, dass wir in dieser Wahl recht getban haben.
Es ist vielleicht Kurland auch nicht i^anz leicht geworden, uns diesen nördlichen
Tbeil zu lassen; denn er liegt dem nördlichen englischen Tbeil nahe und ist wobl
nach fimebtborer im Vergleich an dem, wamm England am Zambeai aieb noeb
streitet Wenn wir nun au oiganisiren anfSuigen werden, ao wird nnaer Bestreben
dabin geben, das, was wir nnn sebon Isst haben, nach und nach weiter auszubauen
und von da ins Innere zu gehen, also von der Küste ins Inland zu organisiren und
nicht umgekehrt. Ks hat Afrikakenner gegeben, dio der Meinung waren, es wäre
besser, mau finge bei den Seen au und drehe die Sache um. Der Meinung sind
wir nicbt, wir m&aen fem da ans^ wo wir unsere Bezugsquellen baben, also iron
der Koata aua nach dem Inlande vorgeben. Wir werden das tbnn in dem Maasae,
ala wir die Uttel finden und nlcbt auf Scbwierigkelten atosaen, dtmi Ueberwindnng
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150
Die Kolonialpolitik im Reichstage.
Zeit uQ<i Geld kostet. Soweit ich jetzt überscheu kann, wird das im Norden uicfat
der Fkll i«n. Wir werden verhlltnissinigtig ecbnell ea die Seen komneii, und
wenn wir mit den Torbandenen Mitteln euch nur eine einsige Kerawaaenstreste nii
Itleinen Stationen werden befestigen können, so glaube ich, dass damit viel ge-
wonnen sein wird. Wir wollen die Verwaltun«; als unmittelbare Reichsverwaltung
oder, wenn der Ansdnirk erlaubt ist, obwofil or filr Deutsche Reich absoUit
unkorrekt ist, als Kronkulonie überiiehmcn. l>er Hr. AKl'. Harn berger bat un<
vorgeworfen, dass wir damit mit unserer Vergangenheit brächen. Es kann »ein^
dase er damit Reeht bat, aber die Verbiltnisse swiogen uns dazu, und «der Noib
(»eborebend« nicht dem eigenen Triebe,* fibemebmen wir die unmittelbare Reicbe-
verwaltuog, weil, wenn wir das nicht tb&ten, aus ganz Ost-Afrika vorauasicbtlicb
nichts werden würde. Die Deutschostafrikanischo Gesellschaft ist mit uns damit
einverstanden, da nie niclit in der Lage ist. 1 >entsch-Ost-Afrika selbs^t zu verwalten.
Sie hat sich d{».hain an 'lic Hfirierun? trewemlet und die Regierung, die ja iil'er
ungleich grössere Mittel vertilgt, ist Willens, die Sache zu übernehmen, uui bat
die nöthigen Einleitungen bereits getban. Das ist an und für lirb aaeb gar nidit
etwas so Abnormes; denn wenn man sieb mit der Oescbicbte der Kolonien andern
Staaten beschäftigt, deren Entstehunpsweise vielfach eine ganx andere ist, swiscbea
denen und den unseren eine Parallele beinahe unmöglich ist, so muss man doch
das znpeben, in der Kindheit pfletreii die Kolonien selbständig zu sein »ind dann
wietler in hohem Alter, kurz ehe sie vom Mutterlande a()fallen; ihr mittleres Leben
wird aber faijt immer durch eine Regierung Seitens des Mutterlandes ausgeführt.
Wenn wir nicht so schnell in die Kolonialpolitik hineingekommen wiren, bUte man
sieb vielleiebt sebon auf dem einfachen Wege des Studiums sagen k&men, dam
dies das Schicksal der Sache sein würde. Wir können auch aus einem anderaa
Grunde von einer stärkeren Mitwirkung der Regierung zur Zeit gar nicht absehen,
weil das Land faktisch noch nicht pa/itizirt ist. Der Norden ist zur Zeit — es
kommen ja kleinere (Jefechte vor; das will aber nicht viel safjen — beruhigt. Wie
der Süden ist, das wissen wir nicht; es sind weite Gebiete, in denen überhaupt
noeb kein Deutseber gewesen ist; ich darf nur an eine Expedition gegen den Hiupt»
ling Macbembe erinnern, die wieder erfolglos suriickgekommen ist. Eine Qesellschaft,
wie die Deutschostafrikanisi he, ist überhaupt nicht in der Lage, Krieg zu führen;
das kann nur das Reii-h, und wir können gar nicht sagen, ob iliese Art der l'azifi-
/iniii^' ^ich in 1, 2, 3 oder 4 Jahren voliiieben wird. Also auf Jahre wäre die
Reichsregierung ohnehin cnuagirt.
Liegen nun die Verhältni-sse so, so folgt weiter, dass die Truppe, die jetit d«
ist, in ihrem Bestände nicht verringert werden kann, dass sie aber auch in der bis-
herigen Weise nicht weiter bestehen kann. Das kontraktliche Verbiltnias, dnreb
das die Offisiere an den Hijor Ton Wissmann gebunden sind, ist doch nur ein
lockeres und kann auf die Datier nicht den liei-t erzeugen, den eine Truppe, die
711 so schweren Anfirahen wie die Tni|»|ie iti nst-Afrika berufen ist, unbedingt
braucht. Das i^eht nur, wenn sie eine andere, höhere Spitze über sieb bat, und es
erschien — darüber ist auch in der Truppe selbst gar kein Zweifel — unbedingt
notbwendig, aus der Wissmann'schen Truppe eine Eeicfastmppe zu macben.
Sie wissen ans den Denheebriften, wie sie organisirt werden toll; ich brauche
darauf nicht einzugeben, ich kann nur sagen — und das sage ich im Hinblick auf
eine Notiz, die jetzt durch die Zeituntren geht — , dass das Schicksal der Offiziere,
die jetzt da sind, der Kolonialregierung am Uerzen Hegt. Es wird allerdings eine
bfe Kolonialpolitik im R«iel»tag«.
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VerriDg^ening in der Zahl der Offizier« «intrtlen mässen. Es wird also den Einen
oder Anderen das S» hii ksai treffen, sei es aus Gesundheitsnloksichten oder sei es,
weil eben zu viele da sind, das« er zurückkommen muss. Wir werden aln-r das
Bestreben haben, ibm eine Ueber^rangszeit zu schaffen, die ihm den Rücktritt iu
andere VeiliiltniMe erleichtert. Was für Hittel daio erforderlieh sind, können irir
nicht äbenehen, vornnssichtlieh sehr fsringe, es wird sieh um vier bis sechs Olfi«
sicre handolii. Ich kann aber annehmen, dsss, wenn wir zu diesem Behuf den
Etat überschreiten werden, das hohe Uaus uns deshalb nicht wird Tih»'] wollen.
Ks wird bei der Organisation der Schutztruppe als Grundsritz festtjehaiten
werden müssen, dass die weissen üftiziere uud Unteroffiziere, die hingehen, müg-
liehst das Gdüihl behalten, daas sie Dentsehe sind. Die Prsntosen haben nit ihrer
Truppe die achleehte Brihhmnf gemacht, dass wenn Leute dranssen blieben mit der
Aussicht, ihr Leben lang nicht wieder zurückzukommen, ein gewisser Zustand der
Verwilderung eintrat. Das werden wir zu vermeiden suchen müssen. Wir werden
danach trachten, einen gewissen Turnu.s zu finden, in dem die Truppe sich von
hier aus ergänzt. Wir werden neben der Laudtruppe, wie Sie durch den Herrn
Berichterstatter gehört haben, eine kMne Flotte haben matten, die dwch Schilfe
den Verkehr an der Käste vermittelt
Wenn Sie mich nnn fragen, wie eine (geordnete Verwaltung gc sdiafan werden und
wie das gedacht werden soll, so kann ich Ihnen darüber keine Antwort gehen. Das
lässt sich von hier absolut nicht übersehen. .So viel kann ich aber ül)ersehcu, dass
die Verhältnisse im Norden der Küste andere sind als im Süden, dass »ie im Innern
ganz andere sind als an der Küste. Wenn wir nicht in den Fehler verfallen wollten,
von hier ans Maassregehi an ergreifen, die, wenn die Posten sie naeh Ost-Afrika
bringen, nnausffihrbar sind oder an Ort und Stelle unter dem helleren Licht der tro-
pischen Sonne so klare Fehler zeigen, dass der Mann, der sie ausfuhren soll, sie
nicht ausführen kann, so blieb uns nichts Anderes übrijr, als einen einzigen Mann
mit möglichst ausgedehnter Volimacbt uud voller Verautwortlicbkeit an Ort und
Stelle SU setimi.
Bs ist der Wunsch ausgesprochen worden von jener Seite dee Hauses, wir
mochten danach traditeB, mit der Zeit das Reich xu entlasten. Ja, gans gewiss
thuo wir das, das thun wir schon jetzt; und wenn die ostafrikaniscbe Kolonie so
gedeiht, wie ich es hofTe und für wahrscheinlirfi lialte, dann glaube ich, da-ss das
Reich in absehbarer Zeit in die 1-age kommen wird, diejenigen Kosten, die es heute
noch selbst aufweudeu mui»s, au.s den Einnahmen, sei es der Zölle, oder anderer
Btnnahmemittel, die sieh uns eröffiien werden, sicher lu stellen. Ich stimme mit
dem Hm. Abgeordneten Grafen von Mirbach darin gans fiberein — ich glaube,
er war ea, der das sagte — , dass es sehr schwer sein wird, den Handel von San-
sibar nach der Kü>te zu ziehen .Aber der Versuch muss gemacht werden Wartim
sollen wir unter treinder Kiaiiire an einem dritten Orte hanlein? Es kann das —
das ist ganz richtig — Jahrzebuie dauern, bis wir so weit sind, kein Mensch kann
das übersehen; aber ich möchte überhaupt vor dem Olauben warnen, dan das, was
was wir nun in den Kolonien vorhaben, leicht gehen whrd. Das ist gerade ein
Fehler im Anfange unserer Kolonisation gewesen, dass auch die betheilig:ten Kreise
sich die Sache viel leichter vorstellten und, als es nun schwerer war, hie und da
wohl zu ermatten genei;jt waren. Keine Illusionen! l'a.s, was wir da treiben, wird
Hübe und Arbeit noch auf lauge Zeit sein; aber ich bin der Meinung, wir haben
heinen Orund, davor surucksuschrecken
152 Di« KotonialpoUtik im Rdchsteg».
Die KolonialregieruQg hat si<'Ii dafür entschiedeo, Dar-es-Salaam zur Uaupt-
•tedt unsere oslafrikauiscbeu Kolouieu zu macben. Dass sie au der Küste liegea
mmi, lat notor d«D fei^ebeoai VarfailtaiaiMi klar. Di« SachTentindigen und Oita-
kenoer sehwanktMi iviaeban Bagaatoyo, den frSiaeren Haadelaort, und Dar-aa-Sap
laam, dam baeaeren Ilafen. Dass Dar-es-Salaam unser Kriegshafen — wenn ich
diesen grossklingenden Ausdruck gebrauchen darf — für Ost-Afrika werden wird»
ist zweiftllos, und es wird sich — denn liafür schienen uns die meisten Motive tu
sprechen — empfehlen, den Schwerpunkt unserer Regierunj; dahin zu verlegen- In-
wieweit Plantagenbau, Beiigbau möglich sein wird, das wird zum guten Theil auch
TOB der Frage abhlogaB, wie weit ea uns gelingt, die BevjSlkeroog an Arbeit n
gewöhnen. leh atahe vollkommen auf dam Standpunkte derjenigen, die aidi dafnr
begeistern, den Sklaventian lol abioachaifen und zu unterdrücken; man kann aber
auf der anderen Seite ni. ht leugnen; Für unser Kolonialunternehmen war es tieV
leicht nicht günstig, dass die Unterdrückung des Sklavenhandels mit dem Beginne
des Plantagenbaues a tempu kam, denn bisher ist der l'lanlagenbau, wenigstens wo
er tief in der Kindheit lag, immer nur geglückt, wenn er durch Sklaven betriebea
wurde. (Hört, hört! Unko.) Wir werden aehr aorgflUtig darin aain miaaan, daaa wir
die Intereaaen der an dar Küata wohnenden Inder achooen. Wir branehan die Leute,
aie aind geborene Handelsleute, sie haben Beziehungen bia weit in daa Innei« TOB
Afrikri, und wir wären nicht im Stande, sie zu ersetzen. Wir werden uns be*
streben, ihre Kräfte uns nutzbar zu machen; fürs Brste aber werden wir sie schonaa
müssen.
Daa wire ungefähr das, was aicb von der Sache sagen l&sst, und ich koaiaM
nun noch einmal darauf auriiek; dio Hauptaaeha iat die Paraonenfrag«. Ba hat miek
die warme Anerkannung, dio der gegenwftrtiga OouTtmaur von Kamerun Frailieir
von Soden hier gefun<teii hat, gefreut. Wie in der Vortragsentscheidting, die ich
mir zum dritten Male erlaubte anzuführen, schon gesagt worden ist: Es muss Einer
über Alle gestellt werden, anders kann es nicht gehen. Jetzt raussten wir Einen
suchen, und ich glaube, darin werden die llerren mit mir einveratanden sein, es
mnaato Binor aain, dar fremd bin kam, dar mit dtn Dingen, dio da jetat vor tüA
gehen, nichta au thon gehabt bat, der auch Kenntniss in der Verwallwv troplaeher
Linder mitbrachte. Und der einxigo Itann, den wir im Anganblick dafür Sr. Ma-
jestät in Vorschlag bringen k«»nnten» war Freiherr TonSoden, der ttit ao gnmtm
(ieschick aus der Anfangs auch verzweifelt scheinenden Kolonie Kamenm etwaa ge-
macht hat. Hr. Freiherr von .Soden ging nun hin, um sich die Sache anzusehen,
und behielt sich seine Entscheidung darüber, ob er das Kommissorium übernehmen
könnte, Tor, bia er an Ort und Stelle geaaben haben würde. Et iat wiodeige-
kommen, keineewega ala Optimiat Er vergleicht mancbea mit Kamerun, und findet
manehea in Kamerun beaaer ala in Oat-Afrika, er findet auch, dass manche Schil-
derungen, die er vorher gelesen hat, übertriebon idnd, er kommt aber doch wieder
mit d' in Glauben, dass aus der Sache etwas zu machen ist, und er würde den Auf-
trag nicht übernouimen haben, wenn er nicht diiser l'eberzeutjung wire.
E.S ist nun erwähnt worden das Schicksal der Männer, die bisher da thätig
gewesen aind, daa Majora von Wiaamann, dea Bmin Paaeha und dea Hena
'Petera. Die Kolonialregierung iat erbötig und wird aich aebr freuen, wann dieae
Herren ihre Erfahrung, ihre Enaigie weiter dmr Koloniaatiou von Ost-Afrika witlmen
wollen. Es ist ja in diesem weiten Terrain, das viel grösser ist als Deutschland
— > davon ist nur ein kleiner Theil bisher erst bekannt, ein kleiner Tbail eiat unter
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Die Kolonialpolitik im Reichstage.
153
deutsche Hemdiaft gestellt — da ist lebr riel Raum, nieht blon fär drei, londera
aach für Männer, die da arbeiten wollen, sodass ihre Plaziruni^ nicht die mindeste
Schwierigkeit bietet. Wir müssen nur eine Redinprung stellen, dass sie in letzter
Instanz von dem Gouverneur von Sodon abhängij^ sind. Ich glaube, die letzten
Ereignisse werden uns gezeigt haben, wie nüthig das ist. Wir können von hier
aas solche Expeditionen gant nnnfiglieb dirigiren, das kann nur an Ort vnd Stelle
geaebeheni wir sind aber gewiUt» dl« Saebe «o elnmriehten, daea fSr die Distrikte,
in denen diese Herren wirken, ihnen Herr Ton Soden von den weiten llmnchten,
die er bekommt, so viel deletriren kann, als er für nöthip hält. Ich glaube, dass
damit die Herren einen Wirkunjjskreis bekommen, wie sie ihn sich nicht be>;ser
wonschen können. Sie treten aus der Abhängigkeit, in der sie früher gestanden
baban, 'ala de die Expeditionen anarniteten, lediglidi In eine Abbingigkeit vom
Reieb, die nnr ao weit geltend gemacht worden wird, dass sie in Besog auf ihre
pekuniären Mittel und in ihren Angaben, die ihbOn vorzuzeichnen sind, vom Reich
•bhäiiKcii. Im Ucbriiren wird man ihnen vollkommen freie Hand lassen.
So gebe ich mich dem Glauben hin, dass wir, wenn wir auf Ost-Afrika sehen,
im Augenblick schon ein Bild vor uns haben, was besser ist als das war, welches
wir vor einem Jahre vor uns hatten. Und ich bolTe, dass, wenn wir nach einem
Jahre wieder vor Sie treten, daa Bild noch otwaa beaier geworden sein wird; denn
ich wiederhole: nnr nach grossen Zeiträumen können wir wirklich in die Augen
fallende Erfolpe erwarten. Uh habe aber den festen Glauben an die deutsche
Nation, dass sie an zfiher Arbeit hinter keiner anderen zurücksteht und dass e.s ihr
gelingen wird, das, was sie einmal angefangen hat zu halten und zum Heile
DentaehlaiidB auaxnnntion.
Der Herr Abgeordnete Richter konstatirte, dass ein grosser Theil der Aus-
führungen des Herrn Reichkanzlers seinen vollen Heifall hätte, besonders das, was
zur N ertheidigtiiig des deutsch-englischen Abkommens gesaut sei. I'er Kntrüstungs-
sturm habe sich nur auf einen ganz kleinen Kreis, auf den verschwiudensten Brucb-
theit der Presse beschrftnkt. Derselbe bestand aus einer Annibl reicher, vomebmer
Leute, die nicht sehr beacblftigt sind nnd eine angenehme BeschiftiguDg, ein an-
genehmes Spiel ihrer Phantasie darin finden, den kolonialen Dingen ein gewisses
Interesse zuzuwenden. Diese Kreise hatten nichts gemein mit den Kreisen von
Handel und (Jowerbe. je weiter von der See und überseeischen Hingen entf. rut,
desto grösser der Kolonialenthusiasmus; je näher der See, desto nüchterner würden
diese Dinge betrachtet. Ausserdem seien gewisse ßankierskrelse mit der Kolonial-
politik liirt. Von dieser Seite habe der Kolonialontbaiiasmns seit dem Rücktritt
des Fürsten Bismarck kein weiteres Oplw mehr su erwarten. Wenn erst einmal
daa Tnmetjahr seit dem Rücktritt des Fürsten Bismarck vorbei sei, dann werde
man sehen, wie gering und zusammengeschmolzen diejenigen seien, welche noch das
für wahr haltfii, was sie frülit-r in der Kolonialpolitik vertreten haben. Inder Haltung
des Abg. Oechelbauser, welcher sich heute als Optimist vorgestellt habe, finde er
nnr die eine Uebereinstimmang, daas er immer bereit sei, das groase Beicbs&aa
anzuzapfen. Herr Oechelh&nser habe mit einer gewissen Webmuth gemeint, honte
würde wohl zum allerletzten Male über die ostafrikanisehe Oesellscbaft gesprochen
worden sein. I*a> sei ein Irrthum, da sie gamicht so privat sei, wie man dies
hinstellen muchte, da der Keich>kanzler sich vorbehalten hal>e, die Verwendung der
Gelder jährlich genau zu kontroUiren. Dann habe derselbe diese Gesellschaft, zu
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154 Di« KoloDialpolitik im R«khsteire.
•
deren Leitern er ja L'eliüre, besonders empfohlen als eine solche, die sich in
patriutiscber Kesi^nalion hervorpetban habe. Eine schöne Resiu'nation I Die Gesell-
schaft wird ausser Besitz gei>etzt durch einen Aufstand, der zum Theil durch
eigenes Ungeschick benrorgerafen wurde, und nun ist sie patriotisch reaignirt, sich
wieder in Besits setien xu lassen. Andere for sich bexahlen lassen, das nennt
fferr Oeehelhinser patriotische Resignation! Dann mirde die Gesellschaft srit
einem Voijel verglichen, dessen Kettfedem jetzt vom Reiche ausgerupft werden.
(Heiterkeit links.) Sic hahiu gehört, wie ruppig es mit den Federn dieser Gesell-
schaft immer bestellt gewesen ist. Ausi^eioc^en ist bei dieser ganzen Sache nur
die Ueicbskasse. (Heiterkeit.) Denn diese ganze Gesellschaft bat überbaupt nicht
soviel besessen, vn sieh auch nur Bnsehiri*s erwehren xn können, vm wirthsehaft-
Uebe Untemebmungen machen zu können. Redner bemingelte sodann Oeehelhiaesr's
juri8ti*-cbe Auffassung über die gescbiftliche Au.<i>i> ht der subventionirten OstafrikSp
linie und wandte sich t-'egen den untiT dem Vorsitz des Herrn v. Ciiny im Archi-
tekf< iiliaii>c Vor zwei .lalircn abgeli iltenen Kntnistuu;.'>'Stiirm. Was si»- von dem
Ueiciiskanzler trenne, sei, dass er ihnen iu der Zurückfübruug der Kolonialpülitik
in beseh^dene Grenzen nicht weit genug ginge und der Strömung von der andeten
Seite in einem Haasse Rechnung trage, die sie nicht för gerechtfertigt hielten.
Die jüngsten Erfabningen, die beiden verunglückten Expeditionen gegen Macbemba
mahnen zur grös'.t> ti Vorsicht in der Ausdehnting unseres Kinllusscs im Süden.
Wir liuhtn durt ül-t-rhaupt kein deutM-lifs Handels-, oder Missions- oder sonstines
luteresäe. Auch die Zijge Kmiuä machen keinen guten Kindruck, sie beweisen nur,
dass die Verwaltung dort in einer Hand liegen muss, dass Missgriffe aber das
Reich treffen. Ge^en Herrn Soden als GouTeroeur wissen wir Kichts, für ihn
sprictit eine Uebung in der Kolonialverwaltung, die Wis<mann nicht hatte. Die
Stellungnahme Wissmanns gegen Kmin la.-se es bedenklich erscheinen, diesen mit
einem anderen Ijouverneur zusammen zu Ia^^en. Aerjr»'re Wi<icrsprüclu' wie iu den
Berichten Wissmanns über Emiu fand ich noch in keinem amtlichen Berichte,
Telegramme und briefliehe Berichte widenpreehen sieb direkt, und be^ sehen
wir, dass Wissmann dem Emin ungerechte Vorwurfe machte; das gilt wesentUeh
über die Stellnngm^me in Tabora und die Rücksichtnahme auf Stokes; Wissmann
tadelt Emin, dass er sich in Massansa in ein fifftcht mit Sklavenhlladlern eiuliess
— das ist bezeiilmond und lehrreich für die, «cictie annelimen, dass es sidi bei
der ganzen Kxpeditiun um Üuierdrückung der Sklaverei handle — das ist eben
nicht möglich durch solche Expeditionen. Emin scheint eilig abgezogen zu sein,
ohne genügende Munition vu dergl. die Expedition begonnen zu haben. Bbio ge-
wisse Missstimmung Emins gegen England ist mir in den Berichlen an^fallen,
dafür hat er aber keine thats&cbli<-h<-ii (iründe — offenbar handelt es sich um eine
Authei/.iuig durch Dr. I'elers , dir Kmin zuletzt sprach, utid der überall gegen
England hetzte. UcrrOecbelhäuser ver^jiicb l'eters Zug mit dem Ar^uuautenzug — aber
er brachte uns kein goldenes Vliess, sondern kostete uns 8 Millionen! Wir sind
dem Reichskanzler dankbar für die Verlesung der Bismarck*seben Noten, aus denen folgt,
dass seine Stellung zu England viel vernünftiger war, als seine Presse es hinstellte
— man vergleiche die „ Engl&nderei", uns erscheint die Freundschaft zu Rngland
auch eine Hauptsache. Wir wollen unsere Kol(Uii;ilpoliiik dartim möglichst ein-
schränken, weil wir unsere i,'ai>zen Kräfte in Europa braucheu, wie einst Fürst
Bismarck am 6. Februar löÖÖ selbst es zum Ausdruck brac hte.
Reichskanzler v. Caprivi: So sehr es mich erfreut, von dem Herrn Abge-
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Die Kolon iaipolitik im Roicbstage.
155
ordneten Richter Anschauungen nbor viiior Terhiltnin sv Enf^land aussprecben in
hüren, welche auch die der Terbündeten Regienin{»en sind, so sehr bedaure ich das, was
er übfr die letite Thätigkoit des Majors v. Wissmann in Afrika gesagt haf. Auch
ich habe die Depeschen mit Aufmerksamkeit gelesen und kam zu dem Resultat,
hier «ordon peraöalicbe Differenzen Torliegen ; die Sache ist aber noch nicht spruch-
reif. Wir «iMen Alle, wu vir dein Mijor t. Wiwnaim in Afrika Tordaaken und
wenn ich Torbin gesagt habe» daaa wir jetat beaaar atlndan ab vor einen Jähre, ao
verdanken wir das im Wesentlichen der Thätigkeit dieses Offiziers, und ich bedaure
deshalb, dass er öffentlich hier so schlecht beurtheilt worden ist. (Bravo! rechts.
Der Al)g. v. Voihnar meinte, daas wir in Deutschland noch so viele ideale
Kulturaufgaben zu erfüllen hätten, dass es nicht nötbig sei in die Ferne zu schweifen,
luma) wir an geelgoetea MInnem und Geldnittoln arm seien. An Intereaee für
die Erforscbnng Ostafrikae fehlt es anoh bei meinen Freaaden dnrobaas nicht, aber
wir wollen, dass Kulturbestrebungen in Afrika aus Mitteln von Privatpersonen und
l*rivatpesells( haften, nicht awf Kosten des Reiches gefördert werden. Das englische
Abkommen iht in so fern relativ erfreulich, als es iler voliNtändieren Ziellosigkeit
der deutschen Bestrebungen ein Ende macht. Auch der Vertrag unserer Koichs-
regierung mit der Oatailrikaaiaehen Oeeellaehaft ist ein relativer Vorthail, weil ein
Theil der ans durch Ostafrika erwaebsoien Kosten auf jene Gesellschaft abgewftlst
wird. Gefreut habe er sich, dass wir, nach den Bericht« n im Weissbncb an
schliessen, das Morden, Rauben und Senpen nicht <:erade /.um Prinzip unserer
Kriepsfülirung pemarht haben, (ieraile von deutsclien Forschern ist diese Art
früher auf das Bestimmteste verurtbeilt worUeu. Nur in einem Bericht des Lieutenants
Sigl begegnen wir einer Schilderung, die an die Stanley^eche Kriegsfübning er>
innert; es wird geschildert, wie ein Dorf «lastig brennt*, die Flocbtigen erbarmnngslos
niedergeschossen werden, wie unsere Leute dann auf ein Dach klettern and unter
friedliche Lcxi*e scbiessen. Der komroandirende Offizier schlägt dann vor. den
ganzen Stamm der Wangoni auszurotten, früher würde keine .Aussicht auf eine
Friedensarbeit sein. Das überschreitet doch Alles, was ich von einer deutschen
Kipedition erwartet hatte.
Abg. T. Kardorff bedauert dem Herrn Reicbskanxler gegenüber, wenn aeine
vorgestern über die Kolonialpolitik geiasserten Worte einen schärferen Klang gehabt
haben, als er selbst beabsichtigte. Es kam daher, weil, nachdem von freisinniger
Seite sehr scharf über die Kolonialsrliwrirmer hergezft.-en war, der Reichskanzler
seinerseits erklärte: ich bin auch kein Kolouials-h wärmer, und er sagte das mit
einer Betonung, dass ich danus den Schloss zog, dasa er Denjenigen, die sich
bisher für Kolonialpolitik orwkrmt haben, kdae gute Zensur ausstellte. Meine
Aeusserung sollte auch weniger eine retrospektive Kritik enthalten, als eine Warnung
für die Zukunft. Es hat übrigens eine Zeit gegeben , wo Fürst Bismarck den
koloniale!! Unteruehrauntren viel f^'indlicher gegenüberstand als der gegenwärtige
Reichskanzler. Er bat aber allmälig die Ueberzeugung gewonnen, dass in der Er-
werbung von Kolonieen doch eine wirtbschaftliche Kraftsteigerung des deutschen
Vateriandes liegen könne und müsse, dass es nfitslich w&re, die nberscbiesaenden
Krifle in deutsche Kolonieen absugebent wo sie dos Deutscbthum eihalten bleiben,
und dass es bei der Weltmaehtstellung Deutschl inds für den Schutt dos deutschen
Handels erforderlich sei, an verschiedenen Punkten feste Positionen zu haben.
Eine gewisse Beschränkung bat auch Fürst Bismarck in der Koionialpolitik sich
immer auferlegt, und namentlich stets betont, dass eine Kolonialpolitik von der
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Die Kolonialpolitik im Rdehstaca
Mehrheit der Natiou unterstützt sein mÜBse. Oass letzteres der Fall sei, leugnet
Herr Hirlitcr. leb glaube, dass für eine Kolonialpolitik in den vom Fürsten Bismarck
ione^'ehaltenen Grenzen auch im Reichstage noch beute eine Majorität vorhanJen
iit: (Wideräprucb links.) Unsere Stellung in Zansibar war, wie ich anerkenne,
keine gans sweiffBllose, wir hatten immer mit einer mlehtigen Konkurrenz m kiapffta.
Aber blea um dee gut«i Verhiltoisaee su Boglaad wUI«n wire lie nieht preim-
geben gewesen. England ist durch seine eigenen Interessen auf den Dreiband kli-
pewiosen; die freundliche Aiiseindersetzun); wegen Sansibar wird keinen grOMca
Eindruck auf das enjlisotie Puhlikura machen. Unter Umständen hätte die Positicm
in Zanzibar uns nützlich sein können, zumal auch der deutsche Einfluss zuweilen d«r
maassgebende dort war. Jedenfalls war ea daräber, dass wir aus dieser Positke
herausgegangen sind, erlaubt, ein Bedauern auaniaprecben. Dabei aeldtM iek
Helgoland keineswegs so gering. Aber so hoch ich es aehitse, sage ich mir du
Eine: für England war es gamicbts werth, während Zanzibar für Beide Werth hatte.
Die Freisinnigen würden am liebsten noch heute Ostafrika losschlagen. Der Meinunf
sind wir nicht. Trotz <\vr cricjer i:oz()t:c!ieii (iren/.en bleibt n<'ob ei'i Theil übri^,
der segeubringeud für Deulücblauil werden kann. Ks war mir sehr erfreulich, wie
objektiv und sachlich gestern der Abg. Bamberger die Kolonialfrage besprach. Brkat
dabei als derjenige Gentleman, als welchen ich ihn immer anerkannt habe, dem Dr.Pettn
eine Bhrenerklftrung gegeben, wie sie nicht besser gedacht werden kann. Ich daake
ihm dafür. Wenn die Energie die erste Tugend des Menseben ist, so hat Bambeifer
mit Recht diese Anerkenuunij Dr. Peters zugeschrieben. Das hat TTerm Richter
nicht verhindert, seil erseits die Opposition t^egen Dr. Peters festz'ihalten, ich glaube
mit Unrecht. Peter» ist garuicbt der Hasser und Neider Englands, als welcher er
Ton seinen Gegnern hingestellt wird (Bedner sucht dies auf Grund des Weissbucfacs
naehanweisen), sonst würde er nicht von seinen früheren Gegnern jetst nnefa Bagkod
itt einer grossen Bondreiae eingeladen worden sein. (Abg. Biehter: er Mast liel
fSr Geld sehen!) (Heiterkeit links.) Herr Richter denkt da anders wie sein FraktioBi-
genosse Hamberger. Ich hoffe, da--- die Kolonieeu, wie wir sie Jetzt besitzen, eine
wirthscbaftliche Krafläteigerun^ uuacrcä \ aterlandes mehr wie je bedeuten würden.
(Beifall rechts.)
Bei der Berathung am 6. Felnmar eröffnete Dr. Windhorst das Turnier anl
einer Bede, in der er im Binblick anf die beruhigenden Erklimngen dea Hwca
Reichskanzlers dem Kommissionsantrag zustimmte. Er hätte keine Einwendungen
gegen den Vertrag mit Ku.;laud zu machen, obwohl er allerdings nicht sehr erfreut
darüber gewesen sei, tiass wir von Sansibar zurückcelreloti seien. Aber er habe die
Ueberzeugung, dass wir uhue das Opfer von Sansibar zu einem Abkommen mit Kug-
land nlebt gekommen wiren, und da sei er allerdings der Meinnug, dass die Preuad-
schaft Englands, ein enger Anschluss Boglsnds an Deutschland uttcndlich wichtiger
sei als unsere Kolonien. Dann begrüsse er den Vertrag mit Freuden. Br machte
dann auf die Anomalie aufmerksam, welche dadurch entstanden sei, dass die Reichs-
verfassung Verhältnisse, wie diejenigen, die zu dem Staat.s-Vertratrc zwischen Gross-
britannieu und dem Deutschen Keiche geführt hätten, ni< ht vor Augen gehabt hahe
und 80 daas so wichtige Abkommen ohne die Zustimmung des Bundesrathes und
des Beichstagea getroffen werden konnten. Wenn in einem Handelsvertrage irgend
eine Position des Zolltarifs gekndert werden solle, mnsae die Begieruog «inen dar*
artigen Vertrag dem Beichatage sur Genehmigung vorlegen. Fdr den deatsch-eBg>
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Di« Kolonialpolitik im RtlelMtage.
167
liich«ii Vertrag; über Afrika sei dagegen diese Genehmigung nicht naebgesucbt
worden. Die Verfassunßr habe derartlije Verhältnisse wolil nicht vor Autren pehaht,
als sie trescbatTeii wonieii spj, aber es sei hier eine Lücke, die ausgefüllt werden
müsse. Wenn Keduer mit Üucksicbt auf die Zweifelhaftigkeit der Frage und dar-
auf, da» die Sache tchon erledigt aei, davon abaebe« Antrife in atollen, so wolle
er aicb damit ffir die Znlranft triebt pri^ndisiren.') Dann ricbtete Windtborat die
Frage an die Regierang, oh die ßestimmung der Eongoakte über die freie Reli-
gionsübung in Ostafrika nach Uebernabme der Kolonie durch das Rei< h beibehalten
werden solle und sprach die Hoffnunj; aus, dass die um die Kolonialsache verdienten
Männer auch an zweiter Stelle weiter in Ostafrika arbeiten möchten, zumal ihnen
der Reiehakaniler naeh aUeD Seiten hin eine freie Bewegung scbalTen werde, soweit
es m6f lieh sei. Er hoffe feroer, dasa in Zakvnft möglichst wenig Oeld ton den
Reicbstag verlangt werden würde.
Der Herr Reichskanzler erklärte darauf, dass die Regierung die Kongo-
akte, soweit sie sich a\ii reli^iüse Verhältnisse beziehe, nicht allein in Be/n^ auf
die Gebiete, auf welche sie sich ursprünglich erstrecken, anerkenne, sondern dass
aie geneigt sei nnd dieser Neigung, somit Anlaas vorlag, bereits Folge gegeben habe,
nach denselben Qmndsltien* in demjenigen OeUele sn Terfabren, anf welche die
Kongoakte sieh nicht entreekt
Der Abg. t. Helldorff- Bedra (kons.) hielt von seinem Standpunkte aus
das Abkommen für ein nach allen Kichfunj^'en hin befriedigendes. Unsere Erfolge
seien namentlich in Ostafrika gross gewesen, die Regierung habe in Bezug auf die
Kolonialpolitik das Richtige getroffen, was zum Heile des Landes ausschlagen
werde.
Herr von Cnny (natl.) betrachtete das Abkommen ala vollendete Thaisaebe
und kam deshalb nicht auf den Tadel mriek, welchen er mit manchen seiner poli-
tischen Gesinnungsgenos-en früher ausgesprochen hatte Er vertheidigle geeen die
AiigriiTc (ks Abjitordnctcn Kii htcr die Stellung, weUlic or und verschiedene seiner
Freunde speciell mit Bezug auf die deutsche Emin-rascba- Expedition vor zwei Jahren
England gegenfiber eingenommen habe. Sie schitsten denWerth der engUsehen Frennd-
schaft} er sei aber oberaengt, dass diese engli^be Freundschaft nur dann suver»
l&ssig sein werde, wenn die Engländer sich auch bewusst seien, dass sie auf Gegen*
sdtigkeit beruht, und dass die Freundschaft Deutschlands für England gant genau
>) Der Grund der Unterlassang ist nun wobl kein anderer ah der TOB Dr. Windtborst
aasogebeDe, dass die Verfassans, als sie geschaffen wurde. Verliiltaisse wie diiaenigen, die zn
d«n enrlhiiteB fronen Staats- Vertrage zwischen Groubritaonlen and dem Deatscben Reich ge-
führt haben, nicht vor Augen geliabt und nicht als in der Zukunft liegend vorgesehen bat. Des-
lialb Ist das Seicbagebict, über welcb<;s sich die Autorit&t von Kaiser, Bnodesratta nnd Keicbs-
tag erstreckt, von der Verfaiisunii: umsritricbcn, ohne der Eventnalltit Rechnnnic sa tragen, dass
jenes Gebiet dnfch Erwi rbun.:' u i n.<«liesonderu auswärtige, bberi^eeiscbe, ü. g Kolonien vcriadert
nnd (ms. erweitert werden kann. Denn die Erwerbnng von Gebieten der letzteren Art kann, wo
sich data Qelegeoheit bietet, jederzeit auf völkerrechtlichem Wege durch den Kaiser erfolgen,
der ausdrftekllcber BestloUDUIg der Verfa.>;-uDg zufolge das Reich völkerrechtiicb zu vertreten bat.
Dass solche Erwerbnngen, wo sie geschehen sind nnd in Zukunft noch geschehen werden, nnr
fttr das Reich gemacht sind und gemacht werden können, wird wohl als über jeden Zweifel er-
haben hiogestelit werden dürfen: gleichwohl wird aber dadarcb alebts gelndert an der aus der
Bcichsverfassong slcli ergebenden Konsequenz, dsss Autorität nnd Zu-itändigkeit T<>n Hundesratb
nnd Reichstag sich nicht erstrecken anf simmtUche deutüche kotoniaicu BeMlzuugen. weil diese
nicht als Reichsgebiete in der Verfa.>.sung beielebset sind, vielmehr darin erst Anfbshme finden
kOunen durch eine betreffende dem Reicbstsge sa msebende GesetzesTorlage, die sich ah Antrag
snf Aendemog der Verfassong darstellt. U. U.
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Di« K4»kmialpoUtik im a«ieb»tag«.
<l«iwdben Werth luibe «ie «lie Freundschaft Bnflaads für DwitMhlancl. DifM-r Oe-
siebtspankt h&be vor r.wci .lahroti ilm und <;eiri? Freunde ausserhalb deä Uauses
Teranlasst, in einer Ver*aininluug Verwahrung einzulegen siegen die üebergriflfe
Englandci und englischer Stmatsangeböriger gegenüber unseren Deutsch-Reicbsange-
horigen. Uotor dm Sachen, die denale verbendeH aeieo, war auch apesiell die Be-
schwerde de* Hiadlen HSoigeberg fagen die Rejal*NigerCon|May. Üleiee Unrecht
ist seitens des Auswärtigen Amtes anerltaont worden und beute — es sind seitdem
zwei Jahre verflossen — heule hören wir noch immer, da<s die Sacht* nicht weiter
gerückt sei. In jener VerNauimlung sei aurli ^,'etreii den Missbrauch der en-fTÜschen
Blockade gegenüber dein Dr. Peters prote^tirt wurden, was ihr gutes Kecht ge-
wesen Mi. Redner wandte lidi dann ▼oraehmlich gegen die AeuaaeninKen dea
Herrn Richter über den Finten Bienarcli nnd konatatirte, daas in dem Kreise,
dem er selbst angehöre, die Verehrung für den Gründer des Deutschen Reieiies, ffir
den Fürsten Bismarrk ganz in derselben Weise fordeben und dass es nach
«einer Ueberzeugung eine Schande (ür das Deutsche Reich sein würde, wenn diese
Verehrung in Kurzem ersterben sollte. Nach dieser Polemik gegen den Abg.
Richter, «defae denadben in wiedsrholtsn Unterhrechnngen «efmdasate, ao daas er
rar Ordnung gemlsn werden nmsate, betonte v. Cuny noch, daas die eitalHkania^
Gesellachaft nicht in der Lage eines Beschenkten sei, da sie dem Reiche durch den
Vertrag eine aelir lukrative (iabe trebracht habe und dass die Verwaltung durch
das Reich nnd die Schutztruppe nicht nur zum Schutze der deutsch-ostafrikanischen
Gesellscbaft und ihre Unternehmungen eingerichtet werde, sondern dass jeder
Cntemebmer und Kapitalist, Deutscher eder Niehtdeutacber, weleher dort seine wirtb-
aehafUiehen nnd aonstigen Krifte su verwerthen gesonnen sei, freien Zutritt und
freie Bahn haben werde. In der Bede des Abg. Windtherit vermisste er, dass
auf die, auf Windtborst's Antrag hinsicbtlicb der Unterdridtttng des Sklaven-
handols angenommene Resolution nicht hingewiesen worden sei. Die Organisirung
der Schutztru()pe, die Kiurichiuug der Station Tabora u. s. w. bezweckte ja wesent-
lich da^enige, was damals als Ziel hiogestellt worden sei, denn um den Sklaven-
handel lu nntefdrft^en, bedfiife es der Behemebung der Karawanenstrassen. Also
jene Organisatioa und die Verwendung dieeer Mittel giodmh durchaus in dem Sinne
der damals auf den Antrag Windtli >>rst gefassten Resolution. Wenn er (Rodner)
als Anhänger der Kolonialpolitik »ich bekenne, so thue er das in dem vollen Be-
wusstsein, dass jede Kolonisation mit manchen Fehlern, MissgrilTcii und vurüber-
gebeuden Unf&llen anfange. Die Kolouialgeschicbte aller Nationen zeige, dass sie
noch in gant anderer Weise bitten Lehrgeld sahlen müssen. (Sehr riohtigf reehta.)
Fest stehe aber die Thataaehe, dass jede grosse Nation sich Kolonien geschsien
habe und keine sie freiwillig aufgebe. (Beifall rechts.) Er halte das Deutsche Reich
jedem anderen Staate für ebenbürtig, und wenn alle anderen Nationen koloniale
üntemelimuiifffii für richtig erkannt hätten, dann halte er o-< auch nicbt für einen
llissgriü, dads die Deutschen denselben Weg beschritten hätten.
Der Reichskanzler von Caprivi erkiftrte, er sei sich nicht bewusst, dass die
gegenwirtige Regierung zu einem Urthml, wie es der Herr Vorredner ausgesprochen,
über ihr Verhalten Kngland gegenüber und ihre Auffassung der gegenwärtigen
Kräfte und Machtverhältnisse Anlass geirel'cn h.-ibc. Was Witn anbetrifft (d«M Herr
Vorredner hatte gebeten, dass auch der iuteresseu der uuirUuklichcn IVivai>ri in
dem Falle Küntzcl gedacht werde), so erklärte der Uerr iieichskauzler, dass die
Expedition Kintzel sieb aus lauter reditschaffenen Vinnem, Köntzel ausgenommen.
Die Kolonialpolitik im Reicbätage.
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suaMiineiigeMtxt hftbe. Er wies dies im EumIiuii nadi, tadelt« das Veriialten
Kontzer» iu Witu — (er habe Holt gesigt, von dem es zweifelhaft sei, ob es ihm
gehöre und später den Sultan in Wifn solli!*t tfeschmäht), worauf dann der Ausbruch
des Unwillens erfulgt sei. bei dem Kilnizel und die and*'r<'n Heiitsrlion l.ebeu und
Eigeuthum eingubüäst hätteu. Wenn auch äolche Vorguuge peinlich üeien^ »ofem
nimn darauf einer anderen Regierung gegenfibor Schritt« gründen solle, so babe nichts
desto weniger die Kaiseriiehe Regiening getban, was sie tfaun konnte nnd fahre
noch fort, die Ausprüche der Qescbädi^ien oder deren Erben so entschieden als
möglich zur Geltung zu bringen. Das dritte Gravamen do8 Herrn t. Cuny sei der
Xeera-Fall {gewesen, die iregenwiu tijje Hetrionin^ habe, wonn ei den Herrn Abge-
ordneten recht verstanden, nicht getliau, vsas nie thuu liuunie, um den Herrn
Peters nnd «er sonst aa der Neem iMl&ettigt war, hinreiehend sn vertreten. Br
wolle jetst vorlesen, was unter dem 36. Urs 1889, also ehe die gegenwirtige,
von Heim von Cuny getadelte Regierung ihr Amt antrat, an den Grafen Hatsüsldt
in London von hier aus telegraphirt worden ist:
Ew. Excellenz sind erinfichtijjt, Lord Salisbury ßejrenülH'r trele)?entlioh zu
wiederholen, dass die Expedition Peters das Reich uichtä angeht nnd er
und seine Begleiter für uns Privatreisende sind, bei deren Unternehmen wir
uns von jeder Förderung fism halten. Der Reichskantler würde es natSrIIeh
finden, dass Snglaad bewalfoeten Zügen den Durchmarsch dnreh seine Inter-
essensphäre in Ost-Afrika versagt. (Hört, hört! links.)
Vielleicht hat der Herr Abgeordnete tod Cuny die Güte, anzuerkennen.
da8S nach diesem Vorgantr die jetzige Keffi^rnufj kaum in der Lage war, dif An-
sprüche an die Neera anders zu vertreten, als .sie es gethan hat. (Sehr richtig!
BbnvD links.)
Der Herr Abgeordnete Dr. Barth (dfr.) meinte, dass seine Partei dem Ab-
geordneten von Ouny nur snm Vorwurf gemadit habe, dass derselbe die wahren
Interessen Deutschlands bei seinem Verhalten verkannt habe, dass er um ein Bis
eben Witu oder Ost-Afrika willen Deutschland in ein {gespanntes Verhältniss zu
England habe bringen wollen . Dem Abgeordneten Windthorst »erde es nicht ge-
lingen, seine Urbeberschaft für dasjenige, was sich auf kolonialpolitischem Gebiet
jetst ereignet habe, für die Zukunft wegsuwischon, denn die Resolution Windt-
horst 0 sei das Blatt gewesen, von dem ans weitergehende kolonialpoKtisehe Pllne
verfolgt worden seien. Windthorst habe wohl auch seiner Zeit sn diese Tragweite
derselben nicht geglaubt; habe er ji doch auch heute erklärt, dass d;e verbündeten
Regierungen ihr eine weitere Tragweite sregeben hätten, als er beal sichtigt habe.
Er hätte sich aber als Staatsmann gegenüber einem Politiker wie Fürst Bismarck
«•gen müssen, dass daa an diese Resolution augebakt werden und sie das Band
sein wurde, mit dem er und seine Freunde in die Kolonialpolitik hineiogeiogen
würden. Die Frage, ob die Ostafrikaniscbe Gesellschaft so den Kosten, welche aus
der Pazifizimng des Landes erwüchsen, herangezogen werden könne, habe das
Reichs-Justizamt wesentlich aus dem Grunde verneint, weil in dem betreffenden
Gesetz, das aus der Initiative des Abgeordneten Dr. Windthorst entstanden sei,
durch die Ueberscbrift zu erkennen gegeben sei, dass man in erster Linie den
Sklavenhaodel ins Auge gefasst babe. Schon dieser Umstand beweise, dass der
Abgeordnete Dr. Windthorst für das, was geschehen sei, mit verantwortlich sei.
>) Siebe Koloniales Jatirbach 1888, S. 225.
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160
Die Kolonfelpolitik im lUiebtU««.
Gerade durch du, wu der Abgeordnete Dr. Windthorst in Bezug auf seine Re-
solution erfahren habe, sei die Flaltung seiner (des Redners) Partei um so mehr
gerechtfertigt wurdeu. Ed sei eben nur der erste Schritt, der etwas iioste, und
deshalb habe seine Partei «ich gehütet, in der KoloniaJpolitik einen einzigen Schritt
tu thttn, der ihr «ngdegt ««rden könat«» als ob lie feneift vira, äb«rlinipt Ko-
lonlal-Politik la treibea. Sein« Partei ward« lieber bevU maigm liqiidiieii.
Eine Kolouialpolitik, wie sie getrieben werde, sei unzweckmissig und onwittb*
tcbaftlicb. Seine Partei hahe diesen Standpunkt nicht verlassen und markire dies
dadurch, d^si sie, trotz, leui .>ie jet^t in hohem Maa&^e durch die Ausführungen des
Reichskanzlers befriedigt kvi, die Millioueu uicbt bewillige, weil sie die starke
Siamisebiiag des Deatieben Reiches in OstslHlu aicbt wfinseh«. DsUngegen ssi
sie beate noch «ie frnher bereit, die «twaifen Liquidationskostw in weitsstm
Sinne des Wortes zu bewilligen. Wenn aan ihr einen Weg angeben wolle, anf
dem sie aus Ostafrika qua Reich herauskomme, sei sie bereit, die ilittel dazu zu be-
willitT'*!!. iMe SchalTiuig einer Kronkolonie bezeichne t in i:eues i^tadium der Ko-
louialpolitik. Alles, was in Ostafrika geschehen sei auf dem üebiete des liaudeU
«nd sonstiger wirflucbaftUeben Tersndie, sei di« reiiie Bagatelle gegen das, was
von Seiten des deataeben Handele alQIhrlieb gewagt werde in allen Thailen der
Welt. Nur wagten die Kaufleute hier nichts blindlintrs und unbesoonen, sondern
in der Gewissheit späterer Früchte Gerade weil die Hamburger und Bremer Kauf-
.leute ausserordentlich wenig au die Zukunft der Kolonien glaubten, gäben ^ie für
diese Dinge kein Geld her. Er freue sich, dass es in Deutschland solche Kauf-
lente gebe, die för utopische Pline, selbst wMin sie von Jenuud in Beicbstage
enpfoblen worden, kein Geld übrig bitten. Br lübtte dann Sir Jobn Pope Hen-
nessey ins Feld, der kurz nach dem englisch-deutschen Abkommen einen Artikel
Teröffentlicbte , in dem er den typiüchen Verlauf aller Kolouialbestrebungen schil-
derte und hervorhob, dass das erigli.sche Parlament auf Grund der UnterMiclningen
einer Kommission zu dem Üeschlusä gekommen sei, dass Jede fernere Auadehuung
dea TerritorialbMitses oder die Uebemahna dar Kolonialregierung oder der Ab-
schluss neuer Vertrige untweckmissig sein wurde und dass das Ziel der angliscben
Politik sein mSsse, die Kiiigeb> renen fähig zu machen, die Verwaltung selbst xu
fähren. .Sir llennessey finde, dass die englischen Besitzungen in Afrika, abgesehen
von .Siid-Afrika, für die Englänier /war niclits w<rtli seien, aber dass man doch
noch vielleicht einen Werth aus diesen liesitzungeu her&us.-<chla;:eu könne, wenn man
aie an Frsnkreich und Deutschland fortgebe. Auch ein anderer Kenner von Afrika,
Bdw. Diej, betone, dass die gesammte öffentliche Heinui^ von Süd-Afrika darüber
einig sei, in Zentral- Afrika sei nichts xu holen. Er schlage eine Politik der na>terl7
inaclivitj, der nieisterbaflen ünthätigkeit, vor. Auch Hans Meyer komme genau
zu denselben Schlussfolgernngeu auf Gniud derselben Krfahrungen in Afrika, und
wenn noch etwas nölhig wäre, um zu beweisen, daNS es mit der dortigen Herrlich-
keit nicht weit her sei, so möge man einmal den Ausspruch des Vorsitzenden der
englischen Ostafrikanischen Kompagnie lesen: Han möchte sich für die nicbsto
Zukunft nicht alltn viel Hollbung machen, man würde noch lange Ztit die Dividende
in Philanthropie bezahlt bekommen. Im Ganzen biete die Kolonialpolitik ein traurigea
Bild. Seine Partei werde, ihrem früheren Standfuinkt*' i^eiren. auch diese Forderung
ablehnen, obgleich ^it' si<h nach den gestrigen Htklärungen des Keichskanilers
irgend welchen Befürchtungen in kolonialpolitischer Beziehung nicht hinzugeben
brauche. (Beifall links.)
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Dia KoloolftlpoHtik im KeiehsüiKe.
161
Der Ab<r. v. Keudell (frk.) erirriff sodann »las Wort, um das enjjlisch-deulsche
Abkomiuen /n verthcidiRen. Er sehe oiii politisches Verdipn>-t dos deutsch-eng-
lischen Abkommens darin — und das sei noch uicbt gesagt worden — , dass es in
den Köpfen der Feinde nnd der Freunde die Vontellnng zeittSrt habe, welche
•idi ra hOden befonnen habe ■ton einer anversöhalichea Feindeebaft svisehen den
Denttehen und den Biffttadem. Wolle naa einen dieiaeltigea Vertr»; billig
beurtheilen, so sei es rifhli( h, auch mit den Augen des anderen Thefles zu sehen.
Vor 20 Jahren habe es wohl noch keinen Kn^Ifmder gegeben, der es nicht als
selbstverständlich angenommen habe, dass der dunkle Erdtheil bis 7.um Nil nach
und nach England ganz von selbst zufallen würde. Es sei daher natürlich gewesen,
dasi die «raten Anf&nge der deutschen üntemebmungen anf kohnüaleni Gebiete
in West-Afrika nnd in der SMsee in Englaad mit lebhaftem Missvergn^en begdisst
worden seien. Bs seien eine Reihe Ton Streitigkeiten nnd Zwistigkeiten swisehea
Privaten nnd den Regierungen entstanden, welche mehrere Jahre gedauert
hätten. I'n« sei immer crescendo gegangen, fm Jahre 1S84 habe Deutschland Arm
im Arm mit Frankreich — das sei ein merkwürdit^es und erfreuliches Schauspiel
gewesen — die Kongokonferenz berufen. Auf dieser seien für alle koloniallustigen
Nationen gleiche Rechte festgeeetit worden, sehr gegen die «iglisehen Wunsche.
Die Besiehnngen seien nieht firenndlieher la Folge dessen gewordea. Der frühere
Rdehskaasler haha siidi bei dem englischon BotsdMUer über die TeneUeehternng
der deutschen Beziehungen zu England beschwert. Das sei am 5. Febniar 1885
gewesen. In demselben Monat sei Dr, Peters zunlckgekomraen , in der Tasche
sahlreiche Si hutzvorträge. r>arüber in England grosse Erregung. Dann sei die
berühmte Reichstagsrede des Fürsten iiismarck vom 2. März gekommen. In dieser
Rode hslw er Lord Oroafttlo in der Front angegriffen, habe ihm veraehiedene
Yorwflrfh gemaeht nnd sieh besehwmrt öber die ganse Art der Miglischen Qeoehifts-
behandlvng — er habe 128 scbrifUiehe Noten in kolonialen Angelegenheiten
erhalten — , und nun sei damals eine merkmürdige Wenduug geschehen: bald darauf
habe Lord Granville im Oberhause mit wahrer Hochher/ipkeit die Rismarck'schen Vor-
würfe für bcfTnlndet erklärt, und den (i. März habe lieir tiladstoiie erklfirt. wenn
Deutschland eine kolouisirende Macht werden wolle, so solle es willkommen sein,
dann würden das bnndesfreundHehe England und Deutschland nebeneinander cum
Heil der llenschheit die kolonisatorischen Aufisaben 16sen. Ton dieser günstigen
Stimmung sei sofort Gebrauch gemacht worden. Es sei in den Jahren 1885 und
1886 die Periode der Verständigung zwischen den Interessen Deutschlands and
Englands gefolgt, zuletzt auch für Ost- Afrika. F'as Abkommen mit Kn<:Iaiid vom
1. November 1886 enthalte bereits vollständi;; die Grundziipe des Abkommens
von 1890. Damals seien nur die Grenzen bis zum Viktoria-Nyanza, jetzt bis an
den Congostaat abgesteckt und Sansibar und Witn habe man damls nooh im
Ungewissen gelassen. Die KonzessionMi, die Ffirst Bismarek 1886 gemadit habe,
seien so grosse gewesen, dass er (Redner) sieh gewundert habe, dass er nicht mehr
darüber anjegrifTen worden sei. In dem grossen Territorium, das man an England
damals abgetreten habe, habe sich auch Uganda befunden, das von Afrikafors-dicrn
als ein Wunderland, als ein zweites Indien bezeichnet worden sei. Kr (Redner)
habe es nicht beklagt, dass man dieses auch jetzt aufgegeben habe, denn es habe
sohon früher über aino sslcho SIrdikraft forfügt, die den Deutsehen die grünten
Behwierigkeiton entgogengisetst haben würde. Nach 1886 seien in den deutsehen
Yerhiltnissen mit Bnglaad wiederum SobwierigkMten manehsr Art horrorgetreten.
Koloalaks Jabrhaeh 18M. 1 1
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162
Die Kolonialpolitik im R«icbatag«.
Drei Momente seien es besonders (i:ewesen, die zu einem neuen Abkommen hätten
drängen mÜMtn: die Verbältnisse an der oeUfrikaniicheii Kaste, die ?«•
UlliiiBM i& SantllMr «nd die durch die Agitation Stwley't henroigiisfiM
Aufregung in England. Den letxten Punkt habe der Beiohskaniler fsstei
in seiner tnlUlrenden Darstellung nicht gestreift. Nach wtAn» (des R«dn«n)
Wahrnehmung scboinc derselbe doch für das Abkommen ton Bedeutmi
gewesen zu sein, weun er (Redner) auch die näheren Umstände nicht kenne,
er nach seinem Austritt aus dem diplomatischen Dienst keinerlei Nacbricbten sus
dem Auswärtigen Amt erhalten habe. Bei der Regelung der Verbältnisse tn dir
KieU ud in Saniiter sei Deutachland gut lorlgekoBiimk. D«r eai^iMhe BbAm
••I noch im letsten Jahre m äherwiefend feweaeii, und man möiae mtämtm,
dass England seine Zusage, Deutschland bei der Regelung des Verb&Itnissss nit
dem Sultan zu unterstützen, in loyalster Weise erfüllt habe. Deutschland habe is
England nur abgetreten, was es überhaupt nicht habe halten können. Welche Mittel
habe Deutschland deuu, England aus dem Besitz des Protektorats über die Insel Sansibar
SU verdrängen ? In welcher Weise hätte es Frankreich für seine Rechte aus dem Ver-
trage von 1868 entadiidigen k&men, was fSr England dann aina Laiehti^aU gewmm
wlia? Wita habe ar imn^r als ain Kompaosattonaolgakt für Halgirfand betndiM;
nnd ala ein deutscher Mann habe er jetzt Grund, sich über die Lösung der Tnst
zu freuen. Die Vorstelluni^en, die sich in Nationen über gcepenseitige Freundsch&ft
und Feindschaft bildeten, hätten den grössten Einfluss; Napoleon hätte den Kriff
von 1870 nicht unteruummeu, wenn er nicht getäuscht worden wäre durch di«
damalige feindselige Stimmung der österraichischen Bevölkerung gegen Deutschlsod.
Sdcban Irrthfinun konnten lüebt Mos Sintalna, sondam puma YSIkar vntiriiei»
Man ward« aoch hanta noeh ürsaaba haben, das VarhlltniBS Dantachlands nit
England günstig zu gestalten. Er wolle hoffen, dass auch die vielen kleinen
Differenzpunkte, die noch zu schlichten seien, sehr bald beseitigt würden. Auch
in Üst-Afrika .seien noch Schwierigkeiten mit England zu beseitigen. Die Englinder
strebten jetzt darnach, den ganzen Handel nach ihrem Sansibar zu lenken, während
Deutschland daran liegen müsse, den Handel nach dem Kontinent zu ziebes.
HoffentUcb werde as gaUngan, daiartiga Diferansan and dia Ifissatinunang darikr
in beseitigen, sodass England für den Fall einee gröaaaran aoroplisehan KodUUn
nicht gehindert werde . seine natürlichen Interessen wahrtnnahmen. Er theile fii
Ansicht nicht, da.ss hinter dem englisch-deutschen Abkommen noch tiefere politische
Gründe steckten. Für die Bewilligung der im vorliegenden Etat geforderten Summ«
«erde er natürlich stimmen. Wenn auf den in den letzten dreissig Jahren ua
das Doppelte gestiegenen französischen Etat für Algerien hingewiesen sei, so lehi
man ja jetzt, dass die dentsdian Anagaban fir Ost'Afirika baraüa goringor wirdi^
nnd er hoffe, daas Daataebland in Kamm bald niehta mehr ton Raiehawofan dilir
anfitawenden brauche.
Abg. Dr. Windthorst wiederholt, dass seine politischen Freunde ihre bis-
herige Slellun*; zur Kolunialpolitik im Wesentlichen nicht geändert hätten. Sie
hiitten keine Bedenken getragen, dafür einzutreten und übernähmen die volle Ver
antwortung dafür. Wo es sich um die Ehre des Vaterlandes und dazu noch in
hnmsnitiia Zwacke handle^ worden aie immer bereit sein, eintotretan. Sia hoAsi
abar, dass man in der biaherigen voraiehtigmi Waiae auch weiter fottgaha.
Abg. Graf von Arnim (frk.) ist nicht ganz befriedigt über das Abkommen
swiBchen Deutachland und England und kann sich nieht so anthosiastiseh daräber
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Die Koloniaipolitik im Reichstage.
163
tessm, wie sain FraktiooifeiiOMe tob Kendill. Ihn (dem Redner) scheine» Bng-
lend habe sich bei den Verfaaadhiagen von de« Oefihle leiten Itssen, dass Dmtseh-
land einen grösseren Werth auf Englands FrounHsrhaft lege, als England auf
Deutschlands Freundschaft Werth zu legen Anl iss luilte. Diese Ansicht habe
gewiss anch die Missstimmung weiter Kreise ülier das Abkommen hertorgerufeu
und auch den Entrüstungssturm, den er in seiner Schärfe tadeln müsse, der ihm
aber als ein eiftenli^r Bewris dalfir gelte, dase in der K«ti<Mi ein sehr lebbaftee
und stolaes Selbttbemieslaein heirsehe. Er begrSsse dieses GefäU als einen Beweis
der Kraft und St&rke des Deutschen Reichs. Der Abg. von Kcudcll gehe von der
Ansicht aus, England meine, der schwarze Erdtheil gehöre ihm. Es sei das ein
wesentlicher Irrthum Englands, und Deutschland als eine stolze Nation brauche mit
derartigen Irrtbüuaern nicht 2u reebnen. Er (Redner) könne nicht lugeben, dass
dae Anfigeben von Witn gani desi Brwerb von Helgoland entspreche, nidit weil er
den materiellen Werth von Witn sn hoch schitse, sondern weil Deutschland ein
halbes Jahr vor der Abtretung Witu mit grosser Feierlichkeit in Schutz genommen
und das Bild des Kaisers dort aufgehängt habe, sodass der Sult&n sich unter
deutschem Schutze sicher gefühlt habe. Sansibar verschmerze er leichter. Im
Lande verstehe man auch den Vortheil, den die Abtretung der Kijste gebracht
haben solle, durchaus nicht. Das Voigeben, das England in Egypten gezeigt habe,
bitte für Deutsehland lehrreidi sdn können. Er gebe aber i«, dass der jetsige
Beirhskander nicht rem intsgram vorgefnnden habe, eondeni daas die Ab-
machungen schon bestsnden hätten. Deutschland habe im Jahre 1884 einen rich-
tigen Augenblick versäumt, als die Flottendemonstration vor Sansibar stattgefunden
habe. Alle Deutschen hätten damals geglaubt, dass die Flottendemonstratiou mit
der Erklärung des Protektorats über Sansibar endigen würde. Bekanntlich sei erst
swei Jahre q»iter das gemeinsaaM Protektorat aber Sansibar ausgesprochen worden.
Doch er wolle einen Sdileier Aber das Veigangene werfisn. Was Dentschland
aber in Zukunft zu thun habe, zeigten die Berichte Emin Paschas, der immer da-
rauf hinweise, dass es die höchste Zeit sei, das zu sichern, was Deutschland jetzt
ernin-/* II h;ibe. Deutschtand müsse jetzt alle Kraft daran setzen, den Besitz aus-
zubauen. Der Reichskanzler habe gestern hervorgehoben, das Deutschland jetzt
von -der Kdste nach dem Innem tu vorgehen miase. Viele seien anderer Hebung.
Heete habe Deotschhttd noch das Prestige der lotsten groeson 8i^ über die Ein-
geborenen für sich und müsse baldigst mit der Errichtung von Stationen bis an das
Seengebiet hin vorgeben. Majnr von Wissmann bezeichne das Seengebiet direkt
als die innere Küste Ost-Afrik.is, >ind andere hervorragende Kenner des Landes, die
jahrelang dort gelebt hatten, hätten sich in demselben Sinne ausgesprochen.
Ein schnelles Vorgehen sei das ofauiigo Mittel, nm Handel und Wandel so hejtMB.
Die Mittel, die der Etat verfagbar madie, schienen ihm deshalb sehr gering. Dass
man den nach Afrika gesandten Hännera einen mögliebst weiten Spielraum lassen
müsse, sei selbstTerst&ndHch. Auch Emin scheine ihm (dem Redner) ein ganz füg*
samer Mann zu sein, und man sollte seinen Plänen Rechnung tragen. Alle Männer
die Deutschland nach Afrika gesandt habe, wären sicherlich nicht dortbin gegangen,
wenn sie sich keine Erfolge versprochen hätten. Auch der Reieende Meyer, der jetst
fBr die Gegner der Kolonialpolitik immer aushelfen misse, habe eine Zeit lang gans
anders dber Ost-Afrika gedacht In einem ihm (dorn Bedner) vorliegenden eigen-
b&ndigen Bericht halte er die Anlage von Kaffee-. Thee-, Tabak plantagen und
selbst den Getreidebau für höchst aussichtaToll und bezeichne deuuchen Erwerb als
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Die Kolouialpuliük im Reichstage.
sehr ««rthvoll. Die deatsehe KolmnalbewegoBf Mi eiie iiSebit fMonde, ri» td
kein Prodnkt der Sehwärmerei , sondern des BemuttMlns der Kraft und Kecht
Deat»chlan<l>. Wenn die Kaiserliche Regierau? iu Zukunft das Motto: „ Nunquam
retrorsum". d. h. Vorwärts! auf die Fahne unserer Ko!oniaI[>olitik schreibe, werde
die Nation nicht blos mit warmem llenceu, sondern auck mit dem Geldbeutel folgen.
(Beifall rechtsj
Dmnuif irorde die Fordemag nach dem Koamiatfoniiatiige in Betreibe vm
2Vt KUUoiMn Mark bewilligt
Regionale Abgrenzung der Missionsgebiete.
In der SiUtnng vom 11. Kehruar kam f«tlL:ender Antrap Stöcker zur Berathuof:
.Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, Maassregeln zu treffen, durch
«dehe bei Fettheltoog des Onmdaatses der Parittt das gleiehaeitige Wirken
von HiBsionaren Teraehiedoner Konfessionen in demselben Bezirik der
deutschen Schutzgebiete möglichst verhütet wird."
Der Abtr. St.x ker inotivirt seinen Antra? damit, dass es das Interesse des
l>eutsohcn Reiches erfordere, dass AIk'> ^rethan werde, um den Missionen einen
Kampf mit gleichen Waffen und gleichen Mitteln m gewährleisten. Da müsse er nun
immer wieder beklagen, daM in gaas ungerechtfertigter Weile vom Hajor von Wiaa-
mann die evangelischen hinter die katholiseben Missionen snrnckgesetst worden
seien* Die Sache habe aldit blos in katholischen, sondern selbst in unwiasenden
protestantischen Blättern ihre Ausbeutung gefunden, und man habe für die evange*
lischc Kirche höchst verletzende Aeusserunjren vernommen. Wenn auch der Major
von Wissmaiin nachher in der „Post"^ seine Aeusserungen berichtigt habe, sei noch
immer Vieles zurückgeblieben, was man ndt gutem Gründe als falsch, als auf
mangelhafter Kenntniss beruhend, abweisen mflsse. Ksn hsbe den evangelischen
Misaionen vorgeworfen, dass sie nach dem Spruche Ora d iatam vetfihren, dasa
tut sie das Arbeiten erst das Zweite sei, während die katholischen Missionen das
labora voranstellten; er (Redner) erlaube, kein echter Katholik dürfe sich eine solche
Rangirung gefallen lassen. Durch pekaufte Sklavenkinder werde in diesem Gebiete
eine Missionsstation zuerst bevülkert, während man eine grössere Einwirkung auf
die erwachsenen Neger sieh versage, weil man wisse, dasa mit diesen doch nicht
viel au nmehen aeL Das Ideal der IGssionen k&me Umr alefal ohne Weiteres ver-
wirklicht werden; aber die Erfolge der evangcMscben Mission könnten sich gleich-
wohl mit denen der katholischen durchaus messen. Mit dem blossen Arbeiten sei
auch nicht> erreicht; mau gelange damit wohl dazu, schöne Plantaben aiizulosien,
aber könne das einen vollen Ersatz bieten für die Unterweisung iu der Lehre und
Im Olanben? Die sdiottischen und englischen evangeliaehen MissionsgeseOschaflBn
bitten in dieser Besiehung glelchfells sehr erfreuliehe Bigebnisse anftnwelaan.
Auch die Disziplin solle bei den evan^relischen Missionären nicht so straff, die Opfer-
willigkeit schwächer sein, als bei den katholischen, die zeitlebens in den Kolonien
bleiben. Von den 8 Missionaren, die nach Kamerun gegangen sind, seien aber im
letzten Jahre 4 gestorben. Das zeuge doch gewiss von seltener Upfcrwilligkeit. Die
prunkhaftere Art ctos Gottesdienstes solle auf die Wilden grösseren Eindruck machen,
das traft doch auf die englischen Missionen mit ihrem hochUrdüichem Kultus nidit
tu, und wenn man von den Erfolgen beider Misdonstt spiedM, so weise er auf die
Kapkolonie hin, wo allein 100 000 eingeborene Kinder in die HisdoOBSdralen gehen.
Utiior von Wissmann hätte doch etwas vorsichtiger mit seinen Aeusserungen sein
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Die KolonUlpolitik im Rdohttage.
165
und die schon bestehende Spuuiun£f nicht noch vermehren sollen. Sein Antraf
berühre die Trennung' der Interessensphäre der Missionen in Afrika. Wir müssen
wünschen, dass da, wo evangelische Missionen im Entstehen begriffen sind, nicht
katholische störend eingreifen und umgekehrt. Er wolle verzichten auf eine
T^emrang der IntemMn^ebiete, aber er k6nne aar dringend bitten, den man nicht
lOnioneB andorer Eonftiiionen snlaiee, wo sidi eine Mistion schon festgesetet habe.
Br sei in dieser Beziehung nicht ohne Besorgniss für Dar-es-Salaara ; er verweise
ausserdem auf die blutigen Vorgftnge in Uganda, welche aus religiösen Zwisti^eiten
torgegan^en seien.
Dirigent der Kolonialabtheilung Dr. Kayser: Schon im vorigen Reidistage
ist bei Gelegenheit deaselbeii Antrages klar geworden, dass anf k^helischer Seite
keine Neigung für die Abgrensung der Mlssionsgebiete bestdiL Heute sebeint auch
anf evangelischer Seite nicht mehr grosses Gewicht anf diese Frage gelegt zu
werden. In einer früheren Sitzung hat Herr Windthorst den Antrag Stücker dabin
charakterisirt , dass er eine gewisse büreaukratische Reeinflu-sung der Missionen
durch die Verwaltung herbeiführen wolle. Die einzelnen Apostel hätten auch keine
bestimmte Region zugewiesen erhalten. Davon stehe in der heiligen Schrift nichts.
Denselben Standpunkt bat mir g^enfiber nenlieh der Bischof Ton Nen-HoUand toT'
treten. Aehnlieh bat sich Hwr Hissionsinspditor Zahn von der Mmfddentsehen Hie»
sionsgesellscbaft ausgesprochen. Er stelle sich gans anf den katholischen Standpunkt
und habe hervorgehoben, d.ass auch die evangelische Mission keine staatliche Ein-
mischung wolle. Kim^ ^■erst^indig^lng mit der katholischen Kirche sei einfach, da ein
siebtbares Oberhaupt in dem Papst vorhanden sei. Anders stehe es mit den zum
Th^ schon hnadert Jahrs alten Ulssiois-Oeoellschalleo, die sich vom Kirdienregfanent
und Stent TSUig fni eriialten hfttt«i und dies bleiben wollten. Die einiebien Mb*
sionsgesellsclialten würden zum Theil von verschiedenen Landeskirchen unterstützt,
ond sellist wenn eine Verbindung zwischen ihnen und dein Kircheiiregiment möglich
w5re, dann wären wieder Verliandhingen mit den vcrscliicdcnen Laudeskirchen noth-
weudig, um zu einer Verständigung zu gelangen. Auch müsse man die Freimissio-
nars berocksiehtigen, die keiner Gesellschaft nnterstinden. Andrerseits entstftnden in
den Schutzgebieten neue Missionsgesellscbaften und die Kolonialverwattnng wirs immer
wieder aufs Neue genöthigt, Abgrenzungen vonnnehmen. Herr Zahn mehit auch,
dass, wenn die Regierung jetzt wirklich Abgrenzungen vornehmen wollte, dies zu
spät sei, man werde bfi einer Theilung des CJebietes Störung und Unfrieden nicht
vermeiden können. Angesichts dieser Strömungen ist es der Kolonialverwaltung
unmöglich, der Frage nlher zu treten. Es ist nicht schwer, die betreffenden
Gebiete matheomtisch mit dem Pinsel und Lineal aaf der Karte abzngremen. Aber
es fragt sieh doch, ob die Gebiete dann gleiehwerthig sind «ad die paritttisdw
Reichsregierung würde sich in solchem Falle leicht dem Vorwurfe der Parteilichkeit
ausgesetzt sehen. Ich bin überzeugt, da.ss man ohne Mission keine Kolniiisation
treiben kann. Das Verhältniss zwischen der Kolonialregieruug und der Mission ist
ein recht freundschaftliches und wir werden über die Abordnung der Sendboten
ond ihre Miederlassong verstlndigt und lassen sie anf alle Weise naterstatzen. Im
Grossen und Ganzen fart also eine Yentlndigttng tn Stande gekommen. Der
Abgeordnete Stocker bat mir ein Beispiel angeführt, wo das nicht der Fall sei, denn
das Beispiel von Katnenin könne er (Redner) nicht gelten lassen. Das Gebiet von
Kamerun sei gross genut:, uni zwei L'anz verschiedene Gesellschaften von ver-
schiedener Konfessionalitüt nicht nur zu ertragen, sondern auch deren Wohlthaten
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Dto KoloBUpetttIk im lUichft^
gut gebrauchen zu können. Was den Fall Ton Dar-eii-Salaam betreffe, !«ö,hat sieb
derselbe zugetr.icen unter derii Hei. ii>,kf>mini.s8ariat. Der Reirhskommiss&r habe in
dieser Beziehung gauz eigeumacbtig gehandelt, er (Hedner) müsse aber erkläreo« das
dmdbe dodi Mitsdnildbtr gvntm hL Im Jahn 1888 Mi duch di« Vtnnitthiiig
dM danalig«!! GeB«nil-K«DMib Dr. MiehabeUM md imler Uatnititnag dca Mham
V. Oravoireuth eiue Vereinbarung geschlossen wotdan« «OBieh «ich die Banediktioflr
einverstanden erklärt hätten, dass sie sich von Dar-et-Salaam fern halten und in Pugu
ihre Niederlassung nehmen wollten. Nun sei der Aufstand ausgebrochen, die
Benediktiner seien von Pugu verjagt worden, und da sei doch das Verhalten des
Reichskommissars nicht so tadelnswertb gewesen, weon er vater dem Drange diuer
Unietlade damale die Beaediktiiier mgelaieen habe. Uebenliee liege auch aae aa>
deren Ornadea da« ZaeaauBeabeetehen der beUtai fleieHichaften hier nicht e»
schlimm. Es handelt sich dort nur um ein Missions-Depot für die weitere Missioninin^
des Innern, und die Sache ist nicht so schlimm, wie mir ein herforragemler evange-
lischer Geistlicher versichert hat. Und w.\3 die Thätigkeit der Missi:ri;uc an der
Käste anbetreffe, so sei eü eine alte Erfahrung, dass das ArabertLum der Mia^iouiruag
«identehe, dir Yerervihate Qeiatliche habe ihn (den Bednar) bemerirt, daM die
swei engliachen Mieteare, die eiebsdm Jahre laaff in Menbaaia thltif feveeen «irea»
aaf heine weiteren Krfolge Itaben zurückblicken künnen, als auf vier bekehrte ArabeK»
Das verstellt sich aber von selbst, dass die Regierung ein Interesse daran
liat . die rerst liiedcnen Konfession*-!! in .Afrika in einer gewissen Entfernung von
einander zu halten vom Staudpunkt der ätaatsverwaltung aus und um Stürungen
dee Friedeaa wnter den Bingeboreoea sa vemeiden. Die Veiatfndigung eei im
in Wege ireondidiaftliehea Vorgeheae erreieht, and dareh da* gegeaaeitife Ver-
tränen sei zwischen der KoIonialabtheUang and den verschiedenen MiseionsgeseU-
Schäften beider Konfessionen ein gutes, aber auch sehr zartes Verbaltniss hergestellt.
Er würde es nicht im Interesse der Kolonialpolitik und der für die Regierung
eben so nütbigen wie segensreichen Missionstbätißkeit halten, wcuu der Reichstag
irgend einen BescUiiBS fuste, der irgend störend in das jetzt bestehende Verbältnias
eingreift.
Abf. Dr. Windthorst erUln eieh in allen Pankten oH den Herrn Begierm^
▼ertreter ebiverstanden Man konnte ans Herrn Stöckers Vortrag den BindnMk
gewinnen, als ob er blos die Aeusserungen des Majors von Wissroann hier zur
Sprache bringen wollte. Das kann aber zu gar nichts führen, da die Frage nicht
zu unserer Kompetenz gehört. Zur Sache selbst verlange er nur Freiheit der Aktion
Ifir die Miwiemen nnd 8ehati. Ohne Meid werde er anf den Erfolg der andern Ken-
fHcienan eehen« danit dai SchutsgeUet gaas ür Dentaehlaad gewonnen wird. Br
glaube, die katholischen Missionen hätten deehalb ao viel Erfolg, weil feie die
Hauptgewicht auf die Vorbereitung der Seelen legen und oesiialb mit der Kinder erziehung
anfangen. Kr ki ulc den Antrag Stöcker nicht mit der in der KuDgoakte gewährleiste-
ten Religionsfreiheit in Einklang bringen. Frieden müsse lo den Kolonien gehalten
weiden, aonat eei eine eegenbringende Thatigfceit nicht nfig lieh.
Abg. Stöeker iai nit den «ange der Verhandtangen volUnNaaian tnfHeden.
Anf Zonen habe er gar nicht pointirt. ?<^in ALtrag sei ja viel ilter als die
Wissmann^schen Aeusserungen, konnte also nicht gestellt sein wegen der Wider-
legung der letzteren. Keine Macht der Erde würde Herrn Windthorst abhalten,
wenn solche Aeusserungen, wie die Wissmann'schen g^en katholische Missionen
geeehehan wiren, diseelben in hundert Xal aehirferer Weise tarftcktnweitaa.
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Die KoionialpoUtik im Reiehati«».
167
Auch er sei eia Freund der Freiheit für Kirche und Schule. Redner zog darauf
•einen Antrag imilek.
Sohnapsliandel in den Kolonien.
Es folgt die Beratbung eines zweiten Antrages Stock er: „Die verbündeten
Regierungen zu ersuchen, in erneute Erwipiing zu nehmen, ob und wie dem Handel
mit Spirituosen in den deatscben Kolonien durch Verbot oder Beschränkung ent-
fegenzntreten sei."
Der Abf. SiSeker weilt dmnf hin, dui der Antrag bereili einmal vom
Reiehatege fut einattounig anganottaMn vorden. Die Wirknng des Beaehlnaaea
aei aber nicht derartig geweten, dass wirkaame Abhülfe veranlasst worden sei. Die
Zunahme des Rranntweinkonsums in Kamerun und Togo sei durch authentische
Berichte der dortigen Missionare ausser Zweifel gestellt; in demselben Maasse hätten
die erschreckenden Wirkungen dieses Konsums zugenommen. Die deutsche Uandels'
weit maebe aidi naeb dieaen Zengniaaen einea bSaen Stficto Knltnnrbdt an den
nngeborenen adniUHg, indem aie die Binftibr der Spiritnoaen nidit einacbrinke,
sondern im Oegentbeil auszudehnen trachte. Es komme dazu, dass das deutsche
Togogebiet der Schauplatz des stärksten Schmuggels des billieen deutschen Brannt-
weins nach den englischen Kolonien sei, wo der Branntwein eine siebenfach höhere
Steuer zu tragen habe. Dieser Umstand sollte allein schon die verbündeten
Begiemi^en veraniaaMn, mit groaater Energie sn erwigen, ob aelehe Vethiltniiae
dem deutadien Namen wirkUeb tnr Khre geratebten. Bedaneriieber Weiae Imbe
gerade Deutschland neben anderen M&ehten widersprochen, als ober die Frage des
Verbots der Einfuhr von Branntwein international verhandelt worden sei. Ohne ein
Radikalmittel werde Deutschland von diesen Schattenseiten »einer kolonialen Th&tig-
keit nicht loskommen. Dem Import von Branntwein, der überall in der christlichen
Welt Aergemisa errege, moaat dnaml gijfaidUdi anf den Leib gerückt werden*
Aveb alle engliaehen Kdeolalbeamten TemrtheUten den Schnapagennas gerade ao,
wie die angefibrten Stimmen aus den Miasieiugeaenacbaflen.
Gelieimw Legations-Rath Dr. Kayser: Es sei ganz richtig, dass, wenn er
nicht irre, am 14. Mai 1889 derselbe Antrag des Abg. Stöcker mit überwiegender
Mehrheit vom Reichstage angenommen sei. Aber es sei nicht richtig, dass darauf
Seitens der verbündeten Regierungen nichts weiter veranlasst worden sei. Es sei
ein BeaeUnaa dea Bnndearatba dnmala nicht herbeigeführt worden, well die Regierong
im Begriffe geatanden habe, in die Yerhandhingen einsntreten, die naohher in
Brüssel stattgefunden hätten, und deren der Antragsteller Erw&hnong getiban habt. In
der damaligen Sitzung des Reichstages, soweit er (Redner^ davon ans den steno-
graphischen Berichten unterrichtet sei, sei der Wunsch nach einer Abhülfe gegen-
über einem etwaigen Missbrauch der Branntweiaeinfuhr in deu deutschen Scbatz-
gebieten ein beteabe allgemeiner geweaen. Aber man aei doch aebr aweifalbnft
geweaan, wie aich dieear Wnnaeh wflrde TerwirkUehen laaaen. Ee aeien die ver-
schiedensten Mittel dafür angegeben worden, und nur eines .sei ein solches gewesen,
welches sich einer sehr bedeutenden Zustimmung erfreut habe, die, wie er glaube,
auch von der Itedenin? damals getheilt worden sei, nämlich, dass man in wirk-
samer Art dem schädlichen Einwirken der Branntweineinfuhr nur auf internationalem
Wego dwoh die Brnaaeler Oeoeralakte wnrde entgegenbfttan kinnan. Oegenibar
diaacn Yeidienalen der Begiemng würde ea doch nicht daranf ankoaunen» dnaa in
BtaneMhigen rieh tnwrilan DentacUand von wrichen BeatrabingeB, wie aie dem
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168
Die Kolonialpolitik im Baichttage.
Aairagsteller anganehm gtvMOi wirem ferne gehalten lutbe. So w«t diee geecbahf
sei, so sei et lediglich deshalb gesc heben, um das Ganze nicht scheitern zu 1s we«.
Im UebrifPn müsse er (Redner) auch in dieser Rpziehuiii; noch Einiges bericbtiiren-
Es sei nicht zutreffend, dass Seitens der englischen Regierung der Antrag ge.-iellt
worden sei, die Hranntweiueiufubr ganz zu verbieten, sondern es sei nur so riel
richtig, dass England einen höheren Zoll gewünscht habe, da»« es aber Ton den
meistbetheiligten MEchten nicht nnteratntst worden seit nnd daM Dontacblaad in
dieeer Frage eine mehr passive als aktive Rolle gespielt habe. Im Uebrigen aumoo
um sn aeben, was die Regierung eigentlich, seitdem der Antrag des Abg. Stöcker
angenommen worden sei, in den deutschen Schutzgebieten geleistet habe, und um
es zu kontroliren, sich daran erinnern, was nun auf dem internationale Wege in
Brüssel vereinbart worden sei. In Brüssel habe man eine bestimmte Zone fest-
gestellt, die für den Branntweinverkebr von Bedeutung sein solle, und habe xwet
baaptsleblicho Bestimmnngen getroffen. Die eine beateho darin, dasa da, «o dar
BranntweiB noch nicht oingeffihrt aei, wo er nach der Oesittnng und Religion der
Ureinwohner noch nicht bekaont sei, er auch ferner nicbt eingeführt weide.
Zweitens dass in der Zone, wo der lirauntwein bereits einj^eführt sei, man siA
über eineu bestimmten Satz geeinigt habe, und zwar sei festgesetzt worden für die
ersten drei Jahre, dass derselbe 15 Centimes, also etwa 12 Pfg. für das Liter,
betrage; in den nächsten drei Jahren solle eine Erbübung bis 25 Centimes zulässig
aein, und apiter aolle eine Revision des ganien ZoUgeselsos erfolgen. Frag« man
nnn, ob die Regierung das, was dfo Bi&seler Konfsrens auf intemationaleB Wog»
ins Leben führen wolle, in den deutschen Kolonien schon erreicht habe, oder ob
de noch weit entfernt davon sei, so werde man bei einer wohlmeinenden Beurthei-
lung allerdings sagen müssen, dass sie zum >;rossen Theil diese Bestimmungen
erreicht, ja übertroffen habe. Er möchte nur daran erinnern, dass in Ost-Afrika
die Einfuhr von Branntwein nur gestattet sei mit jedesmaliger Erlaubni&s der
Kommandantur. Der Verkan^ der Ansschank von Spirituosen sei grundsfttdicb ver-
boten. Ee dfirfen nur Wein, Bier und Wermnth öffentlich verkauft werden, ud
es werde für eine sehr strenge Durchführung dieses Verbotes gesorgt Es worden
Haussuchungen und Revisionen vorgenommen, Waaren konfiszirt, und es könne
neben einer hohen Geldstrafe auch noch die Entziehiing' der Ausschankerlaubnis'^
verfügt werden. Die Regierung habe ferner in Neu-Uuinea und auf den Marschalb-
Inseln bereits seit einer Reihe von Jahren, seit 1886/87, den Verkauf von Spirituos^u
an Eingeborene nberhanpt unter Strafe gestellt. In WestrAftika «las sei ja
daqenige Gebiet, auf weldiee der Antrsgsteller beute gaox besonders die Aufmeik-
samkeit des hoben Hauses gelenkt habe — seien die Zustände freilich noch niaht
so, wie die Regierung sie wünsche, und auch anstrebe. Aber doch müsse er
(Redner) auch hier wieder hervorbeben, dass die Zollsätze in Kamerun 7.um Theil
den Brüsseler Normalsatz überstiegen, und dass auch in Togo für Geuever der Zoll
noch hoher sei, als der in Brüssel festgestellte Tarif. Die Regierung sei aber bin-
sichtUcb einer Zollerhöhnng in West-Afrika in einer nicht gans angondunon Lage.
Sie k^e in Kamerun unoiogticb einen hüheren Zoll auf Spirituosen legen, wen
sie nicht ganz bestimmte Vorsorge gegen den Schmuggel treffen könne, wozu ihr
die Mittel fehlten. Von Kaiabar aus, das jetzt zu einer englischen ILronkoIonie
gemacht werden solle, und wo überhaupt zur Zeit ein Zoll auf Spirituosen nicbt
erhoben werde, stehe der Schmuggel nach dem deutschen Schutzgebiet in schönster
Blütbe, und ?fas der Regierung engiiscberseits gegen das Togogebiet vorgeworfen
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Die Kotonialpolitik im Reielwtag«.
169
werden sollte, das künne sie in Bezug auf Kamerun zurückgeben. Es feblteu die
zum Zollschutz iiöthigcu lleiil- und Machtmittel. So werde es auf jeder Seite immer
Mängel geben, die mau nach den Verhältuisseu nicht vollständig werde vermeiden
kDnn«n. Im Uebrigeu sei die Regienmg in Togo auch deshalb nicht vGUig frei,
«eil de mit der fremöelichea Nacbbarkohmie einen Zoll? ertng abgetcbleeien liebe.
£• betttnden eher snr Zeit Yerhradlnngen, velehe dennf gerichtet seieo, aneh hier
die Einfahr zu erschweren. Er könne femer noeh dtrauf aufmerksam machen^ dass
auch in Südwest-Afrika, welches früher das Schmerzenskind der Brauntweiueiiifiilir.
nämlich aus der Kapkolonie trewesen sei, durch Verordnungen des Kai^ierlicbeu
Kommisi»ars Bestimmungen getroffen worden seien, welche den Ausschank vou
Branntwein an hohe Steuern knüpften, und aoeaerdem nech feiteetzten, dass die
KoBiesaion entsogen «erden könne« ao«ie edMlle, daie durch m reichliehen Ant-
schuk Ton Bnmnl«ein en Eingeborene ein Scheden deiedben in sittlieher Besiehang
entstehen könnte. Das seien die Vorschriften, «eiche die Regierung (getroffen habe.
Nun glaube er, dass nicht nur der Antragsteller, sondern auch das hohe Ums davon
üherzeußt sein werde, dass die Regierung sich bemühe, dieser Branntweineinfuhr
entgegenzutreten, soweit sie wirklich schädlich sei. Er (Redner) müsse aber auch
aufrichtig anerkennen, dass nach dieser Richtung hin Ton beiden in Betracht '
hemmenden Seiten sehr viel übertrieben «erde. Br «die anf die einzelnen FUle
nicht efaagehen, aber er «Ire hier in der Lage, mie den Akten der Begiening und
aus Berichten von Reisenden Slittheilungen zu machen, die gänzlich entgegengesetzt
denjenigen seien, die hier der .Antragsteller angeführt habe. Er (Redner) wolle sich
aber nur mit einem Beispiel begnügen, um zu zeigcti, wie sorgßiltig die Verwaltung
bemüht sei, ähnlichen Klagen oder Beschwerden, die au sie gelangten, nachzugehen.
Bs sei im Sommer vorigen Jahres in einer Zeitschriftt »Der Misaionsfreuud" eine
lUttbeilnng aber die verheerenden Wiiknngen dee Brannt«einhandele in Kamemu
enthalten ge«eeen, nnd inebMondere sei bemerkt «orden, dass Kinder, vom Brannte
weingenuss fast leblos, in die Biasion getragen worden seien u. d. m. Der Kaiser-
liche Koramis>iar, der hierüber rnva I?erioht aufgefordert worden sei, habe sich mit
der dortigen Mission in Verbindung gesetzt und habe auch bei der Unterredung,
die er gehabt habe, konstatireu künnen, dass auch die Missionare selbst über
diese Uebertreibung ausser sich geratben seien und erklärt hätten, dass an der That-
eeehe von den fast lebloe Tom Schnape bemnschten nnd in die llieeion getragenen
Kindern hein Wort «ehr sei. Also man könne in dieeer Bichtnng, gimbe er (Redner),
tagen: Extra et intra peccatur! Es würden sowohl von den Gegnern dee Bnnnt>
weins, als auch von denen, welche die Schnapseinfuhr, wenn auch nur als noth-
wendiges Uebel, wollten, allerdings Berichte nach Europa geschickt, deren Richtig-
keit man nicht gänzlich kontroliren könne und die oft von den Eindrücken abhängig
seien, unter denen sie geschrieben würden. £r habe hier z. B. einen Bericht des
Beiesnden Dr. Zintgraff ?or eich, «elcher mefohre, «ie gans Tenehieden et eei,
«enn man in einen wichen Ort komme, an «ddiem gerade em Feiertag begangen
werde oder ob das nicht der Fall sei, und jenachdero werde man, «enn man
darüber Berichte erhebe, wie sich in diesem Ort der Branntweinkonsum stelle, zu
einer sehr verschiedenen Meinung gelangen. Dann glaube er (Redner) aber auch
ausserdem, dass man einen zu geringen Werth dem Genuss der einheimischen be-
rauschenden Getränke beilege. Gerade der Missionar, auf den bei Berathung des
vorigen Gegenstandea der Abg. Stöcker anftneAaam gemadit habe, der Wieleoar
Ibekay, berichte, dass der Palnnreingenttse in Oet- Afrika in tehr erheblichem Maaaae
170
Di« Kolonialpolitik im R^dntig«.
gwtiefen sei. nnd dass die Wirkiiti£ren desselben in so h<^hera Hraiie schädlicb
geworden seien, dass os nothwendiV werden wünic, dagegen einzuschreifen. Es sei
also nicht bloss der Import des europäischen oder deutschen Brauutweins alleio^ der
diM6 «BfeiblifllMii yerlie«niag«n aaricbto. Ja, m gtbe Mgar ReiMnde imd Sadi-
kemwr, weldie behraptetoD, dan doreli die Binlahr des Branntweins der frdher
öhermässige Genuas der einheimischen berauschenden und ebsn to sebldlichen
Getränke erheMich eini7f"*ihrnnkt worilen sei. Aber m<"tre dorn nnn sein, wie ihm
wolle, die Kaiserliche Regiening sei u&'^h wie vor ernstlich bemüht, so weit es
irgend möglich sei, der Branntweineiufubr in ihren schädlichen Wirkungen ent-
gegenzatraten. Du werde sieb aber iricbt auf dmasl anden lenen, sondern es
nur aUniblieb geecbeben ktenen, soweit nicht damnter der allgenMine Handel leide.
Darauf, ob Deutschland Ackerbau- oder Handelskolonien haben solle, wolle er bei
dem Gegenstände, der hier lur Sprache stehe, nicht eingehen. Aber da,s Eine stehe
fest, dass Deutschland nach dem Urtheile der hervorragendsten Sachverständigen •
auch der andern betbeilgtcn Nationen nicht in eine Kolonialpolitik eintreten könne,
wenn ea anf einmal den Branntweio Terbieten solle. Man könne es eben nur schritt-
weise thon. Jm Uebrtgen, glaube er, dass die Statistik, welehe der Antragateller
gewünsebt bebe, um fsstmtnllen, von welebem Ufsimingsort der Brsnntweük nulk
Afrika eingefilhrt werde, nicht bloss eine seiir mfihefolle und kostspielige, sondern,
wie er (Redner) fürchte, eint- sehr unsichere werden würde, sodass der Abg. Stöcker
▼ermittelst dieser zu dem bestimmten Urtheil, welches er wünsche, nicht gelangen
wurde.
Dr. Windtborst tbeilt die Ansebauungen des Antngstellen anf diesen
Gebiete Tollstindig, meint aber doeh, der Reiehsl^ habe keinen Anlass, naeb den
Mittheilongen des Bundeskommissars den Antrag so bald zu erneuern. Br
würde vorschlagen, mit Rücksicht auf die heutigen EiklXmngen des Kommissars
über den Antrag zur Tagesordnung riber/iii^t l)en.
Im Schlusswort erwidert Stock er dem Kommissar, dass sich tbatsächlicb nicht
das Gerii^e in den iigerlichen Zustinden dea west- nnd südwestafrikanisehen
Distrikts geindort habe, und bittet, seinen Antrsg nicht durch üebeigang snr
Tagesordnung zu beseitigen. Geheimer Legat ious- Rath Dr. Kayser verweist darauf
dass eine erhebliche Beschränkung oder gar A<ifhebung des Branntweinhandels eine
plötzliclu' Handelssperre hervorzurufen geeignet sei. fiemäss dem Antrage Windt-
borst gebt das Haus über den Antrag Stöcker zur motivirten Tagesordnung über.
Zweite Lesung des Gesetzes über die Kaiserliche
Sohutztruppe.
Bei der zweiten Beratbung des Gesetzes über die Kaiserliche Schutztruppe
am 10. M&ra nahm der Abg. von Keudell (Reichsp.) das Wort, um noch eine
Tbatescbe attsufSbren, welehe er bei der ersten Lesung der Torisge Teigeesan hatte,
nämlich, dass tob engliseher Seite eine siemlieh weitgehende Forderung In Beeng
auf die Abgrensnng des ostafrilcanischen Gebiets nach Westen erhoben worden sei,
aber als zu weitgehend an dem Widerstande der lleichsregierung scheiterte. Weder
habe die Denkschrift diesen Umstand erwähnt, noch sei er hier in den Verhand-
lungen des Hauses zur Sprache gekommen. Lord Salisbury hatte weniger Grund,
snrnekhalteBd gegen seine Lendsleute in sein. Br habe eikllit, es sei eigentlich
der Wunsch der engUacben Intereesenten gewesen, ein Gebiet lu besitien, das vom
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Di« KolonMpoHtik im lUidnlag«.
171
Kaplande bis xu den Nili|uellen reichte. Dies Gebiet könne nicht sehr breit sein
und sieb naturfifeiiiäss nicht zur Hamielsstrasse entwickeln. Gleichwohl habe er mit
Rücksicht auf den Wunsch der ülTenilichen Meinung diese Forderung bei den Ver-
bandlangen mit Deutschlaad gestellt, ab«r dieselbe sei gescheitert. Mau erkenne
» dieMr Fordwuig «in« gniSbmn Spur der •ngUsckm VorttoUuiif » dan mit Ant'
ludiBM der portngiesiMbra lud ürMnÄniidun Baritraagea gans Afnlw Bagkiid ta-
fillen müsse. Was hatte nun die ReichsregieroBg demgegenüber gethan? Hat sie
Kompensationen angeboten? Nein. Lord Saliabary era&hlt, Deutschland habe einen
sehr scliwir widerlegbaren Grundsatz aufgestellt, näralicb, dass dem Eigenthümer
der Küste das ganze Uinterlaud gebühre bis dahin, wo ein anderer europäischer
Staat Besitzungen fa«be ; im vorliegenden Falle also bis zum Kungostaat. Deshalb
haba aich Lord Salialnirr ibanaogan aiaian, daaa ain BaiMMB mf aiiBar Fmda-
nmg raaoltatloa aaia wfird«. Dia Saehe aal an aleh md in Baaqg auf dia allge-
meine politische Lage intoeiaailti dem es gehe daraus bertor, daaa in diesen Ver-
handlungen ein Moment gewesen ist, wo England einen grösseren W^erth auf das
Zuatandekouimen der Verhandhingen ßelegt habe, als wir. Dieser Beweis sei hier-
mit erbracht und er fühle sich verpflichtet, den Vertretern der Reichsregierung für
die Art, wie sie die Verbandlungen geführt habaa, aeinen Dank zu sagen.
Abg. Bembarger wird in Konaeqnens frabarar Baaeblfiaae encb bier, wo ea
aieb vaa die Beebta- und PenaioBaverbUtiiiaae der Sebutatrnppe bandelt, dagegen
atimmen.
Abg. Graf v. Arnim (freikoni.) bittet, die Wohlthaten der Pensionsberechti-
gungen nach diesem Gesetz auch auf die hochTerdienteti Männer auszudehnen,
welche vor der Gründung de^i Eeichakommiasariata sich um Ostafrika verdient ge-
macht haben.
Daa Oeaeta wurde in alIeD BesttoBurai^ren angenommen.
Die Denksolirift von Jantzen und Thormählen.
Zur Erklärung der nachfolgenden Kämpfe über den Modus der Beschaffung
der Gelder für Kamerun lassen wir hier einen Auszug aus einer Denkschrift folgen,
welche, von der oben genannten Firma ausgegangen, eine eingehende Schilderung
des Zustandes der Kolonie, ihrer bistierigen Entwicklung, der Verwaltung bandeis-
politiacber Lage gab und diaa eine Darlegnag der wunaebenawertiien Nenordnung
der Dinge bradita. Znr Erreiebvog letsteren Zweekae wurde voigeadilagen eine
Million Mark einmal und je 400 000 Mark auf zehn Jahre zu bewilligen. £a aebiaa
aber nicht in der Absicht der kommpetenten Reichsbehörden zu liegen, die vor-
stehend erwähnten Ziele auf dem Wege einer direkten Bewilligung von Mitteln
seitens des Keichs zu fördern. Es sollte vielmehr, wie verlautet, auf Grund der
von der Firma Jantzen & Thorm&blen seit der Abfaaaong der Denkschrift
1889 gepflogenen Verbaadliuigan, von Seiten der in erster Reibe iatereasirten
Flmen dweb die Verarittelnag einiger Baaken eine 5%igen Kobmialanleibe in
Höhe von IV* Millionen Mark aufgenommen werden» deren Verzinsung und Amor-
tisation vorweg durch die auf dem Verwaltungswege erfolgende Anweisung auf die
im Eamerungebiete erhobenen Zölle und Ab;;aben gedeckt werden würde. Die
Amortisation würde mit jährlich etwa l"/o, die Rückzahlung zu 105% stattünden
Der wesentliche Inhalt das Schlusskapitels lautet wie folgt:
»Die Bntwiekeluig der Dbige in Kuaeran macbt eine Mengeatiltaig der
wirtbaebafUieben VerhUtniiae dort nötbjg. Wenngleleb es Tbatsaebe, daaa das
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173
Die Kdonialpolitlk in B«ldiiti«0.
Sinken des Werthes chifv Reihe der zentral-afrikanischen Hodenprodukte auf dem
europäischen Markte eauz wesentlich da/u heigetragen hat, das zentral-wcsiafrika-
niscbe Uandelägeschäft zum Rückgang zu bringen, so liegt, wie schon au anderer
SteDt aingdiMuifr eiwi<m worde, in Kaaeiun «ia b«toiid«r«r Orund vor, der
Uieht sn beb«D, und dtstea Hebun; daaorad Batten A«fsebvuaf Ter-
spricht. Der gense Handel Kameruns ist Tolletftndig in den Händen
des Küstenstarames, der Duallas. Es ist seihst heute, nach fnnfjrihri^er
deutscher Besitzergreifung, dem europäischen Kaufmann nicht möglich, auch nur
eine irgendwie nennenswertbe Menge Palmkeme oder Gummi direkt von Produ-
tratatt im Intteni >n beBfofaen. Die DoeilM TerfrehreB den an die Kdtte ItomneD-
den Kamwtnen den Dardigaag dnreb ihr Gebiet, bezablen nnglrabKeb niedrige
Preise und verbandeln die eingetauschten Wearen mit oft bis zu dOO^/o Gewinn in
die Europäer. Die gezahlten Preise sind heute schon so niedrig, dass einzelne
Stämme des Innern es überhaupt fast auftregeben haben, ihre Dandelsprodukte an
die Küste heruuter2ut>ringen. Solange auch diese Art von Handel genügenden Ge-
winn ebwerf, lag freilich für die deutschen Kaufleute kaum eine Nötbigung vor,
hier mit groeeen Opfern an Hemeben nnd Geld eine Aenderang der Dinge herbei-
tofihren; nnd de selbst bei diesem Torgehen die «ngehraden Zölle die Kosten der
Verwaltung deckten, hatte auch die Regierung keine direkte Pflicht des Einschrei-
ten«. Anders ließt es heute. Schon seit Jahren begannen die deutschen Firmen den
Versuch zu machen, vom Handel zum Plantagenbau überzugehen, und es könnte
scheinen, dass hiermit ja nur die in vielen überseeischen Gebieten sich voUsiehende
Rntviekelnng vor sieh ginge. So heben wir, gemdninn mit der Firma G. Woer*
mann, nnter dem Namen «Kamemn-Land nnd Plantagen-OeseHadiaft* am SS. Juli
1885 «ine Kommandi^geaeiliehaft mit Antheilen von je 1000 Mark gegründet, welche
bei Bimbia Plantagen von Cacao tind Tabak anleecn «!oIl. deren T.eitung Herr
Teusz, bekannt als vortrefflicher Botaniker, zunächst il« r Loango-E.xpedition des
Majors von Mechow und später der belgischen Assoziation am Kongo, übernommen
hat Die Gesellschall hat sieh seit Knnem in eine Korporation nach RddMgeoats
nnter AnMeht des Beiehskanslera umgewandelt W^teriün dnd su erwibneB ver-
Sditedene private Plantsgenversuche, so auch des früheren OonTemeors, Herrn
von Soden, vor allem aber der des Mitinhabers unserer Firma, Herrn General-
Konzil C. r. Dollmann hei Nimanga in der Geirend dos Kap Dibuntscba, und
die labakApluutage, welche wir mit ersteu Bremer Tabaksbäusern bei Bibuudi ins
LabsB gemlto haben.
Doeh dieser vollattBdige Uebergang cum Plantaganbaa erseheint nieht ala ^
allein mögliche Mittel zur Hebung der Kolonie. Die Hinterländer von Kamemn
sind bisher in keiner Weise als durch Raubhandol handelspolitisch entwerthet zu
betrachten. Vielmehr haben die seit der deutschen Besitzergreifung ins Werk ge-
setzten wissenschaftlichen Expeditionen unzweifelhaft dargethan, dass noch weite,
fast nnersehlossene Gebiete gans unermessliehe ReiebthSmer an
Naturprodukten, Tor allem Gummi, bergen. Bünig und allein die Art der
Stellung der Küstenstimme dem Handel aus dem Innern gegenüber ist an der Lage
der I'inge schuld. Immerhin konnte man eine Neuordnung dieser Verhältnisse noch
verschieben, wenn der Plantagenbau vollen Ersatz zu bieten vermöchte. Je mehr
nun aber die bisherigen Versuche ergeben haben, dass wir in Kamerun ein ganz
ausgezeichnetes Gebiet für den Bau tropischer Produkte, vor allem Kakao und
Tabak, besitsen, umsomehr ist es tu bedauern, dass der Mangel geeigneter
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Die Kolonialpolitik im Eckhstage.
173
Arbeitikraft eine Durchführung des Plantagenbaaes im grossen bie
heute zur Uomri}:! ichkeit macht. Die Duallas sind, wie scboo erwähnt, durch
den jahrzehntelangen, mühelosen Zwischenhandel zu jeder krirperlichen Arbeit un-
fähig geworden, Kru-Neger sind von der Liberianischen Küste kaum in genügender
Zahl zu bescbaffen und Ulden, da sie meistens nur einjährige Arbeitsverträge ein-
gtheii nad daan in ihre Heinath snräekfalf hrk «erden mäMeo, ein tu tbeneree
nud Mr nimcbe Kaltaren auch sa wenig, sessbaftes Arbeitannateiial; an die Bin-
fnhronf von KuUa aus China kann im Hinblick auf die flössen Transportkosten
und in Rücksicht auf den allgemeinen Charakter solcher Kinwanderunfi nicht ge-
dacht werden. Die Zuleitung von Negern aus anderen afrikanischen Gebieten ist
tbeils staatlich verboten, tbeils wegen zu grosser Transportkosten nicht angängig.
An allen diesen Wirren vermaf ein einsiger Seliritt Klarheit in bringen:
Unsere Stellang sa den Daallas mase eine TSIIig andere werden. Ge-
wiss haben wir mit ihnen Sdiatsfortiige geschlossen und sind so die Verpflicbtuni;^
der Wahrung ihrer Rechte einpepanpen. Höher aber steht doch die Pflicht, durch
unseren Schutz solche halbziviüsirton Völker nicht nur in ihrem Besitzstande zu
sichern, sondern sie auch zu grösserer Kultur zu führen. Es widerstreitet also
dem Onindgedanken der SehotsTevtrige nleht, wenn wir als Heilmittel der'
Lage der Dinge in Kameran das gewaltsame Darehbreehen des
Zwischenhandels der Duallas und ihre durch moralische und phy
sische Machtmittel durchgeführte Erziehung zur Arbeit hinstellen.
Naturtremäss ist dies nur unter Entfaltunp; gewisser Macht ins Werk xu setzen.
Der durchzuführende Plau würde etwa folgender sein:
Han erriehte eine Schatstrnppe. Dieselbe wire dem Goaveniear Yon
Kamerun in ontersteUen. Die eigentlidie Truppe mosaten S— 800 Hanssa • Neger
ans dem Sudan bilden. Sobald die nötbigen Organisations-Arbeiten in Kameran
selbst beendet, dürfte hier, unter dem Ilöchstkommandirenden, nur ein Stock von
etwa 50 Mann verbleiben, und der Rest wäre unter dem Kommando der weiteren
Offiziere auf vier bis sechs an der Grenze des deutschen Schutzgebietes gelegene
Stationen im Innem zu Twtheilen. Diese Stationär wurden zunächst keinerlei
direkten Besitssrgreifiuifiswscken sa dienen haben, sie mösston sieb vielmehr dar^
auf besehrinken, die ^ndalswege nseh dem Innem wie aach der Koste sa öAien
and frei sa erhalten. Ihre Errichtung dürfte sacbgemäss somit nur an den Orten
erfolgen, wo eine der deutschen Firmen eine Handelsniederlassung unterhält oder
gleiclizeitig gründet. Es wird sogar in jedem einzelnen Falle zu erwätren sein,
wenigstens bei ungestört ruhigem Verlauf der Dinge, inwieweit in Rücksicht auf
Personen und Lage die Leitung der Stationen nicht in die Hand des Militirs, son-
dem in die des Kanfinannes gelegt werden kann nnd sollte.
ffin ernstlicher Widerstand der Duallas ist kaum sa lirchten, die Stämme des
Innem werden aber solches Vorgehen auf das Freudiirste be^rüssen. Sobald
diese Organisation in die \Vo(;c jje leitet, wird sich dem Handel ein
ganz ungeahnt grosses neues Gebiet erschliessen. Der Europaer wird,
in direktem Veifcehr mit den Prodasenten stehend, die ungebeorsn Kosten des
Zwisehenhandels d«r Daallas ersparend, auch bd der heatigsn niedrigen Preislsgn
der afrikanischen Produkte, noch auf Jahrzehnte hinaus durch den Handel allein
verdienen; die diesem auferlegten Lasten werden schon bald die Kosten jeder Ver-
waltung vermindern, wenn nicht ganz deckea können. Doppelt muss die Rück-
wirkung solchen Vorgehens auf die Duallas sein. Sie werden sich bald genütbigt
174
DI« KolonidpoUtik In B«ielMtag«.
Mhes, ta die Stell« d«s Tcrlorenen so r«kb«a 0«iriiiii ftbw«if«iid«n Zwi«eh«nhand«it
eigentliche Rndenarbeit treten zu lassen, wenn zanicbst auch noch nicht selbst, so
doch durch ihre Sklaven. Es mas'. wie auch hier nochmals hervorgehoben werden
mnss, Wunder nehmen, von direkter >k laverei in Kamerun zu hören. Seit Jahr-
zehnten bat der Dualla, nach genügender ikfriedigung im Besitz europäischer Er-
xeugniss« «ll«r Art, t«iiiMi gaossn Y«rdi«iist in 8khT«D, v«r aII«Qi Weibern, ange-
lt B« besteht siriecb«ii ihm xnA dies«B Skleren eine Art Hensklftveni, oder
beeser gecegt, ein gewisses HSrigkeitsTerh<niss. Yen dgenUieher Sklarerei aber,
wie wir sie in Ostafrika and anderen Theilen des sehwarsen Erdtheils finden, kann
in keiner Weise die Rede sein. So würde, wenn eine geordnete Thätigkeit den
Duallas eipen wire, dieser Zustatui recht helfen können, eine gesunde Entwickelunff
der Kolonie zu garantireu. Da aber weder lierr noch Sklave irgendwie arbeitet,
sondern jener, alleia und mit diesem, dnreb ndgHehst sebeeheriiBflen, oft gewalt-
thiMgen Handel sieh nnd seinen SklBvenbesils ni erhniten eneht» so «nc «ino joder
Knltnrsntwickelnng sehidUehe ladolens die Folge. Diese wird dnrah des boob-
sichtigte Vorgehen mit einem Schlage aufgehoben, und für den schon eingeleiteten
Plantapenbau werden sofort geeitrnete einheimische Kräfte in wenigstens für den
Anfanp genügender Zahl vorhanden sein. Hierdurch aber, d. h. durch eine er-
weiterte baDdelspolitische Erscbliessung des Innern, wie durch eine thatkräftige
DnrdifShraog des Pientagenbanes tn der Kfiato sind die Omndbedingungen für
eine nene, denend nattbringende Knltiretion des Kememngebietee gegeben.
Ins Anschhiss an die gekennzeiehnete Thitigkeit der sa erriehtendoa Sohnti-
tmppe worden natoigemies noeh weitere Koltararbeiten in Angriff sn neiunen «ein»
In erster Linie steht hier, wie fast überall, die Vorbessernng der Verkehrs*
wege. Das eipentliche Dualla-Gebiet wird zwar von dem Kamerunfliiss und seinen
Verzweigungen fast vollständii? beherrscht, so dass hier allein, und wobl nur in
geringem ^aasse, Quaiaulagen und ähnliche Arbeiten in Betracht kommen; anders
aber liegt es im lanem. Hier müssen neben den Flusslänfen direkte Ueberland-
wege gebrochen nnd offen erhalten werdra« namentlieh im endlich gelegeooa Bo-
tanga-Oebiet nnd in den Gebirgen. Direkte Verwendong als Arbeiter aoU die
Sehotxtrappe, schon um ihren moralischen Einfluss auf die Eingeborenen nicht zu
verlieren, nicht finden; wohl aber wird sie diesen Arbeiten Unferstützung und F^'r-
derung gewähren Wann und in welchem Slaasse in dieser Richtung vorzugehen
ist, wird der jeweilige Gouverneur jederzeit selbständig zu unterscheiden haben.
Es liegt in der Natur der Dinge, dass die Schutztruppe, um die Käst« und
die Flussläufe beherrschen zu können, sich auch auf mehrere kleine armirtf
Dampfer wird stützen können müssen. Wieweit diese die llarinestation entlasten,
wteweit ete andererseito noch den btersseen dee Handys werden sn diooen vor-
mogen, liest sich wohl erst im Gange der Entwickelnog jeweilig benribeilem «id
entscheiden.
Wichtig wire aneh noch dte Brriehtnng eioes Sanatorinns. Daaaelbo wMe
sich in unmUtelbarer Nahe Ton Kamerun erbauen lassen; am besten wohl in dem
hochgelegenen, pesunden Distrikt von Viktoria. Eine solche Anstalt könnt« es
zweifellos gar manchem durch das Klima ermatteten Beamten gestatten, neue Kräfte
zu gewinnen, ohne die für ibu, sein Geschäft oder den Staat kostspielige xeitweis«
od«r danerade Bidtkefar nach Boropa nfttfaig cn machen.
Wird in der gekennzeichneten Weise vorgegangen, eo ist nach don CFr-
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Die KoIoBialpoIitik im lUiebitage.
175
tbtile aller SacbTerstindigen Kamerun in karser Zeit SU einer
dnnernd blühenden Kolonie zu gesUllen.*
Dritte Lesung.
Bei der dritten Leesag dee Etat» am 13. Mftis bei der Fordernng fnr den
Gonvemenr von Keaienin, winsehte der Abg. Bichter» due die Begierai^ eine
Madiricbt klar stelle, welche wiederholt in der kolonialfreundliehen Presse mit
grosser Bestimmtheit verbreitet werde, dass zum Vortheü von Kamerun eine Anleihe
ton l'/s Millionen Mark demnächst an die Börse gebracht werden solle, unter Ver-
pfanduDg der Zölle, welche da» Ueich dort erhebe, zur Sicberstellung der Zinsen
nnd der Itficksaliliuig dieeer Anleihe. Dieae Nadiriebt könne nnnSgUch richtig
eein. Eine Anleihe dieser Art kSnne nnr mit Znatimarang dee Reiehetages anf>
genommen werden, während man in jenen Blättern zu glauben echoine« daat eine
solche Finaaioperation ohne Znetimmnng dea Keichatagea TOfgenommen werden
könnte.
Gebeimer Legations-lUth Dr. Kayser: Auf die Aufrage des Abg. Richter
k&BM er endden, dam in der Tbat Verhandlungen wegen AnfiMhme einw Anleilie
fnr daa Scbutsgebiet von Kamemo achvebtant und zwar aeile fSr diese Anleihe,
a&mlicb znr Verzinsung und Tilgung deia^tn, ein Tbeil der Einkünfte dee deutschen
Schutzgebiets von Kamerun verwendet werden. Nach dem Gesetz über die Rechts-
Terbältnisse der Schutzgebiete sei im § 1 ausgesprocbon, dass dem Kaiser in den
Schutzgebieten die Scbutzgewalt zustehe. Dieser Paragraph verdanke seine Ent-
stehung der InitatiTe der danuügen Reiehstagskommission, nach einem Antrage der
Abgg. Dr. Haanel nnd Dr. Mejer; nnd nach den Rrkllrangen in der Kommiaaion
aalbat, wie nach dem Kommisaionaberidit und nach den BerathuBgen üi dleeem
hohen Hanse müsse man es als ganz zweifellos ansehen, dass die oberste Finanz«
hoheit in den Kolonien dem Kaiser zustehe, und dass in dieser Beziehung in dem
Oesetz selbst keiue Beschränkung vorhanden sei. Sei das aber der Fall, so könne auch
der Kaiser oder mit seiner Erm&chtigung die Kaiserliche Regierung in den Schutz-
gebieten ^e AnleÜM aufnahman, und swar ohne daas ea hieran, wie er glaube,
der Mitwirkung dea Boicbataga bedürfe. Nun aei ea ja gans aelbstveiatindlicb, dasa
wenn an dieser Anleihe Binnabmen des Schutzgebietes verwendet wöiden, die nach-
her zur Deckung der Kosten für die Verwaltung des Schutzgebietes nicht aus-
reichten, dann die verbündeten Regierungen sich an den iieichstag wenden luüssteu,
um den Reichstag um einen Zuschuss für die Verwaltung des Schutzgebiets zu
enueben. Ea win sogar angemaasen, dasa, wenn eine solche BTentnalitit erwaitet
werden aoUt^ aehon forher bei Anfiiahmo der Anleihe die verbfindsten Bogierungen
an ofaie Betheiligung dM Reicbstagea diohten. Er sage aber, so liege die Sache
nicht. Im Einvernehmen mit den betheiligten Häusern sei cioe ausserordent-
liche Vennehrung der Kinkünfte des Schutzgebiets in Kamerun in Aussicht
genommen dergestalt, daää die Regierung in der Lage sein werde, mindestens die
doppelte Summe an erhalten, welche lur Teninaung und Tilgung dieaer Ueinon
Anleihe ea aden im Ghmaen etwa iVt Millionon in Anselcht genommen — ana-
rskhan werde. Er könne also nach menschlicher Voraussicht den Fall ab gar nicht
gegeben ansehen, dass die verbündeten Regierungen in der Lage wären, zur Deckung
der Kosten für die Verwaltung des Schutzgebiets den Reichstag augeheu zu müssen;
sondern er glaube vielmehr, dass noch eine erhebliche Summe übrig bleiben werde,
die zu weiteren laufenden Ausgaben in dem Schutzgebiet von Kamerun werde ver-
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176
Dia KoloBfadpoIitik in Rfliehati««.
wendet werden könn«B. Diese Anleihe» dl« «iij|«M»Dmen werden solle — und eben
weil die Verbandluneen schwebten. Tennößre er nShere Detsüs hier nicht anzuceben
— solle eine durchaus produktive sein, .'oder gute Hausvater und jeder gute Kaufmann
würde unter äbnlicben Umständen gar keine Bedenken tragen, eine solche Anleihe
wdaanAmm. Er sei ganx fMt fibenengt, dass, wenn eie tu Stande kommen lolhe,
vnd wenn die Regierung bei der lAebctett Beratbnng dee Efato Tor den BdekiUig
trete, dieser damit ganz zufrieden sein werde. Denn man könne eine ganxe Reihe
TOn Ausgaben, die zur Ilcbunir der Kultur im Schutrgebieto, zur Fördcninc von
Handel, Verkehr und Schifffahrt nothwendiir sei»ni, aus den laufenden Emuahmen
nicht bestreiten, weil diese eben nur auüreichteu, um die Ausgaben zu decken.
Man bedürfe einer gröaaeren Snmme inr einmaligeii Yerwendiuif , nnd diese Summe
eoUe die Anleihe veraebaian; da die Wirkungen dieaer Anleihe den künftigen
Geschlechtern Tor allem zu Onte kommen würden, so zieme ee sieh aacb, dass man
einen Theil der Lasten auf sie abwälze. Das sei der ganze Zweck, den die
Regierung mit der Anleihe verfolge. Sie glaube, dass hierzu formell eine Ge-
nehmigung de8 Reichstages nicht erforderlich sei, ebenso wenig, was ja auch
Seitens des Abg. Richter anerkannt sei, wie bei der Aufnahme der Anleihe für das
oetafrikaniaehe SehntsgaUet eine Genehmigung des Reiehstagea varfiMaungsmladg .
gebeten gaweaen ui.
br. Freiberrr von .<^tauffenberff fragt, wer die Anleihe anfiBehme und wer
der Schuldner dieser Anleihe sein werde.
Geheimer Legations-Kath l»r. Kays er .intwortet, dass die Regierung für die
Verzinsung und Tilgung der Anleihe aus deu Einkünften des Schutzgebietes von
Kamerun eine beatimmte Summe bei einer Bank zur VerfSgung aCelte, ohne daaa
jedoch daa Reich eine Haftung nbemehme, wenn dieae Summen nicht eingingen.
Vom Abg. Richter iat der Antrag eingegangen, zu erklären, dass die verbündeten
Regierungen verfassungsmässig nicht bercch'iirt seien, Anleihen im Interesse der
Schutzgebiete unter Verpfandung dortiger Einnahmen ohne Zustimmung des Keichs-
tagä aufzunehmen.
Abg. Richter ist im hohem Maasse erstaunt über die Antwort des Regieruogs-
Vertreters. Wae habe ea ifo efaien Zweck, wenn überhaupt ansaerordentUehe Auf-
wendungen von iVa Millionen Mark angemessen seien, den Reichstag zu umgehen?
Das Reich könne viel billicrer ( Jeld aufnehmen, als es mittels solcher Manipulationen
möglich sei. Das Reich bekomme eine .Anleihe i:egen 3% für 84,40, während ein
Konsortium, das eine solche Anleihe begebe, mindestens 5% mehr bezahlen mässte
für dne ihnli^ Sunme. 0er l^taadpnnkt überhaupt, einselne flSnnahmeqnellen
dea Staate zu verpllnden, um eine Anleihe anfeunehmen, sri ein aolch veralteter,
barimriaeher, in der ganzen FInanxwirtbschaft ein wahrhaft afrikanischer, dass man
sich wundern müsse, wie man auf solchen Gedanken kommen könne. Sobald die
Regierung eine Zolleinnahme verpfände, lieschränke sie sich die Disposition, über
diese Zölle anderweitige Bestimmungen zu treffen. Die Haupteinnahme aus diesen
Zöllen entstehe ans der von allen Seiten so missbilligten Scbnapseinfohr. Durch
Yerpflndnng dieaer Zolleinnahme maehe die Regierung ügend wddie Kulturmaass*
reget gegen die Srimapseinfuhr unmöglieh. Entweder hsibe die Sache die Zu
Stimmung des Reichstages, dann liege kein Grund vor, die Sache auf künstlichem
Wege 7.U machen, oder sie habe nicht die Zustimmung des Reichstages, dann
sollte man diese Hinterthüren nicht betreten, um Gelder zu erlangen, von
denen man annehme, dass man sie auf geradem Wege nicht erlangen
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Die Kolonialpolitik im UeiclisUge.
177
könne. Er könne nicht «nnebmen, das« irgend Jemand bei dem Gesets
über die Sebntsgebiete daran gedacht habe, allgemeine Beatimmnagen der
Verfosrattgsarkimde imd die Finanigesetse anseer Knft ni Betten. Daa Qeld-
bevilhgungsrecbt des Reichstages werde hier g'eradezu in Frage gestellt. Waa in
Kamerun geschehe, könnte in viel grösserem Umfange in Ost-Afrika vorkommen.
Man könnte in Ost- Afrika unter weiterer VerwendnniT der Zölle grössere Aulehen
für Eisenbaliuprojekte, etwa im Hetrai.'e von 20 bis '60 Millionen aufnehmen. Er
habe den Eindruck, dass die Regierung selbst nicht ganz die Tragweite der Maass-
regel in recbtlieber, finanspoUtiaeber und kolonialpoUtiaeber Betiebong erwogen babe,
er stelle daher den Anti^, weil er nicht annehmen könne, daaa man diese Frage
Tollst&ndig in ihrer voUeo Tragweite im Reichstage gegenwärtig ta erfassen vermöge,
den Titel des Gouverneurs im Kolonial>Etat mit seinem Antrage an die Badget-
kommission zurückzuweisen.
Abg. V. Bennigsen erklärt, dass die Frage eine weitgehende Bedeutung habe
und durch den Vertreter der Regierung weder tbata&cblicb noch rechtlich genügend
dargestellt sei und beantragte, dtm Antrag Riebter der Bndgetkommiasion sn ober-
weisen. Darauf wurde die Ueberweisnng dss Antrages Richter beschlossen, der
Titel selbst aber genehmigt
Die Sitzungen der Budgetkommission.
Die Budgetkommission trat bereits am 14., Vormittags, zusammen. Der
Regierungskommissar Geh. Legationsrath Dr. Kayser erkl&rte, daes die in Kamerun
interessirten Hamburger Firmen dem Reiehskansler den Betrag von l'/i Millionen
Mark sur YerfBgung stellen wollen. Dieselben erhalten dafür SebuldTersehrelbungen
k 1000 M., unterzeichnet vom Oourenenr Stt Xamenin. In den SehuldTerschreibungra
soll die Vp! pflichtung übernommen werden zur Verzinsung und alljährlichen
Tilgung einer hrstimmten Summe. Die hierfür erforderlichen Reiträue werden auf
die Zolleinnalimen von Kamerun angewiesen, derart dass, wenn diese Zolleiuuabmcn
für die Verzinsung und Tilgung nicht ausreichen, die Regierung keine Verpflichtung
übemiBmt, Zoscbuss an leisten. Wenn aber spiter einmal die Zolleinnalimen wieder
den erforderlieben Betrag übersteigen, so soll das Mehr benutst werden, um ein
Deflsit der Vorjahre zu decken.
Der Referent der Kommission, der freisinnige Abgeordnete v. Bar bestritt
entschieden das Recht der Repierung, eine derartiire Anleihe ohne Zustimmung des
Reichstags aufzunehmen, unter Berufung auf die Verhandlungen in der Kommission
und im Plenum zu dem Oesets fiber die RecbtsverbUtnisse in den Schutzgebieten.
Der Rsgiemngskommissar Geb.<Rath Kayser Isgte die Befngniss der Regierung
zur Aufnahme einer solchen Anleihe ohne Zustimmung des Reiebstags dar. Die
Diskussion wurde abgebrochen, da man es der Wichtigkeit der Sache für ent-
sprechend hielt, bei dem Fehlen sämmtlicher Centrumsmit'jlieder in der Kommission,
ülier die Angelegenheit erst in einigen Tapen zu verhandeln. Schatzsekrctär
V. Maitzahn gab die Erklütrung ab, dass die Rei!ierun<; bis zur Entscheidung des
Reichstags keinerlei Schritte thun werde zur Begebung der Anleihe.
In der niebstMi Sitzung am 16. MIrs blieb der Abgeordnete Riebter mit
seiner Behauptung, dass das Verfiihren der Regierung ein nngessixliches sei.
gänzlich allein. Insbesondere wurde er in seinen Ausfähr ungen von den Staats-
sekrctfir v. Marschall völlig widerlegt. Derselbe wies nach, rluss der Antratr
Richter der .Sache selbst nicht entspreche, dass es sich hier um ein üoheitsrecht
Koloaiales Jabrbacb 18J1. to
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178
Dto KokoulpoUtik in fiddHlag«.
der Krane liandle, imtm Bedeutung schon bei den ersten VeriuuMUongen dce
Gesetzes kUr erkannt und von den Abgg. Ilänel, von Strombeek nnd Dr. Windt-
borst in seinem ganzen rmfaii!; als ein unumschränkten gekennzeichnet sei. Auch
der Ah^. Hartmann erkannte die Rechtmässigkeit des Vorgebens der Regierun?
au. Dem Kaiser lei eiu Uobeitsrecbt überlragen, das er ausüben könne ohne
Rnekticht «if die ipltere Folfeu Pfir den MMag tnte em der Vomcnl rar
Aktion ein, iftmi er eliiMi Znednie beviUifen eoUte. Der Ab(. t. Bennlf aen
erkürte ebenfalls das Verfahren für zulässig, indem er insbesondere darauf hinwies,
dass die RepiTung bezüijlicli iles VertraL'es mit «ier Ostafrikanischen Gesellschaft
noch viel höhere Verbinduchkeileu dtr.scllteii An eingegangen sei, ohne dass der
Keicbtag Kiusprucb erhoben hätte. Eiue Belastung des Etats der Schutzgebiete
ffir die Znkonft knbe bei AnateUoi« der Beaatea aebea Iraker alaUBeAiadsa,
nnd ancb hier habe der Reicbsttif dareb Stillsehweifen seine Oenehniiipinf ertbeilt,
Abg. Bamberger gab naeb einer tbatilchlicben Aafkl&runt;: des Geheimen Le^ations-
Rathes Kayser zn, dass Ton einer posititen Rechtsverletzunir nicht die Rede sein
könne; die Sache sei mindestens zweifelhaft und noch nicht entschieden, aber eben
deswegen dürfe man kein Pr^udiz schaffen. Die Bedingungen der Anleihe seien
harte, deshalb aolle eich die Regienng an den Beicbstag wenden. Freihecr ?. Httene
gab foroell den Standpunkt der Regierung ala richtig ra, bemingalte aber gWcb-
Mla die Bedingungen der Anleihe und wünschte, daaa die Regierung sich an den
Reichstag wenden möchte, um dessen Zustimmung zu erlangen. Vor Ostern könne
die Sache nicht entschieden werden. Die Vereammluag tertagte iieb.
Dritte Lesatig des Oesetzes ftber die Sohutstnippe.
Bei der dritten Leanng dee Oeeeiiee iber die kaiseriiebe Sebntttruppe fnr
Deataeb-Ostafrika am 17. Ulis beoerkte Graf Mirbaeb, daia der Beiebakansler
bei der aweiten Beratbung eine ta wenig beachtete Aeusserung s^ethan habe« er
meinte, dass wenn der Gang der allgemeinen Politik später einmal dahin führen
sollte, dass Kugland geneigt ȟre, auf Sansibar tu Deutschlands Gunsten zu ter-
zichten, diese Kntwickelung durch den deutsch-englischen Vertrag nicht präjudizirt
wire. Dieoe Aennernng habe aeine volle BefHedigang gehabt, nnd er hoÄ, dase
wenn tin solcher Znatand der allgemeinen Politik eüilraten aollte, der Reiebekanaler
diese Worte nicht Tergessen haben werde nnd dass die verbündeten Regierungen
sich diese Worte zur Eichtschnnr anf dem Gebiete der ostafiikanischea Politik
nehmen werden.
Hierauf wird der Gesetzentwurf unreilndert angenommen.
Der Nadhtragsetat.
Dem Reichstag Ring bald darauf ein Nachtragsetat ala a^naehuss lur For-
derung von Kultur und Handel im Schutzgebiet Ton Kamerun" im Betrage
von 1 425 0(X) Mk. mit folgender Begründung /.u :
Der iiaudel mit den Kingeboreneu des Kamerungebietes hat sich bisher im
Wesentlichen auf die Küste beaehitnkt, woeelbst enropliacbe Firmen seit langer
Zeit Faktoreien besitsen. Neuerdinga haben die Firmen aneb Handelseipeditionen
in das Inuere des Landes unternommen und mehr und mehr versucht, Beziehungen
iiach dem Hinterland zu gewinnen, ohne welche der Handel an der Küste bald
heralisiukeit würde. Es hat sich dabei das fie lürfniss nach besseren Verkehrswegen
herausgestellt. Insbesondere ist dies im Süden des Schutzgebiets der Fall» wo eine
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Die Kolonialpolitik im Reiebitag«.
179
sinbon T^emlnebe weht Urwaldiono dio Kötto tob fflntorlaado Irauit - Der Wef
würde entweder Tom Campo aus oder von Kribi («q der Küste) über die Jenndo-
Station bezw. den Mhamfluss mul 8anna|?a entlanff nach N^Ia eeführt werden
können. Im Norden würde die Herstellunix eines Weges nach der Haromhi-Station
am Eiepbantensee unter Benutzung des Mungoflusses sowie nach Bali in Betracht
komneiL Für eiae WeiterfShiung der Wege worden svnlekil ttUiere Ermittelungen
fiber die eiasaechlegendeii Ricbtoogen erfSvrderlich sein. WenngMeh es sieh nicht
am Herstelleng lUirbarer LondstrHoeo, sondern mir um den Darchbrno von soge-
nannten Karawanenwegen für Träger handelt, so sind doch bei den in Betracht
kommenden Verhältnisst'u hierfür beträchtliche Mittel erforderlich, zumal da für
Sicherung und Unterhaltuner der Wege durch Anlage von Stationen gesorgt werden
muss, welche durch Weisse und eine Anzahl von Eingeborenen zu besetzen sein
Wörden. Diese Stationen worden gleiehaeitif den Karawanen als Etappen* und Rube-
pnnkle sn dienen babea. Naeh den Berieten der Indssrlioben Beamten nnd den
UittbeUnngen laadknndigtr Reisender wnrde dnivb die Hemtdhinf sicberer Wege
der Handel aus dem Innern an die Küste mit Erfolg herabgeleitet werden. Glelcb-
zeitig wijrden diese Wege- und Stationsanlagen auch den bereits in das Innere Torge-
drungenen und noch weiter vordringenden Missionen in statten kommen und ihnen
insbesondere den sur Zeit noch fehlenden Schutz durch äussere Machtmittel ersetzen.
bl et dnecsrils erfördertieb, den Karawanen der Weissen nnd der einge*
borenen Hlndier in der Torstdiend daifdegten Weise die Wege su babnen, so ist
ee anf der anderen Seite als dringend notbwendig besdcbnet worden» aacb anf dno
Erleichterung des Verkehrs an der Küste hinzuwirken. Dies kann geschehen durch
Anlegung eine'* Quais längs des Kamerunflusses, welches nicht blos für die Er-
leichterung der Entlöschung und Befrachtufi? der SihilTe, sondern auch für die
Besserung des üeäuudheitszuslandes von Bedeutung ist. Ganz besonders ist aber
snf die Notbwendigkeit bingewiseen worden, an der Mindang des Kamemnflasses
eine Landnogsbrneke, sowie ein Slip nnd Werkstitten for die Reinignnf nnd lU-
paratur von ScbUTen benostellen. ffia bieranf besngHeber Bauplan ist bereits im
Jahre 1889 von dem Bauinspektor des kaiserlichen Gouvernements in Kamemn unter
Beistand eines Offiziers der kai-jeriicben Marine ausgearbeitet worden.
Die EröfTuiinp eines \Ve>,H'S im Norden nebst Anlage der erfonlerlichen je
zwei bis vier Stationen ist aunähernd auf 350 000 Mk. zu schätzen, während die
ErSftrang naeh dem Sfiden wegen der nngleieh schwierigeren TerndnTerbiltniaso anf
400000 Mk. toranseblagt wird. IMe snr Brieicbterang des Verkehrs an der Knsto
so vorwendende Snmme in Höhe der noch verbleibenden G75 000 Hk. bat die nach-
stehende Bestimmung: Eine Landungsbräcke für Seeschiffe, welche 7 Ueter Tief-
gang haben muss l,')0OOO Mk. Eine eiserne liferhefcstiguTiir (400 Mk. für das
laufende Meter) iu einer Ausdehnung von 750 Meter und zur Verbindung der Joss-
platte mit Aqua-Bell und Didoätadt 300 000 Mk. Slip für Schiffe von 50 Meter
LIngo 9O00O Mk. Workstattoinriehtnng oinsebKeaslich dos erforderliehen Materiala
an MaseUtton, Werksong u. s. w. 65000 Uk. Bin neues Bootsbana 86000 Mk.
Brunnen mit Pumpe SOOO Mk. Steinerner Thnim mit Laterne und Pegel (Leucbt- *
thnrm) 8000 Mk. Offene Wellblecischuppen zur Arbeit im Freien im Anschluss
an die Werkstatt 10 000 Mk. Unvorhergesehene Ausgaben bei Herstellung der
Torgeoannten Gesammthauteu 13 0*30 Mk.
Die üesammlausgabe ist eine eiumalige und verfolgt insofern produktiTO
Zwedte, als die geplantm Maassnabmon eine Steigomng der Ertragsfähigkeit des
iJiyiiizea by CjüOgle
180 Di« KoIoaMpoHtlk im RsiehttaK«.
Schutrjfebiets herbeizuführen bestimmt unii geeignet sin i. I'ie Flüssigmachung der
erforderlichen liittel im Wege der Anleihe würde sich hieroacb rechtfertigen und
konnte bei d«r ursprünglich b««biichtigten BM^aftmg m«Hltlbar fir EechniiDg
und SU LMtm des Sduttsgebiett allein in Pnif« kommen, da die lanfradea Bin-
nahmen des Schutzgebiets zur Anfbringang der bezüglichen Snmme auch nicht
annähernd ausreichten. Hei der gegenwärtig in Aussicht genommenen Rereitstellung
eines Reichszuschusses empfiehlt es sich indessen, den vcrhälttiissmässig nicht er-
heblichen Zuschussbetrag im Hinblick aut die vorgesehene Rückerstattung desselben
und im Interesse thunlichsler Einschrftnkunff des Anleihekredits durch HatrilnilBr-
beitr&ge zn decken.
Die Zweckbestimmung der eintelnen Aufwendungen and die im Znaammen-
baage mit den geplanten Maa^snahmen ausführbare Steigerang der ZoHerträge
bezw. der sonstigen Einnahmen des Schutzgebiets lisst eine allmälipe Rücker-
stattung des Kfichszuschusses durch das Schutzgebiet gerechtfertigt und angängig
erscheinen. Nach Lage der Verbältnisse kann die Zahlung von Jahresraten mit je
90750 Mk. in sichere Ansiidit genommen werden. Bei Zugrundelegung dieeei Be*
träges und unter Abetandnabme Ton einer Veninsung des Zuschusses würde die
Abbfirdung der Oesammtsumme einen Zeitraum von 16 Jahren erfordern. Da eine
grössere Ergiebigkeit der Einnahmcquelbn des Schutzgebiets bereits für das Etats-
jahr 1891/92 zu erwarten steht, ist die erste Rücksahlungsrate für das Eutsjahr
angesetzt.
Debatten über den Naolitracrsetat.
Die erste Berathung fand am 4. Mai statt; sie wurde durch den Abg. Barn-
berger einireleitef, df-r sich ffegen die Bewillicunff der Summe »für Kriegsführung
zu GuLsttn des Handels" a'j.NS[>rach. In der Kommission sei die Sache nicht zum
Austrag gekommen, und man habe es vorgezogen, eine Vorlage einzubringen in der
VoraussetsoDg, dass der Reiebstag das Geld bewilligen wurde. Die deutsche Aus-
fuhr naeh Kamerun habe 1888 4 Uillionen betragen, darunter über 1*1% Hillien
haare« Geld. Die Regierangen hätten selbst nicht daran gedacht, dem Reiche die
ZumuthuDg zu machen; man habe in der Kompetenzfrage nachgegeben, aber sich
dafür d< n ursprüntrücli abgelehnten (ied;inken augeeiirnet, der in einer Denkschrift
des Hauses .Jautzen u. Thormählen von l8äU niedergelegt sei. Da^ Ziel, welches
die beiden Hamburger Firmen verfolgten, liege klar zu Tage: sie wollten ihre Kon*
kurrenten, den gar nicht unzlTilisirten Stamm der Dnallas, mit Hülfe von Raiehs-
geldern aus dem Wege räumen. Sie beschwerten sich ofini, dass diese Duallas bis
zu 500°'o verdienten. Was würden die beiden Firmen sa^en, wenn die Duallas sich
über sie beschwerton! (Heiterkeit.) Man habe überdies diesen Stamm unter den
Schutz des Deutschen Reiches gestellt, lu der Uenkscbrift der beiden Finnen,
welche dem Reichskanzler eingereicht worden sei, heisse es: sie sollen mit Gewalt
niedergehalten werden, d. fa. sie sollen niedergeschlsgtn werden, damit Ü9 nieht
mehr zwischen das Faktoreiland an der Küste und das Hinterkuid eindrlngwi kon-
• nen. Die Firmen klagten auch über die Faulheit der Duallas; ja, diese trieben
Handel und g^ewüniieii dabei so viel, dass sie nicht zu arbeiten brauchten. Damit
sie nun für die Faktoreien arbeiteten, sollten sie ihres Handels, ihrer Existenz be-
raubt werden. Der Rtichakanzler habe früher gesagt, die kolonisatorische Thätig*
keit müsse gleichseitig mit der Flinte und der Bibel voigehen. Ihm (dem Redner)
«Cheine, bisher habe die Flinte die Thitigkeit der Mission sehr gesehftdigt. Wollten
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Die Kolonialpolitik im Reichstage.
181
die beiden Firmen ihre Geschäfte in Kamerun ausdehnen, so sollten sie selbst da-
ffir soifen, b«Mmden «eim es auf ein« wirUisehftfUich, potttiaeh und fiiHmti«n lo
«iisserordentUeta tweidantige WcIm geacbehoD solleu Waram solle das Deutacba
Reich das 'iel'I ji^eben? Ein Krieg, wie man ihn hier tu fähren beabsichtigte, werde
nicht spielend abzumachen sein: man denke nur an die Vonjäncre in Ost-Afrika
und an den Verlauf der sogenannten wissanschaftUcben Expedition des Herrn
Ziutgraff.
Staatssekretir Freiherr t. Harsch all: Wollen wir überhaupt Kolonialpolitik
treiben, ao mäaaan wir aueb den Weg beaebreHen, den vor uns andere Nationen
gegangen aind. Wir fugen an der Kfiate an, wir legen Plantagen an, wir dringen
allmäblich in das Innere vor und, wo uns bewaffneter Widerstand entge^zentritt, da
schla'.'cn wir ihn mit den Waffen nieder. Andorn können wir zu einetn gedeihlichen
Ziel nicht j^elanfjen. (Zuruf links.l Auch die Knelündor, auf die der Herr Abg,
bam be rg e r sich bezieht, haben niemals in anderer Weise Koionialpolitik getrieben.
Und was verlangen die verbündeten Kegieruugen von dem hohen Haus? Ein Anlehen
von niebt gans 1V> Millionmi Mark fBr eine Kolonie, die aieb bia jelst Tollkommen
aelbat erhalten bat, von der wir wiaaen, daaa ihre ateigenden Binnabmen in den
nächsten Jahren den verbündeten Regieningen die Möglichkeit fieben, in Jahr und
Tag dieses Aulehen vollkommen zurückzuzrihlcn. (Widerspruch links.) Ich möchte
meinen, dass der Herr Abgeordnete B am berge r doch etwas zu schweres Cie-
schütz aufgefahren hat, wenn er die heutige europäische Situation zitirt, um
das hohe Haus sn bewegen, diea« Forderung nicht zu bewilligen. Wae
nnn die Denkacbrift betritt, ao kann ieb ja natorlicberweiae niebt ^e toll-
koennene Garantie dafir nberaebaen, ob all die Mittel, die biet angegeben aind
SU dem Zwecke, das Hinterland von Kamerun zu erscblieaaen, die absolut richtigen
sind, ob nicht vielleicht andere Mittel eher zum Ziele führen wünlen. Die Kolonial-
abtheilung «nd ich, wir müssen uns verlassen auf das l'rtheil der Männer, die im
Lande selbst ihre Erfahrungen gemacht babeu; uud wenn der Herr Abg. Bam-
berger dem niebt glanbt, waa diaae Herren gesagt haben, so asnaa icb micb eben
damit trösten, daaa er ebenaowenig klar weise, waa snm Heile dient, ala wir Tom
grünen Tiacb aua (Znrnf linka.) — leb bedanre aebr; nachdem wir Deutsche eine
koloniale Politik inaugiirirt haben, halte ich es geradezu für eine Sache der Würde
Deutschlands (sehr richtig! rechts. — Widerspruch links), auch dort zu bleiben, wo
wir sind (Bravo rechts) und Alles zu thuu, um jene Landstriche zu entwickeln.
Und was soll das beissen, wenn der Herr Abg. Bamberger als ein besonderes
Otatamen gegen dieae Yorlage ins Feld fährt, dass die Herren Jantsen dfcTbor-
mihlen und Woermann vielleicbt irgendwie einen geaebiftlieben Vortheil davon
sieben. Ja, meine Herren, anf dieae Weise kann man acbUesslich gegen jede Re-
gieruDg^TOrlage ins Feld ziehen, wenn sie dahin strebt, dem Handel Vortheile zu-
kommen zu lassen; irgendwelchen Personen werden schliesslich die Vorthcile zn
Gute kommen. Damit ist Seitens dos Herrn Abg. Bambergor meines Kraclitens
zu viel, also, wie der Jurist folgert, nichts bewiesen. Ich wiederhole also, ob allo
diese Maaasregeln nun Ziele ffibren, dafnr können wir kdne Garantie nberaebmen,
wir können nna nur darauf bedeben, daaa andere LAndw ebenao gebändelt baben
wie wir. Im Uebrigen wird mein Herr Kollege von der Kolonialabtheilung nooh in
der Lage aein, jade nähere Auskunft ilber die Details, wie sie dort in Auasicht ge-
nommen, tu ertbeilen. Der Ilorr Abg. Bamberger hat dann anch aiif England
ezemplifixirt und hat uns zugerufen: machen Sie es doch wie die Engländer; die
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182
Die Koloaialpoliük im Reichstage.
Enffllader gvben Mn Geld in soleb«:! Dingen; dort sind e» di* OeMlItdHiftMi.
Ja, meine üerren, wir haben den Versuch gemacht, in dieser WiiM fOnragehea,
wnd wir holTon beispielsweise in dem dem Herrn Vorredner so unsTOpatbischen
West-Afrika auf diesem Wt-^'e zum Ziele zu peiaiigen Im Uebrigen ist es toll
kommen irrig, wenn der Herr Vorredner glaubt. daȟ die englische Regierung nichts
för ihre Kolmiien nnfvendei leb weise dtianf Uo, dacs beispielnreiee für Betechnana«
land die engUtebe Regiernng jibriieb, glanbe ieb, 2 Millionen Mark ansgiebt, imd
idi habe nichts darüber gelesen, dass in dem englitcbea Parlament darüber so aus-
gedehnte Debatten stattgefunden hätten, wio bei uns; wenn l'/s Millionen nicht
ii fonds perdu, sondern als Anleheu von Seiten des Reichstages verianßt werden,
dann muss icb doch den Reichstag gegen eine AeuKseruug des llerm Dr. Bam-
berger in Sebuts nehnen, nimlieb, dass der Reiehetag gewohnt aei, ailo Forde-
rungen koloninipolitiaeber Natur der verbündeten Regierungen so ohne Weiterea —
der Herr A l-g^eordnete brauchte den Ausdruck »kritiklos" — zu bewilligen. Nun,
meine Herren, die verbündeten Regierungen haben gewiss keinen Anlass, sich über
den Reichstag zu beklagen, aber da»s lier Reichstag die Gewohnheit habe, Geld-
forderungen für koloniale Zwecke so kritiklos zu bewilligen, diese Erfahrung habe
icb bia jetit nicht gemacht* (S^r richtig!) Im Gegentheil, ich entainne mich, dan
apeziell bei den Forderangen für Oat^Afirika, woin wir 2, 8 oder 4 MilHonen Tcr-
langten, eteta eine mehrtigige Debatte vorherging und scblieealich die BewilUgnng
nur mit verschiedenen Reserven und Kautelen erfolgt ist, die den verbündeten Re-
gieninfren den Wefrwei>er geben sollte, nm später wo möglich mit geringeren For-
derungen an den Reichstag heranzutreten. Die verbündeten Regierungen sind ja
besöglich der Kolonialpolitik insofern in einer etwas schwierigen Lage, dass, wäh-
rend auf der einen Seile ihnen voi|^worfen wird, daaa aie nberbavpt eine Kolonial-
politik treiben, daaa aie daa dentache Volk in phaataaUaebe Dioge hineinbringen,
auf der anderen Seite von den Freunden der Kolonialpolitik vielfach der entgegen-
gesetzte Vorwurf erhoben wird, da'is die ganze Kolnnialpolitik eine schwache, ener-
gielose sei, und dass man die Sache ganz andere anfassen müsse, als es jetzt ge-
acbäbe. Vielleicht ergiebt sich gerade aus die^en entgegenstehenden Vorwürfen die
Tbataaehe, daaa die Terbnndeten Regiemngen den riehtigeB Mittehreg bei ihrer
Xolonialpolitik eingeacblagen haben. Unter allen Umatinden kann ich deo Herrn
Vorredner darüber beruhigen, daaa — man mag über die heutige enropliache
Situation denken, wie man will, man mag sie als eine „heitere" oder wenig heitere
betrachten — , unter allen Umständen ist sie nicht so ernst, dass wir nicht inner-
halb des Rahmens, wie wir ihn jetzt gestellt haben, unsere Kolonialpolitik weiter
fähren können. (Bravo!) Zum Schlnsa mochte ich den Herrn Vorredner noch anf
einen kleinen Irrtbum anfmerkaam machen, in welchem er aieh im Eingänge aeiner
Reil«' Im'w « i^'tc ; er hat wiederholt von einem Kolonialamt gesprochen in dem Sinne,
als ob eine den Hchürden in anderen Ländern ähnliche selbständige Zentralbehörde
bestehe und es eigentlich dieser N'eucriin,r zu verdanken sei, dass die verbündeten
Regierungen jetzt mit solch horrenden Dingen vor den Reichstag treten. Das ist
ein Icrthnm. Ein Koloniahmt beateht nicht im Dentachen Reich, ee beataht eine
Kolonialabtheihing, die Ton einem Dirigenten geleitet wird. Dieae Kohmlalabthei-
Inng iat aber ein Theit dea Auawirtigen Amte, aie steht unter verantwortlicher
Leitung des Staatssekretärs des Äuswärti>:en Amts und des Herrn Reichskanzlers.
Es ist also tiiclit zntrefTend, wenn der Herr Abg. l)r. Bambersrcr aus der Einführung
eines Kolouialamles die vortiiu erwähnten Schlüsse gezogen bat. Ich rcsumire mich
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Die EolonialpoUtik fan Raielwtag«.
188
dahin, dass ich dem hohen Haus« driogend die Annahme dieser Vorlage empfehle,
die in keiner VVei^e die Steuerzahler belnslet, wohl aK>er eine Garantie dafür (jeben
wird, dass eine unserer hoffnnnpsreichsten, vielU'irht die hofTuun^r^reichste Kolonie,
Kamerun, ihrer Förderung Uüd ihrem Uedeibcn weiter zu(;eführt wird, (bravo!)
Naebden der Abf. Bebel tieh Bocb dagegen, der Abg. v. Kardorff tidi fBr
die Vorlage aiuKcaprodieii batten, ergriff Geb. Legati<Miiratii Dr. Kayeer das Wort:
Wenn mao das für ricbtig anerkennen kdnnte, was die beitton Herren von den
iMiallas Torgebracbt b&tten, so Terdienten dieee ja alle Sympathie, und es würde
ein ausserordentliches Vergehen sein, wenn man ihnen mit Waffengewalt entgetren-
treten wollte. Indessen Augenzeugen schildern sie doch ganz, anders. Wollte
man den europäischen Zwischenhandel mit dem der Duallas vergleichen, so würde
man dem ereterea ein ecbreiendee Onrecbt tbna. Der Zwieebeabandel der Doallae
best^ darin, dass eio den ans dem Innern kommenden Karawanen anflanemt
ihnen mit Gewalt die Waaren wegoebmen, ihnen die Skleren rauben nnd ibnen
Preise festsetzen, die geradezu l&cberlich sind. Dieser Zwiscbenbandel setzt sich
zusammen aus Rauh, Erpressung und Refnig (Heiterkeit), und er verdient nicht
als (iegeiiNland der Sympathie empfohl*'ii zu werden. Ks handele .'<ich nicht um
die Organisirung von itriegerlüchen Expeditionen, auch nicht darum, den Herren
Jantsen, Tbormilen nnd Woermann irgend welebe Vortheile nisnweiiden, sondern
um die Brfnllnnf der Verpfliebtnng des Staate, wie ele jeder andere Staat anf eicb
nehme. Die Regiemng wolle nnr die Sieberbeit, den Frieden nnd die Rube im
Lande herstellen, damit Handel und Verkehr ihren ruhigen Fortgang finden und
insbesondere auch die Kulturarbeiten, die dort zu erfüllen seien, in ungestörter und
friedlicher Weise erfüllt w i rden könnten. I'ie R<^i,'ieru!i(; beahsichtige eiue Art der
Kolonisation, die so alt t>ei, wie die Koloni^uiiou überhaupt. So hätten schon die
alten R5mer koloniiirt, als sie ibre Caatra am Sbeis angelegt bitten, so kotonirirten
ancb die EngÜndw, nnd so mnsee aneb das Dentsebe Reicb kolonisiren, wenn es
nberbaupt Kamerun erbalten wolle. Bs bebe durch die Beschlfiese der Brnsseler
Antisklavereikonferenz eine ganze Reihe von Verpflichtungen übernommen, in Ka-
merun zur Unterdrückung des Sklavenhandels beizutragen, und habe bisher für
die>ien Zweck nur weiii? thun können aus Mangel an Mittf-In. Ks habe froh sein
müssen, dass es mit den äkiaveuhaltern in Hube und Frieden habe leben können.
Wenn man dem Sklatenbandel ancb in Xamemn entgegentreten wolle, eo müsse
man diee mit besonderer Entfaltung Ton Maebt tbnn, nnd er glaube, dass die Br-
fttlinng dieser Kulturaufgabe, die das kleine Belgien unternommen habe, doch nicht
zu schwer sei für die Macht und Grösse des Deutschen Reichs. Der Abg. Dr. Bam-
berger habe über die Entstehnnsjsgeschiohte dieser Vorlage allerlei Mittheilun^en
gemacht, die lieii Thatsachen geradezu widersprächen. Die Ke^nertintr habe sich
keineswegs gestützt auf den ßehcht oder die Denkschrift der Herren Jantzen & Tbor-
mihlen und Woormsnn, sondern aaf ibre luformationeB. Der Oonvemmir v. Soden,
der 6 Jabre in Kamema gewesen sei, bebe sieb bei den eingebenden ^ratbnngen
in Berlin nicht bloes einverstanden eikltrt mit dem Binbringen dies«r Vorlage,
sondern er sei ausserordentlich erfreut darüber gewesen, dass es endlich gelungen
sei, diese Vorlage ins Leben zu führen, da schon seit Jahren darauf gedrängt wor-
den, dass irsjend etwa.s in Kamerun geschehen müssto, um den Handel und Ver-
kehr, llissiou und Ansiedelung zu schützen. Kr könne den Vorwurf des Abg. Dr.
Bamberger, dass er sdne bfwiBatimeo auf Interessenton nnd Sadiverstlndige
stntie, dnrebans niebt als gerecbtfertigt anerkennen. Br mSdite wobl wissen, in
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184
Die KoloDialpoUUk im ReicbtUge.
welcher Weise eiue Behörde bessere Informatiougquelleu haben koone aU lateres-
senten und S«ebverfttadfge. Und wenn gesa^ wird, et sei nothwendig, dus der
Leiter der kolonialen Abtbalang etoige Jnlire in Atnk^ aein nSsste, nm darüber
reden zu können, so frage er, mfisste nicht mit demselben Reebt der Leiter dee
Auswärtigen Amts aus eiiiener Anschauung die Verhältnisse der ganzen Krde kennen
lernen, um über Din^^'o eine Kntschüessung su fassen, die im Augenblick wichtiger
seien als die deutschen Kolonien?
Der Äbg. Richter erl[lirt, dass die Rede des Staatss^cret&ra Freiberm von
llanchall auf alle mogUeben Kolonialforderungen gepasst habe; sie sei so allgemein
gewesen, daas sie auch für eine Forderung Ton hnndert Millionen geeignet gewesen
sei. Kamerun sei als jiiristische Person von der Kommission nicht anerkannt
worden; man scheine aber auf rinwc(;en wieder dahin irelangon zu wollen. I tn
das zu verhindern, müsse der iieichsta^^ den Etat von Kamerun von jetit ab in
allen aeinen Einietbeiten fsstaetsen. JedenMb aollte er kein Paniebqiiantaffl be-
willigen, welches ihm vielleicht auch knnftige Dnteriialtnngskosten auferiegen konnte.
Wie Terbalte sich ausserdem diese ganze Forderung zu der jährlichen Bewilligung
von 200000 tf. xnr wissenscbaftlicben Erforschung des Hinterlandes von Kameruni'
Alle Küstenbauten, welche in Aussicht cenoimnen seien, um das Anlanden der
Schiffe zu erleichtern, würden ja doch nur im Interesse der \Voermatiu'?chen
Dampfer angelegt, diese Bauten sollte also die Firma für eigene Rechnung aus*
fähren. In gans Kamerun mit allem Hinterland wohnten nur 88 deutsche Rauf-
leute, ünd daneben habe das Reich einen Apparat von nicht weniger als 80 deut-
schen Regierungsbeamten dort. Er müsse der Täuschung ent^etrentreten, als ob
Kamerun sich bisher selbst bcziihlt gemacht habe. Schon jet/t beziehe Kamerun
Jahr aus .lahr eiu .'iOUuOr) M. Zuschuss vom Keich. I'en Zusammenhang der von
den beiden Firmen an den Reichskanzler 188J gerichteten Denkschrift mit der
Torlage zu leugnen, sei ein starkes Stuck, nachdem ein Tbeil der Denkeehrift in
der «Hamburger Börsenballe* veroffeotlicbt worden sei. Warum theile man dem
Reichstage nicht die Denkschrift in extenso mit? Ks handle sich thats&cblich nur
darum, eine ungünstige Geschäftskonjunktur in I'almül und I'alinkernen auf Kosten
des ii^ichs für die beiden Firmen /.u verbe>iscrn. l>a,H gehe unwiderleglii h ;tus der
Denkschrift hervor. Das aber neuue der Staatssekretär Freiherr von Marschall die
Pflicht, die Wurde des Reichs xn wahren. Das Tertrsgsmissige Recht der Duallas,
in ihren HandelsTerblltoissen gescbntst su werden, nnterschitse er nicht, aber in
der Denkachrifl heisse es: „Höber als die Verträge steht doch die Pflicht, durch
unseren Schats solche balbzivilisirte Völker nicht nur in ihrem Besitzstand zu
sichern, sondern sie auch zu grösserer Kultur zu bringen * Es werde das an-
erkannte Recht also dem Kitlturinteresse hintangesetzt. Die Duallas dürfe man
nicht 80 schlecht hinstellen, nachdem man oft gesagt habe: »Wenn wir Kolonial-
politik machen, so landen wir an einer Käste, tianen Plantagen und achlagen alles
nieder, waa rieb um widersetzt" Die Duallas wahrten sich nur ihr Monopol, seien
also keine schlechteren Menschen als die, welche Kolooialpolitik trieben. Die Frage
betreffe auch nieht nur die iMiallas. Diese wohnten nur im Norden der
Küste, die Uälfle der geforderten vSumincu solle alter zur Anlegung von Strassen
im Süden des Uiuterlandes verwendet wer ien. [dadurch werde nicht nur der Weg
TOn der Käste nach dem Hinterlande bequemer, sondern auch nmgekehrt Im Bin-
terlande begegne man aber schon den Sudannegem, welche vom Niger und Benue
her mit Gewehren und europäischen Knltnrmitteln versorgt seien« Daher arimi anch
Die KotonialpoHtik in Beiehrtage.
185
die blutigen Zusammenstösse mit den deutschen Expeditionen erfolg die an den
Kästen niemals is^ewesen seien. In dem „Kolonialen Jahrbuch" von Gustav Meinecke,
einem Kolonialenthusiasteu« der ganz auf Seiteu der Rechteu stehe und auch in
KoIonialTereinen eine grosse Rolle spiele, heisse es: «Die leichtere BescfaaiTung von
FeuermffBii und Manitioii seitens der nabanedaniscben Sndonneger bedeutet eine
niebt SU nnteisebltsende OelUir far die Sicberbeit unserer Faktoreien an der Küste.**
Die Regierung hoffSe durch bühere Zolleinnabmen in Kamerun nach einer Reibe
▼on Jahren die ausserorJetitlicht' Aufwendun? dt^okfri zu kömitMi. Vom 1. Juli 1889
bis I.Juli 1890 hal)e Kamerun t'\uc Zolleiunahme von TJUiJOO M., davon allein
für Schnaps 113270 M. und für tJewehre und Pulver 40368 M. gehabt; seien
also auf Scbnaps, Oewebre und Pulver entfallen, die Hoffnung der Regierung be>
mbe sonaeb darauf« dass Sobnaps und Pulver nocb nebr einbringen würden als
bisher, denn was Sonst eingeführt werde, komme wenig in Betracht. Die böberen
Zolleinnahmen könnten durch einen höheren Zollsatz erreicht werden; Hagpfren
könne man nichts sat,'en. Mau l>eabsichtiixe aber durch Ausilehnung des Absatzes
auf das Hinterland zu höheren Einnahmen zu gelangen. Künne man aber den
Scbnapsbandel und den Handel mit Gewebren und Pulver niebt weiter in das Innere
auadebnen, so sebeitere die ganse Spekulation. Die Einfuhr von fiber 1 MUlion
Liter Sobnaps sei sehr bedeutend. Herr Woermann sage zwar, es sei nicht Alkohol,
sondern nur eine Mischung mit 40proz. Alkohol. Dann blieben also 700000 Liter.
In Deutschland rechne man auf den Kopf der Bevölkerung jübrlich 4V'j Liter Alkohol.
Darnach könne man also mit dieser Schnapseinfubr löOOOO Kameruuer an den
8ebnapsgeuu».ä gewöhnen. Das beweise, wie reebt der Abg. Stecker habe, wenn er
den Branntwein dort gani verbieten wolle. Der Reiehslag solle sieb nun in Unter«
nebmungen einlassen, die den Scbnapsbandel nocb tiefer in Afrika hineinbringen
wollten. Es handle sich thatsäcblich nur um eine Unterstützung des ScbnapshandeU
der Firmen Woermann und Jantzen <fe Thormählen, da diese in Kamerun ein Mono-
pol hätten. Der Scbnapsbandel wirke am meisten der Thätigkeit der Missionen
entgegen. In Kamerun sei von eigentlicher Sklaverei nocb keine Rede; werde aber
durch diese Aufwendungen der Plantagenbau erldcbtert, so werde Haussklaverei
eiogefohrt werden. Mit «Uesen Bewilligungen gdie man auch fiber den Rahmen der
Kolonialpolitik hinaus. Der Staatssekretir meine, wenn es nach den Abg. Dr.
Bamberger ginge, würde niemals etwas aus Kamerun. Was Kamerun bedeute,
habe es schon vor der lieutschen Kulonialpolitik bedeutet, denn diese Firmen luUten
schon zehn Jahre und läuger vurber dort dieselben Geschäfte gemacht, liier mische
sidi du Reich snm ersten Mal mit seinen Mitlein in geadi&fdiehe Fragni ein,
irtJirend man bisher rieb auf die Ausdbung der Hobeitsreebte bescbriokt habe,
und Fürst Bismarck selbst diese den Firmen habe Überlaasen wollen« Man beziehe
sich auf die Kolonialpolitik anderer Länder, sogar des alten Rom, man g- he eben
uui so weiter zurück, als man aus der tiegenwart die Nützlichkeit nicht be.'rüiiden
kuune. Wenn die Kngländer höhere Aufwendungen gemacht hätten, so hätten da-
mals die freien Linder nocb einen gani anderen Werth gehabt als diese Land-
striche. Bevor die Bnglinder eine Flagge bissen Hessen, erkundigten sie sidi gans
genau, wer den Gouverneur besolde. Die Bnglinder wendeten nach einer Aufstel-
!un<: der kolonialfreundlichen Münchener „.Allgemeinen Zeitung"* jährlich für die
Kolonieeu nur 4',a Millionen Mark auf, also nicht viel mehr als Deutschland. Kug-
land könne sich in seiner insularen glücklieben Lage manches erlauben, was für
andere Staaten bedenklich sei. Das Deutsche Reich habe sdiim in Buropa Scbwie-
186
Di« KoUwialpoimk im Rmelwtac«.
rivkeit. n e^nii?. uro zu den Schwiericrkeiten in Ost-Arika and Sädveat'Afrika noch
Schwierigkeili'ti in K.imerua herbeizufnhr«'U.
Der Abj;. liaiu berger erwiderte dfm Herrn Staatssekretär, welcher ibm Tor-
g«worfeB batto, dm «r ate Feiad von Kolonitn Mi, «r Mi mir «in Feind von
seblMhloi KolooicB, wi« von alln Mbleebten Dingmi. Ton gvtmi Koloaiaa würde
er ein Freund Min. Er macbe auch den beiden Hamburg^er Häusern keinen Vor-
vtirf (!arau<i, wenn sie das Reich für ihr Interesse in Anspnicb nähmen; sie thäten
daran tranz Recht, aber Mine Partei tbäte ganz recht, wenn sie im Interesse des
Reichs dagegen anii&mpfe.
StaaUMkretir Freihtrr t. Martehmll: Wir Inlm Ja Mbon tia» ganM Reihe von
Kolonialdebatteo in dieMm Baiue gehabt, nnd ich erinnere mich dnnk^, da« die
Beffirchtang, m konnton dort Leute Fieber bekmumen, sie konnten todt^eschlagen,
todt(;escbns8*'n werden oder einen anderen Tod erleiden, von Herrn Hamberi;er
auch «chon in frühert-n Zeiten peilen die Koloiiialpoütik ins Feld geführt wurde,
ich glaubte, da alle diese Fragen bereits genugsam beleuchtet sind, bei der jetzigen
Oeicb&ftlage des Hauses darauf nicht mehr n&her eingeben zn sollen* Im Uebrigen
handelt ee sich ja gar nicht daran, hier Reden tu halten, da» Jemand todt
geMhlagen werden mII, Madem um ein gans glattM OeMbIfl, dan wir ein Anleben
wünschen goo^en das Versprechen, M ndt Heller nnd Pfennig zurückzuzahlen. Ich
wende mich schlieshlich noch tragen eine Remerktine des ITerm Abgeordneten
Richter, der mir imputirte, ich hätte es als Sai lic il. r Würde dt-s Deutschen Reichs
bezeichnet, dass man diese Vorlage annehme. Die.-er Cieschmacklosigkeit habe ich
mich nicht Bcbuldig gemacht, leb werde Niemandem, der gegen dioM Vorlage
votirt, vorwerfen, dMi er damit gegen die Würde DeutMblanda gefehlt habe. Ich
habe von der Würde DentKhIande geiproehen, als mir auf die Fra<;e, was die
Herren wollten in Kamenin , zugerufen wiirde: hinansaehon I Tiid da habe ich
gesagt, nein, wir wollen nirht hinausgehen, das ist eine Kraije der Würde des
Deutschen Reichs, dass wir da, wo wir einmal festen Fuss gefa^ät haben, auch
bleiben, nnd dM wiederhole ich. Und die Sadie hat doch aneb eine poUtisdie
Bedeatnng. Wenn wir nach der Anleitnng dM Zwiaehenmfif wirklich ana nnaeren
Kolonien heransgoben sollten, wenn wir dort unsere Zelte a^brHchen, unsere Scbiffb
verbrennen und unter Führung des Herrn Abgeordneten Bamberger stillrergnügt
nach Hause zurückkehren mit dem Zngeständniss vor aller Welt: wir sind zu arm,
wir sind zu schwach, wir sind zu energielos, um ein Werk zu vollenden, was wir
begonnen haben, dann wurde ein FaJttor berihrt, der mA Inr- die enropiiwbe
Politik von groiMr Bedentnng iat, ea würde abgeechwicbt die Ueberseogong, die
jetat bei anderen Nationen besteht, dMs in Dentschland ein allcMit fester Wille
nnd auch ein starkes Können vorhanden ist. (Bravo!)* — Die Yorlage wurde
sodann der Budgetkommiuion überwiesen.
Die Lage in EamenuL
Die Rede des Herrn Geb. L«gations-RathM Dr. Kayser in der Bni^t»
kommisalon katsto nach der stenographischen Aufiieichnnng fblgendermassen:
In dem Plenum sin 1 v u regnerischer Seite die DoallM berangeiogen worden,
üeber diese möchte ich mich mit einigen Worten äussern
In den Verträgen, welche von Dr. Nachtifal hei der I cbernahme des Schutzes
den Duallas zugesichert worden, sind folgende Reserven aufgestellt worden:
1. RMbto Dritter sind vorbehalten. S. Frühere Freundscbafts- nnd Handelsvertrl|e
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Die Kolonblpolitik im ReiditUgt.
187
behalten Gültigkeit 3. Grund und Boden der Städte, Dorfscbaften und ihr«
Bewohner verbleiben deMselben. 4. Die Iläiiptliiige behalten ilirc bisherigen Abgaben.
5. In der ersten Zeit sollen Sitten und Gebräuche der Eingeborenen respektitt
werden.
Tod «Iner formliebMi Kuttebemng tbm Monopols dos Ztrisehoiihaiidsls ist
Irdno Kodo, nur thatsielilleh hst man ilm sii Anfani? gsdaldot. Naeli efneai Briefs des
kaiserlichen Gouverneurs vom 16. December bat derselbe bezü(?lich des Ton dsft
Duallas beanspruchten Zwischenhandels in einem Palaver ihnen eröffnet, dass, wenn
ihnen ein Recht zum Zwischenhandel auch zustände, sie ihn jedenfalls nur in den
Gegenden betreiben dürften, in denen sie ihn bisher betrieben haben, d. b. bis zu
dm Wasssrfillai und StrooMchiiollen des Kamenm-Flusses, etwa 30—40 englische
SsesieilOD von der Hnndung weiter hinein in das Laad könns ein jeder srin OIöcIe
versnclien. Diessn Befehl haben sich die Doallas irefigt, Bnropier sind tief in das
Innere eingedrungen und haben dort Stationen angelegt, ohne dass 08 sn irgend-
welcher Gewaltthat gekommen wäre.
Ich gehe nun zu der Darstellung der Verhältnisse und ihrer Entwicklung über.
Zu der Zeit, als die deutsche ^^chutzberr8cbaft über Kamerun erklärt wurde,
befanden sich daselbst nur Handelsolederlsssuugen, weleho iLre Faktorsien an dem
Meeresgestado oder in der Nlbe des Heeres an den Dfsrn des Kamemn>Fliisses
gegrandet hatten. Plaatagon waren nicht vorbanden und, abgesehen von Viktoria,
das sich wegen seiner ganzen Anlage in der Nähe des Kamerun-rJebirges nicht für
den Handelsverkehr ei^'uet und wo sich eine cii(,'lische Mi-siims'joscli^chaft , die
Baptisten-Mission, niedergelassen hatte, waren Mis^iouen in dem eigeatlicben Schutz-
gebiete nicht vorhanden. Die Handelsverbiltnisse waren dersrtig, dass die Knstsn*
boTölkemng, die DoallarNeger, die enroplisehen Hindler gegen die Zshlung eines
bestimmten Tributeo tum Handel ruliesscu, aber auch andererseits selbst den
Handel zwischen ihnen und den Producenten im Innern vermittelten.
Mit der ErklärunL,' der deutschen Schuf/herrsch ift hat zwar die staatsrechtliche
Stellung der Dualla-Neger eine Veränderung erfahren, der üandel aber ist, soweit
es nicbt gelnngen war, dass einxolno Firmen in dem Hintorlaode Posto fiMsen
konnten, im wesentlichen dersslbe gelieben. Im Omnde genommen ist es ein
Raubhandel. Es gelangt aus dem Innern an die Käste, was das Innere producirt,
ohne Rücksicht darauf, ob auch die Sant mit der Ernte gleichen Schritt h<. Bei
der Natur der Uandelsverhällnisse und bei diesem System des Kaubhandels, welches
ohne Rücksicht auf den Nachwuchs kein anderes Interesse hat, als das Vorhandene
gegen europüacbe Handelsartikel einxntanschen, ist es erklftrlieh, dsss der Handel
des grSsslo Interesse dsran hat, ein m5glidiBt wtitss Gebiet rieh nntxbar ta
machen, ein Gebiet, welches gross genug sein mnss, um in unerschöpflicher Ffille
seine Güter an die Käste gelangen fu lassen. Dieses Gebiet kann sich erst dann
verringern, wenn es (relingt, die Einceboreneu soweit der Arbeit und Kultur zugängig
zu machen, dass sie sich selbst Mühe geben, auf eigenem Grund und Boden zu
pflanseo, tu sien und zu ernten.
Um der eigenen Sieheiheit willen haben sich die Faktoreien andi in der
ersten Zeit des deutschen Protektorats auf die Kistengetiete besdirlnken missen.
Erst als mit dem letzteren allm&hlich das Gefühl einer grösseren Sicherheit für
Lehen und Eigenthum entstanden war, hat sich der Han<lel allmählich von der Küste
in das Innere auszudehnen begonnen, hat erst eine llissionstbätigkeit eintreten
können.
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Die Kolontalpolitik im Reielutag«.
Gegenwärti}? bestellen 12 Handelsfirmea in dem Schutzgebiete mit 19 über
das Land zerstreuton Faktoreien, unter diesen 3 deutsche Handelsfirmen mit
9 Faktoreien. Die Deutschen haben begonnen, auch die Plautagenwirthschaft ein-
zuführen. Von ihnen sind 4 grosae Plantagen angelegt in Bimbia, Bibundi,
Dibnndtcba und B«t«ig«. An Stelle der in Viktoria enBieeig geweeenen emglieelmi
Baptisten ist mit Brweiternng ibrer Thitigkeit die Baieler HissioasgeseUeeliaft
getreten. Seit dem vergangenen Herbst hat die katholische Mission der Pallotiner
unweit der ldia-Fä!le am Mbam-Flusse ihre segensreiche Thätigkeit besonnen. Die
Zahl der Europäer ist nach der letzten ZähluiiLr auf 137 gestiegen, darunter be-
tiudeu sich 73 Deutsche gegenüber 23 Engländern, und unter den Deutschen
81 Kaufleate, ein Beweis, daas der deutsche Binfloss sich, trotx des Uebergewichtes
der fremden Firmen, eiye anateblaggebende Stellang zu erringen gewatet hat. Der
AoilKbvQng, den die Kolonie genommen hat, spricht sich am besten darin aas, dass
sie sich seit dem Jahre 1888 auf eigenen Füssen hat erhalten können und das
Reich um einen Zuschuss nicht mehr in Anspruch zu nehmen brauchte Die Ein-
nahmen aus den Zöllen zeigen eine fortdauernde erhebliche Steigerung. Sie betrugen
im Jahre 1888 .... 174859 M. 81 Pf.
. „ 1889 .... 232781 . 38 .
, , 1890 . . . 889007 , 98 »
Ich möchte aber schon bei diesem Anläse darauf hinw^en, dass dieser Aaf-
Schwung der Zolle durchaus kein genügender Beweis dalfir ist, dass der Handel
■ich in dem gleichem Umfange erhalten wird. Ebenso wenig wie man bei einem
Ranb^>au8y^tem eines Forstes auf dauernde Erträgnisse des Waldes rechnen kann,
ebenso wenig wird angenommen werden können, dass der Ranbbandel, wie er von
den Eingebomen des Kamerun- Gebietes betrieben wird, dieselben daaemdan Erfolge,
wie bisher, haben wird. Nichtsdestoweniger wird man an der Tbatsaehe feetbaltea
müssen, dass der Handel in Kamerun von Jahr su Jahr su grosseren üeberschosten
an Zollen geführt hat.
Fragt man sich nun, welche dauernden lu'stitutioneu das Reich für ila^ Schutx-
gebiel geschaffen hat, so beschränken sich diese auf die lOiurichtuug eines GouTer-
nemeutji mit einer lieamtenuibl, wie sie auch hätte besteben müssen, weuu
Kamerun ein fremdes Gebiet gewesen wäre, und wir bei dem Vorhandensein dar Um-
lidien dentsehsn Interessen ein Konsulat bitten einrichten mtssen, sodann auf die
Anwesenheit eines KrtegssehiflSas, auf nnan Flnesdampfer, welcher bis su gewissen
bescheidenen Bntfemuugen im Stande ist, in die Flüsse einsudiingen, auf eine sehr
mkssige ßetonnung des Kamerun-Flusses und einige wissenschaftliche SzpeditOBea
SUr Erforschunff der zoologischen und botanischen Natur de.s Landes.
Es würde ungerecht sein, wenn ich nicht hier olTeu kon^tatiren wollte, dass
auch die deutseben Firmen dss Ihrige beigetragen haben, um durch grSssere Szpe4i>
lionen in dss Innere dem Verkehr neue Gebiete abiugewinnen. Es ist seitens der
Finna Jantxen dt Thormfthlen in Gemeinacbaft mit Firma Woermann eine ExpeditioB
in den südlichen Tbeil des Schutsgebietes den Mbam-Fluss entlang unternommen.
Es bat t-päter die erst^cdachte Firma eine ähnliche Expedition gegen Norden be-
gonnen un<l (lieser ist im wesentlichen die Atilegung der Uarombi- und der Bali-
Station in verdanken. Beide Firmen haben mit erbeblichen Opfern Plantagen mit
Tabak und Cacao angelegt und Versuche mit BamwoUenpflanzungen begonnen, deren
Ergebnisse einen guten Portgang versprechen. Erschwert wurden diese Untere
nehmungen durch die Abneigung der Küsten>Neger gegen Feldarbeit, und ein
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Die Kolonialpolitik im Keicbstage.
189
wfditiger Zweck der von den deutsehen FinneD in das Hinterland unternommenen
Bipedittoaen bestand darin, dtis Arbeitekrifts gewonnen wsrdsn sollten, die
rieb snm Plstagonbau oigaottn. Wenn man gerecht und billig denkt, so gelangt
man xu der Annahme, dass das, was ton privater Seite für üfTentlicbe Zwecke
hat geschehen können, im wesentlichen von den deutschen Firmen in Kamerun
geschehen ist. Nunmehr ist aber die (irenze erreii ht. Uns Schutzgebiet ist in ein
Stadium der Entwicklung eingetreten, daüs wir entweder durch ein weiteres Vor-
dringen, durch Anlegung und Sicherung von Strussen einen weiteren Fortschritt
für die Znknnft gewinnen oder xnseben mnsson, dsss wir in nnserom Hinterlands
ym anderen Nationen nberflfigalt und snrn<&g«drlngt werden. Bs ist nlebt sn sr-
warten, auch nicht an vsriangen, dass die einzelnen Handolsblnscr, insbesondere
die deutschen, grössere Veranstaltimpen und Hinrichtungen auf ei^'ene Kosten
treffen soliten, die in ihren ErgebniNSi^n nicht ilinen ausschliesslich, sondern der
üesammtheit nützen würden. Die Anlegung und Sicherung von Verkehrstrassen,
die iosbesondere nicht nur zur Vermittlang und Hebung des Verkehrs, sondern
aneh mm Sehnts von Leben nnd Bigentbnm dar Missionen nnd Ansiedlnngm aller
Art dienen soUan, hat man bisher als dna Pflieht des Staates nnfgeliMst Ancb in
Deutaehland legt der Staat SU diesem Zwecke Eisenbahnen, Kanäle und Strassen
an, ohne die Fordcnin? zu stellen, dass die Kaufleute, deren Handel hierdurch
mittelbar geföniert wird, die Kosten allein aufbringen. Höchstens werden sie durch
Erhöhung der Steuern mittelbar zu Beiträgen herangezogen; anders sollte man auch
in unserm Schutzgebiet nicht vorgehen. Ich kenne die VermögensTerh<nisse der
dentsehen Finnen in Kamomn nieht, ich glanbo aber nicht, dass sie in der Lege
sind, 1 Vs Milliimen fir Zwseko nufniwenden, welche nieht ihrem Handel aosschliess-
lich, sondern auch Anderen zugute kämen, dio nichto dafür thnn, nnd welche ins-
besondere Staatszwecke im eijrentliclicm Sinne sind. Wohl aber sind sie bereit,
sich zu diesem Behufe höheren Steuern, Zöllen umi Auflagen zu unterwerfen.
Dadurch würJe die Kolonie im Stande sein, eine Summe aufzubringen, welche,
wenn wir den Maassstab der Erfahrungen dm lotsten Jahre anlegen, mehr als das
Doppelte deijenigen Summe botragon wdrdo, welche in dem Naehtragsotat als
Absahlungsqnantnm in Ansaieht genommen ist. Die jibriiche Verwendong bloss dieses
erhöhten Einnabmebetrages wnrde jedoch nicht genigen, am das in mreichen, was
uns Tinththut. Hierzu bedarf es vielmehr einer grosseren Summe zu einer einmaligen
Anlage, dergestalt, d.iss diese einmal aufgewendeten Kosten aus deu Einkünften des
Schutzgebietes allmählich getil^'t werden können. Das Leitmotiv, welches in allen
Bndgotdobalton des Roicbstags seit der Zeit, da Deutschland in eine KolonialpoUtik
eintrat, vorberrsehto, war dies, dsss nnsoro Sehnt^^^ioto ihre voräboigehonden nnd
dansmden Bedfirfbisso a»a sieh selbst herauswirthsebaften soUtsn. Diese Mitiro
waren auch für das Bestreben massgebend, als wir die Aufnahme einer Anleihe
für das Schutzgebiet geplant haben. I'ie rechtlichen Gesichtspunkte will ich ausser
Betracht lassen, da zur Zeit ein Anlass nicht vorlie^it, und hitr nur hervorheben,
dass nach sehr sorgfältigen und eiui^ehcuden Berechnungen und Erwägungen die
Mdgliehkdt eines sptteren Zuschusses dss Reichs ffir die Kolonie ausgeschlossen
war. Soweit menaehUcho Voranasicbt reicht, stand nicht tu befürchten, dass einmal
das Roieh bitte genothigt werden können, in Folge dieser Anleihe eine Znschass
zu der Verwaltung des Schntzgebietes zu bezahlen. Ks kann nicht geleugnet
werden, dass die Bedingungen für eine solche Anleihe des .SchutzgeV»ietes haben
hirtere sein müssen, als wenn das Reich mit seiner Macht und seinem Kredit selbst
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190
Di« Kolooialpolitik im Baidwtag«.
auf eigenen Namen dne mlche Anleihe anfoimmt; denn für die geplante Anleihe
sollten die Gläubiger wegen ihrer Forderungen Ip<li!j!ich auf die Kirikünfte aas dem
Schutzgebiete angewiesen sein, gerade so wie dies mit Bozu^' auf die Garantie weftQ
der ostafrikaniscben Zollaaleibe der Fall ist. Da*is für eine solche Anleihe mehr
ti» 3Vt Procent Zinsen geseblt werden mÖMen, ist offenbar, und «ach 4u
Diraktorinm der Bdcfasbank hat la einem erbetenen Qntaditen erldlrt, den sich
nadi Lage des Qeldniarktea ediirailieh beaaere Bedingoagen wirdea errdebm
laaaen. Auch müsste man erwägen, dass gerade diejenigen H&user« «debe die
üebem&bme der Anleihe vermitteln sollten, selbst wieder diejenigen waren, welche
durch Erhöhung der Zölle die Mittel für Veryniisung und Tilgung der Anleihe auf-
lubringen hätten. In der Uudgetkommiss iun war jedoch eine weit verbreitete
Mefamng, dass das Schutzgebiet zu billigeren Bedingungen das benötbigte Geld wt
Hälfe dea Reieba eriangen l^öonte, nnd die verbindeten Regierungm beben ga^aaht,
dieeen Aadentongen folgen su aollen. Der voifelegte Machtragaetat ecbittal «b
einen Toracbnae ffir daa Schutzgebiet dieselbe SnooM, die ana der geplanten Anleihe
erworben werden sollte, und er stellt dieselbe Summe als erste AbaeUageodilaBf
ein, die j&hrlich zur Verzinsung und Tilgung nöthig gewesen wäre.
Zunächst handelt es sieb um die Elerstellung und Sicherung zweier gTO-is«n
Wege im Norden und Süden des Schutzgebietes. Jm Norden steht die Ricfatung
naeb Adamann und weiter hinauf fast. Im Süden eoll die Biditnng aadi enmrtw
Brwigungen nlfaer beetimmt werden, da ee aieb ob Kribi und eine eebiifs
Linie oder der Kampo und eine gerade Linie der Anagangapunkt sein sollen. Ei
handelt sich dabei nicht um sogetianntc Expeditionen, denn diese haben, sowie <i«
auf ein einzelnes Ziel gerichtet sind, vorzugsweise auch nur eine vorübenrenJe
Wirkung. Verträge, die von solchen Expeditionen abgeschlossen werden, bäugeu,
bezöglich ihrer Festigkeit, mehr oder weniger von dem guten Willen der £ioge-
borenen eb und von der Anweaenbeit fremden Kinftnaaea. Für uaa bandelt es ikh
darum, tum Tbeü auf tebon bekannten Pfbden und naeb bekannten Oegeadce
gangbare Strassen herzustellen , zu erhalten und tu aidiem. Bs ist in Afrika eia»
von allen Reisenden bekundete Erfahrung, dass, wenn Strassen eeschafTen sind, dif
Eingeborenen sie auch benutzen. Dabei kann selbstverständlich nicht von Land
oder Fabrstrassen in europäischem Sinne die Hede sein ; es handelt sich um durcb-
aubanende Karawanenwege, auf welchen Träger ihre Lasten fortschaffen liönafa.
Sokbe Wege nfiaaen aber erfaaltan weiden, und daan ist eine daaemde Thiligkcit
enropüacher Fährer aad ebie «buerade Mitwirkung der Bingeboranen, wenn aacb
nur in bescheidenem Maaaae, nöthig. Gleichzeitig aber mässen diese Wege gesichen
werden Um Eigeuthum und lieben der Karawanen zu schätzen und den Aosied-
lungen der Missionare und Kaufleute Sicherheit zu gewähren, ist die Anlefuiisr ^c^'
Stationen in bestimmten Zwischenräumen erforderlich, die mit einer kleinen Hesauuiu;
suverllasiger Neger aaler Tielleicbt aar eiaem weissen Führer dafär Sorge tragen, dsM
Bemobungea uad Diebetlhle aicbt stattfinden uad die etamal beigeriebtetea Wtf*
nicht wieder vemicbtet werden. Der Unterhalt dieeer Stationeu, die eo aagwieiWt
werden müssen, dass sie sich zum überwiegenden Theile selbst erhalten können,
kann leicht aus den laufenden Mitteln des Schutzgebietes liestritten werden. Nuf
die erste Anlaijje ist ilie kostspielige. Diese Kosten würden aus dem jährlichen
Etat nicht zu bestreiten sein. Bei dem Mangel einer Schutztruppe sind solche
Stationen, welcbe aieb mehr und mehr in das Innere vorschieben, auf die Dmv
niebt an entbehren. Die Kolonisation durah 'Anlegung aolcber Stationen iat allh«r
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Die Koiouialpolitik im Reichstage.
191
Kebraeht 'So haben irbon die Römer kokHiisirt, eo gehen ueh beute die Bnglin»
der vor, nie ja s. B. bekannt iat, dau die Britiscb'Ostafrikaniaehe Oeeelltcbaft voa
Uonbaaia bereits sieben Stationen in das Innere ibres Gebietes vor(reschoben hat;
80 |;eben wir selbst in Ostafrika vor. Sind wir nicht im Rtandf, auf fesicherten
Wejfen solche Stationen auch nach Norden und Süden des Kamonm-liebietes vorzu-
schieben, dann werden wir es mit unserer Verantwortung nicht mehr vereiubareu
können, wem vir mleiira, daes enropUidke lUiA»are und Kaafleote weiter in
du Innere Tordringen.
Wer die eraten Berichte der Pdlotiner von den Indla*Piilen geieaen hat, wird
die Schwierigkeiten ihrer aehntslosen Lage angesichts der frechen Rlahereien der
Eingeborenen mit Bedanera e*'kenoen. Die Schicicsile der letzten ZintirrifT\rhen
Expedition, wie sie amtlich bekannt gegeben sind, lassen deutlich erlienneti,
weichen üefabreu wir das Leben der Europäer in Kamerun aussetzen, wenn wir
aidit eine gewiaie Kraft daran wagen, die Feindaeligkeit der Stämme an dnreh-
brechen. Hier tritt auch die grome Frage der Sklaverei in den yordergrnnd, die
nicht hloaa in OitaMhn, aondem anch in Weetafrikn ihre Bedeutung hat Bei den
beschränkten llittein, die uns dabei lur Verfägung ateben, haben wir für die Ab-
schaffung der Sklaverei in Westafrika so gut wie gar nichts thun können. Wir
haben froh sein müssen, dass wir selbst in Frieden mit den Sklavenhaltern haben
leben küunen. Unsere Aufjgabe aber muss es »ein, auch in diesem Gebiete die
Sklaverei alfanihlidi in ihren grant«miten Zügen in veryehtM^ und anch dieaea
wird möglich lein, wenn wir nna mit einer beecheidenea, aber beotimmten Macht
mehr und mehr fat dem Gebiete faitaetawi.
Für die aSrdlicbe und södliebe Ronte ist eine Länge von etwa 300 Kilometer
in Aussicht genommen. Der Weg würde in rnüf^Iichst einfacher VVeise herzustellen
»ein, da später, wenn die Stationen eingerichtet sind, die erforderlichen Ver-
besserungen durch das ätutiun.spersonal hergestellt werden. Ein Topograph würde
der Banptkolonne mit einigen geübten Arbeitern voraufiragehttt haben, um die
Tnce tu beatimmcD. Ob aich dieae Hauptkolonne aus etwa 100 Arbeitern oder
aus der doppelten AniabI auaammemuselaen haben wird, das hingt im weaent-
licbcn noch von weiteren Erw&gunfen ab, die erat der ausführende Buropier an
Ort und Stelle würde vornehmen können.
Nach einem Alischnitt von itwa GU Kilometer VVeps würde eine Station er-
richtet werden, auf deren iiau etwa 50 Tage zu rechnen sind. Nimmt man iOO
Arbiter an, so wirde man 60 Kllomfter in «Iwa 100 Tagen beendigen können.
Ob die Hilfte der Frist erfordeilicb ist, wenn die Ansahl der Arbeiter rerdoppelt
wird, liest sich, wie erwihnt, von hier aua nod nnablikngig von den obwaltenden
Verhältnissen nicht bestimmen. Die Station würde unter dio Aufsicht eines weissen
Leiters nebst einem oder zwei Gehülfen zu stellen sein, weK lnni etwa 20 zuver-
lässige Eingeborene beizuget>en sind, die eine dreifache Aufiialie hahtMi. Sie haben
einerseits für die Anpflanzung von Reis, ^ais. Bananen und Yams u. s. w. zu
ihrem eigenm Ontoihalt tu sorgen; sie lieben sodann far die Aufticht der Wege
stt eoigen und mit Hölfe der benacbbaiten Stimme dieselben aussubeaaem; sie haben
endlich anch durch Patrouillirung in entsprecheadar Zeit dafür Sorge su tragen,
dass die Wege anch die nöthige Sicherheit für Leben und Eigentham der An*
»iedelungen und Karawanen bieten: und das wird nur möglich sein, wenn den
Stationsleitern es gelingt, mit <icn eingeborneu Stämmen in ein freundsciiaft-
liches Verhältuiss oder sogar in ein Bündniss zu treten. Wie Dr. Zintgratl berichtet.
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Die Kolon^alpolitik im Rtiebttag«.
sind die allernächsten Stämme zu einem solchen Bändniss mit d<*n Deotschen
bereit, ein Theil Ton ilinen hat auch bereits den Reweis gegeben, das<i hereil
siud, Gut und Hlut für ihre doiitsi'tien Krotinde zu opfern, und es ist, >ow- it min
von einer sicheren iloifuung reden kann, hier eine solche vorbanden, da:«s die
deataeban B«bSitd«ii im Stande lein werden, sich aus dieeen Stimmen eine be-
waiftiete BnndeBgenoMenscbaft su bildoi, nnd dass anf dieee Weise Friede md
Sicberbeit auch in dem Binterlande von Kamenim hergestellt werden wird. Airf
die Vortheile der Stationen in wirthschaftlicher Beziehung, insofom sie ihre Auf-
merksamkeit durch ein eingehendes Beobachten auf die Hölfsquellen des Lande«
dauernd werden richten können, auf die civiiisatorischen Vortheile, indem dtirrh *if
den Missionen die mögliche Sicherheit gegeben wird, ihre segensreiche Tbätigkeu
vnnnterbrodien nnd bssebitst fiben an können, anf die poliiiaebco Yeitbeile, indem
die Stationen einen Ansiehnogspnnkt Kr die Eingeborenen bilden und sieh naeb
und noch zu Verkehraeentren entwickeln worden, brancbe ieh nicht erat hier ein-
sugohen.
Eine Berechnung, wie sie an der Hand der bisherigen Krfahnmcen für Expedi-
tionen und Weu'tnnachen atiftrestellt ist, crL'iebt für die nördliclie Keule eine Atisi-nK-
von rund 350 000 Mark, für die südliche Uoute ist diesHi Summe um 50 0(X) Mark höher
voranschlagt worden, weil hier grössere Torraiaschwierigkeitoii torliegen sollen. Dil
andere Htlfte der vom Reiche erbetenen Summe soll sn Anbgen an der Kaste
seihet verwendet werden.
Der Kamerum-Fluss, dessen Wasserstand in Folge Ton Ebb« und Flutb um
etwa 2 Meter wechs.'lt, wird durch flach in den Strom reichende Ufer mit sandigem
l'i.terpmnd gegen die umgrenzenden steil abfaHeihleii Höhen eingefasst. Auf diesen
innerhalb des Flutbgebietes liegenden Ufern lageit sich der Schlamm ab und bindert
einersoitSi die üfer während der Sbbeaeit für den Vorkehr au benutsen, andrersdts
entströmen diesem stets abwechselnd trockenen und feuchten Schlamme unter den
Binflnss der Troponsonne ungesunde Dünste, welche die gefthrliehea Fieber er>
sengen. Es ist dessbalb in Aussicht genommen eine Quai-Anlage von vorliofig
750 Meter, die so angelegt werden soll, dass die Oberkante etwa 1 Meter über
FUitlihöhe liegt, und dass vor dcrsolhen der Roden bi> zur Kbhehölie abyfetragen
wird, um hinter derselben als Ausfüllung zu dieuen. Der d^uai erhält dadurch ein«
solebo Tiefe, dass selbst sur Bbbeseit das Ufsr nicht gans trodion Ikuft, wihrood
hinter dem Quai eine vom Strome unboröhrto gut ansgeiroekneto Verkehreatrasst
geschaffen wird, die sich zur Aufirtellung von Kr&hnen eignet, um die Waaron aas
den Booten in die Niederlassungen zn schaffen. Die Quai-Mauer selbst mass in
Eisenkonstniktion ausgeführt werden. I)ie Berechnung eruiebt etwa 400 Xk. fir ^
den laufenden Meter, so dass die (lesarnnilkosten 300 CXK) Mark betragen.
Eine Quai-Anlage mit solcher Tiefe, da.s8 Seeschiffe direkt an derselben an-
lege« könnten, wflrde mit ausserordentlichen Schwierigkeiten und ganz ungemeaaenea
Kosten verknöpft sein, andrerseits ist sur Löschung und Beladung der Seeaeh^ |
dringend erforderlich, eine feste Verbindung mit dem Lande lU schaffen. Die bis*
herige Eut- und Befrachtung erforderte nicht bloss einen grossen Aufwand von
Mensrhenkräfteti, die nicht immer in ueeitrneter Weise zu haden sin<l, sondern
briujjt andrerseits die Waaren in grosse Gefahr, bcschruiigi zu «erden. Es »st
desshalb die Anlage einer Landungsbrücke in Aussicht genommen, welche sieh
direkt an den vorgenannten Quai anachliesst, in einer Breite von 8 Meter und ia
einer Linge von 45 Meter in den Strom hinaus gebaut wird, dort sich in einem
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Die KoIonialpoUtik in Rdehstag».
198
Brückenkopf von 10 Meter Breite und 40 Meter Länge erweitert, so dass die See-
üchiiTe direkt dort anlegen können, da die Tiefe bei Flutb dort 6 bis 7 Meter be-
Mgt. Die Broeke mit den erlMrderlicheii KrUmen iet »vf 160 000 Hark vemiaohlagt
An der Knete von Kamemn findet, wie an der Weetiinete Ten WettafHka nber-
Innpt, eine Eöstenfahrt Ton nicht unbedeutendem Umfange statt. Drei Küstenfahr-
zeuge, wie der „Mbonirwe" von der Firma Witt Bilsch, lior .('laiser'* von der
Firma gleichen Namens, der „Elobi'" von der Firuui Woermanu, sind in fortwäh-
render Bewegung. Auch die Regierung hat verschiedene iiegierungsfabrzeuge, die
«Naebtigal", Dampf beikaaien, die la kleinen Fahrten in die Flfine venrandet
«erden mfiaaen, endlich kooraien noch die Statienire der kaiserliehen Harine hi
Betracht. Zu Reparaturen für die nn der Küste von Kamerun verkehrenden Dampf*
im«! Sopcl-ichifTe fehlt es an jeder Möglichkeit. Auch in der N&he, in anderen,
nichtdeutschen ilfifen, ist die Möglichkeit einer Reparatur au.sgeschlossen, und unsere
Marine ist genüthigt, zu solchem Zwecke bis nach Kapstadt zu fahren. Es ist
effenbar, dam dadnreh nicht blose fir die betheiligten Rheder, eondem inebesondere
auch fir die Regierung selbst erhebliehe Keeten entstehen , denn es bleibt nichts
fibri^, als bei Baußlligkeit das Schiff so lange zu benutzen, bis es gänzlich nn-
tauglich ist. Und schon jetzt ist die Käste des Meeres, bezw. sind die Ufer des
Kamerun-Flusses mit Wrarks von Schiffen geradezu besäet. Schon seit Jahren
dringen die Marine wie das kaiserliche Gouvernement auf die Anlage eines Slip,
das in einer Länge von etwa 40 Meter gebaat wird, um die dort stationirten Schiffe
in gntera Znstande sn erhalten. Nach den ▼oi|;enommenen Untersndrangen wflide dn
soldMM Slip mit 90000 Mark hemstellen sein, und die Kosten wurden sich nicht bloss
in den Ersparnissen der Regierung, sondern auch in der Erhebung von Abgaben der be-
tbeiligten Rheder bezahlt machen. Dasselbe gilt auch in.«!ofem von den Qttai -An-
lagen und der [..andungsbrücke mit Krähnen, als dafür Brücken- und Krahnengclder
erhoben werden können. Das Gleiche gilt übrigens auch von den Wegegeldern,
sobald ordentliche Wege hergestellt werden.
Nur nebenher möchte ich enriUinen, Ton wie grossem RinfinsB auf die Hebung
der sittlichen Stufe der Eingeborenen e.s sein wird, wenn solche bei der Herstellung
dieser Arbeiten verwendet un'l in ilt-n M;i.srhinenwerkstätten ausgebildet werden
können Bi<hor ha*ien einzelne Beamte auf ihre Kosten gelehrige Neger nach
Deutschland geschickt und sie hier in einzelnen Handwerken unterrichten lassen.
Bei Einxelnen sind sehr gute Erfolge ersielt worden, aber in Ermangelung der
nSthigen Binrichtongen ist die Wirkung siif die Allgemeinheit doch nur sine
geringe gewesen.
Allo i]l>'<(' Anstalten, die wir mit dem VorschusKc des Reiches planen, sind
dauernde und produktive. .Sie werden «ia^ Land mehr und mehr erschliessen, unsern
Handel und Verkehr weiter ausdehnen, neue lluils^uellen erutTneu und damit auch
die Binnahmen des Sehutigeyetss vergrössem, sie wwden aber aneh im eiuebim
QeflUIe abwerfsn; wir werden Wege-, Quai- und Krahn-Qebnhren erheben, und es
wird endlich die Abtragung des Voracbusses dadurch gesichert, dass eine Ver-
doppelung der Zölle eintritt, wie bereits erwähnt ist. Diese Erhöhung der Zölle
winl aVter im wesentli'ticn ilie Spirituosen, Waffen uu'l Munition treffen, und wir
werden mit den dafür te>tge!>ctzten Gebühren weit über das Maass hinausgehen,
welches die Brüsseler Kongressakte als den Nonnalsatz feststellt. Damit wird auch
denjenigen Wfinschen Rechnung getragen werden können, welche wiederholt anf eine
grSssere Belastung des Spiritnosenhandds gerichtet sind.
XoloeialM Jahrbaeli t89L |3
I
194 Die Kolonuüpolitik im RttidMtag«.
leb habe Dur uocb wenige Worte beizufügen. Ich möchte aicbt unterlufen,
einen Bericht dtt kaiterUehen OoaTeraeim vom 4. Febrntr 1891 vu IbmütSm 4»
Kommiiiioii su bringet in welchem raf die bcdenkUehen Zoetinde dar fik-
senge — bedenklieh «neh ffir die Sicherheit im Sehntsgebiete, dae Lehm
Eigenthtim unserer Landslente, sowie anderer Europäer — hingewiesen wird, b
wird die Nothwendipkeit der von uns beantrafrfen Bauten );ereehtfmigt und namenl-
lieh bemerklich ^.'omacht, wie lohnend sie auch in ihren Erträgnissen sein werdea-
Zum Schluss noch ein Wort über die Sklaverei. Das» wir derselben aucb ii
Weetafrika entgegentreten mässeu, ergiebt sich schon ans der Brnseeler EimiMmi-
akte. Unaere Fordeniag wegen Anlage von Wegen nnd StationaB iat niehta Awhni
ala eine tbailweiae ErfnIInng der in der Akte flbemommeikea VerpAicUoif»
Gerade die Anlage von Wegen in das Innere und die Errichtung Ton Station«
wird in der Akte als wirkvames Mittel 7,ur Bekämpfung des Sklavenhandel \'t-
/.eichnet. Man hat der Regierunt: voruewurfen, dass sie ihre Forderunp für Kamenia
auf eine Denkschrift der Uerren Jautzen und Thormählen stütze. Wie im Pleaua,
so kann ich auch hier aar förmlich wiederholen, daaa dieae Behauptung nickt »
trill. Jene Denkachrift bringt lediglieh die Interanan der Handdahinaer mU 9m
mehr oder minder berecbt|gl«B Bgoiamna mr Sradieinmif . TU» fiegiaung bat tM0r
Terstindlich auch diese Denkschrift studirt, aber sie bat sich ihre Auaföhrungen ov
soweit anj^eeignet, als sie sachlicher Natur waren und mit den allgemeinen Intere$Ki
des S« hutzgebietes, den materiellen kolonial-politischen und den ideellen Zieles,
welche wir verfolgen, übereinstimmten.
Zweite Berathimg des Naohtragsetate.
üeber die eztraordinire Forderaag von 1 425000 Kark fnr Kameraa bericMili
Abg. Prinz Arenberg. I>ie Kommission empfiehlt die Bewilligung der Forderunf;
die Anträge auf Vrrworftmg oder Abmindemng der Forderung aind mit äb«vwiego-
der Mehrheit abgelelint wurden.
Abg. HauHsmann entwickelt sein Bedenken gegen die Einrichtung von äcbuu-
truppen und Stationen für Karawanenstrasaen auf Reichskosten, eine gaaa
Binriehtung, der gegenüber nun giundaltdich Bedenken haben muaae. Ea achiiii
ihm auch der /Msf ^ermoiMM nicht tu entqtrechen, daaa maa des DuaUaa anrdM-
wegen den Zwischenhanddl unter Verletzung der mit ihnen abgescUoiaeoen V<r
träge gewaltsam nfhme. weil sie zu viel verdienten. Wie denke man sich tihtr-
haupt in der Kichtung der K.irawarienstrassen nach Norden die Souveränetäl dfc
Deutschen Reiches? Habe dort das Deutsche Reich die Souveränelät, und tronsf i
gründe sie sich? Bs sei nicht der Nachweis erbracht, dasa daa Reich aothwendil
ffir die fiaaoiiellen Opfsr eintreten miese, die hier gefördert wurden. Die Kok«
Bsit der Flinte aber solle man in diese Regionen aieht hineiatiagmi. Wie d«r Bf
kimpfnng der Sklaverei damit gedient aein solle, dass man alle 60 km weit eine
Station mit 20 Negern und zwei Weissen errichte, ^ei ihm nicht klar. So
Deutschland ausserdem aut diesem Gebiete noch viel gut zu macheu habe, schein«
es ihm einfach eine Verschwendung, diese Summe auch unter der Firma der B^
k&mpfung der Sklaverei in Afrika hinzugeben.
Geheimer Legations-Rath Dr. Kays er erwidert, daaa dort, wo die RegiM
Stationen tu errichtra beabsichtige und Besatxungen hinlegen wolle, dfo Deutseh«
unbestritten die Herren seien und Niemand drein xu reden habe. Die Beoerknsf
besüglich der DoaUas habe er neulich achon ala ungerechtfertigt luiuekgewicMe-
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Die KoloDialpolitik im Reichstage.
195
Die Miflsioncs bsidar KonlessioDeii Mko der Rcgiemng ffir ihr Voisebeix eebr
denkbar.
Dr. Barth beschränkt sich darauf, den Theil der Forderung lu beleuchten,
welcher sich auf die Herstelluijg und Sichcniiiu' der Verkehrswejje des Innern be-
ziehe. Seine Partei habe stets vor dem weiteren Eingeben auf kolouialpoiilische
Projekte gewarat uod die MitveimntworUicbkeit für das Risiko ebgelebni. Jetzt stelle
nea die Sehaiaiif tob VerkebrawegMi int bmere alt Kein nebeniidilleh dar, aber
thataldilieh »erde dadureh der Rabmen der KeleiiiaipoBtfk i» Weat^AMka niid
überhaupt jeder Rabmen der enrop&iscben KoIonialpoHtik überhaupt verlassen. Daa
Handelsmonopol der Duallas bestehe seit einigen Hunderten von Jahren, kein euro-
päischer Staat habe es bis jetzt zu durchbrechen gesucht. I)ie jetzt beabsichtigte
Durchbrechung bedeute Krieg oder Ausrottuuff gegeu die Duallas. Das müsse mit
darren Worten ausgesproeben weiden, die Dnalha bitten gar keine andere Moglicb-
keit der Emlbnag, ala den TanaebbandeL Die ganae Bxiatont dieeer Ncgenrolker
beruhe auf dem Durchfubriiaade]. Sie würden sich natürlich nicht ohne Weiteres
diesen Handel nehmeii lassen, wenn die Deutschen auch mit Pulver und Blei in
genügender Menge da/u im Stande snien. Dieser ganze Kntwickelungsprozess könne
nur unter Strömen von Blut sich vollziehen. Einerseits zeige mun sich so ausser-
ordenlUcb boniht, ein paar Neger zum CbristamtbnD zu enieben, und aebe anderei^
eeite ieicbtbin der ETontualit&t entgegen, Taoaende von Negern vmbrlngen tn laaaen.
Ihm scheine die Frage, ob Palmkeme und Palmöl etwas billiger an die Küste
kümen, nicht so viel wertb, um die Würde des deutschen Namens durch einen
solchen unmenschlichen Ausrottungskrieg aufs Spiel zu setzen. Den Missionen
könne man durch die Stationen nicht viel nützen, aber was richte man für Unheil
an, wenn man dieses Handelsmonopol mit Gewalt durchbreche? Er halte dieeea
Auidelamonqiol auch ffir Terwerfflich, aber etwaa anderes aei es doeb, za seiner Be-
aeitignng einen Ausrottungskrieg zu unteraebmen. Dass das Reich dadurch zu den
aebweraten Verwickelungen kommen werde, darüber seien sich auch die Herren
Jantzen und Thormählen klar. Seine Partei werde {unter diesen Umständen
diese Forderung ablehnen.
Geheimer Legations-Rath Dr. Kayser: Wenn man anerkennen wolle, dass
diese Nigger ein woblerworbenea Recht anf den DnreUnhrbandel bitten, dann mfiaae
uuk oberbanpt auf die Kultivining und Ci? iliairung jener Gegenden venicbten.
Bs sei in der Kommission ansfübrlich nachgewiesen worden, dass die Dnaltos nur
ein Raubsystera befolgten und keinerlei Rechte irelten i mai hen könnten.
Abg. Dr. von Har bemängelt, dass ilie vnn ilein Altir. llaussmann gtstellle
Frage wegen der Souveräuetut des Reichs nicht genügend beantwortet worden sei.
Wenn auch die Stati<men innerludb der deutaeben Intereeaentpblre l&gen, so bebe
Deutaebland noch keinen recbtiiehen Titel zum Besitz dieser betreffenden Orte.
(leheimcr Legations-Rath Dr. Kayaer: Der Abg. Dr. von Bar sei ein Me
zu bedeutender Recbtslehrer, um nicht zu wissen, dass die Rechtsbegriflc in West-
Afrika anderer seien als liier. (iirns>>e Heiterkeit links.; I)ie Verträge, welche 1885
Nachtigal Namens des Kai.sers mit den Dualiu» abgescblos»en habe, hinderten
die Regierung gar nicht, wie er (Redner) schon in der Kommission ausgeführt habe.
Abg. Dr. Hamm ach er (natl.): Der Zweck der Anlegung der Wege ist, den
Dnrchfabrbandel dnreh das Gebiet der Duallas zu ermögiiehen. Das beiast doeb
nicht die Duallas vergewaltigen! Das steht doch nicht im Widersprufh mit den ab>
geschlossenen Vertrkgen. Der Handel von Kamerun bestand bia zum amerikani-
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196
Die Xolonkipolitik im Beiclistag«.
•dien Sezessionskriege nur im Sklavenhandel. Von einem leiritimen Handel war
nicht die Rode, und daher kann Flcrr I>r. Barth doch nicht von dem jahrhunderte-
langen Hantielsimonopol der Dualias sprechen. Ich wei.ss nicht, wie man die hier
iu Aussicht genommenen Msssregeln als den Anfang eines Veroicbtungskrieges
gegen die Dnalbs beteickaea kaan. Bs baadelt ticb Uer io ertter Liaie am die «Irtt-
sehafkUehe Heboaf einer dentadiea Koloaiei die sedaaa anch la einer wirksamen
Bektopfong der Sklaverei fübiMl wiiti, aad die Dnallas werden genöthiprt werden,
sich einem lepitimen Handel zuzuwenden, so dass die kulturelle Wirkung ier Vor-
lage gar nicht zweifeüiaft sein kann. Es ist nicht richtig, dass hit^r nur die HandeU-
interessen rweier Hamburger Exportfirmen gefördert werden moIIcu; e« wird biet
ein Feld der TUMgkeit andi fnr aadere Firawa erSfiiet, aad ich tweifle aickti daas
im Laufe der Jahre Dnteeade nnd Hnaderte «oa Firmen eiae gedeihUehe Thitig^
keit dort entfalten worden: Kamenm wird allroählig eine &hn1iche Entwi^elnag
aehmea» wie sie viele holländische Kolonien gehabt haben. (Beifall^
Abg. Dr. Barth: .L)er tranze Handel Kamenin-i ist in den Händen der
Daallaj)', so sei würtiich in der oft erwähnten Denkschrift der beiden interessirten
Firmen tn lesen, welche, wie doch nicht geleugnet werden köaaei beetimmeod mtf
die Geslaltnag der Vorlage eingewirkt habe. Gebe man jetit gegen dieoea Handela-
aioDopoI Tor, so müsse maa in ernsthaften Konflikt mit den Dnallas kommen. Ein
emsthafter Kampf sei unTermeidlicb, sie würden niedergeschlaeen werden, und dann
werde man die Kultur zu Wege gebracht haben, Ton der der Abg. Dr. Hammacber
so viel Redens mache.
Abg. Dr. von Bar bleibt dabei stehen, daas es doi Oentschen Reichs Pflicht
sei, aach dieaea Völkera gegeafiber dea Staadpvakt des Hechts eialgermaasea sa
respektirea.
Die Forderung wird darauf bewilligt.
Dritte Berathung des Naclitragsetats.
In der Sitzung am 9. sprach bei der Forderung für Kamerun Abg. Bam-
berger seine Befriedigung darüber atis, dass gestern Abend aach eia grosser TM\
dea ZeatruBis gegea diese neue Forderung für unsere kolonialmi Projekte gestimmt
haii es sei erfreulich, dass diesem Theil des Zentrums der rein geschlftÜche Cba-
rakter der neu geplanten Unternehmungen nicht genügt hat, um Reichsmittel in
so erheblicbim rmfani:«- Privatleuten zur Verfügung zu stellen. l»if Aii'^ftihrungen
des Ab;;, ilammacher und des (.ieheimraths Kayser über den \Vfrtb der neuen
Bewilligungen fir das gemeine deutsche Wesen bitten also auf den Reichstag nicht
den erwarteten Bindmek gemacht Sedner dankt der Regleruag, daas sie eiae eo
missigc Forderung gestellt habe, denn bei der Stimmuag des Reidistags bitte sie
auch 11 Millionen statt 14-25 000 Mk. bewilh^jt erbaltea; es seien also immerhin
noch 13 Millionen gespart worden. 'Heiterkeit.}
Abg. Graf Ballestrem (.Z.) konstatirt, dass in der Vorbesprechung des Zen-
trums ohae jedea Widerspruch festgestellt worden ist, dass daaselbe für die Forde-
rung eintreten wurde.
Abg. Bamberger bleibt dabei, diese seine Behauptung werde nicht blos dareh
seine eigenen Wahrnetimungen, sondern auch durch die Berichte der Zeitungen
uiiterotritzt werden. Nai h den Mittheilunsen de> (irafen Ballestrem könne er nur
glauben, dass der betreffende erhebliche Theil des Zentrums gestern Abend durch
die wenn aueh aar kuiae Debi^ eimsa Bessern belehrt wordm ist
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Die KolonialpoUtik im Reicb&tage.
197
In dar Abttimmniig wird die Fonlenuig bevilligti die anweMiiden Mitglieder
4iee Zentnimt etiiDiDeii mit einziger Auenahme des Abg. Hng defir.
Die verschiedenen Anspielungen auf die Kolouial-Tbätiglieit des Fürateu Bis-
marck riefen in den Hamburger Nacbricbten, welche augenseheiolicb Ton Friedricbs-
mh ans insptrlrt «uideoi meiurfiicbe Bntgegnongen hervor. In einem Artikel wurde
die Mittheilnng CapriTi'a, vom 5. Februar, dam Fürst Bismarek nimlicli in
einer SJar^inaluotiz geschrieben habe ^ England ist für uns wichtiger wie Sansibar
und Ostafrika" (»iclie Seite 14»)^ mit der Behauptuuij zurückgewiesen, das»
eine Situation, in welcher Deutsohland etwa zwischen dem Bruche mit l\nglaiid
oder dem Verzichte auf Kolonien bätteu wählen müiiseu, im Jahre IS'JO nicht vor-
lag. Der Schlnss mehrwer Zeitungen sei sehr gewagt, daas nlmlidi der frühere
Reichskanzler sich bereits mit der Abriebt getragen habe, die Sphlre unserer Wirk-
samkeit in Afrika soweit einzaschränken, wie dies heute der Fall sei. ,Herr von
Oaprivi reditfertiVt den Vertrat' auch in der Hauptsache nicht als ein Zwangfs-
ert^ebniNS der ütiertintniiieneu (.ie.schüftslage, .suiulerii als ein Abliommen, welches
sich vermöge der \\>rtheile, die es Deutschland gewährt, äacblich empfohlen habe.
Der Inhalt seiner Bede vertritt den Absehhtss objektiv, als einen for das Reich
nntsliehen und verdienstlichen. Die AuifMsnng wird allerdings abgesehwftcht durch
den Versuch, einen Theil der VmntwortKchkeit für den Abschluss auf seinen Vor-
gänger irn Amte zu übertragen und demselben einen Antheil au dem Verdienste
des Vertra;^'>ahscli!iiss zuzuweisen, einen Autheil, welelieu Kürst Bismarck nie-
mals für sich in Anspruch genommen hat. Wir dürfen vielmehr nach Veröffent-
lichungen vm Interviewern aus dem vorigen Jahrs annehmen, dass der frühere
Kanzler ausdräeklieb gesagt hat, er würde, wenn er noch im Amte gewesen wire,
zu dem Abschlüsse über Sansibar nicht gerathen haben. Br 1^, wie auch aus
dem Inhalt seiner von seinem Nachfolger veröffentlichton vertraulichen Marginalien
hervorgeht, hohen Werth auf die rcbereiiistimmung mit England, <;cncrell sowohl
als auch in Ost-Afrika, wir vermuthen aber, dass er an volle Gegenseitigkeit dieser
Wertbscbätzung bei Lord Salisbury stets geglaubt hat, aber nicht an das Bedürf-
niss und noch weiuger an die Nothwendigkeit, die Fortdauer der englischen Freund-
schaft durch das frsgliche Abkommen zu sichern; er hatte an der Festigkeit diMor
Freundschaft, so lauge Sal isbury Im Amte ist, ans allgemeinen politischen Gründen
überhaupt keinen Zweifel."
In der Nummer vom l5>. Februar schrieb dann dieselbe ZeituiiL' : ndass die
Peters'sche Expedition von der damaligen Regierung entschieden missbiliigt, wider*
ratben und zu verhindern versncbt worden war, und zwar deswegen, weil es darauf
ankam, alles zu vermeiden, was direkt oder indirdtt dem Bemühen bitte schaden
können, die unbestrittene deutsche Interessensphäre in Ostafrika vor jeder Ein-
roischiin'j", namentlich vun englischer Seite, zu sichern, die dort unbeqtiem und ge-
fährlich hütte werden k^muen. Ks ist unzulässig, aus der Haltung I'i utschlands in
den speziell afrikanischen Fragen Schlüsse auf die gesammte damalige auswärtige
Politik des Reiche« England gegenüber zu ziehen. Wenn Herr von Kendell in
•einer Rede insserte, zur Zeit des 1886 er Abkommens wIre sowohl Wita wie San-
sibar als ausserhalb der deutschen Interessensphärs betrachtet worden, so bt dem
entgegen zu halten, erstens das San>ilar im Jahre 1886, wenn auch nicht auf
Orund von ausdrücklichen Abmachungen mit England, so doch ^hatsächlich als zur
Das Nachspiel zur Kolonialdebatte.
198
Die KoloDÜüpoUtik im Rciditt««.
deutscbon hiteressensphSre gehörijf betrai^htct wnr(lt\ zweitens, dass »ich die Ver-
hältnisse >' ii jener Zeit in einer jeiie Bezugnahme ausschliessenden Weise ge-
ändert haben und das» der Hauptfort^chritt, den uD8«r Verkehr mit Sansibar ge-
macht Imti g«ndft in die Zeit von 1886<-90 fiUit. Diete Entwidtehmg ««r ein«
■o groMe, 4ms die dmüber miasTergnifften EngUnder ihrem Aeiger in dem be-
kannten Worte Luft machten: soL'ar in den Gefängnissen anf Sansibar üHerwogeii
die Deutschen. Herr von Keudeli hat bei seiner Vcrtheidigting des Sansibar
preisgebenden Vertra;.M's mit Knulaml nicht diejenige Bekanntschaft mit der Sach-
lage besessen, die von ihm als redueriscbeui Beistand der Kegterung zu erwartea
geweteo «Ire.*
Der Reiehaaiudger breehte daran! am 16. Abends sehen folgende Bnridemnf :
In Nr. 40 der .Hamburger Nachrichten* vom 15. d. M. ht antässlich
einer Kritik aber die Kolonialpolitik u. A. bemerkt: «dass Sansibar im .Iihre
1886, wenn auch niclit auf (irund von ausdrücklichen Abmachunjicu mit Eng'Iand,
so doch that^ärhlich als zur deutschen Interessensphäre gehörig betrachtet worden.**
Dieae Behauptung widersprieht den Thatsachen. Dnreh das in Form einen
Notenweehsels swisehen Deutschland und Orossbritannien getroffene Uebereinkomssra
vom 29. Oktober bis 1. November 1886 ist ausdrücklich die Sonverinetit des
Sultans von Sansibar über die Inseln Sansibar und Pemba u. s. w. anerkannt
worden, rnraittelbar darauf hat die deutsche Regierung in Paris Schritte gethan,
um Frankreichs Zustimmung zu dem oben erwähnten Ueiiereinkommen zu erhalten,
und ist mittelst Notenaostauscb der frantösiscb-engliscben Deklaration vom 10.
Hirz 1862 beigetraten, in welcher die •Unabhingigkeit* von Sansibar stipnlirt
ist Bei den Verbandlungen mit der franxösiscben Regiernng ist es dentscbersmta
ausdrücklich „für den Sultan als eine wertbvolle Errungenschaft bezeichnet, wenn
durch unseren Beitritt zu der Erklärung vom 10. März \HC,2 die Anerkennune der
Unabhiingigke it von Sansibar innerhalb festbestimmter (irenzen gewährleistet
wird. Unter diesen Umständen würde es gegen die ausdrücklichen Abmachungen
mit England und Fhmkreieh Verstössen haben, wenn Dentsehland Sansibar als tn
seiner Intereasensphlra bitte betrachten wollen.*
Gegen die Berichtifrunir des Reichsanzeigers betreib Sansibars brachten
darauf die Hamb. Nachr. einen Artikel worin es hiess:
.Es ist allerdings Thats.u he, dass durch das zwischen I)eut.schland und (iross-
britannieu gelrulTeue Ueberemkumuien von 1886 die Souveränetät des Sultans von
Sansibar aneikannt worden ist, ebenso trifft es su, dass die dentsche Regierung
in Paris erfolgreiche Schritte gethan hat, nm Frankreichs Zustimmung tu dem oben
enrtbnten üebereinkommen zu erhalten. Wenn aber hieravis die Schlussfolgening
gezogen wird, dass schon der damalige Reiciiskan/ler die Preisifubo von Sansibar
geplant habe, so ermangeln die betreffenden Blätter eniweder eine* genüijenden
Aktenkenntniss oder des Verständnisses tur die Politik und ihre &lüglichkeilen.
Zur Zeit der Kongohmfereot war der poUtisehe Rintuas Boglmds fai Sansibar noeh
gering; es galt dagegen für englische Absicht, Afrika so wmt als moglidi mit einem
Kästen vorhange in en>:li' liem Besitz zu umgeben, der die schliessUche Herrschaft
über das Innere des Landes von selbst sicher stellen musste. Wenn mnn in diesem
Vorhänge eine Lücke t'ew innen wollte, so bestand der erste Schritt hierzti in der
Uerüteilung desjenigen Grades von Unabhunj^igkeit des Sultans von Sansibar, die
ihm durch die dentsche und frantSstocbe Anerkennung seiner Souverinetiit su Tbeil
gewoiden ist. Erat dadurch wurde die Möglichkeit geschaffen, in Sansihar dem
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Die Kokmlalpolitik im H«ielittag«.
199
Sultan gegenüber oine der englischen ehenbürtipe Haltung einzunehmen. Wenn
bi der Anerkeuuuug des Sultans ein Verzicht auf zukünftige Präponderanz gelegen
hittei 10 wvrdt England diaiai Vondeht fiel firabwr aki vir auagesprachon haban,
und doch baberraeht ea honte Sanaibar. Nachdem die dentaehe Tertretang auf
Onind ihiir Aneifcennung des Sultans in Sansibar der englischen ebenbürtig ge-
wordfti war, hepann der deutsche Einfluss auf d<r Insel Hiejeiiij-en Fortschritte zu
macheu, licreu Krtr<'l>niss im Jahre 1890 bei den Kngländern deu Kimlrurk des
deutschen Uebert^ewichtea in Sansibar bervorgebracht bat Bei weitereu Fortscbritten
in dicaor Richtung wördo aidi daa dentebe Torgewicht in Sanribar ohM Birndi mit
England tbataldilicb ergeben haben nnd wa aeiner vdlkerrachtUeben Aneiitennvngi
auch durch England, würde sich im Verlaufe der weiteren Sntwickelnng der allge-
meinen Politik wohl auch eine Gelegenheit gefunden haben. Deutschland bedurfte
dazu nur der 1886 durch die Anerkennung des Snltans gewonnenen Gleichstellung
mit England unter Fortdauer der freien Konkurrenz der beiden befreundeten
Mächte im Handel mit Sanaibar. Die Zeitungapolitiker, welche in dem Vertrage von
1886 einen Versieht Dentadilanda auf den knnftigon Erwerb Sanaibara erbliekeo,
gehören eben in denen, welchen ein Hanptarfordemiaa orfo^reidior poMtiaeher Kon-
zeption fehlt, nämlich die Fähigkeit zu warten, bis der richtige Augen-
blick zum Ernten gekommen ist und bis dahin die Wege so zu wählen nnd
zu ebnen, dass die Ernte ohne Schädigung anderer Beziehungen gewonnen werden
kann. ..."
Die oflixiöae Wiener Politiadie Korreapondona brachte sn denolben Zeit dnen
Brief, welcher aieh ebenlalla mit der Stellung der Regierung sn den Kolonial-
firagen, wie sie sich in den letzten Reichsta;.'^^<!cliatten zu erkennen gegeben, be-
schäftigte. Die Tendenz dieses Briefes iriiiL' dahiu, nachzuweisen, dass sich der
Reichskanzler von Caprivi in dieser Beziehung völlig in den Traditionen seines
Vorgtiugers bewegt. Es heisst in dem Briefe:
•Jodenihlla ist sweifeUoa dargelegt, dass die eigentliche t&aterielle Vorbereitong
dea Vertrages doch im Weaenttiehen von dem Fürsten Biamarck herrfihrt Gans
abgesehen von dem darüber beigebrachten urkundlichen Material, hätte e> doch auch
geradezu unerhört erscheinen müssen, dass die neue Regierung an das Aufgeben
von Witii und Sansibar hätte denken sollen, wenn nicht die frühere Regiernn? be-
reits dahiu gebende Intentionen gehabt hätte. Was Witu anbelangt, so handelt es
Bich hier kaineawega nur nm Dinge, die in den Akten dea annwärtigen Amtes be-
graben sind, sondern die Sache war ottiieller O^enstand von Verhandinngen mit
der Ostafrikanischen Geseilschalt, welcher der Erwerb von Wituland gestattet wurde,
um ein werthTollercs Rompensations -Objekt zu besitzen, weil die Ostafrikanische
wie die Witu-Gesellschaft vollständig überzeugt waren, dass naeli dein eingetretenen
Verluste von Lamu und nach dem bevorstehenden Verluste von Patta und Manda
Witu für Deutschland nicht mehr zu halten war. W«m noch Anfang 1890 eine
Hission an den Sultan von Witu von Deutschland entaendet wurde, ao hatte diese
nur denZwaak, den Werth des Kompensations-Objekt^ noch wdter tu erhoben; ob
iaB politisch richtig war, muss allerdings nach den späteren Ereignissen sehr stark
angezweifelt werden. A\icli die Autgabe von Sansibar war in den Kreisen der ost-
afrikanischen Gesellschaft lange befürchtet, da alle Versuche der letzteren, dem Sultan
von Sansibar grossere Vortheile abzuringen, stets au der ablehnenden Haltung des
Answirtigen Amtes gescheitert waren. Der lotste Zeitpunkt fir eine fieaitzergreifung
Sansibars war bei der grossen Blokade im Jahre 1885. Diese Gelegenheit wurde
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200
Dt9 Koloiiüüpolitik im Reichstage.
gerade mit Rückaicbt auf Engiaud ungenützt vorüberi^eiasseu, und von da ab «ar
die SduHumg dar tnfUicheii InterMnn ein danemder Beediverdegrund för die
oetüfrikaniBche Gesellsehaft und ihre Untenebmungen. Alke diesee ist ia den niher
betheiligteD Kreisen lingft bekennt gewesen; dnse man es anch in weiteren KrnM
erfuhr, ist der letzten Kolonialdebatte zu danken geweeen. Wenn ein so weit
blirkender Staatsmann, wie Fürst Bismarck, es für angezeigt hielt, eine Politik
gegen England m verfolgen, wie sie sicli aus den jetzt bekannt jrewünienen M»f-
ginalnotizeu ergiebt, su bat er sicherlich seiue guten Gründe dazu gehabt, und die
Zahl derer, die deshalb mit ihm reebnen möchten, ist aieherlich nicht groea. W«
mochte aeinem Nachfolger einen Vorwurf daraus machen, dass er den vorgesoeb*
neten Weg weiter ging nnd die KonseqnenMii sog, die sichaus der SitQation klar
ergaben."
Darauf erfolgte in den „Hamburper Nachrichten" folgende Notiz:
„Wir begegnen in der Presse einer gewissen zurückhaltenden l>rohung oait
weiteru Veröffentlichungen au» Akten zum Nachtbeile des Fürsten Bis-
marck. Wir können nur wünschen, dass, wenn wiederum Maiginalien des fruhwa
Reichskanzlers TeröffentHebt werden, auch der Wortlaut des Textes, xa dem die
Randbemerkungen gemacht wurden, nicht Terschwiegen wird; denn erst dsdnrch
werden letztere verständlich. Auch die Frage ist bei Beurtbeilung der Tragweit«
einzelner Kandbenierkungen von Erheblichkeit, ob nicht noch andere Marginalien
als die auirefülirtiu auf demselben Papier vorhanden sind. Ohne dass ein Gesammt-
bild gegeben wird, hat eine einzelne Kaudbeuicrkung keine huhere Bedeutung als
ein Fragment, das ans einer lingem Rede ohne Rödtsicht darauf berauagenonunen ist,
was Torhergeht unl was nachfolgt*
Eine Veröffentlichung ton Texten ist unterblieben.
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Die Ikolonialpolitik UBd der KoloiüalratlL
Der Vertrag vom 2. Juli 18!»0 miiss, wenn man auf die kolonial-
politischen Vorgänge zurückschallt, als ein bedeutsamer Markstein
genummen werden, denn er bereitete den grossafrikauischen Bestre-
bungen in Deutschland zwar ein jähes Ende, leitete aber auch, den
Verheissungcn der kaiserlichen Kegieruiig entsprechend, eine neue
Acra nüchterner, stetii;er und, was die Hauptsache ist. erfolgreicher
Friedensarbeit in unscrii Kolonien ein. Es waren wesentlich drei Auf-
gaben für die Kei;ierung zu erfüllen, einmal die Beziehungen zu
frennlen Staaten zu ordnen, soweit dies aus dem Abkonnnen noth-
"wendig wurde, dann aber an Stelle des kolonialpolitischen Wirrwarrs
in Ostafrika geordnete Verwaltungsverhältnisse zu schaften und die
Entwicklung der Schutzgebiete durch Stärkung der dort thätigeo
Gesellschaften, und zwar ohne grössere Inanspruchnahme von Mitteln
des Reiches oder schwer erhältlichen Geldern von Privaten zu fördern.
Es bedurfte zur politischen Sicherstellung der ostafrikauischen
Küste vorher noch einer Vereiubsrang mit Frankreich, welches mit
England den Besitz des Sultans von Sansibar garantirt hatte. Am
17. November 1890 kam die Vereinbarung in der Weise zu Stande,
dass Dentschhind die Schutzherrschaft Frankreichs über Madagaskar
anerkannte, wftbrend Frankreich keinen Einsprach gegen die Erwer-
bung der festländischen Besitznngen des Sultans von Sansibar und
der Insel Mafia durch Dentschland erhob. Die Ordnung der Grenz-
▼erh<nisse in Kamemn hat dagegen noch keinen Schritt nach vor-
wärts gethaa. Von sonstigen Yertrfigen ist etwa noch der Vertrag
zwischen dem Deutschen Reich nnd dem Kongo-Staate fiber die Aas»
lieferong der Verbrecher imd die Gewährung sonstiger RechtshfilfiB
in Strafisachen zwischen den deutschen Schutzgebieten in Afrika und
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202
IHo KolonialpoKtik und der Kolonlalrath.
dem Gebiete des Kongostaates und die Genehmigang der General-
Akte der Brüsseler Ai)tisklavorei-Koiiferenz durch den Reichstag zu
erwähnen. Obwohl in Folge der Weigemng Frankreichs der Termin
der KatißkatioD der Generalakte bis znm 2. Janaar 1892, für die
Vereinigten Staaten sogar bis znm 2. Febmar 1892 hinausgeschoben
werden mnsste, so ist man auf deatscher Seite doch bestrebt, die
vomehmlichsten Bestimmungen derselben, welche sich anf die Ver-
hindemng des Sklavenhandels und Unterdrückung oder Einschränkung
des Schnapshandels nnd der Waffen- und Mnnitions-Einfuhr be>
ziehen, jetzt schon in den Kolonien za erfüllen. Dem Bandesrath ist
femer ein Gesetzentwarf betreffend Bestrafung des Sklavenhandels*)
zagegangen.
In Ostafrika ist nunmehr an Stelle der streitenden Gewalten,
des Reichskommissars, des von Engend beeinflnssten Sultans, des
deatschen Generalkonsuls und der deutsch-ostaliikanischen Gesell-
schaft, ein einziger kaiserlicher Statthalter mit höchster Gewalt ge-
treten, nachdem die ostafrikanische Eflste deutsch geworden. Dann
ist die Umwandlung der Wissmann'schen Truppe in eine Beichs-
truppe durchgefQbrt und die Zollverwaltung, welche bis dahin von
der deutsch -ostafrikanischen Gesellschaft für den Sultan geschah,
durch das Gouvernement übernommen worden. Die deutsche Ver-
waltung hat im Küstengebiete die Gmndzüge der Organisation,
welche schon durch Major v. Wissmann gelegt waren, weiter ent-
wickelt, und die Reichstmppe ist, wie dies bei dem jetzigen Stande
der kolonialen Streitkr&fte nicht anders müglich war, der Hanne zu-
gewiesen worden, welche seiner Zeit bei den Kftmpfen der Wiss-
mann'schen Schntztruppe bekanntlich grosse Dienste geleistet hat.
Zugleich sind die bedeutenden „Afrikaner' v. Wissmann und Peters
als Kommissare „zur Verfügung des Gouverneurs" angestellt, wfthrend
man für Emin Pascha die Stelle noch offen hftlt
>) Reichs-Gesetzbl. 1891, S. 91.
*) Siehe Seite 285» Kol. Jahrbueh 1890.
*) Tenuiatalter und Anffibrer von Sklave^jagden «erden mit Zacbthnw Ton
drei Jahren aufwäits bestraft. Kommt i>ei sulcben Jagden ein Todesfall vor, eo
bössen alle Tlii ünelmer der Jagd mit Ziichtlinns nicht unter drei Jahren. Ebenso
wird bklaveuliaiitiei und Alles, was damit /.iisainmenbänpl, mii Zuchthaus luxtrafl.
Bei nilderudeu ümstäudeu darf auf Gefänituiss, joiioch nicht unter drei Monaten,
erkannt «erden. Neben der Freiheiteatrafe i»t Znlässigkeit von Poliseianfiiiebt statt-
liaft. Wer den kaieerlieben Verordnnngen zur Verbätong des Sklaveobandeli ni-
widerbandell, wird mit Geldstrafe bis za 0000 U. oder mit Gcfäui;niss b istraft. Die
HcstMiimnnp lies Strafi^esetzluniics über die \ t rfolgung im Auslande begangener
Verbrecben tiudet auch auf Sklavenjagd und Sklavenhandel Anwendung.
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Die Kolonialpoiitik und der Kolonialratb.
203
In Folge der Schwierigkeiten, welche der Reichstag bei Geld-
bewilliguDgen fllr Edonien machte, deren direkter Nntzen noch nicht
211 Qhersehen war, muBBte die Kegierung darauf bedacht sein, die
dort vorhandenen GesellBehaften so zn stärken, dass sin auch noch
ffir staatliche Zwecke Leistongen übernehmen konnten and, um das
sehr spröde Privatkapital heranzuziehen, den Unternehmern besondere
Vergünstigungen zu gewähren.
Die deutsch-ostafrikanische Gesellschaft ist nnn in Folge der
Neuordnung rccbt günstig gestellt; sie bezieht aus dem Zollertrage
vom Reich eine feste jährliche Rente, welche es ihr ermöglicht hat,
unter günstigen Bedingungen eine neue grosse Anleihe aufzunehmen,
sie zu verzinsen und demnäch^^t zu tilgen. Den zivilisatorischen
Zwecken in O^tafrika dienen auch die Dampfcr-Unteruchniungeu lür
den Viktoria-Nyanza, welche in Folge der Aufwendungen ans der von
der Regierung gebilligten Antisklaverei-Lotterie eine feste pekuuiiire
Ba>is gewonnen lialieii. da die Sauiralnngen für den Wissniann-
Dampfer etwa 250000 iL, für den IV'ters-Daiiipfer nur an 70000 M.
ergeben hatten. Die liäten der Küste von Dentsch-Ostafrika waren
bald uach dem deutsch-englischen Vertrag durch eine Postdarapfer-
linie unmittelbar mit Deutschland in Verbindun? gesetzt, während
eine Dampferlinie nach der gegenüberliegenden Küste des Indischen
Ozeans, insbesondere nach Bombay, in der Entstehung begrifi'en ist.
Ausser durch die Post hat Deutsch-Ostafrika auch durch den Tele-
graphen Anschluss an Kurojta und deu Weltverkehr gefunden.
Was für Ostafrika bisher geleistet worden ist, wird nun auch
fn Karaernn in Angriff genommen. Nach Bewilli-iuiiL; der Anleihe
von 1 ' •> Millionen Mark seitens des Reichstages werden auch hier
die Arbeiten mit Nachdruck und in ähidiche Weise wie inOstulVika
aufgenoninien werden, und das erfreuliche Zusammenwirken der Ke-
<iierunc( mit den llandelsinteressenten und den Missionen wird auch
hier seine Früchte tragen. In dem verhaltnis^nlassig kleinen Togo-
gebiet geht freilich noch ziemlich alles im alten (Jeleise, und das
ist kein Wunder, wenn dort seit Jahr und Tag ein Keichskommissar
ad Interim mit dem andern aliu echselt. Es kann dabei von einer
planvollen Verwaltunt; ktMue Rede sein. Touo ist jetzt das Stiefkind
unserer Kolonialpolitik geworden an Stelle des vielgeschmähten Süd-
westafrika. Für letzteres scheint die PrüfuIll^^/eit zn Ende zu (^ehen.
Nachdem dit; Reichsregierung den Verkauf eines grossen Besitzes der
dortigen Kolouialgcsellschatt an eine rein englische Gesellschaft ab-
gelehnt hat, ist es gelungen, die Bildung einer kapitalkräftigen
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204
Die KolonUlpoUtik und der KdoDialnth.
deutßcli-euglischeu Gesellschaft welche unter Vertrag mit der Begie»
rang die V^erwaltang des Landes in die Hand nehmen wird, in die
Wege zu leiten. Sie wird auch der Regierung die Mittel verschaffen,
dort endlich Ordnung und Frieden herzustellen nnd insbesondere dem
B&ttber Hendrik Witboy das Handwerk za legen.
Ans diesem kurzen Ueberblick ist zn ersehen, mit welcher um-
sichtigen Thätigkeit besonders die Kolonialabtbeilnng des Answftrdgen
Amtes unter ihrem hervorragenden Dirigenten, dem Wirkl. Geh. Lega-
tionsrath Dr. Kayser, die Geschäfte geführt hat, nnd wie sehr die
Arbeiten an Umfang nnd Inhalt sich vermehrt haben. Je tiefer in
die kolonialen Arbeiten eingedrungen wird, desto gr^Vssere nnd um-
fassendere Arbeiten sind nothwendig, zumal man meist vor Ent-
scheidungen sttfht, für welche kein Vorbild vorhanden ist Ausser-
dem sind noch ganz neue dauernde Einrichtungen, wie der Kolonial-
rath, hinzugekommen, weiche einen nicht geringen Aufwand von
Arbeitslast erfordern. Die Kolonial-Abtheilung wird den filteren drei
Abtheilungen des Auswärtigen Amtes bald an äusserem Um&nge
nachkommen, wie sie in politischer Beziehung denselben heute schon
nicht mehr an Bedeutung nachsteht. Sie wird sich dem Auswärtigen
Amte entwachsend naturgemäss zn einem Kolonialamt entwickeln
mfissen, in dem die verschiedenen praktischen Gebiete, Missions-
wesen, Verwaltung, Kolonisation, Auswanderung, Organisation der Ver-
suchsphintagen, Rechtswesen neben den mehr wissenschaftliehen
Arbeiten der Forschung eine entsprechende Vertretong finden.
Was den Kolontalrath anbetrifft, so ist nach der kaiserlichen
Kabinetsordre vom 10. Okiober 1890 bis zu der Ernennung der Mit-
glieder und dem Zusammentritt noch geraume Zeit verflossen, wo-
durch den gegnerischen Parteien ein willkommener Anlass zur Her-
absetzung und vorläufigen Kritik dieser Körperschaft gegeben wurde,
') I)or XXI. JttriiiteDlag, welcher im So|itenaber in Köln tagte, bat hierüber
folgende Kesuiution anuenommen: ,Für die Uidmnig der Rechtspflege in den Schulz-
gebieten ist die ji tzi«:*.' (iruiidhiüe zunäclist liei/^ulM-liaiieii, unbeschadet ihrc-i Wt-itei -
bildoDg Dach Mau»gabe des durch die pruktibcbe Krfahruug sich ergebenden Uc-
dorfniises. Hiwbei ist in erster Linie die Rechtslage der Indier und Araber in
Deat8cb*0stafHks xu berficksicbtigen und zwar sowohl durch Hemniehung dieeer
Bevölkeruugselemente zur Gerichtsorgauisation als auch durch s&cbgemäss hetrreDZte
Anwendung ihres materiellcii Rochts. Vuu einer Ausdehnung de-; deutschen itechts
und des deutschen i icrichlivei fahrons auf die uuzivilisirlen Eingeborenen ist für's
Krate abzusebeu, utid sind, suweit uüthig, iusbesoudere was Strafrecbt und Strat-
Ter&hren betrilß, besondere Becbtsuormen für die Eingeborenen su erlassen.'*
(Siehe Seite 280:, Kol. Jahrb.)
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Die KolonMpolitik md der Kolonialratb.
205
welche bald als eine Art Nebeoparlament, bald als eine bedeutungs-
lose Sachverstftndigen-Eommisaion geschildert wnrde. Die fiegienmg
liesB bald darfiber keinen Zweifel, dasa man bei der Benrtheilnng der
Stellung des Kolonialraths sich von Gedanken an Institutionen ge-
mischten, halbparlamentarischen Charakters, wie z. B. Volkswirth-
Schaftsrath oder Staatsrath, die einzebe grosse gesetzgeberische Auf-
gaben vorzuberathen hatten, freimachen musste. Der Kolonialrath
sollte eben ^ein saehverständiger Beirath tdr koloniale Angelegen-
heiten' im engeren Sinne sein, welcher die Kolonialverwaltang in
ganz konkreten, praktischen Dingen der Entwicklung unserer Schutz-
gebiete zu berathen und die Stellung der Eolonialabtheilnng, welcher
früher mit Recht oder Unrecht oft das Regieren vom grünen Tisch
vorgeworfen wordt-n ist, uiich aussen und innen zu stärken hatte.
tür die Hegieriing bestanden angensrheinlich grosse Schwierig-
keiten, sowohl die richtige Zahl der Mitglieder /u treffen, als die
passende Auswahl vorzunehmen. Es war nothwendig, dass die in
der Kolonialbewegung zum Ausdruck gelangten Strömungen, die
wirthschaftliche. patriotisch-ideelh* und humanitäre, vertreten waren.
Eine zu grosse Anzahl von Koloniahäthen hätte dem Institut die zu
vermeid-Mul«' lifdeutunu eines Nebenparlameiit«^ goi^eben und die Ver-
handlungen erseliwert, das reherwiegen von Forschern und Gelehrten,
welche jetzt keine direkten Interessen mehr im Schutzgebiet zu ver-
treten haben, ihm den Charakter des rein (ieschätlsinässigen ge-
nommen. Es wurde daher versueht, die richtige Mitte zu finden.
Das Auswärtige Amt wandte sich im Mai au die verschiedenen
Kolonialgesellschaften, welche mit bedeutendem Kapital in den Schutz-
gebieten thätig sind, um Vorschläge für die Ernennung von Mit-
gliedern zu erhalten, und nahm unter anderen mit der Koionial-
bewegung eng verbundenen Männern eine Auswahl vor, die zn fol-
genden Ernennungen führte: Geh. Hofrath Colin, Stuttgart; Geh.
Kommerzienrath von Hanse mann, Berlin; Hörnsheim, Direktor
der Jaluitgesellsehaft, Hamburg; Staatssekretär a. D. Herzog in
Berlin; Dr. C. Hespers, Ehrendomherr in Köln; Bankier v. d. Heydt
in Elberfeld; Ffirst zu Hohenlohe -Langenburg; Staatsminister v.Hof-
mann, Berlin; Staatssekretär a. D. v. Jacobi, Berlin; Geh. Ober-
postralh Krfttke, Berlin; Geh. Kommerzienrath Langen, EOln;
Lucas, Direktor der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschalt; Graf
Joachim Pfeil; Dr. Scharlach, Rechtsanwalt in Hamburg;
Dr. Schröder, Direktor der Deutsch-Ostafirikanischen Plantagen-
gesellachhft; Professor Schweinfurth; J. Thormfthlen, Hamburg;
iJiyiiizea by CjüOgle
206
Die KolooiftlpoUUk und der iioionialraUi.
EoDsol a. D. Vohsen, Berliu; Yizekouöul a. D. Weber, Berlin and
A. Woermaun, Hamburg.
Die Erneniiunm;ii wurden überwiegend günstig aufgenommen
und der Erfolg iiat gezeigt, dass die Wahl den Antorderuiigen ent-
ßpraeh, obwohl es vielleicht angebracht gewesen wäre, mehr unab-
hängige Leute hineinznnehmeu, welche nicht mit den bestehenden
Kolonial-Gesellschaften zu eng verbunden sind. Wenn sich erst in
den Kolonien neben den Gesellschaften noch anderes geschäftliches
Leben re^t, so wird man sicher auch diesem eine Vertretung im
Kolonialrathe geben müssen. Besonders sollte aber Werth auf die
Heranziehung von Leuten gelegt werden, welche in den Kolonien
selbst langjährige Erfahrungen zu gewinnen in der Lage waren.
Der Kolonialrath wurde am 1. Juni mit einer ansgezeiehneten
Rede des Vorsitzenden, des Wirkl. Geh. Legationsraths Kayser er»
öffnet, welche nach einem Ueberblick über die einzelnen Kolonial-
gebiete mit folgenden sehOnen Worten schloee:
«Das deutsche Volk ist ein altes Koionialvolk. Schon ton den KaroIin?er
Zeiten au hat es an der 0.>t- und Nordmark des Reiches mit staunenswerthen Erfi)!^'«'n
kolonisirt, und gerade aus seinen koloniäirendeQ Tbeilen ist an der Nordmark jeues
mächtige Staatswesen entstanden, das in unseren Tagen das neue Deutsche Reich
geschaffen hat und an dessen Spitse steht. Die reiche Seeidirt, die von Reicht'
st&dten Snddentschlands und von dem Hensebund Norddeutschlands betrieben wurde,
bat unverschuldet in Folge der Schwächung des Reiches unser Vaterland leer aus-
frehpn lassen, als andere Nationen die Kolonisation der neuen Wcittheile in die
Hand nahuicn. In fremdem Interesse nur hat >ich das deutsche Volk daran be-
theiligeu kunnen, indem es seine Schiffe, seine KauHeute und seine Missionare in
reicher Zahl über das Meer schickte. Als wiederum hier von Brandenburg aus der
Grundstein zu einer neuen deutschen Staatsordnui^ lEelegt wurde, hat Friedrich
Wilhelm, der Gru^sp Ktirfür.st, inmitten schwerer Kämpfe und Sortren seinen deutschen
Landsleuten den Weg der überseeischen Kolonialpolitik cewiosen. Was dem Ahn-
herrn bei Sellien trcrinpon Machtmitteln zu erreichen versagt war, seinem Enkel ist
es zu erwerben bescbieden gewesen. Nach ächtet Bohenzollernart , Immer der
Erste au sdn und sich auenneiehnai vor andren* hat Kaiser Wilhelm II. die
Schutzherrschaft über unsere Kolonien übernommen und i;efesti|rt. Unter dem
Schutze seiner Guade sind wir r,u unserer Arbeit r-usammenuetrctcn, und wir wollen
sie beginnen mit dem alten ein Gelöbnise enthaltenden Spruch: „Mit Oott für
Kaiser, Könip und Vaterland."
Der Kolouialrath stellte die Gosciiäftsordnung fot, erwählte in
einen ständigeu Ausschuss die Herren Staatsmini.ster v. Hofmann,
Staatgsekretiir a. D. Herzog und Bankier v. d. He) dt, berittb in
verschiedenen Sitzungen über die Eisenbahnkonzessioit für die Linie
Tanga-Korogwe, die Frage der Banmwollenkultnr und der Zulassung
aoaländiseber Gesellschaften zum Geschäftsbetrieb io den deutschen
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Di* Koloiiialpolitik und der KotoBÜünth,
207
Sehatigebieten. Der am 28. Juni ge&eete Beachlnss hinsichtlich der
FOrdenuig der Baomwollenknltur hat folgenden Wortlaut:
I. Bs «mpfiehtt rieb, in deo deuteebea 8ehatig«bieten den Anbau aoleber
BftdninMigniaM n b«iinnitig«n, «elcbe fnr die Asilubr Stapelartikel bildm: int*
besondere empfiehlt M sich zunächst, die Banmvollenkultur in denjenigen deutseben
Scbiitzgebieten, wo die natärticiieQ Bedingungen des Erfolge« vorhanden sind« zu
fördern.
II. Es empfiehlt sich, wo das Land im Be>itz der Recienine sirh befindet,
dem Unternehmer Land unentgeltlich, unter Vorbehalt von Bedingungen, welche die
Ansföhrung der Knltar siebeni, tn nberlatsen and die Vemessungskosten zu tragen:
«0 Landbeaüs der Regieranf nicht beeteht, anf die snr Verfügung Berechtigten
dahin ektsnwirken, daas Land mientgeltlieh oder doch an billigen Bedingungen
überlassen werde; die Plantagengrundstficke ▼on Grund- und Gcb&udeateuer in der
Band des ersten Besitzers auf die Daner von zehn Jabren freixula^sen.
III. Es empfiehlt sich:
a) die Mitwirkung der Kegierung zur Ileraaziehung von Eingeborenen zur
Plantagcnarheit für längere Zeit, insbesondere durch ihre Vermittelung
bei Oew&brung von Schutz der Arbeiter durch gesetxlicbe Anordnung
nnd Kontrolle ihrer Auafnhning; in Ott- und West- Afrika insbesondoro
durch Entsendung von Expeditionen in^s loaere, bdrals Anregung und
Sicherung des Zusugos, sowie durch Anlegung und Regüustigung von
SimmolplätrcTu an welchen Arbeiter aneeworben werden können:
b) wo der Mani^el an eingeborenen Arbeitern oder die besondere Art der
Arbeit den Bezug ausliiudischer Arbeiter nüthig macht, die Vermittelung
der BegieruDg bei den betreffenden ausllndisehen Regierungen behufs
Erwirkung der Erlaubnlss zur Auswanderung sowie Anordnung der
nötbigen Maassregeln sur Sicherung des Transportes der Arbeiter.
IV. Es empfiehlt sich Einrichtung und Betrieb grösserer Musterpflantnngen
behuli
a) Zucht des für das ein/eine St tiut/.gebiet am besten sich eignenden SatDens,
b) Ermittelung der besten Ptlanzuugsmethoden,
c) Ermittelung der cur Kultur am besten sich eignenden Arten von Baum-
wolle»
d) Ermittelung der besten Methode sur Erzeugung eines gleichmSssigen
Produktes,
e) Ueranbildtine von wei<-sen Aufsehern und von Vorarbeitern aus Ein-
geborenen: in Vorbindung mit
f) der Aufstellung von Maschinen zur Reinigung und Verpackung der Baum-
wolle, deren Benutzung auch Anderen, namentlich kleinen Pflanzern gegen
ein angemessenes Entgelt su gewihren sain wurde.
y. Es empfiehlt sich die Begünstigung des Kleinbetriebes durch Beihfllfe snr
Beschafiung von Sämereien und ErMchternng des Verkaufs seiner Produkte durdi
Einrichtung von A^nafunestollon.
VI. Es empfiehlt sicii ilif ' n währung einer Prämie bei der Ausfuhr markt-
fähiger, im Schutzgebiet erzeugter Baumwolle in Uühe von 10 Pf. per Kilogramm
aaf die Dauer von zehn Jabren.
yil. Es empfiehlt sich, die Herstelhmg direkter und regdoslsaiger Dampfsr-
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208
Die Kolonfalpolitik und der Kolonialntli.
Verbindungen zwischen den einzelnen Scbutzf^ebieten und dem Mutterland, wo solche
noch nicht Torbaoden sind, und die Herstellung von öffentlichen Wegen und Hafen-
bauten zur Erleicbtening des Verkehrs in den Schutzgebieten zu unterstützen.
Hoffentlich werden nun aber auch die „empfohlenen" Besrhlüsse
in die Wirklichkeit ubertragen und steuert das Reich bedeutende
Mittel zu, um Versuchsplantagen einzurichten. Denn was den Be-
zog von Baumwolle aobetriiTt^ so geht Deutschland einer völlig un-
sicheren Zukunft entgegen, wenn wir nicht rechtzeitig Mittel und
Wege finden, uns in diesem so wichtigen Handelsartikel Töllig nn-
abhängig zu machen. Die Gesammtprodnktion der Erde an Roh-
Banmwolle betrftgt jftbritcfa Ober 12Vs Millionen Ballen, von denen
7,0 anf die Vereinigten Staaten, 0,33 auf das flbrige Amerika, 4,2
auf Asien, 1,0 auf Afrika, 0,01 anf Europa nnd 0,002 auf Australien
iallen. Während die Vereinigten Staaten Ober die Hälfte des Ge-
sammtbedaifs lieferten, folgen weiter: Britiscfa-Ostindien, China,
Aegypten, Persien; dagegen kommen die fibrigen Ptoduktionsgebiete
kanm in Betracht. Ffir nnsem Zweck wird es genflgen, zunächst
nur die amerikanischen Verhältnisse näher in*s Auge zu fassen.
Nach Ellisons „Jahresfibersiehten* verbrauchten die Vereinigten
Staaten im Jahre 1889/90 in runder Zahl 2 300000 Ballen Baum-
wolle fär ihre eigenen Fabriken, während sie nach England 2800000
und sonst nach Europa 2 100 000 Ballen ausführten, d. h. der Ex-
port betrug der amerikanischen Ernte im Werthe von circa
999 Millionen Mark, eine Summe, von der 135 Millionen auf Bremen,
den Hauptbanm wollenmarkt des Kontinents, kommen. Unser Jahres-
verbrauch an Baumwolle beträ«;! otwa 980 000 Hallen, eine Zahl, die
im Steitj;en bcijriffen ist, wie die Zifterii aus di'ii letzten 10 Jahren
unwiderleglich (iaithun, und die grosse Zukunftsfrage ist nun. wie
die Verhältnisse sich für die Befriedigung uusres Baumwollenb»'(larf9
gcstalteu werden, wenn die McKinley-Bill nnd die weiteren IMiino
des Staatssekretärs Blaine so weit Wirklichkeit geworden sind, dass
wir die Folgen mit Händen i^reiten k«iniieii. Dt'nti dass in F(»l?e
der Mc Kinlev-Bill Amerika darauf hingewiesen wird, die von ihm
produ<Mrt(' I^aumwojlp seihst zu verarbeiten, dass demnach immer
geringere (Quantitäten amerikanischer BaufiiwoUe auf unsern Markt
kommen werden, ist eiu'' nothwendige Konsequenz, an der sieh
schwerlich etwas ändern lässt, wenn nicht in Amerika die Erkennt-
niss zum Durchbruch kommt, dass es auf die Dauer der Mitarbeit
Europa's nicht entrathen kann. Das Letztere aber beweisen wir ihm
wohl am besten, wenn wir unsrerseits uns rechtzeitig wirthschafb-
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Die Kolonklpolitik und der Kolonüüntb.
209
lieh von den Vereinigten Staaten zn emanzipiren suchen, und da ist .
der entscheidende Punkt die Banmwollenfrage. Einige Einzelheiten
der Bescblüsse des Eolonialrathes geben vielleicht zu Ansstellnngen
Veranlassang, so die Begfinstignng des Kleinbetriebes, aber auf dem
angegebenen Wege kann das erstrebte Ziel wohl erreicht werden.
Denn unsere Banmwolle mnss vor Allem konknrrenzfthig sein, da
ein Markt dafür in Deutschland vorbanden ist. Sie nnterscheidet
sich insofern wesentlich von andern Eolonialprodnkten, z. B. Sesam,
Arachis, Orseille, Elfenbein n. s. w., deren direkter Import in grossen
Mengen trotz der ostafrikanischen direkten Dampferlinien nach
Deutschland wegen des fehlenden Marktes und zum Theil auch wegen
der DoppelzOlle noch fast unmöglich ist Wir werden trotz der Aus-
fnhrprftmien für einige Artikel schwerlich Aber die ZoUermftssigung
für manche Eolonialprodukte und Auf hebnng der Exportzolle in Ost-
afnka hinwegkommen können. Die Frage sollte wohl einer eingehen-
den üntersndiung gewfirdigt werden.
Die Beschlfisse betreffend die Znlassiing von Gesellschaften lauten :
,A. Juristiscbe Teräoneu des Auslandes, iusoferu sie Erwerbsgesellscbafteu
lind, inibesondere Aktieogeaellidititfln und Komnanditgttiellielwftoii auf Aktien,
bedfirfen snr Ansfibiing ibras Oeaditftsbetriebn innwhidb des SchuUgebietos der
Gcnehmigong der Refrierunf.
Es sollen Auunluuugeu getrofTen wenitni. liamit dieser Grundsatx imverzöglicb
auch iu deu deutscheu Intei e-sseu^itliftreu iu Knifl gesetzt werde.
B. Ausländische üesellschat'teu ^A) haben vor ihrer Zulassung im Schutzgebiet
den Nachweis genügender Mittel ^enogenden verbenden Kapitals) zu erbriagen.
C. Austtndiaebe Gesellscbnften (A) baben eine Zweiptiederlassung in dem-
jenigen Schutzgebiete zu begränden, iu welchem sie Zulassung zum Betriebe be-
anlratreu. Nach dem Krmessen der Regierung kaun die Bestellung eines Vertreters
und die Begründung eines Gerichtsstandes im Schutzgebiet als genügend erachtet
werden.
D. 1. Die von den migeboranen H&uptlingen gewährten Befugnisse öffentlieh
reehtUcber Natnr sind nicht als leehtsbeetSndig ansaeikennen. Inibesondere gilt
dies ffir:
a) ausschliessliche Wege* und Eisenbahnkoniessionen,
b) Hanil''lMTioiiü[>ule,
c) das auäschlies>lirlie Recht zum Bergbau,
d) die Verleihung von Berg Werksberechtigungen und Rechten an ömnd und
Boden über das gesammte Gebiet eines Stammes oder einen grosseren
oder unbestimmten TheiJ desselben.
2. Sofern die Regierung Rechte der vorstehend unter 1 a — d beschriebenen
Art einer Erwerhsiresellschaft einräumt, muss die Ausübung solcher Rechte unter
der Furm einer iu Deutschland oder im Schutzgebiet nach deutschem Rechte be-
gründeten Geseliächaft erfolgen."
Was die auslfindisehen Gesellschaften hetriift, so waren hei den
Koloniales Jahrboch 1891. 14
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210
Die Koioiiialpolitik nnd der Ko'ooialratb.
Berathnngen zunächst alle Gesellschafteo, welche nicht Erwerbezwecke
verfolgen, z. 6. die HissionsgeseUsdi&ften, von den Erwerbsgeeell-
Bohaften ferner die offene flandeisgesellschaft, sowie die einfache Kom-
manditgeseUschaft ansgescbieden. Im Uebrigen sollen anslftndische
Gesellschaften mm Gesehftftebetriebe innerhalb der Schatzgebiete nnr
mit Genehmigung der Regierang zugelassen werden. Es entspricht
dieser Grundsatz dem in Preussen von Alters her bestehenden Recht,
welches durch die Reichsgesetzgobung ausdrücklich aufrecht erhalten
worden ist. Die Ausdehnung dieses Grundsatzes auf die Schutz-
gebiete rechtl'ertic^t sich ohne Weiteres, weuu erwogen wird, welchen
Einfluss das unk<»ntroi)irte Eiiuiringen fremder — • im Augenblicke eng-
lischer — Gesellschaften mit ^rossen Ka|)italien auf dip G<'staituu|^ des
wirthschaftlichen Lebens der noch uneiit wickelten Schutzgebiete aus-
zuüben geeignet ist. Man braucht hierbei nicht nur an die (n tahren
zu denken, welche der Festigung der wechselseitigen Beziehungen
zwischen dem Schutzgebiete und dem Heiclic erwadisen können.
Eine unmittelbare Schädigung der Eutwickelung unserer Schutz-
gebiete würde zu besorgen sein, weuu die Möi;lichkeit bestimde,
unter Benutzung der leichteren Formen ausländischer Gesetzgebungen
in den Schutzgebieten mit der (iründung von Gesellschaften vor-
zugehen, denen die solide Grundlage fehlt und deren Zusammenbrach
auf Jahre hinaus wirthsehafüiche üuternehmuDgen in den Schutz-
gebieten in Misskredit bringen wfiide. £s wird andererseits erwartet
werden dürfen, dass die Regiemng für die Zulassung ausländischer
Gesellschaften nicht Bedingungen aufstellen wird, welche das aus-
ländische Kapital von der wünschenswerthen Betheiligung an der
wirthschaftlichen Erschliessang der Schutzgebiete abschrecken kOnote.
Wie zwischen diesen widerstreitenden Interessen die Mitte zu
finden sein wird, Iftsst sich durch allgemeine Vorschriften im Voraus
nicht nSher bestimmen* Der Kolonialrath hat eine weise Zurück-
haltung geübt, wenn er in dieser Beziehung nnr zwei Pnnkte be-
sonders erwähnt hat Die Regiemng soll einmal vor der Zulassung
ausländischer Gesellschaften den Nachweis genfigenden werbenden
Kapitals fordern. Sie soll zweitens darauf sehen, dass die Gesell-
schaften in dem Schutzgebiete stete in einer Weise yertreten sind,
welche ihren Gläubigem das Risiko und die Weitläufigkeiten erspart,
die mit der Verfolgung von Rechtsansprüchen im Auslande verbun-
den sind.
Bs handelt sich aber dann auch allgemein um die Frage der
CHlltigkeit der Konzessionen der Eingeborenen, ohne Unterschied, ob
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•4
Die Kolonialpolitik uuti der Koloniulratb.
211
8ie an Inlftoder oder Auslftoder, an Eüizelpersoiieii oder Gesellsebaften
eriheilt worden sind. Die Art, in der viele dieser Eonzessionen er-
worben sind, ist sattsam belcannt Gegenstand der Verleihnng sind
oft die werÜiTollsten Herrscliafts- nnd Bigentlinmsreclite, Landstridie
von der Ansdebnnng von Königreichen, die gesammten Mineralschätze
eines Landes and ausschliessliche Berechtigungen der mannigfaltigsten
Art gewesen. Der Kolooialrath ist mit Redit der Ansicht gewesen,
dass die Schntzherrschaft des Reiches als eine Art Yormondschaft
fiber die Eingeborenen zu betrachten ist, die in ihrem Verlcebr mit
Weissen nicht als handlnngsfthig augesehen werden können. Einer
der ersten AIcte der Regiemng in den Schutzgebieten ist dem-
entsprechend anch der Erlass von Bekanntmachungen gewesen, wo-
durch die Gfiltigkeit der ßecbtsgeschftfte zwischen Eingeborenen und
Weissen Uber Grundeigenthum, Bergwerksbereehtigangen and dergl.
an die Genehmigang der Regierung geknüpft wurde. Fraglich blieb
es nur, wie es mit derartigen RechtsgesßhSflen aus der Zeit vor der
Erklärung der Bchutzherrschaft gehalten werden sollte. Ein Versach
zar Regelung dieser Frage ist in dem Abkommen mit England vom
vorigen Jahre gemacht worden, wo zwischen Konzessionen, die Soa-
veränetfttsrechte zum Gegenstand haben, und solchen, welche die £r-
laubniss zum Handelsbetrieb oder zum Bergbau enthielten, oder die
Abtretung von Grundeigenthum betrafen, unterschieden worden ist.
Zwischen Deutschland und England ist damals vereinbart worden,
dass die Ausübung von Souveränetätsrechten allemal von der Zu-
stimmung der schutzherrlichen Regierung abhängig sein müsse.
Der Kern derselben liegt darin, dass der Kolonialrath nicht nur
in der Verleihung ausschliesslicher, monopolurtiger Erwerbsberechti-
guni^en, sondern auch in der Abtretung des Eigenthums an dem ge-
sunimlt'ii Staniniesgfhiet oder un unveriialtnissmassig grossen oder
ungenügend abgegrenzten Tiieilen des Gebietes einen Verzicht auf
Hüheitsrcclite sieht, den die Regierung als rechtsgültig anzuerkfunen
nicht gelialtt-n ist. In der Tbat liegt in dfiarti^en Kr\veri»ungen
gewissennaasst'ii eine Okkupation des betreffenden Gebietes. Ollen-
bar widerspricht es dem Begriffe der Oherhoiicit eines Staates, wenn
n dem dieser Oberhoheit unterstellten Gebiet die Angehörigen eines
anderen Staates Kigentiiums- und Nutzungsrechte besitzen, welche
weit über die Grenze der Möglichkeit der w irtlischaftlichen Ver-
wertliung durch Einzelpersonen hinausgehen und die Entwickelung
des Landes vollständifi in die Iland dieser Besitzer legen. Wer das
Eigenthum an dem ganzen Laude hat, hat damit auch die Herrsehatt
14*
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212
Die KolonfaUpolitik und der Kolonialnth.
über dessen Bewohner and bestimmt deren gesellschaftliche, gewerfo-
lidie tmd politische Entwickelnng. Sind Minder die Erwerber eines
derartig aasgedehnten Besitzes, so tritt das Widersprochsvolle einer
solchen Gestaltong nicht so offenbar hervor. Der Art nach ist es
dasselbe. Es leachtet daher ein, dass bei den Bescfalfissen anter d)
die Unterscheidong zwischen Inlftndem nnd Aaslftndem nar insoweit
henrortritt, als der Begiernng empfohlen wird, in den Fällen, wo sie
nach Lage der Verhftltnlsse sich bewogen findet, Eonzessionen der-
artigen Inhalts anzaerkennen, als Bedingung hinzastellen, dass die
znr Uebemalime der Eonzession za bildende GeseUschaft anter
deatschem Becht stehen mass.
Der Eolonialrath trat am 21. Oktober za einer neaea Sitzong
znsammen, deren Beschlfisse wir im Anhange mittheilen.
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Die deutschen Kolonien.
Kamerun.
I. Das nördliche Gebiet.
Die fixpedition Zintgraff.
Seit dem 20. Dezember 1884, als ansere Ifatroseo die ▼on 800
mit eoglischen Hinterladeni bewaffiieteii Dnallas besetzte Anhühe
von Joastown erstftnDteo, ist in unsereo westafirikaDiscben Kolonieeii
nicht Boviel Blnt geflossen wie am 81. Jannar d. J. in Kameran.
Der Grand zn diesem Kampf eiigiebt sich Idar ans einer Bemer-
kung, die Dr. Zintgraff vor zwei Jahren von den Hftuptliugea der
Banyaug und Bafnt zn hOren bekam. Sie wollten ihn am Vordrin-
gen hindern, „damit er nicht den Bnschleaten allznyiel Verstand
beibrftidite**. Dr. Zinligrair hatte im Jahre 1889 im nördlichen
Theile des Hinterlandes von Kamemn die Station Balibnrg gegrfln-
det. Der intelligente H&uptling Garega hielt zwar den Reisenden
halb zwangsweise drei Monate lang zurück, war aber in jeder an-
deren Hinsiebt sehr entgegenkommend, so dass die Station einen
Stützpankt für alle weiteren binnenländiscben Untemebmmigen der
Deutschen abzugeben bestimmt war. In seinen Briefen aus dem
Jahre 1889 spricht Zintgraff von 1500 Bali-Kriegem , welche ihn
eine Strecke weit begleitet hätten. In nordöstlicher Richtung folgen
auf die Bali ebenfalls freundliche Stämme, nordwestlich dagegen die
heimtückischen Bafut, deren Hinterlist Zintgraff, als er 1889 durch
ihr Land marschirte, blos durch schleunigen Abzug entgangen ist.
Zintgraff erwähnte 18S9 blos ein einziges 8000—10000 Einwohner
zählendes Dorf der Baiiit, deren Ilaujttling Kualeni (zu doutsrii
„Eisen") heisst. Von den Bafut, welche ihre Hütten ebenso wie un
der Küste rechteckig bauen, sind es nur weuige Tagemärsche zu den
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214 Die deatseben Kolonien.
mnden Hütten der Hanssa-Bewohner von Adamana. Die Bewaff-
xiiing aller dieser StftiDme, welche ihre nicht gerade fthermässige
Tapferkeit dnrch Hinterlist zn ergänzen pflegen, besteht ans sehr
langen Steinschlossgewehren.
Der Zweck der neaeston Expedition war, die vorher dorch-
zogenen Länder dem Handel und Verkehr von Kameran ans zu er-
schliessen. Die IrOhere Expedition von Kameran zum BennS hatte
festgestellt, dass die Hauptqaellen des Handels ans dem afldlichen
B^nnSbecken näher bei Kameran als beim BennS lägen nnd dass dn
Handelsnntornehmen vom BennS ans za den OneUIändero ebenso
einer Karawanenstrasse benOtbigt sein wfirde, wie ein solches von
Kameran ans, anaserdem aber den Nachtheii gegen die bei Kamerun
die See erreichende Kameraner Handelsstrasse voraushaben würde,
dfiss von der Benue-Station per DamptV'r die Produkte den Niger
liinabgebrac'ht werdt u iiiü.^stou. Flegel hatte bereits in sehr richtiger
Auftii>.sun'!; (Irr iiandelspolitischen Verhältnisse im Beiiiie-Gebiete das
AibeitstVUl in zwei verschiedene Theile getheilt. Ziut^raff prä-
zisirt diese dahin, dass er ein Heidengebiet von der Küste circa 300
Kilometer in das Innere sich erstreckend nnd dnrch eine Linie Ta-
kum — Bai,^nio — N'daundere von dem deutschen Adainiia. sowie vom
Benui* getrennt, annimmt. Das andere Gebiet ist das nördliche Be-
nnei)t rken, das Ts( hadseegebiet mit Bornu, Bauhirmi u. s, w. Da
sich uns die Bearhcitunu: des ersten Abschnittes vom Benne ans
nicht empfielilt. mnsste vini Kamerun aus mit allen Mitteln die Er-
schliessung dnrchgeführt werden. Am 4. Okto])er 1890 traf Zint-
gratf in Begleitung des Lieutenants Span gen berg sowie des Ex-
peditionsmeisters Huwe in Kamerun ein. la seiner Begleitung war
die Eamerun-Hinterland-Handelsexpedition, von der Hamburger Firma
Jantzen & Tbormäblen ansgerfistet, deren Führer Nehber bis
vor kurzem Leiter der von ihm angelegten Kakaoplantage Bibundi
am Eamernngebirge war. Ausserdem nahmen noch die Eaufleute
Tiedt, Ca n well nnd Eggert an der Expedition Theil, der letz-
tere wurde aber bereits auf dem Mungoflusse durch den Schlag eines
Elefanten getOdtet. Zintgraflf, mit kommissarischen Befugnissen
ausgerastet, langte am 19. Olctober anf der Barombistation an, wo
sich bereits der Ezpeditionsmeister Carsten sen befand. Es wnidea
zunächst die Arbeiten vorgenommen, welche nOthig waren, um die
Station flBr die Zukunft als Stätzpunkt für hin- und hergehende Ka-
rawanen zu erhalten, P6anzungen angelegt, sowie ein Stflck Urwald
urbar gemacht, und Beis, der aus Monrovia mitgebracht war,
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lUmeraiL
ausgesät. Am 27. Oktober wurde Lieatenant von Spangenberg
▼oraasgeschickt, nm mit deo Banyang» FriedeDsanterhaiui hingen an-
zuknüpfen, und Provisionen dort niederzulccr'^n zur Verpflegang der
später durolimars( Iiireuden Karawane. Diese Expedition war insofern
glücklicli, als der Banyang-Hänptling Di fang zur Sühne für seine
frfiheren AiigrifTe sich bereit erklärte, 25 Elfenbeinzähne zu liefern,
einige Dörler abzatreten und die Expedition bis zu den Balis zu be-
gleiten. Dieser Vertrag wnrde von Di fang nach Landessitte be-
schworen, indem er nnd Spaogenberg nach einem liesserstich
Blnt in einen Becher Wasser rinnen Hessen und diesen zusammen
leerten. Dieser Aasgang war um so erwünschter, als ein etwaiger
Krieg mit den Banyang sicher zn einer Verödung dieses recht
fruchtbaren Gebietes infolge einer Auswanderung der Bewohner ge-
führt haben würde. Am 20. November begann von der Baronibi-
Station aus in nördlicher Richtung der Abmarsch der einzehien Ex-
peditionsabtheiinngen. Jede der beiden Expeditionen, also die Zint-
graffsche (im Auftrage der Regierung) und die ilaudelsexpedition
der Firma Jantzen & Thormäiilen, zählte je 200 Weijungen, •
mit anderen Worten dem Vei- oder Weistamme angehörende Lente.
Diese Wei sind dem Kru ganz nahe verwandt und stummen wie diese
aus Liberia und der südöstlich davon gelegenen Küste. Unterwegs fand
die Expedition bei dem Durchzug durch das Land keine Schwierig-
keiten, die Banyangs kamen zwar nicht im Sinne europäischer Auf-
fiusung den eingogangenen Verpflichtungen nach, thaten aber alles,
um wenigstens ihren guten Willen zu bekunden. In ihr schönstes
und grösstes Dorf Miyimbi wurde eme kleine Besatzung gelegt, um
die Banyang beobachten zu lassen. Am 9. Dezember gelangte die
Expedition wohlbehalten in ßaliburg sn, wo neue Gebäude aufge-
führt nnd die erforderlichen Gemfisegärten nnd Pilauzungen zum Un-
terhalte der Mannschaften angelegt wurden. Der Bali-Häuptling
Garega machte das Zugeständniss, dass die Europäer allenthalben
im Lande umherreisen nnd Handel treiben därften. Der benach-
barte den Bali feindliche Häuptling der Bafnt trat aber der Expe-
dition entgegen. Die Ursache zum Kriege gab die Ermordung
zweier Wei-Jungen durch den Häuptlmg von Bafiit» welche Dr. Zint-
graff a& ihn geschickt hatte, um ihm ein Freundschafts- und Han-
delsbändniss anzubieten. Der Grund dieser Haadlungsweiee war
oiFenbar Neid und beleidigter Stolz, dass der Balihäuptling Garega
ihm, dem weit mächtigeren Herrscher, vorgezogen worden war. Aus-
serdem kam allmählich der Handel in Gang, und es ist bekannt, wie
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216
Di0 dentoebeD Kolonien.
solir das Monopolriystem der Häuptlinge zu erbitterten Kämpfen
führt. Die kriegerischen Bali glaubten die Bafat mit Gewalt zur
Nachgiebigkeit zwingen zu können und boten ihre gesammte kriege-
rische Maimschaft, 5000 Mann, auf, der sich auch Dr. Zintgräff
und die Handelsexpedition anschloss. Am 81. Januar gelang es den
vereinigten Krfiften, das Hauptdorf der Bafut, Badanz. zn erstürmen,
niederznbrennen nnd siegreich vorzurücken. Am Nachmittage jedoch,
als die Balis bereits den grössten Theil ihrer Munition versdiossttn
hatten, drangen die Bafat mit anderen Stämmen, angeblich gegen
10000 Mann, gegen die ersteren vor. Es kam zu einem blutigen
Gefecht, bei welchem die Bafut zwar den stärkeren Vorlust (mehr
als 500 Mann) erlitten, die Bali aber und die beiden deutschen Ex-
peditionen zum Rückzug nöthigt« n Dr. Zintgräff verlor von seinen
Leuten etwa 1 70 Eingeborene. Leider fielen aber auch in dem 6e-
techt Lieutenant von Sjumtrenborj?. sowie Expeditionsmeister
ünwe und von der Handelsexpcditinn Thiede und Nehber.
Die Ziffern von 5000 bezw. 10000 Mann beweisen die Dichtigkeit
der Bevölkernng des Hinterlandes und lassen die Aussichten für den
Handel mit jenen Gegenden für die Ausfuhr afrikanischer und die
Einfuhr europäischer Erzeugnisse als sehr gut erscheinen. Vorläufig
mnsste aber der Plan, nach Adamaua zu gelangen, , aufgegeben
werden.
Nach dem Gefecht blieb Dr. Zintgräff noch 14 Tage in Bali-
bürg, um die Folgen, eventuell einen Angriff der Bafut, abzuwarten.
Als jedoch alles ruhig blieb, Hess er den Expeditionsmeister Car-
stensen mit 140 Mann dort, madite Cauwell mit 25 Mann bei
Miyimbl im Lande der Banyang pnsftsBig und kehrte nach Kamerun
zurfick, um Munition zu beschaffen.
Dr. Zintgräff ging von Kamerun nach der Barombi- Station
zurflck und legte eine Strasse von dort nach dem Balilande an, um
eine sichere Verbindung mit diesem befreundeten Stamme herzustellen.
Von Barombi aus war der Unterbeamte des kaiserlichen Gouveme*
ments HOrhold in Begleitung des Agenten der fiandelsexpedition
Co n ran mit 120 Hann nach Balibnrg aufgebrochen, um dorthin Ge-
wehre und MunitioD, sowie Waaren fftr die Handelsexpedition sicher
zu geleiten. Wie die Sache sich dort weiter entwickehi wird, ist
noch unbestimmt, zur ünterstfltzung Zintgräff s ist Rittmeister
Freiherr von Gemmingen und Lieutenant Hntter hinausgeschickt
worden, welche am 25. Juni wohlbehalten auf der Barombi- Station
eingetroffen sind. Lieutenant Hutter brach bereits am 28. Juni nach
Digitizcc 1 , ("loogle
Kamerun.
217
der Balibnrg auf. Mit den Vorarbeiten zu den geplanten Wegebanten
(siehe 8. 179) ist bereits begonnen woren. Ausser der Bali-Station
sollen an den Wegen drei Stationeo, Miyimbi, Diknmi und fiarombi
angelegt, bezw. unterhalten werden, so dass vom Mungo aus die
Strecke Mungo — Barombi-Dikumi, von Dikumi aus die Strecke Di- '
kumi— Miylmbi und von Miyimbi aus die Strecke Miyimbi— Bali in
Angriff genommen wird. Dr. Zintgraff be&nd sieb nach den letzten
Nachrichten in Baliburg.
n. Das Büdliohe Gebiet»
Die Expedition des Premier-'Lieutenant Morgen.
Seitdem die Erforscbnng Kamernos von Seite des Reichs syste-
matisch in Angriff genommen ist, war das Bestreben der aasgesandten
Reisenden darauf gerichtet, eine Verbindung des sQdlichen Theils xm-
seres Besitzes mit Adamana, herzustellen, von der Gross-ßatanga-Küste
ans im Bogen um das Kanierun-Aestuar herum gegen den Benue vor-
zudringen. Diesem Zwecke waren die ersten Expeditionen der Herren
Kund und Tappenbeck und die des Premierlieutenauts Morgen
gewidmet.
Am 2. .luni 1890 konnte I^ieutenant Morgen von Kribi aus
eine zweite Reise antreten, diese bereits in Verbindun«^ mit einer
Handelsexpedition der Firmen C. Woermann und Jautzen und
Thor m ;i Ii 1 en, vertreten dureli die Herren Kessel und Weiler.
Den Marsch zur Jiiuiule-Station legte er diesmal tlieilweise auf einer
anderen, mehr nürdlii-hen Koute zurück, auf dem ihn nur ein Ueber-
fall des Häuptlings Tun^a belustigte. Zwölf Stunden laug wurde
die Karawane aus dem Wald beschossen, ohne selbst zum Schusse
zu gelangen. Auf der Jaunde-Station hielt sich Lieutenant Morgen
diesmal vier Wochen auf. Dass er nicht, wie ihm von maucher
Seite zum Vorwurf gemacht wird, versucht hat, ostwärts vorzudrin-
gen und dadurch den Bestrebungen der Franzosen zuvorkommen,
erklärt er dadurch, dass seine Ausrüstung nicht einer solchen Expe-
dition angepasst war, dass seine Träger, deren Dienstzeit bereits al)-
gelaufen war. ihm ostwärts, von der I\üsle weg, nicht gefolgt wäreu,
dass ihn die der llamlt'l.skarawane gegeuüb<*r eingegangenen Ver-
pflichtungen nach Norden führten. Vom Osten wusste er nichts,
aber vom Norden, dass er viele Reichthümer barg. Schliesslich gab
ein geographisches Moment, die Aufgabe, die Schiffbarkeit des Mham
festzustellen, der. von wichtigen Haudelsstrasseu überquert, direkt
nach Adamaua führt, den Ausschlag.
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218
Die deutäcbeu Kolonien.
Am 21. Jnli 1890 trat der Reisende seinen Marsch von der
Janndo-Station nordwärts an; von Ngila nngemein gastlicli aufge-
nonimeii, benutzte er die lange Zeit, die er bei diesem zubringen
niusste, zur Anlegung einer Forschungsstation „Kaiser Wilhelras-
Itury"*, wahrend Herr Weiler eine Plantage anlegte. Der kaufuiiiu-
uiseiie Verkehr mit Nijila war sehr schwierig, da dieser nicht zu be-
wegen war. für seine Waaren teste Preise zu berechnen. Herr
Weiler sei, so saijte er. ei>enso Koni^^ ^vie er selbst, und unter Kö-
nigen werde nicht Handel getrieben, man maciie sich gegenseitig
nur (iescheiike. Trotzdem sind die Verhaiidhinueii so verlaufen, dass
der Ertrag der nandelsex|)editi(»n ihre Kosten vrdlkommen gedeckt
hat. Ein kriegerisehes Kreiijniss ermögliciiie es endlich dem Reisen-
den, von Ngila fortzukommen. Der westlich von Ngila ansässige
Häuptling Xgaundere, ein grosser Sklavenräuber, liel in das Land
Ngila's ein. Lieutenant Morgen liess sich von Ngila bewegen,
gegen Xgaundere in's Feld zu ziehen. £ä gelang ihm, dessen
äusserst wohlbedacht mit Bastionen befestigte Stellung einzanehmen.
Da aber er selbst und Herr Weiler verwundet worden und 21
seiner Leote gefallen waren, zog er sich wieder in eine rückwärtige
Stellung zurück, brachte aber Ngaundere durch ein wohlnnter-
liaitenes Feuer so weit, dass er um Frieden bat. Da trotz seines
Versprechens Ngila ihm auch Jetzt keine Fuhrer stellte, brach
Lieutenant Morgen, obwohl am Wnndfieber nnd Dysenterie leidend,
aHein auf und zog zuerst in nordöstlicher Richtung. Während süd-
lich von Ngila die Savanne von Bnschstreifen durchaetzt ist und
breite Galleriewftlder sich an den Flfissen ausbreiten, ist nOrdlich die
Savanne ganz kahl. Die Savanne ist reich an Antilopen. Der Ele-
fant verschwindet aber mit dem sechsten Breitegrad, wfthrend am
BenuS derL5we auftritt Nach 7 tfigigem Marsche erreichte er Joko,
die Grenze zwischen den Reichen der Wute und der FuUah. Erst am
29. November kehrte die kleine Gesandtochaft, die er am 37. Ok-
tober an Amu Lamu, den jungen Herrsdier von Tibati, gesandt
hatte, um die Brlaubniss zum Eintritt in das Land zu erhalten, nach
Joko zurQck. In der Zwischenzeit fand Lieutenant Morgen Gelegen-
heit, die ethnographischen Verhflitnisse kennen zu lernen. Ngila'e
Vater ist von den Wute aus Tibati sftdlich gedrängt worden, die
Wnte selbst wurden von den Fulia südlich getrieben. So geht ein
starker Völkerstrom von Norden nach Süden; am Benue erscheinen
schon die Araber; Kuka ist schon ganz unter arabischem Einflnss,
was zu Nachtigal's Zeilen noch nicht der Fall war.
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Kameruu.
219
Am 29. November zog Lieatenant Morgen in Sanserni-Tibati,
dem Krie^^shij^er von Tibati, ein und wurde freundlieh aufKcnoramen.
Die Bewoliner sind reine Fullah mit gelbem Gesieht und glattem
Haar, sie Kind Muhamechnier und von den Sklavenjagden entschieden
schwerer uii/.ulialten. als die Neger. Der Sklaveniiandel dürfte diesen
Tlieil des Kamerun-Hinterlandes nahezu entvidkern. Allein einer der
unterworfenen Stämme hatte 500 Miinner, Weiber und Kinder als
Tribut zu zahlen, von denen der ijrösste TIihH für Jola und Sokoto be-
stimmt war. Amu Laniu freute sich stets, wenn ihm der Reisende
von unserem jun|L;i'U Kaiser und von seinen vielen Soldaten erzählte,
und klatschte vor Freude in die Hände, als er eine Schachtel mit Blei-
soldaten erhielt. Amu Lamu kann aralii>eh lesen und schreiben und
bat den Reisenden, ihm doch einen Mann zu senden, der seine Söhne
uml Beamte im Lesen und Schreiben unterrichten könne. In Sanserni
fand täglich grosser Markt statt, täglich wurden zwei Ochsen ge-
schlachtet, von der gmsse Russe mit einem Buckel, die JNachtigal
in Knka sah. Die Zahl der vorhandenen Pferde, die nur im Schritt
und Galopp geritten werden, dürfte HOO betragen. Am Weihnachts-
abend sandte Ama Lama dem Reisenden als Geschenk einen Bapp-
hengst und sieben schöne Weiber. Da Lieutenant Morgen nur
enteren behielt, die Weiber aber zarücksandte, war Ama Lama
sehr ungehalten, nnd schliesslich nrasste sich der Reisende ent-
schliessen, wenigstens zwei Weiber znm Waschen seiner Ffisse anf
dem Marsche anzunehmen. ,Die ffir den linken Fuss* lief aber bald
davon, wfthrend die andere sieh jetzt auf der Mission in Lagos be-
findet Am 25. Dezember brach Lieatenant Morgen anf, am in grossem
Bogen nach Bagnio za ziehen. Er hatte dabei den Mbam zu fiber-
schreiten, dessen Fahrrinne hier noch immer 3—4 Fuss Wasser hatte
and der noch weiter hinanf schiffbar sein soll. Ueber Bagnio, Gaschka
and Enndi gelangte Lieutenant Morgen an den Benn^ nach Ibi.
Es ist traurig, zu sehen, wie das Land durch die Sklavenjagden
verwfistet wird, Bagnio und Gaschka, die gar nichts produziren, leben
allein vom Sklavenhandel. Diesen zu vernichten, wfirde sich nach
Morgen*s Ansicht ein Zusammenarbeiten mit den Englftndem, spe-
ziell mit der Royal Kiger-Compaguie, empfehlen. So grossen Schaden
diese uns durch ihre üebergrifTe zugefügt hat, so sollten wir doch
von ihrer mnstergültigen Organisation lernen, bei der sie allerdings
▼on der Ansicht geleitet warde, dass sie, wenn ihr Kapital anfge-
braucht sein wird, vom Staate übernommen werden wird. Für unse-
ren Besitz iu Adamaua ist es unumgänglich nothweudig, dass uus
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2-20
Die deutschen KoloDien.
Jola zugesprochen wird, wo sich der Sitz des Herrschers über die
hds gehörigen Gebiete befindet. Die Ostgrenze unseres Kamenm-Ge-
bietes als dnreh die bisherigen Abmachungen festgelegt zu betrach-
ten, bezeichnet Lieutenant Morgen als absurd und anmassend. Das
Innere des Landes erweist sich als geeignet zur Ansiedelung und
Anpflanzung; zu seiner Erschliessung fQr den Handel sind die auf
weite Strecken schiffbaren Flfisse Sannaga und Mbam berufen.
Da Premierlieutenant Morgen nicht wieder nach Kamerun zu-
rfickzukehren beabsichtigte, wurde als Clief der Expeditionen im
südlichen Gebiet Freiherr v. Graveur oiith, der bekannte Ostafri-
kaner ausersehen, welcher Anfang Juni mit dfii Lieutenants Scheff-
1er und Steiniiäu ser. welch" Letzterer bald in Lai^os starb, nach
dem Schutzgebiet auibiacli. Wenn auch seine Thatiijkeit sich vor-
iieliiiilich auf" den Süden erstrecken solL so wird er doch zuerst
l>r. Zintgratf bei seinen weiteren Unternelmiungen beistelien. Die
Wahl des Hau])tmanns v. (Jravenreutli, weh^lier r»ich in OstatVika
durch Külmheit und Energie ausgezeichnet hat, lür diesen Posten
halten wir für selir glücklich.
Das Vordringen des Muhameda n isnius.
Die Völkerverhältnisse in Kamerun sind, wie schon früiier er-
wShnt, recht ei^enthündii iie. die an der mittleren und südliclien Küste
wohnenden Bautustanime müssen im Inneren bald den Sudaunegerii
weichen, welciie Muhamedaner sind. Der Boden ist theils von den
reinen f ullahs, theils von den gemisc hten iieidnischen Grenzstämmen
Adamanas, von den Wute, Bali nnd Batut kolonisirt. Der vom
Westen kommende Europäer sieht sich plötzlich in eine fremde Welt
versetzt, unter Völker, die anders sprechen, anders sitzen, sich an-
ders kleiden, anders essen, andere Watten tragen, die fast in allen
Stücken von den Stämmen an der Küste gänzlich verscliieden sind.
Zwischen beiden droht ein erbitterter Kampf ums Dasein, weil die
Sudanneger stetig nach Süden vordringen. Die Wute z. B. haben,
wie Morgen mittheilt, „nach fibereinstimmenden Aussagen früher
viel nördlicher gesessen**; sie sind jedoch von den Fullah nach
Süden geschoben worden, so „dass ihre jetzige Nordgrenze etwa der
6. Grad nOrdl. Breite ist, während sie sich nach Süden bis an den
Sannaga, nach Westen bis an den Mbam und nach Osten etwa bis
an den 13. Grad östlicher Länge von Gr. ausdehnen.' Die Wute,
ein starkes kriegsgeflbtes und mutbiges Volk, drücken ihrerseits
wieder auf die benachbarten Bantu in der Plateauregion zwischen
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Kamerun.
221
Hbam, Samaga und Njong. „Die Völker, welche dieses Gelände
bewohnen,*' schreibt Premierlientenant Morgen in den Mittheilan-
gen aus den deutschen Schutzgebieten „haben seit dem Vor-
jahre bereits eine Verschiebung erlitten, und zwar die Ngnraba und
Jaunde eine solche nach Norden, die KwoUe und Jetoni nach Westen
und die Mwclie nOrdlich des Sannaga nach Süden und Südwesten.
Auf die beiden ersten drücken die Mpangwe von Süden, auf die
zweite Gruppe die Mwelle von Osten und auf die letztere die AVute
vom Norden her." Eine grosse Völkerversehiebuiig steht hier bevor
und es ist kuum zweifelhaft, diiss j«ie zu (iunsten (Kt Muhammedaner
aiislulkMi wird. Dw Kampf liedeutet gleichzeitig ein langen zwischen
islani und llcidcntiiuni . und uns werden sieher au<-ii hier einmal
ernste (iefaiiren erwadisen. Wenn auch nach Mnr^^ens Heobaeli-
tungen «der Islam vun der ü:rossen Masse lau aufgeiiüinmen wird, so
stellt sieh doch der Haupt liiig als ein gläubiger Anliän;.ier desselben
hin.*" Der M(thainedaiiisnius tritt sieher kullurförderud auf, der
Neger gewöhut sich an gewisse Reinlichkeits- und Speisegesetze,
lernt die Nacktheit verachten und sein geistiges Fassungsvermögen
erweitert sieh. Das (ireu/volk der Wute hat sieh im fortgesetzten
Verkehr mit den Tihuti autfallig üher die henaehbarten heidnischen
Bantu hinausgt-arbeitet N(Kdi höher stehen die Tihati (l'iiUuli)
selbst, hei (Icnt ii fast jeder Sklave eine Tohu oder einen Burims
trägt. Ihre Hiiust'r sind sorgfältig herg*Tichtet und mit einer hohen
Strohwand umgeben, um die Bewohner und iiewohnerinnen derselben,
inshexindere din Geheimnisse des Harems, den Blicken Vorüber-
gehender zu entziehen. Diesen Vortheilen stehen auf der nnderen
Seite desto schwerer wiegende Nacht heile entgegen. Statt der klei-
nen, untereinander meist feindlichen heidnischen Staaten dndit uns die
geschlossene disciplinirt<> Macht des mohammedanischen i iiiialireiehes
Adamaua. Als Premierlieutenant M(trgen dem Sultan von Tihati
die deutsche FlagL^e üherreichen widlte, wies der unseren Forscher
sonst sehr freundli« h ucsiiinte jugendliche Häuptling dieses Geschenk
mit der Bemerkung /uiiick. dass er hierzu erst di*' Krlaubniss des
Oberiierrn vnn .Inla einholen müsstr. Der lläu[)tlini; von Jola, dessen
Sitz am Bennii nach der f^ondoner (irenzregnlirung vom 27. Juli bis
2. Auirust 188fi in die eiinlistlie lnteressensi)li;ire gefallen ist, hat
ohne Zweit. 1 eine leitende Stellung, wie dies auch noch jüngst durch
die Reisen V(»n Dr. Zintgraff uud des Major Mac Donald mieh-
gewiesen ist. Der Aufsaugungsprozess der eingeborenen Heiden
durch die Muhamedauer geht im Ailgemeiueu aber langsam vor
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222
Die detitscben Kolonien.
sich; selbst am nniereo Benne haben sieh noch maoohe tüchtige
heidnische Stämme erhalten.
Verwaltung und Wirthschaftliches.
In der Beschreibnng der Verwaltungsthätigkeit, welche dnrch
Freiherm v. Soden (dem als Gonverneor Dr. Zimmerer folgte) gut
eingerichtet war, sind nnr wenig Nenbeiten zu verzeichnen, es sind
die nOthigen BestimmuDgen über die gesnndheitspolizeiliche Kontrolle
der den Hafen anlaufenden Schiffe, fiber die zu entrichtenden Hafen-
abgaben und die Meldepflicht der Niehteingeborenen erlassen wor-
den. Die Bantbätigkeit war sehr rege. Die Gebäude am Sitze des
Gouyemements haben durch den Ban eines weiteren Verwaltungs-
gebäudes einen Zuwachs erhallen. Es kamen dabei die Mouier-
wfuide zur Verwendunu:, deren l'alui kanten später das ausscliliess-
li<'lio Kecht der ^eNverlilichen Verwcrtliuiig des Alonierverfahreus für
Kamerun auf 10 .lalire') patentirt wurden ist.
Bedeutendes ist auch in V^ietnria an der Ambasbuclit geleistet,
wo ein Bezirksamt eingerichtet ist uml sicii auch die Baseler Mission
niederiielasserj liat. Wo früher sieh Sümjife und pfadiose Diekiehle
dehnten, sind jetzt l)lü}ieiidt' (Jarten und Farkanlai;eri. Breite rein-
liche Wege erleichtern deu Verkehr und schmucke teste AVohnuugen
laden zum Verweilen ein. An geeigneter Stelle, an den Abhiingeu
des Hügels, welchen die Wolinnng des Bezirksamtmannes schmückt,
sind KakaopHanzungen und ein botanischer (harten angelegt. Auch
Kribi im Batangaland wird zu dem Sitze eines Bezirksamtmannes
gemacht werden. Ueber die sonstigen Kamerun betreffenden Fragen
giebt der Artikel ^Die Kolonialpolitik im Reichstage'' genügenden
Aofschluss. Die Kakao- und BaumwoUkultur ist vielversprechend,
über die Güte des Tabaks gehen die Ansichten auseinander. Im
Soden sind die Handelsverbindungen schon recht ausgedehnt und
') AkliengesolUohaft für MonifT bauten vorm. (i. A. Wayss A' Co. in
Beiliu fabrizirt gair/.o Hauwerkc in <ier Ait, dass enlwedir Uiiiul- und Fa^ooeisen
in Cementmörtel eingisoiikt oder dat>s auf aDKe»paDi)te Drabtgcweb6 und OelleeLte
Cementmortel anfgetragcn wird. Ferner werden Hartgipsdielen aus «ner Mischung
von Gips mit Beis&tsen (Kork, Pflanienmark, Strob, Cetlulose, LeimwaBser, Dextrin
u. s. w.) hergestellt. IMe ^eroiüchte Masse wird auf Lathen von Schil^hr, Bfi sen,
P.amitus oder ."ihnlichen lan<rfaser!pen StDfTon in beliebiger Form ausfregossen und
auf Tialnrüoliein oder künstlirliem ^Vege {.'etiorknct. Die (lipsdielwande sioliern
gegen die Wärme und Unpe/iefir, die ller.siUUing der Fus>bödtn aus (Vuieut
macht ein Faulen derselben unmöglich, verleibt zugleich den Uäumcn mehr Küble
und erleichtert das Rsinhalten derselben.
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Kamerun.
223
bald wird die Anomalie verecbwinden, dass 40 deutsche Meilen di-
rekt hinter Kamerun, im Wateland, Ober 1000 Händler sitzen, weleho
jfthrlich flnnderttansende von Pfänden Elfenbein über 100 Meilen
weit anf die Mftrkte von Enlca, Sokoto und Eano bringen. Beson-
ders za wOnsclien w&re es nach den Vorgänuen des letzten Jahres,
dass anstatt der Polizeitrnppe auch hier eine kaiserliche Schotztruppe
eingerichtet und ein Hospital erbant wörde. Die Ilaiidplsstatifitik
von Kamerun liegt noch im Argen, da nur (icwicbt der Einfuhr an-
gegeben wird. Die lokalen Eiiinahuieu betrugen im Jahre 1890
289007 M. gegeu 232 781 M. in 1889.
Die Tschadsee- Frage.
Infolge des deutsch - englischen Abkommens und der späteren
Yereinbarong zwischen England und Frankreich über eine Grenze
vom Niger znm Tschadsee hatte die Abgrenznngsfrage f8r unsere
Kolonie Eameron, welche leer ausgegangen war, eine besondere Be-
dentnng gewonnen. Da sich die englische und französische In-
teressensphAre am Tschadsee berührten, so hfttte man erwarten
können, dass aach deutsche Bestrebungen nach dieser Richtung hin
thätig sein würden. Der Artikel 5 des Abkommens mit England
setzte ein gewisses Provisorium fest, da es heisst:
Es vird Tereinbart, dass durch Vertrig« und Abkommen, welch« von oder su
Gunsten einer der beiden H&ehte in den Qefenden nördlich vom Benue getroffen
«erden, das Kocht der aadern Macht, im freien Durchgangsverkehr un<i ohne Zah«
lung Ton Durcbgan^szü leu nucL und von den Ofem des Ischsdsees Handel su
treiben, nicht beeinlrftchtigt werJen soll.
VoD allen Vertrugen, welche in dem zwischen dem iienue und Tschadsee be-
legenen Gebiete geschlossen werden, soll die eine Uacbt der anderen Anzeige er-
statten.
Der Ausdruck nOrdlieh vom Benufi ist ebenso unbestimmt, wie
der andere zwischen dem Benue und Tschadsee. Er lässt die Deu-
tung zu, dass das ganze rechte Ufer des Benne noch als umstritten
ungesehen werden könnte. Dieselbe dürfte aber niriit anzuii« Innen
sein, dji unsere Grenze bekanntlieh bei Jola am oberen Benue endet,
und es sieh nur um eine Fortführung dieser Linie nach dem Tschad-
see handeln dürfte. Oberhalb .lola hat die Koyal-Niger-Company in
der Landsebaft Hibago in Garua i}ereits eine Station angelegt, welche
zulel/t noch vuu dem Alajor Aiacdouald besucht wordeu ist.^)
l)ie Expetiiiiou war den benue aufwärts gedampft, hatte die verschiedenen
Emire besucht, war aber von dem Oberbäuptlinge von Jola nicht empfangen wor-
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224
Die deatacbea Kolonien.
Von Seiten der Englfinder, welche in ihren Uandelsbeziehnngen
durch den Vertrag mit Deutschland nchergesteUt waren, droht aber,
zumal der Sultan von Bornn es ablehnte, mit ihnen einen Vertrag zu
schliessen, ans nicht dieselbe Gefahr wie durch die Franzosen, weldie
den, der erklärt hatte, daes er memale einen weiwen Hann aehoi wollte; obvobl
Uacdonald ihm ein Exemplar seines Rinfübrungsscbreibens von der Königin von
England nbersandte, blieb er docb hartnäckig und wt-ij^erte sich, den (lesandten zu
empfantren, wenn er nicht ein Schreiben des Sultans von Sokoto, seines Herrn,
übeibringeu könnte. Die Expedition fuhr stromaufwärts, erreichte die Vereinijunu
des Faro und Benue, passirte das durch Barth bekannt gewordene Taepe und
hielt bei Gania in dem Gebiete Ribago, welches unter der Oberhemehaft von Joln
ist. Am Hofe von Garua waren wie auch in Jola Vertreter des Reiches Boran an-
wesend. Hier ist die äusserste SMtion der Royat-Niger^Company am rechten Ofer
des Flusses pelepen, also bereits in dem Gehiefo, welches man als zu dem deut-
scheu Hinterlande gehöris,' betrachtet hat. Zehn Meilen von Garua fliesst der Kebbi
in den l>enue, weich letzterer sich bald nach Süden wendet und zu einem unbe-
deutenden Gebirgsbacbe wird. Die durchschnittliche Tiefe des Kebbi w&hre&d
dieser Zeit, fast Hochwasser, war 10—12 Fuss, die dnicbsehnittliche Breite 350
Yards. An seinem Unterlauf wohnen noch mohamedanische Fnlbe, aber bald hören
die bewohnten Gegenden auf, die Grenze zwischen den mohamedanischen und beid-
ni.Mchen Stämmen beginnt. Etwa 50 englische Meilen von Gania tauchten am Ufer
Hunderte von nackten, mit 3 Sfaereu bewaffneter Krieger auf, hinter Felsblöckon
Schulz suchend, &o da^is nur die glauzendeu äpeerspitzeu sichtbar waren- Dieser
Glanz war insofern beruhigend fär die Expedition, als daraus hervorging, dass die
Speele nicht veififtet waren. Es trat eine Pause ein. Dann begann der Fulbe-
Dolmetscher in einem Dialekt der Battawa die Heiden tu begrössen, welche glück-
licherweise den Dialekt verstanden. Ihre erste Frage war, ob die Reisenden Mo-
hamedaner wären, da sie in diesem Falle den Durchzug verhindern wurden; sie
wären die Verpusten der Ueidenslämme und hätten dahin gehende Hefelile. Als
sie in diesem l'unktc beruhigt waren, legten sie der Weiterfahrt keine Hindernisse
mehr in den Weg, weldbe entlang den Dorfern Katso und Kaku In einen Von den
Eingeborenen Nabarat genannten See fahrte (unter dem 14° ö. L. und 9" 45' n. Br.),
dem ipssersten Punkte der Sohiffbarkeit Die ^Bevölkerung war friedlieh, aber
llae Donald ist der Ansicht, dass ein ADgriiT derselben doch unausbleiblich ge-
wesen wäre, zumal sie augenscheinlich keinen HegrifT von der Gefährlichkeit der
Feuerwaffen Imtiiu. l'ie Weilur und Alänuet umdiaiigien das Üchiff, augenehme
Figuren mit wohlgestalteten Geaichtszügeu, aber »ehr spurlich bekleidet. Der See
wurde gleich darauf selbst für den nur einen Fuss tief gehenden Dampfer unfishr-
bar und es gelang nicht, weiter sn kommen, ala bis sn einer Stelle, welche von
Dama in der Tnburi-Gegend, dem entferntesten von Dr. Vogel in 1854 «nrdchten
Punkte, noch etwa 30 Alcilen eutferni war Dieser See, welcher, allem Anschein
nach t ie Quelle des Kebl»i bildt t , soll nucli Aussagt' der Eingeborenen auf den
vierten Theil seines l'mfanges in tler troi-keueii Jahrcs/A-it /usamuieusohrtimpfen ;
es wird über alle Zweifel bewieseu, d&a der Kebbi selbst in der Kegeuzeit keine
Verbindung mit dem Tftehadsee-BtMin hat, dass wenige Heilen hiervon die Wasser-
seheide swisehen dem Niger- und Ttehadsee liegen milsse.
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Kamerun.
225
den Traum eines groBsen, von Algier nach dem Kongo reichenden,
unter framOsischer Oberhoheit stehenden Gebietes za realisiren
wünschten. Der Tschadsee hat flkr die Franzosen angensdheinlicfa
mehr ein ideales als ein praktisches Interesse, denn der Handel
der Gegenden des Tsehadsee wird im Lanfe der Zeit seinen na-
tflrlichen Abflass nach Sfidwesten finden, um die Wasserstraase des
Benn^Niger benutzen zu kOnnen. Ihirch die Agitation für die
Transsahara-Bahn angeregt, bildete sich aber in Paris das Oomitö
de TAfrique fran^aise, welches in einer gMz systematischen Weise
durch Entsendung von Expeditionen vom Sanga, übangi und BenuS
aus unser Hinterland zu beschränken suchte. Von Sftden gingen
' zwei Expeditionen nach Norden, die eine Ton Fourneau geleitet,
den Sanga hinauf, einen rechten Nebenfluss des Kongo, dessen Quell-
gebiet nOrdlich vom 10® 0. L. liegt, wahrscheinlich in dem Gebiete,
welches uns durch Vertrag mit Frankreich unbestritten gehört. Eine
andere, von Crampel^) geleitet, ging den übanghi hinauf, und er-
reichte die Grasländer des Sudan. Beide wurden aber von den Ein-
geborenen fiberliBllen und wahrend Fourneau entkam, bttsateCram-
pel seinen Forsdiungseifer mit dem Tode. Obwohl Dybowski
die Grampersehe Expedition neu organisiren will, so hat er doch
ebensowenig Aussichten wie sein Vorgänger, da nach den letzten
Nachrichten aus Zentral-AMka die europ&erfeindüche Richtung der
Senuschiten immer weiter um sich greift und den Reisenden den
grttesten Gefahr«i aussetzt Ueber den BennS versucht Lieutenant
Hizon nach dem Innern vorzudringen.
Obwohl wir den Tschad see als Eud/icl unserer IMäne im Auge
behalten sollen, so mahnt doch das Schicksal der Expeditionen,
welche nicht dunh ^^oiiiiirendc Stationen geschützt waren, zur Vor-
sicht. Der Weg dorthin kann nur durch systsmatische. beharrlich"'
Arbeit gewonnen werden, nicht durch Hiegende Expeditionen, deren
0 Did im Jahrgang 1889* 8. 194 uigedentflto Möglichkeit, dtM der fnaiö-
dsdie Rdsend« Paul CrAiapal auf einar Raiaa in Jabra 1888—1889 daa dantaeha
Gebiet im Süden gestreift hat, hat sich nicht bestätigt, nachdem in dem aBulletin
de la Societe de Geographie de Paris" (4. Trimestre 1890) die Routoüaufnahrae
des Reisenden veröfFentlicht worden sind. Darnarli verlief die Rückreise etwas süd-
lich vom 20 Gr. n. Br. Er giebt in seinen Behebt seinen Landsleuten einig« be-
meikesswerthe Ratbaehl&ge, «ia dar Handal dar Fan, «aleba auch im Hintarlanda
miaaiar Kamanuikoloiiia wohnan, von Balanga abgalankt waidan könna» indam ar
ampfiaUt, am obaren Ogowa eine Hilit&ratation einzurichten und den Ivindo, einen
rechten Nebenfluss desselben, walchar bia dicht an dia dantaeha Granxa gaht, für
fiandelsz wecke zu benutzen.
Koloniales Jabrbnch 1891. J5
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226
Die deatsehen Kolonien.
oveutuellc Verträge kaum das Papier werth sind, da der earopAiftchen
Madit alle Mittel fehlen die Innehaltaog derselben darchzosetaEen.
Wenn wir nicht geschickt vorgelien, werdeo wir bereits in Ada^
maiia, dessen in Jola residirender Häuptling von Earopäem nichts
wissen will, eine Barriere finden, die schwer za überschreiten ist.
Um diesem Menschen nnd Geld verschlingenden Wettlaofen ein Ziel
zn setzen, wftre es empfehlenswerth, dass die interessirten Mftchte
eine genaue Abgrenzung ihrer lespektiven Interessenspfaftren anf
diplomatischem Wege voni&hmen.
Letzte Eftmpfe.
Im Früiijaiir dieses Jahres hatten die am Abo-Flusse (welcher
mit dem Wuri zusammen den KameruiiHiiss bildet) wohneudeii
Stämme d<'m Gouverneur in Kamerun den Gehorsam gekündigt und
den zur Stiltuug des Friedens entsandten Kauzler Leist augegrifFeu.
Gleichzeitig hatten sie ihre Hauptsitze befestigt, den Fluss gesperrt
und fortgesetzt Drohungen gegen das Gouvernement gerichtet. Die
Behörden des Schutzgebietes erachteten es zur Aufrechterhaltung des
deutscheu Ansehens uud Gehorsams für erforderlich, die Abo-Stämme .
mit Gewalt zur Unterwerfung zu zwingen. Die Mittel boten sich
in dem Umstände, dass der Hauptmann von Gravenreuth, mit einer
Expedition nach dem Süden des Schutzgebietes beauftragt, seine
Kolonnen in Kamenm sammeln mnsste, so dass sie zu einem Streif-
zug gegen die Abos verwendet werden konnten. Gleichzeitig hatte
der äteJlivertcetendc Goavernenr, Legationsrath von Schnckmann be-
schlossen, den Flnssdampfer .Soden'' zu befestigen und ebenfalls
stromanfw&rts gegen die aufständischen Stämme zu fähren.
Nach einem Ende Oktober eingetroffenen Telegramm des Le-
gationsraths von Schnckmann, Vertreter des anf Urlaub befindliehen
Gonvemenrs, ist der Zug gegen die Abos erfolgreich gewesen. Die
beiden befestigten feindlichen Hauptorte lOang nnd Bonakwase wur-
den nach erfolgter Landung nnd heftigem Kampf von der Expedition
Gravenreuth unter Beihilfe der Mannschaften von dem MHabichf
nnd der „Hyäne** gestfirmt nnd diese Orte sowie verschiedene
NebendOrfer zerstört. Die Verluste der Abo-Stämme sind sehr gross.
Die Nachricht kam etwas äberraschend, aber da die Abo-Stftmme
zu den Zwischenhändlern gehören, welche den Kfistenhandel als ihr
Privileg ansehen und deshalb sogar den Abo-Fluss, einen Neben-
fluss des Wuri, gesperrt hatten, so mussten sie mit Gewali von der
Nutzlosigkeit ihrer Haltung flberzeugt werden. In Kamerun scheint
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Togoland. 227
also jetzt der in Aüssicht gestellte^ernsthafte Kampf gegen den Zwischen-
handel zu beginnen. Die Abo -Stämme stellen den zweiten Ring
der Zwischenhändler dar.
Togoland.
Roisrn.
Im Innern des Togogebietes sind zwei wissenschaftliche Stationen
errichtet, Bismarck bürg und aJs jüngste die der Kfiste näher
liegende M isahöhe. Auf der ersteren war Dr. Büttner th&tig; derselbe
nntemahm im Febmar eine Heise in das Anyanga-Land, welches
nach Ansicht der Reisenden bedeutend besser als Adeli ist; es weist
grosse Dörfer mit ansgedehntem Feldbau auf und die Eingeborenen
treiben viel Viehzucht Im Mai hat Dr. Büttner eine weitere Reise
nach der nordöstlich gelegenen Landschaft Tscbautjo unternommen,
mit deren Häuptling der verstorbene Stabsarzt Dr. Wolf in nähere
Beziehung getreten war. Nach den Berichten aus dem Sommer
herrscht im ganzen Adeli-Land Ruhe und Ordnung und der bei der
Station befindliche Markt war im raschen Aufblühen begriffen. Die
Dorfhftuptlioge wetteiferten im Aufrichten der grOssten Flaggen-
stangen, um die ihnen übergebenen deutschen Flaggen daran aufzu-
hissen.
Preinierlieuteuant iioruld auf Misahühe liatte seine Tbätigkeit
vorzugsweise auf die nus durcli das Gren/ubkomiueu mit Gross-
britaunieii zugefaiieuen (lehietstbeile gericbtet und iu denselben, unter
Aufnahme genauer Routenskizzen, mehrfach Reisen unternommeu.
Von der Station der Xorddeutscben Missionsgesellachaft, Ho (S. 32)
empfint^ er einen günstigen Eindruck. Sie liegt auf einem etwa
40 m hohen Hügel, umgeben von Gartenanlagen und Versuchs-
plantagen mit Katfee nnd Kakao und unterhielt unter Anderem eine
Brieftaubenzucht. Die an und für sich gesunde Lage ist man be-
ständig bemuht, durch zweckentspreeiiende Anlagen noch zu ver-
bessern, so dass Ho später einmal als Erholungsstätte für erkrankte
Europäer in Betracht kommen kann.
Das Togogebiet war früher bis zur Grenze von Dahomey raehr-
lach von Missionaren der Basler Missionsgesellschaft und Xorddeut-
scben Mission durchzogen worden, obwohl Niemand von iliii» ii bis
in die (Jegend von Bisniarckburg kam. Dies war einem Paar Xeger-
pastoreu Hall und Clerk, von welchem der Letztere in Basel gebildet
15*
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228
Die dcutidim Kotoniea.
war, ▼oibebalten. Die in deutscher Spniche beschriebene Reise^)
giog am 15. März 1890 von Annm an der am linken Volta^
nfer liegenden Landschaft Feld ans nod führte Aber Kpandn bis
Ntschumam, wo der Negerpastor Hall wohnte. Beide logen weiter
nach Wnmpong nnd besuchten dort den Fetischpriester, einen von
Natnr gütigen Mann nnd Freund von Pfarrer Hall! Es ist Nieman-
dem erlaubt, der eine Bededning an den Fflssen trügt, sein Hans zu
betreten; doch liess er die Missionare nicht nur mit ihren Stiefeln
hinein, sondern bot ihnen sogar Sitze in seinem Hause an. Nur
Ton der Regel, dass er Niemand die Hand reicht, wollte er Iceine
Ausnahme machen. Auf die Anidage, er sei Schuld, dass die Leute
nicht Christen würden, sagte er, er wünsche von Heizen, dass die
Missionare Leute bekämen, aber das unsittliche Leben hindere die
Leute, sich zu bekehren. In der Landschaft BoSm weiter am Yolta
hinauf waren die Leute eifrig bei der Reisemte beschüftigt, ^fast
wie die Bauern in Europa*'. Morgens früh gehep die Männer auf
die Plantagen, die Frauen folgen ihnen nach, nachdem sie das Früh-
stück gekocht haben, und bleiben dort bis Abends spät, üm die
Dörfer und Städte yor Feuersbmnst und Diebstahl zu bewahren,
werden Wächter angestellt. In Apafo wurde den Missionaren
Schnaps angeboten, und Clerk beklagt, dass von Bagida aus in
die inneren Länder jetzt viel Schnaps und Schiesspuher ein-
geführt werde, so dass man im Innern diese Waaren billiger kaufen
kann, als in Akra. Ganz im Innern yerlangten die Leute oft
Schnaps und wollten den Missionaren nicht glauben, dass sie
keinen Schnaps tränken. Viele von ihnen hatten früher wahr-
scheinlich die Getränke nicht einmal gekannt, noch weniger gekostet,
doch hatten ne einen unausldschlichen Durst danach. Das Haupt-
geschäft des Apafostammes besteht im Eisenschmelzen. In Botoi,
wo Tschi bereits yerstanden wird, erboten sich viele Eingeborene,
dem Lehrer Häuser zu bauen und ihm Kinder zu schicken. In
BoSm wird allgemein Sklavenhandel getrieben. Die Stadt Worawora
ist hübsch gelegen und nach Clerks Ansicht für eine Hauptstation
geeignet. Von BoSm ging die Reise in nordüsÜicher Richtung durch
die Landschaften Oposso, wo über den übermächtigen Einüuss der
Fetischpriester geklagt wird« In dem Dorfe Epanko (dem Dipongo
in den „MittheiluDgen aus den deutschen Schutzgebieten^, UL Tal Ul)
wurde den Missionaren von den Fetischpriestem das Predigen nicht
MittbeiluDgen der Geographischen GeselUcbaft für Tbäriagen lu Jena.
Bd. CL Htfl 8 und 4.
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Togolnd.
gestattet «Am 7. Januar*, so fthrt der Bericht fort, „fiuiden wir's
ffir angezeigt, vor Allem die Deutschen an&nsnchen nnd uns Er-
lanbniss znm Predigen einzuholen; denn am Konen land Pfarrer Hall
einen von ihnen, der ihm sagte, dass wir nm die Erlanbniss zuerst
hfttten die deutsche Regierung fragen sollen. Nach einer Stunde
Gehen in Ostlicher Riditung kamen wir in das Dorf (Jege), worin
Konton wohnt. Eine halbe Stunde davon .entfernt, auf einem Berge
wehte die deutsche Flagge mitten im Hofe der Niederlassung (Bis-
marcksburg). Wir trafion einen der Deutschen dort; einer sei auf
einer Erforsehungsreise gestorben (Dr. Wolf) und ein anderer war
damals in Salaga. Der dort Angetroffene erlaubte uns, zu predigen.
Die Niederlassung bat Oberaus schOne, gesunde und trockene Lage,
die Hänser in dem viereckigen Hofe sind provisorisch und auf Pfählen
gebaut mit Grasdächem. In der Nähe haben sie 2 oder 3 Plan-
taiieii, worin Fisansf, Bananen und dergl. schön gedeihen. Jener Herr
sah sehr Irisch aus und sagte, er sei immer gesund. Die Missionare
zogen nach Salaga („eine der grössten Stiulte Westafrikas, aber auch
eine der unreinlichsten") und predigten in der Königstadt Kpambi
vor dem muhamedanischen Herrseher und seineu Aeltesten, doch
<ihne dass diese das geringste Interesse dafür gezeigt hätten. Ihr
ganzes Benehmen bei der l'redigt war, als wollten sie sagen: Was
machen diese Schwätzer!" Die Rückreise ging über Kratji auf der
linken deutschen Seite des Yolta, wo der Fetischismus wieder über-
hand nimmt, nach Auum.
In diesem Sommer ist das Hinterland nach Salaga zu durch
den Hauptmann Kling, welcher von seinem in Deutschland ver-
brachten Urlaub zurückgekehrt war, besucht worden. Nachdem die
Expedition in Begleitung des Reichskommissars a. i. Grafen Pfeil
za Anfang Juli von der Küste ins Innere aufgebrochen war,
durchzog sie zunäclist die westlichen Grenzgebiete. In Ho scbloss
sich ihr Prem.-Lieut. Herold an. Dann marschirte man weiter bis
Kj)andu in der Nähe des Grenzflusses Volta. Von hier ans kehrte
Graf Pfeil zur Küste, Lieutenant Herold nach Misahöhe zurück, wäh-
rend Hauptmann Kling weiter über Kratschi nach Sahiga marschirte,
um sich später Ostlich nach Bismarclcsburg zu wenden. Man wird
wohl nicht fehlgeben in der Annahme, dass Hauptmann Kling die
Aufgabe hat, in dem wichtigen Salaga, welches durch den deutsch-
englischen Vertrag rorlftufig neutralisirt worden ist und auf das
auch die Franzosen ihr Augenmerk gerichtet haben, die deutschen
Interessen wahrzunehmen, sowie audi die Besitamahme der angren-
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230
Die deuUcbea Kolouieu.
zendoD Gebiete dnreh die Firanzoeen thnnlicbst zu Terblndern. Was
die Beise des Grafen Pfeil Iftngs der Westgrenze nach Epandn betrifft,
Bo galt dieselbe offenbar der Regelung der versebledenen Unznträg-
licblceiten, welche sich ans den Grenzbestimmiingen des deatscb-
engliscben Vertrages in den Grenzgebieten ergeben hatten. Wsbrend
nikmlich Ton Salaga abwärts der Voltaflnss in dorchaas zweckmässiger
Weise die Grenze bildet, zieht sieh dieselbe am Unterlauf diese»
Flosses in scharfem Zickzack Aber Land nach Osten hin bis zar
Käste, so dass im Kflstengebiet beide Ufer des Volta znm englischen
Machtbereich gehöreD. So kommt es, dass das englische Eeta östlich
der VoltamfindaDg der Daturliche Hafen nnd Stapelplatz für das
deutsche Gebiet im Osten des Volta ist. Es ist in Folge dessen
nicht mehr als natürlich, dass die Stämme am deutschen Volta-Ufer
auch politisch mehr oder weniger nach Eeta hinneigen, nnd dass es
ganz besonderer Maassnahraen bedarf, um die politischen nnd Han-
delsinteressen Deutschlands dort wirksam zu vertreten. Nachdem
die Engländer, um den Handel des deutschen Voltafjebietes gauz
nach ihrer Küste zu ziehen, kürzlich auch noch die Zölle in Keta
auf ein Minimum Ijeschrünkt haben, bleibt für uns dort nichts Anderes
übrig, als lüngs unserer verschrobenen Landgrenze von der Küste
bis zum Voitu hin eine wirksame Zollgrenzt! zu ziehen, welche den
Uebergang nach bez. von dem englischen (Gebiet möglichst erschwert
und den Handel des deutschen Hinterlandes nach der dentschen
Küste lenkt. Schon iu) Interesse der deutschen Zollcinnuhmen au
der Küste ist eine solche Maassregel unvermeidluli. IVis jetzt
hat man den dün h die englischen Maassnahinen auf deutscher Seite
entstandenen beträchtlichen Ausfall au Z<»lleinnaliinen dadurch za
decken gesucht, dass man au der deutscheu Küste eine hohe Firmen-
steuer von den kaufmünuis<dien (Jeschäften erhebt. Die Folge ist,
dass sich manche Kaufleute aus dem Tngogebiete zurückziehen und
sich nach dem zollfreien enülisclieu Keta beuehen werden, wo sie das
Jlandelsübergewiclit dieses Hafens den (leutsrhen Hafen gegenüber
nur noch verstärken helfen. Auf diese Weise muss die Kntwickelung
des deutschen Togogebietes n<tth\vendig zurückgehen. Am einfachsten
würde es sicher sein, wenn die Kngländer uns auch das linke l'fer
des unteren Volta abträten gegen eine angemessene Entschädigung,
denn die Errichtunu einer Zollgrenze im afrikanischen Busch würde
für uns eine neue kostspielige Erscheinung werden. Auf das L ni-
>i< litnrifen des Schnap'^lianih'ls iu Folge dieser Verhältnisse wird
später noch eingegangen werden.
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ToKdttuL 231
Die Eweer.
Bei jeder Kolonisation in den Tropen ist die Frage nach den
Cbarakt«r-Fähigiveiten und der BUdang der Eingeborenen immer die
\\ichtigste, denn der Weisse wird immer ein Fremdling in diesem
Lande bleiben, das, wie ganz Westafrika, ein dem Europäer un-
günstiges Elima bat. Man bat dieses Land uacb einem kleinen
Volksstamm, dem Togostamme, baiaimt und ancb einen Namen ge-
wählt, der wie sonst die Ländernamen meistens, das Volk gleich za
erkennen giebt; der zutreffende Name würde Evlie- oder Epbe-
land sein.
Evheawo beissen sie in ihrer Sprache nnd Evheme würden sie
ibr Gebiet, das Land der Evbeer, nennen, wenn sie ein Bewusstsein
ihrer* Einheit hätten oder ein politisches Ganze bildeten. Allein es
scheint dem Afrikaner selten möglich, ein grosses Reich zu bilden,
es sei denn unter Fremdherrschaft oder Tyrannenherrschaft. Die
Fremdherrschaft ist den Evheern nicht nahe gekommen. Von
Tyrannenberrscbaften haben sie zwei in der Nachbarschaft, im Osten
Dahome, im Westen Asante. Diese beiden grossen Negerreiche sind
schon in früheren Zeiten und auch noch in den Zeiten der jetzt
lebenden Generation in s Evheland eiogerQckt, aber haben nicht ver-
mocht, das freie Volk sirii /u uiterwerfcn. Die Gefahr, von zwei
grösseren Nachbarn eines Tages verscblnckt zu werden, hat jedoch
die Evheer nicht veranlasst, sich zu einigen. Wobl hat es grössere
Verbände von Stämmen gegeben, in denen ein Stamm, meistens
durch kriegerische Tüchtigkeit, die Führerschaft gewonnen hatte. So
war an der Kfiste der Anglostamm die Vormacht, im Innern der
König des Pekistammes Oberhaupt vieler Stämme. Aber die grösseren
Verbftnde haben an Bedeutung verloren; das Volk lebt in seine
Stimme getrennt, und nicht einmal der einzelne Stamm ist immer
ein geschlossenes politisches Ganze. Das Band der Einheit ist
Evhogbe, d. i. die Evhesprache. Freilich auch dies nur in dem
liaasse, als die Einheit der Sprache in .einem Volke erhalten bleiben
kann, das so zerrissen ist, und das Im politischer Trennung keine
Literatur hat, welche die Spracheinheit rettet. Nicht nur der Fremd-
ling, auch der Evheer wird nicht immer leicht verstanden, wenn er
in eines andern Theil des Landes zieht Bei der Beweglichkeit der
Negervölker ist es auch nicht nur ein Sprachvolk, das den Westen
der Sklavenkflste einnimmt, lieber den Volta hinüber sind Tschi
redende Neger gedrungen, und auch mitten unter dem Volke der
Evbeer finden sich einige zerstreute Reste anderer Völker. So lebt
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Die dentaeben Kolonien.
im eigentlichen Togo ein von der Goldivüste stammender Bruchtheil
des Gavolkes. Von demselben Volive stammt die Bevölkerung der
Landsciiaft Agotime, d. i. das Land der Acjo, der Fächerpalme. Oh-
gleieh die Bewohner Evhe verstehen, hab^ii sie tloeh ins heute,
anderthalb Jahrhundert naeh ihrer Einwanderung ihre Muttersprache
das Vir beibehalten. Und in Avatime, der Landschaft, in welcher
die Station Amedscliovhe liegt, wird sogar eine Sprache geredet,
welche anzudeuten scheint, dass das Völklciu gar nirht der Vrdker-
familie angehört, welche sonst diesen Theil Afrikas bewohnt. Allein
auch hier versteht man Evhe, weiches von der überwiesenden Mehr-
zahl im Lande geredet wird und bei dem steigenden Verkehr mit
der Zeit diese kleinen Reste andcrf-r Sprachen überwindeii wird, um-
somehr, als das Evhe durch die Mission zur Schriftsprache erhoben
ist. Missionar Knüsli in seinem Wörterbuch der Evhesprachc taxirt
das Gebiet, in welchem Evhe geredet wird, auf 8—5)00 l^>uadrat-
meilen (etwa 50000 Quadratkilometer) und die Evheer auf zwei
Millionen. Das würde in dem sprachzerrissenen Afrika ein sehr
günstiges Verhältuiss sein.
Wie der Mangel einer Literatur zeigt, gehört dies Volk nicht
zu den sogenannten Kulturvölkern, aber man würde Unrecht thun,
wenn man ihm jede Kultur absprechen oder auch seinen Kulturstand
für ganz gering halten wollte. Die Mehrzalil der Evheer sind Acker-
bauer. Da das Land — ob aus Gleichgültigkeit seiner Bewohner
oder um seiner natürlichen BeschafTenheit willen, wissen wir nicht
zu sagen — arm an Vieh ist, so giebt es keine Viehzucht und auch
keinen Betrieb der Ackerwirthschaft mit Hülfe von Vieh. Der Land-
bau ist Handarbeit mit Werkzeugen, welche die "Weissen schon vor-
fanden, als sie ins Land kamen. Die Hauptfrucht ist die afrikanische
Kartoffel, der .lanis, welcher in 10 — 20 verschiedenen, auch ver-
schieden benannten Arten von dem Landmann gepflanzt wird. Da-
neben wird an der Küste Mais gepQanzt, im Innern Reis. Die Dich-
tigkeit der Bevölkerung nötliigt den Evheer noch nicht, denselben
Acker Jahr aus Jahr ein zu bestellen und mit künstlichen Mitteln
die Ertragfähigkeit zu erhalten. Er wechselt mit seinem Felde und
hat bald hier, bald dort seinen Acker. So wenig entwickelt diese
Landwirthschaft ist, so ist der Evheer doch so fleissig, dass sie ein
Volk von 2 Millionen, das in keinem ueunenswertheu Maasse Fleisch
geniesst, von den Früchten des Feldes, die seine Arbeit gewinnt,
ohne eingeführte Nahrungsmittel ernährt. Wo Wasser ist, insbeson-
dere an der Küste, liegt der Evheer auch mit seibstgefertigten
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Togolaod.
233
Netzen dem Fischfang ob, und es gilt den Eüstenbewohnern fftr eine
der Entbehrungen, die man im Binnenlande za ertragen hat, dass
man dort keine Fische hat Die Fische, welche im Handel in's
' Innere kommen nnd von den Weissen ans leicht zn errathenden
Grflnden Stinkfische genannt werden, können diesen Mangel nicht er-
setzen. Dem k(^nnen wir gleich beiffigen, dass auch der Handel
dem Evhelande nicht fehlt, welcher die Oflter des Landes nnd in
unseren Zeiten auch die Güter Europas auf den Markt bringt.
Ausser den Fischen war es schon frfiher das in der Lagune gewon-
nene Salz, welches von dem Händler in*8 Innere getragen wurde.
Jetzt kommen die iMiropäischen Güter hinzu, üeberall im Lande
giebt es Wocheumaiktc, auf welchen gekauft und verkauft wird.
Der Evheer, wie der NcjEfer überhaupt, hat eine grosse Neigung
zum Handel. Mann und Weib, Gross und Klein treiben gerne Han-
delsgeschäfte. Der Mangel an Vieh und an Gemeinsinn nothigen den
Händler freilich, die Handelswaare auf dem Kopf auf den schmalen
und nie gradlinigen Fasspfadeo in'ä Innere und vom Innern au die
Küste zn trac;en.
"Wie Laudbau und Handel, so ist auch das Handwerk vertreten.
Die Geräthe, die der Evheer gebraucht, hat er selbst hergestellt.
Die Matte, auf welcher er schläft, hat er selbst geHochten, das Kloid.
das er trägt, allerdings sehr einfach in der Arbeit, aber vollstiindiger
als man denkt, für die Festtage, liat er selbst gearbeitet. Die im
Lande wildwachsende Baumwolle spinnt der Evheer selbst, er färbt
sie, er webt sie auf seinem Webstuhl und näht die schmalen Streifen
zu einem Kleide zusammen. Auch der Topf, in dem das Weib das
Wasser holt, die Speisen kocht, die Schüssel, aus welcher der Mann
isst, sind einheimisches Fabrikat. Es giebt Städte wie Bolu, die be>
rühmt sind wegen ihrer Töpferei. Auch das Eisen, das im Lande
vorhanden, hat der Evheer bearbeitet. Bei Amedschovhe finden sich
Spuren, dass dort in früheren Zeiten in Eisen gearbeitet ist, und
aus Sandrokofi brachte Missionar Homberger an Ort und Stelle ge-
arbeitete eiserne Hacken mit
Man sieht, es ist durchaus nicht ein Volk niedrigster Kultur-
stufe und man thut Unrecht, diesem Volke, das sich selbst nfthrt,
kleidet, seine Werkzeuge bereitet und im Handel die GQter aus-
tauscht, Torzuwerfen, es sei trilge. Es ist flberhaupt ein Irrthum,
den Fleiss als die voinehmste Tugend hinzustellen, welche dem Neger
beizubringen sei. Er ist gerade so Üeissig, dass er seine Lebens-
bedilribisse befriedigen kann. Was ihm'fbhlt, smd höhere Lebens-
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234
Dia d«attcb«n Kolonien.
ziele und damit höhere Lebensbedürfnisse und dann die Kraft, diese
zu befriedigen. Die scliwache Seite des Negers ist der Mangel au
SelbstbelitTrschung. Kr kann weder gehorchen noch herrschen, am
wenigsten sicli selbst beherrschen. Soll er ein höheres Ziel erreicheu,
muss er die.se Kraft empfaii!?cii.
Dies höhere Lcl)ens/.iel luid die Kraft, demselben naclizustrobeu,
sollte U.A. die Religion einem Volke geben. Das Evhevolk ist an und
für sich niclit ohne Ht'iigioii. Ks n-thA auch in seinen iSprichwörteni
von einem höchsten Wesen, von Mawu, Das Wort bedeutet wahrschein-
lich: der Erhabeni\ Aber dieser Erhabene ist zu erhaben, als dass er
sich viel um die Menschen und diese sich viel um ihn bekümmern. In
die Lücke treten die (Heister, die Trowo, die des Ehveers ganzes
religiöses Denken ausfüllen. Die Furcht vor diesen Trowo ist die
Macht der Priester und die Last, welche auf dem Volke ruht. In
den Bekenntnissen derer, die Ciiristen werden, nimmt das Verlangen,
aus dieser Kurelit befreit und den Han<len der Priester, die sie aus-
nutzen, zu entrinnen, eine Haupt stelle ein. Diese Furrht hat aber
nur geringe oder keine sittli*:le' Wirkung: sie giebt dem Evheer keine
Maclit, Herr zu werden über sicii. Der maasslose sinnliche Genuss
jeder Art. die Zügellosigkeit, welche ein Staatsleben bereits unmög-
lich gemacht hat, und der Druck der Fetischpriester sind der
Fluch des Volks. Wer einem afrikanischen Volke höhere Lebens-
ziele in"s Herz pflanzt, die Kraft der Sellistbeherrschung und das
Vermügeu, dieäcu Zielen eutgegeu zu btrebeu, giebt, der hat es ge-
rettet.
A berglanbe.
Der Afrika-Keisende (iottlnh Ad. Krause hat der „Kr. Ztg.*"
aus Salaga folgenden von einem Schwarzen herrnlirenden Brief ge-
schickt, der in freier l ebers>"tzuut; folgeuderniaassen lautet: „Kralschi,
10. Aj>ril 18in. Ich habe die Elire, Ihnen über eine aulTallcnde
Thatsache zu bericiiten. (ior ich hier beigewohnt habe. Am 9. d. M.
starb ein gewisser .lau Bordu, worauf dessen Leichnam unter Billi-
gung des Königs und Priesters (obosomfo) von dessen Leuten herum-
getragen wurde, bis die Träger vor dem Hause einer Frau Halt
machten und diese beschuldigten, den Tod des Verstorbenen veran-
lasst zu haben. Am uiichsten Morgen wurde dieselbe auf eineu
freien Platz bei Kele, der Stadt nahe bei K rätseln, in der die ILiussa
und andere Fremde wohnen, geführt und alle Eingeborenen von
verschiedensten (tegenden, wie Ada, Awuna, Fante, Akwapem. ver-
sammelteu sich dort, um zuzuschauen. Einer der Leute (der „Ver-
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Togolaad.
285
gifter'*) ergrifT eine kleine mit Gift gefüllte KürbisflaBche und gal>
der Frau 7 Mal za trinken, bis sie starb. Als vor etwa 4 Jahren
der (Englische) Hauptmann Firminger mit Trappen nach Salaga ge-
schickt wurde, nm HekrataD anzuwerben, warnte er die Lente von
Kratschi vor Wiederholung solcher Szenen, nnd vor Kurzem that ein
deatecher Offizier, der hier war, dasselbe, gleichwohl hören sie da-
mit nicht anf. Alle wir Eingchorencn hier bitten Sie ganz ehr-
erbietig, diesen Vorfall an den deutschen Kommissar in Togo zu be-
richten. Seit sie gewarnt worden sind, haben sie etwa acht oder
zehn Leute auf diese Weise geti^dtet. Meine Ansicht geht dahin,
dass dieses Volk dieses Vergiften („odom") nicht eher anfgeben
wird, als bis der König und der Priester (oboeomfo) gefongen weg-
geführt und einige Jahre ins Gefängniss geworfen werden.* Herr
Kranse schreibt dazn: „Soweit der Brief, den ich an das Kaiserlich
Dentsehe Komniissariat für Togo in Aneho flbersandt habe. Der ge-
schilderte Vor&li ist nicht etwa «nzelstehend. In vielen Gegenden
Afrikas herrscht unter den Heiden der Aberglaube, dasa der Tod
eines Mensehen durch die Schuld eines anderen eintrete. Um den
Schuldigen zu ermitteln, wird der Leichnam herumgetragen, der an-
geblich vor der Hatte des Schuldigen zu verstehen giebt, dass hier
der wohnt, welcher ihm das Leben geraubt Er wird dann angeklagt,
und wie man in Europa zum Angeklagten sagt, wir kOnnen es dir
nicht beweisen, aber wenn du es nicht gewesen bist, so bringe einen
Alibi-Beweis, so sagt man in Afrika zu ihm: trinke dieses Gift,
wenn da es nicht gewesen bist» wird es dir nichts schaden. Es ist
begreiflich, dass kein Mensch sicher ist, ob nicht im nftchsen Augen-
blick ein Todter vor seinem Hause Halt machen wird: ist er reich,
so verliert er sein Eigenthum, indem er den Vergifter erkauft, ist
er arm, sdn Leben. Besonders in den Gebirgsgegenden im nörd-
lichen deutschon Togo-Gebiet herrscht diese grausame Sitte des Gift-
trinkens. Vor einigen Jahren wurde selbst idi, nOrdlich von
Atakpame, mit demselben bedroht. Die Entvölkerung der erwähnten
Gebirgsgegenden hat in erster Reihe in dieser Sitte ihren Grund. Jeder
Angekhigte muss seine Unschuld dadurch beweisen, dass er Gift ver-
tragen kann. Möge die deutsche Regierung bald diesem Unfuge Einhalt
thun, der im benachbarten englischen Gebiete streng bestraft wird>
Die Verwaltung.
Ffir das Togogobiet ist leider noch nicht in der Weise wie in
Kamerun ein stfindiger Gouverneur ernannt, obwohl dies auch hier
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236
Di« d«ntteb«ii Kolonien.
dringend oothwendig wird, da das Schutzgebiet trotz seiner Kleinheit
and geringen hafenlosen Kftstenansdehnnng sich recht zufrieden-
stellend entwickelt Von neuen Verordnungen ist erwShnenswertb,
dass seit dem 1. Juli 1891 jede in Togo bestehende Firma, weldie
Import- und Exporthandel treibt, eine Jahresabgabe zu entrichten hat
welche auf 1000 M. für die Firma, welche nur eine Niederlassung
' besitzt, normirt ist. Finnen, welche mehrere Handelsniederlassungen
im Sehntzgebiete haben, haben Ar eine der letzteren 1000 M., för
jede weitere Zweigniederlassung 500 M. zu hinterlegen Die ver-
besserte Verordnung zum Zwecke der Aufstellung einer Ein- und
Ausfuhrstatistik (vom 15. Juni 1891) hat einen sehr praktischen
Werth. Danach betrug in dem Etatjahr 1889/90 der Werth sfimmt-
lieber eingeführter Waaren etwa 1680000 H.; im ersten Halbjahr
des Etatsjahres 1890/91 (vom 1. April bis 80. September 1890)
etwa 533022,14 M. Der Werth der Ansfahr ist noch nicht sicher
zu bestimmen, da erst die AusfahrziiTern ffir das ganze Jahr abge-
wartet werden mfissen. — Als noth wendig stellt sich der Bau eines
Krankenhauses heraus, für welches Stahsarzt Dr. Wicke wahrend
seines Aufenthalts in Deutschland im Sommer lebhaft eingetreten
ist. Die Zahl der weissen Patienten, welche die Hülfe des deutschen
Resierungsarztes in Anspruch nehmen, beträgt durschschnittlich etwa
130 bis 150. Dr. Wicke ist ferner erfolfjjeich für Verbesserungen in
der Gesundheitspflege eingetreten. Es sind neue gesunde Wohnungen
entstanden, es wird mehr auf gute abwechselnde Kost und gesundheits-
dienliche (ii'triirike Rücksicht gcnnmnien, man hat. worauf Dr. Wicke
grossen "Werth legt, mit Anlage von kleinen Gärten begonnen, die frische
(4emüse liefern, und hat durch Erbauung von Regenwasser-Zisternen
die Wasserversorgung gebessert. Die Folgen dieser Maassnahmen
haben sich bereits in einem erfreulichen Rückgang der Sterblichkoits-
zitTer gezeigt. Einige Schwierigkeiten hat aber nun doch die Unter-
bringung derjenigen Schwerkranken gemacht, welche von fernen
Niederlassungen nach Klein -Popo, dem Wohnsitze des Dr. Wicke,
gebracht wurden. Dr. Wicke hält es daher für dringend nöthig,
dass lialdigst ffir Togo ein Krankenhaus in Klein-Popo erbaut wird.
Anch die Einrichtnng einer Schule dürfte sich ebenfalls bald als notb-
wendig heransstellen. — Die Uerstelinng brauchbarer Landstrasseo,
eines der wichtigsten Erfordernisse von Kolonien, wie die Geschichte
der Goldküste zeigt, verlangt grössere Mittel, als die Kolonie
augenblicklich aufbringen kann, aber man sollte anch hier thfttig
eingreifen im Interesse des Handels und PUntagenbans.
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Togolud.
237
Es fragt sich nur, von welchem Punkte der Eflste ans mit der
Anlage von Wegen begonnen werden soll. Denn wenn man von
Westen naeh Osten geht, so folgen einander die Ansiedlongen Lome,
Bagida, Porto Segnro, Anehö (Kl. Popo) nnd dleht an der franzG-
sisehen Grenae, etwas von der Eflste entfernt^ Sebbe, wo das Kaiser-
liche Kommissariat seinen Sitz hat Hinter dem ganzen Kostenstrich
liegt eine bald sehmalere, bald breitere Lagnne, welche in dem
sogenannten Togo-See ihre gritaste Ausdehnung hat, und es mfisste
naturgemäss von der Ansiedlung, die den grOssten Handel hat und
am gflnstigsten an der Kfiste üegt, der Ausgangspunkt genommen
werden.
Der Schnapshandel.
Die neuesten Zifiem Aber die Sdmapseinfnhr lassen die HolT-
mmg aufkommen, dass der Höhepunkt dieses bedenklichen Handels
schon erreicht worden ist und allmfthlich eine Abnahme stattfindet.
Vom 1. April 1889 bis 81. Hftrz 1890 hatte die Schnapseinfuhr für
die kurae Togokfiste die hat unglaubliche Hohe von 2 458751 1
erreicht Die Einfuhr yom 1. Januar bis 15. Hftrz 1026 000 l
war besonders hoch, da vom letzteren Datum die Uebereinknnft
zwischen Deutschland und Frankreich über die EinfQhmng eines
Zollsystems in den beiderBeitigen Gebieten an der Sklaveokflste in
Kraft trat, wodurch die Schnapseinfnhr bedeutend hoher als früher
besteuert wurde. Die Englftnder hatten sich frOher mehrfach über
den Schmuggel beklagt, welcher Ton Togo nach der Goldkfisten-
Kolonie, wo die Schnapszölle höher waren, stattfand, und griffen
nun zu einem geradezu verzweifelten Mittel, um die Deutschen lahm
ZV legen. Es wurde ein neuer Zolltarif an der Goldkfiste eiogefflhrt,
welcher die Einfuhr westlich vom Yolta sehr stark besteuerte, das
Land zwischen dem Flusse und dem deutschen Gebiete dagegen fast
steuerfrei liess. Der Tarif trat mit dem 1. Mal 1890 in Kraft nnd
die deutschen, Schnaps importirenden Kaufleute der Togokflste sahen
sich plötzlich im Besitze riesiger Qnantilftten Waaren. Ein grosser
Theil des*durch das deutsch-englische Abkommen deutsch gewordenen
Togogebietes liegt bekanntlich dicht hinter der englischen Kflste. Da
natorlich eine Zollgrenze hier nicht leicht eingefflhrt werden kann, so
strömte der ganz billige Schnaps von dem englischen Keta in das
Land hinein. Die Folge dieser direkt gegen die Deutschen gerich-
teten ZoUverordnuDg war, dass die deutsche Einfuhr m Togo sank;
sie betrug vom 1. April 1890 bis zum 81. Mftrz 1891 nur 541221 1,
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238
Die deolMlien Kolonien.
niid uaturgeinäss zeigte «las t'rste VierttMjalir die scliwächste Einfiilir,
(33 718 1. Im letzten Vierteljahr ist die Einfuhr allerdi[i2;s wieder
auf 2 KM 1-2 1 gestiegen. Vom 1. April 1891 bis 30. Juni 1891
hat die Srliiiaps»Miifuhr dii- Hrdie von ll'>217 1 erreicht, was also
im Jahre 450000 1 ergeben (lürlt»'. Wenn nnn also in der deutstdion
Togo-Kolonie die ScLnapseintuhr eingeschränkt worden ist, so hat
das englische Keta dagegen riesige Massen Schnaps eingeführt. Im
Vierteljahr Juli bis September 1890 wurden in Togo nur 9G943 1
eingeführt, in die (loldküste dagegen in derselben Zeit fast eine
Alillion. In der englischen Goldküsten-Kolonie hat die Hegiening
im Jahre 1891 für 793 Vollmachten zum Branntweinverkauf etwa
44 300 M. eingenommen. In Keta, welches mit nächster Umgebung
etwa 4000 Einwohner zählt, sind 40 Branntweiuschänken aufgethan!
Nach diesem Resultat »oll man uns füglich mit dem Gerede von der
Kolouial-Erbweisheit der Engländer verschonen, wie aoch uieniand
mehr sie ernst nehmen wird, wenn sie sieh über die Sehnapseinfukr
nach den deutschen Kolonien sittlich entrüsten. Beklagenswert)!
bleibt es dabei im höchsten Grade, dass durch solche Zoll kämpfe
ein afrikanisches V'oik moralisch und körperlich za leiden hat, uud
dass es nicht ermöglicht zu werden scheint, eine Eiaignng in der Weise
lierboizuführen, dass die Zollsätze gleichmässig za einer fast pro-
hibitiven ÜObe gesteigert werden.
Plantagen bau.
Die Versuche der Deutschen Togo- Gesellschaft, welche Tabak
and Baumwolle kolUvireii wollte, sind zwar misslnngen, aber da
diesem Unternehmen wegen der Aaswahl der ersten Anlage von
vornherein kein zu gunstiges Prognostikon gestellt werden konnte,
80 hat dieser Misserfolg weiter keine Bedeutung. Viel wichtiger
sind die Versuche an der Küste, zumal wenn die Produkte der dort
angelegten BaamwoU-, Kakao- und KatVeeplantagen konkurrenzfähig
sind. In grösserem Maasse wird das in Togo nur möglich sein,
wenn der Eingeborene «Ii -e neue Kultur aufnimmt und zwar, wenn
er sie freiwillig und für sich betreibt. Eine Plantagenwirthschaft
mit earopäischem Personal in der Leitung und Beaufsichtigung
w inl immer sehr grosse Unkosten haben in einem Lande, in welchem
eiu Europäer jeder Stellung, wie allgemein angenommen wird, für
das baaro Leben ohne Wohnunn, Kleidung. Reisen, Verdienst, 2000 M.-
jährlich brancbt. Die Znkanft des Landes wird davon abhängen,
ob anter eärop&ischer Anregnng der Eweer selbst grosserem Arbeits-
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DentoelfS&dwMt-Afnka.
239
Inst, Geschick ood Unternehmniigegeist bekommt, woftr die Ane-
siohten günstig sind. Ueber das Gedeihen der BaamwoUe im Togo-
gebiet kann im allgemeinen kein Zweifel sein; dieselbe wurde während
der Jahre 1865 bis 1870 von den Eingeborenen in grosseren Mengen
knltivirt und von den Fremden gekauft, gereinigt and exportirt.
Bei den hohen Preisen, die wfthrend der Zeit des nordamerikanischen
Bürgerkrieges gezahlt wurden, legte sich Alles in dem Haasse auf
die BanmwoUkaltnr, dass darfiber selbst das Anpflanzen von Lebens-
mitteln' versäumt wurde. Als der Baumwollenkrach kam, war die
Baumwolle unverkäuflich. Die Eingeborenen hatten weder Geld noch
Lebensmittel, es brach eine grosse Hnngersnoth aus und die Häupt-
linge beschlossen, keine weitere Baumwolle zu pflanzen. Es hat
daher jetzt einige Mflhe gekostet, die Häuptlinge zu neuen ratio-
nellen Versuchen zu veranlassen. Von Seiten des Auswärtigen Amtes
ist ein Pflanzer Goldberg hinausgeschickt worden, welcher die
bereits an mehreren Stellen angelegten Versachsfelder für Baumwolle
untersudite, in Ordnang bringen liess und neue anlegte. Es wird
wird sich dabei ergeben, welche Arten von Baumwolle fQr die Kultur
die geeignetsten sind, wann die beste Zeit der Saat ist, und ob die
Pflanzen jährlich neu gepflanzt werden mflssen oder ob sie perennirend
gehalten werden können. Es ist Herrn Goldberg gelangen, unter den
Eingeborenen der Küste reges Interesse für die Kultur der Kokospalme,
die bislang wenig angepflanzt wurde, wachzurufen. Es sind bisher
etwa 25000 Bäume gepflanzt; etwa 50000 Bäume sollen im nächsten
Jahre eingesetzt werden, so dass nach Ablauf einiger Jahre ein
reicher und bedeatender Kopra«Ezport in Aussicht steht. 0ie Ein-
geborenen beschäftigen sich auch bereits mit der Ankm^e von Kaffee-
plantagen; so zählt die unter Goldberg*s Anleitung von einem
Mulatten d'Almeida angelegte Kaffeepflanzuog der Liberia-Sorte
bereits etwa 50000 Pflanzen, von denen etwa 3000 Stück schon in
regelmässigen Abständen vorschriftsmässig versetzt sind.
Deutsch - SfldWMt- Afrika,
Die Verhältnisse in Südwest-Afrika sind nach wie vor wenig
erfreolioh, da die kaiserliche Regieruug hier die Politik des Ab-
Wartens noch- weiter befolgt, und von privater Seite wenig mehr als
Vorbereitungen für spätere UuternebmuDgen geschaffen sind. Mau
hat von vielen Seiten die einzige Hoffnung für das Schutzgebiet auf
das Zuätaudekommen der neuen Gesellschaft gesetzt und der Reichs-
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240
Di« dentiehw KoloBiw.
kaazlor Iiat im Frfilgahr auf ein Veraacbqahr angespielt, obwohl es doch
fraglos ist, daas Sfidwest-Afrika, in welchem die Bhelnische Mission seit
langen Jahren thfttig ist nnd an mehreren Stellen bereits Gmndlagen
für die spfttere Gntwicklnng gesdiaffen aind (es zfthlte am 1. Januar
539 Europäer), anch ohne besondere Hülfe Ton anssen weiter vor-
wärts kommen wird. Wir gehdren aber keineswegs ra denen, welche
das Schntzgebiet ans sich selbst herans sich entwickeln sehen
möchten, da die Kapkolonie nnd die englischen Konzessionäre nns
sonst schrittweise Terdrängen würden, sondern wir meinen, anf die
Kenntniss des Landes nns. stätzend, dass mit allen Mitteln, von
Seiten der Regierung nnd Privaten eingelegt werden mnss, nm dieses
Land, Ober dessen Vorzfige nnd Nachtheile die Verhandinngen im
Reichstage genügendes Licht verbreitet haben, za halten. Die
Schwierigkeiten sind gross, aucli nach der politischen Seite hin, denn
es tanelien immer wieder die Ansprüche von Eimlandern auf, wie
auch die Kapkolonie in der Frage der Abgrenzung der Walliscbbai
uiciit im Geringsten nachzugeben gewillt ist.
Englische Anspräche.
In dem deutsch -(.nglischen Abkommen vom 1. Juli 1890 war
eine neue Festsetzung der Südgrenze des britischen Wallischbai-Ge-
biet<\s in Aussicht genommen und zugleich eine Frist vou zwei
Jahren bestimmt, innerhalb deren eine Vereinbarung über die Ab-
grenzung versucht, andernfalls die Sache einetii S< hiedsgericht über-
geben werden sollte. Von Seiten der ^Deutsdien Kolonialgesellschaft
für Südwest-Afrika'* war im Oktober v. J. eine Eingabe an die
Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amtes gerichtet worden, welche
den Stand der Angelegenheit genauer darlegt. Wie aus dem Be-
richt der Gesellschaft über das letzte am 31. März 1891 abgelaufene
Geschäftsjahr erhellt, beündet sich aber die Frage immer noch in der
Schwebe, und es scheint auch kaum Aussicht vorhanden, dass sie
anf dem Wege beiderseitiger Vereinbamng ihre Lösung finden wird.
Da auch vorläufig gar keine Hoft'nuug .vorhanden ist, dass die Kap-
kolonie WaUischbai aufgeben wird, so sollte man alle Versuche
machen, einen neuen Hafen entweder zu finden oder anzulegen, denn
in wenigen Jahren werden wir doch voraussichtlich eine regel-
mässige Dampferverbmdnng zwischen Dentschland nnd unserem
Schutzgebiete haben.
Dann aber waren mehrere englische Gesellschaften oder viel-
mehr Syndikate, die Anglo- German Territories Company, llines
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Dentsek-Sadwett-Afrfk«
241
CoDtract Company, Kharas Koma Syndicate, Otyraakoko Syndicate
n. s. w., welch' letztere sich auf die bekannte Geueralkonzession des
R. Lewis stützt, Iiervorgetreten und suchten die deutsche Regiemiig
zur AnerkennuDg ihrer Eonzessionen zn drängen. Soweit Lewis sieh
bemühte, zwei bestimmte Untemehmaogen, den Abbaa der Ebony- Qud
der Otavi-Mine, fortzuführen, bewegte er sich früher in rechtmässigen
Bahnen. Seine Rechte auf diese Minen sind von deutscher Seite bis
jetzt noch nicht bestritten worden. Anders steht es mit seiaem An-
spruch auf das aassehliessliche Recht anf die Gewinnung von Mine-
ralien in ganz Damaraland. Dieser Anspruch greift in die Rechte der
Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwest- Afrika ein und wird von
dieser bestritten. Der Lewis'sche Titel ist eine Urkunde, die erst
mehrere Jahre nach dem Datum, das sie trägt, an's Tagesücht ge-
kommen ist Die angeblichen Aussteller, der nunmehr zu seinen
Vätern versammelte Kamaherero und ein Theil seiner Hathsleute,
iiaben sieh zu ihr nur während der Tage, wo die Lewis'sche Agitation
gegen die deutsche Schutzherrschaft den HAhepunkt erreicht hatte,
bekannt. Vorher wussten sie nichts von ihrer Existenz und nachher,
nachdem der Bausch des von Lewis ausgeschenkten Branntweins
verflogen war, gaben sie zu, dass hier eine freche Fälschung vorliegt.
Der Beichsanzeiger vom 3. April hat in folgender Weise sich zur
Sache aasgelassen:
•hl dar «agUidMa Pnaao iit nraerding« wiejderiioU von gwviina Koiit«Mioa«n
die Rede gewesen, die der Englliider Robert Lewis von dea Hereros «^itlten zu
haben behauptet. Es wurde ausgerübrt, d&ss auf Orund dieser Konzessionen da«
ausschliessliche Recht zum Betriebe des Bergbaues und zur Anlegung von Kisen-
bahnea in Damaraland ihm oder seinen Rechtsnachfolgern zustehe, und dass die
iroD der Xdserlichen Regierung untemomiDeae Regelung dei Bergwetene In rad-
weatefrikaiitoebeB SeJiatigebiel der recbtUehen ChrundUige entb^rt liabe, iaeofem aie
dme Berücksichtigung aeiner Konzessionen erfolgt sei. Demgegenöber ist zu be*
merken, dus'*, selbst wenn dio Darstellung des Robert Lewis von den Vorgängen,
die zur Ertheilunt; der Konzessionen geführt haben sollou, richtig wäre — was in-
dessen nicht zugegeben wird — , von einer Anerkennung rechtlicher Wirkungen
dienr Komaaatonen durch die Kaiaeriiehe Regierung inioweit keine Rede aein
kann, a]a die BrUieilnng an Robert Lewis als ein Akt politiaeher Agitation
anzusehen ist, der mit seiner Aufwiegelun^r gegen die Befestigung der deutschen
Herrschaft innerhalb eines international anerkannten deutschen EinSussgebietes in
engstem Zusammenhang stand. I.,ewis ist wegen dieser Aufwiegelung aus dem
Schutzgebiet ausgewiesen worden. £in derartiger der Kaiserlichen Regierung
gegenüber feindliefaer politiaeher Akt kann niemals als geeignet an-
erkannt werden, nm Privatrecbte an befrAnden, die anf ihren
Sehntx Anaproeh iiitten.*
Was die Znlassnng der anderen englischen Syndikate anbetrifft,
Koloafales JataiMieh UM. Ig
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242
Di« dealtcheB Koloiiieii.
so hat der Kolonialratli, um <;tnvi>üen Eventaalitäteu vorzabeugeii
(sielie S. 209). die Normen aufgestellt, welche für die alltjenieiiie
Praxis ausrei<-hen, aber eine Eutscheiduog über die Einzeifragea
oatürlicb oicbt tretTen könneD.
Die Verwaltung.
Ans dem Vorlicigehcnden ergiebt sich, dass heute der Schwerpunkt
der südwestafrikanischen Frage nicht in dem Sehntzgebiet, sondern
in Berlin lieiit, wo gewissermaasseu erst die Vorbediiiijnngen für ein
weiteres Vorgehen gescliaffen werden sollen. I);ihri erklärt sich
aueu das Hinau.sschieben der Erledigang der Konzessionen der eng-
lischen und anderen Gesellschaften. Denn es bedarf einer geordneten
Verwaltung, um z. II die Ansprüche der Engländer auf ihr richtiges
Maass znrückzuführeti, und eine Art Steuersystem einzurichten, welche
übrigens einen grossen Theil der Kosten des Schutzgebietes jetzt schon
decken würden, mit einem Worte, eine gewisse Organisation wie in
den anderen Kolonien einzuführen. Aber leider ist selbst die äusserliche
Vertretnng der Reichsgewalt in Südwestafrika immer mehr zusammen-
geschrumpft. Es giebt zur Zeit weder einen Reichskommissar, da
Dr. Goering nicht wieder in das Schutzgebiet geschickt worden ist,
noch einen Vorsteher der Bergbehörde dort, vielmehr siod die Amts-
befuguisse Beider dem Befehlshaber der Schutztroppe, Hauptmann
V. Franvnis, übertragen worden, der in dem Schutzgebiet somit
die Autorität dreier höchster Reicbsbeaniter in seiner Person ver-
einigt. An diesen Verhältnissen ist wenig dadurch geändert worden,
dass man dem Kommissariat einen Regiemngs-Assessor beigab, denn
dies Belassen der Verwaltung in einem provisorischen Zustande in
einer Zeit, da das Schutzgebiet sich in einer bedeutsamen Erisis
helindet, hat grosse Bedenken. Immerhin haben v. Franko i 8 und
der Kanzler Xels in schwierigen Lagen sich zu halten verstanden
nnd einige bemerkenswerthe Verordnungen erlassen. Einmal ist es
verboten worden, Berg-Daniarns oder andere Eingeboreue des Schatz-
gebietes anzuwerben nnd als Arbeiter ans dem Schutzgebiete anszu-
ffibren oder dieselben zur Auswanderung zu veranlassen. Da die
Eingeborenen nomadenartig mit ihrem Vieh umherziehen nnd die-
jenigen Stellen zeitweise besetzen, an denen sich gerade Wasser nnd
Futter vorfindet, so kommt es nicht selten vor, dass die Karawanen
auf den :im liäufigsten befahrenen und zu förmlichen Strassen aus-
gebildeten Linien plötzlich sogenannte Viehposten vortinden, d. h.
eingeborene Hirten mit den ihrer Aufsicht anvertrauten Herden, üm
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Deatseh-Sadwest-Afrika.
24a
nan solche Verspercang der gangbaren Strassen zu. veiiiindeni, hat
der kaiserliehe Kommissar ferner eine Verordnong betreffend die Frei-
haltong der Strassen nach Walfischbai erlassen. Dieselbe geht dahin, die
Strassen von Klein-Barmen nnd Omanira nach der Walfischbai für
den Frachtverkehr von Viehposten freizuhalten. Zn gleicher Zeit
hat der kaiseriiche Kommissar eine Verordnnng erlassen, nach welcher
die Frachtfiihrer von nnd nach Walfischbai mit drei Frachtscheinen
verseben sein müssen, auf welchen die Art dör verfrachteten Sachen
genan angegeben ist/ Die Haassregel ist offenbar bestimmt, dem
Einschmuggeln ilnerlanbter Waaren an begegnen. Ein Fraehtsehein
ist, wie überall, für den Fiacht&hier nnd seinen Auftraggeber be-
stimmt. Der zweite Fraehtsehein ist ffir die dem Wagen begegnende
Patrouille oder den Trappenposten, bei welchem der Frachtfahrer
vorbeifährt. Der dritte ist für das Kommissariat in Otjimbingue.
Die rnterlassuug der Absendung eines Frachtschciiies au das letztere
wird mit Haft bis zu 14 Tagen oder 100 M. Geldstrafe bestraft.
Aber noch ist nicht der geringste Schritt zu einem organisa-
torischen Vnigchen geschehen, obwohl <his Beispiel der Englander
• in Betsciiuanaland so nahe liegt, welche allerdings unter Aufwendung
von bedeutenden Mitteln etwas gesrhatTen haben. Auf die jetzige
Weise kommen wir aus der Krise nicht heraus; die Unternehmer
verlangen urösseren Schutz, die Regierung will aber erst den Schutz
bewilligen, wenn etwas mehr zum Beschiitztwerden da ist als einige
Missionare, die mit den Eingeborencu stets friedlich ausgekommen
sind und den geringsten Anspruch auf Schutz machen, oder die
wenigen Händler, — und vielleicht die Schutztrappe I
Die Schutztruppe.
Die Schatztruppe bat sich vielfach im Lande nmgeseben;
von Tsaobis ist sie nach Windhoek gezogen und hat dort grössere
Bauten, sowohl auf Gross- als in Klein-Windhoek je eine Kaserne,
errichtet, welche andeuten, dass sie dort langer zu bleiben beab-
sichtigt. Der Sitz des Kommissariats ist eben&Us dorthin verlegt
worden. Windhoek war früher Wohnsitz ton Jan Jonker und Jan
Afrikaner, aber seit dem Tode beider verlassen. Das Gebiet
hat mancherlei Vorzfige, es ist quellen- und grasreich und recht
gesund. Lieutenant v. Fran^ois schätzt das hier gelegene, ffir
Wollschaf- und Pferdezucht geeignete Terrain auf etwa 22500 qkm;
Wasserplfitze sind in genOgeoder Zahl vorhanden und liefern der
SchStzung nach das ganze Jahr hindurch 5000 cbm Wasser, tftglich
IG*
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244
Dto dwtfdMD Koloniaii.
soviel wie fOr 5000000 Schafe erfordorlieh siod. IfiUionen Tonnen
Wasser Tersickern aber, nnd es bedarf hier noeh besonderer Anlagen,
nm dies za ▼eiliiBdeni. In sfidwestUeher Riehtoog von Windhoek,
m Gross-Hensis, Ist ebenfoUs eoie Kaserne der Schntztmppe eibant
Hauptmann t. FranQois brach am 1. Deaember naeh O^yzon-
dynpa, dem fibgeborenennamen fOr den Waterberg, anf, wnrde von
den Siageborenen gnt empfingen nnd besoehte das Ovamboland.
Am 20. April nahm er Ton Windhoek den Weg Iber O^ikango,
Omamm, TiMuibis naeh OtjimbiDgne, das Land auf seoMn Koloni-
sationswMth intersaebend. Besonders intevsssaat sind die Beobach-
tungen über die warmeo Oellen, welche anf einer Toa Sidoat nach
Nordwest gerichteten Linie liegen, welche parallel zur Kflste Ter-
Unit Die MSchtigkeit der Quellen untereinaader yerg^idien ist
ziemlich gleich. Am stärksten sind wohl die Qaelien bei Gross-
Windhoek, deren Temperatur anch die hOchste ist, so warm, dass
man Eier darin kochen kann, was in den anderen Quellen nicht der
Fall ist. Die nördlicheren Quellen verlieren mit der Entfernung von
Gross-Windhoek stetig an Temperatur. Das Wasser der Quellen
schmeckt etwas nach Schwefel, ist aber abgekühlt für Menschen und
Vieh geniessbar.
Lieutenant v. Franc ois reiste Mitte Dezember nach Tsaobis
(Wilhelmsveste), welche in guter Ordnung gefunden wurde. Die
Ernte im Garten hatte alle Erwartungen übertroffen. Mais, dessen
• Kolben 600 bis 700 Körner zählten, und die verschiedensten Kohl-
nnd Melonenarten standen vorzüglich. Von dort marschirte er nach
Waltischbai, zurück über Tsaobis naeh WMndhoek nnd unternahm
im März mit seinem zum Besuch dort befindlichen Bruder Major
▼ on FranQois nnd dem der Schntztruppe attachirten Lieutenant
V. Bülow eine Rekognoszimng nach Homkranz zu Hendrik Witboy*)
und dann nach Rehoboth, der Ansiedlung der deatBchfrenndlichen
Bastards. Die Bastards von Rehoboth sind nach seiner Ansicht
entschieden das beste Element im Lande, sie sind als Viehzüchter
und Ackerbauer besser wie die Herero und Bergdamara, als Arbiter
*) Die Frage, ot» er sich nicht unter deatochen Schnts stellen werde, hesnt-
wortete Witboy siemlich kars, dass ihm das nicht einfiele nnd wsmin nnd wie der
deutsche Schutz überhaupt geübt werde. Als ihm nun Major von Fran^ois des
Längeren auseinandersetzte, dass <lcr !^ohuiz zufolge von Staatsverträgen ausgeültt
werde, dass dt^rselbe namentlich bezwecke, den Eingeborenen die Vortheile der
Kultur zu/.ufübreu, sie vor (iewalttbätigkeit weisser ilüudler und Ansiedler, vor
unberechtigter £inwanderung u. s. w. sn schätzen — meinte Hendrik, er wolle erst
einnnl solche Vortheile und Gefahren abwarten und sich danach spiter entsehKessen.
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Deutsob'SädwMt-Alriluu
245
für alle Zwecke zu benotseo, TOitieff liehe Fraditfidiier, vermittalo
4ie Nacbriobten im Lande and sind ftgsame UDteithanen. Her-
roanna vaa Wyk, der EapitSn, ist der richtige DoifBChalze, eine
jDftditige, knochige, schon etwas gebückte Gestalt, ehrlich nnd ge-
recht. Er ist Eapitftn seit 1868 nnd hat in demselben Jahre die
Bastards Ober den Ora^je nach Bethanien nnd 1872 in ihre jetzigen
Wohnsitze um Behoboth gefl&hrt Der Unterkapitftn Willem Koop«
mann ist geistig geweckt nnd energisch, doch ist ihm sein Vertreter
Hans Diergaard weit überlegen. Magistrat ist Dirk Yan Wyk,
welcher früher in englischen Diensten den Eoranna-Erieg mitgemacht
hat Als Szerziermeister ist er dnroh Carolns, einen früheren Treiber
von der Sehutttmppe, ersetzt worden, da den Bastards das dentsche
Exerzieren besser gel&llt. Drillmeister beim Ezerziersn ist Schmidt,
4er früher als ünterofEzier bei der Schntztmppe gestanden hat Die
Spaltung in die deutsche, in die ens^ische und die Unahhftngigkeits-
parte! besteht noch immer; doch werden diese Parteiungen, die übrigens
bei dem friedlichen, auf Erwerb gerichteten Sinne der Bastards wenig
zu sagen haben, bsld beseitigt sein. Die deutsche Psrtei, an deren
Spitze Haas Diergaard steht^ wünscht in den UaterthsMeaverband
des Deutschen Reiches aulgenonuDen zu werden. — Die Bastards,
Mischlinge von Europüem mit Hottentottenfrauen, hatten uiaprünglich
ihren Sitz hauptsüdilich im Bereiche der Eapkolonle, sie wurden
dort von den Boren und von den Eingeborenen hart bedrüagt und
von den Hottentotten geschä^, fanden aber trotz vielCacher Be-
schwerden und Antrüge bei der Eap-Begierang keinen Schatz; sie
wanderten daher nordwärts aas. Die Bastards folgten suent in
kleinen Truppe den sich nordwärts wendenden Hottentotten; ihre
grüsste Eolonie bildete aich dann am Westrande der Ealahari. Später
folgte aus Eaplaad eine Auswanderung in grOaseren Maaawtahe
unter Führung des Missionars Heidtmann; von diesen Leuten wurde
Behoboth und Grootfontain gegründet Einaalne kleinere Baalard-
gruppen sind unter den Hottentotten zerstreut; im ganzen rechnet
man ihre Zahl in Namaqualand auf SOOO unter vier HäuptUngen
(Eapitünen). Behoboth hat etwa 600 bia 800 Einwohner.
Herero und üottentotten.
Unter den Machtverhältnissen der Vülkerstämme sind einige
Verschiebungen vor sich gegangen, über deren Tragweite man sich
heute noch nicht recht klar ist Der alte Eamahersro ist am 7. Sep-
tember 1890 geatorben, aber sein Sohn Samuel hat weder die
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246
Die dtataebett Ko1oni«ii.
Energie noch die Klutrheit meines Vaters cjeerbt, so (his< die Leut«' um
üendrik Witlioy kühner als je wurden. Hendrik Witbdv hat im
Frühjahr mehrere Mal mit den llerero gekämpft, sogar um Oiyim-
bing\ie, das erste Mal ist er gesehlagen worden und hat si(?h zurück-
gezogen, dann aber ist er wieder erschienen und iiat ihnen grosse-
Mengen von Vieh abgenommen. Das sind Zustfmde. die ihres
Gleichen nicht haben, dass nämlieh mitten im Sehutzgebiet-' einer
europäischen Grossmacht, auf weldiem sieh eine sogenannte Sehntz-
truppc befindet, die ansässigen J-eute keinen Schutz finden und in
oftenetn Kampfe von faulem Gesindel beraubt werden können.
Hendrik Witboy und seine Hottentotten haben sich noch niemals
wohler befunden als unter der deutsehen ..Herrschaft". Die Herero
siüd dadurch veranlasst worden, sich nach Norden zu ziehen, die
VOM ihnen iime gehabten \Veidepunkte aufgebend. Oh dieser Auszug
andauernd sein und nun auch Otyimbingue verlassen werden wird^
ist noch nicht zu erkennen, aber sicher ist, dass viele Wasserstellen
des mittleren Theiles des Srhut/gebietes verlassen sind. Ein Theil
der Herero hat dann die Gegend von Waterberg besetzt, ebenso wie
die Gegend von dort bis Grootfontein. Sie haben die dort ansässigen
Buschleute und Bei^damara theils getödtet, theils vertrieben. Dieses
Zurückweichen der Herero, welche sich in Bezug auf den deutschen
Schutz uegcii die Hottentotten getäuscht haben, ist gewisseni aa^sen
ein negati\er Erfolg der Schutztruppe, der aber unter rmstaiiti-ii
ziemlich hoch anzuschlagen ist, da hier der deutschen Einwanderung
einige Aussieht crölTnet werden könnte, zumal die Hottentotten nicht
stark genug sind, die Plätze zu besetzen. Das frei gewordene (Ge-
biet, zwischen Nania(|na-Land und Damara-Land gelegen, oder etwa
zwischen dem Khantlusse und Kui-^ib, wird als für Viehzucht in
grövsserem Maassstabe geeignet bescliriel)en. Diese Gebirgslandschaft,
etwa 800 Quadratkilometer umfassend, ist mit Buschsavanne be-
standen, ohne fliessende («ewässer, aber mit Grundwasser und
Quellen, und klimatisch günstig. Wenig versprechend für Ackerbau,
ist das Eaud ausgezeichnet für Viehzucht. Da die Arbeitslöhne hoch
sind, würde man nur die Ansiedelung von Familien befürworten
können, bei welchen einige Mitglieder im Stande sind, die Arbeiter
zu ersetzen. Die Familien müssen gut beleumundet sein und üiier
ein kleines VermöL^en von etwa 10000 M. verfügen. Das zut Zeit
geeignete Ausiedelungs - Gebiet , welches als Krouland erklärt wer-
den sollte, würde etwa 198 Familien Platz gewähren, welche
sich auf 38 beäooderä geoanute Plätze za vertbeileo hätten, die
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DeuUcb-Südwest-Afrika.
247
vom Haoptmann v. FraoQois erkandet oder selbst besichtigt nod
in der That als angeDbliddich herrenlos gefunden worden sind, in
der YerOlTentlichang dieses anch in anderer Beziehung ganz ein-
gehenden Berichtes^) liegt impUcUe die Anffbrdemng an deutsche
Auswanderer, anch Südwest-Afrika in den Kreis ihrer Betrachtungen
zu ziehen, zumal auch die Adresse des von der Regierung subven-
tionirt^ Herrn Hermann, welcher als Beamter der Deutschen
Eolonialgesellscfaaft für Sfidwest- Afrika weitere Auskunft zu er-
theilen in der Lage ist, angegeben wird. Derselbe hat eine Station
Kubub im Namalande, auf dem Wege von Lfideritzhafen nach
Bethanien, angelegt, und nach dorthin besonders Wollschafe gebracht«
für deren Zucht die Aussichten nach den Angaben er£shrener Hftnner
gfinstig erscheinen. Herr Hermann war zum Zwecke der Beschaffung
zur Zucht tauglichen Viehs nach der Kapkolonie gezogen und ist
auf dieser Reise zu der Ansicht gekommen, dass die Eapkolonie in
der natfirliehen Beschaffenheit keinen Vorzug vor dem deutschen
Schutzgebiet hat Den höheren wirthschafUichen Werth, den sie
heute habe, verdanke sie allein den geordneteren Verhftltnissen und
der höheren Kultur.
K o 1 0 II i s a t i 0 n s g e b i e t e.
Aus dem Vorhergehendeu ist ersichtlich, dass gewissermaassen
drei Kolon isutionsgebiete untcrschied^^n werden können, die Gegend um
Kabnb, der westliche gebirgige Theil des mittleren Landes und das
ostliche Hochplateau,. letzteres mit dem Zentralsitz Windboek, welcher
allerdings 300 km von der Küste entfernt liegt Die deutsche
Kolonialgesellschaft bemüht sich in sehr dankenswerther Weise, über
Windboek's Vortheiie nicht nur anfzaklären, sondern hat auch be-
reits Unterstützungen f&r Leute der Schutztrappe, welche sich dort
ansifuleln wollen, ausgesetzt. Dai?s dio Regierung hier helfend ein-
greift, scheint v(»rl:iiifig noch nicht in Aussicht zu stehen, obwohl die
Erfahrungen der Engländer mit deutschen Ansiedlern in Kaffraria^)
>) Nr. 7, 1891, 1). Koi.-BL
-) »Eia sieailidi erlplgntfehw KolonintionraBteraebmeii mar di« Änsiedlung;
der Dentiebes in Sud-Afrika in 18M— 58. Einige Tansend Soldaten vom Konti-
nent, meittant Deutsche, welche unter den britischen Fahnen im Krirokrioge ge-
dient hatten, waren beim Kndo des Krieires in Bedrängniss und erhielten nicht die
Krlaubniss, in ihre Heimathlfmder /urrn-k/ukehren. Die britische Regierung sie-
delte sie deshalb in Uürfern im iierzeu Katliurias au, wo sie von ihrer Pension
labten und aber Soldaten als Ansiedler waren. Sie wurden ioi Jabre 1857 nacb
Indien geacbaill, wo die Empörung ansgebrocben war, und der OouTemenr vom
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248
Di« deatseh«!! Kokmira.
and Natal gezeigt haben, da88 die AnslageD eich wohl bezahlt
maeheD. Aber dort waren allerdings mit einigen Tausend Mark Un-
Icoeten fllr die Familie Ackerbauer anzusiedeln, während in naserem
Gebiete schon wegen der Entfemnng von der Küste vorläufig Vieh-
zucht die Hauptsache bleiben wird. Und dazu bedarf es von Aufaog
an grösserer Mittel.
Die sporadische Ansiedliiiig ist jetzt aber bei dem geringen
Schutze und dem Cliarakter der Bevölkerunc: noch nicht zu em-
pfehlen; CS bedarf ziemlich geschlossener Ansiedelungen, welche in
einer beständigen Berührupg mit einer sehr kapitalkräftigen Zentrale
l'leibeu müssen, mag dies nun die Regierung (»der eine Kolonisations-
bank sein. Wenn die Regierung nicht selbst kolonisiren will, so
sollte sie wenij;stens das freie Land zum Kronland erklären und ver-
trauenswerthen patriotischen Gesellschaften entweder umsonst oder
zu einem billigen Preise üi)erlassen. Dann würden sich sicher auch
<lie nothwcndigen Kapitalien für solche Unternehmungen, welche bei
richtiger Leitung auch einen Gewinn versprechen, in Deutschland
finden. Neben diesen Bestrebungen laufen nun noch die Versuche
der Deutsehen Kolonialgesellschaft für Südwest- Afrika und der neu
zu bildenden Kolonialgesellsehaft, über welche der Geschäftsbericht
der ersteren Gesellschaft, vom 1. April 1890 bis 81. März 1891,
folgendes mittheilt:
-L'nspre schon im letzten Jahresbericht erwähnten Bemäbun(![en , durch Ver-
äusseiuti^:: eines Theils unserer Resitzungen die Mittel für eine nutzbringende
Th&tigkeit in dem uns verbieibendeu Gebiete zu erlangen, haben daa Ergeboiäg ge*
habt, dass unterm 94. Pebniar 1891 xwischen ans md einem Deatseben Koo-
Kap ersetzte hie durch 3000 besonders ausgesuchte deutsche Familien, welche die
L&ndereien und Häuser der Soldaten besetzten. Diesen Leuten ist es ausserordeat-
lich gut gegangen, de iliid imMmm PteoMr «ad Mhr «ohlhabMid. Die Koetoi
4er UeMUurt wardea ihnen nnüiriieh Totfieehoesea nnd es scheint, dsss sie die-
ealbea sowohl als den Preis der von ihnen besetzten L&ndereien und Hätten zaräck-
gezahlt haben. Die Regierung schoss 90 000 Pfd. Sterl. vor für die Rationen des
ersten Jahres unter der Bedingunp, dass die Auswanderer das Geld zurückzahlen
sollten: sie thaten dies jedoch nicht und es wurde schliesslich von der Reg^ierung
gestrichen. Diese Unterlassung der Zahlung verändert allerdings betricbtlicb das
Urtheil ober das, was sonst als ein t<rtlkoiMiiener BrMf dieser KoloaiMtion be-
seiehnet werden nfiaate. Diese erfolgreiohe Ansiedfainf lisnn aber kana als Vor-
bild fir ähnliche KolooisationsuDtemehmaBgen mit Englindem genosmeo werden,
denn es waren ausserordentlich fleissige Arbeiter: M&nner von Pommern, Po?en,
mid Schlesien, welche ihr ganzes Leben lancr von Schwarrbrod und Milchsuppe (I)
gelebt hatten; sie Standern lieira Tagesgrauen auf, arbeiteten bis in die sinkende
Nacht, und waren sehr sparsam." Bluebook 1891, Report from tk$ Seket Gsm-
nHtM on CobmStaHoHt P> 47.
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Deutsch-Südwest- Afrika.
249
•ortiam*) ein Vertrag abgesehlosiea wurde, woueh unaere Blmmtlioben, nordlieb
des 26** s. Br. gelegenen Hesitzungen und Rechte an das genannte KonsortiuB
verkauft worden sind. Das Konsortium bat sich Torbehalten , die von ihm crwor-
lienon Rechte auf eino in (iemässheit des Keichsgesetzes vom 15. März l.**88, be-
treffend die Recbtsverbältnisse der Dentscben Schutzgebiete, zu gründende in Ham-
bnig domisilirttt Kekmudgeielliebeft tu ibertragen. Der Yertrag let unterm U. Fe«
bmnr 1891 ven den Verveltungtreth und unter dem 18. Februar 1881 von dem
Herm Reichskanzler als der Aufsichtsbehörde genehmigt worden, nachdem, ebenfalls
mit Oenohinigunp des Verwaltungsrathes , gewisse Vereinbarungen mit der Kai-^or-
lichen Regierung über die Verwendung eines T heil es d er K au fsu m ni e -/. u tu
öffentlichen Nutzen des Schutzgebietes getroffen worden waren. Auf den
Eaufpreie efad ber^ 140000 H. (ipller nodi 80000 HO angezahlt, davon jedodi
nur 100000 IL im Berichtiilahr in Terredmen. Der Rest soll in verschiedenen
Fristen erst erst nach Gründung der neu zu bildenden Kolonialgesellscbaft fällig
werden. Die voroiu^iarte Frist für die Gründung dieser Gesellschaft geht mit dem
IS. Februar 1892 zu Knde. Von Innehaltung derselben b&ngt die Perfektion des
Vertrages ab."
8 eh Iii SS wort.
Xach dem vorstehend Mitgetlieilten ist es erklärlich, dass das
Ansehen Deutschlands bei den Deutschen in Südafrika tief gesunken
ist, da man es dort nicht begreift, weshalb Deutschland diese
Kolonie so zu sagen brach lieseu lässt. Es ist dies um so be-
klagenswerther, als bei dem noch vielfach im Werden bcgrift'enen
Zustande Südafrikas, wo Buren und Englander sich gegenübersteheu,
auch dem dortit^en Deutächthum eine gewisse Rolle zufallen könnte.
Inmitten der Buren und der KafTernstämme haben sich manche
bluheude deutsche Gemeinwesen erhoben, in oiniseii Städten flos Ka[)-
landes und Transvaals hat sich ein kräftiger deutscher Kaufraanns-
stand entwickelt, und endlich hat es auch den Anschein, als ob eine
deutsche Zeitung sich werde halten können und ein „Deutsches
Haus" in Kapstadt als Mittelpunkt des gesammten deutschen Lebens
gegründet wird. In dem schwach bevölkerten Lande, wo beständig
ein Streit zwischen den Buren und den Engländern um die Vorherr-
schaft besteht, gewinnt das Deutschthutn von Tag zu Tag an Be-
deutung, so dass die Südafrikanische Zeitung jünust schreiben konnte,
von dem Prozentsatze, in welchem sich das deutsche Volk an der
ElDwauderung von Geld und Kapital betheiiige und von der Gestal-
0 Des Syndikat bilden die Herren Ad. Woerannn, Carl Wichmann, in Flrsaa
Görlich u. Wich mann, Agenten der deutschen SprengstofT-Compagnie, A. Philipp,
in Firma Max A. Philipp, Vorsitzender des Aufsichtsratln-s der Dynamit-Aktien-Ge-
sellschaft vorm. Alfred Nobel \i. Co., alle drei in Hamburg, sowie I»r. Scharlach,
Rechtsanwalt und Notar, J. N. Ueidemann, Generaldirektor der Tereinigten Kölo-
Rottweiler Pnlferliibfiken, in K5ln a. Rh.
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250
Die deuUcben Kolonieo.
tang der Verhriltinsse in unserem dentschen Schutzgebiete hinge es
ab, ob das Deutschthuin in Südafrika von der dritten Rangstufe, die
es bisher einnehme, allmühlicii zu einer höheren emporrückeu werde.
Die Deutschen in Südafrika hoffen augenscheinlich, dass mit der B>i-
siedelung unserer südwestafrikanischen Kolonie vorgegangen werde
in der ganz richtigen Erkenntniss, dass, wenn sich hier einmal erst
die deutsche Kultur eingebürgert haben wird, das Deutschthom von
Südafrika, welches heute uns noch so gut wie verloren ist, eine Art
von Rückhalt haben werde. Diese Hoffnung ist für die englischen
Besitzer des Kaplandes natürlich eine Befürchtung, während di3
Buren den Arbeiten der Deutschen sympathischer gegenüber stehen.
Denn das deutsche Element hat seiner Zeit dem Afrikanerbund, be-
sonders dem ..Oprechten Afrikander'* llofmeyer die wärmste Unter-
stützung geliehen. Die den Buren geistig so sehr überlegenen Deut-
schen brachten ihren Enthusiasmus über die heroischen Freiheits-
kämpfer der „niederländischen Vettern^* in flammenden Reden und
kräftigem Einschreiten zum Ausdruck. Barghersdorp, wo die Dent-
schen zahlreich mit den Buren gemischt sassen, wurde der Kern der
neuen Emanzipationsbewegung. Die jetzt den Engländern freund-
lichere Stellung des kaplundischen Burenthums, welches unter Ffih-
rnnR von Gecil Rhedes eine Föderation der südafrikanischen Staaten
und Kolonieen unter dem Schutze Englands anstrebt, ist aber keines-
wegs nach dem Sinne der Deutschen. In Transvaal hat sich nun
eine ganz nene Organisation gebildet, welche auf die Mitwirkung
sämmtlicher sessbafter Bewohner des Landes, gleichviel welcher
Nationalität, rechnet, und damit einen gewissen Gegensatz gegen das
dortige exklusive Burenelement in sich schliesst. Unter dem Drucke
änsserster Notbwendigkcit hat zwar die Burenregiemng deo
„Uitlanders" die Scheinbetheiligung an der Verwaltung in der Ge-
stalt einer zweiten Kammer eingeräumt. Die Werthlosigkeit dieser
Haassregel haben Volk und Abgeordnete aber rasch erkannt and
Engländer und Dentsehe regen sich nun, eine volle Gleichberechti-
gung zu erkftmi^feii. Wenn die Deutschen der verschiedenen Staaten
sich verdnigen, so haben sie ein gewisses Gewicht in die Waagsdiale
zu werfen nnd es beginnt deshalb anch bereits ein Wettrennen nm
ihre Gnnst Seitens der Politiker. Ob sie sieh aber vereinigen wer-
den, hängt von nnberecheobaren Umständen ab, doch dürfte eine
kräftige Politik Deutschlands in Sfidwest- Afrika dazn den ersten An-
stoss geben. Vorläufig ist die Betrachtung des Nienwe Rotterdamsche
(Mourant leider noch maassgebend, wenn er sehreibt:
Ostafrika.
2Ö1
„Was aneh immer mit englischen Einwanderern in Transvaal
— welelie ootorisch mit den Tendenzen holländischer Ansiedler be-
stftndig in Widersprach gerathen — der Fall sein mag, das dentsehe
Ein Wandererelement seinerseits verhält rieh passiv und macht vorlänfig-
noeh keine Ansprflefae anf völlige politische Gleichberechtigung (m !).
Es giebt vielmehr nach Möglichkeit noch die eigene Nationalität zn
Gansten anderer anf (geeß goo mogdijk nog zijne nationalUeit ten
gutute van anderen of). Vom eigenen politischen Standpankt ans
ist dies ein Fehler, den der Deutsche begeht, und der wohl darin
seinen Grand hat, dass er nicht mit genügendem Vertrauen der
eigenen Zukunft entgegensieht Die Engländer und die Holländer
in Sfidafnka im Allgemeinen haben ein genaues Ziel tot Angen,
welches ihnen beständig nenen Math nnd Hoffimng einflösst Doch
warum — könnte man fragen — verbinden sieb die Dentsehen mit
ihrem Sfidwest-Protektorat nicht gleichblls an einer eigenen Partei?
Vielleicht thiin ne dies bald, doch vorläufig können sie das noeh
nicht Soviel aber ist sicher, dass ihnen eine wichtige Rolle in der
Znkirolt vorbehalttti ist**
OstaffHkä.
Während Major v. Wissmann im Sommer 1890 in der Heimath
weilte, war Dr Schmidt (1) mit seiner Stellvertretung beauftragt. Die
Verhältnisse in den unterworfenen Gebieten entwickelten sich zu-
friedenstellend, anf den Stationen wurde fleisslg gebaut, und abgesehen
von einer Bekognoszirung gegen die Mafiti, welche nach Verwflstodg
von Usaramo die Missionsstation Tununguo bedrohten, aber vor der
Schntztmppe zurfickwiehen, waren im mittleren Gebiete keine neuen
Kriegszügu nothwendig. Bei der letzteren Ezpedition, welche im
Juli stattfand, war insofern ein Erfolg zu verzrichnen, als der
von der KOste geflüchtete Jumbe Pangire, seiner Zeit ein eifriger
Parteigänger Bnachlris, sich unterwarf. Die Gefahr von Seiten
der Mafiti war im Süden aber nach wie vor sehr gross, da die
gewöhnlich unter diesem Namen zusammengefassten Räubervolker
Mahenge, Magwangwara und Wahehe fast jedes Jahr bis in das
Hinterland von Kilwa und Lindl vordringen. Bei seiner Inspektions-
reise im Süden fährte Schmidt auch noch eine Explorirung des
Rnfidschi aus. Es ergab sich dabei, dass es sogar für ein Schilf
wie den Kreuzer „Schwalbe** möglich ist, bei Hochwasser in die
beiden nördlichen Mündungen des Flusses einzudringen. Mit dem
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252
Die deuUcben Kolonieu.
dem BeichskonuDisaariat gehörigen Dampfer «MfiDchen*', von 6 Fuss
Tiefgang, wurde der Haas 15 Seemeilen weit, d. h. daieh das Delta
hindarch bis in den eigentlichen Flns», hinanfgefiüiren, ohne anf
irgend welche wesentliche Hindemisse zu stossen. Noch nngefi&hr
98 Seemeilen von der Efiste betrftgt die Breite des Stromes die der
Elbe bei Magdeburg, und es ist natürlich, wenn man anf diese
grosse Wasserader, welche bis zu den Schiiguli- Fällen sieber für
flachgeheiide Fahrzeuge schiffbar ist, für die spätere Kolonisation
des Laiules grosse Hoffnungen setzt. Da aber die Verhältnisse im
Hinterland von Lindi wegen der Häubereieu des Häuptlings Macheniba
wenig befriedii^end waren und auch die Wahehe sich stets auf
dem Kriegspfade befanden, bescbloss Chef Schmidt durch eine Ex-
pedition dem Unwesen ein Ende zu nia<'hen. Die Wahehe hatten im
September bereits seitens der Schut/.truppe in Mpwapwa eine emplind-
liche Züchtigung erhalten, so dass sie Geschenke sandten und um
Frieden baten. Des Herrn v. Bülow Versuch, mit ihrem Oberhäupt-
liiig einen Freundschaftsl)und zu scldiessen, war aber anscheinend
erfolglos geblieben, und die Folge hat gezeigt, dass ihren Yersiche-
rangen nicht zu trauen war.
Die Expedition gegen Machemba.
Der Marsch wurde von der Station Lindi aus am 6. Oktober
angetreten, die Tmppe hestand ausser dem stellvertretenden Reichs-
kommissar nnd vier Europäern aus drei Kompagnien Sudanesen, und
führte ein 4.7 cm Schnellfeuergeschutz sowie das Maximgun mit.
Nachdem das Hochplateau erreicht war, befand man ach auf dem
Makonde-Bergland, ohne jede Lücke und Unterbrechung von einem
dichten, durchaus undurchdringlichen Busebwalde bestanden, welcher
die Heimath der hier in grosser Menge vorkommenden Gnmmi -Liane
ist Die Urbevölkerung hiideo die Makonde, sie worden zum Theil
verdribigt durch die von Sflden gekommenoB Wayao-VOlkentimme,
unter donen ein Häuptling llaehemba grosses Ansehen erworben
hatte. Seitdem es ihm geglückt war, die Magwangwara zurück-
zuschlagen, betrachtete er sich als Herrscher des gesammten süd-
lichen KQstendistriktes und glaubte auch selbst europftischen Angriffen
in dem natürlichen Bollwerke seines Busches mit Erfolg Widerstand
leisten zu kOnnen. Am 8. Oktober fand bereits ein Plftnkler-Gefecht
statt, am 9. Oktober wurde ein anf einem HQgel gelegenes Dorf
Machembas besetzt und die Expedition traf am 16. Oktober nach
überaus beschwerlichen Härschen auf der englischen llissionsstation
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Ottefrito.
253
Masasi ein, welche wegen der stets drohenden Gefahr seitens der
Magwangwum nnr Bauten ans leiditem Material aufweist. Die
Hanj^tstation ist das sicher auf einer Hohe gelegene Newala. Auf
dem RSekwege hatte die Expedition am 20. Oktober ein ernsteres
Gefecht bei Kisanga zu bestehen, einem anf einem etwa 600 m
hoben, sehr steilen und mit Busdiwerk bewachsenen Berge gelegenen
Dorfe. Bei dem Sturm, welchen Chef End kommandirte, wurde
Chef Schmidt II. verwundet, aber trotz der Schwierigkeitett des
Terrains gelang es dod) den Gipfel zu erreichen und den Gegner
aus sdner yorzügfich gewfthlten Stellung zu vertreiben. Bemerkens-
werth war, dass der Feind mit vielen Gewehren bewaftiet war; es
erkiftrt sich dies daraus, dass Machemba die Mittelq»erson einiger
portugiestsdier Hftndler in lYaffen und Munitioii und nördlich
wohnender Stämme war. Es wurde wegen der Schwierigkeit des
Terrains beschlossen, Macbembas Stellung diesmal noch nicht auza-
greifen, sondern längs des Rovuma znr Küste zu marschiren. Kohle
wurde niii dem Wege gefanden, dürfte aber nach Schmidts Ansicht
niciit den Abbau lohnen. Der Kovuma, dessen eigentliche Flass-
rinne wenig über 50 Meter Breite erreicht und gar nicht mit dem
Rufidschi an Mächtigkeit zu vergleichen ist, enttäuschte Schmidt
sehr. Am 81. Oktober traf die Expedition wohlbehalten in Mikin-
daui ein. Im Dezember unternahm Chef Ramsay mit zwei Sudanesen-
und zwei Solu -Kompagnien einen neuen Zug gegen Machembu,
auf dessen Leute am 20. ^»"^tnssen wurde. Es entwickelte sich
ein Gfröjiseres Gefecht, bei dem der Feind vertrieben wurde; auch
am nächsten Tage geschah dassell)e, aber da der Marsch fortwährend
durch dichten Busch führte, welcher eine Marschsicherung nicht ge-
stattete, die W<^ge infolge der Regenzeit ungangbar geworden waren,
und die Verproviantirung in dem Buschwerk nicht zu bewerkstelligen
war, der Feind fortwährend die Kolonne beunruhigte, ohne dass er
selbst zu fassen war, beschloss Ramsay nach Lindl zarückznkebren.
Es war sehr klug von ihm, die Tmppe in dem unwegsamen Gelftnde,
io welchem jede Fernsicht unmöglich war, nicht zu aventnriren,
und spfttere Ereignisse haben die Richtigkeit seiner Taktik bewiesen,
aber, wenn auch Machemba später sich unterwürfig zeigte, es bleibt
doch nichtsdestoweniger die Nothwendigkeit bestehen, solche mäch-
tige Uäaptlinge in der N&he der Küste, welche eine beständige
Gefahr bilden, einmal grflndlich die deutsche Macht fühlen zu lassen.
Aus dem Monat November ist auch noch als bemerkenswerth zu
erwähnen, dass in Kilwa die Mörder von Krieger und Hessel ge-
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254
Die deutsch«!! Kolonien.
fangen genommen und standrechtlich erschossen worden. Die Be-
völkerung kehrte allmfiiig nach Jülwa znr&ck, aber ihr MisBtraiien
ist noch lange nicht besiegt.
Em in Pascha.
Dem Reichstag wurden Ende November und Anfang Dezember
1890 Weissbficher vorgelegt, welche wesentlich Berichte ans Ostafrika,
beBonders Uber die Keise £min Paachas enthielten nnd deshalb be-
sonderes Aufsehen erregten, weil man in denselben die Motivining
ffir das scharfe Vorgehen des Majors vonWissmann gegen Emin Pascha
sachte. Hijor von Wissmann war am Ende November wieder in
Ostafrika eingetroffen nnd hatte die Gesch&fte fibemommen. Eine
seiner ersten Amtshandlungen war die ZnrGckberafnng Emin*s,
welche vom Beichsanzeiger in der Nnmmer vom 5, Dezember mit
der Motivirong Wissmann's angekündigt war, dass „Emin Pascha
die Arbeit von Stokes erschwere nnd jeden Befehl missachte.'' Die
Verftffentlicbong dieser schroffen Abweisong machte ein nngehenres
Anfsehen, and es sind bente die Gründe noch nicht klar, weshalb
diese karze Depesche seitens der Regierarg verüffentlicht wnrde,
welche doch Wissmann nnr schaden konnte. Es ist möglich,
dass dadurch ein Druck anf die Öffentliche Meinong versnobt
wurde, welche sich mit Emin lebhaft beschäftigte, nachdem dessen
Programm in der Deutschen Kolonialzeitung ^) am 29. NoveniUer
veröflentlicht war. Dieses Progranini, aus Tabora den 18. August
1890. datirt, em[>fahl die Anlage einer festen Zentralstation Ta-
liuvd. von wehlier aus nit iirere Paukte zu besetzen wären. Das
Material für diese Statinm'n .seien in Freiheit gesetzte Sklaven.-)
Diese Stationen .>>ollten zugleich Kulturzentren sein nnd sich nach
Ausgai)e der Aulagekosten, welche Emin lür das erste Jahr auf
1 Million Mark, für das zweite auf die Hallte schätzte, /um grösstoii
Theil selbst erhalten. Er stellte ferner die delinitive Besetzung uud
Aufsehliessung der Seengehictc als erste Bedingung hin, da es nur
so möglich würe, die Verwaltungskosten zu decken, und hielt zugleii Ii
die Entsendung von Dampfern nach den Seen vou grösster Wichtig-
keit. Zur ünterdrückang des Sklavenhandels empfahl er eine mili-
türiäche Maclitentfaitang und die Forderung katholischer Missious-
aostalten. Diebem Programm ist wegen verschiedener Cmstluide nicht
Deutsche Kolouial/.eilung, Nr. 25 1890.
*) später ScLyose schlägt vor, die Wangoni dafnr tu Tenrenden, den Salus
venrandto kriegerische VollisstiLmme des Innern.
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Oite^riki,
255
näher getreten worden, obwohl es in klarer Weise nur dasjenige
nni-h einmal ausspricht, was beständig von nnanchen Kolonialpnlitikern
für Ostafrika ( iiipfohlen wurde, — eine extensive Kolonialpolitik im
Innern in der Verbindung mit intensiver Kulturpolitik an der Küste.
Da dieser Gegenstand noch später behandelt wird, 80 fahren wir in
der Schilderung des Zuges Emin's fort.
Emin Pascha's Auftrag ^) bestand nach Wisemann's Aufiaasnng vor-
nehmlich darin, für dasDampfer-Cnteraehmen, welches Wissmaan bereits
im Frühjahr 1890 in Aussicht genommen hatte, vorbereitend za wirken,
sich zu diesem Zwecke mit dem Händler Stokes, welchen Emin
selbst empfohlen hatte, in Verbindong zu halten, und möglichst ohne
K&mpfe eine friedliche Mission zn erfüllen. Die Ungewissheit der
Lage, die Aussicht, vielleicht noch Uganda der deutschen interessen-
sphäre zu gewinnen, di6 Schwierigkeiten und Vervögemngen des
scbriftlicbeD Verkehrs verleiteten nun Emin Pascha za einer Reihe
von Maassregeln, welche seine Zarückbemfnng durch Mi^or von Wiss-
mann verständlich machen.
Einmal hatte Wissmann nicht gewfinscht, dass Emin nach Tabora
ging, da er selbst dort Ruhe und Ordnung schaffen ivollte. In Tabora
herrschte wie an der Rüste* das arabische Element; wenn dasselbe
aber auch durch die Vorgftnge an der Eflste eingeschüchtert war, so
kannte Wissmann doch die dortigen Verhältnisse zur Genüge, nm
zn wissen, dass, bevor man dort unseren Einflnss als genchert be-
zeichnen konnte, eine wirkliche Hachtenfaltung nOthig sei. Emin
ging aber doch nach Tabora; eine darauf bezügliche Anfrage hatte
er bereits von Hpwapwa an Wissmann gerichtet, später seine ver-
änderte Disposition durch Mangel an Trägem entschuldigt, was Wiss-
mann sehr verstimmt hat, wie aus seinen folgenden Auslassungen^
üervorgeht:
„Ich hatte einen mir ergebenen Araber^, der natürlich f;ui beiablt war,
schon vor Emin nach Tabora gesandt und war sicher, dass er, da ihm persönlich
an der Sicherheit der Strasse nelegcu >eiii musäte, das St'iijii:e zu einer fried-
lichen Regelung thun wSide. So kam es, dass in Tabora »chou die deutsche
Flagg0 wehte, als Emin ^gen meineii Befehl doch dorthin zog. Zwar betete
') Seite 199, Jahrbuch J80O.
^) „Mein fünftes grosses L'uteruehueu in Afrika.** Velbagen & Klasiug's
UonaUhefie, Oktober 1891.
Nach dem Weissbuch, Ostafrika Nr. 64, war dies ein Beludsehe Ismael,
aus dessen Berieht henroigeht, dass die Araber anf seiner Seite standen, wftbreud
der Häuptling Sike von Unjamwesi feindlich war. Anf dessen Niederwerfung hatte
es Wissmaun besonders abgesehen.
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' 256
Die deutMiMB KoktniMi.
Emin Bucha mit den Arebern und Terlas Konuispräche unter der deutsdiei
Flagge; als er aber weitergiDg und Araber wegen SklaTenbandels hinrichten liess»
flammte belle Wuth pegen ihn auf, und nur die Furcht vor dem Vorrücken einer
grossen Macht,' auf die bis jetzt die Leute ton Tabora von Monat zu Monat war-
teten, hat Kmiu vor der Rache der Araber beschützt, gegen die er im Ernstfalle
viel sa tehwach gewesen wtre.*
Eine gewisse Yerstimmang zwisehen Emin Pascha und dem
stellvertretenden Beiehskommiasar ISsat sich aneh leicht ans dem
Weissbndi nachweisen. Ffir Emin Pascha's Bxpeditipn waren 60,000
Mark ausgesetzt, aber er belastete fortwährend das Reichskommissariat
in einer Weise, welche Dr. Sdimidt nicht ra Tcrantworten könoen
glaubte; letzterer war „angesichts der durchaus erforderlichen Spar-
samkeit*' nicht in der Lage, abgesehen von der gewünschten Manitioo,
die weiteren Forderungen Emin Pascha » um Verstärkung und Nach-
schub zu erfüllen.
Als ein anderes Moment für AVissmanns Entschluss kam noch
hinzu, dass Stokes, welcher später als Emin aufgebrochen war mit
dem Auftrage, sich mit demselben iu Verbindung zu setzen, ihu
nicht erreichen konnte und in einer Aergerniss erregenden Weise
über Emin Pascha berichtete, ^deni er nicht bis in die Mondberge
folgen wolle.'* Da Wissmann ein gutes Thcil Verantwortung für
Emiu Pascha übernommen hatte, und die Neuregelung der Verhält-
nisse in Ostafrika im Frühjahr 1891 bevorstand, rief er Emin zur
Küste zurück. Dieser Schritt ist dem Major von Wissmann vielfach
verdacht worden, aber die späteren Erfahrungen haben gelehrt, dass
sein Vorgehen durch die Verhältnisse doch geboten war.
Emin Pascha hatte seine Reise bis Mpwapwa ohne Schwierig-
keiten zurückgelegt; von dort aas Hess er wichtige Mittheilungen an
das Reichskommissariat gelangen, welche sich besonders auf die
Bewaffnung der Karawanen bezogen nnd später befolgt worden sind.
£r rieth, keiner arabischen Karawane, welche von Bagamoyo fort-
gehe, irgend weiche ^[unition za gestatten. Es sei eine «gene and
wohl za beaditeode Wahrnehmung, dass die aus dem Innern kom-
menden, mit werthvollem Elfenbein beladenen Karawanen nahezu
ohne Waffen nnd gewiss ohne Polver zur Kflste gingen, während
man dort zur Bedeckung von ein paar Stoffballen ihnen Mengen von
Mnnition nnd Gewehren gestatte. In Mpwapwa traf Emin, wie
bekannt, mit Dr. Peters zusammen, welcher fiber seine Ei^mngen
nnd Verträge in Uganda berichtete, von welch letzteren Emin
Pascha Abschriften nahm. Peters „konnte Emin nach bestem Wissen
nnd Gewissen nur rathen, bevor er irgend etwas anderes thne, zn-
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Oatafrika.
257
n&cbst Tabora, oder einen geeigneten Platz in der Nfthe von Tabora,
zu besetzen. ^) Am 12. Jnni theilte der stellTertretende Relefaskommis-
sar mit, dass Major Wissmann am 26. Mai einen Urlaub angetreten
habe, und Stoke« bald mit Truppen zar AnshÜlfe von Saadani abmar-
schiren werde, der den Befehl habe, in Tabora eine Station anzulegen.
Angesichts der Verhandlungen über die Abgrenznngsfragen ersuchte er
Emin Pascha, sich von Bxpansionsgelflsten nach Möglichkeit fem zu
halten, und sich der Hauptsache nach auf die Anlage von Stationen
und Anknüpfung von Verbindungen zu beschränken.
Am 22. Juli erfolgte der Abmarsch von Mpwap wa, es ftmden einige
Kämpfe mit den Massai und den Wagogo statt, und am 6. August wurde
die glackliche Ankunft in Tabora gemeldet Emin, zu dessen Expedition
die Offiziere Freiherr v. Bolow'), Langbeld und Dr. Stuhlmaon ge-
hörten, schloss am 1. Angust einen Vertrag mit den 18 dort an-
sässigen Arabern, in welchem die letzteren die deutsche Regierung
in Unjanjambe snerkannten, und das Recht einen Wall zu wählen er-
hielten, welcher aber unter dem Befehle und Leitung des Stationschef,
im Fall der Gründung einer Station, zu treten hatte. Deutschland ver-
pfli^tete sieh, der Ausfibung der Religion keine Hindemisse in den
Weg zu legen und den gegenwärtigen Besitzstand der Araber an-
zuerkennen. Sklavenhandel und die Entbendnng von Expeditionen um
Sklaven zu machen, war auf das Eotschiedenste verboten. Die Araber
lieferten zwei Geschfitze aus und erwäblten Seff bin Saad als Wall, der
naob Emins Angabe ganz tfichtig ist Emin hatte sich genOthigt ge-
sehen, dort bedeutende Einkäufe zu machen, aber wie schon mitgetheilt,
machte der stellvertretende Relebskommissar Schwierigkeiten. Es
wfirde sich vielleicht empfohlen haben, in diesem Falle eine Aus-
nahme zu machen und för Emin bei dem Answärtigeu Amt be-
sondere Mittel zu verlangen, da ein so ausserordentlicher Mann
wie Emin, in einer besonderen Weise behandelt werden muss, aber
es warsn wohl damals schon Bedenken Aber Emins femere Pläne
aufii^etaucht
Hier in Tabora war Emin äusserst thätig, am 23. theilt er mit,
dass er der Firma H. A. Meyer in Hamburg gehöriges Elfenbein zur
Käste senden werde, schickte seine naturwissenschaftlichen Samm-
longen und theilte mit, dass alles von der Expedition in Zukunft zu
sendende Elfenbein zur Deckung der Expeditionskosten bestimmt sein
') Die deulhche Emin Pascha- Kxpedition. Von I)r Carl Pclers. Seite 515.
^) Zu der Mitnahme des Premier- Lieuteoant t. BüIüw war Eiuiu uicbt berecb*
tigt; dmelb« ist bald dtfanf aaeh Mpwapwa zorückgc^chidit worden.
KolonialM Jahrbuch IBM. 17
u kju,^ jd by Google
258
Die d«ut«di«B Kolonien.
wflrde. Am 24. AugoBt kam er auf die YerhftltnisBe in Urambo m
sprechen, dessen Herrscher Pandaschara, nach den Berichten des dort
ansftssigen englischen Missionars Shaw den Deutschen freundlich
gesinnt in einem Kampfe mit den Waogoni gefallen war.
£min beabsiditigte nach Usongo zn gehen, nm dort die nOthigen
Vereinbamngen zn treffen, dann direkt nach dem Victoria-See, nnd
die Regelung der Verhältnisse in Urambo den Lieutenants v. Bfilow
nnd Langheld zu überlassen, welch letzterer ihm dann nach dem
See nachfolgen sollte. Am 80. August wurde Emin Pascha der
Wortlaut des deutsch-englischen Abkommens geschickt uod ihm noch
einmal der Wunsch nahe gelegt, mit Stokes doch in Verbindung zu
bleiben und das Arbeitsterrain zu theilen. Schmidt rechnete dabei
Dr. Emin vor, dass die Expedition im An&ng Juli bereits
120000 Mark gekostet habe, obwohl nur 60000 Mark dafär aus-
gesetzt gewesen seien. Nicht recht verständlich war zu der Zeit
allerdings, wie Emin bereits von Mpwapwa aus noch 40 bis 60 Lasten
Mauserpatronen und 137 Lasten Zeog Terlangen konnte, da er sich
noch einen Monat vorher im Besitz von 35 Lasten Mauserpatronen
und 147 Lasten Zeug befiiuid. In einem Schreiben des Dr. Schmidt
vom 7. September wird vorausgesetzt, dass Emin bereits mit Stokes
Verabredungen getroffen hat und dass ersterer die Station Tabora
(Emin Pascha hatte als Station das dicht dabei gelegene Kipalapala
empfohlen) und Udjidji (Earema) flbemehmen oder anlegen würde,
während Stokes die Station am Victoria-See zugewiesen erhalten
sollte. Schmidt beklagte sich, dass Emin Pascha Ober dienstliche
Vorgänge, Meldungen über Verlauf der Expedition, weitere Absiehten
u. s. w. fast nichts berichtete und rief Emin Pascha ins Gedächtniss,
dass er zu obigen Meldungen dienstlich angehalten sei.
Emin war bereits am 28. September von Tabora nördlich auf-
gebrochen und hatte, wie vorhin erwähnt, den Lieutenant Langheld
nach Urambo in nordwestlicher Richtung abgeschickt, wo derselbe
mehrere gifickliche Gefechte den Wangonis lieferte und mit dem
Beherrscher des Distriktes Urambo einen Vertrag abschloss. Emin
war in der Zeit schon weiter nach Usongo nordwärts geeilt
und marsohirte, ohne Langheids Zurfickkunft abzuwarten, zum Schutze
der angeblich am VictoriapSee bedrohten katholischen Missionare
durch Usukuma nach Bukumbi ab. Dort erfuhr Emin, dass die
Spannung zwischen den katholischen und protestantischen Missionaren
in Uganda aufs höchste gestiegen sei. In der Nähe, in Massansa,
hielten sich zu der Zeit Araber auf, die einen ausgedehnten
biyiii^ed by Googl(
Ostafriluk
259
Sklavenhandel trieben, und Dr. StnhlmanB wurde abgeschickt, dieses
Rftnbemest za zerstören. Das Araberlager worde erobert, den Sklaven
die Freiheit geschenkt und 130 Stfick Elfenbein, daninter 35 grosse
Zähne, erobert, welche als willkommener Beitrag znr Deckung der
Kosten der Expedition nach der Küste geschickt wurden. Am
19. October reiste Emin fiber den See mit 23 Uganda-Booten nach
Bnkoba am Westnfer des Victoria-Sees (1® 25' s. Br.), wo er am
31. October eintraf, während Dr. Stahlmann den Landweg einschlng.
Es fand hier bei Bnmpeke ein schweres Gefecht statt, da drei grosse
gnt vertheidigte Bornas genommen werden mnssten, nnd es sogar
zn einem erbitterten Handgemenge kam, aber schliesslich zog sidi
der Feind, welcher mehrere hundert Todte and Yerwnndete hatte,
znrflck. Das Gefecht hatte fast 2 Standen gedauert^ in dieser Zeit
Warden 2000 Patronen and 36 Granaten verfeuert gegen einen wohl-
verschanzten Feind von 600 bis 700 Mann. Am 15. November
kam aach diese Abtheiinng in Bnkoba an.
In dieser Zeit hatte aber aach Lieatenant Laoghdd neue nnd
harte Kämpfe za bestehen. Nachdem er von ürambo kommend
in Usongo angelangt war, traf hier am 4. Oktober Stokes ein,
bei dessen Karawane sich Lieotenant Sigl und ein Unteroffizier
der Schatztrappe befand. Er hatte seine Expedition auf dem
kürzesten Wege von Kapalata aus über Uveriveri und Ussure nach
Usongo geffthrt (während Emin bekanntlich einen Abstecher nachlUtora
gemacht hatte), um hier nun die von Wissmann gewünschte Station
zur Sicherung der Strasse nach dem See anzulegen. Von hier aus
wollte Stokes später, da Emin schon weiter marschirt war, zunächst
nach dem Viktoria-See marschiren, um sich dort mit Emin zu ver-
einigen und zu gemeinsamem Handdn zu berathen. Inzwischen
hatten nun die bei Urambo geschlagenen Stämme, die Watnta oder
WaDgoni sich aufgemacht, sich mit den Eiogebornen nürdUeh von
Usongo verbündet^ um sich an Lieutenant Langheld für die bei
Urambo erlittene Schlappe zu rächen. Es kam so am 12. Oktober zu
einem (von Stokes für nothwendig gehaltenen) neuen Kampfe bei Tinde,
in welchem Stokes 1000 seiner Waiijamwesi dem Lieutenant Sigl and
Langheld beigab. Die Trappen suchten mit grosser Mühe zuerst
ein Tembe zu erstfirmen, welches angezfindet wurde, aber als sie
Herrn der Situation zu sein schienen, taochten plötzlich, wie aus der
Erde gestampft, an Tausend Feinde auf und beschossen sie heftig.
Die Ragaruga, die Hülfstruppen von Mtinginya von Usongo, (des
Schwiegervaters von Stokes) waren geBohen, und obwohl ein Vor«
17*
üiyiü^ed by Google
•260
Die deatwhan Kolonien.
stosB gemacht wnrde, so war doeh bald eiozneeheo, dara die Hooitioo
nicht mehr genflgte, tun weiter vorzagehen, oder die Tembe za be-
setzen. Es worde deshalb ein vollstftndig rohlger, geordneter Rück-
zog angetreten, aber nnr der ansgezeicbneten Disziplin ist es zo
verdanken, dass keine Katastrophe eingetreten ist Infolge dieses
Rflekschlages nnd der Eibittemng der Araber Aber das Gefecht bei
Massansa, welche viele Verwandte in Tabora hatten, nnd dos Ge-
rüchtes, dass Araber bei einem frenndlichen Beanche im Lager
Kmin Paschas ergriffen worden seien^), waren die frQheren Errangen-
sehaften vorlftnGg wieder fraglich geworden. Nach dem Gefecht bei
Tinde bemfihte sich daher Stokes die Wanyamwesi za einem Bachezoge
zn bewegen nnd brach mit den Lientenants Sigl and Langheld wieder
gegen Tinde anf, welches diesmal geringen Widerstand leistete. Am
4. Janaar traf die Expedition in Ugera, der Residenz des HftaptUnge
Kapera, ein, welcher sich unterwarf und das Bfindniss mit den Wangoni
aufgab, gegen deren Hanptdorf am 5. Jannar ein eotscheidender Schlag
geführt warde. Das stark befestigte Dorf wurde nach einem hitzigen
GeÜDchte genommen und die Waogoni*s in mehreren Gefischten, in
denen sie immer die ihnen eigene Bravoor beim ersten AngriiF be-
kündeten, geworfen nnd verjagt Stokes sandte nach Beendigung
dieser Kämpfe Lieutenant Sigl nach Tabora, um den Aufbau einer
Station in Angriff zn nehmen, wfthrend er selbst sich nnn endlich
mit Emin in nfthere Verbindung setzen konnte.
Es liegt anf der Hand, dass Wissmann*8 Anschauiing, Emin
Pascha habe durch seinen schnellen Harsch eine Uebereilnng be-
gangen, abgesehen davon, dass er gegen die ihm gegebene Direktive han-
delte, viel fOr sich hat Wftre Emin in Usongo geblieben, h&tte Stokes
erwartet und mit ihm fiber fernere Maassregeln sich geeinigt, so wftre
die Zerfahrenheit in der Kriegf&hmng vermieden und er h&tte die
unklaren Verhältnisse in Uiyamwesi mit friedlichen Mitteln ordnen
können. Stokes hat sich zwar später noch mit Emin vereinigt, aber
ihm nicht mehr getraut und besonders Wissmann gegenüber das Be-
nehmen £min*s gerOgt, »welcher mit Arabern und TQrken kokettire.^
Am 6. Dezember hatte Wissmann eine neue Instruktion an Emin
abgeschickt und ihn gebeten, sobald als möglich zur Kfiste zurück-
zukommen, ■ da eingreifende Aendeningen in der Verwaltung des
Reichskommissariats vorgesehen seien, aber Emin hat darauf nicht
weiter reagirt
') Ks hicss, EmiQ habe diese Araber wegen Sklevenhendela hinrichten kaeen,
doeh ist fuix Sieberei dwüber niemel« veröflbntlieht worden.'
Oftefrlka.
261
Von £min Pascha liegen seit der Zeit nur kaize amtliche Be-
richte vor. während sich ans Privutbriefen etwas mehr Material
schöpfen lässt. Am 16. Jannar schreibt er, dass der Statiousbaa in
Bukoba gnt fortschreite, zwei grosse üäaser für Offiziere und Unter-
offiziere, sowie provisorische Magazine stSnden fertig, ein Garten
and eine KalTeepflanzang angelegt seien. Etwas veiter sadlich davon
Würde eine Station Kara^we anp:elep:t und später im Sommer Moansa
an der siUl liehen Einbuchtung des Sees (Jordan Nnllab). Mit fünf in
der Nähe der Station angesessenen Häuptlingen worden Verträge
abgeschlossen, in denen die UftapÜinge sich verpflichteten, unter •
den Schutz der dcuts< h('ii Regiening zn treten, das Gebiet deutschem
Handel Steuer- und abgabenfrei zu eröffnen, Sklavenhandel in ihrem
(iebiete oder Sklaventransporte durch ihr Gebiet nicht zu gestatten.
Die Kaiserliche Regiemng sicherte den H&nptlingenSchutz für sich, sowie
Nachkommen nnd Land zu. so lange von ihnen die Bestimmungen
des Vertrages eingehalten würden. Dr. £min hatte die Absicht^
nach Ruanda (westlich vom Victoria-Nyanza und südwestlich vom
Albert Edward -Ny an za) und von da nach dem Tanganyika vor-
zudringen und iu Ruanda i^leichfalls noch eine Station anzulegen.
Wie Dr. Stuhlmann ans Kafnrro in Karagwe Mitte M&rz schreibt,
brach die Expedition am 12. Februar auf:
«l)a (lurrh Ausfall (ies ReiTens seil pinijjeii .lalireii sehr starke Dürre und
Nahruiifjsm.inpt'l lierrsclilt" , rnusstfii wir nach zwei Tagen Mars, h iti West iiacli
KitaQguiti i^also nach N.) uiubiegeu uud so eiueu grossen Umweg macheD. ünivu
FJon, den Kaiyavassi, uod swei neu« Se«n entdeckte ieb dabei und konnte koo-
stfttiren, den der Kagera (Alexandra-Nil Stanley*«, der HauptsoflaM des Victoria,
alflO die ei^entKcbe Nilquelle) bis oberhalb Kitangale schifTbar ist, ebenso der Kan-
jatassi. I)as franze Gebirge hier im Westen ist eine der l'rschiefer-Formation an-
gehöri»;»^ (^uarz-, Qnarzit- und Tliouschiefetinasse mit vielem eisenschüssigen Gestein,
ein Piateau von 1300 bis IGOO ui mit darautgesetzten Uundbügclu. Dieses l'lateau
wird von drei grossen Falten, die SSO. bis NNW. gehen, durebsebnitten. Die
breite Kagera-Bbene ist mit Akazienbnseb, stellenweise anch mit Steppenwald be-
standen und äusserst trocken. Auf den HSben finden sich weite Orasebenon. die
meist baumlos sind. Selten sieht man einen Fions. einen Protrastrauch
Oller eine vcrkrüpfielte Akazie. An geschüuten .Stellen tindeu sich Dracäna. In
den Fullen des Terrains steht bisweilen etwas Buschwerk Die Eingeborenen
bauen Bananen, die wegen der Dürre in diesem Jahre kann getragen haben, sowie
Bohnen, Elenrinelcom, rotbe Hobrbirse (wenig) und endlich gelbe Erbsen (Amm
arvensr I..)^ die von unsem europäischen nicht zu unterscheiden sind. Nach
Dr. Emin Pascha sollen die Erbsen nnch in Nkole, selten in Uganda und im .sud-
lichen Gallaland vorkommen, uml glaubt derselbe ihre Verhrcituüg aus der Ein-
wanderung der Wabuma erklären zu können. Kafiee wächst hier oben nicht, aber
*) Deutsches Kolonialblatt, 18. Juni 1891.
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263
Di« deulBchai Kolonieii.
sollte nicht Thee fortkommen ? Kinitre Tabora-Leute ba«ien etwas süsse Ba-
taten, Maniok xmd Weiten und aus der Zeit der arabiscbec Niederlassungen hier-
selbst bsstaht noch ja sin Maogo^ sfiaser Citronaa>, LinoDea- und <}raiiatap(al>
banm. Wann irgend möglicli, manehiran wir von hier nach Upororo und tum
Mfiiin^)iro-Berge. Der Mfiunbiro liegt offenbar holfuietid südlich vom 1° südl.
Breite (der (iienr.e der Interessensphären) und werden wir diiri h dessen Hitizuziehunff
zum englischen Gebiet sehr geächüdigt. Ei ist indess wohl müglicb, dass der Al-
bert Edward-See sich noch bis diesseit des ersten Grades südlicher Breite erstreckt.
. . . Wir haben jetzt mit ans mar 11 Sudanesen vnd 81 Sansibar-Soldaten. . . .
Die Augen des Dr. Emin Pascha aind reeht seblecbt, hoffentlich kommt einmal ein
Ant, der den Staar operiren kann."
Tom 13. Mai liegen mehrere Nachrichten vor. Emin Pascha
schreibt Ton dem Sfldweet-Ufer des Albert Edward-Sees. Das an
eme Verwandte gerichtete Schreiben enthalt nnr wenige Zeilen, die
Mittheilnng, dass es ihm nicht schlecht gehe; seine Leute seien fünf
Tagereisen von seinem Lager entfernt; befinden sich aber jedenfalls
aneh in guter Verfassung. Am Schlüsse deutete er an, dass es jetzt
,mit den Verbindungen alle** sei. Zur selben Zeit sandte auch Dr. Stuhl-
mann einen Brief ein, ans welchem folgendes mitgetheilt worden ist:
«Von Kafnno nordwestlich nach Karinjo in Iwanda, von dort westlich durch
Mpororo und Butumbi hierher irar der Marsch langsam, da der vielen Lasten wegen
unsere Leute den Wep immer zweimal machen mussten. Der Wep war sehr ge-
birgit:, dicht am See nooh 2100 Meter hoch imd jenseits des Sees wieder el)en^^•
hohe Berge. Der Mfuuibiro liegt 1" 19' südl. Breite und etwa 30= 4' ösÜ. Lange.
WSW. vor ihm eine ganze Kette von 6 Vnlkankegeln, von denen einer »Kinigali*
sehr schroff und wohl 4000 bis 4500 Mster hoch ist Der westliebste .Viningo'
ist noch tlätig. Leidttr kamt ich nicht hingeben. Der Marsch ging ohne viele
Schwierigkeiten vor sich, nur einmal wurden vier Trüsrcr beim Nahrungseinkauf
erstochen, so dass ich mit den Soldaten einseiireiten musste. Während Mpororo
und Butumbi starke Wahuma-Bevölkeruug bat» sind hier mehr Wakonju- Neger.
Von Kaiague, Mpororo und Butumbi sieben sich von SW. nach NO. kahle Grubeige
hin, hat gans ohne Unna; sie bestehw «na Urschieier und stellenweise ans
Granitdurchbruch. Die 2100 Meter hohen Randberge zur See sind am Westabhang
bewaldet , oben Krikagebüsch, unten westafrikani.scher Wald mit Graupapageien und
L'himpauseu: in einem Thal interessanter Kund von Vergi^smeiunicht und Uirten-
lischcben ; hier sollen auch Kiephauten vorkommen , ich sah jedoch nur einige
Knochen. In der Oiasebene sidlich vom See viele Antilopen und Büffel. Der
See, welcher um 870 Meter hoch liegt (nicht 1000, wie Stanley angiebt), hatte
einst viel grössere Au.sdehnung nach Süden, was noch aus .subfossilen Schnecken
ersichtlich ist. Vor 60 Jahren soll er noch bis au die diti Stunden westlich
gelegenen Bustueherge gereicht haben. Mit den geogruplii^cheu Resultaten
kann ich sehr sufrieden sein ; die Rente ist durch fortwährende Wegpeilung, astrO'
nonische Bestimmungen und Aneroidableaung festgel^ und manches Neue enft«
deckt. Ferner wurden eine Menge Pflanzen gesammelt, darunter viele interessante
Gebirgsformen. Die zoologischen Sammlungen fallen ans Spirituamangel etwas
kläglich BUS. Meine Gesundheit ist ausgeseicbnet.*
DIgltIzed by Google
Oltefrika.
268
Ans diesen Mittheilangen ergab sich, dms die Lage des
Mfumbiro-Berges, welcher bekanntliGb in die englische loteresseii-
gph&re einbezogen ist, etwas weiter nach Westen vevsdiobeD werden
muss als früher angenommen wurde and dass die Expedition sieh
aller WahrsL-heiulictikeit nach bereits in der engiischen Interessen-
Bphäre befand. Aof die Verletzung des Vertrages mit Grossbritannien
ist dabei wenig Gewicht zn legen, da Emin als Privatmann beim Be-
treten des englischen Gebietes anzusehen ist. Aber schwerer wiegt die
Frage, ob Emin mit Absicht das deutsche Gebiet verlassen hatte. Bs
wftre die Annahme mOgUch gewesen, Emin hätte, nm' das Mfumbiro-
MassiTzn umgehen, einen grossen Bog^ machen müssen, aber diese Er-
klärang schien auf der anderen Seite wieder wenip: glaublich, da
andere Gerüchte wissen wollten, Emin Pascha beabsichtige nach
Wadelai znrückzakehren, um sein Elfenbein zu holen, oder gar
nach Kamerun zn gehen. Es ist eine bekannte Thatsachc. dass
Emin sein altes Reich — denn das war Wadelai, nachdem ihm der
Kedive gänzlich freie Hand daselbst gegeben — nicht freiwillig,
sondern von Stanley gezwungen verlassen hat. üeber den Zweck
der Gewaltthätigkeit des Beanftragten der englisch-ostafrikanischen
Gesellschaft herrscht aber nirgends mehr ein Zweifel, es liegt viel-
mehr offen am Tage, dass ihn Stanley durch Versprechungen zu be-
wegen suchte, Wadelai nn( h fernerhin als Beamter der Gesell-
schaft zn vorwalten, und dass er, als dies nicht anging, Emin
hinterlistig festhielt und gewaltsam mit sich führte, nm im Interesse der
englischen Afrika-Politik jcnesGebiet zu einem sogenannten herrenlosen
zu machen. Emin hat uach seiner Rückkehr an der Küste aber doch
wieder mit den Engländern verhandelt, sogar noch wenige Tage vor
der Abreise uach dem Innern, und es hat erst der entsrtiiedenen Er-
klärung Wissmann*s bedurft, er werde, wenn Emin nicht in den nächsten
Tagen aufbreche, seine Hand von ihm zurückziehen, am Emin znm Ab-
marsch zu bewegen. Die Verträge, welche seitdem England mit Deutsch-
land, Italien und Frankreich abgeschlossen, hält nun, wie es scheint,
Emin Pascha mit Bezug auf sich, als früheren Beherrscher des Landes,
nicht für bindend, besonders da W^adelai weit davon entfernt ist, von
England that.sächlich occupirt zu sein, üebrigens käme auch dies nur
in Frage, wenn er sich wieder dauernd in Wadelai festzusetzen trachtete.
Will er dort — aber jetzt als privater Abenteurer — nur sein
Elfenbein holen, so stehen ihm die afrikanischen Verträge zur Seite,
welche in ganz Ostafrika gegenseitige Freiheit des Verkehrs stipu-
liren. Er wäre ebenso berechtigt, auf eigene Gefahr, sein in Wadelai
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264
Die dduUch«B Kolonien.
zurückgelassenes Elfenhein zu holen, als irgend einen Koft'er, den er
dort in der Kile stehen gelassen. Die Verträge verbieten fremden
Staatsuijg» 'hüi i;;en nur, seihständige dauernde Verträge mit dea Häupt-
lingen zu sehliessen u. dcr^'l.
Nach den letzten Mittheilungen unterliegt es kaum noch einem
Zweifel, dass Kinin seine Stellung niedergelegt liat und nach Nordwesten
abniarsehirt ist. Der Keichsanzeiger brachte am 28. Oktober fol-
gende Notiz:
.Der Kaiserliche Gouverueur für Deutsch - Ostufriiia bat telegraphiscb eine
Msldnnff dar Station Tabora an das Auswirtiffo Amt fibonnittelt, wonaeh die
Expeditionen Stein und Jacques ') Anfangs September dort wohlbeballen einge>
troffen seien. Von Emin Pascha meldet die gedachte Station , dass er und
Im. Sttihlmann n.it «einer Expedition Anfangs .luii vritn .Aliiert Eduard - See nach
dem Albert -See aufirebroclien sei. Andere Nai-lirii'litt^ii lietron nicht vor. Bei
den) Verlassen der Deutschen lutereHsensphare hat Emin l'ascba
Regen den ibm amtlieb ertbeilten Auftrag gebandelt; er allein wird
die Verantvortuni; für sein Vorgeben tragen müssen. —
Am 2. November theilte der Reichsanzeiger ferner folgendes mit:
«Sofort nach Eintreffen der Heldun^f, dass Emin Pascha vom Albert Edvard-
Nyanxa narh dem Albert Nyanra .niftrcbrochen, wurde der Botschafter Graf Hatz-
feldt in Lnmjdu beaiiftragt, den Premierminister Lord Salisbiiry hiervon in l\eiint-
nias zu setzen und ihtn uiitzutheilcu, d&H^ Emin bei diesem Zuge in die englische
Interessenspbfre gqren die ausdrückliche Instruktion bandle und dass die kalset-
liebe Regierang unter diesen Umst&nden die Verantwortung für sein Unternehmen
ablehnen müsse. Der Botschafter meldet, der Premierminister habe ffir diese Mit-
theiJuDg seinen I);ink aus<resprochen."
Schliesslich kam auch noch eine iiaii/. cigciu' l'^rkliirung filr
Emin's Zu^ von K. v. Steinen, weh licr einen Brief, datirt vom Fe-
bruar aus Bukoha, niitthoilte, in welchen niclit eine Silbe auf die
Absicht eines Zni^es nach Wadelai und eines Uebergriffs in das
englische Gebiet hindeutet. „Emin r.ischa möclite von Uuhanda
nach Kamerun. Kr setzt ein freudiges Vertrauen in die Ausffihr-
barkejf des Planes, da die Leute, dlo StotVe u. s. w., die er besitze,
völlig ausreichend sein würden, und er nur noch einer (^Kiantität
Gewehre und Tatronen bedürfe. Er zweifelt nur. ob er die Erlaub-
niss «iazu bekomme." „Ich höre- — diese Zeilen, die über den Ur-
sitniiig des Gedankens aufklären, miiciite Steinen zu citiren nicht
unterlassen — ^dass Major v(,ii Wissmann zum (Jouverneur der
Seenprovinz, d. i. hier, bestimmt ist, wo für mich eigentlich kein
liaam mehr bleibt."
') I>ie E.\pedition Stairs war Ton der Compagaie du Katanga entsandt worden,
lim doii Englfiudern in Katanga ztivnrrtiknmmpn, wiUirend die Karawane Jacques die
katholiscbco Missionen in Upala und iiLareuia verstärken soll.
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Ostarrika.
265
Emin Pascha hat jcdt iifalls, sind diese XarhrichteB begründet,
den zwischen ihm und dem Reichskommissariat iresohlossPTien Ver-
trü'z, aufgelöst, und ist eben damit seiner fiigenscbaft al» Beamter
und Beauftragter des Reichs verlustig gegangen (s. S. 202). Als
erschwerender Umstand tritt aber noch hinzu, dass er einen anderen
deutschen Kolonialbeamten, Dr. Stuhlmann, und die ihm vom Reich
anvertrauten und von diesem mit Waffen und Proviant ansgerüsteten
MannschaftfMi <Ier deutschen Schutztnippe bewogen hat, unter Bruch
ihres Dieustgelöboisses ihm auf seinem Zuge zu folgen und seinen Zwecken
dienstbar zu sein. £r ist eben damit, wie schon der „Reichsanzeiger**
zu erkennen gegeben, ein wenn audi nicht mit dem gewöhnlichen
Maassstabe zu messender kolonialer Abenteurer, ein Privatmann,
geworden, welcher mit anderen privaten Abenteurern auf eigne
Gefahr, freilich unter Aneignung fremder Mittel handelt. Das Deutsche
Beieb würde ihn hierfür zur Verantwortung ziehen mfissen, wenn es
in seiner Macht stünde, ihn und seine Genossen zu fassen. Inzwischen
herrscht in den weitesten Kreisen Deutschlands begreiHiches Bedauern,
dass gerade Emin Pascha als Beamter sieh unzuverlässig und damit
onTerwendbar erwiest-n haben soll und man hofft immer noch, dass
sieh eine befriedigende Lösung der sein Thun verhüllenden Bäthsel
ergeben möge.
Wissmann's Schlussbericht.
Major V. Wissmann, welcher Ende November 1890 nach Ost^
afrika zurückgekehrt war, besuchte zuerst die Eüstenstationen und
unternahm dann die Kilimandscharo-Expedition, welche hier nur
kurz angedeutet werden soll, da die wichtigsten Momente derselben
in dem ersten Artikel schon hervorgehoben worden sind. Er ver-
Hess, nachdem er die ihm dargebotene Stellung als Kommissar an-
genommen und mit dem Gouverneur sich über seine spätere Thätig-
keit geeinigt hatte, Sansibar und langte Ende Mai in Deutschland
an. Nach Beendigung seiner Th&tigkeit als Beichskommissar hat er
die Ergebnisse derselben noch in einem Schlussbericht zusammen*
gefasst, dem wir Folgendes entnehmen:
»Die ofttafrikaniacle Koste ist rarfiokerobert und ihr Beiits deraitif gesieliert
darcb Anlage von Befestigunpswerken und Kommunikationen, dass dieselbe mit
einem im V'crliältniss zur (ifösse des Landes .äusserst geringen Tnipponkontinsent
gegen alle Eveutualitäten behauptet werden kann. Die gro»jsen KarawaDeu»trab>en
sind auf weite Strecken gesieliert und unser Macbteinfluss bis an die äuMersten
Orensen nnieres Gebietes ensgedelmt, dem deutseben Namen bis dorthin Aelitnng
und Respelit venebsflt worden. Im Norden ist das Hinterland von Tanga und
Pangsni Ms snm Kilima-2]dsebaro hinauf als eadgfillig gesichert anzusehen. Die
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266
Dia d«tttseb«a Kolonien.
grosse Strasse von liagamoyo und Saadani aus ist bis Mpwapwa gesichert und eioe
weitere Sicherung in UDyamwc»i von Emin Pascha und Stokes eingeleitet Mar in
^gOfS^t «0 Handelskarawanen noch des Oefteren geftbrdet werdeni bleibt eine Lneke
ansxnfjUlen. Aneb im Süden nnserer Besittonf ist, seitdem Hataebemba sieb unter-
worfen hat, das nächste Hinterland beruhigt. Nur eine schwarze Truppe mu* der
rastlosen krietrerischen Tliütijkeit, wie sich solche Hier entfalten musste. g^ewachs^n.
Die im Verhaltniss zu der gewaltigen Ausdehnung unseres Gebietes verächwindeude
Truppenstärke bedingte ein ununterbrochenes Uia- und Henieheu, ohne Röcksicbt
auf die klioatiseben VerbUtnisse. Diesem Umstände sind die meisten Verluste an
«nfoplisebem Personal sttsusebr^ben. Die von vornherein verfolgto Taktik, den
Feind bei allen Gefechten durch einen kräftig eingeleiteten und schnell ausgeführten
Angriff moraliach zu überwältigen, bewahrte die Truppe stets vor grossen Verlusten
im Gefechte selbst. Immerhin sind die Verluste, wie vorher erwähnt, hauptsäch-
licb durch die Strapazen in dem ungewohnten Klima verhältnissmässig grösser als
bei einem enrop&iscben Kriege. Der Oesammtverlnst der Truppe im Gefecht (Todte
und Venmndete) betrftgt 21 Bnrop&er und 151 Farbige, was bei Zugrundel^ng
einer Kombattanten stärke von l&O Europäern und 1200 Farbigen für erstere einen
Verlust von 14, für letztere von 12' a Prozent bedeutet Die Verluste der Tnippe
an Tüdten überhaupt betragen 20 Kuropäer und 208 Farbij^e, was für eine (le-
sammtslärke von 200 Europäern und 1800 Farbigen Ceinschlicäslich der Nicht-
kombattanten) fnr erstere 10, für letztere 11 '/s Proient ansmaebt Erst allnAUieh,
naeb Wiedergewinnung verschiedener Kostenpunkte, naeh VergrSsaemng des Sani«
titopersonals, nach Durchführung der Impfung aller Truppen konnte die ärztliche
Pflege der Truppe eine wirksamere werden, aber erst, nachdem die Unterkunfs-
räume ausgebaut und die Krdarbeiten, die eine Entwickelun'JT des Malaria-Bacillu-N
begünstigen, beendigt waren, wurde der allgemeine Gesundheitszustand ein be-
deutend besserer. Quto Unteriranft schütste vor Malaria, Desinfektion und Ifaaso-
nahmen sur Erlangung guten Trinkwassers vor Dysenterie, Impfung vor Pocken-
erkrankungen, den drei die Truppe am meisten gefährdenden Krankheiten. Jetzt,
wo die kriegerischen Strapazen zum grössteo Theil überwunden sind und durch die
Fürsorge der Kep^ieruii}: das Sanitätspersonal für das kommende .lahr um das
Doppelte verstärkt ist, nird der Gesundheitszustand sich jedenfalls weiterhin be-
deutend bessern.
Was die Brfo^ der friedUeben Arbeit betrifl, so mussten die durch die
milit&rische Tbitigkeit auf Seiten der Eingeborenen entsUndene Furcht und Scheu
zunächst gehoben werden. Strenge Gerechtigkeit und Wohlwollen von Seiten der
Europäer der Sohut/.truppe, die unterdess mit den Sitten und (lewohnheiteu der
Inder, Araber und Neger mehr und mehr vertraut geworden waren, und strenge
Oeberwachong der Unbestedilicbkeit der farbigen Beamten etteugten bald Ver-
trauen, wo früher Furcht gewaltet hatte. Das erste Zeichen von einem Oefnhl der
Sicherheit unter unserm Schute war die massenhafte Rückkehr der während des
Kriefres Geflohenen und .Ausgewanderten. Während wir beim Beginn der Expedition
in l!.'ig,inio\o täglich nnjjefähr ein Dutzend Leute verptleL'ten, die zu alt und krank
gewesen waren, um mit den Andern zu entfliehen, hat jet^t schon Bagamoyo min-
destens seine alte Bevölkerungssabl wieder erreidit. Es fällt jedem Fremden mit
Ersteunen auf, wie jeder Buropter auf der Strasse in unseren Kfistenorten freund-
Iii h und vertraulich von Überall begrüsst wird. Araber und Belutscben, BaigMOtt,
Hindus und Paisis, Goanesen, Suaheli-Sklaven und Karawanenleule ans dem Innern,
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OstafrikA.
367
griechische und Levantiiier Händler, sogar Chinesen fühlen sich im lebhaft zurürk-
gekebrtea Handel und Verkehr sicher unter der deutschen Flagge. Der Druck des
friher hemclittiidiii Arab«ra, dm seine Kepitalmacht misebrancheDdeii Inden hat
rafgebört. Die Brpreerangen der Uoherigen Walis, Kadi* und Jombes. die, da sie
ven ihrer Regierung unbesoldet blieben, sieh selbst bezahlt machen musstsn, sind
einer unparteiischen un<i unbesteohlii-hen Rechtspflege und Polizei g^ewichen. Der
Sklave findet sein Recht wie der Uerr. Durch möglichst seltenen Wechsel in den
Stellea der StatioDi>cbefs wurde bei diosen das regste luieresüe au dem Wachslhum
ihrer Stationen vnd Distrikte eixielt und damit manche Binrichtnng cum Vortheil
des Handels, zu hygienischen und Verscbönerangssweeken. Die Zerstömngen in
manchen Küstenstädten in der ersten Periode des Anfstandes durch die Granaton
der Marine erlaubten nachhaltiges Dnrchj^reifen beim Wiederaufbau. Ks wurden
breite, gerade Strassen angelegt, Hniekeu und Wasserleitungen erbaut, Sümpfe
trocken gelegt, Murklhallcu eiugerichtet, ätrassenbeleuchtung durchgeführt, utTene
Plitte freigehalten und durch Oartenanlagen Terscboaert, sowie dnreh entsprechende
pollteiliebe Aulrieht auf Ordnung, Reinlichkeit und Sicherheit hingewiriit. Für
Unterkunft der Karawnn.ri sind Karawansereien errichtet und kürzlich ist der
Grundstein für das erste Uospital für Kingeborene (unsere bisherigen Krankeuhfuiser
waren nur für Europäer und die schwarze Truppe eingerichtet) und die erste Sehulu
for die Kinder der indischen liiindier gelegt worden. Die bevorstehende Aukuuft
des lotsten der drei Fahrzeuge der Kfistenlinie wird boientlieb hald ein allgemein
erwfinschtfs regelmlsstges Anlaufen der Kustenplfttze ennSglichen und ebenso ist
zu boiTen^ das« den \ irarbeiten für die Kisenbahnen die Volleiidun? bald folgen
möchte. Die allgemeine Wiederaufnahme des Feldbaues seit lern Wif>ilereintritt
friedlicher Verhältnisse, das Wiederauflilühen de> Karawaneuhandels narh erfol^jter
Sicherung der Strassen und jede nur mügiiebe Maassnabme zur Förderung des
Hsndeb müssen eine allmihliche_ Abnahme der unserer neuen Kolonie gebrachten
Opfer bringen, müssen, wenn wir nachhaltig weiter arbeiten an d«m Schaffen neuer
werthvoller Exportprodukte durch Plantagenbau, nu« Ii mit der Zeit far unsere Opfer
Zinsen tragen. Jeder Europäer, der während des Aufstandes unsere Küste gesehen
hat und sie jetzt nach nur zweijähriger Arbeit wiedersieht, muss die IJeberzeuguug
gewinnen, dass diese Schlüsse nicht optimistisch sind, sondern das Keüultat sach-
licher Beobachtung.
Die Dampfer-Expeditionen und die Antisklaverei-Lotterie.
Wer diesen stolzen Bericht liest . der iniis.s sich sagen, dass es
eine grosse Selbstüberwindung Wissniann s \v;ir. in den zweiten Hang
zu treten. Ks war nämlicli, um sowcihl ihm, als Dr. Fetcrs und
Emin Pascha eine Thätigheit geben zu können . weiche sie in leid-
licher üiiabh;ininif;kcit liess. die eij^enthümliche . Sftwohl mit dem
Gouverneur als mit den» Auswärtigen Amt in Fühlung stehende
Einrichtung der „Kommissare znr Verfügung des Gouverneurs'*
getrolVeu worden. Major von Wissmanu hatte sieher die trrossten
Ansprüche, den Gf)nverneursposten zu bekleiden, denn die Bevtdke-
rung der Küste kannte seine Enerpjie und Kraft, die iS(ddateu
hingen ihm mit grosser Liebe ao, er hatte sich au vergänglichen
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368 Die d«u<4cb«n Kolönien.
Ruhm durch die Niederwerfung des Aufstandes erworben und „sein
Koininissjirium zur vollen Zufriedenheit Sr. Majestät des Kaisers"
beendet. Aber er war kein Verwaltnngsbeamter und dieser Mangel
veranlasste das Auswärtige Amt, iiin bei der Einrichtung der Zivil-
verwaltung in die zweite Stelle za rückeu, da ein anderer gangbarer
Weg, ihn zum Gouverneur zu ernennen und ihm einen höheren
Verwaltungsbeamten beizugeben, nicht beliebt wurde. £s sollte mit
aller Gewalt die Periode, welche an das Kriegführen erinnerte, eio
Ende nehmen, der Etat sollte wegen des Drdogens des Reichs-
tages nach und nach balanzirt, die Sehutztrappe in ihrem Bestände
an Europäern reduzirt werden,') kurz, der Krieger hatte vor dem
Biirc nikraten zurückzutreten. Es ist dies der natürliche Vorgang,
aber die Erfabnmg liat gezeigt, dass die Trennong der Zivil- und
Militärgewalt grosse Missstände im Gefolge hatte und die Kinrich-
tnng der Zivilverwaltang in der beliebten Ausdehnung wohl noch
verfrüht war. Wissmann kehrte» Ende M;ii nach Deutschland zurück,
voll grosser Plilne für die Ausführung des Dampfer-Unternehmens.
Der Dampfer'-^) war bereits nach Ostafrika unterwegs und traf dort
0 Nach den V«roffeiitliehttB0eii im amtlieben KoloniBlblatt« von 1. September
1890 und vom 1. Oktober 1891 betrugen am 1. September 1890 bezw. 1891 die
Weissen iu der ost.-ifrikanisrlion Srhutztruppe abzüglich der Bearlaubten« jedocb ein-
schliesslich der am 17. August 1591 Gefalleuen:
1890 1891
a5 i 24 OfÜBiere,
16 I 0 Deekoffiaere,
107
5
0
0
0
35 riiteroffisiere,
10 Aerzt(>,
15 Zahlmeister- Aspiranten,
16 LuzaretbgebiifeD,
2 Sebreiber; snsamoen also
163 102 Weisse; daninter anscbeinend
1&8 69 Offiziere, Deck« und Uuteroffiziere,
5 43 Aerzte, Lai'.arothgehülfen, Zablmeister-
Aspirautcu und Schreiber.
Die Zalil der Farbigen betrug am 1. September 1891 1580 Maon.
Das ans deutschem Stahl angefertigte Schiff, welcbet allen Anünderongen,
die an ein seetnehtiges Fahrzeug gestellt werden, entsprechen musste, bat eine
Linge Ton 85' 6" = 26 Meter, eine Breite von Iß' 8" 5,078 Meter, seine"
ganze Tiefe beträgt vom Dei'k bis zum Kiel 8 ' 6 ", der Tiefgang 5 resp. 6 Fuss
(danach berichtiut sich die Notiz im Kolonialen Jahrliuch 1890, Seite 231). Der
Kaum ist durch eiserne Schotten in 6 verschiedene Theile getheilL Mit der Ma-
schine von 220 ittdisirten Pfsrdekrirten kann eine Pahi^esebwindigkeit von
8Vs Knoten per Stunde erzielt werden. Das Gesammtgewicbt des ganzen Schiffs*
kSrpers mit allem Zubehör und Resenretheilen wird sieh auf ca. 85 Tons = 85000 kg
i^iyiu^cü üy Google
Ostafrika.
369
Mitte Juni ein, w&hreod Wissmann sich bemfihen mneste, die fOr
seinen Transport nöthigeo Gelder aufzubringen. Die von ihm ein-
geleiteten Sammlnogen hatten etwa 250,000 Mark ergeben, aber diese
Samme genügte bei Weitem uidit. In diesem Momente bot sich
ihm die Antieklaverei-Lotterie als Aashilfsmittel dar nnd er s&umte
nicht, dasselbe anzauehmeo. Das Koinite der Antisklaverei-Lotterie
hatte sein Entstehen einer von Koblenz ausgegangenen Initiative zu
verdanken. Dort hatten mehrere Männer, vor aUem Bergrath Dr
Busse, der Idee eine praktische Gestalt gegeben. Am 18. März
bildete sich das Komite zu Köln und erwählte foli^ende Herren in den
geschäftsführendeo Ausschuss: Fürst zu Wied, Vorsitzender, Berg-
rath Dr. Busse, f. stellvertretender Vorsitzender, Geh. Kommer-
zieurath Engen Langen, II. stellvertret. Vorsitzeuder, Graf vou BrQhl,
Schriftführer, Eommerzienrath Später, Schatzmeister, Oberstaatsan-
walt liamm, Graf von und zu Hoensbroech, Justizrath Sieger, Pro-
fessor Dr. theol. Fabri. An Stelle des Herrn Justizrath Sieger,
welcher nachträglich die Wahl mit Rücksicht auf seine Stellung als
Vorsitzender des Afrikavereius deutscher Katholiken abgelehnt hatte,
wurde später der Direktor im Reichspostamt, Herr Sachse, an Stelle
des verotorbeneu Dr. Fabri der Frhr. v. Vin( ke erwählt. Der ge-
schäftsführondo Ausschluss beschloss, das Unternehmen, frei von
jeder Beeinflussung durch ein/dne IlHudels-Gesellscbaften aK ein
rein hnmanes und deutsch-nationales, dem Allgemeinen, nirht dem
Besten Einzelner dienendes durchzuführen, umi leitet'' Vcriiandlinmon
mit den einzelnen deutschen Staaten zum Zwecke der Kouzessio-
nirung ein. Um in Prensscn die Konzession zu erlangen war Major
V. Wissmann besonders thätig. Das Komite konnte am 14. Juli
mit einem Bankk(»nsortium den Vertrag schliessen, wonach 200 000
Loose in zwei Ziehungen mit 18 930 Gewinnen = 4 Millionen
Mark ausgegeben werden sollten, bei einer (jesammteinnahme
von 8 400 000 Mark (unter der Voraussetzung, dass alle Loose ver-
kauft werden). Der dem Körnitz zu überlassende (iewirm war auf
1 824 000 Mark festgesetzt. Die erste Ziehung der Koloniallotterie
hat am 24. — 26. November stattgefunden, die Ziehungstage der
zweiten fallen auf den 18.— 23. Januar.
stellen. |)ie schwersten Theiie, die ihrer Bestinmniig wagoi nicht Terkleinert
werdtMi durften, als die Zylinder, Ilintersteveti, Sternwelle u. 8. w. wiegen je etwa
4(Mj kg. Jeder Theii de.s SclutTts, der .Masclmie und des Kiels, der über l.'jö k^'
Gewicht eutbäit, i>t zu deu scbwereu gerechnet «urdco, ihrer werden etwa 2U ^ein.
Sämmtliebe sonstigen Tbeile babso nur ein Gewicht von 1 bez«. 8 Trägerlasten,
et»« 80 bis 60 kg.
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270
Di« deutschen Kolonien.
In den statntarischen Bestimmangeo war vorgesehen, daes der
geschftftsfahrende Aoflschass am fftnf Mitglieder verstftrkt werde,
welche der Reichskanzler ans den Mitgliedern des Eolonialrathee zu
ernennen habe. Es wurden darauf folgende Herren delegirt: Fürst
fiermann zu Hohenlohe-Langenburg, Ehren-Domherr Dr. Heapers.
Bankier Carl von der Heydt, Staatssekretär a. D. Dr. von Jttcobi,
Professor Dr. Schweinfurth. Ausserdem wurde der Wirkliehe Ge-
heime Legationsrath Dr. Kayser zum Reichkommissar bei dem ge-
schaftsfuhrenden Ausschusse ernannt.
Am 25. Juli trat in Koblenz der gesehftftsfShrende Anssehuss
mit dem Reichskommtssar zu seiner ersten Sitzung zusammen, als
deren Ergebniss bekannt wurde, dass als wirksamstes Mittel zur Be-
kftropfnng des Sklavenhandels und der Sklavenjagden (entsprechend
einer früheren Anregung Wissmanns) zunftchst die Indienststellnng
von Dampfern und Schnellseglem auf den grossen ostafrikanischen
Seen, insbesondere auf dem Viktoria und Tanganyika erachtet und
dementsprechend beschlossen wurde, für die Durchführung des Wias-
mann-Dampfer-Unternehmens und der Zwecke der Peters-Stiftung einen
Betrag bis zu 700000 Mark zu verwenden, zuerst aber eine Expe-
dition nach dem Viktoria zu entsenden, welche die Tiefen- und Eflsten-
verhftltnisse des Viktoria in den zunftchst in Betracht kommenden
Theilen untersuchen und feststellen soll. Der Ertrag der eben er-
wähnten Peters-Stifiung, welche im Sommer 1890 gegründet war,
sollte Verwendung finden zu einem «dieEolonial-Ioteressen in Deutsch-
Ostafrika fi^rdemden Unternehmen von bleibendem Werthe.* Die
Wahl des Unternehmens war Herrn Dr. Petera flberiassen geblieben,
der nach kurzem Schwanken sich dafür entschied, die Gelder für
einen Dampfer zu verwenden, da er der Ansieht war, der Wias-
mannVhe Dampfer habe für den Viktoria-See einen zu grossen
Tiefgang. Der Peters'sche Dampfer war demgemäss als ein
Efistendampfer gedacht, später kam noch der Plan einer Schiffbau-
anstalt in fiukoba hinzu. Als Führer dieser Expedition war Oskar
Borchert, welcher bei der deutschen Emin-Pascha-Expedition thätig ge-
wesen war, in Aussicht genommen. Die Zeichnungen fQr die Peters-
Stiftung hatten die Höhe von einigen fünfzigtansend Mark erreicht
Die Vorexpedition, vom Ingenieur Hochstetter^) geführt, sollte schleu-
nigst vorgehen und die Tiefenverhältnisse des Sees untersuchen; sollte
sich hierbei die Behauptung der zu geringen Tiefe, welche von
Dr. Peters und Dr. Junker aufgestellt wurde, thatsächlich als be-
') Starb Ende November in Bagamoyo am Sonnenstieb.
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Ottsfnka.
271
grftndet herausstellen, so beabsichtige Migor v. Wissmaim seinen
Dampfer direkt nach dem Tanganyika zn schaffen, üm für diesen Fall
jeden Umweg zn ersparen, sollten die Nachrichten der Untersnchnngs»
expedition in Tabora abgewartet werden, was nach Lage der Ver-
hfiltnisse möglicherweise ohne eine Verzögerung des Dampfertrans-
ports geschehen konnte. Würden beide Dampfer, der Wissmann-
Daropfer und der Peters-Dampfer, nach dem Viktoria gehen, so war
die Beschaffung emes dritten Dampfers fQr den Tanganyika alsbald
ins Auge gefasst. Major v. Wissmann, welcher zur Unterstützung
seiner Behauptung, dass der Viktoria-See genügend tief sei, die An-
sichten von Mackay, Livinhac, Levesque, Stokes u. s. w. für sich
hatte, willigte um des lieben Friedens wiUen in Alles ein, und brach
Anfang August wieder nach Ostafrika auf, wo sich aber bereits ein
drohendes Unheil zusammengezogen hatte. Der Dampfer war in
Saadani ausgepackt, dort befanden sich die Herren der Expedition
versammelt, Kapitän Prager, v. Eitz, lUich, de la Fr^ire,
welche mit Wissmann gekämpft hatten, wfthreod Dr. BnmlUer, sein
früherer Adjutant und Vertreter bei der Dampferexpedition, noch
in Europa zurückgehalten war. Der Gouverneur hatte Major v. Wiss-
mann einige Kompanien Sudanesen nebst Offizieren als Begleitung
zugesagt, und ein Verbot der Anwerbung von Trftgem erlassen, da-
mit die Dampfer-Expedition nicht gefährdet werde, konnte aber seine
Zusage hinsichtlich des letzteren Punktes nicht lOsen, da die gnrOsste
Anzahl der Tr&gor mit der Expedition Zelewski in das Innere ge-
gangen war. Glücklicherweise hatte Wissmann nicht mehr die Tau-
aende von Leuten nothwendig, da er als Beförderungsmittel eine
Feldeisenbahn in Aussieht genommen hatte, deren Bedienung nur
1000 Mann erforderte. Die Feldbahn, welche 240 m Schienenlftnge
hat, besitzt ein rollendes Material von 82 Wagen, welche mit dem
6000 Trfigerlesten umfassenden Ezpeditionsgut beladen werden konn-
ten. Der Mechanismus ist sehr einfach; w&brend die Wagen fortge-
rollt werden, nehmen die Arbeiter die Schienen hinten weg und
legen sie vorne auf dem etwas vorbereiteten Boden nieder in die
fieihe. Die Vorzüge der Feldbahn sind unverkennbar; das ganze
Gepftck bleibt zusammen; es können grosse Proviant- und Transport-
vorrftthe mitgeführt werden, die Arbeiter sind gut zu überwachen,
die Feldbahn kann des Nachts zu einer Wagenburg verschoben wer-
den u. 8. w., so dass es sich lohnte, einmal einen Versuch mit die-
sem für Afrika neuen Beförderungsmittel zu machen. Am 20. Sep-
tember war die Feldbahn ausgepackt, zusammengestellt, die Wagen
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273
Die dentflditn Kolonieii.
waren verladen und die Vorinehruiiii der fiOO unttoworbenen schwar-
zen Träjjer auf 1000 dun li Vertrag mit dem bekannten indischen
rnternchmer Sewa Madji gesichert. Der Gouverneur Frlir. von
Soden und die Offiziere S. M. Scliift" ^^Schwalbc" besichtigten auf
eine Einladuiif; des Herrn v. Wissinann das Lager und die übrigen
Vorbereitungen der Expedition, die soweit gefordert waren, dass der
Aufbrucli erfolgen konnte, sobald der Rest der Träger durch Sewa
Hadji gestellt war. Von der Begleituiiii der Karawane durch einen
Theil der Schntztruppe wollte Major v. Wissmaun in den sicheren
Kfistetigegenden zunächst at)sehen, die Hürkkehr der Zelewskischen
Expedition abwarten, um seine Truppe aus derselben zu verstärken,
nud alsdann die vorausgesandte Karawane, welche mit d^Mi in der
Bennt/ung der Fcidbiihn noch ungeübten Mannschaften im Anfange
nur hiimsam vordringen konnte, wieder eiidiolen. Das Eintreffen der
entsetzlichen Nachrieht von der Vernichtung der Zelewskischen Ex-
pedition liess diesen Plan nicht zur Ausführnng kommen. Der Gou-
verneur welcher der Veriiiclitiniix der Zelewskischen Ex[ietiitiou nur
eine örtüclie Bedeutung beilegte, wurde durch dieselbe doch ausser
Stande gesetzt, dem .Major v. Wissmann eine Schützt rn[H)e in der
vorher in Aussicht gein^mmenen Stärke zur Verfügung zu stellen.
Die Träger liefen zu Hunderten weg und Wissmann sah sein Unter
nehmen vorläufig gescheitert; denn l»is genügend Sudanesen vor-
handen waren, mussten Monate vergehen und war dann das Eintreten
der grossen Keyenzeit zu erwarten. Die Vt-rnichlunu der Expedi-
tionsi orjis der Scliut/truppe, welches er mit so unendlichen Muhen
herausgebildet, die allgetneinen damals nicht gerade erireulichen Ver-
hältnisse U.-tafrikas, wirkten sehr niederdrückend auf seinen Ge-
müthszustand ein. er bekam heftige (Jalleiiaffektionen und löste die
Expedition vorliiiitiu ganz auf in der Absicht, die Sache später
wieder aufzunehmen. Er entlies> die Beamten und Träger bis auf
3 Eiiro[Ȋer uinl 15 Schwarze, welche das Material bewachen und in
Stand halten sollten, das in einem ZoUschuiipen unmittelbar am Fort
in Saadani untergebracht worden i>t und ging auf teleyraphische Ordre
nach Kairo, um dort Sudanesen für die Schulztruppe anzuwerben. Da
ihn die Unten edungen n)it dem Gouverneur davon überzeugt hatten,
<lass er von <iie>er Seite keine grosse Ford- rung seiner l'läne, welche
eine Machtentfaltung an den inner-afrikanischen Seen im Auge hatten,
zu erwarten hatte, reichte er sein Demissioiisu'such als „Koinndssar
zur V< rtü_nng de> ( louverneurs'' ein. Wie diese Verhältnisse sich
eDtw ickeiu werden, äteht bei Abfuääaug des Berichtes uoch uicht fest,
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Ostafrika.
273
doeh ist zu hoffen, daBS sich eine Vertagung, wenn nieht gar Be-
seitigung des Eonffiktes ermöglichen Iftsst.
Die AnsfQbmngslcommission der AntisklaTerel-Lotterie ist am
7. November wieder in Berlin znsammengetreten and hat in Ge-
nehmigung der bisher getroffenen Maassnahmen folgendes beschlossen :
1. Znr Erfondrang d«r TiefiNiverblltnisse dM Victoria'NyaiiM (Dk^we) nifd
unter Führung d«S Bauiospektors Hocbstetter eine Expedition entsendet
2. Mit Einrichtung einer SchiiTswerft ;itn l'kerowe, mit Ilerslelhinfr mehrerer
Segelboote daselbst und mit «lern Traiispnrt eines leichten Dampfers (»Peters"-
Dampfer) nach demselben wird Herr 0:>kar Borcberl beauftragt
8. Die Yonuhme von Vorbtiten zar Hentdlnng «inM fidirbaren Wegas von
dar Köato -fiber dan Kilimandscliaro nach dam Dkarawa wird Harm Dr.
Oskar Baumann übertragen.
4. Der Beschluss der letzten .Sitzuntr, betreffend den Trans[)ort des Wissmann-
Dampferü nach dem Ukerewe lie/.w. nach dem Tanganyika, zu dessen Aus-
fäbruDg Major v. Wissmauu zuletzt noch unter dem 6. November d. J. sich
talagraphiaeh dar AntfohrangskommiRsion gaganiibar barait arUirt iut, wird
anftaelti ariialtan, da in dan VarliUtniaaan. ?on DantBeli*Oata&ika aina Aanda*
rang des im Juli d. J. in Koblenz gefassten Beschlusses nicht begründet ist.
Es wird Sorge gebragan wardanf daas der Dampfertransport sobald als möglich
begonnen wird.
Die Maassnahmen des Herrn Soden.
Die Umwandlung des Reichskommissariats in ein Gouverne-
ment und die Uebemahme der Verwaltung in Deutech-Ostafrilca
durch Herrn y. Soden hatte sich unter gfinstigen Vorzeichen voll-
zogen; auch der letzte Gegner der deutschen Herrschaft, der Wayao-
Häuptling ICachemba, hatte sich unterworfen und mit dem Ver-
treter der Regierung einen Friedens- und Freundschaftsvertrag abge-
schlossen. Schon bald nach der Expedition des Lieutenants Ramsay
stellte es sich heraus, dass die Verluste Machembas grösser ge-
wesen waren, als man zuerst angenommen hatte, einige UnterfDhrer
und zahllose Sldaven aus dem Kfistengebiete, welche seine Macht
verstärkt hatten, fielen von ihm ab und unterwarfen sich dem Reichs-
kommissar, welcher ihnen volle Straflosigkeit zusicherte, wenn sie
sich ganz von dem Anfrfihrer lossagten und zu ihrer friedlichen Be-
schäftigung zurückkehrten. Machemba, dessen Macht durch diesen
Abfiill bedeutend geschwftcht* war, suchte nun ebenfalls mit dem
Reichskommissariat in Unterhandlung zu treten, schickte seinen Sohn
mit 50 Mann nach Mikindani, um dem Stationschef seine Unter-
werfung anzuzeigen und wurde dann vom Chef End selbst besucht.
Machemba versprach kl&nftig Frieden zu halten und sich den An-
ordnungen des Reichskommissariats zu fügen.
KoloalalM Jahilmdi 189L ]3
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274
Die deutiebeB Kolonien.
Die wicbtigBle MmHftnahme des Gouverneurs betraf natürlicii
die Einrichtung einer Verwaltung, der Debernahme des Zolls, und
eine Regelaug der Stenerverhältnisse. Zanftehst wurde eine neae
Eintheilung der Verwaltungsbezirke für das ganze Küstengebiet ein-
geführt, während die bisherige Eintheilung sich nur auf den nörd-
lichen Distrikt bezog. Die Küstenländer zerfallen jetzt in die fünf
Bezirke Tanga, Hagamoyo, Dar-es-Salaam, Eilwa und Mgan (Lindl);
an der Spitze jedes Bezirkes stellt ein Bezirkshauptmann.
Ein andererGnuvernementsbefehi regelte die Zollverwaltung, welche
am 1. Juli von der Ostafrikanischen Gesellschaft auf das Reich öberge-
gangen ist. £ine gute Einrichtung des Zolldienstes ist namentlich
(leshalb von {grosser Wichtigkeit, weil ans den ZoUeiniiabmen der
grösste Theil der Verwaltungskosten der Kolonie, sowie die der
Ostafrikanisi heii Gesellijchafb zuerkannte Eotsch&digiiDg zu bestreiten
ist liauptzoUüniter sind nunmehr in Tanga, Pangani, Bagamoyo,
Dar-es-b^alaam, Kilwa, Lindi und Mikindani eingerichtet, Nebenzoll-
ämter in 17 anderen Küstenorton und in Schole auf der Insel
Mafia. Der direkte Handelsverkehr mit dem Auslande ist nur über
die sieben IlanptzolläiDter und über Schole gestattet, die anderen
NebenzoUämtir dienen nnr dem Küstenverkehr. Alle Plätze, in
denen kein Zollamt besteht, sind für den Seeverkehr geschlossen.
Weiterhin wurde durch eine Verordnung eine Hafen ge hü hr füi
einheimische Fahrzeuge (Dhans) eingeführt und für die.<elben die
Führung eines deutschen Mt ssbriefes angeordnet. Für den ausser-
ordentlich lebhaften Dhauverkelir in Ostfafrika ist diese Massregel
von einschneidender Bedeutung, aber sehr i&stig.
Wenn schon in ihr eine Art Besteuerung der Eingeborenen,
beziehungsweise der Araber und Indier im deutschen Schut/gebieto
liegt, weiche zur Erhöhung der Staut seinnahmen beiträgt, so sollte
letzteren Zweck in weit umfassender Weise eine andere Verordnung
betreffend die Einführung einer llandelsst encr und Schankge-
bühr erfüllen. Sämmtliche innerhalb des di-utsehen Schutzgebietes
ansässigen kantniiiimischen Geschäfte haben ohne Rücksicht auf die
Nationalität der Geschäftsinhaber oder auf den Umfang oder die
Natur der von ihnen betriebenen Geschäfte eine jährliche Handeis-
Steuer zu entrichten, deren Hohe nach der Grösse des jährlichen
Umsatzes bemessen wurde. Durch diese Steuer sollten namentlich
auch die indischen Millionare in Ostafrika herangezogen werden.
Sie betrug 1 Prozent des jährlichen Umsatzes, für den Umsatz unter
1500 Mk. jährlich 1,5 Prozent. (!) Zum Zwecke der Feststellung
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276
der Steuer sollten in jedem der ftnf Bezirke zwei EmadiAtznnge-
kommissionen, die eine, ans Farlngen bestehend, üGir die fiirbigen
Qesehflftslente, die andere, ans Weissen bestellend, Ar die weissen
Gesehfiftslente, gebildet werden. Das Feilhalten und der Verkauf von
Spirituosen ist mit Ausnahme von Wein, Bier und Wermuth veiv
boten. Fiir die Berechtigung zum Ausschank der erlaubten Ge-
tränke war eine jfthrlicbe Schankgebfihr von 150 Hk. zu zahlen.
Die letzten beiden Steuern, von denen die Handelssteuer dn-
fach unausführbar war, wurde aber bereits am 1. August durch eine
Verbrauchssteuer und eine neue Besteuerung von geistigen
6et rftn k en und der Ausfibung des Scfaankgewerbes ersetzt Die Ver-
branchssteuer soll vom 1. Januar 1892 erhoben werden; danach soll
von jeder Ein- und Ausfuhrwaare iVs Prozent ihres Werthes als
besondere Steuer erhoben werden. Bei Feststellung der Steuer ist
allein der Werth der Waare maassgebend, ohne EUcksicht daraof,
ob dieselbe zollpflichtig oder zollfrei ist Bei Berechnung dieses
Werthes sollen die Preise der Efiste zu Grunde gelegt werden, die
von der Zolldirektion von Zeit zu Zeit verOfientlieht werden.
Die am 1. Angust erlassene Verordnung Aber die Besteuerung
von geistigen Getränken verfügt: Die Einfahr von geistigen
Getränken ist jedermann gestattet; doch ist för jedes Liter eine
X Licenz-Abgabe von 16 Posa (74 Rupie « 35 Pfennigen) zu ent-
richten, wobei die Beschaffenheit und der Alkoholgehalt der Getränke
keinen Unterschied macht Diese Bestimmung stimmt mit den Ab-
machungen der Brflsseler Antisklaverei-Konferenz iiberein. Dort
war bekanntlich der Vorschlag eines Verbotes der Branntwein-Ein-
fuhr nicht zur Berathung gekommen. Doch hatte man sich geeinigt
der Einfuhr von Alkohol durch möglichst hohe Abgaben entgegen-
zuarbeiten. Der Hektoliter Alkohl sollte in den ersten drei Jahren
mit mindestens 15 Franken, dann später nüt 25 Franken verzollt
werden; ein Zoll von 16 Posa auf den Liter macht auf den Hekto-
liter 85 Mk. oder 42^/s Franken, flbersteigt also den Minimalsatz
um fast das Drei&che. Das kommt einem Ver<>ote ziemlich gleich.
In Cebereinstimmung mit diesen Beobachtungen verfügte die Verord-
nung des Gouverneurs an zweiter Stelle: Das bisherige Verbot des
Verkaufs und Ausschankes geistiger Getränke solle vom 1. Oktober,
dem Tage des Inkrafttretens der Verordnung, dahin abgeändert
werden, dass es sich in Zukunft nur noch auf Farbige erstreckt,
indess der Verkauf und Ausschank derselben an Weisse unbedingt
freigegeben ist An Farbige dürfen geistige Getränke nur ausoahms«
18»
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276
Die deattchen Kolookn.
weise mit besonderer schriftlicher Genehmigang der OrtsbehOrde, etwa
io ErkrankangsfäUen verabreicht werden. (!) Unter geistigen Ge-
tränken sind Spiritus, Schnäpse aller Art nnd Liqnenre zn Ycrstehen,
nicht aber Wein, Bier, Wermnth oder FrachiÄfte. Zuwiderhand-
lungen werden mit Greldbnsse bis zn MX) Rupien, mit zeitweiliger
oder danemder Entziehung der Schankkonzession bedroht FQr die
Festsetzung der Geldstrafe ist das Kaiserliche Bezirksamt zostfindig,
Beschwerden dagegen sind binnen einer Woche an den Gouverneur
zulässig. Die Umwandlung der Geldstrafe in GeOngnissstrafe ist
vom Bezirksamte bei dem zuständigen Ejüserl. Bezirksgerichte zu
beantragen. Dieselbe erfolgt, wenn jemand ohne Eonzession Schnaps
verkauft und die ihm auferlegte höchste Geldbusse nicht zu ent-
richten vermag. Die AnsQbung der Schankgerechtigkeit wurde ent-
sprechend dieser Verordnung dann auf den Ausschank von geistigen
Getränken jeder Art ausgedehnt.
Endlich wird noch durch eine fernere Verordnung eine Gebflhr
fär das Schlagen von Bauhölzern auf dem im Eigenthnm des
kaiserliehen Gouvernements befindlichen Grund und Boden eingefährt
Die Gebfihr besteht in dem dreifochen Betrag des Zolles, der bei der
Ausfuhr von den betreffenden Hölzern erhoben wird, welche nament-
lich io der Form von Stämmen (bariU) nach Sansibar und selbst
nach Arabien versdiickt werden. Besonders wird im Rnfidsehi-Delta
viel Mangroveholz geschlagen, einem der wenigen Punkte, wo an der
Küste noch ffir Bauzwecke passende Hölzer in genfigender Moige
vorkommen. Da sich das Gouvernement vorbehalten hat, in gewissen
Gegenden das Fällen von Bäumen oder das Schlagen von Bauhölzern
Oberhaupt zu verbieten, so kann hierdurch der Waldverwöstung
einigermaassen Einhalt gethan werden. Femer war noch eine Steuer
auf Kokospalmen vorgesehen, aber man hat vorläufig von der Dureh-
ffihrung Abstand genommen.
Der Erwerb von Grundeigenthum seitens der Beamten des Gou-
vernements und der Offiziere und Unteroffiziere der Schutztruppe ist
durch Gouvemementsbefehl von der Genehmigung des Statthalters
abhängig gemacht. Als besonderes Zeichen der planmässigen Ent-
wickelung der Kolonie kann die Bauordnung für die Hauptstadt
Dar-es-Salaam gelten, welche sidi auf einen sehr zweckmässigen
Bebauungsplsn grändet. Im Norden der Hafenbucht, um den kreis-
förmig sich hinziehenden Strand, soll sich die Hauptstadt erheben.
Im Anschlnss an die bereits bestehende Hauptstrasse (Barra Basta),
sowie die Araber- und Inderstrasse ist ein fibersichtliches System
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Ostafrika.
277
von neuen Strassen in der Breite von 10, 12 und 16 ni vorgesehen.
Den Hafen entlang: zieht sich die Strasse „Am Strand" und die
Kaiserstrnsse. die dahinterliegende Uanptstrasee findet ihre Verlänge-
rnng in der breiten Wissmannstrasse, rund um die Stadt führt die
Gurtelstrasse. Alle diese Strassen sind durch zahlreiche Querstrassen
verbanden. Anf den Baublöcken Iftngs des Strandes und im Östlichen
Viertel, welches an das Gonvernement grenzt, dürfen nur earopäische
Häuser errichtet werden, auf den dahinterligenden Blöcken sind anoh
arabische Häuser gestattet, die Negerhütten sind au die äussersten
Grenzen der Stadt verwiesen. Die Hälfte jedes Banblocks ist al >
Hofraum bezw. (Tiirten freizuhalten. Jeder Bau bedarf der behörd-
liehen Genehmigung. Der Platz für zwei Bahnhofe ist au der ( hit-tel"
Strasse vorgesehen, ebenso die Ansehlnssgeleise von dort nacii dem
ZoUbafen.
Diese Steuern haben natürlich in Ostafrika viel bOses Blut ge-
macht; einige sind auch sicher zu ho< Ii iregrißen nnd dürften ab-
geändert werden, aber im Grossen nnd Ganzen wird man diesen
Maassnahmen nur zustimmen können, deren Dnrcbf&hmng allerdini^s
einen absolut ruhigen Zustand an der Küste voraussetzt, ein Mit-
wirken aller Kräfte und keine Betonung des Gegensatzes zwischen
den „alten** Afrikanern nnd dem Gonvemenr mit seinem grossen
Stabe nener Beamten. Aber leider zeigte sich, dass über die
Zweckmässigkeit der Stenern verschiedene Ansichten bestanden, dass
gegen den bana mknba cartassi (den grossen Herrn mit den Papieren)
eine gewisse Animosität sich geltend machte, welche, wie wir hoffen,
nur den Ciiarakter einer Episode haben wird. Bei dem jetzigen
Stande der Verhältnisse ist es schwer zu ersehen, auf wessen Seite
die Schuld liegt, wenn überhaupt eine solche vorhanden ist, nnd wir
Wörden den Rahmen einer strengen Objektivität \t i la8sen. wollten wir
anf Grund des jetzt noch ungenügenden Materials kritisch vorgehen.
Jedenfalls ist der Gouverneur ein äusserst thätiger und rohiger Mann,
welcher sich bald in die ihm noch etwas fremden Verbältnisse
hineingeiebt haben dürfte.
Die Wahehe.
bewohnen das Land zwischen dem Ulanga und Ruaha, aber greifen
an einigen Stellen über den Ruaha nach Norden hinüber bis nach
Ugogo, und nach Osten nach Usagara und Khutu. Die Hauptmasse
ihres Landes ist ein Plateau, bedeckt von oder Savanne oder fast
undurchdringlichem Dickicht, voll grosser Granitblöcke, welche aber
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278
Die deotodMii Kohmimi.
nicht erratisch sind, sondern durch die Thätigkeit der AthmosphS-
rilien geschaffen worden. Das Klima ist onaogenehm, besonders aaf
der Hochebene, da dort scharfe Temperatarwechsel stattfinden. Die
Geschichte des Landes, soweit sie nns bekannt ist, reicht nicht weit
znröck; vor dreissig Jahren war Uhehe noch ein kleines Land,
welches Tribut an den mächtigen Häiiptliiifc Merere von ürori zahlen
DQsste* Der Wahebe-Häufitling Machioga besiegte aber Merere,
welcher sich weiter nach Westen sog nnd am Nyassa fest^<et7t< .
Nach Machittga, der eines gewaltsamen Todes starb, kam Maoüe
znr Begiernng, weklier Merere gänzlich vernichtete. Vor etwa
dreissig Jahren begannen anch bereits die Einiftlle der Mafiti oder
Masita vom Sfiden ans: sie trieben die Wahehe vor sich her, so dass
dieseibMi nOrdlich bis nach Ugogo sich verbreiteten. Die Waheh**
stehen zwar aaf einer niederen Kaltursinfe, ragen aber doch über
andere Neger hervor; sie sind schlank, muskulös, nicht allzu gross,
mit echten Negergesichtern. Sie werden vielfach mit Mafiti ver-
wechselt, aber man muss die Völkerstämme anseinander halten.
Ihre Hautfarbe ist s' lir dnnkel und spielt ins Schw&rzliche, aber da
sie Kachts in der Asche schlafen, ist sie grau. Sie reH>en sich den
Körper mitOel ein, so dass sie, da eine Beinigung nie vorgenommen
wird, recht sclimnt/.ig aussehen. Sie tragen die Haare entweder
ziemlich kurz and schneiden sie mit scharfgeschlifieneu Pfeilspitzen
ab, oder lassen sie in der Form bis auf die Schaltern herabfallender
Padellocken stehen. Jede Spur von Bart wird mit Zangen ausge-
rissen. Der Mhehe geht vollstftndig nackt, trägt nicht einmal ein
Amalet an Händen oder Fftssen, wfthrend die Weiher Sciiür/en an
einem Gnrt oder feile, neuerdings auch die Stoffe der Küste zu
verwenden pflegen. Die Kinder sind ziemlich hAsslich, während im
Aligemeinen Negt rkinder hfibsch sind; sie werden von den Müttern,
die mit 18 — 20 Jahren anch schon hervorragend bässlich sind, stets
anf dem Rucken getragen, mag nan die Matter arbeiten oder tanzen.
Die üanptbesobfiftignng der Wahehe ist Viehzucht, von der sie gleich-
wohl wenig verstehen; sie ziehen unansehnliche Buckelrinder, welche
man anch in (Jgogo trifft. Die Thiere geben des Tages höchstens
einen Liter fettarmer Milch, aus dem man kaum einen Löffel Bntter
gewinnen kann. Die Pflege der Rinder ist dem Manne überlassen,
welcher sie anch melkt, damit die Fraa nicht Milch naschen kann.
Die Milch wird entweder frisch oder in geronnenem Zustande (aber
niemals gekocht) genossen. Der Ackerbau ist unbedeutend, die
Wahehe bauen nur soviel Bleusine, wie sie zur Pombebereitoog ge-
yiu^jciby Google
Oilifrika.
279
brauchen, dessen Verbranch während der Erotezeit so stark ist,
dass dem Reisenden die fortgesetzten Scenen der Völlerei wenig
aogenehm sind, zumal die Wahehe sich in solchen Zuständen schlimmer
nnd frecher als je zeigen. Dann werden noch wohlschmeckende
Kürbisse, Garken und grosse helle Wassermelonen gebaut, deren
Gennss für den Europäer aber nngesund ist. Die Hausgeräthe sind
die denkbar einfachsten. Ausser' Milch gebrauchen die Wahehe anch
Fleisch zur Nahrang, gönnen sich dasselbe aber kaum, so dass sie
nur alte nicht mehr milcbgebende oder kranke Kühe sclilachten.
Die Wahehe sind Liebhaber von Hundpfleisoh und der Überall in
Afrika vorkoromende kleine rothiuirijje Koter mit einem Fuchs-
geeicht wird von ihnen gem&stet Im Charakter sind die ^Wahehe
im Allgemeinen genügsam, zeigen ziemlich hohen Mnth und können
ansserordentlicbe Strapazen ertragen. Sonst aber haben sie alle Un-
tugenden der Neger; sie stehlen und lügen nnd halten den für einen
guten Diplomaten, der am meisten lügen kann. Sie bewahren stets
eine gewisse Rnhe nnd Wfirde, halten auch, wenn möglich, Ver-
sprechungen, nnd man kann ihnen nnter Umständen selbst eine ge-
wisse Ritterlichkeit nicht absprechen. Der Reisende Girand ist
allerdings besonders schlecht auf sie zu sprechen, doch machte er
seine Reise gerade während der £mtezeit, wo, wie gesagt, der Wa-
hehe we;:^en des Pombetrinkens stets zu Excessen aufgelegt ist, und
Unannehmlickeiten bereitet. Die Häuptlinge f&hren ein starkes
Regiment und ihnen wird unbedingt Folge geleistet, wenn es sich
nicht um Frivat-Ängelegenheiten handelt, in welche sich der Wahehe
nicht gern hineinreden lässt. Jeder waffenfähige Mann hat Heeres-
folge zu leisten: die Bewaffnung besteht ans Wurf- und Stosslanzen,
als Schatz wird ein Schild getragen, welcher aber von Kugeln durch-
schlagen wird. Die Lanzen sind ausserordentlich gefährliche Waften;
die Stosslanze wird im Einzelkampt' gebraucht nnd die Wahehe
&88en sie wie die Somali nicht in der Mitte, sondern am änssersten
Ende an. Die Wahehe sind äusserst ausdauernd, reisen ohne Ge-
päck, machen des Nachts nicht einmal Feuer an, was sonst der
Neger regelmässig tliut, und können viernndzwanzig Standen im
Geschwindschritt oder Trab zurflckiegen.
Die Expedition Zclewski's.
Der diesjälirige Einfall der W^ahehe, des kriegerischen und räa-
berischen, wahrscheinlich den Znlus nahe verwandten Volksstammes
des Uhehe-Plateaos, begann im Februar, als sie in Usagara die
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280
Die deutscben Kolonien.
Dörfer verbrannten, die Wasaijara erscliluaen oder in die Sklaverei
i'ortsohleppfen und die katlioiisclien Mi:^si(»neu bedrohten. Da die
südliclie Karawanenstrasse nach Mpwapwa gesperrt war und Gefahr
vorlag, dass die damals auf etwa 1000 Mann geschätzten Wahehe-
banden üsauara ganz verwüsten könnten, wurde Chef Ramsay mit etwa
150 Mann nach üsagara geschickt. Derselbe fand die Bevölkerung
in grosser Aufregung, viele Araber hatten bereits iiirc Frauen in
den Scliutz der Station Farhani, etwa eine" Stunde von Mkoiidoa,
gebracht, wo Ranisay ein Lager aulschlug. Da wegen seiner ge-
ligen Streitkräfte kricgerisrhe Maassnahmen sich \m selbst verboten,
so kuüpftc Kauisay dun h die dnrt ansässigen Aral)er und Belutschen,
die viele Handelsbeziehungen nach l'iiehe haben, Verhandlungen mit
dem zu nächst wohneiidcn Häuptling Farbe nga an. Da in Ihehe
ein Uiierhiniptlinir i xistut, ohne dessen Willen keine Krieus/iige ge-
macht werden, si» hatte llainsay vor seinem Abmarsch aus Bayanioyo
dorthin schon Briefe geschickt, weil es den Anschein hatte, als ob
die Grenzhäu[>tliiige auf ei^viie Kaust gi'haiidelt hätten. Xacii mehr-
tägigen Uuteriiandhiiinen erschien auch Farheuiia im Lager, brachte
Tribut mit und versprach, in Zukunft Frieden zu halten und den
Missionären kein Hinderniss in Lhelie in den Weg zu legen. Der
au den Oberliäuptüng ^Muinga" abgesandte Bote brachte die Nach-
richt, dass Muinga die Forderungen der Deutschen annehme, die
Wahehe stellten ji dncii ihrerseits die Forderung, dass ihnen gestattet
sein solle, ungehindert zum llaiidelsbelrielie /ur Küste zu kommen,
und Pulver und Gewehre zu kaufen. Die Gewährung der crsteren
Forderung sagte Chef Uanisay zu. behielt sich jedoch be-
züglich der letzteren die Genehuiigung des (iouverneurs vor.
Kaum war ai>er Ivamsuy nach der Küste zu marsciiirt, so fingen
die Wahehe wietler zu plündern an, und da die Mafiti im Hiuter-
laude von Kilwa uiul l)ar-es-Salaam ebenfalls auf dem Kriegspfade
waren, sf> be>clilo-s der Kommandeur der Scliulztruppe, v, Zelewski,
,.nach erwirkter Zu>timmung des (iouverneurs*', einen Zug zur Be-
strafung der Räuber zu unternehmen. Er brach deshalb am '2'2. Juni
von Kilwa aus mit dem Expeditionscorps, welches sieh aus der 5.,
()., 7., 8. Kompagnie zusammensetzte. Von Oftizieren nahmen Kom-
pagnieführer V. Zitzewitz, die Lieutenants v. Tettenborn, l'rince.
v. Birch, V. Heydebreck theil . ausserdem begleitete der Arzt
Dr. Buschow die Expedition, welcher noch 8 deut.sche Unterotlziere
und etwa 320 Sudanesen und Sulus angehörten. Die K.\pedition war auf
das vorzüglichste ausgerüstet, die Kauoneu, zwei Maxim-Geschütze und
Ostafrika.
281
zwei 4,7 cm SchneUfeaergeschütze, waren aaf Eseln verpackt, an
Tifigein war kein Mangel, so d:i<=i lÜc l>"<ton Aussichten auf (1:i3
Gelingen vorhanden waren. Herr v. Zelewski beabsiclititito luifh
Mkondoa und Mpwapwa zu gehen. Er traf bereits drei Stunden
nordwefttUch von Kilwa auf die Lager der Mafiti, die aber verlassen
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283
Di« dcntschen Kolonial
worden waren. Der diesjährige Mafiti- Einfall war als beendet an-
zusehen, da ein Häuptling Abdallah bei Kitambi dieselben zurück*
geschlagen hatte, weh he sich dann in ihre Wohnsitze am Nyassa
zurückgezogen haben sollten. Am 30. «Juni marschirte Zelewski
von Matumbi nach Korogero am Rufidschi, schickte von dort die
8. Kompagnie unter Lieutenant Prince nach Dar-es-Salaam , ging
Aber den Fluss, berührte Mbamba und bezog ein Lager am Mjombo-
Flnss, einem Nebenflnss des Mukondokwa. Der Wahehe-Häaptling
Tamarakangwe, welcher sein früheres Verspreeheo gebrochen «ad
Menschen ^:oranbt hatte, weigerte sich za erscheinen, so dass sdne
Befestigung besi hossen und genemmen werden musste. Hier beging
nun V. Zelewski die zum mindesten gefährliche, bei Zelewski's
Erfahrung schwer zu erklärende Unvorsichtigkeit, den Feind in
seinem eigenen Lande angrpif*'ii zu wollen. Der Bericht des Lieute-
nants V. Tettenborn über den Fortgang der Expedition lautet:
Am 30. .Tuli hrarh die Expedition über Marore zu den Wahchchäuptlinpen
Mamkussa und Manamtua am Kititibach im Rubeliugcbirge auf. Die Iläuptlinge
flQcbtetea und batteu bis auf wenige Stüclt, welcbe uns in die Hände fielen, ihre
Rinder und Kleinideh abgotrloben. Tom & bis 6. Angott wurden etv* 85 Tembon
den Flammen preisgegeben und S Feinde getodtet. Dsnmf marschirte die Kaiavaao
über Marore, den Ruaha bei Masombi überschreitend, auf Mgowero nach Ma>;e. Am
14. August traf die Expedition dort ein und bezog Lager. Zum ersten Male hatten
sich dort Wahehekrieger in grösserer Metiiie gezeigt; bewaffnet waren sie tnit Schild
und äpeer, selten mit Flinten. Einzelne äcbüäüe, von uns abgegeben, Teräclieucbten
die Fehide in westlicher Richtung. Nachdem am 14. in der Nfthe unseres Lagsrs
mehrere Temben feri»rannt worden waren, dnrehsog die Truppe am 15. und
16. August die Ilochebene von Mage und überliererte in der sehr xahlreich bevoU
kerten (iegend etwa 50 Temben den Flammen. Am 16. AugUSt erreichten wir etwa
den Ort, wo auf der Karte Lula ^steht.
Am 17. August, 6 Uhr Vormittags, brach die Karawane in der Richtung auf
Mdawaro (Hdairo?) auf. Die Marsdiord&nng war folgende: Mehrere sehwarte Fahrer
unter Bedeckung von 10 Zulu, Kommandeur v. Zelewski, Aizt Dr. Bascbow, Lieu-
tenant V. Pirch, 7. Kompagnie. Untcrofßzier Schmidt, Büchsenmacher Hengelhaupt.
Darauf folgte die Artillerie: Cnteroffizier Thiedemann, Unteroffiziere Herrich und
Wutzer, dann Lieutenant v. Heydebreck. Hieran scbloss sich Lieutenant v. Zitzewitz
j. Kompagnie, Unteroffizier v. Tieüewitz, Lazarethgehiilfe Hemprich. Zwischen die
Tr&ger vertheilt waren 40 Sudanesen der 6. Kompagnie. Feldwebel Kaj, Lieutenant
Tettenborn mit 30 Sudanesen der 6. Kompagnie, hintw welchen SO Stuck Bind-
▼ieb, 60 Schafe und Ziegen unter Bedeckung von 12 Sudanesen 6. Kompagnie.
Ttcgen 7 lilir Vormittags Hess der Kommandeur auf einem kleinen kahlen
Hügel halten, um den Zusammenhang der Marschkolonne wieder herrustellen. Jen-
seits dieser Erbebung begann ein dichter Busch, in weichem vielfach grosse FeU-
stttcke seistreut lagen. Ksiim hatte die Kdonne bis olnsehliettlieh Artinerie dieses
Geströpp enreieht, als ein Signalsehuss ertönte und gleich darauf die Wahehe in
grosser Uebenahl höchstens 80 Schritt ?on der Kolonne seitlieh auflanehten und
L.idui^cü uy Google
OsUfrika.
288
toit wildem Geschrei und Ungestüm auf diese eindrangen. Die Soldaten konnten
nur ein- bis zweimal feuern, schnell war der Feind in ihren Reiben. Die Ver-
wirrung ward« TAmthrt durch die wilde Fluebt der ArtiU«ri«-BMl, waleha in die
5. Kompagnie eindmgen. Die Aakaris wandten sieh nun nnairfhalfam sor Flueht,
von den Feinden enefgiaeh verfolgt. Lienienant v. Hejdebreck, Murgan EfTendi
und etwa 20 Askaris gelang es, eine nahe gelegene Tembe zu erreichen und hier
mehrere Stürme der Wahehe mit Erfolf^ abzuschlagen. Auf das heftige Feuern begab
ich mich mit meinen 20 Soldaten in barsch Marsch an der Tiägerkoloune vorbei
auf die obengenannte Höbe, welche ich noch nicht erreicht hatte. Hier waren Im
wäaten Durcheinander Tilger, welche ihre Lasten weggeworfen hatten, Wabebe
welche dieselben dorchsoditen, sterbende Krieger und xuroekkebrende vielfach ver-
wundete Soldaten. Nachdem ich die Wabehe durch Schüsse verjagt hatte, besetzte
ich die Höhe in einer kreisrunden Stellung, in deren Mitte Träger, Verwundete und
unsere Viebbeerde. Ich nahm an, dass rechtsi^eitlich von mir das Gefecht zum
Sieben gekommen sei, und wollte mit meiner Stellung dem Gros als Stfittpunkt
dienen. Die deutsche Flagge wurde an einem hoben Banme gebisst, und meine
Hornisten gaben in knrxen Unterbrechungen unsere nblidien Signale ab. Das
Feuergefecht verstummte etwa nach lO Minuten bis auf einzelne Salven, welche,
wie ich nachher erfuhr, aus der Tembe des Lieut. v. Reydebreck kamen. Auf die
Meidung, dass in meiner Nähe ein Europäer mit einem Geschütz sei, sandte ich
diesem durch eine Patiouille den Befehl, sich an mich heranzuziehen. Dieser Befehl
erreichte Lieut v. Heydebreck, welcher um 8 Uhr SO Min. Tormittags selbst, dureb
iwei Speerstiche hinter dem rechten Ohre verwundet, blntöberstremt bei mir eintraf.
In seiner Regleitung waren Unteroffizier Wutzer, Murgan Kffendi und 12 Mann.
Von diesen hörte ich, »Jass unsere 3 Geschütze vom Feinde genommen seien, und
dass unsere Verluste, namentlich bei der Artillerie und der 5. Kompagnie, sehr be-
trächtlich seien. Ich bescbloss hierauf, meine Stellung auf der Uöhe zu halten, in
dar HoAinng, dass sich Versprengte unserer Expedition, die» wie ich jetst annehmen
musste, vollstindif anlgeiiehett war, bei nk einfinden würden.
Auf allen Seiten in dem mich umgebenden Gestrüpp waren VVahehegruppeu
sichtbar, welche durch unsere Kuircln verscheucht wurden. Die Wahehe hatten •
ringsumher das dichte, eben nicht hohe Gras in Brand gesteckt. Die Flammen
wurden uns durch heftigen Wind näher gebracht und gestatteten unsere Lage zu
einer recht bedenklichen. Unsere Verwundeten waren dem Flammentode prda-
gegeben. Um 9 Uhr Vormittags wurde Sergeant Tiedemann, mit einem schweren
Speerstich und durch Brandwunden verletzt, herbeigeschafft. Wir legten ihm einen
Notlivfiband an und boitctcn ihn in einem Zelt, auch wurden nach Möglichkeit
unsere scliwcir^eu Verwundeten vcrbuuilen. Auf mein fortgesetztes Signalldaseu
hatten sich bis 4 Uhr Nachmittags etwa GO Soldaten und 70 Träger eingefunden.
Da mein Rncksog immer geftbrdeter werden musste, je mehr die von der Verfolgong
sorflckkehrsnden Feinde sich zu sammeln begannen, marsebirte ich in eine über
unser am Ta«rc vorher aufgeschlagenes Lager hinansliegende Tembe, nahe am
Wasser, und betest igte mich hier. Noch immer war ich der Ansicht, hier in der .
Nähe U Stunde) des Gcfechtsfeldes auf der einzigen Rückiiugslinie mit meinem
endgültigen Abmarsch warten suiiou, obgleich mir meine beiden schwarzen Offiziere
Murgan und Gaber Effendi riethen, soweit als möglich abzumaraohiren. Es gab
doch noch eine HSgliehkeit, dass aich kleine Abtheilungen und vereinselte Euro»
|Aer im Busch verateckt hielten, denen nur mit meiner Hülfo ein Entkommen mSf*
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384
Die deuttehen Kolonieii.
lieh gewesen wäre. Ich beschloss derngfetnäss, (jt^n nächsten Tajr. doD 18. Augu>t,
noch hier auszubaltcn. Die Wabelie grifTen mich «eder in der Nacht noch am
folgenden Tage an, sondern zofreo sieb in grösseren Massen seitlich in der Ricbtuug
aaf Mage vorbei Et erschien mir nunmehr bedenklich, auf dem alten Wefe ober
Mage abznmarschiren, and ich beschloM, aber daa itetia Oabirge im Sädoeten von
Lula auf den Ukose, und I&d^s dieses den Raaba erreichend, abzuziehen. Aof die-
sein Wege durfte j'oh narh An^sn^re pines angeblich ortskundigen Fahren hoAsa,
auf keine feindliclie IJevülkeruufj zu stn-^on.
Nach diesem Plane brach ich am 18. August um 9 Ihr Abeuds auf, marschirte
vielfach des Nachts und ohne Weg durch die Wildniss, überschritt am 27. Auguät.
4,90 Tormittags, den Roaba nngeflhr hart nördlich der Mwega-MSndnng, nachdem
ich mttthmassiidi Ifcnla und Mdene passirt hatte. Da der Marsch me&Mr Kaimwaae
ziemlich wenig bekannt wurde und ich fast stets wegen meiner Nacbtm&rscbe und
Gescbwindiiikeit überraNchen i auftrat, wurd»» ich von der uns wcnie freundlich üe-
sinnten Bevölkerung wenig gess-irt tind erreiclite am 29. Auf^ust, Nachmittags um
3 Uhr, den Mjombo-Fluss, wo ich vun der Bevüikerung freundlich empfangen wurde.
Nach Aussage von Einwohnern sind gestern hier 13 Soldaten von uns durcbgekom-
mm und nach Koadoa weitergegangen. Ich marschire morgen nach Kondoa, ver-
bleibe dort so lanL'f, bis ich die in Mpwapwa Hebenden, für die Karawanen be-
stimmten I,.i^ton ht ran<.'.'h >It habe, and breche dann na<'h Dar-es-Salam auf.
l'eber den Verbleib dt-r Kuropüer vermag ich Fi«l;:ende.s zu berichten: l'nter-
offizier Tiedemann erlag seinen schweren Verletzungen in der Nacht vom 17.
som 18. und wurde in der Tembe, der Sicht der uns stets umsplhenden Wahdie
entzogen, begraben. Nach Aussage einiger Schwarzen, welche sieh bei Beginn des
Uebcrfalls in der Nfilio des Kommandeurs befanden, soll derselbe sowie Dr. Bn-
schow und Lieutenant v. Pirch, noch auf den Esvln sit'cmi, durch viele Snoer-
sticbe niedergemacht worden st in. V.m den übri ji n Kurnpficiu ist mit absoluter
Bestimmtheit nichts zu sagen; doch kommeu die Aussagen tler wenigen aus dem
vorderen Gefecht Entkommenen dahin nberein, dass sie rtmmtlich den Tod ge-
funden haben. Bei mir befinden sich: Lieutenant v. Heydebreck, dessen Wun-
den fast (Tchcilt, Feldwebel Kay und Unteroffizier Wutzer, Murgan Effendi, Gabor
KfTendi und IM' Soldaten, von denen 11 ver«und< t. 74 Träger, von denen 7 ver-
wundet; ausserdem 4 Esel, eiui,:e Lasten. I n^er Verlust beläuft sidi auf 10 Euro-
päer (4 Offiziere, 6 Unteroffiziere;, etwa '2bO Sol lateu, ebenso viele Gewehre und
8 Geschütze, 23 Esel und 96 TrSger und den Haupttheil unseres Gepicks. Die
Anzahl unserer Angreifer dnrfle mit 3000 nicht zu boeh geschfttzt sein, wovon viel-
leicht 700 getödtet worden sind. Ihr UfiuptHng Kuawa und Führer Marawatu sind
gefallen. Nur dem Umstände der Fübrerlosigkeit unserer Feinde schreibe ich unser
glückliches Ki.tkoiiiuicii zu."
Zur Witleiie;;uiig der (ierüclit»' , du.-^s oiiizi'liie der Oflizifre der
Schntztruppe, welche iiaeh dem Ueliertall durcli die VVahehe. als
vermisst c:emeldet w(»rdeii sind, sich in der ( J'-fanuejischart der Feinde
hcfiinden oder sonst wo aufhielten, verotVeutliclite (h-r Keichs-Anz.
am 2S. Oktober ein von dem Auditeur der Schutzfnippe auf-
genommenes Vernehmungsprotoküll des Lieutenants xnn Heydebreck,
V. Tetteuboru, des Feldwebels Kay und des Liiterotti/.ierö Wutzer, die
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Ostafrika.
28ä
alle fibereinstimmeDd es fUr ansgeechloflsen erldftrteo, dass noch irgend
ein EoTOpäer von der Expedition nach der Kfiste zarftckkehren kfinne.
Die Aussagen der beiden Offiziere sind aber anch noch in anderer
Hinsicht von Interesse. Lientenant v. Tettenborn befand sich be-
kaimtlieh bei der Nachhat, hat also an dem Kampf zuerst nicht theil-
genommen. Lieutenant v. Heydebreck dagegen giebt eine genauere
Schilderung des Ueberfalls, aus der sich ergiebt, dass, als der An-
griff erfolgte, die Kolonne einschliesslich der Artillerie, sieh auf dem
von beiden Seiten von Busch umgebenen Wege befand, während
der folgende Theil der Kolonne mit Lieutenant v. Heydebreck nur
auf der rechten Seite Busdi, auf der Linken einen von hohem Gras
bestandenen Abhang hatte. Im Busch selbst und von diesem Ab-
hang aus erfolgte der Angriff der Wahehe. Von irgend einer fiekog-
noszirung des Busches oder dieses Abhanges war offenbar keine Rede
gewesen, obgleich der Busch so wenig dicht war, dass, wie Lieute-
nant V. Heydebreck anführt, die Suln «in schnellem Lauf durch den
Busch entflohen.** Dass ein Theil der Expedition dem Untergang
entging, ffihrt Herr v. Heydebreck darauf zurück, dass die Wahehe
infolge eines Schusses, deu Lieutenant v. Zitzewitz auf einen Adler
abgab, zum Angriffe übergingen, ehe die ganze Expedition vom
Busch eingeschlossen war. Dass der Ueberfall die Expedition ganz
unvorbereitet traf, ist um so auffftUiger, als Lieutenant v. Heyde-
breck konstatirt, die Expedition habe sich tagelang unter Beobach-
tung durch die Wahehe befunden. Dass die Wahehe bis dahin nicht
zum Angriff fibergegangen waren, hatte den Kommandeur offenbar
in Sicherheit gewiegt Dass die Expeditionstruppen auch in dem
Busch gefechtsbereit hfitten marschiren können, ist jetzt auch fest-
gestellt. Lieutenant v. Heydebreck sagt aus, die Truppe sei bis
zu dem Hfigel, an dem der Kommandeur Halt machen liess, um den
Zusammenhang der Kolonne wieder herzustellen, ,im Busch*^ mar-
schirt Auf dem Rfickmarach schlug der Rest der Expedition den-
selben Weg ein, den sie Morgens frfih marschirt war. Aber nach
dem UeberM marschirte man unter Lieutenant v. Tettenborn etwa
eine Stunde weit, auf etwaige neue Angriffe gefasst, «in geschlossenem
Viereck.* Es hfttte also nichts entgegengestanden, dass auch vor
dem Ueberfall und in Vorbereitung auf einen solchen, die ganze
Truppe oder wenigstens ein Theil derselben „in geschlossenem Vier-
eck" vorgegangen wftre. Diese Berichte bestätigen demnach
lediglich die Annahme, dass der Untergang der Expedition in erster
Linie die Folge der Sorglosigkeit gewesen ist, mit der sich dieselbe
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286
Die dmitaehen KolonieD.
tief im Gebiete des Feindes bewegte. Daiu aber ist die Nieder-
Uige einem taktiseben Fehler znzoschreiben. Herr v. Zelewski war
nftmlieh der Ansiebt, welche er frflher ancb einmal schriftlieh nieder-
gelegt hatte, dass die Eingebomen nicht genng Stosskraft hätten, nm
eine anf dem Harsch befindliche Kolonne zu dnrebbrechen und hatte
demgemtes den Sicherheitsdienst vernachlässigt ' Da der dem Dienst-
alter nach nächste Offizier nicht znm Kommandeur der Schntztnippe
ernannt wnrde, so gewann in Ostafrika die Meinung Glauben, dass
Herr v. Soden selbst gleichzeitig Kommaadenr der Sehntztmppe werden
solle. Dies veranlasste eine unbehagliche Stimmung unter den Offi-
zieren, nnd sie gaben derselben gegenüber dem Gouverneur in einem
Protokolle Ausdruck, dessen fiauptmotivirong in der Betonung lag,
dass Herr von Soden nicht Offizier sei. Auf telegraphische Anfinge
in Berlin wurde alsdano Korvetten-Kapitän RAdiger von der «Schwalbe*
einstweilen zum Kommandeur der Schutztruppe ernannt
Die Öffentliche Meinung in Deutschland hat der Ansicht zu-
geneigt, dass, wenn Major v. Wissmann in seinen urspränglichen
Funktionen als Hochstkommandirender belassen worden wäre, die
Niederlage wahrscheinlich vermieden worden wäre. Wir theilen
diese Ansicht zunächst wegen der persönlichen Eigenschaften Wiss-
manns. Durch reiche Erfahmngen erprobt, boten dieselben die denk-
bar beste Garantie dafür, dass unter seiner Verantwortlichkeit wag-
halsige Kzkursionen von zweifelhaftem Werthe flbetliaupt nicht
unternommen, sondern nur nfltzliche Maassregeln ergriffen worden
wären, die auf genauer Kenntniss aller Verhältnisse beruhten und
das gesteckte Ziel mit vollster Energie, aber ohne Improvisationen
und Velleitäten, die darüber hinausgingen, zu erreichen suchten.
Ausser diesen persönlichen Bürgschaften gegen unliebsame Ueber^
raschungen bot auch die Organisation, die unter Wissmann bestand,
grossere Sicherheit gegen Missgeschick als die heutige Einrichtung,
wo ein Givilgonvemenr mit mehreren Militärs fibertias, was geschehen
oder unterbleiben soll, zu berathen nnd zu entscheiden hat. Ein-
helligkeit der Führang und vollste Alleinverantwortlichkeit eines ein-
zigen, alle Gewalten in sich vereinigenden Befehlshabers sind unseres
Erachtens unerlässliehe Voraussetzungen jeder auf die Dauer erfolg-
reichen und gesicherten Aktion in Afrika.
Expedition gegen die Mafiti.
Die Expedition, welche unter dem Kompagnieführer Schmidt (II)
im August gegen die Mafiti unternommen wurde, setzte sieh aus zwei
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OsUfrika.
287
Kompagnien znsammen, einer kombinirteD — 77 Mann — nnter dem
KompagniefOhrer End nnd einer Snln-Kompagnie — 132 Hann —
anter Lientenant Prince, sowie einem Sanitäts-Detacbement nnter
Dr. Kanzki nnd Trägern. Am 16. Angost bracb die Expedition
von Bagamoyo anf nnd marachirte in sadwestlicber Ricbtong naeh
Tnnnngno. Fast alle Dörfer, welche nicht in unmittelbarer N&be der
Küste lagcD, waren ans Furcht vor den Mafiti verlassen, einige der-
selben sogar von letzteren unter Verfibung von Gransamkeiten ge-
plaudert worden. Da die Mafiti Usamoro bereits seit einer Woche
verlassen hatten, marschirte die Expedition von Tunungno nach
Westen in das Land der nördlichen Mafiti oder Mahenge, welche in
den letzten Jahren die Kinftlle in Usaramo nnd unser nördliches
Schutzgebiet gemadit nnd auch in diesem Jahre Usaramo und die
Gegend der grossen Karawanenstrasse heimgesucht hatten. Ihr Land
bildet einen Theil der Landschaft Gbuto, ist ausserordentlich frucht-
bar und dicht bevölkert und kann eine grosse Anzahl von Kriegein
stellen. Die Expedition erreichte zunSchst Hongo, welches verlassen,
aber ebenso wie die fibrigen Maflti-Dörfer mit Lebensmitteln reichlich
angeföllt war. Eine Anzahl von den Mafiti gefangener Wasaramo
wurde daselbst vorgefunden und in Freiheit gesetzt Demnächst
wurde Korongo erreicht, welches nach kurzem Feuergefecht von den
Dorfbewohnern ger&umt wurde. Das benachbarte Dorf Backira war
kurz vor Ankunft der Expedition ebenfslls verlassen worden. Die
erwähnten Dörfer sowie Kissaki, das Dorf des berQchtigten Häupt-
lings Fikatika, Kumanka, das Dorf des Mamuro, Mohombe, das Dorf
des Makiye nnd die Dörfer der Landschaft Songomero wurden zer-
stört, die Ernte anf den Feldern aber den geschädigten Eingeborenen,
von welchen einige Hundert sich der Expedition angeschlos^(en hatten,
fiberlassen. Am 1. September war die Expedition nach Tnnanguo
zarückgekebrt und marschirte am 2. September nach Uruguro, dessen
Bewohner mit den Matiti in Verbiudaug stehen, wenn sie auch au
den Kriegszügen der letztem niemals theiigenommen haben. Sie
wurden ermahnt, jede Verbindung mit den MaÜti zu vermeiden.
Einer ihrer Jurobes, Mambarawe, wurde als Geisel nach Tunun^uo
geführt, weil einer seiner Leute beim Durchzu^^ do^ (leoloi^eii
Dr. Lieder einen Träger desselben hinterrücks niederi^estocheu und
dessen Gewehr gerauht hatte Am 12. Sopterabcr traf dio Kxj)e(litioii
wieder in Bagamoyo ein. Nach Ansicht der Missionare in Tiinunguo
wird die Expedition dazu beilrageu, die Raubzüge der Maliti zu be-
schränken.
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288
Die deutseben Kolonien.
Dr. Peters.
Dr. Peters, znni Kommissar zur Verffi^nng des Gouverneurs
ernannt, ging im Frühjalir 1891 nach Ostafrika, in welchem ihm als
besonderer Wirkungskreis das Kilimandscharogohiet zugewiesen war.
Er brach mit dem Chef Johannes von Tanga auf und erreichte ohne
weitere Kiimpfo Mosrhi, den Sitz des bekamitfn Maiulara. Mosclii
hielt er, worauf sclion vou mehreren Seiten hinf^ewiesen worden ist, als
Station nidit für günstig gelegen, da es ja in der Tiiat seine Anlage
nur den guten IJezieiiungen Maudaras zu den Deutschen verdankte, und
beschloss, einen Zug nach Osten zu machen, welchen er in Beglei-
tung des Freiherrn v. IVehmann. mit Sergeant Schubert, iO Asikaris
und 30 Triigern am 1. August antrat. Den Platz der neuen Statious-
anlagc in Marangu beschreibt Dr. Peters foltjendermaassen :
„Den Platz, den ich mit Hülfe der Kinpeboreuen gefunden habe, liest un-
mittelbar westlich oberhalb des Unna-Flusses, dessen Rauseben deutlich auf dem
laoggestnekten Abteng hörl»ur ist Auf d«r Sitlielmi Sdt« di«iM Abhuigw flieut
der Sangeoi'Bad), so dan wir auf bdden Seiten fliesaendee Waaeer bmbeii. Ueber
den Abbaof selblt aber ist eine Wasserleitung von den Bergen hergeführt, so dass
für rJartenanlagen und daran sich schiiessende Ackerfelder Feuchtigkeit reichlich
vorhanden ist. Von dieser Höiie, weKho nach dorn AMoroidharonu'ter lö.')() Meter
hoch, ßiilt der Blick über Felder und Hochwald hinweg unmittelbar auf den obeu
beiriebneten Hügel, an weleben die Tawetaatrasse über den Himo fobrL Breit und
langsam senkt sieb hier das Gelinde in die Steppe hinab, eo dass das Herana-
seblagen eines Fahrweges für die untere Station, welche etwa 12 Kilometer entfernt
Hegt, keine Scbwieri^'keitcn hat. Dahinter sieht man den Pangani-Fluss. Ugueno
und in einiger Entfernunf: die Umrisse der Parebcrge. Links liegt der Jipe-See
in seiner vollen Ausdehnung, Taweta und der Lumi-Fluss. Rechts ist Kabe mit
der Pangani - öteppe iDoerhalb Gesicbtsweite. Wir vermögen die Stellen aassu-
machen, an denen wir gelagert und die FInsae übersehritten haben. Der Boden
hier ist der beste, den es giebt Schwane Lavaerde mischt sieh mit Thon. Ge-
treidefelder wechseln mit Bananenhainen ab vi ml das Ganze wird nach der Steppe
zu und links unterhalb ujisorer Station von Hnchwald eingerahmt. Die Landschaft
gewährt einen Eiudrtick etwa wie die ndrinde de> Tliü.iiiger Waldes mit der gol-
denen Ebene datiinter vom Kvdhauscr aus. Ich glaube, es giebt nicht leicbt eine
Stelle im deutsch*ostafribaniscben Schtttsgd>iet, welche sich an Omutigkeit ailM-
Erfordeniisse fir eine Stationsanlage nnd an landsehafllicber Schönheit mit dieser
messen konnte. Die Luft ist von einer seltenen Reinheit und Frische. Das
Thermometer war an drei Taj;eii bis 11 lUir Morgens nicht auf 120 R. gestiegen
und des Altoiids iv,t ev l'ittcrlich kalt. Die Station tnuss von vornherein mit Ofen-
heizung augelegt werden. Aber wenn dann die Sonne hervorkommt, 80 wird ea
beiss, nnd der Oirtner auf der katholischen Mission ist nberseugt, das« neben den
enropliaehen Gemflsw nnd Getreide (aaeh Weisen ist gnt aufgegangen) die meisten
tropischen Kulturen möglich sind. Diesen Platz habe ich für unsere S'atiousanlage
gewählt und mir gpsftrn von Marealo rin Tcirriiti von mindestens 20000 Morgen,
abwechselnd Getreideland und Hochwald bestand, für die Kaiserliche. Regierung ge*
yiu^jciby Google
Oatafrika.
289
•ifbert. Ich habe das Lud wa beiden Seiten des'Unna-Fhines genommen und
gebe benacb mit dem Himo in die Ebene bioab. Wir baben dai abfetretene Ge-
biet zunächst durch Peiinneen nach Landmarken festgelejft und müssen uns eine
genauere Abgrenzung vorbehalten. Kingeschlossen in den Kauf ist das Recht der
fizpropriirung gegen Entsohüdigung der auf dem Terrain angesessenen Privat-
beaitser. leb habe nun sofort mit dem Bau eines provisoriscben Blockhauses, 16 m
-lang, 5 m breit, beginnen laaien. Morgen erwarte ich den Frhn der katboliscben
Hiiaion mit S&mereien, welcher nna gleich eiDcn Garten nnterbalb der Gebinde
anlegen will. Ranm tnr Ausdehnung haben wir nach dem Gesagten in jeder lUeb-
tung, und diese Station wini demnarh auch ihre eigenen Boilnrfnisse, wie das
schon beute die katholische Mission im Wesentlichen thut, sich hei richtigem Be-
trieb bald selbst prodoziren können. Mosebi mache ich in Zukunft zur Neben-
Station, mit einem Posten besetst Posten von je sechs Hann At&rko lasse ich
femer nach Habe nnd Anischtsehini legen. Zum Sehlnss weise ich noch daxanf
hin, dass wir von unserm Platz aus. auf welchem wir seit gestern Nachmittag lagern
und arbeiten, mit dem Glase den Platz sehen können, an dem die geplant»« Hrückf
nördlich von Ugueno über den Pangani gebaut werden soll. Die Verbimlung von
hier nach der Küste ist nm eineu Tag kürzer als von Moschi. Sie Tollziebt sich
in adit Etappen. Ffir die von mir hier gegröndete Station bitte ich gehonasut
den Namen «Kilimandscharo-Station* genehmigen zu wollen. Den Avssichtshfigel
von Kili'ma habe ich zu Ehren des ersten Erwerbers dieser Länder, des im Dienste
für die koloniale Sache gefallenen Dr. Jnhlke, „Jühlkes-FIöhe" benannt."
Dr. Peters marsdiiite weiter nach Osten imd hatte hier ein Ge-
fecht in der Landsehatt Rombo, bei weicher der Sergeant Schubert
fiel. In seinem Bericht bestätigt er, was Major Wissrnann in
Kiboscho bereits ;^'esrhildert hat, die geradezu geuiale BefestigougB-
weise dieser Stämme:
„Das i^t ein Netz enger Gfini^'e, ilauern und Pallisadeu, so recht <iazn an-
gethan, die NahwafTe zur vollsten Wirkting zu bringen. Die Lanze ist hier wirk-
samer als die Bnehse und der Eintelklmpfer vermag mehr als die organisirte
Truppe, weil in dem Labyrinth von Gingen einheitliebe Fobrang vnmoglich ist.
Ich beschloes demnach, auf keinen Fall einen Sturm auf solche Bananctt-B^esti-
gungen zu gestatten, sondern vielmehr mich darauf zu beschränken, von der unteren
Kulturgrenze an die Harwinen durch die Waschagga Schritt für Schritt umhauen zu
lassen und dann die darin betindlichen Gehöfte zu nehmen und zu verbrennen.
Diese Dorfer stod theilweise mit Cyklopen-Hanem bis in 6 Hetem H5he umgeben,
gegen welche auch unser Oeschnts nichts vennSchte. Aber die Gegner haben Ter-
säumt, dieselben von Innen mit einer Brustwehr in verseben, und können demnaeh
die Mauern nicht vertheidigen. Ich liess in Folge dessen Leitern anfertigen, um
unsern Asikaris zu ermöglichen, die Mauern ibrerseita aU Brustwehr zu benutzen
und von oben hineinzu.schiessen. . . .
Als ich bei den unteren Befestigungen der Wakeroe ankam, waren diese be-
reits in den Binden Pechmanns nnd Schuberts und die Hinser standen in Flammen.
Die Eingeborenen hatten mehrere Verluste erlitten; auf unserer Seite war noch kein
Uenseh geraileo. Ich befahl nun, mit dem Niederhauen der Bananen zu beginnen,
fnr etwaige Stoinbefestigiingen die mitgebrachten Leitern zu benutzen, da es nicht
mehr in meiner Macht stand, das Gefecht abzubrechen. Jede Nachgiebigkeit in
Keleatsles Jabrbadi 1891. j9
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290
Die deuUeben Kolonieu.
diesem Attcenblick würde «OS «U Furcht und Sehirf^be au^^e^ worden tein
Wir gingen nun Schritt um Schritt treffen den Berfj vor, wobei freilich die einge-
borenen Hiiudcsgenossen sich scheu ziirüclthielten. Im Verlauf einer Stunde nahmen
wir an 20 bi» 30 üebufte, welche ich als Keprestalio gegen die verstümmelten und
•naordet«! Botai in Brand iteekw Utfs. . . *
Ich UeM Dun unser« Leiehen und Verwandeten tnrfidibriiigen und nbeimliiD
dann die Ffibrang des Gefechtes in mcioem Sinne. Ich Hess eine lange Linie
bilden, deren rechten Flüfrel Peihm.inn befehligte, w&hrend ich die linke Seite
führte. Wir rasirten jetzt das Terrain von den Hananen und caben damit unserer
Feuerwafl'e ihr natürliches liebergewicbU Die Eingeborenen versuchten zweimal
einen Masseiumgriff, worden aber dnreb die Salven der SeUteenUnie sarickgeworfeOi
Bis aar Dnnkeiheit batten wir Iris an foobig DSrfer verbrannt. Die Gegner batten
eine Reihe von Verlosten, unter denen sich zwei ihrer Sultane, Ealunguli und
Kororo, bef3n<len, während wir keinen Mann mehr verloren. I>er Zwe<k der Be-
strafun^r des Landes Keioa war jedenfalls erreicht. In der Nacht l)iwakirtcn wir auf dem
Oefecbtsfelde. Am nächsten Morgen eskortirte ich die Leiche Schubert's und unsere
Verwundeten an Kinabo, wo idi awei Tage stellen bKob. Unter dem Bindroek des Ge-
feebts sebiekten an diesem Tage oiebrer« Soltane von Bombe, so der einflnssreiebe
Matschale, Tribut und Unterwerfung ein. Am 6. September traf ich ohne weiteren
Zwischenfall wieder auf der Kilimandscharo-Station ein, und am Naohmitta? dieses
Tages haben wir dem .Sergeanten Schubert die letzten militärischen Khren erwiesen."
Die Thätigkcit des Herrn Dr. Peters dürltc voriieliiiilich boi der
bevor.^teiiendüii Greuzreguliruog mit den Engläuderu für uas sehr
Werth voll sein.
Die deatsch-ostafrikanische Gesellschaft.
Durch den Vertrag mit der Kaiserlichen Regiening waren der
Gesellschaft bekanntlich ganz bedeutende Kapitalien zugeflossen, f&r
die sie nm so mehr eine erspriessliche Verwendung erhoffen darf,
da ihr in § 7 des Vertrages aosserordentlich werthvoUe, in der
Bedeutung Ar die Zukunft von der Begierung wohl nicht richtig
geschätzte, monopolartige Befugnisse, insbesondere das ausschliess-
Uche Okkupationsrecht an herrenlosen Gmndstfioken im KQsten-
und im Schutzgebiet, eingeräumt worden sind. Der Geschäftsbericht
ffir das Jahr 1890 besagt:
„Unsere Thäb'gkeit hatte nunmehr ausschliesslich wirthschaft-
lichen Charakter anzunehmen. Mit ganzem Nachdruck legten wir uns
andererseits auf die beschleunigte Fertigstellung unserer Faktoreien
in den Kflstenplätzen des Festlandes, auf dem mit der Jahreswende
die Herrschaft des Sultans von Sansibar zu Ende gehen sollte. Dup
selbst — nämlich in Tanga, Pangani, Bagamoyo, Dar es Salaam,
Kilwa und Lindl — Hessen wir fär unsere Bureanx und Magazine
und fär die Unterbringung unserer Beamten sowohl massive Stein-
häuser, wie auch die von Hamburg aus gesandten Fachwerkhäuser,
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Ostafrika.
291
aufrichten. Nach der Stockung allen Verkehrs, welche der Anf-
Bteod natnrgemäss mit sich gebracht hatte, war zonftchst nar eine
langsMie Bntwickelung des Geschäftes möglich; dazu kam, dass die
erforderlichen zahlreichen Krftfte f&r die Thfttigkeit an den ver-
sehiedenen Orten nnr allmählich von uns heranzaziehen and heran-
zubilden waren. Brst im laufenden Jahre haben wir diese Organi-
sation ganz dnrchznfnhren vermocht, nachdem Herr Konsul Karl
£beiiau (von 1872—1885 Vertreter der Herren Wm. O'Swald & Co.
in Ostafrika) die Leitung unserer Augelegeuheiten in Ostafrika fiber^
nommen hatte. Wir sind bestrebt gewesen, auf aHeii Gebieten
nnsem Aufgaben gerecht zu werden, und haben insbesondere nach
NlederwerfQDg des Aufstandes Henm Dr. Baomann nach Ostafrika
entsandt, um ihn die zukunftsreiche Landschaft Usambara zwecks
Gewinnung des Materials f&r die vorlftnige Trace der von Tanga
in der Ricfatnng auf Korogwe zu erbauenden Eisenbahn bereisen zu
lassen. Die Berichterstattung des Herrn Dr. Baumann hat uns
dahin geführt, die Inangrifinahme des Eisenbahnbaues in Usambara
sofort zu beschliesseD.
Unser Handelsbetrieb hat gegenwärtig schon einen beträchtlichen
Umfang, ^vir glauben aber, denselben binnen verhältnissmässig kurzer
Frist kräftig weiter steigern zu können. Die Centralleitnng mnss
einstweilen in Ssnsibar belassen werden, da durch die vorhandenen
Verkehrsmittel noch keine genügende Verbindung der einzelnen
Küstenplätze unter einander hergestellt ist. Auf die Erwerbsthätigkeit
in Mikindani haben wir nach Abgabe der Zollverwaltung verzichtet,
weil die Umschläge an diesem Platze unter Erwarten gering waren,
hingegen nehmen in Tanga, Pangani, Bagamoyo, Dar e.s Salaam,
Kilwa und Lindl unsere Faktoreien am Geschäfte regen Antheil.
Die Bevölkerung^ in der Umgebung der deutschen Hüfen bringt der
neuen Ordnune? der IMnge theilweise Vertrauen entgegen, in einzelnen
Strichen ijidessen, namentlich des Südens, hält sie sich, eingeschüchtert
durc h die Schläge, welche der Aufruhr gebracht hat, noch abwartend
fern, und es wird weiterer Bemühungen und Anknüpfungen bedürfen,
bit' mit allen Stämmen unweit der Küste der Güteraustausch in dem
früheren xMaassc und der früheren Weise wieder statttinden kann.
Die auuenblickliche unfriedliche Haltnns einzelner Elemente im
Innern (ler Kolonie dürfte auf den Handel und unsere Interessen
kaum irgend welche wesentliclie Einwirkung ausüben und selbst
vom Untergang der Expedition von Zelewski im August d. .1.. mag
ihr Schicksal noch so sehr zu beklagen sein, sind nachhaltige un«
19*
I
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292 Di* deutschen Kolonien.
günstige Folgen für das Geschftft nicht zn befGrehten. Danic dem
seit dem FrOl^abr 1891 bestehenden regelmftssigen direkten Dampfer-
vericehr zwischen den deutschen Kflstenplätzen in Ostafrilca einerseits
nndJ^nropa andererseits mittelst derSchiflTe der deutschen Ostafrilia-
Hnie bat die Geschftftsthitigkeit anf dem ostafrikanischen Festlande
aDgefangen, vom Sansibar-Markte unabhängig zu werden; die Küsten-
linie der genannten Gesellschaft bietet aasserdem monatlich einmal
die Möglichkeit zur VerschifTnng von einem Hafenplatz der Kfiste
zum andern nnd von .und nach Sansibar. Eine Bessening des
gegenwärtigen Verkehrs-Znstandes nnd eine FQrderang nnseres Ge-
schäftsbetriebes erhoflTen wir zunächst von der Herstellang einer un-
mittelbaren Schiffsverbindung zwischen dem deutsch-ostafrikaniseheii
Festlands und Bombay. Die indische Produktion und Fabrikation
namentlich von Baumwollgeweben hat seit langen Jahren einen
Massenabsatz in Ostafrika geftinden und ist eher ein Wachsen als
eine Mbderung dieses Konsums innerhalb absehbarer Zeit zu er-
warten. Zudem bestehen die intimsten Beziehungenzwischen beiden
Ländern durch das zahlreiche indische Zwisehenhäudlerthnm, das
aberall in Ostafrika ansässig ist, und durch die indisehen Gross-
händlor auf Sansibar. Der Sultan von Sansibar hat mit Rficksicht
darauf regelmässig seine Schiffe nach Bomliay und Kalkutta geben
lassen und die British India Steam Navigation Coiii[)aDy hat seit
Kurzem gleichfalls wieder begonnen, direkt zwischen Bombay und
Sansibar zu fahren. In diesen Verkehr werden wir im kommenden
Frühjahr eingreifen, indem wir gemeinschaftlich mit der Deutschen
Ost-Afrika-Linie eine Rhederei Bombay — 'l'anga — Dar-es-Salaam
— Sansibar — Bombay betreiben. Einstweilen ist hierffir ein
ttinziger Dampfer vorgesehen. Derselbe soll im Februar 1892 fertig
erbaut sein. Nach den Besultaten seiner Fahrt wird die Rathsam-
keit weiterer Schiffsanschaffungen zu beurtheilen sein.
Neben der systematischen Ausdehnung unserer kaufmännischen
Anstalten haben wir seit Beginn des laufenden Jahres der Wieder-
aufnahme landwirthschaftlicher Betriebe obgelegen. Zunächst gingen
wir daran, unsere Baumwollpflanzung Kikogwe gegenflber Pangani,
welche bis dahin vielversprechend, bei Beginn des Anfstandes hatte
verlassen werden mfissen, neu anzulegen und ihr einen erweiterten
Rahmen zu geben. Unter den Händen unseres bewährten Pflanzers
ist die Baumwolle daselbst in den letzten Monaten gut fortgekommen
imd wir dürfen hoffen, demnächst ein schOnes Produkt auf den Markt
bringen zn kOnnen. Fflr die Beantwortung der Frage, inwieweit
OitafrUn.
S93
Deatsch-Ortafrika befiUiigt ist, Baumwolle zn enceogen, wiid dadurch
wertlivolles Material gegel»ea sein, ohne dass indessen damit ein ab-
schliessendes ürtheii Aber diese Frage ermöglicht wftre. Vielmehr
werden nnsere Enltoren sich nach und nach auf alle Banmwollarten
zn erstrecken haben, nndes wird zu eimittelii sein, ob den sftmmt-
fichen Banmwollprodnkten charakteristische Besonderheitisn gemein
nnd ob sonaeh Boden nnd Klima Ostafrikas Spezialqualitftten her-
vorzubringen geeignet sind. Wir glauben, dass die Kosten bei
der Massenproduktion sich anf Grund unserer demnftchstigen Ar-
beiten nicht allznschwer schätzen lassen werden, wobei zn berflck-
sichtigen ist, dass die Banmwollerzengung, wie in anderen Län-
dern, so auch in Deutsch-Ostafrika, nicht nur anf den Pflanzuogen
der Europäer, sondern noch mehr auf den Feldern der Bängeborenen
heimisch werden mässte. Bin zweite landwirthsehaftliche Anstalt,
und zwar grteseren Stils, wird unsererseits gegenwärtig in üsäm-
bara ins Leben gerufen. In dieser Landschaft, in welcher nach fiber-
einstimmenden Berichten die natfiriichen Voraussetzungen fär den
Erfolg tropischer Kulturen gegeben sein sollen, beabsichtigen wir die
Anlage von Nutzangsplantagen, insbesondere von KaffSee, Theo nnd
Kakao und grössere Versuche im Anbau der hauptsächlichen in an-
deren Tropenkolonien gedeihenden Pflanzen. Dem Herrn Dr. Richard
Hindorf, der eine vielseitige theoretische und praktische Vorbildung
mitbringt, haben wir die Einleitung und Direktion dieser Unter-
nehmungen anvertraut und ihm entsprechendes Personal unterstellt^)
Der Genannte hat üsambara in den Monaten Juli und August d. J.
durchreist und in der Landschaft Msasa, etwa 5 Grad 8 Min.
südlicher Breite und 88 Grad 38 Min. Östlicher Länge (von Green-
wieh) in Hohe von 800 Meter die Niederlassung Derema begrflndet.
Die Entwickelung dieser Pflanzstätte verfolgen wir mit lebhaftem
Interesse und in der Hoffnung, dass die Arbeitswilligkeit und Tüchtig-
keit der eingeborenen Bevölkerung sowie fortdauernde Unterstützung
durch den Rechtsschutz der Regierung uns der Nothwendigkeit, zu-
nächst &rbige Arbeiter von auswärts einzuführen, überheben werden.
Der Bau und Betrieb der Usambara-Eisenbahn, vorerst in der
Richtung von Tanga auf Korogwe, wird Sache einer selbstständigen
Gesellschaft sein, welche den Namen ,»Eisenbahn Gesellschaft ftr
Dentsch-Ostafrika (Usambara-Linie)*' führt Diese Gesollschaft ist im
August d. J. unter unserer namhaften finanziellen Betheiligung kon-
Denalba i«t Bad« Oetober kntaUititaluabcr «iettor nach Deutscbltad
xnrfiekgakehrt.
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294 Di» deutaehen Kolonien.
stitairt und mit einem Kapital von 2 Millionen Mark, wovon 25 pCt.
eingezahlt sind, ausgestattet worden ; die Verleihung der Rechte der
jaristiscben Person an die Gesellschaft seitens des Bundesraths dürfte
demnächst erfolg^Q. Unserer Mitwirkung bei der Begründung der
Gesellschaft war eine besondere Vereinbarung zwischen der kaiser-
lichen Regierung und uns vorausgegangen.') Zu der definitiven Tra-
cimng der Eisenbahn auf Grandlage der Vorarbeiten des Dr. Bao-
mann in der Ingenieur Mittelstadt mit anderen Technikern im Juli
d. J. nach Tanga abgegangen. Die Eiseubatm ist lediglich als £r»
Schliessungsbahn gedacht, um einer sich hoffentlich allmählich ent-
wickelnden grossen Produktion Usambaras und der Kilimandscharo-
L&nder die Bewegung znrEflste zu erm^yglichen. Von der Befugniss
zur Ausgabe von Kupfer- und SilbermOnzen haben wir umfang-
reichen Gebranch gemacht Bis jetzt sind rund 280000 Ganze-Rnpie-
Staeke, 80000 Halbe-Rnpie-Stftcke, 15000 Viertel-Rupie-Stücke und
9 Millionen Pesa-Stficke ausgeprägt und in Verkehr gebracht worden.
Die Einführung der Mfinzen auf dem ostafrikanischen Festlande ist
ohne irgend welche Weiterungen vor sich gegangen.**
Aus dem Gewinn- und Verlnst-Gonto ist zu entnehmen, dass
der Saldo des Betriebeverlustes in Hohe von 128193 M. wieder auf
LandbesitZ'Gonto fibertragen worden. Die Einberaftang einerweiteren
Einzahlung auf die Vorzugs- Anthdk ist vorlAufig nicht in Aussicht ge-
da die Gesellschaft über reichliche flüssige Mittel verfügt Die
Büaoz schliesst auf beiden Selten mit dem Betrage von 22510264 M.
Die Vorzugs-Aktien erhalten keine Dividende, da auf die Vorzugs-
Antbeile vom 1. Joli 1890 bis 81. Dezember 1890 erst 5 pGt ein-
gezahlt sind. Der Vorstand schlug vor zn verbuchen: 2000000 M.
') Nacti den noch nicht veröffentlichten Vereiubarungen zwischen der Reicbs-
ragiemiigiindder DsBmb«r«-Eis«ab«liit-AktieDKesetlacbaft hat letzter« dMaiuMhUees-
lidie Recht sum Bau und Betriebe der Eisenbahn von Tanga oaeb Korofwe anf
die Dauer von 50 Jahren erhalten- Gutem Veraehnen oacb sind der Gesellschaft
von d«'r Regierung beträchtliche Be'^ünstigUDgen zng^estanden worden, liauptsü- hü h
durch L'ptierweisiing dos läntrs der Hahn geleg^enen Landes bis zu einer gewissen
Grenze. Aua den Bci>ilzuugcu der Rejfieriing darf die Gesellschaft ihren iiaubedarf,
naaentKdi an Holl, Kalb, Steinen etc. nnen^ehlieh entnehmen, ISr das ein*
aniffibrende Elaenbahnmaterial bat sie TÖUige Zollfreibeit erlangt» aaeb ein« theil-
weise Steuerfreiheit ii^t ihr gewährt worden. Dagegen musste sich die Gesell-
schaft verpflichten, die Kiaenbahn, welche eiisfj.U'isig und schmalspurig (l Meter
breit) angeleirt werden wiid. innerhulli vier Jahren inindestens zur Hälfte — bis
Maliauga — dem Betriebe zu übergeben, wöcbenüicb mindestens einen Zug für
Peneoea und Güter anf der ganaen Strecke ▼ecfcebran su laseen, die Poet ca be-
fördern und für den Regierungsdienst besondere TarifbegonsUgungen einsurftunien.
L.idui^cü Uy Google
Osterrikft.
295
auf ein Abschreibungs-Coiito mit Rücksicht auf die Werthveiminde-
rang, die einzelne der Aktiven, insbesondere das Landbesitz-Conto,
durch den Vertrag mit der Kaiserlichen Regierung vom 20. November
1890 erlitten iiaben; 3421 890 M. auf ein Separat-Gonto znr Ver-
wendung in Gemässheit des oben genannten Vertrages.
Sehr wichtii; er:^( lieint die Vergleichnng der Statistik der Ein-
fuhr und Ausfuhr mit dem Vorjahre. Im Jabre 1889 — 90, vom
18. August, dem Tage der Zollfibernahme an, gerechnet, betrug die
Einfuhr 2654919 Dollars (unter Dollar wird der Maria-Theresia-
Thaler verstanden = 2 Rnpie 2 Anna oder je nach dem Silberkurs
et\vn< mehr oder weniger als 3 Mark) also etwa 8 Millionen Mark.
Die Ausfuhr hatten zu derselben Zeit eiuen Werth von 5015915
Rupies, war also ungefähr etwas über 7^2 Millionen Mark. Der
Handelsumsatz ist daher auf mindestens 15 Millionen Mark zu
schätzen. Im Jahre 1888 bis 1889 betrug die Einfuhr 778684
Dollars = 2336052 Mark. Die Ausfuhr 2847 101 Rupies —
4270651. zusammen etwas über 6',.> Millionen Mark. In dem letzten
Jahre hat sich also Einfuhr und Ausfuhr mehr als verdoppelt.
Bei den Exporten ist die grOsste Stetgerung in Elfenbein zu be-
merken, während die andern irrossen Artikel wie Kautschuk und
Eopal ziemlieh stationär geblieben sind. Bei den Importen spielten
die BaumwoUstoft'e wieder die grOsste Bolle. Die Steigerung hat
in diesem Jahre, über welches genaue Angaben noeh iiiclit verOfTent-
licht sind, sicher angehalten, so dass wiihrscheinlirh der Ertrag aus
den Zöllen und Steuern anderthalb Millionen Mark ergeben dürfte.
Meteorologisches.
Mittelwftrme einiger Orte in Gelsinsgraden:
Ort
B«ob.
Jahre
S. Br.
E. L.
See-
böhe.
m
.labr
Mo
wärmster
Q
D a t
kühlster
Q
5
6*10'
39» 15'
26. 8.
28. 4. Min
25. l.JnU
IV«
0» 20'
32« 45"
laoo
21.4.
22. LMftn
20. 1. Aug.
(n. Br.)
Nordküste des Tan-
4°
830
24. 3.
27. 1. Okt
22. 9. Da.
Kskoow - Igonda . . .
1
5» 40*
1130
28.8.
«0.8. Okt.
18.1.JiiBi
Blantvre
1
15« 47-
35» 4-
1050
18.7.
28. 4. Okt
U. 6.Joii
Ein Vergleich der veischicdeueu Plateaustufen Ostafrikas er-
giebtj) ein wie grosser Theil der Landflftche ein rein tropisches
0 Siebe Stadien aber Ostafrika. Von Dr. Karl Dove, (Das Aoaland. Jahr-
gang 64, No. 17), dem wir hier folgen.
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296
Dit dmitaelMD Koloni».
Klima hat uud wieviel Land audereii gemässi^teren Klima regionen
zugerechnet werden muss. in dem Gebiet Östlich von 'AO^ E. L.,
welcher sich /wischen dem 6^ und 10^ s. Br. ausdehnt, liegeu
unter 1000 m rund 510 000 qkm, wo die Mitteltempenitur aller
Monate fast allenthalben 200 und darüber betrügt. (iTOOOO qkm
der angegebenen (iradfelder lioi^en zwisclien 1000 und 2000 m See-
höhe; je weiter man sich auf dieser zweit' ii Sttit'e vom Niveau des
Mceress[)iegels eiillernt, uni so mehr liemerkt mau von selbst im
Norden OstulVikas die Wirkungen der Höhe. Schon am ükerewe ist
die Temperatur kühl und angenehm und dasselbe ist der Fall mit
den Hochländern im Südosten des Taugauvika und im Norden des
Nvassa. Zwischen '2000 und 3000 m Se^dulhe liegen etwa 40 000
qkm. Im Norden und Süden ist die Temperatur schon unterhalb
des i.-<ophypse von 2000 m konstant ;;emassigt. d. h. es erreicht die ,
mittlere Warme auch der heissesten Z«'it nicht mehr 200. Dort ist
dies der Fall wegen der Gleichmassiiiki ii der Feu< htigkeit und Be-
wölkung, welche das ganze Jahr hindurch herrscht; hier ist die Ur-
sache die geographische Breite. Nur in der Mitte der ostafrikani-
scheii Landschaften, in den Landern östlich von Tan;;anyika. muss
man die Höhe von 2000 m nodi überscli reiten, um in die „Terra
fria** der afrikani>ciien Aeijuatorial/one zu gelangen. Ihre (irenze
lässt sich in diesen Striclien mit sciiarfen jahreszeitlidien tiegeu-
sätzen zu 2200 bis 2;'500 m berechnen. Wo die>e litdie überschritten
wird, kann man überall mit Sicherheit auf das Vorhandensein von
Mitteltemperalureu unter 20^ auch im Summerhalbjahr schliessen.
Wie Düve auf Grund der meteorologischen Verhaltnisse richtig
sagt, muss man sich vor einem verurtheilenden Ausspruche über
den Kulturweith Deutsch-Ostafrikas ebenso hüten, wie \nr übereilten
Lob>prüchen. Jeileufalls ist e> unrichtig, nach unseren heutigen
Kenntnissen vit-r Fünftel von Deut>ch-Ostafrika für unbrauchbar zu
erklaren. Die Steppenm^n^ inli'u machen höchstens ein Fünftel des
ganzen (lebietes aus. F^utscliiitlen zu weit würde jedoch derjenige
gehen, welcher z. B. das Hochland im Ost' ii des Taiiganyika für
unbrauchbares Steppenland erklaren wollte. Gewiss trägt es eine
weniger reichhaltige und weniger anziehende Vegetation als das
Küstenland und die küstennahen Gebiete oder als manche Land-
schaften am ükerewe. Aber dass es von jenem auf Grund seiner
Vegetation nicht getrennt wi rdeii kann, zeit;t schon seine Zugehörig-
keit zu einem gemein>cbaftlichen Florenreich mit jenen besser be-
wässerten Strichen. Soduuu ist l'ür die Beurtüeüuug des Kuitar-
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Ostafrilia.
297
wertbes eines Landes nicht das lundschaftliche Aeussere Riaaflagebend,
sondern vielmehr die sachliche Beantwortnog der Frage: wie viel
Köpfe einer arbeitsamen Bevüliverang vermag die betreffende Fläche
selbständig za ernähren? Und von dieser Fragestell nng aus läset sich
seines Erachtens den Savannenhochebenen Ostafrikas keineswegs
eine Bedeutung für die Zukunft absprechen. Denn die Grundlage
aller Kultur, der Ackerbau, ist auch dort ohne künstliche Bewässe-
mng des Bodens, also ohne allzu grosse Schwierigkeiten möglich,
ohne dieselbe unmöglich scheint nur '!< r- Anbau europäischer Ge-
müse niid Getreidesorten zu sein, da diese völlig in der kühleren
und trockenen Jahreszeit reifen müssen. Die afrikanische Feldfracht
erhält während der Regenzeit der Masika genügende Bewässerung,
und es ist klar, dass die während desselben herrschende gleich-
mässige Wärme zu ihrem baldigen Keifen aosreicbt. Bei Ealcoma
2. B. giebt es überhaupt kein fliessendes Wasser, welches zur Be-
wässerang «if r Felder während der trockenen Monate benutzt werden
könnte, aber die t>eträchtliehen Niederschläge ermöglichen doch die
Anlage von Aeckern seitens der Eingeborenen.
Auf seinen ferneren Stadien ist Dove zu der Ueberzengung ge-
kommen, dass innerhalb der Grenzen von Dentsch-Ostafrika zwei
Gebiete vorhanden sind, von denen das eine mehrere hundert, das
andere mindestens tausend Quadratkilometer zählt, welche mit Sicher-
heit aus klimatischen GrOnden als malariafrei anzusehen sind. Es
sind dies der höhere Theil des Kilimandscharo, das Jahresmittel
sinkt in 2200 m Seehöhe unter 15o herab, die Grenze ffir die
Malaria-Entwickelang. Mit grosser Wahrscheinlichkeit darf femer
der Satz aufgestellt werden, dass auch auf dem nördlich und nord^
ösUieh vom Nyassa-See gelegenen höchsten Theil des dortigen
Plateaus die Midaria endemisch oder epidemisch nicht mehr auftritt.
Schlusswort.
Der Untergang der Expedition Zelewski ist mehrfiich die Ver-
anlassung gewesen, die Fragen eines Kolonialsystems einer erneuten
Erwägung zu unterziehen, zumal der Deutsche es nun einmal liebt,
systematisch vorzugehen. Es stehen sich hierbei die Anbänger der
intensiven und extensiven 0 Kolonialpolitik ziemlich schroff gegen-
über, während eine dritte Partei eine vermittelnde Richtung zu behaupten
sucht Die extensive Richtung sucht an möglichst vielen Punkten
0 Siehe Koloniales Jahrbuch 1890^ Seite 1. »Die VertheUuag AMke*«."
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298
IMe d«ntteb«ii Koloiiies.
des Innern Stationen zu schaffen, um dem Handel Stützpunkte za
geben und den Elfenbeinbandel, welcher dorch die Bestrebungen
der Belgier und Engländer nach dem Kongo und Nyassa-See abge-
lenkt zu werden droht, dauernd für Ostafrika zu sichern. Zugleich
sollen durch die Machtentfaltung auch im Innern die dortigen
Missionen geschützt, neue Kulturzentren geschaffen, die Beziehungen
der Inland-Stämme zur Küste befördert und dem Sklavenhandel
wo es irgend angeht, Abbruch gethan werden. Zur Ausführung
dieser Pläne gehören bedeutende Aufwendungen von Geldern und
Menschen, man wird gelegentliche Misserfolge in den Kauf zu nehmen
haben, aber wenn der kolonisirende Staat mächtig genug ist, um
för längere Zeit diese Opfer zu bringen, so werden die Resnltate
aller Wahrscheinlichkeit nach grosse sein. Die intensive Kolonial-
politik begnügt sich dagegen mit einer Entwickelung der Küste und
des iifu list* II üiuterlandes; sie ist mit einer blossen Polizeitrnppe
zufrieden, überlässt das Innere sieh selbst und bescheidet sich, wie es
die Portugiesen (in recht schlechter Weise allerdings) in Mozambique
gethan, mit einer zollpolitisch-polizeilichen Thätigkeit, dabei die
Zivilisation in konzeutriscben Kreisen in das Innere tragend.
Letztere Methode hat den Vorzug für sich, ungleich sicherer und
billiger als die vorige zu sein, aber dasjenige, was vor dreissig,
vierzig Jahren, als das Innere noch unbekannt war, vollkommen
richtig gewesen wäre, ist es beute in dieser Begrenzung nicht mehr.
Es sollte deshalb nach wie vor die Verbindung dieser beiden
Systeme durchgeführt werden, welche darin besteht, dass die
Küste entwickelt, zugleich die grossen Karawanenstrassen nach dem
Victoria und Tanganyika See gesichert und am erstem der Aus-
bau der Stationen nebst einem SchifVfahrtsbetrieb in Angriff' ge-
nommen werden. Daneben ist aber auch das Gebiet des Kilima-
ndscharo zu erschliessen, da in dortiger Höhenlage Europäer wahr-
scheinlich unbclüstigt durch Fieber wohnen können. Diese Ziele
sind mit den vorhandenen Mitteln zu ciTeichcn, obwohl es immer
schwierig sein wird, die Stationen im Innern zu verproviantinni. Aus
diesem Gesichtspunkte heraus wird man auch den Zug Zelewski's
nach Uhehe, welches von unserem Aktionsgebiet entfernt liegt, für
nicht angebracht halten müssen. Diese trübe Erfahrung soll uns
♦•ine Lehre sein, unsere Kräfte zu konzeutriren und nur kürzere
Expeditionen von festen Stationen aus. welche bis Tabora zu ver-
stürkcn sind, vorzunehmen. Zugleich aber sollte das fruchtbare
Usagara, welches den Einfällen am meisten aasgesetzt ist, durch
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OfUfrün.
299
einige Stationen gegen die fiänbervölker der Wahehe und Mabenge
geschützt werden.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir ni("ht unterlassen darauf hinzn-
woisen, dass eine Art intensiver Kolonisation, in der N&he ;der
Küste, einzurichten wftre. In der jetzigen Weise kann es zwar
weiter getrieben werden, es wii'd aber doch uotlnveiidig sein,
ein Eaitnrsysteni einzuführen, in einer ähnlichen Weise, wie
es seiner 7oit die Jesuiteji in Paraguay, oder van der Bosch
in Java durchgesetzt haben. Der £inwarf, dass heute in unserer
vorgesclirittenen Zeit solche Systeme, die eine Art von Hörigkeit
voranesetzen, nicht mehr eingeführt werden können, wird natürlich
von den Verteidigern der abstrakten Menschenrechte erhoben, aber
wir müssen als Kolonialfreunde uns doch fragen, weshalb wir Kolo>
nialpolitik treiben. Etwa der humanitären Prinzipien wegen? Sicher
nicht, obwohl die Hoffnung, die Neger zn branchbaren Mitgliedern der
men8chli( iien Gesellscliatt heranzuziehen and den entsetzlichen
Sklavenhandel und allmählich die Sklaverei zn vernichten, eine der
Triebfedern für Viele gewesen ist, sich der Kolonialbewegnng anzu-
schliessen. Auch das rein nationale Moment war nicht ausschlag-
gebend, denn es ist ein leerer Wahn anzunehmen, dass Deutschland»
Machtstellang nun mit einem Male eine andere sein würde, wenn
es einige Tausend Qnadratmeilen zentral-afrikanischen Bodens, wel<^e
doch den Deutschen niemals bleibende Wohnsitze bieten können,
sein eigen nennen kann. Der Hauptgrund der Bewegung lag in den
wirthschaftlichen Bestrebungen; es sollte der Gesiditskreia erweitert,
für manche unternehmungslustige Kiemente Ellenbogenraum ge-
schafl'en werden (früher nach Amerika, jetzt nach Atrika) man
wollte die tropischen Nutzpflanzen selbst ziehen und sich da-
durch von £ngland und Amerika emanzipiren, die SchiÜ'ahrt heben
n. s. w . Aber wenn auch Mancherlei erreicht worden ist, so lässt
sich doch nicht leugnen, dass gerade auf dem wichtigsten Gebiete,
dem des Plautagenbaues, noch sehr wenige Fortschritte i,n'inu< ht
worden sind. Ueberall, sowohl in Kamerun als in Westafrika, labo-
riren die Plantagen an Arbeitermangel. Und wenn man bedenkt,
dass dies in verhaltiiissmüssig gut bevölkerten Strichen der Fall ist,
wo die bestehenden Plantagen an den Fingern zn zählen sind, so
wird man nicht mehr daran zweifeln können, dass es unsere vor-
nehm liebste Pflicht sein wird, die Schwarzen zur Arbeit zn erziehen,
d. h. zn einer geregelten Arbeitsleistung. In Kamenin wird zwar
das Aufhören dea Zwischenhandels mit sanfter Gewalt die DnaUa
300
Die dentaeheii Kolonfen.
zur Arbeit überleiten, in Ostafrika besteht aber nicht einmal diese
Aussicht; hier ist allein die Hoffnung vorhanden, dass die Neger
sich allmählich an grössere Bedürfnisse gewöhnen und deshalb die
Arbeit bei den Weissen aufsuchen werden. Die Erfahrung hat aber
in Amerika gezeigt, dass selbst der Neger, welcher bereits durch
Generationen an Arbeit gewöhnt ist, nach Fortfallen des Zwanges
durchschnittlich nur soviel arbeitet, wie zur Befriedigung seiner
geringen Bedürfnisse nothwendig ist Das „grosse afrikaniBche Pro-
blem'' der Vereinigten Staaten von Nordamerika besteht darin, dass
im ganzen Süden eine gewaltige Minorität, (in einigen Staaten sogar
Majorität) von unkultivirten, zeitweise arbeitsscheuen, vagabondirendeu,
freien Schwarzen vorhanden ist, welche auf keine Weise mit der
weissen Bevölkerung assimilirt werden kann. Noch schlimmer
werden sich für uns später die Verhältnisse in Ostafrika gestalten,
da die Europäer dort nicht andauernd leben und sich fortpflanzen
können, wenn es uns nicht gelingt, durch eine Art Kuitursvstem
rentable Plantagen wirthschaft einführen und dabei den Neger auf
eine höhere Stufe bringen zu können. W^er soll aber ein solches
System unteraehmen ? Die Deatsche ostafrikauische Gesellschaft ist
eine reine Erwerbsgesellschaft geworden und betreiht Dtir nebenher
Plantagenban, so dass in der That allein die Regierung, welche ja auch
die Kulturträgerin par exeBmce sein soll, zur Uehemahme solcher
omfasseDden Arbeit sich eignen dürften. Voraussetzung ist aller«
diogs eine gewisse Entwickelung der Küste, welche ja hier vorhanden
ist, eine kräftige Herrschaft und eine grössere Kapitalsaufwendung.
Wir verweisen die, welche sit h für die Sache interessiren und der
..wilden" Kolonisation abhold sind, deren Haaptkraft trotz ihrer
Planlosigkeit in der beginnenden Monopolisirung von Grand und
Boden besteht, auf die Serie von Artikeln, welche Dr. Üübbe-Sehleiden
in der Deutschen Kolonial-Zeitoog (Jahrgang 1887, Nnmmeni 14|
Id, 16, 17) über das «Vertragssystem" veröffentlicht hat. Ohne
auf die (lestaltuog dieses Systems, welches nur als ein Versuch be-
trachtet werden muss, weiter einzugehen, wollen wir nur erwähnen,
dass Versnchsplantageu, (welche unter staatlicher Leitung in grösserem
Maassstabe unternommen werden sollten) für nothwendig erachtet
werden, vor allem ein As^oziationsverhaltniss mit den Machthaberu, den
^ Stammherren, (wie 11. S. sie nennt^, her/ustellen und der Gesell-
schaft ein Monopol für di6 von ihr zur Erziehung der Neger einzu-
l icliteiiden Produktionsbetriebe zu gewähren wäre. Die Organisation
der Arbeit denkt sich Uäbbe-Schieiden auf der untersten Kulturstufe
yiu^jciby Google
Oslafrik«.
BOl
durch die Haaa- nnd Familieodienstbarkeit oder Hörigkeit, welche
den Negern von Natur eisen ist. Nur auf dieser Gnindlacje ist
mit Hülfe der Häuptlinge io Natorl&ndern eine ^allgemeine Arbeits-
pflichf* einzuführen, wenn man denn das Streben, inöirlichst alle
Rräft(; zur Kultivation heraoznziehen, so nennen will. £s ist eioe
falsche Sentimentalität, wenn jet/t bereits von manchen Hnroauitäts-
aposteln verlangt wird, die Deutschen sollten jetzt schon die milde
Form der Haus8kla?erei abschafifen; wenn auch dieses als Ziel im Auge
behalten werden niuss, so ist es doch wahrhaftig angebrachter, mit
den bestehenden Faktoren zur Erreichung höherer wirtbscbaftlicber
Ziele, welche fttr die niedrig stehenden Völker auch stets Knltur-
ziele sind, zu rechnen nnd nicht dnrch Sentimentalitäten sich beirren
zu lassen. Wer aber wird, so fragen wir, die nöthige Kraft und
geistige Vollkommenheit besitzen, nm eine fOr Ostafrika passende
Art des Vorgehens zn ergrfinden, klar darzustellen nnd vor Allem
mit deutscher Tiefe nnd Grfindlichkeit durchzuf Ohren? Wir fürchten,
dasB heute — leider! — nur tauben Ohren gepredigt wird, da der
deutschen Kolonial-Weisheit höchster Schlnss darin zn liegen scheint,
nicht den Airikaner aus sich heraus sich entwickeln zu lassen, son-
dern ihm die europäische Zivilisation, für die er erst in vielen Ge-
nerationen reif sein wird, mit nnheimlicher Hast aufzupfropfen.
Das Schutzgebiet der Neu-Guinea-Compagnie.
Kaiser Wilhelmsland.
Im Laufe dieses Jahres ist die Keu-GuineapGoropagnie von sehr
schmerzlichen Verlusten betroffen worden, welche aber um so weniger
den Gang des Unternehmens aufhalten konnten, als kurz darauf
einige Aussichten sich als durchaus vielversprechend zeigten. Wie
bekannt, war Finschhafen der Sitz der Zentralstation, aber wegen
der ungesunden Lage des Ortes und der geringen Ausdehnung knltnr-
fähigen Landes in der Nähe war schon seit längerer Zeit die Ver-
legung der Station nach einem anderen Hafen beschlossen. Aber
dessen Wahl die Direktion noch in Zweifel war. Beschleunigt
wurde die Verlegung der Station durch das Ausbrechen eines bös-
artigen MalariaBebers daselbst im Februar d. J., welchem der Ge-
neraldirektor Wissmaon und acht Beamte und Angestellte der Com-
pagnie, unter ihnen der Arzt Dr. Weinland, erlagen, nachdem be-
ceits im Januar zwei Beamte an der Krankheit gestorben waren.
Die Krankheit begann mit schwachen FieberanfftUen, welchen dann
i^iyiu^cü üy Google
302
IM« dratMbea Kotonies.
oine plotzlirhr* Steitrernng der Hlutwftnne zn solcher Höbe folgte, dass
der Tod rasch eiotnit. Der üerican? war danach von dem der
Malaria-Erkrankonc^en . welcher io Fiii-diliafen bisher beobachtet
worden ist, nicht verschieden. Bezüglich der £otstehang der Krank-
heil ist zu vernmthen, dass in Folge der ansserordentlicheo Trocken-
heit und hoben Temperatar, welche in den Monaten .lannar niid Fe-
bruar in Finschhafen s:eherrsclit haben, Korallenklippen im Hafen
und an der Küste blosgelegt worden aiod. \v»']rhe sonst von Wasser
bedeckt werden, nnd das^ uns den »ich hierbei vollziehenden Ver-
wesungsprozessen der Koralleuthi<>re die Krankheitserreger entstanden
sind nnd sieb verbreitet haben. Aehnliche Vorcränge mit darchans
dbereiDStinUDraden Wirkungen sind bei gleichen örtlichen Verbält-
niseen in Snmatra nnd in Java beobachtet worden. Trifft diese An-
nahme zö, für deren Richtiijkeit spricht, dass in anderen Stationen
des Srhntzgebietes bei gleichen klimatischen Verhältnissen, aber ver-
schiedener Bodengestaltung, eine perniziöse Malaria nicht aufgetreten
istf so ergiebt sich, das» letztere in Finschhafen durchaus lokaler
Natur und nicht die Folge aligemeiner klimatischer Ungunst jrewesen
ist. Gleichartige trübe Erfahrungen sind kolonialen UntemehmuDgen
in tropischen Gegenden fast nie erspart geblieben. Batavia, Singa-
pore, Deli bieten dafür Belage. Es wird daher das vereinzelte Vor-
kommen einer lebcnsf^efahrlichen epidemischen Krankheit keinen
Grund abgeben dürfen, das Klima von K uiser Wilhelmsland in Ver-
ruf zu erklären und wegen seiner Gefährlichkeit die Znknnft des
Unternehmens in Zweifel zu ziehen , nnd zwar um so weniger, als
sich nach Erkenntniss der Gefahr dieselbe bei Anlegung neuer
Stationen voraussichtlich wird vermeiden lassen.
Die Geschäfte des Generaldirektors hat nach dem Tode des
Herrn Ed. Wissmann alsbald der kaiserliche Kommissar Herr Regie-
rungsrath Kose übernommen, der nach einer Abmachung mit dem
Auswärtigen Amt für den Fall der Verhinderung des Generaldirektors
zu dessen Vertretung berufen ist und diese Vertretung schon im
vorig(>n Jahre vor dem Amtsantritt des Herrn Wissmann durch
6 Monate geführt hatte.
Die ganze Verwaltung, staatliche und lesellschaftliche, siedelte
Mitte März nach Stephansort an der Astrolabebai über, da Finsch-
hafen als Station und Butaueng als Nebenstation aufgegeben werden
sollten. Die überraschend glückliche Entwickelung des Tabakbaues
im Hinterlandc der Astrolabebai hatte schon früher zu dem Plane
geführt, den Schwerpunkt der Tbätigkeit der Compagnie und ihrer
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Dm Sehnt^abitt der N«a«QainM*Compafl[ni«« 803
Verwaltuug nach dorthin zu übertragnen, znmal auch die klimatischen
Verh<iiisse gfinstiger erschienen. Dagegen hat Stephansort insofern
einen grossen Nacbtlieü, als es keinen Hafen bat nnd die Landongs-
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304
Di« deatscben Ko1oai«ii.
Verhältnisse weii^on d' r starken Brandung nn^finstig sind. Früher
schon war Alexishafeii als neuer Sitz in Aussiebt genommr^n \^-orden,
aber nach gcnancrer Uiiti rsni hnns: darch den kaiserlichen Kom-
missar ist der Friedrii-h Wiiiielnisliafen znm Zentrum der Verwaltung
ansersehen worden, nachdem sieb herausgestellt hat, dass die Jomba-
nnd Astrolabeebene^ welche sein Hinterland bilden und von ihm ans
leicht erreichbar sind, das für Kulturen bestgeeignete Land in fast
unbegrenzter Ausdehnung bieten, und dass die Sumpfbildungen und
Mangrovedicki« hte an dem inneren Hafen eine geringere Ausdehnung
haben, als anfönglii h angenommoTi wurde. Die Station Friedrich
W ilhelnishafcn liegt auf der Nordseito dor Schering-Halbinsel,
während das Haus des Generaldirektors auf der nördlich von der
Halbinsel liegenden Eickstedt-lnsel, von den Eingeborenen nach dem
darauf liegenden Dorfe auch Beiiao genannt (auf dem Kärtchen ist
der Name nicht besonders angegeben), errichtet worden ist. Auf
der Insel ist auch Raum für die Gebäude der Landesverwaltnng,
welche ihren Sitz aber vorläufig bei Bogadjim etwa auf Jahresfrist
zu behalten wünscht, damit vorerst die Bauten fär die Stations- nnd
Zentralverwaltung zu Ende geführt werden können. Auf der nörd-
lich davon gelegenen Insel Siar oder Aly wohnen Missionare der
Rheinischen Mission (siehe S. 45).
Betrai Ilten wir nun die Stationen der Astrolabebai von Süden,
nach Norden gehend, so wird in Constantinhafen vor Allem
Banmwollkultur betrieben, für welche fortlaufend neue Terrains urbar
gemacht werden. Es folgt dann Stephansort, von dem bereits
151 Ballen Tabak zu 60 Kilogramm im November 1890 in
Bremen ausserhalb des Marktee verkauft worden waren. Im Jahre
1890 waren im Ganzen von dem Pflan/iHmsareal 45 Hektar bestellt,
davon 14 Hektar mit Baumwolle, 16 Hektar mit Tabak und 15 Hektar
mit Mais. An Baumwolle wurden 200 Zentner geemtet, an Maie
600 Zentner, die Tabakernte ergab 158 Ballen n b r 252 Zentner
für den Versand; sie gelangte im August d. J. in Bremen zur Ein-
schreibung und wurde ausnehmend günstig beurtheilt. sowohl was-
Form lind (Irosse des Blattes, Elastizität, Reichthum an ätherischen
Gelen, Feinheit der Struktur und Vortreffiichkeit des Brandes an-
betraf. Der Haupttheil der Blätter sortirte auf 0** und l*" Länge.
Der erzielte Durclischnittspreis betrug 3 Mark 26 Pf. für das Pfund,,
ohne Zoll, und die allgemeine Ansicht ging dahin, dass der Neu-
Guinea-Tabak von der Astrolabe-Bai einer grossen Zukunft entgegen
ginge. Auch in Erima, wo bis zum Mai 100000 Tabakpflanzea in*
Du Scliotifebiet der Neu-GnioMfCompaguie. 305
die Felder eingesetzt worden waren, soll der Tabak von ausser-
ordentlicher Schönheit sein. Etwas nOrdlich liegt Gorima, die
Station der Kaiser Wilhelmsland-Plantagen-GeseUschaft, welche aber
in Folge nngeeigneter Leitung nicht den erwarteten Erfolg gehabt
hat Die Saatbohnen von Kakao, welche ans Ceylon herfibergeschickt
worden waren, haben die Reise nur znm geringen Theil aasgehalten
nnd der Direktor hat es nicht verstanden, mit den Eingeborenen
nmzogehen; es fitnden so nnangenehme Streitigkeiten statt, dass
der Kaiserliche Kommissar sich veranlasst sah, die wettere Uober-
lassnng von Eingeborenen als Arbeiter an die Pflanzung zeitweilig
zn untersagen. Das Vertragsverhältniss mit dem Pflanznngsdirektor
wurde unter diesen ümstftnden gelöst nnd die Gesellschaft mit einer
nen gebildeten Gesellschaft, der Astrolabe-Compagnie, vereinigt.
Die Astrolabe-Compagnie
ist demnach die zweite grosse Gesellschaft in Kaiser Wilhelmsland.
Sie hat sich am 27. Oktober mit einem Grundkapital von S 400000 M.
auf Grund des Beichsgesetzes vom 15. M&rz 1888 mit dem Sitz in
Berlin konstitnirt
Die Direktion besteht aus dem Geheimrath A. v. Uansemann
als Vorsitzenden nnd den Stellvertretern Wirkl. Geh. Rath Herzog,
General-Konsul Rüssel und Banrath Lent Gesehftftsfilhrende Direk-
toren sind Senator Job. Achelis, Bremen, Freiherr v. Eckardstein
auf Prötzel, Dr. jor. Hammacher, Berlin, M, flerrings, Tabakplan-
tagen-Besitzer, Berlin, Erbprinz Kraft zu Hohenlohe* Oehringen auf
Slaventzitz, Louis Ravenö, Grosskanfkaafmann, Berlm, Direktor
H. Schinkel, Hamborg, A. Woermaun, Schiffsrheder, Hambarg. Die
Antheile lauten anf 500 Hark.
Die Aassichten der Gesellschaft sind gut; das Gebiet der Astro-
labebai zeichnet sich, sowohl was Klima wie Bodenbeschaffenheit be-
trifft, durch gflnstige Verhältnisse aas, die dasselbe fBr mannichfaltige
tropische Kaltaren, insbesondere auf der weit ins Innnere des Lan-
des sich erstreckenden Ebene für die Erzeugung eines hochwerthigen
Tabaks geeignet erscheinen lassen. Schon im Jahre 1887 hob Herr
Professor Maerker auf Grund der Analyse der ihm vorgelegten Erd-
proben die vielversprechende Bodenbeschaffenheit hervor, nnd durch
alle weiteren Erforschungen ist das Urtheil desselben bestätigt wor-
den. Die Hoorversuebsstation in Bremen hat eine Anzahl von Erd-
proben anf die Tauglichkeit des Bodens Ar Tabakkaitor nntersocbt.
Aas den von ihr festgestellten Ergebnissen heben wir hier Folgendes
KolOBtake Jabilmeh IBM. ^
306
Dit dmitaeheit KoloBleii.
hervor: Auf einem Hektar Landes in einer 30 cm mtohtSgw Boden-
sducht in trocknem Znstande fanden sich:
1) Nen-6ninea, Astrolaljebai:
HllBllt
8tUkM
Kdi
Kalk.
1«
kt
kg
JombapEbene, weit im
118 415
7459
4817
30 458
4040
Astrolabe • J omba-£bene
68 393
4626
4259
43 613
2808
A8trolabe-£b6ne, ca. 1
Staude vom Meer
86 397
5746
6171
55 754
4256
2) Sumatra, DeU,
vorzüglicher Tabaksboden ;
zum Vergleich
mit obigem:
88 4id
486d
3183
4489
3873
Die Moonrersncbstation bemerkt, dass die Mehrzahl der nnter-
sncbten Boden hinsichtlieh ihres Hnmns-, Stickstoff-, Kali- nnd
namentlich ihres Ealkgehaltes den Deli-B5den fiberlegen ist. Es sei
kaum zn bezweiMn, dass aoch auf dem geringwerthigsten Boden
Tabak sehr gnt wachsen werde.
Znr Anlage von Plantagen war die sogensimte JonbtrBbeoe
anf ihrer Brauchbarkeit nntersncht worden und nach oberflftchlicher
Sohfttznng sind etwa 3500 Hektar für Tabakbau ausgezeichnetes
Land gefunden worden. Der Sumatrapflanzer Georg P&ff hat in
Singapore nnd Sumatra die nOthigen chinesischen KuUs, im Ganzen
397 Arbeiter und Au&eher, engagirt und hat im Herbst bereits die
Arbeiten auf Jomba Station in Angriff genommen. Bald daianf hat
auch Herr v. Puttkamer noch 250 chinnmche und jaTaaische KuUs
nach der zweiten bei Gorima ananlegenden Tabakpflanzung hinflber.
geführt. Zu Statten kam M diesen Anwerbungen, dass der Tabakbau
auf Sumatra infoige der schlechten Ernten von 1890 und 1801 eine
Einschrflnkuttg erfahren hat, welche das Engagement von Euüs und
AnfB^em erleichterte, während dieser Bfickgang zugleich die Aus-
sichten dafihr steigerte, dass der gute Astrolabe>Bai-Tabak bei ver-
ringertem Angebot von auawftrts euMu lohnenden Preis auf dem
Markte flnden Wirde. Die TabakpAanzongen der Neu-Guinea-Kosn-
pagnie in Stephanaort und Erima dnd bereitB an die Astn^be-Kom-
pagnie flbertnigen worden.
Yen der ntodliehsten Station Hatsfeldthafen wurden m die-
sem Sommer an 6500 kg Tabak m Bremen znm Verkauf gebracht,
doch ist der Preis nicht angegeben; in diesem Jahre sind 348 000
Tahnkbtame gqpflaazt worden« mit deren Setmitt Ende Aprtt be-
gonnen worden ist Der Tabak soll an Gröeee und Länge bedeutend
biyiii^ed by Google
Dtt Scbatsgttbiet der Nw-QniiiM Compagnie.
307
besser sein als der Toijftbrige und üeh auch in der Qoalitit ver-
bessern. Im November und Dezember y. J. waren unter den ans
Soerabaya mitgebrachten Ghineeen Oholoraerkzanknagei ausgebrochen,
welche an 28 Chinesen nnd Malayen hinraffle, die Bnropier aber
verschonte. Die Ißssionare Scheidt and BOsch der Banner
MissionsgeseUschaft sind bekanntlich (siehe Seite 45) darch die Ein-
geborenen der Franlclin-Bneht eimordet worden, es ist dann die
nothwendige Eiekntion gegen die in den Bäsch flflohtenden Ein-
geborenen vorgenommen worden, deren viele getOdtet worden sind,
und Aehnliohes hat sich anch bei der Station Erima der Nen-Gnine-
Eompagnie ereignet Die Missionare werden hoffentUdi diesen Wink
benntzen und nicht zu schnell mit der Anlage der Stationen dort
vorgehen, wo sie einmal keinen Schatz vor Yergewaltigong finden,
dann aber anch die Regiemng znm Einschreiten veranlassen, was
draossen mit grossen Opfern verknikpft ist Bislang hatten sidi die
dortigen Hissionen entweder dicht bei den Stationen oder anf Inseln
wie Siar, Dampier, Tami niedergelassen, neuerdings aber war Bösch
die treibende Kraft gewesen, weiter nach Norden nach dem Hatzfeld-
Hafen vorzudringen, wo die Eingeborenen noch sehr wild sind. Die
IGssionsleitong hatte ihn zur Vorsicht gemahnt, zumal mehrere Hissio-
nare seit Grfindung der Hission in Neu-6uinea schon gestorben
sind, aber BOscb liese sich in seinem Thatendrange nicht halten. Nach
der Mittheiinng der Barmer Hissionsgesellschaft handelten die Ein-
gebomen ganz verrfttberisch; zuerst ermordeten sie den im Lande
gebliebenen Bosch bei einem Halala genannten Dorfe an der Frank-
lin-Bucht, wo eine Station angelegt werden sollte. Am 27. kamen
Scheidt und Herr v. Hoisy, ein Ststionsbeamter in Hatzfddthafen,
in einem Boote an. Als das Boot auf den Strand lief, kamen die
Eingeborenen, wie es gewöhnlich geschieht, ins Wasser, scheinbar
um das Boot ganz auf den Strand zu ziehen. Dabei griffen einige
nach den vorne im Boote liegenden Gewehren und gleich darauf
wurde Herr v. Hoisy von einem Speere getroffen und stürzte ins
Heer. Scheidt wurde ebenfsUs gleich von Speeren getroffen, von
elf im Boot befindliehen schwarzen Arbeitem sind nur zwd mit dem
Leben davon gekommen. Es wfire sicher wflnachenewerth, wenn die
Hissioneo sich nicht gerade an den exponirtesten Punkten nieder-
laseen wollten.
Wenn nun auch gHtoeere Verbinde unter den Eingeborenen
nicht bestehen, und der Bestand der Stationen daroh irgend welche
gewaltsame AngrifB der Eingeborenen nicht geftbrdet werden kann,
80*
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808
Di9 deatidnn Kolonito.
00 haben doch diese Vorgäoge nnd die Wahrscheinlichkeit einer ge-
ringeren Gute des Tabaks gegenüber dem der Astroiabebai die Di^
rektion der Neu-Guinoa-Knmpns^nie bewogen, den Entschloss zur
EinziehiiDg der Station Hat/.fcldthafen zu fassen.
Es ist bekannt, dass die Neu-Oninea-Kompagnie neben der Er-
zeugung kotoniftler Produkte auch die Ausfahr von Höizeni und
Phosphaten ans dem Schutzgebiete in Aussiebt genommen hat
Nach den jetzt vorliegenden Mittheilungen gelans^ten von den in
Kaiser Wilhelms-Land heimischen Nutzhölzern im Laufe des .lahres
einige Sendungen nach Europa. Hauptsächlich das in Farbe dem
Mahai^oni ahnliche Calopbyllnm Inophyllom fand auf dem Markte
rasche Aafoahme. Es kamen davon bis August d. J. 17 Stämme
an, welche in Bremen zum Preise von 200 Mark per Kubikmeter
verkauft wurden. Der Dampfer der Gesellschaft „Esmenüda** hat
42 weitere St&mme dieses Holzes und 2 Blöcke einer nenen werth-
vollen Gattung — Malawa genannt — in Hamborg ansgcschiiTt Mit
der ^Esmeralda" kamen auch die ersten auf der Moleinsel ge-
grabenen Piiosphato in Hamburg an. Die Ansgrabungsarbeiten auf
der Moleninsel wurden im Dezember 1890 mit .^0 farbigen Arbeitern
wieder aufgenommen. Durch die in Angriff genommenen Aus-
schfichtungen ist bis zum Juli d. J. eine beträchtliche Menge von
Phosphaten guter Qualität ausgehoben. Die Sortirnng dieses werth-
vollen Materials bot für die erste Ladung grosse und unQberwind-
liche Schwierigkeiten. Auch erschweren die Ladnngsverhältnisse an
der Insel das Ankern der zur Aufnahme des Guano bestimmten
Schilfe.
Was den Verkehr zwischen dem Schutzgebiete und Europa be-
trifft, so wird derselbe nunmehr nach dem Verluste des Gesellschafts-
dampters „Ottilie", (welcher am 14. Mär/ 1891 auf das zu den
Purdy-Inseln gehörige Latenriff auflief) durch gecharterte Dampfer
unterhalten, welche in Singapore an die deutsche Sunda-Linie an-
schliessen und alle 2 Monate von dort auslaufen. Für diesen Dienst
ist vorläufig der der Bremer Gesellschaft „Hansa*' gehörige Dampfer
„Nierstein", welcher im Oktober die erste Fahrt von Singapore aus
angetreten hat, engagirt. Die Verbindung mit Singapore nnd die
Grösse des Schiffes erleichtern den Bezug der für die Tabakp6an-
zungen erforderlichen chinesischen Kulis, sowie der fflr dieselben
nothwendigen Arbeitaraittel und den Bezug von Kohle.
Den inneren Dienst innerhalb des Schutzgebietes und die Unter-
haltung des Verkehrs unter den Stationen besorgt der der Neu-
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Du Sdiatigvbirt der NM«Ouia«»*CoiBpagiiie.
809
Guiuea-Kompagnie gehörige Dampfer „Ysabel", dessen Leitung Ka-
pitftn Dallmann, der bekannte Führer des Dampfen» »Samoa" auf
der ersten Erforachnngsreiae nach Nea-Guioea, überaommen hat.
Erfors f Illings reisen.
Der Botaniker Dr. C. Lauterbach hat von Ende Oktober bia
Anfang De/ember 1890 eine Forschungsreise in das Hiuterlaud der
Astrolaue-Bei unternommen. Er ist zunächst in die Mündung des Gogol-
tfnsses hineingefahren und bat seinen Zug dem Flusslaufe entlang
unter ungeheuren Mühseh Ii gkeiten gemacht, da man sieh selbst dorch
den Wald und das Sciiilf /um grOssten Theile Bahn iueeheD masste.
Die Ergebnisse seiner Expedition fasst er kurz folgendermaassen zu-
sammen: Der Gogol ist der grOeste in die Astroiabe-Bai mündende
FioBs; er bildet den Zugang za einer gewaltigen, südlich und west-
lich des Stromlaufes gelegenen Ebene. Dieselbe h&ngt mit der
Astrolabe-£bene durch ein schmales Thal zusammen, weiches durch
das dicht an den Fluss herantretende Oertzengebirge und die nörd-
lich den FInss begleitenden Höhenzüge gebildet wird. Die Gogol-
Ebene ist durchweg mit mächtigem Urwald bestanden; sie besitzt
einen äusserst fruchtbaren, tiefgründigen, lehmigen Boden. In drei
bis vier Meter Tiefe liegt blaner Thon. Zwischen dem nördlichen
Ooi (1440 29' östl. L.) und dem ihm von Süden zuströmenden
ElisabethflusH (144^ 59' östl. Länge) ist der Gogol ohne weiteres
für Fahrzeuge von 1 m Tielgang schiffbar. Unterhalb des Elisabeth-
flusses müsste das FluBsbett erst von den zahlreich im Boden fest-
sitzenden Treibholzstämmen gereinigt und ttne Fahrrinne' geschaffen
werden. Die Barre an der Mändnng ist bei hohem Wasserstande
fdr Fahrzeuge von 1 m Tiefgang passirbar. Die Gogolebene und die
linksseitigen Höhenzüge sind verhäitnissmässig dicht bevölkevt
Die Expedition hat einen Weg von uugefilhr 70 km ins Innere
gemacht, den Rückweg nach der Küste konnte sie in vier Tagen
zurücklegen. Die Ansicht, dass die Eingeborenen im Allge-
meinen finedlich sind, bestärkt der Bericht, von dem man die Ueber-
zeugung gewinnt, dass die Eingeborenen lediglieh durch die Furcht
vor den Wdssen, vereinzelt auch durch die Neigung zum Diebstahl,
zu Feindseligketten gegen die in der Kolonie beschäftigten Personen
veranlasst werden. Die Eingeborenen von Kaiser Wilbelms-Land
befinden sich bekanntlich noch in dem Eulturznstande der Volker
der Steinzeit; sehr interessant ist folgende Beschreibung: ,1ch hatte
unseren Lagerplatz diesmal ganz frei schlagen lassen, um Sonne
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810
Die dtnlMlnD Kolooitii.
zum Trocknen der Saramlungen und Kleider zu gewinnen. Es
mnssten /n diesem Zweck auch ein paar etwa einen halben Meter
dicke Bäame fallen. Mit Staunen sahen die Eingeborenen nnserem
Treiben zu. Als die ersten Axthiebe fielen, schien ihnen die Sache
noch nicht recht klar. Als wir das Werk rasch förderten, wuchs
ihr Staunen. Als jedoch nach etwa 10 Mioatea der Stamm
krachend in den Flass stürzte, kannte ihr Staunen und ihre Be-
wunderung keine Grenzen mehr. Heulend und jubelnd umrineten
sie uns, betasteten und besahen sich die Schneide des Beü^ be-
fühlten die Maskeln des Mannes, der dasselbe geführt, knrz, gaben
durch ihr ganzes Verhalten zu erkennen, dass ihnen die Wirkung
des Eisens völlig unbekannt, ja völlig unbegreiflich sei. Mehrere
versuchten selbst das Beil sa l&hren, doch brachten sie nieht viel
za Stande, da sie, wie sie es TOn ihren Steinbeilen mit waagerecht
stehender Schneide c^ewohnt waren, die Hiebe senkrecht führten und
schnell ermüdeten. Die Leute hatten wohl Ursache zum «lubel»
traten sie doch mit dem heatigen Tage aus der Steinzeit in das
Zeitalter des Eisens. Sie besassen kein Wert für Eisen. Ihr Ver-
hmgen naeh Hobeleisen, deren Verwendung ich ihnen erst zeigen
musste, war ein sehr geringes. Meine Lftage imponirte ihnen sicht-
lich. Sie tnaassen dieselbe an ihren Speeren und machten sich in
in der betretenden Höhe Zeichen, wahrscheinlich, um ihren Ange-
hörigen daheim von dem weissen Manne zu endhlen. Trotz aller
Znthnnlichkeit hatten sie doch auch wieder grosse Scheu vor uns.
Nach langem Besinnen wagte Einer meine Haut zn befählen, die
er fQr gefärbt oder unecht halten mochte. Er fuhr entsetzt zurück.
Dagegen hockten sie den gansen Tag in nftohster NAhe und beob-
achteten jede naserer Bewegungen.*
Bismarck- A rch ipel.
Die Einrichtung der nenen Station Herbertshöhe au der Blanehe-
bucht auf Nen-Pommem war im Sommer der Hauptsache nach
durchgeführt. Das Stationsgebäude- Bureau, Lagerhaus, 5 Wohn-
häuser für Assistenten nnd Aufseher, die Messe mit Küche, ein
Krankenhans und swei Arbeiterhftnser, liegen nahe der Küsle
nnd den Halsnanlagen, welche ans einer Landnagsbrücke mit Boots*
schnppen bestehen. Das Wohakms de» Stationsvorstehers mit Za-
behOr ist etwa 800 m landeinwärts auf ansteigendem Terrain erbaut
Getrennt von beiden Anlagw ist das Amtshaos nnd das Wohnhaus
des Eaiserliehen KansIerB auf einem frei Begendeu Bügel, der sieh
yiu^jciby Google
Das Sebittifabi«! d«r Neo^Gviiiea-ConipagDi«.
811
bis etwa 200 m über die See erhebt und von dieser 6 — 700 m
abliegt, errichtet. Zu den ersteren gehört ein WohnhauB für den 6e-
ricbtschreiber; in der Nähe des Wohnhanses, welches von Crarten-
anlagen umgeben ist, kommen ein Hans mit einem Speise- nnd
einem Fremdenzimmer, die Kflche, ein GeHügelbof und ein Haos»
welches das Wohngelass fflr einen Polizeionteroffizier, das Gefängniss
und einen Vorrathsraum enthält, zu liegen. Die Station liegt gesund
und die Rhede entspricht den Erwartungen. Auf den BanmwoUenbau
bei der Station verwendet die Nen-Guinea- Kompagnie besondere
Mühe. Im Juni d. J. waren 40 Uei^tare mit Baumwolle ange-
pflanzt. Das Pflücken hatte im November begonnen, und die
Ernte versprach, nach den Berichten des Statioiisvorstehers, einen
guten Erfolg. Behufs Ausdehnung der POaasangea ist der Wald
nach der Ostgrenze hin geklärt, und das so vorbereitete Land soll
nocb in diesem Jahre boptianzt werden. Auf den Baumwollfeldern
smd Kokospalmen derart gepflanzt, dass auf den Hektar 120 Bäume
vertheilt sind. Die Reinigung der Baumwolle und Packung soll im
Friednch-Wilhelmshafen vorgenommen werden, wo die dazu nöthigen
Gins und Compressen aufgestellt werden. Die Baumwolle ist von
ausgezeichneter Qualität
Bekanntlich lieferte die Bevölkerung des Bismarck- Archipels
bereits seit vielen Jahren die Arbeitskräfte ffir die Plantagen
mehrerer Südseeinseln (z. B. Samoa und Fidschi). Auch die Neu-
Guinea-Kompagnie hat die Arbeiteranwerbnng daselbst, welche der
Station Uerbertshöhe obliegt, mit gutem Erfolge vorgenommen. Im
Jahre 1890 sind auf den verschiedenen Inseln des Archipels im
Ganzen 1273 Eingeborene als Arbeiter engagirt worden, nnd zwar
für die Zwecke der Neu-Guinea-Kompagnie 714, während die übrigen
nach Samoa ausgeführt oder auf den kleinen Ansiedlungen im Bis-
marck-Archipel beschäftigt sind. Von diesen Arbeiteni stammten
aus Neo-Mecklenburg und Neu-Hannover 1044, aus Xeu-Pommern
nnd Neu-Lanenbui^ 130, von den Salomons-Inseln 99. Im Juni 1891
waren auf der Station Herbertshöhe 139 Arbeiter, darunter 34 aus
der Umgebung der Station. Auch Eingeborene aus Kaiser Wilhelms-
land ^ insbesondere aus der Umgebung von Finschhafen, liessen sich
gerne dorthin anwerben.
u kju,^ jd by Google
312
Di« deotseh«!! KoloDien.
Schutzgebiet der Marschall-Inseln.
Von diesem kleinen Srliut/ijel)i»*t »Irint^t wimiIü in die Welt, da
die Vf'iliältnisse si(di auf den seliwacli Ix'vrdkiTten, weit von einander
lietieiiden Korali<Miinsein nur sehr allmälilieli veriind-'m. liekanut-
lieli wird die Verwaltung dureh einen Kaiseriielien Koniiiiissar i,'e-
tiilirf. und welcher im Sommer die Ingeln Ailins^lablal), Majuro und
Millf h' >iit iitt , wo die Besitzvüriiältuitääe der Elugeborenen auf fried-
liciie Wei>e i;eri ijfdt wurden.
Was das liesuitat des Ceschüftsjalires 1800 der Jaluit-ronipany
anbtdangt, so ist zuna<-list hervor/uhehen, dass einige grössere Inseln
unter anhaltender Diirn' zu leiden hatten, dass dunh die von dem
anierikanix hen MissionsschitT eingesfdileppte Masernepidemie viele
Eingehnri iii' dahinj^eratTt und uanze Ortschaften monatelang arheits-
unfiihig gemacht wurden, und dass schlic^-in h der Mandel auf den
Karnlim ii durcli die Aufstande der i'.ingcixirenen ucgen die Spanier
wiederholt lanuere Störungen erlitten hat. Wenn die (iesellschaft
trotzdem auf ein, zwar hinter ihren Erwartungen zunn kldeibendes,
aber in Ilücksicht auf die erwähnten Verhältnisse immer noch be-
frit'digeiide.s Ges(diäftserncl)niss zuriiekblieken, so trug dazu eine vor-
übergehende beiieulende Steigerung der Koprapreise in Europa
inchl unwesentlich bei, vor allem aber der Umstand, dass durch
hinreichende und zweckeiitspri^chende Versorgung der Stationen die
Kaufkraft ihns Ge^cilätt^distrikts gut ausgenutzt werden konnt-e.
Das SchitV>Tuaterial für den Inselverkehr ist ausreichend, und die
zwei nenangesiduilVten Schuner sind zu vollständiger Zufriedenheit
ausgefallen. Die Kidwickelung der Kokosplaiitaiie auf der Provi-
denee-Insel macht gute Fortschritte. Die fortgesrtzt' ii Bemühungen,
eine deutsidie Missions.:. '>cil^chaft für das Schutzgebiet zu gewinnen,
waren leider bisher erf(dulo>. di»H Jescll,>chatt hotVl ituloch demuäehst
zum Ziel zu gelangen. Dauegen konnte für die (Gesellschaft mit
rnterstiit/ung der Kaiserlichen Kegierung die Entsendung eines
Arztes bewerkstelligt werden, und zwar idine zu gro-se Lasten. Im
Allgemeinen kann sie die heutige Geschältslage als befriedigend be-
zeichnen. Die guten Folgen der im Verein mit der Kaiserlichen
llegjerung für das Schutzgebiet der Marscjiall Instdn erlassenen Ver-
ordnungen treten imnter mehr zu Taue, und auch auf den Karolinen
hat sich allmähli<di ein frieillieher Verkehr wieder herstellen lassen:
die lioprapreise iu Europa sind zwar von ihrer vorübergebeudeu
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Das Sehat«gebi«t der MartchatMiiteln.
313
Höhe wieder gewichen, doch haben sich die firwartangen bezQglicib
der Weiterentwickelnng des Handels innerhalb des bearbeiteten Ge-
biets soweit als vollständig berechtigt erwiesen, so dass die Gesell-
schaft für das laufende Jahr befriedigenden Erträgen entgegensehen
darf. Die Gesellschaft, welche den Jahresbericht ffir 1890 mit
1813226 Mk. bilanzirt, ist in der Lage eine Dividende von 4%
an die Aktionäre zn zahlen, die erste Kolonialgesellschaft, welche
eine Dividende gezahlt hat Man muss allerdings in Betracht ziehen»
dass sie ans schon bestehenden Geschäften sich gebildet hatte. Das
Resnltat ist aber jedenfalls sehr erfreulich.
Der Einklariningshafen Jaloit ist im Jahre 1890 von 91 Kauf-
lahrteisehiiTen mit zusammen 11434 Reg. Tons gegen 87 Schiffe
mit 7 701 Reg. Tons im Vorjahre angelanfeo wurden, von denen
21 Schiffe nnter deutscher Flagge fahren; ansserdem wurden 14
Fahrten von Schiffen eingeborener Häuptlinge ausgeführt Dem
deutschen Handel dienten 43 Schiffe mit 6093 Reg. Tons gegen 48
Schiffe mit 5344 Reg. Tons im Voijahre.
Nachtrag.
Der Kolonialratli.
ist am 21. Oktober wieder zusammengetreten; es wurUou die Lokal-
Etats des Schutzgebietes berathen und vom Wirkl. Geh. Legationsrath
Dr. Kayser mitgetheilt, dass die Vorschläge betreffend die Baum-
wollenkultnr zur Kenntniss der Gouverneure und Kommissare ge-
braelit und diese zn B^'richteii vcniida-^st worden seien, wie weit
ihrerseits die Wünsche des Kolniiialnithes f;<'t'urdert werden könnten.
Einige andere Vorlagen wurden einer Kommission überwieseu, die
am 22. tagte. In der Scblasssitznng am 25. wurde die ZoU-
ordnung im Weseniiiehen in der von der Kommission vorgelegten
Form genehmigt. Dem Gouverneur wurden ffir die Berechnung des
AVerthes folgende leitende Grundsätze zur Erwfignnc: 'j^egeben: Für
<iit' l^intiilir der Werth am Urspruniis- Ihv.w. Falirikationsort mit
iiiuzureehuung der Trausport- und Versicherungskosten, sowie eines
ZnscblageB von 10 Proz. dieser Gesammtsnmme. FAr die Ausfuhr
der Marktj)reis am Yerschiffnngsort. weleher vom Gouverneur in
regelmässigen Zeitrfiumen festzustellen ist. Mit Bezug auf das Ver-
la hreii hei drr Straffestsetznng wurde der Erlaus einer besonderen
Verordnung dureh den Gonvernenr befürwortet. Die Liste der voui
Einfuhrzoll befreiten Gegenstände wurde etwas erweitert. Die An-
trftge der Kommission, betreffend die Vergfinstigung der Missionsge-
sellschaften bei der Zollbehandlung, wurden einstimmig angenommen.
Sie lauteten dahin:
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314
Ntcbtraf.
Ii. C>«geii9t&niie, welche unmittelbar den Zweeken dei Gottesdienstes der Christ«
liehen Bekenntnisse, des Unterrichts und der Krankenpflege dienen, in die
Liste der vom Einfuhrzoll befreiten Gegenstände aufzunehmen.
2. Nach Ablauf eines jeden Rechnungsjahres auf Antrag jeder in Deutsch-Ost
•frikft thitigen christlichen Missionsgesellschaft den Betrag für diejenigen
im Laufe des Jahres verzollten Gegenst&nde, welche zum unmittelbaren Ge>
brtnch der MissiooMiutaltea und ihrer Mitglieder bMUmmt waren, bis zur
H5b« Ton 1300 Mk. wiederzuerstatten.
8. Bei Regelung der ZollTerhältnisse in den anderen Schutzgebieten unter
Würdigung der MiMiouathktigkeit aaf entapraebende Vergünstigungen Be-
dacht zu nehmen.
Dem Vorschlage der Kommission gemftss fasste endlich der
Eolonialrath folgende Resolation:
Der Kolonialratb ist der Ansicht, dass es zur Förderung von wirtbscbaftlicben
UntemebmuDgen in den deutschen Schutzgebieten und zur Belebung des Handels-
verkehrs dieser Schutzgebiete mit dem Mutterlande sich empfiehlt, die Einfuhr von
Erzeugnissen aus den deutschen Kolonien nach Deutschland durch Befreiung dieser
Erzeugnisse vom Eingangszoll oder doch durch Ermässigung des Bingangszolls zu
erleichtern.
Der Kolonialratb ersucht die Kaiserliche Regierung, in dieser Riehtang eine
Aenderung der deutschen Zollgesetzgebung herbeizuführen.
Etats.
Der Reichstag trat am 17. November wieder zusammen; eiue
beaehtenswertbe Abänderung hat der Etat des Auswärtigen Amts
erfahren. Bisher waren in demselben die Lokaletats für die Kolo-
nialgebiete als Anlage beigefl^ Der neue Etat enthielt nur noch
das Pauscliquantum für Maassroc^eln zur Unterdrücknng des Sklaven-
handels u. s. w. in 0!<tatiika in der bislierigen Höhe, wozu bemerkt
wurde, daäs die Erfahrung eines weiteren Jahres abgewartet werdcu
mfisse, om einen ToraiisoUag für die Verwendung der Ausgaben
nad Einnahmen machen zn IcOnnen. Es kOnne aber als zweifeiloe
angesehen werden, dass im nächsten Jahre mindestens dieselbe
Summe wie in diesom Jalire (2' i ^li'li<>iien Mark) nothii? sein werde.
Die Etats für die Schutzgebiete Kamerun, Togo und Südwestafrika
sind dieses Mal im ZusammenhaDg mit einem Gesetz über die Ein-
nahmen nnd Ausgaben dieser Sehntzgebieta vorgelegt worden.
Bei Kamemn ist die Jabreseinnahme von 270 000 Hk.
auf 566 000 Mk. erhöht worden durch Verdoppelung der Zölle, Ab*
gaben und Gebühren. Demgemäss sind auch fast alle ein/einen
Ausgabetitel erhöht worden; die Besoldungen von .'18 500 anf Bo 100,
die anderen persönlichen Ausgaben für Weisse von 40 600 auf 61600;
diejenigen für Farbige von 74 000 auf 100 000; bei den enteren
kommen folgende Posten vor: znr Remnnerimng von HflUUehrem,.
von Dolmetschern, Kansleigehülfen und Geholfen für den Arzt;
Transportkosten, Löhnung und Verpflegung für Handwerker, Arbeiter,
Bootsleute n. s. f.. beim Gouvernement, den Bezirksämteni, den
Zollstatiunou und auf dem l'lussdaujpfer „Soden* und endlidi für
die Polizei truppe; dieselbe soll aas mindestens 50 Mann bestehen.
Zb sadüiehen nnd gemisehten Ansgaben sind 171 800 Mk. gegen
55 000 Mk. im Vorjahre angesetzt, darunter ein ganz neuer Posten;
.für Expeditionen nnd Stationen 100 000 Mk. Es handelt sich hier-
Kaektn«. 815
bei nm vier Stationen, zwei im nördlichen, zwei im südlichen Theile
der Kolonie. Da in denselben auch wissonschaftliche Zwecke ver-
folgt werden, so wird ans dem Afrikafooda des Aaswärtigeo Amtes
ein ZuscbaBS von 20 000 Mk. gewährt.
In Togo zeigt sich ein Rficlcgang der Eiunahmen, der wohl im
ZQ8amnienhan<;e mit den im h<'iiachbarten englischen Gehiete
«ergriffenen Zolhnaassregeln steht: die Einnahme ans Zöllen, Steuern
und sonstigem ist daher von 142 000 auf 116 000 Mk, herabgesetzt.
Die Ausgabe für eine schwar/e l\»li/.eitrii])j)e hat sich von 29 000
auf 20 000 Mk. vermindert; auch ist der Gärtner in Lome entlassen
worden. Wie im Schatzgebiet von Kamenin, so hat steh aneh in
Togo die Herstellang von Verkehrswegen in das Hinterland als das
geeignetste Mittel zur wirthschaftlichen Erschliessnng desselben er-
wiesen. Um diesen Zweck thnnlichst zn fördern, ist die in den
Etat für Togo für das laufende .lahr eingestellt gewesene Summe
zur Ausführung öffentlicher Arbeiten für 1892 erhöht worden.
Der Etat für Südwestafrika ist auf 297 000 Mk. festgesetzt,
ist also nm 4700 Hk. erhobt, da eine Einnahme in dieser Hohe an
Gebfihren, Abgaben n. s. w. eingestellt ist, wfthrend im vorigen
Jahre nur 300 Mk. als Einnahme berechnet waren. Die einzelnen
Gehaltsposten sind getrennt aufgeführt: der Führer der Schutztrupfie
erhält 9000, sein Stellvertn>ter 7ö<'0 Mk., der Vorsteher der Berg-
behörde 1() 500, sein Vermessungsbeanjter 7500 Mk. Kennzeichueud
ist, dass in dem Titel der fortdaoeniden Ausgaben: Besoldungen
und Pensionen keine Summe ausgeworfen, vielmehr die Bemerkung
hinzugefügt ist: Etatsmässige Landesbeamte sind im südwestafrika-
nischen Sehiitzgebiete nicht vorhanden. Für die Krrichfnnu der
wirthschaftlichen Versuchsstation sind wieder 25 OOO .Mk. ausge-
worfen worden. Das Unternehmen in Kubub ist inzwischen soweit
gefordert, dass auf dem von der dentachen Eolonial-Gesellsebaft fttr
SQdwestafrika znr Verfügung gestellten Grund und Boden die
nöthigsten Gebftnde nnd Anlagen hergestellt worden sind nnd mit
der Beschaffung einer Stammheerde durch den Ankauf von 1000
Wollschafen und 150 Angoraziegen der Anfang gemacht worden ist.
Zur Vervollständigung des lebenden und todten Inventars in einem
dem Zwedce des Unternehmens entsprechenden Umfange bedarf es
noch weiterer Aufwendungen im gleichen Betrage wie im Yoijahre,
deshalb sind 25 000 Mk. auch in den nächstjährigen Etat als Rest-
zusehnss zn den Kosten dieser Station eingestellt worden.
Etatgesetz fflr die Schntzgebiete.
Der dem Reichstage zugegangene Entwurf eines Gesetzes über
die Einnahme» nad Ansgäen der Schutzgebiete hat folgenden
Wortlaut:
§ 1. Alle EiQDabmen uml Ausfftb«n der Schutzgebiete mü^:jeu für jodes
Jahr veranscblagt und auf den Etat der Schutzgebiete gebracht werden. Letzterer
wird vor Be<.nriii lios ICtatsjahre-s dur. h (lesetz festgestellt. § 2. Bald nnfrlich^t nach
Schtuss des Etatsjabres, spätestena aber in dem auf dasselb« folgenden zweiten
Jaltr iit dam Bnodtmitti uad dta» RtickMag Mm Ueb«iiiebt liaiatlicbtr gm-
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316
Naehtraf.
Dahmen und Ausgaben des erstereii .Iahre>< vorzul«><ren. In dieser Vorlage sind die
über- und au^siteretatsmässigen AusL'ahen zur ua<'lilrägliclieu iionehinigunj; besonders
Dacbsuweisen. Die Erinnerungen der RechniiiiKsleguiig werden durch die^e Geoeb-
ini'.'wuir nicht berührt. § 3. Uelier die Verwendung,' aller Kirinuhmen ist diircii
den Keicljs'üanzler dem Bundesrath und dem Keichstag zur Kutla^tuug jährlich
Rechnung zu le>:cn § 4. Im Falle ausserordentlichen Bedörfnisses erfolgt die
Aufnahme eiuer Anleilie sowie di • Ufbernahme einer Garantie zu Lasten eines
Schutzgebiete« im Wejje der üesetzifebung. 5. Für die aus der Verwaltung
eines Schutzgebietes entstehenden Verbindlichkeiten haftet nur das Vermögen dieses
Gebietes. § 6. Der diesem 'Jesetz als Anla'je bieiijefügto Mtal der Schut/gehiete
auf das Etatsjahr 1892/93 wird in Kinnahme und All^;:abL' für da.s Schutzgebiet
Kamerun auf 566 000 Mk., für das Schutzgebiet von Togo auf 1 16 000 Mk. und
für das sud wf stafrikaiii.sche Sehut/ijebiet auf 297 '^00 Mk. fest{ie>tellt. Derselbe
bat auch in Zukunft für liie Ktat-rujf>teliun>i der Schutzgebiete als Norm zu dienen.
$ 7. Auf Schutzgebiete, deren Verwaltungskosten ausschlicsslieh von einer Koio-
nialiresellschaft zu bestreiten .^inll. ti-iden die Bestimmungen dieies Gesetzes keine
Anwendung. Für da.s o>iafrikaui.s( he Schulzirebiet treten die Vorschriften unter
§ 1, 2 und 3 dieses Ge>etzes t'r>t mit dem 1. April 1894 in Kraft, sofem Dicht
durch kaiserliche Verordnung ein früherer Zeitpunkt festgesetzt wird.
Bestrafaug des Sklavenhandels.
Dem I!( i( li>ta{^ war ein Gesetzentwnrf betieffeiid die Bestrafung
des Sklaveiihaiuiels (weleher auf S»'ite 202 in den Hauptpunkten
angegeben ist) zugegangen und gleich am 17. begann damit die
Debatte.
Prinz Arenberg knfipfte an eine Zeitnngsmeldiuig an, wonach
im deutschen Togogebiet der Sklavenhandel von den deatsohen
Beamten nicht nur geduldet, sondern gefördert werde und ersuehte
um Aufklärung. Geh. Kath Dr. Kayser hiloiite. dass snwohi im
Togo- wie im Kameruugebiet die sogenannte liausskiaverei bestilude,
eine mildere Form der Hörigkeit, wie wir sie anch im Hittelalter
gekannt hätten. Er bestreite aber, dasd es in irgend einem miserer
Schatzgebiete Skhivenmärkte gäbe. Der Uebergang eine.s Sklaven
von der einen Hand in die andere durch Tausch, Kauf oder ein
anderes Hechtsgesehäft eharakterisire sieh im wesentlichen nur als
eine Art von üesindeüberlas.suug. Die Behandlung der Sklaven
ergiebt sich auch unter anderem daraas, dass die Sklaven in Bezug
anf Mord und Todtschlag einem Freien ganz gleichwerthig gehalten
werden, ebenso dass Sklaven müdcben frei werden, wenn sie einen
freien Neger heirathen und dass ihre Kinder frei werden. Alles das
sind Recht >giuniisätze, die auf's deutlichste beweisen, dass diese
Daussklaverei kein mit besonderem Drucke iühlbares Institut ist.
Der einzige Unterschied liegt lediglich in einem Zwange zur Arbeit.
Der freie Neger, mag er sich noch so sehr durch VertrSge zur
Arbeit verpflichtet haben, arbdtet nur freiwillig und nie gezwungen,
nur gegen den Sklaven kann ein Zwang zur Arbeit ausgeübt werden.
Nun kommt noch hinzu, dass im Tog(»gebiet die Sklaven dort in
Dörfern mit ihren Herren zasammeiiwolmen, während es im Kameruu-
gebiet besondere Sklavendorfer giebt, die sehr weit von der Efiste
entfernt liegen, in denen, wie der Goavemeur erst kfirzlich mifge-
theilt hat, die Sklaven >irh einer ausserordentlichen Freiheit erfreuen,
dass es mitunter sehr schwer wird, von diesen Sklaven die ihnen
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Nachtrag.
317
obliegende Arbeit auch zu verlangen. Man sieht, dass ans diesen
aussorordentlichen Verhältnissen schon fine Art Emanzipation sich
zn entwickeln beginnt. Wenn njan diesen Skhiv<Mi die Frcilicit
geben würde, so würde mau ihnen keineswegs eine Wohlthat er-
weisen, wenn man nicht gleichzeitig auch die Sorge dafSr über-
nimmt; im Gegentbeil, die Freiheit, die sie erwerben würden, wfirde
nach den übereinstimmenden Mittheilungen, die der Rcijiening ge»
macht worden sind, nur eine Freiheit sein, nämlich die. Hungers zn
st(Ml)eii. l^iu anderer Knlstelinn^^sjiunkt der Sklaverei sei die
Sklaverei, die durch Schuldhaft entsteht. Auch hier ist ein Kecht»-
grnndsatz, den wir bei allen alten Völkern wiederfinden, dass der
Schuldner, der seine Schulden nicht bezahlen kann, der Schnldknecht
des Glänbiyers wird, bis er von seiner Familie oder von seinen
Freunden ausi^elöst wird. Auch dieses Institut ist so eng mit den
uan/eii Kreditverhältnissen und dem ganzen Verkelirsleheu der Kiri-
geboreuen verwachsen, dass es sehr misslich sein würde, dieses
Institut anfiniheben.
Ganz ebenso wie ich hier die Znstftnde in unserem Togo- und
Kamemngehiet geschildert habe, sind sie an der benachbarten engli-
schen Goldkfiste und in der franzn-^isclH'u Knlonie. Wir haben zwar
besondere Verordnungen und (Jesetz«' gegen die Sklaverei der Ei?)-
geborenen nicht erlassen, während solche Gesetze iu den benach-
barten englischen und finmzOeisehen Kolonieen beateben. Ffir unsere
Kolonien im Togo- und Eamemngebiete genfigt es vollständig, daas
die Eingeborenen unseres Schutzgebietes wissen, dass die Regierung
die Sklaverei als ein Keichsinstitut nicht anerkennt, dass die Regie-
rung jede Mitwirkung bei (Jeschätten über Sklaverei verweigert und
dasä sie Klagen über Sklaverei nicht annimmt, ebenso, dass sie bei
irgend welcher grausamen Behandlung der Sklaven einschreitet
Was nun Ostafrika betrÜTc, so hat auch hier der Gouverneur
sofort die Sklave n fr; i:;e in's Auge gefasst. Hier ist sie d* <\vi i^en
schwieriger, weil das arabische Element dazwischen steht, welrlh s
nicht bloss selbst Haussklaverei treibt, sondern welches auch einen
sehr schwunghaften Sklavenhandel seit Jahrhunderten von der Küste
aus nach Saoiailmr und den fibrigen Gegenden, die ein Absatzgebiet
darstellen, getrieben hat Seit Monaten hat aber die Marine keine
Sklavendaus mehr aufbringen können. Was dagegen die Haus-
sklaverei betrilTt. so bezeichnet sie der Gouvenieur nach den Ver-
hältnissen, wie sie sich historisch an unserer Küste entwickelt haben,
als ein durchaus segensreiches Institut, das ohne Druck empfunden wird
und ohne erhebliche Störung der wirtbscbaftlichen Beziehungen nicht
aufgehoben werden kann. Es ist hier auch eine erhebliche Aende-
rung dadnrch eingetret<'ii. dass wie in Westafrika die Behörden eine
ablehnende Haltung beobachten: sie wirken nicht mit bei 0*^<(li;iften
mit Sklaven, sie nehmen keine Klaijen an. wo es sich um Sklaven
handelt. Der (Gouverneur berichtet unter dem 30. August, er stehe
auf dem Standpunkte und habe diesem Standpunkt öffentlich Ans-
druck gegeben, dass die Sklaverei als öffentliches Institut nicht «n-
biyiii^ed by Google
318
Nächtig.
erkannt werde, und dass somit rechtliclie Konsequenzen daraus nicht
abgeleitet werden künuten, dass aber der thatsächliche Zustand der
wäre, dass die Sklaverei geduldet werden müsste. £iue plötzliche
AbsehAffQDg dereelben wflrle auf lebhaften Widerstand stomen, nnd
es sei eine AendeniDg in dieser Beziehung nur schrittweise mdfiicfa;
dem entsprechend hahc er auch die deutschen Beamten und nament-
lich die Bezirkshauptleute ane^ewiesen. sich bei der Sklaverei jeder
amtlichen Einwirkung zu enthalten, um der Bevölkerung nicht den
Schein zu geben, als ob die Sklaverei in irgend einer Weise von den
Behörden anerkannt wftrde. Daraus folgt nun, daas die Stntfgewalt
des Herrn aar Zeit in ein Zaehtignngsreeht Terwandelt ist, dass es
fsmer eine Aasfbhr von Sklaven nicht mehr giebt, dass diese viel-
mehr strafbar und verboten ist, ebenso verboten aber auch der
Aufkauf PVemder als Sklaven. Nur das eine muss ich hervorheben
— und das erwähnt auch noch ausdrücklich der Gouverneur — das
übliche Tauschen, Verkanfsn, Versehenken des einzelnen Sktaven
wie es bisher unter den Eingeborenen dort in Uebnng war, bestdit
auch jetzt noch weiter. Der Grouvemeur hat femer eine besondere
V' rordnnng unter dem 1. September d. J. erlassen, in welcher zu-
nächst ausijcsprochen wird, dass jeder Sklave, der von einem Ein-
geborenen an einen ^'ichteiugeborenen verkauft wird, gauz von selbst
die Freiheit erhftlt Es ist f&r den Freibrief eine ganz beaeDdere
Form vorgeschrieben, und es ist endlich die Abmaehnng flir znl&ssig
erklärt worden, wonach der Sklave si( h von seinem Herrn soll selbst
loskaufen dürfen. Doch muss eine derartige Vereinbarung — so heisst
es im § 3 der Verordnung — vor einer deutschen Behörd«' schriftlich
abgeschlossen werden und unterliegt ihre Genehmigung derselben.
Die Behörde hat das Interesse der Losznkanfsnden dabei zu wahren.
Was den angeblichen Sklaventiandel im Togogebiet anbetrifft, so
verlas Dr. Kayser Briefe des gerade in Berlin sich Miflialtenden
Kaiserlichen Gouverneurs von Kamerun, Herrn Zimmerer, welcher
bis zum Herbst voricfen Jahres Kommissar in Togo gewesen war,
und des Herrn v. Futlkamer, der als Nachfolger des Herrn Zimmerer
seitdem die Geschfifte bis zum Frfthjahr dieses Jahres in Togo ge-
flhrt hat In dem Berichte des Letzteren wurde gegenüber den Be-
hauptungen des Afrikareisenden G.A. K rause (siehe Kol. Jahrb Jahrgang
1889. Seite 205 und 18«)0, Seite 158) festgestellt, es sei vollkommen un-
richtig, dass die meisten von den nach Salaga gebrachten Sklaven
nach dem deutschen logogebiet weitergingen. Die grosse Mehrzahl
derselben verbreitet sich von Familie zu Familie, von Stamm zn Stamm
langsam in den verschiedensten Gegenden, ohne je mit der Küste
oder einem unter europäischer Schntzherrschait stehenden Gebiet in
Berührung zu kommen. Ein sehr geringer Brnchtheil der Sklaven
kommt mit Handelskarawanen, welche Haute, Leilerwaaren, Vieh und
Pferde und sonstige Produkte aus dem iuneru mit .sich führen, zur
Eflate, von dieser aber nataifemles wieder der bei wntem grbaste
Theii nach den Plätzen der eng^hen Goldkfiste, hauptsächlich naeh
Akkra, wohin die alten lang gewduten Handelsatrassen fühlen nnd
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NMhtng.
319
wohin der seit Menschenaltern be{?rün(lete Ruf eines gewaltigen
Waaren-ümsatzes die Handelsleute in grossen Schaaren an sich lockt.
Von solchen Handelszügen zweigen sich verhältnissniässig nur ver-
einzelte Gruppen nach dem deatscheu Togogebiet ab, wo der junge
Handel eben erst im AnfblOhen begrilFen ist. Dieselben werden im
dentschen Togogebiet genau so behandelt, wie ihre Genossen an der
englischen Goldküste, d. h. sie tauschen ihre Waaren ungehindert
siegen europäische Artikel ein und kehren, nicht nur mit Schnaps,
Pulver und (Gewehren, sondern aueli mit Baumwollenzeugen, Seide
und dergl. beladen, in ihre Hcimath zurück. Dasä Sklavenhändler
mit Sklaven als Waare an die Küste kommen, ist einfach nnwahr,
denn sie wissen ganz genan, dass letztere nor zu entlaufen brauchen,
um frei zu sein, da an der ganzen Kflste, anch im Togogebiet, der
Sklavenhandel nicht geduldet wird.
Für die Abschaffung der Sklaverei in unseren Schutzgebieten
wirkten nicht allein Gesetze und Verordnungen, es müsste dabei
die Zivilisation das ihrige thuu, nnd es liege namenflich darin
eine der schönsten Aufgaben unserer Missionsgesellschaften. Noch
niemals sei seitens der Missionsgesellschaften eine Klage laut ge-
worden, wegen des Verhaltens der Regierung in der Sklavereifrage.
Dies sei um so wichtiger, als diese Sklavenfrage, und namentlich
auch die Haussklaverei das Werk der Missionen sehr wesentlich er-
schwere; denn mit der Hanssklaverei pflege anch die Vielweiberei
verbunden zn sein.
Die Regierung könne fftr sich in Anspruch nehmen, dass sie
nach ihren Kräften die Missionsgesellschaften in ihren Bestrebungen
unterstütze, und sie habe auch die P'rende, zu konstatiren, dass diese
Unterstützung von den Missionsgesellschaften beider Konfessionen mit
Dank anerkannt werde.
Abg. Rintelen (Ctr.) erklärte sich mit den Ansffthrungen des
Vorredners im Allgemeinen zufrieden, wrinschte aber im Speziellen
eine noch eingehendere Unterdrückung auch der Haussklaverei : man
könne nach der kurzen Zeit der Bestrebungen zur Unterdrückung
des Sklavenhandels nicht zu viel erwarten, aber die Verwendung vou
Hanssklaven anszorotfeen dflrfte bei der Energie der Eolonialbeamten
nicht schwierig sein.
Das Gesetz wurde dann eiper Kommission von 14 Mitgliedem
aberwiesen.
Am 27. nahm der Keichskaiizler die Gelegenheit wahr, um
das deutsch-englische Abkommen vom vorigen Jahre za vertbei-
digen nnd die Ansicht ansznsprechen, dass wir mit dem, was wir
bekommen hätten, vollkommen zufrieden sein könnten. Bei der
ersten Berathung des Gesetzentwurfes über die Einnahmen und Aus-
gaben der Schutzgebiete am 1. Dezember bekämpfte Herr Bamberger
wieder die Kolonialpolitik mit denselben Gründen, welche bereits
frOher ansfährlleh wiedergegeben sind (S. 137), Dr. Kayser ant-
wortete, und l&r die Koionialpolitik sprachen noch Abg. v. Strom-
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320
Nachtnf.
beck (Z.) und Abg. Scipio. Neucfj kam dabei wenig zu Tajje: es
stellte sich aber heraus, dass das Zentrum nach wie vor der Kolonial-
politik günstig sei. Da aber iiedeoken iu praktischer Beziehung
gehegt worden, wenn die Schatzgebiete ab selbstatftndige icorporative
Verbände gedacht wfirden, so wurde die Vorlage an die Bndget-
kemmission zur Vorberathong flberwiesen.
Eisenbahn-Gesellacbaft für Deutsch-Ostafrika.
Der Reichsanzeiger hat einen Auszag aas dem Gesellschafts-
vortrage der Fi^ nhahn-GMellschaft für Deatsch-Ostafrika (Usambara-
Lini») veröffentlicht, dem wir Folgendes entnehmen: Die Gesell-
srhaff hat ihn-n Sitz in Berlin. Ihr Zweck ist: in Deutsch-
Ostatrika Eiseubabueu und etwa dazu dienliche UaiVuanlagen
za banen, anszarfisten, za erwerben and za betreiben, oder be-
treiben zn lassen, bei anderen Eisenbahn - Untemehmangen sich
za betheiligen, Lagerhäuser zu errichten and über die in Ver-
wahrung genommenen Güter Latrerschcine ans/nstellen, sowie Lände-
rcicn /u verwerthcn. Zunächst wird die tit'sellschaft eine Eisenhahn
von Tauga nach Korogwc auf Grund der von der Kaiserlichen Re-
gierong ertheilten Konzession baaen, aasrfisten and betreiben. Das
Grandkapital ist aaf 2 Millionen Mark, eingetheilt in 1500 Antheile
zu je 1000 Mark und 2500 Antheile /u je 200 festgesetzt. Die
Antheilsscheine lauten auf den Inhaber. Die Hauptversammlung
kann über die Erhöhung; des (Irundkapitals bis zu 15 Mill. Mark he-
schliesseu, sowie die Bedingungen für die späteren Verausgabungen
feststellen and eventnell Vorzugsrechte IQr die nen aaszngebenden
Antheile bestimmen. Es folgen weitere Bestimmungen über Er-
neuerungsfonds, Gewinnvertheiluug und Auflösung der Gesellschaft.
Die Aufsicht über die Gesellschaft wird vom Reichskanzler geführt.
Von Emin Pascha.
Nach einem dem Kaiserlichen Goavernenr Freiherrn von Soden
ans Bukoba unter dem 1. August von Lieutenant Langheld er-
statteten Bericht traf am 19. .luli ein Mann aus Kon^Ljwe in Bukoba
ein, welcher meldete, Eo)in Pascha sei bis Usongoro im forden des
Albert Edward Nyanza vorgedrungen, habe sich dort mit seinen
frfiheren Leaten aas der Aequatorial- Provinz vereinigt und siegreiche
Gefeehto bestanden: er sowohl wie Dr. Stuhlmann befänden sich
wohl: darüber, ob und in wie weit der M*'ldunir dieses Mannes
(ilauben zu schenken ist. spricht sieh Lieutenant Lan^held niclit aus.
Jjirekte briefliche Nachrichten von Emin Pascha sind nicht an die
Kaste gelangt.
Bericht des Lientenants Langheld.
Seitens des Premier-Lieutenants Langheld ist d. d. Bnkoba, den
22. August 1891, an den Kaiserlichen Gouverneur Freiherm von
Soden ein Bericht erstattet worden, dem wir folgendes entnehmen:
Die Bevölkei'UDf? unseres Theiles des Viktoria-Nyanza ist im Allgemeinen
ein leicht zu behandelndes, fast noch ganz unt>erührtes Volk. Auch der Einflnu
der Araber iit su jungen Datams, nm iifend welche Spuren snräekgekaaen haben
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NaditTH. 321
2U krituHM). So ■>('hvn sip, Wasukmna wie Wasiba, fal dem Kuropäcr mehr den
Mann, welcher ibneu seine Sachen, sei es für geleistete Arbeit, sei es für Tausch*
artiket, bringt, als ihren Hemeher. leb flanbe webl in den Sinne meiner Von;e>
setzten gehandelt tu haben, dass ich dieser AufTassung nicht zu schroff entgegen-
getreten bin, sondern nnr in Fallen, wo es unbedingt uöthig war, mit ueineu Sol-
daten eingeeebritlen bin. Entgegenfeeetst den Waniamweeie, welche dnreh das
viele ,tiir Küste pehon" !^chon mehr dem Wangwana-Wesen sich nfiherii und be-
vor sie eine Dieustleiätung thun, erst den Lohn dafür in der Uaud haben müssen,
sind die hiesigen Leute stets bereit, dem Europäer nnd seinen Leuten xn helfen
vnd ruicli ohne Entgelt sie zu unterstützen. So habe ich z. 15. hier, trot/jlein «Ii»«
Statiousarbeiten schon über sechs Monate währen, immer noch von allen benach-
barten Sultanen freiwillige Leute snr Arbelt, welche mir doch eine sehr angenehme
Unterstutsun^ >in<l, wenn ihre Arbeit im Rin/.elnen auch nicht in Entferntesten an
die Arbeitsleistung eines Soldaten heranreicht.
An manchen Tagen erreicht die Ansahl dieser freiwilligen Arbeiter die Höhe
TOn 60() Maiin.
Die einzelnen für die hiesige Station in Betracht kommenden Sultane halten
sich gegenseitig die Waage, so dass es bei den stets vorhandenen Feindschaften
zwischen ihnen leicht ist, von Allen etwas zu erlangen, ohne dafiir zu viel ge-
währen ZU müssen. An Macht gebietet ein hiesiger Sultan über 400 bis 600 Ge-
wehre nnd SOOO bis 5000 Speertrftger durchschnittlich, doch sind sie sehr friedlie-
bende Leute tind, wenn es zum Kampf kommt, sehr feige. Der Sultan von K t-
rag«e, fünf Ti^emärsche westlich von hier, soll über das l)reifache der angegebe-
nen MacbtrerhiTf nfsse verfugen. Dr. Bmin Pascha theilte mir mit, dass er mit dem-
seibin einen Vcrlrap und Dr. Stubimann mit ihm Mlutsfieundschaft geschlossen
habe. Den Wortlaut des Vertrages habe ich nicht erhalten. Kiu weiterer mächti-
ger Chef im Gebiete des Sers ist Kassassnra ton üsuf, welcher frdher starken Hongo
gefordert haben soll. Stanley entschloss sich auf seiner letzten Bspedition, dieses
Land zu umgehen, da er kriegerische Verwicklungen füccbtete.
In der letzten Zeit habe ich von keinen tJebergrilfen mehr gehört, er hat
aber auch keine Ot sandtcn wie die übrigen Sultane hierher entsendet.
Sein Reich liegt südwestlich von hiesiger Station. Ausser Roma, welcher den
Deutschen dnreh die Niederwerfbng Kilimiras sehr verpflichtet ist, ist dann bis
Hoansa kein weiterer L'rÖN^ercr Herrscher. Nördlich von Moansa ist der Sultan der
Halbinsel Ukerewe wohl der Mächtigste, doch ist mir das Land dort zu wenig be-
kannt, um über Verhftltnisse nördlich von Moansa ein ürtheil tu flllen.
Der g^Ö8ste Theil aller dieser I/iiider war früher den WagMuda trihutür, do Ii
seitdem die Streitigkeiten zwischen der englischen und französischen (evangelischen
und katholischen) nrtei in Uganda ausgebrochen sind, haben sie sich um diese
Länder nicht mehr bekümmert, und jetzt Mnd die Waganda theils noch zu -«ehr
mit sieb selbst und ihren äusseren Feinden, den Wanyoros, beschäftigt, theils haben
sie einen zu grossen Respekt vor unserer Macht, um je wieder etwas g^n diese
Gebiete zu unternehn en. Die kommerziellen Verhältnisse haben, wie die politi-
schen, auch in den letzten Zeiten mehrfache Wandelungen erfahren. Nachdem der
Mubamedanfsmus durch Mnanga zu Boden geworfen woraen war, hatten sich ein-
zelne übri^' lileil»ende Araber an das Südoinle des Sees zurückgezogen und trieben
Über denselben einen starken üandel mit Stoffen, Pulver nnd Gewebren geg^n
Elfenbein und Sklaven.
Ilir Sitz war am Südost-Ufer, die Strasse Tabora-Msalrila (oder Nura)-Mas>aiisa.
Durch häufige Einfalle der Waganda beuniubigt, nahm der Handel dort mehr und
mehr ab, bis ihm Dr. Bmin Pascha durch die Einnahme von Hasssnsa den Todes-
stoss versetzte. .Jetzt denkt keine aralusche Karawane mehr daran, iliescn We^ zu
Sehen, und kein Araber wird sich mehr, für die nächste Zukunft wenigstens, am
stufer des Sees niederznlassen w^n. Nur Mr. Stokes sitzt in Hoama mit sei-
nen Waaren und versendet dieselben auf seinem Boote über den See« Er hat den
Vortheil erkannt, welchen er durch das billige Trägermaterial, die Wasukuma, hat,
vad Usst jetzt seine Lasten von Waniamwesi nnr bis üsango tragen und sendet
dann na«h U>aiigo die billigeren Wasukuma, um sie zum See zu bringen.
Die Araber haben sich jedoch andere Karawauenstrassen eröffnet Sie gehen
jetzt von Tabon durch Msala'a, Mbogue an das Westufer des Sees und treiben
Xotoolales Jahrbeeb 189L oi
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332
Nacbtnfir»
nur noch auf dem Landwege Uaodel. Ihnen •ehliessen sich schon Tiele Waniam-
wesi-Karawnnen an, und lo sind x. B. im Monat Jult vierzehn Karawanen mit über
im rSanzen 10(X) StolTlasten Iiier durcbsrckommen, um theils in unserem Gebiete,
tbeils nach Nkole, Unjoro, Uganda bis zum Albert Eduard-See hin Handel zu trei-
ben. Bis jetzt sind diese Karawanni nur das trowesen, als was sie sich ausf^aben,
Hamlelskarawauen, welche für ihre Stoffe Elfenbein suchen. Gewehre und l*ulver
führten sie in nur sehr geringer Menge mit sich, so dass ich sie mö);licb8t unter-
«tfitzt und aa Btmi Siffl in Tabora (resehrieben habe, er möge die Araber in Ta>
bora aufforderBf Xarawanen hierher zu senden.
Ich bin nberaeitgti dass sich der hiesige Handel mehr und mehr heben wird,
da nach Aussagen aller Karawanenfnhrer in hiesiger Gegend, sowie in den Theilen
nördlich unseres Gebiets das Elfenbein am billitrsten sein soll.
Sollte aber jemals der Versuch gemacht werden, hier Sklaven zu handeln, so
bin ich mit den mit mir Hand in Hand gebenden Eingeborenen stark |?enug, auch
dar >lüik.sten Araberkarawane mit Erfolg pepenübertreten zu können.
Die Gründe, welche mich zur Wahl Bukobas zur Uauptstatiou bestimmen,
sind folgende;
I) der l'nterhalt einer Station in Rukoba wäre leicht von den Einwohnern
aufeubringen, wie ja .«chon jetzt die geeammte Stationsbesatzong nur von Liefe»
mngen Eingeborener verpflegt wird.
8) Ist für dl« Oefenwart Bnkoba der Haupthandda- uod Verkahraplata
am See.
3) Ist die Verbindung Ugandas mit dem Sädnfer des Sees nur längs der
Westküste de>isellpen.
4) Ist Bukoba für die Aufnahme einer Besatzung von 100 Mann erbaut.
5) Ist Bukoha der gesundeste Platz an unserem Theil des Sees.
Eine Station in ^loansa halte ich nothwendig, um die Verbindung mit der
Kaste aufrecht zu erhalten und eine leichtere Kontrole über den Bootsverkehr auf
dem See vornehmen zu können: ausserdem hätte diese Station die Ruhe und Ord-
nung in Usukuma aufrecht zu erhalten. Da dort nur viele kleine Sultane sind, so
würde eine Macht von 25 .Mann hinreichen. Welche Station im Laufe der Zeit
Uauptstatiou werden wird, ist wohl bei den jetzigen Verhältnissen noch nicht ab-
zu.sehen, jedooh ist es, wenn die Regierung einen Dampfer auf dem See besitzt, bei
der Ausdehnung desselben stets leicht mögrlicb, innerhalb zweier Tage die Truppen-
macht aller Stationen an einem bedrängten Punkte zu vt reinigen.
Von Elfenbciu-i-hätzcn des Dr. Emin Pascha sind mir nur die in Massansa
konfiszirten bekannt, welche mit Bericht und Verzeichniss im November 1890 von
mir zur Küste gesandt wurden. Ausserdem übergab Dr. Emin Pascha mir hier ca.
lOOO Pfd. Elfenbein, welches ich mit Mr. Stokes zur Küsto sandte. Ausserdem
habe ich etwas Elfenbein hier gesammelt, dass ich auf ca. 1200 Pfd. taxire. Auch
Feldwebel Hoffmann in Moansa hat für die Regierung etwas Elfenbein erhalten. Er
berichtete bisher über sechs Zähne. Vou weiteren Elfenbeinschätzen des Dr. Etnin
Pascha weiss ich nichts, es sei denn, dass er auf dem weiteren Verlaufe der Expe-
dition seit dem Uärz 1891 Elfenbein gesammelt habe.
Haii|»t iji a iin v. (! ravenreut h f.
Eine Trauerbotschaft, die in den weitesten Kreisen lebhaftes
Bedauern erregte, liat der Telegraph aus ivameruu übunuittelt.
Wie der stellvertretende Kaiserliche Goavemear unter dem 16. d. H.
meldete, ist der Hauptmann Freiherr v. Gravenrenth auf dem
friedlichen Vormarsch vor Buca angegriffen, nach drei-
tägiger Belagernng bei Einnalmic der Stadt heldenmüthig
gefallen. Der Tod des Hauptmanns Freiherrn von (rravenreiith
bedeutet einen schweren Verlust für die koloniale Eutwickelung,
welcher seit Beginn der Verstorbene seio Leben gewidmet hatte.
Kail Freibanr von Gnveoieuth mr am 18. Desenbar 1858 ala Sohn des
bayerischen Kinnerers Freiheini von Oravenrauth geboren. Am 80. Jali 1S77
Naebtraf.
323
trat ar in das 3. Königlich bayeri-che Infanterie-Regiment ein und wurde am
7. Hai 1879 zum iSecood-Lieuteoant ia deooMlbea Regimeut befördert. Seine
Kameradscbaftliehkait «ad rittaiü^« Oetfanoag machten ibn bald m eimai be-
liebten Mitßüede de« Offizi6r>KorpR, seine militärische Tüfhtijikpit erwarb ihm ilie
ADerkeDDuog seiner Vorgewiatan. — im Februar 1885 suchte er seine Versetzung
zu den Offizieren der Reeenre nach, um aieb einer Expedition nach dem Innern
Afrikas anzuschliaa«en. Er trat zunärhst in den Dienst der <>'?tafrikaniscbea Gesell-
ecbaft und wurde wagen seiner vorzüglicben Haltung bei der Verwaltung und Ver-
tbeiiliRvng Bagamoyos vom Kaiser Ende 1888 mit dem Rothen Adler*Orden vierter
XlaaM mit Schwerttrn i /HirluH t. Zu Keginn des Jahre«« 1889 trat er in den
Dienrt des ßeicbskomniüssars und wurde gleichzeitig unter Stellung k la auite
seines Tnippentbeils tum Premier-Lientenant befördert Br fibemabm tuniebst die
VeitrftiiritT t|'> Hcirhsknmmissars in l'.i'rün tind tring demnächst wiederriin nach
Ust-Atrika, wo er einen bedeutenden Antbeii au der Niederwerfung des Aufstandes
hatte, z. B. bei der Erstirmnng des Lagers Ton Bnsebiri bei Bagamoyo am 8. Hai,
sowie bei der Kinnahme von Saadaui am fi. Juni 1889. Als der Reichskommi<;sar
im September eine grössere Expediion nach Upwapwa unternabm, vertrat üraven-
renth denselben an der Kflste nnd lieferte am 19. Oktober daa bekannte Gefecht
bfi Joinbo pepen Busohiri, diir' !i w^-lifs er die Küste V'>r «Icr \'( rhponinp durch
die vou Buscbiri zu Uilfe gerufenen wilden Horden der Matiii scbützle. Ende 188i*
und Anfeng 1890 sicherte er durch eine grössere Expedition das Hinterland von
I? i|;;amnyo tiTul Saadani und nahm am 4. Januar an ilor Krsttlrmnn,.' ticr I^cfestipung
Buäcbiri's bei ^lembule, sowie am 8. und 9. M&rz 1890 an der Diuuabme vou l'ala-
raakaa Theil, wo die letzten Reste der Aofrtlndisehen zersprengt wurden. Seine
aagcprifTene Gesundheit nöthistc ihn, im April 1^90 oinen Ifingenni Urlaub anzu-
treten. Für seine Verdienste erhielt üravenreutb den königlich preussiscbeu
Kronen>Orden dritter KbMse mit Sebwertem und das Rftterkreus zweiter Klasse des
königlich bayeri'il hpn Miütair-Verdienst-Ordons. Seine Beförderung zum TTi'ijittmnn
erfolgte im September läUO. I>ocb wurde er nicht, wie vielfach erwartet wurde,
zum Kommandeur der Ostafrikaniachen Schutztrappe ernannt Nachdem er
einif^e Zeit im Atiswilrtipen Amte gearbeitet hatte, wurde er mit der Leitunp der
südlichen Forscbungsexpeditiou im Utnterlande von Kamerim betraut und reiste
am 5. Juli an seinen Bestimmnngaort ab.
Ueber die Eftmpfe gegen die Abo- Stämme ist bereits Mher
(S. 226) Ijeriehtet worden. Weshalb Gravenreuth den Zug goijen
Biiea ;iin Kamerniigobirge unternahm, ist, da wir diese Zeilen sciireiben,
noch nicht völlij; iiufq;('kliirt.
Zum Führer der Expedition ist der frühere Chef Rauisay vou
der ostafrikanischen Schntztrappe aasersehen, welcher Mitte Dezember
nach Kameran abgereist ist.
Pro 2:r;i mma tische».
Anf einen Brief dos Lieutenant Sigl aus TalMua. in dem das
Treiben der sklavcnliandelnden Araber grell Ixdeiichtet wird, henierkt
der Gnuverneur: „Dieser Bericht dürfte zu der L'eherzeuguni; führen,
dass eine Verstärkung unserer Position in Tuboru dar> h Erhöhaug
der dortigen Besatzung, sowie durch zeitweise Entsendung einer
grösseren Kxji 'ditions-Truppe gewiss \\ inivchenswertii erscheint, da-s
aber die Ausdehnung einer eigentiich'-n deutschen Knlonialherrsrliaft
bis nadi jenen Gegenden zur Zeit, wo wir eh"U ^rst an der Küste
festen l''uss gel'asst, ein abeuteiu riiclies Bei;inni'n wäre, wodurch selbst
das bisher Erreichte wieder in Frage gest* ilt werden könnte!"
(Kol.-Blatt Nr. 25.)
81*
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zu
Idtentur.
Literatur.
Aflrlk«.
SMdliii-Dragoiiwu ▼od Dr. F. FMbwr tob NattsIbUdt Lalpdc, F. A. BrochhaitK
189L Dtf Vetfuser htt daa aehiirlarfff« Matt rial «ttimd ailMa Aaflnfhallaa m Dcniscb-Ottafrlka
■Maamatt und in daai feaaBBtan Warin aahr faaelddkt baarbaltet Ba lal talaa OnmmaiUc, da
dar MSaahall'Dfacoaun* di« Aalk^ba bat, aaHMt tSu Gaaprleb mtt daa Nagam ftbar die nöthig-
atan Diaca es atniglialiaa. Ola VBaatbabrUeban fiaaiBiatikatiaebaB UBtanrabBanB fehlen aber
la daoi warita Blifet mldiaa aach mit afaiaai aahr aaaflUirllabaa WAitarimch Ib Boaheli-Deatuch
BBd OaBlMh-SaalMi. laaaaMaa B«ha*a 10000 WOrtar aaiAusaad. auceatattet iat. Was den
SaabaU^Dfasoaiaa btaasdeta bnuKlilMr aiachl, tlad dla daa alBMlaaa Gaapricbeo auKeb&ngtcn
UBtarweltaBfaB fibar daa Varitahr aalt da« BtBcabotaaaaB aad ftbar daa Laben in den Stationen.
Dia vtcbCIgataD Varatdaauaa Obar daa Dlaoat. AavaiaaBgan BarswaekailMlcen Lebensweise und
afaM baiiaaaia, dareb ataaSarta Ulaatrlita Oaboafebl bbar daa naia GaWat dar Kolonie und ihre
StatfoBaa varvoUatiadlgaa diaaaa Tball. HanptvBBa Ftrbr. wallrBTaaraaiii, dar bekannte frühere
Sldlvartratar daa Bateukernnüiaara voa WlaanaaB, bat data Warte aia «arm ampfablaBdaa Vor»
wort mftgageben.
Der tchwarzo Erdtheil und seine Erforaoher Vmi Friedrich Seil er. nh lcrrld und
LeipziR. Verlas von VtlhaRcn «. Kla?.inK. ISUl. Di».- Uiirli ist eine Neubearljcituns und Fort-
seliuiiK tii'- Wi rki s von HL-iahurd '/AAlui-r . < itic /.ii-iuiiHiu>nfas8ung dos J!cst<-ii und Wlch-
tiktNt*«!!. fiuf übr-i >irli(lii he unii B«-mi*iiiV( r<taii(llii lu' I )ar--t<'Iluiifr desseu. was in dem letzten
M< iisi liiM)alter im x liwarzi ii Knitlicil (celiitcn iiml ^''leistet, puwagt und «owonncn Igt Seit
Zollm r s Todi! sind iin tit nur eine MfiiKc bidi-uteiider utui schirksalsvolh r KntdeckunKS-
rciscn zu Ji-n fruhen-n hiiiiii Ki^kuninim, xnidi rn das Dt iit-rbc I.'l-h Ii liat aui h Hi-silz er
giirrcn von einem sfuten Sliicke iifrikani-ithen Itoilons. Iis räumt den Kämpfen und FrrunKon-
«ii hnfti M unserer V.dkütenosscn im schwarzen l.rdtlieil einen hervorrnifendeu I'latz ein. ohne
doeli darum die tiru-^iliaten v^n Livinnston«. Canieron und Stanley geriuKer zu <■ liilzcu. Alles ist
in einer leichtfa<slit !ien l"orin. oiine .\n*inruch auf VollslindiKiceil, abgefasst. 1 .-nnd. rs iin Hin-
bliclc auf die reifere Jui;end; aber der Verf;isst>r hat auch fibernll deu iiolitisi heu Aufgaben
für die Zaitunft Kecbnung Retraneti, und mit Vi t.-t mdniss die weitere Entwicltcluni? voraus-
gesehen. Das Bueh i.<<t mit zahlreichen AbbiiduuKen, weiche zum grössten Theil allerdings
I'hantasiearbcit .sind, geschmbcktt Qnd mit atalgaB KaitaB TanabaB, «aleba Ar daa Zwack dar
Oiiriitirung ausreichen.
Forschungen und Erlebniaaa Im «dBBkalalaa Afrika* Von James S. Jame»on. IJam-
burg. VerlagRanstalt und Druckerei- Aktien -Gesellschaft (vormals J. F. Hichtcr). WM. Die
Blätter des Tagebuches des verstorbenen Jameson sind nach mehreren liicbtungen hin sehr
iuittruktiv, sie geben mehrfach wichtige cthnolugische Aufschlüsse, ein iclares lUld der Nachhut
der Emin Pa.scha EipediHon und sind besonders werthvoii wegen der Schilderung des Arabar-
tbums am oberen Kongo. Jameson l&sst den Arabern als Kulturträger alle Gerechtigkeit wldai^
fahren, überschätzt sie sogar in dieser Minsirbt, aber sieht die Gefaiiren, welche dem KoBg<^
Staate von ihnen drohen, vollkommen ein. Auf seiner lUise vom Vambuyalager nach Nyangwe
hat er den Kongo und das Araberlhum grQudlich kennen gelernt, und e.« i>l kein Zweifel, dos«
ar voD Tippu-Tipp hinter da« Licht geführt worden ist Et befand sich allerdings in einer sehr
schwierigen .Situation, und mancher andere Mann w&re ebenso siebar wie er in seinem Unter-
nebman, die n<>thigen Träger zur Expedition zusammenzubringen, gescheitert. Stanley umcht
Ibm bekanntlidi den Vorwurf, die Ti'idtung ond Verspeisung eines Mädchens darch Kanuibnleu
TaraaJasst zu babeo, doch ist die Sacba kaioeawaga aulseklirt, lud ei scbaint, dam dia Anacbatdl-
(BBg wasaBtHeb dam Haaaa Staalay'a Ibra BatatäiBaff vardaakt
ba iBaara AIHkii. Dia Eribtaabaai daa Raaaai talferaad dar Jakra 1883, 1884 aad 1885.
Tob HarmBBB voa WlaamaBBt Ladwlf Wolf, Kart von Francols. Haus MBlIer.
Drttia Aflflaca. Lafptlff. F. A. Broekbaaa. 1891. Don Laaf daa mlebtlgttan südlichen Nebenflusses
das KoBfo, des Kassai, Bad idBaa waltTafBwalgtaB Natsaa vea Zaflüssen endgültig festgelegt zu
baboB, iat daa boba Vardlaaal WlauMaa't aad aalaar Baslalter. Er bat damit aioa baqoama
Wasaarstraiaa laa laaora f«i Afirlka biada arMfket aad dar Kongostaat sanderte nicfat, anf Ihr
Ua la dar tob daa doBtaebaa OflIslaraB gacrbadataa Statloa LnlnabarK vorzudi ingaa aad diasaa
BoUvark der ZlTlUsatloa la Boslts sa adnua. Abar ancb di« Ethnographie datfte mit
d«r Aadweto lafrladaa aalat warda doeb voa dam Badaltar Wlssauum's, dem inzwischen ia
Daboflio faatorbaaaa Stabant Dr. Wolt daa Torbaadaeama voa sablreictaf n Zwerg-Stämmen, dea
Battu, fastgastallt aad daraa Labea aaaebaaUeb gaacbildarf t apltar bat bakanotlich Stanley dia
Zwarsa aacb Im Urwaldo daa Arawbiml satrofTaa. Waa abar dam Werke seinen nnvarginglicbea
Warta fikr daataebo Laaargiabt Ist akbt aUata dar «taiaaaebaftUcba Oabalt. soadern aacb dar
ümstaad, daai dlaio KaüMrataa al» dla Sdmia la bdnehtea Ist, la welcher sich die H&nner
erprobtaa* dla apltar ibram Tatarlaada Im iaakala Wdtttudla Ibra llrachtbringenden Dienste
wMbaa koaataa. BowaadafBBB arfksat daa Laaer, voBa ar aleM. wie planvoll, wie frledlicb,
mit valflb' «arlacoB Mtttahi tob dea waekaraa daatadwa OfOziereo die schwierifa Expeditloa
«1 ataam jlOckUcboB Eada gaflUirt warda. Mtebt da ab die Anwohner des Kassai immer fdod*
liabaade Oesellea wiren, abar Wlsamana aad aaiao Baalolter rerstanden es, die Eingeborenea
maaacblleb tn behandeln nnd selbst mit Kannibalen onne Blntrergiessen anssakommen. Dasa
ala sich dabei nUht demüthi^ten, beweist das Gcfc ht :iiit den moidglerigen Bassongo Mino.
Meine zweite Durchquerung Aequatorial-Afrikas vom Kongo zum Zambesi während der Jahre
1886 und 1887. Von Hermann von Wissmanu. Frankfurt u. O. Verlaif der Ki-niifl. Hofbuch-
driK kei.-i Trowitzsi !i u. Sohn. Das m iir-;(c Werk Wlssmann's ist mit nuffetlieilt> lu Heifall auf«i iiom-
ni' II worden, obwohl es allem Ansihein nai-h (wahr-' liemlKh um MauRel an Zeit) srhnell nnd flüihtig
gearbeitet iit. Wie alle Bücher Wissmaun s ist es ia dem karg bemesseoeu Zeitraum zwischen Unter-
Litenlnr.
325
aehroangcn in Afrika geschrieben worden, und man kann niclit genug die Spannkraft des Geistes be-
wundern, weiche in einer an ZerslreuunKen Qb«rrelchen Zeit noch sofchß Werke .« hafft. Es
ainfa»st im ersten Tlieil die Arbeiten mit Kand. Tappenbeck uud Wolf, und schildert be.<«ondcra
die Tbatigkieit auf I^nlnaburg, die Ordnung der politi'-rheii Verhrtltiiisso in Labuku, und im
tweiten die gefahrvolle Rei.HO nach dem Tanganyika, wo Wi»»mann 8ct)attdernd die Grouei der Skiaren
Jagden mitansehen musste. Ma« arabisclic Ivlenient am Kontco befand sich damals in grosses
(iährnng. es gelang Wlssmann nur mit gr'>Mter Diplomatie von Nyangwe nach dem Tanganyika
zu kommen. Von dort wird die Keise über den Nyassa verh<Dissmäs.><ig leiclit. Ein Kros->er
Werth des mit einigen «ehr guten Kartfn versehenen Buches liegt in «lern EthnoIoKischcn, der
Cbarakterislruni; der lialubu. I<.is<hilang>> und Araber, welch' letztere in Osfafrikii besiegt and
vollkommen untcrworft-n zn haben, Wissmann stets zum grössten Knhm gereichen wird.
Die deutsche Emin Patcha-Expedition. Von Dr. Carl Peters. M&ndieii und Leipzig. Drack
. und Verlag von H. Oldenbourg. 1891. Das Bacb bat ein berechtiges Anficbea gemacht and wird als
ein Denkmal deutschen Muthes, welcher aicb Inden tchwlerigiten Lagen bewihrt«. Stets einen schönen
Beitrag unserer Afrika-Llleralnr bilden. El Ist nnclelch den gelehrten Reisebeschreibungen unserer,
man ist versucht zu sagen, klas«tsehen Periodedcr Afrika-Literatur. deren leuchtendsteSteme Nachtigal
nnd Schwelnfnrtfa siod. In einem flotten fealUetonlstisclieii Style gehalten, aber »enn bebanptet
worden ist, dass es nnr eine LektOre f&r die reifere Jagend sei. so ist dieses Urtbeil nngerecht
Dafür zeigt das Bach doch zu viele SpniW T«B eingebender Kenntnh» des Charakters des Negers,
bringt zu auffallende Schilderungen oer dvrchreisten Landscbafleu, so dass es sich über das
>«tveau der Jugend.schriften erhebt Ueber die Emin-Pascba-Expedition. die Motive and Darch-
fUbrung ixt es unnöthig. ein Wort zn Terlieren: der Streit, ob Petera die Kämpfe mit den Ein-
geborenen h&tte vermeiden soUeo oder niclit, ist durchaus mttaslfi ebenso ist das Be-
danern geographischer Kreise, dass auf diesem Zuge so wenig für die WiMenUchaft ai^flülen
bt. schon desbalb anberechtigt, weil die Eipedillon gar keinen wissenschaftlichen Zweck ver-
folgen konnte. Das Buch ist das hervorragende Ergebniss der Thätlgkeit einer kurzen, aber
nerkwüidigen Periode unserer kolonialen ß«>str('btiugcn. ^fa.
Das Volk der Xota-Kaffern im fiiitliili< ri Afiik;i n.K li >oin»'r flesrhirlite. Flgenart. Verfassung
nad IleliKion. Von Dr. A. l\if>i>f- Iliilm, lUKliliaiiiiliusi; di-i Itrilimr cvauKeliMlien Misslous-
gesell-clialt. I8?<'i. Kein Aiit^r war tuTiifcnei , eine MoiiOKraphie über den grossen Zweig der
Baiituvolk' I 7.11 -ibreibeu. als Im. Kmi]iI, il< r 4i Jahre unter den Xosa Kaltem als Missionar gelebt
und mit ilintii Frcuil uml Lii<\ i4»iln iit hat. Das Volk Ist anf das KingehenfNte mit liebevoller
Siiiiflalt i;i si liiidiTl in srineu 'l uvenden und Fehlern. I-"()lt;eudi' 8< hil<lurunK i-i ■~<-lit uniQsant.
«Die Haltung drs Manins ist stratniii inilitfirisch, worauf sie sirh i-twas zu (lUtv tliun iiud deshalb
mit Spott und VerachluiiK auf die W(is-.' ii iiciub-ihcn, lifsondtTs auf di ii driitsiheu Arbeits-
mann, der durch seine harte Arbeit in simoi Haltnng nnd si im-m (Jangi' stiil und unbeiiulten
geworden ist. Sl'- lirb ;<i'n ihn mit alli-rbd Spottnanii-ii . Si lui ( bciii, KlauiMikranker, .*^telfb^•lu,
rllephani'-nklauc u. s. w. .Stn!/. in scim in .'^rhritt, \ i'iachtnng im Auicc", streckt di'r KatTer
bi im *ii hi ii s<-ineu Kopf nai h hiutrii, la.->st dii' breit«; volle Urust hfrau.-tn tcn. die Arme etwas
nach innen gebogen frei schweben, die Fösse dreht er nach aussen, den 11 . . . . nach rechts nnd
Uaka. Das sdieiai ikia 4« kOnli^iclM Oaag ta sein.*
8eMa Aaal ■•! Sadaa Efhlaua. Ifemorie di BomolA tlmA Pascik, pnbblicate da Falle«
Ge s»i. MUano, Llbrerin Edltriee GslU di Chfesa A F.Oaladaal, 1B9L Das von dm Sakaa
Veistorbenen heraasgegebene Werk nbit ans die heldenmfithlgen Kimpfe der Trlcer der ZIHU-
latlon gegen die Barbarei des Sudan mit seinem entsetslidicn Skiavenundel aad die LaldM das
Enrop&ers lebhaft vor Augen aad liest uns tiefe Rücke In den damaligen Zastaad dca Landes
than, welches bald nach dem Tode Gessi's der Kultur wieder «af laaga Zeit entrftekt «aidm ist
Romolo Gessi, im Jahre 18S1 geboren, ging Im Jahre 1874 von Soakba nach Berber «ad Ghlr■eB^
von wo ans er von Görden Pascha mit der geograpliischeu Erforaebang des Nils betraot werde.
£r bereist« den Albert Nyanza (welchen die Italiener noch Mvutan nennen, während henteallcanwia
als Mntan Nsige der südlichere Albert Edward-See bezeichnet wird). Später kämpfte ar adir
glDrklich im Balir-el>Ghaxal-G«btet gegen die SUarenhiadler, aber bei der Radkkabr von MaaluaF
el-Uek geriethea seine Fahneaga in die Ambatsehdlckidite des Gazeilenflusses, handerta Toa
Menschen kamen vor Hunger um. und Gessl Psscba starb Im Jahre 1881 an den fbrehtbaren
Strapuen dieser Reise. Der (Hauepunkt seiner Tbltl^alt bt der Feldzug gegen Sollman Ziber,
dea er mit eiaer Energie, Einsatz seiner Person aad Aasaatmag der Fehler seines Oegnais fürt«,
arelcbe flim dl« Anerkeanaag der Mit» aad Nachwelt slehoni mkssea.
DeutSch-SQdwost-Afrilia vdii Dr. IliUis Schinz. Oldenburg nnd Leipzig. Schulzi'scln'
Hotbuchhandinne und Hunnu hdruckend (A. .'^chwartz). Der Keisi-nde war Mittr diT Arhtziger
als iScitantr ■ I My'A .Ir-m leider verstorbenen 1, fideritz engagitt und machte i -< ir Jii isc von
Augrii l'< '(U( iia nach Norden bis über di u l uneiie hinaus nnd nach ().*ti-n \n> nun Ngami-See.
in- ihm (i'/legenheil gab. das Land giündlich kennen zu lernen. Nnch l.iitop.i zurückgeliebrt,
liat er <la5 Resultat seiner Forschungen mit dem grössten Flei-sc v.-i arli. itci, und da er geologische
und ethnologische Stadien ebenfalls betriti" ii, so Ist si'in liu' h >;i i mI' Zu i r -i Iii jitri.d zu nennen.
Dabei hat Schiuz es sehr geschickt verstandcu, die Klippe der übuictos-i n l'Dpnhiritit zu uin-
scliiffeii. .so das.< sein Much sich unseren gro^iscn ICeisewerken vin .N.i(hti«ai und iiarth
würdig anieiht. Ks ist d.is Ueste. was je über Süd«, ^tafrika ge.srhriebcu ist. nnd Nii niand, d< i
sieb mit dorn I n-«in-iaiid beschüftigt, wird ilie.ses Hncho, w(d' iies auch ein.' m h; trntr Kmic
Landes briiut, eiitbrlufii kennen. Hesondcrs wcrthvoll >\uil ^ein^• Angaben ül>ei 'l. n Ki)|ninv,iti.ins-
Werth des Landes, da Schinz rein w i-;«' um liali I ich objektiv x ine l rtli(':|i' fiillt, uml ul" t ili' Kiii-
geboreni'ii. deren Geschichte er genau studirt hat. Kr bi'tont beiondiTs die V.itzük'lirhkeit des
Gross-Namalandes fTir W ollschafzucht uud rath zu gni.'seiiu \ i •>iicheii, auch hiiH ' i i il> agrarische
Kolonisation dann für i-rtoigreicli. wenn i'S gelingt, den d,i> held lieliaueuden liauem einen
siclieren und Ii ii hl ni erreichei.deu .Markt zu verscIiatTen. Jetzt h-hlt die^er noch uud kann erst
dann ins Leben t;. iiifen werden, ueun der Abbau der Krzlagerstatten in die ilanii genoinnieii sein
Wird. Die landläniige .\n>i< lit. dass sich die den!»i he -udwest.ilnkunisi he Inteii-,--riisj>hare durcli-
ao» nicht zur agrarischen Koloiiisaliun eigne. i>t nach seiner .\nsicht iinliedingt unrichtig, da
grosse 8treck<Mi de* Landes sicher nicht schlechter seien als die bei-tlieli.lit. i Strichi' des Trus-
▼aal, uneudlich viel besser als der nördliche uud nordwestliche Teil der Kapkolonie.
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Litoiatiir.
Reisebilder aus Liberia Von 1. H ü 1 1 1 ko f-- r. I, «111.11. K. 1 ürill. IMK). Der VerfasstT,
KonS' Tvator de? ZooloKi!>rtii-ii Hfirhsmusrtiiii'- in 1.. Iili-n, hat in tlif>rii) tun hbr(i<<utsainr-n Werl»«-
di< Frucht m< hrjahrigiT Ri is«^n in der K. pul)lil< J^il rria nicil« m« Ittt , wri. h.' vt rliäli nissm.issig
wt nig — und meisti-ulheiis von <1« 1 srhii i lit« st<n S. itr - Ix kiinn» i-t, Raib.irci und Zivilisulion
Stessen lii<'r hart au'i'inandi-r, iIm 1 > s rtrhi int doch, da>> d< r i^influ^^i d< r LiIh liani r mi h mit der
Zeit 80 (iüiistig äu>-' in wird, wie i s dir ann-rikanischi n l'iiilaiithnii>. n fjuhi r beabsichtigt
haben. I)er erste Hand bringet die zur Anlawi' von Saniinluntrrn nt\t- rucnniin,! u lü lsen an der
Kü>le. die Flüiisi' liinauf und in der .ManRnive i r-' k^. wobrj die Fakto: > i- 11 und Missionen
besucht wurdi-n,— in den) immerhin noch wilden ad ikiiiii>cle n I.andi' k- ine su b icht«- Sache, da
das Fieber hier zu Hanxe ist. I»er zweite Hand mthiilt die <ie-;( tiii hii de< Lande.*, Schilderung
der FiiKt'-boreiien und der Tbierwi-lt. alb'ji mit er-tauiilicheni l'|iiN--e bearbeitet, so das.s dies«
Monographie untfr unsere uros-ien U' isewr-i kr k;erei hn'-t werden mus.-*. Nai lidem die ceosraphische
For^chuntc im (Jrossrn und (i.iii/en die w li hiiKsti 11 l'robletne Keb'>st hat, iniiss die Kinzelfors« hunic
eintraten, um dii- Länder unf näher zu brinc- ii, in tl> neu <li.' k"l'iiiisatori-'che Thatitckr it . in-
zusefzt ti liat. und wir mein- n. ()a-> die Zeit b.ild kmiuieti iiiii^s - wenn sie nicht gehen da i-t
wo die stilli-, ,nufiiii1VrunKs\ ol Ic Thätii;keit dir < h '.ehrt, n, u.lcli,- besondi-ri- kb'iner<- r.ebief.- dunh
forscht, nicht nerlntter tjesch.itzl w.-r'lm wird aU das kuhni« Vurdrin^-en der For^cln r in unbekannte
Gegenden, l'er Titel scheint lui'* daher 711 br-rtieiden gewählt für 1 in Werk, welches eine
rnmenK<- der werthrolisfeu .Vufschlüsss über da- Land Kieljt, iliis für un«' in-of.-rn noch eine
\\i«S' Itr^leutung hat, als der deutsche Handel hier si-lir th.itiit ist und al- wir ib r noch unab-
liäiiKi>;< n Kewohner des s&dlichen Gebiet«», der Kru- und V'cy-Juugeo iu unseren weslafrikaniscbea
Kolonien sehr bed5ffBiu Dm Werk «Dthllt ■«bm sckr Tteko lUuitnaracB aaeli sehr gnte«
Kartenmaterial. ßf.
Dr. W. Junker's Reisen in Afrika. Wim und 1 ilniüfz I>'.K). Vella^; vnn Kdnard n<dzel.
Der dritte uud letzte Hand dieses bedeutenden, mit ui.i»teni 1 bisse herge.-tellten Werke- liegt
nunmehr vor, er enthält die Kreuz- und yuerzii^e in der Aequatonalprovinz und die Hinkkihr
durch das dentsi he Gebiet nach d«r Kflste. Der Ictitere Tbeil briocl aucb eine »ehr wichtige
Koutenanii .Inn. über Taboi» Bidi BflcuDOyo. Dm Bndk acbUMtt ildi den betten Belwwwkia
über Afrika wnriliir an.
Im Herzen der HaussalSnder. Von l'aul Staudinger. Zweite Auflage. Mit einer Karte,
oldenbnrn, Schulze sche liofbuchhandlung (A. Schwartz). Itei seinem ersten Erscheinen fand dos
Kuch bereits eine ausnahra.slos günstige Anftiahme und Heurthcilnng im Pnbliknm sowohl, wie
von Seiten der Presse, und t>cdeatcnde Ethnographen begrnssten es als eine herrorragende
Fr<cheinung; denn die F.xpedition Rtaudinger», der l^eberbringer der Briefe and Geschenke des
hochseligon Kaisers Wilhelm I. an die Sultane von Sokoto und Gandn war. ist von bestem, roU-
!<t&ndigem Hrfolpe cekrönt worden. Ks gelang dem Verfa.sser, einen tiefen Hinblick In das Leben
eines der interessantesten Halbkultarvölker 2u thun. und in Folge seines Scharfblicks, seiner
gewissenhaften Beobachtungen und seiner IJnermüdlichkeit ist es ihm gelangen, uns ein Gebiet
zu erschliessen, welche.'; mit Recht aN eine terra incognita bezeichnet werden konnte. AUe Milie
Forschuiigs und Fntdeckungsergebnisse . seine Irrfahrten. Leiden nnd EntbehrunfHI flndet dw
Leser auf diesen Blattern in höchst anziehender nnd fesselnder Weise geschildert.
Zum Rudolfsee und Steptianiesee. Von L. HAhnel. Bitter etc. Lief 1 a. 2. Alfred HMder.
Wien 18!*1. Wir möchten aiclit unterlassen, auf da.« in dem bekamit«! Verlage erscheinend«
W'erk anfmerksam zu machen, da es nach den ersten Lieferangen zu mttatlen in einer würdiseo
Weise, was Beschreibung and dekorativen ScbiDBCk aubettifft, die »OMe JagdfUirt Teleklt,
welche «ich in eine Entdeckungsfahrt UVimdelle, «dlildert. In den beMen enton Liefemngea
werden sehr auschanlicb die Vorbereitangen zur Reise und der Marsch nach Korogwe geschildert,
mit all dem A erger und der Plackerei, welcher an der Kftito mit den Trägem anssnstehen ist
Teleki hat bekuintUcb «piter die Uaaeai TielAicb ffaKhli|«B nnd sich nach den ünrchsnc durch
Ihr I<nnd «fxvBaswn.
^|lof«tl«M Ii wlwhn» dan» l'AfMqw i^Mlnrtal» nur Flonatla Lorlot J^rti, Oowm
et Co., UM. Dm BMh, von einem ktUiolladMa Sla&dpwdcto was ganhiMiau adUMwt dit Beb*
Uvtngatone'e nnd kuBplt doma ein« recht hübsch Torgetwusao Gesdriehl« d«r fraaiSiilsehea
Miwionen am Tangaojrika «nd In Cgaada. Blalge Intfumer «tad aas aalfeslhltfla« so s. B. wird
die Mgaoda rnkaU der grr.sste Wald In Ott^AIHkajsiiaant. «Umnd sia dodi aar «teo tmso. w
Zeiten sehr waiaoriose Steppe ist, aof ««Ichsr der maehmn dtaaar tat als das aMkaatoehe
Port Im Allnnolnsa sn sein vdciBt Das Bnch Ist da krlMgar Appdl an dlo Bamaatttt Baropas,
den sdlladUchea SklaTenhaaoel sn nnterdrficken.
■•ins Erlobaiise In der Wittmann-TniMe, Von G. Riehalmana. Hanpimaan. Macde-
burg, Crents'scbe Verlagsbacbhandlang, 1892. Das B&chlein eothitt eine sehr frisdi nnd aumnthig
geschriebene Geschichte der ostafrikanLscben Kinpfe, au denen Richelmann einen benrorragenden
Antheil nahm and berührt angenehm wegen des uneingeschränkten Lobes, weldies Wbsmaun
gezollt wird. Am interenantcsteu sind die Kapitel, welche die Kampfe mit den Maflii behandelu
und die Beziehungen sn Emiu Pascha datsteilen. Die Araber halten, wie Richelmann schreibt,
Emin sichur für einen (ilaubeusgenosseu uud der Pascha liissl sie dabei. Eine Aufklärung darflber,
weshalb Emin nicht nach Europa gekommen ist, bringt auch er nicht: «r schreibt darüber: „Eins
nur habe ich lebhaft bedanert, dass der Paicba nicht zu bewegen war, Dcut«cblaad zu besuchen.
Er bitte das schon seiner Aagcn wegen unbedingt tliun sollen, doch alles Zureden war ver-
Bhens; »Jetzt noch nicht, später vielleicht* erwiderteer nur. Wie richtig Wissmann die von den
legisrischon Völkern des Innern drohenden Gefahren voraussah, geht daraus hervor, dass er nach
selaor Bfickkebr von Mpwapwa hach der Küste den Fehler, welcbeu Gravenreuth und die anderen
OfOsiere dadurch begangen hatten, dass sie die (jcgner uuterscbäztcn, lebhaft rügte. Wenn nur
Zdewsld in die em sinne gehandelt hätte!
AfrlkaBiscIio Petrefakten. Von A. W. Schleicher, Berlin. Theodor Fröhlich ISiU.
Schleicher leitet dii- ganze Bevölkening Afrik.i<. Zwi'igvMker, N<-ger, Bantu und llamileu, weiche
er als ptiinar. sekund.ir. tertiär unci i|uartar l^r/eii hii' t. vim .Asien. >peiiell von der mesupola-
misrhen Ebene ab. 1 r ti. mit die IbittentiHten vnii ilen 1 irenzvrdki-rn. ohue ihnen eine be-
stimmte Stellung einziu .Hiiiien. und wei>t njn Ii. unserer An-i. lit na' h das Wichtigsti', dass die
Fulbe nahe Veiwandti' <l4 r .Somali >iii<i. Line andere w issenst hattlii Lii litung betianptet. dass
die obeugeuannti^n Volker, mit Ausnahme der liumiten, Afrika »chou zu einer Zeit bevölkert haben,
Litwatar.
327
wo die Coutif^iir&tion der « 'inittiieiit« vou der ji^tziKuu kahz Tcrschicdou w&r. Die Teadeni der
Schrift erwirbt »irh .tus ilem Satze. da.-.s das Heil für die semiti.schea SpnctlfonellM' in enter
Liuii' iui Studium der hunnti.M In-ii. in /.wi itcr diT Rautnspracheu liei?e.
SUnleyt Macbhut In Yambuya unter Major Edm ■. Barttelot Von M.ijor \Valr.-r 'i. If.irt-
• elot, äbersetzt vou F.. Oppcrt. ilainburi;. Verla4<<-iui-italt um! I>ru< kfi'M Aktiou - (icsi ll.-i hart
(vormals J. F. Richter) 181M, I>as Schicksal <l<-s uii^iiricklu tirii Majur iiaitt. Im, welcher von einem
KlnRebon;iieii ersohoasea wutU«, uach8l4nl*-> > Au^-abc .iu>IUcb'- wi.->;cu der mju ihtii b>'KaQi;eUfii
Hrutulitiiten, Ist (leffenstaiid so lebhafter Krrirtcrungcii in ■Icr l'n-sse Kewesen, dii>s darauf nicht
weiter zurürkKelioninieu werden soll. Slauli> hatte ullfnlar einen Kro^.sen Kchlci ;;'-inaili', als
er die Nachhut ühiif ticnÜKcnde Vorräthe zuriicklii ~s, wahrend Barttelot S' im r i - leij. r luclit da»
Vcrtratieii t intl«is>te, wi lchcs die Narliliut zu ihm hal-eii inusste. Huch t-rz.ilil' n iie ^ohr traurige
Geschichte, aber es hat, da ej« aN TaKel'ucti herausge-geben ist, einen eii^'en.-i ;eir, besonders
auch Wesen der Auf^clilii-'^e rit)er 'las Vor'lritiiteii der Araber. I'nr Koiiifost.iat ui'iihte ^ich Kerne
der von ihnen drohenden ticfalir versrhiiei.>ien. und Nietnaml <-inen l-'.inbllrli in iiie.se VerhahnH^i»
Keütatten. Die Fnxl.inder seilen unsieii h klarer und schätzen die von den Arabern diuheude
W^hr nach ihrem Wi-rtlu-.
Deutsche Pionierarbeit in Ostafrika. Von Fritz l;ley, Herlin. Veriai? von Faul l'arey
1891, Der \'erfa-ser w.ir in Diensten i!>'i li. utsch-ttstafrikani.'ichen «iesidlschaft <'hef der Station
I'sun^rula und hat liier manche .\nbau'. . t -m lie reuiachf, welchi- nach <ler Niederwerfun« des .\uf-
siandes nicht wieder aafRenommen worden >iiid. Er hat die (;ele;;enlielt wahrtriininineii. sich
besonders über die Wasaramo und Mutiii zu inform>ren und brniKt hier manches n, ue Material
in sehr .iii-prechender Form. l>i>' an und für sich sehr hübsch erzählten .1 i;;ii.;iscliichtet»
wirken alter > twas stauend auf den i iesitnimtcharalitftr de» Buche« ein. Ein sehr wiihiiaes Kapitel
ist das über den Hausbau in ileu Irop.-n und maa toUte 41* dOlt SledtlVeletton JMlhnM|eB
alli^emeiner verwerthen als bis letzt kti sclielieii ist.
Documents relatifs au Congres libre AntiesolavafMa; tMU h Paris \tn 21. 22 et 23 S9fi-
tembtc Ih'Mi Paris. A la direction generale ile l'ieuvre antiescIavaKiite. Der Kon^ress umfaMte
wesentlich die katholischen, auf Hef reiben des Kardinab Lavigerie ins l.eben Kerufeneu ABtl-
sklavereivereiue : er hat mehrere liesolutioneii angenommen, in ib rieii die /usliminiinK zu den
Ke!<timniungen der Brüsseler 'ieiieralakte austi (i i ü. k» und clie liililuiig nationaler Komitees vor-
Kesehen wird, wekln' \or allem die Missii.in ii uiiteistülzen sollen. Iliue uudero iiesolulioii befür-
wortete Massrei(. In. um <lie l'i. ii di r .Ne;;er /u sichern und den Mi.ssbriucbeo bei der .\nwerbunK
in atenem, eine andere den Kampf gegen die tienuasiteu. Ein Preia von 20000 Mätk wurde für
du belle popidlM Werk Uber die AbedMinuiB der Skbverel aoiBeeatit
Deutsch Meuguinea und meine KrsteiKiing des Finisterre-ticbirKes. Vou Huro Zoller. .Mit
4 Karten. 24 Vollbildern und 2 Paiioiamcn. Stuttgart, I nion. Deutsche Verla^jSKi sellscbaft. Der
lielseude, welcher früher beieits Toi<o und Kamerun besucht hatte, schildert sein eistes eifolK-
reiches VordrinKen /.n lieu l;. u.iiti^eii lli.ch^cbiicei;. w- b he wahrscheinlic h da- k'aii/.e Inueie der
Inael ausfüllen durften, uml au in.incheu i^tellen bis duht an lile Küst. n herauUeteii. Die Keisc
naCuate allerdings luii eiuiu'e l ai^e. aber sie Kenü.;te. um über die l'ormation de.s Lande« Licht
tn Terbr< iteii. Der Verfasser hat sich auch sonst mehrl.o h iiu Lande umKeseheu, die Sprache
der KiiiK' ; iie» zu erkunden versucht und ihre Sitten. Danti aln r schildert <■. vornclinilich iu
einer frischen und anmuthif< feuilletonistischen Weise alles das, was dem vu Uereust-'u Manu dort
als merkwiirdiK h-c ^'neii mus-te und Riebt recht hübsch-', abgerundete Milder. \ iel Gewicht hat
er auf die l'ntersuchuu»? der Kolonlsationsverhiiltni.sse der Neu (iuinea KonipaKUie j;.dcgt. so da>s
sein Werk • Iii'' teilte Frsanzun;; zu den .Mlrtheiluii>cen der KompaKuir l.ibb f. zumal er auch recht
eiu^elii'ud den Uismarck-.Vrchiptd behandelt und die nur sehr «euij; t;esuchti n Salomo liiseln.
Das Buch i.st ausgezeichnet ausgestattet, entli.Hlt viele PhotoKrapliien (son denen die besten von
Parkinson herrühren), und ist, solange oiiht in einer streng wissenschafilichcn Wei>e Kaiser-
WilheliuslaiKl uiui der Iti-inari'k Ari hipel untersnclif sein werden, mass>;. beini, da es auch in den
AuhMigi'!! über Sjirai lie d. r 1 ini;eborenen. die (h IucIo betreffende Literatur und in der Tabelle
geedllcht lieber Daten man. hes U i -.s. 'i -w i ■ I.. i nitheilt
Two Years among the Savages of Mew üuinea. By W. D. l'iicaira. Lonilon. Ward .V
Downey. Der Verf,i-s, r hat b. >ouders ilas englische New fiuiuea uud die der Südostecke vor-
licgcuden liis(dri keinien uMlirni zu einer Zeit, als dort da« Goldtii-ber herrschte, von dem ei reiht
realistische Schildernuk'eii bt. und hat dann eiin'ii .Vbstecher durch deu Bismarck-.\rcliij.el
gemacht. Fr wei«s nicht «eiiug Maiiipi, Miok". die I'alnienpllauzunKen dort u.a.m. zu luiiim i,
aber die i;ev»isse sonvei.tne Veriuhlunv;, mit der it sich übet die Zollvor-chrifteii sowohl im
englischen wie deutschen (jebiet hm wci;-eizt, berührt unangenehm, da er »ich dessen stets lühmt.
Teil, iravil and discovery in British New tJuinea by Theodore F. I^ovau. London, Kegaii
Paul, Trench. Trübner u. t.'o., IKiO. Bevan hat in den Jahren von 1884 durch Krfor.schuiig de>
Jubilee uud Philip liiver das Seinige beigetragen, über Neu-tiuinea aufzuklären, und daher ein
Kecht, <len jetzigen Zustand der Dinge, wie er sich nach Frklaruiig 'les Protektorates herausgestellt
hat. zu bi'klageii. r>cnii füi die l^irwlcklun« des Landes wird nadi seiner .\usiclit viel zu wenii;
aufgew eiiflet . w ilirend er die Anstrengungen der Deutsclien in Neu-ttuinea n.u h <»ebühr schätzt.
Bevan gehört zu den Leuten, welche man lu einer k'i w issi u deuts, hen Fresse . Kolonialschw.irm' i •
ueuut, obwohl sein Ziel iu nichts anderem besieht, als das Land unter .\ufwendniig grosser Milt. I
zu eröffnen, I ropeiiprodukte fhr den ausf ralischeu Markt zu ziehen, und die Fingeborenen voi dt»
.Mternative zu stidleii, entweder zu arbeiten oder unterzugehen. Letzteres hatte naturln h im Gegeu-
satz zu dei philuiithroidsi ben Schule zu geschehen, w< lcbe augenblicklich noch dar in denkt, deo
i'apua zu erzieheu und Neu (iuinea für die N'eu-Gninenser (und die Missionare i zu erhalten.
Let Nouvelles Höbrides: Avcc unc carte et sept gravuie». Par K. N. Im haus. Berger-
Lerranlt et L ie. Paris. Nancy 1S'.*0. Das Buch verdankt dem Streit xwi^chen England und Frank-
reich &ber die neuen Hebriden seine FntAtehung. enthält aber doch mehr als eine gewöhnliche
trelegenheifs.schrlfl. Fs retzt das bisher recht spärliche Material zu sehr anschaulichen Schil-
derungen zu.sammeu, da der Verfasser lange auf den Ins> lu verweilte. £r selbst bezeichnet sich
als ,|lobe trotter*, aber «eloe BeobaciitangeB verretheu ungleich mehr geistige Bedeutung, als
nun der eben gennnnten Spesiet-MeDScben taerkennt
Südsee.
328
Literatur.
Eine Reit* «Mk Hawaii. Von Tlieodor Kirchhoff. Altona. Schlüter'schc liuchhandlung.
Ib'.HJ. Wer den immer utirker »erdendco Zur der Nnrdatnerikaner nach diesen glücklichen InsaUl
(etb^e$i;hen vom Au^^afz) und die wirthsrhiiftlii b i< h iiiuner mehr acroutuin-nde Abh&ngigkalt
d< r letzteren von d. n tr>t« reu betrachtet, der kann über daj^ Sdiick-al <iii -.-^ K'''iiii4.'rei< bes kanm
n »rh im Zweifel st in. Am Kirctahoffs Schilderong geht hervor, <i,i^> d . Vi rann rikanisirnnc
rdssi-ndo Fortschritte maclit. Es i*t die> für uns vou grosser l!i-.lontunK. da einmal der deutsch«
Handel dort beträchtlich ist, dann aber Hawaii gewissermasjen einen Hrückenpfeilcr nach 8amoa
bildtt. n. r Verfasser, welcher lau^e Jahre in Kalifornien gelebt hat. giebt in diesem Huche ein
farb-'ufiriirhtigeü Hlld der schönen Inseln, deren Bewohner, geologische Eigeuthümlichkeiten and
Uaudcl einaeheDd and mit Wime gatebUdort werdao. KaUkaiu kommt bei Ulm achlecbt weff;
die Ta«» dleees VencfawendM» «wra damaia bereit« «tiUilt
Amerika.
Thn West Indies. By Washington Eves. S«cond editiou. London, Sampson I<ow, Marston
SteatlrA Kivington If^'M. Das Hurh. unter den Auspizien de« Royal Colonial Institute veröfTentlirbt
i't mehr als eine illustiirte hübsch geschriebene ItelsebeschreibnnK. Ks verfolgt den sehr prak
tisrhen Zweck, <lie Engländer auf die ungeheure Wichtigkeit der westindischen Kolonien furihreu
Il.ind)'! hitizuw<>isen. damit dann den Vereinigten Staaten mehr Widerstand eiitgegengesctst werde.
l>i'> w. stiiidiscben Kolonien haben znin grOs^ten Theil ihren europäischen Markt verloren, nnd
di^' KiiKlaiider werden besondfre Anstalt<-n treffen müssen, damit nicht auch politisch die west-
indischen Inseln nach den Vereiiuk'ten Staaten gravitiren. Die Beschrelbnng umfasst daher
wesentll' h die englischen He^ilziuitfen. aber au« b die anderer Nationen sind beschrieben, soweit
sie in» Wegi- des Verfassers lasen, welcher der der Uoyal Afail Steam Packet Company war. In
dtr That giebt <s für den. wp|rli< r einige Monate unserem .strengen Winter entfliehen will, kaum
eine ungenehmere lieise, als iiacb Westindien, und unsi.-re Brustkranken sollten mehr, als c» jetxt
ge.scbieht, sich dorthin wenden, wo sie angleich mehr AnreguDS tiudeu aU a.6. in Madeira odier Al((ier.
Amariiia. Die Geschichte ieiner Entdednuig von der ilteeteB M> naf die neiMte ZaU.
Verftast and iUaatrirt von Badolf Oronna. Mit ct. 400 lUaetniHonen. Erster Band, Leipiit.
Verla« von Abel a. HAUer. Badolf Cronao, weldier sieb dvreh Buche popuUre B&cher obw
Aroerika, daa er in mehijibrigen Wanderungen kennen lernte. rOhBlleb berroisethan bat, hat ee
nutemommen, ein grAseer angelegtes Werk an eebrelben and dafbr apeilelle Stadien jemaebt
Was dem Rnche aar beaonderen Zierde ger^dit, sind die darcbans entoentiscben, tob verftaser
selbst angefertigten Natnranfkiabmen, tumal er sich in Zentral-Amerika anf den Pbdai der alten
spanischen Erol»erer bewegt Sehr interessant ist sein Nachweis, dass die Gebdne dee Coiumbns
noch anf San Domingo mhen, und da.ss die nach (3uba übergefSihrten Reste die seines SobaessiBd.
Die wirltücben Gei>«in« von Colnmbas wurden zuflUigent im Jahre 1877 entdeckt; es glScIcte Crooan
Iii diesem Jabre Ib Beisein hoher Wflidentriger and der Consuln die zweite rnteraadiung Tor-
nehmen so kfinnen, welche die Frage endgültig entschieden hat. Von Wichtigkeit Ist selbe
Bestitignng einer schon früher aufgestellten Hypothese, and zwar auf Grund an Ort und SteUs
angestellter Untersnchangen , da.s$ Guanahani identisch mit Watliug Island ist Rudolf Cronan
legt das Haaptgewicht nicht auf die Schilderung der persönlichen Erlebnisse der einzelnen
Forscher, sondern in erster Linie auf die Schilderung der von ihnen entdeckten Linder und
Völker, so dass sein Werk nicht unr ein getreues Bild der allmihUcbeD st&ckweise erfolgten
Erschliesanng Amerikas, soiwleni ngleidi auch aeiner Beacbaffeiitaeit nnd Verhiltnisse darbietet
Das Warb ist eine wertoroile Gabe an der 4Wjibrigen Jabelfeter der Bntdedmng ABerlkaa.
Chile und die deutschen Colonien. Von Hugo Kunz. Kommis.^ionsTerlag Ton J alias
Klinkhardt in Leipzig, l'm die deutsche Finwauderung nach Chile, welche in den letzten Jahren
etwss zurückgeblieben war. wieder zu beleben, hat der Vcrfa.sser mit einem nicht genug auzner-
kennenden Fleis<c das ganze geographische, statistische, wirthsch.ifilicho Material über da» Land ver-
arbeitet und wenn auch die Hevolution viel< s zrrstt^rt haben sollte, doch ein Werk von bleibendem
Werthe gescbaflcn. Denn die Republik erstheiut doch soweit vorgeschritten, daj;s nicht anzu-
aehmen ist, die Bevointioav wakbc den Sieg der Kougresspartei gegen den l'snrpator Balmaceda
anr Folge hatte, werde daa Laad wirthsrhaftlich sehr schädigen. Daa Deutschlbum besonders
erscheint auf so festem Gruude ruhend, da.ss selbst wenn auch die eine oder andere grosse Han-
delsfirma gelitten haben wird, die deutscheu Kolonien dennoch fortschreiten werden. EtWM
Schönflirberei ist sicher bei der Beschreibung angewendet worden, deun daa Verbiltnias iwischen
den Mestizen und Deutschen ist keineswegs so harmonisch, wie es dargeateltt wird, und einige
Kolonisationsversuche der Deutschen sind wegen der schlechten Lage der RegierangsUndereiea
durchaus als verfehlt zu betrachten. Im grossen und ganzen kann man nar wünschen, dass
die Kenntaiss der Verhiltnisse Chile's bei uns eine weitere Verbreitung finde. Der Name des
Verfassers bürgt dafHr, dass dass beste Material verwendet worden Ist, und wir kAnnen einem
Jeden Auswanden^r unr rathen. sich vorber in d( iiis< lb< n üb« r das Wirhiifisti- Rath zu erholen
Erlebnisse in Argentinien Von Fritz llallir. Hern, llallcr schi' Bui hdruikerci. 1891.
Das BBchlein. ubnc I'ratenl u i;i'M-l(rii-ben. sdiildret in einer ansprechenden Weise die
SchwiorixkiMt' ii ••im s Itti« bdriick« in ili'Ui frcnidi'n Lande fesft n Fuss zu fassen und giebt
manclurli'i '^u'- i: itlis( bl;ii<i'. web he leider gi-wöbnllrb nirlil befolgt werden. Die Auffassnni; hat
sieli nun ciidib h linn bueninsi u, da>s (l.i> «etiäumte Srhlar.ifleiileben in .\merika nicht zu linden
ist; un> düit vi.twarls /ti kommen. l>odiiif es einer Kressen Aii-dauer und eiiu-s ccwissen An-
passun«sverniij;ten>, \N'i r sich dort eine ntue lli iniatli Rrüiub-u will, mnss den alten Meiivchcn
auszi)-lieu und inanclie europäi-i he dewnlinheilen iilier Bi>i<l werfen. Für besonders kialligc
Naturen liegt liieiiu ein ;;cui>Ner Auieiz. den au'h unser Iterner wohl euipfumlen hat. aber
srhwichlii be solleu. elii' .-ie .•-iib zu dein k'ewaKteii .•»cbritti- der AuswauderiiiiK cnlsctiliessen.
eist solche einfachen, populären Darstellungen über das vou ihueu ins Auge gefasste Land durch-
lesen and sieb dadnrcb vor sp&teren Eattiuscbungen b&ten.
Airriktilttir.
Die Düngung der wichtigsten tropischen Kulturpflomen. Von Ur. A. .Stutzer. Vorsteher
dar landwiitlisi haftliiben Versuchsstation in Bonn liie lru h ( nhen, Itimii. Km für jeden
Pllanser und koluni^teu uneutbehrliches nraktisches liuKsbucb, weiches die Bestandtbeile und
Nntaaaweadaat der ▼eiacbiedeaen Grtn-, Stall- nad Uaadelidlkacar im aUcemeiaea and bei be-
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Litoratar.
829
stlBintea tropitcben KaltarpfUmsca, anch die Wlrknn«, Art 4er T«nr«adaiut md Beluuidliuic
denelben in d«n Tenchi«dan«i BodenartMt nod kUnutlfdini Lun ■tagahtnd, J«docli kxact
md l«idit flusUeh bdumdaM. B«i dorn Maas«! d«r Ar ut TvrwndMVNi trofbdMa AnUmttiir'
Literatur tit dee Werk beeonden wertiiTolL C. B.
Die tropischen Nutzpflanzen Ott-Afrikas, ihre Anzucht and ihr <>vontuelU>r Plantasenbetrit'b.
Von Professor Dr. Ii. Sadebeck. Aus dem Jahrbuch der HamburKischfii WisseiisLhaftlirheu
AnstAlten. IX. Hamburg. 1891. Komini.Hslousverlag vou Luc«.« üriifo und Slllpm. Ein sehr
schätzenswtrtht-r Beitrag für den piaktischen Pflanzer, da der Verfa.<tser mancherlei Vi-rsuch«' mit
der Aufzucht von I'flanzen gemacht hat. deren Krsebnlsse beachtet werden sollten, zumal geratle in
der tropuclieu Agrikultur iioih sehr viele Irrthümcr ans Unkenutni.sü der bei der l inntlanzuug
Bothwendigen liedingungen — man braucht nur an die KalTeekultnr zu denken — begangen
«erden. Der Vcrfa.<iser ist sehr hoil'nuugüfroh hinsichtlich des Anbaues fast aller tropis« tien
Produkte in Ost-Afrika und spricht sich in einer ähnlichen Weise aus wie der Autor des den-
•elben Gegenstand in diesem Jahrgang beliandelndeu Artikels. Seinem Wunsche, dass die tropische
Agrikultur eine staatliche Unterstntznng finden sollte, kann man nar snsUmmen; ein schwacher
Anfang Ut bereits in der Einrichtung einer botanischen ZentralateUe am botanbchen Garten in
lierlin gemacht, aber uns fehlen noch wissenschaftliche, kos Staatamittela unterhaltene Versuchs-
plautagen in den Kolonien, deren Ergebnisse sicher unserer tropischen Landwirth!<chaft eiuen
OMien Impuls geben würden.
Handbuch der tropischen Aorlkultur für die deutschen Kolonien in Afrika Erster Üand.
Die natürlirh' ii Faktoren der tropischen Agrikultur uud die M^rkinalf ilirt-r Uviiitln ilniiK. Von
Dr. F. Wuhltmann, l'rivatdozent für Liiudwirthschaft an der l niver.iita! Halle, Leipzig,
Verlag von Duncker & Humblot. Wxl. \).\-^ Kto^^v Semler'schc Werk über Tropcu -Agrikultur,
dessen der Verfasser mehrfach lobend i i wähnt, - es ist auch in der That eine staunenswerthe
Leistung, wenn man bedenkt, da.ss Semler zur /,<it dir Abfassung in San Krancisco lebte, — ist
in der ••inen oder anderen Hinsicht durch die moderne Forschung überholt. Während Semler
hinriwirttmchaftliche. technische, sowie reine I'rodnkdons- und Handelsfragen vielfach behandelt,
hat Vi'> fa-M-r eingehender die Veget-ationsverhältnisse der Knlturgewächso geschildert. Der vor-
liegend: i i^;e Band behandelt hauptsächlich die Kigeuthüralirbkciten der Ürundlage jeder tro-
pischen und subtropischen Agrikultur und bespricht dabei vornehmlich die Verhaltui.sse, welche
denen der Landwirihscli;i(( in der genia--sjgten Zone mehr oder minder frcnd sind. Kr.^t auf
Ornnd einer solchen Arln-it i.-t « ine Itcurtheilung unserer tropl!«chen uud subtropischen (ielände
zu «1 In n und die P'ragH n.ich der Einführung dieser oder jener Kulturen in liit'scm oder
jeut ni (lebiele zu cntstlieiden. Wenn in dein ersten Baude des Werkes afrikanische Verhi»ltnlBse
hier und da besondere Herücksiihtigung erfahren haben, so entspricht dieses dem Geiste der
ganzen Arbeit. In «iem ersten Kapitel über die Vcbes.serung und künstliclie Veranlagung der
natürlichen l'roduktion>fornien ist selt.samerweise der grossen BewiussiriuKs.iiilagen bei Mil-
dura in Australien nicht gedacht worden. Das zweite Kapitel behandelt die natiirlklien
fiiundlagen tropi.scber und subtropischer Agrikultur, nach .Ntmosphäre, Klima. Lithosph.ire etc.,
und liier wird u. A. eine höchst intetessante Abliaudlung iibt-r die Ent.sfehnn* tli's Ijit<'rites
veiipni.|i||i( dt, und über >L'i[ieii Kultutwertli. Kapitel '\ enüiiilt dl.- wiiiieii Nattn i i Zeugnisse, iliro
Abliaijiiigkeit von lien iiuuirlii lien (irundingeu und ihre HedcutuntC für die Beurtheiluug eines
Laiido und d.is letzte Kapitel du- tri>[i;s« lieii und sublrüidsclien Kulturgewächse und Hausthiere
mit ihrer Vegetations- und Fxisteii/aiispim hen. Der Raum verbielut uns leider, auf einzelnes ein-
zugehen. Wir können das Hurh eiiieni jeden Koloui.ilfniuude nur auf das Wärmste empfehlen;
der Verfasser, welrhcr Brasilien niul Westafrika aus eigener Anschauung kennt, hat sich um
VOMre Ki)K>hu>.IImmi I nning ein bleibendes Verdienst erworben.
Die natürlichen Pflanzenfamilien neli<t Ihren i Haltungen und wiehti^reren Arten, ins-
besondere den Niitzpllan/eii , bearlieiti t luiti r Mitwirkung zahlreicher hervorragender Fach-
gelehrten, von A. Engler und K. Praiitl Leipzig. Verlag von Wilhelm Enirehnanu
Filter den mannigfachsten ErscheinunKen d- r bolanis« heu Literatur, welche flu den. der
sich in der idiieii oder andern Weif mit Kolonialfra;;eii besiimftigt, von Bedeutung sind,
nehmen die im \erl.i'je von Wilhelm Engelmann in Leipzis; im Erscheinen begrifTencn
.Natürlichen Pttan/eiif unilien* von Engler und l'rar>(l unstreitig den ersten Bang ein.
Es ist da.s ein Werk, wie e« in der ;:esainniten Litt< raiU' km /Antes giebt. Schon zu wieder
holten Malen wuirle es \on herviirrii|{eiiilen Botanikern iiiiteriiominen , sSnimtlirhc I'flanzen
gatlougen zu besdireiben . aber seit einem halben Jahrhundert ist l in derartiges Unternehmen
iiitlii mehr zu .Stande gekommen. Die Itutaniker haben sich damit l>ei,'nii;eii müssen, entweder
nur bald grössere liald kleinere (Jnippen bis auf die Gattiiuk'' n voliMm Ii.; zu beschreilipn oder
aber, wenn sie es unternahmen, ein Bild vou dem gesamniteu Pllaiizenieiche in «ros-sen Zügen
zu .Ti heu. sich auf die liaupt^achliehsten F'aralllen zu beschrünkeu und nur eine Auswahl der
(•attungeii zu geheil F-- ist das In der Überwältigenden Masse des zu verarbeitenden Materials
naturgeniäss Im .-rundet. Di-rartige grösser« Uiilernelinnnu'. n laborirteii ferner in Folire davon,
dass nur einer oder weui«,'- sich an die l'.earheitnnic h- ranw .igten , an d. m grossen Fetudsiiinde,
dii>-i Jahrzehnte veiuinic ii . ehe das Werk al<kre^rhh.--. n war. Ein anderer Maucrl trat in der
eiitweiler vollständig fehlenden nder nur unvolNt^iudiL'i ii llliistrirung, welche zudem sehr Ii luli.^
alle, längst bekannte, keineswegs immer «ute liiMer br.ichte. zu Tage. Es mu^-^te deshalh . i ::
allen Seiten freudig beicrü'-st werden, uls ,^u li die heli um'e Verhufsdrma darauf einli. s^. ein W erk
herau>znneben, wejrhc, l ine w i^-^en^chaftliclir nii<l dabei ddch alL' Uieiu ver-t nidlh he Ii. ,i hreiluiug
sÄmmtllcher Familien, sowohl dir lilüthen- als ancli li.-r bluthenh.-en rilaiizen, sowie samintlii her
bisher bekannter Gattungen briiii-'i'ii ^idlte. und welches auch ziemlich jede (iattung durch ein
gutes, möglichst neues Bild illnstnren sollte Ein solches rnfernehin. u kuniite iiatnrgemiiss nicht
von Einem oder einigi-n Wenigen abtcefasst werden, es Kehurte vielmehr, süllte iniders die Fcrlig-
stellung in absehbarer Zeit stattfinden, ein grosser Stab von Mitarbeitern dazu. So sind denn
au( h so ziemlich saniintliche systematischen Botaniker Deutsclil.inds au dem Werke betheiligt,
welches in rascher Fiil^je in l.ieferunuen von je drei BoKeii erscheint. Sollte das Werk aber an< h
nur anniihernd die ifwalfiKeii K i-t. ii decken, so war es unbedingt nothwendig. dass dasselbe den
weitgehendsten Anfcnderuuiren entsprach, dass jeder, der irRendwie rnil l'tlanzen etwas zu thuu
hat, in dem Wei ki- < in:;i lii ii.|ste Helehruug fand. F.< .iI-d it hweiidig . lia^s die einzelnen
Arbeiten nicht uur wijiseuschattliche Thatsachcn brachteu, sondern daas auch der Kaufmann, der
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880
Litentur.
Laiiü- nud Forstwirth, der ciärtner. der Apotheker, der Holztechuiker. der PlantagenbesiUcr. der
Reisende, der Liebhaber auf jede sich ihm aafdrüiiKendc FraKe in dem Werke j\jitwort erhielt.
Die.« machte e» nothwendiK, auch alle diejenigen Art^n. weiche in irgend welcher Beziehung ein
Interesse boten, nicht nur dem Naiiu-n iiarh anzuführen, sondern auch mit einer kurzen Be-
schreiljunic zu versehen, so da.s8 auch dem Nichtfachmann die Möglichkeit geboten war, sich von
der Identität einer Pflanze zu überführen. Für Kolonialkreise erhält das Werk noch ganz
besonders dadurch erhöhten Weilh, das« in demselben nicht nur diejenigen Pflanzenarten Auf-
nahme gefunden haben, welche bereits in den versrhicdenen Kolonien kultirirt werden, »sondern
aui li dii'jvnigen . von denen bisher nur der Botaniker aus kurzen Notizen der Sammler wusste,
»-ie %on den Kin(?cborpnen zu die.'icm oder jenem /wecke verwendet werden. Ks wird h\'-r-
durch sicherlich vielfiirb Anregung zum Anban von Ptlaiizcu ^^egeben werden, welche sich bL-her
nicht in Kultur betiudeu. Da auch in diesen F&Ucn, .soweit dies irgend möglich war, die ein-
heimiM^ben Pflanzennameu angegeben worden, so i.st damit die Möglichkeit gegeben, an Ort und
Stelle bei den Eingeborenen Nachforschungen nach den betrefl'cuden Pflanzen anzustellen resp.
sie durch dieselben besorgen zu l.isscu. Der Stofl" in den einzelnen Familien gliedert sich in der
Welse, dass nach einer Angabe der wichtigsten Literatur zunächst die Merkm;ile der Familie in
knapper Form und allgemein verständlicher Darstellung gegeben werden. Hieran schlies.st sich
eise Besprechung der Vegetatlomsorgaue mit Rücksicht auf die Existenzbedingungen sowie der
anatomischen Verhältnisse. Es folgen dann allgemeine Besprechungen der Blüth'-nverhultnisse
mit liücksiibt auf Entwicklung und Kistäubungseinrichtangen und von Frucht und i>anien, ebea-
falls mit Kücksii'ht auf Entwicklung und auf Verbreitnngsroittel- Alsdann Vierden die geographl.scbe
Verbreitung und die verwandlsrhattlichen Beziehungen der Fnmilie erörtert. Nunmehr folgt ein«
analytische Eintheilung der Familien in I nterfamilien, (irujipen und (iatlungen. Hei sehr grossen
Familien werden die oben genannten Hesiirechungen und En*rteningen erst bei den Unterfamilien
und Gruppen ansführllcher gebracht. An diese analytische l'ebersicht, welche es jedem ermöglicht,
eine bestimmte Gattung zu Identiflziren , reihen sich sodann die einzelnen Gattungen, welche
mindestens mit den nnterscheidenden Merkmalen «<iwie Angaben des Vorkommens und der Arten-
zahl versehen sind. Hier werden auch alle dityenigeii Arten, welche an der Vegefationsdecke der
Erde hervorragenden Antheil nehmen, die nützlichen und schädlichen .\rten namhaft gemacht.
Eine ausführliche Besprechung der Nutz|illanzen und ihrer Produkte, sowie der besonders schäd-
lichen Arten schliesst die einzelne Gattung. Dieser kurze Ueberblick giebt am besten eine Vor-
stellung von der ansaerordentlichen Mannigfaltigkeit des Gebotenen. Ks mag hier erwähnt werden,
dass ein Eiemplar Kmin Pascha rpgelnia.ssig zuge-^eii<!et wird und da-i^s er sich wiederholt in
anerkennendster Welse über die vi. l- n Dienste, welche ilini das Werk bereits geleistet, gt-äu-ssert
hat. Trotz der Keirhbaltigkeit und (iediegenheit des Gebotenen und trotz der in jeder Hinsicht
vornehmen Ausstattung ist der Preis des Werkes ein geradezu beispiellos niedriger, nämlich nur
1 Mark 50 Pf. für die Lieferung. Indessen tritt nach der Fertigstellung des ganzen Werkes eine
Preiserhöhung auf da« Doppelte ein, weshalb ein möglieh.st baldiges Abonnement im eigenen
Interesse liegt Uebrigens werden aurh einzelne Lieferungen, allerdings nur zu dem erh<iliteu
Preise von S Mark, abgegeben. ]».is erste Heft ist zur Auslebt durch alle Hurhb^indlnngeii zu
beziehen; ein kurzer i'ro-pekt und ein i'i idieheft (20 S- lUfleich aasf&luriiche Ankündigung) icratla
auch vom Verleger Hi-lirr ^iüd • i m hi< m n : die GfBdMMptllMB* AtoMOIIOCOtyledonen, ein grpncr
Tbeil der Dykoiyledonea und der Kryptogamen. Udo Dammer.
MedbtinlBches.
Aerztliclier Ratitgobor für Ostafrika und tropische Malariagegandan. Von Dr. Paul Kohl-
st «jek. Herlin. Verl.ig von Hermann Peters. Ih'M. Dr. Koblstock hatte als Assistenzarzt
w.ihiend des deut.s' h-otrikanls< hin Aiifstandrs vielfach (ielegenheit nicht nur die infolge der
Kriegsfübrung eutslamiciien Krunkheitcu zu beobachten, sondern auch ein l'rtheil über die
kUmatiacheu Verbältni.'^se und die Anforderungen, welche der iMeii-'t in i!>'u Trupen stellt, zu
erwerben, und hat spfiter, mit der rntersurhung der für Ostatnk.i brsi Imind ii Mannschaften lie-
traut. viel schätzbares Material gesammelt. Der erste Tbeil seines Bucties innf.i-st ullifemeiuc
Rathschlage für Anf.iithalt Lebensweise und Thätigkeit In Ostafrika und liir iii-,nt, rn viel-
faches lnteie>-i-, als lii ij.-ni . "i-lcher in die Tropen zu reisen be.tlisii htigt, r l iin M.isso
von Angaben vereinigt lindet . welche er sich sonst mühsam aus allen incgli« heii Hn^e-
werken herausklauben niuis. Der zweite Theil enthalt die Vcrhaltungsma;tssregelii für ein-
zelne Krkrankungen. Verwundungen und plötzliche Luglürksfalle beim Mangel bezw. bi^ zur
Ankuiitt .ii/tlnher Hibc. und hier sind natürlich die Malaria- und Dyseotcrle-Erkraukungeu
aufs eingehendste behandelt. Im dritten Tbeil befindet sich die Zusammenstellung der für
den Gebranch in < )st4ifrika und tropischen Malariagegendeu notliweiidigen Arzneien. Veib.nnl-
mittel, Instrumente und andere Gebrauchsgegeust.iiide zur Kranken- und Verwundeten l'tlr^e,
Si-it niebreien Jalireu bat sich in (-)slafrika das Prim ip bewuhrt, .lurli den Laien nach Mo^lu h-
ktit zu helfendem Kinsreifen bei Erkrniikunifeu, Verw uiidniigen und I "ngliu k>fiUlen (iele.ent.eit
und Anleitung geben, mit v;b lelizeitigcr Gewnlirung der dazu ausreichenden \i/.iirimittel in pi;ik-
tischer Form. D.i iii' ht überall Acrztc statiouirt werden können, so ist der Laie vielfach au(
einen ärztii< iien ii;iniiceber angewiesen, dessen «iiicttlwBdei, «mtt« Lektüre ilin TOr BMIcbeB Un-
glücks- und Kruukbeitslalleu bewahren wird.
Tropische Krankheiten. Anleitung zu Ihrer Verhütung und Behandlung speziell für die
Westküste von Afrika. Von l'r. med. Fisch. Basel. Verlag der Missionsbiubliandlung. P^Ol.
Obttleich das Büchlein speziell ffir 'die Westküste von .Mrika gesrliriebeii worden ist. so wird
es all' Ii fiir die übritcen Tropenlander sehr Kute Dienste iluiii, denn die 'I ropenkraiiUhi iten
siti'). >o vii L'e-talti;: sie sein mÖKen. im (iriinde imnii r wieder du si llieu, IS sind desli.ilb h
vornelimlieli die vier wirhtltrsteii KnuiklicitsKrnpiieii des tropischen .\fiika: .Malaria. Dvseiitei le,
Leber- und Milzkrauklieiteii li.-pT.Mhrn wi.rdcn. I »as was man Tropen Hygiene nennt, i^t bei
dem Kapitel über Verhütung der M il nia untpruelirae'it. Den Sehluss des liii« Ideins bildet die
Charakteristik der empfohlenen Mittii deren wiclitii:sti' .'Synonyma ^;eKebeu wealcn, und ein Vor-
schlag, betreffend Medikiim- nte. die auf jeder i.uropiiet >tatioii voii.ittiii: sein sollten. Der Artikel
über WundbeliandkuiK'. -'iwie vieb' der Scblus.«artikel. unter andeieui i\\<- Heispiele von Tropen-
häusern, »ind \om Herauskceber Herrn Dr. F.i khardt web tu r ebenfalls Missionsarzt an der Gold-
küste- ist, abgefas.st. Der Ilauptzwei k dieses einpfelil" n>w rriheii .'^chriiti Leus i>(. eine rationelle
Bebandung der Malaria anxubabneu, und neben den verschiedenen Bathschlägeu zur Vermciüunc
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Literatur.
881
«ad Babandlaiui der KraDkiMttea «ach dabia 8a wirkflo. daia daa aoatdiweifande L«b«o eiaea
groaaMi Thills der Eu«vi*r >b eniateat* Gelibr IBr Jadan, dar alch Iba ergldit, erkannt werde.
Falkentteln, AartWeker RettefeeplaHer und Haeafrtaatf. Eine Anleitung xur Terbfitans von
ICranklieitf^n and Batluchliirp zu doren Kchandlnng bei Mansfl an &rztlicber Hilfn. Verlag von
Tb. Chr. Fr. Enalin (Richard Schoefi) in Berlin. Der Verfasser hat bereits die Erfahningen»
welche er fr&ber In den Trop<-u !>iniiii< lte, zar Vervcrthang (br &ber8o«-i«cbe Helsen in anerkannter
Form der OefTentlichkeit überKeben. Dcübalb war er der rechte Mann, die üchwierlge Auffabe
tn erfüllen, dem Laien überall dort, wo im Aui^enblick ärstllebe Hilfe fehlte, brauchbaren Hath
tu crtbeilcn. Er wird allen AnforderauKen gerecht da er anner allgemetuvu erklirenden Be-
lehrungen über den Bau des menschlichen Körpers, Aber Oerandheits- nnd Krankenpflege, Krank-
heitsb^rille nod ähnlirbes, di« inneren aad ansseren Erkrankungen der einzelnen Organe, In-
fectioukraakheiten. Frauen- und Kinderknukheiten, Vergiftungen. UiiKläcksfäUe, Heil- aud GenoM-
mtttel, sowie Heispwinke crllatert. Gate Abbildungen Ton Verbänden uixl ein ftlMfiidltliekea
Regialer erhöben das Verstindain aad die Leichtigkeit der Benutzung deä Buchea.
AllfOBeliiM.
Uaaere Kolenlen. Laad aad Leale. Von Dr. Hcrthold Vols. LeipziK. V. A. Brockhans.
1891. Das Buch iüt eine tieisiiixc. auf dem vorhandenen schon recht umfangreichen Material
gestfitzte Arbelt, welche in nicht zn grosser Ausdehnung eine Darstellung unserer Kolonial-
gebiete für weitere Kreise giebt. Land und Leute eines jeden Gebietes sind nach ihren wesent-
licheu Merkmaien eingehender gezeichnet, während das Hild der peripherischen Thaile dagegen
mehr in grossen Zügen entworfen ist Da das vorhandene Material oft spr6<lo und vnvollstnndig
ist, nnd beständig neue Auffassungen airh geltend machen, so sind mancue Irrthümer mit unter-
gelaufen, doch eine eingebende Kritik erscheint uns auü dtm eben angeführten Grunde unge-
recht Wir Termi.v<cn leider eine Bescbreibnng des Witulandes. welche mit mehr Recht aU dla
von Pondoland biitte Aufnahme (luden müssen, da die dentsch-ostafrikanische Gesellschaft das tiebial
der früheren Witugesellschaft privatrechüich und boheitsrflchllich besitzt wibrend Ober die Ver*
hiltnisse des deutscheu Pondobesitzes lebhafte Zweifel bestehen. Man kann nur wünschen, dass der
SchlDSSsatz des Vorwort«» allgemeine Beherzigung finde: ,MOge denn mit der Ktkenntaiaa
dessen, was wir in unseren Kolonien besitzen, im dentachen Volke auch die Befriedigung darüber
wachsen, daaa, was andere Nationen erst in Generationen, wir in wenig Jahren gewonnen haben:
einen da.<i Mutterland vielfach an Ausdehnung fibertreffenden Kolonialbesitz, der wie ein Baum dem
Pflanzenden, wcun auch zögernd und sparsam, lii n I nkilii aber in reicher Flllle Frucht tras« » wiril •
A Kistorical Qeography of the British Colonies, by V. P. Liica.s. III. vi>l. Oifünl. At tho
Clarendon Press, IHKH. In dm Irtxten Jahren sind l ine Mint;«' mitci . inflisr lu r Publikationen
über dii- Kolniucn nschifiiun, uuKCUScbetnlirli beiüntlusst >lurrh <li>' Coiuni.-il 1 Aliibilicm un<l den
scramMt' in Afuka. »eiche eine I'opnlarisir hk ilo riesigen die englischen Kr'l<iiiieti b. tielTi iiib-n
Materials bezwecken. Ein solches Werk mus.> übersichtlich sein, darf iiicbt /u viel liniiici ii. iiber
das ^lit^etbcilte mu.ss von <1ct grössten Genauigkeit sein. I n<l in ilifser llm-i. ht ist ilas Much
üu>jerst wcrthvdll. da der Verfasser in seiner Stellimi^ als Heanit. r der ruiiiuiul uriie.- dir besten
Informationen besass umi gute Mitatbiiter ber.ih/.ieln-n kimute. Ih r • istt Hiind »(iibt eine kurze
Kolonialgeschichte oder vielmehr die lint wii klunic der Theorie luid l'raiis bei d.n vct^cliiedeuen
kolonisirenden Vrdkerschaften : in d«-ni zwfiteii Hand beginnt di. besond- r«- Hisihniliung der
einzelnen Kolonien mit di'n europäisi heu und den kii ineren asuti-i heic im diiiti-n Knud uird
\N'i »lindi' II b- liandi jt. I)ie weiteren B.uide .stehen noch au-; wenn sie auf d<'t >elbi ti !b Ii. bb il . n,
wird das Werk als ein klii-^sisches bezeicbnef wen)< it k"iiii>-n. Itesonderes (iew i. bf « inl aiu b auf
die Literaturnachweise teleict, die eltirm jeden j^tudi nti n di r Kitl^iiialwissenschatt, als welrh'- •■ich
anch allm&hlich in l'eut.'-ehland ein«- brsondere l>i.sziplin herausbilden dürfte, von grossem Nutzen
■ein werden. Denn wenn es an die Kolonisationstechnik (nach geschehener Si(beruiiK der
Kolonien) geht so messen die Krfahrunicen anderer Völker stndirl nnd uns nutzbar gemacht
werden, wollen wir nicht zu viel l.ehricrld bezahlen. Wer die KolonisatiuusKeschirhte kennt, iler
kann die tlmhe üebanpfung. „dass der germanische 'ieist aus sich heraus in ilen Kolonien etwas
grossi's srbatli n « < rdr". nm Kutiniitlii^' belächeln: wir müssen m<'hr oder weniirer Nachahmer sein.
L'expansion de la France, par Louis ViKuon. Paris, I.ibrairi»' Guillaninin u. Co. 1S!)1.
In Frankreich hat xjrh. trotzdem oder vielleicht «erade weil t-s seit Jahrbundert«-ii Kidoiiialp^ilitik
treibt, die ofTentliche Meinung bis heute noch nie einstimmig für eine Knjoni.ilp'ditik (cii'>-«-i(
Styls ausgesprochen: die Ansätze, weh d.»/u \iTb,iiidrn waren, wurdi ii (- bri irnind i iiht un-
güiisfiKen .'iituation vernichi<-t. Her Kehl< r [ak /um 1 Ih iI darin, dass die Koloiii.ilpnlitik unter der
inneren zu leiden hatte und in einem K-mi .liid. r< ii M.t^-e. als dir-, in Deutsrhl.itid bis jetzt der
Fall war. Viiiucn sucht nun darauf hinzuwirken, dass die Kolonialpolitik über die Streitieikeiten
der Kolonien und (iruppen binausic-diobeii werde, und nachzuweisen, dass die i i.--< lurlite
des .kolonialen Frankreich" mit der ileschichte des .kontinentalen Frankreirli' ens; ver-
banden ist. y.T weist aus der französi<clieu KoloniaU-eschicht« in gründlicher und ansfuhrlii lier Weise
nach, dass rlie nationale franz^isisrh.- Politik in i:uio[ia die des .recueilleiuetii " und der W üide —
anaserhalb Kun^pas der Verwerlliuu;; d.-- üherseriscben Hesif/.es. der VeitlieidiRisu;; dr^ frauzTc
sischen Handlls und der leKitimen inorali'^ilirn Autorität gcKeti die gesainnite Konkurrenz der
V> Iki ! -« in müsse. Dem Verfassi r si dweht .|,i(m i nai h .\ualoi?le des .Greater Htitain* ,1a Plus
(Jrande Fraure- vor, sein Prou-ramm i-t im lie-si'n n Sinne dr- Wortes ■lniiviiii-ti-ih, obwohl
wir eine Si hlu<sfnl_'erung nicht bilHijen kr.nni ii. d.i-s. weil zw isibm di-m Klieiu und d4'i .*^i ine sich
kein Hinderniss erhebt, da die Vogesen und Ardenueu keine H.nriere. nullt i inni;il eini' fe-te
Grenze bilden, Frankreich früher eine Kontinental- als eine See- nnd Kolon lalina« ht hatte -ein müssen.
Der überflietsende Strom in der Wissenschaft dea Erfereohtt der Hanefiten und Schafeitea.
Arabischer Text vom Schech Abd ul Kadir Mnhammed. Uebersetzt und erläutert von Leo
Hirsch. Leipzig. F. A. Brockhaus, Durch unsere engen BeziehunRen zu den Arabern in
Ostafrika sind wir jetzt in die La^e gekommen, uns praktisch auf das (ieuanestc mit den Sitten
nnd Gewohnheiten, den Satzungen des geschriebenen wir- des (Jewohnbeitsrechtes von Völkern
be.icbäftiicen zu müssen, lieren VVohb rgehen umi /ufriedenheit zu fördern schon unserer eigenen
St. bi rb' if wei;.-n d.is Ziel unserer Hestrcbungen s«-in inüsstc. Der Verfasser hat in löblicher
W. isi- es unti rnommen, clas Frbrecbt ein> s berühmten arabischen Schach, mit dem er in .\den
bekannt geworden war, nicht nnr xa übersetzen, Mudem anch in erliotam. DaM die rechtlichen
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882
Utwmtar.
Vorhält üis.ip der muhammedani.schcu l'nforlhanon in nnsoren Besitznii(c<n t-inst eluer den
l'nisfäii'i' II entaprtThenden ReRplum? zur» lührt wenlen müssen. b<'(larf keiner Krago Ks wird
vii lsi itigt r und anilancmder Arbplt< n bcdürff-n, bis hier ein Hecht enUUhen luaa, welches nater
Mit^t^irkunK eingeborener AutoritätoD hergestellt, fQr alle Mnhammedaner anter dmtsdwrHtnNlMft
gleicboiMis Geltaog twbeo m&ute; dic««t Bacblein ist ein Bsostaia dm.
Ai Atltm HilM «MinnliiMfiM. Vfl«iIi«opol4tr.jr«4lia«. WIta «. OlmAls. Bd.BaaiL
U9L D«r BiüMisof LeopoUFerdlaand, mkSmimfüm 18B7 «atUBS «Im grtaMra 8«anbe uf
der «Flu•1la^ mtoratlm, batto setatr Kalt T«Ml««b ftfUirt^ ««IAm all ßnmUatt fir
ein tpiterM Werk dtenen sollte. D» dl« ▼«riWMrtllqwat turtsfUIeb, hat toh Jadlaa vntar B«»
avtsang von CMgUial-AnflaaluB«! ada« Kattwa vararbaftel Wcaa darsellM steh aaeb bat dar
Besdnaibaaf d«a Oesehaaea daraaf beacbiiakta, «lafach die EiadrIIcke wled«fsncd>en, welche
Jeder Toaiw «mpOngt, so alad docb bia «ad vieder einige rata geographische, statistische oder
gesdilobtllclM Daten «afefUut, welche aaaMbt d«B oWileUea PabUkafloaea aa Ort aad Stelle
eataeaiawn alad aad daB«r besoadem Warth beaamradiMt. Das KrtogasehUr basadite Toider-
aad HlaterladieB. Ntededladladl ladluu Cblaa, Jäpaa» dl« FhtilpimiM aad Slam, wo rieb
bberall Odegeabelt aa latensaaatea BaichnibKagaB ftad. Deaa weaa wir aach aiebrere san
Tbett recht gat gaaebiMMMM Belaemtb« Uber diese Uader beaitsen, so ist es doch klar, dass dem
▼erfiuaer darcb selaa Beriehangea vMea aa sehea TeivOaat war, was andere BeiseBde aar «eltea
la Erihhraag briagea kBaaen. Besond«ri lateraaaat riad iU» Schildemagen dar wenig beancbtea
Hifta aa ür araMsebea Kttste im pertlsdiea QM, da die frtasle Aaiaal voa Bsiaeaden direkt
aaeb Vorderiadlea Ohrt, aneh alad die sarbekgebllebeaea aortagleBlaelioa Besitraagea elagehead
gesdilldert Das Bach ist nlt einer grossen Ansahl sehr guter and ^rakterntlscber lUa*
atratlonen nach Orlginal-Phi tncraptii- n vnriiehm ausgestattet.
Orundiüge einer Philosophie der Tracht. Von Heinr. Schurti. StuttKatt. Cotta 199!
r>er Vcrfii.'isi'r nennt si'in NV< rk m Ibst clueu Yersncli, tlie Deduktion und induktiv.' Metliode
in der Ktliiiolii;;ie lu verbinden. Er stellt als er>ten HewegKrutid zur Erfinduiii? d- r Tracht
das Si baniKefidil hin. während an'li re Form her hierfür die klimatischi n Erfordernisse. Srii n-
heilsKefüliI (nnd später Gewulinheit) annehmen. Er su bt den FU'woi4 für s<-inr Hihnnpt-.iiiK mit
besonilerer Hi-rü« ksii'htigting der Nrgervftlker (l.nliin ti m t ilin -i. er n.n hw. ist. 'i-i i'.e;;:rin
einet einenilirhen KieiduuK Kehe stet.« von einer lleder kimn il« r (n .s. hslhrilo au- lunl <l;>ss
da'i St hainicefulil nirgends fohle. Sehr fiberzenKcnd ist die IU'Wei>liit»ruiiK dafür, da>s «iie en««
Beziehuni; der Tischt zu Keschlechtlicheu rnterschieden und VorKünKen sich ütieniü i>uf das
schärfste ausspreche und da.s.« alle wii htigeii Ereignisse des i ies. hiei lilslebens in der Kegel von
einer Aca<leiunK der Tra< ht äii<>i rll< h begleitet und clmraktorisitt sind und dass die Kleider-
tracht parallel mit dem I n' t l.< n .ii , ; -eschb-chtliiiien Alleinhesitzes — der Ehe «ehe.
Einzelbilder aut der Wellwirthschaft. D. i Tabak. Ih r H< \> IMe Haumwulle Die Wolle,
Von Dr. Alwin Oppelt. 4 Händchen. Itremen. Pruck und Verlag von Max N'cssler. 1891.
Die verst hietleneii Broschüren sind aus Vorträgen hcrvorgegauKen, welche der in Hi einen wohnhafte
Verfisser dort im Winter ish'.' 'Xt .iI>ki lialten hat über diejenitfeu Produkte, wriclie sowohl in d.-r
Woltwirthschaft als irn Hrcmist hen llandid eine besonders wichtige Stellung eiunehmen. Sie ver-
folgen nicht den Zweck, den (iegeustand mit allen seinen Einzelheiten liistori.schcr, gcis' '!'''''^ i,
poliiiNchcr und anderer Art enchöpfeod sn behandeln, sondern skiuiren nur das Auziebeodäte
und Wichtigste ia sehr klarer aad AberaichtUcher Webe, aaterstfttrt intdk DlagmaiaM aad
lilo^tratloneo.
Repertoriu« der deatsoM« KelealaI •LHaratar. 1889 -189a Bearbeitet ron Haxlmilian B r o s e.
Bibliothekar der dentscbea Kolonlalgeaellscbaft Georg Wiakelnaan. Berlin. In wenigen Jahren
ist unsere Koloniallitteratnr so angeschwollen, dass Jeder, weldier sich mit Koloui&lfragen beschif-
tigt, es sehr dankeuswerth, well viele Mfkhe des Nachsehlagens ersparend, ansehen wird, wenn ihn
hier Oelegeahelt geboten wird, sich in Kfiree über das Wichtigste zn informircu. Der iUhmen Ist
so weit gesogen, dass wenig ausgelassen werden musste; jedenfaUs sind unsere wicbttRStea
rein kolonialen Poblikationeu wie die haaptsächlichsten koloalalaa Artikel wissenschafUTcher
Zeitschriften nach einem bestimmten Plane flelssig and sorgfUtlgeseeiplrt. Die Rubrik Allgemeines
enthält die Nachweisung des amtlichen Materials politischer aad wlitbscbafllicbcr Natur über
Uaadi-1, Geologisches, Hygiene, Klimatologic, Mission, Araberfrage u. s. w., das Schema der ela-
lelnea Kolonien ist so aufgestellt, dass von dem Ailgemeinen nach dem Beaoaderea foitgeachrfttea
Ist, and sehr bbersichtllch, so dass das Gew&ascbt« leicht sa flndea ist
Aequatorlal-Ost-Afrika. In deai Kartenverlage ron Dietrich Keimer (Hocfer u. Vohsen) la
Berlin ist soeben eine nach den neu orten Forschungen bearbeitete dritte Auflage der im vorigen
Jäkn ansgegcbcnen .äpezialkarte tou Aeqnatorial-Ost Afrika ton lUchard Kiepert* erschienen,
welche ganz besondere Beachtnag rerdicnt. Die früher in 2 liUttem getrennt ansgegebene Karte
ist jetzt zu einem einzigen grossen Kartcubilde vereinigt, welches eine klare Uebersicht der
polltiscben, hydrographischen, orograpbischcn, ethnographischen und handelsgeographischen
Verbiltaisse von Deutsch-0«t-Afrika und den angrenzenden L&ndem gestattet. Die politischen
Grenzen entsprechen den neuesten Staats Verträgen, ferner sind mit grosser Sorgfalt, zum Tbcil
nach offttiellen MittheHnngen , die Ausdehnung der Schutzgebiete, die Dampferlinicn, Misüions-
Stationen, Müitärstationen, Itezirki-, Haupt- und Nebenortc, Haupt- und Neben Zollämter ein-
gelraceii und ausserdem in einem Karton neu ein Plan von Dar es-Salam nebst den Tlefen-
Terliältni-sen des Hafens hinzugefügt. Einen besonders praktischen Werth erhJLit die Karte durch
das der-elben beigef>e Yerzcichniss aller auf der Karte vurkommeadM Namen, \u K lies es
eraöglii hr, jeden Ort, die Gebirge, Jeden Staaun und Jede Louidscbaft a. a. w. sofort nnd ohne
Ulkhe aut/.utiiiden. Wir machea aasere Leser aaf diese Jetst sdar seltgemisa eiaehleaea« Kait«
gerne anfmerksaaL
Register.
333
Register.
A.
Aberglaube 2M.
Abgrenzung; der Missionsgebiete LM.
Abkommen mit Frankreich 2iLL
Abo 33j 225.
Albert- t:dward-See 2ii2.
Amedschohve 32.
American Board iL
Amulamu 21B<
Ananas 94^ 162, L15.
Anatto 81.
Anleihe für Kamerun 175.
Antisklaveiei-Lotterie 267.
Arachis 83^ 1112.
Arnim-Muskau, v. I£2<
Aruscha Wh.
Aruscba tebini 3. £L
Aätrolable-Compagnie 3Q^
Australische Wesleyaner
Bafut 215.
Baliburg iUu
Hamberger LH ff., Ifiö.
Bambus liL
Banane 73, 23-
Bairaer Mission 36, 44, 304, 307.
Hasler Mission 32.
Bastards 2ih^
Hataiiga 35, 217.
Baumwolle 84^ 96, 100, 207, 238, 293.
Bayrische Lutheraner ÜL
Haziba ^ 32L
Berlin I 3fi.
Herlin III 32.
Betelnuss 75,
Bethel 32.
Bismarck, Fürst v 193.
Hi^marck•Archipel 65, ü, ällL
Bogailjim 11.
Bremer Mission 32.
Bridoiix iiiL
Bro<lfruch(baum 75, 1 14.
Brüdergemeine 38.
Hudgeikommisäion III.
Bukoba 56, 259, 261, m
Bürgerliches Recht 28.
Bumpeke 2^
Buschiri 4, A2L
C.
Caprivi t. 123, liS ff, 143 ff.
Crampel 225.
D.
Damaraland 36, 127, 245.
Dampfer-Unternehmen 255, 2fi2.
Dampier-Iosel Hl.
Dar-es-Salaam 39, 52.
Deutsch-englischer Vertrag 14.^.
Deutsohe Colonial-Geseilschaft für Süd-
west-Afrika 218.
Deutscb-ostafrikaniscbe Gesellschaft 203«
22D.
Deutschthum in Südafrika 212.
Dualla 22.
E.
Emin Pascha 56, 15^ 254, 320.
Emin Pascha Expedition, deutsche IM
Englisch-kirchliche Mission 12.
Etatgesetz für die Schutzgebiete 215.
Euts 3U.
Eweer 222 ff.
Expedition v. Zelewski's 212.
F.
Finanzverwaltung 2£L
Fioiiiscbe Missionsgesellschaft 36.
Finschhafen HO'i-
Fran^ois, Hauptmann v., 244 ff.
Friedrich Wilheimshafen 301.
0.
I Generalacte. Brüsseler 202.
Gerii'hlsverfassung 'Hj.
i Gesetzentwurf betr. die Schutztruppe für
i l)eutsch-()>tafrika 136, 170, LZfi.
Gogoifluss 'ML
Gravenreuth, v. 2^ 226, 222.
Gross- Damaland 32.
334
Register.
H.
Hamroarber. Dr. 81, 118^ 124, 126, 184.
UaUfeldtbafen Süfix
üerold, Premier-Lieutenant 22!L
ilötiigsberg 1 18.
Hottentotten.
L
Indigo 8S. 9L LIÖ-
Inf^wer 109.
Interessensphären ÜL
.lantren 4 Tfaomäblen ITlj 215.
Johannes, Chef 11.
.lombaebene 305.
Juristentag 204.
Jute 85, lilL
K.
Kaffee 86, lÜiL
Kaffraria ;LiL
Kaiser Wilbelmland aOL
Kauaharero 24.").
Kamerun 14, 63, 121^ 17_L il^i 11^ IMi
Kararamuka lü.
Kardorff 124, Uth.
Karema 5ä<
Kautscbuck 97, 105, 122-
Kayser, Wirkl. Geh. Lesationsrath 121.
165, HTL 175, 183, 204, am
Kebbi ÜJL
Kiboscbo
Kilema ML
Kilimandscharo 'i, ff., 50, 2flä.
Kling, Premier-Lieutenant 22iL
Kokospalme 69, 96, 1112.
Kola lüL
Ktdoniaißesellscbaften 22^
Kolonialrath 201, üLä.
Kolonien, eii^entliche
Kolonisationsgebiete in Südwest -Afrika
247.
Kopal lÜfL
Krotonül 104.
Kulturpolitik 254, 222.
L.
Langheld 2h&.
Lauterbach, Dr. 300.
Lewis 21L
Livinbac .^5, 271.
Londoner Missionsfresellscbaft 42.
M.
Machemba 2Ä2-
Mofili 2Mi
Mais 81, 92j Iii
SJandara i.
Man^amba 3^.
Maniok 82, [)3. 114.
MaranKU 28S.
Marienberg tLL
Marschalls Inseln 15, 312.
Marschall, v. 119. 139, 181, l&fL
Ma<sai iL
Meteorolo(>iscbes Oütafrika 295.
Meyer, Dr. 1, i.
Mfumbiro 2fi3.
Mirbach 142^
Missionen, evangelische 32 ff, 165. 304.
2ÜL
Missionen, katholische iä ff-, l£h
MiüsionsKeselischaft vom Herzen Jesu 6h±
MIalo 40.
Monierverfahren 222.
Morgen, Prlt. 212.
Mpwapvta 256.
N.
Nachtrapsetat 178, UiAi
Neiiorhirse SL
Ni-ila 218.
Nutzhölzer III, m
0«
Oechelbäuser 140.
Oelpalme 88, 95, 102.
Ostafrika 14, 135, 202, 25L
Otyimbingue 'äSu
Ovamboland ßß.
F.
Palmyrapalme 112.
Papaya 79, 94, Ul.
Papua fiL
Peters. Dr. 152, 288,
Phosphate 308.
Priifeklur Kamerun QIL
Präfektur Süd-Sansibar 52«
Protektorate IS.
Ramie 85j lüL
Ramsay 280, 323.
Rechtspflcßo 2fi.
Rechtsverhältnisse 13 ff.
Reichsgesetz vom 12. April 1886 H.
Reichstag 30, IIS ff., MIl
Reis 82, ma.
Richter, E. 132, 1.53. 175, 176, IM.
Rombo 232.
Rottan? VL
Royal-Niger Company Ija, 219, 223.
Rufidschi 2hL
Register.
335
8.
Sa{(opalme 74, 1 ü
S. Beuedictu^-Missionsgenossenscbaft £2.
Saaseviera 102.
Schlegel 32.
Schlussbericht Wissmann^s 2fi^
Schmidt, Dr. 3^ 4. 2ÄL
Scbnapshandel 1Ü7, 185, 287, 275.
Schutzgebiet der Neu-GuiDea-Compagnie
15, 69^ aHL
Schutzgewalt 21^ 125.
Schutztruppe für Ostafrika 136, 2hl ff.
Schynse
Sesam IM.
Siar 45.
Simbodja 1, iL
Sinna 2 ff.
Sklavenhandel 219» 25L 26L 316, 223.
Soden, 152, 273^ 323.
Stephansort 3Ü2.
Steuern in Ostafrika 22^
Stöcker, Anträge lfi4.
Strafrecht 21.
Stuhlmann, Dr. 261^ 320.
Südwestafrikaniscbes Schutzgebiet 14,
125, 232.
Schutztruppe 212.
Syndikat für Südwestafrika 2iS.
T.
Tabak 83, 107^ 304.
Tabora 255.
Tacca 83.
Tami-Inseln i£>
Taro 12.
Tinde 253.
Tippu-Tip 52.
i Togo LL 90, 22L
I Tschadsee 223.
j Universitäten Mission iL
ürambo 25S.
Usambara • Eisenbahn - Gesellschaft 294,
32(1
Vanille lAS.
Verordnungsrecht des Kaisers 2itx
Verwaltung der Schutzgebiete 25 ff.,
150, 202, 222. 236. 242. 234.
Vicariat Nord-Sansibar 43 ff.
Vicariat Nord-Unjanjembe etc. 54 ff.
Victoria ^ 1^22.
Victoria-Nyanza h&s
W.
Wahehe 252, 2TL
Windboek 24L
Windthorst 156, Ififi.
Wissmann 1, 152, 254.
Wilboy 36, 127, 244.
Witu L45.
Wlawollo gfi.
Wute 2211
Y.
Yams 70» 22.
Z.
Zelewski, v. S78.
Zintgraff, Dr. 213.
Zollverordnung 31.^.
Zulassung von Uesellscbaften 201), 241.
avdndtt M JoUm SittmifU« In B«dlii W.
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3 2044 098 661 994