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Full text of "Handbuch der ozeanographie"

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Handbuch der 
Ozeanograph. 

Die 

Bewegungsf... 



des Meeres, 




Georg Heinrich 
von Boguslawski 
Otto Krümmel, ... 



3 1822 00652 3674 



University of California, San Diego 

Please Not«: This item is subject to recail. 

Date Due 







SEP H RECO 




MAV 3 1 1993 




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BIBLIOTHEK 




HEKAUSGEGEBEN VON 

PROF. D B FRIEDRICH RATZEL. 



Unter Mitwirkung von 

Professor Dr. Georg v. Bogualawsld, ehem. 8ektionsvor*tand im Hydrographischen 
Amt der Kaiserl. Admiralität in Berlin; Professor Dr. Oskar Drude, Direktor des 
Botanischen Gartens in Dresden; Dr. Karl v. Fritsch, Professor »n der Universität 
in Halle; Dr. Julius Hann, Professor an der Wiener Universität und Uedakteur 
der Zeitschrift für Meteorologie; Dr. Albert Heim, Professor am Schweizerischen 
Polytechnikum und der Universität in Zürich; Dr. Otto Krümmel, Professor an 
der Universität und Lehrer an der Marine-Akademie In Kiel ; Dr. Albrecht Penck, 
Professor an der Universität Wien; Dr. Benjamin Vetter, Professor au der 

technischen Hochschule in Dresden. 



STUTTGART. 

VERLAG VON J. ENGEL HORN. 

1887. 



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HANDBUCH 



DER 



OZEANOGRAPHIE 



TOS 



Prof. D« G. von BOGUSLAWSKI, und D" OTTO KRÜMMEL, 

ehem. Sektionavorstand im Hydrographischen Professor der Geographie an der Universität 

Amt der Kaiserl. Admiralität in Berlin. und Lehrer an der Mariue-Akaderai« iu Kiel. 



BAND II. 

DIE BEWEGUNGSFORMEN DES MEERES 

VOM 

DR. OTTO KRÜMMEL. 



MIT EINEM BEITRAGE VON PROF. DR. K. ZÖPPRITZ. 



MIT 6o ABBILDUNGEN UND 
EINER ÜBERSICHTSKARTE DER MEERESSTRÖMUNGEN. 




STUTTGART. 

VERLAG VON J. ENGELHORN. 

1887. 



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Das Recht der Uebersetzung in fremde Sprachen wird vorbehalten. 



Druck von Gebrüder Kröner in Stuttgart. 



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Herrn Geheimen Admiralitätsrat 

Dr. Georg Neumayer, 

Direktor der Deutschen Seewarte, 



als ein Zeichen tief gefühlter Dankbarkeit 



zugeeignet 



vom Verfasser. 



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Vorwort 



Beklagenswerte Ereignisse haben es zur Folge ge- 
habt, daß der zweite Band dieses Handbuches drei Jahre 
später, und noch dazu von anderer Hand verfaßt, er- 
scheint, als der erste. Am 4. Mai 1884 starb Georg 
von Boguslawski, nach längerer Zeit schmerzvoller 
Leiden, über deren Auftreten er schon in der Vonvde 
zum ersten Bande der Ozeanographie zu klagen hatte. 
Er starb viel zu früh für die Wissenschaft, in deren auf- 
opferndem Dienst er seine Gesundheit untergraben hatte; 
aus dem vom Geiste wahrhafter Freundschaft durchwehten 
Nachruf Güföfeldts (in den Verhandlungen der Gesell- 
schaft für Erdkunde zu Berlin, 1885, S. 175) ist diese 
doppelt schmerzliche Thatsache auch weiteren Kreisen 
bekannt geworden. Seine Krankheit hat ihm nicht mehr 
gestattet, das Manuskript zum zweiten Bande der Ozeano- 
graphie in Angriff zu nehmen; in seinem Nachlasse fand 
sich nichts vor, was zur Drucklegung zu verwenden 
gewesen wäre. Der Herausgeber dieser „Bibliothek " 
wandte sich nun schon im Sommer 1 884 an den Unter- 
zeichneten mit der Anfrage, ob er die Fortführung des 
Werkes übernehmen wolle. Mit anderen Arbeiten Über- 



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VIII Vorwort. 



lastet, mußte ich vorläufig ablehnen: aber indem ich das 
that, wies ich darauf hin, dal} sich in Professor Zöppritz 
eine ungleich bedeutendere und besser vorbereitete Kraft 
für die große Aufgabe darzubieten scheine. Ich muß be- 
kennen, daß es mich persönlich mit der größten Genug- 
tuung erfüllte, zu erfahren, daß Professor Zöppritz mit 
großer Bereitwilligkeit der Aufforderung Friedrich 
Ratzels folgte und alsbald die Bearbeitung des zweiten 
Bandes begann. Bestand doch so die Hoffnung, von dem 
unzweifelhaft bedeutendsten deutschen Geophysiker eine 
Darstellung der Bewegungsformen des Meeres zu erhalten, 
die bahnbrechend für die Entwicklung der Ozeanographie 
werden würde. 

Ein tragisches Schicksal zerstörte auch diese Hoff- 
nungen; eben im Begriff, nach Hamburg zu mehrwöchent- 
lichem Aufenthalt an der Seewarte abzureisen, erkrankte 
Zöppritz; wenige Tage darauf, am 21. März 1885, war 
auch er dahin. 

Als einige Wochen später bei Gelegenheit des deut- 
schen Geographentages zu Hamburg mein verehrter Freund 
Ratzel, unterstützt von einigen der anwesenden Fach- 
geuossen, sich von neuem an mich wandte, sagte ich zu, 
obzwar mit schwerem Bedenken im Herzen. Es war und 
bleibt für mich kein Zweifel, daß weder die staunens- 
werte Fülle des Wissens mir zur Verfügung steht, durch 
welche Boguslawski alle Mitforscher auf meereskund- 
lichem Gebiete weit Überragte, noch gar die volle und 
durchgereifte Kenntnis der Lehren und Methoden der 
Physik, welche des unvergeßlichen Zöppritz' Arbeiten 
zu mustergiltigen stempelte. Doch der Gedanke : unvoll- 
endet dürfe ein Werk wie Boguslawskis Ozeanographie 
nun und nimmer bleiben, gab den Ausschlag, und, andere 
Pläne beiseite legend, ging ich alsbald an die Arbeit. 



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Vorwort. IX 

Im handschriftlichen Nachlaß von Zöppritz fanden 
sich Teile des begonnenen Manuskripts vor; sie behan- 
delten die „Vertikalzirkulation 44 und die ersten Abschnitte 
der Lehre von den Gezeiten. Von einer Disposition oder 
anderen Notizen für das Uebrige aber war nichts vor- 
handen. Ich war darum auf die Inhaltsübersicht, welche 
Boguslawski in der Einleitung zum ersten Band S. 0 
gegeben hatte, als meine einzige Richtschnur angewiesen, 
und diese ließ mir in allen Einzelheiten völlig freie Bahn. 
Dem Inhalt des zweiten Bandes hatte Boguslawski 
überwiesen: als VII. Kapitel „Die ozeanische Zirkulation"; 
als VIII. bis X. Kapitel „Die Bewegungserscheinungen 
der Meeresgewässer, Wellen, Strömungen, Gezeiten 44 ; als 
XL Kapitel „Das Tier- und Pflanzenleben im Meere 44 in 
allerdings nur kurzen Zügen; als XII. Kapitel einige An- 
deutungen über den Einflute, welchen die ozeanischen 
Forschungen der Neuzeit auf das Kulturleben der Mensch- 
heit ausgeübt haben; es sollten ferner die ozeanographischen 
Institute darin beschrieben werden. 

Ein jeder Autor soll sich seinen Stoff nach Umfang 
und Inhalt selbständig gestalten, sowie es ihm nach seiner 
eigenen, individuellen Kenntnis angemessen und zweck- 
entsprechend erscheint. Darum hielt ich mich für befugt, 
den im zweiten Bande von mir zu behandelnden Stoff hier 
zu verkürzen, dort zu erweitern, und die Reihenfolge der 
Kapitel zu verändern. Ganz ausgeschieden habe ich aus 
dem Programm die Kapitel XI und XII. Einige oberfläch- 
liche Bemerkungen über die Verbreitung der Organismen 
im Meer auszusprechen, wo eine weitschichtige Litteratur 
auch einem hierin voll Sachkundigen, zu denen ich mich 
nicht rechnen darf, Schwierigkeiten genug bereitet, hielt 
ich für bedenklich. Außerdem gewährt sowohl die be- 
vorstehende Bearbeitung der Pflanzengeographie durch 



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X 



Vorwort. 



0. Drude, der Tiergeographie durch B. Vetter den 
geeignetsten Ersatz. Das letzte Kapitel erschien mir, 
soweit es kulturgeographischen Inhalts ist, völlig über- 
flüssig neben den Darlegungen Friedrich Ratzels 
in seinem Handbuch der Anthropogeographie ; zu einer 
Beschreibung der nautischen Institute fehlte mir doch aus- 
reichende Erfahrung, namentlich in den Geschäftsbetrieb 
der hydrographischen Aemter besitze ich einen so tief- 
gehenden Einblick nicht, wie er wohl G. von Bogus- 
lawski eigen sein konnte. 

Die somit übrig bleibenden Kapitel behandeln sämt- 
lich die verschiedenen Bewegungsformen des Meeres, wozu 
die Vertikalzirkulation ohne Frage zu rechnen ist. Da 
aber mit der letzteren zugleich Probleme der Meeres- 
strömungen zu behandeln sind, hielt ich es für gut, dieses 
Kapitel vor das die eigentlichen Strömungen behandelnde 
zu setzen. Damit war ich aber genötigt, die Zählung der 
Kapitel abzuändern, die nunmehr in der Folge aneinander 
gereiht sind, wie das Inhaltsverzeichnis sie angibt. 

Die Beiträge von Zöppritz sind ohne Aenderurtg, 
im Wortlaute des Manuskripts aufgenommen, nur die 
Zitate mußten hier und da umgeformt werden. Ich habe 
selbst da, wo mir sachliche Versehen wahrscheinlich 
waren, den Text ungeändert beibehalten, nur durch Frage- 
zeichen in eckigen Klammem meine Bedenken angedeutet, 
(Vgl. auch die unten folgenden Berichtigungen.) — 

In meinen Bemühungen, die Litteratur möglichst voll- 
ständig zu erlangen, wurde ich mehrfach durch die Freund- 
lichkeit verehrter Kollegen unterstützt; außerdem ver- 
danke ich Herrn Schiffbau-Oberingenieur van Hüllen zahl- 
reiche Winke, welche sich auf die Wellentheorie bezogen, 
und meinem verehrten Freunde, Herrn Professor H. Hertz 
in Karlsruhe, einige Daten zur Geschichte der Gezeiten- 



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Vorwort. 



XI 



theorien. Einige neuere Publikationen, wie das Werk 
von Hat t, Notionssur le phenomene des marfos, Paris 1885, 
und einige Abhandlungen von S. Fritz über Meeres- 
strömungen, gelangten leider zu spät in meine Hände, als 
daß ich sie ihrer Bedeutung entsprechend noch gehörig 
hatte benutzen können. 

Wie der erste Band der Ozeanographie dem da- 
maligen Leiter des hydrographischen Amtes der Admirali- 
tät gewidmet wurde, so habe ich diesen zweiten Band 
Herrn Geheimerat Dr. Neumayer zugeeignet. Nicht nur 
bin ich überzeugt, damit die ursprünglichen Intentionen 
seiner beiden verstorbenen Freunde G. von Boguslawski 
und Zöppritz getroffen zu haben; es war mir selbst 
seit lange ein Herzensbedürfnis, den Gefühlen meiner 
Dankbarkeit gegenüber meinem väterlichen Freunde und 
ehemaligen Chef während meiner kurzen, aber für meine 
ganze Zukunft maßgebenden Thätigkeit an der Seewarte 
einen entsprechenden Ausdruck geben zu können. Auf 
Schritt und Tritt wird man in diesem Buche den An- 
regungen begegnen, die mir auch bei seitdem öfter wieder- 
holtem Aufenthalt an der Seewarte von allen Seiten, vor 
allem von dem Direktor dieses Instituts zugeflossen sind. 
Ohne die Liberalität, mit der mir Bibliothek und Archiv 
der Seewarte allezeit zur Verfügung gestellt wurden, wäre 
es mir kaum möglich gewesen, ein Werk wie das vor- 
liegende in verhältnismäßig so kurzer Zeit zu vollenden. 

Insbesondere dankbar bin ich Herrn Geheimerat 
Neumayer für die Erlaubnis, diesem Werke die Ueber- 
sichtskarte der Meeresströmungen beizugeben, welche ich 
in seinem Auftrage im Sommer vorigen Jahres für die 
neue Auflage seiner „Anleitung zu wissenschaftlichen Be- 
obachtungen auf Reisen" gezeichnet hatte, also zu einer 
Zeit, wo zwar das Material zu der Darstellung der Meeres- 



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XII Vorwort. 

Strömungen mir ungefähr vollständig vorlag, ohne daß 
ich es indes damals schon bis ins einzelne kritisch hatte 
sichten können. Darum wird der Leser hier und da. 
namentlich im Pazifischen Ozean, Abweichungen zwischen 
Text und Karte bemerken, die ich selbst sehr bedauere, 
leider aber nicht mehr ändern konnte. In Zweifelfällen 
mag also der Text den Ausschlag geben. Dieser selbst 
wird freilich auch nicht von Versehen und Lücken frei 
zu sprechen sein (einiges ist mir während der Druck- 
legung selbst schon als der Verbesserung bedürftig auf- 
gefallen), so date ich in dieser Beziehung auf die Nach- 
sicht sachkundiger Leser rechne. Insbesondere mag dies 
von der Darstellung der Gezeiten gelten, die ja in der 
That den sprödesten Stoff der gesamten Meereskunde 
ausmachen. Aber auch sonst werde ich für alle Berich- 
tigungen und Mitteilungen, namentlich aus praktisch-see- 
männischen Kreisen, dankbar sein. 

Das alphabetische Namen- und Sachregister ist von 
Herrn Kand. K. Friese, einem meiner Zuhörer, aufc 
fleißigste hergestellt worden und wird, wie ich hoffe, die 
Benutzung der somit zu Ende geführten „ Ozeanographie u 
erheblich erleichtern. 

Kiel, im Juni 1887. 

Otto Krümmel. 



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Inhalt des zweiten Bandes. 



Seite 

Vorwort VII 

Inhalt des zweiten Bandes XIII 

Berichtigungen XVI 



Erstes Kapitel. 

Die Wellen 1 — 15:? 

I. Einleitung 1 

Ii. Die Theorie der Wellen in tiefem Wasser .... 6 

III. Theorie der Wellen in flachem Wasser 13 

Experimente . . . 23 

IV. Die Dimensionen der Meereswellen :>5 

V. Die Entstehung der Wellen und ihre Abhängigkeit vom 
Winde . . T~. 53 

VI. Brecher. Roller. Brandung. Abrasion -Vi 

VII. Seebeben- oder Stofiwellen III 

VIII. Stehende Wellen l:>7 



Zweites Kapitel. 

Die Getelten 154-280 

I. Ueberblick über die Erscheinungen 154 

II. Wasserstandsmessung. Pegel 162 

III. Theorie der Gezeiten 166-224 

1. Elementare Ableitung der Gleichgewichtstheorie . 167 

2. Die Theorien von Laplace, Young und Whewell . 184 

3. Die Kanaltheorie von Airy . 191 

4. Die Schwankungstheorie von Ferrel 196 

5. Untersuchungen von Borgen 205 

6. Untersuchungen von Sir William Thomson . . 213 

7. Ungelöste Probleme 219 



I 



XIV Inhalt. 

Seit* 

IV. Die Gezeitenströmungen, besonders im britischen Kanal 

und in der Nordsee 224 

V. Die Flußgt-sch welle 2"»^ 



Drittes Kapitel. 



Die Vertikalzirkulntioii der Ozeaue . . . 281 -»:»4- 

1. Die polare Herkunft des Tiefenwassers . . . . . . 281 

IL Verletzung von Wassermassen durch Unterschiede des 

Salzgehalts 2'. '4 

III. Vertikaler Ausgleich des Windstaus 300 — 324 

1. Das kalte Auftriebwasser der tropischen Luvknsten :3Q7 

2. Das warme Wasser der tropischen Leeküsten . . 311 
Verhältnisse im indischen Ozean ;I14 

3. Die Windstau- und Aul'tricbzonen höherer Breiten 31 



Viertes Kapitel. 

Die Meeresströmungen 334—516 

1. Einleitung 324 

II. Entwickelung der Kenntnis von dem Wesen der Meeres- 
strömungen 327 

III. Die Theorie der Meeresströmungen 342 — 372 

1. Die Windtheorie nach Zöppritz 342 

2. Stromteilung. Kompensationsströme 352 

8. Ablenkung der Strömuugen durch die Erdrotation 3G2 
4. Rückblick. Konstruktion von Stromsystemen . . 307 

IV. Methoden der Strombeobachtung 372 

V. Die Strömungen in den einzelnen Ozeanen .... 384 

1. Die atlantischen Strömungen zwischen 30° N. und 

30° S. Br 384 

I) Der nördliche Aequatorialstrom S. 884. 2) Der südliche 
Aequatorialstroni S. 3S(5. '6) Die karibische Strömung 
S. 3H9. 4) Die Antillenströmniig S. 391. 5) Der Brasilien- 
strom S. 392. 6) Theorie dieser Strömungen S. 393. 7) Der 
nordatrikanische oder Kanarienstrom S. 393. 8) Der süd- 
afrikanische oder Benguelastrom S. 400. 9) Die Guinea- 
Btrömung S. 401. 10) Die Strömungen im Golf von Mexiko 
S. 415. 

2. Die atlantischen Strömungen nördlich von 30° N. Br. 417 

II) Der Floridastrom S. 417. 12) Die nordatlantische 
Ostströmung S. 425. 13) Der nordöstliche Zweig des- 
selben S. 429. 14) Der Irmingerstrora, die Strömungen 
bei Gröuland und der Labradorstrom S. 433. 

3. Die atlantischen Strömungen südlich von 30° S. Br. 438 

15; Der Brasilien- und der Falklandstrom S. 438. 16) Der 
südatlantische Verbindungsstrom S. 415. 



oogle 



Inhalt. XV 



Seite 

4. Die Strömungen der atlantischen Nebenmeere . 447 

1) Das europäische Nordmeer S. 447. 2) Das sibirische 
und amerikanische Nordmeer S. 158. 3) Die Strömungen 
der Nordsee und Ostsee S. 462. 4) Die Strömungen im 
Mittelmeer S. 4M. 

5. Die Strömungen des Indischen Ozeans .... 468 

l) Die Monsunströmungen nördlich vom Aequator S. 468. 
2) Die Aequatorialströmuug S. 469. 3) Der Aequatorial- 
gegenstrom S. 470. 4) Der Agulhasstrom S. 471. 5) Die 
westaustralische Strömung S. 471. 6) Die Westwindtrift 
südlich 300 s. Br. 8. 474. 7) Die Strömungen des austral- 
asiatischeu Mittelmeeres S. 480. 

6. Die Strömungen des Pazifischen Ozeans .... 4S3 

1) Die nördliche Aequatorialströmung S. 481. 2) Die 
südliche Aequatorialströmuug S. 485. 3) Der Aequatorial- 
gegeustrom S. 489. 4) Der japanische Strom S. 493. 
5) Die nordpazifische Westwindtrift S. 49*». 6) Der kali- 
fornische Strom S. 496. 7} Die Strömungen der Bering^ 
see S. 197, des Ochotskischeu Meeres S. 499, des Japani- 
schen Meeres S. 500. 8) Der ostaustralische Strom S. 501. 
9i Die südpazinsehe Westwindtrift S. 503. 10) Der Kap 
Horn-Strom S. 507. 11) Der peruanische Strom S. 509. 

VI. Einwirkung der Meeresströmungen auf die Küsten- 
gestalt 511 

Alphabetisches Namen- und Sacli register .... 517 



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Berichtigungen« 

S. 161, Z. 2 hat Zöppritz offenbar schreiben wollen: „Wie diese 
Erscheinung, so tritt auch die Bore bei Springzeiten B u. s. w. 
ibid. Z. 12 statt 27 m lese man 2,7 m. 
S. 241, Z. 11 statt Hardanger lese man Stavanger. 
S. 433, Z. 4 v. u. tilge man die 15. 



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Erstes Kapitel 



Die Wellen. 

I, Einleitung. 

Nur sehr selten, auch bei völliger Windstille, bietet 
sich auf hoher See der Anblick einer vollkommen ebenen, 
spiegelglatten Meeresoberfläche dar; nur in den kleineren 
und abgeschlosseneren Nebenmeeren dürfte diese Erschei- 
nung häufiger gefunden werden. Der Regel nach aber 
zeigen diese, wie der offene Ozean eine von Wellen durch- 
furchte oder gekräuselte Oberfläche. Die Vorgänge, welche 
den Wellenschlag ausmachen, zeigt schon eine flüchtige 
Beobachtung der Wellen, welche bei kräftigerem Winde 
auf einem kleinen See oder einem Kanal sich bildeu. 
Man bemerkt, daß beim Vorübergange einer Welle die 
Oberfläche sich erst hebt, dann wieder senkt. Die Wasser- 
teilchen der Oberfläche erleiden also vertikale Verschie- 
bungen, sie pendeln rhythmisch auf- und abwärts. Ferner 
sieht man aber auch die darauf schwimmenden Körper 
keineswegs den Wellen folgen, sondern ziemlich unver- 
ändert an derselben Stelle bleiben, wenn sie nicht etwa 
so weit hervorragen, dati der Wind sie fassen kann. Ge- 
nauere Beobachtung zeigt aber doch eine gewisse hori- 
zontale Verschiebung: kleine Holzstückchen oder Schaum- 
inassen werden nämlich, so oft der Kamm einer Weile 
sie erreicht, sehr merklich, wenn auch nicht gerade sehr 
schnell, mit der Welle fortgetrieben, um alsbald, wenn 
sie in dem Thal zwischen zwei Wellen sich befinden, 

Krümmel, Ozeanographie II. 1 



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2 



Wellen. 



ebenso schnell wieder zurück zu schwimmen. Namentlich 
dieses Zurückgehen, dem kommenden Wellenberg ent- 
gegen, beweist klar, dato die Wasserteilchen, welche den 
schwimmenden Körper umgeben, nicht nur sich heben 
und senken, sondern auch in horizontaler Richtung hin 
und her pendeln. 

„Viel deutlicher überzeugt man sich hiervon/ sagt Hagen, 
„wenn man bei mäßigem Wellenschlage auf einem vor Anker 
liegenden größeren Schiffe sich befindet, welches selbst gar nicht 
oder nur wenig bewegt wird, und unverändert an derselben Stelle 
bleibt. Ein solches bietet die Gelegenheit, das Verhalten der im 
Wasser schwebenden Körper in unmittelbarer Nähe und zwar von 
oben zu verfolgen, -wobei die horizontalen Bewegungen deutlich 
hervortreten. Man nehme einen Bogen Papier oder ein leinenes 
Tuch und bilde daraus durch Zusammendrücken und Rollen einen 
lockeren kugelförmigen Ballen. Ehe man ihn über Bord wirft, 
tauche man ihn in Wasser, damit er beim Herabfallen sogleich 
unter die Oberfläche tritt und dadurch sich der Einwirkung des 
Windes entzieht. Indem er wegen seines etwas größeren spezi- 
fischen Gewichts langsam versinkt, so kann man ihn bei klarem 
Wasser etwa eine Minute hindurch verfolgen und deutlich wahr- 
nehmen, wie er beim Vorübergange jeder Welle hin- und her- 
schwankt. Unter dem oberen Scheitel (dem Kamme) der Welle 
folgt er schnell der Richtung derselben , und unter dem unteren 
Scheitel oder dem Wellenthale treibt er wieder zurück. So lange 
man ihn aber unterscheiden kann, bewegt er sich nur hin und 
her, ohne die Stelle zu verlassen, wo er zuerst ins Wasser fiel. 
Dieselbe Bewegung, welche die Wasserteilchen der Obertläche 
haben, erfolgt daher gleichzeitig auch in den darunter befindlichen 
Schichten." 

Hieraus ergibt sich, daß die Wasserteilchen unter 
der Welle sowohl senkrecht wie wagrecht hin und her 
pendeln und nach dem Vorübergange jeder Welle wieder 
an ihren früheren Ort zurückkehren. Sie durchlaufen also 
gewisse geschlossene Bahnen, und zwar jedesmal in 
einer Vertikalebene, die in der Richtung des Fortschreitens 
der Welle liegt. Dabei geht die vertikale in die hori- 
zontale Bewegung sehr sanft über. Dieses rhythmische 
Kreisen, welches wir als Orbitalbewegung bezeichnen, 
gibt den Wasserteilchen aber nicht die gleiche Geschwindig- 
keit, mit welcher die Welle über das Wasser hinschreitet, 
vielmehr ist diese letztere, wie wir sehen werden, viele 
Mal größer als die andere. 



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Orbitalbewegung. 



3 



,.Der Seereisende, der an diese Erscheinung nicht gewöhnt 
ist und die anrollende Welle für einen Wasserberg hält, dessen 
Masse die gleiche Geschwindigkeit wie die Welle hat, kann sich 
des beängstigenden Gefühls nicht erwehren, daß das Schiff beim 
Zusammenstoße zertrümmern müsse. Dieses geschieht aber nicht, 
das Schiff schwankt und hebt sich, der eigentliche Stoß bleibt 
nnr sehr mäßig und ist oft gar nicht zu fühlen." (Hagen.) 

Es sind also zwei Bewegungen zu unterscheiden: 
einmal die oszillierende oder Orbitalbewegung der 
Wasserteilchen und zweitens die fortschreitende der 
Wellenform. 

Selbstverständlich kann die oszillierende Bewegung 
nicht so erfolgen, dato größere Wassermassen (-Cylinder) 
gleichzeitig um eine gemeinsame Achse rotieren. Dabei 
wären Kollisionen oder scharfe Uebergänge unvermeidlich, 
welche eine starke Reibung und damit bald ein völliges 



Fig. 1. 




Aufhören der Bewegung zur Folge hätten. Vielmehr 
zeigt die Erfahrung, daß auf einigermaßen tiefem Wasser 
auch nach dem Aufhören des Sturmes die Wellenbewegung 
noch einige Zeit, im offenen Meer Uber 24 Stunden hin- 
durch, sich konserviert und nur sehr langsam zur Kühe 
kommt. Darin liegt ein Beweis für die sehr geringe 
Reibung, welche diese Art der Bewegung begleitet, so 
daß also die Wasserteilchen, welche in der Ruhelage 
nebeneinander sich befinden, auch im Bereiche einer 
Wellenbewegung in Berührung miteinander bleiben. 

Ein bekanntes Instrument, die „Wellenmasehine", 
verdeutlicht die Kombination der beiden Vorgänge, welche 
sich hier abspielen. An einer Platte sind in einer ge- 
raden iiinie die gleichlangen Stäbe Ol* so befestigt , daß 
sie sich um die Punkte 0 gleichzeitig in Drehung ver- 
setzen lassen, was sich leicht durch eine um alle Achsen 



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4 



Wellen. 



in gleichem Sinne geschlungene Schnur bewirken läßt. 
Stellt man die Stäbe so ein, daß jeder im Vergleich zu 
seinem rechten Nachbar um \a der vollen Umdrehung 
(diese links herum gerechnet, cf. die kleinen Pfeile der 
Figur 1) zurück ist, so wird die Linie P, P, Pete, das 
Wellenprofil sein. Werden nun die Stäbe oder Radien 
um */ 8 der Umdrehung fortbewegt, so sind die Punkte P 
nach p gelangt, hingegen ist der Wellenkamm um ein 
ungleich größeres Stück nach links fortgerückt. So 
zeigt sich, wie durch langsame Drehung der einzelnen 
Wasserteilchen um ein Rotationszentrum 0 die Wellenform 
sehr schnell fortschreiten kann, und zwar veranschaulicht 
das Instrument dasselbe, was die oben gegebene Beob- 
achtung ergab: im Wellenkamm laufen die Teilchen in 
gleicher Richtung wie die Welle, im Wellen thal laufen 
sie ihr entgegen. 

Die Kurve PPP nennt man in der Geometrie eine 
„gestreckte Cykloide" oder kürzer eine „Trochoide", da- 
her diese Theorie der Wellenbewegung die „Troehoideii- 
theorie*. 

Die Beziehungen zwischen Trochoide und Cykloide mögen 
durch folgendes erläutert werden. Es sei (in Fig. 2) QR eine 



Fig. a. 




gerade Linie, unter welcher entlang man einen großen Kreis von 
dem Radius OQ rollen läßt. Die Strecke QR sei gleich dem halben 
Umfang dieses Kreises, so daß nach einer halben Umdrehung der 
Punkt in R angekommen ist. Ließe man den Kreis noch 



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Trochoide. 



weiter nach rechts rollen, so würde die Bahn des Punktes R^ von 
der erreichten Spitze H wieder abwärts führen. Diese Bahn ist 
die „Cykloide". Teilt man nun den Kreisumfang QR { in 16 gleiche 
Teile ein, so werden diese in gleichen Strecken auch, auf der Linie 
(JR sich abdrücken, also bei der halben Drehung die Linie QR 
in 8 gleiche Stücke abteilen. Auf dem Radius OR\ befindet sich 
ein Punkt P; und dessen Bahn bei dem gleichzeitigen Fortrollen 
des großen Kreises wird durch die Linie Phi gegeben sein. Diese 
letztgenannte Kurve ist eine „Trochoide". Die Trochoide kann 
also auch definiert werden als die Kurve, welche von einem Punkte 
einer Radspeiche beschrieben wird, während das Rad entlang einer 
horizontalen Ebene in gerader Richtung fortrollt. Einen Punkt 
dieser Trochoide zu bestimmen ist, wie die Zeichnung zeigt, sehr 
einfach. Setzen wir z. B. Q als Anfangspunkt des Koordinaten- 
systems und QR als Abscissenachse, ferner 

OQ = r, 
OP^ h 
Winkel Q03 = &, 

so sind die Koordinaten des Punkts c 2 der Trochoide: 

x = c i c 2 = et c 3 -f c 2 c 3 = rO + p sin 6, 
V = c { Q= OQ + Oc { = r + p cos 9. 

Denn wenn der Punkt 3 in QR von Punkt 3 des Rollkreises be- 
rührt wird, ist der Mittelpunkt des letzteren von 0 nach S 
gekommen, und Sr 2 = OP=p. Graphisch sind die einzelnen Punkte 
der Trochoide PA 2 , also wieder z. B. c 2 , so zu finden, daß man 
auf der Bahn des Rollkreiszentrums, also O/S, die der entsprechen- 
den Phase der Drehung zukommenden Lagen dieses Zentrums 
(also S) aufsucht, und den Winkel POc = Q03 = 0 an die über 
$ verlängerte Gerade 83 anlegt (oder was dasselbe ist, Sc 2 pa- 
rallel Oc zieht) und = Oc = j> macht. Oder anders und noch 
bequemer: man zieht die Horizontale cr 3 , sucht ihren Schnittpunkt 
mit der Senkrechten S 3 und macht c^c^ cc x . (Vgl. W. H. 
White, A Manual of Natal Architecture , London 1877, p. 143). 
Eine eingehende Darstellung der sogen. Trochoidentheorie der 
Wellenbewegung kann an dieser Stelle schon darum nicht gegeben 
werden, weil sie Kenntnis der Infinitesimalrechnung voraussetzt. 
Man findet die Ableitung der im folgenden aufgezählten Formeln 
in zahlreichen Abhandlungen der französischen Schiffbauingenieure 
Bertin in den Memoires de la SociM Nationale des Sciences Natu- 
relles de Cherbourg, tomes XV, XVI, XVII, XVIII, XXII; und 
Duhil de Benaz6 in Revue maritime et coloniale, t. 42, 1874, 
p. 618 ff.; ferner bei Hagen, „Wellen auf Gewässern von gleich- 
mäßiger Tiefe" in den mathem. Abhandl. d. Kgl. Akademie d. 
W. zu Berlin a. d. Jahre 1861, Berlin 1863: und in Hagen, Hand- 
buch der Wasserbaukunst, 3. Teil, Seeufer und Hafenbau, Bd. 1, 
Berlin 1863, S. 3—104. Die Abhandlung Airys, On tides and 
tcaces, in der Encyclopaedia Metropolitana, vol. V, p. 282 ff. ist schwer 



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Wellen in tiefem Wasser. 



zugänglich. Einen vollkommen genügenden Auszug aus der Ab- 
handlung Airys gab Guieysse in Liouvilles Journal des Matht- 
matiques 3me Serie, vol. 1,' Paris 1875, p. 399 - 450. Vgl. auch 
Lamb, Einleitung in die Hydrodynamik, übersetzt von Reift". 
Tübingen 1884, S. 251 — 275. — Die Wellenbewegung behandelt 
streng mathematisch Boussinesq, sur les ondes liquides perio- 
diques in den Mtmoires pres. par divers Savants ä l'Acad. des Sciences 
vol. XX, Paris 1872, p. 509—615. Aeltere Versuche rühren her 
von: Stokes in Cambridge and Dublin Math. Journal IV, 1849; 
von Earnshaw in Philo». Transactions 1860; von Froude in den 
Transactions of the Institution of Natal Architects for 1862; Ran- 
kin e in den Philosophical Transactions 1862; Lord Rayleigh im 
Philo*. Mag. 1872. — Wir schließen uns im folgenden vorzugs- 
weise an Hagen und Bertin an, welche ihrerseits an die Unter- 
suchungen von Gerstner (vgl. Weber, Wellenlehre, Leipzig 1825, 
§ 219) anknüpfen. 

II« Die Theorie der Wellen iu tiefem Wasser. 

Die Trochoidentheorie kommt ftir Wellen auf Wasser 
von unendlicher Tiefe zu den im folgenden der Reihe 
nach erläuterten Formeln. 

Es bedeutet in denselben: 
r den Radius des Rollkreises (s. Fig. 2); 
h den Radius der Kreisbahnen der Wasserteilchen 
an der Oberfläche, also die halbe Wellen- 
höhe: 

die Geschwindigkeit (Meter pro Sekunde), mit 
welcher die Wasserteilchen ihre Kreisbahn 
durchmessen („ Orbitalgeschwindigkeit u ) ; 

z die Wassertiefe (in Meter), vom mittleren Niveau 
der Oberfläche ab nach unten gerechnet; 

X die Wellenlänge, d. i. der Abstand vom Wellen- 
kamm zu Wellenkamm (in Meter); 

c die Geschwindigkeit (Meter pro Sekunde), mit 
der sich die Welle über die Wasseroberfläche 
fortbewegt („ Fortpflanzungsgeschwindigkeit *). 

z die Periode der Welle, d. h. die Zeit, welche 
ein Wasserteilchen der Oberfläche braucht, um 
seinen Umlauf zu vollenden, oder, was dasselbe, 
die Zeit, welche die Welle braucht, um eine 
Strecke, gleich der Wellenlänge X zu durch- 
laufen (in Sekunden). 



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Orbitalbewegung. 



7 



Ferner bedeutet k die bekannte Ludolfsche Zahl, 
** die Basis der natürlichen Logarithmen (die Zahl 2,718), 
M den Modulus der gemeinen Logarithmen und g den 
Weg eines frei fallenden Körpers in der ersten Sekunde 
(4,9 m). 

Die von den einzelnen Wasserteilchen beim Vorüber- 
gang einer Welle beschriebenen Kreisbahnen haben an 
der Oberfläche den Radius ä, d. i. die halbe Wellenhöhe. 
Aber auch alle unter der Oberfläche liegenden Teilchen 
beschreiben solche Kreisbahnen, nur werden die Radien (p) 
dieser letzteren um so kleiner, je tiefer die Teilchen unter 
der Oberfläche liegen, und zwar gilt nach Bertin dafür 
die Formel: z 

p = he~ 2 *T I 

oder in einer für die Rechnung bequemeren Form: 

Hagen hat dafür die Formel: 

p = re ~ 7. 

Die Radien werden also in einer geometrischen Progression 
kleiner, und kann man dieses Verhältnis nach Rankine 
für alle praktischen Rechnungen genau genug wiedergeben 
durch den Satz: „Drücken wir die Tiefe in Neunteln der 
Wellenlänge aus, so nehmen die Durchmesser (2 p) der 
Kreisbahnen für jedes zukommende Neuntel der Tiefe um 
die Hälfte ab*; ist also 

die Tiefe, in Bruchteilen von >. = 0, V»i 8 /»i 3 /»i \'»-> 8 /» fclc - 
dann ist 2p in Bruchteilen der 

ganzen Wellenhöhe (ßh) = 1, V 2 i V*> '/»i V"-» V 256 e ^*- 
Wellen von 90 m Länge und 3 m Höhe sind im 
offenen Ozean ganz gewöhnlich; hier ist also an der 
Oberfläche 2 p = 2h = 3 m. Dagegen werden sich die 
Wasserteilchen in 10 m Tiefe nur noch um 1,5 ni ver- 
schieben, in 20 m Tiefe um 0,75 m, in 50 m Tiefe nur 
noch 9 cm, in 100 m Tiefe aber noch nicht ganz 3 mm *), 

*) Die aus der Formel I sich ergebenden genauen Werte für 
2 ? sind resp.: 1,486, 0/743, 0,914, 0,00279 m. 



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s 



Wellen in tiefem Wasser. 



also in dieser Tiefe kaum mehr merklich. Aus der Formel 
indes ergibt sich, daß diese Bewegung erst in unendlicher 
Tiefe völlig gleich Null wird. 

Am deutlichsten werden diese Vorgänge unter der 
Welle durch folgende Betrachtung werden. Man denke 
sich die ganze Wassermasse im Ruhezustande zerlegt in 
eine groüe Zahl von sehr dünnen Wasserfäden, deren 
Achsen alsdann als gerade Linien senkrecht zur Ober- 
fläche in die Tiefe führen würden. Tritt nun Wellen- 
bewegung ein, so werden diese Wasserfäden zunächst 
unter dem Wellenkamm sich verlängern, unter dem Wellen- 
thal sich verkürzen, dabei haben dieselben aber nur im 
Momente, wo sie die tiefste Stelle des Wellenthals oder 
die höchste des Wellenkamms einnehmen, ihre senkrechte 

Fig. 3. 




Lage; sonst neigen sie sich mit ihren oberen Enden bald 
nach der einen, bald nach der anderen Seite. Fig. 3 zeigt 
links die verschiedenen Stellungen, welche ein und der- 
selbe Faden beim Vorübergang einer Welle nach und 
nach einnimmt; die rechts daneben stehende Figur gibt 
die kreisenden Bahnen der einzelnen Punkte, welche über- 
einander liegend den Faden bilden. Die Zeichnung ver- 
längert den Faden so weit nach oben, daß die Bahn seiner 
Spitze ein Wellenprofil in Gestalt der gemeinen Cykloide 
ergeben würde; die Profile, welche die nächst darunter 
liegenden Teilchen durch ihre Bahnen ergeben und welche 
Trochoiden sind, ersieht man aus der nächsten Fig. 4. 
Endlich soll Fig. 5 dazu dienen, sämtliche Wasserfäden 
darzustellen, wie sie in demselben Zeitmomente in der 
ganzen Ausdehnung einer Welle sich gestalten, und wenn 



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Orbitalbewegung. 



9 



man davon absieht, daß diese Fäden eine unendlich kleine 
I>icke haben, so ist jeder Faden durch die Fläche zwischen 
je zwei Linien angedeutet. Man bemerkt hier, daß die 



Hg. 4. 




Faden im Wellenkamm schmaler sind als im Bereiche 
des Wellenthals, und zwar ist dieser Unterschied um so 

Fig. 5. 




größer, je näher der Oberfläche wir messen. Diese Ober- 
fläche selbst mußte sogar darum als Trochoide gezeichnet 
werden, weil für eine Cykloide die Fäden sich im Wellen- 
kamm völlig zugespitzt hätten und ihre Trennungslinien 
zusammengefallen wären. 

„Die hier dargestellten verschiedenen Fäden bezeichnen aber 
auch die verschiedenen Formen und Stellungen, welche derselbe 
Faden nach und nach einnimmt. Man denke eine Wellenlänge X 
in soviele Teile geteilt, als die Periode der Welle t Zeitelemente 
Af enthält. Und vor dem Beginn der Wellenbewegung, also zur 
Zeit wo alle Fäden senkrecht standen und gleich lang, folglich 
auch gleich breit waren, seien sie durch lotrechte Scheidungslinien 
voneinander getrennt worden. Tritt alsdann die Wellenbewegung 
ein, so bleiben diese Fäden noch immer voneinander getrennt und 
jeder einzelne behält sein ursprüngliches Volum, während er an 
die beiden benachbarten sich überall anschließt. Wie er sich 
verlängert oder verkürzt, muß seine Breite in entsprechender 
Weise ab- oder zunehmen. Letzteres geschieht aber nicht gleich- 



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10 



Wellen in tiefem Wasser. 



mäßig in der ganzen Höhe, vielmehr tritt diese Veränderung vor- 
zugsweise in der Nähe der Oberfläche ein. Die Breite jedes Fadens 
vor dem Eintritt der Wellenbewegung war gleich c. lt. Nimmt 
man nun an, daß diese in Fig. 6 dargestellte Ebene, der Richtung 
der Wellenbewegung entgegen mit der Geschwindigkeit e fort- 
geschoben wird, so daß sie also in jedem Zeitelemente 1t um 
die ursprüngliche Breite eines Fadens, also um c. A* zurückgeht, 
so rückt derselbe Faden jedesmal an die Stelle, welche die Figur 
für den nächst folgenden zeigt; und die verschiedenen Stellungen 
und Verbreitungen oder Verengungen, die derselbe Faden nach 
und nach annimmt, kann man daher in dieser Figur erkennen. 
Diese umfaßt indes keineswegs alle Veränderungen vollständig, 
vielmehr setzen sie sich noch weiter abwärts fort, obwohl sie 
hier immer geringer werden. Wie gesagt befindet sich die Mittel- 
linie des Fadens beim Vorübergange des obersten Wellenkamms 
oder untersten Wellenthals an ihrer ursprünglichen Stelle und 
steht senkrecht. An allen zwischenliegenden Punkten rückt indes 
der Fuß des Fadens, wie die Figur zeigt, nach der einen oder 
der andern Seite und neigt sich zugleich vor- und rückwärts wie 
in Fig. 3." (Hagen.) 

„Man hat die Bewegung dieser Wasserfäden häufig verglichen 
derjenigen der Halme eines Kornfeldes, wenn der Wind sie hin 
und her schwanken und über die Aehren hin eine Welle verlaufen 
lässt. Aber obschon gewisse Aehnlichkeiten vorhanden sind, so 
ist doch der Hauptunterschied nicht zu übersehen: dass nämlicit 
die Halme von konstanter Länge bleiben, während die Wasser- 
faden sich bald verlängern bald verkürzen." (White; vgl. schon 
Ilias 11, 145 fT.) 

Diese Betrachtungen werden besonders den Umstand 
ins Licht treten lassen, daß in einem Medium von so 
geringer Elasticität, wie das Wasser ist, und unter der 
Bedingung der Kontinuität, wie sie für jede Flüssigkeit 
gilt, doch durch kleine Verschiebungen der Wasserteilchen 
es möglich wird, daß die ganze Wassermasse in Schwin- 
gungen gerät, die an der Oberfläche in Wellenform auf- 
treten und, wenn einmal eingeleitet, bei der geringen 
inneren Reibung des Wassers sich noch lange erhalten 
können, auch nachdem die erregende Ursache selbst nicht 
mehr wirksam ist. 

Ferner läßt sich aus dem obigen schon unmittelbar 
folgern, daß eine und dieselbe Wassermasse von mehreren 
Wellensystemen gleichzeitig durchlaufen werden kann. 
Da die einzelnen Wasserteilchen sich nicht zwischen ein- 
ander hindurch bewegen (was eine starke Reibung er- 



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Wellenformeln II bis V. 



11 



zeugen würde), sondern immer von ihren alten Nachbar- 
teilchen umgeben bleiben, können die Wasserfaden jedes- 
mal die Gestalt annehmen, welche ihre Stellung zu den 
verschiedenen Wellensystemen verlangt. Wäre das Wasser 
eine vollkommene Flüssigkeit (d. h. ohne alle innere Rei- 
bung), so würden auch diese sich durchkreuzenden Wellen- 
bewegungen bis in Ewigkeit fortdauern, so lange die 
Voraussetzung der Theorie: „unendlich große Tiefe" und 
.nach allen Seiten unbegrenzte Ausdehnung des Wassers" 
zutrifft, was in der Natur ja nicht der Fall sein kann. 

Die nachstehenden Formeln bedürfen nur kurzer Er- 
läuterung. 

Die Periode der Welle wird gegeben durch die 
Formel 



-X II 

g 

die Periode ist also proportional der Quadratwurzel aus 
der Wellenlänge. Lange Wellen haben also immer auch 
eine längere Periode als kürzere Wellen. 

Die Periode ist aber fem er direkt proportional der 
Geschwindigkeit, mit welcher die Welle fortschreitet: 

T = - C III 

g 

Diese Geschwindigkeit ist demnach auch wieder 
proportional der Wurzel aus der Wellenlänge: 

c = Vf x IV 

Da nun die Wellenlänge gleich dem Umfange des die 
Cykloide erzeugenden Rollkreises ist, also 

\ = 2 r 

so ist auch c durch /* ausgedrückt: 

c = v V 

d. h. die Geschwindigkeit ist dieselbe, welche ein frei 
fallender Körper besitzt, der die Strecke r herabgefallen ist. 



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12 Wellen in tiefem Wasser. 

Durch r kann niän auch die Periode ausdrücken, 
nämlich : 

was bedeutet, daß ein Pendel von der Länge r in der- 
selben Zeit t eine vollkommene Schwingung macht, d. Ii. 
seine Bahn erst nach der einen und dann nach der anderen 
Seite zurück durchmißt. 

Die Geschwindigkeit, ausgedrückt durch die Periode, ist 

C = — T VII 

Die Wellenlänge X lässt sich danach setzen: 

* = £t» .... VIII 

S * 

Nachstehende Tabelle zeigt die für verschiedene Werte 
von t nach Formel VII, VIII und I berechneten Daten für 
die Wellenlänge, die Geschwindigkeit, und den Radius p 
der Orbitalbahnen in verschiedeneu Tiefen, wenn die halbe 
Wellenhöhe h gegeben ist (nach Bert in). 



T 

(Sek.) 


X 
im) 


c 

(■. f. Srt.) 


ti 

Verhältnis-^- in den verschiedenen Tiefen r = 


2 m 


10 m 


20 in 


50 m 


100 m 


2 


6.2 


3,12 


0,134 


0,000 


0,000 


0.000 


0,000 


8 


14,1 


4,70 


0,410 


0.012 


0.000 


0,000 


0,000 


4 


25 


6,20 


0.605 


0.080 


0,007 


0,000 


0,000 


5 


39 


7,81 


0,725 


0,200 


0,040 


0,000 


0.000 


6 


56 


9,37 


0,800 


0,327 


0,107 


0,004 


0,000 


7 


77 


10,93 


0.848 


0,440 


0,193 


0.016 


0,000 


8 


100 


12,49 


0382 


0,533 


0.283 


0,043 


0.002 


9 


126 


14.05 


0,905 


0,608 


0.370 


0,083 


0.007 


10 


156 


15.61 


0,923 


0.668 


0.447 


0,184 


0.018 


11 


189 


17.17 | 0,936 


0.717 


0,514 


0,190 


0,036 


12 


225 


18.73 ' 0.946 


0,756 


0,572 


0,247 


0,061 


14 


306 


21,85 


1 0,960 


0,814 


0,664 


0,358 


0,128 


16 


396 


24,98 


| 0,969 


0,863 


0,728 


0,452 


0,205 


18 


506 


28,10 


; 0.975 


0 883 


0,780 


0,537 


0,289 


20 


624 


'41 99 


0.980 


0^904 


. 0.818 


0,605 


0,366 


22 


762 


34.34 


1 0.984 


0.921 


0,848 


0,662 


0,438 


24 


899 


37,46 0,986 


0.932 


0.870 


0,705 


0,497 



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Wellen formein VI bis XI. 18 

Von der Geschwindigkeit, mit der die Welle über 
das Wasser hinschreitet, ist verschieden diejenige, welche 
die Wasserteilchen in ihrem Kreislauf an der Oberfläche 
haben. Nennen wir diese Orbitalgeschwindigkeit r, so 
ist sie 

r = c- IX 

r 

und ihr Verhältnis zu r, indem wir r durch X ausdrücken, 

~=2s£ X 

C X 

dieses ist also gegeben durch das Verhältnis der Wellen- 
ihe zur Wellenlänge. Der Quotient h : X ist immer ein 
echter Bruch, dessen Wert nach der Theorie abnehmen 
kann von seinem Maximum 1 : tz (bei der Cykloide) bis 
zu unendlich kleinen Größen. Die Theorie gibt also kein 
festes Verhältnis zwischen Wellenhöhe und Wellenlänge, 
damit also dann auch kein solches der Orbitalgeschwindig- 
keit zur Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Welle. Nach 
den unten zu gebenden thatsächlichen Beobachtungen liegt 
der Wert von 2h : X zwischen ^i* und woraus sich 
für v eine Geschwindigkeit zwischen 0,2(32 c und 0,077 c 
so daß also c 4 bis 15mal größer ist als r. 
Die Orbitalgeschwindigkeit nimmt natürlich ebenfalls 
mit der Tiefe ab, und zwar nach der Exponentialformel : 

z 

r = ce~~V XI 

also auch in geometrischer Progression im gleichen Sinne 
wie p nach Formel I. 



III. Theorie der Wellen in flachem Wasser« 

Experimente. 

Während diese Formeln für die Wellen in unendlich 
tiefem und seitlich unbegrenztem Wasser als unbestrittene 
Errungenschaften der Analysis gelten dürfen, sind die 
Vorgänge in den Wellen auf flachem Wasser keineswegs 
bei den verschiedenen Autoritäten durch identische Formeln 
charakterisiert. Hagen tritt sogar in seinen Unter- 



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14 



Wellen in flachem Waseer 



suchungen über Wellen auf Wasserflächen von geringer, 
aber konstanter Tiefe den Behauptungen Airys schroff 
gegenüber. Dieser fahrt nämlich die Voraussetzung ein. 
daß die Wellen nur eine unendlich kleine Höhe haben, 
wodurch er vielfach genau zu denselben Resultaten ge- 
langt, als wenn er die Wassertiefe als unendlich groß, 
die Wellenhöhe aber als endlich angenommen hätte. Ferner 
wird durch Airys Annahme die Bedingung der Kontinuität, 
die bei allen diesen Untersuchungen obenan steht, ganz 
untergeordnet. Die von Airy selbst behauptete Ueberein- 
stimmung seiner theoretischen Ableitungen mit den Ex- 
perimenten Scott Russells wird von letzterem bestritten, 
indem dieser Airy vorwirft, daß er die ihm vorliegenden 
Beobachtungen willkürlich abgeändert habe. Kurz, die 
Analysis und das Experiment sind nicht in erwünschter 
Eintracht. 

Es wird darum gut sein, hier gleich die Resultate 
experimenteller Beobachtungen einzuschalten, soweit sie 
von Wilhelm und Heinrich Weber, von Scott Russell 
und Hagen Übereinstimmend gegeben werden. 

Zu diesen Experimenten dienten jedesmal sogenannte 
„ Wellenrinnen tt , lange Kästen von gleichem rechteckigem 
Querschnitt, meist mit durchsichtigen Wänden (s. unten 
Fig. 21), durch welche man die Vorgänge im Innern des 
Wassers beobachten konnte. Die Brüder Weber er- 
regten die Wellen in der Weise, daß sie mit einem dünnen 
Röhrchen eine kleine Wassersäule aufsaugten und dann 
ins Wasser zurückfallen ließen. Scott Russell sperrte 
mittels eines Schützes am Ende seiner mehr als 0 m langen 
Rinne eine Quantität Wasser ab und gab dieser ein höheres 
Niveau als dem Hauptbassin. Sobald er nun dieses Schütz 
entfernte, erhielt die Wassermasse des Hauptbassins den 
wellenerzeugenden Stoß. Hagen ließ durch ein Uhr- 
werk eine Scheibe im Bassin in regelmäßig sich wieder- 
holende Schwingungen versetzen und erzeugte so eine 
tfanze Reihe von Impulsen, welche in gleichen Intervallen 
aufeinander folgten. Lediglich durch Erzeugung von Wind- 
wellen im kleinen auf der Oberfläche des Wasserbeckens 
ist keiner der vorliegenden Versuche augestellt. 



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Ergebnisse der Experimente. 



15 



Uebereinstimmeud ergibt sich aus diesen Experimenten 
folgendes. Die Wasserfäden schieben sich in seichtem 
Wasser am Boden hin und her, während nach der für un- 
endliche Tiefen gegebenen Theorie sie mit ihrem unteren 
Ende als fest wurzelnd angesehen werden können. Da- 
gegen zeigen die oberen Enden der Wasserfaden neben 
ihrer Verlängerung und Verkürzung auch ein Ueberneigen 
bald nach vorn, bald nach hinten, die Wasserteilchen be- 
schreiben also auch hier geschlossene Bahnen, die an der 
Oberfläche nach Hagen wie nach Weber von Kreisbahnen 
gar nicht oder nur wenig verschieden sind. Dabei bleibt 
bei Hagen der horizontale Durchmesser dieser Bahnen 
sich durch die ganze Wassersäule fast gleich, bei Weber 
ist die horizontale Verschiebung der Teilchen an der Ober- 
fläche am größten, nimmt dann erst langsam ab, näher 
dem Boden aber wieder ein wenig zu (Wellenlehre § 104). 
Dagegen nimmt die vertikale Verschiebung der Teilchen 
je näher diese dem Boden liegen, um so mehr ab und 
verschwindet am Boden selbst vollständig. Alle Teilchen 
eines Wasserfadens befinden sich in der gleichen Phase 
ihrer Bewegung. Es schreitet also, wie im unendlich 
tiefen Wasser, eine und dieselbe Welle in jeder beliebigen 
Tiefenschicht mit der gleichen Geschwindigkeit durch das 
Wasser hin (Weber § 116, S. 141). Sehr wichtig ist 
jedenfalls, daß in den oberflächennahen Schichten, wo die 
reibende Wirkung des Bodens aufhört, die Teilchen sich 
in ähnlicher Weise bewegen , wie in unendlich tiefem 
Wasser: und zwar sind nach Hagen wie nach Weber die 
Orbitalbahnen um so ähnlicher dem vollen Kreise, je tiefer 
das Wasser in der Wellenrinne steht. 

Nach Airys Theorie haben die Orbitalbahuen der 
Wasserteilchen die Gestalt von Ellipsen, welche in den ein- 
zelnen untereinander liegenden Elementen desselben Wasser- 
fadens sämtlich gleiche absolute Excentricität (s) haben, 
in denen also die beiden Brennpunkte jedesmal gleich- 
weit voneinander entfernt sind, wobei die horizontale halbe 
Achse a am Boden des Bassins gleich s wird, während die 
vertikale halbe Achse ß hier verschwindet. Die Rechnung 
zeigt , daß alsdann zwei untereinander liegende Bahnen 



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10 Wellen in flachem Wasser. 

nicht in derselben Zeit durchlaufen werden, was in der 
That gegen die Kontinuitätsbedinguug streiten würde. 
Ebenso wie diese Orbitalgeschwindigkeit variabel ist, so 
ist auch die Fortpflanzungsgeschwindigkeit und die Periode 
der Welle in den verschiedenen untereinander liegendeu 
Schichten bei Airy von dem variablen Verhältnis von ß 
zu ol abhängig, nämlich 

t== vj-f ,x m 

also in den verschiedenen Tiefen ungleich! Das alles würde 
zur Folge haben, daß in Wasser von endlicher Tiefe die 
Wellenbewegung sich selbst jedesmal zerstörte, was den 
Beobachtungen im Experiment wie in der Natur wider- 
streitet, wo die Wellen auch in flachem Wasser sich ganz 
regelmäßig ausbilden. 

Aus Airys Rechnung ergibt sich für das Verhältnis 
der beiden Halbachsen die Formel: 

2k(p-z) — 2rc(p—z) 4k (p z) 

XXX 

_ß £ —£ e —1 

a 2 k (p—z) — 2iz(p—z) Ak(p-z) 1 

X X X 

e -\-e e 

worin p die ganze Wassertiefe bedeutet, z den Abstand 
der betreffenden Wasserschicht von der Oberfläche. An 
dieser letzteren selbst ist z = 0, alsdann wird obige 
Formel 

2xp —2r*p 4np 



X X X 
ß 0 ä_ e —e e 



XIV 



X X X 

e +f e +1 

Airy hat jene Schwierigkeiten seiner Formeln zwar selbst 
auch erkannt (was bei einem so ausgezeichneten Analytiker 



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Untersuchungen von Airy 



17 



selbstverständlich ist), doch erachtete er trotzdem seine 
Resultate in der doppelten Einschränkung noch für 
brauchbar, daß er einmal die Wellen als unendlich klein 
annahm und zweitens die Geschwindigkeit der Welle nur 
nach den Vorgängen in der Oberflächenschicht bestimmte, 
daher der Quotient ß : a in XII und XIII den Wert hat, 
wie er aus XIV sich ergibt (vgl. darüber auch Bertin in 
den Mtm. Soc. Cherbourg, XVII, 1873, S. 292 f.). 

Obige Exponentialformeln gewinnen unter diesen 
Voraussetzungen allerdings eine gewisse Brauchbarkeit, 
und praktisch sind sie meist nur in folgenden zwei Grenz- 
fallen zu verwenden: 1) bei den gewöhnlichen Wellen, wo 
der Quotient p : X im Exponenten eine ganze Zahl ergibt, 
sobald die Wassertiefe größer ist als die Wellenlänge, 
was im offenen Meer ja immer der Fall ist. Dann werden 
die Potenzen von e so große Zahlen, daß es nichts ver- 
schlägt, ob wir sie um 1 vergrößern oder verkleinern. 
Mit anderen Worten wird alsdann a fast genau gleich ß, 
und die Fortpflanzungsgeschwindigkeit folgt demselben 
Gesetz, wie für Wasser von unendlicher Tiefe (vgl. oben IV): 




Selbst wenn die Wassertiefe sich bis auf 1 2 X verringert, 
so wird der Quotient ß:a noch nicht kleiner als 0,99t); 
setzt man ihn gleich 1, so wird der Fehler dadurch kaum 
ein halbes Prozent. 

2) Der zweite Grenzfall tritt bei den Flutwellen und 
den durch Erdbeben erzeugten Stoßwellen ein: hier ist 
die Wassertiefe immer sehr klein gegenüber der Wellen- 
länge, der Quotient p : X also ein sehr kleiner Bruch, der 
jedenfalls aber kleiner sein muß als 0,001, d. h. die 
Wellenlänge muß mindestens tausendmal größer sein als 
die ganze Wassertiefe (Airy § 171). Um alsdann die 
Formel handlicher zu gestalten, entwickelt man die Ex- 
ponentialgrößen im Zähler und Nenner in Reihen, welche 
nach ausgeführter Division und Vernachlässigung aller 
höherer Potenzen von p : \ in erster, aber genügender 
Annäherung ergeben, daß 

Krümmel, Ozeanographie II« 2 



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18 Wellen in ilachem Wasser 

also 

** = 2gp XV 

Wir werden später auf die Verwendung und Prüfung 
dieser beiden Formeln zurückkommen, welche übrigens 
bereits 1788 von Lagrange auf einem anderen Wege der 
Analysis gefunden worden sind. Formel XV, welche in 
der Litteratur meist die Airysche, bisweilen auch die 
Scott Rüssel Ische genannt wird, sollte daher eigentlich 
nur den Namen Lagranges tragen. 

In den Fällen aber, wo eine genauere Rechnung nötig' 
wird und die eben erwähnten Grenzfälle nicht vorliegen, 
kann man nach Stokes die Exponentialformel durch Ein- 
führung eines Hilfswinkels sich für die logarithmische 
Rechnung bequemer machen. Setzt man nämlich 

- 

2:: p 

e = cos 

so erhält man nach einer elementaren Rechnung 



und daraus: 



r,* = £ X • rv« 2$ . . . . XVII 



x = — XVI11 

g cos 2$ 



Für die meisten Fälle dürfte auch folgende von 
Bertin berechnete Tabelle ausreichend sein, welche für 
das Verhältnis von p : X zwischen 0,025 und 0,5 die ent- 
sprechenden Werte von ß : a an der Oberfläche gibt (Mim. 
de la Soc. des Sciences X<du>\ de Cherbonry, XVII, 1873. 
p. 206). 



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Wellenformeln XV bis XIX. 19 



p 

4 

k 


0,025 


0,050 


0,075 


0.100 


0,125^0,150 


0,175 


0,200 


0,225 


0,250 


3 

- = 


L 

0,156 


0,304 


0,4:*9 


1 

0,551 


0,656 


0,736 


0,800 


0,850 


0,888 1 0,917 


P _ 
\ 


0,275 


0,300 


0,325 


0,350 


0,875 


0,400 


0,425 


0,450 


0,475 


0,500 


y . 


0.989 


0,955 


0,968 


0,976 


0,980 


0,987 


0,990 


0,993 


0,995 


0,996 



Die gleiche .Annahme der elliptischen Gestalt der 
Orbitalbahnen finden wir auch in den umsichtigen Unter- 
suchungen von Boussinesq „über periodische Wellen in 
einer Flüssigkeit von gleicher, begrenzter Tiefe". Diese 
mögen darum, obwohl der Zeit nach viel jünger als die 
Hagens, schon hier folgen. Für die Beziehungen zwischen 
der Geschwindigkeit und der Wassertiefe gibt er folgende 
grundlegende Gleichung: 

e " - e te ) 

IC 

. 9 e " + , ZC )=0. . XiXa 
Hieraus wird angenähert abgeleitet: 

= ■ ■ • xix b 

Hierdurch haben wir also eine Formel, welche die Ge- 
schwindigkeit außer von der Wassertiefe nur noch von 
der Periode z abhängen läßt, also den in den einzelnen 
übereinanderliegenden Schichten variabeln Quotienten ß : a 
vermeidet. Führt man die Bedingung ein, daß p : zc ein 
sehr kleiner Bruch sei, was also sowohl bei großer Wellen- 
länge (xc = X), wie bei großer Wellenperiode z der Fall 
ist, so wird der in der Formel XiXb eingeklammerte 
Faktor nahezu gleich 1, und wir erhalten Airys Formel XV. 
Besteht hingegen die Bedingung, daß z eine kleine Größe 
(also etwa der Bruchteil einer Sekunde) ist, so daß also 



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20 



Wellen in flachem Wasser 



der Quotient p : x* = 1 oder < J wird , so ergibt sich 
aus XIX a für c die Formel VII: 



also ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen c und t wie bei 
unendlicher Wassertiefe. Nirgends erscheint bei Boussinesq 
die Annahme, daß die Wellen hierbei unendlich klein 
sein müssen, wie bei Airy, und so ergibt sich denn auch 
weiterhin, data die Geschwindigkeit c in allen Wasser- 
schichten dieselbe ist: die Wellen schreiten vertikal stehend 
durch das Wasser. Die Orbitalgeschwindigkeiten hat 
Boussinesq nicht besonders untersucht; über die ellipti- 
schen Bahnen selbst sagt er, daß die vertikalen Halb- 
achsen immer kleiner sind als die horizontalen, dabei alle 
Ellipsen (wie bei Airy) die gleiche absolute Exzentrizität 
haben. Am Boden ist die vertikale Halbachse ß = 0 ; 
sie wird größer, je mehr man vom Boden sich erhebt, 
und wird an der Oberfläche nahezu = a, sobald der 
Quotient ß:t 2 klein bleibt, also kleiner als 1 (oder höch- 
stens gleich 1) wird. 

Die horizontale Halbachse ist ebenfalls wie bei Airy 
am Boden gleich dem Abstand der beiden Brennpunkte 
der Ellipsen, und wächst gleichfalls mit der Annäherung 
an die Oberfläche. Das Verhältnis ß : a in verschiedenen 
Tiefenschichten wird bei Boussinesq durch folgende ein- 
fache Tabelle charakterisiert, deren Argument das Ver- 
hältnis p : ic (= p : X) ist. 



Für p:zc = 


1 




v< 


i* 




£ : oc = 


$:ot = 




ß:a = 


an der Oberfläche . . . 
in der Tiefe V* V • • . 

n » » V* P • • • 


0,9999 
0,9997 
0,9970 
0 


0.9960 
0,9860 
0.9171 
0 


0.9174 

0.8268 
0,6558 
0 


0,8502 
0,7358 
0,6109 
0 









Hagen war der Ueberzeugung, daß wenn die An- 
nahme Airys zu Grunde gelegt wird, daß die Wasser- 



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Untersuchungen von Boussineeq und Hagen. 21 



teilchen an der Oberfläche in elliptischen Bahnen kreisen, 
man immer wieder zu der weiteren Annahme geführt 
würde, daß die Wellenhöhen unendlich klein seien. Er 
schlug nun nicht, wie Boussinesq, einen anderen Gang der 
Untersuchung ein, sondern veränderte die Gleichung der 
Ellipse so, dass die vertikalen Halbachsen sowohl nach 
oben wie nach unten hin etwas größer werden: 

x = % sin y 

y = ß cos <p -f 7 cos ¥*- 
Damit erhielt er zwar eine Kurve, die der von ihm ex- 
perimentell beobachteten Bahn der Wasserteilchen sehr 
nahe kam, geriet aber schließlich dennoch in dieselben 
Schwierigkeiten, die er an Airy tadelt. Nennt man der 
Kürze wegen das Verhältnis ?:ß = a, wo o einen sehr 
kleinen Bruch bedeutet, so ergibt sich nach Hagen folgendes : 
Die Wellenlänge ist 

2apz .. ct. /. 1 9 . 3 , \ 

Den in der Klammer eingeschlossenen Faktor kann man 
indes seines von 1 nur wenig abweichenden Wertes wegen 
ganz vernachlässigen, erhält also genähert: 

X = 2xp j 

Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit ist: 

■ » - 2 SP 



oder genähert 



3 OL 2 

3 a 2 



0 8 



XXI a 



wenn man auch hier wieder die höheren Potenzen von s 
vernachlässigt. Setzt man in dieser Gleichung, Airys An- 
nahme unendlich kleiner Wellen folgend, ß : a = 0, so 
erhält man die Lagrangesche Formel XV: 



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22 Wellen in flachem Wasser. 

* 

Andrerseits aber ergaben die Beobachtungen Hagens. daß 
a an Größe so wenig verschieden von ß war, daß ohne 
großen Fehler meist ß : a = 1 gesetzt werden darf; dann 
wird aus XXI a die neue Formel: 



c Ä = 3g jj 

Versucht mau c in der Formel XX auszudrücken durch * 
nach Gleichung XIX, so wird 

r» = ^- * 

* 7 _ III 

und bei der Bedingung a = ß: 

2k 

Unter der gleichen Bedingung erhält Gleichung XIX die 
einfache Form: 

X = »xp XXIII 

und aus XII und XXIII ergibt sich dann die Periode 

t = ^y^ XXIV 

Die Orbitalgeschwindigkeit der Wasserteilchen wird 
bei Hagen in den einzelnen Phasen der Bahn nicht gleich, 
sondern folgt dem Gesetze: 

v = (1 — 2l cos <p 3 ). 

Die geringste Geschwindigkeit tritt daher im oberen Schei- 
tel oder Wellenkamm ein, wo sie 

3 

v min. = j e (1 — 2v\ 
die größte im Wellenthal, wo sie wird 

v max. — [ - c (1 +21). 



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Beobachtungen der Brüder Weber. 23 

Setzt man s, nach einer Beobachtung z. B. = 0,033, so 
verhalten sich die beiden Extreme wie 88 : 100. Der 
mittlere Wert von v aber ist: 

v = ^-c XXV 

P 

Eine ganz elementare Ableitung dieses Ausdruckes wird 
bei einer späteren Gelegenheit gegeben werden. Der 
Wert von r ist um so geringeren Schwankungen aus- 
gesetzt, je größer die Wassertiefe vergleichsweise zur 
Wellenhöhe (2ß) ist oder je kleiner s wird. 

Vergleichen wir nunmehr die Resultate der Experi- 
mente in der Wellenrinne mit den Formeln von Airy und 
Hagen, so ergibt sich folgendes. 

Die Messung der Geschwindigkeit, mit der die 
Welle über das Wasser fortschreitet, ist eine schwierige, 
und die Beobachtungsfehler werden dabei sehr beträcht- 
lich, so daß sie nur in langen Reihen sich einigermaßen 
ausgleichen. 

Was die Beobachtungen von Ernst Heinrich und 
Wilhelm Weber betrifft, so sind dieselben zwar an sich 
mit großer Zuverlässigkeit ausgeführt, leider aber aus 
anderen Gründen unbenutzbar (vgl. Wellenlehre § 132 bis 
137). Die Weber benutzten nämlich zwei Wellenrinnen, 
von denen die kleinere (im Lichten) maß: Länge 1,733 m, 
Höhe 0.22 m, Breite nur 15,1 mm. Die enrößere war 
doppelt so lang und breit, aber 0,63 m hoch. Folgende 
Tabelle bezieht sich in den ersten fünf Rubriken auf 
Messungen in der kleineren Weilenrinne. Die an sechster 
Stelle aufgeführten Resultate, aus der größeren Wellen- 
rinne gewonnen, sind streng genommen den vorigen nicht 
vergleichbar, weil der die Welle hier erzeugende Impuls 
etwas anders bemessen war. Zum Vergleich sind auch 
die Werte von c aufgenommen, wie sie sich nach Airy, 
Formel XV ergeben würden. Die Zahlen bedeuten sämt- 
lich Millimeter. 

Wassertiefe p = . . . 27.1 54.1 81,2 108.3 102.4 (022.6) 
Beob. Geschwindigkeit . 550 763 850 900 941 (1721) 

* = >l2gl> 516 728 893 1031 12G2 (2471) 



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24 



Wellen in flachem Wasser. 



Man sieht, dass die beobachteten Geschwindigkeiten bei 
den größeren Tiefen sehr erheblich hinter den aus For- 
mel XV abgeleiteten zurückbleiben. Die Ursache dieser 
Erscheinung ist zum Teil in den ungünstigen Dimensionen 
der Wellenrinne zu suchen. Bewegungen in einer Wasser- 
masse von nur 15 mm Breite unterliegen einer sehr wirk- 
samen seitlichen Adhäsion, wodurch denn in jener Be- 
obachtungsreihe nur da« allgemeine Gesetz erkennbar bleibt: 
in tieferem Wasser ist die Geschwindigkeit der W T ellen 
größer als in flacherem. 

Unter günstigeren Verhältnissen sind die Messungen 
von Scott Russell angestellt (Report of the 14 th meetiriy 
of the British Association for the advancemettt of science etc. 
London 1845, p. 311 — 392). Leider hat er sich vorzugs- 
weise mit einer Art von W r eilen beschäftigt, welche anderer 
Entstehung sind als die Windwellen des Meeres, nämlich 
mit sogen. „Uebertragungswellen* (teures of translation). 
Solche Welle bildet eine isolierte Erhebung ohne voran- 
gehendes oder nachfolgendes Wellenthal, welche einsam 
(nicht in Scharen wie die Windwellen) über die sonst 
ebene Wasserfläche dahin eilt (daher auch „ Einzelwelle \ 
solitary wave, genannt), und die er, mehrfach reflektiert, 
viele Male die über (5 m lange und 0,3 m breite Wellen - 
rinne durchmessen ließ. Diese Welle zeigte sich stets 
in ihrer Geschwindigkeit abhängig von der Wassertiefe 
nach der empirischen Formel 

c = V ; *£ '(/> + *), 
wo Ii die Erhebung der Welle über das mittlere Niveau 
bedeutet 1 ). Wie man hieraus sieht, liegt der Wert von 
c immer zwischen den beiden aus Formel XV und XXI 

\ 2gp und \3gp folgenden. Danach bewegen sich also 
seine „Uebertragungs wellen* 4 mit derselben Geschwindig- 
keit, wie im allgemeinen die Wellen auf flachem Wasser. 



') Vgl. namentlich Tabelle IX bei Russell a. a. 0. S. 83i>. 
Ueber die analytische Ableitung dieser Formel vgl. Boussinesq 
in Comptes rendua vol. 72, 1871. p. 755 und vol. 73, 1871, p. 257 ff. 
und 1211: Journal des mathrmatique» (de Liouville) 1872. XVII, 
p. 55; 1873, XVIII, p. 47. 



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Ruseells Uebertragungswellen. 



25 



Die „Uebertragungswellen 4 * sind für die Vorgänge im Meer 
nicht von Bedeutung, wohl aber im Mündungsgebiete der Flüsse, 
wo die Gezeiten welle als solche aufzutreten scheint. Der fran- 
zösische Ingenieur Caligny bat übrigens nachgewiesen, daß 
es zwei Arten von Uebertragungswellen gibt, die er als onde 
solitaire und onde de translation im engeren Sinne bezeichnet. 
Die „Einzel welle" wird erzeugt, indem man eine Wassermasse 
plötzlich auf eine vorher ruhende Wasserfläche, etwa in einen 
schmalen und langen Kanal, verpflanzt; alsdann entsteht eine 
Aufwulstung von breiter Basis und relativ geringer Erhebung 
über dem alten Niveau, welche sich durch die ganze Länge des 
Kanals hin fortbewegt, ohne daß ihr andere Wellen folgten oder 
vorangingen. Die „Uebertragungswelle" im engeren Sinne wird durch 
seitlichen Stoß gegen das Wasser erzeugt, beispielsweise von jedem 
in Fahrt befindlichen Fahrzeug. So entdeckte sie Scott Russell, 
als er auf einem von Pferden gezogenen Kanalboote reiste: das 
Boot hielt plötzlich an, und trotzdem setzte die vor dem Bug 
aufgeworfene Welle ihren Weg noch mehrere hundert Meter fort 
mit einer konstanten, von der Wassertiefe abhängigen Geschwin- 
digkeit. In beiden Wellen findet thatsächlich ein Transport von 
Wasser über die Oberfläche des Kanals hin statt, es wird also ein 
Quantum Wasser von der einen Stelle nach der anderen „über- 
tragen 4 *, während doch bei den Wind wellen nur die Form der 
Welle durch das Wasser hinschreitet. Caligny's Untersuchungen 
ergaben, daß seine eigentliche onde de translation abhängig war 
von der Stärke des Impulses. Seine Wellenrinne nämlich hatte 
eine Länge von 24 m, eine Breite von 0,73, eine Tiefe von 0,42 m, 
die Impulse erregte er durch Einführen von schweren Cylindern 
in regelmäßigen Intervallen: je größer der Cylinder im Verhältnis 
zum Querschnitt des Kanals war und je tiefer er eingetaucht 
wurde, desto größer war die Geschwindigkeit der Uebertragungs- 
welle, bei übrigens gleicher und konstanter Wassertiefe. Seine 
vndes solitaires zeigten diese Variabilität nicht: diese hatten bei 
gleicher Wassertiefe und gleicher Wellenhöhe aber dieselbe Ge- 
schwindigkeit, wie die gewöhnlichen Wellen {ondes courantes). 
In den beiden Arten von Uebertragungswellen beobachtete Caligny, 
daß die Wasserteilchen geschlossene Bahnen zurücklegten, welche 
am Boden in einem Hin- und Herschieben bestanden, während sie 
je näher nach der Oberfläche desto mehr eine elliptische Gestalt 
annahmen; dabei war regelmäßig die vertikale Achse dieser 
Bahnen größer als die horizontale, was schon Emy 1831 behauptet 
hatte, während nach den Beobachtungen der Brüder Weber und 
Hagens allemal die horizontalen Achsen die größeren waren, wie 
solches auch in den Theorieen von Airy und Boussinesq angenommen 
wurde. Boussinesq ist der Ansicht, dass diese Verlängerung der 
Vertikalachsen auf die Reibung zurückzuführen sei. Ueber einen 
von Caligny und Bertin gemeinsam angestellten Versuch über 
die absoluten Werte von 2a und 2ß in verschiedenen Tiefen be- 
richtet der letztere {Mem. Soc. Cherboury, XXII, 1879. p. 179). Die 



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20 Wellen in flachem Wasser. 



Wassertiefe in der Rinne betrug 0,36 m, die Wellenperiode 1 Sek., 
die Wellenlänge 1,30 m, die Wellenhöhe 0,06 m. 



Tiefenschicht 


iioniünioic 
Achse 2 a = 


> crilKHIC 

Achse 2? t= 




(m) 


(m) 


An der Oberfläche (z = 0) . 
In 0,09 m Tiefe (z = \*p) . 

n 0,18 „ n = V* • 
„ 0,27 „ n (Z = » 4 . 

Am Boden der Rinne (z = p) 


0,055 
0,040 
0,032 
0,027 
0,020 


0,000 
0,029 
0.018 
0,009 
0.000 



Wenn ferner Caligny an dem Boden der Rinne liegende 
Sandkörnchen sich unter der (echten) Uebertragungswelle zwar 
erst vorwärts (im Sinne des Fortgangs der Welle), dann aber um 
eine erheblichere Strecke rückwärts sich verschieben sah, so be- 
ruhte das wohl auf der Art, wie er die Wellen erzeugte (Comptes 
renduH LH, 1861, p. 1309 [auch Cialdi, Sul moto ondoao dd mare, 
p. 601-632]-, XVI, 1843, p. 381: XIX, 1844, p. 978; Journal de» 
mathtm. [de Liouville] XIII. 1844, p. 93; 2™ serie XI, 1866, p. 235). 

Eine den Windwellen vielleicht Sihulichere Erschei- 
nung erzeugte Russell, indem er einen schweren Körper 
durch seine 4 Zoll = 101,6 mm tief mit Wasser gefüllte 
Wellenrinne schleifte und alsdann die im Rücken des 
Körpers sich bildenden Wellen nach Länge und Ge- 
schwindigkeit beobachtete. Diese Werte nahmen je weiter 
nach rückwärts desto mehr ab, und wenn wir die von 
ihm jedesmal verzeichneten längsten und schnellsten 
Wellen als die frischsten ansehen dürfen, so kam deren 
Geschwindigkeit mit 1408 mm ziemlich genau dem aus 
der Formel XV sich ergebenden Wert von 1412 mm gleich. 
Doch muß ich bekennen, daß mir seine auf diese Ex- 
perimente bezügliche Darlegung (Russell a. a. O. S. 867) 
an vielen Unklarheiten zu leiden scheint, während er 
offenbar den von ihm entdeckten „Uebertragungs wellen* 
den besten Teil seiner Sorgfalt wie seines Scharfsinnes 
zugewandt hat. 

Hagen, dessen Apparat eine exakte Bestimmung 
der fortschreitenden Geschwindigkeit der Wellen nicht 
begünstigte, stellt die Resultate seiner Experimente in 



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I 



Experimente von Hagen. 



27" 



folgender Tabelle zusammen; jede Zahl für c ist das Mittel 
aus je 10 Einzelmessungen. Die Zahlen sind aus dein 
rheinländischen Maß in Millimeter umgerechnet (Hagen, 
Wasserbau III, 1, S. 67). 




26,2 
39,2 
52,3 
65,4 
78,5 



„Man bemerkt, 4 * sagt Hagen, „daß die beobachteten 
Geschwindigkeiten jedesmal zwischen die beiden berech- 
neten fallen, daß sie aber namentlich bei den größeren 
Wassertiefen sich den letzteren Werten (c") nähern. Die 
Differenz c" — c wird also immer geringer, wie der Ein- 
fluß der Reibung sich vermindert, und sonach darf man 
wohl annehmen, daß dieser Ausdruck c" an sich richtig 
ist, jedoch die Resultate der Messung nicht scharf wieder- 
geben kann, weil er die Reibung nicht berücksichtigt.* 

Wellenmessungen in See, aber auf flachem Wasser, 
wobei außer den Größen X, t, c, h auch jedesmal die 
Wassertiefe p genau angegeben wäre, sind in der Litte- 
ratur sehr spärlich zu finden. Bert in berichtet (M£m. 
soc. Cherbourg, XVII, 1873, p. 298) von zwei Messungen 
des Schiffsbauingenieurs Duhil de Benaze, die sich auf 
Dünungen von erheblicher Länge beziehen, wo also die 
Bedingung bei Airy und Boussinesq, daß p : X ein kleiner 
Bruch sei, zutrifft. Er beobachtete nämlich: 



V 


c 


K 


T 


h 


u I y/ügp 




m 


i p. Sek. 


m 


m 


m 


m in 


m 


9 
9 


11,4 
11,0 


160 
190 


14 

14,5 


0,4 
0.7 


1.00 j|| < . 
1.65 |[j 


} 11.5 



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*28 



Wellen in Uacliem Wasser. 



Man hat hier, besonders im zweiten Falle, Orbital- 
balinen von großer Exzentrizität vor sich (a bedeutet die 
horizontale, // die vertikale Halbachse der elliptischen 
Bahn); in diesem Falle ergibt sich abermals, was die 
Geschwindigkeit betrifit, eine entschieden größere An- 
näherung an Hagens Fonnel XXI wie an die Formel XV 
Airys oder XIX Boussinesqs. 

Keiner dieser beiden Formeln günstig ist dagegen 
eine zweite Beobachtungsreihe, welche Hagen publiziert 
hat uud bei der das Verhältnis von p : X nur wenig kleiner 
als 1 ist. 

Nachstehende Tabelle enthält Daten über Geschwin- 
digkeit und Länge von Wellen, welche Kapitän Knoop in 
der Ostsee (I, II) und im Oderhaff (III) bei Swinemünde 
auf ziemlich kleiner, aber gleichmäßiger Tiefe auf Hägens 
Veranlassung gemessen hat. 



der 
Beob. 




Geschwindigkeit 




Länge 




Waswr- 


m per Sek. 




in 




liefe 
in 


beob. 






beob. 


= 


s/ 


- — <?' 
S 


1 
11 
III 


5,65 
8,48 
4,39 


8,24 
8,80 
3,49 


7,5 

94 
0,6 


9.1 
11,2 

8,0 


9,44 

7,85 


53,3 
27,6 


6,17 
5,20 


9,2o 
7.80 



Die Zahlen zeigen, daß für diese Wellen die aus der 
Wassertiefe (nach XV, XXI, XXII und XXIII) berechnete 
Geschwindigkeit und Länge viele Male größer ist als die 
beobachtete. Dagegen bewährt sich die ftir unendliche 
Tiefe geltende Beziehung zwischen \ und c vollkommen 
(vgl. die letzte Rubrik der Tabelle), wie übrigens nach 
den Erörterungen Boussinesqs zu erwarten war, welcher 
Formel XV nur dann für anwendbar erklärt, wenn der 
Quotient p}* oder tz-xc ein sehr kleiner Bruch ist. In der 
That werden wir im nächsten, die Gezeiten behandelnden 
Kapitel eine große Anzahl von Beispielen finden, in denen 
sich die Lagrangesche Formel unter der von Boussinesq 
und Airy gegebenen Bedingung völlig bewährt. 



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Beobachtungen von Hagen. 



29 



Hagen kommt nun auf Grund dieser Beobachtungen zu der 
Ueberzeugung, daß bei mäßiger Wassertiefe ein doppeltes System 
der Wellenbewegung sich ausbilde: ein unteres, unmittelbar über 
Hern wagrechten Meeresboden, wo die Wasserfäden in senkrechter 
Stellung sich hin und her schieben, was (nach einer hier nicht 
naher interessierenden Ableitung) bis zu einer Höhe vom Boden 
r = X: fr: = 0,1592 X oder rund l /« der Wellenlänge, der Fall wäre; 
zweitens ein oberes, wo die Wasserfäden und Orbitalbahnen sich 
verhalten würden wie im Wasser von unendlicher Tiefe, während 
in der Uebergangsschicht sich die abgeflachten Orbital bahnen des 
unteren Systems in Kreise vom Radius ß verwandeln. Nur wo- 
fern die Wassertiefe überhaupt nicht V# der Wellenlänge erreicht, 
würden ausschließlich die Regeln für das Flachwassersystem 
(XV ff.) zur Anwendung gelangen. Dabei ergibt sich indes 
allerdings die Schwierigkeit, daß nach Hagens Formeln die Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit der Welle an der Oberfläche und in 
der Bodenschicht nicht gleich wird, sondern, wie Hagen selbst 
hervorhebt, gemäß XXII und IV sich verhält wie y/3 zu ^2, oder 
angenähert 9 zu 11. Ob ein solcher Unterschied überhaupt nur 
ein scheinbarer, speziell Hagens Formeln anhaftender ist, oder 
in der Natur bei der starken Reibung am Boden sich erhalten 
kann, muß dahingestellt bleiben; in den Wellenrinnen war die 
Geschwindigkeit oben und unten gleich. 

Hagen hat alsdann unter der Voraussetzung, daß die dem 
Wasser mitgeteilte Bewegung sich so gestaltet, daß die Reibung 
vergleichungsweise zur lebendigen Kraft ein Minimum wird, einige 
Formeln entwickelt, aus denen bei bekannter Wellenlänge (also 
Tiefe der Uebergangsschicht über dem Boden) man den Ausschlag 
der Wasserfäden (a') über dem letzteren berechnen kann (Mathemat. 
Abh. Berl. Akademie a. d. Jahr 1861, S. 67 ff.), nämlich: 



worin 




XXVI 



XXVII 



wo p die halbe Wellenhöhe, P die ganze Wassertiefe bedeutet. 
Die Formeln sind bei Hagen zur Berechnung von Tabellen ver- 
wendet; sobald P, p und r (aus der Wellenlänge) bekannt sind, 
ist »' unmittelbar zu linden aus der zweiten der obigen Formeln. 
Bei den oben angeführten Beobachtungen des Kapitäns Knoop 
waren die mittleren Wellenhöhen im I. Fall 0,53 m, im II. Fall 
0,63 m. Aus Hagens Formeln berechnen sich die Wellenhöhen 
zu resp. 0,529 und 0,602 m, also sehr gut übereinstimmend. Und 
a' hatte danach die Werte resp. 3,73 und 2,73 mm, wobei die 
Zeit, in der im ersten Falle 2a' durchmessen ward, zu nur 1,036 



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30 



Wellen in llachem Wasser. 



Sekunden sich ergab. — Es mag indes dahingestellt bleiben 
ob diesen Formeln wirklich diejenige Brauchbarkeit zukommt, 
die Hagen ihnen beilegt. 

lieber das Verhalten der Orbitalbahnen in den ver- 
schiedenen Tiefenschichten liegen aus dem Meere irgend- 
welche Messungen nicht vor; auch über die Maximaltiefe, 
bis zu welcher überhaupt die Wasserteilchen eine merk- 
liche Bewegung unter der Welle ausführen, können wir 
nur nach Indizien urteilen. Wir werden in einem der 
folgenden Abschnitte sehen, date lange und hohe Wellen 
aus der Tiefsee über die Küstenbänke tretend hier und 
da schon bei 200 m Tiefe branden; ferner könnte man 
aus den Verletzungen, welche Telegraphenkabel auf stei- 
nigem Grunde noch in 1200 — 1800 m erfahren, noch auf 
eine entsprechende Wirkung großer Sturmwellen bis in 
diese Tiefe hinab schließen (s. Annalen der Hydrographie 
1883, S. 0). Das einzige Sichere beschränkt sich auf das, 
was Aime durch Experimente konstatiert hat, nämlich 
daß bei starkem Seegang auf der Reede von Algier noch 
in 40 m Tiefe erhebliche Verschiebungen der Wasser- 
teilchen stattfinden. Ebenso ist aus dem Auftreten von 
„ Wellenfurchen tt im Sande des Meeresbodens geschlossen 
worden, daß solche Verschiebungen noch in 180 m Tiefe 
vorhanden seien, während die experimentellen Unter- 
suchungen der Brüder Weber (Wellenlehre § 106) er- 
geben hatten, daß Bewegungen der Wasserteilchen am 
Boden ihrer Wellenrinne durch Vergrößerungsgläser und 
sogar mit bloßen Augen wahrnehmbar blieben in einer 
Tiefe, welche der 350maligen Höhe der Wellen entsprach. 

Aime berichtet über seine Beobachtungen in den Annales 
de chimie et de physique (3 rae ser.), tome V, 1842, p. 417 ff. (vgl. 
Poggendorffs Annalen 1842, Bd. 57. S. 584). Die von ihm an- 
gewandten Methoden müssen sehr originell genannt werden. Er 
versenkte eine Bleiplatte von 60cm Durchmesser, in deren Mitte 
eine Art Kreisel von Holz an einer kurzen Schnur befestigt war. 
In ruhigem Wasser nahm dieser Kreisel durch seine Schwimmkraft 
gehalten eine Stellung senkrecht zur Platte ein; bei einem rhyth- 
mischen Hin- und Herschieben der Wasserteilchen am Boden da- 
gegen, wie die Theorie erwarten ließ, mußte der Kreisel bald 
auf die eine, bald auf die andere Seite gebeugt werden. Ener- 
gische Bewegungen konnten ihn daher bis zur Platte selbst nieder- 



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Beobachtungen von Aime. 



31 



beugen, nnd an dem Heizkörper des Kreisels angebrachte Eisen- 
spitzen maßten alsdann auf der Bleiplatte ihre Spuren eindrücken. 
Sowohl am Boden in 11, 18, wie in 28 ra Tiefe waren die Ver- 
schiebungen der Wasserteilchen stets kräftig genug, um die 
Bleiplatte mit symmetrisch einander gegenüber liegenden Ein- 
drücken der Kreiseldomen zu versehen. Einmal ging sogar der 
Kreisel ganz verloren. Die Höhe der von Norden in die Reede 
von Algier einlaufenden Dünung überstieg dabei nicht 3 m. Als 
Aimes Apparate in eine Tiefe von 40 m (bei 1000 m Abstand vom 
Strande) versenkt wurden, ergab sich zwar, daß die Platte trotz 
hober See während eines vollen Monats nur ganz schwache Narben 
seitens der Kreiselspitzen empfangen hatte; ein wiederholter, aller- 
dings nur auf 14 Tage ausgedehnter Versuch ließ trotz gleich 
hoher See die Bleiplatte völlig intakt. Indes die ganze Kon- 
struktion des Apparates garautirte eine unbegrenzte Nachgiebigkeit 
des Kreisels keineswegs, vielmehr war derselbe doch nur geeignet, 
auf Bewegungen zu reagiren, die einen bestimmten Widerstand 
zu überwinden bereits stark genug waren. Außerdem ist zu 
bedenken, daß der Kreisel eine Höhe von 25 cm, die Schnur, die 
ihn mit der Platte verband, etwa 10 cm Länge besaß, die Dornen- 
spitzen also mit einem Radius von ca. 25 cm (nach der Zeichnung 
Aimes) ihre Bögen beschrieben. Darum ist anzunehmen, daß 
die Verschiebungen der Wasserteilchen selbst in der oben ge- 
nannten Tiefe noch Amplituden von 50 cm überschritten haben 
müssen. Sonst würden die Dornen sich nicht auf der Bleiplatte 
haben eindrücken können. Da wir von Aime nicht die Länge 
der von ihm untersuchten Wellen erfahren, sondern nur ihre 
Maximalhöhe, so können wir übrigens obiges Resultat auch nicht 
zu einer Prüfung von Hägens Formel XXVII verwenden. 

Um nun die Bewegungen der Wasserteilchen zwischen dem 
Boden und der Oberfläche zu studieren, wandte Aime eine Methode 
an, die nur in geringen Tiefen und in so durchsichtigem Wasser, 
wie das Mittelmeer es darbietet, Erfolg versprechen kann. Von 
einem verankerten großen Boot aus versenkte er eine Vorrichtung, 
die im wesentlichen aus einer kegelförmigen Flasche mit ganz 
engem Halse bestand, die auf einer schweren Eisenplatte (als 
Ballast) befestigt war. Die in der Flasche enthaltene Luft entwich 
nach dem Versenken in einer Reihe kleiner Luftbläschen , die 
vom Boote, also von oben, beobachtet, in Schlangenlinien an die 
Oberfläche aufstiegen: und zwar beschrieben sie diese Schlangen- 
linien in einer Ebene senkrecht zum Wellenkanim. Als er bei 
7 m Wassertiefe und schwachem Seegang die Amplituden maß. 
fand er sie nirgends beträchtlicher als 20cm; nnch in einem 
anderen Falle, wo er bei 8m Wassertiefe und einer Wellenhöhe 
von */sm beobachtete, überstieg die Amplitude 20 ein nicht. Aime 
sagt leider nicht, in welchen Tiefen die größere Amplitude vor- 
kam. — Später verwendete er zur Füllung der Flasche statt der 
Luft gefärbtes Oel, wobei die aufsteigenden Oelkügelchen leichter 
zu verfolgen waren als die sich stetig zerteilenden Luftbläschen. 



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32 



Wellen in flachem Wasser. 



Auch versah er die Blechflasche nun mit zwei Oeffnungen, eine 
für das austretende Oel, die andere für das eintretende Wasser. 
Bei lim Tiefe und einer See von 1,5 m Wellenhöhe, fand er die- 
selben Schlangenlinien wie vorher und als größte Amplitude 
(wo?) nahezu 1 m. Bei 14 m Wassertiefe und gleichen Wellen- 
dimensioneu fand er ein andermal die Amplitude nur 70 — 80 cm. 
— • Jedenfalls beweisen diese Versuche, daß in den Heereswellen 
die Wasserteilchen ähnliche Bahnen zurücklegen, wie bei den 
Experimenten in der Wellenrinne. 

Fast gleichzeitig mit Aimea Beobachtungen gelangten die 
Wahrnehmungen des französischen Ingenieurs Siau über die 
n Wellen furchen am Meeresboden" bei der Insel Reunion im In- 
dischen Ozean in die Oeflfentlicbkeit (Annales de chimie et de phy- 
sique, 3 me serie. tome II, 1841, p. 118 und Poggendorffs Annalen 
a. a. 0. S. 598). «Die Beobachtungen, über welche berichtet 
werden soll," sagt Siau, „geschahen an einem Meeresboden, der 
aus weißem Korallensand und schwarzem Basaltsand bestand: 
sie fanden statt, als wir das Projekt einer Hafenanlage bei Saint- 
Gilles studierten, wo die entlang der ganzen Küste sich erstreckende 
Korallenbank eine natürliche Einfahrt besitzt. Wenn die See 
ruhig genug ist, um den grobsandigen Grund in jener Einfahrt 
zu sehen, so bemerkt man, daß dieser parallele Undulationen 
bildet, deren Abstände voneinander in demselben Maße zunehmen, 
wie die Dimensionen der Wellen, von denen sie erzeugt wurden. 
Wir haben die Distanz je zweier nebeneinander liegender Kämme 
zu 30 bis 50cm geschätzt; und die Tiefe des Thals unter den 
Kämmen wurde zu etwa 10 oder 15 cm gefunden. In dem Thal 
dieser Undulationen befinden sich die schwersten Teilchen, wie 
grober Sand, Grand und kleine Steinchen; am Kamme dagegen 
liegt der feinste Sand. Wenn die Undulation aus Material von 
derselben Korngröße, aber verschiedenem spezifischen Gewicht 
besteht, wie das bei basaltischem und Kalk -Sand der Fall ist, 
po gelangen die schwereren Stoffe in den Einmuldungen, die leich- 
teren in den Kämmen zur Ablagerung. 

„Diese Undulationen sind leicht als Folge der Wellenbewegung 
des Wassers zu erklären. Sobald das Wasser durchsichtig ist 
und man den Grund sehen kann, ist das Wasser auch ruhig. s<> 
daß die Wellen keine oder geringe Einwirkung mehr auf den 
Boden ausüben. Aber sobald die See stark bewegt ist, werden 
auch alle diese Stoffe in Bewegung versetzt. Nimmt dann der 
Seegang wieder ab, so kommt schließlich der Augenblick, wo die 
Bewegungen nicht stark genug mehr sind, die schwereren Körn- 
chen von der Stelle zu rollen. Dann tritt eine Art Auslese (Sei- 
gerung) ein. Die schweren Teilchen lagern sich ab und nur die 
leichteren folgen noch den Bewegungen des Wassers; die See 
schiebt sie auf die Kämme der Undulationen hinauf und legt die 
in den Einmuldungen liegenden schweren Körner bloß. 

„Wenn man in jener genannten Einfahrt dem Ausgange zu 
sich (seewärts) bewegt, so bemerkt man, daß die Undulationen 



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Beobachtungen von Siau über Wellenfurchen. 33 



immer den gleichen Parallelismus bewahren und daß mehr und 
mehr ihr Querschnitt sich verkleinert. Dasselbe bemerkt man 
in See: die Furchungen sind parallel untereinander und fast auch 
parallel denen in der Einfahrt. Auch dort unterscheidet man 
immer leicht abwechselnd Zonen von schwereren und leichteren 
Stoffen. Bei ruhiger See unterscheidet man sie leicht bei 20 m 
Tiefe. Geht man noch weiter in See und lotet daselbst, indem 
man vorsorglich die Basis des Bleies mit Talg bestreicht, so wird 
man nach dem Einholen der Leine die erwähnten Zonen in dem 
Talg abgedrückt finden; bald wird man als Grundprobe gröbere 
Stoffe heraufholen, und dann ist die Oberfläche des Talgs convex; 
bald wird die Probe aus feineren Stoffen bestehen, dann ist die 
Oberfläche des Talgs concav (also auf dem Furchenkamm gewesen). 
In großen Tiefen wird man schließlich mit dem Lot die beiden 
Zonen verschiedener Korngröße auf einmal treffen und bemerken, 
wie die schwereren eine Protuberanz, die leichteren eine Depression 
der Talgfläche bedecken. 

„Auf Grund dieser Erwägungen sind wir zu der Erkenntnis 
gelangt, daß in dem genannten Meeresgebiet die Thätigkeit der 
Wellen noch in einer viel beträchtlicheren Tiefe fühlbar ist, als 
bei anderen Beobachtungen bei einer weniger genauen Methode 
sich ergeben hat. u „Die tiefste Lotung, welche sehr gewissenhaft 
geprüft wurde, ergab bei 188 m (im Nordwesten der Reede von 
St. Paul) eine Grundprobe von Sand und Basaltkies, in welcher 
die erwähnten Zonen mit der größten Klarheit konstatiert werden 
konnten. Wir haben auch in größeren Tiefen gelotet, und ob- 
wohl sich für uns die größte Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen 
Befundes ergab, so behalten wir uns doch noch vor, die Versuche 
zu wiederholen, ehe wir näher darauf eingehen. 14 

Diese von Siau gegebene Erklärung der Well en furchen 
kann nicht zutreffend sein, was mit einigen Worten hier noch 
ausgeführt werden mag. 

Bei den Experimenten in der Wellenrinne haben die Wasser- 
teilchen einen festen Boden unter sich, daher sie an diesem ent- 
lang nur wagrechte Bahnen zurücklegen können. Anders ist es, 
wo der Meeresgrund aus beweglichem Material besteht. Dort 
wird die elliptische Form der Orbitalbalinen, wie die höheren 
Schichten sie besitzen, auch die Bahnen der tiefst liegenden Teil- 
chen in dem Sinne beeinflussen, daß sie jenen möglichst ähnlich 
werden. Es muß also jedes Wasserteilchen am Boden auch eine 
elliptische Bahn zu bilden versuchen und da der Meeresgrund 
diesem Bestreben Widerstand entgegensetzt, wird derselbe unter 
jedem Wellenthal, wo die Teilchen ja die untere Strecke ihrer 
Bahn zurücklegen, aufgewühlt werden. Da die Wellen durch das 
Wasser hinschreiten, wird keine Stelle des Bodens von dieser 
Einwirkung ausgeschlossen. Die losgelösten Körper, Sand- 
körnchen etc. geben nun den Schwingungen der sie umgebenden 
Wasserteilchen nach und zwar verfolgen sie merkwürdig wirbelnde 
Bahnen, wie die Beobachtung zeigt. Ist die Geschwindigkeit der 
Krümmel, Ozeanographie II. 3 



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34 



Wellen in llachein Wasser. 



Teilchen sehr groß, wie das bei hohen Sturmwellen in mäßig 
tiefem Wasser der Fall ist, dann wird auch grober Kies in Be- 
wegung versetzt werden. Wo der Meeresboden aas einem Gemisch 
groben und feinen Materials besteht, wird alsbald, sowie die 
Orbitalgeschwindigkeit nachläßt, die Abscheidung der großen 
und schweren Körner erfolgen, aber tiberall am Boden gleich- 
maßig, als eine zusammenhängende Schicht. Je mehr der Seegang 
sich beruhigt, desto weiter schreitet der Saigerungsprozeß vor. 
Das Endresultat wird eine ganz regelmäßige Schichtung sein, 
unten die schweren, darüber immer die leichteren Teilchen, die 
leichtesten zu oberst. Man sieht, auf diesem Wege würde es 
niemals zur Ausbildung von „Wellen furchen" kommen, Uebrigens 
werden diese Wellenfurchen uns bei einer späteren Gelegenheit 
wo es sich um die Aeußerungen des Windstaues an den Küsten 
und die daraus sich ergebenden Strömungen am Meeresgründe 
handelt, noch einmal begegnen; vgl. auch schon weiter unten den 
Abschnitt Uber die Brandung. 

Der Geologe Elie de Beaumont machte zu den Befunden 
Siaus die Bemerkung, daß es scheine, als wenn auch die am 
Boden des Meeres festgewachsenen Seetiere, welche genötigt 
sind, durch die Bewegungen des Wassers selbst ihre Nahrung 
sich zuführen zu lassen , gewöhnlich nicht viel tiefer als 200 m 
vorzukommen pllegen. Aus dem von Broderip gegebenen, in 
de la Beches „Theoretischer Geologie" abgedruckten Verzeichnis 
gehe hervor, dass von allen Schaltieren die Terebrateln am 
tiefsten hinab vorkämen, aber doch an Felsen festgewachsen 
nicht über 90 Faden oder 165 m aufgefunden seien. Was die 
Korallen betrifft, so ergebe für diese nach einem Befunde von 
Milne Edwards an der algerischen Küste bei Bona sich das Niveau 
von 162 m (100 brasses) als ihr Tiefstes, während die Korallen- 
fischer glaubten, dass sie nicht über 250m (150 brasses) hinab 
zu finden seien. Man könne daraus die Schlußfolgerung ziehen, 
daß unterhalb eines Niveaus vou 250 m die Orbitalbahnen der 
unter einer Welle schwingenden Wasserteilchen so klein sind, 
daß sie den festgewachsenen Tieren genügende Nahrung nicht 
mehr zuzuführen imstande sind. Dabei muß zunächst die Frage 
offen bleiben, ob außer diesem Faktor nicht auch andere Um- 
stände (Licht, Temperaturen, Salz- und Gasgehalt) für die Ver- 
breitung jener Tiere in Betracht kommen können. Ueberdies 
haben die modernen Tiefseeforschungen ergeben, daß am Meeres- 
boden bis in die größten Tiefen hinein Tiere in großer Zahl 
vorkommen, denen die Fähigheit zur Ortsbewegung fehlt; dadurch 
verliert die obige Folgerung Elies überhaupt sehr an Bedeutung. 

Semper in den , Natürlichen Existenzbedingungen der Tiere* 
(Bd. II, S. 5) erwähnt diese Tiefenwirkung der Wellenbewegungen, 
soweit ich sehe, überhaupt nicht; für ihn spielen die sehr viel 
langsameren Meeresströmungen in dieser Hinsicht die Hauptrolle. 
Ans der Zusammenstellung von Darwin (Korallenriffe, deutsch 
von Carus. Stuttgart 1876, S. 84 — 87) geht hervor, daß die riff- 



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Dimensionen der Wellen 



35 



bauenden Korallen gewöhnlich nicht in Tiefen von mehr als 50 m 
gedeihen, während in einzelnen Fällen lebende Arten aus viel größe- 
ren Tiefen hervorgeholt seien: eine Gorgonia bei den (brasilischen) 
Abrolhos-Inseln aus 290 m, eine kleine Cellaria am Keeling- Atoll 
aus 350 m Tiefe. 

Dieser Vergleich der tatsächlichen Vorgänge im Be- 
reiche der Wellen in flachem Wasser mit den Ergebnissen 
der Theorien hat die letzteren nur in ihren allgemeinen 
Zügen bestätigen können. Indes fehlt noch viel, ehe man 
die Beobachtungen als genügend wird anerkennen dürfen. 
Die Technik derselben ist entschieden weit hinter den 
gleichzeitigen Fortschritten der Analysis zurückgeblieben; 
seit Aimes Versuchen, kann man sagen, ist dieser Zweig 
beobachtender Meereskunde überhaupt nicht gefordert 
worden. Woran es hauptsächlich mangelt, ist eine syste- 
matische Untersuchung der Bewegungen, welche die 
Wasserteilchen in flachem, nur ein paar Meter tiefem 
Wasser, und zwar in den verschiedenen Schichten zwischen 
Boden und Oberfläche unter der Welle befolgen. Ob die 
Periode und die Länge der Weile in allen Schichten die 
gleiche ist, haben schon die Brüder Weber als noch 
problematisch hingestellt (WeUenlehre S. 141). Und so 
lange man noch nicht durch Beobachtung ganz sicher 
weiü, ob in solchem flachem Wasser die fortschreitende 
Geschwindigkeit der Welle durch die ganze Wassersäule 
wirklich gleich ist oder am Boden anders wird, so lange 
darf man die praktische Verwendbarkeit der Formeln 
Hagens so gut wie der Airys und Boussinesqs noch in 
Zweifel ziehen. Ja, einer strengeren Auffassung gegen- 
über sind diese nichts als interessante Ergebnisse ab- 
strakter Analysis, noch weit davon entfernt, die sorg- 
faltige und vollständige Beobachtung der thatsächlichen 
Vorgänge in der Natur überflüssig zu machen! 



IV. Die Dimensionen der Meereswellen. 

Befriedigender können die Resultate genannt werden, 
welche der Vergleich zwischen Wellen beobachtungen auf 
hoher See mit den theoretischen Werten der Formeln für 



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3(3 Dimensionen der Wellen. 

unendliche Wassertiefen ergibt; zumal wenn man sich die 
nicht immer zu beseitigenden Schwierigkeiten vergegen- 
wärtigt, mit denen Wellenstudien an Bord verbunden sind. 
Ueberdies tritt in der Natur die Erscheinung nicht immer 
in einfacher Form auf, raeist durchkreuzen sich verschie- 
dene Wellensysterae von verschiedener Stärke und Ab- 
kunft. Namentlich in inselreichen Nebenmeeren werden 
durch Umbeugung der Wellenkämme oder gar gelegent- 
lichen Reflex Störungen verursacht, welche das haupt- 
sächlich vom herrschenden Wind erzeugte Wellensystem 
arg deformieren. 

Das gilt namentlich für die Ostsee, sowie für die ihres un- 
regelmäßigen Seeganges wegen so gefürchteten großen Binnen- 
seen Nordamerikas und das Kaspische Meer. Das Aegäische Meer 
trägt nach diesen „hüpfenden* Wellen vielleicht sogar seinen 
Namen, den schon die Alten von al$ ini Sinne von ötb«tv ab- 
leiteten. (Vgl. die Zitate in Prellers Griechischer Mythologie (3) 
Berlin 1872, Bd. 1, S. 466.) Ueber die Reflektierbarkeit der 
Wellen s. unten S. 85. — 

Da die Wellen hier wie im offenen Ozean von den 
Winden erzeugt werden, die Windrichtungen aber, nament- 
lich außerhalb der Passatzone im Bereich cykloniseher 
Luftbewegungen, in ziemlich kurzem Abstände verschieden 
sind, so ist daraus leicht zu ersehen, daß ein ganz ein- 
faches ausschließlich weite Flächen dominierendes W eilen- 
system höchst selten zu beobachten sein wird. Dazu 
kommt, daß Stürme der höheren Breiten so große und 
so schnelle Wellen erzeugen, daß diese aus ihrem Ur- 
sprungsgebiete hinaus weit in den Ozean sich verbreiten. 

Diese nicht vom herrschenden Winde erzeugten, son- 
dern in einiger Entfernung entstandenen Wellen nennt 
der Seemann »Dünung* (auch in deutschen Schiffs- 
journalen nicht selten „Schwell 1 *; cf. englisch siceU, fran- 
zösisch honte). Die Dünung unterscheidet sich schon 
äußerlich von den Wiudwellen, welche der deutsche See- 
mann die „Seen 4 " nennt, durch ihr rundlicheres, streng 
trochoidisches Profil trotz ihrer bedeutenden Länge 
und Höhe, während die „Seen* unter der unmittelbaren 
Einwirkung des Windes sehr leicht überfallende und schäu- 
mende Kämme zeigen. 



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- 

„Dünung" und „See". 



37 



Wenn man mit Scott Russell und Airy solche Wellen, 
die in jedem Augenblick dem sie erzeugenden Kraft- 
impulse (also hier dem Winde) unterliegen, „forcierte 1 * 
oder „gezwungene" Wellen (forccd teures), dagegen die 
dem unmittelbai-en Impulse entzogenen Undulationen „freie 4 * 
Wellen nennt, so würden die „Seen" der ersteren, die 
„Dünung 1 * der zweiten Klasse zuzurechnen sein. 

Typisch ist die hohe und lange Dünung in den Wind- 
stillen der Rossbreitenzone beider Hemisphären: auf der 
nördlichen erzeugt durch die in Böen wehenden Nord- 
westwinde an der Rückseite barometrischer Depressionen, 
im Atlantischen Ozean besonders im stürmischen Meer 
zwischen Neufundland und Island, von dort häufig bis in 
den Nordostpassat, bisweilen sogar bis in die südliche 
Hemisphäre hinüber sich fortpflanzend. Nicht minder 
weit treiben die südwestlichen Orkanböen der hohen süd- 
lichen Breiten ihre Dünung nordwärts. Ebenso entsenden 
die Passate in die äquatoriale Stillenzone von beiden Seiten 
ihre Dünungen, welche, einander durchkreuzend, den in der 
Windstille steuerlos liegenden Segelschiffen bisweilen sehr 
lästig fallen. 

Der Beobachter an Bord eines Schiffes hat also zu- 
nächst die „See" und etwaige „Dünung" zu unterscheiden, 
und bei seinen Messungen auseinanderzuhalten. In den 
meisten Fällen wird freilich ein Wellensystem durch seine 
Dimensionen die anderen übertreffen. Die Beobachtungen 
haben sich auf folgende Thatsachen zu richten, wobei es 
zunächst einen Unterschied macht, ob das Schiff selbst 
in Fahrt ist oder still liegt. 

Nehmen wir der Einfachheit wegen zunächst den 
letzteren Fall, so kann ein einzelner Beobachter zunächst 
sehr bequem die Wellenperiode messen, indem er nach 
einer Sekundenuhr die Zeiten notiert, in welchen die ein- 
ander folgenden Wellenkämme seinen Standort an Bord 
passieren. Soll die Wellenlänge gemessen werden, so 
macht es einen Unterschied, ob das Schiff mit seiner Kiel- 
linie senkrecht oder in irgend einem Winkel zu den 
Wellenkämmen liegt. Im ersteren Falle ist die Messung 
einfach: sind die Wellen kürzer als das Schiff selbst, so 



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38 



Dimensionen der Wellen. 



läßt sich ihre Länge (am bequemsten durch zwei Beob- 
achter auf gegebenes Signal) am Schiffskörper leicht be- 
zeichnen und dann messen. Sind die Wellen aber länger 
als das Schiff, so empfiehlt es sich zuvor die Periode 
und die Geschwindigkeit der Welle zu messen und 
daraus die Länge zu berechnen (denn X = tc). Die Ge- 
schwindigkeit, mit der die Welle fortschreitet, ist 
an der bekannten Schiffslänge oder einer an der Schanzung 
zu diesem Zwecke genau markierten und gemessenen (nicht 
zu kurzen) Distanz zu ermitteln, indem auch hier, am 
besten wieder von zwei Beobachtern an jedem Ende der 
abgesteckten Linie nach der Sekundenuhr die Zeiten no- 
tiert werden, in weichen die Wellenkämme an der Marke 
erscheinen. In diesem Falle erhält man auch gleichzeitig 
die Wellenperiode. 

Liegt das Schiff zwar still, aber nicht so, daß es 
die Wellen recht von vorn oder von achtern erhält, so 
ist der Winkel zwischen Kiellinie und Wellenrichtung zu 
messen und die beobachtete Geschwindigkeit mit dem 
Cosinus dieses Winkels zu multiplizieren; vorausgesetzt 
daß dieser Winkel kleiner als 45° ist, sonst wird das 
Resultat nicht mehr zuverlässig. 

Befindet sich das Schiff in Fahrt, so ist es not- 
wendig Kursrichtung und Geschwindigkeit des Schiffes zu 
kennen. Die vorigen Regeln erleiden dann nur eine ein- 
fache Modifikation, wenn Schiff und Wellen in der gleichen 
oder entgegengesetzten Richtung laufen. Dann ist die 
Schiffsgeschwindigkeit zu der der Wellen algebraisch zu 
addieren. Nennen wir die Fahrtgeschwindigkeit des Schiffes 
(Meter pro Sekunde) T r , die von der Welle zum Passieren 
der abgesteckten Distanz / gebrauchte Zeit t (in Sekunden), 
so ist alsdann die Wellengeschwindigkeit 

< — 7 ± 7 • 

ferner * \ = t(c±V) 

_ \ 

c' 



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Methoden der Messung. 



39 



Liegt der Kurs des Schiffs nicht rechtwinklig zu den 
Wellenkanimen , sondern schräg mit dem Winkel H zur 
Richtung derselben, so muß hier wie oben die scheinbare 
Wellengeschwindigkeit in die wahre verwandelt werden 
durch Multiplikation mit cos 0 (wieder unter der Be- 
dingung, daß & kleiner ist als 45°). 

Man kann aber auch die Wellenlänge direkt messen, 
wenn die Wellen recht von vorn oder von hinten kommen, 
indem man die (alte) Logge auswirft und die Leine so 
lang auslaufen läßt, bis jedesmal das Loggebrett und das 
Hinterteil des Schiffs gleichzeitig auf einem Wellenkamm 
sich befinden: ein Verfahren, das indes nicht so zuver- 
lässig ist, wie das oben erwähnte, und meist zu große 
Wellenlängen ergeben dürfte. 

Schwieriger ist es exakt die Wellen höhe zu messen. 
Sind die Wellen von so beträchtlicher Höhe, daß sie, 
wenn das Schiff im Wellenthal sich befindet, dem Beob- 
achter den entfernten Horizont verdecken, so kann dieser, 
mitschiff8 auf der Kommandobrücke oder, wenn dieses 
nicht ausreicht, in den Wanten hinaufsteigend eine Höhe 
aufsuchen, in der er über die Wellenkämme hinweg visie- 
rend diese mit dem Horizont in Linie bringt. Die Höhe 
seines Auges über der Wasserlinie des Schiffs gibt dem 
Beobachter alsdann die Wellenhöhe. Freilich ist die Lage 
der Wasserlinie mitschiffs wohl meist in solchem Falle 
tiefer anzunehmen als sie in schlichtem Wasser ist, wes- 
halb es sich empfiehlt, über diesen Effekt schon vor der 
Messung Beobachtungen anzustellen, so gut die Gelegen- 
heit es gestattet. 

Segeln zwei Schiffe im Geschwader und in Kiellinie, 
und kennt man die Dimensionen der Takelung beider 
genau, so kann man, wie Wilkes zuerst gethan, über die 
Kämme der zwischenliegenden Wellen hinweg visierend, 
feststellen, wie weit das Nachbarschiff im Wellenthal durch 
die Wellen verdeckt wird. Beistehende Fig. 6 (a. f. S.) 
wird dieses Verfahren hinreichend verdeutlichen (Wilkes, 
United States exploriny expedition, vol. I, p. 135). 

Die Novaraexpedition maß die Wellenhöhe so, 
daß sie zunächst die Wellenlänge feststellte und alsdann 



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40 



Dimensionen der Wellen. 



den Winkel, unter welchem das Schiff in der Kiellinie 
durch den Einfluß der ankommenden Welle sich erhob 

Fig. 




Messung der Wellenhöhe nach Wilkes. 

und wieder senkte. Die Wellenhöhe ist alsdann gleich 
der halben Länge multipliziert mit der Tangente dieses 
Winkels. Die Resultate werden aber hierbei nicht be- 
sonders verläßlich, denn die Böschung der Welle ist im 
Wellenthal viel sanfter als am Kamm (Novaraexpedition ; 
erzählender Teil I, S. 114). 

Dr. G. Neumayer versuchte die Wellenhöhen mit 
sehr empfindlichen und mit Mikrometerablesung versehenen 
Äneroidbarometern zu messen, doch hat er über die Re- 
sultate bislang nichts veröffentlicht. 

Sind die Wellenhöhen zu niedrig für diese Art der 
Beobachtung, so ist ihre Messung von- hochbordigen See- 
schiffen aus noch umständlicher. Ist es möglich die 
äußere Bordwand des Schiffes (aus einer Stückpforte oder 
einem Fenster) zu übersehen, so lassen sich an dieser 
selbst vielleicht Marken feststellen, mit deren Hülfe man 
die Wellenhöhen schätzen kann. Wird auf offener See 
einmal ein Boot ausgesetzt, so hat man natürlich am 
besten Gelegenheit dazu. Die Messapparate dagegen, 
welche Froude und Paris konstruiert haben, sind so 
unhandlich und kostspielig, daß nur wissenschaftliche 
Expeditionen sie benutzen dürften. 

Der berühmte englische Schiffsbaumeister Froude empfahl 
einen Apparat, dessen Prinzip auf Ausnutzung der mit der Tiefe 
schnell abnehmenden Schwingungsomplitude der Wasserteilchen 
beruht. Eine graduierte und am unteren Ende mit einem Ge- 
wicht (G) beschwerte hölzerne Latte (L) würde zwar im Meere 
aufrecht schwimmen, aber selbst mit den Oberilächenschichten 
sich heben und senken. Befestigte man dagegen an der Latte ein 
möglichst weit in die Tiefe reichendes Gewicht, welches Fläche 
genug besitzt, um von .jenen wenig bewegten Schichten fest- 



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Methoden der Messung. 41 

gehalten zu werden, so würde die Latte nur noch um die kleine 
Amplitude der untersten Schicht auf und ab schwanken, mit ihrem 

Fig. 8. 




Wellenmesser nach Fronde. Wellenmesser nach Paris. 

oberen Teil also eine angenäherte Messung der Wellenhöhe ge- 
statten. Diesen „Anker" der Meßlatte bildet nach Froude ein 



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42 



Dimensionen der Wellen. 



großer, mit Segeltuch überspannter, viereckiger Rahmen von ge- 
öltem Eichenholz (£), der an seinen vier Ecken so aufgehängt 
ist, daß er im ruhigen Wasser eine völlig horizontale Lage an- 
nimmt; nach unten hin beschwert ihn ein großes Bleilot (#). — 
Natürlich müssen die an der Latte abgelesenen Wellenhöhen ver- 
größert werden um einen aus Formel I zu berechnenden Wert 
(vgl. White, Manual of Naval Architecture, p. 161 IT.). | 

Der von Admiral Paris und Lieutenant Paris (Vater und 
Sohn) konstruierte und trace-vague benannte Apparat zeichnet 
automatisch die Wellenhöhe auf. Eine graduierte, möglichst lange 
und unten beschwerte Latte (L) bildet auch hier das eigentliche 
Hülfs mittel der Messung, und sie würde noch ruhiger im Wasser 
liegen und bessere Resultate ergeben, wenn sie Paris mit dem 
Froudeschen Flächenanker versehen hätte. Der Registrierapparat 
besteht zunächst aus einem ringförmigen Schwimmer (S) von Kork 
(nach Art der überall an Bord befindlichen Rettungsbojen), der 
noch durch eine Führung besser an der Latte gehalten wird. 
Dieser Schwimmer wird sich auf jedem Wellenkamm an der Latte 
hinaufschieben und im Wellenthal wieder heruntersenken. An der 
Spitze der Latte ist seitlich erst ein kurzer (fc) und in seiner Ver- 
längerung ein 8— lOmal längerer Guttaperchastreif (Ä) befestigt 
welcher letztere mit seinem unteren Ende den eben erwähnten 
Schwimmer (5) trägt. Die Bewegungen des letzteren werden 
durch die Gummistreifen nicht behindert; ein an der Verbindungs- 
stelle des langen mit dem kurzen Gummistreifen angebrachter 
Stift (i?) wird indes die vertikalen Schwankungen des Schwimmers 
stark verkleinert wiederholen und kontinuierlich auf eine Papier- 
rolle (P) aufzeichnen, welche samt einem kleinen Uhrwerk (£7). 
welches zu ihrer Drehung dient, fest an der Spitze der Latte 
angebracht ist (Comptes rendus hebd. etc. tome 64, 1867, p. 731 ff.). 

Beide Apparate sind indes bislang nur selten in Funktion 
getreten. Die Resultate des Pärisschen scheinen auch nicht be- 
sonders verläßlich. 

Aus den Formeln II bis VIII ergibt sich, dati nach 
der Theorie enge Beziehungen zwischen der Periode, Ge- 
schwindigkeit und Länge der Wellen bestehen, dagegen 
gar keine zwischen diesen Elementen und der Wellenhöhe. 
Es wird sicli also bei einem prüfenden Vergleich zwischen 
Beobachtungen und Formeln darum handeln festzustellen, 
ob jene engen Beziehungen zwischen t, X und c thatsach- 
iich vorhanden sind. 

Am besten geeignet erscheinen hierzu die zahl- 
reichen fast täglich auf der Reise nach Ostasien und 
zurück angestellten Wellenmessungen des eben erwähnten 
Lieutenant Paris an Bord der französischen Kriegsschiffe 



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Messungen von Lieutenant Päris. 



43 



„Dupleix" und ^Minerve* in den Jahren 1867 bis 1870 (Uevtie 
maritime et colonuüe vol. XXXI, Paris 1871, p. 111—127). 
Im ganzen hat er ca. 4000 Wellen an 205 Beobachtungs- 
tagen gemessen, an jedem Tage mindestens 10. Er ordnet 
seine Beobachtungen nach den berührten Windgebieten 
wie folgt (s. die fettgedruckten Zahlen); zum Vergleich 
sind die aus den Formeln berechneten Werte daneben 
gestellt. 





(lescbwuiügfceit 




Läuse 




Periode 






(Met. pro Sek.) 




(Meter) 


(Sekunden) 






berechnet 




berechnet 




berechnet 


Meeresteil 




aus 




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aus 


« 


aus 






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g 




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iS 


IC 


4> 


V? 1 


g 


Atlant. Passatgebiet 




10,8 


10,5 


65 


70 


Gl 


5,8 


6,0 


6,2 


Indisches „ 


12.6 


13,1 


13,7 


06 


88 


104 


76 


7.3 


6,9 


Südatl. Westwinde . 


14,0 
15,0 


15,5 


17,1 


133 


109 


163 


9,5 


8,6 


7,8 

8,3 


Indische „ 


15,2 


13,7 


III 


125 


104 


7.6 


8,0 


Ostchinesisches Heer 


114 


11,9 


12,4 


7» 


72 


86 


6.9 


6,6 


6,3 


West pazifisches „ 

1 


12,4 


13,6 


147 


102 


85 


121 


8,2 




6,9 



Beobachtungen in der Nähe von Land oder in abgeschlossenen 
Golfen und engen Straßen hat Paris prinzipiell vermieden; so 
enthält das „Ostchinesische Meer K Beobachtungen aus der sogen. 
China -See und dem Tung-hai, aber nicht aus dem Japanischen 
Randmeer. Außer den 205 Beobach tu ngs tagen notierte Paris noch 
29 Tage, an denen die Wellenbewegung so schwach war, daß 
das Meer als beinahe oder völlig still gelten durfte; ferner war 
an 109 Tagen der Winkel 6 zwischen Wellenrichtnng und Kurs so 
klein, daß eine sichere Messung der in der obigen Tabelle auf- 
genommenen Elemente t, )» und c nicht möglich war. Die Wellen- 
lange wurde durch Auswerfen der Loggleine gemessen, nach Päris' 
Ueberzeugung war jede Einzel messung bis auf V>° genau. 

Die Daten für die Geschwindigkeit, berechnet nach 
den Formeln IV und VII, sind innerhalb 1 m in Ueber- 
einstimmung mit den Beobachtungen in 7 Fällen, inner- 
halb 0,5 m in 3 Fällen; erhebliche Differenzen sind nur 
in 2 Fällen vorhanden. 

Die beobachteten Wellenlängen liegen ausnahmslos 
zwischen den beiden aus Formel Villa und b berechneten; 



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44 



Dimensionen der Wellen 



gehen wir den beobachteten Wellen einen Fehlerbereich 
von i 10 Proz., so stimmen die berechneten Werte einiger- 
maßen in 8 von 12 Fällen; die aus c* berechneten Langen 
sind zu klein in 4 von 6* Fällen, die aus t 2 berechneten 
in 2 Fällen. Erheblich weichen die berechneten Daten 
ab ftir das südatlantische Gebiet (um 30 und 24 m), nächst- 
dem für das westpazifische (um 19 und 17 m). Aber 
die Hauptsache bleibt, daß die berechneten Werte ebenso 
oft zu grotö wie zu klein ausfallen. 

Die Periode muß gut übereinstimmend genannt 
werden in 8 von 1 2 Fällen, zu groß ergibt die Rechnung 
sie 4mal, zu klein 8mal. 

Die nähere Prüfung aller Daten zeigt also, dafä die 
Gesetze der Trochoidentheorie sehr wohl geeignet sind, 
die thatsächlichen Beziehungen zwischen Geschwindigkeit, 
Länge und Periode der Wellen auf hoher See zum Aus- 
druck zu bringen. Wie in diesen Durchschnittswerten, 
so tritt diese Uebereinstimmung zwischen Theorie und 
Beobachtung auch zutage, wenn wir einzelne Messungen 
herausgreifen und die Genauigkeit der letzteren nicht allzu 
hoch schätzen. 

Die beiden Paris haben mit ihrem „Wellenmesser*, 
allerdings in der Nähe der Küste, zweimal Wellen ge- 
messen, deren Abbildung im Maßstäbe von 1 : 400 ihrem 
Berichte beigegeben ist. Daraus entnehme ich die fol- 
genden Daten: 



Wellenlänge 
(Meter) 



beobachtet 



I 




II 





11 



K = — C 



35.5 



Geschwindigkeit 
(Meter pro Sek.) 



beobachtet 



74 

$.0 



-VF 



o\98 
7.72 



Die Uebereinstimmung mute auch hier eine befriedigende 
genannt werden (Gnnptest rrtulm *'tc. LX1V, 1867, p. 738, 
Tai'. Fig. ti und 7). 



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I 

I 

I 

Messungen von Walker, Stauley, Scoresby etc. 45 

i 

In vielen anderen vorliegenden Beobachtungsreihen 
ergeben sich allerdings erheblichere Unterschiede zwischen 
den beobachteten und berechneten Daten. Drei Reihen, 
die von Walker (Nautical Magazine for 184t> } p. 128 ff.), 
Stanley und Scoresby (Report Brit. Assoc. for 1850, 
London 1851, p. 26 ff.) herrühren, hat Hagen in Poggen- 
dorffs Annalen vol. 107, 1859, S. 296 bereits diskutiert; 
es ergab sich, daß die aus der Geschwindigkeit berechnete 
Länge der Wellen bei Walker durchschnittlich um 1 1 Proz. 
zu klein, bei Stanley um 27 Proz. zu groß, bei Scoresby 
wieder um 19 Proz. zu klein ausfielen. Eine andere 
Beobachtungsreihe des Kapitän Stanley, welche sich auf 
sehr große Wellen südlich vom Kap der Guten Hoffnung 
bezieht (Nautical Magazine for 1848 p. 228), hat Bertin 
mit den theoretischen Daten verglichen (Mein. soc. Cher- 
bourg, XV, 1870, p. 333) und gefunden, daß die ge- 
messenen Wellenlängen regelmäßig um V 7 größer sind 
als die aus der Geschwindigkeit berechneten, was er der 
von Kapitän Stanley bei der Messung befolgten Methode 
zuschreibt. Dieser schleppte, vor dem Winde segelnd, 
eine lange Spiere an der Loggleine hinter dem Schiffe 
her und versuchte so die Länge der Wellen direkt zu 
messen. Da die Leine aber keineswegs straff gehalten 
werden, also auch nicht die gerade Linie zwischen ihren 
Aufhangungspunkten geben konnte, sondern einen größeren 
Abstand, und da ferner der erhöht stehende Beobachter 
mit seiner Augenlinie schon einen jenseits des Wellen- 
kammes liegenden Punkt als den höchsten der Welle vi- 
sierte, so ist in der That die Wahrscheinlichkeit sehr 
groß, daß die erwähnte Abweichung von durchschnitt- 
lich -f- 14 Proz. auf der Methode der Beobachtung be- 
ruht. In der großen Sammlung von Wellenmessungen 
an Bord französischer Kriegsschiffe, welche Antoine (in 
der Bernte maritime et coloniale 1879, tome 60, p. 627, 
tome 61, p. 104) zusammengestellt hat, ergibt bei weitem 
die Mehrzahl nur eine schlechte Uebereinstimmung mit 
den aus der Trochoidentheorie zu entnehmenden Daten. 
Aber von den 26 Beobachtern sind offenbar nicht alle 
mit der gleichen Sorgfalt an ihre Aufgabe gegangen oder 



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40 



Dimensionen der Wellen. 



es sind häutig gemischte Wellensystenie (Interferenzen) 
für einfache genommen worden. Wenn von 202 voll- 
ständigen Messungen nur 59 oder durchschnittlich nur 
29 Proz. eine befriedigende Annäherung an die berech- 
neten Werte ergeben, so bringen es doch einzelne Beob- 
achter in längeren Serien bis zu 70 bis 80 Proz. Treffern. 
Die längste Reihe (Kapitän de la Jaille an Bord des 
„Hamenn") ergibt von 70 Beobachtungen 25 gute Treffer, 
allein es hat den Anschein, als wenn vielfach die „Periode" 
mißverständlicherweise verdoppelt in die Liste eingetragen 
wurde; korrigiert man diese Fälle, so erhöht sich die 
Trefferzahl auf 40. Im ganzen darf man indes der 
Ueberzeugung bleiben, dato die Beobachtungen von t, X 
und c an den Wellen des offenen Ozeans sich hinreichend 
gut an die Formeln der Trochoidentheorie anschließen, 
um die Berechtigung der letzteren darzuthun. In der 
That haben dieselben auch für die Untersuchungen der 
Schiffbauingenieure über die Schwankungen der Seeschiffe 
im Seegang (das „Rollen 44 und „Stampfen 14 ) und die Ge- 
setze, welche diesen Oscillationen zu Grunde liegen, eine 
vortreffliche Basis gegeben. 

Wenn wir nunmehr im folgenden einige Daten zu- 
sammenstellen über die größten Dimensionen, welche 
ozeanische Wellen erreichen können, so sei nochmals be- 
tont, dal3 es sich hierbei immer um einfache, nicht durch 
Ueberlagerung verschiedener Systeme erzeugte, Wellen 
handelt. 

Die längsten Wellen hat der französische Admiral 
Mottez im Atlantischen Ozean wenig nördlich vom 
Aequator in ca. 30° W. Lg. gemessen: es war eine Dü- 
nung von 23 Sekunden Periode und 824 m Länge oder 
einer Geschwindigkeit von 35,8 m in der Sekunde, gleich 
70 Seemeilen in der Stunde (Bert in, M6m. Soc. Cher- 
boury XVIL 1873, p. 205). Nächstdem hat James Clark 
Ross unweit des Kap der Guten Hoffnung am 29. Februar 
1840 Wellen von 7 ni Höhe und 580 m Länge mit einer 
Geschwindigkeit von 77 Seemeilen pro Stunde (40 m pro 
Sekunde) gemessen. Die Länge dieser Rossschen Riesen- 
welle erscheint verglichen mit ihrer Geschwindigkeit, vor- 



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I 



Größte Wellen. 47 

i 

ausgesetzt, dalä diese richtig gemessen ist, zu klein; aus 
den Formeln berechnet sich \ zu 870 m; ist aber die 
Länge richtig gemessen, so würde danach die Ge- 
schwindigkeit nicht 40 m, sondern nur 32,3 m in der 
Sekunde (gleich 03 Seemeilen in der Stunde) werden, 
was sich nicht soweit von den Daten der Mottezschen 
Welle entfernt. Unter dieser Bedingung würde der Ross- 
schen Welle eine Periode von 17,9 Sekunden, nach der 
beobachteten Geschwindigkeit aber von 14,5 Sekunden 
zukommen. Aus Beobachtungen von französischen See- 
offizieren im Golf von Biskaya ergeben sich als längste 
Wellen daselbst solche von 400 m mit 21 m Geschwindig- 
keit in der Sekunde (gleich 41 Seemeilen stündlich), woraus 
eine Periode von 19 Sekunden folgt. Wellen von 300 bis 
400 m Länge und 10 bis 11 m Höhe traf Kapitän Chüden, 
Kommandant S. M. S. „Nautilus* im Oktober 1879 südwest- 
lich von Australien (33 > 0 S. Br., 107 0 O. Lg.) bei hartem 
Sturm ausW T NW; und Lieutenant Paris maß im Gebiet 
der Westwinde des Indischen Ozeans einzelne Wellen von 
über 400 m Länge; als höchstes Tagesmittel für die 
Länge ergab sich ebendaselbst 235 m, ein ander Mal ftir 
die Periode 17,4 Sekunden. Wie weit sich diese Dimen- 
sionen von den durchschnittlichen entfernen, wird ein 
Blick auf Paris' oben (S. 43) wiedergegebene Tabelle 
zeigen. Darnach haben die Wellen im offenen Ozean 
gewöhnlich eine Länge zwischen 60 und 140 m, durch- 
schnittlich 90 bis 100 m; eine Geschwindigkeit von 11 bis 
15 m in der Sekunde oder 20 bis 30 Seemeilen in der 
Stunde, und eine Periode von 0 bis 10 Sekunden. 

Was nun die größten Wellenhöhen betrifft, so 
linden sich in der Litteratur die lebhaftesten Auseinander- 
setzungen darüber, zumal, seitdem Arago im Jahre 1837 
gegen Dumont D'Urville aufgetreten war, welcher 
Wellen von mehr als 30 m Höhe (100 pieds) beim Kap 
der Guten Hoffnung gesehen haben wollte. Dumont 
D'Urville hatte mit dieser Behauptung viele Seeleute auf 
seiner Seite, welche gleich ihm die Wellenhöhen nicht 
gemessen, sondern nur geschätzt hatten. So wird der 
Beobachter an Bord des rollenden oder stampfenden Schiffes 



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48 



Dimensionen der Wellen. 



nur allzu leicht das Opfer einer optischen Täuschung, 
indem er die Ebene des Schiffsdecks , auch in ihrer ge- 
neigten Lage, noch fUr horizontal hält und von dieser au* 
die Wellenhöhe abschätzt. Beistehende Zeichnung (Fig. 9) 
veranschaulicht diese Situation: ab ist die wahre Wellen- * 
höhe, de die scheinbare mehr als doppelt zu groüe. 



Für. 9. 




Auf Aragos Veranlassung inaßen französische See- 
offiziere des öfteren Sturmwellen; die höchsten (einfachen) 
Wellen fand im Februar 1841 bei den Azoren Lieutenant 
de Missiessy, nämlich zu 13 bis 15 m (Arago, Oeuvre*, 
tome IX, Paris und Leipzig 1857, p. 550). Sturmwellen 
von 13 m Höhe mala Dr. William Scoresby auf der 
Ueberfahrt von Boston nach Liverpool mitten zwischen 
Neufundland und Irland in 51° N. Br. und 38° W. Lg. 
am 5. Marz 1848; doch nennt er diese Höhe das Mittel 
aus den höchsten von ihm gemessenen Wellen (Reports 
British Association, 20th met., London 1851, p. 28). Die 
höchsten Wellen, welche die Novaraexpedition nach ihrer 
allerdings nicht ganz einwandfreien Methode gemessen 
hat, waren 11 m hoch (in 40° S. Br., 31° 0. Lg. im 
Indischen Ozean, am 5. November 1857). Im Biskayischen 
Golf hat Kommendatore Cialdi am 27. Juni 1858 Wellen 
von 10,25 m Höhe gemessen (Cialdi, sid moto ondoso dd 
mare, § 489, p. 136). Die größten Höhen, welche 
Lieutenant Paris (25. Oktober 18(>7) gemessen hat, be- 
tragen 11,5 m; er fand sie im Indischen Ozean, auf der 
Fahrt vom Kapland nach St. Paul und Amsterdam, und 
zwar hatten 0 aufeinander folgende Wellen diese Höhe; 
als Tagesmittel aus 30 Wellen zu verschiedenen Tages- 
zeiten erhielt er damals 9 ni. Die Challengerexpedition 
dagegen hat niemals Wellen von über 7 m Höhe gemessen; 
diese höchsten traf sie zwischen den Crozetinseln und 
Kerguelen Anfang Januar 1874 (Challenger Reports, 



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Mittlere Wellenhöhe. 



40 



Narra&ive vol. I, p. 330). Auch hier zeigen die Durch- 
schnittsmaße , wie sie Paris nach seinen Beobachtungen 
zusammengestellt hat, daß die mittleren Wellenhöhen im 
offenen Ozean weit unter jenen extremen Maßen zurück- 
bleiben. Wir geben nach Paris zugleich die absoluten 
Minimal- und Maximalhöhen, die er in den betreffenden 
Meeresstrichen notiert hat. 











Verhältnis 
der 


Meeresteil 


Mittel 


Maximum 


Minimum i 


Wellen- 










länge zur 
Höhe 




(m) 


(m) 


^_ 


Atlantisches Passatgeb. 


1,9 


6 




35,2 


Indisches „ 
Södatlant. Westwinde . 


2,8 


5 


1 


35,* 


4.3 


7 


1 


81,0 


Indische „ 


5,3 


11-5 


2,8 


21,5 


Ostchinesi9ches Meer . 


3.2 


6,5 


0 


24,6 
33,0 


Westpaxifisches „ 


3,1 


7,5 


0 



Soweit also die von Lieutenant Paris wahrend eini- 
ger Wochen in den oben genannten Meeresgebieten no- 
tierten Daten einen Anhalt für die wirklichen mittleren 
Verhältnisse geben können, vermöchte man daraus zu 
folgern, daß die Westwinde höherer Breiten doppelt so 
hohe Wellen schaffen, wie die Passate. In letzteren haben 
die Wellen auch eine sanftere Böschung als in den höhe- 
ren südlichen Breiten, wie die letzte Rubrik der obigen 
Tabelle besagt. Bezeichnen wir die Maximalböschung, 
wie sie bei einem trochoidischen Profil der Wellen vor- 
kommt, durch den Winkel so ergibt sich dieser (nach 
einer genäherten Formel der Schiffsbautechniker) aus: 

»in f = 180° -r-, oder der Bogen für den Sinus gesetzt: 

IT 

ff = 180° y (H bedeutet die ganze Wellenhöhe). 

Also ist <p in den Passatgebieten nur 5 °, im westpaziti- 
schen Gebiet 5 1 /* 0 , im Gebiete der südatlantischen West- 
winde G °, im ostchinesischen Meer 7 0 und in den höheren 

Krümmel, Ozeanographie II. 4 



i 



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50 



Dimensionen der Wellen. 



Breiten des Indischen Ozeans 8 \z °. Auch die von Riesen- 
wellen durchfurchten hohen südlichen Breiten zeigen also 
durchschnittlich keine steileren Böschungen an der Meeres- 
oberfläche als 8—9°. 

Beistehende Skizze (Fig. 10) zeigt die Mittelmaße 
der von Lieutenant Paris gemessenen Wellen, wobei die 
Längen und Höhen im gleichen Maßstäbe gezeichnet sind. 



Fig. 10. 




~6 6 — £ fcj»*.. 



1 Wellen im atlantischen. II im indischen Paäsatgebiet, III im westlichen Pazi- 
fischen Ozean, IV im südatlantischen Gebiet der Westwinde, V in der ostchine- 
sischen See. 

■ 

Um das Bild auch für den von Paris nicht besuchten 
südlichen Pazifischen Ozean zu vervollständigen, sind die 
Beobachtungen des Admiral Coupvent des Bois an 
Bord der „Astrolabe" einigermaßen geeignet. Dieser er- 
hielt als mittlere Wellenhöhe im Bereich des Südostpassats 
zwischen der peruanischen Küste und 110° W. Lg. den 
Wert von 3,5 m; weiter im Westen zwischen den poly- 
nesischen Inseln ergab sie sich nur zu 1,2 m. Dagegen 
war die Wellenhöhe südlich von Australien in den Breiten 
zwischen 50° und 60° S. durchschnittlich 4,4 m, d. h. 
doppelt so grote als in den äquatorialen Regionen, welche 
auf der ganzen Reise von der r Astrolabe 4 " berührt wurden. 
Die größten einzelnen Wellen traf daselbst die Expedition 
am o\ Juli 1838, nämlich eine Höhe von 8,8 m bei einer 
Länge von 500 m: also hier ein Winkel cp = 3°, was 
eine überraschend sanfte Dossierung bedeutet (Cornptes 
Rwdm de l'Aaid. Paris 180(3, t. <>2, p. 82 f.). 



i b^Googl 



Wellen höhen der Kebenmeere. 



51 



In den Nebenmeeren sind die Wellendimensionen im 
allgemeinen kleiner als in den Ozeanen. Aus dem Mittel- 
meer liegen nur wenig Messungen vor: am Anfang des 
vorigen Jahrhunderts bereits maß Graf Marsilli im Golf 
von Lion als Maximum der Höhe 4,5 m (Histoire physiqm 
de Ui mer, Amsterdam 1725, p. 48). Smyth in seinem 
Werke über das Mittelmeer (p. 24"*) gibt als Schätzung der 
höchsten Sturmwellen im Golf von Genua 9 m an, wobei 
jedoch nicht ausgeschlossen ist, daß er Interferenzen vor 
sich hatte. Als höchstes Maß für die Wellenhöhe wur- 
den sonst allgemein 5 l /'a m angenommen; Luksch und 
Wolf sind der Ansicht, daß kaum höhere als von 5 m 
vorkommen. 

In der Nordsee sind Beobachtungen noch seltener. 
Muncke (in Gehlers Wörterbuch, Art. Meer) berichtet, 
daß er auf der Fahrt zwischen Hull und Helgoland bei 
stürmischem Wetter die Wellenhöhe „sicher nicht mehr 
als 4 m k gefunden habe und er überzeugt sei, daß sie 
bei einer weiteren Steigerung des Sturmes 5 Vi m nicht 
überstiegen habe. Den gleichen Wert von 4 m erwähnt 
Stevenson (an harbours) als Maximalhöhe der Wellen 
bei Sunderland an der Ostktiste Englands. — Für die 
Ostsee liegen Messungen in der Litteratur überhaupt nicht 
vor: nach vom Verfasser eingezogenen Erkundigungen 
scheint die Maximalhöhe indes kaum 3 m zu übersteigen. 



Der internationale Meteorologen kongreß zu London (1874) 
empfahl eine Skala zur Abschätzung der Wellenhöhen in den 
Schiffsjournalen, welche folgende 9 Stufen enthält: 





0 




II 


III 


IV 


Höhe (m) . . 


0 




1-2 


2—3 


3—4 


Bezeichnung . 


„glatt" 


„ruhig" 


„leicht bewegt" 




V 


VI 


VIT 


VIII 


IX 


Hohe (ra) . . 


4-5 


b— 7 




10-15 


über 15 m 


Bezeichnung. 


„bewegt" 


.grob" 


„hoch* 


„sehr 
hoch" 


„wild" 



/ 



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52 



Dimensionen der Wellen. 



In der Praxis dürfte die Abschätzung dieser Stufen wohl 
mehr nach den seemännischen Bezeichnungen, wie nach exakten 
Messungen erfolgen, und die hierauf bezüglichen Notirungen in 
den Schiffstagebüchern haben darum in den meisten Fällen nur 
eine geringe Verläßlichkeit, weil für die Wellenschätzung keine 
Kontrolle der Art gegeben ist, wie sie für Abschätzung der Wind- 
stärke nach der Beaufort- Skala in der Segelführung und Fahrt- 
geschwindigkeit vorhanden ist. 



Bei verschiedenen Schriftstellern des griechischen Altertums 
findet sich die Auffassung, daß bei bewegter See immer Gruppen 
von je drei Wellen die höchsten seien; und zwar findet sich dafür 
der Ausdruck tpixujua, was etwa mit „Dreigewell" (nach Art des 
„Dreigespann") zu übersetzen wäre. Welche von diesen drei Wellen 
als die höchste betrachtet wurde, ist nicht ohne Weiteres festzustellen 
(vgl. Eurip. Hipp. 1213, Tro 83; Lucian. de merc. cond. c. 1, Demosth. 
enc. 33, u. a. m.). Den Fischern von Möltenort bei Kiel ist eine ähn- 
liche Auffassung von dein Triumvirat der hohen Wellen eigen, welche 
sie als „Mutter mit den beiden Töchtern 44 bezeichnen, von denen 
dann die mittelste Welle, die Mutter, die höchste ist. — Andere 
Schiffsführer der Handelsmarine, sowie auch Seeoffiziere erklärten 
dem Verfasser als einen Erfahrungssatz, daß bei stürmisch erregter 
See jedesmal die vierte oder fünfte Welle die höchste sei, worauf 
eine oder zwei minder hohe und weniger zum Brechen geneigte 
Wellen folgten : welcher Zeitmomeut für das Wenden des Schiffes 
zum Zwecke des Beidrehens als der günstigste abgewartet zu 
werden pfiege. — Daß an der stetig von Brandung geplagten 
Küste Guineas die siebente oder achte Welle jedesmal als die 
höchste gelte, verzeichnet schon Kant (Phys. Geogr. bei Rosen- 
kranz-Schubert Bd. 6, S. 489); an der ebenfalls von heftiger 
Brandung heimgesuchten Westküste Zentralamerikas hörte Karl 
von Seebach wieder die vierte oder fünfte Welle unter dem 
Namen la capitana als die höchste bezeichnen (Wellen des Meeres 
S. 20). — Den Römern galt die zehnte Welle als höchste, und 
daß decima unda und fiuctus decumanus ganz wörtlich zu nehmen 
ist. geht aus Ovids Tristien I, 2, 48 ff. klar hervor: 

Qui venit hic fiuctus } fiuctus supereminet omnes: 
Posterior ttono est undecimoque prior. 

(Vgl. Metam. XI, 529 ff.; Sit. Rai. Punic. XIV, 122; Lucani Phars. 
V, 672). 

Wieviel von alledem thatsächlich begründet oder nur auf 
Kombination subjektiver Eindrücke beruht, verdiente doch wohl 
durch sorgfältige und systematische Untersuchung festgestellt zu 
werden. Pdris erwähnt solche Gruppenbildung nicht. 

Eine überaus reiche Sammlung von Beobachtungen der 
Wellemnaße gibt der päpstliche Kommendatore Cialdi in seinem 



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Wellengruppen. 



53 



Werke 8ul moto ondoso del mare e su le correnti di esso, Roma 
1866-, S. 115 — 145. Namentlich ist auch die ältere Litteratur mit 
staunenswertem Fleifie aasgebeutet. Verf. hat dasselbe wie im 
vorigen so auch im folgenden häufig als Führer durch die zer- 
streute Litteratur mit besonderem Vorteil benutzt; doch sind die 
Originale stets da citiert, wo wir sie selbst eingesehen haben. 



V. Die Entstehung der Wellen und Ihre Abhängigkeit vom 

Winde. 

Jede Störung des Gleichgewichts versetzt eine Wasser- 
masse in Schwingungen, mag die Störung beispielsweise 
in einer Erschütterung des ganzen mit Wasser gefüllten 
Gefäßes bestehen, was ein Hin- und Herschwanken des 
gesamten Inhalts, also eine „stehende Schwingung" er- 
zeugt, — oder mag nur ein Teil der Wasseroberfläche 
lokal aus seinem Gleichgewicht gebracht sein, was die 
.laufenden Wellen - hervorruft. Es ist auch gleichgültig, 
ob der Gleichgewichtszustand der Flüssigkeit dabei ein 
vollständiger oder unvollständiger ist, wie z. B. auch in 
fließendem Wasser sich Wellen erzeugen lassen durch 
einen in dasselbe geworfenen Stein oder durch einen dem 
Strom in den Weg gestellten Widerstand. 

Die einfache Beobachtung zeigt, daß von dem Punkte 
der Erschütterung über die Wasserfläche hin nach allen 
Seiten Wellen ausgehen, deren Kämme konzentrische 
Kreise sind. Wie kommt es, daß die unter der Ein- 
wirkung des Windes auf Wasserflächen entstandenen 
Wellen nie oder nur unvollkommen eine Kreisgestalt 
wahrnehmen lassen? Diese Frage läßt sich indes erst 
beantworten, wenn wir die ungleich wichtigere Vorfrage 
erledigt haben: wie kann eine kontinuierlich wirkende 
Kraft, wie der Wind, überhaupt auf einer vorher ruhen- 
den Flüssigkeitsoberfläche eine rhythmisch schwingende 
Bewegung zur Folge haben? Warum besteht seine Ein- 
wirkung nicht einfach in einem horizontalen Fortschieben 
der oberflächlichen Teilchen in gleicher Richtung, wie er 
selbst sie innehält, also in Gestalt einer Triftströmung? 
Wie ist es möglich, daß eine horizontal wirkende Kraft 



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54 



Entstellung der Wellen. 



so erhebliche vertikale Ortsveränderungen hervorrufen 
kann, wie die Wasserteilchen in den oben beschriebenen 
Orbitalbahnen der Welle sie zeigen? 

Betreten wir zunächst den Weg der Beobachtung. 
Wer einmal in der Frühe eines ruhigen sonnigen Soninier- 
tages an dem hohen Ufer einer größeren Wasserfläche 
gestanden hat, wird sich erinnern, wie die ersten Stöße 
des aufkommenden Windes die vorher den blauen Himmel 
wiederspiegelnde Wasserfläche dunkel gefärbt erscheinen 
ließen, wo sie das Wasser trafen. Dieser Effekt beruht 
nahebei betrachtet, auf einer leichten Kräuselung der 
Wasserfläche, welche in kleinen, nur wenige Centimeter 
langen und wenige Millimeter hohen Wellen besteht, deren 
Kämme indes keine bedeutende Länge besitzen und von 
oben gesehen, also im Aufriß, sich als Teile von Kreis- 
bögen, allerdings von ziemlich großem Radius, heraus- 
stellen. Nimmt im Laufe der Vormittagsstunden der Wind 
an Stärke und Gleichmäßigkeit zu, so bedeckt sich all- 
mählich die ganze übersehbare Wasserfläche mit kleinen 
Wellen, welche die spiegelnde Wirkung derselben überall 
aufheben und sie durchweg schön dunkelblau erscheinen 
lassen. Begibt man sich an die Luvseite der Wasser- 
fläche, wo der Wind vom Lande auf das Wasser über- 
tritt, so bemerkt man daselbst meist dicht unter Land 
noch spiegelglattes Wasser und in einigem Abstände vom 
Strande erst jene kleinen Kräuselwellen, die oben erwähnt 
sind. Fährt man im Boote vor dem Winde her über die 
Wasserfläche, so bemerkt man, wie die Wellen an Größe 
zunehmen, je weiter man von der Luvküste sich entfernt: 
au der gegenüberliegenden Leeküste sind sie am größten. 
Ferner kann man feststellen, daß gleichzeitig die (im Auf- 
riss) schwach gebogene Form der Wellenkämme mehr 
und mehr eine geradlinige und die Länge dieser Kämme 
um so bedeutender wird, je näher man dem Leeufer 
kommt. In den Nachmittagsstunden, bei dem alsdann in • 
höchster Stärke wirkenden Wind, ist der Unterschied 
zwischen Lee- und Luvseite des Gewässers nur dann 
ebenso groß wie vorher, wenn einmal die Größe der 
Wasserfläche eine sehr beträchtliche ist, so daß vom 



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Theorie von Muncke. 



Gegenstrand zurückgeworfene Wellen die Luvseite nicht 
erreichen, oder wenn der Luvstrand sehr hoch und steil 
sich über der Wasserfläche erhebt. Gegen Abend hei 
abflauendem Winde sind die Erscheinungen denen des 
Vormittags wieder ähnlicher. Weht der Wind in un- 
regelmäßigen Stögen oder gar in Böen, so beobachtet 
man leicht, wie auch die dann vorhandenen größeren 
Wellen an ihren Dossierungen, besonders der Luvseite, 
sich mit jenen kleinen Kräuselungen tiberziehen, welche, 
wie wir sahen, die ersten ursprünglichsten Elemente einer 
neuen Wellenbildung vorstellen. 

Wie entstehen nun diese embryonalen Kräuselungen 
als ein unmittelbarer Effekt der wagrecht schiebenden 
Kraft des Windes an der Wasseroberfläche? 

Muncke (in seinem Artikel „Meer" in Gehlers phy- 
sikalischem Wörterbuch) sagt: „Der Wind besteht keines- 
wegs in einer ganz gleichmäßigen, ohne Unterbrechung 
mit gleichbleibender Geschwindigkeit fortgehenden und 
über eine unmeßbare Strecke ausgedehnten Bewegung 
der Luft, wie man aus dem anscheinend ruhigen Zuge 
der Wolken in den höheren Regionen anzunehmen ver- 
anlaßt wird, sondern das Wehen desselben geschieht ab- 
satzweise und in Unterbrechungen; die Bewegung des 
Windes ist eine wellenartige wie die des Wassers, indem 
allgemein jede bewegte Flüssigkeit, sie sei tropfbar, gas- 
förmig oder ätherisch, sobald sie bei ihrer Bewegung 
Hindernisse findet, wellenförmig fortschreitet. Man be- 
merkt dieses um so auffallender, je stärker der Wind ist, 
indem sich dann die einzelnen Stöße von den wechseln- 
den Perioden der minderen Stärke oder periodischen Ruhe 
leicht unterscheiden lassen. Ist ferner die Strecke, über 
welcher ein gewisser Wind herrscht, noch so ausgebreitet, 
so finden doch darin einzelne Streifen statt, in denen die 
Luft mit eigentümlicher Geschwindigkeit strömt. Stößt 
ein solcher einzelner Strom auf die Wasserfläche oder 
wird irgend eine einzelne Stelle der letzteren von einem 
I ►rucke getroffen, so müssen um diesen Punkt gekrümmte 
Wellen entstehen, und man sieht daher bei schwachem 
Winde und über großen Wasserflächen kreisbogenförmige 



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56 



Entstehung der Wellen. 



Wellen sich bewegen, deren Enden schwächer werden 
und zuletzt sich gänzlich verlaufen 4 ' etc. 

Dieser Erklärungsversuch zeigt zunächst das Miß- 
verständnis, daß Windstöße und Böen, die auf großen, 
raeist melirere Hektaren oder gar Quadratkilometer Areal 
messenden Flächen gleichzeitig das Wasser drücken einer- 
seits und die angebliche eigene wellenartige Bewegung 
der Luft im Winde andrerseits nicht scharf in ihren 
Effekten getrennt werden. Letztere Schwingungen müß- 
ten nur eine ganz kleine Periode und Amplitude haben, 
wenn sie die besprochene minimale Wellenkräuselung er- 
zeugen sollen; diese Wellen aber sind die allgemeinere 
und umfassendere Erscheinung, denn der Windstoß oder 
die Böe würde sich nach Munckes Ansicht doch nur als 
eine Serie kurz aufeinander folgender Schwingungen der 
Luft bezeichnen lassen. Aber diese Wellen der Luft sind 
gar nicht vorhanden, wie jeder leicht auf einer großen 
Wasserfläche segelnd wahrnehmen kann, wenn er leicht 
fliegende Gegenstände dem Winde überläßt. Flaumfedern, 
Wattenflocken oder eine kleine Pulverwolke — sie be- 
wegen sich so gleichmäßig schnell und so geradlinig, 
wie nur möglich mit dem Winde fort. - Die welleu- 
erzeugende Kraft der Böen und Stoß winde wird uns 
später beschäftigen, denn sie ist die Hauptursache der 
„ stehenden Wellen" im Wasserbecken. 

Plausibler wird die von den Brüdern Weber, mit 
Benutzung einer von Benjamin Franklin ausgesprochenen 
Idee, gegebene Theorie der Wellenbildung erscheinen 
müssen (Wellenlehre § 25). „Die Luftstöße scheinen 
meistens unter einem sehr spitzen Winkel auf das Wasser 
aufzutreffen und bringen in demselben eine doppelte Wir- 
kung hervor, indem sie es teils niederdrücken, teils in 
der Richtung, in der sie sich selbst bewegen, fortschiebeu, 
was man sich durch die Zerlegung der einfachen Kraft 
in eine horizontal und vertikal wirkende leicht erklären 
kann. Franklins Hypothese über den Vorgang, wenn 
sich der Wind am Wasser reibt und Wellen erregt, hat 
viel für sich. Sie läßt sich etwa folgendermaßen dar- 
stellen: die Luft wird von dem Wasser angezogen, wie 



Theorie der Brüder Weber. 57 

man daraus sieht, daß alles Wasser Luft in sich schließt 
und sie, wenn sie aus ihm durch Kochen ausgetrieben 
worden ist, begierig wieder einsaugt. Deswegen haftet 
sie auch an dem Wasser, über dem sie hinstreicht, und 
schiebt die Teilchen, die sie an der Oberfläche berührt, 
mit fort. Diese aber hängen selbst wieder mit den unter 
ihnen gelegenen Wasserteilchen zusammen und werden 
daher durch sie etwas zurückgehalten und müssen diesen 
deswegen einen Teil ihrer Bewegung mitteilen, und können 
folglich der Luft nicht mit gleicher Geschwindigkeit folgen. 
Die Luft reißt sich also, wenn der Druck der nachfolgen- 
den Luft einen gewissen Grad erreicht hat, von den 
Wasserteilchen los, an denen sie haftete, und gleitet über 
das Wasser hin, bis die Spannung so vermindert ist, daß 
die Luft von neuem, während sie sich nur langsamer 
fortbewegt, am Wasser zu haften anfängt und sich die 
erwähnte Erscheinung wiederholt. Hierdurch wird aller- 
dings erklärlich, warum die über das Wasser hinstreichende 
Luft ruckweise das Wasser stößt und davon abgleitet, 
und dadurch eine große Menge ganz kleiner Unebenheiten 
auf dem Wasser hervorbringt. Durch diese Reibung der 
Luft am Wasser entstehen aber nur die allerkleinsten 
Wellen, welche das Wasser der Eigenschaft zu spiegeln 
berauben und selbst die Oberfläche größerer Wellen be- 
decken. Durch das Auffallen eines ganzen Luftstoßes 
auf die Wasserfläche und sein abwechselndes Abgleiten 
kann aber auch gleichzeitig das Wasser in einem schon 
beträchtlicheren Umkreise abwechselnd niedergedrückt 
und das benachbarte Wasser zu steigen genötigt und so 
Wellen von ursprünglich bedeutenderer Größe erregt 
werden. 14 

Hier ist also der Unterschied zwischen den letzt- 
genannten und den „ allerkleinsten u Wellen sehr klar aus- 
gesprochen. Im übrigen genügt die Webersche Theorie 
doch nicht allen Anforderungen, wie wir weiter unten 
sehen werden; schon die Voraussetzung, daß die Bahnen 
der Luftteilchen im Winde nicht recht horizontal seien, 
sondern den Wasserspiegel in spitzem Winkel treffen, ist 
bestreitbar. Wohl aber ist die von Scott Russell ge- 



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58 



Entstellung der Wellen. 



gebene ihr unzweifelhaft überlegen (lieport Brit. Assoc. 
London 1845, p. 307 und 376). 

Scott Russell erzeugte die embryonalen oder wie er 
sie sehr passend, wie wir sehen werden, nennt, „kapil- 
laren" Wellen experimentell auf einem Wege, den jeder 
unserer Leser bequem selbst betreten kann. Es gehört 
dazu ein nicht zu kleines Gefäß, das ziemlich bis zum 
Rande mit Wasser zu füllen und so zu stellen ist, dass 
der Beobachter das Licht an der Oberfläche wiederspiegeln 
sieht. Taucht man nun einen dünnen Draht oder ein 
nicht Über 1 bis 2 mm dickes Stäbchen, das vorher be- 
feuchtet ist, einige Millimeter tief vertikal in das Wasser, 
so wird man zunächst die allbekannte kapillare Erhebung 
um diesen Draht wahrnehmen. Wird aber dann der Draht 
schnell, 0,3 bis 0,5 m in der Sekunde, in unveränderter 
Stellung durch das Wasser geführt, so sieht man eine 
Hand breit vor dem Draht die Wasseroberfläche im Nu 
sich mit kleinen Wellen bedecken. Scott Russell zählte 
vor dem Draht bis auf 3 inches (76,2 mm) Abstand bei 
einer Geschwindigkeit von 0,3 m pro Sekunde ca. 12 
solcher Wellen, und zwar waren die dem Drahte nächsten 
die größten, von 8,3 mm Länge, während die am weite- 
sten vor dem Drahte aufgeworfenen W r eilen nur etwa 
5 mm Länge von Kamm zu Kamm hatten. Die Kämme 
selbst waren (im Aufriß betrachtet) gebogen, und zwar 
um so stärker, je näher dem Draht. Man kann jedoch 
auch geradlinige Kämme erzeugen, wenn man statt des 
Drahts einen dünnen Faden nach Art eines Bogens auf- 
gespannt und horizontal in die Oberflächenschicht ge- 
taucht verwendet, und auch diesen alsdann quer durch 
die Wasserfläche hinschiebt. Nie aber darf die Bewegung 
dieses Drahtes oder Fadens eine Geschwindigkeit haben 
geringer als 8 inches oder 0,2 m in der Sekunde, sonst 
fehlen diese Wellen ganz *). 

Dieser Vorgang beruht unzweifelhaft auf den Eigen- 
schaften, welche die Molekularphysik der Oberfläche eiuer 



') Vgl. Weber, Wellenlehre § 84, eine Erscheinung, die mit 
diesen kapillaren Wellen eine gewisse Aehnlichkeit hat. 



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Theorie von Scott Russell. 



50 



Flüssigkeit zuschreibt (s. Wüllners Physik, I, 3 71). Alle 
Teilchen, welche an der Oberfläche liegen, werden von 
den unter derselben befindlichen Teilchen nach innen ge- 
zogen: sie ergeben also in ihrer Gesamtheit eine Ober- 
flächenschicht, welche auf die ganze Flüssigkeit wirkt wie 
ein elastisches Häutchen, welches sich zusammenzuziehen 
sucht. Diese Schicht hciüt das „Oberflächen- oder Flüssig- 
keitshäutchen" und verhält sich äußeren Kräften gegen- 
über wie eine selbständige, der Flüssigkeit aufliegende 
und von dieser in mancher Hinsicht unabhängige Mem- 
bran. Die Spannung dieses Häutchens wird nun offenbar 
geändert, wenn der Draht oder der Faden in der oben 
angegebenen Weise vorwärts bewegt wird: die Membran 
legt sich, freilich erst, wenn die störende Kraft einen be- 
stimmten Wert überschreitet, in Falten, wie wenn ein 
Finger streichelnd über die Oberfläche des Handrückens 
geführt wird. Da die „Oberflächenspannung" auch durch 
Anziehung seitens der Wände des Gefäßes alteriert wird 
und dort die allbekannten Erscheinungen der „Kapillari- 
tät" erzeugt, so war Scott Russell wohl berechtigt, den 
von ihm erzeugten Fältelungen des Flüssigkeitshäutchens 
den Namen der „kapillaren" Wellen beizulegen. Die Vor- 
gänge auf großen Wasserflächen gestatten nun einen un- 
mittelbaren Vergleich hiermit insofern, als jene „Kräuse- 
lungen" des Windes erst dann auftreten, wenn die 
Geschwindigkeit des letzteren ein bestimmtes Maß über- 
schritten hat, wie denn Scott Russell beobachtet haben 
will, daß erst ein leichter Hauch von einer halben eng- 
lischen Meile stündlicher Geschwindigkeit foder von 0.22 m 
in der Sekunde) imstande ist, die von ihm getroffene 
Wasserfläche zu kräuseln. Ferner stimmt damit überein. 
daß die Fältelung stets in ganz unmeßbarer Zeit im Nu 
über der angehauchten Fläche sich einstellt und beim 
VorÜbergang des Hauches ebenso schnell wieder ver- 
schwindet: Vorgänge, welche die Webersche Theorie nicht 
in gleicher Weise befriedigend erklären kann. 

Für die Abhängigkeit dieser kapillaren Wellen von einer 
bestimmten Minimalstärke des Windes (welche zu messen leider 
noch nicht gelang, die aber gewiß mehr als 0,22 m, wenn nicht 
0.5 betrug), gewährte dem Verfasser verschiedenemal der Kieler 



<>0 Entstehung der Wellen. 

Hafen anschauliche Beispiele. Am klarsten waren solche Fälle, 
wo ein mäßiger Südwestwind (der in See aber wahrscheinlich 
ungleich kräftiger auftrat) das Wasser aus der Föhrde hinauf- 
trieb , indem er einen in der Enge bei Friedrichsort sehr fühl- 
baren Strom erzeugte, während von der den Leuchtturm tragenden 
Landzunge ein Teil dieses ausfließenden Stroms nach Westen in 
die Wiker Bucht abgelenkt wurde, wo derselbe nunmehr dem 
Winde entgegen strömte. Alsdann zeigte die östliche (ausströ- 
mende) Hälfte der Wasserlläche sich regelmäßig noch spiegelglatt, 
wenn die westliche Seite, in der Wiker Bucht, gänzlich von jenen 
kleinen Furchungen verdunkelt war, welche die Spiegelung auf- 
hoben und der relativen Bewegung des Wassers zum Winde ihr 
Dasein verdankten: die Bewegung des Windes war alsdann bei 
dem gegen strömenden Wasser stark genug, die Oberflächen- 
spannung zu überwinden, in dem mitströmenden Teil der Östlichen 
Hafenhälfte dagegen nicht. — Uebrigens war schon den alten 
homerischen Griechen, die wie alle Seefahrer als aufmerksame 
Beobachter der Natur gelten dürfen, die Kräuselung und „Schwär- 
zung" der Meeresoberlläche durch die aufkommende Brise wohl- 
bekannt: 

n o:r t os Zrf jpoio syeüttTO rovtov im fpii 
( „opvufiivoto vsov, fieXav«'. U ts :t6vtoc orc 1 oot-qc cet. 

Ilias 7. 68, vgl. 21, 126; 23, 692 und Odyssee 3, 402. Die 
englischen Schiffer nennen nach Scoresby (Account of arctie 
regions, I. 217) diese Kräuselung den lipper oder windlipper. 

Sind nun einmal erst jene embryonalen oder kapil- 
laren Wellen vorhanden, so hat es keine Schwierigkeit, 
das Wachstum derselben unter der weiteren Einwirkung 
des Windes bis zu den grotäen „Seen" des offenen Ozeans 
zu erklären. Die weitere Ausbildung erstreckt sich so- 
wohl auf die Umformung der kurzen schwach gebogenen 
in lange geradlinige Kämme, wie auf die Zunahme aller 
Dimensionen. Hierbei kommen nun die kreisenden Be- 
wegungen der Wasserteilchen in der Welle in Betracht 
Im Wellenkamm, im oberen Scheitel, bewegen diese sich 
ohnehin mit dem Winde vorwärts: der Wind wird also 
ihre Tendenz nach vorn stetig beschleunigend verstärken. 
Dagegen behindert der Wind die im Schutze des Kammes 
befindlichen und im Wellenthale sich ihm entgegen be- 
wegenden Teilchen in keiner Weise. Airy will es sogar 
noch wahrscheinlicher finden, daß ein Teil des den Kamm 
treffenden Luftstromes nach unten umbiegen und im Wellen- 
thale wirbelartig rückwärts (?) fliessen könne, wodurch 



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Steigerung der YVellenhöhe durch den Wind 



61 



denn also die Tendenz der hier befindlichen Teilchen nach 
rückwärts direkt eine Stärkung erfahren würde (Tide.« 
atid waves § 267). Je länger also der Wind auf die ur- 
sprünglich so kleinen Furchungen einwirkt, um so größer 
wird er die Amplituden der Orbitalbahnen machen, d. h. 
um so großer werden zunächst die Wellenhöhen werden. 
Airy (§ 270) hat diese Prozesse sogar einer analytischen 
Rechnung unterworfen, auf die indes hier nur verwiesen 
sein mag. Er zeigt in höchst interessanter Weise, wie 
gerade eine horizontale äußere Kraft vorzugsweise ge- 
eignet ist, die Wellenhöhen zu vergrößern. Denn da in 
dem oberen Scheitel der Welle alle Teilchen nach oben 
sich bewegen, so wird beim Hinzukommen eines horizon- 
talen Impulses, wie der Wind ihn gibt, die Resultierende 
au* beiden Bewegungen die vertikale Komponente immer 
nur vergrößern. Ferner entwickelt Airy klar, wie in dem 
Stadium schnell anwachsender Wellenhöhe die Kraft des 
Windes auf die Wellenkämme so erhöhend wirkt, daß 
die Kontinuität aufgehoben, die Köpfe der Wellen vom 
Winde abgebrochen werden: welches Ueberschlagen so 
lange andauert, bis die Wellenhöhe und damit die Orbital- 
geschwindigkeit den Maximalwert erreicht hat, welcher 
bei der vorhandenen Windstärke gegeben ist. In der 
That ist es den Seefahrern ganz geläufig, daß die „Seen" 
nur so lange schäumende Köpfe zeigen und sich vor dem 
Winde brechen, als sie ihre Maximalhöhe noch nicht er- 
reicht haben: ist dieses geschehen oder nimmt der Wind 
wieder an Stärke ab, so hört das Ueberschlagen auf und 
wird das Wellenprofil ein sanfter gerundetes. Letzteres 
ist das Stadium der sogen, „toten See", oder wie wir 
im folgenden für binnenländische Leser weniger mißver- 
ständlich sagen wollen, der „ausgewachsenen" See. 
Aber weder in diesem, noch im vorigen Stadium werden 
solche „gezwungenen" Wellen in ihren Orbitalbahnen an 
der Oberfläche mehr geschlossene Kurven besitzen können, 
sondern jedes Wasserteilchen wird vom Winde ein weni# 
vorwärts gestoßen, so daß es also nicht mehr die alte 
Ruhelage erreicht. Wir werden bei einer späteren Ge- 
legenheit hierauf zurückkommen, wo es sich um die Er- 



02 rmtormung der Wellen durch den Wind. 

klärung der „ Triftströmungen' 4 handelt. .Freie 41 Welleu 
zeigen diese Vorwärtsverschiebung der Teilchen nicht. 

Wir sahen oben (S. 13), daß die Trochoidentheorie 
ein festes Verhältnis zwischen Orbitalgeschwindigkeit der 
Wasserteilchen oder der Wellenhöhe einerseits und den 
Werten der Periode, Länge und fortschreitenden Ge- 
schwindigkeit der Welle andrerseits nicht kennt. Es ist 
das ein Mangel der Theorie, dem nicht leicht abgeholfen 
werden kann, so daß man darauf angewiesen ist, hier 
unmittelbar au die Beobachtungen anzuknüpfen. Ein 
solches Verhältnis muß aber vorhanden sein, denn es ist 
unbestritten, daß gleichzeitig mit der Wellenhöhe auch 
die Wellenlänge und -Geschwindigkeit unter der andauern- 
den Windwirkung wächst. Schon die Brüder Weber 
entnahmen ihren Experimenten, daß die hohen Wellen 
schneller liefen als die niedrigeren. Indes sind die Be- 
obachtungen des französischen Lieutenants Paris sachlich 
ungleich interessanter, da sie in See mit vollem Verständ- 
nis der in Betracht zu ziehenden Umstände erfolgten. 

„Die Wellenhöhe/ sagt Paris (Revue maritime et 
vol. vol. XXXI, 1871, p. 123 f.), , wächst ziemlich schnell 
in dem Maße, wie der Wind stärker wird; sie ist in 
hohem Grade abhängig vom vorhandenen Seeraum in 
ihrer Ausbildung; sobald sich auf hoher See eine starke 
Brise erhebt, erreicht sie leicht 5 m. Sie ist von allen 
Wellenmaßen dasjenige, welches am schnellsten sich ver- 
mindert und abfällt, sobald die Brise aufgehört hat.* 

«Die Wellenlänge ist sehr variabel und wechselt 
zuweilen vom einfachen bis zum dreifachen bei zwei un- 
mittelbar aufeinander folgenden Wellen. Wenn der Wind 
sich erhebt, ist sie anfangs wenig beträchtlich, darauf 
wächst sie schneller als die Wellenhöhe, und während 
mehrerer Tage vergrößert sich das Verhältnis dieser 
beiden Werte in der Weise, daß oft die See am Beginn 
eines Sturmes hohler läuft als an seinem Ende, während 
dabei die Windstärke konstant blieb. So sahen wir im 
Osten des Kaps der Guten Hoffnung infolge starker West- 
stürme, welche vier Tage hindurch mit auffallender Regel- 
mäßigkeit andauerten, die Höhe der Wellen nur von t> 



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l'ntersucliungen von Lieutenant Pari*. 



«53 



auf 7 ni steigen, während die Länge derselben am ersten 
Tage 113, dagegen am vierten 235 m erreichte. Es ist 
Jas die größte mittlere Länge, welche ich (in einer Tages- 
reihe) beobachtete . . . 

„Die Geschwindigkeit ist das am wenigsten ver- 
änderliche unter den Wellenmaßen. Sie ist neben der 
Wellenlänge auch dasjenige, welches s,ich am besten und 
längsten konserviert, wenn nach dem Aufhören des Win- 
des der Seegang sich in Dünung umwandelt. Sobald die 
Brise erst im Gange und der Seegang regelmäßig ge- 
worden ist, zeigt sich die Geschwindigkeit von einer Welle 
zur andern nur sehr wenig verschieden. In der That 
kann man nur selten auf hoher See beobachten, daß eine 
Welle eine andere überholt, was doch alle Augenblick der 
Fall sein müßte, wenn ein auch noch so geringfügiger 
Unterschied in ihrer Geschwindigkeit vorhanden wäre. 
Sobald der Wind sich erhebt, wächst die Geschwindigkeit 
schrittweise und erreicht bald die Größe, welche sie fast 
ganz konserviert, bis die Wellenbewegung verlischt. W r enn 
man meine täglichen Buchungen prüft, so sieht man so- 
fort, daß, sobald der Seegang sich nur voll entfalten 
kann, dieselbe Brise fast immer auch eine und dieselbe 
Wellengeschwindigkeit erzeugt. u 

Hieraus scheint sich folgendes zu ergeben. Die Wellen- 
höhe ist der unmittelbarste Effekt des Windes, insofern 
dieser die Orbitalgeschwindigkeit der Teilchen vergrößert 
bis zu einem bestimmten, der Windstarke angemessenen 
Maximalwerte; als der unmittelbarste Effekt hat er auch 
die geringste Dauerhaftigkeit. Hier führt also der Wind 
den unmittelbaren Kampf mit der Schwerkraft, die ihm 
je nach seiner Stärke das Ziel setzt. Was nun die Be- 
ziehungen zwischen Windstärke und der Wellenlänge und 
-Geschwindigkeit betrifft, so scheint es. als wenn die vor- 
handene lebendige Kraft des doch ununterbrochen weiter 
thätigen Windes immer größere Volumina in ihren Be- 
reich zieht und da die vertikale Erhebung, wie wir sahen, 
schnell beschränkt ist, nunmehr vorwärts und in die 
Tiefe ausgreift. Denn wenn nach Paris' Aussage die 
Länge der Wellen sich so schnell weiter steigert gegen- 



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64 



Umformung der Wellen durch den Wind 



über der gleichzeitig unbedeutend wachsenden Höhe, so 
wird das Wellenprofil als Ganzes zwar immer flacher, 
aber das absolute Volum des gleichzeitig in einer Welle 
über das Mittelniveau gehobenen Wassers doch erheblich 
größer als vorher bei den kurzen und relativ hohen 
Wellen, welche die steile oder „ hohle See* in den ersten 
Phasen eines Sturmes kennzeichnen. Das Eingreifen der 
Windwirkung von der Oberfläche in die Tiefe ist noch 
wesentlicher; es erfolgt gemäß der Formel (I) für die 
Radien der Orbitalbannen in den verschiedenen Tiefen- 
schichten (vgl. auch die Tabelle S. 12): 

[j = he k. 

In diesem vorliegenden Stadium der Wellenbewegung ist 
die Tiefe z beliebig gegeben und h ist, so lange die 
Windstärke noch gleich bleibt, gleichfalls beinahe kon- 
stant, nur X ist veränderlich. Alsdann wächst p vorzugs- 
weise in dem Maße, wie X größer wird; denn der obige 
Exponentialausdruck ist doch ein echter Bruch, dessen 
Nenner an Größe abnimmt je mehr X wächst. Der ab- 
solute Wert, welchen die Amplituden der Orbitalbahnen 
in gegebener Tiefe alsdann zeigen, ist also eine Funktion 
der Zeit; je länger der Wind wirkt, je größer die Wellen- 
länge wird, um so größer werden die Ausschläge der 
Wasserfäden in der Tiefe. Das gleiche gilt von der 
Orbitalgeschwindigkeit in der Tiefe, welche nach (XI) ist: 

also sich ebenfalls steigert, und zwar auch hier immer 
größere Bruchteile von c vorstellt, je größer X wird. 
Es geraten also immer größere Wassermassen unter der 
stetigen Windwirkung in immer ausgiebigere Schwingungen. 
Diese werden sich nun noch lange konservieren kraft 
ihres großen Trägheitsmoments und dank der sehr ge- 
ringen inneren Reibung des Seewassers, auch wenn an 
der Oberfläche die Windimpulse ganz aufhören. Die 
Orbitalbahnen an der Oberfläche werden alsdann in ganz 
flache Ellipsen Übergehen müssen, da ja die Wellenhöhe 



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Einfluß des Seeraums auf die Wellenhöhe. 



65 



so schnell abnimmt. Wir werden diese Vorgänge noch 
spater zu erwähnen haben, wenn es sich um die „Bran- 
dung" und die sogen. „ Grundseen tt handelt, und wo sich 
ergeben wird, daß der horizontale Durchmesser dieser 
Orbitalbahnen doch auch an der Oberfläche noch recht 
beträchtlich bleiben muß, wenn auch der vertikale stark 
sich verkleinert. Auf alle Fälle ist klar, daß nur die 
Wellenhöhe eine einfache Funktion der Windstärke ge- 
nannt werden kann, während Länge, Geschwindigkeit und 
Periode zunächst von der Zeitdauer abhängen, während 
welcher die Windimpulse in gegebener Stärke auf die 
Meeresfläche haben einwirken können. 

Die Brüder Weber (Wellenlehre § 167, 3) haben bei ihren 
Experimenten in der Wellenrinne bereits feststellen können, daß, 
wenn die wellenerzeugenden Impulse in größerer Tiefe unter 
der Oberfläche auf das Wasser einwirkten, jedesmal die Wellen- 
länge größer ausfiel, als wenn die Impulse ganz oberflächlich 
blieben; je nachdem sie die Glasröhre, in der die wellenerregende 
Wassersäule niederfiel, mehr oder weniger tief in die Flüssigkeit 
eintauchten, konnten sie längere oder kürzere Wellen erzeugen. 
Dieses Experiment ist unmittelbar auf die «Wind Wirkung, wie wir 
sie auffassen, anzuwenden, insofern auch letztere immer tiefer- 
liegende Wasserschichten in ausgiebigere Schwingungen versetzt, 
je länger sie wirkt, und dementsprechend erfahrungsgemäß die 
Wellenlänge wächst. 

Doch auch die Wellenhöhe ist nur dann unmittelbar 
vom Winde abhängig, wenn eine unendliche Wasserfläche 
in Betracht gezogen wird. Da aber in der Wirklichkeit 
doch von der Luvktiste seewärts die Windwirkung sich 
steigert, so wird also eine gewisse Beziehung vorhanden 
sein zwischen der Wellenhöhe und dem Abstand von der 
Luvküste. Diese Beziehung hat der englische Ingenieur 
Thomas Stevenson auf empirischem Wege zu studieren 
versucht, indem er in schottischen Landseen, im Firth of 
Förth und Moray Firth Beobachtungen darüber anstellen 
ließ (Design and construction of harbours, 2. ed. Edin- 
burgh 1874, p. 22 f.; auch New Edinb. Philos. Journal 
vol. 53, 1852, p. 358). Unter der Voraussetzung, daß 
die Meeres tiefe in der ganzen Strecke luvwärts für eine 
volle Entfaltung der Wellen genügend und möglichst 
gleichmäßig ist und die Wellenhöhen nicht unmittelbar 

Krümmel, Ozeanographie n. 5 



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66 



Umformung der Wellen durch den Wind. 



am Strande gemessen werden, stellt Stevenson folgende 
empirische Formel auf: 

H=15 \ D + (2,5 

worin H die Wellenhöhe in englischen Fuß, D den Ab- 
stand bis zur nächsten Luvküste in Seemeilen bedeutet. 
Ist der Wert für D nicht allzu kurz (unter 10 Seemeilen) 
und gleichzeitig die Windstärke nicht allzu heftig, so ge- 
ntigt schon der erste Ausdruck obiger Formel; indes wird 
für kleinere Wasserflächen und Landseen die vollständige 
Formel allein befriedigende Resultate ergeben, wie aus 
Stevensons Tabelle hervorgeht, von welcher die folgende 
ein Auszug ist (// in Metermaß, D in Seemeilen). 



D 


• 1 


1 • 


- 1 


• 


Ii 


2 


1,0 


25 


2,4 1 


150 


5,6 


4 


1,3 


30 


2,6 


200 


6,5 


6 


14 


40 


2,9 


250 


7,2 


8 


1,5 


* 50 


3,2 


300 


7,9 


10 


1,7 


60 


3,5 


400 


9,1 


15 


1,9 


80 


4,1 


500 


10.2 


20 


2,2 


100 


4,6 


1000 


14,5 



Man kann nicht leugnen, daß diesen empirischen Werten T 
wenn wir von den höchsten, wo D größer als 200 Seemeilen ist, 
absehen, eine gewisse Wahrscheinlichkeit innewohnt. Man hat nnr 
bei der Anwendung der Tabelle die Ausmessung des Seeraums 
darnach einzurichten, daß angenähert gleiche Wassertiefe auf der 
ganzen Strecke vorhanden ist und ferner zu beachten, daß die 
Windbahnen streng genommen schon auf 200 Seemeilen Abstand 
nicht mehr als geradlinig gelten dürfen, sobald es sich um cyklonale 
Luftbewegungen handelt. Es wird aufgefallen sein, daß in den 
hohen südlichen Breiten des Indischen Ozeans die Wellenhöhen 
größer sind als im Südatlantischen (s. oben S. 49): nun haberr 
die „strammen Westwinde* von den Falklandinseln her bis Kerguelen 
einen Seerauin von über 5000 Seemeilen vor sich, den sie freilich 
nicht durchweg aus gleicher Richtung wehend beherrschen, eben- 
sowenig wie die weiter östlich gelegenen Meeresflächen. — In der 
Ostsee würde die Strecke von den finnischen Schären bis zur 
Halbinsel Heia den größten Wert von Z> zu 350 Seemeilen ergeben- 
Die entsprechende Wellenhöhe von 8 m dürfte indes schwerlich 
je bei Kordoststnrm vor der Danziger Bucht oder bei Bomholm 
vorkommen, und es liegt das gewiß nicht bloß daran, daß die 



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Einlluß der Windstärke auf die Wellenhöhe. 



67 



Tiefenverh&ltnisse auf dieser Strecke sehr verschiedene sind, son- 
dern man wird annehmen müssen, daß die Formel für so große 
Werte von Z> bereits versagt. In dem westlichsten Teil der Ostsee 
zwischen Fehmarn und der schleswigschen Küste sind die Tiefen 
gleichmäßiger, der Seeraum D auf 40 anzusetzen, darum bei 
Weststurm auf der Höhe von Fehmarn nach Stevensons Formel 
eine Wellenhöhe von nicht ganz 3ra zu erwarten, was wieder 
nicht unwahrscheinlich aussieht. Das Mittelländische Meer mit 
seinen großen Tiefen dürfte am geeignetsten für eine Prüfung 
der Stevenson'schen Formel sein : hier hat D zwischen dem tieferen 
Teil des Golfs von Lion und der tunesisch -algerischen Grenze, 
ebenso wie zwischen Malta und Cerigo den Wert 350. Ob Wellen - 
höben von 8 m im hesperischen Becken des Mittelmeeres bei starken 
Nordwest stürmen vorkommen, mag dahin gestellt sein (vgl. oben 
S. 51); und was die Umschiffung der Insel Cerigo von Osten her 
betrifft, so erfreute sich dieselbe in seemännischen Kreisen des 
Altertums ungefähr desselben Rufes, wie gegenwärtig eine Uro- 
Regelung des Kap Horn gegen den dort herrschenden westlichen 
Wind und hohen Seegang. 

Aus dem oben über die Beziehungen zwischen Wind- 
und Wellenmaßen Gesagten wird sich von selbst ergeben, 
daß die mehrfach und zwar mit ziemlichem Aufwand 
von Fleiß und Scharfsinn gemachten Versuche, diese 
Beziehungen in einen algebraischen Ausdruck zu bringen, 
jedesmal als gescheitert angesehen werden müssen, sobald 
die Zeitdauer der Windwirkung nicht ebenfalls beachtet 
wird. Nur bei den Wellenhöhen etwa wäre letzteres 
Moment zu vernachlässigen, sobald man nur voll „ aus- 
gewachsene* Wellen in Betracht zieht. 

Es liegen vier Versuche derart vor, und zwar sämt- 
lich von französischen Seeoffizieren. Der älteste stammt 
noch aus dem vorigen Jahrhundert (17(36), von Goimpy 
(bei Cialdi, moto ondoso § 1050) und schon de la Cou- 
draye (um 1796) hat gefunden, daß die von Goimpy 
gegebene Tabelle „weit davon entfernt ist, verläßliche 
Resultate zu liefern". Wir können darauf verzichten, so- 
wohl den Weg zu prüfen, auf dem Goimpy seine Daten 
berechnet hat, wie auch seine ganze Tabelle zu reprodu- 
zieren: es genüge daraus zu entnehmen, daß (in modernes 
Maß umgerechnet) bei einer Windgeschwindigkeit von 
7 m pro Sekunde, also bei Stärke 4 der Beaufortskala 
die Wellenhöhe nur 0,4 m, X = 1,9 m und c = 1,3 m 



<38 



EinlluS der Windstärke auf die Wellenhöhe. 



wird. Bei einer Windgeschwindigkeit von 14 m, d. i. 
Beaufortstarke 8, wird H= 1,5 m, X = 6,8 und c = 2,7 m; 
eine Wellenlänge von 60 m entspricht einer Windgeschwin- 
digkeit von 42 m in der Sekunde, wie sie selbst in tropi- 
schen Orkanen vielleicht nicht jedesmal vorkommt. Der 
Versuch Goinipys ist also noch ein sehr unvollkommener. 

Einen zweiten Versuch hat der Admiral Coupvent 
des Bois gemacht (Comptes rendus, t. 62, 1866, p. 82; 
cf. Cialdi, Anhang p. 642). Der genannte Admiral hatte 
dreißig Jahre vorher an der berühmten Weltumsegelung 
der „Astrolabe" teil genommen und damals auf Aragos 
Veranlassung sechsmal täglich den Zustand der See be- 
obachtet. In der Diskussion seiner Notierungen geht 
C. des Bois nur auf die Wellen höhen ein. Die Wind- 
stärke wurde nicht nach der zwölfteiligen Beaufortskala, 
welche zur Zeit der Expedition noch gar nicht üblich 
war, gerechnet, sondern nach einer älteren achtteiligen. 
Nun ist im allgemeinen die Uebertragung solcher Skalen- 
werte in absolute Geschwindigkeit (Meter pro Sekunde) 
noch sehr wenig feststehend und nach den neuesten Unter- 
suchungen Köppens (Segelhandbuch für den Atlantischen 
Ozean S. 45) meist in dem Sinne fehlerhaft, daß die 
Geschwindigkeit des Windes viel zu hoch angesetzt wird. 
Da wir im folgenden von dieser Uebertragung vielfach 
Gebrauch machen müssen, setzen wir die von den ver- 
schiedenen Autoritäten angegebenen Werte der Beaufort- 
skala her (vgl. Bd. I, S. 200). 



Grade nach Beaufort 


V 


II 


in 


ZV 


v 


VI 


VII 


vm 


IX 


Reduktion von: 




m 


m 


m 


m 


m 


m 


m 


m 


Meteorological Office 


3,6 


5,8 


8,0 


10,3 


12,5 


15,2 


17,9 


21,5 


25,0 


I Ii Fl 8 ...... 


0,8 


1,8 


3,4 


6,0 


9,2 


13,1 


18,2 


23,6 


30,1 


Antoine 


1 


2 


4 


7 


11 


16 


22 


29 


37 




3 


4 


5,5 


7 


8 


10 


12 


14 


16 



Die von Koppen gegebene Reduktion darf als die den 
natürlichen Verhältnissen am nächsten kommende gelten; 



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Formeln von Coupvent des Bois. 



namentlich in den höheren Stärkegraden sind die Ab- 
weichuntren von den anderen auffallend; wie denn auch 
neuerdings in England selbst die Reduktion des Meteoro- 
logical Office mehrfach als unzutreffend angegriffen wor- 
den ist. 

Coupvent des Bois fand nun, daß, alle seine Beob- 
achtungen im Durchschnitt gerechnet, einer Windgeschwin- 
digkeit von 5,1 m per Sekunde eine Wellenhöhe von 2 m 
entsprach. „ Gemäß der Hypothese," fährt er fort, „daß 
das Quadrat der Windgeschwindigkeit proportional ist dem 
Kubus der Wellenhöhe, kann man folgende Tabelle für 
die effektive Beziehung zwischen Windgeschwindigkeit und 
Wellenböhe berechnen, welche so lange gilt, als keine 
besonderen Umstände modifizierend eingreifen. tt Wir fügen 
den von ihm gegebenen Werten der Windgeschwindigkeit w 
noch unter der Kolumne w' die nach Köppens Daten re- 
duzierten Werte bei, da die ersteren unzweifelhaft viel 
zu hoch angesetzt sind, während die abgeleiteten Wellen- 
höhen H als nicht unwahrscheinlich gelten dürfen. 



Grade des Windes 


w 


w' 


- 1 






m 


m 


m 




1. Faible brise . . . 


3 


3 


1,4 


1,5 


2. Petit* brise .... 


5 


5,5 


2.0 


2,7 


3. Jolie brise .... 


8 


7 


2,7 


3,5 


4. Belle brise .... 


13 


8 


3.8 


4,0 


5. Forte brise .... 


21 


10 


5.2 


5,0 


6. Grand frais . . . 


33 


14 


7,0 


7,0 


7. TenxpHt 


50 


18 


9,3 


9,0 


ö. uutagan 


73 


25 


12,0 


12,5 



Die von C. des Bois vorgeschlagene Formel würde also 
lauten: 

H = Ä = A w *, 

wo A eine zu findende Konstante bedeutet, nämlich hier 
0,68. Rechnet man aber H nach w\ so paßt die Formel 
nicht mehr, sondern es ergibt sich die sehr viel einfachere, 
rein empirische Beziehung: 



70 



Einfluß der Windstürke auf die Wellenhöhe. 



welche alsdann ziemlich dieselben Höhen liefert, wie die 
fünfte Rubrik obiger Tabelle erweist. 

Antoine (Heime maritime et colonuüe 1879, t. 60, 
p. 631) hat anknüpfend an die vorher erwähnte Formel 

H—Aw's sogar versucht, deren Berechtigung aus all- 
gemein physikalischen Betrachtungen herzuleiten, indem 
er von der Voraussetzung ausging, daß die lebendige 
Kraft der Welle proportional ist dem Winddruck. Die 
lebendige Kraft setzt er gleich dem Produkt aus der Masse 
mit dem halben Quadrat der Geschwindigkeit der Wasser- 
teilchen, und zwar diese im vertikalen Sinne genommen, 
nicht in der Richtung des Windes. Die Masse ist pro- 
portional dem Produkt //.X, die Geschwindigkeit im Sinne 

der Höhe dem Quotienten — , also die lebendige Kraft 

x 

Der Winddruck in Kilogrammen auf der Flächeneinheit 
von 1 qm darf proportional gelten dem Quadrate der 
Windgeschwindigkeit 1 ), also w 2 . Folglich ergibt sich, da 
der Quotient X:t 2 als konstant anzusehen ist, die von 
Coupvent des Bois behauptete allgemeine Beziehung, daß 
H* proportional ist tv*. Man wird leicht einsehen, daß 



') Nach Rühlmann (Hydromechanik § 168) ergibt sich 
der Druck (in kg) einer unter dem Winkel a auf die Fläche F 
mit der Geschwindigkeit w wirkenden Flüssigkeit zu 

X=k± FwUin »a, 

2g 

wo k eine Konstante (bei Metermaß fast genau = 1), f das spe- 
zifische Gewicht der Flüssigkeit bedeutet. Bei kleinen Winkeln 
(unter 20°) ist die Formel nicht mehr verwendbar. Mit Benutzung 
Kirchhoflfscher Formeln setzt dagegen Lord Rayleigh (Philos. 
Mag. 1876, II, 434) den Druck auf der Flächeneinheit 

tc sin a , 

= -j— ; : -p. u>\ 

4 -J- it s/n a 

wo p die Dichtigkeit der Flüssigkeit bedeutet. 



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Formeln von Antoine. 



71 



die obige Auswertung der „lebendigen Kraft der Welle", 
auf der hier alles beruht, sehr willkürlich ist. Antoine 
seinerseits bestimmt die Konstante A, nicht wie sein Vor- 
gänger zu 0,o*8, sondern zu 0,75, gemäß seiner Samm- 
lung von Wellen- und Windbeobachtungen, auf die wir 
uns oben schon einmal bezogen haben (S. 68). Die Aus- 
wertung der Windstarken läßt obige Tabelle (S. 45) er- 
sehen und ein Blick in dieselbe wird zeigen, wie die 
Werte für w noch erheblich größer angesetzt sind als die 
offiziellen englischen. Auch seine Beobachtungsreihen 

schließen sich unserer empirischen Formel II = ~ w' 

{xc nach Koppen bemessen) bequem an. Nur der Voll- 
ständigkeit wegen setzen wir noch seine übrigen Regeln 
hierher: die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wellen ist 

l_ 

c = 6 7 9 w 4 , 

also der vierten Wurzel aus der Windgeschwindigkeit 
proportional. Hieraus und aus den Wellenforraeln (VIII) 
findet er 

i 

X =30,5 w 2, 

T = 4,4 W 2 , 

welche drei Werte in keinerlei Beziehung zur Zeit der 
Windwirkung stehen, also unseren Ansprüchen an solche 
Wormeln nicht genügen. Außerdem aber machen wir 
noch den letzten Einwand, daß Antoine alle Wellen- 
beobachtungen durcheinander gerechnet hat, statt sich auf 
diejenigen zu beschränken, wo Windrichtung und Wellen- 
richtung übereinstimmten, so daß wirklich die Wellen 
dann als ein Erzeugnis des Windes gelteu dürften. In- 
dem man nur diese Beobachtungen aus seinen Tabellen 
herausnimmt und zugleich alle in der Nähe des Landes 
angestellten ausschaltet, so erhält man von 202 Messungen 
nur 49 diesen Bedingungen genügende. Auch davon ist 
noch eine Anzahl zu verwerfeu, welche sich offenbar auf 
„ Dünungen* bezieht, die mit dem an Ort und Stelle 
herrschenden mäßigen Winde trotz gleicher Richtung 
nichts zu thun hatten, wie sich aus der kolossalen Wellen- 



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72 



Einfluß der Windstarke anf die Wellenhöhe. 



länge im Vergleiche zu der minimalen Wellenhöhe er- 
kennen läßt. So bleiben am Ende nur 35 Beobachtungen 
übrig, welche folgendes Resultat ergeben. 



Grade der Windskala . . . 


1" 


III 


IV 


V 


VI 


VII 


VIII 


Windgeschwindigkeit (Köppen) 


4 


5,5 


7 


8 


10 


12 


14 


Mittel der Wellenhöhen . . . 


(1) 


(1,2) 


3,0 


3,8 


4,6 


5,0 


(8,0) 


Zahl der Beobachtungen . . 


1 


4 




5 


6 


5 


3 


H = 0,443 w J 


1,8 


2,3 


3,1 


3,5 


4,4 


5,3 


6,2 



Unzuverlässig sind die Mittelwerte für die Skalen- 
grade II und VIII wegen zu geringer Zahl der Beob- 
achtungen. Auch die Wellenhöhe für Stärke III ist ver- 
dächtig, da in den vorliegenden vier Beobachtungen HjX 
ist = resp. 1:80, 1:80, 2:70, 1:45, was sehr nach 
Dünung aussieht. Aber für diese Stärke III könnten wir 
eher den von Coupvent des Bois gefundenen höheren 
Wert H = 2,0 einfügen, obwohl auch sicherlich in diesem 
Mittelwert zahlreiche Messungen von Dünung enthalten 
sind, derselbe also als ein Minimalwert gelten muß. 
Das Ansteigen der Wellenhöhen mit der Zunahme von w 
erfolgt hier von Stärke IV ab angenähert nach dem Ver- 
hältnis H = 0,443 w; bei den schwächeren Winden aber, 
ebenso wie schon bei Coupvent des Bois* Tafel hervor- 
trat, nicht einfach linear, sondern schneller. Anscheinend 
erfolgt die Zunahme der Wellenhöhe bei allen Stärke- 
graden von weniger als 7 m Geschwindigkeit pro Sekunde 
nach einer hyperbolischen Kurve, und diese schließt 
sich schon bei allen Werten von w, welche über 7 m be- 
tragen, sehr nahe an ihre Asymptote an. In der Gleichung 
der Hyperbel 

y = —\jx*—a 2 
u a 



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I 



Untersuchungen von Päris. 73 

gibt uns y die Wellenhöhe //, wenn x die Windgeschwin- 
digkeit w ist. Aus der Annahme, daß erst eine Wind- 
stärke Ton mehr als 0,5 m pro Sekunde Wellen erzeugt 
(vgl. S. 59), erhält man a = 0,5. Für den Fall x — 7, 
y = 3 ergibt sich alsdann b = 0,215; daraus die voll- 
ständige Formel: 

H = 0,43 v /r»— 0,25. 

Aus den Köppenschen Werten für Windstärke III, II 
und I würden sich darnach die bezüglichen Wellenhöhen 
ergeben von 2,35, 1,7 und 1,3 m, und für ic = 1 m, 
H = 0,37 m : — sämtlich immerhin noch hohe Werte ! 
Was hier fehlt, ist eine zuverlässige Bestimmung der 
Konstante a in der Natur, also derjenigen Windgeschwin- 
digkeit, bei welcher überhaupt erst eine Wellenbewegung 
beginnt. Wollte man aus unseren zwei zusammengehöri- 
gen Daten für // = 5, wenn w = 7, und den von Coup- 
vent des Bois gefundenen H = 2, wenn w = 5,5 den 
Koeffizienten a berechnen, so würde sich derselbe zu 
3,67 m ergeben: was also bedeutete, daß schwächere 
Winde als solche von 3 */3 m Geschwindigkeit eine Wellen- 
bewegung nicht erzeugen könnten. Verfasser ist indes 
weit davon entfernt, diesen hohen Wert von a für rich- 
tiger zu halten als den oben angesetzten, viel niedrigeren 
von 0,5 m. 

Einen vierten Versuch, die Beziehungen zwischen 
Windgeschwindigkeit und Wellenmaßen zu studieren, hat 
der oft erwähnte Lieutenant Paris gemacht (Revue marit. 
XXXI, p. 126), und zwar erstrecken sich seine wie immer 
höchst beachtenswerten Bemerkungen auf die Abhängig- 
keit der Wellengeschwindigkeit (c) von der Windstärke (u). 
Da er indes sein Material nicht nur nach den geographi- 
schen Windregionen, sondern auch nach Klassen des See- 
gangs, mit Beachtung der Windstärke, geordnet hat, so 
gewährt schon seine hierauf bezügliche Zusammenstellung 
rar uns ein erhebliches Interesse. Wir korrigieren seine 
Angaben ftlr die Windgeschwindigkeit wiederum nach 
Koppen (cf. Tabelle S. 68) und geben außer den Mittel- 
werten der Wellenhöhen auch deren absolutes Maximum 

I 



i 



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74 



Einfluß der Windstärke auf die Wellenhöhe. 



und Minimum für jede Klasse, und ferner das Verhältnis 
von Wellenlänge zu Wellenhöhe im Mittelwerte, Maximum 
und Minimum. 



Klasse 
des 
Seegangs 



Windge- 
scnwm- 

Meter 



Wellenhöhe 
Meter 

Mittel I Max. I Min. 



[Verhältnis der Länge 
zur Höhe der Wellen 

Mittel Max. | Min. 



Sehr hohe See . 


1 16 


7,75 


11,5 


6,5 


19.1 


22,5 


15,4 


Hohe See .... 


13 


5,03 


7,5 


3,5 


21,0 


23.0 


15.0 


Grobe See. . . . 


10 


3.55 


6,5 


2,3 


21,6 


30,0 


13.3 


Hohe Dünung . 


8 


4,10 


7,0 


3,0 


29.3 


48.6 


18.4 






2,40 


4.5 


1,0 


32.5 


63,3 


15,3 


Leichter Seegangj 


6,8 


1,60 


4,0 


0,8 


38,7 


80,0 


21,6 



Im Oanzen schließen sich die beobachteten Wellen- 
höhen leidlich an unsere Formel an bei den ersten drei 
Klassen, wo die berechneten Höhen resp. 6,9, 5,6, 4,3 
werden. Dagegen für die übrigen drei Klassen ist die 
Uebereinstimmung weniger gut (Jf=resp. 3,4, 3,0, 2,9) 
und auch schließlich nicht zu erwarten, denn die „freien* 
Wellen der Dünung stehen hier gar nicht zur Diskussion, 
sondern nur die der unmittelbaren Windwirkung unter- 
liegenden. 

Man erkennt aus den letzten Rubriken, wie für die „ge- 
zwungenen* Wellen der Quotient H\ \ viel größer ist, als für 
die , freien" Wellen, für ersterc dürfen wir 1:15 bis 1:20 als 
wahrscheinlichste Werte für das Stadium der „ausgewachsenen 
See" setzen und hätten damit vielleicht eiuen Weg, um für dieses 
Stadium auch aus H die Werte für \ und damit c und t zu be- 
rechnen. Die weitere Aenderung der Wellenmaße bei andauernd 
gleicher Windstärke analytisch zu verfolgen, ist vielleicht nicht 
ganz aussichtslos, wenn an Airy, Hagen und Boussinesq ange- 
knüpft wird und im übrigen die oben citierte Beobachtung von 
Paris als Wegweiser dient, daß bei einer konstanten Windstärke 
(w = ca. 15 m p. Sek.) die Wellenlänge in vier Tagen sich nahezu 
verdoppelte, während die Wellenhöhe nur zunahm. 

Was nun das Verhältnis der Geschwindigkeit des 
Windes zu der der Wellen betrifft , so gibt Paris die 
letztere in der weiter oben (S. 43) abgedruckten Tabelle 
für das Passatgebiet zu durchschnittlich 11 bis 13 m, im 



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Untersuchungen von Päris. 



75 



Gebiet der strammen Westwinde zu 14 bis. 15 m an. Die 
mittlere Windstärke setzt er im Passat zu III bis IV seiner 
Skala, im Gebiet der Westwinde zu VI bis VII an, die 

fdazu gehörige absolute Windgeschwindigkeit würde nach 
Koppen im Passat auf etwa 7. im Bereich der Westwinde 
auf 10 bis 11 m anzunehmen sein. Folglich laufen die 
Wellen in beiden Fällen 1 * 2 mal schneller als die Luft- 
teilchen im Winde. Wir sahen oben (S. 46), daß aber 
bei Sturmwellen Werte von c vorkommen, welche sogar 
30 und 40 m in der Sekunde überschreiten, während die 
Windgeschwindigkeit in solchen Fällen kaum erheblich 
über 20 bis 25 m betragen dürfte. In der That sind seit 
alters her alle Seefahrer mit der Erscheinung vertraut, 
daß die Wellen als „Dünung 14 vor dem Winde, nament- 
lich vor dem Sturme, herlaufend diesen ankündigen. Schon 
die aristotelischen „Probleme 41 (p. 931, a, 38; 932, b, 29; 
934, b, 4 der akad. Ausg.) beschäftigen sich mit der Frage, 
.warum die Wellen zuweilen früher ankommen als der 
Wind", wenn auch die Erklärungsversuche recht dunkel 
9ind. Es muß diese Thatsache allerdings bei allen solchen 
Beobachtern Staunen erregen, denen der Unterschied 
zwischen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit (c) und der 
Orbitalgeschwindigkeit (r) nicht bekannt ist. Nach (IX) 
ist die letztere 

h , h 
r = c — = 2z c 
r X 

(wo h die halbe Wellenhöhe bedeutet). Daraus folgt bei 
den Passatwellen in Paris' Tabelle, wenn wir h = 1,2, 
X = 85, c = 12 setzen, v — 1,005 m; und bei den West- 
winden, wo h = 2,4, X = 125, c = 14,5 zu setzen ist, 
wird v zu 1,75 m. Man kann sich also überzeugen, daß 
hier (in diesen Mittelwerten!) die Windgeschwindigkeit 
noch immer im Passat 7,5, in den Westwinden Omal 
größer ist als die Orbitalgeschwindigkeit der Wasser- 
teilchen! 

Nun zu Päris. „Die Dünung ist oft als ein An- 
zeichen für Wind gehalten worden, und die Richtung, 
woher sie kommt, kann unter Umständen eine Idee von 



76 Einfluß der Windstärke auf die Geschwindigkeit der Wellen. 



derjenigen gelten, woher der Wind wehen wird. Da eine 
Beziehung zwischen der Schnelligkeit der Wellen und der 
Windstärke vorhanden ist und diese letztere sich sehr 
gut in der Dünung konserviert, so kann man aus der 
Beobachtung dieser einige weitere Indizien entnehmen, 
welche gewig nicht gerade positiv sein, aber zu anderen 
sich fügend sehr nützliche Winke liefern können. Wenn 
beispielsweise die Dünung eine Geschwindigkeit von 12 
bis 13 m hat, ist es höchst wahrscheinlich, daß sie durch 
eine Reihe frischer und regelmäßiger Brisen erzeugt ist, 
wie man sie im Passat oder Monsun trifft, und deren 
Vorläuferin sie sein kann. Eine Geschwindigkeit von 15 m 
würde eine steife Brise, und eine solche von 17 bis 18 m 
einen richtigen Sturm ansagen. — Die Wasserteilchen, 
welche die Welle zusammensetzen, haben bekanntlich nur 
eine sehr schwache Eigenbewegung, und der Wind treibt 
sie noch immer an, selbst wenn die Fortpflanzungsgeschwin- 
digkeit der Undulation schneller ist als er. So kommt es, 
daß eine Brise von 5 bis 6 m pro Sekunde Wellen schafft, 
welche sich mit fast der doppelten Geschwindigkeit fort- 
pflanzen und diese wachsen läßt bis zu einem bestimmten 
Grenzwert ihrer Dimensionen und Schnelligkeit . . . Wie 
oben erwähnt, wächst das Verhältnis der Windgeschwin- 
digkeit zur Wellengeschwindigkeit ziemlich schnell in dem 
Maße, wie die Brise stärker wird. Ich habe untersucht, 
ob nach meinen Beobachtungen hierin eine gewisse Regel- 
mäßigkeit vorhanden ist. Aber ich durfte für diese Er- 
mittelung nur solche Daten benutzen, welche soviel als 
möglich der Einwirkung des vorhergehenden Wetters oder 
lokaler Umstände entkleidet sind. Auch alle Dünung 
mußte ich ausscheiden und alle Beobachtungen in flachen 
Meeresteilen, ferner auch, indem die Originalnotizen zu 
Grunde gelegt wurden, alle Übrigen Beobachtungen, welche 
von irgend einer fremden Ursache beeinflußt erschienen, so 
daß mir dann schließlich nur eine um so kleinere Zahl von 
Daten übrig blieb, als das Phänomen selbst zu den un- 
regelmäßigsten gehört und die Beobachtungsmethode recht 
unvollkommen war; daraus folgt, daß einigermaßen be- 
gründete Schlußfolgerungen sich nur aus einer immens 



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Untersuchungen von Päris. 



77 



groLien Zahl von Einzeldaten ziehen lassen. Dem sei, 
wie ihm wolle — indem ich die 31 Tagesreihen, welche 
mir nach den oben angegebenen Ausscheidungen Übrig 
blieben, in vier Gruppen teilte und das Mittel aus dem 
Verhältnis der Windstärke zur Wellengeschwindigkeit ftir 
jede Gruppe bildete, so kam ich zu Zahlen, welche ein 
sehr regelmäßiges Anwachsen zeigen. Anstatt nun das 
einfache Verhältnis zu nehmen, versuchte ich das der 
Quadratwurzel aus der Windgeschwindigkeit zur Wellen- 
geschwindigkeit, und gelangte zu einem bei allen vier 
Gruppen ziemlich konstanten Werte dieses Verhältnisses : 
was anzudeuten scheint, daß bei genügendem Seeraum, 
einer dauerhaften Brise und regelmäßiger See die Wellen- 
geschwindigkeit proportional ist der Quadratwurzel aus 
der Windgeschwindigkeit." Die Daten enthält die nach- 
stehende Tabelle, welche wir durch Korrektion der von 
Päris zu hoch angesetzten Windgeschwindigkeit (nach 
Tabelle S. 68) vervollständigten und deren Kritik wir da- 
mit tiberhoben sein mögen. Im übrigen ist die Tabelle 



Wellenge 
in Met 

Gruppen 


schw. j 

" 1 

Mittel 
= c 


Windge8chw. 
in Meter 

w u>' 
nach nach 

Paris 1 Koppen 


w 

c ~~ 


w' _ 
c 


yju> 
c 


c 


Zahl 
der 
Tages- 
reihen 


I. 8-11 
11.11-14 

III. 14 — 15 

IV. üb. 15 


9,6 
12,5 
14,6 

1M| 


6,0 
12,4 
16,4 
21,6 


7,0 
9,6 
12,1 
13,3 


0,63 
0,99 
1,26 
1,32 


0,73 
0,77 
0,83 
0,81 


0,25 
0,27 
0,29 

r 


0,28 
0,25 
0,24 
0,22 


8 
8 
8 
7 



vortrefflich geeignet, die größere Geschwindigkeit (c) der 
Welle gegenüber der des Windes (w f ) ins Licht treten zu 
lassen. Wellen der Gruppe IV durchlaufen in der Stunde 
32 Seemeilen, also in 3 Stunden 96 Seemeilen, während 
der dazu gehörige Wind stündlich 26 Seemeilen, also in 
3 Stunden rund 78 Seemeilen zurücklegt. Diese Differenz 
wird sich stetig vermehren, je länger der Sturm weht, 
ja es kann infolgedessen die Dünung weit über das Ge- 



78 Einüuß der Windstärke auf die Geschwindigkeit der Wellen 



biet hinauseilen, auf welches der Sturm überhaupt seine 
Wirkung erstreckt. Indes sieht man leicht ein, daß nur 
tagelang hindurch herrschende Stürme auf sehr weiten 
Wasserflächen geeignet sind, solche lange und schnelle 
Dünung in die Ferne zu schicken, wie wir sie oben kennen 
lernten, wo es galt, die Maximalwerte für Lange, Periode 
und Geschwindigkeit der Weilen festzustellen. 

„ Nachdem der Wind aufgehört hat, * berichtet Paris, 
w werden die Seen ersetzt durch eine Dünung, welche deren 
Länge und Geschwindigkeit lange Zeit hindurch und in 
sehr großem Abstände von der Stelle konserviert, wo 
die Windstille eingetreten ist. So wurden wir (im süd- 
lichen Indischen Ozean), nachdem am 31. Oktober 1867 
die steife Südwestkühlte uns verlassen hatte, um von den 
Kiilmen des Steinbocks ersetzt zu werden, welche wir 
unter Dampf durchmaßen, begleitet während dreier Tage 
von einer Dünung, die nicht der geringste Windhauch 
beeinflußte. Die Südwestkühlte hatte eine regelmäßige 
See von 4,5 m Höhe bei 148 m Länge (in Mittelmaßen) 
und einer Geschwindigkeit von 15,3 m pro Sekunde auf- 
geworfen. 60 Stunden später, 350 Seemeilen davon ent- 
fernt, besaß die Dünung, die etwa 12 Stunden gebraucht 
hatte, diesen Raum zu durchlaufen, noch 15 m Geschwin- 
digkeit und 135 m Länge. Man kann also diese beiden 
Maße als unverändert ansehen, während die Wellenhöhe 
sich um die Hälfte vermindert hatte. An dem letzten 
Tage, welchen diese lange Dünung und die gieichzeitigt 
Windstille andauerte, wurde die Dünung von einer kleinen 
östlichen See gekreuzt, die kaum meterhoch war, dabei 
eine Geschwindigkeit von 7,3 m und eine Länge von 53 m 
besaß, d. h. fast dieselben Verhältnisse, die wir im voll 
entwickelten Passat vorfanden, als wir diesen am 3. No- 
vember erreichten. Die nun herrschende regelmäßige 
Brise ließ dann die letzten Undulationen jener langen, 
von der Südwestktihlte erregten Dünung verschwinden, 
die sich 150 Seemeilen durch eine Stillenregion hindurch 
fortgepflanzt hatte, während die kleinere Dünung des 
Passats in dieselbe nur 50 Seemeilen über den Bereich 
des letzteren hinaus vorgedrungen war." 



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Synoptische Wellenkarten. 



Aehnliche detaillierte Beobachtungen aus anderen 
Meeren waren im höchsten Maße erwünscht; denn wir 
werden sehen, daß jene lange Dünung zwar von den 
„gezwungenen" Wellen des Passats verdeckt, aber nicht 
vertilgt sein muß, wenn sie noch in einigen tausend See- 
meilen Abstand an den flachen Küsten eine schwere 
Brandung erzeugen kann. 

In dieser Hinsicht sind vielleicht einige Karten des Wellen- 
zustandes im Nordatlantischen Ozean von Interesse, welche Ver- 
fasser Gelegenheit hatte, auf der deutschen Seewarte aus den 
Schiffsjournalen nach dem synoptischen Prinzip zusammenzustellen. 

1) Die erste Karte bezieht sich auf den 5. April 1881 vor- 
mittags 8 Uhr. Seit dem 4. April werden in dem Meeresstrich 
südlich von Neufundland im Golfstromgebiet äußerst starke nord- 
westliche Stürme mit orkanartigen Böen auf den Wetterkarten 
verzeichnet. Durch diese wurde eine hohe nordwestliche Dünung 
aufgeworfen, welche durch die damals sehr breite Zone der Ross- 
breiten hindurch in den Nordostpassat vordrang. In dem Raum 
zwischen 30° und 20° N. Br., 42° und 32° W. Lg. befanden sich an 
jenem Morgen 7 Beobachter der Seewarte, welche sämtlich eine 
sehr hohe nordwestliche Dünung (Schiff No. 1402 notiert Stärke 5 
der Wellenskala, in 21 Ya° N. Br., 47 1 /* 0 W. Lg.) auszuhalten hatten, 
die sie im höchsten Maße belästigte, zumal der Passat nur äußerst 
schwach auftrat. An demselben Morgen notierte noch in 1472° 
N. Br. und 42 V« 0 Lg. Schiff No. 1400 bei gutem Passat und ent- 
sprechendem Seegang (von Stärke 4) eine lange Dünung ans 
NNW: die also von dem Golfstromgebiet in 40 c N. Br. her jeden- 
falls mehr als 1500 Seemeilen durchlaufen hatte. 

2) Eine zweite synoptische Wellenkarte bezog sich auf den 
12. Februar 1878, morgens 8 Uhr. Am 10. und 11. d. M. hatten 
südlich von Neufundland, am 8. und 9. östlich davon ebenfalls 
enorm starke Nordwestböen getobt, die am Morgen des 12. durch 
die südlichen bis südwestlichen Winde einer neuen Cyklone, deren 
Zentrum bei New York lag, abgelöst wurden. In der ganzen Ost- 
hälfte des Passatgebietes südlich von 30° Br. von Madeira an bis 
45° W. Lg. zeigen alle Schiffsjournale eine kräftige nordwestliche 
Dünung, welche sich mit dem Seegang des Passates kreuzte. Die 
vom Erregungsorte entfernteste Position gibt Schiff No. 995 
(.hohe lange Dünung aus Nordwest") in 7'/a° N. Br. und 16 3 /« 0 W. 
L„, also nur 270 Seemeilen von der afrikanischen Küste bei Sierra 
Leone abstehend: von dem Golfstromgebiet in 40° N. Br. dagegen 
nicht weniger als 2500 Seemeilen entfernt. Zum Vergleich diene der 
Abstand zwischen New York und Lizard mit 2900 Seemeilen. 

3) Danach wird es nicht wunder nehmen, wenn solche von 
den Golfstromorkanen aufgeworfene Dünung sogar den Aequator 
überschreitet und in südliche Breiten vordringt. Das war nach 



80 Absen wächung der Wellen durch Fremdkörper. 



den deutschen Schiffsjournalen der Fall Ende März 1881. Schon 
am 11. März notiert das von Java nach dem Kanal bestimmte 
Schiff „Barbarossa* in 3° 54' S. Br., 20° 30' W. Lg. „zeitweise nörd- 
liche Dünung bemerkbar". Noch südlicher stand am 21. M&rz 
früh 8 Uhr das Schiff „Pacific", ebenfalls nordwärts segelnd, in 
5° 11' S. Br., 32° 3' W. Lg., als im Schiffstagebuch notiert wurde: 
„Wind SO, Stärke 4, Dünung von NW bemerkbar. 8 Auch bei 
weiterem Vordringen nach Nord in den folgenden Tagen lag das 
Schiff ständig auf der gleichen Dünung. 

Uebereinstimmend mit diesen Einzelfällen bemerkt Kapitän 
Toynbee in dem Text zu der offiziellen englischen Publikation: 
Charts of meteorological data for the nine ten-degreesquares of tht 
Atlantic between 20° N.-Lat. and 10° S.-£at. London 1876, p. 49^ 
(vgl. Ann. d. Hydr. 1876, S. 382; 1877, S. 309), daß in der äquatorialen 
Stillenregion im (nördlichen) Winter und Frühling eine kräftige 
Nordwestdünung sehr häufig sei, dagegen nicht minder im Sommer 
eine südliche und südwestliche Dünung vorkomme: beides Fern- 
wirkungen der in Orkanböen wehenden winterlichen Weststürme 
der hohen Breiten jenseits 40° Br. auf beiden Hemisphären. Ein 
englisches Schiff, „British Consul", notierte vom 21. bis 24. Fe- 
bruar 1871 auf der Fahrt zwischen 2° S. Br., 22° W. Lg. nach 
9° S. Br., 28° W. Lg. segelnd stetig hohe Roller aus Nordwest. — 
Wir werden im folgenden (S. 96) sehen, wie diese Dünung anf 
der Reede von St. Helena noch eine höchst gefährliche Brandung 
zu erzeugen vermag in einem Abstände vom Golfstromgebiet, der 
nicht unter 4000 Seemeilen zu veranschlagen ist! 

Die wellenerzeugende Wirkung des Windes wird er- 
heblich modifiziert durch zwei andere, bisher noch nicht 
berührte Umstände : erstlich durch gewisse in dem Wasser 
schwebende Fremdkörper (Oel, Eis, Tang, Schlamm), oder 
zweitens, wenn die Windstöße selbst von Niederschlägen 
(Regen, Hagel) begleitet werden. Alle diese Kompli- 
kationen bewirken, daß zunächst die Wellenhöhe (und 
vielleicht auch die übrigen Dimensionen der Wellen?) 
kleiner wird, als wenn jene nicht vorhanden wären. 

Die wellenstillende Beimengung von Eis, Tang und 
Schlamm ist mehrfach konstatiert (Cialdi § 253 f.). Scoresby 
(Account of arctic regions I, 239) beschreibt sehr anschau- 
lich, wie die beim Gefrieren des Seewassers zuerst in 
Masse auftretenden Eisnadeln alsbald die Dünung dämpfen: | 
offenbar wird dadurch die innere Reibung erheblich ver- 
stärkt und die lebendige Kraft der Welle damit ver- 
mindert und aufgezehrt. Ebenso wirken Schlammteilchen 
und auch größere Treibkörper, wie Eisstückchen und 



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Wellenslillende Wirkung des Oels. 



81 



Tangzweige. Schwieriger zu erklären ist die seit dem 
Altertum wohlbekannte wellenstillende Eigenschaft des 
Oels. Franklin, seine oben (S. 56) gegebene Theorie 
von der Entstehung der Wellen benutzend, war der An- 
sicht, daß bei der schnellen Ausbreitung des Oels über 
eine Wasserfläche „sich zwischen die letztere und die 
Luft ein Oelhäutchen einschaltet, an welchem der Wind 
nicht fassen kann, um die kleinsten (kapillaren) Wellen 
zu erregen; daß der Wind vielmehr darüber hingleitet 
und es so eben läßt, wie er es vorfindet". Die Beob- 
achtungen der neuesten Zeit ergeben, daß in der That 
jene feine Fältelung der großen Wellen auch nach Aus- 
breitung einer kleinen Quantität von Oel alsbald ver- 
schwindet, und bei Anwendung großer Oelmengen die 
Wellenkämme ihre brechenden Köpfe verlieren. Aber eine 
schwere Küstenbrandung mit ihren mächtigen Grundseen 
bleibt doch im wesentlichen unbewältigt. Die Erklärung 
dieser merkwürdigen Vorgänge liegt darin, daß die Ober- 
flächenviscosität des neuen Oeihäutchens, welches statt des 
alten Wasserhäutchens die Wasserfläche überzieht, ver- 
schieden ist von der des letzteren. Die moderne Physik 
zeigt (Alfr. Daniell, Principles of Physics, London 1884, 
p. 247 f.), daß das Fiüssigkeitshäutchen ganz allgemein 
eine größere Zähigkeit besitzt als die darunter gehaltene 
Fiüssigkeitsmasse , weshalb beispielsweise Luftbläschen, 
welche die letztere, von unten nach oben aufsteigend, 
schnell durchdringen, vielfach nicht imstande sind, das 
Häutchen zu durchbrechen ; womit die Schaumbildung zu- 
sammenhängt. Oel gehört zu den Stoffen, die mit einer 
geringen Oberflächenspannung eine sehr große Ober- 
flächenzähigkeit verbinden, welche letztere also verhindert, 
daß der Wind sie so leicht in Falten legt, wie das Wasser- 
häutchen. Diesem wohnt eine beträchtliche Oberflächen- 
spannung bei, die bei chemisch reinem Wasser groß ge- 
nug ist, sogar die Oberflächenzähigkeit zu überwinden, 
weshalb solches Wasser gar nicht schäumt. Da Seewasser 
leichter schäumt als Frischwasser, ist die Oberflächen- 
spannung bei ersterem übrigens nicht ganz so beträcht- 
lich, wie bei letzterem (vgl. auch Comptes rendus 1882, 

Krümmel, Ozeanographie II. 6 



82 



Brecher and Koller. 



tome 95, p. 1055 einen exakten Versuch van der Mens- 
brugghes, diesen Effekt des Oels zu berechnen). — Man 
wird wohl nicht fehlgehen, wenn man die von den See- 
fahrern so häufig erwähnte Besänftigung der Wellen durch 
kräftige Niederschläge aller Art (Scoresby I, 222) eben- 
falls auf eine Aenderung jener Oberflächenspannung bezw. 
-Zähigkeit zurückführt, welche durch so zahlreiche und 
gleichzeitige Impulse auf kleinstem Flächenraum im Flüssig- 
keitshäutchen bewirkt wird. Wenn im Gegenteil dem 
Nebel (Ann. der Hydr. 1877, S. 538) auf der Neufund- 
landbank eine wellenerhöhende Wirkung zugeschrieben 
wird, so beruht das vielleicht auf einem Mißverständnis 
insofern, als der vorzugsweise dort Nebel erzeugende Süd- 
wind seine Wellen einmal vom tiefen Wasser auf flacheres 
schickt, ferner diese Wellen gegen den Labradorstrom 
laufen läßt: welche beiden Umstände an sich schon eine 
Erhöhung der Wellen bewirken. Die gleichzeitigen Nebel 
könnten also nur zufällige Begleiter dieser mechanischen 
Wirkungen sein. Auch Brernontier (bei Weber § 42) be- 
merkte schon, daß nicht selten das Meer auch bei völliger 
Windstille stark bewegt sei, wenn die Atmosphäre mit 
Nebel belastet ist. l ) 

VI. Brecher. Roller. Brandung. Abrasion. 

Wir sahen oben, wie der Wind bei zunehmender 
Stärke die Kämme der Wellen abbricht, so daß diese in 
die vor ihr befindliche Höhlung hinabstürzen: dieses ist 
auch der Fall bei sturmbewegter See, und die alsdann 
auftretenden „Sturzseen 1 * sind um so gefährlicher, als 
kolossale Massen von Seewasser mit erheblicher Geschwin- 
digkeit aus ziemlicher Höhe herabstürzen und eine leben- 
dige Kraft von höchst zerstörender Wirkung vorstellen. 
Schiffe, welche mit kleinen Segeln oder ganz ohne solche 

! ) Herr Kapt. z. S. Aschenborn sprach dem Verf. gegenüber 
kürzlich die gewiß zutreffende Ansicht aus, daß hier eine optische 
Täuschung im Spiel sein dürfte insofern, als im Nebel immer nur 
eine „See" überblickt, die Kimm aber gar nicht gesehen werden 
könne. Sowie der Nebel zerreißt, erscheint die See sofort ruhiger^ 
weil dann die Wellenhöhen alsbald richtiger taxiert werden. 



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I 



Sturzseen. 



83 



(»vor Top und Takel*) vor dem Sturme herlaufen („ lenzen 44 ), 
sind den Sturzseen um so mehr ausgesetzt, je weniger 
leicht das Hinterteil des Schifies von den Wellen sich 
aufheben läßt, was von der Bauart des Schiffes abhängt: 
-gute Seeschiffe" haben meist wenig von Sturzseen zu 
fürchten. Andere, schlechter gebaute dagegen, deren 
Hinterteil die ankommende Welle aufhält, bewirken, date 
sich die Kämme der letzteren mit voller Gewalt auf das 
Deck stürzen, dort die größten Verwüstungen anrichtend, 
auch wohl Menschen auf der Stelle erschlagend. Schiffe, 
welche mit Dampfkraft gegen stürmische See anlaufen 
wollen, werden von solchen Sturzseen an ihrem Vorder- 
teil Beschädigungen erfahren ; solche Schiffe, welche steuer- 
los in der wirren gekreuzten See eines Orkanfeldes liegen, 
sind ein sicheres Opfer der von allen Seiten über sie 
hereinbrechenden Sturzseen. 

Die in der zentralen Stille tropischer Orkane durch Inter- 
ferenzen gebildeten „pyramidalen** Seen werden von allen See- 
fahrern am meisten gefürchtet, wie überhaupt der Winddruck bei 
diesen Orkanen in seiner unmittelbaren Wirkung auf die Takelung 
bei weitem weniger Gefahr repräsentiert als die Wut der kolos- 
salen Wellen, namentlich der Sturzseen. Der englische Admiral 
und Hydrograph Sir Edward Belcher berichtete gelegentlich 
einer Debatte über diese Sturzseen (JVransactionn of the Institution 
of Natal Architect8, vol. XIV, London 1873, p. 17), daß einmal 
im Jahre 1814 eine See das ganze Hinterteil eines Schiffes hinweg 
geschlagen habe: nicht nur die ganze Admiralseinrichtung, son- 
dern auch die Batterie wurde zerstört. Zwei Stunden später, als 
das Schiff vor Grossmarssegel und Fock lenzte, wurde es durch 
eine riesige See völlig „&eca/m«i u , so daß das Alarssegel an den 
Mast zurückflatterte, während die See Uber den Großtop spritzte, 
dann aber auf das Deck herniederfiel, alle Boote hinwegfegte und 
die Hängemattenkästen an der Stenerbordseite so scharf abschlug, 
als wenn sie mit einem Meißel abgestemmt wären. — Vgl. auch 
die sehr anschauliche Beschreibung der Sturzsee, welche dem 
Dulder Odysseus sein Blockschiff zerschlägt, Odyssee V, 365 ff. 

Ueberschlagende Kämme zeigen auch kleinere Wellen 
jedesmal, wenn sie dem herrschenden Winde entgegen 
laufen, nur mit dem Unterschiede, daß die Kämme in 
das rückwärts gelegene Wellenthal zurückfallen: die „Mur- 
see - der Seeleute. — Besonders hohe Wellen und heftige 
Sturzseen sind lokal dort häufig, wo die herrschende 
Dünung einer Strömung entgegenläuft: so in Flußmün- 



84 



Brecher und Roller. 



düngen, im Gebiete starker Gezeiten- oder besonders 
starker Meeresströme. In diesen Fällen werden die von 
der Welle ergriffenen Wasserfaden im Bereiche des Wellen- 
kammes durch den ihrer Bewegung sich entgegenstemmen- 
den Druck der Strömung stark zusammengepreßt, wodurch 
die Kämme höher und steiler werden und schließlich 
wegen mangelnder Unterstützung überschlagen, und zwar 
in der Richtung dem Strom entgegen. 

Beispiele hierfür gibt besonders Stevenson (Harbours p. 61 ff.). 
Die Pentland-Föhrde zwischen Schottland und den Orkney-Inseln 
ist die Stätte überaus heftiger Gezeitenströme, dort „Äoosf u oder 
„ßö<ir u genannt. Die Hoost von Louther und die von Swona 
läuft 4,6 m, die bei den berüchtigten Peutland Skerries 5,5 m in 
der Sekunde. Zur Zeit der Ebbe ist sie am Westeingange der 
Föhrde bei westlicher Dünung, zur Flutzeit am Osteingange bei 
gleichzeitiger östlicher Dünung, am meisten gefürchtet: dann läuft 
allemal der Strom am kräftigsten der Dünung entgegen. Da hier 
eigentlich ununterbrochen eine westliche Dünung steht, so ist bei 
Ebbezeit das Segeln in der Pentland-Föhrde äusserst gefährlich, 
zumal hinter den kleinen, im Fahrwasser liegenden Felseninseln 
sich Maalströme entwickeln. 

Von der hoch laufenden See auf der Neufundlandbank bei 
Südwind, welcher dem Labradorstrom entgegenwirkt, war schon 
oben die Rede. Weitere Beispiele der Art liefert die See südlich 
vom Kapland im Bereiche des Agulhasstroms bei Westwind, 
ebenso (nach Partsch) das Kap Malia in Griechenland, woselbst 
ebenfalls ein Meeresstrora aus dem Aegäischen Meer nach Westen 
umbiegt und deu herrschenden Westwinden und ihrer langen und 
hohen See entgegenläuft (s. oben S. 67). 

Nach Stevenson werden hingegen Seen, welche senkrecht 
gegen einen heftigen Gezeitenstrom anlaufen, von dieser fast völlig 
unterdrückt (wegen der am Rande dieser Ströme vorhandenen 
Wirbelbewegungen?), wofür er mehrere Beispiele von den Shet- 
land-Inseln beibringt. Meeresströme haben indes diese Wirkung 
nicht, denn wir sahen, wie die Dünung aus dem Golfstromgebiet 
bis nach St. Helena hin quer durch drei Meeresströmungen sich 
fortpflanzt. — Schiffe, welche „beigedreht" liegen, erhalten die 
See zwar unter spitzem Winkel von vorn, aber da der Wind den 
Schiffskörper leewärts drückt, 80 treffen die Wellen vor dem 
Schiffe auf Wasser, welches unter diesem heraufgequollen ist, und 
dessen zahlreiche kleine Wirbel bewirken, daß die Wellen sich 
nicht normal ausbilden können und jedenfalls aufhören, über- 
zuschlagen. Diese kleinen Wirbel des aufquellenden Wassers sind, 
beiläufig bemerkt, wohl auch die Ursache davon, daß im Kiel- 
wasser eines Schiffes die Wellen stark abgeschwächt werden, so 
daß sie bisweilen ganz unterdrückt erscheinen. 



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Klippenbrandung. 



Laufen Wellen gegen eine senkrecht oder fast senk- 
recht bis in grotöe Tiefe abfallende Uferböschung, so 
werden sie reflektiert. Die von den Brüdern Weber darüber 
angestellten Untersuchungen zeigen, wie der Wellenkam n* 
am Ufer sich dabei erhebt bis fast zum doppelten seiner 
früheren Höhe: was durch seitliche Zusammenpressung 
der im Flachwasser aufrecht stehend hin und her ge- 
schobenen (S. 15) Wasserfaden, die dann nur nach oben 
ausweichen können, sich erklärt. Die reflektierten Wellen 
laufen eine Strecke in die See zurück, werden aber bei 
auflandigem Winde schnell von diesem und den frisch 
erzeugten Wellen zerstört: »die Widers ee tt der Seeleute. 

Sind die Wellen hoch und laufen sie schnell, wie 
das bei Sturm wellen und bei Dünung der Fall ist, so er- 
reicht beim Anprall an das Steilgestade das Aufschwellen 
der Kämme eine solche Energie, daß sich beträchtliche 
Wassermengen von den Wellenkämmen loslösen und strahl- 
artig an der Gestadewand hinaufspritzen: das ergibt die 
sogen. „Klippenbrandung*. Einzeln stehende Fels- 
inseln und Leuchttürme sind die Hauptschauplätze der- 
selben, und nicht selten ist beobachtet worden, wie diese 
Wasserstrahlen, nicht bloß etwa das Spritzwasser, bis auf 
Höhen von mehr als 30 m über den mittleren Wasserstand 
hinaufgetrieben werden. 

Stevenson (harboura p. 38, 114, 115) berichtet, daß nach 
seinen Beobachtungen die Klippenbrandung im Durchschnitt fast 
die siebenfache (genau die 6,6fache) Wellenhöhe erreicht. Leucht- 
türme, wie der von Bellrock im Osten Schottlands und Bishop-rock 
westlich von den Scilly -Inseln oder der von Eddystone sind bis- 
weilen ganz von diesen Wasserstrahlen überschüttet worden. 
Während eines Wintersturnis 1860 wurde auf der Bishop-rock- 
Le uchte in 30 m Höhe über Mittelwasser eine Glocke abgebrochen, 
and auf der Shetlandinsel Unst eine Thür in 59 m Höhe ein- 
geschlagen. Die v er ti kale Kraftleistung dieser Klippenbrandung 
maß Stevenson mit seinem Wellendynamoraeter (s. Fig. 11) am 
Gestade des Bristolkanals in 7 m Höhe (über Mittelwasser) im 
Maximum zu 11500 kg auf den Quadratmeter Fläche, während 
der gleichzeitige horizontale Druck nur 137kg pro Quadrat- 
meter betrng. — Ein der Klippenbrandnng im kleinen ähnliches 
Phänomen vollzieht sich auch bei schwachem Winde und kleiner 
See am Buge des den Wellen entgegenlaufenden oder sie, wie 
beim Kreuzen, unter spitzem Winkel treffenden Schiffes; nur mit 



80 



Brandung. 



dem Unterschiede, daß alsdann der Wind die emporgetriebenen 
Wasserstrahlen erfaßt und auf dem Deck niederfallen läßt. 

Anders verhalten sich die Wellen beim Auflaufen 
auf einen sanft ansteigenden Strand. Sie erleiden dabei 



Kämme und zweitens in ihrem Profil. 

Die Geschwindigkeit der Flachwasserwellen ist nach 
Formel XV und XXI proportional der Quadratwurzel aus 
der Wassertiefe. Weht nun der Wind über einer grossen 
Wasserfläche parallel deren einem Ufer, das wir uns gerad- 
linig und in gleichmäßiger Böschung in die Tiefe ab- 
fallend denken wollen, so werden nur in dem tiefen 
Wasser die Wellenkämme, im Aufriß gesehen, senkrecht 
zu diesem Ufer liegen, an ihrer Landflanke aber desto 
weniger schnell vorschreiten, also desto mehr zurück- 
gebogen erscheinen, je flacher das Wasser wird, so daß 
am Strande selbst die Wellenkämme fast parallel diesem 
letzteren anlangen, also sich nahezu senkrecht auf diesen 
zu fortpflanzen. 

Gleichzeitig wird die Wellenlänge verringert, 
denn diese ist nach Formel XXIII der einfachen Wasser- 
tiefe proportional, die Wellenkämme rücken also näher 
zusammen. 

Nur die Wellenperiode bleibt, wie leicht einzu- 
sehen ist, dabei unverändert, sobald es sich um Wellen 
handelt, welche, im tiefen Wasser entstanden, nun auf 
den flachen Strand zu laufen. Denn da an einem ge- 
gebenen Ort jede Welle in gleicher Weise aufgehalten 
wird, so bleiben die Intervalle zwischen den Passagen 
immer dieselben. Die Formel XXIV verliert also hier 
ihre Gültigkeit, sie gilt nur für gleichmäßige geringe 
Tiefe. 

Dagegen wird die Wellenhöhe vergrößert: die 
Wasserfaden des Flachwassers, welche von denen des 
tieferen Wassers beim Heranrücken des Wellenkammes 
einen seitlichen Druck in der Richtung auf das Ufer zu 
erhalten, erfahren durch den nicht mehr horizontalen, 
sondern schief aufsteigenden Meeresboden einen Wider- 
stand; da sie seitwärts nicht ausweichen können, so be- 



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Umgestaltung der Wellen bei Abnahme der Wassertiefe. 87 

wegen sie sich nach der freien Oberfläche, d. h. der 
Wellenkamm wird höher. Diese Ueberhöhung nimmt 
kontinuierlich zu in der Richtung auf den Strand hin, 
so daß schließlich der Wellenkamm instabil wird und 
überschlägt, welcher Vorgang alsdann die „Brandung" 
bedingt. Nach den analytischen Untersuchungen von 
Hagen und Lord Rayleigh beginnt die Welle überzu- 
schlagen, sobald die Wassertiefe kleiner wird als die 
ganze Wellenhöhe. Die Beobachtungen von Scott Russell, 
Bazin und Stevenson bestätigen diesen theoretisch ge- 
wonnenen Satz durchaus, die ersteren beiden prüften ihn 
experimentell in grossen Wellenrinnen, allerdings durch 
Erzeugung von Uebertragungswellen (Report Brit. Assoc. 
for 1844, p. 352; Mfonoires pres. par div. sav. tome XIX, 
Paris 1805, p. 509 ff.), während Stevenson (harbours p. 72 
und Nature 1872, Aug. 9) am Seestrande selbst gelegent- 
lich seiner Hafenbauten ihn feststellte. 

Die Orbitalgeschwindigkeit in flachem Wasser 
war nach Formel XXV an der Oberfläche 



Sie nimmt also nicht allein mit wachsender Wellenhöhe (A) 
zu, sondern außerdem auch noch mit der Verminderung 
der Wassertiefe. Wird, wie es beim Branden der Fall 
ist, p = 2h, so erreicht die Geschwindigkeit der über- 
schlagenden Wasserteilchen die halbe Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit der Welle. Das ist der Maximalwert, 
den v überhaupt annehmen kann. Daher wird auch ge- 
rade im Augenblick der Brandung der mechanische Effekt 
der Welle am größten sein. 




h 

— c 




nach Hagen aber 




88 



Brandung. 



Diese Vorgänge sind aber in der Natur höchst kompliziert. 
Schon Hagen sprach die Vermutung aus (Seenfer- und Hafenbau, 
1, 83), daß die Welle beim Uebertritt auf eine Wasserfläche von 
geringerer Tiefe „einen neuen Scheitel hinter sich aufwirft, der 
aber, wie bei einmaliger Erregung von Wellen immer geschieht, 
viel niedriger ist als der erste war. Indem nun diesem nenen 
Scheitel in sehr kurzer Zwischenzeit eine hohe Welle aus der 
offenen See folgt, so bemerkt man gar nicht jenen zweiten oder 
sekundären Scheitel. Diese Betrachtung zeigt wieder, daß die 
Wellenerscheinung bei variabler Tiefe höchst kompliziert wird, 
weil darin verschiedene voneinander ganz unabhängige, aber in 
ihren Wirkungen gleich kräftige Wellensysteme auftreten .. . u 
Verfasser vermochte mehrfach im Kieler Hafen, wo er vom hohen 
Ufer den flachen Vorstrand übersehen konnte, beim Uebertritt 
von „freien 11 Wellen aus dem tiefen in ganz flaches Wasser jene 
Neugeburt sekundärer Wellen zu beobachten. Diese Neubildung 
erfolgte indes nicht überall längs der unter Wasser liegenden 
Kante des Vorstrandes, sondern nur an gewissen Punkten, wodurch 
alsdann die Wellenkärome auf dem Vorstrand ihre Regelmäßigkeit 
völlig einbüßten. Die neu aufgeworfenen Wellen schienen nicht 
ganz die Geschwindigkeit der vor ihnen herlaufenden zu besitzen, 
doch muß dieser Punkt wie vieles andere hiermit Znsammen- 
hängende späterer exakter Beobachtung vorbehalten bleiben. 

Hagen hat versucht, auf Grund seiner oben schon als nicht 
ganz einwandfrei bezeichneten Formeln XXVI und XXVII für ab- 
nehmende Wassertiefe die Aenderungen der Wellenlänge, Ge- 
schwindigkeit und Höhe zu berechnen, indes sind seine Resultate, 
obwohl an sich nichts Unwahrscheinliches darbietend, nur als ein 
erster Versuch von Interesse. Ausgehend von einer oben schon 
diskutierten Beobachtung des Lotsenkommandeurs Knoop in Swine- 
münde (vgl. S. 28, Tab. No. II) berechnet er die in nachstehender 
Tabelle gegebenen Werte, wo wiederum p die Wassertiefe, c die 
Geschwindigkeit, X die Länge, H die Höhe der Wellen in Meter, 
2 a? den Ausschlag der Wasserfäden am Boden hin und zurück in 
Centimeter bedeutet. 




m 

8,3 
5,8 
1X> 
3,5 
2,6 
1,7 
12 



m 

4,3 
3,4 
3.2 
2,9 
2,7 
2,4 
2.2 



m 

9,3 
8,4 
6,5 
5,5 
4,7 
3,8 
3,1 



m 

0,63 
0,71 
0,75 
0,82 
0,88 
0,97 
1,14 



cm 

0.6 
1,4 
23 
4,1 
7,2 
14.8 
26,9 



Strandbrandung. 



8<J 



Die Steigerung der Wellenhöhe und der Amplituden der 
horizontalen Ausschläge der Waeserteilchen am Boden bei ab- 
nehmender Wassertiefe tritt sehr klar in die Erscheinung. Ob 
aber in Wirklichkeit ein Wellensystem von den Anfangsdimen- 
sionen des gegebenen solchen Aenderungen unterliegen würde, 
wie die Tabelle zeigt, muß dahingestellt bleiben. 

Nach Airy (§ 246—264) ist für den Fall, daß die Lange 
der Wellen sehr groß ist im Vergleich zur Wassertiefe, wie z. B. 
bei der Flutwelle, die Abhängigkeit der Orbitalbahnen an der Ober- 
fläche von der Wassertiefe in erster Annäherung durch die For- 
meln gegeben: 

3_ 

p. = A.p 4 
L. 

v = B.p 4, 

wo ji die Aenderung der horizontalen Verschiebung und v die- 
jenige der vertikalen bedeutet, A und B von dem Einzelfalle ab- 
hängige Konstanten sind. Darnach nimmt also die Wellen höhe 
zu im umgekehrten Verhältnis zur vierten Wurzel ans der Wasser- 
tiefe. Sie wächst aber auch, wie Airy weiter zeigte, bei abneh- 
mender Breite der Wasserfläche, also z. B. bei einer spitz ins 
Land setzenden Bucht; und zwar wächst die Höhe umgekehrt wie 
die Quadratwurzel aus der Breite der Wasserfläche. 

Das Ueberschlagen oder Brechen der Wellen ist in- 
des nicht bloß abhängig von dem angegebenen Verhältnis 
zwischen Wellenhöhe und Wassertiefe, sondern anscheinend 
auch von dem Ausmaß der Horizontalbewegung der Wasser- 
fäden in der Tiefe. Wir sahen, daß bei der Umwand- 
lung der „Seen B in die „Dünung" die Wellenhöhen, also 
die Vertikaldurchmesser der Orbitalbahnen, abnahmen, da- 
gegen die horizontalen Durchmesser der letzteren ziemlich 
unverändert sich hielten. Trifft nun solche Dünung, welche 
überdeckt von den Seen des herrschenden Windes im 
Tiefwasser gar nicht zu sehen, höchstens an den Be- 
wegungen des Schilfes zu fühlen ist, auf flacheres Wasser, 
so werden dieselben Modifikationen eintreten in ihrem 
Profil und den anderen nämlichen Maßen, die wir für 
Wellen im allgemeinen oben aussprachen: vor allem also 
wird die Wellenhöhe ein sichtbares Maß erlangen. Küsten- 
bänke, welche weit in eine tiefe See vorgeschoben liegen, 
oder Bänke in der offenen See selbst, werden also solche 
in der letzteren nur latent vorhandene Dünung zu neuem 



i 



Digitized by Google 



90 



Brandung. 



Leben erwecken, und in der That sind sowohl die Neu- 
fundlandbank, wie die Agulhasbank nicht nur darum, weil 
die Seen oft gegen den Strom laufen, so berüchtigt 
wegen ihres heftigen Wellenschlages, sondern auch gewiß, 
weil die neuerweckte Dünung den Seegang an sich ver- 
stärkt. Was nun aber besonders merkwürdig ist und auf 
Beziehungen zwischen der Horizontalamplitude der Orbi- 
talbahnen am Meeresboden und der Wassertiefe hinweist, 
ist die völlig begründete Thatsache, daß am Rande und 
im Bereiche solcher Bänke Wellen über Wassertiefen 
brechen oder branden, welche vielemal größer sind als 
die vorhandenen Wellenhöhen. Ich stelle aus Cialdi 
folgendes Verzeichnis zusammen, wobei ich von allen 
solchen Fällen absehe, wo eine Komplikation zwischen 
Seegang und Strömungen aller Art möglich erscheint. 
Es sind bei stürmischer See brandende Wellen beobachtet 
worden in einer Wassertiefe von: 

H-18m bei der Robbeninsel (Kapstadt) (Cialdi, § 574). 

15 — 17 m an der Guiannküste (§ 542). 

17 — 20 m an der Küste von Guatemala bei Istapa (§ 541). 

20, 27, 31 m vor Porto Santo, Madeira (§ 543). 

20-22 m vor Djidjeli (Algerien, § 586). 

25, 27, 30 m an der Nordküste von Spanien (§ 575). ^ 

48 m bei Terceira, Azoren (§ 557). 

46 57 in vor Punta Robanal (Nordspanien, S 580). 

84 m an der syrischen Küste (§ 589). 

Ferner erwähnt Stevenson (harbours p. 62), aller- 
dings wohl im Bereiche der oben beschriebenen heftigen 
Gezeitenströme von Faira Island (nördlich von den Orkneys), 
brandende Wellen bei einer Wassertiefe von mindestens 
70 ra, und Airy (Tides and waves § 416) ebensolche vom 
Außenrande der sogen. „Gründe" vor dem britischen 
Kanal in 100 Faden oder 180 bis 200 m Wassertiefe. 
Endlich berichtet Kapt. Tizard (Proc. Roy. Soc. XXXV, 



*) Die vom englischen hydrographischen Amte herausgege- 
benen Sailing directions for the West-Coast of France, Spain and 
Portugal, London 1885, erwähnen mehrfach an der Nordküste 
Spaniens Brecher in mehr als 20 m Wassertiefe; allgemein (p. 115) 
solche in 37 bis 51 m (20 bis 28 Faden) entlang der Küste der 
Baskiychen Provinzen im Winter. 



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ürundseen. 



91 



1 883, p. 208), dato er auf dem Wyville Thomson- Rücken 
zwischen den Faröer und Schottland jederzeit eine kürzere 
und höhere See gefunden habe als außerhalb des Rückens, 
und doch liegt dieser 400 bis 500 m tief! In vielen 
Fällen der obigen Liste scheint eine terrassenartige Stufe 
am Meeresboden, wo dieser sich aus großer Tiefe mehr 
oder weniger steil zur Bank erhebt, die Hauptstätte der 
Brandung zu geben. Die in aufrechter Stellung hin und 
her pendelnden Wasserfäden erfahren beim Anprall an 
solchen Stufenabsatz vielleicht einen Stoß, welcher sich 
bis an die Oberfläche hin fortpflanzt und daselbst die 
Welle branden läßt. Derartige bis zum Meeresboden in 
fast 200 m Tiefe hinab noch kräftige Bewegungen ver- 
ursachende, wenn auch an der Oberfläche nach Ueber- 
schreitung der erwähnten äußeren Brandungsstufe nicht 
besonders miffallende Dünung nennen die Seeleute die 
„ Grundseen * und sehen in ihnen dann die Hauptursache 
für das Auftreten einer kräftigen Brandung mit „ Rollern" 
und „Brechern 44 am eigentlichen Strande. 

Dos Wasser über der Neufundlandbank wird häufig bis zum 
Grunde in 50m und mehr Tiefe aufgerührt. Hunt (Proe. Royal 
8oc, XXXIV, 1883, p. 15) berichtet von dort, nach Aussagen der 
Küstenfahrer, daß wenn Sturzseen in 20 bis 25 m Wassertiefe 
aufs Schiff geschlagen sind, diese häufig Sand auf Deck zurück- 
lassen, und ferner, daß man im Magen der Stockfische daselbst 
häufig die Muschel Mya truncata finde, welche sich 20 bis 25 cm 
tief in den Sand des Meeresgrundes einbohrt, also von jenem 
Fische nur dann gefressen werden kann, wenn der Sand durch 
die Grundseen bis auf diese Tiefe aufgewühlt worden ist. Cialdi 
(S 750 ff., namentlich 776) berichtet ausführlich von den Taucher- 
arbeiten, welche an der beim brasilischen Kap Frio gescheiterten 
englischen Fregatte Thetis 1831 ausgeführt wurden: die dabei 
verwendeten Taucherglocken gerieten in 18 bis 20 m Wassertiefe 
bei kräftigem Winde stets, nicht selten aber auch bei sonst ruhiger 
See in heftige Schwingungen, welche den Betrag von 1,5m er 
reichten und durch drohenden Anprall an die Riffe die Arbeiten 
höchst gefährlich machten. Hier, namentlich im letzteren Falle, 
waren offenbar auch „Grundseen* die Ursache (vgl. oben S. 31). 

Der Brandungsvorgang am Strande selbst ist nicht 
immer richtig erklärt worden. Meist findet man die Auf- 
fassung, daß die Welle in der Tiefe durch Reibung am 
Boden aufgehalten werde, während der Kamm ungehindert 



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92 



Brandung. 



seinen Weg fortsetze, wodurch er seine Unterstützung 
verlieren und überschlagen müsse. Wir sahen, daß es 
noch keineswegs festgestellt ist, wie in flachem Wjtsser 
von gleichmäßiger Tiefe die Reibung am Boden auf das 
Fortschreiten der Wellen in der Natur einwirkt, in der 
Wellenrinne war solche Verzögerung der unteren Partien 
der Welle bei geringer gleichmäßiger Wassertiefe, wo sie 
doch auch vorhanden sein müßte, nicht festzustellen, viel- 
mehr war die Geschwindigkeit der Welle unten und an 
der Oberfläche die gleiche. Man wird vielmehr folgende, 
soweit ich sehe, zuerst von Hagen ausgesprochene Er- 
klärung des Brandungsprozesses vorziehen müssen. 

„ Solange die Welle nicht brandet, kehrt jeder Wasser- 
faden, ohne daß sein Zusammenhang unterbrochen wird, 
nach einer vollen Wellenperiode wieder in seine frühere 
Stellung zurück. Dazu ist aber erforderlich, daß das 
Durchflußprofil unter dem Wellenthal noch hinreichende 
Größe hat, damit die zur Darstellung der folgenden Welle 
erforderliche Wassermenge hindurchdringen kann. Rech- 
nung und Beobachtung ergibt; daß die regelmäßige Wellen- 
bildung nur erfolgen kann, wenn die Wassertiefe nicht 
kleiner ist als die ganze Wellenhöhe. Ist die Tiefe 
kleiner, so wird das Durchflußprofil enger, also können 
die Wasserfäden, nachdem ein Wellenkamm vorüber- 
gegangen ist, nicht vollständig an ihre frühere Stelle 
zurückkehren. Der folgende Kamm findet daher nicht 
die Wassermasse vor sich, durch welche seine vordere 
Dossierung sich vollständig ausbilden könnte. Diese ge- 
staltet sich also steiler als die hintere, und wenn ein 
solcher Unterschied auch schon in offener See infolge 
der Einwirkung des Windes in geringem Maße vorhanden 
zu sein scheint, so stellt er sich hier doch viel auffallen- 
der heraus. Die vordere Böschung nimmt nunmehr so- 
gar eine lotrechte Richtung an und endlich tritt der Kopf 
der Welle noch darüber hervor und stürzt, indem ihm 
jede Unterstützung fehlt, herab." 

„Die Brandung wird aber noch durch einen anderen 
Umstand befordert. Der unvollständige Rücklauf des 
Wassers veranlaßt eine Anhäufung desselben vor dem 



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Erklärung der Brandung. Der Sog. 



93 



Ufer. Eine solche tritt in der That jedesmal bei heftigen 
Winden ein, die gegen das Ufer gerichtet sind. Man 
mute daher wohl annehmen, daß der Druck des Windes 
gegen die Wellen schon in weiter Entfernung vom Ufer 
den regelmäßigen Rücklauf der einzeluen Wasserfaden 
einigermaßen behindert. Jede Welle würde demnach vor 
dem Ufer den Wasserstand immer mehr erhöhen, aber 
hierdurch bildet sich sehr schnell ein Gegendruck, der 
das Gleichgewicht wieder herstellt. Das aufgetriebene 
Wasser strömt nach jeder Welle sehr heftig wieder zu- 
rück. Auf dem flachen Strande kann man dieses deut- 
lich sehen, man bemerkt auch, daß diese Strömung den 
groben Sand und selbst kleine Steincheu mit sich fort- 
reißt. Die nächste Welle unterbricht freilich auf dem 
sichtbaren Strande diese Strömung, doch setzt sich die 
letztere auch unter Wasser fort, und indem hier die 
Wellenbewegung (d. h. die orbitale !) geringer als an der 
Oberfläche ist, so wird der seewärts gerichtete Strom, 
der nahe über dem Grunde sich bildet, von den Wellen, 
denen er begegnet, weniger unterbrochen. Er führt alle 
Gegenstände, die wenig schwerer als das Wasser sind, 
also nicht fest auf dem Grunde liegen, der See zu. Diese 
Erscheinung wird von den Strandbewohnern der Ostsee 
der Sog (das Saugen) genannt, und veranlaßt vorzugs- 
weise die Gefahr beim Baden während eines hohen See- 
ganges, indem die Füße immer stark seewärts gezogen 
werden. Diese untere Strömung übt aber auch auf die 
anrollenden Wellen eine auffallende Wirkung aus, indem 
sie die vordringenden Wasserfäden in ihren unteren Teilen 
zurückhält und dadurch den ganzen Kamm gegen das 
Ufer neigt und sein Ueberstürzen oder sein Branden be- 
förderte Man wird dieser Auffassung des Brandungs- 
prozesses, als durchweg den theoretischen und empirischen 
Anforderungen entsprechend, den Vorzug vor der ge- 
wöhnlich in den Handbüchern vertretenen geben müssen. 

Hieraus ergibt sich auch, daß die Klippenbrandung 
etwas total von dieser Strandbrandung Verschiedenes ist. 
Ist der Wind nicht stark und nicht auflandig, so fehlt 
auch die Klippenbrandung an steilen Felsgestaden und 



94 



Brandung. 



künstlichen Hafenbollwerken ganz, und alsdann können 
Boote ungefährdet nahe an das Land herankommen. 

„In den Vernehmungen, die auf Veranlassung des britischen 
Parlaments in betreff des Hafens von Dover stattfanden, machte 
der Kapitän J. Vetch sogar die Mitteilung, daß er beim Ausgehen 
ans dem kleinen Hafen Scarnish auf der Insel Tiree (Westschott- 
land) in einem leichten Fahrzeuge von 75 Tons durch einen 
heftigen Wind gegen eine steile Felswand getrieben sei, die etwa 
60° gegen den Horizont geneigt war, und daß das Fahrzeug sich 
wiederholentlich nur hob und senkte, ohne den Felsen zu be- 
rühren, obwohl es keinen vollen Yard (also ca. 1,5 m) davon 
entfernt war. — Bei derselben Gelegenheit erwähnte Airy, er 
sei einst zur Zeit des Hochwassers und zwar bei starkem See- 
gange aus dem Hafen Swansea (Südwales) gerudert, während neben 
den steilen Köpfen der Hafendämme die Wassertiefe etwa 6 m 
betrug. Wir fuhren, sagt er, an dem einen Kopfe so nahe vorbei, 
daß wir ihn mit den Rudern berühren konnten, es fand hier aber 
keine Brandung statte und wir durften das Aufstoßen des Bootes 
nicht fürchten, obwohl dasselbe 6ich meterhoch abwechselnd hob 
und senkte. Kaum waren wir indessen etwa 200 Yards weiter 
gekommen, als wir uns vor einer flachen Bank befanden, und 
hier brandete die See so stark, daß sie zwei Mann über Bord 
schlug und das Boot mit Wasser füllte. Derselbe erwähnt ferner, 
er sei bei anderer Gelegenheit an einigen der aus tiefem Wasser 
senkrecht aufsteigenden Felsen an der OsUeite des Kap Lizard 
vorbeigerudert und habe auch hier gesehen, daß die Wellen nicht 
brachen, aber auf den flach ansteigenden sandigen Ufern bei 
Cadgwith sei gleichzeitig hohe Brandung gewesen. Ein aus- 
gezeichneter Ingenieur habe ihm auch erzählt, wie sehr er über- 
rascht worden, als er gesehen, daß vor den Klippen, die aus dem 
tiefen Wasser in der Bai von Valentia sich erheben, die hohen 
Wellen keine Brandung bemerken ließen." Aehnliche Beobach- 
tungen machte Hagen, dem wir sie entlehnen, mehrfach, auch in 
der Ostsee, sowie experimentell in seiner Wellenrinne, und knöpft 
daran die für Wasserbauten am Seestrnnde wichtige Folgerung, 
daß steile Wände für solche allein empfehlenswert sind, während 
bekanntlich in Flußbetten nur sanfte Böschungen sich haltbar 
erweisen. 

Die Hauptstätten der eigentlichen Strand brandung 
werden also sanft abgeböschte Küsten oder mit einem 
flachen Vorstrand versehene Steilgestade sein. So von 
der ersteren Kategorie: die Dtinenküsten der Landes am 
Biscayagolf, der Badestrand von Sylt, die flache Ostküste 
der Vereinigten Staaten, die Koromandelküste Vorderindiens 
(namentlich bei Madras) und die Küste von Zululand 



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Brandungeküsten. Die Kalema. 



95 



(East London); Teile der Guineaküste dagegen, sowie 
viele Hochseeinseln liefern Beispiele zur zweiten Kategorie. 
An der Guineaküste heißt die ständige Brandung Kalema 
und ist ein höchst lästiges Hindernis für den Verkehr 
zwischen Schiff und Land. Sie zeigt nach den Beobach- 
tungen von Dr. Pechuel-Lösche an der Loangoküste in 
ihrer Stärke eine jährliche Schwankung, indem sie in den 
Monaten Juni bis September fast doppelt so stark auf- 
tritt, wie in den übrigen Monaten. Aus seinen sorg- 
fältigen Beobachtungen über die Periode dieser branden- 
den Kalema wellen geht hervor, daß diese auf sehr langen 
Wellen beruht, und aus der unten folgenden Reihe vom 
21. September 1874 früh 8 Uhr ergibt sich eine mittlere 
Periode von 15,1 Sekunden, mit den Extremen 6 und 24. 
Durchschnittlich also hatten diese Kalemawellen, solange 
sie noch in tiefem Wasser liefen, nach der Periode zu 
schließen, die kolossale Länge von 350 m und die Ge- 
schwindigkeit von 45 bis 46 Seemeilen in der Stunde 
oder 28,5 m in der Sekunde. Wellen von solcher Ge- 
schwindigkeit durchlaufen in 24 Stunden eine Strecke von 
1100 Seemeilen, und brauchen also nur 2 bis 3 Tage alt 
zu sein, wenn sie von dem Gebiet stürmischer Westwinde, 
bei Tristan da Cunha etwa, bis an die Guineaküste sich 
fortgepflanzt haben. Daß der an der ganzen Küste von 
Niederguinea nur mäßig wehende Passat die Kalema nicht 
veranlaßt, zeigt ein Blick in die nachstehende Liste der 
Perioden (in Sekunden) und ein Vergleich mit S. 12 u. 43: 

15, 16, 12, 14, 17, 17, 8, 11, 16, 19, 11, 15, 8, 18, 17, 

17, 16, 14, 11, 14, 16, 19, 19, 13, 20, 18, 12, 18, 16, 11, 

13, 16, 19, 16, 18, 17, 9, 13, 20, 18, 18, 12. 6, 14, 18, 

12, 18, 20, 15, 18, 18, 14, 21, 12, 10, 13, 13, 24, 11, 14. 

Dr. Pechuel gibt folgende schöne Schilderung der Kalema. 
(Loango-Expedition, Abt. III, 1. Hälfte, S. 18 ff.) 

„Eine schwere Kalema ist eine großartige Naturerscheinung, 
namentlich bei vollkommener Windstille, wenn weder kleinere 
kreuzende Wellen die andringenden Wogen brechen und beun- 
ruhigen, noch das Spiegeln der Wasserfläche aufheben. Von einem 
etwas erhöhten Standpunkt aus erscheint dem Beobachter das 
glänzende Meer von breitgeschwungenen regelmäßigen Furchungen 
durchzogen, welche durch Licht und Schatten markiert und un- 
absehbar sich dehnend annähernd parallel mit der mittleren 



9Ü 



Brandung 



Strandlinie angeordnet sind. Von den aus der Ferne nach- 
drängenden ununterbrochen gefolgt, eilen die Undulationen in 
mächtiger, aber ruhiger Bewegung heran und lieben sich höher 
und höher in dem allmählich flacher werdenden Wasser, um 
endlich nahe am Strande in schönem Bogen überzufallen. Während 
eines Augenblicks gleicht die Masse einem flüchtigen durchschei- 
nenden Tunnel, im nächsten bricht sie mit gewaltigem Sturze 
donnernd und prasselnd zusammen. Dabei werden wie bei Ex- 
plosionen durch die im Innern eingepreßte Luft Springstrahlen 
und blendende Wassergarben emporgetrieben, dann wälzt sich die 
schäumende wirbelnde Flut am glatten Strande hinauf, um alsbald 
wieder wuchtig zurückzurauschen, dem nächsten Roller entgegen. 
— Einen besonderen Reiz gewinnt das Schauspiel, wenn heftige 
Windstöße, etwa bei einem losbrechenden Gewitter, den Rollern 
vom Lande entgegenwehen, ihre vordere ansteigende Hälfte treffend, 
sie zu höherem Aufbäumen zwingen und ihre zerfetzenden Kämme 
hinwegführen; jeder heranstürmende Wasserwall ist dann mit 
einer sprühenden flatternden Mähne geschmückt Von unver- 
gleichlicher geheimnißvoller Schönheit ist der Anblick der Kalema 
des Nachts, wenn das Wasser phosphoresziert, von blitzähnlichem 
Leuchten durchzuckt wird, oder wenn das Licht des Vollmonds 
eine zauberische, in höheren Breiten unbekannte Helligkeit über 
dieselbe ergießt, und nicht minder des Abends, wenn die Farben- 
glnt eines prächtigen Sonnenuntergangs im wechselnden Spiel 
von dem bewegten Elemente wiederglänzt. Das Getöse, welches 
diese Art der Brandung hervorbringt, erinnert in einiger Ent- 
fernung sowohl an das Rollen des Donners, wie an das Dröhnen 
und Prasseln eines vorüberrasenden Schnellzugs, durch seine Ge- 
messenheit aber auch an das ferne Salvenfeuer schwerer Geschütze. 
Dazwischen wird bald ein dumpfes Brausen, bald ein helles 
Zischen und Schmettern hörbar, zuweilen endet das Toben plötz- 
lich mit einem einzigen übermächtigen Schlage und es folgt eine 
sekundenlange, fast erschreckende Stille: so ist es namentlich des 
Nachts von hohem Reize, der mannigfach wechselnden Stimme, 
dem großartigen Rhythmus der Kalema zu lauschen." 

Die Inseln Ascension und St. Helena sind gleichfalls ihrer 
kolossalen Brandung wegen berüchtigt, und zwar sind die „Roller" 
in der Zeit vom Dezember bis April, also dem nördlichen Winter 
am schlimmsten, während im Süd winter die an der Nordwestseite 
der genannten Inseln liegenden Reeden gegen die Dünung gedeckt 
sind. Nach den regelmäßigen Aufzeichnungen, welche von Amts 
wegen auf St. Helena während der 20 Jahre von 1856 bis 1875 
ausgeführt wurden, ergibt sich die genannte jährliche Periode 
sehr deutlich; und sie fällt, wie Toynbee gezeigt hat, zusammen 
mit der Frequenz nordwestlicher Dünung in der Aequatorialregion 
(vgl. oben S. 80) und nordwestlicher Stürme im Nordatlantischen 
Ozean nördlich von 25° N. Br. Geben wir der Maximalfrequenz 
der Roller bezw. der Nordweststürme den Wert 100, so finden wir 
in den 12 Monaten des Jahres folgende verhältnismäßigen Werte: 



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Roller von St. Helena, der Lombokstraße und von Peru. 97 























■ 






Monat: 






• 

"a. 

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c 

93 


b 

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Roller . . . 


3 


2 


1 


7 


25 


43 


62 


100 


40 


9 


1 


5 


NW-Stürme . 


2 


5 


15 


23 


45 


90 


100 


68 


65 


35 


8 


2 



Um nun auch aus dem Indischen Ozean ein Beispiel bei- 
zubringen, sei auf eine Schilderung von A. R. Wallace hin- 
gewiesen (Der Malayische Archipel, Deutsch von A. B. Meyer, 
Bd. I, S. 216), welche dieser aufmerksame Beobachter aus der 
tiefen Lombokstraße gibt „Die Bai oder Reede von Ampanam 
ist sehr groß, und da sie in dieser Jahreszeit vor den herrschenden 
Südostwinden geschützt lag, war sie so ruhig wie ein See. Der 
Strand von schwarzem vulkanischem Sand ist sehr tief (?) und 
jederzeit die Brandung heftig, welche während der Springfluten 
so bedeutend wird, daß es Booten oft unmöglich ist, zu landen 
und viele ernste Unglücksfälle vorkommen. Wo wir vor Anker 
lagen, etwa >/« Meile vom Ufer, war nicht die leiseste Bewegung 
zu verspüren, aber als wir uns näherten, begannen die Schwan- 
kungen und wurden so rasch größer, daß die Wellen sich am 
Ufer in regelmäßigen Zwischenräumen mit einem donnerähnlichen 
Getöse überstürzten. Manchmal wächst die Brandung plötzlich 
während vollkommener Windstille zu solcher Stärke und Wut 
an, als ob ein Sturm wehte, zerschlägt alle Fahrzeuge, welche 
nicht hoch genug auf das Ufer hinaufgezogen sind und schwemmt 
unvorsichtige Eingeborene mit fort." Wallace bezeichnet als die 
Ursache dieser Brandung richtig die Dünung der hohen süd- 
lichen Breiten im Indischen Ozean (der Uebersetzer Meyer sagt 
freilich nicht „Dünung**, sondern „Anschwellungen", indem er 
aweÜ bei Wallace nicht verstand). Ebensolche kolossale Brandung 
besteht an der Sumatraküste (Berghaus, Allg. Länder- und Völker- 
kunde I, 464). 

Für den Pazifischen Ozean gibt ein Blick in Meinickes 
Inseln des Stillen Ozeans mannigfache Beispiele; so erzeugt eine 
hohe Dünung an der Südwestseite der Paumotu ständig eine sehr 
gefährliche Brandung (II, 202). Humboldt sah oftmals an der 
Küste von Peru, „waB in diesem sonst so friedfertigen Teile der 
Südsee charakteristisch ist und von vielen Küstenbewohnern als 
Folge submariner vulkanischer Regungen betrachtet wird, daß 
bei dem heitersten Himmel und völliger Windstille ein ungemein 
hoher und hohler Wellenschlag plötzlich an der Granitküste zu 
branden begann" (Humboldts Manuskript bei Berghaus a. a. O. 
I, 577 und Kosmos IV, 229): welches Phänomen wohl nicht 
durchaus die erwähnte Ursache haben dürfte, da die von Hum- 
boldt angegebene Wellenhöhe nur 3 bis 4 m beträgt, und überdies 
die Wellenperiode für seismische Stoßwellen so groß wird, daß 
man von einem „Wellenschlag" wohl nicht gut mehr sprechen 

kann. — 

Krümmel, Ozeanographie n. 7 



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9S 



Brandung. 



Geschichtliches. Schon die Aristotelischen Probleme be- 
schäftigen sich mit einer Erörterung darüber, warum die Welle 
in flachem Wasser eher bricht (IntfeXä) als in tiefem (akad. Ausg. 
934 a. 25). — Die Hin- und Herbewegung der Wasserteilchen 
am Strande beschreibt Strabo (I, p. 83 Cas.) sehr anschaulich. 
Ebenso weiß er, daß auch bei Windstille oder bei ablandigem 
Winde (&v aito^aloi<; itveojjiaaiv) die Wellen nicht aufhören auf den 
Strand aufzulaufen, also in letzterem Falle dem Winde entgegen. 
Den Brand ungsvorgang selbst illustriert er nach seinem geliebten 
Homer (II. 4, 425), welcher, wie ja immer, höchst naturgetreu 
das dem Brechen vorangehende Ueberwölben der Welle hervorhebt 
(cf. auch Odyssee 4, 525 — 535). Dagegen kennt Strabo nur den 
auflandigen Transport von Treibkörpern durch die Wellen (da* 
exxüu-aivecO-at wie er es nennt, dagegen nicht den Sog der Tiefe, 
welch letzterer in der That an den schroffen Gestaden des Mittel- 
meeres nicht gerade auffällig in die Erscheinung treten dürfte. 
Die von Strabo bei dieser Gelegenheit erörterte Frage, weshalb 
die fluviatilen Sedimente schon unmittelbar an der Küste, nicht 
weit in See, abgeschieden werden, hat ja erst in unseren Tagen 
durch Brewers Untersuchungen ihre eigentliche Lösung erfahren. 

Ueber die Kraftleistung der brandenden Wellen hat 
Thomas Stevenson eine Reihe Daten zusammengestellt 
(Harbours p. 37—60). Um den Horizontaldruck der 

Fig. IL 




Wellen-Dynamometer nach Stevenson. 



Wellen bequem zu bestimmen, konstruierte er ein Instru- 
ment, welches er Wellen- Dynamometer nannte und dessen 
Prinzip das der gewöhnlichen Federwage ist. 



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Stevensons Wellen-Dynamometer, 



00 



Eine runde Metallscheibe, welche mit 4 Führungsstäben be- 
wegbar in einem hohlen cylindrischen Gefäß gehalten wird, ist 
dazu bestimmt, den horizontalen Stoß der Wellen aufzunehmen. 
Im Innern des Cylinders ist eine sehr kräftige Spiralfeder ange- 
bracht, welche in der Ruhelage die Metallscheibe um ein be- 
stimmtes Stück von dem Cylinder entfernt hält. Um den Druck 
zu registrieren, streifte Stevenson im Innern des Behälters runde 
Lederringe eng über die Führungsstangen und schob sie nach dem 
hinteren Rande der Kammer. Der Apparat wurde alsdann, in 
einem geeigneten Einschnitt der Felswand oder sonst, bei Niedrig- 
wasser mittelst metallener Halter festgeschraubt und die auf der 
Figur geöffnete Klappe geschlossen. Der nun bei Hochwasser auf 
die Platte wirkende Stoß der Wellen schob die Lederringe nach 
vorn an den Führungsstangen hinauf, und durch Versuche mit 
der hydraulischen Presse ließ sich leicht der Druck feststellen, 
welcher auf der Flächeneinheit jeder Ringlage entsprach. 

Die mit diesem Instrument seit 1843 angestellten 
Versuche ergaben zunächst, was beinahe als selbstver- 
ständlich anzusehen ist, daß in den stürmischen Winter- 
monaten durchschnittlich der Wellendruck gut dreimal 
stärker ist als in den ruhigen Sommermonaten. Als 
Maxinialdruck der Horizontalkraft der Wellen fand Steven- 
son bei dem Leuchtturm von Skerryvore (westlich von 
Schottland) am 29. März 1845 29,7 metr. Tonnen auf 
1 qm Fläche; dagegen auf der Bellrockleuchte (östlich 
Schottland in der Nordsee) nur 14,7 Tonnen. Indes er- 
gab sich bei Hafenbauten auch an der Nordseeküste 
Schottlands bei Dunbar in East Lothian der hohe Druck 
von 34,2 Tonnen auf 1 qm. Interessant und für die 
Abrasionskraft der Brandungswelle bedeutsam ist auch 
eine Reihe von Versuchen, bei denen Stevenson zwei 
seiner Kraftmesser bei Skerryvore so aufstellte, daß der 
eine wie gewöhnlich in der Hochwasserbrandung, der 
zweite dagegen 12 m mehr seewärts und etwas tiefer 
(„einige Fuß") als der andere angebracht wurde. Das 
Resultat war, daß der seewärts und tiefer exponierte 
Kraftmesser durchschnittlich nur halb so starke Druck- 
wirkungen registriert hatte als der in der eigentlichen 
Brandung aufgestellte. Nach dem oben über die Zunahme 
der Orbitalgeschwindigkeit bei abnehmender Wasser tiefe 
Gesagten ist dies leicht zu erklären (S. 87 f.). — Anschau- 
licher als diese nur dem Ingenieur recht verständlichen 



100 



Brandung. 



Ziffern dürften folgende Beispiele sichtbarer Kraftleistung 
der Wellen sein. Die östlichsten Felstrabanten der Shet- 
landgruppe sind die Bound Skerries, nicht über 25 m hohe, 
kahle Gneißklippen. In der Höhe von etwa 7 m über 
dem Meer fanden Stevenson und der Geologe Murchison 
u. a. einen Gneißblock von 7 1 /* Tonnen Gewicht, der 
kurz vorher bei einem Südsturm von seiner seewärts in 
gleicher Höhe gelegenen Lagerstätte auf eine Entfernung 
von 22 m über sehr rauhes und zerklüftetes Terrain durch 
die über den Felsen brandenden Wellen gekantet worden 
war, denn man konnte deutlich an den Beulen des Ge- 
steins und zurückgelassenen Splittern und Trümmern den 
Weg verfolgen, den er genommen. An einer anderen 
Stelle ließ sich der Transport mehrerer Blöcke von 6 bis 
13 Tonnen Gewicht in einem Niveau von 20 m über dem 
Seespiegel nachweisen. Alles dies überragte aber die 
Kraftleistung der Wellen an dem neuerbauten Wellen- 
brecher in Wiek (Schottland) bei einem durch die nörd- 
liche Nordsee tobenden Oststurm im Dezember 1872. Es 
sei vorausgeschickt, daß die Wassertiefe der kleinen 
Hafenbucht über 10 m, und gleich außerhalb derselben 
über 30 m beträgt. Den Kopf des Wellenbrechers bil- 
deten über dem Fundament zunächst drei große Beton- 
klötze von je 80 bis 100 Tonnen Gewicht, über welche 
ein kolossaler Monolith von gleicher Masse in situ ge- 
gossen und durch mächtige eiserne Anker mit jenen drei 
Fundamentklötzen verbunden wurde. Der Monolith hatte 
die Dimensionen 8 zu 13,7 m bei 3,3 m Dicke und re- 
präsentierte ein Gewicht von mehr als 800 Tonnen. So 
unglaublich es klingt, so war doch der Ingenieur M'Donald 
Augenzeuge davon, wie die Wogen durch successive Stöße 
den Monolithen samt seinen drei Fundamentsteinen von 
seiner Basis herabdrehten und auf die Innenseite des 
Dammes in den Hafen warfen. Nach mehreren Tagen 
angestellte Tauchversuche zeigten, daß der Monolith noch 
fest mit seinen drei Fundamentsteinen verbunden im Hafen 
lag: die See hatte also an jenem Dezembertage nach 
Stevensons Berechnung ein Gewicht von 1350 Tonnen 
etwa 10 bis 15 m weit von der Stelle bewegt. — 



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I 



Abrasion. 



101 



Die mechanische Wirkung der Brandungswellen auf 
die Morphologie der Meeresküsten ist örtlich eine ver- 
schiedene und zwar richtet sie sich 

1 ) nach der Höhe der Wellen, welche die Stärke der 
Brandung bedingt, wobei es namentlich auf die Zugäng- 
lichkeit für Dünung und Grundseen, sowie auf die Kraft 
der Stürme und den diesen dargebotenen Seeraum an- 
kommt; 

2) nach der Ausdehnung der der Brandungswelle zu- 
gänglichen Angriffszone, die wieder von dem Ausmaß des 
Flutwechsels oder sonstigen Aenderungen des Wasser- 
standes abhängt; 

! 3) nach der Beschaffenheit, namentlich Lagerung und 

Festigkeit des den Strand bildenden Materials. 

F. v. Richthofen (China Bd. II, S. 766 f. und Führer 
für Forschungsreisende § 153 ff) hat diesen Effekt der 
Brandungswelle in ihrer ganzen Bedeutsamkeit für die 
Morphologie der Erdoberfläche zuerst gewürdigt, nament- 
lich indem er auf die abtragende Thätigkeit der Bran- 
dung an solchen Küsten hinwies, welche einer Senkung 
ins Wasser oder, modern gesprochen, einer positiven 
Niveauänderung, noch deutlicher, einem Vordringen des 
Meeres in das Land unterliegen : ein Prozeß, der von ihm 
als „ Abrasion * bezeichnet wird. 

Unter den oben genannten drei Bedingungen, von 
denen die Formen des Seegestades abhängig sind, ist 
vielleicht die dritte die hauptsächlichste: weiche Gesteine, 
wie Sand und Kies des Diluviums oder Alluviums, oder 
Thon, Moor, auch Kreidegestein, verhalten sich ceteris 
paribus der Brandungswelle gegenüber ganz anders als 
harte Felsküsten. Wir betrachten daher den Abrasions- 
eft'ekt zunächst an den ersteren, an den weichen Küsten. 

Auch hier sind wieder die umsichtigen Beobachtungen 
Hagens an den deutschen Küsten und seine Experimente 
in der Wellenrinne maßgebend; daneben kommen noch 
die Versuche von de Caligny und Bertin in Betracht. 
Knüpfen wir zunächst an die Experimente an. 

Sand und Kies kann in der Natur ohne Unter- 
stützung durch ein künstliches Gerüst nur in ziemlich 



102 



Abrasion. 



flachen Böschungen vorkommen. Hagen bildete in seiner 
Wellenrinne eine Böschung von gewaschenem Seesand im 
Winkel von lC*/3° oder im Verhältnis von 3 zu 10, was 
eine relativ steile Dossierung genannt werden kann. Der 
Wasserstand der Wellenrinne maß 5,85 cm. Nachdem 
1200 Wellen gegen den Abhang gelaufen waren, hatte 
dieser die auf der Abbildung Fig. 12 wiedergegebene Ge- 
stalt angenommen, und die dabei beobachteten Verände- 
rungen waren folgende. 



Fig. 12 




Zunächst blieb der untere Teil der Dossierung bis 
in etwa 1,3 cm Höhe vom Boden ganz unversehrt, es er- 
folgte dort weder Abbruch noch Ablagerung von Sand. 
Weiter hinauf bemerkte man eine Zone ausschließlicher 
Ablagerung, mit Böschungen von 1:2 (=26 bis 27°), 
bisweilen noch steilere. Alsdann folgte eine breite, ziem- 
lich ebene Fläche mit der gelinden Böschung von etwa 
1 : 10 oder 5 bis 6°. Der untere Teil dieser Fläche war 
aufgeschüttet, der obere abgetragen. Noch höher hinauf 
wurde die Dossierung wieder steiler, und zuoberst, nur 
noch von den höchsten Wellen erreicht, bemerkte man 
einen von diesen aufgeworfenen Wall, im Querschnitt von 
etwa 2,5 cm Breite und 0,5 cm Höhe. Dieser Rücken 
war also durch den Stoß der Wellen auf die ursprüng- 
liche Böschung hinaufgeschleudert worden. Die Figur 
deutet die Höhe der Wellen mit ihren oberen Scheiteln 
(o. S.) und unteren Scheiteln (u. S.) zur vollständigeren 
Uebersicht gleichfalls an. 



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Sand- und Kiesstrand. 



103 



Die beiden folgenden Figuren zeigen die Aenderungen 
an Kiesböschungen. Das dazu verwendete Material hatte 
eine Korngröße von ca. 2 mm, konnte also in erheblich 
steileren Böschungen verharren. Die ursprüngliche An- 
lage gab einen Winkel von 26°. Die Wassertiefe in 
Fig. 13 war 5,3, in Fig. 14 nur 3,1 cm, dementsprechend 
auch die Wellenhöhen und -Geschwindigkeiten geringer. 



Fig. 13. 




Beidemal dossieren sich die Kiesabhänge viel steiler 
(stellenweise bis und über 45°), als beim Seesand; die 



Fig. u. 




ebeneren Flächen im mittleren Wasserstand fehlen nicht 
und haben in Fig. 13 einen Neigungswinkel von 5 bis 6 °, 
wie beim Seesand, in Fig. 14 gar nur 4°. „Sehr auf- 
fallend ist der Unterschied in der Breite dieser Ebenen, 
und ohne Zweifel rührt dieser von der verschiedenen Ge- 
schwindigkeit der Wellen her. Letztere verhalten sich 
nach der Theorie wie die Quadratwurzeln der Wasser- 
tiefen, und in diesem Verhältnis stehen auch ungefähr 



104 



Abrasion 



die Breiten jener Ebenen zu einander. Die Abbruche im 
obersten Teil der Böschungen waren sehr steil dossiert 
und oft hing der äußerste Rand frei über; er befand sich 
aber stets in solcher Höhe, daß er von den Wellen gar 
nicht erreicht wurde" (Hagen, Wasserbau III, 1, 92). 

Die beiden folgenden Figuren 15 und 16 geben die 
Befunde von Caligny und Bertin in ihrer sehr viel größe- 
ren Wellenrinne (Mhn, Soc. Cherbourg, XXII, 1879, p. 183, 



Fig. 15. 




§ 56). Die letztere hatte 30 m Länge bei 0,45 m Höhe 
und Breite; der Wasserstand war 31 cm im ersten Falle, 
wo man es mit einer aus Seesand hergestellten 



Fig. 16. 




Böschung zu thun hatte; dagegen im zweiten Falle, wo 
die Sanddossierung sich unter Wasser an eine feste Wand 
stützte, 35 cm. Die Figuren zeigen das Profil der 
Böschungen, nachdem 5 Stunden lang Wellen von 1 2 cm 
Höhe (im freien Wasser gemessen) und einer Periode von 
1 Sekunde den Strand umgeformt hatten. Die ursprüng- 
liche Böschung war 1 zu 5 oder 11°. Hier ist die Um- 
lagerung eine viel ergiebigere als bei Hagen, und das 
Profil erheblich verwickelter. Uebereinstimmend bemerkt 



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Sand- und Kiesstrand. 



105 



man aber in der Nähe der Wasserlinie die starke Ab- 
tragung, die etwas unterhalb eine kräftige Aufschüttung 
mit sehr steiler Außendossierung hervorrief. Ganz unter- 
höhlt ist im ersten Falle das Sandufer über der Wasser- 
linie , ein Wall ist nicht aufgeworfen. Im zweiten Falle 
sind die Dislokationen auffallend wenig ergiebig: an der 
festen Wand findet sich eine Unterhöhlung, erzeugt durch 
das Ausweichen der gegen die Wand anprallenden Wasser- 
teilchen nach oben und unten, hier durch Wirbelbildung 
erodierend. 

Die bei dieser Umlagerung durch die Brandungswelle 
sich vollziehenden Prozesse im einzelnen hat wieder Hagen 
am klarsten geschildert. Lief die Welle an der frischen 
Böschung hinauf, so folgten ihr große Sandmassen; aber 
beim Rückfließen (der neuen Welle entgegen) wurden sie 
wieder zurückgeschwemmt und gelangten, samt den ober- 
halb des mittleren Niveaus frisch abgerissenen Körnchen, 
unterhalb ihrer ursprünglichen Lage zur Ablagerung. 
Anfangs ging dieser Transport durch den „Sog u sehr 
schnell vor sich und die ebenere Stufe des Profils trat 
sehr früh auf: ihre weitere Ausdehnung erfolgte in immer 
geringerem Maße, je länger die Wellen thätig waren, um 
endlich überhaupt fast stationär zu verharren. Das letztere 
war indes nur scheinbar, insofern jeder anrückende Wellen- 
kamm die Sandkörnchen vor sich her, jedes Wellenthal 
sie wieder zurückschwemmte. Diese Bewegung fand aber 
dort ihre Grenze, wo der Rückfluß der neuen Welle be- 
gegnete: hier erfolgte dann die Ablagerung, welche den 
Sand anfänglich so steil aufhäufte, daß die Böschung 
nachgab und nach außen abbrach, schließlich aber die in 
Fig. 12 bis 14 angegebene Form annahm. Die Sand- 
körnchen waren an ihr entlang auch weiterhin in stetigem 
Hin- und Herschieben begriffen, ohne indes von einer 
mittleren Lage merklich, weder nach vorn noch nach 
hinten, abzuweichen. 

Ein Auswerfen des Sandes oberhalb der Strandhöhlung 
erzeugte Hagen immer nur bei sehr flacher Anfangs- 
boschung. Der Sand, der sich hier zu einem Walle an- 
häufte, war von tieferen Stellen der Dossierung abge- 



106 



Abrasion. 



brochen, also durch die Wellen dahin gehoben worden. 
Sowie die Strandhöhlung sich steil ausbildete, fehlte dieser 
äußerste Wall. Diese oberste Dossierung mußte also 
.sehr flach bleiben, damit die WeUenscheitel noch darüber 
fortliefen und den gelösten Sand hinauftrieben. Indem 
nun aber dieser Teil der Böschung sich schon bedeutend 
Über dem mittleren Stande des Wassers befand und nur 
eine geringe Wasserraasse hier auflief, so versank letztere 
sogleich in dem Sande und veranlagte deshalb über der 
Böschung keine Rückströmung, wodurch die Körnchen 
wieder zurückgetrieben wären. Dieselbe Erscheinung be- 
merkt man als Ursache solcher Wallbildung am Seestrande 
bei jeder Wellenbewegung". 

„Eine wichtige Erscheinung/ fährt Hagen fort, „die 
sich in der Natur sehr häufig wiederholt und bei flacher 
Ansteigung des Grundes vielleicht jedesmal vorkommt, 
gab sich bei jenen Versuchen gar nicht zu erkennen. 
Sie besteht darin, daß seewärts vor dem eigentlichen 
Strande mehrere erhöhte Rücken in gewissen Abstanden 
sich erheben, deren Höhe zunächst dem Ufer am größten 
ist, die aber weiterhin niedriger werden und bei zu- 
nehmender Tiefe kaum noch zu bemerken sind. Man 
nennt sie an den deutschen Küsten ,Riffe\ und gewöhn- 
lich nimmt man an, daß immer drei derselben in paral- 
leler Richtung sich vor dem Ufer hinziehen. Ihre Zahl 
ist indes keineswegs konstant, und oft kann man bei 
sorgfältiger Peilung vier oder fünf derselben wahrnehmen, 
doch liegen die äußeren schon tief und erheben sich so 
wenig über den Grund, daß sie nicht leicht zu bemerken 
sind. Diese , Riffe 1 sind es vorzugsweise, welche die 
Annäherung selbst von kleineren Fahrzeugen an das Ufer 
verhindern, indem diese, dem vollen Wellenschlage aus- 
gesetzt, auf die Riffe festfahren." Sehr typisch sind diese 
Riffe am Badestrand von Sylt ausgebildet, wie überhaupt 
entlang der ganzen „eisernen Küste" der cimbrischen 
Halbinsel. Man geht wohl nicht irre, wenn man die in 
Fig. 15 nach Bertin dargestellten zwei flachen Rücken 
für experimentell erzeugte „Riffe" hält. Sie entstehen, 
wie Hagen richtig erklärt, bei kräftigem Seegang an den- 



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Sand- und Kiesstrand. 



107 



jenigen Stellen, wo die Wellen aus der See mit den rtick- 
lauf enden Wellen oder mit dem verstärkten Rückströme, 
den jede derselben veranlaßt, sich begegnen. Dort wer- 
den die Sandmassen zum Niederschlag gelangen. In ähn- 
licher Weise mögen die „ Riffe " entstanden sein, welche 
der englische Ingenieur Palmer vom Strande bei Folke- 
stone beschreibt und abbildet {Philos. Trans. 1834, Taf.27). 
Uebrigens bleiben diese Riffe erfahrungsgemäß stets unter 
dem mittleren Wasserstande und beweisen dadurch, daß 
die Wellen noch in beträchtlichem Abstände vom Ufer 
und in erheblicher Tiefe den Seesand landwärts fort- 
tragen. Bei Stürmen wird dieser dann in dem höchsten 
Strandsaume wallartig, wie wir sahen, zusammengehäuft 
und, nach Abfluß der bei auflandigen Winden sich ein- 
stellenden Niveauanstauung, dann ein Spiel des Seewinds, 
der sie den Dünen zuführt. 

? ,Es dürfte keine gewagte Voraussetzung sein," meint Hagen 
weiter, „daß d er Sand, der von der seewärts gerichteten Strömung 
herabgeführt wird, nicht über diejenige Grenze hinaustritt, wo die 
Wellen ihn wieder in Bewegung setzen und ihn daher möglicher- 
weise auch wieder nach dem Ufer zurückführen können." Nach 
Lapparent muß ein Strom mehr als 0.20m (nach Lyell 0,15; 
nach Hunt nur 0,10 m) in der Sekunde stark sein, um noch 
feinen Seesand zu transportieren. Es ist ja unzweifelhaft, daß 
in gewissem, örtlich verschiedenem Abstände vom Strande die 
Ausschläge der Wasserfäden unter der Welle nicht mehr eine 
solche Geschwindigkeit erreichen. „Daß es eine gewisse Grenze 
gibt, welche der Sand nicht überschreitet, habe ich sehr auf- 
fallend vor der Insel Wangeroog gesehen, als ich zur Zeit einer 
Springflut während der Ebbe dem zurücktretenden Wasser folgte 
und plötzlich die Sanddecke aufhören sah und den festen Klai- 
und Marschboden betrat, der ganz frei von Sand war. Hiermit 
hängt auch die Erscheinung zusammen, daß vor Pillau, wo die 
Ufer teils hoch mit Sand bedeckt sind, teils ganz aus Sand- 
ablagerungen bestehen, und wo auch das tiefe Fahrwasser über 
dem Sande sich hinzieht, dennoch der Grund der Reede nur 
zäher Thon und ganz frei von Sand ist. Man kann dieses sehr 
deutlich wahrnehmen, wenn man den Boden untersucht, welcher 
an den gehobenen Ankern haftet." Wenn man nun darnach die 
Frage aufwerfen wollte, wo denn der vom stetig abbrechenden 
Sandufer losgelöste Sand bleibt, wenn ihm seewärts eine be- 
stimmte Maximaltiefe des Transports gesetzt ist, so darf schon 
bei dieser Gelegenheit sowohl auf die später zu behandelnden 
Funktionen des Küstenstroms hingewiesen sein, der allem Detritus 



! 



108 Abrasion. 

der Strandzone eine seitliche Verfrachtung sichert, wie auch auf 
die am Schlüsse dieses Abschnittes näher zu berührende mole- 
kulare Eigenschaft des salzhaltigen Seewassers, alle in ihm schwe- 
benden Sinkstoffe möglichst schnell (sehr viel schneller als Süß- 
wasser) zum Niederschlag zu bringen. 

Sind Sandkasten einer Gezeitenbewegung ausgesetzt, 
so wird sich an ihnen ein sanfteres Profil entwickeln oder 
der unter der Wasserlinie gelegene ebene Vorstrand wird 
eine beträchtliche Ausdehnung gewinnen. Alsdann können 
stürmische auflandige Winde an sonst geeigneten und 
nicht dem Küstenstrom exponierten Stellen mächtige Sand- 
wälle zur Dünenbildung aufwerfen. Alle Vorsprünge der 
Küste aber werden abgetragen und das abgebrochene 
Material durch den Küstenstrom seitlich davon geführt. 
Man sieht, daß solche Sand- und Kiesküsten schließlich 
durch die formende Kraft der Wellen einen ganz gerad- 
linigen Verlauf als einen gewissen stationären Zustand 
anstreben. In der Nordsee zeigen die Dünen der hol- 
ländisch- friesisch-jütischen Küste dieses Stadium. Ebenso 
die Küste von Oberguinea, wo ein Sandgestade vorhanden 
ist. In der Ostsee fehlt zwar die auf den Gezeiten be- 
ruhende periodische Niveauschwankung der Wasserlinie, 
aber die, wenn auch unperiodische, Wirkung des Wind- 
drucks ersetzt sie vollkommen. Im offeneren Teile der 
Ostsee, östlich von Rügen, sehen wir daher den diluvialen 
Strand ebenfalls mit geradliniger Kontur ausgebildet. 

Anders verhält sich die Strandumformung, wenn das 
anstehende Ufer aus Thon, Lehm oder aus Moor oder 
sonstiger vegetabilischer Erde besteht. Konstruieren wir 
die Vorgänge deduktiv, ausgehend von einem steilen Ufer. 
Die hier vorhandene Klippenbrandung wird durch den in 
der Wasserlinie am stärksten wirkenden Horizontaldruck 
die Wand abspülen, und zwar, da Thon, Lehm, Moor und 
Humuserde im Wasser leicht löslich ist, eine Hohlkehle 
in der Wasserlinie auswaschen. Beistehendes Profil (Fig. 17), 
von Stevenson an dem Thonufer von Cardiff am Bristol- 
kanal aufgenommen, zeigt diese Aushöhlung solcher Ge- 
stade, wenn eine starke Gezeitenbewegung dazu kommt. 
Da die Orbitalbahnen der Welle gerade an der Oberfläche 
das größte Ausmaß besitzen, wird bei Hochwasser diese 



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Thon-, Lehm- und Kreidestrand. 



109 



Ausspülung der Thonwände am ergiebigsten sein. Man 
sieht nun leicht ein, daß bei weiterem Fortschreiten dieser 
Hohlkehle sich eine sanftere Dossierung unter der Wasser- 
linie einstellt, die dann statt der gelegentlichen Klippen- 
brandung eine ständige Strandbrandung ermöglicht. Eine 
Ablagerung des ausgewaschenen Materials wird bei Thon 
aber ganz fehlen. Die feinen Teilchen, aus denen dieser 
besteht, werden bei der starken Wellenbewegung schwebend 
erhalten, so daß eine Dossierung vor der Wand sich nicht 
einstellt. Da aber die Thonteilchen doch immerhin 
schwerer sind als Wasser, so werden sie langsam an den 

Fig. 17. 




!W S ~» . »r-r Springseil. 



Grund sinken, hier aber führt der rücklaufende Strom sie 
seewärts davon. Lehmufer und Kreidegestade liefern in 
ihren Sand- oder Feuersteineinschlüssen einigen Stoff zur 
Ausbildung eines Vorstrandes: an diesen kommt es als- 
dann zu Profilen, wie sie von Bertin und Caligny oben 
in Fig. 16 experimentell dargestellt wurden. An der 
steilen Grenzwand selbst entwickelt sich dann eine Hohl- 
kehle, welche zeitweilig das Ufer so unterwäscht, daß es 
abbricht. Diese Form der Gestadebildung findet sich an 
der holsteinischen und samländischen Küste der Ostsee, 
wo Lehmufer anstehen; ferner an allen Kreideküsten, so 
in Rügen, Möen, zu beiden Seiten des britischen Kanals 
und anderswo. — Homogene Thonufer sind selten, und 
sie sind, selbst wenn der Thon sehr fest ist, nur dadurch 
vor schnell vorschreitendem Abbruch bezw. Abspülung und 
Auflösung zu bewahren, daß man eine sehr solide künst- 
liche Uferdeckung davor ausführt oder große Sandmassen 
an ihr entlang zur Ablagerung bringt, welche dann den 



110 



Abrasion. 



Wellen gestatten, einen sandigen Vorstrand zu bilden. — 
Finden die Wellen am Gestade eine Wechsellagerung von 
Thon- und Sandschichten vor, so schreitet der Abbruch 
besonders rapide vorwärts, zumal wenn die Schichten 
gegen die See einfallen, weil alles Quellwasser alsdann 
über den Thonlagern sich ansammelt und die Haltbarkeit 
des abbrechenden Ufers vermindert. 

Die Abrasionsprozesse am harten Felsgestade hat 
Richthofen höchst anschaulich dargestellt. 

„Wenn die Brandungswelle," sagt er, „gegen Felsen 
anprallt, so wird das Wasser mit großer Gewalt in seine 
Spalten gepreßt und drückt auf deren Wände fast mit 
dem Druck der ganzen Welle. Dabei wird die in ihnen 
enthaltene Luft komprimiert und bei dem gewaltsamen 
Zurückweichen des vom Druck befreiten Wassers nach- 
gesogen. Durch diese in beständigem Rhythmus sich 
wiederholenden mechanischen Effekte wird das gelockerte 
Gesteinsmaterial, besonders aus Klüften, weggenommen 
und der Zusammenhalt der Felsmassen gelockert. Inwie- 
weit Ozonbildung hierbei mitwirkt, ist nicht bekannt. 
Pflanzen und Meerestiere befördern die Zersetzung und 
Lockerung des Gesteins, üben aber gleichzeitig einen 
Schutz aus. Dies gilt besonders von den langen Tangen, 
welche die Kraft der Wogen herabmindern, von dünneren 
Pflanzenüberzügen, welche das Gestein glatt und schlüpfrig 
machen, von den Kolonien von Austern und besonders 
Balanen, endlich von allen kalkigen Krustenbildungen. 
Exaktere Untersuchungen über diese primären Vorgänge 
wären erwünscht." 

An gezeitenlosen Küsten erfolgt alsdann längs der 
ganzen Wasserlinie die Ausbildung einer ebensolchen 
rinnenförmigen Hohlkehle, wie wir sie eben an Thon- 
und Kreideufern schilderten. Stevenson gibt beistehende 
sehr instruktive Aufnahme einer solchen, wie er sie im 
Jahre 1 804 am Strande der Riviera zwischen Mentone und 
Ventirniglia untersuchte (s. Fig. 18). Sie zeigte ihm „die 
Ausmeiüelung des soliden Felsgesteins im Verlaufe un- 
gezählter Jahrhunderte" und verdeutlichte ihm „zugleich 
die plötzliche Abnahme der Wellenkraft, welche bekannt- 



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Felsstrand. 



111 



lieh unmittelbar unter der Wasserlinie Platz greift" 
(Harbours p. 113). Die Figur gibt den Betrag der 
Unterhöhlung zu 4 1 * feet = 1,5 ra an. 




„An Küsten mit Gezeiten," fährt Richthofen fort, 
„wandert das Angriffsniveau nach aufwärts und abwärts, 
die Angriffsfläche wird ausgedehnter. Die Zerstörung 
sollte zwar infolgedessen in jedem einzelnen Theilniveau 
geringer sein, doch trifft dies in der Regel nicht zu, weil 
die Meere mit Gezeiten weit größere Wellen haben als die 
tidenlosen, und die vordringende Flut deren Kraft ver- 
stärkt." Auch die Sturmfluten sind hier speziell hervor- 
zuheben, welche an einem Tage stärkere Verheerungen 
anzurichten imstande sind, als jahrelange Einwirkung der 
W eilen samt der Dünung und der Grundseen. 

Die unterhöhlte Felswand verliert endlich ihre Unter- 
stützung und bricht stückweise ab. Die am Boden der 
Hohlkehle niedergestürzten Felsteile werden von der Welle 
hin und her geworfen, bei Stürmen sogar gegen die Fels- 
wand geschleudert, kurz in nicht sehr langer Zeit zer- 
kleinert, jedenfalls aber durch den rückfließenden Unter- 
strom der Welle seewärts entführt. Und zwar lagert sich 
das gröbere Material immer in höherem Niveau als das 
feinere, weil ja die Orbitalgeschwindigkeit der Wellen 
nach der Tiefe hin schnell abnimmt und von ihr die 



112 Abrasion. 

Transportkraft abhängt. Man sieht, wie bei fortschreiten- 
der Unterhöhlung nicht nur im anstehenden Gestein eine 
sanfte Dossierung ausgewaschen wird, sondern am Fuße 
der Felswand selbst eine Aufschüttung von gröberem und 
feinerem Detritus sich einstellt. Die erstere ist auf bei- 
stehender Figur ersichtlich: ab cd ist die ursprüngliche, 
in dem oberen Teil ab bereits erheblich veränderte Ge- 
stalt, und oc ist der sanft d te „ Brandungsstrand * ; 
A r und 11 sind die Wasserlinien bei Niedrig- und Hoch- 
wasser. 



Fig. 19. 




Je weiter dieser Prozeß vorschreitet, die Felsterrasse 
landeinwärts sich ausdehnt, der Detritus sich seewärts 
aufschüttet, desto ähnlicher wird schließlich das ganze 
Strandprofil dem für Kreide- und Lehmufer beschriebenen. 
Dabei ist zu bedenken, daß die aus der Tiefsee auflaufen- 
den Brandungswellen immer höher werden, je mehr die 
Umgestaltung des ursprünglichen Steilufers in einen sanft 
abgeböschten Kies- und Sandstrand übergeht. Endlich 
aber wird die Böschung so sanft werden, daß die ge- 
wöhnlichen hohen Wellen auf dem aufgeschütteten Vor- 
strande schon brechen und sich dann an der sanften 
Strandböschung totlaufen, so daß dann nur noch bei 
Sturmfluten ein frischer Abbruch am weit landeinwärts 
zurückliegenden Felsgestade möglich ist. 

Für die Formen der Brandungserosion im einzelnen, namentlich 
der Corrosion oder Ausschleifung der Unterlage durch den De- 
tritus, gibt Richthofens „Führer" S. 339 detaillierten Bescheid. 
Auch auf die Bedeutsamkeit, welche das Fehlen oder Vorkommen 
von Eis am Strande auf den Materialtransport haben muß, ist 



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Abrasion bei Niveauverschiebung. 



113 



daselbst andeutend hingewiesen. Ausführlich sind die Abbruch- 
formen in ihrer Abhängigkeit von der Lagerung des Gesteins be- 
handelt. Horizontale Lagerung, besonders verbunden mit Härte- 
wechsel der Schichten, gibt eine Tendenz zur Stutenbildung in 
der Brandangsiläche. Seewärts einfallende Schichten von hartem 
Gestein geben der Abrasion ungünstige Bedingungen, landwärts 
einfallende, besonders aber steile Schichtenstellung dabei, erleich- 
tern die Abrasion. Andrerseits erschweren dem Strande parallel 
streichende Schichten die Abtragung, senkrecht auf den Strand 
auslaufende begünstigen sie, zumal wenn auch hier ein Härte- 
wechsel der auslaufenden Schichtenköpfe vorhanden ist. Im letz- 
teren Falle zeigt die Küste eine gezackte, buchtenreiche Kontur, 
im ersteren verläuft sie fast geradlinig. 

Von besonderer Bedeutung wird die Abrasion bei 
positiver Niveauverschiebung des Meeres, bei Senkung 
des Landes. Richthofen (Führer § 101) ist der Ueber- 
zeugung, daß dieses Agens in vergangenen Zeitaltern der 
Erdgeschichte wahrscheinlich gewaltigere Aenderungen 
hervorgebracht hat, als irgend eine andere von außen auf 
den Planeten wirkende Kraft, und er zeigt, wie die 
Brandungswelle Uber große, allmählich ins Meer sinkende 
Festlandflächen hinwegschreiten kann, alle Unebenheiten, 
auch die größten der Gebirge, abtragend und den Detritus 
in die Tiefsee entführend. In der Gegenwart und der 
jüngsten geologischen Vergangenheit sind ausgiebige Strand- 
verschiebungen , welche die Effekte der Abrasion frisch 
entstanden dem Beschauer vor Augen fuhren, nicht leicht 
nachweisbar (vgl. jedoch Th. Fischers Untersuchungen 
der Küste westlich von Algier in Petermanns Mitteil. 
1886, S. 1). Auch darf an diesem Orte, so interessant 
diese Vorgänge sind, wohl nicht näher darauf eingegangen 
werden. 

Auch einen anderen, den Meeresboden im Strand- 
gebiet beeinflussenden Effekt der Wellenthätigkeit hat 
Richthofen (Führer § 86) neuerdings beleuchtet, näm- 
lich die Entstehung der sogen. Barren an Strommün- 
duugen aller Art. Hier wirkt bekanntlich die landwärts 
gerichtete Bewegung der Wasserfäden in der Welle dem 
seewärts gerichteten Ausstrom des Flußwassers (oder des 
hinter Inseln durch die Flut angehäuften Stauwassers) 
entgegen und bringt die vom Strome mitgeführten Sedi- 

Krümmel, Ozeanographie IL 8 



114 



Seebeben- oder Stoßwellen. 



mente zu Falle. Dieser mechanische Effekt wird aber 
auf das wirksamste unterstützt durch einen molekularen 
Prozeß von dunkler Ursache, welchen Professor William 
Brewer (in den Memoirs of the National Acad&ny of 
Sciences, vol. II, Washington 1884, p. 165 f.) kürzlich 
beschrieben hat. Durch eine Reihe von lange Jahre hin- 
durch fortgesetzten Versuchen bewies er unwiderleglich,, 
daß fein verteilte Sinkstoffe (namentlich thonige) in See- 
wasser rapide schnell zum Niederschlag gelangen, wäh- 
rend in Frischwasser sie sehr lange sich suspendiert er- 
halten. (Versuche, welche der Verfasser in dem chemi- 
schen Laboratorium der Universität Kiel hat vornehmen 
lassen, ergaben eine volle Bestätigung dieser höchst 
wichtigen Entdeckung Brewers.) Sobald also das sedi- 
mentftlhrende Flußwasser mit der Salzflut sich mischt, 
gelangen alle suspendierten Teilchen sehr schnell zum 
Niederschlag; wie überhaupt auch aller durch Stürme 



Bodenschlamm im Meere sich infolgedessen schnell wieder 
absetzt, so dem Seewasser seine eigenartige, angeborene 
Klarheit schnell wiedergebend. 



Außer den bisher behandelten, auf Windwirkung be- 
ruhenden Wellen kommen noch gelegentlich Undulations- 
erscheinungen im Ozean vor, welche auf Erschütterungen 
des Meeresbodens oder der Küsten beruhen. Diese Wellen 
zeichnen sich durch ihre sehr große Wellenlänge, Periode 
und Schnelligkeit der Fortpflanzung aus, während die 
Wellenhöhe im Vergleich zu den übrigen Dimensionen sehr 
klein genannt werden muß und nur an den Küsten selbst 
gelegentlich Größen erreicht, welche die höchsten Höhen 
der Sturmwellen im offenen Ozean um das zwei- bis drei- 
fache übertreffen. In der Nähe des Schütterungsherdes 
solcher Seebeben besitzen die dadurch erzeugten Stoß- 
wellen bedeutende zerstörende Kraft, und schon aus dem 
Altertum, das den Meeresgott zugleich als Erderschütterer 




VII. Seebeben- oder Stofswellen. 



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Stoßwellen im Mittelmeer. 



115 



ansah, sind uns einige Beispiele solcher Katastrophen 
übermittelt. 

„Man dachte sich, 1 * sagt Prell er (Griech. Mythol. [3], I, 409) 
.»die Erde auf dem Meere ruhend und von diesem getragen," eine 
Vorstellung, welche der insularen Natur Griechenlands sehr wohl 
entfließen konnte. Daher Poseidon der Gott, der die Erde trägt 
(fatTjOxoO, aber sie auch bis auf den Grund erschüttert (ewootfatoc, 

K. E. von Hoff (Natürl. Veränd. der Erdoberfl. IV, 
1, Chronik der Erdbeben, Gotha 1840) hat eine Reihe 
von Angaben alter Schriftsteller über diese seismischen 
Erscheinungen des Mittelmeeres gesammelt. Die inter- 
essantesten sind folgende zwei, weil sie wichtige Einzel- 
heiten enthalten. 

Im sechsten Jahre des peloponnesischen Krieges (425 
a. Chr.), erzählt Thucydides (III, 89), wurden die Pelo- 
ponnesier durch das Auftreten gewaltiger Erdbeben in 
ganz Griechenland von der Wiederholung der gewohnten 
Invasion Attikas zurückgehalten. Während die Erdstöße 
fortdauerten, tiberschwemmte die See einen Teil der Stadt 
Orobia (auf Euböa an der Straße von Talanti), nachdem 
sie sich von dem damaligen Lande zurückgezogen und 
eine Woge gebildet hatte; einen Teil hielt dann das Meer 
unter Wasser, den anderen ließ es frei, so daß jetzt Meer 
ist, wo früher Land war. Auch viele Menschen kamen 
um, soweit sie nicht rechtzeitig auf höheres Land flüchten 
konnten. Auf der Insel Atalante (beim Opuntischen Lokris) 
erfolgte eine ähnliche Ueberschwemmung, welche die 
dortigen Befestigungen der Athener zerstörte und von 
zwei aufs Land gezogenen Schiffen eines hinwegspülte. 
Auch auf der Insel Peparethos (heute Skopelos, nördlich 
Euböa) wurde ein „Zurückweichen der Welle" beobachtet, 
„aber kein Ueberfluten* 4 , während ein Erdstoß einen Teil 
der Stadtmauer, sowie das Rathaus und ein paar andere 
Gebäude umwarf. Den Grund für alles dies sieht Thucy- 
dides darin, daß, wo der Erdstoß am heftigsten erfolgte, 
er dort das Meer zurückdrängen und beim plötzlichen 
Zurtickwogen des letzteren die Ueberflutung nur um so 
gewaltsamer machen mußte. Ohne Erdbeben, sagt er, 



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116 



Seebeben- oder Stoßwellen. 



scheine ein solches Phänomen ganz unerklärlich. — Partsch 
(Phys. Geogr. von Griechenland, S. 322) fügt nacli ande- 
ren alten Quellen noch hinzu, daß die Stoßwelle auf dem 
flachen südlichen Ufersaum des malischen Golfes die 
größten Verheerungen anrichtete. Die Orte Skarpheia, 
Thronion, sowie die Thermopylen und Daphnus litten 
vorzugsweise. 

Der zweite Fall ist von Ammianus Marcellinus sehr 
anschaulich beschrieben (rer. gest. 26, 10, 15 — 18), und 
ereignete sich am 21. Juli 365 n. Chr. Nachdem am* 
Morgen dieses Tages ein überaus heftiges Gewitter er- 
folgt war, erbebte die Erde und das Meer zog sich weit 
zurück, so daß in dem entblößten Schlamm die wechsel- 
vollen Gestalten der Seetiere sichtbar wurden. Während 
die Schiffe gleichsam auf dem Trockenen saßen, ver- 
gnügte sich das Volk damit, in dem seichten Wasser die 
Fische mit den Händen zu greifen, bald aber brauste das 
Meer mit gewaltigem Schwall zurück über die Inseln und 
Küsten dahin und spülte unzählige Gebäude und Tausende 
von Menschen fort; als die Welle sich verlaufen hatte, 
ergab sich, daß viele Schiffe nicht nur gekentert und ge- 
strandet waren, sondern auch einzelne durch den Wogen- 
schwall bis auf die Dächer der Häuser gehoben, was z. B. 
in Alexandrien geschah, oder bis zu 2000 Schritt land- 
einwärts geschleudert worden waren, wie denn der Autor 
bei der messenischen Stadt Mothone (heute Modhoni) noch 
selbst ein solches in langsamer Verwitterung zerfallendes 
Wrack gesehen zu haben angibt. 

Solche Stoßwellen gingen auch dem denkwürdigen 
Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. voran, wurden 
im Jahre 262 n. Chr. an allen Küsten des Mittelmeeres 
beobachtet, zerstörten 552 und 555 Konstantinopel, und 
endlich am 6. September 1627 einige adriatische Küsten- 
orte Mittelitaliens. 

Sehr viel genauer sind wir wieder unterrichtet über 
ein moderneres Ereignis derart, welches dem großen 
griechischen Erdbeben vom 26. Dezember 1860 folgte 
(vgl. Schmidt, Studien über Erdbeben S. 72 f.) und 
die Umgebung des Golfs von Korinth heimsuchte. Das 



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Stoßwelle von Lissabon. 



117 



Epizentrum des Erdstoßes wie der Stoßwellen läßt sich 
ziemlich genau in 38° 13' N. Br. und 22° 20' ö. Grw. 
ansetzen, am Boden des Golfs zwischen Aigion und Itea. 
Infolge des Hauptstoßes, der also hier vertikal gerichtet 
war, erhob sich die See, und konzentrische Wellenringe 
liefen von dort aus auf die Küsten zu, drei bis fünf ver- 
derbliche See wogen da, wo das Land flach war, an 
200 Schritt weit ins Land hineinschleudernd, an den 
steilen Felsgestaden in mächtiger Brandung sich auf- 
türmend. Ob dabei die Welle gleich tibertretend, mit 
einem Wellenberg voran, anlangte, oder der Ueberflutung 
ein Wellen thal voranging, ist nicht klar zu entscheiden. 
Besonders wurde die Nordseite des Golfes, Vytrinitza und 
die Bucht von Salona mit den Häfen von Itea und Gala- 
xeidion, heimgesucht, während das achajische Ufer durch 
einen großartigen Senkungsvorgang dauernden Verlust 
erlitt. Da das Epizentrum von Galaxeidion und Vytrinitza 
den gleichen Abstand hatte (18,76 km) und die Welle im 
ersteren Hafen 8 bis 9 Minuten, im letzteren ca. 15 Mi- 
nuten nach dem Stoß anlangte, hatte diese eine Geschwin- 
digkeit von ca. 37 bezw. 21 m in der Sekunde. 

Ungleich großartiger war die Wirkung und Aus- 
breitung der Stoßwellen, welche das große Erdbeben von 
Lissabon vom 1. November 1755 begleiteten (v. Hoff, IV, 
1, S. 446 ff.). In Lissabon selbst erschien geraume Zeit 
nach dem zweiten Stoß eine 5 (nach anderen 12) Meter 
hohe Welle, welche die Schiffe auf dem Strom von den 
Ankern riß und das neue, aus Marmorblöcken gebaute 
Hafenbollwerk hinwegspülte, wobei die dorthin geflüchte- 
ten Einwohner und an demselben festgemachten Schiffe 
spurlos verschwanden, während der Hafen an jener Stelle 
fast 200 m Tiefe erlangte. Der ersten Welle folgten noch 
drei andere, und an der ganzen portugiesischen Küste be- 
wirkten sie örtlich Veränderungen in der Wassertiefe. 
Auch in Cadiz erschien um 11 Uhr 10 Minuten ein Welle7i- 
berg von 18 m Höhe und zerstörte nicht nur Teile der 
Festungsmauem, sondern durchbrach auch die Landzunge, 
welche die Stadt mit dem Festland bei Leon verbindet. 
In Gibraltar war der zuerst ankommende Wellenberg nur 



118 



Seebeben- oder Stornvellen. 



2 m über dem mittleren Wasserstand hoch, dagegen wie- 
der viel höher in den Hafenorten an der atlantischen 
Küste von Marokko; in Mogador speziell wurde der Hafen 
durch den zurtickwogenden Schwall auffallend vertieft. 
Dagegen beobachtete man auf Madeira zuerst ein Zurück- 
weichen des Meeres an der Nordseite der Insel auf 
100 Schritt, während die erst dann landwärts zurück- 
flutende Welle in Funchal 4,5 m über die Hochwasser- 
marke sich erhob. Hier begann das Phänomen um 1 1 Uhr 
45 Minuten und wiederholte sich etwa noch fünfmal, 
langsam an Stärke abnehmend. In die Häfen zu beiden 
Seiten des britischen Kanals, in die Nordsee bis nach 
Glückstadt und Hamburg hinauf, wo sie um 1 Uhr an- 
langte, pflanzte die Stoßwelle sich fort; aber auch west- 
wärts quer den Atlantischen Ozean überschreitend wurde 
sie in den amerikanischen Ktistenorten und namentlich 
auf den westindischen Inseln wahrgenommen; in Antigua 
als eine 3 bis 4 m hohe Welle um 3 */« Uhr nachmittags 
Lokalzeit. Auf der Insel Saba stieg die See über 6 m 
hoch, und ein im Hafen der Insel St. Martin in 4,5 m 
Tiefe ankerndes Schiff stieß zeitweilig auf den Grund; 
auf Martinique trat die See in die oberen Stockwerke der 
Häuser, und bei Barbados war das aufgerührte Meer- 
wasser schwarz wie Tinte. Ob hier zuerst ein Wellen- 
thal, wie in Madeira, anlangte, oder ein Wellenberg, wie 
an den portugiesisch-marokkanischen Häfen, ist aus den 
Berichten (Philos. Tram., vol. 49, 1755, p. 669) nicht zu 
ersehen. 

Nicht uninteressant ist, daß sogar die Ostsee bis- 
weilen von solchen Stoß wellen beunruhigt wird, indem 
nämlich plötzliche Niveauveränderungen des Ostseespiegels 
in kurzen Zeitintervallen den Küstenbewohnern nicht un- 

■ 

bekannt sind, welche sie mit dem absonderlichen Namen 
des „Seebären - bezeichnen (was wohl mit dem engli- 
schen boar, französisch harre zusammenhängt). In ein- 
zelnen Fällen, wie am 4. März 1779 in Kolberg, erreich- 
ten diese Stoßwellen die Höhe von 2 1 /* m. * Ein anderer 
Fall wird von der Insel Dago im Rigaischen Meerbusen 
vom 15. Januar 1858 gemeldet, wo die Welle örtlich 



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Stoßwellen der Ostsee und des Pazifischen Ozeans. H9 



1 ! 4 m Höhe erreichte und kleine Fahrzeuge von den 
Ankern riß. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß dieser 
, Seebär" die Fernwirkung des großen Erdbebens war, 
welches an demselben Tage die Karpathen und Ober- 
schlesien erschütterte und sein Epizentrum beim Orte 
Sillein hatte. 

Der Hauptschauplatz solcher ozeanischer Stoßwellen 
ist aber der große Pazifische Ozean: Erdstöße an 
seinen vulkanischen Küsten scheinen fast in jedem Jahr- 
zehnt einmal seine ganze gewaltige Wasserfläche in 
Schwingungen zu versetzen, und kolossale Wellen durch- 
' laufen diese von der einen Seite des Ozeans bis zur 
anderen, und zwar mit solcher Kraft, daß örtlich noch 
Verheerungen durch den Wogenschwall angerichtet wer- 
den in einem Abstände von mehr als 10000 km vom 
Schütterungszentrum. Insbesondere ist der stetig von 
Erdbeben erschütterte Bruchrand der Westküste Süd- 
amerikas die Ausgangsstätte solcher Stoßwellen l ): sie be- 
gleiteten das Erdbeben von Valparaiso am 19. November 
1822, das von Concepcion am 20. Februar 1835, das von 
Valdivia am 7. November 1837. Diese haben bis zu den 
Sandwich- und Samoainseln nachweislich ihre Wellen ent- 
sandt, die ersteren erlitten auch am 17. Mai 1841, die 
letzteren im Jahre 1849 Verluste durch solche. Als am 
23. Dezember 1854 früh 9 1 /* Uhr (nach anderen Angaben 
9 1 /* Uhr) die japanische Küste durch ein heftiges Erd- 
beben heimgesucht wurde, welches die Orte Yedo, Simoda 
und Osaka zerstörte, brach um 9 1 /* Uhr (bezw. 10 Uhr) 
die See in Gestalt eines 9 m hohen Wellenberges in die 
Häfen ein, daselbst das Unheil vollendend. Die russische 
Fregatte „Diana" erlitt durch Aufstoßen auf den Grund 
im Hafen von Simoda so starke Havarie, daß sie wrack 
erklärt werden mußte; denn auf diesen Wellenberg folgte 
ein ebenso tiefes Wellenthal, welches alle flacheren Buch- 
ten trocken fallen ließ, und solche Undulationen wieder- 
holten sich noch fünf- oder sechsmal bis Nachmittag 
2 1 /* Uhr. — 12 Stunden nach der ersten Woge in 



') Vgl. bei Hoff das vollständigere Verzeichnis. 



120 



Seebeben- oder Stoßvvellen 



Simoda meldeten an der gegenüber hegenden Küste Kali- 
forniens in San Francisco, und 13,8 Stunden später in 
San Diego die dort aufgestellten Flutautographen Störun- 
gen im Wasserstande an, welche die regelmäßigen Flut- 
kurven ausgezackt erscheinen ließen, indem sich kleinere 
Wellen von 20 cm größter Höhe darüber lagerten, sich 
ca. alle 35 Minuten wiederholend. Die erste vom Pegel 
aufgezeichnete Störung ist hier ein Wellentbal, soweit die 
an sich schon etwas unregelmäßig gekräuselten Kurven 
darüber ein Urteil gestatten (Report of the U. S. Coast 
Survey for 1855, p. 342 ff.). 

Ueber das südpazifische Gebiet zwischen Südamerika 
einerseits und der australischen Küste andrerseits, nörd- 
lich bis zu den Sandwichinseln hin erstreckten sich die 
Wirkungen des großen Erdbebens von Arica am 
13. August 1868, welches F. v. Höchste tt er sorgsam 
studiert hat (Sitzungsber. Wiener Akad. Bd. 58, D, 1868, 
S. 837; 59, II, 1869, S. 112; 60, II, 1870, S. 818). 
Das Zentrum des Erdstoßes lag dicht beim Orte Arica 
an der peruanischen Küste auf Tacna zu, die Zeit des 
Anstoßes wird nach einheimischen Quellen zu 5 1 /-* Uhr, 
in den Berichten englischer Seeoffiziere an die Admiralität 
aber eine halbe Stunde früher, zu 4 ö /i Uhr nachmit- 
tags angegeben. Etwa 20 Minuten nach dem ersten Stoß 
überflutete die See 2 bis 3 m hoch den Strand, zog sich 
dann schnell zurück, in den Hafenbuchten bis eine See- 
meile seewärts, dann brach eine kolossale Woge über das 
Festland herein, dieses bis zu 17m Höhe über der Hoch- 
wassermarke überschwemmend; alle Viertelstunde wieder- 
holten sich diese Undulationen mehrfach. In dem eigent- 
lichen Schüttergebiet wurde, nach Hochstetter, allgemein 
erst ein Uebertreten der Woge beobachtet. Doch süd- 
wärts von Coquimbo, wo kein Erdstoß mehr gefühlt 
wurde, erschien zuerst das Wellenthal, die See zog sich 
dort, wie in Talcahuano, 200 m weit zurück. Die Stoß- 
wellen rollten nun westlich und südwestlich über den 
Ozean: auf der Insel Rapa (27,7° S. Br., 144,3 °W. Lg.) 
trafen sie 11,2 Stunden, auf der Chataminsel (östlich Neu- 
seeland) 15,8 Stunden, auf Neuseeland selbst und zwar 



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Stoßwellen von Arica und Iquique. 



121 



im Hafen von Lyttelton auf der Stidinsel 19,6 Stunden 
nach dem ersten Stoß ein (diesen nach Hochstetter in 
Arica zu 5 h 15 m angenommen). Auf dem Festlande von 
Australien verzeichneten die selbstthätigen Flutpegel in 
Svdney und Newcastle 23 Stunden nach dem Stoß das 
Eintreffen eines die Welle vorbereitenden Wellenthales. 
In den letzteren Orten war die Welle klein, dagegen 
wurden Lyttelton und einige Nachbarhäfen starker be- 
troffen: hier zog sich das Meer äußerst schnell zurück 
(der Hafenmeister schätzte diese Geschwindigkeit zu 
12 Knoten in der Stunde oder 6 m in der Sekunde!), 
alle Schiffe saßen auf Grund, und als die 3 m hohe Welle 
anlangte, wurden viele von den Ankern gerissen. Es 
wurden durch den Wogenschwall noch 2 km von der 
Küste entfernt Brücken fortgeschwemmt. Auf der Chatam- 
insel spülte die Woge ein Mauridorf in die See. Auf 
den Sandwichinseln wurde die Stoßwelle sowohl in Hawaii, 
in Hilo, 14,4 Stunden nach dem Stoß in Arica, wie auf 
Oahu in Honolulu nach 12,6 Stunden beobachtet, welche 
Zeitangaben nicht recht zu einander passen; da die Welle 
des Nachts anlangte, so dürfte die frühere Aufzeichnung 
in Honolulu den Vorzug verdienen. Nimmt man als Zeit 
des ersten Stoßes in Arica 4 3 /4 Uhr an, so erhöhen sich 
die Hochstetterschen Werte für die Reisedauer der ersten 
Welle durchweg um 0,5 Stunde. 

Das Erdbeben von Iquique, nahe bei Arica gelegen, 
vom 9. Mai 1877 erstreckte seine Fernwirkungen über 
die ganze Fläche des Pazifischen Ozeans, diesmal bis zu 
den japanischen Inseln hin; es ist von Eugen Geinitz 
ausführlich behandelt (Nova acta Leop. Carol. Acad. der 
Naturforscher, Bd. 40, Nr. 9, Halle 1878). Die Zeit des 
ersten Stoßes ist ziemlich sicher zu 8 Uhr 20 Minuten 
abends anzusetzen; eine halbe Stunde (nach anderen nur 
5 Minuten) später trat die See über den Strand hinauf, 
um sich dann rapide zurückzuziehen und die große, 4,8 m 
über Mittelwasser aufsteigende Welle zu bilden, welche 
das Arbeiterviertel der Stadt zerstörte und mehrere Schiffe 
wrack machte. In Arica wurde das Wrack der am 
13. August 1868 gestrandeten Bark „ Wateree B von der 



122 



Seebeben- oder Stoß wellen. 



neuen Welle aufgehoben und noch 2 Meilen (Seemeilen?) 
nordwärts längs der Küste fortgetragen. Die Welle wurde 
längs der ganzen Küste nordwärts bis in die Bai von 
Guayaquil, südwärts bis Puerto Montt von Geinitz nach- 
gewiesen, wobei die Orte in unmittelbarster Nähe (und 
namentlich südlich) von Iquique zuerst einen Wellenberg, 
dann erst das Wellenthal beobachteten. In den entfern- 
teren Orten dagegen begann die Erscheinung mit einem 
Rückzug des Meeres, also einem Wellenthal. 

Die entferntesten Orte, bis zu denen die Stoßwelle vordrang, 
sind folgende, mit Angabe der Reisedauer der Welle: Acapulco 
15.6 Stunden, Opisbo südlich San Francisco 14,1, Marqnesasinseln 
12 1 /*, Apia 15,5, Hilo (Sandwichinseln) 14, Lyttelton 18,4, New- 
castle (Australien) 18,1, Sydney 18,2, Hakodate (Japan) 25,0, 
Kadsusa 25 V«, Kamaishi 22,9. 

Auf den japanischen Inseln, also 16000 km von dem 
Stolazentrum entfernt, wurden Fischer, welche offenbar 
beim Rückzug des Meeres sich zu weit vorgewagt hatten, 
denn es heißt: „die Fischer waren ob des großen Fisch- 
fanges voll Jubels 41 (Geinitz 438), von der Welle fort- 
gespült, in Neuseeland Brücken zerstört, auf den Sand- 
wichinseln Ansiedelungen an der Küste überschwemmt. 
Der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten 
Wasserstande betrug in Hilo lim, weiter westlich schnell 
abnehmend, in Honolulu, das ja eine sehr gedeckte Lage 
hat, nur noch 1,47 m. 

Auch im Indischen Ozean sind solche Stoßwellen 
aufgetreten. Das erste Mal erhielt die wissenschaftliche 
Welt Kunde von solchen, als ein Erdbeben den Bengali- 
schen Golf und seine Küsten am 31. Dezember 1881 er- 
schütterte. Das Epizentrum lag unter dem Meeresboden 
in der westlichen Hälfte des Golfs, und von hier aus 
durchliefen konzentrische Stoßwellen dessen ganze Fläche, 
östlich indes nicht über die Andamanen hinaus vordringend, 
dagegen von den Flutpegeln in Port Blair, Negapatam, 
Madras, Falsepoint-Leuchte und Dublat (Huglimündung) 
aufgezeichnet. In Port Blair kam die See erst nach 
25 Stunden zur Ruhe; Überall melden die Pegel zuerst 
das Eintreffen eines Wellenbergs (Nature 1884, Febr. 14, 



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Stoßwellen von Krakatau. 



123 



p. 358). Man wird aus dem vorher Gesagten schon ent- 
nommen haben, daß immer in der Nähe des Schütter- 
zentrums zuerst ein Ueberfluten des Strandes, dann erst 
ein Rückzug der See erfolgt, welcher die eigentliche große 
Ueberflutung der Küste durch eine hohe Stoßwelle vor- 
bereitet. 

Indes sind alle bisher beschriebenen Fernwirkungen, 
auch die größten der pazifischen Ktistenerschütterungen, 
noch in Schatten gestellt durch die Undulationen, weiche 
die große vulkanische Katastrophe in der Sundastraße 
vom 26. und 27. August 1883 begleiteten (Neumayer 
in den Annalen der Hydrographie 1884, 359 ff.). Der 
gewaltige Ausbruch des Krakatau erzeugte dreimal nach- 
einander Stoßwellen: am 20. August, abends 6 Uhr, am 

27. August, früh 5 Uhr 35 Minuten, und vormittags 10 Uhr 
5 Minuten. Die stärkste Erschütterung war die letzte. 
Am 27. August wurden nicht nur in allen Häfen des Indi- 
schen Ozeans Stoßwellen (allemal mit einem Thal an der 
Vorderseite) wahrgenommen, auch von der einsam auf 
Süd-Georgien damals stationierten deutschen Expedition 
unter Dr. Schräder an dem Flutautographen erkannt; am 

28. August hatte die Welle auch den Weg in den Nord- 
atlantischen Ozean gefunden und wurde früh 2 1 * Uhr 
und mittags 1 * 4 Uhr vom Pegel in Rochefort angezeigt : 
Herr v. Lesseps berichtete aus Aspinwall ebenfalls Niveau- 
schwankungen seit dem 27. August, 4 Uhr nachmittags. 
Diese Stoßwellen hatten noch eine Höhe von 30 bis 40 cm 
(Comptes rendus 1883, II, 1228). In der Sundastraße 
selbst zerstörte die See alle Ortschaften am Strande, und 
gerade durch diese Ueberschwemmung wurden die größten 
Menschenverluste veranlaßt. Nach übereinstimmender Ver- 
sicherung aller Augenzeugen waren irgendwie beträcht- 
liche Erderschütterungen während der ganzen Eruption 
des Krakatau nicht wahrzunehmen (Pet. Mitteil. 1886, 
S. 1 6). Die Stoßwellen, welche den Indischen und Atlan- 
tischen Ozean durchliefen, hatten also nicht dieselbe Ent- 
stehung, wie diejenigen von Lissabon, Simoda, Arica, 
Iquique. Wenn sie aber Verbeek überhaupt als keine 
eigentlich seismische Erscheinung gelten lassen will, so 



124 



Seebeben- oder Stoßwellen. 



geht er darin doch wohl zu weit, denn er selbst spricht 
fortwährend von einem „ Einsturz " des Krakatauvulkans, 
der durch den langandauernden Aschenauswurf in seiner 
Basis unterhöhlt gewesen und zusammengebrochen sei 
wie ein mangelhaft unterstütztes Gewölbe (Pet. Mitteil. 
1886, 22). Als der Kegel in die Höhlung hineinstürzt*, 
folgte die See dieser Bewegung von allen Seiten. Das 
hatte zur Folge, daß überall in der Sundastraße das 
Wasser sich vom Strande zurückzog. Die gleichzeitige, 
radiale Bewegung des Wassers auf einen Punkt hin, ohne 
die Möglichkeit, anders als nach oben hin auszuweichen, 
bewirkte dann aber weiterhin, daß über dem Krater eine 
gewaltige Welle sich erhob, die dann wieder nach allen 
Richtungen hin sich ausbreitete. Gleichzeitig hiermit erfolgte 
dann die gigantische Explosion, welche von allen guten 
Barographen der ganzen Erde getreu aulgezeichnet wor- 
den ist. Natürlich mußten diese Pendelungen der Wasser- 
oberfläche sich noch mehrfach wiederholen. Bei Anjer 
und der Insel Dwars-in-den-Weg erreichte die Welle 
30 m, bei Telok Betong 30 bis 40 m Höhe. Nordwärts 
in die flache Javasee drang sie nicht weit vor, nur im 
Flusse von Batavia ward sie wahrgenommen, sonst lief 
sie sich schnell „tot*. Dagegen im „tiefen* Wasser des 
Indischen Ozeans fand sie günstigere Bedingungen für 
ihr Fortschreiten, und wenn die Aufzeichnungen des Pegels 
in Aspinwall mit diesem Ereignis überhaupt in Zusammen- 
hang stehen sollten, was von einigen bezweifelt wird, so 
hat die Welle von Krakatau die Hälfte der irdischen 
Wasserdecke durchlaufen. 



Betrachten wir nunmehr diese Erscheinungen vom 
Standpunkte der Wellentheorie, so ist dabei folgendes zu 
bemerken. Stoßweilen sind am genauesten bisher studiert 
von den Brüdern Weber, und zwar erstreckten sich ihre 
Untersuchungen sowohl auf die Formveränderung, welcher 
die Wellen von ihrer Entstehung an unterliegen, wie auch 
auf die Frage, ob unter gewissen Umständen Wellen mit 



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Theorie der Stoßwellen nach Weber. 



125 



dem Berg oder Thal voran durch das Wasser schreiten 
können. Letzterer Punkt ist ja für die Beurteilung der 
seismischen Stoßwellen von besonderem Interesse. 

Wir betrachten denselben darum zuerst. „Man kann 
willkürlich,* heißt es in der Wellenlehre (§ 129), „eine 
Welle erregen, deren vorderster Teil unter dem Niveau 
der Flüssigkeit vertieft (ein Thal) ist, oder über diesem 
Niveau erhaben (ein Berg) ist. Wenn man nämlich in 
einer sehr tief mit Wasser gefüllten Wellenrinne dadurch 
eine Welle erregt, daß man an dem einen Ende des In- 
struments eine weite Glasröhre senkrecht in das Wasser 
der Rinne eintaucht und durch plötzliches Saugen mit 
dem Munde an der oberen Oeffnung der eingetauchten 
Glasröhre die Flüssigkeit in die Glasröhre plötzlich in die 
Hohe zu steigen nötigt, ohne daß die so gehobene Flüssig- 
keit wieder zurücksinken kann, so entsteht eine Welle, 
deren vorausgehender Teil ein unter dem Niveau der 
Flüssigkeit vertieftes Thal ist, das auch gleichmäßig ver- 
tieft bleibend bis zum entgegengesetzten Ende der Rinne 
fortrückt. Beobachtet man durch die Glaswände der 
Wellenrinne hindurch, in welcher Richtung das Wasser, 
wenn die Welle an irgend einem entfernten Punkte der 
Rinne ankommt, zuerst sich zu bewegen anfängt, so sieht 
man, daß die Bewegung der darin schwebenden Teilchen 
zuerst nach abwärts und der Richtung, in der die Welle 
vorwärts geht, entgegen geschieht. 14 

„Wenn man dagegen in demselben Instrumente an 
derselben Stelle eine Welle dadurch erregt, daß man eine 
Wassersäule, die man in der eingesetzten Glasröhre in 
die Höhe gehoben hatte, wenn sich die ganze Flüssigkeit 
beruhigt hat, plötzlich niedersinken läßt, so entsteht eine 
Welle, deren vorangehender Teil ein über dem Niveau 
erhabener Flüssigkeitsberg ist und dem ein kleineres Thal 
vielmehr nachfolgt. Beobachtet man nun durch die 
Glaswände an einer entfernten Stelle der Rinne, wenn die 
Welle ankommt, die Richtung, in der sich die im Innern 
der Flüssigkeit ruhig schwebenden Teilchen zuerst zu 
bewegen anfangen, so nimmt man die umgekehrte Er- 
scheinung wahr: diese Teilchen bewegen sich nämlich 



126 



Seebeben- oder Stoßwellen. 



zuerst nach aufwärts und* in der Richtung, in welcher 
die Welle fortschreitet. — Die Bahn seihst, in der sich 
die Teilchen im Innern der Flüssigkeit bewegen, ist die- 
selbe, es mag ein Berg oder ein Thal der vordere Teil 
einer fortschreitenden Welle sein, aber der Punkt in 
dieser Bahn, von welchem die Bewegung anfängt, ist in 
jenen zwei Fällen ein anderer." 

Man geht wohl nicht fehl, wenn man in dem zweiten 
Experiment der Brüder Weber die Herstellung einer Art 
von n Uebertragungswelle tt (s. oben S. 24) erblickt. Ein 
ins Wasser geworfener Stein wirkt vielleicht ähnlich, wie 
die aus der Saugröhre fallende Wassersäule, insofern als 
dadurch wirklich Uebertragungswellen von einiger Trans- 
portkraft erzeugt werden. Man denke an den Felsblock, 
welchen der erzürnte Cyklop dem Schiffe des Odysseus 
zuerst nachschleudert (Od. 9, 845), wo die Wellen das 
Schiff auf das Land zu treiben, während der zweite Wurf, 
zwischen Schiff und Land niederfallend, das Schiff in die 
See hinaus drückt. 

Bei den Erderschtitterungen, welche den Meeresstrand 
oder -Boden treffen, wird im Bereiche des Gebietes, wo 
der erste Stoß ein vertikaler ist, zunächst über einer 
großen Fläche der Meeresboden momentan gehoben, da- 
mit auch der über dieser Fläche gelegene Teil der ganzen 
Meeresmasse, wobei ein Ueberfluten des Strandes sich 
leicht einstellt 1 ). Der Betrag, um welchen das Niveau 
des Wassers sich am Strande erhebt, ist, weil schon hier- 
bei Brandungserscheinungen eintreten können und Über- 
haupt das sehr bewegliche Wasser die momentan ihm 
vom Erdstoß mitgeteilte Vertikalbewegung noch beibehält, 
sicherlich ganz erheblich größer als auf hoher See. 
Messungen aus dem letzteren dürften freilich nicht leicht 
zu beschaffen sein. Die so gehobene Welle sinkt alsdann, 
nunmehr der Schwerkraft nachgebend, zurück, hierbei an 



*) Vgl. sehr schön in Hoffs Katalog: „1666, 1. September. 
Zu Arbon am Bodensee ein Erdbeben, welches eine augenblick- 
liche Ueberflutung der Ufer durch den See bis gegen SO Fuß weit 
verursacht. Das Wasser 2ieht sich schnell wieder zurück." 



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Theorie der Stoßwellen nach Weber. 



127 



ihrer Geburtsstätte ein tiefes Thal erzeugend, in ihrem 
Umkreise aber eine Welle aufwerfend, welche dann ring- 
förmig sich ausbreitend den Weg über die ganze Ozean- 
fl iiche einschlägt. Da die Pendelungen an der Schütter- 
stelle sich von selbst wiederholen, außerdem durch neue 
Stoße neue Wellen hervorgerufen werden können, so sieht 
man leicht ein, wie sich solche Erscheinungen heraus- 
bilden können, wie sie oben des näheren beschrieben sind. 
Die hiervon etwas abweichenden Vorgänge bei dem Aus- 
bruch des Krakatauvulkans haben wir bereits oben zu 
erklären versucht. 

Das weitere Schicksal der so aufgeworfenen Wellen 
beschreiben die Brüder Weber nun folgendermaßen 
(Wellenlehre § 82 f.): 

v Nachdem durch das mehrmalige in die Höhe springen der 
Flüssigkeit an dem Orte, wo ein Körper hineingefallen war, 
mehrere größere Zirkelwellen entstanden sind, deren Zahl, wenn 
ein bloßer Tropfen hereinfiel, sich auf 3 bis 4 beläuft, dagegen 
nachdem schwere Körper hereingeworfen wurden, nicht wohl be- 
stimmt werden kann, tritt in dem Hittelpunkte, von dem die 
kreisförmigen Wellen ausgingen, an dem ferner das Wasser mehr- 
mals sichtbar in die Höhe sprang, und an dessen Stelle der in 
das Wasser geworfene Körper zuerst auftraf, zuerst Ruhe und 
Ebenheit des Wassers ein. Diese glatte Ebene vergrößert sich 
desto mehr, je weiter die entstandenen Zirkelwellen sich erwei- 
ternd fortschreiten. Indessen vergrößert sich die spiegelnde glatte 
ruhige Fläche von ihrem Mittelpunkte aus nicht vollkommen in 
dem Verhältnisse, in welchem die erregten Wellen fortschreiten. 
Denn ganz deutlich bemerkt man, daß während die Welle, die 
zunächst diese ruhige spiegelnde Ebene begrenzt, oder mit anderen 
Worten die Welle, welche die letzte unter den erregten ist, un- 
gefähr soviel als ihre Breite beträgt, fortschreitet, hinter sich 
eine neue, etwas niedrigere und schmälere Welle an dem Orte, 
den sie im vorhergehenden Zeiträume eingenommen hatte, erregt, 
daß ferner diese, wenn sie wieder ungefähr soviel als ihre Breite 
beträgt, sich erweiternd fortgeschritten ist, auf dieselbe Weise 
eine neue noch kleinere Welle hinter sich verursacht, die auch 
in derselben Richtung wie- sie selbst fortschreitet; und so ent- 
stehen denn nach und nach durch den Druck, den die Welle, die 
in jedem Zeitmoment die letzte ist, auf die hinter ihr befindliche 
Flüssigkeit ausübt, während die Wellen fortschreiten und sich 
dabei mehr und mehr erweitern, eine große Anzahl von Wellen, 
die sich selbst, wenn ein mittelmäßig großer Stein ins Wasser 
geworfen wird, nach unseren oft wiederholten Zählungen, höher 
als auf 50 beläuft. 



128 



Seebeben- oder Stoßwellen. 



„ Zugleich erkennt man, daß die kleineren nachfolgen- 
den Wellen jede durch eine besondere Rückwirkung der 
ihr zunächst voraufgehenden größeren Welle vergrößert 
werden, und daß daher alle erregten Wellen, je weiter 
sie nach vorn fortgeschritten sind, desto gleicher an Größe 
werden. 

„Man kann sich von dem Gesagten dadurch über- 
zeugen, daß mau einen Stein in ruhiges Wasser wirft, 
dann abwartet, bis das Wasser an dem Orte, wo der Stein 
hineinfiel, wieder glatt und eben wird, hierauf eine von 
den Wellen, die der glatten Fläche am nächsten sind, 
fest ins Auge faßt, und mit ihr, ohne sie aus dem Auge 
zu verlieren, einige Schritte vorwärts geht. Bleibt man 
nun stehen und zählt die nachfolgenden Wellen, indem 
man Welle für Welle vor sich vorbeigehen läßt, so sieht 
man zu seinem Erstaunen, daß mehr als 40 bis 50 sehr 
große, sichtbare, von der glatten Fläche scheinbar aus- 
gehende Wellen vorüberziehen. 

„Aus dem Gesagten geht also von selbst der Satz 
hervor, daß eine vorausgehende Welle jede zunächst nach- 
folgende, ihr parallele oder konzentrische Welle verstärkt, 
oder, wenn ihr keine nachfolgt, in dem Zeitraum, in 
welchem sie ihre Breite durchläuft, eine neue hinter sich 
verursacht. Daher, je weiter dieser Wellenzug fort- 
schreitet, desto gleicher werden die hintereinander fort- 
gehenden parallelen Wellen, sowohl hinsichtlich des Ab- 
standes voneinander, als der Höhe und Breite. Jeder 
wird daraus selbst schließen, daß diejenige Welle, welche 
allen anderen vorausgeht (die, welche in einein jeden Augen- 
blicke die erste ist), und also keine Welle vor sich hat, 
weil ihr eine solche Unterstützung und Verstärkung durch 
vorhergehende Wellen abgeht, sich nicht so lange hoch er- 
halten könne als andere, die durch die ihnen vorausgehende}! 
immer unterstützt und verstärkt werden. 

„Die Erfahrung bestätigt das auch auf das voll- 
kommenste. Denn die Welle, welche in einem bestimmten 
Zeitmomente die vorderste und erste ist, verflacht sich 
bei ihrem Fortgange auf einer großen Wasserfläche so 
außerordentlich, indem sie sichtbar an Höhe ab- und an 



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Theorie der StoBwellen. 



129 



Breite zunimmt, daß sie dem Auge schon, nachdem sie 
ungefähr 2 bis 4 m durchlaufen hat, unsichtbar wird und 
nun die ihr nachfolgende zur vordersten zu werden scheint, 
die nach einem kurzen Verlaufe dieselbe Erscheinung der 
Verflachung wiederholt, so daß nun die dieser wieder 
folgende Welle die erste zu sein scheint, und so fort.* 

n So nimmt denn die Zahl der sichtbaren Wellen unter 
jenen Umständen von hinten aus immer zu, von vorn her 
immer ab. Da indessen die Verflachung und das Ver- 
schwinden der jedesmal vordersten nicht so schnell ein- 
tritt, als die Erzeugung einer neuen Welle durch die 
hinterste sich wiederholt, so nimmt doch die Zahl der 
WeUen während des Fortschreitens beträchtlich zu." 

Aus den für flaches Wasser geltenden Formeln XXI 
bis XXIV Hagens ergibt sich die Wellenperiode und Ge- 
schwindigkeit: 

*=vv 

Erzeugen wir demnach in einem Teiche durch einen Stein- 
wurf Wellen, deren 4 auf einen Meter gehen (X = 0,25), 
so würde also nach den Angaben der Weber die erste 
Welle verschwunden sein, nachdem ihrer 8 bis 16 über- 
haupt aufgetreten sind. Für diese Wellen wird t = 0,33 Se- 
kunden und c = 0,765 m. Darum wird hierbei die erste 
Welle nicht älter als 3 bis 5 Sekunden, dann stirbt sie. 
Hat der Teich einen größeren Durchmesser als 8 m, und 
sind die Wellen genau in seiner Mitte erzeugt, so ist 
diejenige Welle, welche zuerst an das Ufer gelangt, ganz 
gewiß nicht die älteste und erste aller vom Steinwurf 
erzeugten, sondern irgend eine jüngere. Sobald hingegen 
die Wasserfläche noch den 16- bis 32fachen Durchmesser 
der Wellenlänge oder einen kleineren hat, wird die erste 
am Ufer anlangende Welle auch die älteste sein können. 
Leider sind die Versuche der Brüder Weber über diese 
Prozesse nicht in ihren Einzelheiten mitgeteilt, so daß 

Krümmel, Ozeanographie II. 9 



130 



Stoßwellen. 



obiges Beispiel, das sich an eine rohe Beobachtung des 
Verfassers anschließt, nicht als Maßstab für die Beurtei- 
lung und zur eventuellen Korrektur der gleich näher an- 
zugebenden wissenschaftlichen Verwertung, welche die 
Reisedauer pazifischer und anderer Stoßwellen gefunden 
hat, zu gebrauchen ist. 

Jedenfalls aber muß, das geht aus obigen Darlegungen 
der Brüder Weber hervor, im Einzelfalle allemal erst 
nachgewiesen sein, data die erste in großem Abstände 
vom Schtitterzentrum vermerkte ozeanische Stoßwelle auch 
wirklich die älteste aller erzeugten gewesen ist. Von 
diesem Nachweise hängt alles ab, er ist nicht leicht, 
vielleicht überhaupt nicht, zu erbringen, und doch haben 
Bache, Hochstetter, Peschel, Hilgard, Geinitz und Neu- 
mayer die jedesmal zuerst notierten Stoßwellen auch wirk- 
lich für die ältesten gehalten. Letztere Annahme und 
damit die Verläßlichkeit der sogen. „Reisedauer 44 der 
Wellen a priori zu bestreiten, halten wir uns auf Grund 
der obigen Beobachtungen der Brüder Weber für voll- 
kommen berechtigt. 

Die genannten Gelehrten haben nämlich diese Stoti- 
wellen zu einer an sich höchst interessanten Rechnung 
benutzt. Wie aus der großen Periode solcher W r ellen 
hervorgeht, besitzen sie eine Länge, welche bei den pazi- 
fischen 500 bis 900 km erlangte. Da ihnen nun gleich- 
zeitig eine Wellenhöhe von nur wenigen Metern im offenen 
Ozean zukommen kann, so findet auf ihre Weggeschwin- 
digkeit die Lagrangesche Formel (XV) Anwendung, nach 
welcher ist: 

c* = 2gp. 

Kennt man die Geschwindigkeit c der Welle, so kann 
man demnach die mittlere Wassertiefe auf der von ihr 
durchlaufenen Strecke leicht berechnen, denn p ist (nach 

XVI) = c* : 2g, oder im Metermaß angenähert ~- 0 c *- Es 
muß hierbei freilich wiederum daran erinnert werden, 
daß daneben auch Hagens Formel XXI Beachtung ver- 
dient, woraus p = c 2 :3g = ^c 2 wird. Doch wollen wir 
eine Entscheidung zwischen den beiden hier nicht treffen. 



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Berechnung der Seetiefen aus Stoßwellen. 



sondern bei Formel XV bleiben. Um nun c zu finden, 
ermittelt man die „Reisedauer 14 der Welle, und da man 
die Distanz zwischen dem Schütterzentrum und dem An- 
kunftsorte aus dem sphärischen Dreieck kennt, sobald die 
geographischen Positionen beider Orte gegeben sind, so 
erhält man aus der Division der Distanz durch die Reise- 
dauer (in Sekunden) die mittlere Geschwindigkeit (in Meter 
per Sekunde). 

Aber hierbei sind, abgesehen von der nicht ohne 
weiteres zuzugebenden Bevorzugung der Formel Lagranges 
vor der Hagens, Annahmen gemacht worden, die einer 
unbefangenen Kritik nicht standhalten. Die Theorie setzt 
eine gleichmäßige Tiefe voraus, die Natur bietet eine 
solche nicht. Vielmehr sind die Stoßwellen aus dem 
flacheren Küstenwasser zunächst in solches von größerer 
Tiefe eingetreten, dann vielfach wieder in Gebiete, wo 
geringe und größere Tiefe abwechseln. Hierbei muß not- 
wendigerweise ein Verlust an lebendiger Kraft eintreten, 
welcher der Welle eine geringere Geschwindigkeit erteilt, 
als sie aus der mittleren Wassertiefe sich ableiten läßt. 
Endlich ist die Voraussetzung gemacht, daß die Welle 
wirklich die kürzeste Strecke entlang dem „größten Kreise" 
zwischen dem Epizentrum und dem Ankunftsorte durch- 
laufen habe, während sie doch in ihrer Geschwindigkeit 
vornehmlich durch die Wassertiefe geregelt wird, also auch 
in vielen Fällen auf einem Umwege, der nur durch sehr 
große Tiefen zu führen braucht, schneller an den An- 
kunftsort gelangen kann, wie auf dem größten Kreise, 
der vielleicht auf seiner ganzen Strecke oder einem be- 
trächtlichen Teil derselben über sehr flaches, also die 
Welle aufhaltendes Wasser führt. F. v. Höchste tter hat 
auf seiner graphischen Darstellung der Stoßwellen von 
Arica und Simoda (Pet. Mitteil. 1869, Taf. 12) offenbar 
nur mißverständlicherweise die Wellen sogar entlang den 
Loxodromen laufend eingezeichnet, welche Linien von den 
größten Kreisen bekanntlich gerade dann stark abweichen, 
wenn in höheren Breiten Abstände von Ost nach West 
gemessen werden sollen. 



132 



Stoßwellen. 



Der größte Kreis zwischen San Francisco und Simoda wölbt 
sich, auf der Karte in Merkatorprojektion eingetragen, beträchtlich 
nach Norden aus, so daß er mit seinem Scheitel in 169,9° W. Lg. 
die Breite von 48,4° N. erreicht, während Simoda in 34,7° N., 
San Francisco in 37,8° N. liegen. Die Wellen liefen also an der 
japanischen und kurilischen Inselreihe entlang südlich bei den 
Aleuten vorbei. Der »Abfahrtskurs" von Simoda war nach NOzö 
hin, der „Ankunftskurs" in San Francisco von NWzW her. 

Die Wellen von Arica nach Sydney fuhren auf Hochstetten 
Karte gut nördlich von Neuseeland vorbei; der größte Kreis 
verläuft knapp südlich von dieser Inselgruppe und sein südlichster 
Scheitel liegt in 56° S. Br. bei 145° W. Lg. 

Die Stoßwellen, welche von Iquique bis zu den japanischen 
Inseln nach Hakodate vordrangen, konnten zunächst dem größten 
Kreise überhaupt nur so eben folgen, da dieser den Aequator in 
88,3° W. Lg. östlich von den Galapagosinseln schneidet, also südlich 
Pisco auf das Festland für eine kurze Strecke übertritt Weiter 
verläuft diese geodätische Linie immer nordwestlich gerichtet, 
geht zwischen den Revilla Gigedo- Inseln und der Halbinsel Alt- 
kalifornien (111° W. Lg. in 22° N. Br. schneidend) hindurch, trifft 
130° W. Lg. in 36,6° N. Br. und hat den nördlichsten Scheitel in 
49,7° N. Br. und 179° 0. Lg. unweit der Aleuteninsel Amtschitka. 
In Hakodate kommt sie mit einer Richtung aus NO an. 

Der größte Kreis zwischen der Sundastraße und Süd- 
georgien verläuft zunächst in 88 W- Richtung auf die Heardinsel 
(sö. Kerguelen) zu, schneidet 90° O. Lg. in 36,6° S. Br., 80° Lg. 
in 48,5° S. Br., der Scheitel liegt in 67,4° S. Br. und 18,1 0 0. Lg., 
also jenseits des Polarkreises*, und die Linie kommt in der Rich- 
tung von OSO auf Südgeorgien an. 

Aus all dem vorher Gesagten dürfte der Schluß nicht 
ungerechtfertigt erscheinen, daß die auf Grund von ozea- 
nischen Stoßwellen berechneten mittleren Meerestiefen 
zwischen zwei weit voneinander abstehenden Küstenorten 
nicht als verläßlich gelten dürfen. In den meisten Fällen 
pflegen ja auch, wie wir oben sahen, die Zeitangaben für 
den ersten Stoß im Epizentrum und für die Ankunft der 
Wellen am zweiten Ort sehr wenig sicher zu sein. Wir 
verzichten deshalb darauf, an dieser Stelle erst die Einzel- 
heiten solcher Berechnungen vollständig zu diskutieren, 
indem wir uns begnügen, auf eine Zusammenstellung an 
einem früheren Orte (Bd. I, S. 109) zu verweisen. 

Eine Versuchsrechnung wird zeigen, daß der kürzeste Weg 
zwischen Epizentrum und Beobachtungsort nicht immer der 
schnellste sein muß. Der größte Kreis zwischen Krakatau und 
Moltkehafen auf Südgeorgien hat eine Distanz von 12 380 km. 



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Berechnung der Seetiefen aus Stoßwellen. 133 



Die Strecke zwischen 6,2° S. Br. und 105,5° 0. Lg. nach 36,6° Br., 
90° 0. Lg. gibt 3734 km Abstand und eine mittlere Meerestiefe 
von 5000 m. Von der letztgenannten Position nach 48,5° S. Br. 
und 80° 0. Lg. ist die Distanz 1554 km, die mittlere Tiefe auf 
3000m zu schätzen; der Rest des größten Kreises bis 54,5° S. Br. 
und 36,1 0 W. Lg. ist 7091 km lang und seine mittlere Tiefe kaum 
größer als 2000 m. Diese Tiefenschätzungen beruhen freilich nur 
auf sehr wenigen Lotungen, sind aber absichtlich hoch gegriffen. 
Daraus ergibt sich die mittlere Tiefe des ganzen Bogenstücks 
zu 3030 m, und als „ Reisedauer" einer der Formel Lagranges ge- 
horchenden Stoßwelle 19 St. 57 Min. Die von Neumayer angenom- 
mene Reisedauer betrug aber 18 St. 16 M. Lassen wir dagegen 
die Welle einen Umweg, aber durch tieferes Wasser, einschlagen, 
indem wir die in untenstehender Tabelle ') durch 13 Schnittpunkte 
charakterisierte Kurve zu Grunde legen, so erhalten wir als ganze 
Weglange 13 990 km, also nur 1610 km mehr als der größte Kreis 
ergab; und als mittlere Tiefe ergibt sich 4350 m. Danach be- 
rechnet sich die Reisedauer zu 18 11 47 m , was dem Neumayerschen 
Werte sich erheblich nähert. Wenn wir die Tiefen auf den ersten 
Teilstrecken etwas über 5000 m angesetzt hätten (vgl. Zeitschr. 
wiss. Geogr. II, 1880, Taf. 2), würde die aus der Formel abgeleitete 
Reisedauer der von Neumayer angenommenen noch näherkommen. 
Absichtlich sind in unserer Tabelle die Werte für die Tiefen 
etwas zu klein angesetzt. — Dies Beispiel soll nur eine Versuchs- 
rechnung sein, nichts weiter. Es versteht sich von selbst, daß 
demnach für die in Orten, wie Sydney oder Newcastle in Australien, 
vermerkten Stoßwellen der wirklich zurückgelegte Weg nur hypo- 
thetisch sich angeben läßt: indem diejenigen Wellen, welche eine 
sowohl kurze, wie auch tiefe Straße gelaufen sind, zuerst an- 
kommen, wobei es möglich ist, daß diese Straße nördlich von 
Neuseeland vorbeiführt, während andere, später angelangte und 
vom Pegel aufgezeichnete Wellen vielleicht südlich um Neuseeland 



S. Br. 


6.2° 


11,5° 


19,5° 
90° 0. 


25,0° 


29,5° 


30° 


32° 


35° 


Länge 


105,5° O. 


100° O. 


80° 0. 


70° 0. 


60° 0. 


50° 0. 


40° 0. 



Distanz . . 
Mittl. Tiefe 



845 
5400 



1392 
5000 



1196 
5000 



1108 

5000 



967 I 978 
5000 4500 



985 
4200 



km 
m 



S. Br. 
Länge 



35° 


3H.5° 


40° 


41° 


43° 


45° 


40° O. 


30° O. 


20° 0. 


10° 0. 


0° 


10° w. 



48° 54.5° 
20°W.36,1°W. 



Distanz . . 
Mittl. Tiefe 



971 


876 


841 


855 


829 


834 


1316 


3800 


3500 


3500 


3000 


2000 


1500 


700 



km 
m 



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134 



Stutowellen. 



herum dem größten Kreise folgten. Daher vielleicht auch die 
Interferenzen in den Kurven (bei Hochstetter, Sitzb. Wiener Akad. 
Bd. 60, II, S. 822). Die große Zahl dieser Wellen überhaupt 
wird nach dem, was oben aus den Beobachtungen der Brüder Weber 
mitgeteilt wurde, nicht mehr überraschen, und es ist nicht nötig, 
wie Schmick (das Flutphänomen, Leipzig 1874, S. 24 ff.) ange- 
nommen hat, die Wellen von den Küsten reflektieren und den 
Weg herüber und hinüber mehrfach wiederholen zu lassen. Kur 
Wellen, welche auf steil in tiefes Wasser abfallende, nahezu senk- 
rechte Wände treffen, werden reflektiert, brandende Wellen aber 
nie. Und die Stoßwellen zerstören sich immer selbst bei ihrem 
Auflaufen auf die Küste, wie Wellen in einer Wellenrinne, die 
an dem einen Ende in eine sanft geneigte Böschung ausläuft, 
wie solche von Caligny und Bazin für ihre Versuche benutzt 
wurden. 

Es erübrigt nunmehr noch, auf eine andere Beob- 
achtung der Brüder Weber hinzuweisen, für welche sich 
auch bei den ozeanischen Stoßwellen vielleicht parallele 
Erscheinungen nachweisen lassen. 

„Ein Tropfen oder ein anderer kleiner Körper" (heißt 
es Wellenlehre § 84), „der auf eine ruhige Flüssigkeit 
fällt, erregt aber noch eine andere Erscheinung, durch 
welche die Zahl der entstehenden Wellen vergrößert wird. 
Man sieht nämlich vor der zunächst entstandenen kreis- 
förmigen Welle eine große Zahl konzentrischer kreis- 
förmiger Wellen entstehen, welche jene durch den herein- 
gefallenen Körper unmittelbar veranlaßte Wellen ein- 
schließen und desto kleiner sind und dichter aneinander 
liegen, je größer ihre Zirkel sind oder, was dasselbe sagt, 
je weiter sie von der durch den Körper unmittelbar er- 
regten Welle abstehen. Ueber die Ursache ihrer Ent- 
stehung sind wir noch ganz in Ungewißheit ..." 

Es geht aus diesen Worten nicht ganz klar hervor, 
ob die Brüder Weber etwa vor den eigentlichen Stoß- 
wellen noch „kapillare 44 Wellen im Sinne Scott Russells 
wahrgenommen haben ; Messungen scheinen nicht angestellt 
zu sein, solche dürften auch nicht ganz leicht und ver- 
läßlich ausfallen. Die Beobachtung ist indes wichtig und 
anregend genug, um damit eine solche v. Höchste tters 
in Parallele zu setzen, die er an den Aufzeichnungen des 
Flutpegels in Sydney vom 15. August 1868 gemacht hat. 
Die Hauptstoßwelle ist vom Pegel vermerkt worden um 



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Stoßwellen. 



6 h 55 m Lokalzeit; indes sind 
schon 5 Stunden lang vor- 
her niedrigere Wellen, und 
zwar im ganzen 12, in Inter- 
vallen von 28 bis 29 Minuten, 
vom Pegelstift notiert worden. 
Die erste dieser „ A u ß e n- 
wellen" ist nach Hoch- 
stetters Ansicht eine positive, 
d. h. sie hat einen Wellen- 
berg an ihrer Vorderseite; 
die von ihm gegebene Kurve 
aber zeigt hier ein Wellen- 
thal, das gegenüber dem nach- 
folgenden Berg indes unbe- 
trächtlich genannt werden 
kann (Wiener Sitzungsber. 60, 
II, 820). Er verweist dabei 
auf eine vorher von ihm bei- 
gebrachte Notiz aus Honolulu 
(ibid. 59, II, 115), wonach 
daselbst ebenfalls 3 Stunden 
vor dem Eintreffen der ersten 
großen Stoßwelle ein abnor- 
mes, wenn auch schwaches 
Ansteigen der gerade fälligen 
Flut wahrgenommen wurde: 
also auch hier der Wellenberg 
voran. — Ueberblickt man 
die Aufzeichnungen des Pegels 
von Südgeorgien, wie Neu- 
nlay er sie publiziert hat (Ann. 
d. Hydrogr., 1884, Taf. 5), so 
bemerkt man, daß die große 
Stoß welle zwar am 27. August 
1883, nachmittags 2 h 55 m da- 
selbst anlangte, aber doch 
schon seit 12"25 m a. m., also 
14 1 /* Stunden früher kleinere 




.Stoßwellen. 



Pendelungen des Pegelstiftes sich über die normale Ge- 
zeiten welle lagern, deren ca. 30 in etwa halbstündigen 
Intervallen, d. h. den gleichen, wie die nachfolgenden 
großen Stolawellen sie besitzen, zu zählen sind und welche 
sich anscheinend auch nachher in Interferenzen über die 
großen Stofawellen legen (Fig. 20). — Sind dies Webersche 
„Außen wellen" oder als was sind sie anzusehen? Etwa 
als üeberreste deformierter (abgestorbener) älterer Stoß- 
wellen, wegen der gleichen Periode? — 

Für noch eine andere, an die vorige sich anschließende 
Beobachtung der Brüder Weber kann ich allerdings nicht 
bei den ozeanischen Stoßwellen sichere Bestätigung finden, 
woran vielleicht die Mangelhaftigkeit des vorliegenden 
Materials schuld sein mag: 

„Daß alle auf diese Art entstehenden Zirkelwellen im Fort- 
schreiten sich voneinander mit ihren Gipfeln immer mehr ent- 
fernen nnd also immer breiter werden, rührt daher, daß die 
Wellen desto schneller fortschreiten, je größer sie sind, und jede 
nachfolgende Welle, unter den (oben) angeführten Umständen, 
bei ihrer Entstehung etwas kleiner ist als die vor ihr entstandene." 



Es ist sehr bemerkenswert, daß viele Zentra vulkanischer 
Thätigkeit und seismischer Erschütterungen, welche nahe dem 
Meer oder in diesem selbst liegen, höchst selten oder gar nie 
Stoßwellen erzeugen, welche an den Küsten fühlbar würden. So 
sind inmitten des Atlantischen Ozeans in der Aequatorialgegend 
(Pet. Mitteil. 1869, S. 96) von vorübersegelnden Schiffen sehr häufig 
Stöße empfunden worden, welche unzweifelhaft seismischer Natur 
waren, und doch sind damit zusammenhängende Stoßwellen 
nirgends bekannt geworden. Man kann auch nicht einmal sagen, 
daß an den von stetiger Brandung geplagten Küsten von Guinea 
und Nordwestbrasilien solche Stoßwellen unbemerkt geblieben 
seien, denn in den Uafenorten werden zum Teil ja regelmäßig 
Flutbeobachtungen ausgeführt, und fehlt es auch sonst an Beob- 
achtern gerade nicht. Vielleicht aber wären einem solchen, freilich 
anderweitig nicht bekannt gewordenen Seebeben jene kolossalen 
^Roller" zuzuschreiben, welche im Mai 1821 und am 11. Februar 
1846 ganze Flotten auf der Reede von St. Helena zum Scheitern 
brachten (Toynbee oben S. 96). 

Eine merkwürdige Beobachtung aus dem westlichen Teile der 
Südsee machten die Gelehrten der „Novara u -Expedition auf dem 
Atoll Sikayana (8° 22.5' S. Br., 163° 1' 0. L.), zur Gruppe der 



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Stellende Wellen 



137 



Salomonen gehörig, aber von Polynesiern bewohnt. Dort fanden 
sie Bimssteingerölle von Walnußgröße über die ganze Fläche der 
Insel Faule, an Stellen, wohin auch bei heftigstem Sturm die 
Brandung nicht mehr reicht, während im Sand und Gerolle des 
eigentlichen Strandes keine Spur davon sichtbar war. Diese 
Bimssteinablagerung, welche einer auffallend reichen Baumvege- 
tation Nahrung gewährte, erinnerte die Gelehrten an eine ähnliche 
Bemerkung, welche der englische Naturforscher Iukes in der 
Umgegend der Torresstraße auf australischem Boden machte: 
indem er Bimssteingerölle unter genau den nämlichen Umständen 
dort überall auf Flächen ungefähr 3 m über dem jetzigen Hoch- 
wasser mehr oder weniger entfernt vom Strande, wie im Ufersande 
selbst, antraf, und zwar auf einer Küstenstrecke von 2000 Meilen 
(engl.?). Es muß nicht nur ein gewaltiger Vulkanausbruch im 
melanesischen Gebiet, sondern auch eine plötzliche Erdbebenwelle 
von kolossaler Größe gewesen sein, welche diese Stoffe an der 
Küste allenthalben in einer gleichen Höhe über der Hochwasser- 
linie zur Ablagerung brachte. Jenes Ereignis mag nicht ganz 
modern sein, aber so alt ist es doch auch wieder schwerlich, daß 
die Niveauverhältnisse von Land und Wasser sich in diesem Teile 
der Südsee inzwischen um solchen Betrag verschieben konnten 
(./Novara u -Expedition, erz. Teil II, 438). 



Till. Stehende Wellen. 

Außer den bisher betrachteten „ fortschreitenden" 
Wellen, deren Form über die Wasseroberfläche nach einer 
bestimmten Richtung successive fortrückt, also den Ort 
verändert, lehrten die Brüder Weber zuerst (1825) eine 
zweite Art rhythmisch sich wiederholender Wellen kennen, 
welche ihren Ort nicht verändern, sondern deren Wellen- 
berge an ihrem Platz durch senkrechtes Niedersinken in 
Thäler, deren Thäler durch senkrechtes Aufsteigen in 
Berge sich verwandeln. Diese Wellen nannten sie 
„ stehende" Wellen. Schon die sehr elementare Be- 
schreibung seitens der Entdecker zeigt, daß die „stehen- 
den 1 * Wellen von den „fortschreitenden" wesentlich ver- 
schieden sind. Dennoch entstehen sie leicht aus den 
* fortschreitenden", sobald diese letzteren in einem seitlich 
geschlossenen Geräte von regelmäßiger Form und namentlich 
mit senkrechten Wandungen erzeugt werden. Sind näm- 
lich die Längen der fortschreitenden Wellen so abgepaßt, 



138 



Stehende Wellen. 



daß sie irgend einen aliquoten Teil der Breite dieses Ge- 
fäßes betragen, so geschieht es, daß sie von den senk- 
rechten Gefäßwänden reflektiert, Interferenzen gerade in 
solchen Phasen bilden, daß Berg durch Berg, Thal di 
Thal in entgegengesetzter Richtung hindurchschreitet. 
Beistehende Figur zeigt eine Webersche Wellenrinne, in 
welcher die Länge der Wellen gleich */a der Länge des 
Gefäßes abgepaßt ist. Die Wasserfläche nimmt alsdann 
bald die Form an, wie die ausgezogene, bald diejenige, 
wie die punktierte Linie sie andeutet. An drei Stellen 
zeigt die Oberfläche sich unverändert in ihrem alten 
Niveau: das sind die „Knoten 14 ; die bald nach oben, 
bald nach unten schwingenden Zwischenstrecken geben 
die „Bäuche* der stehenden Wellen. Die Figur zeigt 

Fig. 21. 




drei Knoten, dagegen zwei vollständige und zwei halbe 
Bäuche, letztere an den beiden Enden der Rinne, und von 
diesen beiden ist der eine immer in der entgegengesetzten 
Phase zum andern. Die Brüder Weber erzeugten stehende 
Wellen indes auch unmittelbar, indem sie entweder das 
Gefäß auf eine vibrierende Unterlage (elastische Haut 
oder Geflecht) stellten, oder mit einem die Oberfläche der 
Flüssigkeit in der Mitte treffenden Körper in gleichen 
Zeitintervallen (taktmäßig) auf und ab bewegten. 

Es entstehen aber immer nur dann stehende Wellen, 
wenn die Länge der letzteren einen aliquoten Teil der 
Länge des Gefäßes bildet. In jedem Gefäß ist also doch 
eine unendliche Zahl von Arten stehender Wellen mög- 
lich, jede einzelne Art hat aber nur eine bestimmte 
„Periode", während welcher sich eine Schwingung hin 
und zurück vollzieht. 



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Formel von Merian. 



139 



Auch die einfache Schwankung einer Flüssigkeit ist 
eine stehende Schwingung, wenn die Oberfläche derselben 
sich abwechselnd in die beiden Lagen von Fig. 22 setzt, 
wobei, wie man sieht, die Oberfläche stets vollkommen 
eben bleibt und der Punkt K den Knoten vorstellt. Diese 
Schwingung ist zu betrachten, als entstünde sie durch 



Fig. 22. 




das Zusammenfallen der zwei Hälften einer Welle von 
der doppelten Länge des Gefäßes selbst. 

Letztere „uninodale" Schwingungsart ist die einfachste, 
und sie hat die längste Periode. Für ein Gefäß von 
rechtwinkligem Querschnitt gehorcht diese nach Rud. 
Merian (Ueber die Bewegung tropfbarer Flüssigkeiten in 
Gefäßen, Basel 1828, S. 31) dem Gesetze: 

Tip Itp 

T ~~ i 

e — e 

worin t die halbe Periode, l den Durchmesser des Ge- 
fässes, p die Tiefe der Flüssigkeit, und g und « die oben 
S. 7 gegebenen Werte bedeuten. 

Für den Fall, daß der Durchmesser l im Vergleich 
zur Wassertiefe sehr groß, also der Exponent p:l ein 
sehr kleiner Bruch ist, so wird (ähnlich XIV bis XVII) 

Sonst empfiehlt sich auch hier die Einführung eines Hilfs- 
winkels 



140 



Stellende Wellen. 



itp 

cos tp = e » 

danach : 

t t = JLd . 

2g. cos 2$ 

Man gelangt zu diesen Formeln auch, wenn man eich der 
Entstehung der „stehenden" Wellen durch Reflexion „fortschrei- 
tender 11 Wellen erinnert. In flachem Wasser war nach Airys 
Formeln XIII bis XV 

1 / * 1T~7 * _ X T k 

t = K 7 J Xund wenn I~*y* yj2^>' 

Beachten wir, daß t = 2 t und für eine uninodale Schwingung 
\ — 21, so erhalten wir die Meriansche Gleichung. Bei einer bi- 
nodalen Schwingung, wo J = X, würde die Schwingung in der 
Hälfte der Zeit t erfolgen. Bei einer trinodalen Schwingung 

2 

(s. Figur 21) ist A. = — i, erfolgt die Schwingung also auch in 
12 1 

— = — der Zeit t u. s. f., bei einer «-nodalen Schwingung 
in V" 

Für Gefäße mit nicht horizontalem Boden, sondern 
von prismatischem Querschnitt, so, daß die Kante nach 
unten gekehrt, der Winkel zwischen den schrägen Seiten 
ein rechter ist und die Seitenflächen selbst gegen die 
Vertikale gleich geneigt sind, findet 6. Kirchhoff 
(Wiedemanns Annalen der Physik 1880, X, 41) 




worin P die größte Tiefe der Flüssigkeit bedeutet: hier 
ist also t gleich der Schwingungsdauer eines einfachen 
Pendels von der Länge P. Die Breite und die horizon- 
tale Länge eines solchen prismatischen Gefäßes sind folg- 
lich nach Kirchhoff von keinem Einfluß auf die Periode 
dieser Schwingung. 

Während in einer fortschreitenden Welle die Teil- 
chen an der Vorderseite eines Wellenberges sich aufwärts, 
auf der Rückseite abwärts bewegen, haben sie in den 
Bergen der stehenden Welle Überall eine aufwärts ge- 



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Bewegung der Wasserteilchen. 



141 



richtete, in den Thälern überall eine abwärts gerichtete 
Bewegung. Das gilt für die Oberfläche. Im Innern der 
Flüssigkeit bewegen sich die Teilchen nicht mehr in ge- 
schlossenen Orbitalbahnen, „die in sich selbst zurück- 
laufen, sondern die Teilchen gehen durch dieselben Punkte 
derselben Bahnen wieder rückwärts, durch die sie vor- 
wärts gegangen waren* (Weber). Bei der in obigen 
Formeln beachteten einfachsten Schwingung sind in den 
Gefäßen von rechteckigem Querschnitt und horizontalem 
Boden nach Merian die Bahnen der schwingenden Teil- 
chen krumme Linien, welche gegen die Ebene der Ruhe- 
lage konkav sind. Die horizontale Bewegung ist dabei 
ein Maximum genau unter der Knotenlinie am Boden des 
Gefäßes, daselbst aber die vertikale Bewegung null. Die 
vertikale Bewegung selbst hat ihr Maximum an den beiden 
Seitenwänden, wo wieder die horizontale Bewegung null 
wird. — In dem prismatischen Gefäße Kirchhoffs bewegen 
sich die Flüssigkeitsteilchen in den gleichseitigen Hy- 
perbeln, deren Asymptoten die Gefäßwände bilden. — 
Das Verhalten der Flüssigkeitsoberfläche bei schnelleren 
Arten der stehenden Schwingung hat Lechat analvtisch 
und experimentell behandelt (Annales de chimie et de phy- 
sique, 5 me sex., tome 19, 1880, p. 289 ff.). 

Die soeben kurz charakterisierten „ stehenden Wellen u 
scheinen, wie neuerdings mehr und mehr hervortritt, auch 
in den Meeren aufzutreten. Wie im folgenden Kapitel 
darzulegen ist, kann freilich mit guten Gründen bestritten 
werden, daß jene einfachen uninodalen Schwingungen 
längster Periode (wobei die Oberfläche eben bleibt) durch 
die großen Becken der Ozeane herüber und hinüber vor- 
kommen; vielmehr ereignen sich stehende Schwingungen 
anscheinend mehr in abgeschlossenen Meeresteilen von re- 
lativ geringer Fläche, wie sie in den kleineren Neben- 
meeren und den Golfen und Hafenbecken aller Küsten 
gegeben sind. Dort werden sie alsdann für die praktische 
Schiffahrt von nicht unbedeutendem Interesse. 

Für die Möglichkeit ihres Auftretens ist eine Be- 
merkung der Brüder Weber zunächst maßgebend, „daß 
nämlich auch da, wo die Bedingungen zu einer stehen- 



142 Stehende Wellen. 

den Schwingung der Flüssigkeiten nicht vollständig vor- 
handen zu sein scheinen, dennoch eine solche Schwingung 
entstehen könne * ; was die beiden Gelehrten so erklären 
(indem sie stehende Schwingungen mit mehreren Knoten 
und Bäuchen im Auge haben), „daß wenn sich nur an 
einigen vielleicht nicht ganz regelmäßig gestellten Punk- 
ten Kegel und Trichter („Bäuche 11 ) gebildet haben, die 
Flüssigkeit dadurch einen Schwung bekommen kann, der, 
durch wiederholte Zurückwerfung von den Wänden des 
Gefäßes mehr und mehr regelmäßig werden kann". In- 
dem die natürlichen Wasserbecken, auch die kleinsten 
Seen, weder senkrechte Wände, noch horizontalen Boden 
haben, noch taktmäßig an ihrer Oberfläche oder vom 
Erdboden aus Impulse erhalten, scheinen freilich die 
hauptsächlichsten Bedingungen für das Auftreten stehen- 
der Wellen nicht vorhanden zu sein. 

In der That hat man denn auch nicht stehende 
Schwingungen in solchen Wasserbecken planmäßig ge- 
sucht, sondern ist durch einige sonst unerklärliche Un- 
dulationen des Wasserspiegels an den Küsten darauf ge- 
führt worden, in stehenden Schwingungen hierfür die 
Ursache zu finden, indem die Gezeiten eine viel zu lange, 
die Windwellen auch in Gestalt von Grundseen oder 
längster Dünung eine viel zu kurze Schwingungsperiode 



man einlach seismische Stoüwellen ihm zu Grunde 
legen könnte. 

Der Genfer Physiker Forel hat gezeigt, daß gewisse 
rhythmische Niveauschwankungen der Schweizer Seen, 
vornehmlich des Genfer Sees, welche dort Seiches, am 
Bodensee Euhss (Schnars, Der Bodensee, Stuttgart 1857, 
III, 187) genannt werden, in uninodalen Schwingungen 
des Wassers bestehen. Das Niveau pflegt sich innerhalb 
einer halben bis dreiviertel Stunden zu heben, dann sich 
in der gleichen Zeit zu senken, und diese Schwankungen 
in gleichen Intervallen stundenlang zu wiederholen, wo- 
bei die Amplitude der Niveauverschiebung sehr variabel 
ist und von 8 cm bis gelegentlich wohl zu 2 m betragen 
kann. Nach den Aufzeichnungen selbstthätiger Pegel 



xi by Google i 

I 



Seiches in Schweizer Seen 



143 



kommen außer diesen einfachen Schwankungen auch noch 
andere von etwas kürzerer Periode vor. Indem Forel die 
gleichzeitigen Vorgänge in der Atmosphäre diesen gegen- 
über stellte, fand er allgemein die Amplituden bei ruhi- 
gem Wetter klein, dagegen bei bewegter Luft, nament- 
lich bei böigem Wetter oder Gewittern, die Schwankungen 
sehr viel größer. (Die hauptsächlichsten hierauf bezüg- 
lichen Abhandlungen Foreis sind enthalten im Bulletin de 
la SociiU vaudoise des Sciences naturelles, tomes XII, 1873, 
Nr. 70; XIII, 1875, Nr. 74; ferner Archive* des Sciences 
naturelles, tomes 59, Nr. 233 (15. Mai 1877); 63, Nr. 249 
(15. September 1878); cf. Annales de chimie et de phy~ 
sique, 5 me sene, tome IX, 187G.) — 

Sarasin entnahm den Aufzeichnungen in Vevey, dati 
außer uninodalen Schwankungen sowohl in der Längs-, 
wie in der Querachse des Genfersees noch in der ersteren 
Richtung eine binodale Welle schwingt: die beiden longi- 
tudinalen Wellen mit einer Periode von 73 und 35,6 Mi- 
nuten, die transversale mit 5 bis 6 Minuten (Geogr. Jahrb. 
IX, 1882, S. 32). 

Forel war es auch, der zuerst zeigte, daß ein altes 
Problem der Ozeanographie, die merkwürdig unregelmäßi- 
gen Strömungen des Euripus, der schmalen, bekannt- 
lich beim alten Chalkis oder Negroponte Überbrückten 
Meerenge zwischen Böotien und Euböa, auf uninodalen 
Schwingungen des Golfs von Talanti (Atalante) beruhen, 
der seiner horizontalen Konfiguration nach ein fast allseitig 
abgeschlossenes, ziemlich tiefes Becken vorstellt. Auf 
Grund von Beobachtungen des Jesuiten Babin, die freilich 
schon über 200 Jahre zurückliegen, kam Forel zu folgen- 
der Erklärung. Der Golf von Talanti öflhet sich durch 
den Oreoskanal zwischen Euböa und Thessalien zum 
Aegäischen Meer, aus dem die Flutwelle auf diesem Wege 
Eintritt findet. Zur Zeit des Voll- und Neumondes zeigt 
sich in der schmälsten und seichtesten Strecke der Straße, 
also bei Chalkis, binnen 24 Stunden ein viermaliges 
Wechseln des Stromes, also ganz wie anderwärts im 
flachen Wasser auch die Gezeiten es erzeugen würden: 
offenbar hat man es also dann mit einer Aeußerung der 



144 



Stehende Wellen. 



Springfluten im Aegäischen Meer zu thun. Hingegen zur 
Zeit der Quadraturen, also der „ tauben 44 oder schwachen 
Fluten, wechselt der Strom unter der Brücke von Negro- 
ponte 11- bis 14 mal täglich, und diese Erscheinung be- 
ruht dann nach Foreis Ansicht auf einer „stehenden" 
Schwingung des Golfes von Talanti (Comptes rendus, t. 89, 
1879, p. 859). In der That würde ein Binnensee von 
den Dimensionen dieses Golfes (l = 115000, p = 100 bis 
200 m), wie Forel schon berechnete, Schwingungen mit 
einer ganzen Periode von 2 h 2 m bis l h 26 ra ergeben, also 
in 24 Stunden 11,8 bis 16,6 ganze Oszillationen ausführen. 
Auf Grund der britischen Seekarten 1554a, 1554b und 
1597 wurden sich übrigens folgende genauere Dimensionen 
feststellen lassen: 



Von Chalkis bis zu 


Ab- 
stand 
m 


Mittl. 
Tiefe 
m 


Ganze 
Periode 


Strom- 
wechsel 
in 24h 


den Lithadainseln 

dem Eingang des Malischen Golfs 
dem Ende des Malischen Golfs . 


84 820| 133 
96 300, 125 
111100 117 


Ih 18m 
Ih 32m 
lh 55m 


18,4mal 
16,0 „ 

r 12,6 „ 

1 



Daß auch solche Wellen beim Uebertritt in flacheres 
Wasser durch die horizontale Verschiebung der Wasser- 
teilchen Strömungen erzeugen können, darf nicht in 
Frage gestellt werden, ein einfaches und jederzeit auszu- 
führendes Experiment mit einem flachrandigen Gefäß zeigt 
dies sehr deutlich. Auch in den Schweizer Seen sind in 
Randbuchten und Seitengewässern nach Forel schon häufig" 
solche mit den Seiches zusammenhängenden Strombewegun- 
gen bemerkt worden. 

Seitdem Forel jene Erklärung der Euripusströme 
gegeben, sind dann die ziemlich eingehenden, wenn auch 
bei weitem nicht erschöpfenden Beobachtungen eines 
griechischen Seeoffiziers, Kapt. A. Miaulis, veröffent- 
licht worden, welche in vieler Hinsicht die älteren des 
Jesuitenpaters Babin zu modifizieren geeignet sind (üspl 
rrfi TraXXipfjoiac toö Eupiaroo, orcö 'Avoploo J Avt. MtaooXiQ • 
iv 'AGTjvat? 1882, 29 SS., 12 Tabellen und 1 Karte; siehe 



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Stehende Wellen des Euripus. 



145 



Fig. 23. 
18 . April 1872 . 

Mond 22 Tag« alt. 




n. Süder - Hafen.. 

J I I L 



? — * — 1 — * — * — 5 — * — l — l — J — fza 

Maaßsttb für tfi« Hftta. 



Krüjmmel, Ozeanographie II. 



10 



ed by Google 



140 



Stehende Wellen. 



• 



meinen Auszug daraus in Petermanns Geogr. Mitteil., 
1887). Es ergibt sich nach kritischer Sichtung der- 
selben, daß die im Norderhafen von Chalkis, also im Be- 
reiche des talan tische n Golfs, sich mit den wechselnden 
Strömungen gleichzeitig vollziehenden Niveauschwankun- 
gen durchaus den Seiches der Schweizer Seen gleichen 
und dort, ganz so, wie Forel wollte, eine den tauben 
Fluten zukommende, wenn auch keineswegs während der- 
selben etwa regelmäßig auftretende Erscheinung sind. 
Während die Flutgröße bei Springzeit 1 m erreicht, be- 
trägt die Amplitude dieser kürzeren Niveauschwankungen 
5 — 20 cm (siehe die Fig. 23). — Dagegen sind im Süder- 
hafen von Chalkis, einem rundlichen Seebecken von einer 
Seemeile Durchmesser, diese Niveauschwankungen gleicher 
kurzer Periode (16 bis 20 Wellen in 24 Stunden) an- 
scheinend ununterbrochen vorhanden : die Flutwelle, welche 
von Norden her den talantischen Kanal durchlaufen hat 
bricht sich offenbar fast ganz in den engen und flachen 
Gewässern unter der EuripusbrÜcke, so daß der regel- 
mäßige Flutwechsel in dem genannten Hafenbecken süd- 
lich von Chalkis nahezu vollkommen durch die dortigen 
stehenden Wellen verdeckt wird. Den Ursprung dieser 
letzteren mit Sicherheit nachzuweisen, ist zunächst noch 
nicht möglich; dazu sind neue Untersuchungen erforder- 
lich. Einstweilen aber spricht viel für eine Hypothese, 
welche den Ursprung dieser Schwingungen im er et Ti- 
schen Kanal, der zwischen Attika und Südost-Euböa bis 
zu der Verengung bei der Insel Cavaliani reicht, sich 
denkt. Der Flutwechsel ist in diesem Teil des ganzen 
Euripus verhältnismäßig unbedeutend gegenüber dem- 
jenigen im talantischen Kanal, daher denn alle die Ur- 
sachen, welche hier „stehende Wellen" zu erzeugen ver- 
mögen, ziemlich ungestört in Wirkung treten können. 

Ais hauptsächlichste Ursache dieser merkwürdigen 
Schwingungen hier, wie überhaupt in abgeschlossenen 
Meeresgolfen und -Straßen, ist wohl die Aenderung der 
Luftpressung auf größeren Bruchteilen ihrer Oberfläche 
anzusehen, wie sie sich ergibt, wenn eine Böe über den 
Golf dahin zieht oder wenn der Wind überhaupt „pufflg* 



* Digitized by Googl 



Problem des Euripus. 



147 



und in Stößen weht, also örtlich bald sehr stark, bald 
sehr schwach wirkt. Für die Dauer dieser starken Luft- 
pressung, bei Böen von V 4 bis 8 /i Stunden anhaltend, 
findet, weil alsdann die Luftbahnen im spitzen Winkel 
auf das Wasser gerichtet sind, eine Aufstauung des 
Wasserniveaus in der Richtung des Luftstromes statt, 
welche nach dem ziemlich schnellen Aufhören des letzteren 
rückwärts ausschwingt. Damit ist dann die Schwankung 
eingeleitet. Sie wird sich ganz erheblich in ihrer Ampli- 
tude verstärken, sobald etwa eine zweite, folgende Böe in 
einer gerade gleichgestimmten Phase auf die Wasserfläche 
trifft, d. h. während der von der Böe gepreßte Teil der 
Wasserfläche ohnehin in einer Abwärtsschiebung begriffen 
ist. Durch solche zufällige, aber sehr wohl mögliche 
Verstärkung kann die Amplitude der Schwankung gewiß 
leicht jene hohen Beträge erlangen, wie sie zeitweilig vom 
Genfer Pegel aufgezeichnet wurden. 

Für den Golf von Talanti ist vielleicht noch eine 
andere Ursache thätig. Nach Julius Schmidts Erdbeben- 
katalog ist, neben dem korinthischen Meerbusen, der Golf 
von Talanti wie der malische Golf eine Stätte unglaublich 
häufiger Erderschtitterungen. Wie in den meisten solchen 
stetig bebenden Ländern werden die kleineren, fast all- 
täglich vorkommenden Stöße kaum beachtet und nur die 
heftigeren, mit Zerstörungen verbundenen, der Geschichte 
überliefert, wie etwa die oben (S. 115) erwähnten des 
Jahres 42(3 v. Chr. Diese Erschütterungen des Küsten- 
randes oder Golfbodens sind gewiß in jener griechischen 
Meeresstraße gleichfalls als eine Kraft anzusehen, welche 
das Wasser in „ stehende 44 Schwingungen versetzt, wie sie 
Forel zur Erklärung der Strömungen bei Negroponte 
voraussetzt; doch werden wohl die bekannten Fallwinde 
(xaratY»l^sc) dieses Kanals die in den meisten Fällen wirk- 
same Ursache dieser Niveauschwankungen abgeben. 

Auch sonst zeigt das Mittelmeergebiet verwandte Er- 
scheinungen. 

Als Airy die Aufzeichnungen des selbstthätigen Pegels 
von Malta diskutierte (Philos. Transiwt. 1878, vol. 109, 
p. 136 f.), fand er Schwankungen des Wasserspiegels auf 



148 



Stehende Wellen. 



von so kurzer Periode, daß an Gezeitenbewegung nicht zu 
denken war. Diese Undulationen waren verzeichnet als 
nieist einfache harmonische Kurven, nur selten durch 
Interferenz kompliziert, von ziemlich gleichmäßiger Periode, 
die im Mittel 21 Minuten betrug (aber doch, wie eine 
von ihm mitgeteilte Probe zeigt, von 17,9 bis 28,1 Mi- 
nuten schwanken kann) und von unregelmäßigem Auf- 
treten, wobei die Undulationen dann viele Stunden, bis- 
weilen ganze Tage lang andauern können. Die Ampli- 
tude der Schwankungen war meist nur klein, erreichte 
aber bisweilen die Wellenhöhe von 30,5 cm, alsdann weit 
die Amplitude des Flutwechsels in Malta übertreffend. 
Natürlich sind diese Niveauschwankungen im Bereiche 
einer so friedlichen See auch den Maltesen aufgefallen, 
welche sie den vulkanischen Aktionen auf Stromboli zu- 
schreiben. Airy selbst dagegen bezeichnet sie ohne Zögern 
als seiches r zumal seitdem er die Aufzeichnungen des 
Pegels von Genf mit ihnen vergleichen konnte, wobei 
sich beide Erscheinungen zum Verwechseln ähnlich heraus- 
stellten. Die stehende Schwingung denkt Airy sich voll- 
ziehend zwischen Afrika und Sizilien, und zwar nicht von 
Küste zu Küste, sondern in dem tiefen, fast viereckigen 
Becken, welches zwischen Malta und dem Kap Bon in 
der That vorhanden ist. Die Seekarte zeigt, daß der 
mittlere Abstand zwischen der sizilischen und der tunesi- 
schen Küste hier auf 308000 m, die Breite des ganzen 
Raumes von NW nach SO auf 264 000 m anzusetzen ist 
und die mittlere Tiefe auf 270 m. Die Meriansche Formel 
ergibt alsdann t = 85 bezw. 100 Minuten, so daß es also 
einer Welle mit 8 oder 9 Knotenlinien bedürfte, um in 
Malta Schwingungen von / = 11,5 Minuten zu erhalten. 
Nehmen wir dagegen mit Airy an, daß nur das tiefe, von 
der 200 m-Linie begrenzte Becken schwingt, so hat dieses, 
ungefähr quadratisch, eine Länge von 187000 und eine 
mittlere Tiefe von 620 m. Daraus ergibt sich t = 40 Mi- 
nuten; hier würde also eine trinodale oder quadrinodale 
Schwingung anzunehmen sein. Sollte dagegen — und 
das liegt auch im Bereiche der Möglichkeit — die flach 
aus tiefem Meere aufsteigende, zwischen Malta und Sizilien 



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Wellen von Malta, Algier. Das Marrobbio. 149 



sich erstreckende sogen. Maltabank selbst die Schwingung 
örtlich begrenzen, so würde /, longitudinal genommen, 
(3t> 000 m und t = 30,8, transversal genommen, 143 000 m 
und t = 66,7 ergeben, also eine trinodale, beziehentlich 
eine senodale Schwingung ergeben. — Welche Zahl von 
Knotenlinien die stehende Welle der Malteser See wirk- 
lich hat, läßt sich gar nicht entscheiden. Es müßte zu- 
nächst experimentell untersucht werden, wie stehende 
Wellen in Gefäßen mit ähnlicher Tiefenanordnung sich 
verhalten. — 

Stehende Schwingungen von erheblich kürzerer Periode 
hat Aime* aus dem Hafen von Algier beschrieben (Ann. 
de chim. et phys. 1842, V, 423). Sobald einige Tage hin- 
durch heftiger Nordwind die See zwischen den Balearen 
und Algerien aufgewühlt hat, wobei Wellen von 100 bis 
200 m Länge (also einer Periode von 8 bis 12 Sekunden, 
vgl. S. 12) vorkommen, so beginnt das mittlere Niveau 
im Hafen alternierend zu steigen und zu fallen. Die 
Dauer der Oszillationen beträgt zwischen 1 und 3 Minuten, 
die Aenderung des Niveaus 0,5 bis 1 m. Die im Hafen 
ankernden Schiffe sind alsdann in Gefahr, nicht nur gegen- 
einander, sondern auch auf den Grund zu stoßen und sich 
zu beschädigen. Hier scheint eine stehende Schwingung 
im Hafenbecken selbst aufzutreten. Letzteres hat (nach 
einer Karte bei Reclus, Nouv. gtogr. univ. XI, p. 479) 
eine Länge von 1700 und eine Breite von 550 bis 700 m; 
die mittlere Tiefe ist 15 m. Eine uninodale transversale 
Schwingung eines Beckens von diesen Dimensionen ergibt 
als ganze Oszillationsdauer 1 */* Minuten, eine longitudi- 
nale Schwingung 4 l /2 Minuten, also den von Aime an- 
gegebenen Werten sehr ähnliche Zeiten. — 

Ob man in dem rätselhaften, an der West- und Süd- 
küste von Sizilien von Trapani bis Syrakus lokalisierten 
Phänomen des Marrobbio ebenfalls stehende Schwingun- 
gen des Wassers in den Hafenbuchten oder auf den 
Küstenbänken sehen darf, muß einstweilen dahin gestellt 
bleiben. Diese ganze Erscheinung ist überhaupt nur wenig 
studiert, obwohl die Küstenbewohner sehr genau darauf 
acht zu geben pflegen, weil sie ihnen reichen Sardellen- 



150 Stehende Wellen. 

fang gewährt. Theob. Fischer hat darüber folgendes 

zusammengestellt (Beitr. zur phys. Geogr. der Mittelnieer- 

länder S. 92-96). 

„Bei ruhiger, aber dunstiger Atmosphäre und bleigrau bis 
gelblichrot gefärbtem Himmel beginnt das Meer plötzlich auf- 
zuwallen und überströmt die flachen Ufer; wellenartig erhebt es 
sich im Durchschnitt je einmal in einer Minute; oft nur einmal, 
oft dies stundenlang (in der Regel aber nur zwei), ja in Mazzara 
schon 24 Stunden lang wiederholend. Dort erreicht die Erhebung 
in der engen Flußmündung eine Höhe bis zu einem Meter. Der 
Grund des Meeres, animalische und pflanzliche Reste, werden wie 
von unten her aufgewühlt, das Wasser nimmt eine trübe, rot- 
liche Farbe an und ein Übler Geruch entwickelt sich. Die großen 
Fische fliehen davon, dem offenen Meere zu, die kleineren dagegen 
sind wie betäubt, werden auf den Strand geworfen und bleiben 
beim Zurückweichen der Aufwallungswelle hilflos liegen und 
sterben schnell, anscheinend mehr unter dem Einflüsse aus- 
strömender Gase als infolge der Trennung von ihrem Lebens - 
element. Die gewöhnlich im Schlamme lebenden Fische, die 
Aale z. B., leiden weniger darunter, sie kommen nur an die 
Oberfläche wie nach Luft schnappend. In Mazzara ist die Er- 
scheinung so häufig und infolge der Konfiguration der Küste 
und der engen flachen Flußmündung so hervortretend , daß man 
sogar ein Zeitwort gebildet hat und man das tnarrubia lu 
sciumi oft hört. Der Name bedeutet jedenfalls mar rubro, von 
der rötlichen Farbe, die der aufgewühlte tonige Schlamm dem 
Wasser gibt, nicht mare ubriaco, wie Smyth annimmt, von 
der regellosen Bewegung. In Marsala, wo man am Hafen, um die 
Straßen und die Häuser gegen gelegentliche Ueberflutungen durch 
Marrobbio zu schützen, eine kleine Mauer aufführen mußte, wie 
auch in Mazzara will man stets einen Schwefelgeruch wahrnehmen. 
Bis zwei Kilometer landeinwärts macht sich die Erscheinung in 
einer Erregung aller stehenden Flüssigkeiten, namentlich auch 
durch heftiges Stinken der Kloaken bemerklich. Es macht zu- 
weilen den Eindruck, als sei die Bewegung eine senkrechte von 
unten, nicht eine wagrechte vom hohen Meere her, doch hat 
man nie auch nur eine Spur eines Erdbebens bemerkt, die über- 
haupt in dieser Gegend selten und schwach sind. Die radialen 
Stöße von den Liparen her reichen selten hierher, ebensowenig 
die mit den vulkanischen Erscheinungen von Sciacca, Isola Giulia 
(Graham-Klippe) und Pantelleria zusammenhängenden. Doch be- 
zeichnete man in Porto Empedocle und Syrakus die Erscheinung 
als ein Seebeben. Auch auf den Sandbänken südöstlich Mazzara 
und am Kap Granitola tritt das Marrobbio besonders heftig auf 
und dort ging dabei 1804 sogar ein englisches Kriegsschiff von 
18 Kanonen verloren, infolge einer ungewöhnlichen Strömung, 
wie der Kapitän vor dein Kriegsgerichte angab. Bei Trapani 
geschieht es nicht selten, daß Schiffe vom Marrobbio vom Anker 



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Das Marrobbio. 



151 



losgerissen werden, wie es überhaupt von Trapani bis Mazzara 
am heftigsten auftritt und von da nach Osten schwächer wird. 
IMe Seeleute sehen es immer als Vorboten eines kommenden 
Sturmes an, wie es denn auch thatsächlich fast beständig von einem 
südwestlichen Scirocco gefolgt ist." . . . Auch an der spanischen 
Küste bei Alicante und Valencia gelten ähnliche Wallungen am 
Strande, von den Seeleuten las tascas genannt, als Vorboten des 
Scirocco (Mediterranean Pilot I, 1873, p. 15). 

Wir haben Fischers Schilderung in aller Ausführlich- 
keit hier aufgenommen, einmal weil es sich um eine noch 
wenig wissenschaftlich erörterte, um nicht zu sagen, un- 
bemerkt gebliebene Erscheinung handelt, und zweitens 
weil sie gewiß in anderen Mittelmeeren ihre Gegenbilder 
finden dürfte. 

Die Entstehung des Marrobbio scheint, wenn wir 
Fischers Schilderung recht verstanden haben, eng mit 
dem Auftreten des Scirocco verknüpft. Bei südwestlichem 
Winde und fallendem Barometer (welches die auch binnen- 
lands auftretenden Begleiterscheinungen, wie die Gasent- 
wickelung in stehenden Gewässern erklärt) und eigenartig 
getrübtem Himmel pflegt sich der Scirocco als puffiger 
und zuletzt böiger Wind zu entwickeln. Auch die Fre- 
quenz des Scirocco und des Marrobbio in der jährlichen 
Periode ist nach Fischer eine gleiche: beide Phänomen 
kommen zwar in allen Jahreszeiten vor, am häufigsten 
aber im März und Oktober. Wie im Hafenbecken von 
Algier, so scheinen auch in allen Buchten und über den 
Küstenbänken Siziliens sich stehende Schwingungen aus- 
zubilden. Doch lassen sich für eine so kurze Oszillations- 
dauer, wie sie Fischer, offenbar nach Abschätzungen der 
Küstenbewohner, angibt (nämlich t = 30 Sekunden), nicht 
wohl Becken nachweisen, deren Dimensionen eine so schnelle 
stehende Schwingung erlaubten, man müßte denn Wellen 
mit einer großen Anzahl von Knotenlinien konstruieren. 
Andrerseits ist eine Wellenperiode von 60 Sekunden viel 
zu groß, um an Dünung oder Grundseen zu denken, ab- 
gesehen von der geringen Breite der luvwärts sich aus- 
dehnenden Wasserfläche. Das Problem des Marrobbio ist 
gegenwärtig noch weit von einer befriedigenden Erklärung 
entfernt. 



152 



Steheudo Wellen. 



Auch an den Küsten des Atlantischen Ozeans scheinen 
stehende Schwingungen in geeigneten Lokalitäten sich 
einzustellen. Airy machte bereits (Tides and waves, Ab- 
bildg. 42 und 43, und Philos. Trans. 1878, 169, p. 139) 
auf Undulationen von kurzer Periode (t = 7 bis 10 Mi- 
nuten) aufmerksam, welche die Flutpegel in Swansea und 
Bristol aufgeschrieben hatten und welche vorzugsweise 
zur Zeit des Hochwassers aufzutreten scheinen. Denkt 
man an stehende Schwingungen im trichterförmigen Golf 
von Bristol, so würden sich al^ Dimensionen ergeben: 
l längs gemessen = 78000, quer = 41000 und p nach 
der Seekarte (d. h. für Niedrigwasser-Springzeit) im Mittel 
25 m, wozu noch der ganze Betrag des Hochwassers in 
diesem Golfe kommt, der im Mittel auf 10 m anzusetzen 
ist; also^ = 35 m. Hieraus ergibt sich die halbe Periode 
zu 30 bezw. 70 Minuten, so dalA wir auch hier mehrere 
Schwingungsknoten (5 bis 7) einführen müßten, um obi- 
gen Wert von t zu erhalten. 

Ganz diesen kurzen Schwankungen von Swansea 
ähneln die von Lentz (Flut und Ebbe, Taf. 7, Fig. 39) für 
eine Sturmflut im Helder, und von Professor Borgen 
nach den Befunden der deutschen Expedition für den 
Moltkehafen auf Südgeorgien abgebildeten Niveau- 
störungen, die sich der Flutkurve aufsetzen. Sie zeigen 
eine Periode von 2 1 = ca. 36 Minuten im Helder, und im 
Moltkehafen von wenigen Minuten bis zu einer halben 
Stunde (Beob. Ergebnisse der deutschen Polarstationen; 
Bd. U, Stidgeorgien, Berlin 1886, S. XLIX und Taf. SG 16). 
Die Amplituden der Niveauschwankungen betragen eben- 
falls ziemlich übereinstimmend nur wenige Centimeter. 

Endlich ist noch aus den nordspanischen Häfen eine 
ähnliche Erscheinung bekannt geworden, welche daselbst 
Besaca heiüt und den Schiffen zu Zeiten sehr gefährlich 
wird. Die englischen Segelanweisungen für diese Küste 
erwähnen das Phänomen nicht Wir besitzen darüber 
nur die kurzen Nachrichten, welche deutsche Seeoffiziere 
gelegentlich ihres Aufenthalts an jener Küste während 
des Karlistenkrieges im Winter 1874 zu 1875 gesammelt 
haben (Annal. der Hydrogr. 1875, S. 161 f.). Darnach 



Digitized by Google . 



Resaca. 



153 



tritt die Resaca nur in Hafenbuchten mit weiter und tiefer 
Oeffhung auf, so namentlich sehr kräftig in San Sebastian 
und Pasages; sie wird dagegen nur wenig oder gar nicht 
fühlbar in den gut geschützten Häfen mit engen oder 
gewundenen Eingängen, wie das in Santander und San- 
tona der Fall ist. Die Resaca besteht in einem Hin- und 
Herschieben der Wassermassen mit unbedeutender Niveau- 
veränderung. Die Schilfe gieren und schwaien hin und 
her. Die Oberfläche des Wassers wird aber wenig davon 
beeinflußt, so date kleine Boote im Hafen ganz unbelästigt 
verkehren, während die hin- und hergeführten schweren 
Schiffe alle Trossen und Ketten brechen. Am 12. De- 
zember 1874 erlitten sämtliche vier Schiffe eines im engen 
Hafen von Pasages ankernden spanischen Geschwaders 
durch eine Resaca schwere Havarien, zwei der Fahrzeuge 
muteten auf den Schlick auflaufen, um nicht ganz ver- 
loren zu gehen. Leider sind keine Nachrichten über die 
Zeitintervalle zwischen diesen Schwingungen gegeben, 
doch wird man kaum fehlgehen, wenn man eine unino- 
dale stehende Schwingung wie im Hafen von Algier an- 
nimmt. Dabei ist wieder hervorzuheben, daß hier wie 
an der Mittelmeerküste vorzugsweise so mangelhaft gegen 
die offene See abgeschlossene Golfe es sind (über San 
Sebastian vgl. Reclus, Nouv. giogr. rnüv. I, p. 869), welche 
in derartige Schwingungen geraten. 

Sehr richtig finden wir folgende Bemerkung S. Günthers 
(Geophysik II, 885) zu den stehenden Schwingungen überhaupt. 
Wenn eine Saite auf der Violine mit dem Bogen gestrichen wird, 
so muß, um Töne zu erhalten, der Finger im allgemeinen stark 
aufgedrückt werden. Es schwingt dann die Saite zwischen den 
beiden Fixpunkten am Steg und am Finger. Legt man hingegen 
den Finger beim Anstreichen nur locker auf die Saite, so wird 
an dieser Stelle bekanntlich ein Schwingungsknoten erzeugt, 
worauf dann die ganze Saite durch Auftreten mehrerer solcher 
Knoten in aliquote Teile sich zerlegt. Sollten Bänke oder Stufen, 
welche die Becken in den Nebenmeeren oder in Buchten des 
Ozeans in gewisse Abschnitte zerlegen, das Auftreten solcher 
Knotenpunkte begünstigen? Die Entstehung solcher vielknotiger 
Wellen würde dadurch bedeutend verständlicher werden. 



154 Gezeiten. 



Zweites Kapitel. 

Die Gezeiten. 

I. Ueberblick Aber die Erscheinungen 

»Unter denjenigen Bewegungsformen des Meeres, welche 
mit wahrnehmbarer Geschwindigkeit vor sich gehen, ist 
das regelmäßig in etwa halbtägigen Perioden erfolgende 
Steigen und Fallen des Meeresspiegels die großartigste, 
dem Menschen auffallendste und deshalb schon seit älte- 
ster Zeit beobachtete. Man nennt diese periodischen 
Spiegelschwankungen die Gezeiten (franz. les maries, 
engl, the tides); die Halbperioden, während welcher der 
Wasserspiegel über bezw. unter dem Mittelstand bleibt, 
heißen Flut und Ebbe (franz. flux et reflux oder flot et 
jitsant, engl, flood and ebb). 

Das Wort Gezeiten kommt bereits 1582 in hochdeutsch ge- 
schriebenen Büchern vor, während im Niederdeutschen Getide 
geschrieben wurde. Dies Wort ist eine regelrechte Ableitung von 
„Zeit". „Die Vorsilbe ^e 1 ist (so schreibt Herr Breusing dem 
Verfasser) von besonderer Bedeutung, da durch sie das Kollektive, 
das sich Wiederholende ausgedrückt wird. So haben wir Gebirge 
von Berg, Gebüsch von Busch, Gewölk aus Wolke, so bedeutet 
Gebrüll ein wiederholtes Brüllen und Gezeit eine sich wieder- 
holende Zeit." Dementsprechend wird in dem ältesten nieder- 
deutschen Buche über Steuermannskunst mit dem halb hoch- 
deutschen Titel: Beschriving van der Kunst der Seefahrt von 
P. V. D. H. (Peter von der Horst) Lübeck 1673, 4°, das Wort 
sowohl in der Einzahl „dat Getide" im Sinne von „die Gezeiten- 
erscheinung" als auch in der Mehrzahl gebraucht. Seit dem 
vorigen Jahrhundert ist es gebräuchlicher, Gezeit in der Einzahl 
weiblich zu nehmen. Das gut hochdeutsche Wort heutzutage in 
der wissenschaftlichen Sprache zu gunsten des der charakteri- 
stischen Vorsilbe beraubten plattdeutschen „Tide", welches im 



') Aus dem Nachlaß von Prof. Dr. K. Zöppritz. Meine 
eigenen Zusätze sind in den [eckig eingeklammerten] Anmerkungen 
enthalten. Vgl. die Vorrede. 0. Kr. 



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Uebersicht. 



155 



Munde der Kordseeanwohner heute schon weiter in „Tie" ab- 
geschliffen ist, aufzugeben, liegt nicht die geringste Veranlassung 
vor, obechon der Versuch zu allgemeinerer Einführung von „Tiden" 
im Gegensatz zur Kaiserlichen Admiralität von mehreren neueren 
Autoren gemacht worden ist und Verfasser sich leider selbst schuldig 
bekennen muß, früher in Unkenntnis der Geschichte des Worts, 
diese Einführung vertreten zu haben (Göttinger gel. Anz. 1879, 
S. 1458, wogegen %u vergleichen die entscheidenden historischen 
Notizen von Breusing im Jahrbuch d. Vereins f. niederdeutsche 
Sprachforschung Bd. V (1879), 8. 19). 

Ein Beobachter, der aus dem Binnenlande zum ersten- 
mal bei tiefstem Ebbestand an einen der Nordseehäfen, 
z. B. an der Kanalktiste, kommt, sieht vom Bollwerk aus 
in unbegreiflicher Tiefe unter sich den Wasserspiegel, 
und erhält den Eindruck, als wäre das Hafenbecken künst- 
lich entleert worden. In diesem Zustand verbleibt das 
Wasser noch ungefähr eine Stunde, ehe ein Wieder- 
ansteigen merklich wird; dies beginnt erst äußerst lang- 
sam und ist im allgemeinen noch im Anfang der zweiten 
Stunde nur schwach. Die Geschwindigkeit des Steigens 
nimmt aber allmählich zu und erreicht nach 3 Stunden 
ihren größten Wert, während der Meeresspiegel seinen 
mittleren Stand erlangt. Dieser Stand wird aber rasch 
überschritten, das Wasser steigt in der nächsten Stunde 
mit nur wenig abnehmender Geschwindigkeit und erst in 
der 5. und 6. Stunde geht die Erhöhung seines Spiegels 
in merklich immer mehr abnehmendem Tempo vor sich, 
bis das Hafenbecken sich gefüllt und das Wasser an den 
Bollwerken seinen höchsten Stand erlangt hat, den es 
ebenso langsam wieder verläßt, wie es ihn erreicht hat, 
um aber mit der Zeit immer rascher zu fallen, den Mittel- 
stand nach 9 Stunden mit größter Geschwindigkeit wieder 
zu passieren und mit abnehmender Schnelle dem tiefsten 
Ebbestand entgegenzugehen, der nach etwas weniger als 
12 Stunden wieder erreicht wird. 

Eine wenigstens 14 Tage lang wiederholte Beobach- 
tung der Erscheinung läßt aber bald erkennen, daß bei 
aller Regelmäßigkeit im allgemeinen die Erscheinung doch 
Abweichungen sowohl in der Zeit des Eintretens der ex- 
tremen Stände, als auch namentlich in der Höhe derselben 
erkennen läßt. Namentlich zeigt sich, daß alle 14 Tage 



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150 



Gezeiten 



die Amplitude der Gezeiten, d. h. die absolute Höhen- 
differenz zwischen höchstem und tiefstem Stand ein Maxi- 
mum und 8 Tage vor und nach jedem solchen ein Mini- 
mum besitzt. Erster e Zeit nennt man Springzeit, letztere 
taube Gezeit. 

„Man unterscheidet Springzeit und taube Gezeit in ähnlichem 
Sinne, wie man leere, taube Schoten von denen unterscheidet, die 
aufspringen, wenn sie voll und reif sind" (Breusing a. a. 0.). Im 
Französischen sagt man vives-eaux und mortes-eaux, im Englischen 
spring tide und nwxp tide. Letzterer Ausdruck, worin neap niedrig 
heißt, aber nicht das Geringste mit dem deutschen nippen zu 
thun hat, ist in der Form Nippflut in die deutsche Schriftsprache 
geraten wird aber an der deutschen Küste nirgends verstanden 
und ist daher auszumerzen. 

Die Dauer eines Gezeitenwechsels, d. h. die zwischen 
einem tiefsten Stand und dem nächsten verstreichende 
Zeit ist nicht genau 6 Stunden, sondern das Eintreffen 
verspätet sich von einem Tag zum anderen um etwa 
40 Minuten und dieser Umstand ebenso wie die 14tägige 
Periode der Springfluten deutet sofort auf den Zusammen- 
hang mit der Bewegung des Mondes. Die Dauer eines 
Gezeitenwechsels entspricht fast genau einem halben Mond- 
tag, d. h. der Zeit zwischen oberer und unterer Kulmi- 
nation des Mondes, ebenso wie die Zeit zwischen zwei 
Springfluten der halben Umlaufszeit des Mondes um die 
Erde entspricht. Für einen bestimmten Ort tritt also 
Hochwasser immer bei einer bestimmten Stellung des 
Mondes ein. Wenn z. B. heute der höchste Wasserstand 
erreicht wird, wenn der Mond im WSW steht, so tritt am 
nächsten Tage, wenn der Mond wieder im WSW steht, 
abermals höchster Wasserstand ein. Diese Wahrnehmung, 
dalä die Zeit des Hochwassers mit dem Stand des Mondes 
in enger Beziehung steht, hat schon frühzeitig dahin ge- 
führt, für die wichtigeren Häfen die Hafenzeit (franz. 
etabUssement, engl, establislmient), d. h. diejenige Zeit an- 
zugeben, um welche bei Vollmond oder Neumond das 
Hochwasser dem Meridiandurchgang des Mondes folgt 



*) [Leider auch in den Publikationen der Kaiserlichen Ad- 
miralität ausschließlich in Gebrauch]. 



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Uebersieht. 



157 



Die Auswahl gerade dieser Mondsphasen beruht auf der 
weiteren Beobachtungsthatsache, datä die höchsten Fluten, 
die Springzeiten dem Vollmond und Neumond bald nach- 
folgen, also kurz nach der Zeit eintreffen, wo Mond und 
Sonne gleichzeitig den Meridian passieren. Da die Uhr- 
zeit vom Durchgang der Sonne durch den Meridian aus 
gezählt wird, so gibt die Hafenzeit auch an, um wieviel 
Uhr bei Springzeit der höchste Wasserstand eintritt. 

Da nun, wie schon bemerkt, die Flut immer der 
Mondkulmination annäherrfd um dasselbe Zeitintervall 
nachfolgt, so braucht man nur, um für einen beliebigen 
Tag die Hochwasserzeit zu finden, aus den astronomischen 
Ephemeriden die Zeit der Mondkulmination zu entnehmen 
und die Hafenzeit zuzufügen. Das nächste Hochwasser 
folgt dann etwa 12 b 20 m später, so daß täglich zweimal 
Flut und zweimal Ebbe eintritt. Hiervon kommt nur dann 
eine Ausnahme vor, wenn das Hochwasser auf 12 b oder 
weniger als 2Ö m vorher oder nachher fällt, weil in diesem 
Falle das vorhergehende Hochwasser noch in der letzten 
Stunde des vorhergehenden Tages stattgefunden hat, das 
folgende %chon auf die erste Stunde des nächsten Tages 
fällt. 

Genauere Verfolgung der zeitlichen Verhältnisse der 
Erscheinung lehrt aber bald, da Li die Zeitdifferenz zwischen 
dem Meridiandurchgang des Mondes und dem Hochwasser 
nicht immer streng dieselbe ist, sondern dafc sie sich mit 
dem Alter des Mondes etwas verändert. An den Tagen 
nach den 4 Hauptphasen ist sie dieselbe, aber von Neu- 
mond bis erstes Viertel und von Vollmond bis letztes 
Viertel trifft das Hochwasser etwas früher, in den beiden 
anderen Quadranten des Mondumlaufs etwas später ein, 
als es bei unveränderlichem Zeitintervall der Fall sein 
würde. 

Soweit ungefähr war die Erscheinungsform der Gezeiten 
schon bekannt, ehe der erste Versuch zu einer mechanischen Er- 
klärung gelang. Schon den alten Griechen war, obwohl die Ge- 
zeiten im Mittel raeer für unmittelbare Beobachtung zu klein sind, 
die Existenz derselben in anderen Meeren wohl bekannt, wie man 
aus dem Wortlaut ihrer frühesten Erwähnung bei Herodot (Buch II, 
Kap. 11) schließen muß, der von dem Golf von Suez kurz be- 



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158 



Gezeiten. 



merkt, er zeige taglich Ebbe und Flut, und offenbar voraussetzt, 
daß diese Erscheinung seinen Lesern etwas Bekanntes sei. Auch 
die halbmonatliche Periode und der Einklang mit der Mond- 
bewegung war schon sehr früh bemerkt worden, denn Strabo 
(Buch III, Kap. 5, p. 173 Cas.) zitiert bei seiner Beschreibung 
der atlantischen Küste Iberiens eine längere Darlegung des Posi- 
donius (gest. 51 v. Chr.) über die Gezeiten, welche dies beweist 1 ), 
und auch Cäsar {Beil. Galt. Buch 4, 29) kennt die Springlluten 
und ihre Beziehung zum Mondsalter, während Plinius (Hüft. not. 
Buch II, Kap. 97 — 99) sogar schon Mond und Sonne als Ursache 
der Erscheinung nennt 3 ). Die Angelsachsen hatten an ihren Insel- 
küsten vielfältige Gelegenheit, die Gezeiten zu beobachten und man 
trifft deshalb schon um das Jahr 700 bei Beda {De ratiorte tem- 
porum Kap. 27) nicht nur die Vorstellung, daß der Mond die 
Fluten hervorrufe, sondern auch die Kenntnis der Anomalien im 
zeitlichen Eintreffen an einem und demselben Orte, der Ver- 
schiedenheit der Hafenzeit verschiedener Orte, z. B. der Ost- und 
Westküste von England , des Fortschreitens der Flutwelle vou 
Korden nach Süden längs der englischen Ostküste und des stören- 
den Einflusses des Windes. Im 16. Jahrhundert beginnen sodann 
die Erklärungsversuche und haben, obwohl lange erfolglos, doch 
wahrscheinlich viel dazu beigetragen, daß die empirischen Gesetze 
der Erscheinung genauer erforscht wurden und schon 1682 durch 
Flamsteed eine korrekte Gezeitentafel für die wahre Zeit des Hoch- 
wassers bei London Bridge auf jeden Tag des Jahres 1683 in den 
Philosophiral Transaction* (Vol. XIII, p. 10) veröffentlicht werden 
konnte. Vier Jahre später erschienen Newtons Principia mathe- 
matica philosophiae naturalis, worin der große Denker zum ersten- 



') [Posidonius selbst verdankte seine Kenntnis wiederum den 
Bewohnern von Gades, vgl. Strabo a. a. 0.]. 

2 ) [„Ebbe und Flut sind wie überall im Mittelmeer, so auch 
im ägäischen sehr schwach und an den steilen Ufern um so 
schwerer zu bemerken, als ihre an sich geringe Wirkung durch 
den Einfluß der Winde oft ganz verwischt wird. Herodot spricht 
von Ebbe und Flut im Malischen Meerbusen: hier konnte sie am 
ehesten bemerkt werden . da der Busen seicht ist und die Küste 
an der Mündung des Spercheios flach einschießt, so daß auch 
schon eine Niveauveränderung von */• Dis V* na einen ziemlich 
breiten Strandstreifen bloßlegt oder überschwemmt. Er erwähnt 
lerner Ebbe und Flut bei Potidaea unter ziemlich analogen Ver- 
hältnissen (Her. VII, 198, VIII, 129)." Partsch-Neumann, Phys. 
Geogr. Griechenlands, S. 149 f. — Partsch hat auch die Gezeiten- 
erscheinungen in den flachen Syrten nach alten Autoren be- 
schrieben (Pet. Mitteil. 1883, 205). — Am vollständigsten be- 
handelt die betreffenden Kenntnisse der Alten: Th. H. Martin, 
Kodons des Anciens sur les Marpes et les Euripes, Caen 1866 (Mem. 
Acad. imp. des Sc. de Caen)]. 



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Uebersicht. 



159 



mal den ursächlichen Zusammenhang zwischen den Gezeiten und 
der Bewegung von Sonne und Mond aufdeckte. Die Kenntnis der 
zeitlichen Verschiedenheiten und lokalen Besonderheiten der Ge- 
zeiten ist aber in den beiden letzten Jahrhunderten noch erheb- 
lich angewachsen. 

Was die Flutgröße betrifft, so machen sich außer 
der halbmonatlichen Ungleichheit noch andere Abweichun- 
gen geltend, die nur bei genauerer Beobachtung erkenn- 
bar werden. Namentlich zeigt sich an vielen Orten, daß 
während eines halben Jahres die Vormittagsfluten höher 
sind als die Nachmittagsfluten, während im nächsten Halb- 
jahr das Umgekehrte stattfindet. An solchen Orten kann 
man also von einer täglichen und von einer jährlichen 
Ungleichheit sprechen. Auch im Charakter einer einzel- 
nen Gezeitenwelle geben sich gewisse Unregelmäßigkeiten 
kund. Die Flutdauer (d. h. die Zeit, während welcher 
das Wasser im Steigen begriffen ist) ist z. B. in einge- 
schlossenen Meeresteilen und Flüssen kleiner als die Ebbe- 
dauer, und zwar pflegt dieser Unterschied in Springfluten 
größer zu sein als bei tauben Fluten. Ueberhaupt zeigt 
sich der Charakter der Gezeiten in hohem Grade von der 
Begrenzung der Meeresteile abhängig, in denen er beob- 
achtet wird. An kleinen Inseln inmitten großer Meere 
werden immer nur geringe Flutgrößen gefunden, die 1 m 
selten erreichen. Es gibt ferner Lokalitäten, wo die halb- 
tägige Ungleichheit so zurücktritt, daß täglich nur eine 
Ebbe und eine Flut einzutreffen scheint. In abgeschlosse- 
nen kleinen Meeresbecken, wie z. B. das Mittelnieer, 
werden die Gezeiten fast unmerklich. In Buchten, Flüssen 
und engen Meeresstraßen werden die mannigfaltigsten und 
in der Regel auch die höchsten Gezeiten beobachtet. Hier 
kompliziert sich die Erscheinung jederzeit mit Strömungen, 
welche durch die lokalen Anstauungen der Flutwelle er- 
zeugt werden und die überhaupt fast an keiner Küste mit 
Gezeitenwechsel fehlen. In jedem kanalförmigen Meeres- 
teil erzeugt die Erhebung des Meeres an der Mündung 
eine den Kanal entlang sich fortpflanzende Welle und 
gleichzeitig eine Strömung, die oft noch lange fortdauert, 
nachdem schon die Ebbe begonnen hat. Während des 
Tiefstandes der Ebbe läuft dann die Strömung aus dem 



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1(50 Gezeiten. 

Kanal hinaus, welche Bewegung gleichfalls noch längere 
Zeit nach Beginn der Flut fortzudauern pflegt. Der 
Wasserstand kulminiert an jedem Punkte im Innern der 
Bucht bezw. des Kanals später als am Eingang, und zwar 
um so später, je weiter der Beobachtungspunkt von der 
Mündung entfernt liegt. Man kann deshalb von einer 
Flutwelle sprechen, die sich von der offenen See her in 
den Kanal hinein fortpflanzt und mit ihrem Gipfel nach 
und nach die verschiedenen Querschnitte des Kanals bis 
an sein Ende durchläuft. Die Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit, womit dies geschieht, ist nur von der Gestalt des 
Kanals, d. h. von seiner Tiefe, seiner Breite und den 
Unregelmäßigkeiten seiner Bildung abhängig. In allen 
Fällen ist sie viel größer als die Geschwindigkeit, womit 
etwa das Wasser infolge der Gefall sänderung einwärts 
strömen könnte. Denn die in die Themse eintretende 
Flutwelle durchläuft z. B. 40 km in der Stunde. Ver- 
gleicht man diese Geschwindigkeit mit derjenigen, welche 
der Fortpflanzung des Fluteintritts an glattverlaufenden 
Küsten zukommt, so zeigt sich, daß letztere immer größer 
ist als erstere, daß also der Eintritt in engere Kanäle 
eine Verzögerung der Wellenfortpflanzung im Gefolge hat. 

In langen Kanälen, wie z. B. Flußmündungen, be- 
obachtet man, daß die Zeitdauer von Niedrigwasser zu 
Hochwasser abnimmt, je weiter man aufwärts geht. So 
steigt z. B. die Gezeit bei Newnham am Severn inner- 
halb 1 l j% Stunden vom tiefsten bis zum höchsten Stand 
und sinkt 11 Stunden lang, bis sie wieder ihr Minimum 
erreicht hat. Bei so plötzlichem Ansteigen des Wassers 
rollt dasselbe über seichte Stellen und niedrige Uferbänke 
mauerartig in schäumender Brandung aufwärts und bietet 
die Erscheinung dar, die man Bore, in der Elbe und Weser 
das Rastern [?], im Französischen barre, mascaret, raz dr 
mark, im Amazonenstrom Pororoca nennt. Es gibt auch 
Flußgeschwelle 1 ), in deren oberen Teilen innerhalb 



*) Ich entlehne Herrn Breusing diesen treffenden Ausdruck 
für den Teil eines Flusses, worin die Gezeiten (aestus) merklich 
sind, also für Aestuarium in seiner ursprünglichen Bedeutung. 



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Ueberblick. 



101 



12 Stunden zwei, ja sogar drei Perioden steigenden und 
fallenden Wasserstandes sich unterscheiden lassen. Diese 
Erscheinung tritt ebenso wie die Bore bei Springzeiten 
deutlicher hervor als bei tauben Gezeiten und ist dann 
in der Elbe[?] bis 150 km, in der Weser [?] bis 70 km, 
im Amazonenstrom und seinen Nebenflüssen manchmal bis 
800 km von der Mündung bemerkbar. Wenn Baien oder 
Flußmündungen sich stark verengen, so steigt die Flut- 
gröLie bis zu gewaltigen Dimensionen. Berühmt ist in 
dieser Beziehung die 280 km lange Fundybai zwischen 
den Küsten von Neuschottland und Neubraunschweig, wo 
die am Eingang nur 27 m betragende Flutgröße im inner- 
sten Winkel der langen Bai im Geschweige des Codiac- 
flusses (Chepodybai) bis auf 21,3m steigt; nach Herschel 
(Outlines of Astronomy 1875, § 75b') soll in Annapolis 
sogar die Höhe von 3(3,5 m beobachtet sein. Auch an 
europäischen Küsten werden sehr bedeutende Flutgröüen 
beobachtet; die größte im Inneren des Bristolkanals, wo- 
selbst am 8. April 1879 am Clevedon-Pier der Wasser- 
stand 15,9 m über tiefster Ebbe betrug (vgl. Nature 
Vol. XIX, p. 303, 432, 458, 481, 507, 582). Berühmt 
durch ihre starken Flutgrößen von etwa lim ist auch 
die Bucht von St. Michel an der Nordküste der Bretagne. 
In langen und schmalen Meeresstraßen, wie z. B. der 
Kanal, befolgen die Gezeiten in der Mitte desselben die- 
selben Gesetze, wie an der Mündung von Flüssen und 
schmalen Baien. Sie steigen und fallen in ungefähr 
gleichen Zwischenräumen, und sind von Strömungen be- 
gleitet, die 3 Stunden vor und 3 Stunden nach Hoch- 
wasser in der einen, und in den folgenden 0 Stunden in 
entgegengesetzter Richtung laufen. An den Ufern und 
namentlich an der Mündung von Buchten und Strömen 
werden aber ganz besondere Erscheinungen beobachtet. 
Stat t da Li wie in Flüssen das Wasser beim Uebergang 
von Flut zu Ebbe kurze Zeit völlig zur Ruhe kommt, 
findet hier ein Wechsel der Stromrichtung statt, der in 
12 Stunden alle Kompaßstriche durchläuft. Stellt man 
sich so, daß man in der Richtung des Fortschreitens der 
Fhitwelle sieht, so laufen an der Küste zur Linken die 

Krümmel, Ozeanographie II. H 



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162 



Stromrichtungen im Sinne der Uhrzeiger herum, an der 
Küste rechts im umgekehrten Sinne. In der Nähe von 
Vorgebirgen, welche verschiedene Buchten voneinander 
trennen, entsteht meistens in gewissen Phasen der Gezeit 
ein sehr reißender Strom, den die Engländer Race nennen." 



II. Wasserstandsmessung. Pegrel'). 

,Die Erkenntnis der Gesetze des Gezeitenwechsels 
und ihre nähere Erforschung bedingt vor allem eine regel- 
mäßige Beobachtung und Aufzeichnung des jeweiligen 
Wasserstandes. Solche Beobachtungen sind schon seit 
Jahrhunderten gemacht worden, weil die Kenntnis der 
mit den Gezeiten wechselnden Wassertiefen für die ozea- 
nische Küstenschiffahrt ein Gegenstand von der aller- 
größten Wichtigkeit war. Die Einrichtungen zum Messen 
des Wasserstands nennt man Pegel (pegeln, peilen heißt 
ursprünglich nichts als messen). In seiner einfachsten, 
auch jetzt noch sehr allgemein üblichen Gestalt ist der 
Pegel nur ein vertikal fest aufgestellter Maßstab, dessen 
unteres Ende so tidf unter Wasser liegen soll, daß es 
selbst bei tiefstem Stand desselben bedeckt bleibt. Die 
von einem beliebigen, meist am unteren Ende gelegenen 
Nullpunkt aus zu zählende Teilung muß so kräftig aus- 
geführt sein, daß sie aus einiger Entfernung deutlich ab- 
lesbar ist. Eine sichere Ablesung an einem solchen ein- 
fachen Pegel setzt voraus, daß derselbe an einem Punkte 
aufgestellt ist, welcher der Wellenbewegung des offenen 
Meeres ganz entzogen ist, aber frei mit ihm kommuni- 
ziert, also enge Hafenbecken, Docks oder besonders her- 
gestellte Schächte. Die Sicherheit der Ablesung hängt 
wesentlich von dem Grade ab, in dem die Bedingung des 
Auschlusses von der Wellenbewegung erfüllt ist. Da diese 
Bewegung mit der Tiefe rasch abnimmt, so genügt es 
nach Airy, wenn ein Schacht oder Rohr, in dem der 
Wasserstand gemessen werden soll, in etwa 3 m Tiefe 



l ) Von Prof. D. Zöppritz; s S. 154, Anm. und die Vorrede. 



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Selbsttätige Pegel. 



163 



unter tiefstem Ebbestand mit dem Meere kommuniziert, 
um darin einen von den unregelmäßigen Schwankungen 
unabhängigen Wasserspiegel zu erhalten. Einen Schacht 
oder ein Rohr wird man fast immer anwenden müssen, 
wenn die Gezeitenhöhe an exponierten Punkten der Küste 
gemessen werden soll. Zur bequemeren Ablesung wird 
dann ein Schwimmer auf die Wasseroberfläche gelegt, 
der einen Stiel trägt, oder besser an einer senkrecht auf- 
wärts, dann über eine Rolle geführten und durch ein 
kleines Gewicht gespannten Kette hängt. Es wird dann 
die Größe der Auf- und Abbewegung des Schwimmers 
entweder auf einem an der Kette (bezw. dem Stiel) an- 
gebrachten Maßstab, der sich an einem festen Zeiger 
vorbeibewegt, oder mittels eines fest aufgestellten Maß- 
stabs, an dem sich ein mit der Kette verbundener Zeiger 
auf und ab bewegt, abgelesen. Das von der Britischen 
Naturforscherversammlung eingesetzte Komitee zur Ver- 
vollkommnung der Gezeitenbeobachtung und -Berechnung 
empfiehlt als besonders einfach und genau die Messung 
des Wasserstandes in einem senkrechten Rohr von G bis 
8 cm Durchmesser mittels eines langsam von oben ein- 
gesenkten Maßstabs, der den Augenblick der Berührung 
mit der Wasseroberfläche durch den Schluß des elektri- 
schen Stroms eines einzigen galvanischen Elements an- 
zeigt, wobei das metallene Rohr und der metallene Maß- 
stab Zu- und Ableitung bilden. 

Die Vervollkommnung der flutanzeigenden Instru- 
mente ist in dem Maße fortgeschritten, wie die Anforde- 
rungen, die man an sie stellte. Noch bis vor etwa einem 
Jahrhundert wurde fast ausschließlich der Hochwasserstand, 
d. h. Zeit und Höhe der Flutkulmination beobachtet, weil 
für die Zwecke der Schiffahrt die Kenntnis dieser Phase 
besonders wichtig war. Seichte Hafeneingänge, Barren 
u. s. w. konnten eben nur zur Flutzeit, manche nur bei 
Springflut passiert werden. Man mußte also möglichst 
genau wissen, wann diese günstigen Umstände eintrafen. 
Bei Ebbestand ruhte diese Art der Schiffahrt. Erst als 
die Theorie der Gezeiten mehr Fortschritte machte, er- 
kannte man die Notwendigkeit, zunächst auch die Tief- 



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1Ö4 



Wassers tandsmessung. 



stände, dann aber überhaupt die Wasserstande in kürzeren 
Zeitintervallen zu bestimmen. Am vollkommensten ent- 
sprechen dieser Forderung die selbstregistrierenden 
Pegel oder Flutautographen, welche den Wasserstand 
in der Regel ununterbrochen als Kurve aufzeichnen. Der 
Grundgedanke ihrer Einrichtung ist folgender. Wenn 
man an dem Stiel (bezw. der Kette) eines Schwimmers • 
einen Schreibstift oder Pinsel horizontal befestigt und eine 
zu diesem senkrecht stehende Papierfläche langsam in 
horizontalem Sinne vorüber bewegt, so zeichnet der Stift 
eine Kurve auf die Schreibfläche, welche bei steigendem 
Wasser ansteigt, bei sinkendem absteigt, die Flut also 
als Berg, die Ebbe als Thal wiedergibt. Bei den großen 
Amplituden, innerhalb deren an vielen Orten der W r asser- 
stand schwankt, würden unhandliche Papierflächen nötig 
sein, um diesen Gedanken ganz genau zur Ausführung 
zu bringen. Man verkleinert deshalb durch ein Hebel- 
oder Rollenwerk die aufgezeichnete Figur so weit, daß sie 
auf einem handlichen Blatt Platz findet, das entweder 
auf einer ebenen Tafel, häufiger auf dem Mantel eines 
senkrecht stehenden, sich langsam drehenden Cylinders 
aufgespannt wird. Die Uebertragung von dem Schwimmer 
auf den Zeichenstift ist so eingerichtet, daß die Ordinate» 
der aufgezeichneten Kurve proportional der entsprechen- 
den Hebung oder Senkung des Schwimmers sind, während 
die Abscissen direkt die Zeit darstellen. Durch Messung 
mit dem Zirkel kann man für jede durch die Abscisse 
dargestellte Zeit den zugehörigen Wasserstand über einem 
ein für allemal angenommenen Nullpunkte erhalten, indem 
man die abgegriffene Länge mit dem Reduktionsfaktor 
multipliziert, der angibt, wie viel mal die Wasserhöhen 
größer sind als die Kurvenordinaten. Dieser Faktor ist 
eine jedem Instrument eigentümliche Größe, die entweder 
durch Messung der Hebelarme bei dem Uebertragungs- 
mechanismus, oder aber sicherer durch eine Reihe von 
Vergleichungen gemessener Kurvenkoordinaten mit direk- 
ten sorgfältigen Wasserhöhenmessungen bestimmt werden. 

Der erste Flutautograph, englisch: selfregistering tide gauge, 
französisch: maregraphe. wurde von II. R. Palmer 1831 in Sheerness 



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Flutkurven 



105 



aufgestellt und in den Phil. Transactions for 1831. p. 209 beschrieben. 
Ihm folgte der etwas verschieden konstruierte, von Bunt bei Bristol 
aufgestellte, dessen Beschreibung sich in den Phil Trans. 1838, 
p. 249 findet. An den deutschen Küsten sind nunmehr auch einige 
solche Apparate aufgestellt *), so z. B. in Swinemünde (s. Seibt, 
das Mittelwasser der Ostsee, Publikation d. k. preuß. geodät. In- 
stituts, S. 3) und ein neuerer von Reitz in Hamburg verfertigter 
auf der Insel Sylt, dessen Einrichtung aus der Beschreibung in 
Biedermann, Bericht über die Ausstellung wissenschaftlicher Ap- 
parate zu London 1876, S. 68 zu ersehen ist 2 ). 

Der Anblick der Aufzeichnungen eines Flutauto- 
graphen führt besser als alle Beschreibung in Worten 
die Unregelmäßigkeiten der Gezeiten vor Augen, von 
denen zuvor die Rede war. Statt einer einfach in gleichen 
und symmetrischen Wellen auf- und absteigenden Linie 
sieht man eine mehr oder weniger unregelmäßig verzerrte 
Wellenlinie mit lauter unter sich verschiedenen Wellenr 
bergen und Thälern. 

Um hier wenigstens ein Beispiel von normalen Flut- 
kurven zu geben, folgen solche von Cuxhaven und von 
Helgoland (letztere punktiert), und zwar je für einen 
Tag, den 19. August, wo der Mond gerade aus der 
Quadratur herausgetreten ist, und einen Vollmondtag, den 
26. August 1866. Am ersten von beiden Tagen war fast 
taube Gezeit, am anderen fast Springzeit. Diese Kurven 
sind zwar nicht an einem Flutautographen aufgezeichnet, 
aber durch viertelstündige und um die Kulminationszeit 
fQnfminutliche Ablesungen erhalten worden. Sie sind von 
H. Lentz, dessen Werk (Flut und Ebbe, Hamburg 1879, 
S. 48 und Fig. 15) die Figur entnommen ist, so aus- 
gewählt, daß sie, weil an windstillen Tagen beobachtet, 
von dem Einflüsse des Windstaus unabhängig sind und das 
Gezeitenphänomen möglichst rein zum Ausdruck bringen. 



J ) [Nach Kapt. P. Hoffmann (Ann. der Hydr. 1883, 263) an 
folgenden Punkten der Ostsee: 1) Kiel, Kais. Werft bei Ellerbeck, 
seit Dez. 1882; 2) Marienleuchte auf Fehmarn, 3) Arkona auf 
Rügen ; diese beiden seit 1881 ; 3) Swinemünde, seit 1870]. 

*) [Vergl. auch Zeitschrift für Instrumentenkunde V, 1886, 
S. 165, und recht ausführlich und klar in Ann. d. Hydr. 1886, 
S. 465 mit Abb.]. 



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166 



Theorie der Gezeiten. 



Eine Analyse und Diskussion solcher Flutkurven ist 
mit Nutzen aber erst dann in Angriff zu nehmen, wenn 

Fig. 24. 




8 9 10 IL O h pin 1 'l i 4 S C 7 K 



KsjLßntdb für die Höhnt: * .,, ** , . .«^H? - — 1 I — — ? 

die Ursachen der Gezeiten vom theoretischen Standpunkte 
aus besprochen sind. 1 



III- Theorie der Gezeiten 1 )« 

,Der zeitliche Parallelismus zwischen den Gezeiten 
und den Bewegungen von Sonne und Mond war, wie 
oben S. 157 schon flüchtig angedeutet, bereits den griechi- 
schen Geographen bekannt. Das Verständnis des phy- 
sischen Zusammenhangs hat aber erst Newton erschlossen, 
indem er die Erscheinung als eine notwendige Folge der 
von ihm entdeckten allgemeinen Gravitation erklärte. In 



») Von Prof. Dr. K. Zöppritz bis S. 174. 



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Newtons Gleichgewichtstheorie. 



167 



seinem berühmten Werke Principia mathematica philo- 
sophiae naturalis hat er (Buch III, prop. 36 und 37) den 
Unterschied der Wirkungen von Mond und Sonne auf 
die zugewandte und abgewandte Seite der Erde betrachtet 
und daraus gefolgert, daß der Ozean auf jeder von beiden 
Seiten eine Anschwellung erfahren müsse, welche bei jeder 
Umdrehung der Erde jedem an der Meeresküste stehen- 
den Beobachter zweimal bemerkbar werden müssen. New- 
ton hat also nur die Natur der Kräfte kennen gelehrt, 
welche die Erscheinung bewirken. Auf seine theoreti- 
schen Andeutungen hin ist 50 Jahre später infolge einer 
von der Pariser Akademie gestellten Preisaufgabe die 
sogenannte Gleichgewichtstheorie der Gezeiten von Euler, 
Maclaurin und Daniel Bernoulli ausgearbeitet worden 
(Pikees qui ont r empört i le prix de Vacad. 1740). Unter 
diesen Arbeiten zeichnet sich die Bernoullis durch Voll- 
ständigkeit und praktische Brauchbarkeit aus, indem sie 
bereits theoretisch berechnete Tafeln für das Eintreffen 
der Gezeiten während einer ganzen Lunation, d. h. eines 
Mondumlaufes enthält. 

1. Elementare Ableitung der Gleichgewichtstheorie. 

Die Wirkungsweise der Anziehung von Sonne und 
Mond auf die flüssige Umhüllung der Erde läßt sich in 
ganz elementarer Weise überschauen. Zunächst denke 
man sich den Mond nicht vorhanden. Die Bewegung der 
Erde um die Sonne kann als ein durch die Anziehung 
der letzteren verursachtes Fallen gegen sie angesehen 
werden, das sich mit der Bewegung in tangentialer Rich- 
tung kombiniert, um die wirkliche krummlinige Bahn zu- 
stande zu bringen. Ist S die Sonne, E die Erde, so 
würde sich, wenn die Anziehung der ersteren auf diese 
nicht vorhanden wäre, die Erde in der Richtung der 
Tangente geradlinig weiterbewegen und in 1 Minute 
z. B. bis T gelangen. Durch das Vorhandensein der 
Anziehung fällt sie aber in derselben Zeit um ein Stück TEf 
gegen die Sonne und befindet sich deshalb am Ende der 
Minute nicht in T, sondern in E' auf ihrer elliptischen 



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1(38 



Theorie der Gezeiten. 



Bahn. Hierbei ist stillschweigend vorausgesetzt, data die 
Erde wie ein schwerer Punkt betrachtet werden könne. 
In Wirklichkeit besteht aber die Erde aus einem Aggre- 
gat von Massepunkten, auf deren jeden die Anziehung der 
Sonne wirkt, die also sämtlich nach der Sonne hin fallen. 



Fig. 25. 




Die Anziehung der Sonne auf jeden Punkt ist aber uni- 
gekehrt proportional dem Quadrat der Entfernung, sie 
wirkt folglich auf die der Sonne zugekehrte Seite der 
Erde etwas stärker als auf die abgewandte und, da ein 
Teil der die Erdoberfläche zusammensetzenden Massen 
flüssig, also leichtbeweglich ist, werden die Flüssigkeits- 
teile auf der zugewandten Seite etwas rascher gegen die 
Sonne fallen als der Erdmittelpunkt, die abgewandten 
etwas langsamer. Innerhalb der Minute, in welcher der 
Erdmittelpunkt den Weg TE 1 zurücklegte, machen des- 
halb die zugewandten Teilchen einen etwas längeren, die 
abgewandten einen etwas kürzeren Weg als TE*. Die 
flüssige Umhüllung der Erde wird deshalb in der Rich- 
tung auf die Sonne zu etwas auseinander gedehnt. Nimmt 
man zunächst zur Vereinfachung an, dato die ganze Erde 
von Flüssigkeit bedeckt sei, so würde dieser Ozean eine 
ellipsoidische Gestalt annehmen, weil sämtliche Teilchen, 
deren Entfernung von der Sonne größer als die des ihr 
nächsten und kleiner als die des fernsten sind, in stetig 
abnehmendem Grade an dieser Verschiebung teilnehmen 
und nur diejenigen Teilchen unaffiziert bleiben, die von 
der Sonne ebensoweit entfernt sind wie der Erdmittel- 



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Gleichgewichtstheorie. 



169 



punkt, also auf einem Kreise liegen, dessen Ebene senk- 
recht zur Richtung nach der Sonne durch den Erdmittel- 
punkt gelegt ist. Dieser Kreis erscheint in der Fig. 26 
als gerade Linie AB. Sein Durchmesser bildet die kleine 
Achse des gestreckten Rotationsellipsoides , in welches 
die flüssige Erdumhüllung übergeht. Da die Erde sich 



Fig. 26. 

A 




im Laufe von 24 Stunden einmal um ihre Achse PI* 
dreht, die Flutprotuberanzen bei Z und N immer auf die 
Sonne hin gerichtet bleiben, so bewegt sich jeder Ober- 
flächenpunkt des festen Erdkerns im Laufe eines Tages 
einmal unter der vorderen und 12 Stunden später unter 
der hinteren Protuberanz durch, hat also zweimal Hoch- 
wasser, in den Zwischenzeiten aber passiert er zweimal 
den Kreis niedrigsten Wasserstandes. Er hat also täg- 
lich zweimaligen Ebbe- und Flutwechsel. 

Was hier für die Sonne gezeigt wurde, läßt sich auf 
den Mond übertragen. Freilich scheint es zunächst, als 
ob der Umstand, dato der Mond um die Erde läuft und 
nicht umgekehrt, einen Unterschied mache. Mein es ist 
zu bedenken, dato von zwei freien, sich anziehenden Körpern 
streng genommen keiner in Ruhe bleibt, während der 
andere ihn umkreist. In der That bewegen sich beide 
um ihren gemeinsamen Schwerpunkt, der allerdings wegen 
der Kleinheit der Mondmasse im Vergleich zur Erdmasse 
noch in den Erdkörper hineinfällt, so da Li die Bahn des 



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170 



Theorie der Gezeiten. 



Erdmittelpunktes um ihn eine sehr enge wird *). Aber 
bezüglich der Bewegung der Erde um diesen Schwer- 
punkt läßt sich dasselbe wiederholen, was oben für die 
Bewegung der Erde um die Sonne gesagt wurde. Die 
dem Mond zugewandten flüssigen Bestandteile der Erd- 
oberfläche fallen rascher in der Richtung nach dem Mond, 
als der Erdmittelpunkt, die abgewandten Teile langsamer. 
Daher entsteht auch in der Richtung auf den Mond zu 
ein gestrecktes Flutellipsoid. 

Dieses Flutellipsoid und das von der Sonne erzeugte 
weichen beide nur ungemein wenig von der Kugelform 
ab, wie sogleich bewiesen werden soll. Das Wasser 
steigt und fällt daher vermöge der Wirkung jedes von 
beiden Himmelskörpern nur um sehr geringe Größen 
gegen denjenigen Stand, den es haben würde, wenn Sonne 
und Mond nicht vorhanden wären. Da aber Sonne und 
Mond ihren Umlauf um die Erde in verschiedener Zeit 
ausführen, also auch zu verschiedenen Zeitpunkten übef 
anderen Punkten der Erdoberfläche senkrecht stehen, so 
würden auch die beiden Flutellipsoide zu verschiedenen 
Zeiten, jedes für sich, in verschiedener Lage sich be- 
finden. Jeder Punkt der Meeresoberfläche ist in jedem 
Augenblick von zwei Impulsen ergriffen, einem von der 
Sonne und einem vom Mond ausgehenden. Jeder für sich 
würde ihn in ein bestimmtes Ellipsoid bringen. Durch 
das Zusammenwirken beider wird aber weder das eine 
noch das andere Ellipsoid zustande kommen, sondern ein 
neues Ellipsoid, das jeden Augenblick seine Form ändert. 
Da an jedem Punkte beide Impulse in derselben Rich- 
tung, nämlich derjenigen des Erdradius wirken, so ist 
der resultierende Impuls die algebraische Summe der beiden 
zusammenwirkenden und man erhält für eiuen bestimmten 
Ort und Augenblick die wirkliche Wasserhöhe dadurch, 
daß man die Höhe, die bei dem alleinigen Vorhandensein 
des Mondflutellipsoids stattfinden würde, zu derjenigen 



') [Diese Auffassung hat Professor W. Ritter in seinem Vor- 
trage JFlut und Ebbe' (Basel 1884) spezieller durchgeführt und 
durch eine instruktive Zeichnung verdeutlicht (a. a. S. 8).] 



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Gleichgewichtstheorie. 



171 



addiert, die beim alleinigen Vorhandensein des Sonnen - 
ellipsoids eintreten würde. Da die gegenseitige Stellung 
von Sonne und Mond sich nur langsam ändert, so ändert 
auch das resultierende Ellipsoid seine Form nur sehr lang- 
sam. Unter seinen Formen gibt es zwei extreme. Die 
eine findet statt, wenn Sonne, Mond und Erde in einer 
geraden Linie stehen, wie es bei Vollmond und Neumond 
wenigstens annähernd der Fall ist. Dann liegen nämlich 
die großen Achsen beider Ellipsoide in derselben geraden 
Linie und die Flutprotuberanzen fallen aufeinander, ad- 
dieren sich also in der günstigsten Lage und geben die 
bedeutendsten Fluthöhen, die möglich sind, die Spring- 
fluten. Diese Stellung der Gestirne nennt man die der 
Syzygien. Der zweite extreme Fall findet in der Stel- 
lung der Quadraturen statt, wo die vom Erdmittel- 
punkt nach Sonne und Mond gezogenen Linien einen 
rechten Winkel einschließen, der Mond also im ersten 
oder letzten Viertel steht. Da kreuzen sich die Achsen 
der beiden Flutellipsoide rechtwinklig, die Flutprotu- 
beranzen des Mondellipsoides fallen in diejenige Kreis- 
peripherie, auf welcher das Sonnenellipsoid niedersten 
Wasserstand hat, und umgekehrt. Es subtrahieren sich 
also die bezüglichen Wasserhöhen voneinander (indem 
die Tiefen unter Mittelstand als negative Summanden auf- 
treten), und das Resultat sind äußerst geringe Fluthöhen, 
die tauben Fluten. 

Bevor indessen der Verlauf der Erscheinung in den 
Zwischenlagen zwischen diesen beiden Extremen verfolgt 
werden kann, ist es nötig, die Zahlen Verhältnisse der 
theoretischen Flutgrößen wenigstens annäherungsweise 
kennen zu lernen. 

Wenn man die Erdmasse = 1 und die Mondmasse 

= m setzt, so ist sehr angenähert m = Die Anziehung 

Di 

de« Mondes im Erdmittelpunkt ist proportional ^ , wenn 

E die Entfernung zwischen den Mittelpunkten beider Ge- 
stirne ist. An dem Punkte hingegen, wo die Verbindungs- 
linie derselben die Erdoberfläche schneidet, ist die An- 



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1 72 Theorie der Gezeiten. 

ziehung des Mondes etwas größer, weil dieser Punkt dem 
Monde um die Länge r des Erdradius näher liegt. Sie 

ist ausgedrückt durch ^ ^ r Die Differenz beider An- 
ziehungen ist es, welche die Wasserteilchen auf dem letz- 
teren Punkte von dem Erdmittelpunkt abzieht und die 
Flutprotuberanz erzeugt. Diese Differenz ist: 

m m m f 1 





Das Verhältnis r : E des Erdradius zur Entfernung des 
Mondes ist ungefähr = 1 : 60. Es ist also nur ein kleiner 
Bruch, der in dem Nenner in obigem Ausdruck von der 
Einheit abzuziehen ist. Dividiert man mit diesem Nenner 
in die Einheit, so erhält man die fluterzeugende Kraft 

m / 2r \ 

wobei die weiteren bei der Division sich ergebenden 
Glieder, die nur zweite oder höhere Potenzen des kleinen 
v 

Bruchs enthalten, vernachlässigt sind, weil sie unmerk- 
lich sind. Es bleibt also nur als Ausdruck der Kraft, 
die ein Wasserteilchen der Oberfläche zu heben strebt: 

2mr 
~W' 

Die Kraft, womit die Erde ein Teilchen ihrer Oberfläche 

anzieht, ist aber = - und die vorhergehende ist nur 

ein kleiner Bruchteil a von dieser, nämlich: 

2mr 1 2mr* 

a ~ l^T* - 

Dam genauer = £ = 7^3' S ° wird * ^ 85^000' 

Die fluterzeugende Kraft des Mondes ist also nur ein 
Achteinhalbmillionstel der Schwerkraft. 



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Gleichgewichtstheorie. 173 

Wenn der Radius der nicht durch die Mondanziehung 
gestörten Wasseroberfläche an der betrachteten Stelle = r, 
die Anziehung der Erde auf diesen Punkt ihrer Ober- 
fläche daher -•-=■ ist. so kann, nachdem durch die flut- 

erzeugende Kraft des Mondes eine Verminderung des Zugs, 
den die Wasseroberfläche gegen den Erdmittelpunkt er- 
fährt, eingetreten ist, dieselbe nicht mehr in derselben 
Entfernung r vom Erdmittelpunkt sich im Gleichgewicht 
befinden, sondern erst in einer größeren Entfernung r + /?, 
in welcher die Anziehung der Erde sich um einen Bruch- 
teil vermindert hat, welcher gleich der fluterzeugenden 
Kraft ist. Dann erst ist wieder Gleichgewicht zwischen 
beiden in entgegengesetzter Richtung wirkenden Kräften 
möglich. In der neuen Lage ist die Schwerkraft an der 

1 

Oberfläche = ^ | , die Verminderung ist also 

1_ ^_ = J_ A_ 1 

r 2 ( r + Ä) 2 r * 




Führt man die Division aus und vernachlässigt die zweite 

h 

und höhere Potenzen des kleinen Bruchs — , so erhält man 

r 

• d.h. den kleinen Bruchteil— — der ganzen Anziehung 
der Erde. Vorher wurde aber gefunden, daß die flut- 
erzeugende Kraft = g r^iQ qq q derselben Anziehung ist. 

Es muli deshalb, da diese gleich jener Anziehungsver- 
minderung sein soll, 

2k 1_ 

r — 8510000 

sein, woraus, da r = 6377000 m ist, folgt: 

h = 0,375 m. 

Unter den gemachten vereinfachenden Voraussetzungen 
würde also die durch den Mond erzeugte Flutprotuberanz 
nur 375 mm betragen. 



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174 Gezeitentheorien. 

Die oben angesetzte Formel für a kann ebensogut 
dienen, um den Bruchteil zu berechnen, den die flut- 
erzeugende Kraft der Sonne von der Erdanziehung bildet. 
Man braucht nur statt der Mondmasse m die Sonnen- 
masse s und statt der Mondentfernung E die Sonnen- 
entfernung R zu setzen, dann gibt 

den gesuchten Bruchteil. Setzt man s = 327000, denn 
sovielmal ist die Erdmasse in der Sonne enthalten, und 
R = 23340 r, so wird 

3 = / i) 

p VJ 440 000 ' 

Der Effekt der Sonnenanziehung wird demnach werden : 

2h' = 1 
r 19440000 
hf = 0,164 m. 

Die Sonnenanziehung erzeugt also eine Flutprotuberanz 
von 164 mm, so daß die Mondanziehimg sich 2,285mal 
stärker erweist als die der Sonne. 

Diese Effekte haben die berechneten Grötien indes 
nur an derjenigen Seite der Erdkugel, welche dem an- 
ziehenden Gestirn zugewandt ist; sie repräsentieren also 
nur die Zenithfluten. Auf der abgewandten Erdhälfte 
wird die Anziehung schwächer werden, und zwar ergibt 
eine nach obigen Prinzipien ausgeführte Rechnung, daß 
die Nadirflut um V*o kleiner ausfällt als die Zenithflut. 
Die sehr viel schärfere Resultate gebende Potentialtheorie 
aber zeigt, daß dieser Unterschied nur halb so groß ist, 
etwa V 43 - Darum können wir für das Folgende den- 
selben vernachlässigen. Schon Newton dachte sich, da 
die beiden Flutprotuberanzen sich diametral auf der Erd- 
oberfläche gegenüberliegen, die Gestalt der flüssigen Erd- 
kugel aus der Kugelform übergehend in die eines Sphä- 

') Bis hierher reichte das von Prof. K. Zöppritz nach- 
gelassene Manuskript. 



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Gleiehgewichtstheorie. 



175 



roids, welches durch Rotation um seine auf den Mittelpunkt 
der Sonne gerichtete große Achse entsteht. Alsdann 
können wir die Gestalt des Sphäroids auch an anderen 
Stellen, als den extremsten der Protuberanzen, unter- 
suchen. Da das Volum der Erdkugel das gleiche ge- 
blieben, nur die äußere Gestalt geändert ist, so hat das 
neu entstandene Sphäroid mit der Erdkugel gleiches Volum. 
Nennen wir a die große Halbachse, b die kleine Halb- 
achse des Sphäroids, so ist 

^ r 3 TT = ~ ab 2 je. 

Die kleine Achse steht senkrecht auf der großen, welche 
letztere in der Verbindungslinie zwischen Erd- und Sonnen- 
mittelpunkt liegt. Berechnen wir also die Länge von b } 
so gibt uns diese ein Maß für denjenigen Betrag, um 
welchen die beweglichen Teilchen der Erdoberfläche an 
den Stellen, welche um 90° von den Protuberanzen ab- 
stehen, unter ihre ursprüngliche Lage gesunken, also 
dem Erdmittelpunkt näher gekommen sind. Setzen wir 
nun die halbe große Achse a = r -f- h (h ist oben be- 
rechnet), so ist die kleine Halbachse b = r — x. Die 
Gleichung r n = (r — x) 2 .(r + h) ergibt, da x im Ver- 
gleich zu r eine sehr kleine Größe ist, deren Produkte 
und zweite Potenzen man also vernachlässigen darf, 

2x = Ä, also x = jh. Die Depression an den um 00° 

von den Flutprotuberanzen abstehenden Punkten beträgt 
also die Hälfte der Auftreibung an den letzteren, d. h. 
von der Sonnenflut 82, von der Mondflut 188 mm. Der 
ganze Niveauunterschied zwischen dieser Depression und 
der Protuberanz wird demnach 

bei der Mondflut . 375 + 188 = 563 mm, 
bei der Sonnenflut 164 + 82 = 246 mm. 
Diesen Niveauunterschied nennen wir die Flutgröße 
(Lentz) oder den Flutwechsel (Kais. Admiralität). 

Es wäre nun unrichtig, zu behaupten, daß überall und unter 
allen Umständen das Mittelniveau des Meeresspiegels zu V* des 
ganzen Flutwechsels anzusehen sei, so daß die Erhebung des 
Hochwassers über dieses Niveau doppelt so groß ist wie die De- 
pression des Niedrigwassers unter dasselbe. Airy (Tides and 



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170 



Gezeitentheorien 



waves § 34) zeigt, daß dies mit der Newtonschen Theorie selbst 
in Widerspruch steht. Für die Sonnentlut allein z. B. lautet die 
vollständige Formel (im Metermaß) 

//' = 0,0824 (3co« 2 &-l). 

Hier bedeutet fr den Winkel, welchen der nach einem bestimmten 
Punkt der Erdoberfläche gezogene Erdradius mit derjenigen Ge- 
raden macht, welche das Erdcentrum mit dem Sonnencentrum ver- 
bindet. Man sieht, für fr = 0 oder = 180° wird der in der Klam- 
mer stehende Ausdruck = 2 : also hf — 0,1648 wie wir oben fanden. 
Bei fr = 90° wird derselbe Ausdruck gleich -1, also h' = 0,0824. 
Um nun aber die mittlere Höhe des Wasserstandes zu erhalten, 
müssen wir untersuchen, welche Form die Erdoberfläche unter 
der Einwirkung der mittleren Kraft der Sonne annimmt, und 
erst dann die Abweichung des gestörten Niveaus von diesem mitt- 
leren zu finden suchen. Denken wir uns die Sonne über dem 
Aequator stehend und die ganze Erde mit Wasser bedeckt, nur 
gerade unter dem Aequator eine kleine Insel, so wird, wenn wir 
die Erde sich unter ihrer deformierten Wasserhülle drehen lassen, 
ein dort aufgestellter automatischer Pegel das Wasserniveau in 
allen Phasen zwischen Hoch- und Niedrigwasser kontinuierlich 
aufzeichnen. Indem wir nun das Mittel aus allen Einzelhöheu 
dieser Kurve nehmen, erhalten wir das mittlere Niveau des 
Meeres an dieser Insel. 

Unsere obige allgemeine Formel können wir nun auch so 
schreiben : indem wir 0,0824 = A setzen, 

/,' = A (1 -f cos 2fr) - j) 

= A (-} + -; cos 29). 

Wenn bei der Drehung der Erde fr alle Werte zwischen Null 
und 360° durchläuft, so geht auch 2fr durch gleiche positive und 
negative Werte. Das Mittel daraus aber ist 1 also h' im Mittel 

unter der Einwirkung der Sonne = Subtrahieren wir diesen 

Wert von der thatsächlichen durch die Formel A (3 cos a fr — 7) ge- 
gebenen Erhebung, so Imbun wir als Effekt der periodischen 
lluterzengenden Sonnenkraft: 

h'= A(3cos 2 fr-|). 
Ist nun fr = 0 oder 180°, so ist cos 2 fr = 1, also dann /*' = 

im Maximum; bei fr = 90° wird cos fr = 0, also h* = — -^A im 

Minimum. Die größte Protuberanz ist also auch nach der Newton- 
schen Theorie gleich der größten Depression, also Hochwasser 
und Niedrigwasser liegen um den gleichen Betrag vom Mittel- 
niveau entfernt. 



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Gleichgewichtstheorie. 



177 



Denken wir uns nunmehr gleichzeitig den Mond und 
die Sonne in der Richtung der großen Achse des Flut- 
sphäroids stehend, wie das bei den Syzygien geschieht, so 
werden die beiden Protuberanzen zusammenfallen und 
sich verstärken, ebenso aber auch die beiden Depressionen. 
Es wird alsdann der Niveauunterschied zwischen höch- 
stem und niedrigstem Wasserstande 563 -\- 24(y = 809 mm 
werden; worin wir also das Mali für die Flutgröße in 
der Springzeit erblicken dürfen. 

Nun braucht die Sonne bekanntlich 24 Stunden, um 
für denselben Ort wieder im Mittage zu erscheinen, der 
Mond aber eine längere Zeit, welche zwischen 24 Stunden 
38 Minuten und 25 Stunden 8 Minuten schwanken kann 
und im Mittel etwa 24 Stunden 50 Minuten beträgt. An 
dem Tage, welcher auf die Syzygien folgt, wird also 
wieder um Mittag Sonnenhochwasser eintreten, wie am 
Vortage ; dagegen sich das Mondhochwasser um 50 Minuten 
verspäten, also erst 10 Minuten vor 1 Uhr da sein. Da 
nun aber beide Erscheinungen eben nicht gesondert zur 
Ausbildung gelangen, so wird das thatsächlich beob- 
achtete Hochwasser eine Kombination aus den beiden ein- 
zelnen sein, also der Zeit nach etwas früher eintreten, 
als wenn der Mond es allein erzeugt haben würde. Dieses 
Zeitintervall vergrößert sich mit jedem folgenden Tage, 
der Mond geht immer später nachmittags durch den Meri- 
dian (oder was dasselbe ist, das Sonnenhochwasser be- 
wegt sich auf das Mondhochwasser des nächsten Tages 
zu), bis er endlich um 6 Uhr kulminiert: dann stehen 
Sonne und Mond am Himmelsgewölbe um 90° voneinander 
entfernt. Das aber hat zur Folge, daß da wo die Sonne 
eine Protuberanz erzeugt, der Mond eine Depression her- 
vorruft und umgekehrt. Wäre Sonnen- und Mondflut 
gleich stark, so würde gar keine Schwellung beobachtet 
werden. So aber beträgt diese die Differenz beider, 
also 563 — 246 = 317 mm. Das gibt die taube Flut. 

Auf nachstehender Abbildung sind diese Vorgänge 
graphisch verdeutlicht, die eingetragenen Zeiten sind Mond- 
stunden. Die punktierte Kurve gibt die Sonnenflut, die 
gestrichelte die Mondflut. In A lagern sich beide über- 
Krümmel, Ozeanographie II. 12 



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y 



178 



Gezeitentheorien 



Fig. 27. 




Die nichtigsten Kombinationen der Mond- und Sonnenflut 

(nach Hann). 



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I 



Gleichgewichtstheorie. 1 79 

einander und geben in der ausgezogenen Linie die Kurve 
der Springflut, in B verdeutlichen sie die taube Flut. 
Das folgende Bild C dagegen zeigt das Mondhochwasser 
3 Stunden hinter dem Sonnenhochwasser zurück, was 
im ersten oder fünften Oktanten zutreffen würde; das 
durch die immer eintretende „Superposition" der Gezeiten 
thatsächlich erzeugte Hochwasser wird aber etwa eine 
Stunde nach der Mondkulmination beobachtet werden. 
Im dritten oder siebenten Oktanten beträgt der Zeit- 
unterschied des solaren und lunaren Hochwassers 9 Stunden, 
das thatsächliche wird dann 1 Stunde vor der Mond- 
kulmination beobachtet. 

Da der Mond seine Phasen, von denen diese Vor- 
gänge abhängig sind, in fast einem Monat völlig durch- 
läuft, so sieht man nach je einem halben Monat sich 
diese Fälle nach derselben Folge wieder ablösen. Whewell 
faßte diese Erscheinung unter dem Namen der „halb- 
monatlichen Ungleichheit 1 * zusammen, die sich also 
nicht bloß in der Höhe der herauskommenden Gezeiten, 
sondern auch in den Eintrittszeiten von Hoch- und 
Niedrigwasser geltend macht. 

Außer dieser halbmonatlichen gibt es noch eine 
sogenannte tägliche Ungleichheit, die darin besteht, daß 
die Höhe der beiden Hochwasser eines und desselben 
Tages nicht gleich ist. Diese Erscheinung beruht darauf, 
daß das fluterzeugende Gestirn nur vorübergehend ge- 
rade über dem Aequator steht, wie wir oben angenommen 
haben, um den einfachsten Fall zu untersuchen. Die 
Figur 26 zeigte das höchste Hochwasser gerade unter Z 
und iV, dann dessen kontinuierliche Abnahme polwärts 
und in der Nähe des Pols, bei A und B, das Niedrig- 
wasser. Läge die Rotationsachse der Erde in der Linie A 
so würden die Punkte des niedrigsten Wasserstandes mit 
diesen Polpunkten A und B identisch sein. Anders aber wird 
die Anordnung, sobald das Gestirn nördlich oder südlich 
vom Aequator kulminiert, also Z und N nicht im Aequator 
liegen, sondern die Erdachse die Punkte P und P* ver- 
bindet. Dann würde also die Sonne eine südliche De- 
klination haben. Infolge davon erhält nun jeder Pol ein 



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180 



Gezeitentheorien. 



schwaches Hochwasser. Nehmen wir nun irgend einen 
Ort außerhalb des Aequators, also Z), so hat dieser, wenn 
das fluterzeugende Gestirn durch seinen Meridian geht, 
ein ziemlich geringfügiges Hochwasser, nach 12 Stunden 
aber, wenn der Ort nach E versetzt ist, bewirkt die 
Nadirflut ein sehr viel größeres Hochwasser. Das gibt 
also eine tägliche Ungleichheit oder eine Schwankung 
im Wasserstande, die sich in jedem Tage nur einmal 
vollzieht und auch als „eintägige Gezeit" den täglich 
zweimal auftretenden halbtägigen gewöhnlichen Gezeiten 
gegenübergestellt werden kann. 

Auch diese Ungleichheit hat einen Einfluß auf die 
Zeit des Hochwassers. Die Drehungsachse des Flut- 
ellipsoids fällt ja nicht mehr mit der Erdachse zusam- 
men, D liegt dem Drehungspol des ersteren näher als E. 
Das hat zur Folge, daß das Hochwasser in E nicht bloß 
höher ausfallen, sondern auch länger andauern wird, 
als in D. 

Sowohl der Mond als die Sonne erzeugen solche ein- 
tägige Gezeiten, die also von der Deklination beider ab- 
hängig sind: für die Sonne wird der Wert der letzteren o 
ein Maximum in den Solstitien, wo sie über den Wende- 
kreisen im Zenith steht. Die Sonne also wird die täg- 
liche Ungleichheit in einer Periode von einem halben Jahre 
in ihrem Effekte schwanken lassen. Der Mond dagegen 
passiert in nahezu 27 V'4 Tagen (genauer in 27 Tagen 
7 Stunden 43 Minuten) zweimal den Aequator, bewirkt 
also zunächt eine etwa 14tägige Periode der täglichen 
Ungleichheit, die sich also mit der halbmonatlichen fast 
deckt. Außerdem aber schwankt der größte Wert von & 
in den einzelnen Jahren je nach der Lage, welche die 
Mondbahn zur Ekliptik einnimmt. Setzen wir die Eklip- 
tik o) = 23° 27,3', die Neigung der Mondbahn gegen die 
Ekliptik = i = 5° 8,8', so liegt der größte Wert von §' 
zwischen <*> + / und co — /, also zwischen 28° 36' und 
18° 18,5'. Während einer Periode von ungefähr 9 Jahren 
nimmt dieser Maximalwert stetig zu, während weiterer 
0 Jahre wieder ebenso ab, und alle 18,6 Jahre etwa wieder- 
holen sich diese Perioden in derselben Art und Reihenfolge. 



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Gleichgewicht6theorie. 



181 



Da die fluterzeugende Kraft der beiden Gestirne, wie 
wir sahen, abhängig ist von der dritten Potenz der 
Entfernung, so sind die Aenderungen des Abstandes der 
Erde von dem Monde und von der Sonne ein weiterer 
Umstand, der eine merkliche periodische Ungleichheit er- 
zeugt. Die Entfernung der Sonne von der Erde variiert 
von 22949 Erdkugelradien am 2. Januar bis 23 731 am 
2. Juli. Diese Tage der Sonnennähe und Sonnenferne 
verschieben sich auch ihrerseits bekanntlich und werden 
in 10400 Jahren ihre Stelle vertauscht haben. In der 
halbjährlichen Periode vom Aphel zum Perihel aber ergibt 
sich eine Verstärkung der fluterzeugenden Kraft von 100 
zu 110,6, oder die Höhe des Sonnenhochwassers schwankt 
von 233,9 bis 258,6 mm. 

Beim Monde dagegen, dessen Bahn eine sehr viel 
ausgeprägtere Ellipse ist, schwankt der Abstand von der 
Erde zwischen 57,02 und 63,65 Erdkugelradien und 
danach der Betrag des Mondhochwassers von 465,5 mm 
im Apogäum bis zu 647,4 mm im Perigäum, was sich 
verhält wie 100 zu 140, also einen sehr viel merklicheren 
Unterschied bedingt. 

Mit diesem Unterschiede in der Höhe des Mond- 
hochwassers muß sich auch das Verhältnis zu der Höhe 
des Sonnenhochwassers ändern, und damit auch das Ver- 
hältnis der tauben Gezeit zur Springzeit. Oben haben 
wir für die mittleren Abstände der beiden Gestirne ge- 
funden als Ausmaß der Springzeit 809, der tauben Ge- 
zeit 317 mm, also ein mittleres Verhältnis der letzteren 
zur ersteren, wie 100 zu 252,2. Wir sehen aber, daß 
bei Springzeit im Perigäum des Mondes und gleichzeitigem 
Perihel die Flutgröße ansteigen kann bis zu einem Maxi- 
mum von 906 mm, die taube Flut bei Perihel, aber gleich- 
zeitigem Apogäum des Mondes bis zu einem Minimal- 
wert von 200,9 mm sich abschwächen kann. Diese beiden 
Werte verhalten sich in ihren Extremen also zu einander 
wie 100:433, während sie auch bis zum Verhältnis 
von 100:186 sich einander nähern können. Alles das 
muß bewirken, daß von dieser in der Entfernung der 
Gestirne beruhenden Ungleichheit, die man auch die 



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182 



Gezeitentheorien. 



parallaktische oder elliptische nennt, namentlich die 
halbmonatliche Ungleichheit beeinflußt wird. Soweit die 
parallaktische Ungleichheit vom Monde abhängt, vollzieht 
sie sich zunächst in der Zeit vom Apogäum zum Peri- 
gäum, also in 27 1 2 Tagen, zwischen den extremen Werten 
dieser Abstände aber erst in 8,85 Jahren. — 

Man kann sich aus dieser Darlegung einen uu- 
gefahren Begriff machen von den zahllosen Kombinationen, 
die zwischen den Verschiedenheiten der Stellungen und 
Entfernungen der fluterzeugenden Himmelskörper mög- 
lich sind. Die vom Monde allein abhängigen erschöpfen 
sich freilich innerhalb 18,6 Jahren, um dann in alter 
Folge wiederzukehren ; die von der Sonne allein ab- 
hängigen würden ihren Turnus erst nach 2 1 000 Jahren 
wiederholen, wo dann das Perihel wieder auf denselben 
Jahrestag fällt. Da auf ein gemeines Jahr rund 705 Hoch- 
wasser entfallen, winden also fast 15 Millionen ver- 
schiedenartige Flutkurven an einem Beobachtungsorte 
notiert werden müssen, ehe die gleichen Formen wieder 
beginuen. 

Andererseits aber sieht man auch, daß selbst die 
höchsten Springzeiten nach der eben entwickelten Theorie 
noch nicht 1 Meter betragen, also das dadurch auf einer 
kugelförmig gedachten Erde erzeugte Flutellipsoid von 
der Kugelgestalt nur in sehr geringfügigem Maße ab- 
weicht. 

Zu alledem kommen nun noch die Mondstörungen, die 
ja darauf beruhen, daß die drei Körper Sonne, Erde und Mond 
sich in jedem Momente gegenseitig anziehen und die oben be- 
handelten fluterzeugenden Kräfte modifizieren. Die hauptsäch- 
lichsten Störungen in ihrer Einwirkung auf das Gezeitenphänomen 
seien hier wenigstens angedeutet; sie treffen hauptsächlich die 
Springzeiten. 

Da die Erdbahn eine Ellipse ist, steht nicht nur die Erde, 
sondern auch der Mond im Perihel der Sonne am nächsten. Die 
Sonne wird alsdann, wie die Störungsrechnungen ergeben haben, 
im allgemeinen die Attraktion der Erde mindern, also die des 
Mondes stärker erscheinen lassen. Im Perihel also werden nicht 
nur die von der Sonne allein abhängigen Flutphänomene sich ver- 
stärkt zeigen, sondern mich die des Mondes, während im Aphel 
dagegen beider Einwirkungen abgeschwächt auftreten werden. 
Diese sogenannte „jährliche Gleichung* des Mondes (an dem letz- 



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Gleichgewichtstheorie. 



teren bemerkbar durch Aenderungen seiner Umlaufsgeschwindig- 
keit) wird also wesentlich den Charakter der Springfluten beein- 
flussen. 

Eine zweite Störung, die Evektion, welche schon Ptole- 
mäus erkannte, wird die elliptischen Gezeiten noch in höherem 
Maße betreffen. Bei Neumond in der Erdferne wirkt die An- 
ziehung der Sonne genau derjenigen des Mondes entgegen, der 
Mond wird von der Erde hinweggezogen, also der Flutwechsel 
bei Springzeiten schwächer als normal. Nun tritt einen halben 
Monat später Vollmond bei Erdnähe ein: Erde und Sonne ziehen 
den Mond vereint näher der Erde zu und bewirken so eine Steige- 
rung der Springflut. Bei dieser Lage der Apsidenlinie folgt also 
einer abgeschwächten Springflut nach einem halben Monat eine 
verstärkte. Fällt die Apsidenlinie (die ja eine so schnelle Be- 
wegung am Himmel hat, daß sie sich im Jahre um 40° verschiebt) 
dagegen mit den Quadraturen zusammen, so wird im letzten 
Viertel bei der stattfindenden Erdnähe des Mondes dieser auch 
noch durch die Sonne an die Erde herangezogen (die Rechnung 
wenigstens ergibt eine Komponente, welche in dieser Richtung 
wirkt), der Flutwechsel der tauben Flut daher erheblich größer 
ausfallen als normal wäre; im ersten Viertel dagegen, wo der 
Mond im Apogäum steht, wird der Flutwechsel nur um ein 
weniges den normalen übertreffen. Die Evektion beeinflußt alsu 
alle von der Excentricität der Mondbahn (welche sie zu verringern 
bestrebt ist) abhängigen Charaktere der Gezeiten ; auf die Umlaufs- 
zeiten wirkt sie zur Zeit, wo die Apsidenlinie mit den Syzygien 
zusammenfällt, so mächtig ein, daß der Mondort um 1° 15' ver- 
schoben erscheinen kann. 

Die Variation, die letzte der größeren „Störungen", kann 
den Mondort nur etwa um die Hälfte dieses Betrages (um 0°39') 
verschieben und zwar zur Zeit der Oktanten, der vier Punkte, 
welche zwischen den Syzygien und Quadraturen in der Mitte 
liegen. Auf die Flutgröße wirkt die Variation so ein, daß bei 
Neumond im allgemeinen die Amplitude der Springflut verkleinert 
wird (die Sonne zieht den Mond von der Erde hinweg!), bei Voll- 
mond aber sich verstärkt, weil die Sonne den Mond an die Erde 
heranziehen hilft. 

Alle diese Aenderungen in der Entfernung des Mondes sind 
aber doch von sehr untergeordneter Größe, indem sie etwa V 60 der 
ganzen Entfernung betragen. Dagegen sind die auf diesen Stö- 
rungen beruhenden Aenderungen in der Geschwindigkeit des Mond- 
umlaufs von Bedeutung für den zeitlichen Eintritt der Gezeiten, 
da ja die Kulmination de3 Mondes dadurch verschoben wird. Die 
Gesamtwirkung von Evektion und Variation kann, wie oben be- 
merkt, die Länge des Mondes um 1° 15 4-0° 39' — 1°56' ändern, 
was im Zeitmaß ausgedrückt 7 bis 8 Minuten ausmacht. 



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184 



Gezeitentheorien. 



2. Die Theorien von Laplace, Young und Whewell. 

In einer solchen ganz elementaren Weise lassen sich, 
anknüpfend an Newton, die hauptsächlichsten Erschei- 
nungen des Flutphänomens leicht verstehen. Indes ist 
diese Theorie doch weit davon entfernt, die tatsächlichen 
Vorgänge, wie sie sich an verschiedenen Orten derselben 
Küste abspielen, so weit zu erklären, daß sie „in den Be- 
reich des Notwendigen zurückgeführt sind " . Schon Newton 
bemerkte, daß die höchsten Gezeiten in Bristol erst 
43 Stunden nach den Syzygien eintreten, ob aquarum 
reciprocos motus, wie er sagt, worunter er sich offenbar 
eine Art auf Reibung beruhenden Widerstandes dachte. 
Da aber 43 Stunden nach den Syzygien schon ein Ab- 
stand von 18 l /*° im Bogen zwischen Sonne und Mond 
vorhanden ist, so wirken also gerade im Moment der 
beobachteten Springflut zu Bristol Sonne und Mond gar 
nicht mehr mit dem Maximum ihrer fluterzeugenden Kräfte, 
sondern ein Teil des Mondeffekts wird von der Sonne 
aufgehoben; aber trotzdem kommen in Bristol dabei die 
höchsten Fluten zustande. Auch der Eintritt der Ge- 
zeiten in den Zwischenlagen zwischen Syzygien und 
Quadraturen wird in der Natur in irgend einem Hafen 
etwa in hundert Fällen nur einmal in dem Moment statt- 
finden, welchen die Theorie ergibt. Von Hafen zu Hafen 
ist diese Abweichung eine ganz verschiedene, bald eine 
Verspätung, bald eine Verfrühung. Am wenigsten aber 
sind die oben berechneten Werte für die Flutgröße selbst 
irgendwie zutreffend : in der Natur sind sie an den Küsten 
durchweg größer als die oben gefundenen, und überdies 
in dem einen Hafen wieder viel größer als in einem be- 
nachbarten anderen. Die besonderen Vorgänge im Be- 
reich der „ Flu ßgesch welle" bleiben von der Newtonschen 
Theorie ganz unberührt. (Vgl. die ausführlichere Kritik 
bei Lentz a. a. 0., S. 165 ff.) 

Eine nähere Prüfung der Newton-Bernouillischen 
Theorie zeigt, daß der Fehler derselben in folgendem 
liegt: Das Flutphänomen wird als ein statisches aufgefaßt, 
indem auch auf dem deformierten Wassereiii psoid stets 



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Theorie von Laplace. 



185 



Gleichgewicht herrscht, obwohl doch die Wasserteilchen 
zur Herstellung der neuen, aber in jedem Augenblick sich 
wieder ändernden Gleichgewichtslage Bewegungen voll- 
führen müssen. Außerdem ignoriert sie sowohl die (frei- 
lich geringe) innere Reibung der Teilchen aneinander, wie 
die der Flüssigkeit an den Wänden. Endlich setzt die 
Theorie eine Bedeckung der ganzen Erdkugel mit Wasser 
voraus, was nicht angeht. So muß man Airy recht geben, 
wenn er die Newtonsche Gleichgewichtstheorie einmal 
„einen bewunderungswürdigen ersten Versuch 1 * nennt, ein 
andermal aber, vom strengeren Standpunkt der rechnen- 
den Analysis: „einen der wertlosesten Versuche, der je 
angestellt wurde, um eine Reihe wichtiger physikalischer 
Thatsachen zu erklären*. 

Das Problem der Gezeiten ist als ein hydrodyna- 
misches, d. h. auf Bewegungs Vorgänge in der irdischen 
Wasserhülle beruhendes, zuerst von Laplace aufgefaßt 
worden. Aber dieser Meister der Analysis führte gleich- 
falls beschränkende Bedingungen ein, welche im Hinblick 
auf den gegebenen Zustand der Erdoberfläche für unzu- 
lässig erklärt werden müssen. Er dachte sich gleichfalls 
die ganze Erdkugel bedeckt mit Wasser, und die Tiefe 
des letztefen entlang jedem Breitenparallel gleich ; zweitens 
sah auch er von jeder Art von Reibung ab. Seine drei 
Fundamentalgleichungen, urteilt Ferrel, welche die Be- 
ziehungen zwischen den verschiedenen Teilen der stören- 
den Kräfte, in den Richtungen der Meridiane und der 
Parallelkreise, bei Anwendung der Kontinuitätsbedingung 
ausdrücken, geben die Bedingungen für das Gezeiten- 
phänomen vollständig wieder, welche bei Vernachlässigung 
der Reibung erfüllt werden, außer in wenigen besonderen 
Fällen, die einige Modifikationen der Formeln erfordern. 
Indem jedoch Laplace sich bemühte, die Lösung dieser 
Gleichungen möglichst allgemein zu gestalten und sie mit 
zahlreichen komplexen Entwickelungen belastete, welche 
sich auf die Attraktions Vorgänge zwischen Sphäroiden 
beziehen, und überdies den ganzen Stoff unnötig mit 
seinen Untersuchungen über die Mechanik des Himmels 
vennengte, so ist seine Behandlung dieses Problems immer 



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18(5 



Gezeitentheorien. 



für sehr dunkel gehalten worden und nur wenigen ver- 
ständlich gewesen. Infolgedessen haben Airy und Ferrel, 
neuerdings auch Hatt, sich bemüht, eine übersichtlichere 
Form der Ableitungen und Resultate dieser großartigen 
Untersuchungen Laplaces aufzustellen. 

Laplace war der richtigen Ansicht, daß das Flut- 
phänomen als eine Art von rhythmischer Oscillation, also 
eine Art von Wellenbewegung aufgefaßt werden müsse, 
und dieser Grundgedanke ist sicherlich der wesentlichste 
Fortschritt gegen Newton. Ferner war Laplace der Ueber- 
zeugung, daß eine vom Mond erregte Welle sich tage- 
lang konservieren müsse, daß also jede einzelne Flut- 
welle sich zusammensetze aus der frisch durch den Mond 
erregten und den Resten aller vorher erzeugten älteren 
Wellen: eine Auffassung, welche für die flacheren Meeres- 
teile, namentlich die Randmeere, entschieden etwas Rich- 
tiges enthält, wo diese alten und jungen „freien" Wellen 
die frisch von den beiden Gestirnen erzeugten „ge- 
zwungenen * Wellen völlig verdecken. Aber wieweit für 
die großen und tiefen Ozeanbecken das gleiche gilt, ist 
ohne weiteres nicht zu entscheiden. Eine ganze Reihe 
anderer, eigentlich nur rechnerisch gewonnener Resultate, 
weichen von den Lehren der Newton -Bernouillischen 
„ Gleichgewichtstheorie * erheblich ab; es kommt ihnen 
indes auch nur eine rechnerische, keine in den natür- 
lichen Vorgängen und faktischen Verhältnissen auf der 
Erdoberfläche begründete Geltung zu: so z. B., daß für 
gewisse gegebene Meerestiefen, gerade unter dem flut- 
erzeugenden Gestirn am Aequator sich nicht eine Flut- 
protuberanz, sondern eine Depression ergebe, während 
dafür dann an den Polen das richtige Hochwasser ge- 
funden werde; ferner, daß die tägliche Ungleichheit auf 
einem Rotationsellipsoid verschwinde, wenn der Ozean 
überall von gleicher Tiefe sei, welches letztere Ergebnis 
aber, wie Ferrel gezeigt hat, schon nicht mehr richtig 
sein kann, wo auch nur die geringste Reibung vorhanden 
ist. Laplace gab auch zuerst vollständige Ausdrücke für 
die fluterzeugenden Kräfte in der Form des Potentials, 
und er zeigte weiter, daß diese Kräfte sich algebraisch 



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Theorien von Young, Lubbock und Wliewell. 



187 



ausdrücken lassen durch eine Reibe von Gleichungen mit 
konstanten Koeffizienten und Funktionen von Winkeln, 
welche im Verhältnis zur Zeit wachsen. Indem er nun 
die Konstanten aus längeren Beobachtungsreihen ableitete, 
vermochte er die Argumente für gewisse partielle Ge- 
zeiten aufzustellen, welche die verschiedenen Ungleich- 
heiten durch ihr periodisches Auftreten erzeugen und, 
indem sie sich eine über die andere legen, die thatsäch- 
lichen Flutvorgänge als eine zusammengesetzte Er- 
scheinung erkennen lassen. Insofern kann Laplace als 
der geistige Vater der „harmonischen Analyse * gelten, 
und in der That gehört seine Untersuchung der Gezeiten- 
beobachtungen von Brest (von 1807 bis 1822) zu dem 
Besten, was bis auf den heutigen Tag in dieser Beziehung 
geleistet wurde. Namentlich epochemachend ist die Ein- 
führung des wechselnden Barometerstandes und des Wind- 
druckes als Faktoren, welche das Niveau des Wassers 
beeinflussen, also auch die Flutkurve umgestalten können. 

Unabhängig von Laplace, wie es scheint, hat dann 
der gelehrte Arzt Dr. Thomas Young in einem Bei- 
trage zur Encyclopaedia Britannien (im Ueberblick auch 
in seinem Course of lectuns on natural philosophy , Lon- 
don 1807, vol. I, p. 570) ebenfalls die Gezeiten als ein 
Phänomen aufgefaßt, welches sich ähnlich den Schwing- 
ungen eines Körpers verhalte, der einer periodisch wirken- 
den Kraft unterliegt. Er nahm aber dabei Rücksicht auf 
die Reibung, die er dem Quadrate der Geschwindigkeit 
proportional setzte und bereits als wesentliche Ursache 
der Verspätung der Springfluten erkannte. Aber nach 



in diesem historischen Ueberblick entnehme) drücken 
seine Formeln nur die Bewegungen eines einzelnen Wasser- 
teilchens aus, ohne auf die Kontinuitätsbedingung Rück- 
sicht zu nehmen; ebenso ist auch die Erdrotation ver- 
nachlässigt, was beides bei Laplace die gehörige Würdigung 
findet. 

Die Arbeiten von Lubbock und W he well (meist 
in den Philosophical Transactions of the Royal Society of 
London 1830—1850) stehen noch ganz auf dem Boden 



Ferrel 




dieses, wie vieles 



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188 



Gezeitentheorien. 



der Gleichgewichtstheorie; sie bezweckten im Grunde 
auch nur eine Diskussion der in London, Liverpool und 
anderen Hafenplätzen gewonnenen Beobachtungen nach 
einer ganz bestimmten Richtung hin, nämlich sowohl 
Eintrittszeit wie Höhe der Gezeiten vorauszuberechnen, 
was aber doch nur für solche Orte möglich ist, für welche 
sorgfältige Gezeitenbeobachtungen bereits vorliegen. So 
sind die Tabellen von Lubbock und die Karten und 
anderen graphischen Hilfsmittel Whewells für die Be- 
dürfmsse der Praxis von nicht zu unterschätzender Be- 
deutung geworden, zumal ihr Beispiel auch bei den fremd- 
ländischen Nautikern allgemeine Nachahmung fand. 

Nur ein bedauernswerter Irrtum haftet an den ersten 
Untersuchungen Whewells. Indem er Gezeitenbeobach- 
tungen aus allen Teilen der Welt zusammenstellte, fand 
er . daß ' die Hafenzeiten an vielen Küstenstrecken eine 
ziemlich regelmäßige Aufeinanderfolge zeigten, gleichsam 
wie wenn der Kamm der Flutwelle, im tiefen Wasser 
senkrecht zur Küste stehend, an dieser entlang sich fort- 
schreitend bewegte. Indem er nun konstruktiv diese 
Wellenkämme auf einer Karte, zuerst der britischen 
Meere eintrug (was übrigens vor ihm schon Young ver- 
sucht hat: Course of lectures I, Tafel 38, Fig. 521), er- 
hielt er cotidal Unes, wie er sie nannte, d. h. Linien gleich- 
zeitigen Hochwassers bei Neu- oder Vollmond. Beistehen- 
des Kärtchen zeigt eine moderne Redaktion der älteren 
Whewellschen Arbeit, entnommen den Gezeitentafeln der 
Deutschen Admiralität (die römischen Ziffern geben die 
Uhrzeiten nach Green wichzeit), und man sieht in der That, 
wie eine Flutwelle von West nach Ost in den Britischen 
Kanal hineinläuft, von Nord nach Süd eine andere ent- 
lang der Ostküste Schottlands und Englands, während 
das Irische Meer von Süden und Norden zwei Wellen em- 
pfangt. Wh e well war nun eine Zeitlang der Ansicht, daß 
er solche „ Flutstundenlinien tt auch für die großen Ozean- 
flächen konstruieren könne {Philos. Tramactions 1833, I, 
p. 147—236) ist dann aber 15 Jahre später zu der Ueber- 
zeugung gelangt, daß ein solches Unternehmen mehr des 
Hypothetischen enthielte, als wissenschaftlich erlaubt sei. 



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I 



I 

Whewells Flutstundenlinien. 189 



Fiff. 28. 




I 



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190 



Gezeitentheorien. 



Die groLie Weltkarte dieser cotidal lines hat er alsdann 
ausdrücklich zurückgezogen. Damit fiel dann auch eigent- 
lich schon die Folgerung, welche Whewell aus seiner 
Weltkarte gezogen hatte: daß nämlich die an die eng- 
lischen Küsten gelangende Flutwelle nicht im Nord- 
atlantischen Ozean ihren Ursprung habe, sondern in der 
Südsee, welche als der gröfHe Ozean auch die größten 
Wellen zu erzeugen imstande sei, während die Fläche 
des Nordatlantischen Ozeans nicht ausreiche, so hohe 
Wellen zu liefern. Diese Behauptung Whewells ist von 
seinen Zeitgenossen schon hinreichend widerlegt worden, 
und nunmehr ganz aufgegeben, seit man sogar in so kleinen 
Wasserbecken wie im Michigansee Nordamerikas eine 
Gezeitenbewegung erkannt hat, die allerdings selbst bei 
Springzeit nur wenige Centimeter erreicht (nach Ferrel, 
Tidal^esearches p. 251 , in Chicago 74 mm). In jedem 
Wasserbecken, auch den kleinsten Seen, wird eine Ge- 
zeitenbewegung durch Sonne und Mond hervorgerufen, 
nur ist sie nicht meßbar groß und in vielen kleineren 
Meeresräumen dadurch verdeckt, daß aus den großen 
Nachbarozeanen „ freie" Flutwellen von großer Amplitude 
eindringen, welche die lokalen Gezeiten gar nicht zur 
Geltung kommen lassen. 

Heinrich Berghaus, der in seinem Physikalischen Hand- 
atlas die Untersuchungen Whewells sehr vollständig (vgl. Tafel II, 1 
und Text S. 22—53) reproduziert, hat für die cotidal lines den 
gelehrten Namen der horhachien vorgeschlagen, ein Wort, das 
nach dem Muster der „Isotherme" gebildet ist. In einer gelegent- 
lichen brieflichen Mitteilung an G. Leipoldt (abgedruckt in dessen 
Physischer Erdkunde, 2. Autl. Bd. II, S. 22) habe ich das Un- 
zutreffende dieser Wortbildung zu erweisen versucht. *loo<; heißt 
„ gleich stark", hier soll aber das Gleichzeitige ausgedrückt werden, 
wofür also jedenfalls 6u.6? zu setzen; fa/ia bedeutet vielleicht 
„die Flut", es soll aber analog dem englischen cotidal eine Ad- 
jektivform gefunden werden, also entweder Homorhachisten oder 
noch besser Homopleroten (von rcXfjpoüv, füllen), wenn man über- 
haupt nicht vorzieht, kurz und gut „Flutlinien" zu sagen , wie 
Dove oder ^Flutstundenlinien" wie Bürgen, dem ich in diesem 
Buche darin folge, vorgeschlagen haben. — Aus Berghaus 1 Phy- 
sikalischem Handatlas hat auch offenbar die von Whewell ge- 
zeichnete und von Berghaus noch ,,vervollständigte u Weltkarte 
der Flutstundenlinien ihre grof3e Verbreitung gefunden, trotz des 
Widerrufes vom Jahre 1848. 



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Kanaltheorie von Airy. 



191 



3. Die Kanaltheorie von Airy. 

Einen wesentlichen Fortschritt in der Theorie der 
Gezeiten brachte nunmehr G. B. Airy in seinem schon 
mehrfach erwähnten Artikel on tides and waves in der 
Emyclopaedia Metropolitana. Nachdem er eine dem mo- 
dernen Standpunkte der Analysis entsprechende Dar- 
stellung der „Gleichgewichtstheorie" und der Laplaceschen 
gegeben und die Schwächen beider klargelegt, entwickelte 
er zunächst eine Theorie der Wellen, insbesondere der 
Wellen, welche in einem schmalen Kanal von beliebiger 
Tiefe auftreten können. Die so gewonnenen Gesetze ver- 
wandte er darauf zur Deutung verschiedener Gezeitenvor- 
gänge, wie solche sich in beliebig gestalteten und beliebig 
auf der Erde gelegenen Kanälen vollziehen müßten. 

Seine Wellentheorie ergab (nach Bc >i*<^ens Zusammen- 
fassung ihrer Resultate), „data in einem Kanal, der sich 
in einem größten Kreise um die Erde erstreckt, zwei 
halbtägige Flutwellen hervorgebracht werden, welche sich 
in entgegengesetzter Richtung fortpflanzen und sich da- 
her zu einer Welle zusammensetzen. Die Länge dieser 
W eilen ist gleich dem halben Umfang der Erde. Wenn 
der Kanal mit dem Aequator zusammenfallt, so ist die 
Höhe der Flutwelle überall dieselbe, und sie ist eine fort- 
schreitende Welle. Wenn der Kanal durch die Pole geht, 
so wird die Welle zu einer stationären, derart, daß Hoch- 
wasser auf den Polen gleichzeitig mit Niedrigwasser auf 
dem Aequator eintritt, und umgekehrt. In allen anderen 
Fällen, wo der Kanal mit dem Meridian einen Winkel 
bildet, entsteht eine progressive Welle, welche an ver- 
schiedenen Punkten der Erde verschiedene Größe hat und 
sich mit unregelmäßiger Bewegung fortpflanzt. Wenn 
endlich der Kanal einen kleinen Kreis entlang einem der 
Breitenparallele bildet, so entsteht gleichfalls eine pro- 
gressive Welle, deren Länge dem halben Umfang des 
kleinen Kreises gleich ist." 

Indem nun Airy die Ozeane der Erde als eine Kom- 
bination oder eine Art System solcher Kanäle auffaßte, 
vermochte er auch das Verhalten der Flutwellen auf aus- 



192 



Gezeitentheorien. 



gedehnteren Wasserflächen wenigstens anzudeuten. Seine 
„Kanaltheorie" gibt vollkommen auflösbare und oft 
sehr einfache Gleichungen, welche für die Gezeiten in 
Meeresstraßen und Flußgeschwellen, woselbst die Höhe 
der Flutwelle einen beträchtlichen Bruchteil der Wasser- 
tiefe erlaugt, unmittelbare Verwendung finden können. 
Airy beachtete dabei durchweg die Reibung unter der 
Annahme, daß diese der ersten Potenz der Geschwindig- 
keit der Wasserteilchen in ihrer Wellenbewegung pro- 
portional sei, und kam unabhängig von Young zu dem 
gleichen Resultate, daß nämlich die Reibung bewirken 
könne, daß die größten Gezeiten um ein Beträchtliches 
nach der Zeit der größten (fluterzeugenden) Kraft ein- 
treten. Viele seiner Entwicklungen sind aber nicht in 
einer Form gegeben, welche für praktische Zwecke brauch- 
bar ist, und erst durch die neueren Untersuchungen von 
Professor Borgen in Wilhelmshaven ist völlig ins Licht 
getreten, welch eine reiche und unerschöpfliche Fund- 
grube der anregendsten Ideen in dieser Arbeit Airys ent- 
halten ist. Freilich gehört zum vollen Verständnis der- 
selben nicht nur eine sichere Beherrschung der höheren 
Analysis, sondern noch mehr eine große Unerschrocken - 
heit des Rechners, welche auch vor langwierigen Ent- 
wickelungen nicht Halt macht. Für die im vorliegenden 
Werke angestrebten Zwecke wird es erforderlich sein (aber 
auch genügen), die Airysche Kanaltheorie allgemein 
so weit darzustellen, daß das ihr zu Grunde liegende 
Prinzip und ihre Anwendbarkeit auf die natürlichen Vor- 
gänge hervortritt. In dieser Beziehung legen wir die 
Redaktion der Kanaltheorie zu Grunde, wie sie Borgen 
kürzlich gegeben hat (Harmonische Analyse der Gezeiten- 
beobachtungen, abgedruckt aus den Annalen der Hydro- 
graphie, Berlin 1885). 

Auf nachstehender Figur bedeute BA1V einen Kanal 
oder doch ein Wasserbecken, dessen Breite im Vergleich 
zu seiner Länge sehr klein ist. Der Kanal bilde einen 
größten Kreis auf der Erdoberfläche, seine Lage sei aber 
sonst eine beliebige. Die Wellentheorie setzt nun voraus, 
daß durch die Anziehung von Sonne und Mond in dem 



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Kanaltheoric von Airy. 



193 



Kanäle Wellen entstehen, welche in diesem besonderen 
Falle eben Gezeiten heißen. Die fluterzeugende Kraft an 
einem bestimmten Punkte des Kanals ist nun diejenige 
Komponente der störenden Kraft, welche parallel der 




Längsrichtung (Achse) des Kanals und tangential an dem 
betreffenden Punkte wirkt. Es ist dieselbe Grund- 
anschauung, welche wir für die Entstehung von Wind- 
wellen als maßgebend erkannten, wo ja auch der hori- 
zontal wirkende Wind als die wesentlich Wellen erzeu- 
gende Kraft auftrat (S. 61). 

Es sei P der Pol des größten Kreises BAB\ A der Beob- 
achtungsort an diesem, C der Mittelpunkt der Erde und Af der 
anziehende Himmelskörper. Wir legen nun durch C. P und M 
eine Ebene, welche die Erdoberfläche in dem größten Kreise BPH* 
schneidet, und bezeichnen die Winkel PCM mit ß, BCA mit *ri, 
den Erdradius CA — CB mit r, und den Abstand des Gestirns Af 
vom Mittelpunkt der Erde C, also MC mit E und die Masse des 
Himmelskörpers mit m. Dann ist die Anziehung, welche der 
Körper im Mittelpunkt der Erde ausübt: 

m m 

~ (MC)* ~~ 

und in dem Punkte A: 

tn 

Krümmel, Ozeanographie II. 13 



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194 



Gezeitentheorien 



Die erstere dieser Kräfte wird in der Richtung MC, die letztere 
in der Richtung MA ausgeübt. Ziehen wir nun M'A parallel MA, 
so ist die Anziehung in A nunmehr ausgeübt in der Richtung AM'-. 

tfi MC tn . E 

= {MÄy ' Mä ~ {MÄy 

und in der Richtung CA: 

m_ CA 

~~ {MAy ' MA' 

Diese letztere Kraft, welche in der Richtung der Schwere wirkt, 
kann vernachlässigt werden, da sie zur Erzeugung der Flut nicht» 
beiträgt. 

„Die störende Kraft in dem Punkte A ist nun offenbar der 
Ueberschuß der in der Richtung AM* wirkenden Anziehung im 
Punkte A über die ihr parallele Anziehung im Punkte C, oder es 
ist störende Kraft in A : 

m . E tti 

und zwar wirkt dieselbe parallel der Richtung CM. 

„Zerlegen wir diese störende Kraft in zwei andere, von 
denen die eine in der Ebene des Kanals, die andere quer zu dem- 
selben wirkt, so wollen wir die letztere vernachlässigen, weil in 
unserer Voraussetzung die Breite des Kanals gegenüber seiner 
Länge als unbedeutend angenommen wird und daher in der Rich- 
tung der Breite desselben keine wahrnehmbaren Gezeiten ent- 
stehen können. Die erstere wird aber: 

Diese Komponente wirkt parallel der Richtung C7f, wir haben 
sie daher, um zu unserer lluterzeugenden Kraft zu gelangen, noch 
einmal in zwei Komponenten zu zerlegen, von denen die eine, 
eben die gesuchte fluterzeugende Kraft, in der Tangente an 
die andere in der Richtung CA wirkt. Die letztere kann wieder, 
als in der Richtung der Schwere wirkend, vernachlässigt werden., 
und es ist demnach die fluterzeugende Kraft im Punkte A: 

-«(^-i)**.*.,. . . . a> 

„Um MA zu finden, denken wir uns von A aus eine Senk- 
rechte AF auf MC gefällt, so ist: 

{MAy = (MF)* + (AF)\ 

= (E — r cos ACM) 2 -h O sin ACM)\ 
= E* — 2rEcos ACM + r\ 



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Kanaltheorie von Airy. 195 

Denken wir uns die Linien CP, CA und CM bis ans Himmels- 
gewölbe verlängert, so wird dort ein sphärisches Dreieck ent- 
stehen, dessen Seiten PC =90°, ALI = dem Winkel MCA, und 
PM = dem Winkel PCM = ß sind, während der zwischen PA 
und PM eingeschlossene Winkel APM = ACB = tj ist; daher 

cos MC = sin PM . cos APM, 

cos MCA — sin ß . cos *rj 

MA % = — 2rEsin ß . cos -rj + r 2 . 

Dies in die obenstehende Gleichung (1) eingesetzt, gibt, nachdem 

(MÄ)~~ 3 in eine Reihe entwickelt, wobei indes die von der vier- 
ten Potenz der Entfernung abhängigen Glieder unterdrückt werden, 

und nachdem sin yj . cos yj = — sin 2 yj gesetzt worden, die flut- 
erzeugende Kraft in A : 

3 tn f 

= -YE*' sint V' sin2r i W 

welche Kraft darum das negative Vorzeichen erhält, weil der 
Winkel vj in der Richtung von B nach A wächst, die Kraft aber 
das Wasser in der umgekehrten Richtung von A nach B zu be- 
wegen sucht. 

„Da nun aber das Gestirn nicht immer dieselbe Lage zum 
Beobachtungsorte A beibehält, vielmehr sowohl infolge der Rota- 
tion der Erde im Laufe eines Tages alle möglichen Stellungen zu 
demselben einnimmt, als auch, infolge der Bewegung in seiner 
Bahn, während eines Umlaufs seinen Ort am Himmel ändert, so 
sind die beiden Winkel ß und tj veränderlich, und wir müssen 
die Funktionen dieser Winkel , welche in der Gleichung (2) vor- 
kommen, durch diejenigen Größen ausdrücken, durch welche die 
Stellung des Gestirns am Himmel und zum Beobachtungsort in 
jedem Augenblick fixiert wird." 

Der nun folgende, zu dem eben angegebenen Ziel führende 
Weg ist ein sehr umständlicher (obwohl er für jeden mit der 
sphärischen Trigonometrie bekannten Leser gangbar wäre), und 
wir verzichten an dieser Stelle auf die Wiedergabe, indem wir 
auf Borgens oben bezeichneten Aufsatz selbst verweisen. Indem 
die Deklination des Gestirns mit 8 bezeichnet wird und mit 0 
derjenige sphärische Winkel am Himmelspol, welchen der Stunden- 
kreis des Gestirns mit demjenigen größten Kreise macht, der den 
Pol des Kanals mit dem Himmelspol verbindet: ferner C^, Cj und 
Cj und <J>| und tfo Koeffizienten bezw. Winkelgrößen bedeuten, 
welche sowohl von der geographischen Lage des Kanals auf der 
Erde, wie von seiner Wassertiefe abhängig sind, und andrerseits 
von der Lage des Beobachtungspunktes am Kanal selbst beeinflußt 
werden, so ergibt sich für die ganze Wellenhöhe au einem be- 
liebigen Punkte eines solchen Kanals unter der fläterzeugenden 
Wirkung des Gestirns nach Airy und Borgen die Gleichung: 



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196 



Gezeitentheorien. 



+ 2ljlL.C t . sin 2t . cos (S —10 

+ ^£?-.C 2 .co*n.cosVe-W ... (.3) 

Diese Gleichung zeigt uns die Flutwelle als etwas Zusammen- 
gesetztes, und zwar entsprechend den drei Gliedern, in welche sie 
zerfällt, aus drei Kategorien von Wellen. Das erste Glied des 
Ausdruckes ist von 8 unabhängig und nur von 3. der Deklination, 
beeinflußt; es ergibt dies die ,,Deklinationsgezeiten u von langer 
Periode. Die durch das zweite Glied gegebenen Wellen durch- 
laufen alle ihre Phasen in derselben Zeit, in welcher Q von 0° 
bis tS60° wächst, und da der Hauptteil von 9 von der Rotation 
der Erde abhängt, so durchlaufen diese Wellen ihre Phasen im 
Laufe von ungefähr einem Tage: das sind die ^eintägigen Ge- 
zeiten 11 . Dagegen sind die durch das dritte Glied gegebeneu 
Wellen die „halbtägigen Gezeiten", weil sie alle ihre Phasen in 
derselben Zeit vollenden, in welcher 20 von 0° bis 860° wächst, 
d. h. ungefähr in einem halben Tage. Daraus wieder folgt, daß 
immer zwei Wellen in dem ganzen Kanal gleichzeitig vorhanden 
sein müssen. — Die Gleichung gilt, wie sie dasteht, nur für einen 
anziehenden Himmelskörper; indem man nun die Maße von w, 
E, 5, und & für den Mond einsetzt und eine zweite Gleichung 
mit den Maßen für die Sonne, nach dem Gesetz der Superposition 
der Wellen, einfach hinzu addiert, erhält man die thatsächliche 
Flutwelle, wie sie von beiden Gestirnen geschaffen ist. Die Airy- 
sche Auffassung der Gezeitenströmungen wird mit besonderer 
Ausführlichkeit im folgenden Abschnitt behandelt werden. 

4. Scuwanknngstheorie voif Ferrel. 

Wie es scheint, war Newton der erste, welcher ein- 
mal ganz gelegentlich das Gezeitenphänomen als das auf- 
zufassen empfahl, was wir heute eine „stehende oder 
stationäre" Schwingung nennen. Dem Leser ist der Be- 
griff der letzteren aus früheren Erörterungen geläufig 
(oben S. 137 f.). Es ist aber später von Young und dann 
von Admiral Fitz -Roy (The Weather Book, Appendix B, 
S. 367) und anscheinend unabhängig hiervon von Dove 
(Zeitschr. für allgem. Erdkunde VI, 185(3, 472 f.) und 
zuletzt von Ferrel der gleichen Anschauung Raum ge- 
geben worden. Allemal wurde als Hauptbeweis für ein 



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Theorie von Ferrel. ]97 

einfaches Hin- und Herschaukeln der Meere die Unmög- 
lichkeit hingestellt, für die Küsten der Vereinigten Staaten, 
sowohl für die atlantischen wie für die pazifischen, Flut- 
stundenlinien zu konstruiren: denn in diesen amerikani- 
schen Hafen tritt das Hochwasser nahezu gleichzeitig ent- 
lang der ganzen Küste auf, wobei nur die am weitesten 
ins Festland eingeschobenen Buchten oder Gebiete mit 
breit vorgelagerten Flachwasserbänken eine Verspätung 
des Fluteintritts gegenüber den freier gelegenen Nachbar- 
orten zeigen. Man überschaue nachstehende Tabelle, 
welche die Hafenzeiten (auf Greenwich-Zeit reduziert) für 
die Ostktiste der Vereinigten Staaten wiedergibt: 



St. Augustine l ü 47 m 

Ossabaw-Sund, südl. von Savannaii 1 43 

Winyah-ßai (33° 15' N. Br.) ... 1 12 

Hatteras-Inlet 0 6 

Kap Henry, Delawaremündung . . 0 44 

Sandy Hook vor New York ... 0 25 

Block-Insel 0 22 

Sable-Insel, Südseite 10 30 

Halifax 0 3 

Kap Race, Neufundland 10 32 



Der in Sable-Insel und an der Südostspitze Neufundlands 
um zwei Stunden verfrühte Eintritt des Hochwassers wird 
nicht so sehr auffallen, da diese Punkte die vorgescho- 
bensten des ganzen nordamerikanischen Festlands sind; 
aber für die eigentlichen Eüstenplätze ist der größte 
Unterschied in den Hafenzeiten doch nur etwa eine Stunde. 
Aehnlich zeigt die oben S. 189 gegebene Karte der Flut- 
stundenlinien der westeuropäischen Meere deutlich, wie 
am Biskayischen Golf alle Häfen nahezu gleichzeitig ihr 
Hochwasser erhalten, und zwar etwas nach 3 Uhr Green- 
wich-Zeit, und ähnlich die Westküste Irlands etwas nach 
5 Uhr. Da allerdings die Westküste Portugals etwa um 
2 Uhr ihr Hochwasser bei Springzeit hat, so ist immer- 
hin eine kontinuierliche Verspätung der Flutstunden, von 
Süden nach Norden zunehmend, absolut nicht zu be- 
streiten. 

Nach der Merianschen Formel für uninodale Schwin- 
gungen, welche hier ohne weiteres Anwendung finden 



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198 



Gezeitentheorien 



kann, da ja die Wassertiefe des Atlantischen Ozeans (etwa 
3,8 km) im Vergleich mit seiner Breite und Länge (min- 
destens 3500 km, vielfach das Doppelte) verschwindend klein 
ist, ergeben sich folgende Beziehungen: 

' = ihi> oder v = oder 1 = * 

wo t die halbe Periode der Schwingung in Sekunden, 
l die Länge des Beckens in Metern, p die Wassertiefe 
(in Metern) und 2g = 9,8 m die Beschleunigung der 
Schwere bedeutet. Indem wir das Zeitintervall zwischen 
je zwei Hochwassern zu 12 h 24 m annehmen, ist / = G h 12 m 
= 22320 Sekunden. 

Wenn es nun in irgend einem Ozean einen Streifen 
gibt, dessen Tiefe zur Längenausdehnung in solchem Ver- 
hältnis steht, dato eine uninodale Schwingung von 22 320 Se- 
kunden Halbperiode durch die fluterzeugenden Gestirne 
erregt werden kann, dann wird durch die periodische 
Wiederholung dieser Störung die stehende Welle an den 
beiden Küsten Amplituden erreichen, welche der Theorie 
nach unendlich groto werden können, obwohl die zer- 
störenden Wirkungen, welche derartige Wasserschwankun- 
gen zur Folge haben müssen, durch vermehrte Reibung 
sie bald auf einen endlichen, wenn auch kolossal hohen 
Wert reduzieren dürften. Schon die Thatsache. date 
nirgends entlang freien ozeanischen Küsten abnorm hohe 
Gezeiten beobachtet werden, ist ein Beweis, dass diese 
uninodalen Schwingungen, wenn überhaupt vorhanden, 
dann jedenfalls nicht Ausschlag gebend für den gan- 
zen Charakter des Flutphänomens sind. Es könnten 
also nur neben den fortschreitenden auch noch stehende 
Wellen vorhanden sein, und etwas anderes scheint Ferrel 
vielleicht auch nicht beweisen zu wollen (Tidal lie- 
searches § 22). 

Versucht man nun, entlang gewissen, in der Kon- 
figuration der Ozeane beruhenden Längsachsen nach der 
obigen Formel die Tiefe p zu berechnen, welche eiuem 
t von 22320 Sekunden zukommen würde, so kann man 
durch Vergleich dieser berechneten Tiefe mit der aus den 



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Theorie von Ferrel. 199 

Tiefenkarten entnommenen mittleren Tiefe der Strecke 
beurteilen, ob die daselbst vorhandenen lokalen Dimen- 
sionen dem Entstehen solcher stehenden Schwingung gün- 
stig sind. Denn wie wir oben schon die Brüder Weber 
sich über das Auftreten stehender Wellen äußern sahen 
(S. 141), so ist auch Ferrel der Meinung, dato wenn die 
Bedingungen nur angenähert erfüllt seien, schon solche 
Wellen sich bilden könnten. 

Ferrel findet (Tidal Res. §. 231 nach eigener nur für 
Kanäle längs Breitenparallelen geltenden Formel) nun 
entlang 52° N. Br. quer über den Nordatlantischen Ozean 
auf einer Strecke von 45 Längengraden (3090000 m) eine 
zu t passende Tiefe mit 1,55 miles = 2480 m (die Me- 
riansche Formel ergibt nur 1950 m) und ist der Ansicht, daß 
die mittlere Tiefe zwischen Neufundland und Irland diesem 
Werte nahe genug komme, um eine uninodaie Schwin- 
gung zu begünstigen. Aber wie schon Börgen (im 
Segelhandbuch der Seewarte für den Atlantischen Ozean 
S. 306) bemerkt hat, ist die mittlere Tiefe entlang 52° 
N. Br. beträchtlich größer, nämlich zu 2940 m anzu- 
setzen (ich selbst berechne, entlang dem größten Kreise 
zwischen Trinity-Bai und Valencia, eine Mitteltiefe von 
2865 m), also \e mehr als die Ferrelsche Formel, mehr 
als die Meriansche Formel erwarten ließe. Wenn nun 
Ferrel weiter meint, auch falls die Tiefe 2 miles = 3200 m 
betragen sollte, würden die Wasserstandsschwankungen 
an den West- und Ostenden des gedachten Kanals noch 
ungewöhnlich hohe Gezeiten bilden, so sieht man nicht* 
ein, weshalb bei Neufundland (Kap Race) die ganze Flut- 
grösse nur 1,8 m, an der Westküste Irlands 2,8 m (Va- 
lencia) betragen darf, wenn außer der „ gezwungenen * 
Flutwelle auch noch eine frei schwingende stehende Welle 
gleicher Periode und Epoche vorhanden ist. 

Weiter südlich, fährt Ferrel fort, entlang dem Parallel 
von 35° kann die Breite des Ozeans zu etwa 60 Längen- 
graden (= 5477000 m) angenommen werden, was wir 
einmal gelten lassen wollen, obwohl diese Breite etwas 
größer angesetzt werden müßte. Die Meerestiefe, welche 
exakt den Bedingungen für seine Gleichung genügt, gibt 



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200 



Gezeitentheorien. 



Ferrel zu 3,8 miles = 6080 m an. „Obwohl die mittlere 
Tiefe des Ozeans hier gewiß größer ist als in der nörd- 
licheren Breite, so ist doch die wahrscheinliche Tiefe in 
diesem Falle viel kleiner als 3,8 miles, weil gerade in der 
Mitte der Strecke relativ geringe Tiefen vorkommen 
(Azorenrücken, Atlantisches Plateau). Die Bedingungen 
für die Entstehung einer uninodalen Schwankung sind 
darum hier nicht so günstige wie in der nördlicheren 
Breite, und demgemäß sind die beobachteten Oszillationen 
auch allgemein geringere, indem der Flutwechsel an der 
Ktistenstrecke zwischen New York und Florida im Mittel 
nur halb so groß ist wie entlang der Neu-Engiand-Küste, 
obwohl der Ozean breiter und tiefer ist." 

Borgen berechnet die mittlere Tiefe entlang 30° N. 
Br. zu 3840 m, was zutreffend genannt werden muß; die 
„günstige" Tiefe ist also hier ganz erheblich größer 
als die gegebene, im vorigen Falle war sie kleiner. „Es 
wird nun," sagt Borgen (a. a. O. S. 307) weiter, „bei 
dem gegen die Meridiane stark geneigten Verlauf der 
amerikanischen Küste und der daraus folgenden ziemlich 
regelmäßigen Verringerung der Breite des Ozeans nach 
Norden zu, einen Breitenparallel geben müssen, auf wel- 
chem die Breite des Ozeans und seine Tiefe in solchem 
Verhältnis zu einander stehen, daß die für hohe Gezeiten 
günstigste und die wirkliche Tiefe einander gleich sind 
und auf welchem wir demnach sehr hohe Gezeiten er- 
warten dürfen. Man kann vermuten, daß dies ungefähr 
auf 42° N. Br. der Fall sein werde, auf der einen Seite bei 
Oporto, auf der anderen bei Kap Cod. Die Beobachtungen 
aber zeigen gar nichts Ungewöhnliches. Allerdings finden 
wir auf der amerikanischen Seite in der Nähe von Kap 
Cod die hohen Fluten von Boston (Springzeit 3,4 m), und 
namentlich die der Fundy-Bai (s. oben S. 161); diese 
können aber nicht als Beweis angeführt werden, weil sie 
im Innern von Buchten und unter sehr starker Beein- 
flussung durch die Bodenverhältnisse zustande kommen, 
welche zu ihrer Erklärung vollkommen ausreicht. Wir 
dürfen im Gegenteil nur die Gezeiten solcher Orte zur 
Vergleichung heranziehen, welche möglichst frei liegen, 



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Theorie von Ferrel. 



201 



und da linden wir für Nantucket 1,0, Monomoy 1,4, 
Shelbourne 1,9 m u. s. w., Fluten, welche gewiß niemand 
exzeptionell hoch finden wird, Shelbourne noch dazu auf 
gleicher Breite und nur durch die Halbinsel Neuschott- 
land von den riesigen Fluten der Fundy-Bai getrennt." 
An der europäischen Seite geben die Gezeitentafeln als 
Springfluthöhen an: Lissabon 3,7, Mondego-Barre 2,1, 
Oporto 3,0, Minhomündung 2,1 m, was doch gewiß nicht 
hohe Werte sind. Es sei noch bemerkt, daß aus Ferrels 
Formel sich die günstige Tiefe zu 2,544 miles = 4090 m 
berechnet, während meine Tiefenkarte (im Segelhandbuch) 
die mittlere Tiefe zu 3900 m entlang 42° N. Br. ergibt, 
wenn wir dem „nordatlantischen Kessel" südlich Neufund- 
lands keine größere Mitteltiefe als 5000 m, entsprechend 
einigen neueren Lotungen des „Albatros 14 bewilligen; 
setzen wir aber eine größere Tiefe ein, so nähert sich 
der „wirkliche* Wert dem „günstigen" noch etwas mehr. 

Es liegt nun im Wesen der uninodalen Schwankung, 
daß die Wasserstände an den beiden gegenüberliegenden 
Ufern sich stets in der entgegengesetzten Phase befinden 
werden: hat das westliche Ufer Niedrigwasser, so muß 
gleichzeitig das östliche Hochwasser haben. Nach Ferrel 
(a. a. O. § 232) kann nun wegen der sanften Abböschung 
des Bodens an den Küsten und der Seichtigkeit des 
Wassers daselbst, im Verein mit der Reibung, dieser Gegen- 
satz nicht mehr unmittelbar an der Küste sich konser- 
vieren, weil hier die Schwankungen der Hauptmasse des 
tiefen Ozeans in fortschreitende Flutwellen sich umwan- 
deln müßten, so daß also die Eintrittszeiten für das Hoch- 
wasser sehr von denjenigen in beträchtlichem Abstände 
von der Küste abweichen könnten. 

Neben diesen beschriebenen Schwankungen in der 
Ostwestrichtung, welche nach Ferrel der Hauptsache nach 
die nordatlantischen Gezeiten erzeugen, denkt er sich nun 
auch Oszillationen in der Richtung der Meridiane, welche 
freilich von untergeordneter Bedeutung gegenüber den 
anderen seien, aber doch durch Interferenzen mit jenen 
die Eintrittszeiten der Hochwasser erheblich verschieben 
könnten. Ferrel verwirft demgemäß auch mit voller Ent- 



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202 



Gezeitentheorien 



schiedenheit die Annahme, daß eine fortschreitende Welle 
von der Südsee her bis in den Nordatlantischen Ozean 
vordringe. „Wenn ein Damm vom Kap der Guten Hoff- 
nung nach Südamerika hinüber gelegt würde, so würden 
doch die Gezeiten im Nordatlantischen Ozean ganz die- 
selben bleiben." 

Börgen hat nun darauf aufmerksam gemacht, daß 
zwei Merkmale der Gezeiten an der amerikanischen Seite 
des Nordatlantischen Ozeans der Grundauffassung Ferrels 
von einer ostwestlich schwingenden stationären Welle nicht 
günstig seien. 

In den amerikanischen Häfen ist die halbmonatliche 
Ungleichheit sowohl in Zeit wie in Höhe nur halb so 
groß wie in den westeuropäischen Küstenplätzen. Der 
mittlere Wert dieser Ungleichheit ist nämlich: 

in Zeit: in Höhe: 
Ostküste der Vereinigten Staaten . 28 Minuten 5,2 cm 
Westküste Europas ...... 42 „ 9,9 B 

Es sind das die Mittelwerte aus je 10 Küstenstationen 
von beiden Ufern. In Einzelfällen sinkt die Ungleich- 
heit wie in Charleston in Zeit bis 18 Minuten, in Phila- 
delphia in Höhe bis 4 cm, während gegenüber in Plv- 
mouth sie in Zeit bis 45 Minuten und im Shannonfluü 
bei Kilbaha bis 12,2 cm in Höhe erlangt. „Die Ursache 
für diesen Unterschied muß doch nur der amerikanischen 
Seite des Ozeans zukommen, auf der europäischen aber 
fehlen; nun sieht man aber nicht,* 4 meint Börgen, „wes- 
halb bei einfachem Hin- und Herschaukeln die Sonnen- 
flut im Verhältnis zur Mondflut sich auf der einen Seite 
des Ozeans anders verhalten sollte wie auf der anderen." 

Der zweite Punkt betrifft die tägliche Ungleichheit. 
Diese ist in den nördlichen Häfen der Ostküste der Union 
so unbedeutend wie in Europa (in Liverpool 24, in Wil- 
helmshaven 1(3 cm), und die gewöhnliche halbtägige Flut 
wird dadurch kaum beeinflußt. Je näher die Stationen 
aber der Floridastraße liegen, und noch mehr im Busen 
von Mexiko, gewinnt die „eintägige" Flutwelle an Ein- 
fluß, und endlich tibertrifft sie die gewöhnlichen halb- 
tägigen Gezeiten so an Größe, daß diese an manchen 



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Theorie von Ferrel. 



203 



Orten fast ganz verschwinden und man nur „ Eintagsfluten u 
beobachtet. Ferrel (a. a. 0. S. 245) gibt eine Uebersicht, 
aus der Borgen folgende Werte entlehnt, welche den 
Flutwechsel (in Centimetern) ausdrücken. 



i 


Höhp der 


Höhe der 






halb- 

Ii Chi *J 




tagigen 
Gezeiten 


tagigen 
Gezeiten 




cm 


cm 




6 


49 




21 


37 




30 


30 


Egraont-Keys (27° 36' N., 82° 46' W.) . . . 
Cedar-Keys (28°58'N., 82° 57' W.) . . . 


49 


34 


46 


73 


St. Georges-lnlet (29° 35' N., 85° 12' W.) 


49 


6 




34 


6 




37 


6 




34 


15 



Man sieht daraus, wie an der Nordküste des Golfs 
von Mexiko die eintägigen Gezeiten so groß werden, dato 
sie die halbtägigen beinahe völlig unterdrücken und für 
diese Orte meist nur einmal des Tages Hochwasser und 
Niedrigwasser auftritt. Da, wie die oben (S. 190) ge- 
gebene Formel (3) in dem zweiten Gliede zeigt, die ein- 
tägigen Gezeiten vom Sinus der verdoppelten Deklination 
abhängen, so sind sie, wenn der Mond über dem Aequa- 
tor steht, gleich Null; an solchen Tagen würden dann 
normale halbtägige Gezeiten zu erwarten sein, die aber 
durch den Windstau meist völlig vernichtet und erst in 
sehr langen Beobachtungsreihen mit guten Instrumenten 
erkannt werden können. Aber sehr schnell wachsen dann 
die Eintagsfluten bei Zunahme von 2$ bis zu ihrem Maxi- 
mum mit der größten nördlichen oder südlichen Dekli- 
nation. — Nirgends in der Nordsee oder Ostsee oder im 
westlichen Mittelmeer sind solche bedeutende eintägige 
Gezeiten konstatiert. Auch Ferrel vermag sie nicht zu 
erklären, er hält es nur für wahrscheinlich, daß aus dem 
Karibischen Meer eine fortschreitende (also atlantische) 



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204 



Gezeitentheorien. 



Welle durch die Yukataustraße in den Golf vordringe 
und in diesem mit einer stehenden Schwingung sich kom- 
biniere. Dabei bleibt aber unerklärt, weshalb schon an 
der atlantischen Seite von Florida die eintägige Gezeit 
so an Amplitude wächst; und ferner ist die mittlere Tiefe 
des Mexikanischen Golfs zu 875 m anzusetzen, was für 
eine stehende Welle von der Halbperiode t'— 12 h 24 m 
eine Beckenlänge von 4134 km und bei t = 0 h 12 m eine 
solche von 2007 km verlangen würde, während die größte 
Diagonale im Golf, von Veracruz nach Cedar-Keys, nur 
1 040 km lang ist. Auch hier kommt man also mit Hilfe 
von stehenden Wellen nicht zu einer befriedigenden Er- 
klärung. Die lokalen, jedenfalls wohl rein terrestrischen 
Ursachen dieser Erscheinung sind noch ganz dunkel: auch 
Borgen verzichtet darauf, sie zu erklären. — 

Interessant ist alsdann ein Versuch Ferrels, die 
ganz abnormen und auffallenden Gezeiten von Tahiti im 
Pazifischen Ozean zu erklären. Auf dieser Insel war 
schon durch ältere Beobachtungen (Philo*. Trans., Lon- 
don 1843) und dann später (1850) durch Aufstellung 
eines Saxtonschen Flutautographen durch den amerikani- 
schen Admiral Rodgers ( U. S. Coast Surmj Report for 1864. 
Appendix 9) erwiesen worden, daß im Hafen Papiti nicht 
der Mond, sondern die Sonne für die Gezeiten maßgebend 
sei, indem nämlich Hochwasser nahe um Mittag oder Mitter- 
nacht (mit einer Verspätung bis zu 4 Stunden) eintritt. 
Von seinem Standpunkt spricht nun Ferrel die Meinung 
aus, daß hier in der Nachbarschaft der Insel eine Knoten- 
linie für die lunare Welle läge, während die Knotenlinie 
der Sonnenflutschwankung damit nicht zusammenfalle. So 
könne die Mondflut fehlen, eine schwache Sonnenflut aber 
spürbar bleiben. In ähnlicher Weise, nur von Inter- 
ferenzen fortschreitender Wellen entgegengesetzter 
Richtung ausgehend, die dann zu einer stationären Welle 
sich kombinieren, erklärte Airy (Phil. Trans., London 1845, 
S. 121), die ähnlichen Gezeiten von Courtown an der 
Irischen Küste, wo in der nahen Knotenlinie gar keine 
Gezeit vorhanden, in Courtown selbst aber die Sonnen- 
flut größer ist als die lunare. 



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Untersuchungen von Borgen. 



205 



5. Untersuchungen von Borgen. 

Neuerdings hat nun Borgen in seinem Beitrage 
zum „Segelhandbuch des Atlantischen Ozeans" (heraus- 
gegeben von der Deutschen Seewarte, Hamburg 1885) 
zum erstenmal den Versuch unternommen, auf Grund von 
Airys Wellentheorie die Eintrittszeiten der Hochwasser 
in ihrer Abhängigkeit vom Bodenrelief des Atlantischen 
Ozeans zu erklären: ein Versuch, der bei aller Kühnheit 
etwas sehr Ansprechendes an sich hat. Wir geben die 
betreffende sehr klare Darlegung Borgens darum im fol- 
genden möglichst wörtlich wieder. 

Der Unterschied von „forcierten" oder „gezwunge- 
nen" Wellen und „freien" Wellen ist dem Leser ge- 
läufig (vgl. oben S. 37). In einem ohne Unterbrechung 
rings um die Erde sich erstreckenden Kanal von überall 
gleichmäßiger Tiefe und Breite werden Flutwellen nur 
als „gezwungene" Wellen auftreten. Wo aber irgend 
ein Hindernis der Fortpflanzung solcher Welle entgegen- 
tritt, sei es eine Aenderung der Breite des Kanals oder 
eine Unregelmäßigkeit seiner Tiefe oder eine scharfe 
Wendung in seiner Richtung, da wird die bis dahin „ge- 
zwungene" Welle ihren Weg als „freie" Welle fortsetzen. 
Sie wird (vgl. oben S. 86) ihre Periode unverändert bei- 
behalten wie vorher, aber ihre Länge und ihre Höhe, 
namentlich aber auch ihre Geschwindigkeit den jeweils 
gegebenen örtlichen Verhältnissen des Kanals anpassen. 
„Diese Wellen werden ebenfalls wie die gezwungenen Wellen 
sowohl nach der Längsrichtung wie nach der Richtung 
der Breite des Ozeans vorhanden sein. Da aber die Höhe 
der ,gezwungenen 4 Flutwellen der Tiefe des Wassers 
direkt proportional ist, so sieht man, daß dieselben in 
der Nähe der Küsten und in wenig ausgedehnten und 
flachen Meeresteilen verschwinden und dort nur die ,freien k 
Wellen zur Geltung kommen werden, welche umgekehrt 
gerade im flachen Wasser zu höherer Entwicklung ge- 
langen. Im tiefen Ozean werden sich dagegen neben 
diesen letzteren auch die gezwungenen Wellen geltend 
machen und dürften bei der Beurteilung der Gezeiten auf 



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2UÖ 



Gezeitentheorien 



kleinen isolierten Inseln nicht außer acht zu lassen sein 
(wenn nicht möglicherweise wegen der überall vorhande- 
nen Hindernisse die gezwungenen Wellen gar nicht zur 
Ausbildung kommen und sich sofort in freie verwandeln). 

„Wenn auf einer in horizontaler Richtung weit aus- 
gedehnten Wasserfläche mehrere sich kreuzende Systeme 
von Wellen existieren, so treten Interferenzen auf, durch 
welche bewirkt wird, daß die Linien gleicher Hochwasser- 
zeit oder die Flutstundenlinien nicht mehr in einfacher 
Beziehung zu den erzeugenden Wassersystemen stehen, 
so daß man nicht unmittelbar aus dem Verlauf der Flut- 
stundenlinien einen Schluß auf den Verlauf der Wellen 
und den Ort ihrer Kämme machen kann. Wenn nicht 
mehr als zwei Systeme von Wellen vorhanden sind, so 
lassen sich indes die folgenden Beziehungen nachweisen, 
welche immerhin zur Gewinnung eines Urteils über den 
Verlauf der Wellensysteme von Wichtigkeit sind. 

„Die Flutstundenlinien verlaufen in diesem Falle 
nicht mehr geradlinig (oder, auf der Erde, in größten 
Kreisen), sondern sie erhalten wellenförmige Einbuch- 
tungen , deren Größe von der relativen Höhe der sich 
kreuzenden Wellen abhängt. Die zu einer bestimmten 
Stunde gehörige Linie (d. h. die Achse, zu welcher die 
erwähnten wellenförmigen Ausbuchtungen symmetrisch 
liegen) verläuft in der Richtung, nach welcher sich die 
kleinere der beiden Wellen fortpflanzt, und der lineare 
Abstand zweier gleichartig liegender Punkte derselben, 
die in der Richtung der Fortpflanzung dieser kleineren 
Welle liegen (z. B. die auf derselben Seite der Achse 
liegenden Maximalpunkte der Ausbuchtungen), ist gleich 
der Länge oder einem ganzen Vielfachen der Länge der 
kleineren Welle. 

„Wenn wir also imstande sind, den Verlauf der 
Flutstundenlinien genau nachzuweisen, so können wir mit 
Sicherheit annehmen, daß die kleine Welle sich annähernd 
nach der Richtung dieser Linien fortpflanzt, und wir würden 
dies noch strenger nachweisen können, wenn wir finden, 
daß der Abstand homologer Punkte einer solchen Linie 
gleich derjenigen Wellenlänge ist. welche wir der mitt- 



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Untersuchungen von Borgen. 



207 



leren T iefe p entsprechend durch die Formel (S. 18) 

X = t \ 2gp berechnen können. 

„Wir haben nun Grund, anzunehmen, daß die Flut- 
stundenlinien sich quer über den Atlantischen Ozean er- 
strecken, und schließen daraus, daß das kleinere der 
auf demselben bestehenden Wellensysteme sich in der 
Richtung Ost-West fortpflanzt. Die Breite des Ozeans 
ist aber zu gering (kleiner als eine Wellenlänge), um die 
volle Ausbildung der Flutstundenlinien zu gestatten, so 
daß wir keine homologen Punkte aufsuchen können, um 
daran die Wellenlänge zu prüfen. 

„ Ferner ist der Abstand zweier Punkte auf zwei ver- 
schiedenen Flutstundenlinien, die zu Zeiten gehören, welche 
um die Periode der Welle voneinander abweichen, und 
die in der Richtung der Fortpflanzung der größeren 
Welle liegen, gleich der Länge der größeren Welle. 
Finden wir also auf zwei solchen Flutstundenlinien zwei 
Punkte, deren Abstand der aus der mittleren Tiefe be- 
rechneten Wellenlänge gleich ist, so können wir mit Zu- 
versicht schließen, daß dies die Richtung des Fortschreitens 
des größeren der beiden Wellensysteme ist, voraus 
setzt, daß wir die Flutstundenlinien richtig gezogen haben. 

In nachstehender Fig. 30 sind die Kämme von zwei sich 
rechtwinklig kreuzenden Wellensystemen, wie sie einem Auge in 
sehr großer Entfernung er- 
scheinen würden, dargestellt. 
Das Sy etem der größeren Wel- 
len möge sich nach der Rich- 
tung JfZ, das der kleineren 
nach der Richtung MX fort- 
pflanzen. Dann finden der- 
artige Interferenzen statt, daß 
bei der Konstruktion der Linien 
gleicher Hochwasserzeit oder 
der Flutstundenlinien diese die 
Gestalt annehmen wie auf der 
nächsten Fig. 31, welche diese 
Linien darstellt für Zeiten, die 
um die Periode der Wellen 
(welche in beiden Systemen 
als gleich vorausgesetzt ist) 

voneinander verschieden sind. Dann ist der Abstand der homo- 
logen Punkte a' und V oder a" und welche auf derselben 



cre- 



Fig. SO. 



t 



t 



-fc — b — tx 



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208 



Gezeiten theorien. 



Flutstundenlinie liegen, gleich der Länge ab der kleineren 
Welle, und der Abstand a' c' oder a" c" zweier Punkte auf ver- 
schiedenen Flutstundenlinien gleich der Länge ac der größe- 



Fig. 31. 




ren Welle (den mathematischen Beweis vgl. a. a. O. S. 314 bis 
316, nach Airy § 364 bis 371). Dasselbe gilt auch von zwei 
Wellensystemen, die sich unter einem beliebigen Winkel kreuzen. 

„Wir wollen nun versuchen/ fahrt Borgen fort, 
„ob die Anwendung des letzten Satzes auf die an den 
Küsten des Atlantischen Ozeans beobachteten Hafenzeiten 
uns einen Aufschluß geben kann über die Richtung, nach 
welcher sich das größere der in diesem Meere existieren- 
den Wellensysteme fortpflanzt, indem wir zwei Orte auf- 
suchen, an welchen die beobachteten Hafenzeiten um die 
Periode der Flutwellen (t = 12 h 25 ra gesetzt) voneinander 
verschieden sind, dann die mittlere Tiefe p des Wassers 
zwischen beiden ermitteln, daraus nach der Formel 

X = t \j2gp die dieser Tiefe entsprechende Wellenlänge 
berechnen und diese mit der Entfernung beider Orte im 
größten Kreise vergleichen. Wir müssen indes von vorn- 
herein bemerken, daß wir keine völlige TJebereinstimmung 
erwarten dürfen , auch wenn wir die Orte genau in der 
Fortpflanzungsrichtung der Welle ausgewählt haben sollten ; 
denn da wir uns, um jede W'illkür auszuschließen, an 
beobachtete Daten halten (von allen mehr oder minder 
willkürlichen Konstruktionen der Flutstundenlinien also 
absehen) und diese durch die Bodengestaltung in der un- 
mittelbaren Nähe der Orte unter Umstanden erheblich 



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Untersuchungen von Borgen. 209 



beeinflußt sein können, so würden wir sicher ganz an- 
dere Punkte zusammen kombinieren müssen, wenn wir 
mit einiger Sicherheit die Flutstundenlinien über den Ozean 
tracieren und daher Punkte auswählen könnten, welche 
ganz frei von dem Einfluß der Küsten wären. 0 

Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über die von 
Borgen ausgeführte Versuchsrechnung. 



Stationen 


Hafenzeit 

in 
Green- 
wich- 
Zeit 


D 

Ab- 
stand 


Mittl. 

Tiefe p 
zwi- 
schen 

beiden 


Wellen- 
länge #. 

= t^ 


Diffe- 
renz 
D — X 


St. Augustine (Florida) . 


1h 27 m 
Ii 47 


km 
|l2672 


m 
4095 


km 

IV Iii 

8960 


lc m 
i\ iii 

+3712 


2. Sta. Catharina (Südbrasil.) 
St. Kildn ( westl. v. d. Hebr.) 


51» 59 m 
0 4 

i 


110184' 3967 


8819 


4-1365 


3. Jericoacoara(Ceara,Brasil.) 
Kap Wrath (Schottland) . 


7h 57m 
7 50 


} 7518 


3781 


8610 


-1092 




1h 27 m 
1 42 


} 7913 


4086 


8950 


-1037 


5» St» Helena •»•... 
Ouessant I. (vor Brest) 


1 

phglm 
3 52 


J 7168 


4031 


8890 


-1722 



Das erste Beispiel zeigt eine so große Differenz 
zwischen D und X, daß mit Sicherheit gesagt werden 
kann, in dieser Richtung bewegt sich die Flutwelle nicht 
über den Ozean. — Im zweiten Falle ist die wirkliche 
Entfernung der beiden Orte um l \i größer als die be- 
rechnete Wellenlänge. Man kann nun annehmen, daß 
die der brasilischen Küste vorgelagerte Bank die Flut- 
welle verzögert, so daß im tiefen Ozean die Flutstunden- 
linie von 5 h 59 m jedenfalls erheblich nördlicher liegt , als 
bei Sta. Catharina, ebenso würden auch die „Gründe" 
vor Irland wirken, daher die Distanz im tieferen Wasser 

Krümmel, Ozeanographie II. 14 



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210 Gezeitentheorien. 



gemessen jedenfalls der berechneten Wellenlänge X näher 
kommen würde. „ Hierdurch gewinnt die Annahme, daß 
das Hauptsystem der atlantischen Flutwellen sich von 
Süden nach Norden fortpflanze, an Wahrscheinlichkeit* 
eine Annahme, deren Richtigkeit durch die folgenden 
Beispiele noch verstärkt wird." Denn auch bei diesen 
wirken die flachen Küstenbänke im allgemeinen ver- 
zögernd, auch sind die Unterschiede der Flutstunden nicht 
genau 12 h 25 m , was für die Rechnung einen Unterschied 
macht. 

Im allgemeinen kann danach immerhin (mit gehöri- 
ger Berücksichtigung der durch das Bodenrelief bewirkten 
Aenderungen der Flutstundenlinien) als erwiesen betrachtet 
werden, daß sich die höchsten atlantischen Flutwellen in 
meridionaler Richtung von Süd nach Nord fortpflanzen; 
daneben kann dann noch ein zweites, jedenfalls aber viel 
kleineres W r ellensystem existieren, welches sich nach der 
Breite des Ozeans fortpflanzt. Das erstere System ist 
aber das mafcigebende; das andere bewirkt nur mäßige 
Verschiebungen der Flutstundenlinien. 

„Haben wir hierdurch, wie wir glauben, fc fährt Bor- 
gen fort, „das System der atlantischen Gezeiten einiger- 
maßen wahrscheinlich gemacht, so folgt die Erklärung 
der Einzelerscheinungen ziemlich von selbst." Es handelt 
sich hierbei nur darum, die Wassertiefen in ihrer Rück- 
wirkung auf den Lauf der Wellen in Rechnung zu ziehen. 
(Vgl. die Uebersicht über das atlantische Bodenrelief in 
Bd. I der Ozeanographie S. 73 f.) Denn die Geschwindig- 
keit solcher Wellen, deren Länge im Vergleich zur Wasser- 
tiefe sehr groß ist, folgt dem Lagrangeschen Gesetze 

c = \2gp, ist also der Quadratwurzel aus der Wasser- 
tiefe direkt proportional. Darauf beruht Borgens nach- 
folgender Versuch, die Hafenzeiten im Nordatlantischen 
Ozean zu erklären. 

Die Welle, welche in ihrem Fortschreiten nach Nor- 
den durch die Enge zwischen Afrika und Brasilien in 
den nördlichen Atlantischen Ozean tritt, hat zwei tielere 
Längsmulden vor sich, die Kapverdenrinne im Osten und 
die nordbrasilische Rinne, welche zur westindischen Tiefe 



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Untersuchungen von Borgen. 211 



führt, im Westen. Verfolgen wir zunächst den west- 
lichen Teil ihres Weges. 

Die westindische Tiefe, großenteils an G000 in tief, 
läßt den westlichen Teil des Flutwellenkainines sehr schnell 
nach NW fortlaufen (c= 240 m pro Sekunde oder 475 See- 
meilen in einer Stunde!), während der mittlere Teil des 
Wellenkamms durch das atlantische Plateau (nur 3500 m 
tief, woraus c = 187 m pro Sekunde, 307 Seemeilen stünd- 
lich) aufgehalten wird : im ganzen kann durch die größere 
Tiefe im Westen der längere Weg als kompensiert gelten, 
so daß der Wellenkamm sich hier entlang den Breiten- 
parallelen erstrecken dürfte. 

Die Fortsetzung der westindischen Tiefe nach Norden, 
die weit nach Westen eingreifende Bucht des „nord- 
atlantischen Kessels" zwischen Kap Hatteras und Kap 
Cod bewirken aber nun, daß die Welle hier sehr rasch 
nach NW vorschreitet, also in ihrer ganzen Front auf 
die Küste aufläuft, wobei örtlich die vorgelagerte Küsten- 
bank Unterschiede im Eintreffen des Hochwassers bedingt, 
die indes nicht sehr ins Gewicht fallen können. 

„An dem südlichen Teile der westindischen Tiefe, 
an den Bänken, auf denen die kleinen Antillen und die 
Bahamainseln liegen, muß der Kamm der Welle zurück- 
bleiben , und es wird bei der von Ort zu Ort rasch sich 
ändernden Wassertiefe und Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
der Welle eine erhebliche Zeit erfordert werden, ehe die 
Welle die Inseln erreicht, und wir glauben, daß diese 
Ursachen hinreichend sein werden, um wenigstens zum 
großen Teil die Thatsache zu erklären, daß alle west- 
indischen Inseln innerhalb derselben Stunde Hochwasser 
haben, und daß dies nahe zu derselben Zeit eintritt, wo 
es an der Küste der Vereinigten Staaten stattfindet. Es 
mag aber hierzu mit beitragen, daß die genannten Inseln 
vorher eine zweite Welle, oder vielmehr einen anderen 
Teil derselben Welle durch das Karibische Meer empfangen, 
welcher sich mit der Hauptwelle wieder vereinigt und 
den Eintritt des Hochwassers verzögert." 

Mittlerweile hat die Welle im Ozean ihren Weg fort- 
gesetzt und ist nach Ueberschreitung des nordatlantischen 



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212 Gezeitentheorien. 

Kessels und der westlichen Azorenrinne (wo ebenfalls 
c = 200 — 250 m pro Sekunde erreicht) an den Südrand 
der Großen Neufundlandbank gekommen: auf diese Weise 
es ermöglichend, daß die Südküste der Sable-Insel und 
das Südostkap von Neufundland (Kap Race), welche nahe 
an das tiefe Wasser herantreten, früher ihr Hochwasser 
haben, als die südlicher gelegenen Teile der Vereinigten 
Staaten, wo die Welle erst den an 200 — 250 km breiten 
Gürtel von 200 m Wassertiefe zu überwinden hat. Daü 
dies völlig zur Erklärung der Verspätung ausreicht, möge 
folgendes Beispiel zeigen : Halifax hat eine Hafenzeit von 
0 h ;i m (Greenwicher Zeit) und Sable-Insel, Südküste, eine 
solche von 10 h 30 m ; ersteres also 1 l l* Stunden später 
Hochwasser als die Insel, die auf annähernd derselben 
Breite liegt. Nehmen wir nun die mittlere Tiefe zwischen 
Halifax und dem Rande der Küstenbank wegen der da- 
zwischen liegenden tieferen Einsenkungen zu 200 m an, 
so wird hier c = 44 m pro Sekunde ; es wird also in 
1 l ji Stunden eine Strecke von 238 km zurückgelegt, was 
sehr nahe der Entfernung zwischen Halifax und der 
200-Meter-Linie gleich kommt. Auf diese Weise dürften 
sich, alle Eigentümlichkeiten und scheinbaren Unregel- 
mäßigkeiten, welche die Hafenzeiten an der nordamerikani- 
schen Küste zeigen, ohne Schwierigkeit aus dem vor- 
handenen Bodenrelief des Meeres und dem Verlauf der 
Küste erklären lassen. 

An der östlichen Seite des Ozeans bis hinauf zu den 
europäischen Küsten nehmen die Tiefen je weiter nach 
Norden desto mehr ab, indes ziemlich schrittweise, so 
daß im ganzen die Flutwelle langsamer, und je weiter 
nach Norden, desto mehr sich verspätend, vorrückt. Dazu 
kommt noch die beträchtliche Breite der vorgelagerten 
Küstenbänke. Dadurch wird auch folgendes erklärbar. 

Erstlich, daß die europäische Küste durchweg später 
Hochwasser hat als die gegenüberliegende amerikanische; 
ferner, daß die Fluthöhen im Osten überall erheblich höher 
sind als im Westen, worüber im nächsten Abschnitt noch 
mehreres mitgeteilt wird; endlich, daß im Umkreise des 
Biskayagolfes überall gleichzeitig Hochwasser eintritt 



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Untersuchungen von Sir W. Thomson. 



213 



(vgl. die Karte S. 189), da die von Süden um Kap Finis- 
terre gekommene Welle in der Mitte sehr tiefes Wasser 
(über 5000 m) vorfindet, also die größere Entfernung bis 
in den südöstlichsten Zipfel des Golfes kompensiert scheint 
durch große Tiefe, wobei entlang der französischen Küste 
die vorgelagerte Küstenbank eine Verzögerung der Welle 
bedingt, die dann hier in breiter Front aufläuft. 

Um alle diese Vorgänge einer Deutung entgegen- 
zuführen, genügt also die Annahme, daß die Flutwelle 
die Natur einer fortschreitenden Welle besitze, deren 
Schnelligkeit von der Quadratwurzel aus der Wassertiefe 
abhängt, und daß diese Welle sich in meridionaler Rich- 
tung von Süden nach Norden durch den Nordatlantischen 
Ozean fortpflanze. Aber auch Borgen ist es noch in 
keinem Falle gelungen, aus theoretischen Ableitungen 
allein für irgend einen Küstenpunkt die absolute Hafen- 
zeit vorauszuberechnen; diese kann nur durch Beobachtung 
gefunden werden. Aber es ist durch Börgens Unter- 
suchungen wenigstens ein Weg gewiesen, auf welchem 
man zu einem plausiblen Verständnis der Unterschiede 
in den Hafenzeiten an den verschiedenen Orten einer Küste 
oder zweier gegenüberliegender Küsten gelangen kann, 
und damit ist schon viel gewonnen. 

6. Untersuchungen von Sir William Thomson. 

Für die verschiedenen Gezeitentheorien wurde stets 
vorausgesetzt, daß der Erdkern selbst vollkommen starr 
und den fluterzeugenden Kräften gegenüber gänzlich un- 
nachgiebig sich verhalte. Sir William Thomson hat 
(Theoretische Physik § 838) den Einfluß dieser Kräfte 
auf die festen Teile des Erdkörpers untersucht, indem er 
sich letzteren durchaus massiv, ohne irgend flüssigen Inhalt 
dachte, aber doch von keiner völligen Starrheit, da es 
absolut starre Körper überhaupt nicht gibt. Indem er nun 
den Fall setzt, daß die Starrheit des Erdkerns dieselbe sei 
wie bei Glas oder Stahl, so findet er, daß alsdann die 
Meeresgezeiten nur 2 ,5 (bei Glas) oder 2 /3 (bei Stahl) der- 
jenigen Höhe erreichen würden, die sie bei einer abso- 



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214 



Gezeitentheorien. 



luten Starrheit des Erdkerns zeigen müßten. Denn der 
Beobachter an der Küste würde, wenn die Flutwelle des 
Erdkörpers und die ozeanische zugleich seinen Standort 
passieren, doch nur den Unterschied in der Höhe beider 
Wellen wahrnehmen können, und wenn man gar den Fall 
setzt, daß die Erde ganz und gar flüssig sei, so würden 
Küsten und Meer gleichzeitig sich mit der Flut heben 
und senken, und darum die Gezeiten ebensowenig sicht- 
bar werden, wie auf hoher See in einem Schiffe. Diese 
Ideen sind später von G. H. Darwin weiter geprüft 
worden, wobei er von den halbtägigen und eintägigen 
Gezeiten ganz absah und nur die von meteorologischen 
Einflüssen im allgemeinen freien 14tägigen Deklinations- 
und die monatlichen elliptischen Gezeiten zu Grunde legte. 
Er fand dabei, daß der feste Erdkörper den fluterzeugen- 
den Kräften gegenüber keinesfalls in meßbarer Weise 
sich nachgiebig verhalte, die theoretisch für indische 
Stationen berechneten Gezeiten von der genannten langen 
Periode stimmten der Höhe nach fast ganz überein mit 
den in Karratschi am Pegel verzeichneten. Alierdings 
hat Julius Schmidt (Studien über Erdbeben, I, S. 13) 
gezeigt, daß im Perigäum des Mondes die Erdbeben ein 
klein wenig häufiger, im Apogäum etwas seltener sind 
als bei einer mittleren Entfernung des Mondes; woraus 
man doch eine gewisse, wenn auch, absolut genommen, 
ganz geringfügige Nachgiebigkeit der Erdrinde gegenüber 
der Mondanziehung folgern kann, denn es werden dadurch 
doch Spannungen ausgelöst, die ohne diese kosmische 
Kraft noch einige Zeit sich stabil erhalten haben würden. 

Ein weiteres Verdienst Sir William Thomsons be- 
steht darin, daß er als der erste auf die ablenkende Ein- 
wirkung der Erdrotation auf die Fortpflanzung der Flut- 
wellen hingewiesen hat. Wir kommen im nächsten Ab- 
schnitt ausführlich darauf zurück, wo die Gezeiten der 
Nordsee dargelegt werden sollen. 

Ungleich wichtiger als diese Ideen Thomsons ist für 
die Entwickelung eines Verständnisses von dem Wesen 
der Gezeiten die von demselben großen Physiker an- 
gegebene Methode der Analyse von Gezeitenbeobachtungen 



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Untersuchungen von Sir VV. Thomson. 



215 



geworden. Die Methode heißt die harmonische Analyse 
und ist von Thomson zuerst 1 868 im Report of the British 
Association for the advancement of science publiziert, seit- 
dem aber von dem oben bereits genannten Physiker 
O.H.Darwin weiter ausgebildet und von Borgen (An- 
nalen der Hydrographie 1885; auch separat) mit Zu- 
grundelegung der Kanaltheorie umgearbeitet worden. An 
diesem Orte kann es sich nur darum handeln, das Ver- 
fahren ganz im allgemeinen darzulegen, für die (sehr 
umständlichen) Einzelheiten mag auf Borgens Abhandlung 
verwiesen sein. 

Unter einer einfachen harmonischen Bewegung ver- 
steht die moderne Physik (nach Thomson und Tait, 
Theoret. Physik, § 53 ff.) eine periodische geradlinige Be- 
wegung eines Punktes, welcher um eine mittlere Lage 
in der Weise oszilliert, daß sein Abstand von dieser Mitte 
stets dem Cosinus eines Winkels proportional ist, der im 
Verhältnis zur Zeit wächst. Rotiert z. B. ein Punkt auf 
einer Kreisbahn um ein Zentrum, so sieht das Auge, wenn 
es in der Ebene dieser Bahn, aber außerhalb derselben 
in einigem Abstände davon sich befindet, scheinbar den 
Punkt sich in gerader Linie hin und zurück bewegen in 
der Form einer solchen einfachen harmonischen Bewegung. 
Den größten von der Mittellage, sei es nach der positiven, 
sei es nach der negativen Richtung, erreichten Abstand 
nennt man die Amplitude (a), der ganze einmal zwischen 
den beiden extremen Lagen zurückgelegte Weg ist also 
die doppelte Amplitude (^«); Periode (T) und Phase der 
Bewegung bedürfen nicht erst einer Definition. Epoche (s) 
nennt man den vom Beginn der Rechnung bis zu dem 
Augenblick verstrichenen Zeitraum, wo der bewegliche 
Punkt zum erstenmal die größte Entfernung von seiner 
Mittellage nach der als positiv angenommenen Richtung hin 
erreicht, oder als Winkelgröße gefaßt denjenigen Winkel, 
der während des eben als Epoche begrenzten Zeitraums vom 
Radius vector in einem Kreise beschrieben wird. Die Ge- 
schwindigkeit, mit welcher der Körper seine Bahn durch- 
mißt, ist am größten, wenn er die Mittellage passiert, und 
* nimmt ab, je näher den extremen Lagen nach der Formel 



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216 



Gezeitentheorien. 



v = — Y • a • sm '*~ B h 

so daß also v abnimmt bei wachsendem Sinus. Daher 
sagt man auch, für eine einfache harmonische Bewegung 
gelte „das Gesetz der Cosinus und Sinus*. Wenn eine 
Reihe von Punkten, die bei der Ruhelage in einer ge- 
raden Linie liegen, in gleichen Zeitintervallen nach- 
einander eine solche einfache harmonische Bewegung von 
bestimmter Periode und Amplitude beginnen, so werden 
nach einiger Zeit, wie man leicht einsieht, dieselben in 
einer Wellenkurve gelegen erscheinen, welche aus Wellen 
von gleicher Periode, Länge und Amplitude besteht. Man 
stelle sich nun vor, dieselben Punkte seien darauf gleich- 
zeitig noch einer zweiten Wellenbewegung unterworfen, 
welche in Periode, Länge, Amplitude und Epoche ver- 
schieden sein mag: dann werden die Punkte eine Kurve 
liefern, welche nach dem Gesetz der Superposition der 
Wellen gestaltet ist. Man kann nun sehr viele und 
verschieden hohe Wellen miteinander Interferenzen bilden 
lassen: es wird immer eine Kurve entstehen, welche 
nach mehr oder weniger langer Zeit die gleichen Formen 
periodisch wiederholt. Man kann nun die Gezeitenkurven, 
wie sie vom Pegel aufgezeichnet oder aus Pegelablesungen 
in kurzen und gleichen Zeitintervallen leicht erhalten werden, 
sich als zusammengesetzt aus vielen Einzelwellen von 
verschiedener Periode und Amplitude, die in Interferenzen 
übereinander liegen, denken. Zunächst also die Haupt- 
gruppen der oben (S. 196) gegebenen Formel (3), näm- 
lich von hinten angefangen: 1) die halbtägigen Gezeiten 
des Mondes und der Sonne; 2) die eintägigen Gezeiten; 
3) die halbmonatlichen, die einmonatlichen, die einjährigen 
Gezeiten. Man kann nun auch die Einwirkung der hierin 
noch nicht enthaltenen Ungleichheiten ebenfalls als Wellen 
von entsprechender Periode und Amplitude betrachten. 
Was nun die von Thomson angegebene harmonische 
Analyse ausfuhrt, ist weiter nichts, als das umgekehrte 
Verfahren der efcan dargelegten Synthese: aus der kom- 
plizierten Flutkurve den Wert der zahlreichen Einzel- * 



i 

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Harmonische Analyse. 217 

gezeiten abzuleiten; die Argumente der letzteren, als 
Cosinus eines von der Zeit abhängigen Winkels aus- 
gedrückt, kennt man aus der Theorie, ihre Epoche aber 
muß durch Beobachtung bestimmt werden. — 

Schon Airy zeigte, daß, wenn die Amplitude der 
Schwingungen in der Welle einen namhaften Betrag der 
Wassertiefe erlangt, das Gesetz der einfachen Super- 
position der Wellen seine Geltung verliere. Die alsdann 
eintretenden und von Thomson zuerst erkannten Erschei- 
nungen sind ganz denen analog, welche Helmholtz für 
Schwingungen der Luft, die nicht mehr unendlich klein 
genannt werden können, nachgewiesen hat: wenn Schall- 
wellen, von zwei Tönen herrührend, eine und dieselbe 
Luftmasse in heftige Erschütterung versetzen, so ent- 
stehen Kombinationstöne. Die Schwingungszahlen 
dieser letzteren sind dann entweder die Differenzen oder 
die Summen der Schwingungszahlen der primären Töne, 
und zwar kommen sie sowohl bei „harmonischen" wie 
bei „disharmonischen* Intervallen vor. Letzteres ist als 
Analogon wichtig, denn der Unterschied der Periode der 
Sonnen- und der Mondflut ist so gering, daß in der Welt 
der Töne das Verhältnis ihrer Schwingungszahlen sicher 
zu den disharmonischen Intervallen gerechnet werden 
müßte. Diese bei den Gezeiten auftretenden Kombinations- 
wellen nannte Sir W. Thomson Compound tides (früher 
auch wohl geschmacklos Helmholtz-compound-tides); mit 
Bürgen heißen sie deutsch am besten „zusammen- 
gesetzte 44 Gezeiten. Sie besitzen vielfach die gleiche 
Periode wie einige kosmische Gezeiten; andere, soweit 
sie Differenzwellen sind, eine längere Periode als die 
halbtägigen Gezeiten, während einige Summationswellen 
eine kürzere Periode zeigen. 

Ein zweites Analogon zu dem Verhalten der Schall- 
wellen liefern die von Thomson ebenfalls entdeckten, den 
-Obertönen 44 vergleichbaren Gezeiten, die auch nur im 
flachen Wasser entstehen und deren Perioden ganze Bruch- 
teile der einfachen halbtägigen Sonnen- und Mondfluten 
sind. Darwin nannte sie overtides, nach Borgen mögen 
sie (nicht ganz wörtlich übersetzt, aber dem Sinne nach 



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218 



Gezeitentheorien. 

• 



sehr zutreffend) Nebengezeiten heißen. „Nebengezeiten* 4 
und „zusammengesetzte 4 * Gezeiten sind beide, wie man 
sieht, nicht kosmischen Ursprungs und örtlich auf flaches 
Wasser beschränkt, daher sie unter dem Begriff der „ Seicht- 
wassergezeiten tt zusammengefaßt werden. Ihre Effekte 
scheinen im ganzen von untergeordneter Bedeutung, doch 
hatte beispielsweise in Ramsgate eine Summationsgezeit 
von 14tägiger Periode eine Wellenhöhe von 3, eine 
Nebengezeit von ^tägiger Periode eine Höhe von 10 cm; 
die letztere erlangte in Liverpool sogar 12 cm. 

Außer den kosmischen und Seichtwassergezeiten unter- 
scheidet man seit L a p 1 a c e noch meteorologische Ge- 
zeiten, welche von periodischen meteorologischen Erschei- 
nungen abhängen: vom Wind, Barometerstand und Regen - 
fall. „Der Wind ist an vielen Orten einer regelmäßigen 
täglichen oder jährlichen Periode, sowohl der Richtung 
(Land- und Seebrise, Monsune) als auch der Stärke nach 
(Nachmittagsmaximum der Festlandsküsten), unterworfen ; 
der Barometerstand hat eine tägliche und jährliche Periode, 
welche zwar keinen sehr erheblichen, aber doch eben 
nachweisbaren Einfluß auf den Wasserstand ausüben kann; 
der Regenfall hat meist eine ausgesprochene jährliche 
Periode, welche auf die Wasserstände der Flüsse und 
daher auch auf die Höhe der in ihren Aestuarien auf- 
tretenden Gezeiten einen sehr erheblichen Einfluß hat. 
Die Perioden dieser meteorologischen Erscheinungen sind 
von dem Laufe der Sonne im Tage und Jahre abhängig, 
und es werden daher diejenigen Gezeiten, deren Perioden 
ganze Vielfache oder Bruchteile eines mittleren Sonnen- 
tages ode? eines tropischen Jahres sind, durch dieselben, 
beeinflußt werden. So kann in Flußmündungen eine er- 
hebliche jährliche Sonnengezeit auftreten, die, aus kos- 
mischen Ursachen betrachtet, zu vernachlässigen wäre; 
auch die halbjährlichen kosmischen Sonnengezeiten (Aequi- 
noktialfluten) können durch meteorologische Einflüsse ge- 
steigert werden. Dasselbe gilt von der eintägigen Sonnen- 
gezeit, die als kosmische völlig unbedeutend, durch meteoro- 
logische Einflüsse beeinflußt aber von Wichtigkeit werden 
kann" (Borgen). 



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Seichtwassergezeiten. 219 

Eine jährliche meteorologische Gezeit besitzt sehr deutlich 
die Ostsee, in Travemünde nach Seibt mit einem Flutwechsel 
von 11,4, in Swinemünde von 13,9 cm mit dem Maximum am Ende 
der Sommerregen im August; ebenso das Schwarze Meer nach 
Brückner eine solche Gezeit von 13,0 cm mit dem Maximum 
im April und Mai. nach Beendigung der Schneeschmelze in Süd- 
nißland (Meteorol. Zeitschrift 1886, 303). Nach Roberts {Report 
Brit. Aas. for 1870, p. 150) ist die Fluthöhe derselben Gezeit in 
Liverpool 22 cm und das Maximum Mitte November, wie ja die 
Westküste Englands Herbstregen hat. In allen diesen Fällen, 
namentlich dem ersten und zweiten, würde die einjährige kos- 
mische Gezeit ganz verschwindend klein ausfallen müssen. 

Das sind die Grundanschauungen, welche der harmoni- 
schen Analyse zukommen; wie man leicht sieht, ist dieses 
nur eine Methode der Analyse, welche für die Gleich- 
gewichtstheorie sowohl wie für die beiden Wellentheorien 
von Laplace und Airy gleich gut Verwendung finden 
kann. Thatsächlich legt denn auch die von Darwin ge- 
gebene Anleitung die Gleichgewichtstheorie zu Grunde, 
diejenige Börgens aber die Kanaltheorie. 

7. Ungelöste Probleme. 

Trotz dieser Vervollkommnung aller Methoden und 
Theorien gibt es doch noch eine Anzahl sehr wichtiger 
Probleme, welche noch niemand gelöst hat. Von diesen 
ist, sagt Ferrel, das schwierigste die Verzögerung der 
Springzeiten im Nordatlantischen Ozean bis zu zwei Tagen 
nach der Zeit der größten fluterzeugenden Kraft. Die 
Effekte der von Young und Airy für die Reibung auf- 
gestellten Formeln liegen offenbar in der zutreffenden 
Richtung, aber sie geben doch keinen Anhalt, die auf- 
fallende Größe dieser Verzögerung zu erklären, außer 
wenn man die Reibuugskonstante ganz unvernünftig groß 
ansetzen wollte, noch dazu allein im Nordatlantischen 
Ozean. Die Whewellsche Theorie von der Abkunft der 
Gezeiten welle aus der Südsee mußte ganz verworfen 
werden. Diese in Rede stehende Verspätung fehlt nun 
wieder den schwachen Gezeiten des Mittelmeers (besonders 
den adriatischen) ganz, ja in Toulon tritt die Springflut 
4 3 /4 Stunden vor den Syzygien auf. Woher hier die 



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220 



Gezeitentheorien. 



Abweichung von der Theorie nach der andern Seite? 
Noch rätselhafter ist die örtlich so überraschend ver- 
schiedene Verspätung der täglichen Ungleichheit. Die 
Wellentheorie weist nun zwar in der Reibung eine Ur- 
sache nach, welche für die halbtägige Gezeit eine andere 
Verzögerung bewirkt als für die eintägige, da beide in 
wesentlich verschiedener Weise von der Wassertiefe ab- 
hängen. Aber warum verschwindet diese Einwirkung der 
Reibung bei den adriatischen Fluten? Auch ist so noch 
gar nicht erklärt, warum man zur Berechnung dieser täg- 
lichen Ungleichheit nicht diejenige Deklination des Mondes 
anwenden darf, welche zur Zeit des Hoch- oder Niedrig- 
wassers stattfindet, sondern eine von Ort zu Ort ver- 
schieden frühere: in Liverpool die 6 Tage, Plymouth 4, 
London o 1 /*, Leith 12, Wilhelmshaven wieder 0, in Kux- 
haven 7 Tage vor dem Hochwasser geltende; denn um diesen 
Zeitraum tritt das Maximum der täglichen Ungleichheit 
nach der größten Deklination des Mondes ein. 

Von der halbmonatlichen Ungleichheit und ihrem ver- 
schiedenen Verhalten an den beiden Ufern des Nord- 
atlantischen Ozeans war schon oben die Rede; auch dies 
ist ein unerklärtes Problem. Ebenso die merkwürdige 
geographische Verbreitung einer starken täglichen Un- 
gleichheit, die in dem Mexikanischen Golf uns schon oben 
beschäftigte, die aber in ähnlicher Weise auch im Nord- 
pazifischen Ozean (San Diego in Kalifornien, Nikolajefsk 
an der Amurmündung, Guam-Inseln (Ladronen) und in 
Finschhafen auf Neu-Guinea, dann im Australasiatischen 
Mittelmeer in Singapur, Saigon, Canton auftritt, und endlich 
in den Gewässern der Philippinen (Manila), der sogenannte 
Chinasee (Paracel-Inseln) und im Golf von Tongkin (Packhoi) 
in die altberühmten „ Eintagsfluten u ausartet. Ganz isoliert 
kommen solche vor im King-George-Sund Südwestaustraliens. 

Diese Ein tags fluten der Chinasee hat kurzlich Kapt. z. S. 
Paul Ho ff mann in seiner klaren Weise dargestellt (Annal. der 
Hydrogr. 1882, S. 61 ff.), und zwar scheint er geneigt, sie im 
wesentlichen durch Interferenz mit einer stehenden Schwankung 
von 12 Stunden 24 Minuten Halbperiode zu erklären. Er findet 
im Nordpazifischen Ozean nach der Merianschen Formel für den 
Streifen in 85° N. Br. p = 4500 m gesetzt, l zu 5064 Seemeilen 



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Ungelöste Probleme 



221 



oder 102,7 Längengraden, was dem Abstand von Küste zu Küste 
in dieser nordpazißschen Breite in der That sehr nahe kommt. 
Aber eine ähnliche Erklärung für die noch stärkere tägliche Un- 
gleichheit in der Chinasee versagt doch, noch mehr für die Er- 
scheinungen im König-Georgs-Sund. Das nördliche tiefere Becken 
der Chinasee hat seine größten Diagonalen in NW-SO- und S\V- 
A'Ö-Richtung, welche 1700 bezw. 1800 km betragen, die hierfür 
und für t = 44 640 8 aus der Merianschen Formel sich ergebenden 
Wassertiefen sind bezw. 147 und 166 m, was bei weitem zu wenig 
ist; soweit die spärlichen Lotungen eine Schätzung zulassen, müßte 
p jedenfalls über 1000, wenn nicht 2000 m erhalten. Günstiger 
ist es für die erwähnte Hypothese, wenn wir eine Diagonale durch 
die ^anze Längsachse der Uhinasee von Singapur bis zur Formosa- 
straße der Rechnung zu Grunde legen. Bei l = 2820 km wird 
nämlich p = 645 m, was der wahrscheinlichen Mitteltiefe der 
Strecke schon viel näher kommt. Aber alsdann bleibt unerklärt, 
warum gerade der Golf von Tongkin und die Philippinensee, 
die doch seitlich von dem Hauptbecken der Chinasee geradezu 
abgegliedert sind und nahe der mutmaßlichen Knotenlinie einer 
in dieser sich vollziehenden Schwankung liegen, die eintägige 
Welle stärker entwickelt sein soll als an den beiden Enden des 
schwankenden Wasserbeckens. Die Eintagsiluten im König-Georgs- 
Snnd stehen ganz isoliert an der südaustralischen Küste, und hier 
sind die Schwierigkeiten, eine Gegenküste für eine eintägige 
Schwankung zu finden, noch größer. 

Nicht minder rätselhaft ist die Veränderlichkeit des 
Verhältnisses der Sonnen- zur Mondflut von Ort zu Ort, 
wobei es nur sehr selten dem theoretischen Werthe 1 : 2,285 
nahe kommt, wie in San Diego (Kalifornien). Bei Fort 
Clinch (Florida, 30,7° N. Br., 81,5° W. Lg.) stellt es sich 
wie 1:6, dagegen wieder bei Cat, Island im Golf von 
Mexiko wie 6:11. 

Noch immer ist es ein ungelöstes Problem, ganz auf 
theoretischem Wege, ohne an Beobachtungen anzuknüpfen, 
die Fluterscheinungen ftlr einen gegebenen Ort in zu- 
treffender Weise vorauszuberechnen, und wollte die Pariser 
Akademie die im Jahre 1738 gestellte Preisaufgabe: „für 
einen seiner horizontalen und vertikalen Konfiguration nach 
bekannten Ozean die Hafenzeit für einen beliebig ge- 
gebenen Ktistenpunkt zu berechnen 44 von neuem aus- 
schreiben, die Aufgabe würde auch heute, nach 150 Jahren, 
noch ungelöst bleiben. Sehr richtig sagt darum Ferrel: 
Der gegenwärtige Zustand der Gezeitentheorie ist ganz 
demjenigen der Astronomie vor 2000 Jahren zu ver- 



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Gezeitentheorien. 



gleichen, wo es notwendig war, jede Ungleichheit in den 
Bewegungen der Sonne, des Mondes und der Planeten 
durch Beobachtung zu bestimmen. Heute ist die Theorie 
der Bewegungen dieser Himmelskörper so genau bekannt, 
da Iii man nur wenige Elemente zu beobachten braucht, 
um alsdann ihre Bahn beliebig weit voraus zu berechnen. 
Von ähnlichen Leistungen wird die Geschichte der Ge- 
zeitentheorie vielleicht niemals berichten können, denn die 
Erscheinung ist von zu viel rein terrestrischen oder, wenn 
man will, geographischen Verhältnissen, welche sich nicht 
in Formeln zwingen lassen, abhängig. 

Die Vorausbercchnung des Hochwassers ist zwar eine 
Aufgabe der praktischen Nautik, sei aber an dieser Stelle doch 
noch in Kürze auseinandergesetzt, zumal die oben S. 157 gegebene 
Regel erheblicher Modifikation bedarf. 

So zunächst schon der Begriff der Hafenzeit selbst. Die 
von Zöppritz a. a. 0. gegebene Definition bedeutet die sogen, 
„ordinäre Hafenzeit*. Wenn Praktiker von „Hafenzeit" schlecht- 
hin sprechen, so ist meist auch nicht einmal diese gemeint, son- 
dern die Hochwasserstunde am Tage vor Neu- oder Vollmond 
nachmittags. Im allgemeinen haftet also wegen dieser Ver- 
wirrung der „Hafenzeit 4 * eine Unsicherheit an von 25 Minuten, 
der Differenz der Uhrzeit von zwei aufeinanderfolgenden Mond- 
kulminationen. — In einigen Gezeitentafeln, z. B. den amerikani- 
schen, wird darum die von Wh e well so genannte „verbesserte 
Hafenzeit" geführt, entsprechend dem arithmetischen Mittel aas 
sämtlichen während einer halben Lunation beobachteten Zeit- 
intervallen zwischen den einzelnen Mondkulminationen und Hoch- 
wasserstunden. Diese „verbesserte' 4 Hafenzeit ist durchweg kleiner 
als die „ ordinäre 44 , und zwar um eine Größe, welche vom sogen. 
„Alter der Flut 44 abhängt, also demjenigen Zeitraum, welcher 
zwischen dem theoretischen Ursprung der Flut und ihrem wirk- 
lichen Eintritt verflossen, was wir oben auch schon mehrfach als 
„Verspätung der Springzeiten 44 bezeichneten. 

Um nun die Hochwasserstunde für einen beliebigen Tag zu 
berechnen, muß man außer der (ordinären) Hafenzeit auch die 
halbmonatliche Ungleichheit in Zeit kennen, deren Auswertung 
zuerst Bernouilli lehrte (vgl. seine Anleitung bei Weyer, Nau- 
tische Astronomie. Kiel 1871, S. 170 ff.), und welche als eine 
Korrektion algebraisch zur Hafenzeit addiert werden muß, um 
für den betreffenden Tag das „Mondtlutinfervall" zu erhalten; 
letzteres zu der letzten Kulminationszeit des Mondes, die den 
Ephemeriden zu entnehmen ist, zugefügt, gibt die gesuchte Hoch- 
wasserstunde (vgl. dafür die Tabellen bei Weyer a. a. O., in den 
Handbüchern der Navigation, auch im ..Segelhandbuch für die 



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Vorausberechnung des Hochwassers. 



223 



Nordsee 11 , herausgegeben vom Hydrographischen Amt der Admi- 
ralität). 

Die so gefundene Hochwasserstunde ist aber auch nur an- 
genähert zutreffend ; in den flacheren, buchten- oder inselreicheren 
Meeren bewirkt der Windstau indes solche Abweichungen, daß 
diese erste Annäherung dem Praktiker meist genügt. Darum 
wird auch der täglichen Ungleichheit in Zeit nicht Rechnung 
getragen, obwohl durch dieselbe der gesuchte Hochwassereintritt 
bis zu + 15 Minuten verschoben werden kann. 

Dagegen ist es für den Praktiker wichtig, die zur betreffen- 
den Hochwasserstunde vorhandene Wasser tiefe etwa vor dem 
anzulaufenden Hafen, wenigstens angenähert, zu kennen. Zu dem 
Zwecke enthalten die Gezeitentafeln oder die Segelhandbücher 
Tabellen , welche die Flutgröße bei Spring- und tauber Flut für 
die wichtigeren Häfen der Welt angeben. Nun beziehen sich die 
Tiefenangaben der Seekarten fast ausnahmslos anf das Niveau 
des Niedrigwassers der Springzeit 1 ). Für die Springzeit 
ist also die Fahrwassertiefe leicht zu finden: bei Niedrigwasser 
ist sie die Tiefe, wie die Seekarte sie angibt, p Meter; bei Hochwasser 
aber gleich der zu dieser Tiefe p hinzugefügten, der Tabelle zu 
entnehmenden Flutgröße, also = p -f- s. Für taube Flut aber liegt 
das Niveau des Niedrigwassers schon über dem Nullpunkt, von 
dem die Seekarte rechnet, und zwar um einen Betrag, der, wenn 
der Flutwechsel bei tauber Flut = t gesetzt wird, sich, wie eine 

einfache Ueberlegung zeigt, zu — (s — f) ergibt. Die Hochwasser- 
tiefe ist alsdann bei tauber Flut = p + *+ \ (ß — 0- Ina allge- 
meinen rechnet der Praktiker, daß der Flutwechsel bei tauber 
Flut die Hälfte desjenigen bei Springflut ausmacht. 

Die Bestimmung der Fahrwassertiefe für einen zwischen 
Spring- und tauber Gezeit liegenden Tag ist durch Interpolation 
leicht ausführbar, indem man, für alle praktischen Zwecke genau 
genug, die Aenderung zwischen höchstem und niedrigstem Flut- 
wechsel als eine stetige annimmt. 

Bei solchen Wasserstandsberechnungen ist namentlich für 
die meisten außereuropäischen Küstenstriche die tägliche Un- 
gleichheit nicht mehr zu vernachlässigen; es handelt sich für den 
Schiffsführer oft darum, von zwei aufeinanderfolgenden Hoch- 
wassern das höhere auszuwählen, und diese Korrektion des Flut- 
wechsels kann z. B. selbst für Kuxhaven auf 21 cm ansteigen. 
Für die westeuropäischen Häfen formuliert das „Segelhandbuch 



*) Eine Thatsache, die vielleicht im Binnenlande zu wenig 
bekannt ist. Es liegt darum auch zwischen dem Nullpunkte der 
Landesvermessung und der Meeresoberfläche der Tiefenangaben 
auf der Seekarte ein Betrag, der namentlich an buchtenreichen 
Küsten von Ort zu Ort sehr wechseln kann (s. Ravensteins Karte 
in Proceed. R. Geogr. Soc. 1886, Januar). 



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224 



Gezeitenströme. 



für die Nordsee" die einfachen Regeln: 1) das höhere Hochwasser 

ist dasjenige, welches der bezw. Kulmination unmittelbar 

J e 1 unteren 

folgt oder kurz vorangeht, wenn die Deklination des Mondes bezw. 

nördlich . , rt> . höhere ¥T . „ _ „ , höhere 

t ist: und 2) das r-r—r Hochwasser lulgt auf das — — — 

südlich kleinere ° tiefere 

Niedrigwasser. Hierbei wird dann die oben besprochene, lokal so 
verschiedene Verspätung dieses Effekts der Deklination fühlbar. 

Zur Vorausberechnung der Gezeiten benutzt man in England 
neuerdinge Maschinen, deren Prinzip Sir W. Thomson und 
E. Roberts angegeben haben und welche graphisch die in die 
Gezeitentafel aufzunehmenden Zahlen darstellen. Auch zur Ana- 
lyse der Flutkurven hat der erstgenannte eine Maschine erfunden, 
welche die zeitraubenden Rechnungen abkürzt (vgl. Thomson 
und Tait, Natural Philosoph«, 2. ed.,I, 479, 505; Procecd. R.Soc.* 
vol. 27, 1878, 371; Nature XX, 1879, p. 159. 281). 



» 

IV. Die Gezeitenströmungen, besonders im Britischen Kanal 

und in der Kordsee. 

Wenn wir mit Airy die Gezeiten als eine Wellen- 
bewegung auffassen, so müssen dieselben eine Reihe von 
Erscheinungen zeigen, wie wir sie oben S. 8(3 für Wellen 
auf flachem Wasser beschrieben haben. Das bestätigt 
auch die Beobachtimg. So die Einwirkung der abneh- 
menden Wassertiefe auf die Lage der Wellenkämme zur 
Küste, was, auf die Flutwelle übertragen, bedeutet, daU 
diese mit ihrem Kamm in ganzer Breite auf die Küste 
auflaufen wird, eine Eigentümlichkeit, aus welcher einst 
Dove und Fitzroy schließen wollten, daß die Gezeiten 
„stehende Wellen" seien; ferner, dato die Wellen perio de 
bei jeder Aenderung der Konfiguration des Beckens immer 
unverändert bleiben muß; drittens, daß die Geschwin- 
digkeit und Wellenlänge sich entsprechend der La- 
grangeschen Formel verringert, während viertens die 
Wellenhöhe sich vergrößert, und zwar nach Airy an- 
genähert im umgekehrten Verhältnis zur vierten Wurzel 
aus der Wassertiefe und zur Quadratwurzel aus der 
Breite der Wasserfläche (s. oben S. 89). Aber auch 
die jeder Welle eigene Orbitalbewegung der Wasserteil- 
chen muß sich zeigen, und zwar bei der großen Länge 
der Welle als Strom fühlbar werden. In der That ist 



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Terminologie 



225 



dies die Erklärung der Gezeitenströme, welche seit jeher 
für die Schiffahrt von großer Bedeutung gewesen sind, 
zumal in den westeuropäischen Gewässern. 

Beistehende Figur möge die Bahn eines Oberflächen- 
teilchens unter Einwirkung einer durch tiefes Wasser sich 

Fig. 32. 



12 K 24~ 




6 w 



bewegenden Flutwelle vorstellen. Letztere hat eine Periode 
von 12 h 24 m , und für die Bewegungen des Teilchens 
wollen wir uns folgender Terminologie bedienen. 

Die Welle bewege sich nach rechts. Bei Beginn der 
Bewegung sei Hochwasser, dann wird Mittelwasser 
(franz. mi-mar6e) um 3 h 0 m passiert, um 6 h 12 m ist Niedrig- 
wasser, um 9 h 18 m wieder Mittelwasser, und 
1 2 h 24 m wieder Hochwasser. Von 0 h bis 6 h 12 m bewegt 
sich das Teilchen aus seiner höchsten Lage in die tiefste : 
diesen Abschnitt seiner vertikalen Bewegung nennen 
wir „Fallend wasser" (perdant, engl, fall); von 6 h 12 m 
bis 12 h 24 m erhebt sich das Teilchen von seiner tiefsten 
bis zur höchsten Lage, und dieser Abschnitt heiße „Stei- 
gendwasser" {gagnant, engl. rise). Vertikale Bewe- 
gungen werden als Strom nicht gefühlt, immer nur die 
horizontalen: und zwar heißt die mit der Fortpflanzungs- 
richtung der Welle gehende horizontale Verschiebung des 
Wellenkammes die „Flut" oder der „Flutstrom" iflot), 
der wie die Zeichnung ergibt, so lange herrscht, als das 
Teilchen eine Lage über Mittelwasser besitzt, also von 
3,1 Stunden vor Hochwasser bis 3,1 Stunden nach dem- 
selben. Dagegen ist „Ebbe" oder „Ebbestrom" (Jusant), 

Krümmel, Ozeanographie II. 15 



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226 



Gezeitenströme. 



solange die Bahn des Teilchens unter Mittelwasser liegt; 
also von 3 h 6 m bis 9 h 12 m , d. h. von 3,1 Stunden vor 
Niedrigwasser bis 3,1 Stunden nach diesem. Der Ebbe- 
strom ist der Fortpflanzungsrichtung der Welle stets ent- 
gegen gerichtet. Wie man sieht, ändert der Strom seine 
Richtung, tritt „Stromwechsel" oder „Umsetzen" des 
Stroms ein, oder „kentert" der Strom, oder ist Still- 
wasser (franz. les äales de flot ou de jusnnt , engl, slack 
water), jedesmal in dem Moment, wo das Teilchen das 
Mittelwasser passiert. 

Befindet man sich aber am Meeresstrande, so wird 
man ganz abweichend von den Angaben dieser Figur 
stets wahrnehmen, daß das Kentern des Stroms nicht 
3,1 Stunden nach dem Hoch- oder Niedrigwasser erfolgt, 
sondern mit diesen Phasen zusammenfallt. Gerade wo 
das Wasser am höchsten „aufgelaufen 1 * ist, hört jeder 
Strom auf, ist „Stauwasser"; dann beginnt mit fallen- 
dem Wasser die „Ebbe", sie entführt das Wasser see- 
wärts und fährt damit fort, bis Niedrigwasser erreicht ist T 
wo dann der Strom abermals kentert und als „Flut" sich 
auf das Land zu bewegt. Hier scheinen also Theorie und 
Thatsachen im Widerspruch. 

Aber es wäre doch übereilt, darum dem Gezeiten- 
phänomen seine Natur als Wellenbewegung abzusprechen. 
Es sind nur diese Thatsachen nicht solche, daß man sie 
zur Prüfung der Theorie anwenden darf. Das Kentern 
des Stroms tritt keineswegs überall bei Hoch- oder 
Niedrig wasser ein. 

Schon in der Elbemündung bei Kuxhaven tritt Strom- 
wechsel l b 30 m nach Niedrigwasser und l h 25 m nach 
Hochwasser ein (Lentz S. 3b): dort läuft also noch bei 
Fallendwasser anderthalb Stunden lang ein Flut ström 
die Elbe hinauf, und fast ebenso lange bei Steigend- 
wasser ein Ebbestrom die Elbe hinab. Ebenso kann, wer 
sich mitten auf die berühmte Themsebrücke in London 
(London Bridge) stellt, beobachten, daß unter der Mitte 
der Brücke die Flut noch immer stromaufwärts läuft, 
auch nachdem das Wasser schon 2 engl. Fuß gefallen 
ist. Und in der Mündung der Themse bei Mouse- 



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Anwendung der Wellentheorie. 



227 



Leuchtschiff kentert der Strom 2 Stunden nach Hoch- 
und Niedrigwasser. Seit lange ist es den Seefahrern ge- 
läufig, daß in der Mitte des englischen Kanals der Strom 
noch nahezu 3 Stunden nach Hochwasser kanalaufwärts, 
d. h. nach Dover hin läuft und noch 3 Stunden nach 
Niedrigwasser kanalabwärts : hier also genau nach der 
Theorie. Ebenso zeigt ein Blick in irgend eine der britischen 
Küstenbeschreibungen (Pilots genannt) eine Menge ähn- 
licher Beispiele, so auch schon das deutsche „Segelhand- 
buch für die Nordsee* (nach dem North Sea Pilot), daß in 
der Pentland-Föhrde zwischen Stroma und Swona der Strom 
genau 3 Stunden nach Hoch- und Niedrigwasser kentert. 

Am meisten einleuchten dürfte folgendes Beispiel, 
welches Comoy (Hartes fluviales, S. 382) bringt. Am 
1. und 23. März 1877 wurden in Port-en-Bessin (Calvados) 
sowohl am Hafendamm wie an zwei Punkten in See 
gleichzeitig Strombeobachtungen angestellt, welche er- 
gaben, daß der Flutstrom kenterte: 

1. März (Springflut) 23. März (taube Flut) 

im Hafen . . . 10 h 7m a. m. im Hafen . . . 2k45 m p. m. 
in 400 m Abstand 11 15 a.m. in 300 m Abstand 3 30 p.m. 
in 1000 m 11 50 a. m. in 1000 m „ 4 50 p. m. 

Ebenso war es mit dem Ebbestrom am 23. März, 
der im Hafen um 9 h 5 m abends , in 200 m Abstand vom 
Hafendamm um 10 h 5 m , und in 1500 m Abstand um 
10 h 45 m kenterte: also je weiter ins tiefe Wasser hinaus 
man kam, desto später kenterte der Strom; im Hafen 
selbst erfolgte dieses genau gleichzeitig mit Hochwasser, 
bezw. im letzten Fall mit Niedrigwasser. 

Wenn also am Badestrand in Sylt oder über den 
Watten der friesischen Küste das Kentern des Stroms 
gerade mit Hoch- oder Niedrigwasser zusammenfällt, so 
muß letzteres auf irgend einer Störung der normalen 
Wellenbewegung beruhen. 

In der That bezieht sich unsere schematische Zeich- 
nung auf solche Wellen, die bei gleichmäßiger, wenn auch 
geringer Wassertiefe über eine sonst unbegrenzte Wasser- 
fläche dahinlaufen, welche also in ihrer Bewegung und 



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228 



Gezeitenströme 



Fortpflanzung keine Hindernisse finden. Sobald aber 
Hindernisse auftreten, namentlich durch Verringerung der 
Wassertiefe, so werden die Orbitalbahnen andere werden 
müssen, da ja die äußere Gestalt der Welle sich ändert 
und das letztere natürlich nur die Folge einer veränderten 
Art der Orbitalbewegung ist. „ Diese Modifikationen, fc 
sagt Borgen (Anna! der Hydrogr. 1880, 6) „ bestehen 
darin, daß die vorher symmetrische Welle (symmetrisch 
mit Bezug auf eine durch ihren höchsten Punkt gedachte 
Vertikale) nun unsymmetrisch, nämlich an der voran- 
schreitenden oder vorderen Seite steiler, auf der hinteren 
flacher wird. Die Folge ist, daß bei ungeänderter Periode 
das Steigen des Wassers kürzere Zeit, das Fallen längere 
Zeit in Anspruch nimmt als in der ungestörten Welle, 
wo beides gleich lange dauert. Gleichzeitig wird die 
Welle höher und nimmt mit der Steigerung der Hinder- 
nisse an Höhe immer mehr zu. Endlich, was für uns das 
Wichtigste ist, verschiebt sich die Zeit, wo die Wasser- 
teilchen ihre Bewegung umkehren, die Zeit des Strom- 
wechsels, mit steigenden Hindernissen immer näher nach 
Hoch- und Niedrigwasser, so daß das Zeitintervall zwi- 
schen Hochwasser und dem nachfolgenden Stromwechsel 
immer kleiner wird und in gewissen Fällen gleich NuU 
werden kann. Letzteres, das Zusammentreffen von Hoch- 
wasser und Strom Wechsel, tritt dann ein, wenn die Welle 
auf eine feste Schranke trifft. a Letzteres geschieht ja 
nun an allen Küsten, und so erklärt sich die weit ver- 
breitete, aber unrichtige Ansicht, daß Hochwasser und 
Stillwasser immer zusammentreffen, und Fallendwasser 
und Ebbe, Steigendwasser und Flut identische Begriffe 
seien. Daher auch die an der Elb- und Themsemündung 
nicht selten zu hörende Bemerkung, daß in der Mitte 
des Stromes Hochwasser viel später stattfinde als 
am Ufer. 

Die Aenderung in der Orbitalbewegung bei abnehmender 
Wassertiefe läßt sich vielleicht in folge nder Weise graphisch ver- 
deutlichen. Die Verschiebungen der Wasserfäden über den Boden 
hin sind sehr beträchtliche: bei einem Knoten stündlicher Ge- 
schwindigkeit werden in 6,2 Stunden 11,3 km zurückgelegt, und 
nach der Theorie der Wellenbewegung in flachem Wasser hat 



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Anwendung der Wellentheorie. 



229 



diese horizontale Verschiebung der Wasserfäden von der Ober- 
fläche bis zum Boden hin ziemlich den gleichen Betrag. Wenn 
nun in der Richtung auf das Land zu die Tiefe abnimmt, wird 
das horizontal auf dieses hinflutende Wasservolum ein stetig 
kleiner werdendes Durchflußprofil vorfinden, was zur Folge hat, 
daß die große Achse der elliptischen Bahn nicht mehr wie im 
Wasser von gleichbleibender Tiefe horizontal liegt, sondern sich 
in der Richtung Cuf das flachere Wasser zu erhebt. Die Figur 
übertreibt diese Wirkung (die Ellipse würde aber in Wirklichkeit 



noch größere Exzentrizität haben, da der kleinen Achse derselben 
etwa 2— 3 m, der großen aber 11-12000 m zukommen), zeigt 
aber deutlich, wie nun nicht mehr das Kentern des Stromes in 
a und a', den beiden Enden der großen Achse der Ellipse erfolgt, 
auch nicht der höchste Wasserstand am oberen, der niedrigste 
am unteren Ende der kleinen Achse, in b und b% stattfindet, 
sondern in den Punkten H und N der Bahn. Flutstrom aber 
läuft, solange das Teilchen von a über b und H nach a 1 geht, 
und Ebbestrom, solange es von a' über b' und N nach a zurück- 
kehrt. Je steiler die große Achse sich aufrichtet, desto näher 
kommt H an a* und N an a zu liegen. Mittelwasser wird dann 
immer vom Strom in voller Stärke passiert. 

Die Theorie gestattet übrigens für eine gegebene 
Wassertiefe und Flutgrötee (-Wellenhöhe) die zu erwar- 
tende Maximalgeschwindigkeit der horizontalen Verschie- 
bung der Wasserteilchen, d. h. also des Stromes, zu be- 
rechnen. Borgen führte dies (Annal. der Hydrogr. 1 880, 
S. 9) aus und fand für Tiefen von 30 m und einen Flut- 
wechsel von 3 m den Strom zu 1,7 Knoten, bei einem 
Flutwechsel von 4,5 bis 6 m aber im Maximum 3,4 Knoten. 
Für die doppelte Wassertiefe von 60 m sind bei sonst 
gleichem Flutwechsel die berechneten Stromstärken 1,2 



Fig. 33. 




i 



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230 



Gezeitenstrome. 



bis 2,4 Seemeilen in der Stunde. Nun schwanken in der 
Mitte des englischen Kanals die Tiefen zwischen 30 und 
60 m, und in der That hat man die Stärke der Gezeiten - 
ströme innerhalb der nach der Theorie berechneten Grenzen 
gefunden. An einzelnen Punkten, z. B. in der Bucht von 
St. Malo, werden zwar erheblich größere Stromstärken 
beobachtet, aber daselbst steigt auch der Flutwechsel auf 
10 bis 12 m, für welchen Wert genommen (bei 30 m 
Wassertiefe wie vorher) die stündliche Stromgeschwindig- 
zu 5,1 bis 6,7 Seemeilen sich ergibt, was ebenfalls den 
Beobachtungen sehr genau entspricht. — Die aus der 
Wellentheorie für den offenen Ozean sich ergebende Strö- 
mung berechnet Borgen, bei einer Wassertiefe von 5000 m 
und einem Flutwechsel von 1,3 m, zu 65 m in einer 
Stunde: also eine praktisch ganz unmerkliche Strömung, 
welche ein Wasserteilchen während der halben Flutperiode 
(in 6,2 Stunden) im ganzen nur um 400 m verschieben 
kann, daher denn auch die Meeresströmungen durch diese 
Form der Gezeitenbewegung in keiner fühlbaren Weise 
beeinflußt werden können. 

Die Abhängigkeit der mittleren Stärke der Gezeitenströnie 
von der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Welle und der ge- 
gebenen Wa89ertiefe ist von Comoy (jßtude pratique mr les mare'es 
fiuviales, Paris 1881, S. 95) in folgender, ganz elementarer Weise 
abgeleitet worden. Wenn p die Wassertiefe, c die Geschwindig- 
keit der Welle, v diejenige des Gezeitenstroms und 2h die ganze 
Wellenhöhe (die Flutgröüe) bezeichnet, so wird in einer kleinen 
Zeit t der Flutstrom ein Wasservolum verschieben, welches Q = vpt 
anzusetzen ist. Konstruieren wir uns nun, nach Laplaces Vorgang 
als Symbol einer Flutkurve, eine vollkommen symmetrisch ge- 
staltete Sinuskurve, wie beistehende Figur sie zeigt, so bedeutet 

Fig. si. 



Ff F' f' 




die aasgezogene Linie die Lage der Welle vor Beginn des Zeit- 
raumes f, die punktierte Kurve die Lage derselben am Ende dieser 



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Berechnung der Stromstärke. 



231 



m 

Zeit. Da, wie die Wellentheorie zeigt, die Wasserteilchen sieb 
während der Lage unter dem Mittelwasser (im Wellenthal) der 
fortschreitenden Richtung der Welle entgegen, im Wellenkamm 
aber mit dieser fortbewegen, ist es nötig, daß während der Zeit t 
ein Quantum Wasser vom Querschnitt MM'LN nach links, ein 
gleiches Quantum mm' FL' sich nach rechts verpflanzt. Das Ken- 
tern des Stromes erfolgt bei Mittelwasser. Das obige Quantum Q 
ist auf der Figur also repräsentiert durch die Fläche mm' FL' 
= L'fqq' u. s. w. Diese Fläche ist aber sehr nahe gleich der- 
jenigen des Vierecks FKkf. Denn die große Fläche FKq' ist ein- 
mal zusammengesetzt aus dem Viereck FKfk und dem sinusoi- 
dalen Halbsegment fkq' und zweitens aus der Fläche L'fqq' und 
dem Halbsegment FKq, wozu hier noch das kleine Dreieck FL'f 
kommt. Also: 

FKfk + fkq' = FKq + FL'f + L'fqq'. 

Da die sinusoidalen Halbsegmente fkq' und FKq gleich sind und 
das kleine Dreieck FL'f vernachlässigt werden kann, finden wir, 
wie oben behauptet, das Viereck FKfk nahe gleich der Fläche 
L'fqq', In diesem Viereck ist die Seite Kk gleich derjenigen 
Strecke, um welche die Welle in der Zeit t fortgeschritten ist, 
also et, während die Seite FK gleich der halben Wellenhöhe ist 
also = h. Die ganze Fläche wird danach = cth. Nun fanden 
wir schon das Quantum Q oben = vtp. Aus cth = vtp ergibt 
sich das Verhältnis 

v_ m h 
e V 1 

d. h. die Stärke des Gezeitenstroms verhält sich zur Geschwindig- 
keit der Flutwelle wie die halbe Fluthöhe zur Wassertiefe: ein 
Resultat, welches genau mit Hagens Formel XXV (oben S. 23) 
übereinstimmt. Man kann nun c, mit Hilfe der Lagrangeschen 
Formel durch p ausgedrückt, hier einsetzen , da es sich um sehr 
lange Wellen bei geringer Wassertiefe handelt, und erhält alsdann 

i_ 

\ / 2g * 
v = Ä 1/ — oder 3,13 h .p Meter in der Sekunde, 

P 

oder, da gewöhnlich die Starke des Stroms in Seemeilen pro 
Stunde ausgedrückt wird: 

j_ 

v = 6,08 h . p 2 Seemeilen in der Stunde, 

wo h und p in Metern gegeben sein müssen. Nehmen wir also 
wieder, wie oben für den Kanal, p = 30, h = 1,5 in, so ergibt 
sich v zu 1,66 Seemeilen in der Stunde, was dem oben von Borgen 
berechneten Wert genau entspricht. Für den offenen Ozean, wo 
p = 5000, h = 0,65, wie oben, anzunehmen, würde v = 0,029 m 
pro Sekunde werden, was einen in der Stunde zurückgelegten 
Weg von 103,6 m ergibt, während Borgen nach der vollkommene- 
ren Formel diesen Weg zu nur 65 m berechnete. Die Comoysche 



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232 



Gezeitenstrüme. 



Formel ist darum nur für geringe Wassertiefen verwendbar, aber 
empfiehlt sich für diese durch ihre große Einfachheit. 

Nun wird es möglich sein, auf Grund der Wellen- 
theorie, nach Airy und Börgen, jene auffallenden Strora- 
vorgänge im britischen Kanal zu erklären, von denen 
schon oben die Rede war. 

Der britische Kanal wird durch die Halbinsel Cotentin 
von Süden und die Portland-Bill von Norden her so ein- 
geengt, daß die Schiffer danach zwei Teile in ihm unter- 
scheiden, den „unteren* oder westlichen, und den T oberen* 
oder östlichen, nach Dover hinaufführenden. Der letztere 
hat im allgemeinen die Form eines Trichters, die nur 
durch die Bucht der Seinemündung ein wenig gestört 
wird. Die engste und flachste Stelle liegt bei Dover, und 
von hier nach Nordosten öffnet sich ein ebenfalls ziem- 
lich ausgeprägter Trichter zur Nordsee hin zwischen der 
niederländischen und ostenglischen Küste. 

Nun tritt, wie Beechey zuerst beschrieben hat (Phil. 
Trans. 1851, 703), auf der 360 Seemeilen oder 670 km 
langen Strecke, zwischen einer Linie, welche im Westen 
Portland-Bill und Kap La Hague einerseits, und einer an- 
deren Linie, die im Osten Cromer und Texel andrerseits 



Ebbestrom gleichzeitig ein, und zwar zur Zeit des Hoch- 
wassers bei Dover, und ebenso das Kentern des Ebbe- 
stroms überall gleichzeitig zur Zeit des Niedrigwassers 
bei Dover. Während der Dauer des Flutsti ronis strömt 
das Wasser sowohl im oberen Kanal, wie in der Nord- 
see nach Dover hin, während des Ebbestroms aber flielit 
das Wasser beiderseits von Dover hinweg. In der Mitte 
der Straße von Dover, wo die beiden „Kanalströmungen", 
wie Beechey sie nannte, sich begegnen, kommt es nun 
noch zu einigen Komplikationen. Der Strom wechselt 
nämlich hier, obwohl er zuerst der einen, dann der an- 
deren Kanalströmung gehorcht, nicht gleichzeitig mit 
diesen seine Richtung, sondern er läuft noch, wenn bei 
Hoch- oder Niedrigwasser am Ufer die Kanalströmungen 
schon aufgehört haben, eine Zeitlang weiter nach Osten, 
beziehungsweise Westen, so daß die Straße von Dover 



verbindet, allerorten der Ueber; 




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- 



Strömungen im englischen Kanal. 



233 



zu keiner Zeit in ihrer 




Breite Stillwasser hat. 



Deshalb nannte Beechey diesen Strom den Zwischen- 
strom (intermediate stream). Auch die Linie, auf welcher 
sich die Kanalströmungen begegnen, ist nicht stationär, 
sondern verschiebt sich langsam von Westen nach Osten 
(was in den Gezeitentafeln der Kaiserlichen Admiralität 
durch verschiedene Karten dargestellt wird), und zwar an 
der englischen Seite zwischen Beachy Head und North 
Foreland, an der französischen zwischen St. Valerie 
(zwischen Fecamp und Dieppe) und Nieuport (östlich von 
Dünkirchen). Bei Dover-Hochwasser Legt sie in der west- 
lichen Position und ist dann eine Scheide für die Trennung 
und Divergenz der Ströme; bei Dover-Niedrigwasser aber 
liegt sie in der östlichen Position und ist dann eine Linie 
der Begegnung oder Konvergenz der Ströme. Die Scheide- 
linien sind so scharf ausgeprägt, daß zwei Schiffe, bei 
einer Seemeile Abstand voneinander verankert, den ent- 
gegengesetzten Strömungen gehorchen, also auf diametral 
entgegengesetzten Kursen liegen können. 

Auch die äußeren Grenzen dieser Kanalströmungen 
verschieben sich gleichzeitig und zwar merkwürdigerweise 
so, daß sie im Kanal allmählich von Westen nach Osten, 
in der Nordsee von Norden nach Süden vorrücken und 
sowohl bei Hochwasser und Niedrigwasser bei Dover ihren 
Ort plötzlich um mehr als 60 Seemeilen nach Westen, 
beziehungsweise nach Norden zurückschnellen, um dann 
die frühere Bewegung auf Dover hin bis zum nächsten 
Maximum oder Minimum der FlutgröLie wieder aufzunehmen. 
An diesen äußeren Grenzen, also auf der Strecke zwischen 
Start Point (bei Dartmouth) und Kap La Hague im Westen, 
und zwischen Cromer und Texel im Osten, tritt nun die 
weitere rätselhafte Erscheinung auf, daß der Strom stetig 
seine Richtung wechselt, ohne überhaupt durch Stillwasser 
unterbrochen zu werden, und wesentlich in seiner Stärke 
sich zu ändern (rotatorische Strömungen). Dabei gilt 
dann die Hegel, „daß an der englischen Küste des Kanals 
die Drehung im Sinne eines Uhrzeigers, an der franzö- 
sischen Kanalküste und englischen Nordseeküste aber um- 
gekehrt wie beim Uhrzeiger erfolgt". 



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2:U 



Gezeitenströme. 



Die holländische Nordseßküste verhält demgegen- 
über sich abweichend: nördlich von Vlissingen, also von 
der Scheidemündung bis zum Helder, tritt Stillwasser er- 
heblich später ein, so daß also längs der holländischen 
Küste der Strom noch auf Dover zu setzt, während auf 
der Höhe der belgischen Küste wie an der ostenglischen 
der Strom schon von Dover hinwegläuft, und umgekehrt. 

Beechey hat zwar eine Erklärung dieser Erschei- 
nung versucht, die im wesentlichen auf eine Interferenz 
zweier Wellen hinauskommt, deren Kämme bei Start 
Point im Westen, bei Spurn Point (Humber Mdg.) im 
Norden gelegen sind, wenn Dover Niedrigwasser hat. 
Indem die beiden Wellen aufeinander zu laufen und bei 
t)over zusammen treffen , resultiert daraus eine stehende 
Welle, deren größte Vertikalschwingung („ Bauch*) bei 
Dover liegt. Eine ganz ähnliche Auffassung hat dann 
später Sir William Thomson vertreten (Nature XIX, 
1879, 154). Aber wie Borgen richtig einwendet, fehlt 
hier das Hauptkennzeichen einer stehenden Welle: die 
Gleichzeitigkeit des Hochwassers und Niedrigwassers längs 
ihrer ganzen Länge. Im Gegenteil zeichnete Beechey 
doch selbst zwei sehr deutlich fortschreitende Wellen 
auf seiner Karte ein. 

Borgen gelangt seinerseits auf Grund der Airyschen 
Wellentheorie zu folgender Erklärung. Der „obere" Teil 
des Kanals und die Südwestecke der Nordsee können 
beide als Trichter aufgefaßt werden, die mit gemein- 
samer Mündung bei Dover zusammentreffen. Diese von 
Norden und Westen her ziemlich kontinuierliche Ver- 
engerung des Bettes bei gleichzeitiger, wenn auch nicht 
sehr erheblicher Abnahme der Wassertiefe wirkt defor- 
mierend auf die Orbitalbahnen der Teilchen in den beiden 
Flutwellen ein, welche, die eine von Westen, die andere 
von Norden her, auf Dover zulaufen. Wie bei jeder 
solcher Störung der Welle, so wird auch hier gemäß der 
Theorie (S. 228) die Zeit des Stromwechsels sich an die 
Zeit des Hoch- und Niedrigwassers annähern, und zwar 
diesen desto näher kommen, je enger und flacher das 
Wasser wird, um dann in der Straße von Dover beinahe 



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Strömungen im englischen Kanal. 



235 



(aber nicht ganz) mit Hoch- und Niedrigwasser zusam- 
menzufallen. Die Gleichzeitigkeit des Stromwechsels auf 
jener ganzen, Über 360 Seemeilen langen Strecke von Kap 
La Hague bis Cromer erklärt Borgen mit Hilfe einer 
gewiß nicht gewagten Hypothese, „daß nämlich die Ver- 
kleinerung des Zeitintervalls zwischen Hochwasser und 
Stromwechsel an aufeinander folgenden Orten gleich ist 
der successiven Verspätung der Hochwasserzeit an den- 
selben Orten*. Folgende schematische Zeichnung eines 
solchen Doppeltrichters mag dies verdeutlichen. An der 



Fi£. 35. 




äußeren Grenze, sowohl bei a wie af, von wo aus die 
Welle auf D zuläuft, mag der Theorie gemäß das Kentern 
des Stroms normal gerade 3 Stunden nach Hoch- resp. 
Niedrigwasser erfolgen. Alsdann ist es bei der gegebenen 
Konfiguration der Trichter recht wohl denkbar, daß b 
und b' gerade 2 Stunden, c und c' gerade 1 Stunde nach 
den extremen Wasserständen Stromwechsel haben, während 
an der engsten und flachsten Stelle, bei Z>, der Strom 
just bei Hoch- und Niedrigwasser kentert. Dann wird 
also in dem ganzen Doppeltrichter der Strom gleich- 
zeitig umsetzen, trotzdem die Wasserhöhen selbst von 
Ort zu Ort nicht der gleichen Phase angehören. 

Aus dieser Erklärung folgt von selbst, daß die Gleich- 
zeitigkeit des Stromwechsels sich in die Weitungen des 
Trichters nach Westen oder Osten hinaus nur bis zu 
solchen Orten erstrecken kann, welche bis zu 3 Stunden 
früher wie Dover Hoch- beziehungsweise Niedrigwasser 
haben, denn letzteres ist das Intervall, um welches der 
Stromwechsel bei der normalen Welle den extremen 
Wasserständen folgt. Dieser Umstand gibt in der That 
die Erklärung für die merkwürdige Verschiebung der 
äußeren Stromscheiden, namentlich das Zurückspringen 



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230 



Gezeitenstrume. 



derselben zur Zeit der extremen Wasserstande bei Dover. 
An der Hand der Gezeitentafeln und Karte der Flut- 
stundenlinien von W he well konnte nun Borgen richtig 
nachweisen, daß die äußere Grenze dieses Strömungs- 
systems allemal dort liegt, wo 3 Stunden früher Hoch- 
oder Niedrigwasser war als in Dover (Ann. der Hydrogr. 
1880, S. 12 f.). 

Der sogenannte „Zwischenstrom* findet darin seine 
Erklärung, daß am Ufer infolge des rasch ansteigenden 
Meeresbodens die Zeit des Stromwechsels näher an die 
Zeit des Hochwassers herangebracht wird als in der 
tieferen Mitte des Kanals. Der Strom kentert daher am 
Ufer sehr nahe gleichzeitig mit den extremen Wasser- 
ständen, während er in der Mitte der Straße erst etwas 
später umsetzt. Dazu kommt nun noch der Umstand, 
daß die Orte nördlich von Dover bis zur Themsemündung 
hin etwas später Hochwasser haben wie Dover *), weshalb 
unter der Einwirkung der aus dem Kanal kommenden 
Welle, welche stärker und höher ist als die der Nord- 
see, der Strom also dort noch nach Norden fließen muß, 
wenn bei Dover schon wieder Fallendwasser ist, und 
ebenso nach Westen strömen muß, nachdem bei Dover 
Niedrigwasser gewesen und Steigendwasser eingetreten ist 

Die Verschiebung der Begegnungs- und Trennungs- 
linien in der Straße von Dover erklärt Borgen ebenfalls 
mit Berücksichtigung der größeren Stärke des Stromes 
im britischen Kanal, der eine Folge des dort größeren 
Flutwechsels ist. Bei Niedrigwasser in Dover geht der 
Zwischenstrom noch in der Straße nach Westen, bald aber 
kentert allgemein der Strom im Kanal und in der Nord- 
see, nunmehr auf Dover zusetzend. Dabei kann die Flut- 
strömung der Nordsee sich mit dem noch herrschenden 
Zwischenstrom vereinigen und beide treffen darum ziem- 
lich weit im Westen bei Beachey Head, auf den Flut- 
strom des Kanals. Da nun letzterer schnell an Stärke 



') Nach den Gezeiten tafeln der Kaiserlichen Admiralität: 
Hafenzeit in Dover IIb 12m Deal Ufa 15», Ramsgate 11h 90», 
Margate llM0 m . 



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Rotatorische Ströme. 



237 



gewinnt, wird es verständlich, wie er den Nordsee-Flut- 
strom langsam nach Osten zurückdrängt, bis bei Dover- 
Hochwasser die Scheide ihre östlichste Position (North- 
Foreland-Dünkirchen) erreicht hat. Nun ist allgemein 
Stillwasser mit Ausnahme der StralAe von Dover, wo der 
Zwischenstrom noch östlich setzt; dieser letztere vereinigt 
sich jetzt mit dem nach Osten setzenden Ebbestrom der 
Nordsee, während der Ebbestrom des Kanals das Wasser 
nach Westen zieht, daher die Trennungslinie wieder im 
Westen bei Beachey Head liegt. Indem nun der stärkere 
Strom des Kanals mehr und mehr rückwärts liegende 
Wasserteile in seinen Bereich zieht auf Kosten des 
schwächeren Ebbestroms der Nordsee, verschiebt sich die 
Trennungslinie weiter nach Osten, und so fort. 

Wenn nun an der holländischen Küste der 
Strom nördlich von Vb'ssingen noch als Ebbe nach Süden 
läuft, zur gleichen Zeit, wo in der Osthälfte der Dover- 
strafce und an der englischen Ostküste schon Flutstrom 
nach Norden setzt, so ist das leicht darauf zurückzuführen, 
daß die an der holländischen Küste nach Norden laufende 
Flutwelle dem britischen Kanal entstammt, also einen 
nach Norden gerichteten Flutstrom erzeugt, während 
die an der gegenüberliegenden Küste auftretende Flut- 
welle an der ganzen ostenglischen Küste von Norden 
nach Süden fortgeschritten ist, ihr Flutstrom daher süd- 
lich setzt. Die Ebbeströme haben dann bei beiden 
natürlich auch die umgekehrte Richtung: an der nieder- 
ländischen Seite nach Süden, an der ostenglischen nach 
Norden. 

Man erhält so eine sehr ungezwungene, leicht ver- 
ständliche Erklärung scheinbar sehr verwickelter Strom- 
vorgänge. Borgen hat damit den Weg gezeigt, wie auch 
an anderen Orten die Wellentheorie zur Deutung kom- 
plizierter Gezeitenströme dienen kann. 

Die rotatorischen Strömungen hat schon Airy 
(§ 359 — 363) seiner Zeit vollkommen erklärt; auch hier 
auf Grund der W eilen theorie in leicht verständlicher Weise. 
Wiederum möge eine schematische Zeichnung die Vor- 
gänge tibersichtlicher machen. Die beiden starken Linien 



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238 



Gezeitenströme 



zeigen die Lage der Küsten eines breiten, erst langsam, 
dann schneller nach der Mitte zu tiefer werdenden Kanals. 
Eine von links kommende Flutwelle wird nun nach der 
Theorie bewirken, daß ihr Kamm in dem tiefen Wasser 
schnell voreilt, an den Ufern stark zurückbleibt. Im 
tiefen Wasser wird also der Strom allemal der Küste 
parallel setzen, der Flutstrom nach rechts, der Ebbestrom 
nach links, und das Umsetzen des Stromes wird normal 
etwa 3 Stunden nach Hoch- beziehungsweise Niedrig- 
wasser erfolgen. An den Küsten aber wird der Strom 
allemal gleichzeitig mit diesen extremen Wasserstanden 

Fig. 56. 




kentern. Ein zwischen der Küste und der Mitte des 
Kanals verankertes Schiff wird nun folgende Strömungen 
haben. 

Bei Hochwasser ist am Ufer gerade Stauwasser, also 
kein Strom, aber im Tiefwasser der Flutstrom in seinem 
Maximum: der letztere wird also seine Herrschaft näher 
der Küste zu ausdehnen und das Schiff mit der Kiellinie 
parallel zu dieser, und zwar auf Westkurs, legen (Stadium I 
der Figur). 

Beim nachfolgenden Mittelwasser ist nun in der Kanal- 



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Rotatorische Ströme. 



231) 



mitte Stromstille, dagegen an den Küsten der Ebbestrom 
im Maximum. Dieser legt das Schiff nunmehr an der 
Nordküste auf Nordkurs, an der Südküste auf Südkurs 
(Stadium II). 

Bei Niedrigwasser ist am Strand kein Strom, in der 
Kanalmitte aber Ebbestrom in vollster Stärke, so daß 
dieser das Schiff nach Westen herumschwaien läßt; so- 
wohl das an der Nord- wie an der Südseite des Kanals 
verankerte Schiff liegt Ostkurs (Stadium III). 

Endlich wird bei nun folgendem Mittelwasser Strom- 
stille in der Mitte des Kanals, Strommaximum und zwar 
Flutstrom an den Küsten sein. Die Schiffe werden letz- 
terem folgen, das nördliche wird Südkurs, das südliche 
Nordkurs anliegen (Stadium IV). Beim hierauf folgenden 
, Hochwasser wird die Situation wieder dieselbe wie im 
ersten Stadium sein, in 6,2 Stunden haben darum beide 
vor Anker liegende Schiffe eine volle Drehung um 360° 
ausgeführt, denn man sieht leicht ein, wie in den Zwischen- 
zeiten auch die Zwischenlagen sich einstellen werden. 
Ebenso zeigt die Figur, daß das an der Nordküste, links 
vom Flutstrom der Kanalmitte liegende Schiff sich ge- 
dreht hat wie der Zeiger der Uhr, das rechts von dem 
Flutstrom der Kanalmitte verankerte Schiff dagegen im 
umgekehrten Sinne. Das ist nun genau derselbe Vor- 
gang, der von der Südküste Englands, der Nordküste 
Frankreichs, sowie an der englischen Nordseeküste, wie 
oben gesagt, beobachtet wird. „Bei näherer Ueberlegung, * 
setzt Borgen hinzu, „wird man erkennen, daß sich die 
Erscheinung innerhalb des Gebietes gleichzeitigen Strom- 
wechsels nicht zeigen kann, weil hier die eine Voraus- 
setzung, daß in der Mitte des Kanals der Strom 3 Stun- 
den nach den extremen Wasserständen kentert, wie wir 
sahen, nicht mehr erfüllt wird. Wir werden daher hier 
keine vollständige Drehung des Stroms um 360° ohne 
zwischenliegende Stromstille beobachten können, wohl 
aber wäre eine partielle Drehung mit dazwischenliegendem 
Stillwasser möglich, wenn der Strom in den verschiedenen 
Teilen des Kanals nicht genau gleichzeitig kentert. — 

Die Gezeitenströmungen der Nordsee, insbe- 



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240 Gezeitenströme. 



sondere der deutschen Bucht derselben, bieten wiederum 
eine Reihe von Eigentümlichkeiten, welche, wie wir meinen, 
sich fast alle auf *die Konfiguration des Beckens zurück- 
führen lassen, wenn wir auch hier Airys Anleitung (Tides 
and waves, § 525—528) folgen und gemäte den neueren 
Beobachtungen weiter ausführen. 

Wir sahen schon oben, daß der südwestliche Teil 
der Nordsee zwei Flutwellen empfängt: eine aus dem 
britischen Kanal und eine zweite von Norden her, die 
um Schottland herumkommend an der ganzen Ostküste 
Großbritanniens entlang nach Süden geht. Wenn die 
Uhr in Greenwich Mittag zeigt, so ist gleichzeitig an der 
Südseite des Moray Firth und anTEingange des Themse- 
trichters Hochwasser. Die Wellenlänge der Flutwoge 
beträgt also hier etwa 7 Breitengrade oder 780 km. Ent- 
lang der Ostküste Englands folgen sich die Hafenzeiten, 
in regelrechten Intervallen später eintretend von Norden 
nach Süden (vgl. Fig. 28, S. 189). 

Anders an dem Südufer der Nordsee. Während 
(immer nach Greenwich -Zeit) in Calais die Hafenzeit 
ll h 42 m ist, liegt sie im Brouwershavenschen Gat (vor den 
Rheinmtindungen) um 12 h 28 m , vor Katwyk um l h 55 m : 
bis so weit also regelmäßig sich verspätend, entsprechend 
einer aus dem Kanal nach Nordosten fortschreitenden 
Welle. Auffallend spät aber liegt die Hafenzeit auf der 
Höhe von Texel, nämlich um 6 h 0 m . Von Dover bis Kat- 
wyk läuft die Welle in 2 Stunden 13 Minuten, auf der 
kürzeren Strecke von Katwyk nach der Höhe von Texel 
aber 4 Stunden 5 Minuten; das ist sehr auffällig. 

Weiter nach Osten in der deutschen Bucht ist dann 
Hochwasser vor der Wesermündung um 10 h 45 ro , in Helgo- 
land ll h l m , vor der Listertief -Barre (nordwestlich Sylt) 
ll h 57 m , Horns Riff-Feuerschiff ll h 29 m : also nun in der 
deutschen Bucht nahezu gleichzeitig um 11 Uhr herum. 

An der jütischen Küste darauf wieder normale Ver- 
spätung nach Norden hin: in Blaawands Huk O^l 01 , 
Nyminde l h 50 m , Thorsminde 2 h 44 m , Aggerminde 3 h 18™. 
Im Skagerrak mit nur gauz minimaler Verspätung gegen 
den letzteren Ort in Hirshals 3 h 30 m , Skagen wieder 4 h 55 m . 



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Flutwellen der Nordsee. 



241 



Ueberschauen wir die ganze Konfiguration der Nord- 
see, so wird sich für eine aus dem Nordatlantischen Ozean 
eindringende Flutwelle der Weg zu beiden Seiten der 
Shetlandinseln darbieten. Die Welle wird im allgemeinen 
die Richtung nach Südost einhalten, aber doch bald durch 
das Bodenrelief abgelenkt werden. Entlang der norwegi- 
schen Küste wird sie schnell in der meist 250 m und 
mehr tiefen Rinne nach Süden vorschreiten, dann in das 
Skagerrak einlenken und also für dessen beide Ufer die 
Hafenzeiten bestimmen müssen. In der That hat Skudes- 
näs am Eingang zum Härdanger Fjord eine Hafenzeit 
von 10 h 2 m , OxÖ vor Christiansand 3* 40 m und die Hval- 
inseln östlich vom Eingange in den Christianiafjord (nach 
allerdings sehr alten Beobachtungen) um 4 U 27 m , was 
ungefähr zu den Hafenzeiten der Nordküste Jütlands 
stimmt. 

Währenddem ist der südlich von den Shetlandinseln 
liegende Teil des Wellenkammes weiter nach Südosten 
quer über die Breite der Nordsee vorgerückt: doch er- 
heblich langsamer, wegen der nur 150 m betragenden 
und schnell nach Süden weiter abnehmenden Wassertiefe. 
Oestlich von den Orkneyinseln und Schottland ist die 
Tiefe überdies immer beträchtlicher als in der Mitte der 
Nordsee, daher im Westen der Kamm voreilen, in der 
Mitte zurückbleiben wird. Ein erhebliches Hindernis bietet 
dann die weniger als 40, vielfach weniger als 20 m Tiefe 
darbietende Doggerbank, indem sie sich gerade quer der 
Flutwelle vorlagert, so daß sie von dieser an den Flanken 
durch größere Wassertiefen umgangen werden kann. Die 
Flutstundenlinien wölben sich also zwischen Flaraborough 
Head und der Doggerbank stark nach Süden aus. Der 
Südrand der Doggerbank wird dementsprechend seine 
Flutwelle von Westen (nicht von Norden) her erhalten. 
Durch die südöstlich von der Doggerbank liegende, viel- 
fach über 60 m tiefe, schmale „Silberrinne* kann die Welle 
dann schneller nach Osten vorschreiten, etwas langsamer 
nach Südosten und Süden, wo ein unregelmäßig gestalteter 
Boden den Wellenkamm mit zahlreichen Aus- und Ein- 
Krümmel. Ozeanographie II. \Q 



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242 



GezeiteostrÖme. 



biegungen versehen wird. Die Welle wird aber schließ- 
lich die holländische Küste etwa in der Gegend von Texel 
und Vlieland berühren müssen, um sich dort mit der aus 
dem Kanal gekommenen Welle zu kreuzen. Weiter nach 
Osten hin aber hat die durch die „ Silberrinne " gelaufene 
Welle die gleiche Richtung mit der Kanalwelle, beide 
eilen auf Helgoland zu und dann weiter nach Nordosten 
die Wattenküste hinauf. 

Aber auch im Osten wird die Doggerbank von der 
aus der tiefen norwegischen Rinne kommenden Welle um- 
gangen, welche ihrerseits, unbekümmert um die anderen 
Wellen, in die deutsche Bucht hineinläuft. Hier haben 
wir also schließlich drei Wellensvsteme : die -Kanal- 
welle* aus Südwest, die „schottische" aus West, die 
„norwegische" aus Norden, in Interferenzen einander 
durchdringend. Das muß naturgemäß sehr komplizierte 
Strom Vorgänge erzeugen. 

Die Hafenzeiten gestatten uns indes doch ein un- 
gefähres Urteil Über die Natur derjenigen W T elle, welche 
am Orte den überwiegenden Einfluß besitzt. Da sind 
wir nun durch die Beobachtungen des deutschen Kanonen- 
boots „Drache* 1 , Kapitän Holzhauer, auch über die Ge- 
zeiten an und auf der Doggerbank neuerdings in sehr 
erwünschter Weise belehrt worden (die Ergebnisse der 
Untersuchungsfahrten S. M. Kanonenboot „Drache", Kom- 
mandant Korvettenkapitän Holzhauer, in der Nordsee 
1 88 1 /84 , veröffentlicht vom hydrographischen Amt der 
Admiralität, Berlin 1880; auch in den Annalen der Hydro- 
graphie 188b'), wodurch ein ganz neues Licht auf die 
Vorgänge in der deutschen Bucht fällt. 

Am Südrande der Doggerbank beobachtete Kapitän 
Holzhauer an zwei Stationen genügend lange, um die Hafen- 
zeit danach genähert ermitteln zu können; Station 1, 
unmittelbar nördlich von der Mitte der Silberrinne in 
28 m Tiefe, und Station 3 nordöstlich vom östlichen Ende 
der letzteren in 44 m Tiefe. Die Hafenzeiten (nach Green- 
wichzeit) wurden gefunden für: 

Station 1: 54° 10' N. Br., 2° 10' 0. lg. = 5^:37^ 
3: 54° 12' N. Br., 2° 57' 0. Lg. = 0h 4m. 



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Flutwellen der Doggerbank. 243 

Daraus ist deutlich zu ersehen, daß die schottische Welle 
hier von West nach Ost läuft. Die Hafenzeit läßt sich 
angenähert tibereinstimmend berechnen, wenn man die 
Welle von Fairainsel (zwischen der Orkney- und Shetland- 
gruppe) nach Süden und auf der Höhe von Whitby nach 
SO und 0 fortschreiten läßt. Die Gezeitentafeln geben 
als Hafenzeit für Fairainsel ll h b' m (welcher Wert aller- 
dings insofern auffallend ist, als die beiden benachbarten 
Inselgruppen zwischen 9 und 10 Uhr Hochwasser bei 
Springzeit haben, aber in Ermangelung jeden Anhalts 
für eine Verbesserung benutzen wir diese Hafenzeit 
als Basis). Die Distanz von Faira bis Station 1 beträgt 
715 km, die mittlere Tiefe nach der Seekarte genau 
100 m, woraus sich nach der Lagrangeschen Formel eine 
Reisedauer der Flutwelle von 6 Stunden 21 Minuten 
berechnet, damit eine Hafenzeit von 5 h 27 m , also nur 
10 Minuten weniger als von Kapitän Holzhauer beobachtet. 
Nach Station 3 beträgt die Distanz 770 km, die mittlere 
Tiefe ist ebenfalls 100 m, daraus die berechnete Hafen- 
zeit 5 h 5G m , 8 Minuten zu wenig. Danach scheint es 
als sicher, daß der Südrand der Bank von der schotti- 
schen Welle beherrscht wird. Es paßt dazu auch die 
Hafenzeit der Station 2 Holzhauers, etwas nördlich von l 
in sehr flachem Wasser (18 m) gelegen (54° 33' N. Br., 
2° IV O. Lg.), nämlich 5 h 49 m . Dagegen ist eine weiter 
nordöstlich (in 26 m Tiefe) gelegene Station 4 (55° 1' N. Br., 
3° 7' O. Lg.) mit ihrer Hafenzeit von 5 h 50 m nur dann zu 
verstehen, wenn man auch hier noch die schottische Welle 
als Ursache gelten und sie recht von Westen her kommen läßt. 
Denn eine direkt von Faira nach Station 4 gehende Welle 
(Distanz 005 km, Tiefe 107 m) würde 4 h 17 ra als Hafen- 
zeit ergeben. Die norwegische Welle würde noch früher 
eintreffen; von Skudesnäs ist eine Entfernung von nur 
450 km bei 110 m Durchschnittstiefe zu durchmessen und 
daraus würde die Hafenzeit l h 48 m sein. 

Lassen wir die schottische Welle von der Silberrinne 
aus nun zunächst nach Südosten weiter fortschreiten, so 
ist von Station 3 nach der Höhe von Terschelling eine 
Entfernung von 204 km bei 39 m mittlerer Tiefe zu 



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244 



Gezeitenströme. 



durchmessen, woraus sich eine Reisedauer von 2 h 54 m . 
also eine Hafenzeit von 8 h 58 m für Terschelling ergibt: 
direkt von Faira, ohne die Silberrinne zu passieren, wäre 
eine Distanz von 935 km bei 85 m Tiefe zu passieren, 
woraus eine Hafenzeit von 8 b (> m abzuleiten : beobachtet 
ist sie zu 8 h 37 m . Daraus können wir sehen, daß auch 
an den westfriesischen Inseln wiederum die schottische 
Welle von überwiegender Bedeutung ist. 

Recht östlich von Station 3 liegt Helgoland. Die 
Entfernung ist 325 km, die Wassertiefe wieder 39 m, 
daraus Reisedauer 4 h 37 m und berechnete Hafenzeit 10 b 41 m ; 
die beobachtete ist ll h l m . Auch bei Helgoland ist die 
schottische Welle noch maßgebend. Ebenso stehen die 
so nahe aneinander liegenden Hafenzeiten der ostfriesi- 
schen Küste vorzugsweise unter ihrem Einflute. 

Wie verhält sich entlang der holländisch-deutschen 
Küste die Kanal welle? Von Dover auf die Höhe von 
Texel hat sie 315 km in 33 m Tiefe zu durchmessen; sie 
würde 4 h 32 m Reisedauer haben und um 3 h 37 m vor Texel 
ankommen. Beobachtete Hafenzeit ist aber 6 h : nun sahen 
wir eben die schottische Welle um 8 h G m vor Terschelling 
anlangen; die für Texel beobachtete Hafenzeit liegt nun 
gerade zwischen den beiden aus der schottischen und 
Kanalwelle berechneten (das genaue Zeitmittel wäre 
5 h 52 ra ), hier scheint also der Punkt, wo beide Wellen 
sich in nahezu gleicher Kraft begegnen und nach der 
Wellentheorie eine neue Welle, von der Hafenzeit 5 h 52 m 
bilden müßten; beobachtet ist aber o' h ! Weiter nach Osten 
Überwiegt dann die schottische, nach Südwesten hin die 
Kanalwelle, denn da die letztere in einen stetig sich ver- 
breiternden Seeraum vordringt, wird sie an Höhe und 
überhaupt an Kraft nordwärts schnell verlieren. 

Vielleicht steht mit diesem Vorgange die sehr auffällige 
Form der Flutkurve vom Hei der irgendwie in Zusammenhang 
(Fig. 37 nach Lentz): man sieht das Wasser in der kurzen Zeit von 
1 bis 2 Stunden von seinem niedrigsten Niveau ansteigen bis zum 
ersten Hochwasser, welchem alsdann nach 3 1 /* bis 47* Stunden 
ohne erhebliche Niveauschwankung ein zweites, von abwechselnd 
kleinerer oder größerer Höhe folgt, um dann wieder ziemlich 
schnell (in 5 Stunden) zum Niedrigwasser abzufallen. Schwerlich 



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Flutwellen der deutschen Bucht der Nordsee. 245 

rührt das zweite Hochwasser von der schottischen Welle her, 
welche (bei Springzeit) ca. 9 Uhr im Helder angelangt sein kann. 
Durch bloße Interferenz zweier um 3 bis 5 Stunden auseinander- 
liegender Wellensysteme ist die Helderkurve nicht zu erklären, 
dadurch würde nur, wie ein graphischer Versuch zeigt, eine hohe 



Fig. 37. 




Welle mit einfachem Kamm erzeugt werden, deren Hochwasser 
allerdings, gleiche Höhe beider komponierender Wellen voraus- 
gesetzt, auf einen mitten zwischen die Hochwasser dieser beiden 
Wellen liegenden Zeitpunkt fällt. — Wir werden bei den „Fluß- 
geschwellen" noch hierauf und auf die ähnlichen Flutkurven von 
Ha vre und Southampton zurückkommen müssen. 

Weiter nördlich in 54° 48' N. Br., 7° 0. Lg. (d. h. in 
dem Schnittpunkt einer von Norderney genau nördlich 
und von der Nordspitze Sylts westlich gezogenen Linie) 
bei 32 m Wassertiefe liegt Station 7 des Kapitän Holz- 
hauer. Hier ist 2 Stunden 1 7 Minuten früher Hochwasser 
als am Pegel zu List (auf Sylt), also um ll h 10 m ; wie 
man sieht, doch etwas später als in Helgoland, obwohl 
Station 7 fast genau nordwestlich von dieser Insel liegt. 
Berechnen wir für diese Station 7 die Hafenzeit, so er- 
gibt sich dieselbe: für die schottische Welle direkt von 
Faira (735 km bei 88 m Wassertiefe) zu 6 h 3 m ; indirekt 
über Station 3 (272 km bei 44 m Tiefe) zu 9 h 42 m . Lassen 
wir die norwegische Welle von Skudesnäs ausgehen, so 



L 



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240 



Gezeitenströme. 



finden wir (bei bezw. 470 km Weg, 108 m Tiefe) die 
Hafenzeit 2 h l m , und für die Kanalwelle von Dover aus 
(550 km, 38 m) die Hafenzeit 7 h 2 m . Als kombinierte 
Hochwasserstunde für die norwegische und direkte schot- 
tische Welle erhalten wir 10 h 2 m , aus der norwegischen 
und indirekten schottischen ll h 5ü m , aus der Kanalwelle 
und der norwegischen l0 h 32 m : danach wäre es aus den 
Hafenzeiten allein nicht mit Bestimmtheit zu entnehmen, 
welche Welle hier die maßgebende ist, wir werden aber 
einen weiteren Anhalt in den Strombeobachtungen finden. 

Die Gezeitenströmungen entlang der ostenglischen 
Küste sind normale insofern, als der Flutstrom eine süd- 
liche bis südöstliche, der Ebbestrom die entgegengesetzte 
Richtung zeigt. Wenn auf den merkwürdigen (in der 
Stromrichtung sich hinziehenden) Bänken Ower und Leina n, 
auf der Höhe von Cromer nach englischen Quellen der 
Strom dabei sich dreht im Sinne des Uhrzeigers, so ist 
das (mit Airy § 520) als ein Beweis dafür zu betrachten, 
daß der stärkste Strom zwischen diesen Bänken und der 
Küste hindurch geht, gemäß der oben (S. 238) aufgestellten 
Regel. Ebenso fand auch Kapitän Holzhauer auf seinen 
Stationen 1, 2, 3, 4 den Strom im gleichen Sinne drehend: 
auch hierin wäre also der Beweis geliefert, daß die Haupt- 
welle südlich von der Doggerbank nach Osten setzt. 
Dagegen machte eine Station 5 (54°44 / X. B., 3°25' O. Lg., 
42 m) südöstlich nicht weit von Nr. 4 entfernt, insofern 
eine Ausnahme, als der Strom abwechselnd links und 
rechts herum drehte, bei der nur 28 Stunden umfassen- 
den Beobachtungszeit ergaben sich als vorherrschende 
Richtungen ONO und WNW, wobei allerdings zu be- 
achten sein dürfte, daß ständige, wenn auch schwache 
südliche und südöstliche Winde herrschten. — Das Kentern 
des Stroms erfolgt am Ostrande der Doggerbank, d. h. 
im Räume zwischen Station 4 und 3 einerseits, 5°0. Lg. 
andererseits, „eine Stunde vor Hochwasser bei Cuxhaven - , 
also ca. II 1 /* Uhr, was nach der Theorie eine durch- 
schnittliche Hochwasserstunde von 8 Uhr ergeben würde, 
ungefähr zu den Beobachtungen passend. 

Die Gezeitenströme der Helgoländer Bucht sind in 



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Gezeitenströme der deutschen Bucht. 



247 



zwei Gruppen zu teilen: eine nördliche, die Erscheinungen 
bei Sylt und in Station 7 Holzhauers umfassend und eine 
zweite größere südliche Gruppe. 

Die letzteren geben nun eine Kombination der Ströme 
der beiden schottischen Wellen. Vor der Emsmündung, 
bei Borkum Riff- Feuerschiff, sind die herrschenden Rich- 
tungen: Flut nach OSO, Ebbe WNW. Liefe der Strom 
parallel zur Küste, so wären um 4 Strich abweichende 
Richtungen zu erwarten (ONO, bezw. WSW). Dabei 
dreht der Strom links herum, entgegen dem Sinne des 
Uhrzeigers, ein Zeichen, daß die maßgebende Welle nörd- 
lich von der Position nach Osten vorüberläuft, also im 
wesentlichen die indirekte schottische Welle ist, während 
vielleicht die nicht ganz eliminierte direkte Welle den 
Flutstrom ein wenig südlicher als Ost werden läßt, als 
ohne sein Eingreifen der Fall wäre. Die beiden Haupt- 
stromrichtungen weisen jedoch auf das Südwestende der 
Doggerbank hin, von dorther also kommt die stärkere 
Welle. Man kann vielleicht annehmen, daß die Ein- 
wirkungen der norwegischen und der Kanalwelle beide 
nur sehr schwach sind und sich, bei der nahezu entgegen- 
gesetzten Richtung gleicher Stromphasen, gegenseitig auf- 
heben können. Das Kentern des Stromes erfolgt zur Zeit 
der Syzygien um ll h 21 m , eine Hochwasserstunde ist in 
den Gezeitentafeln leider nicht angegeben. 

Vor der Weser und Elbe setzt der Ebbestrom nach 
NW) die Flut nach SO. Dieses ist ebensowohl der Ein- 
wirkung der schottischen Welle, wie der Konfiguration 
des nahen Landes zuzuschreiben. Ebenso die Haupt- 
richtungen von Helgoland ONO- WSW und der Eider- 
mündung WNW-OSO. 

Bei Sylt setzt der Ebbestrom nach NzW, der Flut- 
strom nach SzO, also nahezu parallel der Küste, und da- 
mit konform auf Station 7 des Kanonenboots „Drache" 
der Strom mit der Ebbe nach Nord bis Nordwest, mit 
der Flut nach SOzO. Kapitän Holzhauer, der vom 
11. bis 14. August 1882 hier vor Anker lag, fand an 
der Oberfläche, noch deutlicher aber in 30 m Tiefe eine 
vollständige Drehung nach links (also entgegen dem 



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248 



Gezeitenströme. 



Uhrzeiger) ausgeprägt, nach den Gezeitentafeln ist eine 
solche auch auf der Höhe von Sylt anzunehmen, da der 
Strom von seiner nördlichen zur südlichen Richtimg durch 
West herumgeht. Dasselbe wird von Horns Riff ge- 
meldet. Diese Drehung links herum würde nach unserem 
obigen Gesetze bedeuten, daß der Hauptflutstrom den 
Beobachtungspunkt zur Rechten liegen läßt. Ist nun 
unsere obige Terminologie richtig, so müßte der Haupt- 
flutstrom nicht nur östlich von Station 7 nach Süden 
passieren, was möglich ist, sondern auch zwischen dem 
Beobachtungspunkte der Gezeitentafeln bei Sylt und dieser 
Insel selber, oder gar zwischen Horns Riff und der Küste, 
was beides unmöglich wäre. In der Nähe von Station 7 
liegt auch keine Bank oder irgend eine submarine Stufe 
im Sinne einer „Küste" jenes obigen Gesetzes, das nächste 
Land, eben Sylt, ist 85 km entfernt, darum scheint es 
geraten, eine andere Ursache für jene Art der Drehung 
zu finden. Der Bericht Kapitän Holzhauers macht darauf 
aufmerksam, daß wenn man hier zwei Flutwellen, eine 
von NW, die andere von SW her, sich kreuzen ließe, 
und deren Stromphasen um 4 Stunden auseinanderlägen, 
so daß die nach NO schreitende 4 Stunden später ihr 
Strommaximum zeigt als die nach SO laufende, alsdann, 
wie eine einfache Ueberlegung zeigt, der Strom sich auch 
fern von jeder Küste kontinuierlich links drehen kann. 

Nennen wir den einen den Nordoststrom, den anderen den 
Südoststrom nach der Richtung, wohin sie ziehen, und habe der 
Südoststrom sein Maximum des Mittags, der andere das Maximum 
um 4 Uhr nachmittags, so ist klar, daß um Mittag letzterer noch 
schwach als Ebbestrom, also nach &W, laufen wird. Mit dem 
gleichzeitig im Maximum stehenden Südoststrom kombiniert, er- 
hält man einen sehr starken Strom nach SSO. — Um 1 Uhr hat 
der Nordoststrom Stillwasser, der Südoststrom herrscht also allein. 
— Um 2 Uhr ist schwacher Nordoststrom, ebenso schwacher Süd- 
oststrom, die Resultante also recht Ost. — Um 3 Uhr ist der 
Nordoststrom ziemlich stark, der Südoststrora null, also nun 
herrscht ersterer allein. — Um 4 Uhr ist der Nordoststrom im 
Maximum, der Südoststrom hat zur Ebbe gekentert nach ^H^und 
ergibt, weil viel schwächer als der andere, einen sehr starken 
Strom nach NNO u. s. f. — Also in 4 Stunden eine Drehung von 
SSO nach NNO. (Diese Methode findet sich übrigens schon bei 
Airy § 528.) 



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Ströme bei Sylt. 



249 



Nun sahen wir oben, daß die (indirekte) schottische 
Flutwelle von der Silberrinne her in Station 7 um 9 h 42 m 
aus WSW eintreffen würde, während die direkte von 
Faira kommende Welle um (3 h 3 m anlangte. Wir haben 
also hier eine Zeitdifferenz in den Hochwasserstunden, 
welche nahe jener von Kapitän Holzhauer erforderten von 
4 Stunden gleicht. Freilich gibt auch die norwegische 
Welle (in Station 7 um 2 h l m anlangend) mit der direkten 
Fairawelle die gleiche Zeitdifferenz, aber es würde der 
nötige Unterschied in den Richtungen (ca. 90°) fehlen, 
da infolge der Bodenkonfiguration die norwegische Welle 
nicht ganz auf der kürzesten Linie von Skudesnäs nach 
Station 7 (die übrigens NzW-SzO führt) gelangen würde, 
sondern ebenso aus NW herankommen wird, wie eine 
von Faira direkt ausgegangene Welle, da sie eine Reihe 
flacher, in der Verlängerung der Doggerbank nach Nord- 
osten liegenden Bänke zu umgehen hat. 

Wir sehen also in Station 7 höchst wahrscheinlich 
die umgebeugte schottische und die direkte Fairawelle 
sich durchkreuzen und sich nahezu in gleicher Stärke bei 
einer Phasendifferenz von 4 Stunden geltend raachen. 
Einigermaßen schwierig ist aber dann die Erklärung der 
Hafenzeiten an der jütischen Küste, deren Verspätung 
wir oben konstatiert haben. Man muß aus den Strom- 
Vorgängen in der nächsten Nähe Sylts annehmen, daß 
ungefähr dort die schottische Welle sich teilt, indem sie 
einesteils nach Norden, anderenteils nach Süden umschwenkt. 
Nach einer Bemerkung in den Gezeitentafeln fand Kapitän 
Holzhauer auf der Höhe von Westerland, aber nur in der 
bis ca. 4 Seemeilen von der Küste abliegenden Zone, eine 
Trennung des Flutstroms in zwei Arme, von denen der 
eine südlich, der andere nördlich lief. Dasselbe, nur um- 
gekehrt, wurde vom Ebbestrom beobachtet. Also läuft 
nördlich von Sylt ein umgebeugter Teil der schottischen 
Welle nach Norden hinauf, und offenbar durch Kom- 
bination mit der die letztere durchkreuzenden Faira- und 
norwegischen Welle mögen die Hafenzeiten bis an die 
Küste des Skagerrak zu erklären sein. Um nicht zu weit- 
läufig zu werden, verzichten wir an diesem Ort darauf, die 



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250 



Gezeitenströme. 



Vorgänge weiter zu analysieren. Nur die Strömungen auf 
der Höhe von Texel verlangen noch einige Worte. 

Da, wie wir sahen, die schottische Welle etwa bei 
Texel auf das Südufer der Nordsee stoßt, so müssen wir 
hier den Flutstrom sich ebenso teilen sehen wie westlich 
von Sylt. Das wird in den Gezeitentafeln in der That 
ausdrücklich bezeugt: der nach Süden abbiegende Teil 
pulsiert entsprechend den oben für den Dovertrichter an- 
gegebenen Regeln, der andere wendet sich nach Osten. 
Die Richtungen des Stromes auf der Höhe des Helder 
gehen von NO bei Steigendwasser (bei Springzeit von 
4 h bis 8 b ) schnell kenternd herum nach SSW bis TT (8 h 
bis 2 h ), dann wieder rechts herum durch NNW (3 h ) bei 
Steigendwasser nach NO. Das Kentern des Stroms er- 
folgt 2 Stunden nach den extremen Wasserständen. Diese 
Drehung läßt sich ebenfalls sehr genähert auf die Kom- 
bination zweier Flutwellen zurückführen, welche, wie hier 
die Kanalwelle und die schottische, etwa um 4 Stunden 
in der Phase auseinander liegen (s. oben S. 244). Wir 
erhalten nämlich als Strömungen: 



Uhrzeit (Greenw.) . . 


6h 


7h 


8h 


9h 


10h 




Nach der Gezeitentafel 
Nach der Theorie . . 


ONO 
•NOzO 


ONO 
ONO 


SSW 
SSO 


S WzS 
SSW 


sw 

*SWzS 


wsiv 
•siv 


Uhrzeit (Greenw.) . . 




lh 


2h 


3h 


4h 


5h 


Nach der Gezeitentafel 
Nach der Theorie . . 


WSW 
*S)VsW 


WSW 
WSW 


WzS 
NNW 


.ViV w 
NNO 


NO 
*NOzN 


NOzO 
*NOzO 



(Die Richtungen sind auf ganze Striche abgerundet; als 
Richtung des Flutstroms der schottischen Welle ist nach 
ihrer erfolgten Ablenkung SSW, der Kanalwelle aber ONO 
angenommen, und die besonders starken Ströme mit * be- 
zeichnet; im übrigen ist nach der obigen Anleitung ver- 
fahren.) Die Uebereinstimmung von Beobachtung und 
Theorie der Gezeitenströme kann nicht wohl vollkommener 



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Ströme an der holländischen Küste. 251 

erwartet werden ; Übrigens scheint das schnellere Wenden 
des Stroms um 8 h nach der Gezeitentafel auf die Nähe 
der Küste zurückzuführen, welche einen Strom in der 
Richtung zwischen Ost und Süd nicht zuläßt. Durch 
diese seitliche Stauung ließe sich vielleicht auch die nach 
den Gezeitentafeln doppelt so große Stärke (3 Knoten) des 
Südstromes gegenüber dem Nordstrom (1,3 Knoten) er- 
klären, denn der erstere führt in die Verengerung eines 
Trichters hinein, der andere in einen schnell sich ver- 
breiternden Raum. 

Wir erhalten so einen Einblick in die komplizierten 
Vorgänge, welche in der Bewegung der Wasserteile beim 
Zusammentreffen zweier verschiedener Flutwellen sich er- 
geben. Wir haben die Theorie im einzelnen nur für 
zwei Systeme durchgeführt; es sind aber, wie wir oben 
sahen, drei, im Osten vielleicht vier, in Phase, Richtung 
und Stärke verschiedene Wellensysteme vorhanden, welche 
die örtlichen Gezeitenströme regulieren. Die Kombination 
aller dieser ist schwer zu tibersehen, es gentigte indes, 
die Einwirkung der örtlich maßgebenden aufzusuchen 
und zu entwickeln. Eine der Wellen kommt, wie wir 
sahen, aus dem Kanal und ist jedenfalls notwendig zur 
Erklärung der Ströme an der holländischen Ktiste ; darum 
können wir einem gelegentlichen Ausspruche Sir William 
Thomsons (Report Brit. Assoc. for 1875, p. 039), daß die 
Gezeitenphänomene der Nordsee, beim Verschluß derDover- 
straße, genau so sein und bleiben würden 'wie heute bei 
geöffneter Straße, zu unserem Bedauern nicht beipflichten. — 
Auch die im Bericht über die Untersuchungen S. M. Kanonen- 
boot „Drache* vertretene Auffassung, daß in dem Räume 



i 


ML 




DO 



Erklärung der Gezeitenvorgänge notwendig angenommen 
werden müsse, vermögen wir nicht zu teilen. Allerdings 
würden die im genannten Bericht hervorgehobenen Um- 
stände das Auftreten einer solchen uninodalen Schwingung 
möglich erscheinen lassen: nämlich die Breite des Beckens 
zwischen Whitby und Spurnpoint im Tf r , und der Linie Sylt- 
Elbemündung im 0, welche 8 Längengrade = 518 21 ö m 
beträgt und als zugehörige Tiefe nach der Merianschen 



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252 



Gezeitenströme 



Formel 51m ergeben würde, wogegen ebensowenig Ein- 
spruch erhoben werden kann, wie gegen die angenäherte 
Gleichzeitigkeit des Hochwassers im Osten. Wenn nun 
aber hervorgehoben wird, daß die Zeitdifferenz zwischen 
dem Hochwasser im Osten (ca. ll h 30 m ) und im Westen 
bei Spurnpoint (5 h 25 m , immer nach Greenw. Zeit), wie 
die Theorie verlangt, 0 Stunden betrage, so ist auch diese 
Thatsache wohl richtig, aber doch nicht maßgebend, denn 
wie wir oben sahen, verspäten sich die Hochwasserstunden 
zwischen Terschelling und der Elbmündung kontinuierlich 
nach Osten, wie auch Cromer eine i l l2 Stunden spätere 
Hafenzeit besitzt wie Spurnpoint, und zweitens ist auch 
zwischen Station 1 und Station 3 des „ Drachen a ein Unter- 
schied in den Hafenzeiten von einer halben Stunde yor- 
handen, während nach der Theorie der stehenden Welle 
Hochwasser (und Stromwechsel) in der Westhälfte des 
Beckens überall gleichzeitig stattfinden müßte. Auch 
an eine Reflexion der schottischen Welle an der schleswig- 
holsteinschen Küste, wodurch am ehesten eine stehende 
Welle sich ausbilden würde, kann nicht wohl gedacht 
werden, da (nach Airy § 333) die Reibung dies verhindern 
und auch bei völlig senkrechter Reflexion wieder eine 
fortschreitende Welle entstehen lassen würde. Aber eine 
Wattenküste ist doch sehr wenig geeignet, um Wellen 
zu reflektieren. Wenn nun weiter hervorgehoben wird, 
daß die Beobachtungen in Station 1, 2 und 3 eine kürzere 
Zeit für Fallend wasser ergeben haben als für Steigend- 
wasser (z. B. fällt in 1 der Wasserstand 5 h 32 m lang, 
dagegen steigt er G h 44 ra hindurch), so ist das in der That 
eine sehr auffallende Erscheinung: aber man kann fragen 
einmal, ob die vom „Drachen* angestellten Beobachtungs- 
reihen lang genug seien, alle in Witterungsverhältnissen 
gelegenen Störungen abzugleichen, und zweitens ob nicht 
die Interferenz zweier Wellen solche Zeitunterschiede 
hervorbringen könne. Zunächst genügt diese Thatsache 
nicht, um das überwiegende Eingreifen einer stehenden 
Welle für diesen Teil der Nordsee zu erweisen, wenn 
auch richtig betont wird, daß die Reibung bei einer fort- 
schreitenden Welle wohl die Zeitdauer des Steigens ver- 



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Ablenkung der Gezeitenströme dnrch die Erdrotation. 253 



kürzen, niemals aber verlängern könne, während letzteres 
(nach Ferrel) nur bei einer stehenden Welle möglich sei. 
Es mag eine solche stehende Welle vielleicht vorhanden 
sein: aber maßgebend für den Verlauf der Gezeitenströme 
in der deutschen Bucht der Nordsee dürfte sie jedenfalls 
nicht sein. Wir vermochten oben wenigstens in den 
Grundzügen -zu erweisen, daß hierfür die Interferenz 
mehrerer fortschreitender Wellen in den meisten Fällen 
eine völlig ausreichende Erklärung gewährt. 

Im höchsten Falle auffallend aber ist und bleibt die 
Thatsache, daß die „schottische Welle" auch in der 
deutschen Bucht der Nordsee noch eine solche überwiegende 
Bedeutung hat, während die norwegische Welle hier, 
wenn überhaupt einen, dann jedenfalls keinen maßgeben- 
den Einfluß ausübt. Andererseits muß auffallen, daß die 
Kanalwelle an der belgisch-niederländischen Küste die 
Gezeiten beherrscht, an der gegenüberliegenden englischen 
Küste aber ganz verschwindet gegenüber der schottischen 
Welle. 

Um diese ganz offenkundige Thatsache zu erklären, 
kann auf die von Sir W. Thomson in ihrem Effekt auf 
die Gezeiten zuerst untersuchte ablenkende Kraft der 
Erdrotation zurückgegriffen werden. Die Erdrotation 
lenkt bekanntlich alle tangential auf der Erdoberfläche 
erfolgenden Bewegungen auf der nördlichen Hemisphäre 
nach rechts ab und zwar mit einer Kraft, welche dem 
Sinus der geographischen Breite direkt proportional ist, 
wie wir im letzten Kapitel bei den Meeresströmungen 
näher zeigen werden. Auf die Flutwellen wirkt diese Kraft 
nach Thomson in der Weise ein, daß der in einem Kanal 
von konstanter Breite und Tiefe fortschreitende Wellen- 
kamm an seiner rechten Seite ansteigt, also der Flut- 
wechsel am rechten Ufer höher wird als am linken. An 
dem letzteren kann die Amplitude, wenn der Kanal breit 
genug ist, bis auf Null sinken, die Welle also ganz ver- 
schwinden. Hat der Kanal eine unregelmäßige Gestalt, 
so wird in spitz zulaufenden Buchten dieser Effekt nach 
Thomson um so markierter hervortreten (Nature vol. V.K 
1879, p. 571.) 



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254 



Gezeitenströme 



Nun ist in der That für die Kanalwelle das belgisch - 
niederländische Ufer die rechte, das englische die linke 
Seite; ebenso für die schottische Welle die ostenglische 
sowie die ganze friesische Küste, sogar bis Jütland hinauf, 
die rechte Seite. Die norwegische Welle müßte danach 
nur mitten in der Nordsee, nahe dem submarinen Steil- 
abfall der norwegischen tiefen Rinne von Bedeutung 
werden, woher Beobachtungen fehlen; dann weiter an 
der Nordküste Jütlands, wo die Hafenzeiten ganz offen- 
bar von ihr bestimmt werden, wie wir oben sahen. Da- 
gegen läßt sie nach ihrer mutmaßlichen Teilung bei 
Hanstholm die Westküste Jütlands an der linken Seite 
ihres nach Süden laufenden Armes, kann also hier nur 
mit minimalem Effekt auftreten. In der Mitte der Nord- 
see, namentlich an dem Nordostabfall der Doggerbank 
kann dann wieder die direkt von Faira herüberkommende 
Welle von der Gunst eines sich wenigstens submarin 
darbietenden rechten Ufers profitieren, darum, wie wir 
sahen, in Station 7 von Bedeutung werden. 

Fügen wir noch hinzu, daß auch im britischen Kanal 
ganz allgemein an der französischen Seite, im irischen 
Kanal an der waliser Seite (was schon Airy § 524 sehr 
auffallend fand), ferner im Ostchinesischen Meer am ko- 
reanischen Ufergestade durchweg die Fluthöhen sehr viel 
beträchtlicher sind als am gegenüberliegenden Ufer, welches 
zur Linken der fortschreitenden Bewegung der Welle 
bleibt, so ist in der That in jener ablenkenden Kraft der 
Erdrotation eine Ursache nachgewiesen, welche nicht zu 
übersehende Einwirkungen auf den Verlauf des Gezeiten- 
phänomens ausübt. Zu einem vollen Verständnis der Ge- 
zeiten in der Nordsee scheint eine solche Ursache, oder 
doch eine in solchem Sinne wirkende, fast unentbehrlich 
zu sein. 

Die ablenkende Kraft der Erdrotation ist außer vom Sinus 
der geographischen Breite noch direkt abhängig von der Ge- 
schwindigkeit des bewegten Massenteilchens. Die Gezeitenströme 
haben nun Geschwindigkeiten, welche meist über 0,5 m, selten 
aber mehr als 2 m in der Sekunde betragen. Darum wird diese 
„Ablenkung" im Vergleich zu ihrem Effekt bei den Luftströmun- 
gen sich nur in sehr mäßigen Grenzen halten können. Aber ein 



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■ 



Ablenkung der Gezeitenströme durch die Erdrotation. 255 



leiser Druck nach rechts (auf der nördlichen Hemisphäre) wird 
sowohl das Längsprofil des Flutwellenkammes wie des -Thaies ver- 
ändern können. Nehmen wir einen Kanal von beistehendem ein 
fächern Querschnitt, und es sei der Flutetrom von außen senkrecht 
auf die Papieriläche gerichtet gedacht, so wird der Kamm der 

Fig. 38. 




Flutwelle durch die in Rede stehende Ablenkung seitens der Erd- 
rotation das Profil ff erhalten. Der entgegengesetzte Ebbestrom 
wird ebenfalls nach rechts abgelenkt dem Wellenthal die ent- 
gegengesetzt gerichtete Böschung c«' verleihen. Man sieht, wie 
an der linken Seite der Wellenbahn in ef der Flutwechsel be- 
trächtlich kleiner wird als zur Rechten bei e'f. 

Als Beispiel vergleiche man folgende Fluthöhen bei Spring- 
zeit für einige Hafenorte am britischen Kanal, die so ausgewählt 
sind, daß sie möglichst genau einander gegenüber liegen. 

Nordseite: Flutgröße in Met. Südseite: 

1. Scilly-Inseln . . 4,9 gegen 7,5 Ouessant-Insel, 

2. Fowey .... 4,6 „ 8,4 Bas-Insel, 

3. Portland Bill . 2,1 , 4,7 Casquets, 

4. Needles (Solent) 2,8 „ 6,3 Cherbourg, 

5. Brighton . . . 6,0 „ 8,0 F£camp, 

6. Folkestone . . 6,1 „ 8,9 Boulogne, 

7. Ramsgate ... 4,6 „ 5,8 Dünkirchen. 

Der große Unterschied in dem Flutwechsel gerade in der 
Mitte des Kanals (Nr. 3 und 4) ist freilich wohl mehr auf die 
seitliche Verengung zurückzuführen, welche die französische 
Hälfte des Kanals durch Vorspringen der Halbinsel Cotentin er- 
leidet — Weitere Beispiele liefert übrigens die Ostseite des Tyr- 
rhenischen und Adriatischen Meeres gegenüber der fast ganz ge- 
zeitenlosen Westseite, was namentlich besonders für die Adria 
auffallen muß, deren dalmatinische Seite viel größere Wasser- 
tiefen zeigt als die italienische. 

Auf der südlichen Hemisphäre müßte die Ablenkung des 
Wellenkammes nach links erfolgen. Beispiele hierfür sind in der 
Natur nur an drei Stellen zu erwarten, in der Cookstraße zwischen 
den beiden Hauptinseln Neuseelands, zweitens in der Baßstraße, 
drittens in der Mageil anstraße, eventuell auch noch im Mosambik- 
kanal. Die „Gezeiten tafeln" der deutschen Admiralität zeigen 
aber sowohl in den Hafenzeiten für Neuseeland, wie für die Bafi- 
straße deutlich, daß man es hier nicht mit einer einfachen domi- 



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256 



Fl ußgesch welle 



liierenden Welle zu thun hat, wie im britischen Kanal, sondern 
daß mehrere Wellensysteme verschiedener Richtung in Inter- 
ferenzen sich durchkreuzen. So wird es schwer, die einzelnen 
Wellen genügend klar und einwandfrei zu isolieren, so daß eine 
Untersuchung ihrer Deformation durch die Erdrotation erst er- 
folgen könnte, nachdem auch die Gezeitenströmungen in den neu- 
seeländischen Küstengewässern ähnlich analysiert sind, wie in 
der Nordsee oben geschehen. Und was die Magellanstraße be- 
trifft, 60 zeigt ein Blick auf die Karte (z. B. Zeitschr. d. Ges. f. 
Erdkunde zu Berlin XI, 1876, Taf. 11), daß sie so mannigfaltigen 
seitlichen Verengungen und Ausweitungen unterliegt, daß man 
nicht immer klar auseinander halten kann, was diesem lokalen 
Faktor und was der Erdrotation in den Fluthöhen zuzuschreiben ist. 



V. Die Flu fsjreseh welle. 

Dringt eine Flutwelle bei ihrem Anlauf an die Küste 
in einen dort mündenden Fluß ein, so wird sie auch in 
diesem ihren Weg fortsetzen, nur zeigt sie alsbald ein in 
vieler Hinsicht abweichendes Verhalten. Leider sind auch 
hier Theorie sowohl wie Beobachtung der Thatsachen 
nicht bis zur wünschenswerten Sicherheit entwickelt und 
nur bei wenigen europäischen Flüssen kann das Fluß- 
geschwelle als systematisch erforscht gelten. Das Auf- 
fallendste ist bereits oben (in der Uebersicht S. 160) kurz 
berührt. Hier möge eine ausführlichere Erörterung folgen, 
bei der wir uns an das vortreffliche, aber wenig bekannte 
Werk von M. Comoy {fitude pratique sur les marfos 
fluviales, Paris 1881) anschließen. 

Comoy unterscheidet in der Entwickelung einer 
fluviatiien Flutwelle drei Perioden: die erste beginnend 
mit Niedrigwasser an der Mündung und sich erstreckend 
bis zu dem Augenblicke, wo Hochwasser daselbst ein- 
getreten ist. Während der zweiten Periode hat der 
Scheitel der Welle einen bestimmten Weg stromaufwärts 
zurückgelegt, an der Mündung ist Fallendwasser, aber 
noch Flutstrom. Wenn dieser kentert, endet die zweite 
und beginnt die dritte Periode, welche den Ebbestrom 
bei Fallendwasser bis zu dem Moment umfaßt, wo die 
nächste Welle vor der Mündung erscheint. 



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Eintritt der Flutwelle in die Flußmündung. 



257 



Um nun die Vorgänge während der ersten Periode 
zu übersehen, denke man sich an einer geradlinig ver- 
laufenden Küste, einen rechten Winkel mit dieser bildend, 
einen Fluß einmünden. Beistehende Figur (39) gibt ein 
Längsprofil des letzteren, die Mündung liegt bei die 
Linie Bb gibt die Oberfläche des Flusses bei Niedrig- 
wasser, Au das Bett des Flusses an: beide Maße natür- 
lich in stark verkürzten Verhältnissen ausgedrückt. Be- 
ginnen wir mit Niedrigwasser an der Flußmündung, so 
wird hier beim Fortschreiten der Flutwelle auf die Küste 
zu der Wasserstand steigen. Im Momente des Niedrig- 
wassers hatte die Welle das normale Profil SB. Nach 



Fig. 39. 

FluMonvuruÜAJUJ . 




einer Zeit / ist der Scheitel der Welle von S nach s vor- 
gerückt, der Fuß derselben aber liegt an der Mündung 
höher als B in d', reicht nun aber in den Fluß selbst 
hinein bis d'\ nicht bis d, wohin die normale Kurve 
führen würde, falls es sich um einen einfachen Meeres- 
arm und keinen Fluß handeln würde. Dieses Profil sd'd" 
ist nach oben hin konvex, während das normale sd'd 
nach oben konkav sein würde. Das ist ein erstes und 
sehr wichtiges Kennzeichen der fluviatilen Flutwelle, 
welches die Beobachtungen schon früh ergeben haben 
(Wiebeking bei Berghaus, Allgem. Länder- u. Völker- 
kunde II, 208). — Bei weiterer Annäherung der Flut- 
welle rückt diese auch weiter stromaufwärts vor, bis ihr 
Scheitel S' gerade über der Mündung steht. Die Vorder- 
seite der Welle, also Steigend wasser, zeigt das Profil S'C. 

Krümmel, Ozeanographie n. 17 



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258 



Die Floßgeschwelle. 



Die Erscheinungen, welche sich währenddem vollzogen 
haben, sind doppelter Natur. Es ist nicht nur eine Welle 
von der See in den Fluß eingetreten, welche den gewöhn- 
lichen fortschreitenden Wellen zuzuzählen ist, sondern es 
ist dabei von See aus ein Quantum Wasser in den Flute 
hineingedrängt worden, welches vorher in dem letzteren 
nicht vorhanden war. Dies gibt Anlaß zur Ausbildung 
einer sogen. „Uebertragungswelle" (s. oben S. 24), 
denn es ist hier dasselbe geschehen, wie in Scott Russells 
Wellenrinne, als dieser aus einem seitlichen Reservoir ein 
Quantum Wasser in seine Wellenrinne eintreten ließ. Es 
besteht allerdings der nicht ganz unwichtige Unterschied, 
daß im Experiment die Zuführung des Wasserquantums 
schnell, hier in der Flußmündung aber ziemlich langsam 
erfolgt; indes kann man sich in diesem Falle die Zu- 
führung in kurzen Intervallen stetig wiederholt vorstellen T 
solange Steigend wasser dauert, und jede dieser kleinen 
partiellen Uebertragungswellen wird, von der nächsten 
höheren eingeholt, die ganze hohe Uebertragungswelle 
zusammensetzen helfen. Letztere bewegt sich nach der 

oben S. 24 gegebenen Formel c = \l2g (j)-\-h) , wo k 
die Erhebung dieser Welle über das Niveau der unge- 
störten Wasserfläche bedeutet. Daraus folgt, daß sich 
der Fuß der Welle, wo die Höhe der partiellen Ueber- 
tragungswelle klein ist, langsamer vorwärts bewegt als die 
dem Wellenscheitel näheren Teile, und das gibt die Ver- 
anlassung für eine Verkürzung der vorderen Hälfte der 
Welle, des Steigendwassers, gegenüber der hinteren fallen- 
den Hälfte, ein Effekt, der sich stetig stromaufwärts 
steigert, bis endlich der Wellenscheitel den Fuß der Welle 
eingeholt hat, was am oberen Ende des Flußgeschwelles, 
der sogen. „Flutgrenze * , der Fall sein wird. Der während 
Steigendwasser herrschende Flutstrom hat also eine zwei- 
fache Entstehung: erstlich gehört er einer fortschreiten- 
den Welle an, und zweitens bedeutet er den Abfluß der 
aus dem Meer in den Fluß hineingedrängten Wasser- 
menge, die Vorderseite des Wellenbergs herunter, in Ge- 
stalt einer Uebertragungswelle. 

Comoy findet nuu die Vorderseite der Welle, das 



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Auftreten einer Uebertragungswelle. 259 

Steigend wasser, zusammengesetzt aus zwei Hälften, die 
er als Vorderflut und Hinterflut unterscheidet. In dem 
Teile der Welle nahe der Mündung findet sich das See- 
wasser, welches bei seinem Eintritt in den Fluß das 
Wasser des letzteren stromauf gedrängt hat, das ist die 
Hinterflut. Dagegen am vorderen Fuß der Welle ist nur 
Flußwasser vorhanden, teils solches, das schon bei Niedrig- 
wasser am Orte war, teils anderes, welches vom Seewasser 
stromauf gedrängt wurde, und endlich solches, das der 
Fluß stetig von oben her zufuhrt („Oberwasser"): das ist 
die Vorderflut. Die Grenze beider liegt immer an der 
Stelle, wo gerade die vordersten von der See her in den 
Fluß eingeführten Wasserteilchen sich befinden. 

In einem gegebenen Augenblicke (s. die beistehende 
Fig. 40) habe die Vorderseite der Welle das Profil HC y 



Fig. 40. 




nach der Zeit t aber die Lage HC Ferner habe sich 
der Punkt, wo der Ebbestrom des Flusses in den Flut- 
strom der einlaufenden Welle übergeht, von J nach J' 
verschoben. Man sieht leicht ein, daß diese Punkte sich 
um so weiter nach H bezw. H hin finden werden, je 
mehr „Oberwasser* der Fluß führt; das in der Zeit t dem 
Vorderabhang der Flutwelle von solchem Oberwasser zu- 
geführte Quantum ist auf der Figur in dem Vertikal- 
schnitt CCJJ' angedeutet. Es handelt sich nun darum, 
die Vorgänge in demjenigen Gebiet der Welle darzulegen, 



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Fl oßgesch welle. 



welches auf der Figur durch die Fläche HR'JJ' reprä- 
sentiert wird. 

Wie wir oben (S. 230) sahen, ist dasjenige Volum, 
um welches Steigendwasser in einer kleinen Zeit wächst, 
dem Volum gleich, um welches Fallendwasser in der 
gleichen Zeit abnimmt. Nennen wir nun die mittlere 
Stärke der Flutströmung an der Mündung r, und S den 
Querschnitt des Wassers an der Mündung, der im Mittel 
während der Zeit t benetzt wird; endlich A die mittlere 
Höhe des Wasserstandes an der Vorderseite der Welle 
während der Zeit t, I) den mittleren Abstand des Wende- 
punkts der Ebbe (J) von der Mündung während derselben 
Zeit und L die mittlere Breite des Flußbettes auf diesem 
Abstand Z>, so findet die Gleichung statt 

Svt = DLA. 

Dies Volum kommt zu dem schon vorher aus dem Meer 
in den Fluß gedrängten Wasser und bildet mit diesem 
zusammen die Hinterflut. , Bei Beginn der Zeit t nämlich 
scheidet sich die letztere von der Vorderflut bei PQ, am 
Ende der Zeit t aber bei FQ\ und das Volum QQ'PB 
repräsentiert in der Form RFJJ' den gleichzeitigen Zu- 
wachs der Vorderflut, während der hierfür nötige Ersatz 
in dem Volum HH'P'R von dem Meere aus zugeführt 
wird. Das aber ist durch obige Gleichung ausgedrückt. 
Man sieht, die Vorderflut steht unter dem ausschließlichen 
Einfluß der „fortschreitenden* 1 Welle, die Hinterflut da- 
gegen zeigt außerdem auch noch den Effekt der „Ueber- 
tragungswelle u . 

Bei diesem Vorgange wird die regelmäßige Gestalt 
H'FJ' der Vorderseite der Flutwelle sich aber nur dann 
ausbilden können, wenn das Flußbett selbst seine Ge- 
stalt nicht ändert. Im anderen Falle wird die Welle 
deformiert. Da sind nun wieder zwei Fälle denkbar. In 
dem einen ist das Quantum Svt zu groß für das ge- 
gebene, sich plötzlich verschmälernde oder verflachende 
Bett: die Hinterflut erhält alsdann die Oberfläche HP". 
Oder das Bett erweitert sich plötzlich, dann wird die 
Oberfläche zu H'P"\ Im ersteren Falle hat also die 
Hinterflut noch einen Extradruck gegenüber der Vorder- 



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Umformung der Flutwelle im Flußbett. 



2(31 



flut, welches dem Flutstrom eine ebenfalls außerordent- 
liche und zunehmende Geschwindigkeit verleihen wird, 
während im anderen Falle der Flutstrom sich abschwächt. 
Der erstere Fall tritt nun bei weitem häufiger als der 
letztere ein, und daher resultiert der normal steilere Ab- 
fall der Flutwelle an ihrer Vorderseite. Wie wir unten 
zeigen werden, liegt in einer extremen Steigerung dieser 
Bedingungen auch die Ursache für die Flutbrandung oder 
die Sprungwelle (Mascaret, Bore), die in gewissen Fluß- 
geschwellen auftritt. 

Die zweite Periode der Flutentwickelung umfaßt die 
Zeit zwischen Hochwasser an der Mündung und dem 
Kentern des Flutstroms ebendort, also einen Teil des 
Fallendwassers. Fassen wir wiederum die Veränderungen 
im Profil der Welle ins Auge, wie sie sich während einer 
kleinen Zeit t ergeben, in welcher der Wellenscheitel von 
S nach S' und der Fuß derselben von C nach C sich ver- 
schoben hat (^4, O, B, b, J und J' haben dieselbe Bedeutung 

Fig. 4L 




wie bei Fig. 39 und 40). Steigendwasser ist dabei um das 
Volum Off CO gewachsen, wovon indes hier das Quan- 
tum JJ'CC auf das Oberwasser allein zurückzuführen ist, 
der Rest OS'JJ' aber auf die Zufuhr von der Mündung 
her, und zwar aus zwei Quellen. Einmal hat sich die 
Rückseite der Welle, seit der Scheitel von H nach 8* 
vorrückte, um das Volum HR' SO vermindert, und zwei- 
tens ist wieder ein Quantum Wasser von See aus in den 



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262 



Die Flußgeschwelle. 



Fluß hineingelangt durch eine Oeffnung, deren Höhe eine 
mittlere Lage zwischen AH und AH besitzt. 

Es haben nun für diese Periode die Symbole f, v und 
S die entsprechende Bedeutung wie vorher in der ersten 
Periode; D bezeichne den Abstand des Wellenscheitels 
von dem Punkte, wo der Ebbestrom an der Vorderseite 
kentert, und L die mittlere Breite des Flußbettes auf der 
Strecke D; ferner D' den mittleren Abstand des Scheitels 
von der Mündung während der Zeit t, L' die mittlere 
Breite des Flusses auf der Strecke D\ und A! die mittlere 
Höhe, auf welche Fallendwasser während der Zeit t ge- 
sunken ist. Alsdann besteht für die zweite Periode die 
neue Gleichung: 

Sit + J/L'£ = DLA. 

Je weiter der Wellenscheitel vorrückt, desto kleiner wird 
(wegen Verminderung von D) das Volum DLA, aber desto 
größer D'L'A'. Schließlich werden diese Volumina gleich 
und damit Svt = Null. Da nun S immer einen endlichen 
Wert behält, muß v = Null werden, d. h. es tritt kein 
Meerwasser mehr in den Fluß hinein, und damit schließt 
die zweite Periode der Flußflut. 

Nunmehr beginnt der Ebbestrom an der Mündung 
und sonnt die dritte Periode. Die Welle sei, in dieser 
Phase bereits befindlich, von DSC nach D'S'C fortge- 



Fig. 12. 




schritten. Am Beginn der hierfür nötigen Zeit t herrscht 
der Flutstrom zwischen F und J, am Ende zwischen F* 



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Umformung der Flutwelle im Flußbett. 



263 



und J\ Steigendwasser ist wiederum gewachsen um das 
Quantum OCCS', dessen Zusammensetzung aus JJ'S'O 
-f- CCJJ' keiner Erörterung mehr bedarf. Andrerseits 
hat Fallendwasser sich vermindert um das Quantum FF' OS. 
Auch hier muß das Volum JJ'SO = FF' OS sein. Das 
ergibt, wenn wir mit D\ L' und Ä die aualogen Stücke 
von Fallendwasser wie bei der Gleichung für die zweite 
Periode bezeichnen, die Gleichung 

D'L'Ä = DLA. 
Auch hier vermindert sich D an der Vorderseite der Welle 
sehr stetig, L und U dagegen ändern sich ebenso wie A 
und A' viel langsamer. Um nun obige Gleichung zu er- 
füllen, muß Z), d. h. der Abstand des Wellenscheitels 
oder Hochwassers von dem Punkte der Rückseite, wo der 
Flutstrom in Ebbe umsetzt, sich ebenfalls progressiv ver- 
kleinern, also erfolgt das Umsetzen des Flutstroms in den 
Ebbestrom um so früher nach Hochwasser, je weiter die 
Welle den Fluß hinaufläuft. 

Wir sahen, wie der Flutstrom nur in der ersten 
Periode in der Hinterflut einen Charakter trägt, der nicht 
ausschließlich auf der Orbitalbewegung der Wasserteilchen 
in der Welle beruht; in der Vorderflut der ersten Periode, 
wie während der ganzen zweiten und dritten ist der Flut- 
strom nur eine Folge der Wellenbewegung. — Anders 
der Ebbestrom. Dieser war sowohl vorhanden am Fuße 
der Vorderseite der Flutwelle, wie auch an der Rückseite 
derselben. Vor dem Fuß der Welle fanden wir das Ober- 
wasser des Flusses, in einer Bewegung, welche die Wellen- 
natur dieses Ebbestroms klar zeigt. An der Rückseite 
der Flutwelle aber existiert ein Ebbestrom nur in der 
dritten Periode, wo er, je länger diese andauert, von um 
so größerer Bedeutung wird und bei den meisten Flüssen, 
in denen immer nur eine Flutwelle gleichzeitig vorhanden 
ist, am Ende der dritten Periode das ganze Flußgeschwelle 
beherrschen kann. Comoy (§ 175) spricht diesem Ebbe- 
strom des Fallendwassers jede Abhängigkeit von der 
Wellenbewegung ab und deutet ihn lediglich als einen 
seewärts gerichteten Gefallestrom; ob mit Recht, kann 
bezweifelt werden. 



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264 



Die Flußgeschwelle. 



Halten wir zunächst ein, um die Thatsachen mit 
diesen Forderungen der Theorie zu vergleichen. 

Die vordere Böschung der Flutwelle ist in der That 
in allen Flüssen eine ziemlich steil abfallende, überall 
rechnet man auf Steigend wasser eine kürzere Zeit als auf 
Fallendwasser. Wir geben in der nachstehenden Tabelle 
eine Reihe von hierauf bezüglichen Daten, für die Gironde 
und Garonne nach Comoy (p. 292), für Elbe und Weser 
nach L. Franzius (Sonne und Franzius, Der Wasser- 
bau, Leipzig 1879, Taf. 48, und zum Teil Petermanns 
Mitteil. 1880, 299). Es bedarf wohl kaum der besonde- 
ren Bemerkung, daß die Angaben über Dauer der „Flut* 
und „Ebbe" nicht mit solchen über Dauer von „Steigend 44 - 
oder „Fallend wasser" verwechselt werden dürfen. 



1. Elbe (am 1. und 2. Angust 1854): 

Kuxhaven 

Brunshausen 

Nienstedten 

Hamburg 

2. Weser (am 25. Dezember 1877): 

Bremerhaven 

Vegesack 

Bremen, Börsenbrücke 

3. Gironde (Springflut am 19. Sept. 1876): 

Pointe de Grave (Mündung) .... 

Pauillac 

Bordeaux (Garonne) 

Castets (Flutgrenze der Garonne) . . 



Steigend 



Stunden 

5,7 
5.5 
4.9 
4-4 

5,3 
4.2 

3,5 

Qh \Qm 

4 41 

3 45 
2 10 



Fallend 



Stunden 

6,7 
6,9 
7,5 
8,0 

7.2 
8,2 
8,9 

6h gm 

7 37 

8 33 
10 8 



Ebenso sind wir in der Lage, für diese drei Fluß- 
geschwelle die Geschwindigkeit, mit welcher der Scheitel 
der Welle (Hochwasser) und der vordere Fuß derselben 
(Niedrigwasser) stromauf fortschreiten, für die gleichen 
Tage nach denselben Quellen beizufügen. Die Zahlen 
bedeuten Meter pro Sekunde. 



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Vordere Böschung der Flutwelle. 



265 



Geschwindigkeit des 



Scheitels 
(H. W.) 


Fußes 
(N. W.) 


m 


in 


7,45 
6,59 
5,41 
8,02 


6,02 
6,59 
4,58 
5,73 


4,87 


2,29 


9,50 
7,02 
6,66 
2,73 


4,30 
2,55 
2,81 
1,77 


1,00 


0,90 


15,70 

7,66 
3,25 


5,72 
4,85 
2,36 



11 
•• 
•1 



1. Elbe: 

Zwischen Kuxhaven und Brunsbüttel . . 

Brunsbüttel und Glückstadt . . 
Glückstadt und Brunshausen . . 
Brunshausen und Lühe . . . . 

Lühe und Hamburg 

Hamburg und Buntehaus (Norder- 
elbe) 

2. Weser: 

Zwischen Bremerhaven und Brake . . . 

Brake und Farge 

Farge und Vegesack 

Vegesack und Bremen . . . . 
Brem. Sicherheitshafen u. -Börsen- 
brücke 



■>•) 
ii 



3. Gironde und Garonne: 

Zwischen Pointe de Grave und La Mar^chale 
Bec d'Ambes und Bordeaux . . 
Langon und Castets 



Die Geschwindigkeiten desselben Wellenscheitels sind zwar 
variabel, und zwar entsprechend der wechselnden Wasser- 
tiefe, aber durchweg beträchtlich größer als die Ge- 
schwindigkeit, mit der Niedrigwasser denselben Fluß 
hinaufläuft. Nur für die Elbe zwischen Brunsbüttel und 
Glückstadt besteht eine Ausnahme, die vielleicht auf un- 
vollkommene Beobachtung zurückzuführen ist. Die Ge- 
schwindigkeit des Wellenfußes folgt nach Comoy in den 
französischen Flußgeschwellen dem Gesetze: 

c = \Jgp — U, 

worin p die Wassertiefe bei Niedrigwasser und U die 
Geschwindigkeit des Flußwassers (Oberwassers) strom- 
abwärts bedeutet. 

Alles dies gilt für normale Flutwellen. Bei Spring- 
oder tauber Gezeit aber ändern sich die Verhältnisse in- 



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266 



Die Fl ußgesch welle. 



sofern, als sich zeigt, daß bei tauber Gezeit der Wellen- 
fuß im unteren Teil des Geschwelles schneller stromauf 
läuft als bei Springzeit. So war die betreffende Ge- 
schwindigkeit am 2(3. September 1876 in der Gironde 
zwischen Pointe de Grave und La Mare'chale 17,95 m 
(gegen 5,72 bei der Springflut vom 19. September), doch 
verlor sich diese Differenz schnell stromaufwärts, bei 
Bordeaux war die Geschwindigkeit bei tauber Flut nur 
4,51 m, also schon etwas geringer als bei Springflut (4,85). 
Dieser Unterschied beruht darauf, daß der Flutwechsel 
bei tauber Gezeit ja erheblich kleiner, also auch Niedrig- 
wasser nicht so stark ausgebildet ist wie bei Springzeit, 
so daß die Wassertiefe p an demselben Orte bei tauber 
Flut einen größeren Wert hat als bei Springzeit. Dem- 
entsprechend schwankt auch c. Dies führt uns weiter zu 
folgenden Bemerkungen Comoys. 

Die Beobachtungen an den französischen Flüssen 
zeigen, daß der Scheitel der Flutwelle durch das ganze 
Gesch welle hindurch nahezu dieselbe absolute Höhe be- 
hält von der Mündung bis zur Flutgrenze hinauf, oder 
doch im oberen Teil des Geschwelles sich nur wenig erhebt. 

Um dieses zu übersehen, ist es nötig, diese Höhen von einem 
geraeinsamen Normalniveau aus zu messen, welches nicht etwa 
das Mittelwasser an den verschiedenen Punkten des Flusses sein 
darf. Comoy gibt z. B. folgende Erhebungen des Wellenscheitels 
(Hochwassers) über Normalnull des französischen Geueralnivelle* 
ments für die einzelnen Punkte entlang der Gironde und Garonne; 
wir fügen, um den Unterschied zu zeigen, auch den Flutwechsel 
bei. Alle Angaben beziehen sich auf die Springflut vom 19. Sep- 
tember 1876. (Die neben den Orten eingeklammerten Zahlen geben 
den Abstand von der Mündung in Kilometern.) 





Höhe 






Hön- 






des 






des 




Gironde 


Hoch- 


Flut- 


Garonne 


Hoch- 


Flut- 
wechsel 

• 


wassers 
über 

Normal- 
liull 


wechsel 


wassers 
über 

Normal- 
ien 




m 


m 




in 


m 


Pointe de Grave (0) 


2,80 


4,75 


Bordeaux (95) . 


8,72 


4,78 


La Marechale (88) 


8,22 


4,97 


Portets (116). . 


4,02 


4,12 


Pauillac (51) . . 


3,35 


5,06 


Cadillac (18l) . 


4,16 


2,48 


Blaye (61) . . . 


3,40 


5,26 


Langon (142) 


1 4,42 


1,04 


Bec d'Ambes (72) 


3,52 


4.97 


Custets (149) . . 


4,98 


0,24 



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Die absolute Höhe der Flutwellenscheitel. 



267 



Wir sehen hieraus, wie zunächst die Wellenhöhe (= Flut- 
wechsel) von der Mündung -flußaufwärts langsam anwächst, 
entsprechend der allmählichen Verengerung des Flußbettes, bis 
dann von der Dordognemündung ab das Oberwasser so kräftig 
wird, daß zunächst langsam, dann bei zunehmender Verengerung 
und Verflachung des Bettes sehr schnell die Wellenhöhe abnimmt 
und rund 150 km von der Mündung ganz verschwindet. Dagegen 
hebt sich die Verbindungslinie der absoluten Höhen der Wellen- 
scheitel über Normalnull ganz langsam, aber kontinuierlich von 
der Mündung bis an die Flutgrenze um etwas mehr als 2 m, was, 
auf 150000 m verteilt, eine ganz geringe Erhebung genannt und 
wohl dem starken Gefälle des Oberwassers zugeschrieben werden 
muß. Bei den anderen französischen Flußgeschwellen ist die 
Niveaulinie der Hochwasser vielfach an der Flutgrenze niedriger 
als an der Mündung, immer aber streckenweise bald niedriger, 
bald höher. Nachstehend die aus Com oy entlehnten Zahlen. (Für 
die Seine bedeuten die eingeklammerten Werte die Höhen des 
zweiten Hochwassers, vgl. Havre in Fig. 44, S. 273.) 

Loire: Charente: 

An der Mündung . . 3,480 in An der Mündung . . 3.21 m 
13,5 km oberhalb . . 3,307 „ 19 km oberhalb . . . 3^24 „ 
35,5 „ „ . . 3,657 „ 68 „ „ ... 2.71 „ 



51,5 „ . . 3,237 „ 80 „ „ ... 2,82 „ 

55,5 „ „ . . 3,267 „ | 

Seine: 

An der Mündung . . . 3,92 m (3,46) 

24 km oberhalb . . . 4,33 „ (3,61) 

96 „ „ ... 3,21 „ (3,50) 

136 „ „ ... 3,71 „ (3,93) 

Nach Hagen (Seeufer- und Hafenbau, I, 162) steigt die Ver- 
bindungslinie der Hochwasser in der Weser kontinuierlich land- 
einwärts an und liegt an der Ochtum 26 Zoll rheinl. oder 0,702 m 
über dem Hochwasserniveau am Fedderwardersiel, also auf 70000 m 
Abstand. Aber es ist doch fraglich, ob die Nivellements genau 
genug und auf einen gemeinsamen Nullpunkt bezogen waren. 

Der Abstand des Wellenfußes oder Niedrig wassers 
von Normalnull dagegen weicht vod der Horizontalen er- 
heblich ab. Eine durch sämtliche Punkte, welche dieses 
Niedrigwasser bei seinem Wege stromaufwärts einnimmt, 
gelegte Linie zeigt im oberen Teil des Geschwelles ein 
starkes Gefälle stromabwärts, womit dann die dort sehr 
kräftige Ebbeströmung bei Niedrigwasser ihre Erklärung 
findet. Doch ist hier ein Unterschied zwischen Spring- 
zeit und tauber Gezeit wahrnehmbar, ebenso wird diese 



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268 



Die Flußgeschwelle 



Linie durch hohes oder niedriges Oberwasser stark be- 
einflußt. Setzen wir letzteres zunächst als konstant und 
geringfügig voraus, so ergibt sich, daß diese Niedrig- 
wasserlinie bei Springzeit im unteren Teil der Fluß- 
geschwelle tiefer liegt, im oberen dagegen höher liegt 
als bei tauber Gezeit. Folgende Tabelle zeigt dieses Ver- 
halten wiederum für Gironde-Garonne. 



Gironde 


Abstand 
des 

Niedrigwassers 

von 
Normalnull 


Garonne 


Abstand 
des 

Niedrigwassers 

von 
Normalnull 




bei 
Spring- 
Hut 


bei 
tauber 
Flut 




bei 
Spring- 
flut 


bei 
tauber 
Flut 




m 


ra 




m 


m 


Pointe de Grave 
La Marechale 
Pauillac . . . 
Blaye .... 
Bcc d'Ambes . 


-1,96 
-1.76 
-1,72 
-1,89 
-1,48 


-0.05 
-0.45 
-0,56 
-0,66 
-0,73 1 


Bordeaux . . 
Portets . . . 
Cadillac . . . 
Langon . . . 
Castets . . . 


-1,04 
-0,10 
+1.68 
+3,38 
+4,74 


-0.81 
— 0,38 
+ 0^99 
+ 2.81 
+ 4.11 



In dieser Hinsicht unterscheiden sich also die Fluß- 
gezeiten erheblich von den ozeanischen, welche letztere 
doch immer und überall die tiefer liegenden Niedrigwasser 
bei Springflut besitzen. Als Ursache dieser Erscheinung 
gibt Coraoy an, daß die Flutwelle bei Springzeit ein so 
sehr viel größeres Wasservolum von der See aus weit 
den Fluß hinauf befördert hat, welches dann nach Ein- 
tritt des Ebbestroms in der gegebenen Zeit nicht voll- 
ständig wieder abwärts hinausfließen kann, also im oberen 
Teil des Geschwelles noch zum Teil wenigstens sich er- 
halten muß. Dadurch wird das Niveau des Niedrigwassers 
hier höher als bei tauber Flut, wo das vom Ebbestrom 
hinauszuführende Wasser an Volum so sehr viel kleiner 
ist. Uebrigens wiederum ein Anzeichen dafür, daß die 
Flußflutwelle wirklich gewisse Merkmale einer „Ueber- 
tragungs welle" besitzen kann. 

Stellt man obige Zahlenreihen graphisch dar, so be- 
merkt man, wie die Verbindungslinie der Niedrigwasser 



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Absolute Höhe des Niedrigwassers und Mittelwassers. 269 

der Springflut diejenige der tauben Flut im oberen Teil 
des Geschwelles schneidet; bei der Garonne geschieht dies 
an einem Punkte zwischen Bordeaux und Portets. Hier 
liegt der Schnittpunkt aber nur dann, wenn das Ober- 
wasser zur Springzeit von gleicher Kraft ist wie bei tauber 
Flut. Im Falle aber das Oberwasser bei Springzeit groß 
ist, wird dieser Schnittpunkt weiter stromabwärts ge- 
drängt; ist die Oberwasserführung aber geringer als nor- 
mal, dann rückt der Schnittpunkt noch weiter strom- 
aufwärts. Es kann sogar bei großer Dürre und dem- 
gemäß sehr kleinem Oberwasser vorkommen, daß die 
Verbindungslinie der Niedrigwasser der Springflut und 
die der tauben Flut sich überhaupt nicht schneiden. 

Aus diesem Verhalten ergibt sich die für die Fluß- 
geschwelle sehr wichtige Folgerung, daß der mittlere 
Wasserstand hier ganz anders geartet ist als im Gebiet 
ozeanischer Gezeiten. Im Meer bedeutet Mittelwasser nahezu 
(aber doch auch nicht ganz genau) für denselben Ort 
stets dasselbe Niveau. Im Flußgeschwelle aber ist eine 
Verbindungslinie des mittleren Wasserstandes (d. h. der 
Mitte zwischen Hochwasser und Niedrigwasser) eine von 
Ort zu Ort denselben Fluß hinauf sehr variable Kurve, 
und allgemein liegt das Mittelwasser der Springflut ab- 
solut höher als das der tauben Flut, wie folgende Tabelle 
wiederum ftir die Gironde- Garonne zeigen mag. 



Gironde 


Lage 
des 

Mittelwassers 

über 
Normalnull 


Garonne 


Lage 
des 

Mittelwassers 

über 
Kormalnull 




bei 
Spring- 
flut 


bei 
tauber 
Flut 




bei 
Spring- 
flut 


bei 
tauber 
Flut 




m 


m 




m 


m 


Pointe de Grave 
La Marechale . 
Pauillac . . . 
Blaye .... 


0,42 
0,74 
0,82 
0,7(5 


0,12 
0,60 
0,58 
0,51 


Bec d Ambes . 
Bordeaux . . 
Portets . . . 
; Cadillac . . . 


1,03 
1,33 
1,96 
2,92 


0,54 
0,57 
0.96 
1,72 



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270 



Die Flußgeschwelle. 



Die Verbindungslinie der Mittelwasser ist dabei weder bei 
Springflut noch bei tauber Flut eine kontinuierlich an- 
steigende (cf. La Mar^chale und Blaye). Ein entschiedenes 
Gefalle stromabwärts entwickelt sich erst in der obererr 
Hälfte des Geschwelles. 

Die Gezeitenströme im Flußgesch welle sind ohne 
Frage dasjenige Merkmal, welches dem Binnenländer im 
Mündungsgebiet der Flüsse am meisten auffällt; wird doch 
für mehrere Stunden der Fluß thatsächlich stromaufwärts 
fließend gefunden. 

Wir sahen schon oben, wie die Breite derjenigen 
Zone, welche vom Flutstrom beherrscht wird, stromauf- 
wärts stetig abnimmt, während umgekehrt die Ebbezone 
ebenso stetig sich verbreitert. Wir sahen auch oben, wie 
das Kentern des Ebbestromes an der Vorderseite der 
Welle immer einige Zeit nach Niedrigwasser, also schon 
bei Steigendwasser erfolgt, und zwar scheint sich diese 
Verspätung stromaufwärts ziemlich in gleichem Betrage 
zu erhalten. Sie beträgt nämlich nach L. Franzius bei 
der Elbe in Kuxhaven l h 20 m , bei Brunshausen 0 h 20 m , bei 
Nienstedten ebenfalls 20 m , bei Hamburg sogar 25 m . Nach 
Comoy kentert der Ebbestrom in der Charente bei Taille- 
bourg 30 m und 12 km stromaufwärts bei Saintes sogar 
40 m nach Niedrigwasser. Im Adour ist die betreffende 
Verspätung bei Urt 25 m , und 13,4 km weiter stromauf 
bei Lannes 30 m . Es geht also hieraus hervor, daß das 
Oberwasser durch sein stromaufwärts stärker wirksames 
Gefälle den Ebbestrom länger ernährt, als es infolge der 
sich vollziehenden Wellenbewegung allein zu erwarten ist. 

Der Flutstrom dagegen kentert immer näher an 
Hochwasser, je weiter stromauf man kommt. So (nach 
Franzius) in der Elbe bei Kuxhaven l h 30 m nach Hoch- 
wasser, bei Brunshausen und Nienstedten 30 m , bei Ham- 
burg 12 m nach Hochwasser. Die Geschwindigkeit des 
Flutstromes pflegt nahe der Mündung im allgemeinen 
stärker zu sein als die der Ebbe, entsprechend seiner 
doppelten Entstehung. So beträgt in der Elbe nach 
L. Franzius (Wasserbau, S. 832): 



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Gezeitenströme im Geschwelle 



271 



die Geschwindigkeit der Flut: der Ebbe: 

unterhalb Brunsbüttel . . 0,591 m 0,566 m p. Sek. 

oberhalb „ . . 0.650 „ 0,585 „ „ „ 

bei Brunshausen .... 0,478 „ 0,413 „ „ „ 

., Lühe 0,328 „ 0,311 „ „ 

,, Hamburg 0,171 „ 0,350 „ „ „ 

Also erst bei Hamburg macht sich das Gefalle des Ober- 
wassers deutlich geltend. In der Weser dagegen: 

Flut: Ebbe: 

bei Bremerhaven .... 0.760 n> 0,627 m p. Sek. 

. 0^770 „ 0,553 „ „ „ 

. 0,548 „ 0,361 „ „ „ 

. 0,735 „ 0,507 „ „ „ 

. 0.195 „ 0,596 „ „ 



Dedesdorf 
Brake . . 
Elsfleth . 



Vegesack 



Oberhalb Vegesack ist überhaupt kein Flutstrom mehr 
vorhanden, nur noch eine Erhebung des Wasserspiegels 
durch den Aufstau der Flutwelle von etwa 1 bis 2 m, 
während der Ebbestrom bis zu 0,7 m Stärke ansteigt. 

Wir sahen oben (S. 265), daß die Geschwindigkeit, mit 
welcher der Scheitel der Flutwelle stromaufwärts läuft, in 
der Unterelbe etwa 6 m pro Sekunde beträgt: davon 
macht also die Flutströmung meist noch nicht l jio aus. 

Auch für die Flutwelle im Flußgeschwelle ist es angenähert 
möglich, den Weg zu berechnen, welchen ein Wasserteilchen 
während einer Flut zurücklegt; den interessanten Spezialfall, die 
Strecke zu berechnen, bis zu welcher salziges Seewasser den Fluß 
hinauf gelangt, hat Comoy in folgende Formel gefaßt: 

Vv 

Darin bedeutet X die Zeit, während welcher an der Mündung 
Flutstrom herrscht; V die mittlere Geschwindigkeit, mit welcher 
das Stillwasser am Ende des Flutstroms während der Zeit T 
stromaufwärts vorrückt, und v die mittlere Geschwindigkeit des 
Flutstroms. Für die Gironde wird T= 22 200 Sekunden, F=12, 
v = 1,9 m und S = 50,2 km , beobachtet ist das äußerste Vor- 
kommen von Salzwasser im Winkel bei Pouillac, 51 km von der 
Mündung. Für die Elbe von Kuxhaven ab sind die betreffenden 
Werte: T= 5h 25m oder 19500 Sekunden (Lentz, Flut und Ebbe, 
S. 60), V = 7,45, v = 0,591, woraus S zu 10,2 km sich ergibt, 
d. h. einen Punkt noch unterhalb Otterndorf. Genauere Beob- 
achtungen hierüber liegen nicht vor, doch verdanke ich Herrn 
Wasserbau-Inspektor Lentz in Kuxhaven die Mitteilung, daß bei 



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272 



Die Flußgeschwelle. 



normalem Oberwasser und Flutwechsel die Elbe bei Niedrig- 
wasscr noch bei Brunsbüttel, zur Hochwasserzeit bei Glückstadt 
noch völlig süß ist, im übrigen aber bei Sturmfluten salziges 
Wasser viel weiter stromaufwärts, bei hohem Oberwasser das 
süße dagegen bis über Kuxhavcn hin abwärts herrschen kann. — 
Die Verschiebung der Eisschollen bei Eisgang bald mit der Ebbe 
stromab-, bald mit der Flut wieder stromaufwärts ist ein analoges 
Problem. 

Wie schon oben bemerkt, ist in einigen Flußge- 
schwellen die Flutkurve insofern eine abnorme, als ein 
doppeltes, in anderen selteneren Fällen sogar ein drei- 
maliges Hochwasser im Zeitraum von 12 h beobachtet wird. 
Letzterer Fall wird unter dem Namen Leaky im Förth 
River bis nach Stirling hinauf beschrieben. Ein doppel- 

Fig. 43. 



Flutkurve von Christ ckurch. 




v v w ™ ir i a d 7 n m ur v H 

































—7 


























l 








































— 1: 




























■r— 

































Flutkurve von Poole 




Hill I IlffTI 




/] 1 11-4 



== 




Flutkurve von Soutkampton. 



tes Hochwasser findet sich schon in schmalen Einbuch- 
tungen des Meeres, wie im Solent, d. h. im westlichen 



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Flutkurven der Semebucht. 



273 



Fig. 44. 



»tnJ 4 5 6 7 8» 



i * a 4 6 6 




2*k« » 4 4474II0U 0%"»1 2 » 4 & « 7 * 



MasAstab für di* HöW 



» » I 



4- 



Teil der Straße, welche die Insel Wight von Sudbritannien 
trennt, dann aber weiter westbeb mit abnehmender Deut- 
Krümmel, Ozeanographie II. 18 



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274 



Die Flußgeschwelle. 



lichkeit in Christchurch, Poole und Weymouth, ein drei- 
faches Hochwasser aber im Hafen von Southampton. 
Gegenüber dieser Strecke des englischen Kanals liegt an 
der französischen Seite die sogen. Seinebucht. Auch dort 
sind von Barfleur ab, je weiter nach Osten, desto deut- 
licher in St. Wast, Isigny, Pointe du Siege und in Ha\re 
Doppelhochwasser vorhanden. Nach Comoy zeigt auch 
die Charente bei und oberhalb Rochefort ein solches, und 
dato es auch im Helder vorkommt, war oben S. 244 schon 
bemerkt. Wir geben in Fig. 43 u. 44 die Flutkurven der eng- 
lischen Orte nach Airy, die der französischen nach Comoy. 

Dieser so lange Zeit hindurch herrschende hohe Wasserstand 
ist übrigens für die Schiffahrt von großer Wichtigkeit. Havre ist 
ein ausgeprägter Fluthafen und nur bei Hochwasser für tiefgehende 
Seeschiffe zugänglich. Während eines so abnorm langen Hochwassers 
können in Havre wohl 12 Schiffe mehr in die Hafenbassins ein- 
geschleust werden, als bei normaler Flutkurve möglich wäre. In 
ähnlicher Weise profitiert Southampton und der Helder von dem 
doppelten Hochwasser. 

Die Gezeitentafeln erklären die Doppelflut im Solent 
durch den Gezeiten ström von Spithead (dem östlichen Zu- 
gang zum Hafen von Southampton). fl Solange dieser 
Strom nämlich stark nach Westen läuft, steht das Wasser 
im Hafen von Southampton, und es ist kein Fallen des- 
selben wahrnehmbar, bis der Strom bei Spithead nach- 
zulassen beginnt. Sobald der Strom bei Spithead aber 
östlich zu laufen anfangt, fällt das Wasser im Hafen von 
Southampton schnell." 

Diese Erklärung genügt schon darum nicht, weil sie 
ja ganz speziell von der Konfiguration der drei Meeres- 
kanäle ausgeht, welche im Norden von Wight zusammen- 
stoßen, während diese Auffassung für Christchurch und 
Poole gar nicht genügt, allenfalls freilich für den (ähn- 
lich von zwei Seiten her zugänglichen) Helder, aber wie- 
der ganz und gar nicht für die französischen Häfen der 
Seinebucht anwendbar ist. Die von Comoy versuchte Er- 
klärung durch die Interferenz zweier Wellen ist verfehlt, 
wie wir oben schon für den Helder bemerkten. 

Wir sahen oben nach Airv und Thomson, daß im 
flachen Wasser das Gesetz der einfachen Superposition 



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Die Bore oder Flutbrandung oder Sprungweite. 275 



der Sonnen- und Mondflut insofern modifiziert wird, als 
da, wo der Flutwechsel ein beträchtliches Bruchteil der 
Wassertiefe ausmacht, es nötig wird, die Produkte der 
Einzelgezeiten zu beachten, wodurch „zusammengesetzte 
Gezeiten" entstehen. Ferner wird es alsdann nötig, auch 
noch diejenigen Komponenten der fluterzeugenden Kraft 
zu beachten, welche von der vierten Potenz der Ent- 
fernung des Mondes von der Erde abhängen (vgl. S. 1 95). 
Aus beiden Ursachen entstehen Gezeiten von 6- und 4sttin- 
diger Periode, welche mit den 12stündigen lunisolaren 
Wellen und den diese begleitenden „Nebengezeiten 8 von 
ähnlicher kurzer Periode Interferenzen bildend, sehr wohl 
solche Flutkurven erzeugen könnten, wie wir sie an 
Orten mit doppeltem oder dreifachem Hochwasser wahr- 
nehmen. Indes ist im einzelnen diese Frage noch als 
offen zu betrachten. — 

Die letzte Eigentümlichkeit der Fluügeschwelle be- 
trifft die „Flutbrandung 1 * oder den „Stürmer" (Mascaret, 
Barre y Bore). Diese Erscheinung ist durch die Unter- 
suchungen an französischen Flüssen im wesentlichen klar- 
gestellt worden, vorzugsweise durch Partiot (Annales des 
ponts et chaussks 1864, 1 er sein. p. 21), Bazin (MSmoires 
prte. ä l'Academie, vol. XIX, Paris 1865) und zuletzt durch 
Comoy (vgl. das klare Referat von Andries in Zeit- 
schrift für wissenschaftl. Geogr. V, 1885, 265). 

Der „Stürmer" oder wie Andries sie zu nennen 
vorschlägt, die „Sprung welle* ist nur in wenigen Fluß- 
geschwellen vorhanden, in den deutschen fehlt sie gegen- 
wärtig so gut wie ganz, während sie nach L. Franzius 
(W asserbau S. 806) noch vor 50 Jahren in der Ems vor- 
kam und dort „auch jetzt noch nicht ganz verschwunden 
ist.* Elblotsen, die ich darüber befragen ließ, haben 
durchaus bestätigt, daß sie in der Unterelbe fehlt, und 
wenn Berghaus (Allg. Länder- und Völkerkde. II, 206) 
das sogen. „Rastern", d. h. „das brausende Geräusch, 
welches man zuweilen unter ähnlichen Verhältnissen an 
den Mündungen der Elbe und Weser vernimmt", zuerst 
als Sprungwelle gedeutet hat, worin ihm seitdem die 
meisten Handbücher gefolgt sind, so beruht das auf 



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270 



Die Flußgeschwelle. 



irgend einem Mißverständnis. In den französischen Fluß- 
geschwellen zeigt die Sprungwelle sich in der ganzen 
Grironde (als Mascaret), in der Charente, Vilaine, Orne, 
Seine und einem kleinen Küstenflüfkhen der Bucht von 
St. Malo, dem Couesnon (als Barre), aber nicht im Adour 
und in der Loire. Von den englischen Flüssen besitzt 
sie der Severn, woher sie Airy (§ 514) sehr anschaulich 
beschreibt. 

In außereuropäischen Gewässern wird die Sprungwelle 
erwähnt: im Amazonenstrom seit Lacondamine, im 
Tocantins (nach Martius als Pororoca = krachendes 
Wasser); in den Flüssen des brasilischen Guyana, be- 
sonders im Vincent-Pincon (bei Maraca mündend) nach 
Noyer (Berghaus, Allg. Länder- und Völkerkde. II, 
200); ferner im Hugli bis über Kalkutta hinauf, auch in 
der Megna (Findlay, Indian Ocean p. 1085). Der alte 
Periplus rnaris Erythraei (Geogr. graeci min. ed. Müller I, 
p. 292) beschreibt eine solche verheerende Sprungwelle 
auch von der Mündung des Flusses von Barygaza (Nar- 
bada), woselbst sie heute nicht mehr vorzukommen scheint. 
Weiter kennt man eine solche an der Nordküste von 
Borneo im Sadong und Batang Lupar (Crock er in Proc. 
R. Geogr. Soc. 1881, April, p. 195 f.) und endlich im 
chinesischen Mtindungstrichter Tsien-tang, wo sie von den 
Chinesen angeblich der „ Donner *, von den Europäern 
the eager genannt wird und bis nach Hang-tscheu hinauf 
läuft, von den hohen Uferdeichen gesehen, einem weißen, 
quer über das Wasser gespannten Tau vergleichbar 
(Rdclus, Asie Orient, p. 468). 

Eine lebendige Schilderung einer Pororoca entwirft Martius 
(Reise III, 957) von dem Guama, einem bei Boavista in den Capim 
mündenden Zuflüsse des Tocantins, ungefähr so weit von der Mün- 
dung des letzteren, wie Hamburg von Kuxhaven gelegen. 

„Die Pororoca mußte, der gesetzmäßigen Periodizität in Ebbe 
und Flut zufolge, da der Mond an diesem Tage (28. Mai 1820) 
eine Minute vor Mitternacht durch den Meridian zu gehen hatte, 
nach Mittag eintreten, und ich verließ daher keinen Augenblick 
eine niedrige Erhöhung dem Flusse gegenüber, von wo aus ich 
sie übersehen konnte. 30 Minuten nach 1 Uhr hörte ich ein ge- 
waltiges Brausen, gleich dem Tosen eines großen Wasserfalls; ich 
richtete meine Augen den Fluß abwärts und nach einer Viertel- 



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r 



Die Bore oder Sprungwelle. 277 

stunde erschien eine etwa 15 Fuß hohe Wasserwoge, mauerähn- 
licli die ganze Breite des Flusses einnehmend, die unter furcht- 
barem Gebrause in großer Schnelligkeit aufwärts rückte, indem 
ihre von der Spitze wirbelnd herabstürzenden Fluten stets wieder 
von der hinteren Anschwellung ersetzt wurden. An einigen Orten 
gegen das Ufer hin tauchte das Wasser bisweilen in der Breite 
von 1 oder 2 Klaftern unter, erhob sich aber bald wieder weiter 
oben im Flusse, worin die Gesamtwelle ohne Stillstand vorwärts 
trieb. Indem ich starr vor Erstaunen dieser gesetzmäßigen Em- 
pörung der Gewässer zusah, versank plötzlich zweimal die ganze 
Wassermasse unterhalb der Vereinigung des Capim mit dem 
Guama in die Tiefe, indem breite und seichte Wellen und kleine 
Wirbel einmal die ganze Oberfläche des Flusses überfluteten und 
anschwellten. Kaum aber war das Getöse dieses ersten Anlaufs 
verschollen, so bäumte sich das Gewässer wieder auf, stieg unter 
gewaltigem Brausen und strömte, eine lebendige Wassermauer, 
die bebenden Ufer in ihren Grundfesten erschütternd, stets vom 
schäumenden Gipfel überschlagend, fast ebenso hoch als es ge- 
kommen war, in zwei Aeste geteilt in beide Flüsse hinauf, wo 
es alsbald meinen Blicken entschwand. — Die ganze Erscheinung 
war das Werk von kaum einer halben Stunde gewesen; die be- 
unruhigten Gewässer, welche jedoch ebenso wie die Wellen der 
Pororoca selbst keineswegs von aufgeregtem Schlamm auffallend 
getrübt erschienen, befanden sich jetzt im Zustande der höchsten 
Fülle, kehrten allmählich zur Ruhe zurück und fingen nach einer 
ebenso kurzen Frist mit Eintritt der Ebbe sich sichtbar zu ent- 
leeren an. u — Weiter heißt es von der Pororoca: „An mehreren 
Stellen, die immer von beträchtlicher Tiefe sein sollen, versinkt sie 
und erhebt sich weiter oben wieder in angeblich seichteren Teilen 
des Flußbettes. Diese ruhigen Orte werden esperas (,,Wartestellen u ) 
genannt. 11. Es wird in ihnen eine Auffüllung des Wassers beob- 
achtet, aber keine Pororoca. — Die Kanoes der Indianer machen 
sich bei Herannahen der Sprungwelle auffallenderweise hoch an 
Bäumen fest, nicht mit einem Wurfanker im Strom. 

Charakteristisch ist überall für die Sprungwelle: die 
wallartige Front, mit der sie stromaufwärts läuft, das 
(Jeberströmen des Wassers von rückwärts nach vorn, das 
Branden an den flachen Ufern und über Sandbänken des 
Flusses. Die Höhe der Welle wird für den Tsien-tang 
zu 8 bis 10 m (?), für den Amazonenstrom und Ganges 
zu 5 bis 6, für die Seine und den Batang Lupar von 
Borneo zu ca. 2 m, für die Dordogne zu V* bis 1 m 7 und 
für die übrigen französischen Flüsse zu einigen Deci- 
raetern angegeben. — In der Zeit ihres Auftretens scheint 
sie allgemein an die Syzygien gebunden: in der Dordogne 



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278 



Die Flußgeschwelle. 



und Garonne tritt sie außerdem auch bei sehr kleinem 
Oberwasser auf, also im Sommer bei jeder Flut, dagegen 
im Ganges nur in der Regenzeit von Juli bis September, 
also bei größtem Oberwasser, und Springzeit; im Ama- 
zonenstrom bei den Aequinoktionalspringfluten, wenigstens 
wird sie dann am großartigsten. Nach Comoy ist bei 
einigen französischen Flüssen eine bestimmte Minimai- 
Fluthöhe erforderlich, damit der Mascaret sich ausbildet, 
aber nicht bei jeder gegebenen Fluthöhe wird die Welle 
gleich groß, bisweilen fehlt sie auch ganz, was mit Varia- 
tionen des Oberwassers zusammenhängen dürfte. 

Bei einigen Flüssen tritt die Sprungwelle erst ein 
gut Stück oberhalb der Mündung auf (Ganges, Seine, 
Orne, Garonne und Dordogne, Viiaine, Charente, Batang 
Lupar), bei anderen, und das ist der seltenere Fall, gleich 
über der Mündungsbarre (Couesnon). Immer aber ent- 
steht sie über einer ausgeprägten Verringerung der Wasser- 
tiefe im Flußbette oder einer sehr starken seitlichen 
Verengerung, verbunden mit einer scharfen Beugung des 
Bettes (Hugli bei Diamond Point). — Die Welle läuft 
mit breiter geradliniger oder nach vorn sogar konkaver 
Front den Fluß hinauf, eilt also an den Ufern, wo sie 
brandet, vor, während in der Mitte bei sonst normaler 
Wassertiefe die Welle keine Brandung zu zeigen pflegt. 
Die von der brasilischen Pororoca beschriebenen esperas 
oder „Wartestellen 44 über starken Austiefungen des Fluß- 
bettes kommen auch in anderen Flüssen vor und sind 
ein deutlicher Beweis für die Abhängigkeit der ganzen 
Erscheinung von der Wassertiefe. Im Ganges und sonst 
halten die Flußfahrzeuge die Regel fest, sich der Sprung- 
welle möglichst in der tiefsten Fahrrinne und mit dem 
Bug der Welle entgegenzustellen, niemals aber sich von 
dieser quer gegen die Seite des Boots treffen oder am 
Ufer überraschen zu lassen. In der Seine, wo vor der 
Regulierung des Fahrwassers unter Napoleon III. die 
Sprungwelle viele Boote scheitern ließ, war ihre Bewegung 
gemäß der sehr gewundenen Fahrrinne eine unberechen- 
bare. Gegenwärtig sind indes Verluste durch den Mas- 
caret sehr selten. 



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Erklärung der Sprungwelle. 



279 



Die Ursache der ganzen so merkwürdigen Erschei- 
nung wird man mit Comoy wohl in dem eigenartigen 
Verhalten der Flutwelle in ihrem ersten Stadium be- 
trachten können, wo eine scharf ausgeprägte Verflachung 
oder Verengerung (oder beides zugleich) des Bettes das 
Durchflußprofil für die aus der See flußaufwärts gedrängte 
Wassermasse plötzlich verkleinert. Wir sahen oben (S. 260), 
wie dadurch die Hinterflut ein Extragefälle erhält. Alsdann 
fließt das hier überschüssige Wasser mit vermehrter Ge- 
schwindigkeit über die Vorderflut herüber bis an den Fuß 
der Welle, wo es eine steil abfallende und von hinten 
nach vorn sich überwälzende Wassermauer bildet. Bazin 
hat die ganze Erscheinung experimentell dargestellt, in- 

Flg. 45. 
« Sjrriuup*nUU 




dem er zeigte, wie eine große Uebertragungswelle, 
in einen Kanal mit vorher ruhigem Wasser, aber variabler 
Tiefe gebracht, sich genau ebenso verhält: sie brandet, 
sobald ihre Höhe */s der Wassertiefe erreicht. Daß die 
brandenden Partien einer jeden Welle eine größere Orbi- 
talgeschwindigkeit (v) erlangen als ohne Brandung statt- 
fände, haben wir bei früherer Gelegenheit (S. 87) schon 
gezeigt. Es wäre aber ein Irrtum, darum den branden- 
den Teilen der Sprung welle eine größere Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit (c) zuzuschreiben. Dem entsprechen die 
Thatsachen doch nicht, denn alsdann müßten die beiden 
Spitzen der seitlichen Brandung am Ufer, je weiter strom- 
aufwärts die Welle läuft, desto mehr der Mitte voraus- 
eilen, so daß das Bild der ganzen Sprungwelle von oben 



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280 Die Flußgeschwelle. 

■ 

her gesehen, eine sehr starke Konkavität der Front er- 
geben würde. Diese Konkavität ist aber immer sehr 
mäßig und steigert sich stromaufwärts nicht, was beweist, 
daß nur eine Vergrößerung der relativen Bewegung oder 
Orbitalbewegung (tf) in den brandenden Randpartien gegen- 
über der nicht brandenden Mitte vorhanden ist. — Auch 
die im Amazonenstrom, Ganges und der Seine beschrie- 
benen sekundären Wellen, welche der eigentlichen Sprung- 
welle mit ca. 1 bis 2 m Höhe nachfolgen (vgl. Fig. 45 
nach Comoy) und in der Seine les Heule* heißen, zeigten 
sich bei Bazins Experimenten. Die Geschwindigkeit nun, 
mit der das Mascaret die französischen Flußgeschwelle 
hinauf läuft, entspricht nach Comoy sehr nahe der für 
Uebertragungswellen geltenden Formel: 

c = yj2g (p+h) - U, 

wo p die Wassertiefe bei Niedrigwasser, h die Höhe der 
Sprungwelle und U die Stromstärke des Flusses bedeutet, 
und da sich der Fuß der Flutwelle nur mit der Ge- 
schwindigkeit 

bewegt, so ergibt sich hieraus, wie die Sprungwelle diesen 
Fuß Überholt und sich ihm vorlagert. 

Wir haben also danach in der Sprungwelle nur eine 
besonders groß und lebhaft entwickelte „Uebertragungs- 
welle" vor uns. 



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Die Vertikalzirkulation der Ozeane. 



281 



Drittes Kapitel. 

Die Vertikalzirkulation der Ozeane. 

I. Die polare Herkunft des Tiefenwassers. ') 

,Die in Bd. I, Kap. VI aufgezählten, durch Beobach- 
tung festgestellten Thatsachen, die man in den Sätzen 1, 
2 und 5, Bd. I, S. 243 und 244 zusammengefaßt findet, 
zeigen, daß das Weltmeer sich, wie jede Flüssigkeitsmasse 
von variabler Dichte, unter dem Einflüsse der Schwere 
so geschichtet hat, daß die größte Dichte am Boden der 
ozeanischen Becken gefunden wird und daß nach oben 
hin die Dichte abnimmt, bis sie in der Oberfläche ihren 
kleinsten Wert erreicht. Streng genommen genügen die 
angeführten auf die Temperatur Verteilung bezüglichen Sätze 
für sich allein noch nicht, um dies zu beweisen, denn die 
Dichte des Seewassers hängt nicht allein von der Tempe- 
ratur, sondern auch vom Salzgehalt ab, der, wie in Bd. I, 
Kap. IV dargelegt worden ist, in verschiedenen Ozeanen, wie 
auch in verschiedenen Tiefen desselben Ozeans nicht genau 
derselbe ist. Den vollgültigen Beweis liefert erst der Ver- 
gleich der thatsächlichen Dichten, d.h. der in verschiede- 
nen Tiefen bei den dort herrschenden Temperaturen und 
den vorhandenen Salzgehalten wirklich stattfindenden spezi- 
fischen Gewichte. Die hierzu nötige Berechnung der that- 
sächlichen Dichten (mittels einer der Formeln von Bd. I, 144) 
ist für die sämtlichen Dichtebestimmungen auf der Chal- 
lenger-Expedition durch Buchanan ausgeführt und ver- 
öffentlicht worden [Bep. on the scient. restäts of the toywje 
of H. M. S. Challenger. Physics and Chemistry, Vol. I, p. 2). 
Die thatsächliche Wasserdichte an allen mehr als 2000 m 



*) Aus dem Nachlaß von Prof. Dr. K. Zöppritz. Eigene Zu- 
sätze habe ich [eckig] eingeklammert. Ü. Kr. 



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282 



Die \ r ertikalzirkulation. 



tief gelegenen Stellen, wo Proben entnommen wurden, 
ergibt sich hiernach für jeden Ozean als eine nahezu kon- 
stante Größe, in deren kleinen Variationen einfache Regeln 
kaum mehr aufzufinden sind. Beim Nordatlantischen Ozean 
ist die als Mittel aus 53 Beobachtungen bestimmte that- 
sächliche Dichte = 1,02850. Sondert man die 8 zwischen 
1000 und 2000 Faden liegenden Beobachtungen ab, so 
ergibt deren Mittel, in Tausenteln ausgedrückt, 28,39. 
Der Unterschied ist so gering, daß man kaum darauf die 
Behauptung begründen könnte, zwischen 1000 und 2000 
Faden Tiefe fände eine Dichtezunahme statt, zumal die 
lokalen Verschiedenheiten viel größer sind und ohne Rück- 
sicht auf die Tiefe zwischen den Extremen 27,4 und 29,8, 
sehr überwiegend aber zwischen 28,0 und 29,0 liegen. 
Der Nordatlantische Ozean enthält bei weitem das dichteste 
Wasser. Der Südatlantische ergibt die etwas niedrigere 
Mittelzahl 28,1 mit den etwas enger bei einander liegenden 
Extremen von 27,65 und 29,28. Der Indische Ozean hat 
die freilich nur aus 9 Beobachtungen bestimmte aber sehr 
gleichförmige Tiefendichte 27,7, welche gleichfalls dem 
Nordpazifischen Ozean als Mittel aus 59 Bestimmungen 
zukommt mit der geringen Schwankung zwischen 27,23 
und 28,0. Der südliche Stille Ozean hat die etwas größere 
Zahl 27,86 als Mittel aus 09 Beobachtungen zwischen 
den Extremen 27,4 und 28,52; in ihm ist aber eine leichte 
Abnahme der thatsächlichen Tiefendichte im südöstlichsten 
Teil zwischen Tahiti und der Südspitze von Amerika (auf 
etwa 27,7) unverkennbar. 

Man kann also sagen, daß die Becken der Weltmeere 
zum bei weitem größten Teil mit einer Flüssigkeit von 
konstanter und maximaler Dichte erfüllt sind, deren ab- 
soluter Wert im nordatlantischen Becken etwas größer ist, 
als in den übrigen Ozeanen, während sich im südatlantischen 
ein in der Mitte liegender Wert findet. Diese Schichtung 
des Wassers ist nun in vollkommenem Einklang mit den 
Gesetzen der Schwere, wonach die dichtesten Schichten die 
tiefste Lage einnehmen müssen. 

Es fragt sich nur, wie es möglich ist, daß die tiefe 
Temperatur von nur etwa 1 0 sich auf dem Grunde der 



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Die polare Herkunft des Tiefenwassers. 



283 



ozeanischen Becken selbst in tropischen Gegenden erhalten 
konnte, während auf der Erdfeste überall beim Eindringen 
in ähnliche Tiefen gesteigerte Temperatur gefunden wird 
und die Oberfläche des Bodens unter den Meeren ebenso 
wie die von der Atmosphäre bedeckte Oberfläche einen 
langsamen Wärmestrom entläßt. 

Denkt man sich den ganzen Wasserkörper der Erde 
durch ein System von dünnen, senkrechten, bis zum Meeres- 
boden reichenden Wänden, welche den seitlichen Austausch 
des Wassers gänzlich verhindern, in parallelepipedische 
Kästen von mäßigem Querschnitt (z. B. 1 qkm), verteilt, 
so würde mit der Zeit eine ganz andere Wärnieverteilung 
in diesem der horizontalen Beweglichkeit beraubten Ozean 
stattfinden. In jedem Kasten würde durch die dem Boden 
entströmende, wenn schon geringe Wärmemenge im Laufe 
der Jahrtausende der Wasserinhalt sich erwärmen, bis 
seine Temperatur gleich geworden wäre der mittleren 
Wintertemperatur der Atmosphäre über der Oberfläche. 
Höher kann die Temperatur nicht gelangen, weil die höher 
temperierten Wasserteile spezifisch leichter werden, nach 
oben steigen und im Winter ihren Temperaturüberschuß 
an die Atmosphäre abgeben, während Wasser von der 
Wintertemperatur der Atmosphäre oder, falls diese unter- 
halb des Gefrierpunktes des Seewa£sers liegt von dieser 
Gefriertemperatur den tiefsten Teil des Kastens einnehmen 
würde. Nach hinreichend lauger Zeit würde sich also 
auf dem Grunde jedes Kastens die Wintertemperatur des 
über ihm. liegenden Teils der Atmosphäre finden. Diese 
Erscheinung kann durch die Voraussetzung, daß die Kasten- 
wände dasselbe Wärmeleitungsvermögen besäßen, wie das 
Wasser, nicht wesentlich geändert werden, denn da die 
Quantität von Wärme, welche aus 1 qkm Querschnitt des 
Bodens strömt, überall gleich ist, wo der Boden aus dem- 
selben Gestein besteht und die Wintertemperatnr der Ober- 
fläche sich von Ort zu^Ort nur sehr langsam ändert, so 
würde der Wärmeinhalt von einem Kasten zum anderen 
nur einen sehr geringen Unterschied zeigen, folglich auch 
der Wärmeaustausch durch Leitung unbedeutend sein. 

Die Richtigkeit dieser Schlußweise wird durch die 



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284 



Die Vertikalzirkulation. 



Erfahrung tiberall da bewiesen, wo einzelne Seebecken 
oder Meeresteile durch unterseeische Schwellen von deu 
großen ozeanischen Becken abgetrennt sind. Falls ihre 
Tiefen unter diejenige Schicht hinabreichen, bis zu welcher 
sich noch der Jahreswechsel der Temperatur beraerklich 
macht, findet sich stets in der Tiefe konstant die mittlere 
Wintertemperatur ihrer Oberfläche, wie dies der Satz 6 b, 
Bd. I, S. 245 unter Anführung von Beispielen ausspricht. 

In den offenen Ozeanen findet man nun aber tiberall, 
auch unter den Tropen, Temperaturen, die den Winter- 
temperaturen ziemlich hoher Breiten entsprechen. Solche 
können sich in diesen Gegenden deshalb nur erhalten 
durch horizontalen Austausch mit den Meeren hoher Breiten. 
Die durch die Bodenwärme höher temperierten Schichten 
werden kontinuierlich ersetzt durch Gewässer polaren Ur- 
sprungs, welche ihre dem Gefrierpunkt des Seewassers 
naheliegende Temperatur mitführen und sie auf dem Wege 
nach den Tiefenbecken der Tropenozeane nur wenig erhöhen. 

Dieser Ersatz bedingt aber überhaupt eine Zirkulation 
der ozeanischen Gewässer in vertikalen Ebenen. Das durch 
Abkühlung bis zum Gefrierpunkt schwerer gewordene 
Wasser sinkt in den Polargegenden zu Boden nieder und 
bewegt sich als mächtige Bodenschicht gegen den Aequator 
hin, unterwegs um 2* bis 3 0 an Temperatur zunehmend. 
In den Tropengegenden steigt das höher temperierte 
Wasser empor und bewegt sich längs der Meeresoberfläche 
wieder gegen die Pole, um dort von neuem abgekühlt zu 
werden. 

Die Vertikalzirkulation, oder richtiger gesagt, die 
polare Herkunft des kalten Tiefenwassers in niedrigen 
Breiten wurde schon 1800 von J. F. W. Otto in seiner 
Hydrographie des Erdbodens S. 429 aus physikalischen 
Gründen für wahrscheinlich gehalten und 1812, kurz nach- 
dem die Temperaturabnahme in den höheren Schichten des 
Atlantischen Meeres einigermaßen, zuverlässig beobachtet 
war, von Alexander von Humboldt behauptet (Voyaye 
aux re<jion8 tquhwxhdcs du Xouieau Confinent, Itelatioti 
historiqiie , Vol. I, p. 73). Dieselbe Anschauung kehrt 
dann in Aragos Berichten und Instruktionen zu wissen- 



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Die polare Herkunft des Tiefenwasseis. 285 

schaftlichen Reisen mehrfach wieder (Arago, Oeuvres, T. IX, 
p. 65 ; 95, 201 , 255). Beide große Naturforscher finden einen 
Beweis für die kalten Unterströme in der von Benjamin 
Franklin zuerst (Transact. of the Amer. Soc. T. III. 
p. 82) bemerkten und von Jonathan Williams durch 
zwei Broschüren (Thermometrical Navigation, Philadelphia 
1 790 und On the use ofthe thermometerin navigation, ib. 1 792) 
praktisch verwerteten Thateache, daf3 bei der Annäherung 
an Untiefen fast stets die Temperatur der Meeresoberfläche 
abnehmend gefunden wird, weil durch den Anprall an 
den sich hebenden Boden das kalte Unterwasser zum 
Aufsteigen gezwungen wird. Aber es ist verhängnisvoll 
für die weitere Entwickelung der Lehre von den ozeanischen 
Bewegungen geworden, daß beide Gelehrte von Anfang 
an den Dichteausgleich als durch Strömungen von meß- 
barer Geschwindigkeit bewirkt sich vorstellten und dadurch 
zu der noch bis vor kurzem viel verbreiteten Auffassung 
Veranlassung gaben, daß die Hauptursache der großen 
Meeresströmungen der Dichteunterschied zwischen den 
polaren und äquatorialen Gewässern sei. Es hat indessen 
schon zu Aragos Zeit nicht an solchen gefehlt, welche 
diese Zirkulation richtig und getrennt von den eigentlichen 
Meeresströmen auffaßten. So A. Erman, und Dumont 
öVUrville hat in seinem großen Werk (Voyage de VAstro- 
labe, Meteorologie, physique et hydrographie, Kap. III, p. 64*. 
Paris 1833) ausgesprochen, daß diese Wasserversetzung, 
befördert durch die Verdampfung unter der Tropensonne, 
in breitester Masse, aber sehr langsam, in unmerklicher 
Strömung (Courants insensibles), stattfinde. Auch Lenz 
hat 1848 in seiner sehr präzisen Darstellung dieses verti- 
kalen „Wirbels" (Poggendorfs Annalen Ergbd. II, S. 623, 
aus Bull, phys.-inath. de VAcad. de St. Päersbourg, T. V), 
sich vor einer Vermengung dieser Bewegungsform mit 
den Meeresströmen gehütet. Dagegen ist durch Pouillets 
bekanntes Lehrbuch der Physik und dessen deutsche Bear- 
beitung die Lehre von der Entstehung der Meeresströmungen 
durch Temperaturdifferenzen sehr weit verbreitet und von 
vielen Gelehrten adoptiert worden (so z. B. von Buff, 
Zur Physik der Erde, Braunschweig 1850, S. 178 [und 



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286 



Die Vertikalzirkulation. 



W. Ferrel, mehrfach seit 1856, vergl. dessen themotion* of 
fluids and solids on the earth's surface, rrprinted by Frank 
WaldOy Washington 1882 und mehrere Aufsätze in Science 
1886, Bd. VII, 75; 1U2; 187; Bd. VIII, 99; Pet. Mitt. 1886 
Litteraturber. Nr. 189, 427 und 1887, Nr. 77]), hat dann 
in Maury, dessen Verdienste um die praktische Schiff- 
fahrtskunde weit über seinen theoretischen Leistungen 
stehen, einen beredten Vertreter und durch dessen in vielen 
Auflagen erschienene physische Geographie des Meeres 
sehr ausgedehnte Anerkennung gefunden, ist dann auf 
Grund neuer, doch immerhin noch viel zu sporadischer 
Beobachtungen von Sarv (Annales hydrogr. 1868, p. 620; 
Compt. rend. de Vacad. T. LXVII, p. 483, LXVIH, 522), 
in etwas veränderter Form wieder aufgenommen worden, 
bis ihr schließlich in England; in dessen seefahrenden Be- 
wohnern die enge Verbindung zwischen Meeres- und Luft- 
strömungen schon zu tief wurzelte, eine energische Oppo- 
sition erwachsen ist, deren Wortführer J. Croll wurde 
(Philos. mayazine 1870—71, Vol. XL, p. 233, XLII, p. 241, 
sowie Climate and Time, London 1875, Kap. 6 bis 10). 
Diesen verdankt man den ersten Beweis, daß die durch 
Temperaturdifferenz bewirkte Strömung eine meßbare Ge- 
schwindigkeit nicht haben kaun. Schon SirJohnHerschel 
hatte in seiner physikalischen Geographie (Art. 57) ge- 
zeigt, daß das Gefälle, welches zwischen dem Aequator 
und den Polargegenden durch Temperatur- und daraus 
folgende Dichtedifferenz entstehen kann, verschwindend 
klein ist. Croll hat diesen Beweis vervollständigt durch 
Anführung von Resultaten, welche Dubuat (Hydrauli que 
Vol. I, p. 64, 1816) bei Versuchen über das zur Hervor- 
bringung einer nachweisbaren Stromgeschwindigkeit nötige 
Minimalgefälle erhalten hat. Danach war bei einem Ge- 
falle von 1 : 500000 eine strömende Bewegung kaum mehr 
wahrnehmbar und Dubuat schloß daraus, daß bei 1 : 1 000000 
keine Bewegung mehr nachweisbar sein könne. Berechnet 
man nach neuesten Daten, wie groß die Gefalldifferenz 
zwischen Aequator und Polarkreis durch Temperatur- 
differenz höchstens sein kann, so kommt ein noch kleineres 
Gefälle heraus als das letztgenannte. Fußt man nämlich 



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Die polare Abkunft des Tiefenwassers. 



287 



auf den vorher abgeleiteten Resultaten, daß in den offenen 
Ozeanen das Wasser unter 1000 Faden oder etwa 2000 m 
Tiefe, wo die mittlere Temperatur von 2° C. herrscht, 
die Dichte von 1,0280 besitzt und nimmt an, daß unter 
dem Aequator von 2000 m an aufwärts die Dichte gleich- 
formig abnehme bis zu dem Werte 1,0220, der etwa der 
geringste auf ausgedehnteren Strecken des Kalmengürtels 
gefundene Wert der thatsächlichen Oberflächendichte ist, 
so ist bei Annahme einer mittleren Tiefe der Ozeane von 
3700 m (vergl. Bd. I, S. 62), der hydrostatische Druck am 
Aequator gleich dem einer 1700 m hohen Wassersäule 
von der Dichte 1,0280 plus dem einer 2000 m hohen Säule 
von der mittleren Dichte 1,0250. Nimmt man am Polar- 
kreis die thatsächliche Dichte der ganzen' Wassersäule bei 
der dort herrschenden niedrigen Temperatur zu 1,0280 
an, welche Zahl nach den Befunden der norwegischen 
Nordmeerexpedition (s. Bd. I, S. 160), eher noch zu •groß, 
als zu klein ist und von anderen Dichtebestimmungen im 
Polarmeer nirgends übertroffen wird, so hätte man hier 
eine Wassersäule von 3700 m Höhe und 1,0280 Dichte. 
Die Druckdifferenz gegen die äquatoriale Säule rührt also 
nur von der Verschiedenheit der Gewichte der oberen 
2000 m her und wird gemessen durch eine Wassersäule 
von 2000 (1,0280—1,0250) = 6 m. Die Entfernung des 
Polarkreises vom Aequator ist 66 */2 Breitengrade zu 
je 111000 m, also = 7 400000 m. Das Gefälle auf 
dieser Strecke ist demnach etwa 1 : 1 200 000 , also viel 
zu klein, um eine nachweisbare Stromgeschwindigkeit zu 
erzeugen. Damit ist indessen keineswegs bewiesen, wie 
Croll zu glauben scheint (Phil. May. 1871, Vol. 42, p. 264), 
daß überhaupt kein Dichteausgleich stattfinde. Er geht 
nur so langsam von statten, daß seine Stromgeschwindig- 
keit unmeßbar ist und wird durch die übrigen Bewegungen 
der Oberflächenschichten des Meeres völlig verdeckt, nament- 
lich aber durch die großen meridionalen Meeresströmungen 
vielfach befördert. 

Derjenige, welcher die Vertikalzirkulation der Ozeane 
in neuerer Zeit wieder nachdrücklich vertreten und ihr 
zu allgemeiner Anerkennung verholfen hat, ist W. B. Car- 



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288 



Die Yertikalzirkulatiou. 



pent er. Seit seiner Rückkehr von der in Gemeinschaft 
mit Wyville Thomson und mit Unterstützung der Royal 
Society in London 1868 unternommenen Tiefenerforschungs- 
fahrt des „Lightning" in das Meer zwischen den Faröer- 
und Orkney-Inseln hat er in zahlreichen Aufsätzen (Proc. of 
the Royal Society, Vol. XVII. p. 186, XVIII, p. 453, XIX. 
p. 185, 213, XX, p. 539: Proc. B. Geogr. Society, Vol. XV. 
p.54, XVIII, p. 301, XIX, p. 507, XXI, p. 289), anfangs 
nach der überkommenen Vorstellungsweise Dichteausgleich 
und Meeresströmungen vermengend und dadurch Crolls 
Widerspruch hervorrufend, im Verlauf der Diskussion aber 
immer schärfer unterscheidend, alle Gründe, die für die 
Vert ikal Zirkulation sprechen, in erschöpfender Weise ge- 
sammelt und besprochen. Freilich hat sich Carpenter nie 
von der sicherlich irrigen Vorstellung frei machen können, 
daß die große Mächtigkeit der oberflächlichen Warmwasser- 
schi cht des Nordatlantischen Ozeans jener Zirkulation zu 
verdanken sei. Obwohl die oben S. 283 gegebene einfache 
physikalische Ueberlegung die Notwendigkeit jenes Dichte- 
ausgleichs schon evident hervortreten läßt, mögen doch 
im folgenden noch eine Reihe von bekräftigenden That- 
sachen zusammengestellt werden. Die experimentalen Be- 
weise, welche Carpenter zu Hilfe genommen hat, be- 
stätigen allerdings nur, daß durch Temperaturunterschiede 
Ausgleichströmungen hervorgerufen werden, was kaum 
eines Nachweises bedurfte, allein sie sind ohne Beweis- 
kraft für die Ozeane, wo die Temperaturdifferenzen geringer, 
die Ausdehnung des Gebietes, auf welches hin der Ausgleich 
geschehen muß, ungeheuer viel größer und deshalb das 
entstehende Gefälle um ebenso viel kleiner werden. 

1. Der wichtigste Beweisgrund für den Dichteausgleich 
der Ozeane durch Vertikalzirkulation ist die Erfüllung aller 
Meeresbecken von mehr als 2000 m Tiefe mit Wasser 
von gleichförmiger, maximaler Dichte und einer Temperatur 
die zwischen 0° und 3° liegt. 1 ) Daß innerhalb dieser 



*) Es muß hier darauf aufmerksam gemacht werden, daß nach 
der inzwischen erschienenen Abteilung Physik und Chemie I des 
großen Challenger-Reports die endgültig festgestellten Tiefen- 



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Die polare Herkunft des Tiefen wassers. 289 

mächtigen Schicht die Temperaturen nicht noch gleich- 
mäßiger mit der Tiefe überall in denselben Stufen abnehmen, 
sondern selbst auf engeren Gebieten kleine Schwankungen 
zeigen, liegt darin, daß in der Nähe des Gefrierpunktes 
die Dichteänderung des Meerwassers für 1° Temperatur- 
änderung nur außerordentlich gering ist, eine Eigenschaft, 
auf deren Rolle bei der Statik der Polarmeere Verfasser 
schon früher aufmerksam gemacht hat (Poggendorfs Ann. 
d. Phys. Ergbd. V, S* 525). 

2. Die Thatsache, daß die tiefsten Bodentemperaturen 
da gefunden werden, wo die großen Ozeane mit den Polar- 
becken den breitesten und tiefsten Zusammenhang haben, 
und daß sie umsomehr zunehmen, je weiter der Weg ist, 
den das Wasser vom Polarbecken bis zum Beobachtungs- 
ort zurückzulegen hat, liefert einen ferneren gewichtigen 
Grund für die Zirkulation. Da das nördliche Polarbecken 
durch seichte Schwellen von den übrigen Meeren in der 
Tiefe getrennt ist, so kommt die Hauptmasse der Boden- 
gewässer der großen Ozeane aus dem antarktischen Becken, 
hat also einen weiten Weg bis in den Nordatlantischen und 
den Nordpazifischen Ozean zurückzulegen und kommt dem- 
zufolge dort mit einer etwas erhöhten Temperatur an, 
während die südlichen Ozeane die tiefsten Temperaturen 
haben. Besonders auffallend ist die Bodenschicht von 0,3°, 
welche die größte Tiefe des westlichen Beckens des Süd- 
atlantischen Ozeans bis gegen den 30. Breitengrad bedeckt 
und in der Tiefe von etwa 4000 m durch Vermittlung 
einer verhältnismäßig dünnen Mischungsschicht in die 
mächtige Temperaturschicht von 2,8° übergeht, welche nahe- 
zu die Hälfte allen atlantischen Wassers umfaßt. Diese 
Thatsache, welche durch die Reihentemperaturen auf den 
Stationen 324 bis 330 des Challevger auf das deutlichste 
ausgesprochen ist, läßt sich nur durch Bestehen einer 
Fortsetzung jener westlichen Tiefenrinne bis weit in das 
antarktische Becken hinein erklären. — Die gleichmäßigeren 

temperaturen gegen die noch im 6. Kapitel vorliegenden Buchs 
mitgeteilten vorläufigen Werte um Bruchteile eines Grades, bis- 
weilen mehr als V* 0 F. höher sind. Dieselben kommen dadurch 
in bessere üebereinstimmung mit den Bestimmungen der „Gazelle". 
Krümmel, Ozeanographie II. 19 



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290 



Die Vertikalzirkulation. 



Bodentemperaturen von im Mittel 1,6° im Pazifischen 
Ozean erklären sich durch dessen großen Querschnitt, der 
den Bodengewässern freieste Ausbreitung gestattet. Wo j e i- 
koff hat neuerdings (Iswestija d. kais. russ. geogr. Ges. 
18S3, II. Abt., S. 05) gezeigt, daß noch ein anderer höchst 
bedeutsamer Grund dafür besteht, daß das antarktische 
Meer bei weitem mehr tief er kältetes Wasser zu der Ver- 
tikalzirkulation liefert. Das land- und inselreichere, von 
starken Süßwasserströmen genährte Nördliche Eismeer 
bietet für die Eisbildung an der Oberfläche weit günstigere 
Bedingungen, als das landarme Südpolarbecken, denn die 
bedeutendste Eisbildung findet ja immer an Küsten, in 
Buchten und in den spezifisch leichteren und deshalb an 
der Oberfläche bleibenden, mit Süßwasser gemengten 
Schichten und unter dem Einfluß sehr rasch sinkender 
Temperatur statt, wie sie nur in der Nähe stark aus- 
strahlender Festlandsflächen auftreten. Ist einmal die 
Eisdecke gebildet, so schützt sie das darunter befindliche 
Wasser vor stärkerem Wärmeverlust. Das salzreichere, 
einer gleichförmigeren Temperatur ausgesetzte und der 
Ansatzpunkte zur Eisbildung entbehrende Südpolarmeer 
dagegen begünstigt die langsame Abkühlung bis zum 
Dichtemaximum, bei welchem das Meerwasser, bevor es 
fest wird, langsam in die Tiefe sinkt und durch minder 
dichtes, d. h. wärmeres ersetzt wird. Dieses Meer nährt 
also vorzugsweise die tieftemperierte Bodenschicht der 
Ozeane, das nördliche dagegen die oberflächlichen Eisströme. 

3. Die polar erkältete Bodentemperatur fehlt, wie schon 
Bd. I, S. 245 und 301 ausgesprochen und an Beispielen 
gezeigt wurde, in den durch unterseeische Schwellen ab- 
gegrenzten Meeresbecken. Die Bodentemperatur in solchen 
hängt von der Satteltiefe der Schwelle oder, was dasselbe 
ist, von der Maximaltiefe der Verbindungsstraße mit dem 
offenen Ozean ab und wird nach folgender Regel ge- 
funden: Ist die mittlere Wintertemperatur über dem ab- 
geschlossenen Meeresbecken tiefer als die Temperatur des 
benachbarten Ozeans im Horizont des Verbindungssattels, 
so ist das ganze Becken unterhalb dieses Horizonts mit 
Wasser von jener Wintertemperatur gefüllt; ist aber die 



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Die polare Herkunft des Tiefenwassers. 



291 



Wintertemperatur höher als die des Nachbanneeres im 
Horizont der Schwelle, so ist dieses mit Wasser von der 
Temperatur dieses Horizonts im offenen Meere gefüllt. 
Beispiele der ersten Art bieten das Ochotskische und das 
Mittelländische Meer, Beispiele der zweiten die südost- 
asiatischen Randmeere. Keine Erscheinung weist deut- 
licher als diese darauf hin, daß die Herkunft der tief- 
temperierten Bodenschichten der Ozeane keine lokale, 
sondern eine polare ist. 

4. Wo die Oberflächenschichten der Meere durch 
starke Strömungen in Bewegung gesetzt werden, und wo 
Stauungen dieser Ströme stattfinden, zeigen sich die höher 
temperierten Schichten durch eine deutliche Zwischen- 
schicht von dem darunter liegenden Tiefenwasser getrennt. 
Während in jenen Schichten die Temperatur mit der Tiefe 
mäßig abnimmt, folgt dann in der Zwischenschicht eine 
plötzliche, sehr rasche Abnahme bis auf die Temperatur 
von 4 bis 5 °, die der oberen Schicht des Tiefwasserkörpers 
zukommt und bis in etwa 2000 m Tiefe noch auf 3 0 sinkt. 
Diese Thatsache, die besonders auffallend im Nordatlanti- 
schen Ozean beobachtet wird, zeigt, daß der Tiefwasser- 
körper von den strömenden Bewegungen der Oberflächen- 
schichten nicht berührt wird, daß keine Strömungen von 
merklicher Geschwindigkeit in dieselben eindringen, und 
der ganze Kreislauf der Meeresströmungen sich in höher 
gelegenen Schichten vollziehen muß. 

5. Daß in der That in den Polargegenden das dort 
erkältete Wasser zu Boden sinkt, beweisen unzweideutig 
die Untersuchungen der norwegischen Nordmeerexpedition. 
Das ganze Tiefenbecken des norwegischen Meeres ist, wie 
schon Bd. I, S. 159 bis 161 nachgewiesen wurde, mit 
salzreichem, atlantischem Wasser erfüllt, das sich, wie 
sein Stickstoffgehalt beweist (s. Bd. I, S. 137 unt.), zuvor 
an der Oberfläche befunden haben muß und durch Er- 
kalten untergesunken ist; die Schmelzwässer des arktischen 
Eises hingegen ziehen größtenteils mit dem Eisstrom längs 
der Küste Ostgrönlands nach Süden und zwar zum Teil 
über erwärmtem Wasser der großen atlantischen Nord- 
osttrift. Dies beweisen die Bd. I, S. 324 angeführten 



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I 



292 Die Vertikalzirkulation. 

Thatsachen, noch schlagender aber die von Hamberg 
bearbeiteten Beobachtungen auf Nordenskiölds Reise an 
der grönländischen Küste (Proc. of the B. Geogr. Soc. 1884, 
p. 570). Nach diesen stellt sich t heraus, daü sowohl im 
südwärts gehenden Polarstrom, wie im nordostwärts gehen- 
den Irmingerstrome und ebenso auch in einigen der größeren 
westgrönländischen Fjorde, die thatsächliche Dichte nach 
abwärts überall zunimmt, daß also trotz der merkwürdigen, 
wiederholten Wechsellagerung verschieden warmer Schich- 
ten doch deren Aufeinanderfolge streng nach dem Gesetz 
der Schwere stattfindet. 

6. Wiewohl nach dem oben S. 287 Auseinander- 
gesetzten nicht zu erwarten ist, daß der Dichteausgleich 
zwischen Polar- und Tropengewässern als Strom von nach- 
weisbarer Geschwindigkeit auftritt, so können doch lokale 
Verhältnisse auftreten, wo eine wirkliche Strömung des 
Bodenwassers ohne Zweifel vorhanden ist. Eine solche 
Stelle ist durch Tizard auf dem tiefsten Sattel der Wvville- 
Thomson-Schwelle zwischen Schottland und den Faröer 
1882 aufgefunden worden (Proc. Boy. Soc, Vol. XXXV. 
p. 202). Diese Schwelle trennt, wie in Bd. I, S. 322 
und 323 angegeben wurde, ein kaltes und ein warmes 
Gebiet. In der Mitte des unterseeischen Hügelzugs be- 
findet sich eine etwa 13 km breite Einsenkung von 550 
bis 600 m Tiefe, während die übrigen Teile des Kamms 
sich der Meeresoberfläche auf mehr als 550 m nähern. 
Dieser Schwelle zu zeigen nun die Isothermflächen des 
nordöstlich liegenden kalten Gebiets eine beträchtliche 
Einsenkung, die über den eigentlichen Sattel wieder etwas 
ansteigt, um dann jenseits im warmen Gebiet rasch zum 
Boden abzufallen. Während z. B. die Isotherme von 
2° C. im Inneren des kalten Gebiets auf 01 0 21' N. Br.. 
3 o 44' Lg j n <jer Tiefe von 434 m gefunden wird, 
liegt sie dicht vor der Schwelle in 60° 15' N. Br. und 
7 0 30' W. Lg. in 006 m Tiefe und auf der Schwelle selbst, 
etwa 10 km südwestlich von der vorigen Stelle, in 588 m. 
um jenseits des Sattels, etwa 14 km weiter, den Boden 
bei 730 zu erreichen. Beifolgendes Profil (Fig. 46), be- 
zieht sich nur auf den Uebergang über den Sattel und 



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Die polare Herkunft des Tieienwassers. 293 

enthält nicht mehr den erstgenannten Punkt, der viel 
weiter rechts zu liegen käme und gegen welchen hin 
die tiefsten Isothermen sich wieder heben. Eine so stark 
geneigte Lage der Schichten von gleicher Temperatur und 



Fig. 4<i. 




also gleicher Dichte (denn die Veränderlichkeit des Salz- 
gehaltes ist hier unbedeutend) ist nicht möglich, ohne 
daß dieses Gefälle nach Südwesten hin einen Strom der 
Tiefenschichten bedingt, wobei allerdings das langsam 
überfließende kalte Wasser sich rasch mit dem links be- 
findlichen warmen vermischt und seine Temperatur abgibt. 
Die von Tizard gegebene Karte, welche die von Wasser 
unter 40 0 F. = 4,4 0 C. bedeckte Bodenfläche schraffiert 
darstellt, zeigt deutlich, daß das kalte Wasser in zwei 
Zungen über die beiden tiefsten Einsattelungen des unter- 
seeischen Höhenzugs hinübergreift. Auch das Profil Fig. 46 
zeigt, namentlich wenn man sich die Tiefenisothermen 
rechts ansteigend verlängert denkt, in deren Verlauf ganz 
die Formen, welche die Stromlinien einer über ein Wehr 
strömenden Wassermasse annehmen. Auch die Beschaffen- 
heit des Bodens, der aus Sand und Schotter besteht, deutet 
auf einen darüber hingehenden, langsamen Strom hin. 
Es kann aus diesen Gründen nicht bezweifelt werden, 



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294 



Die Vertikalzirkulatiou. 



daß hier sich eine der tiefsten Einkerbungen des Randes 
des Nordpolarbeckens befindet, über welche das tief er- 
kältete Bodenwasser als wahrnehmbarer Strom abfließt. 
In der That ergeben auch die Lotungen der norwegischen 
Nordmeerexpedition zwischen Island und den Faröer, daß 
ein ununterbrochenes unterseeisches Plateau von etwa 
450 m beide Inseln verbindet (s. Bd. I. S. 84), nur in 
der Dänemarkstraße findet sich vielleicht bei etwas größeren 
Tiefen noch einmal Gelegenheit zum Ausfluß längs dem 
Boden, wiewohl dies durch die erwähnten Temperatur- 
m essungen von Nordenskiöld und Hamberg an "Wahr- 
scheinlichkeit verloren hat. 



II. Versetzung von Wassennasseu durch Unterschiede des 

Salzgehaltes. 

,Es kann nach den vorherigen Darstellungen kaum 
mehr ein Zweifel übrig bleiben, daß die unter dem Ein- 
flüsse der Schwere zustande gekommene Schichtung des 
Meer wassers nach der Dichte, welche durch die Ver- 
schiedenheit der Temperatur an verschiedenen Teilen der 
Erdoberfläche gestört wird, sich immer wieder in dem 
Sinne einer langsamen Vertikalzirkulation ausgleicht. Kann 
die Geschwindigkeit der Wassermassen in diesem Kreis- 
lauf an und für sich, mit Ausnahme vielleicht ganz ver- 
einzelter Stellen, nur eine so geringe sein, daß sie sich 
der Messung entzieht, so wird überdies die den Meß- 
apparaten zugänglichere Oberflächenschicht des Meeres 
von so mannigfachen und veränderlichen Impulsen in Be- 
wegung gesetzt, daß in deren Strömungserscheinungen 
keine Spur dieser Vertikalzirkulation bemerklich sein kann. 
Die oberflächlichen Schichten des Ozeans werden nament- 
lich durch zweierlei physikalische Vorgänge in großen 
Massen in Bewegung gesetzt. Erstens durch die vom 
Wind erzeugten Meeresströmungen und zweitens durch 
die Verdunstung. Diese beiden Ursachen wirken im großen 
Ganzen in demselben Sinne, wie die Vertikalzirkulation und 
fördern dieselbe also. Die Meeresströmungen werden im 



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Einwirkung der Verdunstung. 



295 



folgenden Kapitel eingehend betrachtet werden. Die Be- 
wegungserscheinungen, welche durch die Versetzung von 
Wassermassen durch die Wärme (Verdunstung) und die 
Schwere hervorgerufen sind, sollen noch hier abgehandelt 
werden. 

In der Tropenzone ist die Verdunstung von der Meeres- 
oberfläche eine bedeutende. Nach den Messungen an 
einigen Küstenstationen verdunstet jährlich eine Schicht 
von 2 bis 3 m Dicke. Das der Atmosphäre in Dampf- 
form beigemengte Wasser wird größtenteils in höhere 
Breiten getragen und fällt dort als Regen nieder. Die 
gemäßigten Zonen beziehen den bei weitem tiberwiegenden 
Teil ihrer Niederschlüge aus der heißen. Durch diese 
Massenversetzung entsteht eine Niveaustörung, die da- 
durch ausgeglichen wird, daß in den Gebieten der starken 
Verdunstung das Wasser sich etwas hebt, in den Ge- 
bieten des Niederschlags sinkt. Hierdurch wird also 
eine Vertikalzirkulation in demselben Sinne entstehen, wie 
die durch den bloßen Wärmegegensatz bedingte. Aller- 
dings muß hinzugesetzt werden, daß die erzeugte Be- 
wegung ebensowenig nachweisbar sein kann, wie jene. 
Durch die Verdunstung können aber sehr kräftige Ströme 
unter besonderen, ziemlich häufig vorkommenden Um- 
ständen entstehen, und diese pflegen dann für den Haus- 
halt der Natur von hervorragender Bedeutung zu sein. 

Nach den Nivellierungen der europäischen Grad- 
messung (s. deren Generalbericht f. 188182, sowie Ann. 
d. Hydr. 1884, S. 324) liegt der Spiegel des Mittel- 
ländischen Meeres um etwa 0,6 m tiefer als der des Atlanti- 
schen Ozeans. 

Nach dem Nivellement von Ostende nach Marseille liegt das 
Mittelwasser der Nordsee über dem des Golfs du Lion 0,724 m: 
nach dem spanischen Nivellement liegt der Ozean bei Santander 
0,663 m über dem Mittelmeer bei Alicante; nach dem Nivellement 
von Swinemünde über Eger zum Adriatischen Meere liegt dieses 
0,499 m unter dem Ostseespiegel, der selbst 0,066 m unter dem 
Nordseespiegel bei Ostende und 0,093 m unter dem bei Amster- 
dam liegt (vgl. auch Bd. I, S. 37). 

Diese Höhendifferenz, welche sich indessen durch 
Berücksichtigung der Schwerezunahme mit der Polhöhe, 



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296 Die Vertikalzirkulation. 

wie Helmert (Jheorien der höheren Geodäsie II, 549, 
Anm.) gezeigt hat, noch um einige Dezimeter verringern j 
dürfte, ist sicherlich zum großen Teil der außerordentlich 
starken Verdunstung im Bereich des Mittelmeerbeckens 
zuzuschreiben (Marseille 2,3 m jährlich), welcher die ziem- 
lich schwachen Regen und die Zufuhr durch Flüsse nicht 
das Gleichgewicht zu halten vermögen. Teilweise rührt 
aber die Höhendifferenz gewiß auch von dem Anstau der 
atlantischen Gewässer gegen die Küsten Westeuropas her, 
der durch die auf dem Ozean vorherrschenden westlichen 
Winde hervorgerufen wird. Die Folge dieser Höhen- 
differenz ist der von alters her bekannte Gibraltarstrom, 
der mit seltenen Unterbrechungen dem Mittelmeer atlanti- 
sches Wasser zuführt. Seine mittlere Geschwindigkeit ist 
nach Smyth (The Medüerranean , London 1854, p. 160) 
in der Stunde 2 bis 3 miles, d. h. 3,7 bis 5,5 km. Wie 
Nares (Proc. R. Soc, Vol. XX, p. 97) nachgewiesen hat, 
wechselt aber die Stromgeschwindigkeit regelmäßig mit 
den Gezeiten, indem der Strom bei fallender Ebbe stärker, 
bei steigender Flut schwächer wird und sich in letzterem 
Falle, wenn noch überdies Ostwind weht, öfters umkehrt, 
d. h. aus dem Mittelmeer in den Atlantischen Ozean geht. 
Der größte von Nares beobachtete Weg, der in dieser 
letzteren Richtung während einer Flutzeit von einem Teil- 
chen der Wasseroberfläche zurückgelegt wurde, betrug 
3,7 km, während in einer Ebbezeit nach Osten wenigstens 
18,5 km zurückgelegt wurden. Die größte beobachtete 
Einlaufgeschwindigkeit betrug 8,1 km die Stunde. In der 
Tiefe der Straße von Gibraltar bewegt sich jedoch das 
Wasser im allgemeinen in entgegengesetzter Richtung, 
d. h. aus dem Mittelmeer hinaus. 'Auch dieser Strom ist - 
periodisch mit den Gezeiten, doch so, daß die auswärts- 
gehende Bewegung die überwiegende ist. Während das 
einfließende Wasser des Atlantischen Ozeans eine Dichte 
von etwa 1,027 hat, besitzt das im Unterstrom abfließende 
die Dichte der mittleren Schichten des Mittelmeeres, näm- 
lich etwa 1,029 (s. Bd. I, S. 170). Die Mechanik dieser 
Wechselströmungen ist bereits oben (S. 224 ff.) näher 
betrachtet worden, doch muß hier auf die große Wichtig- 



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Strömungen von Gibraltar und Bab-el-Mandeb. 297 



keit derselben für die Konservierung des Salzgehaltes des 
Mittelnieeres aufmerksam gemacht werden. Wenn stets 
nur atlantisches Wasser in das Mittelmeer einströmte, 
so würde, da nur reines Wasser verdunstet, der Salz- 
gehalt dieses Meeres dauernd wachsen müssen, wofür 
aber keinerlei Anzeichen vorliegen. Nur die Abgabe 
spezifisch schwereren Wassers längs dem Boden der 
Meerenge ist im stände, das Gleichgewicht aufrecht zu 
erhalten. 

Was geschieht, wenn ein stetiger Seewasserstrom 
ohne Gegenstrom in ein starker Verdunstung ausgesetztes 
Becken eingeht, zeigen die Randlagunen und Seen des 
K aspischen Meeres, insbesondere das Karabugashaff. Nach 
Baers Kaspischen Studien (Bull, phusico-incith. de Vctcad. 
de St. Petersbourg, Bd. XIV, 1856, S. 14) lauft in dieses 
flache Becken, dessen Oberfläche ungefähr gleich der des 
Regierungsbezirks Kassel ist, über eine nur 5 Fuß tiefe 
Schwelle ununterbrochen ein Strom Kaspischen Wassers. 
Obwohl der Salzgehalt des Kaspischen Meeres in der 
Gegend der Halbinsel Mangyschlak nur 1,4 Prozent be- 
trägt, so hat sich doch durch die starke Verdunstung in 
dem Karabugasgolf eine gesättigte Salzlösung gebildet, 
welche fortwährend Salz auskrystallisieren läßt und sich 
allmählich in eine riesige Salzpfanne verwandelt, wie sie 
z. B. der Eltonsee schon ist. Für das Kaspische Meer 
spielen der Karabugasgolf und einige andere kleinere Golfe 
oder Haffe die interessante Rolle, daß sie eine Zunahme 
seiner Salinität, die bei dem trockenen Klima zu erwarten 
wäre, verhindern. 

Die Erscheinungen der Straße von Gibraltar wieder- 
holen sich in verstärktem Maße in dem Bab-el-Mandeb. 
Das Rote Meer liegt in einem der heißesten und trockensten 
Gebiete der Erdoberfläche und empfängt durch Regen und 
Zuflüsse nur verschwindend kleine Wassermengen, während 
die Verdunstung eine kolossale ist: Reclus schätzt sie auf 
7 m im Jahre (La Terre, Vol. II, p. 114); die Ver- 
dunstungsbeobachtungen in Indien geben im Jahresmittel 
eine tägliche Verdunstung von 0,25 bis 0,5 engl. Zoll, 
also im Jahre 432 bis 303 cm (Blanford, Meteorologe of 



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298 



Die Vertikalzirkulation. 



IndicL § 105). Die gesamte verdunstete Wassermenge 
mute also aus dem Indischen Ozean ersetzt werden. Dies 
geschieht durch einen Strom, der den breiteren und tieferen, 
zwischen der afrikanischen Küste und der Insel Permi 
gelegenen Kanal Dacht-el-Majun durchfließt (nach Heuglin. 
Peterm. Mittl. 1860, S. 357), während die östliche Straße 
zwischen Perim und der arabischen Küste von einem süd- 
wärts gehenden Strom durchflössen wird 1 ). Die Strömungen 
sind jedoch nach Haines auch hier veränderlich mit Ge- 
zeiten und Wind (Journ. of the R. Geogr. Soc, Vol. IX. 
p. 127). W r ie Carpenter auseinandersetzt; muß, damit der 
Salzgehalt des Roten Meeres unverändert bleibt, die Menge 
des ausströmenden zum einströmenden Wasser sich wie 
4 : 5 verhalten (Proc. of the lt. Geogr. Soc, Vol. XVIII. 
p. 315). 

Oberflächenströme in umgekehrter Richtung entstehen, 
wo ein abgeschlossenes Meeresbecken mehr Wasser durch 
Regen und Ströme zugeführt erhält, als es durch Ver- 
dunstung verliert. Ein Beispiel dieser Art bietet das 
Schwarze Meer, welches durch den Bosporus und die 
Dardanellen einen nur bei starken Südwestwinden unter- 
brochenen Strom schwach gesalzenen Wassers in das 
Aegeische Meer ergießt. In den Dardanellen ist seine 
mittlere Geschwindigkeit nach Wharton (Proc. of the Boy. 
Soc, Vol. XXI, p. 387 ff. und Petermanns Mitth. 188V, 
Lit. Ber. Nr. 83 und 84) 2,8 km die Stunde, mit einem 
Maximum bei Tschanak Kalessi von 8,3 km; im Bos- 
porus ist die mittlere Geschwindigkeit 4,0 km, wächst 
und fallt aber wegen der vielen Windungen der Straße 
beständig; das von Wharton beobachtete Maximum war 
auch 8,3 km. In beiden Straßen bestehen aber gleich- 
falls Unterströme, die den Oberflächenströmen immer ent- 
gegengesetzt sind. In den Dardanellen scheint der Unter- 
strom dem jeweiligen Oberstrom an Geschwindigkeit 
proportional zu sein. Die Unterströme führen das schwerere 



') Nach Kapitän Kropp wäre es gerade umgekehrt. S. Handb. 
der Ozeanographie von Professoren der k. k. Marine-Akademie. 
Wien 1855, S. 508. 



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Einwirkung starker Niederschläge. 



200 



Wasser des Mittelmeers in das Schwarze Meer und ver- 
hindern dessen völlige Aussüfcung 1 ). 

Daß in Meeresstraßen, welche Wasserbecken von 
verschiedenem spezifischen Gewicht verbinden, nur in 
einer bestimmten Tiefe Gleichgewicht herrschen, dagegen 
oben die leichtere und deshalb höher stehende Flüssigkeit 
nach der Seite der schwereren, diese aber in der Tiefe 
unter die leichtere sich schieben muß, ist leicht ein- 
zusehen. E. Witte hat (Poggendorffs Annalen d. Physik, 
Bd. 141, S. 317) eine einfache Formel angegeben, 
welche die Niveaudifferenz n und die Tiefe »f, in welcher 
kein Strom stattfindet, miteinander verbindet. Ist 5 das 
spezifische Gewicht der leichteren, s y das der schwereren 
Flüssigkeit, so kann Gleichgewicht nur in der Tiefe m 
herrschen, wo (m -j- w) s = ms v Setzt man für s die 
mittlere Dichte 1,0261 der oberflächlichen Schichten des 
Atlantischen Ozeans außerhalb der Straße von Gibraltar, 
für s } die mittlere Dichte 1,0278 des Mittelmeerwassers 
in seinem westlichen Becken nach Carpenter (Proc. Boy. 
Soc. XIX, 198), für die Niveaudifferenz beider Ozeane 
n = 0,6 m, als ungefähren Mittelwert der oben angeführten 
Nivellementsergebnisse, so erhält man als Tiefe, in der 
kein Strom stattfindet, 362 m. Bei den angestellten Strom- 
beobachtungen wurde die neutrale Schicht immer höher, 
etwa in 200 m, gefunden, was von dem Einflüsse der 
trichterförmigen Gestalt der Straße, vielleicht aber auch 
daher 'rühren mag, daß man die geringere Dichte des 



') [Die Grenze, bis zu welcher der nach Südwest gerichtete 
Oberstrom in die Tiefe hinabreicht, ist von Wharton für Darda- 
nellen und Bosporus zwischen 18 und 25 m gefunden worden. 
Von da an abwärts war die Zunahme der Wasserdichte eine sehr 
entschiedene, so bei Konstantinopel (15. Oktober 1872) von 1,014 
auf 1,023 und mehr: bei Tschanak Kalessi (1. Oktober) von 1,017 
auf 1,025 und mehr. Interessant ist, daß nach Wharton und 
de Gueydon {Revue maritime et colon. tome 91, 1886, p. 338) in 
beiden Engen unter dem Niveau von 50 m Tiefe wieder ein mit 
dem Oberstrom gleich gerichteter südwestlicher Strom vorzu- 
kommen scheint, dessen Stärke freilich gering ist, über dessen 
Existenz und Bedeutung aber erst spatere L T ntersuchungen ent- 
scheiden müssen.! 



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300 



Die Vertikalzirkulation. 



Mittelmeeres in der Nähe des Ostendes der Strafte (oder 
einen gemäß Helmerts Ausspruch verkleinerten Wert für « , 
z. B. 0,33 m) in die Formel einsetzen müßte. TJeber- 
haupt zeigt diese in der Form: 

fl8 



daß die Tiefe der neutralen Schicht proportional dem 
Niveauunterschied und umgekehrt proportional der spezifi- 
schen Gewh tsdifferenz ist. Ist die Niveaudifferenz sehr 
gering, so rückt die neutrale Schicht nahe an die Ober- 
fläche. Dieser Fall findet statt in den Verbindungsstraßen 
der Ostsee mit der Nordsee. Nach den angeführten 
Nivellements liegt der südliche Teil der Nordsee sogar 
um einige Centimeter höher als die Ostsee bei Swine- 
münde. Trotzdem fließt das Ostseewasser fast immer, 
wenn auch in sehr dünner Schicht, nach dem Kattegat 
aus und das schwere Nordseewasser verbreitet sich in der 
Tiefe weit in die Ostsee hinein, welche Verhältnisse schon 
früher (Bd. I, S. 166 und 167) eingehender geschildert 
worden sind. Es zeigt dies eben, daß auch ohne angeb- 
bare Niveaudifferenz Wasserkörper von verschiedenem 
spezifischen Gewicht nicht in Berührung kommen können, 
ohne sich nach der Dichte zu lagern. Die Geschwindig- 
keit, womit dies stattfindet und die dabei entstehenden 
Stromlinien werden freilich viel mehr durch andere Ursachen, 
insbesondere durch Winde und Gezeiten bedingt, worauf 
erst später näher eingegangen werden kann. 41 ) 



III. Vertikaler Ausgleich des Windstaus. 

Wir sahen bereits bei der Schilderung der Vorgänge, 
welche die Brandung ausmachen, daß in der eigentlichen 
Strandzone durch die überschlagenden Wellenkämme sich 
Wassermengen anhäufen, welche im Ruhezustände des 
Meeres dort nicht vorhanden sein würden und die einen 



0 Hier endet da9 Manuskript von Professor Zöppritz. 



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Einwirkung des Windstaus. 301 

Ueberdruck hierselbst und damit als notwendige Folge 
ein Abfließen des aufgehäuften Wassers am Boden ent- 
lang hervorrufen (s. oben S. 93). Während diese Er- 
scheinung, der sogenannte „Sog tt , meist nur eine gelinde 
Unterströmung bedingt, wird durch gleichzeitig herrschen- 
den auflandigen Wind der Ueberdruck durch allgemeines 
Anstauen des Wassers an der Küste ein sehr beträchtlicher, 
und dementsprechend dann auch der Strom entlang dem 
Meeresboden verstärkt werden. 

Die anstauende Wirkung des Windes tritt bei den klein- 
sten Wasserbecken meist noch deutlicher in die Erscheinung 
als bei größeren, wo sie sich mehr indirekt fühlbar macht ; 
nur bei den Sturmfluten gelangt sie Überall zu Aeußerungen 
ihrer Kraft, welche mit den verheerendsten Wirkungen 
auf die Küstenlandschaften verbunden sein können. Auf 
diese Verhältnisse ist übrigens schon bei früherer Gelegen- 
heit im allgemeinen hingewiesen worden (Bd. I, S. 39), 
doch müssen wir hier die Vorgänge mehr ins einzelne 
verfolgen. Grundlegende Untersuchungen haben nach dieser 
Richtung Prof. A. Colding (Kongel. Danske Videnskaberms 
Sehkabs Skrifter, 5. Raekke XI und 6. Raekke I, Kjöben- 
havn 1876 und 1881) und W. Ferrel (in zahlreichen 
Aufsätzen der Nature vol. V und VI und neuerdings 
Science, vol. VIII, 1886) angestellt, während dagegen in 
einer von Zopp ritz (Wiedemanns Annalen d. Physik 
N. F. VI, 1879, S. 608), versuchten Darstellung des 
Windstaus der viel zu abstrakte Standpunkt der Analysis 
eine klare Auffassung der natürlichen Vorgänge leider 
verhindert und nur zu gänzlich negativen Resultaten ge- 
führt hat. Die von Colding und Ferrel erzielten Er- 
gebnisse sind ziemlich einfacher Art und lassen sich etwa 
folgendermaßen formulieren : 

1. Ein Luftstrom, der horizontal über eine vorher 
ruhende, ringsum abgeschlossene Wassermenge von ge- 
gebener Tiefe dahinweht, wird die Oberflächen teilchen 
mit sich fortführen und an der Leeküste, wo er das 
Wasser verläßt, aufhäufen, dagegen an der Luvküste 
eine Depression unter dem Niveau der Ruhelage be- 
wirken. 



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302 Die Vertikalzirkulation. 

2. Dieser Staueffekt ist direkt proportional der Länge 
des Wasserbeckens: je länger dieses ist, desto weiter 
kann der Wind ausholen, um die Wasserteilchen an der 
Leeseite aufzuhäufen. 

3. Andererseits ist der Staueffekt proportional der 
Windstärke und zwar, nach Coldings Untersuchungen, dem 
Quadrate der Windgeschwindigkeit. Ein doppelt so starker 
Wind gibt also eine viermal so starke Anstauung, wenn 
als solche der gesamte Niveauunterschied zwischen den 
Wasserständen an der Luv- und Leeküste gerechnet wird. 

4. Dagegen ist der Staueffekt umgekehrt proportional 
der Wassertiefe, welcher Satz einige Erläuterung erfordert. 

Je höher nämlich die Anstauung, desto stärker wird 
der Ueberdruck, welcher in dem Wasserbecken das Gleich- 
gewicht zwischen der Luv- und Leeküste stört. Infolge- 
dessen entsteht jene Strömung, welche am Boden von 
der Leeküste nach der Luvküste hin überschüssiges Wasser 
entführt und so verhindert, daß bei andauerndem Winde 
der Staueffekt sich nicht einfach proportional der Zeit 
steigert. Wenn das W T asser tief ist, findet der Unter- 
strom keinerlei Schwierigkeit, und so kann der Ueber- 
druck zum größten Teil schnell beseitigt werden. Ist 
aber das Wasser flach, so bewirkt das enge Durchfluß- 
profil und dazu die Reibung am Boden, daß der Aus- 
gleichstrom nicht so ergiebig werden kann: die Niveau- 
erhöhung wird also nur zu einem kleinen Bruchteil durch 
diesen Unterstrom beseitigt werden. Darum also das 
Gesetz: der Staueffekt ist umgekehrt proportional der 
Wassertiefe, er ist groß bei geringer, klein bei beträcht- 
licher Wassertiefe. 

Das Endresultat wird also eine mehr oder weniger 
ergiebige Niveauerhöhung an der Leeküste sein. Nennen 
wir h den Niveauunterschied zwischen den Wasserständen 
der Luv- und der Leeküste, w die Windgeschwindigkeit 
(in Meter per Sekunde), / die Länge des Wasserbeckens 
(in Meter), p die mittlere Tiefe desselben (in Meter) und 
a den Winkel, welchen die Windrichtung mit der Ebene 
des Profils macht, längs dem der Niveauunterschied be- 
stimmt werden soll, so erhalt man nach Colding: 



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Einwirkung des Windetaus 



h = 0,000001526— .w*. cos a. 

P 

Die Prüfung dieser Formel auf Grund der Stauwirkungen in 
der Ostsee bei der Sturmflut vom 12. bis 14. November 1872 er- 
gab sehr günstige Resultate, welche bestehen bleiben, auch wenn 
die von Colding benutzten Werte für die Windgeschwindigkeit 
aus den offiziell englischen in die Köppens (gemäß der Tabelle 
S. 68) umgewandelt werden. So ergab sich z. B. im Kattegat 
zwischen dem schwedischen Orte Varberg und dem jütländischen 
Fornäs am 13. November 2 Uhr nachmittags durch Pegelbeob- 
achtungen ein Niveauunterschied von 6 dänischen (rheinl.) Fuß 
oder 1,9 m. Die aus der Karte entnommenen Werte sind für 
/ = 108 000, p = 21 m, a = 3 °, und für w = Stärke 9 Beaufort = 16 m 
(bei einem barometrischen Gradienten von 5 mm) anzusetzen, 
woraus sich h = 2,0 m berechnet. Zur selben Zeit betrug der 
Niveauunterschied zwischen den Hafenorten auf Bornholm (-f 5,0 
bis +6\0 Fuß) und Hemel ( — 0^6 Fuß) rund 2 m; setzen wir die 
Distanz l zwischen dem Ostkap dieser Insel und Memel = 375 000, 
p = 60 m, w = 15 m (Stärke 8 im Osten, 9 im Westen) und a = 8°, 
so ergibt sich h = 2,13 ra. 

Für Wasserbecken von größeren Dimensionen scheint die 
Formel weniger geeignet. Denn es ist leicht einzusehen, daß auf 
einer Küstenstufe oder einem flachen, der Küste vorgelagerten 
Vorstrand der Stauungseffekt sehr viel bedeutender wird, als wenn 
der Strand stark abschüssig ausgebildet ist. Für lange Strecken, 
welche der Wind bestreicht, hat dann diese Ausbildung der Ufer- 
zone nur einen sehr geringen Effekt auf die mittlere Tiefe, welche 
man für das ganze Profil erhält. — Andererseits fehlt auch der 
Formel ein Glied, welches der horizontalen Gestaltung des Wasser- 
beckens Rechnung trägt: trichterförmig landeinwärts sich zu- 
spitzende Golfe werden einen größeren Staueffekt aufweisen als 
eine glatt verlaufende Küste. 

Einige sehr überzeugende Beweise für die anstauende Thätig- 
keit auflandiger Winde enthält auch Lentz' Werk über „Flut 
und Ebbe und die Wirkung des Windes auf den Meeresspiegel"; 
so gibt er (S. 145 f.) folgende Zusammenstellung der Frequenz 
der Winde zu Helgoland und der Abweichung der mittleren 
Wasserstände am Pegel zu Kuxhaven im Jahre 1874: 

Frühling Sommer Herbst Winter 

WSW- und TF-Winde . . 25% 27 > 32°/o 19°/o 
Wasserstände —8 cm —1cm -j-^cm +3 cm 

Der Staueffekt erscheint gering, da die Nordsee nach Norden hin 
geöffnet ist. 

Ein klassisches Gebiet des Windstaus ist dann wieder das 
Asowsche Meer. Mit seiner geringen Mittel tiefe von nur 10 m 
und der großen Längenachse von 360 km bietet es Dimensionen 



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304 



Die Vertikalzirkulation. 



dar, welche der Windwirkung ganz excessiven Spielraum lassen. 
Bei einer Windstärke von beispielsweise 12 m würde sich bei 
einer Windrichtung aus ONO oder IVSW aus der Coldingschen 
Formel sogar ein Staueffekt von last 9 m berechnen, also an der 
Leeseite eine Aufstauung von — }— 4-^5 m über, an der Luvseite eine 
Depression im gleichen Betrage unter Mittelwasser. Da beide 
Windrichtungen häufig und stark auftreten, so ist in der That 
die Taganrogsche Bucht ganz außerordentlich ergiebigen Niveau- 
schwankungen ausgesetzt. Baer in seiner bekannten Studie über 
das Asowsche Meer sagt darüber (Bull. Acad. St. -Ptteisb. V, 1863, 
89 f.): „Ein ganz anderer Umstand als die (behauptete) Abnahme 
der Tiefe (des Asowschen Meeres in historischer Zeit) macht aber 
die Fahrt auf dem nordöstlichen Busen beschwerlich und gefähr- 
lich, nämlich der Wechsel in der Höhe des Wasserstandes. Dieser 
Wechsel ist (schon sehr) bemerklich an den Ufern des großen 
Beckens und staut das Wasser auf oder drückt es nieder, nach, 
den verschiedenen Richtungen des Windes und nach dem Drucke 
der Luft. So wurden am 10. November 1831 alle Fischereistationen 
und Magazine an der Hachen Südostküste bei Atschujew weg- 
geschwemmt. Er ist aber ganz besonders groß und gefährlich in 
dem nordöstlichen Busen, denn es kann ein Schiff, das um Ladung 
einzunehmen, vor Anker liegt und noch mehrere Fuß Wasser 
unter dem Kiele hat, nach wenigen Stunden auf dem Grunde 
sitzen. Alle Lotsenbücher (z. B. das von 1808 und 1854) sprechen 
umständlich darüber und trösten nur damit, daß der Boden überall 
weich ist und meist aus gutem Ankergrund besteht. Ja, das höchst 
auffallende, kaum glaubliche Sinken des Wasserspiegels um 10 Fuß 
(3 m) in wenigen Stunden, welches in einem (offiziellen) Bericht 
erwähnt wird, erzählt der Verfasser des neuen „Lotsen*, der 
Lieutenant Suchomlin, als von ihm selbst am 22. September 18-50 
erlebt. Andere Angaben, die man zerstreut iu Reisebeschreibun- 
gen und anderen Schriften findet, sind noch auffallender. So 
sagt Clarke (1800), daß bei heftigen und anhaltenden Ostwinden 
zuweilen das Wasser von der Taganrogschen Reede so weggedrängt 
werde, daß man auf dem trocken gelegten Meeresboden nach der 
gegenüberliegenden Seite, 20 km weit, gehen könne (ohne Zweifel 
übertrieben). Umgekehrt staut sich aber auch das Wasser zu- 
weilen ungemein hoch auf. Man will es im November 1849 bei 
anhaltendem SW bei Taganrog um 18 Fuß (5,4 m) sich erheben 
gesehen haben." Auch große Teile des Siwas oder Faulen Meeres 
fallen bei anhaltendem Westwinde trocken, was schon den Alten 
sehr wohl bekannt war. (Vgl. Smy th, Meditetranean, p. 281, auch 
Beispiele aus dem Schwarzen Meere.) 

Als notwendige Folge des Windstaus ergab sich uns 
ein Unterstrom, am Meeresboden entlang; als ebenso 
unerläßliche Bedingung des Windstaus aber ein Trans- 
port von Wasser durch den Wind leewärts, also ein mit 



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r 



„Auftrieb 44 des kalten Tiefenwaseers. 305 

dem Winde gleichgerichteter Oberstrom. Beide Strömungen 
erzeugen somit eine vertikale Zirkulation, deren aufsteigen- 
der Teil an der Luvküste, deren absteigender an der Lee- 
küste des herrschenden Windes zu suchen ist. Diese auf 
Ausgleich des Windstaus hinzielende Zirkulation ist nun 
eine sehr verbreitete und in ihren Folgewirkungen höchst 
auffallige Erscheinung in den Meeren der Erde. 

Natürlich wird bei der großen und schnell leewärts 
zunehmenden Wassertiefe der Staueffekt an den Küsten 
der großen Ozeane ein verschwindender und vielleicht 
kaum meßbarer sein, wie eine einfache Rechnung für die 
Strecke im Nordatlantischen Ozean zwischen W 7 estindien 
und der Senegalmündung zeigen mag. Hier wird /=4 770000 
(45 Längengrade zu je 10G km), p = 4725, w = 8, a = 1 5 0 
und daraus n nur 0,095 m (vorausgesetzt, daß für so große 
Dimensionen die Coldingsche Formel noch als brauchbar 
gelten darf), aber ein kleiner Unterschied, obschon nur 
ein Gefälle von 1 zu 5000000, bleibt doch wahrschein- 
lich und wird eine gelinde Zirkulation, nach Art der ali- 
gemeinen thermischen zwischen Tropen- und Polarzone, 
zu nähren imstande sein. 

Dafür, daß dieses der Fall ist, liefert das Verhalten 
der Wassertemperaturen einen deutlichen Beweis. Schon 
in der Ostsee erzeugt namentlich im Sommer, wenn die 
Oberfläche verhältnismäßig hoch erwärmt ist, an den Küsten 
diese vertikale Zirkulation große Unterschiede in den Ober- 
Ii ächentemperaturen. Nach längere Zeit anhaltenden Ost- 
winden beobachtete Kapt. P. Hoffmann an Bord des 
Kanonenboots „ Delphin" bei Memel am 9. August 1875 
eine so starke Abnahme der Wasserwärme, daß diese 
im Memeler Tief im Laufe des Tages von 19° auf 8° 
fiel und am Morgen des 10. August nur noch 6° betrug. 
Einige Stunden später befand sich das Schiff nur 4 bis 
5 Seemeilen von der Küste, wo dann die Temperatur des 
Oberflächenwassers plötzlich wieder 18° betrug; und am 
folgenden Tage, ca. 35 Seemeilen von Land, fand sich 
bei gleicher Oberflächenwärme von 18° erst in 70 m Tiefe 
die Temperatur von 6° (Segelhandbuch für die Ostsee, 
Bd. I, 59). Aehnliche Beobachtungen werden in den Bade- 

Krümmel, Ozeanographie IT. 20 



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Wirkungen des Windetaus. 



orten an der Ostsee in jedem Sommer bei ablandigem 
Winde gemacht, und in der Kieler Föhrde z. B. bewirken 
Nordwinde im Spätsommer eine Erwärmung, Südwinde 
eine sehr fühlbare Abkühlung des Badewassers. Ehedem 
pflegte man bei der Erklärung dieses so auffälligen Tem- 
peraturwechsels an kalte Oberflächenströmungen zu 
denken, welche aus den nördlichsten Teilen der Ostsee 
Wasser herbeiführen sollten. So z. B. meinte A. v. Hum- 
boldt auf seiner Seereise von Swinemünde nach Pillau 
im Sommer 1 834 die starke Abnahme der Temperaturen 
bei Leba und Rixhöft allein erklären zu können; er fand 
nämlich (offenbar bei Westwind): 

bei Swinemünde 28,1°, 

bei Treptow 20,3°, 

östlich Leba 11,9°, 

bei Rixhöft 11,8°, 

östlich Heia wieder .... 22.2°. 

Hagen (Wasserbau, HI, 1, 195), hat daran anknüpfend 
sogar ein Strömungssystem der Ostsee konstruieren wollen. 

Auch an der exponierten Südktiste Afrikas, in der 
Simonsbai konstatierte die Challenger-Expedition bei ihrem 
Aufenthalte im November 1873 ähnliche Temperatur- 
schwankungen, welche schon damals auf Windstau oder 
richtiger davon erzeugten Auftrieb zurückgeführt wurden. 
Nachdem längere Zeit hindurch beständiger Südost geweht 
hatte, betrug die Wasserwärme 16,7° bis 17,8°, welche 
Temperatur auch außerhalb der Bai nahe dem Lande 
gefunden wurde. Als aber ein heftiger Nordwest einsetzte 
und das Wasser aus der Bai hinaustrieb, fiel die Tempe- 
ratur in 6 Stunden bis 10,5°, und zwar herrschte diese 
nicht nur an der Oberfläche, sondern auch bis zum Boden 
in 16 m Tiefe. Auch weiter westlich in offener See hatte 
der „Challenger* vorher diese Temperatur erst unterhalb 
91 m Tiefe gefunden (Ann. d. Hydr. 1874, S. 84). Gerade 
dieser letztere Umstand beweist das Aufsteigen dieses 
niedrig temperierten W r assers aus der Tiefe. 

Auf denselben Vorgängen beruhen die niedrigen Küsten- 
temperaturen, welche sich im Atlantischen und Pazifischen 
Ozean an der Ostseite des Passatgebiets, sowie an der 



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1 

I 



Auftrieb an den tropischen Luvküsten. 307 

Westseite des von Westwinden beherrschten Teils dieser 
Ozeane finden : jedesmal liegen diese Küstenstreifen kalten 
Wassers an der Luvseite des Gebietes. Die notwendig 
zu dieser vertikalen Zirkulation gehörende Aufhäufung sehr 
warmen Wassers an der Leeseite der betreffenden Meeres- 
teile fehlt auch nicht, und überhaupt findet die ganze 
Wärmeschichtung dieser beiden Ozeane erst ihre Erklärung 
in dem Bestehen solcher ostwestlichen Vertikalzirkulationen. 
Hierfür sollen im folgenden einige Beweise beigebracht 
werden. 

1. Das kalte Auftrieb wasser der tropischen Luvküsten. 

Im Nordatlantischen Ozean zieht der Nordost- 
passat das Oberflächenwasser aus der Gegend von Madeira 
nach Südwesten hin und drängt es gegen die Nordküste 
Südamerikas und ins Karibische Meer hinein. So findet 
sich denn entlang der Küste von Marocco, der Sahara 
und Senegambien bis zum Kap Verde hin, das eine 
scharfe Wärmemarke bildet, kaltes Küstenwasser, dessen 
Temperaturen um so niedriger sich herausstellen, je näher 
der Küste man mißt. Nares und Buchanan fanden 
(Proceed. Ii. Geogr. Soc. 1874, p. 333 und 1886, p. 764) 
schon beim Kap Spartel die Meereswärme um 5 0 bis 6 0 
kälter als an der gegenüberliegenden spanischen Küste; 
auf der Höhe von Mogador waren an der Küste 15,6°, 
während 20 Seemeilen seewärts 21,1° sich ergaben. In 
der That sind schon hier die nordöstlichen Winde in allen 
Monaten des Jahres durchaus vorherrschend (Ann. d. Hydr. 
1875, 444). Dieses kalte Wasser hat eine ausgesprochen 
dunkelgrüne (grau- oder flaschengrüne) Farbe und erzeugt, 
da die darüber lagernde Luft erheblich wärmer ist, dicke 
Nebel. Als sich G. Rohlfs im Monat August 1862 in 
Agadir. an der Mündung des Wed Sus (südlich vom Atlas) 
befand, war er verwundert über das dort herrschende 
kalte Klima; vor Mittag durchdringe die Sonne den dichten 
Nebel nie und auch in der Sonne sei es dann nicht über- 
mäßig warm. — Der englische Atlas der Oberflächen- 
temperaturen aller Meere (Charts shoicing the surface tem- 



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308 



Wirkungen des Windstaus. 



jwratures of the Atlantic, Indian and Pacific Oceans etc., 
London 1884), zeigt für den Meeresstrich südlich der 
Kanarischen Inseln ziemlich zahlreiche Beobachtungen, 
welche übereinstimmend ergeben, daß an der Küste die 
Wasserwärme durchschnittlich 3 0 bis 5 0 niedriger ist als 
200 Seemeilen westlicher in See. Besonders kalt erscheint 
dabei die durch das Kap Blanco nach Norden abgeschlos- 
sene Bucht von Arguin, was auch durch die Beobach- 
tungen der französischen Postdampfer, deren Kurs hier 
sehr nahe unter Land verläuft, bestätigt wird (Ann. d. 
Hydr.1883, 473). Weiter südlich fand Commander Bourke 
(citiert bei HofFmann, Meeresströmungen S. 69), noch bei 
der Insel öor^e (14° 40' N. Br.), im Februar nur 17,2° 
und an der Mündung des Gambia im März 1865 nur 18,3 °, 
während das Flußwasser fast 24 0 zeigte. Die Südgrenze 
dieses kalten Wassers liegt meist beim Grünen Vorgebirge, 
schwankt aber mit den Jahreszeiten nicht unerheblich, 
wie wir bei Beschreibung der Guineaströmung später 
sehen werden. 

Im Südatlantischen Ozean erstreckt sich das kalte 
Küstenwasser von der Kapstadt an nördlich bis über die 
Kongomündung hinaus: überall ist dabei die Temperatur 
im Innern der Buchten und Baien merklich niedriger als 
in kurzem Abstände davon seewärts. Vor der Einfahrt in die 
Bucht von Landana (5° 14' S. Br.) maß Dr. von Danckel- 
mau im April 1882 eine Oberflächentemperatur von 
29,6 °, als 40 Minuten später das Dampf boot in dem Hafen 
Anker warf, war die Meereswärme auf 26,2° gefallen. 
Selbst in der Bai von Jumba (3 0 20' S. Br.) fand noch 
eine ähnliche Erniedrigung der Wassertemperatur statt, 
indem das Thermometer im Innern derselben 26,6 °, außer- 
halb derselben aber 28,2° zeigte (Verh. Ges. f. Erdk. zu 
Berlin, 1886, S. 417). Auf der Höhe von Kap Catherine 
(2 n S. Br.) war die Erscheinung aber nicht mehr zu be- 
merken. Weiter südlich ist sie altbekannt und neuer- 
dings von den Häfen in Lüderitzland mehrfach beschrieben. 
So fand Dr. Pechuel-Lösche in der Tafelbai am 
14. August 1884 die Meereswärme nicht unter 13,5°, 
dagegen am 22. August in der Wallischbai 12,4° bis 11,9°. 



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Auftrieb an den tropischen Luvküsten. 301> 

Auf der Rückreise im November desselben Jahres von 
dort fand er, mit Westkurs aussegelnd, die Meereswärme 
von 12° bis 13° an der Oberfläche gleichmäßig seewärts 
zunehmend, auf rund 150 km um 1°, so daß in 1U00 km 
Abstand vom Lande 20 0 gemessen wurden. Vom fernsten 
erreichten Punkte (29 0 S. Br., 3 0 0. Lg.), in südöstlicher 
Richtung auf die Kapstadt zu segelnd sah er die Tempe- 
raturen zunächst zwischen 18° und 21° schwanken und 
erst hart am Gestade in der Tafelbai fielen sie plötzlich 
bis 13,8° und 12,7° (Ausland 188(3, 851). Auch hier ist 
das aufsteigende Wasser dunkelgrün und erzeugt Nebel. 

Im Nordpazifischen Ozean erstreckt sich das kalte 
Küstenwasser nordwärts von Kap San Lucas bis über San 
Francisco hinaus. Der schroffe Uebergang aus dem blauen, 
warmen (nicht unter 25° messenden) Tropenwasser ent- 
lang der Westküste von Mexico und dem Eingang des 
Golfs von Kalifornien hinüber in das kalte, fischreiche 
Auftriebwasser entlang der Küste Unterkaliforniens hat 
Buchana n (Proceed. B. G. Soc. 1880, 766) sehr an- 
schaulich geschildert. Im Februar 1885 beobachtete er 
in zwei Seemeilen Abstand vom Kap San Lucas noch 25,0 °; 
eine halbe Stunde später, nahe dem felsigen Vorgebirge, 
zeigte das Wasserthermometer nur 23 0 und nach einer 
weiteren Stunde ganz nahe der Küste gar nur 18°. 
Das war um 5 3 /4 Uhr nachmittags. In der Nacht vom 
Lande abhaltend lief der Dampfer durch Wasser von 
19,3°, am andern Morgen um 8 Uhr wieder unter dem 
Land, 2 Seemeilen von Marguarete - Insel , aber maß 
Buchanan gar nur 15°. Im Hafen von San Francisco 
ergab sich die Wasserwärme zu nur 10°. 

Am längsten bekannt und am besten studiert sind 
die niedrigen Temperaturen entlang der Westküste 
Südamerikas. Hier stellte sie A. von Humboldt 
schon im Jahre 1801 fest, als er in Truxillo Ende Sep- 
tember die Meereswärme zu 16°, in Callao Anfang Novem- 
ber zu 15,5° maß, während die Lufttemperaturen 7° höher 
waren (s. den Originalbericht in Berghaus' Länder- und 
Völkerkunde, I, 576 ff). Als Humboldt am 25. Dezember 
1802 von Callao nach Guayaquil segelte, fand er die 



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310 



Wirkungen des Windstaus. 



Wasserwärme zunächst zwischen 21° und 22,5°, bis in 
4 1 2 0 S. Br. am Kap Blanco das Schiff ihn binnen wenigen 
Stunden aus Wasser von 20,4 0 in solches von 27 0 führte. 
Indes scheint es, als wenn diese Grenze nicht immer am 
Kap Blanco liegt, sondern in unseren Sommermonaten 
auch weiter nach Norden bis 2° 15' S. Br. bei Pa. Elena 
sich verschiebt, wo Dr. Th. Wolf im August 1875 
noch das Wasser 4 0 kälter fand als im Flusse von Guaya- 
quil und weiter in See (Verh. Ges. f. Erdk., Berlin 1879, 
247). — Neuere Daten hat Kapt. P. Hoffmann (Zur 
Mechanik der Meeresströmungen S. 75) gesammelt, aus 
denen wir folgendes entnehmen. Wenn man nach Hum- 
boldts Vorgang dieses kalte Wasser lediglich auf eine 
oberflächliche Zufuhr durch einen Meeresstrom von 
polarer Abkunft zurückführen will, so trifft man doch 
auf Schwierigkeiten, insofern z. B. in Callao zuweilen 
Temperaturen vorkommen, welche ebenso niedrig sind, 
wie gleichzeitig die in dem Hafen von Valparaiso oder 
Coquimbo beobachteten, welche doch 2500 bezw. 2100 km 
südlicher liegen. Aus den in vierstündigen Intervallen an 
Bord S. M. S. „Moltke" erfolgten Messungen der Meeres- 
wärme an der Oberfläche während des Ankerns in den 
eben genannten drei Häfen in den Jahren 1881 bis 1883 
entnimmt Hoff mann u. a. folgende Mittelwerte: 



Valparaiso 33° S. Br, 
Coquimbo 30° 
Callao 12° 



- 
- 




November 

14.8° 
14,9° 



Ein Meeresstrom von im Mittel 15 Seemeilen täglicher 
Geschwindigkeit, wie sie dem Peruanischen Strom zu- 
kommt, würde etwa 4 Monate brauchen, um den Weg 
von Valparaiso oder Coquimbo nach Callao zurückzulegen: 
wir müßten also im März in Callao etwa die Tempera- 
turen erwarten, welche im November 20 Breitengrade 
südlicher an der Meeresoberfläche vorhanden waren. Statt 



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Auftrieb an den tropischen Luvküsten. 31 1 

■ 

dessen finden wir gleichzeitig dieselbe Wasserwärme in 
den mehr als 2000 km voneinander entfernten Hilfen. 
Damit ist also ein Transport derselben durch einen Meeres- 
strom an der Oberfläche ausgeschlossen. Dasselbe ergibt 
sich aus dem auch hier mehrfach konstatierten, schnellen 
Ansteigen der Temperaturen seewärts beim Verlassen der 
Hafenbuchten. So fand Kapt. z. S. Hollmann (Ann. d. 
Hydr. 1882, 362), an Bord S. M. S. „ Elisabeth" auf der 
Reede von Callao am 28. Februar bei Windstille die 
Wasserwärme zu 18,3°, alsdann in See dampfend 30 See- 
meilen von der Küste 20,0 °, 80 Seemeilen von Land 
23,8° und in 135 Seemeilen Abstand 27°. — Umgekehrt 
beobachtete S. M. S. „Moltke" beim Einlaufen in die 
Bucht von Pisco ein Fallen der W r assertemperatur von 
10,7° auf 14,5°, und fand als absolut niedrigste Wasser- 
wärme in Callao sogar nur 13,6°. Durch solche Befunde 
erscheint die Abkunft dieses kalten Küstenwassers durch 
Aufsteigen aus der Tiefe gesichert. 

Auch die vom Passat jahraus jahrein bestrichenen Galäpagos- 
Inseln liefern ein schönes Beispiel von aufsteigendem kalten Tiefen- 
wasser an ihrer Leeseite, die immer die westliche der Inseln ist. 
Schon Fitz-Roy fand im Oktober 1887 an der Ostseite von Albe- 
marle-lnsel eine Wassertemperatur von 26,7°, an der Westseite 
dagegen von nicht ganz 15° (Voyages of the Adventure and Beagle, 
vol. II, p. 505). Einen ähnlichen Unterschied, wenn auch nur 5 
bis 6° betragend, fand 1880 Kapt. Markham zwischen den beiden 
Seiten der Inseln (Proceed. R. Geogr. Soc. 1880, 755), und ebenso 
war im August 1875 Dr. Th. Wolf erstaunt, im Hafen von Sta. 
Isabel an der Westküste von Albemarle-Insel um 2 bis 3° niedri- 
ger temperiertes Wasser zu finden als außerhalb der Inseln (Verh. 
d. Ges. f. Erdkunde, Berlin 1879, 246). Bei den Gahipagos-Inseln 
fehlen daher die Korallenriffe, dafür liegt oder lag hier ein Haupt- 
revier des Walfischfanges. — Hier wie an der Küste von Peru 
und Chile ist es der kräftige Südostpassat, der, das Obertlächen- 
wasser nach Westen drängend, an den Luvküsten des Festlands 
und der Inseln Wasser aus der Tiefe hervorsaugt. 

2. Das warme Wasser der tropischen Leeküsten. 

Ein Blick auf die Karken der Oberflächen wärme der 
Ozeane zeigt wie entlang den Ostküsten der tropischen 
Kontinente sich das warme Tropenwasser anhäuft (Zeitschr. 



i 



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312 



Wirkungen des Windstaus. 



für wiss. Geogr. 1887, Taf. 2 und 3 und S. 32 f.). Wenn 
man als tropischwarmes Wasser solches gelten läßt, das 
eine höhere Temperatur als 24° besitzt, so hat dieses 
eine Ausdehnung in Breitengraden: 





Im 


Im 




Atlantischen Ozean 


Pazifischen Ozean 




Westseite 


Ostseite 


Westseite 


Ostseite 


Im Februar . . 


56 


22 


49 


25 


Im August . . 


61 


21 


57 


17 



Also im Westen durchweg die doppelte, wenn nicht die 
dreifache Breite. Im Indischen Ozean ist diese Erscheinung 
wegen der anders gearteten Luftbewegungen weniger aus- 
geprägt: dort ist südlich vom Aequator eigentlich nur im 
Februar (also am Ende des Südsommers) an der afrikani- 
schen Küste eine entschiedene Anstauung von tropischem 
Wasser vorhanden. Buchanan, der auch diesen Gegen- 
satz klar ausspricht, hat darauf hingewiesen, wie in der 
geographischen Verbreitung der riffbauenden Korallen 
dieser Unterschied entscheidend auftritt: das kalte Auf- 
triebwasser der Luvküsten duldet keine Korallenriffe, da- 
gegen umsäumen diese mit Vorliebe den Festland- und 
Inselstrand der Leeküsten. 

Nach der oben gegebenen Theorie des Windstaus 
muß an diesen Leeküsten das Wasser von der Oberfläche 
langsam nach unten in die Tiefe gedrückt werden. Hier- 
für so anschauliche Beweise wie für das Aufsteigen des 
kalten Tiefenwassers an den Luvküsten beizubringen, ist 
schwierig; man ist nur auf vieldeutige Indicien angewiesen. 
Die Lage der submarinen Isothermen müßte eine solche 
Bewegung verrateA: im Westen der tropischen Ozeane, 
besonders nahe dem Aequator an den Küsten, sollten die 
Isothermflächen tiefer liegen, als in der Osthälfte luv- 
wärts gegen den Passat. Aehnliches läßt sich in der 
That wenigstens hier und da nachweisen. 

Im Nordatlantischen Ozean ergeben die Tempe- 
raturlotungen der Challenger-Expedition im Februar und 
März 1873 im Bereiche des vom Nordostpassat erzeugten 



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Warmes Stauwasser der Leeküsten. 



313 



nördlichen Aequatorialstroms eine stetig von Osten nach 
Westen zunehmende Absenkung der Isothermflächen, wie 
nachstehende Tabelle (zusammengestellt aus den Chal- 
lenger ßeports, Physics and Chemlstry, vol. I) ergibt. 



Nr. 


Schiffsort 


Temperaturen in der Tiefe (Faden) 




• 


OberÜ. 


50 


100 


150 


200 


300 


5 


24 f 20' N., 24° 28' W. 


20,0° 


18.5° 


17,0° 


15,6° 


14,0° 


11,4° 


13 


21 38 „ 44 39 „ 


22,2 


20,7 


18,9 


17,6 


15,7 


12,5 


22 


18 40 „ 62 56 „ 


24,4 


22,4 


20,6 


18,3 


16,4 


12,4 


28 


24 39 „ 65 25 n 


23.9 


23.3 


19,6 


18,1 


17,5 


14,6 



Durch Leitung von Wärme in die Tiefe allein wird diese 
Anordnung der Temperaturen wohl nicht zu erklären 
sein. Bei anderer Gelegenheit habe ich berechnet (Segel- 
handb. für den Atl. Ozean S. 22), daß die Isothermen 
von 15° und 10° liegen: 

Zwischen Kanarien und Kapverden . in bezw. 275 m und 630 rn 
Oestlich von den Kleinen Antillen . „ „ 390 „ „ 620 „ 
Zwischen Puerto Rico und Bermudas „ „ 510 „ „ 755 , 

Auch hier also ein „Einfallen" der Isothermflächen nach 
Westen hin, wie es die vertikale Zirkulation verlangt. — 
Leider fehlen Temperaturlotungen im Meeresstriche nord- 
östlich von Guyana ganz. 

Im Südatlantischen Ozean ergeben die Lotungen 
der „Gazelle* und des „Challenger 44 eine Lagerung der 
Isothermflächen meist in gleichem Sinne, wenn auch die 
Unterschiede so erheblich nicht sind, wie im nordatlan- 
tischen Gebiet; überdies rühren die Beobachtungen aus 
verschiedenen Jahreszeiten und Jahren her. Es ergibt 
sieb aus denselben folgende Tabelle: 



Nr. 


- 

Schiffsort 


Temperatur in der Tiefe von (Faden) 
Oberh\| 50 | 100 | 150 | 200 1 300 


Gz. 34 
Ch.339 
Gz. 159 
Ch.129 


15°20'S., 6°41'0. 
17 26 a 13 52 W. 
13 45 , 25 41 „ 
20 13 . 35 19 „ 


17,0° 
24,4 
27,7 
23,3 


14,3° 
20.6 
23,5 
20.3 


12,6° 
15,1 
17,3 
17,3 


11,5° 
144 


9,9° 

9,1 
10,7 ' 
10,7 


6,3° 
4,2 
6,1 
6,4 



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314 



Wirkungen des Windstaus. 



Für den Nordpazifischen Ozean stehen die Lotungen 
der „Tuscarora tt zwischen Kalifornien und den Sandwich- 
Inseln und des „Challenger" in den mittleren und west- 
lichsten Teilen zur Verfügung, aus denen sich folgende 
Daten entlehnen lassen: 



Nr. 


Schiffsort 


Temperatur in der 1 
Oberfl.| 50 1 100 


'iefe von (Fa 
150 | 200 


den) 
300 


TU9C. . 

Oh.261 
Ch.225 


26°22'N., 137° 19' W. 
20 18 , 157 14 „ 
11 24 „ 143 16 0. 


; 10.3° 
25.8 
26,8 


17,1° 

21.7 

26,6 


14,8° 

15,4 

21.3 


9,7° 7,8° 
10,4 9.2 
12,6 9,6 


5,0° 

5,8 

6.1 



Dagegen sind die Daten für den Südpazifischen 
Ozean wieder weniger überzeugend, weil aus dem öst- 
lichen Teil des Passatgebiets vollständige Lotungsreihen 
fehlen und in den westlichen inselerfüllten Räumen lokale 
Anstauungen und Aufsaugungen des Wassers nicht aus- 
bleiben können. Am meisten luvwärts liegt eine Lotung 
von Bord S. M. S. „Bismarck" vom 7. März 1879 vor. 
welche zwar nicht für genau 300 Faden = 549 m, sondern 
nur für 523 m eine Temperaturangabe lieferte (Ann. d. 
Hydr. 1881, 111). Im übrigen wählen wir einige Lotungen 
der „Challenger" -Expedition aus, obschon die Resultate 
namentlich für das Niveau von 150 und 200 Faden nicht 



das Erwartete bestätigen. — 


Nr. 


Schiffeort 


Tempe 
Obcrfl. 


ratur ii 
50 


i der Tiefe von (Faden) 
100 1 150 | 200 1 300 


Bisin . 

Ch.278 
„ 180 
, 218 


27° 22* S., 75°32'W. 
17 12 „ 149 43 O. 
14 7 , 153 43 „ 
2 33 ,144 4 n 


21,4° 
26,4 
26.7 
28,9 


25,1 0 

24,1 

27,6 


21,6° 

22.7 

22,7- 


19,7° 

16,6 

14,3 


14,8° 

13.9 

100 


6.1° 
7.9 
7.8 
7,6 



Den Indischen Ozean liegen wir bislang im all- 
gemeinen hier aus dem Spiel, weil er seiner Konfiguration 
sowohl wie seinen Windverhältnissen gemäß ganz andere 
Bedingungen für den Windstau und Auftrieb darbietet, 
als die andern beiden Ozeane. Schon ein Blick auf die 



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> 



Auftrieb im Indischen Ozean. 315 

Karten der Meerestemperatureti zeigt, daß entlang der 
Westküste Australiens kein kaltes Küstenwasser gefunden 
wird, im Gegenteil deuten die Isothermen eher eine Er- 
wärmung an gegenüber den weiter in See gelegenen 
Flächen. Auch der ganze klimatische Charakter West- 
australiens entbehrt der Merkmale, welche an den übrigen 
Luvküsten der Tropen sonst in so schöner Ueberein- 
stimmung wiederkehren: keine Nebel, keine Regenarmut 
hier in Australien, vielmehr reichliche Winterregen, keine 
Temperaturverkürzung gegenüber der Ostküste für gleiche 
geographische Breiten. «Wir dürfen daraus schließen/ 
sagt Hann (Klimatologie, S. <334), „dato an der Westküste 
Australiens die kühle Meeresströmung fehlt, welche die 
Temperatur der Westküste von Afrika und Südamerika 
so stark erniedrigt. Dafür spricht auch der Vergleich der 
Jahrestemperatur von Rottnest-Island (nahe vor der Mün- 
dung des Schwanenflusses) mit jener von Perth unter 
gleicher Breite. Die Insel ist um 0,3 0 wärmer, als die 
Landstation, es kann also an dieser Küste kein kalter 
Meeresstrom hinauflaufen. K Der Strom ist freilich vor- 
handen, aber erst in größerem Abstände vom Lande, wo 
ihn die Strom- und Isothermenkarten deutlich erkennen 
lassen. Warum aber fehlt das kalte Küsten wasser hier 
trotz des kräftigen Südostpassats im Indischen Ozean? 

Die Erklärung hierfür scheint in der Konfiguration 
des Australischen Festlandes zu liegen. Der Pazifische 
wie der Atlantische Ozean sind im ganzen Bereich der 
Tropenzone und darüber hinaus nach Osten hin durch zu- 
sammenhängende Landmassen abgeschlossen. Australien 
dagegen begrenzt nur zwischen 22° und 33° S. Br. als 
raeridionale Schranke den Indischen Ozean. Nördlich von 
22 0 S. Br. eröffnet sich zwischen den kleinen Sundainseln 
und Nord westaustralien die Möglichkeit, für das vom 
Südostpassat nach Westen gedrängte Wasser schon an 
der Oberfläche Ersatz zu schaffen, in der einen Hälfte 
des Jahres macht der Nordwestmonsun ganz Nord west- 
australien sogar zu seiner Leeküste mit Wasseranstauung 
an derselben, welche nach Südwesten abzufließen bestrebt 
sein muß, und wir werden in der That im folgenden Kapitel 



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316 



Wirkungen des Windstaus 



eine Strömung kennen lernen, welche diese doppelte Funktion 
erfüllt. Alsdann bedarf es keines Aufsteigens von kaltem 
Wasser aus der Tiefe und damit fehlt denn auch dem 
südlichen Indischen Ozean solche auf Windstau beruhende 
vertikale Zirkulation. 

Dagegen zeigt an zwei begrenzten Stellen nördlich 
vom Aequator an der Küste von Somaliland und von 
Südarabien sich im Südwestmonsun so kaltes Wasser, 
daü seine Herzuführung an der Oberfläche durch einen 
horizontalen Meeresstrom von polarer Abkunft völlig aus- 
geschlossen ist. Diese Kaltwassergebiete sind für den 
Monat August sehr deutlich zu erkennen in dem vom 
englischen Meteorologischen Amte herausgegebenen Atlas 
der Oberflächentemperaturen. Während an der ganzen 
tropischen Ostküste Afrikas die Wasserwärme in diesem 
Monat sonst nirgends unter 24° bis 25° beträgt, kommt 
gerade südlich von Kap Guardafui und der Insel Socotora 
eine Kaltwasserinsel von im Mittel nur 21 0 bis 23° Wärme 
vor und außerdem sind Schwankungen um dieses Mittel 
im Betrage von 10 0 als beobachtet vermerkt. In Einzel- 
fällen kommen nun hier, im heißesten Gebiet der Erde in 
10° N. Br. im Hochsommer Wassertemperaturen vor, 
welche noch nicht diejenigen erreichen, welche die Ost- 
see- und Nordseebäder gleichzeitig aufweisen. 

Sehr klar beobachtete dieselben Kapt. z. S. P. Hoffmann,, 
indem er im Juli 1885 mit S. M. Kreuzer „Möwe" bei frischem 
und zeitweilig stürmischem Südwestmonsun von Sansibar nach 
Aden segelte. ..jBis Kap Warscheik (nördlich von Mogduschu) 
hatten Wasser und Luft gegen die in Sansibar bestehenden Ver- 
hältnisse nicht wesentliche Aenderungen gezeigt. Die Wasser- 
temperaturen hatten immer 25° und darüber betragen. Sobald 
die starke (das Schiff nach SO versetzende) Strömung aufgehört 
hatte, fiel die Temperatur des Wassers zwischen 4° und 8° N. Br. 
rapide und erreichte beim Ras el Chail ^PferdekopP) den abnorm 
niedrigen Stand von 14.9 °. Infolgedessen fiel auch die Lufttempe- 
ratur. Bei klarem Himmel stieg das Thermometer mittags nicht 
über 20°. so daß man sich gern der Tropensonne aussetzte. Da- 
bei war der Horizont dunstig und nachts taute es stark, das Meer 
hatte ein tief olivengrünes, oft geradezu schwarzes Aussehen, ganz 
nahe der Küste wurde es hellgrün, während in den normal warmen 
Gegenden das Wasser stets tief blau war. u Eine Temperatur von 
14.9° würde man im ganzen Indischen Ozean gleichzeitig erst 



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Auftrieb im Indischen Ozean 



317 



polwärts 33° S. Br. nahe der australischen Küste finden. „Es 
wurde zweimal beigedreht, 4 ' berichtet Kapt. P. Hoffmann weiter, 
„um die Temperatur in der Tiefe zu messen, dieselbe fand sich 
auf 45, 100 und 200 m mit der Oberflächentemperatur sehr nahe 
ubereinstimmend 15,5° bis 15,3 °. u Im Golf von Aden dagegen 
fand sich in 200 m Tiefe eine Temperatur von 23,4° gegen 30,6° 
an der Oberfläche. — Hier ist also der stark das Wasser nach 
Nordosten und Osten hinwegtreibende Südwestmonsun die Ver- 
anlassung für das Aufsteigen von kaltem Wasser aus der Tiefe; 
eine andere Erklärung erscheint kaum möglich (Ann. d. Hydr. 
1886, 395; 1887, 27). Bemerkenswert ist, daß an diesem Teil der 
afrikanischen Küste auch die Korallenriffe fehlen. 

Ein zweites, wenn auch schwächer markiertes Kalt- 
wassergebiet kennt der oben erwähnte englische Tempe- 
raturatlas auch an der Südostküste Arabiens bei den 
Kuria-Muria- Inseln. Während der Golf von Aden im 
August im Mittel 28 0 Wasserwärme (allerdings mit einer 
Schwankung von + 3,5°) besitzt, erhält die Umgebung 
der genannten Inselgruppe nur 22 0 (mit einer Schwankung 
von ± 2,5°). Kings im Norden, Osten und Süden ist 
das Wasser gleichzeitig um 3° bis 4° wärmer. Auch 
hier also die gleiche Wirkung bei gleicher Ursache. — 
Die solche Kaltwasserzonen in den Tropen allgemein be- 
gleitenden Nebel haben an den bezeichneten Küstenstellen 
häufige Schiffsunfälle zur Folge; diese Nebel, nicht aber 
Riffe oder andere unterseeische Gefahren haben diese 
Küstenstriche schon seit alters in solchen Verruf gebracht. 

Schon die griechischen Ostindienfahrer der römischen Kaiser- 
zeit kannten und fürchteten die Nebel in der Umgebung der 
Kuria-Muria-Inseln und an der gegenüberliegenden Küste Arabiens, 
vgl. Periphis Maris Enjthraei §29 (Geogr. Graeci ntffl., ed. Ch. Müller, 
II, 280: ywpa nacfbv fyoosa xal 6juxX£fcq)< Ueber diese „dicke 
Luft" (wie auch der deutsche Seemann sagt) und die über dem 
kalten Wasser ebenfalls nicht seltene Luftspiegelung dieser Gegen- 
den vgl. auch Ritters Asien XII, 332, 344, 639. — 

Das Auftreten kalter Küstentemperaturen in der Chinasee 
bei Nordostmonsun westlich der Formosastraße bis nach Hainan 
hin bedarf noch genaueren Studiums, ehe es diesen Phänomenen 
ohne Bedenken einzuordnen ist. Denn es wäre möglich, daß der 
entlang der Ostküste Chinas nach S setzende und aus kaltem und 
leichtem Wasser bestehende Strom durch die hier im Winter nach 
W gehende Küstenströmung weiter geführt wird, so daß durch 
den Oberflächenstrom allein so kaltes Wasser bei Hongkong an- 
langen könnte, ohne durch Tiefenwasser von unten her weiter ab- 



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318 Wirkungen des Windstaus. 

gekühlt zu sein. Andererseits ist diese Südküste Chinas jeden- 
falls die Luvküste des Kordostmonsuns, und in einem abge- 
schlossenen Becken wie die Chinasee müßte der Auftrieb- und 
StauefTekt immerhin fühlbar werden. Der englische Atlas der 
Obertlächentemperaturen zeigt entlang der Südküste China« eine 
ganz schmale Zone von im Mittel 8° bis 10° niedrigerer Tempe- 
ratur, als sich in 200 bis 300 Seemeilen Abstand in See findet. 
Im November Bind die betreffenden Werte: an der Küste 20° bis 
22°, in See über 28°; im Februar an der Küste 16° bis 18°. in 
See 27° bis 28°. In den Sommermonaten ist die ganze Chinasee 
durchaus warm (über 28 °, ja S0°). — Bei genauerem Studium 
wäre das Augenmerk hauptsächlich darauf zu richten, ob im 
Innern der Baien und Buchten die Wassertemperaturen besonders 
niedrig sind, und namentlich auch, ob sie niedriger sind als die 
Lufttemperaturen. 

3. Die Windstau- und Auftriebzonen höherer Breiten. 

Die Luvküsten höherer Breiten sind die Ostktisten 
der Kontinente Amerika und Asien; die Westwinde, wenn 
auch an Regelmäßigkeit nicht den Passaten gleichkommend, 
tibertreffen diese doch meist an Kraft, überdies kann es 
sich hier auch mehr um die mittleren Verhältnisse, als 
um den im Augenblick jeweils herrschenden Zustand 
handeln. Da ist es nun gewiß nicht zufällig, daß an der 
Landseite der durch die Westwinde seewärts entführten 
tropischen Warmwasserströmungen sich kaltes Wasser 
einfindet, das man bislang ganz ausschließlich auf polare 
Oberflächenströme zurückführte. Hier ist P. Hoff mann 
der erste gewesen, der darin zum Teil wenigstens Auf- 
triebwasser erkannt hat (Ann. d. Hydr. 1887, 26). Wie 
wir sehen werden, ist es nun zwar nicht ausschließlich, 
obwohl in erster Linie der herrschende westliche Wind, 
welcher Strömungen wie den Floridastrom, Kuro-Shio 
und Brasilienstrom aus ihrer meridionalen Richtung nach 
Osten drängt; auch der Erdrotationswirkung ist in diesen 
hohen Breiten ein gewisser Einfluß einzuräumen. Aber 
wie sich in den luvwärts frei werdenden Raum die kalten 
Strömungen, mehr oder weniger verstärkt oder genährt 
durch Auftriebwasser, eindrängen, die als Labradorstrom, 
Oya-Shio, Falklandstrom zu beschreiben sein werden, so 
fehlt auch in die Tiefe abwärts drängendes Stauwasser 
den Leeküsten dieser Breiten nicht ganz. 



* 

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Warmes Stauwasser an den Westküsten höherer Breiten. 319 

Entlang der Westküste Europas zeigt der nordatlanti- 
sche Ozean eine Wärmeschichtuüg, die man immer sehr 
auffallend gefunden und zwar der Einwirkung des so- 
genannten „Golfstroms" zugeschrieben, aber damit doch 
eigentlich noch nicht erklärt hat. Aus den Lotungen der 
„Porcupine* im August 1870 an der Küste der iberischen 
Halbinsel, zwischen Kap Finisterre und St. Vincent ergibt 
sich nämlich folgende Lage der Isothermflächen in der 
Tiefe (in Meter): 



12° 


10° 


8° 


6° 


5° 


137 


1189 


1554 


1692 


1783 



Noch weiter nördlich, im tiefen Wasser westlich vor dem 
britischen Kanal, hatte die „Porcupine* im Sommer 1869 
die Temperaturen von 8 0 in 1068 m, bei Rockall in 1009 m 
und noch nördlicher in 59°35'N. Br., 9° 11' W. Lg., 
unweit dem Thomson-Rücken noch in 640 m Tiefe ge- 
funden. Die Isotherme von 6° lag am letzteren Orte 
noch in 1097 m (vergl. W. Thomson, Depths of the 
Sea). Es würde das, wollte man lediglich an Wärme- 
leitung von oben her denken, ein ganz außerordentliches 
Phänomen sein; dagegen würde ein Abwärtsdrängen des 
Stauwassers diese Wärnieanordnung wohl leichter erklären. 
In der Golfstromzone nördlich von den Bermuden liegen 
nämlich die bezeichneten Isothermflächen in folgenden 
Tiefen (in Metern): 



12° 


10* 


8« 


6° 


5° 


737 


824 


903 


1031 


1154 



(welche Werte Mittel aus den Lotungen Nr. 52 bis 57 b 
der Challenger-Expedition vorstellen). Man sieht, wie 
sämtliche Isothermflächen (von weniger als 12° Wärme) 



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320 



Wirkungen des Windstaus. 



nach Nordost „einfallen". Die 6° Isotherme liegt selbst 
nordwestlich von den Hebriden noch um 66 m tiefer als 
im Floridastrom nördlich von den Bermuden. 

Hierbei ist indes noch vieles sehr problematisch. Zu- 
nächst müßte, entsprechend der dann sehr viel größeren Stärke 
der Südwestwinde in dem Gebiet zwischen Neufundland 
und den FarÖer, in den Wintermonaten der Staueffekt noch 
deutlicher in die Erscheinung treten als im Sommer, wo 
man bislang ausschließlich Temperaturlotungen in diesen 
Teilen des Nordatlantischen Ozeans vorgenommen hat. 
Ferner fehlt dieser Erklärung noch die notwendige Parallele 
aus dem Nordpazifischen Ozean, wo aus dem analogen 
Gebiet, der Bucht zwischen 40 0 N. Br. und dem Terri- 
torium Aljaska Beobachtungen noch ganz mangeln (die 
Lotungen der „Tuscarora* bewegen sich zu nahe den 
Aleuten, einige ältere in Prestwichs Verzeichnis, Philos. 
Transaäions vol. 165, Nr. 279 und 280, erscheinen zu 
lückenhaft und wenig verläßlich). Wir werden bei späterer 
Gelegenheit überdies auch in den „ Kompensationsströmen " 
Vorgänge und Wirkungen kennen lernen, welche diese 
auf Windstau und -Auftrieb beruhende Wärmeschichtung 
auch auf anderem Wege nachahmen und wiederholen. Im 
ganzen uud großen aber enthüllt sich uns in dem verti- 
kalen Ausgleich dieser durch Winddruck erzeugten Niveau- 
unterschiede eine Kraft, welche eine Art langsamer 
Zirkulation in der Richtung der Parallelgrade erzeugen 
kann, die also zu der allgemeinen zwischen Polar- und 
Aequatorialgegenden senkrecht gerichtet ist. 

Diese Vorgänge lassen sich auch experimentell leicht nach- 
ahmen. Ein mit flachem Rande versehenes Gefäß wird fast ganz 
mit Wasser gefüllt. Sperrt man alsdann durch hineingelegte, 
passend geformte Metallstreifen einen schmalen Raum durch die 
ganze Breite des Gefäßes hin seitlich ab, so läßt sich durch ein- 
faches Darüberhinblasen ein Staueffekt nachweisen, dessen Auf- 
trieb- und Stauströme leicht durch je einen an den beiden Enden 
der Rinne in das Wasser gebrachten Tropfen Tinte sichtbar zu 
machen sind. Es handelt sich hierbei keineswegs um einen 
Flüssigkeits9trahl, wie etwa Zöppritz will (a. a. 0. 610), son- 
dern eine kontinuierliche Strombewegung, die gar keine besondere 
Kraft zu haben braucht; bei meinen Versuchen war ihre Ge- 
schwindigkeit etwa 0,2 bis 0,3 m in der Sekunde, wobei der sie 



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Ansichten von Zöppritz. 



unterhaltende Luftstrom durch einen kleinen Dampfkessel erzeugt 
wurde. Selbstverständlich wurde nicht nur auf diesem vertikalen 
Wege der üeberdruck der Stauseite ausgeglichen, sondern an den 
Rändern der Rinne zu beiden Seiten des Staustroms auch sehr 
kraftige horizontale Gegenströme hervorgerufen. Der Staustrom 
selbst war vielemal schwächer als diese an der Wasseroberfläche 
sich vollziehenden Bewegungen. Ganz so verhält es sich auch in 
der Natur, wo der Transport von kaltem Tiefen wasser an der 
Luvseite nach oben, wie von stark durchwärmtem Oberflächen- 
wasser an der Leeseite in die Tiefe ein sich sehr langsam ge- 
staltender Prozeß schon darum sein muß, weil sonst jene Tempe- 
raturgegen sätze noch viel schroffer sich ausbilden müßten, als 
ohnehin gefunden wird. Richtiger und mit den Folgerungen, 
welche aus Coldings Formel für große Wassertiefen zu ziehen 
sind, aber auch nur für diesen Fall besser übereinstimmend, sagt 
Zöppritz dann weiter: „Wenn erfahrungsgemäß der Windstau 
auch bei andauerndem Winde gewisse, ziemlich enge Grenzen 
nicht überschreitet, so kann dies wohl nur daran liegen, daß 
schon die Vorwärtsbewegung der oberflächlichsten Wasserteilchen 
in unstetigster, zusammenhangsloser Weise stattfindet. Bei merk- 
lichem Wind erheben sich immer Wellen, auf deren Kämme der 
Wind stärker einwirkt als auf ihre tiefer gelegenen Teile. Da- 
durch finden Unterschiebungen und Umkippungen, also unstetige 
Bewegungen statt. Bei solchen lokalen Lösungen des Zusammen- 
hangs können aber leicht zwischen und unter den vorwärts ge- 
schobenen Massen rückläufige Ausgleichsströmungen entstellen, so 
daß also, wenn die Stauhöhe ihre Maximalgrenze erreicht hat, 



Fig. 47 a. 




der ganze Vorgang des Vorschiebens der Oberflächenteilchen und 
des ausgleichenden Rückflusses gleicher Wassermengen innerhalb 
Krümmel, Ozeanographie II. 21 



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322 



Wirkungen des Windstaus. 



einer sehr dünnen oberflächlichen Schicht in unstetiger Weise 
stattfände, wahrend die tiefer gelegenen Schichten ganz in Ruhe 
blieben." Bedenken erregt nur der letzte Satz, der gegen die 
Kontinuitätsbedingung verstoßen würde. Die Sachlage ist wohl 
am besten' so zu formulieren, daß der Staustrom der Oberfläche 
relativ schnell, aber wenig tief greifend zu denken ist, während 
der Ausgleichstrom der Tiefe, bei dem vorhandenen großen Quer- 
schnitt des gegebenen Durchflußprofils., ganz langsam, aber in 
allen Wasserschichten wirksam auftreten muß. Kur unmittelbar 
am Boden und in der Grenzschicht gegen den Oberflächenstrom 
herrscht volle Ruhe. Also nicht wie auf Fig. 47 a (nach Carpenter), 
sondern wie Fig. 47 b zeigt. — 

Aus dem im Beginn dieser Darlegungen Gegebenen ist zu 
folgern, daß der Staueffekt eines auflandigen Windes bei ab- 
nehmender Wassertiefe je näher dem Strande, desto mehr sich 
steigert, was in der Coldingschen Formel nicht zum Ausdruck 
gelangt, da diese nur die mittlere Tiefe des vom Winde be- 
strichenen Wasserbeckens . beachtet. In der That bestätigte mir 
auch das Experiment, daß je sanfter das Ufer sich abböscht, auch 
die Stromerscheinungen (Auftrieb- wie Staustrom) desto kräftiger 
auftreten. — 

In dem Unterstrom der Leeseite, welcher das angestaute 
Wasser in der Tiefe luvwärts entführt, hat man vielleicht eine 
Kraft , welche bei der Bildung der Wellen furchen auf flachem 
Vorstrand nach auflandigen Winden beteiligt ist. Wir sahen oben 
(S. 82 f.), daß die normale Wellenbewegung allein nicht geeignet 
ist, solche parallelen Undulationen im sandigen Meeresboden auf- 
zubauen. Nach den neueren Untersuchungen von Hunt und 
G. H. Darwin (Proceed. K. 5oc, vol. 34 und 36), sowie von Ca 8. 
de Candolle und Forel {Archive* des sciences phys. et nat., tome 9, 
15. März und 15. Juli 1883), die sich nur zum Teil auf Beobach- 
tungen in der Natur, vorzugsweise auf Experimente gründen, ist 
es denn auch nicht mehr zweifelhaft, daß zwar eine Wellen- 
bewegung mit ihren alternierenden Orbitalströmungen notwendig 
ist, damit Wellenfurchen im Sandboden auftreten, aber daß auch 
noch etwas anderes hinzutreten muß. 

Die Experimente geschahen an flachen Gefässen mit senk- 
rechten Wandungen, die, durch Schaukeln rhythmisch bewegt, 
ihren flüssigen Inhalt zu stehenden Schwingungen veranlaßten. 
Bei solchen bewegt sich die unterste Wasserschicht mit großer 
Geschwindigkeit hin und her (s. oben S. 141), und eine Gruppe 
zufällig stärker aneinander haftender Sandkörnchen erregt durch 
seinen Widerstand an der jedesmal dem Strom zugewandten Seite 
eine Anhäufung anderer Sandkörnchen, an der abgewandten Seite 
dagegen einen kleinen Wirbel, der am Boden dem Orbitalstrom 
entgegenläuft und ebenfulls Sandkörnchen nach der widerstehen- 
den Gruppe hinführt. Da der Strom rhythmisch seine Richtung 
wechselt, liegt dieser Wirbel bald auf der einen, bald auf der 
anderen Seite des Kammes, der damit schnell anwächst. 



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Entstehung der Wellenfurchen. 



323 



Bei systematischer Untersuchung ergab sich, daß die Ab- 
stände der Furchungen voneinander (die „Lange 11 der Sandwellen) 
einfach abhängig war von der Geschwindigkeit dieser Oszillation, 
welche wieder proportional war der Amplitude und Periode der 
Schwankung; dagegen verringerte sie sich mit Zunahme der 
Wassertieie, und, wenigstens nach Foreis Behauptung, auch bei 
Zunahme der Korngröße. 

In diesen Experimenten handelt es sich um „stehende" 
Schwingungen, bei denen die Wasserteilchen auf die Punkte oder 
Linien der „Bäuche" zu gerichtete Bewegungen ausführen, welche 
unter den „Knoten 1 - das Maximum ihrer Bewegung erlangen. So 
sieht man in den mit Sand belegten Gefäßen in der That die 
Sandwellen gerade unter den Knotenlinien ihre größte, unter den 
Bauchen ihre kleinste Länge ausbilden. Nach längerer Dauer der 
Schwankungen wird (bei einknotiger Schwingung) der Sand da- 
durch überhaupt ganz aus der Gegend der Knotenlinie nach den 
beiden Seiten fortgeschafft, indem die Sandwellen langsam dahin 
wandern. 

Es fragt sich nun, ob diese Wahrnehmungen an stehenden 
Schwingungen sich ohne weiteres übertragen lassen auf die Aeuße- 
rungen der fortschreitenden Wellen in der Natur. Am Strande 
würden sich im günstigsten Falle stehende Schwingungen nur da 
einstellen können, wo Wellen reflektiert werden. Das ist aber 
nur möglich an sehr steilen Uferböschungen, wie sie nur Hafen- 
bassins bei überall gleichmäßiger Wassertiefe und Sandgrund 
zeigen. Aber ans den Beobachtungen von Hunt an der offenen 
englischen Küste, wie meinen eigenen im Kieler Hafen, beide 
stets an ganz flach ein schießendem Sandstrand angestellt, ergab 
sich vollkommen übereinstimmend, daß weder von reflektierten 
Wellen, noch sonst von stehenden Schwingungen hier die Rede 
sein kann. Damit verbietet sich denn auch die Anwendung jener 
Experimente zur Erklärung der Wellen furchen im Strandgebiet. 

Schon aus Hunts Beobachtungen entnehme ich, obwohl er 
selbst anderer Ansicht zu sein scheint, daß besonders schöne und 
frische Wellenfurchen nach auflandigem Winde wahrzunehmen 
waren. Nach eigener Erfahrung muß ich sogar annehmen, daß im 
Kieler Hafen solche Furchen überhaupt nur durch auflandige 
Winde sich frisch ausbilden. Wir sahen oben (S. 105), wie die 
Entstehung der sogen. „Riffe u an sandigen Meeresküsten auf dem 
Konflikt des Rückstroms (Ebbestroms) der Brandung mit dem 
Zustrom (oder Flutstrom) der nächst anlangenden Welle beruht. 
Tritt nun dazu noch bei auflandigem Winde eine Anstauung und 
aus dieser ein seewärts gerichteter Unter- oder Sogstrom, eo wird 
dieser unter dem Wellen kämm jedesmal von dem Gegeniauf der 
Wasserteilchen umgewendet werden, während unter dem Wellen- 
thal die Wasserteilchen mit dem Sogstrom gleiche Richtung 
haben und ihn verstärken werden. Wenn nun auch dieser Unter- 
strom nur einen kleinen Bruchteil der Orbitalgeschwindigkeit der 
Wasserteilchen erreicht, so wird doch an den Stellen, wo er mit 



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324 



Die Meeresströmungen. 



dem gegengerichteten Flutstrom der Welle kollidiert, leicht eine 
örtliche Aufstauung der Snndkörnchen in Gestalt eines Walles 
auftreten, der, einmal vorhanden, durch die beschriebene Wirbel- 
bildung an seinen Flanken schnell zur richtigen Wellenfurche 
auswächst. Das erklärt den Parallelismus dieser Furchen, wäh- 
rend die Länge der Sandwellen abhängig ist von dem Ausmaß 
der Horizontalverschiebung der die Welle bildenden Wasserfaderi. 
also mit zunehmender Tiefe sich verkleinert, indem alsdann so- 
wohl die Orbitalbewegung wie der Sogstrom an Kraft mehr und 
mehr einbüßt. — Da solche Wellenfurchen am Meeresboden immer 
nur nach starker Wellenbewegung im Wasser auftreten, so konnten 
in der That die bei früherer Gelegenheit erwähnten Beobachtungen 
von Siau (S. 32) als Beweis dafür dienen, daß noch in etwa 180 
bis 190 m Tiefe die Wellenbewegung ein merkliches Maß besitzt. 



■ 



Viertes Kapitel. 

Die Meeresströmungen. 

I. Einleitung. 

Während die Wellenbewegung des Meeres, sowohl 
in der Form der „Seen " , wie als Brandung am Strande, 
oder als seismische Stoßwelle oder endlich als Ebbe und 
Flut, Wirkungen äußert, welche auch dem Neuling schon 
nach einer auf wenigen Stunden sich erstreckenden Be- 
kanntschaft mit dem Meere in der einen oder anderen 
Richtung auffallend entgegentreten, sind die Meeres- 
strömungen eine Erscheinung, die dem aufmerksamen 
Schiffer nur gelegentlich in Landnähe oder in engen 
Meeresstraßen zum unmittelbaren Bewußtsein gelangt, 
während in offener See sie nur aus einem zu ganz an- 
deren Zwecken aufgesetzten Rechenexempel sich gewisser- 
maßen nebenher ergibt, wenn nicht überhaupt bloße 
Indicien als einziger Beweis für ihr Eingreifen aufzu- 
finden sind. 

Immer haben die Meeresströmungen darum für den 



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Uebereicht. 



325 



praktischen Seemann an Bord, wie für den theoretisieren- 
den Gelehrten am Studiertisch etwas Geheimnisvolles und 
Dunkles, aber auch etwas Großartiges behalten; ja man 
kann sagen, je sorgfaltiger das Phänomen beobachtet und 
studiert wird, um so imponierender erscheint es im ganzen. 
Handelt es sich doch um Bewegungen, die kontinuierlich, 
wenn auch langsam und im Augenblick unsichtbar wirkend, 
dennoch einen sehr ergiebigen Kreislauf an der Meeres- 
oberfläche ins Werk setzen, hier das Polarwasser dem 
Aequator, dort das Tropen wasser den Eismeeren zuführend, 
nach Maury vergleichbar einem System von Arterien und 
Venen im wogenden Schöße des Ozeans. 

Eine Uebersicht über das System der Meeresströ- 
mungen, wie es etwa nach dem gegenwärtigen Stand- 
punkte der Kenntnisse sich abbilden läßt, bietet die diesem 
Bunde beigegebene Karte. Die Bewegungen in allen drei 
Ozeanen haben darnach soviel Gemeinsames, daß es nicht 
schwer hält, folgendes Schema der Strombewegungen eines 
ideellen Ozeans zu konstruieren, der zwischen zwei um 
etwa 90° voneinander entfernten Meridianen gelegen, 
von Pol zu Pol sich erstreckt. 

Das Bild würde ein fast vollkommen symmetrisches 
werden: In tropischen Breiten eine sowohl nördlich wie 
südlich vom Aequator vorhandene allgemeine Strom- 
bewegung nach Westen hin, getrennt durch eine nach 
Osten gerichtete, zwischen die beiden „ Aequatorial- 
ströme" eingeschaltete r/ Aequatorialgegenströmung u , 
welche an der Ostseite in die Westströmungen zurückführt. 
Letztere biegen beide an der Westseite des Ozeans pol- 
wärts um, verlassen aber in ca. 40° bis 50° Breite das 
Ufer, um nunmehr nach Osten abschwenkend als „ Ver- 
bindungsströme tt der Gegenktiste zuzustreben, wo eine 
weitere Teilung in zwei Hälften erfolgt, von denen die 
eine polwärts strebt, um aber dann wieder nach Westen 
umbiegend bis in den Raum zurückzufließen, den die Ver- 
bindungsströmung bei ihrem Abschwenken von der Küste 
in 40° bis 50° zwischen sich und der letzteren gelassen 
hat; während die zweite Hälfte an der Ostseite des Ozeans 
dem Aequator sich zuwendet, um die Aequatorial Strömung" 



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326 



Die Meeresströmungen. 



der gleichen Hemisphäre zu speisen. Beistehende Fig. 48 
mag dieses ideelle Bild verdeutlichen. 

Sechs Stromkreise wären in einem so gestalteten 
Ozean vorhanden, je zu zweien symmetrisch gelegen; das 
erste Paar polwärts von 50° Br.; ein zweites Paar zwischen 
50° und 10° Br. und ein drittes Paar zwischen 0° und 

Fig. 4*. 




s 



10 0 Br. Die Drehung erfolgt bei dem südhemisphärischen 
immer im entgegengesetzten Sinne wie beim analogen 
nordhemisphärischen Umlauf. Bei genauerem Vergleich 
mit der beigegebenen Karte der Meeresströmungen wird 
sich freilich ergeben, daß wegen anderer Konfiguration 
der irdischen Meeresbecken in den höheren südlichen 
Breiten (von 30 °S. Br. an), das Schema nicht so klar 



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Kenntnisse der Alten 



hervortritt, wie in den nordäquatorialen Zonen der Meere ; 
im nördlichen Teile des Indischen Ozeans ist natürlich 
das Schema noch weniger wiederzufinden. 

Es ergibt sich daraus aber im allgemeinen, daß an 
der Westseite der Ozeane zwischen 40 0 N. und 40 0 S. Br. 
sich tropisch warmes Wasser anhäufen wird, welches pol- 
wärts in sehr nahe und schroffe Berührung mit dem sehr 
viel kälterem, den Polarräumen entstammenden Wasser 
gelangt. An der Ostseite der Ozeane dagegen wird nahe 
dem Aequator die Wassertemperatur am höchsten sein, 
weiter polwärts immer niedriger werden als an der gegen- 
überliegenden Küste, bis dann endlich von 45 0 Br. an im 
Gegenteil das Wasser im Osten sehr viel höher erwärmt 
ist, als im Westen unter gleicher Breite. 



II. Entwickelter der Kenntnis von dem Wesen der Meeres- 
strömungen. 

Obgleich man annehmen muß, daß schon den Alten 
Meeresströmungen, in dem modernen Sinne des Wortes 
genommen, also eine kontinuierliche, horizontale Bewegung 
der Wasserteilchen nach einer bestimmten Richtung be- 
deutend, nicht unbekannt geblieben sein können, so ist 
es doch auffällig, wie spärlich ihre Erwähnung in alten 
Schriftstellern überhaupt ist, während die besseren geo- 
„ graphischen und naturwissenschaftlichen Autoren sie gar 
nicht berühren. Indes mag auch hier das Nichterwähnen 
noch kein Nichtkennen beweisen. Indem Eustathius 
in seinem Wörterbuch das Wort Okeanos von 6>x£oo<; 
vdeiv, , schnell fließen 4 , ableitete, muß er an Meeres- 
strömungen gedacht haben, wie ja auch die Odyssee mehr- 
fach von dem ,Flusse Okeanos k redet (11, 157 und 638, 
vergl. 20, 65). Auch die Segelhandbücher der Alten er- 
wähnen Strömungen an besonders hervorstechenden Punkten 
gewissenhaft. So u. a. der Periplus Maris Erythraei die 
beim Nordostmonsun stark nach Süden setzende Strömung 
an der Somaliküste vom Kap Guardafui an zwischen Tabae 
und Opone (xaö-' 6v töttov xai 6 poüs sXxü. § 13). 



■ 



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328 



Die Meeresströmungen. 



Der Mosambikstrom muü den Arabern auf ihren 
ostafrikanischen Fahrten seit Alters fühlbar geworden sein. 
Denn AI Biruni sagt darüber, daß ein Schiff nicht Ober 
Sansibar südwärts hiuausgehe, weil der starke Meeres- 
strom alsdann die Rückkehr verhindere. Das gleiche er- 
fuhr Marco Polo von den Arabern über die Fahrt südlich 
von Madagaskar (Yule, Marco Polo, II, 404, Anm. 4). 

Das Zeitalter der Entdeckungen machte dann auch 
die Seefahrer Westeuropas mit den atlantischen Meeres- 
strömungen bekannt. Den Guineastrom an der afrikanischen 
Küste fanden die Portugiesen schon im 15. Jahrhundert, 
und Vasco da Gama lernte den Mosambikstrom als ein 
so bedeutsames Hindernis für sein Vordringen an der Küste 
entlang nach Norden kennen, daß er nach Madagaskar 
hinüber auswich. Die „große Westströmung 44 inmitten 
der tropischen Ozeane erkannte schon Kolumbus, der die 
Gewässer sich con los cielos (mit den Gestirnen) nach 
Westen bewegen sah. Den Floridastrom in seinen „Engen* 
westlich von den Bahamainseln fanden 1512 Ponce de Leon 
und Antonio de Alaminos, den kalten Labradorstrom Se- 
bastian Cabot vielleicht schon 1497, und mit dem kalten 
Peruanischen Strom kämpften schon die ersten Ent- 
decker, wie er denn auch in den ältesten holländischen 
Segelanweisungen für diese Küsten bereits erwähnt wird. 
In der , Hydrographie' (richtiger Steuermannskunst) von 
Fournier (Paris 1643) und der „allgemeinen Geographie* 
des in Hitzacker an der Elbe geborenen deutschen Geo- 
graphen Bernhard Varenius (1650) findet man die eben 
erwähnten Strömungen umständlicher beschrieben, auch 
des Agulhasstroms, sowie der halbjährlich umsetzenden 
Monsunströme von Ceylon wird gedacht. Isaac Vossius 
in seiner Monographie „über die Bewegung der Meere 
und der Luft" vom Jahre 1603 ist schon wieder um ein 
Erkleckliches über Varenius hinausgekommen. Die große 
Westströmung der Tropen kennt er in allen drei Ozeanen; 
sehr viel ausführlicher als der andere, beschreibt er die 
Monsunströme der indischen Gewässer, im atlantischen 
Ozean konstruiert er einen richtigen Stromring zwischen 
dem Aequator und 50 0 N. Br. in einer Auffassung, wie 



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Geschichtliches. 



329 



sie die neueren Karten nach Renneil noch teilweise zeigen, 
wo die Guineaströmung ein Glied desselben ausmacht; 
ähnliche Zirkulationen an der Oberfläche deutet er aber 
auch in den anderen Ozeanen an, ferner, wohl als der 
erste, auch für das Mittelländische Meer im allgemeinen, 
wie für die Adria im besonderen (de motu marium etc. 
p. 29). Wenig später zeichnete Athanasius Kirch er 
in seinem Mundil* subterraneus (1678) die erste Strömungs- 
karte und lieferte damit das erste physikalische Welt- 
gemälde überhaupt. Der Golfstrom, wie ihn Renneil 
150 Jahre später entwarf, erscheint schon bei Kircher: 
entspringend an der Westküste Afrikas verläuft er ent- 
lang dem Aequator als die «große Westströmung" west- 
wärts, die dann, am Osthorn Brasiliens geteilt, mit der 
einen Hälfte ins Karibische Meer und den Mexikanischen 
Golf ablenkt, wo der Strom dann durch die Floridaengen 
seinen Ausweg sucht; es scheint aber als wenn Kircher 
in dieser ganzen Auffassung nur Vorschlägen von Sir 
Humphrey Gilbert (1570) gefolgt ist (Humboldt, Krit, 
Unters. II, 74). Die von Vossius erkannten Stromkreise 
legte Kircher noch nicht kartographisch nieder, vielmehr 
endigen viele seiner Meeresströme inmitten der Ozeane 
in mysteriösen Strudeln, die das Wasser hier ins Erd- 
innere hinein, dort aus demselben hinaus leiten. 

Dieser Standpunkt der Kenntnis blieb fast unverändert 
derselbe bis zu der zweiten Periode großer maritimer Ent- 
deckungen, die mit Cooks Weltumsegelung begann. Ein 
Blick in Buffous Naturgeschichte wird das bestätigen. 
Renn eil trat dann am Ende vorigen Jahrhunderts zuerst 
mit dem exakten Versuch hervor, aus den wirklich von 
den Seefahrern beobachteten Strom Versetzungen eine mittlere 
örtlich vorhandene Stromrichtung zu berechnen und wurde 
so der Schöpfer der statistischen Methode in der Ozeano- 
graphie; während Romme mit großem Fleiß ein inhalt- 
reiches Sammelwerk über Luft- und Meeresströmungen 
verfaßte (Tableaux des vrnts, des marees et des courants, 
Paris 1817). Als nächster Nachfolger Renneils aber ist 
Heinrich Berghaus zu bezeichnen, dessen Strömungs- 
karten für die drei Ozeane im Physikalischen Handatlas 



330 



Die Meeresströmungen. 



eine bis auf den heutigen Tag beachtenswerte Verarbeitung 
des seinerzeit vorhandenen, von ihm sehr vollständig ge- 
sammelten Materials repräsentieren. Namentlich die für 
die Physik der Meere so bedeutsamen französischen Welt- 
umsegelungen aus dem zweiten und dritten Jahrzehnt 
dieses Jahrhunderts finden hier zuerst eine angemessene 
Verwertung, und mit Recht hat dann auch Berghaus die 
sehr sorgfältig, man kann sagen musterhaft geführten 
Schiffstagebücher der preußischen Seehandlungsschiffe bei 
jener Gelegenheit für die Wissenschaft fruchtbar ge- 
macht. 

Eine weitere Stufe der Erkenntnis repräsentieren die 
englischen Segelhandbücher für die großen Ozeane, unter 
denen namentlich die von A. G. Findlay bearbeiteten 
einen hohen, wissenschaftlichen Rang einnehmen: bei 
Findlay erscheinen zuerst in voller Klarheit die tropischen 
Aequatorialgegenströme aller drei Ozeane. Maurys Be- 
strebungen auf dem Gebiete der Ozeanographie waren 
nicht immer erfolgreiche, wie Überhaupt der Schwerpunkt 
seiner Leistungen in das Gebiet der praktischen Schiff- 
fahrt fällt, was ja bereits in diesem Werke anderweitig 
ausgesprochen werden mußte (s. oben S. 286). 

Eine sehr selbständige und vielfach recht erfolgreiche 
Thätigkeit in diesem Zweige der Meereskunde entfaltete 
auch Dr. A. Mühry in einer ganzen Reihe größerer und 
kleinerer Arbeiten seit 1858, gleichzeitig mit Dr. A. Peter- 
mann und Dr. Hermann Berghaus (dem jüngeren). 
Unter den neueren Arbeiten muß die kartographische 
Uebersicht der Meeresströmungen, welche vom britischen 
Hydrographischen Amt herausgegeben, von Kapitän Evans 
aber verfaßt ist, als eine besonders bedeutsame Leistung 
hervorgehoben werden {Pacific, Atlantic and Indian Oceans, 
their Stream- and Drift- Currents, compiled etc. by Capt. 
F. J. Evans and Comm. Hull, London 1872; Admiralty 
cJiart Nr. 2640). Sehr ins einzelne gehende Informationen 
liefern die zahlreichen Küstenbeschreibungen, welche die- 
selbe britische Behörde fortschreitend für fast alle Meere 
der Erde herausgibt. Vieles wird von anderen Quellen 
im folgenden noch am gehörigen Orte nachzutragen sein. 



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Geschichte der Theorien. 331 

Die Theorie der Meeresströmungen, d. h. die 
Lehre von den Ursachen und dem Zusammenhang 
derselben, hat bis in unsere Tage hinein etwas Fragmen- 
tarisches behalten, indem meist ein einzelner Gesichts- 
punkt herausgegriffen und als eine ausschlaggebende Ur- 
sache für eine Gruppe gewisser Strombewegungen, wenn 
nicht für die Gesamtheit aller hingestellt wurde. 

Die ersten Versuche beschäftigen sich mit der Ur- 
sache der damals angenommenen, thatsächlich aber nicht 
vorhandenen, allgemeinen Bewegung der Meeresgewässer 
nach Westen, welche bei einzelnen Autoritäten geo- 
graphisch nicht einmal auf die Tropenzone beschränkt 
wurde, wie z. B. Varenius den Labradorstrom, sowie eine 
angeblich in der Magellanstraße nach Westen gehende 
Strömung als Beweise für diese allgemein tellurische Er- 
scheinung aufführt. Kepler war wohl der bedeutendste, 
obschon keineswegs der erste, der (1618) sie auf die 
Rotation der Erde zurückführte, indem er sagte (Opera 
omnia ed. Frisch, vol. VI, p. 180), daß der Mond die 
trägen, zurückbleibenden Gewässer nach Westen zurück- 
zöge, während die Erde sich darunter hinweg nach Osten 
drehte. Dali nicht blos der Mond, sondern das Himmels- 
gewölbe als solches, als das prlmum mobile dieser Strömung 
auftrete, indem es das Wasser bei seiner Drehung nach 
Westen hin mit sich schleppte, behaupteten schon die 
großen Entdecker und noch bei dem sonst sehr gelehrten 
Jesuiten Riccioli (1672) findet sich diese den Satzungen 
des Kopernikus widersprechende Ausdrucks weise. Vare- 
nius verzichtete ganz auf eine Erklärung dieser großen 
Westströraung, da ihm keine der erwähnten Theorien, 
auch nicht die Wirbeltheorie des Cartesius, genügte; 
während der sonst sehr klar blickende Isaac Vossius 
noch eine originelle Modifikation der Keplerschen Ansicht 
gibt (s. die Reproduktion in Günther, Geophysik II, 414). 

Eine solche „ kosmische" Erklärung der Aequatorial- 
strömung taucht noch späterhin öfter auf, bis in unseren 
Tagen der russische Kapitän z. S. Schilling sogar den 
Gedanken ins einzelne ausbaute, daß Sonne und Mond 
keine Flutwelle, sondern einen zusammengesetzten Ap- 



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332 



Geschichte der Strömungstheorien. 



parat von Strömungen im Meer wie in der Luft erzeugten. 
Seine (übrigens vielfach recht dunkle) Theorie ist aber 
ganz und gar nicht mit den Thatsachen in Einklang zu 
bringen, insofern doch die starken und verhältnismäßig 
raschen Aenderungen der Deklination des Mondes sehr 
erhebliche Verschiebungen solcher Westströmungenzwischen 
28° N. und S. Br. zur Folge haben müßten (Baron N. Schil- 
ling, die beständigen Strömungen in der Luft und im Meere, 
Berlin 1874). — Anders ist der Standpunkt Ed. Schmidts 
(mathem. u. phys. Geogr. II, 137 f.) und Munckes 
(Art. Meer im neuen Gehler). Beide sind der Ansicht, 
daß unter dem vom Monde hergestellten Flutelüpsoid eine 
Ausgleichströmung zwischen den Tropen- und Polarregionen 
auftreten müsse: an der Oberfläche vom Aequator pol- 
wärts (vom höheren nach dem niederen Niveau), am 
Meeresboden umgekehrt von den Polen zum Aequator 
hin. Diese meridionalen Ströme sollen dann durch die 
„ ablenkende Kraft der Erdrotation" auf der nördlichen 
Halbkugel nach rechts, auf der südlichen nach links ab- 
gedrängt werden und so die äquatoriale Westströmung oder 
wie Muncke sie nennt, „den Aequinoctialstrom" erzeugen. 
Man begegnet bei beiden Physikern zum erstenmale einer 
Würdigung dieser , ablenkenden 0 Kraft der Erdrotation, 
welche alle Bewegungen auf der Erdoberfläche beeinflußt. 
Doch beschränken noch beide den Eingriff derselben auf 
die meridionalen Bewegungen, während erst 1859 Ferrel 
sie bei allen Bewegungen, unabhängig vom Azimuth, 
feststellte. Das Flutelüpsoid selbst aber bildet sich nur 
auf einer ganz mit Wasser bedeckten Erdoberfläche so 
regelmäßig aus, daß von Niveauunterschieden zwischen 
der Aequatorial- und Polarzone gesprochen werden könnte; 
schon im Atlantischen Ozean ist dieser normale Zustand 
durch einen bis zur Unkenntlichkeit gestörten ersetzt, 
indem die Flutwelle, wie oben wahrscheinlich gemacht 
wurde (S. 201>), nicht von Osten nach Westen, sondern 
eher von Süden nach Norden fortschreitet. Außerdem 
ist in keinem Falle eine Niveauerhöhung unter den flut- 
erzeugenden Gestirnen die Ursache von Druckunterschieden: 
denn gerade weil die Schwerkraft durch die ihr diametral 



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Geschichte der Strömungstheorien 



entgegenwirkende Anziehung der Himmelskörper zu einem 
Teil verringert wird, entfernen sich die beweglichen Teile 
der Erdoberfläche vom Erdmittelpunkte, worauf dann 
völliges Gleichgewicht zwischen den beiden wirksamen 
Kräften gegeben, also keine Ursache für eine Ausgleich- 
strömung vorhanden ist. 

Besser begründet erscheint dagegen ein von Heinrich Hertz 
neuerdings, unabhängig von gleichartigen früheren Versuchen von 
Ferrel, Challis und Abbot, angegebener Weg, kontinuierliche Strö- 
mungen, allerdings nur von untergeordneter Kraft, aus der flut- 
erregenden Wirkung der Gestirne abzuleiten ( Verhandl. d. physik. 
Ges. in Berlin 1883, S. 2). „Infolge der Reibung des Wassers der 
Meere in sich und am Grunde erscheint das Flutellipsoid, dessen 
Achse ohne das Vorhandensein der Reibung die Richtung gegen 
das fluterregende Gestirn oder eine zu dieser senkrechte Richtung 
besitzen würde, gegen die genannten Lagen um einen gewissen 
Winkel gedreht. Die anziehende Kraft des Gestirns auf die Kup- 
pen des Flutellipsoids gibt daher Anlaß zur Entstehung eines 
Kräftepaares, welches der Rotation der Erde entgegenwirkt. Die 
Arbeit, welche die stets rotierende Erde gegen dies Kräftepaar 
leistet, ist diejenige Energie, auf deren Kosten trotz der Reibung 
die Flut- und Ebbebewegung stetig unterhalten wird. Die Ueber- 
tragung des zunächst an der Flüssigkeit angreifenden Kräftepaares 
an den festen Erdkern wäre indes unmöglich, wenn die Bewegung 
der Flüssigkeit gegen den Kern eine rein oszillierende wäre und 
das mittlere Meeresniveau mit dem mittleren Potentialniveau zu- 
sammenfiele; sie wird nur möglich dadurch, daß die Flüssigkeits- 
masse beständig hinter dem rotierenden Kern ein wenig zurück- 
bleibt, oder dadurch, daß eine beständige Aufstauung über das 
Potentialniveau an den westlichen Küsten der Meere stattfindet, 
oder dadurch, daß eine Kombination beider Vorgänge eintritt u 
Mit Benutzung der Kanaltheorie von Airy gelangt Hertz zu der 
analytisch begründeten Folgerung, „daß im allgemeinen der fort- 
schreitenden Flutwelle eine Strömung in gleichem Sinne folgen 
muß; für einen in der Richtung eines Breitengrades um die Erde 
gelegten Kanal wäre dies eine überall von Ost nach West ge- 
richtete Strömung, für einen beliebig gelegenen Kanal eine solche 
Strömung, welche in der Nähe des Aequators von 0 nach JF, in 
dem vom Aequator abgelegenen Teil entgegengesetzt gerichtet ist. 
Die Strömung ist im allgemeinen eine geringe; sie kann aber 
sehr merkliche Werte annehmen , wenn die Länge und Tiefe des 
Kanals solche sind, daß die Dauer der Eigenschwingung des 
Wassers in ihm gleich der Dauer des Tages ist, wo dann ohne 
Berücksichtigung der Reibung Ebbe und Flut unendliche Werte 
annehmen würden (s. oben S. 198). u Führt man in die von Hertz 
gefundenen Formeln als Reibungskonstante denjenigen sehr kleinen 
Wert ein, welcher sich aus der Beobachtung an Kapillarröhren 



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334 Geschichte der Strömungstheorien. 



ergibt, so kommt man zu Fluten von widersinniger Höhe und 
Strömungen von widersinniger Heftigkeit*, setzt man dagegen die 
Fluthöhen gemäß den thatsächlichen Beobachtungen ein, so er- 
gibt sich nur eine Strömung von 100 m in der Stunde (gleich 
1,3 Seemeilen in 24 Stunden), also einen verschwindend kleinen 
Wert, nur 720 der Stärke der Aequatorialströmung betragend. 

A posteriori, fährt Hertz fort, kann man aus der annähernd 
bekannten Größe der Fintreibung einen Schluß ziehen auf die 
Größenordnung der Ströme, welche die Gravitation veranlaßt. 
Die Erde bleibt in einem Jahrhundert nach Thomson und Tait 
22 Sekunden hinter einem richtigen Chronometer zurück. Um 
eine solche Verzögerung zu bewirken, muß an ihrem Aequator 
beständig eine Kraft angreifen, von 0 gegen \V gerichtet, von 
der Größe von 530 Millionen Kilogramm. Diese Kraft verteilt 
gedacht auf eine meridional verlaufende, das Meer im Westen 
begrenzende Küste von der Länge eines Erdquadranten bewirkt 
auf jeden Meter dieser Küstenlänge einen Druck von 53 kg, und 
um diesen Druck hervorzurufen, muß sich das Meer an dieser 
westlichen Küste um 0,3 m über die Niveaufläche des Potentials 
erheben, mit welcher es an der östlichen Küste zusammenfällt. 
Es können also auf diesem Wege nur Strömungen entstehen, wie 
Niveaudifferenzen von V* bis V».m sie erregen können. „Ohne 
daß wir die Größe dieser Strömungen anzugeben vermöchten, 
können wir schließen, daß sie sehr wohl an Stärke denjenigen 
ähnlich sein können, welche ihren Ursprung in Temperaturdiffe- 
renzen haben." — 

Einen anderen Gesichtspunkt, der schon in Keplers 
Erklärung mit enthalten ist, haben auch viele Moderne 
fortgesetzt vertreten, nämlich die vis inertiae des Wassers, 
indem dieses letztere, weil nur locker mit der Erdfeste 
verbunden, hinter der allgemeinen Rotation der Erdkugel 
zurtickbliebe, oder wie Kant (Ros. u. Schuberts Ausg., 
Bd. VI, 490) sich ausdrückt, „ gleichsam zurückgeschleu- 
dert a werde. Von einer derartigen Auffassung hat sich 
aber Kant später anscheinend befreit, indem er, aller- 
dings von den Luftströmungen sprechend, meinte, „daß, 
wenngleich uranfänglich der Luftkreis dieser Drehung 
nicht gefolgt wäre, dennoch vorlängst eine so beständig 
wirksame Kraft sich ihm habe mitteilen und denselben 
zu einer gleichen Bewegung mit der Erde selbst habe 
bringen müssen (a. a. O. S. 795). Unter den Neueren 
huldigt der so kritisierten Ansicht am reinsten Jarz (die 
Strömungen im Nordatlantischen Ozean etc., Wien 1877). 

Wie in dieser Erklärung ein ideeller Anfangszustand 



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Geschichte der Strömungstheorien. 



335 



(eine vorher ruhende mit Wasser bedeckte Erde beginnt 
eine Rotation!) mit dem längst erreichten stationären Zu- 
stand verwechselt ist, so geschieht das auch von einigen 
Theoretikern, welche die „große Westströmung" inmitten 
der Tropenmeere als Wirkung einer vertikalen Zirkulation 
deuten wollten, deren Ursprung in der Centrifugal- 
kraft gelegen sei. Es sollten danach durch diese Kraft 
am Boden der Meere je zwei breite Strömungen auf beiden 
Halbkugeln von den Polen zum Aequator erzeugt werden, 
welche dann an diesem zusammentreffend in die flöhe 
steigen. Indem nun die Wasserteilchen vom Meeresboden 
ihre langsamere Rotation mitbringen, sollen sie hinter der 
allgemeinen Drehung der Erdoberfläche zurückbleiben, 
was dann eine Westströmung ergeben würde. Aber 
die Centrifugalkraft hat eben aus der rotierenden Kugel 
ein an den Polen abgeplattetes Rotations sphäroid gestaltet; 
nachdem dieser Zustand einmal erreicht ist, können Strö- 
mungen durch diese Kraft nicht mehr hervorgerufen 
oder unterhalten werden. Es braucht nach dem eben 
gesagten nicht noch umständlicher dargelegt zu werden, 
daß eine aus solcher Vertikalzirkulation herzuleitende 
Westströmung doch von so schnell aufsteigendem Wasser 
genährt werden müßte, daß auch der Oberflächenstrom 
nach den Polen zu in ganz unwiderstehlicher Stärke sich 
äußern würde, während andererseits das unter dem Aequator 
so rapide aufsteigende Wasser die eisigen Bodentempera- 
turen mit an die Oberfläche bringen müßte, wenn dann 
nicht die Endwirkung geradezu in einem völligen Aus- 
gleich aller Temperaturunterschiede in der ganzen irdi- 
schen Wasserdecke bestehen würde. Diese Auffassung, 
welche ja auch die Aequatorialgegenströmungen nicht recht 
beachtet, hat von Neueren Fourier (in den Annales de 
chimie et physiqiie 1824, 10), dann auch Muncke, ob- 
schon nicht sehr entschieden, namentlich aber A. Mühry 
(Lehre von den Meeresströmungen, Göttingen 1809, S. 6; 
Petermanns Mitt. 1874, 375) und vorübergehend auch der 
Verfasser vertreten (in seinen „ Aequatorialen Meeresströmun- 
gen des Atlantischen Ozeans", Leipzig 1877, 46 f.). Auch 
A. von Humboldt, der Übrigens diesem ganzen Problem 



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336 



Geschichte der Ströniuugstheorien. 



immer sehr vorsichtig gegenüber stand und sich weder 
für noch gegen eine der bis zu seiner Zeit aufgestellten 
Theorien entschieden hat, sondern einer ganzen Reihe 
verschiedener Kräfte eine Einwirkung auf die Meeres- 
strömungen gestattete, scheint etwas ähnliches vorgeschwebt 
zu haben. Die groüe westliche Strömung der Tropen, 
die damals noch nicht durch die östlichen Gegenströ- 
mungen in zwei zerlegt war, bezeichnet er nämlich bei 
verschiedenen Gelegenheiten als „ Rotationsstrom " (u. a. 
Kosmos I, 326); falls er nicht etwa diesen, von ihm 
ganz unaufgeklärt gelassenen Ausdruck im Sinne der von 
Isaac Vossius erkannten Stromkreise der Meeresströme 
verstanden hat, was indes nicht gerade wahrscheinlich 
sein dürfte. — Seit der von Zöppritz (Gött. Gelehrte An- 
zeigen 1878, 513 f.), gegebenen kurzen und klaren Wider- 
legung ist diese ganze Theorie aber aus der Literatur 
verschwunden. 

Zu den Theoretikern, welche in der Erdrotation die maß- 
gebende Ursache für die Meeresströmungen sehen, gehört auch 
Gabriel Blazek, dessen „Entwurf einer Theorie der Meeres- 
strömungen^ (Prag 1876) mit einem großen Apparat höherer 
Analysis auftritt. Mit Günther (Geophysik II, 416) läßt sich 
der Inhalt der Theorie kurz als eine Verwertung des Foucault- 
schen Pendel Versuchs bezeichnen; das ganze System steht und 
fällt aber mit einem kinematischen Hilfssatze, dessen Unhaltbar- 
keit Zöppritz (a. a. 0.) ebenfalls nachgewiesen hat. „Blazek denkt 
sich einen ruhenden, kreisförmigen Wassercylinder von sehr 
kleinem Basisdurchmesser plötzlich über einem festen Punkt der 
Erde von der geographischen Breite ß aufgehängt, unter ihm wird 
sich die Erde mit einer Geschwindigkeit = tu sin ß, wo u> die 
Winkelgeschwindigkeit der Erde ist, hinwegdrehen, d. h. der Cy- 
linder wird anscheinend eine Rotation im entgegengesetzten Dreh 
sinne erhaltend Dann heißt es weiter, daß für eine aus unzählig 
vielen solchen Elementarcylindern zusammengesetzte kreisförmige 
Rohre, deren jeder sich analog um seine Achse drehe, ganz das 
nämliche sich ergeben würde; in einem mit unseren idealen Cy- 
lindern erfüllten Becken, welcher Gestalt immer, werden sich ge- 
schlossene, der Erdrotation entgegengesetzte Strömungen bilden, 
deren Centra zwischen dem 30. und 35. Breitengrade (nach der 
Rechnung genauer in 35° 16' Br.) liegen, wenn letzteres die geo- 
graphische Lage des Beckens überhaupt zuläßt. Eine einfache 
Zeichnung, drei kreisförmige Querschnitte solcher äußerst dünner 
Elementarcylinder nebeneinander sich berührend, zeigt, daß eine 
gleichzeitige Bewegung dieser drei Cylinder in gleichem Sinne 



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Geschichte der Strömungstheorien. 337 

* 

an den Berührungslinien sich selbst unmöglich macht, indem die 
Punkte der Oberfläche des Cylinders immer an diesen Berührungs- 
stellen mit dem Nachbarcylinder entgegengesetzt sich bewegen. 
Darum bleibt das ganze System in Ruhe. Die ineinander greifen- 
den Zahnräder einer Uhr laufen jedes im entgegengesetzten Sinne 
zum Nachbarrade. — 

Eine zweite Gruppe von Theoretikern sah in den 
Temperatur- oder Dichteunterschieden des Meer- 
wassers die Hauptursache der Meeresströme, vorzugsweise 
wenigstens der meridional verlaufenden. Es sei hier nur 
bemerkt, daß der älteste Vertreter dieser thermischen 
Theorie Lionardo da Vinci, ein Zeitgenosse des Kolum- 
bus, war und, wie im vorigen Kapitel (S. 284 f.) gezeigt 
wurde, zahlreiche Nachfolger bis in die neueste Zeit fand. 
A. Mühry gehört bis zum heutigen Tage noch zu ihren 
Vertretern (Peterm. Mitt. 1883, 384). Im übrigen ver- 
weisen wir auf die Kritik, welche diese, wie alle anderen 
auf Dichteunterschiede zurückgreifenden Theorien von 
Strömungen in den offenen Ozeanen im vorigen Kapitel 
erfahren haben. — 

Eine sehr originelle Modifikation dieser thermischen Theorie 
hat Fr. Baader 1873 entwickelt (Bericht über die Senckenb. 
naturf. Ges. 1878/74, Frankfurt 1875, 139 f.). „So wie die un- 
gleiche Erwärmung des Meeres in den verschiedenen Breiten durch 
die Sonne es ist, welche die meridionalen Strömungen erzeugt, 
80 kann es auch nur die ungleiche Erwärmung durch das tägliche 
Fortrücken der Sonne von Osten nach Westen sein, welche die 
Ablenkung der Ströme von dieser meridionalen Bahn hervorruft. 
Indem nun die Erwärmung und Verdunstung der Meeresoberfläche 
unter der Sonnen Wirkung eine fortschreitende ist, muß auch die 
dadurch erzeugte Bewegung eine fortschreitende sein. u Da die 
täglichen Schwankungen der Wassertemperatur im offenen Ozean 
2° nirgend übersteigen (Bd. I, 223) und überdies in 50 m Tiefe 
gänzlich verschwinden, so kann eine solche Wirkung der Sonnen- 
strahlen niemals auftreten, wie sie Baader will. 

Auch in der ungleichen Verteilung des Luftdrucks 
über der Erdoberfläche hat man eine Ursache für das 
Auftreten von Niveauunterschieden und daraus hervor- 
gehenden Strömungen gefolgert, insofern ein geringerer 
Luftdruck ein Ansteigen, ein größerer eine Depression 
der Meeresoberfläche im 13 maligen Betrage der Luft- 
druckdilferenz bewirken muß. Ekman hat gezeigt, daß 

Krümmel, Ozeanographie II 22 



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338 



Die Meeresströmungen. 



diese jedenfalls von sehr untergeordneter Bedeutung ist. 
Nach den älteren Zusammenstellungen von Maury würde 
zwischen dem Aequator und den Wendekreisen die hierauf 
beruhende Niveaudifferenz nur 1 1 cm betragen (nach den 
neueren holländischen Zusammenstellungen etwa nur 8 cm) 
und zwischen den Wendekreisen und dem Polarkreise 
etwa 40 cm. Solche Niveauunterschiede können natürlich 
im offenen Ozean nur unmerkliche W T asserbewegungen zur 
Folge haben; in Meeresstraßen, welche größere Wasser- 
flächen verbinden, wären diese mittleren Unterschiede 
schon eher nachzuweisen. Noch mehr dürfte jede Aende- 
rung des Luftdrucks, wie sie aus dem Fortschreiten der 
barometrischen Depressionen folgt, sich fühlbar machen. 
Gewisse unperiodische Stromvorgänge in den Schären von 
Stockholm hat man thatsächlich auf solche Luftdruck- 
differenzen zurückführen wollen. 

Eine andere Gruppe von Theoretikern hat in dem 
Winde eine Kraft gefunden, welche Strömungen zu er- 
zeugen imstande sei. Immer waren auch* die praktischen 
Seefahrer der Ueberzeugung, daß in erster Linie der 
Wind den Strom mache, und in der That redet die all- 
tägliche Erfahrung in See eine so eindringliche Sprache 
für diese Auffassung, daß es nicht verwunderlich ist, dieser 
wie einem traditionellen Axiom in praktisch-seemännischen 
Kreisen zu begegnen. Man darf sagen, je unbefangener, 
je weniger — gelehrt der Seemann, um so entschiedener 
wird er den Satz vertreten: der Strom wird vom Winde 
gegeben, und um so ausschließlicher wird er im Winde 
die Ursache der Strömungen erkennen. Auch einige Ver- 
fasser neuerer Lehrbücher der Steuermannskunst haben 
sich rückhaltslos dieser Ansicht angeschlossen, während 
andere, von den eigentlichen Theoretikern beeinflußt, dem 
Winde nur eine mehr oder weniger bedingte Einwirkung 
auf den Strom zusprechen. 

Unter den älteren Theoretikern begegnet man sehr 
früh schon einer Unterscheidung von eigentlichen 
Meeresströmen und von zufällig vom Winde erzeugten 
Triften. Von diesem Standpunkt aus hat Bernhard 
Varenius die Strömungen eingeteilt in drei Haupt- 



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Geschichte der Strömungstheorien. 



339 



gruppen: die erste bildet die allgemeine Bewegung der 
Ozeane nach Westen; in der zweiten werden alle nicht 
in dieser Richtung erfolgenden Ströme aufgezählt unter 
der Bezeichnung der motits proprii sive speciales, die, nur 
an bestimmten Stellen der Meere vorkommend, sowohl 
dauernd in derselben Richtung fließen, wie auch zwischen 
zwei entgegengesetzten Richtungen alternieren können; 
drittens läßt er dann als zufällige Strömungen (motus 
contingentes) solche folgen, welche bald gespürt werden, 
bald nicht und deren Ursache der Wind ist. Diese Triften 
sind nach Varenius in allen Meeren zu linden. 

„Denn," sagt er, „da die Lui't das Meer berührt, und der 
Wind nichts anderes ist als eine kräftige Bewegung der Luit und 
ihr Druck gegen die Erde, darum wird die angetriebene und vor- 
wärts gestoßene Luft versuchen, das Meer von der Stelle zu treiben, 
und da das Meer eine Flüssigkeit ist und nicht imstande, dem 
Antrieb und Drängen der Luit zu widerstehen, so wird es sich 
von der Stelle bewegen, und zwar nach der entgegengesetzten 
Richtung (als woher der Wind kommt); es wird dabei anderes 
Wasser forttreiben und dieses wieder anderes und so fort. Da 
aber immer Wind in der Luft ist, bald hier, bald dort, und 
meistens auch in verschiedenen Gegenden verschiedene Winde zu 
gleicher Zeit, so folgt daraus, daß es immer im Meere einige zu- . 
fällige Strömungen gibt, die in den dem Winde nächsten Gegen- 
den am fühlbarsten sind, und zwar dies darum, weil das Meer, 
als eine Flüssigkeit, solchem Angriffe sehr leicht nachgibt (iw- 
pre8sionem recipii).^ 

Vielfach, namentlich aber in den nördlicheren Breiten, 
findet Varenius, daß die Winde sogar die allgemeine 
Westströmung ändern können; in anderen Fällen werden 
sogar einige seiner (lokalen) Strömungen der zweiten 
Klasse direkt auf Wind Wirkung zurückgeführt, wie der 
peruanische Strom auf den stetigen Südwind und die 
alternierenden Monsunströme bei Ceylon auf den in gleichem 
Sinne wechselnden Monsun ((seogr. gm. 1650, p. 211, 213). 

Isaac Vossius geht in dieser Beziehung nicht weiter 
als Varenius. Alle meridionalen Strömungen werden 
von Windwirkung hergeleitet, aber von der allgemeinen 
Westströmung unter den Tropen heißt es ausdrücklich, 
daß sie von den gleichgerichteten Passaten nicht einmal 
unterstützt werde {de motu marium etc. p. 97), sondern 



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340 



Die Meeresströmungen. 



nur mit diesen einen gleichen Ursprung habe; weil das 
Wasser ein schwererer Körper und der Meeresboden un- 
eben sei, könne dieselbe Kraft in dem Meer nicht eine 
ebenso schnelle Bewegung erzeugen, wie in der leicht 
beweglichen und über der ebenen Wasseroberfläche un- 
behindert dahinströmenden Luft. 

Der erste, der in den Passaten die Ursache für die 
tropischen Westströmungen erblickte und überhaupt in den 
Winden die Hauptursache aller Strömungen, war wohl 
Franklin (1775). Gleich nach ihm hat dann Renneil 
nach diesem Prinzip eine Einteilung der Meeresströmungen 
in zwei Klassen entwickelt: die erste nannte er Drift 
currents, „ Triftströmungen u und schrieb er der unmittel- 
baren Einwirkung der Passate oder der anderen herrschen- 
den Winde zu. Die zweite Art, seine Stream currents, 
sollten die Folge einer Stauung jener Triftström ungen 
an einer Küste oder einer anderen Trift sein, was Ver- 
fasser früher vorschlug mit „Abfluteströmung* zu über- 
setzen. Diese Klasse von Strömungen bewegt sich örtlich 
oder zeitweilig auch gegen den herrschenden Wind. Wenn 
man die Terminologie von den Wellen (s. oben S. 37) 
hierauf übertragen wollte, so könnte man recht wohl die 
Triften als „gezwungene", die Stream currents als „freie" 
Strömungen bezeichnen. Rennell sind darin weitaus die 
meisten englischen Geographen und Physiker gefolgt 
(Sir John Herschel, Croll, Laughton u. a.), doch erstanden 
dieser Auffassung auch Gegner. A. G. Findlay (Direc- 
tory for the Navigation of the Pacific Ocean, 1851, II. 
1238) meinte, die Windwirkung könne nur eine ganz 
oberflächliche sein und zwar dürfte sie nicht tiefer greifen, 
als höchstens 5 bis 6 Faden (10 Meter); Arago (Poggend. 
Ann. 37, 451) ließ nur „wenige Meter 44 zu; und zwar 
dachten beide dabei wohl im wesentlichen an die notorische 
Einwirkung des Winds auf die Wellenkämme (s. oben 
S. Gl), welche einen Transport von Wasser, mit dem 
Winde fort, jedem Seefahrer vor Augen führt; die Höhe 
der Wellen aber sollte das Maß dafür liefern, wie weit 
in die Tiefe solche Verschiebung von Wasserteilen durch 
den Wind möglich sei. Darum unterscheiden diese, wie 



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Geschichte der Strömungstheorien. 



341 



andere neuere Autoritäten (Mühry, Neuraayer), die 
, Triften 4 als eine ganz vorübergehende, oberflächliche und 
gewissermaßen ganz zuf ällige Erscheinung von den eigent- 
lichen tief gehenden „Strömungen 14 , also ganz im Sinne 
des alten Varenius. — Wir werden die neueren Ver- 
suche einer „ Windtheorie B der Strömungen gemäß den 
modernen Untersuchungen über die Bewegung reibender 
Flüssigkeiten alsbald ausführlicher darzulegen haben, müssen 
aber noch folgendes einschalten. 

Allgemein werden von den bisher genannten, älteren 
Theoretikern Niveauunterschiede als unerläßliche Bedingung 
für das Auftreten einer Strömung gefordert. So sagt 
schon Varenius: „Wasser hat keine andere natürliche Be- 
wegung als die, durch welche es von einem höheren zu 
einem niedrigeren Ort geführt wird. tt Es war dabei gleich- 
gültig, ob diese Niveauerhöhung, die der Strom dann aus- 
gleicht, erzeugt gedacht wurde durch kosmische An- 
ziehungen, Dichteunterschiede oder Windstau. Dieser 
Standpunkt wird sich, wie wir sehen werden, als ein zu 
beschränkter herausstellen. 

Eine zweite maßgebende Auffassung ist nicht bei 
allen Theoretikern gleich stark betont, einigen der neueren 
ist sie sogar ganz abhanden gekommen: der Begriff der 
Kompensation einmal örtlich eingeleiteter Strömungen, 
welche aus der Kontinuitätsgleichung folgt. Varenius 
formuliert ihn, soweit ich sehe, zuerst und zwar etwa fol- 
gendermaßen: Wenn ein Teil des Ozeans sich bewegt, so 
bewegt sich der ganze Ozean; denn dieser, seinen alten 
Platz verlassende Teil bewirkt daselbst eine Niveau - 
erniedrigung, welche von den Nachbarteilchen ausgefüllt 
wird durch einen Zustrom, dessen Stärke umgekehrt pro- 
portional ist ihrem Abstände von jenem Platze. Varenius 
hat indes versäumt, daraus die Folgerungen für die 
Meeresströmungen zu ziehen. Das hat dann aber Vossius 
nachgeholt. Bei ihm spielen die kompensierenden Be- 
wegungen (auch das Wort compensare ist oft gebraucht) 
eine bedeutende Rolle, seine oben erwähnten Stromzirku- 
lationen werden durchweg in dieser Richtung gedeutet 
(maria in gyrum volvuntur y sie postulunte ipsa natura et 



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342 



Die Meeresströmungen. 



constiUdione aequoris, p. 29). Von den Neueren haben 
eigentlich nur zwei die Bedeutung der Kontinuitats- 
bedingung für die Meeresströme generell betont: Maury 
(Explanatimis and Sailing Directions etc. 1852, p. 46), 
ohne indes dieselben praktischen Folgerungen daraus zu 
ziehen, wie J. Vossius gethan; und A. Mühry, im ein- 
zelnen dann auch F. L. Ekman und S. Fritz. Doch ist 
in dieser Hinsicht ganz sicherlich bislang nicht genug 
geschehen, was wir ebenfalls weiter unten werden nach- 
weisen können. 

III. Die Theorie der Meeresströmungen. 

1. Die Windtheorie nach Zöppritz. 

Von allen in der vorher gegebenen historischen 
Uebersicht beleuchteten Theorien bis auf die letzte, die 
Windtheorie, war verhältnismäßig leicht nachzuweisen, 
daß entweder das zugrunde gelegte Prinzip verfehlt und 
unhaltbar, oder die daraus abgeleiteten Wirkungen von 
einer nicht ausreichenden Größenordnung sind. Nur die 
Windtheorie, welche die maßgebende Ursache für die 
Meeresströme in der Kraftübertragung aus der bewegten 
Luft auf das darunter liegende Meer erblickt, hat, wie sie 
ohne Zweifel die älteste ist, sich auch als die bestbegrün- 
dete erweisen lassen. Freilich erfolgte das nicht auf einem 
Wege, der die Winde insofern indirekt wirken läßt, als 
sie zunächst Niveauunterschiede im offenen Ozean be- 
wirken, welche dann wieder durch ihren Ausgleich Strö- 
mungen erzeugen, sondern ausgehend von der Adhäsion 
zwischen der untersten Luftschicht und der Meeresober- 
fläche konnte der unvergeßliche Zöppritz zeigen, wie 
von einem kontinuierlichen Winde von stets beständiger 
Stärke und gleich bleibender Richtung im Verlaufe größerer 
Zeiträume sich in einer reibenden Flüssigkeit, wie das 
Wasser ist, eine in der Oberflächenschicht ursprünglich 
erzeugte Trift allmählich in die größten Tiefen fortpflanzen 
und schließlich die ganze gegebene Wassermasse nach 
einem einfachen Gesetze durchdringen kann. (Wiede- 



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> 



Die Windtheorie. 343 

mamis Annalen der Phys. III, 1878, 582 f. und Ann. d. 
Hydrographie, 1878, 239 im Auszuge.) 

Schon Newton lehrte die Wirkungen der inneren 
Reibung erkennen. Da die Flüssigkeitsteilchen sämtlich 
einander anziehen, so wird eine horizontal bewegte Ober- 
flächenschicht von der nächst unter ihr liegenden ent- 
weder noch ruhenden oder nur langsamer bewegten Schicht 
durch die Reibung aufgehalten. Gleichzeitig aber wird, 
wegen der leichten Beweglichkeit der Wasserteilchen, die 
ruhende Schicht eine Bewegung im Sinne der darüber- 
liegenden bewegten Schicht, oder ihre langsamere Be- 
wegung eine Beschleunigung nach derselben Richtung 
empfangen. Die Reibung wirkt also, auf unseren Fall 
angewendet, auf die schneller strömende Schicht wie eine 
verzögernde, auf die ruhende oder langsamer strömende 
Schicht als eine sie mehr und mehr in der Richtung der 
oberen Schicht forttreibende, beschleunigende Kraft ein. 
Die Größe dieser Kraft setzte schon Newton proportional 
der Differenz der parallelen Geschwindigkeiten, um so 
mehr als diese Differenz zwischen den Nachbarschichten 
immer nur äußerst klein sein könne; ferner setzte er sie 
der Flächenausdehnung proportional, mit der sich die 
Schichten berühren. Von neueren Physikern ist dann 
angenommen, daß diese Kraft von dem Drucke, der im 
.Innern der strömenden Flüssigkeit vorhanden ist, unab- 
hängig sei (vergl. die Nachweise in Wüllners Physik, 
I (1874), S. 324). 

Nehmen wir unseren Fall speziell heraus, wo die 
Oberflächenschicht die ursprünglich zuerst und allein in 
Bewegung versetzte ist, und denken wir uns einen Wind 
von geringer absoluter, aber durch sehr lange Zeit gleich- 
bleibender Stärke und von konstanter Richtung als die äußere 
Kraft, welche diese Oberflächenschicht in derselben Rich- 
tung mit sich verschiebt, so wird die Endwirkung davon 
abhängig sein, ob das Wasservolum ein gegebenes, irgend- 
wie seitlich begrenztes oder unbegrenztes ist. Im letzteren 
Falle, wo wir also eine unendliche Fläche und unendliche 
Wassertiefe hätten, würde die Geschwindigkeit der Trift- 
strömung an der Oberfläche mit der Zeit stetig wachsen, 



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Die Meeresströmungen 



ebenso auch die Geschwindigkeit der darunter liegenden 
Schichten stetig größer werden, bis endlich die Ober- 
flächentrift ganz dieselbe Geschwindigkeit erlangt hat wie 
der Wind. 

Anders ist es, wenn bei unbegrenzter Oberfläche 
doch die Tiefe eine endliche ist. Am Boden der Wasser- 
schicht wird die unterste Schicht anhaften, also unter allen 
Umständen in Ruhe verharren. Bei ebenfalls unendlich 
langer Dauer der Windeinwirkung auf die Oberflächen- 
schicht, wie im vorigen Falle, wird dann eine stetig mit 
der Zeit wachsende Beschleunigung der obersten Schicht 
bis zu dem Maße, daß sie der Windgeschwindigkeit gleich 
ist, nicht möglich sein, denn wie der Boden auf die ihm 
nächste Schicht verzögernd einwirkt, so diese wieder auf 
die darüber liegende und so fort bis zur Oberfläche. Es 
wird also dann an dieser letzteren die Trift niemals genau 
dieselbe Geschwindigkeit erlangen können, wie sie der 
Wind besitzt, sondern etwas weniger, welcher Fehlbetrag 
von der Größe der inneren Reibung abhängen, aber im 
allgemeinen sehr klein sein wird. In der Wassermasse 
selbst aber nehmen die Geschwindigkeiten mit der Tiefe 
ab, und zwar sind die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen 
benachbarten Schichten gleich, d. h. die Geschwindigkeit 
nimmt im einfachen Verhältnis zur Tiefe ab. Beträgt die 
Geschwindigkeit an der Oberfläche v 0 , die ganze Wasser- 
tiefe p, so ist dann in der Tiefe x (gleich dem Abstände 
x von der Oberfläche) die Geschwindigkeit 



Damit ist dann also ein stationärer Zustand vorhanden, 
d. h. diese Verteilung der Geschwindigkeiten ist von der 
Zeitdauer ganz unabhängig. Sie ist auch unabhängig von 
der Größe der inneren Reibung, denn diese wirkt, wie 
wir sahen, nur ein auf die Differenz zwischen der Ge- 
schwindigkeit des Windes und der Oberflächentrift. Es 
bliebe also ganz gleich, ob eine, solcher dauerhaften Wind- 
wirkung ausgesetzte Flüssigkeit von unbegrenzter Fläche 
aber begrenzter Tiefe aus Alkohol, Oel, Seewasser oder 



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Die Windtheorie. 



345 



Syrup bestände; immer würden die Geschwindigkeiten 
nach unten hin linear abnehmen. 

Anders ist es, wenn untersucht werden soll, in welcher 
Weise in einer vorher ruhenden Flüssigkeit nach Beginn 
der Windwirkung diese Geschwindigkeiten von der Ober- 
fläche nach der Tiefe hin vordringen, oder wie sich dann 
nach Ablauf einer gegebenen Zeit die Geschwindigkeiten 
der verschiedenen tieferen Schichten zu derjenigen der 
Oberflächenschicht verhalten. Zopp ritz untersuchte den 
Fall, wo die Oberfläche in einer unveränderlichen Ge- 
schwindigkeit v 0 erhalten wurde und findet auch hier ein 
verhältnismäßig einfaches Gesetz, daß nämlich eine be- 
liebige, zwischen Null und v 0 gelegene Geschwindigkeit 
zu verschiedenen Zeiten in Tiefen auftritt, die sich ver- 
halten, wie die Quadratwurzeln aus den Zeiten. Die Ueber- 
tragung der Bewegungen nach der Tiefe ist um so lang- 
samer, je größer die innere Reibung der Flüssigkeit ist. 
Indem Zöppritz den Reibungskoeffizienten des Meer- 
wassers nach 0. E. Meyers Bestimmungen zu 0,0144 
ansetzt, wobei Centimeter und Sekunde die zugrunde liegen- 
den Einheiten sind, führte er eine Reihe von Rechnungen 
aus, die sich nach folgender, von P. Hoffmann an- 
gegebenen vereinfachten Formel leicht wiederholen und 
vermehren lassen: 

1736 ,x.\ 
n 

was besagt, daß nach t Sekunden in der Tiefe von x Meter 
unter der mit der Geschwindigkeit v 0 in Bewegung er- 
haltenen Schicht die Geschwindigkeit — r 0 erreicht ist. 
Daraus ergibt sich für x = 1 m nach 24 Stunden die 
Geschwindigkeit 0,17 «? 0 ; für x == 10 m wird - = 0,017. 

Strömt v 0 mit 5 m (oder mit 10 Seemeilen oder Knoten 
in der Stunde), so wird nach 24 Stunden also in 1 m 
Tiefe noch nicht ganz 1 m pro Sekunde (2 Knoten in der 
Stunde) Geschwindigkeit zu finden sein. Nach einem 
Jahre würde in 10 m Tiefe erst \s t> 0 , in 100 m Tiefe 



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340 



Die Meeresströmungen. 



aber erst nach 239 Jahren V« r 0 erreicht sein. „Hort 
der Wind auf, so bleibt die erregte Strömung zunächst 
bestehen und wird nur äußerst langsam durch die Reibung 
aufgezehrt. tt (Hofiinann.) 

Aendert sich aber der Wind nach Richtung und 
Stärke, so erfolgt das Eindringen dieser Aenderungen 
nach demselben Gesetz, wie es für die Uebertragung einer 
bestimmten Oberflächenbewegung nach der Tiefe hin gilt; 
der EinfluL? dieser Aenderungen addiert sich einfach zu 
der früher vorhandenen Bewegung hinsichtlich ihrer Starke, 
und die Richtung ergibt sich aus dem Parallelogramm der 
Kräfte. Gegenwinde von kurzer Dauer werden also nur 
die allerobersten Schichten beeinflussen und auch diese 
nur sehi* schwach, die tieferen Schichten werden gar nicht 
berührt. 

Ist dagegen die Geschwindigkeit und Richtung der Ober- 
flächentrift eine in längeren Perioden alternierende, wie dies von 
den Monsunen gilt, „so wird, nachdem dieser periodische Zu- 
stand eine unendlich lange Zeit hindurch geherrscht hat, die Ge- 
schwindigkeit in jeder Tiefe eine periodische Funktion der Zeit 
von gleicher Periode (ein Jahr), aber mit nach abwärts schnell 
abnehmer Amplitude der Veränderlichkeit und verzögertem Ein- 
tritt der Maxima und Minima. In einer Tiefe von 10 m wird die 
Amplitude der jährlichen Oszillation schon auf weniger als '/is 
verringert; in 100 ra Tiefe wird sie ganz unmerklich. Dort wird 
die Geschwindigkeit die dem stationären Zustand entsprechende, 
wenn der Oberfläche die mittlere jährliche Geschwindigkeit er- 
teilt wird. Wenn die Tiefen in arithmetischer Reihe abnehmen, 
so nehmen die Amplituden der Oszillation in geometrischer ab. 
derart, daß in vier Tiefen a?j, arj, «3, #4, die in der Beziehung 
stehen, daß der Abstand J4— X3 = .r^ — Xj, die Amplituden £1. 
2) 3 , 3) 4 im Verhältnis stehen: 

3) t : 2> 3 = & 2 : $t. 

Je ein Maximum und das darauffolgende Minimum der jährlichen 
Oszillation finden sich gleichzeitig in einem Tiefenabstand von 
11,9 m." 

„Um eine Vorstellung von der Zeit zu geben, welche eine 
zur Zeit t = 0 beginnende, konstant bleibende Oberflächengeschwin- 
digkeit gebraucht, um den Zustand im Innern eines 4000 m tiefen, 
vorher ruhenden Ozeans dem stationären entgegenzuführen, dienen 
folgende Zahlen. Nach 10000 Jahren herrscht in der halben Tiefe, 
also in x = 2000 m, erst die Geschwindigkeit 0,037 r 0 (also nur 
3,7 Proz. der oberflächlichen!). Da nach der früher angegebenen 
Formel im stationären Zustand hier die Geschwindigkeit 0,5 r 0 



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Die Windtheorie 



347 



herrschen muß, so sieht man, wie weit nach 10000 Jahren der 
Ozean noch vom stationären Zustand entfernt ist. Nach 100 000 Jah- 
ren ist in der genannten Tiefe die Geschwindigkeit schon = 0,461 %, 
also dem definitiven Werte schon sehr nahe. Nach 200 000 Jahren 
weicht sie nur noch in der dritten Dezimalstelle um zwei Ein- 
heiten davon ab." 

Aber auch umgekehrt läßt sich daraus folgern, daß „wenn 
vor etwa 10000 Jahren, also zu einer Zeit, von der jede histo- 
rische Kunde fehlt, durch irgend ein kosmisches Ereignis das 
Gleichgewicht der Meere in so erheblicher Weise gestört worden 
wäre, daß daraus starke Strömungen entstanden wären, so würde 
der Einfluß der damaligen Bewegungen in dem jetzigen Strömungs- 
zustand sicherlich noch nicht ganz verschwunden sein; er würde 
sogar noch heute die Bewegung des Ozeans in den größeren 
Tiefen sehr vorherrschend bestimmen, wenn die Erde vollständig 
mit einem Ozean von der gleichmäßigen Tiefe von 4000 m be- 
deckt wäre. Die Unterbrechung des Ozeans durch Land- und 
Inselmassen von unregelmäßiger Gestalt wird dazu beitragen, jene 
Nachwirkung früherer Bewegungszustande abzuschwächen, weniger 
durch die vermehrte Reibung am Bett, als durch die überall ent- 
stehenden Reflexionsströmungen, die sich durchkreuzen und ver- 
drängen; indessen muß nach der oben zahlenmäßig nachgewiesenen 
langsamen Ausbreitung des Einflusses lokal wirkender Bewegungs- 
änderungen in die innere Masse hinein dringend davor gewarnt 
werden, daß man sich mit der hergebrachten Redensart, die Rei- 
bung brauche alle diese Geschwindigkeiten rasch auf, über die 
Schwierigkeiten genauer Berechnung hinaussetze/ 1, 

„Es ist hieraus ersichtlich/ so fährt Zöppritz fort, 
„daß bisher der Einflute der Reibung nach einer Richtung 
hin unterschätzt, nach einer anderen überschätzt worden 
ist; unterschätzt insofern man glaubte, ihren Einflute nicht 
als einen so tief eindringenden betrachten zu dürfen; 
überschätzt insofern man ihr bezüglich der Fortpflanzung 
veränderlicher Strömungsbewegungen einen viel zu be- 
deutenden Einflute zuzuschreiben pflegte/ Mehr noch 
wurde ihr Wirken nach einer anderen Richtung hin über- 
schätzt, worüber die nachfolgende Untersuchung einigen 
Aufschiute geben wird." 

Bisher war die Flüssigkeit unbegrenzt nach zwei 
Dimensionen; Zöppritz untersucht nun auch den Fall, 
wo eine seitlich begrenzte Wassermasse von der Ober- 
fläche aus durch den Wind in Strömung parallel diesem 
Ufer, oder im Falle eines kanalartigen Bettes in der Rich- 
tung dieses im übrigen unendlich lang gedachten Kanals, 



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348 



Die Meeresströmungen. 



versetzt wird. Doch sind seine Resultate hier nicht so 
überzeugende (Ann. d. Physik a. a. 0. S. 602 f.), weil 
nur mangelhaft begründete, da die Reibungskonstante 
zwischen Luft und Wasser unbekannt ist und Zöppritz 
nicht versuchen konnte, die wohlbekannten Stromerscheinun- 
gen in fließenden Gewässern oder offenen Leitungen auf 
diesen Fall zu übertragen, denn die Bewegungen des 
Wassers in solchen Betten sind im wesentlichen durch 
das Gefälle, also die Schwerkraft reguliert, welche einen 
vorhandenen Niveauunterschied ausgleicht. In solchen 
Kanälen läßt sich nun bekanntlich die Geschwindigkeits- 
verteilung an der Oberfläche durch eine Parabel aus- 
drücken, deren Scheitel im „ Stromstrich " liegt, d. h. bei 
rechtwinkligem Profil, also durchweg gleicher Wassertiefe 
genau in der Mitte des Bettes ; hingegen für eine Strömung, 
die der Wind in einem völlig horizontalen Kanal von gleicher 
Tiefe aber großer Breite nach den oben gegebenen Ge- 
setzen erregt, wird nach Zöppritz die Kurve der Geschwindig- 
keitsverteilung an der Oberfläche so wenig gekrümmt, 
daß sie sich von einer geraden zur Stromrichtung senk- 
rechten Linie nur wenig entfernt, und zwar nähert sie 
sich dieser Geraden um so mehr, je größer die Reibungs- 
konstante zwischen Luft und Wasser angenommen wird. 
Die Ufer üben danach auf alle Fälle nur einen sehr ge- 
ringen Einfluß aus. 

Ferner läßt sich auch mit Zöppritz annehmen, daü 
bei einer unbegrenzten Wasserfläche, aber konstanter 
Wassertiefe sehr wohl zwei parallel derselben Geraden, 
aber in entgegengesetzten Richtungen fließende Strömungen, 
ohne sich zu stören, aneinander grenzen können. Ihre 
Scheidefläche ist dann eine ihrer Richtung parallele Ver- 
tikalebene, in welcher die Geschwindigkeit = 0 ist und 
die sich gerade so verhält wie ein festes Ufer. Solange 
die Kräfte, von denen jede der beiden Strömungen hervor- 
gerufen ist, unverändert fortdauern, bleibt auch die Be- 
wegung beider stationär und keine Strömung stört die 
andere. 

. Endlich werden, wenn man sich zwei entgegengesetzte 
Strömungen übereinander denkt und die Gegenströmung 



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r 



Die Windtheorie. 349 

von der Tiefe x an bis zum Grunde dominiert, in der 
Oberströmung die Geschwindigkeiten sich genau so an- 
ordnen, wie wenn in der Tiefe x ein fester Boden vor- 
handen wäre. Bei stationär gewordener Bewegung folgt 
die Geschwindigkeit der darüber gelegenen Wassermasse 
also wieder der Formel 

x* x 
v = v 0 1 . 

X j 

Alle diese Folgerungen sind aber nicht ohne wei- 
teres auf die Theorie der Meeresströmungen anzuwenden. 
Zöppritz selbst beschränkt sie zunächst nach einer Rich- 
tung, indem er sagt: „Die Erfahrung lehrt, daß nirgends 
die Oberflächenschichten des Meeres die mittlere Geschwin- 
digkeit der über sie hinwehenden Luftmassen annehmen, 
indem bei einigermaßen gesteigertem Wind periodische 
Bewegungen jener Schichten, Wellen, entstehen, auf deren 
Seiten der Wind in ganz anderer Weise, nämlich durch 
Druck auf die Seitenflächen einwirkt, so daß bei noch mehr 
gesteigerter Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Luft und 
Wasser Zerreißungen des Zusammenhanges, diskontinuier- 
liche, turbulente Bewegungen auftreten. Die oben (der 
Rechnung) zugrunde gelegte Oberflächenbedingung (daß 
nämlich die an der Oberfläche gelegenen Teilchen diese 
nie verlassen) kann also nur für sehr geringe Geschwindig- 
keiten der Wirklichkeit entsprechen, für größere kann 
ihr die Wasseroberfläche als Ganzes nicht gehorchen. 44 

Dem gegenüber ist jedoch zuvörderst daran festzu- 
halten, daß die Triftgeschwindigkeit jedenfalls bei starken 
Winden größer wird, als bei schwächeren, trotz der Wellen- 
bewegung, die ja, wie wir oben (S. 59) sahen, schon 
bei sehr geringer Windstärke sich einstellt. Aus den 
Beobachtungen der Seefahrer ergibt sich sogar, daß die 
„ turbulenten * Bewegungen an der Meeresoberfläche bei 
gleichbleibender Windstärke nur eine vorübergehende Durch- 
gangsphase der Wellenbildung vorstellen, daß vielmehr 
bei „ausgewachsener" See das Ueberf allen der Kämme 
sich vermindert oder gar aufhört (oben S. 61). Dann 
aber dürfte jedenfalls die Trifterscheinung sich ganz normal 
vollziehen. 



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350 



Die Meeresströmungen 



Indes kann das Ueberstürzen der Wellenkämme doch 
nur in dem Sinne wirken, daß durch die vorwärts ge- 
schleuderten und in die Tiefe eindringenden Wassertropfen 
die Impulse in der Richtung des Windes sich schneller 
in die Tiefe fortpflanzen, als die Formeln ergeben: ein 
Prozeß, der noch durch das Empordringen von vorher 
tiefer gelegenen Wasserteilchen an die Oberfläche, an die 
Stelle der vom Winde abgerissenen und hinweggeführten 
unterstützt wird. Durch schnelle Steigerung der Wellen- 
höhe wird dann die Differenz zwischen der Wind- und 
der Orbitalgeschwindigkeit der Wasserteilchen kleiner und 
so das Stadium der „ausgewachsenen" See erreicht, wo 
die Windstärke nicht mehr ausreicht, den Zusammenhang 
der Wasserteilchen zu zerreißen. (Vergl. oben S. 75.) 
Aus alledem folgt, daß in der Natur alle Bewegungen 
und auch alle Aenderungen derselben sich rascher in die 
Tiefe fortpflanzen werden, als Zöppritz' Formeln angeben. 

Theoretische Einwendungen von allgemeinerer Trag- 
weite hat Ferrel gegen die Windtheorie mehrfach er- 
hoben, die darin gipfeln, daß das Bewegungsmoment der 
Meeresströmungen ein größeres sei, als das der Luft- 
strömungen, und daß es darum nicht angehe, die Ursache 
des größeren Bewegungsmoments des Meerwassers in dem 
geringeren der Luft zu suchen. Schon Hann hat dem 
gegenüber sehr richtig eingewendet, daß man hierbei die 
Dauer der Windwirkung berücksichtigen müsse. „Der 
jetzige Bewegungszustand der Ozeane ist ein Summations- 
effekt der Arbeit, welche die Winde seit unzähligen Jahr- 
tausenden geleistet haben. Sobald einmal, wie dies jetzt 
der Fall ist, der stationäre Bewegungszustand, welcher der 
mittleren Geschwindigkeit der Winde entspricht, im Meere 
erreicht worden ist, haben dieselben nur den fortwährenden, 
aber geringen Bewegungsverlust des Wassers durch die 
Reibung zu ersetzen, eine Leistung, welche dem Bewe- 
gungsmoment der Winde unzweifelhaft zugeschrieben werden 
darf." Die Bewegungsmoniente verhalten sich bekannt- 
lich wie die Massen. Bei gleicher Geschwindigkeit besitzt 
also eine Raumeinheit Wasser dieselbe lebendige Kraft 
wie 776 räumliche Einheiten Luft. Aber thatsächlich 



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Die Windtheorie. 



351 



besteht dieser grotee Unterschied darum nicht, weil die 
Geschwindigkeiten doch sehr verschieden sind: der Passat 
hat im Mittel mindestens 4 m Geschwindigkeit, die Passat- 
trift selten mehr als 0,5 m. Die Bewegungsmomente ver- 
halten sich aber wie die Quadrate der Geschwindigkeiten, 
also für die gleiche Raumeinheit von Luft und Wasser 
danach etwa wie 1 zu 123, nicht wie 1 zu 77(3. 

Auf ein anderes Bedenken, das ich indes mehr ein formales, 
als ein sachliches nennen möchte, habe ich zufolge mündlicher 
Belehrung durch meinen verehrten Freund, Professor Heinrich 
Hertz, bei einer früheren Gelegenheit schon einmal hingewiesen : 
nämlich daß die Bewegungsgleichungen, von denen Zöppritz aus- 
ht, ursprünglich den Vorgängen in kapillaren Röhren gelten, 
solchen erfolgen alle strömenden Bewegungen natürlich ganz 
geradlinig parallel den Wandungen, und sind daher einfache Be- 
wegungen, während in den unregelmäßig gestalteten Ozeanen der 
Erde kompliziertere Bewegungsformen, vielleicht nach Art der 
Boussinesqschen Wirbel in Flußläufen, zu erwarten sind. Ich 
denke dabei im wesentlichen an die noch unaufgeklärte Rolle» 
welche den sogenannten „Stromkabbel ungen", d. h. mit Ge- 
räusch verbundenen, kurzwelligen, turbulenten Bewegungen des 
Meeres, die das Kurshalten des Schiffs sogar erschweren, im 
Bereiche der großen Triftströmungen zuzuschreiben ist. Schon 
Kapitän Hoffmann hat empfohlen, das Wasserthermometer in 
solchen „Kabbelungen" eifrig zu gebrauchen, um etwa aus der 
Tiefe empordringendes Wasser konstatieren zu können. An den 
Grenzen („Kanten") der großen Strömungen sind solche Kabbe- 
lungen sehr gewöhnlich; sie kommen aber auch inmitten der 
Triftströme vor, und die Schiffstagebücher der Seewarte enthalten 
darüber ein reiches Material. Man könnte auch überhaupt an 
größere Wirbel denken, denen dann die inmitten der Triftströme 
nicht selten konstatierten, aber immer vereinzelt und vorüber- 
gehend auftretenden Gegenströme oder Stromstillen zuzuschreiben 
wären: alles Fragen, die einer Untersuchung noch harren. Aber 
folgende Versuchsrechnung mag zeigen, wie häufig solche Gegen- 
ströme auftreten. In dem Gebiete zwischen 18° und 20° N. Br. 
und zwischen 25° und 30° W. Lg. enthalten die Nine ten-degree 
Squares etc. in den 6 Monaten, für welche ich Excerpte besitze 
(Januar, März, Mai, Juli, September, November), zusammen 
165 Beobachtungen. Davon ergeben Weststrom, also Passattrift, 
63 Proz., Oststrom 10,3 Proz. und Stromstille 26,6 Proz.! 

Jedoch will mir scheinen, als wenn überhaupt der Kern- und 
Angelpunkt der ganzen Zöppritzschen Theorie mehr darin liegt, 
daß durch den Kontakt der Meeresoberfläche mit der dauernd 
darüber hinstreichenden Luft Triftströmungen entstehen, welche 
durch die innere Reibung der Flüssigkeit stetig, wenn auch recht 




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352 



Die Meeresströmungen. 



langsam, in die Tiefe abwärts greifend , schließlich die ganze 
Wassermasse in gleichgerichtete Bewegung versetzen können. Das 
Maß dieses Eingreifens nach unten hin als Funktion der Zeit aus- 
zudrücken, hat mehr ein rechnerisches als praktisches Interesse, 
da die Analysis hier (wie meistens) soviele vereinfachende Be- 
dingungen einführen muß. daß eine direkte Anwendung der ee- 
wonnenen Resultate auf die vorhandenen Meere der Erde so gut 
wie ganz ausgeschlossen ist. Es wird das aus dem Folgenden 
noch klarer werden. 

2. Stromteiluig. Kompensationsströme. 

Nach den im vorigen gemachten Darlegungen han- 
delte es sich bisher um nach zwei oder drei Richtungen 
hin unendlich ausgedehnte Wassermassen, welche dann 
ganz von einem nach Richtung und Stärke konstanten 
Luftstrom beherrscht wurden. In einem Falle war die 
untersuchte Wasserfläche von zwei parallelen Ufern be- 
grenzt, zu deren Richtung parallel der Luftstrom sich 
bewegte. Es handelt sich nunmehr um die Untersuchung 
solcher Fälle, wo einmal das Ufer senkrecht zur Wind- 
richtung gelegen ist, während nach den anderen Dimen- 
sionen Grenzen nicht gegeben sind, ferner um solche 
Fälle, wo der Luftstrom nicht die ganze Wasserfläche 
beherrscht, sondern nur einen Teil derselben, und drittens, 
wo zu der letzteren Bedingung noch die fernere dazutritt, 
daß die untersuchte Wassermasse allseitig begrenzt ist. 
Die so umschriebenen Probleme entbehren größtenteils 
noch einer exakten analytischen Behandlung. 

Den Fall, daß ein Strom mit gegebener Breite und 
konstanter Geschwindigkeit, aus der Unendlichkeit kom- 
mend, auf eine geradlinige vertikale Wand stößt, hat 
Zöppritz in Anlehnung an Kirchhoff untersucht 
(Wiedemanns Annalen VI, 599 f; Ann. d. Hydr. 1879, 
155 f.). In gewissen einfachen Fällen läßt sich die Form 
des Strahls nach dem Stoße berechnen, so z. B. wenn 
die Wand senkrecht gegen die Richtung der Stromaxe 
und symmetrisch zu ihr steht. Der Strom teilt sich in 
diesem Falle in zwei Hälften von gleicher Breite und 
symmetrischer Lage gegen die Achse. Wenn die Wand 
XX von unbegrenzter Länge ist, so bewegen sich beide 



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Stromteilung. 353 

Stromäste in entgegengesetzter Richtung längs der Wand 
hin fort und es entsteht eine Strombegrenzung, wie sie bei- 
stehende Fig. 49 darstellt, welche auch die vollkommen 



Fig. 49. 

r 





1 1 


r ! 




J 










• * 







symmetrische Halbierung der Stromhälften zeigt. Jede 
dieser letzteren hat in einiger Entfernung vom Teilungs- 
punkt genau die halbe Breite des Mutterstroms und dann 
auch die gleiche Geschwindigkeit. 

Indem man sich die Pfeile der Figur umgekehrt denkt, 
erhält man dasjenige Strombild, welches beim Zusammentreffen 
von zwei gleich starken und breiten Strömen entgegengesetzter 
Richtung, afeer parallel entlang der Wandung, zustande kommt. 
Ebenso kann man sich leicht zwei auf die Wandung senkrecht 
gerichtete Ströme denken, welche in zwei sehr weit voneinander 
entfernten Punkten das üfer treffen, dann sich halbieren und, mit 
je einer Hälfte der Wand entlang strömend, in der Mitte zwischen 
den beiden Mutterströmen aufeinander treffend, einen Gegenstrom 
zusammensetzen. Das sind, wie man sieht, sehr einfache Be- 
wegungen. 

Schwieriger wird die Untersuchung, wenn der Strom 
unter einem spitzen Winkel auf die Wand trifft, welchen 
Fall Zöppritz nicht weiter untersucht hat, wohl aber 
P. Hoffmann (Mechanik der Meeresströmungen S. 7), 
ohne indes die reiche, Über dieses Problem vorhandene 
(technische) Litteratur zu erschöpfen, wie ein Vergleich 
mit Günther (Geophysik II, 422) zeigt. Ein Fortfliegen 

Krümmel, Ozeanographie II. 23 



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354 



Die Meeresströmungen. 



des auftreffenden Stroms, vornehmlich nach der Seite des 
stumpfen Winkels hin, ist von vornherein anzunehmen. 
Aber da Wasserstrahlen nicht Lichtstrahlen sind, so wird 
auch ein beträchtlicher Teil des Stromes nach dem spitzen 
Winkel hin ausweichen. 

Die Formeln für den Stoß des Wassers ergeben, daß der 
Druck, denjenigen bei rechtwinkligem Stoß als Einheit gesetzt, 
eine Funktion des Winkels a ist, unter welchem der Strom auf- 
trifft, und zwar (auf der Flächeneinheit) 

= 2 sin 2 — a, wenn das Wasser nur nach einer Seite, 

= sm 2 a, wenn das Wasser nach beiden Seiten 
ausweichen kann, im letzteren Falle im Mittel etwa 0,4 weniger 
als im ersteren (vgl. dasselbe Problem in anderem Zusammen- 
hange oben S. 70, Anm.). 

Noch gar nicht untersucht ist das Verhalten von 
Triftströmen von geringer, endlicher Breite in einer all- 
seitig begrenzten Wassermasse , und da der Weg der 
Rechnung vielleicht ganz ungangbar ist, empfiehlt sich 
dafür da3 Experiment als der einzige Ausweg. 

. Die im folgenden beschriebenen Versuche wurden in einer 
rechteckigen Wanne von 30 cm Breite. 60 cm Länge und 6 cm 
Höhe angestellt. Zur Erzeugung des trifterregenden Luftstroms 
diente ein kleiner Dampfkessel, wie er an Inhalirapparaten sich 
befindet. Der aus einem feinen Mundstück ausströmende Dampf 
traf, wenn der Apparat passend eingestellt wurde, einen Wasser- 
streifen von ovaler Fläche mit einer so mäßigen Stärke, dass 
Wellen niemals entstanden, sondern eine Trift von etwa 0.1 bis 
0,25 m in der Sekunde. Die Bewegungen der Oberfläche ließen 
sich durch aufgestreutes Sägemehl, die der tieferen Schichten 
durch einen eingeführten Tropfen Tinte leicht und deutlich sicht- 
bar machen. War gleichzeitig noch ein zweiter Luftstrom nötig, 
so wurde dieser durch Anblasen einer gebogenen, engen Röhre 
erzengt, doch war einige Uebung erforderlich, bis der so hervor- 
gebrachte Luftstrom gerade stark genug gehalten werden konnte, 
daß er eine deutliche Trift, aber daneben keine Wellen erzeugte. 
Durch Ansatz von Gummihütchen (Saugern von Kindertrink- 
llaschen), in welche passende Löcher eingebrannt waren, ließen 
sich auch zwei Luftströme von beliebig divergenter Richtung her- 
stellen. — Wurde nicht die ganze Wasserfläche gebraucht, so 
konnten beliebige Teile derselben durch aus Blech gefaltete, be- 
wegliche Wände von x* ar ^g er Gestalt abgeschützt werden, wobei 
auch gebogene Uferlinien sich durch Einschieben von Blechstreifen 
in die senkrecht 9tehende Falte des Schützes beliebig formen 
ließen. 



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Künstlich erzeugte Triftströme. 



355 



Eine Ueihe zu diesem Zwecke angestellter Versuche 
ergab folgende Resultate. 

Ein Luftstrom, welcher nahe der luvwärts gelegenen 
Wand das Wasser traf und dasselbe von der Wand hin- 
weg in das Becken hinaustrieb, erregte mit dem „ge- 
zwungenen* Strom, den wir kurzweg die Trift nennen 
wollen, zugleich ein ganzes System anderer Strö- 
mungen. Zunächst bewegte sich von allen Seiten in den 
Rücken der Triff Wasser herbei, um das davongetriebene 
zu ergänzen. Dieses selbst breitete sich schnell garben- 
artig aus, indem die äußersten Stromtaden sehr frühe, 
nach erst kurzer, zurückgelegter Strecke, rückwärts um- 
bogen und in den Rücken der Trift zu gelangen suchten. 
Die mittelsten Stromfäden setzten geradlinig ihren Weg 
bis zur gegenüberliegenden Wand fort, wo sie sich teilten, 
um entlang den Rändern des Gefälles Gegenströmungen 
zu bilden, welche ebenfalls in den Rücken der „ge- 
zwungenen * Trift einlenkten. 

Dieser einfachste Versuch, der in den nachstehenden 
Abbildungen mehrfach in Variationen wiederkehrt, zeigt 
also, wie lediglich durch eine „ gezwungene fe Trift eine 
doppelte horizontale Zirkulation an der Wasseroberfläche 
zum Vorschein kommt: rechts von der Trift ein Strom- 
ring sich drehend in gleichem Sinne mit dem Zeiger der 
Uhr, links von der Trift ein entgegengesetzt drehender 
Ring. Es ist die Kontinuitätsbedingung, welche das ver- 
anlaßt. Wasser ist eben eine zusammenhängende, un- 
elastische Flüssigkeit, für welche die von Varenius schon 
sehr klar vorgeschriebenen Gesetze der Kompensation jeder 
teilweisen Verschiebung der Oberfläche gelten: cum pars 
Oceani movetur, totus Oceanm moveturf Namentlich wurde 
auch die Bemerkung desselben alten Geographen klar be- 
stätigt, daß die Geschwindigkeit, mit der die Teilchen in 
Strömung sich versetzen, abnimmt mit dem Abstände von 
der „gezwungenen " Trift, welche den störenden Antrieb 
repräsentierte. So waren da, wo der Luftstrom die Wasser- 
fläche zuerst berührte, die Strömungen von den Seiten her 
überaus lebhaft, dagegen erfolgten die Bewegungen an 
der entfernt gegenüberliegenden Wand sehr träge und 



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356 Die Meeresströmungen. 

langsam, nur wenige Millimeter in der Sekunde be- 
tragend. 

Dieses Bedürfnis der Kompensation im Rücken der 
eingeleiteten Bewegung trat am klarsten auf, wenn zwei 
nur wenig divergierende Luftströme gleichzeitig zwei ge- 
zwungene Triften erregten. Beistehende Figur 50 gibt 

Fig. 50. 




ein Schema der alsdann in der Wanne eintretenden Be- 
wegungen; wobei hinzugesetzt sein mag, daß hierfür nur 
die halbe Wanne, durch Einsetzen passender Blechstreifen, 
benutzt war. Die beiden starken Pfeile bedeuten die beiden 
eigentlichen „Triften", die kurzen Pfeile die dadurch er- 
regten Kompensationsströme. Man bemerkt, wie in dem 
Räume zwischen den zwei nur wenig divergierenden Triften 
sich eine sehr lebhafte Gegenströmung entwickelt, die 
ihre Zufuhr nicht etwa erst von der fernen Gegenwand 
leewärts her bezieht, sondern aus den Seitenpartien der 
gezwungenen Trift selbst. An jeder äußeren Flanke der 
beiden Triften bemerkt man dann wieder die beiden Strom- 
kreise, symmetrisch angeordnet, aber in entgegengesetztem 
Sinne rotierend. Nur die Räume inmitten dieser beiden 
äußeren Zirkulationen enthielten völlig ruhendes Wasser: 
ebenso zwei nahe der Ursprungsstelle der eigentlichen 



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Künstlich erzeugte Triftströme. 357 

Triftströnie nach innen zu gelegene zentrale Strecken 
von geringerer Ausdehnung. Sonst war diese ganze, ab- 
geschlossene Wassermasse überall in Strömung versetzt, 
die sich noch minutenlang konservierte, nachdem die 
Luftströme aufgehört hatten. 

Durch entsprechend in der Wanne abgeschützte Glie- 
derungen der Wassermassen ließen sich eine ganze Reihe 
von Strombildern erzeugen, die aus dem allgemeinen Ge- 
setz der Kontinuität auch leicht zu erklären waren. Schon 
Isaac Vossius hatte die hauptsächlichste Folgerung aus 
diesem Gesetze gezogen: daß die Stromgeschwindigkeit 
im umgekehrten Verhältnis stehe zum Querschnitt des 
Strombettes, und den Satz auf die Meeresströmungen und 
ihre Verstärkung in allen Verengungen ihres Bettes, so 
auch an allen vorspringenden Vorgebirgen und Festland- 
spitzen angewendet (de motu maritim etc. p. 28: ipsa 
rerum natura exigit, ut ubi angustior sit canalis, ibi intensior 
sit aquarum cursua). Indem die Wanne durch eingesetzte 
Schütze die in nachstehender Figur 51 abgebildete Glie- 
derung erhielt (wo die starken Linien die festen Wände 
bedeuten), ließ sich zwischen A und b eine Strömung von 
außerordentlicher Kraft herstellen. Auf dieser bezeich- 
neten Strecke war die Stromstärke übrigens beinahe ebenso 
groß, wenn die aspirierende Trift bei B ganz fehlte. Diese 
Figur enthält eine Nachahmung eines Teils des nordatlan- 
tischen Strömungsgebietes und wird uns später noch ein- 
mal beschäftigen. 

Dasselbe gilt von der folgenden Figur 52, in der 
man unschwer eine experimentelle Nachahmung des Strom- 
systems im zentralen Teil des Atlantischen Ozeans wieder 
erkennt. An der vorspringenden Spitze des an der rechten 
Seite der Wanne angedeuteten Festlands war die Strom- 
stärke ebenfalls eine ganz außerordentlich große. 

Endlich wurde auch der Fall untersucht, wo zwei 
Strömungen kollidierten. Erzeugen wir in Figur 53 einen 
Oststrom in schmalem Bette, das nur von Norden her 
im Rücken der Trift eine Kompensation gestattet, so ist 
durch diese seitliche Verengung der Strom ein sehr ab- 
gegrenzter, wenn er die südliche Wand ostwärts verläßt. 



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Künstlich erzeugte Stromsysteme 



359 



Wird nun an dieser Stelle eine Trift in der Richtung 
nach NNW erzeugt, so wird der Oststrom abgelenkt und 
zwar je nach dem Verhältnis der Stärke dieser beiden 
Komponenten, mehr oder weniger recht nach Norden. 
Auch hierfür bieten sich mehrere Strömungen der irdischen 
Meere zum Vergleich dar. 

Die Kontinuitätsbedingung, welche verhindert, dato 
im Wasser leere Räume entstehen, gibt auch die Erklärung 
für die zahlreichen Gegenströmungen, welche in seitlich 
von Hauptströmen gelegenen Winkeln auf unseren Strom- 
figuren sehr klar zum Vorschein kommen. Der Seemann 
nennt solchen Strom „eine Neer", ein Ausdruck, der 
verdient in die wissenschaftliche Terminologie aufgenom- 
men zu werden (ich finde denselben bereits in dem Ham- 
burgischen Handbuch der Schiffahrtskunde vom Jahre 1819, 
S. 394 empfohlen; auch die Gezeitentafeln der Kaiser- 
lichen Admiralität bedienen sich desselben mehrfach). 
Eine schöne „Neer* zeigt Fig. 51 in dem südwestlichen 
Seitenbecken südlich a; auch Fig. 53 zur Linken der die 
Ablenkung erzeugenden Trift. Ihr Vorkommen an den 
ozeanischen Küsten ist ein ganz allgemeines, sie haben 
große und kleine Dimensionen, wie im fünften Teil dieses 
Kapitels vielfach darzulegen sein wird. 

Die Neerströme in unregelmäßig und die Kompen- 
sationsströme in regelmäßig gestalteten Wasserbecken 
fallen zum Teil zusammen mit den von Ekman be- 
schriebenen sogen. Reaktionsströmen (Nova acta Reg. 
Soc. Upsal. Ser. III, 1870). Mit hydrotechnischen Unter- 
suchungen an schwedischen Flußmündungen beschäftigt, 
fand er diese seitlichen Kompensationsströme bezw. Gegen- 
ströme in Mündungsbuchten oder in Binnenseen sehr 
deutlich ausgeprägt. Indes zeigte sich ihm vor der Mün- 
dung der Göta^Elf in den Elfsborgsfjord eine Erscheinung, 
welche beweist, daß bei starkem Kompensationsbedürfnis 
eine seitliche Zufuhr allein nicht genügen kann, sondern 
auch der Auftrieb von unten her eingreift, sodaß 
dann weiter in See sogar eine dem ausfließenden Fluß- 
wasser entgegengesetzte Tiefenströmung vorhanden war. 
So deutlich war diese Erscheinung, daß sie sich sowohl 



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3(30 



Die Meeresströmungen. 



in der Verteilung des Salzgehalts in den verschiedenen 
Tiefen, wie direkt mechanisch durch Treibbojen kennt- 
lich machte. Das aus der Tiefe innerhalb des Mündungs- 
gebietes geschöpfte Wasser war nicht nur salziger, sondern 
auch durchsichtiger als das fast süße, an Sinkstoffen sehr 
reiche Wasser der Göta-Elf. Aus der Verteilung des 
Salzgehalts, wie nachfolgende Tabelle (nach den Befunden 
Ekmans am 5. August 1875) sie zeigt, erkennt man den 
Auftriebstrom unterhalb der eigentlichen Mündung von 
1,8 m abwärts bis zum Boden sehr deutlich. (Der Salz- 
gehalt ist in Promille angegeben, Tiefen und Distanzen 
aus schwedischen Faden und Fufa in Meter und Kilometer 
umgewandelt ; man beachte, daß der Salzgehalt im gleichen 
Abstand von der Oberfläche näher der Mündung wächst.) 



Tiefe 
(m) 



0 

1,8 



• > 



>6 



5,3 
7.1 

12,5 



Abstand von der Mündung (km) 



5,6 



18,77 
19,44 
20,13 
20,69 
20,89 
21,56 
22,59 



Seewärts 
4,2 I 3,0 I 1,8 



0,5 



Stromaufwärts 



0,9 2,1 3,3 



16.07 
17.08 



14.30 
18,53 



17,28 
17,80 



20,26 20.48 
21,10 21,10 
20.96 21,76 1 
21,931 



9,15 5,59 1 4,47 
20.97 19.48 16.24 



21,16 21,16||20,85 20,60 
21,51 21,44 



21,0' 



90.9' 



2,25 
7,13 
20.27 

90.97 



4.:. 

0,83 
3,38 
20,03 
20,66 



5^5 

0,27 
1.26 
19,89 



(in 5 m Tiefe) 



Auch dieser Fall ließ sich experimentell, mit einer 
Modifikation freilich, nachahmen. In dem Wasserbecken 
wurde durch zwei lange Schütze ein Kanal von 5 cm 

Fig. 54. 




Breite hergestellt, dessen Boden durch einen entsprechend 
gebogenen Blechstreifen die in Fig. 54 im Querschnitt 



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Vertikale Kompensationsströme 



361 



gegebene dachförmige Böschung erhielt. Wurde nun, 
nachdem je ein Tropfen Tinte zu beiden Seiten des unter 
Wasser liegenden Firstes angebracht war, ein Luftstrom 
über den Kanal hin gefuhrt, so zeigten sich die in der 
Figur angegebenen Stromvorgänge : das Bedürfnis nach 
Kompensation war leewärts der Bodenschwelle so stark, 
daß Wasser aus der Tiefe aspiriert wurde. Dieser Auf- 
triebstrom der Tiefe war so kräftig, daß kleine, auf dem 
Abhang angebrachte Farbenkörnchen (Preußischblau, Kar- 
min) von der windwärts gelegenen Seite aus bergauf 
wanderten und den Kamm überschritten, wo sie dann, 
durch den Gegenstrom aufgehalten, liegen blieben. Es 
ist danach nicht zu -bezweifeln, daß bei unvollständiger 
Kompensation der Trift von den Seiten her, eine solche 
aushilfsweise von unten her, durch Erzeugung eines Auf- 
triebstroms erreicht wird. 

Triften mit aufsteigender Kompensation ließen sich 
auch so erzeugen, daß zwei Luftströme nach zwei ent- 
gegengesetzten Seiten hin gleichzeitig in einem Kanal 
(von gleicher Wassertiefe) auf die Oberfläche einwirkten 
(Fig. 55). Farbenkörnchen oder Tintentropfen am Boden 

Fig. 55. 




\ 



\ 



/ \ 



bei a und b angebracht zeigten sehr bald eine aufsteigende 
Bewegung im Wasser an, wie die Strompfeile andeuten. 
(Die Luftströme wurden durch Anblasen einer Röhre er- 
zeugt, die mit einem Gummihütchen verschlossen war, in 
welchem an zwei gegenüberliegenden Stellen Löcher ein- 
gebrannt waren.) 



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362 



Die Meeresströmungen. 



Auch für diese Experimente glauben wir später Bei- 
spiele aus den Ozeanen beibringen zu können. Für das 
erstere (Fig. 54) berufen wir uns auf gelegentliche Beobach- 
tungen von Alexander von Humboldt im Karibischen 
Meere, wo er beim Passieren von Bänken zwischen Inseln 
die Wassertemperaturen an der Meeresoberfläche sinken 
sah, was er schon in derselben Weise erklärte, wie die 
obige Figur ersehen läßt: durch Mischung der Oberflächen- 
schichten mit aufgestiegenem Tiefen wasser (Reise, deutsch 
von Hauff, Taschenausgabe, Bd. VI, 363). Wenn Hum- 
boldt aber diese Beobachtung dahin verallgemeinerte, 
daß solche aufsteigende Wirkung auch überall über und 
an isolierten Bänken oder entlang den Küsten vorkomme, 
so ist das nicht durch die Beobachtung bestätigt worden. 
Während der Weltumsegelung der französischen Fregatte 
„Ve'nus", Kapt. Du Petit- Thouars, wurde gerade diesem 
Punkte eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet ( Voyaye, 
tome IX, Paris 1844, p. 353 f., bes. 367), und sind mehr- 
fach Beispiele beigebracht, wo die Berührung und das 
Ueberschreiten von sehr flachen Bänken keine merkliche 
Erniedrigung der Oberflächentemperatur zur Folge hatte. 
Solche ist nur da zu erwarten, wo die seitliche Kompen- 
sation unzureichend ist, sei es, daß die Strombreite sich 
zu stark verringert, sei es, daß die Stärke der Strömung 
besonders groß wird. Letztere Fälle führen dann hinüber 
zu den Auftrieberscheinungen in Lee von Inseln, die wir 
bei anderer Gelegenheit dargelegt haben (s. S. 311). 



3. Ablenkung der Strömlingen dnrch die Erdrotation. 

Wie schon bei früheren Gelegenheiten berührt wurde 
(S. 254, 332), werden alle horizontalen Bewegungen auf 
der Erdoberfläche, wofern der zurückgelegte Weg lang 
genug ist, eine Ablenkung durch die Erdrotation erfahren, 
welche das bewegte Teilchen auf der nördlichen Hemisphäre 
nach rechts, auf der südlichen nach links aus seiner gerad- 
linigen Bahn herausdrängt. Dieses Eingreifen der Erd- 
rotation ist ganz unabhängig von dem Azimuth der Be- 
wegung, erfolgt also nicht nur bei nordstidlicher, sondern 



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Ablenkung durch die Erdrotation 



im 



ebensogut auch bei ostwestlichen Bewegungen; und zwar 
wird diese „Rotationskraffe" ausgedrückt durch die Formel 

N = V(o v sin ß, 

wo ü> die Winkelgeschwindigkeit der Erde (= 360°: 86 164 
Sekunden = 0,00007292), v die Geschwindigkeit der Be- 
wegung (in Meter pro Sekunde) und ß die geographische 
Breite bedeutet. Die Rotationskraft ist also abhängig 
von der Geschwindigkeit der bewegten Teilchen und wächst 
außerdem polwärts mit dem Sinus der Breite. Am Aequator 
selbst ist sie Null, am Pole erreicht sie ihr Maximum mit 
dem Werte 2tnv. 

Den elementaren Beweis dieses Satzes gab Zöppritz in 
den Verh. des II. deutschen Geographentages in Halle (1882), 
S. 47; vgl. ferner Günther, Geophysik I, 221; Sprung, Meteoro- 
logie, S. 21; Hoffmann, Meeresstr. 10 f. 

Daß eine solche Tendenz der Bewegungen, aus ihrer 
Bahn abzulenken, auch für die Meeresströmungen im 
Princip gelten müsse, darüber kann gegenwärtig irgend 
welcher Zweifel nicht ausgesprochen werden, denn der 
Satz hat eine ganz allgemeine Geltung. Aber es fragt 
sich, in welchem Maße diese Tendenz überhaupt bei den 
sehr langsamen Meeresströmungen wahrnehmbar werden 
kann gegenüber den sehr viel kräftigeren Anforderungen 
der Kompensation und gegenüber den stetig neu wirk- 
samen Impulsen seitens der Winde in den Triften. Bei 
Geschossen kann diese Tendenz nicht wahrnehmbar werden, 
weil die zurückgelegte Wegstrecke und die währenddem 
verstrichene Zeit zu kurz ist. Bei den Winden dagegen 
ist sie eine Erscheinung, welche unbezweifelte Geltung 
besitzt und auch nur in solchen Fällen unmerklich wird, 
wo bei geringer Windstärke (r) jede Bewegung über- 
haupt durch die starke Reibung an der rauhen Erdober- 
fläche behindert wird. Aber schon die Thatsache, daß 
alsdann der Wolkenzug gegenüber dem so aufgehaltenen 
Unterwinde meist sehr deutlich die von der Theorie ge- 
forderte Ablenkung demonstriert, beseitigt alle Bedenken, 
die etwa hieraus genommen werden könnten. Ueberall 
tritt diese Rotationskraft aber da zutage, wo auf der Erd- 
oberfläche ein bewegter Körper ihr ausschließlich folgt; 



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364 



Die Meeresströmungen. 



er bewegt sich alsdann in einer sogenannten „ Trägheits- 
kurve B , die sehr nahe einem Kreise gleicht und deren 
Krümmungsradius durch die Formel 

v 

"~~ 2(ü sin ß 

bestimmt ist. — Ueberhaupt aber kann die Rotationskraft 
bei den Meeresströmen nur ein geringes Maß erlangen, 
weil die Größe v immer sehr klein bleibt. Bei den 
Aequatorialströmen macht sie 0,5 m in der Sekunde, im 
Floridastrom außerhalb seiner Engen 2 bis höchstens 2,5 m, 
bei vielen anderen Strömungen noch nicht 0,2 m in der 
Sekunde (= 10 Seemeilen täglich) aus, während Luft- 
bewegungen von solcher Ordnung nicht einmal als Stärke- 
grad 1 der Beaufortskala (== 3 m nach Koppen) und als 
„Stille" oder „ganz leichter Zug" registriert werden würden, 
für welche eine ablenkende Einwirkung durch die Erd- 
rotation kaum zu konstatieren ist. 

Hoffmann gibt für den Fall, daß die Geschwindig- 
keit v konstant bleibt und es sich nur um kleine Weg- 
strecken handelt, den Jjnearen Betrag d der Ablenkung 
für den zurückgelegten Weg b: 

d — — (o sm ß. 
c r 

Nehmen wir eine Geschwindigkeit von 0,5 in und 
eine Wegstrecke von einer Seemeile (1852 m), so ist die 
Ablenkung aus der geradlinigen Bahn auf der Trägheits- 
kurve darnach anzusetzen: 

in 5° Breite = 43,6 m, 
•h 15 v> = 129,5 „ 
30 „ = 250.0 „ 
„ 50 „ = 383,0 „ 
70 „ = 470,0 „ 

Diese Ablenkung bezieht sich aber, wohlgemerkt, nur auf 
einen Massenpunkt, der sich mit konstanter Geschwindig- 
keit über die Erdoberfläche hin bewegt, ohne anderen 
Kräften zu gehorchen. Die Wasserteilchen dagegen werden 
stetig und überall entweder geschoben oder gezogen und 
diese aus der Natur der Flüssigkeit selbst sich ergebenden 



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Ablenkung durch die Erdrotation. 



an sich schwachen Bewegungen wird die Erdrotation kaum 
stark deformieren können. 

Es ist außerordentlich schwer, Beispiele von Strö- 
mungen aufzufinden, wo diese Ablenkung seitens der Erd- 
rotation klar und unverdeckt zutage kommt, auch nicht 
unter höheren Breiten. Selbst der allgemeine Fall, den 
Hoff mann hierfür speziell, geeignet erklärt, daß ein 
Meeresstrom aus dem Bereiche derjenigen Kraft heraus- 
getreten ist, welche ihn hervorgerufen hat, und nunmehr 
seinen weiteren Weg nach der Trägheitskurve richte, 
scheint nirgends in reiner Form vorzukommen, denn überall 
macht sich alsbald vor solchem „freien" Strom ein neuer 
Zwang geltend, nämlich im Rücken eines benachbarten 
w gezwungenen" Stroms Kompensation zu leisten. Man 
kann hierbei dann aber annehmen, daß die Rotationskraft 
solchen Strom aus dem geraden Weg zu dieser kompen- 
8ationsbedtirftigen Stelle seitlich abdrängt, auf der nörd- 
lichen Halbkugel nach rechts, auf der südlichen nach links. 

So würde in Fig. 52 die durch die punktierten Linien 
abgegrenzte östliche Kompensationsströmung, wenn sie 
ganz auf der nördlichen Halbkugel verläuft, mit dem 
nördlichen Aste stetig an das Land, mit dem südlichen 
an die benachbarte Triftströmung gedrängt werden. Und 
den Fall gesetzt, daß in Fig. 50 der Aequator zwischen 
der linken Trift und der zentralen Gegenströmung läge, 
die linke Trift also auf der südlichen Hemisphäre nach 
WSW, die rechte Trift auf der nördlichen nach WNW 
strömte, so würde die Gegenströmung stets stark gegen 
den Aequator und die WSW -Trift andrängen, also gegen 
diese eine sehr scharfe Kontur (Stromkante) bilden, da- 
gegen von der benachbarten WNW- Trift sich weniger 
stark abheben. Wird endlich für Fig. 53 eine Lage auf 
- der südlichen Halbkugel angenommen, so würde in einigem 
Abstände von der Kollisionsstelle die zusammengesetzte 
Strömung vielleicht mehr nach links gedrängt erscheinen, 
als die Zeichnung angibt. Wir werden später im einzelnen 
zu erörtern haben, wie weit solche Einwirkungen in der 
Natur erkennbar sind. 

Wenn also der Einfluß der Erdrotation auf die eigent- 



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Die Meeresströmungen. 



liehen Strombahnen nur schwer erkennbar sein durfte, so 
ist er doch von merklicherem Einfluß auf die Gestaltung 
der Meeresoberfläche über dem Stromgebiet. Es werden 
dadurch Abweichungen von der Niveaufläche hervorgerufen, 
welche sich berechnen lassen, wie Mohn kürzlich gezeigt 
hat (Pet. Mitt. Ergh. 79, Gotha 1885, S. 10). 

Die Niveaufläche ist bekanntlich gegeben durch die 
Richtung der Schwere an dem betreffenden Orte, indem 
jene sich überall senkrecht gegen diese, die Lötrichtung, 
einstellt. Die Rotationskraft aber zieht ein jedes die 
Oberfläche bildendes Wasserteilchen der Trift seitwärts 
mit einer Kraft = 2(üv sin ß. Die Resultierende dieser 
Rotationskraft und der Schwere bildet einen Winkel ^ 
mit der Vertikalen, und die Oberfläche des Wassers stellt 
sich nunmehr senkrecht zu dieser Resultante, bildet also 
einen Winkel t] mit der Niveaufläche. Auf der nördlichen 
Hemisphäre hebt sich die Oberfläche des Wassers nach 
der Rechten hin, wenn man in der Richtung mit dem 
Strome sieht. Solange die Bewegung andauert, hält in 
der schiefen Wasseroberfläche die Komponente der Rotations- 
kraft derjenigen der Schwere das Gleichgewicht, da von 
anderen Kräften, wie Zentrifugalkraft, Reibung u. dergl. 
hier abgesehen werden darf. Es ist also 

. % (o sin ß 
2<&v sin ß . cos 7} = 2 g sin yj; Utng 7) = v, 

wo g die oben S. 7 gegebene Bedeutung hat. Dieser 
Winkel t\ wird also von der Stromstärke und geographi- 
schen Breite abhängig sein, übrigens im ganzen den 
Wert einer Bogensekunde selten tiberschreiten. Die so 
erhaltene, unregelmäßig gebogene Fläche nennt Mohn die 
Windfläche. Er konstruierte sie, indem er von den 
stromlosen Punkten inmitten zweier Strömungen des Nord- 
meeres ausging, wo die Windfläche am tiefsten steht, und 
nach den Küsten zu Linien zog, welche die Strombahnen 
senkrecht trafen. Entlang diesen Profillinien erhebt sich 
alsdann die Wind- oder Triftfläche. j 

Der Betrag dieser Erhebung wurde stufenweise berechnet, 
indem, bei gegebenem Neigungswinkel t\ zwischen zwei um die 
Strecke a voneinander entfernten Punkten der Profillinie, der 



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I 



Die Wind- oder Triftfläche. 3(>7 

rechts liegende Punkt höher liegt um h = a taug *rj (den Wert von 
tangfj gibt obige Formel direkt). Für deu innersten, tiefsten 
Teil, wo der Abstand von dem (stromlosen) Ausgangspunkte der 
ganzen Profillinie zu rechnen ist, bediente sich Mohn der para- 
bolischen Formel h = ~a tang wo dann *rj nach dem Werte 

am rechten Endpunkte von a bemessen ist. So wurde die ganze 
Wasseroberfläche entlang einer größeren Zahl von Profilen nivel- 
liert und die gefundenen Niveauunterschiede in eine Karte ein- 
getragen, wo sich aus denselben Isohypsen konstruieren ließen, 
welche die Abweichungen der Trift fläche von der Niveauiläche 
zeigen. (Vgl. a. a. 0. Taf. II, Fig. 4, eine Triftfläche vom euro- 
päischen Nordmeer, wo der höchste Niveauuntersc hied 2 m beträgt, 
indem am Ausgange des Skagerrak die Meeresoberfläche um soviel 
höher steht, als in der Mitte des stromlosen Gebiets in ca. 68° 
n. Br. und 2° ö. L.) 

Aus der oben schon ausgesprochenen Bemerkung, daß bei 
diesem Eingreifen der Hotationskraft, nachdem die Niveauerhöhung 
erlangt ist, Gleichgewicht vorhanden sein muß, erledigen sich die 
Erörterungen über vertikale Wasserzirkulationen, welche Witte 
mehrfach von diesen Niveauunterschieden abgeleitet hat (Ann. 
d. Hydr. 1880, 192; Zeitschr. für wiss. Geogr. 1880, 52); die von 
demselben Autor als daneben bedeutsam gedachte Wind Wirkung 
erklärt diese Thatsache allein hinreichend, 
t 

4. Rückblick. Konstruktion von Stromsystemen. 

Fassen wir die im vorigen erlangten Resultate kurz 
zusammen, so lassen sich dieselben etwa so formu- 
lieren : 

1. Ein hauptsächlicher Teil der Meeresströmungen 
ist aufzufassen als „gezwungene" Triftbewegung, 
veranlaßt durch den am Orte herrschenden Wind, dessen 
mittlere Richtung und Stärke für die mittlere Strom- 
richtung und -Stärke maßgebend ist. 

2. Eine andere Gruppe von Strömungen und ein 
integrierender Bruchteil aller Ströinungen besteht in 
Kompensationsströmungen, welche den Abgang des 
abgetrifteten Wassers in den luvwärts gelegenen Partien 
des Triftgebiets decken sollen. 

3. Eine dritte Gruppe von Strömungen beruht auf 
Ablenkungen der Triften durch das Festland; wir nennen 
sie freie Ströme, die indes sehr schnell in Kompen- 
sationsströme übergehen. 



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368 



Die Meeresströmungen. 



4. Die ablenkende Kraft der Erdrotation kann im 
ganzen für die so langsamen Stromphänomene der Meere 
nur von untergeordneter Bedeutung sein, dürfte indes 
auf diejenigen Strömungen, welche ganz oder teilweise 
zu den „Kompensations-" und „ freien* Strömen zu rech- 
nen sind, Anwendung finden. 

Wenn wir diese Grundsätze als maßgebend an- 
nehmen, so wäre die Aufgabe nicht aussichtslos, für einen 
beliebigen Ozean von gegebener Konfiguration und be- 
kannten Windverhältnissen angenähert die Strom Vorgänge 
zu konstruieren. Ein erster Versuch nach dieser Rich- 
tung liegt in der That bereits vor, ein Meister der Geo- 
physik, Mohn hat ihn angestellt, indem er so die Strö- 
mungen im europäischen Nordmeer entwarf (Pet. Mitt. 
Ergh. 79, S. 8). 

Um die mittleren Windverhältnisse zu finden, empfiehlt 
Mohn die mittlere Luftdruck Verteilung im Jahre aus 
den Barometerbeobachtungen an Küsten und an Bord 
von Schiffen festzustellen. Die danach für das betreffende 
Gebiet entworfene Isobarenkarte ergibt dann aus den 
Formeln für das barische Windgesetz die örtlichen Wind- 
richtungen und Windstärken für eine größere Anzahl 
passend gewählter, über das ganze Gebiet verteilter 
Punkte. Auch diese Werte werden dann kartographisch 
eingetragen. Um nun die Triftgeschwindigkeit von der 
Windstärke abzuleiten, sucht Mohn empirisch die im 
zentralatlantischen Passatgebiet für eine gewisse mittlere 
Windstärke sich ergebende mittlere Stromstärke und setzt 
diesem Wert proportional auch die Effekte der anderen 
Windstärken fest. Die Stromrichtungen werden dann 
nur nach der Küstenkonfiguration des untersuchten Meeres- 
gebietes, wo nötig umgeändert, aber im ganzen mit denen 
der Winde laufend angenommen, bis auf geringe Modifi- 
kationen, welche durch lokale Dichteunterschiede im Meer- 
wasser bedingt sind. 

Im einzelnen mögen späterhin an dieser Methode Aende- 
rungen erforderlich scheinen, doch ist sie im ganzen als ebenso 
kühn wie glücklich gefunden zu bezeichnen. Die Formeln, aus 
denen Richtung und Geschwindigkeit der herrschenden Winde 
gefunden werden, lauten: 



- 



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Konstruktion von Stromsystemen. 



369 



Gi<in o. = 2tt>K>s/«fJ, 

P 

UL 

— G cos a = kw. 
9 

fan^ a = — u> stnp. 

Hierin bedeutet u. die Konstante 0,00012287 ; G den barometrischen 
Gradienten in Millimeter Quecksilberdruck auf einen Meridian- 
grad (60 Seem., 111 km); a den Ablenkungswinkel des Windes 
von der Richtung des Gradienten; w die Windgeschwindigkeit 
(m pro Sek.); p den Druck eines Kubikmeters Luft (in Kilo- 
gramm), dividiert durch die Beschleunigung der Schwere (2^), 
d. h. also für trockene Luft von 0° bei 760 mm Luftdruck am 
Meeresniveau unter 45° Br. = 0,1319; für feuchte Luft ist der 
Wert p veränderlich mit dem Barometerdruck 6, dem Dunstdruck e 
(beide in mm) und der Temperatur t° C. nach der Formel: 

ftrt . w b- 0,3779 e 
p = 0,04737- 2?3 + , ■ 

Weiter bedeutet k den Friktionskoeffizienten für das offene, wellen- 
bewegte Meer gleich 0,000035; für eisbedecktes Meer ist derselbe 
größer, etwa 0,00008 (über tu vgl. S. 363). — Danach ließen sich 
auf der Isobarenkarte die herrschenden Winde mit zugehöriger 
Stärke eintragen, und Mohn erhielt so in der That das, was er 
zunächst brauchte, die Resultante der im Jahre durchschnittlich 
wehenden Winde (vgl. auch Sprung, Meteorologie, S. 119 f.). 

üm nun das Maß für die stromerzeugende Kraft des Windes 
zu finden, entnahm er den mehrfach erwähnten meteorologischen 
Tabellen für die Aequatorialregion des Atlantischen Ozeans (Square 3 
und Nine ten-degree Squares bette ecn 20° n. lat. and 10° south. lat, etc.) 
diejenigen Fälle, in denen der Strom in derselben oder nahezu 
derselben Richtung als der herrschende Wind ging, dessen Stärke 
durch die Beaufortskala ausgedrückt war. Für jeden Monat wurde 
das Mittel aus allen Zahlenreihen genommen und schließlich 
daraus ein Mittelwert für das Jahr berechnet. Das Resultat war 
für die untersuchten neun Zehngradfelder folgendes, wobei betont 
sei, daß die Mittel mit Rücksicht auf die Anzahl der benutzten 
Fälle und nach entsprechend verteilten Gewichten berechnet wurden. 



Zehngradfelder 


Windstärke 
(Beaufort) 


Stromstarke 
Seem.in24St. 


Zahl der 
Fälle 


9 4- 

U • • • * • • • a • 


3,5 


18 


103 


3 


3,3 


15 


142 


38 . . 39 . . 40 . . 


4,1 


11 


198 


301 . . 302. . 303 . . 


4.1 


16 


215 


Mittel .... | 3,9 | 15 | 658 
Krümmel, Ozeanographie n. 24 



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3/0 



Die Meeresströmungen. 



Nach den bekannten englischen Tafeln (s. oben S. 68) ent- 
spricht ein Stärkegrad 3,9 Beaufort einer Windgeschwindigkeit 
von 10 m pro Sek.; und so erhält Mohn das Resultat, daß eine 
Windgeschwindigkeit von 1 m einen Stromeffekt von 1,5 Seem. 
in 24 Stunden ergibt (oder 0,0322 m pro Sekunde). Rechnen wir 
hingegen nach Köppens Reduktionsvorschrifi, so erhalten wir für 
den Slärkegrad 3,9 Beaufort nur 6,85 m; somit für jeden Meter 
Windgeschwindigkeit einen Trifteffekt von 2,19 Seemeilen in 
24 Stunden. Für die eisbedeckte Ostgrönlandsee setzte er den 
Effekt von 1 m Windgeschwindigkeit nach den Befunden bei ver- 
schiedenen Eistriften geringer, und zwar von der Eiskante mit 
1,5 Seem. landwärts westlich kontinuierlich abnehmend bis 
0,4 Seem. an der Küste Ostgrönlands. 

Die Methode wird nicht leicht schärfer zu präcisieren sein, 
als Mohn gethan; uns will scheinen, als wenn sie dann schließ- 
lich doch bei der Ermittlung der eigentlichen Trifterzeugung 
durch den Wind mit so großen Fehlerquellen zu rechnen hat. 
daß sie im ganzen für den gegenwärtigen Standpunkt unserer 
Kenntnis noch zu scharf sein dürfte. Auch wäre es ratsamer, 
statt die Windstärke aus den analytischen Formeln des barischen 
Windgesetzes zu berechnen, rein empirische Beziehungen zwischen 
Gradient und Windstärke aus den synoptischen Karten der See- 
warte zu entnehmen, wozu Vorarbeiten vorliegen (Der Pilote I. 
S. 19). Kapitän Dinklage fand nämlich für den Nordatlantischen 
Ozean den Gradienten: 



Für die Windstärke (Beaufort) 


9 


8 


7 


6 


5 


4 


In 30° bis 40° Br. = . . . . 


2,8 


2.3 


1-8 


1,5 


1,1 


0,8 




3,3 


2,7 


2-2 


1,7 


1,4 


1.1 



Auch weiterhin läßt sich der Gradient sehr genähert dem 
Sinus der Breite proportional annehmen. Mau hätte demnach 
den Gradienten für Wandstärke 9 auf 58° Br. 

91*11 'S 8 0 

G = 3,3 mm • - 3,9 bis 4,0. 

Jedenfalls aber ist das Verfahren Mohns erheblich einem 
viel älteren vorzuziehen, auf welches Hoffmann bereits hin- 
gewiesen hat und das von dem französischen Hydrographen 
de Goimpy, wie es scheint^ zuerst (1765) angegeben worden ist 
(nach Cioldi, § 1036): Darnach soll nämlich die Geschwindigkeit 
des Wassers sich verhalten zu der des Windes umgekehrt wie 
die Quadratwurzeln ans den Dichtigkeiten. Da Wasser 776mal 
schwerer ist als Luft, so würde man darnach immer als Trift 
etwa \ f 28 oder 0-036 der Windgeschwindigkeit erhalten. Also für 
die Windstärke des frischen Passats von 8 m in der Sekunde eine 



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Konstruktion von Stromsystemen. 371 



Vlffiffi 



Triftströmung von 0,29 m in der Sekunde oder von noch nicht 
10 Seem. in 24 Stunden. Wie Hoffmann hier richtig bemerkt, 
sollte damit ausgedrückt werden, daß die lebendige Kraft der 
Wasserbewegung die des Windes nicht übersteigen könne, was 
aber darum ohne Wert ist, weil der Zeitdauer der Windwirkung 
dabei nicht Rechnung getragen wird. Allerdings ist erfahrungs- 
gemäß dieser Windwirkung eine gewisse Grenze gesetzt, indem 
auch bei heftigem Winde im offenen Ozean Oberflächenströmungen 
von mehr als 2 m in der Sekunde (100 Seemeilen in 24 Stunden) 
nur in den seltensten Fällen zur Beobachtung gelangt sind. Es 
mag dies, in übrigens nicht näher aufzuklärender Weise, mit der 
Wellenbewegung zusammenhängen. 

Wenden wir uns nunmehr nach diesen orientierenden 
Ausführungen unserer Aufgabe zu, für einen einfach be- 
grenzten Ozean, der zwischen zwei um ca. 90° von ein- 
ander abstehenden Meridianen sich von Pol zu Pol aus- 
dehnen soll, das Stromsystem zu finden, so würde die 
Untersuchung etwa folgendes ergeben. 

Das System der Winde wäre, vorausgesetzt daü die 
begrenzenden Meridiane nicht die Küstenlinien von sehr 
breiten Festlandflächen vorstellten, so angeordnet, daß 
jederseits zwischen 25° und 5° Br. Passate, jenseits 85° Br. 
Westwinde herrschen. In höheren Breiten als (55° dürfte 
man, entsprechend den theoretischen Untersuchungen von 
Ferrel und übereinstimmend mit den Befunden von Cook 
und J. C. Roß im hohen Süden wieder östliche Winde 
als dominierend annehmen; ferner unter dem Aequator 
die Kalmen des aufsteigenden, in 30° Br. die des ab- 
steigenden Luftstroms, im letzteren Falle mit dem Maxi- 
mum des Luftdrucks im Osten der Zone. 

Die Passate werden Triftströmungen von gleicher 
Richtung, wie sie selber befolgen, erzeugen, also polwärts 
von 5°Br. westgehende Bewegungen. Dazwischen wird, 
wie Fig. 50 lehrt, eine östliche Gegenströmung auf- 
treten, welche in den Rücken der Passattriften das zur 
Kompensation erforderliche Wasserquantum wenigstens 
zu einem Teil zurückliefert. Bei dem Anprall der Passat- 
trift gegen das Westufer werden die Strömungen pol- 
wärts abgelenkt, aber nach der Verteilung des Luft- 
drucks sind dort gleichgerichtete Winde (auf der nördlichen 
Hemisphäre südöstliche, auf der südlichen nordöstliche) zu 



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372 



Die Meeresströmungen. 



erwarten. Indes macht sich obendrein das Kompensations- 
bedürfnis im Rücken der vom Westwinde jenseits 40° Br. 
erzeugten ostgehenden Trift fühlbar, welches bei der 
großen mittleren Kraft dieser Winde ein sehr intensives 
Einströmen auch von der polwärts gelegenen Seite dieser 
Trift her veranlassen wird. Weiterhin werden die West- 
windtriften an der Ostküste sich teilen und mit ihrem 
Hauptarm ebenfalls kompensierend zur Passattrift zurück- 
kehren. Die Stromzirkel in den höheren Breiten sind 
danach so leicht wie das ganze Strombild verständlich, 
welches wir auf unserer schematischen Figur 48 oben 
dargestellt haben. Wie so im allgemeinen, so werden 
wir auch im letzten Abschnitte dieses Kapitels die meisten 
Stromfiguren unserer irdischen Ozeane im Hinblick auf 
die gegebenen Windverhältnisse und Kompensations- 
bedürfnisse „in den Bereich des Notwendigen zurück- 
führen", d. h. erklären können. 



IV. Methoden der Strombeobachtnnp. 

Bevor wir in eine ausführliche Darlegung der Meeres- 
strömungen der einzelnen Ozeane eintreten, haben wir 
uns Rechenschaft abzulegen über die Methoden, mit deren 
Hilfe die Kenntnisse von diesen ozeanischen Bewegungen 
erlangt werden. Wir erhalten erst dann einen gesicher- 
ten Standpunkt, von dem aus die überlieferten Daten für 
die örtlichen Stromrichtungen und -Stärken kritisch sich 
würdigen lassen. 

Das gewöhnlichste Verfahren, Meeresströmungen im 
offenen Ozean zu konstatieren, beruht auf der sogenann- 
ten Schiffsrechnung. Jeder Schiffsführer ist verpflichtet, 
alltäglich des Mittags die geographische Position seines 
Schiffes nach Breite und Länge in das Tagebuch einzu- 
tragen. Bei hellem Wetter wird durch Beobachtung der 
Sonne und des Chronometers diese Position leicht ge- 
wonnen. Gleichzeitig aber läßt sich aus den seit dem 
letzten Mittag notierten Angaben über den gesteuerten 
Kurs und die Fahrtgeschwindigkeit des Schiffes durch 



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Methoden der Strombeobachtung. 



eine einfache Rechnung mit Benutzung geeigneter Tafeln 
der gesteuerte mittlere Kurs und die auf diesem zurück- 
gelegte gerade- Distanz seit dem vorigen Mittage schnell 
finden. Diese aus der Schiffs- oder Loggerechnung sich 
ergebende zweite Position, auch das „gegißte Besteck* 
{gissen = schätzen) genannt, wird sich nun gewöhnlich 
nicht vollkommen decken mit dem „astronomischen Be- 
steck". Indem man nun die Richtung, in welcher das 
astronomische Besteck vom gegißten liegt, als „Strom- 
richtung", die zwischen beiden Punkten vorhandene 
Distanz als Stromstärke während des „Etmals", d. i. der 
Zeit von einem Mittag bis zum andern, ansieht, erhält 
man die sogenannte „Stromversetzung*, welche dann 
ebenfalls im Schiffstagebuch notiert wird. 

Dieses Ergebnis ist natürlich, wie man leicht ein- 
sieht, nur cum grano salis als richtig zu verwenden. In 
Wahrheit enthält die „Strom Versetzung" die Summe aller 
Fehler, welche bei der Loggerechnung mit untergelaufen 
sind. Diese Fehler setzen sich zusammen einmal aus der 
wirklichen Strömung, zweitens aus den Irrtümern in 
Kurs und Distanz, und den Fehlern der astronomischen 
Ortsbestimmungen, namentlich im Gange des Chronometers. 
„Wie groß diese Fehler," bemerkt dazu P. Hoff mann 
auf Grund eigener Erfahrung, „unter Umständen, nament- 
lich beim Kreuzen und Beiliegen werden können, ist 
schwer zu schätzen. Schon der Umstand,' daß verschie- 
dene Knotenlängen für das Logg in Gebrauch sind, be- 
weist die Unsicherheit der Messung. Beispielsweise 
würden die geloggten Distanzen eines englischen und 
eines deutschen Kriegsschiffes bei einer Geschwindigkeit 
von 10 Seemeilen pro Stunde eine Differenz von 4,7 See- 
meilen nach Ablauf von 24 Stunden ergeben. Da ferner 
von ersteren die stündlichen Notierungen (der Fahrt- 
geschwindigkeit) auf Achtel, von letzteren auf Zehntel 
eingetragen werden, so wird der Unterschied schwankend 
und kaum scharf zu erkennen sein. Zwischen den Logge- 
abmessungen der Kauffahrteischiffe bestehen noch viel 
größere Differenzen." Das gilt von dem gewöhnlichen 
Logg; das Patentlogg mag diesen Bedenken nicht unter- 



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374 



Die Heeresströmungen. 



liegen, verliert aber dafür bei geringer Fahrtgeschwindig- 
keit sehr leicht seine Verläßlichkeit. 

Der gesteuerte Kurs ist abhängig von der Annahme, 
die man macht über die abtreibende Einwirkung de9 
Windes auf das seinen Kurs verfolgende Schiff: v Diese 
Schätzung/ sagt P. Hoffmann, * entzieht sich jeder Kon- 
trolle und ist lediglich individuell.* Dazu kommen 
Fehler im Steuern, beruhend auf widrigem Seegang oder 
nicht gehörig erkannter Deviation auf eisernen oder 
armierten Schiffen. Endlich darf auch die astronomische 
Position nicht als absolut genau angesehen werden; nach 
einer neueren Diskussion dieses Gegenstandes von Pro- 
fessor Rogers berichtet Hoffmann, daß der mittlere Fehler 
einer einzelnen Beobachtung auf See nahezu 3 Seemeilen 
beträgt. 

Aus alledem ergibt sich, daß Strom Versetzungen von 
weniger als 10 Seemeilen im Etmal schon als sehr un- 
sicher erscheinen und nur dann Interesse gewinnen, wenn 
die Besteckführung an Bord eine über allen Zweifel 
sorgfältige ist, was nur von einigen wissenschaftlichen 
Expeditionen gelten kannl Ueberhaupt aber wird eine 
Stromversetzung von weniger als 5 Seemeilen mit Recht 
immer als ,kein Strom* notiert. Außerdem wird bei 
sehr großen, während eines Etmals zurückgelegten Di- 
stanzen, wie bei den modernen Dampfern, die erhaltene 
Stromversetzung auf das ganze durchmessene Gebiet sich 
beziehen, was der Ermittelung von Stromgrenzen und 
lokalen Strömungserscheinungen überhaupt ungünstig ist. 

Da man nun aber mit Admiral Fitz-Roy annehmen 
darf, daß die meisten der eben aufgezählten Irrtümer der 
Loggerechnung zufallige sind, d. h. ebenso oft nach der 
einen, wie nach der andern Richtung fallen können, so 
würden sie sich von selbst eliminieren, wenn man für 
eine und dieselbe Stelle im Meer eine sehr große An- 
zahl von solchen „ Stromversetzungen * sammeln könnte, 
denn dann würde die wirkliche Strömung zutage kommen, 
wenn aus sämtlichen Einzelfällen ein Mittelwert für Rich- 
tung und Stärke berechnet würde. Das setzt allerdings 
voraus, daß die Strömung an sich etwas konstantes ist, 



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Methoden der Strombeobachtung. 375 



während doch sehr viele Strömungen notorisch gewissen 
Variationen sowohl nach Richtung wie Stärke mit den 
Jahreszeiten unterliegen, die zum Teil in eine völlige 
Umkehr des Stroms übergehen können: dann würde eine 
„mittlere jährliche Stromrichtung a für solchen Raum etwas 
ganz Abstraktes, in Wirklichkeit niemals Vorhandenes er- 
geben. Daher muß bei solchen statistischen Zusammen- 
stellungen auf die Jahreszeit oder den einzelnen Monat 
zurückgegangen werden. 

Will man dieses statistische Verfahren einschlagen, 
so steht man vor der neuen Schwierigkeit, wie denn der 
mittlere Strom nach Richtung und Stärke aus einer 
großen Zahl von Einzelfallen zu berechnen sei. Eine 
hierfür wirklich alle Bedenken vermeidende Regel ist 
noch nicht gefunden worden. In vielen Fällen empfiehlt 
sich als das einfachste eine kartographische Verwertung 
der einzelnen Stromangaben, indem diese entsprechend 
der Mittagsposition für das Ende des Etmals (bisweilen 
auch nach der Position des Schiffs um Mitternacht) in 
die Karte eingezeichnet werden. Es läßt sich dann meist 
am einfachsten eine mittlere Stromrichtung von der Karte 
ablesen, wofern es sich um Gebiete bezw. Monate mit 
einigermaßen konstantem Strom handelt. 

Zu letzterer Verwendung geeignet und bestimmt sind die 
Strombeobachtungen, welche in den von der deutschen Seewarte 
herausgegebenen Heften „Resultate meteorologischer Beobach- 
tungen von deutschen und holländischen Schiffen für Eingrad- 
felder des Nordatlantischen Ozeans" enthalten sind. Auf eine 
Mittelberechnung ist ausdrücklich daselbst verzichtet (A. d. Archiv 
der deutschen Seewarte, 1. Jahrg. 1878, S. 76, 6). Indes geht bei 
dieser Methode völlig ein Urteil darüber verloren, wie oft in dem 
betreffenden Eingradfelde kein Strom beobachtet wurde. 

Sehr unvollkommen muß das Verfahren der einfachen arith- 
metischen Mittel genannt werden. Haben wir beispielsweise in 
irgend einem Eingradfeld die vier Stromversetzungen : NW 10 See' 
meilen, SW 8 Seemeilen, NO 4 Seemeilen, 80 6 Seemeilen, so er- 
halten wir zunächst als mittlere Stromstärke 7 Seemeilen. Die 
mittlere Richtung finden wir am bequemsten, wenn wir die 
Striche der Kompaßrose numerieren (rechts herum zählend, also 
NzO mit 1, Nord mit 32 bezeichnend) und dann die jedem 
Strich zukommende Nummer in die Summe ein fügen , also hier 
V« (28 + 20 + 4 + 12) = 16, also = Süd. Das rohe arithmetische 



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376 



Die Meeresströmungen. 



Mittel aus obigen vier Stromversetzungen wäre also S 7 Seemeilen. 
Es kommt hierbei nicht zum Ausdruck, daß die beiden Strom- 
versetzungen mit westlicher Komponente die kräftigeren waren, 
am kräftigsten aber die erste der aufgeführten, welche sogar eine 
Komponente nach N, also der mittleren Strömung entgegensetzt, 
enthält. 

Darum hat man vorgeschlagen, ein mechanisches Mittel 
in der Weise zu finden, daß man die Resultante aus einem System 
von Kräften aufsucht, welche mit der Richtung und Stärke der 
einzelnen Stromversetzungen auf einen Punkt einwirken, was also 
eine einfache „Koppelrechnung* bedeutet, wie sie mit der so- 
genannten „ Strichtafel * oder „Gradtafel 4 * der Handbücher der 
Steuermannskunst sich sehr schnell ausfuhren läßt (z. B. in 
A. Breusing, Kautische Hilfstafeln, Tafel VII oder VIII). Obiges 
Beispiel würde sich darnach so gestalten : 

NW 10 Seemeilen gibt N 7,1 W 7,1 

SW 8 „ „ .... 5 5,7 W 5,7 

NO 4 „ » N 2,8 0 2,8 ... . 

SO 6 , n .... S 4,2 . 0 4,2 ... . 

' Summe: N 9,9 8 9,9 0 7,0 W 12,0 

Nord- und Südzug heben sich auf, und der Körper wird mit einer 
Geschwindigkeit von 12,9 — 7,0 = 5,9 8eemeilen in 24 Stunden 
nach Westen bewegt. — Hieran ist wieder auszusetzen, daß die 
mittlere Stromstärke kleiner ausfällt, als in 3 von den 4 beob- 
achteten Fällen, und vermutlich um so kleiner sich herausstellen 
wird, je größer die Zahl der verkoppelten Einzelfälle ist. Dem 
Seemann aber liegt sehr daran, zu erfahren, mit welcher durch- 
schnittlichen Stärke überhaupt Stromversetzungen in dem be- 
treffenden Gebiete zu erwarten sind. Darum schlug 1859 Strachau 
vor, zwar die Strom rieh tu ng durch Koppelrechnung zu ermitteln, 
aber als mittlere Stromstärke das rohe arithmetische Mittel 
ans allen einzelnen beobachteten Stromstärken einzuführen. Letz- 
teres Verfahren ist denn auch mehrfach befolgt worden, so in 
den Currents and Surface Temperaturen of the North Atlantic, 
herausgegeben vom Meteorölogical Commitlee 1872. Daselbst sind 
aber auch in Gebieten stark wechselnder Strorarichtungen zwei 
oder mehrere Gruppen aus der großen Zahl der Einzelfälle ge- 
bildet worden, um aus ihnen dann wieder gesondert zwei oder 
mehrere mittlere Stromrichtungen zu berechnen. 

P. Ho ff mann findet auch an diesen Methoden den großen 
Nachteil, daß die Fälle, wo kein Strom beobachtet ist, nicht 
ersichtlich werden. „Die beste Art," meint er, „aus einer großen 
Zahl von Einzelbeobachtungen zu einem Ueberblick über die tat- 
sächlichen Verhältnisse zu kommen, dürfte sein: alle Beobach- 
tungen zusammenzustellen, der Richtung nach getrennt nach 
Quadranten ; aus den Quadranten das arithmetische Mittel für die 
Geschwindigkeit zu berechnen und die Stromrichtung nach vier 
Quadranten neben den Stromstillen anzugeben nach Prozenten 



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Methoden der Strombeobachtung. 377 

aus der Gesamtzahl der Beobachtungen (welche aufzuführen ist). 
Die in der Sammlung der oft erwähnten Nine ten-degree Squares 
befolgte Methode nähert sich dieser Anordnung und läßt an üeber- 
sichtlichkeit der Resultate, unbeschadet der weiteren Verwendbar- 
keit der Einzelbeobachtungen, nichts zu wünschen übrig." In 
den meisten Fällen, auch wo stark divergente Strom Versetzungen 
vorkommen, wäre die von der deutschen Seewarte in dem Atlas 
des Atlantischen Ozeans (Taf. 22 — 25) zur Darlegung der mittleren 
Windverhältnisse (mit Beachtung der Stillen!) gebrauchte, gra- 
phische Methode mindestens ebenso übersichtlich und jedenfalls 
einfacher auszuführen, wofern nur ein reichliches Material vor- 
liegt, so daß das Zukommen neuer Einzeldaten das Gesamtbild 
nicht erheblich modifiziert. 

Nur unter besonderen Umständen sind noch einige 
andere Methoden zu verwenden, um Strombeobachtungen 
zu erhalten. Liegt ein Schiff in flachem Wasser vor 
Anker, so kann die Strömung durch Auswerfen des 
Loggs oder eines anderen Treibkörpers, der dem Winde 
keine merkliche, über das Wasser hervorragende Fläche 
darbietet, gefunden werden. In offener See hat man wohl 
bei Tieflotungen die bis zum Meeresgrunde reichende, 
mit einem mehrere Zentner wiegenden Lote beschwerte 
Leine einem ausgesetzten Boote übergeben, von dem aus 
dann ebenfalls die Strömung beobachtet werden konnte, 
wie von einem verankerten Schiffe aus. 

Schon sehr früh, vermutlich schon vor Beginn der 
großen überseeischen Entdeckungen im 15. Jahrhundert, 
scheint den Seeleuten bekannt geworden zu sein, "daß 
Meeresströmungen nicht mit gleicher Geschwindigkeit in 
der Tiefe sich bewegen wie an der Oberfläche. In der 
Lebensbeschreibung des Kolumbus von seinem Sohne 
findet sich die Thatsache überliefert, daß der Entdecker 
Amerikas am 13. September 1492, etwa in 27° N. Br. 
und 40 0 W. Lg. sich mit Hilfe des Senkbleis überzeugt 
habe, daß die Strömungen daselbst nach Südwesten 
setzten. Schon Sir Humphrey Gilbert beschreibt aus- 
führlich ein solches Experiment, als zu seiner Zeit (ca. 
1570) etwas sehr gewöhnliches; nur daß statt des ein- 
fachen Bleilotes ein schwerer Körper (ein großer Kessel 
oder zwei an den Zipfeln eines Segels befestigte Kanonen - 
läufe oder dergl.) an der Leine in die Tiefe hinabgelassen 



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378 



Die Meeresströmungen. 



Fig. 56. 



wurde, während man das freie Ende der Leine einem 
ausgesetzten Boote übergab. Natürlich kann so nur die 
Differenz zwischen der unteren und der oberflächlichen 
Stromstärke zur Wirkung kommen, doch reichte sie wohl 
vielfach aus, die Leine in eine schiefe Stellung zu bringen, 
woraus dann die Richtung des Stromes sich entnehmen 
lieLi (vgl. Kohl, Geschichte des Golfstroms, S. 25). 

Einen besonders für Strombeobachtungen sowohl an 
der Oberfläche, wie in irgend einer beliebigen Tiefen- 
schicht bestimmten Treibkörper zeigt 
die in beistehender Figur abgebildete 
Stromboje, welche ursprünglich von 
der Kieler Kommission zur Unter- 
suchung der deutschen Meere und 
später von der „Challenger u -Expedi- 
tion (Thomson, The Atlantic, I, 363) 
systematisch angewendet worden ist. 
Eine aus Eisenblech gefertigte doppel- 
konische Boje trägt an einer Leine 
unter sich den eigentlichen, mit dem 
Bleilot beschwerten Treibkörper, zwei 
einander durchdringende, mit geöltem 
Segeltuch überspannte Rahmen, welche 
sich, während der Apparat nicht in 
Gebrauch ist, zusammenklappen lassen. 
Indem man die Leine zwischen der 
Boje und dem Rahmen entsprechend 
lang nimmt, kann man auch die 
Strömung in der Tiefe beobachten, 
die, wenn ihrer Richtung nach vom 
Oberflächenstrom verschieden, sich aus 
einer einfachen Rechnung finden läßt, 
da ja die Boje der Resultierenden aus 
den beiden auf das Ganze einwirken- 
den verschiedenen Strömen folgt. Da indes bei diesem 
Apparat die Flächen der beiden Treibkörper, der Boje 
und des Rahmens, nicht gleich sind, also auch der Druck - 
effekt der Strömungen auf beide verschieden ausfallt, so 
empfiehlt Sigsbee (Deep Sea sounding and dredging, 




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Methoden der Strombeobachtung. 379 

pl. 5) die auf Fig. 57 abgebildete Modifikation von Pro- 
fessor Mitchell. Als Gewicht dient ein oben offenes 
Gefäß aus emailliertem Eisenblech von 20 cm Durch- 
messer und 30 cm Höhe; als Schwimmer eine Flasche 
von gleichen Dimensionen in ihrem cylindrischen Teil, 
nur daß darüber ein Kegel von 8 cm Höhe den Flaschen- 
hals bildet, der durch einen Kork verschlossen wird. 
Das untere Gefäß, an einem entsprechend langen Drahte 

Fig. 58. 



Fig. 57. 




aufgehängt, wird solange mit Schrotkörnern beschwert, 
bis (im Seewasser) der Schwimmer ganz mit seinem 
cylindrischen Teil eingetaucht ist. Mit diesem Apparat 
erlangte Sigsbee im Floridastrom und im Golf von Mexiko 
sehr befriedigende Resultate. 

Um die Strorarichtung in größeren Tiefen auf hoher 
See zu messen, hat Aiine eine andere Vorrichtung kon- 
struiert (Fig. 58; Annales de chimie et phys., 3 me ser., 



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380 



Die Meeresströmungen 



t. XIII, 1845, p. 461, und Zeitschr. f. allg. Erdkunde, 
N. F., III, 1854, S. 170 und Taf. 3). Der Apparat be- 
steht im wesentlichen aus einer Art Windfahne F, die 
fest an einer cylindrischen Büchse BB befestigt ist und 
welche, durch ein Lot L an der Leine versenkt, sich 
unter der Einwirkung des Stroms einstellt wie eine 
Wetterfahne zum Wind. Die Büchse enthält an ihrem 
Boden eine Strichrose, in deren Mitte die Kompaßnadel AA 
auf einer Spitze balanciert. Nachdem der Apparat, in 
die Tiefe versenkt, sich zum Strome eingestellt hat, so 
gibt die Achse der Fahne im Verhältnis zur Nordrich- 
tung der Magnetnadel die Richtung des Stromes an, die 
nun fixiert werden muß, bevor man den Apparat auf- 
holt Zu diesem Zwecke ist über der Kompaßnadel ein 
Reif D mit 32 Zähnen angebracht, der durch eine Füh- 
rung mit einem Stab verbunden ist, welcher nach oben 
hin aus der Büchse herausführt und sich oben zur Fläche T 
verbreitert. Läßt man nun an der Lotleine ein Gewicht L 2 
herabgleiten, so drückt dieses den Zahnreif auf die Kom- 
paßnadel herab und arretiert diese in der Stellung, welche 
sie im Momente einnimmt. Durch die mit einem Deckel A r 
verschlossene OefFnung der Büchse wird diese Richtung 
nach dem Aufholen des Apparates abgelesen. — Das 
Instrument hat noch bei weitem nicht die Anwendung 
gefunden, die es verdient; es ist auch gewiß noch in 
mancher Weise verbesserungsfähig. Schon die Anwen- 
dung von Draht würde die vielfach sehr störende Torsion 
der Leine vermindern. Selbstverständlich darf beim Loten 
mit diesem Apparat das Schiff selbst keine Fahrt haben, 
weshalb er früher nur bei völliger Windstille angewendet 
wurde. 

Befindet sich das Schiff in geringen Tiefen vor Anker, 
so lassen auch die verschiedenen hydrometrischen Regi- 
strierapparate sich zur Messung von Stromrichtung und 
-Geschwindigkeit ebenso gut in See verwenden, wie in 
Flußläufen des Landes (vgl. Beschreibung derselben von 
A. R. Harlacher, Hydroinetrische Apparate und Me- 
thoden, Leipzig 1881). 



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Methoden der Strombeobachtung. 



381 



Nur als rechnerischer Versuch von Interesse ist die Anleitung 
von de Tessan (in Du Petit-Thouars, Voyage auiour du monde 
sur la Frig. La F&iwä; tome X, p. 168) aus der Neigung der 
LoÜeine bei Tieflotungen die Geschwindigkeit des Stromes zu 
berechnen. Für den Fall, daß Klavierdraht verwendet wird, wo 
man den Unterschied zwischen dem Gewicht des Drahts und des 
von diesem verdrängten Wassers, ebenso wie die Reibung, ver- 
nachlässigen darf, bedarf es nur der Messung des Winkels a des 
Drahts mit der horizontalen, der abgelaufenen Länge L des Drahts, 
das Gewicht des Lotes P und des Umfangs des Drahts <?, um 
nicht nur die gelotete Wassertiefe p, wie auch die Geschwindig- 
keit der ganzen Wassermasse v zu finden. Es ist dann sehr ge- 
nähert 

p = L sin a j 1 + -j cos 2 a + -J- cos* <* + ••• j 

r 2 = P:{kcL tang a), 
worin k eine Konstante, in Metermaß ungefähr 5, bedeutet. 

Hieran lassen sich passend die Versuche anreihen, 
durch ausgeworfene schwimmende Gegenstände, die man 
dem Strom zum Forttragen überläßt und die dann von 
diesem irgendwo einer Küste oder einem andern Schiffe 
in See zugeführt werden, die Richtung desselben festzu- 
stellen. Es soll dann die Verbindung des bekannten 
Ausgangs- mit dem Fundpunkte einen ungefähren Anhalt 
für die von dem Gegenstande unter Einwirkung des 
Stroms zurückgelegte Richtung und Strecke gewähren. 
Man bedient sich dazu einfacher Flaschen, in welche ein 
Zettel mit darauf verzeichnetem Datum und Schiffsort 
(und sonstigen Angaben) verschlossen wird, und die man 
bisweilen, um sie der Wirkung des Windes zu entziehen, 
mit Sand beschwert, während von anderen dies darum 
für unpraktisch gehalten wird, weil kleine Seetiere an 
solchen treibenden Flaschen sich festsetzen und deren 
Gewicht ohnehin vergrößern, so daß sie schließlich ganz 
versenkt werden könnten. Für jedes deutsche Kriegs- 
schiff besteht die Verpflichtung, allmittäglich eine solche 
Flasche über Bord zu werfen. Viele Führer von Handels- 
fahrzeugen befolgen diesen Gebrauch freiwillig, und die 
den aufgefundenen Flaschen entnommenen Zettel, vom 
nächsten deutschen Konsulat an die See warte übersandt, 
werden von dieser regelmäßig als „ Flaschenposten " in 



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382 



Die Meeresströmungen. 



den „Annalen der Hydrographie" publiziert. Die Rich- 
tung, welche eine solche Flasche unter der Einwirkung 
des Oberflächenstroms genommen hat, kann nun freilich 
nur in den allerseltensten Fällen, wenn das Land sehr 
nahe ist, mit der geraden Linie vom Abgangs- zum 
Fundorte identisch sein. Demnach sind solche Flaschen- 
posten nur cum grano salis als Indizien für die Strom- 
richtung zwischen den zwei gegebenen Punkten anzu- 
sehen, obgleich sie unter Umständen ganz interessante 
Resultate liefern können (vgl. das richtige Urteil Peter- 
manns in dessen Geogr. Mitteil. 1870, 240). Zur Er- 
mittelung der Stromgeschwindigkeit sollten sie aber nur 
dann verwendet werden, wenn sie in See, außer dem 
Bereich jeder Gezeitenströmung aufgefunden wurden: am 
Striinde und in dessen Nähe können sie nicht nur Tage, 
sondern Wochen hindurch hin- und hergetragen sein, ehe 
sie jemand findet, zumal an den außereuropäischen und 
spärlich bewohnten Küsten. Weitaus die Mehrzahl solcher 
ausgeworfener Flaschen pflegt denn auch überhaupt nicht 
wiedergefunden zu werden. 

Will man solche Flaschentriften systematisch zur Feststellung 
eines Stromes verwenden, so ist also jedenfalls erforderlich, auf 
einmal große Mengen derselben gleichzeitig auszusetzen. Vgl. die 
von dem Pariser Professor Pouchet in dieser Hinsicht ange- 
stellten, zum Teil sehr originellen Versuche, in den Catnptes rendus 
1885, II, tome 101, p. 1029; er verwendete 10 Kupferhohlkugeln 
von 30 cm Durchmesser mit eigentümlichem Ballast, 20 Bierfaßchen 
zu je 16 Liter, gefüllt mit Haferspreu, und 150 gewöhnliche 
Flaschen, sämtlich mit dem üblichen (polyglotten) Zettel darin, 
die er am 27. und 28. August 1885 nordwestlich von den Acoren 
über Bord setzte. 

Weiterhin liefern wichtige Indizien für die Strom- 
richtung der Meeresoberfläche alle Arten von zufällig in 
das Meer gelangten Treibkörpern, losgerissene Bojen, 
Schiffsteile, Fischlaich, Quallenztige, Treibholz aller Art, 
Früchte (besonders aus den Tropen) und namentlich ab- 
gerissene Tangzweige, und in den höheren Breiten die 
Eisberge, die bei ihrem großen Tiefgang so gut wie 
ganz unabhängig von der Windwirkung bleiben und dem 
Strom der obersten Wasserschichten sehr getreu folgen 
dürften. 



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Methoden der Strombeobachtung 



Ein sehr wichtiges Hilfsmittel, auf indirektem Wege 
Strömungen festzustellen, gewährt aber das Thermometer. 
Der Strom bewegt ja mit den Wasserteilchen auch die 
ihnen anhaftende Temperatur fort, so daü eben dadurch 
die meisten Meeresströmungen, besonders die meridional 
verlaufenden, auf Karten der Oberflächenisothermen un- 
mittelbar abzulesen sind. Namentlich wo kalte und warme 
Ströme miteinander in nahe Berührung kommen, ist das 
Wasserthermometer für den Schiffsführer ein getreuer 
Berater geworden, wenn auch die großen Hoffnungen, 
welche einst Franklin und Blagden an die tkermo- 
metrical navigation knüpften, nur übertrieben sein konnten. 

Kohl, in seiner Geschichte des Golfstroms S. 68 und 108f. 
hat sehr fleißig die Berichte älterer Seefahrer über die großen 
Teraperaturgegensätze in der Gegend der Neufundlandbank ge- 
sammelt. Danach war der französische Geograph Marc Lescarbot, 
der Begleiter von Poutrincourt, im Jahre 1606 der erste, welcher 
hierauf die Aufmerksamkeit lenkte, während erst 1768 der Astronom 
Chappe d'Auteroche auf der Fahrt von Frankreich nach Mexiko 
systematisch das Wasserthermometer gebrauchte. Franklin hat 
dann auf seinen mehrfachen diplomatischen Reisen nach Europa 
seit 1775 zuerst die Grenzen des „Golfstroms" thermometrisch 
fixieren gelehrt, während gleichzeitig 1775 der britische SchifFs- 
arzt Dr. Charles Blagden dasselbe Verfahren, wie es scheint selb- 
ständig, auffand und mehrfach wiederholte. Sein erster Bericht 
erfolgte 1782 (Philos. Transaction* , vol. 71, part II). Als Hum- 
boldt seine Reise nach dem tropischen Amerika ausführte, konnte 
er die sorgfältige und regelmäßige Beobachtung der Meerestempe- 
raturen für „eine der ersten Pflichten eines reisenden Physikers" 
erklären. 

Das erste Flaschenexperiment, von dem Kohl Kenntnis hat, 
rührt aus dem Jahre 1802 her, wo das englische Schiff „Rainbow u 
einige Flaschen auswarf, „in der Absicht, die Bestimmung von 
Meeresströmungen dadurch zu befördern"; daraus ist zu ent- 
nehmen, daß das Verfahren damals schon allgemein bekannt 
war. — Daß schon Kolumbus das Antreiben fremdartiger Hölzer 
und Früchte an den Kanarischen Inseln als ein Indizium von 
Strömungen über den Atlantischen Ozean hin betrachtete, ist 
bekannt. 



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Die atlantischen Meeresströmungen 



V. Die Strömungen in den einzelnen Ozeanen. 

■ 

Indem wir nunmehr zu einer systematischen Be- 
schreibung der lokalen Stromphänomene in den verschie- 
denen Meeresgebieten übergehen, kann es nicht unsere 
Aufgabe sein, das Über dieselben vorhandene (notorisch 
sehr ungleichwertige!) Material durchweg erschöpfend 
wiederzugeben. Es würde das gegen Zweck und Um- 
fang des vorliegenden Werkes streiten. Vielmehr soll 
Jiarauf das Augenmerk gerichtet sein, aus den vorhan- 
denen Quellen, nach gehöriger Kritik derselben, ein über- 
sichtliches Bild der thatsächlichen Strom Vorgänge auf- 
zusuchen und alsdann nachzuweisen, wie die Theorie 
dem thatsächlichen Befunde gegenübersteht. 

1. Die atlantischen Strömungen zwischen 80° N. nnd 30° S. Br. 

Wir beginnen mit dem besterforschten der drei 
großen Ozeane und wollen zuerst die Strömungen des- 
selben innerhalb der Tropen abhandeln. 

1. Die Nordostpassattrift oder der nördliche 
Aequatoria Istrom ist zuerst durch A. G. Findlay 
klar erkannt und auf seinen Strömungskarten nieder- 
gelegt worden, am frühesten, soviel ich sehe, im Jahre 1 850, 
dann 1853 auch mit der Bezeichnung als «nördlicher 
Aequatorialstrom" (Journ. IL G. Soc. vol. 23, London 
1853, p. 218). Renneil kannte diese Strömung noch 
nicht, ebenso Heinrich Berghaus, der überhaupt in der 
Strömungskarte des Atlantischen Ozeans seines Physi- 
kalischen Handatlas sich sehr nahe an Rennell anschloß. 
Indes läßt sich aus den auf Rennells Karte enthaltenen 
Einzelbeobachtungen die westgehende Trift im Bereiche 
des Nordostpassats leicht ablesen, wie ich schon bei 
anderer Gelegenheit zu zeigen versuchte (Aequator. 
Meeresstr. S. 23), und Berghaus war in der That nahe 
daran, sie aus den Stromversetzungen der preußischen 
Seehandlungsschiffe zu konstatieren (Allgem. Länder- u. 
Völkerkunde I, 543 f.). 



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Der nördliche Aequatorialstrom. 385 



Der nördliche Aequatorialstrom gehört zu den ver- 
änderlichen Strömen, insofern das von ihm eingenommene 
Areal in den verschiedenen Jahreszeiten zwischen ver- 
schiedenen Breiten hin und her schwankt. Aus den 
„Neun Zehngradfeldern* etc. entnehme ich als südliche 
Grenze dieses Stromes folgende mittlere Lagen zwischen 
20° und 25° W. Lg.: 



im Januar ca. 8° N. Br., 
T» März 6 
v Mai „ 6° „ „ 



im Juli ca. 11° N. Br., 

„ September „ 12° „ „ 
November 9° „ „ 



Eine nördliche oder polare Grenze des Stroms ist schwie- 
riger festzustellen, da die Stromstärken nördlich von 
20 0 Br. sehr langsam abnehmen. Als mittlere Strom- 
stärke südlich 20° N. Br. kann man 15 bis 17 Seemeilen 
im Etmal, nördlich dieser Breite bis ca. 28 0 Br. langsam 
abnehmend bis unter 10 Seemeilen, rechnen. Strom- 
stillen werden häufig gefunden, bei 1 /4 bis V 3 aller Beob- 
achtungsfälle. Evans' Stromkarte kennt Schwankungen 
zwischen 8 und 30 Seemeilen; unter Land an der afrikani- 
schen Küste wird die Trift schwächer, näher den west- 
indischen Inseln stärker, als der Durchschnitt angibt. 
Das Maximum sind 36 Seemeilen, doch tritt der Strom 
anscheinend öfter auf der ganzen Strecke zwischen den 
Kapverden und Westindien mit kaum */i dieser Maximal- 
stärke auf. Als im Jahre 1885 das deutsche Schul- 
geschwader vom 30. November bis 14. Dezember die 
genannte Strecke (von Porto Grande bis Barbados) mit 
schwachem Passat durchsegelte, fand man die Richtung 
des Stroms südlicher als West (im Mittel S 49° W) und 
die Stärke durchweg unter 15 Seemeilen im Etmal, an 
7 Tagen (von 14 insgesamt) sogar weniger als 10 See- 
meilen; es sind hierbei die gleichzeitigen Beobachtungen 
aller vier Schiffe des Geschwaders zu Grunde gelegt (Ann. 
d. Hydr. 1886, 127). 

Die Richtung des Stroms ist durchschnittlich in dem 
östlich von 35° W. Lg. gelegenen Gebiet WSW bis W y 
von da bis 55 0 Lg. recht West und näher an den kleinen 
Antillen WNW (nach den Pilot charts for Atlantic Ocean). 
Vergleichen wir damit die Richtungen des Passats ent- 

Krümmel, Ozeanographie IT. 25 



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i 

I 

386 atlantischen Strömungen. 

lang der Linie Porto Grande und Barbados, wie sie sich 

aus der Isobarenkarte im „Atlas des Atlantischen Ozeans* 

herausgegeben von der See warte (Taf. IG) konstruieren 

lassen, indem wir den „Ablenkungswinkel" nach Mohns 

Formel (S. 369) für die mittlere Breite von ß = 14,7 0 j 

zu a = 46,6 0 berechnen, so erhalten wir 

östlich 35° Länge: Wind = NOzN, dagegen Strom = WSW, 
zw. 35 0 und 50 0 : „ = NOzO, „ „ = TT, 

westlich 50° Länge: „ = NO, „ „ = WNW. 

Zwischen Windrichtung und Strom ist sonach eine Ab- 
weichung nach rechts von 3 bis 6 Strich vorhanden, 
was also eine sehr auffällige und der Trifttheorie sehr 
ungünstige Thatsache wäre. Indes verhilft uns hier die 
wagerechte Konfiguration des centralatlantischen Gebiets 
zu einer vorläufigen Erklärung, indem nämlich westlich 
von 40° Länge die große nordatlantische Abzweigung 
des südlichen Aequatorialstroms durch das südamerikani- 
sche Festland in eine Richtung nach NW gezwungen 
wird, was dann auch die Strömungen in der Nachbar- 
schaft beeinflussen muß (vgl. Fig. 52, S. 358). Die ganze 
nördliche Aequatorialströmung, auch noch östlich von 
40 0 W. Lg., erscheint so ihrer Richtung nach nicht ganz 
frei entwickelt. Wir kommen indes weiter unten noch 
darauf ausführlicher zurück. 

2. Die südliche Aequatorialströmung, auch 
Hauptäquatorialstrom, oder die Südostpassattriffc 
genannt, erscheint auf allen Strömungskarten seit Kircher 
und Renneil als ein den Aequator auch noch östlich von 
30° W. Lg. nordwärts überschreitender und nach Süden 
bis ca. 15° S. Br. sich ausdehnender, kräftiger Weststrom 
von großer Konstanz in Richtung, Stärke und Areal. 
Im fernen Osten, westlich von der Insel St. Thome schon 
läßt ihn Evans nördliche Breite erreichen, unter dem 
Meridian von Greenwich liegt die Nordkante in ca. 1 0 
bis l 1 ;* 0 N. Br., steigt dann in 10° W. Lg. bis 3° und ( 
4 0 Br. nordwärts und hält sich in dieser Lage, bis sich 
westlich von 30° einerseits die Nähe des Landes fühl- 
bar macht, andererseits die Aequatorialgegenströmung 
den rechten Rand deformiert, indem sie von daher be- 



j 

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Der südliche Aequatorialstrom. 387 



trächtlichere Wassermassen an sich zieht. Die Jahres- 
zeitliehen Schwankungen der Nordkante sind bei weitem 
nicht so ergiebig, wie bei der Trift des Nordostpassats: 
nach der übersichtlichen Zusammenstellung von Kapitän 
Koldewey (Ann. d. Hydr. 1875, 136 f.) ergibt sich 
sowohl nach englischen Beobachtungen (Square 3), wie 
aus den deutschen Schiffsjournalen, daß nur von Februar 
bis Mitte April die Nordkante des Stroms öfter südlich 
von 3 °, bisweilen sogar von 2 0 N. Br. gefunden wurde, 
während sie im übrigen Jahr, besonders von Juni bis 
September im Square 3 durchweg nahe an 4 0 Br. lag. 
Nur im Oktober ist sie wieder vorübergehend, wenn 
auch nicht ganz selten auch bei 3 0 N. Br. beobachtet. 

Die Stärke dieser Aequatorialströmung ist eine sehr 
bedeutende. Kapitän Hoffmann hat sich der Mühe 
unterzogen, aus den „Neun Zehngradfeldern" die mittlere 
Stärke, sowie die Häufigkeit (in Prozenten aller Beob- 
achtungen) der Westströmungen und der Stromstillen für 
je zwei Monate und für Zweigradzonen zwischen 25 0 
und 30 0 W. Lg. zu berechnen. Wir geben in der nach- 
stehenden Tabelle die Daten für die Breiten zwischen 
10° S. und 4° N. Die Stromstärke ist in Seemeilen 
für 24 Stunden in der Kolumne Sm, die Prozente der 
Stromstillen in der Kolumne 8t. angegeben. Die Strom- 
stärke zeigt sich räumlich wie zeitlich ungleich verteilt. 



Breiten- 


Dez.-Jan. 


Febr.-März 


April-Mai 


Jnni-Juli Ang.-Sept. 


OKt.-No?. 


WßS 


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St. 

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4°— 2° 
2°-0° 


74 

86 


21 

25 


10 

9 


77 
80 


19 


17 
16 


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76 


19 
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13 


80 
95 


25 
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1 


89 
79 


21 
21 


9 

12 


69 
77 


19 
18 


21 
10 


0°-2° 

2°-4° 

4°-6° 

6°-8°| 

8°-10° 


70 
87 
79 
78 

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19 

22 
22 
15 

13 


19 67 
9 77 
13 83 
19, 86 
54 55 


16 

20 
17 

18 
16 


21 
18 
14 

12 

27 


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82 
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21 
22 
21 

17 
18 


12 63 
18 75 
20 82 
23 83 
19 (| 74 


17 
19 
18 

2 


18 
19 
14 
18 

17 



In allen Monaten, mit Ausnahme des Oktober und Novem- 
ber, ist der Strom am stärksten in der Zone vom Aequator 



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388 



Die atlantischen Strömungen. 



bis 2° N. Br., während unmittelbar südlich vom Aequator 
ausnahmslos die Stromstärke nachläßt, um zwischen 2° 
und 6 0 S. Br. wieder anzusteigen und noch weiter süd- 
lich wieder abzufallen. Danach hat also diese Aequatorial- 
strömung einen doppelten „ Stromstrich deren einer in 
ca. 1 0 N. Br., der andere in ca. 4 0 S. Br. (in den Längen 
zwischen 25 0 und 30 0 W.) anzunehmen ist. 

Andererseits äußert sich der Strom nach Stärke wie 
Frequenz am intensivsten im Juni und Juli, wo seine 
durchschnittliche Stärke zwischen 8 0 S. und 4 0 N. Br. 
auf nicht unter 20, meist über 24 Seemeilen im Etnial 
anzunehmen ist. Doch ist schon in Einzelfällen im nörd- 
lichen Stromstrich die dreifache Stärke empfunden worden, 
nach Kapitän Koldewey einmal 72 Seemeilen, welches 
Maximum auch im südlichen Stromstrich nahezu mit 
71 Seemeilen erreicht wird. Die große Regelmäßigkeit 
dieses Stromgangs tritt auch in diesen beiden Monaten 
dadurch hervor, daß die Stromstillen alsdann das Minimum 
ihrer Frequenz erreichen und im nördlichen Stromstrich 
fast ganz verschwinden. 

0 estlich von 20 0 Lg. ist die mittlere Stromstärke 
geringer als in dem auf der Tabelle dargestellten Gebiet, 
nach Koldewey und Evans zwischen den Extremen 
18 und 50 Seemeilen schwankend; dagegen wird west- 
lich von 40 0 Lg., wegen der seitlichen Einengung des 
Stroms durch das südamerikanische Festland, im nördlichen 
Stromstrich die Geschwindigkeit bisweilen abnorm groß 
gefunden, Evans notiert viele Fälle Über 50 Seemeilen, 
Strachan zwei, welche bezw. 72 und 108 Seemeilen 
(3,7° N. Br., 43,5° W. Lg.) erreichten und Sabine erzählt 
von seiner Reise mit Kapitän Clavering, daß er am 
9. September 1822 in 2° 59' N. Br. und 48° V W. Lg. 
sich seit dem vorigen Mittag um 99 Seemeilen nach 
N5° W versetzt gefunden habe. Beim Kap San Roque 
teilt sich die Aequatorialströraung, wie es scheint mit ihrem 
südlichen Stromstrich, in zwei Hälften, deren eine nach 
Süden, die andere noch Nordwesten ablenkt. Letztere 
vereint sich dann etwa auf der Höhe der Amazonas- 
mündung mit dem inzwischen ungeteilt westlich weiter 



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Der südliche Aequatorialstrom. Der Guyanastrom. 389 



vorgeschrittenen nördlichen Stromstrich, sehr bald tritt 
dann noch die Fortsetzung der nördlichen Aequatorial- 
strömung dazu und alle drei Komponenten liefern alsdann 
die sogenannte „Guyanaströmung". Beim Kap San 
Roque sind nach Nordwesten gerichtete Stromversetzungen 
von 30 bis 60 Seemeilen im Etmal nicht ganz selten 
gefunden und ihre Nichtbeachtung hat früher Schiffen 
von schlechter Segelqualität manchen wochenlangen Auf- 
enthalt verursacht. Auch weiter nordwestlich äußert der 
Strom sich meist ebensosehr kräftig wie auch konstant 
in der Richtung, und Fälle, wo er unerwartet schwach 
wird oder ganz ausfallt oder in abnormen Richtungen 
sich äußert, sind offenbar selten und nur nahe dem Lande 
zu erwarten (vgl. die Erfahrungen S. M. S. »Luise", 
Dez. 1881 in den Ann. d. Hydr. 1882, 127; auch 1885, 
310). - 

Konstruieren wir nunmehr auch hier aus der Isobaren- 
karte die herrschende Richtung des Passats, so ergibt 
sich diese aus der Mohnschen Formel und den Ueber- 
sichtskarten Köppens (Meteorol. Zeitschr. 1885, Taf. 3; 
Segelhandb. für den Atl. 0. S. 41) südlich vom Aequator: 

östlich von 0° Länge: Wind S bis Sz W\ Strom aber nach WNW, 
zwischen 10° und 30°: „ SO „ „ „ W, 

„ 30 „ 50 : „ 80 bis SOzS „ „ WNW. 

Auch hier beträgt der Unterschied zwischen Windrich- 
tung und zugehöriger Trift im Osten 7 Strich, weiter 
westwärts abnehmend bis zu 3 oder 2 Strich, und zwar 
erscheint der Strom links abgedrängt. Soll man nun, 
wie Kapitän Holtmann geneigt ist, ohne weiteres an- 
nehmen, daß sowohl hier wie bei der Trift des Nord- 
ostpassats, wo die Abdrängungen nach rechts stattfinden, 
eine einfache Wirkung der Rotationskraft vorliegt? Wir 
wollen die Entscheidung hierüber aufschieben, bis wir 
uns einen weiteren Ueberblick über die Windverhältnisse 
im westindischen und brasilischen Stromgebiet verschafft 
haben. 

3. Die karibische Strömung ist die Fortsetzung 
der Guyanaströmung und des Hauptteils des nördlichen 
Aequatorialstroms. Schon Renneil beschreibt die lebhafte 



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390 



Die atlantischen Strömungen. 



Trift zwischen den kleinen Antillen und nennt dieselbe 
weiter westlich nicht nur einen Meerstrom, sondern eine 
ganze See in Bewegung (not a stream, but a sea in moUori). 
Bartlett berichtet von seinen Aufnahmen in den west- 
indischen Gewässern, daß an den Küsten der Strom stark 
nach Westen setze, er aber in der Mitte der Durchfahrten 
den starken Strom nicht gefunden habe. Evans (und 
ebenso die Pilot charts) geben dem Strom nahe der fest- 
ländischen Küste eine Geschwindigkeit von 24 bis 72 See- 
meilen im Osten, 12 bis 36 weiter im Westen. Dort 
trifft er auf die nordsüdlich verlaufende Küste von Hon- 
duras, an welcher entlang nach Süden segelnd Kolumbus 
auf seiner vierten Reise den hierdurch nach Norden 
abgelenkten Strom sehr unangenehm empfand; er beklagt 
sich sogar, daß er zu keiner Zeit mit dem ausgeworfenen 
Bleilot den Boden habe finden können, weil durch die 
starke Strömung dasselbe immer vom Grunde aufgehoben 
worden sei (Kohl, Golfstrom 30). In der Bucht von 
Chiriqui und Darien, wie dann weiterhin im Golf von 
Honduras (Belize) werden sich der Theorie nach Neer- 
ströme entwickeln müssen, die in der That auch auf den 
Karten eingetragen sind. 

Endlich tritt der Strom in die Engen zwischen 
Yucatan und Kuba ein, welche zwischen Kap San Antonio 
und Catoche nur wenig über 100 Seemeilen Breite be- 
sitzen, so daß daselbst seine Bahn auf nahezu l ji ein- 
geengt erscheint. Eine Zunahme der Geschwindigkeit 
bis 50 und gelegentlich noch mehr Seemeilen täglich ist 
daher die erste Folge, andererseits aber werden südlich 
unter Kuba Neerströme nicht ausbleiben. Die englischen 
Stromkarten kennen solche angeblich nur zur Zeit der 
Syzygien und der Tag- und Nachtgleichen, aber überall 
entlang den Südküsten der größeren Antillen bis nach 
Puerto Rico hin (Evans; Pilot charts). Man wird aber 
nicht fehlgreifen, wenn man sie nur als Neerströme auf* 
faßt, obwohl sie im Winter auch als Folge der häufigen 
und starken Norder im Golf von Mexiko auftreten könnten, 
welche den Strom bei Kap San Antonio bisweilen ganz 
umkehren (Segelhandb. f. d. Atl. O. S. 510), was indes 



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Der Kariben- und Antillenstrom. 



391 



nur für die Oberfläche wird gelten können (vgl. auch 
Ann. der Hydr. 1874, 92, 189). — In den Passagen 
zwischen den Antillen erscheinen wechselnde Strömungen: 
unter Land sind sie oft denen inmitten der Straße ent- 
gegengesetzt. Doch wird angenommen, daß in der Wind- 
wardpassage zwischen Kuba und Hayti der Strom meist 
södlich, dagegen in der Monastraße zwischen Hayti und 
Puerto Rico nördlich setzt: eine Annahme, welche durch 
das Auftreten der erwähnten Neerströme nur gestützt 
wird. 

4. Außerhalb der westindischen Inseln biegt ein 
großer Ast, wenn nicht die Hauptmasse, der nördlichen 
Aequatorialströmung nach Westen und Nordwesten um, 
die Antillenströmung unserer Karte. Dieselbe erscheint 
zwar schon bei Findlay (Journ. B. G. Soc. 1853, 220), 
aber hat sich auf den Strömungskarten noch nicht recht 
eingebürgert. Ich habe mehrfach auf ihre Existenz hin- 
gewiesen (Aequator. Meeresstr. S. 9), die sowohl durch 
direkte Strombeobachtungen wie durch den Verlauf der 
Oberflächenisothermen bewiesen ist. Die englischen Strom- 
karten zeigen zwischen den östlicheren Antillen und den 
Bermudasinseln zahlreiche Westströmungen, allerdings 
nur in der Stärke zwischen 8 und 20 Seemeilen; die 
Challengerexpedition fand auf der Ueberfahrt von St. Thomas 
nach den Bermuden im März 1873 folgende Stromver- 
setzungen : 

26. März, in 19° 41' N. Br., 65° 7' W. Lg.: N 37* W . . HSeem., 

27. „ „ 21 21 „ „ 65 12 „ „ : N 55 W . . 14 „ 

28. „ „ 22 49 „ „ 65 19 „ „ : N 44 W . . 24 „ 

29. „ „ 24 39 „ „ 65 25 „ „ : N 47 W . . 20 „ 

30. „ „ 26 26 „ „ 65 18 „ „ : N 30 W . . 16 „ 

31. „ „ 27 49 „ „ 64 59 „ „ : N 55 0 . . 14 „ 

1. April „ 29 5 „ „ 65 1 „ „ : N 61 O . . 4 „ 

2. „ 29 42 „ „ 65 7 „ „ : N 8 W . . 22 „ 

3. „ „ 31 49 „ „ 64 55 „ „ : N 11 W . . 5 „ 

Als (mechanisches) Mittel aus diesen neun Strombeobach- 
tungen ergibt sich die Richtung N 23 0 W oder NNW 
mit 12 Seemeilen; nehmen wir aber nur die ersten fünf 
Tage, wo der Strom sehr regelmäßig sich fühlbar machte, 
so erhalten wir als (mechanisches) Mittel N 39° W mit 



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392 



Die atlantischen Strömungen. 



17,4 Seemeilen. — Klimatisch äußert der Strom sich in 
der tropischen Wärrae, die er den Bahamainseln bringt, 
deren Treibhausklima die ganze civilisierte Welt mit 
Ananas versorgt. Schon Maury (Phys. Geogr. of the 
Sea § 129 und 141) und die Mitglieder der Challenger- 
Expedition (Wild, Thalassa 65) erkannten in dieser 
warmen Strömung die Fortsetzung des nördlichen Aequa- 
torialstroms. Daß diese Nordwestbewegung eine sehr 
tiefgehende ist, hat schon Irminger bewiesen, indem 
er mit Aimes Stromzeiger in 25 0 4' N. Br., 65 0 41' W. Lg. 
in 900 m Tiefe (durch wiederholten Versuch bei Wind- 
stille) die gleiche Strömung feststellte (Ztschr. für allg. 
Erdk. N. F. III, 1854, S. 172 f.). 

Die Windverhältnisse über diesem Teil des Nord- 
atlantischen Ozeans sind kurz dahin zu charakterisieren, 
daß über dem Antillenstrom zwischen Puerto Rico und 
den Bermudasinseln bei einer Richtung des Gradienten 
nach S 24 0 W, der mittl. geogr. Breite von 25 und 
einem Ablenkungswinkel a = 60° eine mittlere Wind- 
richtung von fast genau Ost (N84° 0) sich ergibt, so 
daß also hier zwischen Wind und Trift ein Winkel von 
vier Strich vorhanden ist. Im Karibischen Meer ergibt 
die Isobarenkarte (bei ß = 18°, Oradient nach S 27° TT, 
und a = 52°) eine mittlere Windrichtung von OzN 
(N79° 0), bei einer Stromrichtung nach WNW, also 
eine Abweichung von drei Strich. 

5. Die Fortsetzung des südlichen Stromstrichs der 
südlichen Aequatorialströmung ist der entlang der süd- 
amerikanischen Küste nach SW sich bewegende Brasi- 
lienstrom. Die Stärke desselben ist immer sehr mäßi^ 
und mehr als 24 Seemeilen im Etmal sind selten gefunden 
worden, meist bringt er den nach Süden segelnden Kap- 
Horn-Fahrern nicht mehr als 20 Seemeilen täglich. „In 
der Nähe der Küste, bis zu 200 Seemeilen davon ist die 
Strömung außerdem wechselnd und folgt den hier monsun- 
artigen Küsten winden mit den Jahreszeiten" (Hoffmann). 
Darum sind in den Monaten Juli bis September nörd- 
lich von Bahia unter Land sogar nördliche Stromver- 
setzungen nicht gerade selten gemeldet worden. 



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Der Brasilienetrom. 



393 



Die Windrichtungen weiter in See sind im Jahres- 
durchschnitt nach der Isobarenkarte: 

in 12° S. Br., 33° W. Lg. bei a = 41°: OSO, 
25 „ „ 40 „ „ „ et = 60 : ONO. 

Wir bemerken hier also eine Wendung der Luftströmung 
in dem Sinne, daß sie in der niederen Breite mehr auf 
das Land zu, in der höheren aber parallel dem Land 
entlang weht. Im letzteren Falle läuft der Strom bei- 
nahe wie der Wind, nur zwei Strich links von dem- 
selben. 

6. Theorie dieser Strömungen. Bei fast allen 
Fällen, wo Strom und mittlere Windrichtungen ver- 
glichen wurden, zeigte sich, daß der Strom auf der nörd- 
lichen Hemisphäre nach rechts, auf der südlichen nach 
links von der aus dem Winde abzuleitenden Trift ab- 
gelenkt war. Daß hierfür die Erdrotation nicht ohne 
weiteres verantwortlich gemacht werden kann, ist zunächst 
schon aus dem Umstände zu entnehmen, daß der Betrag 
dieser Ablenkung größer war in niederen Breiten als 
in höheren. Aber es wäre doch überhaupt übereilt, 
hierin lediglich Wirkungen der Rotationskraft zu suchen. 
Die Luftströmungen bewegen sich unbehindert durch 
solche seitliche, ihren Bahnen sich quer entgegenstellende 
TJferwände, wie sie die Meeresbecken umschließen. Nicht 
überall kann in den Randgebieten der Meeresräume die 
Trift vor dem Winde herlaufen, sondern sie befolgt bei 
auflandigem Winde solche Richtung, wie sie aus einer 
in der Luftströmung enthaltenen, der Küste parallelen 
Komponente sich ergibt. Zu dem Zwecke muß man 
auch die Windgebiete an den äußersten Grenzen der 
Tropen in Betracht ziehen. Um zunächst bei der Brasilien- 
strömung zu bleiben, wird also südlich von ca. 25 0 S. Br. 
der hier von NO wehende Wind eine Trift erzeugen 
können, welche nach SW geht. Dadurch wird alsdann 
ein Kompensationsbedürfnis an dieser Stelle geschaffen, 
welches eine gerade auf die Küste zu gerichtete, in etwa 
10° bis 15° Br. vom OA T Ö-wind geschaffene Trift eben- 
falls nach S W zieht, diese greift dann noch weiter rück- 
wärts, und so kommt schließlich entlang dieser brasilischen 



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394 



Die atlantischen Strömungen. 



Küste eine den Passat im rechten Winkel durchschneidende 
Meeresströmung zustande. 

Man muß indes noch weiter ausblicken. Wenn noch 
in 25° S. Br. nahe der südamerikanischen Küste der 
Gradient fast nach NW (genau N 54 0 W) gerichtet er- 
schien, so ist er in kurzem Abstände davon, an einem 
Orte etwa 33° S. Br., 42° W. Lg. schon nach SSW ge- 
richtet, was bei dem großen Ablenkungswinkel (66°) 
hier als Richtung der mittleren Windtrift genau SO er- 
gibt: damit haben wir also schon eine Komponente, 
welche das Wasser von der Küste hinwegzieht (und 
zwar der Größe dieses Gradienten wegen mit großer 
Kraft), dort also die Kompensation nur um so verstärkter 
auftreten lassen muß. 

Ebenso ist es im Nordatlantischen Ozean. TJeber 
dem Antillenstrom war der Luftdruckgradient nach SS W 
gerichtet. Die Isobarenkarte aber zeigt, daß über den 
Bermudasinseln der dort übrigens auch sehr große Gradient 
nach Nord (genau N6°0) zielt, was eine Strombewegung 
in Luft und Wasser nach N72° 0 (fast OzN) erzeugen 
muß. Wir sehen also auch hier die Antillenströmung 
sowohl durch das sich entgegenstellende Festland, wie 
durch die im Norden der Bermudasinseln zu leistende 
Kompensation in diejenige Richtung gedrängt, die der 
Strom thatsächlich zeigt. Die Karibenströmung, wie der 
Guyanastrom, der sie wesentlich kompensiert, erscheinen 
ganz durch die Konfiguration des Landes in ihrer Rich- 
tung bestimmt. Man könnte nun danach auch die starke 
Westbewegung, welche die beiden Aequatorialströme 
zeigen, also eine Richtung, um 3 bis 7 Strich von der 
normalen Windtrift abstehend, zurückführen auf solches 
Kompensationsbedürfnis, welches an den Grenzen der 
Tropenzone an der Westseite der Ozeane erzeugt ist. 
Aber so einfach ist der Vorgang nicht. 

Ist nämlich der Strom in der angedeuteten Weise 
eingeleitet, so werden auch die örtlichen Windimpulse 
eine Komponente zur Verstärkung derselben gewahren 
können. Die Passattriften sind also nach dieser Dar- 
legung nur mit diesem Bruchteil auf den unmittelbaren 



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Theorie der äquatorialen Strömungen. 



395 



Windefiekt zurückzuführen, sie haben außerdem auch 
noch die Funktion von Kompensationsströmen. Als solche 
indes werden sie in gesetzmäßiger Weise der Rotations- 
kraft folgen müssen (s. oben S. 365): sie werden unter 
nördlichen Breiten nach rechts, unter südlichen nach 
links vom geraden Wege zum kompensationsbedürftigen 
Orte abgedrängt werden. Das gibt uns vielleicht einen 
Anhalt, nunmehr die Bahn der Strombewegungen noch 
genauer zu analysieren. 

Die Aspiration (um diesen Ausdruck zur Abwechs- 
lung zu gebrauchen im Sinne von allen eine Kompen- 
sation bezweckenden Strombewegungen, die ihr Motiv 
vor sich haben), die Aspiration zieht alles Wasser auf 
der Höhe der brasilischen Küste, welches nordwärts von 
15° liegt, unbedingt nach SW. Indem nun letzteres 
dieser Bewegung folgen will, wird es vom Passat auf 
die Küste zu nach W gestoßen , von der Rotationskraft 
aber nach links, also nach SO gezogen: man sieht, die 
Resultierende aus beiden Kräften wird in eine Richtung 
nach S bis SW fallen, also in gleichem Sinne wirken, 
wie die durch die Aspiration eingeleitete Bewegung. 

In dem Streifen zwischen Ascension und Fernando 
Noronha unterliegt zunächst die Meeresoberfläche der 
Einwirkung des Passats, die sie nach NW triften läßt. 
Aber zur Linken ist die Aspiration nach der Brasilien- 
strömung hin unwiderstehlich: der dadurch geforderte 
Kompensationsstrom hat eine Richtung nach WzS, die 
Rotationskraft zieht diesen nach SzO, die Resultierende 
wird einen Weststrom geben. 

Ein Teil des Südostpassats aber weht an der Küste 
Brasiliens westlich vom Kap San Roque parallel dieser 
Küste nach NW bis zur Münduug des Amazonenstroms: 
«r wird also eine Trift erzeugen, welche dieser Richtung 
folgt. Weiterhin an der Küste von Guyana weht ein 
auflandiger Nordostpassat, doch kann das Wasser nach 
dem Karibischen Meer hin entweichen. Indem es dieses 
thut, schafft es dem nördlichen Arme des vom Kap San 
Roque geteilten Stroms eine nahe Aspiration, welche 
dieser folgt. Die Erdrotation drängt ihn nach NO, der 



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396 Die atlantischen Strömungen. 

Passat schiebt ihn nach SW, der Strom wird also im 
wesentlichen seine Nordwestrichtung beibehalten. 

Aber auch nördlich vom Aequator gelegenes Wasser 
wird durch diese an der Guyanaküste eingeleitete Bewe- 
gung in Strömung versetzt. Zunächst wird der nord- 
brasilische Strom von rückwärts her sich Ersatz zu schaffen 
suchen. Da südlich von Fernando Noronha die südliche 
Brasilienströmung alles beherrscht, so bezieht er seinen 
Ersatz entlang dem Aequator. Der Passat, hier meist 
aus südlicherer Richtung als £Ö kommend, drängt den 
Kompensationsstrom auf die nördliche Hemisphäre hinüber, 
wo dann trotz der niedrigen Breite die Rotationskraft in 
gleichem Sinne wirksam wird. Das hat einmal zur Folge, 
daß diese Partie des „ Aequator ialstromes* ein Bestreben 
hat, sich nach nördlichen Breiten hin auszudehnen, 
andererseits, da die Aspiration von Westen her bestehen 
bleibt, dennoch der westlichen Richtung möglichst treu 
zu bleiben: daher die nördlich von W liegende Strom- 
richtung des nordhemisphärischen Teils dieser Strömung. 

Noch eine andere auffallende Eigentümlichkeit der 
südlichen Aequatorialströmung scheint in den so skizzierten 
Vorgängen ihre Erklärung zu finden: der doppelte „ Strom- 
strich * derselben (s. Tabelle S. 387). Wir greifen wohl 
kaum fehl, wenn wir den nordhemisphärischen Stromstrich 
dem zur Amazonasmündung hinstrebenden, den südlichen 
dem zur Laplatamündung hin aspirierten Kompensations- 
strom zuschreiben: die Stromstriche sind getrennt durch 
den Aequator, weil hier die Rotationskraft; ihr Vorzeichen 
wechselt, indem sie den nördlichen nach rechts, den süd- 
lichen nach links abdrängt. 

Das Verständnis der Bewegungsvorgänge im nörd- 
lichen Aequatorialstrom wird nach diesen systematischen 
Darlegungen Schwierigkeiten nicht mehr begegnen. Auch 
dieser Strom hat neben seiner Entstehung als Trift auch 
eine Funktion als Kompensationsstrom, der das im Be- 
reiche und nördlich von den Antillen nach Westen und 
nördlich von den Bermuden sogar mit sehr großer Kraft 
nach Norden und Nordosten getriebene Wasser zu er- 
setzen sich bemüht. Die Rotationskraft wirkt hier aber 



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Theorie der äquatorialen Ströme. 



in gleichem Sinne auf die Trift, wie die Aspiration, in- 
dem beide die Stromfaden nach rechts ziehen : das Resultat 
ist die Westströmung der Karten. 

Unschwer sind dann auch die jahreszeitlichen Schwan- 
kungen dieser Strömung zu verstehen. Sowie der Passat 
seine Aequatorialgrenze verschiebt, so ändert sich auch 
die Südgrenze des Stroms, wenn auch beide sich nicht 
gerade ganz genau decken. Aber im Winterhalbjahr ist 
die Kraft des Nordostpassats erheblich größer als im 
Sommer (im Verhältnis von etwa 9 bis 10 zu 6 bis 7 m, 
an der Südgrenze wie 8 zu 5 m, vgl. Köppens Wind- 
karten), was zur Folge haben muß, daß die Erfüllung 
der Kompensationsfunktion im Winter mehr erschwert 
wird als im Sommer, wodurch dann der ganze nördliche 
Aequatorialstrom im Sommer in nördlicheren Breiten sich 
halten kann als im Winter, wo er mehr seiner Triftnatur 
zu folgen genötigt wird. Es kommt dazu, daß in dem 
Gebiete der Wendung des Antillenstroms aus der West- 
in die Nordrichtung zwischen den Bahama- und Ber- 
mudasinseln im Sommerhalbjahr die Winde südlich von 
Ost kommen, während sie im Winter nördlicher als Ost 
sind. Danach funktioniert denn auch der Antillenstrom 
im Sommer stärker aspirierend, während derselbe im 
Winter mehr durch die starken Westwinde der Breiten 
nördlich von 30° N. im Gange gehalten wird, also im 
ganzen mehr als Kompensations- wie als Triftstrom sich 
verhält. 

Auch die jahreszeitliche Schwankung der Strom- 
stärke im südlichen Aequatorialstrom läßt sich vielleicht 
aus den gleichzeitigen Windverhältnissen ungefähr fol- 
gendermaßen erklären. Das Maximum der Stromkraft 
findet im Nordsommer statt. Köppens Windkarten zeigen, 
daß gleichzeitig in dem Streifen zwischen dem Aequator 
und 5 0 S. Br. westlich der Länge von St. Paul die Wind- 
stärke etwa 8 bis 10 m beträgt, während sie im Nord- 
winter in derselben Meeresgegend vielfach unter 5 m 
sinkt. Daraus würde sich folgern lassen, daß die nord- 
brasilische Trift im Nordsommer ungefähr auch doppelt 
so lebhaft und das durch sie nach Osten hin erregte 



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398 



Die atlantischen Strömungen. 



Kompensationsbedürfnis auch wohl ungefähr doppelt so 
anspruchsvoll auftreten wird, wie im Südwinter. Gleich- 
zeitig aber ist der sonst sehr mäßige Nordostpassat gerade 
da am kräftigsten, wo er die Guyanaströmung am ehesten 
beschleunigen kann, nämlich unmittelbar östlich von den 
kleinen Antillen: das muß die Aspiration entlang der 
Nordostküste Südamerikas noch mehr verstärken und in 
Verbindung mit der vorher angedeuteten Ursache eine 
merkliche Beschleunigung des südlichen Aequatorial ström s 
bewirken. Das würde aber doch nur genügen, nach 
unserer obigen Darlegung, das intensivere Strömen im 
nördlichen Stromstrich zu erklären. Die indes gleich- 
zeitig auftretende Beschleunigung des südlichen Strom- 
strichs wäre dagegen mit ebenso viel Berechtigung auf 
das Ansteigen der Windstärke in dem Fünfgradfeld zwischen 
15° und 20° S. Br., 40 0 bis 35° W. Lg. zurückzuführen: 
woselbst nach Köppens Karten in den Monaten Januar- 
Februar die Windstärke etwa 3 bis 5, im Juli- August 
dagegen etwa 6 bis 8 m in der Sekunde erlangt, womit 
dann die dort erzeugte Aspiration entsprechend sich ver- 
stärken dürfte. 

7. Der nordafrikanische oder Kanarienstrom 
von ausgeprägt meridionaler Richtung beherrscht die öst- 
lichste Partie des Nordostpassats zwischen Madeira und 
den Kapverdeschen Inseln. Seine Stromstärke ist im 
allgemeinen eine mäßige, nach den englischen Strom- 
karten zwischen 8 und 30 Seemeilen im Etmal schwankend ; 
doch sind Versetzungen von mehr als 15 Seemeilen selten. 
Der Strom führt Wasser aus höheren Breiten in die 
Tropen, ist also ein relativ kalter Strom und als solcher 
unmittelbar von den Isothermenkarten der Wassertem- 
peraturen abzulesen. 

Seit den Zeiten des Varenius und Kircher bis nach 
Rennell und Heinrich Berghaus, wo der nördliche 
Aequatorialstrom auf den Karten nicht gehörige Beach- 
tung fand, wurde der Kanarienstrom nicht durch die 
Kapverdeschen Inseln hiudurch nach Südwesten und Westen 
weitergeführt, sondern zwischen dieser Inselgruppe und 
dem gleichbenannten Vorgebirge recht südwärts und dann 



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Der nordafrikanische oder Kanarienstrom. 390 



um Kap Palmas herum nach Osten. Man leitete also 
den Guineastrom aus dem Kanarienstrom ab. Findlay 
hat in Wort und Bild diese Auffassung zunächst dahin 
modifiziert, daß er den größeren Teil (the main body) 
des Kanarienstroms in die nördliche Aequatorialströmung 
überfährte, und nur einen kleinen Bruchteil den altüber- 
lieferten Weg entlang der afrikanischen Küste nach Süd- 
ost und Ost fortsetzen ließ. Es geschah dies trotz der 
allen Seefahrern und daher auch Rennell und Findlay 
sehr wohlbekannten Thatsache, daß südlich vom Kap 
Verde die Wassertemperaturen durchweg viel höhere 
sind als im Norden davon: während doch ein an der 
Küste entlang nach Süden gehender Strom seine kalten 
Temperaturen von Kap Blanco her weithin nach Süden 
mitbringen müßte. Andererseits ließ Findlay in etwa 
10° N. Br. auf der Höhe von Sierra Leone den von 
Westen kommenden Aequatorialgegen- oder Guineastrom 
sich mit jenem nordafrikanischen »Strom vereinigen. Der 
eine ist fern von dieser Stelle ein notorisch warmer, der 
andere ein kalter Strom, es müßten also bei diesem Zu- 
sammenfließen sehr starke Gegensätze in den Wasser- 
temperaturen örtlich sich geltend machen. Davon aber 
ist den Seefahrern nun wieder nichts bekannt, vielmehr 
ist südlich des Kap Verde das Küstenwasser wie das 
Wasser weiter in See in allen Jahreszeiten warm und 
immer viel wärmer als im Kanarienstrom bei den Kap- 
verdeschen Inseln, wo derselbe in den Aequatorialstrom 
tibergeht. Auf diesen Punkt wird noch zurückzukommen sein. 

Entsprechend den räumlichen Schwankungen des 
nördlichen Aequatorialstroms ist auch das Südende des 
Kanarienstroms im März in sehr viel südlicherer Lage 
zu finden als im September, worüber ebenfalls bei der 
Beschreibung des Guineastroms Einzelheiten beigebracht 
werden sollen. 

Die Entstehung des nordafrikanischen Stroms ist 
leicht verständlich. Aus der Isobarenkarte ergibt sich 

in 31° N. Br., 15° W. Le.: 

der Gradient nach 8 36° O, die* Trift nach S 29° TT, 
in 19° N. Br., 20° W. Lg. : 

der Gradient nach S 37° 0, die Trift nach S 17° W. 



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400 Die atlantischen Strömungen. 

die thatsächliche Strömung dürfte im ersten Falle genau 
die der Trift entsprechende sein, im zweiten aber ist sie 
entschieden um mindestens zwei Strich mehr nach rechts 
abgelenkt. Hierauf wirkt die Aspiration der nördlichen 
Aequatorialströmung ein, und die dann eingreifende Ro- 
tationskraft. 

8. Das südatlantische Ebenbild der Kanari en Strömung 
ist auf den Karten der südafrikanische oder Ben- 
guelastrom. Von den Breiten der Kapstadt an nord- 
wärts bis über die Congomündung hinaus ist dieser 
ebenfalls kalte Strom mit einer Kraft von meist mehr als 
12, aber selten mehr als 30 Seemeilen täglich nach Norden 
gehend erkennbar. Nahe unter Land ist der Strom fast 
stets sehr viel schwächer und unregelmäßig, was offen- 
bar mit den dort herrschenden Auftrieberscheinungen 
zusammenhängt. Doch ist er an der Congomündung 
stark genug das rotbraune Wasser dieses wasserreichsten 
afrikanischen Flusses, samt den von diesem losgerissenen 
schwimmenden Mangroveinseln und Baumstämmen nord- 
westwärts weit in den Ozean hinauszuführen, wo sie 
gelegentlich bis in die Nähe von St. Thome vertreiben 
• (Ann. d. Hydr. 1874, 299; 1878, 468). Im System der 
stidatlantischen Strömungen erfüllt er, gleich dem ana- 
logen Kanarienstrom , die Funktion, hauptsächlich der 
großen Aequatorialströmung Ersatz für das westwärts 
entführte Wasser zu bringen. Die wenn auch schwachen 
Südwinde tragen natürlich ebenfalls bei, ihu zu erzeugen 
und zu verstärken, wobei sie in höheren Breiten je weiter 
vom Lande desto weniger aus Süd und mehr aus Ost, in 
niederen Breiten dagegen wie unter Land mehr aus West 
als aus Süd wehen. Unter dem Wendekreis des Steinbocks 
in 10° 0. Lg. zeigt der Gradient des Luftdrucks genau 
nach Nordost, die Luftströmung geht nach Nz wie der 
Strom parallel der Küste. Unter gleicher Länge auf der 
Höhe der Congomündung aber zeigt der Gradient nach 
N18°0, der Luftstrora von S38° TT würde eine Trift nach 
NOzN erfordern. Das links (westlich) von dieser Stelle sehr 
starke Kompensationsbedtirfnis zieht aber den Strom nach 
Westen, wobei die Erdrotation in gleichem Sinne eingreift. 



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Die Guineaströmung. 



401 



9. Die Guineas tröraung nimmt zu allen Zeiten 
denjenigen Raum ein, welcher zwischen den beiden 
Aequatorialströmungen liegt. Wir sahen oben, daß Find- 
lay sie zuerst so aufgefaßt hat (nach einer vom 4. Okto- 
ber 1850 datierten, in der Perthes'schen Sammlung in 
Gotha befindlichen Karte), nachdem schon vorher Hein- 
rich Berghaus die östlichen Strom Versetzungen der 
preußischen Seehandlungsschiffe dahin gedeutet hatte, 
daß nördlich vom Aequator eine „vorher unbekannte, 
warme östliche Trift auf die afrikanische Küste zu" vor- 
handen sei. Renn eil kannte ebenfalls östliche Ver- 
setzungen in jener Gegend, wußte sie aber nicht zu 
deuten. — Gemäß ihrer Lage zwischen den beiden 
Aequatorialströmen ist die Guineaströmung in ihrer Aus- 
dehnung beträchtlichen Schwankungen mit den Jahres- 
zeiten ausgesetzt. Schon Kapitän Koldewey hat indes 
darauf hingewiesen, daß die von Hermann Berghaus 
und den englischen Strömungskarten angegebene west- 
liche Erstreckung des Guineastromes bis in 51 0 W. Lg. 
(nur 200 Seemeilen von Cayenne abstehend!) übertrieben 
sei, da selbst im September westlich von 35 0 Lg. solche 
dem Guineastrom zuzuschreibende östliche Stromver- 
setzungen selten und westlich 40° überhaupt nicht ge- 
funden würden. In den „Neun Zehngradfeldern etc." 
sind in der That Beobachtungen für die Monate Juni 
bis September in diesem Räume westlich von 30 0 Lg. 
sehr spärlich, so daß sich eine positive Bestimmung der- 
jenigen Stelle, wo die Randgewässer der beiden Aequa- 
torialströme nach Osten abkurven, um das westlichste 
Ende des Guineastroms zu bilden, vorerst nicht geben 
läßt. Doch ist kaum anzunehmen, daß im September 
die Stelle westlicher liegt als in 40 0 Lg. In den anderen 
Monaten ist diese „Wurzel" des Guineastroms sicherer 
festzustellen: sie liegt 

im November in ca. 33° W. Lg. im März in ca. 25° W. Lg. 
„ Januar „ 27° „ „ . „Mai „ „ 28° „ 

Im Einzelfalle mögen natürlich Verschiebungen dieses 
Punktes erfolgen, der sich ja nach dem Verhalten der 
beiden Aequatorialströme richtet. Hiervon ist auch die 

Krümmel, Ozeanographie n. 26 



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402 D i€ atlantischen Strömungen. 

geographische Breite dieser Stelle abhängig, die im Sommer 
nahe an 8° bis 10° N. Br., im Winter dagegen in 4° bis 
5 0 N. Br. Hegen dürfte. 

Von dieser „ Wurzel" nach Osten wird der von der 
Ostströmung beherrschte Raum stetig breiter, was an 
sich ein Beweis dafür ist, daß entlang dem Rande der 
Aequatorialströmungen überall Wasser nach diesem Innen- 
raume abkurvt. In diesem selbst ist die Stromrichtung 
nach Osten hin aber keineswegs nach ihrer Häufigkeit 
eine so dominierende, wie die Westrichtung in den beiden 
Aequatorialströmungen, namentlich der südlichen. Nach- 
stehende Tabelle, von Kapitän P. Hoffmann aus den 
„Neun Zehngradfeldern 11 zusammengestellt, wird das Ver- 
halten der Guineaströmung in den Längen zwischen 30 0 
und 25° W. verdeutlichen. 



Nördl. 
Breite 


Febr.-März 


Oststr. 


St. 

N 

HM 


12 rt -10°! 








10°— 8° 1 








B u -6" ' 










2:; 


M 


'23 


4--Ü» 








1 







April-Mai 


JüDi-Jnll 


Oststr. 


St. 


Oststr. 


St. 










B 








i— i 






f. 








M 


_ 

17 


24 i 


12 


W\ 


27 i 




22 




20 


2U 


25 




22 


18 1 


U> 


t h 


11 


11 


17 


h 





OkL-IdT. 


Oststr. 


St. 


Oststr. st. 


i 


\S 


£ 


& 


IM 


39 


"5! 


29 


28 


14 '20 


68 


21 1 


17 


47 


16 1 29 


75 


21 | 


18 


46 


17 1 22 


4<3 


16, 


20 


33 






i 


-|n 


13-21 



Die Häufigkeit des Oststroms ist wie die der Stromstillen 
(St.) in Prozenten aller Beobachtungen, die Stromstärke 
in Seemeilen (Sm.) für das Etmal angegeben. Am regel- 
mäßigsten ist danach das Phänomen im Hochsommer 
zwischen 10° und 6° Br. ausgebildet, während in den 
übrigen Monaten auch zwischen 4 0 und 0 0 N. Br. Ost- 
ströme nicht so häufig gefunden werden, wie etwa west- 
licher Strom in der nördlichen Aequatorialströmung; unter 
4 Fällen ist sogar immer einmal auf gar keine Strom- 
versetzung zu rechnen. Der Strom ist in dieser Gegend 
also mannigfachen Störungen ausgesetzt, mit gelegentlich 
auch sehr heftigen Kabbelungen (Ann. d. Hydr. 1878, 
5G5), tritt aber, wenn er normal sich ausbilden kann, 
mit nicht zu unterschätzender Kraft auf. Durchschnitt- 



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Die Guineaströmung. 



403 



lieh mögen 18 Seemeilen, als Maximum 40, auch 50 See- 
meilen anzunehmen sein. Ganz besonders kräftig pflegt der 
Strom an seiner Südgrenze sich zu äußern: Schiffe, welche 
in nordsüdlicher Richtung 3 0 N. Br. passieren, pflegen 
nicht selten an dem einen Tage ebensoviel nach Osten, 
wie am nächstfolgenden nach Westen versetzt zu werden. 
Schon Strachan bringt dafür von vielen anderen folgen- 
des eine klare Beispiel: 

Datum N. Br. W. Lg. Strom im Etmal 

S 87°0, 19 Seemeilen 



1857, Januar 8. 4° 41'; 23° 25' i 
9. 3 56 ; 23 82 



n 

11 



11 
11 



10. 



11 



11 



N87 W, 16 



n 



2 0 ; 23 23 < 

Zu einer andern Jahreszeit durchschnitt der „Challenger* 
den Guineastrom weiter östlich; die beobachteten Strom- 
versetzungen waren: 



Datum 



N. Br. W. Lg. 



Strom 
im letzten 
Etmal 



Tagesmittel 
der 
Wasser- 
temperatur 



1873, August 10 
11 



n 



13° 36' 22° 49' 
12 15 22 28 



S 27° W, 7 Sm 
S 37 W , 16 



11 



26,1° 
25,9 



1873, August 12 
13 
14 
15 
16 
17 
18 
19 
20 



n 
ii 

ii 
ii 
ii 
*i 

ii 



n 

11 

11 
11 
11 
11 



11° 59' 
10 25 
9 21 
8 25 



7 
6 



3 
44 



6 11 
5 48 
4 29 



21° 12' 

20 30 

18 28 

18 2 

16 3 

16 42 

15 57 

14 20 

13 52 



S 67 O, 

8 32 O, 

S 45 O, 

8 45 0, 

N66 O, 

N 7 0, 

NU 0, 

.V86 0, 



33 Sm 
26 
13 
27 
28 
10 
17 
33 
28 



ii 
ii 
ii 
ii 
n 
ii 
ii 
ii 



26,1° 

25,5 

25,7 

25,6 

26,1 

26,1 

26,0 

26,2 

26,2 



1873, August 21 

ii ii 



3° 8' 14° 49' 
2 49 17 13 



S 72° 9 Sm 
A r 38 W,23 



25,6° 
25,8 



Die während der neuntägigen Fahrt im Guineastrom er- 
fahrene Strom Versetzung ergibt als mittlere Richtung 
(mechanisches Mittel) fast genau Ost (N 86 0 O) und als 
mittlere Stärke (arithmetisches Mittel) 24 Seemeilen. 
Noch weiter östlich wird die Stromgeschwindigkeit 



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404 



Die atlantischen Strömungen. 



noch größer. Deutsche Segelschiffe haben namentlich 
auf der Höhe von Kap Palmas (4,5 0 N. Br.) nicht ganz 
selten Versetzungen von 48, in Einzelfallen noch mehr 
(bis zu 85) Seemeilen im Etmal notiert (Ann. d. Hvdr. 
1877, 532; 1878, 56, 63, 65, 111, 255, 565; 1879/80, 
239, 298, 350; 1883, 555 u. s. w.). Diese Beschleunigung 
des Stroms erklärt sich durch Einengung des nordwärts 
vom Aequatorialstrom verfügbaren Raumes bis auf 150 
bis 200 Seemeilen durch das Vortreten der afrikanischen 
Küste nach Süden hin. Dadurch wird der Strom von 
Westen her gleichsam wie in einen Trichter hinein- 
getrieben und die Stromstärke muß in demselben Ver- 
hältnisse zunehmen wie die Strombreite abnimmt. — Auch 
in dem Gebiete östlich vom Kap Palmas ist der Oststrora 
vorhanden (sein Südrand liegt daselbst in etwa 1 N. Br.), 
wenn er sich auch erheblich abschwächt und östlich vom 
Greenwich-Meridian sogar nicht selten ganz vermißt wird. 
Oestlich von ca. 3° O. Lg. reicht er südlich über den 
Aequator. Bei Fernando Po sind nach Strachan starke 
Wirbelbildungen, in den flach einschneidenden Buchten 
der Zahn- und Sklavenküste sind Neerströme nach W 
konstatiert (Ann. d. Hydrogr. 1882, S. 263, 316; 1885, 
S. 424, 495), welche indes zum Teil auch auf dem Ab- 
fluß des Flußwassers aus dem Niger bezw. den anderen 
mehr oder weniger wasserreichen Flüssen von Ober- 
guinea beruhen dürften. Nach Buchanan nämlich nimmt 
der Salzgehalt des Seewassers stetig bei Annäherung auf 
die Küste hin ab, und zwar ist diese Erscheinung im 
W der Küste bis nach Monrovia hinauf besonders deut- 
lich ausgeprägt. Das leichte Landwasser sollte in der 
That durch die Erdrotation nach W abgelenkt werden, 
indem es nach der offenen See hin abströmen will. Nach 
den Beobachtungen von Dr. PechuiU-Lösche reicht 
der letzte Ausläufer dieses klaren, warmen, blauen Tropen- 
stroms an der Küste entlang nach Süden sich wendend 
regelmäßig bis Kap Matuti (S 1 ^ 0 S. Br.), vielfach bis 
zum Kuillu (S 1 ^ 0 S. Br.), ja bisweilen über den Kongo 
hinaus, dort scharf an den trüben, kalten, grünen Benguela- 
strom angrenzend (Loango-Expedition , Abt. III, 1, 17 ). 



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i 



Die Guineaströmung. 



405 



Bei dem Anlauf des Guineastroms auf das afrikani- 
sche Festland biegt aber, wie sich das aus der dreieckigen 
Gestalt der von diesem Strome beherrschten Stillen- 
region von selbst ergibt, ein Ast auch nach Norden um. 
Schon Strachan (im Texte zu den Currents and Surface 
Temperatures of the Northatlantic) hat diesen Umstand 
hervorgehoben, der Verfasser hat mehrfach darauf auf- 
merksam gemacht (Aequator. Meeresstr. 24; Ztschr. f. 
wiss. Geogr. IV, 1883), doch halten noch immer neuere 
Hydrographen und Kartenzeichner an der seit Kirchers 
Stromkarte aufgenommenen Südströmung an der Sierra- 
Leone-Küste fest (so Hermann Berghaus, die englischen 
Stromkarten, die Stromkarte im Atlas der Seewarte, 
P. Hoffmann u. a.). Wir fassen darum alle Beweise, 
welche für unsere Auffassung des Strom bildes sprechen, 
noch einmal im folgenden kurz zusammen. 

Schon aus den Strom daten von Strachan läßt sich 
für das Quadrat zwischen 7 1 /» 0 und 10° N. Br., 15° bis 
17 W. Lg. für die Hälfte aller vorhandenen Beobach- 
tungen eine nordöstliche Richtung konstatieren. Diese 
Folgerung wird durch die wenig zahlreichen Angaben 
der „Neun Zehngradfeld er" nicht gerade gestützt, da in 
dem Gebiet nördlich 6° N. Br. und östlich 20° W. Lg. 
die südöstlichen Strömungen im Jahresdurchschnitt eher 
etwas zahlreicher erscheinen als Strömungen nach dem 
Nordostquadranten. Dagegen reden die Temperaturen der 
Wasseroberfläche in der Hinsicht deutlicher (s. die Tabelle 
auf S. 406). Wir reproduzieren für 6 Monate die Mittel- 
temperaturen (in 0 C.) für Streifen von 2 0 Breite und 
5° Länge; neben jede Temperaturzahl ist in [ ] die Zahl 
der Beobachtungen aus dem betreffenden Streifen auf- 
geführt. Ein Vergleich mit einer lediglich graphischen 
Reproduktion dieser Daten (Ann. d. Hydr. 1877, Taf. I 
bis IV) wird zeigen, daß die zwischenliegenden Monate 
sich in den Punkten, worauf es ankommt, gerade so ver- 
halten wie die hier dargestellten. 

Die Uebersicht zeigt, daß südlich von 10 0 N. Br. 
und in den Sommermonaten auch südlich von 18° bis 
20° N. Br. das ganze Jahr hindurch die Meeresober- 



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406 



Die atlantischen Strömungen. 



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Die Guineaströmung. 



407 



fläche erheblich wärmer ist, als nördlich davon. Geht 
man die Kolumne zwischen 15° und 20° W. Lg. herunter, 
so ist es nicht schwer, mit Ausnahme der Sommermonate, 
die ungefähre geographische Breite des größten Tempe- 
ratursprunges zu finden. Nach den „Neun Zehngrad- 
feldern" liegt dieselbe: 

Oktober in ca. 16° N. Br. Januar in ca. 10° N. Br. 
November „ „ 15 „ „ Februar „ „ 8 „ „ 

Dezember „ „ 12 „ „ März „ „ 7 „ „ 

April in ca. 8° N. Br. 
Mai „ „ 10 „ „ 
Juni „ „ 12 „ „ 

Für die Monate Juli bis September reichen die briti- 
schen Beobachtungen zu einer Bestimmung dieser Nord- 
grenze nicht aus, da sie nördlich IG 0 N. Br. sehr spärlich 
werden und mit 20 0 N. Br. nach Norden hin überhaupt 
abschließen; aber langjährige Temperaturbestimmungen, 
welche durch die französischen Postdampfer der „ Mes- 
sageries 8 angestellt und kürzlich veröffentlicht worden 
sind, zeigen sehr deutlich, daß das warme Wasser in 
diesen drei Monaten seine Nordgrenze erst in 18° bis 
20° Br. findet. Vgl. Annalen der Hydrographie 1883, 
S. 473, z. B. für August und 18° mittlere Länge: 



N.-Br. 


Temperatur 

1 


N.-Br. 


Temperatur 

0 


25° 


22,2 1 


15° 


27,4 


22 V 


21,5 


12V 


27,1 


20° 


24,5 


10° 


27,0 


17V 


25,6 


7 72° 


27,4 



Gehen wir über den 20. Meridian hinaus westlich, 
so verblaßt die erwähnte Grenze zwischen dem warmen 
und kalten Wasser mehr und mehr, und westlich von 
30° Lg. erfolgt die Zunahme der Temperaturen von 
Norden nach Süden hin recht regelmäßig. Die Nord- 
grenze des warmen Wassers verschiebt sich also periodisch; 
sie liegt zur wärmsten Jahreszeit in der Nähe des 20. Brei- 
tengrades, zur kältesten aber bei 7 0 Br. 



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408 



Die atlantischen Strömungen 



Erinnern wir uns nunmehr, was oben über die Ver- 
schiebung des Kanarien- oder Nordafrikanischen Stroms 
gesagt worden ist (S. 399), so meinen wir deutlich die 
Folgerung bewiesen zu haben, daß zwischen den Kap- 
verdeschen Inseln und dem afrikanischen Festland bis 
Monrovia kein Stidstrom vorhanden sein kann. Denn sonst 
würden die Temperaturen südlich der genannten thermo- 
metrischen Grenzbreiten nicht so schroff zunehmen können 
als es der Fall ist. Daß nördlich von 6° Breite die 
Stromrichtung eine nordöstliche ist, kann man aus dem 
Umstände entnehmen, daß unter Land im warmen Strom 
die Temperaturen höher sind als in See unter gleicher 
Breite; wenn im Juli, August und September die Wasser- 
wärme südlich von 12° N. Br. unter Land etwas geringer 
ist als in See, so ist das eine Folge der um diese Zeit 
hier stattfindenden Regenfalle, wie ich an anderem Orte 
ausführlicher gezeigt habe (Ztschr. f. wiss. Geogr. 1883, 
S. 155). Damals wurde auch schon darauf hingewiesen, 
daß der Raum nördlich von 6 0 N. Br. und östlich von 
20 0 W. Lg. bis zu den oben genannten thermischen Grenz- 
breiten nördlich hinauf zwar von dem warmen Wasser 
des Guineastroms beherrscht werde, aber nicht auch von 
den nördlichen Stromrichtungen desselben. Die 
„mechanische" Grenze dieses warmen Stroms reicht nie- 
mals so weit nach Norden wie die ^thermische*. Man wird 
nämlich annehmen müssen, daß die benachbarte nord- 
afrikanische Strömung, in welche ja das nördlich von 
10° Br. auf die Küste bewegte und von dieser reflektierte 
Wasser einlenkt, dieses warme Wasser an ihrer Südgrenze 
nach Westen hin mit sich fortträgt, also gewissermaßen 
von der Guineaströmung einen warmen Saum erhält. 
Sehr schön kommt diese Anlagerung des warmen Wassers 
in der Reise der „Challenger" -Expedition vom 10. bis 
14. August 1873 zum Vorschein, wie obiger Auszug aus 
dem Journal derselben zeigt. (S. oben S. 403.) Die 
thermische Grenze des Guineastroms haben wir für den 
Monat August (für 15 0 bis 20 0 W, Lg.) in ca. 19 0 N. Br. 
anzunehmen ; wie diese Reise zeigt, wird die mechanische 
Grenze desselben vom Challenger erst in ca. 12 0 N. Br. 



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Die GuineaströmuDg 



409 



(allerdings in 22° W. Lg.) überschritten, obwohl am 
10. August die Wasserte raperatur schon ebenso hoch 
war, wie am 12. August. — Aehnliche Beobachtungen 
sind auch von deutschen Kriegs- und Segelschiffen mehr- 
fach gemacht worden (Ann. d. Hydr. 1884, 489). 

Dasselbe wie diese Wärmeanordnung beweist eine 
Reihe von Flaschentriften, welche Kapitän Dinklage, 
Abteilungsvorstand der Seewarte, dem Verfasser kürzlich 
mitgeteilt hat in Gestalt einer Karte, aus welcher die 
beigegebene Fig. 59 (S. 410) ein Ausschnitt ist. Die Aus- 
gangspositionen tragen immer dieselben Nummern wie 
die Fundorte, beide sind durch die mutmaßliche Triftlinie 
verbunden. (Die Nummern selbst beziehen sich auf die 
Flaschenpostzettel im Archiv der Abt. I der See warte.) 

Man bemerkt zunächst nördlich von den Kapverden 
eine Gruppe von Ausgangsorten Nr. 39, 42, 106, 109), 
welche, wenn die Strombilder von Evans, Berghaus u. s. w. 
richtig wären, Triften nach Süden und Fundorte an der 
Küste von Oberguinea ergeben müßten. Doch liegen 
alle Fundorte in Westindien, ebenso wie die einer Gruppe 
von Flaschen, die südlich von den Kapverden ausgingen 
(43, 44, 45, 47). 

Eine zweite Gruppe von Flaschen ist im Guinea- 
strom selbst ausgeworfen (54, 58, 59, 60, 61): die Fund- 
punkte liegen außer bei einer Trift (60) sämtlich nörd- 
licher als die Ausgangspositionen. 

Eine dritte Gruppe von Flaschenposten begann im Be- 
reiche des südlichen Aequatorialstroms westlich von 22 0 
W. Lg. und im benachbarten Teil des Guineastroms (55, 56, 
57, 111), diese wie die weiter östlich ausgesetzten Posten 
(62, 109) folgten jedenfalls zunächst einer Westrichtung und 
bogen dann erst nordwärts in die Ostströmung ein. Auch 
von diesen sind einige nach Nordost fortgetragen (57, 55). 

Alle diese Bahnen finden ihre einfachste Erklärung 
durch eine Anordnung der Strömungen, wie sie oben von 
uns dargelegt und auf der Uebersichtskarte zu ersehen ist. 

Auch das Experiment (s. Fig. 52, S. 358) bestätigt 
unsere Auffassung und zeigt, daß die Guineaströmung 
nichts ist, als eine Kompensationsströmung im windstillen 



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410 

■ 



Die atlantischen StrörauDgen. 




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Die Guineaströmung. 



411 



Kaum zwischen den beiden primären parallelen Trifb- 
strömen. Indem die beiden Aequatorialströraungen große 
Wassermengen von der afrikanischen Küste hinweg west- 
wärts entführen, wird der Ersatz von allen Seiten aspiriert: 
er wird also nicht nur durch die nordafrikanische und 
Benguelaströmung aus höheren Breiten zugeführt, sondern 
auch aus dem ganzen Küstengebiet zwischen 10° N. Br. 
und dem Aequator. Das erzeugt Nordost- und Nord- 
strömungen zwischen Monrovia und dem Grünen Vor- 
gebirge, Südströmungen zwischen der Sklavenküste und 
dem östlichsten Ende des südlichen Aequatorialstroms. 
Da die Kontinuitätsgleichung allein also ausreicht, die 
Guineaströmung in den Bereich des Notwendigen zurück- 
zuführen, so sind andere Ursachen, welche in gleichem 
Sinne wirken, nur von accessorischer Bedeutung. Solche 
sind erstlich die Südwestwinde, welche doch nur im 
Sommer in dem östlichen Teil des Interpassatraums auf- 
treten, und zweitens die in allen Monaten geringere 
Dichtigkeit des Seewassers an der Oberfläche des Guinea- 
stroms. Diese reicht nach Buchanan aber nicht tiefer 
als 200 m hinab, kann also erhebliche Druckunterschiede 
nicht erzeugen. Nach Toynbee (im Text zu den „Neun 
Zehngradfeldern") ist für 15,50° C. das mittlere spezifische 
Gewicht (in Tausendsteln plus 1 ausgedrückt): 

im nördlichen Aequatorialstrom 27,0, 

im Guineastrom 26,6, 

im südlichen Aequatorialstrom 27,1. 

Aus der vollständigen Zusammenstellung der Aräometer- 
ablesungen der Challenger-Expedition von Buchanan er- 
gibt sich als absolutes, nicht auf die Temperatur korri- 
giertes, spezifisches Gewicht (wiederum in Tausendstein): 

an der Obfl. in 50 Fad. Tiefe Mittel a. beiden 
imnördl.Aequatorialstr. 24,62 26,52 25,57 
im Guineastrom . . . 22,72 26,03 24.37 
im südl. Aequatorialstr. 24,50 25,88 25,19 

Daraus ergibt sich unter der Annahme, daß die Dichtig- 
keiten in der obersten Wasserschicht von 200 m Tiefe 
dieselben sind, wie sie in obigem Mittelwert zwischen der 



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412 



Die atlantischen Strömungen 



Oberfläche und 50 Faden sich herausstellt, ein Gradient 
vom Guineastrom 

nordwärts = 200(1,02557 — 1.02437) = 0.24 m, 
südwärts = 200 (1,02519 — 1,02437) = 0,16 in . 

welche Gradienten an sich nicht stark genug sein dürften, 
die Guineaströmung allein oder auch nur im wesentlichen 
zu erzeugen, wie man wohl bisweilen angenommen hat 
(vgl. auch Ann. d. Hydr. 1875, 69). 

Mit Benutzung der Idee, daß die Guineaströmung 
ihrem Wesen nach nichts sei, als eine Kompensations- 
strömung, läßt sich auch versuchen, einige merkwürdige 
Temperaturverhältnisse zu erklären, die in ihrem Bereiche 
vorkommen (vgl. Zeitschr. f. wiss. Geogr. 1887, S. 38 f. 
und Karten 2 und 3). 

Auf dem Atlas der Oberflächentemperaturen, welche 
das britische Meteorologische Amt 1884 herausgegeben 
hat, zeigen sich für den Monat August an zwei Stellen 
des Atlantischen Ozeans isolirt auffallend niedrige Tem- 
peraturen: an der Küste von Oberguinea und mitten im 
südlichen Aequatorialstrom. In letzterem hat das Zwei- 
gradfeld 0 0 bis 2 0 S. Br., 18 0 bis 20 0 W. Lg. die Ober- 
flächentemperatur von nur 21,7 °, gegen 22,8° im Östlichen 
(luvwärts gelegenen!), 23,9° im westlichen, 25,6° im nörd- 
lichen, 23,3° im südlichen Nachbarfelde. Jenes Zwei- 
gradfeld mit 21,7° ist also inselartig in wärmeres Wasser 
eingelagert, repräsentiert darum sozusagen die mittlere 
Position einer der „ Kaltwasserinseln wie solche auch 
sonst gelegentlich an anderen Stellen dieser Aequatorial- 
strömung wohl vorkommen. Gleichzeitig hiermit treten 
nämlich auch weiter östlich (allerdings nicht durch Mittel- 
werte garantiert, sondern nur in Gestalt einzelner Beob- 
achtungen) zu beiden Seiten des Aequators zwischen 10° 
und 7 0 W. Lg. andere Kaltwasserflecken auf, welche 20,0 0 
und 21,1° ergeben, während auch hier im Umkreise viel 
höhere Temperaturen , luvwärts im Osten sogar 24 n bis 
25°, in den Karten aufgeführt sind. 

Was nun das kalte Küstenwasser entlang der Gold- 
und Sklavenküste betrifft, so hat bereits P. Ho ff mann 
die Aufmerksamkeit darauf hingelenkt, indem er sich auf 



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Die Guineaströmung. 



die Beobachtungen des englischen Kapitäns Bourke bezog. 
„Kaltes Wasser," berichtet dieser, „erscheint vorübergehend 
zu allen Jahreszeiten an der Küste von Guinea, aber wäh- 
rend der Monate Juli, August und September ist die 
Temperatur des Meeres bei Kap Coast-Castle häufig tage- 
lang 19 0 bis 20 °. Wenn man die Küste verläßt und in 
tiefes Wasser gelangt, steigt die Temperatur auf 25,5° 
bis 26,5 °, der normalen Temperatur des Guineastroms in 
dieser Jahreszeit. tt Die englische Temperaturkarte ergibt 
nun in der That an der Küste zwischen 7 0 und 4 0 W. Lg., 
also östlich vom Kap der drei Spitzen, und dann wieder 
an der ganzen Sklavenktiste bis 2 0 0. Lg. (etwa vom 
deutschen Lome bis Lagos) Temperaturen zwischen 20° 
und 22 °, und erst in ziemlichem Abstände von der Küste 
werden 24° und mehr angetroffen. Nebelbildungen be- 
gleiten auch hier dieses kalte Wasser, weiches so niedrige 
Temperaturen besitzt, daß gleichzeitig entlang der ganzen 
Küste Nordafrikas bis zur Straße von Gibraltar wärmeres 
Wasser sich findet. Es ist nötig, diese Thatsache zu 
betonen, ebenso auch, daß in den Monaten Februar, Mai 
und November (welche allein in dem englischen Tem- 
peratur-Atlas dargestellt sind) an der Zahn- und Sklaven- 
küste durchaus ganz so warmes Wasser sich findet, wie 
weiter in See im Guineastrom und wie entlang der Küste 
nach Westen hin bis über Sierra Leone hinauf. Man 
kann also in dem Auftreten so kalten Küstenwassers keine 
Einwirkung etwa des nordafrikanischen Stroms erkennen, 
sondern nur eine Auftrieberscheinung. 

Die Erklärung für dieselbe ist vielleicht in der gleich- 
zeitigen Verstärkung des südlichen Aequatorialstromes 
gegeben: indem dieser in den Monaten Juli- August eine 
größere Menge Wasser nach Westen entführt, muß auch 
der Ersatz ein größerer werden. Da aber in jenen Mo- 
naten die Nordkante dieses Stromes auch ihre nördlichste 
Lage hat, wird der um Kap Palraas ostwärts dirigierte 
Kompensationsstrom nicht allen Bedarf zu decken im- 
stande sein, darum wird alsdann Wasser aus der Tiefe 
aspiriert. Ein dieser Auffassung nicht ungünstiges In- 
dicium ist in der allgemeinen Abkühlung der Oberfläche 



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414 Die atlantischen Strömungen. 



des Guineastroms im August in den Längen östlich von 
Greenwich bis zu den Guineainseln hin enthalten. Obwohl 
derselbe Strom von Monrovia ab bis nach Fernando Po 
hin ostwärts geht, so sind doch vom Kap Palmas an die 
Oberflächentemperaturen um 2° bis 3° niedriger (unter j 

26 0 bis 24 0 C.) als auf der Höhe von Monrovia (26 0 bis 

27 °), und erst bei den Inseln Fernando Po und Principe 
kommt wieder höher (über 26 °) temperiertes Wasser vor. 
Es hat den Anschein, als wenn auf der ganzen Strecke 
des Guineastroms zwischen 0 0 und 10 0 0. Lg. eine nicht 
unwirksame aufsteigende Bewegung des Unterwassers auch 
die Oberflächentemperaturen erniedrigt. 

In irgend einer Verbindung mit diesen Vorgängen steht 
dann auch das Auftreten einer kühlen Jahreszeit auf den Inseln 
Principe und St. Thome in den Monaten Juli bis September, von 
welcher Greef (Peterra. Mitteil. 1884, 181) und schon 60 Jahre 
vorher Oberst Sabine als einer auffallenden Erscheinung auf 
diesen Inseln berichteten. Doch war letzterer wohl nicht ganz 
im Recht, wenn er den Aequatorialstrom in diesen Monaten so 
weit nördlich hinaufreichen läßt; es ist eben alsdann die aucb 
sonst hier herrschende Gnineaströmung an sich in ihrem Wärme- 
vorrat verkürzt. Dagegen ist die allezeit kühle Insel Annobom 
wohl stets im Bereich des Aequatorialstroms belegen, wie aus 
den Temperaturkarten klar hervorgeht. 

Auf ebensolche Auftrieberscheinung will ich auch die 
„Kalt wasserin sein" entlang dem Aequator westlich vom 
Greenwich -Meridian zurückführen. Die oben näher loka- 
lisierte Stelle niedrigster Wassertemperatur am Aequator 
bei 18° bis 20° W. Lg. trifft nämlich genau zusammen 
mit dem Gebiete, welches gleichzeitig von dem nördlichen 
Stromstrich der Aequatorialströmung stark nach KW, vom 
Guineastrom aber nach 0 gezogen wird. Auch hier liegt 
der Gedanke nahe, an das Aufsteigen von Wasser aus 
der Tiefe unter Einwirkung dieser divergenten Kräfte zu 
zu denken (vgl. oben Fig. 55, S. 361). Ueberhaupt aber 
wäre ein Versuch nicht aussichtslos, die schon von Hum- 
boldt und Lentz vor einem halben Jahrhundert erkannte 
schnellere Abnahme der Temperaturen mit der Tiefe nahe 
dem Aequator (s. oben S. 285) auf solche Aspiration zu- 
rückzuführen: divergieren ja doch auch die den beiden 



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Strömungen im Golf von Mexiko. 



„ Stromstrichen tt angehörigen Teile des westlichen Aequa- 
torialstroms nach NW und S. 

Alles das läßt sich bei dem gegenwärtigen Stand- 
punkte unserer Kenntnisse zunächst nur andeuten, und 
muß erst weiterer Prüfung unterzogen werden. Alsdann 
wird es auch möglich sein, die des öfteren in diesem Teil 
des Atlantischen Ozeans angestellten Versuche, den Meeres- 
strom in einiger Tiefe unter der Oberfläche festzustellen, 
kritisch zu würdigen. Einer der letzten Versuche ist von 
Buchanan auf der Fahrt zwischen Ascensiou und Sierra 
Leone gerade unter dem Aequator ausgeführt: er fand 
daselbst an der Oberfläche nur eine schwache westliche 
Versetzung, in der Tiefe von nur 30 Faden oder 55 m 
aber eine starke Strömung nach SO, welche zu mehr als 
eine Seemeile stündlich gemessen werden konnte, nachdem 
das Schiff (Buccaneer) mit der Dredgeleine in 3300 m 
Tiefe sich verankert hatte. Da dieses Experiment im 
Marz erfolgte, also zu einer Jahreszeit, wo die Nordkante 
der Aequatorialströmung ihre südlichste Lage zu haben 
pflegt, so wäre hier am ehesten daran zu denken, daß es 
eben die in der Tiefe in den Weststrom zurticklenkende 
Guineaströmung war, welche man hier antraf (Proceed. 
B. G. Soc. 1886, 761). 

10. Wir haben die Stromvorgänge im amerikanischen 
Mittelmeer verfolgt bis zu der Straße von Yucatan, wo- 
selbst die Karibenströmung sich mit großer Kraft geltend 
macht. Das weitere Verhalten dieser so in den Golf von 
Mexiko eingetretenen Bewegung bietet dem Verständnis 
manche Schwierigkeiten. 

Findlay, die englischen Stromkarten, Heinrich und 
Hermann Berghaus stimmen darin überein, daß unmittelbar 
nach dem ' Passieren der Yucatanstraße der Strom sich 
teilt: einen Ast nach Osten entlang der Nordküste von 
Kuba entsendend, einen zweiten nach Westen, der sich 
auf den älteren Darstellungen (Heinrich Berghaus, Find- 
lay) dort fächerförmig auf löst ohne eine deutliche Fort- 
setzung zu finden , auf den neueren (Evans , Pilot ckarts, 
Herrn. Berghaus) aber den ganzen Golf umkreist im Sinne 
des Uhrzeigers. Alle diese Kartographen führen dann 



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416 



Die atlantischen Strömungen. 



weiterhin von der Gegend bei der Mississippimündung be- 
ginnend einen teils unabhängigen, teils mit dem vorher 
genannten kreisenden Strom verknüpften südöstlichen Zu- I 
fluß in die Straße zwischen Kuba und den Floridariffen , 
hinein, wo er sich mit dem entlang der Nordküste Kubas 
bewegenden Oststrom vereinigt. Das gibt dann die „Wurzel* 
des Floridastroms. 

Nach dem Experiment und der Theorie müßte eben- 
falls ein Kreislauf im Golfe sich ausbilden, aber gerade in 
der umgekehrten Richtung, als wie die Karten angeben: 
der Kuba umfließende Hauptast des Stroms müßte zum 
Teil nach Norden weiter strömen und alsdann westlich 
umbiegend den Golf in einem Sinne gegen den Zeiger 
der Uhr umkreisen. Das lehrt auch das Experiment (siehe 
oben Fig. 51, S. 358 bei a). Nach neueren Untersuchungen 
der Amerikaner jedoch ist überhaupt kein ausgeprägter 
Strom in dem Golf vorhanden außer in seinem östlichsten 
Teil gegen Kuba hin; im übrigen folgt der Strom ledig- 
lich dem Winde. Strachan (Currents and Sur face Tem- 
peratures of the Northatlantic) kennt neben den, der 
geläufigen Auffassung gemäß rechtsherum kreisenden 
Strömungen doch auch nicht ganz wenige westliche Ver- 
setzungen in der Nordhälfte des Golfes, was also den 
Erwartungen, zu denen das Experiment berechtigt, nicht 
ungünstig sein würde. Aus der mittleren Luftdruck- 
verteilung würden ebenfalls entlang der mexikanischen 
Küste nördliche Winde, also südlicher Strom folgen, doch 
ist hier vielleicht geratener, auf den Monsuncharakter der 
Luftbewegungen zu achten. Danach sind in der West- 
hälfte des Golfs die Winde: 

im Winter aus einer Richtung zwischen N und NO, 
im Sommer „ „ „ „ ONO und 080 

zu erwarten. Unseres Erachtens ist das Strombild des 
Golfs von Mexiko noch einer sorgfältigeren Diskussion auf 
Grund des vorhandenen Materials im höchsten Maße be- 
dürftig. 



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Der Floridastrom. 



417 



2. Die atlantischen Strömungen nördlich von 30 0 N. Br. 

11. Der Florida ström. Es war zwanzig Jahre 
nach der Entdeckung der Neuen Welt, daß der spanische 
Gouverneur von Puerto Rico, Juan Ponce de Leon, durch 
Diego Colon aus seinem Amte verdrängt, mit einem kleinen 
Geschwader von drei Schiffen auszog, um in den damals 
noch immer unerforschten Gebieten im Westen der Bahama- 
inseln den märchenhaften Jungbrunnen zu suchen, wel- 
chen die Eingeborenen dieser Inseln in ein Land nach 
jener Richtung hin verlegten. Bei dieser Fahrt, welche 
zur Entdeckung der Halbinsel Florida am Ostersonn- 
tag (Pascua Florida) des Jahres 1513 führte, durch- 
schnitt das Geschwader, dessen nautischer Leiter der 
Pilote Francisco de Alaminos war, mehrfach die starke, 
nach Norden hin aus dem engen Kanal zwischen dem 
Festland und den Bahamainseln herausbrechende Strömung. 
Am deutlichsten wurden sie derselben gewahr, als sie 
entlang der Ostküste von Florida südwärts segelten. „Als 
wir dabei etwas mehr von der Küste abkamen," hei tat es 
im Tagebuch der Reise, „gewahrten alle drei Schiffe am 
folgenden Tage (22. April) eine Strömung, gegen welche 
sie nicht an konnten, obwohl sie den Wind mit sich 
hatten. Es hatte zwar den Anschein, als ob sie gut vor- 
wärts kämen. Aber sie erkannten bald, daß sie zurück- 
getrieben würden und daß der Strom mehr Gewalt habe 
als der Wind. Zwei von den Schiffen, welche etwas 
näher bei der Küste waren, konnten vor Anker gehen, 
aber die Strömungen waren so gewaltig, daß sie das 
Kabeltau mit vibrierender Bewegung erzittern und schwingen 
ließen. Das dritte Schiff, eine Brigantine, welches ein 
wenig mehr in die See hinausgesegelt war, konnte keinen 
Ankergrund finden , wurde vom Strom überwältigt und 
wir verloren es aus dem Angesichte, obwohl es ein ruhiger 
und heller Tag war/ Als derselbe Alaminos mit Cortez 
das Goldland Mexiko entdeckt hatte, wurde er nach Ver- 
brennung der übrigen Schiffe mit dem schnellsten Fahr- 
zeug des Geschwaders entsandt, um die Botschaft von 

Krümmel. Ozeanographie IT 27 



L 



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418 



Die atlantischen Strömungen. 



dieser Entdeckung in die Heimat zu tragen. In der Ab- 
sicht, den neidischen Gouverneuren der Antillen zu ent- 
gehen, nahm Alaminos seinen Weg auf dem damals noch 
unversuchten Wege nördlich von Kuba vorbei durch den 
starken Strom der Floridastraße und konnte, von diesem 
schnell nordwärts davongetragen, nach kurzer Fahrt die 
Acoren und Spanien erreichen, dort die Nachricht von 
der glänzenden Entdeckung des goldreichen Festlandes 
verkündend. So ist dieser Meeresstrom seit den ersten 
Tagen seiner Entdeckung allezeit von dem mächtigsten 
Einfluß auf die Schiffahrt in seinem Bereiche geblieben. 

Jahrhunderte hindurch hieß der Strom nach der be- 
nachbarten Halbinsel der Floridastrom; erst Benjamin 
Franklin hat seit dem Jahre 1772 die Abkunft desselben 
aus dem Golf von Mexiko und seine Ausdehnung bis weit 
nach Nordosten hin nachgewiesen und demgemäß für den 
Namen „ Golfstrom u Propaganda gemacht, womit er 
solchen Erfolg hatte, daß heute alle Seeleute der Welt 
diesen Strom nur unter solchem Namen kennen (auch 
wohl ganz abgekürzt bloß „der Golf" genannt). Aus 
Gründen, die weiter unten klarer hervortreten werden, 
bedienen wir uns aber für die aus den Engen der Florida- 
straße nördlich hervorbrechende Meeresströmung in diesem 
Buche ausschließlich des alten Namens „Floridastrom*. 

Die Untersuchungen der amerikanischen Seeoffiziere 
seit der Mitte dieses Jahrhunderts haben uns die Eigen- 
schaften dieser einzig in ihrer Art unter allen Meeres- 
strömen dastehenden Erscheinung kennen gelehrt; über 
die älteren Forschungen hat im allgemeinen Maury, 
mehr ins Einzelne gehend Kohl, über die neueren, viel- 
fach in wesentlichen Punkten abweichenden Ergebnisse 
hat Bartlett berichtet. Mit Zuhilfenahme auch anderer 
Nachrichten ergibt sich etwa folgendes Bild dieses Stroms. 

In den Engpässen der Floridastraße, besonders der 
engsten Stelle westlich von den kleinen Biminiriffen der 
Bahamagruppe, besitzt der Strom eine Geschwindigkeit, 
die sonst nirgends ihresgleichen findet: im jährlichen 
Mittel ist sie nach Bartlett und Sigsbee zu 72 Seemeilen, 
in vielen Fällen, besonders in der kältesten und wärm- 



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Der Floridastrora. 



419 



sten Jahreszeit, besonders aber in der letzteren, über 100 
bis 120 Seemeilen im Etmal gemessen worden. Das sind 
auf die Zeiteinheit der Sekunde übertragen 1,5 bis 2,5 m, 
also Geschwindigkeiten, die der Rhein in seinem Unter- 
laufe bei Hochwasser kaum erreicht 1 ). Doch kommen 
auch Fälle vor, wo der Floridastrom den Schiffen, die 
ihn für ihre Fahrt nach N benutzen wollen, nur eine 
sehr geringe Förderung gewährt; daß er an jener Stelle 
aber jemals ganz gefehlt habe, ist indes nicht gehörig 
verbürgt. Weiter nordwärts ist diese Stromstärke ungefähr 
die gleiche bis auf die Höhe von Charleston (32 0 N. Br.). 

In den Engpässen hat der Strom eine Breite von 
etwa 30 Seemeilen, auf der Höhe des Kap Canaveral 
(28 l /f°N. Br.) etwa das Doppelte, bei Charleston aber 
schon 120 bis 150 Seemeilen. Diese Ausbreitung des 
Stromes greift nun weiter nach N stetig mehr Platz und 
zwar erfolgt sie immer an der östlichen Flanke, während 
die Westkante des blauen, klaren und warmen Stroms 
im allgemeinen dem Abfall der Küstenbank, wie er durch 
die 200 m-Linie dargestellt ist, getreu bleibt. An der 
Westseite ist die Stromstärke ganz nahe der Kante meist 
noch eine so große und die Grenze gegen das grüne und 
kalte Nachbarwasser eine so scharfe, daß sie vom Deck 
weithin deutlich im Wasser zu erkennen ist und ein Schiff 
im Moment, wo es die Grenze tiberschreitet, nicht selten 
aus dem Kurs geworfen wird. 

Mit der fortschreitenden Verbreitung geht eine Ab- 
nahme der Stromstärke Hand in Hand. Schon auf der 
ältesten Spezialkarte dieses Stroms, welche von Franklin 



*) Nach einer Zusammenstellung bei Frantzius und Sonne, 
der Wasserbau, S. 226, beträgt die Geschwindigkeit beim mittleren 
Wasserstande des Rheins am Bingerloch 3,42 m, zu Werthausen 
0,63, zu Mannheim 1,50 m; bei hohem Mittelwasserstande zu 
Koblenz 1,88 m. — Ebenso wird angegeben als Geschwindigkeit 
der Weichsel bei höherem Wasserstande 1,20 bis 1,90; des 
Neckars oberhalb Mannheim im Mittel 0,90, bei Hochwasser über 
3 m ; der Donau zu Wien bei Hochwasser 1,94; des Mississippi 
bei höchstem Wasserstande auf der Strecke vom Ohio zum 
Arkansas 1,91, vom Bayou La Fourche bis zur Gabelteilung 
1,76 m etc. 



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420 



Die atlantischen Strömungen. 



und Kapitän Folger gezeichnet wurde, ist dies zu erkennen. 
Südlich von der Küstenbank, die auf der Höhe von New- 
York weit nach Osten vortritt und auch die Stromrich- 
tung in eine östliche umwendet, wird eine mittlere Ge- 
schwindigkeit von 72 Seemeilen nicht mehr so häufig 
gefunden und sogar auf mehr als 48 Seemeilen ist nicht 
regelmäßig zu rechnen. Doch geht auch noch östlicher 
der Strom nicht gerade oft unter 30 Seemeilen herab. 

Man kann die Grenzen des Stroms indes nur bis 
etwa 45 0 W. Lg. noch einigermaßen erkennen, schon vor- 
her beginnt seine Auflösung in Streifen stärkeren und 
schwächeren Stroms, höherer und etwas niedrigerer Tem- 
peratur. Ueber die Natur dieser Streifen und des «Kalten 
Walls" an der linken Seite des Stroms, wie überhaupt 
die Temperaturverhältnisse desselben, ist bereits an anderer 
Stelle Ausführlicheres gegeben (Bd. I, 268 bis 276). Aus- 
drücklich muß indes betont werden, daß weder die Be- 
funde der „Challenger"-, noch die der „Blake "-Expedition 
irgendwie die ältere Auffassung bestätigt haben, welche 
in diesen „kalten Bändern u die Einwirkung eines arkti- 
schen Gegenstroms, oder in ihnen überhaupt Gegenströmun- 
gen anderer Art erblickte (vgl. die Strömungskarte in 
dem von Attlmayr herausgegebenen Handbuch der 
Ozeanographie etc. I, Taf. B und Hoff mann, Meeres- 
strömungen S. 54). Diese kalten Bänder haben stets 
eine an sich noch hohe Temperatur, nur ist sie etwa 
2 0 bis 3 0 niedriger als die der warmen Stromstreifen 
(Ztschr. f. wiss. Geogr. 1883, S. 161 und Thomson, 
the Atlantic I, 364, pl. XII). 

Deutsche Kriegsschiffe, welche den östlichsten Teil 
des Floridastroms zwischen Halifax und den Bermuden 
sehr häufig kreuzten, haben äußerst wechselnde Verhält- 
nisse vorgefunden (Ann. d. Hydr. 1875, 350; 1877, 
449; 1878, 454; 1880, 488; 1881,394; 1884,322, 540; 
1886, 415 u. s. w.). In einigen Fällen war die Grenze 
des Stroms gegen das kältere Wasser an der linken (lner 
nördlichen) Flanke sehr scharf ausgeprägt, in anderen 
weder durch Stromversetzung noch erhebliche Tempe- 
ratursprünge markiert. Im Bereiche des eigentlichen 



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Der Floridastrom. 421 

Floridastroms waren die Stromversetzungen in hohem 
Maße von den herrschenden Winden beein flu lät ; auf starke 
Winde aus NO folgten sogar Versetzungen nach SW. 
Diese gelegentlichen Störungen werden je weiter nach 
Osten desto häufiger, und beweisen, daß die Kraft des 
starken Stroms östlich von 60° Lg. mehr und mehr ge- 
brochen wird. Sogar näher seinem Ursprünge zu, auf 
der Höhe des Kap Lookout 34 v t 0 N. Br. konstatierte 
Bartlett solche Einwirkungen des Windes. Das Schiff 
„ Blake* befand sich inmitten starken Nordstroms, als ein 
steifer Sturm aus NW einsetzte: der Strom wurde hier- 
durch fast direkt nach 0 umgelenkt und während der 
Dauer von 12 V« Stunden setzte er stündlich 4,9 See- 
meilen nach OzN, während das Schiff mit Volldampf und 
Vorsegel den Kurs W einhielt (Ann. d. Hydr. 1882, 655). 
Maury berichtet gleichfalls schon von solchen Störungen, 
die bisweilen nach lang anhaltenden Südoststürmen das 
warme Wasser bis vor den Hafen von New-York hinüber- 
treten lassen. In einem Gebiet so gewaltsamer Luftbe- 
wegungen, wie sie in diesem Teile des Floridastroms die 
Regel sind, kann im Grunde genommen eine so große 
Unregelmäßigkeit aller Stromvorgänge nur natürlich be- 
funden werden. Auch hier sind die Durchschnittswerte 
für die Oberflächentemperaturen der sicherste Führer, um 
aus dem Wechsel der Einzelfälle ein Bild vom mittleren 
Zustande zu konstruieren. Die Temperaturkarten von Peter- 
mann (Mitt. 1870, Taf. 12 und 13) sogut wie die des 
neueren englischen Atlas der Wassertemperaturen zeigen 
denn auch in der That, daß der eigentliche Floridastrom 
niemals über 45 0 W. Lg. nach Osten vordringt. 

Die Natur dieser ganzen Vorgänge ist seit Franklins 
Zeiten oft genug Gegenstand ernsten Nachdenkens ge- 
wesen, ohne daß eine durchschlagende Erklärung der- 
selben bislang gegeben worden wäre. Indes hat die 
Meinung Franklins immer und zwar mit Recht am meisten 
Vertreter gefunden, wonach in dem Druck der Passattrift 
in das Westindische Binnenmeer hinein diejenige primäre 
Kraft zu sehen ist, welche den Ausbruch der Gewässer 
aus dem Golfe von Mexiko durch die Floridastraße zur 



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422 



Die atlantischen Strömungen. 



Folge hat. Diese Meinung findet eine unseres Erachtens 
durchschlagende Unterstützung in dem oben S. 358, Fig. 51 
dargestellten Experiment. Die aus dem großen Becken 
in das kleinere südwestliche hineintriftenden Wassermassen 
zeigen rechts von a (die Yucatanstraße markierend) und 
namentlich bei b (die Engen von Bimini darstellend) eine 
solche Stromstärke, daß nicht nur an der Möglichkeit 
sondern auch der Notwendigkeit einer solchen Entstehung 
des Floridastroms kein Zweifel mehr bestehen dürfte. Das 
ganze Karibische Meer westlich von der Insel Hayti ist 
eben in stetiger Strombewegung nach Westen hin be- 
griffen und der weitaus größte Teil dieses Stroms muß 
durch die Yucatanstraße in den Golf von Mexiko hinein- 
treten: da dieser Golf nur noch eine zweite Oeffnung in 
Gestalt der Floridastraße besitzt, so wird hier der Strom 
seinen „Ausfall* machen. 

In dieser Hinsicht also ist der Floridastrom eine 
Wasserbewegung, die ihr Motiv ganz im Rücken hat, 
und es wäre sonach anzunehmen, daß derselbe nunmehr 
der Trägheitskurve folgte. Allein, wie tiberall im Meer, 
so tritt der Strom, ehe er recht „frei" geworden, schon 
in den neuen Zwang einer vor ihm notwendigen Kompen- 
sation. Wir sahen wie nördlich von den Bermudasinseln 
der Luftdruckgradient eine Luft- und Wasserbewegung 
nach OzN zur Folge hat, welche weiter im Osten überall 
herrscht und alsdann nördlich von 45 0 Br. eine nordöst- 
liche Trift erzeugt. In 50° N. Br., 30. 0 W. Lg. ergibt 
nämlich die Isobarenkarte genau einen Gradienten nach 
X 18 0 W und eine Trift nach N55° 0 oder NOzO. Die 
Windstärke dieses ganzen nordatlantischen Gebiets sinkt 
im Jahresmittel kaum unter 6 m herab und beträgt im 
Winter durchschnittlich 10 und mehr Meter pro Sekunde. 
Das in der Meeresregion zwischen Neufundland und den 
Bermudas, im Rücken dieser kräftigen Trift, zum Ersatz 
erforderliche Wasser liefert zum großen Teil die Antillen- 
strömung und sobald der Floridastrom die „Engen* passiert 
hat, gelangt er nicht minder in den Bereich dieser Aspi- 
ration. Aus der Wärmeschichtung des Wassers läßt sich 
abnehmen, daß der Floridastrom Über die Antülenströmung 



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Der Floridastrom. 423 

sich hinüberlagert, nur eben mit zwei- bis dreifach größerer 
Stärke, aber in gleicher Richtung wie diese dahinströmend. 
Nördlich von 30 0 N. Br. kommen nun auch gleichgerich- 
tete Windimpulse dazu — alles das wird zusammenwirken, 
den Floridastrom vom ausschließlichen Befolgen der Träg- 
heitskurve abzuhalten. Allein die Erdrotation wird immer- 
hin die schnell strömenden, zur Kompensation nach Norden 
enteilenden Gewässer nach Osten ablenken und dieser 
Umstand wird es erklären, weshalb die Ostflanke des 
Stroms sich mechanisch nirgends sehr scharf ausprägt; 
thermisch kann sie sich von der doch gleichfalls tropisch 
warmen Antillenströmung ohnehin nicht in gleicher Weise 
abheben, wie an der Westflanke entlang der ostameri- 
kanischen Küstenbank von der um 10° bis 15° kälteren 
Labradorströmung. 

Die Auflösung des Floridastroms in mehrere Stromstrahlen 
östlich von 60° Lg. ist wohl auf verschiedene Ursachen zurück- 
zuführen. Zunächst wird die aus der Floridastraße mitgebrachte, 
in konzentriertem Strahl enthaltene lebendige Kraft hei der Ver- 
breiterung des Stroms von 30 Seemeilen auf 150 und 200 See- 
meilen entlang einer Strecke von 400 bis 500 Seemeilen und dem 
damit verbundenen Flacherwerden der gleichzeitig bewegten 
Wassermenge infolge der Reibung an dem Nachbarwasser sich 
mehr und mehr aufzehren. Die Reibung äußert sich hier wie 
immer in dem Widerstand des schwächer bewegten gegen das 
stärker bewegte Wasser und in der Mitteilung der Bewegung» - 
impulse vom Oberstrom an die Unterschichten. Dadurch könnte 
indeß wohl nur das allmähliche Flacherwerden des Stroms erklärt 
sein. Die Zersplitterung wird begünstigt durch ganz lokale 
Störungen, welche diese flache Warmwasserschicht durch starke 
Winde aus wechselnder Richtung erfährt, und durch das Ein- 
greifen der Rotationskraft, welche solche stärker bewegte Strom- 
striche mehr und mehr rechts abdrängt und von der Umgebung 
isoliert. Zur vollen Erkenntnis dieser Prozesse wäre eine syn- 
optische Darstellung des ganzen Floridastroras für eine zusammen- 
hängende Reihe von Tagen sehr erwünscht. Es würde sich da- 
nach ersehen lassen, ob diese mehrfachen Stromstriche nicht 
schon in der „Wurzel" oder im „Ausfall" des Stroms vorhanden 
sind, wofür gewisse Beobachtungen Bartletts zu sprechen 
scheinen. 

Wie jeder aus einem ähnlichen Kanal in offenes 
Wasser heraustretende Strom aspiriert auch der Florida- 
strom nachbarliches Wasser von außen zur KanalmünduDg, 



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424 



Die atlantischen Strömungen. 



ja seine eigenen Stromfaden kurven eine kurze Strecke 
von dem „Ausfall" entfernt schon wieder rückwärts ab. 
Doch ist diese Erscheinung nach BarÜetts Untersuchungen 
wiederum hauptsächlich ausgeprägt an der östlichem 
Flanke des Stroms und nicht über 200 Seemeilen von 
den Bahamaritfen in die offene See hinaus. An der linken, 
festländischen Seite des Stromes ist eine ergiebige Kom- 
pensation in Gestalt des später zu beschreibenden Kalt- 
wasserstroms am Rande der Küstenbank und auf dieser 
selbst nach S hin thätig. — Es scheint mir unnötig, in 
dem erwähnten Abkurven der Stromfäden an der rechten 
Flanke lediglich Aeuteerungen der Rotationskraft zu er- 
blicken ; jener Aspirationsvorgang ist jedenfalls das Maß- 
gebende. Wenn in der Gegend nordöstlich von den 
Bermudas gelegentlich sehr starke Strömungen nach 
Südwest vorkommen, so sind diese ebenfalls nicht auf 
Rotationswirkung zurückzuführen, sondern wohl einfacher 
auf Windwirkung. Dagegen sind vielleicht in der An- 
ordnung der Isothermflächeu, die im ganzen Floridastrom 
noch Osten hin abfallen, Folge Wirkungen der Rotations- 
kraft zu erkennen, obwohl durch die Lagerung des Florida- 
stroms über den Antillenstrom und durch die Nachbar- 
schaft des kalten, zum Teil auf einem Auftriebphänomen 
beruhenden Labradorstroms sich die hauptsächlichsten 
Merkmale der Wärmeschichtung in diesem Teile des Nord- 
atlantischen Ozeans einfach genug erklären lassen. 

Ueber eine Reihe von Strombeobachtungen in verschiedener 
Tiefe, mit der gewöhnlichen Stromboje (Fig. 56) nahebei und im 
Westen von den Bermudas in 32° 18' N. Br., 65° 38' W. Lg. am 
24. April 1874 von der Challenger Expedition ausgeführt-, berichtete 
W. Thomson (the Atlantic I, 365 f.): es ergab sich der Strom: 

an der Oberfläche : N 60° 0 . . 0.24 Seem. in der SUL 



n 


50 Fi 


ulen 




* 90 m Tiefe : 


A T 75 O . . 0,46 


n 


11 11 


"< 


■»•> 


100 






180 „ 


ii • 


N 87 O . . 0,36 




11 11 


n 


n 


200 


•*- 




370 


11 • 


S 70 O . . 0,22 


11 


11 11 




" 


300 






550 „ 


ii : 


S 40 O . . 0,08 


11 


ii n 


- 


•■ 


400 






730 „ 


ii : 


S 65 O . . 0,11 


*1 


ii «i 




•i 


500 


-.-> 




910 „ 


ii : 


N 65 O . . 0,06 




ii « 




•■ 


600 


n 




1100 „ 


11 : 


Kein Strom mehr gefunden. 





Aus diesen Beobachtungen würde sich, vorausgesetzt, daß 
sie gänzlich frei von störenden Einflüssen blieben, eine stetig mit 



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Der Golfstrom. 



425 



der Tiefe zunehmende Rechtsdrehung des Stroms bis 300 Faden 
herab entnehmen lassen ; aber die darauf in 400 Faden wieder 
links drehende und in 500 Faden der Oberllächenströmung gleiche 
Richtung nach ONO zeigt doch, daß diesem Wechsel der Strom - 
richtung nicht viel Bedeutung zukommt. Als mittlere Richtung., 
nach welcher die ganze Wasserschicht von rund 1000 m Mächtig- 
keit sich bewegt, ergibt sich N 84° O, also fast recht O, was auch 
den Stromkarten entsprechen dürfte. 

- 

12. Die nordatlantische Ostströmung oder 
Westwindtrift, auch die „Golfstromtrift", oder der 
„Golfstrom" genannt, beherrscht von 40° N. Br. an 
nordwärts den größten Teil des Nordatlantischen Ozeans. 
Die Karte zeigt die Divergenz der Richtungen östlich 
vom 50° W. Lg. Die südlichen Partien dieser großen 
Strömung bleiben zunächst östlich, bei den Ac,oren wenden 
sie sich mehr nach OSO und von da ab noch mehr nach 
S. Die mittlere Partie bewegt sich recht nach NO auf 
die britischen Inseln, die Faröer und Island zu ; die west- 
lichsten Teile, haben mehr eine Richtung nach N. Also 
fächerförmig strahlen diese Strombahnen vorherrschend 
nach nordöstlicher Richtung aus, überall das warme, der 
Tropenzone entstammende Wasser mit seinen hohen Tem- 
peraturen dahintragend. Die Geschwindigkeit des Stromes 
ist meist eine mäßige, Versetzungen der Schiffe auf der 
Fahrt von den Vereinigten Staaten zum Kanal nach Osten 
hin im Betrage von mehr als 48 Seemeilen im Etmal 
sind sehr selten, um so seltener je weiter nach Osten; 
vielfach werden überhaupt keine Stromversetzungen wahr- 
genommen, so dalü im Mittel die Stärke der Strömung auf 
etwa 12 bis 15 Seemeilen schon ziemlich hoch angesetzt 
sein dürfte. 

Für den Teil der Strömung südlich von 50 0 N. Br. 
und östlich von 40 0 W. Lg. liegt in den meteorologischen 
Tabellen der Seewarte (Resultate meteorologischer Beob- 
achtungen von deutschen und holländischen Schiffen für 
Eingradfelder des Nordatlantischen Ozeans, Heft I bis IV 
und Heft VI) eine große Anzahl von Strombeobachtungen 
vor, welche freilich zur Berechnung einer mittleren Strom- 
richtung und Geschwindigkeit nicht bestimmt sind, die 
aber nach P. Hoflfmanns Vorgange wenigstens nach den 



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426 



Die atlantischen Strömungen. 



vier Quadranten für jedes Fünfgradfeld geordnet einen 
Einblick in die relative Häufigkeit der vier Haupt- 
stromrichtungen gewähren könnten. Auf nachstehender 
Tabelle ist dieselbe in den vier Ecken eines jeden Fünf- 
gradfeldes in Prozenten aller Beobachtungen (deren Ge- 
samtzahl in der Mitte des Feldes eingeklammert aufgeführt 
ist) eingetragen. Es zeigt sich, wie variabel die Strom- 
versetzungen in diesem Gebiete wechselnder Windrich- 
tungen sind, aber es tritt doch schon zwischen 45° und 
50 0 N. Br. eine Tendenz des Stromes, seine Richtung mehr 
nach S hin zu dirigieren, unzweifelhaft hervor. In den 
südlicheren Feldern macht sich die Nähe der portugiesischen 
und afrikanischen Küste bis in die Nachbarschaft der Acoren 
hin (bis 25° W. Lg.) fühlbar, indem die vorherrschende 
Stromrichtung schon westlich von S liegt. Bei den Acoren 
selbst dominiert indes doch der Strom nach den Rich- 
tungen zwischen Ost und Süd. Hierfür lieferten schon die 
Renneil vorliegenden wenig zahlreichen Beobachtungen 
einen deutlichen Aufschluß, und ganz neuerdings hat 
Pouchet mit einem ziemlichen Aufwände von Mitteln 
diesen #ö-Strom durch Flaschentriften demonstriert, die 
in ca. 42° bis 43° N. Br. und 31 ö bis 32 0 W. Lg. be- 
ginnend, also von einem Orte etwa 110 bis 170 Seemeilen 
nördlich bis nordwestlich von der Insel Corvo, im Durch- 
schnitt eine Richtung nach S 30° 0 bis S 45* 0 nahmen 
(Ann. d. Hydr. 1886, 461). 

Andere Flaschenposten zeigen, daß auch westlich von 
40 0 W. Lg. schon der Strom nach einer Richtung südlich 
von Ost gehen dürfte: so gelangte eine in 42° 4' N. Br.. 
52° 21' W. Lg. (280 Seemeilen südöstlich von Kap Race 
auf Neufundland) ausgeworfene Flasche ebenfalls zur 
Acoreninsel Pico, trieb also in der Richtung nach OzS 
(Ann. d. Hydr. 1885, 604). Ebenso werden auch Bojeu t 
welche aus den Häfen der Vereinigten Staaten vertrieben 
sind, wenn sie lange genug ihre Schwimmkraft bewahren, 
fast ausnahmslos in der Umgebung der Acoren wieder- 
gefunden und zwar meistens im SW dieser Inseln. Dies 
würde beweisen, daß in dem westlichsten Gebiete dieser 
Strömung die herrschende Richtung jedenfalls nicht nörd- 



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Der Golfstrom. 



427 




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428 



Die atlantischen Strömungen. 



lieh von 0 liegt, wie das ja auch vom Floridastrom nord- 
wärts von den Bermudas konstatiert ist. Auch die Iso- 
thermenkarten zeigen, daß das warme Wasser, welches 
der Florida- und der Antillenstrom bis nördlich von den 
Bermudas getragen haben, von dem dort einsetzenden 
Oststrom ziemlich unverändert zu den Azoren geführt 
wird, worauf dann die weiter östlich nach S umschwen- 
kende Strömung etwas kühleres Wasser von NW her an 
sich zieht. 

Aus alledem ergibt sich, daß zwischen den Breiten 
von 40 0 bis 45 0 im Norden und etwa 10 0 im Süden der 
Nordatlantische Ozean einen in sich geschlossenen Kreis- 
lauf besitzt, in welchem das Wasser von der nördlichen 
Aequatorialströmung ausgehend nach W, dann durch 
Florida- und Antillenstrom nach iS r , durch die nordatlan- 
tische Ostströmung zu den Acoren und nach Madeira und 
von da durch die Kanarienströmung zu den Kapverden 
und damit wieder an den Ausgangsort zurückgeführt wird. 
Wir sahen, wie an der südlichen (rechten) Seite des Ost- 
stroms eine Tendenz der Gewässer, nach Süden abzubiegen, 
sehr früh fühlbar wird. Diesem Umstände verdankt der 
schwach strömende Raum im Innern dieses Zirkels die 
stetige Zufuhr von frisch abgerissenen Tangzweigen von 
den Felsküsten Westindiens her, welche diese sogenannt« 
Sargassosee auszeichnen. 

Humboldts Beschreibungen dieser „ozeanischen Tang- 
wiesen" als „eines der auffallendsten Beispiele der unermeßlichen 
Ausdehnung einer einzigen Art von geselligen Pflanzen" waren 
sicher übertrieben und enthielten in der Behauptung., daß die 
..Fucusbank von Flores und Corvo" eine feste geographische Lage 
innehalte, unzweifelhaft etwas Falsches {Relation historique I, 
p. 202; Kritische Untersuchungen II, 47 ff.). Indes hat auch 
0. Kuntze in einer radikal gedachten Untersuchung (Englers 
Botan. Jahrbücher I, 191; auch Mitt. des Vereins für Erdk. zu 
Leipzig 1880) die Frage keineswegs überzeugend entschieden , ob 
nicht die losgerissenen Tangzweige auch viele Jahre lang einher- 
treibend ihren Vegetationsprozeil ungestört fortsetzen können. 
Erwägt man, daß an der inneren Seite des Stromzirkels die Strö- 
mung durchschnittlich kaum mit mehr als 5 bis 6 Seemeilen 
täglich fortschreitet, so würde ein Tangzweig von der Gegend 
der Bermudas bis in diejenige der Agoren allein rund ein Jahr 
brauchen. Wenn derjenige Tang, der im Osten also luvwärts 



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Der Golfstrom. 



429 



der Westindischen Inseln nicht selten gefunden wird (so vom 
Challenger in 21° N. Br., 50° W. Lg.), wirklich auch westindischen 
Ursprungs ist, so triftet er demnach sicherlich schon über 2 Jahre 
im Wasser umher. Wahrscheinlich dürften solche großen Tang- 
büschel im Salzwasser aber nicht allzu alt werden, weil eine 
unglaublich formenreiche Fauna sie zur Zuflucht und Speisung 
aufsucht, wobei das Pflanzengewebe dann schließlich zerstört 
wird. Ueberdies kommt das Sargassum vulgare, welches nach 
O. Kuntze mit S. bacciferum identisch ist, sowohl bei den Azoren, 
wie an vielen westeuropäischen Küstenpunkten und an den west- 
afrikanischen Inseln festgewachsen vor; kann also auch von diesen 
Ausgangspunkten mit den Strömungen vertreiben. — Die Schiffs- 
tagebücher der Seewarte enthalten ein überaus reiches Material 
zum Studium der geographischen Verbreitung dieses „Beeren- 
tangs" inmitten des Nordatlantischen Ozeans; naturgemäß sind 
aber die Daten aus den befahreneren Gebieten am häufigsten, 
und so ist auch die „große Fuctisbank von Flores und Corvo", 
welche Humboldt, Rennell und Heinr. Berghaus auf den Karten 
niederlegten, durchaus entlang dem Kurse der aus dem Südatlan- 
tischen Ozean nach Europa heimkehrenden Segelschiffe einge- 
tragen. Diese Schiffe treffen die ersten Tangbüschel gewöhnlich 
in ca. 19° N. Br. bei rund 30° W. Lg., also an der inneren Seite 
des nördlichen Aequatorialstromes. Doch ist es keine regelmäßig 
anzutreffende Erscheinung im ganzen „Sargassomeer", manche 
Schiffe auf der Fahrt nach Westindien durchqueren dasselbe, ohne 
ein einziges Büschel zu erblicken, während andere denselben mehr 
oder weniger oft und reichlich begegnen. Den Portugiesen war 
dieser Tang schon vor der Entdeckung der Azoren bekannt; von 
ihnen rührt der Name aargaco her. Die deutschen Seeleute be- 
zeichnen es mit „Golf kraut''', die englischen mit gulf-weed oder 
sea-weed. 

13. Der nordöstliche Zweig des nordatlan- 
tischen Stroms führt auf die Britischen Inseln zu, an 
Irland nach N hinauf und zwischen Schottland und Island 
in das Nordmeer hinein setzend. Seine Kraft ist im ganzen 
auf noch weniger als 12 Seemeilen täglich zu schätzen, 
aber durch den gleichgerichteten Luftstrom unterhalten, 
immerhin stark genug, diesen nordöstlichsten Teil des 
Atlantischen Ozeans mit Wasser zu erfüllen, das zum 
guten Teil dem Nordrande des vorher beschriebenen Ost- 
stroms entlehnt ist. Damit kann dann in der That tro- 
pisches Wasser, allmählich abgekühlt, wenn auch keines- 
wegs auf geradem Wege, über Schottland hinaus weit in 
das Nordmeer bis nach Spitzbergen und Nowaja Semlja 
gelangen. Jedoch ist es ein überwundener Standpunkt, 



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430 



Die atlantischen Strömungen 



dieses auch im Winter laue Wasser der FarÖer und des 
Nordkaps als direkten Ausläufer des Floridastroms hin- 
zustellen. Letzterer ist ein so oberflächliches Stromgebilde, 
von so geringem Volum gegenüber der mächtigen Antillen- 
strömung, daß er für die Wasserbewegungen und die 
Fülle hoher Wärmegrade auch an der Oberfläche des 
Atlantischen Ozeans östlich von 50 0 W. Lg. unmöglich 
verantwortlich gemacht werden kann. 

Eine einfache Rechnung mag dies zeigen. Die neueren 
Untersuchungen Bartletts lehrten, daß in den „Engen" (in 27°N.Br.) 
des Floridastroms mitten im Stromstrich bei 800 m Tiefe sich die 
Temperatur von 6,7° findet, während die Chal lenger-Expedition 
im Bereiche des Antillenstroms zwischen Puerto Rico and den 
Bermudas in derselben Tiefe noch 10° nachweisen konnte. Nach 
den älteren Aufnahmen amerikanischer Seeoffiziere (vgl. Proceed. 
R. Geogr. Soc. 1874, 400) ist die Isotherme von 15° in etwa 
350 m Tiefe in den „Engen" anzusetzen. Die Geschwindigkeit 
der Strömung beträgt an der Oberfläche durchschnittlich 3 See- 
meilen (5,6 km) stündlich, die Breite des Durchflußprofils 63 km. 
Nehmen wir die Tiefe des mit überall gleicher Geschwindigkeit 
wie an der Oberfläche strömenden Warm Wasserstrahls, etwas 
reichlich bemessen, zu 400 m an, so erhalten wir als Maximum 
des in einer Stunde durchfließenden Volums 140 cbkm. Dagegen 
repräsentiert die Antillenatrömung nördlich von Puerto Rico 
einen Strom von 1000 km Breite (zwischen 19° und 28° N. Br.) 
und, wieder die 15 °-Isotherme als untere Grenze gesetzt, von 
510 m Tiefe. Durch dieses Profil von 510 qkm Querschnitt be- 
wegt sich der Strom an der Oberfläche mit einer Geschwindig- 
keit von 15 bis 20 Seemeilen in 24 Stunden. Geben wir der 
ganzen Masse eine Stromstärke von nur 10 Seemeilen in 24 Stunden 
(0,75 km stündlich), so bewegt der Antillenstrom also in einer 
Stunde ein Volum von 383 cbkm, was aber als ein Minimalwert 
anzusehen ist: also jedenfalls 2 s /4mal mehr als der Floridastrom 
in maximo. Dazu kommt dann, daß bei dem Auseinandergehen 
des letzteren seine mechanische Energie schnell abnimmt Bei 
einer Ausbreitung desselben von 34 Seemeilen (in 27° Br.) bis 
auf 340 Seemeilen (in 68° W. Lg.) bei gleichzeitig auf höchstens 
1,5 Seemeilen anzuschlagender mittlerer Geschwindigkeit in der 
Stunde muß die Tiefe der bewegten Schicht bis auf 107 m ab- 
nehmen. Die Challenger-Expedition fand aber auf der Fahrt von 
Halifax nach den Bermuden (zwischen 70° und 68° W. Lg.) die 
Isothermfläche von 15° sogar in mehr als 600 m Tiefe, also 80 
bis 100 m tiefer als im Antillenstrom südlich von den Bermuden : 
es ist also dieser letztere Strom, welcher die Massen warmen 
Wassers nördlich von 40° N. Br. im Nordatlantischen Ozean 
liefert, nicht der Florida- oder der wirklich aus dem Golfe von 



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Der Rennellstrora. 431 

Mexiko kommende „Golfstrom". Natürlich gelangen auch sowohl 
Teile von dessen Oberflächenwasser, als auch namentlich seine 
Treibprodukte aller Art mit dem Wasser des Antillenstroms 
so weit nach Osten und Nordosten wie dieser selbst, aber das dem 
Golf von Mexiko entstammende Wasservolum., seine mechanische 
Kraft und sein Wärmevorrat sind doch daselbst nur ein ganz 
kleiner Bruchteil von dem in Betracht zu ziehenden Ganzen. 

Die allgemeine Ostströmung des Nordatlantischen 
Ozeans bewirkt auch ein Eindringen eines östlichen Stroms 
in den Golf von Biscaya. Die unmittelbaren Beobach- 
tungen an der Nordküste von Spanien bestätigen dies 
freilich nur mit Entschiedenheit für den Winter, während 
im Sommer, entsprechend der sich dann über Spanien 
entwickelnden Luftdruckdepression und daraus folgenden 
nordöstlichen Winden an der Biscayischen Küste, auch 
Weststrom nicht ganz selten gespürt wird (vgl. Sailing 
Directions for the West-Coast of France, Spain und 
Portugal , London 1885). Aeltere Karten seit Renneil 
haben niemals vermieden, diesen an sich so wenig be- 
ständigen Oststrom aus dem Biscayagolf nach Nordwesten 
wieder hinauszuführen, so daß also ein solcher Strom ent- 
lang dem Abfall der hier weit vortretenden Küstenbank 
quer vor dem Ausgang des Kanals vorbei auf die West- 
küste Irlands zu setzen soll. Schon Findlay hat über 
die Regelmäßigkeit dieses sogenannten Rennellstroms 
Zweifel geäußert. Hoff mann hat die Ansicht vieler 
Schiffst uhrer der neueren Zeit getroffen, wenn er sagt: 
Dieser „Strom" sei im wesentlichen auf Gezeitenströme 
zurückzuführen und sei früher, wo man auf diese nicht 
genug Obacht gegeben, erheblich überschätzt worden. 
Dennoch findet auch er wie Findlay „ Berichte genug, welche 
an eine zeitweise Versetzung nach NW auch außerhalb 
der Gezeitenströme kaum zweifeln lassen." Nach münd- 
licher Mitteilung von Kapitän Koldewey finden aber die 
meisten derjenigen Fälle, wo Schiffe, welche mehrere Tage 
keine astronomische Beobachtungen erhalten hatten, statt 
in den Englischen, in den Bristol-Kanal gelaufen waren, 
nachweislich ihre Erklärung in mangelhaft erkannter De- 
viation des Kompasses. — Gewiß machen die starken 
Gezeitenströme über den „ Gründen" vor dem Kanal ander- 



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432 



Die atlantischen Strömungen. 



weitige Strömungen wenig fühlbar; aber daß entlang beider 
Küsten des Englischen Kanals die herrschende Strömung 
nach Osten setzt, ergibt sich aus einer Reihe von Flaschen- 
triften (im Archiv der Seewarte), wie aus den Beobach- 
tungen französischer Ingenieure bei Hafenbauten. In 
Burats geologischer Beschreibung der Küsten Frankreichs, 
wie in Voisin-Beys „Seehäfen* finden sich Beispiele 
genug dafür. Namentlich die von dem Kreidegestade 
östlich der Seinemündung ausgehenden Feuersteine werden 
ausnahmslos nach Nordosten, allmählich am Strande zer- 
kleinert, über Dünkirchen hinaus vertrieben und bilden 
dort die „Wandersände* (sables voyageu$es) y welche einer- 
seits den Hafenanlagen äußerst lästig sind, andrerseits 
den schönen Badestrand von Ostende zusammensetzen 
helfen. 

Die Stromvorgänge südlich von Island hat der dä- 
nische Admiral Irminger seit 1853 systematisch unter- 
sucht (Zeitschr. für allgem. Erdkunde III, 1854, 179 und 
N. F. XI, 1861, 191). Eine Anzahl von Sommerreisen 
dänischer Kriegsschiffe mit zusammen 87 Beobachtungs- 
tagen ergab auf der Strecke zwischen Faira und Island 
durch Koppelrechnung eine mittlere Stromrichtung nach 
N52° 0 mit 2,4 Seemeilen mittlerer Geschwindigkeit: 
letztere so sehr gering, weil der Strom im einzelnen sehr 
unregelmäßig sich erwies. Näher an den Shetland-Inseln 
war dabei der Strom mehr östlich, näher Island mehr 
nördlich als NO, wie folgende Zusammenstellung für die 
vier Viertel der Strecke zwischen Faira und dem Süd-Kap 
Islands ergibt. Auch hier ist die mittlere tägliche Strom- 
stärke wegen der Koppelrechnung trügerisch klein aus- 
gefallen. 

16 0 W. Lg. 12 0 W. Lg. 8 0 W. Lg. 4 0 W. Lg. 

Strom: X 47° O X 32* 0 N 60° 0 N 72° 0 

Starke: 3,1 0,8 2,5 4,7 Seemeilen 

Beob.: 25 18 11 17 Tage. 

. Wie die Stromverhältnisse im Winter liegen, ist noch 
nicht in ähnlicher Weise untersucht. Doch erfuhr Ir- 
minger auf den Faröer, daß von dem massenhaft zu 
seiner Zeit dort (namentlich bei Kirkeböe auf der Süd- 



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I 

: 



Die Strömungen bei Grönland. 433 

strom-Insel) anlandenden Treibholz westindischer Abkunft 
das meiste im Februar und März ans Land geworfen 
werde. Da nach Köppens Windkarten in den Winter- 
monaten die Windstärke in dem Striche zwischen dem 
Ende des Floridastroms und Island durchschnittlich über 
10 m in der Sekunde beträgt, so ist anzunehmen, daß in 
der That die Trift nach NO im Winter entsprechend leb- 
hafter sein wird. Ebenfalls nur auf die Erfahrungen eines 
Sommers gestützt, berichtete Kapitän Tizard, daß er bei 
seinen Untersuchungen des Wyville Thomson - Rückens 
andere Strombewegungen als von den Gezeiten herrüh- 
rende daselbst nicht habe nachweisen können (Proceed. 
Roy. Soc. XXXV, 1883, p. 208). 

An der Südküste Islands biegt der Strom, durch 
das widerstehende Land abgelenkt, nach Nordwesten ab 
und scheint nach der Darstellung Irmingers die Insel 
nordwärts zu umströmen, jedenfalls bis über Kap Nord 
hinaus vorzudringen (vgl. weiter unten die Strömungen 
des Nordmeers). 

14. Der Irmingerstrom. Zwischen Island und dem 
Eingange zur Davisstraße lehrte Irminger ebenfalls zuerst 
die Strömungen genauer kennen ; die vorherrschende Rich- 
tung ist hier westlicher als Nord, die Stromstärke sehr 
gering, aber die Anwesenheit des Stroms unleugbar abzu- 
nehmen aus den Temperaturen der Oberfläche wie der 
Tiefe, welche letztere wir durch die neueren Unter- 
suchungen von Norden skjöld und Hamberg kennen 
gelernt haben (Bihang til kong. Svenska Vet.-Akad. Hand- 
Ungar, 1884, IX, Nro. 16). Von Nordenskjöld ist diese 
Wasserbewegung auch mit dem Namen des Irminger- 
stroms belegt worden. Dieser erfüllt den ganzen Raum 
zwischen Island und Kap Farvel mit Ausnahme einer bald 
schmäleren, bald breiteren, vom kalten Ostgrönlandstrom 
eingenommenen Küstenzone. 

15. Die Strömungen in der Davisstraße, zu denen 
auch ein Zweig dieses s Irmingerstroms u gehört, sind erst 
verständlich, nachdem die kalten Strömungen zur 
Seite des eigentlichen Warmwassergebiets im Nordatlan- 

Krümmel, Ozeanographie II. 28 



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434 



Die atlantischen Strömungen. 



tischen Ozean dargestellt worden sind: der Ostgrön- 
landstrom und der Labrador ström. 

Während die bisher betrachteten Stromvorgänge größ- 
tenteils unmittelbar auf Triften der gleichgerichteten Winde 
sich zurückfuhren lassen, welche das Luftdruckminimum 
zwischen Kap Farvel und Island im Süden und Osten 
umkreisen, müssen wir zum Verständnis der Strömungen 
in der Davisstraße auf die mittlere Luftdruck Verteilung 
über dem nordamerikanischen Festland zurückgehen. Der 
hohe Luftdruck über diesem erzeugt entlang der Küste 
von Baffinland und Labrador einen Gradienten, der nach 
NO gerichtet ist und bei dem durch die hohe Breite be- 
dingten großen Ablenkungswinkel die Luft nach SOzO 
wehen und das Wasser in gleicher Richtung, also parallel 
der Küste, triften läßt. Dazu kommt, daß die große nord- 
atlantische Ostströmung in ihrem Rücken und zu ihrer 
Linken einer Kompensation bedürftig ist, also das Wasser 
Östlich von Neufundland nach Süden aspiriert, was dann 
noch weiter nach X hin zurückwirkt. Alles dies erzeugt 
dann einen Strom, der durch die Rotationskraft nach W 
gedrängt sich enge an die Festlandsküste anschmiegt. 

Andrerseits aber zieht dieser Labradorstrom auch aus 
der Westhälfte der Davisstraße mehr Wasser nach als 
ihm aus den Straßen der Nachbararchipele, zumal wegen 
ihrer Eisbedeckung zugeführt werden kann. Das hat zur 
Folge, daß in dieser Straße ein Teil des nötigen Quan- 
tums von der Westküste Grönlands herübergezogen wird. 
Diesem Umstände ist dann das Eindringen von atlanti- 
schem Wasser, dem Irmingerstrom entstammend, in die 
Osthälfte der Davisstraüe zuzuschreiben. Nach der hier 
vorgetragenen Auffassung ist also der Labradorstrom das 
primäre Motiv, der Westgrönlandstrom nur ein aspirierter 
Strom. 

Entlang der Ostküste Grönlands aber herrscht, weil 
dieselbe auf der Nordwestseite der isländischen Luftdruck- 
depression gelegen ist, nördlicher Luftstrom und darum 
südliche Trift im Wasser vor: letztere gewinnt Rückhalt 
und Unterstützung durch die auch nördlich vom Polar- 
kreise entlang der Ostgrönlandküste in gleicher Weise 



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Die Strömungen bei Grönland. 435 



angeordneten Verhältnisse. Zudem ist das Wasser zwar 
kälter, aber dafür als Eisberge führendes Schmelzwasser 
auch leichter als das wärmere, aber viel salzigere und 
darum dichtere Wasser des lrmingerstroms. Folglich wird 
es letzteren entlang der Ostküste Grönlands überlagern, 
über der Küstenbank sogar Verdrängen. Weiter aber muß 
dieselbe Aspiration in der Davisstraße, welche Teile des 
lrmingerstroms an sich zieht, auch auf den Ostgrönland- 
strom hinwirken. Dieser umströmt daher das Kap Farvel 
westlich und geht an der Westküste Grönlands so weit 
hinauf, als er seinem geringen Volum nach unvcrmischt 
vom Irmingerstrom sich erhalten kann. Die von ihm 
mitgeftihrten Eisberge schmelzen von unten ab, und so 
kommt es, daß zwar die südlichsten Häfen der Westküste, 
wie Julianehaab und Frederikshaab von Eis wochenlang 
abgesperrt sein können, während nördlich von 64° bis 
65 0 N. Br. alle Häfen offen bleiben und die See östlich 
von 55 0 W. Lg. frei von Eis ist. Die Aspiration vom 
Labradorstrom her zieht aber sicherlich einen Teil des 
Ostgrönlandstroms quer über die Straße hinüber nach 
Westen, wie schon aus der Eiskarte Irmingers und aus 
den neuesten Berichten von Holm (Pet. Mitt. 1884, 471) 
zu entnehmen ist. Mit dieser Darstellung ist allein in 
Uebereinstimmung zu bringen, was Hamberg von der 
Wärmeschichtung der Davisstraße meldete: die ganze 
tiefere Wassermasse ist entschieden nordatlantischen Ur- 
sprungs, was allein schon aus dem hohen Salzgehalt 
(34,4 pro Mille) hervorgeht. Die älteren Ideen von einem 
Untertauchen des Ostgrönlandstroms unter den wärmeren 
Westgrönlandstrom sind nicht mehr aufrecht zu halten: 
ersterer enthält zu leichtes Wasser, um solches auszufuhren. 

Die Abkunft des Westgrönlandstroms aus dem warmen 
Irmingerstrom ist durch mehrfache interessante Treibholzfunde 
gesichert. So fand schon Löwenörn im Jahre 1786, mit Auf- 
nahmen an der Südspitze Grönlands beschäftigt, in See einen 
Mahagonistamm treibend, und so wurde auch unfern der Insel 
Disco ein aus Mahagoni gefertigtes Loggholz nebst einem zweiten 
Mahagonistamm von so guter Erhaltung gefunden, daß sich der 
damalige dänische Gouverneur von Grönland daraus einen Tisch 
machen ließ (Z. für allgem. Erdkunde III, 1854, 430). Daß 



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430 



Die atlantischen Strömungen 



diese Treibhölzer mit jedem Jahrzehnt seltener gefanden werden 
würden, hat schon Kant wegen der Zunahme der Kultur Amerikas 
vorausgesehen. 

Die Geschwindigkeit des Ostgrönlandstroms ist aus 
einigen Schollentriften verunglückter Nordpolfahrer auf j 
etwa 5 bis 10 Seemeilen täglich zu schätzen: je näher 
dem Lande, desto geringer war die Geschwindigkeit. Das 
Eisfeld, auf dem sich die Besatzung des deutschen Polar- 
schiffs „Hansa" befand, trieb im Mittel nur 4,6 Seemeilen 
in 24 Stunden, die Fahrt ging ziemlich nahe der Küste 
entlang. Schon Scoresby (Account of arctic regions I. , 
213) zählt eine größere Zahl anderer, doppelt bis drei- I 
fach schnellerer Triften von im Eis „besetzten" Schiffen 
auf, die allerdings meist nördlich von der Dänemarkstraße \ 
erfolgten (vgl. Bd. I, 379). — Die Geschwindigkeit, des 
Labradorstroms in der Baffinsbai und Davisstraße läßt 
die Schollenfahrt der 19 Mann von Halls Polarexpedition 
vom 15. Oktober 1872 bis 30. April 1873 ersehen: sie 
erfolgte zunächst zwischen 74° und 69° N. Br. in der 
Mitte der Baffinsbai, also in einem sicherlich schwächer 
fließenden Teile des Stroms, aber immer nach £, mit 
einer mittleren Geschwindigkeit von 6 1 /* Seemeilen täglich: 
von 09° N. Br. an bis zur Aufnahme der Mannschaft 
durch den Dampfer „Tigreß" in 53° N. Br. nahe der 
Küste von Labrador offenbar näher dem Stromstrich mit 
der fast doppelten täglichen Geschwindigkeit von 11,8 
Seemeilen; darunter waren 10 Tage mit einer Trift von 
sogar 32,2 Meilen in 24 Stunden (nach Pet. Mitt. 1873, 39 1 ). 

So schreitet dieser kalte Labradorstrom weiter süd- 
östlich fort, um die Insel und die Bänke von Neufund- 
land östlich und dann südlich zu umfließen und endlich 
seiner Bestimmung, der linken Flanke der Antillen-Florida- 
strömung Kompensation zu leisten, auch entlang der Ost- 
küste der Vereinigten Staaten nachzukommen. Auch hierin 
unterstützen ihn noch die Windverhältnisse: nach der 
Isobarenkarte besteht beim Kap Sable ein Gradient nach 
S TT, woraus sich eine Luftströmung und Wassertrift nach 
N64° W oder WNW berechnen läßt: die Küste, welche 
nach SW verläuft, gestattet nur einen Abfluß nach der 



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Der Labradorstrom. 437 

gleichen Richtung. Der Konipensationsstrom wird über- 
dies auch durch die Rotationskraft an die Küste gedrängt. 
Das erklärt vollauf das Auftreten dieser von Redfield 
schon 1838 auf der Küstenbank bis zum Kap Hatteras, 
dann von Bache 1848 auch darüber hinaus südwärts 
fortgeführten Strömung. Wenn Letzterer dieselbe hierbei 
allmählich unter den Florida-Antillenstrom untertauchen 
läßt, so ist das weniger wahrscheinlich, als daß die niedrigen 
Temperaturen auf der Küstenbank und an deren Rande 
durch einen Auftriebvorgang, also die entgegengesetzte 
Vertikalbewegung, zum Teil wenigstens hervorgerufen wer- 
den (S. oben S. 318). 

Der Labradorstrom ist der eigentliche Eisstrom des 
Nordatlantischen Ozeans. Durch synoptische Eiskarten, 
welche von der deutschen Seewarte in den letzten Jahren 
regelmäßig für die Sommermonate ausgegeben wurden, 
läßt sich ziemlich scharf die Abgrenzung des kalten Stroms 
gegen den tropisch warmen Florida- Antillenstrom südlich 
von Neufundland feststellen, am besten für die Monate 
Mai und Juni 1882 (Segelhandb. für den Atlant. Ozean 
S. 28). Damals trat das eiserfüllte , unter 5 0 warme 
Wasser in zwei Hauptströmen, teils durch die tiefe Rinne 
zwischen der Neufundlandbank und der Flämischen Kappe, 
teils über die Große Bank selbst nahe östlich von Kap 
Race vorüber, in nahe Berührung mit dem 10° bis 15° 
wärmeren Wasser des Oststroms, in welchen einige Kalt- 
wasserzungen westlich von 47 °W. Lg. bis nahe an 40° 
N. Br. eindrangen. Der Stromast bei der Flämischen Kappe 
biegt schon in 45 0 N. Br. nach SO und 0 um, während 
am Südabfall der Großen Bank ein Hauptstrom von Eis- 
bergen mit beträchtlichem Tiefgang sich nach Westen 
wendet. Am 6. Juni 1882 wurde ein einzelner Berg in 
39 n 50' N. Br. und 48° 35' W. Lg. gesichtet: die süd- 
lichste Position, welche in den letzten Jahren bekannt 
geworden ist. Redfield erwähnt dagegen nach Beob- 
achtungen des Schiffes „Formosa 8 vom 18. Juni 1842 
als südlichstes Vorkommen einen großen Eisberg in 38° 
45' N. Br. und 48° 50' W. Lg. 



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438 



Die atlantischen Strömungen. 



3. Die atlantischen Strömungen südlich 30° S. Br. 

16. Der Brasilienstrom südlich 30° S. Br. und 
der Falklandstrom. Wir haben oben den Verlauf der 
Hauptmasse des südlichen Aequatorialstroms entlang der 
brasilischen Küste im Bereiche der Tropenzone beschrieben, 
und nunmehr soll uns die Fortsetzung derselben weiter 
nach S hin beschäftigen. Ich lege dabei eine Spezial- 
untersuchung zu Grunde, welche ich im Jahre 1882 auf 
der deutschen See warte ausführte (vgl. „Aus dem Archiv 
der deutschen Seewarte Bd. V, 1882, Nr. 2 und die Aus- 
züge in den Ann. d. Hydr. 1883, S. 453, Zeitschr. f. 
wiss. Geogr. IV, 1883, 209; Segelhandb. für den Atl. 
Ozean S. 29). 

Nach den Strömungskarten von Petermann, Her- 
mann Berghaus, Neumayer und den Darstellungen von 
Mühry sollte der Brasilienstrom südlich von 30 °S. Br. 
sich in der Weise teilen, daß der eine Ast die patago- 
nische Küstenbank betritt und auf dieser südwärts weiter 
schreitend bis Kap Horn und darüber hinaus warmes 
Wasser entführt, während der zweite Ast sich im Bogen 
nach Osten wendet, um nördlich von 40° S. Br. als „süd- 
atlantischer Verbindungsstrom" den Ozean erst östlich 
und dann nordöstlich zu durchqueren. Die englischen 
Stromkarten (Findlay, Evans, Pilot charts) hingegen 
lassen den Brasilienstrom in ca. 30 0 bis 35 0 S. Br. sich 
verlieren, während sie über der patagonischen Bank einen 
Zweig des aus dem Pazifischen Ozean eintretenden Kap- 
Horn-Stroms nach A r fließen lassen etwa bis 43 0 S. Br., 
also gerade in umgekehrter Richtung, wie die deutschen 
Stromkarten annehmen. Daneben führen auch die englischen 
Karten einen „ Verbindungsstrom u in 30°bis35°Br. im 
Bogen über den Südatlantischen Ozean hinüber auf das 
Kap der Guten Hoffnung zu. Dieser „ Verbindungsstrom* 
war zuerst von Renn eil eingezeichnet worden, und zwar 
ersichtlich entlang dem Kurse der auf der Ausreise nach 
dem Indischen Ozean den Südostpassat im Westen durch- 
stechenden und umgehenden Segelschiffe. Auch sonst 



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Der Brasilien- und der Falklandstrom. 



finden sich bei Renneil noch einige Daten, welche für 
die Auffassungen der deutschen Hydrographen seit Hein- 
rich ßerghaus und Petermann maßgebend geworden sind. 

Auf Grund der Temperaturbeobachtungen, die in den 
Schiffstagebüchern zahlreicher Kap-Horn-Fahrer enthalten 
sind, ließ sich nun nachweisen, daß die Fortsetzung des 
warmen Brasilienstroms außerhalb der Küstenbank nach 
Süden setzt und von der Bank selbst durch Wasser ge- 
trennt ist, das in allen Monaten etwa 6° bis 10° kälter 
bleibt. Ueber der Bank selbst aber ist wieder etwas 
wärmeres Wasser als im kalten Strom. Schiffe, welche 
auf der Ausreise nach Kap Horn außerhalb der Küsten- 
bank südwärts in langen Schlägen gegen den herrschenden 
Südwestwind aufkreuzen, überschreiten diese Grenzen ver- 
schieden temperierten Wassers bald in der einen, bald 
in der andern Richtung, und indem ich aus den Schiffstage- 
büchern die Orte solcher Temperatursprünge sammelte, 
wo das wärmere Wasser im Osten von dem kalten gefunden 
wurde, und für jeden Streifen von je ein Grad Breite eine 
mittlere geographische Länge für diese Temperatursprünge 
berechnete, erhielt ich einen Anhalt für die Lage der 
Westkante des Brasilienstroms; doch ergab eine Anzahl 
von Beobachtungen auch im Bereiche des letzteren selbst 
noch ein stufenweises Ansteigen der Temperaturen, so 
daß also danach dem Brasilienstrom höherer Breiten die- 
selbe Streifung eigen ist, wie wir sie oben beim Florida- 
strom beschrieben haben. 

Des weiteren aber war an die von allen Kap-Horn- 
Fahrern gemeldete Thatsache anzuknüpfen, daß die- 
selben bei der Heimfahrt nordöstlich von den Falklands- 
inseln in der Nähe von 50 0 S. Br. bei ihrem nördlichen 
oder nordöstlichen Kurse innerhalb weniger Stunden aus 
dem kalten Wasser des Kap-Horn-Stroms in erheblich, 
oft 3°, ja 5° wärmeres Wasser hineinkommen. Auch 
die hierfür in den Schiffsjournalen reichlich enthaltenen 
Daten wurden gesammelt und aus ihnen für jeden Meridian- 
gradstreifen eine mittlere Breite bestimmt, welche alsdann 
die Lage der Südkante des Stroms anzeigte. Auch hier 
ergaben sich sekundäre Temperaturstufen weiter nord- 



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440 



Die atlantischen Strömungen. 



wärts. Beigegebene Karte ist eine Verkleinerung der 
danach entworfenen Uebersichtskarte, wobei bemerkt sein 
mag, dafö die Westkante des Brasilienstroms nur in dem 
Räume zwischen 55 0 bis 57 0 W. Lg. und 48 0 bis 49 0 S. Br. 
nicht durch Beobachtungen gesichert ist. Allein es kann 
keinem Zweifel unterliegen, daß der Strom wirklich, bevor 

Fig. 60. 



10 Ww*. Ii 



Meeres -Strömungen 
FALKLAND -SEE 




er 49° oder 50° S. Br. erreicht, -nach Osten umschwenkt, 
da von dieser geographischen Breite an südwärts und 
bei den Falklandinseln ausnahmslos kaltes Wasser ge- 
funden wird. 

Diese Darstellung ist seitdem durch den oft erwähnten 
englischen Atlas der Oberflächentemperaturen aller Ozeane 
in erwünschtester Weise bestätigt worden; dort ist sowohl 



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Der Brasilien- und der Falklandstrom 



441 



der Zusammenhang dieses warmen Wassers zwischen 40 0 
und 48 0 S. Br. mit dem eigentlichen Brasilienstrom, wie 
auch seine Fortsetzung nach 0 und ONO hin bis über 
den Meridian von Greenwich hinaus unmittelbar an den 
Isothermen abzulesen. 

Man könnte nun daneben doch noch die Ansicht ver- 
treten, daß der Brasilienstrom sich auf der Höhe der 
Laplatamündung spalte, so daß ein schmaler Ast auf die 
Küstenbank übertritt und dort südwärts fortschreitet; der- 
selbe könnte dann durch das sehr viel kältere Wasser 
eines von S entgegenkommenden Stroms vom Hauptkörper 
des Brasilienstroms abgetrennt erscheinen. Aber es läßt 
sich nachweisen, daß erstens das Wasser über der Ktisten- 
bank nach N strömt ebenso wie dasjenige des von den 
Falklandinseln heraufkommenden „kalten" oder „Falk- 
landstroms*, und zweitens daß auch die Temperaturen 
über der Küstenbank an der Oberfläche wie in der Tiefe 
nicht solche sind, wie sie einer Abzweigung des Brasilien- 
stroms zukommen müßten. 

Zunächst ergab eine Zusammenstellung sämtlicher 
Strombeobachtungen, welche in 65 Schiffstagebüchern von 
besonders guter Qualität für die Strecke zwischen 38° 
und 55 0 S. Br. für insgesamt 458 Beobachtungstage auf 
und an der Küstenbank enthalten waren, daß davon 
321 Tage Strom Versetzungen nach einer Richtung zwischen 
ONO und WNW zeigten, d. i. also 70 Prozent aller 
Beobachtungen. In einzelnen Fällen, besonders in dem 
eigentlichen Falklandstrom des tiefen Wassers, ergaben 
sich Stromversetzungen von auffallender Größe nach Nord 
und Nordost; so fand Kapitän Haltermann auf lOtägiger 
Fahrt zwischen 34,4° S. Br. und der Lemairestraße an 
7 Tagen mehr als 16 Seemeilen; Kapitän Knudsen in 

10 Tagen südlich 42,1° S. Br. 6mal über 20 See- 
meilen; Kapitän Joneleith südlich 38 °S. Br. während 

11 Tagen 6mal über 18, einmal 33 Seemeilen in 24 Stunden. 
— Von der Ktistenbank selbst melden die Berichte der 
Kommandanten deutscher Kriegsschiffe, nahezu überein- 
stimmend seit der Fahrt der „Gazelle" unter Kapitän 
z. S. v. Schleinitz, nördlichen Strom, der nach den 



442 



Die atlantischen Strömungen. 



Beobachtungen von Kapitän z. S. Hollmann näher unter 
Land schwächer gefunden wurde als weiter in See, was 
auch aus den Journalen der Seewarte sich ergibt. 

Endlich läßt sich aus den zahlreichen, schon von Heinrich 
Berghaus gesammelten, älteren Strombeobachtungen die gleiche 
Richtung als vorherrschend entnehmen, indem von 62 westlich 
einer Verbindungslinie zwischen den Lobos (Laplatamündung) und 
der Nordspitze von West -Falkland eingetragenen Versetzungen 
32 in eine Richtung zwischen WNW und ONO fallen. Vgl. die 
Darstellung des Atlantischen Ozeans im Physikalischen Handatlas 
und die sehr seltene Karte, betitelt: Sailing Directory for the 
southwestern part of the Atlantic Ocean, construded by Henry Berg- 
haus, Potsdam July 15, 1841. Hier findet sich auch entlang der 
Bahn unseres Falklandstroms die Bemerkung: in this tracJc the 
Drift Current runs for the most part of the year northerly frotn 
Cape Horn. 

Die Temperaturen über der patagonischen Ktisten- 
bank sind schon von Kapitän z. S. Holl mann durch- 
weg wärmer nahe dem Land als weiter in See gefunden 
worden; die Isothermkarten bestätigen das durchaus und 
zeigen außerdem, data dieses Küstenwasser in allen Monaten, 
namentlich im Südwinter, erheblich (3° bis 4°) kälter 
ist als der Brasilienstrom unter gleicher Breite. Die Er- 
wärmung ist in der That lediglich der überaus starken 
Sonnenstrahlung in diesem heiteren, trockenen Klima zu- 
zuschreiben (vgl. Smith American Pilot, I, 1874, 301) und 
außerdem ganz oberflächlich, wie schon von Schleinitz 
im Februar 1 876 durch die in nachstehender Tabelle ent- 
haltenen Messungen konstatierte: 



Nr. 


S. Br. 


W. Lg. 


Temperatur 

i 

Oberfl.l Boden 


Grund 
mit 


Bemerkungen 








0 


0 


1 ra 




1 

2 


47° 2' 

43° 56' 


63° 30' 
60° 52' 


12,9 
13,6 


8,4 
6,7 


115 
110 


in 55 m Temp. = 8,8° 
| „ 55 , „ = 8,5* 


3 1 

4 ! 


36° 48' 
35° 0' 


55° 35' 
54° 25* 


19,3 
22,0 


17,8 1 
17,4 


46 

1 46 1 


1 Am Eingange 

( des Laplata-Trichters. 



Die zweite Gruppe von Lotungen zeigt den durchaus 
warmen tropischen, die erste im Gegensatz dazu den am 



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Der Falklandstrom 



443 



• 

Grunde kalten von Süden, vom Kap Horn heraufkommenden 
und nur ganz oberflächlich angewärmten Meeresstrom, 
und Freiherr von Schleinitz hat diese Folgerung damals 
schon entschieden daraus gezogen (Ann. d. Hydr. 1876, 
367). Eine weitere Ursache, welche gerade das küsten- 
nahe Wasser des Falklandstroms wärmer macht als das 
weiter in See nordwärts fließende, wird bei der Beschrei- 
bung des Kap-Horn-Stromes zu erwähnen sein. 

Endlich finden sich in dem Auftreten von Treib - 
körpern in diesem Teile des Südatlantischen Ozeans die 
deutlichsten Beweise für die Stromrichtung des kalten 
Falklandstroms. Schon Duperrey (Voyage antour du 
Monde de la Frig. „La Coquille", Hydrographie p. 91) 
sprach im Jahre 1822 seine Verwunderung darüber aus, 
auf der Höhe der Laplatamündung große Massen von 
Seetang (namentlich Laminar ia oder Macrocystis pyrifera, 
deutsch „ Birnentang tt ) nach NNO treibend zu finden, und 
von gleichen Bemerkungen sind die deutschen Schiffs- 
journale voll: Tangbündel sind nach denselben mehrfach 
nahe 35 °S. Br. gefunden worden, während Macrocystis 
pyrifera von Ch. Darwin entlang der felsigen Küste Ost- 
patagoniens spärlich noch bis 43° S. Br. , am häufigsten 
aber im Magellanischen Archipel und bei den Falkland- 
inseln beobachtet wurde. Nur durch einen Nordstrom 
können abgerissene Zweige dieser riesigen Alge in so 
niedrige Breiten gelangen. Von dem Falklandstrom in 
den Brasilienstrom hin übertreibend werden sie dann noch 
viel weiter östlich verfrachtet, wie das auf den Karten 
von Hermann Berghaus richtig eingetragen ist. 

Ein zweites Indizium für den Nordstrom ergeben die 
nördlichsten Punkte, welche Eisberge in diesem Meeres- 
teile erreicht haben. Die Karte (S. 440) zeigt die be- 
treffenden Positionen mit beigeschriebenem Datum; es 
kommt noch ein erst ganz neuerdings gemeldeter Fall dazu, 
wonach zwischen dem Eingang der Magellanstraße und 
den Falklandinseln am Rande der Küstenbank auf un- 
gefähr 52,5° S. Br., 63,3° W. Lg. am 18. April 1885 
zwei ziemlich große Berge gesichtet worden sind (Ann. 
d. Hydr. 1886, 416). Besonders beweiskräftig erscheinen 



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Die atlantischen Strömungen 



die drei Beobachtungen von Eis in der Mitte der Strecke 
zwischen Montevideo und den Falklandinseln kurz vor 
und nach Neujahr 1879: es ist ganz unmöglich, daß ein 
Eisberg anders als durch eine Wasserbewegung nach Art 
des Falklandstroms in solches Meeresgebiet gelangt. 

Wir sehen also eine kalte Meeresströmung, vom Kap- 
Horn-Strom südlich der Falklandinseln ausgehend, nach 
Norden sich bewegen und sowohl den breiten Raum über 
der Küstenbank, wie einen schmaleren Streifen östlich 
derselben beherrschen. Entlang der ganzen Küste von 
Uruguay uudVSüdbrasilien bis nach Rio Janeiro und Kap 
Frio hin trägt dieselbe ihre niedrigen T c m p eratur en . 
Daü diese Abkühlung eine tiefgehende ist, ergeben die 
Lotungen der Gazelle-Expedition für das Meeresgebiet über 
der Bank. Aber auch außerhalb der Bank haben wir 
eine Tiefseelotung der Challenger-Expedition (Nr. 318), 
welche unzweifelhaft zeigt, daß hier der kalte Falkland - 
ström mit seinen niedrigen Temperaturen durch die ganze 
Wassersäule herrscht, also etwa keine oberflächliche, vom 
Südwestwind gelegentlich erregte Triftströmung ist: einer 
solchen Auffassung stellen sich auch schon die Eisberge, 
die im Bereiche des Falklandstroms angetroffen wurden, 
entgegen. Die Lotungen der Challenger-Expedition, der 
wir eine zweite im benachbarten Brasilienstrom gegenüber- 
stellen (Nr. 319), ergeben folgendes: 





|s. Br. 


W. Lg. 


Ober- 
fläche 


10° 


Lag 

5« 


e der submarinen 
isotherme von 

4°|3° "2,5° | 2° | 1° 


Boden- 
Temp.jTiefe 


318 


42° 32' 


56° 27' 


0 

14,2 


TU 

55 


m 
120 


m 
145 


m 
165 


m 
180 


m m 

230 2750 


* 0 m 
0,3 3730 


819 


kl* 5V 


54° 46' 


!l5.3 


\-, 


240 


330 


915 


U60 


2oio|275o| -0.4 | 4440 



Daß auch hierbei eine Auftrieberscheinung im Spiele sein 
dürfte, ist früher schon bemerkt worden (S. 318). 

Der Gegensatz der so nahe benachbarten Strömungen 
äußert sich in einer Reihe von Erscheinungen, die auch 
den analogen Strömungen der nördlichen Hemisphäre zu- 



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Der 8üdatlantische Verbindungsstrom. 



445 



kommen. Aehnlich dem Labradorstrom und japanischen 
Oyashio hat der Falklandstrom dunkelgrünes („naschen-", 
„ ostseegrünes ") Wasser, während der warme Brasilien- 
strom stärker gesalzenes tiefblaues Tropenwasser führt. 
Das grüne kalte Wasser ist hier wie sonst ausgezeichnet 
durch einen enormen Fischreichtum, was dann wieder zur 
Folge hat, daß sich Seevögel (wie Kaptauben, Albatros, 
Pinguine) in großen Scharen, ebenso auch die Robben- 
arten (Seelöwen etc.) dieser Meere hier einstellen. Ganz 
wie im Bereiche der Neufundlandbänke lagern sich dichte 
Nebel, oft in Sprühregen übergehend bei östlichen und 
nördlichen Winden, die vom warmen Brasilienstrom herüber- 
wehen, über das kalte Wasser, sogar bis zu den Falk- 
landinseln hin. Und nicht minder ist das Gebiet des 
Brasilienstroms südlich 35 0 S. Br. eine Brutstätte stürmi- 
scher Winde, ein stormbreeder wie das Gebiet seines nord- 
hemisphärischen Vetters, des Floridastroms. 

17. Der südatlantische Verbindungsstrom ist 
sowohl die Fortsetzung des Östlich umgebogenen Brasilien- 
stroms, wie des aus dem Südpazifischen Ozean nordöstlich 
eingedrungenen Kap -Horn -Stroms. So hat ihn schon 
Renneil im Texte seiner Stromuntersuchungen aufgefaßt 
und zugleich in dem weiteren Sinne einen „ Verbindungs- 
strom tt genannt, als er eine gleichgerichtete Wasserbe- 
wegung in den höheren südlichen Breiten des Indischen 
und Pazifischen Ozeans verknüpft, so einen Stromring 
schaffend, der im gleichen Sinne wie die Erde rotierend, 
nur schneller als diese, von Westen nach Osten alles 
Wasser stetig in Zirkulation erhält. 

Die mittlere jährliche Luftdruckverteilung ergibt über 
dem ganzen Südatlantischen Ozean südlich 35 0 S. Br. fast 
genau übereinstimmend einen Gradienten nach S; also für 
40 0 Br. einen Wind, der das Wasser nach S 70* 0 oder 
nach OSO ; für 55 0 Br. nach S 74° 0 oder OzS triften 
läßt. Wir würden also danach allein Strömungen zu 
erwarten haben, welche in dem ganzen Verbindungsstrom 
südlicher als Ost sind. Thatsächlich aber haben über- 
einstimmend sowohl die Stromversetzungen wie die Triften 
der Eisberge eine Richtung nach NO bis ONO ergeben, 



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44G 



Die atlantischen Strömungen. 



also um etwa 5 Strich nördlicher oder mehr nach links. 
Die Ursache für diese Ablenkung ist auch hier eine zwei- 
fache: in erster Linie ist es die Aspiration zu dem nach 
N hin Wasser abführenden Benguelastrom, welche die 
östliche Trift mit einer Funktion als Kompensationsstrom 
versieht, sie also auch einer Ablenkung durch die Erd- 
rotation unterwirft; zweitens aber wird eben die weiter 
ostwärts tiberall im Wasser auftretende und immer neu 
erzeugte Trift hinter sich eine Kompensation erfordern, 
durch welche derjenige Bruchteil der Ostströmung, der 
dieser Funktion und damit auch der Rotationskraft unter- 
liegt, vergrößert wird. Das ist die Ursache, welche so- 
wohl die Brasilienströmung aus der Tropenzone bis nahe 
an 48° S. Br. hinaufzieht, und andrerseits einen Teil des 
Kap-Horn-Stroms in den Kaum zwischen Küste und Bra- 
silienstrom sich einschieben läßt. Der Falklandstrom und 
der südliche Brasilienstrom sind also aspirierte Bewegungen 
und werden durch die Erdrotation nach links, d. h. von- 
einander gedrängt. Dazu kommt dann noch, dato gerade 
nahe der patagonischen Ostktiste die herrschende Wind- 
richtung mehr W oder etwas südlicher als W ist, was 
dann alles zusammenwirkend östlich von den Längen der 
Falklandinseln eine kräftige ablandige Bewegung an der 
Meeresoberfläche erzeugen wird. 

Die Stärke des Verbindungsstroms ist eine schwan- 
kende, wie ja auch die Richtung der Winde zwar nicht 
ganz so variabel wie über dem analogen nordatlantischen 



Gebiet, aber doch immerhin nicht so konstant wie im 
Passat sich verhält. Nach Evans sind Versetzungen 
zwischen 6 und 33 Seemeilen im Etmal beobachtet. Die 
Challenger-Expedition fand in 3(3° bis 37° S. Br. von 20 « 
W. Lg. über Tristan da Cunha bis zum Kapland Östlich 
segelnd an 13 Beobachtungstagen die (mechanisch ge- 
mittelte) Stromrichtung zu X 27* 0, die Stärke im (arith- 
metischen) Mittel zu 15,8 Seemeilen in 24 Stunden: hier 
also eine nordnordöstlich gerichtete Zufuhr zur nördlich 
gerichteten Benguelaströmung. 

Nach der Art seiner Zusammensetzung aus tropischem 
und polarem, zum Teil antarktischem Wasser sind auch 




Strömungen im europäischen Nordmeer 



447 



die Temperaturen des Verbindungsstroms in seinen nörd- 
lichen Teilen höher als in den südlicheren. Da wo er 
zwischen Tristan da Cunha und dem Kapland mit einem 
starken Bruchteil seiner Masse sich nach Norden wendet, 
ist derselbe Gegensatz, wenn auch abgeschwächt, noch 
immer erkennbar, wie er nordöstlich von den Falkland- 
inseln besteht. Die Ostindienfahrer, welche auf der Aus- 
reise mit Kurs nach OSO das barometrische Maximum 
des S(ldatlanti8chen Ozeans im Süden umschiffen, ge- 
langen meist nach Ueberschreitung des Meridians von 
Greenwich ziemlich rasch in 3° bis 4° kälteres Wasser, 
bis sie dann, mehr östlich abhaltend, bei ca. 10° 0. Lg. 
in den Bereich der warmen Fluten des Agulhasstronis 
geraten (worüber später Ausführlicheres zu geben ist). 

So entsteht auch im Südatlantischen Ozean ein Strom- 
ring, dessen Gewässer sich im Sinne gegen den Zeiger 
einer Uhr drehen. Im Innern dieses Gebiets, zwischen 
20° und 35° S. Br. liegt wiederum ein Raum mit schwachen 
Winden und Strömungen, sowie hohem Luftdruck, gleich 
dem analogen Gebiet der Sargassosee. Daß sich indes 
im Innern dieses südatlantischen Ringes Treibprodukte in 
ähnlicher Weise ansammelten, ist nicht bekannt, erscheint 
auch darum nicht wohl möglich, weil kein Teil des eigent- 
lichen Stromstrichs eine Inselwelt zu umströmen hat, wie 
die westindische dem nordatlantischen Stromkreis sich 
einlagert. Die mit Fucoideen umwachsenen Felsgestade der 
Falklandinseln und der Tristan da Cunha-Gruppe liegen 
schon zu sehr im Bereich der eigentlich immer in höheren 
Breiten ostwärts fortgetragenen, niemals in den Stromkreis 
der niederen Breiten eintretenden [ Wasserverschiebungen. 

4. Die Strömungen der atlantischen Nebenmeere. 

1. Das europäische Nordmeer. Wie schon oben 
bemerkt, hat H. Mohn die Strömungen desjenigen Teils 
des Eismeeres, der sich zwischen Island, den Faröer und 
Schottland im SO bis Spitzbergen und dem Nordkap im 
N ausdehnt, auf Grund einer ganz neuen Methode unter- 
sucht und dargestellt. Den einen Teil seines Verfahrens, 



448 



Strömungen im europäischen Nordmeer. 



die Wind- oder Triftfläche zu berechnen, haben wir obeo 
(S. 366 f.) bereits auseinandergesetzt. Indes sind im 
Nordmeer so bedeutende Unterschiede in der Dichte des 
Seewassers vorhanden, daß auch diese bei der Analvse 
der die Strömungen unterhaltenden Kräfte mit in Betracht 
gezogen werden müssen. Der Weg, den Mohn hierbei ein- 
geschlagen hat, läßt sich in Kürze vielleicht folgendermaßen 
klarlegen; für die Einzelheiten verweisen wir auf das im Er- 
scheinen begriffene Originalwerk {Den Norske Nordkavs- Ex- 
pedition: Nordhavets Dybder, Temperatur og Strömninger l ). 

Da die Dichteunterschiede solche des Drucks bewirken, die 
dann den Strom zum Ausgleich schaffen, so kommt es zunächst 
darauf an, die Druckverteilung im Nordmeer zu ermitteln. Als 
Maß dieses Druckes dient eine „Atmosphäre", d. i. der Drnck 
einer Quecksilbersäule von 0° Temperatur, 0,76 m Höhe an der 
Oberfläche des Meeres in 45° Br. Nennen wir das spezifische 
Gewicht des Seewassers S t so ist am Meeresniveau in 45 0 ßr. der 
Druck von einem Faden Seewasser 

= 0,177 S Atm. = a S Atm (1) 

oder von einem Meter Seewasser: 

= 0,0968 S Atm. 

Der Wert dieses Druckes ändert sich aber mit der geographischen 
Breite und der Tiefe proportional der Schwere. Letztere ist von 
der geographischen Breite 8 abhängig nach der Formel: 

= ^45 ( 2 — 0,00259 cos 28), (2 » 

wo g& die Beschleunigung der Schwere (= 9,8062 m) in 45° Br. 
ist. Die Aenderung mit der Tiefe h folgt der Formel 

ih =^ 0 (2 + 0,0000004169 h) =^ 0 (1 + 6Ä), . . (3) 

wo /* in Fadenmaß gegeben sein muß, oder für Metermaß 

= g 0 (l + 0,0000002279 K) (3a) 

Um nun danach den Druck zu berechnen, muß das spezifische 
Gewicht S gegeben sein. Dieses ist bekanntlich abhängig von 
Salzgehalt, Temperatur und Zusammendrückung der aufeinander - 
liegenden Wasserschichten. Die Zusammendrückbarkeit des Wassers 
ist bekanntlich eine sehr geringe; wird der Koeffizient der Zu- 
sammendrückung 7} = 0,000045 gesetzt und das spezifische Gewicht 
(bei gewöhnlichem Luftdruck, bei der örtlichen Temperatur des 

Meerwassers) auf reines Wasser von 4° bezogen, also Sl =% 



! ) Die hierfür bestimmten Tafeln konnte ich, durch beson- 
dere Freundlichkeit des Herrn Verfassers, schon in den Probe- 
abzügen benutzen. 



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- 



Strömungen im europäischen Nordmeer. 449 

so ist bei einem Wasserdruck von p Atmosphären das spezifische 
Gewicht in der Tiefe h 

S k = (4) 

Bekanntlich würde, wenn der Ozean keine Strömungen besäße, 
seine Oberfläche überall senkrecht zur Richtung der Schwere 
stehen, also eine Niveautläche bilden. Da nun die Schwere sich 
mit der geographischen Breite und der Annäherung an den Erd- 
mittelpunkt ändert, so werden also die Niveauflächen in der Tiefe 
nicht parallel derjenigen der Oberfläche sein. Ist A45 die Tiefe 
(unter der oberflächlichen Niveaufläche) einer Niveaufläche in 
45° Br., Ä0 die Tiefe derselben Niveaufläche in der Breite 8, so 

ist in erster Annäherung: 

6 1 — 0,00259 cos 2% w 
Es läßt sich danach berechnen, daß dieselbe Niveautläche, die 
unter 45° Br. in 8000 m liegt, sich unter dem Polarkreise (667* °) 
in 2994,7 m, unter 80° Br. in 2992,7 m Tiefe befindet: die Fläche 
hebt sich also bis zum Polarkreise um 5,3 m, bis 80° Br. um 
7,3 m. 

Nennen wir nun £ das mittlere spezifische Gewicht des 
Seewassers (^Jöl von der Oberfläche bis zur Tiefe 7i, so ist der 
Druck in derselben Niveaufläche für die Breite 0: 

1 -r- -jbh 

p = aZ 4 - . 7i Atm (6) 



Um £ zu finden, erachtete Mohn es vorerst genau genug, 
aus sämtlichen Dichtebestimmungen im Bereiche des Nordmeers 

^nach Sj 0 \ für gleiche Tiefenstufen von je 100 Faden Mittel- 
werte zu berechnen, die er in tabellarischer Uebersicht zusammen- 
stellt. Daraus läßt sich alsdann für jede beliebige Tiefe das 
mittlere spezifische Gewicht aller darüberliegenden Schichten, 
also E, leicht bestimmen und danach dann p. Für Fadenmaß 
erhält Mohn letzteres in Atmosphären, z. B. 

in 300 Faden = 54,5884 + 53,23 (2 - 1,02679). 

Hier zeigt sich übrigens, daß die Zusammendrückbarkeit des 
Wassers, so gering sie im Vergleich zu anderen Körpern ist, doch 
nicht vernachlässigt werden darf. Ohne Rücksicht auf dieselbe 
ergibt sich für 2000 Faden Tiefe und dem aus der Tabelle ent- 
nommenen Mittelwert für S ein Druck von 363,9682 Atm.; mit 
Berücksichtigung derselben aber 3,0304 mehr. Dieser Ueberschuß 
im Druck entspricht einer Wasserschicht von der Dicke 

x = = 16,66 Faden = 30,46 m. 

Krümmel, Ozeanographie II. 29 



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450 Strömungen im europäischen Nordmeer. 



Um nun den Effekt der örtlich sehr ungleich dichten Wasser- 
säulen zu finden, handelte es« sich zunächst um Ermittelung def 

t 0 

spezifischen Gewichts aus den vorhandenen Aräometermessun- 
gen und Chlorgchaltsbestimmungen. Die Temperaturen wurden 
für die Oberfläche bis 50 Faden hinab den Karten der mittleren 
jährlichen Oberflächentemperatur entnommen, für die größeren 
Tiefen aber den Befunden der Expedition, obwohl letztere nur 
in den Sommermonaten beobachtete. 

Aus den an anderer Stelle gegebenen Auseinandersetzungen 
(s. oben S. 295 u. flg.) ist zu entnehmen, daß bei der Aneinander- 
lagerung verschieden dichter Flüssigkeiten zwei Strömungen er- 
weckt werden, eine obere von der leichteren Säule zur schwereren, 
eine untere in umgekehrter Richtung. Die Grenzfläche zwischen 
beiden setzt Mohn, da über der Faröer-Shetland-Rinne eiskaltes, 
von N oder NO kommendes Wasser unter der nach NO setzenden 
Oberströmung bis 300 Faden oder 550 m Tiefe aufsteigt (s. oben 
S. 293), in dieses Niveau. Die also aus den Dichteunterschieden 
herrührenden Druckunterschiede sind in dieser Niveautläche gleich 
Null. Dieselbe Verschiedenheit aber bewirkt, daß die Oberlläche 
des Meeres sich in verschiedene Höhe stellt über der Niveauiläche 
des tiefsten Punktes derselben. Diese Oberfläche nennt Mohn die 
Dichtigkeitsfläche. Die Abstände derselben von der obersten 
Niveaufläche berechnete er folgendermaßen. Zunächst wurden in 
die oben für den Druck in 300 Faden angegebene Formel die 
den örtlichen Beobachtungen entnommenen Weite für S ein- 
gesetzt und so der Druck in 300 Faden gefunden. Wiederum 
eine mitten im Nordmeer gelegene Beobachtungsstation (Nr. 247) 
als Ausgangspunkt nehmend , wurden die Druckunterschiede 
zwischen dieser Station und den anderen ermittelt, welche dann 
bald positiv, bald negativ ausfielen. Nennen wir diese Druck- 
differenz (in Atmosphären) Ap und die diesem Werte entsprechende 
Erhebung der Dichtigkeitsfläche am zweiten Orte Aar, so wird 
letzteres gefunden aus der Formel 

Ap 

Ix = (7> 

L , 1 + bh lu 

Für h = 300 Faden oder 550 m wird Ix = 10,027 . Ap. 

Die Dichtigkeitsfläche ist ebenfalls durch eine Isohypsen- 
karte von Dezimeter zu Dezimeter zur Darstellung gebracht (^Pet. 
Mitt. Ergn. 79, Taf. 11, Fig. 2 ist nach NO nicht so weit ausgeführt 
wie in der definitiven Publikation). Im allgemeinen ist das Niveau 
derselben an den Rändern de» Nordmeers höher als in der Mitte: 
an der Oslgrönlandküste um 0,5 und an der norwegischen bei 
den Lofoten um 0,2 und dann südwärts steigend bis 0,6 m im 
Skagerrak und 0,55 m beim Horns Riff-Feuerschiff in der Nordsee. 
In der Mittelzone liegen drei Depressionen: eine große zwischen 



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Strömungen im europäischen Kordmeer. 



451 



Nowaja Serolja und dem Nordkap, mit — 0,04 m; eine zweite, 
kleinere, in ca. 74° N. Br. und 10° 0. Lg., mit — 0,01 m, und 
eine dritte, größte Depression mit verschiedenen sekundären Ein- 
senkungen zwischen Island und den Lofoten; das Hauptmini- 
mum nahe östlich von Island in 64° N. Br. und 8,5° W. Lg. 
mit — 0,11 m. — Es sind das Niveaudifferenzen, welche auf- 
fallend hoch ausfallen; hier also zeigt die Rechnung, daß die 
geläufige Behauptung, im offenen Meere seien die Dichteunter- 
schiede jedenfalls irrelevant, auf das Nordmeer sicherlich nicht 
zutrifft. 

Nachdem so die Dichtigkeitsfläche bestimmt wor- 
den, kombiniert Mohn dieselbe mit der wie oben gezeigt, 
berechneten Windfläche (S. 366), indem er die verti- 
kalen Koordinaten beider algebraisch summiert, und die 
daraus sich ergebende neue Fläche nennt er Str om fläche. 
Von dieser ist die jährliche mittlere Richtung und Ge- 
schwindigkeit der Oberflächenströme abhängig. Die Rich- 
tung des Stroms verläuft immer senkrecht zum Gefälle, 
wofern die Nähe und Form der Küste das erlaubt. Die 
Geschwindigkeit berechnet Mohn aus der Formel 

welche Symbole oben (S. 366) erklärt sind: tangt\ wird 
indes hier aus dem Niveauunterschied AA längs der auf 
die Horizontale projizierten Distanz Aa (in Meter) der 
beiden verglichenen Punkte gefunden aus 

Mit Benutzung von Gleichung (2), wo^= 9,8062 m ist, 
erhält man den Strom darnach in Meter pro Sekunde: 

Ah gii (1-0,00259. cos 29) 

M== Ä^ 2^% • • (8) 

Rechnet man h in Metern, a aber in Kilometern; und setzt 
man die Werte von g Ab und o> ein, so erhält man den 
Strom in Seemeilen pro 24 Stunden zu: 

r o im* oi A h 1 ~ 0,00259 . cos 2 0 
u = 13,496521 -g-g , . (9) 

wo der [eckig] eingeklammerte Koefficient ein Logarithmus ist. 



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452 



Strömungen im europäischen Nordmeer. 



Von der Reibung und dem Einfluß der Verdunstung 
und der Niederschläge hat Mohn ganz abgesehen; diese 
Effekte lassen sich in der That gegenwärtig auch noch 
nicht bestimmen. Die Reibung darf übrigens als gering- 
fügig angesehen werden, während Verdunstung und Nieder- 
schlag sich einigermaßen kompensieren dürften. Die aus 
der „ Stromfläche * berechneten und konstruierten Strö- 
mungen schließen sich den Beobachtungen ganz vorzüglich 
an, wenigstens in den, einstweilen auch nur bekannten, 
Hauptzügen. 

Von der Mitte der tiefsten Depression dieser Strom- 
fläche, die wiederum in ca 67° bis 69° N. Br. am Me- 
ridian von Greenwich liegt, nach den Küsten hin bestehen 
Niveaudiiferenzen, welche folgende Beträge erreichen: 



zur Ostküste von Grönland 1,40 m 

„ „ Island 0,50 

zu den Faröer 0,36 „ 

zur Pentland Förde 1,00 „ 

zu Kap Skagen 1,40 „ 

zur Küste bei Bergen 1,28 „ 

„ „ „ den Lofoten 0,79 „ 

zum Nordkap 0,72 „ 

zur Küste von Nowaja Semlja 1,10 „ 



zur Westküste von Spitzbergen .... 0,76 „ 

Die größten Gradienten sind an der norwegischen Küste 
bei Kap Statland mit einer Stromstärke von IG bis (in 
60° Br.) 22 Seemeilen, und entlang Spitzbergen von 
18 Seemeilen. 

Die Richtung der Strömungen ist zunächst dadurch 
bestimmt, daß über dem Nordmeer eine Luftdruckde- 
pression lagert, welche an ihrer Südseite durch Winde 
aus S\V das Wasser aus dem Nordatlantischen Ozean 
herüberzieht. Der nordöstliche Ast der nordatlantischen 
Ostströmung (vulgo „Golfstrom" genannt), tritt demnach 
in der Umgebung der Faröer und nördlich von Schottland 
in das Nordmeer ein, wendet sich zunächst nach SO, dann 
nördlich von den Shetland-Inseln durch O nach NO und X 
entlang der norwegischen Küste. Diese beherrscht er. 
gut zusammenhaltend, über das Nordkap hinaus, erst in 
dem südlichen Teile der Barentssee wendet der Strom 



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Strömungen im europäischen Kordmeer. 



453 



westlich von Nowaja Semlja durch N nach NW und W, 
umströmt Spitzbergen im & und W und noch über 80 0 
N. Br. hinaus ist in 10 0 0. Lg. dieser Nordstrom sowohl 
aus der Wind-, wie aus der Dichtigkeitsfläche abzunehmen. 
Das ist also die Bahn des viel gerühmten und viel um- 
strittenen Ausläufers des „Golfstroms", der seine hohen 
Temperaturen und seine Treibprodukte den von ihm be- 
strichenen Küsten zuführt. Seine Anwesenheit in diesen 
hohen Breiten ist zunächst durch die Konfiguration des 
Landes bedingt, indem ein tiefes und breites Meer sich 
dem an den Westküsten Europas nach Norden abgelenkten 
nord atlantischen Oststrom öffnet. Da das Land in diesen 
hohen Breiten mit Notwendigkeit (wegen der starken 
winterlichen Ausstrahlung) im Jahresmittel niedrigere 
Temperaturen erhält als das Meer, so stellt sich von selbst 
eine cyklonale Luftbewegung über diesem Meeresgebiete 
ein, welche dann, wieder durch die eigentümliche Kon- 
figuration des Landes (durch das langsame Zurückweichen 
Norwegens nach NNO und Umbiegen nach 0 erst in 
71° N. Br.) bis nach Nowaja Semlja hin laue atlantische 
Lüfte und blaues „Golfstrom "-Wasser führen kann. Hier 
wie im Westen der Davis- und Labradorströmung ist also 
eigentlich der hohe Luftdruck über den Festlandflächen 
das maßgebende für die mittlere Luft- und Wasserbe- 
wegung ; daß das zugeführte Wasser tropischen Ursprungs 
ist und einen enormen Wärmevorrat in sich birgt, ist ein 
nächstdem wichtiger und in gleichem Sinne wirksamer 
Umstand. Es mag nicht überflüssig erscheinen, diese Ge- 
danken hier auszusprechen, denn es könnte leicht ein 
circulus vitiosus in der Form statuiert werden, daß man 
behauptet: das Luftdruckminimum im Nordmeer entstehe 
durch die warme feuchte Luft des „Golfstrom "-Ausläufers, 
und die cyklonale Luftbewegung um dieses Minimum be- 
wirke die Zuführung dieses „Golfstrom" -Wassers ins 
Nordmeer. 

Zwischen Franz - Josephsland und Spitzbergen be- 
wirkt das flache und inselerfüllte Wasser einen Reich- 
tum an großen Eisflächen, der hinsichtlich seiner Strah- 
lungsverhältnisse nicht viel anders wirkt wie ein vereistes 



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454 



Strömungen im europäischen Nordmeer. 



Festland. Daher dort höherer Druck als im südlichen 
Barents-Meer, daher dort Östlicher Wind und westliche 
Trift. Von Spitzbergen nach SW hin besteht der gleiche 
Gegensatz: Winde aus SO, Strom nach A r beherrschen 
die Westküste; die spitzbergische Anticyklone lockt sogar 
noch solches atlantische Wasser weiter nach NO, wo 
Otto Toreil an der Westspitze des Nordostlands den 
viel kommentierten nördlichsten Fundort einer Bohne vom 
westindischen Entada gigalobium, eines der gemeinsten 
Treibprodukte des „ Golfstroms B , constatierte : in 80° 8' 
N. Br., 17° 40' W. Lg., also an einem Punkte, soweit 
vom Nordpol entfernt wie Hamburg von Florenz, oder 
wie Trondhjem vom Nordkap. 

Entlang dieser ganzen, vom Warmwasserstrom zurückgelegten 
Sirecke sind die zahlreichsten Fundorte ähnlicher Tropen produkte 
bekannt geworden. Schübeier, in seiner Pflanzenwelt Kor- 
wegens, nat ein Verzeichnis solcher tropischen Pflanzen aufgestellt, 
von denen Früchte und andere Teile an der norwegischen Küste 
angetrieben sind. Die nierenförmige Böhne von Entada gigalo- 
bium ist wohl die häufigste Frucht ; auf den Faröer schon wurde 
sie seit alters als , Koboldsniere" gekannt und im vorigen Jahr- 
hundert zu Tabaksdosen verarbeitet; die Lappen in Finmarken 
schreiben der Bohne medizinische Eigenschaften zu, ebenso die 
russischen Ansiedler der murmanischen Küste. Als nordöstlichster 
Fundort werden die „Golfstrom-Inseln" (76° 20' N. Br.. 63° 54' 
0. Lg.) au der Nordküste von Nowaja Semlja bezeichnet. — Einer 
der deutlichsten Beweise des Zusammenhangs dieser warmen Ge- 
wässer des Nordmeers mit den Strömungen der Tropen ist durch 
eine von Sabine berichtete Trift gegeben. Als sich dieser im 
Sommer 1822 im Meerbusen von Guinea am Kap Lopez aufhielt 
strandete daselbst ein Schiff, das Palmöl in Fässern geladen hatte. 
Ein Jahr darauf hatte er die Ueberraschung, in Norwegen, und 
zwar in Hammerfest (70° 37' N. Br.), einige derselben Palmöl- 
fässer auffischen zu sehen, deren Identität durch eingebrannte 
Stempel außer allem Zweifel stand, obwohl für die durchmessene 
Entfernung von rund 11 000 Seemeilen die Triftzeit doch alseine 
sehr kurze erscheinen muß (vgl. das Triftregister von Gnmp- 
recht in Ztschr. für allgem. Erdk. III, Berlin 1854, 420 f.). 

Diesem warmen Strom steht in der Westhälfte des 
Nordmeers ein südlich gerichteter kalter, mit Treibeis 
und Eisbergen beladener Südstrom gegenüber. Erzeugt 
als Trift der ostgrönländischen Nordwinde, deren große 
Kraft und Konstanz uns Kapitän Koldewey so anschaulich 



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Strömungen bei Island. 



455 



geschildert hat, und weiterhin unterhalten durch geringere 
Dichte einerseits und durch Aspiration vom Ostgrönland- 
strom des eigentlichen atlantischen Gebiets, repräsentiert 
er eine Wasserbewegung, welche aus unbekannten hohen 
Breiten, vielleicht nahe am Pol vorüber, sich bis zum 
Kap Farvel nach S bewegt. Die Geschwindigkeit des 
Stroms ist auf ca. 10 bis 12 Seemeilen in 24 Stunden 
anzusetzen, naher dem Lande wegen des größeren Eis- 
reichtums etwas unter, näher seiner östlichen Kante bei 
Jan Meyen vielleicht etwas über dem Mittel; doch wird 
östlich von Jan Meyen wegen der Nähe der Stromgrenze 
des entgegengesetzten Nordstroms eine Abschwächung der 
Geschwindigkeiten durch Theorie und Erfahrung gewähr- 
leistet. 

Im Norden von Island werden die Wasserverschie- 
bungen einerseits durch die anticyklonale Luftbewegung 
über dieser Insel, andererseits durch das relativ leichte, von 
den Flüssen angesüßte Wasser an den Küsten derselben, 
reguliert. Beide Umstände wirken, wie Mohn an der 
Hand seiner Isobarenkarte zeigt, im Süden, Osten und 
Westen von Island in gleichem Sinne. Dagegen an der 
Nordküste stehen die Luftbewegungen noch unter dem 
Einfluß der ostgrönländischen Anticyklone, welche, wegen 
des höheren Luftdrucks im Norden der Insel, hier öst- 
liche Winde erzeugt. Danach würde also das Wasser 
nach W triften. Indes kennen sowohl LöwenÖrn wie 
Irminger entlang der Nordküste Islands nur Strömungen 
nach Osten. Sowohl Eisfelder wie Treibhölzer aus dem 
Ostgrönlandstrom kommen von NW an die Landzungen 
des Nordlands und bewegen sich östlich weiter. In dieser 
Hinsicht läßt nun Mohn die geringe Dichtigkeit des gerade 
in dem Nordland durch die größten Flüsse der Insel an- 
gesüßten und weit in See ziemlich seichten Küstenwassers 
einen Gradienten erzeugen, welcher demjenigen des Luft- 
drucks entgegengerichtet, aber von größerem Effekt ist 
als dieser. Dadurch geschieht es dann, daß ein Arm 
des kalten Stroms den die Insel im NW umgehenden 
Teil des Irmingerstroms überlagert und mit ihm an der 
Nordküste entlang erst östlich, dann südöstlich weiter- 



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450 Strömungen im europäischen Nordmeer. 

geht, so die Insel fast ganz umkreisend. Mit diesem 
Ausläufer des Ostgrönlandstroms sind wohl in vereinzelten 
Fällen (z. B. Mai 1840) von NNW her Eisberge bis 04° 
N. Br., 10° W. Lg M oder gar auch an die Südktiste Islands 
(bis Vestmanö 1826, 1834, 1859) gelangt, wie Irminger 
in seiner Abhandlung über die Meeresströmungen bei 
Island (Ztschr. f. allg. Erdk., N. F. XI, 1801, S. 108 f.) 
berichtet. Indem diese Strömung aber nördlich von den 
Faröer vom „ Golfstrom" erfaßt wird, bleibt sie mit ihren 
Wirkungen stets auf den innersten Teil des Nordmeeres 
nördlich von Gl 0 und westlich vom Meridian von Green- 
wich beschränkt. 

Aber auch die Bewegung des Wassers in der Tiefe unter- 
zog Mohn einer ausführlichen Untersuchung. Hier stellt sich 
einer freien Entfaltung der Strombewegungen die Konfiguration 
des Meeresbodens oft hindernd entgegen, so daß, wenn man die 
in bestimmten Niveauflächen der Tiefe herrschende, thatsächliche 
Druckverteilung auch kennt, doch die wirklich aus der Strom- 
bewegung der Oberfläche und den lokalen Verhältnissen der Tiefe 
resultierende Strömung sich nicht immer ihrer Richtung nach, 
am wenigsten ihrer Stärke nach abschätzen läßt; letzteres schon 
darum nicht, weil die Geschwindigkeit vom wechselnden Quer- 
schnitt der Durchflnfiprofile gegeben ist. 

Die Druckverhältnisse in der beliebigen Tiefe h sind nach 
der obenstehenden Formel (6) zu finden, wozu man alsdann noch 
die vertikale Koordinate der Stromfläche, in Atmoaphärendruck 
ausgedrückt, zu addieren hat. Uebrigens entspricht ein Meter 
Wasserhöhe ziemlich nahe einem Zehntel Atmosphäre (genao 
0,0994). Bezeichnet man mit das ausgeglichene spezifische Ge- 
wicht für die gegebene Tiefe (vgl. die Erläuterung zur oben- 
stehenden Formel 6), so ergibt sich mit Benutzung der für atmo- 
sphärische Bewegungen geltenden Formeln (s. oben S. 369) die 
Geschwindigkeit in Meter pro Sekunde: 

» = [ W ]^. (? -^f.^ e + fc *> , . .(10) 
Id SS sm n 

wo der [eingeklammerte] Koefficient ein Logarithmus ist, die 
anderen Symbole aber dieselben sind . wie in Gleichung (8) und 
(3a). Rechnet man mit Differenzen der Druck höhe, so kann 
auch ebensogut Formel (8) benutzt werden, wie für Strömungen 
der Oberfläche. 

Nach der bei früherer Gelegenheit (Bd. I, S. 433 ff., bes. 
437) beschriebenen Wärmeschichtung des Nordmeers ergibt sich 
folgende Darstellung der Stromvorgänge in verschiedenen Niveaus. 

1) In 300 Faden oder 550 m, in der „Grenzfläche", ist der 
Druck der Vertikalsäulen zwischen dieser und der Dichtigkeit?- 



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Strömungen in der Tiefe (nach Mohn). 



457 



fläche überall derselbe; folglich sind die Druckunterschiede allein 
durch die Windfläche bestimmt. Die Temperaturkarte für die 
Tiefe von 550 m (Pet. Mitt. Ergh. 63, Taf. 2) lehrt danach die 
Strombewegung erkennen. Der in der Oberschicht nach NO 
strebende Warmwasserstrom aspiriert nach Ueberschreitung des 
Thomson-Rückens zu seiner Linken kaltes Wasser vom Ostgrön- 
landstrom herüber, ja dieses steigt sogar in Lee des Rückens ein 
wenig zur Oberfläche hinauf, nach Analogie unserer Stromfigur 54 
(oben S. 860): also ein echter Ekmanscher Reaktionsstrom. In 
der Spitzbergentiefe ruft der südlich gerichtete Wind- und Ober- 
flächenstrom ebenso wie an der Westküste dieser Inselgruppe 
nach N setzende, warme Triftstrom eine Aspiration von „Golf- 
stromwasser u östlich von dem Abfall der durchweg weniger als 
500 m tiefen Baren tssee hervor. Die Stromstärken der Tiefe be- 
rechnet Mohn zu nur 6,5 Seemeilen in 24 Stunden. 

2) In der Tiefe von 500 Faden oder 910 m herrscht an 
Fläche der kalte Ostgrönlandstrom bedeutend vor, der warme 
Strom ist auf eine schmale, östliche Zone, aber mit relativ großer 
Geschwindigkeit beschränkt. Ein Gebiet in ca. 68° N. Br., 8* O. L. 
ist stromlos, um dasselbe herum erfolgt eine Drehung im cyklo- 
nalen Sinne , nördlich davon scheint warmes Wasser zur Tiefe 
hinab sich zu bewegen. In der Shetlandrinne und entlang dem 
norwegischen Küstenplateau steigt dagegen kälteres und salz- 
ärmeres Wasser auf. Die horizontale Maxiraalgeschwindigkeit 
erreicht hierbei 9 Seemeilen in 24 Stunden. 

3) In 1000 Faden oder 1830 m Tiefe ist die Druckverteilung 
unregelmäßiger angeordnet: im N und im der Nordmeertiefe 
zwei ausgeprägte Maxima, in der Mitte, und zwar in 71° bis 
72° N. Br., ein drittes, sekundäres Maximum, welches zwei Minima 
trennt. Beide letztere sind von den Strömungen im cyklonalen 
Sinne umkreist. Auch hier ist im N und S von dem südlicheren 
Minimum das Wasser noch etwas wärmer als im O und W davon : 
das Aufsaugen kalten Tiefenwassers am norwegischen Plateau 
findet also auch hier statt. Die größte Geschwindigkeit wird mit 
9 Seemeilen in 24 Stunden berechnet. 

4) In 1500 Faden oder 2740 m Tiefe endlich sind am Meeres- 
boden, wofern überhaupt die Lotungen ausreichenden Aufschluß 
ergeben, wahrscheinlich zwei gesonderte Becken vorhanden; in 
beiden findet wiederum eine cyklonale Bewegung statt. Im süd- 
lichen Becken tritt abermals in 70° wie in 65,5° N. Br. höhere 
Temperatur auf; im nördlichen bei den daselbst vorhandenen 
großen Gradienten eine Stromstärke von 12 Seemeilen in 24 Stunden, 
überraschend viel, muß man sagen. 

5) In noch größeren Tiefen bis zum Meeresboden hinab 
zeigt das nördliche Becken dieselben Verhältnisse. Im südlichen 
Becken reicht die absteigende Bewegung mit hohen Temperaturen, 
hohem Salzgehalt, aber minimalem StickstofTgehalt bis in 3200 m 
hinab zum Boden. Kaltes, aus dem Ostgrönlandstrom kommendes 
Wasser umgibt dieses Centrum. 



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458 



Strömungen im sibirischen Nordmeer. 



Die vertikalen Komponenten der Strombewegungen in den 
tieferen Schichten lassen sich auf den Querschnitten durch da* 
Nordmeer, welche die Wärme- und Dichteschichtung darstellen, 
unmittelbar ablesen. 

2. Die Strömungen im sibirischen Nordmeer 
sind noch wenig bekannt und auch bei der unzureichenden 
Kenntnis der Luftdruckverteilung schwer zu konstruieren. 
Einige Indizien, aus Triften von im Eis „ besetzten*' 
Schiffen (Tegetthoff, Jeanette) und von sibirischem Treib- 
holz abgeleitet, gewähren jedoch einen ungefähren Anhalt 
neben den älteren Beobachtungen Wrangells und den 
neueren, die Palander und Nordenskjöld bei ihrer 
Küstenfahrt im Sommer 1878 auf der „Vega" angestellt 
und über welche Petterson und Mohn berichtet haben 
(Pet. Mitt. 1884, 250). 

Aus diesen spärlichen Thatsachen ist zu folgern, daß 
im Abstände von etwa 200 Seemeilen entlang der ganzen 
Festlandküste eine schwache Strömung aus leichtem, von 
den großen sibirischen Flüssen angesüßtem Wasser sich 
nach 0 bewegt, während nördlich davon ein entgegen- 
gesetzter Weststrom vorhanden ist, der die „ Jeanette b in 
etwa 10 Monaten (vom September 1880 bis Anfang 
Juui 1881) um rund 600 Seemeilen nach XW versetzte 
und zwar je nördlicher das Schiff stand, mit desto größerer 
Kraft. Die zu Schlitten vom gesunkenen Schiff (in ca. 
77,0 0 N. Br.) dem Festlande im Süden zustrebende Mann- 
schaft trieb in acht Tagen um 27 Seemeilen nach A'TFL 
Indes zeigte das zwischen den Schollen häufige Treibholz 
(Fichten und Birken), daß dieses Eis aus südlicheren 
Gegenden stammte. Aehnlich sah schon Lieutenant Anjou 
im März 1822 nördlich von der neusibirischen Kesselinsel 
das Eis nach W treiben, obwohl der Wind westlich war 
(Pet. Mitt. 1879, 170). Diesen Thatsachen gegenüber 
verliert die Angabe Wrangells, daß im sibirischen Nord- 
meer der Strom im Sommer nach TF, im Herbst dagegen 
nach O setze, erheblich an Gewicht. 

Die Trift des „Tegetthoff 14 , in 12 Monaten von Nowaja 
Semlja nach Franz-Josephsland hinüber, ist nach der klaren 
Analyse von Wüllerstorfs in zwei Partien zu zerlegen: 



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Strömungen im sibirischen Nordmeer. 



459 



die erste mit Trift nach Ost und Nordost bis etwa 78° 
N. Br. (60 Seemeilen nördlich vom großen Eiskap), wobei 
die Stärke des Stroms 2 1 /4 Seemeilen in 24 Stunden be- 
trug; die zweite Hälfte der Trift geschah im Weststrom, 
dessen Geschwindigkeit auf rund eine Seemeile täglich 
zu schätzen ist, und erfolgte nördlich von 79 0 Br. In 
der Zwischenzone herrschten variable Triftrichtungen von 
sehr geringer Stärke aber vorherrschend nördlicher Rich- 
tung. 

Aus dieser Trift, wie derjenigen der „Jeanette", ließe 
sich also folgern, daß der Weststrom der höheren Breiten 
Teile des nachbarlichen Gegenstroms aspiriert. Daß ersterer 
der primäre Motor ist, läßt sich aus den über diesem 
ganzen Gebiet, wie es scheint, vorherrschenden Winden 
aus 0 bis NO folgern. In Nowaja Semlja übrigens sind 
nach Mohn noch Winde aus SO anzunehmen. In der 
Lenamündung (Sagastyr in 73 0 22' N. Br.,| 126° 35' 0. Lg.) 
herrschen von November bis Februar südliche, in der 
übrigen Zeit östliche Winde vor. Trotz dieser Wind- 
richtung setzt also der Strom im küstennahen Gebiet 
nach Osten gegen den Wind. 

Auch hier ist die Dichteverteilung nach Mohn die 
Ursache für den Küstenstrom. Die wasserreichen sibiri- 
schen Flüsse entsenden wenigstens im Sommer jedes Jahr 
von neuem große Quantitäten von Süßwasser in die See, 
welche bei der großen Flachheit des Küstenwassers sich 
auch den Winter über dort halten dürften. Der nach X 
hin auftretende Dichtegradient bewirkt einen gleichgerich- 
teten Strom, den dann die Erdrotation ein wenig nach 
rechts ablenkt. Es gelangen durch diese so modifizierte 
Strömung jedenfalls die Treibhölzer sibirischen Ursprungs 
aus dem östlichen Küstenstrom hinüber in den westlichen 
Meeresstrom. Andererseits aber sind die Strömungs- 
verhälfcnisse doch auch nicht zu verstehen, wenn man das 
sibirische Nordmeer für sich isoliert betrachtet. Es steht 
im Zusammenhang mit dem europäischen Nordmeer, und 
die dort sich vollziehenden Strombewegungen wirken da- 
her aspirierend zurück bis in die Gegend westlich der 
Beringstraße. 



I 



400 Strömungen im sibirischen Nordmeer. 

Der Ostgrönlandstrom ist es, der hier hauptsächlich 
in Betracht kommt. Indem er, wie eine Karte in Polar- 
projektion leicht überschauen läßt, den Ersatz für da? 
durch die Nordwinde nach S geschobene Wasser von 
rückwärts heranzuziehen hat, greift er durch den Archipel 
von Spitzbergen und Franz- Josephsland bis zu den sibiri- 
schen Inseln hinüber; die nordwestliche Trift der „ Jeanette* 
war gerades wegs auf Spitzbergen zu gerichtet. Anderer- 
seits aber laßt sich aus dem Umstände, daß diese Triften 
sehr schwach sind (nur 1 i 2 bis *s der Stärke des Ost- 
grönlandstroms wird erreicht), entnehmen, daß eine weite 

auch. 



»7 









der „Jeanette '-Trift Landflächen liegen, weil der Strom 
zu seiner Hechten wegen Eingreifens der Rotationskralt 
einer Anlehnung bedürfe, mögen auch um den eigent- 
lichen Pol noch Inseln sich finden, jedenfalls sind solch* 
zwischen Nordgrönland und dem Pole nicht reichlich vor- 
handen, wie aus den Gezeitenbeobachtungen im Robeson- 
kanal mit Sicherheit sich folgern läßt. So ist der Zufluli 
zum Ostgrönlandstrom wegen der großen Breite des ver- 
fügbaren Durchflußprofils ein sehr langsamer. Aber auch 
dieser Kompensationsstrom, der wie oben gezeigt, vom Ost- 
winde gestützt wird, wirkt aspirierend ein auf seine Nach- 
barschaft und wird entlang der Nordküste Sibiriens eine 
östliche Strömung zu seiner Speisung bedürfen. Und diese 
Verhältnisse dürften im Norden von Nowaja Semlja be- 
ginnend bis nach Wrangell-Land hin ziemlich gleichartig 
bleiben. 

Daß die Strömung vom sibirischen Küstenmeer aus in den 
Ostgrönlandstrom hinüberleitet, beweisen die zahlreichen sibiri- 
schen Treibhölzer, welche im Norden von Spitzbergen, wo Parrv 
gegen den Nordstrom auf seiner Schollenreise nichts gewann, so 
gut wie an der Küste Ostgrönlands selbst reichlich bekannt ge- 
worden sind. Unter 25 Treibholzfunden von der zweiten deutscher 
Nordpolexpedition unter Kapitän Koldewey gehörten 17 der 
sibirischen Lärche, 5 einer nordischen Fichte (wahrscheinlich 
Picea oborata), zwei der Gattung Alnus (A. incanaf) und einer 
dem Genus Populus (P. tremula?) an. Daß nach Grönland auf 
solchem Wege eine Reihe sibirischer Pflanzen formen eingewandert 
seien, hat Grisebach ziemlich überzeugend dargestellt (Vegef. 



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Strömungen im amerikanischen Nordmeer. 401 

d. Erde I, 62). — Dieses sibirische Lärchenholz treibt übrigens 
bis zur Nordküste Islands herab und mischt sich daselbst unter 
die vom IrmingerstrOm herzugeführten westindischen Hölzer. Daß 
dann entlang der Ostküste Grönlands auch in niederen Breiten 
noch alles Treibholz der gleichen sibirischen Abkunft sei, hat 
schon der alte Crantz in seiner Beschreibung Grönlands aus- 
gesprochen, indem er in demselben Lärchen, Tannen, Zirbeln und 
Espen erkannte, wie sie auf amerikanischem Boden nirgends, 
wohl aber in dieser Vergesellschaftung im nördlichen Sibirien 
wüchsen. 

Wenn schon in dem sibirischen Nordmeer vieles 
Hypothetische von den Strom Vorgängen gesagt werden 
mußte, aber doch im ganzen und großen die Anordnung 
derselben hervortrat, so sind wir über die Wasserbewegungen 
des „amerikanischen Nordmeers* so wenig unter- 
richtet, daß es sich nur eben lohnt, das wenige That- 
sächliche zusammenzutragen. 

In deutlichen Beziehungen zum Labradorstrom und 
dessen Zufuhrstrom in der Baffinsbai stehen offenbar 
die Strömungen im Parryarchipel. Als Kapitän Kellett 
am 15. Mai 1854 am westlichen Ende der Barrowstraße 
in 74 0 40' N. Br. und 101 0 15' W. Lg. sein Schiff .Reso- 
lute 44 , auf Befehl des Geschwaderchefs Sir Edward Belcher 
im Eise verließ, ahnte er nicht, daß am 14. September 1855 
dasselbe Schiff wohlbehalten unweit des Cumberlandsundes 
in der Davisstraße (in 64,5° N. Br. und 62° W. Lg.) von 
einem amerikanischen Walfischfänger treibend angetroffen 
werden würde; das Schiff hatte also in IG Monaten min- 
destens 1200 Seemeilen unter Einwirkung des Stroms 
zurückgelegt. 

Beweise für eine Aspiration der Gewässer nach gleicher 
Richtung gewährten die Strombeobachtungen Sir Edward 
Belchers im Northumberlandsund der Pennystraße: der 
Strom setzte (ebenso wie die Flut) in derselben südwärts, 
auch die Windrichtung war vorherrschend dabei NW. 
— Unter dem zu beiden Seiten der Pennystraße spärlich 
gefundenen und meist sehr gealterten Treibholz wollte 
man Lärchenholz erkennen, welches Belcher aus dem 
Mackenzieflusse ableitete. Auch die weiteren Treibholz- 
funde sind einer Trift von W und NW her am günstig- 
sten : so an der Nordseite der Melvilleinsel im innersten 



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4«>2 



Strömungen im amerikanischen Nordmeer 



Teile der Heclabai bei Nias Point; an der Nordwestküste 
der Prinz-Patrick-Insel und ebenso, in schon subfossüem 
Zustande in einiger Höhe über dem Meeresspiegel bei 
Kap Manning und im Hintergrunde von Walker InJet, 
sämtlich Lärchenstämme von großen Dimensionen, aber 
unter der Rinde völlig verwittert (vgl. Pet. Mitt. 185-^ 
S. 107 f.). 

Aus diesen Daten wie aus der Trift der „Resolute* 
läßt sich ein Oststrom im Bereiche des Parryarchipels 
folgern. In der inselfreieren See im W dieses Gebiets, 
der „Beaufortsee", aber sind nur sehr widersprechende 
Daten aufzuführen. Aus zahlreichen Berichten von Wal- 
fängern entnahm Petermann (Mitt. 18b'9, 35), da Li von 
Kap Barrow der Strom nach Südosten gehe, während (im 
Sommer wenigstens) ein Nordweststrom von Point Hope 
auf die Heraldinsel setzt; letzterer, außerdem noch durch die 
Trift des Schiffs „Gratitude* im Jahre 1865 bezeugt 
würde einen Anschluß an die gleiche Strömung gewinnen, 
welcher die „Jeanette 44 verfiel. Ich verzichte darauf, Be- 
ziehungen zwischen dieser Strömung und der im Parry- 
archipel angeblich Treibholz aus dem Mackenziefluß (?) 
ansammelnden Ostströmung aufzusuchen, und begnüge 
mich hinzuzufügen, daß die vorherrschenden und dabei 
auch am stärksten auftretenden Windrichtungen in der 
amerikanischen Polarstation Uglamie bei Point Barrow 
(71 0 17' N. Br., 15C>° 23' W. Lg.) in 15 von 21 Monaten 
östliche waren. Nordenskjöld dagegen hat in diesem 
Gebiet eine kreisende Meeresströmung finden wollen, in- 
dem er von der Beringstraße einen Strom nach NO zum 
Kap Barrow führt, während im Westen der „Beaufort- 
see" ein kalter Strom nach Süden fließen und längs der 
Küste des Tschuktschenlandes ostwärts sich wendend in 
die Beringstraße von Norden eintreten soll. 

3. Strömungen der Nordsee und Ostsee. Wie 
die Nordsee ihre Hauptöffnung zum eigentlich ozeanischen 
Gebiet nördlich von Schottland besitzt, so empfängt sie 
von dort her außer Salzgehalt und Flutwelle auch ihre 
Strömungen, wenigstens diejenigen, welche den nördlichen 
tieferen Teil, polwärts von der Doggerbank beherrschen. 



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Strömungen der Nordsee. 



Mohn hat dieselben im Anschluß an die Strömungen des 
Nordmeers behandelt. Die Bewegung erfolgt im all- 
gemeinen an der Ostküste Englands entlang nach an 
der cimbrisch-norwegischen Küste nach N. Diese Wasser- 
verschiebungen sind auch hier sowohl die Wirkungen der 
herrschenden Luftströmung, wie der Dichteunterschiede. 
Nach der durchschnittlichen Luftdruckverteilung herrscht 
im Jahresmittel über der Nordsee ein Gradient nach 
2f 13° W, was für eine Breite von 56° eine Luftströ- 
mung nach N63° 0 oder ONO zur Folge haben mü&te. 
An der ostenglischen Küste ist das ein ablandiger Wind, 
dessen Trift von N her, um Schottland herum Wasser 
aspiriert. Dagegen kann diese Trift im südlichen Teil 
der Nordsee sich freier entfalten und in der That ent- 
sprechen die Triftbahnen von vielen Flaschen und Wrack- 
stücken, deren Ausgangspunkt auf der Höhe der Rhein- 
mündungen lag, dieser Stromrichtung. Weiter in die 
deutsche Bucht hinein wendet der Strom nach N. Von 
sämtlichen Feuerschiffen derselben wurden alltäglich mehrere 
Monate hindurch Flaschenposten über Bord gesetzt, und 
von 244 wiedergefundenen Flaschen waren angetrieben: 

14 an der W- und iV-Küste von Norwegen, 

3 „ „ S- und SO- „ „ „ 

5 „ JF-Küste von Schweden, 
25 

v> ii W^-Küste Jütlands und der davorliegenden Inseln, 
134 „ Jf-Küste von Schleswig-Holstein u. d. davorlieg. Inseln, 
39 „ ,. .y- Küste von Deutschland „ ,, „ „ 
5 „ niederländischen Küste, 

3 n vi englischen Ostküste, 
2 ,, schottischen „ 

4 auf Helgoland, 

10 wurden in See, davon 7 nördl. 58° Br. gefunden. 

Weiterhin ergibt sich nach den dänischen Beobach- 
tungen auf Horns Riff-Feuerschiff eine merkliche Be- 
schleunigung des dort nach NNW setzenden Ebbestroms, 
und die durchschnittliche Richtung des daraus berechneten 
Stroms war 1880 und 1881 N 38» W mit einer Ge- 
schwindigkeit von 4,1 Seemeilen in 24 Stunden. 

Dieser Nordstrom setzt aber nicht direkt hinüber 
zur norwegischen Küste. Wie schon in den südlicheren 



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464 



Strömungen der Nordsee. 



Teilen der Nordsee stetig von dieser Strömung Wasser 
quer über, die Wasserfläche hinüber von W her aspiriert 
wird, so kommen im Skagerrak Verhältnisse zustande, 
welche die Bewegung von Hanstholm ab sehr entschieden 
nach 0 ablenken. Es ist das die Folge des Ostseestroms. 
Wie oben bemerkt (S. 300), setzt aus den dänischen 
Straßen im allgemeinen ein sehr schwach salziger Strom 
nordwärts hinaus. Dieser wird aber durch die herrschende 
Windrichtung, und weil er ein „freier" Strom ist, durch 
die Rotationskraft schon von Marstrand ab an die schwe- 
dische Küste hinübergedrängt, wo er im Abstände von 
4 bis 6 Seemeilen vom Lande selbst bei ruhigem Wetter 
eine Stärke von über 24 bis 48 Seemeilen in 24 Stunden 
erlangt, bei Südweststürmen sogar das Drei- bis Vierfache. 
Dieser kräftige Nordstrom wendet sich dann an der nor- 
wegischen Küste von den Koster-Inseln ab westlich und 
äuteert sich daselbst, wieder in einiger Entfernung vom 
Lande, als sehr starke Strömung, die im Maximum nach 
norwegischen Angaben schon 80 bis 100 Seemeilen in 
24 Stunden erlangt haben soll. Hier geht der Strom, 
wie man sieht, gegen den herrschenden Wind, und nur 
wenn es stark aus W oder SW stürmt, kann nach Vibe 
der Strom vorübergehend nach O umsetzen. Den See- 
fahrern ist der Strom wohlbekannt. Mit gerefften Segeln 
können sie, nach Mohn, gegen den Südwestwind auf- 
kreuzend, die Strecke vom Christianiagolf bis Lindesnes 
in wenigen Tagen zurücklegen. Auf diesem Wege empfangt 
übrigens der Strom noch norwegisches Landwasser aus 
den dort mündenden zahlreichen Flüssen. Aus alledem 
ist die starke Niveauerhöhung, welche die Dichtigkeits- 
fläche an dieser Strecke zeigt, wohl erklärlich. 

Dieser norwegische Strom aber wirkt mächtig aspi- 
rierend auf die Nordsee ein. Der cimbrische Nordstrom 
wird an der jütischen Nordküste, durch salzreiches Nord- 
seewasser von W her verstärkt, nach O abgelenkt und 
umströmt Kap Skagen mit beachtenswerter Kraft: nach 
einjährigen Beobachtungen auf dem dort liegenden Feuer- 
schiff ergeben sich als vorherrschende Richtungen und 
Stromstärken für 24 Stunden: 



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Die Strömungen der Nordsee und Ostsee. 465 



37 Proz. Strom nach 0, Stärke 33,6 Seemeilen, 

18 „ „ „ NO, „ 26,4 

34 ^ „ N, „ 31,2 „ 

7 „ „ „ anderen Richtungen, 

4 „ Stromstillen. 

In jeder zehntägigen Beobachtungsperiode kamen Ge- 
schwindigkeiten von 48 bis 72 Seemeilen vor. — Aus 
den Stromrichtungen ist zu entnehmen, daß auch im 
Skagerrak der norwegische Strom stetig Wasser aus S 
über die schmale Straße hinüber aspiriert. Nach den 
Aräometerbestimmungen bei Skagen scheint sogar damit 
ein Auftrieb von salzigem Wasser aus der Tiefe ver- 
bunden, denn je massiger und reiner das Ostseewasser 
aus dem Kattegatt an der Oberfläche entströmte, desto 
salziger war das Wasser in der Tiefe von 38 m (Segel- 
handbuch für die Nordsee S. 76). — Auch diese Nord- 
seeströmungen sind also, wie man sieht, außer von den 
lokalen Winden noch von Dichteunterschieden und den 
Bewegungen der Nachbarmeere beherrscht. 

Von den Strömungen im Bereiche der eigentlichen 
Ostsee ist wenig bekannt. Im Sommer, wo die Land- 
wasser reichlicher vorhanden sind, und im Winter bei 
ruhigem Wetter setzt ein kräftiger Nordstrom durch den 
Sund und aspiriert in seine trichterförmige Südöffnung das 
Wasser, an der schwedischen Küste entlang bis nach Born- 
holm hin zurückgreifend. Hingegen scheint es, als- wenn 
an den deutschen Küsten der entsprechende Kompen- 
sationsstrom nach 0 mit einer nördlichen Komponente, 
entsprechend der vorherrschenden Windrichtung, auftritt; 
es geht das aus der Verbreitung des Salzgehalts hervor 
und der nach gleicher Richtung erfolgenden Verschiebung 
der Wandersände. An einzelnen Molenhäfen der pom- 
merschen Küste ist gelegentlich der Oststrom so stark, 
daß die Schiffe bei der Aus- oder Einsegelung dem Ruder 
versagen und an den Molenköpfen Beschädigungen er- 
leiden. — Im Winter dagegen und überhaupt bei unruhiger 
Witterung wechselt der Strom mit dem Winde. — Für 
die Ostsee scheinen übrigens die Daten genügend vor- 
Krümmel, Ozeanographie II. 30 



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466 Bie Strömungen des Mittelländischen Meeres. 



handen, um nach Mohns Methode die Dichtigkeitsfläcbe 
zu ermitteln, die hier für die Strömungen vor allen maß- 
gebend ist. 

4. Die Strömungen im Mittelmeer sind zuerst 
im Ueber blick von Smyth {Mediterranean p. 161 f.) be- 
handelt worden, für einige Küstenstriche gaben später 
Cialdi, Theob. Fischer und der Mediterranem Pitä 
der britischen Admiralität ausführliche Aufschlüsse. 

Wir sahen, wie an der Oberfläche in der Gibraltar- 
stra&e ein Oststrom aus dem Atlantischen Ozean in das 
Mittelmeer eintritt: ein wahrer Gefällestrom, als solcher 
der Rotationskraft folgend und darum nach rechts an die 
afrikanische Küste hinüberdrängend. Die mittlere jähr- 
liche Luftdruckverteilung über dem Mittelmeer ist noch 
mangelhaft bekannt, aber gesichert erscheint der höhere 
Barometerstand über Spanien und Südfrankreich im Ver- 
gleich zu demjenigen über dem hesperischen Becken des 
Mittelmeers. Daraus ergeben sich die bekanntlich sehr 
dauerhaften NW' Winde, welche die Küste Kleinafrikas be- 
streichen und eine Fortführung des atlantischen W r assers 
nach Osten hin, auf Sizilien zu, besorgen. 

Im Übrigen scheint mir Partsch das Rechte getroffen 
zu haben, wenn er über Jen abgegliederten Teilen des 
Mittelmeeres jedesmal eine cyklonale Bewegung in der 
Atmosphäre sich entwickelt denkt. Es würde das ent- 
sprechende Triftbewegungen im Wasser zur Folge haben. 
Indes ist wieder aus allen vorliegenden Berichten sehr 
übereinstimmend zu entnehmen, dafc die Strömungen etwas 
außerordentlich Wechselvolles sind und die Navigation 
nur mit der Trift, die der jedesmalige Wind erzeugt, zu 
rechnen pflegt. So besteht denn vielleicht nicht einmal 
für die Hälfte aller Fälle die kreisende Wasserbewegung, 
welche Smyth für das Mittelmeer angegeben hat. Nach 
ihm und neueren Quellen würde sie so verlaufen, daß der 
atlantische Strom auch südlich an Sizilien und Malta vor- 
bei auf Barka zu setzt, und einen Neerstrom in der Bucht 
der beiden Syrtcn erzeugt. Weiter an der Küste der 
Marmarica östlich setzend, bedroht er mit seinen Wander- 
sänden die Einfahrt in den Molenhafen von Port Said, 



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1 



Die Strömungen im Aegäischen und Adriatischen Meer. 467 

wendet dann an der syrischen Küste nach A r , wo er schon 
den phönizischen Seefahrern die Ueberfabrt nach Cypern 
hinüber erleichterte, und, entsprechend der cyklonalen 
Luftbewegung im levantinischen Becken des Mittelmeers, 
entlang der Südküste Kleinasiens nach Westen. 

Im griechischen Archipel und Aegäischen Meer haben 
wir etwa ein ähnliches Strombild wie in der Nordsee. 
Der leichtes Wasser führende Strom der , Dardanellen 
stößt aus der SW- Richtung rechts abdrängend auf Lem- 
nos, welches er zu beiden Seiten umströmt. In der thra- 
kischen Bucht nördlich der Linie Athos-Imbros entsteht 
dadurch ein Neerstrom. Von Lemnos setzt dann der 
Hauptstrom, mehr und mehr durch die Rotationskraft und 
die vorherrschenden jVÖ-Winde westlich gedrängt, nach £, 
ist in den Kanälen zu beiden Seiten von Andro, nament- 
lich nach Tino hin durch Verengung des Strombettes, 
ziemlich kräftig und vereinigt sich im Bereiche der Cy- 
kladen mit der von Kleinasiens Südküste herüberkom- 
menden westlichen Wasserverschiebung, die auch Kretas 
Küsten beherrscht. Bei Kap Malia und Matapan drängt 
der Strom dann mit der Geschwindigkeit von einer See- 
meile stündlich nach W. Aehnlich wie an der Osteng- 
landküste zieht sich an der Ostküste Kleinasiens, durch 
Aspiration erweckt, ein Nordstrom hinauf, der aber eben- 
falls dem primären Strom im W des Archipels stetig quer 
hinüber Zufuhr sendet, zwischen den Inseln und Halb- 
inseln aber lokal sehr beträchtliche Ablenkungen erfahrt. 
(Nach Mediterranean Pilot IV, p. 4 bis 7). 

Im Adriatischen Meer geht an der dalmatinischen 
Küste der Strom nach N, an der italienischen schon im 
Golf von Venedig mit Wandersänden beladen, nach Süden. 
Unklar sind die Stromverhältnisse an den Südküsten Ita- 
liens und im Tyrrhenischen Meer, auch von der südfran- 
zösischen Küste liegen widersprechende Nachrichten vor, 
welche nur die eine sichere Thatsache enthalten, daß 
westlich von dem Rhouedelta bis Cette der Küstenstrom 
noch westlich setzt. Weiterhin ist jedoch aus der Kon- 
tinuitätsbedingung zu folgern, daß wenigstens an der 
spanischen Mittelmeerküste der Strom nach SW gehen 



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468 



Die Strömungen des Indischen Ozeans. 



muß, aspiriert vom kleinafrikanischen Oststrom und diesem 
südwärts stetig die Hand reichend. 

5. Die Strömungen des Indischen Ozeans. 

Wenn wir uns nunmehr der Darstellung der Strom- 
bewegungen auch der anderen Ozeane zuwenden, so werden 
wir uns hier in den meisten Fällen kürzer fassen können, 
weil die theoretischen Betrachtungen und Versuche einer 
Erklärung oder gar einer synthetischen Konstruktion der 
Strömungen sich meist durch Hinweise auf analoge Vor- 
gänge im Atlantischen Ozean und dessen Nebenmeeren 
werden vermeiden lassen. Ueberdies ist die Kenntnis von 
der Luftdruckverteilung über dem Meer, wie von der Dichte 
im Wasser auch für den Indischen Ozean wie für seine 
Nebenmeere noch eine ziemlich lückenhafte. 

1. Der ludische Ozean ist in seinen nordhemisphäri- 
schen Teilen der Schauplatz von sehr klar ausgebildeten 
Monsunbewegungen in der Luft, und dementsprechend 
auch im Wasser. Deshalb mußte auf der Uebersichts- 
karte eine doppelte Darstellung der Strömungen erfolgen, 
die im Arabischen und Bengalischen Golf, sowie in der 
Chinasee im Sommer diametral entgegengesetzte Richtungen 
verfolgen wie im Winter. Nach den Stromkarten von 
Evans und Findlay, die indes nur auf der Kombination 
einzelner Daten beruhen, bewegt sich zur Zeit des Nord- 
ostmonsuns das Wasser im Bengalischen Golf im allge- 
meinen nach Südwesten entlang der Koromandelküste. 
während der ablandige Wind an der barmanischen Küste 
Wasser von SO her aspiriert. Der Strom ist inmitten 
des Golfs daher allgemein westlich. Bei Ceylon wird er 
seitlich eingeengt und nimmt im 0 und S der Insel Ge- 
schwindigkeiten an, welche gelegentlich 80 Seemeilen in 
24 Stunden übersteigen und als deren Maximum Evans 
108 Seemeilen verzeichnet. Ganz analog sind im Arabi- 
schen Golf an der Malabarküste mäßige nordöstliche, an 
derjenigen Belutschistans westliche, der arabischen Küste 
südwestliche Stromversetzungen vorherrschend. Im freien 
Wasser scheint die Trift nach SW zu überwiegen. 



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Jlonsnnströme. 



■109 



Der Nordostmonsun treibt das Wasser in den Golf 
von Aden hinein und somit auch durch die Straße von 
Perim ins Rote Meer. An der nördlichen Küste von 
Somaliland erscheint ein Neerstrom. Südlich von Socotra 
geht die Trift mehr nach SW zur afrikanischen Küste 
hinüber und bewirkt an dieser entlang bis über den 
Aequator hinaus Versetzungen, welche meist 24, vielfach 
48 und 60 Seemeilen im Etmal erreichen (s. oben S. 327). 

Zur Zeit des Südwestmonsuns ist die Bewegung 
im Arabischen Meer vorherrschend nordöstlich; dieser 
Strom, an der Südküste Arabiens entlang setzend, bedingt 
im Golf von Aden wieder an der Nordseite des Somali- 
lands einen westlichen Reaktionsstrom, ebenso bewirkt er, 
daß das Wasser des Roten Meers sich wieder nach S 
ergießt, was sogar bis in den Suezkanal hin wirksam 
wird, dort südlichen Strom aus dem Mittelmeer erzeugend. 
An der Malabarküste geht der Strom mit zunehmender 
Geschwindigkeit nach Ä, bei Ceylon abermals das Maxi- 
mum derselben erlangend mit 48 bis 78 Seemeilen (nach 
Evans). Im Andamanischen Meer wird der Stromvorgang 
sehr wechselvoll ; es scheint als wenn die Hauptmasse des 
angestauten Wassers um die Nordwestspitze Sumatras 
herum nach S sich wendet. 

2. Im südhemisphärischen Teil haben wir analog dem 
südlichen Aequatorialstrom des Atlantischen Ozeans zwischen 
7 ö und etwa 20 0 S. Br. ebenfalls eine westlich setzende 
Aequatorialströmung. Zur Zeit des Südwestmonsuns 
durchströmt sie den Chagosarchipel, im Nordwinter da- 
gegen scheint sie sich mehr nach S zu ziehen. Die Ge- 
schwindigkeiten sind zwischen 12 und 30 Seemeilen, bis 
zu 60 ansteigend, verzeichnet. Indem diese große West- 
bewegung zunächst auf Madagaskar trifft, wird sie durch 
die Insel geteilt. Nordwärts von 20 0 S. Br. scheinen die 
Stromfaden nach A r , südwärts davon nach S auszuweichen; 
jedenfalls herrscht an der Nordspitze der Insel ein kräftiger 
(18 bis 48 Seemeilen laufender) Strom, der das Kap 
d'Ambre von SO her nach W umspült. Nordwärts hier- 
von, im Südwestmonsun sogar bis zu den Almiranten und 
Seychellen hin, herrscht der ungestörte Weststrom, der 



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470 



Die Strömungen des Indischen Ozeans. 



in die weite Bucht von Sansibar hineingelangend mehr 
und mehr nach N umbiegt und zur Zeit des Südwest- 
monsuns dem Triftstrom des Arabischen Meeres Zufuhr 
gewährt, im Nordostmonsun aber den gleich zu beschrei- 
benden Aequatorialgegenstrom speist. Ein anderer Teil 
des um Madagaskar gelangten Wassers strömt aber nach 
S ab, Kap Delgado in ca. 10° S. Br. ist die Stromscheide, 
um in den Mosambikkanal einzutreten. Da der herrschende 
Wind eine auflandige Komponente enthält, drängt er 
den Strom mehr auf die festländische Seite hinüber und 
bewirkt an den vorspringenden Punkten derselben lokale 
Verstärkungen, welche der Schiffahrt seit mehr als zwei 
Jahrtausenden bekannt sein dürften (s. oben S. 328). 
Nach den Zusammenstellungen der Seewarte (Ann. d. 
Hydr. 1886, Taf. 14) kommen namentlich südlich von 
Mosambik und beim Kap Corrientes Versetzungen von 
Über 40 bis zu 69 Seemeilen in allen Jahreszeiten vor. 
Entlang der Westküste von Madagaskar setzt ein Neer- 
strom nordwärts, beim Kap St. Andre' ebenfalls gelegent- 
lich 48, im Maxiraum 59 Seemeilen in 24 Stunden er- 
langend. Vom Mosambikstrom links abkurvendes Wasser 
unterhält diese nicht auf allen Karten verzeichnete Strömung. 

3. Unter dem Aequator entsteht die hauptsächlich 
der Kompensation im Rücken des großen Weststroms 
dienende östliche Aequatorialgegenströmung. Wäh- 
rend des Nordostmonsuns funktioniert sie auch als Kompen- 
sator im Rücken der nordhemisphärischen Westbewegung 
und ist alsdann unmittelbar der Guineaströmung zu ver- 
gleichen. In dieser Zeit herrscht sie, ungefähr im Be- 
reiche des sogenannten Nordwestmonsuns (des nach Ueber- 
schreitung des Aequators durch die Erdrotation nach links 
gedrehten Nordostmonsuns) und der in demselben über- 
aus häufigen Stillen in der Zone etwa zwischen 7 0 S. Br. 
und dem Aequator, von den Almiranten im lf r bis Sumatra 
im 0. Nach Evans tiberschreitet sie den Aequator in 
der Gegend der Maldivgruppe, deren südlichste Atolle 
dann im Oststrom liegen, während die nördlicheren (jen- 
seits 2,5 0 N. Br.) im Weststrom sich befinden. An der 
Küste von Sumatra und am Mentawiearchipel wendet der 



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Der Agulhasstrom. 



Strom nach auf der Höbe der Sundastraße nach S ab. 
Seine Stärke beträgt im Mittel etwa 12 bis 18, im Maxi- 
mum bis zu 54 Seemeilen in 24 Stunden. 

Während des Südwestmonsuns herrscht unter dem 
Einflute dieses Windes die Ostbewegung im ganzen Indi- 
schen Ozean nördlich von 4° bis 5° S. Br., indem die 
Nordkante des Aequatorialstroms etwa bei den Seychellen 
in die Südkante dieses Gegenstromes umbiegt und wieder- 
um unter der Küste von Sumatra in den Rücken des 
ersten zurückkehrt. Unter dem Aequator sind dabei Strom- 
geschwindigkeiten von mehr als 48 Seemeilen sehr häufig 
gefunden, im Maximum bis zu 72. Auch hier scheint 
die Verengung der Stromstratöe durch das Vortreten der 
Insel Ceylon eine Beschleunigung des Stroms zu bewirken, 
die bis über den Aequator hinaus fühlbar wird. 

4. Der Agulhasstrom ist die unmittelbare Fort- 
setzung des Mosambikstroms. Ohne Frage ist derselbe 
eine der interessantesten aller Stromerscheinungen im 
Ozean, und wie er schon seit den Tagen der portugiesi- 
schen Entdecker bekannt ist, so ist auch über denselben 
eine der ersten Monographien unter allen Meeresströmun- 
gen geschrieben und zwar von Renn eil (Philosoph. Trans- 
actions 1778). Es folgte darauf die aus den Schiffs- 
journalen geschöpfte Darstellung von Andrau (1857 
herausgegeben vom Meteorologischen Institut in Utrecht), 
die erst neuerdings durch eine sehr ausführliche Unter- 
suchung Toynbees tiberholt wurde (s. den Auszug in 
Ann. d. Hydr. 1883, 63). Das Strombild gestaltet sich 
danach folgendermaßen. 

Der Agulhasstrom bewegt sich südlich von Kap 
Corrientes in der Richtung nach SW mit erheblicher 
Geschwindigkeit fort; das Maximum liegt zwischen 80 
und 110 Seemeilen in allen Monaten. Als mittlere Ge- 
schwindigkeit im wärmsten Monat (Februar) findet T oy n b e e 
51 Seemeilen, im kältesten Monat (Juli) 46 Seemeilen 
in 24 Stunden. — Dabei hält der Strom sich auch süd- 
wärts von 31 0 S. Br. außerhalb der von da an breiter 
werdenden Küstenbank, höchstens überspült er ihren Rand. 
Auf der Bank selbst aber kurvt das Wasser nach rechts 



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472 Die Strömungen des Indischen Ozeans 



ab und bildet schließlich einen Neerstrom (backdrift\ 
der, obwohl schwächer als der Agulhasstrom , immerhin 
für die Navigation an diesen Küsten nicht ohne Bedeutung 
ist. Kapitän Gordon fand, als er an der südöstlichen 
Ecke der Bank in 100 Faden Tiefe ankerte, den Strom 
mit einer Stärke von einer Seemeile stündlich nach NO 
setzend; 20 Seemeilen weiter nach Süden wurde dann der 
gewöhnliche Strom nach SW gefunden. Schiffe, welche 
beide Strömungen abwechselnd passieren, nehmen als 
Stromversetzung nur den Effekt der Stärkeren wahr, weil 
eben jene Neer nur */t bis 1 ;a der Geschwindigkeit des 
Hauptstroms erreicht. 

Bei weiterem Fortschreiten nach SW trifft der Agul- 
hasstrom, der, aus tropischem Wasser bestehend, ein gegen- 
über dem Nachbarwasser um 4° bis 5° wärmerer Strom 
ist, auf einen nahezu in entgegengesetzter Richtung sich 
bewegenden kalten Strom: die Fortsetzung der großen süd- 
atlantlischen Ostströmung. Die Kollision oder Vereinigung 
beider Wasserbewegungen ist es hauptsächlich gewesen, 
welche durch die daraus folgende Nebeneinanderlagerung 
warmer und kalter Wasserstreifen seit Alters die Auf- 
merksamkeit der Seefahrer erregt hat. Der Agulhasstrom 
zersplittert dabei, und zwischen die so divergierenden 
Zungen wärmeren Wassers schiebt sich das kalte der 
ostgehenden Strömung nach Toynbees Vergleich ein, 
wie die Finger zweier in der Weise flach auf den Tisch 
gelegter Hände, daß die Finger der einen Hand genau 
zwischen die der anderen zu liegen kommen. Die Ost- 
indien- und Chinafahrer, welche, aus dem Atlantischen 
Ozean kommend, in der Nähe von 40 d S. Br. nach Osten 
steuern („ihre Längen ablaufen*), treffen auf die großen 
Temperatursprünge jedoch sehr häufig schon in 10° 0. Lg., 
während die Länge der Südspitze Afrikas, bis zu welcher die 
Karten meist den Agulhasstrom führen, bekanntlich 20° O. 
von Green wich ist. Die Unterschiede der in kurzen Fristen 
notierten Temperaturen der Meeresoberfläche erreichen 
zwar nicht ganz die hohen Beträge, wie sie südlich der 
Neufundlandbank (15°) oder südöstlich derLaplatamündung 
vorkommen ; aber Differenzen von 8 0 und darüber bei 



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Der Agulhasstrom. 



473 



zurückgelegten Distanzen von 20 bis 30 Seemeilen sind 
keineswegs selten. 

Aus den Schiffsjournalen der Seewarte ließe sich eine reiche 
Sammlung von solchen Beobachtungen zusammenstellen: einen 
Auszug gab ich im „Segelhandbuch des Atlantischen Ozeans, 
berausgeg. von der Direktion der Seewarte u S. 36 f. Die größte 
Differenz war einmal 7,2° auf 8 Seemeilen Distanz. — Die am 
weitesten nach SW und W gelangten Teile des Warmwasser- 
stroms finden sich nach den deutschen Schiffsjournalen bisweilen 
sogar westlich von 10° 0. Lg. Im Durchschnitt liegt diese 
äußerste Grenze, wenn wir eine Differenz der Wasserwärme von 
mehr als 1° C. innerhalb einer „Wache 4 * (4 Stunden) überhaupt 
als „Sprung" notieren, im Mittel für 37 Reisen aus allen Jahres- 
zeiten in 10,6° O. Lg., im Südwinter etwas westlicher (nach 
13 Reisen in 10,0°), im Südsommer östlicher (nach 11 Reisen in 
11,5°). Um ein Beispiel für dieses Phänomen zu geben, lasse 
ich hier einen Auszug ans dem Journal Nr. 1317, Bremer Voll- 
schiff „Kaiser", Kapitän Ruhase, folgen. Der Kurs des Schiffes 



Datum | 


Mittagsposition I 




Wassertemperatur um 






S. Br. 


O. Lg. 


4a 


8» 


Mitt. 


4P 


8P 


12P 




I 




o 




0 


0 


o 


0 


Mai 29 

« 30 
„ 31 
Juni 1 

" ? 
« 3 


:40°12' 
40 44 
40 49 
40 18 
40 23 
40 22 


4° 4' 

11 56 

15 53 
20 32 
25 39! 
30 31 


14,8 
12,0 
14,5 
15,8 
18,1 


16,6 
14.5 
19.0 
15.0 
13.3 


16,3 
16,0 
17,3 

144 
14,0 


11.5 
15.2 
15.0 
13,9 
13.4 
14,5 


11.6 
13.0 
15.5 
16,0 
12,0 
15,3 


12,0 
12.8 
14,5 
15,0 
13,0 
15,0 



war während der dargestellten Tage fast genau östlich; die erste 
beträchtliche Differenz wurde in der Frühe des 30. Mai beob- 
achtet, während das Schiff in ca. 9° O. Lg. stand: die Wasser- 
wärme stieg in 24 Stunden um 2,8°, fiel dann am Abend des 
30. Mai wieder, stieg am 1. Juni. 8 Uhr früh plötzlich um 4,5°, 
fiel bis Nachmittag 4 Uhr um 5,1° u. s. f. Kapitän Ruhase fand 
den Seegang auf dem warmen Wasser stets hohler laufend als 
im kalten, was jedenfalls der dem Winde entgegengesetzten Strö- 
mung zuzuschreiben ist (s. oben S. 83). Wie sonst, so ist auch 
hier das warme Wasser des Agulhasstroms durch tiefblaue, das 
kalte durch grüne Farbe gekennzeichnet; ebenso stellen sich 
Nebel über den kalten Streifen leicht ein, namentlich bei Nord- 
winden. Ueber den Warmwasserstreifen ist die Luft diesig, im 
ganzen Gebiet aber äußerst unruhig, zu Gewitterböen und Stürmen 
geneigt. Auch scheint sich, wie in dem oben beschriebenen Ge- 



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474 Die Strömungen des Indischen Ozeans 



biet südöstlich von der Laplatamündung, über dem kalten Wasser 
die Vogelwelt mit Vorliebe anzusammeln. 

5. Die westaustralische Strömung ist eine der 
Benguelaströmung ganz analoge Bildung. Sowohl auf den 
Temperaturkarten, wie auf denen der Strömungen wird 
sie Übereinstimmend als breite Nordströmung erkennbar, 
welche freilich an Kraft und Konstanz sich mit der Agul- 
hasströmung nicht messen kann. Evans gibt als Starke 
derselben 1 8 bis 36 Seemeilen an, doch vermochte die Gazelle- 
Expedition so gut wie nichts von ihr wahrzunehmen. Indes 
gestattet die Spärlichkeit der vorliegenden Beobachtungen 
noch nicht, etwa eine besonders geringe durchschnittliche 
Geschwindigkeit für sie festzusetzen. 

Wie wir oben (S. 315) schon aussprachen, ist diese 
Strömung nicht durch die gleichen niedrigen Temperaturen 
an ihrem Küstenrande ausgezeichnet, wie die analogen 
atlantischen Phänomene sie zeigen. Wir bezeichneten 
als Ursache dieses Verhaltens die abweichende Konfi- 
guration des australischen Festlands, welche einem von 
N und NO her kommenden warmen Strom entlang der 
Küste einen Weg nach Süden und somit in den Rücken 
des Südostpassats gestattet. Dieser Strom ist zwar auf 
der Karte von Evans eingetragen; aus der Timorsee 
kommend und in den Buchten Nordwestaustraliens Neer- 
ströme entwickelnd, geht er nach SW, um anscheinend 
bei der Dirk-Hartoginsel, dem westlichsten Punkte des 
Festlandes, nach S umzubiegen und nach dem Befund der 
Gazelle-Expediton IG Seemeilen in 24 Stunden nach SO 
zu laufen (Ann. d. Hydr. 1876, 48). Wieweit südlich 
aber dieser Strom vordringt, ist nicht festzustellen; Evans' 
Karte kennt wohl noch in der Bucht von Perth einen 
Fall von Südstrom mit 30 Seemeilen Stärke, während das 
britische Segelhandbuch für Westaustralien (Australia Z>i- 
rectory, III, 1881, 216, 220) nur nördliche Strömungen 
als vorherrschend bezeichnet, welche durch entgegen- 
gesetzte Stürme im Winter wohl umgewendet würden. 
Diese Dinge sind also weiterer Prüfung durchaus bedürftig. 

6. Der Oststrom oder die Westwindtrift der 
höheren Breiten des Indischen Ozeans ist in jeder Be- 



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Die Westwindtrift südlich 30° S. Br. 



475 



ziehung dem südatlantischen Verbindungsstrom vergleich- 
bar. Wir sahen, wie letzterer östlich vom Greenwich- 
Meridian in ca. 35 0 bis 40 0 S. Br. eine stark nördliche 
Richtung annahm; so fand dann auch Toynbee, daß 
derselbe bei seiner Vereinigung mit dem Agulhasstrom 
als ein ausgeprägter Nordoststrom auftritt, der erst weiter 
östlich in die reine Ostrichtung übergeht. Hier im Süden 
von Afrika zeigt der Strom in seiner Geschwindigkeit eine 
gewisse Schwankung nach den Jahreszeiten: im Süd- 
sommer ist er kräftiger, als im Südwinter. Wir sahen 
auch oben, nach den Beobachtungen deutscher Schiffs- 
führer, die Warm wasserkontur dementsprechend im Süd- 
winter weiter im W als im Südsommer. Ferner aber 
fand auch Toynbee die Richtung im Sommer mehr nach 
iV r , im Winter mehr nach 0 abweichend, worauf später 
zurückzukommen sein wird. 

Im weiteren Verlauf ist diese Ostströmung durch den 
ganzen Indischen Ozean südlich 35 0 S. Br. gesichert. Von 
den Felsküsten der Prinz-Edward- und Crozetinseln trägt 
sie losgerissene Tangzweige weit hinaus nach 0, und Schiffe, 
welche vom Kap nach Australien segeln, gewinnen bis 
zur Baßstraße auf dem ganzen Wege durch diesen Strom 
nicht selten 7 volle Grade in Länge, doch ist auch dabei 
stetig eine nördliche Komponente in den Strom Versetzun- 
gen enthalten. Daß diese große Ostströmung eine konti- 
nuierliche Verbindung zwischen dem Kap-Horn -Strom und 
dem Oststrom der Baßstraße repräsentiert, beweisen manche 
Flaschentriften, von denen eine der berühmtesten der 
Zettel Nr. 85 im Archiv der Seewarte enthält. Am 
14. Juli 18G4 wurde dieser Zettel südlich vom Kap Horn 
in 56° 40' S. Br., 66° 16' W. Lg. durch Dr. Neumayers 
Diener an Bord der „Norfolk" in einer Flasche aus- 
geworfen, die am 9. Juni 1867 bei dem Orte Jambuck 
an der Küste von Victoria (Australien) in 38 0 20' S. Br. , 
142° 11' O. Lg. wiedergefunden wurde. Den mutmaß- 
lichen Weg dieser Flasche verfolgend bestimmte Dr. Neu- 
mayer deren mittlere tägliche Geschwindigkeit zu 9 See- 
meilen. — Eine zweite Triftpost nahm ihren Ausgang 
ron den südlich von Kerguelen gelegenenen Mc.-Donald- 



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47G 



Die Strömungen des Indischen Ozeans. 



inseln, woselbst im Jahre 1859 in ca. 53° S. Br., 73 9 
0. Lg. der Walfischfänger „Ely" scheiterte; ein Faß mit 
Walfischthran, von diesem Schiffe stammend, wurde im 
April 1861 von einem anderen Walfänger „Pacific* in 
der Nähe der Chathaminseln in 43° 18' S. Br., 178° 56' 
W. Lg. in See aufgefischt, nachdem es, ebenfalls nach 
Dr. Neumayers Berechnung in 510 Tagen 4380 Seemeilen, 
also täglich 8,5 zurückgelegt hatte (Pet. Mitt. 1868, 99). 
Auch die Triftbahn dieses Fasses hat, wie man sieht, eine 
stark nördliche Komponente. Dazu kommt noch als dritte 
Trift Nr. 87 im Archiv der Seewarte, die von 43 0 S. Br. 
19° 0. Lg. (also südlich vom Kapland) ausgehend, eben- 
falls an der Küste von Victoria in Australien strandete. 

In seiner nördlichen Hälfte ist dieser südindische 
Oststrom nicht nur südlich vom Kapland, sondern noch 
bis 2500 Seemeilen Östlich vom Meridian des Nadelkaps, 
bis in die Längen von Kerguelen in 38° bis 44 °S. Br. 
ausgezeichnet durch seine örtlich schnell wechselnde Wasser- 
wärme. Der oft erwähnte englische Atlas der Oberflächen- 
temperaturen läßt, ebenso wie die älteren holländischen 
Zusammenstellungen, diese Zone abwechselnd warmer und 
kalter Wasserflecken bis nach etwa 70 0 bis 75 0 O. Lg. 
reichen; nach den Schiffsjournalen der Seewarte sind so- 
gar sehr häufig dabei die Temperaturgegensätze in 65 * 
bis 75° Länge größer und schroffer, die angetroffenen 
Wärmegrade erheblich höher, als zwischen dieser Region 
und dem eigentlichen Agulhasstrom. 

Das deutsche Schiff „Vega", Kapitän Leopold, fand im 
August 1881 in ca. 43° S. Br., 69° 0. Lg. auf 11 Seemeilen Ab- 
stand die Temperatur mehrfach um 2° und 3° sich ändernd und 
von einer Wache zur anderen von 10,7° auf 6.5° fallend, gleich 
darauf bis 11,0° und 12,7° steigend; erst östlich von 74° O. Lg 
sank die Wasserwärme wieder vorübergehend auf 8°, erhob sieb 
in einer Stunde (bei 10 Seemeilen Fahrt) wieder auf 11°, auf 
welcher Höhe dieselbe dann weiterhin sich erhielt. — Der britische 
Atlas der Temperaturen ergibt für die Zweigradfelder zwischen 
42° und 44° S. Br. in 40° bis 80° 0. Lg. in den vier dargestellten 
Monaten nachstehende Temperaturmittel: 




Die Westwindtrift südlich 30° S. Br. 



477 



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5 



Es geht daraus hervor, daß öst- 
lich von 58° 0. Lg. eine neue Zufuhr 
wärmeren Wassers von Norden her sich 
geltend macht, und wir leiten, wie zu- 
erst Andrau auf seiner Uebersichts- 
karte der Meeresströmungen südlich 
vom Kapland es auffaßte, dasselbe von 
dem oben erwähnten, an Madagaskars 
Ostküste nach 8W sich abzweigenden 
Teil des Passatstroms her (vgl. Zeit- 
schrift f. allgem. Erdk. N. F. VI, 1859, 
Taf. 1). Dieser wendet sich nach S und 
SO, um in den Längen östlich 58 0 0. 
von der Westwindtrift der höheren 
Breiten in Empfang genommen zu 
werden. 

Die auffallende Erscheinung, daß 
sich hier wie im Agulhasstrom der- 
artige Temperaturgegensätze auf so 
engem Raum so kontinuierlich erhalten, 
ohne durch lokale Strömungen sich 
schnell gegenseitig auszugleichen, findet 
nach Frhr. v. Schleinitz darin seine 
Erklärung, daß die absolute Dichte 

(j^fa) dieser so verschieden tempe- 
rierten Wasserflecke doch fast genau 
die gleiche ist. Das von S kommende 
kältere Wasser kompensiert seinen ge- 
ringeren Salzgehalt durch die niedrige 
Temperatur, das Wasser des Agulhas- 
stroms umgekehrt die hohe Tempe- 
ratur durch den hohen Salzgehalt. So 
fand derselbe: 

bei 36° 0. Lg. und 42,4° S. Br. die Tempe- 
ratur 9,4 °, den Salzgehalt 84,6 Promille; 

bei 36° O. Lg. und 44,1° S. Br. die Tempe- 
ratur 5,5°, den Salzgehalt 33,9 Promille. 



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478 



Die Strömungen des Indischen Ozeans. 

- 



Die Dichte ySj^j war bei beiden Proben = 1,0277 

(Ann. d. Hydr. 1875, 410). 

Seitdem Dr. Neumayer auf seiner physikalischen 
Karte der Südpolarregionen einen warmen Strom aus der 
eben berührten Region noch weiter südwärts geführt hat 
über Kerguelen und die Mc. -Donald-Inseln hinaus in das 
antarktische Gebiet hinein, pflegen alle deutschen Strom- 
karten dieses Bild zu acceptieren. Dr. Neumayer folgerte 
diesen relativ warmen Südstrom aus der notorischen Ar- 
mut an Eisbergen in den höheren Breiten südwestlich 
von Kerguelen, wie dies auch in dem Verlaufe der Eis- 
grenze zum Ausdruck kommt, welche in den Längen von 
Kerguelen bis 61 0 S. Br. zurückweicht, während weiter 
im W und 0 sie in viel niedrigere Breiten zu verlegen 
ist (Ztschr. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin VII, 1872, 150 f.). 
Auch aus den wenigen Schiffsjournalen, welche der deut- 
schen Seewarte von solchen Australienfahrern vorliegen, 
deren Kurs über 50° S. Br. hinausging, lassen sich In- 
dizien für eine etwas höhere Temperatur zwischen (30° 
und 70° O. Lg. entnehmen; indes bedarf *diese Frage einer 
sehr umständlichen Untersuchung, ehe sich ein Urteil 
darüber wird abgeben lassen. 

Aus den Beobachtungen der Challenger-Expedition berechnet 
sich für die Fahrt zwischen 45,5° O. Lg. bis zu den Crozetinseln 
(immer zwischen 46° und 47° S. Br.) aus 4 Tagen eine mittlere 
Stromrichtung nach S 55° 0 und eine durchschnittliche Strom- 
stärke von 14 Seemeilen. Von den Crozetinseln aber nach Ker- 
guelen wurde im Mittel aus drei Tagen das Schiff nach X 34° O 
(NOzN) mit einer durchschnittlichen Stärke von 15 Seemeilen 
versetzt. Zwischen Kerguelen und den Mc.-Donald-Inseln herrschte 
mäßiger Nordweststrom, südwärts davon aber bis 61° S. Br. in 
80° 0. Lg. entschiedener 0A r 0Strom mit 19,5 Seemeilen Stärke, 
noch südlicher wieder sehr schwacher Weststrom. 

Die Befunde der Gazelle-Expedition , über welche Freiherr 
v. Schleinitz (Ann. d. Hydr. 1875, 412 f.) in sehr lehrreicher 
Weise Bich ausführlich äußert, geben ebenfalls kein entscheidendes 
Resultat; immerhin sind in der Nachbarschaft von Kerguelen 
doch auch südliche Strömungen, sowohl an der Oberfläche, wie 
in geringen Tiefen damals einigemal gefunden worden. Die Eis- 
armut der Kerguelensee erklärt sich nach Freiherrn v. Schlei- 
nitz vielleicht durch das Vorhandensein eines wenig Eis erzeu- 



I 

i 

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Die Westwindtrift südlich 30° S. Br. 



genden Meeresteils im SW. — Dagegen hält er weiter im 0 das 
Auftreten einer relativ warmen Südströmung für wahrscheinlicher, 
wo auch Roß in ca. 48° S. Br., 83 V 0. Lg. die Wasserwärme 
schnell von 2,8° auf 6,7° steigen und sich einen Tag lang weiter 
östlich auf gleicher Höhe halten sali (24. und 25. Juli 1840). 

Bei Kap Leeuwin tritt eine Teilung dieses Oststromes 
ein, indem ein Arm nach N zur westaustralischen Strö- 
mung ablenkt, während die Hauptmasse den Weg nach 0 
fortsetzt. Auf der Höhe von King George Sund läuft 
der Strom oft 36 Seemeilen in 24 Stunden, in der großen 
Australbucht ist er schwächer. In der Baßstraße, wo indes 
Gezeitenströme ihn zeitweilig verdecken, rechnet man noch 
auf 24 Seemeilen, ebenso groß ist die Geschwindigkeit 
bei Kap Howe, dem südöstlichen Vorgebirge Australiens, 
und die Richtung fortgesetzt östlich (Axtstralia directory I, 
1876, 576). Grade dieser starke aus der Baßstraße her- 
vorbrechende Oststrom leitete zuerst den Admiral Hunter 
auf den Gedanken, daß eine Oeffnung zwischen Tasma- 
nien und Neusüdwales vorhanden sei. Nach Evans setzt 
der Strom, Tasmanien auch im Süden umfließend, in breiter 
Entwicklung in den Südpazifischen Ozean hinein, wo wir 
ihn später in seiner Fortsetzung aufsuchen werden. 

Während die übrigen Strömungen des Indischen 
Ozeans der Erklärung geringe Schwierigkeiten bereiten, 
denn teils sind es Monsunströme, teils genaue Abbilder 
der stidatlantischen, so ist in der großen Ostströmung der 
höheren Breiten doch einiges rätselhaft. So die tiberall 
erkennbare nördliche Komponente in der vorherrschenden 
Stromrichtung, welcher Umstand einst Petermann ver- 
anlaßte, auf seiner Stromkarte der Südpolarregionen süd- 
lich 40 0 S. Br. überhaupt lauter iVO-Strom einzuzeichnen, 
was mit der Kontinuitätsbedingung nur in Einklang zu 
bringen wäre, wenn auf submarinem Wege der erforder- 
liche Ersatz beschafft würde. Toynbee ist der Ansicht, 
da& in dieser Neigung des Stroms, von 0 nach NO ab- 
zuweichen, eine Rückwirkung der Schmelzwässer hoher 
Breiten zu erblicken sei ; denn im Sommer sei der Strom 
durchweg nicht nur stärker, sondern setze auch nördlicher 
als im Winter: eine Hypothese, die sehr ansprechend 



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480 Die Strömungen im Australasiatischen Mittelmeer. 



genannt werden muia. Aus dem Verlauf der submarinen 
Isothermfläche von -f- 1 0 C. zwischen Kerguelen und dem 
antarktischen Polarkreis (Wild, Thalassa p. 90 und Taf. 13; 
Segelhandb. f. d. Atl. Ozean S. 38) ließe sich in der 
That für die Tiefe von 200 bis 300 m ein ausgeprägter 
Abfluß kalten und leichten Schmelzwassers von der Pack- 
eiskante nordwärts ablesen. Dieser Strom erfaßt die 
Eisberge und drängt sie entlang den Meridianen in niedere 
Breiten ; die Rotationskraft würde die Richtung derselben 
sogar zu einer westlich von N liegenden machen müssen. 
Wenn die thatsächliche Bahn derselben wie dann auch 
der Strömung selbst nach NO führt, so bewirken das die 
Winde, welche in diesem ganzen Gebiet wie im Südat- 
lantischen Ozean unter gleicher Breite mit großer Kraft 
die Meeresoberfläche nach SO bis OSO treiben. In der 
Tiefe scheint unterhalb 400 bis 500 m kein Unterschied 
in den Dichten zwischen den Gewässern dieser hohen 
Breiten zu bestehen. Um indes diese Darlegungen aus 
dem Gebiete des Hypothetischen zu erheben, würden vor 
allem reichlichere und sorgfaltigere Untersuchungen der 
Wärme- und Dichteschichtung in den Meeren jenseits 50 " 
S. Br. erforderlich sein. 

7. Die Strömungen des Australasiatischen Mit- 
telmeeres lassen sich vielleicht denen des Indischen Ozeans 
am leichtesten anschließen, weil sie einen ausgeprägten 
Monsuncharakter zeigen, gleich den Bewegungen in der 
Atmosphäre. Wenigstens in der Chinasee zwischen Borneo 
und Formosa alternieren die Strömungen semesterweise dem 
Monsun folgend, dabei an den vorspringenden Landspitzen 
bis zu sehr beträchtlichen Stärkegraden anwachsend. (Vgl. 
die Darstellung derselben durch Kapitän Wagner, Ann. 
d. Hydr. 1876, 280 und Kapitän Polack in seinen Segel- 
anw. für die Fahrten in den chinesischen Gewässern. 
Hamburg 1868). In den flacheren Gebieten indes ver- 
decken die Gezeitenströmt den Meeresstrom vielfach bis 
zur Unkenntlichkeit, und zwar gilt das nicht nur für die 
Küstenzone und die Meeresstraßen, sondern auch für die 
isoliert aus tieferem Wasser aufsteigenden Untiefen. 

Im Nordostmonsun wird, um den Südweststrom im 



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Die Strömungen der Chinasee. 



481 



Gange halten zu können, Wasser durch die Formosastraße 
aus dem Tung-hai, und südlich von Formosa aus dem 
Pazifischen Ozean, hier aus dem Kuro-Shio, herangezogen. 
Andrerseits dringt leewärts das an Malaka und Sumatra 
angestaute Wasser durch die Malakastralie nach NW ins 
Andamanische Meer, durch die Sundastrafie in den In- 
dischen Ozean. 

Im übrigen herrscht alsdann in der eigentlichen 
Chinasee, die wir uns im SW durch eine Linie von Pulo 
Obi nach den Natuna- Inseln abgegrenzt denken wollen, 
ein nahezu vollständiger Kreislauf. Mit 20 bis 40 See- 
meilen Geschwindigkeit strömt das Wasser an der Süd- 
küste Chinas nach WSW, zwischen den Pratas und Pa- 
racel-Riffen nach SW auf die Küste von Annam zu. An 
dieser wird der Strom eingeengt und erreicht südlich von 
Kap Varela, namentlich aber auf der Höhe von Kap Pa- 
daran, Geschwindigkeiten, welche 50 bis 80 Seemeilen 
täglich erlangen können. Bei den Sapata-Inselu, die am 
Rande der hier nur ca. 80 bis 90 m tiefen Lotungsbank 
liegen, wird der Strom an seiner linken Flanke abgelenkt, 
erst nach S, dann schnell nach $0, O und ONO. Nach 
den Angaben von Kapitän Polack bildet er sogar um 
einen Punkt in ca. 9° N. Br. , 110° O. Lg. einen aus- 
geprägten Wirbel von etwa 180 Seemeilen Durchmesser, 
zwischen den Sapata - Inseln und den Prinz von Wales- 
und Vanguard-Bänken. Das in dem riffreichen Korallen- 
meer östlich von diesem Wirbel mit Vermessungen be- 
schäftigte Kriegsschiff „Rifleman* fand daselbst den Strom 
immer gegen den Monsun laufend ; und ebenso setzt im 
iVö-Monsun entlang der Nordwestküste von Borneo, der 
Westküste von Palawan und der Philippinen der Strom 
mit 15 bis 25 Seemeilen Stärke im allgemeinen immer 
nach A r , indem er zwischen Kap Bojador und den Pratas- 
riffen nach NNW und TFinden Hauptstrom zurücklenkt. 
— Der Strom beschreibt also, abgesehen von dem lokalen 
Wirbel bei Pulo Sapata, einen vollen Kreislauf in der 
ganzen Chinasee, mit einer Drehung gegen den Zeiger 
der Uhr. 

Krümmel, Ozeauographie II. -31 



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482 



Die Strömungen in der Chinasee. 



Im Südwestmonsun ist die Stromrichtung im all- 
gemeinen umgekehrt. An der Küste von Cochinchina 
geht der Strom nach NO, bei Kap Padaran 40 bis 70 
Seemeilen Stärke erlangend, an der Küste von Annam 
nach iV, an der stidchinesischen Küste, mit vielen Unregel- 
mäßigkeiten im einzelnen, im allgemeinen nach O; auch 
in der offenen See zwischen den Paracel-Inseln und Luzon 
scheint die NO- Richtung bei mäßiger Stromstärke zu 
überwiegen. Nach Polacks Angaben findet sich der volle 
Kreislauf erst südlich 12° N. Br. ausgeprägt, insofern 
alsdann an der Küste von Palawan und Borneo südliche 
Strömungen vorherrschen, welche durch das Korallenmeer 
von Kap Padaran und Pulo Sapata aus einen Zustrom 
erhalten, während von den Natuna- nach den Condore- 
Inseln ein nach N setzender Strom den Kreislauf abschließt. 
Noch bei den Vanguardbänken gibt Polack einen S IT- 
Strom von 20 Seemeilen Stärke nach seinen Erfahrungen 
an. Es ist leicht einzusehen, wie durch den S 11 -Monsun 
einerseits Wasser aus der Javasee nach N getrieben wird, 
andererseits in der Formosastraße und zwischen Formosa 
und den Baschi-Inseln der Strom nach NO hinaussetzt. — 
Im ganzen aber wird für die Zeit des S II r - Monsuns der 
Strom nicht so beständig beschrieben, wie in der anderen 
Jahreshälfte, weil eben der Monsun selbst sehr viel un- 
regelmäßiger auftritt und häufig von Stillen abgelöst wird. 

Besonders unregelmäßig sind die Strömungen in der Nähe 
und im Bereiche der in der Nordhälfte der Chinasee liegenden 
Riffe und Inseln (Paracel, Pratas, Scarborough), indem diese, nach 
der Ausdrucksweise der Seeleute, „anziehend" wirken sollen, was 
wohl zum Teil den Gezeitenströmen (der Flutstrom wird auf die 
Inseln zu setzen), zum Teil aber auch Neerströmen zuzuschreiben 
ist, welche sich an der Leeseite der Inseln oder Untiefen ent- 
wickeln. (Vgl. über die Paracelinseln den Bericht der deutschen 
Kriegsschiffe s Frey;i a und „Iltis u in den Ann. d. Hydr. 1885, 
S. 29.) 

Die Stromvorgänge in den östlicheren, inselerfüllten 
Becken dieses Mittelmeers sind sehr verwirrte. Offenbar 
entstehen unter der Einwirkung der Monsune in den brei- 
teren Straßen Triftströme, die dann zwischen den Inseln, 
in Buchten und hinter den sonst vorspringenden Halb- 



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Die Pazifischen Strömungen. 



483 



inseln allerhand komplizierte Neerströme zur Folge haben. 
Ohne Einwirkung auf den Stromgang können auch die 
benachbarten Strombewegungen im Pazifischen Ozean nicht 
bleiben, namentlich für die Celebessee und Molukken- 
passage. Dagegen scheint die Arafura- und Bandasee 
in einiger Abhängigkeit von den Strömungen nordwestlich 
von Australien zu stehen: westliche Versetzungen sind 
von der Torresstraße an bis auf Timor zu und noch weiter 
in den Indischen Ozean hinaus die häufigsten. Ob auch 
beim Westmonsun im Südsommer, erscheint mir indes 
noch nicht ausgemacht. — Auch hier sind die vorliegenden 
Thatsachen sehr widersprechend, und soweit ich das vor- 
handene Material kenne, gestattet es zur Zeit überhaupt 
noch keine Entscheidung. Namentlich ist das Eingreifen 
der Gezeitenströme in den flacheren Teilen dieser Meere 
gegenwärtig noch gar nicht zu eliminieren. 

6. Die Strömungen des Pazifischen Ozeans. 

Die erste bildliche Darstellung der pazifischen Meeres- 
strömungen, gegründet auf die damals vorliegenden Strom- 
versetzungen, hat Duperrey gegeben (Carte du mouvement 
des eaux ä la surface de la mer dam le Grand Ocean 
austrat, Paris 1831). H. Berghaus sagt von dieser 
Karte, die ich nicht einsehen konnte, daß sie nordwärts 
mit dem Parallel der Sandwich-Inseln abschließt, ihm aber 
als Vorbild für die Strömungskarte im Physikalischen 
Handatlas (1836) gedient habe, welche dieser verdiente 
Kartograph in der That als eine Darstellung bezeichnen 
konnte, „gegründet auf die Beobachtungen, welche seit 
Magellans Zeit bis auf die preußischen Weltreisen (der 
Seehandlungsschiffe) gemacht sind*. Der Berghausschen 
Karte kommt für diesen die Hälfte der irdischen Meeres- 
fliiche umfassenden Ozean der gleiche Rang zu, wie den 
Karten Rennells für den Atlantischen. Von neueren 
zusammenfassenden Darstellungen sind die Arbeiten von 
Findlay (Journ. R. G. Soc. 1853), de Kerhallet (mir 
vorliegend in der engl. Uebersetzung, Washington 1869) 
und Hoffmann hier besonderer Erwähnung wert. Diese 



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484 



Die Pazifischen Strömungen. 



sind im wesentlichen auch die Basis der nachstehenden 
Darstellung, die, wo nötig, die englischen und französischen 
Küstenbeschreibungen herangezogen und in einem beson- 
ders wichtigen Falle auch umfassendes handschriftliches 
Material der Seewarte benutzt hat. 

1. Die nördliche Aequatorialströmung erscheint 
bei Duperrey und Heinr. Berghaus als ein Teil der 
„allgemeinen äquatorialen Westströmung zwischen 24° N. 
und 26° S. Br.% welche beide als ein Erbteil früherer 
Jahrhunderte im ganzen beibehielten. Aus den Wahr- 
nehmungen der preußischen Seehandlungsschiffe auf der 
Fahrt von Chile nach den Sandwich-Inseln und einiger 
anderer Reisen nach der Nordwestküste Nordamerikas 
hatte Berghaus indes schon entnehmen können , da£ 
diese allgemeine Westbewegung des Tropenmeeres in den 
Längen 130° bis 140° W. in der Zone zwischen 5° und 
10° N. Br. durch kräftigen Oststrom, die „Nordäquato- 
riale Gegenströmung 4 *, unterbrochen werde. Darum er- 
scheint zunächst an dieser Stelle eine Zweiteilung des 
Aequatorialstroms. Im W des Nordpazifischen Ozeans 
entnahm er aus Hunters und Krusensterns älteren, 
sowie Duperreys neueren Beobachtungen im Juli 1824 
südlich von den Karolinen, ebenfalls östlichen Strom, dem 
er indes nur einen Monsuncharakter zuschrieb. Doch lätet 
er eine „konstante Verlängerung" der Aequatorialströ- 
mung, an der Südseite abgegrenzt durch eine Linie von 
Namonuito (Karolinen) nach Kap Engano (Luzon) auf 
Formosa zu sich bewegen, wo sie nach X umlenkend bei 
den Liukiu-Inseln zum „ Japanischen Strom * übergeht. — 
Findlay hat dann die völlige Isolierung der nördlichen 
Aequatorialströmung auch in diesem Ozean durchgeführt 
und sie im S durch 10° N. Br. begrenzt. So ungefähr 
erscheint sie auch seitdem auf allen Karten. 

Diese vom Nordostpassat getriebene Westströmung 
umfaßt die ganze Breite des Ozeans vom Meridian der 
Revilla-Gigedos-Inseln bis zu den Philippinen hinüber in 
einer Ausdehnung von etwa 130 Längengraden (7500 See- 
meilen). Die Stromstärke ist im allgemeinen immer mäteig 
gefunden worden, 12 bis 18 Seemeilen in 24 Stunden; 



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i 



Die Aequatorialströme. 485 

sehr viel geringer, in Stromstillen tibergehend, oder auch 
zu Nord- und Nordostströmen abkurvend entlang ihrem 
Nordrande. Aber weiter im W bei den Marshallinseln 
und nördlichen Karolinen sind schon von Kotzebue auf- 
fallend starke und zwischen den Inseln auch in ihrer Rich- 
tung wechselnde Strömungen gefunden worden, was von 
Neueren bestätigt wird (s. Ann. d. Hydr. 1886, 153 ff.). 
Bei den Philippinen setzt der Strom stark nach N (18 bis 
42 Seemeilen nach Evans). 

2. Der südliche Aequatorialstrom tritt uns als 
eine dem analogen Strom des Atlantischen Ozeans in vieler 
Hinsicht sehr ähnliche Erscheinung entgegen. Wie dieser, 
erreicht er nahe und nördlich vom Aequator, den er um 
3 bis 6 Breitengrade nach N überschreitet, seine größte 
Geschwindigkeit und Konstanz. Doch gilt dies nur für 
seine östliche Hälfte. Hier eilt er nach Kerhallet mit 
einer mittleren Geschwindigkeit von 24 bis 25 Seemeilen 
dahin, doch ist auch das Doppelte nicht selten. In ein- 
zelnen Fällen sind schon 79 Seemeilen (S. M. S. Alba- 
tros 1879), ja über 100 vorgekommen (Ann. d. Hydr. 
1879, 292; 1880, 417). Namentlich entlang seinem Nord- 
rande entfaltet er diese großen Geschwindigkeiten, die 
allen häufig ihn durchquerenden Südseefahrern sehr ge- 
läufig sind und Grund zu der Vermutung geben, daß 
der oben geschilderte sogenannte ? nördliche Stromstrich a 
seines atlantischen Ebenbildes hier wiederkehrt (vgl. nament- 
lich auch die Berichte im „ Piloten" der Seewarte). Süd- 
lich vom Aequator scheint dagegen die Stromstärke rasch 
abzunehmen und die -Richtung nach S umzulenken ; nach 
Hoffmanns Ansicht ist in dem inselfreien Gebiet süd- 
lich von 15° S. Br. auf einen Weststrom nicht mehr zu 
rechnen, obschon er gelegentlich auch vorkommen mag. 
Nahe den Marquesasinseln wird die südlich von W nei- 
gende Richtung in einigem Abstände vom Aequator bis- 
weilen sehr ausgeprägt. Der „Challenger" fand auf der 
Reise von Honolulu nach Tahiti schon von 5 0 S. Br. ab 
solchen südwestlichen Strom (im Mittel aus 9 Tagen 
zwischen 5° und 15° S. Br. in ca. 150° W. Lg. als Rich- 
tung S 50° W und als Durchschnittsstärke 18 Seemeilen); 



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486 



Die Pazifischen Strömungen 



die „Novara 14 fand südlich von den Geselischaftsinseln bis 
südlich Pitcairn (zwischen 14° S. Br., 146° W. Lg. und 
28° S. Br., 130° W. Lg.) als Mittel aus 20 Tagen die 
Richtung schon S 17° W {SzW) 12 Seemeilen, ja sogar 
Abkurven der Stromfaden nach 0 scheint sowohl nach 
den Beobachtungen von Cook wie von Hoff mann in 
dieser Zone vorzukommen, in der auch der Passat nicht 
selten durch starke Südwestwinde abgelöst wird. 

In dem westlicheren Teile sind wiederum zwei Ge- 
biete zu unterscheiden, die durch eine Linie von den 
Samoa-Inseln nach Neukaledonien getrennt sind. 

Nordwestlich dieser Linie sind die westlichen Strö- 
mungen als Fortsetzung des Aequatorialstroms im ganzen 
sehr regelmäßig und entlang den Inseln, durch Einengung 
des Bettes, auch ziemlich kräftig. Die Samoa-Inseln sind, 
wie eine große Anzahl von darauf hin durchgesehenen 
Schiffsjournalen der Seewarte ergeben, von einem ent- 
schieden westlichen Strom umspült, die Geschwindigkeiten 
wechseln zwischen 6 und 26 Seemeilen in 24 Stunden, 
im Mittel berechnen sie sich aus 1 8 Beobachtungen zwischen 
12° und 15° S. Br., 170° bis 174° W. zu 14 Seemeüen. 
Ebenso ist die gleiche Richtung und Stärke des Stroms 
zwischen den Samoa-Inseln und Neuen Hebriden (S. M. S. 
„Carola" und „Möwe" 1882 und 1883) gefunden worden, 
während an der Südwestsei te der Hebriden wie der Salo- 
monen südöstliche Neerströme nicht selten angetroffen 
werden (Evans; vgl. dagegen Ann. d. Hydr. 1876, 13). 
Zwischen den Sta. Cruz-Inseln, nahe im 0 der Neuen 
Hebriden und Salomonen entlang segelnd, nach der Duke 
of York-Insel (Neu-Lauenburg) fand Duperrey im August 
1883 als gesamte Stromversetzung in 11 Tagen 137 See- 
meilen recht Tf r , südlich von Neu-Pommern sogar einmal 
29 Seemeilen nach SSW. In dem Georgskanal zwischen 
Neu-Mecklenburg und Neu-Pommern ist die starke Nord- 
strömung sehr regelmäßig entwickelt und erschwert eine 
Durchsegelung der Straße nach S hin außerordentlich. 
Derselbe Duperrey fand darauf von dieser Straße nach 
dem Aequator in 135 3 4° 0. Lg. segelnd wiederum in 
11 Tagen als mittlere Stromrichtung N 78° W (WzN) 



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i 



Der südliche Aequatorialstroni. 



487 



und an zwei Tagen nacheinander 48 und 63 Seemeilen 
Stromstärke ( Voyage autour du Monde; Hydrographie, 
Paris 1829, II, 52). Den gleichen starken Weststrom 
konnten kürzlich entlang der Nordküste von Kaiser Wil- 
helrasland segelnd Finsch und v. Schleinitz im Wasser 
erblicken, indem das den größeren Flüssen der Insel ent- 
strömende und durch Sinkstoffe gefärbte Wasser stets in 
jener Richtung der Küste entlang geführt wurde. 

Zwischen Neukaledonien und denLouisiade-Inseln fand 
Admiral de Rossel, als er die Beobachtungen von 
d'Entrecasteaux (1793) diskutierte, ebenfalls kräftige 
Nordwestströmungen, weshalb Berghaus dieselben als 
„Rossels Trift" auf seiner Karte bezeichnet hat. Mit 
1 0 Seemeilen mittlerer Geschwindigkeit führt diese in das 
Korallenmeer und in die Torresstraße hinein. Auf Du- 
mont d'Urvilles Expedition [Voyage au Pol Sud, 
Physique I, 330) war hier die größte Stärke 23 See- 
meilen, und fand man im S von Neu-Guinea einen öst- 
lichen Neerstrom. 

Oeslliche Stromversetzungen kommen, wie überall in den 
schwächeren Teilen der Aequatorialströme, so auch hier gelegent- 
lich vor. Indeß dürfte ein Fall von so ausdauerndem Oststrom, 
wie ihn S. II. S. ..Ariadne" vom 28. Mai bis 17. Juni 1879 
zwischen den Samoa-Inseln und der Torresstraße verzeichnete, 
doch wohl exceptionell sein. Obwohl, wenigstens westlich der 
Banksinseln, der Passat kräftig eingesetzt hatte, wurde fast stets 
östlicher Strom angetroffen, und zwar in der Stärke von 20 bis 
30 Seemeilen im Etmal. Auch in der Arafurasee war durch- 
peliends Oststrom, ebenfalls ganz abnormer Weise. „Mangelhafte 
Besteckführung u , berichtete damals der Kommandant, Kapitän 
von Werner, „kann nicht vorliegen, da Fehler in der abge- 
laufenen Distanz im Betrage von 40 bis 50 Seemeilen an Bord 
eines Kriegsschiffs nicht vorkommen. Außerdem muß hier als 
triftiges Gegenargument das Faktum eintreten, daß während der 
Fahrten S. M S. ,Ariadne l iin Bereiche der Ellice- und sudlichen 
Gilbertinseln, sowie östlich vom Kap St. George große Felder von 
treibendem Bimsstein angetroffen wurden, welcher zweifellos von 
den im St. Georgskanal neuerdings (Februar 1878) stattgefundenen 
Eruptionen herrühren mußte. Wie aber konnten die Bimsstein- 
massen dorthin anders gelangen als durch östliche Strömung? 
Auch im St. Georgskanal hatte das Schiff (abnormer Weise) süd- 
östlichen Strom von 0,3 bis 0,7 Seemeilen die Stunde getroffen : 
mit diesem mußten die Massen zunächst südlich treiben und 



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48S 



Die Pazifischen Strömungen 



konnten dann östlich der Salomo Inseln und zu den Ellice-Inseln 
nur durch Oststrom gelangen. Dies scheint jedenfalls ein hin- 
reichender Beweis für die Existenz östlicher Gegenströmung süd- 
lich von 8° S. Br. zu sein." (Ann. d. Hydr. 1879, 283 und 523.) 

— Ohne Frage ist das Auftreten so lange anhaltender östlicher 
Strömungen in diesem Gebiete auch von hohem Interesse für die 
Beurteilung der Wanderungen der Inselvölker. Gerade solche 
Störungen scheinen die erste Veranlassung, von ostwärts liegenden 
Inseln Kunde zu erhalten, die dann bei ähnlicher Gelegenheit zur 
Besiedelung ausersehen werden konnten. Ueberdies sind auch 
Westwinde in diesem Gebiete, namentlich im Südsommer, eine 
häufige Erscheinung. 

Die südlich von der Linie Neukaledonien-Samoa-Inseln 
vorkommenden Strömungen erschienen in Karten und 
Büchern so wenig geklärt, daß eine eingehende Unter- 
suchung derselben auf Grund der Schiffsjournale der See- 
warte nötig wurde; die Untersuchung erstreckte sich 
schließlich südwärts über Neuseeland hinaus und umfaßte 
den ganzen Raum zwischen 10° bis 50 °S. Br., 160° O. 
bis 1 30 0 W. Lg. ; mehr als 50 Schiffsjournale mit über 
100 Reisen durch dieses Gebiet waren außer einigen Be- 
richten von Kriegsschiffen zur .Verfügung (S. M. S. „Carola* 
1882 und 1883; „Möwe" 1882; „Nautilus« 1879 und 1880). 
Für die hier in Betracht kommende Region ergab sich, 
folgendes. 

Zwischen den Samoa- und Tonga-Inseln bis zu den 
Cooksinseln hin ist Südweststrom durchaus vorherrschend. 
In dem Räume zwischen 15° bis 21° S. Br., 168° bis 175° 
W. Lg. waren 63 Beobachtungen zu verzeichnen; davon 
entfallen auf den Quadranten zwischen S (excl.) und W 
(incl.) 35 (= 57 Prozent); nördlicher als IT waren 7 Fälle, 
rein S waren 6, SO 7, O 4, jVÖ 2 Fälle. Zwischen 
170° und 1(50° W. Lg. überwiegen die südlichen Ver- 
setzungen, die nächstdem häufigsten sind die nach SO. 

— Zwischen den Tonga- und Kermadecinseln ist sehr 
wechselnder Strom gefunden, doch überwiegt Südstrom 
zu beiden Seiten von 170° W. Lg., östlich nahe den Kermadec- 
inseln sind östliche Versetzungen häufiger. Südlich von 
30° S. Br. ist dann ein Herrschen des Südoststroms wieder 
besser zu erkennen. Aus der Uebersichtskarte, in welcher 
sämtliche den Journalen entnommene Strom Versetzungen 



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Der Aequatorialgegenstrom. 480 



eingetragen wurden, ist mit großer Gewißheit zu ersehen, 
daß der Aequatorialstrom von den Samoa-Inseln nach SW 
abbiegt und je weiter er in dieser Richtung fortschreitet, 
desto mehr Stromfaden nach S abkurven läßt. Die beob- 
achteten Stromgeschwindigkeiten sind meistens mäßige, 
der Durchschnitt auf ca. 12 Seemeilen in 24 Stunden 
anzusetzen; Versetzungen über 20 Seemeilen sind selten, 
über 30 nur zweimal notiert. — Aus dem Gebiete zwischen 
Neukaledonien und den südlichen Tonga-Inseln lagen nur 
sehr wenige Beobachtungen vor. 

Wir sehen also sowohl im S der Niedrigen Inseln 
wie der Cook- und der Samoa-Inseln den südlichen Aequa- 
torialstrom mit einem Teil seiner Gewässer successive 
nach SW und S abkurven. Das Gleiche ist nun auch an 
der ostaustralischen Küste der Fall, worauf indes weiter 
unten noch besonders zurückzukommen sein wird. 

3. Der Aequatorialgegenst rom, zwischen den 
beiden Westströmungen nach 0 gehend, ist in seiner 
ganzen Ausdehnung von Mindanao und Halmahera im 
W bis zum Golf von Panama (fast 8000 Seemeilen!) zu- 
erst von Findlay aufgestellt worden. Spezieller unter- 
sucht aber hat ihn erst, nachdem K erhallet die Frage seiner 
Existenz und seiner Ausdehnung nicht viel weiter gefördert, 
30 Jahre später P. Hoffmann (Meeresstr. S. 42 bis 48 und 
94 bis 96), indes ohne auch seinerseits bei dem unzu- 
reichenden Material zu ganz einwandfreien Resultaten zu 
gelangen. 

Gesichert ist jedenfalls durch eine ganze Reihe von 
Daten von der Ostküste von Mindanao an bis in den 
Golf von Panama hinein das Auftreten starker Ostströme 
in den Monaten Juni bis Oktober, so daß einzelne Wal- 
fanger dieselben wohl benutzt haben, um darin nach O 
hin vorzudringen, was in den benachbarten Passatgebieten 
unmöglich wäre. Dagegen ist es nicht ebenso sicher an- 
zunehmen, daß der Oststrom auch in der anderen Jahres- 
hälfte die gleiche Breite und Kraft erlangt. Daß zwischen 
beiden Aequatorialströmen im Stillengürtel ein Gegenstrom 
sich ausbilden muß, folgt einfach aus der Kontinuitäts- 
bedingung (s. oben Figur 50). Und wenn dieser Ost- 



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490 



Die Pazifischen Strömungen. 



ström in der Westhälfte des Gebiets nicht nördlich vom 
Aequator vorkommt, so ist anzunehmen, daß er alsdann 
südlicher sich verschiebt. Die starke kontinuierliche West- 
bewegung des südlichen Aequatorialstroms würde einer 
solchen Südwärtsverlegung des Gegenstroms nur in der 
Strecke zwischen dem Bismarckarchipel und den Gilbert- 
inseln günstig sein, zumal im Südsommer, wo dann Stillen 
und westliche Winde in dem ganzen inselreichen Gebiet 
südlich vom Aequator vorkommen; das aber sind gerade 
die Monate, in welchen die Ostströmung bei den Karo- 
linen und südlichen Marshallinseln so häufig vermißt 
wird. Möglich, daß dieser Zustand von einem Jahr zum 
andern wechselt. Denn gänzlich fehlen auch in der Zeit 
von November bis Mai diese Ostströmungen in ca. 5° 
N. Br. nicht, obschon sie allemal schwächer auftreten, 
als in den Sommermonaten, wo Versetzungen der Schiffe 
nach 0 um 60 bis 80 Seemeilen nicht gerade vereinzelt 
vorkommen. So muß das Verhalten dieser höchst interes- 
santen Ostströmung noch weiterer Untersuchung em- 
pfohlen bleiben, wofür wiederum in den Wetterbüchern 
deutscher Kriegs- und Handelsfahrzeuge ein reichliches, 
zum guten Teil noch ungehobenes Material zur Ver- 
fügung steht. 

Eine der merkwürdigsten Reisen durch dieses Aequatorial- 
gebiet hat Dumontd'Urville im Winter 1838 zu 39, also gerade 
in der kritischen Jahreszeit ausgeführt. Sein Geschwader, aas 
den Korvetten „Astrolabe" und ..Zelee" bestehend, begab sich am 
26. November aus dem Astrolabehafen (8° 31' S. Br., 159° 40' O. Lg., 
Isabelinsel der Salomonen) nordwestlich in See und begegnete 
dabei zunächst den in Lee dieser Insel nicht selten anzutreffenden 
östlichen NeerstrÖmen. An der Ostseite der Choiseulinsel und 
Bougainville-Insel waren die Stromversetzungen auf beiden Schiffen 
gering, angesichts der Grünen Insel und ebenso im Osten von 
Neu-Mecklenburg herrschte starker Nordstrom, der sehr bald eine 
Neigung nach 0 abzulenken zeigte. Vom 9. Dezember an waren 
die auf den beiden Schiffen, wie man sieht, keineswegs gleich 
beobachteten Stromversetzungen folgende: 



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Der Aequatorialgegenstrom. 491 



Datum 

1 ooo 

: — 


Breite 


La 

_ 


nge 




_ 


Stromversetzung der 
n Astrolabe u „Zelee" 


Dez 9 


3° 48' 


.s T 


153° 


42' 


0 




19° 


W, 25 


Sm. 


N 29° 0, 26 


Sm. 


10 


3 


31 




153 


44 


11 


n 


17 


O, 17 


ii 


„51 „ 21 


ii 


11 


3 


25 


• • 


154 

1C1E 


39 


11 


n 


42 


ii 25 


ii 


ii 47 „ 23 


ii 


12 


1 


1 




155 


27 


11 


ii 


59 


„ 29 


ii 


„ 86 20 


ii 


13 


0 


4ti 


s 




44 


'j! 


ii 


58 


„ 29 


ii 


11 82 „ 41 


ii 


« H 


2 


5 


i, 


156 


35 


11 


ii 


54 


ii 30 


ii 


N 14 


ii 


„ 15 


2 


37 


ii 


156 


35 


11 


ii 


71 


i, 16 


ii 


68° „ 5 


ii 


16 


3 


7 


ii 


156 


2 


11 


ii 


53 


n\ io 


ii 


#31 W, 9 


n 


„ 17 


3 


49 


ii 


155 


2 


11 


* * 


59 


,1 9 


ii 


,i 52 v 6 


n 


„ 18 


4 


30 


ii 


154 


44 


11 


n 


60 


i, 7 


ii 


A45 „ 4 


ii 


„ 19 


6 


13 


*,i 


154 


13 


11 


ii 


20 


„ 9 


ii 


ii 70 „ 15 


ii 


„ 20 


7 


16 




153 


31 


11 


n 


44 


0, 28 


ii 


AMI O, 10 


ii 


„ 21 


6 


56 


: 


152 


30 


11 


O 


7 


ii 


S 65 „ 17 





Die östlichen Stromversetzungen überwiegen an Frequenz 
und Stärke bei beiden Schiffen durchaus, und zwar schon von 
3° S. Br. an. Nachdem das Geschwader bis zum 9. Januar erst 
bei Guam, dann bei der Rukinsel geankert hatte, wurde auf ÜJin- 
danao zu gesegelt. Die hierbei vom 10. bis 15 Januar 1839 bis 
zu den Palaosinseln erfahrenen Strom Versetzungen waren durch- 
weg westliche, mit einer durchschnittlichen Starke von 29 See- 
meilen täglich ; jedenfalls führte der Weg überhaupt zu nördlich 
(zwischen 12° und 7° N. Br.), um den Oststrom zu berühren. 
Von den Palaos bis nach Mindanao blieb der Strom zunächst 
westlich (im Mittel 11 Seemeilen), bog dann aber in der Nähe 
von Mindanao nach 8 und SO um, wie das auch der „Challenger" 
fand. (Voyage au Pole Sud, Physique i, 154 bis 168.) 

Das Verhalten des Aequatorialgegenstroms an seinem 
östlichen Ende scheint auf den Karten nicht immer so 
aufgefaßt, wie auf der unsrigen, die hierin der Darlegung 
Findlays folgt (a. a. 0. S. 235, seine Karte weicht da- 
von ab). Bei der Kokosinsel fand schon Vancouver 
außerordentlich starken Oststrom (Dezember 1794), der 
60 Seemeilen in 24 Stunden lief; was aber mit so kräf- 
tigem Oststrom in dem geschlossenen Räume zwischen 
Centraiamerika und dem Aequator werden, wohin dieser 
abfließen soll, darüber scheinen die Kartographen nicht 
immer nachgedacht zu haben. Die Temperaturkarten zeigen 
uns hier am klarsten, daß jenes warme, monatelang unter 



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492 Die Pazifischen Strömungen. 

senkrechter Sonne ostwärts geflossene Wasser sowohl ent- 
lang der Küste von Neugranada nach S hin ausweicht 
(wie schon Fitz-Roy angibt und S. M. S. „Nymphe*. 
Kapitän z. S. von Blanc 1872 von neuem bestätigte) 
als auch entlang der centralamerikanischen Küste nach 
N hin abfließt. Der Hafen von Acapulco ist, seitdem 
Du Petit Thouars seine merkwürdig hohen Tempera- 
turen kennen lehrte, jedenfalls im Bereiche dieser nord- 
wärts ausweichenden Strömung anzunehmen; der Gegen- 
satz in den Wassertemperaturen nördlich und südlich vom 
Kap S. Lucas ist bereits oben (S. 309) berührt. Die 
Küstenbeschreibungen geben vielfältig in kurzer Zeit 
wechselnde Ströme an (Imray, North Pacific Pilot, I, 
1881, p. 25, 79 etc.; vgl. die Beobachtungen S. M. S. 
„Elisabeth" Ann. d. Hydr. 1878, 369), so daß es wohl 
verständlich ist, wenn vielen Kartographen die südöst- 
lichen Ströme vorherrschend scheinen, anderen hier ein 
Monsunphänomen vorschwebt. So schon Heinrich Berg- 
haus, der nur von Mai bis Dezember (der Zeit kräftigsten 
Oststroms weithin nach W in der Aequatorialregion!) 
nordwestliche Strömungen, von Dezember bis April aber 
vom Kap San Lucas an bis an die Küsten von Costa 
Rica hin südöstliche Wasserversetzungen annimmt. Wie 
trotz der letzteren das Wasser entlang der Westküste 
Centraiamerikas auch im Februar nie unter 28° sinken 
kann, ist offenbar nicht in Erwägung gezogen worden. 

Kapitän Hoff mann hat zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt 
auf das überraschende Vorkommen von sehr niedrigen Küsten- 
temperaturen nahe bei Panama, nach den Beobachtungen S. M.S. 
„Vineta" im Mörz 1880. Als Tagesmittel der Wassertemperaturen 
für 6 Tage ergab sich daselbst 22,9°, wahrend die Luft warme 
gleichzeitig 25,8° war; und unmittelbar nach Verlassen des 
Hafens wiederum im Mittel aus 6 Tagen (zwischen 7° 8' N. Br^ 
81° 40' W. Lg. und 12° 4' N. Br., 96° 32' W. Lg.) für das Wasser 
26,7°, die Luft 27,1°. Seitdem hat dann Buchanan diese merk- 
würdige Erscheinung bestätigt {Proceed. R. G. 8oc. 1886, 765) und 
in Panama selbst erfahren, daß dort von Januar bis Mai die See- 
temperatur erheblich niedriger sei, als die der Luft, und erstere 
an einzelnen Tagen sogar des Mittags merklich kalter sein soll, 
als um Mitternacht (?). — In anderen Monaten scheint dieser ganz 
litorale Temperaturabfall nicht wahrnehmbar geworden zu sein. 
Derselbe ist dem ähnlichen Vorkommen an der Zahn- und Sklaven- 



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Der Japanische Strom 



493 



küste anscheinend vergleichbar, doch muß seine Ursache einst- 
weilen noch außer Diskussion bleiben, bis reichlichere Beob- 
achtungen vorliegen. 

4. Der Japanische Strom ist die Fortsetzung der 
nördlichen Aequatorialströmung nach X und NO hin und 
in jeder Hinsicht das Aequivalent des Antillen-Florida- 
Stroms. Der entlang den Philippinen erwähnte Nord- 
strom setzt sich auch Uber Kap Engano, die Nordostspitze 
von Luzon, hinaus nördlich fort; nach den spanischen 
Küstenbeschreibungen „ breitet derselbe sich von da ab 
fächerförmig über die Striche Nbis JVTFaus, nimmt einen 
aus der Chinasee um Kap Bojador heruraschwenkenden 
Strom auf (ob auch im Winter ?) und läuft in der Regel 
außerhalb der Insel Babuyan vorbei. Nördlich davon, im 
Balintang-Kanal läuft der Strom meist westlich, wird aber 
auch, wenn der Strom von Kap Bojador kräftig läuft, 
nördlich gedrängt. Nördlich von 20 0 N. Br. und westlich 
vom 130. Meridian finden sich nach den holländischen Zu- 
sammenstellungen, welche von deutschen Berichten (von 
Wickede, S. M. S. „Elisabeth") bestätigt werden, überall 
Stromrichtungen zwischen W und N bis zu den Liu-kiu- 
Inseln, Maiaco-Shima und der Südspitze von Formosa. 
Westlich von dieser Linie und zwischen den Inseln wird 
nördlicher und nordöstlicher Strom vorherrschend" (Hoff- 
mann S. 57). 

Besonders stark und regelmäßig läuft der Nordstrom 
entlang der Ostküste von Formosa: nach den britischen 
Karten von Mai bis September 24 bis 42 Seemeilen, Ok- 
tober bis April 24 bis 30 Seemeilen. Hier ist er auch 
nach 0 hin einigermaßen abgegrenzt und nach dem China 
Sea Directory zwischen Formosa und Maiaco-Shima auf 
200 Seemeilen eingeengt. Weiter nördlich aber ist seine 
Ostkante schnell verwischt; ähnlich dem Floridastrom 
nördlich von den Bahama- Inseln kurvt das Wasser be- 
ständig nach O und S zurück. Die größte Kraft erlangt 
der Strom zwischen der Vandiemenstraße und dem Me- 
ridian der Yedobai : nach englischen Angaben im Sommer 
nicht unter 48, im Winter nicht unter 24 Seemeilen. 
Doch hat auch im Februar S. M. S. „ Hertha", Kapitän z. S. 



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494 Die Pazifischen Strömungen. 

Kall, zwischen der Vandiemen- und Kiistrafäe einmal 
91 Seemeilen, S. M. S. „Prinz Adalbert 1 *, Kapitän z. S. Mac 
Lean im April 53 Seemeilen gefunden. Der große Ein- 
fluß der Gezeiten auf die im Einzelfalle in Landnähe an- 
getroffenen Stromversetzungen ist in den Berichten der 
Kommandanten deutscher Kriegsschiffe mehrfach betont. 
Diese Berichte, welche Kapitän Hoffmann benutzt hat, 
sowie eine sehr große Zahl von Schiffstagebüchern der 
Seewarte gewähren ein ebenfalls noch ungehobenes, zu 
einer erschöpfenden Monographie dieses Stroms völlig 
ausreichendes Material. 

Scharf begrenzt, wie beim Floridastrom, und mit dem 
Wa8serthermoraeter leicht festzustellen, wofern nicht die 
Wasserfarbe schon Anhalt genug gewährt, verläuft dieser 
„blaue Strom" (Kuro Shio, wörtlich „blaues Salz*) der ! 
Japaner stets in einigem Abstände von der Ostküste Si- 
kokus und Nippons nach NO, Das Küstenwasser ist kalt, 
im Winter vor Yedobai 11 0 kälter als im warmen Strom; 
alsdann kann daselbst nach Kapitän Frhr. von Reibnitz 
der Redfield - Felsen (33 0 56' N. Br.) als Marke für die 
Stromgrenze gelten. Doch sind südliche Winde hier noch 
mehr wie im Floridastrom thätig, die Westkante näher 
an das Land zu drücken, besonders häufig scheint das j 
im Sommermonsun vorzukommen, wo dieselbe bis 38° 
N. Br. (Kap Kinghasan) in Sicht des Landes verfolgt 
worden ist. Ueberhaupt vermögen die Winde diesen an 
Konzentration seiner lebendigen Kraft bei weitem hinter 
dem Floridastrom zurückstehenden Kuro Shio ganz außer- 
ordentlich zu beeinflussen, und zwar je weiter nach NO, 
desto mehr (cf. Ann. d. Hydr. 1882, 59). 

Im Sommer scheint der Kuro Shio noch östlich von 
150° W. Lg. bei 40° bis 42° N. Br. durch sein warmes 
Wasser erkennbar, daselbst hat er eine ausgeprägt öst- 
liche Richtung. Aber jenseits 160° 0. Lg. ist er 
wenigstens in seiner charakteristischen Stromkraft so ab- 
geschwächt, dato daselbst sein Uebergang in die allge- 
meine Osttrift der nordpazifischen Westwinde vollzogen 
scheint. Auch hier sind an seiner Südseite abkurvende 
Gegenströme gelegentlich vorgekommen. 



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Die Westwindtrift nördlich von 35° N. Br. 



495 



Die Erklärung für das ganze Verhalten des Kuro- 
Shio hat Hoffmann schon dahin zutreffend gegeben, daß 
im Winter der Nordostpassat, im Sommer der Südost- 
monsun das Wasser des nördlichen Aequatorialstroms bei 
Formosa zum Abbiegen nach X zwingen. Da im Sommer 
ferner südliche bis östliche Winde bis über 50 0 N. Br. 
vorherrschen (vgl. Supan, Statistik der unteren Luft- 
strömungen), so ist die jahreszeitliche Schwankung seiner 
Nordkante westlich von 1(50° 0. Lg. leicht verständlich. 

Nachdem schon Krusenstern die tropische Wärme 
dieses merkwürdigen Stroms auffaUend gefunden, hat dann 
de Tessan auf der Weltumsegelung der „Ve'nus" im 
Jahre 1837 ziemlich klare Vorstellungen von demselben 
geäußert. Da Heinrich Berghaus nach diesen und 
anderen Nachrichten den Strom richtig auf seiner Karte 
einzeichnete, war Findlay im Jahre 1853 doch wohl 
nicht ganz im Rechte, wenn er denselben als seine neue 
Entdeckung proklamierte. — Schon die amerikanische Ex- 
pedition nach Japan lehrte das kalte Küstenwasser im 
Westen dieses Stroms, den sogenannten Oya Shio der 
Segelanweisungen, mit seinen Nebeln und seinem Fisch- 
reichtum kennen. Im warmen Strom fand (nach Lieutenant 
Silas Bent) man Anzeichen von verschieden temperierten 
Streifen, wie im Floridastrom, auch sah man Fucuszweige 
in ihm treiben. Neuere Berichte hat dann Dali gesam- 
melt (Pet. Mitt. 1881, 368). 

5. Die nordpazifische Ostströmung oder Kuro- 
Shio - Trift oder Westwindtrift findet ebenfalls im 
Atlantischen Ozean ihre Parallele. Aus den Isotherm- 
karten und den spärlich vorliegenden Berichten von Ent- 
deckungsreisen läßt sich zunächst schließen, daß wenigstens 
im Sommer der Teil dieses Oststroms, der durch warmes 
Wasser seine Abstammung vom Kuro-Shio verrät, nirgends 
nördlicher als ca. 42° N. Br. angetroffen wird. So die 
Ve'nus-Expedition im Jahre 1837, welche am Morgen des 
17. August die Wassertemperatur noch 22,0°, des Mittags 
in 40° 17' N. Br., 163° 57' O. Lg. aber nur 19,0 ° und 
um Mitternacht 15,0° fand; das Tagesmittel der Wasser- 
wärme am 18. August (Mittagposition 42° 1' N. Br, 163° 



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496 



Die Pazifischen Strömungen. 



38' 0. Lg.) war dann 13,7°. Auf der Rückfahrt von 
Kamtschatka durchschnitt die „Ve'nus* diese Grenze weiter 
östlich. Die Tagesmittel der jede Stunde gemessenen 
Wassertemperaturen waren : 

1837, Oktober 3: in 45° 8' N. Br., 163° 27' W. Lg.; 12,2°, 

„ 4: „ 43 48 „ 161 13 „ ; 14,0 

5: „ 42 5 „ „ 160 18 „ „ : 16,8 

„ „ 6: „ 41 17 „ „ 161 6 „ „ ; 17,6 

M 7: „ 41 4 „ 158 18 „ „ ; 18,1 

Weiter östlich bis 37 0 N. Br., 130 0 W. Lg. blieb 
die Temperatur die gleiche, worauf sie bei der weiteren 
Annäherung an das kalifornische Festland langsam aber 
stetig fiel. Die mittlere Stromrichtung auf dieser Fahrt 
zwischen 163° und 133° W. Lg. ergibt sich zu X50«0< 
die Stärke zu 16 bis 18 Seemeilen. Was Dali an neueren 
Berichten hierüber mitteilt, bestätigt diese Verhältnisse 
vollkommen. — Die Challenger - Expedition segelte von 
150° 0. Lg. bis 155° W. Lg. 28 Tage, zwischen 35° 
und 37° N. Br. sich haltend, in diesem Strom und fand 
in s /4 aller Fälle östliche Strom Versetzungen, im durch- 
schnittlichen Betrage von 1 8 Seemeilen im Gebiete westlieh 
vom 180° Länge, und von 10 Seemeilen östlich desselben. 

6. Der Kalifornische Strom ist das Aequivalent 
des Nordafrikanischen oder Kanarienstroms und stellt wie 
dieser die Südbewegung im Wasser- und Luftmeer östlich 
von dem Gebiete hohen Luftdrucks in diesem nordpazifi- 
schen Ozean vor. Seine auffallend niedrigen Küstentem- 
peraturen sind bereits oben schon erwähnt (S. 309). Trotz 
dieser sich auch weiter in See noch fühlbar machenden 
(durch Auftrieb von unten nach Fig. 47 b zu erklärenden) 
Wärmeerniedrigung ist er als eigentlichste Fortsetzung 
des vorher beschriebenen Oststroms aufzufassen, wofür 
auch eine Reihe oft diskutierter Triftphänomene sprechen. 

Im ü. S. Coast Pilot of California (1869) wird nach Kotzebue 
erzählt, daß am 24. März 1815 die Brigg ,,Forester u von London, 
in 32° 45' N. Br., 120° 57' W. Lg., d. i. 350 Seemeilen südwestlich 
von Kap Concepcion eine japanische Dschonke antraf, welche 
17 Monate nach Angabe der drei überlebenden Insassen von Osaka 
aus in See umhergetrieben war. Im Jahre 1832 erreichte ein 
eben solches Fahrzeug nach entsetzlichen Leiden der Mannschaft 



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■ 

Die Strömungen nördlich 45° N. Br. 



497 



Oahu, wie daselbst Sir Edw. Belcher erfuhr; 1833 war eine andere 
Dschonke bei Kap Flattery (Oregon) gescheitert , woselbst im 
Jahre 1851 ein großer Teil der Ladung (Wachs) noch am Strande 
bei der Küstenaufnahme vorgefunden wurde. Ganz neuerdings 
wurde dann auch in den Zeitungen (Augsb. Allgem. Ztg. 1881, 
Nr. 261) gemeldet, daß bei Victoria (Vancouver-Insel) eine große 
Boje angetrieben sei, die nach ihrer Bezeichnung von der Amur- 
mundung herstammte. Andererseits sind Treibhölzer, namentlich 
Koniferen, aus den pazifischen Flüssen Nordamerikas stammend, 
nicht ganz selten im nördlichen Aequatorialstrom angetroffen 
worden , wo sie wie im Nordatlantischen Ozean vorzugsweise 
nach der rechten Seite hin abkurven und in dem wind- und 
stromstillen Meer unter dem Barometermaximum sich ansammeln; 
es ist das der nach Fleurieu benannte, in Marchands Welt- 
reise zuerst erwähnte „Stromwirbel**, in mancher Hinsicht ein 
Aequivalent der Sargassosee. (Vgl. Einzelheiten bei Maury, 
Sailing Directions , II , 801 , z. B. von den Johnston • Islands in 
17° N. Br., 169,5° W. Lg.) 

Dieser kalifornische Strom ist im Winter unbeständig 
nach Richtung und Stärke, aber doch im ganzen Jahr 
aus den Isothermkarten sehr wohl zu erkennen. Im 
Durchschnitt werden ihm 14 Seemeilen Geschwindigkeit 
zugesprochen, doch verzeichnet Evans südlich der Re- 
villa-Gigedos 30 bis 36 Seemeilen. Eine schärfere Ab- 
grenzung gegen den warmen Gegenstrom nahe an 10 0 
N. Br. ist nach dem vorliegenden Material nicht auszu- 
führen. 

7. Die Strömungen im Nordpazifischen Ozean und 
und seinen Nebenmeeren nördlich 45° N. Br. sind auf 
den Karten nicht in rechter Uebereinstimmung dargestellt ; 
nach Dalls neuerer kritischen Untersuchung und anderen 
amerikanischen Quellen ist darüber folgendes zu bemerken. 

Die Kuro-Shio-Trift wird, gemälA den für Strömungen 
allgemein geltenden Gesetzen, bei ihrem Auftreffen auf 
die Westküste Nordamerikas sich teilen, indem vielleicht 
die Hauptmasse nach S, ein kleinerer Bruchteil aber nach 
N ausweicht. Dieser Strom ist denn auch den Seefahrern 
sehr wohl bekannt entlang der ganzen Fjordenküste nörd- 
lich Vancouver in den Aljaskagolf hinein, wo er sich nach 
W und SW wendet (U. S. Coast Pilot of Alaska I, 1809, 
66 f.); er besitzt eine Stärke von 10 bis 20 Seemeilen 
täglich, nahe der Küste vielfach mehr, doch scheinen Ge- 
Krümmel , Ozeanographie IT. 32 



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498 



Strömungen der Beringsee. 



zeitenströme dabei im Spiel. Irgendwo wird dieses ent- 
lang der Aljaskaküste und den Aleuten nach SW setzende 
Wasser sich wieder mit dem wärmeren Mutterstrom ver- 
einigen. Die Stelle, wo an der westamerikanischen Küste 
die Teilung des Oststroms in diesen nördlichen und den 
kalifornischen südlichen Ast vor sich geht, ist nicht leicht 
auszumachen. Nach dem britischen Atlas der Oberflächen- 
temperaturen liegt dieselbe etwa an der Mündung des 
Columbiaflusses, während Evans noch nördlicher als bei 
Vancouver südliche Strömungen annimmt, was ganz den 
Wassertemperaturen widerspricht. Nach der Luftdruck- 
verteilung und der daraus resultierenden Luftbewegung 
zu schliefen, könnte vielleicht dieser Trennungspunkt sich 
mit den Jahreszeiten in der Weise verschieben, daß er im 
Sommer nördlicher liegt als im Winter. 

Das Luftdruckminimum über der südlichen Berings- 
see und den Aleuten würde entlang 1 der amerikanischen 
Küste dieses Randmeeres südliche bis östliche, an der 
asiatischen nördliche Windrichtungen verlangen. Dem 
sehr schön entsprechend könnte man die Thatsache finden, 
daß Lütke an der Ostküste des Tschuktschenlandes bis 
nach Kamtschatka hin südliche Stromversetzungen durch- 
aus vorherrschend fand. Südlich von 50° Br. aber war 
der Strom nach Krusenstern (1805) östlich (entlang 
100° 0. Lg.), wie solches alles auch Heinrich Berg- 
haus auf seiner Karte verzeichnet. Wenn seitdem aber 
allgemein ein warmer Strom unter dem Namen „Kam- 
tschatkastrom" gerade entgegengesetzt durch die West- 
hälfte dieses Gebiets hindurch nach iV r ö bis in die Bering- 
straße geführt wird, so beruht derselbe lediglich auf den 
Temperaturmessungen von Du Petit-Thouars bei seinem 
Aufenthalte im Peterpaulshafen und der Awatschabai. 
Eine so abgeschlossene flache Bucht wird in dieser Breite 
(sie entspricht derjenigen von Bremen) sehr leicht iiu 
Sommer so warmes Oberfläch enwasser zeigen können, wie 
die Venus-Expedition fand (11° bis 12°); das Wasser im 
freien Meer nahe der Küste war denn auch um 2 0 bis 
3 0 kälter ( Voyaye de In Vfoms X, 250 ff.). Diesen an- 
geblichen Zweig des Kuro-Shio hat darum Dali auf Grund 



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I 



Strömungen im Ochotskischen Meer. 



409 



seiner eingehenden Untersuchungen mit Recht als apokryph 
bezeichnen können. Er fand als Hauptströmung der Be- 
ringsee eine sehr langsame Bewegung des kalten Was- 
sers nach S, die immer in der Tiefe vorhanden ist, wenn 
die erwärmten Oberschichten im Sommer auch wohl ge- 
legentlich nach AT treiben ; indes trägt Dali Bedenken, eine 
so langsame und unbeständige Bewegung der Bezeichnung 
als Strom zu würdigen. Die Winde und im flachen 
Wasser die Gezeiten, daneben aber auch, so setzen wir 
mit Hoffmann hinzu, die Fluftwasser der amerikanischen 
Küste, beherrschen die jeweilig angetroffenen Strom Ver- 
setzungen. Das gilt auch für die Beringstraße. 

Die Strömungen im Ochotskischen und Japa- 
nischen Meer hat von Schrenck (Mbn. Acad. Päersb. 
VII. Str., tonie XXI, Nro 3) untersucht, und seine Er- 
gebnisse lassen sich etwa folgendermaßen darstellen und 
begründen. 

Dichteunterschiede sind neben den Bewegungen im 
benachbarten offenen Ozean maßgebend für die Strömungen 
im Ochotskischen Meer. In den nordöstlichen Buchten, 
der Gishiginsk- und Penshinsk- Bai bildet sich jeden 
Winter reichlich Eis, welches im Sommer südwärts triftet 
und durch die Erdrotation rechts gedrängt mehr nach 
Sachalin und in die Schantarbucht hinüber gelangt, als 
entlang der Westküste von Kamtschatka. Dort sammelt 
es sich, in dem Winkel hin und her gedreht, bis in den 
Sommer hinein an, einen der (ehemaligen) Hauptfang- 
plätze der Wale liefernd. Dieses Schmelzwasser, kom- 
biniert mit den reichlichen Sütewassermengen, welche der 
Amur hinzufügt, geht immer rechts sich an das Land 
lehnend, an der Ostküste Sachalins nach S bis zum Kap 
der Geduld (50° 15' N. Br.). Auch sonst geht nach 
Schrenck die allgemeine Oberflächenbewegung, wie schon 
Heinr. Berghaus angibt, im ganzen Ochotskischen Meer, 
auch entlang der Westküste Kamtschatkas (?), nach S. 
Zwischen den Kurilen kennt Schrenck vorherrschend 
südwestlichen Strom; es ist das die Fortsetzung der aus 
der Westhälfte der Beringsee nach S setzenden Kalt- 
wasserbewegung. Diese teilt sich nun an der Nordostecke 



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500 



Strömungen der Japansee. 



von Yeso und bleibt mit dem einen Zweig im Oeliots- 
kischen Meer, sich der Laperousestraße zuwendend. Die 
Hauptmasse des Stroms aber setzt an der Ostseite der 
Japanischen Inseln südwärts, wo wir sie oben als Oya 
Shio schon erwähnten. 

Die Verhältnisse in der Lapdrousestraße selbst sind 
abhängig von den Wasserbewegungen des Japanischen 
Randmeers oder der Japanischen „ Inlandsee *, wie die 
Seeleute sie nennen. Auch hier ergießt sich von der 
AmurmUndung her Flußwasser und leichtes Schmelzwasser 
des Wintereises entlang der Festlandküste Asiens weit 
nach S über Wladiwostok und die Possjetbai hinaus, ja 
höchst wahrscheinlich auch noch an der Ostküste Koreas 
sich fortsetzend: eine Strömung, welche bei Schrenck 
den etwas ungeschickt gewählten Namen des Limanstroms, 
weil aus dem Amurliman herkommend, trägt. An der 
Ostseite des Japanischen Meeres aber ist eine entgegen- 
gesetzte Wasserbewegung nach N im Gange, welche 
Schrenck nach den von ihr bespülten Inseln die Tsu- 
shima-Strömung nennt. Diese tritt in die Lape'rouse- 
straße von W her ein und bewirkt bei ihrem Zusammen- 
stoßen mit der Kurilenströmung einen wirren Seegans 
und abwechselnd warme und kalte Streifung im Wasser. 
Nach den Temperaturmessungen Schrencks scheint sie 
dann auch in die südöstliche Bucht von Sachalin, südlich 
vom Kap der Geduld, einzulenken, woselbst das Wasser 
erheblich (im September um 4° bis 5°) wärmer ist als 
nördlich von demselben. Die Tsu - shima - Strömung ist 
von Schrenck auch noch entlang der Südwestktiste von 
Sachalin hinaufgeführt, wo sie nach W hin mehr und 
mehr zur Kaltwasserströmung der Festlandseite hinüber 
abkurvt. Dieselbe warme Strömung tritt auch weiter süd- 
lich durch die Sangarstraße , offenbar aspiriert durch die 
südwärts gehende Fortsetzung des Kurilenstroms. — Im 
Japanischen Randmeer ist also eine kreisende Bewegung 
der Oberflächenströme anzunehmen; die Drehung erfolgt, 
in einem Sinne gegen die des Uhrzeigers. 

Das Gleiche darf man, ebenfalls mit Schrenck 
(a. a. 0. S. 43), für das Ostchinesische Randmeer oder 



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■ 

Der Ostaustralstroro. 501 

Tung-Hai annehmen. Zunächst besteht eine Strömung 
von warmem, dem Kuro-Shio entstammenden Wasser, an 
der Südwestseite von Kiushiu nach N und bei Quelpart 
(nach Abgabe des Tsu-shiraa-Stroms) nach .Vir entlang der 
Westküste Koreas fortschreitend. An der asiatischen Seite 
werden die reichlich den Flüssen entströmenden SüfA- 
wassermassen , welche an sich eine bloße Tendenz see- 
wärts haben, durch die Erdrotation rechts gewendet, also 
nach S abfließen. Der koreanische Strom hat demnach 
seiner Abkunft nach die doppelte Funktion eines mecha- 
nisch erzeugten Teilstroms und eines Kompensationsstroms 
für das im Gelben Meer südwärts entführte Wasser. In 
die Formosastraße wird dieser ostchinesische Strom indes 
nur durch den iVÖ-Monsun im Winter hineingezogen; im 
Sommer biegt derselbe nördlich von Formosa in den Kuro- 
Shio zurück. 

Auch für die Strömungsverhältnisse dieser Meere gilt 
die Wahrnehmung, daß allgemein die Winde ihre Stärke 
und ihre Richtung beeinflussen, im flachen Küstenwasser 
aber auch die Gezeiten. Die Temperaturen des Ostchine- 
sischen Meeres zeigen auf den Isothermkarten (besonders 
im August) lokal starke Erniedrigungen, welche spezieller 
untersucht zu werden verdienen. 

8. Der ostaustralische Strom wird in dem offiziellen 
Segelhandbuch folgendermaßen beschrieben (Australia Di- 
rectory I, 1876, 578): „Es ist eine auffallende Thatsache, 
daß während die vorherrschenden Winde an der Ostküste 
Australiens von NO im Sommer, von SW im Winter 
wehen, dennoch der Strom meistens konstant entlang 
diesem Teile der Küste nach S setzt, in einem breit- 
geschlängelten Band, in einer Ausdehnung von 20 bis 
60 Seemeilen vom Land und mit einer Geschwindigkeit 
zwischen l ;t una * 3 Knoten wechselnd, wobei die größte 
Stärke nahe den hervorspringenden Punkten vorkommt. 
Jenseits der erwähnten Grenzen scheint keine Konstanz 
in der Richtung vorhanden; und ganz nahe der Küste, 
besonders in den Buchten, sind Neerströme sehr gewöhn- 
lich, die dann mit V* bis 1 Knoten nach N setzen. Gerade 
entlang dem südlicheren Teile dieser Küste setzt der Strom 



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502 Die pazifischen Strömungen. 

am stärksten und gegen Kap Howe hin wird er östlicher 
als Süd, während er sonst gewöhnlich der Küstenlinie folgt/ 
Durch diese klare Darstellung, aufweiche schon Hoff- 
mann hingewiesen hat, erledigen sich aUe abweichenden 
älteren Auffassungen, zwischen denen noch Kerhallet 
sich nicht anders zurechtfinden konnte, als indem er 
einen stetigen * allgemeinen" Strom und einen nahe unter 
Land monsuuartig wie der Wind alternierenden, perio- 
dischen Strom annahm. Der erstere ist für ihn die 
Fortsetzung des südlichen Aequatorialstroms, welcher süd- 
lich von Sandy Cape in der Breite von 300 bis 400 See- 
meilen südwärts setzt und mit einem kleinen Zweig Tas- 
manien nach W hin umströmt, zufolge einiger im Grunde 



Hl 









7. bis 9. Januar 1839 nämlich südwestlich und südlich 
von Tasmanien schwach ausgeprägte Streifen wärmeren 
und kälteren Wassers, offenbar teilweise aus der austra- 
lischen Bucht herrührend, antraf, während die Strom- 
versetzungen den Tag vorher und nachher östliche, also 
normale waren. Autäer dieser tasmanischen Abzweigung 
geht aber die Hauptmasse nach SO in die allgemeine 
Osttrift der höheren pazifischen Breiten ein. Den „perio- 
dischen' 1 Strom hatten schon Krusenstern und Jeffreys 
offenbar aus der Kombination der Neerströme mit dem 
Hauptstrom konstruiert. 

Die Erklärung dieses Stromes, den Findlay dem 
Wesen nach richtig der Brasilienströmung zur Seite stellt, 
ist einerseits gewiß in dem Drängen des südlichen Aequa- 
torialstroms auf das australische Festland zuzuschreiben. 
Wie überall in solchen Fällen ist die Stromstärke an den 
Küstenvorsprüngen und überhaupt entlang der Küste ge- 
steigert. Andererseits aber kann eine so regelmäßige und 
durch kräftige Winde unterhaltene Strömung, wie die zu 
beiden Seiten von Tasmanien nach 0 laufende, nicht ihren 
Weg fortsetzen, ohne nach Kap Howe von N her Wasser 
zu aspirieren. Auch hier wie überall muß eben die Be- 
wegung in den nächst benachbarten Meeresteilen mit in 
Rechnung gezogen werden. 



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i 



Die Westwindtrift südlich 30° S. Br. 503 

Der Ostaustralstrom ist Übrigens, wie aus den Iso- 
thermkarten zu erkennen und aus seinem Entstehen zu 
schliefen, ein relativ warmer Strom. Auch in die Tiefe 
hinab zeigt er sich so durchwärmt, wie es einer Strömung 
tropischen Ursprungs zukommt. Die Challenger-Expedition 
fand östlich von Sydney die Isothermflächen von 15° in 
223 m, 10° in 470 ra (im Mittel aus den Sondierungen 
Nr. 163 und 164 A), d. h. nahezu so tief wie in der Nähe 
der Vitiinseln. 

9. Die große südpazifische Ostströmung oder West- 
windtrift hat Kerhallet schon richtig charakterisiert, 
indem er sie eine von der Südspitze Tasmaniens nach 
Osten quer hinüber bis zum südamerikanischen Festland 
reichende Strömung nennt. Auch ihre teilweise Zusammen- 
setzung aus tropischem Wasser, das ihr von N her durch 
den ostaustralischen Strom zugeht, hat er hervorgehoben. 
Findlay und Petermann kennen nur dieselben nord- 
östlichen Stromrichtungen, wie wir sie oben nach ihnen 
schon für den südlichsten Indischen und Atlantischen 
Ozean anführten. Duperrey und diesem folgend Heinr. 
Berghaus hatten nur zwischen 180° und 130° W. Lg. 
(in 50° S. Br.) solches einer antarktischen Triftströmung 
entstammende kalte Wasser nach NO und dann O strömen 
lassen, was auch Hermann Berghaus auf seinen Welt- 
karten annimmt. Andererseits soll nach dem letzteren 
und Dr. G. Neumayer entlang der Ostküste Neuseelands 
ein (vom südlichen Aequatorialstrom bei den Cooksinseln 
südwärts abzweigender) warmer Strom nach S vordringen, 
sich zwischen der Campbell- und Macquarie-Insel mit einem 
von Tasmanien (bei Neumayer von Ostaustralien) her- 
kommenden ebenfalls relativ warmen Strom vereinigen, 
um dann das Südpolarmeer im NO von Ross' Victoria- 
land offen und eisfrei zu machen. Quer über dieses System 
hinweg setzt aber noch eine Ostströmung, welche bei 
Neumayer vom Südkap Tasmaniens bis nach der West- 
küste Südamerikas zwischen 45° und 50° S. Br. verläuft, 
bei dem jüngeren Berghaus aber schon entlang der 
Westküste von Neuseeland nach NO und N ausweicht. 
Bei Berghaus taucht die kalte Ostströmung unter den 



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504 



Die pazifischen Strömungen 



warmen, so weit südwärts verlängerten Ostaustralstrom, 
bei Neumayer geht letzterer unter der kalten Ostströ- 
mung hindurch. Ein Strombild, so kompliziert, dati es 
schon dadurch allein die Kritik herausfordert. — Evans' 
Darstellung ist ganz lückenhaft und Hoff mann beschrankt 
sich darauf, seine Bedenken gegen diese Anordnung aus- 
zusprechen und darauf hinzuweisen, daß nach den ihm 
vorliegenden Daten ganz Neuseeland zu beiden Seiten von 
nördlich gerichteten Strömungen umgeben sei. 

Eine auf Grund des (oben S. 486 schon erwähnten) 
reichhaltigen Materials der See warte vorgenommene Unter- 
suchung führte zu sehr viel einfacheren Vorstellungen, 
welche auf der diesem Bande beigegebenen Uebersichts- 
karte ersichtlich gemacht sind. 

Beginnen wir im W bei Tasmanien, so sind daselbst 
die östlichen Strömungen durchaus tiberwiegend; von 
warmen Querströmen zeigen die Schiffsjournale keine Spur. 
Ebenso herrschen östliche Strömungen südlich Neuseeland 
und in der Nachbarschaft von 50° S. Br. so weit hinaus 
nach Osten, wie das Material nur vorliegt. An der Kon- 
tinuität der grolaen Ostbewegung dieses Ozeans mit der- 
jenigen des südlichen Indischen Ozeans von Kerguelen ab 
ist für mich kein Zweifel. 

Der von Tasmanien kommende Oststrom trifft auf 
die Südinsel Neuseelands (Tewahi Punamu) und erleidet 
hier eine interessante Spaltung, nicht wie man erwarten 
sollte, am südwestlichsten Kap Providence (46° S. Br.), 
sondern erst in ca. 44° S. Br. zwischen Milfordsund und 
Jacksonbai : südlich von dieser Breite setzt der Strom mit 
24 Seemeilen Geschwindigkeit nach S um die Insel herum, 
den Schiffen trotz günstiger Südwestwinde nicht selten 
das Vordringen nach N hin erschwerend; nördlich von 
Jacksonbai (43° 58' S. Br.) geht der Strom entschieden 
nach Nordosten (New Zealand Pilot 1875, 288). Diese 
Stromteilung ist vielleicht darum nicht ganz ein klassi- 
sches Beispiel für das Ausweichen der durch den Wider- 
stand des Landes getrennten Strahlen auch in der Rich- 
tung des spitzen Winkels, weil die starke Ostströmung 
südlich der Südinsel und von Stewartinsel aspirierend nach 



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Die Westwindtrift südlich 30° S. Br 



505 



N hin einwirkt. Der Nordstrom umspült, wie schon 
Hoffmann richtig bemerkt, die ganze Westküste der 
Südinsel und biegt dann in der Cookstraüe ostwärts. Die 
Ostktiste der Südinsel ist, wie aus den von Hofiniann schon 
angeführten Beobachtungen bei Nuggets Point (N. Z. Pilot 
p. 228) und der Bankshalbinsel (p. 211) hervorgeht, eben- 
falls von nördlichem Strom bestrichen. Auch weiter in 
See bestätigen denselben deutsche Schiffstagebücher viel- 
fach in ungefähr der gleichen Stärke (20 bis 24 See- 
meilen), wie an der Küste. 

Der Ostaustralstrom raulA daher nach diesen Aus- 
einandersetzungen, wie schon oben angegeben, von Kap 
Howe ab nach 0 umbiegen und den von Tasmanien kom- 
menden Strom an dessen linker Seite begleiten. Die so 
kombinierte Ostströmung trifft dann auf die Nordinsel 
Neuseelands (Ika na Maui), an deren Westküste bis zur 
Cookstratee hinunter südöstlicher Strom nach deutschen 
und englischen Angaben vorzuherrschen scheint. Die Nord- 
westspitze der Nordinsel, Kap Vandiemen und die Drei- 
königsinseln liegen im Bereiche sehr deutlicher Nordost- 
strömungen ; abweichende Richtungen sind unter 1 1 Fällen 
zweimal beobachtet. Die mittlere Stromstärke beträgt 
16 Seemeilen, ansteigend bis zu 24. An der Nordost- 
kttste der Nordinsel biegt der Strom dann zum Teil 
nach SO um und geht in dieser Richtung auch um das 
Ostkap weiter, endlich bei den Chathaminseln sich mit den 
um die Südinsel und durch die Cookstraße gegangenen 
Stromfäden zu einem fortgesetzt östlichen Strom ver- 
einigend. 

Ein anderer Teil der um Kap Vandiemen gelangten 
Ostströmung setzt in Ost- und Nordostrichtung auf die 
Kermadecgruppe zu und vereinigt sich dabei und noch 
weiter östlich mit den ihm stetig von N zukommenden 
links abgeschwenkten Stromfäden des Aequatorialstroms 
(s. oben S. 480). In einigen Fällen sind im Osten der 
Kermadecinseln bis nach 1 70° W. Lg. hin Stromkabbelungen, 
ebenso auch Temperatursprünge von mäßigen Beträgen, 
in den Schiffsjournalen notiert. Doch sind hier die Ver- 
hältnisse in keiner Weise so charakteristisch und auffallend 



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50(3 



Die pazifiachen Strömungen 



entwickelt, wie etwa an den analogen Punkten im Brasilien- 
oder Agulhasstroin. 

Von dieser Stelle an sind südöstliche Strömungen 
vorherrschend, südlich von 32° S. Br. und Östlich von 
170° W. Lg. sogar östliche. Die Stromstärke hält sich 
überall in mäßigen Grenzen, über 24 Seemeilen kommen 
selten vor, der Durchschnitt beträgt 10 bis 15. Das gilt 
auch für das Gebiet weiter östlich, wo südwärts von 
S. Br. östliche Strömungen, nordwärts davon sogar nord- 
östliche, also links abkurvende, herrschend gefunden werden. 

Diese Darstellung der Strömungen bei Neuseeland 
wird noch gestützt durch zwei Triftbahnen; die eine ist 
bereits oben erwähnt: das von den Mac Donaldinseln bis 
in die Nahe der Chathamgruppe geschwommene Faß Wal- 
fischthran (S. 476). Eine zweite Trift hat Maury {Sai- 
ling Directiom II, 007) gemeldet, eine Flasche vom Schiffe 
„Tuskinaw«, die in 22 yS. Br., 1(39° O. Lg. (südöstlich 
von Neukaledonien) ausgesetzt, an der Nordostküste von 
Ika na Maui in 36,2° S. Br., 175,3° O. Lg. ans Land trieb. 
— Ebenso findet durch unser Strombild die pflanzen- 
geographische Thatsache leichte Erklärung, daß die Cha- 
thaminseln wie auch die Kermadecgruppe so vielfaltige 
Verwandtschaft in ihrer Flora mit derjenigen Neuseelands 
zeigen. Auf den Chathaminseln fand übrigens Travers 
auch Treibholz, aus neuseeländischen Waldungen stam- 
mend (Peterm. Mitteil. 1866, 65. Grisebach, Veget 
der Erde II, 538). 

Auch weiter nach O hin empfängt der Oststrom noch 
stetigen, wenn auch schwachen Zufluß von ^ r her, also 
aus dem Aequatorialstrom. Wie schon Hoff mann her- 
vorhebt, hatte der „Challenger" von Tahiti bis zu einem 
Punkte in ca. 40° S. Br., 133° W. Lg. südliche Strö- 
mungen, und östlich von diesem Meridian fanden sowohl 
die Challenger- wie die Gazelle-Expedition die Strom- 
richtungen zunächst südlicher, bei weiterer Annäherung an 
das südamerikanische Festland aber nördlicher als O. 

Eine ebenfalls von Hoff mann wieder betont«, aus 
Maurys Segelanleitung (Sail. Dir. II, p. 801) entlehnte 
Beobachtungsreihe eines von Australien um Kap Horn 



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Der Kap-Horn-Strom. 



507 



segelnden Schiffes ließ in ca. 48 V S. Br., 130° W. Lg. 
eine Temperaturerniedrigung erwarten, ähnlich derjenigen, 
wie sie den Ostindienfahrern zwischen Tristan da Cunha 
und dem Agulhasstrom begegnet. Jedoch enthielten Über 
50 gute Schiffsjournale der Seewarte, welche diese Gegend 
berührten, nicht die geringste Andeutung eines solchen 
Wärmegegensatzes, wie das Maurysche Schiff ihn meldet: 
dasselbe wollte westlich jener Grenze eine Wassertempe- 
ratur von 16° bis 17°, östlich derselben aber nur von 6° 
bis 7° wahrgenommen haben. 

In den höheren Breiten zeigt das Auftreten von zahl- 
reichen Eisbergen eine nördlich gerichtete Stromkompo- 
nente an, welche hier ebenso wie im Indischen Ozean 
sich erklären lassen dürfte. 

An der amerikanischen Küste angelangt, erleidet der 
Oststrom eine Spaltung, die schon Duperrey und Heinrich 
Berghaus in ca. 45° S. Br. verlegen. 

10. Der Kap-Horn-Strom ist die südliche Ab- 
zweigung, welche sich entlang der patagonischen West- 
küste gemäß Fosters Untersuchungen nach weiter in 
See mehr nach SO und südlich vom Feuerland recht nach 
0 und ONO bewegt. Bei Staaten-Land sind die Strom- 
versetzungen wohl noch mehr nördlich und leiten hinüber 
zum Falklandstrom, wie denn auch Treibhölzer von den 
Küsten des Feuerlands auf den Falklandinseln nicht selten 
stranden. Was diesen Oststrom hier südlich Kap Horn 
so kräftig auftreten läßt, ist die Verengung des Bettes 
von iV her. Westwärts von Kap Horn und östlich von 
demselben sind starke Ostströme vorhanden, diese müssen 
beim Durchgang durch ein engeres Stromprofil notwendig 
ihren Lauf beschleunigen; daher hier gar nicht selten 
Versetzungen im Betrage von 36 bis 42 Seemeilen notiert 
werden, von größeren Einzelfallen ganz abgesehen. 

Da die Stromfäden, welche der Küste entlang streichen, 
aus etwa 10 Grade niedrigerer Breite stammen, in der 
Mitte der „ Kap-Horn-Straße tt näher nach Grahams-Land 
hinüber, nahe 60 0 S. Br. aber antarktisches Wasser sich 
dazwischen mengt, so ist es eine allen Südseefahrern ge- 
läufige Thatsache, daß sie beim Kreuzen gegen die herr- 



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r>08 



Die pazifischen Strömungen. 



sehenden westlichen Winde näher an Land wärmeres (oft 
um 3°) Wasser treffen als weiter in See. Dieses leicht 
erklärliche Faktum hat zu der merkwürdigen Eintragung 
einer warmen Strömung geführt, welche von dem (nicht 
vorhandenen) warmen ostpatagonischen Strom durch die 
Le-Maire-Straße südwärts und dann dicht unter Land 
westlich und nordwestlich setzend von Hermann Berg- 
haus und Mühry angenommen wird. Schon ein Blick 
in Heinrich Berghaus* Darstellung dieser Stromver- 
hältnisse hätte diese beiden Hydrographen von ihrem Irr- 
tum überzeugen müssen. „Nie, 14 erzählt Kapitän Fitz Roy, 
„sah ich die Strömung nach Westen laufen, immer hatte 
sie eine östliche Richtung, der Wind mochte wehen aus 
welcher Weltgegend er wollte; eben dieses finde ich in 
den Tagebüchern der preußischen Schiffahrten (der See- 
handlung) bestätigt; es ist eine Folge der herrschenden 
Westwinde, die dem Wasserzuge eine Kraft mitteilen, 
welche der dann und wann eintretende Ostwind nicht zu 
überwältigen vermag" (Allgem. Länder- und Völkerkde. 
I, 573). Krusenstern, King, Foster bestätigen das 
durchaus. — Die Abkunft dieser küstennahen Stromfaden 
aus niederen Breiten ist vielleicht auch die Veranlassung 
dafür, daß gerade nahe Kap Horn Eisberge außerordent- 
lich selten gefunden werden; der Hauptzug derselben 
führt etwa (30 bis 1 00 Seemeilen südlich von dieser Insel 
vorüber. Auf seinen zahlreichen Südseefahrten hat Kapitän 
Haltermann, jetziger Assistent der See warte, nur zwei 
kleine Eisberge in unmittelbarer Nähe des Feuerlandes 
westlich vom Kap Horn erblickt, das ganze Aussehen 
derselben aber gab ihm die Ueberzeugung, daß dieselben 
irgend einem der Fjordgletscher in nächster Nähe ent- 
stammten. — Die höhere Temperatur dieses Küstenwassers 
begünstigt dann auch weiterhin nach Umströmung der 
Staateninsel auf der patagonischen Bank das Auftreten 
relativ hoher Oberflächenwärme in nächster Nähe des 
Landes gegenüber dem mehr aus der Mitte der Kap- 
Horn-Straße stammenden kalten Wasser des eigentlichen 
Falklandstroms nahe östlich von der Küstenbank (s. oben 
S. 443). 



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Der Perustrom. 



509 



11. Der peruanische, auch Huniboldtstrom ge- 
nannt, ist die nördliche Abzweigung der großen West- 
windtrift der südpazifischen Breiten. Eine sehr lehrreiche, 
wenn auch in ihren Auffassungen heute vielfach nicht 
mehr haltbare Monographie Alexander v. Humboldts 
(abgedruckt in Berghaus' allgem. Länder- und Völker- 
kunde I, 575 ff.) gab zuerst ein umfassendes Bild von 
dieser kalten Nordströmung, in der Humboldt ein kon- 
trastierendes Gegenstück zum Florida-Golfstrom erblickte. 
Daß nicht er die Strömung entdeckt hat, sondern daß sie 
schon den Konquistadoren bekannt war, ist bereits oben 
erwähnt; diesen selben spanischen Seeleuten war auch 
die niedrige Temperatur seiner Küstengewässer schon so 
geläufig, daß sie damals, wie das noch heute geschieht, 
ihre Getränke in ihren Tiefen zu kühlen pflegten. Nur 
daß in einer Breite, gleich derjenigen von Bahia an der 
gegenüberliegenden Küste oder der nördlichsten Spitze 
Australiens in der Torresstraße , das Seewasser kälter 
werden könne als in unseren Nordseebädern im Sommer, das 
konnte erst A. v. Humboldt erweisen, als er nach Ueber- 
schreitung der Kordillere bei Truxillo das Thermometer 
in das Wasser tauchte und nur 1 6,0 0 und bei Callao nur 
15,5° fand. Wir wissen, daß dieses «kalte Wasser nicht 
. an der Oberfläche, von hohen südlichen Breiten kommend, 
hierher gelangt ist, sondern daß es diesen Weg nur in 
der Tiefe durchmessen haben kann (S. 310). Die mo- 
dernen Untersuchungen des Stroms haben auch ergeben, 
daß er bei Valdivia und südlich davon, wie Alfred Hett- 
ner auf Grund der britischen Publikation über das Klima 
des Kap-Horn-Meeres zeigte, nicht kälter ist als die Luft. 

Die Darstellung von Heinrich Berghaus trifft darin 
mit der modernsten bei Hoffmann zusammen, daß ein 
ausgeprägter Nordstrom nur in einer schmalen, nicht viel 
über 100 Seemeilen messenden, sich an die Küste an- 
schmiegenden Zone angetroffen wird. In diesem Streifen 
beträgt die durchschnittliche Geschwindigkeit 15 Seemeilen 
in 24 Stunden. In einigem Abstände von der Küste aber 
werden die Stromversetzungen unregelmäßig, so daß auch 
solche nach SIT und S vorkommen, immer aber sind sie 



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510 



Die pazifischen Strömungen. 



ganz schwach und für die Navigation ohne Bedeutung. 
Wenn aber Heinrich Berghaus aus einer Reise des 
preußischen Schiffes „Mentor* im Oktober 1823 eine 
recht Östliche Strömung zwischen 20 0 und 30 0 S. Br. in 
einigem Abstände von der Festlandküste in seine Karten 
eintrug, so hätte das schon, seitdem Findlay die Beob- 
achtungen von Kotzebue, Lape'rouse und Lütke da- 
gegen anführte, zur Tilgung dieses Stromes auf den 
neueren deutschen Karten führen müssen, was A. Hettner 
gleichfalls schon hervorgehoben hat. 

Der Perustrom ist also ein schwacher Strom; ge- 
legentlich auftretende Nordwinde kehren ihn auf große 
Strecken hin leicht um, aber es sind freilich die Süd- 
winde, wie schon Varenius hervorhob, hier die herr- 
schenden. Nahe der Küste, in den Buchten und Baien, 
werden Neerströme angetroffen, und in vielleicht durch 
besonders lebhaften Auftrieb hervorgerufenen abnormen 
Fällen hat man wohl auch weiter in See bei Südwind 
noch Südströme gefunden: so nach Lartigues De- 
scription de la cote du Perou das Schiff „La Clorinde* 
1822 und 1823. 

In etwa 5 0 S. Br. verläßt der Perustrom die Küste 
und wendet sich mit zunehmender Geschwindigkeit, vom 
südlichen Aequatorialstrom aspiriert, nach NW und bei 
den Galapagos-Inseln nach W. Das Abbiegen des Stroms 
hat Hoffmann schon richtig so erklärt, daß einmal die 
Konfiguration der Küste den Strom von Arica ab nach 
NW drängt, wobei auch die Erdrotation sein Rechtsab- 
schwenken verhindert, während zweitens der außerordent- 
lich kräftige und regelmäßige Südostpassat ihn ebenfalls 
nach W hin aspiriert. „Zwischen 5° und 10° S. Br. 
wehen 90°/o aller Winde in den kalten Monaten aus SO: 
es gibt kaum irgend eine Passatregion der südlichen 
Hemisphäre, wo der Passat so vorherrscht, und in der 
nördlichen überhaupt keine," berichtet Wojeikof nach 
Beobachtungen, die Coffin aus dem genannten Gebiet 
zwischen 85 0 und 98 0 W. Lg. zugegangen waren. — 

Auch im Südpazifischen Ozean besteht also ein Kreis- 
lauf um das barometrische Maximum, in einem Sinne 



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Der „Küstenstrom". 



511 



gegen den Uhrzeiger rotierend und den Raum zwischen 
4° N. Br. und 50° oder 55° S. ßr. einnehmend. Wie 
überall in diesen merkwürdigen Zirkulationen liegt östlich 
von dem Gebiete hohen Luftdrucks der äquatorwärts, 
westlich der polwärts führende Teil derselben. Auf die 
große Aehnlichkeit dieser Anordnung mit der gleichen 
in dem Verlaufe der unteren Luftströmungen hat schon 
P. Hoffmannn mit Recht hingewiesen. 

Nachdem wir so die durch die Ozeane dahinschrei- 
tenden Strombewegungen der Reihe nach uns vorgeführt 
haben, wird uns wohl die Behauptung gestattet sein, daß 
wir zu einem wirklichen Verständnis der für dieselben 
wirksamen Ursachen nur dann gelangen können, wenn 
wir sie in ihrem gesamten Zusammenhange betrachten, 
keinen Strom für sich allein, isoliert erklären wollen, 
sondern immer der Regel des alten Varenius eingedenk 
bleiben: $i pars Oceani movetur, totus Oceanus movetur. 



Tl. Einwirkung: der Meeresströmungen auf die Kflstengestalt. 

Wir haben bei früherer Gelegenheit (oben S. 101 ff.) 
in umständlicher Weise die mechanischen Einwirkungen 
der Brandungswelle auf die Ausgestaltung des Strandes 
und damit der Küsten überhaupt erörtert. Käme hierbei 
nur die Wellenbewegung allein in Betracht, so würde die 
wirklich vorhandene Küstengestalt, namentlich die so auf- 
fallend regelmäßige Form des Sandstrandes doch unerklärt 
bleiben. Ferner finden die von der Brandung am Ab- 
bruchgestade gelösten Materialien sich nicht bloß in der 
nächsten Umgebung der Ursprungsstelle, sondern werden, 
nach einiger Umgestaltung, an der Küste entlang sehr 
häufig auf große Entfernungen hin fortgetragen. Die 
Wasserbautechniker kennen diese Stoffe als „ Wandersände * 
(franz. sables voyayeuscs) und sind genötigt, sie bei allen 
Ufer- und Hafenbauten am Meere auf das sorgsamste zu 
beachten. Die Kraft aber, welche diese Geschiebe oder 
Sände die Küste entlang fortträgt, nennen sie den „Küsten- 
strom". 



512 Einwirkung der Meeresströmungen auf die Kü3tengestÄlt. 

Würden die Wellen genau senkrecht auf den Strand 
auflaufen, so würde jedes Sand- und Kieskörnchen mit 
der Welle wohl vor- und zurückgeschoben werden, aber 
im Grunde genommen seinen Platz nur in einer Richtung 
mehr nach seewärts verändern können. Das ist nun bei- 
nahe nirgends der Fall, sondern die Wellen laufen etwas 
schräge auf das Ufer hinauf, und der Rückstrom führt 
die Wasserteilchen nicht in derselben Bahn wieder zurück, 
sondern man bemerkt bei stärkerem Wellenschlage sehr 
deutlich, dato es auch beim Rücklauf noch eine dem 
Strand parallele Komponente in seiner (parabolischen) Bahn 
enthält. Die Geschiebekörnchen werden also in Zickzack- 
bahnen nicht nur abwechselnd auf- und abwärts getrieben, 
sondern erleiden auch eine gewisse horizontale Verschiebung 
entlang dem Strande. Es ist hierbei gleichgültig, ob die 
Brandung von frisch erregten, „gezwungenen" Wellen, 
oder von Dünung, also „ freien tt Wellen, erzeugt ist. 
Der sogenannte Küstenstrom ist damit seiner Richtung 
und Stärke nach durchaus variabel; Stürme mit auflandi- 
ger Richtung können in einzelnen Fällen einen sehr 
heftigen Küstenstrom und damit ganz staunenswerte 
Massenverschiebungen von Sand und Kies erzeugen, so 
da Ii hier, wie bei der abradierenden Thätigkeit der Bran- 
dungswelle, die stürmischen Winde von größerer Bedeu- 
tung werden, wie die mittleren Windbewegungen und die 
davon abhängigen Trifterscheinungen. Die Handbücher 
für den Wasserbau (Hagen, Sonne und Frantzius) 
oder den Hafenbau (Voisin-Bey, Keller) enthalten die 
reichste Fülle von Beobachtungen über die hier in Be- 
tracht kommenden Vorgänge, die in der Ausbildung von 
Sandstrand, Bänken, Nehrungen u. s. w. bestehen. Auch 
in Richthofens Führer für Forschungsreisende ist alles 
Wesentliche dargelegt. 

Die vorherrschende Richtung des „ Küstenstroms* läßt sich 
nicht selten aus der Beschaffenheit des wandernden Materials un- 
mittelbar entnehmen. Die Kreidegestade der französischen Kanal- 
k iiste liefern ein viel citiertes Beispiel: die Feuersteinknollen 
bleiben, wie bereits oben (S. 109) bemerkt, in der Nähe des 
Strandes, während der feine Kalk vom Rückstrom der Welle ic 
die Tiefe geschwemmt wird. Aber trotz ihrer bedeutenden Härte 



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Der „Küstenstrom«. 



513 



rollen, schieben und zerren die Wellen sie eo kräftig hin und 
her, daß selbst dieses harte Flintgestein sich mehr und mehr 
abschleift und die Knollen an Volum stetig Yerkleinert werden. 
Wandert man von Dieppe aus entlang dem Strande ostwärts, so 
findet man das Strandmaterial stetig von feinerem Korn : westlich 
von Boulogne ist grober Kies, aus Feuersteinstticken bestehend, 
vorherrschend, doch ist er hier schon weniger grob als bei Dieppe. 
Bei Calais werden die Steinchen noch kleiner und es finden sich 
schon große Massen von Sand dazwischen; sie verschwinden bei- 
nahe ganz bei Dünkirchen und weiterhin sieht man nur Sand- 
ablagerungen. Ganz dieselbe Erscheinung wiederholt sich auf der 
Insel Rügen. Unter dem Vorgebirge Arkona besteht der schmale 
Strand wieder nur aus Feuersteinen, die den Kreideklippen ent- 
stammen. Verfolgt man das Ufer in südlicher Richtung, so tritt 
sehr bald der Sand auf, und wie die schmale Nehrung beginnt, 
welche als sogenannte Schaabe die Tromper Wieck von den 
Binnenseen trennt, findet man nur selten noch Feuersteine, und 
zwar bereits vollständig abgerundete (Hagen, Wasserbau III, 1, 
215). Wir sehen, nebenbei bemerkt, an der von starken Gezeiten- 
strömen bestrichenen Kanalküste also genau dieselben Aeuße- 
rungen des „ Küstenstroms u , wie in der fast gezeitenlosen Ostsee. 

Da für den Küstenstrom und den Transport der 
Wandersände die stürmischen Winde, und zwar wegen 
der Dünung an ozeanischen Küsten nicht einmal die ört- 
lich herrschenden, maßgebend sind, so erklärt sich auch, 
weshalb die regulären Meeresströmungen sehr häufig für 
gänzlich unbeteiligt an dem Aufbau und der Ausgestal- 
tung der Küsten gelten müssen. Nur wo die Stürme aus 
der gleichen Richtung wehen, wie die vorherrschenden 
Winde überhaupt, hat man einen klaren Effekt vor sich: 
so an der altpreußischen Küste, wo die Oeffhungen der 
Haffe jedesmal sich am nördlichen Ende der Nehrungen 
befinden. Wenn in vielen anderen Haffen und Strand- 
lagunen diese Oeffhung ganz der Einwirkung der nor- 
malen Meeresströmung entgegen an dem Luvende der 
Nehrung sich findet, so muß im einzelnen jedesmal erst 
festgestellt werden, ob der die Wandersände hauptsäch- 
lich transportierende „ Küstenstrom " , d. h. die ihn er- 
zeugenden örtlichen Stürme oder vielleicht die an der Küste 
brandende Dünung nicht eine ganz andere Richtung haben. 
Da diese scheinbar abnormen Fälle meist an außereuro- 
päischen Küsten liegen, von denen kaum Beobachtungen 
hierüber, ja oft nicht einmal detaillierte Karten zu haben 

Krümmel, Ozeanographie II. 33 



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514 



Erosion durch Meeresströmungen. 



sind, so mag dieser Punkt späteren Studien empfohlen 
bleiben. 

Eine wertvolle Untersuchung nach dieser Richtung gab kürz- 
lich Dr. Pechuel-Lösche im „Globus* Bd. 50, 1886, Ö. 39 und 
55; doch ist die Unterscheidung von Küstenstrom und gewöhn- 
licher Meeresströmung von ihm nicht klar genug erkannt. Dennoch 
ist seine Ansicht, daß die an der westafrikanischen Tropenküste 
brandende Dünung, namentlich die „Kalema" der südlichen Breiten, 
Strandraaterial nach Norden transportiert und damit Sandzungen,, 
Nehrungen u. dgl. erzeugt, unzweifelhaft richtig. 

Auch die feineren Sinkstoffe, welche durch die Flüsse 
den Meeresströmungen Übergeben werden, gelangen wohl 
meist schon in der Nähe des Landes zur Abscheidung, 
kraft jener merkwürdigen molekularen Prozesse, welche 
dem Salzwasser eigentümlich sind (s. oben S. 114). Un- 
zweifelhaft aber beweist das Auftreten roter Litoralsedi- 
mente entlang solchen Tropenktisten, deren Flüsse Laterit- 
flächen entwässern, daß solcher Transport doch immerhin 
über hundert Seemeilen betragen kann (Bd. I, S. 67). 

Wie schon Richthofen (Führer für Forschungs- 
reisende S. 375) richtig bemerkt, gelangt zwar im Florida- 
strom selbst in Tiefen von 1000 m kein Schlamm zur 
Ablagerung, sondern von 150 m Tiefe ab bis 600 m hin 
und bis zu einer Entfernung von 100 bis 200 km von 
der Küste ist sein Bett mit feinem Sande (nach Verrill 
meist Quarz), Bruchstücken von Schaltiergehäusen, Ko- 
rallen und Rhizopoden bedeckt. Aber das ist doch nur 
eine ganz lokale Kraftäußerung, die sich nicht allzu häufig 
wiederholt (vgl. die Beschreibung des Wyville-Thomson- 
Rückens oben S. 293). 

Wenn somit die aufbauende Thätigkeit der eigent- 
lichen Meeresströmungen von sehr untergeordneter Art ist, 
so darf dies noch mehr gelten von ihrer erodierenden 
Wirkung. Diese wurde früher womöglich von den Geo- 
logen noch mehr überschätzt als die erstere. Schon 
Kolumbus hat den Gedanken ausgesprochen, daß die Menge 
der Inseln im Antillenmeer und ihre gleichförmige Ge- 
stalt bei vorherrschender Richtung von O nach W den 
Meeresströmungen zuzuschreiben sei, und Humboldt fand 
diese Ansicht „den Grundsätzen der positiven Geologie 



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Erosion durch Meeresströmungen. 515 

angemessen" (Krit. Unters. II, 75 f.); unter den heutigen 
Geologen dürfte indes wohl keiner gefunden werden, der 
diese Anschauung in der gleichen Ausdehnung teilte. 
Gegenüber einerseits den großen Dislokationen der Erd- 
rinde, welche die moderne Geologie als Einbruchsgebiete 
in den Nebenmeeren und als Bruchränder an den ozeani- 
schen Festlandküsten kennen lehrt und andererseits gegen- 
über der Abrasionswirkung der Brandung kann auch 
wieder nur der „ Küsten ström * als ein beachtenswerter 
Faktor Geltung beanspruchen, während die eigentlichen 
Meeresströme durch ihre sehr langsame und nach der 
Tiefe hin schnell abnehmende Geschwindigkeit nur eine 
lebendige Kraft von ganz verschwindendem Effekt re- 
präsentieren. Schon die alternierenden Gezeitenströme 
übertreffen sie darin bei weitem. So z. B. in der Straße 
von Dover, deren Boden auf so große Strecken hin an- 
stehendes Gestein zeigt. Ja es kann kaum ein Zweifel 
bestehen, daß die Durchbrechung des ehemaligen Kreide- 
Isthmus zwischen Dover und Calais, ebenso wie die Ab- 
lösung der Insel Wight, hauptsächlich ein Werk der 
Gezeitenströme ist, welche auch die Halbinselnatur von 
Neuschottland durch die riesigen Fluten der Fundybai 
untergraben, wie dies auch von Rütimeyer und Burat in 
den Küsteneinschnitten (Bios) der Bretagne im einzelnen 
beobachtet worden ist. Solchen Leistungen gegenüber 
können die erodierenden Effekte des Küstenstroms schon 
geringfügig genannt werden. Dennoch hält Richthofen 
(Führer S. 375) es „ angesichts der Offenhaltung von 
Meeresstraßen, wie der Meerengen von Gibraltar, Bos- 
porus und Dardanellen, für wahrscheinlich", daß auch die 
gewöhnlichen Straßenströme erodierend wirken. Insbe- 
sondere nimmt er „als sicher an, daß sie das gelockerte 
feine Korn von den Wänden solcher Tröge forttragen, 
und als wahrscheinlich, daß die Corrasion eine nicht un- 
bedeutende Rolle spielt*. Allerdings ist die Länge der 
Zeit hier ein Faktor, der auch minimale Wirkungen 
schließlich zu einem nicht mehr zu vernachlässigenden 
Endeffekt anwachsen lassen kann, obwohl sie doch den 
anderen stärker wirkenden Erosionskräften noch mehr zu 



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516 



Erosion durch Meeresströmungen 



gute kommt. Also auch hier würde nur eine sehr ein- 
gehende Untersuchung gestatten, genau abzuwägen, was 
an abtragenden Leistungen der Brandung und dem Küsten- 
strom oder dem Gezeitenstrom oder dem eigentlichen 
Meeresstrom zuzuschreiben ist. 

Die Richtung , in welcher solche Untersuchungen sich zu 
bewegen haben, ist schon ziemlich klar vorgezeichnet in Theobald 
Fischers Studien über die Küsten von Algerien und Tunesien 
(Peterm. Mitteil. 1887, S. 1). Es ist darin die sehr zutreffende 
Ansicht ausgesprochen, daß die Stoffe, welche die Brandung an 
der Nordküste Kleinafrikas abradiert (durch den hier mit dem 
herrschenden Meeresstrom identischen „Küstenstrom", setzen wir 
hinzu), in den Golf von Tunis hineingetrieben sein dürften. In 
ähnlicher Weise putzt die im Winter herrschende Meeresströmung 
und der immer östlich setzende „Küstenstrom* 1 an der asturisch- 
baskischen Küste die Abrasionsprodukte hinweg und führt sie 
den Dünenküsten der Landes zu; vielleicht hat auch der „Küsten- 
ström", den die Südoststürme des Golfs von Lion erregen, die 
Funktion, von der Riviera an bis nach Marseille und dann weiter 
in das flache Meer westlich der Rhonemündungen seine Wander- 
sände zu transportieren, wahrend gleichzeitig durch dieselben 
»Stürme An der Küste von Roussillon die Abrasionsprodukte der 
Felsgestade der Ostpyrenäen nach Norden hin entführt werden, 
wo sie dann (nach Voisin Bey) bei Agde mit denen des Golfs von 
Lion zusammentreffen. Eine weitere Ausführung dieser Gesichts- 
punkte würde hier indes nicht am Orte sein. 



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Alphabetisches Namen- und Sachregister. 



A. 

Abbot ii, 

Aberdeen I^ 263. 
Abflußströmung IL» 340. 
Abrasion II, 1Q1 ff. 

— A.sprozesse an den weichen 
Küsten II, lül ff. 

— am harten Felsgestade II, 
110 ff. 

— bei Niveauverschiebung II, 
113. 

Abgtract log I, 188, 
Acapulco 

— Stoßwelle von Iquique bis A. 
II, 122, 

— hohe Temperatur im Hafen 
von A. II, 492. 

„Achta", russ., Messungen von 
Lufttemperaturen Im Atlan- 
tic und Pazific von £. Lenz 
I, 222 f. 

Aconcagua L> 108. 

Azoren s. Azoren. 

Aden I, 119. 178 f. 315. II, 310. 

— Golf von I. 112, II, 469. 
— Temperaturmessung im 

II, 317. 

Admiralitäts-Inseln 1ÜL 2&L 

— Korallenschlamm bei den A. 

L, 68. 

— größte Tiefe zwischen ihnen 
und Japan I^ 126. 



Adour II, 27Ü, 2m 
Adriatisches 3Ieer L m II, 329. 

— — Bodenbe8chaffenheitI,95f. 

— — Verteilung des spezifischen 
Gewichtes und Salzgehalte» 
L 121 f . 

— — Dichtigkeitsmaximum 1^ 

232. 

Temperaturverteilung 

266. 

Gezeiten II, 219 f. 

— — Unterschied der Flutgröße 
an Ost- und Westseite II, 255. 

— — Spiegel desselben liegt 
unter dem Ostseespiegel IL, 

Strömungen II, 467. 

„Advance", amer., Drift der- 
selben 1^ 379. 

Adventure-Btinke 1^ 9Ü; 93. 

Aegäisches Meer, Ableitung des 
Namens II, ELL 

— — Strömungen II, 467. 

Tiefen Verhältnisse I, 94*. 

L 172. IL 81, 143 f. IüS 

Anm. L 
Aequatoriale Gegenströmung I^ 

153.. 152 f. 19L H, 32k S3(L 

335. 368. 470. 489 ff. 
Aequatorial-Kalmenregion 1,205. 

219. 

Aequatorialrücken I, 24. 77. 
Aequatorialströmung, nördliche 
II, 3M ff. 484 f. 



518 



Register. 



Aequatorialströmung, südliche 
II, 386 ff. 485 ff. 

— Theorie der atlantischen A. 
II, 393 ff. 

Aequinoktialfluten II, 218. 
Aequinoktialstrom II, 322. 
Afrika, Küstenvermessungen I, 
42 f. 

— Küstenentwickelung I, 43. 

— Bänke an der Ostküste I, 48. 

— Ktistenablagerungen von Gui- 
nea bis zur Kapstadt I, 67. 

— Unterseeische Verbindung 
mit Sizilien I, 90. 

— zwei unterseeische Verbin- 
dungen mit Europa I, 91. 

— Depression längs der Küste 
im westl. Mittelmeerbecken 
I, 92. 

— Stürme an der Südspitze L, 
217. 

— Strömungen an der Mittel- 
meerküste II, 466. 

Agadir, Temperatur daselbst II, 
307. 

Agassi z, Ursache der Ausdeh- 
nung der Floridariffe nach 
Westen I, 270. 

Agde n, 516. 

Aggerminde IL, 240. 

Agulhasbank I, 48. II, 90. 

Agulhasstrom, spez. Gewicht in 
verschiedenen Jahreszeiten I, 
157. 

— Vergleichung seiner Tempe- 
ratur mit der der Luft I, 225. 

— Temperaturmessungen 1, 312. 

— kalte und warme Wasser- 
streifen I, 320. II, 471 ff. 

— von Fournier und Varenius 
erwähnt II, 328. 

— I, 248. 385. II, 84. 447. 471 ff. 
506 f. 

Aigion II, 117. 

Airae, Bestimmung des Luft- 
gehaltes im Meerwasser 1, 135. 

— Temperaturmessungen im 
Mittelmeer I, 269. 

— Verhalten der Orbitalbahnen 



d. Wasserteilchen bei Wellen- 
bewegung in verschiedenen 
Tiefenschichten II, 30 ff. 35. 
Aime, stehende Schwingungen 
im Hafen von Algier II, 149. 

— Vorrichtung zur Messung der 
Stromrichtung in grösseren 
Tiefen II, 379 f. 392. 

Ai ry, unterscheidet forcierte und 
freie Wellen IL, 37. 

— Steigerung der Wellenhöhe 
durch den Wind II, 60 f. 
74. 

— Umgestaltung der Wellen bei 
Abnahme der Wassertiefe IL, 
89. 

— Brandung bei bedeutender 
Wassertiefe II, 90. 

— Beobachtungen von Bran- 
dung IL, 94. 

— stehende Schwingungen des 
Wasserspiegels bei Malta II, 
147 f. 

— stehende Schwingungen von 
Swansea und Bristol II, 152. 

— Einrichtung der Pegel nach 
A. II, 162 f. 

— Kanaltheorie der Gezeiten II, 
191 ff. 224. 333. 

— Erklärung der abnormen Ge- 
zeiten von Courtown II, 204. 

— Erklärung der rotatorischen 
Strömungen II, 237 ff. 246. 
248. 

— Fl utkurvenvon Christchurch, 
Poole und Southampton IL, 
272. 274. 

— Sprungwelle im Severn II, 

276. 

— sonst citiert IL, 5 f. 14 ff. 23. 
25. 27 f. 35. 175 f. 185 f. 208. 
217. 219. 224. 232. 234. 252. 
254. 

Airysche Formel II, 18. 140. 205. 
Alaminos II, 328, 417. 
Alaska I, 45. 104. 308. 352. II, 

320, 497 ff. 
„ Alaska", amer., Erforschung des 

Pazific I, 101. 126. 



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Register. 



519 



Alaska", Lotungen an der Küste 
von Peru L> 1QZ f . 

„Albatros^ 1 , Lotungen im nord- 
atlant. Kessel südl. Neufund- 
land II, 2QL 

— ii, 435, 

Albemarle-Insel II, 311, 
AI Biruui II, 328. 
Albrolhos- oder brasilische Bank 
h 4& 

Albrolhos-Inseln II, 35. 
„Alert", amer., Erforschung des 

Pazific I. 101. 1QG. 
,,Alert u ,engl.,Nordpolexpedition 

unter G. Nares Ii 124 f. 3TL 

— Messungen des spez. Gewich- 
tes des Meerwassers 1^ 163 f. 

— Temperaturmessungen im 
amerikan. -arktischen Archi- 
pel L 355. 

Aleuten L 2L 1Q3. 129. 277. 284. 

252 f. ii, m m m 

— Verbindungsbrücke zwischen 
Amerika und Asien I± 49, 

— Temperaturen zwischen Japan 
und den A. L, 2£ß f. 

— Temperaturen zwischen den 
Kurilen und A. 1^ 28ß ff. 

— Bodentemperaturen bei den- 
selben L 308. 

Alexander I.-Land I. 30. 
Alexandria I, 94, 

— Seebebenwellen in A. II, IlfL 
Algerien L, 92, 2£4 II, 149, bUL 

— Brandung vor Djidjeli II, 90. 
Algier I, 92, 2ß4 f . 

— Beobachtungen von Aime auf 
der Reede von A. II, 3Q ff- 

— stehende Schwingungen im 
Hafen von A. II, 149, 15 L 15& 

Algoabai I, 48, 
Alicante II, IM, 205, 
Allmannbucht 1^ 163. 
Altenfjord L, 234, 
Amazonas L 2iL II, 16Q f. 388. 

m f. 

— seine Sinkstoffe durch den 
Aequatorialstrom fortgeführt 
L 6L 



Amazonas, mittl. Abflußmenge 
L 13L 

— Sprungwelle im A. II, 22ß ff. 
Amboina L 11L IIS, 119, 314, 
Amerika, Küstenvermessungeu 

L 42, 

— Küstenentwickelung Ij 43, 

— Stürme an der Südspitze 1^ 
2IL 

— Wellengruppen an der West- 
küste Centraiamerikas II, 52, 

— Wahrnehmung der Stoßwelle 
vom Erdbeben von Lissabon 
in den atlantischen Küsten- 
orten II, 118, 

Amerikanisch-arktischer Archi- 
pel, Temperaturverteilung L 
353 ff. 

Verhalten des Eises an 

Ost- und Westküsten 1^ SSL 
L ü79, 

Amerikanisches Mittelraeer I^ 2L 
Areal nach Krümmel I. 23, 

— — Verhältnis der Inselflächen 
zur Meeresfläche ^ 49, 

— — mittlere Tiefe nach Krüm- 
mel t 8£L 

Amerikanisches Nordmeer, Was- 
serbewegungen desselben IL, 
461 f. 

Amiranten 1^ 28. 48. EL, 4£9 ff. 

Ammianus Marcellinus, Be- 
richt über Seebebenwellen II. 
116. 

Ampanan, Brandung in der Bai 

von II, 9L 
Amsterdam, Insel L, 112 f. II, 48, 

— II, 295, 

Amsterdamer Pegel I± 3fi, 
Amtschitka II, 132, 
Amur 1,2k II, 22Ü, 49L 499 f. 
Anachoreten-Inseln 1^ 4fL 
Andamanen L, 120, 211. II, 122, 
Andamanisches Meer, Strömun- 
gen in demselben II, 4(19. 481. 
Anden L, 108. 
Andrau L> 193, 

— Untersuchungen der Tempe- 
raturverteilung an der Ober- 



520 



Register 



fläche des Südatlantischen 
Ozeans I, 233. 

Andrau, über den Agulhas- 
strom II, 471. 477. 

Andries, schlägt für die Bore 
die Bezeichnung „Sprung- 
weite vor II, 275. 

Andros I, 94. II, 467. 

Anemometer I, 200. 

Anjer, Stoßwelle von Krakatau 
bei II, 124. 

Anjou, Lieutenant II, 458. 

Annam, Strömung an der Küste 
von II, 481 f. 

Annapolis, Flutgröße in A. nach 
Herschel II, 161. 

Annobom-Insel II, 414. 

Antarktische Eisbarriere 1, 67. 70. 

Antarktischer Kontinent, hypo- 
thetisch I, 19. 

Antarktischer Ozean (südl. Eis- 
meer), Begrenzung I, 15. 

— angenäherte Grösse mit den 
seitlichen Gliederungen 1, 19. 

— Areal nach Krümmel I, 23. 

— äussere Umrisse I, 30. 

— Tiefe I, 60. 62. 121. 

— Verteilung des Luftdrucks I, 
211. 

— Luft- und Meerestemperatu- 
ren I, 226. 357 f. 

— Eisverhältnisse I, 374 f. 385. 

Antarktisches Becken, die Haupt- 
masse der Bodengewässer des 
großen Ozeans kommt aus 
demselben II, 289 f. 

Antibes I, 40. 
Anticyklonen I, 202 f. 
Antigua, Stoßwelle vom Erd- 
beben von Lissabon II, 118. 
Antillen I, 26. 75. 228. 100. 

— n, 211. 313. 385. 890 f. 396. 
398. 418. 

Antillenmeer (Karaibisch. Meer) 
I, 18. 

— Teil des amerikan. Mittel- 
meeres I, 23 Anm. 3. 

— Tiefen Verteilung und Boden- 
gestaltung I, 96 ff. 126. 



Antillenmeer, Temperaturvertei- 
lung I, 228. 266 f. 

— I, 151. 183. II, 203. 211. 307. 
329. 362. 392. 395. 422. 514. 

Antillenströmung II, 391 f. 394. 
397. 422. 424. 428. 480. 436f. 

Antoine, Sammlung von Wel- 
lenmessungen französischer 
Kriegsschiffe II, 45. 

— Skala der Windgeschwindig- 
keit II, 68. 

— Formeln für den Einfluß der 
Windstärke auf die Wellen- 
höfc> II, 70 f. 

Api-Insel I, 801. 
Apia I, 110. 

— Stoßwelle von Iquique bis A. 
II, 122. 

Araber II, 328. 

Arabien, Vermessung der Küsten 
I, 43. 

— Kaltwassergebiet an der Süd- 
und Südostküste II, 316 f. 

— Strömungen an der Süd- und 
Südostküste II, 468 f. 

Arabisches Meer I, 28. 48. 

— — Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse I, 119. 

Beobachtung merkwürdi- 
ger Färbung des Meerwassers 
I, 179. 

Winde in demselben 1, 210. 

Temperaturmessungen L, 

315 f. 

— Strömungen II, 468 ff. 
Aräometer I, 141. 
Arafurasee I, 300. II, 483. 487. 
Arago II, 47 f. 68. 340. 

— behauptet die polare Herkunft 
des Tiefenwassers II, 284 f. 

Arbon II, 126 Anm. 1. 

„Arcona", Kapt. v. Reibnitz, Be- 
obachtungkalter und warmer 
Wasserstreifen am Nordrande 
des Kuroshiwo 1, 285. 11,494. 

„Arctic", engl., Lotungen im 
nördl. Polarmeere 1, 125. 

Arendal I, 167. 

Arensburg I, 169. 



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Iiegister. 



521 



Argentinien I, 108. 
Argain, Bucht von II, 308. 
„Ariadne", Kapt. v. Werner, 

Strombeobachtungen im Pa- 

zific II, 487. 
Arica I, 109. II, 510. ; 

— Stoßwellen von dem Erd- 
beben von A. II, 120 f. 131. 

— Stoßwellen von Iquiqne in A. 
II, 121 ff. 

Arkansas II, 419 Anna. 1. 
Arkona, Flutautograph bei A. 
II, 165 Anm. 1. 

— II, 513. 

Arktischer Archipel, Flächen- 
raum I, 29. 

— — Meer an seinen Küsten 
ganz flach I, 124. 

I, 317. 

Arktischer Ozean (nördl. Eis- 
meer), Begrenzung I, 15. 

— — angenäherte Größe mit 
seinen seitlichen Gliederun- 
gen I, 19. 

— — ist ein Mittelmeer I, 21 f. 
Areal I, 23. 

— — äußere Umrisse I, 28. 

— — große Ausdehnung der 
Flachküsten I, 46. 

— — Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse I, 122 ff. 

— — Verteilung des spez. Ge- 
wichtes und des Salzgehaltes 
I, 158 ff. 

— — Luftdruck- und Windver- 
teilung I, 211. 

— — Luft- und Meerestempe- 
raturen I, 226. 317 ff. 

„Armide", franz., Beobachtung 
merkwürdiger Meeresfärbung 
I, 179. 

Arron-Inseln I, 111. 300. 

Ascension I, 26. 74. 149. 175. 
259. II. 395. 415. 

— hohe Brandung bei A. II, 96. 

Aschenborn, Kapt. z. 8., Ein- 
fluß des Nebels auf die Wel- 
lenbewegung II, 82 Anm. 

Asien, Küstenvermessungen 1,42. 



I Asien, Küstenentwickelung 1,43. 
Asowsches Meer I, 169. 

ist ein Gebiet starken 

Windstaus II, 303 f. 
Aspinwall, Stoßwellen v. Kraka- 

tau bis A. II, 123 f. 
Aspri Thalassa s. Weißes Meer. 
„Assistance", engl., Kapt. Edw. 
Belcher, Temperaturmessun- 
gen im Northumberlandsund 
und der Disasterbai I, 354. 
Assistancebai , Messungen der 

Eisdicke in der I, 370. 
„Astrolabe", franz., Kapt. Du- 
mont d'Urville, Weltumsege- 
lung. Beobachtung von Luft- 
und Wassertemperaturen I, 
226. 

— Wellenbeobachtungen von 
Coupvent des Bois II, 50. 
68 f. 

— Strombeobachtungen im Pa- 
zific II, 490 f. 

Astrolabehafen II, 490. 
Astronomisches Besteck II, 373. 
Atalante s. Talanti. 
Athos II, 467. 

Atlantis, mythische Insel I, 120. 
Atlantischer Ozean, Benennung 
des bekannten Teils im Alter- 
tum I, 14. 

— — Begrenzung I, 14. 

— — Teilung in Nord- und Süd- 
atlantic I, 17. 

— — angenäherte Größe des A. 
mit seinen seitlichen Glie- 
derungen I, 19. 

Areal I, 22. 

äußere Umrisse I, 24. 

— — vierfache Verbindung mit 
dem nördl. Polarmeere I, 24. 
82. 

— — schmälster Teil und größte 
Breitenausdehnung I, 25. 

3Ienge der in ihn mün- 
denden Ströme I, 26. 

Inselarmut I, 26. 49. 

Küstenvermessungen 1,42. 

Niveauvermessungen 1,37 f. 



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522 



Register, 



Atlantischer Ozean, Verhältnis 
der Inselflächen zur Meeres- 
fläche L 48 f • 

— — Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse L, 58 f. 62.. 62. 21 ff. 
M ff. 

spezifisches Gewicht und 

Salzgehalt 1^ 13Ü 148 ff. 

— — der für den Seeverkehr 
wichtigste Teil ^ 10L 

Winde I, 2Q5 ff. Stürme 

L, 215 ff . 

— — Regenverteilung I. 220. 

— — Luft- und Wassertempe- 
raturen ^ 224 f . 25Ü ff . 

— — Treibeisgrenze im Süd- 
atlantic I, 385 f. 

Dünungen im A. IL, 2L 

— — Wellenmessungen v.Paris 
II, 43 f. 42 f. ßfi. 

Stoßwellen II, 118. 123, 

I3fL 

— — stehende Schwingungen 
an einzelnen Küstenpunkten 
II, 152 f. 

— — Borgens Untersuchungen 
über die Gezeiten II, 2Q5 ff. 

— — Spiegel etwas höher als 
der des Mittelmeeres II, 295. 

— — warmes Stauwasser der 
Leeküsten II, 312 f. 

— — Strömungen II, 384 ff. 

412 ff . 438 ff . 

— — Strömungen der atlanti- 
schen Nebenmeere II, 442 ff. 

Atlantisches Plateau l± 24. II, 

2QQ, 21L 
Atlas Lj 265. 

Atlas des Atlantischen Ozeans, 
herausgegeben von der Deut- 
schen Seewarte Li 60- 73. 
14R f . 126\ 2Q& 22L 8&L IT. 
377. 386. 405. 

Atschujew II, 304. 

Attika, Seebeben wellen II, 115. 

— II, 14k 

Attlmayr cit. I, 32L II, 420, 
„Aurora", Messungen der Luft- 
temperaturen im Atlantischen 



und Stillen Ozean von L. 
v. Schrenck ^ 222 f . 
.Ausgewachsene* See IL, öl» 14, 

349 f. 

Außen wellen II, 135 f. 
Australasiati8ches Mittelmeer L, 
2L 

Areal L, 23, 

— — Verhältnis der In sei flächen 
zur Meeresfläche ^ 48 f. 

— — tägliche Ungleichheit der 
Gezeiten II, 220. 

— — Strömungen II, 480 ff. 
Australgolf, geringes Maß der 

Abgliederung vom offenen 
Ozean L, 17. 
Australien, Küstenvermessungen 
t 42. 

— Küstenentwickelung L, 43. 

— Küstenablagerungen bei A. 

— Stoßwellen an der Küste nach 
den Erdbeben von Arica und 
Iquique II, 120 ff. 

— Meerestemperatur an der 
Westküste II, 315 f. 

— Strömungen an den Küsten 
des Indischen Ozeans II, 474 ff. 

— Strömungen an der Ostkaste 
II, 501 ff. 

— I, 294 f. 300, 308, 314 f. IL 
47. 50. 133. 137. 220 f. 

Austral-(oder Tubuai-)Inseln L 

115 f. 
Australmonsun 1^ 209. 
A watsch abai II, 438. 
Azoren I, 26\ 24, 2ß. 82 f . 143, 

19S. 214, 224. 259, II, 382. 

418. 425 f. 428 f. 

— Messung der größten Wellen- 
höhe bei den A. II, 

— Brandung bei Terceira II, 9£L 
Azorenrinne, östliche L, 75 rT. 

sl 

— westliche L 24 ff. II, 212. 
Azorenrücken ^3 24.7fL II, 200. 



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Register. 



523 



B. 

Baad er , Fr., Strömungstheorie 

von II, 332, 
Bab-el-Mandeb, Straße von I, 

— spezifisches Gewicht ihres 
Wassers I, 122.. 

— Strömungen in derselben II, 
297 f. 

Babin, Beobachtungen der Eu- 
ripusströmungen II, 143 f. 

Babnyan-Insel II, 493. 

Bache, Angaben über mittlere 
Tiefe des Stillen Ozeans I, lük 

— Berechnung der Seetiefen aus 
Stoßwellen II, 130, 

— II, 432, 

Backergunge-Cyklone, Höhe der 
Sturmflut bei derselben L> 40. 

Bunke,Unterscheidung derselben 
L 4L 

— Farbe des Wassers in ihrer 
Nähe L, 12k 

— Brandung im Bereiche der 
B. IL, 89 f. 

— Meerestemperaturen über und 
an ihnen II, 362. 

Buer, Ursache des hohen Salz- 
gehaltes des Karabugasgolfes 
II, 292, 

— Wirkungen des Windstaus im 
Asowschen Meere II, 304. 

Bären-Insel L, 123 f. 159 f. 330. 

334 f. 337 ff. 341 f. 
Baeyer, cit. ^ 35, 
Baffinland II, 434, 
Baffinsbai L> 25, 3TL 355, 3I& 

II, 43Ü 

— Tiefe L 125, 

— Eisverhältnisse L, 382. 
Bahamabank I, 47. 
Bahamakanal L, 267. 

— Tiefe desselben L 99. 
Bahama-Inseln 4L 228, II, 

211. m 2£L 411 t". 493, 

— erhalten vom Antillenstrom 
tropische Wärme II, 392. 

Bahamariffe II, 424, 



Bahamasee, Teil des amerikan. 

Mittelmeeres I, 23 Anm. 3* 
Bahia I, £8_. II, 392, 509. 
Baillie, Tieflot von L, 5fL 
Balae na nupticetus L, 177. 
Baiboa, nach ihm Ausdruck 

„Südsee* I, 12, 
Balearen L 92. 2ß4, II, 149. • 
Balintangkanal II, 493. 
Baltisches Mittelmeer s. Ostsee. 
Bandasee, Teil des australasia- 

tischen Mittelmeeres I_, 23 

Anm. 4, 

— grüne und blaue Thone auf 
dem Boden derselben 1^ £lL 

— ist ein unterseeisch abge- 
schlossenes Meeresbecken I, 
Iii f. 

— größte Tiefe ^ 12& 

— Temperaturverteilung 1,299 ff. 

— I, 18. 118. II, 483. 
Bankshalbinsel II, 505. 
Banksinseln II, 487. 
Barbados L 2ßfi f . II, 385 f. 

— Stoßwelle vom Erdbeben von 
Lissabon II, lliL 

„Barbarossa", Schiff II, 80, 
Barcelona I^ 92. 
Barentsmeer I, 29. 312, 38ß, 339. 
II, 452. 454. 457. 

— Tiefe 1, 123, 

— Temperaturverteilung 1,342 ff. 
Barfleur, Flutkurve von II, 223 f. 
Barischer Gradient 2ÖL 215* 
Barka II, 468. 
Barinanische Küste II, 408. 
Barren an Strommündungen, 

ihre Entstehung II, 113* 
Barrierriff L 42, 48, 3QL 
Barrowstraße I, 329, II, 4(3L 
Bartlett L> 12ß, II, 390. 418. 

421. 423 f. 430. 

— 8. auch „Blake". 
Bartlett-Tiefe I^ 100. 
Barygaza, Sprungwelle im Flusse 

von B. im „Periplus marh 
Erythraei" beschrieben II 
276. 

Basehi-Inseln II, 482. 



524 



Register. 



Bas-Insel, Fluthöhe bei Spring- 
zeit II, 255. 

Baskische Provinzen, Brandung 
an ihrer Küste II, SQ Anm. 

Baßstrafie II, 255, 425, 479. 

Batang Lupar, Sprung welle im 
II, 216 ff. 

Batavia, Stoßwelle von Kraka- 
tau im Flusse von B. II, 124* 

Bathifbius- Schlamm (Bathybius 
Haeckdii), existiert in Wirk- 
lichkeit nicht ^ 6S. 

Baumhauer, v., Dichte des 
Meerwassers in der Straße 
von Gibraltar ^ 170. 

Bayonne 1^ 37. 

Bayou La Fourche II, 419 Anm. L 
Bazin, Umgestaltung derWellen 
bei Abnahme der Wasser- 
tiefe II, 82, 

— Wellenuntersuchungen II, 134. 

— Untersuchung der Sprung- 
welle in französ. Flüssen II, 

— Erklärung der Sprungwelle 
II 223 f. 

Beachy Hea'd II, 232, 236 f. 
Beaufortsee II, 402. 
Beaufortskala 1^ 2QQ f . 214. II, 
52, 62, 3M, m f . 

— Uebertragung ihrer Werte in 
absolute Geschwindigkeit II. 

Beaumont, Elie de, Tiefen- 
wirkung d. Wellenbewegung 
auf Seetiere II, 84* 

Bec d'Ambes II, 265 f. 268 f. 

Beche, de la II, 34, 

Becker, A. v., Mächtigkeit eines 
Eisberges L 375. 

Beda II, 158, 

Beechy, Kapt., Erklärung der 
Korallenbildungen 114, 

— Gezeitenströme im englischen 
Kanal II, 232 ff. 

— s. auch „Blossom". 
Beetz L 125, 

Belcher, Edw. I, 377. II, 461. 
422, 



Belcher, Edw., Beispiele von 
der Gewalt der Sturzseen II, 
83, 

— s. auch „Assistance u . 
Belize II, 39k 

Belknap, Kapt., Lotungen an 
der Küste von Peru L 1DL 

— Lotungen im Nord- und Süd- 
pazific lj 126, 

— s. auch „Tuscarora". 
Bellinghausen 1^ 121. 
Bellrock-Leuchtturm , Klippen- 

brandung an dem II, 85, 

— Versuche mit Stevensons 
Wellendynamometer II, 79. 

Belt, großer ^ £0, 

— Oberflächen- und Tiefen- 
strömung 1^ 167. 

— kleiner I, ÜiL 

Belte, Dichte und Salzgehalt I, 
105. 

— Wassertemperatur 1^ 262. 
Belutschistan, Küste von II, 468. 
Bengalen, Meerbusen von 1, 18. 

28. 1S4. 21D, 

— zahlreiche Bänke an der Ost- 
seite ^ 48, 

— Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse I^ IIS f. 

— spezifisches Gewicht seines 
Meerwassers 1^ 156 f. 

— Orkane L 212, 

— Regenverhältnisse 1^ 220. 

— Temperaturmessungen I^ 315. 

— Stoßwellen nach dem Erd- 
beben im Dez. 1881 II, 122= 

— Strömungen II, 468 f. 
Benguela- (od. südafrikanischer) 

Strom II, 4ÜÜ, 411. 44lL III. 
Beobachtungsjoumale an Bord 

der Schiffe ^ 8, 188, 
Beobachtungsetationen an den 

deutschen Küsten I^ 164 ff. 
Berard, blaue Farbe des Meeres 

L 125, 

— Durchsichtigkeit des Meer- 
wassers ^ 184, 

— Temperaturmessungen im 
Mittelmeer I^ 264, 



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Register. 



525 



— Tiefe 1± 



Berchtesgaden 

Bergen L lfii II, 452, 

Berghaus, Heinr. (der ältere), 
schlagt die Bezeichnung „lso- 
rhachien" vor II, 90, 

— nimmt fälschlich ein Vor- 
kommen der Sprungwelle in 
Elbe und Weser an II, 225, 

— L 129, l&L II, 92, 22fL 309, 
^84. 396. 401. 409. 415. 429. 
439, 442, 483 f . 482, 492, 495, 
498 f. 493. 507 ff. 

Berghaus, Herrn, (der j üngere), 
II, 33k 405, 415, 438, 443, 
503. 508 f. 

Bering? meer, Areal 1^ 23, 

— Teraperatnrverteilungl,352f. 

— Strömung II, 4 ( J8 f. 

— L 283 fT. 3Ü& 312, 
Berinjrstraße 1^ 15. 24. 27. (>4. 

317. II, 459. 4(32. 498 f. 

124. 

— Temperaturverteilung 1, 351 ff. 
Bermudas-Inseln 1^ 59, 68. 75 f. 

87 f. 114. 214. 228. 253. 255. 
273, 275. II, 313, 319 f. 391 f. 
394. 39ü f. 42a. 422. 424. 428, 
430, 

Bernouilli, Dan., Gleichge- 
wichtstheorie der Gezeiten 
II, 1£L 

— Fehler dieser Theorie II, 184 f. 

— Auswertung der halbmonatl. 
Ungleichheit zur Vorausbe- 
rechnung des Hochwassers 

222, 

Berry, Lieut., s. „Rodgers". 
Bertin, über Wellenbewegung 

cit. II, 5 ff. 12.. 12 f. 25, 2L 

45 f. 

— Versuche über die Wirkung 
der Abrasion II, 1QL 104 ff. 

m 

Bessels, E., L 29, 356, 321, 
<— s. auch „Polaris". 
Bibra, v., Analyse der Bestand- 
teile des Meerwassers Lj 127. 

— Maximum des Salzgehaltes im 
Stillen Ozean I, 130, 



Biedermann, cit. II, 165. 

Biloadinen-Sch\&mm , im nörd- 
lichen Polarmeer I^ 123. 

Bimini, Engen von II, 402. 

Biminiriffe II, 418, 

Bimsstein, sehr häufig in den 
Tiefseethonen enthalten 1^ 
21 f. 

— Ablagerung von B. durch Erd- 
bebenwellen II, 137. 

Bingerloch II, 419 Anm. L 
Biscaya, Meerbusen von I± 2fL 
IL 94. 

— spezifisches Gewicht in 

demselben L> 171. 
— Wellenmessungen II, 

42 f. 

alle Häfen desselben 

erhalten fast gleichzeitig 
Hochwasser II, 19L 212 f. 

— — — Eindringen eines öst- 
lichen Stromes in den Golf 
II, 43L 

Bischof, G., L 122, 

Bishop-rock , Klippenbrandung 
am Leuchtturm von B. II, 85. 

„Bismarck", Lotung im Stid- 
pazific II, 314. 

Bismarckarchipel II, 490. 

Bitterseen des Suezkanals, Salz- 
gehalt L 173, 

ßlaavands Huk II, 240, 

Blagden, Charles, II, 383, 

„Blake", amer., I, 99, 12k 

— Temperaturmessungen im 
karib. Meer unter Bartlett 
und Sigsbee I, 266 f. 

— Temperaturmessungen im 
Golfstrom I> 222 ff. II, 42Q f. 

Blanc, v., s. „Nymphe". 

Blanford, Verdunstungsbeob- 
achtungen in Indien II, 292, 

Blaue Berge auf Jamaika I^ 100. 

Blaye II, 2ßfL 268 ff. 

Blazek, Gabriel, seine Theorie 
der Meeresströmungen II, 
336. 

Block-Insel II, 192, 
Blossevilleküste I, 84, 



52«i 



Register. 



„Blosflom u , engl., Kapt. Beechey, 
Temperaturmessungen in der 
Beringstraße 1^ :t53. 

Board of Trade L, U<L 

Boas, Farbe des Wassers 1^ 175. 

Boavista II, 27<>. 

Bodenablagerungen in den Ozea- 
nen, fünf Gruppen der 1^ ßtL 

Boden Gestaltung u. -Beschaffen- 
heit der Ozeane und Einzel- 
meere Lj 51 ff . 22 ff . 

Bodensee II, 12$ Anm. L 

— rhythmische Niveauschwan- 
kungen desselben II, 142. 

Böotien II, 143, 
Borgen, Messungen der Dichte 
des Meerwassers 1^ 161. 

— Geschwindigkeit der Eisdrif- 
ten L 38ü 

— gibt eine Zusammenfassung 
der Airyschen Kanal theorie 
II, 191 ff. 

— seine Gezeitenuntersuchun- 
gen II, 2Q5 ff. 215, 219, 

— „ Flutstundenlinien " II, 19Q. 

— „zusammengesetzte Gezei- 
ten" und „Nebengezeiten" 

n, 217 f . 

— Veränderung der Wellen bei 
Auftreten von Hindernissen 

Ii, m 

— Berechnung der Maximalge- 
schwindigkeit des Gezeiten- 
stromes II, 229 ff. 

— Erklärung der Gezeiten- 
ströme im englischen Kanal 
II, 234 ff. 

— II, m 199 f. 202 f. 218. 
Böttger l 1 23, 

Bogdosee, Salzsee, sein Salzge- 
halt L> im 
Boguslawski, v., 1± 1QL. 330. 
Bolivar ^ 32* 
Bombay I* 119. SIL 

— merkwürdige Färbung des 
Meerwassers in und bei dem 
Hafen von B. L 118 f. 

Bona, Tiefe des Vorkommens 
der Korallen bei II, 34, 



Bonin-Inseln 1^ 33. 102 ff. 110. 

112 f. 28D. 
„Bonite", franz. Schiff, IL, 1:>5. 
Boothia felix L, 32k 
Bordeaux II, 2M ff . 2£8 f. 
Bore 8. Sprungwelle. 
Bornholm L 9& 11^ ÖL 303, 4t>5. 
Borkum L 2Ö2± 

Borkum riff-Feuerschiff IL, 247. 
Borneo L U- HCL 129- 298, IL 
480 ff. 

— kontinentale Insel ^ 4iL 

— Sprungwelle in den Flössen 
an der Nordkäste II , 2Ifi f. 

Bosporus L> 95.. 19k 112, II. 

— durchschnittliche Tiefe 1^ 

— Strömung im B. IL, 298. 299 
Anm. L 

Boston II, 48. 2QQ. 
Bottnischer Meerbusen L, 166. 

Salzgehalt L, 159, 

Bouc 1^ 3L 

Bougainville-Insel II, 49Q. 
Boulogne, Fluthöhe bei Spring- 
zeit II, 255. 

— II, 513, 

Bound Skerries, Kraitleistung 
der Wellen bei den 11^ 100. 

Bouquet de la Grye, Unter- 
suchung von Wasserproben 
aus dem Atlantic und dem 
Mittel meere 1± 37_- 111* 

Bourbon 1^ 28* 

Bourdaloue , Niveaumessungen 

von ly 87. 
Bourke, Commander II, 308. 
413. 

Boussinesq, cit. II, 6. IS ff. 

24 Anm. 27 f. 3k 74 
Bove, Giac, I^ 350. 
Brake II, 2QL 271. 
Brandung II, 6& 8ß ff. 

— Erklärung des Brandungs- 
vorganges II, 91 ff. 

Brandungsküsten II, 94 ff. 
Brasilien II, 13k 209 f. 321L 

444 

Brasilianisches Becken 1^ 75^ 

28, 



i 



Register. 



527 



Brasilianischer(Bra8ilien-)Strom 
L 249, II, 313, 392ff. 438 ff. 

Brault 196. 

Bravais, Messungen von Tief- 
seetemperaturen 1^ 238. 

— Temperatnrmessungen im 
Nordmeere 1^ B41. 

Brecher II, 84, 2Q Anm. 9L 

Bremen II, 2tf4 f. 

Bremerhaven II, 2S4 f. 271. 

Br&montier, angeblicher Ein- 
fluß des Nebels auf die Wel- 
lenbewegung II, 82. 

Brest L> 32, II, 209, 

— Gezeitenbeobachtungen von 
Laplace in B. II, 182, 

Bretagne l± 32L II, älä, 

— starke Flutgröße in der Bucht 
von St. Michel II, lüL 

Breusing, Erklärung des Wor- 
tes „Gezeiten" II, 154 f. 

— „Springzeit" und „taube" Ge- 
zeit II, 156, 

— von ihm Bezeichnung „F 1 n G - 
geech welle" II, 160 Anm. 1. 

— cit. n, 326, 

Brewer, W., Untersuchungen 
über Abscheidung der fluvia- 
tilen Sedimente an der Küste 
II, 98, 114, 

Bright, Ingenieur, Leiter der 
v ersten transatlantischen Ka- 
bellegung l± 80, 

Brighton, Finthöhe bei Spring- 
zeit II, 255. 

Brindisi L 9ß, 

Brisbane L, 42, IM f. 

Bristol, Flutautograph bei II, 
lt35. 

— Gezeiten in B. II, 184, 

— Golf von II, 152, 
Bristolkanal, Klippenbrandung 

im II, 8iL 

— Flutgröße II, 161. 

— n, m 4äL 

Britische Ad miralitäts karten 1^ 
118. 268, 



Britische Inseln, unterseeische 
Verbindung mit dem Fest- 
lande Ij & 

— — Flachheit des umgebenden 
Meeres 1^ 7fi. 

— — Bank der brit. Inseln 1^ 
81 f . 02, 

Britischer Kanal s. englischer 
Kanal. 

Britisches Hydrograph. Amt, 
Herausgabe einer kartograph. 
Uebersicht der Meeresströ- 
mungen II, 330. 

Britisches Meteorologisches Amt 
II, 412, 

Britisches Randmeer, geringe 
Tiefe desselben ^ 22. 

Areal 1^ 23, 

Britisch - Indien , Küstenaufnah- 
men L> 42. 

Bri tisch -Kolambia, Vermessung 
der Küsten I, 42, 

— — Fjorde I, 45. 

„British Consul", Wellen beob- 

achtung II, 8(1 
Broderip H, 34. 
Broekhuyzen, v., s. „Willem 

Barents". 
Brooke, Lotapparat von I, 53. 

SIL 

— brachte zuerst Proben von 
Kalkschlamm vom Meeres- 
boden herauf 66. 

— Lotungen im Pazific 1^ 101. 
Brouwershavenscher Gat II, 240. 
Brown, Rod. , Ursache der 

olivengrünen Färbung eines 
Teils des Grönland. Meeres 

i, 122, 

Brückner, Wasserstands- 
schwankung im Schwarzen 
Meere II, 213, 

Bruijne, de, s. „Willem Ba- 
rents". 

Bruns, Unregelmäßigkeiten der 

Niveauflächen 1^ 32. 
Brunsbüttel II, 2tä, 271 f. 
Brunshausen II, 2i>4 f . 22Q f. 
Buache, nach ihm die Be- 



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528 Register. 



Zeichnung „Großer Ozean 11 
I, 17. 

„Buccaneer", Schiff II, 415. 
Buchau I, 238. 

— 8. auch „Dorothea". 
Buchanan, J. J., Mitglied der 

Challenger- Expedition, Un- 
tersuchung des Globigerinen- 
schlammes I, 69. 

— Untersuchungen über die im 
Meerwasser enthaltene Luft- 
menge I, 136 ff. 

— Wasserschöpfapparat von B. 

I, 142. 

— spezifisches Gewicht d. Meer- 
wassers I, 143. 147 f. 150 f. 

II, 281 f. 

— Salz im Seewassereis I, 360. 

— Gegensatz der Luv- und Lee- 
küsten der Ozeane äußert sich 
in der geograph. Verteilung 
der riff bauenden Korallen II, 
312. 

— niedrige Küstentemperaturen 
bei Panama II, 492. 

— cit. II, 307. 309. 404. 411. 
415. 

Buchwald, Kapt., s. „Fylla". 

Buff cit. II, 285. 

Buffon II, 829. 

Buist, Dr. G., Beobachtung 

merkwürdiger Meeresfärbung 

I, 178. 

Bukkenfjord I, 89. II, 241. 
„Bulldog", Kapt. Mac Clintock, 

Lotungen in der Davisstraße 

I, 83 f. 
Bullock s. „Serpent". 
Bunsen I, 135. 137. 288. 

— spezifisches Gewicht d. Eises 

I, 361 f. 

Bunt, stellt den ersten Flut- 
autographen bei Bristol auf 

II, 165. 
Buntehaus II, 265. 
Burat II, 432. 515. 
Burraeister, Ursache d. blauen 

Farbe des Meeres I, 180. 
Buys-Ballot I, 190. 196. 202. 



C. 

Cabot, Sebastian, 11, 328. 

Cadillac II, 266. 268 f. 

Cadiz, Stoßwelle von dem großen 

Erdbeben von Lissabon II, 

117. 

Cadgwith II, 94. 

Caesar II, 158. 

Calais, erste unterseeische Lei- 
tung zwischen C. und Dover 
I, 6. 

— Hafenzeit in C. II, 240. 

— II, 513. 515. 

— Straße von I, 47. 

C a 1 i g n y , Untersuchungen über 
Uebertragungswellen II, 25 £ 
134. 

— Versuche über die Wirkung 
der Abrasion II, 101. 104 iT. 
109. 

Callao I, 37. 107. 

— Oberflachentemperaturen in 
C. II, 309 ff. 509. 

Calvados II, 227. 

Calvert s. „Porcupine". 

Camdenbai I, 370. 

Campbell, spezifisches Gewicht 
des Meerwassers vor der 
Kongomündung I, 156. 

Campbell-lnsel II, 503. 

Canada I, 214. 227. 

Candolle, Cas. de, Unter- 
suchungen über Entstehung 
der Wellenfurchen II, 822. 

Canton II, 220. 

Capim II, 276 f. 

„Capricieuse", Kapt. Trtbuchet, 
Beobachtung merkwürdiger 
Färbung des Meerwassers I, 
179. 

Cardiff, Abrasion an dem Thon* 
ufer von C. II, 108 f. 

„Carola", S. M. S., Strombeob- 
achtungen im Pazific n, 486. 
488. 

Carpenter, Ursache d. Fehlens 
organischen Lebens in den 
Tiefen des Mittelmeeres 1, 95. 



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Register. 



529 



Carpenter, Bestimmung des 
Luftgehaltes im Meerwasser 

I, 135. 

— spezif. Gewicht des Mittel- 
meerwassers I, 170. II, 299. 

— Dichte und Salzgehalt des 
Schwarzen Meeres 1, 172. 

— Theorie der ozeanischen Zir- 
kulation I, 244. 

— bringt die vertikale Zirku- 
lation der Ozeane in neuerer 
Zeit zur allgemeinen Aner- 
kennung II, 287 ff. 

— Temperaturmessungen im 
Mittelmeer I, 264 f. 

— Temperaturverteilung im Pa- 
zific I, 276. 

— warme und kalte Wasser- 
streifen am Nordrande des 
Kurosiwo I, 285. 

— Reihentemperaturmessungen 
in der Davisstraße I, 818. 

— Verhältnis der Menge des 
ausströmenden zum einströ- 
menden Wasser im Bab-el- 
Mandeb II, 298. 

— cit I, 113. II, 822. 

— s. auch „Porcupine" und 
,,Lightning u . 

Carpentaria, Golf von I, 23 
Anm. 4. 

Cartagena I, 87. 

Cartesius II, 331. 

Casella s. Miller. 

Casquets, Fluthöhe bei Spring- 
zeit II, 255. 

Castets II, 264 ff. 268. 

Catania I, 172. 

Cat Island II, 221. 

Cavaliani-Insel II, 146. 

Cayenne I, 227. IL, 401. 

Caymans I, 267. 

Ceara II, 209. 

Cedar-Keys, Höhe der halbtägi- 
gen und eintägigen Gezeiten 

II, 203 f. 

Celebes, kontinentale Insel I, 
49. 

— I, 64. III. 299. 
Krümmel r Ozeanographie H. 



Celebessee, Teil des australasia- 
tischen Mittelmeeres I, 23 
Anm. 4. 

— Gebrauch des Namens I, 18. 

— grüne und blaue Thone auf 
dem Boden der C. I, 67. 

— unterseeisch abgeschlossenes 
Meeresbecken 1, 111. 

— größte Tiefe I, 126. 

— Temperaturverteilung I, 2UÜ. 
301. 308. 

— II, 488. 
Ceram I, 111. 
Cerigo-Insel II, 67. 
Cerros-Insel I, 107. 
Cette II, 467. 
Ceuta I, 91. 

Ceylon I, 28. 49. 178 f. II, 389. 

— Tiefen bei I, 119 f. 

— Monsunströme von C. von 
Fournier und Varenius er- 
wähnt II, 828. 

— Strömungen bei C. II, 468 f. 
471. 

Chagos-Archipel I, 48. 120. 

— Strömungen in demselben II, 
469. 

Chagres I, 37. 

Chalkis, Strömungen des Euri- 
pu3 bei Ch. und Niveau- 
schwankungen im Nord- und 
Südhafen II, 418 ff. 

„Challenger", engl., Kapt. Sir G. 
Nares und Kapt. Frank Thom- 
son, Verwendung von Baillies 
Tietlot I, 56. 

— Arbeiten der Challenger-Ex- 
pedition für die mittleren 
und südlichen Teile des At- 
lantic maßgebend I, 73. 

— Lotungen, Temperaturmes- 
sungen und sonstige Beob- 
achtungen im Atlantic I, 75 f. 
86 ff. 171. 226 f. 271 ff. 

— Erforschung d. Stillen Ozeans 
I, 101. 103 ff. 110. 114 ff. 
276 ff. II, 314. 

— Erforschung des Indischen 
Ozeans I, 117. 121. 

34 



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530 Register. 



„Challenger", Temperaturmes- 
sungen im Antarktischen 
Ozean 1^ 35? f. 

— durchschnittliche Höhe der 
im antarktischen Gebiet an- 
getroffenen Eisberge nach 
Nares ^ 325.. 

— Wellenmessungen II, 48* 

— Methode der Strombeobach- 
tung II, 32& 

— Beobachtungen von Meeres- 
strömungen II, 3ÜL 403* 408. 

m f . 430, 444, m 4ul 

496. 50:j. 5QÖ. 

Challenger- Tiefe, Name von 
Petermann , Tiefenverhält- 
nisse 103. 

Challis II, Ufr). 

Chamisso, Erklärung der Ko- 
rallenbildungen 1^ 44. 

Chanak (Tschanak) Kalessi, hier 
tiefste Stelle der Dardanellen 

Chappe d'Auteroche II, 383. 
Charente, Flußgeschwelle der 
II, 2ÜL 2I£L 274. 

— Sprungwelle in der Ch. II, 
276 278. 

Chariestön"]^ 23. 2&L II, 202. 
4UL 

Chatanga I> 350, 
Chatham-Inseln, Stoßwellen von 

dem Erdbeben von Arica II, 

120 f. 

— Strömungen bei denselben 

ii, m f . 

Chepodybai, berühmt durch ihre 

starke Flutgröße II, lül* 
Cherbourg I, 184* 

— Fluthöhe bei Springzeit II, 
25k 

Chicago, Höhe der Springflut in 
II, I9& 

Chile, Küsten genau vermessen 
L 42, 

— Bänke an der Küste L> 48. 

— jäher Abfall der Küste 1^ ß4* 

— niedrige Temperaturen an 
der Küste II, 302 ff. 



Chile II, 484. 
Chilofe-Insel I, 4k 
Chimmo s. „Nassau^. 
China, Küsten Vermessungen L 
42. 

— Temperaturen an der Süd- 
küste II, 312 f. 

— Strömungen an der Südküste 

II, 481 f. 
Chinasee 8. Südchinesisches 
Meer. 

Chinesisches Meer s. Südchine- 
sisches Meer. 
Chios I, 

Chiriqui, Bucht von IL, 890. 
ChoisenMnsel II, 490. 
Christchurch, Flutkurve von Hj 

222. 224. 
Christianiafjord II, 241* 4*34. 
Christiansand II, 24L 
Chüden, Kapt. f s. „Nautilus*. 
Cialdi, cit. II, 20, 48. 67 f. 8Q, 

320, 

— Wellenmessungen im Golf 
von Biskaya II, 4£± 

— gibt eine reiche Sammlung 
beobachteter Wellenmaße l£ 

52 f. 

— Brandungen an verschiede 
nen Küsten mit Angabe der 
Wassertiefen U, 9Q. 

— Grundseen II, 9L 

— Strömungen im Mittel meer 
II, 4ß& 

C 1 a r k e , Wirkung des Windstaus 
auf der Taganrogschen Reede 
II, 304, 

Clavering, Kapt., große Aus- 
dehnung eines Eisfeldes L 

obö. 
j| 3gg 

Clevedon-Pier II, 161. 

Coccolithen I^ 182. 

Cochinchina 1^ 297. II. 482. 

Cochius, Beobachtung merk- 
würdiger Färbung des Meer- 
wassers L 179. 

Codiacfluü IL liLL 

Coffin II, 510. 



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Register. 



531 



Colding, Professor A., Unter- 
suchungen über die auf- 
stauende Wirkung des Win- 
des II, 301 ff. 321 f. 

Cold wall s. kalter Wall. 

Colurabiatluß I, 26, II, 498. 

Comoy, M., IStromwechsel in 
Port-en-Bessin II, 222* 

— Berechnung der mittleren 
Stärke der Gezeitenströme 
II, 22Q ff. 

— Untersuchungen über Fluß- 
geschwelle II, 250 ff. 

— Untersuchungen der Sprung- 
welle in französ. Flüssen II, 
22k 228 ff. 

Concepcion, Erdbeben von C. 
20, Febr. 1835 von Stoß wel- 
len begleitet II, 119. 

Conchaceen, nach ihnen der Kali- 
fornische Meerbusen auch 
Purpurmeer genannt L 177. 

Condore-Inseln II, 482* 

Congo (Kongos L> 26- 125, n, 

— mittlere Abflußmenge L> 131. 

— spezif. Gewicht des Meer- 
wassers dicht bei seiner Mün- 
dung nach v. Schleinitz und 
Campbell ^ 155 f . 

„Congress", Lotungen unter 

Parker I, 57. 
Cook L, 14, 224, 238, II, 329. 

37L 

Cook-Inseln II, 488 f. 503. 
Cookstraße I, IQh, II, 255, 505. 
Copeland, Messungen d. Dichte 

des Meerwassers l± 101. 
Coquimbo II, 12Q_. 

— Oberflächentemperaturen in 
IL, 31SL 

Cornelia sen, Segelanweisun- 
gen Lj 133. 

: — Temperaturverteilung an der 
Oberfläche des Nordatlantic 
L 231 f. 

Cortez II, 4TL 

Corvo-Insel II, 426* 428 f. 

Costa Rica II, 4ttL 



Cotentin II t 282, 255. 
Coudraye, de la, cit. II, 62, 
Couesnon II, 226, 278. 
CoupventdesBois, Luft- und 
Wassertemperaturen L 2fi0. 

— Formeln für den Einfluß der 
Windstärke auf die Wellen 
höhe II, 68 ff. 22 f. 

— 8. auch „Astrolabe". 
Courtown, abnorme Gezeiten in 

II, 204, 

Crantz II, 4£L 

Crocker, cit. II, 22k 

Cr oll, J., gegen die Lehre von 
der Entstehung der Meeres- 
strömungen durch Tempera- 
turdifferenzen 1^ 286 ff. 

— II, 340. 

Cromer II, 232 f. 285. 246, 252. 
Crozet-Inseln L, 112, 120. 2ML 

312- II, 48» 425- 428* 
Cuba, kontinentale Insel 1^ 49. 

— L m ff. 262, II, 29Q f. 415 f, 
418- 

Cumana ^ 37. 
Cumberlandsnnd II, 401. 
Currituk L, 226, 
Cuxhaven II, 22£L 223. 246, 264 f. 
220 ff. 22k 3Q& 

— Beispiel einer Flutkurve von 
C. II, 165 f. 

— Stromwechsel bei C. II, 22»». 

„Cyclops", engl., Lotungen un- 
ter Dayman im Nordatlantic 
L 80, 

— Lotungen unter Kapt. Pullen 
im Indischen Ozean 1^ 119. 

Cykloide II, 4 f. 8 f. 13, 
Cyklonen I, 2Q2 f . 215, 
Cypern, steiler Abfall des See- 
bodens an den Küsten I^ 94* 

— II, 462, 



D. 

Dacht-el-Majun II, 298. 
„Dada 11 , Dampfer, Lotungen an 

d. Westküste von Südamerika 

L 102. 



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532 Register. 



Dänemarkstraße I, 25. 82. 228. 
317. 820. II, 294. 436. 

— Tiefenverhältnisse I, 84. 

— Temperaturverteilungl,270f. 
323 ff. 333. 339. 

— Eisverhältnisse I, 378. 382 f. 
Dago, Stoßwelle am 15. Jan. 1858 

bei der Insel I>. II, 118 f. 
Dali, Temperaturverhältnisse 
in Beringstraße und -Meer I, 
352 f. 

— II, 495 f. 497 ff. 

Da 11 mann, Kapt, s. .,Luise u . 

Dalmatinische Küste, Flutgröße 
an derselben beträchtlicher 
als an der italien. II, 255. 

— Strömung an derselben II, 
467. 

Dana, Korallen-Insel I, 45. 

Danckelman, v., Darstellung 
der Regenverhältnisse des 
Indischen Ozeans I, 220. 

— kaltes Küstenwasser in West- 
afrika II, 308. 

Dangers I, 47. 
Daniell, cit. II, 81. 
Daniellssen I, 327. 
Danziger Bucht II, 66. 
Daphnus IL, 116. 
Dardanellen 1, 172. II, 515. 

— tiefste Stelle der D. I, 94. 

— Strömung in denselben II, 
298. 299 Anm. 1. 467. 

Darien, Bucht von II, 390. 
Darßerort I, 167. 
Dartmouth II, 233. 
Darwin, Ch., blaue Farbe des 
Meeres I, 175. 

— Tiefe des Vorkommens der 
Korallen II, 34. 

— Verbreitung des Birnentangs 
II, 443. 

Darwin, G. H., der feste Erd- 
körper verhält sich den flut- 
erzeugenden Kräften gegen- 
über nicht in meßbarer Weise 
nachgiebig II, 214. 

— bildet die harmonische Ana- 
lyse der Gezeitenbeobach- 



tungen Thomsons weiter au? 
II, 215. 219. 
Darwin, G. H., von ihm die 
Bezeichnung overtides II, 217. 

— Untersuchungen über Ent- 
stehung der Wellen furchen 
II, 322. 

Darwin -Dana sehe Senkungs- 
theorie I. 50. 112 f. 

Davisstraße I, 24 f. 82. 213. 317. 
369. 379. 382. 

— Lotungen in derselben 1, 82 f. 

— Tiefe I, 125. 

— Temperaturmessungen 1,318. 
320. 

— Strömungen II, 483 ff. 453» 
461. 

Davy, Farbe des reinen Wassers 
von ihm zuerst für blau er- 
klärt I, 175. 

Dayman, Lotungen im Mittel- 
meer I, 91. 

— s. auch „Firebrand" und 
„Cyclops". 

Deal, Hafenzeit in II, 236 Anm. 1. 

Dedesdorf II, 271. 

Del esse, geologische Karte des 

Meeresbodens an den Küsten 

Europas I, 66. 
„Deli", Jacht, Expedition in der 

Adria I, 171. 
Denham, Kapt., Lotungen von 

I, 57. 101. 
Depressionen s. barometrische 

Minima. 

Depressionsgebiete der Ozeane 
I, 60. 

Despretz, Untersuchung über 
die Ausdehnung des Meer- 
wassers durch die Wärme I, 
143. 

— Temperaturen des Gefrier- 
punktes und des Dichtigkeits- 
maximums des Meerwassers 
I, 235 ff. 

Dhalak-Insel I, 316. 
Diamond Point II, 278. 
„Diana 14 , russ. Fregatte, durch 
Stoßwellen im Hafen von 



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Register. 



533 



Simoda wrack geworden II, 
119. 

Diatomeen, Ursache von Meeres- 

färbnng 1, 177. 
Diatomeenschlamm I, 66. 

— Beschaffenheit und Vorkom- 
men I, 70. 

— charakteristisch für den Bo- 
den des südindischen Ozeans 
I, 120 f. 

Dichtigkeit des Meerwassers s. 

Meerwasser. 
Diego Colon II, 417. 
Diego Garcia-Insel I, 120. 
Dieppe II, 283. 513. 
Dinklage, Kapt., II, 370. 

— Flaschenposten im Guinea- 
strom II, 409 f. 

Dirk-Hartog-Insel II, 474. 
Disasterbai I, 354. 

— Messungen der Eisdicke jin 
derselben I, 870 1*. 

Disco-Insel I, 318. II, 435. 

Discoloured Water I, 176. 

„Discovery", engl., Nordpol-Ex- 
pedition unter Leitung von 
Sir G. Kares I, 125. 317. 

— Messungen des spezifischen 
Gewichtes des Meerwassers 
I, 163. 

— Temperaturmessungen im 
amerik.-arktischen Archipel 
I, 355. 

Discoverybucht I, 125. 369 f. 
Discoverybai I, 355. 
Djidjeli, Brandung vor II, 90. 
Dnjepr I, 172. 

Doggerbank, Beschreibung der- 
selben I, 89. 

— Salzgehalt des Meerwassers 
über derselben I, 165. 

— klimat. Scheide zwischen der 
Nord- und Südhälfte der 
Nordsee I, 262 f. 

— Flutwellen derselben 11,241 ff. 

— II. 462. 

Dolphin-Rise (Delphin-Rücken) 
I, 74. 

— Lotungen auf demselben 1,87. 



Don I, 172. 

Donau 1, 26. 95. 172. II, 419 
Anm. 1. 

— mittlere Abllußmenge I, 131. 
Dordogne II, 267. 

— Sprungwelle in der II, 277 f. 

„Dorothea", Kapt. Buchan, Tem- 
peraturmessungen im Nord- 
meere I, 341. 

Dorst, Menge des zwischen 
Grönland und Island nach 
Süden getriebenen Eises I, 
380. 

Dove, Kreistheorie der Wirbel- 
stürme I, 218. 

— von ihm Bezeichnung „Flut- 
linien" II, 190. 

— Gezeiten sind „stehende Wel- 
len" II, 224. 

— cit. II, 196. 

Dover, erste unterseeische Lei- 
tung zwischen D. und Calais 

I, 6. 

— Gezeitenströme bei D. II, 
232 ff. 

— Hafenzeit in D. II, 236 Anm. 1. 

— II, 94. 227. 240. 244. 246. 
515. 

— Straße von, II, 515. 

„Drache", Kapt. Holzhauer, Un- 
tersuchung der Nordsee I, 
263. 

— Beobachtungen der Gezeiten 
auf und an der Doggerbank 

II, 242 ff. 

— Kapt. P. Hoffmann, Beob- 
achtung von Temperatur- 
schwankungen bei Memel in- 
folge vertikaler Zirkulation 
II, 305. 

Dreikönigs-Inseln II, 505. 
Drift currents II, 340. 
Dublat II, 122. 

Dubuat, Versuche über das zur 
Hervorbringung einer nach- 
weisbaren Stromgeschwin- 
digkeit nötige Minimalgefälle 
II, 286. 

Duhil de Benaze, cit. II. 5. 



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534 



Register. 



Duliil de Benaze, Wellen- 
messungen in See aufilachem 
Wasser II, 22. 

Duke of York-Insel II, 486. 

Dumas, spezifisches Gewicht 
des Eises K ML 

Dumont d'Urville, Ent- 
deckung festen Landes im 
südlichen Polarmeer 1, 121. 

— Temperaturmessungen im 
Mittelmeer L> 204. 

— falsche Schätzung der Höhe 
der von ihm am Kap der 
guten Hoffnung gesehenen 
Wellen II, 42 f. 

— richtige Auffassung der Ver- 
tikalzirkulation des Meer- 
wassers II, 285. 

— Strombeobachtungen im Pa- 
zific II, 487. 49Q f. 

— s. auch „ Astrolabe". 
Dunbar II, 99, 

Duperrey, seine Untersuchun- 
gen der Meeresströmungen 
II, 443. 483 f. 486 f. 503. 
5ÜL 

Du Petit Thouars, auf seiner 
Weltumsegelung erste Ver- 
suche mit einem vor Druck 
geschützten Tiefseethermo- 
meter 1^ 238. 

— ii, 3öl 422, m 

— s. auch „Venus*. 
„Dupleix*, franz., Wellenmes- 
sungen II, 43. 

Durchsichtigkeit des Meeres 8. 

Meer. 
Dünen 1^ 46« 

Dünkirchen II, 233.237.432.513. 

— Fluthöhe bei Springzeit II, 

255 

Dünung II, 36 f. IL 83. 85. 89 ff. 
92. 11L 

— vor dem Sturme herlaufend 

II, 25 ff. 

Dwars-in-den-Weg-Insel , Stoß- 
welle von Krakatau bei D. 
II, 124. 

Dwina I, 162. 



Earnshaw, cit. II, ß, 

East Lothian II, 99. 

Ebbe oder Ebbestrom IL, 225 ff. 

Ebro L, 26. 

Edd ystone, Klippenbrandung am 
Leuchtturm von II, 85. 

Edlund, Untersuchungen über 
den Salzgehalt des Botini- 
schen Meerbusens I, lfüL 

Eger II, 225. 

Egmont-Keys, Höhe der halb- 
tagigen und eintägigen Ge- 
zeiten II, 203* 

Ehrenberg, cit. L, 1S2 f. 

Eider II, 242. 

Eingradfelder I, 192. 

Eintagsfluten II, 22(J f. 

Einzelwelle II, 24 f. 

Eisberge i 358. 363. 324 ff . 382, 

— südlichste bekannt gewor- 
dene Position eines Eisberges 
bei Neufundland II, 432. 

Eiserne Küste II, IM 
Eisfelder I, 358. 363. 
Eismeer, nördliches, s. Arkti- 
scher Ozean. 

— südliches, s. Antarkt. Ozean. 
Eismeertiefe I> ßQ, 85. 159, 261. 

228 f. 33L 333, 336. 

— Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse 1^ 122 f. 

— Bodentemperaturen l± 336. 
338. 

Eispressungen L 365. 
Eisströme und Menge des von 

ihnen fortgeführten Eises 1^ 

378 ff. 

Eisverhältnisse der Meere ^ 358 ff. 

— Süßwasser- und Salzwaesereis 

^ 358 f. 

— chemische Aenderung des 
Seewassers beim Gefrieren. 
Salzausscheidung 1^ 359 ff. 

— spezifisches Gewicht des Eises 

L 361 f . 

— Ausdehnung und Festigkeit 
des Eises L> 362 f. 



p, 



Register. 



535 



Eisverhältnisse der Meere, Feld- 
eis I, 363. 

— Umformung des Feldeises I, 
364 ff. 

— Grenzen der Zunahme des 
Eises I, 367 f. 

— Dicke des Eises I, 368 f. 

— Dicke des einjährigen Eises 
I, 369 ff. 

— Gletschereis. Eisberge 1,374 ff. 

— treibendes Eis I, 377. 382 f. 

— Eisströme und Menge des von 
ihnen fortgeführten Eises I, 
378 ff. 

«— Wirkung von Wind und 
Strömung auf die Eisbe- 
wegung I, 380. 

— Verhalten des Eises an Ost- 
und Westküsten I, 381. 

— günstige und ungünstige Eis- 
verhältnisse I, 881 f. 

— Südgrenze des arktischen 
Eises I, 382. 

— in verschiedenen Jahren I, 
383 f. 

— Bewegung d. arkt. Eismassen 
nach Süden I, 384. 

— Eis im Antarktischen, Stillen 
und Indischen Ozean 1, 385 f. 

— Treibeisgrenze im Südatlantic 
I, 385 f. 

Eis wand, antarktische, Bruch- 
fläche eines gewaltigen Glet- 
schers I, 374. 

E k m a n , Wasserschöpfapparat 
I, 142. 

— über Strömungen II, 337. 342. 
359 f. 457. 

Elbe I, 26. 46. 165. II, 161. 247. 
251 f. 

— Stromwechsel an der Mün- 
dung bei Cuxhaven II, 226. 
228. 

— Flußgeschwelle der E. II, 
264 f. 270 ff. 

— Sprungwelle fehlt der E. II, 
275. 

Elemente, chemische, im Meer- 
wasser I, 127 ff. 



Elfsborgsfjord II, 359. 

„Elisabeth", Kapt. Livonius, Be- 
obachtung merkwürdig. Fär- 
bung des Meerwassers 1, 178. 

— Beobachtung kalter und war- 
mer Wasserstreifen am Nord- 
rande des Kurosiwo I, 285. 

— Kapt. Holl mann, Temperatur- 
messungen bei Callao II, 311. 

— Kapt. v. Wickede, Strombe- 
obachtung im Pazific 11,492 f. 

Ellerbeck, Flutautograph bei II, 
165 Anm. 1. 

Ellice-Inseln II, 487 f. 

E 1 1 i s , älteste Tem peraturbe- 
stimmungen des Meerwassers 
in größeren Tiefen I, 237 f. 

Elsfleth II, 271. 

Eltonsee, Salzsee, Salzgehalt des 

I, 173. II, 297. 
„Ely", Schiff II, 476. 
Ems II, 247. 

— Vorkommen der Sprungwelle 
in der E. nach Franzius II, 
275. 

Emy II, 25. 
Enderby-Land I, 30. 
England I, 318. II, 69. 158. 188. 
463. 

— Maximalhöhe der Wellen an 
der Ostküste nach Stevenson 

II, 51. 

Englische Segelhandbücher für 
die großen Ozeane II, 380. 

Englischer Kanal, zur Nordsee 
gerechnet I, 23 Anm. 5. 

— — viele Bänke in ihm I, 47. 

— — grüne Färbung d. Wassers 
an der englischen Küste 1, 176. 

— — Form der Gestadebildung 
an den Kreideküsten II, 109. 

Stoßwelle vom Erdbeben 

von Lissabon II, 118. 
Gezeiten II, 161. 188 f. 

— — Gezeitenströmungen II, 
224 ff. 

— — Fluthöhe an der französi- 
schen Seite höher als an der 
englischen II, 254 ff. 



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536 



Register. 



Englischer Kanal I, 65. 193 f. 

224. II, 80. 90. 431 f. 
Englisches hydrograph. Amt IL 

90 Anm. 1. 

Entfärbtes Wasser I, 176. 

Entomostraca I, 177. 

d'Entrecasteaux II, 487. 

Erdbebenflujwellen im Stillen 
Ozean, Versuche, dieselben 
zur Bestimmung der Tiefen 
zu benutzen I, 109. 

Erdkugel, Verteilung der Land- 
und Wassermassen auf der 
nördlichen und südlichen 
Halbkugel I, 19. 

— Scheidung in eine nordöst- 
liche und südwestliche Halb- 
kugel hinsichtlich der Ver- 
teilung von Land und Wasser 
I, 20. 

Erdoberiläche, Gesamtareal nach 
Behm und Wagner I, 19. 

— Einteilung in Zehngradfelder 
I, 190 f. 

Erdrotation, Ablenkung der Ge- 
zeitenströme durch die IL 
253 ff. 

— Ablenkung der Meeresströ- 
mungen durch die E. H, 362 ff. 

Erebus, Vulkan I, 30. 122. 
Eregli I, 94. 

Eretrischer Kanal II, 146. 

Erm an, Untersuchungüber Aus- 
dehnung des Meerwassers 
durch die Wärme I, 143 f. 

— Meerwasser ohne Dichtigkeits- 

maximum I, 235 f. 

— richtige Auffassung E.s von 
der Vertikalzirkulation des 
Meerwassers II, 285. 

„Essex", Lotungen im „west- 
lichen afrikanischen Becken" 



I, 7 



- in der „Trinidad-Tiefe* I, 78. 
126. 

Etmal II, 373 ff. 

Knböa, Seebebenwellen IL 115 

- II, 143. 146. 



Euler, über die Theorie der 

Gezeiten II, 167. 
Euripus, Erklärung der Strö- 
mungen des II, 143 ff. 
Europa, Küstenvermessungen L 

— Küstenentwickelung I 43. 

— zwei unterseeische Verbin- 
dungen mit Afrika I, 91. 

— Küsten haben unter gleichen 
Breiten eine höhere Tempe- 
ratur als die von Nordame- 
rika I, 222. 

— mittlerer Wert der halb- 
monatlichen Ungleichheit an 
der Westküste II, 202. 

— Küste E.s hat durchweg später 
Hochwasser als die gegen- 
überliegende amerikanische 
II, 212. 

Europäisches (oder Norwegi- 
sches) Nordmeer I, 25. 29. 
136 ff. 

Name von Mohn 1, 317. 327. 

Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse I, 122 f. 

Messungen des spezifischen 

Gewichtes I, 158 ff. 

Luftdruck Verteilung 1,198. 

Temperaturverteil ung nach 

Mohns Untersuchungen L 
327 ff. 8 

anderweitige Temperatur- 
beobachtungen I, 340 f. 

Strömungen II, 447 ff. 

Eustathius, Ableitung des 
Wortes „Okeanos" IL 827. 

Evans, Kapt., kartographische 
Uebersicht der Meeresströ- 
mungen II, 330. 385 f. 388. 
390. 409. 415. 438. 446. 468 ff. 
474. 479. 485 f. 497 f. 504. 

F. 

Faira Island (Faira-Insel) IL 90 

243 ff. 432. 
Falklandsee, Meeresströmungen 

der II, 440. 



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Register. 



537 



Falklands-Inseln ^ 28. 249, II, 

fiii. 439 ff. 507. 
Falklandstrom II, 3JiL 438 ff. 

501 f. 
Fallendwaseer II, 225. 
„Falmouth", Schiff L 182, 
Falsepoint-Leuchte II, 122. 
Falster 1£L 
Farbe des Meeres s. Meer. 
Farge II, 265, 

Färber I, 25, 82 f. 85, 122. 159, 
214, SIL 320 ff. 328 f. 33L 
339. II, 9L 288, 292. 294. 
320. 425. 430, 432 . 441, 452. 
4M. 45Ü. 

Farö-Fischerbank IL 32L 

Farö-Island-Bank, Temperaturen 
auf der ^ 328 f . 389. 

FarÖ-Shetlandrinne 8. Lightning- 
kanal. 

Faule-Insel II, 137. 

Faules Meer (Siwas), große Teile 
bei anhaltendem Westwinde 
trocken gelegt II, 304. 

Faye, Kreistheorie der Wirbel- 
stürme I, 218. 

Fecamp II, 233, 

— Fluthöhe bei Springzeit II, 
255. 

Fedderwardersiel II, 267. 
Fehmarn, Wellenhöhe bei F. II, 
62, 

— Flutautograph auf F. bei der 
Marienleuchte II, 105 Anm. 1. 

Feldeis I, 363, 

— Umformungen desselben L 
364 ff. 

Felsengebirge I, 213. 
Ferdinandea I^ 93. 
Fernando Noronha II, 395 f. 
Fernando Po II, 404, 414. 
Ferrel, seine Gezeitentheorie 
II, 190 ff. 

— Untersuchungen über die auf- 
stauende Wirkung des Win- 
des II, 30L 

— Theorie der Meeresströmun- 
gen II, 332 f. 

— Einwendungen gegen die 



Windtheorie der Meeresströ- 
mungen II, 350. 

Ferrel, cit. II, 185 ff. 190. 221 f. 
253. 28iL 31L 

Ferro, Halen zeit von II, 209. 

Festland s. Land. 

Feuerland II, 501 f. 

Fidschi-Inseln (vgl. VitMnseln) 
L 42, 194 f. HO. 294. 

— Korallenschlamm bei den F. 
L 08. 

Findlay, A. O., cit. II, 210. 
340. 384, 39L 399, 4ÖL 412L 
431. 438. 408. 483, 4*9. 401 . 
495. im f. 510, 

— die von F. bearbeiteten engl. 
Segelhandbücher wertvoll II, 
330, 

Finnische Schären II, 0£L 

Finnischer Meerbusen, Salzge- 
halt L, 169. 
.Finnmarken I. 331. 342. 11.454. 

Finsch II, 481. 

Finschhafen II, 220. 

„Firebrand", Schiff, Lotungen 
von Dayman im Meerbusen 
von Biscaya ^ IfL 

Firth ^ 45, 

Fischer, Theob., Untersuchun- 
gen der Küste von Algerien 
und Tunesien II, 113, 51iL 

— seine Schilderung des Mar- 
robbio II, 150 f. 

— Strömungen im Mittelmeer 
II, 4ftL 

Fitzroy, Admiral, Sammlung 
meteorolog. Beobachtungen 
aus dem Atlantic I> 19L 233, 

— Gezeiten sind „stehende Wel- 
len" II, 224, 

— L 239 f. II, 19fi. 31L 314, 
492. 508. 

Fjorde I^ 45. 
Flachküsten I^ 44, 4tL 
Flamborough Head II, 241. 
Flamsteed, erste Gezeitentafel 

von II, 158, 
Flarden I, 303, 321, 
Flaschenposten II, 381. 



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538 



Register. 



Flaschenposten im Guineastrom 

ii, m f. 

Fleurieu II, 497. 
Fliegende Aufnahmen I> 4L 
Floeberg Beach L, 124, 103 f. 

355, 320, 
Florenz II, 454. 
Flores L 11L 315, II, 428 f. 
Flores-Sea L 1& 
Florida ^ 92 f. 22Ü, II, 200, 204. 

209, 22L 411 f . 
Floridaengen II, 22SL 418 ff. 480. 
Floridariffe (oder Cava), dehnen 

sich allmählich nach Westen 

aus 1^ 27Q. 

— t 4L 22. II, 41ft 
Florida, Straße von, Tiefenver- 
hältnisse Ii S£L 

— L 2tf2 f. 270 f. II, 2Q2. 418. 
42L 

Floridastrom L 212. II, 318, 42£L 
328, 304, 322, 410 ff. 
430, 433, 430 f. 493 ff. 5LL 

Flüsse, Abflußmengen einiger 

L 13L 

— spezifisches Gewicht des Meer- 
wassers in der Nähe ihrer 
Mündungen L> 155 f. 

Flußgeschwelle II, ML IM. 192. 
245. 250 ff . 

— Eintritt der Flutwelle in die 
Flußmündung II, 252. 

— Auftreten einer Uebertra- 
gungswelle II, 258 ff. 

— Umformung der Flutwelle im 
Flußbett II, 200 ff. 

— vordere Böschung der Flut- 
welle II, 2M f. 

— absolute Höhe der Flutwellen- 
scheitel II, 200 f. 

— absolute Höhe des Niedrig- 
wassers und Mittelwassers 
II, 208 ff. 

— Gezeitenströme im Geschwelle 

il 220 f. 

— Flutkurven in einigen Fluß- 
geschwellen II, 222 ff. 

— die Bore oder Flutbrandung 
oder Sprungwelle II, 27.5 ff. 



Flußwasser, Vergleich von Meer- 

und Flußwasser L 130. 
Flut oder Flutstrom IL, 225 ff. 
Flutautographen II, 104 f. 
Flutbrandung s. Sprungwelle. 
Flutgroße s. Gezeiten. 
Flutkurven 1^ 104 ff. 
Flutlinien, Bezeichnung v. Dove 

II, 190, 

Flutstundenlinien, Bezeichnung 
von Borgen II, 188 ff . 206 f. 

Flutwechsel s. Gezeiten. 

Folger, Kapt. II, 420. 

Folkestone, Riffe am Strande bei 
F. II, 102. 

— Fluthöhe bei SpringzeitU, 255. 
Foraminiferen L 00 ff. 8ü. 
Forchhammer, grundlegende 

Arbeiten über die Chemie 
des Meeres I> 12L 129. 1£L 

— Maximum des Salzgehaltes 
im Atlantischen Ozean L> 130. 

— Salzgehalt des Mittelländi- 
schen Meeres L 170. 

F o r e 1 , Durchsichtigkeit des 
Wassers im Genfer See 1, 1S4. 

— Erklärung der Seiches in 
Schweizer Seen und der 
Euripusströmungen durch 
uninodale Schwingungen II, 
142 ff. *" 

— Untersuchungen über Ent- 
stehung der Wellenfurchen 
II, 322 L 

„Forester**, Brigg II, 496, 
Formosa II, 480 ff. 4M, 493, 4ii5. 
50L 

„Formosa*, Schiff II, 432. 
Formosastraße II, 22L SIL 481 f. 

5ÜL 
Fornäs II, 303, 
Forster L 14. 238, 

— blaue Farbe des Meeres L 1T^. 

— Meeresleuchten I> 182, 
Fort Clinch II, 22L 
Förth River II, 272. 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit 

der Wellen II, ß, 11 ff. 42 ff. 

ii2 ff. 129 ö'. 



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Register. 



539 



Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
der Wellen, Messung der- 
selben II, 23 ff. 3& 

— Untersuchungen über die F. 
von Lieut. Paris II, &L 

— Einfluß der Windstärke auf 
dieselbe II, 24 ff. 

Foster II, 5Q2 f. 

Foucanlt II, 336. 

Fourier, seine Auffassung der 

Meeresströmungen II, 335. 
Fournier, seine Kenntnis der 

Meeresströmungen II, 32£L 
Fowey, Fluthöhe bei Springzeit 

II, 255, 

„Fox", engl., Kapt. Mac Clin- 
tock, Lotungen in der Baffins- 
bai Lj 125. 

— Drift derselben I. 379 f. 
Foxkanal L 24. 
Franklin L, 238, 

— s. auch „Trent". 
Frank] in,Benjamin,Hypothese 

über die Erregung der Wel- 
len durch den Wind II, 5ßf. 

— wellenstillende Wirkung des 
Oels II, SL 

— erkennt zuerst in den Win- 
den die Hauptursache aller 
Strömungen II, 340. 

— fixiert zuerst thermometrisch 
die Grenzen des Golfstroms 
II, 38& 

— bringt den Namen „Golf- 
strom* auf IL, 418, 42L 

— älteste Spezial karte des Golf- 
stroms von Fr. und Folger 

il, 4ia f. 

Frankreich, flaches Meer an der 
Westküste L> 76, 

— an der Küste im Kanal die 
Fluthöhen größer als an der 
gegenüberliegenden Küste II, 
254. 

— Strömung an der Südküste 
II, 4fiL 

— Aeußerungen des Küsten- 
stromes an der Kanalküste 
II, £12 f. 



Frank Thomson s. „Chal- 
lenger". 

Frantzius, L.,cit. II, 2M, 270 f. 

225, 419 Anm. L 5 1 2. 
Franz-Josephs-Land I, 21L 345. 

360. II, 453, 4ML ißlL 

— Gletscher 874. 

— Verhalten des Eises an Ost- 
und Westküste L 38L 

Frederikshaab II, 435. 

Freeden, v., Dichtigkeitsmaxi- 
mum des Meerwassers über 
dem Nullpunkt 23fL 

Freetown l> 227. 

Freie Wellen s. Wellen. 

Fremy, Bestimmung des Luft- 
gehaltes im Meerwasser 135. 

Freundschafts-lnseln I, 71. 

„Freya", deutsch, Bericht über 
die Paracel-Inseln IL, 482* 

Friedrichsort II, ftL 

Friesische Küste, über den Wat- 
ten fällt der Stromwechsel 
mit Hoch- oder Niedrig wasser 
zusammen II, 22L 

— Gezeitenströme an derselben 
II, 244 ff. 

Frile I, 32L 

Fritz, S. II, 432, 

Froude, Wellenmeßapparat II, 

40 ff. 

— cit. II, <L 

Fucusbank von Flores und Corvo 
II, 428 f. 

Fünfgradfelder I> 122* 

Funchal, Stoßwellen von dem 
großen Erdbeben von Lissa- 
bon II, IIS, 

Fundybai, berühmt ihrer starken 
Fl utgröße wegen 11, 161.200 f. 
515, 

„Fylla", dän., Kapt. Jacobson, 
Lotungen in der Dänemark- 
straße L> 84* 

— Temperaturmessungen in der- 
selben L 21L 32a, 325 ff. 



540 



Register. 



G. 

Galapagos-Inseln II, 132. 510. 

— aufsteigendes kaltes Tiefen- 
wasser an der Leeseite II, Sil* 

Galaxeidion II, 117. 

Galeta-Insel L 22, 

Galveston, Hohe der eintägigen 

und halbtägigen Gezeiten II, 

*2Q;-). 

Gambia L 2iL II, 
Ganges 1^ 156. 212. 

— Sprungweite im II, 22fi ff. 
Garonne ^ 32 f . 

— Flußgeschwelle der G. II, 
2M ff. 2ß8 f. 278. 

Gaseogne, Meerbusen von 1^ 37. 
Gaurisaukar I, 

Gay Lussac, nach ihm der 
Ausdruck Volumeter 1^ 141. 

„Gazelle", Kapt. Frh. v. Schlei- 
nitz, Beobachtung der steilen 
Abhänge der Korallen-Inseln 
L 4tL 

— Verwendung des |Tieflotes 
von Baillie 1^ 5fL 

— Lotungen L fti, 22 f . 126, 

— Erforschung des Atlantic Lj 
TiL 8iL 22Ü f . 2£ü ff. IL 313. 

— Erforschung des Pazific L 101 . 
1Q5 f . LLL 114, 22fi ff. II, 

— Erforschung des Indischen 
Ozeans I, 112 f. Ell ff. II, 
424. 4m 

— Untersuchungen über die 
Dichte des Meerwassers L 
117. 152. 154 f. 

— Farbe des Meerwassers 1^ 
176. 

— Temperaturmessungen 1,247. 
IL 288 Anm. L 

— Lotungen im Falklandstrom 
IL 441 f. 444, 

Gegißtes Besteck II, 323. 
Geinitz, Eugen, Berechnung 

der Seetielen aus Stoßwellen 

L 1Ü£ II, 121» IM, 
Gelber Fluß s. Hoang-ho. 



Gelbes Meer, Teil des ostchines. 
Randmeeres 1^ 22 Anm. tL 

— — über den Namen 1, ftL 117. 
II, 5ÜL 

Genfer See 1, 18& 

— — rhythm. Niveauschwan- 
kungen desselben II, 142 f. 
147 f. 

Genna L 23L 2M* 

— höchste Sturm wellen im Golf 
von Genua nach Smyth II. 51. 

Geographische Gesellschaft zu 
London, ihre Verdienste um 
Benennung und Begrenzung 
der fünf Ozeane 1^ 14* 

Georgesbänke I, ML 

Georgia I, 28, 

Georgskanal II, 48§ f. 

„Germania", Kapt. Koldewey, 
deutsche Nord pol fahrt., Tem- 
peraturmessungen L 341. 

Gerstner II, iL 

Gesellschafts-Inseln 1^ 211 115. 

121L 152, IL 48*L 

„Gettysburg" 4 , Lotungen im tief- 
sten Depressionsgebiet des 
Atlantic L 75. 

Gezeiten II, IM ff. 

— über das Wort G. II, 154 f. 

— Ueberblick über die G.-Er- 
scheinungen II, 154 ff. 

— Springzeit und taube Gezeit 
II, 156 f. 171. 177 ff. 

— Wasserstandsmessung, Pegel 
II, 1£2 ff. 

— Theorie der Gezeiten, Gleich- 
gewichtstheorie II, IM ff. 213.- 

— elementare Ableitung der 
Gleichgewichtstheorie, Mond- 
und Sonneniluten IL 167 ff. 

— Zenithflut und Nadirflut IL 
124. 

— Flutgröße oder Flut Wechsel 
II, 12k 

— die wichtigsten Kombinatio- 
nen der Mond- und Sonnen- 
flut nach Hann II, 178. 

— halbmonatliche und tägliche 
Ungleichheit II, 122 f. 



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Register. 



541 



Gezeiten, parallaktische oder el- 
liptische Ungleichheit II, I81f. 

— Einwirkung der Mondstörun- 
gen auf die G.-Phänomene 
II, 132 f. 

— G.-Theorien v.Laplace,Young 
und Whewell II, 134 ff. 2ÜL 

— Airys Kanaltheorie II, 191 ff. 
2JiL 

— Schwankungstheorie von Fer- 
rel II, IM ff. 

— Untersuchungen von Borgen 

II, 2D5 ff. 

— Untersuchungen von Sir Wil- 
liam Thomson IL, 213 ff . 

— harmon. Analyse der G.-Be- 
obachtungen II, 214 ff. 

— zusammengesetzte u. Neben- 
gezeiten II, 211 f. 

— meteorolog. Gezeiten II, 218 f. 

— ungelöste Probleme II, 2Ui ff. 

— Vorausberechnung des Hoch« 
wassers II, 222 ff. 

— die G.-Strömungen beson- 
ders im britischen Kanal und 
in der Nordsee II, 224: ff. 239 ff. 

— Anwendung d. Wellentheorie 
auf die G.- Ströme II, 224 ff. 

— Berechnung der Stromstärke 
II, 229 ff. 

— rotatorische Strömungen II, 

233, 222 ff. 

— Ablenkungd.G.-Ströme durch 
die Erdrotation II, 253 ff. 

— über die Flußgeschwelle 8. 
Flußgeschwelle. 

Gezwungene Wellen s. Wellen. 
Ghunfura 1^ 81ti. 
Gibraltar, unterseeische Boden- 
schwelle bei G. L, 64, 2ii5, 

— Strömungen bei G. Lj 170. 
IL, 296 f. 299 f. 466. 

— Stoßwelle vom Erdbeben von 
Lissabon II, 112 f. 

— Straße von L> 3& 90, 12L 
413, tdJL 

— Tiefenverhältnisse L9L 

— — — Dichte des Meerwassers 
in derselben ^ 170. 



Gibraltar, Straße von, Boden- 
schwelle derselben scheidet 
das Mittelmeerbecken von 
dem kalten Tiefenwasser des 
Atlantic ab 265* 
Gilbert-Inseln II, 48L 49k 
Gironde, Flußgeschwelle der II, 
264 ff. 268 f. 22L 

— Sprungwelle in der G. II, 276. 
Gishiginskbai II, 499. 
Gjedser L» 1£L 

Glasenapp, period. Schwan- 
kungen des Salzgehaltes im 
Rigaischen Meerbusen 1^ 169. 

Gleichgewicht zwischen Wasser- 
und Landmassen nach Krüm- 
mel ^ 62 f. 

Gleichgewichtstheorie der Ge- 
zeiten 8. Gezeiten. 

Gletschereis L 358* 363.. 314 f. 

Globigerina btdloides 1^ 66. £6. 

Globigerinenschlamm I, 66. 

— Beschaffenheit und Vorkom- 
men I, 68 f . 

— Vorkommen im Atlantic Lj 
86 ff. 

— Vorkommen im Pazific 1^ 116» 

— Vorkommen im Ind. Ozean 
k 12L 

Glückstadt, Stoßwelle vom Erd- 
beben von Lissabon bis nach 
Gl. fortgepflanzt II, 118. 

— II, 26k 212, 
Godavery 1^ 156. 
Göta-Elf II, 359 f. 

Goim py, Einwirkung der Wind- 
stärke auf die Wellenhöhe 
II, 61 f., auf die Strömungen 
II, 32k 

Goldküste, kaltes Küstenwasser 
entlang der G. II, 412 f. 

Golfkraut II, 429. 

Golfstrom 1^ 92 f . 15L 213, 216. 
242. 28L 312, 3üiL m II, 
79 f. m 3M, 452 ff. 
456 f. 

— Tiefe desselben 1^ 99* 

— intensiveres Blau als das an- 
grenzende Wasser 175. 



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542 



Register. 



Golfstrom , Temperaturvertei- 
lung im 6. Lj 262 ff. 32CL 
322. 

— Temperaturmessungen des 
„Challenger" und des „Blake u 
L, 212 ff. 

— Vergleichung der Tempera- 
turen im 6. und im Kuro- 
siwo Lj 289. 

— Verlauf desselben auf der 
Kircherschen Strömungskarte 
II, 329, 

— über den Namen G. II, 418. 
42L 

— s. auch „ Floridastrom w . 
Golfstrom-Inseln II, 454. 
Golfstromtrift 1^ 2hh* 2i>& 220. 

382. II, 425, 

— s. auch „Nordati an tische Ost- 
Strömung". 

Gordon, Kapt. II, 412. 

GoreVInsel II, 3Ü8. 

Gor ringe, Kommandant der 
„Gettysburg". Auffindung der 
Gorringebank durch densel- 
ben t 77. 

Gorringebank 1± TL 

Gotland-Insel, größte Tiefen der 
Ostsee bei der 1^ 9Q. 

Gough-Insel 2g, 24, 2& 

Gradient, barischer l± 2QL 215. 

Grahamklippe II, 150. 

Grahamsland ^30. LiHlL H> 5ÜL 

Grand-Cayman-Insel L, 1QQ. 120. 

Grantland 1^ 20. 

„Gratitude", Trift des Schiffes 
II, 462. 

Grauer Schlammboden 1^ 67. 

„Great Eastern", Kabellegung 
zwischen Irland und Neu- 
fundland I, 8D, 

Greef, cit. Ii, 414, 

Greenwich II, 240. 

Gregorief, Messungen d. Salz- 
gehaltes im Murmanschen 
und Weißen Meere 1^ 162. 

— cit. t 348. 

Grenzengliederung der einzelnen 
Meeresräume 1^ 22* 



Griechenland, steiler Abfall des 
Seebodens an den Küsten L 
94 

— Seebeben wellen II, 115 ff. 

Griechische Inseln, Verbindungs- 
brücke zwischen Europa und 
Kleinasien ^ 49. 

— — Strömungen im griechi- 
schen Archipel II, 467. 

Grimsag-Insel ^ 324. 
Grinnellland L, 3üiL 
Grisebach, cit. II, 460. 5Ü'V 
Grönland, Flächeninhalt L 2i 

— Fjorde an der Ostküste L42L 

— kontinentale Insel L 4£L 

— kalte und warme Wasser- 
streifen bei G. ^ 320. 

— Temperaturmessungen ander 
Westküste 1^ 333. 

— Gletscher I, 371. 

— Eisströme an der Ostküste L 
328 f. 

— Verhalten des Eises an Ost- 
und Westküste L, 38L 

— L 80. 82 ff. 122 f. 125. 158. 
m 2LL 21fi. 317 f . 323. 32L 

am aM ff . 34ö. Sil 

'Ihh f . 363. 368. 3SÜ. 11*2, II, 
2Ä1 f . 3IiL 45k 452. 46Q f. 
Grönländisches Meer, Verglei- 
chung seines spezif. Gewich- 
tes mit dem anderer Meeres- 
teile I, IfiL 

— olivengrüne Färbung eines 
Teils desselben L, 177. 

— Strömungen bei Grönland 

ii, 4aa f. 

Großer Ozean, Bezeichnung für 
den Stillen Ozean 1^ 17. 

— Salzsee, sein Salzgehalt L 

Grüne Insel II, 490. 

Grünes Meer, Name des Persi- 
schen Meerbusens bei den 
Ktistenbewohnern L 177. 

— Vorgebirge s. Kap Verde. 
Grundseen II, 65. ÖL HL 
Guadeloupe I, 267. 

Guam II, 22<L 4iiL 



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Register. 



543 



Guama, Schilderung der Sprung- 
weite im G. von Martins II, 
22fi f. 

Guatemala, Brandung an der 

Küste bei Istapa II, 90. 
Guayaquil I, 42, II, 309 f. 

— Stoßwelle vom Erdbeben von 
Iqoique in der Bai von G. 
II, 122, 

G ü m bei, Prof., Untersuchungen 
v. Meeresgrundproben 1. 1 15. 
Günther, S., cit. II, 153, 33L 

G ii e y (1 o n , de. cit. II, 299 An m . 1 . 

Li uiey sse, cit. II. (L 

Guinea I, 67. II, 404. 4Q9. 41;]. 

— Wellengruppen an der Küste 
II, 52, 

— die ständige Brandung heißt 
hier „Kalema" II, 95, 

— Kfiste von G. II, 13k 

— Meerbusen von I± 18. II, 454. 

— — — geringstes Maß der Ab- 
gliederungvom offenen Ozean 

L 1^ 
Guinea-Inseln II, 414. 

Gnineaströmung, im Jahresmit- 
tel weniger dicht als die 
beiden Aequatorialströme 1± 
152 f. 

— von den Portugiesen schon 
im 15. Jahrhundert gefunden 
II, 328, 

— 1^ l&L 230, II, 3QE 329, 399, 
401 ff . 42LL 

„Gulnare", Kapt. Sherman, Tem- 
peraturmessungen an der 
Westküste von Grönland I. 

m 

Gumprecht, cit. II, 454. 
Guppy, Abflußmengen einiger 

Flusse L 13L 
Guyana 1,250, II, 395 f. 313. 

— Sprungwelle in den Flüssen 
des brasilischen G. II, 27 tJ. 

— Brandung an der Küste II, 90. 
Guy anaströmung II, 383, 324, 398. 
Gwynn Jeffries s.„Porcnpine" 

und ,Valorous a . 



IL 

Häckel 6& 
Hafenzeit II, ISfi. 

— Verlauf der IL an den nord- 
europäischen Küsten II, 189. 

— theoretische Vorausbestim- 
mung der IL ein ungelöstes 
Problem II, 221 f. 

— ordinäre und verbesserte IL 
II, 222, 

Hälfe L 4Ü, 

Hagen, Pegelbeobachtungen in 
der Ostsee 1^ 35. 

— Umgestaltung der Wellen bei 
Abnahme der Wassertiefe II, 
81 f. 

— Erklärung des Brandungs- 
voreanges II, 92 f. 

— Beobachtungen von Bran- 
dung II, 94, 

— Versuche über die Wirkung 
der Abrasion II, 101 ff. 

— sonst seine Wellenunter- 
suchungen cit. II, 2 f. 5 ff. 
10, 13 ff. lä ff. 25 ff . 3L 35, 
45, 24, 129 ff. 23L 2fiL 30t;. 
512 f. 

Hainan II, 312, 

Hain es, Veränderlichkeit der 

Strömungen vonBab-eKMan- 

deb II, 298, 
Haiti Ij 99 ff. 202, II, SSL 422, 
Hakodate, Stoßwelle von Iquique 

bis IL II, 122, 132. 
Halbmonatliche Ungleichheit der 

Fluten s. Gezeiten. 
Haies, Wasserschöpfapparat 

von L 238. 
Halifax, Hafenzeit von II, 212* 

— I, 07. 27-2 f. '275. II. 197. 420. 
430, 

Hall, Polar- Expedition auf der 
„Polaris 44 L 22, 125, 322, 

— Messungen des spezif. Ge- 
wichts des Seewassers auf 
derselben durch E. Bessels 
h 1£L 



544 Register. 



Hall, Schollenfahrt von 19 Mann 
dieser Expedition 11, 486. 

Halmahera II, 489. 

Halpin, Kapt. 1UL 

Haltermann, Kapt. II, 441. 
508. 

Hamberg, cit. 11,292. 224* 433. 

435. 

Hamburg, Stoß welle vom Erd- 
beben von Lissabon bis nach 
IL fortgepüanzt II, IIS, 

— II, 2M f . 22Q f. 22k 454. 
„Hamelin", Kapt. de la Jaille, 

Wellenraessungen II, 40. 
Hamilton Inlet L 83. 
Hammerfest I, 335, 331L 11,454, 
Handbuch der nautischen In- 
strumente, cit. 1^ 141 f. 240. 
242, 

— — Ozeanographie, herausge- 
geben v. k. k. Reichs-Kriegs- 
ministcrium, Wien, cit. I, 
1XL 362. II, 2SS Anm. L " 

Handbücher der Navigation, cit. 

II, 222, 
Hand- oder Bleilot 51 f . 
Hang-tscheu U, 22k 
Hann, I, 3 f. 33, 144, H, 315. 

350. 

— Vergleichung des spezif. Ge- 
wichtes einiger Meeresgebiete 

— wichtigste Kombinationen d. 
Mond- und Sonnenllutll. 17 t s. 

„Hansa", Trift der Besatzung L 
m* II, 42Ü 

Hanstholm II, 254. 

Hardangerfjord L 264. 332. 

Harlacher, A. R. II, 380. 

Harmonische Analyse der Ge- 
zeitenbeobachtungen 11,214 ff. 

Hatt II, lfifi. 

Hatteras-Inlet II, 197. 

Hauptäquatorialstrom 8. südliche 
Aequatorialströniung. 

Havana 1^ 97. 

Havbröen, Beschreibung dersel- 



ben L, 



85, 



Häven, de, s. „Rescue". 



Havre II, 245. 267. 

— Flutkurve von II, 213 f. 
Hawaii-Inseln I^ 2L 198. 

— Stofjwelle von dem Erdbeben 
von Arica II, 121. 

Hayes, Nordpolfahrer L29, 135, 
368 f. 

Heard-Inseln L, Iii 312. äaL 
II, 132, 

Hebriden L22Qf.ll» SIS. 

m* 

Heclabai II, 462. 
Heert, P. F. van L 193. 
Hegemann, Kapt. ^ 194, 
Heinrich, spezif. Gewicht des 

Eises L 361. 
Heia, spezif. Gewicht und Sali- 

gehalt bei L, 16& 

— Halbinsel U, 66. 3ÜLL 
Helder H, 152. 234, 250. 

— Flutkurve vom II, 244 f. 
Helgoland, Salzgehalt bei l, h& 

— Beispiel einer Flutkurve von 
iL II, lß5 f. 

— 1±2£L II, ol. 240. 242. 244 f. 
303. 463. 

Helgoländer Bucht , Gexeiten- 
ströme der II, 246 ff. 

Helmert, ciL II, 29iL 30k 

Helmholtz II, 212. 

Helsingör, Salzgehalt bei L 

„Herald", engl., Kapt. Kellet, 
Temperattirmessungen in der 
Beringstrafte L 854. 

Herald-Insel H, 462. 

Herkules, Säulen des I, 13. 

„Hermes 4 *, engl., Beobachtungen 
von Dr. Ord über den Ein- 
Üufi starker Niederschlage 
auf das spezifische Gewicht 
des Meerwassers 1^ 15G. 

Herodot, erwähnt Gezeiten H, 
152 f. 

Herschel, Sir John, gebraucht 
die Bezeichnung „Südozean" 

— Flutgrotie in Annapolia U, 

1ÜL 

— I, 236. U, 286. 340. 



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Register. 



545 



* Hertha", Jacht, Expedition in 
der Adria ^ HL 
Untersuchungen über die 
Durchsichtigkeit des Meer- 
wassers L> 134 f. 

„Hertha", S. M. S., Kapt. Kall, 
Strombeobachtungen im ja- 
panischen Strome II, 493. 

Hertz, Heinrich, Beitrag zur 
Theorie der Meeresströmun- 
gen U, 333 f. 35L 

Herz s. „Luise". 

Hettner, A., II, 5ÖÜ f. 

Heuglin cit. II, 298, 

Hilgard, Angaben über mitt- 
lere Tiefe des Stillen Ozeans 

— Berechnung von Seetiefen 
aus Stoßwellen II, 130. 

Hilo, Stoßwellen von Arica und 

Iquique bis II, 121 f. 
Himalaya L 100, 108. 
Hindos tan L 108, 
Hirshals II, 240. 
Hirth cit. L, 217. 
Hoang-ho (gelber Fluss) Lj 2£L 

— nach dem gelben Schlamm 
des H* erhielt das „Gelbe 
Meer w seinen Namen I, ßL 

— mittlere Abüußmenge 1^ 1H1. 

Hochstetter, Fr. v., Berech- 
nung der mittleren Tiefe des 
Pazific aus Stoßwellen 1^ 109. 

ii, m ff. 134.. 

Hochwasser, Vorausberechnung 
desselben II, 222 ff. 

Höhenbestimmungen , bezogen 
auf das Meeresniveau 1^ 34 ff. 

Höhenunterschiede zwisch. Berg- 
gipfeln u. Meeresgrund 1^ 108. 

Hornösand ^ 169. 

Hoff, K. E. v., Angaben alter 
Schriftsteller über seismische 
Erscheinungen im Mittelmeer 
IL 115 f. 

— Stoßwellen vom Erdbeben 
von Lissabon H, 111 f. 

— Stoßwellen des Pazific H, 
119 Anm. L 

Krümmel, Ozeanographie II. 



H o ff, K. E. v., cit. II, 12fi Anm. L 
H o f f m a n n , P., cit. über Meeres- 
strömungen H, 345 f. 353. 
2Ü3 ff. 320 f . 823 £ . 32fi f . 

412 f . 42Q, 425 f . 
43L 4ßk 4&L m f . 489, 
493. 495. 499. 502. ,504 ff. 
5Ü9 ff. 

— Flutautographen in der Ost- 
see II, Lü5 Anm. L 

— Eintagsfluten in der Chinasee 
II, 22Ö f. 

— Temperaturen entlang der 
Westküste von Südamerika 
II, ML 

— Auftriebwasser in höheren 
Breiten II, 318. 

— Stärke des südl. Aequatorial- 
stromes im Atlantic II, 387. 

— niedrige Küstentemperaturen 
bei Panama II, 432, 

— U, 35L 33k 402 494, 

— s. auch „Möwe 4 * und „Del- 
phin". 

Hoffmeyer, N., Kapt., Bahnen 
barometrischer Minima im 
Atlantic L> 214, 

— Temperaturverteilung in der 
Dänemarkstraße 1^ 323 ff. 

— I, 270. 

„Ho~hle See" II, 64, 

Holländische Küste, Gezeiten- 
strömungen an derselben II, 
251. 253 ff. 

Holl mann, Kapt. II, 442. 

— 8. auch „Elisabeth". 
Holm cit. II, 435, 
Holsteinische Küste, Form der 

Gestadebild nng II, 109. 
Holzhauer s. „Drache". 
Honduras. Golf von 1,100. 11,390. 
Hongkong I, 123, U, 317. 
Honolulu, Stoßwellen von Arica 

und Iquique in II, 121 f. 135. 

— I, 68. 102 m 112 115 f. 
22L II, 485. 

Horsburgh, Beobachtung 
merkwürdiger Färbung des 
Meerwassers U 179. 

35 



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540 



Register. 



Horner 8. „Newa". 

Horns Riff-Feuerschiff II, 240. 

Hornsund, Temperaturen im 1^ 
344. 

H o s k y n , Lieut., „Porcupine". 

H u b b a r d, Untersuchungen über 
die Ausdehnung des Meer- 
wassers durch die Wärme L> 

143. 145, 
Hudsonsbai I, 28, 

— Areal 1^ 23 Anm. L 
Hudsonstrn&e L, 24. 82. 
Hugli II, 122, 

— Sprungwelle im IL II, 2I& 

m 

Hull II, 5L 

Humboldt, Alex, v., Unter- 
suchungen über Niveauunter- 
schiede 1^ 32. 

— Ursprung der Farben töne des 
Meeres £ 174. 

— Wasser der tropischen Meere 
dunkelblau i, 175. 

— Meeresleuchten 1^ 181. 

— Brandung an der Küste von 
Peru II, öl. 

— behauptet die polare Herkunft 
des Tiefenwassers II, 284 f. 

— niedrige Temperaturen ent- 
lang der Westküste von Süd- 
amerika II, 3QQ f. 

— seine Ansicht über die Theo- 
rien der Meeresströmungen 
H, 335 f. 

— Temperaturen über und an 
isolierten Bänken II, 362. 

— Beschreibung der Sargasso- 
see 428 f. 

— dt. ii, m m m ^ 

Humboldtstrom s. Peruanischer 
Strom. 

Humphrey Gilbert II, 329. 
Hunt II, 107. 

— Grundseen auf der Neufund- 
landbank II, 9L 

— Untersuchungen über Ent- 



stehung der Wellenfurchen 

H 322 f. 
Hunter, Admiral II, 429, 
Hurrikane L 217. 
Huxley ^ 
Hval-Inseln U, 24L 
Hwang-hai s. Gelbes Meer. 
„Hydra", engl., Kapt Shortland, 

Lotungen im Indischen Ozean 

— Temperatarmessungen im 
Arabischen Meere iL 315 t. 

Hydrographische Aemter L 10^ 
4L 

Hydrographisches Amt in Berlin 

h 2Ü& 

— — zu Washington, maritim- 
meteorologische Karten für 
den Pazific 1^ 193. 

Hydrometer L, 14L 
Hydrometeore 1^ 2UL 

I, 

Ika na Maui H, 505 f. 

„Iltis 4 *, S. M. S., Bericht über 

die Paracel- Inseln II, 482. 
Imbros II, 467. 
Imray cit. II, 492* 
Indien, Ergebnis der Verdnn- 

stungsbeobachtungen in IL, 
2Q7. 

Indigirka L> 35Q. 

Indischer Ozean, Benennung des 

Nord ran des im Altertum L> 

14, 

— — Begrenzung I, UL 

— — angenäherte Größe mit 
seinen seitlichen Gliederun- 
gen ^ 19, 

selbständiger Meeresraura 

L 21. 

Areal I, 22. 

äußere Umrisse Lj 27. 

Inseln 1^ 28. 

— — Küstenaufnahmen L> 42, 

— — zahlreiche Bänke 1± 48. 
Verhältnis d. Inselflächen 

zur Meereslläche L 48 f. 



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Register. 



547 



Indischer Ozean, Tiefen- und 
Bodenverhältnisse 1^ 59 f. 62. 
70 f. llß ff. 12k 

— — Tiefenkarte desselben von 
Krümmel L, HL 

— — spezif. Gewicht und Salz- 
gehalt 130, 147. 154 f. II, 
282. 

milchweiße Färbung des 

Wassers I, 128 f . 

— — geographische Verteilung 
des Luftdrucks ^ 198. 

Winde L> 202 ff. 

Stürme l> 212, 

Regenverteilung 1^ 220. 

— — Temperaturverteilung I, 
234. 243 f. 311 ff. 

Eis in demselben 1^ 885. 

— — Wellenmessungen v. Paris 

4&. 42 f. 49. 28. 

— der Novara-Expedition 

II, 48, 

Brandung in der Lombok- 

straße II, 92* 
Stoß wellen II, 122 ff. 

— — Anstauung von tropischem 
Wasser II, 312, 

— — Auftrieb von kaltem 
Tiefenwasser II, 314 ff. 

— — Strömungen II, 408 ff. 
Indus Lj 199, 

— — mittlere Abtlußmenere I, 



„Ingegera", schwed., Tempera- 
turmessungen in der Davis- 
straße Lj 818. 

„Ingolf, dän., Kapt. Mourier, 
Lotungen in der Dänemark- 
straße 1^ 84. 

— Temperaturmessungen eben- 
da I, m 325 ff. 

Inselklima 1^ 50. 

Inseln, Verhältnis der Insel- 
ilachen zu den Meeresflächen 
nach Krümmel L 48 f . 

— kontinentale und ozeanische 
I, 49, 

— niedrige Inseln I^ 5Q. 
Insulosität I, 49, 



Interferenzen II, 4ti. 
Iquique I^ 102. 

— Stoßwellen vom Erdbeben 
von L II, 121 ff. 132. 

Irische Bank ^ 8L 

Irischer Kanal, Fluthöhe an der 
Waliser Seite größer als an 
d. gegenüberliegenden II, 254. 

Irisches Meer, Flutwellen in 
demselben II, 188 f. 

Irisch-Schottische See, zur Nord- 
see gezählt L> 23 Anm. 5, 

Irland ^ 23, 25, 80 f . 1Ä 22L 
256. 321. II, 48. 197. 199. 
209. 422. 431. 

Irminger, Admiral I, 820. II, 
m, 432 f . 435, 455 f . 4fiL 

Irmingerstrom JL 22Q_. 324. II, 
222. 433 ff. 455, 

Isabel-Insel II, 490. 

„Isbjörn a , österr., Expeditionen 
unter Weyprecht und Graf 
Wilczek, Temperaturmessun- 
gen im Barentsmeer I, 842 ff. 

Isigny, Flutkurve von II, 273 f. 

Island I, 25. 22. 45, 22, 80. 82 ff. 
122 f. 152 f . 122. 213 f . 222 f. 
270. 317. 322 ff. 32fl 328 ff. 
334, 33S ff. 34L 380. 382. 
II, 37. 294. 425, 429. 432 ff. 
447. 451 f. 455 f. 4ÜL 

Island-Farö-Rücken ^ 322. vgl. 
Wy ville-Thomson-Rücken . 

Isola Guilia II, 1ML 

Isorhachien II, 190. 

Isothermobathen 1^ 245 f. 

Istapa, Brandung bei II, 90. 

Italien, Zerstörung einiger adria- 
tischer Küstenorte Mittel- 
italiens durch Stoßwellen II, 
11k 

— Ostküste fällt sanft ab L2fL 

— Ostküste hat geringere Flut- 
höhe als die dalmatin. Küste 
II, 25L 

— Strömung an Ost- und Süd- 
küste II, 407. 

— I, 90 . 92, 
Itea n, HL 



548 



Register. 



J. 

Jacksonbai II, 504 . 

Jacobsen, A., Prof., Methode 
der Bestimmung des Luft- 
gehaltes im Meerwasser 1^ 
135 ff. 

Jacobson s. „Fylla". 

Jaille, de la, 8. „Hamelin". 

Jalmal, Halbinsel I^ 349, 

Jamaika I, 1£ML 

Jambuck II, 475. 

Jana L 350. 

Jando L 3ÜL 

Jan Mayen I, 84. 817. 330 i. 334. 

m ff. ii, 4M, 

— — Tiefen und Meeresboden 
bei J. 1^ 122 f. 

Japan, Kü8tenverme88ungen l.42. 

— japan. Inseln der Küste pa- 
rallel I, 49, 

— steiler Abfall des Meeres- 
bodens I, 58 f . 102. 

— Küstenablagerungen Ij 62, 

— Tiefen zwischen J. und den 
Admiralitäts- Inseln 1^ 110. 
12iL 

— Temperaturen zwischen J. u n d 
den Aleuten I, 28ü f . 

— - Temperaturen z wischen J. und 
Neuguinea L 298 f . 8Q2, 308. 

— Stoßwellen an der Küste II, 
1 i<j f. 

— I, 21 Mf. lÖfL 109, im 
115. 195. 277. 281. 283. 285. 
II, IM, 

Japanischer Strom (Kuro-Shio) 

ii, m ff. 

Japanisches (Rand-)Meer, Areal 
1, 23. 

— — Orkane L> 2TL 

— — Strömungen II, 499 f. 
II, 43. 

Jarz cit. II, 384, 

Java, kontinentale Insel l± 49. 

— i läi U, 80.. 

Javasee , geringes Vordringen 
der Stoßwelle von Krakatau 
in der II, 124. 



Javasee, Strömungen II, 4S2, 
„Jeanette", Trift derselben II, 

458 ff. 
Jedda I, 31Ü. 
Jeffreys II, 502. 
Jenissei 1,29. 124. 19^. 349.^0. 
Jericocoara II, 209. 
Jesso (Yesso) L, 22L 281. 280. 

288, 308, II, 5Ü£L 
Johnston-Islands II, 497. 
Joneleith, Kapt. II, 441. 
Jonisches Meer, Benennung L, 

18, 

I, 94. 

Jordan 1^ 173. 

Juan-FernandezGruppe 1^ 100. 
Jütland, Hafenzeiten an d. Küste 
II, 240 f. 24iL 254, 

— Strömungen an der West- 
und Nordküste II, 468 f. 

Jugorstrafie 350, 

Jukes, über Bimssteinablage- 
rung durch Erdbebenwellen 
II, 187, 

Julianehaab II, 435. 

Jumba, Bai von II, 308. 

Jupiter-Einfahrt (J.-lnlet) I, 98, 
276. 

K. 

Kabellegangen, erste Idee der 
K. von Morse fL 

— durch die K. die ersten wich- 
tigsten Aufschlüsse über Ver- 
hältnisse der Tiefsee ge- 
wonnen Ij fi f. 

— die ersten transatlantischen 
Kabel verbinduögen 80. 

Kabes, Golf von ^ 93. 
Kadettenrinne 1^ 167. 
Kadsusa, Stoßwelle von Iquique 

bis K. II, 122, 
Kämtz L> 198, 

„Kaiser", Kapt. Ruhase, Tempe- 
raturmessungen im Agulhas- 
strom II, 428, 

Kaiser Wilhelmsland II, 4£L 

Kalema II, 95. 514, 



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Register. 



549 



Kalifornien, Vermessung der 
Küsten L 42, 

— Bänke an der Küste 1^ 48, 

— steiler Abfall der Küste 1^ G4, 

— rasche Tiefenzunahme auch 
an der Ostseite L 102 f. 

— Stoßwellen and. Küste II,12Ü 

— I, 101. 103 f. 109. II, m 

22ö f . m aii m 

Kalifornischer Strom II, 4M f. 
Kalifornisches Randmeer, Areal 

— — auch Purpurmeer genannt 
L, 122, II, m 

Kalkutta I, 315. II, 276. 

Kall, Kapt. s. „Hertha". 

Kalmenzone, in derK. durch die 
große Niederschlagsmenge 
Verminderang des spezif. Ge- 
wichts des Meerwassers 1.146. 

Kalte Mauer s. kalter Wall. 

— Rinne L 25, 25fi. 259. 
Kalter Wall ( kalte Mauer) 1,254. 

322, 

— — Temperaturen L, 2ß9 IT. 
II, 420, 

Kaltwasserflecken II, 412, 414. 

Kamaishi, Stoßwelle von Iquique 
bis K. II, 122. 

Kambodscha 1^ 20. 

Kampesche-Bank L 4L 

Kamtschatka L> 153, 128, 288. 
308. 352 f . II, 4&L 498 f. 

Kamtschatkastrom II, 498. 

Kanaltheorie der Gezeiten von 
Airy II, 191 ff. 

Kanarien- (oder nordafrikani- 
scher) Strom II, 328 ff. 408. 
411. 428. 496. 

Kanarische Inseln 1^ 2fL 42* IL 
2ß* 14SL II, 308. 313.. 383» 

— — Beschaffenheit d. Schlamm- 
bodens bei denselben ^ 68, 
82 ff. 

Kandaru ^ 302. 

Kandia 8. Kreta. 

Kane, Nordpol fahrer 1^ 21L 

— Temperaturen im Rensselaer 
Hafen I, 354» 



Kane, Bersten der Eisberge 1^ 

— treibendes Eis lj 377. 
Kant, Wellengruppen an der 

Küste von Guinea II, 52» 

— cit. II, 334, 43fL 
Kap Agulhas L UL 25* 

Kap- (oder Agulhas-)Bank L 48. 

IL, 9k 
Kap Barrow II, 4Ü2, 

— Blanco II, ML 21& 3&L 

— Bojador I> 25, 42, II, 481. 
493. 

— Bon L 9L II, 148. 

— Canaveral 220.2m 11,419. 

— Catherine II, 308» 

— Catoche II, 390, 

— Coast Castle L 222. II, 413, 

— Cod II, 20£L 21L 

— Comorin L 210. 

— Concepcion II, 496. 

— Corrientes II, 420 f. 

— dAmbre II, 4M. 

— Delgado (Ostafrika) II, 4I£L 

— der drei Spitzen (Oberguinea) 
II, 413, 

- Geduld (Sachalin) IL 499 f. 

— — guten Hoffnung, Wellen- 
messungen bei demselben 
von Kapt. Stanley II, 45, 

— — — — Wellenmessungen 
von James C. Ross II, 4ö f. 

Untersuchungen über 

Wellenlänge östlich von dem 
Kap durch Lieut. Paris II. 62. 

L> 48, 25, 8D. 112. 

152 f. 125, m 19;?. 205.211. 
224, 24£, 25.iL 312, II, 2ü2, 
438, 425. 

— Engano (Luzon) II, 484, 4&L 

— Farewell (Farvel) I, 25, 82 ff. 
31*. «20. 855. 382. II, 433 ff. 
455. 

— Finisterre II, 213, 312. 

— Flattery I, 103. 1Q6. 1Q8. 2*4, 
II, 492, 

— Florida ^ 92, 2M, 

— — Höhe der eintägigen und 
halbtägigen Gezeiten II, 203. 



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550 



Register. 



Kap Frio (Brasilien) II, ÖL 444. 

— Granitola, Karrobbio am II, 
150 

— (iuardafui II, 310. 227, 

— Hatteras ^ 44. 75. 222, 268. 
222, 22fL II, 21L 432. 

— Henry II, 192, 

— Horn 1^ 14 ff. 25. 22, 45. 

442 f. 425, 506 ff . 

— -Horn-Straße II, 507 f. 

— -Horn-Strom II, 438 f. 443 ff. 
415, 502 f. 

— Howe II, 422. 502. 505, 
Kapillare Wellen, Bezeichnung 

von Scott Russell II, 58 ff. 
134, 

Kap Kinghaean II, 494. 

— )a Hague II, 232 f. 225, 
Kapland II, 48, II, 446 f . 426 f. 

— hochlaufende See südlich vom 
K. II, M, 

— Hafenzeit II, 209, 

Kap Leeuwin L 113, II, 42k 

— Linguetta I, 2ß6, 

— Lizard 1^ 104. II, 20, 94.. 

— Lookout II, 42L 

— Lopez ^ 42, II, 454, 

— Malia II, 467. 

— — hochlaufende See beim II, 

— Manning II, 462, 

— Matapan II, 462, 

— Matuti II, 404, 

— Nord (auf Island) ^ 324.. H2±L 
II, 433, 

— Nosima L 102. 

— Oranje L, 74. 

— Padaran II, 481 f. 

— Palmas II, 399, 404, 413 f. 

— Prince of Wales I, 852, 

— Providence II, 504. 

— Race (Neufundland) II, 1Ü2, 
IM, 212, II, 426, 422, 

- Ilosa L> 1)2, 

— Sable II, 4M, 

— San Antonio II, 390, 

— San Lucas L> 102, II, 309. 4Ü2, 

— Spartel L, 42, OL II. 307. 



Kap Spartivento L, 92, 
Kapstadt 1^ 48. 6L 154, 312, IL, 

90. 308 f. 400. 
Kap St. Andre II, 470, 

— St. George II, 48L 

— St. Roque L, 25. 42. 68. 83. 
II, 388 f. 325, 

— St. Vincent L 22. 

— Statland II, 452, 

— Trafalgar L, <)L 

— Tres Koreas I, 9L 

— Tscheljuskin L 124, 

— Vandiemen 117 505. 

— Varela II, 48L 

— Verde (Grünes Vorgebirge) 
L 42, II, 302 f. 398 f. 411. 

Kapverdenrinne II, 210. 

Kap Verdesche Inseln L, 26, 2£ i. 
88, 149. 19L 194. II, 212, 
385, 228 f . 408 f. 42*, 

— Verdesches Becken L 75. 77. 

— Wankarem L 350, 

— Warscheik U, 316. 

— Wilczek, Messungen der Eis- 
dicke bei I, 321 f. 

— Wrath Lj 32L II, 209. 
Karabugashaff, Grund seine« 

hohen Salzgehaltes II, 297. 
Karaibisches Heer s. Antillen- 
meer. 

Karduan, Salzsee, sein Salzge- 
halt I, 123, 

Karibische Strömung II, 389 t 
394. 415, 

Karische Pforte L 383. 

Karisches Meer, beste Verbin- 
dung zwischen Europa und 
den Flußmündungen des Ob 
und Jenissei I^ 29. 

Tiefe I> 124. 

— — Temperaturverteilung 

Karolinen 27. 59. 103. 110. 

249- II, 484 f. 490, 
Karpathen II, 119. 
Karratschi II, 214. 
Karsten, Prof. L 0& 143 f. 

235 ff. 
Kas Deber l± 316. 



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Register. 



551 



K aspische Niederung, Salzseen 
in derselben l± Ü3, 

Kaspisches Meer, unregelmäßi- 
ger Seegang II, 3fL 

— — Salzgehalt in den Rand- 
lagunen und -Seen desselben 
II, 2£L 

Katwyk II, 240, 
Kattegat L 80. H, 465, 

— Dichte und Salzgehalt 1,165 ff. 

— Wassertemperataren L 202. 

— das Ostseewasser fließt nach 
dem K. zu II, 

— Niveauunterschiede bei der 
Sturmflut 1872 II, 303. 

Kays er, Ursache der blauen 

Farbe des Meeres I, IRQ. 
Keeling-Atoll II, 35, 
Keller II, 512. 
Kellett, Kant L 322, II, ML 

— s. auch „ Herald u und „Reso- 
lute". 

Kemp-Insel I, «30. 

Kennedykanal 1^ 25. 29. 125. 

Kepler, führt die Meeresströ- 
mungen auf die Erdrotation 
zurück II, 33L 334, 

Kerguelen I, 70. 117. 121. 154. 
312 f. 357. II, 43, tfiL 132, 
475 f. 478. 480. 504. 

Kerhallet cit. II, 483, 485. 
48k 502 f. 

Kermadec-Inseln II , 485, 5Ü5 f. 

Kewi 1^ 162. 

Key West, Höhe der eintägigen 
und halbtägigen Gezeiten II, 

m 

Kiel, Flutautograph bei II, 1Ü5 

Anm. L 
Kieler Bucht I^ 16L 

— Hafen, Beobachtung von Ent- 
stehung der Wellen im II, 
52 f. 

— — Umgestaltung der Wellen 
bei Abnahme der Wassertiefe 
II, 88, 

— — Temperatarwechsel in- 
folge vertikaler Zirkulation 
IL 3QÜ, 



Kieler Hafen, Entstehung von 

Wellenfurchen II, 323, 
Ki-Inseln I, ML 
Kiistraße II, 494, 
Kilbaha II, 2Q2, 
King II, 508. 

King - George - Sund (Königs- 
Georgs-Sund), Eintagsfluten 
im II, 220 f. 

— II, 479. 

Kipp-Thcrmometer L, 24L 
Kirch er, Athanasius, zeichnet 
die erste Karte der Meeres- 
strömungen II, 029,386, 398, 
405, 

Kirchhoff, A. cit. 1^ 50, 
Kirch hoff, G., Formel für 
stehende Wellen II, 140 f. 

— II, 352. 
Kirkeböe II, 432, 
Kiushiu II, 5ÜL 
Kleinasien L 9Ü, 

— steiler Abfall des Seebodens 
an den Mittelmeerküsten 1,94. 

— Strömung an der Süd- und 
Ostküste II, 4£L 

Klippen I, 45/42, 

— blinde Lj 45. 

Klippenbrandung II, 85, 93 f. 
108, 

Klippenküsten 1^ 45, 

„Knight Errant", engl., Kapt. 
Tizard, Temperaturmessun- 
gen im nördl. Nordatlantic 
L> 322, 

Knipping, warme und kalte 
Wasserstreifen am Nordrande 
des Kurosiwo I, 285. 

Knoop, Kapt., Messungen von 
Länge und Geschwindigkeit 
der Ostseewellen II, 28 f. 8S, 

Knudsen, Kapt. II, 441. 

Koblenz II, AIS Anm. L 

Koeppen, Bahnen der baro- 
metrischen Minima 1^ 2UL 

— Darstellung der Regenver- 
hältnisse im Atlantic 1^ 220. 

— Uebertragung von Skalen- 
werten der Windstärke in 



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552 



Register. 



absolute Geschwindigkeit II, 
öS f. 72 f. 7.5. 77. 303- 804. 
370. 38'J. 81t 7 f. 438. 
Kogun I, 123, 

Kohl cit. II, 328* 383, 390, 418. 
Kohlensäure im Meerwasser L, 
135 ff. 

Kokos-Insel L HI II, 49L 
Kola, Halbinsel ^ 162, 33L 348. 
Kolberg, Stoßwelle bei K. 4, März 

1779 II, 118. 
Koldewey, Kapt., Farbe des 

Meeres 1^ 175. 

— Oberflächentemperaturender 
äquatorialen Teile des At- 
lantic I^ 2* 

— Temperaturbeobachtungen 
auf der ersten deutschen 
Nord fahrt L 840, 

— Eisverhältnis6e bei d. Sabine- 
Insel L 370. 

— über Meeresströmungen II, 
3S2 f. 4ÜL 4SL 4M, 4ü£L 

Kolombia L 27. 

Kolumbus, erkennt die »große 
Westströmung u inmitten der 
tropischen Ozeane II, 328. 

— II, 332, 322, 383. 39Q. 514, 
Kolyma L, 162. 35£L 
Kompensationsströme II, 820. 

352 tr. 

Kongamfjord 351 f. 
Kongo s. Congo. 
Konstantinopel, Zerstörung v. K. 
durch Seebeben wellen 11,116. 

— II, 293 Anm. L 
Kontinentale Inseln 1^ 49. 
Kontinentalklima I, 5Ü. 
Kontinente, unterseeischeGrenze 

derselben I, i>4> 

Kopernikus II, 331. 

Kopp, Untersuchung über die 
Ausdehnung des Meerwassers 
durch die Wärme ^ 143 f. 

Korallen, rote K. sollen dem 
Roten Meere seinen Namen 
gegeben haben I^ 177. 

— zur geographischen Verbrei- 
tung riffbauender K. II, 812. 



Korallen bänke (Korallenriffe) 1^ 

4L m hü. 

Korallenbildungen, verschiedene 

Erklärungen der L 113 f. 
Korallen-Inseln 1^ 45, 132. 
Korallenmeer (Melanesiasee), 
unterseeisch abgeschlossenes 
Meeresbecken 1^ 111. 

— größte Tiefe L 126, 

— Temperaturen L Ml f. 30L 

— II, 482, 

Korallenschlamm L, 68. 
Korea II, 254, 5ÖD f. 
Koreanischer Strom II, 501. 
Korinth, Golf von, Stoßwellen 
von dem großen Erdbeben 
2H Dez. 1860 II, IIS f. 

— — — sehr häufige Erder- 
schütterungen in demselben 
II, 147. 

Koromandelküste II, 94. 468. 
Korsfjord 1^ 165. 
Korsika Lj 92* 
Korsör 167. 
Koster-Inseln II, 464. 
Kotzebue, v., L 23& 285, II, 

485, 4ÜÖ. 51k 
Krakatau, Stoßwellen beim Aas- 
bruche des II, 123 f. 122, 132, 
135, 

Kreistheorie der Wirbelstürme 
L 218, 

Kreta 1^ 94, 170 £. II, 467. 
Krim L> H5, 

Kropp, Kapt., cit. II; 298 Anm.l. 
Krümmel, über die Bezeich- 
nung „ Südozean u 1^ Iii 

— Ausmessung der einzelnen 
Ozeane und Meere L lfl f . 
Klassifikation der Meeres- 
räume. Unterscheidung zwi- 
schen selbständigen und un- 
selbständigen 1^ 2ü f . 

— Arealberechnung der Meeres- 
räume I, 22, 

— Verhältnis der Inselflächen 
zu den Meeresflächen Lj 4& 

— Bezeichnung der einzelnen 
tiefsten Lotungsstellen L £0, 



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Register. 



553 



Krümmel, Berechnung d. mitt- 
leren Tiefe der Ozeane I, Gl f. 
36. 

— Gleichgewicht zwischen Was- 
ser- und Landmassen 62 f . 

— mittlere Tiefe der einzelnen 
Meeresteile des Atlantischen 
Ozeans 1^ 86, 

— — — des Nord- und Süd- 
pazific 109. 

— cit. l in. im 

Krnsenstern I_, 238, II, 4&L 
4ÜÜ, 408. 502. 508. 

— s. auch „Newa'. 
Kuba 8. Cuba. 

Küsten, Verschiedenheit ihrer 
vertikalen Gestaltung I, 44 ff. 

— größte Meerestiefen in der 
Nahe der K. ^ 58 f. 

— mechanische Wirkung der 
Brandungswellen auf ihre 
Morphologie II, 101 ff. 

Küstenablagerungen 1^ 66 ff. SQ. 

Kostenentwicklung L 4a, 

Küstengestalt, Einwirkung der 
Meeresströmungen auf die 
II, 511 ff. 

Küstenlinien, zum großen Teil 
noch gar nicht oder nnr un- 
genügend vermessen 1^ 4L 

— die am besten vermessenen 

L41f. 

— Gegensatz im Verlaufe der 
K. zwischen der nördlichen 
nnd südlichen Erdhälfte 1^ 43, 

Küstenmeteorologie 1^ 2, 
Küstenstationen der Kord* nnd 

Ostsee 1^ 164 ff. 
Küstenstrom II, 511 ff. 
Kuillu II, 404, 

Kokonoor, Salzsee, sein Salz- 
gehalt L 
Köllen Lj 162, 

Kontze, O., Untersuchungen 
über das Sargassomeer II, 
428 f. 

Knria-Muria-Inseln , Meerestem- 
peraturen bei den I. 815. II, 

an 



Kurilen 1^ 27. 49. 103. 284. II, 

m ML 

— Temperaturen bei den K. L 
286 ff. 308. 

Kurili8che Strömung 1^ 281. IL 

m, 

Kuro-Shio (Kurosiwo , Japan. 
Strom) intensiver blau als 
das angrenzende Wasser Ij 
175. 

— Temperaturen I, 281 ff. 289. 

— kalte und warme Wasser- 
streifen L, 320. 

— II, 318. 4&L 4M f. 4U8. 5U1. 
Kuro-Shio-Trift, Temperaturen 

I, 288, II, 495 ff. 
Kuxhaven s. Cuxhaven. 

L. 

Labrador L, 45 f. 82 f. 128. 228, 

382, II, 434. 430. 
Labrad orbecken I, HL 

— Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse I, 83. 

Labradorströmung 1, 2ü9 f. II, 
82, 84, 318, 328, aaL 423 f. 
434 ff. 445. 453. 401. 

„La Clorinde-, Schiff II, 510* 

Lacondamine II, 276. 

Ladronen II, 220, 

Lagos II, 413, 

Lagrange, Wellenformel 11,18. 
2L 28, laü f . 133, 210, 224, 
23 1 243. 

La Marechaie II, 265 f. 268 ff. 
Lamb cit. II, 6, 
Lancastersund 1^ 25, 379. 
Land, festes L 2, 

— Areal der Festlandflächen I^ 

— mittlere Höhe und Volumen 
der Festländer l> 62. 

— Unterschiede der Lufttempe- 
raturen über dem Festlande 
und den Meeren II, 221 ff- 

Landana, Bucht von II, 308. 
Landes II, 94, 516. 
Langanes 1^ 334. 



554 



Register. 



Langem II, 2ß5 f. 268, 

Langsdorf 8. „Newa". 

L a n g 8 1 a f f , Beobachtung merk- 
würdiger Färbung des Meer- 
wassers 1^ 179. 

Lannes II, 270. 

Laperouse II, «510. 

Laperousestraße, Strömung in 
der II, 500. 

La place, Gezeitentheorie von 
II, 185 ff. 

— meteorolog. Gezeiten II, 218. 

— konstruiert Flutkurven II, 
230. 

La Plata- Strom 1^ 25, fiö, 80, 
II, 396, 441 ff. 422 £ . 

— mittlere Abflußmenge I, 131. 

— spezif. Gewicht des Tieer- 
wassers vor seiner Mündung 

L IM, 
Lapparent II, 107. 
Lartigue II, 510. 
Laughton II, 340. 
Lava, sehr häufig in den Tiefsee- 

thonen enthalten 1^ 21 f . 
Leba II, 30fL 

Lee hat, Bewegung der Wasser- 
teilchen in stehenden Wellen 
II, 14L 

L e i g h Smith, Temperatur- 
messungen bei Spitzbergen 
L 341 f. 

Lei pol dt, mittlere Höhe der 
Festländer ß& 

— cit. II, l&L 
Leith II, 220, 

Le-Maire-Straße II, 44L 508, 
Lemanbank N, 24tL 
Lemnos II, 467. 

Lemuria, mythischer Kontinent 

l im 

Lena L II, 45$, 
Lentz, gibt Beispiele von Flut- 
kurven II, IM f. 244 f. 224, 

— von ihm die Bezeichnung 
„ Flutgröße ■ II, 125, 

— Beispiele für die anstauende 
Thätigkeit auflandiger Winde 
II, 303. 



Len tz, cit. II, 152, IM, 226. 271. 
414, 

Lenz, Untersuchung über die 
Ausdehnung des Meerwassers 
durch die Wärme L> 143, 

— Messungen von Lufttempera- 
turen im Atlantic und Pa- 
zific an Bord der ,Achta" ^ 
222 f. 

— wässrige Salzlösungen be- 
sitzen kein Dichtigkeitsmaxi- 
mum 235 f. 

— Tiefseetemperaturen 1^ 238, 

— Vertikalzirkulation IL, £Si 
Leon II, 117. 

Leopold, Kapt., s. s Vega*. 
Lerwick I^ 263, 

Lesse ps, Beobachtung d. StoL 
wellen von Krakatau in As- 
pinwall II, 123, 

Leuchttierchen ^ 1S2, 

Leuchttürme, Klippen brandui.e 
an denselben II, 85, 

Lewy Lj 185. 

Libysche Küste, Salzgehalt an 
derselben 1^ 170. 

„Lightning", Kapt. May, eng . 
Tiefsee-Expedition unter wis- 
senschaftl. Leitung von Wyr. 
Thomson und B. Carpenter 
zwischen Hebriden und Fs* 
röern. Temperaturmessuü- 
gen I, 317 f. 320 f. 829. IL 
288. 

Lightningkanal (Farö-Sbetland- 
Rinne) 1^ 82, 122, 2fiL II, 4ML 

— Tiefenverhältnisse L, 

— Temperaturverteilung L31£? 7 
329. 335. 337 ff. 

Limanstrom (der Japanischen 
See") II, 500, 

Lincolnsee, spezif. Gewicht ihres 
Wassers 163. 

Lindesnes II, 464. 

Lion, Golf von, Maximum d. Wel- 
lenhöhe nach Marsilli II, 5L 

— — Mittelwasser liegt unter 
dem der Nordsee II, 235, 

Wellen II, 67. 



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Register. 



555 



Lion, Golf v., Strömungen 11, 516. 

Lionardo da Vinci, ältester 
Vertreter der thermischen 
Theorie der Meeresströmun- 
gen II, 332, 

Liparen II, 150. 

Upper II, 60, 

Lissa L 172, 

— Insel L, 266. 

Lissabon, Stoßwellen von dem 
großen Erdbeben von II, 

112 f. 123. 

— Springfluthöhe in L. II, 2ÜL 
List auf Sylt, Salzgehalt bei 1^ 

166. 

II, 245, 

Listertief-Barre II, 240. 

Listing, schlägt die Bezeich- 
nung „Geoid" vor 1^ 83. 

Liston, spezifisches Gewicht 
im Marmarameere L> 172. 

Litbada-Inseln II, IM, 

Lithologie des Bodens der Meere 

I, ßfi, 

Liverpool II, 4£L IM, 213 f. 22£L 

— tagliche Ungleichheit der Flut 
in II, 202, 

Livonius s. „Elisabeth". 
Liukiu -Inseln II, 484. 493. 
Loangoküste, Kalema an der II, 

Lobos II, 442. 
Löwenörn II, 435. 455. 
Lofoten L> 122, 232 ff. II, 
45Qff. 

Loftus Jones s. „Valorous". 
Logbücher s. Schiffsjournale. 
Loggerechnung II, 872 f. 
Loire L 30, II, 22Ü, 

— Flußgeschwelle der L. IL 267. 
Lomblon-Insel ^ HL 315. 
Lombokstraße, Brandung in der 

IL 92. 
Lome II, 

London II, 13& 220, 

— Stromwechsel in der Themse 

II, 226, 

Lot, gewöhnliches Handlot 1^51 f. 

— Lotapparat von Brooke 53. 



Lot, Tiefseelote L 53 ff . 

— Belknap-Sigsbeesches L. LöG, 

— Navigationslotmaschine von 
Thomson L 52, 

— Tiefen-Indikator von Massey 
l> 57, 

— Bathometer von Siemens 1,57. 
Louisiade-Inseln II, 487. 
Louisiana 1^ 97. 

Louther II, 84. 

Lowestoft L, lfio, 

Lubbock, Gezeitentheorie von 

II, 182 f. 
Lucipara, Korallen-Insel ^ 45. 
Lübecker Bucht L> lfiL 
Lüderitzland II, 308, 
Lühe II, 265, 22L 
Lütke II, 49S, 510, 
Luft, im Meerwasser L 135 ff. 

— Unterschiede ihrer Tempe- 
raturen über dem Festlande 
und den Meeren L, 221 ff. 

— Vergleichung ihrer Tempe- 
raturen mit denen des Ober- 
flächenwassers der Meere I, 
223 f. 

Luftdruck 1^ IM ff. 

— Pleiobaren und Meiobaren 1^ 
IM, 

— Maxima und Minima des- 
selben L 198 ff. 

„Luise", Kapt. Dalimann, Durch« 
segelung des Karischen Mee- 
res Lj 350. 

„Luise", S. M. S., Kapt. Schering, 
Beobachtung merkwürdiger 
Meeresfärbung L, 179. 

— Temperaturmessungen im 
Arabischen und Bengalischen 
Meerbusen von Kapt.-Lieut. 
Herz ^ 315 f. 

— II, 38k 

Luksch, spezif. Gewicht im 
Sizilisch- ionischen und im 
Adriatischen Meere l± 12Ö f. 

— Untersuchungen über Dich- 
tigkeit des Meerwassers I 5 
134 f. 

— Temperaturmessungen im 



556 



Register. 



Sizilisch- ionischen und im 
Adriatischen Meere 1^ 266. 
Lukach, Maximalhöhe der Wel- 
len im Mittelmeere II, IlL 

— cit. L, 86L 325. s. Wolf. 
Lull, Commander, Vermessun- 
gen in Nikaragua Lj 32, 

Lyell, Ch., chemische Aende- 
rung des Seewassers beim 
Gefrieren 1^ 35£ 

— II, 102. 

Lyttelton, Stoßwellen von Arica 
und Iquique im Hafen von 
II, 121 f. 

Luzon II, 482. 484. 493. 

M. 

Mac Clintock, Sir Leopold, s. 

„Bulldog* und „Fox*. 
MacDonald, Kraftleistnng der 

Wellen II, 100. 
Mac Donald-Inseln I, LLL 121. 

IM. 312. 352. IT; 425, 47*. 

500. 

Mackenzie 1^ 29. II, 401 f. 
Maclaurin, Gleichgewichts- 
theorie der Gezeiten II, 167. 
Macquarie-Inseln II, 508. 
Madagaskar Ij 28. 42. II, 328, 

— kontinentale Insel I^ 40. 

— Tiefen bei 1^ H& 120 

— Strömungen um M. II, ifiU f. 
477. 

Madeira L, 2& 42. 20 f . 82 f . 

252 f. 255 f. II, 20. 3QL 3Ü8, 

— Brandung von Porto Santo 
II, 90, 

— Stoßwellen vom Erdbeben 
von Lissabon II, 11 ft- 

Madras L 110* 

— Brandungsküste bei M. II, 94, 

— II, 122. 

Magelhaensstrafie 8. Magellan- 
straße. 

Magellanischer Archipel II, 443. 
Magellanstraße I> 42, 2& 2Ü4 f. 
II, 255 f. 33L 443. 



Maiaco Shima II, 493. 
Malabarküste ^ 44. 179. 

— Strömungen an der M. II, 
4£>S f. 

Malaiische Inseln, V erbind ungs- 
brücke zwischen Asien und 
Australien L 41L 

— — in einem Teile des ma- 
laiischen Archipels der Radio* 
lari enschlamm für d. Meeres- 
boden charakteristisch L Iii 

L 220. 

Malaka L, 115, II, 481. 

Malakaetraße L 128.. II, 4SL 

— Tiefe derselben L 120. 
Malediven-Inseln L 120, 178, IL 

4m 

Malhabanke L 120. 

Malischer Golf, Erdbebenwelle 
in demselben Ilj 116. 

Stätte häufiger Erderschüt- 
terungen II, 147. 

II, 144, 158 Anm. L 

Malta I^ 90. 23 f. 1ÜL II, 62. li& 

— stehende Schwingungen des 
Wasserspiegels bei M. 11,1476*. 

Maltabank II, 149. 
Man dal I, 165. 

Mangyschlak, Halbinsel II, 297. 

Manila II, 220. 

Mannheim II, 412 Anm. L 

M ansell, Kapt., Lotungen iw 
Mittelmeer I^ OL 

Maraca II, 276. 

Marais salants 1^ 133. 

Maranham Lj 33. 

Marcet, Analyse der Bestand- 
teile des Meerwassers 1^ 121 

— Untersuchungen über da* 
Dichtigkeitsmaximum de? 
Meerwassers L, 235. 

Marchand II, 407. 
Marc Lescarbot II, 383. 
Marco Polo II, 328. 
Mare externum 1± 14. 
Margate, Hafenzeit in II, 236 

Anm. L 
Marguarete-Insel II, 309. 
Marianen L 2L 52. 103, 110. 



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Register. 



557 



Marienleachte 8. Fehmarn. 

Marin has L 133. 

Maritime Konferenzen ^ 188 f. 

— Meteorologie L> IM ff. 

— — von Maury begründet 
2. ISß ff. 

Maritim-meteorologische Arbei- 
ten, neuere 1^ 133 ff. 

— Institute 139 f . 193, 

— Zentralstelle zu Hamburg s. 
Seewarte. 

— — — Utrecht L, l&L IM, 

Markham, Kapt. 1^ 124 f. 311. 

3ML 

Marmarameer,Tiefen Verhältnisse 

L> 94* 

— spezifisches Gewicht 172. 
Marmarica II, 4fifi. 
Marokko I, $Z 2Ü5. II, 302* 

— Stoßwellen an der Küste vom 
Erdbeben von Lissabon II, 

im 

Marquesas-Inseln, Stoßwelle von 
Iquique bis zu den M. II, 12& 

— II, 485. 

Marrobbio II, 143 ff. 

Marsala, Marrobbio bei II, 150. 

Marsden, Einteilung der Erd- 
oberfläche in Zehngradfelder 
L ML 192. 

Marseille 1,37. 170. 204. II, 295 f. 
51iL 

Marshall-Inseln II, 485* 490. 
Marsilli, Graf, Maximum der 

Wellenhöhe im Golf von Lion 

II, 5L 

Marstrand L 1£L II, 464. 
Martin, Th. cit. II, 158 

Anm. L 
Martinique L 40* 2ftL 

— Stoßwelle vom Erdbeben von 
Lissabon in M. II, 118. 

Martins, Messungen v. Meeres- 
temperaturen L> 238i 341. 

Martins, schildert die Sprung- 
welle im Guama II, 225 f. 

Massaua, Vermessung der Küste 
bei 1, 43, 



Mässey, Tiefen-Indikator von 

Matamoras I, 25. 

Matotschkinstraße L 348. 

Mauri TJialaasa L 94. 

Mauritius 1^ 2g. IM, 313 ff. 

Mauritiusorkane 217. 

Maury, Mathieu Fountain, Be- 
gründer der neuen Aera der 
wissenschaftlichen Meeres- 
kunde 1^ 5 f . 

— Begründer der „Maritimen 
Meteorologie" L L ISfi ff. 

— Meerestiefen 1^ 52 f . 

— M.s Vorstellung von der Bo- 
dengestaltung des Atlantic 1^ 
23. 

— Maurysches Telegraphenpla- 
teau t 8Q f. 

— Farbe des Meeres L> 175. 

— seine Bestrebungen auf dem 
Gebiete der Ozeanographie 
II, 28fL 330* 

— cit. 1^ 143, II, 325. 338. 342. 
392. 418. 421. 506 f. 

Maxim a des Luftdrucks 1^ 19£ IT. 
215. 

— Fortschreiten der barometri- 
schen M. Ij 212, 

Maximum-Minimum-Thermome- 
ter von Six I^ 233 f. 
May s. „Lightning". 
Mazzara, Marrobbio bei II, 15Q f. 
Medinabank L> 93. 
Medusen 1^ 177. 

Meer, Chemie desselben L, 
122 ff. 

— Farbe, Leuchten und Durch- 
sichtigkeit ^ 123 ff. 

— Begründung der physischen 
Geographie der M. 1^ 188. 

— Verdunstung und Nieder- 
schlag 1, 21£ ff. 

— Temperaturverteilungl,221ff. 

— Eisverhältnisse 1^ 353 ff. 

— s. auch „Meerwasser 8 . 

Meeresbecken, unterseeisch ab- 
geschlossene L> 110 ff. 290 f.- 
II, 2RÜ f. 



558 



Register. 



Meeresbedeckung, Gesamtareal 
derselben 1^ 19. 

Meeresboden, Beschaffenheit den- 
selben 1^ ÖS ff . 

— - fttuf Gruppen der Boden- 
ablagerungen L, 66. 

Meeresgrund flohen unterschiede 
zwischen Berggipfeln und 
dem 1^ 108. 

Meeres-Isothermen I, 245 f. 

Meeresküsten s. Küsten. 

Meeresleuchten 1^ lfil ff. 

Meeresniveau, Unregelmäßig- 
keiten desselben I. .Ü ff. 

— Senkungen und Hebungen 
der Niveauflächen ^ &L 

— Unregelmüf3igkeitdurchMas- 
sen Verschiebungen h 88 f. 

— Höhenbestimmungen auf das 
M. bezogen I, 34 ff. 
Unterschiede zwischen den 
einzelnen Meeren 1^ 36 ff. 

— periodische und vorüber- 
gehende Aenderungen des- 
selben 38 ff. 

Meeresräume , Einteilung im 
Altertum und Mittelalter L 
14 

— - selbständige und unselbstän- 
dige M. L 20 f. 

— Arealberechnung derselben 
von Krümmel ly 22 f . 

Meeresströmungen II, 324 ff. 

— Uebersicht über die M. II, 
824 ff. 

— Entwickelnng der Kenntnis 
von ihrem Wesen II, 827 ff. 

— Geschichte der Strömungs- 
theorien II, 331 ff. 

— die Windtheorie nach Zöp- 
pritz II, 842 ff. 

— Stromteilung. Kompensa- 
tion sströme II, 852 ff. 

— Ablenkung von Strömungen 
durchdie Erdrotation 11,362 ff. 

— Konstruktion von 8trom- 
8ystemen II, 362 ff. 

— Methoden der Strombeob- 
achtung II, 812 ff. 



Meeresströmungen, die atlanti- 
schen M. zwischen 30° N. 
und 30° S. Br. II, 3&4 ff. 

— die atlantischen nördlich von 
30° N. Br. 1L> ±12 ff. 

— die atlantischen südlich von 
30 0 S. Br. II, 48S ff. 

— Strömungen der atlantischen 
Nebenmeere II, 442 ff. 

— Einwirkung der M. auf die 
Küstengestalt II, 511 ff. 

Meeresteile, in das Festland ein- 
schneidende. Ihre Bezeich- 
nung und Abtrennung von 
den Ozeanen schwierig L, 12 ff. 

Meerestiefen , Verfahren beim 
Loten der 1^ 53 ff. 

— ältere Angaben über M. 1^ 
52 f. 

— frönte M. in der Nähe von 
Küsten I, 5£L 

— tabellarische Zusammenstel- 
lung der in jedem Ozean 
und einigen Einzelmeeren 
derselben bis 1882 geloteten 

m. l im 

— frühere Ansichten über hre 
Temperatur L, 235. 

Meereawellen s. Wellen. 

Meer w asser, allgemeiner Unter- 
schied zwischen Fluß w asser 
und M. L 127, 130. 

— chemische Grundstoffe im M. 
t 122 ff. 

— Salzgehalt 129. 123 f. 21£ 

— Luft und Kohlensäure in 
demselben L> 135 ff. 

— spezif. Gewicht oder Dichtig 
keit I, 140 ff. 21& 

— Farbe desselben L 174 ff. 

— Durchsichtigkeit L IM ff. 

— Verdunstung I^ 218 f. 

— Vergleichung der Temperatur 
der Luft und des Wassers 
an der Oberfläche des Meeres 
I, 223 f. 

— Temperatur des Gefrierpunk- 
tes und des Maximums der 
Dichte L 235 ff. 



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Register. 



Meerwasser, chemische Aende- 
rung beim Gefrieren 1, 350 ff. 
Megna, Sprungwelle in der II, 

2m 

Meinicke cit. II, ÖL 

Meiobaren L, 196 ff . 

Me-Khong-Flufi ^ läß, 

Melanesian-Sea s. Korallenmeer. 

Melanesien L 27. 

Melbourne ^ 42, 154 313, 

Meldrum, Vertreter der Spiral- 
theorie der Wirbelstürme ^ 
218, 

Mellard, Abflußmengen eini- 
ger Flüsse ^ 181. 

Melvillebucht I, 369, 

Melville-Insel II, 4ÜL 

Memel II, 303. 305. 

Memeler Tief II, 305, 

Me-nam-Fluß I, 150. 

Mensbrugghe, van der, wellen- 
stillende Wirkung des Oels 
II, 82, 

Mentawie- Archipel II, 470. 
Mentone I^ 18L II, 110, 
.Mentor*, preuß. Schiff II, 51iL 
Mer de lait I, 128, 
M e r i a n , Rud. , Formel für 

stehende Wellen II, 132 ff . 

148. 197. m 220 f. 25L 
Mesobaren L> 197. 
Meteorologisches Amt in London 

I, 224 234, II, 68 f. 
Meteorologische Elemente, ihre 

geographische Verbreitung 

über die Meeresfläche Ij IM ff. 

— Gezeiten II, 218 ff. 
Meteorologenkongresse 1, 189. 

It 51 f. 
Mexiko, Vermessung der Küsten 
L 42, 

— rasche Tiefenzunahme an der 
Westküste I, 1ÜL 

— Meerestemperaturen an der 
Westküste II, 309. 

— II, 388, 412, 

— Golf von L 18. 

Teil des Amerikan. Mit- 
telmeeres L 23 Anm. 3, 86. 



Mexiko, Golf von, Niveaumes- 
sungen 1} 32. 

— — — Flachküsten in dem- 
selben 46. 

— mittlere Tiefe nach 

Krümmel L, 86, 

— — — Tiefenverteilung und 
Bodengestaltung 96 ff. 12£L 

— — — Temperaturverteilung 
L, 266 ff. 

Höhe der eintägigen 

und halbtägigen Gezeiten II, 
202 ff. 22D, 

— — — Strömungen II, Alh ff. 
L 151 228. II, 221. 

329. 379. 390. 430 f. 
Meyer, IL A., Apparat zur Be- 
stimmung des Luftgehaltes 
im Meerwasser L> 135. 

— Wasserschöpfapparat ^ 142* 

— Untersuchungen über den 
Salzgehalt der Ostsee 1^ 166. 

Meyer, O. E. II, 345, 

Mi au Iis, Kapt. A., Beobach- 
tungen der Euripusströme IL 
144. 

Michigansee, Gezeitenbewegung 
im II, 120, 

Mikronesien Ij 22, 

Milan, Admiral, Durchsichtig- 
keit des Meerwassers 1^ 183. 

Milchmeer L, 178 f. 

Milfordsund II, £Ü4 

Miller-Casella, Tiefseether- 
mometer 239 f. 242, 328. 
340. 

Milne-Edwards, Tiefe des 
Vorkommens der Korallen 
bei Bona II, 34 

— 8. auch »Travailleur - . 
Mindanao L, llQf. 299, II, 4*9, 

42L 

Mindorosee, Gebrauch des Na- 
mens L> 18, 

— unterseeisch abgeschlossenes 
Meeresbecken ^ llö f. 

— größte Tiefe ^ 126. 
„Minerve", franz. Schiff, Wellen- 
messungen II, 43, 



r>f>o 



Register. 



Minhomündung, Springfluthöhe 

in der II, 201. 
Minima des Luftdrucks ^ 158 ff. 

21L 

Fortschreiten des baro 

metrischen M. L 212, 

— — — Geschwindigkeit ihres 
Fortschreitens ^ 213. 

Bahnen derselben 1, 214. 

Minorca I^ 02. 

Missiessy, de, Lieut., Wellen- 
messungen II, 48* 

Mississippi L 2iL 42_. 2£L II, 
416. 412 Anm. L 

— mittlere Abflußmenge Ij 131. 

— Höhe der eintägigen und halb- 
tagigen Gezeiten im Südwest- 
paß II, 2ÜiL 

Misteriosabank 1^ 267. 
Mitchell, Prof., Stromboje von 

ii, m 

Mittelländisches Meer s. Roma- 
nisches Mittelmeer. 

Mittelmeer s. Romanisches Mit- 
telmeer. 

Mittel meere 1^ 2L 

— Areal der M. nach Krümmel 

— mittlere Tiefe nach Krümmel 

L, 62, 

— Verteilung des spezifischen 
Gewichts und des Salzgehal- 
tes 1^ 158 ff. 

Mittelwasser II, 225, 
Mittlere Tiefe der Ozeane, Ver- 
suche, dieselbe zu bestimmen 

Monhoni II, llii. 

Möen II, 1Q9, 

Möltenort bei Kiel II, 52, 

„Möwe", Kapt. HofTmann, Tem- 
peraturmessungen an der 
Küste von Somaliland und 
von Südarabien II, S16 f. 

— Strombebbachtungen im Pa- 
zific II, 486, 488, 

Mogndor, Stoßwellen vom Erd- 
beben von Lissabon II, 1 18. 
- II, ML 



Mogduschu II, 31 fi. 

Mohn, von M. die Bezeichnung 
„ Europäisches oder Norwegi- 
sches Nordmeer* L SIL 32L 

— unterseeischer Bergrücken 
zwischen Schottland und Is- 
land L, 822, 

— Temperaturverteilung im Nor- 
wegischen Nord meere L327J. 

— Strömungen im Norwegische« 
Nordmeere II, 442 ff. 

— Tiefentemperaturen d. Fjorde 
Norwegens I^ 263 f. 

— cit. L>l£k22fL II,3ßßff. M± 
ML 4üB f . 463 f . m 

— s. auch ,Voringenv 
„Moltke", Messungen der Ober- 

flächentemperatnren an der 
Westküste von Südamerika 

n, aiof. 

Moltkehafen II, 1Ü2, 152. 

Molucca- Passage s. Mohikken- 
^trfti3e 

Molukken L, 112, EIL 

Molukkensee, schwankende Be- 
zeichnung Lj 18, 

— L> 112, m 301. 
Molukkenstraße, Gebrauch des 

Namens I, 18. 

— h 11L 2&L II, 483, 
Monastraße I, 266, II, 391. 

— Tiefenverhältnisse L, 100. 
Mondego-Barre, Springflut hohe 

II, 20L 

Mondfluten und Sonnenfluten H, 

162 ff. 

Mondstörungen, Einwirkung auf 
das Qezeitenphänomen IL» 
182 f. 

Monomoy, Fluthöhe in II, 201* 
Monrovia 1, 25. II, 404. 408. 411. 
414, 

Monsun Wechsel im westlichen 
Nordpazific 1^ 208. 

Montagne, Beobachtung merk- 
würdiger Färbung des Heer- 
wassers 1} 128* 

Monte Gargan o, Halbinsel 1^ 95. 

Montevideo l, 28.. II, 444, 



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Register. 



5 Gl 



Monts, v., s. „Vineta". 

Moray Firth II, 240* 

Morel, Durchsichtigkeit des 

Meerwassers L 184, 
Morren, Bestimmung des Luft- 
gehaltes im Meerwasser h 135. 
Morse, von ihm erste Idee der 

Kabellegungen L> ß, 
Mosambikstraße 1,20.48. 11,255. 

— Stromiir)ginderselbenII,32& 
4KL 

Mosely, Ausdehnung u. Festig- 
keit des Eises L 362 f. 

Moskitoküste l± 100. 

Mo&, Bestimmungen des spezi- 
fischen Gewichtes des Meer- 
wassers 1^ 1H4-. 

— cit. 1^ 355. 
Mothone II, IlfL 

Mottez, Wellenmessungen im 

Atlantic II, 46 f. 
Mourier, Kapt., s. „Ingolf". 
Mouse-Leuchtschiff II, 226. 
Mühry, Dichtigkeitsmaximum 

des Meerwassers über dem 

Nullpunkt L> 23fL 

— über Meeresströmungen II, 
880. 335. 337. 341 f. 438. 508. 

Mulgrave- Archipel 1^ 184. 
. Muncke, Untersuchung über 
Ausdehnung des Meerwassers 
durch die Wärrae 1^ 143. 

— Temperatur des Dichtigkeits- 
maximums des Meerwassers 
L 235. 

— Wellenhöhe in der Nordsee 
II, 5L 

— Theorie der Entstehung der 
Wellen II, 55 f. 

— seine Theorie der Meeres- 
strömungen IL, 332. 335. 

Murchison, Kraftleistung der 

Wellen II, 100, 
Murmanische Küste II, 454. 
Murmansches Meer, Dichte und 

Salzgehalt L, ü>2. 

— — Temperaturverteilung 1^ 
348, 

Murray, John ^ 71 f. 86. 
Krümmel, Ozeanographie H. 



Murray, John, Erklärung der 
Korallenbildungen 1^ 114, 

— Untersuchungen von Meeres- 
grundproben aus dem Pazific 

L Uif. 

— s. auch „Triton*. 
„Mursee*, Ausdruck der Seeleute 

II,' 83.. 
Mustagh ^ 108, 

N. 

Nadelkap II, 426, 

Nadirflut s. Gezeiten. 

Nagasaki I, 178. 

Namonuito (Karolinen) II, 484. 

Namsos L, 334. 

Nantucket I> 2Ü8, 

— Fluthöhe in N. II, 201. 
Narbada II, 276. 

Nares, Sir George, Leiter der 
engl. Nordpol-Expedition der 
„Alert" und „Discovery" L 
29. 355. 357. 368. II, 307. 

— Lotungen i 125 f. 

— Messungen des spezifischen 
Gewichtes des Meerwassers 

— Wechsel der Stromgeschwin- 
digkeit bei Gibraltar II, 2&L 

— b. auch „Challenger". 
Narestiefe I, 103. 

„Nassau", engl., Kapt Ohtmmo, 
Temperaturmessungen in der 
Sulu- und Chinasee 1^ 291 f. 

Natuna-Inseln II, 481 f. 

„Nautilus", Kapt. Chüden, Wel- 
lenmessungen südwestl. von 
Australien II, 4L 

— Strombeobachtungen im Pa- 
ziüc II, 48& 

Navigations-Lotmaschine von Sir 
William Thomson L, 57. 

Nazarethbanke I^ 120. 

Neapel, Golf von 1^ 18. 

Nebel, angeblicher Einfluß des 
N.s auf die Wellenbewegung 
II, 82, 

Nebengezeiten s. Gezeiten. 

3ß 



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5(32 



Register. 



Nebenmeere , Wellenhöhen in 
denselben II, 51. 

Neckar II, 419 Anm. L 

Needles, Fluthöhe bei Springzeit 
II, 255. 

Neerstrand L> SIL 126, 

Neerströme II, 359. 

Negapatam II, 122. 

Negretti-Zambra, Tiefsee- 
thermometer 1^ 222 ff. 828. 

Negroponte, Strömungen bei II, 
143 f. lü 

Nehrungen 1^ 4C>. 

„Neptun*, Durchsegel uag des 
Karischen Meeres I, 350. 

Nervo L 

Neubilderlingshof L 169. 
Neubraunschweig II, 161. 
Neubritannien 1^ 4fi. 
Neue Hebriden I, IM. UL 301 f. 

n, 48& 

Neuengland II, 200. 

Neufahrwasser , Pegelbeobach- 
tungen Lj 35. 

Neufundland L 42. 23. 80. 214. 
222 f. II, 21 Ii läl 
m 2ÜL 212. 32k 422, 421L 
4M, 4M f. 

— Ursache des heftigen Wellen- 
schlages bei N. II, 90. 

Neufundlandbänke, dichte Nebel 
bei denselben I, 268. 

— Entstehung der N.L26SL325. 

— im SO derselben viel trei- 
bende Eisberge 383. 

— dem Nebel hier eine wellen- 
erhöhende Wirkung zuge- 
schrieben II, 82, 84. 

— Grundseen auf denselben II, 
ÖL 

— I, 25. 329, II, 88;l 4M f. 445. 
422, 

Neugranada II, 492. 
Neuguinea I, 22. 42, 4iL ÜH, 103, 
HO f. 195, 249, II, 22Ü, 482, 

— kontinentale Insel 1^ 49. 

— unterseeischeVerbindungmit 
Australien L 64. 

— Küstenablagerungen 1^ £2. 



Neuguinea , Temperaturvertei- 
lung zwischen N. und Japan 
L 298 f. 308. 

Neukaledonien ^ HL II. 486 ff. 

Neulauenburg II, 486. 

Neumann, C. v„ Temperatur 
des Gefrierpunktes und des 
Dichtigkeitsmaximums de; 
Meerwassers L> 285. 237. 

Neumayer, Leiter der Deut- 
schen See warte 1^ 190. 194. 

— Treibeisgrenze im Südatlan- 
tic I, 385. 

— — im Indischen Ozean II. 478. 

— Messung der Wellenhöhe IL, 
40, 

— Stoßwellen nach dem Aus- 
bruche des Krakatau II, 123. 
13L 

— Berechnung von Seetiefen 
aus Stoßwellen II, 130. IM, 

— über Meeresströmungen IL 
438. 425 f . 428. 503 f . 

Neumecklenburg II, 486. 490. 
Neupommern II, 48ii. 
Neuschottland L 2Ä II, iol- 

201. SIL 
Neuseeland L> 20, 22. 30. 42. 

105. 109. 110. 17t; 294 f. :30g. 

ii, m t\ 255 f. 488. m$. 

— Fjorde an der Südwestküste 
L 4L 

— Küstenab lagern n gen Lj 67, 

— Stoßwellen vom Erdbeben von 
Arica und Iquique II, 120 ff. 

Neusibirische Inseln l± 2S, 

— Kessel-Insel II, 458. 
Neustadt 1^ 167. 
Neustädter Bucht, Salzgehalt L 

lliL 

Neusüdwales II, 479. 

„Newa*, Weltumsegelung Kru- 
sensterns auf derselben. Be- 
obachtung der Lufttempera- 
turen im Stillen Ozean von 
Horner und Langsdorf L 222. 

Newcastle, Stoßwellen von Arica 
und Iquique bis II, 121 f. 



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Register. 



563 



Newcastle II, 133, 

Newnham, Gezeiten bei II, lt>0. 

Newton, erklärt zuerst die Ge- 
zeiten (Gleichgewichtstheo- 
rie) II, 158 f . lfiß f . 124 ff. 

— Fehler seiner Theoriell, 184IT. 

— II, 343. 

New York 1^ ßL 255.. II, 2ü 1ÜL 
200. 420 f. 

Nias Point II, 462. 

Niederknlix 1^ 169. 

Niederländische Küste II, 4G3. 

Niederländisches Meteorologi- 
sches Institut zu Utrecht I, 
224. 

Niederschläge ^ 218 ff. 

— • bewirken eine Verminderung 

des spezifischen Gewichtes 

des Meerwassers L, 146. 156. 
Niedrigeinsein LJ>0. 1Q& 11,489. 
Niedrigwasser II, 225. 
Nienstedten II, 2f& 270, 
Nieuport II, 233, 
„Nievre", franz. , Beobachtung 

merkwürdiger Färbung des 

Meerwassers I^ 179. 
Niger i 2& II, 404. 
Nikaragua ^ 37. 
Niko baren 1^ 120. 
Nikolajefsk II, 220. 
Nil I, 26. 94. 130. 

— führt bedeutende Schlamm- 
massen ins östliche Mittel- 
meer L 95, 

— mittlere Abflußmenge 1, 131. 
Nippflut, über den Ausdruck N. 

II, 15k 

Nippon, kontinentale Insel ^50. 

— Lotungen an der Küste L 59. 

— kalter Wasserstreifen an der 
Nordwestküste I, 232 ff. 

IIa 4&L 

Niveauänderungen, periodische 
und vorübergehende 1^ 38 ff. 

— vorübergehend durch Luft- 
druck erzeugt I, 40. 

Niveauunterschiede zwisch. ein- 
zelnen Meeren 1^ 3ß ff • 



Niveauunterschiede infolge un- 
gleicher Verteilung des Luft- 
drucks II, 332 f. 

Nizza, Meeresniveau bei 1^ 38. 

— 180, 2ti4. 
Noctiluca L, 182. 

Nördliche Aequatorialströmun- 
gen II, 384 ff. 484 f. 

Nördlicher Stiller Ozean s. Nord- 
pazifischer Ozean. 

Nördliches Eismeer s. Arktischer 
Ozean. 

Nördliches Polarmeer, vierfache 
Verbindung mit dem Atlan- 
tic I, 24. 82, 

— — Verhältnis der Inselflächen 
zur Meeresfläche 1^ 48 f. 

größte Tiefe 1^ ߣL 12£L 

— — Verteilung des spezif. Ge- 
wichtes und des Salzgehaltes 

I, 158 ff. 

— — Vergleichung des spezif. 
Gewichtes mit dem anderer 
Meeresgebiete 1^ 161. 

Nordafrikanischer (Kanarien-) 
Strom 11, 398 ff. 408. 411. 
428, 4M, 

Nordamerika , Küstenentwicke- 
lung 1^ 43, 

— Flachküsten an der Ostseite 
L 46. 

— Bänke an der atlantischen 
Seite t 4L 

— Küstenablagerungen von Ha- 
lifax bis New York ^ ÖL 

— Küsten haben unter gleichen 
Breiten eine niedrigere Tem- 
peratur als die Europas 1,222. 

— unregelmäßiger Seegang in 
den großen Binnenseen II, 36. 

Nordatlantische Ostströmung 
(Westwindtrift , Golfstrom- 
trift) I, 21k IL, 425 ff. 

— — nordöstlicher Zweig der- 
selben II, 429 ff. 

Nordatlantischer Kessel I^ 25 f. 

II, 211 f. 

Mitteltiefe desselben II, 

2ÖL 



564 Register. 



Nordatlantischer Ozean 1^ XL 

— — äußere Umrisse I. 24- 

— — Bänke in demselben 1^ 42. 

— — Bodengestaltung des nörd- 
lichen Teiles ^ 80 ff . 

— — mittlere Tiefe nach Krüm- 
mel ^ 8fL 

größte Tiefe L, 12fL 

— — spezifisches Gewicht und 
Salzgehalt L> 14L 149. ltil. 
II, m 

— — geographische Verteilung 
des Luftdrucks 1^ 122 ff . 

Stürme in demselben L, 

Temperaturen L, 222 ff. 

221 ff. 2^1 ff. am m ff. 

treibende Eisberge Ii 382 f. 

— — synoptische Wellenkarten 
II. HL 

— — Stoßwellen von Krakatau 
im Nordatlantic II, 123. 

— — Erklärung der Hafenzeiten 
im N. von Borgen II, 210 ff. 

— — Verzögerung der Spring- 
zeiten ein ungelöstes Problem 
II, 212 f. 

kaltes Auftriebwasser der 

tropischen Luvküsten II,807f. 

— — warmes Stauwasser der 
Leeküsten II, 312 f. 

— — Strömungen des Nord- 
atlantic s. Meeresströmungen. 

Nordbrasilianische Rinne II, 210. 

Mordchinesisches Meer, spezif. 
Gewicht durch den Wechsel 
der Jahreszeiten beeinflußt 
L> 153. 

Nordenskj öld, die sibirischen 
Ströme machen das Eismeer 
während einer kurzen Zeit 
des Jahres eisfrei 1^ 162. 

— benennt den „Irraingerstrom" 

ii, m 

— II, 453. 462. 

— g. auch „Vega*. 
Norderney H, 245. 

Kordkap L 340. IL 430. 447. 
451 f. 454. 



w 

Nordkarolina L, 276. 
Nordostmonsun L 21Ö. 

468 ff. 480 f. 
Nordostpassage I, 34L "wl 
Nordostpassat L, 205 f. HB 

397 f. 484_. 495. 
Nordostpassattrift (oder nördl, 

Aequatorialstrora) II, 384 ff. 
Nordpazifische Oststroniung0fl| 

ro-Shio-Trift) II, 435 W 
Nordpazifischer Ozean L OH 
mittlere Tiefe nach BT 

mel und Supan L 109 

— — Tiefen- und Bodenverl 
nisse I, löl ff. 12iL 

— — spezifisches Gewicht 
Salzgehalt L> 14L 153. H j 
282. 

— — geographische Verteilung 
des Luftdrucks I, 198. 

— — Monsunwechsel im westl. 
N. L 208, 

Stürme 216. 

— — Temperaturverteilung I, 
222 ff. 298- 30ß. 309. 

— — weniger Treibeis als im 
Nordatlantic L 382, 

— — tägliche Ungleichheit im 
N. II, 22£L 

Auftrieb an den kalifor- 
nischen Küsten II, 307. 

— — warmes Stauwasser der 
Leeküsten II, 314, 

— — Strömungen des Nord- 
pazific 8. Meeresströmungen. 

Nordpol L> UL II, 454. 
Nordpolarbecken, Anhäufung 

von Sedimenten in demselben 

L 34. 

— Luftdruck- und Windvertei- 
lung L, 211. 

Nordpolar-Expeditionen, österr.» 

ungarische, s. „Isbjörn* und 

„Tegetthoff*. 
niederländische s. , Willem 

Baren ts*. 
Nordpolfahrt, erste deutsche, 

Temperaturbeobachtungen 1, 



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Register. 



565 



Nordpolfahrt, zweite deutsche, 
Temperaturmessungen L> 341. 

— 6. auch „Germania". 
Nordpolstationen s. Polarstatio- 
nen. 

Nord-Rona-Insel L, 322± 
Kordsee, Benennung ^ 18. 

— Randmeer von geringer Tiefe 
I, 22. 

— Areal 1^ 23, 

— Sturmfluten in der N. I^ 3IL 

— Flachküsten. Bänke !> 4fi f. 

— Inselreihen der Küste paral- 
lel laufend l, 49. 

— Bank der britischen Inseln 
und der N. L, 81 f. £5* 8iL 
339. 

— mittlere Tiefe 1^ 8fL 

— Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse 8JL 12k 

— geringe Abnahme des Sauer- 
stoffgehaltes von der Ober- 
fläche bis zum Boden 1^ 
131 

— spezif. Gewicht und Salzge- 
halt ^MI lfiL lMff. 

— Farbe des Wassers L 17t?. 

— Meeresleuchten 1^ 182. 

— Temperaturen L> 2£D ff. 

— Wellenhöhe IL, 5L 

— durch die formende Kraft der 
Wellen ein geradliniger Ver- 
lauf der holländisch-friesisch- 
jütischen Dünenküste ange- 
strebt II, 1Q£L 

— Stoßwelle vom Erdbeben von 
Lissabon in der N. II, 118. 

— Gezeitenströmungen IL 233 ff. 

— Fintwellen der deutschen 
Bucht der N. II, 2M ff. 

— Niveauhöhe verglichen mit 
der des GolfeB von Lion und 
der Ostsee 1, 38, II, 205. 
300. 

— Strömungen II, 402 ff. 
Kordseebank s. Kordsee. 
Kordsibirisches Meer s. Sibiri- 
sches Eismeer. 

.Norfolk", Schiff II, 475. 



Normalhöhenpunkt der Berliner 

Stefnwarte 1, 36. 
Normalnullpunkt für die Ostsee 

I, 



North Foreland II, 233, 237. 
Northumberland-Sund I^ 353 ff. 
II, 4ßL 

Norwegen ^ 82. 85. 89. 122 ff. 

im f. m m 255, 2i;o. 

317. 322. 328. 330. 334 ff. 
maiL II, 241. 450. 452. 

454 m f. 

Norwegische Fjorde, Dichte und 
Salzgehalt ihres Wassers 1^ 
lß5. 

Temperaturverteilung 1^ 

328. 330 f. 

— Küstenbänke L 85« 

Temperaturen I,328- 33üf. 

3Mff. 

— Rinne, Tiefenverhältnisse l± 

85, 80, 

Salzgehalt L, 1Ü5. 

Temperaturmessungen 1^ 

2(i3. 

L 122, II, 242. 

Norwegischer Strom II, 4M f. 
Norwegisches Küstenplateau II, 
45L 

— Nordmeer s. Europäisches 
Nordmeer. 

^Novara"- Expedition, Methode 
der Messung der Wellenhöhe 
II, 3ä f. 

— Wellenmessung im Indischen 
Ozean II, 4& 

— Ablagerung von Bimsstein 
durch Erdbeben wellen U,136f. 

— II, 486. 

Nowaja Semlja, Gletscher von I^ 
374. 

— — Verhalten des Eises an 
Ost- und Westküsten 1, 381 f. 

Eisverhältnisse bei N. in 

verschiedenen Jahren 1^ 383. 

L> 2& 123 f . 15& 1£2, 183, 

311 330, 335 f. 342 ff. 1^ 
429. 451 ff. 458 f. 460. 

Noyer, cit. II, 27fL 



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506 



Register. 



Ifuggets Point II, 505. 

Nyminde II, 240, 

, Nymphe", Kapt. v. Blanc, Strom- 
beobachtung im Pazific II, 
492. 

0. 

Oahu, Stoßwelle von dem Erd- 
beben von Arica II, 12L 

— II, 402, 

Ob L 29, 124, 102, 342 f. 

Oberflächenwasser des Meeres s. 
Meerwasser. 

Oberguinea, geradlinigerVerlauf 
der Küste durch die formende 
Kraft der Wellen angestrebt 

II, im 

Oberschlesien II, 119. 
Obischer Meerbusen 1^ 28- 
Ochotskisches Meer, Areal I^ 23. 

Temperaturverteilung 1± 

245. II, 29L 

Strömungen II, 4011 f. 

I, 285, :J17. 352. 

Ochtum II, 20L 
Oder I, 46. 

Oderhaff, Messungen von Wellen- 
länge und -geschwindigkeit 
in demselben II, 28. 

"Oel,wellenstillendeWirkung des- 
selben II, 81 f. 

Offenes Polarmeer I^ 30* 

Ofoten-Fjord ^ 38L 

Ohio II,j410 Anm. L 

^xeavöc, Okeanos, Ableitung des 
Namens L 1& II, 327. 

Oken L 

Olenek I, 350, 

Ombay-Insel l 11L 815. 

Ombay-Passage 1^ 800. 

Opisbo, Stoßwelle von Iquique 
bis O. II, 122, 

Opone II, 32L 

Oporto II, 200, 

— Springfluten in II, 2ÜL 
Orbitalbewegung der Wasser- 
teilchen in den Wellen II, 
2 f. ß ff. 02 ff. 



Orbitalbewegung, Verhalten der 
Orbitalbahnen in verschiede- 
denen Tiefenschichten nach 
Aime II, 30 ff. 

Orbitalgesch windigkeit der Was- 
serteilchen IL, (L 13 ff. 62ff.87f. 

Orbulina universa 60, 8iL 

Ord, Dr. C. K., s. „Hermes*. 

Orel, Temperaturmessungen im 
Barentsmeer auf „Tegetthoff* 

I, ML 
Oregon II, 497. 
Oreoskanal II, 143, 
Orinoko ^ 2& 

— Schlickteile des O. durch den 
Aequatorialstrom fortgeführt 
L ÖL 

Orkane L 210 f. 
Orkney-Inseln 1,203, 11,84,90. 

24L 243, 28£. 
Orne, Sprungwelle in der 11,276. 

228, 
Orobia II, 115, 
Osaka II, 1UL 49(>. 
Ossabaw-Sund II, 197. 
Ostaustralischer Strom II, 501 ff. 

505, 

Ostchinesisches Meer, Teil des 
Ostchines. Randmeeres I, 23 
Anm. L 

Wellenmessungen v. Paris 

II, 43, 40 f. 

Fluthöhen am koreani- 
schen Ufer höher als am 
gegenüberliegenden II, 254, 

II, 48L 

— Randmeer, Areal I, 23- 
Strömungen desselben II, 

500 f. 
Ostende II, 205, 432. 
Ostgrönlandstrom II, 434 ff. 455 ff. 

4iKL 

Ostindischer Archipel, verschie- 
dene Benennungen einiger 
Meeresteile desselben 1, 18, 

seine Meeresteile ein Teil 

des austral-asiatischen Mittel- 
meeres 23 Anm. 4, 

Küstenaufnahmen I, 42, 



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Register. 



567 



Meeres lj 



Ostindischer Archipel, Bänke 
desselben 4£L 

die unterseeisch abge- 
schlossenen Meeresbecken für 
den Archipel charakteristisch 

h 110. 

— — Temperaturverteilung in 
diesen Becken L> 245. 2M ff. 

eil 

Ostkap 1^ 22. 

Ostmeer, Benennung des Nord- 
randes des Indischen Ozeans 
im Altertum L, 14. 

Ostsee, Benennung I, liL 

— ein Mittelmeer, aber ohne 
große Tiefe 1^ 2L 

— Areal ^ 23, 

— Bestimmung von Meeres- 
höhen über der O. 1^ 35 f. 

— Höhe ihres Spiegels gegen- 
über dem der Nordsee und 
des Adriatischen 

a& ii, 225, m 

— Stauung von Westen nach 
Osten ^ 36. 39. 

— Niveauerhöhung durch Winde. 

Sturmtluten L SSL II, 3ÖL 

— mittlere Tiefe nach Krümmel 
L 86. 

— Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse L, 89 f. 126\ 

— spezif. Gewicht und Salzge- 
halt i, uz, im ff. i£& 

— Meerleuchten 1^ 182. 

— Temperaturen L 238, 2l>2, 

— unregelmäßiger Seegang II, 

36\ 

— Wellenhöhe II, 5L 66 f . 

— östlich von Rügen gerad- 
linige Kontur des Strandes 

ii, m 

— Form der Gestadebildung an 
den Lehm- und Kreideküsten 
II, ML 51& 

— Stoßwellen II, US f. 

— j ährliche meteorologische Ge- 
zeit II, 212. 

— vertikale Zirkulation an den 
Küsten im Sommer II, 305 f. 



Ostsee, Strömungen II, 465 f. 

Otter, v., s. .Sofia*. 

Otterndorf II, 22L 

Otto, J. F. W., polare Herkunft 
des Tiefen wassers schon 1800 
von 0. für wahrscheinlich ge- 
halten II, 284, 

Ouessant-Insel, Hafenzeit von II, 

m 

— Fluthöhe bei Springzeit II, 

255 

Overtides II, 212* 
Owerbank II. 2M, 
Oxö II, 2±L 

Oya-Shio II, 318* 44iL 425. 5ÜQ. 

Ozeane, große Verwirrung in 
ihrer Benennung bis zu An- 
fang unseres Jahrhunderts 1± 
IL 

— gegenwärtige, allgemein an- 
genommene Benennung und 
Begrenzung 1^ 14. 

— Ausmessung der einzelnen 
von Krümmel L, UL 

— offene O. und Areal dersel- 
ben t 21 f. 

— Verschiedenheiten in ihren 
äußeren Umrissen [± 24* 

— Tiefenverteilung , Bodenge- 
staltung und -beschaffenheit 
^ 51 ff. 22 ff. 

— Depressionsgebiete ^ 60. 

— Versuche, die mittlere Tiefe 
zu bestimmen L, 60 ff. 

— mittlere Tiefe der offenen O. 
nach Krümmel L> 62. 

— Volumen 1^ 62. 

— Bodenablagerungen I, 6iL 

— Tabelle der größten Tiefen 
der O. und einzelnen Meeres- 
teile Lj 126, 

— verschiedene Verteilung der 
Winde über den Ozeanen I^ 
205 ff. 

— Verdunstung und Nieder- 
schlag I, 218 ff . 

— Temperaturverteilung 1,221 ff. 
22üff. 2MÖT 

— allgemeine Sätze über die 



5G8 



Register. 



vertikale und horizontale 
Temperaturverteilung und 
Ausnahmen von denselben 
L 243 ff. 

Ozeane, Vertikalzirkulation der 
0. s. Vertikalzirkulation. 

Ozeanien 1± 50. 

Ozeanische Inseln ^ 49 f . 

— Meteorologie s. maritime M. 

— Wasserbedeckung s. Wasser- 
liiille der Erde. 

P. 

»Pacific", Vordringen der von 
den Golfstromorkanen auf- 
geworfenen Dünung in süd- 
lichen Breiten beobachtet II, 

— II, 47JL 
Packeis L> 368, 474. 

— schweres 1^ 869. 
Packhoi II, 220. 
Paläokristisches Meer, Käme 

von G. Nares 1^ 368. 
Palästina, schneller Abfall des 

Seebodens an der Küste 1,94. 
Palander s. „Vega*. 
Palaos-Inseln II, 491. 
Palawan I, 298, II, 481 f. 
Palm er, Riffe am Strande bei 

Folkestone II, lfiL 

— stellt den ersten Flutauto- 
graphen auf II, 164 f. 

Panama 1^ 37. 42, 

— niedrige Küsten temperaturen 
bei P. II, 492, 

— Golf von I, 26, II, 489. 

Pantellaria, gewissermaßen Bin- 
deglied zwischen Europa und 
Afrika 1, 93, 

— II, 159, 

Papiti, ganz abnorme Gezeiten 

in II, 294, 
Para L 227. 

Paracel-Inseln II, 22k 4SI f. 
Parana L 2fL 

Paris. Wellen meßapparat von 
den beiden P. II, 49 ff. 4L 



Paris, Lieut., Wellenmessungen 
an Bord der Schiffe „Dupleix* 
und „Minerve« II, 42 ff. 42 f. 

— mittlere Wellenhöhe in ein- 
zelnen Meeresteilen IL, 49 f- 

— Untersuchungen über die Um- 
formung der Wellen durch 
den Wind II, 62 f. 

— Uebertragung der Skalen- 
werte von Beaufort in abso- 
lute Geschwindigkeit II, 68, 

— Untersuchungen über den 
Einfluß der Windstarke auf 
Höhe und Geschwindigkeit 
der Wellen II, 23 ff. 

Parker s. „Congreß*. 
Parrot, Verbesserer des Wasser- 

Schöpfapparates von Haies 

238, 

Parry, Sir Edward, Ergebnisse 

seiner Nord pol fahrten L 125* 

341. 354. II, 460. 
Parry-Archipel, Strömungen im 

II, 461 f. 
Parti ot, Untersuchung der- 

Sprungwelle in französischen 

Flüssen II, 275. 
Part sc h, Erdbeben wellen im 

Malischen Golfe II, 116. 

— cit. II, 84, 158 Anm. L 466. 
Pasages, Resaca im Hafen von 

ii, 

Passate ^ 203 ff. 
Passatgebiete , Wellenhöhe in 
denselben II, 49 f. 

— Geschwindigkeit, Länge und 
Periode der Wellen II, 43, 24, 

Passatzonen, Vermehrung des 
Salzgehaltes des Meerwassers 
in den P. durch starke Ver- 
dunstung L 145 f. 
Patagonien 117 443, 44k 507, 
Patagonische Küstenbank 11, 438. 

442, 5Q& 

Patentlot von Sir William Thom- 
son Ij 52 
Pauillac II, 264. 266. 268 f. 271. 
Paumotu-Archipel Lj 106. 



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Register. 



569 



Paumotu- Archipel, Brandung an 
der Süd Westseite II, 22, 

Payer s. „Tegetthoff*. 

Pechuel-Lösche, Beschrei- 
bung der Kalema II, 05 f. 

— Untersuchung von Küsten- 
strömen II, £14. 

— IT, 3Q& 404. 
Peel-Insel L> 112. 

Pegel, Einrichtung der II, 162 ff. 

— selbstregistrierende P. oder 
Flutautographen II, IM t*. 

Pelew lnseln L> 1Q& f. 2Q8, 
Pefias, Golf von 1^ 42, 
Pennystraße II, 461. 
Pensacola, Höhe der eintägigen 

und halbtägigen Gezeiten IT. 

203, 

Penshinskbai II, 499. 
Pentland-Föhrde, Stätte heftiger 
. Gezeiten ströme II, 84. 

— Stromwechsel in der II. 222, 

— H 452, 

Pentland Skerries II, 84, 
Peparethos-Insel II, 115. 
Perim-Insel II, 298. 
Perim, Straße von, Strömung in 

der II 469. 
Periode der Welle II, ß, U f . 

16 ff. 42 ff. 62. 65, 86, 
: — Messung derselben II, 

32 f. 

Pernambuco 1^ 6& 
Peron L> 238. 

Persien, Vermessung der Küsten 
L 43, 

Persisches Meer, Areal nach 

Krümmel Lj 23, 

zahlreiche Bänke L> 48, 

von den Küstenbewohnern 

„Grünes Meer" genannt 1^122, 
Perth II, 315, 

— Bucht von II, 414. 
Peru 1^ 2CL 1Q& II, ML 

— jäher Abfall der Küste 1, 64. 

— Lotungen an der Küste 1, 107. 

— Brandung an der Küste 11.97. 

— Stoß wellen von Arica und 
Iquique II, 120 ff. 



Peru, niedrige Temperaturen an 

der Küste II, 303 ff. 
Peruanischer Strom II, 310, 32£L 

339. 509 f. 
Pesch el, seine Methode zur 

Bestimmung der mittleren 

Tiefe der Ozeane 1^ 61, 

— Berechnung von Seetiefen 
aus Stoßwellen II, 13Q. 

— L ML 

Peterhead 1^ 165, 
Petermann, Tiefenkarte de& 
Pazific L 60. 101. 109. 

— von P. Name „Challenger- 
TiefeM, IM, 

— Dichtigkeitsmaximum dee 
Meerwassers über dem Null- 
punkt \i 236, 

— Temperaturverhältnisse im 
Karischen Meere 1^ 349. 

— L 226, 35k 

— - über Meeresströmungen cit. 

II, 33£L 382, 438 f. 472, 503. 
Peterpaulshafen II. 498. 
Peterson, chemische Aende- 

rung des Seewassers beim 

Gefrieren L 36L 
Petscheli, Golf von I^ 23 Anm. iL 
Pettenkofer L 133, 
Petterson II, 458. 
Philadelphia II, 2Q2, 
Philippinen ^ 22, 42, 1Ü3, 298, 

II, 48L 484 f. 493, 

— Küstenablagerungen bei den 
Ph. I, ÜL 

— Orkane bei denselben I, 217. 
Philippinensee L 228 f . ML 

— tägliche Ungleichheit in der 
Ph. II, 22Ö f. 

Phönizien I^ 13, 

Phosphoreszenz 1^ 182, 

Physische Geographie des Mee- 
res, Begründung derselben 
^ 188, 

Pico, Berg L, 24. 

— Insel II, 426. 
Piddington, Kreistheorie der 

Wirbelstürme L 218, 
Pierre, Untersuchung über die 



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570 



Register. 



Ausdehnung des Meerwassers 
durch die Warme 143 f. 

Pillau II, UlL 306. 

Pisani, Bestimmung des Luft- 
gehaltes im Meerwasser 1,185. 

Pisco II, 132. 

— Bucht von II, EIL 
Pitcairn II, 4SiL 
Pitlekai 1^ 35L 
Pleiobaren ^ 12ß ff . 
Plinius II, 158. 

Plymouth L 252.. II, 202* 220. 
Point Carmel L> 107. 
Pointe de Galle L 119 f. HS* 
Grave II, 2M ff. 268 f. 

— du Siege, Flutkurve von II, 
273 f. 

Point Hope II, 4G2. 

— Komoto L> 284, 
Polack, Kapt., cit. II. 480 ff. 
Polarexpedition,zweite deutsche, 

Messungen der Dichte des 
Meerwassers I. lüL 
„Polaris* s. Hall. 

— Reihentemperaturmessungim 
Robesonkanal durch E.Bessels 

l m 

— Trift eines Teils der Beman- 
nung I, 323, 

Polarmeere , Temperaturvertei- 
lung L, 245. 

Polarstationen, feste internatio- 
nale I. 15£ 212, 344 f. 384. 

Polarstrom L, 326. 

Polarzonen, Eisbildung in den 
P. ein Konzentrationsmittel 
für das Meerwasser ^ 145 f. 

Polynesien L 5Ü, II, 50, 

Polythalamien 1^ gg. 

„Pommerania'', Kapt. Hoffmann, 
Erforschung der Nordsee und 
Ostsee L 12k 135 f. IM ff. 
260. 263. 

Pommersche Küste, Ostströmung 
an derselben II, 405. 

Ponce de Leon II, 328.. 412. 

Poole, Flutkurve von II, 222, 274. 

„Porcupine", engl., Lotungen un- 
ter Lieut. Hoskyn 8L 



„Porcupine*, Kapt. Calvert, Tief- 
see-Expeditionen im nördl. 
Nordatlantic unter wissen- 
schaftlicher Leitung von Wyr. 
Thomson , Carpenter nnd 
Gwynn Jeffreys. Temperatur- 
messungen I^ 82. 256 f. 2» tO. 
317. 312 ff. 328 f. II, 312, 

— Temperaturmessungen von 
Carpenter im westl. Mittel- 
meer L 264. 

Porcupine-Bank L, 82, 319. 

Pororoca,Bezeicunungd.Sprung- 
welle im TocanUns II, 2Ifi ff. 

Porsanger -Fjord, Temperatur- 
messungen Ij 340. 

Port Blair, Stoßwellen in P. II, 
122, 

— Bö wen, Messungen der Ein- 
dicke bei Ij 371. 

— Clarence, Temperaturmessun- 
gen bei 1^ 351 f. 

Port-en-Bessin, Stromwechsel i« 

II, 221. 
Portets II, 2M, 263 f. 
Port Jackson L 179. 

— Illuluk L 1Q3. 
Portland-Bill II, 232, 

— Fluthöhe bei Springzeit IL, 
255. 

Porto Empedocle IL» 150, 

— Grande II, 385 f. 

— -Rico 1^ 100. n, 313, 320 ff. 
4TL 43k 

— Santo, Brandung vor P. II, 
90. 

Port Said II, 4ßk 
Portugal , Küstenablagerungen 
bei I> £L 

— wahrscheinlich unterseeischer 
Zusammenhang mit Madeira 
L TL 

— Stoßwellen an der Küste von 
dem Erdbeben von Lissabon 
II, U7 f. 

— L ULm II, 12L 
Posidonius II, 158, 
Possjetbai II, 500, 
Potidäa IL 158 Anm. L 



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Register. 



571 



Pouchet, Prof. II, 382, 

Pouillet, Verbreitung d. Leine 
von der Entstehung der 
Meeresströmungen durch 
Temperaturdifferenzen durch 
P. II, 285, 

P o u r t a 1 e 8 , Durchsichtigkei t 
des Meerwassers 1^ 184. 

Poutrincourt II, 383. 

Pratasriffe II, 4SI f. 

Preller, cit. II, 

Prestwich, Prof. Jos. 237. 
II, m 

Principe-Insel II, 414. 

„Prinz Adalbert S. M. S., Kapt. 
Mac Lean, Strombeobachtung 
im Japanischen Strom II, 494. 

Prinz Edwards-Inseln 1^ 117. II, 
425, 

Prinz Patrik-Insel II, 462. 

Prinz von Wales-Bänke II, 481. 

Protococcus atlanticu8 128» 

Pt. Barrow I, 22. II, 462. 

Pteropoden 1^ 177. 

Ptolemäus II, IM. 

Puerto Montt, Stoß welle vom 
Erdbeben von Iquique bis P. 
II, 122, 

Puerto Rico s. Porto-Rico. 

Pullen, Kapt., Temperatur- 
messungen L 288 f. 316. 

— 8. auch „Cyclops' 1 . 
PuUenia I, 86. 

Pulo Obi II, 4SL 

— Penang L im 178, 

— Sapata II, 481 f. 
Pulvinulina l, 86. 

Po nta Robanal, Brandung von 
P. II, 90. 

— Santa Elena II, 310. 
Purpurmeer 8. Kalifornischer 

Meerbusen. 
Pyrenäen II, 516, 

Q. 

Quarken 169. 
Quelpart II, 50L 
Quetelet L, 188. 



Et 

Radiolarienschlamm L 

— Beschaffenheit und Vorkom- 
men ^ f. 114 ff. 

„Rainbow*, engl. II, 383. 
Raine-Insel I, 301 f. 
Ramsgate II, 218. 

— Hafenzeit in II, 236 Anm. L 

— Fluthöhe bei Springzeit in 
II, 255, 

Randmeere L, 21 f. 

— Areal der R. nach Krümmel 

— mittlere Tiefe nach Krümmel 

h 62, 

— Verteilung des spezifischen 
Gewichtes und des Salzge- 
haltes in ihnen I, 158 ff. 

„Ranger", amer. , Erforschung 
des Stillen Ozeans I> 1QL IM, 
1Ü2. 

Rankine, cit. II, 6 f. 

Rapa-lnsel, Stoßwellen von dem 
Erdbeben von Arica II, 120. 

Ras el Chail II, 81k 

Ratzel, Einfluß der Küsten- 
entwickelung auf die Kultur- 
entwickelung 1^ 44. 

— Versuch einer systematischen 
Inseleinteilung I, 50. 

Ravenstein, cit. II7223 Anm.l. 
Rayleigh, Lord, cit. II, 6\ 7Q 
Anm. L 

— Umgestaltung der Wellen bei 
Abnahme der Wassertiefe II, 
8L 

Reaktionsströme II, 359. 
Reclus, Abflußmengen einiger 
Flüsse I, IM, 

— starke Verdunstung des Roten 
Meeres II, 232, 

— cit.' II, 149. 153. 276. 
Red day 8. Tiefseethon. 

Red fiel d, Kreistheorie der Wir- 
belstürme Lj 218, 

— II, 48L 

Redfieldfelsen II, 4M, 
Reedklippen 1^ 103. 



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572 



Register 



Regenkarten, Ungenauigkeit al- 
ler L 220. 

Regenmengen, auf See unsichere 
Bestimmung der ^ 213 f. 

Reibnitz, Frh. v., Kapt 1, 28-1, 
II, 494, 

Reihentemperaturen, Messungen 
von L> 240, 242, 

Rein, J., Erklärung d. Korallen- 
bildungen Lj 114. 

Renn eil, versucht zuerst aus 
den beobachteten Stromver- 
setzungen eine mittlere Strom- 
richtung zu berechnen 11, 329. 

— cit. über Meeresströmungen 
II, 340, 384, 38tf, 382 f. 3S8 <'. 
40 L 426. 429. 43L 438 f. 445, 

.471. 

Rennellstrom II, 431. 
Rensselaer Hafen, Temperaturen 

im L 254, 


Resaca II, 152 f. 

„Rescue"*, Lieut. de Häven, Trift 

derselben l± 379. 
„Resolute", engl., Trift der I, 

379. II, 461 f. 
Reunion-Insel ^ 118. 

— Wellenfurchen am Meeres- 
boden bei R. II, 32.. 

Revilla-Gigedo-Inseln II, 132.4S4. 
492. 

Reye, Vertreter der Spiral- 
theorie der Wirbelstürme 1^ 
218. 

Reykjawik ^ 84. 228. 
Rhein L> 26. IM, II, 240. 419. 
463. 

— mittlere Abilußmenge I^ 131. 
Rhizopoden 1^ 68 f . 

Rhodus 1^ 94. 

Rhone Lj 2iL 32 f . 130. H, 4llL 
r±L& 

— mittlere Abflußmenge I^ 131. 
Riccioli II, 33L 
Richthofen, v., Wirkungen der 

Abrasion II, 10L 110 ff. 

— cit, II, 512. 514 f. 
Riffe L 42. 



Riffe, Farbe des Wassers in ihrer 
Nähe L, 176. 

— Irrtümliche Berichte über 
Vorkommen im offenen Ozean 
L 122, 

— Entstehung derselben nach 
Hagen II, 106 f. 323. 

„Riflcmau\ Schiff II, 48L 
Rigaischer Meerbusen 1^ 18, 

sein Salzgehalt I, 169. 

Stoß welle bei der Insel 

Dago II, 118 f. 
Rigaud, Entdecker der Xocti- 

luca L 182, 
Rio de Janeiro L 42- 2Ü5, 222. 

ü, 444. 

Ritter, Karl, Abstammung des 
Namens 9 5 ßxeav6<;* L, liL 

— Unterscheidung einer konti- 
nentalen und pelagischen 
Seite des Erdplaneten L 2£L 

— cit. II, 312, 

Ritter, W., cit. II, 120 Anno. 

Riviera, Untersuchung der Ab- 
rasion an der Küste der R. 
von Stevenson II, HO f. 

— II, 516. I 
Rixhöft II, 306. 

Robben-Insel. Brandung bei der 

II, 90, 

Roberts, Fluthöhe der meteo- 
rologischen Gezeit in Liver- 
pool II, 212, 

— Maschine zur Vorausberech- 
nung der Gezeiten II, 224. 

Robesonkanal K 25. 2SL 125. 

355 f. II, 4fi0, 
Rochefort II, 274. 

— Wahrnehmung der Stoßwel- 
len von Krakatau in II, 123. 

Rockall II, 319. 

Rockallbank I, 83, 319, 321, 

Rockallklippen L 81 f. 85. 

Rockallrinne 1^ 82. 

Rodgers, Admiral II, 204, 

„Rodgers", schließt unter Lieut. 
Berry die Inselnatur des 
Wrangellandes auf 1^ 28. 

Rodriguez-Insel ^ 2LL 



- 



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Register. 



Rogers, Prof. II, 374, 
Rohlfs, G. II, 3DL 
.Rollen* der Schiffe II, 4& 
Roller II, 84. 91. 136. 

— von St. Helena, der Lombok- 
straße und von der Küste 
von Peru II, Qß f. 

Romanisches Mittelmeer 2L 
Areal L> 23, 

— — Benennung im Altertum 

— — Niveauunterschied zwisch. 
demselben und dem Atlantic 
L 32 f. II, 225 ff. 

— — Verhältnis der Inselflächen 
zur Meeresfläche 1^ 4JL 

— — mittlere Tiefe nach Krüm- 
mel L, 8£L 

— — Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse ^ 9Q ff. 12k 

— — spezifisches Gewicht und 
Salzgehalt L> ML 162 ff. II, 
29SL 

— — starke Verdunstung. Un- 
terstrom in den Nordatlantic 

L 152, 

— Temperaturen L> 232 f . 245, 
204 ff. II, 2ÄL 

Wellenhöhe II, 5L &L 

— — Erdbebenwellen in dem- 
selben II, U5 ff. 

— — stehende Wellen in ein- 
zelnen Teilen II, U3 ff. 

Gezeiten II, 153, 219. 

Strömungen II, 4M f. 

Romme II, 321L 
Romsdal L> 33L 
Romsdalbank L, 339. 
RomsÖ, Salzgehalt bei 1^ 167. 
Roß, Sir James, Lotungen auf 

seinen Süd polarreisen 1^ 105. 

117 f. 12L 

— Luftdruck- and Windvertei- 
lung im antarktischen Ozean 
L 2TL 

— Temperaturmessungen 1,235 f. 

— Eiswand im antarktischen Ge- 
biete I, 374. 



die Warme 1^ 



Roß, Sir James, Wellenmes- 
sungen beim Kap der guten 
Hoffnung II, 46 f. 

— II, 321* 503, 

— Sir John, Lotungen auf seinen 
Expeditionen 1, 1QL 125. 

— erste Anwendung des Six- 
schen Maximum- Minimum- 
Thermometers von R. 1, 288. 

— I, 354, 

Roßbreiten II, 3L 1SL 

Rossel, de, Admiral II, 487. 

Rossetti, Untersuchung über 
die Ausdehnung des Meer- 
wassers durch 
143. 

— Temperatur des Gefrierpunk- 
tes und des Dichtigkeitsmaxi- 
mums des Meerwassers L> 235. 
231. 

Roß-Insel ^ 178. 
Rotatorische Strömungen II, 233, 
237 ff. 

Rotes Meer, Areal ^ 23* 
periodische Niveau Verän- 
derungen I, 3S£ f . 

— — Tiefen und Bodenverhält- 
nisse Lj UJL 

— — spezifisches Gewicht und 
Salzgehalt L, 147. 172. 

Benennung I, 177. 

Temperaturverteilung \± 

245, 31& 

starke Verdunstung II, 

292 f. 

— — Strömungen II, 46Ü. 
Roter Schlammboden 1. (!& 

— See, sein Salzgehalt Ij 173. 
Roth, J., Untersuchungen über 

die Chemie des Meerwassers 
L, 12L 13Q f. 

— cit. I 160. 121, 173. 
Rotti-Insel 1^ 111. 301. 315. 
Rottnest-Island II, 315. 
Roussillon II, 516. 

Royal Society zu London I, 320. 
Roy er, spezifisches Gewicht des 

Eises Ij 361. 
Rücker, Untersuchungen über 



574 



Register. 



die Ausdehnung des Meer- 
wassers durch die Wärme 1, 

14a ff. 

Rügen, Form der Gestadebildung 
an der Kreideküste II, 109. 

— Flutautograph bei Arkona II, 
1<)5 Anm. L 

— Aeußerungen des Küsten- 
stromes auf R. II, 513. 

Rühlmann II, ZÜ Anm. L 
Rütimeyer II, 515. 
Ruhase, Kapt., s. „Kaiser*. 
Ruk-Ineel IL, 491. 
Russell s. Scott R. 
Russland Lj 317. 

S. 

Saba-Insel, Stoßwellen vom Erd- 
beben von Lissabon II, 118. 

Sabine, Temperaturmessung 
bei Grönland 320, 

— II, 38& 414, 454* 
Sabine-Insel, Eisverhältnisse bei 

der L, am 
Sabioncello, Halbinsel 95. 
Sable-Insel II, 12L 

— Hafenzeit der II, 212. 
Sachalin II, 499 ff. 

Sadong, Sprungwelle im II, 276. 
Säulen des Herkules 1^ ÜL 
Sagastyr II, 459. 
Saliara L, 265^ II, ML 
Saigon L IM, II, 220, 
Saintes II, 270, 
ßaint-Gilles II, %L 
Salomo-Inseln Lj HL II, 1BL 

48k 48& ML 
Salona, Stoßwelle in der Bucht 

von S. II, LLL 
Salzgehalt des Meerwassers und 

seine geograph. Verbreitung 

L> 129, 134, 

— Maxima desselben im Atlan- 
tic, Pazific und Indischen 
Ozean I, 12k 

— Abhängigkeit von meteoro- 
logischen Faktoren 1^ 14£ f. 
21& 



Salzgehalt, Verteilung in den 
Rand- und Mittel meeren L, 
158 ff. 

— mit größerem S. wird die 
blaue Farbe des Wassers in- 
tensiver ly 175. 

— im See wassereis I^ 359 ff. 

— Versetzung von Wassennas- 
sen durch Unterschiede des 
S.es II, 2M ff. 

Salzgärten 1^ 133. 

Salzmengen, Variationen der- 
selben im Meerwasser L, 133, 

Salzseen ^ 173. 

Salzwassereis s. Eis. 

Samländische Küste, Form der 
Gestadebildung II, 109, 

Samoa-Inseln 1^ 46, 105, 102 f. 

294 f. aiL ii, m ff. 

— Stoßwellen von der West- 
küste Südamerikas IL, 119. 

Samos Lj 94. 
Sandalwood-Insel Lj 301. 
San Diego 1^ 10L 112. 28Ö. II, 
220 f. 

— — Stoßwellen von Simoda 
II, 120, 

— Domingo L 29 
Sandwich-Inseln, Beschaffenheit 

des Schlammbodens bei den 
L 68. 

— Stof3wellen von derWestk iiste 
Südamerikas II, 119 ff. 

— L 2L 20 f . lÜlf. IM. 109. 
112 f. lliL 19k 2 TL II, Ell, 
484. 

Sandybai I^ 59. 1Ü2. 
Sandy Cape II, 502. 

— Hook L, 80, 2fi& 212 f. 215, 
II, 1£L 

San Francisco 1, 21. 1ÜL löfi f. 

m ii, m m, 

Stoß welle von Simoda und 

Iquique II, 120, 122, 
Sangarstraße I^ 287, II, 500. 
San Jago I, 88. 

— Sebastian II, 153. 
Sansego L 172, 
Sansibar II, ai& 328. 



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Kegister. 



575- 



Sansibar, Bucht von II, 470. 

Santander II, 153, 2ÜL 

Santiago de Cuba L> 100. 

Santona II, 153. 

Sapata-Inseln II, 481. 

Sarasin, Seiches im Genfer See 
II, 143, 

Sardinien ^ 92. 

Sargassosee L> 383, II, 428 f. 
442, 422, 

Sars I, 327. 

Sary, cit. II, 28k 

Saseno, unterseeische Boden- 
schwelle von S. nach Brin- 
disi hin 1^ 9fL 

Saß, v., periodische Schwan- 
kungen des Salzgehaltes im 
Rigaischen Meerbusen 1^ 169. 

Sauerstoffgehalt des Meerwassers 
Ij 136 f. 

Saussure, Bestimmung von 
Tiefseetemperaturen I, 238. 
- — Temperaturmessungen im 
Mittelländischen Meere 1, 238. 
264, 

Savannah II, 197. 
Sawu-Insel L, HL 3QL 315, 
Sawusee, Temperaturverteil nng 

h 3QL 
Sayabänke 1^ 120. 
Scarborough-Riffe II, 482. 
Scarnish- Hafen II, 84* 
Schären (Scheeren) 1^ 45, 

— finnische II, 

— von Stockholm II, 33& 
Scheide II, 234, 
Schering, Kapt. z.S.,s. „Luise". 
Schiffsjournale I^ 195. 
Schiffs- oder Loggerechnung II, 

372 f. 

Schilling, Theorie der Meeres- 
strömungen II, 331 f. 

Schlagintweit, Gebrüder, 
Versuche über die Durchsich- 
tigkeit des Meerwassers ^184. 

Schlammboden im Meere I^ 62 f. 

Schleinitz, v., Messungen der 
Dichte des Meerwassers 1, 148 
Ihh f. 



Schleinitz, v., Beobachtungen, 
über die Farbe des Meer- 
wassers Lj H4 f. 

— Durchsichtigkeit des Meer- 



wassers L, 



184, 



— Berichte über den südindi- 
schen Oststrom II, 477 ff. 

— Strömungen der Nordküste 
von Kaiser Wilhelms-Land II T 
482, 

Schleswig - holsteinische West- 
küste II, 463, 

Schleswigsche Küste II, 67, 

Schley, Kommandant des „Es- 
sex", Lotungen im Südatlan- 
tic 12fi, 

Schmarda, cit I, 183. 

S c h m e 1 c k, chemische Analysen 
des Meerwassers L 130. 134. 
222, 

Sc hm ick, cit. II, 134. 
Schmidt, C, Maximum des 

Salzgehaltes im Indischen 

Ozean L 13Ö, 

— Messungen des spezifischen 
Gewichtes im südchinesischen 
Meere L, 156. 

— Salzgehalt des Weißen Meeres 
L 132, 

— Untersuchungen über den 
Salzgehalt des Bottnischen 
Meerbusens L 169. 

— spezif. Gewicht des Roten 
Meeres 1^ 122. 

Schmidt, Ed., seine Theorie 
derMeeresströmungen 11,832. 

Schmidt, Jul., Stoßwellen nach 
dem großen griechischen Erd- 
beben Dez. 1860. II, llß f. 

— Häufigkeit der Erdbeben in 
den verschiedenen Mondent- 
fern u ngen v e rsch i ed e n 1 1 , 214* 

— cit. II, 14L 
Schnars, cit. II, 142, 
Schottland, Meerestemperaturen 

an der Ostküste L 2ßöf. 263. 

— unterseeischer Bergrücken 
zwischen Sch. und Island- L 
322, 



576 



Register. 



Randmeere I, 



Schottland L, 81 f . IM 213* 3IL 
m ff. II, 84 f. ÖL M, 
99 f . 188. 24Q f. 292, 42£ 
ML 452. 4ti2 f. 

Schräder, deutsche Expedition 
unter Dr. Sehr, in Südgeor- 
gien. Beobachtung der Stoß- 
wellen von Krakatau II, 123* 

Schrenck, v., Untersuchungen 
der Strömungen im Ochotski- 
schen, Japanischen und Ost- 
chinesischen 
281. II, 499 ff. 

— s. auch „Aurora*. 
Schumacher, Ausdehnung des 

Eises 362. 
Schübeier, cit. II, 454. 
Schwäbisch Hall L, 133, 
Schwanenfluß II, 315. 
Schwarzes Meer L, 23 Anm. 2, 

i m. 

— — Tiefen Verhältnisse noch 
wenig bekannt L 94 f . 

— — spezifisches Gewicht und 
Salzgehalt L> 14L 122. 

— — Benennung Lj 177. 

— — jährliche meteorologische 
Gezeit II, 219, 

— — ergießt einen Strom 
schwachsalzigen Wassers ins 
Aegäische Meer II, 298 f. 

Schwedische Küste II, 463f.4£L 

Schweiz, Seiches in Schweizer 
Seen II, U2 f. 144. Ufi. 

„Schwell", Bezeichnung für Dü- 
nung II, 3fL 

Schweres Packeis 3li9. 

Sciacca II, 150. 

Scilly-Inseln II, 85, 

— Fluthöhe bei Springzeit II, 

Scirocco , Zusammenhang des- 
selben mit dem Marrobbio 
II, 15L 

Scoresby, Beobachtungen über 
die Farbe des Meerwassers 
I, 174. 177. 

— Messungen von Tiefseetem- 
peraturen I^ 238. 



Scoresby, Temperaturen im 
Norwegischen Nordmeere L 
341. 

— Wellenmessungen II. 4 r >. 4S. 

— Abschwächung der Wellen 
durch Fremdkörper II, 80. 

— cit. II, £Q. 82. 436. 
Scott, Rod. H. I, 233, 
Scott Russell, Experimente 

über Wellenbewegung II, 14. 
18, 24. 2& 

— — Uebertragungswellen H, 
U ff . 258 ff . 229 f . 

— — Theorie der Wellenbil- 
dung II, 52 f. 

„kapillare* Wellen 11,134. 

— — Umgestaltung der Wellen 
bei Abnahme der Wassertiefe 
II, 8L 

Sebastopol I, 95, 

Secchi, Durchsichtigkeit des 
Meerwassers 1^ 184. 

See (-Welle), tote oder aasge- 
wachsene II, ÜL 24- 

— hohle II, 

— Sturzseen II, 82 f. 
Seebach, K. v., Wellengruppen 

an der Westküste Zentral- 
amerikas II, 52. 

„Seebären", Name d. Stoß wellen 
der Ostsee II, 118 f. 

Seebebenwellen s. Stoßwellen. 

»Seen*, Bezeichnung der deut- 
schen Seeleute für die Wind- 
wellen II, B6f. fiQf. 8a. 

Seetiefen, Berechnung derselben 
aus Stoßwellen IL IM fif. 

Seewarte, Deutsche tj 2* 190. 
123 f. l&L 224 ff. 282, II, 79. 
190, 22k 325, 425, 432, 4IÜ 

— — Atlas des Atlantischen 
Ozeans L 60, 73, 14* f. IM, 
20o\ 22L II, m 

Segelanweisungen 1, 186.188.193. 
Segelhandbuch für die Nordsee 
cit L 2fiL II, 222 ff. 22L 4'iö- 
Seibt, cit. II, 1£5, 

— jährliche meteorologische Ge- 
zeit in der Ostsee II, 219. 



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Register. 



577 



Seiches in Schweizer Seen II, 

' 142 f . 144. 14k 
Seichtwassergezeiten II, 21iL 
Seine II, 232, 432. 

— Flußgeschwelle der S. II, WL 

— Sprungwelle in der S. II, 
2Ii) ff. 

Seinebucht, Flutkurven der II, 
273 f. 

Selbständige Meeresräume IjEQ f. 

Semao-Insel 1^ LLL 

Semper, C, Erklärung der Ko- 
rallenbildungen durch vul- 
kanische Hebungen I, 113 f. 

— II, 34. 

Senegal L 2fL IL 305. 
Senegambien II, 307. 
Serdzekamen 1^ 124, 351. 

— Eisverhältnisee bei S. Ij 370. 
,Serpent*, engl., Kapt. Bullock, 

Lotungen im Indischen Ozean 
L 119. 
Seakär I, 169. 

Seue, C. de, Temperaturmes- 
sungen im Porsanger Fjord 

L 340, 

Severn, Sprungwelle im IL 276 f. 
Seychellen L, 2& 12k 220- II, 

469, 42L 
Shannonfluß II, 202. 
Shelbourne, Fluthöhe in Sh. II, 

2QL 

Sherman, Kapt., 8. «Gulnare". 
Shetlandrinne II, 457, 
Shetlandalnseln I, 25, 82. 122. 

320 f. 323, II, 84 f. 100. 241. 

243. 432, 452, 

— Temperaturmessungen bei 
denselben L 2ÜQ f. 2Ü3, 

Shortland s. „Hydra*. 

Siam, Golf von I. 23 Anm. 4. 

Sias, Wellenfurchen am Meeres- 
boden bei R6union II, 32 ff. 
324, 

Sibirien, Flachküste an der gan- 
zen Nordseite 1± 46, 

— Lotungen an der Küste 1^ 124, 

— Dichte des Meerwassers an 
der Küste L, 1£2, 
Krümmel. Ozeanographie n. 



Sibirien I^ 312, 349 f. 

Sibirisches Eismeer, Tiefenver- 
hältnisse noch wenig er- 
forscht 124, 

— — Dichte und Salzgehalt L 

— — Temperaturverteilung Lj 

350 f. 

— — Strömungen II, 453 ff. 
Siemens, C. Will., Bathometer 

von L; 57. 
Sierra Leone II, 29, 399, 405, 

413, 415, 
Sigsbee I, 5& II, 323 f. 413, 

— 8. auch „Blake". 
Öigsbeetiefe, tiefstes Gebiet des 

Golfes von Mexiko L^ 97. 

Sikayano, Atoll II, 136. 

Sikoku II, 494, 

Silas Bent, Lieut. II, 495, 

Silberrinne, südöstl. der Dogger- 
bank II, 241 ff. 

Sillein II, IIS, 

Simoda, Stoßwellen im Hafen 

von II, 119 f. 123, 131 f. 
Simonsbai I, 156. 

— Temperaturschwankungenin 
der S. infolge vertikaler Zir- 
kulation II, 306. 

Singapore 1^ 15& im 315, II, 
220 f. 

Siwas s. Faules Heer. 
Sixsches Maximum - Minimum- 
Weingeist -Thermometer l± 

238 f. 

Sizilien, unterseeische Verbin- 
dung mit Afrika L, 90, 

— Tiefenverhältnisae an den 
Küsten Lj 93, 

— Marrobbio an West- und 
Südküste II, 149 ff. 

— L 9L 120, 172. II. 148. 
Sizilisch-Jonisches Meer, Boden- 
gestaltung L M, 

— — spezif. Gewicht I, 170. 

— — Temperaturverteilung L 
206. 

Skären s. Scharen. 
Skagen ^ 89, II, 24Ü_. iüo, 

OL 



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578 



Register. 



Skagerrak ^ 85, 82 f. II, 240 f. 
249 f. 464 f. 

— Dichte und Salzgehalt 1,165 ff. 

— Temperaturen L> 2ü2 ff. 

Skandinavische Halbinsel. Spitz- 
bergen gewissermaßen eine 
Fortsetzung derselben 1^ 121L 

Skarpheia II, 116, 

Skerkibänke I, 90, 93. 

Skerryvore, Versuche mitSteven- 
sons Wellendynamometer bei 
dem Leuchtturm von Sk. II, 

a& 

Sklavenküste II, 404. 41L 41)2. 

— kaltes Küstenwasser entlang 
der Ski. II, 412 f. 

Skopelos-Insel II, 115. 

Skudesnaes II, 241. 243. 245. 

249, 

Smithsund 1^ 25, 2S, 355 f . 368, 

377. am 

— Tiefe 1^ 124 f. 

— spezif. Gewicht des Meer- 
wassers im S. ^ 162 f. 

Smyth, höchste Sturmwellen 
im Golf von Genua II, 5L 

— falsche Deutung des Namens 
Marrobbio II, 150, 

— mittlere Geschwindigkeit des 
Gibraltarstromes II, 290. 

— Strömungen im Mittelmeere 
II, 466, 

— cit. II, &Q4. 
Snefjelds-Jökul L 32L 
Socotora s. Sokotora. 
„Sofia", Kapt. v. Otter, Lotungen 

im nördlichen Polarmeere 1^ 
126. 

Sog, der II, 93. 9g. 105, 3ÜL 323. 
Sognefjord Lj 331. 
Sokotora L 28, II, 3ÜL 4£<L 
Solent II, 25iL 

— doppeltes Hochwasser im S. 
II, 222 ff. 

Solowetz Ij 162. 
Somaliland, Kaltwassergebiet an 
der Küste II, 316 f. 322, 

— Strömungen ander Nordküste 

II, 462, 



Sombrero L, 26. £L 256. 
Sonderburg, spezif. Gewicht und 

Salzgehalt des Meerwassers 

bei S. L 168, 
Sonne, cit. II, 264. 419 Anm. L. 

512, 

Sonneniluten und Mondlluten II. 

162 ff. 
Sorelle-Rocks L, 02, 
S o r e t , Ursache der blauen Farbe 

des Wassers 1^ 180. 
Sorben 1^ 339. 

Southampton U> 245, 222, 274. 
Southern Ocean s. Süd-Ozean. 
Spanien, Tiefenverhältnisse an 
der Ostküste L 92, 

— Brandung an der Nordküste 
II, 9Q, 

I .— Meereswallungen an der Küste 
bei Alicante und Valencia II. 
151. 

— Auftreten der Resaca in den 
nordspanischen Hafen II. 
152 f. 

— Strömung an der Mittelmeer- 
küste II, 462 f. 

Spercheios II, 158 Anm. L 
Spezifisches Gewicht des Eises 
L 361 f. 

— Meerwassers s. Meer- 
wasser. 
; Sphaeroidina 1^ 86, 
Spiraltheorie der Wirbelstürme 

Spithead, Gezeitenstrom vom IL, 
224, 

1 Spitzbergen, Verbindung mit 
Europa durch einen unter- 
seeischen Rücken I> 122 f. 

— Temperaturen in den Fjor- 
den an der Westküste L 3^0 f. 

— Gletscher L> 374. 

— Entstehung der Bänke Büd- 
lich von Sp. ^ 325, 

— Eisströme bei Sp. I, 378. 

— Verhalten des Eises an Ost- 
und Westküsten L, 381 f- 

— Eisverhältnisse in verschie- 
denen Jahren L 383. 



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Register. 



579 



Spitzbergen L 29. 158 f. 198. 

m m an sm 3M ff. 

347. II, 429, 442, 452 tr. 460. 
Spitz bergen tiefe II, 457. 
Spitzbergen-Bären-Insel-Bank ^ 

337. 

Spratt, Lotungen im Mittel- 
meer 1^ 9L 

— Temperaturmessungen im 
östlichen Mittel meer 265, 

Springfluten s. Gezeiten. 
Springzeit s. Gezeiten. 
Sprogö I, 162, 

Sprung, Darstellung der Regen- 
verhältnisse im Atlantic 1^ 
220. 

— cit. n, aea, .m 

Sprungwelle (Bore , Flutbran- 
dung) IL 160 f. 261. 275 ff. 
Spurn Point H, 234, 2hl f. 
Staaten-Insel II, 507. 
St. Ambrose-Inseln 1^ 106. 

— Augustine II, 197. 
Hafenzeit von II, 2Ü9, 

— Croix ^ HML 266, 

— Georges Inlet, Höhe der ein- 
tägigen und halbtägigen Ge- 
zeiten II, 203, 

— Georgskanal, zur Nordsee ge- 
zahlt I, 23 Anm. 5. 

— Helena I^ 26, 24, 149, 
heftige Brandung II, SIL 

Hafenzeit II, 209. 

— James-Bucht Ij 28. 

— Jo hn, Kap t., kalte und warme 
Wasserstreifen am Nordrande 
des Kuro Shio 1^ 285. 

— Kilda, Hafenzeit von II, 209. 
Lorenz, Golf von, Areal nach 

23, 

44. 4(L 

2(L m 

Lucia L 267. 

Malo, Stärke des Gezeiten- 
stromes in der Bucht von II, 

m 

— U, 226, 

Martin, Insel, Stoßwelle vom 



Krümmel L, 

L, 

Lorenzstrom ^ 



Erdbeben von Lissabon II, 
118, 

St. Michel, Bucht von St. M. 
durch starke Flutgröße be- 
rühmt II, 16L 

— Paul, Lotung bei der Reede 
von H, 33, 

L 112 f. 11,48,392, 

— Pauls Rocks I, 74, 24R, 

— Thomas L 58 f . 2L 2& 82, 
89. 11 H, 39L 

blauer Schlamm bei I. 67, 

— Thome II, 386, 400, 414- 

— Valerie II, 233, 

— Vincent I, 40.. H, 319, 

— Wast, Fintkurve von II, 273 f. 
Sta. Catharina, Hafenzeit von 

II, 209. 

— Cruz-Inseln II, 486, 

— Isabel II, 311, 
„Stampfen" der Schiffe II, 4tL 
Stanley, Kapt., Wellenmessun- 
gen II, 45, 

Start Point II, 233 f. 
Stat, Vorgebirge 1^ 85, 
Stauwasser II, 22C. 
Stehende Wellen s. Wellen. 
Steigendwasser II, 225. 
Steilküsten 1^ 44. 
Steinsalz, Ursprung desselben 1^ 
132, 

Stephenson, Nordpolfahrt 1^ 

29, 

Stevenson, Brandung bei be- 
deutender Wassertiefe II, 90, 

— Maximalhöhe der Wellen an 
der englischen Ostküste II, 
5L 

— Einfluß des Seeraums auf die 
Wellenhöhe II, 65 ff . 

— Beobachtungen über Klippen- 
brandung II, 85^ 

— Wellendynamometer II, 85, 
98. Versuche mit demselben 
IL 99 f. 

— Umgestaltung der Wellen bei 
Abnahme der Wassertiefe II, 
82, 

Abrasion an den Thonufern 



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580 



Register. 



von Cardiff am Bristolkanal 

II, 1D8 f. 
Stevenson, Untersuchung der 

Abrasion an der Küste der 

Riviera II, HIL 
Stewart-Insel II, 504. 
Stiller Ozean, Begrenzung I^ HL 

— — Teilung in eine nördliche 
und eine südliche Hälfte L, 
IL 

— — angenäherte Größe mit 
den seitlichen Gliederungen 

h 19, 

— — Areal nach Krümmel 1, 22. 

— — äußere Umrisse 1^ 2ß f . 
Inseln 1^ 22, 

geringste und größte Breite 

L 2L 

— — Niveau Vermessungen 1, 37. 

— — - Küstenvermessungen L 42. 

— — Bänke 1^ 48, 

— — Verhältnis der Inselflächen 
zur Meeresfläche L, 48 f. 

— — Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse Ij o£L QiL TD ff. 101 fT. 
lÖS, 112 ff. 

in einen west- 
einen östlichen 



L 



— Teilung 
liehen und 
Teil ^ 1ÖL 

— Versuche, seine Tiefe aus 
Erdbebenflutwellen zu be- 
stimmen 1Q9. 

— Salzgehalt und spezifisches 
Gewicht L 13(L 152 f. 

— Verteilung des Luftdrucks 

— Winde L 202 ff. 
- Stürme 215 ff. 

— Temperaturen 1^234,24^«". 
27Ü ff. 

— Eis im Stillen Ozean 1,885. 

— Wellenmessungen von 
Paris im westlichen Teile II, 
43 f. 

— Wellenhöhe nach Paris 
und Coupvent des Bois II, 
42 f. 

— Beispiele heftiger Bran- 
dung in demselben II, 92, 



Stiller Ozean, Stoßwellen II, 
IIS ff. 

warmes Stauwasser der 

Leeküsten II, 312 f. 

— — Strömungen II, 483 ff. 
Stillwasser II, 226, 
Stirling IL 222. 

Stokes II, ß. 18. 

Stockholm, Schären von IL, ;Ö8. 

Stoßwellen II, 114 ff. 

— Theorie der St, nach Weber 
II, 124 ff. 

— Berechnung der Seetiefe aus 
St. U, ISO ff. 

Strabo II, 158. 

Strachau, cit II, 376. B&kiQä ff. 

4m 

Strand, geradliniger, den Flach- 
küsten eigentümlich L 108. 
Strandbrandung s. Brandung. 

Stream eurrents IL, 340. 
Stroma II, 22L 

Strombojen für Strombeobach- 
tungen II, 828 f. 

Stromboli II, 148. 

Stromkabbelungen II, 351. 

Stromrichtung II, 323 ff. 

Stromteilung s. Meeresströmun- 
gen. 

Stromversetzung II, 373 f. 
Stromwechsel IL, 226. 
Stnve, Untersuchungen über 
den Salzgehalt der Ostsee 1^ 

1Ü8 f. 

S t u d e r , Dr. Theoph«, steiler Ab- 
fall der Koralleninseln I, 46, 

— Erklärung der Korallenbil- 
dungen L, 114. 

— Untersuchung des Meeres- 
bodens des Indischen Oaeans 
an Bord der .Gazelle* L 121. 

Sturmfluten, in Ost- und Mord- 



see 1^ 



39, 



Sturmgradient I, 215. 
Stürme ^ 214 ff . 

— in verschiedenen Xonen I, 
21h ff. 

— tropische Wirbelstürme oder 
Orkane l n 21ü ff. 



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I 



Register. 581 



Stürmer 8. Sprungwelle. 
Sturzseen II, 82 f. 
Suchomlin, Lieut., cit. lI,3Qii 
Süd äquatorialer Sommermonsun 
L 21Ü. 

Südafrikanischer (od.Bengue)a-) 
Strom II, m 41L 44fL 414. 

Südamerika^ Küstenentwicke- 
lang I, 43. 

— Flachküsten and. Ostseite 1^46. 

— Küstenablagerungen an der 
Ostküste I, 62 f. 

— steilster Abfall des Meeres- 
bodens an der Westküste 1^ 

im, 

— der Bruchrand der Westküste 
Ausgangsstatte von Stoßwel- 
len II, 112 ff. 

— niedrige Meerestemperaturen 
entlang der Westküste II, 
309 ff. 315. 

— I, 259. II, 202. 307. 
Südatlantic L 17. 

— äußere Umrisse L 25. 

— mittlere Tiefe nach Krümmel 

— größte Tiefe L, 12fL 

— spezifc Gewicht K 147. 149. 
II, 282 

— Verteilung des Luftdrucks Ij 

198. 

— keine eigentlichen Stürme 
vom Aequator bis 25° Süd 
L 215, 

— Temperaturverteilung 1,227 ff. 
233 f. 251 f. 258 f. 3KL 

— Treibeisgrenze 1^ 385 f. 

— Auftrieb an den tropischen 
Luvküsten n, 308 f. 

Süd atlantischer Rücken 1± 74 f. 
12 f. 

Südchinesisches Meer (Chinasee), 
Teil des Austral- Asiatischen 
Mittelmeeres ^ 23 Anm. 4, 

— — Benennung I, 18, 

— — ßänke in demselben I± 48* 

— — grüne und blaue Thone 
auf dem Boden desselben L, 



Südchinesisches Meer , unter- 
seeisch abgeschlossenes Mee- 
resbecken L Hü f- 

größte Tiefe L 12fL 

— — spezifisches Gewicht 1^ 

— — merkwürdige Färbung des 
Meerwassers L> 179. 

Orkane L^ 212. 

— — Teraperaturverteilung Lj 

m f. 3öl 

Wellenmessungen von 

Paris II, 4& 
Eintagsfluten II, 22Q f. 

— — Auftreten kalter Küsten- 
temperaturen IL, 317 f. 

Strömungen IL 468. 480 f. 

I, 120. IM. II, 493. 

Südgeorgien, Stoßwellen von der 
Krakatau-Explosion in 11.123. 

m 

— II, 132. 152. 

Südliche Aequatorialströmung 
im Atlantic II, 38Ü ff.; im 
Pazific II, 485 ff. 

Südlicher Stiller Ozean s. Süd- 
pazifischer Ozean. 

Südliches Eismeer s. Antarkti- 
scher Ozean. 

— Polarmeer, nur wenige ge- 
naue Tieflotungen L ߣL 

— — Luftdruck- und Windver- 
teilung I, 21L 

L, 244. 

Südostpassat, Umbiegung des- 
selben im Atlantic I^ 206. 

Südostpassattrift s. Südl. Aequa- 
torialströmung. 

Süd-Ozean, zuerst von Sir John 
Herschel gebrauchter Name 

L lü 

— L fiQ. 

Südpazifische Ostströmung II, 

bm fr. 

Südpazifischer Ozean I^ 12. 

— — Tiefen- und Bodenverhält- 
nisse ^ 1Ö4 ff. 109, 12& 

— — spezif. Gewicht L, 147. 
152 f. II, m 



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r>82 



Register. 



Südpazifischer Ozean, Verteilung 
des Luftdrucks ^ 198. 

— — Stürme im östlichen Teile 
selten L^ 21JL 

— — Temperaturverteilung 1^ 

— — mittlere Wellen höhe nach 
Coupvent des Bois II, 5£L 

Stoßwellen II, 113 ff. 

— — warmes Stauwasser der 
Leeküsten II, 314» 

Strömungen II, 485. 501 ff. 

Südpol L 19, 121. 

Südsee, Ausdruck der deutschen 

Seeleute für den gesamten 

Stillen Ozean L ü 
Süd-Shetlands-Inseln L 386. 
Südwestmonsun 1^208* II, 4ß9 ff. 

482 f. 
Süßwassereis s. Eis. 
Suez I, 3& 11L lliL 

— Golf von L, aio\ 

— — — Küsten Vermessungen 
in demselben I^ 43^ 

Gezeiten desselben, von 

Herodot erwähnt II, 151 f. 
Suezkanal L, 123, II, 4iüL 
Sulu-Archipel I, 11Ü, 
Sulu-or L, IS, 

Sulu- (oder Mindoro-)See, Teil 
des Austral- Asiatischen Mit- 
telmeeres 1^ 23 Anm. 4, 

Sulusee, Name verschieden ge- 
braucht 13 lß. 

— unterseeisch abgeschlossenes 
Meeresbecken 1^ HD f. 

— größte Tiefe L 12fL 

— Temperaturverteilnng 1,297 ff. 
301. 3Q3. 

Sumatra, kontinentale Insel L, 
4£ 

— Brandung an der Küste S.s 
II, £L 

— Strömungen bei S. II. 470 f. 

— L 12£L 

Sumba (Kokosnuß-Insel) III f. 

ai& 

Sund, der L, 1ML II, 465. 



Sund, Salzgehalt desselben 1, 167. 
Sunda-Inseln L> 112* 220, IL 315. 
Sundastraße, Stoß wellen beim 

Ausbruche des Krakatau IL 

123 f. 

— II, 132. 12L 4&L 
Sunderland, Maximalhöhe der 

Wellen bei S. nach Steven- 
son 1^ 5L 
Supan, Berechnung der mitt- 
leren Tiefe des Pazifischen 
Ozeans 1^ 109. 

— Gebiet des rückläufigen Pas- 
sates ebenda ly 209. 

— cit, L, lüiL 2Ü4, 2ÜÄ ff . IL, 495, 
Sutherland, chemische Aen- 

derung des Meer wassers beim 
Gefrieren I, 359. 
Svendsen, Messungen des spe- 
zifischen Gewichtes im Euro- 
päischen Nordmeer L, 158. 
327. 

Swansea IL 94» 152. 
Swinemünde, Pegel beobach tun- 
gen in I, 35^ 

— Flutautograph in S. II, 165. 

— IL, 2&* 21k 2 ( J5. 300. Sttfi. 
Swona II, &L 227. 

Sydney I, 2L 1Ü1L 108." II, 182 f. 
5Q3. 

— Stoßwellen von Arica und 
Iquique bis S. IL, 121 f. 

— Beobachtungen von Stoß- 
wellen am Pegel von S. n, 
134 f. 

Sylt, Brand ungsküste IL, 94. 

— typische Ausbildung der Rille 

— Flutautograph auf S. EL, liiL 

— Stromwechsel fällt mit Hoch- 
oder Niedrigwasser zusam- 
men II, 22L 

— Gezeitenströme bei S. IL, 241 ff. 

— II, 240, 245. 

Synoptische Eiskarten von der 
deutschen Seewarte IL, 437. 
Synoptische Karten L, 212. 214. 

— Wellenkarten II, 2SL 
Syrakus L, 17£L IL 1411 f. 



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■ 



Register. 



583 



Syrien I, 9Q_. 

— schneller Abfall des See- 
bodens an den Küsten 94, 

— Brandung an der Küste" 11, 

— Strömung an der Küste II, 
462, 

Syrten ^ £L II, 466. 
Syrtenmeer I, 94± 

T. 

Tabae II, 322. 
Tacna II, 120, 

Tägliche Ungleichheit der Flu- 
ten s. Gezeiten. 

Tafelbai I, & II, 208 f. 

Taganrogsche Bucht, Niveau- 
schwankungen durch Wind- 
stau in derselben II, 304. 

Tahiti 1^ TL 105, 115 f. 294. 
II- 232, 435, 5M, 

— ganz abnorme Gezeiten von 
T. II, 2Ü4, 

Taifune, Ableitung des Namens 

t 212, 
Taillebourg II, 22£L 
Tajo I, 12& 

Tait, cit. II, 215* 224. Mi 
Talanti, Straße von II, 115. 

— Schwingungen im Golf von 
II, 143 f. 146 f. 

Talcahuano II, 120. 

Tanaga, Insel, Temperaturen 

zwischen Japan und T. L 

286 f. 

Tarent, Golf von 1^ 1£L 
Tasmanien 1^ 15 f. 22, H, 423. 

— unterseeische Verbindung mit 
Australien I^ 64s 

— Meeresströmungen um T. II, 
5Ü2 ff. 

»Tegetthoff 4 ', Österreich., Nord- 
pol-Expedition unter Wey- 
precht und Payer. Tempe- 
raturmessung im Barents- 
meer 1^ 342. 344 ff. 

— Umformung des FeldeiseB L 
364. 



„Tegetthoff*, Abnahme der Eis- 
dicke im arktischen Sommer 
I 372. 

— Eistrift desselben 88D, II, 
45R f. 

Telegraphenplateau Haurys 1^ 

23. SD f. 
Telok Betong, Stoßwelle von 

Krakatau bei T. II, 124. 
Temperatur des Meerwassers 8. 

Meerwasser. 
Temperaturkurven. Beispiele von 

I, 246 ff. 
Temperaturverteilung in den 

Ozeanen und Meeren I> 221 ff. 
Teneriffa 1^ 26, 82, 256. 
Terceira, Brandung beiT. II, 90. 
Terror, Vulkan ^ 30* 122. 
Ter8chelling, Hafenzeit von II, 

243 f. 252. 
Tessan, de, Untertauchen des 

Kurosiwo unter das arktische 

Wasser L, 285. 

— Berechnung der Stromge- 
schwindigkeit aus der Nei- 
gung der Lotlinie bei Tief- 
lotungen II, 33L 

— II, 4Ö5. 

— s. auch „V^nus". 
Tewahi Punamu II, 504. 
Texas I 97. 

Texel L 165, II, 232 f. 24£L 242, 

244. 250. 
Themse 1, 130. II, 236. 240, 

— mittlere Abfluämenge ^ 131. 

— Flutwelle in der Th. II, 16<1 

— Stromwechsel in London und 
an der Mündung II, 226 ff. 

Thermopylen II, 116. 

Thessalien II, 143. 

„Theas", engl. Schiff II, 9L 

Thom, Krei9theorie der Wirbel- 
stürme 1^ 218. 

Thomson, Sir William, Patent- 
lot von L, 52 f. 

— Navigationslotmaschine 1, 52. 

— Untersuchungen der Gezeiteit. 
Harmonische Analyse der Ge- 
zeitenbeobachtungen II,213ff. 



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584 Register. 



Thomson, Maschine zu r Vor aus - 
berechnung der Gezeiten und 
zur Analyse der Flutkurven 
II, 224, 

— Erklärung d. Gezeitenströme 
im englischen Kanal II, 2;U. 

— Gezeitenphänomene in der 
Nordsee II, 2ZlL 

— untersucht zuerst die ab- 
lenkende Kraft der Erdrota- 
tion in ihrem Effekt auf die 
Gezeiten II, 253. 

cit. n, m asi am 

Thomson, Sir Wyville 1^ 

— Isothermobathen 1^ 245. 
cit. HL 8& 244 25L 2h-L 
2ML 214, 

— - s. auch „Porcupine" und 
„Lightning". 

Thomson- Kücken s. Wyville- 
Thomson-Rücken. 

Thone am Meeresboden ßfi f . 
11 f . 8fi ff. 114 ff . 12L 

Thorpe, Untersuchungen über 
die Ausdehnung des Meer- 
wassers durch die Wärme L 
143 ff. 

Thorsminde II, 240. 

Thrakische Bucht, Strömung in 
derselben II, 467. 

Thren-Insel L 334. 

Throndhjem II, 4M. 

Thronion II, 116, 

Thucydides, Bericht über See- 
bebenwellen II, 11h. f. 

Tiefe Rinne L, löh* 

— — Temperaturverteilung in 
derselben I^ 2ftL 

Tiefen-Indikator von Massey 1,57. 
Tiefen Verteilung der Ozeane und 

Einzelmeere 1^ 51 ff. 22 ff . 
Tieflotungen , Ergebnisse der 

neueren 1^ 52 ff. 
Tiefseelotapparate ^ 53 ff • 
Tiefseethermometer von Miller- 

Casella L 2M f. 242, 328. 
« ML 

Negretti-Zambra Ij239ff. 

328. 



Tiefseethone, Beschaffenheit and 
Vorkommen 1^ II f . 

— Vorkommen im Atlantic ^ 

ms. 

Pazific L, 114 ff. 

„Tigreß*, Dampfer IL 436. 
Timor L Ulf. UiL 300 f. 314 f. 

II, fi3. 
Timorsee II, 424. 
Tinetzkysee, Salzsee, sein Salz* 

gehalt ^ 17jL 
Tino IL, 462. 
Tiree, Insel II, 94. 
Tizard, T. beste Routen 

zwischen "den Häfen von 

Australien, China und Japan 

I, 195, 

— Temperaturverteilung im At- 
lantic 1^ 25Ü f. 251L 

— Temperaturen im Pazific L, 
276. 2&L 3Q& 

— Temperaturm essungen in und 
bei dem Kurosiwo auf dem 
„Challenger« ^ 283. 

— Untersuchung des Wyville- 
Thom80n-Rücken8 II, ä£> f. 
2Ü2 f. 

— 8. auch „Knight Errant'. 
Tocantins, Sprungwelle im II, 

22& 
Tokio L 22, 

Tonga-Archipel L> 4iL II, 48S f. 

Tongatabu L, 68. 

Tongkin, Eintagsfluten im Golf 
von n, 22Q f. 

Torell, Otto II, 454, 

Tornöe, Untersuchungen über 
die im Meerwasser enthaltene 
Luftmenge L, 136 ff. 827, 

— Messungen des spezifischen 
Gewichtes im Europäischen 
Nordmeer L 158. 327. 

— Abhängigkeit des spezifischen 
Gewichtes von der Tiefe 1^ 
160. 327. 

Torresst raße L, 23 Anm. 4. 42a 
188. 195. 300. m U, LiL 
483. 487. 509. 

— Iiiinke in der T. I, 4S. 



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Register. 



58* 



Tortugas, Höhe der eintägigen 
und halbtägigen Gezeiten II, 
208. 

Totes Meer, Salzgehalt desselben 

I, 12& 
Tote See II, £L 
Toulon ^ 92. 264. 

— Springflut in T. vor den Sy- 
zygien auftretend IL 219. 

Towson, Bewegung der Eis- 
Jberge im Südatlantic Lj 386. 

Toynbee, Messungen des 
spezifischen Gewichtes des 
Meerwassers L IM f. 

— Arbeit über die Aequatorial- 
zone des Atlantic L 191 f. 
222 ff. 230 f. 

— Arbeit über die das Kap der 
guten Hoffnung umgebenden 
Meeresteile I, l&L 21L 22ü, 
.II, 47L 

— Brandung von St. Helenall, 

m. laß, 

— Untersuchung des Agulhas- 
stromes II, 471 f. 475. 

— cit. II, 8k 4LL 479. 
Trapani, Marrobbio bei II, 149 IT. 
„Travailleur", franz., Expedition 

unter wissenschaftlicher Lei- 
tung von Milne- Edwards L, 
32. Iß f. 

Travailleurplateau I^ 76. 

Travemünde 1^ 12& IL, 219. 

Travers, cit. II, 506. 

Träbuehet 8. „La Capricieuse 4 . 

Treibeis I, 363. 375. 382 f. 

Treibendes Eis I. 377. 

.Trent", Kapt. Franklin, Tem- 
peraturmessungen im Kord- 
meere L 341. 

Treptow II, 306, 

Triest L, 23L 

— Golf von T. L üfL 
Triftfläche II, M> f. s. Wind- 
foche. 

Triftströmungen II, 62. 340 ff. 
Trinidad L> 7E 
Trinidadkanal ^ 42. 
Trinidadtiefe L, IE 



Trinitybai I. 8Q, II, 19& 
Tripolis I, 93. 

Tristan da Cunha L 26, 52± 24* 
78. 88. 2ML II, 95, 446 f. 

502. 

„Triton", engl., wissenschaftl. 
Leiter John Murray. Expe- 
dition in der Farö-Shetland- 
Rinne ^ 323, 

Trochoide II, 4 f. 8 f . 

Trochoidentheorie der Wellen- 
bewegung II, 4 ff. 44 ff. 

Tromper Wieck II, 513, 

Tromsöfjord 1^ 264« 

Tropenzone , Verdunstung des 
Meerwassers in der II, 2SiL 

Tropische Leeküsten , warmes 
Wasser derselben II, 311 f. 

— Luvküsten, kaltes Auftrieb- 
wasser an denselben II, 307 ff. 

Tropische Wirbelstürme 1, 216 ff. 

— Orkane, „pyramidale Seen* in 
ihrer zentralen Stille II, 83. 

Truxillo II, im 5Q& 
Tschifu L> 128, 

Tschuktschenland II, 4ti£ 498. 
Tsien-tang, Sprungwelle im II T 
276 f. 

Tsu-shima-Strömung II, 5QÜ f. 
Tunesien II, 516. 
Tung-hai s. Ostchinesisches Heer. 
Tunis Ij 93, 

— Küste von II, 148. 

— Golf von II, 51iL 

„Tuscarora", Kapt. Belknap, Er- 
forschung des Stillen Ozeans 
L, 5Ü, 65, 101 f . 104. löß f . 
112, 126. 22ß ff. II, £14* 320. 

Tuscaroratiefe, enthält die größte 

Meerestiefe L 102 f. 
„Tuskinaw" 8chiff II, 506, 
Tyndall, Ursache der blauen 

Farbe des Wassers I, 180 f. 
Tyrrhenisches Meer, Unterschied 

der Flutgröße an Ost- und 

Westseite II, 255. 

— — Strom Verhältnisse in dem- 
selben unklar II, 467. 



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:»s<> 



Register. 



ü. 

Uebertragungswellen II, 24 ff. 

12& 253 ff. m. f. 
Uferwälle L> 4& 

Uglamie, amerikanische Polar- 
station II, 462. 

Unidrehungsthermometer 1^241. 

Umeä I, 169. 

Unalaschka ^ IDE 

Unselbständige Meeresräume 1^ 
2L 

— — Einteilung derselben nach 
Krümmel 1^ 21 f . 

Unst, Shetland-Insel, Klippen- 
brandung bei U. II, 8£L 
Untiefen L^ 4L 

— Farbe des Meerwassers in 
ihrer Nähe ^ im 

Ural I, 21ä 

Urt II, 270. 

Uruguay II, 444. 

Usiglio, Versuche über die bei 
Abdampfung des Meerwassers 
zurückbleibenden Produkte 
L 133.. 

U. St. Coast Survey 1^ 42, 

— — — — Geologische Karte 
des Meeresbodens an den 
Küsten der Vereinigten Staa- 
ten L 66, 

— Auf Veranlassung 

derselben Tiefseelotungen im 
Golf von Mexiko und im 
Antillenmeer L> 2fL 

- 

T. 

Valdivia, Erdbeben von V. !L Nov. 
1837 von Stoßwellen beglei- 
tet II, 11£ 

— II, 509. 

Valencia II, 15L 199, 
-.Bai von L> 8& II, Di- 
„Valorous", engl., Kapt. Loftus 
Jones, Begleiter Gwynn Jef- 
fries. Lotungen in der Davis- 
straße I, 82 ff. 



„ Valorous", Temperaturmessun- 
gen im Arktischen Ozean L, 
317 ff. 

Valparaiso L, 2L TL 294. 

— j&her Abfall der Küste bei 
V. I, 64. 107 f. 

— Erdbeben 1822 von Stoßwel- 
len begleitet II, 112. 

— Oberflächentemperaturen in 
V. II, 3UL 

Vancouver II, 491. 
Vancouver, Vermessung der 
Küsten von I^ 42, 

— II, 492 f. 

Vandiemenstraße II, 493 f. 
Vanguardbänke II, 481 f. 
Varangerfjord 1^ 331. 
Varberg II, 303, 
Vardö I^ 33L 

Varemus, Bernh., seine Kennt- 
nis der Meeresströmungren U, 
328, 33L 338 f. 34L 355, 
398. 510 f. 

Vasco de Gama II, 328. 

„Vega% Nordpol- Expedition un- 
ter Nordenskjölds und Pa- 
landers Leitung. Lotnngen i m 
Sibirischen Eismeere I, 124. 

— Bestimmung der Dichte des 
Meerwassers an der sibiri- 
schen Küste 1^ 162. 

— Temperaturmessungen 1,349 ff. 

IL, 222, 224, 

— Eisverhältnisse bei Serdze- 
kamen 1, 370. 

— Beobachtungen von Strö- 
mungen im Sibirischen Nord- 
meere II, 458. 

— L 361, 

— deutsch, Kapt. Leopold, Tem- 
peraturmessung im südindi- 
schen Oststrom II, 476. 

Vegesack II, 264 f. 271. 

Venedig, Golf von IL, 46L 

Ventimiglia IL, USL 

„Vdnus*, franz., Kapt. duPetit- 
Thouars , Temperaturbeob- 
achtungen über und an 
Bänken II, 3Ö2. 



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Register. 



587 



, Venus", Strombeobachtungen 

im Pazific II, 495 f. 498, 
Veracruz 3L OL II, 204, 
Ve r b e e k , Stoß wellen beim Aus- 
bruche des Krakatau II, 12Ü f. 
Verbindungsströme II, 325* 
Verdunstung des Meerwassers Lj 

145 f. 218 f. II, 294 ff. 
Vereinigte Staaten L, 214, 22L 
322, II, 425 f. 436. 

— — Wässertem peraturen an 
der Ostküste 1^ 269, 225 f. 
289. 

— — Brandung an der Ostküste 
II, 94. 

— — Hafenzeiten für die Ost- 
küste II, 19L 211 f. 

— — mittlerer Wert der halb 
monatlichen Ungleichheit an 
der Ostküste II, 2Q2, 

— — tägliche Ungleichheit an 
der Ostküste II, 2ü2,f. 

Verrill II, 514, 

Vertikalzirkulation der Ozeane 
i im f. 244, II, 281 ff. 

— die polare Herkunft 

des Tiefen wassers II, 2S1 ff. 

Versetzung von Wasser- 

maesen durch Unterschiede 
des Salzgehaltes. Einwirkung 
der Verdunstung und starker 
Niederschlage II, 294 ff. 

— — — vertikaler Ausgleich 
des Windstaus II, 3QQ f. 

— — — kaltes Auftriebwasser 
an den tropischen Luvküsten 
ü, 302 ff. 

— — — warmes Wasser der 
tropischen Leeküsten II, 311 ff. 

— — — Windstau- und Auf- 
triebzonen höherer Breiten 
II, 318 ff. 

Vesteraalen, steiler Abfall der 
Küstenbänke bei I, 123. 

— L 334. 337 ff. 
Vestmanö II, 456. 

Vesuv, Stoßwellen vom Aus- 
bruche im Jahre 1879 IL, 116, 
Yetch, J., Kapt. II, 94, 



Vevey II, IM, 
Vibe II, 4&L 

Victoria, Küste von II, 425 f. 

— (Vancouver-Insel) IL, 497. 
Viktorialand ^ 30^ 122. II, 503. 
Vilaine, Bore in der II, 21*1 

228. 

Villafranca I, HL 
Vincent-Pingon, Sprung welle im 
IL, 27t). 

„Vinet»*, Kapt. Graf v. Monts, 
Beobachtung eigentümlicher 
Färbung des Meerwassers L 
128, 

— Messung niedriger Küsten- 
temperaturen bei Panama II, 
492, 

Virginische Inseln , Korallen- 
schlamm bei denselben 1. 68* 

L 2ftL 

Viti-Inseln II, 403, 

Vlieland II, 242. 

Vlissingen II, 2M, 237. 

fl Vöringen", norw., Kapt. Wille, 
Tiefsee-Expeditionen im Eu- 
ropäischen Nordmeere unter 
wissenschaftlicher Leitung 
von Prof. Mohn. Ergebnisse 
derselben L 122, 135 f. 158. 

322 ff. II, 28L 2SL 294, 

Vogel, Analyse der Bestand- 
teile des Meerwassers L, 127. 

Voisin-Bey II, 432, 512, &ÜL 

Volumeter L 14L 

Vorderindien , Regenverteilung 
L 220, 

Vossius, Isaac, seine Kenntnis 
der Meeresströmungen IL, 
328 f. 33L 336. 339 f. 341 f. 
352, 

Vytrinitza II, LLL 
W. 

Wagner, Kapt., cit. II, 480, 
Wagner, Volumen der Erde 
I, 62, 

Waigatsch-Insel L 124, SML 
Walfischbai II, 32k 



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588 



Register. 



Walker, Wellenmessungen von 

II, 45, 

Walker Inlet II, 462. 

Wallace, Alfred Rüssel, gegen 
die Hypothese eines lemuri- 
schen Kontinents I, 120. 

— Brandung in der Lombok- 
straße II, £L 

Wallich L 69, 

Wallis-Insel I, 184, 

Wangeroog, Grenze für das Vor- 
dringen des Sandes seewärts 
II, ÜTL 

Wasserschöpfapparate 1^ 141 f. 
Waaserschöpfapparat von Haies, 
von Parrot verbessert 1, 328. 
Wasserstandsmessung IL, 1G2 tT. 
Watten 46, 

Weber, Brüder, Experimente 
über Wellen und Wellen- 
bewegung II, 14 f. 23. 25. 
30, 35. 62. 65. 

— — Theorie der Entstehung 
der Wellen II, 65 f . 59. 

— — Auflaufen der Wellen 
gegen steile Uferböschungen 
H 85, 

Theorie der Stoßwellen 

II, 124 ff. IM* 

— — Untersuchungen über ste- 
hende Wellen II, 121 f. 141 f. 
199 

— cit. II, 6, 53 Anm. 65. 125 ff. 
134. 

We b e r, L., Untersuchungen über 
die Temperaturen des Ge- 
frierpunktes und des Dich- 
tigkeitsmaximums des See- 
wassers I, 235 ff» 

Wed Sus II, ML 

Weichsel 1^ 46. 180. II, 419 
Anm. L 

Weißes Meer, Teil des Arktischen 
Mittelmeeres. Tiefe desselben 

— — Areal 1^ 23 Anm. L 

— — Dichte und Salzgehalt 1^ 
162. 

— — Benennung I, 177. 



Weißes Meer, Temperatur I, 

848. 

L 28, 382. 

Wellen II, 1 ff . 

— Orbitalbewegung der Waaser- 
teilchen II, 2 f. 6 ff. Orbital- 
gesch windigkeit der Wasser- 
teilchen II, 6. 13- 16s 

— Trochoidentheorie der Wel- 
lenbewegung II, 4 ff. 

— Theorie der W. in tieferem 
Wasser II, 6 ff. 

— Periode der Welle II, & 11 f. 

m ff . 42 ff. 62, 65, &L 123 f. 

Messung der W.periode II, 
31 f. 

— Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit der Welle II, 6. 11 ff. 12, 
Messung derselben II, 23 ff. 

— Wellenlänge II, ß. 11 ff. 42 ff. 
62 ff . 86 ff . 130, 

— Messung der W.länge II, 32 ff. 

— W.höhe II, 6. Iii 26 ff. äü ff. 

m 

— Messung derselben II, 39 ff. 

— Theorie der W. in flachem 
Waaser. Experimentell, 13ff. 

— Uebertragungswellen II. 24 ff. 

— Einselwellc II, 24 f. 

— die Dimensionen der Meeres- 
wellen II, 35 ff. 

— forcierte oder gezwungene 
und freie W. II, 3L 61 f. 74, 
79. 88. 205. 34Q. 512. 
„Dünung" und „See* II, 36 f- 

— Messungen von Paris 43 f. 
Walker, Stanley, Sco- 

resby u. a. 45 f. 

— längste und größte W. II, 46 ff. 
- mittlere W.höhe II, 49 ff. 

— W.höhen der Nebenmeere II, 
5L 

— Skala zur Abschätzung der 
W.höhen II, 5L 

— W.gruppen II, 52. 

— Entstehung der W. und ihre 
Abhängigkeit vom Winde II, 
53 ff. 

— die Entstehung der W.II, 55 ff. 



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Register. 



580 



Wellen, Steigerung derW.höhe 
durch den Wind IL, £Q ff. 

— Umformung der W. durch 
den Wind II, 62 ff. 

— Untersuchungen über W. länge 
von Lieut. Paris II, 62 f. 

— Einfluß des Seeraums auf die 
W.höhe II, 65 f. 

der Windstärke auf die 

W.höhe II, 62 ff. 

— Einfluß der Windstarke auf 
die Geschwindigkeit der W. 
II, 24 ff. 

— Abschwächung der W. durch 
Fremdkörper II, 8Q ff. 

— Brecher und Roller. Bran- 
dung II, 82 ff. 

— Umgestaltung der W. bei Ab- 
nahme der Was sertiefe II, 
81 ff. 

— Seebeben- oder Stoßwellen 
II, 114 ff. 

— stehende W. II, 132 ff. 

— Formel für stehende W. von 
Merian IL 139 ff. 

— Bewegung derWasserteilchen 
in stehenden W. II, 140 f. 

— Seiches in Schweizer Seen 
und stehende W. des Euri- 
pus II, 142 ff. 

— stehende W. von Malta und 
Algier II, 142 ff. 

— W.theorie auf die Gezeiten- 
Ströme angewendet IL 224 ff. 

Wellendynamometer von Steven- 
son IL 85, 98, 

— Versuche mit demselben II, 
ÖS f. 

Wellenfurchen am Meeresboden 

II, 30, 82 ff. 
— Entstehung derselben 

II, 322 ff. 
Wellenhöhe a. Wellen. 
Wellenkarten, sy noptische II, 79. 
Wellenlänge s. Wellen. 
Wellen maschine IL, 3 £ 
Wellen messer II, 40 ff. 44* 
Wellen periode s. Wellen. 
Wellenprofil II, 4, 



Wellenrinnen II, 14. 
Wellingtonkanal L 354, 379, 
Weltmeer, Areal I, 23, 

— mittlere Tiefe L> 62, 

— Volumen I, 62. 
Werner, Kapt. s. „Ariadne". 
Weser L 26, 46, 11, 161.240. 247. 

— Flufigesch welle der W. II, 

264 f. 262, 22L 215, 
Westafrikanisches Becken L, 75. 

22. 

Westaustralische Strömung II, 
474, 

Westerland auf Sylt EL, 24k 
Westerwyk 1^ 169. 
Westfjord 1^ 881. 
Westgrönlandstrom II, 434 f. 
Westindien 1^ 212, IL, 3Q5, 385. 
391. 409. 429. 447. 

— Stoßwellen von dem Erd- 
beben von Lissabon II, 118. 

— westindische Inseln haben 
innerhalb derselben Stunde 
Hochwasser II, 211. 

Westindische Tiefe 1, 24. II, 210 f. 

— — tiefstes Depressionsgebiet 
des Atlantic I, 75. 

Westliche Azorenrinne ^ 74 ff. 

n, 212, 

Westmeer, Benennung des be- 
kannten Teils des Atlanti- 
schen Ozeans im Altertum 

I> 14, 

We8twindtrift oder nordatlan- 
tische Ostströmung IL 425 ff. 

— im Indischen Ozean II, 424 11". 

— oderKuro-Shio-Trift 11,495 ff. 

— — südpazifische Ostströmung 
II, 503 ff. 

Wetterprognose L 212. 
Weyer, cit. Ii, 222 f. 
Weymouth II, 224, 
Weyprecht, Temperaturen im 
Barentsmeer L, 345 ff. 

— Untersuchungen des Polar- 
eises I, 3£Q f. 363 ff. m ff. 
381 £ 

— s. auch „Isbjörn" und „Te- 
getthoff 8 . 



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590 



Register. 



Wharton, Dichte und Salzge- 
halt des Schwarzen Meeres 
L 122. 

— Strömung im Bosporus und 
in den Dardanellen II, 298. 
2Ü9 Anm. L 

W he weil, von ihm Bezeich- 
nung „ halbmonatliche Un- 
gleichheit" II, im 

— W.s Gezeitentheorie II, 187 ff. 
219, 

— Flutstundenlinien II, 188 ff. 

— Karte der Flutstundenlinien 
H, 23k 

— von W. Bezeichnung »ver- 
besserte Hafenzeit" II, 222. 

White, W. cit. II, £L HL 42* 

Whitby n, 243. 251. 

Wiek, Kraftleistung der Wellen 
im Hafen von II, 100. 

Wickede, v., s. „Elisabeth". 

Widersee, Ausdruck der See- 
leute II, 

Wiebeking, cit. II, 252, 

Wieliczka, Steinsalz von ^ 133. 

Wight II, 223 f. 5UL 

Wiker Bucht II, 6£L 

Wilczek, Graf, s. „Isbjörn". 

Wild, konstruiert Temperatur- 
kurven 1^ 246 ff. 25L 

— Temperaturen in und bei dem 
Kurosiwo 1^ 283 f. 

— vertikale Temperaturvertei- 
lung im Pazific ^ 805. 

— cit. IL 392, 48CL 

„ Wilhelminc", holländ.Walfisch- 
fahrer, Trift derselben 1, 379. 

Wilhelmshaven L 4ß, 203, II, 
220. 

— tägliche Ungleichheit der Flut 
in W. II, 202. 

W il k e s , Lotungen im Indischen 
Ozean I, 118. 

— Entdeckung von festem Land 
im südlichen Polarmeer 1,121. 

— Temperaturmessungen im 
Antarktischen Ozean I, 357. 

— Messung der Wellenhöhe nach 
W. II, 3S f. 



I Wilkesland L ££L 

Wille, Kapt., s. „Vöringen*. 

„Willem Barents", Temperatur- 
messungen im Barentsmeer 
L 342, 34L 

Williams, Jonathan, cit. II, 285. 

Willson, Vertreter der Spiral - 
theorie der Wirbelstürme L, 
218. 

Winde L, 139 ff. 

— Einteilung der Windstärke 
L 200, II, 08, 

— Abhängigkeit des Windes von 
der Verteilung des Luftdrucks 
L 2ÖL 

— Cyklonen und Anticyklonen 
L 202, 

— Gebiete der Passate und west- 
lichen W. L, 2Q3. 

— Zone der veränderlichen W. 
und Windstillen I, 201, 

— verschiedene Verteilung der- 
selben über den Ozeanen I^ 
205 ff. 

— im Atlantischen Ozean L 205 tf. 
Stillen Ozean 1^ 207 ff. 

— — Indischen Ozean L> 202 ff. 

— in den beiden Polarmeeren 
L 211 f. 

— barometr. Maxim a und Mi- 
nima und deren Fortschrei- 
ten über die Erde L> 212. 

— Geschwindigkeit und Wege 
der barometr. Minima oder 
Depressionen ^ 213 f. 

— Stürme I, 214 ff. 

— Einfluß Q*es Windes auf die 
Wellen s. Wellen. 

Windlipper II, (ML 

Windfläche II, 3fiö f. 

Windstau, vertikaler Ausgleich 
desselben IL 300 ff. 

Windtheorie der Meeresströmun- 
gen II, 341 ff. 

Windward-Passage , Tiefenver- 
hältnisse ^ 8£ f. 

— unterseeischer Bergrücken 
zwischen Cuba und Haiti L 
267. IL 39L 



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Register. 



591 



Wintermeer Lj 178. 
Winyahbai U, 192, 
Wirbelstürrae L 215. 

— tropische W7 oder Orkane I, 
21fiff. 

— Zirkulartheorie der W. durch 
die Spiral theorie verdrängt 
I, 218. 

Wissenschaftliche Kommission 
zur Untersuchung der Deut- 
schen Meere in Kiel ^ 164. 
166. 

Witte, E., cit. II, 223. 367. 

Wittstein, Farbe des Wassers 
L 115. 

Wlädiwostock II, 500. 

Wojeikoff, das Antarktische 
Meer liefert vorzugsweise kal- 
tes Wasser zur Vertikalzirhu- 
lation der Ozeane II, 290. 

— ii, m 

Wolf, Jul., spezifisches Gewicht 
im Sizilisch-Jonischen Meere 

t im 

— spezifisches Gewicht im Adria- 
tischen Meere 1^ 121. 

— Untersuchungen über die 
Durchsichtigkeit des Meer- 
wassers Ij 184 f. 

— Temperaturmessungen im 
Adriatischen und Sizilisch- 
Jonischen Meere I^ 2fifL 

— Maximalhöhe der Wellen im 
Mittelmeere II, 5L 

— cit. I, 361. 325. 
Wolf, Th., cit. II, 310 f. 
Wood, Kapt., Durchsichtigkeit 

des Meerwassers L, 188. 
WrangeMnsel I, 28, 124, 4-6Q. 
Wrangeil, v. II, 458. 
Wüllner, cit. II, 59, 
Wüllerstorf, v., Trift des 

„Tegetthoff" n, 458 f. 
„Wyville- Thomson -Rücken" I, 

322 f. U, m 433, 4üL äLL 

— Wellen auf demselben II, 
91. 

— auf dem tiefsten Sattel ist 
eine wirkliche Strömung des 



Boden wassers vorhanden II T 
292 ff. 

Y. 

Yang-tse-kiang Ij 126. 

— mittlere Abflußmenge L> 131. 
Yedo (Jedo) II, IIS. 
Yedobai I, 283. II, 493 f. 
Yesso s. Jesso. 

Yokohama I, IIS. 222. 283 f. 

Young, Thomas, Gezeitentheo- 
rie von II, 182 f. 192. 196.219. 

Yukatan L> 4L 98, II, 390. 

Yukatanbänke 1^ 92 f . 

Yukatan 8 trafie , Tiefenverhält- 
nisse der I± 98, 

— h 101. 267^11. 204. 415. 422. 

„Yukon", amer. , Temperatur- 
messungen unter W. IL Dali 
in Beringstraße und -Meer I, 

Ij^O f 

Yule, cit. II, 328. 

Z. 

Zahnküste II, 404, 413, 492. 
Zambra s. Negretti. 
Zante I, 170. 

„Zel^e*, franz., Weltumsegelung. 
Beobachtung von Luft- und 
Meerestemperaturen I^ 226. 

— Strombeobachtungen im Pa- 
zifik II, 49Q f. 

Zehngradfelder oder Quadrate 

I, 190 ff. 
Zenitbflut s. Gezeiten. 
Zentralamerika 8. Amerika. 
Zirkulation, vertikale Z. der 

Ozeane 8. Vertikalzirkulation. 
Zirkulartheorie d. Wirbelstürme 

l m 

Zöppritz, Unregelmäßigkeiten 
des Meeresniveaus durch 
Massenverschiebungen 1^ 34, 

— - Temperaturen des Gefrier- 
punktes und des Dichtigkeits- 
maximums des Meerwassers 
I, 235 ff. 



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:>92 



Zopp ritz, chemische Aende- 
rung des Seewassers beim 
Gefrieren I, 359. 

— über seine Darstellung des 
Windstaus II, 301. 320 ff. 

— widerlegt die Theorie, die 
in der Erdrotation die maß- 
gebende Ursache der Meeres- 
strömungen sieht II, 336. 

— seine Windtheorie der Meeres- 
strömungen II, 342 ff. 




I 

ZöppriU,Untersi 
Stromteilung II, 

— Ii, 154 Anm. 1. 162 Anm. 1 . 
166 Anm. 1. 281 Anm. 1. 30 
Anm. 1. 

— cit. I, 3. II, 363. 
Zugangsbreiten I 22. 
Zululand, Küste dc^telben itt 

Brandungsküste 94. 
Zusammen^ 
Gezeiten. 



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